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...Publikationen...KKA - Interviewreihe "Gegengefragt" Redaktion


KKA - Interviewreihe Ihre Ansprechpartnerin für
"Gegengefragt" Manchmal gefällt auch ein Original
alle Fragen zu den
Der Musiker und Komponist Richard Graf bringt Jugendlichen Mozart näher.
Printmedium "KulturKontakt" Printmedien und zur
Sie sind Musiker, Komponist, Autor, aber auch Pädagoge. Sie spielen Gitarre, Interviewreihe ist
Transfer - Zeitschrift für machen aber auch elektronische Musik. Das ist ein breites Spektrum. Mag. Ursula Hilmar
Kulturvermittlung Erzählen Sie bitte darüber! t +43 1 523 87 65-14
Publikationen zur Das ist nicht so breit, denn es geht schlichtweg um Musik – in verschiedenen
Kulturvermittlung Ausprägungen. Als Gitarrist bin ich mit dem Instrument konfrontiert. Damit spiele
ich vorwiegend eigene Kompositionen, andererseits arbeite ich auch im Bereich
Bibliothek Improvisation. Hier kommt der Brückenschlag zur Elektronik, die ich auch beim
Gitarrespiel live und in Echtzeit einsetze. Das wiederum ist eine Basis für meine
Tätigkeit als Komponist, denn obwohl ich zum Komponieren oft einen intellektuellen
Zugang habe, kommt es immer wieder auch vor, dass ich mich improvisatorisch
neuen Ideen nähere und versuche Unbekanntes auszuprobieren und zu erforschen.
Dieses Erforschen führt uns jetzt wieder weiter zur Pädagogik. Ich denke eines der
spannendsten Dinge ist es, Musik zu erforschen; unvoreingenommen Klänge zu
erkunden. Es ist mein Anliegen, das Jugendlichen zu vermitteln.

Was bringt Kindern und Jugendlichen die aktive Auseinandersetzung mit


Kulturkontakt Austria Musik?
Universitätsstraße 5 Wir leben in einer Zeit, in der viele Kinder und Jugendliche praktisch nur mehr mit
1010 Wien/Vienna Musik aus der Konserve aufwachsen und keinen Zugang mehr haben, um aktiv
t +43 1 523 87 65-0 Musik zu kreieren. Kinder, die aus musikalischen Familien kommen, haben einen
f +43 1 523 87 65-20 anderen Zugang zur Musik und dadurch viele Vorteile. Wenn man zum Beispiel ein
office@kulturkontakt.or.at Instrument wie die Gitarre erlernt, dann ist das eine manuelle und intellektuelle
ZVR 617 182 667 Herausforderung. Zusätzlich kommt natürlich auch der emotionale Aspekt zum
Tragen. Das Ganze soll ja Musik werden und etwas ausdrücken. Das ist eine
Herausforderung für Jugendliche, die viele positive so genannte Sekundäreffekte
liefert.

Sie arbeiten an Schulen auch mit Musikvermittlung per Computer. Warum?


Kinder und Jugendliche haben einen direkten, spielerischen Umgang mit Computern.
Dadurch können sie den Computer grundsätzlich einmal relativ gut bedienen – im
Gegensatz zu manchen Erwachsenen. Als ich einen Workshop zum Thema Neue
Musik gemacht habe, habe ich einige Klänge und Kompositionen präsentiert, bei
denen ich mit Hilfe des Computers Originalinstrumente verfremdete. Ich habe dann
die Jugendlichen raten lassen, welche Instrumente es ursprünglich waren. Dann
habe ich auch die Genesis dieser Umwandlung präsentiert: Was war das
Ursprüngliche, wie hat es sich verändert und was ist das Ergebnis? Irgendwann
habe ich einmal ein Streichquartett von Luigi Nono vorgespielt – ohne zu sagen,
dass hier echte Instrumente gespielt wurden. Die Kinder haben einfach Sounds
gehört und auch versucht, zu erraten, was das gewesen sein könnte. Eigentlich war
das eine Falle von mir. Denn es waren keine computermanipulierten Instrumente,
sondern Originaleinspielungen. Als die Jugendlichen dann erfahren haben, dass das
von echten Instrumenten gespielt wurde und dass das Originalklänge waren, waren
sie überrascht. Für mich war das ein positives Aha-Erlebnis: Denn wenn ich ihnen
zuerst gesagt hätte, dass ich ihnen ein Streichquartett vorspiele, hätten sie
wahrscheinlich ablehnend reagiert. Das ist etwas Langweiliges für sie - und dann
hören sie auch nicht wirklich hin und finden alles furchtbar. Dadurch, dass ich ihnen
zuerst manipulierte Klänge vorspielte, konnte ich das umgehen.

Kann man Jugendlichen mittels elektronischer Musik also auch historische


Musik näher bringen?
Mein derzeit aktueller Workshop „Mozart Remixed“ ist ein Versuch, Jugendlichen
etwas musikgeschichtlich Wichtiges, nämlich einen der bedeutendsten Komponisten,
näher zu bringen. Auf der anderen Seite möchte ich, dass sie aktiv mit der Musik
umgehen. Ich fordere sie auf, zu Hause CDs oder Schallplatten mit Musik Mozarts
zu suchen und daraus Passagen zu wählen, die wir gemeinsam mit Hilfe des
Computers manipulieren. Alleine dadurch müssen sie wirklich hinhören und mitunter
passiert es, dass ihnen auch ein Original gefällt. Danach kommen wir zum wirklich
interessanten Schritt: nämlich aktiv mit dem ausgewählten Material zu arbeiten. Es
geht mir darum, das Hören zu schärfen – und das geht meines Erachtens nur durch
das aktive Tun.
Es macht wenig Sinn, einfach Mozart-CDs vorzuspielen. Das ist zwar schön und
beruhigt vielleicht eine Zeit lang, aber wirklich profitieren – im Sinne von
Sekundäreffekten – werden die Kinder und Jugendlichen nur, wenn sie selbst aktiv
werden.

Kann man denn Jugendliche mit Mozart hinter dem Ofen hervor locken?
Mit Mozart allein gelingt dies schwer, aber mit dem Ausblick, dass sie zum Beispiel
wie ein DJ arbeiten können. Es ist interessant, dass Jugendliche keine Scheu haben
wirklich experimentell vorzugehen. Dadurch können auch wirklich schräge Sachen
entstehen – schräge Sachen, die sie wahrscheinlich, wenn ich sie ihnen fix und
fertig präsentiert hätte, abgelehnt hätten. Aber sobald sie selbst daran gearbeitet
haben, haben sie einen anderen Zugang zum Hören. Und das ist eigentlich der
Schlüssel für mich.

Welche Rolle spielt Mozart für Sie?


Mozart gehört sicher zu den Genies der Musikgeschichte. Es ist unglaublich, was er
in seinem kurzen Leben vollbracht hat. Er ist für mich eigentlich auch ein
Hitfabrikant. Ich lasse das jetzt einmal wertfrei so stehen. Er hat Musik kreiert, die
überdauert hat und viele anspricht. Ich frage mich nur, welche Musik Mozart
geschrieben hätte, wenn er nicht so früh verstorben wäre. Ich glaube nämlich, dass
ein Genie wie Mozart noch zu ganz anderen Dingen fähig gewesen wäre, nämlich zu
tiefgehenderen – sage ich einmal provokant –, denn mit Mozart assoziiert man ja
grundsätzlich eher Leichtigkeit. Es wäre wirklich spannend, einen älteren Mozart zu
hören.

Sie sind auch Autor – warum?


Ich schreibe musikpädagogische und musiktheoretische Bücher, die sich wiederum
aus der Intention ergeben, dass ich den Menschen und vor allem Jugendlichen Musik
näher bringen und auch neue, spannende Elemente vermitteln möchte. Ich habe bei
meinen Gitarrenpublikationen immer versucht, Neuland zu erschließen und bin damit
manchmal auch auf Widerstand gestoßen. Mitunter „missbrauche“ ich die Gitarre
als Percussioninstrument, sodass auch Kinder und Jugendliche wieder Spaß finden,
klassische, akustische Gitarre zu spielen. Denn Tatsache ist, dass das rein klassische
Gitarrespiel total rückläufig ist und die meisten Jugendlichen E-Gitarre spielen
möchten. Das ist für mich auch durchaus nachvollziehbar.

Womit hängt das zusammen?


Jugendliche haben heute weniger Geduld und sind gewissermaßen kompromissloser.
Sie wollen zwar oft Gitarre lernen, aber sie möchten nicht drei Jahre lang in ihren
Augen fade Etüden spielen, bevor sie dann irgendwann einmal etwas Cooles spielen
können. Die Zeiten wirklich vorbei.

Hängt das mit der Schnelllebigkeit unserer Zeit zusammen?


Das hängt sicherlich damit zusammen, aber auch mit der Reizüberflutung durch
unsere Medienwelt. Da hat der Computer auch teilweise negativen Einfluss. Denn
der Computer macht alles von allein – glaubt man. Jugendliche kommen erst relativ
spät drauf, dass man im Leben wirklich etwas tun muss, um weiter zu kommen. Es
fehlt aber oft an Geduld, ein Instrument zu erlernen. Wenn ein Instrument erlernt
wird, ist es meistens die E-Gitarre, weil man die auf MTV oder GoTV sieht. Dass
dies oft die erste Motivation ist, um ein Instrument zu erlernen, gilt es meines
Erachtens zu nutzen. Man darf das auf keinen Fall wegschieben. Leider habe ich bei
Lehrerfortbildungsseminaren aber genau das erlebt – und das finde ich wirklich
schade. Damit vergrämt man Jugendliche für immer.

Das heißt, Sie holen die Jugendlichen dort ab, wo sie stehen.
Es ist wichtig, die Kinder und Jugendlichen ernst zu nehmen, mit ihren Anliegen, mit
ihrer Motivation. Das bedeutet auch, sie dort abzuholen, wo sie sich gerade
befinden. Ich zeige ihnen, dass die Musikerinnen oder Musiker, die sie bewundern,
oft mehr draufhaben, als durch Musikvideos vermittelt wird. Dies ruft immer wieder
Erstaunen hervor und kann mitunter eine Motivation sein, selbst all das zu lernen,
was so manche „Stars“ können.

[WEBTIPP] www.RichardGraf.com

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