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Leitfaden
www.ec-net.de/erp | www.erp-os.de
Herausgeber und Redaktion
Universität Osnabrück
BWL/Produktions-Management und Wirtschaftsinformatik
Katharinenstr. 3
49069 Osnabrück
www.imu.uni-osnabrueck.de
Stand
August 2008
Gefördert durch das
Leitfaden
Inhalt
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2 Betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Anforderungen an ein ERP-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Auswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Tipps zur ERP-Auswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
3 Freie Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Was heißt Open Source – Open Source Lizenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Argumente für oder gegen den Einsatz von Open Source . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
7 Linkliste. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Links zum Thema Freie Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Links zum Thema ERP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1
Einleitung
Auch bei kleinen Unternehmen und Handwerksbe- Die Auswahl eines ERP-Systems gehört zu den
trieben gewinnt die effiziente, softwaregestützte schwierigsten Aufgaben und Entscheidungen für Un-
Planung zunehmend an Bedeutung. Das Angebot ternehmer. Der Markt ist unübersichtlich, die angebo-
der klassisch lizensierten Unternehmenssoftware tenen Produkte sind sehr komplex, wie zumeist auch
wird zunehmend ergänzt durch lizenzkostenfreie die eigenen Anforderungen. Auch die erforderlichen
ERP-Software, die gerade für kleinere Unternehmen Dienstleistungen für die Einführung und Nutzung
aufgrund des Kostenvorteils eine Alternative darstel- einer betriebswirtschaftlichen Anwendungssoftware
len kann. lassen sich nur schwer vergleichen.
Dies trifft ebenso zu, wenn die Auswahl auf ein Open
Die Entwicklung und der Einsatz dieser sogenann- Source ERP-System fällt.
ten Open Source ERP-Systeme befindet sich aktuell
noch im Anfangsstadium, jedoch zeigen sich hier Der vorliegende Leitfaden soll einen ersten Schritt
schon jetzt einige ernsthafte Alternativlösungen tun, um Hilfestellung für KMU bei dieser Auswahl zu
(Compiere, OpenERP, Openbravo oder ERP5) zu den geben. Im Rahmen des Projekts „Betriebswirtschaft-
bisherigen proprietären Systemen, wie zum Beispiel liche Anwendungssoftware auf Basis Freier Software“
KHK oder Navision. Der Einsatz solcher Systeme in der (http://www.ec-net.de/erp) werden dazu weitere
heutigen Unternehmenspraxis zeigt, dass hier beson- Aktivitäten wie Veranstaltungen, Beratungen und
ders die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Demonstrationsprojekte durchgeführt.
profitieren können.
6
2
Betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware
finden. Die Systeme unterscheiden sich hauptsächlich her. ERP-II-Systeme zeichnen sich aus diesem Grund
in ihrer fachlichen Ausrichtung (Zielbranchen), der durch offene, webkonforme Basisarchitekturen,
fokussierten Unternehmensgröße und den zum Ein- Plattformunabhängigkeit, einem hohen Maß an Flexi-
satz kommenden Technologien (Datenbanken, Pro- bilität, Serviceorientierung, beliebige Skalierbarkeit
grammiersprache, unterstützte Software-Plattformen und hohe Integrationsfähigkeit aus. Jedoch steht der
usw.). Nach herrschender Meinung handelt es sich bei technische Generationswechsel im Bereich ERP erst
ERP-Software um modular strukturierte Standardan- am Anfang. Bis auf wenige Ausnahmen (z. B. pro-
wendungssoftware, d.h. je nach Bedarf des Unterneh- ALPHA der proALPHA Software AG, IFS Applications
mens können entsprechende bzw. benötigte Module von IFS oder Greenax von SoftM) haben die Hersteller
kombiniert und im System verwendet werden. Dazu von ERP-Systemen noch keine fundamental neuen
werden sie an die jeweiligen betriebsspezifischen web- bzw. komponentenbasierten Lösungen auf Basis
Anforderungen angepasst (sog. Customizing). Der moderner Architekturen entwickelt.
bekannteste Vertreter dieser Gattung Softwaresyste-
me für große Unternehmen ist die Lösung R/3 der SAP
AG aus Walldorf. Anforderungen an ein ERP-System
Zwischenbetriebliche Kooperationen im Sinne des Im Rahmen dieses Leitfadens interessieren für die
Supply Chain Management (SCM) gewinnen zuneh- Auswahl eines ERP-Systems die Bedürfnisse und An-
mende Bedeutung, so dass ERP-Systeme zur Jahrtau- forderungen aus Sicht der Kleinst- und Kleinbetriebe.
sendwende vor neue Herausforderungen gestellt Aus diesem Grund wurden mehrere kleinere Unter-
wurden. Die lediglich unternehmensintern ausgerich- nehmen, die schon ein ERP-System eingeführt haben,
teten Standardsoftware-Bibliotheken konnten die zu ihren Anforderungen an eine ERP-Lösung befragt.
gewachsenen Geschäftsanforderungen nicht mehr
vollständig erfüllen. Besonders der Einsatz moderner Dabei ist deutlich geworden, dass eine allge-
Internettechnologien begünstigt die Einbindung von meine Aussage, die für alle Branchen gilt, aufgrund
Lieferanten (E-Procurement) und Kunden (Customer der unternehmensindividuellen Besonderheiten
Relationship Management) in das unternehmensei- nicht möglich ist. Die Erwartungen an ein ERP-Sys-
gene Informationssystem. In diesem Zusammenhang tem variieren. Dennoch lassen sich, gestützt auf die
steigen nicht nur die Anforderungen und Erwar- durchgeführten Interviews und Beiträge aus diversen
tungen der Unternehmen an die Softwaresysteme, Fachzeitschriften, allgemeingültige Anforderungen
letztendlich gilt es, Prozesskosten signifikant zu ausmachen, die für kleinere Unternehmen aller Bran-
reduzieren und die Flexibilität der Organisationen zu chen wesentlich sind.
erhöhen. In Analogie zum Begriff ERP prägte im Jahr
2000 wiederum die Gartner Group den Begriff ERP Häufig legen Betriebe mit weniger als 100 Mitar-
II. Unter ERP II versteht man hierbei die Erweiterung beitern einen großen Wert auf ein günstiges Preis-
klassischer ERP-Systeme um Funktionen zur Unter- Leistungs-Verhältnis und eine hohe Anwenderfreund-
stützung unternehmensübergreifender Prozesse. lichkeit. Dagegen orientieren sie sich kaum an der
Dabei handelt es sich um die gezielte Weiterentwick- Technologieplattform oder an der Marktstellung des
lung und Anpassung der Softwaresysteme an moder- Software-Anbieters. Jedoch gibt es auch Kriterien,
ne Geschäftsanforderungen. die unabhängig von der Unternehmensgröße als an-
nähernd gleichbedeutend angesehen werden, wie z.
Um diese genannten Anforderungen umsetzen B. ein hoher Abdeckungsgrad der funktionalen Anfor-
zu können, sind flexible Systemstrukturen erforder- derungen, die Fachkompetenz und das Auftreten des
lich, so genannte serviceorientierte Architekturen, Anbieters sowie die Einhaltung des Budgetrahmens.
die mit Hilfe standardisierter Komponenten sowie
Web Services die durchgängige Prozessabbildung Allerdings benötigen kleinere Betriebe spezielle
und -unterstützung sicherstellen. Zusätzlich geht die Formen der Einführung, des Umfangs und des Be-
Implementierung von ERP-II-Modulen i.d.R. mit der triebs der Softwarelösungen. Diese müssen den spezi-
Neugestaltung bestehender Geschäftsprozesse ein- ellen innerorganisatorischen Strukturen und Rah-
8 Betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware
menbedingungen gerecht werden. Im besonderen und dokumentiert werden. Hierbei kann auf beste-
Maße sind die Erfordernisse nach Flexibilität und hende Referenzmodelle zurück gegriffen werden.
Marktnähe zu berücksichtigen. Die Dokumentation kann unterstützt werden durch
entsprechende EDV-Werkzeuge (z. B. ARIS, VISIO,
Viflow, Bonapart, GPSAtlas oder PACE/IBE).
Auswahl
4. Lastenheft
Aufgrund der Intransparenz des Marktes und der In Form eines unternehmensspezifischen Lastenhefts
Komplexität der Aufgabenstellung empfiehlt es werden alle Anforderungen und Restriktionen doku-
sich, eine systematische Auswahlmethodik und klar mentiert (z. B. Hardware, Datenbank oder Betriebssys-
strukturierte Vorgehensweise anzuwenden, welche tem). Die Anforderungen an das ERP-System sollten
im Folgenden vorgestellt wird: entsprechend ihrer Bedeutung für das Unternehmen
gewichtet werden. Kritische Anforderungen müssen
1. Projekteinrichtung – Rahmen und Ziele dabei von der Softwarelösung auf jeden Fall erfüllt
Grundsätzlich müssen vor Beginn der Einführung werden, während optionale bzw. unkritische Anfor-
eines ERP-Systems die Rahmenbedingungen (Projekt- derungen erfüllt werden können.
team, Zeitplan, Budget) und die zu erreichenden Ziele
festgelegt werden. 5. Marktrecherche
Ziel der Marktrecherche ist die Identifikation von 8 bis
2. Marktüberblick und Informationsbeschaffung 15 Anbietern, die die im Lastenheft dokumentierten
Über Artikel in Fachzeitschriften (insbes. Erfahrungs- Anforderungen bereits im Standard möglichst gut
berichte von Unternehmen, die ein entsprechendes abdecken (Technologie, Funktionalität, Brancheneig-
Projekt bereits durchgeführt haben), einschlägige nung), da Anpassungsleistungen i. d. R. kostenintensiv
Marktübersichten, das Internet, Beratungshäuser sind. Neben den funktionalen Erfüllungsgraden sollten
zur ERP-Auswahl oder IT-Fachmessen/Fachtagungen/ weitere Informationen zu den identifizierten Anbietern
Kongresse können Unternehmen einen ersten Markt- und deren Referenzprojekten bzgl. Branchenerfahrung,
überblick zur Orientierung gewinnen. regionaler Verteilung, Dienstleistungsangebot sowie
Unternehmensgröße und -historie gesammelt werden.
3. Prozessanalyse
ERP-Systeme sind grundsätzlich Werkzeuge zur 6. Vorauswahl
Unterstützung von Geschäftsprozessen. Als Grund- Durch Überprüfung des Abdeckungsgrads von
lage der Formulierung der Anforderungen an ein Lastenheft und Leistungsspektrum der einzelnen
solches System sollten deswegen die bestehenden Systeme können die 5 bis 10 im Schritt „Marktrecher-
Unternehmensstrukturen und -prozesse analysiert che“ identifizierten Anbieter auf 2 bis 3 relevante
9
Anbieter reduziert werden. In diesem engeren Kreis Sowohl die Finanzlage, die Ressourcenverfügbar-
relevanter Systeme befinden sich nur noch Lösungen, keit als auch die persönliche Kontinuität der Verant-
die die Anforderungen in hohem Maße erfüllen, über wortlichen des Lieferanten sind zu prüfen und zu
entsprechende Branchenerfahrung verfügen und hinterfragen. Wenn nach oder gar während der
kostenseitig in einem akzeptablen Rahmen liegen. Einführung der Software immer wieder neue Verant-
wortliche zuständig sind, wird es schwierig, das Ziel
7. Endauswahl zu erreichen. Dies ist ein wichtiger Punkt, da Kleinbe-
Im Rahmen der Endauswahl werden die Unterschiede triebe nicht in der Lage sind, die ERP-Anwendungen
der selektierten ERP-Systeme anhand der zu unter- selbst zu warten und weiterzuentwickeln, falls der
stützenden Prozesse herausgearbeitet und bewertet. Anbieter vom Markt verschwindet.
Ein persönlicher Eindruck von Technologie, Funk-
tionalität und Bedienung der Systeme kann hierbei Für die erfolgreiche Einführung und den reibungs-
durch ein- bis mehrtägige Workshops und System- losen Betrieb der ERP-Lösung muss der Softwareliefe-
tests gemeinsam mit den Softwareherstellern gewon- rant ein Gesamtangebot erstellen, das in einem ange-
nen werden. Zusätzlich empfiehlt sich der Besuch von messenen Kosten- und Zeitrahmen liegt. Ein breites
Referenzkunden der Hersteller, die möglichst in der Angebot an Dienstleistungen, wie z. B. Beratung,
gleichen Branche tätig sind. Durch eine strukturierte Betreuung, Schulung, Hotline, stetige Verfügbarkeit
und vor allem einheitliche Vorgehensweise können von Updates und ein gutes Branchen-Know-how
die Anbieter und Systeme in einer abschließenden Ge- (ein wichtiger Indikator sind hierfür die Branchen-
samtbewertung verglichen und das geeignete System referenzen) sind zusätzliche Anforderungen, die zu
ausgewählt werden. erfüllen sind.
8. Dienstleistersuche
Eine erfolgreiche Beschaffung und Implementierung
von ERP-Systemen sowie deren spätere Nutzung Tipps zur ERP-Auswahl
hängt nicht nur von der Güte der Anwendungssoft-
ware, sondern auch von der Seriosität und der Fach- } Gehen Sie systematisch und strukturiert vor!
kompetenz der Hersteller oder IT-Dienstleister ab.
} Wählen Sie das System passend zu Ihrer Organi-
Aufgrund des fehlenden Wissens und der begrenzten
sation aus!
Ressourcen ist der Bedarf an externer Dienstleistung
bei Kleinbetrieben in der Regel höher als bei größeren } Wählen Sie Ihr System nach betriebswirtschaft-
Unternehmen. lichen Gesichtspunkten und nicht nach der
Anzahl der Funktionen aus!
Vertrauen und persönliche Akzeptanz zwischen } Verringern Sie sowohl Einführungskosten als
Lieferant und Kunde ist erforderlich, da der Dienst- auch -risiken, indem Sie weniger komplexe Sys-
leister die Investitionsentscheidungen maßgeblich teme auswählen und sich in einem ersten
beeinflusst. Die Nutzungszeit eines ERP-Systems liegt Schritt auf die Einführung der wesentlichen
im Durchschnitt bei neun Jahren. Folglich ist eine Module und Funktionen beschränken!
langfristige Partnerschaft einzugehen. Kleinbetriebe
benötigen deshalb eine hohe Investitionssicherheit. } Beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter von Anfang an
Bei der Auswahl eines Partners muss auf dessen Ver- an der ERP-Einführung!
lässlichkeit, Stabilität, Zukunftssicherheit und Über-
lebensfähigkeit geachtet werden. Referenzberichte
über erfolgreiche Projekte oder direkte Kontaktauf-
nahme mit Unternehmen, die eine Lösung bereits
in Betrieb haben, tragen dazu bei, den potentiellen
Anbieter besser einschätzen zu können.
10
3
Freie Software
4
ERP-Systeme auf Basis Freier Software im Überblick
Die nachfolgende Marktübersicht stellt eine Auswahl von verfügbaren ERP-Lösungen für den Einsatz in unter-
schiedlichen Branchen dar und ist eine erste Hilfestellung für KMU bei der Vorauswahl.
5
ERP-Systeme auf Basis Freier Software im Detail
1
http://www.sql-ledger.org/; 2 Holger Lindemann, „Lx-Office- Die freie Businessanwendung für viele Betriebssysteme“, pro literatur Verlag, 2006
14 ERP-Systeme auf Basis Freier Software im Detail
Funktionsumfang
Stammdaten
Verkauf
Einkauf
Finanzbuchhaltung Kriterienkatalog
Die Finanzbuchhaltung von Lx-Office stellt einen In Zusammenarbeit mit dem Begleitvorhaben „ERP-
Schwerpunkt der betriebswirtschaftlichen Anwen- Systeme auf proprietärer Basis“ wurde nachfolgender
dung dar. Dialog-, Debitoren- und Kreditorenbuchun- Kriterienkatalog aufgestellt. Die von Lx-Office abge-
gen lassen sich entsprechenden Konten zuordnen deckten Funktionen sind gekennzeichnet.
(Abb. 3, S. 14). Lx-Office bietet die Möglichkeit, den
vorhandenen Kontenrahmen individuell anzupassen. Kriterien
Vertrieb
Obwohl Lx-Office entsprechende Auswertungen
wie Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), Bilanz und - Marketing
Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) anbietet, - - Absatzplanung
sollten die steuerlich relevanten Daten über die vor-
- - Projektmanagement •
handene Datev-Schnittstelle an ein Datev-Programm
übergeben werden. Die derzeitige Finanzbuchhal- - - Verkaufsförderung •
tung in Lx-Office ist noch nicht zertifiziert. - Verkauf
- - Anfragenbearbeitung •
Zahlungsverkehr
- - Angebotserstellung •
Zahlungseingänge und -ausgänge lassen sich über - - Preisermittlung
den Menüpunkt Zahlungsverkehr verwalten. Eine
- - Konditionenfestlegung
Schnittstelle zum Online-Banking ist nicht vorhanden.
- - Verfügbarkeitsprüfung
Berichte - Versand
- - Kommissionierung
Betriebswirtschaftliche Reports werden bei Lx-Office
- - - Exportabwicklung
über Berichte generiert. Kontenübersicht, Salden-
bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), Be- - - Fakturierung
triebswirtschaftliche Auswertung (BWA), Bilanz und - - - Sammelfaktura
Umsatzsteuervoranmeldung (UStVa) sind als vorgege-
- - - Fremdwährungsfakturierung •
bene Unterpunkte fest im System eingebaut. Um der
gesetzlichen Vorgabe zur elektronischen Datenüber- - - - Exportfaktura
mittlung an das Finanzamt gerecht zu werden, bietet - - - Gutschriften •
das Programm die Möglichkeit, die Daten zur UstVa
- - - Proforma Rechnungen •
an das Elster-Programm Winston zu übertragen.
- - - Elektronische Rechnungen •
System - - Zusatzfunktionen
- - - ABC Analyse und Umsatzstatistiken •
Die individuelle Anpassung des Systems an den jeweili-
gen Geschäftsprozess – auch Customizing genannt – - - - Kundenkontaktverwaltung •
erfolgt bei Lx-Office über den Menüpunkt „System“. - - - Vertragsverwaltung •
Das Customizing reicht von systemrelevanten Einstel- Materialwirtschaft
lungen (z. B. Druckereinstellungen), über stammdaten-
- Lagerwirtschaft
relevante Parameter (z. B. Warengruppen) bis zu bu-
chungsspezifischen Kriterien (z. B. Buchungsgruppen). - - Bedarfsermittlung
Neben den Einstellungen zur Anpassung des Systems - - Lagerbestandsführung
bietet Lx-Office Import-Schnittstellen für Kunden-,
- - Lagerverwaltung
Lieferanten- und Artikeldaten im CSV-Format3.
- - Bewertung und Inventur
3
CSV ist ein Austauschformat für einfach strukturierte Daten. Mögliche Trennzeichen lassen sich in Lx-Office individuell einstellen.
16 ERP-Systeme auf Basis Freier Software im Detail
- Weitere Funktionen
Auch wenn im Bereich der Lagerverwaltung und
- - Simulation Produktionssteuerung noch Module fehlen, sollten
- - Just-in-Time-Terminierung Dienstleistungs- und Handelsunternehmen die Soft-
ware-Lösung in die engere Wahl ziehen. Flexibilität
- Auswertungen
und einfache Handhabung sind bei vielen kleinen
- - Analysen und Statistiken und mittleren Unternehmen gewünschte Parameter,
Rechnungswesen die für das Produkt sprechen.
- Schnittstellen
- - Auslandszahlungsverkehr
- - Bankenabwicklung (online-Banking)
- Kalkulation
- - Vor- und Nachkalkulation
- - Voll- und Teilkostenrechnung
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OpenERP (früher TinyERP) Die Installation der Software erfolgte anhand der
Dokumentation ohne weitere Schwierigkeiten. Die Zeit
Die von der belgischen Firma Tiny SPRL initiierte für Installation und Customizing lag bei dem einge-
Open Source Lösung deckt die Bereiche Warenwirt- richteten Testunternehmen bei weniger als einem Tag.
schaft, Finanzbuchhaltung, Lagerhaltung, Produk-
tion, Projektverwaltung und Kundenbeziehungs- Betriebssystem Linux, Microsoft
management (Customer Relationship Management, GUI Webbasiert, GTK-Client
CRM) ab. Datenbank PostgreSQL
Middleware keine
Die Zielgruppe der ERP-Software sind kleine und Programmier-/
Python
Scriptsprachen
mittelständische Unternehmen (KMU) mit 5 – 200 Mit-
Schnittstellen CSV, XSL
arbeitern. Die Weiterentwicklung der Anwendung
erfolgt durch eine breite Community, die auch in
Opensource-spezifische Parameter
Deutschland aktiv ist.
Lizenz GPL
Downloads 44634 (Stand: 25.05.2008)
URL-Projekt http://www.openerp.org
URL-Sourceforge http://sourceforge.net/projects/tinyerp/
URL-Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/tinyerp
TEDI http://tinyerp-dt.org
Funktionsumfang
Finanzen
OpenERP bietet diverse Reports und Berichte, die Routing, wobei der Workflow die vorherige Einrich-
sich individuell an den jeweiligen Betrachtungszeit- tung sogenannter Workcenters – sowohl Maschinen
raum anpassen lassen. als auch Produktionsstätten – verlangt.
Neben Maßeinheiten und Preislisten lassen sich Pro- Das Sales Management in OpenERP ist eng mit den
dukte unter dem Menüpunkt Product administrieren. anderen Modulen der ERP-Lösung verknüpft. So
Für Unternehmen mit einer großen Artikelvielfalt resultieren aus Kundenaufträgen entsprechende
ist besonders hilfreich, dass in OpenERP Produktva- Lieferscheine und Rechnungen, die an die Finanz-
rianten und -schablonen angelegt werden können. buchhaltung übergeben werden.
Produkte, die sich in einem Merkmal unterscheiden,
werden als Variante des Artikels angelegt. Für das An- Ein weiterer Vorteil der Lösung besteht in der
legen von Artikeln mit wiederkehrenden Merkmalen vorhandenen Schnittstelle zur Open Source Lösung
lassen sich Produktschablonen definieren. SugarCRM (Kundenbeziehungsmanagement).
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Das Projekt „ERP-Systeme auf Basis Freier Software“
Der vorliegende Leitfaden wurde erstellt im Rahmen fratest die Verbesserung und Optimierung unterneh-
des Projekts „ERP-Systeme auf Basis von Open Source mensinterner Abläufe einen wichtiger Schwerpunkt
für kleine und mittlere Unternehmen“, welches informationswirtschaftlicher Anwendungen dar.
die Einsatzmöglichkeiten von Enterprise Resource
Planning Systemen (ERP), die auf der Basis von Freier Ebenso wird als wichtigster Bereich mit Nachhol-
Software entstanden sind, untersucht. Gerade bei bedarf im E-Business die Integration betrieblicher
kleinen Unternehmen und Handwerksbetrieben Prozesse dargestellt. Dabei kommt dem Bereich
gewinnt die effiziente, softwaregestützte Planung der der Freien Software besondere Bedeutung zu. Das
im Unternehmen befindlichen Ressourcen und die Angebot der klassisch lizenzierten ERP-Systeme wird
damit einhergehende Integration und Optimierung zunehmend ergänzt durch konkurrenzfähige Freie
betrieblicher Prozesse zunehmend an Bedeutung. So ERP-Software, die gerade für kleinere Unternehmen
stellt laut der Studie „Monitoring Informationswirt- aufgrund des Kostenvorteils eine Alternative darstel-
schaft 8. Faktenbericht, 5. Trendbericht“ von TNS In- len kann.
Ansprechpartner
Universität Osnabrück
BWL/Produktions-Management und Wirtschaftsinformatik
Herr Falk Neubert
Katharinenstr. 3, 49069 Osnabrück
Telefon (05 41 ) 969 48 11
Fax (05 41 ) 969 48 40
E-Mail falk.neubert@uni-osnabrueck.de
www.imu.uni-osnabrueck.de
7
Linkliste
Gruppe „Enterprise Resource Planning (ERP) auf Basis Freier Software“ auf XING
} https://www.xing.com/net/erp-os/
Marktübersicht ERP
} http://www.softguide.de/
Fachzeitschrift ERP-Manager
} http://www.erpmanager.de/
Fachzeitschrift ERP-Managment
} http://www.erp-management.de/
8
Erläuterung verwendeter Fachbegriffe
Community bezeichnet eine Gruppe von Personen, die Plattformunabhängigkeit ist die Eigenschaft eines
aktiv an der Weiterentwicklung oder Benutzung einer Programms, auf unterschiedlichen Computersyste-
Freien Software beteiligt sind. men lauffähig zu sein.
CRM (Customer Relationship Management) ist ein Kon- PPS (Produktionsplanungs- und -steuerungssystem)
zept zum integrierten Management aller Beziehungen ist ein System aus Computerprogrammen, die den An-
eines Unternehmens zu Kunden und Lieferanten. wender bei der Produktionsplanung und -steuerung
unterstützt und die damit verbundene Datenverwal-
ERP (Enterprise Resource Planning) bezeichnet die un- tung übernimmt.
ternehmerische Aufgabe, die in einem Unternehmen
vorhandenen Ressourcen (Kapital, Betriebsmittel, Per- Quelltext (Quelldateien, Quellcode) ist der für den
sonal, usw.) möglichst effizient für den betrieblichen Menschen lesbar geschriebene Text eines Computer-
Ablauf einzuplanen. programms.
Linux ist ein freies Unix-Derivat, das in den 90er Jahren SCM (Supply Chain Management) zielt auf eine Ver-
von Linus Torvald entwickelt wurde. besserung von Effektivität und Effizienz industrieller
Wertschöpfungsketten ab.
MRP II (Material Requirement Planning II) ist eine
Methode, um alle Ressourcen eines Produktionsunter- Skalierbarkeit bezeichnet die Eigenschaft des Systems,
nehmens zu planen. Sie ist eine direkte Erweiterung sich bei unterschiedlicher Benutzerzahl annähernd
der um die Kapazitätsrechnung erweiterten Material- gleich zu verhalten.
bedarfsplanung (MRP I).
SOA (Serviceorientierte Architekturen) ist ein Para-
Open Source (Freie Software) bezeichnet eine Soft- digma für die Strukturierung und Nutzung verteilter
ware, die für jeden Zweck genutzt, studiert, bearbeitet Funktionalität in Form von Diensten.
und in ursprünglicher oder veränderter Form weiter-
verbreitet werden darf. Web Services sind Software-Anwendungen, die durch
eine Internetadresse, dem Uniform Resource Iden-
PHP (Hypertext Preprocessor) ist eine Skriptsprache, tifier (URI), eindeutig identifizierbar sind und deren
die hauptsächlich zur Erstellung von dynamischen Schnittstelle definiert, beschrieben und gefunden
Webseiten oder Webanwendungen verwendet wird. werden kann.
Diese Broschüre wird von den Regionalen Kompetenzzentren RECO Osnabrück und com.pas Dresden im Rahmen
des Projektes „ERP-Systeme auf Basis von Open Source für kleine und mittlere Unternehmen“ als Teil der BMWi-
Förderinitiative „Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr“ (www.ec-net.de) herausgegeben.