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Dunkle Wasser - Elemente Band 1
Dunkle Wasser - Elemente Band 1
Dunkle Wasser - Elemente Band 1
Ebook314 pages4 hours

Dunkle Wasser - Elemente Band 1

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About this ebook

Devon Sanders, ein Privatdetektiv, der für seine Effizienz und Diskretion bekannt ist, hat kein Interesse daran in die paranormale Gemeinschaft verwickelt zu werden. Unglücklicherweise hat die paranormale Gemeinschaft Interesse an ihm—zumindest an seinen Geheimnissen. Devon hat ein außergewöhnliches Talent dafür Fälle mit Hilfe seiner unfehlbaren Instinkte zu lösen.

Als Devon einen brutalen Mord entdeckt, weiß er, dass es sich nicht um ein menschliches Verbrechen handelt. Um diesen Fall zu lösen und den Mörder zu entlarven muss er als Hexer getarnt die paranormale Universität Quintessenz besuchen. Er entdeckt bald, dass seine Talente mehr mit übernatürlichen Kräften zu tun haben, als er sich jemals hätte vorstellen können.

Magie ist elementar.

LanguageDeutsch
PublisherBadPress
Release dateJan 20, 2016
ISBN9781507129876
Dunkle Wasser - Elemente Band 1

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    Book preview

    Dunkle Wasser - Elemente Band 1 - Rain Oxford

    Kapitel 1

    Warum wollen Sie Hexer werden?

    Die Frage kam nicht überraschend. Nach umfassenden Nachforschungen über die prestigeträchtige, wenn auch geheime, Universität wusste ich, dass dies eine der Fragen war, die nicht nur vor der Aufnahme, sondern auch vor dem Abschluss gestellt wurde. Meiner Meinung nach war sie einfach lächerlich.

    Ich möchte Menschen helfen, antwortete ich, wie ich es eingeübt hatte.

    Der Schulleiter und seine Stellvertreterin warfen sich einen Blick offensichtlichen Argwohns zu. Doch ich machte mir keine Sorgen, selbst als der Schulleiter Logan Hunt seine Hände über dem blauen Ordner faltete, der auf dem Tisch lag, und sich nach vorne beugte.

    Zwölf der Lehrer saßen, inklusive dem Schulleiter, in hohen Lehnstühlen an dem langen Tisch. Gerüchten zufolge waren es alle Absolvent, obgleich es mir schwer fiel das zu glauben, da eine der vier Frauen nicht älter aussah als Sechzehn. Allerdings nur wenn man annahm, dass sie ein Mensch war. Die gesamte Belegschaft trug schwarze Roben über ihrer Kleidung, was vermutlich mehr mit den eisigen Temperaturen im Raum zu hatte und weniger mit Klischees.

    Der Versammlungsraum wurde von fünf Fackeln um uns herum erleuchtet, angeordnet als die fünf Ecken eines Pentagramms. Ein gewaltiger Kamin nahm fast die gesamte Länge der Nordwand ein, während die Ostwand von oben bis unten mit einem Bücherregal verdeckt war. Zwischen mir und den Mitgliedern des Schulrates waren ein kleiner metallener Klapptisch und ein dazu passender, absichtlich unbequemer, Metallstuhl aufgestellt. Auf dem Tisch lagen verschiedene Objekte, dazu bestimmt meine mentalen Fähigkeiten und mein natürliches Talent für Magie zu testen.

    Ein Objekt war eine Kerze, die sie vor mich stellten und verlangten, dass ich sie entzünde. Als ich mein Feuerzeug aus der Tasche nahm und die Kerze anmachte, waren sie nicht sonderlich beeindruckt. Das zweite Objekt war ein Stein, den ich bewegen sollte ohne ihn zu berühren. Ich hob den Tisch an, bis der Stein herunterrollte, aber auch das schien sie nicht zu begeistern. Dann verlangten sie, dass ich Wasser aus der Luft ziehe, also nahm ich den Spiegel, der noch ungenutzt auf dem Tisch lag, und hauchte gegen die Oberfläche bis sie beschlug.

    Die jung aussehende Frau grinste, während der Mann zu ihrer Linken mich ärgerlich anstarrte. Er hatte schulterlange, dunkelbraune Haare und einen Dreitagebart. Da war ein Flackern in seinen bernsteinfarbenen Augen das mich nervös machte. Das Gefühl war mir nicht unbekannt; jeder Formwandler gab mir Gänsehaut. Es war nicht die Tatsache, dass er sich in ein starkes Raubtier verwandeln konnte, auch nicht die Fähigkeit wie der Wolf in ihm zu heulen, die mich störten. Ein Tier und ein Mensch in einem Wesen vereint schien mir einfach unnatürlich. Ich stellte mir vor, dass die menschliche Seite eines Formwandlers ein wenig wild, während der tierische Teil besonders intelligent sein musste. Ich wusste, dass Raubtier-Formwandler sehr viel häufiger vorkamen, was erklärte warum ich noch nie einem Hasen-Formwandler begegnet war.

    Der letzte Elementar Test den sie mir gaben, war das Fabrizieren eines Sturmwindes. Ich nahm mir einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken. Es gab hier keine Fenster oder Ventilatoren, also seufzte ich nach ein paar Minuten. Ich habe keine Ahnung wie.

    Ist es Ihnen nicht in den Sinn gekommen Magie zu benutzen? fragte eine der Frauen. Sie war Mitte Zwanzig mit einer schlanken, aber wohlgeformten, athletischen Figur. Ihre langen, kastanienbraunen Haare waren in einen strengen Pferdeschwanz gebunden, aber ihre Augen waren was mich an ihr am meisten beeindruckte. Ihre Iris hatten ein helles Grün in der Mitte und dunkelgrüne Ringe außen, die einen anleuchteten. Sie hatte einen natürlich gebräunten, glatten Teint, was ich ungewöhnlich fand, da ihr leichter Akzent europäisch war. Sie war bei weitem die attraktivste Frau, die ich gesehen hatte, seit ich so abrupt und unzeremoniell in die paranormale Welt geworfen worden war.

    Nein. Ich bin hier um Magie zu lernen, nicht weil ich sie schon kann. Meine Antwort war vollkommen plausible, nicht bestreitbar und fehlerlos eingeübt.

    Es war ohne Zweifel mein schneller Verstand den Hunt bedachte, als sich unsere Augen trafen. Die meisten Menschen taten das nicht. Ich wusste ich hatte ein undurchdringliches Pokerface und ein völlig unschuldiges Lächeln, das mehr natürliches Talent als eingeübte Anstrengung war.

    Die grünäugige Frau war offensichtlich nicht beeindruckt. Da sie direkt zur Linken von Hunt saß, konnte ich nur annehmen, dass es sich um Remington Hunt handelte, die Tochter des Schulleiters. Es könnte allerdings auch ihr Ruf gewesen sein, der mich zu dieser Schlussfolgerung brachte, denn ich hatte von der Schönheit dieser Frau gehört. Man sagte aber auch, dass sie ein Hitzkopf war, mit einem lockeren Finger auf dem Abzug, sowohl was ihre Waffe, als auch ihr Temperament anging.

    Logan Hunt musste mindestens fünfzig sein, schien aber nicht älter als Anfang Vierzig. Er hatte dunkelbraunes, fast schwarzes Haar und silberne Augen. Er war nicht größer als ich, aber hatte eine bedrohliche Aura um sich, als hätte er schon viel gesehen und könnte noch mit einer Menge mehr umgehen. Ich würde gut daran tun den Mann nicht zu sehr zu reizen.

    Der Unterricht beginnt jeden Morgen um acht, Herr Sanders, sagte Hunt und betrachtete mich dabei immer noch eingehend.

    Hunt und ich wussten beide, dass er mich zulassen würde, egal was ich sagte. Remington, die offensichtlich nicht eingeweiht war, starrte ihren Vater entgeistert an. Glücklicherweise fing sie nicht an ihn vor Zeugen in Frage zu stellen.

    Ich werde Ihnen die Regeln jetzt einmal erklären und morgen früh bekommen Sie ein Handbuch, fing Hunter an. Wenn Sie Fragen haben, behalten Sie sie für sich. Wir haben nicht die gleichen Regeln wie eine öffentliche Universität, Herr Sanders. Wir halten Sie nicht zurück. Sie brauchen fünfzehn Punkte um den ersten Zirkel zu bestehen und achtzehn für die nachfolgenden vier. Wenn Sie die notwendigen Punkte nicht erreichen, kommen Sie nicht wieder.

    Ich hatte nicht vor zurückzukommen.

    Sie bekommen ein Element und einen Zirkel. Jeder Hexer beginnt mit dem Element, von dem wir glauben, dass es das einfachste für ihn sein wird, und startet von dort. Ihr Zirkel ist ihre Einstufung, oder das Jahr in dem sie sind. Wenn Sie, beispielsweise, dem Feuerelement zugeordnet werden, sind Sie ein Z-Eins Feuer. Wenn Sie ein Z-Drei Feuer treffen, heißt dass, das er bereits zwei Elemente gemeistert hat und jetzt an dem Feuerelement arbeitet. Wir würden Ihnen raten sich mit ihm anzufreunden.

    Nicht sehr wahrscheinlich.

    Während Sie die verschiedenen Unterrichte in diesem Semester besuchen, wird Ihnen auch ein Trainer in ihrem Element zugewiesen. Sie treffen ihren Elementarmeister gleich morgen früh. Haben Sie ihr Element am Ende der sechzehn Wochen nicht gemeistert, wiederholen Sie das Semester. Sie haben drei Versuche ein Element zu meistern, bevor Sie exmatrikuliert werden.

    Es war wenig Überzeugung hinter seinen Worten, da er wusste, dass alles nur Show war. Nur die anderen im Raum mussten mir den gewöhnlichen Studenten abkaufen. Sie haben gerade gesagt, Sie halten keinen zurück.

    Wenn Sie nicht genug Punkte haben, bekommen Sie keine Möglichkeit zu wiederholen. Falls Sie aber genug Punkte haben und ihr Elementartraining nicht bestehen, können Sie es erneut versuchen. Sie besuchen andere Unterrichte und müssen genug Punkte sammeln, sodass Sie in der Ausbildung fortfahren. Sie können nur nicht ihren Abschluss machen, bis Sie alle fünf Elemente gemeistert haben.

    Es könnte also fünfzehn Semester dauern bis jemand den Abschluss macht, sollte er nicht gut in den Elementen sein.

    Unsere Lehrer haben die beste Ausbildung in der Kunst des Unterrichtens. Wie sie unterrichten liegt bei ihnen. Jeder Lehrer hat das Recht Sie in seiner Klasse durchfallen zu lassen, egal aus welchem Grund. Sie haben außerdem das Recht Sie nach eigenem Ermessen zu disziplinieren. Sollten Sie also beispielsweise zu spät sein, können sie Ihnen eine Bestrafung zuweisen. Sollten Sie sich weigern, können sie Sie in ihrer Klasse durchfallen lassen. Einige der Lehrer verlangen von Ihnen möglicherweise fragwürdige Übungen. Falls diese Vorgehensweisen ihre moralischen Grenzen verletzten, kommen Sie nicht zu uns um sich zu beschweren.

    Wir raten Ihnen dringend  zu tun, was auch immer der Professor von Ihnen verlangt, auch wenn es ihnen unangemessen erscheint, sagte die Stellvertreterin. Sie war eine elegant gekleidete Frau mittleren Alters mit rotblonden, geflochtenen Haaren. Unter allen anderen am Tisch sah sie so aus, als wäre sie die zugänglichste.

    Außer bei Professor Langril, sagte die jüngste Frau schnell. Er ist vollkommen verrückt. Wir versuchen keine Z-Eins Studenten in seine Klasse zu stecken, da sie immer wieder verschwinden. Sie hatte kurze, orangene Haare mit blonden Strähnen und eisblauen Augen. Was auch immer sie war, es würde mir schwer fallen sie ernst zu nehmen, da ich erwartete, dass sie anfing über ihre Nägel oder sonst was zu reden. Sie könnte nicht mal als Siebzehn durchgehen.

    Hunt nickte bedächtig. Danke, April. Ich nehme an Sie sind sich bewusst, dass Kommunikation mit der Außenwelt zum Schutz unserer Schüler eingeschränkt ist. Magie beeinträchtigt zudem oft die Elektrizität, daher ist jegliche Nutzung von elektronischen Geräten auf dem Schulgelände strengstens untersagt.

    Das würde es schwieriger machen. Ich konnte nicht widerstehen einen Blick auf meine Uhr zu werfen. Sie war analog und wenn ich sie gegen mein Ohr hielt, konnte ich sie ticken hören.

    Uhren sind erlaubt, aber sie halten hier meist nicht lange, sagte Hunt. Das Verlassen des Schulgeländes ohne die Aufsicht eines Professors oder die schriftliche Erlaubnis von mir oder Frau Ashcraft ist Grund für eine sofortige Exmatrikulation.

    Wenn Sie erwischt werden, fügte die Frau mit den orangenen Haaren hinzu.

    Ja, danke April. Duellieren außerhalb des Übungsfeldes ist nicht empfohlen, aber solange sie keinen Professor verärgern oder Schuleigentum beschädigen, liegt es an Ihnen, wie Sie mit ihren Klassenkameraden umgehen. Sollten Sie Schuleigentum beschädigen, richten Sie sich darauf ein es zu reparieren oder zu ersetzen.

    Es sei denn Sie sterben, warf April hilfreich ein.

    Ja, danke April.

    Wie viele Nicht-Menschen sind in der Schule? Ich dachte Hexer sind recht wählerisch wen sie aufnehmen.

    Hunt faltete seine Hände wieder über dem Ordner. Das schien mir ein schlechtes Zeichen zu sein. Herr Sanders, wir ziehen hier jeden zur Rechenschaft für sein oder ihr Verhalten. Wir beurteilen sie nicht aufgrund von Rasse oder Geschlecht. Hexer machen den Großteil der Studenten aus, aber Feen und Formwandler sind hier ebenso willkommen.

    Aber keine Vampire. Es war eine Feststellung, keine Frage.

    Hunts Augen wurden unmerklich schmaler. Für die Sicherheit unserer Studenten können wir keine Vampire zu unserer Schule zulassen.

    Gut, sagte ich. Ich habe nichts gegen Feen oder Formwandler, aber Vampire geben mir Nackenschmerzen.

    April lachte, aber Hunt war nicht amüsiert. Als jemand der versucht Gleichwertigkeit in der paranormalen Welt zu ermutigen, finde ich diese Art von Humor sehr geschmacklos. April hörte auf zu lachen.

    Die Frau erhob sich mit einem ernsten Gesicht und kam langsam um den Tisch herum auf mich zu. Kommen Sie mit mir.

    Sie schien ein freundliches Wesen zu haben, auch wenn sie eine mächtige Hexe sein musste um Mitglied des Schulrates zu sein. Oder ein mächtiges Etwas… Ich folgte ihr aus dem Raum in einen gedämpft beleuchteten Gang.

    Die Wände waren aus Stein und der Boden bestand aus gewachstem Hartholz, das bei jedem Schritt knarzte. Ich wette, das wird tagsüber ziemlich laut, sagte ich.

    Diese Schule wurde ursprünglich von einem Psychopathen entworfen. Ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern, nur daran dass er ein Deutscher war. Einige sagen er hätte sie als ein Haus gebaut um seine Familie wahnsinnig zu machen, wonach er sie alle ermordet hat, einschließlich sich selbst. Andere sagen seine Frau hätte ihre Kinder getötet, und er hat dann seine Frau umgebracht. Er hatte solche Angst vor ihrer Rache, dass er diesen Ort gebaut hat um ihren Geist zu verwirren. Sie finden hier Treppen die zu Wänden führen und Türen die ins Nichts öffnen. Es gibt einen Raum im dritten Stock, der schief gebaut ist, mit einem Fenster im Boden, das einen der Klassenräume überblickt."

    Seltsam. Das war weder mein erster, noch mein zweiter Gedanke, aber es war die am wenigsten unhöfliche Antwort.

    Glücklicherweise werden Sie nicht oft in diesen Teil des Campus kommen. Es gibt Karten, für den Fall, dass Sie sich verlaufen. Natürlich sind die Karten oft falsch.

    Wegen Renovierungen der Schule?

    Weil die Räume sich ändern, korrigierte sie.

    Die Studentenwohnheime waren in einem kleineren, separaten Gebäude mit einem kleinen Beobachtungsturm an jeder der vier Ecken. Wo wohnen die Lehrer?

    In den Wohnheimen. Das gesamte oberste Stockwerk ist für uns. Außerdem möchte ich jetzt schon darauf hinweisen, dass Sie uns genauso ansprechen, wie wir es Ihnen sagen. Professor Rosin Flagstone ist der einzige Wolf-Formwandler des Kollegiums, also hält er die Wolf-Formwandler unter Kontrolle. Wenn Sie Probleme mit einem Wolf haben, das sie nicht alleine bewältigen können, gehen Sie zu ihm. Er wird von jedem ‘Alpha Flagstone’ genannt.

    Was unterrichten Sie? fragte ich.

    Ich unterrichte die Geschichte der Magie. Ihren Stundenplan bekommen Sie von Ihrem Elementarmeister am Morgen.

    Wir suchen uns die Klassen nicht selbst aus?

    Ihr Unterricht für das erste Semester wird vorgegeben. In jedem Jahr danach haben sie steigenden Einfluss.

    Wir hatten die Studentenwohnheime erreicht und April hatte offensichtlich nichts mehr zu sagen. Sie führte mich durch die dunklen Flure, die einen einfachen grauen Teppich und weiße Gipswände hatten. Die Türen lagen eng beieinander, wie in einem Hotel, was kein gutes Vorzeichen für die Größe der Zimmer war. Zumindest war es sauber.

    Mein Raum lang am Ende des Flurs im vierten Stock. April machte sich nicht die Mühe zu klopfen, sondern drehte einfach den Türknauf und öffnete die Tür. Der Raum war etwa 3,5 x 3,5 Meter groß, mit drei Einzelbetten, die wie Hochbetten aufgestellt waren. Unter jedem Bett war ein Schreibtisch mit einem kleinen Buchregal zur Linken und einer Kommode zur Rechten. Zwei der Betten waren an der Nordseite und das dritte auf der Westseite, neben einem großen Fenster, das den See überblickte. Die einzige andere Tür, von der ich annahm, dass sie sich in einen Schrank öffnete, war an der Südseite. Der Boden war mit dunkelblauem Teppich ausgelegt und die Wände waren, wie der Flur, weißer Gips. Da es keine Elektrizität gab, kam das Licht von drei Gasleuchten, jeweils eine über jedem Schreibtisch.

    Zwei der Betten hatten Decken und Kissen und auf den Schreibtischen darunter waren Bücher, Papiere und persönliche Dinge. Meine zwei schwarzen Reisetaschen lagen auf dem Schreibtisch unter dem leeren Bett an der westlichen Wand.

    Nur ein weiterer Teil des Jobs

    Was? fragte April.

    Scheiße. Es wäre schon hart genug ohne Gedankenleser. Ich habe nichts gesagt.

    Um weitere Fragen zu vermeiden ging ich zu meinen Sachen und fing an auszupacken. Sie schloss die Tür und ließ mich alleine. Ich kletterte die Stufen zum Bett hoch und legte mich behutsam hin. Ich war zu alt für Hochbetten.

    Während ich versuchte mich davon zu überzeugen, dass das Bett einigermaßen komfortabel war, dachte ich darüber nach, wie mein Leben noch vor einer Woche ausgesehen hatte.

    *      *      *

    Ich war ein gewöhnlicher Privatermittler. Ich machte meine Arbeit diskret und obwohl es schwer war an meine Nummer zu kommen hatte ich jede Menge zu tun. Der Großteil meiner Arbeit bestand darin Betrug in großen Firmen aufzudecken oder den Männern von reichen, verwöhnten Frauen nachzuspionieren. Es war kein Traumjob und ich hatte selten gute Nachrichten für meine Klienten, aber es war eine Karriere und ich ging nicht gestresst nach Hause.

    Meine Rechnungen wurden bezahlt und es war Essen im Kühlschrank, also ging es mir recht gut. Tatsächlich konnte ich es mir leisten wählerisch dabei zu sein, welche Fälle ich annahm. Ich wusste schon von der paranormalen Gemeinde, aber ich hielt den Mund und konzentrierte mich auf menschliche Fälle, insbesondere auf die übermäßig alltäglichen. Sie waren vorhersehbar und ich musste mir nie Gedanken darum machen, dass mein Klient mich in einen Frosch verwandeln könnte oder mich fressen will.

    Nur durch meine außergewöhnliche Fähigkeit Informationen zu überhören, hatte ich etwas über die Universität von Logan Hunt gelernt. Ich schien immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, dank meiner natürlichen Instinkte und neugierigen Natur. Selbst bei den völlig banalen Fällen würde ich mich hinter einem verlassenen Lagerhaus finden und stoppen wenn ich flüsternde Stimmen hörte.

    Die meisten Leute—die meisten Menschen—wussten nichts über die paranormalen Wesen, mit denen sie ihre Welt teilten. Ich wusste, dass es vier paranormale Untergruppen gab; Hexer, Vampire, Feen und Formwandler. Ich wusste auch, dass ihre oberste Priorität Geheimhaltung war, was bedeutete, dass jeder Mensch, der von ihnen wusste, entweder eine Schachfigur oder eine Bedrohung war. Ich mochte keine dieser beiden Optionen und behielt mein Wissen für mich.

    Wie bin ich, ein Mensch, also in der paranormalen Universität gelandet?

    Es begann alles mit einem rastlosen Gefühl. Ich habe meinen Instinkten immer vertraut und sie rieten mir meinen Hintern aus der Stadt zu bewegen. Da ich aber gerade mitten in einem Fall war, schob ich die Warnungen beiseite. Offensichtlich war das Aufhalten eines Anfänger-Hackers wichtiger als mein eigenes Leben zu retten.

    Ich fing an mitten in der Nacht aufzuwachen, vollgepumpt mit Adrenalin, als wäre ich gerannt oder in Gefahr. Ich fühlte mich beobachtet, selbst wenn ich alleine war. Nach drei Tagen hatte ich genug. Ich ging in mein Büro, hängte das ‘Geschlossen’ Schild auf, verriegelte die Tür und war dabei meinen Computer herunterzufahren. Das Flugticket nach Hawaii in meiner Tasche war nur ein Hinflug.

    Die Tür öffnete sich und die kleine Klingel darüber schellte. Ich sah überrascht von meinem Bildschirm auf, da ich wusste, dass die Tür verschlossen gewesen war. Der Mann der hereinkam war groß, dunkel und auf seltsame Weise dünn. Er kam in mein Büro ohne sich umzugucken, ließ tausend Dollar in Zwanzig Dollar Scheinen auf meinen Schreibtisch fallen und sagte, Sie werden mir helfen meine Tochter zu finden.

    Wenn es nicht um ein vermisstes Kind gegangen wäre, hätte ich sofort abgelehnt. Ich fragte nie danach wie jemand meinen Namen gefunden hatte, da meine Klienten alle sehr vorsichtig mit der Information umgingen. So wie ich es sah, brauchte jemand der mich fand den Besten und war bereit entsprechend dafür zu zahlen. Ich hielt mich aus dubiosen Fällen raus, aber meinen Klienten waren ihre Anliegen oft peinlich.

    Wie alt ist sie? Ich griff nach meinem Notizbuch, bereit ihm zuzuhören, wie er über seine siebzehnjährige Tochter spricht, die mit ihrem Freund durchgebrannt ist. Ich wurde öfter damit beauftragt Ausreißer wiederzufinden, als ich zählen konnte, aber wenn das Kind volljährig war, konnte ich nichts für die Eltern tun. Manche Eltern nahmen das nicht besonders gut auf und dieser Mann schien mir ebenfalls der anmaßende, dickköpfige, uneinsichtige Typ zu sein.

    Sie ist sechs.

    Ich sah von meinem Notizbuch auf. Anmaßend, ja, aber er sah nicht nach einem Gangster aus. Er trug schwarze Hosen und ein schwarzes, hochgeschlossenes, eingestecktes Hemd. Kein Platz für eine Waffe, keine Gang Zeichen, keine sichtbaren Tätowierungen. Seine kurzen, schwarzen Haare waren sauber, nicht ölig oder verfilzt. Seine tiefliegenden, dunkelbraunen Augen waren kalt, aber das konnte man auch der Situation zuschulden. Er hatte hohe Wangenknochen, helle Haut, Falten auf der Stirn und eine halbmondförmige Narbe von seinem rechten Mundwinkel zu der scharfen Kante seines Kinns.

    Meine Instinkte warnten mich vorsichtig zu sein. Sie sollten damit zur Polizei gehen. Falls sie entführt wurde oder verloren gegangen ist, hat die Polizei eine bessere Chance sie wiederzufinden. Sie haben mehr Leute und Ressourcen.

    Das ist eine Familienangelegenheit, Herr Sanders. Ich möchte nicht, dass das in die Medien gelangt.

    Also hat ein Familienmitglied sie entführt? Ich lehnte Fälle die Sorgerecht involvierten immer ab. Ich sah das Kind als Opfer, egal wie der Fall ausgehen würde, und ich wollte nichts damit zu tun haben. Falls das Leben des Kindes in Gefahr war, wäre das eine andere Sache, aber das war so gut wie nie der Fall.

    Nein, sie wurde entführt. Ich bezahle ihnen das Doppelte des normalen Preises, plus Spesen und das hier, er schob den Stapel Zwanziger zu mir, ist ein Bonus um meinem Fall Priorität zu geben.

    Ich hätte ihm fast gesagt, dass ich zurzeit keinen anderen Fall hatte, aber ich dachte mir, dass das wieder wettmachen würde, was ich für mein Flugticket ausgegeben hatte. Ich wollte den Fall ablehnen, aber ich hatte das Gefühl, dass er nicht zur Polizei gehen würde, unabhängig von der Gefahr in der sich das Kind befand.

    Wie ist Ihr Name und wie kann ich Sie erreichen?

    Mein Name ist John Cross. Meine Tochter ist Reagan Cross und sie wurde zuletzt in ihrer Grundschule gesehen. Ich werde Sie kontaktieren wenn Sie sie gefunden haben. Damit drehte er sich um und verließ das Büro.

    Ich seufzte. Gib mir Tomaten und erwarte, dass ich Limonade daraus mache. Ich hatte keine Ahnung wie er annahm, dass ich seine Tochter finden würde, wenn er mir nicht einmal den Namen ihrer Schule gab, aber ich wurde nicht grundlos gut bezahlt; ich war sehr gut in meinem Job.

    Reagan Cross war kein gewöhnlicher Name und ich wusste, dass sie entweder in der Vorschule oder der ersten Klasse war. Der Ort sagte gar nichts; John konnte hunderte von Meilen gereist sein um mich zu finden. Als erstes suchte ich Johns Namen bei Google und fand nichts, nicht einmal eine Facebook Seite. Es gab andere mit dem gleichen Namen, aber keinen mit passendem Foto.

    Ich suchte nach Reagan Cross und Ehrenliste. Wie ein Erstklässler auf die Ehrenliste kam wusste ich nicht, aber da war sie, den Namen von der Schule wusste ich also schon einmal. Da mein Auto sich in den Fängen meiner Exfrau befand, lieh ich mir den Ersatzwagen von einem Freund und fuhr drei Stunden zu der kleinen Stadt. Ich suchte mir erst einmal ein Motel, schließlich wusste ich nicht wie lange es dauern würde. Die beste Quelle für Informationen in dieser Art von Kleinstadt ist das Diner, also ging ich die Straße zur Schule hinunter und setze mich in ein Diner auf der anderen Straßenseite.

    Die Stadt war zu idyllisch; es war die Art von Stadt, in der ein junges Paar Probleme mit dem Auto hat, gezwungen ist zu übernachten und dann nie wieder gesehen wird. Es war die Art von Stadt, in der die Leute sich zusammentaten um ihre dunkelsten Geheimnisse zu vertuschen.

    Die Kellnerin lächelte mich an sobald ich das Diner betrat und fragte mich, ob ich eine Nische oder einen Tisch wolle. Ich entschied mich für eine Nische und sie sah hinter mich, bevor sie fragte ob ich alleine sei.

    Ja, sagte ich fröhlich. Nur einer war genug für mich. Mit einem einzelnen Menü und einem Paar Besteck, führte sie mich durch das enge Restaurant. Wir gingen an einer leeren Nische vorbei als mich meine Instinkte warnten, dass ich etwas verpassen würde. Ich will hier sitzen, sagte ich schnell. Sie sah mich überrascht an, war aber nicht beleidigt,

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