Professional Documents
Culture Documents
Info und Hintergrund über Wälder, Menschen, Politik und Aktionen Nr. 27/28 - Dezember 2007
www.pro-regenwald.org
3
Doppelnummer - Dezember 2007
Marginale Flächen News-Letter Nr. 27/28
www.pro-regenwald.org
5
Doppelnummer - Dezember 2007
Absatzförderung News-Letter Nr. 27/28
6 www.pro-regenwald.org
Dezember 2007 - Doppelnummer
Suchtverhalten News-Letter Nr. 27/28
gerodeten Regenwaldflächen in Indone- nen Tonnen Minderungsmöglichkeiten den Gesetzen der Physik kann sich auch
sien produziert wird, schädigt in der Ge- ungenutzt verstreichen. die deutsche Autoindustrie nicht vorbei-
samtbilanz das Klima mehr, als wenn mogeln. Und die sagen: Unnötig viel
Das muss man auch im Vergleich zu an-
man gleich das Erdöl verbrennen wür- Masse bewegen, kostet unnötig viel En-
deren Maßnahmen sehen: die Bundes-
de. ergie.
regierung hat ein Altbausanierungs-
Und damit sind wir bei unserem The- programm als Klimaschutzmaßnahme Kritiker eines Tempolimits
ma, dem Regenwald: nach allem was auf den Weg gebracht. Das kostet 1 Mil- verweisen darauf, dass der
Einspareffekt vernachlässigbar
wir heute wissen, ist die Zerstörung der liarde Euro und schafft eine Einsparung sei und sie bezeichnen ange-
Regenwälder gleichzusetzen mit der von 1 Million Tonnen CO2. Das Tem- sichts der 5 Prozent noch
Zerstörung der globalen Lebensgrund- polimit würde nichts kosten, würde SO- geschwindigkeitsgebotsfreien
lagen. Wenn wir dies als Nebeneffekt FORT wirken und würde die dreifache Strecken ein Tempolimit als
Symbolpolitik.
unserer Klimaschutzbemühungen in Menge einsparen.
Kauf nehmen wollen, müsste man eine Meines Erachtens nach ist es doch um-
Ich habe in euren Unterlagen
breite Diskussion führen und abwägen. von einer Zweiten Sparstufe gekehrt: Politik und Autoindustrie klam-
Vollkommen absurd ist es aber, den gelesen. Was versteht ihr mern sich fest an einem theoretischen
Regenwald für ‘Klimaschutzmaß- darunter? Geschwindigkeitsrausch, der nach eige-
nahmen’ platt zu machen, die den Treib- Das ist fast unser wichtigstes Argument, ner Argumentation auf deutschen Stra-
hauseffekt nicht abschwächen, sondern gut dass du das ansprichst: Der größte ßen ohnehin kaum realisiert werden
verstärken. Da muss man nichts mehr Spareffekt wird ja nicht durch die der- kann. Für diese fünf Prozent Freiheit
diskutieren: klimaschädliches Erdöl zeit diskutierte Geschwindigkeits- baut die deutsche Industrie vollkommen
durch Palmöl ersetzen ist klimaschutz- reduzierung allein erzielt, also in einem überdimensionierte Fahrzeuge und die
mäßig Unsinn und zerstört darüber hin- System in dem man zwangsweise mit Leute verschwenden mit diesen schwe-
aus noch Regenwald. SUVs (Sport Utility Vehicels) oder an- ren Kisten täglich unnötig Energie? Das
deren 2 Tonnen schweren Fahrzeugen ist nicht mehr zeitgemäß.
Deshalb setzt ihr mit der
Tempolimit-Kampagne auf die ‘langsam fahren muss’. Richtig gespart Angesichts der Vehemenz, mit der sich
erste Möglichkeit zum Klima- wird erst dann, wenn die Fahrzeugflotte unsere Bundeskanzlerin gegen die ge-
schutz, auf die Verbrauchs- und das Straßensystem in Zukunft die-
reduktion? planten Reduktionsziele der EU geäu-
ser neuen Höchstgeschwindigkeit ßert hat, verwischen sich ja fast die
Ja, zufälligerweise wird nach unseren angepasst auf leicht konstruiert sein Grenzen zwischen Politik und Autoin-
Abschätzungen durch ein Tempolimit wird. dustrie. Da hat ja selbst der ADAC Ende
auf Autobahnen genausoviel Treibstoff
Um das kurz am Beispiel zu erläutern: letzter Woche mit seinem Vorwurf, dass
eingespart, wie die Bundesregierung
in einem Verkehrssystem, in dem alle die deutsche Autoindustrie in den ver-
vorschreibt, dass Agrofuel zur Verbes-
Teilnehmer auf Höchstgeschwindigkeit gangenen Jahren mehr für den Klima-
serung des Klimaschutzes zwangswei-
120 ausgelegt sind, kann man mit viel schutz hätte tun müssen, eine kritische-
se beigemischt werden muss. Wenn un-
leichteren Fahrzeugen auskommen, weil re Position eingenommen.
serer Regierung am Regenwaldschutz
die dann im Ernstfall nur mit 240 auf-
liegen würde, könnte man das gegenein- Und recht hat er, denn im schlimmsten
einanderknallen würden und nicht mit
ander aufrechnen und wenigstens auf die Fall könnte der Autoindustrie drohen,
450 (das wäre die theoretische Aufprall-
Beimischung von Palmöl, von der wir was vor langer Zeit den Sauriern pas-
geschwindigkeit in einem System, in
wissen, dass sie sowieso unsinnig ist, siert sein muss: nicht angepasst an sich
dem beide Verkehrsteilnehmer 225 kmh
verzichten. ändernde Rahmenbedingungen sind sie
fahren können). Das würde eine riesen
in relativ kurzer Zeit aus der Ökosphäre
Wieviel Treibstoff wird durch Rohstoff- und Energieersparnis mit sich
ein Tempolimit eingespart? verschwunden.
bringen - insbesondere da man auch we-
Das Umweltbundesamt sagt, dass sich niger Masse bewegt. Buchtipp:
mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung Insofern wäre ein Tempolimit eine kla- Nirgendwo sonst darf
auf 120 Stundenkilometer annähernd re politische Vorgabe an die Autoindu- man ungebremst ra-
drei Millionen Tonnen Kohlendioxid im strie, künftig Fahrzeuge so zu konstru- sen. Warum hat sich
Jahr einsparen ließen. Dies wären dem ieren, dass sie möglichst energieeffizient bei uns die Vernunft
Präsidenten des Amtes, Andreas Troge, den Zweck des Personentransports er- noch nicht durchset-
zufolge etwa zehn Prozent aller auf Au- füllen können. zen können?
tobahnen entstehenden Emissionen und
Damit wäre dann Schluß mit der aus kli- Wolfgang Zängl: Rasen
es wäre nicht richtig, auf dieses
matischer Sicht dummen Forderung der im Treibhaus. War-
Minderungspotenzial zu verzichten.
deutschen Autoindustrie, die mit Ver- um Deutschland ein
Die Mehrheit in Politik, Wirtschaft und weis auf physikalische Gesetze den zu- Tempolimit braucht;
2 der Gesellschaft scheint das mit dem lässigen CO2-Ausstoß an schwere Kfz Gesellschaft für ökolo-
Klimawandel noch nicht ganz so ernst angepasst sehen will. Der Klimawandel gische Forschung (HG.)
zu nehmen - und läßt diese drei Millio- wird die Argumentation umdrehen: An Bestellung bei shop.pro-regenwald.de
www.pro-regenwald.org
9
Doppelnummer - Dezember 2007
Interview Tempolimit News-Letter Nr. 27/28
Es reicht. Genug dramatisiert, analy- Und danach erlaubt er nicht, Minde- dehnung der Plantagen, größtenteils zu
siert und zerredet. Zu lange nur ge- rungspotentiale ungenutzt zu lassen. Lasten von Regenwald in Indonesien.
tan, was bequem ist. Und politisch zu- Grund genug für ein Tempolimit auf Das Tempolimit hat aber zwei weitere
gelassen, was Wachstumskurven und deutschen Autobahnen Lobbyarbeit zu Wirkungen. Erstens zeigt es der Auto-
die nächste Wiederwahl nicht gefähr- machen. Das Motto ‘Tempolimit statt industrie die Notwendigkeit, vor allen
det. Einen Flugverkehr gefördert, der Palmöl’ mag verwundern, steht aber für Dingen auf Effizienz zu setzen und den
unverhältnismäßig Klima und Flug- die Beimischung von Palmöl in den Unsinn mit Kraftprotzerei und immer
hafenanlieger belastet und doch nur Treibstoff für Kraftfahrzeuge. Die stärkeren Motoren (wozu auch, die Stra-
einem geringen Prozentsatz der Welt- Message der Aktion ist zusammen- ßen werden doch immer besser) einzu-
bevölkerung dient. Einen Wohnungs- gefasst: Ja, ein Tempolimit trägt zum stellen. Zum anderen ist das Tempoli-
bau mit Wärmeschutzstandards zu- Klimaschutz bei UND es rettet Regen- mit auch ein politisches Statement an die
gelassen, die jahrzehntelang weit wald. Deshalb fordern wir als Sofort- Industrie, an die BürgerInnen und an die
schlechter waren als das technisch maßnahme zum Klima- und Regenwald- Welt: Wir haben die Dringlichkeit er-
Machbare. Eine Autoindustrie sich schutz ein Tempolimit. kannt und handeln entschlossen!
entwickeln lassen, die zur Rendite-
Fakt ist: der Energieverbrauch steigt mit Bitte unterstützen Sie die Aktion entwe-
optimierung den Kunden Leistungs-
der Geschwindigkeit und langsamer fah- der Online oder durch den Versand ei-
zuwachs anstelle Effizienzrevolution
ren als derzeit bietet gute Einspar- nes Faxes/Briefes an die Bundeskanz-
anpreist.
potentiale. Fakt ist auch, dass sowohl die lerin und die beiden zuständigen Mini-
Der drohende Klimawandel ist nicht gott- EU als auch die Bundesregierung dar- ster. Eine Vorlage finden Sie auf der
gegeben, sondern Ergebnis von falschen auf setzen, einen Teil der fossilen Treib- nächsten Seite, weitere Infos auf
und unterlassenen Entscheidungen in der stoffe durch nachwachsende Rohstoffe www.pro-regenwald.de/tempolimit.
Vergangenheit. Mit den angenommenen (wie beispielsweise das sehr ertragrei-
2 Grad Temperaturerhöhung dikitert er che Palmöl) zu ersetzen. Die zu erwar- Sie können diese Kampagne auch durch
neue Spielregeln, wenn die Szenarien tende Nachfragesteigerung nach Palm- eine Spende unterstützen: Stichwort
der Wissenschaftler halbwegs stimmen. öl fördert jetzt schon die drastische Aus- Tempolimit
Fakten: 'Biosprit' für Kraftwagen Jahren (CO2 um etwa 35%, Methan um ca. 150 % durch
Deutsche Autos sollen mehr Biosprit - oder besser Agrofuel - tanken. Bis Reisanbau, Rinderzucht und Müllfäulnis) führte zu einer Er-
2020, so sieht es die neue Biokraftstoff-Strategie der Bundesregierung höhung der globalen Durchschnittstemperatur um ca. 0,8 Grad
vor, soll jeder fünfte Liter von nachwachsenden Rohstoffen stammen. Das in den letzten 100 Jahren.
geht aus der sogenannten „Roadmap Biokraftstoffe“ hervor, die kurz vor
Weihnachten von den zuständigen Bundesministerien vorgelegt wurde.
Fakten: Kraftfahrzeuge und Klima-
schutz
Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch bei 6,3 Prozent. Er soll nun kon-
Der Treibstoffverbrauch von Kraftfahrzeugen ist maßgeb-
tinuierlich anwachsen. Die höhere Quote soll in erster Linie durch Beimi-
lich abhängig von der Fahrgeschwindigkeit. Als grobe Re-
schung von Bioethanol zu Ottokraftstoff und Biodiesel zu fossilem Diesel
geln gelten folgende Relationen: bei einer Geschwindigkeits-
erreicht werden. Nach der derzeitigen Gesetzeslage darf die Beimischung
veränderung von 100 km/h auf 150 km/h werden 50 Prozent
aus technischen Gründen nicht mehr als fünf Prozent ausmachen.
mehr Sprit verbraucht, bei einer Veränderung von 100 km/h
Dem neuen Plan zufolge soll die Beimischungsgrenze auf zehn Prozent auf 200 km/h verdoppelt sich der Verbrauch.
erhöht werden, wobei auf dem Papier wenigstens der Anbau der Biomasse
Ein Tempolimit von 120 km/h würde den CO2-Ausstoß von
nachhaltig, klimaschonend und ohne Konkurrenz zur Lebensmittel-
PKW auf Autobahnen um mindestens neun Prozent verrin-
produktion erfolgen soll.
gern. Die dadurch eingesparten 3,3 Millionen Tonnen CO2
Umweltverbände haben berechtigte Zweifel an sozialer und ökologischer entsprechen dem Jahresausstoß eines Steinkohlekraftwerks.
Nachhaltigkeit: aus einem Entwurf für eine Richtlinie wurden kurzerhand Innerhalb des Verkehrssektors gibt es keine andere Maßnah-
die von NGO als wichtig erachteten sozialen Kriterien gestrichen. me, die so einfach und schnell einen so großen Beitrag zum
Klimaschutz leisten kann.
Fakten: Kohlendioxid
Aufgrund physikalischer Gesetze benötigen große und
Kohlendioxid (CO2) ist ein farbloses, geruchloses, ungiftiges Gas, das na-
schwere Fahrzeuge mehr Treibstoff.
türlicher Bestandteil der uns umgebenden Luft ist. Kohlendioxid entsteht
u.a. bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe und ist ein sogenanntes Die EU-Kommission hat einen Gesetzesvorschlag für künf-
Treibhausgas. tige CO2-Grenzwerte vorgelegt: Ab 2012 sollen alle Neu-
fahrzeuge eines Herstellers im Durchschnitt nur noch 130
Verbrennungsmotoren setzen Kohlendioxid frei. Aus einem Liter Benzin Gramm CO2 je Kilometer ausstoßen dürfen. Weitere 10
entstehen 2,33 kg CO2 und aus einem Liter Diesel gar 2,64 kg CO2. Eine Gramm sollen durch begleitende Maßnahmen eingespart wer-
Fahrt von München nach Hamburg (Fahrstrecke 775 km) in einem Diesel- den, wie etwa die Beimischung von Bio-Kraftstoffen. Der-
fahrzeug mit 6 ltr Verbrauch pro hundert Kilometer setzt aus 46,5 Litern zeit liegt der Durchschnitt der Emissionen noch bei 160 g/km,
Sprit rund 123 kg CO2 frei (oder 159 g/km). Daimler liegt mit 188 g/km knapp über BMW mit 184 g/km,
Die Erhöhung der Konzentration der Treibhausgase in den letzten 100 entsprechende Zahlen zu Porsche sind nicht bekannt.
10 www.pro-regenwald.org
Dezember 2007 - Doppelnummer
Musterbrief Tempolimit News-Letter Nr. 27/28
Sie können den folgenden Text entweder als Brief kopieren und an die drei angebenen Adressen schicken - oder Ihren Protest per
Email übermitteln. (von www.pro-regenwald.de/tempolimit/). Weitere Informationen zur Aktion siehe Seite 10.
Sehr geehrte Frau Merkel, sehr geehrte Herren Tiefensee und Gabriel, sehr geehrte Damen und Herren,
die immer realer werdende Bedrohung durch den Klimawandel bestimmt die öffentliche Diskussion und das Denken vieler
Menschen in Deutschland. Jede Woche erfährt man von neuen Fakten, die die Ursachen und Auswirkungen immer deutlicher
beschreiben und niemand mehr hat Zweifel, dass die Veränderungen drastisch sein und viel Leid und Ungerechtigkeit über die
Weltbevölkerung bringen werden.
Sind Sie der Meinung, dass Ihre Antwort auf diese globale Zukunftsfrage der Problematik angemessen, konsequent und vorbild-
lich ist und der Erwartung der aufgeklärteren Bevölkerung an politische Entscheidungsträger gerecht wird?
Die Antwort ist nein, unsere Gesellschaft und Wirtschaft warten vergeblich auf deutliche Signale und wirksame Entscheidungen
von Ihnen.
Ein Beispiel ist die Verkehrspolitik in unserem Land. Eingeklemmt zwischen den Interessen der Autoindustrie, der Bemühung
unser Wirtschaftssystem egal zu welchen externalisierten Kosten und ökologischen Schäden boomen zu lassen und der ständi-
gen Angst vor Liebesentzug durch die kfz-industrie-agitierten Wähler, erlauben Sie uns ein Mobilitätsmodell, welches, falls welt-
weit kopiert, dreissig weitere Erden bräuchte, um die dafür nötigen Rohstoffe zu liefern.
Ganz in diesem Sinne wird in kleinen Reparaturansätzen an Fahrzeugen optimiert (wobei die meisten Errungenschaften nicht
dem Klimaschutz sondern der Leistungsförderung dienen) oder wie nun mit der Biokraftstoffverordnung versucht, den Treibstoff-
durst mit weniger klimaschädlichen Alternativen zu löschen, die aber, wie wir heute wissen, eine neue Bedrohung für Ökosysteme
darstellen. Für die Produktion von Palmöl werden oft ehemalige Regenwaldflächen auf Torfuntergrund genutzt mit der Folge, dass die
'weniger klimaschädliche' Alternative mehr Klimabelastung bedeutet, als die bisher praktizierte Verbrennung von fossilen Rohöltreibstoffen.
Experten raten, unverzüglich alle möglichen Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen und keinen Tag untätig verstreichen zu lassen.
Ein Tempolimit ist eine sofort wirksame Klimaschutzmaßnahme und spottbillig. Während die Einsparung von 1 Million Tonnen CO2
über das Altbausanierungsprogramm 1 Milliarde Euro kostet, schafft ein Tempolimit 3 Mio Tonnen für fast keine Kosten. Mit einer
Verordnung und einem kleinen Verwaltungsaufwand kann innerhalb kürzester Zeit konkret Klima geschützt werden.
Den so vermiedenen Kohlendioxid-Ausstoss kann man mit der durch die Biokraftstoffverordnung vorgeschriebenen Beimischung von
Agrosprit aufrechnen und somit auf Palmöl und andere unter unvertretbarer Umweltbelastung hergestellte Ersatzstoffe verzichten.
Das Tempolimit wäre auch das längst überfällige Signal an die Autoindustrie für den Bau und Vertrieb leichterer und sparsamerer
Autos. Niedrigere Geschwindigkeiten ermöglichen den Einbau leichterer Motoren und verlangen weniger Knautschzone und
keine teuren Hochgeschwindigkeitspisten mit durchgehendem Leitplankenverbau - was alles dem Klimaschutz zugute kommen
würde. Derzeit ist eher das Gegenteil zu beobachten: die Autos werden immer größer und leistungsstärker, und die wachsende
Zahl tonnenschwerer SUV in deutschen Städten dokumentiert: die Autofahrer werden zu Kraftprotzen erzogen anstelle zu smar-
ten, klimabewussten Verkehrsteilnehmern wie es die Zeit erfordern würde.
Für ein Tempolimit mag es eine Reihe weiterer Gründe geben: mit dieser Aktion beschränke ich mich auf den klimarelevanten
Einspareffekt. Dieser ist laut Andreas Troge, dem Präsidenten des Umweltbundesamtes erheblich. Nach seiner Schätzung ließen
sich mit einer Tempobegrenzung auf 120 Stundenkilometer fast drei Millionen Tonnen klimaschädigendes Kohlendioxid im Jahr
einsparen. Das sind rund zehn Prozent aller auf Autobahnen entstehenden Emissionen. Und es entspricht der Menge an Palmöl
(oder anderen pflanzlichen Ölen), welche künftig dem Treibstoff beigemischt werden soll.
Bitte setzen Sie sich für das Tempolimit ein oder setzen Sie es durch - aus Klimaschutzgründen plädieren Experten für eine
Geschwindigkeit von maximal 120 km/h. Falls Sie sich nicht dafür verwenden wollen, bitte ich Sie um eine Erklärung, warum Sie
die Möglichkeit, den CO2-Ausstoß zu verringern, ungenutzt verstreichen lassen.
Norwegen verbannt Tropenholz aus der öffentlichen Beschaffung Pressemitteilung Rainforest Foundation Norway, 28.06.2007
Letzte Woche stellte die norwegische Regierung ihre neue Beschaffungspolitik für öffentliche Baumaßnahmen vor. Mit den neuen
Plänen übernimmt Norwegen eine führende internationale Rolle indem es ein Verbot auf die Verwendung von Tropenholz in
öffentlichen Gebäuden einführt. Zum ersten Mal wird damit in Norwegen eine strikte ‚Tropenholz-frei'- Politik erarbeitet und auf
Regierungsebene verankert. Anlaß ist der ‚Aktionsplan für Umwelt- und Soziale Verantwortung bei der öffentlichen Beschaffung',
der letzte Woche von der norwegischen Regierung vorgestellt wurde.
Der Plan beinhaltet mehrere Initiativen um die Umwelt- und Sozialaspekte in der öffentlichen Beschaffung zu stärken - die Anfor-
derungen für den Einsatz von Tropenholz sind ehrgeizig und lassen keinen Zweifel aufkommen: ‚Tropenholz soll weder im Gebäu-
de selbst, noch in Materialien während des Baus verwendet werden' wird im Plan vorgegeben.
Lars Løvold, der Direktor der Rainforest Foundation Norwegen sagt: ‚Wir sind mit den ehrgeizigen Zielen, die von der norwegi-
schen Regierung in dem Aktionsplan festgelegt wurden, sehr zufrieden. Der Staat ist ein Großverbraucher, übt eine Vorbildfunk-
tion für die Gesellschaft aus und setzt jetzt einen Präzedenzfall, indem auf jeglichen Tropenholzeinsatz verzichtet wird.' [...]
Fehlende verläßliche Zertifizierung für forstliche Bewirtschaftung
Beunruhigt von der um sich greifenden Abholzung in tropischen Waldgebieten riefen zwei Minister 2002 alle öffentlichen Einrich-
tungen auf, nur noch Tropenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu verwenden. Trotz des Aufrufes benutzten viele staatliche
Einrichtungen für Bauvorhaben in den vergangenen fünf Jahren Holz aus bedrohten Regenwäldern.
Diese Skandale wurden weitgehend von den nationalen Medien aufgedeckt und in einem Fall forderte der damalige
Modernisierungsminister, Morten Meyer, die Abteilung für Öffentliche Bebauung und Eigentum (Statsbygg) auf, Bintangorholz
von einem im Bau befindlichen Gebäude zu entfernen. Daraufhin führte Statsbygg eine strenge Politik gegen jegliche Verwen-
dung von Tropenholz ein.
In Ermangelung eines verläßlichen Zertifizierungssystems hat die Regierung beschlossen, die strenge Politik von Statsbygg zu
übernehmen und die Verwendung jeglichen Tropenholzes, einschließlich zertifizierten Holzes zu verbieten.
‚Die Regierung möchte den Handel mit nicht nachhaltig gewonnenen oder illegal geschlagenen Tropenholzprodukten unterbin-
den. Derzeit gibt es keine internationale oder nationale Zertifizierung, die zuverlässig garantieren kann, daß importiertes Holz
legal und nachhaltig gewonnen wurde', stellt das Papier aus dem Ministerium fest.
‚Das Verbot für Tropenholz in öffentlichen Gebäuden macht Norwegen zu einem internationalen Vorreiter auf diesem Gebiet.
Soweit uns bekannt ist, hat kein anderes Land eine vergleichbar strenge und ehrgeizige öffentliche Beschaffungspolitik für Tropen-
holz. Hoffentlich wird dies auch andere Länder dazu animieren, ihre Politik ebenfalls zu verschärfen', sagt Løvold.
‚Wir sind nicht grundsätzlich gegen den Holzeinschlag in tropischen Wäldern. Das Problem ist, daß es derzeit keine zuverlässige
Zertifizierungsmethode für den Einschlag in tropischen Ländern gibt. Bis eine solche Methode wirksam wird oder es andere
Wege gibt, um nachzuweisen, dass der Einschlag nachhaltig erfolgt, unterstützen wir die Entscheidung der Regierung den Ge-
brauch von Tropenholz zu verbieten', sagt Løvold.
Quelle: http://www.rainforest.no/html/481.htm (Übersetzung: Pro REGENWALD)
12 www.pro-regenwald.org
Dezember 2007 - Doppelnummer
Raubbau im Garten News-Letter Nr. 27/28
Was haben tote Mönche mit meinen Die unendliche Geschichte – GDH
und Selbstverpflichtungserklärung
Gartenmöbeln zu tun? Vor einem Jahr berichteten wir in unse-
Wenige Wochen ist es her, da rückte mal finanziell vom illegalen Holzeinschlag rem News-Letter von den vollmundigen
wieder ein Land in den Blickpunkt der und –handel mit Teak. Illegale Teak- Ankündigungen des GDH, dem deut-
Öffentlichkeit, dem ansonsten nicht viel händler operieren unter Duldung der schen Holzhandel eine Selbstver-
Beachtung zuteil wird. Als sich nun im Regierung und des Militärs und sind teil- pflichtungserklärung als unternehmeri-
September aufgrund einer massiven Ver- weise sogar an der Rekrutierung von schen Beitrag zur Eindämmung illega-
teuerung von Treibstoffen Proteste reg- Soldaten für die Armee beteiligt. Die il- len Holzhandels zu geben. Seit mehr als
ten, die innerhalb weniger Tage zu legalen Händler und die Regierung beu- zwei Jahren arbeitete der GDH an die-
Demonstrationen gegen die Regierung ten Naturwälder aus, damit in Europa ser Erklärung, als es im Juni 2007 auf
anschwollen, hatte Burma wieder Fussböden, Schiffseinrichtungen und einmal hieß: Er hat es geschafft! Der
Schlagzeilenwert. Möbel aus wertvollem Burma-Teak her- GDH hat sich einen Verhaltenskodex ge-
gestellt werden können. geben! Unser Mitleid galt zunächst uns
Zu Hunderttausenden gingen die Men- selbst, denn irgendwer musste die Er-
schen – angeführt von buddhistischen Die aktuelle Entwicklung in Burma war klärung nun ja auch lesen – schließlich
Nonnen und Mönchen – auf die Straßen, Anlass genug, bei deutschen Unterneh- wurde mehr als zwei Jahre daran gear-
um gegen das unterdrückerische Mili- men und Holzhändlern, die explizit mit beitet! Demnach musste es sich um ein
tärregime zu protestieren. Die Reaktion dem Verkauf von Burma-Teak bzw. Teak Werk biblischen Ausmaßes handeln!
des Regimes folgte später als vermutet, werben, nachzufragen, wie sie nicht nur
aber mit den erwarteten Mitteln. Erst ab die illegale Zerstörung der dortigen Aber der GDH wäre nicht der GDH,
dem 25. September ging das Militär Wälder, sondern auch die Unterstützung wenn er uns nicht auch dieses Mal ent-
gegen die Demonstranten vor und erklär- eines illegitimen, folternden und mor- täuscht hätte – eine DIN A4-Seite
te die Aufstände fünf Tage später für be- denden Militäregimes rechtfertigen. umfasst der Code of Conduct, wobei die
endet. Bis zu zweihundert Tote hatte das halbe Seite aus einem Vorwort besteht,
Von weit mehr als dreißig Unternehmen die eigentliche Selbstverpflichtung also
Eingreifen des Militärs zur Folge, lan-
haben wir eine Stellungnahme gefordert auch nur ein paar Zeilen umfasst.
desweit wurden Hunderte Demonstran-
– das Ergebnis war und ist großes
ten, Mönche, Nonnen und Oppositions- Die Unternehmen des GDH wollen von
Schweigen. Bisher haben lediglich zwei
politiker verhaftet. nun an also internationale Artenschutz-
Unternehmen geantwortet, wobei das
Und all dies hat auch mit unseren Gar- eine glaubwürdig versichern konnte, abkommen achten, Embargo-Empfeh-
tenmöbeln zu tun. Das Militärregime zwar Teak einzusetzen, es aber nicht aus lungen von UNO und EU respektieren,
Burmas ist finanziell entscheidend von Burma zu beziehen. Das zweite Unter- nachhaltige Wald- und Forstwirtschaft
der Ausbeutung und dem Handel der nehmen hat unsere Aktion dankbar auf- fördern und Handel mit illegal geschla-
heimischen Bodenschätze und Ressour- genommen und Burma-Teak bzw. Teak- genem Holz ausschließen.
cen abhängig. Neben Erdöl und –gas holz generell aus dem Angebot genommen An dieser Stelle wäre es schon interes-
sind dies vor allem Edelsteine und Holz, und will auch in Zukunft darauf verzichten. sant zu erfahren, worüber innerhalb des
insbesondere Teak. GDH über zwei Jahre lang diskutiert
Bei all den anderen ist davon auszuge-
Die Junta ist für die Vertreibung von über hen, dass in ihrem Denken und Handeln wurde, um am Ende ein Papier zu prä-
150.000 Angehörigen von Minderheiten ökologische, soziale und demokratische sentieren, dessen Inhalt mit Selbstver-
aus ihren angestammten Waldgebieten Grundsätze keinerlei Rolle spielen. Für ständlichkeiten gefüllt ist?
verantwortlich, die nun als Flüchtlinge sie gelten Menschenrechte nicht, sobald Aber auch bei der Beantwortung dieser
im angrenzenden Ausland ausharren. eigene wirtschaftliche Interessen betrof- Frage ist auf den GDH Verlass. Bereits
Die Menschen in Burma leben trotz des fen sein könnten. im Oktober zeigte sich, wie schwer es
Rohstoffreichtums in bitterer Armut. fallen kann, die eigene Selbst-
Welche Firmen das sind kann man auf
Seit Jahrzehnten profitiert das Regime www.raubbau.info einsehen. verpflichtungserklärung einzuhalten.
Angesichts der Vorfälle in Burma be-
schlossen die Außenminister der Euro-
päischen Union, aus Solidarität mit den
Unterdrückten Menschen in Burma, den
Druck auf das dortige Unrechtsregime
zu erhöhen und verhängten unter ande-
rem ein Importverbot für Hölzer aus
Burma. Anstatt diese Entscheidung, wie
es die Selbstverpflichtungserklärung
vorsieht, zu respektieren, legte der GDH
dagegen Protest ein, weil “ein Handels-
verbot für Teakholz die Schließung ei-
niger deutscher Importfirmen bedeuten
würde”. Ein Kommentar erübrigt sich.
www.pro-regenwald.org
13
Doppelnummer - Dezember 2007
Papier fürs Ausland News-Letter Nr. 27/28
Die Planierraupe bahnt sich ihren Weg zeug aus mit Pestiziden gespritzt. Das noch ein Bild von der Aktion schicken.
durch einen urwüchsigen Wald in Tas- bedeutet das Ende der Biodiversität.
Die Proteste waren Teil eines Interna-
manien. Sie walzt Bäume und Sträucher
Keine Ehrfurcht vor der Schöpfung, was tionalen Aktionstages, zu dem die au-
nieder, pflügt tiefe Furchen in den feuch-
zählt ist der Akkord. Der Weltmarkt ist stralische Umweltorganisation Wilder-
ten, modrigen Waldboden. Viele Bäume
gierig nach Papier und die Zellstoff- ness Society aufgerufen hatte. Neben
werden verschont - sie sind einfach zu
fabriken laufen Tag und Nacht. Der stei- Aktionen in der Tasmanischen Haupt-
groß für das Kettenfahrzeug. Es sind bis
gende Bedarf nach Papier ist kaum zu stadt Hobart und dem Hauptsitz der
zu 85 Meter hohe, Jahrhunderte alte
decken, der Großteil der Produktion geht ANZ Bank in Melbourne protestieren
Eukalyptusbäume. Doch ihre Größe
nach Japan: Eine neue Zellstofffabrik Umweltschützer auch in Neuseeland,
nützt ihnen nichts. All dies geschieht
soll gebaut werden. Um sie zu füttern, Japan, Großbritannien und Deutschland
nicht etwa im Kongo oder einem ande-
will der Forstkonzern Gunns Ltd. jähr- gegen die geplante Waldzerstörung.
ren krisengeschüttelten Tropen-
lich viereinhalb Millionen Kubikmeter Zwei Tage zuvor hatten in Tasmaniens
waldland. Wir sind in einem der reich-
Holz einschlagen. Mitten im Tamar-Tal, Hauptstadt Hobart 15.000 Menschen
sten Industrieländer: in Australien.
im Urwald Tasmaniens. Tasmanien gegen das Projekt protestiert .
Kurz nach dem Raupeneinsatz kommen braucht das Geld. Und da die Firma nur
Gunns ist der größte Zerstörer natürli-
Holzarbeiter mit extragroßen Motorsä- 17 Australische Dollar (10 Euro) für die
cher Wälder in Australien und eine der
gen - und wenige Minuten später kra- Tonne bezahlt, muss mengenmäßig ent-
größten Firmen im Bereich der Holzver-
chen die ersten Baumriesen zu Boden. sprechend rangeklotzt werden (zum Ver-
arbeitung weltweit. Die Bäume werden
Der gesamte Urwald wird kahlgeschla- gleich: eine Tonne Brennholz kostet bei
vorzugsweise zu Hackschnitzel verar-
gen. Auf den meisten Flächen werden uns heute etwa 80 Euro). Plantagenholz
beitet und zur Papierherstellung nach Ja-
die Bäume entfernt und kleingehäckselt, kostet das Doppelte, weil die Ausbeute
pan verschifft. In den Sägewerken werden
um Zellstoff aus ihnen zu produzieren. an Zellstoff höher ist und keine Inhalts-
darüber hinaus noch Furniere hergestellt.
Über anderen Flächen - Klimawandel stoffe aus den vielen Baumarten des Ur-
hin oder her - lässt der Forstkonzern waldes den chemischen Prozess stören. Das Haupteinschlagsgebiet von Gunns
Gunns Ltd. auch Brandfackeln abwerfen. sind die Wälder Tasmaniens. Nach dem
Fast niemand denkt an Horrorbilder wie
Tagelang brennen Stämme, Zweige und Kahlschlag der ursprünglichen Regen-
auf der nächsten Seite, wenn er mit Toi-
Humus, bis nur wenige Reste bleiben. wälder werden die Flächen in Eukalyp-
lettenpapier und einem 500-Blatt-Paket
tus-Plantagen umgewandelt. Insgesamt
Die Forstarbeiter kommen zurück nachdem DIN A4-Papier nach Hause kommt: Auch
besitzt Gunns in Tasmanien 130.000
abgeräumt oder das Feuer erloschen ist. die Protestaktion, die die Aktivisten von
Hektar Land, von denen ein Großteil in-
Bevor sie Plantagenbäume pflanzen, Pro REGENWALD Mitte November
zwischen umgewandelt wurde.
verteilen sie Karotten in der Mondland- durchführten, kann Ursache und Wir-
schaft. Futter, besser 'Köder', für die kung nicht drastisch genug vermitteln. Gunns betreibt nicht nur Kahlschlag,
hungrigen Tiere, Wombats, Oppossums Der harmlosen und kleinen Rolle Klo- sondern setzt auf diesen Flächen Gift
und Wallabies. Die Karotten hat man papier, sieht man nicht die geopferten ein, um Wallabies und Opposums zu
vorher mit einer Chemikalie getränkt. Riesenbäume an, und zu allem Übel findet töten, die sich dort ansiedeln. Dabei
1080 heißt das Gift, benannt nach der der Kahlschlag auch noch weit entfernt nimmt das Unternehmen nicht nur die
Bestellnummer im Katalog der Chemie- auf der anderen Seite des Globus statt. Vergiftung anderer Arten in Kauf, son-
dern ist aufgrund der negativen Auswir-
Protest in Tasmanien und Austra-
kungen des Giftes auf die Umwelt und
lien - und in Frankfurt
den Wasserhaushalt der Insel Protesten
Die Straße vor dem eleganten Büro vor der Zivilbevölkerung ausgesetzt. Dar-
der Frankfurter (deutschen) Niederlas- über hinaus wurde Gunns im August
sung der Australia and New Zealand 2002 angeklagt, auf anderer Leute Be-
Banking Group (ANZ) ist leer, das Bank- sitz illegal Holz eingeschlagen zu haben.
personal freundlich. Wir protestieren ge-
gen den Umweltfrevel und fordern die Wie ernst es Gunns mit Umweltschutz
Bank auf, die geplante Finanzierung der und der Befolgung von Gesetzenist,
riesigen Zellstofffabrik des australischen zeigte sich bereits 1989, als ein Auf-
Forstkonzerns Gunns Ltd. zu stoppen. sichtsrat versuchte, einen Abgeordneten
der regierenden Labor-Partei zu beste-
Um den jährlichen Holzbedarf der Fabrik
chen, um den - dem Holzeinschlag wohl
zu decken, will die Holzfirma die öko-
gesonnenen - ehemaligen Premier Robin
firma. Der Wirkstoff ist Sodium Mono- logisch wertvollen Naturwälder in Tas-
Gray wieder an die Macht zu bringen.
fluoroacetate, das den Zitronesäure- maniens Tamar-Tal kahlschlagen. Wir
Allerdings wurde der Korruptionsskan-
zyklus unterbricht und zum sicheren Tod übergeben einen Brief, die Dame macht
dal öffentlich. Inzwischen ist Robin
führt. Die Tiere sterben schnell. Die sogar ein Foto von uns - so können wir
Gray Aufsichtsratsmitglied bei Gunns.
Holzplantagen werden später vom Flug- den Organisationen in Australien auch
16 www.pro-regenwald.org
Dezember 2007 - Doppelnummer
Blatt sticht Baum News-Letter Nr. 27/28
www.pro-regenwald.org
17
Doppelnummer - Dezember 2007
Projektpartner News-Letter Nr. 27/28
len Menschen zu vermitteln und es zu Ebenso spielt der Erosionsschutz eine die Aufforstung die CO2-Schuld aus, die
behalten. Das Pflanzen eines Waldes ist größere Rolle durch die teils enormen bei der früheren Vernichtung dieser ehe-
ein langfristiger Prozess, der sich über Wassermassen. Besonders sichtbar wird maligen Wälder entstanden ist. Alle Auf-
drei bis fünf oder gar zehn Jahre hin- die Problematik bei ungeschützten forstung sollte man zuerst damit auf-
zieht. Nach dem Sammeln der Samen Weideflächen, die schreckliche Aufbrü- rechnen und nicht willkürlich mit dem
folgt das Züchten der Setzlinge in unse- che der Grasnabe und Erdbewegungen CO2, welches heutzutage beim Autofah-
ren Baumschulen. Je nach Mikroklima, aufweisen. ren freigesetzt wird. Damit soll doch nur
Boden, Vegetationszone und Wasserver- das Gewissen von Auto-
sorgung pflanzen wir die passenden Ist Wiederaufforstung eine fahrern beruhigt werden.
mögliche Antwort auf die
Baumarten. Nach und nach werden dann bedrohliche Klimasituation und Wiederaufforstung hat
in dynamischer Folge weitere Arten wie passt dies mit der enormen vor diesem Hintergrund
nachgepflanzt, weil jede ihre speziali- jährlichen Regenwald-
abholzung zusammen? eine Menge Vorteile. Wir
sierten Wachstumsbedingungen benötigt
erreichen neben CO 2 -
und viele ohne den Sonnenschutz der Eines der Hauptprobleme für unsere Speicherung auch noch
Pionierarten nicht überleben würden. So Zukunft ist unbestritten die ungezügel- die anderen positiven Zie-
entsteht langsam wieder wertvoller Wald. te CO2-Freisetzung, die wir mit unserer le, die ich eben beschrie-
Nun erleben wir seit einigen Lebens- und Wirtschaftsweise verursa- ben habe. Unser “grünes
Jahren den prophezeiten chen. Nur ein Bruchteil des globalen Königreich” sollte des-
Klimawandel hautnah durch Kohlendioxidvorrats liegt in den Wäl-
Wetterextreme und vermehrte halb langfristig wiederhergestellt wer-
dern und deren Speicherkapazität wird den. Doch dies allein wird niemals aus-
Naturkatastrophen. Wie
beeinflusst diese Entwicklung durch die fortschreitende Abholzung Tag reichen, den Klimawandel zu stoppen.
eure Arbeit im Korridor? für Tag verringert. Wir verbrennen nicht Wir müssen ebenso unseren Energie-
nur die Wälder dieses Planeten, sondern konsum drastisch einschränken. Dazu
In den letzten zehn Jahren hatten wir
auch die urzeitlich in Form von Erdöl müssen wir allerdings unser aller
tatsächlich mit immer heftigeren Regen-
und Erdgas eingelagerte Biomasse. All Bewusstsein verändern und meine Hoff-
fällen, Dürren oder Winden zu kämpfen.
diese Gase gelangen in unsere Atmo- nung besteht in einer stärkeren Aufklä-
Deswegen mussten wir unsere Strategi-
sphäre, die jetzt schon an ihre rung dahingehend. Denn wir können
en auch verändern. Neben Analogwald
Aufnahmegrenzen stößt. entscheiden, ob wir der Traum oder Alb-
pflanzen wir jetzt auch Pufferzonen mit
Windbrechern und stärkeren Baumarten. Wenn man es genau nimmt, dann gleicht traum dieser Erde sein wollen.
www.pro-regenwald.org
19
Doppelnummer - Dezember 2007
2007 im Rückblick News-Letter Nr. 27/28
Auf den ersten Rückblick scheint das Jahr 2007 eigentlich ter (Erdöl, Kohle) durch eine ‘grünere’ Alternative zu er-
ganz erfreulich: Es gibt einen Bewusstseinswandel oder setzen - womit wir bei der Bioenergie oder konkreter bei
besser ‘Präsenzschub’, denn der Klimawandel ist in der den Agrotreibstoffen angekommen sind.
Öffentlichkeit angekommen. Kein Thema dürfte in den Me- Ein Blick in den Kalender genügt: uns hat das neue Thema
dien häufiger berichtet, von Wissenschaftlern mehr disku- ganz schön beschäftigt. Plötzlich wollte alle Welt grün wer-
tiert, von einigen Promis (Gore) vehementer vorgetragen den - und wenn man die Wirtschaftsmacht erst mal ma-
und von Umweltschützern dramatischer ausgemalt worden chen lässt, dann ist grün nicht mehr das, wofür es früher
sein. In den Köpfen der Menschen in Deutschland ange- einmal stand. Palmöl-Plantagen oder Zuckerrohrfelder sind
kommen ist der Wandel aber trotzdem noch nicht. Oder ab einer bestimmten Größe beim besten Willen nicht mehr
haben Sie persönlich schon Klimaschutzmaßnahmen ergrif- naturverträglich - und um sie so richtig rentabel im indu-
fen, die in ihrem Tages’geschäft’ gut 20 Prozent CO2-Aus- striellen Maßstab betreiben zu können, sollten sie auch rich-
stoß vermeiden helfen? Warum sollte der Nachbar etwas tig groß sein und außer Ölpalmen oder Zuckerrohr kaum
gemacht haben oder der Nachbar vom ..? anderen Pflanzen Raum lassen.
Nicht nur, dass unser Denken und Handeln sich NOCH Bildungs- und Lobbyarbeit war nötig, wie schon lange nicht
NICHT auf drastisch verändertes Wirtschaften eingestellt mehr gehabt. Umweltverbände arbeiten mit kleineren Etats
hat, viel schlimmer ist, dass ein Großteil der Antworten, als die Industrien, die mit viel Geld Biotreibstoffe als grü-
die aus Politik und Wirtschaft kommen, sogar noch in die ne Alternative vermarkten. Was für eine Aufgabe, zu er-
falsche Richtung weisen. Diese sind kurz zusammengefasst: klären, dass der vermeintlich grüne Boom Ökosysteme zer-
Wir wollen erstens unser Wirtschaftssystem und die Le- stört und - wenn man halbwegs nachrechnet - nicht einmal
bensweise möglichst nicht in Frage stellen bzw. fundamen- das Klima schützt. Da blieb immer weniger Zeit für die
tal ändern und wir versuchen zweitens die größten Übeltä- andere Arbeit.
Der Rückblick im Detail beginnt mit ei- Sonene Nationalpark um 200.000 Hekt- Ergebnis: Hungerstreik wurde aus
ner Zusammenschau der Mail-Aktionen, ar verkleinert werden um dann ein neu- Gesundheitsgründen nach einigen Wo-
bei denen uns wieder tausende es Erdöl/Gas-Feld erschließen zu kön- chen abgebrochen - das Projekt ist aber
AktivistInnen geholfen haben, die Inhalte nen. Erfolg zu vermelden: Weltweiter weiter unter heftigem Protest.
vielfach an die Entscheider zu kommu- Widerstand verhindert vorläufig diese
Illegal Logging Update and Stake-
nizieren. ‘Wir alle sind informiert und Pläne.
holder Consultation, London (Januar)
interessieren uns für den jeweiligen
Tempolimit statt Palmöl (17.11.07) - 2-tägiges Treffen mit Infoaustausch
Sachverhalt und wollen nur verhindern,
- Es reicht. Tempolimit statt Palmöl! Der und Networking zum Thema illegaler
dass etwas im Verborgenen hin-
Weltklimarat hat mit einem Abschluss- Holzhandel, sowie einer Besprechung
gemauschelt wird’ - das ist in jedem der
dokument der Konferenz in Valencia im kleineren Aktivistenkreis. Besonders
Fälle die wichtigste Aussage.
einen eindringlichen Warnruf an die wichtig waren die Präsentation über den
Nichts überstürzen - Keine Bio- Welt geschickt. „Es gilt keine Zeit mehr aktuellen Stand der Verhandlungen zum
energie für Europa auf Kosten von zu verschwenden. Die Forscher haben ‘EU FLEGT Action Plan’ und die Dis-
Regenwald (08.01.07) Die EU-Kom- klar und mit einer Stimme gesprochen“, kussion über die Möglichkeit bzw. Not-
mission sollte am 10. Januar über den sagte UN-Generalsekretär Ban Ki wendigkeit für zusätzliche Maßnahmen,
Biomasse-Aktionsplan entscheiden. Moon. Ein Tempolimit ist eine geeig- die das künftige EU-Paket ergänzen soll-
Umweltschützer aus Nord und Süd raten nete Klimaschutzmaßnahme und es hilft ten. Sehr spannend war auch die Aus-
der EU, sich für die Meinungsbildung Regenwald retten. Ergebnis: Bis zum einandersetzung der malaysischen De-
und Folgenabschätzung der zu beschlie- Jahresende keine Entscheidung, eher legierten mit NGO-VertreterInnen aus
ßenden Maßnahmen mehr Zeit zu lassen. Aussagen, dass die Regierung nicht dar- Malaysia. Die NGO kritisieren das offi-
Manche fordern auch ein Moratorium. an denke, diese Klimaschutzmaßnahme zielle Programm als Greenwash und
zu ergreifen (siehe Seite 11). wirkungslos bzgl des Ziels, Raubbau im
Landrückgabe an die Tupinikim
und Guarani Indianer (25.08.07) - Land abzustellen. Die NGO-Vertreter-
Brasilianischer Bischof im Hun-
Mit der Aktion soll der brasilianische Justiz- Innen reisten von London aus auch nach
gerstreik gegen Flußzerstörung
minister Tarso Genro in seiner Arbeit be- München, um ihre Position auch bei uns
(17.12.07) - Der Bischof der brasiliani-
stärkt werden. Es geht um Landrecht im im Büro vorzustellen (siehe Seite 23)
schen Diözese Barra (Bahia), Dom Luiz
Fall Aracruz gegen Ureinwohner und die Flávio Cappio, ist am 27.11.2007 als Service für VerbraucherInnen ver-
Abstellung gewaltsamer Konflikte im Zeichen des Protestes gegen die Zerstö- bessert: Raubbau-Status und Transpa-
Zusammenhang damit. RIESEN- rung des Rio São Francisco und das renz im Holzhandel wird künftig online
ERFOLG: Landrecht gesichert! Flussableitungsprojekt in Hungerstreik dokumentiert. (Februar) - Auf der
Peru Nationalpark Erweiterung für getreten. Er will seinen Hungerstreik erst Website www.raubbau.info stellt Pro
Erdöl (04.10.07) - Nach Plänen der pe- dann beenden, wenn das Projekt der REGENWALD dar, wie nach vorliegen-
ruanischen Regierung sollte der Bahuaja Flussableitung endgültig gestoppt wird. den Informationen und Expertenein-
20 www.pro-regenwald.org
Dezember 2007 - Doppelnummer
2007 im Rückblick News-Letter Nr. 27/28
schätzung holzhandelnde und holzver- VertreterInnen aus Verbänden und kom- chen haben - und falls doch, dann kei-
arbeitende Betriebe mit der Raubbau- munalen Stellen bei Pro REGENWALD nesfalls in Form von Plantagen mit
problematik umgehen und Kundenan- um Neuigkeiten auszutauschen und fremdländischen Bäumen. Die zweite
fragen beantworten. Die Bandbreite der Strategien für das weitere Vorgehen zu Erkenntnis geht uns alle an: Wer
Bewertung reicht von ‘nachgewiesen an besprechen. Simone Hörner von Pro Zellstoffprodukte nutzten will, sollte
Raubbau beteiligt’ bis zu ‘setzt sich vor- REGENWALD ist auch die Brücke zur immer wissen unter welchen Umstän-
bildlich gegen Raubbau und für nach- bundesweiten Koordination der Kampa- den das Produkt entstanden ist - und
haltige Waldbewirtschaftung ein’. Die gne und investiert ein gutes Stück ihres dann entscheiden, ob man den Schaden
Informationen werden ständig überar- ehrenamtlichen Engagements dafür. bewusst in Kauf nehmen will (siehe Sei-
beitet und das Raubbau-Team bittet um te 16 und 24).
Agro-Energie aus dem Radio -
Weiterleitung von Erfahrungsberichten
Biosprit-Boom auf der einen Seite, ab- Aktionstag Tasmanien (November)
von KonsumentInnen beim Einkauf von
brennende Regenwälder und Smog- - Vom anderen Ende der Welt erhielten
Holzprodukten.
alarm auf der anderen. Und das alles soll wir im November einen Hilferuf: die
Geldwäsche und illegale Holz- mit dem Klimawandel zu tun haben, australische ANZ-Bank war im Begriff
geschäfte (März) - Teilnahme an ei- wobei niemand mehr genau weiß, was die Waldzerstörung im Norden Tasma-
nem Workshop in Frankfurt. Der Han- Grund der Krisenstimmung ist und was niens zu finanzieren. Die australische
del mit Holzprodukten, die illegal (u.a. sie dann abstellen könnte. Viele Organisation „Wilderness Society“ rief
weil gestohlen, entgegen Umwelt- VerbraucherInnen (er-)kennen die Zu- zum weltweiten Aktionstag auf. Austra-
gesetzen gefällt oder keine Steuern be- sammenhänge nicht (mehr). Das ist für lien/Tasmanien ist zwar weit weg - aber
zahlt) auf den Markt gelangt sind, ist in uns wichtiger Anlaß eine Stunde Radio die Finanzgeschäfte werden heutzutage
Deutschland legal, weil der Handel mit lang das Thema aufzubereiten und Fak- globalisiert gemacht: es gibt eine Filia-
illegal geschlagenem Holz in den Län- ten, Hintergründe und Argumente zu le der Bank in Frankfurt. Gemeinsam
dern der Europäischen Union nicht straf- übermitteln. Pro REGENWALD ist je- mit einem Vertreter des WRM (World
bar ist. Einzige Handhabe zur Zeit wäre den zweiten Monat mit einer selbst- Rainforest Movement) demonstrierte
eine Strafverfolgung nach dem Geld- produzierten Sendung im Ökomagazin ein Pro REGENWALD-Vertreter spon-
wäschegesetz. Doch dieser Weg, so die Rainbow des Münchner Bürgerradios tan und übergab einen Protestbrief. Er-
Ergebnisse des Workshops knapp ‘Lora 92,4’ zu hören. Die Sendung wer- gebnis des vielen weltweiten Aktionen:
zusammengefasst, ist so kompliziert, den meist von ehrenamtlichen Mit- die Bank entschied sich gegen die Fi-
dass es in Deutschland noch nicht zu arbeiterInnen und PraktikantInnen zu- nanzierung
einer einzigen Verurteilung auf dieser sammengestellt. Memorandum - Papierverbrauch
Basis gekommen ist. Gesetzesvorlagen, Wegweiser zum „richtigen“ Schul- weiter senken (Oktober) - Mit dem
die speziell den Handel mit illegal ge- heft (7.09.2007) - Da die umweltfreund- in Berlin vorgestellten Memorandum für
schlagenem Holz unter Strafe stellen lichen Schulhefte aus Recyclingpapier einen nachhaltigen Papierkonsum rufen
könnten, scheiterten in der Vergangen- immer schwieriger zu finden sind, bie- Umwelt- und Verbraucherschutz-
heit sowohl in Deutschland als auch auf tet Pro REGENWALD einen neuen Service: verbände die Bundesregierung auf, kon-
europäischer Ebene unter anderem am auf der Webseite www.heftefinder.de krete Maßnahmen einzuleiten, um den
Widerstand der Holzlobby. können VerbraucherInnen herausfinden, Papierverbrauch in Deutschland um 50
Strom umstellen und Baum- wo sie Schulmaterial aus Recyclingpa- Prozent zu senken. Pro REGENWALD
pflanzung fördern - Vom 25. 03. bis pier kaufen können. Grundrisse der Ge- gehört mit zu den Erstunterzeichnern, da
8.04. hieß es bei Pro REGENWALD schäfte weisen den Weg zum richtigen es ein zukunftsweisendes Statement ist,
„top – die Wette gilt!“. Mit den Schwarz- Heft. Die Suchhilfe war nötig geworden, worauf wir uns künftig berufen werden.
wälder Stromrebellen, den Elektrizitäts- nachdem es für Schulanfänger immer Regenwald auf
werken Schönau (EWS), wetteten wir, schwieriger geworden ist, die umwelt- der Straße - Direkt
dass wir es schaffen, innerhalb von zwei freundlicheren Recyclinghefte zu fin- mit Leuten sprechen,
Wochen mindestens 40 Menschen über- den. Sie sind fast vollständig aus den über unsere Themen,
zeugt zu bekommen, auf Ökostrom um- Regalen verdrängt und wenn sie dann die Zerstörung und
zusteigen. Dank Stromwechselpartys doch angeboten werden, liegen sie ver- Lösungsansätze in-
und dem unermüdlichen Einsatz unse- steckt in den hinteren Regalen. formieren, neue Akti-
rer Praktikantin Uli haben wir es ge- Plantagen-Safari in Südafrika (Ok- vistInnen und
schafft und haben dafür von den EWS tober/November) - Im Anschluss an ei- MitmacherInnen finden, Unterschriften
eine schöne Spende zur Unterstützung nen Workshop des World Rainforest sammeln oder auch eine Tombola zur
des Baumpflanzprojektes von Arbofilia Movements-Netzwerks in Johannes- Unterstützung unserer Projekte durch-
in Costa Rica erhalten. burg, geht mit Hermann Edelmann auch führen - dies alles klappt am Besten am
Mehr Recyclingpapier in Schulen ein Pro REGENWALD-Mitarbeiter mit Infostand. Pro REGENWALD war in
- Pro REGENWALD engagierte sich auf Spurensuche: Welche Auswirkungen diesem Jahr wieder auf dem Streetlife
auch noch in der Initiative 2000plus in haben ‘Zellstoff’plantagen in Südafrika Festival (im Rahmen des europaweiten
Bayern, um zu einer Entlastung im Pa- und Swasiland auf Mensch und Um- autofreien Tages in München), auf dem
pierverbrauch beizutragen und den Ein- welt? Erstaunliche erste Erkenntnis war, bekannten Münchner Tollwood-Festival
satz von Recyclingpapier zu fördern. dass Bäume in manchen Ökosystemen und an vielen anderen Plätzen präsent.
Vier- oder gar fünfmal treffen sich (wie Grasland) auch einmal nichts zu su-
www.pro-regenwald.org
21
Doppelnummer - Dezember 2007
Impressum, Bücher News-Letter Nr. 27/28
Érik Orsenna: Weisse Plantagen. Eine Alexander (27) siedelte von Münster
Reise durch unsere globalisierte Welt; nach München um, um uns elf Wochen
Verlag C.H.Beck im Frühling 2007
als Praktikant im
Rahmen seines Stu-
diums der Politik-
Impressum wissenschaften zu
DER News-Letter WIRD IN unterstützen. Bevor
UNREGELMÄSSIGEN ABSTÄNDEN er sich richtig in die
HERAUSGEGEBEN. FÖRDER- Problematik des il-
MITGLIEDER UND FREUNDINNEN
legalen Holzhandels
ERHALTEN EIN EXEMPLAR.
eingearbeitet hatte
Mitarbeit an dieser Ausgabe: Hermann um in der Kampagne mitzuarbeiten,
Edelmann, Martin Glöckle, Simone musste er als Ansprechpartner für
Hörner, Frank Schmidt, u.a. InteressentInnen am Baumpflanzprojekt
Fotos: H. Edelmann, J. Westerink einspringen. In diesem Zusammenhang
Kritik, Anregungen und Rückfragen organisierte er unseren Beitrag zum
bitte an: Regenwaldfestival Aschaffenburg
Pro REGENWALD (www.regenwaldfestival.de), die den
Frohschammerstr.14, 80807 München Gewinn der diesjährigen Veranstaltung
Tel: 089-359 8650, Fax 089-359 6622 für das Baumpflanzprojekt von Arbofilia
e-mail: info@pro-regenwald.de spendeten. Ganz nebenzu
www.pro-regenwald.org unterstützte er dann auch
www.raubbau.info, www.diewaldseite.de noch das Akquiseteam der
Waldseite.
Postbank München
Konto-Nr. 1490 70 800, BLZ 70010080 NeunWochen war Markus (24)
Bank für Sozialwirtschaft München aus dem oberbayrischen
Konto-Nr. 8819 500, BLZ 700 205 00 Hilgertshausen Praktikant
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit durch bei uns und hat schwer-
eine Spende oder Fördermitgliedschaft punktmäßig bei der
22 www.pro-regenwald.org
Dezember 2007 - Doppelnummer
Interna News-Letter Nr. 27/28
Raubbaukampagne mitgearbeitet. Er te- Entwicklungszusammenarbeit“ ange- waschechter Bayer) und ist das was man
lefonierte mit unendlich vielen Schrei- hängt hat, ist seit Mitte August bei uns einen Checker nennen würde. Dass er
nern und Holzhändlern um die Firmen- und bringt seine theoretischen Kenntnis- in einem Jugendclub mitorganisiert und
datenbank auf www.raubbau.info mit se bestens in unsere Raubbaukampagne in der Heimat erste politische Gehver-
Details zu füllen und hat dabei oft am ein ("du glaubst es nicht, das sind ja doch suche gemacht hat, wird ihn auch nicht
eigenen Leib erfahren dürfen, wie rau alles Verbrecher"). Daneben hat er sich retten: bei uns ist er gelegentlich der uri-
das Geschäft und der Ton in dieser Bran- unserer lange vernachlässigten Biblio- ge Baum, einer der wenigen, die man in
che ist. thek angenommen und organisiert den der Münchner Innenstadt herumgehen
Bestand in der neuen Literatur- sieht.
Manuel (21) aus Augs-
datenbank.
burg hat nach dem Abitur Bei Stefanie Eisold (Steffi,
fast eine ganze Weltreise Die Engagiertesten sind nur schwer zu 18) waren wir uns nach Mo-
gemacht, bevor ihn sein bremsen - und manchmal muss man sie naten bei uns noch nicht
Weg zu uns führte: erst ein sich teilen: Andreas (26) musste sein ganz einig, ob sie nach
Freiwilliges Soziales Jahr Praktikum bei uns 3 Wochen unterbre- München gekommen ist,
in Nicaragua absolviert chen, um auf der Wiesn (Oktoberfest für um die Vorzüge des Stadt-
und danach noch durch die Nichtmünchner) zu arbeiten, dass er lebens kennenzulernen oder
Peru und Argentinien ge- sich die unbezahlte eher um sich zu bestätigen,
reist. Zurück in der Heimat wollte er Praktikantenzeit bei dass es im heimischen Dorf
wissen, wie man Regenwald von uns auch leisten nahe Leipzig doch alles besser ist. Und
Deutschland aus schützen kann und da- konnte. Wieder bei weil ihr das Umweltengagement bei Pro
für schien ein Praktikum bei uns das uns recherchiert er REGENWALD noch nicht den Rest ge-
Richtige zu sein - bevor er in Münster vor allem zum The- ben konnte, hat sie sich auch noch aus-
mit dem Studium der Betriebswirtschaft ma Agroenergie, erdienstliche Umweltverpflichtungen
beginnt. Bei Pro REGENWALD arbei- was gut zu seinem aufgeladen. Frauen sind ja multitasking-
tete er in der Raubbaukampagne mit und Landwirtschafts- fähig - sie ist zudem wild entschlossen,
recherchierte über Fördermöglichkeiten studium an der FH für einige Wochen nach Costa Rica zu
für Projekte in Costa Rica. Weihenstephan in Freising bei München gehen.
passt. Daneben arbeitete er in der Radio-
Frank (22) studiert Sozialwissenschaf- Besuch aus dem Ausland
arbeitsgruppe mit und konnte einige
ten in Mannheim und war im August und Auf Durchreise für eineinhalb
neue Partner für eine Unterstützung der
September als Prakti- Tage zu Besuch bei Pro
Projekte auf www.diewaldseite.de ge-
kant bei uns. Neben REGENWALD: Shamila
winnen.
der Erforschung der Ariffin von Sahabat Alam Ma-
Münchner Musik- Der September ist für uns alle immer ein laysia (SAM oder Friends of
szene kümmerte er spannender Monat: zwei junge Men- the Earth) und Meng Chuo ein
sich um die Partner der schen starten bei uns ihr FÖJ (Freiwilli- langjähriger Weggenosse aus
Internetplattform ges Ökologisches Jahr) und wir müssen Sibu, Sarawak.
www.dieWaldseite.de. es ein Jahr lang miteinander aushalten, Grund ihrer Europareise ist die
Seine Kenntnisse in sie müssen schnell viel Neues lernen und Diskussion um Maßnahmen
der Sozialforschung sollen dabei auch noch unserem An- gegen den illegalen Holzhan-
kamen uns sehr bei der Auswertung ei- spruch gerecht werden, effizient zu del. Malaysia ist eines von 5 so-
ner Befragung von HolzkäuferInnen zu Waldschutz und Menschenrechten zu ar- genannten VPA-Ländern, mit
Gute und kein anderer unserer Prakti- beiten. Gelegentlich stellt sich dann denen die EU Verhandlungen
kanten hat in kürzerer Zeit („äh, die Ra- schon nach drei Wochen heraus, dass es über Maßnahmen führt - die
diosendung ist ja schon eine Woche frü- trotz Schnupperarbeitstag doch nicht viele NGOs in Malaysia über-
her“) so wunderschöne Beitrage für un- geht ("äähm, ich glaub', ich kann das mit haupt nicht zielführend und
sere Sendungen im der Büroarbeit doch wirksam einschätzen. In ihrem Vortrag
Münchner Bürger- nicht ein ganzes Jahr stellte Shamila die Kritikpunkte der
radio Lora erstellt. lang machen ..."). Zivilgesellschaft im Detail vor.
Der Politikwissen- Leo Graf (19) wollte Meng Chuo berichtete über das nicht-
schaftler Martin es sich geben mit staatliche ‘medical doctors’-Projekt, mit
(27), der nach seinem dem Umweltschutz dem die (nomadischen) Penan versorgt
Abschluss noch den und so einer Organi- werden. Grund für diese Initiative: die
postgradualen Studi- sation. Er kommt aus staatlichen Programme erreichen die Ur-
engang „Nachhaltige Wasserburg (also ist einwohnern nicht in ihren Siedlungen.
www.pro-regenwald.org
23
Doppelnummer - Dezember 2007
Wirtschaft am Ende News-Letter Nr. 27/28
Anfang November ging die Nachricht um die Welt, dass der Chef der amerikanischen Bank und Investmentgesellschaft Merrill
Lynch & Co gehen musste, nachdem das Unternehmen einen Verlust von mehreren Milliarden gemacht hatte. Anstelle gefeuert
zu werden, wie auch andere Verantwortliche, die Mist machen, erhielt O'Neal den goldensten Handschlag der Finanzgeschichte.
Wir fürchten dass für solche 'Geschäfte' noch mehr Wald geplündert und Umwelt zerstört werden muss.
Offener Brief an Stan O'Neal, Ex-Chef von Merrill Lynch & Co., Inc
Sehr geehrter Herr O'Neal,
einen stärkeren Kontrast konnte ich mir kaum vorstellen, als mich auf der Straße aus irgendeinem laufenden
Fernseher oder einigen Gesprächsfetzen die Nachricht erreichte: in den USA hat ein Banker seinen Chefposten
aufgegeben und sein Abschiedspaket soll rund 200 Millionen US Dollar betragen haben! Swasiland, in dem ich
gerade in einer kleinen Reisegruppe von Umweltschützern und Menschenrechtlern unterwegs war, steht am
anderen Ende der Reichtumsskala, sprich auf der Armutsseite. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Swasiland
leben von weniger als einem Dollar pro Tag. Ungefähr ein Drittel der Menschen ist auf Nahrungsmittelhilfe fürs
tägliche Überleben angewiesen. Und trotz diverser Éntwicklungsprojekte zur Wirtschaftsförderung soll es den
Leuten schlechter gehen und die Umwelt stärker beeinträchtigt sein, als vor 50 Jahren. Ich glaube nicht an Zufälle.
Anlass unserer Reise waren die Auswirkungen der extrem umweltzerstörenden und bei den Menschen wenig beliebten Plan-
tagenwirtschaft in dem Land und insbesondere die Folgen einer mehrtägigen Brandkatastrophe Ende Juli, der 80 Prozent der
Plantagen, hunderte Häuser und auch Menschen zum Opfer gefallen waren. Die Plantagen gehören den südafrikanischen
Unternehmen Mondi und Sappi. Sie produzieren Zellstoff, der zum größten Teil an südostasiatische Abnehmer verkauft wird.
Bei der Anlage der Plantagen verloren Bauernfamilien Grundstücke und teilweise auch ihre Häuser, die Anbaufläche konkur-
riert um Platz für Nahrungsmittel und die fremdländischen Bäume (Pinus und Eukalyptus) fördern durch hohen Wasserver-
brauch die Austrockung in den betroffenen Regionen.
Die Menschen akzeptieren nicht, dass ihre ohnehin schon knappen Möglichkeiten zur Nahrungsmittelproduktion für den Ex-
port-Zellstoff noch knapper gemacht werden. Viele Feuer werden vorsätzlich gelegt. Während die Vertreter der lokalen Orga-
nisationen uns die Situation beschreiben, über die Regierung und die südafrikanischen Unternehmen schimpfen und uns
bitten, mitzuhelfen, den Wahnsinn abzustellen, taucht bei mir plötzlich die Frage auf: Könnte es sein, dass Merrill Lynch solche
Plantagen oder die den Rohstoff verarbeitenden Pulp Mills finanziert? Wollte die Bank nicht vor einigen Jahren in ein höchst
umstrittenes Pulp Mill-Projekt in Südostasien einsteigen, glaubte ich mich zu erinnern?
Ich habe weder die Zeit noch die Vorkenntnisse, die man bräuchte um herauszufinden, ob Merrill Lynch nun tatsächlich im
Papiersektor investiert hat, daraus Rendite erwirtschaften will und somit für die ökologischen und sozialen Verwerfungen
mitverantwortlich ist, wie ich sie aktuell in Swasiland und Südafrika oder bei früheren Reisen auch in Indonesien gesehen
habe. Selbst ohne direkten Beweis: Ist der dringende Verdacht ganz von der Hand zu weisen, die Verarmung der Menschen
und die Zerstörung vieler Rohstoffproduktionsregionen weltweit schaffen erst die wirtschaftliche Basis, die in den USA hohe
Managementgehälter oder eben Abfindungen von 160 Millionen Dollar ermöglichen?
Höchstwahrscheinlich werden Sie abwiegeln, sagen, Merrill Lynch's Hauptgeschäft hätte wenig mit Rohstoffen zu tun und die
Gewinne kämen größtenteils aus Immobiliengeschäften in den USA und dem Handel mit diversen Finanzprodukten ohne
jeden Bezug zur realen Welt. Werden sich zurückziehen in den Elfenbeinturm, den sich Banken und Investmentgesellschaften
in den letzten 20 Jahren erbaut haben, um immer größere Finanzströme immer schneller zu bewegen.
Nur wenige Stunden Recherche und Lektüre machen mich staunen und wütend: Rund 80 Prozent aller Finanzströme weltweit
haben mit der Realwirtschaft nichts zu tun. Wie in einem Durchlauferhitzer werden virtuelle Geldströme zur Mehrung des
Kapitals hin und hergeschoben allein darauf hoffend, die Gier werde den Wert dieser Luftabschlüsse immer weiter steigen
lassen. Wie in einem Rausch bestätigen sich die Beteiligten gegenseitig, ermuntern sich zu noch größeren Abschlüssen,
schieben sich gegenseitig die immer höheren Gehälter und Boni zu. Krankhaft! Stellt niemand die Frage, dass auch bei
Luftgeschäften irgendwann einmal jemand den realen Gegenwert einfordern könnte, daß man für eine Immobilie den Gegen-
wert der darauf lastenden Hypothek erlösen können muss?
Dabei fangen die Probleme ja schon vorher an: wer die Maximierung der Rendite zu seinem wichtigsten Anliegen macht, der
zerstört Umwelt, vertreibt Menschen, siedelt Dörfer um, feuert Arbeitnehmer, drangsaliert Produktions- und Verwaltungseinheiten,
zerlegt ohne Skrupel gewachsene Unternehmen und korrumpiert die Politik - kurz: trimmt die gesamten Produktions- und
Sozialsysteme weltweit dem Ziel der Renditesteigerung zu dienen.
Wenn es nur das wäre, hätte ich Ihnen diesen Brief nicht geschrieben. Es ist natürlich mehr: Das von Ihnen und Ihresgleichen
perfektionierte System, welches Sie in schwindelerregende Einkommensdimensionen katapultiert hat, bedroht in seinem gren-
zenlosen Wachstumswahn die Überlebensfähigkeit der Ökosphäre. Die Millionen ihrer Abfindung saugen das Wirtschaftssystem
aus den absterbenden Wäldern, den leergefischten Meeren, den ausgelaugten Böden - und nicht zuletzt den Menschen in deren
Lebensraum Rohstoffe (anstelle Nahrungsmitteln) produziert werden, mit denen Unternehmen in den USA und anderswo für Ihre
Bank Rendite erwirtschaften. Sie sind diesen Weg sehr lange gegangen, haben ihn gestaltet - sowie mit Ihrem Abgang die
Absurdität dokumentiert und in der Übertreibung das Ende eines nicht nachhaltigen und überholten Systems geprägt. Was
liegt näher, als sich nun für die Reparatur der Schäden zu verwenden?
Wir fordern von Ihnen die Rückführung Ihrer Abfindungbezüge und Boni zum Zweck der Wiedergutmachung an Natur und
betroffenen Menschen.
Mit freundlichen Grüßen, Pro REGENWALD, Hermann Edelmann
24 www.pro-regenwald.org
Dezember 2007 - Doppelnummer