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Das erste Gebot ist: Täusche dich nicht selbst!

Denn du bist die Person, die sich von dir am leichtesten täuschen läßt.
Richard Feynman

Vom Sinn und Unsinn der Sinnestäuschung.


Wie uns Wahrnehmen und Denken in die Irre führen

© Rainer Wolf, Biozentrum der Universität Wurzburg

Was wir wahrnehmen, ist nicht immer wahr. Zahlreiche Sinnes- und Denktäuschun-
gen führen uns vor Augen, daß wir Menschen keine unfehlbaren Geschöpfe sind.
Viele, gut bekannte Täuschungsmechanismen spielen eine Rolle bei Behauptungen,
die oft vorschnell als „übersinnlich“ oder „paranormal“ bezeichnet werden. Muß man
deswegen gleich alle solchen Behauptungen in das Reich der Fabel verweisen? Wie
überlistet man die eigene Täuschbarkeit, um zwischen bloßen Behauptungen und
verläßlicher Erkenntnis zu unterscheiden? Gibt es nicht Dinge zwischen Himmel und
Erde, von denen wir uns heute nichts träumen lassen? Ziel dieses Aufsatzes ist, die
Zuverlässigkeit von parawissenschaftlichen Aussagen mit angemessener Skepsis
unvoreingenommen zu prüfen.
Vom Sinn und Unsinn der Sinnestäuschung.
Wie uns Wahrnehmen und Denken in die Irre führen.
Rainer Wolf, Biozentrum der Universität Würzburg

I. Wie wahr sind unsere Wahrnehmungen?


1. Nothing-buttery - nein danke!
2. Selbsttäuschung in ungeahntem Ausmaß
3. Wir sind blind, ohne es zu merken
4. Erfahrung und Erwartung beeinßussen die Wahrnehmung
5. Echte Wahrnehmung oder Halluzination?
6. Unter Hypnose: suggestive Steuerung des Ich
7. Auf falsch gestellte Fragen gibt es keine Antwort
8. Die Wahrnehmung wird ohne unser Wissen „zensiert“
9. Wir fühlen uns frei - auch wenn wir es nicht sind
10.Täuschungen als Erkenntnisquelle

II. Wissenschaft oder Pseudowissenschaft?


11. An der Schwelle eines „New Age“? Kennzeichen des magischen Denkens
12. Die Wünschelrute: „Und sie bewegt sich doch!“
13. Wovon die Astrologie lebt: Das VeriÞkationsphänomen
14. Gibt es paranormale Phänomene?
15. Doppelblind auf Leitungssuche
16. Rutengeher verwerten unbewusste Information
17. Wie gefährlich sind „Erdstrahlen“?
18. „Elektro-Smog“ ist ein „Elektro-Spuk“: Was krank macht, ist allein die Angst
19. Erfolge der Homöopathie - nichts als Placebo-Effekte?
20. Wer heilt, hat nicht unbedingt Recht
21. Irisdiagnose, Akupunktur, Elektroakupunktur nach Voll, Kinesiologie,
Chiropraxis, Geistheilung
22. Psychokinese und Seancen
23. „Aura-Photographie“: eine billige Fälschung
24. Kirlian-Photographie
25. Todesnähe- und Out-of-body-Erlebnisse: Blicke ins „Jenseits“
oder Halluzination?
26. Levitation
27. „Orgon-Strahlen“ und die Illusion der „tanzenden Punkte“
28. Täuschung und Enttäuschung in der Parapsychologie
29. Pseudowissenschaft oder nicht?
30. Sind Esoteriker Scharlatane?
31. Esoterik ist schädlich, obwohl sie vielen „hilft“
32. „Credomanie“: Sucht zum Aberglauben und ihre phylogenetischen Wurzeln
33. Konservativismus und Fundamentalismus
34. „Ockham's Rasierklinge“
35. FalsiÞkation in „Schul“- und Pseudowissenschaft
36. Die Verantwortung der Wissenschaft

Einige Kandidaten für Para- und Pseudowissenschaften


Aphorismen
Literaturi
I. Wie wahr sind unsere Wahrnehmungen?

1. Nothing-buttery - nein danke!


Nichts als…-Statements sind häuÞg falsch, und so ist die nothing-buttery („nichts als
Selbsttäuschung und Aberglaube“) mit Recht verpönt. Bei der Behauptung etwa, ein
lebender Organismus sei nichts als die Gesamtheit der Moleküle, aus denen er be-
steht, wird schlichtweg vergessen, daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner
Teile. Was hinzukommen muß, damit wir einen Organismus verstehen können, ist
die Kenntnis aller Wechselwirkungen zwischen den Teilen. Denn diese sind es, die
letztlich zu neuen, emergenten Systemeigenschaften geführt haben wie Leben,
Wahrnehmung und Bewußtsein.

An unserer Titelfrage scheiden sich die Geister. Denn Befürworter und Gegner soge-
nannter „alternativer Theorien“ stehen einander meist verständnislos, ja feindlich
gegenüber. „Das Fragezeichen muß weg!“, sagen die Gegner, und Hardliner fügen
hinzu, Parawissenschaft sei nichts als Betrug und Scharlatanerie. Die Befürworter
halten dagegen: Die Titelfrage sei eindeutig mit „nein“ zu beantworten. Sie bezeu-
gen, daß sich vieles in der Praxis bewährt habe, und das sei letztlich entscheidend.
Wer ist kompetent, diese Frage zu entscheiden?

Ich weiß, daß die Naturwissenschaft über vieles, was uns Menschen wichtig ist, kein
Urteil abgeben kann. Sie sagt weder etwas über den Wert von Kunstwerken, noch
urteilt sie über religiöse Vorstellungen, sofern diese nicht überprüfbar sind oder mit
verläßlicher wissenschaftlicher Erkenntnis kollidieren. Alle Aussagen aber, die man
prinzipiell durch Experimente prüfen und ggf. widerlegen kann, sind wissenschaftli-
che Aussagen. Sie zu beurteilen, liegt ausschließlich in der Kompetenz der Wissen-
schaften. Auf den „gesunden Menschenverstand“ sollten wir uns da besser nicht
verlassen, denn er kann uns gewaltig in die Irre führen.

2. Selbsttäuschung in ungeahntem Ausmaß


Daß wir Sinnestäuschungen unterliegen, weiß jeder. Man hält sie aber meist für
Ausnahmeerscheinungen, die hie und da auftreten; in der Regel könne man sich
doch wohl auf seine Sinne verlassen. Und so fühlen sich viele als gesunde Skeptiker,
wenn sie sagen: „Sehen heißt glauben. Ich glaube nur, was ich selbst gesehen und
erlebt habe. Die eigene Erfahrung ist das Sicherste, was ich in meinem Leben wis-
sen kann, und davon bringt mich niemand ab.“ Hier ist Vorsicht geboten, denn die-
ser Standpunkt wird sich als trügerisch herausstellen. Er kann uns daran hindern,
wahre Sachverhalte zu erkennen. Wer sich nämlich auf seine Wahrnehmung verläßt
und sie nicht hinterfragt, der liefert sich „esoterischen“ Theorien jeglicher Art kritik-
los aus. Esoterisch verstehe ich hier im weiten Sinn als die Vorstellung, daß es in
der Welt, in der wir leben, zumindest gelegentlich „paranormal zugehe“, daß da
Dinge geschähen, die man ohne einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel schul-
wissenschaftlich nicht erklären könne.
Ich will hier gleich einem Mißverständnis vorbeugen. Es liegt mir fern, das kostbare
Reich der menschlichen Fantasie in irgendeiner Weise einzuschränken. Aber es geht
mir darum, zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden. Das ist nicht
leicht, denn die „Theorien“ der Parawissenschaften sind verführerisch bildhaft: Die
guten alten Radioröhren waren heiß, deshalb war ihr Klang wärmer. Unter Millionen
Menschen Þnden zwei zueinander, also waren sie füreinander bestimmt. Und wenn
sie gleichzeitig denselben Gedanken äußern, obwohl sie sich weder sehen noch hö-
ren können, dann kann das nur Gedankenübertragung sein. Der Mond verhält sich
zyklisch, die Menstruation auch: Also wirkt der Mond auf den Menschen, jedenfalls
auf Frauen - wo er doch etwas so großes wie die Ozeane beeinßußt. Und wie ein-
gängig ist doch der Slogan der „Alternativ-Medizin“, daß wir der ganzheitlichen Na-
tur mehr vertrauen sollten als der bruchstückhaften Wissenschaft! Die gängige Wis-
senschaftskritik, die immer wieder laut wird, will ich in fünf Thesen fassen.

Wissenschaftsmythen:
1. Nichts wissen wir sicher
2. Wirklichkeit ist all das, wovon man möchte, es sei wirklich
3. Nichts ist unmöglich, also ist alles möglich
4. Was wir heute zu wissen glauben, wird sich in Zukunft wahrscheinlich als
falsch erweisen
5. Alle Theorien sind gleichwertig, sie spiegeln lediglich Meinungen wider

Die Aussage „Nichts wissen wir sicher“ hat einen wahren Kern: Negativaussagen
kann man nämlich wissenschaftlich nicht beweisen. Man kann nicht einmal bewei-
sen, daß es den Pumuckl nicht gibt! Diese Beweisnot wird von vielen Esoterikern
ausgenutzt, denen eine Behauptung schon dadurch als belegt gilt, daß sie nicht wi-
derlegbar ist. Hierin steckt natürlich eine Strategie der Selbst-Immunisierung gegen
Andersgläubige. Umgekehrt muß man sich klarmachen: Auch unwiderlegbare Hypo-
thesen („es gibt UFOs“) ließen sich leicht beweisen (veriÞzieren), indem man echte
Beweise dafür vorlegte. Wissenschaftler können sehr genau sagen, welche Art von
Beweis sie überzeugen würde!

Strenggenommen läßt sich nicht einmal schlüssig beweisen, daß bewährte Naturge-
setze morgen noch gelten werden, daß also morgen etwa die Sonne wieder aufge-
hen wird. Andererseits wurde z.B. das Gesetz von der Erhaltung der Energie mit ei-
ner Genauigkeit von 1:1 Billiarde bestätigt. Man mache sich die Genauigkeit der
Vorhersage klar: Wenn eine Sekretärin 100 Wörter pro Minute tippt, entspräche das
einem falschen Wort in 30 Millionen Jahren.

„Wirklichkeit ist all das, wovon man möchte, es sei wirklich“? Das wird wohl am bes-
ten widerlegt von der Tatsache, daß die Welt selten so ist, wie man sie haben möch-
te. Wir müssen damit rechnen, daß es wirklich eine Welt außerhalb unserer Köpfe
gibt, ohne dies deÞnitiv beweisen zu können, und daß diese Welt nicht einfach unse-
rem Willen folgt.
„Nichts sei unmöglich, also sei letztlich alles möglich“? Nein - die Physik lehrt uns,
das Mögliche vom Unmöglichen zu unterscheiden. Und sie lehrt uns, daß der Mensch
die Natur niemals wirklich kontrollieren, d.h. gegen Naturgesetze verstoßen kann.

In Punkt 4 wird gefragt, wie weit man sich auf wissenschaftliche Aussagen über-
haupt verlassen könne. In Laienkreisen hört man oft, daß sie unzuverlässig seien,
denn die Wahrheit in der Wissenschaft von heute sei ja doch nur der Irrtum von
morgen. Das ist falsch! Wissenschaftliche Erkenntnis ist nicht unfehlbar, aber wis-
senschaftlich begründete Aussagen sind die sichersten, die wir überhaupt kennen.
Eine heute gut bewährte wissenschaftliche „Wahrheit“ wird, selbst bei einer wissen-
schaftlichen Revolution, schlimmstenfalls zum Spezialfall von morgen: nämlich
dann, wenn die wissenschaftliche Theorie nicht genau genug war und daher präzi-
siert werden muß.

„Alle Theorien sind gleichwertig, sie spiegeln lediglich Meinungen wider“. Der mo-
derne Kulturrelativismus, der sich hier ausdrückt, ist eine pseudodemokratische Ein-
stellung. Er übersieht, daß die Theorien eine empirische Grundlage haben: Sie sind
im Experiment veriÞziert worden.

Dabei stößt man auf eine erstaunliche Tatsache: Alle Erkenntnis, die sich wissen-
schaftlich bewährt hat, fügte sich bisher zu einem widerspruchsfreien Ganzen zu-
sammen. In dieser inneren Widerspruchsfreiheit unserer Welt sah Einstein die wun-
derbarste und tiefste Erkenntnis der Wissenschaft.

Für Martin Gardner(13) ist es kein Wunder, daß die Welt keine Antinonien enthält,
d.h. in sich logisch widerspruchsfrei ist, denn - so Gardner - sie gründet zutiefst in
Mathematik: „Das Universum ist nicht nur mathematisch strukturiert, es besteht
vielmehr völlig aus Mathematik. Materie besteht aus Feldern und den zugehörigen
Partikeln, und die sind aus nichts anderem gemacht als aus Gleichungen“. Und diese
Gleichungen sind das Geheimnis „of the Old One“, wie Einstein zu sagen pßegte.
Daß menschliches Denken dagegen voller
Widersprüche sein kann, ist damit keines-
wegs ausgeschlossen. Dies veranschaulicht
der über 300 Jahre alte Stich von Robert
Fludd, den ich nach Hofstädter 1985 um die
Additionsaufgabe ergänzt habe. Auch wenn
unsere Denkprozesse streng naturgesetzlich
ablaufen, kann das Resultat „5“ falsch sein.
Von zwei Tatbeständen aber, die einander
logisch (nicht: anschaulich!) ausschließen,
ist nur einer wahr. Dies ist kein künstliches
Denk-Netz, das wir über die Welt stülpen,
sondern etwas, das die Realität unserem
Denken von außen aufdrängt.

Trotz aller Wissenschaft aber ist unser Ge-


hirn völlig überfordert, wenn es die eigentli-
che, abstrakte Struktur der Welt anschaulich
begreifen will. Bereiche der Wirklichkeit, die
wir nie mit den Augen anschauen konnten, können wir uns auch nicht anschaulich
vorstellen: Atome sind zu klein, Licht ist zu schnell, das Universum zu groß, die
Evolution zu langsam, und Leben ist ein zu komplexes Kausalnetzwerk(9).

Zurück zu unseren Wahrnehmungen, die ja die Grundlage sind für unser Verständ-
nis der Welt. Zum Sehen genügt es nicht, die Außenwelt auf die Netzhaut, und von
dort auf eine Art Bildschirm im Gehirn zu projizieren. Wahrnehmen ist kein passives
Aufzeichnen von Sinnesreizen, sondern eine aktive mentale Rekonstruktion der rea-
len Welt, die uns umgibt. Unser Gehirn zerlegt dabei das, was auf der Netzhaut er-
scheint, in höchst abstrakte Informationen, die letztlich eine Art symbolische Reprä-
sentation der Außenwelt darstellen, ein selbstgefertigtes Modell der Welt. Was wir
wahrnehmen, hängt ganz wesentlich von unbewußten, kognitiven Entscheidungen
und Schlußfolgerungen ab.

Mit seinem bekannten Höhlengleichnis zeigte schon Platon eine tiefe Einsicht in das,
was wir Wahrnehmung nennen. Eine moderne Metapher für den menschlichen Geist
ist der totale Flugsimulator: Der Flugschüler beÞnden sich in einer Kabine, die -
rechnergesteuert - alle Bewegungen eines wirklichen Flugzeugs nachahmt. Ein
Videobildschirm liefert einen möglichst lebensechten Blick aus dem Cockpit.
Kabinenbewegung und visuelle Simulation der Außenwelt werden in Abhängigkeit
von den Handlungen des Piloten ständig aktualisiert. Auf ganz ähnliche Weise kon-
struieren menschliche Gehirne aus gespeicherten Informationen und dem ständigen
Input, den die Sinnesorgane liefern, ein internes Echtzeit-Modell der äußeren Wirklichkeit.
Die phänomenale Welt, unser Erlebnisraum, ist eine Art virtuelle Realität, die
allerdings eine viel höhere Außösung besitzt als Flugsimulatoren. Der Reichtum
an Details läßt uns diesen Simulationsraum auf sehr direkte und erlebnismäßig
unhintergehbare Weise als die Welt wahrnehmen, in der wir leben. Die vom Gehirn
erzeugten multimodalen Bilder, zu einem einheitlichen Modell der Wirklichkeit ver-
schmolzen, sind zuverlässiger und detailreicher als alle virtuellen Realitäten, die wir
heute kennen. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Gehirn und Flug-
simulator ist. daß Gehirne in einer Art Metarepräsentation den Piloten gleich mitsi-
mulieren(28). Unser mentales Selbstmodell ist ein „Werkzeug“, mit dem es gelingt,
wichtige Eigenschaften von uns selbst durch interne Simulation zu überwachen.
Das Gehirn unterscheidet sich also von einem Flugsimulator auch dadurch, daß es
nicht von einem Piloten benutzt wird, der vorübergehend in es „eingestiegen“ ist.
Vielmehr aktiviert das Gehirn den Piloten immer dann, wenn es ihn ais repräsentati-
onales Werkzeug benötigt, um die Aktivitäten des Gesamtsystems mental abzubil-
den und zu überwachen. Im Tiefschlaf braucht das System kein funktional aktives
Selbstmodell mehr, und so wird es einfach abgeschaltet.

Auf fest aufgestellten Geländeplänen Þndet man oft einen kleinen roter Pfeil mit
dem Hinweis „Sie beÞnden sich HIER“. Dieser Pfeil ist das „Selbstmodell des Stadt-
planbenutzers“, das seine Position im Gesamtmodell speziÞziert. Die vom Gehirn
erzeugten multimodalen Landkarten der Welt passen sich der Situation des Orga-
nismus an und werden im Wachzustand - samt rotem Pfeil - ständig in Echtzeit ak-
tualisiert. Solche subjektzentrierten Realitätsmodelle sind „abstrakte Organe“, die
nicht beliebig in andere Systeme überführt werden können, sie lassen sich nicht
transplantieren. „Wenn man so will, dann sind Selbstmodelle die kleinen roten Pfei-
le, die in komplexen mentalen Landkarten der Wirklichkeit die Eigenschaften des
mentalen Geographen selbst für ihn noch einmal abbilden“ (1).

Alles, was wir wahrnehmen, ist also lediglich dieses vom Gehirn konstruierte Modell,
nicht die Wirklichkeit. Wir können aus diesem „totalen Flugsimulator“ nicht heraus,
können nicht durch die Nerven nach außen dringen, um in die wahre Wirklichkeit zu
gelangen, zum Kant’schen „Ding an sich“. Alles, was von draußen in unser Bewußt-
sein kommt, wird durch die Verrechnungsstellen unserer Sinnesorgane vermittelt.
Farben, Töne, Düfte, aber auch scheinbar absolute Dinge wie Materie, Raum und
Zeit, so wie wir sie im Alltag erleben, ja sogar das von uns erlebte Ich sind etwas
Künstliches, Selbstgemachtes, von unserem Gehirn Konstruiertes.

3. Wir sind blind, ohne es zu merken


Wenn es um Wahrnehmung geht, ist das Gehirn ungeheuer kreativ, und es kommt
zu zahlreichen Täuschungen, die wir meist gar nicht merken. So füllt unser Sehsys-
tem die ganze Sehwelt mit Farbe aus, obwohl wir Grün z.B. nur in dem mittleren
Sechstel der überschaubaren Fläche erkennen. Der ganze Randbereich der Netzhaut
ist farbenblind! Unser Sehsystem extrapoliert aber die Farben in den farbenblinden
Bereich hinein. Das Grün einer Wiese, in der Bildmitte festgestellt, wird bis zur äu-
ßeren Begrenzung der Wiesenßäche extrapoliert, auch wenn das Auge dort eigent-
lich nur Grau meldet. Das geht so weit, daß wir Dinge, die ganz außen im farben-
blinden Bereich liegen, in der richtigen Farbe wahrnehmen, sofern wir aus Erfahrung
wissen, welche Farbe sie haben.

Selbst schwere Sehstörungen werden kreativ kaschiert und daher oft gar nicht be-
merkt. Mangelnde Durchblutung der Sehrinde z.B. bewirkt, daß große Teile des Seh-
feldes für einige Minuten völlig ausfallen. In diesen Bildteilen sieht man dann mit
beiden Augen nichts. Die fehlende Bildßäche ist aber aber keineswegs schwarz,
denn das Sehsystem füllt die entstandene Lücke sofort mit Bildinformation aus dem
sehtüchtigen Umfeld aus; und zwar so vollkommen, daß man ein solches „Flimmer-
Skotom“ meist gar nicht bemerkt. Hierin drückt sich sozusagen die „Erwartung“
unseres Gehirns aus, daß die Welt auch dann weiter existiert, wenn ein Teil des
Sehsystems ausgefallen ist. Im Randbereich der blinden Fläche sieht man eine
ßimmernde, gezackte Linie. Sie tritt oft bei Migräne auf, und interessanterweise
ähnelt sie den Zeichnungen, die religiöse Mystiker von ihren „himmlischen Visionen“
gemacht haben.

4. Erfahrung und Erwartung beeinßussen die Wahrnehmung


Wie uns falsch eingesetzte Erfahrung beim perspektivischen Sehen täuschen kann,
erleben wir, wenn wir die beiden abgebildeten Tische vergleichen - denn die Flächen
des kurzen, breiten und die des schmalen, langen sind genau deckungsgleich!

Eine unbewußte Erwartungshaltung liegt der eindrucksvollen Größe/Gewicht-


Täuschung zugrunde. Man benötigt einen Quader aus Messing, Eisen oder Blei
(ca. 5x10cm, 2cm hoch) und einen passenden, etwa doppelt so hohen Quader aus
Balsaholz. Beide Klötze werden mit einer dicken Folie beklebt, damit sie gleich aus-
sehen und man keinen Unterschied in der Wärmeleitfähigkeit spürt. Man legt nun
den kleinen, schweren Quader auf den großen leichten und schätzt das Gesamtge-
wicht, indem man beide Teile zwischen Daumen und den übrigen Fingern einer
Hand seitlich einklemmt und anhebt. Nimmt man anschließend den kleinen Quader
allein auf dieselbe Weise hoch, so scheint dieser viel schwerer zu sein als beide Teile
zusammen. Kein versteckter Magnet ist hier die Ursache! Vielmehr erwartet unser
Gehirn aufgrund der Erfahrungen, daß äußerlich ähnliche Körper auch eine ähnliche
Dichte haben, der kleine Quader also leichter ist als der große. Da er in Wirklichkeit
aber fast die ganze Masse enthält, empÞnden wir diese als übergroß. Hinzu kommt,
daß wir den kleinen Quader nur an einer kleinen Fläche fassen und daher fester
zugreifen müssen, damit er nicht aus der Hand rutscht. Auch das trägt dazu bei,
daß wir das Gewicht gewaltig überschätzen.

Wie unerwartet sich eine bewußte Erwartungen auswirkt, zeigt eine einfache Skizze
mit sechs waagerechten Linien. Die unterste erscheint etwas länger als die nächst-
höhere - das hängt mit der „Ponzo-Täuschung“ zusammen.
Man überzeuge sich: Alle sechs Linien stehen
auf einheitlich weißem Grund. Wenn man
nun aber die Erwartungshaltung bewußt
wechselt und das Ganze zusammenfassend
als ein gestieltes Schnapsglas auffassen,
dann wirken die beiden unteren Linien plötz-
lich gleich lang. Als Rand des „Glases“ er-
scheint eine zarte, helle Kontur, und die ein-
geschlossene Fläche zwischen den Linien
sieht etwas dunkler aus. Verantwortlich für
diese eindrucksvolle „top-down“-Täuschung
sind Mechanismen der Gestaltwahrnehmung
im Gehirn, die uns so die neu interpretierte
Form leichter erkennen.

Haben Sie eigentlich bemerkt, daß man das Einstein-Porträt auch ganz anders deu-
ten kann? Ich wette, daß Sie anfangs nur Einsteins Porträt sahen, denn zu ihm hatte
ich Assoziationen geschaffen. Die drei badenden Nymphen zu sehen, die man nicht
erwartete, ist dann nicht leicht.

In dieselbe Rubrik gehört ein Beispiel aus einem Gebiet der Parawissenschaften.
Es gibt Tausende glaubwürdiger Zeugen, die berichten, UFOs beobachtet zu haben,
und viele hielten ihre Wahrnehmungen zeichnerisch fest. Die Dokumentation sieht
doch sehr überzeugend aus, nur gehen alle diese Zeichnungen nachweislich auf -
fehlgedeutete - Beobachtungen von ganz normalen Reklameßugzeugen zurück, die
sich zu der betreffenden Zeiten an den Beobachtungsorten aufgehalten hatten! Daß
hier das „Wissen“, wie eine ßiegende Untertasse auszusehen hat, unbewußt in die
Wahrnehmung einging, muß wohl nicht betont werden.

5. Echte Wahrnehmung oder Halluzination?


Halluzinierte Wahrnehmungen werden oft fälschlich mit der Realität verwechselt,
weil sie außerordentlich realistisch sein können. Von zwei Fällen kann ich aus erster
Hand berichten: Ich hatte einen Nachbarn, der regelmäßig sehr früh morgens bei
offenen Fenstern laute Rockmusik hörte. Um nicht davon aufzuwachen, verstopfte
ich meine Ohren mit Silikonstöpseln. Eines morgens wurde ich dennoch munter und
hörte die Musik trotz der Stöpsel. Während ich mich über die Störung ärgerte - die
sicherste Methode, nicht wieder einzuschlafen! -, Þel mir auf, daß sich die Melodie
ständig wiederholte. Konnte das sein? Ich zog die Stöpsel heraus - um mich herum
war es totenstill, es war also eine „hypnopompische“ Halbschlaf-Halluzination.

Noch mehr hat mich eine „hypnogoge“ Halluzination beeindruckt. Spät nachts hatte
ich mich zum Einschlafen auf die Seite gelegt und sah im indirekten Mondlicht meine
Frau schlafend neben mir liegen. Plötzlich wurde mir bewußt, daß meine Augen ge-
schlossen waren. Und doch konnte ich ihr Gesicht sehen und auch meine eigene
Hand, die neben mir auf dem Kissen lag! Hellwach überlegte ich: Wenn das, was ich
da mit geschlossenen Augen sehe, meine Hand ist, würde ich dann auch sehen kön-
nen, wie sie sich bewegt? Ich krümmte meinen ZeigeÞnger, und wirklich nahm ich
deutlich wahr, wie er sich bewegte. Nun erst öffnete ich die Augen, und ich sah das
Gesicht meiner Frau neben mir, ganz wie zuvor. Aber ich bemerkte auch, daß meine
eigene Hand von der Bettdecke verdeckt war, so daß ich sie gar nicht hätte sehen
können, selbst wenn ich - ohne es zu merken - die Augen offen gehabt hätte. Wie
wichtig dieser kleine Kontrollversuch war, um zwischen Halluzination und „echter“
Wahrnehmung unterscheiden zu können! Denn Halluzinationen können derart real
erscheinen, daß sie sich introspektiv nur durch solche oder ähnliche Tests von „ech-
ten“ Wahrnehmungen unterscheiden lassen. Und in beiden Fällen neigen wir dazu,
das wahrzunehmen, was unser Gehirn erwartet.

7. Auf falsch gestellte Fragen gibt es keine Antwort


Täuschen kann man sich auch beim logischen Denken. Ich meine damit weniger
Denkfehler - die lassen sich prinzipiell vermeiden. Gefährlich sind falsch gestellte
Fragen, die unser „gesunder Menschenverstand“ suggeriert. Unser Bild illustriert
eine Sage aus der Antike: Homer schildert eindrucksvoll die Irrfahrten des Odys-
seus, der sich von der Göttin Circe nicht bezirzen ließ, woraufhin diese erbost seine
Gefährten in Schweine verwandelte. Steht die innere Scheibe auf Position 1, so ist
diese tragische Verwandlung gerade halb vollbracht: Wir zählen insgesamt sieben
Griechen und sieben Schweine. Nun drehe man die Göttin samt Zauberstab in Posi-
tion 2: Jetzt zählen wir sechs Griechen und acht Schweine! Folglich, so schließen
wir, muss einer der Griechen in ein Schwein verwandelt worden sein. Welcher ist
es? Diese messerscharfe Logik geht in die Irre. Auch wenn man die innere Scheibe
ausschneidet und selbst dreht: Es gibt keine Antwort auf diese Frage, denn sie ist
falsch gestellt.

Unter Hypnose: suggestive Steuerung des Ich


Zu überraschend irrealen Erlebnissen können Bedingungen führen, die man ge-
meinhin als „Hypnose“ bezeichnet. Mit einem angeblichen „Trance-Zustand“ hat
Hypnose wenig zu tun, denn die Probanden sind in der Regel hellwach. Wesentlich
ist vielmehr ihre gesteigerte Empfänglichkeit, auf Suggestionen in einer Art Rollen-
spiel angemessen zu reagieren(2, 9). So wurde einer Versuchsperson gesagt, sie sei
für eine Weile taub. In der Tat reagierte sie daraufhin nicht mehr auf laute Geräusche.
Danach ßüsterte der Hypnotiseur ihr leise zu: „Es gibt mentale Prozesse, die uns
nicht bewußt sind. Wenn es einen Teil von Ihnen gibt, der meine Stimme hört, ob-
wohl Sie hypnotisch taub sind, heben Sie bitte als Zeichen dafür den ZeigeÞnger
Ihrer rechten Hand!“ Zur Verblüffung der Anwesenden hob sich der Finger. Später
erzählte die Versuchsperson ihre Version des Geschehens: „Ich erinnere mich, dass
Sie sagten, ich würde taub sein. Danach war alles ruhig. Das war langweilig, und so
beschäftigte ich mich mit einem statistischen Problem, an dem ich gerade arbeite.
Da merkte ich plötzlich, wie sich mein Finger hob - und jetzt hätte ich gerne erklärt
bekommen, warum!“(14).

8. Die Wahrnehmung wird ohne unser Wissen „zensiert“


Manchmal können wir dem Gehirn bei seiner unbewussten Datenverarbeitung sozu-
sagen „über die Schulter“ schauen: Beispielsweise dann, wenn unsere Wahrneh-
mung zu Widersprüchen führt. Stereotüchtige Menschen - das sind knapp 90% der
Bevölkerung - sehen mit Hilfe ihrer beiden Augen räumlich, weil das Gehirn die Bild-
unterschiede von rechtem und linkem Netzhautbild in Raumtiefe umrechnet. Wenn
man nun aber das rechte Bild durch Prismen in das linke Auge leitet und das linke
Bild in das rechte, sieht man alles tiefen-verkehrt: Fernes erscheint nah, und Nahes
erscheint fern(31, 34, 36).

Mit einem „random-dot-Stereogramm“ kann man zunächst prüfen, ob man zu der


großen Mehrheit der Bevölkerung gehört, die stereotüchtig ist. Nur dann erkennt
man nämlich, dass vor dem gesprenkelten Hintergrund ein ebenso gemustertes klei-
nes Quadrat schwebt. Zum Betrachten der Stereobildpaare mit der „Schiel-Technik“
halte man wie bei den „Magic Eye“-Bildern Kopf und Vorlage ganz gerade und brin-
ge den ausgestreckten ZeigeÞnger etwa in die Mitte zwischen Augen und Abbildung.
Blickt man nun auf die Fingerspitze, so erkennt man im Hintergrund - unscharf -
vier Bilder nebeneinander, und die beiden mittleren erscheinen räumlich. Verschiebt
man vorsichtig die Aufmerksamkeit (und damit die Scharfeinstellung der Augen) von
der Fingerspitze weg auf die Bilder, so sieht man nach etwas Übung in dem rechten
Raumbild das kleine Quadrat in Höhe des ZeigeÞngers in der Luft schweben, wäh-
rend es bei dem linken, tiefenverkehrten Bild hinter der Druckßäche zu liegen
scheint. Verwendet man statt der „Schiel-Technik“ die „Starr-Technik“, sind rechtes
und linkes Bild vertauscht, und man erhält jeweils den umgekehrten Tiefeneindruck.
Beide Quadrate sind überraschenderweise für jedes einzelne Auge unsichtbar. Sie
existieren also auf keinem der beiden Bilder auf der Netzhaut, sondern entstehen
erst sozusagen in den Tiefen unseres Gehirns, nachdem rechtes und linkes „Halb-
bild“ miteinander verglichen und zum SD-Eindruck verarbeitet worden sind. Auf dem
gleichen Niveau des Seins aber, nämlich als hypothetische Modelle, existieren alle
Dinge in unserer Sehwelt.
Betrachtet man auf dieselbe Weise ein menschliches Stereoporträt, müsste man
beim beim Betrachten des linken Bildpaares mit der „Schieltechnik“ das ganze Ge-
sicht eigentlich hohl sehen. Trotz aller Mühe gelingt das aber nur bei derjenigen Ge-
sichtshälfte, die durch die schwarzen Flecken auf der Haut verfremdet worden ist.
So kommt es zu einer „split face“-Wahrnehmung:
Die geßeckte Gesichtshälfte erscheint konkav, die andere konvex! Bei der natürli-
chen Gesichtshälfte erlebt man den gespenstischen Anblick der Hohlform in der Re-
gel erst dann, wenn man das tiefenverkehrte Stereobild auf den Kopf stellt. Hier-
durch wird es nämlich ebenfalls verfremdet und entspricht dann nicht mehr dem
normalen Schema „Gesicht“.

Was wir hier „hautnah“ erleben, ist die Wirkung einer Art von interner Wahrneh-
mungs- „Zensur“, die uns daran hindert, wohlbekannte Dinge tiefenverkehrt zu se-
hen. Diese „Zensur“ folgt - uns gänzlich unbewusst! - der Maxime „weil nicht sein
kann, was nicht sein darf“.
Denn ein Hohlgesicht widerspricht jeglicher Erfahrung. Wir nehmen mit unseren Au-
gen also nur das was was uns das Sehsystem quasi zu sehen erlaubt. Diese „Zen-
surfunktion“ kann ausfallen, und das tut sie beispielsweise während der produktiven
Phasen von Schizophrenie, aber auch unter dem Einßuß von Drogen wie Haschisch
oder LSD. Dann nämlich werden Halluzinationen vielfältiger Art quasi ungeÞltert „ins
Bewusstsein durchgelassen“. Das „Zensur-Phänomen impliziert natürlich keineswegs,
dass es einen zentralen „Zensor“ im Gehirn geben muss, sondern beschreibt lediglich
den Tatbestand, dass hier ohne unser Wissen Sinnesdaten unterdrückt werden.
Es ist überraschend, dass Schizophrene die Sehwelt im Fall des Hohlgesichts richti-
ger wahrnehmen als Gesunde, legt es doch umgekehrt nahe, dass Gesunde die Hal-
luzinationen, unter denen Schizophrene leiden, deshalb nicht haben, weil diese vom
Wahrnehmungsapparat „zensiert“ werden - nach dem Prinzip: „Stimmen aus dem
Nichts? Kann nicht sein. Gespenster? Gibt es nicht. Weg damit!“
9. Wir fühlen uns frei - auch wenn wir es nicht sind
Die moderne Hirnforschung hat faszinierende Selbsttäuschungen aufgedeckt, deren
Konsequenzen auch die ethischen Grundlagen unseres Selbstverständnisses berüh-
ren. So können wir Geschehnisse als Subjekt völlig frei erleben, selbst wenn wir ob-
jektiv gar nicht frei sind. Reizt man elektrisch bestimmte Gehirnbereiche bei wachen
Versuchspersonen, so löst man dadurch Wahrnehmungen und Gefühle aus, die als
völlig spontan und frei erlebt werden können! Science-Fiction-Autoren, die eine Welt
am Draht erfanden, in der ferngelenkte Untertanen vergeblich versuchen, sich ge-
gen einen von außen aufgezwungenen, fremden Willen aufzulehnen, irrten hier:
Wenn man das Handeln eines Menschen von außen auf die richte Weise steuerte,
wurde er selbst das gar nicht spüren, sondern als Seine eigene, freie Entscheidung
erleben!

Aber was ist dann mit unseren Entscheidungen, die wir willentlich treffen? Was z.B.
ist die Ursache dafür, dass ich meinen Finger willkürlich bewege? Ich fühle ohne
jeden Zweifel: Es ist die freie, spontane Entscheidung meines Ich, also ein psychi-
scher Prozess. Aber kann ein nichtmaterieller Prozess - ein Willensentscheid - etwas
Materielles, z.B. eine Fingerbewegung, auslösen? Es gibt gute Gründe, dies zu be-
zweifeln. Schon fast eine Sekunde bevor mir der spontane Entschluss bewusst wird,
dass ich den Finger bewegen will, baut sich nämlich im Gehirn ein elektrisches „Be-
reitschaftspotential“ auf, das diese Bewegung vorbereitet, und das im Summen-
Elektroencephalogramm sichtbar ist. Vier Zehntel Sekunden später, also eine halbe
Sekunde vor meiner bewussten Entscheidung, entsteht ein Signal im motorischen
Cortex. Als meine Entscheidung bewusst getroffen wurde (diesen Zeitpunkt kann ich
mit Hilfe einer Stoppuhr im Nachhinein angeben), stand sie also vorbewusst schon
längst fest! Der bewusst erlebte Willensentscheid kann hier also gar nicht die Ursa-
che gewesen sein. Vielmehr sieht es so aus, als würde dem Willensentscheid ein
unbewusster, materieller Gehirnprozess Vorauslaufen(28).

Das wird noch klarer durch einen etwas unheimlichen Versuch, den Grey Watter
durchgeführt hat. Eine Versuchsperson, der man schmerzfrei eine Messelektrode in
den motorischen Cortex eingepßanzt hatte, wurde aufgefordert, sich zur Entspan-
nung ein paar Dias anzuschauen, und man gab ihr die Fernsteuerung für den Dia-
projektor in die Hand. Nach kurzer Zeit rief die Person verstört nach dem Versuchs-
leiter und erzählte, dass das Bild immer ganz von selbst wechsle, und zwar dann,
wenn sie sich gerade kurz davor fühle, selbst auf den Schaltknopf zu drücken. Man
ahnt, wie es dazu kam: Die Fernbedienung war gar nicht angeschlossen, und der
Bildwechsel war stattdessen von dem motorischen Hirnsignal der Versuchsperson
ausgelöst worden, das eine halbe Sekunde vor dem bewussten Willensentscheid
aufgetreten war! Zweifellos sind wir also nicht so frei, wie wir uns fühlen.

10. Täuschungen als Erkenntnisquelle


Fassen wir zusammen: Gerade dann, wenn uns das Gehirn in die Irre führt, enthül-
len sich uns die formalen Prinzipien, nach denen es - normalerweise erfolgreich -
arbeitet. Deshalb sind Wahrnehmungstäuschungen, sofern man sie erkennt, so un-
gemein aufschlussreich und für die Wissenschaft weit mehr als nur eine Kuriosität
unserer Sinnessysteme!
Da unser Gehirn die Wirklichkeit nicht objektiv abbildet, sondern so, wie es für un-
sere Vorfahren zum Überleben dienlich war, müssen wir damit rechnen, dass er sich
gewaltig täuschen kann(24, 25, 26, 32-38). Hinzu kommt die psychologische Bereitschaft
zur Selbsttäuschung, der Drang, an mühsam gewonnenen Lebenseinstellungen und
Denkmodellen unbeirrbar festzuhalten und Erfahrungen, die mit ihnen kollidieren,
tunlichst zu ignorieren(14, 31). Der Grad unserer intuitiven Gewissheit einer „Wahr-
heit“ ist also keinerlei Maß für die Richtigkeit eines objektiven Sachverhaltes. „Ohne
bewusste Anstrengung erliegen wir in fast jedem Augenblick unseres Lebens der
Überredung des Augenscheins, der uns glauben machen will, dass das Bild, das wir
von der Welt haben, identisch sei mit der Welt selbst. Sich diesem Einßuß zu entzie-
hen und Klarheit zu gewinnen über unsere wirkliche Situation, ist wahrscheinlich das
äußerste Maß an geistiger Freiheit, die uns zu Gebote steht“ schrieb v. Ditfurth(5).

II. Wissenschaft oder Pseudowissenschaft?

Ich hoffe, dass ich spätestens jetzt genügend Skepsis geweckt habe, um im zweiten
Teil dieses Aufsatzes angemessen einige Theorien des „New Age“ diskutieren zu
können. Angemessen heißt skeptisch, aber nicht skeptisch in dem Sinn, dass man
alle Behauptungen, die mit dem derzeitigen wissenschaftlichen Paradigma kollidie-
ren, dogmatisch ablehnt. Denn ein Skeptiker ist kein notorischer Zweißer, sondern -
ganz im Sinn der ursprünglichen Wortbedeutung - jemand, der genau hinschaut,
bevor er versucht, möglichst unvoreingenommen zu urteilen.

Zunächst müssen wir uns fragen, welche Art von Beweis als ausreichend gelten
kann, scheinbar Unglaubliches zu glauben. Grundsätzlich ist ja derjenige be-
weispßichtig, der etwas behauptet. Und je ungewöhnlicher die Behauptung ist, des-
to strengere Maßstäbe sind an ihre Begründung anzulegen. Wenn jemand sagt, in
seinem Garten stehe eine Ziege, könnte man das unbesehen glauben. Wenn er aber
sagt, es sei ein Einhorn, dann kann selbst ein Foto davon nicht überzeugen. Die
Echtheit muss mit fälschungssicheren Methoden geprüft werden. Den eigenen Au-
gen - das ist wohl klar geworden - darf man jedenfalls nicht ohne weiteres trauen.
Man muss prüfen, ob hier nicht einfach einem Pferd ein Plastikhorn an die Stirn ge-
klebt oder ein echtes Hörn transplantiert wurde. Überzeugender wäre es, wenn auch
die Nachkommen Einhörner wären. Und selbst dann: Könnte es nicht ein genmani-
puliertes Pferd sein, das nichts mit dem sagenumwobenen „echten“ Einhorn zu tun hat?

11. An der Schwelle eines „New Age“? Kennzeichen des magischen Denkens
Viele Menschen glauben, dass wir uns derzeit an der Schwelle zu einem neuen Zeit-
alter der geistigen Erleuchtung beÞndet, in dem sich psychische Kräfte als physika-
lisch real erweisen. Die Suche nach paranormalen Phänomenen hat ein fast religiö-
ses Ausmaß angenommen in dem Bestreben, die „materialistische Wissenschaft“ zu
entthronen und dafür die Vorherrschaft des Spirituellen zu setzen. So sind wir heute
die Zeitzeugen der Entstehung von neuen Mythen und von Pop-Religionen - hat
doch die Esoterik eine große Gemeinde von Gläubigen. Leider sind die meisten von
ihnen Wissenschafts-Analphabeten. Sie glauben an paranormale Phänomene nicht
deswegen, weil ihre Existenz nachgewiesen ist, sondern weil sie in das Bild passen,
wie sie sich die Welt vorstellen: Eine Welt, in der das Spirituelle über Wissenschaft
und Vernunft steht, eine Welt, in der das, was man zutiefst als wahr fühlt, automa-
tisch wahr ist; eine Welt, in der fast alles, was passiert, anthropozentrisch gedeutet
wird als ein bedeutungsschweres Omen für zukünftige Ereignisse. Dieses magische
Denken ist eine unerschöpßiche Quelle des Aberglaubens. Zudem ist es viel einfa-
cher als Wissenschaft: Man braucht dazu keine große Ausbildung, es genügt, ganz
einfach nur daran zu glauben. Vor allem junge Menschen gehen Okkultisten leicht
auf den Leim, denn sie haben einen besonders großen Bedarf an Erklärungen, und
die einfachen Erklärungen kommen zunächst besonders gut an.

Aber schließlich möchte man doch wissen, was Sache ist. Der Jahresumsatz an
esoterischer „Ware“ geht allein in Deutschland in die Milliarden. Wenn ich in ein
Geschäft gehe und eine Packung Müsli kaufe, dann fühle ich mich betrogen, wenn
die Schachtel nur 3/4 voll ist. Was wäre, wenn bei den Leistungen der Esoterik-
Proponenten dasselbe gilt, nur dass in diesem Fall die Schachtel ganz leer ist? Dies
wäre in der Tat ein immenser Betrug am Kunden, der objektive Aufklärung verlangt.
Ob es sich hier um nichts als Fantasieprodukte handelt, ist also nicht nur von aka-
demischem Interesse, sondern hat durchaus praktische Relevanz. Wäre es sinnvoll,
nach einem Lawinenunglück Wünschelrutengänger statt Lawinenhunde nach Ver-
schütteten suchen zu lassen? Ist es sinnvoll, jemandem nach einem graphologi-
schen oder astrologischen Gutachten eine Stelle zu geben oder zu verweigern? 1979
haben noch 85% der europäischen Firmen Graphologie-Gutachten für ihre Personal-
entscheidungen herangezogen. Aus der Handschrift kann man zwar das Geschlecht
mit 70%iger Wahrscheinlichkeit bestimmen, nicht aber die persönlichen Eignungs-
werte. Zwischen Studenten und geistig kranken Klinikpatienten konnte man auf-
grund von Schriftproben nicht unterscheiden(16). Lediglich der soziale Status schlägt
sich etwas nieder, und es lassen sich Kriminelle mit einer gewissen, aber geringen
Wahrscheinlichkeit auslösen.

12. Die Wünschelrute: „Und sie bewegt sich doch!“


So sagen trutzig - und mit Recht - die angeblich strahlensensitiven „Radiästheten“.
Und sie meinen damit ihre Wünschelrute, ihr Pendel oder ihren „Biotensor“ - Geräte, mit
denen sie erfolgreich ihr Handwerk betreiben. Kann man das wissenschaftlich belegen?

Prüfstein für Wissenschaftlichkeit sind Kontrolle und FalsiÞzierbarkeit. Wissenschaft-


lich sind Theorien beispielsweise dann, wenn sie prinzipiell, etwa durch Experimen-
te, widerlegt werden könnten. Ohne glaubwürdige Belege zu behaupten, es gäbe
einen zehnten Planeten in unserem Sonnensystem, oder der Teufel existiere, ist
keine wissenschaftliche Behauptung, denn man könnte sie zwar veriÞzieren, kann
sie aber nicht widerlegen: sie ist nicht falsiÞzierbar.
Legt man diesen Maßstab an, so vertritt die Astrologie wissenschaftliche Hypothesen
- allerdings solche, die bisher, wie wir gleich sehen werden, widerlegt worden sind.
Was nämlich der Laie meist übersieht: Verbürgte Fälle von einzelnen, ja selbst von
gehäuften Erfolgen mögen noch so überzeugend erscheinen - sie folgen aus dem
Gesetz der großen Zahl und sind wertlos, wenn sie nicht durch saubere Kontrollver-
suche gestützt werden. Es ist genauso wie beim Rutengänger: Hat man nach dessen
Angaben gebohrt und wirklich Wasser gefunden, so wertet dies der unkritische Laie
als Erfolg des Verfahrens. Wer gräbt denn schon zur Kontrolle zehn Meter daneben
ein zweites Loch? Dort würde man dann nämlich meistens auch Wasser Þnden…
13. Wovon die Astrologie lebt: Das VeriÞkationsphänomen
Für den Wahrheitsgehalt der Astrologie hatte Hoimar v. Ditfurth ein gutes Kontroll-
experiment konzipiert und dabei sogar eine hohe Geldsumme ausgesetzt. Bekom-
men sollte sie derjenige Astrologe, dem es bei zehn Personen gelingt, aus den prä-
zisen Geburtskonstellationen zu schließen, wer davon als unbescholtener, berußich
erfolgreicher Bürger und wer als Verbrecher lebte - angesichts des Leistungsan-
spruchs der Astrologie wohl eine leichte Aufgabe. Aber kein Astrologe stellte sich
dieser Herausforderung. Trauten sie ihren angeblichen Fähigkeiten nicht?

Carlson hat 1985 den Kunden von Astrologen die Aufgabe gestellt, aus drei persön-
lichen Horoskopen, die ausführlichen Persönlichkeitsmerkmale enthielten, ihr eige-
nes herauszusuchen. Ergebnis: negativ(16). Umgekehrt hat er Astrologen die genau-
en Geburtskonstellationen jeweils einer Person genannt und ein persönliches
Horoskop stellen lassen. Die einfache Aufgabe war dann, aus drei verschiedenen,
psychologisch erstellten PersönlichkeitsproÞlen das richtige herauszuÞnden. Ergeb-
nis: negativ. Schließlich hat man versucht, einen Zusammenhang zu Þnden zwi-
schen dem persönlichen Horoskop und verschiedensten körperlichen und seelischen
Merkmalen, diversen Krankheiten, der Scheidungsrate, der Lebensdauer sowie 60
verschiedenen Berufen. Ergebnis: negativ, also kein Zusammenhang.

Ein interessantes Experiment führte v. Ditfurth in seiner Fernsehreihe „Querschnitt“


vor. Er hatte sich von 50 freiwilligen Teilnehmern die genauen Geburtsdaten geben
und daraus - so gab er vor - persönliche Horoskope erstellen lassen. Sie wurden
namentlich verteilt, und am Ende der Sendung lautete die Frage, wie gut die Horos-
kope zuträfen. 96% aller Teilnehmer waren davon überzeugt, dass „ihr“ Horoskop
sie im wesentlichen richtig erkannt habe. Ein Beweis für den Erfolg der Astrologie?
Nein, eine Widerlegung. Denn v. Ditfurth erklärte anschließend lächelnd, dass alle
Teilnehmer genau dasselbe Horoskop erhalten hatten. Der Erfolg beruhte also nur
auf dem „Barnum-Effekt“: Die unbewußte Erfüllungssehnsucht ließ fast alle bestäti-
gen, daß ihr Horoskop auf sie zutraf. Wenn man ihnen vorgaukelt, der Text sei ei-
gens für sie gemacht worden, akzeptieren nämlich die meisten Menschen eine ziem-
lich allgemeine Persönlichkeitsbeschreibung als eine ungewöhnlich genaue Charak-
terisierung ihrer eigenen Person, zumal wenn es „Balsam-Texte“ sind, die der Seele
wohl tun. Selektive Wahrnehmung der Treffer Þltert dabei - unbewusst - aus dem
Horoskop das Passende heraus, und so bestätigt und verstärkt sich der Aberglaube
von Mal zu Mal.

Auch bei Prognosen unterstützt die unbewusste Erfüllungssehnsucht, der „VeriÞkati-


onsdruck“, die Verwirklichung von Voraussagen. Durch diese „self fulÞlling prophe-
cy“ gerät man in einen Teufelskreis, der natürlich bei jeder Art von „Wahrsagerei“
wirksam ist. Zudem werden die millionenfachen „Nieten“ vergessen, die wenigen
„Treffer“ dagegen als Erfolgsmeldungen weit verbreitet. Besonders gefährlich wird
es, wenn Astrologen auf Politiker Einßuss nehmen, oder wenn sie Unfälle und
Krankheiten vorhersagen, denn auch hier verhalten sich die Betroffenen so, dass
letztlich das Eintreffen der Prognose begünstigt wird.

Wahrsager sind - bewusst oder unbewusst! - darin geschult, nötige Informationen über ihre
Klienten per Körpersprache zu gewinnen. Dieses wohlbekannte „cold reading“-Verfahren
arbeitet nach dem Motto: „Sag' mir deinen Namen, und ich sage dir, wie du heißt!“(17).
An kleinsten Augenbewegungen können Wahrsager ablesen, ob sie „ins Schwarze
getroffen“ haben. War das nicht der Fall, warten sie gleich mit einer Alternative auf.
Zudem machen sie gerne viel, oft vage oder verschlüsselte Aussagen, die nachträg-
lich - also nachdem etwas geschehen ist - fast immer passen („multiple out-Technik).
Beide Verfahren sind so effektiv, dass sie nicht nur das Opfer, sondern auch den
Wahrsager selbst glauben lassen, es seien paranormale Fähigkeiten im Spiel. Man
muss das nicht nur negativ sehen. Dass US-Präsident Reagan, der allen Ernstes
glaubte, der jüngste Tag fände noch zu seinen Lebzeiten statt, alle wichtigen Ent-
scheidungen nach Absprache mit seinen Astrologen traf, war möglicherweise besser,
als wenn er niemanden gefragt hätte.
Was den Laien meist tief beeindruckt, sind Fallbeispiele - Geschichten von unglaub-
lichen Koinzidenzen, für die ganz offensichtlich nur übernatürliche Erklären in Frage
kommen. Dabei übersieht man das Gesetz der großen Zahl. Selbst äußerst unwahr-
scheinliche Dinge passieren in Wirklichkeit sehr viel häuÞger als man meint. Und nur
sie werden weitererzählt. Es ist so als würde man unsere Nachrichten als stellvertre-
tend für das Geschehen im Land ansehen. Wie viel Unheil passiert da an einem Tag!
Was man übersieht: Die Meldungen sind ausgewählt. Dass z.B. die Fürstin Gloria
ihren Schmuck abends in ihren Safe einschloss und am nächsten Morgen feststellte,
dass er noch drin lag, wurde noch nie in den Nachrichten gebracht. Gemeldet wird
nur der Raub, oder in unserem Fall das unwahrscheinliche - aber dennoch zufällige -
Zusammentreffen von Ereignissen.

Die Astrologie dürfte also ebenso wenig aussterben wie der Glaube an bestimmte
Einßüsse des Mondes. Ungeachtet aller gegenteiliger Beteuerungen von „Betroffe-
nen“ hat der Vollmond laut Statistik nämlich keinerlei Einßuss auf die Rate von Ge-
burten, Selbstmorden, Verkehrsunfällen und kriminellen Delikten.

14. Gibt es paranormale Phänomene?


Im Zusammenhang mit unserem Thema ist die zentrale Frage: Kann man paranor-
male Phänomene - von bewusstem Betrug einmal abgesehen - auf Sinnestäuschun-
gen zurückführen? Ich meine: Wenn es solche Phänomene wie etwa Präkognition,
Telepathie oder das erfolgreiche Muten mit der Wünschelrute wirklich gibt, dann
muss es auch gelingen, sie objektiv nachzuweisen. Dies haben Wissenschaftler in
Zusammenarbeit mit willigen Hellsehern, Rutengängern und Pendlern oft genug
versucht: bisher stets mit negativem Ergebnis.
Aber hatte nicht bei den Münchener Experimenten von 1989 immerhin ein kleiner
Prozentsatz der ca. 500 getesteten Rutengänger statistisch gesicherte Erfolge,
ähnlich wie bei den Kasseler Versuchen der GWUP von 1991? Eine Aussage, die aus
einem Versuchsergebnis gezogen wird - z.B. die Aussage: „Rutengänger können
ßießendes Wasser aufspüren“ - gilt dann als gut gesichert, wenn das Ergebnis durch
Zufall nur selten auftritt, nämlich bei weniger als einem Prozent der Fälle. Um in
diesem Grad erfolgreich zu sein, genügt es nach den Regeln der Statistik, wenn Ru-
tengänger bei 100 Versuchen 67 mal die richtige Angabe machen (legt man eine
Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% zu gründe, genügen sogar schon 62 „Treffer“).
Betrachtet man die Ergebnisse eines derart erfolgreichen Rutengängers für sich
allein, so heißt das: Er ist möglicher weise (mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von
1%) einem echten Phänomen auf der Spur. Dieselbe Statistik sagt aber auch, dass
von je 100 Rutengängern durchschnittlich einer dieselben guten Ergebnisse erzielen
wird, auch wenn seine Rute nur zufallsbedingt ausschlägt.
Bei den Münchener Versuchen war das „Scheunen-Experiment“ besonders erfolg-
reich: Von insgesamt 107 Versuchsserien, die mit 43 Rutengängern durchgeführt
wurden, zeigten 3 Serien (2,8%) positive Ergebnisse Das ist aber kaum mehr, als
man bei einem Zufallsergebnis erwarten würde. Und das entscheidende Experiment
hat man nicht gemacht: Die wenige erfolgreichen Rutengänger in weiteren, gleich-
artigen Tests zu prüfen Es wäre ihnen nämlich aller Voraussicht nach nicht gelun-
gen, ihren „Erfolg“ zu wiederholen. Dabei hatten die Ruten bei den Vorversuchen,
bei denen alle Rutengänger wussten, ob Wasser ßoss oder nicht, immer richtig aus-
geschlagen. Dies war ein ungemein wichtiger Kontrollversuch! Dass die Hauptversu-
che scheiterten, konnte also nicht an „ungünstigen Versuchsbedingungen“ liegen,
oder an störenden Einßüssen durch anwesende „skeptische Wissenschaftler“ - die
waren ja von Anfang an dabei.

Wie kommt der Rutenausschlag zustande? Es sind „psychomotorischen Automatis-


men“ wie das wohlbekannte „Kohnstamm-Phänomen“. Die Bewegung entsteht
spontan durch unbewusst gesteuerte Muskelkraft als Folge der nervösen Nacherre-
gung. Jedem, der sie erlebt, gaukelt diese überaus kräftige Bewegung vor, dass sich
die Rute ganz von selbst bewege. Hinzu kommt Carpenters „ideomotorisches Gesetz“:
Eine emotional vorgestellte oder gesehene Bewegung löst eine Tendenz aus, sie unbe-
wußt körperlich nachzuvollziehen. Das Phänomen des Rutenausschlags also ist un-
bestritten, die Frage ist nur: Zeigt es etwas an: da objektiv in der Welt vorhanden ist?

15. Doppelblind auf Leitungssuche


Das kann man unvoreingenommen prüfen - unter Vorsichtsmaßnahmen. Denn Ru-
tengänger achten, meist unbewusst, auf Hinweise in Gelände und Pßanzenwuchs,
und auch auf das Verhalten anwesender Personen, die „Bescheid wissen“. Deshalb
ist es unverzichtbar, glaubwürdige Tests als „Doppelblindversuch“ anzusetzen: We-
der die Rutengänger, noch die Versuchsbeobachter, die das Ergebnis dokumentie-
ren, dürfen wissen, welche Bedingung gerade vorliegt.

1991 haben wir in unserem Hausgarten ein Experiment mit einem „erfolgreichen“
Rutengänger angesetzt, einem integeren Mann, der fest von seinen Fähigkeiten
überzeugt war (und noch immer ist). Er behauptet, elektrische Leitungen sowie
vergrabene Rohre aufÞnden zu können, sie mögen aus Plastik oder Metall sein,
mit stehendem oder ßießendem Wasser, oder auch leer. Da wir den Hausbau ver-
folgt hatten, wussten wir, wo Wasser zu- und abgeführt wird und wo die Stromver-
sorgung unserer Gartenlampen lag. Um allzu offensichtliche Stromleitungen zu ka-
schieren, habe ich mir erlaubt, eine der Gartenlampen zuvor abzuschrauben und
ohne Stromanschluss an einem anderen Ort zu befestigen. Die Versorgungsleitung
einer anderen Lampe machte dadurch einen unerwarteten Knick. Außerdem habe
ich ein 5cm dickes Eisenrohr von 1m Länge ßach in den Boden geschlagen, so dass
es von außen unsichtbar war. Während des Versuchs blieben wir selbst im Haus, um
mögliche „Störungen der Kraftfelder durch anwesende Skeptiker“ zu vermeiden, vor
allem aber, um nicht als „wissende Begleiter“ dem Rutengänger per Körpersprache
unbewusst Informationen zu übertragen. Die Frau des Rutengängers, die natürlich
nicht in die Versuchsbedingungen eingeweiht war, lief als „Protokollführerin“ mit:
Sie ließ überall dort, wo die Rute ausschlug, ein Häufchen Mehl fallen, so dass der
Rutengänger bei der Suche nicht gestört wurde.
28 Mehlhäufchen haben wir bei der Auswertung gezählt, ausgemessen und in einen
Lageplan eingetragen. Der Weg führte über alle vorhandenen Leitungen und Rohre
hinweg. Dennoch traf nur eines der Mehlhäufchen den Abwasserkanal, die übrigen
27 lagen zwischen den Versorgungsleitungen, mindestens 1m von den Stellen ent-
fernt, wo der Rutengänger Leitungen wirklich gekreuzt hatte. Drei Mehlhäufchen
zeigten an, dass auch die kabellose, ummontierte Gartenleuchte durch eine „Lei-
tung“ mit dem Haus verbunden sei.

Dass der Rutengänger ein nicht vorhandenes Stromkabel „gefunden“, aber das di-
cke Eisenrohr „übersehen“ hatte, wunderte ihn sehr. Er sagte: „Ich halte jetzt die
Augen fest geschlossen und laufe noch einmal über das Rohr!“. Und wirklich: Dies-
mal schlug die Rute genau darüber aus - nachdem er wusste, wo es lag!
Und das Stromkabel? „Dort muss irgend etwas sein - vielleicht eine Wasserader?“
Als Beweis schlug der Rutengänger vor, ihn mit verbundenen Augen mehrmals über
die mit drei Mehlhäufchen markierte Linie gehen zu lassen. Er habe das schon
mehrfach erfolgreich praktiziert. Die einfallende Dämmerung und ein um die Augen
gebundener Schal machten eine Sichtorientierung unmöglich, und auch akustisch
gab es keine erkennbaren Hinweise. So führte ich den Rutengänger zunächst kreuz
und quer durch den Garten und nahm dann Kurs auf die Linie, und er versuchte sie
- dann natürlich ohne Körperkontakt und Geleit! - mit der Rute zu Þnden. Er fand
sie nicht.

Dass er in ähnlichen Situationen früher erfolgreich gewesen war, könnte durch Rah-
menbedingungen erklärt werden. Um bei einem Test etwas suchen zu lassen, lässt
man unbewusst den Rutengänger gerne etwa 2m davor starten. Unsere Auswertung
zeigte, dass Abstände von 2m zwischen den Rutenausschlägen überdurchschnittlich
häuÞg auftraten. Auch die angeblichen „Reizzonen der Erdstrahlen“ sollen ja etwa
diesen Abstand voneinander haben. Wenn man dann „fündig“ wird, so ist das nicht
verwunderlich. Unseres Rutengängers Pech war, dass ich ihn aus ganz unterschiedli-
chen Entfernungen starten ließ. Vor der Gartentür war die Straßendecke vor Jahren
versehentlich aufgesägt und dann wieder zugeschmiert worden, als man merkte,
dass der gesuchte Wasseranschluss für das Grundstück an einer anderen Stelle
bereits verlegt war. Auch diese Narbe im Asphalt hatte zu einem Rutenausschlag
geführt …

Natürlich hat solch ein Einzelversuch nur beschränkte Aussagekraft. Es ging mir hier
aber darum, beispielhaft ein methodisch strenges Experiment schildern, um die nö-
tige Kritikfähigkeit aufkommen zu lassen gegenüber den vielen „Erfolgsmeldungen“,
die ja weit mehr propagiert werden als die viel zahlreicheren Fehlschläge. Denn Ziel
dieses Aufsatzes ist es weniger, Anhänger paranormaler Glaubenssysteme zu „be-
kehren“, sondern vielmehr das „Werkzeug“ zu vermitteln, mit dem jeder selbst un-
voreingenommen prüfen kann, ob eine Behauptung begründet ist, oder nicht. Wie
schwierig es ist, „wasserdichte“ Doppelblindexperimente durchzuführen, und welche
Faktoren dabei alle berücksichtigt werden müssen, wird in einem weiteren Experi-
ment klar, bei dem wir 1997 einen „erfahrenen“ Rutengänger aus Würzburg/ Vers-
bach testeten. Der selbsternannte „Sachverständige für Umweltstrahlen und alter-
native Ursachenforschung“, der ein „Privat-Institut für Umwelt-Strahlenforschung“
betreibt, und dessen Rute sich angeblich „noch nie geirrt“ habe, ist ebenfalls an un-
seren Doppelblindbedingungen gescheitert(38).
16. Rutengänger verwerten unbewusste Information
Wünschelruten scheinen also - wie schon der Name ahnen lässt - immer dann aus-
zuschlagen, wenn der Rutengänger es wünscht, genauer: wenn er unbewusst an-
nimmt, dass bestimmte Bedingungen vorliegen. Die der Radiästhesie zugrunde lie-
gende Theorie, dass von Wasservorkommen irgendwie geartete „Strahlen“ oder
„Kräfte“ ausgehen, auf die der Rutengänger als „Antenne“ reagiert, ist also wissen-
schaftlich nicht belegt. Dennoch ist es keineswegs ausgeschlossen, dass ein erfah-
rener Rutengänger im Gelände gelegentlich erfolgreicher Wasser orten kann als ein
geschulter Hydrogeologe. Information, die dem Bewusstsein gar nicht direkt zu-
gänglich ist, kann die Rute ausschlagen lassen. Letztere dient dann nur als Werk-
zeug, um dieses unbewusste Wissen sichtbar zu machen. Anders ausgedrückt: Mit
der Rute (oder dem Pendel) in der Hand konzentriert sich der Muter zwar auf etwas,
das es allem Anschein nach nicht gibt. Dies aber könnte seine Empfänglichkeit er-
höhen, unbewusst feinste Indizien im Gelände aufzunehmen, die dem nüchternen,
rationalen Blick vielleicht entgehen.

Welche Rolle unbewusstes Wissen spielen kann, hat ja das Beispiel der UFOs wie
auch der Wahrnehmungs-„Zensur“ tiefenverkehrter Gegenstände gezeigt. So würde
auch verständlich, dass Rutengänger bei künstlichen Versuchsbedingungen, bei de-
nen natürliche Indizien fehlen, noch schlechter abschneiden als sonst.

17. Wie gefährlich sind „Erdstrahlen“?


Baubiologen machen leider häuÞg Anleihen In fachfremden Gebieten: Sie Þnden an-
geblich schlafstörende und gesundheitsgefährdende „Erdstrahlen“ auf und entde-
cken - indem sie z.B. die Betten verstorbener Krebs-Patienten auspendeln - „gefähr-
liche Kreuzungspunkte“ genau dort, wo die tödliche Krebsgeschwulst sich nachts im
Schlaf befunden hatte. Oft stehen die Muter dann mit Rat und Tat zur Seite und
empfehlen, das Bett zu verstellen oder ein kostspieliges „Entstrahlungsgerät“ anzu-
schaffen. Wie sähe hier ein Doppelblindversuch aus? Vor dem „Ausmessen“ der
Schlafstätte könnte man das Bett an sine andere Stelle im Zimmer schieben und
sorgfältig darauf achten, dass der Rutengänger oder Pendler keinen Verdacht
schöpft. Meine Prognose ist, dass er dann den kritischen Kreuzungspunkt in dem
verstellten Bett „Þnden“ wird, vielleicht sogar vorschlägt, dieses dorthin zu ver-
schieben, wo es zuvor wirklich gestanden hatte. Leider sind solche Versuche meines
Wissens noch nie gemacht worden.

Die schwarzen Schafe unter den Baubiologen, die „Entstrahlungsvorrichtungen“ ein-


setzten, sind übrigens bisher immer gescheitert, wenn man sie doppelblind getestet
hat. Solange sie wussten, ob der „Entstrahlungsapparat“ eingeschaltet war oder
nicht, schien der Ausschlag ihrer Wünschelrute die Wirksamkeit des Gerätes zu be-
weisen. Schaltete man jedoch ohne ihr Wissen den „Entstrahlungsapparat“ wieder
aus, dann zeigte die Wünschelrute nach wie vor an, dass das „schädliche Störfeld“
abgeschirmt sei. War umgekehrt der Apparat angeblich aus, in Wirklichkeit aber
eingeschaltet, so dass der Rutengänger einen „nicht-entstrahlten“ Kreuzungspunkt
erwartete, zeigte der Rutenausschlag „Erdstrahlen“ an(21). Dasselbe gilt für das Pen-
del: Es schlägt regelmäßig so aus, wie es der Pendler - bewusst oder unbewusst -
erwartet(17). Das Tragische daran ist, dass eingebildete Störfelder, die man fürchtet,
organisch krank machen können - auch dann, wenn es sie gar nicht gibt!
18. „Elektro-Smog“ ist ein „Elektro-Spuk“: Was krank macht, ist allein die Angst
Ob die elektromagnetischen Wechselfelder, die durch die Elektrotechnik entstehen,
die menschliche Gesundheit gefährdet, ist umstritten. Fachleute signalisieren Unbe-
denklichkeit, sofern festgelegte Grenzwerte nicht überschritten werden. Natürlich
kann man diese Felder messen, im Gegensatz zu den angeblichen „Erdstrahlen“.
Und der Laie neigt dazu, an Gefahren zu glauben, weil er von Fällen hört, bei denen
chronische Gesundheitsprobleme nach Beseitigung der angeblichen Störquelle ver-
schwunden sind. Man kann es aber nicht oft genug sagen: Solche Fallbeispiele ha-
ben keine wissenschaftliche Aussagekraft! Die kommt nur von echten Doppelblind-
studien, bei denen weder die Betroffenen, noch ihre Untersucher wissen, ob die
Geräte, um deren mögliche Schadwirkung es geht, eingeschaltet waren, oder nicht.
Man darf also nicht einfach den Gesundheitszustand von Menschen vergleichen, die
nah oder weit entfernt von Hochspannungsleitungen wohnen. Vielmehr müsste man
zur Kontrolle z.B. Menschen heranziehen, die in der Nähe von Hochspannungslei-
tungen leben, die ohne ihr Wissen - und ohne Wissen der beteiligten Ärzte - schon
lange Zeit abgeschaltet waren, denn:

- Hochspannungsleitungen führen oft an vielbefahrenen Straßen entlang. Auch we-


gen der Schadstoffe sind Grundstücke billiger, und dort leben vermutlich Menschen
mit anderen Lebensgewohnheiten.
- 1996 erkranken in den USA etwa 17.500 Menschen an Hirnkrebs. Jeder Fünfzigste
Amerikaner benutzt ein Handy. Statistisch werden 350 Menschen, die Handys nut-
zen, Hirnkrebs bekommen mindestens 10 davon auf der Seite, auf der das Telefon
ans Ohr gehalten wird. Was wird man wohl daraus schließen?

Kröling fasste die Sachlage in seinem Artikel „Krank durch Elektrosmog?“ zusammen
(Skeptiker 11:89-96, 1998): Die rund 10.000 Rundfunk- und Fernsehsender in der
BRD sind mit bis zu 5 Megawatt Leistung stark genug, um ganze Regionen aus einer
einzigen Anlage zu versorgen. Die Antennen stehen meist so weit außer Sichtweite
auf hohen Türmen, dass sich davon kaum jemand unmittelbar betroffen fühlt, ob-
wohl die Strahlung allgegenwärtig ist: überall dort nämlich, wo man die Sender
empfangen kann. Mobilfunk mit Handys dagegen ist aus technischen Gründen dar-
auf angewiesen, Basisstationen mit geringer Leistung (5-50W) engmaschig über das
Land zu verteilen. So stehen sie oft in der Nachbarschaft, und darin sehen manche
Bürger ein neues, schwer abzuschätzendes Gefahrenpotential. Manche Menschen
halten sich selbst für „elektrosensibel“ und versuchen, den gefürchteten „Elektro-
stress“ zu vermeiden, indem sie beispielsweise Radiowecker aus dem Schlafzimmer
entfernen. „Elektrosensibilität“ konnte allerdings bisher noch bei niemandem unter
kontrollierten Doppelblindbedingungen glaubhaft nachgewiesen werden.

Als angebliche Folge von „Elektrosmog“ wird u.a. geklagt über Schlaf- und Konzent-
rationsstörungen, Angstneurosen, Kopfschmerzen, über organische Störungen an
Herz, Darm, Augen, Ohren und Atemwegen, über Hormon-, Fruchtbarkeits- und
Stoffwechselstörungen, Allergien, Hauterkrankungen und Krebs. Erstaunlicherweise
variiert die Zahl der angeblich „Elektrosensiblen“ von Land zu Land. In Deutschland
soll es über 10.000 Fälle geben, in England, Finnland, Italien und Österreich aber
sind praktisch keine „Elektrosensiblen“ bekannt. Der Verdacht einer Massenpsycho-
se aufgrund des wohlbekannten Nocebo-Effekts(37) liegt da sehr nahe.
Hier ein paar typische Argumente der Elektrosmog-Protagonisten sowie jeweils ein
Kurzkommentar:

„Die biologischen Wirkungen sind noch gar nicht richtig untersucht!“


Die Publikationen sind mittlerweile so zahlreich, dass selbst Experten sie kaum noch
überblicken und zur Verwaltung große Datenbanken benötigen.

„Digital gepulste Hochfrequenztechniken sind neu und besonders gefährlich!“


Seit einem halben Jahrhundert gibt es Fernsehen, das auch zu ca. 80% aus gepuls-
ten Signalen besteht. Dass andere gepulste Signale z.B. des digitalen Mobilfunks
gesundheitsschädlich sind, ist unbewiesen.

„Langzeitwirkungen des Elektrosmog sind völlig unbekannt!“


Nieder- und hochfrequente technische Felder gibt es seit Beginn dieses Jahrhun-
derts, also seit gut drei Generationen. Das dürfte lang genug zur Feststellung von
Langzeitwirkungen sein. Seither hat sich die Lebenserwartung der Menschen ver-
doppelt.

„Die Wirkungen von Radioaktivität und Röntgen strahlen wurden auch zuerst baga-
tellisiert!“
Richtig. Es handelt sich jedoch um ionisierende Strahlen, deren Wirkungen man seit
Jahrzehnten doch sehr genau kennt. Gäbe es vergleichbare Wirkungen im Bereich
des Elektrosmogs (nichtionisierende Strahlen), wären sie längst genauso bekannt.

„Ich kenne Untersuchungen, die schädliche Wirkungen nachgewiesen haben!“


Die gibt es unter lausenden von Publikationen immer. Eine Wertung kann daher nur
vom Fachmann erfolgen, der sie im Zusammenhang mit allen anderen einschlägigen
Untersuchungen beurteilt.

„Experten und Studien sind von der Industrie gekauft und daher nicht glaubwürdig!“
Die entscheidenden Fachleute, die die Untersuchungen durchführen, beurteilen und
in den Gremien sitzen, kommen aus Universitäten und staatlichen Institutionen. Sie
sind neutral. Eine Käußichkeit wäre für alle Beteiligten sinnlos, da sich naturwissen-
schaftliche Zusammenhänge durch Geld nicht ändern.

„Beweisen Sie mir, dass eine Gesundheitsgefahr durch Elektrosmog nicht existiert!“
Man kann nur etwas beweisen, was existiert. Nicht-Existenz ist nicht beweisbar.
Immerhin kann man abschätzen, innerhalb welcher Grenzen sich negative Auswir-
kungen bewegen würden, wenn es sie gäbe. Und die wären beim Elektrosmog auf
jeden Fall im Vergleich zu jeder anderen Belastung im alltäglichen Umfeld ver-
schwindend gering. Beim Handy z.B. wird einerseits mit vagen Argumenten ein Ge-
sundheitsrisiko herbeigeredet, das offenkundig gegen null geht, dabei ist es ande-
rerseits ein enormer Sicherheitsfaktor: Zahlreiche Menschen verdanken dem Notruf
per Handy Gesundheit und Leben.

Kann denn aber etwas, das gar nicht vorhanden ist, mehr bewirken als nur „einge-
bildete BeÞndlichkeitsstörungen“? Tatsächlich können durch „Nocebo-Effekte“ - her-
vorgerufen durch den Þktiven Glauben an die Schädlichkeit - echte Erkrankungen
hervorgerufen werden. Welches Gefahrenpotential die Angst hat, zeigt sich etwa in
der Tatsache, dass die Leukämierate bei Kindern etwas erhöht war in der Nähe von
Kernkraftwerken - und zwar auch in der Nähe eines Werks, das erst in Planung war
(Michaelis, zitiert in37)! Um Nocebo-Effekte verstehen und ihre Wirkung einschätzen
zu können, ist es sinnvoll, sich zunächst mit ihren segensreichen Gegenspielern zu
befassen, den „Placebo-Effekten“. Dass bei der „Alternativmedizin“ Placebo-Effekte
eine Rolle spielen, ist wissenschaftlich unbestritten. Die Frage ist aber, in welchem
Ausmaß sie an der Heilung beteiligt sind.

19. Erfolge der Homöopathie - nichts als Placebo-Effekte?


(Auszug aus Regiomontanusbote 10:34-50, Zitate siehe37) Die Homöopathie ist eine
umstrittene „alternativmedizinische“ Außenseitermethode. Vor etwa 200 Jahren von
dem Arzt Samuel Hahnemann entwickelt, widersprechen ihre Vorstellungen radikal
den Erkenntnissen, die die wissenschaftliche Medizin seither über Entstehung und
Verlauf von Krankheiten gesammelt hat. Beruhen also die Erfolge der Homöopathie
nur auf (unabsichtlich durchgeführter) Täuschung des Patienten, verstärkt durch die
Selbsttäuschung des Behandlers?

Indoktrination durch unreßektierte Schlagworte:


• In die wissenschaftliche Medizin muss die Weisheit und Erfahrung eingebracht werden
- des Volkes
- der Inder
- der Chinesen
- der Primitiven
• Man muss die unkonventionellen Therapieformen besser erforschen
• Die Schulmedizin kann nicht heilen
• „Alternative“ Heiler sind die Verfolgten einer verstaubten „Schulmedizin“
• Dagegen muss es doch etwas geben!
• Eine glaubwürdige Person hat es bestätigt
• Aber das weiß man doch … !
• Ich habe es doch selbst gesehen!
• Man kann es nicht ausschließen …
• Für meine Gesundheit darf nichts zu teuer sein
• Wer heilt, hat Recht

Placebo-fördernd: Nocebo-fördernd:
Natur ist gesund Chemie vergiftet
Pßanzlich ist besser als tierisch Technik ist seelenlos
Naturkräfte helfen Wissenschaft ist gefährlich
ganzheitliche Wirkung unvollkommene Wirkung

90% der Bundesbürger sind erklärte Fans der Außenseitermedizin - so der „Nürnberger
Anzeiger“ vom 17.7.1996. Zwei Drittel der Patienten seien mit der Behandlung zufrieden,
bei der wissenschaftlichen Medizin nur ein Fünftel. Homöopathie scheint sich, wie andere
Außenseiter-Verfahren auch, in der Praxis zu bewähren, ist also ihre Theorie wahr? Sollte
sie in die wissenschaftliche Medizin integriert werden, an Hochschulen erforscht und ge-
lehrt? Unbestritten ist, dass homöopathische Mittel bei nicht wenigen Beschwerden helfen
können, also wirksam sind. Hier geht es aber darum, zu beweisen, dass ihre Wirksamkeit
über Placebo-Effekte - die positive Folge von Scheinbehandlungen - hinausgeht.
Im Zentrum der Homöopathie steht die Simile-Regel: Ähnliches soll durch Ähnliches
geheilt werden. „Krankheiten werden nur durch solche Arzneien geheilt, die an
Gesunden ähnliche Krankheitssymptome hervorrufen wie die an denen der Patient
leidet“. Bei den ersten homöopathischen Behandlungen, mit kaum verdünnten Wirk-
stoffen durchgeführt, kam es oft zu einer „Erstverschlimmerung“: Die Krankheits-
symptome verstärkten sich. Nach der „Simile-Regel“ ist das zu erwarten, denn das
Arzneimittel soll sich ja gleichartig auswirken. So begann Hahnemann, seine Heil-
mittel zu verdünnen, zu potenzieren: Nach jedem Verdünnungsschritt muß die
Arznei auf genau festgelegte Weise durchgeschüttelt werden, wobei sich etwas
vom „geistigen Wesen“ der Ursubstanz auf das Lösungsmittel (Wasser oder Alkohol)
übertragen und Stofßiches sich Schritt für Schritt in Unstofßiches, in „heilsame
Schwingungen“ umwandeln soll.

Die Potenz D3 enthält meist etwa 1g Wirkstoff pro Liter. D20 entspricht bereits einer
Verdünnung von 1:1020. Das ist etwa soviel wie eine Tablette Aspirin, gelöst und
gleichmäßig verteilt im gesamten Atlantik. Oft werden sehr viel höhere Verdünnun-
gen eingesetzt: bis zu 1:101500! Denn, so Hahnemann: "Je mehr potenziert (ver-
dünnt), desto stärker die Heilkraft".

Trotz dieser wissenschaftlich bizarren Theorie kann die Homöopathie, wie andere
Außenseitermethoden auch, Erfolge vorweisen. Die Globuli mit den geheimnisvollen
Namen, die der Homöopath nach intensiver Befragung den Patienten ganz individu-
ell verschreibt, helfen wirklich. Die entscheidende Frage aber ist: Helfen sie über
Placebo-Effekte hinaus?

Placebo-Effekte werden hervorgerufen durch eine Scheinbehandlung oder ein


Scheinmedikament (eine Arznei von gleichem Aussehen, gleicher Konsistenz und
gleichem Geschmack, aber ohne Wirkstoff), also allein durch eine „psychotrope The-
rapie“. Der Placebo-Effekt beruht allein auf Suggestion, die sich psychosomatisch
auswirkt.

Testen Sie Ihr Wissen über Homöopathie und Placebos:


richtig falsch
1. Homöopathie arbeitet vor allem mit pßanz-
lichen Naturheilmitteln („Phytotherapie“)
2. Placebo-Medikamente wirken nie besser als
„schulmedizinisch“ gut bewährte Arzneien
3. Placebos haben keine Wirkung,
der Placebo-Effekt ist reine Einbildung
4. Auf Placebos reagieren nur Patienten,
deren Krankheit eingebildet ist
6. Placebos wirken nur bei Patienten,
die an den Behandlungserfolg glauben
7. Placebo-Medikamente enthalten keinen
Wirkstoff und können daher nicht schaden
8. Placebos wirken nicht bei Kleinkindern
und auch nicht bei Tieren
9. Mit Placebos arbeiten nur Betrüger
und Scharlatane
Haben Sie irgendwo „richtig“ angekreuzt? Dann liegen Sie falsch. Alle acht Aussagen
stimmen nachweislich nicht. Placebos sind keine „Medikamente für Dumme“!
Obwohl der Placebo-Effekt prinzipiell mit einer Selbsttäuschung verbunden ist, ist er
keine Einbildung, und es ist keine Selbsttäuschung, wenn er - objektiv nachweisbar!
- hilft. Er bietet vielmehr eine wunderbare Chance, die körpereigenen Selbsthei-
lungssysteme zu mobilisieren.

Bei einer Umfrage unter 204 Hörern dieses Vertrags bekannten 73%, an die Wirk-
samkeit der Homöopathie über Placebo-Effekte hinaus zu glauben, 35% waren als
„dogmatisch Gläubige“ ihrer Sache sogar absolut sicher, und die Mehrzahl (35%)
berief sich als Begründung auf eigene Erfahrungen. Nur 8% äußerten sich gegen-
über der Homöopathie skeptisch. Als schlecht informiert zeigten sich die Teilnehmer
bei den Fragen zum Placebo-Effekt. Fälschlicherweise als richtig beurteilt wurden die
Aussagen 1 von 95%, 2 von 26%, 3 von 44%, 4 von 24%, 5 von 78%, 6 von 71%,
7 von 42% und 8 von 6%. Bei der Schlussumfrage nach dem Vortrag bekannten
sich noch 57% zur Homöopathie, und die Zahl der Ungläubigen war auf 20% ange-
stiegen. 14 Hörer gaben allerdings an, dass sie vom Skeptiker zum Homöopathie-
Gläubigen geworden seien…

Tests haben gezeigt, dass Placebos unheimlich stark wirken können. Krebspatien-
ten, die unter Schmerzen litten, bekamen entweder das bewährte Schmerzmittel
Naproxen oder ein Placebo. Wenn sie nicht wussten, dass sie das echte Schmerz-
mittel geschluckt hatten, so wirkte dieses schwächer als ein Placebo, das man ihnen
als vermeintliches Schmerzmittel gegeben hatte! Natürlich war das echte Mittel
dennoch wirksam, denn wer wissentlich kein Medikament erhielt, hatte die stärksten
Schmerzen, und wer wissentlich Naproxen bekam, litt am wenigsten. Solche Tests
sind zwar ethisch problematisch; aber nur so kann man unvoreingenommen heraus-
Þnden, was - über Placebo-Effekte hinaus - wirklich wirkt.

Placebo-Heilerfolge:
Kopfschmerzen 62%
Seekrankheit 58%
Rheuma-Erkrankungen 49%
Erkältung 45%

Spontane Besserungsraten:
bei Rückenschmerzen (Wagner M., Proc. 7th European Sceptics Conference, 1995)
nach 1 Woche bei 48%
nach 1 Monat bei 75-80%
nach 2 Monaten bei 92%

Warum paramedizinische Heilverfahren Erfolge vorweisen können:


• subjektive Besserung
• Auswahl geeigneter Fälle: Selektion therapiegläubiger Patienten,
die auf Placebo-Behandlungen ansprechen
• Spontanheilungen
• Fehldiagnosen
• Propagieren der Erfolge
• Vergessen der Misserfolge
Dieselben Gründe können natürlich gleichermaßen auch die wissenschaftsmedizini-
sche Behandlung erfolgreicher erscheinen lassen als sie wirklich ist.

Thomas (zitiert in 37) schildert folgende Untersuchung: Von 3848 Patienten, bei de-
nen keine eindeutige Diagnose gelang, erhielten 43%, zufällig ausgewählt, Placebos.
82% von ihnen fühlten sich dadurch nach eigenen Angaben gebessert. Die „Wun-
derdroge“ (der Wissenschafts- wie auch der Außenseiter-Medizin!) ist aber nicht die
Placebo-Behandlung selbst, sondern vielmehr die suggestive Kraft des Therapeuten.
Die Patienten wurden nämlich ohne ihr Wissen in vier vergleichbare Gruppen unter-
teilt. Zwei Gruppen erhielten eine "positive Konsultation": Der Arzt verschwieg, dass
er die Ursache ihrer Krankheit nicht erkannt hatte und versicherte ihnen stattdessen
emphatisch, dass alles in Ordnung kommen werde und sie sich bald besser fühlen
würden. Die eine Untergruppe bekam „zur Unterstützung der Heilung“ ein Placebo-
Medikament, die andere nicht. Die beiden anderen Gruppen erhielten eine „negative
Konsultation“: Der Arzt sagte wahrheitsgemäß, dass er sich über die Ursache der
Beschwerden nicht im klaren sei. Wiederum erhielt eine Untergruppe ein Placebo-
Medikament mit der Bemerkung, dass es ihnen vielleicht helfen werde, und die an-
dere bekam nichts. Die Heilungsrate betrug nach positiver Konsultation 64% und
nach negativer 39% - unabhängig davon, ob Placebo-Medikamente gegeben wurden
oder nicht! Dass keine Behandlung nötig sei, wird von den Patienten ohne Nachteile
akzeptiert, denn der „Hauptakteur“ des Placebo-Effekts ist der Heiler selbst, sein
Optimismus, die Krankheit zu besiegen!

Erfolgreiche Homöopathen strahlen eine überwältigende Sicherheit aus. Welcher


Wissenschaftsmediziner traut sich denn zu sagen: „Ich werde Sie heilen“? Stattdes-
sen ist er oft im Zweifel, überprüft Diagnose und Therapie und lässt den Patienten
daran teilnehmen. Das ist manchmal vielleicht gar nicht so gut. Ein Arzt, der die
Ursache eines Leidens beim ersten Horchen mit seinem Stethoskop erkennt, täte
gut daran, den Patienten intensiv weiter zu untersuchen, auch wenn er weiß, dass
das nichts Neues bringt. Wenn er ihn zudem noch ausführlich nach individuellen Ei-
genheiten und Lebensgewohnheiten befragt, ist die Chance, dass die Behandlung
danach Erfolg hat, dann dank des gesteigerten Placebo-Effekts sehr viel höher.

Manche Menschen denken: Für sanfte Medizin reichen sanfte Beweise. Dem kann ich
nicht folgen. Ich halte es für unethisch, eine Behandlung durchzuführen oder zu be-
fürworten, bei der man nicht vorher geprüft hat, ob sie wirklich hilft. Bei zweifelhaf-
ten Behandlungsmethoden, deren Wirkungsmechanismus man nicht kennt, ist das
Doppelblind-Experiment das einzige Verfahren, die Wirksamkeit unvoreingenommen
zu prüfen, weil bei ihnen der Placebo-Effekt quasi „herausgekürzt“ wird: Weder die
Patienten noch die behandelnden und auswertenden Ärzte wissen, wer Placebos er-
hielt. „Klinische Tests“ reichen nicht aus, denn sie sind - oft trotz gegenteiliger Be-
teuerung - fast nie doppelblind, und so werden die Resultate ungewollt durch die
Erwartungen der Versuchsleiter und der Patienten verfälscht. Eindrucksvolle Fallbei-
spiele von erfolgreichen Heilungen rühren zwar emotional an, sind aber ohne jede
Beweiskraft, für die Beurteilung einer Behandlungsmethode also wertlos. Denn posi-
tive Einzelfälle - Patienten mit längerer Überlebenszeit - kommen überall und immer
wieder vor. Es bleibt unklar, welchen Anteil der Placebo-Effekt hatte, und es wird
verschwiegen, bei wie viel Patienten die Behandlung erfolglos war.
Tote Patienten reden nicht.
Aber selbst in scheinbar „objektiven“ Doppelblind-Studien können unwirksame Arz-
neien positive Effekte haben, weil Patient und Arzt anhand der Nebenwirkungen
manchmal erkennen können, wer das echte Medikament bekam. Und das führt
unbewusst zu der Erwartung, dass es solchen Patienten besser gehen muss („self
fulÞlling prophecy“). Gibt man Placebos, die dieselben Nebenwirkungen haben wie
das echte Medikament, schwindet der Unterschied zum Placebo dahin. Der Vorteil
des wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweises ist, dass er auch dann funktioniert,
wenn man die Wirkungsweise einer Behandlungsmethode noch gar nicht kennt.
Es ist also eine „ideologiefreie“ Methode.

20. Wer heilt, hat nicht unbedingt Recht


In jeder Diskussion um medizinische Außenseiterverfahren taucht das dümmliche
Argument auf: „Wer heilt, hat Recht“. Stets vergessen wird dabei, dass der heilsa-
me Placebo-Effekt unwirksamer Außenseiterbehandlungen untrennbar verbunden ist
mit seinem negativen Gegenspieler, dem „Nocebo-Effekt“ - und der geht zu Lasten
der wissenschaftsmedizinisch behandelten Patienten. Bewährte Arzneien wirken we-
niger gut, wenn der Patient Angst hat vor der „schädlichen Chemie“, die darin ent-
halten sei, oder wenn er dem „Schulmediziner“, bewusst oder unbewusst, misstraut.
Es ist fast unvermeidlich: Wurde jemand von Wissenschaftsmedizinern vergeblich
behandelt und gesundete danach während einer medizinischen Außenseiterbehand-
lung, so haben die „Schulmediziner“ bei ihm künftig schlechte Karten, selbst wenn
sie der Patient bei erneuten Beschwerden wieder zuerst aufsuchen sollte: unbewusst
erwartet er Hilfe eher vom Außenseiter.

Klagen gegen die wissenschaftliche Medizin:


ab
1600 „mehr Schaden als Nutzen“
1800 „menschenverachtend“
1900 „allzu naturwissenschaftlich“
1930 „reduktionistisch, jüdisch, volksfern “
1960 „Apparatemedizin, zu chemisch ausgerichtet“
1980 „unbezahlbar“

Merkmale von Nocebo-Effekten:


- sie erscheinen auch, wenn kein Medikament gegeben wird
- sie sind kaum dosisabhängig
- sie sind „ansteckend“
- sie sind Zielsymptome der Homöopathika, die bei der „Arzneimittelprüfung
an Gesunden“ auftreten
- sie sprechen auf Placebos an

Zu Nocebo-Effekten führt also sowohl die krankmachende Angst vor eingebildeten


Gefahren als auch das Misstrauen gegenüber einer Behandlungsmethode. Wie leicht
sich die Gesundheit beim Menschen psychisch beeinßussen lässt, zeigen Massenhys-
terien: kollektive Illusionen, die zum plötzlichen Ausbruch von „mysteriösen Erkran-
kungen“ führen mit unspeziÞschen Symptomen wie Erbrechen, Kopfschmerzen, A-
temnot und Ohnmacht. Umgekehrt können aber auch schwere Krankheiten spontan
ausheilen; bis 1966 wurden 170 Fälle von Spontanheilung bei Krebs dokumentiert.
Was sagen die bisherigen, umfangreichen Untersuchungen über die Wirksamkeit der
Homöopathie aus? Es gibt nur wenige Untersuchungen, die strengen wissenschaftli-
chen Anforderungen gerecht werden. In einigen erweist sich die homöopathische
Behandlung als signiÞkant wirksamer, in anderen das Placebo(37). Dass „potenzierte“
Arzneimittel im Vergleich zu nur im selben Grad verdünnten Mitteln im Doppelblind-
versuch besser abschneiden, wurde bisher noch nie glaubhaft bewiesen.

Aufsehen erregte der Homöopathie-Test von Jacque Benveniste. Anti-IG - auch in


homöopathischer Verdünnung - lässt angeblich basophile Leucocyten platzen. Die-
ses Ergebnis wurde in NATURE publiziert unter der Außage, dass eine unabhängige
Kommission die Versuche vor Ort überprüft, bestehend aus John Maddox, dem da-
maligen Chief-Editor, Walter Stewart vom amerikanischen NIH und James Randi23).

Als Walter Stewart Benvenistes Daten sah, sagte er sofort: „So gut können die gar
nicht sein, irgend etwas stimmt da nicht“. Im NATURE-Artikel hieß es, dass nur
positive Resultate herausgekommen seien. In den Laborbüchern standen aber viele
negative, die offensichtlich unterschlagen worden waren. Gründe dafür gab es ge-
nug: angeblich „schlechtes Wasser“; die „Verwendung alter Chemikalien“; „der Pati-
ent, von dem das Blut stammt, hatte vermutlich Allergien“; „schlechte Laune der
Betreuer, da am Abend zuvor eine Party war“. Diese Art von Selektion von negati-
ven Resultaten geschah im Verlauf von fünf Jahren ständig. Und die Versuche waren
nicht doppelblind, anders als behauptet(23).

Zurück zu den Protokollen an der Labordecke. Am nächsten Tag stellte Randi fest,
dass sie nicht mehr an derselben Stelle hingen - er hatte sie dort vorsichtshalber
unbemerkt fotograÞert. Außerdem scheinen - so Randi - französische Leitern die
Neigung zu haben, sich nachts von selbst zu verschieben: Sie standen am nächsten
Tag nicht mehr auf der Markierung, die er insgeheim angebracht hatte, sondern
zwei Meter daneben. Irgendjemand muss also versucht haben, Einsicht in die Proto-
kolle zu erhalten - vergeblich, denn sie waren wohlweislich codiert.

Benveniste versprach, künftig alle Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten und führte eine


zweite Versuchsreihe durch, mit positivem Ergebnis. Er hatte allerdings die Experi-
mente nicht doppelblind machen lassen, denn das „hätte Misstrauen unter den La-
bor-Mitarbeitern gesät“…(23). Ein Kommentar ist hier überßüssig.

Homöopathika enthalten übrigens - entgegen der Volksmeinung - nicht selten ge-


fährliche Stoffe: Arsen, Antimon, Anilin, Blei, Cyanid, Phosphor, Quecksilber, Eiter,
Extrakte von Mutterkorn, Osterluzei und Knollenblätterpilzen sowie andere Gifte in
relevanten Mengen. Zur Skepsis mahnt nicht zuletzt auch die gleichartige Behand-
lung unterschiedlichster „Krankheiten“. Ischias wird ebenso behandelt wie Eifersucht
bei Mädchen: mit Pulsatilla D6. Bei Keuchhusten und Ehesorgen hilft angeblich
Ambra D3. Brechnuss gibt man gegen Verdauungsbeschwerden, Streitsucht, Hä-
morrhoiden, Kater, Migräne, verklebte Augenlider, Erkältungen, Darmverschluß,
Prostatabeschwerden, Nierenkolik, Impotenz, Hexenschuss, Harnträufeln und Akne.
Was Homöopathen glauben müssen:
• Das Massenwirkungsgesetz, gültig in der gesamten Biochemie, gilt in der
Homöopathie nicht
• Die Loschmidt'sche Zahl („ein Mol enthält 6,023* 1023 Moleküle bzw. Atome“)
ist irrelevant
• Wässrige Lösungen enthalten äußerst stabile Strukturen, die beim „Potenzie-
ren“ verstärkt werden oder sich vermehren
• Homöopathisches Verdünnen potenziert die gewünschten Heilwirkungen,
nicht aber die unerwünschten Nebenwirkungen desselben Mittels
• Potenziert werden nur die Arzneimittel, nicht die Verunreinigungen des
Verdünnungsmittel
• „Das Symptom ist die Krankheit“ (Hahnemann)
• Doppelblindversuche sind für den Wirksamkeitsnachweis einer Behandlung
ungeeignet,
• negative Resultate dürfen daher ignoriert werden

Simile-Regel und „Potenzieren“ sind aus Sicht der heutigen Wissenschaft inhärent
unplausibel. Es gibt bisher keinerlei glaubhafte Belege für die Grundpfeiler der Ho-
möopathie. „Potenzieren“ hört sich gut an, ist aber offensichtlich nicht als Verdün-
nen. Weder hat es zu tun mit dem mathematischen Potenzieren, noch mit dem posi-
tiv belegten Begriff der sexuellen Potenz.

Tatsache ist: Keine einzige homöopathische Therapie wurde bisher von der Wissen-
schaftsmedizin übernommen. Nicht aus Gründen dogmatischer Ablehnung, sondern
weil der Nachweis der Wirksamkeit - über Placebo-Effekte hinaus - noch nicht
glaubhaft erbracht werden konnte.
Das oft zitierte Prinzip der Impfung hat mit Homöopathie nichts zu tun, denn man
kann damit eine Krankheit nicht behandeln: Impfen muss man, bevor sie ausbricht.
Auch die „gleichsinnige“ Behandlung eines Durchfalls mit Rhizinusöl, die den Orga-
nismus beim Ausscheiden von Schadstoffen unterstützen kann, entspricht formal
der Simile-Regel, ohne diese damit zu einem Naturgesetz („Ähnliches heilt Ähnli-
ches“) zu erheben.

In einer Diskussion über den Placeboeffekt sagte mir ein evangelischer Würzburger
Theologe: „Den hat doch schon Jesus bei seinen Heilungen eingesetzt. Das sehen
skeptische Wissenschaftler doch hoffentlich nicht negativ?“ In der Tat: Zu einer Zeit,
in der von wissenschaftlicher Medizin noch keine Rede sein konnte, war jegliche
Therapie gerechtfertigt, die - ob bewusst oder unbewusst eingesetzt - auf Hilfe
durch den Placeboeffekt hoffte. Und wenn man der Bibel glauben will, so wusste
Jesus das sehr wohl. Denn er erwiderte den Dank der Geheilten bescheiden mit den
Worten: „Nicht ich habe dich geheilt. Dein Glaube hat dir geholfen“! Wir sagen heu-
te: Es ist der Glaube an den Therapeuten, der hilft. Paul Tillich wies auf einen ande-
ren psychosomatischen Aspekt hin: auf die Beziehung zwischen Schuld und Krank-
heit. Ungelöste Gewissenskonßikte können Menschen in eine Krankheit treiben.
Jesus hat wohl auch diesen Zusammenhang gekannt, denn er verkündete dem Ge-
lähmten zuerst Vergebung seiner Sünden, und dann erst die Gesundung. Mit sich
selbst und der Welt versöhnt, wird man leichter und rascher gesund.
Kranke homöopathisch zu behandeln, entspricht also in jeder Hinsicht der klugen
wissenschaftsmedizinischen Strategie, nichts zu tun, abzuwarten, bis sich der Orga-
nismus selbst hilft, und dabei Placebo-Effekt optimal einzusetzen. „Die Kunst der
Medizin besteh darin, den Patienten zu unterhalten, während die Natur seine Krank-
heit heilt“ (Voltaire). Ein nüchtern denkender Hausarzt sagte mir einmal: „20% der
Patienten werden durch meine Medikamente geheilt, 30% durch den Placebo-Effekt,
und 50% heilt die Zeit!“

Verstärkt wird der Placebo-Effekt, wenn man das stereotype „3x täglich“ durch
komplizierte Anweisungen ersetzt, etwa: „Erwachsene nehmen im akuten Stadium
1/2 Tag lang halbstündlich 5 Tropfen auf 1 Teel. abgekochtes Wasser, dann 1 Tag
stündlich 5 Tropfen, dann am 2. Tag alle zwei Stunden 10 Tropfen, und vom 3. Tag
an alle drei Stunden 10 Tropfen bis zur vollständigen Genesung. Kinder erhalten die
Hälfte, Säuglinge 1/4 der normalen Dosis“.

Sehr kleine oder sehr große Placebo-Pillen wirken stärker als mittelgroße, bitterer
Geschmack unterstützt die Wirkung, ebenso die Information: Das Medikament ist
neu, es besteht aus „natürlichen“ Stoffen, es kommt aus dem Ausland, es ist teuer.
Positiv wirkt sich auch der Name der Arznei aus („Goldtropfen“, „Lebensessenz“,
„Nerventee“) und die angebliche Wirkungsweise (…dient der „Blutreinigung“ und
„Schlackenentfernung“). Beim Arzt wird die Heilerwartung gesteigert, wenn antike
Sprachen im Namen anklingen („Eucard“, „Eusexan“, „Exanal“).

Homöopathen und andere Außenseitermediziner sind in aller Regel keine Scharlata-


ne, auch wenn ihre Erfolge ausschließlich auf Placebo-Effekten beruhen. Denn meist
sind sie von der Wirksamkeit ihrer Behandlungsmethode fest überzeugt. Aber das
ambivalente Argument „wer heilt, hat Recht“ verwischt ganz bewusst den Unter-
schied zwischen geprüften und ungeprüften Methoden. Dass die speziÞsche Wirk-
samkeit homöopathischer Mittel mit wissenschaftlicher Logik gar nicht statistisch
nachgeprüft werden könne, ist eine willkürliche Schutzbehauptung. Denn positive
Testergebnisse werden emphatisch zitiert.

Der Wahrheitsgehalt der Homöopathie wie auch anderer medizinischer Außenseiter-


verfahren scheint einzig und allein in der Wirkung zu bestehen, die mit der intensi-
ven Zuwendung des Heilers verbunden ist. Die These, es sei nichts als Placebo-
Therapie, ist also eigentlich eher ein Lob als ein Vorwurf. Denn der Mensch heilt sich
in hohem Maß selber: Hauptsache, er wird auf irgendeine Weise behandelt und
glaubt daran. Was die Wissenschaftsmedizin den Außenseitermedizinern vorwirft,
sind nicht die Placebos, die sie verordnen, sondern das gläubige Festhalten an wis-
senschaftlich unhaltbaren Vorstellungen. Natürlich hat auch die Wissenschaftsmedi-
zin viele Fehler gemacht(37), aber ihr unschätzbarer Vorteil ist: Falsche Theorien
werden im Lauf der Jahre ausgemerzt. Wenn eine Heilmethode im Doppelblindexpe-
riment keine signiÞkant besseren Resultate hervorbringt als eine adäquate Placebo-
Behandlung, dann ist die Wirksamkeit dieser Methode damit widerlegt. Außerhalb
dieser Logik gibt es keinen anderen Weg zu verlässlicher Erkenntnis, denn antiratio-
nales Denken hat noch nie in der Geschichte der Menschheit bleibende Fortschritte
gebracht.
Gute Gründe, sich homöopathisch behandeln zu lassen:
• Erfahrungsgemäß können homöopathische Mittel helfen bei chronischen und bei
akuten Gesundheitsstörungen - auch bei Kleinkindern und Tieren
• Homöopathie sucht den ganzen Menschen zu heilen. Sie will nicht die Krankheit
unterdrücken, sondern zielt auf Stärkung der Selbstheilungsmechanismen
• Therapeuten lassen sich für ihren Patienten viel Zeit und nehmen ihn ganz ernst,
in der Anamnese und während der Behandlung. So wird er psychisch in die Hei-
lung eingebunden
• Homöopathische Behandlung dauert meist sehr lang und lässt so dem Organismus
Zeit, die er zur Selbstheilung nutzen kann
• Placeboeffekte bedeuten für viele Patienten effektive Hilfe
• Homöopathische Medikamente sind relativ kostengünstig, und
• sie haben, da oft hochverdünnt („potenziert“), meist keine schädlichen Nebenwirkungen

Gute Gründe, sich nicht homöopathisch behandeln zu lassen:


• Homöopathie geht per deÞnitionem von den Symptomen der Krankheit aus und
lehnt kausales Ursachendenken ab. Alle Krankheiten aber haben – nach bestem
heutigen Wissen - kausale Ursachen
• In reinstem Wasser und Alkohol, die man beim „Potenzieren“ zum Verdünnen
nimmt, kommen in Spuren fast alle wichtigen, natürlichen Elemente vor, die es
gibt. Woher „weiß“ das Heilmittel, dass nur es allein potenziert werden soll?
• Die Theorie, dass Gleiches mit Gleichem kuriert werde und dass beim „Potenzie-
ren“ sich „feinstofßiche Information“ vom Wesen der Ursubstanz auf den Verdün-
nungsstoff übertrage, wobei „Stofßiches sich schrittweise in Unstofßiches verwand-
le“, ist wissenschaftlich unbelegt. Wer heute noch an die vitalistische „immaterielle
Lebenskraft“ im Sinne Hahnemanns glaubt, der ignoriert wesentliche Erkenntnisse
der Physik, Chemie und Biologie der letzten 200 Jahre
• Unterschiedlichste Homöopathieschulen melden ähnlich große Heilerfolge wie an-
dere para- und pseudomedizinische Methoden. Vermutlich beruhen daher alle auf
Placebo-Effekten
• Homöopathie ist eine in sich geschlossene, irrationale, dogmatische, autoritäre
Heilslehre, die keine Kritik zuläßt
• Wer an die Homöopathie glaubt, ist - bewusst oder unbewusst skeptisch gegen-
über der wissenschaftlichen Medizin. Mit der Angst vor der „schädlichen Chemie“
ist aber ein „Nocebo-Effekt“ verbunden, der die Wirkung von gut bewährten
konventionellen Verfahren mindert oder sogar ganz aufhebt
• Es entstehen Kosten ohne belegten Nutzen. Auf Methoden zu verzichten, deren
Wirksamkeit nicht belegt ist, würde schnell zu einer deutlichen Kostensenkung
beitragen.
• Bei ernsten Erkrankungen wird die wirksame wissenschaftsmedizinische Therapie
oft fahrlässig verzögert, was bei manchen Patienten zum Tod geführt hat

In der angesehenen Zeitschrift LANCET erschien 1997 eine Aufsehen erregende Me-
ta-Analyse, in der Linde et al. zu dem Schluss kamen, dass Homöopathie sehr wahr-
scheinlich über Placebo-Effekte hinaus wirksam sei. Hier werden jedoch die Behand-
lungsergebnisse von Hoch- und Niedrigpotenzen, Einzel- und Komplexmitteln sowie
von individualisierten und nicht-individualisierten Therapien zusammengenommen.
Nimmt man an, dass nicht-individualisierte Niedrigpotenzen im Sinne einer Phy-
totherapie etwas wirksamer wären als Placebos, könnte genau das geschilderte
Ergebnis herauskommen. Die Autoren geben zu, dass keinerlei Aussage über die
Wirksamkeit der Homöopathie als Therapieform machen können: „Wir fanden keine
ausreichenden Beweise dafür, dass Homöopathie bei irgendeiner klinischen Erkran-
kung eindeutig wirksam ist“. Hinzu kommt, dass Meta-Analysen meist nicht alle
Studien einbeziehen („publication bias“): Negative Ergebnisse werden aus vielerlei
Gründen seltener publiziert als positive (Windeler, mündliche Mitteilung).

21. Irisdiagnose
ist eine andere der zahlreichen Methoden, die auf dem paramedizinischen Markt
miteinander konkurrieren(6, 7, 18, 20, 22, 33). Die Ursache von Erkrankungen wird von
den (normalen) Strukturvarianten der Regenbogenhaut des Auges abgelesen. Bei
einem Test schnitten Irisdiagnostiker mit einer Trefferrate von ca. 30% erstaunlich
gut ab. Sie erzielten aber dieselbe Quote auch dann, wenn sie die Patienten zwar
sahen, aber ihre Diagnose aufgrund von Photographien des Auges erstellten, bei
denen man vorher ohne ihr Wissen die Iris um 90 Grad gedreht hatte, so dass der
benutzte „Iris-Schlüssel“ gar nicht mehr zutraf(16)! „Gute“ Irisdiagnostiker lesen
nämlich ihren Befund - meist unbewusst durch „cold reading“ - vor allem von der
Körpersprache des Patienten ab, die dem geübten Praktiker viel verrät.

Akupunktur
wirkt tatsächlich schmerzlindernd, aber wohl kaum durch die Erregung genau deÞ-
nierter „Meridianpunkte“, die angeblich speziÞschen Organsystemen zugeordnet
sind(19). Der Therapeut kann nämlich mit der gleichen Wirkung auch an falschen
Punkten reizen, die einige cm neben den „echten“ Meridianpunkten liegen, solange
er das genügend selbstbewußt tut. Der Effekt hängt hauptsächlich mit der Ausschüt-
tung von körpereigenen, betäubenden Endorphinen zusammen, denn die
Wirkung wird durch den speziÞschen Morphin-Gegenspieler Naioxon vollständig auf-
gehoben. Man muss also unterscheiden zwischen der Akupunktur als durchaus wirk-
same transcutane Reizung und der „klassischen“ - z.B. der chinesischen - Akupunk-
tur, bei der angeblich der „Energießuss“ in den „Körpermeridianen“ beeinßusst
werde. Hierfür gibt es medizinisch bisher keine Belege.

Elektroakupunktur nach Voll


zieht zur Diagnose die Messung des elektrischen Haut-Widerstandes heran und tes-
tet die Wirksamkeit von Medikamenten - oft Homöopathika - ähnlich wie bei der Ki-
nesiologie. Da der gemessene Widerstand mit der Kraft variiert, mit der die Elektro-
de gegen die Haut gedrückt wird, hängt er weniger vom Patienten ab, sondern mehr
von der Erwartungshaltung des einfühlsamen Therapeuten.

Kinesiologen
behaupten, dass sie aufgrund der Armmuskelkraft unterscheiden können zwischen
hilfreichen und schädlichen Stoffen, die der Proband in einem verschlossenen
Fläschchen in der anderen Hand hält. Ein „erfahrener“ Kinesiologe möge mit dieser
Methode zehn Fläschchen austesten, von denen fünf eine vitaminhaltige wässrige
Lösung und die anderen fünf eine Cyanidlösung enthalten. Die als gut befunden
Fläschchen möge er dann auszutrinken (man missverstehe diesen Vorschlag nicht
als Aufforderung zum Mord).
Chiropraktiker
können gelegentlich Bandscheiben-Probleme mit (nicht ganz ungefährlichen) Mani-
pulationen an der Wirbelsäule beseitigen. Darüber hinaus behaupten sie, Ursache
aller Krankheiten seien einzig und allein eingeklemmte Rückenmarknerven, und so
werden „Subluxationen“ an Fehlstellung einzelner Wirbel ertastet oder im Röntgen-
bild diagnostiziert. Dass Patienten, die von Chiropraktikern „geheilt“ worden waren,
danach keinerlei Veränderung im Röntgenbild zeigten, macht skeptisch. Umgekehrt
ist aber auch bei Wissenschaftsmedizinern Vorsicht geboten. Nachdem diese Rönt-
gen-Wilder von (was sie nicht wussten: beschwerdefreien!) Patienten gesehen hat-
ten, lautete ihr Rat nicht selten: „Sofort operieren!“

Geistheiler
- am bekanntesten die Filipinos, die durch die geschlossene Bauchdecke hindurch
„operieren“ - können in einigen Fällen zu - meist nur vorübergehender - Besserung
beitragen, indem sie suggestiv die Selbstgesundungsmechanismen aktivieren. Jeder
gute Wissenschaftsmediziner, dem der Patient vertraut, verfügt aber dank seiner
Suggestionskraft über dieselben „Heilkräfte“ wie der Geistheiler. Im Test erwies sich
„Fernheilung“ als wirksam bei Patienten, denen man suggerierte, ein bekannter
Geistheiler werde sie behandeln, obwohl das nicht der Fall war, war aber unwirksam
bei Patienten, die „behandelt“ wurden, ohne davon zu wissen(37). An dieser Stelle sei
daran erinnert, dass Außenseitermediziner, die durch Placebo-Effekte heilen, nicht
nur wissenschaftlich gesehen irren. Wegen der unvermeidbaren Nocebo-Effekte, die
zu Lasten des wissenschaftsmedizinischen Behandlungserfolges gehen, haben sie
auch pragmatisch gesehen nicht Recht.

Der berühmte amerikanische Geistheiler Reverend Peter Popoff, der sein hellseheri-
sches Wissen als direkte Eingebung der Stimme Gottes präsentiert, trägt bei seinen
öffentlichen Veranstaltungen immer ein Hörgerät. Dem ist der Berufszauberer Ja-
mes Randi (1993) nachgegangen und hat mit einem Frequenz-Scanner festgestellt,
dass Gott auf der Frequenz 39,17 Mhz spricht, dass er eine Frau ist, und dass seine
Stimme der von Popoffs Frau gleicht. Und die erhielt nötige Informationen von Mit-
arbeitern, die, als Patienten verkleidet, vor der Veranstaltung die wartenden Klien-
ten aushorchten. Besuchern mit Gehbeschwerden, die zu Fuß gekommen waren,
setzte man zuvorkommend in bereitstehende Rollstühle. Als sie dann während der
Show daraus aufstanden, entstand im Publikum der Eindruck, sie könnten jetzt zum
ersten Mai wieder gehen. Seit Randi den Betrug Popoffs öffentlich im Fernsehen
aufgedeckt hat, verdient dieser nicht mehr vier Millionen Dollar im Monat (als Reve-
rend in den USA steuerfrei). Nach einem vorübergehenden Bankrott war er aber
1993 schon wieder im Geschäft. Er rächte sich bei Randi, indem er ihn verklagte,
weil dieser ohne Einwilligung die Stimme seiner Frau im Fernsehen verbreitet hatte.

Diese eher harmlosen, aber aufschlussreichen Beispiele dürfen uns nicht darüber
hinwegtäuschen, dass Geistheiler außerordentlich gefährlich sein können. Denn sie
setzen das Leben ihrer Patienten aufs Spiel, wenn sie ihnen von der herkömmlichen
medizinischen Behandlung abraten. Es sind viele Fälle dokumentiert, bei denen an-
geblich geheilte Patienten das Versagen ihrer Heiler erst gemerkt haben, als es für
eine rettende wissenschaftsmedizinische Behandlung zu spät war(18).
Der Begriff „psychische Behandlung“ ist übrigens ein Beispiel für die Ungenauigkeit
unserer Alltagssprache, die oft zu „begrifßicher Kontamination“ und damit zu Miss-
verständnissen führt. Es gibt nämlich keinerlei wissenschaftlichen Hinweis darauf,
dass ein Mensch ausschließlich psychisch beeinßusst werden kann - das wäre sonst
ein Fall von Psychokinese. Was der Volksmund darunter versteht, ist niemals nur
psychisch. Kein Therapeut kann einen Menschen psychisch beeinßussen, ohne ihn
dabei zugleich auch physisch zu verändern, sei es durch Körpersprache oder durch
die Schallwellen seiner Worte. Und natürlich löst die darin enthaltene Information
Veränderungen im Gehirn des Empfängers aus, die letztlich zu den messbaren kör-
perlichen Folgeerscheinungen der „psychischen“ Beeinßussung führen. Sich dessen
bewusst zu sein, trägt dazu bei, die Psychotherapie zu entmystiÞzieren, die als
höchst wirksame Methode ja auch von der Außenseitermedizin erfolgreich genutzt
wird. Dasselbe gilt für diverse esoterische Techniken zur Übertragung von „Kraft“
und „Energie“, beispielsweise durch Außegen der Hand.

22. Psychokinese
oder Telekinese, bei der Gegenstände allein Kraft des Geistes bewegt oder verbogen
werden, wurde schon oft durch Zaubertricks „realisiert“, die in Fachkreisen wohlbe-
kannt sind. Gäbe es auch nur einen einzigen zweifelsfrei nachgewiesenen „echten“
Fall, wäre schon längst der millionenschwere Preis der James Randi Educational
Foundation/Florida ausgezahlt worden (siehe unten).

Aufmerksamkeit verdient in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass beispiels-


weise die heutigen Metallbieger eine merkwürdig beschränkte Kraft haben: Ihr
„Geist“ hat nur Erfolg bei Löffeln und Gabeln, nicht aber bei Messerklingen! Dass
paranormale Erklärungen falsch sind, kann man nicht (nur) daraus ableiten, dass
man Fehler in jedem einzelnen Experiment sucht, sondern indem man unerklärbare
Beschränkungen betrachtet. Und sollte es PSI-Phänomene doch geben, müssten wir
- so Baker(2) - unendlich dankbar sein, dass sie offensichtlich nur schwach und in-
konsequent wirken. Welch eine Horrorwelt, in der man Psychokinese gezielt willent-
lich einsetzen könnte! Ein kleiner Ärger genügte, und man könnte durch eine winzi-
ge Beeinßussung der Bordcomputer ganze Flugzeuge vom Himmel holen …

Séancen
täuschen die Teilnehmer sowohl durch Autosuggestion als auch durch Tricks, die der
Leiter - das „Medium“ - einsetzt. Beim „Tischrücken“ bewegt dieser selbst den Tisch
- dank der wohlbekannten psychomotorischen Automatismen oft ohne es selbst zu
merken! Hinzu kommt als weitere Illusion der „autokinetische Effekt“: Ruhende,
schwache Lichter scheinen sich in dunkler Umgebung zu bewegen, mag der Beob-
achter auch noch so kritisch sein.

23. „Aura-Photographie“: eine billige Fälschung


Die „Aura“ eines Menschen ist weniger geheimnisvoll als man vielleicht denkt. Auf-
genommen wird sie mit einer speziellen photographischen Kamera und einem einfa-
chen Trick: einer Doppelbelichtung. Nach der normalen Aufnahme der Person - aus
photographischen Gründen vor schwarzem Hintergrund - wird das Bild der angebli-
chen „Aura“ durch das Licht farbiger Leuchtdioden künstlich produziert, die dicht vor
dem Kameraobjektiv seitlich angebracht sind, und deren Helligkeit bei der Kamera,
die ich untersucht habe, durch elektrische Spannungen gesteuert wurden, die man
mit Elektroden von den Fingern der Versuchsperson abgriff. Eine Art abgewandelter
Lügendetektor, sonst nichts! Was man daraus über mögliche Krankheiten und psy-
chische Zustände ablesen kann, bleibt der Fantasie des „Aura-Spezialisten“ überlassen.

24. Kirlian-Photographien
der „Aura“ zeigen die direkten Auswirkungen von elektrischen Büschelentladungen
auf einen photographischen Film. Dieser liegt in einem künstlich erzeugten elektri-
schen Hochfrequenzfeld zwischen einer Metallplatte und einem aufgelegten Objekt,
z.B. einem Finger. Das Ergebnis hängt vom Filmmaterial ab, von der äußeren Form
der aufgelegten Fläche, vom Außagedruck, von der Leitfähigkeit der Haut (d.h. von
der Salzkonzentration im Hautschweiß) und von der lokalen Luftfeuchtigkeit. Die
eindrucksvollen Farben sind keinerlei Abbild von irgend etwas. Sie zeigen lediglich
an, wie tief die künstlichen Entladungen und das mit ihnen verbundene Licht in die
übereinander liegenden Schichten des FarbÞlms vorgedrungen sind.

25. Todesnähe- und Out-of-body-Erlebnisse: Blicke ins „Jenseits“


oder Halluzination?
Haben Menschen eine Art „Astralleib“, der Träger des Bewusstseins ist und der ihren
sterbenden Körper verlässt, um in eine andere Welt zu wandern? In über 50 ver-
schiedenen Kulturkreisen glaubt man an einen Geist oder eine Seele, die den Tod
überdauert, indem sie den Körper verlässt - scheint dieser doch unmittelbar danach
äußerlich (!) noch ganz unverändert zu sein. Nahe-Todes-Erfahrungen (NDEs) oder
„Out-of-body“-Erlebnisse (OBEs) hatten zwischen 5 und 28% der Bevölkerung
(Blackmore in 25). Nach glaubwürdigen Berichten hatten sie charakteristische
„Kernerfahrungen“, die relativ einheitlich sind: Sie spürten - meist für ein bis zwei
Minuten - vom eigenen Körper getrennt zu sein und beobachteten aus einiger Ent-
fernung schräg von oben, was mit diesem geschah. Sie fühlten sich friedlich und
zutiefst glücklich, manchmal hörten sie, dass man sie für tot erklärte. Sie passier-
ten einen langen dunklen Tunnel mit einem hellen, zentralen Licht, das immer grö-
ßer wurde. Jenseits des „Tunnels“ trafen viele auf andere menschliche Gestalten,
darunter oft ein „Lichtwesen“, und manche erfuhren einen kritisch-wertenden Le-
bensrückblick.

Solche Erfahrungen sind die empirische Grundlage für Vorstellungen, die sich viele
Menschen von einem Jenseits machen. Keineswegs handelt es sich hier um Traum-
erlebnisse oder Fantasien, sondern vielmehr um Ereignisse, die als äußerst real er-
lebt werden. Man muss dazu aber gar nicht fast tot sein. Ausgelöst werden sie näm-
lich auch durch Drogen wie Haschisch, Psilocybin, Meskalin oder LSD, extreme
Übermüdung, Epilepsie, Migräne, Meditation, oder durch Sinnes-Derivation: dem
völligen Entzug aller äußeren Sinnesreize in einem Isolationstank, in dem man bei
Dunkelheit und Stille mehrere Stunden lang schwerelos schwebt (8, Blackmore in 25). In
allen Fällen ist der Körper keineswegs tot, im Gegenteil: Das Gehirn ist ganz beson-
ders aktiv. Die Erlebnisse geben also keinerlei Hinweis auf ein Leben nach dem Tod.
Verursacht werden NDEs vermutlich durch elektrisches „Rauschen“, das zunächst in
der Sehrinde und später auch in anderen Hirnbereichen zunimmt: eine Folge der
ausgefallenen Atmungs- und Herztätigkeit, Wegen der natürlichen Bildverzerrung
infolge des kortikalen Vergrößerungsfaktors - der mittlere Bereich des Sehfeldes
wird im Gehirn vielfach vergrößert abgebildet! - erzeugt dieses Rauschen in der
Wahrnehmung einen dunklen Tunnel mit einem hellen Fleck in der Mitte, der lang-
sam größer wird. Zur Wahrnehmung eines „LebensÞlms“ kommt es dann, wenn das
„Rauschen“ auf die Nervenzellen im Schläfenlappen übergreift. Bei jedem Menschen
kann man dort durch elektrische Reize künstlich Halluzinationen auslösen, in denen
Erinnerungen als höchst lebendige Ereignisse nacherlebt werden.

Warum aber können bewusstlose Patienten mit geschlossenen Augen später von
visuellen Erlebnissen berichten und zutreffend schildern, was mit ihnen und m sie
herum geschah? Von allen Sinneswahrnehmungen geht das Gehör als letztes verlo-
ren, und unser Gehirn kann sich aus dem, was wir hören, ein deutliches visuelles
Bild machen. Es gab allerdings auch visuelle Berichte über Wiederbelebungsversuche
bei Menschen, die sich nur einbildeten, sie seien künstlich wieder belebt worden.

Wenn man OBE-Erlebnisse als eine reale Trennung von Körper und Geist deutet,
dann sind das, ebenso wie die Vorstellung einer „Wiedergeburt“ des persönlichen
Ich, Spekulationen, für die es bis heute keine glaubwürdigen Belege gibt. Unsere
Wahrnehmung, unser Bewusstsein, unser Ich sind nach dem Wissen der Hirnfor-
schung untrennbar eng verbunden mit der Funktion speziÞscher Hirnbereiche. Fällt
beispielsweise ein bestimmter Teil im mittleren Temporallappen aus, so ist man - für
den normalen Menschen kaum vorstellbar blind für Bewegung: Die Sehwelt besteht
dann nur och aus Standbildern.

Dass das wahrnehmende Ich in Form eines „Astralleibes“ den Körper verlassen
kann, ist aus Sicht der Hirnforschung also extrem unwahrscheinlich. Dennoch: Eine
Theorie mag noch so bizarr sein, sofern sie prüfbare Voraussagen macht, sollte man
sie wissenschaftlich ernstnehmen. HäuÞg behaupteten Personen, sie hätten ihren
Astralleib in andere Räume geschickt und gesehen, was dort vorging. Wären extra-
korporalen Erfahrungen also mehr als Halluzinationen, ließe sich dies nicht nachwei-
sen, besonders einfach in Kliniken. Ohne das Operationsteam zu informieren, könn-
te man auf in hohes Regal oberhalb der Operationstische einen eitel legen - nicht
sichtbar in irgendwelchen spiegelnden Flächen, und wohlbewacht vor möglichen,
betrügerischen Informanten! - mit einer deutlich lesbaren, persönlichen Botschaft
an den jeweiligen Patienten: „Lieber Herr Fritz Müller! Bitte merken Sie sich die Zahl
758“. Würden Patienten nach ihrer Operation ganz von selbst von diesem Zettel und
der darauf notierten Zufallszahl erzählen (die jedes Mal geändert wird!), so wäre
das ein starkes Indiz dafür, dass das wahrnehmende Ich den Körper wirklich verlas-
sen kann. Kontrollierte Experimente dieser Art hatten noch nie Erfolg.

Bis heute gibt es also keine glaubwürdigen Hinweise, dass außerkörperliche Erleb-
nisse mehr sind als Halluzinationen, die als überaus real empfunden werden. Sich
über Begriffe wie Astralleib oder „feinstofßiche Materie“ Gedanken zu machen, ist
daher müßig: Es sind nichts als leere Worthülsen, reine Fantasieprodukte, auch
wenn manche Menschen aufgrund ihrer Weltanschauung sich wünschten, sie seien
real.
Hypnose-Regression in ein angebliches „früheres Leben“ kann zwar einen positiven
therapeutischen und Placebo-Effekt haben. Oft verschafft es dem Patienten Trost,
sein jetziges Schicksal mit früheren, in vorhergegangenen Leben, in Bezug zu set-
zen. Gäbe es das Phänomen der Reinkarnation wirklich, dann dürfte es aber wohl
immer nur eine einzige Person geben, die früher einmal Napoleon, Jeanne d'Arc
oder Nero gewesen sein will; das ist keineswegs der Fall. Überdurchschnittlich viele
richtige Antworten auf - in fremder Sprache gestellte - „ja/nein-Fragen“ (die man
ohnehin zu etwa 50% richtig raten kann) sind auch kein Beleg für Wiedergeburt,
denn in fast allen Sprachen erkennt man die Art der Frage an der Satzmelodie.

Ich glaube, dass die Natur ein „Recycling von Seelen“ nicht nötig hat. Vielmehr
scheint sie mit jedem entstehenden Gehirn ein neues Bewusstsein zu erschaffen.
„Wir alle halten uns selbst nur allzu gern für ein unvergängliches Gebilde, das einen
vergänglichen Körper bewohnt. Aber schon Buddha lehrte, dass wir diese Illusion
durchschauen müssen… dass der Körper nur Fleisch ist, und wir eigentlich nicht so
wichtig sind. Und das ist eine höchst befreiende, erleuchtende Einsicht“ (Blackmore,
zitiert nach(25).

Der Zauberkünstler Houdini war ein Skeptiker, der selbst gerne an die Echtheit pa-
ranormaler Phänomene geglaubt hätte. Alle Fälle jedoch, die er untersuchte, erwie-
sen sich als Fälschung oder Selbsttäuschung. Sein Forscherdrang machte selbst vor
dem eigenen Tod nicht halt. Mit seiner Frau machte er einen geheimen Code aus,
den er versuchen wollte, aus dem Jenseits zu schicken. Viele Medien standen an-
geblich in Kontakt mit Houdini, aber niemand war jemals in der Lage, diesen Code
zu nennen.

26. Levitation
Der vermeintliche Schwebezustand bei OBEs lässt sich zwanglos mit der Art unserer
bildlichen Vorstellung erklären: Wenn man sich irgendein Geschehnis vorstellt, an
dem man selbst beteiligt ist, beispielsweise eine gemeinsame Familienmahlzeit, so
geschieht dies meist aus der Vogelperspektive: Man sieht, schräg von oben, sich
selbst mit am Tisch sitzen. So realistisch man im Traum oder in der Meditation den
Vorgang des Schwebens und Fliegens erleben mag: Ein glaubwürdiger Nachweis für
die Echtheit steht aus.

27. „Orgon-Strahlen“ und die Illusion der „tanzenden Punkte“


Wilhelm Reich gilt als Entdecker der sogenannten „Orgon-Strahlen“. Als heilsame
„Lebensenergie“ haben sie Einzug in die Paramedizin gehalten. Dazu heißt es dann:
„Schaut auf den Himmel, da seht ihr viel Energie (Orgon), aber wenn ihr auf einen
Baum am Horizont blickt, seht ihr direkt an der Grenze zum Baum kein Orgon, und
auch nicht vor dem Baum. Der Baum atmet das Orgon ein, denn Orgon ist Leben …“
Obwohl diese „Strahlen“ und ihre angebliche Wirkung noch nie nachgewiesen wur-
den: Sehen kann man das tatsächlich so, und schon Helmholtz hat das Phänomen
beschrieben. Starrt man entspannt auf eine gleichmäßig helle, blaue, grüne oder
weiße Fläche, sieht man nach einigen Sekunden etwas, das sich vergleichen lässt
mit dem Bild von lebenden Spermien, die man im Mikroskop bei etwa 200facher
Vergrößerung betrachtet: Hunderte von winzigen, kontrastarmen Gebilden bewegen
sich rasch kreuz und quer durchs Gesichtsfeld! Jeden einzelnen dieser „tanzenden
Lichtpunkte“ kann man aber nur zwei bis vier Zehntelsekunden lang sehen. Sie
erscheinen etwas heller als die Umgebung und legen bizarre Kurven mit meist drei
Richtungswendepunkten zurück, die insgesamt einen Sehwinkel von jeweils ca. 2°
überstreichen. Besonders gut sieht man sie im blauen Himmel oder mit der „Ganz-
feld-Technik“, bei der man sich halbierte Pingpong-Bälle vor die offenen Augen setzt.
Bei den „tanzenden Punkten“ handelt es sich keineswegs um die bekannten „mou-
ches“, Schatten von Einschlüssen im Glaskörper, die sich mit jedem Blickwechsel
träge mitbewegen. Als ich das Phänomen zum ersten Mal wahrnahm, habe ich zu-
nächst vermutet, dass es auf „Rauschen“ in unserem Sehsystem beruht: Bewe-
gungsdetektoren, die nichts zu tun haben, könnten Zufallsbewegungen von nicht
vorhandenen Bildelementen signalisieren. Tatsächlich aber handelt es sich um die
zarten Schatten der roten Blutzöllen, die durch die Netzhautkapillaren ßießen. Denn
die „tanzenden Punkte“ erscheinen weder bei weit geöffneter Iris, weil die Schatten
dann unscharf werden, noch bei roten Flächen, weil die roten Zellen dann keine
Schatten mehr werfen. Zudem erhöht sich ihre Bahngeschwindigkeit, wenn man
durch Pressen der Atmung den Blutdruck in den Augen heraufsetzt (Kröhling, münd-
liche Mitteilung). Wahrnehmungen wie die „tanzenden Punkte“ widersprechen natür-
lich unserer Seherfahrung, deshalb werden sie in der Wahrnehmung ebenso unter-
drückt wie die massiven, aber ruhenden Schatten der Blutgefäße, denn das ruhende
Auge ist blind(31, 35). Zudem ist überall dort, wo im Gesichtsfeld kontrastreiche For-
men sind, die KontrastempÞndlichkeit unseres Sehsystems verringert, so dass es die
kontrastarmen „tanzenden Punkte“ übersieht. Auch die Bewegungsdetektoren hätten
dort genügend Daten zu verarbeiten, und es käme erst gar nicht zu dem hypotheti-
schen „Rauschen“. Sich mit Paraphänomenen zu beschäftigen und sie versuchen, zu
erklären, kann sich also lohnen: Manchmal gibt es ein spin-off für die Wissenschaft.

28. Täuschung und Enttäuschung in der Parapsychologie


Der Laie neigt dazu, zu glauben, dass PSI-Phänomene weit verbreitet sind. Parapsy-
chologen sehen das, aus über 120jähriger schmerzlicher Erfahrung, anders. Denn
noch immer können sie, so der National Academy of Science Committee Report
1987, kein überzeugendes, positives Resultat vorweisen, das von kompetenten,
kritischen Wissenschaftlern erfolgreich wiederholt werden kann(3, 23). Die einzige
Neuentdeckung, die wir Parapsychologie verdanken, scheint der „experimenter
effect“ zu sein: Die Tatsache, dass die Erwartungshaltung des Versuchsleiters
ungewollt das Ergebnis „schönt“.

Besonders ins Zwielicht geriet die Zuverlässigkeit parapsychologischer Forschungs-


ergebnisse durch Randis „Projekt Alpha“(23). Dieser schickte zwei junge Zauber-
künstler als Versuchspersonen mit angeblicher PSI-Begabung in das renommierte
McDonnel-Laboratory for Psychic Research der Washington University in St.Louis
/Missouri, das mit 500.000 $ gesponsert worden war. Zuvor hatte er fairerweise mit
ihnen ausgemacht, dass sie ihre Tricks offenbaren sollten, bevor diese als echte pa-
rapsychologische Phänomene publiziert würden, und dass sie auf die Frage: „Hast
du Tricks eingesetzt?“ sofort antworten sollten: „Ja, und James Randi hat uns her-
geschickt!“ Randi schrieb dem Leiter, Physikprofessor an der Universität, welche
Kontrollversuche vor Taschenspielertricks schützen und schlug vor, bei der Vorberei-
tung betrugssicherer Experimente zu helfen, was aber dankend abgelehnt wurde.
Im Verlauf der zweieinhalbjährigen Forschungsarbeit wurden die jungen Zauber-
künstler nie gefragt, ob sie betrügen, obwohl Randi in dieser Zeit mindestens acht
Briefe an das Labor schickte, in denen er vor genau denjenigen Tricks warnte, mit
denen die Zauberer ihren Überwachern diverse PSI-Effekte vorgaukelten. Der Ver-
suchsleiter las ihnen sogar einen der Briefe mit den darin geschilderten Vorsichts-
maßnahmen vor und mokierte sich über die Ratschläge des Absenders. Auf die
Frage, ob sie tricksten, warteten sie vergeblich. Das Ergebnis der Untersuchungen:
Die Versuchspersonen konnten Gedanken lesen, Schlüssel biegen und dergleichen mehr.
Einmal sollten sie den Gang einer kleinen Digitaluhr auf irgendeine Weise psychisch
beeinßussen. Hinter dem Rücken der Versuchsleiter schmuggelten sie die Uhr vorü-
bergehend aus dem Labor heraus und steckten sie in der Kantine aus Spaß in einen
Mikrowellenherd. Die Parapsychologen waren begeistert über die unerklärlichen,
fremdartigen Symbole, die „Wunderuhr“ danach zeigte. Sie wurde für 10.000 $
analysiert, ohne dass man eine normale Erklärung für die wundersamen Zeichen
fand. Randi will kein Missverständnis aufkommen lassen: Er machte solche Tests
nicht zum Scherz, oder um Parapsychologen bloßzustellen. Vielmehr sieht er darin
die einzige Möglichkeit, ihnen zu beweisen, wie leicht sie sich täuschen lassen - von
anderen wie auch von sich selbst.

29. Pseudowissenschaft oder nicht?


Es geht hier nicht darum, unsere Welt, in der wir leben, durch Besserwisserei zu
entzaubern. Ganz im Gegenteil glaube ich, dass die Welt in ihrer Abstraktheit, wie,
sie die Wissenschaft ansatzweise erkannt hat, sich bisher auf überwältigende Weise
als wunderbarer und schöner erwiesen hat als Esoteriker und Science-Fiction-
Autoren zusammen sich bisher ausgemalt haben. Und es geht auch nicht darum,
irgendwelche Phänomene zu ignorieren, die - wären sie real - von der heutigen Wis-
senschaft nicht erklärt werden könnten. Jeder intellektuell redliche Wissenschaftler
ist offen für neue, unverstandene Phänomene, allerdings unter der Voraussetzung,
dass deren Existenz wirklich nachgewiesen ist. Denn die Bereitschaft, aus den
Ergebnissen von Schlüsselexperimenten („crucial experiments“) zu lernen, ist ein
Merkmal echter Wissenschaft. Es ist das Fehlen dieser Bereitschaft, das Pseudowissen-
schaften auszeichnet: Sie zeigen sich immun gegenüber jeder Art von Widerlegung.

Vollmer(29) hat aussichtsreiche Kandidaten für Pseudowissenschaften gesammelt,


deren Grundkonzepte nach dem heutigen Stand des Wissens nicht wissenschaftlich
belegt sind. Dazu gehören beispielsweise: Astrologie, Biorhythmenlehre nach Fließ,
Chiropraxis, Erdstrahlenkunde, Graphologie, Handlesen; Paramedizin wie z.B. die
klassische Akupunktur-Theorie, Auraphotographie, Eigenblutbehandlung, Geisthei-
lung, Homöopathie nach Hahnemann, Irisdiagnostik, Kinesiologie, Orgontherapie
nach Reich, Phrenologie, Pyramiden-Kraftfeldwirkung, Paraphysik wie z.B. Levitati-
on, New-Age-Physik nach Capra, N-Strahlen, Perpetuum mobile-Forschung; Para-
psychologie wie z.B. Hellsehen, Präkognition, Psychokinese, Spuk; Psychoanalyse
nach Freud und UFOlogie.
30. Sind Esoteriker Scharlatane?
Auch wenn sie irren: Die meisten Esoteriker betrügen nicht bewusst, sind also keine
echten Scharlatane. Es sind sogenannte „shut eyes“: Sie wissen es nicht besser.
Und so täuschen sie nicht nur ihre zahlungswilligen Kunden, sondern auch sich
selbst. Aber sie könnten es besser wissen, wenn sie sich über die vorliegenden,
unvoreingenommen durchgeführten Untersuchungen informierten.

Wilson und Barber (zitiert in 2) haben herausgefunden, dass 4-6% der Bevölkerung
„fantasy-prone“ sind: Sie neigen dazu, unkontrolliert zu fantasieren und zu halluzi-
nieren was immer sie sich wünschen. Es sind die geborenen „Medien“, Wahrsager
und Heiler, Tagträumer und religiösen Visionäre, diejenigen, die am häuÞgsten OBEs
erlebten oder „von UFOs entführt“ wurden. Dass wir meinen, solchen Menschen, die
keineswegs als pathologisch anzusehen sind, nur selten zu begegnen, liegt daran,
dass sie - ebenso wie die Synästheten(35) - schon in ihrer Kindheit erfahren haben,
dass es meist besser für sie ist, ihre außergewöhnlichen Wahrnehmungen, ihre Fan-
tasiewelten und imaginären Spielkameraden für sich zu behalten(2).

31. Esoterik ist schädlich, obwohl sie vielen „hilft“


Viele Esoterikanhänger sagen: “Die Realität ist relativ. Wenn ich mich entscheide,
beispielsweise an Astrologie zu glauben, dann wird sie für mich wahr und funktio-
niert“. Das Problem ist aber, dass sich die Wahrheit nicht nach dem Glauben richtet,
und sei es der Glaube von noch so vielen. Die meisten Menschen stimmen wohl zu,
dass man sein Leben nicht auf Selbsttäuschungen aufbauen sollte. Darüber hinaus
ist magisches Denken allgemeingefährlich. Mit ihm geht es ebenso wie mit Drogen:
Es macht, dass man mit der Zeit an immer dümmere Dinge glaubt(23).
So manchem Paragläubigen, der über genügend Selbstbewusstsein und etwas schau-
spielerisches Talent verfügt, hat aber schon ein einfacher Test die Augen geöffnet.
Wenn er als Irisdiagnostiker bewusst den „Irisschlüssel“ verfälscht, wenn er als
Astrologe falsche Geburtsdaten verwendet, als Hand- oder Tarotkarten-Leser das
Gegenteil von dem sagt, was in den „Lehrbüchern“ steht, oder wenn er als Radiäs-
thet Rute oder Pendel bewusst an einem „falschen“ Ort ausschlagen lässt: Die
Erfolgsrate bleibt erstaunlicherweise immer gleich! Die Schlussfolgerungen hieraus
sollte jeder selbst ziehen.

32. „Credomanie“: Sucht zum Aberglauben und ihre phylogenetischen Wurzeln


Warum ist unser Denken derart von Aberglauben und Mythen geprägt, warum glauben
heute über 60% aller Deutschen an den Einßuss der Sterne auf das menschliche Schick-
sal, warum gibt es einen Rückfall in Fundamentalismus und mittelalterliche Unkultur?
Die Ursache des Übels, die Glaubsüchtigkeit, ist ein menschliches Problem, das sich nur
schwer überwinden lässt, denn es handelt sich dabei wohl um eine echte Erblast: Auch
und gerade unsere Vorfahren, die Tiere, scheinen abergläubisch zu sein, wie Konrad
Lorenz 1975 in einem Vortrag vor der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würz-
burg am Beispiel der Wildgans Martina so anschaulich geschildert hat: An den Aufent-
halt im Freien gewöhnt, folgte die Gans ängstlich ihrer menschlichen „Ziehmutter“ beim
ersten Besuch in das ihr fremde Wohnhaus. Erst als sie ein Stück geradeaus den
Hausßur entlang gelaufen war, sah sie, dass Lorenz gleich hinter der Türe die Treppe
hinaufgestiegen war; sie drehte sich um und folgte ihm treppauf in das Gänsezimmer
im oberen Stockwerk. Diese Spitzkehre im Flur- mit der Zeit ein wenig abgeschliffen -
behielt die Gans künftig bei jedem ihrer Besuche im Haus bei. Eines Tages vergaß sie in
offensichtlicher Eile ihren rituell eingeschliffenen Umweg und stürzte direkt die Treppe
hoch. Oben angekommen, legte sie plötzlich die Flügel eng an, stieß mit ausgestreck-
tem Hals einen Schreckensruf aus und rannte die Stufen wieder hinunter, um unter
allen Anzeichen von Angst die Spitzkehre nachzuholen. Wieder im Obergeschoss ange-
kommen, zeigte sie sich deutlich erleichtert - die Welt war wieder in Ordnung!

Im menschlichen Bereich würden wir bei einem solchen Verhalten nicht zögern, von
Aberglauben zu sprechen, und in der Tat darf man unseren menschlichen Aberglauben
als ein stammesgeschichtliches Relikt solcher fehlerhaft eingesetzter Denkstrukturen
ansehen, die schon bei Tieren vorhanden sind. Wir Menschen glauben an übersinnliche
Phänomene ganz einfach deshalb, weil wir übersinnliche Erfahrungen machen - die
aber folgen unausweichlich aus der Art, wie wir wahrnehmen und denken.

Ursachen für Paragläubigkeit (= Aberglaube):


der Glaube an Kräfte und Geschehnisse paranormaler Art, die der gewohnten Erfahrung und
den bekannten Naturgesetzen widersprechen (MEYERs Enzyklopädie 1971)
• die Illusion von Zusammenhängen zwischen Ereignissen, die zufällig stattÞn-
den; Wir suchen Ursachen oft dort, wo keine sind
• die Illusion von Form und Gestalt in Zufallsmustern
• die Illusion, andere Vorgänge zu kontrollieren
• die Illusion der Erinnerung: Wir haben ein selektives Gedächtnis über die
HäuÞgkeit von unwahrscheinlichen Koinzidenzen

Zusammenhänge sehen wir auch dann, wenn sie


• nicht nachgewiesen sind,
• wissenschaftlich widerlegt sind, oder
• nicht nachweisbar und damit nicht widerlegbar sind

Hat aber dann der Versuch, den „Mann auf der Straße“ aufzuklären, überhaupt
einen Sinn? Wenn man die Berichte von Walter Gubisch (1961, zitiert in 33) liest,
kommen Zweifel. Gubisch hielt in der Nachkriegszeit im deutschsprachigen Bereich
über 5000 Vorträge. Zu Beginn zählte er oft die Zuschauer, die an die Echtheit von
Hellsehen und Telepathie glaubten; dann zog er eine Stunde lang eine Show ab, in
der er beides meisterhaft präsentierte. Anschließend erklärte er genau, mit welchen
Tricks er die Phänomene hervorgebracht hatte - um bei der Schlussabstimmung oft
ernüchtert feststellen zu müssen, dass nun noch mehr Zuschauer an Magie glaubten
als zuvor. Begründung: Er sei sich seiner echten übersinnlichen Fähigkeiten nur
nicht bewusst.

Einer typischen Kausalitätstäuschung unterliegt beispielsweise ein Jäger aus der


Steinzeit. Schlägt neben ihm der Blitz ein, so fragt sich: „Wer hat da auf mich ge-
zielt?“ Ihm erscheint diese Frage zwingend logisch, denn er weiß ja genau, wie es
ist, wenn er selbst mit seinem Speer ein Wild erlegt. Psychologen wissen sehr wohl,
dass es in unseren Religionen weniger um objektive Wahrheiten über die Welt geht,
sondern eher um eine Sammlung subjektiver Aussagen über menschliche Hoffnun-
gen und Ängste.
33. Konservativismus und Fundamentalismus
Die christlichen Amtskirchen tun sich schwer, eine klare Position gegen die um sich
greifende Esoterik-Welle zu beziehen: Zu sehr ähneln manche der eigenen Angebote
die biblischen Wundergeschichten, der Glaube an ein persönliches Fortleben nach
dem Tod - den Vorstellungen der Neo-Okkultisten des New Age. Nur wenige Theolo-
gen - so z.B. der protestantische Pastor Paul Schulz in Hamburg - haben es gewagt,
in intellektueller Redlichkeit ein modernes Christentum ohne Mystizismus zu predi-
gen. Namhafte Theologen stimmten ihm offen zu. Denn anders als früher müssen
die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Theologie heute nicht mehr mit dem natur-
wissenschaftlichen Weltbild kollidieren - vorausgesetzt, die Theologen nehmen die
Resultate ihrer eigenen kritischen Forschung wirklich zur Kenntnis und stellen sich
damit der Aufgabe, die Aufklärung geistig zu bewältigen(30).

Die moderne Theologie wird allerdings von konservativen Fundamentalisten erfolg-


reich bekämpft. Schulz selbst erhielt 1978 von seiner Amtskirche Predigt-Verbot,
obwohl allein aus der Umgebung von Hamburg etwa 50 Pastoren in einem offenen
Brief bekannten, ganz ähnlich zu denken wie er und sich für ihn einsetzten. Ein Mit-
glied der kirchlichen Schiedskommission (Vorsitzender war der damalige Landesbi-
schof Lohse) gab Schulz im persönlichen Gespräch zu verstehen, dass er mit seinen
Ansichten natürlich recht habe, und er habe das als Student in den Theologie-
Vorlesungen auch gehört; aber man dürfe das doch nicht laut von der Kanzel ver-
kündigen! Ein katholischer Priester formulierte das mir gegenüber so: „Wissen Sie“,
sagte er, „es gibt eben eine Wahrheit für das einfache Volk und eine andere für die
Gebildeten“.

Solange die etablierten Kirchen die Wahrheit so mit zweierlei Maß messen, können
sie kein überzeugender Gegenpol sein gegen die heutige Welle von Esoterik und
Aberglaube. Ähnliches wie für Paul Schulz gilt für die Fälle von Gerd Lüdemann,
Dorothee Solle, Hans Küng und Uta Ranke-Heinemann. Letztere sagte ja bezüglich
der „Jungfrauengeburt“ sachlich nichts anderes als das, was der von der Amtskirche
hochverehrte Karl Rahner formuliert hatte - allerdings so, dass es der Laie nicht
verstand.

Wenn der Mensch die Umweltkrise überleben will, in die ihn die unreßektierte technische
Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnis gebracht hat, dann muss er seine Einsicht in
die Evolution nutzen für eine realistische, rationale Kalkulation jener Bedingungen, unter
denen er überleben kann. Von alten, irrationalen Normen und wissenschaftsfeindlichen
Grundhaltungen ist keine Hilfe zu erwarten für Probleme, die erst in unserer überbevölker-
ten und technisierten Welt entstanden sind. Hier hilft uns nur die „Flucht nach vorne“,
nicht nur zu mehr Einzelwissen, sondern vor allem zu einem besseren Verständnis der
komplexen, vernetzten Kausalsysteme, die uns umgeben. Sie zu durchschauen fällt uns
Menschen, die wir vorzugsweise in Kausalketten, also „linear“ denken - weil wir linear,
in Wort- und Satzketten sprechen - unglücklicherweise sehr schwer. Die Biologie als die
„Wissenschaft von der Komplexität“, wie Manfred Eigen in einem Vortrag in Würzburg
1987 sagte, kann hier trotz der systemimmanenten Beschränktheit menschlicher Erkennt-
nis hilfreiche Einsichten vermitteln.
34. „Ockham's Rasierklinge“
Die esoterische „Erklärung“ der angeblich paranormalen Phänomene, von denen die Rede
war, dürfte „Ockham's razor“ zum Opfer fallen. Schon im 14. Jahrhundert rief der Scholas-
tiker Ockham dazu auf, mit Erklärungen möglichst sparsam umzugehen. Mit anderen Wor-
ten: Die einfachste Erklärung, die ein unverstandenes Phänomen vollständig beschreibt, ist
als die vorläuÞg beste anzusehen. Man sollte also sehr zurückhaltend sein, wenn es darum
geht, neue unbekannte Kräfte und Ursachen zu postulieren. Andererseits darf kein kriti-
scher Wissenschaftler Phänome, die zuverlässig beobachtet wurden, ableugnen, nur weil
sie der gängigen Lehrmeinung widersprechen. Er wird sie auch sofort akzeptieren, sobald
ihre Echtheit unvoreingenommen mit glaubwürdigen Methoden - also unter kritischer Kon-
trolle und im Doppelblindversuch - nachgewiesen wurde, mögen sie auch noch so kontra-
intuitiv sein, also dem gesunden Menschenverstand widersprechen.

35. FalsiÞkation in „Schul“- und Pseudowissenschaft


Naturwissenschaftliche Erkenntnis nimmt nicht geradlinig zu. Es gab falsche Theo-
rien, die sich über Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte halten konnten, weil sie un-
zureichend überprüft wurden. So erwies sich die „kalte Kernfusion“, über die ameri-
kanischen Chemiker Pons und Fleischmann 1992 berichteten, ebenso als Flop wie im
19. Jahrhundert die sogenannte „Phrenologie“: Die Kunst, psychische Eigenschaften
an der äußeren Form des menschlichen Schädels abzulesen, wurde an Universitäten
gelehrt, und es gab damals mehr Journale für „Phrenologie“ als noch vor fünf Jahren
parapsychologische Fachzeitschriften(16).

Manchmal bedurfte es spektakulärer Widerlegungen, um wissenschaftliche „Irrläu-


fer“ zu bremsen. Im Fall der „N-Strahlen“, für deren Entdeckung der Physiker Rene
Blondlot 1903 von der Academie Francaise einen Ehrenpreis von 50.000 fr. erhielt,
sorgte der skeptische amerikanische Physiker Robert W. Wood 1904 für Aufklärung.
Während im abgedunkelten Labor das Spektrum der vermeintlichen „N-Strahlen“
vermessen wurde, entfernte er heimlich das Herzstück des Versuchsaufbaues, ein
Aluminium-Prisma. Dies hatte keinerlei Einßuss auf das, was die französischen For-
scher zu messen glaubten. Wissenschaftlich war dies das Aus für die „N-Strahlen“.
Blondlot hielt jedoch unbeirrbar an seiner Entdeckung fest und argumentierte noch
1905, dass nur die südlichen Rassen genügend sensitiv seien, um die Manifestatio-
nen der „N-Strahlen“ wahrzunehmen. Das Wahrnehmungsvermögen der Angloame-
rikaner sei herabgesetzt durch den ständigen Nebel, und das der Deutschen durch
übermäßigen Bierkonsum.

“Die Wahrheit triumphiert nie, aber ihre Gegner sterben aus!“ meinte der große
Physiker Max Planck deprimiert zum Fortschritt in der Wissenschaft. Diese Sicht auf
das Gebiet der Esoterik zu übertragen, erscheint mir zu optimistisch, da die Neigung
zum Aberglauben als genetisches Relikt wohl einen Wesenszug des Menschen aus-
macht. Unser Ich verfügt gefährlicherweise über alle Mittel eines totalitären Staates:
Es agiert als Zensor, der den Informationsßuss auswählen und sogar tilgen kann.
Andererseits erwartet unser Gehirn nicht nur Formen oder Bewegungen, die es zu
erkennen gilt, sondern auch gesetzmäßige Strukturen. So neigt es fast zwanghaft
dazu, in aufeinander folgenden Ereignissen Kausalität zu sehen, auch wenn sie gar
nicht da ist. Es handelt sich hier um einen selektionsbewährten Algorithmus, also
um eine biologisch sinnvolle Annahme. Die phylogenetische und ontogenetische Er-
fahrung, dass sich Vorgänge in unserer Welt vorhersagbar wiederholen, dass etwa
ein Stein im Schwerefeld der Erde heute ebenso herunterfällt, wie er das morgen
tun wird, ist die Grundlage unseres Überlebens auf der Erde. Liegen aber gar keine
kausalen Beziehungen vor, so arbeiten dieselben Denkstrukturen im Leerlauf; Sie
deuten die Dinge nach einer Art „Scheinlogik“, die dann zu Wahrnehmungstäu-
schungen führt. Hier ist beispielsweise unsere Neigung zu nennen, Dingen, die um
uns herum geschehen, fälschlicherweise einen tiefen Sinn zuzuschreiben und als
Wink des Schicksals auf uns selbst zu beziehen - eine Veranlagung, die man, wenn
sie krankhaft überhandnimmt, Schizophrenie nennt(5).

Andererseits müssen wir daran denken, dass wir Heutigen nur die „Steinzeitmen-
schen“ zukünftiger Generationen sind, deren Wissen unvorstellbar zunehmen wird.
Wir haben daher allen Grund, unser wissenschaftliches Weltbild mit der angemesse-
nen Bescheidenheit zu beurteilen. Trotzdem dürfen wir davon ausgehen, dass es
keinem noch so unvorstellbaren wissenschaftlichen Fortschritt gelingen wird, Er-
kenntnisse gegenstandslos werden zu lassen, die sich in Beobachtung und Experi-
ment bis heute bewährt haben, so v. Ditfurth(5).

Wir sind also von Natur aus unfähig, die Welt vorurteilsfrei zu betrachten. Machen
wir aber die unbewusst ablaufenden Funktionen unseres Gehirns, unseren Weltbild-
Apparat, auch zum Gegenstand der Forschung, so werden die wissenschaftlichen
Aussagen letztlich außerordentlich verlässlich, obwohl wir dabei mit einem unvoll-
kommenen Mittel, unserem Gehirn, ebendasselbe untersuchen. Bei diesem rekursi-
ven Vorgehen mahnt das Gödelsche Theorem zur Vorsicht, an das die Additionsauf-
gabe in dem Stich von Robert Fludd (S. 3) erinnert: Die Widerspruchsfreiheit eines
Systems kann nicht mit den Mitteln des Systems selbst bewiesen werden. Hieraus
darf man aber nicht - wie es oft geschieht - folgern, dass ein rekursives Vorgehen
zu Widersprüchen führen muss. Und so, meine ich, besteht kein ernsthafter Grund,
die Verlässlichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis grundsätzlich anzuzweifeln.

36. Die Verantwortung der Wissenschaft


Schon Aristoteles erkannte vor mehr als 2300 Jahren, dass die Fähigkeit zu zweifeln
etwas seltenes ist und sich nur bei kultivierten, gebildeten Menschen entwickelt. Im
Durchschnitt sind Menschen gutgläubige Geschöpfe, denen es leicht fällt zu glauben,
aber sehr schwer, zu zweifeln. Skepsis und Zweifel aber sind für den Fortschritt der
Wissenschaft unentbehrlich. Leider sind diese Begriffe auch religiös negativ belegt.
Aber nochmals: Das griechische Wort „Skeptikos“ bedeutet lediglich: jemand, der
zum (genauen) Betrachten geneigt ist. Motiv der skeptischen Haltung ist stets die
Nachprüfung, nicht der Zweifel.
Dennoch macht sich der Neinsager, der Dissident, unbeliebt, wenn er paranormale
Überzeugungssysteme kritisch untersucht und hinterfragt. Die Verfechter paranor-
maler Erklärungen werden oft unterschwellig von religiösen Motiven getrieben, und
allzu normal ist es auch heute noch, einen „heiligen Krieg“ gegen die Lästerer aus-
zurufen.
Die neun Gebote des „New Age“:
Du sollst wissenschaftliche Beweise ablehnen
Du sollst danach streben, dich selbst zu erhöhen
Du sollst nicht auf die Meinung der anderem achten
Du sollst aus voller Überzeugung glauben
Du sollst dir keine unnötigen Fragen stellen
Du sollst das Irrationale in Ehren halten
Du sollst dich deiner Ignoranz erfreuen
Du sollst Redegewandtheit und Zungenfertigkeit vergöttern
Du sollst deinen Guru verehren

Ich fasse zusammen: Es gibt zweifellos viele Dinge zwischen Himmel und Erde, von
denen die heutige „Schulwissenschaft“ sich noch nichts träumen lässt. Wenn ich
nicht an paranormale Phänomene glaube dann nicht deshalb, weil die heutige
Wissenschaft sich nicht erklären könnte, sondern weil ihre Existenz nicht belegt ist.
Solche Skepsis hat nichts zu tun mit „materialistisch-mechanistischem Denken“ -
das hat die Wissenschaft längst überwunden. Dass aber paranormale Behauptungen
von unvoreingenommenen Forschern in Doppelblind-Tests widerlegt worden sind,
muss allen, die keine Wissenschafts-Analphabeten sind, zu denken geben. Wer den-
noch an ihnen festhält, dem fehlt die Einsicht, dass seine Vorstellungen nach heuti-
gem Stand des Wissens auf Selbsttäuschung gründen. Denn es gibt keinen unter-
schiedlichen Denkansatz, wenn man z.B. eine wissenschafts- oder eine außenseiter-
medizinische Behandlung prüft. Es zählt allein die Frage: Wirkt sie besser als eine
Placebo-Behandlung? Und umgekehrt: Wer sich vor „Erdstrahlen“ oder „Elektro-
smog“ fürchtet, kann allein aus Angst davor organisch erkranken. Ich halte es daher
für unverantwortlich, ja kriminell, Angst vor irgendwelchen Gefahren zu schüren,
solange man sich nicht auf objektive Untersuchungen berufen kann.

Aberglaube wird nicht dadurch wahrer, dass er sich 200 Jahre (wie die Homöopathie)
oder gar Jahrtausende (wie Astrologie, Kinesiologie und Akupunktur) „bewährt“ hat.
Wer anderer Meinung ist, der wende sich an die James Randi Educational Foundation
in Fort Lauderdale, Florida. (http://www.randi.org/). Sie zahlt 1,1 Millionen Dollar für den
Nachweis eines beliebigen paranormalen Phänomens: dem, der beweist, dass hoch
potenzierte Homöopathika, die keine Wirkstoffmoleküle mehr enthalten, über den
Placebo-Effekt hinaus wirksam sind; oder dem es mit Hilfe der „Kinesiologie“ ge-
lingt, aufgrund der Armmuskelkraft zwei Fläschchen zu unterscheiden, die jemand
in der Hand hält - eines gefüllt mit Wasser, das andere mit einer Giftlösung. Oder
dem Rutengänger, der ßießendes Wasser oder „Erdstrahlen“ im Doppelblindversuch
feststellen kann. Trotz vieler Bewerbungen konnte dieser Preis bisher noch nicht
vergeben werden. Die Theorien der paranormalen Glaubenssysteme sind nach
heutigem Wissensstand nichts als unbelegte Fantasieprodukte des menschlichen
Geistes. Es handelt sich um Vorstellungen und um Dinge, die wir in die reale Welt
(was immer man philosophisch darunter verstehen mag) hineingeheimnissen, denen
aber nichts Reales zu entsprechen scheint(1-5, 10-13, 15, 23, 27, 29).
Die Wissenschaft ist ein kostbarer, kollektiver Besitz der Menschheit, der schwer
erkauft worden ist. Märtyrertum und Scheiterhaufen stehen unübersehbar am Weg.
Für diesen Besitz, dessen Gültigkeit immer wieder vorurteilsfrei überprüft wurde,
tragen wir alle große Verantwortung. Wenn es sich um Behauptungen handelt, die
man testen kann - nur solche gelten als -wissenschaftlich - muss man daher die
wissenschaftliche Methodik einsetzen, um zu klären, ob sie stimmen. „Noch nie in
der Geschichte der Menschheit hat antirationales Denken einen bleibenden Fort-
schritt gebracht. Ein Rückfall in abergläubisches Denken ist ein Prozess, dem die
Hüter kultureller Werte nicht gleichgültig zusehen sollten. Es liegt an uns, etwas da-
gegen zu tun, dass unsere Nachfahren das auslaufende Jahrhundert mit einem
Rückfall in das Zeitalter magischen Denkens verbinden werden.

Rainer Wolf, geb. 1941. studierte Biologie und Physik. Seit 1985 ist er Dozent am Biozentrum der
Universität Würzburg Sein Forschungsgebiet ist neben der experimentellen Entwicklungsbiologie die
menschliche Wahrnehmung und hat das Ziel herauszuÞnden, was Sinnestäuschungen über die Funktion
des Gehirns aussagen. Er leitet die lokale GWUP-Gruppe der „Würzburger Skeptiker“ und ist Mitglied
im Wissenschafts-Rat der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften
(http://www.gwup.org/), die der Esoterik-Bewegung kritisch gegenübersteht. Ihr Ziel ist die wissen-
schaftliche Aufklärung von sogenannten „Paraphänomenen“.
Tel. (0931) 888-4229, Fax (0931) 706-825, mailto:irwolf@biozentrum.uni-wuerzburg.de
Einige nichtmedizinische Para- und Pseudowissenschaften, deren Grundkonzepte nach
heutigen Stand des Wissens fragwürdig oder wissenschaftlich widerlegt sind.
(Jedes item, das auf dieser „Negativliste“ aufgeführt ist, könnte und müsste eigentlich ausführlicher
kritisiert werden):

Aberglaube: „Credomanie“, ein tierisches Erbe, gaukelt uns Zusammenhänge vor, wo keine sind
Amulette: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Anthroposophie: viele Aussagen (z.B. Astrologie, Naturheilkunde) wissenschaftlich nicht belegt
Astralleib: leere Worthülse, unbelegtes Fantasieprodukt. Siehe extrakorporale Erfahrungen
Astrologie (Konstellation der Sterne bei der Geburt beeinßusst Schicksal und Charakter): widerlegt
Aura-FotograÞe: Fälschung, Doppelbelichtung mit farbigen Leuchtdioden (Lügendetektor-Prinzip)
Bewusstseinserweiterung: Wirkung fragwürdig
Channelling (Kontaktaufnahme mit Verstorbenen): Fantasieprodukt ohne jeden Beleg
Deja-vu-Erlebnisse: Selbsttäuschung. Wahrnehmen ist stets das Wiedererkennen von Bekanntem
Erdstrahlen: wissenschaftlich nicht belegt, da im Doppelblindversuch nicht reproduzierbar zu Þnden
extrakorporale Erfahrung (OBE): Selbsttäuschung bei Hirnstress, Halluzination ohne realen Hintergrund
Fabelwesen: Existenz bisher nicht nachgewiesen
Fetische: Wirkungen über den Placebo- oder Nocebo-Effekt hinaus bisher nicht nachgewiesen
Feuerlaufen: Über glühende Holzkohle gehen kann jeder, der es sich getraut - man muss es nur tun
Fundamentalismus: unvereinbar mit wissenschaftlichem Denken und wissenschaftlicher Theologie
Gläserrücken: überzeugende Selbsttäuschung, hervorgerufen durch „ideomotorische Bewegungen“
Graphologie: unzuverlässig; zwischen Studenten und Irrenhaus-Insassen konnte nicht unterschieden
werden
Handlesen: Theorie unbelegt, funktioniert durch „cold reading“ und „multiple-out“-Technik
Hellsehen: unbelegt. Zufällig erfolgreiche Fallbeispiele werden selektiv verbreitet oder erfunden
Hexenkult: mittelalterliche Riten ohne Wirkungen, die über Placebo- oder Nocebo-Effekte hinausgehen
Holismus (das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile und deren Wechselwirkungen): unbelegt
Jenseits-Stimmen: Fehldeutung von Störgeräuschen infolge des „Gestaltungsdrucks“ unseres Gehirns
Kalte Fusion: nicht glaubhaft belegt, aber dennoch von manchen Außenseiter-Physikern vertreten
Kornkreise: vielfach als Jux von Nicht-Außerirdischen aufgedeckt
Kreationismus: wissenschaftlich unbelegt, von der wissenschaftlichen Theologie abgelehnt
Levitation (Schweben trotz Schwerkraft): nicht glaubhaft nachgewiesen, gilt als physikalisch unmöglich
Mondphasen: Einßüsse auf Geburtenrate, Unfallstatistik und Kriminalitätsrate nicht nachgewiesen
N-Strahlen: Fantasieprodukt von Physikern um Blondlot, entstanden durch Autosuggestion
New-Age-Physik nach Capra: wissenschaftlich unbelegte, mystische Interpretation der Physik
Numerologie: zufällige Zahlenkorrelationen fehlgedeutet als Omen für kausale Zusammenhänge
Offenbarungen: Wahrsagungen der „Seher“, von Gläubigen im Nachhinein als zutreffend interpretiert
Okkultismus: Glaube an die Existenz von paranormalen Phänomenen. Siehe PSI-Phänomene
Out-of-bodv-Phänomen (OBE): Halluzination, als Fakt unbelegt. Siehe extrakorporale Erfahrung
Paraphvsik (Glaube an paranormale Phänomene in der Physik): wissenschaftlich nicht belegt
Parapsychologie (klassische): PSI-Phänomene trotz 120jähriger Erforschung nicht glaubhaft belegt
Pendeln: Bewegung durch unbewusste „Ideomotorik“ in Richtung die der Pendler unbewusst erwartet
Perpetuum mobile: widerspricht dem Energieerhaltungssatz, gilt daher als unmöglich. Noch nie gebaut
Phrenologie: (die äußere Schädelform spiegelt geistige Eigenschaften wider): Theorie widerlegt
Prä-Astronautik: wissenschaftlich nicht glaubhaft belegt
Präkognition: unbelegt, Fallbeispiele oft erfunden. Selektive Wahrnehmung der Zufallstreffer
Prophetie: siehe Offenbarung. Verlässlichste Vorhersagen erlaubt die Wissenschaft
PSI-Phänomene: Für deren Nachweis ist der JAMES RANDI-Preis von 1.100.000.- $ ausgesetzt
Psychokinese (Gegenstände werden allein mit Geisteskraft in Bewegung gesetzt): unbelegt
Pyramiden-Kraftfelder: Wirkung nicht glaubhaft nachgewiesen, Effekte sind nicht reproduzierbar
Pyramiden-Mythen: frei erfunden, ohne wissenschaftliche Belege
Radiästhesie (Strahlenfühligkeit) mit Wünschelrute, Pendel oder „Biotensor“: unbelegt
Reinkarnation: unbelegt, die Gehirnforschung macht sie extrem unwahrscheinlich
Satanismus: Laut Balducci, Lucifer-Experte des Vatikans, gibt es 1.758.640.176 Teufel. Unbelegt
Sekten: vertreten ideologische Weltbilder, die mit wissenschaftlicher Erkenntnis unvereinbar sind
Spiritismus: Weder die Existenz von Geistern noch die von „feinstofßicher Materie“ ist glaubhaft belegt
Spuk: Keine glaubhaften Belege für Echtheit. Urheber sind meist pubertierende Jugendliche
Symbolik: In zufällige Korrelationen wird irrtümlicherweise ein „tiefer Sinn“ hineingeheimnisst
Tarot: Wahrsagerei, die dank „cold reading“ und „self fulÞlling prophecy“ überzeugend wirkt
Telekinese: siehe Psychokinese
Telepathie (Gedankenübertragung) scheint häuÞg vorzukommen, ist unbelegt
Teufelsaustreibung: Magische Ritualhandlung an psychisch Kranken. Wirkung fragwürdig
Tischrücken: Betrug oder Selbsttäuschung, hervorgerufen durch ideomotorische Bewegungen
Tonbandstimmen: siehe Jenseits-Stimmen. Hör-Halluzinationen infolge des „Gestaltungsdrucks“
Übersinnliches: Der Nachweis steht aus, solange der RANDI-Preis nicht vergeben werden konnte
UFOlogie: Dass uns Außerirdische besuchen, ist extrem unwahrscheinlich. Nachweis steht aus
Voodoo-Zauberrituale: Wirkung über Pla- oder Nocebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Wahrsagung: siehe Prophetie und Offenbarung
Wunder: stehen im Zentrum vieler Religionen. Historisch unbelegt, wissenschaftlich unglaubwürdig
Wünschelrute: schlägt aus, wenn der Muter es unbewusst wünscht, wenn er „Störfelder“ vermutet
Yeti: siehe Fabelwesen
Zahlensymbolik: siehe Numerologie (G. v.Randow: „Mein paranormales Fahrrad“. Rowohlt 1993)

Einige Kandidaten für unkonventionelle Medizin („Para- bzw. Pseudomedizin“), deren


Grundkonzepte und Wirksamkeit wissenschaftlich nicht belegt bzw. widerlegt sind.
Verschiedenste Methoden zeigen ähnliche Erfolgsraten und wirken daher vermutlich nur durch den
Placebo-Effekt:
Akupunktur: wirkt u.a. durch Endorphine. Theorie (“Energießuss in Körpermeridianen“) nicht belegt
Alternative Medizin: wirksam durch Placebo-Effekte, schädlich durch Nocebo-Effekte
Amulette: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Anthroposophische Medizin: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Aromatherapie: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Astralleib: unbelegt, leere Worthülse
Aura-FotograÞe: Fälschung, Doppelbelichtung mit farbigen Leuchtdioden (Lügendetektor-Prinzip)
Auricular-Diagnose und -Therapie: unbelegt, keine Wirkung über Placebo-Effekt hinaus
Bach-Blütentherapie: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Biorhythmenlehre nach Fließ: wissenschaftlich unbelegt, im Doppelblindversuch widerlegt
Bioresonanztherapie: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Chiropraxis: fragwürdig, oft keine wesentlichen Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus
Eigenblutbehandlung: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Eigenharntherapie: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen. Äußere Anwendung
notfalls geeignet zum sterilen Auswaschen von verschmutzten Wunden
Fetische: Wirkungen über den Placebo- oder Nocebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Fußreßexzonenmassage: Effekt unspeziÞsch, keine Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus
Geistheilung: Wirkungen über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Holistische Medizin: Jede wissenschaftsmedizinische Behandlung sollte die Psyche einbeziehen.
Homöopathie: Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus nicht glaubhaft nachgewiesen
Irisdiagnostik: wissenschaftlich unhaltbar, Erfolgsrate ist unabhängig von der Orientierung der Iris
Kinesiologie: unbelegt. Die Erwartungshaltung führt zu der Illusion, dass sie funktioniert
Kristall-Theorien: unbelegt, Wirkungen über Placebo- oder Nocebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Komplementäre Medizin: siehe alternative Medizin
Magie: Wirkungen über den Placebo- oder Nocebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen
Ohr-Akupunktur: siehe Auricular-Diagnose und -Therapie
Orgon-Therapie nach Reich: Wirkungen über Placebo- oder Nocebo-Effekt hinaus unbelegt
Out-of-body-Eriebnis (OBE): Daß das wahrnehmende Ich den Körper verlässt, ist unbelegt
Ozontherapie: Wirkungen über den Placebo- oder Nocebo-Effekt hinaus sind nicht nachgewiesen
Psychoanalyse nach Freud: Fragwürdiges Gedankengebäude. Gegen Widerlegung immunisiert
“Wer heilt hat Recht“-Argument: nicht schlüssig, da es den (negativen) Nocebo-Effekt ignoriert
Wunderheilung. falls glaubhaft belegt: vermutlich durch Placebo-Effekt oder Spontanheilung
Zelltherapie: keine Wirkung über Placebo-Effekt hinaus nachgewiesen. Gefahr durch Unverträglichkeit

Die Liste der Kandidaten für Para- oder Pseudowissenschaften ist keineswegs vollständig. Warum die
genannten topics fragwürdig sind, ist in der einschlägigen Literatur detailliert begründet. Manche von
ihnen sind nicht völlig unsinnig, sondern enthalten gewisse Teilwahrheiten. Die Phrenologie z.B., an die
heute kein Gehirnforscher mehr glaubt, machte völlig falsche Aussagen über die Funktionen der ver-
schiedenen Hirnareale. Einzig richtiger Aspekt ist die Tatsache, dass unser Gehirn modular aufgebaut
ist.
Es gibt nur eine einzige sichere Methode, die zu wissenschaftlichem Fortschritt führt: Die von Versuch
und Irrtum — GEORGE BERNARD SHAW
Wissenschaft ist keine Doktrin, sondern eine Methode - die einzige, die unvoreingenommen ist und zu
verlässlicher Erkenntnis führt.
Die Gewohnheit, etwas für lange Zeit nicht als falsch anzusehen, führt schließlich zu dem oberßächli-
chen Eindruck, es sei richtig — THOMAS PAINE
Wenn Menschen sich einer Sache am wenigsten sicher sind, sind sie am dogmatischsten —
J. K. GALBRAITH
Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben — HEBBEL
Sn fruchtbarer Irrtum, der zu einer Fülle von Befunden führt, die sich selbst bestätigen, wird immun
gegen Widerlegung. An solchen sterilen Theorien hängt man meist lebenslang — V. PARETO
Unser Geist liebt fremde Ideen ebenso wenig wie unser Körper ein fremdes Protein, und er bekämpft
sie mit der gleichen Energie — WILFRED TROTTER
Missverständnis und menschliche Zuwendung heilen mehr Wunden als wissenschaftlich bewiesene
Therapie — ANONYMOUS
Homöopathie behandelt nicht die Krankheit, sondern die Kranken — GÜNTHER NENNING
Zeige mir einen gesunden Mann, und ich werde ihn heilen — C. G. JUNG
Fast alle Irrtümer der Medizin, die im Volksglauben weiterleben, waren einst Wissenschaft akzeptierte
Theorien — W. LÖFFLER
Angesichts der Tatsache, dass Gott die Intelligenz des Menschen einschränkte, scheint es unfair, dass
er dies nicht auch mit seiner Dummheit tat — KONRAD ADENAUER
Ein instinktiver Respekt vor dem gedruckten Wort macht es den meisten schwer, zu erkennen, dass es
gelegentlich völlig falsch sein kann — E. NOLTINGS
Landwirtschaft ist die größte Industrie, Scharlatanerie die zweitgrößte — ALFRED NOBEL
Die meisten Gedanken wenden wir dazu auf, Argumente zu Þnden, damit wir das, woran wir glauben,
beibehalten können — J. H. ROBINSON
Wenn man seinen Geist genügend offen hält, werden die Leute eine Menge Müll hineinwerfen —
W. A. ORTON
Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein — WOLFGANG HUND
Toleranz gegenüber Menschen - ja. Toleranz gegenüber Meinungen, die wissenschaftlich unbelegt sind
- nein! — WOLFGANG HUND
Der Gläubige ist glücklich, der Zweißer ist weise — Ungarisches Sprichwort
Wenn man über ein Problem brillant redet, entsteht der Eindruck, es sei gelöst — STANLEY KUBRICK
Skeptizismus und Zweifel sind gefährlich für die Gesellschaft. deshalb werden sie an Schulen kaum
gelehrt — CARL SAGAN
Gewöhnlich sehen wir nur die Dinge, nach denen wir Ausschau halten - sogar dort, wo sie gar nicht
sind — E.H.
Den Guru braucht und sucht nur der, der selbst nicht denken und verantworten mag — ANONYMOUS
Vorurteile gründen nicht auf dem Verstand, darum kann man sie auch nicht durch Argumente beseiti-
gen — S. JOHNSON
Das Gebiet der Ignoranz umfasst
1. alle Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie nicht wissen,
2. alle Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen, und
3. alle Dinge, die wir fälschlicherweise zu wissen glauben — ANN KERWIN
Das Fatale an Ignoranten ist, dass sie sich ihrer Ignoranz nicht bewusst sind — A.B. ALCOTT
Ein gut geschulter Narr ist schlimmer als ein ignoranter Dummkopf — MOLIERE
Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit - aber beim Universum ist
das noch nicht ganz sicher — ALBERT EINSTEIN
Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt,
der ist ein Verbrecher — BERT BRECHT
Es gibt keine noch so unsinnige Behauptung, welcher Art auch immer, für die sich nicht einzelne Zeu-
gen anführen ließen — HOIMAR v. DITFURTH
Der Mensch ist das einzige Tier, das allen Blödsinn glaubt — KONRAD LORENZ
Nach Unsterblichkeit sehnen sich Millionen, die nicht wissen, was sie an einem regnerischen Sonntag-
nachmittag tun sollen — SUSAN ERTZ
Die christlichen Amtskirchen verlangen noch immer, dass der Kirchenbesucher seinen Verstand vor der
Kirchentüre abgibt — PAUL SCHULZ, Pastor
Menschen sehnen sich nach einfachen Antworten für komplizierte Probleme — LAWRENCE L. HIRSCH
Die größte Lüge ist eine falsch verstandene Wahrheit — WILLIAM JAMES
Die Sinne lügen nicht, sie sagen nur nicht die Wahrheit — ERNST MACH
Wir wissen sehr wenig, und doch ist es erstaunlich, wie viel wir wissen, und noch erstaunlicher,
dass so wenig Wissen uns so viel Macht verleiht — B. RUSSELL
Wenn niemand dir glaubt, ist das ein gutes Zeichen - solange du Recht hast
Kritik verletzt am meisten dann, wenn wir fürchten, dass sie berechtigt ist
Dummköpfe lernen nichts aus den eigenen Fehler, Intelligente aber lernen selbst aus den Fehlern
anderer
Halte jemanden ab, sein eigenes Grab auszuheben - er wird dir mit seiner Schaufel eins überziehen
Falls ich weiter sehen konnte, dann deshalb, weil ich auf der Schulter von Riesen stand — I. NEWTON
Es ist immer gut, ab und zu ein Fragezeichen hinter Dinge zu setzen, die man bisher als sicher
angenommen hat — BERTRAND RUSSELL
Wer an Dinge nur deshalb glaubt, weil sie so sein könnten, könnte sie ebenso gut bezweifeln —
Th. HOBBES
Klares Denken erfordert eher Mut als Intelligenz — THOMAS SZASZ
Unsere Politiker und Staatsangestellten müssen keine Wissenschaftler sein, sie müssen aber
verstehen, was Wissenschaft ist — GEORGE PORTER
Unser Zeitalter ist stolz auf Maschinen, die denken, aber misstrauisch gegenüber Menschen, die dies
versuchen zu tun — H. M. JONES
Wenn du jemand nicht überzeugen kannst, verwirre ihn! — TRUMANs Law
So viele Bücher! Und so wenige, die zu lesen sich lohnt! — ALDOUS HUXLEY
Kinder haben eine Leidenschaft, Dinge zu verstehen. Leider geht die bei den meisten Menschen
verloren. Ohne diese Leidenschaft aber gäbe es weder Mathematiker noch Naturwissenschaftler —
ALBERT EINSTEIN
Der „gesunde Menschenverstand“ empÞndet alles als glaubhaft, was vordergründig plausibel scheint —
R. A. LEEMANN-RAUBER
Es ist nicht gewiss, dass alles ungewiss ist — BLAISE PASCAL
Suche das Einfache und misstraue ihm! — A. N. WHITEHEAD
Vorurteil und geistige Trägheit sind die einzigen Feinde echter Erkenntnis — FRANCIS BACON
Viele Menschen glauben, dass sie nachdenken - dabei sortieren sie nur ihre Vorurteile um —
WILLIAM JAMES
Alle großen Wahrheiten beginnen als Blasphemien — MARK TWAIN
Die Menschen sehnen sich nach einfachen Antworten für ihre komplexen Probleme —
LAWRENCE L. HIRSCH
Ignoranz macht die Menschen oft blind, ebenso wie Glaube und Liebe — MICHAEL UHRIN
Man kann der Natur nichts befehlen - es sei denn, man gehorcht ihr — FRANCIS BACON
Die Menschen verwechseln leicht eine nebelhafte Ausdrucksweise mit tiefem Wissen — ANONYMOUS
Durch logisches Denken allein erlangen wir keinerlei Wissen über die Welt — ALBERT EINSTEIN
Immer dann, wenn du dich auf der Seite der Mehrheit Þndest, ist es Zeit, eine Pause einzulegen und
nachzudenken — MARK TWAIN
Nachdenken ist schwer, deshalb urteilen die meisten
Der ungeschulte Verstand hat seit jeher das Bedürfnis, alles zu erklären. Und so konstruiert er wilde
Fiktionen ohne belegbare Fakten — R. A. LEEMANN-RAUBER
Die Menschen glauben fest an das, was sie sich wünschen — JULIUS CAESAR
Die Neigung zum Aberglauben ist eine typische Leistung des „gesunden Menschenverstandes“ —
LEEMANM-RAUBER
Das Wissen von vorgestern ist der Aberglaube von heute
PSI wartet auf uns gleich hinter der nächsten Ecke, und haben wir die erreicht, ist es gleich hinter der
nächsten — (In: The Psychology of the Psychic) MARKS & KAMMANN
Es ist besser, die Menschen durchzuschütteln, als die Arzneien, damit sie zur Besinnung kommen —
JAMES RANDI
Wir sehen vor allem das, nach dem wir Ausschau halten — John LUBBOCK
Der wesentliche Unterschied zwischen Wissenschaft und Religion liegt nicht in den Schlussfolgerungen,
sondern in der Art zu schließen. Religion gründet auf Autorität - einer Person eines Buches, oder auf
Tradition, und man hält ihre Wahrheiten für universell und ewig. Wissenschaft dagegen gründet auf der
Evidenz der Fakten und auf Nachdenken. Beides muss immer wieder hinterfragt werden, deshalb sind
die Wahrheiten der Wissenschaft relativ und vorläuÞg — EDGAR PEARLSTEIN
Literatur:
i

(1) Abell & Singer (Eds): Science and the Paranormal. Scribner's, New York (1983)
(2) Baker R A: They call it Hypnosis. Prometheus, New York (1990)
(3) Blackmore S, Hart-Davis A: Testen Sie Ihre übernatürlichen Kräfte. Von Pendeln über Telepathie
bis Wünschelrutengehen. MVG Paperbacks, Landsberg (1998)
(4) Couttie B: Forbidden Knowledge. Lutterworth Press, Cambridge (1988)
(5) Dithfurth H v.: Der Geist Þel nicht vom Himmel. Die Evolution unseres Bewußtseins.
Hoffmann & Campe, Hamburg (1976)
(6) Eberlein GL (Ed.): Schulwissenschaft, Parawissenschaft, Pseudowissenschaft. Hirzel, Stuttgart
(1991)
(7) Federspiel K, Herbst V: Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Stuttgart (1994)
(8) Feynman R: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman. Piper, München (1992)
(9) Fischer EP: Die Welt im Kopf. Faude, Konstanz (1985)
(10) Frazier K (Ed.): Science confronts the Paranormal. Prometheus, New York (1986)
(11) Gardner M: On the Wild Side. Prometheus, New York (1992)
(12) Gardner M: Science: Good, Bad and Bogus. Prometheus, New York (1996)
(13) Gardner M: Weird Water & Fuzzy Logic. Prometheus, New York (1996)
(14) Goleman: Lebenslügen. Heyne, München (1993)
(15) Harder B: Die übersinnlichen Phänomene im Test. Pattloch, Augsburg (1996)
(16) Hines T: Pseudoscience and the Paranormal. Prometheus, New York (1988)
(17) Hund W: Okkultismus. Verlag an der Ruhr, Mülheim (1996)
(18) Oepen l (Ed.): Unkonventionelle medizinische Verfahren. Fischer, Stuttgart (1993)
(19) Prokop 0, Dotzauer G: Die Akupunktur. Fischer, Stuttgart (1979)
(20) Prokop 0, Wimmer W: Der moderne Okkultismus. Fischer, Stuttgart (1987)
(21) Prokop 0, Wimmer W: Wünschelrute, Erdstrahlen, Radiästhesie. Enke, Stuttgart (1985)
(22) Prokop 0: Homöopathie. Was leistet sie wirklich? Ullstein, Frankfurt (1995)
(23) Randi J: Science and the Chimera. Vortrag an der Neurologischen Klinik des Universitätsspitals
Zürich, VideoÞlm (1993)
(24) Randi J: An Encyclopaedia of Claims, Frauds & Hoaxes of the Occult & Supernatural. St. Martin's
Press New York (1995)
(25) Randow G v.: Mein paranormales Fahrrad und andere Anlässe zur Skepsis. Rowohlt, Hamburg
(1993)
(26) Randow G v.: Der Fremdling im Glas. Rowohlt, Hamburg (1996)
(27) Sagan C: Der Drache in meiner Garage oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven.
Droemer &Knaur(1997)
(28) Schnabel U, Sentger A: Wie kommt die Welt in den Kopf? Reise durch die Werkstätten der Be-
wusstseinsforscher. Rowohlt, Hamburg (1997)
(29) Vollmer G: Wozu Parawissenschaften gut sind. Skeptiker 4/94:94-101 (1994)
(30) Schulz P: Weltliche Predigten. Rowohlt, Hamburg (1978)
(31) Wolf R: Der biologische Sinn der Sinnestäuschung. VideoÞlm, BIUZ 17:33-49 (1987)
(32) Wolf R: Erkenne dich selbst! Wonnen und Wehen der Wahrnehmungstäuschung. In: Die esoteri-
sche Verführung. IBDK-Verlag, Aschaffenburg (1995)
(33) Wolf R: Sinnestäuschung und „New-Age”-Esoterik: Aktuelle Parawissenschaften kritisch betrach-
tet. Skeptiker 4/93:88-100 (1993). In: Parawissenschaften unter der Lupe (l. Oepen und A. Sarma,
Eds). Schriftenreihe der GWUP. LIT-Verlag, Münster (1995)
(34) Wolf R: Believing what we see, hear, and touch. Sceptical Inquirer 20:23-30 (1996)
(35) Wolf R: Zusammenhänge: Kunst, Geist, Gehirn;
oder: Warum wir Gemälde so sehen, wie wir sie sehen (in Vorbereitung)
(36) Wolf R, Wolf, D.: Vom Sehen zum Wahrnehmen. In: Vom Reiz der Sinne. Begleitbuch zur Fern-
sehserie des ZDF/Mainz. VCH Weinheim (1990)
(37) Wolf R, Windeler J: Erfolge der Homöopathie - nur ein Placebo-Effekt? Chancen und Risiken der
Außenseitermedizin. Regiomontanusbote Nürnberg 10:34-50 (1997); Skeptisches Jahrbuch, IBDK-
Verlag, Aschaffenburg (1999, im Druck)
(38) Wolf R, Gimmler H, Rosenzweig R, Wolf J: Im Doppelblind-Test „strahlten” die Pßanzen nicht. Ein
Wünschelruten-Experiment im Botanischen Institut der Universität Würzburg. Skeptiker (im Druck)

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