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MEDIA ❚ MUSIK
"Alles Übrige
ist nur et cetera"
Die Pet Shop Boys gibt's ja auch noch
Foto: Perou
25 Jahre nach "West End Girls" unseres neuen Albums, nämlich Oder - auch wenn das vermut- nete die Email mit den Worten
sagen Neil Tennant und Chris "Pandemonium", war ursprüng- lich nie irgendjemand anfassen "Love etc.". Und ich dachte mir
Lowe immer noch "Yes" zur Pop- lich für Kylie gedacht, aber sie würde - die Songs von Stock (Stimme überschlägt sich): "Was
musik und zur Liebe. "Yes" ist hat ihn nicht aufgenommen. Aitken Waterman, die die ersten soll das denn heißen? Et cetera?
das zehnte Studioalbum des bri- Möglicherweise hat uns dieser Hits von Kylie Minogue oder Wie bitte? Et cetera?" Das habe
tischen Elektronik-Pop-Duos, Song auf eine andere Schiene Rick Astley geschrieben haben. ich mir aufgeschrieben, da es wie
das im Februar bei den Brit- beim Schreiben gebracht. Das In- Auch wenn ihre Songs vermut- der Titel für einen Song klang.
Awards mit einem Preis für sei- teressante ist, dass ich den Text lich nicht die Qualität von Im Text dazu geht es jedoch
nen "herausragenden Beitrag zur von "Pandemonium" gar nicht Abba-Stücken erreichen, gehe schließlich um eine Liste von
britischen Musik" ausgezeichnet aus meiner Sicht geschrieben ha- ich davon aus, dass die Leute Dingen, die weniger bedeutend
wurde. Wir trafen die Pet Shop be. Und obwohl ich den Text überrascht wären, wie gut eine als die Liebe sind.
Boys zum Interview in Köln. jetzt singe, habe ich dabei an Ka- Zusammenstellung ihrer besten
te Moss gedacht, die über Pete Hits in einem Musical funktio- gab-Magazin: Die Aussage des
gab-Magazin: Ihr sagt mal wie- Doherty singt. Was inzwischen nieren könnte. Songs ist also genau das Gegen-
der "Ja" zur Popmusik mit eurem natürlich auch gut zwei Jahre teil von dem, was der Titel ver-
neuen Album ... überholt ist (lacht). gab-Magazin: Der Titel eurer muten lässt, nämlich: Es gibt
Neil Tennant: Ja, wobei wir es neuen Single "Love etc." vermit- nichts Wichtigeres als die Liebe?
nicht gezielt darauf angelegt ha- gab-Magazin: Im Jahr 2001 kam telt den Eindruck, ihr könntet Chris Lowe: Genau, und alles
ben. Bei unserem letzten Album euer Musical "Closer To Heaven" von der Liebe gelangweilt sein Übrige ist nur "et cetera". (mer)
"Fundamental" hatten wir von in London auf die Bühne, für das ...
Anfang an eine klare Vorstellung ihr gezielt neue Songs geschrie- Neil Tennant: Den Titel habe ich
von dem, was wir aufnehmen ben habt. Wären eure Hits nicht von einer Email, die ein alter
wollten. Und das haben wir dann auch für ein Musical im Stil von Freund aus Newcastle mir und
auch so mit Trevor Horn durch- Abbas "Mamma Mia!" geeignet? anderen Freunden geschickt
gezogen. Bei diesem Album hat Neil Tennant: Ich kann mir nicht hatte, er teilte uns mit, dass sein
sich alles nach und nach entwi- vorstellen, dass wir so etwas je- Vater gestorben sei. Als wir
ckelt. Im Grunde haben wir mals in Gang setzen. Und ich Kinder waren, haben wir viel
schon vor zwei Jahren damit be- glaube auch nicht, dass es gut Zeit in dem Haus dieser Familie
gonnen, die Stücke dafür zu mit unseren Songs gehen würde. verbracht. Das ist übrigens die-
schreiben. Damals wurden wir Wesentlich besser wäre dafür selbe Sache, um die es auch in Die Single "Love etc." erscheint am 13.
angefragt, Songs für Kylie Mi- meiner Meinung nach der Kata- "Being Boring" ging. Wie auch März, das Album "Yes" am 20. März bei
nogue zu schreiben. Ein Song log von Robbie Williams geeignet. immer: Der Freund unterzeich- Parlophone. Mehr unter petshopboys.co.uk
22 MÄRZ 2009
CD-Tipps
Pop
Empire of the Sun: Walking on a Dream (EMI)
Schon das Cover macht klar: hier wird an die frühen 80er mit von fernen Welten. Zieht man den ganzen Pomp ab, bleibt
New-Romantic-Bands wie Duran Duran oder Visage angeknüpft. lediglich ein gutes, kein tolles Album. Die eingängigen Popsongs
Die beiden Australier, die man eigentlich von ihren anderen Bands mit den 80er-Anleihen haben Charme, doch insgesamt fehlen
kennt (Luke Steele von Sleepy Jackson und Nick Littlemore von die ausgefallenen Ideen. An abgedrehte Zeitgenossen wie MGMT
Pnau), haben sich in bunte Fantasiekostüme gewandet und singen reichen sie bei Weitem nicht heran. (VÖ: 13.3.) (burn)
Dancefloor/
Pop
Nina Queer & DJ Divinity: Discopony (Denfis)
Wenn Berlins Schnulli-Drag, DJane und "Schmutziges Hobby"- Da liegen Spaß ("Tanz Discopony tanz, schüttel' deine Mähne,
Barbesitzerin Nina Queer ein Album veröffentlicht, wird das kein wackel' mit dem Schwanz") und Stumpfsinn ("Ficki Ficki - Aua
sensibles Chanson-Album. Nichts anderes als unterhalten will die Aua") natürlich eng beieinander. Das funktioniert bestimmt super,
Platte, und dafür knödelt sich Nina in bester Cher-Stimm-Modula- wenn Nina live on Stage steht. Wer sie nicht kennt, schüttelt wahr-
tion durch zehn gut stampfende Electropop-Tracks von DJ Divinty. scheinlich leider nicht die Mähne, sondern nur den Kopf. (bjö)
Indie-Pop
Various Artists: Dark was the Night (4AD/Rough Trade)
Endlich mal ein Aids-Benefizsampler, der sich auch musikalisch Fire, David Byrne oder Cat Power, die das Indie-Herz lachen
lohnt: bekommt man sonst immer nur die üblichen üblen Ver- lassen. Alle 32 (!) Songs wurden exklusiv für das Projekt auf-
dächtigen wie Rosenstolz oder George Michael um die Ohren genommen, die Einnahmen kommen der Red Hot Organisation
gehauen, hat es dieses Doppelalbum in sich: neue Songs und der The-National-Zwillinge Aaron und Bryce Dessner zugute.
Kollaborationen, u.a. von Feist, Antony, Sufjan Stevens, Arcade Großartig! (burn)
Pop
Annie Lennox: The Collection (Sony/BMG)
Trotz ihrer engelsgleichen Stimme ist "Pop-Elfe" irgendwie "Eurythmics" aufgelöst und Annie zur Pop-Dame avanciert.
nicht die richtige Bezeichnung für Annie Lennox, dafür ist sie Geblieben ist die glockenklare Stimme. 14 ihrer besten Solo-
zu streng. Besonders wenn man sich an ihre Anfangszeiten Songs, inklusive zwei bisher unveröffentlichter Coverversionen
erinnert, wo sie mit raspelkurzen, orangefarbenen Haaren im "Pattern of my Life" von Keane und "Shining Light" von Ash, sind
Herrenanzug für Gendertrouble sorgte. Das ist lange her, die hier versammelt. (bjö)