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Allgemeine
Vegetationsökologie
Einführung, Merkmale der Vegetation,
1. Teil
Jörg Pfadenhauer
Lehrstuhl für Vegetationsökologie
http://www.wzw.tum.de/vegoek/index.html
1. Einführung
Die Vegetationsökologie
• beschreibt als raumbezogene Wissenschaft die Pflanzendecke
der Erde nach floristischen und strukturellen Kriterien,
• untersucht Beziehungen innerhalb und zwischen
Pflanzengemeinschaften (Konkurrenz, Koexistenz, Sukzession
u.a.),
• untersucht die wechselseitige Abhängigkeit von Vegetation und
Standort (naturhistorisch-beschreibend, empirisch, deduktiv und
experimentell-analytisch, induktiv),
• untersucht die wechselseitige Abhängigkeit von Pflanzendecke
und Nutzung.
Bedeutung der Vegetation für die Anwendung
natürl.standörtl. Regional
Ausgangsbedin- verfügb. Taxa,
gungen Artenpool
1. Allgemeine Vegetationsökologie
2. Methodik der Vegetationsökologie
3. Spezielle Vegetationsökologie
4. Angewandte Vegetationsökologie
Gliederung der Vegetationsökologie
1. Allgemeine Vegetationsökologie
Allgemeine Prinzipien der Vegetation;
Vegetation und Umwelt, (Standortsfaktoren),
Konkurrenz und Koexistenz, Arealkunde,
Vegetationsgeschichte, Vegetationsgliede-
rung, Vegetationsverbreitung
Vorlesung WS 2 SWS
Gliederung der Vegetationsökologie
3. Spezielle Vegetationsökologie
Demonstration der Pflanzengemeinschaften
und ihrer Funktionsbeziehungen
Vorlesung Spezielle Vegetationsökologie 1:
Vegetation Mitteleuropas, SS, 2 SWS
Vorlesung Spezielle Vegetationsökologie 2:
Vegetation der Erde, WS, 4 SWS
Übungen in Spezieller Vegetationsökologie 1
(„Exkursionen“): 7 Tage, SS
Übungen in Spezieller Vegetationsökologie 2
(Exkursionen): 10-14 Tage, unterschiedliche
Ziele (Alpen, Teneriffa, Italien, Sibirien usw.)
Gliederung der Vegetationsökologie
4. Angewandte Vegetationsökologie
Arbeiten mit Vegetation in Pflege und
Entwicklung (z.B. Auswirkung von Mahd,
Beweidung, Feuer, Vernässung usw.)
Vegetationsmanagement: Kombination
Vorlesung/Seminar/Projekt anhand von
Beispielen aus der ganzen Welt, 4 SWS,
WS/SS.
Wissenschaftsbegriffe
• Vegetationsökologie (Vegetation Ecology,
Plant Ecology)
• Vegetationskunde,
Vegetationswissenschaften (Vegetation
Science)
• Pflanzensoziologie (Phytosociology)
• Geobotanik (Geobotany)
floristische (Arealkunde), historische (Floren- und
Vegetationsgeschichte), ökologische, zönologische
Geobotanik („Vegetationskunde“)
• Populationsökologie (der Pflanzen)
Hierarchie der Untersuchungsebenen
• Kontinente (global)
Synthetische Merkmale (physiognomisch-strukturelle
Merkmale: Wuchsform, äußere und innere Struktur)
• Landschaft
Vegetationskomplex (physiognomisch-strukturelle und
floristisch-synthetische Merkmale)
• Ökosystem
Phytozönose (Pflanzengemeinschaft; floristisch-synthetische
Merkmale: ökologische, soziologische Artengruppen
• Population
Merkmale der Population (floristisch-strukturelle Merkmale:
Sprossarchitektur)
Grundprinzipien der Vegetationsgliederung
in Raum und Zeit
1 2
Arrhenatherum elatius x .
Dactylis glomerata x .
A Bellis perennis x .
Veronica chamaedrys x .
Prunella vulgaris x x
Caltha palustris x x
Holcus lanatus . x
Filipendula ulmaria . x
B Alopecurus pratensis . x
Lychnis flos cuculi . x
Abundanz und Dominanz
Abundanz Dominanz
Anzahl von Individuen (bei Raumbedarf einer Art
Pflanzen auch Rameten, (Population):
z.B. Sprosse eines Klons) Deckung, Phytomasse,
pro Flächeneinheit Kronendurchmesser u.a.
Abundanz und Dominanz
NA % Deckung
4 10
0 10 m
4 80
0 10 m
14 80
0 10 m
Grundzüge der Populationsbiologie
der Pflanzen
• Definition der Population:
Lokale oder regionale Gruppe von Individues einer
Art, zwischen denen über mehrere Generationen ein
Fortpflanzungszusammenhang besteht
• Populationsanalyse:
Altersstruktur der Population (Keimungs- und
Jugendphase, Beginn und Dauer der Fortpfnazung,
Diasporenproduktion, Durchschnittsalter,
Sterbephase)
Schema eines Populationszyklus
Samenbank
generative Keimung
Reproduktion
Samenregen
Sterberate
Etablierung
Energie-
Allokation
vegetative
Reproduktion
Reproduktion
• Definition:
Phragmentation eines genetischen Individuums (=
Genet) in unspezifizierte Teile (= Rameten), die zu
selbstständiger Existenz fähig sind
• Zwei Schritte:
1. Klonales Wachstum: Vergrößerung eines Individuums
durch wiederholte Bildung von Modulen
2. Klonale Reproduktion: die Module lösen sich von selbst
von der Mutterpflanze (autogene Phragmentation) oder
sie werden durch Störungsereignisse getrennt
(erzwungene Phragmenation)
Ausbreitung
Definition:
Teil einer Pflanzengemeinschaft („underground
floristics“); im Boden befindliche keimfähige, aber
schlafende („dormante“) Diasporen
Dormanz: Keimungshemmung durch Dunkelheit, dicke
Samenschale, fehlende Wechseltemperaturen usw.
Typen von Diasporenbanken:
• kurzfristig
• persistent (2-5 Jahre)
• permanent (> 5 Jahre)
Aktuelle Vegetation
und Samenbank in
zwei Ausbildungen
des Perlgrasbuchen-
waldes in Hessen
(zusammengestellt nach
verschiedenen Autoren)
Keimung und Etablierung
Keimung:
1. Lichtgesteuert: Licht- und Dunkelkeimer
2. Temperaturgesteuert: Wärme- und Kältekeimer
Das Phytochromsystem
Umwandlung im Dunkeln mit hohem
Dunkelrotanteil (700-760 nm)
1
P730 P660
stimuliert die P730 P660 hemmt die
Keimung, Keimung, stabil
instabil
2
Umwandlung bei Licht mit höherem
Hellrotanteil (620-680 nm)
Prozent gekeimter bzw. etablierter Arten nach Aussaat von
jeweils 50 Samen auf typischen (Fläche a) und ruderalisierten
Pfeifengraswiesen (Fläche b). Nach Maas 1988
Fläche a Fläche b
gemäht nicht gemäht nicht
Keiml./Etabl. gemäht Keiml./Etabl. gemäht
Keiml./Etabl. Keiml./Etabl.
module
15 m
5 cm
ramet
Genet 1
Genet 2
2.2 Physiognomische Merkmale:
Wuchsform
Bedeutung:
(nach Dansereau,
Whittaker, Holdridge
aus Sitte & al. 2002,
verändert)
1. Tropische Tieflands- und
Gebirgsregenwälder
2. Laurophylle Wälder
3. Nemorale Regenwälder Liste der
4. Regengrüne Monsunwälder wichtigsten Typen
5. Sommergrüne (nemorale) Laubwälder
der zonalen
6. Boreale Nadelwälder
7. Dorngebüsche Vegetation der
8. Feuchtsavannen Erde (aktualisierte
9. Hartlaubwälder und -gebüsche Begriffe)
10. Waldsteppen
11. Trockensavannen
12. Steppen
13. Tundren
14. Hitzewüsten
15. Trockenwüsten
16. Kältewüsten
Simplified map of the vegetation zones (after
Breckle 2002)
Definition:
Merkmale, die eine bestimmte Funktion (z.B.
Überdauerungsfähigkeit unter widrigen Umständen)
beschreiben.
Fachbegriff: Pflanzenfunktionstypen (Plant Functional
Types)
Bezug: Standortsfaktor, Nutzung, Störung
Enge Verbindung mit strukturellen Merkmalen.
Beispiele: Lebensformen,
Wasserhaushaltstypen u.v.m.
Funktionale Merkmale, Beispiel: Lebensformen
nach Raunkiaer
Definition: Überdauerung ungünstiger Jahreszeiten
durch unterschiedliche Position der
Überdauerungsknospen
Begriffe: Phanerophyten
Chamaephyten
Hemikryptophyten
Kryptophyten
Geophyten
Hydrophyten
Therophyten
Epiphyten
Lebensformen nach Raunkiaer (1910)
Lebensformenspektrum verschiedener
Landschaftsräume
PH CH H K TH
Tropen (Seychellen) 61 6 12 5 16
Italien 12 6 29 11 42
Lybische Wüste 12 21 20 5 42
Schweizer Mittelland 10 5 50 15 20
Spitzbergen 1 22 60 15 2
Ch H G Th
Mittelklee-Odermennig- 9 86 3 3
Saum
Mehlprimel- 4 82 14 0
Kopfbinsenried
Kamillengesellschaft 0 4 3 92
Glatthaferwiese 6 77 5 12
Vorlesung
Allgemeine
Vegetationsökologie
2. Teil: Vegetation und Standort
Klimafaktoren
Jörg Pfadenhauer
Vegetationsökologie
©Jörg Pfadenhauer
Standort:
Gesamtheit aller naturgegebenen, für das Leben einer Pflanze
oder Pflanzengemeinschaft wichtigen Eigenschaften einer
bestimmten Stelle der Erdoberfläche
Standortfaktoren:
Unmittelbar auf die Pflanze oder
Pflanzengemeinschafeinwirkende Faktoren:
• Strahlung (Licht und Temperatur)
• Wasser
• Chemische Faktoren
• Mechanische Faktoren
• Biotische Faktoren Überschuss= Stress
Mangel = Stress
2.1 Licht
Strahlungsangebot
Solarkonstante 1390 W m-2 (± 3,5 %): auf die Atmosphäre
auftreffende Energie
Globalstrahlung: auf die Erdoberfläche oder ein Blatt
auftreffende Energie
Photosynthetisch aktive Einstrahlung PAR:
Wellenlängenbereich zwischen 0,4 und 0,7 µm
Wärmeeinstrahlung (thermisches Infrarot):
Wellenlängenbereich zwischen 3 und 14 µm
Stress erzeugende Strahlung: UV-B 0,28-0,32 µm
Reaktion der Pflanzendecke
Licht: innere Struktur und biologische Prozesse
Temperatur: Hitze und Kältestress
2.1 Licht
P730 P660
stimuliert die P730 P660 hemmt die
Keimung, Keimung, stabil
instabil
2
Umwandlung bei Licht mit höherem
Hellrotanteil (620-680 nm)
2.2 Temperatur
1. Stress-Hypothese:
Schäden durch Gefrieren, Frosttrocknis oder/und
phototoxische Effekte
2. Störungshypothese:
Mechanische Schäden durch Wind, Eisschliff, Schneebruch,
Pilzinfektionen, Herbivorie schädigen Meristeme so, dass sie
nicht erneuert werden können
3. Reproduktions-Hypothese:
Pollenschlauchwachstum, Samenentwicklung,
Samenausbreitung, Keimung, Etablierung sind gehemmt und
verhindern die Verjüngung
Baumgrenze: Ursachen
(nach Körner 1999)
4. Kohlenstoffbilanz-Hypothese:
C-Aufnahme oder C-Bilanz reichen nicht aus für minimales
Wachstum
5. Wuchsbegrenzungs-Hypothese:
metabolische Prozesse (Zucker – Aminosäuren) erreichen
nicht die minimalen Raten, die für Wachstum und Erneuerung
nötig sind
Wüstenpflanzen:
Sommerkeimer um 10 20-30
Winterkeimer um 0 10-20 um 30
Kakteen um 10 15-30
Gehölze (Mittelbreiten):
Nadeläume 4-10 15-25 35-40
Laubbäume unter 10 20-30
Keimraten eines Kältekeimers (oben) und
eines Wärmekeimers (unten) in
mitteleuropäischen Äckern bei
verschiedenen Temperaturen und bei
Wechseltemperatur (WT)
(nach Otte n.p. aus Pfadenhauer 1997)
2.3 Wasser
1. Direkte Effekte
a) Wasserbedarf der einzelnen Art für ihre
Entwicklung und Reproduktion
b) Fähigkeit höherer Pflanzen, Wasserstress zu
ertragen (Trockenheit, Nässe)
2. Indirekte Effekte
a) Einfluss des Wassers auf Bodenbildung und
Nährstoffverfügbarkeit
b) Zusammenspiel von Niederschlag und
Temperatur: Klimaeffekt
Wasserpotentiale der Pflanze zwischen Atmosphäre
und Boden
(nach Larcher 1994 & Frey & Lösch 2002)
Transp. Evaporation
Transpiration poikilohydrer
Organismen
Transpiration
homoiohydrer
Organismen ohne (a)
und mit partiellem
Spaltenschluss (b, c)
Kutikuläre
Transpiration
morgens mittags abends
Wasserhaushalts-
typen
1 Sedum sexangulare
I. Poikilohydre
Pflanzen
1
II. Homoiohydre Trichocereus
Pflanzen atacamensis
3 Impatiens
1. Xerophyten noli tangere
2. Mesophyten
3. Hygrophyten
4. Helophyten 4 Typha latifolia
5. Hydrophyten
5
Nuphar lutea
Xerophyten
dürreempfindlich dürreresistent
Vermeidung Toleranz
• Sommerregen-Steppengebiete:
Feuchtigkeit verdunstet rasch, dringt nicht tief in den
Boden ein: Gräser mit dichtem Wurzelfilz von Vorteil.
Kräuter nur dann, wenn sie Wasser unterhalb des
Wurzelfilz der Gräser erschließen können. Für
Bäume reicht die Feuchtigkeit nicht aus.
• Winterregen-Hartlaubgebiet
Sommerliche Trockenzeit verhindert Graswuchs.
Kräuter behaupten sich nur, wenn sie die
Frühjahrsfeuchtigkeit des Bodens ausnutzen können.
Winterlicher Regen dringt tief in den Boden ein:
Bäume mit ihrem extensiven Wurzelwerk profitieren.
Fallbeispiel:
Wasserexudation bei
Bäumen in semiariden
Gebieten: inverse
hydraulic lift
Bestand Gebiet a b c
Zersetzungsindex Zersetzungs-
dauer
Tundra 0.03 100
Boreale Zone 0,21 14
Feuchte Mittelbreiten 0,77 4
Trockene Mittelbreiten
(Steppe) 1,5 2
sommerfeuchte Tropen 3,2 1,0
immerfeuchte Tropen 6,0 0,5
Beispiel
großskalisches
Mesoklima: Wirkung
verschiedener
Klimafaktoren auf das
Mosaik der alpinen
Vegetation der
Ötztaler Alpen
Luv Lee
Einstrahlung stark Einstrahlung stark
Wind stark Wind schwach
Schneedecke dünn, oft fehlend Schneedecke mittel
Sprosstemp. nachts >-200C
Sprosstemp. nachts 0 bis –20C
Wurzeltemp. –5 bis 100C
Wurzeltemp. 0 bis –20C
Frostwechsel häufig
Frostwechsel häufig
Vorrangige Stressfaktoren:
Tiefe Temperaturen Vorrangige Stressfaktoren:
Frosttrocknis Tiefe Temperaturen
Frostwechsel Frosttrocknis
Strahlung/Wind Frostwechsel
Schneedecke
Komplexer Winterstress in Mitteleuropäischen Gebirgen
oberhalb der Baumgrenze (schattenseitig)
Luv Lee
Einstrahlung schwach Einstrahlung schwach
Wind stark Wind schwach
Schneedecke dünn, oft fehlend Schneedecke hoch (über
Sprosstemp. nachts >-200C sechsMonate anhaltend)
Wurzeltemp. –5 bis 100C Sprosstemp. nachts 0 bis –100C
Frostwechsel selten
Wurzeltemp. 0 bis –20C
Frostwechsel selten
Vorrangige Stressfaktoren:
Tiefe Temperaturen
Wind Vorrangige Stressfaktoren:
Frosttrocknis selten Geschlossene, langwährende
Schneedecke
Auswirkungen von Kaltluftseen auf die Vegetation im Nationalpark
Bayerischer Wald
Vorlesung
Allgemeine
Vegetationsökologie
2. Teil: Vegetation und Standort
Chemische und mechanische Faktoren
Jörg Pfadenhauer
Vegetationsökologie
©Jörg Pfadenhauer
2.4 Chemische Faktoren
1. Direkte Effekte
a) Nährstoffversorgung der Pflanzen (Mangel,
Optimum, Überschuss)
b) Toxische Effekte von Schadstoffen
2. Indirekte Effekte
Wirkung von chemischen Faktoren auf
(pflanzenwirksame) Prozesse im Boden (z.B. auf
die Humusform)
Vegetationsökologie
©Jörg Pfadenhauer
Prinzipielle Gesichtspunkte
• Stoffe:
Hauptnährstoffe N, P, K
In geringeren Mengen essentiell: K, Ca, Mg
(„Basen“), S, Fe, Mg und verschiedene
Spurenelemente
Essentiell für einzelne Pflanzengruppen:
Co für Leguminosen, Na für Chenopodiaceae
• Benötigte Mengen:
Unterschiedlich je nach Art
Unterschied zwischen Vorrat und Verfügbarkeit
Ausgewogenes Verhältnis der Nährstoffe zu einander
Stress bei Mangel und Überschuss
Mangel:
Strategie ist die Aktivierung von Mechanismen der
effizienten Aufnahme und Verwendung der Nährstoffe.
1. Nährstoffaufnahme-Effizienz
aktive physiologische Aufnahme-Mechanismen z.B.
durch Vergrößerung des Wurzelsystems,
Carnivorie, Mykorhiza
Mangel:
Strategie ist die Aktivierung von Mechanismen der
effizienten Aufnahme und Verwendung der Nährstoffe.
1. Nährstoffaufnahme-Effizienz
aktive physiologische Aufnahme-Mechanismen z.B.
durch Vergrößerung des Wurzelsystems,
Carnivorie, Mykorhiza
2. Nährstoffgebrauchs-Effizienz
Verlagerung von Nährstoffen aus Organen, die
nicht mehr gebraucht werden, in Speicherorgane
Interner (links) und externer (rechts) Nährstoffkreislauf
Nährstoffverlagerung von N und P bei verschiedenen
Niedermoorpflanzen im Herbst
Überschuss:
Vermeidung zu hoher und deshalb physiologisch schädlicher
Konzentrationen von Stoffen im Pflanzenkörper
1. Aktive Bremsung der Aufnahme des Überschussions
(Ca++ in Kalkböden: Gräser mit Wurzelmembran-
Filterung)
2. Speicherung in physiologisch inaktiver Form
(Nitrat in Vakuolen von Urtica dioica, Ca-Oxalat in Arum
maculatum, Schwermetalle in Chelat-Komplexen bei
Schwermetallpflanzen (Viola calaminaria)
3. Sukkulenz als Verdünnungseffekt
Salzpflanzen wie Salicornia europaea
4. Abwurf belasteter Organe
(Organe als Deponie für Überschuss-Stoffe)
5. Ausscheidung durch Drüsen
Salzdrüsen bei Salzpflanzen
Verfügbarkeit
Beispiel Moore
Beispiel Stickstoff: Ammonium-, Nitratpflanzen
Indikator für Verfügbarkeit von Nährstoffen: pH
pH und Verfügbarkeit
von Nährstoffen
Beispiel Stickstoff
Anthropogener
Stickstoffeintag
Atmosphärischer Denitrifikation
N2- Stickstoff N2 N2, N2O, NO
Fixierung
Pflanzenbestand
Aminosäuren
Streu Aufnahme
Mykorrhiza
Biomasse
Ammonni- Bodenorganis-
fikation men
• Aminosäuren
V.a. in borealen Nadelwäldern (ammonifizierende
und nitrifizierende Bakterien nicht aktiv)
• Ammonium
Aufnahme durch Wurzelhaare oder über Mykorrhiza
bei Abgabe von Protonen (Ammoniumpflanzen auf
saueren und/oder nassen Standorten)
• Nitrat
(Reduzierung mit Hilfe des Enzyms Nitratreduktase
nötig: Nitratpflanzen)
Induktion von Nitratreduktase bei Heidepflanzen (µmol Nitrit/h g
Frischsubstanz
(nach Stewart & al. 1974 aus Kinzel 1982)
Aktivität von
Nitratreduktase
vor nach
Zusatz von Nitrat
Calluna vulgaris 0,1-0,6 1,1
Avenella flexuosa 0,2-0,7 3,2
Erica tetralix <0,1 <0,1
Vaccinium myrtillus <0,1 <0,1
Molinia coerulea 0,1-0,6 1,6
Festuca ovina 0,8-1,1 4,3
Koeleria cristata 0,7-1,0 6,8
Asperula cynanchica 1,2-1,6 2,6
Helianthemum nummularium 0,9-1,3 7,2
Nährstoffgehalte einiger mitteleuropäischer Pflanzen als Maß für
den Nährstoffbedarf
N P K
mg/g Trockengewicht
N P K Ca
Kg/ha
Phytomasse oberirdisch 683 37 668 1270
Phytomasse unterirdisch 137 6 186 333
Streuauflage 91 5 12 96
Mineralstoffzufuhr Niederschlag 7 0,5 8 4
Mineralstoffzufuhr Leaching 24 2 64 15
(Kronen)
Mineralstoffzufuhr Streufall 91 5 28 95
(Ewald, J., 2003: The calcareous riddle: why are there so many
calciphilous species in the Central European Flora? Folia
Geobotanica 38, 357-366)
pH und Artenvielfalt
Pärtel 2002, Schuster & Diekmann 2003
pH und Artenvielfalt
Pärtel 2002, Schuster & Diekmann 2003
100
pH und Artenvielfalt:
Zeigerwerte 70
60
50
(Ellenberg et al. 1991, Ewald 2003) 40
30
20
10
0
indifferent
9
800
700 648 632 Ellenbergs R-Zeigerwert
600
500
Artenzahl
371
400
300 236 230
171 161
200 141
100
100 36
0
indifferent
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Ellenbergs R-Zeigerwert
pH und Artenvielfalt: Verteilung von Arten auf
verschiedene Formationen Deutschlands
(aus Ewald 2003)
Anthropogenic
Halophytic Ruderal heaths and
meadows
Talus and Anthropogenic
alpine heaths and Ruderal
meadow meadows
Talus and Talus and
Ruderal alpine alpine
meadow meadow
Deciduous Deciduous
Tall herb
forest and forest and
vegetation
scrub scrub
Deciduous
Freshwater Freshwater
forest and
and bogs and bogs
scrub
Anthropogenic
Coniferous
heaths and Halophytic
forest
meadows
Coniferous Coniferous
Halophytic
forest forest
0 20 40 60 80 100 0 100 200 300 400 0 100 200 300 400 500 600 700
% species R > 6 # species R > 6 # species
pH und Artenvielfalt: positiv (p < 0,05)
Korrelation zwischen pH positiv (n. s.)
und Artenzahl weltweit negativ (p < 0,05)
Pärtel 2002 negativ (n. s.)
unabhängig
2. Begründungen
Artenzahl-
Flächen-Beziehung
azidophytisch 1-3
2.5-5.0
unbekannt indifferent
0 20 40 60 80
% Waldfläche 0 20 40 60 80 0 100 200 300
% Landesfläche Anzahl Waldarten
Waldbodenzustands-
erhebung 1987-93 Bohn et al. 2003
2. Begründung 1: physiologischer und ökologischer
Filter
Flora
a b c d e
„Ökologischer Siebsatz“ Ausbreitung
(Populationsökologie)
a b d e
physiologische
Habitat Amplitude
(abiotischer Filter)
a b e
ökologische
Amplitude
(biotischer Filter)
a e
Pflanzengemeinschaft
Begründungen 1:
Konkurrenz,
physiologische
Ansprüche
Gigon 1987
Neutrales Simulationsmodell:
Begründung 2: .
individuenbasierte Artengemeinschaften
Arten gleichberechtigt, keine Konkurrenz
Paläoökologische
zufällige Störung entfernt Individuen Drift
Lücken werden durch lokalen Nachwuchs und Einwanderer aufgefüllt
Störung
Individuum entfernt
Individuen
eingewanderte
Art
Artenzahl
ökologischer
Habitatfläche
Flaschen-
hals
sauer
kalkreich
• Feuer
Direkt (Hitzstress, Zerstörung lebender Phytomasse,
Keimungsstimulation) und indirekt wirksam
(Veränderung des Bodenlebens). Boreale
Nadelwälder, Steppen, Matorral der winterfeuchten
Subtropen, subtropische Grasländer, tropische
Savannen
Pflanzenfunktionstypen bezogen auf Feuer im Grasland
(in Anlehnung an Wein & McLean 1983, verändert)
1. Invaders
Pioniere mit leichten, anemochoren Samen, die sich auf frischen
Brandflächen oft massenhaft ansiedeln
2. Evaders
Arten mit feuerresistenten Diasporen im Boden
3. Avoiders
Arten ohne Anpassung an Feuer (Arten später Regenerationsstadien)
4. Resisters
Die oberirdischen Teil der Arten können Feuer widerstehen (z.B.
Schutz der Meristeme bei Horstgräsern)
5. Endurers
Regeneration aus unterirdischen Pflanzenteilen (Rhizome, Wurzeln;
= „resprouters“)
Boreale Nadelwälder: Prozess A (vor Feuer)
Verzögerung
Einschränkung sommerli-
Streuanfall, cher Boden-
Lichtverfüg- Aufbau
Minderung erwärmung
barkeit unter einer
Streuqualität
Kronenraum mächtigen Ausbreitung
reduziert Streu- des
/Rohhumus Permafrosts
-decke nach oben
Vernässung
Blätter mit des
Festlegung von Oberbodens
geringer
Nährstoffen
Assimilations-
leistung
Hoher N2-Fixierung
Lichteinfall auf durch Alnus-
Boden- Arten
oberfläche
Weiterentwicklung zu Hohe PPN Rasche
Nadelholzwäldern vorwiegend Freisetzung von
oberirdisch Nährstoffen
Reine
Nadelholz-
bestände Prozess A
Picea obovata,
Pinus sibirica
Regenerations-
stadium aus
Feuer Regenerations-
Laubholz
Betula
prozess borealer
pubescens, Nadelwälder in
Populus tremula Sibirien durch
Feuer
Pionierstadium
nach Brand
Jungpflanzen
von
Prozess B Laubbäumen
Mechanische Faktoren
• Wind
Direkt (Verformung von Pflanzen, Erhöhung des
Wasserstress) und indirekt wirksam
(Materialtransport: Dünen). Ausbreitungsvektor
• Wasser
Direkt (Helophyten, Hydrophyten) und indirekt
(Materialtransport: Auen, Küsten) wirksam
4. Mechanische Faktoren
• Schnee
Direkt (Schneeschub und –bruch) und indirekt
(Schutz vor tiefen Temperaturen) wirksam:
Zwergstrauchheiden im Hochgebirge
• Verbiss und Tritt
Direkt (Abreißen von Pflanzen) und indirekt
(Bodenverdichtung) wirksam
Herbivorie und Pflanze
keine Kompensation
Performance
teilweise Kompensation
Überkompensation
ohne Herbivorie