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von
Der Verfasser
Deutschland, im November 2006
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Ich werde alt und lerne stets noch vieles hinzu
Mit herzlichem Dank an die sachverständigen, allzeit zuverlässigen und bewährten Revisoren,
die dem Autor bereits während seiner letzten Publikationen reliabel, hilfreich und höchst
motivierend zur Seite standen
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Wenn du etwas besseres weißt als dies, teile es mir aufrichtig mit; wenn nicht, nutze dies mit mir
ii
Wer soll das lesen?
unde malum? Woher stammt das Böse? Seit mehreren Jahrtausenden schon stellen sich
ungezählte Generationen inquisitiver Philosophen, Religionswissenschaftler und Prediger
jedweder transzendental-ideologisch inspirierten Geistesrichtung diese beinahe schon
rhetorisch gewordene Frage. Unter vielem anderen äußert sich die langwierige,
überempirische Suche nach letztgültigen Antworten auf diese spirituelle Ungewißheit per
exemplum in der wohlbeachteten und vieldiskutierten Theodizee-Problematik (i.e. in kurzen
Worten: Warum läßt ein angeblich friedliebender, barmherziger und gütiger Gott all das
demoralisierende Übel in der Welt zu – sowohl das naturgegebene als auch das
menschenverursachte?), deren multiplexe, von diversen klerikalen Koryphäen aus allen
möglichen Glaubensgemeinschaften bereits vorgeschlagene Lösungsansätze aber genauso
transzendent verschroben und logisch-rationalistisch unbefriedigend erscheinen, wie die
vielfältigen metaphysischen Beantwortungsversuche auf das altbekannte Woher und Wohin
der chthonischen Menschheit. Dabei kommt das extramundane Prinzip des Bösen mit
Sicherheit nicht aktiv als hinterhältige, frei flottierende Intuition oder zur mephistophelischen
Hypostase personifiziert von außen über die ach! so bedauernswerten und wehrlosen
Menschen (sogenannte ‚Inkarnationen des Bösen’ waren im geschichtlichen Lauf des
vergangenen Jahrhunderts u.a. Adolf Hitler, Josef Stalin, Grigori Jefimowitsch Rasputin, Mao
Tse-tung und Pol Pot), sondern schlicht aus ihnen selbst. Das Böse entsteht bzw. resultiert
einzig und allein aus der dualistisch-subjektiven Denkungsweise, der die anthropomorphen
Kreaturen seit Anbeginn ihrer biologischen Entwicklung unterworfen sind. Da vieles in der
freien Natur bipolar in Erscheinung tritt, so denkt auch der mikrologische Mensch
schablonenhaft antithetisch: schwarz und weiß, links und rechts, oben und unten, Tag und
Nacht, hell und dunkel, Frau und Mann, Himmel und Hölle, Gott und Satan, und
dementsprechend auch Gut und Böse. Diesen archaischen, anachronistischen Dualismus
konnte unsere im Prinzip vollinformierte und hochtechnisierte Zivilisationsgesellschaft bis
dato leider noch nicht erfolgreich sublimieren – und wozu denn auch? Der status quo scheint
doch ganz angenehm, und das einfachstrukturierte Volk muß nicht soviel denken
(Krieg/Frieden, Freund/Feind – das reicht). Zudem zeigt sich die ideologisch-intellektuelle
Empfindung des Bösen als eine rein individuelle und relative, d.h. was sich für die eine
Personengruppe (Religion a) als ausgesprochen böse und absolut verwerflich ausnimmt, muß
es für eine andere (Religion b) noch lange nicht sein (quod cibus est aliis, aliis est atre
venenumi), und für eine dritte (ohne Religion c) stellt sich die betreffende Problematik
vielleicht gar nicht – es besteht demnach eine absolute, explizite Standpunktabhängigkeit in
dieser supranatural geprägten Fragestellung. Und jede der erstaunlich
überzeugungsinkompatiblen Gruppierungen (a, b, c) insistiert selbstverständlich auf ihre
uneingeschränkte, allgemeingültige Infallibilität: ‚Wir haben immer Recht, und ihr habt gar
nichts – Diskussion unerwünscht und zwecklos’. So manifestiert sich beispielsweise für die
Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika Osama bin Landens islamistische
Terrororganisation Al Qaida als das absolut bekämpfens- und vernichtenswerte Böse
(desgleichen auch die diese pseudoreligiöse Extremistenvereinigung unterstützenden
Nationen; cf. axis of evil, die ‚Achse des Bösen’ oder die von den USA so geheißenen rogue
states, die ‚Schurkenstaaten’), und vice versa – ein weltgeschichtlich redundanter und
irrelevanter extremistischer West-Idealismus und ein exhaustiv kommensurabler Ost-
Idealismus in tödlicher, unversöhnlicher Kontroverse (und schon wieder eine antagonistische
Dualität). Ein offensichtlich voneinander abhängiger, selbstbestätigender symbiotischer
Konnex – wenn nämlich a tatsächlich einmal b vollständig vernichten oder assimilieren
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Was dem einen Nahrung ist, ist dem anderen schwarzes Gift
2.
Wie endet die Zeit? Den führenden Astrophysikern zufolge entstand das Phänomen der Zeit,
ebenso wie das des Raumes und der Materie, mit dem Urknall (Big Bang) aus einer
hochenergetischen Singularität vor etwa 14 Milliarden Jahreni, und es ist seitdem unlösbar im
sogenannten Raum-Zeit-Kontinuum eingebunden. Die Zeit an sich vergeht physikalisch auf
der Erde für alle Menschen effektiv gleich, nur wird ihre tatsächliche Dauer individuell
unterschiedlich wahrgenommen – in ereignisreichen Perioden scheint die Zeit schneller
abzulaufen, in ereignisärmeren langsamer. Seit Albert Einstein wissen wir auch, daß die Zeit
relativ ist, d.h. je nach Eigengeschwindigkeit eines Objekts de facto schneller oder langsamer
vonstatten geht. Dies kann aber bei den gegenwärtig gegebenen technologischen
Konstellationen für uns Menschen auf der Welt noch bedenkenlos vernachlässigt werden –
erst bei der futuristischen Eventualität einer interstellaren Raumfahrt oder einer möglichen
Bewegung nahe der Lichtgeschwindigkeitii könnte dieser spezielle Umstand praktisch wieder
interessant werden, momentan spielt er sich jedoch nur im Millisekundenbereich ab. Ob und
wie die Zeit nun dereinst endet, das ist reinste Spekulation und hängt vor allem von der
weiteren Lebensgeschichte des Universums ab. Für die chthonische Menschheit ist die
Antwort dieser physikalisch-philosophischen Frage allerdings eher nebensächlich und
abstrakt, da sie bis dahin ohnehin längst nicht mehr existiert. Auch unser blauer Heimatplanet
wird schon wesentlich früher vergehen – wenn sich in etwa fünf Milliarden Jahren die Sonne
in ihrer Agonie zu einem Roten Riesen aufbläht, zerstört und absorbiert sie die Erde (welche
aber schon lange vor ihrem infernalischen Exitus infolge der sukzessiven Überwärmung wüst
und unbewohnbar geworden ist), bevor sie zu einem extrem dichten und heißen Weißen
Zwerg in sich zusammenfällt, um schließlich, nach vielen Milliarden Jahren, als ausgeglühter
Schwarzer Zwerg zu enden. Zwei antagonistische Theorien bezüglich des zukünftigen
kosmischen Entwicklungsganges werden in der astrophysikalischen Fachwelt momentan
favorisiert. Die optimistische erste besagt, daß nach einer langen Zeit der Ausdehnung das
Universum auf Grund seiner eigenen Schwerkraft zum Stillstand kommen und letztlich in
einem sogenannten Big Crunch wieder zu einer Singularität kollabieren wird – worauf der
Kreislauf mit einem Big Bang von neuem beginnt (sozusagen das Weltall als ein gigantisches
perpetuum mobileiii, d.h. unser aktueller Kosmos könnte der erste, der zehnte oder der
zehnmilliardste sein). Dieser radikale, destruktive, zyklische Prozeß bedeutet aber auch: die
Zeit, wie wir sie kennen, könnte sich in diesem erneuerten Universum völlig von der heutigen
verschieden darstellen, ebenso wie Raum und Materie – die ganze Physik könnte eine absolut
andere, für uns schlechterdings unbegreifbare sein. Die zweite These vertritt die etwas
pessimistischere Auffassung, daß die vorhandene Materienmasse – und damit die interstellare
Gravitation – des Universums bei weitem nicht ausreicht, die kontinuierliche intergalaktische
Ausdehnung abzubremsen und aufzuhalten, geschweige denn einen palingenetisch benötigten
kosmischen Kollaps herbeizuführen. Dementsprechend wird das All mit zunehmendem Alter
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13,7 (± 0,5) x 109 Jahre
ii
299.792,458 km/s = 1.079.252.848,8 km/h
iii
Das sich ununterbrochen Bewegende
3.
Heiliger Krieg – wie kann es eine vorgeblich fromme, gläubige Person auch nur im
metaphysischen Ansatz wagen, die positiv-religiöse Expression heilig mit so etwas eklatant
gottlosem, inhumanem und destruktivem, wie dem Krieg, zu kombinieren? Wie kann ihr
dergleichen überhaupt in den augenscheinlich ziemlich tordierten Sinn kommen? Und das,
ohne sofort in die tiefste und dunkelste Gehenna zu fahren?
Heiliger Krieg – das ist eine impertinente contradictio in adiecto, und beweist wieder einmal
die altbekannte, allgegenwärtige Realität: Die selbsternannten Gotteskrieger, die aggressiven
Anhänger einer Religion oder eines – ursprünglich transzendental gedachten – Djihad, das
sind die wahrhaft Ungläubigen, denn sie verweigern allen anderen die individuelle
Wahrheitssuche. Für diese Leute sind solche artifiziellen termini technici offensichtlich nur
hohle, opportune Worte, die ihrem frevlerischen Treiben einen hehren, numinosen Glanz
verleihen und die leichtgläubigen Gläubigen auf einen falschen Weg locken sollen.
Heiliger Krieg – das ist eine rein synthetisch-surreale Wortkonstruktion, genauso wie ein
schwarzer Schimmel, ein weißer Rappe, ein rechteckiger Kreis, ein hölzerner Stahl, ein
humaner Mörder, ein intelligenter Selbstmordattentäter oder ein kombattanter Pazifist, ein
sogenannter Friedenskämpfer (– der einem Glaubenskrieger doch sehr ähnlich ist). Und hier
gilt der prägnante, charakterisierende Sponti-Spruch aus den frühen Achtzigern des letzten
Jahrhunderts: Fighting for peace is like fucking for virginity. (leicht anstößig zwar, aber es
trifft präzise den Kern der Sache)
Heiliger Krieg – jede Sprache ist dehnbar, Worte sind geduldig, und mit ein bißchen
Nachdenken kommt man auf die euphemistischsten Wortschöpfungen für jedwede noch so
negative und unpopuläre Angelegenheit. Beispielsweise mutiert ein unheilvoller Krieg zur
risikolosen Friedenssicherungsaktion, oder ein gewaltiger finanzieller Verlust zum harmlosen
Negativwachstum – der Sarg zum subterrestrischen Einrichtungsmobiliar und mordende
Gewalt zum anerkannten Diskussionsbeitrag…
Heiliger Krieg – das ist eine jener hochwohlklingenden Paraphrasen, welche noch das
brutalste und blutigste Gemetzel als beschauliches Picknick darzustellen wissen, im tödlich-
destruktiven Endeffekt jedoch die barbarische Realität nicht wegreden oder gar ungeschehen
machen können. Krieg bleibt Krieg, auch wenn man ihn ‚heilig’ nennt…
4.
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T0, d.h. 0 Kelvin; entspricht minus 273,15 Grad Celsius oder minus 459,67 Grad Fahrenheit
5.
Auf dieser oberflächlichen Erde gibt es im ideologischen Sektor leider nichts, woran es sich
ernsthaft und definitiv zu glauben lohnte – zumindest habe ich diesbezüglich noch nichts
gefunden, und πολλά ψεύδονται άοιδοίi. Es existiert in der gesamten Gesellschaft keine noch
so glaubhafte metaphysische Ansicht oder Behauptung, sei sie rein philosophisch oder rein
religiös intendiert, die nicht sofort von zehn wohlklingenden anderen, ebenso plausiblen
transzendentalen Hypothesen überzeugend widerlegt werden könnte. Da nun keiner der
glaubenseifrigen Apologeten und Propagandisten dieser vielfältigen und widersprüchlichen
Weltanschauungen wirklich deren tatsächliche, allumfassende Authentizität demonstrieren
oder verifizieren kann, sind derartige überempirische Theorien schlechterdings individuelle,
subjektiv kultivierte Ansichtssachen mit variablem Verfallsdatum. Doch ein wahrer, tiefer
Glaube sollte letztendlich nicht auf einem fragwürdigen Lotteriespiel basieren, denn für das
emotionsgesteuerte Seelenleben ist eine a priori zweifelhafte Lebensgrundlage grundsätzlich
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Vieles lügen die Dichter
6.
7.
Kann man chronische Religiosität heilen? Und wird das von der gesetzlichen Krankenkasse
bezahlt? Exorzismus auf Krankenschein?
8.
9.
Wie kann die unzulängliche Menschheit – in Anbetracht all dessen, was sie im traurigen
Verlauf ihres sogenannten Entwicklungsprozesses zugrundegerichtet hat – auch nur im
entferntesten daran denken, jemals ‚glücklich’ zu werden? Sie kann sich froh und begünstigt
schätzen, wenn sie es einigermaßen schafft, wenigstens ein paar der gravierendsten
Dummheiten der Geschichte nicht permanent zu wiederholen.
10.
Wenigstens ist der Mensch nicht unsterblich, wenn man bedenkt, was dann noch für üble und
sozial-humanitär inkompatible Gestalten der Geschichte unter uns weilen würden – eigentlich
sollten wir uns freuen, daß diese schon lange tot sind.
11.
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Ich werde alt und lerne stets noch vieles hinzu
12.
13.
Der wahre Wert des Menschen – eine handvoll Staub und Asche…
14.
Da es hier auf Erden kein real existierendes Refugium für welt- und menschheitsüberdrüssige
Individuen gibt, hilft ihnen nur der strapaziöse Weg der inneren Emigration – die vollständige
geistige Exilierung (oder die suizidale Selbstannullierung).
15.
Gewalt ist die niederste und abstoßendste Expressionsform, zu der sich ein angeblich
mitfühlender Mensch herablassen kann. Anthropomorphe Kreaturen, die ihre primitiven,
unangebrachten Aggressionen nicht beherrschen und bewältigen können (oder wollen),
sollten in ein hermetisch abgeriegeltes Territorium (beispielsweise in der Antarktis oder
subterrestrisch) verbannt werden, wo sie sich dann nach Herzenslust gegenseitig terrorisieren
und dezimieren dürfen.
16.
17.
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Siehe Anhang V.
ii
§§ 324 bis 330d
18.
Viele Schreiber mystisch inspirierter Texte beginnen ihre wirren Werke stereotyp mit den
Worten: „…was hier geschrieben steht, sollte eigentlich nie geschrieben werden und absolut
geheim bleiben…“ – wie recht sie damit haben! si tacuisses, philosophus mansissesii, wußte
schon Boëthius. Solche surrealen, pseudoreligiösen, intelligenzbeleidigenden Geistesergüsse
quasispiritueller Schauermärchen und mythologisch tordierter Anschauungskonstruktionen
sind schlicht überflüssig und die reinste Papierverschwendung.
19.
Ständig muß man von irgendwelchen selbsternannten Lebensberatern lesen oder hören, daß
der Mensch ein persönliches Ziel haben muß, um sein Leben erfolgreich zu bestehen.
Warum? Das letztendliche Ziel, sprich: der Tod, kommt von alleine – man sollte nur
versuchen, bis dahin das Beste aus dem zu machen, was man hat, und seine Mitmenschen
nicht über gebühr zu belästigen.
20.
Die meisten der anthropomorphen Kreaturen sind leider im geistigen Zustand des
urtümlichen, nicht domestizierbaren Primaten verblieben – und das gänzlich freiwillig und
ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen. Einfach erbärmlich, diese unersprießliche,
sogenannte Menschheit – man hätte mehr von ihr erwarten können.
21.
Nicht die langen, absehbaren Täler und Schluchten auf der Straße des Lebens sind zu
fürchten, sondern die tagtäglichen unkalkulierbaren Schlaglöcher.
22.
i
Siehe Anhang V.
ii
Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben
23.
Strategisch applizierte Absolution: Vergib huldvoll und öffentlich deinen Feinden – sie
werden dich um so mehr hassen.
24.
Auf die existentielle Frage: ‚Was ist wirklich wichtig im Leben?’ ist mir einfach nichts
eingefallen…
25.
Der essentielle Unterschied zwischen Einbildung und Offenbarung ist ein rein
grammatikalischer, nur der Nexus ist bedeutsam. Wenn ein Pferd zu uns spricht, so ist das
eine Einbildung, wenn aber ein Gott zu uns spricht, so nennt man das eine Offenbarung (aber
auch nicht immer: es kommt außerdem darauf an, zu wem er spricht). Realistisch betrachtet ist
beides jedoch weder glaubhaft noch nachvollziehbar.
26.
Wer permanent (oder nur kurzzeitig intermittierend) unter starken bis stärksten Schmerzen
leidet – ganz gleich, ob psychisch, physisch oder beides –, dem erscheint das mikrologisch-
egozentrische Gewusel und Gehabe der unbedeutenden restlichen Welt als billig und nichtig.
Er erkennt gradatim die peinlich-banale Realität der akzidentellen menschlichen Existenz, die
globale Irrelevanz…
27.
Das wertvollste, das höchste Gut der Menschen sollte für alle, die konsequent und ehrlich ein
solcher sein wollen, das unikale Leben und die körperliche Unversehrtheit eines jeden
Individuums sein. Jede einigermaßen denkfähige Kreatur müßte im Prinzip in der
verheißungsvollen Lage sein, diesen fundamentalen Satz nachvollziehbar zu verstehen. Doch
offensichtlich erscheint den meisten Erdenbürgern Ovids video meliora proboque; deteriora
sequori in unserer gnadenlos egozentrischen Welt opportuner…
28.
29.
Wenn eine anthropomorphe Kreatur tatsächlich von Geburt an in allen Dingen frei wäre – was
könnte aus ihr werden, bzw. wie lange würde sie überleben?
i
Ich sehe das Bessere und erkenne es an; dem Schlechteren folge ich
Sallust schrieb im ersten Jahrhundert vor der Zeitenwende: concordia res parvae crescunt,
discordia maximae dilabunturi. Leider folgt letzteres zwangsläufig dem ersteren;
konstruktiver Aufbau und zivilisatorische Blüte ziehen unweigerlich gesellschaftlichen
Niedergang und anarchistische Zerstörung nach sich – ein bedauernswerter, automatisierter,
ewiger Kreislauf, ein fundamentales Charakteristikum in der destruktiven Historie der
unbelehrbaren Menschheit.
31.
Es heißt, man soll Ordnung in sein Leben bringen; – doch warum? Warum soll man etwas
ordnen wollen, was einen nicht im geringsten tangiert?
32.
Das Paradies oder die Hölle, beides erfundene, imaginäre Phantasmagorien halluzinierender
Marginalexistenzen im religiösen Delirium, die weiland offensichtlich zuviel Zeit hatten und
anderweitig wohl nicht richtig ausgelastet waren – oder irgendwelche gehirnerweichende
Substanzen und intelligenzvermindernde Drogen zu sich nahmen. Auch der katholische
Heilige Augustinus von Hippo proklamierte affirmativ: ubi defecerit ratio, ibi est fidei
aedificatioii. Doch das Leben ist hart, der Tod endgültig, und eine Resurrektion, eine
postmortale Wiederauferstehung, eine Metempsychose in welcher Form auch immer, wird es
nicht geben (post mortem nulla voluptasiii): wer tot ist, bleibt tot, verwest und verrottet letzten
Endes; pulvis et umbra sumusiv – Asche zu Asche, Staub zu Staub – causa finita estv (und kein
noch so inbrünstiger Glaube kann daran etwas Grundlegendes ändern). Das Nirwana, der
Jüngste Tag, die Auferstehung und das ewige Leben – alles tröstende und vertröstende
Märchen für spirituell labile Menschen, welche die triste Realität ihres deprimierend banalen
Alltags nicht verkraften (– ‚denn nach dem Tod wird es bestimmt besser’). Trotzdem gibt es
zungenfertige Erdenbürger (und eine überaus umfangreiche Schriftenflut), die einem
tatsächlich erzählen wollen, wie es an diesen metaphysischen Orten aussieht und wie man am
besten dorthin gelangt – oder es erfolgreich vermeidet. Solche wahrnehmungsgestörten und
perikulös derangierten Individuen gehören instantan eingesperrt und psychiatrisch behandelt,
bevor sie weiterhin spirituelles Ungemach verbreiten. Ebenso die visionären Propheten und
die salbadernden Heilsverkünder, während die einschlägig bekannten ‚heiligen’ Bücher
konziliant in die Regale der Erzählungen, Legenden und Fiktionen verbannt werden sollten.
Doch das ist die uralte klerikale Ungerechtigkeit: Wenn ein ‚normaler’ Durchschnittsmensch
Stimmen hört, ist er schizophren und kommt unverzüglich in eine Nervenheilanstalt – doch
wenn ein wie auch immer ‚inspirierter’ Geistlicher Stimmen hört, ist es sofort eine göttliche
Offenbarung. Da soll noch einer sagen, vor dem Gesetz – vollkommen egal, vor welchem –
wären alle gleich.
33.
Das organische Leben ist ein exzeptionelles, kolossales Akzidens, ein tragisches Malheur der
experimentierfreudigen intergalaktischen Chemie.
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Durch Eintracht wächst Kleines, durch Zwietracht zerfällt das Größte
ii
Wo der Verstand zu Ende ist, da erhebt sich das Gebäude des Glaubens
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Nach dem Tode kein Vergnügen
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Staub und Schatten sind wir
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Der Fall ist abgeschlossen
Der menschheitsumfassende, weltweite Frieden wird kommen, dessen bin ich mir ganz sicher
– spätestens, wenn die Erde aufgibt und untergeht.
35.
Ein freundlicher Migräneanfall gibt einem das qualvolle Gefühl, daß der Schädel instantan
platzen könnte. Nur leider tut er es nicht…
36.
Wenn es tatsächlich eine Hölle gibt, dann ist es unsere eigene, selbstgemachte, und wir sitzen
mittendrin.
37.
Nicht eine einzige philosophische Hypothese oder religiöse Weltanschauung hat eine für alles
und jeden optimistisch positive, endgültige Lösung der menschlichen Existenz anzubieten –
Άνέγνων, έγνων, κατέγνων (legi, intellexi, condemnavi)i; – nur der instantane, kategorische
Omnizid.
38.
An manch bleiernen Tagen kann man keinen klaren, zielgerichteten Gedanken fassen, und die
ganze Welt versinkt in dumpf-betäubender Watte. Dieserart ruinierte Tage sind verloren und
gefährlich zugleich.
39.
Die Seele ist auch nur so eine hinterhältige, unnötige Erfindung des Menschen, mit der sich
die jenseits- und resurrektionsbezogenen Religionen erfolgreich ihre Anhänger gefügig
halten. Ohne eine reale Existenz der menschlichen Seele hätten wohl sämtliche
Glaubensrichtungen ihren sakralen Sinn verloren. Denn was soll nach dem naturbedingten
Exitus erlöst oder verdammt werden, wenn nichts erlösens- bzw. verdammenswertes
zurückbleibt, und was soll wandern, wenn es nichts zu wandern gibt? Doch so weit wird es
nicht kommen, denn die meisten Menschen können es in ihrer mikrologischen Egozentrik
eben nicht ertragen, daß mit ihrem biologischen Tod restlos alles exhaustiv und irreversibel
vorbei sein soll. Obwohl, eigentlich ist dieses absolute Ende auch ein Grund zur Hoffnung, da
man die uneingeschränkte Gewißheit hat, daß dieses terrestrische Trauerspiel eine singuläre
Erscheinung bleibt, und daß manch imbeziler Narr und manch grenzdebiles Individuum der
historischen Vergangenheit unter Garantie nicht wiederkehren kann.
40.
41.
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Ich habe gelesen, ich habe verstanden, ich habe verworfen
42.
Vor mehr als zwei Jahrtausenden schon konstatierte Horaz in seiner direkten Art: odi
profanum vulgus et arceoi, und er spricht mir aus der tiefsten Seele. Obwohl, eigentlich ist es
bei mir eher ein allgemeines, durch die tagtäglich enttäuschende Realität begründetes, stetig
zunehmendes odium generis humaniii. Möge sich der homo sapiens zum homo extinctus
wandeln – pereat mundusiii und nach mir die Sintflut.
43.
Das Leben ist wie die Fahrt auf einer deutschen Autobahn: der unbelehrbare Raser drängelt
hinter einem, der unbelehrbare Schleicher blockiert vorne – und das aggressiv, permanent und
simultan. Da befinde ich mich lieber in der spirituellen Raststätte des geistigen Daseins.
44.
Zynismus – aktiv; Sarkasmus – reaktiv. Zwei diametrale, partiell korrelierende Werte; zwei
singuläre psychosoziale Positionen, die sich jedoch im Lauf der Zeit – respektive im Verlauf
eines Lebens – substituieren oder gar unifizieren können.
45.
Gezielter, permanenter Haß strengt auf Dauer zu sehr an; punktuelle, demonstrativ
akzentuierte Mißachtung erweist sich als besser, treffender (– und belastet vor allem den
Kreislauf und das Seelenleben nicht).
46.
47.
Der sogenannte ‚graue Alltag’ ist nicht immer nur grau – er kann bisweilen auch schwarz bis
tiefschwarz sein…
48.
Der Schlaf ist – neben dem Omnizid – der beste Freund des Friedens. Wer schläft, der
intrigiert, kämpft und tötet nicht. Die allzu hyperaktiven Menschen müßten sich angewöhnen,
wie die Löwen 20 bis 22 Stunden täglich zu schlafen.
49.
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Ich hasse den Pöbel und halte ihn mir fern
ii
Haß gegen das Menschengeschlecht
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Soll die Welt verderben
50.
Wenn der Mensch tatsächlich das Ebenbild Gottes sein soll, wie es diverse ‚heilige’ Schriften
mutmaßen, muß man sich ehrlich fragen, ob man einen solchen Gott überhaupt will – oder ob
man ihn nicht lieber bedauern soll. Horaz notierte: nil mortalibus ardui est: caelum ipsum
petimus stultitia neque, per nostrum patimur scelus, iracunda Iovem ponere fulminai. Wie
kann Gott Freude an der Menschheit haben?
51.
Religionen sind akzidentelle Abfallprodukte der Geschichte, und somit überflüssig. Menschen
sind akzidentelle Abfallprodukte der Evolution, und somit ebenfalls überflüssig. Selbst die
Erde ist ein akzidentelles Abfallprodukt einer präsolaren Supernova…
52.
53.
Manche Tage sind schlecht, manche Tage sind miserabel – letztere überwiegen.
54.
Immer das unangebrachte Gerede von den sogenannten ‚christlichen Werten’. Diese
angesprochenen Werte sind nicht genuin christlich, sie sind zutiefst menschlich – sie wurden
von der christlichen Kirche nur annektiert und mehr oder minder homogen inkorporiert.
55.
56.
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Nichts ist den Sterblichen unersteiglich: am Himmel selbst vergreifen wir uns in unserer Dummheit, und durch
unseren Frevel lassen wir es nicht zu, daß Jupiter die zürnenden Blitze niederlegt
57.
Der Tod ist nicht das biologische Ende – nur das individuelle, persönliche; es folgen
Verwesung und Kompostierung (außer bei einer Kremierung oder einer buddhistisch-
tibetanischen Himmelsbestattung).
58.
de mortuis nil nisi benei, schrieb Cheilon von Lakedemonien sechs Jahrhunderte vor der
Zeitenwende. Heißt das etwa, Religionskritik sei ungebührliche, üble Nachrede?
59.
Gewalt über seine Mitmenschen zu erlangen ist relativ einfach, Gewalt über sich selbst zu
erlangen hingegen nicht. imperare sibi maximum imperium estii, notierte weiland Seneca.
60.
Die Menschen sollten hoffen, daß es für sie nach dem Tode kein immerwährendes, friedliches
Elysium und ein unvergängliches Leben in selbigem gibt – dort würden sie vor Langeweile
sterben, wenn sie könnten.
61.
Echte Märtyrer (Selbstmordattentäter sind keine) zeigen sich als starrsinnige, unbelehrbare
Besserwisser, die sich mit selbstzerstörerischen Freuden und mit irgendeinem tugendhaften
Spruch auf den Lippen für eine arbiträre, unverifizierbare, metaphysische Vermutung (à la
Gott gibt es wirklich, heilige Schriften sind wahr und göttlich inspiriert, die Erde ist eine
Scheibe, Elvis lebt etc.) von ihren ebenso bornierten und transzendental infizierten Gegnern
grausam foltern und abschlachten lassen. Märtyrer sind infektiöse spirituelle Masochisten –
kranke Menschen in einer kranken Welt.
62.
Sämtliche Religionen, auch die archaischen, längst untergegangenen, hatten und haben ihre
intern hochverehrten Märtyrer. Doch wenn die früheren mit ihren übersinnlichen Hypothesen
schon nicht recht hatten (schließlich sind ihre adorierten Götter schon lange tot, ebenso wie
die ganze Glaubensrichtung samt ihrer indoktrinierten Anhängerschar), haben es die heutigen
genausowenig – denn auch deren religiöse Überzeugung wird in ein paar Jahrhunderten nur
noch eine historische Anekdote, eine geschichtliche Randnotiz auf der ständig wachsenden
Liste untergegangener Glaubensbekenntnisse sein.
63.
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Über Verstorbene soll man nur Gutes reden
ii
Sich selbst beherrschen ist die größte Herrschaft
64.
Goethe schrieb in seinem Werk Dichtung und Wahrheit als Thema zum vierten Teil: nemo
contra deum nisi deus ipsei. Doch nicht einmal das, denn wie sollte das auch aussehen? Eine
frei flottierende metaphysische Phantasmagorie bekämpft sich selbst?
65.
Manchmal möchte man die ganze Welt zurückgeben und gegen eine andere, bessere (am
besten menschenleere) eintauschen – eigentlich bei jedem deprimierenden Blick in eine
Zeitung, in eine Nachrichtensendung oder aus dem Fenster.
66.
Das selbstbestimmte Lebensende ist die aufrichtigste und konsequenteste Form der
Gesellschafts- und Selbstkritik.
67.
68.
Menschliche Komödien wie Tragödien kommen und gehen, die permanente unterschwellige
Depression aber bleibt.
69.
Bevor man überlegt, ob es intelligentes Leben im Universum gibt, sollte man sich die Frage
stellen, ob ein solches auf der Erde vorhanden ist.
70.
Die Erde (d.h. die menschliche Zivilisation) würde untergehen, wären die Menschen nur einen
Tag lang ehrlich miteinander.
71.
Letztendlich läßt sich jeder Krieg auf die eine oder andere Weise auf Glauben zurückführen.
72.
Das Evangelium des Johannes beginnt mit dem ersten großen Fehler in der Schöpfung, der da
lautet: in principio erat verbumii. Denn wahrlich, ohne Wort kein Streit.
73.
i
Niemand kann gegen Gott sein außer Gott selbst
ii
Im Anfang war das Wort
74.
Die Krone der Schöpfung? Der Mensch kann das nicht sein – schließlich hat er sich immer
wieder durch seine absonderlichen und unmenschlichen Verhaltensweisen selbst hinreichend
disqualifiziert, diesen hohen Titel zu tragen.
75.
76.
Rücksicht wird in der heutigen Zeit und ihrem egoistisch-transversalen Denken sinngemäß
von Nachsicht, Nachsehen, das Nachsehen haben abgeleitet. Und da niemand gern das
Nachsehen hat, gibt es allgemein so wenig interindividuelle Rücksichtnahme auf der Welt.
Erst dann, wenn sich Rücksicht wieder mehr lohnt (in irgendeiner Weise, materiell oder
ideell), wird sich auch die Bedeutung dieses Begriffs zum Positiven ändern.
77.
Das didaktisch-direktive D deutet detailliert das durabel diminuierende, desolate Dasein des
dogmatisch dithyrambischen Dichters: diese dauernd dräuenden, dolorös dysfunktionalen,
demoralisierend destruktiven Depressionen dämpfen, dissipieren, defigurieren dramatisch
dissolut das deskribierende, deaggressivierende Denken – das dissonant-drakonische Desaster
der dumpf drosselnden, dunkel dahindämmernden, dubios dystrophen Dekadenz, das
dilatative Debakel der desaströs dominanten Degeneration. Deprimierend…
78.
Niemand wird gezwungen, meine zutiefst persönlichen Ansichten zu glauben oder zu teilen –
ich bin nicht infallibel, und liebend gern zu gewaltfreien, gleichberechtigten, konstruktiven
Diskussionen bereit, auch lasse ich mich überzeugen, wenn es jemand besser weiß; allein die
nackte Realität beweist mir jeden tristen Tag aufs neue die trostlose Faktizität meiner
negativen Auffassungen und depressiven Gedankengänge.
79.
Es ist schon erstaunlich, wie weit die Geschichte entfernt zu sein scheint, und wie schnell und
oft sie einem doch tagtäglich wieder vergegenwärtigt wird.
80.
81.
82.
John Owen vermerkte in seinen Epigrammen: tempora mutantur, nos et mutamur in illis;
quomodo? fit semper tempore peior homoi. Wie wahr, wie wahr – eine zeitlose Feststellung,
ein echtes Axiom.
83.
Religionskritik ist Leichenschändung an einem Kadaver, der immer noch ein wenig zuckt.
Ebenso makaber ist aber auch der krampfhafte Versuch der spirituellen Krankenpfleger,
dessen ausgezehrtes, in den letzten Zügen liegendes Leben als ein blühendes darzustellen und
– leider erfolgreich – auch als ein solches vorzutäuschen.
84.
Manchmal, wenn ich ein neuerworbenes Buch eines interessanten Schriftstellers durcharbeite,
muß ich urplötzlich an Hieronymus denken, der seinen Lehrer Aelius Donatus mit den
Worten: pereant, qui ante nos nostra dixeruntii zitierte. Doch die freudige Feststellung, daß es
noch andere Menschen gibt, die ähnliches diagnostiziert haben und entsprechend
argumentieren, bestärkt mich in der Annahme, so falsch doch nicht zu liegen.
85.
Mit potentiellen wie reellen ideologischen Gegnern muß man sich konstruktiv und gewaltfrei
auseinandersetzen – mit anderen Worten: extermination is not the solutioniii, um den hierzu
konvenablen Spruch aus dem Film Forbidden World1 aus dem Jahr 1982 aufzunehmen. Die
vollständige physische Auslöschung seines Antagonisten zerstört nun einmal nicht dessen
beanstandetes Ideengut.
86.
87.
Jeder steht allein auf dieser Welt und muß für sich das Beste daraus machen. Doch so
mancher ist der Ansicht, es wäre wohl das Beste, seinem Nächsten zu schaden.
88.
i
Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen; in welcher Weise? Immerfort wird der Mensch mit der
Zeit schlechter
ii
Verdammt sollen die sein, welche bereits vor uns unsere Gedanken ausgesprochen haben
iii
Auslöschung ist nicht die Lösung
90.
Warum ist die chthonische Menschheit so überaus nachtragend, behält negative Impressionen
wesentlich besser im Gedächtnis und verdrängt grundsätzlich das Positive? Ein Individuum
kann noch so erfolgreich und beliebt sein, eine einzige falsche Anklage macht dies alles
zunichte und wird nie vergessen – fama crescit eundoi. Deswegen lautet auch eine uralte
Racheregel der intrigierenden Hinterhältigkeit und Heimtücke: audacter calumniare, semper
aliquid haeretii. Der Mensch wird unglaublich erfinderisch, wenn es darum geht, seinem
Nächsten zu schaden…
91.
‚Ma vie est un combat’, läßt Voltaire Mahomet in seiner Tragödie Le fanatisme ou Mahomet
le prophète sagen – vivere militare estiii. Als zeitlose, ideelle Feststellung angemessen, als
Lebensgrundsatz schlicht inakzeptabel.
92.
Die Welt hat viele Gläubige und viele Ungläubige gesehen – gestorben und verfault sind sie
letztendlich alle. Denn „Glauben ist, auf etwas zu vertrauen, von dem du weißt, daß es nicht
existiert“, schrieb schon Mark Twain.
93.
94.
Die Frage: ‚Gibt es ein Leben nach dem Tod?’ ist genauso albern wie die Frage: ‚Fährt der
Wagen nach der Schrottpresse wieder?’
95.
Der Djihad per se, als primär verteidigende Institution des Glaubens, ist vielleicht noch
rational einzusehen, doch es ist sicher nicht im Sinne der betroffenen Religion, wenn wegen
jeder lächerlichen Lappalie instantan ein globaler Djihad ausgerufen wird. Kaum tätigt
jemand eine unachtsame Äußerung oder begeht unabsichtlich eine Blasphemie, erscheinen
sofort diverse gnadenlose Fundamentalistengruppierungen, die lauthals und unnachgiebig den
ultimativen Djihad gegen alles und jeden fordern, als ‚gerechtfertigte’ Sühne für diese ach! so
unglaubliche Ungeheuerlichkeit – giftige Auswüchse einer pseudoreligiösen, pervertierten
Frömmigkeit in einer kranken Welt…
i
Das Gerücht wächst während seiner Verbreitung
ii
Nur frech verleumdet, etwas bleibt immer hängen
iii
Leben ist kämpfen
Manchmal frage ich mich ernsthaft, warum ich all das schreibe, und die unsägliche
Sinnlosigkeit unserer armseligen Existenz überfällt mich; schließlich bin ich mir durchaus
bewußt, daß ich die armen Menschen, die ich meine, intellektuell nie erreichen werde. Solche
Leute lesen derartige Werke grundsätzlich nicht, und wenn sie davon hören, verfolgen und
bedrohen sie lieber den ehrlichen Verfasser, anstatt vielleicht doch einmal kritisch, objektiv
und aufgeschlossen seine Texte durchzusehen – ich warte immer (doch meist vergebens) auf
eine gewaltfreie, konstruktive Diskussion. Und dann gibt es noch diejenigen, die von
vornherein mit einem dumpfen, gelangweilten, lethargisch-bleiernen Desinteresse gesegnet
sind. Doch dann die Antwort: das alles mache ich für mich. Ich schreibe für mich selbst, für
meine eigene spirituelle Tranquillität – alles, was ich niederschreibe, verliert einen Teil seiner
deprimierenden Dynamik.
97.
Wer sagt, er habe seinen Glauben verloren, der hatte nie wirklich einen.
98.
99.
Horaz schrieb: dulce et decorum est pro patria morii, was aber letztlich auf die historische
Epoche zurückzuführen ist, in der er lebte (genaugenommen galt wohl damals schon eher das
bismarcksche patriae inserviendo consumorii). Heute sollte man sich als universeller,
weltoffener Kosmopolit sehen, und sich nicht auf einen lokalen, bornierten Traditionalismus
versteifen.
100.
101.
Paläo-SETI-Forschung ist eine interessante Sache, nur: solange deren überzeugte Vertreter
keinen einzigen Beweis der Richtigkeit ihrer phantasievollen Theorien vorzulegen haben,
solange bleibt sie eine reine geistige Spielerei – genau wie die Theologie.
102.
103.
Jeder Mensch wird gemäß seiner eigenen Unzulänglichkeit und Mittelmäßigkeit unglücklich.
i
Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben
ii
Im Dienst am Vaterland werde ich aufgezehrt
Wahrheit ist für die meisten Menschen nur ein dankbares Wort, mit dem sie ihre alltäglichen
Lügen deklarieren.
105.
Für die Menschlichkeit wäre es sicherlich besser gewesen, wenn die anthropomorphen
Kreaturen die Götter nie erfunden hätten.
106.
Eine interessante existentialistische Frage: wie hätte man sich weiland entschieden, wenn man
seine eigene Geburt hätte verweigern können (– mit dem deprimierend-unheilvollen Wissen,
was einen in der Welt erwartet)? quidquid agis, prudenter agas et respice finemi – die Erde
wäre wohl viel leerer…
107.
Ich betrachte mich als einen externen Beobachter des irdischen Alltags. Es ängstigt mich,
irgendwo ‚dazugehören’ zu müssen; und ich möchte kein angepaßtes, nahtlos integriertes
Teilchen von etwas sein – weder aktiv noch passiv –, dem ich nicht uneingeschränkt
zustimmen kann.
108.
Die anthropomorphen Kreaturen sind als Tiere zu human und als Menschen zu animalisch; sie
präsentieren sich als dunkle, undefinierbare Hybridwesen – nicht Fisch, nicht Fleisch.
109.
Es gibt nur eines, worauf man im Umgang mit Menschen wirklich vertrauen kann, nämlich,
daß man ihnen nicht vertrauen kann.
110.
Religiöser Extremismus ist ein untrügliches Zeichen von un- bzw. halbgebildeter
Unwissenheit bei leicht manipulierbaren Zeitgenossen.
111.
Was wäre geschehen, wenn die Menschheit, bzw. der homo sapiens, nicht vor etwa
zehntausend Jahren, nach der letzten Eiszeit, seßhaft geworden wäre? Und sich überdies
Ackerbau und Viehzucht nicht erschlossen hätte? Wir würden wahrscheinlich immer noch im
harmonischen Einklang mit der Natur als steinzeitliche Jäger und Sammler durch die leidlich
gefährlichen, jedoch artenreichen und industriell unberührten Urwälder streifen; genauso, wie
die letzten Jahrhunderttausende zuvor auch schon. Das ist das verlorene Paradies, die
entschwundene ungebundene Autonomie – und die Sünde der Zivilisation…
i
Was du auch tust, tue es klug und bedenke den Ausgang
Glauben ist populär, Unglauben elitär. Dem einen sein Glauben ist dem anderen sein
Aberglauben. Und so sind alle religiös aktiven Individuen im Prinzip orthodoxe Häretiker.
Ein wahrlich schizophrener Zustand…
113.
Die Religionen, respektive deren mystisch infizierte Anhänger, sollten endlich mit der
unglückseligen Manie aufhören, ihre diversen heiligen Schriften nach Art der Kabbalisten
exzessiv umzudeuten, scham- wie rücksichtslos zu entkleiden und restlos zu zerpflücken
(Gabriel Laub protokollierte: „Die Dogmatiker sind sonderbare Hyänen. Sie nähren sich vom
Aas der Gedanken, die sie selbst getötet haben.“). Ein antiker, simpler Text, der, je nach
entsprechend ideologisch intendierter Interpretation und Modifikation, einfach alles
auszusagen vermag, offenbart am spirituell ausgebrannten Ende überhaupt nichts mehr (nihil
probat, qui nimium probati); und was aus solch überschießendem Wildwuchs an partiell sogar
kontradiktorischen Exegesen entstehen kann, ist für jeden interessierten Menschen an der
zeitlosen religiös-fundamentalistisch motivierten Extremismuslage zu bemerken. Ob
Wortspielereien, Buchstabenmagie oder Zahlenmystik – mit einer profunden Kenntnis der
mythologischen Materie und der hierzu nötigen Intention kann selbst eine profane
Einkaufsliste – oder jedes andere beschriebene Stück Papier – zu einer numinosen
Prophezeiung oder einer geheimen göttlichen Offenbarung sakriert werden. Auch ist es immer
wieder erstaunlich, daß selbst ein freundlich-mitfühlendes ‚du sollst nicht töten’ von den
kreativen Schriftgelehrten völlig antagonistisch als ein aggressiv-inhumanes ‚gehe hin und
töte’ ausgelegt werden kann – und sie beharren sogar auf der abwegigen Meinung, triftige
Gründe für diesen verbalisierten Schwachsinn anbieten zu können! Phantasievolle Leute,
diese ‚göttlich’ inspirierten Hermeneutiker…
114.
An manchen Tagen weiß man schon während des Aufwachens, daß es ein schlechter wird;
einer, an dem alles, was man anfängt, fehlschlägt und auf ein exorbitant katastrophales
Desaster hinausläuft. Das ist dann aber auch das erste und einzige mal, daß man an solchen
Tagen recht behält. Man sollte sie überspringen oder ausklammern können.
115.
116.
Was haben die angeblich so ‚wilden’ Tiere den angeblich so ‚zivilisierten’ Menschen voraus?
Tiere sind ehrlich, fürsorglich, ohne Vorurteile, nicht nachtragend und (zumeist) nicht
grundlos aggressiv, außerdem bringen sie sich nicht laufend wegen irgendwelcher
kleinkarierten ideologischen Differenzen gegenseitig um. Das zeigt klar und anschaulich:
Tiere sind per se menschlicher als die meisten Menschen. Aber anstatt demütig von ihnen zu
lernen, rotten wir sie lieber aus. Denn der Mensch findet es schlechterdings unerträglich, von
angeblich niederen Kreaturen in Sachen Humanität ständig vorgeführt und mit einer grazilen,
natürlichen Leichtigkeit überflügelt zu werden, schließlich will er mit aller Gewalt die ‚Krone
i
Nichts beweist, wer zuviel beweist
117.
Wenn es wirklich einen Gott gäbe, hätte er schon längst die einzig wahre und richtige
Konsequenz aus dem fehlgeschlagenen Schöpfungsexperiment gezogen und die insuffiziente,
charakterlose Menschheit vollständig vernichtet.
118.
Die dummdreiste, intolerante Ignoranz ist das schärfste Schwert der Menschheit – und wer
mit dem Schwert spielt, wird durch dieses umkommen.
119.
Warum ich so negativ, pessimistisch, zynisch und zersetzend defaitistisch schreibe? Terenz
weiß die Antwort: homo sum, humani nihil a me alienum putoi. Auch Wesley Snipes alias
Blade erwidert im Film Blade: Trinity2 auf die Frage, warum er nicht einfach nett sein könne:
„Weil die Welt nicht nett ist.“ Und Juvenal notierte lakonisch: facit indignatio versumii. Wo
kein Mißstand, da keine Kritik…
120.
Die Natur war schon immer hart und grausam, doch dann kam der Mensch…
121.
Was haben Götter und Dämonen gemeinsam? Sie entstammen alle der kranken Phantasie
metaphysisch verwirrter Menschen.
122.
Ideologische und religiöse Märtyrer sind gut, weil tot. So können sie wenigstens keinen
weiteren Schaden mehr anrichten.
123.
Märtyrer gibt es nicht, nur besserwisserische, obstinate Mikrologen mit latentem Hang zur
Selbstzerstörung.
124.
Warum müssen die Menschen an irrationale Religionen glauben – reicht ihnen die harte
Realität nicht? Oder ist es wegen derselben: eine Art von psychedelischer Realitätsflucht?
125.
i
Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd
ii
Die Entrüstung macht den Vers
126.
Nietzsche, der Optimist, sah als hehren Nachfolger des Menschen den ‚höheren Menschen’ –
doch wie soll der aussehen? Noch kleingeistiger, noch aggressiver, noch destruktiver – noch
unnötiger? Auch Kraus erkannte eindeutig: „Der Übermensch ist ein verfrühtes Ideal, das den
Menschen voraussetzt.“ Das heißt, zuerst müssen die anthropomorphen Kreaturen
vermenschlichen, bevor man weiterdenken und eine eventuelle Erhöhung implizieren kann.
Doch selbst dazu fehlen gegenwärtig noch die fundamentalsten Prämissen…
127.
Würde sich jeder Mensch schlagartig seiner wahren Bedeutung im Universum bewußt,
nämlich: daß er absolut keine hat – unsere Welt wäre ex abrupto eine friedlichere; aber zu
erwarten ist das nicht.
128.
Jede transzendente Ideologie kann bezweifelt werden, und je metaphysischer, desto mehr. Am
zweifelhaftesten ist die Religion, doch gerade sie wird rigoros ernst genommen und fordert
dadurch die meisten sinnlosen Opfer unter den Menschen. Das Unbeweisbare ist das
Tödlichste.
129.
Schon die Erlernung des aufrechten Gangs war ein Fehler. Wir hätten damals auf den Bäumen
bleiben sollen!
130.
extra ecclesiam nulla salusi, behauptet die römisch-katholische Kirche seit Cyprian von
Karthago. Tatsächlich ist das Gegenteil richtig, denn es kann für den Menschen nicht gut sein,
sich einer morbiden Schwelgerei und dem krankhaften Suhlen in degenerierten,
nekrotisierenden, schon im Verwesen begriffenen religiösen Ideologien hinzugeben.
131.
Waren Neandertaler die besseren Menschen? Wahrscheinlich schon – schließlich sind sie
schon ausgestorben. Wir haben das noch vor uns…
132.
Das Leben auf Erden wäre aushaltbarer, wenn die Menschen nicht wären; zumindest die
überwiegende Mehrheit dieser insuffizienten Spezies – es würde weder auffallen noch ein
bedauernswerter Verlust sein.
i
Außerhalb der Kirche ist kein Heil
Menschheit und Intelligenz sind zwei diametrale Faktoren, die sich im Prinzip gegenseitig
ausschließen – zumindest gegenwärtig (bzw. seit Beginn der biologischen Menschwerdung
bis in unsere apokalyptische Zeit). Je empfindsamer und erkennender ein Individuum ist, um
so weniger wohl fühlt es sich unter den anthropomorphen Kreaturen.
134.
Das menschliche Selbstbewußtsein, bzw. dessen maßlos übersteigerte Egozentrik und Hybris,
war eine der größten und unnötigsten Fehlleistungen der unglücklicherweise
experimentierfreudigen Natur.
135.
Das Gehirn des Menschen ist in der Lage, mehr zu leisten als der rechenstärkste Computer
(zumindest im Moment noch) – warum wird es so wenig benutzt? Denn leider hat die
überwiegende Mehrheit der Erdbevölkerung ihren Schädel nur, damit sie ihre
unterschiedlichen Kopfbedeckungen nicht in der Hand tragen muß.
136.
Die meisten Menschen benutzen ihren religiösen Glauben nur als billige Ausrede für ihre
eigenen mentalen und psychosozialen Unzulänglichkeiten. Krasses, aber augenfälliges
Beispiel: Wären fundamentalistische Selbstmordattentäter keine profilneurotischen
Verlierertypen oder verkrachte Marginalexistenzen, sie wären nicht zu Selbstmordattentätern
geworden.
137.
138.
Die nutzloseste, suppressivste, unmenschlichste (im treffendsten Sinn dieses Wortes) und
tödlichste Erfindung der selbstzerstörerischen Menschheit waren die perniziösen Religionen
samt ihrer unheiligen Götter – brauchbar nur zur kontrollierten Unterdrückung der
Bevölkerung, Aufrecherhaltung von artifiziellen Feindbildern und zur bornierten
Kriegstreiberei.
139.
Möge das sinn- und nutzlose Menschengeschlecht, welche so wenig Menschliches an wie in
sich hat, exhaustiv und unverweilt untergehen – denn was hat es in seiner impertinenten
Existenz schon Großartiges vollbracht, außer den gequälten Planeten rücksichtslos
auszubeuten und langsam aber sicher unbewohnbar zu machen? Ach ja, noch etwas kann die
destruktive Menschheit: wehrlose Tier- und Pflanzenarten ausrotten, von denen jede einzelne
wertvoller ist, als der beste Mensch.
140.
141.
Die Ewigkeit und die Unsterblichkeit sind gleichermaßen leer und langweilig – sonderlich
erstere, wenn sie im trostlosen Plural in Erscheinung tritt.
142.
Unerfüllte und unerfüllbare Begehrlichkeiten sind kleine Tode auf dem Weg zur endgültigen
Auflösung.
143.
144.
Die Menschheit ist der Strick der Evolution, der zersetzende Ausschuß einer nie göttlich
gewesenen Schöpfung.
145.
Ich bin nicht pessimistisch. Ich hoffe zuversichtlich auf die desinfizierende
Selbstreinigungskraft der traumatisierten Erde, welche die defizitären humanoiden Parasiten
in toto hinwegspült.
146.
i
Leiden sind Lehren
ii
Meine Leiden, so unerfreulich sie waren, sind mir zu Lehren geworden
Die Menschen hören das Eis klirren, wenn ich vorübergehe… oder, wie E.M. Cioran es
treffend formulierte: „Wo ich vorbeikomme, sinken die Hoffnungen in Schlaf, verkümmern
die Blumen, wanken die Instinkte: alles hört auf zu wollen, alles bereut, je gewollt zu haben.
Ein jedes Wesen raunt mir zu: ‚Ich wünschte, ein anderer lebte mein Leben, sei es Gott, sei es
die Wegschnecke. Ich sehne mich nach einem Willen zur Untätigkeit, nach einer noch
unausgelösten Unendlichkeit, nach einer ekstatischen Atonie der Elemente, nach einem
sonnenüberglühten Winterschlaf, der alles erstarren ließe, vom Schwein bis zur Libelle…’3“
148.
Manchmal möchte ich das ganze Leid der Welt auf mich nehmen und damit Zugrundegehen.
Doch dann erhebt sich in mir die Frage: lohnt das überhaupt?
149.
150.
i
So viel Übles hat die Religion anzuraten vermocht
151.
Eine eigene religiöse Überzeugung sollte dem Menschen, wie Waffenschein, Horrorvideos
und Spirituosen, erst ab der Volljährigkeit erlaubt sein.
152.
Tiere sind die besseren Menschen – Menschen sind die schlimmsten Tiere.
153.
Wir sollten dem Krieg den Krieg erklären – einen erbarmungslosen bellum internecinumii bis
zum irenischen Ende….
154.
Das Universum ist so gigantisch und unermeßlich groß – warum mußte ich gerade hier
stranden, auf einem irrelevanten Planeten voll mit enervierenden, unbedeutenden
anthropomorphen Kreaturen?
155.
156.
Fundamentalistische Extremisten haben sich so weit von der irdischen Realität entfernt, daß
sie nur noch sich selbst sehen – adversus omnes alios hostile odiumiii.
157.
Einer meiner ehemaligen Mentoren war in seinem odium hominumiv äußerst liberal und
unvoreingenommen, und er kategorisierte niemanden – jeder war willkommen und konnte zu
ihm gehen, um sich von ihm verunglimpfen und medisieren zu lassen.
158.
Die meisten Ideologien können nach einer kurzen Zeit der allgemeinen Euphorie den
Wahrheitsgehalt ihrer angepriesenen Ideen – und somit ihr elementares Existenzrecht – nur
mit brutaler Waffengewalt und geistiger Unterdrückung aufrechterhalten.
159.
ii
Niemand ist so sehr wild, daß er nicht erweicht werden könnte
ii
Vernichtungskrieg
iii
Gegen alle anderen feindlicher Haß
iv
Menschenhaß
160.
Manch monotheistische Religion würden sich gerne die Namens- bzw. Markenrechte an Gott
sichern, wenn sie es denn könnten.
161.
Wenn sich schon Firmen Teile bzw. genetische Bausteine des Lebens und diverse synthetisch
konstruierte Tiergattungen patentieren lassen können, kann man sich dann auch Arten des
Todes rechtlich schützen lassen?
162.
Ist es der Tod wert, daß man das ganze Leben auf ihn wartet?
163.
164.
Die Epikureer mit ihrem sympathischen Agnostizismus hatten eine angenehme Gottessicht:
Götter kann es geben, oder auch nicht; doch wenn es Götter gibt, kümmern sie sich nicht um
uns, also brauchen auch wir uns nicht um sie zu kümmern. Ebenso sollten die Menschen heute
mit ihrer Religion verfahren: glauben kann man, muß man aber nicht; doch wer schon
unbedingt einen Glauben haben muß, sollte auch Un- bzw. Andersgläubige akzeptieren,
respektieren und tolerieren – denn keiner kann ernsthaft behaupten zu wissen, welche der
vielen dargebotenen metaphysischen Ideologien richtig, falsch oder irgendwo dazwischen
liegt.
165.
Auch der sakrale Terminus heilig ist in der heutigen Zeit anachronistischer Ballast der
menschlichen Historiographie.
166.
Ein altes Sprichwort besagt, homo sine religione sicut equus sine frenoi. Andere hingegen
meinen, homo sine religione sicut piscis sine birotaii.
167.
Ethik braucht keine Religion, aber Religionen brauchen Ethik (doch man sieht ja, was
teilweise von diesen daraus gemacht wurde).
i
Ein Mensch ohne Religion ist wie ein Pferd ohne Zügel
ii
Ein Mensch ohne Religion ist wie ein Fisch ohne Fahrrad
Die gegenwärtig verfügbare Menschheit ist zweifellos zu schwach im Geiste, als daß sich in
näherer Zukunft noch irgend etwas zum Besseren wenden würde – es regiert der spirituelle
status quo (nur die Exploitationsmethoden der Religions-, Staats- und Wirtschaftsführenden
verbessern und verfeinern sich).
169.
170.
Die fundamentale und omnipräsente Insuffizienz der anthropomorphen Kreaturen macht mich
vomieren!
171.
Physische Gewalt beginnt, wo Erkenntnisvermögen und Intelligenz enden – und bei der
unglaublich hohen Zahl an opferreichen Kriegen, Revolutionen, Anschlägen, Morden und
anderen sinnlos-brutalen Gewalttätigkeiten auf dieser blutbesudelten Welt wird nur zu
offensichtlich, was die vielen humanitär unzulänglichen Gestalten, die ahasverisch den
Planeten Erde verseuchen, in ihren sogenannten Köpfen haben.
172.
173.
Die spirituelle Diarrhoe der einen (Majorität) effiziert das intellektuelle Vomieren der anderen
(Minorität).
174.
175.
Das apriorische Urwissen des sogenannten Menschen um Gut und Böse (i.e. der
humanistische Standpunkt ‚behandle jeden in der Weise, in der du selbst behandelt werden
möchtest’) wurde in seiner gewalttätigen und blutrünstigen Historiographie
bedauerlicherweise viel zu wenig zur gelebten Realität. Es wurde leider nie zu einer
apriorischen Verhaltensweise (woran auch die inferiore Intelligenz eine nicht geringe
Teilschuld trägt). Und so verharren wir seit Tausenden von Jahren im unzulänglichen Stadium
der anthropomorphen Kreaturen, denn für das Prädikat ‚Mensch’ sind wir schlicht noch nicht
reif genug.
176.
Physische Gewalt ist die inakzeptabelste und primitivste Meinungsäußerung, zu der ein
sogenannter Mensch fähig ist – die angebliche ‚Krone der Schöpfung’ (– ein Lacher, wenn es
nicht so traurig wäre –) sollte es eigentlich besser wissen; homo sapiens? – wirklich nicht! –
eher noch homo stupidus, homo irrationalis oder homo brutalis (am ehesten wohl eine krude,
ungesunde Mischung aus diesen dreien – ein mikrologischer, destruktiver Wechselbalg, ein
ganz und gar überflüssiges Experiment der Natur, das dummerweise überlebte und sukzessive
die Welt überwucherte). Diese kontinuierlichen aggressiven Ausbrüche stellen uns sogar
einige Stufen unter die meisten Tiere, da diese nie aus intendierter, purer Bösartigkeit (oder
ideologischer Borniertheit) handeln bzw. töten, ausschließlich zum Nahrungserwerb und zur
Verteidigung. Wir sollten ihnen die von uns schon ziemlich ruinierte Erde überlassen
angesichts unserer kapitalen Unwürdigkeit – wir sind in unserer ganzen zersetzenden,
konsensunfähigen Existenz nicht menschlich genug –, und so schnell und spurlos wie möglich
aussterben.
177.
178.
179.
180.
04. August 2006: Die amerikanische Sängerin Madonna hat sich in Rom (Italien) im Rahmen
ihrer Confessions-Tour aufmerksamkeitsheischend an ein Kreuz hängen lassen. Im Prinzip
nichts besonderes, doch für Kardinal Ersilio Tonini war das eine provokatorische,
blasphemische Herausforderung des Glaubens, eine unzulässige Profanisierung des Kreuzes.
„Sich in der Stadt der Päpste und der Märtyrer kreuzigen zu lassen, ist ein Akt der offenen
Feindseligkeit“, zitiert die italienische Tageszeitung La Stampa den Kardinal, der die
Exkommunikation der Sängerin fordert. Dies zeigt wieder einmal eindrucksvoll, wie die
römisch-katholische Kirche historische Tatsachen verdrehen kann, denn das Kreuz war
ursprünglich ein grausames römisches Folter- und Hinrichtungsinstrument, an dem Tausende
qualvoll ihr Leben lassen mußten. Es war von Anfang an ein kolossaler Fehler des
Katholizismus, ein solch barbarisches Marterwerkzeug überhaupt in den Stand der Heiligkeit
zu versetzen. Genauso abstrus wäre es, würde eine neuzeitliche Sekte ihren erhängten
Anführer durch Sakrierung des Galgens verehren.
181.
Frage: Wie läßt sich eine friedliche, lebenswerte Welt ohne Gewalt, Krieg und Militär
erreichen? Die deprimierende Antwort: gar nicht – die anthropomorphen Kreaturen sind
schlicht zu dumm, egoistisch und primitiv dafür. Erst nach dem zu erwartenden Omnizid, d.h.
nachdem sich die insuffiziente Menschheit vollständig vernichtet und ausgerottet hat, wird die
Welt eine irenische.
182.
Die Kirchen thematisieren nicht die vorgebrachten Kritiken, sie anathematisieren die
monierenden Kritiker!
183.
Manchen katholischen Heiligen kann man eine gewisse schwarzhumorige Ironie bezüglich
ihrer individuellen Zuweisung als Schutzpatron oder Nothelfer nicht absprechen. So wurde
beispielshalber der Apostel Bartholomäus, genauso wie Jesus schon vor ihm, von seinen
Widersachern gekreuzigt – jedoch erst, nachdem man ihm lege artis und bei lebendigem
Leibe die Haut abgezogen hatte. Seither gilt er für gläubige Katholiken als prädestinierter
Schutzheiliger für Gerber, Lederverarbeiter und Metzger, des weiteren wird er bei den
verschiedensten Hautkrankheiten um Hilfe angerufen. Oder nehmen wir den heiligen
Pantaleon, weiland Leibarzt des römischen Kaisers Maximian: ihm wurde beim Versuch, ihn
anläßlich seiner fortgesetzten Missionierungsversuche zu enthaupten, durch das
Henkersschwert der Schädel gespalten. Seitdem flehen ihn die Gläubigen u.a. bei
Kopfschmerzen um Beistand an – kalkulierter Klerikalsarkasmus?
i
Ein Friede geht über unzählige Triumphe
ii
Frieden ist das beste aller Dinge
An manch deprimierenden Tagen erweist sich jedes gesprochene Wort als nichtig,
unangemessen oder falsch, respektive wird vom aktiv mißgestimmten Adressaten a priori
äußerst negativ aufgefaßt. Zu solch kommunikationsdefizitären Zeiten der intendierten
Fehlinterpretation und der interindividuellen Angespanntheit, in denen das gefährlich
knisternde, emotionsgeladene Aggressionspotential fast greifbar in der unheilschwangeren
Luft liegt, sollte man, im Sinne einer friedlich harmonisierenden Deeskalation, einfach einmal
schweigen und Ruhe geben – denn silentium aurum esti. Allein, die meisten Menschen
können nicht anders und referieren wie radotieren trotzdem unermüdlich und ohne Rücksicht
auf Verluste munter weiter (denn dumm daherreden können sie alle) – woraus schließlich die
kleinlichen, unnötigen, unerquicklichen Sozialkonflikte und zwischenmenschlichen
Mißverständnisse des Alltags entstehen.
185.
Das spirituelle Potential der Menschheit wäre im Prinzip gut, nur der Mensch, respektive das,
was sich Mensch nennt, ist es nicht.
186.
Die wohlbekannte, oft verwendete und äußerst dramatisch anmutende Sentenz ‚ein Buch ist
eine Waffe’ ist m.E. ziemlich verfehlt (außer man wirft es), denn letzten Endes wird niemand
gezwungen, bzw. kann gezwungen werden, ein bestimmtes Buch gegen seinen Willen zu
lesen.
187.
188.
189.
Es verwundert nicht, daß die Welt ist, wie sie ist, wenn die meisten Menschen nicht einmal in
der Lage sind, ohne größere Probleme mit einem Aufzug zu fahren.
190.
i
Schweigen ist Gold
191.
Die im Katholizismus immer noch oft und gern praktizierte Verehrung diverser
Heiligenreliquien wirkt in unserer heutigen Zeit ein wenig befremdlich und grotesk, wenn
man sich die zahlreichen weltweit adorierten körperlichen Überreste exemplifikatorisch ad
oculos demonstriert. Demnach müssen viele der Sanktifizierten mindestens fünf Hände,
dreißig Finger und acht Köpfe mit einigen hundert Zähnen gehabt haben. Das erscheint dann
doch ein wenig unglaubwürdig (oder ist gerade das das Zeichen ihrer Heiligkeit?). Und schon
Erasmus von Rotterdam vertrat vor einem halben Jahrtausend die Auffassung, daß die
allenthalben aufbewahrten Splitter des heiligen Kreuzes ausreichen würden, um daraus ein
ganzes Schiff zu zimmern…
192.
Kein Mensch braucht Märtyrer – nur Ideologien brauchen Märtyrer, und zwar einzig und
allein, um sie in ihrem Sinne als effektvolles, nachahmenswertes Anschauungsmaterial
auszuschlachten.
193.
Warum wird bei Blasphemieprozessen der Betroffene nicht in den Zeugenstand gerufen?
194.
195.
Ich möchte mit meinen kritischen Schriften niemandem seine persönlich präferierte religiöse
Ideologie abspenstig machen – soll doch jeder glauben, was er will. Nur soll er nicht
verbissen auf deren absolute, unumstößliche Richtigkeit beharren und aggressiv wie penetrant
versuchen, andere ungefragt davon zu überzeugen, denn wirklich bewiesen wurde bis dato
definitiv keine einzige. Auch ein frommer Spruch wie: ‚Der christliche (oder irgendein
anderer) Glaube muß generell und uneingeschränkt wahr sein, schließlich existiert er schon
seit 2.000 Jahren, und was so lange all die grotesken Wirren der Zivilisationsgeschichte
i
Glücklich sind die geistig Armen
196.
Die Christen hätten als verbindendes äußerliches Zeichen ihrer Religion den Fisch (ίχθύς gr.:
Ichthys; symbolträchtiges Apronym für: Iesous CHristos THeou Yios Soter = Jesus Christus,
Gottes Sohn, Erlöser) beibehalten sollen. Dieser signitive Ansatz wäre zumindest friedlicher
und freundlicher gewesen, als ein unmenschliches, todbringendes Folter- und Mordwerkzeug
dazu zu bestimmen. Der fragwürdige Hintergedanke, der diesen drakonischen Schritt
bewirkte, war wohl, potentiellen Abtrünnigen zu zeigen, was ihnen blüht, falls sie
infamerweise konvertieren sollten.
197.
198.
199.
Die Menschen brauchen keinen Gott, aber ein Gott braucht die Menschen.
200.
Ein starker religiöser Glaube, positiv gelebt und menschenfreundlich praktiziert, mag für
manchen die spirituelle Erfüllung seines irdischen Lebens sein – doch der ehrlich
Wahrheitssuchende sollte auch im angemessenen Maße seine sakrale Meinung revidieren und
201.
Was ist ‚Nichts’? Nichts ist ein Gasballon ohne Gas und Gummihülle. Nichts ist ein Loch
ohne Rand. ‚Nichts’ ist eine Definitionssache, die (fast) jeder versteht: ein ‚Nichts’ ist nichts.
Versuchen Sie, sich ein ‚Nichts’ vorzustellen, woran denken Sie? Die Frage wirft sich auf, ob
es ein wirkliches Nichts gibt. Ist es begrenzt, ist es unendlich, lebt es? Ein begrenztes Nichts
gibt es nicht, die Grenze ist schließlich ‚Etwas’. Anzunehmen, daß es unbegrenzt ist, aber
dann wäre es überall, und wir wären nicht da. Die Astronomen behaupten, hinter der
Urknallshülle ist nichts, ein angeblich grenzenloses, unendliches Nichts. In diesem ‚Nichts’
ist aber ein Sandkorn, ein Makel – unser Kosmos. Ergo ist dieses Nichts ein Etwas, da es
schließlich etwas enthält. Die Behauptung steht im Raum, der Urknall hätte im Nichts
stattgefunden, der Kosmos ist aus ebendiesem ‚Nichts’ entstanden. Im Nichts hört aber die
Zeit auf (und sie fängt auch nicht an), und ohne Zeit kann nie etwas entstehen. Die Geburt des
Kosmos setzt also eine Zeit voraus. Die Zeit des Nichts ist die Ewigkeit. Ewigkeit wiederum
ist unendlich, keine Zeit in dem Sinne, eine Un-Zeit. Demzufolge würde der Zustand vor der
Geburt des Alls noch immer andauern. Dies der erste Einwand. Der zweite: Aus Nichts kann
nichts entstehen. Ein Nichts kann man auch nicht verdoppeln oder halbieren. Ein Nichts hat
keine Materie, keine Substanz. Es kann aus sich kein All hervorbringen, da es ja nichts
beinhaltet. Ein reines ‚Nichts’ gibt es nicht, da es zwangsläufig ein Ende geben muß, sonst
wäre letzten Endes unsere eigene Existenz in Frage gestellt. Der vorsokratische Philosoph
Parmenides von Elea, einer der Hauptvertreter der eleatischen Schule, spricht am Anfang
seines Lehrgedichts Über die Naturi von einer Göttin, die den denkenden Menschen (homo
sapiens) aufnimmt und ihm verheißt, daß er von ihr der ‚Wahrheit unerschütterlich Herz’
erfahren werde. Die göttliche Offenbarung lautet: es ist nur Sein. Zwei Wege kommen
demnach ernsthaft in Frage: der Weg des Seins und der Weg des Nichtseins. Ganz absurd
i
Siehe Anhang VI.
202.
Mehr noch als die ‚ungläubigen’ Amerikaner scheinen die islamistischen Fundamentalisten
sich selbst zu hassen, wie sonst ließe sich die absolut sinnlose schiitisch-sunnitische
i
Erschaffung aus dem Nichts? Nichts entsteht aus Nichts!
203.
Der Versuch, mit einem orthodoxen Gläubigen kritisch über seine Religion zu diskutieren, ist
wie mit einer Wand zu sprechen – beide lassen sich nicht einen Deut bewegen. Eine eigene
Meinung zu haben, dagegen kann man absolut nichts sagen, aber selbige nicht modifizieren
oder substituieren zu können, wenn es an der Zeit wäre – das ist schlicht konservative,
bornierte geistige Unbeweglichkeit. Falls sich nun also eine der immerwährend
glaubenshungrigen anthropomorphen Kreaturen in den dunklen, klandestinen Abgründen
eines opportunen spirituell-ideologischen Winkels verrannt hat, kann sie nur sehr schwer dort
wieder herausgeholt werden. Mit uralten, vorgefertigten Anschauungen, die schon Tausende
vor ihr teilten und mehr oder weniger akzeptabel mit diesen koexistieren konnten, lebt es sich
eben leicht, man bleibt unter seinesgleichen, medisiert unisono alle anderen, und auch das
tiefere Denken wird einem weitestgehend erspart.
204.
Wenn sich die sogenannten Menschen hier auf Erden tatsächlich auch wie solche aufführten,
einfach mehr Menschlichkeit, Humanität und Altruismus an den Tag legen würden, müßte ich
das alles hier nicht schreiben…
205.
Heute las ich im Feuilleton einer großen deutschen Tageszeitung, daß sich etliche Autoren
und Schriftsteller ungern in der Öffentlichkeit oder in den Medien zeigen, und, sooft es eben
geht, heimlich in der privaten Versenkung, in der gesellschaftlichen Anonymität
verschwinden (der betreffende Artikel Ästhet des Verschwindens5 von Hendrik Werner
handelte vom ex aequo agierenden Schriftsteller und Drehbuchautor Patrick Süskind,
anläßlich der Verfilmung6 seines literarischen Werkes Das Parfüm. Die Geschichte eines
Mörders7). Dieser sukzessiv zunehmende Privatismus diverser Künstler, eventuell in
argwöhnischer ‚Personalunion’ mit ein wenig unterschwelligem Persekutionsdelirium, ist
wahrlich auch kein großes Wunder, da sie anderenfalls in unserer gewalttätigen,
kleinkarierten und intoleranten Welt ständig befürchten müßten, von irgendwelchen
radikalisierten Chaoten oder quasireligiösen Fundamentalisten bedroht, entführt oder
ermordet zu werden, und das alles nur auf Grund von einigen kleinlichen
Meinungsverschiedenheiten oder perfide denunzierenden Mißdeutungen. Leider kann man es
nicht allen recht machen, und der Planet Erde ist groß – d.h. was in der einen sozialen bzw.
religiösen Kulturgemeinschaft instantan eine tödliche Reaktion provoziert, kann für eine
andere absolut irrelevant sein, und wenn jemand unbedingt etwas negatives oder
medisierendes in einen kritisch verfaßten Text hineininterpretieren will, dann kann man ihn
unerfreulicherweise nicht davon abbringen. Doch anstatt sich nutzbringend und mit
schlüssigen Gegenargumenten einer konstruktiven Diskussion über die von ihm beanstandete
Semantik zu stellen, erläßt er ob der ‚ungebührlichen Dissidenz’ lieber einen völlig
überzogenen, unangebrachten Mordaufruf für den ‚häretischen’ Schreiber, und setzt als
pointierte Argumentationsbestärkung und taktische Überzeugungshilfe noch ein irrational
überhöhtes Kopfgeld auf ihn aus. Bekanntestes Beispiel der letzten drei Jahrzehnte ist hierbei
der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie, dessen Kopfgeld sich auf satte drei
Millionen US-Dollar belief. Ausgelobt für sein als islamfeindlich deklariertes Werk The
Satanic Verses (Die satanischen Verse)8 im Jahr 1989 von der iranischen Regierungsführung
206.
207.
208.
Menschlichkeit und Altruismus bringen bedauerlicherweise keinen Profit, der Dank der Welt
äußert sich meist nur in schönen Worten. Wenn überhaupt…
209.
Die interindividuelle Gewalt des homo sapiens erweist sich als eine eindeutig archaische,
präzivilisatorische Ausdrucksform – unsere prähistorischen Vorfahren wendeten sie in einer
Zeit an, als es noch keine funktionierende abstrakte Kommunikationsstruktur gab. Durch
physische Gewalt wurde, wie bei den meisten anderen Tieren auch, die soziale Rangfolge und
somit der gesellschaftliche Status eines Rudelmitglieds ermittelt – das altbekannte Gesetz der
Wildnis: der Stärkere hat recht, der Klügere gibt nach. Leider verblieben die meisten
‚modernen’ Menschen, wohl wegen ihrer vielgeliebten Tradition, in diesem sprachlosen
Primatenstadium – wobei unsere steinzeitlichen Ahnen auf Grund ihrer relativ einfachen
Lebensstruktur wenigstens noch eine einigermaßen reelle Basis für ihr aggressives Verhalten
hatten. Heute wurzeln die gewaltproduzierenden Substrate jedoch vorwiegend in irgendeiner
der vielfältigen und phantasievollen (weil weder rational noch naturwissenschaftlich
verifizierbaren) ideologisch motivierten Transzendenzen. Angesichts der hundertprozentigen
Unbeweisbarkeit dieser partiell nahezu ‚unglaublichen’ Gedankenkonstruktionen verwundert
es doch außerordentlich, daß immer noch so viele Zeitgenossen so ausnehmend beharrlich auf
die uneingeschränkte Richtigkeit ihrer Theorie insistieren, und nicht wenige sogar bereit sind,
andere dafür zu ermorden oder gar ihr eigenes Leben hinzugeben. Das heißt, sämtliche
religionsfundamentalistischen Terrorakte, sakralen Ritualmorde und blutig-frommen
Glaubenskriege, die unsere streitbare Zivilisationsgesellschaft bis dato hervorgebracht hat und
durchleben mußte, dienten letzten Endes einzig und allein zur kompromißlosen Verbreitung
und Verteidigung von arbiträren und jederzeit substituierbaren Annahmen. Anstatt also mit
i
Glaube mir, glücklich hat gelebt, wer sich gut verborgen hielt
210.
Nationalismus ist dumpfe, kleinkarierte Borniertheit – wir sollten endlich lernen, Menschen
zu sein.
211.
Glaubt nur nicht, daß das hochverehrte Papsttum, nur, weil es sich gegenwärtig mehr oder
weniger als ruhig, allgemeinverträglich und zivilisiert präsentiert, nicht auch völlig anders
könnte. Der säkulare Staat, der absolut souverän und unbeschädigt die ideologisch-religiösen
Stürme der Zeit übersteht, wurde noch nicht geboren, und wenn sich dereinst die sozialen und
politischen Zeiten wieder ändern, werdet ihr schon sehen…
212.
213.
Es fällt auf Dauer unglaublich schwer, ständig mit seinen pessimistischen Prognosen und
deprimierenden Unkenrufen recht zu behalten – vor allem, weil einem vor dem
i
Siehe Anhang V.
ii
Siehe Anhang III.
iii
Siehe Anhang IV.
214.
Wenn Gott einstmals auf die Erde käme, um eine gewisse Zeit unerkannt unter den Menschen
zu wohnen, welche Religion würde er annehmen?
215.
Ich liebe die Welt, ihre Flora und Fauna, und auch ihre vielfältigen technischen Möglichkeiten
begeistern mich – aber die mehr oder minder anthropomorphen Kreaturen, die meine
kontemplative Idylle trüben, die sogenannten Menschen, die verabscheue ich. Und wer nun
ernsthaft wissen will, warum das so ist, braucht nur eine Woche Nachrichten zu sehen (– oder
meine Bücher lesen).
216.
An manchen Tagen ist es extrem schwierig, eine plausible Antwort zu finden auf die
essentielle, existentielle Frage: was hält mich hier in diesem Leben?
217.
98 Prozent der Menschen sind chronisch süchtig nach Glauben, sozusagen schwer
Religionsabhängig – gibt es dafür keine kurative Entziehungsmöglichkeit?
218.
219.
220.
Noch nie hat eine höhere Wesenheit hier auf Erden einen für alle Erdenbürger ex aequo sicht-
und überprüfbaren Nachweis ihrer extramundanen Existenz hinterlassen. Und eine als solche
221.
Buddha sprach, Leben erzeugt Leideni. Ich sage: Wissen erzeugt Leiden; denn wer von nichts
weiß und auch von nichts wissen will, sondern nur stur und phlegmatisch in Körper und Geist
den trivialen, ausgetretenen Pfaden seiner althergebrachten landestypischen Traditionen folgt,
der hat tatsächlich nicht viel, woran er wirklich leiden könnte – und selig sind die geistig
Armen, referierte schon Jesus bei seiner Bergpredigt (Mt 5,3). Je mehr Kenntnis und
Erfahrung aber jemand hat, desto mehr gewahrt er auch die verwirrenden Zusammenhänge
und multiplexen Verflechtungen von Religion, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst,
welche sich dem interessierten Beobachter leider allzuoft als zutiefst negativ, destruktiv,
inhuman und asozial präsentieren – und somit sinkt das intellektuelle Wohlbefinden und
wächst das Leiden an dieser Welt. Depression qua Information…
222.
223.
Als Papst Benedikt XVI. Anfang September 2006 Deutschland, bzw. seine alte Heimat
Bayern besuchte, predigte er u.a. auch auf dem Islinger Feld bei Regensburg. Nach der
zelebrierten Freiluftmesse fragte ein kühner Fernsehreporter eine zufällig anwesende Frau,
was sie denn im allgemeinen vom Pontifex und seinen glaubensspezifischen Äußerungen
halten würde. Sie empfand die Show als einmalig, und äußerte die glorreiche Ansicht: „der
Papst ist besser als Robbie Williams“, denn den habe sie auch schon gesehen 9. Diese
verwegene Antwort allein beweist wieder einmal den chaotisch-kuriosen spirituellen
Gemütszustand der Menschen in diesem unseren Lande: geistige Oberhäupter in
gleichberechtigter Union mit Popstars, Leinwandhelden und Comic-Figuren! Ob Stellvertreter
Christi oder Robbie Williams – Hauptsache, die Show ist gut, und anbeten kann man
irgendwie beide! Doch wer mehr oder weniger öffentlich postuliert, an eine transzendente
Kraft oder Wesenheit zu glauben, der sollte es auch wirklich tun – und nicht nur nominell,
respektive wenn es gerade opportun erscheint. Wer sich der Religion/en dieserart selektiv und
saisonal bedient, braucht eigentlich gar keine – er hat es nur noch nicht erkannt, verstanden
und akzeptiert (– oder will sich nicht ohne Not vor seinen Verwandten, Freunden und
Arbeitskollegen als ‚gottloser Ungläubiger’ outen).
i
Pali: Dukkha – eines der drei Daseinsmerkmale und die erste der vier edlen Wahrheiten im Buddhismus
Das seit ihrem dunkelsten Anbeginn feststehende, erklärte Ziel des ruhelosen, allzeit
gewaltbereiten Menschengeschlechts besteht eindeutig und offensichtlich in seiner eigenen
exhaustiven Ausrottung, in der selbstproduzierten menschheitsvernichtenden Apokalypse
eines global exerzierten Omnizids. Mit anderen Worten: die ungesteuerte biologische
Urwüchsigkeit, das natürliche Gleichgewicht der Welt, wie es vor dem akzidentellen Unglück
der historischen Hominisation auf dem Planeten herrschte, wird wieder hergestellt; obwohl es
bis zur vollständigen Heilung sicherlich eine längere Zeit dauert, da die unzähligen giftigen
Rückstände und strahlenden Hinterlassenschaften der experimentierfreudigen
anthropomorphen Kreaturen wohl noch für Jahrtausende das kontaminierte Antlitz der
malträtierten Erde beflecken werden. Im Hinblick auf die gegenwärtige Epoche der weltweit
stationierten und ad nauseam erprobten Massenvernichtungswaffen, der selbstverursachten
Klimaveränderungen und dementsprechend zunehmenden Umweltkatastrophen, sowie der
unkoordinierten Ausbreitung von letalen Krankheiten und multiresistenten Seuchen, ist
bedauerlicherweise (oder glücklicherweise?) auch zu befürchten, daß das finale Desaster nicht
mehr lange auf sich warten läßt. Eine unaufhaltbare nukleare Kettenreaktion einer irrtümlich
explodierten Atomrakete hier, ein außer Kontrolle geratenes, hochansteckendes,
hundertprozentig tödliches Virus da, vielleicht noch ein unabänderlicher
Klimazusammenbruch mit humantoxischen Atmosphärenumwandlungen infolge des
mittlerweile unübersichtlichen Chemikaliencocktails in Erde, Luft und Wasser – das sollte
eigentlich genügen, um uns endgültig den Garaus zu machen. Doch wenn tatsächlich noch
einige Hartnäckige nach diesem reinigenden Armageddon leben sollten, schlägt eben ein
großer Meteorit ein, und beendet auf diese Weise das irdische Trauerspiel der von Anfang an
unnötigen menschlichen Existenz (statistisch gesehen wäre ein solcher Global Killer sowieso
längst überfällig); – und wer dieser pessimistischen, misanthropischen Prognose nicht
zustimmen mag, der hat kein Auge für die Realität.
225.
Was ist nur aus der sakralen Institution des wahren, dithyrambischen Glaubens – der ehrlich
praktizierten Religion – geworden, wenn sich selbst ein – nicht einmal gemeinnütziger
(jedenfalls im wahrsten Sinne des Wortes nicht; nur nominell) – Verein wie Scientology eine
Kirche nennen darf? Bei einer solch gravierenden Konfessionsdegeneration, wie sie nun
schon seit einigen Jahrhunderten wahrnehmbar ist, wäre es da für das eigene ‚Seelenheil’
nicht besser, sich gleich seiner ohnehin nur simulierten Glaubensrichtung zu entledigen? Das
wäre wenigstens aufrichtig und seriös, im Gegensatz zur gegenwärtig präsentierten
Bigotterie…
226.
Neulich sprach mich einer meiner Leser dahingehend an, daß meine Publikationen bisweilen
doch ein wenig schwer zu lesen bzw. zu verstehen wären; auf Grund der kryptisch-exklusiven
Diktion und diverser spezieller Termini in den Texten müsse er des öfteren seine Lexika bzw.
das Internet zu Rate ziehen oder anderweitige Sekundärliteratur bemühen. Dies verdeutlicht
jedoch auch eines meiner didaktischen Anliegen, die ich mit meinen Schriften verfolge: Wer
sich wirklich und ernsthaft mit einem bestimmten existentiellen Thema auseinandersetzen und
ein diesbezügliches, schwierig zu erfassendes Manuskript bearbeiten sowie die kausal
dahinterstehende Absicht des Autors erkennen und dessen persönliche Position der erörterten
Problematik gegenüber verstehen möchte, der sollte auch nicht davor zurückschrecken, sich
bei eventuellen stilistischen, semantischen oder orthographischen Unklarheiten systematisch
227.
Ein großer Fehler des weitverbreiteten mikrologischen Intellekts ist es, seine Mitmenschen zu
verurteilen oder gar anzugreifen, nur weil sie anderer Ansicht sind (– in jeder Beziehung des
Wortes).
228.
229.
230.
…damit wir uns richtig verstehen: ich halte hier ein kritisches Plädoyer für Frieden, Dialog,
Kooperation, Wissen und Realität – für mehr Menschlichkeit. Geistiges Kulturgut, das der
großen Masse unserer Weltgesellschaft offensichtlich fehlt…
231.
Eine möglichst weltweite Neuauflage der Sintflut wäre nicht schlecht (und so, wie es aussieht,
arbeiten wir zielstrebig darauf zu)…
231.
‚Die Deutschen sterben aus’, gellte allenthalben der fassungslose Aufschrei, als die Medien
die Nachricht des dramatischen Geburtenrückgangs bei der autochthonen Bevölkerung
verbreiteten – vortrefflich, dann gehen wir wenigstens mustergültig und mit gutem Beispiel
voran…
232.
233.
Von Zeit zu Zeit wäre es wünschenswert und zweifelsohne angebracht, sein Gehirn gleich
dem Darm entleeren zu können, um schädliche oder schadhafte Gedanken und Erinnerungen
dauerhaft aus dem Köper zu entfernen – die Sondermülldeponien müßten
entsorgungstechnisch verbessert und immens vergrößert werdeni…
i
Siehe Anhang V.
235.
Warum gibt es in diesem Buch mehr Paragraphen zu Sacrum als zu Profanum? Die Lösung
dieses Phänomens ist einfach – über spekulative Phantasmagorien läßt sich eben mehr
philosophieren und theoretisieren, als über die harten, nachprüfbaren Fakten der realen,
naturwissenschaftlichen Welt. Glaube hingegen erweist sich immer als variabel, disputabel
und physikalisch nicht revidierbar.
Warum behandeln Politiker die Bürger ihres Landes so, als wären diese geistig
minderbemittelt, ebenso einfach wie gefahrlos manipulierbar und leicht zu übertölpeln? Weil
sie bei der Mehrheit der tumben Bevölkerung bedauerlicherweise recht mit diesem
niederschmetternden Urteil haben.
2.
Wenn man manchmal dem sinnentleerten Gerede diverser publicitygeiler Politiker lauscht,
fragt man sich ernsthaft, warum sie überhaupt vor die Kameras treten und den Mund
aufmachen, da sie doch ohnehin nichts zu sagen haben. Die simple Antwort hierauf lautet:
Intensive Öffentlichkeitsarbeit fördert den persönlichen Bekanntheitsgrad – vielleicht hilft es
ja bei der nächsten Wahl…
3.
Die Politiker der sogenannten ‚Großen Koalition’ in Berlin diskutieren, wie mehr gespart
werden könnte. Man könnte doch beispielsweise die derzeitigen teuren Politiker einsparen
und billigere einsetzen, man könnte etliche Ministerien einsparen und zusammenlegen, man
könnte den überflüssigen Beamtenstatus abschaffen, oder man könnte kostspielige Bürokratie
und wirtschaftspolitische Fehlinvestitionen vermeiden – man könnte so vieles Unnötige
einsparen, doch unsere realitätsentfremdeten Politiker denken beim Wort Sparen
ausschließlich an Steuererhöhungen und Sozialabbau. Armes Deutschland… Doch wie heißt
es so schön? Jedes Land hat die Regierung, die es verdient. ita voluerunt, ita factum esti – ihr
habt sie gewählt, ihr habt sie bekommen!
4.
Leider handeln viele (um nicht zu sagen: die überwiegende Mehrheit) der
Führungsverantwortlichen nach Ovids phlegmatischem ut desint vires, tamen est laudanda
voluntasii. Dies jedoch ist ein grobfahrlässiger Fehler, denn in der heutigen Zeit der
verschärften Konkurrenz und multilateral vernetzten Globalisierung zählen letzten Endes nur
harte Fakten und greifbare Erfolge. Allerdings erklären sich damit trefflich sowohl das
sukzessive Absacken der sozialen und gesellschaftspolitischen Standards wie auch der
massive Innovationsschwund in den verschiedensten Bereichen der Existenz.
5.
Man sollte meinen, Politiker wie Regierungsvertreter wissen um die grundlegenden Sorgen
und Wünsche des gemeinen Wahlvolks – die erforderliche Intelligenz und generell gebotene
Sachkompetenz dazu sollten sie doch wohl haben –, also könnte ihnen, bei den von den
meisten dieser elitären Spezies an den Tag gelegten, nicht unbedingt populären Arbeits- und
Verfahrensweisen, auch die intrinsische, opportune Maxime video meliora proboque;
i
So haben sie es gewollt, so ist es geschehen
ii
Wenn auch die Kräfte fehlen, so ist der Wille doch zu loben
6.
7.
8.
Das Unglaubwürdigste an Deutschland sind, nur knapp geschlagen von den Klerikern, dessen
Politiker.
9.
Wie würde die religiöse Weltkarte heute aussehen, hätten weiland die Römer mit ihrem
christianos ad leonesiv nachhaltigen Erfolg gehabt?
10.
Demokratie mag im Prinzip gut sein, aber das gegenwärtig in diesem praktizierte
Parteiensystem ist es nicht.
11.
12.
Warum sind politische Parteien nur in der Opposition sozial aufgeschlossen und allgemein
verträglich gestimmt? Denn kaum in der Regierungsverantwortung angekommen, scheint dies
alles wie weggeblasen – als wäre es nie existent gewesen. Strikt nach der uralten
Politikerweisheit: Was interessiert mich mein albernes Geschwätz von gestern?
13.
Vor der Bundestagswahl im Oktober 2005 meinte die CDU/CSU, sie würde die
Mehrwertsteuer um zwei Punkte anheben. Die SPD war generell und vehement gegen eine
Erhöhung und bezeichnete sie publicitywirksam als ‚Merkelsteuer’. Jetzt sind beide an der
Regierung (die großen Verlierer rauften sich nach dem desaströsen Wahldebakel
i
Ich sehe das Bessere und erkenne es an; dem Schlechteren folge ich
ii
Das Hemd ist einem näher als der Rock
iii
Wie lange schließlich noch willst du, Angela, unsere Geduld mißbrauchen?
iv
Die Christen vor die Löwen
14.
Warum fallen die Wähler immer wieder auf dieselben unzulänglichen Parteien herein? Denn
souverän regieren kann keine, wie man bedauerlicherweise während der vergangenen
Jahrzehnte durchgängig erkennen konnte bzw. mußte, weder einzeln noch als kollaborative
Koalition. Aber in diesen Dingen sind die Menschen leider schnell vergeßlich…
15.
Das Leben wäre für das gemeine Volk um ein Vielfaches erträglicher, würden die
Landesführer ihre zweifellos vorhandene Intelligenz mehr in echte Menschlichkeit und
sinnvolle Fürsorge investieren, und nicht so impertinent offensichtlich in persönlicher
Vermögenspotenzierung und egoistischem Machterhalt.
16.
17.
Die meisten leitenden Angestellten sind mikrologische Bürokraten und zu einer humanen und
konstruktiven Menschenführung weder geschaffen noch befähigt.
18.
19.
Die Bevölkerung der Teilrepublik Montenegro (Republika Crna Gora; 13.812 km2, 621.000
Einwohner, Stand 2004) hat heute, am 21. Mai des Jahres 2006, per Referendum entschieden,
das Land endgültig von Serbien zu separieren und einen eigenen, unabhängigen Staat zu
führen (im diffizilen Rahmen des vielleicht Möglichen). Hier sehen wir beispielhaft eine
weitere Tragik in der kleinkrämerischen Geschichte der unbelehrbaren Menschheit: anstatt
sich konstruktiv zu größeren, handlungsfähigen Einheiten zusammenzuschließen, um
sukzessive und gemeinschaftlich realisierbare Lösungen für all die politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu finden, die doch sowieso weltumspannend gesehen
mehr oder weniger die gleichen sind – zumindest jedoch bei benachbarten Nationen –, will
jedes noch so kleine und unbedeutende Völkchen mit mehr als fünfzig Angehörigen immer
gleich einen eigenen, independenten Staat gründen, sobald sich auch nur irgendwie der
potentielle Ansatz einer Eventualität dazu ergibt. Traditionalismus, Nationalismus und
20.
21.
Ich würde nicht in die Politik wollen, für so etwas bin ich zu realistisch und zu ehrlich – oder,
wie Juvenal es adäquat formulierte: quid Romae faciam? mentiri nescioiii.
22.
Sämtliche Strafgesetze, die solcherart ‚Vergehen’ ahnden, die ausschließlich den Täter selbst
schädigen (Drogenkonsum, Selbstmord u.a.), sollten als veraltet abrogiert werden. Wozu gibt
es schließlich das liberalistische Recht auf persönliche Selbstbestimmung…
23.
Die beiden großen Volksparteien in Deutschland (CDU/CSU und SPD) können im Prinzip
sans gêne machen, was sie wollen, weil das dumme Volk bei der nächsten Wahl sowieso
wieder eine davon zur Regierungsmacht nominiert (und wenn beide verlieren, gibt es eben
eine Große Koalition). Die Bürger sind nicht mündig und konsequent genug, diese
aufgeblasenen, egozentrischen Machtkonstrukte abzustrafen und einmal kollektiv nicht zu
wählen. Es ist schließlich schon fast eine genetisch verankerte Tradition: ‚Die Eltern und die
Großeltern haben schon die Schwarzen/Roten gewählt, also machen wir das auch.’ Denn was
vor fünfzig Jahren vielleicht richtig war, kann schließlich so schnell nicht falsch geworden
sein? Doch wer aus der Geschichte nichts lernt und sie mißachtet, ist verdammt, sie zu
wiederholen („Those who cannot remember the past are condemned to repeat it“, schrieb
George Santayana in seinem Text Reason in Common Sense11), gleichwohl plura faciunt
homines e consuetudine quam e rationeiv.
24.
i
Dem Glücklichen ist jedes Land sein Vaterland
ii
Immer das gleiche
iii
Was soll ich in Rom? Zu lügen verstehe ich nicht
iv
Die Menschen handeln mehr aus Gewohnheit denn aus Vernunftgründen
26.
Wenn man sich die meisten Firmen- und Geschäftsphilosophien ansieht und miteinander
vergleicht, können sie auf zwei einfache Punkte reduziert werden. Punkt eins: Der Angestellte
soll arbeiten, und nicht denken. Punkt zwei: Wenn dem Angestellten etwas nicht paßt, kann er
ja gehen. Kritik ist Querulanz.
27.
Im Krieg gibt es weder Ruhm noch Ehre – nur Tod, Leid und Zerstörung.
28.
Was ist an Fußball so überaus faszinierend, daß weltweit die Menschen jedes Wochenende in
Scharen in die modernen Arenen strömen? Ist es der subtile Reiz, das wahnsinnig tiefsinnige
und erbaulich-prickelnde Erlebnis, 22 sportlich und gesellschaftlich überbewertete Millionäre,
die glorifizierten Gladiatoren der Neuzeit, apathisch-fatigant eine Lederkugel über den Rasen
schubsen zu sehen? ad bestiasi – wo bleiben die Löwen…?
29.
Wie soll die dramatisch niedrige Geburtenrate in Deutschland erhöht werden, wenn eine
Geburt mittlerweile (bzw. immer noch, denn dieser Zustand herrscht nicht erst seit gestern)
die sukzessive Verarmung der Familie nach sich zieht? Ursula von der Leyen, seit dem Jahr
2005 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, gab der darbenden
Bevölkerung daraufhin als staatlich gefördertes Remedium das Elterngeld – welches, auf ein
Jahr begrenzt (maximal 14 Monate, wenn der Vater auch pausiert), aus 67 Prozent des letzten
Nettoeinkommens besteht – als finanziellen Anreiz, mehr Kinder in die Welt zu setzen.
Abgesehen davon, daß dieses Elterngeld meist nicht einmal für die monatliche Miete,
respektive für die festen, laufenden Kosten reicht, beginnt die schleichende Pauperisation, der
monetäre und soziale Abstieg der jungen Familie, eben erst ein Jahr später. Ob das die
gebärverweigernden Bundesbürger wirklich überzeugt?
30.
Während meiner Gymnasialzeit hatte ich einen allgemein ziemlich unbeliebten Lehrer
(welcher zudem eine höherwertige Position innehatte), der im Unterricht die trostlose Maxime
vertrat: „Deutschland ist ein Pennerstaat.“ Damals wollte ich nicht widersprechen, heute kann
ich es nicht mehr – er hatte recht (und hat es immer noch).
31.
i
Zu den Tieren
32.
Was echauffiert sich das gemeine Volk so über Armin Meiwes, den sogenannten Kannibalen
von Rotenburg? Mittlerweile sollte doch dank der präzisen Berichterstattungen der
sensationslüsternen Medien allgemein bekannt sein: alles, was ein Mensch einem anderen
antun kann, wird auch irgendwo in der Gesellschaft praktiziert, und wer noch an so etwas wie
das Gute im Menschen glaubt, muß sich durch die gewalttätige Realität täglich eines Besseren
belehren lassen. Doch wer immer pessimistisch wie fatalistisch das Schlimmste erwartet, wird
auch nicht von einem sophisticated Menschenfresser überrascht. Das Negative und
Grauenvolle der menschlichen Seele kennt keine restriktiven Grenzen – ein zutiefst
inhumaner, beklemmender Abgrund ohne erkennbaren Boden.
33.
34.
35.
Obwohl die Menschen früher nicht so alt wurden wie heute, hatten sie trotzdem viel mehr Zeit
und Muße. Wir ruhelosen, allzeit erreichbaren, vollinformierten Fortschrittskrüppel…
36.
37.
i
Weißt du nicht, mein Sohn, mit wie geringer Klugheit die Welt regiert wird?
ii
Um das gemeine Volk auf seine Seite zu bringen
iii
Ungerechte Staaten währen nicht ewig
iv
Staaten sind nichts anderes als große Räuberbanden
38.
Die Welt bräuchte eine übergeordnet weisungsbefugte politische Instanz, die rein auf
humanitären Grundsätzen agiert (z.B. den Internationalen Menschenrechten), ansonsten
konstitutiv ideologiefrei und unparteiisch ist, und der sich ausnahmslos alle Nationen beugen
müßten. Wenn dann ein abgehobener Machthaber meint, sein Volk unterdrücken oder ein
unliebsames Nachbarland angreifen zu müssen, würde er rückstandsfrei entfernt und durch
einen besseren ersetzt.
39.
Kleider machen Leute hieß eine bekannte Novelle, die Gottfried Keller im 19. Jahrhundert zu
Papier brachte. Diese Feststellung besagt, daß die überwiegende Mehrheit der Menschen sich
eben viel mehr um den schönen Schein als um das wahre Sein kümmert, welches auch bereits
mehrfach durch diverse wissenschaftliche Untersuchungen im In- und Ausland bestätigt
wurde. Dabei sollten wir oberflächlichen Erdenbewohner wirklich mehr nach den wahren
inneren Werten und den tatsächlich gegebenen Fähigkeiten unseres Gegenübers gehen. Nur
wer körperlich groß, wohlproportioniert und einigermaßen ansehnlich ist, ist noch lange nicht
kompetent, sozialkompatibel und honorabel. Der kleine, schmutzige Clochard in seinem
verschlissenen Mantel kann mehr Ehre, Herz und Weisheit besitzen als die facegeliftete,
überbezahlte Führungskraft in ihren teuersten Designerklamotten. Dieses bereits 150 Jahre
alte proverbiale Apophthegma beweist also nur die omnipräsente Substanzlosigkeit, die
erschreckende Banalität des homo sapiens im soziokulturellen Miteinander, die schon vorher
so war und sich bis heute nicht im mindesten verändert hat.
40.
41.
Viele Führungskräfte sind ausschließlich auf Grund ihrer mehr oder weniger eloquenten
Rhetorik auf dem einflußreichen Posten, auf dem sie eben sind. Denn wer sich positiv und
vorteilhaft zu präsentieren weiß, dem werden oft und gerne mangelnde Führungsqualitäten
und ungenügende Fachkompetenzen nachgesehen (wozu hat man schließlich seine
subalternen Berater und Konsultanten, die einem das Denken abnehmen – und denen man,
nach einem politischen Desaster, die Schuld zuweisen kann).
42.
43.
Bei vielen Berufspolitikern ist schon an der aufgesetzten Mimik zu erkennen, daß sie das
tumbe, subalterne, aber bedauerlicherweise wahlberechtigte Volk als lästiges,
unumgängliches Übel, das alle vier Jahre umworben und gütlich gestimmt werden muß,
ansehen.
44.
panem et circenses, Brot und billige Zerstreuung, ebenso wie Zuckerbrot und Peitsche -
darauf basieren immer noch alle bekannten Staatssysteme. Wenn das untergebene Volk satt,
in Spannung und bei Laune gehalten wird, denkt es nicht nach und revoltiert auch nicht.
45.
Traditionen sollten von Zeit zu Zeit auf ihre Konsistenz und Sozialkompatibilität überprüft
werden. Viele Dummheiten, Verbrechen und Perversitäten geschehen nur deshalb, weil
bereits die Urgroßeltern weiland die strittigen Situationen genauso handhabten. Doch was vor
hundert oder zweihundert Jahren noch einigermaßen ‚richtig’ war, muß es schon lange nicht
mehr sein, und was man damals als falsch ansah, wurde bis heute auch nicht unbedingt
richtiger. Denn wenn man danach geht, kann jeder losziehen und dem nächsten Fremden den
Schädel einschlagen, unsere Ahnen machten das schließlich irgendwann vor Tausenden von
Jahren auch schon so – alles kann zur Tradition werden. Es ist bedauerlich, daß Frieden,
Toleranz, Humanität und Intelligenz keine Traditionen sind.
46.
47.
Prominenz ist der Tod jedweder Privatsphäre – penetrante Paparazzi lauern allerorten. Dabei
gibt es nichts Langweiligeres, als irgendwelchen Berühmtheiten beim Einkaufen, Joggen oder
ähnlichen Banalitäten zusehen zu müssen. Sie sollten ausschließlich ihrer Leistungen wegen
bewertet werden, und nicht danach, ob sie dann und wann einen über den Durst trinken oder
eine exotische sexuelle Marotte pflegen. Pressefreiheit und Aufklärungsjournalismus mögen
zwar schön und gut sein, aber was für einen höheren Informationsgehalt oder welchen Wert
für den Fortbestand der Menschheit hat es, Brad Pitt beim urinieren zuzusehen?
48.
Die Rassismusdiskussion in Deutschland ist mittlerweile soweit gediehen, daß man sehr
sorgfältig aufpassen muß, was man wann und zu wem sagt. Sage ich als weißes Rundauge zu
einer anderen weißen Langnase: ‚Du beschränkter Weißer’, dann ist das eine Feststellung
bzw. eine simple Beleidigung. Sage ich hingegen zu einem Schwarzen: ‚Du beschränkter
Schwarzer’, dann ist das instantan ein rassistischer An- und Übergriff, obwohl es nur als eine
rein diagnostizierende und herkunftsunabhängige Aussage gedacht war. Aber wie man es
49.
FiFa Fußball-WM hört sich fast so an wie BiBaButzemann – Absicht? Damit es sich die
einfacher strukturierten Fans des runden Leders besser merken können?
50.
Die allgemein prävalierende deutsche Bürokratie ist ein repräsentatives Paradebeispiel des im
Jahre 1969 von Laurence J. Peter und Raymond Hull so treffend artikulierten Peter-Prinzips:
‚In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit
aufzusteigen.12’ Das heißt also, jeder ist in dem Maße inkompetent, in dem er es kann…
51.
Eine primäre Ursache für die vielfältigen interkulturellen Probleme der heutigen Welt ist das
ubiquitäre traditionelle geistige Verhaftetsein in der lokalen bzw. nationalen Geschichte. Eine
gemeinschaftliche ideologische ‚Stunde Null’ und ein kooperativer, konstruktiver Neuanfang
unter berücksichtigender Beteiligung aller wäre in dieser Situation durchaus positiv und
wünschenswert. Doch unser schon jahrtausendelang mitgeschlepptes Erbe der
diskriminierungsfreudigen Vergangenheit behindert und trübt den klaren Blick auf eine
allgemein erstrebenswerte Zukunft.
52.
Die Menschen sind von Grund auf mental relativ einfach strukturiert und sie mögen das
Elementare, Übersichtliche (sozusagen the simple life). Die globalisierte Welt ist vielen von
ihnen jedoch mittlerweile schon zu kompliziert geworden. Es herrscht eine negative
gesellschaftskulturelle Dissonanz: Wissenschaft und Technik schreiten seit geraumer Zeit
wesentlich schneller voran als die Intellektualität derer, denen sie eigentlich nutzen soll. Und
so stellt sich die gegenwärtige Situation immer noch so dar, wie Einstein sie schon sah:
„Technischer Fortschritt ist wie eine Axt in den Händen eines pathologischen Kriminellen.“
53.
Armes Deutschland: so viele Gesetze, so viele Steuern, so viel Staat – und so wenig Effizienz.
54.
Heute lief bei einem deutschen Privatsender eine wissenschaftliche Sendung über die Frage,
ob die Chinesen Amerika einige Zeit vor Kolumbus entdeckten. Auch daß die Wikinger schon
lange vor ihm dort gewesen sein sollen, wurde bereits des öfteren behauptet und zu beweisen
versucht. Ich dachte eigentlich immer, die amerikanische Landmasse wurde von den
Vorfahren der Indianer entdeckt und erstmalig besiedelt? Alle anderen nach ihnen waren nur
Usurpatoren.
55.
56.
Die Anzahl wirklich vertrauenswürdiger Regierungen auf dieser Welt tendiert im unteren
einstelligen Bereich (optimistisch kalkuliert).
57.
Der weitaus größte Teil menschlicher Geschichtsschreibung besteht lediglich aus den
einseitigen Ansichten und subjektiv beeinflußten Überlegungen der damaligen Herrscher,
Usurpatoren und Kolonialmächte. Auch die angeblich ‚freien’ Künstler, Dichter und Denker
waren nicht selten von mehr oder weniger einflußreichen Geldgebern abhängig und verhielten
sich in ihrer Diktion dementsprechend loyal und opportun. Wer die Staatsgewalt innehatte,
überwachte die Verfasser der nationalen Chroniken und lokalen Annalen, und formte
unverdrossen die Historie nach seinem Gutdünken und zu seinem Vorteil (dieses
geschichtsverfälschende Verfahren wird selbst heute noch leidlich erfolgreich in etlichen
Ländern der sogenannten dritten und zweiten Welt praktiziert – doch nicht nur dort). Auch
Montgomery konkludierte: „Die Geschichtsschreibung ist der zweite Triumph der Sieger über
die Besiegten.“ Das wirklich Interessante, das wahre Leben der normalen Bürger, oder das
pure Überleben der Bevölkerung in annektierten Gebieten, wird wohl niemals oder nur höchst
selten wahrheitsgemäß zu eruieren sein. Und so kann bzw. muß die gesamte Historiographie
der menschlichen Zivilisation nur als vager Anhaltspunkt, als diffuse Halbwahrheit gewertet
werden (einmal mehr, einmal weniger). Die nackten Zahlen, Ereignisse und Zeitpunkte
mögen vielleicht noch stimmen, die geschilderten Zusammenhänge, Prämissen und
Ergebnisse müssen deswegen aber noch lange nicht die nuda veritasi darstellen.
58.
Der Mensch ist ein Herdentier – wenn ein Idiot in den Krieg zieht, rennen tausend weitere
Idioten hinterher (unius dementia dementes efficit multosii). Bipedische Lemminge…
59.
Vergangenheit (vor allem die jüngere) hat die folgenschwere Eigenschaft, ausschließlich
glorifiziert oder kondemniert zu werden. Einer kritisch-objektiven Kontemplation wird nur
unterzogen, was schon Jahrhunderte entfernt stattfand.
60.
Ich kann und mag das unüberlegte, romantisierte Gerede à la ‚Früher war alles besser’
wirklich nicht mehr hören. Früher sind die Menschen mangels angemessener medizinischer
Versorgung selbst an eigentlich harmlosen Infektionskrankheiten und kleinen, unbedeutenden
Verletzungen nach unwürdigem Siechtum qualvoll krepiert, sie mußten meist bis zu ihrem
verfrühten Tod (durchschnittliche Lebenserwartung: 30 bis 40 Jahre) von Sonnenauf- bis
Sonnenuntergang körperlich schwer schuften, ideelle wie materielle Sicherheiten gab es noch
i
Die nackte Wahrheit
ii
Ein Narr erzeugt weitere
61.
62.
Der Bestseller-Roman The Da Vinci Code (Sakrileg)13 von Dan Brown ist m.E. eindeutig
überbewertet. Vor allem erscheint hier der offerierte Stil als ein rhetorisch zu simpler und
primär auf breite Popularität fixierter. Und auch der angediente Inhalt ist so neu nicht: ein
thematisch äquivalentes Werk mit wesentlich anspruchsvollerem Duktus wäre beispielsweise
Il pendolo di Foucault (Das foucaultsche Pendel)14 von Umberto Eco aus dem Jahr 1988. Nur
waren es bei ihm die imaginierten TRES (Templi Resurgentes Equites Synarchici), und nicht
eine fiktive Prieuré de Sioni.
63.
Schwüre und Eide sind letztendlich nur eine überholte, theatralisch-pathetische Farce einer
überholten Gerichtstradition, denn selbst für den Fall, daß ein überführter Schwerverbrecher
bei seinem und dem Leben seiner Familie sowie bei allen Göttern und Heiligen gelobt, nichts
als die reine Wahrheit zu sagen, kann man ihm doch kein bißchen trauen. Und für den Rest
der ethisch insuffizienten Menschheit gilt leider das gleiche – wer schwört, sagt noch lange
nicht die Wahrheit…
64.
Die politisch-ideologisch fundierte Frage: ‚Wen sehen sie lieber an der Regierung, die
CDU/CSU oder die SPD?’ entspricht in etwa dem pathologischen Härtegrad der rein
existentiellen Fragestellung: ‚Woran sterben sie lieber, an Lungenkrebs oder an Darmkrebs?’
Denn wo liegt der Spaß oder das emotionale Erfolgserlebnis, wenn man nur unter zwei
inferioren, unerwünschten Plagen zu wählen hat?
65.
Wieso sollen Horror- und Gewaltfilme für die zunehmende Schar mordlüsterner Jugendlicher
verantwortlich sein? Die berühmt-berüchtigten Daily Soaps oder die ebensolchen Telenovelas
können doch auch nicht für bösartige Volksverdummung und instantanem Gehirntod bei
akzidenteller Überdosierung haftbar gemacht werden.
66.
67.
Wenn ein Mensch von Kultur spricht, so meint er seine Kultur, und das, was er für eine
solche hält – alles andere ist für ihn häretische Unkultur und wird herzhaft bekämpft
(erkennbar an den vielen wissensvernichtenden Bilderstürmereien und Bücherverbrennungen
im Gang der menschlich-zivilisatorischen ‚Kultur’-Geschichte), zumindest jedoch arrogant
und demonstrativ mißachtet – denn meine Wahrheit ist besser als deine.
68.
Artikel eins der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, welche am 10. Dezember des
Jahres 1948 als Resolution 217 A (III) von der Generalversammlung der Vereinten Nationen
(United Nations, UN) verabschiedet wurden, besagt gleich im ersten Satz: Alle Menschen
sind frei […] geboreni. Doch das stimmt so selbstverständlich nicht, eher das explizite
Gegenteil ist richtig: kein Mensch ist frei geboren. Denn schon die eigene Geburt war nicht
unbedingt ein freiwilliger Vorgang, und auch die Epoche, die Nationalität, die Sprache, das
Geschlecht oder auch nur das individuelle Aussehen waren a priori nicht verhandelbar. Es
folgen diverse natürliche oder politische Sachzwänge, soziokulturelle Umgangsformen und
restriktive Gesellschaftskonventionen, die partiell dem eigenen Begehr, bzw. der persönlichen
Freiheit, widersprechend oder gar zuwiderlaufend sein können. Die Sentenz in der Resolution
müßte also heißen: Jeder Mensch muß für sich selbst sehen, ob und wie er mit dem
zurechtkommt, was er eben hat. Jedenfalls noch mindestens solange, wie die Welt so ist, wie
sie eben ist…
69.
Die (gerechtfertigte) Todesstrafe erscheint eigentlich viel zu gut für viele der überführten
Gewaltverbrecher. Sie sollten alle gnadenlos und ohne irgendwelche Vergünstigungen bis an
ihr unbedeutendes, klägliches Lebensende von der Welt unbeachtet im tiefsten Kerker
dahinsiechen und verrotten – so werden Märtyrer vermieden…
70.
Öffentliche Verwaltungen erinnern frappierend an die Hydra der griechischen Mythologie: ist
ein inkompetenter Bürokrat nach vielen trost- und ergebnislosen Jahren endlich aus seinem
Amt geschieden (hiatus maxime deflendusii), stehen schon geringstenfalls zwei weitere
unqualifizierte Schreibtischathleten für die disponible Sinekure parat, die zumindest genauso
unfähig sind, wie es ihr Vorgänger zu seinen besten Zeiten war.
71.
i
Siehe Anhang III.
ii
Eine höchst beweinenswerte Lücke
72.
Das Lebensmotto einer stets gutgelaunten Kollegin war: Wer nichts macht, macht nichts
verkehrt. Eine simple, aber richtige Einstellung. Viele historische Katastrophen hätten
vermieden werden können, wenn sich ihre Urheber vor dem Desaster Gedanken gemacht
hätten, ob sie die Aufgabe überhaupt bewältigen können.
73.
Die primären Grundbedürfnisse der Menschen sind wenige und schon lange hinreichend
bekannt. Doch selbst diese geringfügigen Begehrlichkeiten können die überforderten
Organisatoren, also die durch langen und bürokratisierten Staatsdienst realitätsentfremdeten
Politiker, nicht befriedigen. Die Staatsform der Demokratie ist zwar im Moment das beste,
was wir haben (mehr oder weniger), doch sie hat sich mittlerweile überlebt, und es wäre an
der Zeit, etwas Neues zu probieren – etwas mit mehr sozialer Humanität und weniger
nepotistischer Wirtschaftsdiktatur.
74.
Kritisches Denken ist für viele Vorgesetzte nur eine lästige, unerwünschte Angewohnheit
ihrer subalternen Mitarbeiter, welche mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft
und mit Stumpf und Stiel ausgemerzt werden muß.
75.
Sozialethische Erziehung sollte bzw. müßte primär von den Eltern ausgehen, doch der
überwiegende Teil dieser sogenannten Eltern selbst hat keine. Und so regiert in den meisten
Haushalten das infantile, schlagkräftige Prinzip der Gosse – der Stärkere hat recht, der
Klügere gibt nach.
76.
77.
78.
Zeigt mir einen ehrlichen Politiker (oder Wirtschaftsführer etc.), der stets die Wahrheit sagt,
und ich zeige euch das Ende des Regenbogens. Scham- und reueloses Lügen gehört zum –
bzw. ist das – Geschäft der Chefetagen; mundus vult decipi, ergo decipiaturi. Arme,
unwissende Untertanen…
79.
Wenn Politiker krank werden, kann man nur dithyrambisch hoffen, es sei ihr permanent
überfordertes schlechtes Gewissen. Aber zumeist haben sie gar keines…
80.
Warum geschehen so viele Verkehrsunfälle? – ganz klar, wer zu dumm zu leben ist, kann
auch nicht anständig mit dem Auto fahren.
81.
82.
Wenn sich gewaltbereite Hooligans bei Fußballspielen bekämpfen – warum schreitet die
Polizei ein? Bewaffnet die Idioten und verhaftet die Überlebenden!
83.
Die weiland aus energiepolitischen Überlegungen eingeführte Sommerzeit bewirkt, daß das
elektrische Licht abends eine Stunde später eingeschaltet wird, dafür morgens eine Stunde
länger brennt – also nichts. Das einzige tatsächlich bemerkbare Ergebnis ist, daß die
Menschen eine Woche lang planlos wie komatöse Zombies durch die Gegend wanken, wirre
Worte von sich geben und einen Lapsus nach dem anderen fabrizieren. Mit anderen Worten:
sie benehmen sich wie immer, nur noch ein wenig peinlicher und desaströser.
84.
Je mehr die Macht eines Individuums steigt, um so mehr sinken seine Skrupel. Ein
Machthaber, der angeblich volksnah und ‚auf dem Teppich geblieben’ ist, ist nur ein guter
Schauspieler.
i
Die Welt will betrogen sein, also werde sie betrogen
Ich habe vorhin den jordanischen Terroristen Abu Musab az-Zarqawi in seiner neuesten
Videobotschaft vom 25. April 2006 in den Nachrichten gesehen. Die einzig wirklich
interessante Aussage dieses ansonsten unbedeutenden Bandes war: ganz schön fett geworden,
der az-Zarqawi, seitdem man ihn das letztemal im TV gesehen hat (nun ja, auch er wird
langsam älter und unbeweglicher) – der Rest war unsinniges Geschwafel. Er hätte
schweigsam und subversiv in der kriminellen Versenkung bleiben sollen, anstatt uns mit
seiner impertinenten Mediengegenwart zu belästigen. Aber das war schon immer so: die, die
am wenigsten zu sagen haben, schreien am lautesten. (Nachtrag 8. Juni 2006: Jetzt ist er tot,
so schnell kann es gehen – ob das mit der Videobotschaft wirklich so eine gute Sache war…?)
86.
Vor kurzem wurde der arglose Betreiber eines Internet-Providers von einem deutschen
Gericht schuldig gesprochen und verurteilt, weil über seinen Online-Dienst der freie Zugang
zu Sites mit kinderpornographischem Inhalt gegeben war. Doch wie kann jemand, der einen
Zugang zum World Wide Web anbietet, überhaupt verhindern, daß sich sinistre Verbraucher
verbotene Sites auf den heimischen Computer ziehen? Das wäre in etwa so, als würde man
die Straßenbetreiber für die vielen unnötigen Unfallopfer durch alkoholisierte Fahrer
verantwortlich machen, denn sie haben ja den freien Zugang zur Straße angeboten. Wie der
Internet-Anbieter nicht wirklich wissen kann, was sich seine Kunden ansehen bzw. welche
Inhalte die vielen Millionen privaten Website-Betreiber wann und wo ins Netz stellen, weiß
auch der Straßenbetreiber nicht, ob die unzähligen Fahrer auf seiner Straße alkoholisiert sind
oder nicht. Doch das ist nicht das punctum saliens, denn was man im Internet bekommen
kann, kann man auch ohne bekommen, d.h. genau wie im wirklichen Leben gilt im Internet
das ökonomische Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wenn nun das WWW
kriminellerweise von kinderpornographischen Sites überschwemmt wird, bedeutet das doch,
daß es eine immense Nachfrage nach diesen illegalen Bildern gibt. Wir sprechen also über
eine kranke Gesellschaft, die sich nächtens in ihrer dunklen Stube dem prickelnden Rausch
des Verbotenen hingibt, tagsüber aber lautstark dagegen wettert und eifrig versucht, dem
bösen Internet mit seinem schändlichen Wirken Einhalt zu gebieten. Aber wenn man über die
Landesgrenze nach Belgien mit seinen diversen Kinderpornographie-Skandalen sieht, weiß
man auch, daß sich, ebenso wie bei uns, im Deutschland der Dichter und Denker, nichts in
Richtung eines geistig gesünderen Volkes bewegen wird, denn hier wie dort gehören mehr als
zwei Drittel der Abnehmer dieser unstatthaften Bilder der sogenannten elitären
Gesellschaftsschicht an, also Akademiker, Politiker, Industrielle, Advokaten, Geistliche,
Sportler und andere Prominente, und eine Krähe hackt der anderen bekanntlich kein Auge
aus. Da ist es doch viel einfacher und mehr opportun, den Schwarzen Peter den Providern
zuzuschieben und sich publikumswirksam Gedanken über Verordnungen und Gesetze gegen
das teuflische Internet zu überlegen, als etwas für die nötige Verbesserung der ungesunden
Gesellschaftsmoral zu tun. Das für potentiell alles und jeden offene, global zugängliche
Internet ist das liberalste und demokratischste Medium auf dieser Welt. Jeder kann
hineinsetzen, was er will, und jeder kann finden, was er will. Wenn die supranationale
Netzgemeinde etwas nicht sehen möchte, wird auch das Angebot weniger (was aber nicht
heißt, daß es ganz verschwindet, denn irgendwer wird immer so etwas sehen wollen), und so
wird es immer eine unendliche Vielfalt von Angeboten und Meinungen im Internet geben,
mal mehr gute, öfter mal weniger gute, aber abgesehen von einem weltumspannenden
Stromausfall gibt es tatsächlich nichts, selbst keine kleinen, lokalen Gesetzchen, die etwas
daran ändern könnten. Denn was interessiert schon den international operierenden Anbieter
von gesetzeswidrigen Inhalten – mit Serverstandorten in allen möglichen Ländern – eine
87.
Seit einiger Zeit werden die ohnehin schon etlichen Repressalien ausgesetzten Raucher
zusätzlich mit dem unheilschwangeren Satz „Rauchen kann tödlich sein“ auf jeder Schachtel
Zigaretten konfrontiert. Nach diesem ersten Schritt folgte nun die großangelegte Ausweitung,
es werden jetzt auch die Päckchen mit losem Tabak mit dieser drastischen Aufschrift
versehen. Da die meisten Raucher jedoch die Gefahren des längerfristigen Tabakkonsums
sowieso schon kennen, wird diese staatlich verordnete Alibiaktion nichts fruchten. Sie läßt
aber ungeahnte Perspektiven erkennen, denn wenn diese paradoxe
Kennzeichnungsentwicklung so weiter geht, werden als nächstes vermutlich alkoholische
Getränke wie Bier, Wein, Hochprozentiges oder Mixgetränke mit dem Spruch „Alkohol kann
tödlich sein“ verziert, denn schließlich sterben durch Alkoholmißbrauch mehr Menschen als
durch das Rauchen, und auch die Gesundheitskosten für die Solidargemeinschaft sind höher.
Danach können wir dazu übergehen, andere potentiell gefährliche Produkte mit einem
Denkspruch zu schmücken, alsda wären z.B.: Kraftfahrzeuge und Motorräder. Durch
Verkehrsunfälle sterben viele tausend Menschen im Jahr, warum schreiben wir nicht
„Autofahren (bzw. Motorradfahren) kann tödlich sein“ auf jede vakante Stoßstange? Oder wie
wäre es mit „Sport kann tödlich sein“ auf Sport- und Freizeitprodukten, denn nicht wenige
Athleten und Freizeitsportler verletzen sich oder sterben sogar während der Ausübung ihrer
Leibesertüchtigungen. Auch könnte man an ein „Essen kann tödlich sein“ auf diversen
Designer- oder Fast-food-Produkten denken, wenn man sich die verschiedenen ungesunden
chemischen oder genmanipulierten Inhaltsstoffe mancher Lebensmittel vor Augen führt. Ein
„Kochen kann tödlich sein“ auf Gasherden könnte auch möglich sein, schließlich hört man
immer wieder von vergifteten Opfern und explodierten Wohnhäusern durch defekte
Gasinstallationen. Diese Absurditäten ließen sich ad infinito fortführen bis zu einem „Denken
kann tödlich sein“ in totalitären Staaten, „Atmen kann tödlich sein“ in der Nähe von
Chemiefabriken oder einem freundlichen „Leben kann tödlich sein“ im Umkreis eines
Atomkraftwerks. Das Dasein ist nun einmal voller unvorhergesehener Gefahren, sowohl in
der Arbeit als auch in der Freizeit, eine absolute Sicherheit vor Unfällen oder
gesundheitlichen Schäden gibt es nicht und kann uns niemand geben. Deswegen sollte man
diesen Beschriftungs- und Hinweisschilderwahn unterlassen bzw. möglichst stark
einschränken, sonst gibt es irgendwann kein Produkt mehr, auf dem nicht ein „…kann tödlich
sein“ prangt. Außerdem wissen die meisten Menschen sehr genau, welchen Gefahren sie sich
durch ihre mannigfaltigen Aktivitäten aussetzen, nicht zu vergessen der mit der Zeit
eintretende Gewöhnungs- und Abstumpfungseffekt durch diese permanenten,
unterschwelligen Gefährdungswarnungen. Wenn wir versuchen, jede Eventualität des
menschlichen Lebens bis ins kleinste Detail zu reglementieren und regulieren, wird sich bald
niemand mehr in diesem labyrinthischen Dschungel von Hinweisen, Vorschriften,
Empfehlungen und Gesetzen zurechtfinden. Leider befinden wir uns verdientermaßen auf
Grund unserer eigenen, unglaublich mikrologischen Geisteshaltung zur Zeit auf diesem
unglücklichen Wege.
88.
89.
Selbst in die Vereinigten Staaten von Amerika kann man nicht mehr ungefährdet reisen – zu
viele fundamental-christliche Fanatiker…
91.
Latein (lingua latina) ist auf Grund seiner Artikelfreiheit eine komplexe Sprache, bei der man
vor dem Reden genau überlegen muß, was man eigentlich sagen will. In den gegenwärtig
aktuellen Sprachen mit Artikel ist dies nicht mehr unbedingt nötig, deswegen salbadern die
Menschen permanent soviel Unsinn. Doch wer nichts zu sagen hat, sollte einfach einmal den
Mund halten, und nicht ständig seinen Nächsten mit sinn- und nutzlosem Geschwätz
belästigen – soll er doch ein Buch darüber schreiben, das muß man dann wenigstens nicht
lesen.
92.
93.
Staaten sollten die Todesstrafe kategorisch vermeiden, denn diese transformiert Täter zu
Opfer und Verbrecher zu Märtyrer. Besser ist es, die Delinquenten lebenslänglich im
Gefängnis schmoren und in anonymer Vergessenheit verrotten zu lassen. Die Todesstrafe ist
zu gut für Gewaltverbrecher.
94.
Wenn die Menschen nur etwas menschlicher wären, hätten sie Institutionen wie die
Internationalen Menschenrechte – oder die Todesstrafe – nicht nötig.
95.
Ein freundlicher Tip zum Energiesparen: Im Sommer ist es abends zu hell zum einschlafen,
und morgens zu dunkel, um ohne Licht auskommen zu können. Schafft die teure, im Jahre
1980 eingeführte Sommerzeit endlich wieder ab, und beide Probleme wären auf einmal
96.
Schon Cicero resümierte: fundamentum est iustitiae fidesi. Leider findet sich in der
gegenwärtigen politischen Landschaft niemand, der dieses Vertrauen wirklich verdiente.
Doch wenn bereits die Prämissen nicht stimmen, können die nachfolgenden Resultate und
Konsequenzen selbstverständlich nur suboptimal bis kontraproduktiv sein.
97.
Die Regierung Deutschlands besteht seit langem schon aus einem bunten Sammelsurium
nichtvorhandener Kompetenzen (nur die jederzeit austauschbaren Interpreten wechseln). Ein
unkoordinierter, rein propagandistischer, unqualifizierter Aktionismus par excellence, leicht
erkennbar an den unzulänglichen, zahnlosen Ergebnissen. Viel Gerede – nichts dahinter. Carl
von Ossietzky argwöhnte schon vor über 70 Jahren: „Deutschland ist das einzige Land, wo
Mangel an politischer Befähigung den Weg zu den höchsten Ehrenämtern sichert.“ Seitdem
hat sich nicht viel verändert (ausgenommen – und unter Vorbehalt – die kurze zweite
Gründerzeit mit integriertem Wirtschaftswunder nach Ende des 2. Weltkriegs).
98.
Demokratur = demokratische Diktatur; d.h. die Bürger dürfen frei wählen, wer sie die nächste
Legislaturperiode froissiert und ausbeutet. Heinrich Wiesner bemerkt in diesem Sinne:
„Freiheit ist die Fähigkeit, eine Wahl zu treffen, deren Gefangener man hinterher ist.“
99.
Beim täglichen Blick in die Zeitung hilft nur das vorsichtige Hoffen auf bessere Zeiten. Doch
schon Billy Wilder erkannte: „Das Licht am Ende des Tunnels ist der Expreßzug, der direkt
auf dich zufährt.“ Erst wenn man glaubt, es geht nicht mehr schlimmer, kommt das dicke
Ende (und dann noch eines).
100.
Der vielbejubelte Fortschritt kann nicht immer positiv bewertet werden, denn auch
Diktatoren, Mörder und Terroristen entwickeln sich weiter. Oder, wie Thornton Wilder es
artikulierte: „Unter Fortschritt versteht man eher das Tempo als die Richtung.“
101.
Reisen bildet – man erkennt: anderswo ist’s auch nicht anders, nur die Landschaft wechselt.
102.
Mit Gewalt- und Sexualverbrechern wird in Deutschland im allgemeinen immer noch viel zu
nachlässig und gutgläubig umgegangen. Zumindest Wiederholungstäter sollten lebenslänglich
aus der Gesellschaft entfernt werden – rein prophylaktisch gesehen: im Zweifel für die
i
Grundlage der Gerechtigkeit ist Vertrauen
103.
Politische Macht ist etwas für intelligente Menschen ohne Sinn und tieferes Verständnis für
Realität, Humanität und Historie.
104.
Wenn ein Delphin plötzlich zu uns spräche – würden wir ihm zuhören und seiner
phantastischen Geschichte lauschen? Nein, wir würden ihn aufschneiden, um zu sehen, wie er
das gemacht hat.
105.
Die deutsche Presse bezeichnet Amerika gerne als ‚globalen Sheriff’. Diesbezüglich fand ich
bei Behan die treffliche Sentenz: „Die Welt ist ein Irrenhaus, und deshalb ist es nur richtig,
daß sie von bewaffneten Idioten bewacht wird.“ Ein wahres Wort, durchaus…
106.
107.
Warum sollten wir den Politikern auch nur ein Wort glauben? Sie haben uns vor der Wahl
belogen, sie werden es auch weiterhin tun.
108.
22. Juni 2006: Bayerns Ministerpräsident Stoiber fordert allen Ernstes drei Jahre Gefängnis
für Gotteslästerung. Wie innovativ und tolerant – wie wäre es noch mit einer vorhergehenden
Inquisition? Inklusive Streckbank, Daumenschraube und Spanischem Stiefel? Tschüß,
Fortschritt – Hallo, Mittelalter… Doch das ist typisch für religionsvernebelten Aktionismus:
zuerst großartig Aufgeschlossenheit, Verständnis und Nächstenliebe predigen, aber dann, bei
109.
Freie Wahlen und gelebte Demokratie sind im Prinzip positiv zu bewerten, nur die seit
etlichen Dekaden immer gleichen nominierten Parteien und Personen sind größtenteils
humanitär insuffizient – doch bei der prävalierenden politischen Situation und Konstellation
bedauerlicherweise konkurrenzlos.
110.
Laut Statistik begehen rund ein Viertel aller Geisterfahrer (die mit einem Unfall endeten) ihre
folgenschwere Falschfahrt in suizidaler Absicht und töten oder verletzen dabei zusätzlich
andere, unschuldige Verkehrsteilnehmer, die fatalerweise zur falschen Zeit am falschen Ort
waren. Letztere sollten diesbezüglich besser geschützt werden, indem man potentiellen
Lebensverweigerern – im allgemeinen, also nicht nur den Falschfahrern – eine angemessene,
rechtlich abgesicherte Möglichkeit an die Hand gibt, ihre gequälte Existenz schmerzfrei und
unbürokratisch zu annullieren.
111.
Manche Zeitgenossen verbringen ihr tristes Dasein permanent pendelnd zwischen delirium
tremens und dementia senilis.
112.
Kanzlerin Merkel bezeichnete Ende Juni 2006 Deutschland als einen Sanierungsfall. Das
stimmt so nicht: die Regierung ist der Sanierungsfall.
113.
Montag, 26. Juni 2006, 450 Uhr: Nun haben sie also den sympathisch-nonkonformistischen
Braunbären Bruno (alias Problembär JJ1) getötet – typisch Mensch: unoriginell, unkreativ,
eklektizistisch (und ein herber Rückschlag für den Natur- und Artenschutz); Lebewesen, mit
denen er nicht instantan zurechtkommt (bzw. denen er offensichtlich geistig unterlegen ist),
werden gnadenlos abgemurkst – Grüße aus der Steinzeit. Deutschland soll angeblich eine der
fortgeschrittensten Industrie- und Technologienationen sein, aber trotzdem ist es
augenscheinlich völlig unfähig, innerhalb mehrerer Wochen ein einzelnes, nicht gerade
kleines oder unauffälliges Tier aufzuspüren und zu fangen. Aber man kann es auch anders
formulieren: der ideelle Wert des unersetzlichen Daseins dieses armen Geschöpfes wurde
wohl leider nicht so hoch eingeschätzt, als daß die politischen Verantwortlichen die nötigen
finanziellen Mittel für ein unblutiges Einfangen des Bären bereitgestellt hätten. Geiseln, die
sich selbst und bewußt in Gefahr brachten, werden vom Staat freigekauft – aber Bruno, der
i
Siehe Anhang IV.
114.
Wissen gepaart mit Intelligenz kann eine desaströse Mischung sein – entweder für den
Betroffenen selbst, oder für alle anderen; wenn auch noch Macht oder Popularität
hinzukommen, ausschließlich für die anderen.
115.
Tierquäler haben eklatante kognitive Defizite und sind definitiv potentielle Gewalttäter. Sie
sollten härter bestraft und psychiatrisch behandelt werden. Anschließend lebenslängliches
Tierhaltungsverbot.
116.
117.
Es ist schon äußerst traurig für Deutschland und seine morbid-insuffizienten Einwohner,
wenn man sehen muß, wie sich die jederzeit austauschbaren und dementsprechend frei
flottierenden Regierungsparteien seit Jahrzehnten mit ihren immer offensichtlicher und
dreister werdenden Inkompetenzen gegenseitig überbieten.
118.
Wenn man sich die endlos lange Reihe gebrochener Wahlversprechen des vergangenen
Vierteljahrhunderts kritisch ad oculos demonstriert, dürfte es dementsprechend für die so
agierenden staatsverantwortlichen Akteure auch kein größeres Problem darstellen, wenn das
gemeine Volk auf die überwiegende Majorität der Politiker die mittlerweile synonymisierten
Termini ‚Lügner’ und ‚Betrüger’ anwendet. Wessen nichtssagendes Gerede eben nur einen
Wahrheits- und Realitätsgehalt von durchschnittlich etwa 20 Prozent enthält, braucht sich
anschließend auch nicht wundern oder sich darüber echauffieren, daß er dieserart distanz- und
respektlos tituliert wird – und das zurecht; man braucht nur die desaströsen Ergebnisse nach
der Bundestagswahl 2005 zu betrachten, als partiell das eklatante Gegenteil von dem, was die
stimmenheischenden Volksvertreter während des Wahlkampfes versprachen, zu Gesetzen
wurde. Da haben sie sich wohl nur versehentlich ‚versprochen’?
119.
Als Altbundeskanzler Kohl im Jahre 2004 den ersten Teil seiner Biographie 15 veröffentlichte,
erstand ich es mit doch relativ hohen Erwartungen – welche jedoch schon nach wenigen
Seiten maßlos enttäuscht wurden. Nach knapp der Hälfte dieser unglaublichen
Selbstbeweihräucherung mußte ich das Buch zur Seite legen – soviel Gutmensch-Dasein,
‚Helmut hat die Welt gerettet’ und ‚ohne mich wäre Deutschland nie zu dem geworden, was
es ist’ schlug mir gehörig auf den Magen. Der Mann hat einfach keine Fehler, so wie er sich
selbst beschreibt (jedenfalls keine, die er öffentlich diskutiert sehen möchte); ein Held des
Alltags, der Menschenliebe und der Tradition – da könnte sich so mancher Papst eine Scheibe
120.
121.
Die schon lange gegebenen unfreundlich-asozialen Zustände in der Politik präsentieren sich
so bedrückend desolat, weil die sogenannten verantwortlichen (nicht zu verwechseln mit:
verantwortungsvollen) Politiker schlechterdings keine sind, sondern nur unzureichend als
Politiker getarnte Wirtschaftsfunktionäre – und als solche kümmern sie sich eben
hauptsächlich um die eigenen, vornehmlich finanziellen Interessen und Besitzstände, als um
die fundamentalen Sorgen und Nöte des gemeinen, subalternen Volkes, welches von ihnen
zumeist bloß als notwendiges, lästiges Übel angesehen und behandelt wird. Vor anstehenden
Wahlen gleisnerisch-servil umschmeichelt (bzw. wider besseren Wissens belogen und
betrogen), danach eiskalt und herzlos abgezockt und ausgenommen. Was las ich vor kurzem?
‚Politiker sind der nutzlose Abschaum der Menschheit’ – dem kann man, in Anbetracht der
deprimierenden Konstellationen in der Staatsführung, im Prinzip nur uneingeschränkt
zustimmen. Und falls sich nun einer der Betroffenen über diese negative Evaluation
echauffieren sollte, muß man ihm klar sagen: eindeutig selber schuld, denn an euren Taten
werdet ihr gemessen.
122.
Politiker und Wirtschaftsfunktionäre (im Prinzip synonyme Termini) sind die herz- und
gnadenlosen Raubritter der Moderne.
123.
Die derzeitig forcierte Globalisierung ist nichts anderes als grundsätzlich illegale
Kartellbildung zum Wohle weniger und zum Schaden vieler (und nur die wenigen Profitierer
behaupten permanent wie vehement das Gegenteil).
124.
125.
Und wieder einmal beginnen in Deutschland die Sommerferien, und wieder einmal steigen
schmerzhaft die Benzinpreise, und wieder einmal versprechen unsere scheinheiligen Politiker,
sie wollen diesen unschönen Zustand nicht hinnehmen und das Kartellamt einschalten, und
wieder einmal schieben die berechnenden und geldgierigen Konzerne die Preiserhöhung auf
i
Der Wolf wechselt sein Haar, nicht seinen Geist
126.
Pressemitteilung des ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) vom 25.07.2006: Peter Harry
Carstensen, seines Zeichens amtierender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein,
übernimmt eine Gastrolle in der ZDF-Serie Der Landarzt. Wofür manche unserer umtriebigen
Politiker doch alles Zeit haben – nun ja, Landesführung ist wohl nicht so schwer und wichtig;
die Hauptsache ist doch, er hat seinen Spaß daran (als ob er nicht schon oft genug im
Fernsehen präsent wäre).
127.
Die Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Verbündeten (incl. Deutschland) brauchen sich
nicht so melodramatisch über die endlose Nahostkrise befremden oder echauffieren, denn
schließlich waren sie es (unter anderen), die den beteiligten Konfliktparteien die nun
verwendeten Waffen lieferten. Was glaubten sie denn, was diese damit anfangen? Ins
Museum stellen? Aber das ist charakteristisch für die bigotte Weltpolitik und ihrem
globalisierten Wirtschaftsdenken: erst für viel Geld tonnenweise Waffen in Krisengebiete
liefern, und sich dann überrascht wundern, wenn diese tatsächlich eingesetzt werden.
128.
Wenn all die finanziellen Mittel und geistigen Ressourcen, die seit Jahrtausenden, um nicht zu
sagen: seit Anbeginn der destruktiven menschlichen Zivilisationsgesellschaft, in die
Entwicklung von Militär- und Waffentechniken gesteckt und somit sinnlos verschleudert
wurden, ausschließlich für zivile Forschung sowie sozialen und kulturellen Fortschritt
verwendet worden wären – die Welt wäre bei weitem nicht so kriminell, verseucht und
humandefizitär, wie sie sich heute eben präsentiert. Doch Tod und Vernichtung sind leider um
ein Vielfaches lukrativer als Frieden und Freiheit, und Geld war bedauerlicherweise schon
immer die einzige Triebfeder der mikrologisch-egoistischen Menschheit (bzw. deren
politischer und spiritueller Anführerschar).
129.
130.
Ein deutsches Paradoxon: Verwaltungen sind und waren seit jeher der unproduktive Teil einer
Organisation. Doch während sie sich immer mehr aufblähen, verzweigen und als immer
ineffizienter erweisen, werden die Menschen, die tatsächlich durch ihre individuell erbrachte
Arbeit das Geld für das Unternehmen erwirtschaften, immer weniger (siehe die seit Jahren
anhaltende deprimierende und demotivierende Entlassungswelle in Deutschland). Wann sehen
es die verantwortlichen Führungskräfte endlich ein, daß ein monströs aufgedunsener
Verwaltungsapparat allein nicht überlebensfähig ist?
131.
132.
Einen Tag vor der Tour de France 2006 wurden von der Tourleitung die hochgehandelten
Favoriten Jan Ullrich, Ivan Basso, Francisco Mancebo, Joseba Beloki, Oscar Sevilla und noch
einige weitere Fahrer (die spanischen Behörden präsentierten eine Liste mit 58 Verdächtigen)
wegen des dringenden Dopingverdachts von der Teilnahme ausgeschlossen. So hofften die
arglosen Organisatoren, eine dopingfreie Frankreich-Rundfahrt zu gewährleisten (mehr oder
weniger) – doch schon kurz nach Tour-Ende wurde der Sieger Floyd Landis positiv auf
synthetisches Testosteron getestet (sowohl bei der A-Probe als auch einige Zeit später bei der
B-Probe), so ein Pech aber auch – sollte man nun die Tour de France in ‚Tour de Dope’
umbenennen? Es ist jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen,
daß dies nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs bedeutet und noch viele weitere
Hochleistungssportler aus allen Disziplinen oft und gerne zu solchen sogenannten verbotenen
Substanzen greifen, ohne die sie ihre herausragenden Leistungen wohl nie erreichen würden.
Nur hatten diese Athleten offensichtlich das zweifelhafte Glück, unbeschadet die
diesbezüglichen Kontrollen zu überstehen. Warum gibt man in Anbetracht dieser andauernden
i
Siehe Anhang IV.
ii
Siehe Anhang V.
133.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (United Nations Security Council), angeblich deren
mächtigste Institution, präsentiert sich in unserer opportunistischen Welt mehr und mehr als
uneffektives, taktisches Possenspiel, als ein ganz und gar unzulänglicher, zahnloser
Papiertiger: zuerst dauert es auf Grund des absolut unzweckmäßigen Vetorechts der fünf
ständigen Mitglieder (China, Frankreich, Großbritannien, Rußland, USA) unglaublich lang,
bis er sich endlich zu einer einstimmigen Resolution durchringt, an die sich anschließend
ohnehin niemand wirklich gebunden fühlt – und am wenigsten die Länder, auf die sich diese
rhetorisch abgeschwächten und politisch ineffizienten Beschlüsse beziehen. Außerdem:
warum muß es ein einstimmiges Dekret sein? Eine simple Zweidrittel- oder
Dreiviertelmehrheit der mittlerweile 15 Teilnehmerstaaten sollte doch wohl ausreichend
genug für eine Entscheidung des Sicherheitsrats sein, wozu gibt es denn schließlich die
allseits vielbeschworene Demokratie? Es kann doch nicht angehen, daß ständig eine einzelne
Nation durch ihr rein politisch-strategisch motiviertes Veto die Beschlüsse der 14 anderen
blockiert.
134.
1. August 2006: Nun gilt sie also, die mehrfach reformierte Reform der Rechtschreibreform
aus dem Jahre 1996 – wie dem auch sei, ich verwende weiterhin die alte, originale, richtige,
prächaotische Orthographie. Man muß schließlich nicht jeden unausgegorenen Schwachsinn
mitmachen…
135.
Die meisten deutschen Verwaltungen (99,9 Prozent, Tendenz: steigend) sind ad nauseam
aufgedunsen, hoffnungslos überbürokratisiert, sukzessive ineffizient und reine
Geldvernichtungsmaschinerien.
136.
Die unglaubliche soziale und ethische Inkompetenz der anthropomorphen Kreaturen: in den
diversen, beliebig austauschbaren, parallel existierenden Krisenregionen dieser Erde sterben
täglich tausendfach die Menschen, allenthalben toben Krieg und Terrorismus, Kinder
verhungern, es wird sinn- wie endlos gefoltert, vergewaltigt und gemordet, die mikrologische
Menschheit verroht sukzessive und die überforderte Welt taumelt haarscharf am Rande der
totalen Destruktion von einer humanitären Katastrophe zur nächsten – doch trotzdem gibt es
nicht wenige Erdenbürger, denen es angesichts solcher menschenunwürdigen Situationen
gleichwohl erheblich wichtiger ankommt, welche Farbe das Kleid der Queen bei ihrem
nächsten offiziellen Auftritt hat, wie Naomi Campbell mit ihren intermittierenden
137.
138.
Jetzt ist es also im angeblich so liberalen Europa schon soweit gekommen: laut amtlich
veröffentlichter Richtlinie der Europäischen Union (EU)21 dürfen Raucher ab sofort (August
2006) bei der Arbeitssuche offiziell diskriminiert werden – und das, obwohl wir in
Deutschland doch so ein tolles Antidiskriminierungsgesetz (ADG), respektive das Allgemeine
Gleichbehandlungsgesetz (AGG)22 haben –; die Stellenangebote dürfen in Zukunft und ohne
schlechtes Gewissen für die Inserenten den eindeutig ausgrenzenden Zusatz: ‚Raucher
brauchen sich nicht zu bewerben’ aufweisen. Mit anderen Worten, der nun verfassungsmäßig
unerwünschte Raucher mag zwar objektiv die besseren beruflichen Qualifikationen haben und
die ausgeschriebenen Tätigkeiten wesentlich wirtschaftlicher und gewinnbringender
ausführen können, aber der Nichtraucher ist wenigstens ein Nichtraucher – und da soll man
sich nicht ungerecht behandelt fühlen? Nun denn, werden wir eben nolens volens Lügner
(‚selbstverständlich bin ich von Grund auf und aus vollstem Herzen ein militanter
Raucherhasser – wo denken sie hin? – schlagt sie alle tot!’) – oder Alkoholiker. Alkoholismus
gilt zumindest als Krankheit, und aus gesundheitlichen Gründen fällt es einem Betrieb nicht
so leicht, einen fachlich versierten Bewerber abzuweisen – außerdem braucht man doch als
potentieller, eventuell sogar genetisch bedingter Abhängigkeitsgefährdeter irgendeine
adäquate Ersatzbefriedigung (und Kaugummis brennen so schlecht). Rauchen zählt zwar,
genau wie das Potatorium, in vielen Ländern ebenfalls zu den behandelnswerten
Suchtkrankheiten, doch es ist ja allgemein bekannt, daß die ingeniösen Leuchten in Brüssel de
facto nicht allzu hell strahlen, und eine Krankheit ist eben nur das, was die Europabürokraten
dazu erklären. Gleichermaßen ist nur das eine Diskriminierung, was sie als eine solche
anerkennen – trotz der Artikel 1, 2, 7 und 23 der vielbeschworenen (doch selten beachteten)
Internationalen Menschenrechtei (bzw. deren wohlwollende Kombination). Warum dürfen
aber dann, trotz der extrem negativen und intoleranten Vorgaben für die Freunde des blauen
Dunstes, immer noch landesweit die verschiedensten Tabakwaren legal verkauft werden,
wenn die Staatsführung schon so massiv gegen die verschreckten Raucher vorgeht und sie
sogar gesetzlich abgesichert verunglimpfen läßt? – andere Drogen und Suchtmittel sind
schließlich auch verboten? Die simple und ewig gleiche Antwort in unserer kleptokratischen
Plutokratie lautet: weil die Regierung kräftig daran mitverdient – und auf die vielen
Steuermilliarden kann und will sie nicht verzichten! Dennoch ist dieser heuchlerische
Sachverhalt leider nur ein weiteres offensichtliches Beispiel unter unzähligen anderen für die
gleisnerische Bigotterie in der Politik der Bananenrepublik Deutschland (doch nicht nur dort)
– letztendlich dreht sich eben alles nur um das allseits benötigte Geld, und pecunia non oletii,
wußte schon der ideenreiche Vespasian.
139.
140.
Bei jeder neuen Ölpest in einem der sowieso schon immens belasteten Gewässer und
Weltmeere wird von den mitleidheuchelnden Medien und Politikern die dramatische Situation
der davon betroffenen Menschen beweint (à la ‚viele Fischer und Bootsverleiher fürchten um
ihr Einkommen’). Ehrlich gesagt, die Menschen kümmern mich herzlich wenig, schließlich
werden sie zumeist von den schwerreichen Verursacherkonzernen entschädigt oder können
sich sonstwie eine neue Existenz aufbauen – mich dauern mehr die unzähligen unschuldigen
und wehrlosen Tiere; Myriaden von schützenswerten Meeres- und Küstenbewohnern, welche
durch die exorbitante Unfähigkeit, Gier und Ignoranz der egoistischen Menschen jämmerlich
verrecken müssen. Jeder tote Fisch, jeder verendete Küstenvogel etc. – also jedes einzelne bei
einer solchen Umweltkatastrophe verstorbene Tier – sollte für das verantwortliche
Unternehmen eine empfindliche Konventionalstrafe von mindestens 100.000 US-Dollar nach
sich ziehen, vielleicht konstruieren sie dann endlich sichere Tanker, Förderanlagen und
Pipelines (was sie leider bislang aus purer Profitgier und dank ihrer politischen Verbindungen
erfolgreich vermeiden konnten).
141.
Das hohe Amt des deutschen Bundespräsidenten könnte im Prinzip ersatz- und problemlos –
und ohne daß es jemand wirklich merkt oder bedauert – instantan abgeschafft werden, denn es
erscheint faktisch als eine politisch wie gesellschaftlich überflüssige Staatsposition ohne
greifbaren Wert (außer für den Inhaber – der freut sich über seine lukrative Sinekure). So hört
das Volk meistens nicht sehr viel von ihm, und wenn er sich tatsächlich doch einmal
bemerkbar macht und eine eigene Meinung äußert, geschieht bzw. ändert sich in der Folge
trotzdem nichts Wesentliches an der von ihm angesprochenen Situation – das deutsche
Bundespräsidententum manifestiert sich schlicht als ein ausschließlich repräsentatives Amt
für offizielle Photographieaktionen und pathetisch-expressive Eröffnungsfeierlichkeiten,
jedoch ohne eine erkennbare Spur von realpolitischem Einfluß.
Politiker reden sich leicht von wegen Lohnverzicht, Einkommenseinbußen und massiven
Steuererhöhungen für die zunehmend finanziell überforderte Bevölkerung, schließlich sind sie
eine der wenigen exklusiven Berufsgruppen, die ihr exorbitantes Gehalt (wobei sich der von
ihnen bevorzugte euphemistische Terminus ‚Diäten’ als äußerst irreführend und
bagatellisierend präsentiert, schließlich soll, der öffentlichen Meinung nach, bei einer Diät ab-
und nicht zugenommen werden) selbst bestimmen können und weder Abgaben noch
irgendwelche Versicherungen zahlen müssen. Und diese ihre Einkünfte sind wahrlich nicht zu
knapp, wenn man bedenkt, daß ein durchschnittlicher Minister in einem Monat mehr Geld
erhält (ich schreibe bewußt ‚erhält’, denn ob sie es wirklich verdienen, steht auf einem
anderen Blatt), als viele Bundesbürger im ganzen Jahr erwirtschaften können. Selbst wenn
man die üppige Besoldung sämtlicher Regierungsmitglieder halbieren würde und sie ihre
eigenen Steuern bezahlen sowie ihre Alters- und Gesundheitsabsicherung selbst bestreiten
müßten, nagten sie noch lange nicht am Hungertuch – doch sie wären endlich einmal etwas
näher an der Allgemeinheit (zumindest finanziell gesehen), und würden vielleicht einsehen,
daß das Senken der staatlichen Ausgaben sozial besser verträglich ist als das permanente
Erhöhen von steuerlichen Abgaben.
143.
144.
Die große ungelöste Frage unserer Demokratie: Warum entscheiden sich Politiker, die vor
einer anstehenden Wahl permanent versprechen, ausschließlich zum Wohl und im Sinne der
Staatsbürger zu handeln, nach gewonnener Wahl mehrheitlich dafür, den Rest der
Legislaturperiode vornehmlich gegen das Volk zu arbeiten?
145.
August 2006: Auf Grund der steigenden Terrorismusgefahr in Deutschland – u.a. zwei
Kofferbombenfunde Ende Juli in nordrhein-westfälischen Regionalzügen von Köln nach
Dortmund und Koblenz – wollen unsere umtriebigen Politiker die Videoüberwachung auf
Bahnhöfen und Flughäfen massiv ausweiten. Doch das einzige, was dieser kostenintensive
Aktionismus wirklich bringt, ist, daß man nach erfolgten Anschlägen eventuell die Täter auf
den Videoaufzeichnungen identifizieren kann (wofür jedoch die gegenwärtig vorhandenen
Observationsanlagen im Prinzip völlig ausreichend wären, was beispielsweise am schnellen
Fahndungserfolg bezüglich ebengenannter Kofferbomben ersichtlich ist – mehr oder weniger,
denn eigentlich kamen die entscheidenden Hinweise zur Ergreifung eines der Täter vom
146.
Nichts deprimiert einen kapablen, kompetenten Angestellten mehr (außer ein unangemessen
unterdurchschnittliches Gehalt), als grenzenlos unqualifizierte und unfaire Vorgesetzte, die
lediglich auf Grund der momentan richtigen Parteizugehörigkeit oder der besseren
Beziehungen arriviert wurden, und die außerdem der absolut ungerechtfertigten Ansicht
verfallen sind, sie wüßten und könnten alles besser, nur weil sie derzeit in der nepotistischen
Hierarchie eine halbe Stufe höher stehen.
147.
148.
Wenn auch nur die Hälfte der Anschuldigungen, die der Publizist Jürgen Roth in seinem Buch
Der Deutschland-Clan23 erhebt, der Wahrheit entsprechen, muß man sich ernsthaft fragen,
warum die Bundesregierung nicht geschlossen im Gefängnis sitzt (nebst sämtlichen Richtern,
Staatsanwälten und Wirtschaftsführern). Die Antwort darauf jedoch ist relativ einfach:
clericus clericum non decimatii; mit anderen Worten: steckt sie alle in einen Sack und schlagt
mit dem Knüppel darauf – ihr werdet keinen falschen treffen.
149.
Jede Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens, ob bei den Tieren oder bei den Menschen,
erfordert ein Mindestmaß an ethisch-moralischen Verhaltensregeln bzw. Gesetzen, damit ein
mehr oder weniger friedlich-harmonisches soziokulturelles Zusammenleben der Individuen
gewährleistet sein kann. Dies sind die sozialethischen Grundrechte und -pflichten, und sie
stellen eine Art Ur-Codex dar, inhaltlich vergleichbar etwa mit dem, was eben den
Fortbestand einer nomadisierenden, aus Jägern und Sammlern bestehenden Kleinsippe zu
Beginn des Holozäns garantiert hat. Daraus entstanden, aus naturwissenschaftlichem
Unverständnis und dem Gefühl von Machtlosigkeit der gefahrvollen Umwelt- und
Lebensbedingungen gegenüber, als mystisch-mythologische Erklärungsversuche verschiedene
naturreligiöse Glaubensströmungen mit ihren angeschlossenen Gesetzestexten. Mit der
i
Siehe Anhang IV.
ii
Ein Geistlicher nimmt von einem Geistlichen keinen Zehent; soll heißen: Eine Krähe hackt der anderen kein
Auge aus
150.
In einer im Prinzip säkular regierten Demokratie wie Deutschland obliegt es den offiziell
aufgestellten Parteien, grundsätzlich religiös neutral zu sein und selbiges auch zu bleiben.
Dementsprechend sollten sich die beiden großen Volksparteien mit dem christlichen C in
ihrem Namen entweder umbenennen oder auflösen – wobei letzteres zum Wohle der
Bevölkerung sicherlich zu präferieren wäre.
151.
Tagesschau der ARD vom 29.08.2006: Die gegenwärtig laborierende Regierung der
sogenannten Großen Koalition – genauer gesagt, deren erschreckend unkoordinierte
Führungsebene, Nochkanzlerin Merkel und ihr roter Appendix, Nochvizekanzler Müntefering
– lobt sich wieder einmal äußerst selbstbeweihräuchernd (aber schlichtweg ungerechtfertigt)
über den grünen Klee ob ihrer ach! so tollen und angeblich fortschrittlichen Reformen.
Warum wird dann ständig und unverkennbar alles schlechter und kostspieliger für die
konsternierten Bürger, also das impertinente Gegenteil von dem, was vor der Bundestagswahl
anno 2005 vollmundig versprochen wurde? Im Prinzip beschließt dieses exorbitant chaotische
Parteienkonglomerat nur ausnehmend einfallslos und höchst offensichtlich gegen das Wohl
des exploitierten Volkes eine unfaire Steuererhöhung nach der anderen, ab und zu
unterbrochen von diversen Subventionskürzungen und weitreichendem, insolentem
Sozialabbau – also drakonische, ja, sogar riskante Einsparungen bei denen, die sowieso nicht
viel haben. Und dann wundert sich diese trostlos-desaströse Landesführung auch noch baß
erstaunt, warum ihre ständig desolater werdenden Umfragewerte im freien Fall in den tiefsten
Keller sacken. Tja, man kann eben seinen Untergebenen nicht laufend und mit voller Absicht
selbst die kleinsten steuerlichen Vergünstigungen streichen, und dafür auch noch ein devotes
‚Dankeschön’ von den dieserart abgezockten Betroffenen erwarten.
152.
153.
Jeder Mensch wird durch Zeugung und Geburtsvorgang in sein irdisches Leben geworfen, ob
er will oder nicht, und ohne vorher gefragt worden zu sein. Niemand kann sich aussuchen,
wann und wo er das zumeist glanzlose Licht der Welt erblicken muß und in welche sozialen
und kulturellen Verhältnisse er dabei gerät. Nur vergleichsweise wenige genießen den
beruhigenden Vorzug, in eine relativ begüterte oder privilegierte Familie sowie einem
annehmbaren psychosozialen Umfeld hineingeboren zu werden – und, wenn möglich, noch in
einem liberalen, aufgeklärten Land. Die meisten Erdenbürger hingegen wachsen unter
ärmlichen Bedingungen und erheblichen gesellschaftlichen Defiziten auf, partiell auch in
Ländern mit Hungersnot, Wasserknappheit, staatlichen Repressionen, Unruhen und
kriegerischen Auseinandersetzungen, die von unfähigen, korrumpierbaren und/oder
despotischen Regierungen in den Ruin getrieben wurden, welcher zumeist relativ einfach
hätte vermieden werden können. Aber auch in den mehr oder minder wohlhabenden Ländern
der Industrienationen, der sogenannten Ersten Welt, gibt es für die mediengeprägte
Bevölkerung ungezählte Situationen unerträglicher persönlicher (v.a. körperlicher oder
seelisch-emotionaler) Belastungen, beispielsweise medizinisch schwer bzw. nicht zu
behandelnde, qualvolle und/oder entstellende Krankheiten, irreparable physische und
psychische Unfallfolgen, oder tiefgreifende seelische Traumata – auch auswegloser, privat
oder beruflich bedingter Streß gehört hierher, ebenso die generelle Integrations- bzw.
Existenzüberforderung und -müdigkeit, oder das wertungsfreie, pauschale odium generis
humanii –, um nur einige zu nennen. Das seelisch-moralische Dilemma vieler dieser
verunsicherten Menschen ergibt sich zumeist aus dem subjektiv-emotionalen Empfinden der
als hoffnungslos und desolat wahrgenommenen Lebenssituation gegenüber, ihre als desaströs
prognostizierte Progression bis hin zum erwarteten finalen Desaster, und der intolerant-
negativen Einstellung des Einzelnen gegenüber dieser innerlich vehement abgelehnten
Streßfaktoren, möglicherweise noch erschwerend verbunden mit einem pseudoreligiös
reflektierten, ethisch-spirituellen Konflikt. Deswegen, um dieser desolaten Situation
entfliehen zu können, sollten die Menschen wenigstens frei entscheiden können und dürfen,
wann sie aus diesem komplizierten, zersetzenden, tristen Dasein scheiden. Niemand sollte
juristisch zu einer trostlosen, im wahrsten Sinne des Wortes ‚unmenschlichen’, Existenz
gezwungen werden, die bar jeder Lebensqualität und ohne die geringste Aussicht auf
Besserung ist. Betrachten wir an dieser konvenablen Stelle kurz den Inhalt des Films Soylent
Green26 (keine Sorge, er gehört im weiten Sinne mit zum Thema): Im Jahr 2022 ist die Erde
absolut überbevölkert, der Treibhauseffekt hat das Ökosystem zerstört, Natur ist praktisch
i
Haß gegen das gesamte Menschengeschlecht
154.
Wer einige Zeit ein wenig genauer die gegenwärtige Lage in der Weltpolitik verfolgt, kommt
früher oder später an einen Punkt, an dem er indigniert allen beteiligten Akteuren zurufen
möchte: Könnt ihr nicht einmal für einen einzigen Tag wahrhaftig, intrigenfrei,
verantwortungsvoll und konstruktiv miteinander umgehen? Und im wirklichen Sinne eurer
Staatsangehörigen handeln? Wo ist euer Verantwortungsbewußtsein?
155.
Ehrliche, authentische Demokratie könnte per exemplum via Teledialog (TED) realisiert
werden. Gesetzesabstimmung per Fernbedienung (denkbar auch eine spezielle Version für
Mobiltelephone) – das wäre dann die wahre, gelebte Herrschaft des Volkes.
156.
i
Lebensüberdruß
157.
Politikern ist aus strategischer Parteiräson jeglicher Ansatz einer eigenen Meinung verboten…
158.
Warum sind amerikanische Spielfilme in ihrem weltweiten Buhlen um die riesige Schar der
Kinogänger und Video- bzw. Fernsehzuschauer im internationalen Vergleich eindeutig
erfolgreicher, als beispielsweise deutsche Produktionen? Ganz einfach – bei amerikanischen
Streifen kann das Publikum getrost 90 Minuten das Gehirn abschalten und puren visuellen
Spaß erleben, während die deutschen Regisseure in ihren Filmen erfahrungsgemäß zu einem
großen Teil irgendwelche bedeutungsschwangere, schwerverdauliche Botschaften
transportieren möchten. Und das Gros der (zumeist von vorneherein schon) geistig
überforderten Menschheit möchte im Kino eben somnolent entspannen, und nicht auf
Spielfilmlänge tiefschürfend nachdenken müssen.
159.
Wie soll, wie kann unsere gegenwärtig großkoalitionäre Regierung die gravierenden
Probleme in der maroden deutschen Gesundheitspolitik bewältigen? Schaut unverzagt ins
europäische Ausland, dort gibt es manch adäquates Vorbild – unsere
innovationszurückhaltende, indeterminierte Landesführung müßte nur endlich einmal ein
wenig Mut aufbringen und sich gegen diverse Lobbyisten (sowie den eigenen
Wirtschaftsinteressen) durchsetzen. Kontinuierliche Aufblähung der Bürokratie und
sukzessive Erhöhung der Mitgliederbeiträge kann auf Dauer nicht wirklich die Lösung sein.
Eine solch eklektizistische Verfahrensweise zeugt im Prinzip nur von einer exorbitanten
Ideen-, Plan- und Richtungslosigkeit.
160.
Große Koalition bedeutet nichts anderes als eine sich reziprok obstruierende Politik zweier
gleichberechtigter, antithetischer Ideologienkonglomerate auf kleinstem gemeinsamem
Nenner – mit anderen Worten: vier Jahre Regression.
161.
i
Siehe Anhang III.
ii
Siehe Anhang III.
162.
Früher veräußerte man Domizile mit lebendem Inventar, also Leibeigene, mit denen nach
Gutdünken der neuen Besitzer verfahren wurde. Heute verkauft man ganze Firmen und
Organisationen inklusive Belegschaft, mit der dann ebenfalls nach Gutdünken der neuen
Besitzer verfahren wird – sozusagen die moderne, juristisch legitimierte Form der Sklaverei.
163.
Ihr Politiker redet immer von ‚Arbeitsplätze schaffen, Arbeitsplätze schaffen’ – na, dann
schafft doch endlich welche! (– oder versucht wenigstens, eine arbeitsplatzfreundliche Politik
zu gestalten…)
164.
Leider hat unsere mikrologische Staatsführung mit ihrer konfusen und ineffizienten Politik
ohne Not aus dem einst blühenden Land der Dichter und Denker ein marodes Land der
Richter und Henker generiert – einen mitleiderregenden Sanierungsfall. Geist zählt nicht
mehr, nur noch der schnelle Zuwachs an Geld und Macht. Ersteres läßt sich per exemplum an
unserem desaströsen, unterfinanzierten Bildungssystem und, als dessen tragisches Ergebnis,
an den höchst unrühmlichen Ergebnissen der Pisa-Studien verifizieren, respektive der schlicht
nicht vorhandenen Allgemeinbildung sowie der gleicherweise absenten Ausdrucks- und
Kommunikationsfähigkeit eines durchschnittlichen illiteraten Jugendlichen – aber dieses
dramatische und gesellschaftsschädigende soziokulturelle Trauerspiel ist eigentlich auch kein
Wunder, bei den Eltern (…und dem Milieu, und den Zukunftsperspektiven, und der
politischen Umgebung, und, und, und…)…
165.
166.
167.
Die Europäische Union (EU) präsentiert sich der politischen Welt als ein uneiniges,
inhomogenes, von gegenseitigem Mißtrauen getragenes Staaten- und Kulturenkonglomerat,
das sich nicht einmal zu einer gemeinsam erarbeiteten Verfassung auf einem kleinsten
gemeinsamen Nenner durchringen kann – schaurig, und so etwas insuffizientes vergrößert
sich auch noch…
168.
Es ist schon traurig – aber auch überaus dreist und arrogant –, für wie beschränkt und
unkritisch die Werbekreativen ihr tagtägliches Publikum halten. Am Offensichtlichsten zeigt
sich diese distanzlose Situation gegenwärtig bei den ständig und überall gesendeten
Reklamespots der diversen Mobilfunkgesellschaften. In diesem Zusammenhang häufig
gehörter Slogan: ‚Für nur x Euro kostenlos in das deutsche Festnetz und das eigene
Mobilfunknetz telephonieren!’ Also was jetzt – für nur x Euro oder kostenlos? Wenn mir von
irgendeinem beliebigen Anbieter vollmundig etwas als ‚kostenlos’ offeriert wird, möchte ich
keine x Euro dafür bezahlen müssen – denn dann darf es sich, meiner bescheidenen Meinung
nach, schon nicht mehr kostenlos nennen…
169.
Und wieder einmal, wie jedes Jahr im Herbst, diesmal war es das Jahr 2006, erschien das
deprimierende, äußerst indignierende Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler (BdSt). Und
wieder einmal wurden nachweislich an die 30 Milliarden Euro Steuergelder von unseren ach!
so ‚vorausschauenden’ Staats- und Landesführungen sinnlos verschleudert, approximativ
soviel wie letztes Jahr – wann wird endlich die exhaustive Politikerhaftung ii eingeführt? Ein
jeder ‚normale’ Bundesbürger in diesem Land kann für sein aberwitziges Tun vollständig zur
i
Siehe Anhang IV.
ii
Siehe hierzu auch Anhang I.
170.
Der Verfasser
Deutschland, im November 2006
i
So viele Menschen, so viele Meinungen
ii
So viele Köpfe, so viele Ansichten
iii
Niemand irrt für sich allein, sondern verbreitet den Unsinn in seiner Umgebung
II. Personenregister
A-Z
VII. Quellenangaben
Probleme
Wie bei dieser Bundestagswahl gesehen, waren die meisten der schriftlich präsentierten
Parteiprogramme in etwa um die 60 Seiten stark (nur Bündnis 90/Die Grünen fielen mit ihren
124 Seiten wohltuend aus der Reihe, aber leider nur quantitativ) – da fragt sich doch ein
aufklärungsbedürftiger Durchschnittsbundesbürger: Kann man denn wirklich das Schicksal
und die Zukunft einer ganzen Nation mitsamt ihren vielfältig-diffizilen internen wie externen
Angelegenheiten und Verflechtungen (inklusive dem Leben von über 80 Millionen
Individuen) auf lächerlichen 60 Seiten wahrheitsgemäß definieren und zukunftsorientiert
gestalten? Die kurze Antwort hierauf lautet klar und eindeutig: Nein, kann man nicht! Und
wie auch, schließlich wurden wieder einmal nur populistische Schlagworte und ebensolche
nichtssagende Parolen offeriert, die vermutlich nie oder nur in sehr geringem Maße umgesetzt
und eingehalten werden; ebenso, wie es bei fast allen der vollmundig angedienten
Wahlversprechen der letzten 20 Jahre, ganz egal, von welcher Partei präsentiert, geschah – sie
sind nicht einmal das Papier wert, auf dem sie stehen. Und warum ist das so? Weil ein
ehrlicher Politiker (contradictio in adiecto), der tatsächlich einmal die allgemein bekannte
Wahrheit verkündet (‚Alles wird teurer, die Einkommen und Renten sinken, die Steuern
werden erhöht und auch sonst sieht es nicht rosig aus; nur wir Politiker verschwenden wie eh
und je die Staatseinnahmen, und die sowieso schon Reichen werden noch reicher’), von der
intellektuell minderbemittelten Bevölkerung – also der überwältigenden Mehrheit – mit
i
Wie sehr auch mein Sinn schaudert, sich zu erinnern, und in Trauer davor zurückweicht, so will ich doch
beginnen
i
Wehret den Anfängen
A
Augustinus von Hippo (354 - 430)
B
Bartholomäus: Nathanaël Bar-Tolmai (um 0 - um 51)
Basso, Ivan (geb. 1977)
Behan, Brendan Francis Aidan (1923 - 1964)
Beloki Dorronsoro, Joseba (geb. 1973)
Benedikt XVI.: Joseph Alois Ratzinger (geb. 1927)
Benn, Gottfried (1886 - 1956)
Bismarck-Schönhausen, Otto Eduard Leopold von (1815 - 1898)
Boëthius: Anicius Manlius Torquatus Severinus Boëthius (um 480 - 525)
Brown, Dan (geb. 1964)
Buddha: Siddhartha Gautama Shakyamuni (um 563 - um 483 a.Chr.n.)
C
Campbell, Naomi (geb. 1970)
Carstensen, Peter Harry (geb. 1947)
Cheilon von Lakedemonien (6. Jhd. a.Chr.n.)
Cicero: Marcus Tullius Cicero (106 - 43 a.Chr.n.)
Cioran, Emil Mihai (1911 - 1995)
Cyprian von Karthago (um 200 - 258)
D
Dolly (1996 - 2003)
Donatus, Aelius (4. Jhd.)
Dschaziri, Yasir al- (geb. 19??)
E
Eco, Umberto (geb. 1932)
Einstein, Albert (1879 - 1955)
Elizabeth II.: Elizabeth Alexandra Mary Windsor (geb. 1926)
Epikur (um 340 - um 270 a.Chr.n.)
Erasmus Desiderius von Rotterdam (um 1466 - 1536)
F
Fink, Dietmar (geb. 1967)
Fischer, Joseph Martin (geb. 1948)
Fleischer, Richard (1916 - 2006)
G
Gibson, Mel Columcille Gerard (geb. 1956)
Goethe, Johann Wolfgang von (1749 - 1832)
Gyurcsáni, Ferenc (geb. 1961)
H
Habermas, Jürgen (geb. 1929)
Herodot von Halikarnassos (um 485 - 425 a.Chr.n.)
J
Jesus von Nazareth (um 7 a.Chr.n. - um 30 p.Chr.n.)
Juvenal: Decimus Iunius Iuvenalis (um 60 - um 130)
K
Keller, Gottfried (1819 - 1890)
Khomeini, Ruhollah Musawi (1900 - 1989)
Kohl, Helmut Josef Michael (geb. 1930)
Kolumbus, Christoph (1451 - 1506)
Kraus, Karl (1874 - 1936)
Küblböck, Daniel (geb. 1985)
L
Laden, Osama bin: Usāma ibn Muhammad ibn Awad ibn Lādin (geb. 1957)
Landis, Floyd (geb. 1975)
Laub, Gabriel (1928 - 1998)
Leif, Thomas (geb. 1959)
Leyen, Ursula Gertrud von der (geb. 1958)
Lichtenberg, Georg Christoph (1742 - 1799)
Loth, Kader (geb. 1975)
M
Madonna: Madonna Louise Veronica Ciccone (geb. 1958)
Mancebo, Francisco (geb. 1976)
Mao Tse-tung (1893 - 1976)
Maximian: Marcus Aurelius Valerius Maximianus Herculius (um 240 - 310)
Meiwes, Armin (geb. 1961)
Menander: Menandros (um 342 - um 292 a.Chr.n.)
Merkel, Angela (geb. 1954)
Montgomery, Bernard Law (1887 - 1976)
Müntefering, Franz (geb. 1940)
N
Nietzsche, Friedrich Wilhelm (1844 - 1900)
O
Ossietzky, Carl von (1889 - 1938)
Ovid: Publius Ovidius Naso (43 a.Chr.n. - 17 p.Chr.n.)
Owen, John (um 1564 - 1622)
Oxenstierna af Södermöre, Axel Gustaffson (1583 - 1654)
P
Pantaleon (um 250 - 305)
R
Rasputin, Grigori Jefimowitsch (1869 - 1916)
Robinson, Edward G. (1893 - 1973)
Roth, Jürgen (geb. 1945)
Rushdie, Salman (geb. 1947)
S
Sallust: Gaius Sallustius Crispus (86 - 35 a.Chr.n.)
Santayana, George (1863 - 1952)
Schäuble, Wolfgang (geb. 1942)
Schmidt, Ursula (geb. 1949)
Schröder, Gerhard Fritz Kurt (geb. 1944)
Seehofer, Horst Lorenz (geb. 1949)
Seneca der Jüngere: Lucius Annaeus Seneca (um 4 a.Chr.n. - 65 p.Chr.n.)
Sevilla Ribera, Oscar Miguel (geb. 1976)
Shaw, George Bernard (1856 - 1950)
Silius Italicus: Titus Catius Asconius Silius Italicus (um 25 - um 100)
Skupy, Hans-Horst (geb. 1942)
Snipes, Wesley (geb. 1962)
Solon (um 640 - 559 a.Chr.n.)
Spears, Britney Jean (geb. 1981)
Stalin, Josef: Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili (1878 - 1953)
Steinbrück, Peer (geb. 1947)
Stoiber, Edmund (geb. 1941)
Süskind, Patrick (geb. 1949)
T
Terenz: Publius Terentius Afer (um 190 - 59 a.Chr.n.)
Thukydides (um 460 - um 399 a.Chr.n.)
Tonini, Ersilio (geb. 1914)
Tucholsky, Kurt (1890 - 1935)
Tugendhat, Ernst (geb. 1930)
Twain, Mark: Samuel Langhorne Clemens (1835 - 1910)
U
Ullrich, Jan (geb. 1973)
V
Vespasian: Titus Flavius Vespasianus (9 - 79)
Voltaire: François-Marie Arouet (1694 - 1778)
W
Werner, Hendrik (geb. 1966)
Z
Zarqawi, Abu Musab az-: Ahmad Nazzāl al-Chalaila (1966 - 2006)
Artikel 1
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft
und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Artikel 2
Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne
irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion,
politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt
oder sonstigem Stand. Des weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der
politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebietes, dem eine
Person angehört, gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine
Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.
Artikel 3
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Artikel 7
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf
gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede
Diskriminierung, die gegen diese Erklärung verstößt, und gegen jede Aufhetzung zu einer
derartigen Diskriminierung.
Artikel 18
Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt
die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit,
seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich
oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.
Artikel 19
Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt
die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne
Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu
verbreiten.
Artikel 23
Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende
Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit. Jeder, ohne Unterschied, hat das
Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und
befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde
entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale
Schutzmaßnahmen. Jeder hat das Recht, zum Schutze seiner Interessen Gewerkschaften zu
bilden und solchen beizutreten.
[notabene: Im Vorgängerwerk des Autors findet sich eine Kritik33 sowie der vollständige
originale und ins deutsche übersetzte Text34 der Internationalen Menschenrechte, welche als
Resolution 217 A (III) am 10. Dezember des Jahres 1948 von der Generalversammlung der
Vereinten Nationen (United Nations, UN)35 verabschiedet wurden, KvS]
Artikel 2 GG
1. Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die
Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das
Sittengesetz verstößt.
2. Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person
ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen
werden.
Artikel 5 GG
1. Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu
verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.
Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film
werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
2. Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den
gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der
persönlichen Ehre.
3. Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre
entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
Artikel 46 GG
1. Ein Abgeordneter darf zu keiner Zeit wegen seiner Abstimmung oder wegen einer
Äußerung, die er im Bundestage oder in einem seiner Ausschüsse getan hat,
gerichtlich oder dienstlich verfolgt oder sonst außerhalb des Bundestages zur
Verantwortung gezogen werden. Dies gilt nicht für verleumderische Beleidigungen.
2. Wegen einer mit Strafe bedrohten Handlung darf ein Abgeordneter nur mit
Genehmigung des Bundestages zur Verantwortung gezogen oder verhaftet werden, es
sei denn, daß er bei Begehung der Tat oder im Laufe des folgenden Tages
festgenommen wird.
3. Die Genehmigung des Bundestages ist ferner bei jeder anderen Beschränkung der
persönlichen Freiheit eines Abgeordneten oder zur Einleitung eines Verfahrens gegen
einen Abgeordneten gemäß Artikel 18 erforderlich.
4. Jedes Strafverfahren und jedes Verfahren gemäß Artikel 18 gegen einen
Abgeordneten, jede Haft und jede sonstige Beschränkung seiner persönlichen Freiheit
sind auf Verlangen des Bundestages auszusetzen.
§ 11 StGB
Personen- und Sachbegriffe
1. […]
2. […]
3. Den Schriften stehen Ton- und Bildträger, Datenspeicher, Abbildungen und andere
Darstellungen in denjenigen Vorschriften gleich, die auf diesen Absatz verweisen.
§ 131 StGB
Gewaltdarstellung
1. Wer Schriften (§ 11 Abs. 3), die grausame oder sonst unmenschliche
Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen in einer Art
schildern, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten
ausdrückt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die
Menschenwürde verletzenden Weise darstellt,
1. verbreitet,
2. öffentlich ausstellt, anschlägt, vorführt oder sonst zugänglich macht,
3. einer Person unter achtzehn Jahren anbietet, überläßt oder zugänglich macht oder
4. herstellt, bezieht, liefert, vorrätig hält, anbietet, ankündigt, anpreist, einzuführen
oder auszuführen unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stücke im Sinne der
Nummern 1 bis 3 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu
ermöglichen,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
2. Ebenso wird bestraft, wer eine Darbietung des in Absatz 1 bezeichneten Inhalts durch
Rundfunk, Medien- oder Teledienste verbreitet.
3. Die Absätze 1 und 2 gelten nicht, wenn die Handlung der Berichterstattung über
Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte dient.
4. Absatz 1 Nr. 3 ist nicht anzuwenden, wenn der zur Sorge für die Person Berechtigte
handelt; dies gilt nicht, wenn der Sorgeberechtigte durch das Anbieten, Überlassen
oder Zugänglichmachen seine Erziehungspflicht gröblich verletzt.
§ 166 StGB
Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und
Weltanschauungsvereinigungen
1. Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des
religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft,
die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei
Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
2. Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3)
eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder
Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise
beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.
§ 216 StGB
Tötung auf Verlangen
1. Ist jemand durch das ausdrückliche und ernstliche Verlangen des Getöteten zur Tötung
bestimmt worden, so ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu
erkennen.
2. Der Versuch ist strafbar.