Vor rund 30 Jahren war ich sechs Jahre Jugendpfarrer in Mannheim.
Seit dieser Zeit mußte ich mich beruflich, vor allem auf dem Gebiet der Seelsorge, mit den Jugendsekten auseinandersetzen. Diese spezielle Arbeit weitete sich stark aus, als ich danach fünf Jahre das Evangelisationspfarramt der Badischen Landeskirche innehatte. Noch eine größere Horizonterweiterung und Berufserfahrung gab es dann bei meinen missionarischen Reisen in mehr als 140 Länder. Ein Eldorado verworrener religiöser Gruppierungen war und ist Kalifornien mit seinem spiritistischen Hintergrund. Bei sieben Besuchen in Los Angeles und anderer Städte der pazifischen Küste konnte ich allein vier Richtungen der Jesus People in ihrer Entwicklung studieren. In einem meiner Taschenbücher habe ich darüber berichtet. Die Jesus-People-Bewegung, in der es aber auch echte Jünger Jesu gab, hat schon längst ihren Kulminationspunkt überschritten. Ihre Zahl ging rapide zurück. Der Teufel hat aber eine neue Platte aufgelegt in Form vieler Psychogruppen, die zu einer großen Gefahr, nicht nur der Jugend, sondern aller Bevölkerungsschichten wurde. Das Material, das sich bei mir in den vergangenen Jahrzehnten angesammelt hat, ist so umfangreich, daß ich es nicht mehr übersehen kann. Aus meinem Zettelkatalog gebe ich zuerst einen Artikel der „Rhein-Neckar-Zeitung“ vom 30. 7. 83, der die Überschrift hat: Polizei und Jugendsekten. Was hat die Polizei mit Jugendsekten oder Jugendreligionen zu tun, werden Sie sich fragen. Gegen einige Jugendsekten sind strafrechtliche Ermittlungsverfahren anhängig, darunter z. B. wegen Verdachts der Freiheitsberaubung, des Betruges, der Körperverletzung, der Förderung der Prostitution usw. Seit den siebziger Jahren betätigen sich Jugendreligionen (Jugendsekten) in der Bundesrepublik Deutschland. Unter dem Deckmantel „Kirche“, „Weltanschauung“ oder „Religion“ machen ca. 40 Gruppierungen nicht nur gute Geschäfte, sondern sind zunehmend auch zu einer Gefahr für die jungen Menschen in unserem Lande geworden. Die Zahl ihrer Mitglieder wird auf etwa 150 000 geschätzt. In einem ähneln sie sich alle, in ihrem organisatorischen Aufbau, in ihrer destruktiven Grundausrichtung und in ihren Forderungen an die Anhänger. Fast alle Gruppen werden von einem „Messias“, Gründer oder gottähnlichen Führer geleitet. Sie fordern von ihren Anhängern bedingungslose Hingabe an die Gemeinschaft und totale Disziplin. Nicht selten wird gefordert, daß sich die Anhänger bei ihrem Eintritt in die Gemeinschaft von allen irdischen Gütern lossagen und ihr gesamtes Hab und Gut der jeweiligen Gruppe überlassen und die familiären Bindungen rigoros abbrechen. Geworben werden besonders junge, in der Persönlichkeit ungefestigte Menschen, die durch ausgeklügelte Psychopraktiken in einen suchtähnlichen Zustand totaler psychischer Abhängigkeit, Desorientierung und Realitätsferne versetzt werden. Die Gruppen erreichen dieses Ziel durch die Anwendung verschiedenster Techniken wie Suggestion, Einhämmern der „Lehre“ mit modernsten Schulungsmethoden, Schaffen von Übermüdungszuständen usw. Kritik- und Denkfähigkeit werden ausgeschaltet, was zu einer totalitären Inanspruchnahme und oft zur Ausbeutung des einzelnen führt. Die Folgen solcher Werbemachenschaften sind häufig, daß junge Menschen von heute auf morgen die Schule, das Lehrverhältnis oder das Studium aufgeben, um in der neuen Gruppe zu leben. Mit Großveranstaltungen, Hausbesuchen und mit gezielten Werbekampagnen machen die Gruppen auf sich aufmerksam. Sie sprechen insbesondere unzufriedene, mit Problemen behaftete, vereinsamte junge Menschen an und fragen nach Gott, Erde, Welt und nach dem Sinn des Lebens. Sie geben vor, all das bieten zu können, wonach der Betreffende bisher vergeblich gesucht hat. Sie bieten dabei angeblich Geborgenheit in der Gruppe, persönliche Aufmerksamkeit und das Bewußtsein, zu den Geretteten oder zu den Erleuchteten zu gehören. Die Polizei rät: 1. Jugendliche sollten mit ihren Eltern, Lehrern oder Geistlichen über neue Ideen, Religionen, Jugendsekten sprechen, von denen sie hören. 2. Scheinreligiöse Bewegungen holen sich ihren „Nachwuchs“ bei allen Gelegenheiten. Oft wird man bei scheinbar harmlosen Veranstaltungen „weichgekocht“, also: gesundes Mißtrauen gegenüber solchen Gruppierungen ist angebracht. 3. Falls Jugendliche doch Kontakt mit einer Jugendsekte hatten, sollten sie sich unbedingt ihren Eltern, Lehrern oder Geistlichen anvertrauen. 4. Eltern und Erzieher sollten sich intensiv mit diesen Fragen befassen. Mehr Informationen und Ratschläge können Sie bei folgenden Einrichtungen erhalten: Aktion für geistige und psychische Freiheit - Arbeitsgemeinschaft der Elterninitiativen e. V., Graurheindorfer Str. 15, 5300 Bonn 1; Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Hölderlinplatz 2A, 7000 Stuttgart 1; Aktion Bildungsinformation, Alte Poststraße 5, 7000 Stuttgart; Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e. V., Postfach 874, 8000 München 1. Das geistige Milieu der Psychogruppen wird sichtbar in ihren harten Auseinandersetzungen innerhalb der menschlichen Gesellschaft. Diese Sekten haben viele Prozesse heraufbeschworen, weil sie Eltern ihre Kinder abspenstig gemacht haben. Ein Anstoß ist auch das unsaubere Finanzgebaren. Einige Hinweise dazu:
Lichtkreis Christi e. V. Harald Stößel
Mir liegen die Prozeßakten des Traunsteiner Gerichtes vor, das
Anklagen gegen den Sektenführer Stößel zu behandeln hatte. Der Lichtkreisführer gibt sich als wiedergekommenen Petrus aus. Ein Doppelwunder ist ferner die Reinkarnation von Jesus und seiner Mutter in einer Frau aus Salzburg, die zu den Anhängern Stößels zählt. Zu den Anklagepunkten gehört auch eine unzulässige Spendenforderung. Der Staatsanwalt legte auch eine „Neue Bibel“ vor, die durch Offenbarungen des „wiedergekommenen Petrus“ entstanden ist. Der Prozeß in Traunstein ging zuungunsten Stößels aus.
Kinder im Glauben begleiten: Die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und ihre Begleitung in Familie und Gemeinde - Hilfen für Eltern und Mitarbeiter