You are on page 1of 14

PortfolioPraxis: Akademie

Konjunktur:
Gute Zeiten – schlechte Zeiten
Februar 2007

Deutschlands globaler Fondsmanager.


Inhalt
Eine Wirtschaft sollte wachsen! 3

Konjunktur, was ist das? 4

Der idealtypische Konjunkturzyklus 5

Von der Theorie zur Realität 7

Summa Oeconomica 10

Investor's Corner 11
PortfolioPraxis: Akademie

Konjunktur: Gute Zeiten –


schlechte Zeiten
Wie im Leben läuft es auch in der Wirtschaft mal besser und mal
schlechter. Dieses Auf und Ab wird als Konjunktur bezeichnet. Was
ist kennzeichnend für diese Schwankungen? Und am wichtigsten:
Wie hängen Kapitalmarkt und Realwirtschaft zusammen?

Eine Wirtschaft sollte wachsen! bei voll ausgelasteten Produktionsfaktoren Die Geschwindigkeit des
(Maschinen, Gebäude und Beschäftigte etc.) langfristigen Wachstums

Wirtschaft und Wachstum gehören zusam­ erbringen kann. In der Regel führt über die hängt eng mit der „Höhe“

men. Vor allem, weil der Mensch von seiner Zeit eine Verbesserung der Leistungsfähig­ des Produktionspotenzials

Natur her nach mehr Wohlstand strebt, aber keit sowohl von Maschinen als auch der zusammen.

auch, da einer Volkswirtschaft bei steigender Arbeitnehmer zu steigender Produktivität.


Produktivität ohne wirtschaftliches Wachs­ Das heißt, mit der gleichen Anzahl von
tum die Arbeit ausginge, zumindest bei effi­ Beschäftigten kann mehr produziert werden.
zientem Einsatz der zur Verfügung stehen­ So viel zum langfristigen Wachstum. Wie
den Mittel. aber sieht es kurz und mittelfristig aus?

Langfristig ergibt sich das Wirtschaftswachs­


tum eines Landes aus der Zunahme der zur
Verfügung stehenden Anzahl der Produktions­
faktoren sowie ihrer Effizienz. In anderen
Worten: Ob und wie stark eine Volkswirtschaft
Kasten 1: Trendwachstum
wächst, hängt davon ab, wie viel in neue lei­
stungsfähigere Maschinen investiert wird
Langfristig ist das Wachstum eines Landes
(Stichwort technologischer Fortschritt), wie
abhängig von der Quantität der verfüg­
viele Kinder geboren werden bzw. junge Men­
baren Produktionsfaktoren Arbeit, Boden
schen hinzuziehen und wie leistungsfähig
(Natur) und Kapital sowie von der Qualität
diese Menschen sind. Das Trendwachstum
dieser Faktoren. Letztere wird üblicher­
eines Landes ergibt sich somit vor allem aus
weise über die Produktivität gemessen.
der Investitionsquote (Investitionen/Brutto­
inlandsprodukt), dem Bevölkerungswachs­ Anzahl der erstellten
tum (Anzahl der Geburten und Zuzüge/ Güter (oder Dienste)
Produktivität =
Bevölkerung) sowie dem in der Produktion Anzahl der eingesetzten
verwendbaren Bildungsstand der Bevölke­ Einheiten eines
rung. Kurz- und auch mittelfristig spielen Produktionsfaktors
darüber hinaus strukturelle Aspekte wie eine
Sowohl die Quantität als auch die Qualität
wachsende Beteiligung bisher unterreprä­
der Produktionsfaktoren wird unter ande­
sentierter Bevölkerungsschichten am Pro­
rem durch politische Aspekte und soziale
duktionsprozess eine wichtige Rolle für die
Rahmenbedingungen beeinflusst. Aus den
Höhe des Trendwachstums.
genannten Faktoren ergibt sich schließlich
das Produktionspotenzial, d. h. die bei Voll­
Die aktuelle wirtschaftliche Leistungsfähig­
auslastung aller Produktionsfaktoren in einer
keit eines Landes lässt sich anhand des soge­
Periode erstellbare Menge an Gütern und
nannten Produktionspotenzials beziffern.
Dienstleistungen.
Dies ist die Wirtschaftsleistung, die ein Land


PortfolioPraxis: Akademie

Konjunktur, was ist das? Wachstum ≠ Konjunktur


Kasten 2: Kondratjew-Zyklen
So glatt wie in der Wachstumstheorie läuft
Wirtschaft nicht ab. Zwar lässt sich auch in Nicht jede Schwankung im Wachstumsver­
der Realität so etwas wie ein langfristiger lauf ist eine Konjunktur. Genau genommen
Wachstumstrend ausmachen, jedoch weicht wird der langfristige Wachstumspfad von
die tatsächliche Wirtschaftsleistung der Län­ mehreren Zyklen überlagert: kurzen und lan­
der sowohl nach unten als auch nach oben gen. Neben den aus dem Alltag eher
merklich von diesem ab (vgl. Schaubild 1, bekannten Konjunkturzyklen, die in der Regel
unten, und Kasten 1, S. 3). eine Länge von vier bis zehn Jahren aufwei­
sen, lassen sich auch wesentlich langfristigere
Hier die häufigsten Erklärungsansätze für Schwankungen ausmachen. In der Regel wer­
kurzzeitige Schwankungen im Wirtschafts­ den revolutionäre Fortschritte im Produkti­
wachstum: onsprozess für diese Schwankungen verant­
wortlich gemacht.
1) S ogenannte „klassische“ Ökonomen zie­ Der österreichische Ökonom Joseph Schum­
hen externe Faktoren wie Missernten peter zeichnete ein Bild einer Wirtschaft, die
oder spekulative Blasen heran, um Kon­ sich permanent selbst neu erfindet, was Das zentrale Werk von
junkturzyklen zu begründen. Demnach neben dem Vorteil neuer und hoffentlich bes­ Joseph Schumpeter zu
wären konjunkturelle Schwankungen serer Güter den Nachteil von Schwankungen Schwankungen im
lediglich eine Folge unvorhersehbarer im Wirtschaftsablauf mit sich bringt. Der in Wirtschaftsablauf ist:
Schocks. diesem Zu­sammenhang geprägte Begriff der „Capitalism, Socialism
„kreativen Zerstörung“ eignet sich vor allem and Democracy", Harper
2) D
 er englische Ökonom John Maynard zur Erklärung langfristiger Schwan­kungen, da & Brothers, New York
Keynes hingegen machte vor allem das Innovationen mit wirklich umfassenden Aus­ 1942.
Verhalten von Investoren und Konsu­ wirkungen nur selten vorkommen.
menten für das Auf und Ab der Wirtschaft Die Einführung der Dampfmaschine im
verantwortlich. Nach seiner Theorie sind Produktionsprozess Ende des achtzehnten
ein übermäßiger Aufbau von Produkti­ Jahrhunderts ist ein klassisches Beispiel für
onskapazitäten (Überinvestition) bezie­ solche Umbrüche. Bis Dampf vollständig
hungsweise zu niedrige Konsumausga­ etabliert war und sogar als Antriebsmittel
ben (Unterkonsumption) für in Bahnen und Schiffen verwendet werden

konjunkturelle Schwankungen verant­

Schaubild 1: Zyklisches Wirtschaftswachstum (schematisch)

Durchschnittliche
Wirtschaftsleistung
(Trendwachstum)

Konjunkturhoch

Konjunkturtief

Quelle: Eigene Darstellung


PortfolioPraxis: Akademie

Schaubild 2: Konjunkturuhr (stilisierte Darstellung)



konnte, vergingen rund 70 Jahre (ca. 1780–
Gewinne: stagnieren Gewinne: sinken
1850). Dieser Zeitraum, in dem die Industri­ Aktien: fallen Aktien: fallen
alisierung durch die Nutzung von Dampf Anleihen: Tiefpunkt Anleihen: steigen

erst richtig an Fahrt gewann, ist ein klas­ „Konjunktur- Hoch”

sischer langer (sogenannter Kondratjew-)


3 4
Zyklus.
2
„Aufschwung” „Abschwung”
5

wortlich. 1 6
3) S ogenannte Monetaristen schließlich „Konjunktur- Tief”
meinen, dass staatliche Eingriffe wie z. B.
die Geldpolitik hauptsächliche Auslöser Gewinne: steigen Gewinnerwartungen steigen
Aktien: Gewinnhausse nach Korrektur Aktien: steigen
für Konjunkturzyklen sind. Anleihen: fallen leicht im Kurs Anleihen: Höhepunkt

Während sich die Gelehrten noch über die Quelle: Eigene Darstellung
Ursachen streiten, sollte sich ein Investor vor
allem Gedanken über die Auswirkungen kon­
junktureller Schwankungen auf seine Wert­ Tabelle 1: Kapitalmarktentwicklungen in den jeweiligen Zyklusphasen
papieranlagen machen. Wenn es so etwas wie
eine Regelmäßigkeit in Wachstumszyklen
Zyklusphasen
gibt, gilt das dann auch für die Kapitalmär­
1 2 3 4 5 6
kte? Wie sieht die Verbindung zwischen
untere fällt
Finanzmarkt und Realwirtschaft aus? Inflation
Wende
steigt steigt Max fällt
noch
Konjunkturindikatoren,

untere steigt, beginnt


Zins (kf.) steigt fällt fällt
Der idealtypische Wende stagniert zu fallen
Wertpapierkurse

fällt untere
Konjunkturzyklus Zins (lf.) steigt Max fällt fällt
noch Wende
Anleihe- steigen
fallen Min steigen steigen Max
kurse noch
Zur Skizzierung eines kompletten Konjunk­
korrigieren, korri­ untere steigen
turzyklus erscheint es zweckmäßig, sechs Aktien fallen fallen
steigen gieren Wende kräftig
Zyklusphasen zu unterscheiden. In jeder
untere
dieser Phase ändern Faktoren wie Inflation, Gewinne steigen Max fallen fallen fallen
Wende
Leitzinsen und Unternehmensgewinne ihr
Quelle: Eigene Darstellung, angelehnt an Garz, Henrik (u. a.), Portfolio-Management,
dynamisches Verhalten, mit entspre­
Frankfurt am Main 1997
chenden Auswirkungen auf den Aktien- und
den Anleihemarkt. Parallel zur folgenden
textlichen Aufstellung geben Schaubild 2, 3
sowie Tabelle 1 (alle rechts auf dieser Seite) Schaubild 3: Konjunktur- und Zinszyklus (schematisch)
einen schematischen Überblick über die
%
wichtigsten Zusammenhänge von Wirt­
3,5 Konjunkturhoch Konjunkturtief
schaftswachstum, Inflation, Zinsen und
langfristiger Zins
Wertpapierkursen: 3,0

2,5
·E
 in gesunder Wachstumspfad kennzeich­ 2,0
net Phase 1, am Beginn eines Aufschwungs.
1,5
Die Inflation befindet sich auf einem sehr
kurzfristiger Zins
niedrigen Stand und die langfristigen Ren­ 1,0

diten steigen in Erwartung einer stärker 0,5


anziehenden Konjunktur. Erste vorbeu­
0,0
gende Maßnahmen der Notenbank lassen 1 2 3 4 5 6
die Zinsen am kurzen Ende steigen. Irri­ Konjunkturphase

tiert von der Zinswende korrigieren die


Quelle: Eigene Darstellung


PortfolioPraxis: Akademie

Aktien, bis steigende Unternehmensge­ Kurzfristzinsen normalisiert. Die Gewinne


winne die Kurse „einfangen“. Die anschlie­ der Unternehmen schrumpfen noch, was
ßend anziehenden Gewinne sorgen dafür, aber größtenteils bereits in den Kursen
dass die fehlende Zinsunterstützung an eskomptiert ist. Im Vorfeld der erwarteten
Bedeutung verliert (Gewinnhausse). Das konjunkturellen Erholung sind erste, zum
häufig als Bewertungsmaß herangezogene Teil starke Kurssteigerungen zu beobachten.
Verhältnis von Aktienkursen zu Gewinnen Die Bewertungsmultiplikatoren verschlech­
(das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis, tern sich weiter (z. B. steigende KGV).
kurz KGV) erscheint attraktiv.
·E
 rste Indikatoren, die darauf hindeuten,
· I n Phase 2 expandiert die Wirtschaft bei dass sich die Lage der Konjunktur allmäh­
hoher und weiter zunehmender Kapazi­ lich verbessert, sinkende Zinsen und hohe
tätsauslastung kräftig. Die Inflation ist Liquiditätsbestände, kennzeichnen Phase
deutlich angestiegen und die Zentralbank 6. Es kommt zur sogenannten Liquiditäts­
hat die Leitzinsen nach oben geschleust. hausse, da die finanziellen Mittel noch nicht
Aufgrund der starken Kapitalnachfrage, in die Realwirtschaft fließen. Die aktuell
der hohen Rentabilität des in Sachkapital noch schlechte Gewinnsituation der Unter­
eingesetzten Kapitals und Inflationsäng­ nehmen spielt eine untergeordnete Rolle,
sten ist das Niveau der langfristigen Rendi­ da die Gewinnerwartungen wieder anzie­
ten sehr hoch. Bei kräftig steigenden hen. Somit weicht das „trailing“ KGV (die
Gewinnen der Unternehmen stagnieren rückwärts gerichtete Betrachtung des Ver­
die Aktienkurse oder korrigieren auf hältnisses von Kursen zu zurückliegenden
hohem Niveau, da ein Abflauen der Kon­ Unternehmensgewinnen) deutlich vom
junktur bereits vorweggenommen wird. „forward“ KGV (basierend auf Gewinnpro­
gnosen für das kommende Geschäftsjahr)
·E
 in abflachendes Wachstumsmoment läu­ ab. In dieser Periode steigen Aktien- und
tet Phase 3 ein. Die Inflationsrate steigt
noch an, während die Anleiherenditen
anfangs stagnieren, dann jedoch zu sinken
beginnen. Da die Zentralbank die Leit­ Kasten 3: Rezession
zinsen weiter erhöht, flacht sich die Zins­
strukturkurve ab. Sie kann sogar invers Bei der schematischen Darstellung des
werden. Die Aktienkurse fallen, da die Konjunkturzyklus wurde bewusst auf den
schwächere Nachfrage und steigende Begriff Rezession verzichtet. Zu häufig wird
Kosten zu einer Einengung der Margen er als Synonym für Abschwung verwendet
führen. (vgl. beispielsweise de.wikipedia.org/wiki/
Rezession). Die am häufigsten zu findende
 un beginnt der Abschwung: Aufgrund der
·N Definition einer Rezession bezieht sich auf
konjunkturellen Abkühlung und der das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes
restriktiven Geldpolitik erreicht die Inflati­ (BIP) eines Landes, der gesamten Wirt­
on in Phase 4 ihr Maximum. In den schaftsleistung also. Sobald das BIP zwei
Abschwung hinein sorgt eine Lockerung oder mehr Quartale in Folge schrumpft
der Geldpolitik für steigende Kurse am Ren­ (Negativwachstum), wird von einer Rezes­
tenmarkt. Das trübe Konjunkturbild und sion gesprochen.
die damit verbundenen sinkenden Unter­
nehmensgewinne verursachen weitere Das in den USA ansässige angesehene pri­
Kursverluste an der Aktienbörse. Da die vate Forschungsinstitut National Bureau of
Kurse gegenüber den Gewinnen relativ Economic Research (www.nber.org) fasst
stärker sinken, kommt es zur Kontraktion seine Definition einer Rezession wesentlich
des KGV. breiter und bezieht auch andere Daten wie
Arbeitslosigkeit, Einzelhandelsumsätze und
·D
 ie Bodenbildung am Aktienmarkt erfolgt Industrieproduktion mit in die Betrachtung
kurz vor dem Konjunkturtief (Phase 5). Der ein. Aus dieser umfassenden Betrachtung
Rückgang der Zinsen am langen Ende ergeben sich die in Schaubild 4 bis 6 (unten
schwächt sich ab, sodass sich die Lage der und S. 8) dargestellten grauen Flächen.
Zinsstrukturkurve bei noch sinkenden


PortfolioPraxis: Akademie

Rentenmärkte gemeinsam, wobei sich bei dem klassischen Konjunkturbild. Während Realität vs. „Lehrbuch“.
Letzteren ein Höhepunkt abzeichnet. die Rezession Anfang der Neunzigerjahre
von rückläufigen Gewinnen eingeläutet
wurde und die Aktienkurse tatsächlich
Von der Theorie zur Realität
unmittelbar nach der Rezession trotz weiter
abnehmender Unternehmensgewinne zu
Im Idealfall durchläuft ein Konjunkturzy­
steigen begannen, konnten die Unterneh­
klus die Phasen 1 bis 6, bevor dann wieder
men in den Siebzigerjahren ihre Überschüs­
ein neuer Zyklus beginnt, der nach dem glei­
se auch in einem schwachen wirtschaft­
chen Schema verläuft. So einfach ist es in
lichen Umfeld steigern. Die damals deutlich
der Realität allerdings nicht. Kein Konjunk­
höhere Preissteigerung (die Inflationsraten
turzyklus gleicht dem anderen und auch die
in den USA lagen Mitte der Siebzigerjahre
Konjunkturindikatoren entwickeln sich
über 10 %) relativiert das Bild zwar leicht,
nicht idealtypisch.
dennoch passt der Gewinnverlauf nicht in
das im vorherigen Abschnitt dargestellte
Das NBER hat nach seinem Klassifizierungs­
theoretische Schema.
schema im Zeitraum 1854 bis 2001 insge­
Der Abschwung Mitte der Neunzigerjahre
samt 32 Konjunkturzyklen der US-Wirtschaft
ging zwar mit nur noch verlangsamt wach­
identifiziert. Die Aufschwünge dauerten im
senden Unternehmensgewinnen einher, der
Durchschnitt 38 Monate, während die
amerikanische Aktienmarkt zeigte sich
Abschwünge lediglich 17 Monate anhielten.
jedoch von dieser Entwicklung unbeein­
Seit dem Zweiten Weltkrieg war das zeitliche
druckt.
Verhältnis mit 57 zu 10 Monaten noch aus­
geprägter. Auch geht in der Realität nicht
International verläuft das Wachstum übri­
jeder Abschwung mit einer Rezession ein­
gens keineswegs immer synchron. Die in
her. Andersherum zeichnet sich nicht jede
Schaubild 6 (S. 8) dargestellten Wachstums­
Rezession durch ein rückläufiges BIP aus
raten Japans, der USA und Deutschlands zei­
(vgl. Schaubild 4, unten). Die USA erlebte in
gen zwar einen beachtlichen Gleichlauf der
den letzten fünfunddreißig Jahren sechs
Länderkonjunkturen. Andererseits zeichnet
Abschwünge, die nach offizieller Lesart
sich aber auch die außergewöhnliche
nicht als Rezessionen gewertet werden.
Wachstumsstärke Japans in den „goldenen
Sechzigerjahren“ ab. In den Neunzigerjah­
Auch der Verlauf von Unternehmensgewin­
nen und Aktienkursen folgt nicht immer

Schaubild 4: Konjunktur- und Zinszyklen in den USA


Rezessionen sind im Kon­
% %
junkturverlauf so etwas
21 10
wie der größte anzuneh-
8 mende Unfall. Früher wur­
16
den Rezessionen als zwei
6 oder mehr aufeinander-
11
folgende Quartale mit
4
negativem BIP-Wachstum
6
2 definiert. Das angesehene
Forschungsinstitut Natio­
1
0 nal Bureau of Economic
Research (www.nber.org)
-4 -2
fasst seine Definition
jedoch wesentlich breiter
-9 -4
70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 und bezieht auch andere
Daten mit in die Betrach­

Rezessionen USA* BIP (rechte Skala) Inflation Leitzinsen 10-jährige Rendite tung ein.

*Nach Definition des NBER; Quelle: Eigene Darstellung, Datastream


PortfolioPraxis: Akademie

Schaubild 5: Gewinne und Aktienkurse im Verlauf des Konjunkturzyklus

% %
70 70

50 50

30 30

10 10

-10 -10

-30 -30

-50 -50
70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06

Rezessionen* MSCI USA Gewinnwachstum (MSCI USA, J/J, %)

*Nach Definition des NBER; Quelle: Eigene Berechnungen, Datastream

ren hingegen profitierte die japanische ·D


 er Koreakrieg 1950 während des ersten
Wirtschaft erst sehr spät von einer insge­ Zyklus (1948–1954).
samt kräftigen Weltkonjunktur.
Abschließend zurück nach Deutschland. ·D
 ie Gründung der Europäischen Wirt­
Hier zeigt sich besonders deutlich (vgl. schaftsgemeinschaft (EWG) und die Ein­
Schaubild 7, S. 9), dass die meisten Zyklen führung der freien Eintauschbarkeit (Kon­
seit 1953 von besonderen Ereignissen über­ vertibilität) der DM während des dritten
lagert wurden: Zyklus (ab 1958).

· Die kräftige Ankurbelung der Konjunktur

Schaubild 6: Wachstumsverlauf in den USA, Japan und Deutschland

% %
15 15

13 13

11 11

9 9

7 7

5 5

3 3

1 1

-1 -1

-3 -3
1960 1963 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005
Rezessionsphasen USA* BIP USA BIP Deutschland BIP Japan

*Nach Definition des NBER; Quelle: Eigene Darstellung, Datastream


PortfolioPraxis: Akademie

mit wirtschaftspolitischen Mitteln im ·D


 ie Asienkrise (1997) während des elften
fünften Zyklus (ab 1967). Zyklus.

·D
 ie Ölpreiskrisen (1973/74, 1979) während In der Praxis zeigt sich, dass die Theorie
des sechsten und siebten Zyklus. allenfalls Leitlinien bei der Einordnung der
aktuellen konjunkturellen Lage an die Hand
·D
 ie wirtschaftspolitische Umorientierung geben kann. Diese Orientierungshilfe ist
von einer nachfrageorientierten hin zu wichtig, sollte jedoch nicht überinterpretiert
einer angebotsorientierten Politik wäh­ werden. Leider stellt sich in der Praxis
rend des achten Zyklus (1982). zudem immer wieder heraus, dass konjunk­

·D
 ie Effekte der Wiedervereinigung im
neunten Zyklus (1990).

Schaubild 7: Konjunkturzyklen Deutschland


Das deutsche Bruttoin­
12 %
lands­produkt wuchs real
I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII
im Durchschnitt 1953–2005
10 %
mit 3,3 % p. a.

8%
Die Angaben ab 1992
6% beziehen sich auf
Gesamtdeutschland.
4%

2%

0%

-2 %

-4 %
53 55 57 59 61 63 65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05

Quelle: Eigene Darstellung, Datastream


PortfolioPraxis: Akademie

turelle Wendepunkte, d. h. der Beginn und


das Ende eines Aufschwungs, kaum vorher­ Interessante Links im Internet:
sehbar sind.
In deutscher Sprache:
Summa Oeconomica
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung
der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Folgende Kernaussagen gilt es festzuhalten:
erstellt einmal im Jahr ein Gutachten für die
deutsche Bundesregierung, in dem unter
Wirtschaftliches Wachstum läuft in der
anderem intensiv auf die aktuelle konjuntu­
Regel zyklisch ab. Im Zeitraum von ca. 4
relle Lage eingegangen wird: www.sach­
bis 10 Jahren wechseln sich konjunktu­
verstaendigenrat-wirtschaft.de
relle Hochs mit entsprechenden Tiefs ab.
Unter www.bundesbank.de/statistik/stati­
stik.php finden sich neben vielen aktuellen
Ein idealtypischer Konjunkturzyklus
Konjunkturdaten unter anderem auch
besteht aus verschiedenen Phasen. Das
aktuelle Statistiken zum Geld- und Kapital­
Durchlaufen dieser Phasen von Auf­
markt sowie Wechselkurse.
schwung bis Abschwung wird als Kon­
junkturzyklus bezeichnet.
In englischer Sprache:
Unter www.nber.org/cycles ist die Klas­
Aufschwünge dauern in der Regel deutlich
sifikation der amerikanischen Kon­
länger als Abschwünge.
junkturzyklen durch das NBER zu fin­
den.
Bei der Verknüpfung zwischen Kapital­
markt und Realwirtschaft gilt grundsätz­
Ein ähnlichen Ansatz wird unter www.
lich, dass Aktien kurz vor und in der frü­
cepr.org/data/Dating für die europä­
hen Phase eines Aufschwungs besonders
ischen Volkswirtschaften verfolgt.
gut „laufen“, während es lohnend ist, zu
Beginn des Abschwungs Schwerpunkte
Unter www.ses.man.ac.uk/cgbcr/ ist das
am Rentenmarkt zu setzen.
„Centre for Growth and Business Cycle
Research“ der Universität Manchester und
 roblematisch ist jedoch im Vorhinein
P
eine Vielzahl von Arbeitspapieren zum
festzustellen, wann ein Aufschwung
Thema Konjunkturzyklus.
beginnt und wann dieser zum Ende
kommt.
Das „Economic Cycle Research Institute“
(ECRI) gibt unter www.businesscycle.com
Nicht jeder Abschwung endet in einer
Einblick in ein umfassendes Konjunktur-
Rezession. In Zwischentiefs verhalten sich
Prognosemodell.
Aktien- und Anleihekurse jedoch anders
als in Zeiten eines regelrechten Wachst­
umseinbruches.

In der Realität gleicht zudem kein Kon­


junkturzyklus dem anderen, da jeder
Zyklus von besonderen Ereignissen über­
lagert wird.

Zwar lassen sich tendenzielle Zusammen­


hänge bei der Asset Allocation nutzen,
hierbei sollten jedoch Sonderfaktoren
sowie langfristige Trends Berücksichti­
gung finden.

ks

10
PortfolioPraxis: Akademie

Investor’s Corner
Wer in seinem Portfolio die Allokation Die Möglichkeit, in einen breit diversifi­
zwischen Aktien und Renten aktiv steuern zierten Korb aus Aktien und Renten zu
möchte, für den kommen u.a. folgende investieren, bieten u.a. folgende
Fonds in Betracht:
gemischte Fonds:
Aktienfonds:
·A
 llianz-dit Flexi-Rentenfonds - A - EUR
·A
 llianz-dit Interglobal - A - EUR (DE0008471921, TER 0,980 %)
(ISIN DE0008475070, TER 1,410 %)1
·A
 llianz-dit Flexi Euro Balance - A - EUR
·A
 llianz-dit Value Global - A - EUR (DE0009789867, TER 1,0 %)
(ISIN DE0008471467, TER 1,870 %)1
·A
 llianz-dit Flexi Euro Dynamik - A - EUR
·A
 llianz RCM US Equity - A - (DE0009789834, TER 1,280 %)1
(H-EUR) (IE00B0RZ0529, TER -.-)2

Die von uns genannten Fonds können sowohl als Port-


· I ndustria - A - EUR
foliobeimischung als auch als Basisallokation verstanden
(ISIN DE0008475021, TER 1,420 %)1
werden, bei deren Umsetzung die individuellen Ver-
hältnisse inklusive des jeweiligen Risiko-Ertrags-Profils
·A
 llianz-dit Vermögensbildung
des Anlegers berücksichtigt werden müssen. Auch
Europa - A - EUR
empfiehlt sich die Beratung durch einen Anlagespezia-
(ISIN DE0008481813, TER 1,410 %)1
listen. Verkaufsprospekte sowie alle weiteren Informa-
tionen zu den einzelnen Fonds erhalten Sie bei Allianz
·A
 llianz-dit Aktien Deutschland - A - EUR
Global Investors oder direkt bei Ihrem Anlageberater.
(ISIN DE0008471434, TER 1,320 %)1

TER (Total Expense Ratio): Gesamtkosten (ohne Trans-


·A
 llianz-dit Japan - A - EUR
aktionskosten), die dem Fondsvermögen im letzten
(ISIN DE0008475112, TER 1,430 %)2
Geschäftsjahr belastet wurden.

Rentenfonds:
1
Die Volatilität (Wertschwankung) des Fondsanteil-
werts kann erhöht sein.
·A
 llianz PIMCO Euro Bond Total
2
Die Volatilität (Wertschwankung) des Fondsanteil-
Return - A - EUR
werts kann stark erhöht sein.
(ISIN LU0165915215, TER 1,3 %)

·A
 llianz-dit Internationaler Renten-
fonds - A - EUR
(ISIN DE0008475054, TER 0,950 %)1

·d
 it-Europazins >>K<< - A - EUR
(ISIN LU0069069077, TER 0,760 %)

·d
 it-Global Bond Low Duration
(Euro) - AX - EUR
(ISIN LU0196341670, TER 0,860 %)

11
PortfolioPraxis: Akademie

Impressum

Allianz Global Investors


Kapitalanlagegesellschaft mbH
Mainzer Landstraße 11–13
60329 Frankfurt am Main

Kapitalmarktanalyse
Hans-Jörg Naumer (hjn), Dennis Nacken (dn),
Kai Stefani (ks)

Unsere aktuellen Studien finden Sie direkt unter


www.allianzglobalinvestors.de/privatkunden.
Rubrik: Märkte/Kapitalmarktanalyse

Für unsere Vertriebspartner wurde dieser


­Service auf
www.allianzglobalinvestors-partner.de
umfassend erweitert.
Schnell erreichbar per Quick-Login.

Alle Publikationen sind abonnierbar unter


www.allianzglobalinvestors.de/newsletter.

Soweit nicht anders vermerkt, stammen die


Daten von Thomson Financial Datastream.

Auf die Vergangenheit bezogene Daten


erlauben keine Prognose für die Zukunft.

Dieser Veröffentlichung liegen Daten bzw. Infor­ma­tionen


zugrunde, die wir für zuverlässig halten. Die hierin enthal-
tenen Einschätzungen entsprechen unserer bestmöglichen
Beurteilung zum jeweiligen Zeitpunkt, können sich jedoch –
ohne Mitteilung hierüber – ändern.

Für die Richtigkeit bzw. Genauigkeit der Daten können wir


keine Gewähr übernehmen. Diese Publikation dient lediglich
Ihrer Information. Für eine Anlageentscheidung, die aufgrund
der zur Verfügung gestellten Informationen getroffen wor-
den ist, übernehmen wir keine Haftung.

12
„Kapitalmarktanalyse“ –
unser besonderer Service.
Die Arbeiten des Teams Kapitalmarktanalyse werden in den drei
Publikationsreihen
• Kapitalmarktbrief
• Analysen & Trends
• PortfolioPraxis
zur Verfügung gestellt.

Mit dem Kapitalmarktbrief verschaffen wir Ihnen jeden ersten Freitag im Monat
Einblick in Aktien- und Anleihemärkte sowie Branchen- und Länderkonjunkturen.
Nach Rubriken unterteilt, informieren wir Sie über aktuelle ­Entwicklungen, Ten­
denzen und Investmentideen.

Die Reihe Analysen & Trends konzentriert sich jeweils auf ein Thema: Wir ­stellen
Ihnen Branchen oder Regionen vor, erläutern die Bewertung einzelner Marktseg­
mente, gehen auf längerfristige Entwicklungen ein und bieten Ihnen so Hilfen bei
der Anlageentscheidung.

In PortfolioPraxis geht es um die Kunst des Vermögensaufbaus und der Vermö­


gensstrukturierung: Baustein für Baustein durchleuchten wir hier Möglichkeiten
& Chancen für den optimalen „Mix“ in Ihrem Portfolio, verbunden mit Tipps zur
Umsetzung mit den Investmentfonds von Allianz Global Investors.

Die aktuellen Publikationen finden Sie immer direkt auf


www.allianzglobalinvestors.de.

TIPP: Alle Publikationen sind direkt per E-Mail abonnierbar:


www.allianzglobalinvestors.de/newsletter

Kapitalmarktanalyse goes MP3 & iPod!


Jeder Kapitalmarktbrief ist Monat für Monat als Mp3-File erhältlich. Auch werden
immer weitere Publikationen der ­Reihen „Analysen & Trends“ und
­„PortfolioPraxis“ als Audio-File zur Verfügung gestellt. Sie sind unter
www.allianzgi.de/podcast direkt erhältlich und können z.B. über iTunes als
­PodCast ­abonniert werden.

Hans-Jörg Naumer
Leiter Kapitalmarktanalyse, Allianz Global Investors
www.allianzglobalinvestors.de/kapitalmarktanalyse
Stand: Februar 2007

Allianz Global Investors


Kapitalanlagegesellschaft mbH
Mainzer Landstraße 11–13
60329 Frankfurt am Main

Bei dieser Publikation handelt es sich um eine Information gem. § 31 ABs 2 WpHG.

You might also like