Professional Documents
Culture Documents
Phänomen Scratch
Versuche, die Einstiegsschwelle für den Erwerb von Programmiersprachen-Kenntnissen zu verringern und
dafür ein geeignetes Werkzeug zu schaffen, hat es bereits viele gegeben. Seit Seymour Papert schon in den
60er Jahren LOGO als Programmiersprache für Kinder entwickelte, reißen die Bemühungen nicht ab,
Kindern einen leichten Einstieg in die Welt der Programmierung zu ermöglichen. So zählen Werkzeuge wie
der Roboter Karol oder Kara zu den Standardhilfsmitteln zur Einführung in die Programmierung an
deutschen Schulen und Bildungseinrichtungen weltweit.
Selten hat jedoch ein Werkzeug eine so
schnelle und weltweite Verbreitung
gefunden wie Scratch, das im Mai 2007
vom MIT Media Lab herausgegeben wurde.
Die kostenlose graphische Programmier-
Lern-Sprache ermöglicht es jedem,
Multimedia-Animationen und
Computerspiele zu erstellen und im
Internet zu veröffentlichen. Die bunten
Programmier-Bausteine und intuitiven
Elemente machen den Einstieg leicht. So
wurde Scratch schnell zu einer Art
„YouTube“ der Programmierung, das eine
weltweite begeisterte Anhängerschaft fand
und viele Kinder und Jugendliche motiviert,
sich intensiv mit der Schaffung eigener
kreativer Software zu beschäftigen. Scratch Entwicklungsumgebung
Obwohl es auch Stimmen gibt, die Scratch lediglich für den Einsatz in Grundschulen geeignet halten (vgl.
Baumann LOG IN 156, S. 58), fasziniert es Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.
Scratch Day 2009 Bericht, Seite 2 Das Scratch Team der MCS Juniorakademie:
Regina Potthoff, Thomas Katzer, Martin Wollenweber, Torsten Kolodzie,
Thomas Boutter. nicht im Bild: Jonathan Mosner und Peter Rossbach
Gemeinsam gestalteten die Juniorakademie-Scratcher und die externen Experten den Bochumer Scratch
Day als spannendes, lehrreiches und amüsantes Ereignis, an dem Kinder, Eltern und Lehrer Scratch kennen-
lernen und die Experten sich austauschen konnten. Nicht nur viele Kinder und Jugendliche im Alter
zwischen 6 und 16 Jahren hatten sich eingefunden, sondern auch viele Erwachsene waren durch die
Einladung neugierig geworden und beteiligten sich aktiv. Mit rund 100 Teilnehmern und einer Online-
Konferenz mit dem MIT war der Bochumer Scratch Day eines der größeren der 118 weltweiten Ereignisse.
Scratch Day Vorabend (v.l.n.r.): Dr. Ralf Romeike, Dieter Pfenning, Martin Wollenweber, Michael Richter, Dr. Rolf Becker,
Christine Gräfe, Thilo Göricke, Jens Mönig, Guido von Saint George, Markus Schlager
Die informelle deutschsprachige Scratch Community umfasst
mittlerweile ca. 40 Personen aus Deutschland, Österreich, der
Schweiz und Luxemburg, die sich an Schulen, Universitäten, in
Freizeiteinrichtungen und im privaten Rahmen engagieren. Neben
dem Einsatz von Scratch im Informatikunterricht, dient es
deutschlandweit als Medium in verschiedensten Projekten, wie den
Kinderunis in Wismar, die Thilo Göricke vorstellte, oder bei den
interkulturellen „come_IN“ Computerclubs der Universität Siegen,
welche die Integration von Kindern und Eltern mit Migrations-
hintergrund zum Ziel haben. In einem Forschungsprojekt des
Bereiches Bioinformatik der FU Berlin soll gar die Motivation, die das
Programmieren von Spielen mit Scratch bei Kindern hervorruft,
genutzt werden, um naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu
verdeutlichen und damit Interesse an der Wissenschaft zu wecken,
wie Christine Gräfe berichtete.