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KONZ
2008
ISBN 978-3-426-78049-7
5 4 3 2 1
Vorwort
Wortbruch als Politikprinzip!
An sich haben wir uns ja schon längst daran gewöhnt, dass Politiker ihre voll-
mundigen Versprechen, die sie einmal gegeben haben, nicht einhalten. Gerade
Erleichterungen bei der Steuer sind uns allen schon so oft versprochen, aber so
selten realisiert worden, dass es kaum noch jemanden wundert, wenn wieder
einmal ein Finanzminister wortbrüchig wird. Trotz ergiebig sprudelnder Steuer-
quellen macht der Bundesfinanzminister keinerlei Anstalten, ungerechte Steu-
ernachteile bei denjenigen zu beseitigen, die ihm diesen Geldsegen beschert
haben. Statt sich von der verfassungswidrigen Kürzung der Pendlerpauschale
und der Arbeitszimmerkosten zu verabschieden, hält Herr Steinbrück bockbei-
nig daran fest und schustert lieber den großen Konzernen über eine Absenkung
der Körperschaftsteuer auf lächerliche 15 % weitere Steuermilliarden zu.
Aber auch Privatleute mit hohen Kapitaleinkünften werden ab 2009 kräftig
subventioniert. Während derjenige, der seine Brötchen mit seiner Hände Arbeit
verdient, davon einen Steuerobolus von bis zu 42 % entrichten muss, dürfen sich
die Eigner großer Kapitalvermögen darüber freuen, dass sie – wenn sie ihre
Steuern dafür überhaupt in Deutschland zahlen – nur noch mit lächerlichen
25 % zur Kasse gebeten werden. Diese als »Abgeltungssteuer« bezeichnete Mo-
gelpackung greift doch wieder in erster Linie nur denjenigen in die Geldbörse,
die es sich nicht leisten können oder wollen, ihr Geld ins Ausland zu schaffen
und dort dem Blick und Zugriff des deutschen Fiskus zu entziehen.
Richtig unverschämt und dreist ist aber der Wortbruch der Finanzpolitiker beim
Kontenabruf. Vollmundig hatten sie uns versprochen, dass mit Einführung der
Abgeltungssteuer die unselige Kontenschnüffelei endlich wieder ein Ende hat
– aber mitnichten. Jetzt haben wir ab 2009 beides: Abgeltungssteuer und Kon-
tenabruf mit einigen wenigen kosmetischen Korrekturen. Auch das Bundesver-
fassungsgericht ist hier schlicht eingeknickt. Statt den nahezu unkontrollierten
Zugriff der Finanzämter auf die Daten rund um unsere Bankkonten zu stoppen,
hat es mit großzügigen Fristen nur an einigen unbedeutenden Stellen klarere
Bestimmungen für den Zugriff gefordert. Und diese hat der Fiskus – dank der
Devise, dass Papier ja geduldig ist – dann auch schnell geliefert. Da wünsche ich
mir doch die glorreichen Zeiten von Paul Kirchhof zurück, der als Verfassungs-
richter dem Fiskus so manche ungerechte und verfassungwidrige Regelung um
die Ohren gehauen hat.
Liebe Leser, seien wir also gespannt darauf, welche Nettigkeiten der Fiskus in
Zukunft für uns bereithält, und jederzeit auf der Hut davor, in kostspielige
Steuerfallen zu tappen.
Ihr
Franz Konz
Die Banken müssen also weiterhin dem Fiskus die sogenannten Kontostamm-
daten wie Name, Adresse des Kontoinhabers und aller Verfügungsberechtigten,
Datum der Eröffnung bzw. der Schließung des Kontos zur Verfügung stellen,
die dieser in einer zentralen Datenbank speichert. Diese Kontoinformationen
können dann weiterhin nicht nur die Finanzämter für steuerliche Zwecke jeder-
zeit einsehen, sondern auch die Arbeitsagentur, die Sozial- und Wohngeldämter
sowie das BAföG-Amt.
Während der Zugriff des Fiskus in Bausch und Bogen von den Karlsruher Rich-
tern abgesegnet wurde, fanden diese den uneingeschränkten Zugriff durch die
Sozialbehörden nicht in Ordnung, weil die Regelungen dazu zu ungenau und
nebulös waren. Statt diesen Teil der Kontenschnüffelei aber nun zu verbieten,
lässt das Verfassungsgericht bis 31. 5. 2008 die Schnüffelei ohne Einschrän-
kungen weiter zu, wenn bis dahin das Gesetz zum Kontenabruf genauer formu-
liert wird.
Diese Galgenfrist hat der Fiskus sofort genutzt und am Rande der Unterneh-
menssteuerreform 2008 ein wenig Formulierungskosmetik betrieben. Im Prin-
zip bleibt aber auch danach die ausgeprägte Kontenschnüffelei weiter bestehen.
Der Fiskus muss Dich über die Abfrage noch nicht einmal vorher informieren.
Etwas anderes gilt allerdings für die Sozialbehörden. Vor einem Kontenabruf
müssen diese Dich auf jeden Fall erst einmal um Auskunft zu Deinen Konten
und Vermögensverhältnissen befragen. Bevor dann Deine Konten ausgespäht
werden, musst Du ausdrücklich auf die Möglichkeit des Kontenabrufs hinge-
wiesen werden. Aber Vorsicht, dieser Hinweis wird häufig in irgendwelchen
Merkblättern oder Formularen im »Kleingedruckten« versteckt. Nach einem
Kontenabruf müssen Dich die Sozialbehörden darüber informieren. Ausnah-
men von diesen Informationspflichten gibt es nur in ganz besonderen Fällen,
wenn dadurch zum Beispiel die Festsetzung oder Rückforderung von Sozial-
leistungen gefährdet würde oder gar die öffentliche Sicherheit und Ordnung in
Gefahr geriete.
Wie Du siehst, hat Vater Staat mit solch einem Gummiparagraphen weiterhin
alle Möglichkeiten, mit oder ohne Dein Wissen die Kontenschnüffelei weiter zu
betreiben.
den bis zu 200 € (bisher 100 €) möglich sein. Bei darüber hinausgehenden
Spenden benötigst Du nach wie vor eine förmliche Spendenbestätigung des
Empfängers.
Um hier Besserung zu schaffen, sieht das Anteilsverfahren vor, dass bei Ehegat-
ten schon im Lohnsteuerverfahren die gemeinsamen Freibeträge im Verhältnis
der jeweiligen Arbeitslöhne untereinander aufgeteilt werden, so dass künftig
auch der geringer verdienende Partner in den Genuss von Steuerermäßigungen
kommt.
Der Pferdefuß bei der Angelegenheit ist aber, dass auf Deiner Steuerkarte vom
Finanzamt bescheinigt wird, wie hoch Dein prozentualer Anteil am zusammen-
gerechneten Arbeitslohn beider Ehepartner ist. Dein Arbeitgeber kann somit
an fünf Fingern abzählen, was Dein Ehepartner verdient.
Unter dem Strich zahlt Ihr durch das Anteilsverfahren auch nicht endgültig we-
niger an Steuern. Die Zahlungen werden lediglich im laufenden Jahr anders
zwischen den Eheleuten verteilt. Was Du gegenüber der Steuerklasse V netto
mehr bekommst, hat Dein Ehegatte zwangsläufig weniger auf dem Konto.
Elektronische Steuerkarte
Spätestens ab 2010 soll die Papierlohnsteuerkarte durch einen elektronischen
Datensatz ersetzt werden. Bislang benötigt Dein Arbeitgeber die Steuerkarte,
Bewirtungskosten
Den Abzug von Kosten für Kundenbewirtungen und Geschenke kann Dir das
Finanzamt künftig nicht mehr allein damit streitig machen, dass Du keine va-
riablen vom Gewinn bzw. Umsatz abhängigen Gehaltsbestandteile hast (BFH-
Urteil vom 24. 5. 2007 – VI R 78/04).
Zusammenveranlagung im Trennungsjahr
Gute Nachrichten für alle, die sich von ihrem Ehepartner getrennt haben und
für das Trennungsjahr Schwierigkeiten hatten, die Zustimmung für eine Zusam-
menveranlagung mit Splittingtarif vom ehemaligen Partner zu bekommen. Für
das Trennungsjahr kann der ehemalige Partner die Zustimmung auch dann
nicht verweigern, wenn er selbst eigene Einkünfte hatte oder Lohnsteuer ge-
zahlt hat. Voraussetzung ist allerdings, dass Du eventuelle Steuernachzahlungen,
die ansonsten beim ehemaligen Partner nicht angefallen wären, komplett über-
nimmst und weitere steuerliche Nachteile allerdings erst für die Monate ab der
Trennung ausgleichst (BGH-Urteil vom 23. 5. 2007 – XII ZR 250/04).
Inhalt
I. Allgemeine Steuertipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
S 1. Steuervergünstigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
S 4. Steuerbelastungstabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
5. Arbeitnehmersparzulagen – Bausparbeiträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Rand-
ziffer Tabellen, die in diesem Buch zu finden sind
5 Steuerbelastungstabellen
10 Übersicht zur Bausparprämie
58 Sachbezugswert für Mahlzeiten
131 Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeitszuschläge
144 Steuersatz der Pauschalkirchensteuer
176 Pauschbeträge für Verpflegungsmehraufwand
201 Nachweis der Kfz-Kosten
292 Reinigungskosten für 1 kg Wäsche
337 Abschreibungstabelle für Arbeitsmittel
397 Berechnungsschema für Umzugskosten
434 Beginn der Lohnsteuerpflicht
439/440 Tabelle zur richtigen Steuerklassenwahl
469 EB-FAGO-Tabelle (Abzug ohne Belege)
479 Steuerfreiheit von Nebeneinkünften
580 Zumutbare Belastung
656 Bezüge eines Bundeswehrsoldaten
680 Pauschbeträge für Behinderte
704 Kindergeld und Kinderfreibeträge
713 Behinderung bei Kindern
732 Düsseldorfer Tabelle (Kindesunterhalt)
737 Kindergeldtabelle
780 Übersicht zur Gebäudeabschreibung
870 Besteuerungsanteiltabelle für Leibrenten
871 Ertragsanteiltabelle
873 Tabelle nach Laufzeit der Rente
875 Rentenbezüge, bis zu denen keine Einkommensteuer anfällt
878 Versorgungsfreibetrag
879 Altersentlastungsbetrag
885 Beitrags- und Entgeltgrenzen für die Sozialversicherung
1003 Degressive Abschreibungssätze
1004 Abschreibungskosten für die Anschaffung von Büromöbeln
1027 Steuerhinterziehung – Geldbußen-Tabelle
1034 Berechnungsschema Gewerbesteuer
1043 Durchschnittssätze für Vorsteuern
1051 Kappungsmöglichkeiten der Kirchensteuer
1057 Solidaritätszuschlag
1063 Prozesskosten vor dem Finanzgericht
1087 Einkommensteuer- und Splittingtabellen für 2007
Abkürzungen
I. Allgemeine Steuertipps
1. Steuervergünstigungen
1 Neben der Verpflichtung zum Zahlen hast Du das Recht, ich meine sogar 1
mS geradezu die Pflicht, Steuervergünstigungen in Anspruch zu nehmen. Die
Steuervergünstigungen werden nicht aus Gnade und Barmherzigkeit gewährt,
sondern stehen Dir gesetzmäßig zu. Steuervergünstigungen holst Du dadurch
heraus, dass Du sie in der Steuererklärung geltend machst. Es sind im Groben:
● Zulagen und Zuschüsse (z. B. Arbeitnehmersparzulage, Riester-Zulage für
die private Altersversorgung),
● steuerfreie Einnahmen,
● berufliche Ausgaben (Werbungskosten bzw. Betriebsausgaben),
● persönliche, aber durch Gesetz begünstigte Aufwendungen in Form von Son-
derausgaben oder
● außergewöhnliche Kosten der privaten Lebensführung (außergewöhnliche
Belastung),
● Inanspruchnahme von Sonderfreibeträgen. Das sind hauptsächlich: Kinder-
freibeträge, Ausbildungsfreibetrag, Freibetrag für Alleinerziehende, Körper-
behindertenpauschbetrag, Pflegepauschbetrag,
● Inanspruchnahme von Kürzungen beim Steuertarif, wie z. B. der Steuerermä-
ßigung für außerordentliche Einkünfte, Steuerermäßigung für hauswirt-
schaftliche Beschäftigungsverhältnisse, Dienstleistungen und Handwer-
kerleistungen, Steuerabzug für Parteispenden,
● Abzug aller betrieblichen Ausgaben,
● Bildung von steuersparenden Rücklagen,
● Verlagerung von Einnahmen (bei Überschussrechnung z. B. einfach die
Rechnung später oder früher ausstellen),
● vertragliche Abmachungen, z. B. Arbeitsverträge, Mietverträge oder Darle-
hensverträge mit Angehörigen,
● Rechtsformänderungen des Unternehmens,
● Auswerten der wichtigsten diesbezüglichen Gesetzeslücken (die Dir der Ver-
fasser hier auftut)
Was ärgerst Du Dich groß über die Steuer! Dein Geld ist doch nicht weg – es hat nur ein anderer!
(Unbekannt)
Der verbleibende Betrag ist das zu versteuernde Einkommen (erste Spalte der
Steuerbelastungstabellen). Die Steuerbelastung ergibt sich für Arbeitnehmer
mit der Steuerklasse I aus der Grundtabelle (E Rz 5) und für Arbeitnehmer
mit der Steuerklasse III aus der Splittingtabelle (E Rz 6). Du musst jetzt nur
noch die Kosten, die Du absetzen kannst, mit dem Prozentsatz multiplizieren,
der der Belastung der letzten 1 000 € entspricht. Das Ergebnis ist in etwa Deine
Steuerersparnis.
5 5
4. Steuerbelastungstabellen
mS a) Steuerbelastung nach der Grundtabelle1 2007
1 Liegt Dein Einkommen als Alleinstehender über 250 000 € und enthält keine
5. Arbeitnehmersparzulagen – Bausparbeiträge
7 Lege Teile Deines Arbeitslohns als vermögenswirksame Leistungen (VL) an! 7
Bei einem zu versteuernden Einkommen bis 17 900 €, bei Ehegatten bis 35 800 €,
ist Dir die Arbeitnehmersparzulage sicher. Deren Höhe ist von der Anlageform
abhängig. Sie beträgt bei Anlage in Vermögensbeteiligungen 18 % von max.
400 €. Zusätzlich werden andere Anlagen – in erster Linie Bausparbeiträge –
mit 9 % von höchstens 470 € gefördert. In den meisten Fällen musst Du nicht
den ganzen Betrag aus der eigenen Tasche zahlen; viele Arbeitgeber überneh-
men die Zahlung der vermögenswirksamen Leistungen in voller Höhe oder
zahlen zumindest einen Zuschuss. Die Arbeitnehmersparzulage wird jährlich
mit Deinem Einkommensteuerbescheid zusammen festgesetzt. Die Auszahlung
erfolgt aber erst, wenn Dein vermögenswirksamer Vertrag fällig wird. Du war-
test also im Zweifel bis zu sieben Jahre auf die Auszahlung der Sparzulage.
9 Bausparen 9
Die Vorteile gegenüber anderen Sparformen liegen auf der Hand; Bausparen
ist die einzige vom Staat durch Prämien geförderte Anlageform. Zudem gibt es
für Bausparbeiträge, die nach dem Vermögensbildungsgesetz eingezahlt sind,
eine Arbeitnehmersparzulage.
Für Deine Bausparbeiträge hast Du zunächst Anspruch auf eine Wohnungs-
bauprämie. Die beträgt 8,8 % von höchstens 512 €/1 024 € Beiträgen (Alleinste-
hende/Verheiratete). Eine Wohnungsbauprämie können allerdings nur diejeni-
gen beanspruchen, deren Einkommen unter 25 600 € bzw. bei Verheirateten
unter 51 200 € liegt.
Prämientabelle
Personenkreis begünstig- Wohnungs- Vermögenswirksames staatlich Wohnungs-
te bauprämie Sparen geförderte bauprämie
Sparleistung Gesamt- +
je Ka- Zusätz- Sparzulage spar- Arbeit-
lenderjahr %- liche %-Satz leistung nehmer-
max. Satz € Sparleis- € Sparzulage
tung
Allein-
stehende 512 8,8 45,05 470 9 42,30 982 87,35
Verheiratete*
(1 AN) 1 024 8,8 90,10 470 9 42,30 1 494 132,40
Verheiratete*
(2 AN) 1 024 8,8 90,10 940 9 84,60 1 964 174,70
* Die Ehe muss während des ganzen Kalenderjahres, für das Wohnungsbauprämie bean-
sprucht wird, bestanden haben, und die Ehegatten dürfen während des Kalenderjahres nicht
dauernd getrennt gelebt haben.
Renditestar Bausparvertrag
11 Selbst wenn Du Dich nicht mit Bauabsichten trägst, kann ein Bausparvertrag 11
eine durchaus interessante Anlage sein, wenn Du langfristig ein paar Euro auf
die hohe Kante legen willst. Nimmst Du nämlich kein Bauspardarlehen in An-
spruch, bieten manche Bausparkassen 4 % Guthabenzinsen. Zusammen mit der
Wohnungsbauprämie und der Arbeitnehmersparzulage ergibt sich zumindest
für die Beträge, die Du prämiengefördert anlegen kannst, gegenüber den be-
scheidenen 3 bis 4 %, die Du heute selbst für längerfristige Festgelder be-
kommst, eine durchaus interessante Verzinsung.
14 Selbst wenn Dein Bausparvertrag noch nicht abgelaufen ist, kannst Du Dir mit 14
dem Bauspargeld Einbaumöbel kaufen. Denn Einbaumöbel gehören zum
wesentlichen Bestandteil eines Hauses, und deshalb sind Bauspargelder auch
innerhalb der Sperrfrist »wohnungswirtschaftlich« einsetzbar, ohne auf Prä-
mien oder Steuervorteile verzichten zu müssen. Will das Finanzamt nicht mit-
machen, verweise es auf das BFH-Urteil vom 29. 10. 1976 – BStBl 1977 II
S. 152.
Neuerdings bekommt auch der Mieter für Wohnungsrenovierungen ein Bau-
spardarlehen. Die Beiträge müssen auf sieben Jahre festgelegt werden, wenn
die Prämie erhalten bleiben soll.
Bei vorzeitiger Kündigung des Vertrags (vielleicht infolge Geldmangels) muss
man gutgeschriebene Prämien natürlich zurückzahlen.
15 Wird vor Ablauf der Sperrfrist von sieben Jahren bei Inanspruchnahme der 15
Wohnungsbauprämie die Bausparsumme ausgezahlt, abgetreten oder beliehen,
handelt es sich um eine sog. schädliche Rückzahlung, die den Verlust der Prä-
mien nach sich zieht.
Werden allerdings die innerhalb der Sperrfrist empfangenen Beträge für den
Bau oder Erwerb eines ausschließlich Wohnzwecken dienenden Gebäudes ver-
wendet, ist die vorzeitige Auszahlung, Abtretung oder Beleihung unschädlich,
soweit die empfangenen Beträge nicht höher sind als die Baukosten.
Das gilt auch bei der Verwendung für den Bau eines Gebäudes, das nur zum Teil
Wohnzwecken dient, sofern die empfangenen Beträge nicht höher sind als die
anteiligen Baukosten des Wohnzwecken dienenden Gebäudeteils (BFH-Urteil
v. 27. 11. 1964 – BStBl 1965 III S. 214).
Die Prämien brauchen auch in folgenden Fällen trotz Verfügung über die Bau-
sparsumme vor Ablauf der Sperrfrist nicht zurückgezahlt zu werden:
● Der Bausparer oder sein Ehegatte verstirbt oder wird völlig erwerbsunfähig.
Stirbt der Prämiensparer, können die Erben den Vertrag fortsetzen.
● Der Bausparer ist seit mindestens einem Jahr ununterbrochen arbeitslos.
Finanzierungsmöglichkeiten,
an die kaum jemand denkt
17 Denn: Bei einer Abtretung von Bausparvertragsansprüchen ist im Fall der Aus- 17
zahlung der Bausparsumme innerhalb der Sperrfrist die Nachversteuerung aus-
zusetzen, wenn der Erstsparer (Vater, Kind) eine Erklärung des Eingetretenen
(Du selbst) beibringt, dass dieser die Bausparsumme unverzüglich und unmit-
telbar zum Wohnungsbau für sich oder Angehörige verwendet (Nachweis: § 2
Abs. 2 WoPG).
18 Verwandte sind: 18
● Verwandte in gerader Linie (Kinder, Eltern, Großeltern) sowie zweiten
und dritten Grades in der Seitenlinie (Geschwister, Onkel, Tanten, Nichten,
Neffen),
19 Als Arbeitnehmer zahlst Du auf Deinen Arbeitslohn oder Dein Gehalt genauso 19
Einkommensteuer wie Selbständige auf die Einkünfte aus ihrem Betrieb oder
ihrer Praxis. Und wer seinen Lebensunterhalt aus der Vermietung von Immobi-
lien erzielt oder schlicht nur sein Geld für sich arbeiten lässt und von den Erträ-
gen und Zinsen seines Kapitals lebt, zahlt ebenfalls.
Zwar legt die Bezeichnung Lohnsteuer den Schluss nahe, diese sei eine eigene
Steuerart, doch wird mit »Lohnsteuer« lediglich die besondere Besteuerungs-
form umschrieben, mit der der Fiskus Dich als Arbeitnehmer schon im Lauf des
Jahres bei jeder Lohn- und Gehaltszahlung zur Kasse bittet. Die Lohnsteuer ist
letztlich nichts anderes als eine besondere Erhebungsform der Einkommen-
steuer. Man könnte Sie auch als Quellensteuer für Lohneinkünfte bezeichnen,
da sie bereits an der »Quelle«, vom Arbeitgeber, einbehalten und an das Finanz-
amt für Deine Rechnung gezahlt wird. Du zahlst mit Deiner Lohnsteuer also
laufend Abschläge auf Deine Einkommensteuer. Wenn die dann bei der Ge-
samtabrechnung nach Ablauf des Jahres aufgrund Deiner Einkommensteuerer-
klärung niedriger ausfällt als die Lohnsteuer, bekommst Du den zu viel gezahl-
ten Betrag erstattet.
Der Fiskus macht also Deinen Brötchengeber zum Gehilfen beim Kassieren
Deiner Steuern. Dein Arbeitgeber berechnet nach festgelegten Formeln die auf
Deinen Lohn entfallende Lohnsteuer. Damit Deine wichtigsten persönlichen
Verhältnisse und Besonderheiten in die Besteuerung einfließen können, benö-
tigt Dein Arbeitgeber von Dir eine Lohnsteuerkarte, auf der neben Deiner
Steuerklasse die Zahl Deiner Kinderfreibeträge, Deine Konfession und eventu-
elle Freibeträge für erhöhte Werbungskosten, Sonderausgaben oder außerge-
wöhnliche Belastungen eingetragen sind, die schon während des Jahres für eine
gewisse Steuerentlastung sorgen.
Abgesehen davon gibt es viele große und kleine Kniffe, wie Du Teile Deiner
Vergütungen aus dem Arbeitsverhältnis steuerfrei kassieren oder die Steuerbe-
lastung auf Deinen Lohn zumindest drücken kannst.
Zusätzliche Steuerermäßigung
für ehrenamtlich Tätige!
Der Freibetrag gilt außerdem für sog. Betreuer. Nach dem Willen des Steuerge-
setzgebers soll dabei der Begriff des Betreuers nicht eng ausgelegt werden.
Wenn Dir ein Finanzer etwa mit dem Ansinnen kommt, damit seien nur Per-
sonen im Sinn des Betreuungsgesetzes gemeint, die z. B. in der Betreuung kör-
perlich und geistig gebrechlicher Personen tätig sind, klopfe ihm gehörig auf
seine raffgierigen Finger. Von dieser Steuerbefreiung sind vielmehr alle begüns-
tigt, die durch direkten pädagogisch ausgerichteten Kontakt zu den von ihnen
betreuten Menschen im ehrenamtlichen Bereich aktiv sind. Über diese positive
Nachricht kannst Du Dich also freuen, wenn Du z. B. im Jugendbereich als
Gruppenleiter, Leiter einer Pfadfindergruppe, Betreuer bei Sommerlagern oder
nebenberuflich in der Kinderbetreuung tätig bist.
24 Auch die Kunst und die Kultur werden in Deutschland steuerlich gefördert. 24
Deshalb sind Vergütungen, die nebenberuflich tätige Künstler (insbesondere
Musiker) erhalten, als Aufwandsentschädigung bis zu 2 100 € steuerfrei. Quelle:
§ 3 Nr. 26 EStG.
Ja, Du liest ganz richtig! Angenommen, Du bist für Deinen Verein, die öffent-
liche Hand oder eine Wohlfahrtsorganisation auf 400-€-Basis tätig. Dieser Job
ist entweder Deine einzige Beschäftigung oder zumindest der einzige Neben-
job, dem Du zusätzlich zu Deinem normalen Beruf nachgehst. In diesem Fall ist
die Besteuerung mit max. 2 % erledigt. Dein Brötchengeber kann die Steuer auf
den 400-€-Job nämlich mit 2 % pauschal berechnen und an die Bundesknapp-
schaft abführen. Für Dich bleibt der Job damit steuerfrei. Auch Sozialversiche-
rungsbeiträge fallen für Dich nicht an. Lediglich Dein Brötchengeber muss
28 % pauschale Sozialversicherungsbeiträge für Deinen Lohn abdrücken.
So sieht die Rechnung im günstigsten Fall für Dich und Deinen Arbeitgeber
aus:
Monatslohn 575 €
./. steuer- und sozialversicherungsfreier
Betrag nach § 3 Nr. 26 EStG – 175 €
verbleibender Arbeitslohn 400 €
Nur dieser Restbetrag ist für die pauschale Steuer und Sozialversicherung inter-
essant. Dein Arbeitgeber wird dafür pauschal mit insgesamt 30 % (2 % Steuern
und 15 % Rentenversicherung und 13 % Krankenversicherung) = 120 € zur
Kasse gebeten.
zur Pauschalsteuer
26 Ist Dein Nebenjob Deine einzige Erwerbsquelle und kannst Du deshalb eine 26
Steuerkarte mit der Steuerklasse I, II, III oder IV vorlegen, erspart das Deinem
Arbeitgeber zusätzlich die pauschale Steuer von 2 %, und er muss lediglich die
Sozialversicherungspauschale von 28 % abdrücken. Sobald bei Dir oder Dei-
nem Ehepartner aber noch andere Einkünfte anfallen, solltest Du tunlichst auf
die Steuerkarte verzichten. In diesem Fall fährst Du mit der pauschalen Steuer
von 2 % in jedem Fall besser.
27 Auf die richtige Verteilung des Freibetrags von 2 100 € kommt es an. Steuerlich 27
hast Du grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Unter dem Strich fahrt Ihr, Du und
Dein Arbeitgeber, am besten, wenn Ihr die 2 100 € gleichmäßig aufs Jahr verteilt
und jeden Monat nur einen Teilbetrag von 175 € berücksichtigt.
Nur in diesem Fall akzeptiert die Sozialversicherung durchgehend Deinen Mi-
nijob und damit, dass übers Jahr lediglich pauschale Arbeitgeberbeiträge ge-
zahlt werden. Wird der Freibetrag dagegen so schnell wie möglich aufgezehrt,
liegst Du mit Deinem maßgebenden Arbeitslohn bald über der 400-€-Grenze.
Angenommen, Du bekommst im Monat 500 €. Dann könnte Dein Arbeitgeber
zwar die gesamten Abgaben für Januar bis April sparen, und für Mai ergäbe sich
gerade noch ein 400-€-Job (500 € .\. Restfreibetrag von 100 €). Spätestens ab
Juni lauft Ihr aber in die volle Sozialversicherungs- und Steuerpflicht. Du selbst
wirst also mit ca. 20 % Sozialversicherung zur Kasse gebeten, und Dein Arbeit-
geber darf auch noch seinen Arbeitgeberanteil von ca. 20 % zahlen. Außerdem
kann Dein Arbeitgeber die Lohnsteuer nicht mehr pauschal erheben, so dass
Du eine Steuerkarte vorlegen musst. Als Nebenberufler, der noch einen Haupt-
job hat, würde das bedeuten: Lohnsteuer zahlen nach Steuerklasse VI!
Du siehst also, ein bisschen Geduld bei der Ausschöpfung von Steuerbefrei-
ungen zahlt sich manchmal in barer Münze aus.
28 Außerdem solltest Du Folgendes wissen: 28
● Den Freibetrag gibt es nur für nebenberufliche Tätigkeiten. Dazu musst Du
aber nicht unbedingt einen Haupt- und einen Nebenberuf haben. Wichtig ist
vielmehr, dass Du nicht mehr als ein Drittel der Stunden einer Vollzeitar-
beitskraft leistest, also z. B. nicht mehr als ca. 13 Stunden in der Woche arbei-
test (BFH v. 30. 3. 1990 – BStBl 1990 II S. 854).
● Der Freibetrag von 2 100 € soll alle Ausgaben im Zusammenhang mit der
nebenberuflichen Tätigkeit abgelten. Übersteigen Deine Ausgaben den Be-
trag von 2 100 €, setzt Du die tatsächlichen Kosten an, versteht sich.
29 ● Übst Du Deinen Nebenjob für eine öffentlich-rechtliche Institution aus, wie 29
z. B. für eine Behörde, Sparkasse, Industrie- und Handels-, Handwerks-, Ärz-
tekammer etc., bleiben zusätzlich zu den 2 100 € auch noch die ersetzten Rei-
sekosten steuerfrei (§ 3 Nr. 13 EStG). Denke daran, wenn Du Deinen Vertrag
abschließt, und vereinbare, dass Dir die Reisekosten gesondert erstattet wer-
den.
Trägst Du die Kosten dagegen selbst, kannst Du sie nur absetzen, wenn sie zu-
sammen mit Deinen anderen beruflichen Ausgaben höher sind als 2 100 € und
Deine Einnahmen ebenfalls über 2 100 € liegen. So jedenfalls der Fiskus in R 17
Abs. 9 LStR. Mit diesem unschönen Kniff versuchen die Fiskalritter, Dir das
Absetzen von Verlusten aus Deiner nebenberuflichen Tätigkeit zu erschweren.
● Nebenjobs als Lehrer, Übungsleiter, Musiker usw. werden oft selbständig
(freiberuflich) ausgeübt, also nicht in einem Arbeitsverhältnis. Die steuer-
freie Aufwandsentschädigung gilt aber auch für Freiberufler. Also sind auch
hier bis zu 2 100 € steuerfrei.
30 ● Ist der Veranstalter, für den Du nebenberuflich tätig bist, kein gemeinnüt- 30
ziger Verein oder kein öffentlich-rechtliches Institut, sondern z. B. ein ge-
werbliches Unternehmen, wird Dir kein Freibetrag zuerkannt. Mache statt-
dessen eine Ausgabenpauschale von 25 % Deiner Einnahmen, höchstens
614 € jährlich, geltend (H 18.2 EStH, „Betriebsausgabenpauschale“).
31 ● Die Ausgabenpauschale steht auch allen selbständig tätigen Volksmusikern 31
zu. Mit der Pauschale sind die Kosten für Instrumente, Uniformen, Fahrten
und Verpflegung abgegolten (OFD Münster v. 4. 10. 1990 – S 2143).
32 ● Über die steuerfreie Pauschale können sich auch Ärzte freuen, die nebenbe- 32
ruflich im Behinderten- oder Coronarsport betreuend tätig sind. Wenn die
übrigen Voraussetzungen stimmen – öffentlicher oder gemeinnütziger Auf-
traggeber –, bleiben 2 100 € steuerfrei.
34 Jubiläumsgeschenke 34
Jubiläumsgeschenke an Arbeitnehmer sind sowohl bei Arbeitnehmer- als auch
bei Firmenjubiläen in voller Höhe steuerpflichtig. Da sie aber in aller Regel
Arbeitslohn für mehrere Jahre darstellen, unterliegen sie der etwas günstigeren
ermäßigten Besteuerung (§ 34 EStG).
Beispiel: Bei einem zu versteuernden Einkommen von 30 000 € erhältst Du für
jahrelange Betriebstreue ein Jubiläumsgeld von 7 500 € gezahlt.
Im Jubiläumsjahr 2007 ergibt sich für Dich damit folgende Steuerersparnisrech-
nung:
Steuer lt. Grundtabelle auf 30 000 € 5 807 € 5 807 €
Jubiläumsgeschenk 7 500 €
davon 1/5 + 1 500 €
Steuer lt. Grundtabelle auf 31 500 € 6 291 €
Differenz 484 €
5
Steuer auf Jubiläumsgeschenk 2 420 € 2 420 €
Steuer insgesamt 8 227 €
Einkommensteuer ohne »Fünftelregel«
auf 37 500 € lt. Grundtabelle
8 326 €
Steuerermäßigung 99 €
35 Rege bei gutem Betriebsklima an, dass der Chef zum Jubiläum oder zu Deinem 35
runden Geburtstag eine (kleine) Feier steigen lässt. Tritt die Firma formal als
Gastgeber auf und werden hauptsächlich Geschäftsfreunde und Kollegen ein-
geladen, sind die Kosten steuerfrei (BFH-Urteil v. 28. 1. 2003 BStBl 2003 II S
724; R 70 Abs. 2 Nr. 3 a LStR). Das gilt aber nur dann uneingeschränkt, wenn die
Kosten der Feier pro Teilnehmer nicht über 110 € liegen.
War der Spaß teurer, musst Du Dir zumindest den Anteil der Kosten als Ar-
beitslohn zurechnen lassen, der auf Dich selbst und Deine privaten Gäste, wie
Familienangehörige und enge Freunde, entfällt.
zur Gehaltsumwandlung
38 Der Kniff bei der Tagesmutter ist, dass das Finanzamt sie zwar als Ȋhnliche 38
Einrichtung« – wie einen Kindergarten – akzeptiert, aber nur, wenn Deine Klei-
nen außerhalb Deiner Wohnung betreut werden.
Deinem Chef legst Du also folgende Bescheinigung Deiner Tagesmutter vor:
Bescheinigung
Ich, . . . . . . ., bestätige hiermit Herrn/Frau . . . . . . . ., dass ich die
Kinder . . . . . . . . . . und . . . . . . . . . (usw.) in meiner Wohnung betreue.
Für die Kinderbetreuung zahlt mir Herr/Frau . . . . . . . . . . monatlich
250 €.
Datum, Unterschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zahlt Dir Dein Chef jetzt 12 250 € = 3 000 € unter der Bezeichnung »Zu-
schuss zur Kinderbetreuung«, beträgt Deine Steuerersparnis schon bei einem
Steuersatz von 25 % 750 € im Jahr. Wichtig ist: Du musst diesen Zuschuss zu-
sätzlich zum Arbeitslohn erhalten. Eine einfache Gehaltsumwandlung funktio-
niert nicht.
für Tagesmütter
um die Kosten gekürzt werden, die ich für die Kinder getragen habe.« Das sind
neben Aufwendungen für Verpflegung z. B. Strom- und Wasserverbrauch oder
Fahrten mit dem eigenen Pkw. Damit die Betreuungsperson nicht noch eine
umfangreiche Buchhaltung einrichten muss, gewährt der Fiskus relativ großzü-
gige Pauschalen, max. bis zur Höhe der monatlichen Einnahmen aus dem jewei-
ligen Betreuungsverhältnis.
Beachte: Wird trotz Urlaub der Tagesmutter bzw. des betreuten Kindes das Ent-
gelt weitergezahlt, besteht unverändert Anspruch auf die Pauschale, auch wenn
die entsprechenden Aufwendungen nicht oder nur teilweise entstehen. Falls in
einem vollen Monat keine Einnahmen erzielt werden, entfällt zwar der An-
spruch auf die Pauschale, Betriebsausgaben können aber für diese Zeiten im
Einzelnen nachgewiesen oder glaubhaft gemacht werden.
Betreuung des Kindes Der Betreuungsperson Erhöhter Aufwand durch eine
entstehen oder mehrere Mahlzeiten
nur unbedeutende (z. B. Frühstück
Sachaufwendungen und Mittagessen)
Bis 4 Std./Tag 46 €/Monat 179 €/Monat
Über 4 Std./Tag bis 6 Std./Tag 62 €/Monat 230 €/Monat
Über 6 Std./Tag 77 €/Monat 246 €/Monat
zur Bagatellgrenze
für 20 Liter Super«. Die Tankstelle rechnet dann direkt mit Deinem Chef ab.
Auf keinen Fall sollte auf dem Gutschein ein konkreter Euro-Betrag stehen.
Der Betrag von 44 € ist eine Freigrenze, achte also darauf, ihn nicht zu über-
schreiten, denn dann wird der volle Betrag für Dich steuerpflichtig. Dazu musst
Du wissen, dass die 44-€-Freigrenze nicht für eine einzelne Sachzuwendung gilt.
Es muss vielmehr sichergestellt sein, dass sämtliche kleinen Vorteile eines Mo-
nats zusammengerechnet die Grenze nicht überschreiten.
Sieh Dich also vor, dass Dir nicht folgendes Malheur passiert: Dein Chef schenkt
Dir einen Tankgutschein über 30 Liter Superbenzin (Preis/l zzt. 1,40 €). Da Du
nur einen Gegenwert von 42 € erhalten hast, bist Du noch auf der sicheren Seite.
Erlaubt Dir aber Dein Boss im selben Monat, ein Paket Kopierpapier im Wert
von 3 € mit nach Hause zu nehmen, weil Du vergessen hattest, rechtzeitig für
Dich welches einzukaufen, schaust Du schön blöd aus der Wäsche. Nun sind
nämlich die kompletten 45 € (Tankgutschein und Kopierpapier) steuerpflich-
tig.
41 Eigentlich sollst Du nach dem Willen des Fiskus für Dein verbilligtes Jobticket 41
Steuern zahlen. Flugs nachgedacht, fällt aber auf, dass das Jobticket ja schließ-
lich eine Fahrkarte ist, also eine Sache, die Du verbilligt oder kostenlos von
Deinem Arbeitgeber beziehst. Also haben wir einen glasklaren Sachbezug, für
den natürlich die 44-€-Freigrenze gilt.
Du musst gemeinsam mit Deinem Arbeitgeber nur noch dafür sorgen, dass der
steuerliche Vorteil aus Deinen verbilligten Fahrkarten nicht höher ist als 44 € im
Monat. Wenn Dein Arbeitgeber auf die Jobtickets einen Rabatt bekommt und
diesen an Dich weitergibt, ist diese Verbilligung für Dich von vornherein kein
Arbeitslohn.
Kostet das Jobticket Deinen Arbeitgeber also weniger als 44 €/Monat und be-
kommst Du die Monatskarte kostenlos, ist der ganze Spaß für Dich nach wie
vor steuerfrei.
Sind die Tickets teurer und Du musst einen Teil zuzahlen, kannst du Dir den
steuerfreien Teil des Jobtickets nach folgendem Schema selbst berechnen.
Regulärer Preis für eine Monatskarte 75,00 €
./. Preisnachlass des Verkehrsbetriebs für den Arbeitgeber – 15,00 €
vom Arbeitgeber bezahlt 50,00 €
steuerlich maßgebend davon 96 % (4 % Unsicherheitsabschlag) 48,00 €
./. 44-€-Freigrenze – 44,00 €
Zuzahlung zum Jobticket, die Du mindestens leisten musst 4,00 €
Wenn Du in diesem Fall also mindestens 4 € zuzahlst, bleibt der restliche Vorteil
von 71 € aus dem Jobticket steuer- und auch sozialversicherungsfrei. Auf so ele-
gante Art und Weise dem Fiskus ein Schnippchen zu schlagen wird auch Dei-
nem Chef gefallen.
Dabei müsst Ihr unbedingt einige Fallstricke vermeiden:
1. Die 44-€-Freigrenze gibt es nur einmal im Monat, Du kannst sie beim Job-
ticket nur dann voll ausschöpfen, wenn Du nicht noch andere verbilligte
Sachbezüge bekommst.
2. Sorgt dafür, dass das Jobticket aus Monatskarten oder monatlichen Wert-
marken besteht. Bei Jahreskarten will der Fiskus die Freigrenze nämlich nur
in dem Monat zulassen, in dem Du die Jahreskarte bekommst, damit ist der
schöne Vorteil aus der Freigrenze zum Teufel.
42 Wenn Du mit dem Auto zur Arbeit fährst, profitierst Du natürlich nicht von den 42
Jobtickets. Wie wäre es dann mit einer schönen Städtereise per Bahn oder Flug-
zeug nach Berlin, Hamburg oder München? Deine Fahrkarte lässt Du Dir vom
Arbeitgeber besorgen. So kann er Dir die Kosten mit bis zu 44 € im Monat
sponsern.
43 Rabattfreibetrag 1 080 € 43
Gibt’s in Deinem Betrieb Personalrabatt? Wenn nicht, schlage Deinem Chef
vor, er möchte bei guter Gelegenheit Personalrabatte als geldwerte Vorteile
einräumen. Warum? Den Rabatt hält der Fiskus für einen Teil des Arbeitslohns,
lässt aber einen Vorwegabschlag von 4 % des Listenpreises und zusätzlich bis zu
1 080 € (Jahresbetrag) steuerfrei. Das sind ca. 185 bis 519 € jährlich an Lohn-
steuer eingespart!
Beispiel
Endpreis der Ware im Einzelhandel z. B. 6 250 €
./. Abschlag, 4 % von 6 250 € – 250 €
Vergleichswert 6 000 €
./. Personalpreis bei 25 % Rabatt – 4 688 €
geldwerter Vorteil 1 312 €
./. Rabattfreibetrag (§ 8 Abs. 3 EStG) – 1 080 €
steuerpflichtiger Arbeitslohn 232 €
Bis zu welchem Warenwert Einkäufe mit Rabatt steuerfrei bleiben, zeigt die
folgende Übersicht:
bis 4 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf unbegrenzt
5 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 108 400 €
10 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 18 000 €
15 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 9 818 €
20 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 6 750 €
25 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 5 143 €
44 Ihr alle steht vor dem Problem, dass der Fiskus Euch einen steuerpflichtigen 44
Sachbezug ans Bein binden will, wenn Ihr im Betrieb kostenlos oder verbilligt
essen könnt.
Variante 1: Du versteuerst jeweils den amtlichen Sachbezugswert, also pro
Mittag- oder Abendessen je 2,67 € (2007) ohne weitere Abzüge.
Variante 2: Du versteuerst den tatsächlichen Preis, den das Essen normaler-
weise kosten würde, allerdings unter Berücksichtigung des Ra-
battfreibetrags von 1 080 € und des Bewertungsabschlags von 4 %.
Wenn Du in der Arbeit speziell zubereitete Mahlzeiten erhältst, die den Pati-
enten oder Gästen nicht serviert werden, ist die Sache eindeutig. In diesem Fall
muss Dein Brötchengeber bei der Versteuerung zwingend von der Differenz
zwischen amtlichem Sachbezugswert und Deiner eventuellen Zuzahlung ausge-
hen. Demgegenüber hast Du die Art und Höhe der Versteuerung in der Hand,
wenn Dir dieselbe Verpflegung aufgetischt wird. Grundsätzlich ist in einem sol-
chen Fall die Rabattregelung anzuwenden, die dann allerdings von den hohen
Preisen ausgeht, die den Patienten bzw. Gästen abverlangt werden.
Nicht immer ist die Variante Pauschalierung und Ansatz der Sachbezüge für
Dich und Deinen Brötchengeber günstiger. Liegen Deine geldwerten Vorteile
aus der Gewährung der Mahlzeiten unter oder nur geringfügig über dem Ra-
battfreibetrag, bringt die Rabattregelung für Dich Vorteile, weil sie dazu führt,
dass bis zu 1 080 € Deines Vorteils unversteuert bleiben. Hättest Du im obigen
Beispiel nur 100 Mahlzeiten erhalten, hätte sich folgende Rechnung ergeben:
üblicher Preis 100 Tage à 10 € 1 000 €
./. Bewertungsabschlag 4 % – 40 €
960 €
./. Rabattfreibetrag – 1 080 €
steuerpflichtiger Teil der kostenlosen Verpflegung 0€
Bei Pauschalierung und Ansatz der Sachbezugswerte hätte sich dagegen ein
steuerpflichtiger Arbeitslohn in Höhe von 100 Mahlzeiten à 2,67 € = 267 €
ergeben.
45 Poche auf Dein Recht und verlange, dass Du mit allen anderen Arbeitnehmern, 45
die Personalrabatte erhalten, gleich behandelt wirst. Ist Dein Arbeitgeber z. B.
in der Wohnungsbranche tätig und überlässt Dir verbilligt eine seiner Woh-
nungen? Du versteuerst keine Preisvorteile mehr, die nicht höher als 1 080 €
liegen.
Für Deine monatliche Mietverbilligung um 150 € auf 350 € ergibt sich für Dich
z. B. folgende Rechnung:
Und schon wird bei der Berechnung Deines Arbeitslohns aus dem Rabatt für
die von Dir gekaufte Küche von 7 500 € ausgegangen statt von 10 000 €.
Um die Rabatte dennoch steuerfrei zu kassieren, bleibt die Hintertür über den
Betriebsrat. Bring ihn dazu, mit der Leitung Deines Betriebs eine Vereinbarung
zu treffen, nach der der Betriebsrat in eigenem Namen mit Kunden, Lieferanten
etc. über Preisnachlässe für die Betriebsangehörigen verhandelt. Solcherart
ausgehandelte Rabatte sind für Dich steuerfrei.
Dein Brötchengeber selbst soll sich schön im Hintergrund halten und seine Mit-
hilfe darauf beschränken, Angebote an seine Arbeitnehmer zu dulden, sie z. B.
selbst am Schwarzen Brett bekannt zu machen oder Dir eine Bescheinigung
über die Betriebszugehörigkeit auszustellen.
Falls aus irgendeinem Grund der Kniff mit dem Betriebsrat nicht klappt und
man Dir den Rabattfreibetrag nicht zugestehen will, hast Du zumindest An-
spruch auf einen Abschlag von 4 % des Ladenpreises.
Die Rechnung sieht dann z. B. beim Kauf eines Fernsehers mit 10 % Rabatt bei
einem befreundeten Unternehmen so aus:
Ladenpreis des Fernsehers 1 250 €
./. 4 % – 50 €
1 200 €
./. Dein Kaufpreis – 1 125 €
steuerpflichtiger Rabatt 75 €
Statt Deines tatsächlichen Rabatts von 125 € versteuerst Du also nur 75 €.
50 Deine Firma oder Dein Chef kann einem Arbeitnehmer auch günstiger ein 50
Kraftfahrzeug verkaufen. Doch aufgepasst, denn dem Lohnsteuerprüfer läuft
gleich das Kinnwasser, wenn er auf solche Geschäfte stößt. Argwöhnt er doch,
dass dem Arbeitnehmer klammheimlich Vorteile aus dem Arbeitsverhältnis
eingeräumt worden sein könnten, die steuerpflichtigen Lohn darstellen. Damit
bei einem Gebrauchtwagenverkauf diesbezügliche Erörterungen mit dem Fis-
kalvertreter gar nicht erst aufkommen, solltet Ihr z. B. den Preis lt. Marktspie-
gel der DAT oder lt. Schwacke-Liste zugrunde legen. Der Fiskus akzeptiert
aber nicht den niedrigeren Händlereinkaufspreis, sondern nur den höheren
Händlerverkaufspreis inkl. Umsatzsteuer (BFH v. 17. 6. 2005 – BStBl II 2005
S. 795).
52 Den Rabattfreibetrag von 1 080 € bekommst Du nur für den Bezug von Waren 52
und Dienstleistungen, mit denen Dein Arbeitgeber regelmäßig handelt. Es muss
sich dabei nicht um das Kerngeschäft Deines Brötchengebers handeln. Deshalb
bekommst Du z. B. als Krankenhausangestellte den Rabattfreibetrag, wenn Du
Medikamente aus der Krankenhausapotheke kostenlos oder verbilligt erhältst
(BFH-Urteil v. 27. 8. 2002, BStBl 2003 II S. 95).
Allerdings darf Dein Arbeitgeber vergleichbare Geschäfte nicht nur überwie-
gend mit seiner Belegschaft machen (BFH – BStBl II 1995 S. 338 und BStBl II
1997 S. 363). So meinen die Richter beim BFH, dass es bei einem Arbeitgeber-
darlehen keinen Rabattfreibetrag geben darf, wenn der Arbeitgeber nur gele-
55 Wer kennt das Problem nicht? Da sitzt Du acht Stunden am Tag vor Schreib- 55
tisch und Computer und fühlst Dich abends, als hätte Dir jemand ins Kreuz
getreten. Der Rücken krumm, der Nacken verspannt, und Kopfschmerzen pla-
gen Dich auch.
Wie wohltuend anders könnte das sein, wenn Dir im Lauf des Tages geschickte
Hände Deine Verspannungen einfach wegmassieren würden.
Das kann jetzt Dein Brötchengeber steuerfrei für Dich organisieren. Dank der
Einsicht der Richter beim BFH kostet diese Annehmlichkeit weder Steuern
noch Sozialversicherungsbeiträge, wenn Ihr sagen könnt: »Mit der Massage
beugt der Arbeitgeber lediglich einer spezifischen, berufsbedingten Beeinträch-
tigung der Gesundheit der Belegschaft vor oder wirkt ihr entgegen.« (BFH-
Urteil v. 30. 5. 2001, BStBl 2001 II S. 671).
Wappne Dich als Arbeitgeber mit einer Auskunft des medizinischen Dienstes
einer Krankenkasse bzw. Berufsgenossenschaft oder mit dem Gutachten eines
Sachverständigen, dass die verabreichten Massagen besonders dazu geeignet
sind, möglichen Beschwerden (auch vorbeugend) entgegenzuwirken und krank-
heitsbedingte Arbeitsausfälle zu verhindern.
Und schon hat der Fiskus mit irgendwelchen Steuerforderungen verloren, weil
die Massage nicht als Entlohnung erfolgt, sondern – wie es im schönen Amts-
deutsch heißt – »im überwiegend betrieblichen Interesse« der Firma liegt.
56 Unterstützungen in Notfällen 56
Ein Notfall liegt regelmäßig vor bei Krankheit, Tod oder einem Unglücksfall
und wenn der Arbeitnehmer keine Erstattungen von Dritten, z. B. einer Versi-
cherung, zu erwarten hat. Für die Frage, ob und in welchem Umfang solche
Unterstützungen Deines Brötchengebers steuerfrei bleiben können, kommt es
entscheidend darauf an, wie groß Dein Betrieb ist und ob es dort eine Personal-
vertretung gibt.
Bei Betrieben mit mehr als fünf Arbeitnehmern gibt es drei Möglichkeiten,
steuerfreie Zahlungen zu organisieren:
1. Der Arbeitgeber gründet eine selbständig rechtsfähige Unterstützungskasse
(meistens in der Rechtsform eines e. V.) und stattet sie mit entsprechenden
Mitteln aus. Die Beihilfen werden dann von der Unterstützungskasse ent-
sprechend ihrer Satzung gezahlt.
2. Der Arbeitgeber stellt der Personalvertretung entsprechende Mittel zur
Verfügung, aus denen diese Beihilfen und Unterstützungen zahlt.
3. Der Arbeitgeber zahlt selbst nach einheitlichen, allgemeinen Grundsätzen,
die verbindlich mit der Personalvertretung abgestimmt wurden. In diesem
Fall ist allerdings bei jeder Beihilfezahlung die ausdrückliche Zustimmung
der Personalvertretung erforderlich. Ein Tipp: Die Zustimmung sollte je-
weils kurz schriftlich festgehalten und zu den Lohnunterlagen genommen
werden für den Fall, dass der Lohnsteueraußenprüfer des Finanzamts die
Zahlungen kritisch unter die Lupe nehmen will.
Sind diese Anforderungen erfüllt, bleiben Unterstützungen in Krankheits-,
Todes- und Unglücksfällen bis zu 600 € ohne weitere Voraussetzungen steuer-
frei. Bis zu dieser Höhe spielt das Einkommen des Unterstützten keine Rolle.
Liegt hingegen eine besondere Notlage vor, die vom Arbeitnehmer ohne finan-
zielle Zuwendung des Arbeitgebers nicht zu bewältigen wäre, sind auch höhere
Beihilfen, praktisch ohne betragsmäßige Begrenzung, steuerfrei. In diesem Fall
kommt es aber ganz entscheidend darauf an, wie viel der Arbeitnehmer ver-
dient und ob es ihm nicht doch zuzumuten wäre, die Kosten aus dem eigenen
Einkommen zu tragen. Im Klartext bedeutet das, dass die gleiche Beihilfe beim
Fließbandarbeiter anders zu beurteilen ist als bei einem wesentlich besser ver-
dienenden leitenden Angestellten.
59 Betriebsveranstaltungen 59
Steuerfrei sind auch Aufwendungen für Betriebsveranstaltungen, d. h. für Be-
triebsausflüge, Betriebsfeste oder Weihnachtsfeiern. Wäre ja auch hirnrissig, hier-
aus Arbeitslohn herzuleiten, denn schließlich ist in erster Linie die Firma selbst
an solchen Veranstaltungen interessiert, die das Betriebsklima verbessern sollen.
Nun kommt allerdings der Fiskus und schränkt ein, nur übliche Betriebsveran-
staltungen seien steuerfrei. Und was üblich ist, das misst er an zwei Kriterien:
nicht zu oft – höchstens zweimal im Jahr (BFH v. 16. 11. 2005 – VI R 68/00); nicht
zu teuer – bis 110 € pro Teilnehmer, das wäre angemessen (BFH v. 16. 11. 2005
– BStBl II 2006 S. 439 und BStBl II 2006 S. 442). Die Dauer der Veranstaltung
spielt keine Rolle. Auch mehrtägige Veranstaltungen mit Übernachtung kön-
nen steuerfrei sein, sofern die Kosten nicht über 110 € je Teilnehmer liegen
(BFH v. 16. 11. 2005 – BStBl II 2006 S. 439). (Quelle: R 72 LStR.)
60 Auch Barzuschüsse des Arbeitgebers zu einer von der Belegschaft selbst oder 60
der Personalvertretung organisierten Betriebsveranstaltung bleiben steuerfrei.
Wichtig ist auch hier nur, dass die bezuschusste Veranstaltung allen Betriebs-
angehörigen oder bei abteilungsweisen Veranstaltungen allen Angehörigen
der jeweiligen Abteilung offensteht. Außerdem darf der Zuschuss pro Teilneh-
mer die Grenze von 110 € nicht übersteigen (BFH v. 16. 11. 2005 – BStBl II
2006 S. 437). Wenn die Veranstaltung übers Wochenende geht und mehrere
Tage dauert, spielt das keine Rolle. Wenn Ihr also einmal einen größeren Aus-
flug, z. B. an die Nordsee oder zum Skilaufen in die Berge machen wollt, kann
Euer Arbeitgeber die ganze Sache durch einen saftigen Zuschuss in die Kasse
sponsern.
61 Ausweg in diesem Fall: Der Arbeitgeber kann diesen Teil des Arbeitslohns mit 61
25 % pauschal versteuern. Vorteil für Dich: Mit der Pauschalsteuer ist alles ab-
gegolten, und Du wirst nicht zur Kasse gebeten. Deinem Arbeitgeber tut das
übrigens nicht sehr weh, er spart sich dadurch die Sozialversicherungsbeträge
von immerhin auch gut 20 %.
62 Gerätst Du in Gefahr, dass für Dich der Ausflug steuerpflichtig wird, z. B., weil 62
Du unbedingt Deinen Partner mitnehmen willst, greife zu einem Kniff. Melde
Dich freiwillig zum Organisieren des Betriebsausflugs oder als Begleitperson
an. Für Dich ist damit die ganze Veranstaltung kein steuerpflichtiges Vergnügen
mehr, sondern harte Arbeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass Du Dir nicht zwi-
schendurch einmal einen genehmigen kannst oder nicht etwa das Tanzbein
schwingen dürftest. Schließlich bist Du als Mitorganisator dafür verantwortlich,
dass die Getränketemperatur und der Zustand der Tanzfläche einer regelmä-
ßigen Kontrolle unterzogen werden. Oder bist Du da anderer Meinung? Scherz
beiseite! Einen perfekten beruflichen Anstrich Deiner Teilnahme am Betriebs-
ausflug hast Du, wenn es Dir darzulegen gelingt, dass Du unter erheblichem
Zeitaufwand für die organisatorische Durchführung der Reise verantwortlich
warst. Es genügt aber auch, wenn Du ganz konkrete Aufgaben übernommen
hast, z. B. die offizielle Verleihung von Auszeichnungen an verdiente Mitarbei-
ter oder die Gewinner von betrieblichen Wettbewerben (BFH v. 18. 2. 1994 –
BFH-NV 1994 S. 708). Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass Du als Mitorganisator in
offizieller betrieblicher Mission eine Dienstreise machst. Dauert die ganze Ak-
tion über 14 Stunden, musst Du für Dein Mittag- und Abendessen zwar jeweils
den Sachbezugswert für Mahlzeiten E Rz 58 versteuern, kannst im Gegenzug
aber 12 € als Verpflegungspauschale absetzen. Im Endeffekt setzt Du also zu-
sätzlich zur Steuerfreiheit Deiner Teilnahme auch noch rund 5 € als Werbungs-
kosten ab.
Ab der dritten und jeder weiteren Betriebsveranstaltung im Jahr kassiert der
Fiskus Lohnsteuer. Allerdings gilt das auch wiederum nicht für den Teil der
Kosten, der auf die Organisatoren entfällt oder auf andere Teilnehmer, die in
offizieller Mission als Personalchef oder Betriebsratsmitglied an der Veranstal-
tung teilnehmen müssen (BFH v. 16. 11. 2005 – BStBl II 2006 S. 440).
63 Hast Du nach zehn, 20, 25, 30, 40, 50 oder gar 60 Berufsjahren Dein Arbeitneh- 63
merjubiläum, soll Dein Chef eine schöne Feier organisieren. Diese wird nicht
64 Schwierigkeiten mit der Kostengrenze von 110 €? Wenn Deine Firma beim Be- 64
triebsausflug den angenehmen Teil mit dem nützlichen verbindet, kann sie den
Kostenbeitrag, der auf den eigentlichen Ausflug entfällt, unter die magische
Steuerfreigrenze von 110 € je Teilnehmer drücken. Der Kniff ist ganz einfach.
Am ersten Tag des Ausflugs wird ein buntes Programm mit Musik und Tanz
veranstaltet; am zweiten Tag geht es zu einem Kunden Deiner Firma, und Ihr
besichtigt dessen Betrieb. Schon wird aus Eurem schönen Betriebsausflug eine
teilweise dienstlich veranlasste Reise. Der Kostenteil, der auf die Betriebsbe-
sichtigung entfällt, zählt nicht mit zum Betriebsausflug und wird damit auch
nicht bei der Berechnung der 110-€-Grenze einbezogen. Die Aufteilung ist ganz
einfach. Alles, was direkt dem gemütlichen Teil zugeordnet werden kann, wie
Saalmiete, Abendessen, Musik, zählt zum Betriebsausflug. Alles, was für die Be-
triebsbesichtigung anfällt, wie Transport zur Besichtigung, Imbiss etc., ist im
Interesse des Brötchengebers und fällt unter die allgemeinen steuerfreien Rei-
sekosten. Der Clou ist aber, dass die größten Anteile an den Betriebsaus-
flugskosten, wie z. B. für Übernachtung, Hin- und Rückreise, ebenfalls aufgeteilt
werden – und zwar im Verhältnis. Angenommen, Ihr habt am ersten Tag zehn
Stunden lang gefeiert und am zweiten Tag inkl. Anreise zum Betrieb des Kun-
den fünf Stunden in die Betriebsbesichtigung investiert, dann sind 1/3 der Kos-
ten allgemeine Reisekosten und fallen aus der Berechnung der 110-€-Grenze
heraus.
Dein Brötchengeber bekommt hier gleich mit zwei Urteilen Schützenhilfe vom
BFH (Urteile v. 18. 8. 2005 – VI R 32/03 und v. 16. 11. 2005 – VI R 118/01).
65 Ich sehe schon, wie Du jetzt die Stirn runzelst. Geldgeschenke vom Arbeitgeber 65
sind doch eigentlich immer steuerpflichtig, und da soll das Finanzamt nicht zu-
schlagen? Das ist ja kaum zu glauben!
Wie so oft ist es nur eine Frage der geschickten Begründung. So kann der Ar-
beitgeber durchaus einen zweckgebundenen Zuschuss an seine Arbeitnehmer
zahlen, z. B., damit diese sich während des freien Nachmittags verpflegen kön-
nen und nicht bis zum Beginn der Tanzveranstaltung mit Buffet am Abend be-
reits verhungert sind, oder für Eintrittskarten, Bus-, Bahn- oder Taxikosten
während des Ausflugs.
Wenn Du als besonders sparsame Seele von Deinem Zuschuss von z. B. 50 € nur
10 € ausgibst, streichst Du also 40 € steuerfrei ein. Bei zwei Betriebsveranstal-
tungen im Jahr sind das schon 80 €. Also, worauf wartest Du noch? Kleinvieh
macht schließlich auch Mist.
66 Arbeitgeberdarlehen 66
Interessante Vorteile können sich aus zinslosen oder zinsgünstigen Arbeitge-
berdarlehen ergeben. Bankkredite wie Verbraucherdarlehen, Ratenkredite
oder gar die Überziehung des Girokontos sind recht teuer – unter 8 bis 10 %
Zinsen läuft da nichts. Somit liegt es auf der Hand, beim nächsten Lohngespräch
– vielleicht unter dem Vorwand der Steuerersparnis – zusätzlich um ein zins-
loses Darlehen zu ersuchen. Allerdings will der Fiskus die dabei gesparten Zin-
sen nach dem Entwurf der Lohnsteuerrichtlinien ab 2008 vom ersten Euro an
versteuern. Die Freigrenze für Kleindarlehen von früher einmal 2 600 €, bis zu
der Zinsvorteile komplett steuerfrei waren, und der günstige steuerliche Pau-
schalzins von 5 %, der bei der Berechnung Deines Zinsvorteils zugrunde gelegt
wurde, gehört damit ab 2008 wohl der Vergangenheit an.
Bei der Berechnung des Zinsvorteils kommt es also nun auf die Differenz zwi-
schen dem Zins an, den Du Deinem Brötchengeber zahlen musst, und dem
Zins, den Dir üblicherweise die Bank abknöpft.
Lass Dich aber davon nicht schrecken. Mit einem zinsgünstigen Darlehen Dei-
nes Chefs fährst Du trotz Steuerpflicht immer noch besser als bei der Bank.
Und so rechnet der Fiskus:
71 Unfallkostenersatz für Schäden am Pkw, wenn der Unfall während einer Dienst- 71
reise geschah, bleibt als Reisenebenkosten steuerfrei (R 40 a Abs. 1 Nr. 3 LStR).
Dazu wisse: Auf einer Dienstreise befindest Du Dich z. B. auch dann, wenn
sich der Unfall auf der Umwegstrecke ereignet, die Du morgens vor Arbeits-
beginn abweichend von Deiner direkten Fahrtroute zurücklegst, weil Du zu-
nächst die Post abholst oder einen Kunden besuchst. Wegen der Fahrtkosten
vgl. E Rz 104.
72 Unfallversicherung 72
Zunächst einmal gilt der Grundsatz, dass immer steuerpflichtiger Arbeitslohn
vorliegt, wenn der Arbeitgeber Dir Deine Unfallversicherungsbeiträge erstattet
oder selbst zu Deinen Gunsten eine Unfallversicherung abschließt. Das gilt
nicht nur bei Unfallversicherungen, die sowohl Freizeit- als auch berufliche
Unfälle abdecken, sondern tatsächlich auch dann, wenn sie ausschließlich das
berufliche Unfallrisiko decken. Doch wie so oft im Leben keine Regel ohne
Ausnahme: Eine reine Dienstreiseunfallversicherung kann Dein Arbeitgeber
steuerfrei übernehmen.
Aber auch bei einer Unfallversicherung, die private und berufliche Unfälle ab-
deckt, gibt es zumindest teilweise steuerfreie Zuschüsse zu den Versicherungs-
prämien. Wenn nicht schon die Versicherung die Prämien aufteilt, kannst Du
von einer Pauschalregelung profitieren.
Auf private Unfälle entfallen danach 50 % der Prämien, die sind per se Arbeits-
lohn. Die restlichen 50 % entfallen auf allgemeine berufliche Unfälle und Un-
fälle bei Dienstreisen. Davon sind 40 %, also im Ergebnis 20 % der Gesamtprä-
mie, steuerfrei. Die restlichen 60 % (30 % der Gesamtprämie) werden Dir als
Arbeitslohn zugerechnet. Die kannst Du aber als Werbungskosten von der
Steuer absetzen.
73 Manchmal hilft schon ein kleiner Kniff, und schon hast Du die schönste steuer- 73
sparende Gestaltung gezaubert. Die laufenden Prämien zur Unfallversicherung
bleiben nämlich als Arbeitslohn in voller Höhe außer Betracht, wenn Du zwar
aus dem von Deinem Arbeitgeber gefütterten Vertrag begünstigt bist, aber im
Versicherungsfall nicht ohne seine Zustimmung über die Versicherungssumme
verfügen kannst (FG Münster v. 30. 5. 1996, EFG 1996 S. 1102).
Dasselbe gilt für Beiträge Deines Arbeitgebers zu einer Gruppenunfallversi-
cherung. Kann nach den Versicherungsbedingungen – unabhängig davon, ob er
zivilrechtlich verpflichtet ist, die Versicherungsleistung an Dich weiterzuleiten
– zunächst nur Dein Arbeitgeber die Rechte aus dem Versicherungsverhältnis
gegenüber der Versicherung geltend machen, liegt im Zeitpunkt der Beitrags-
zahlung kein Lohnzufluss bei Dir als Arbeitnehmer vor. Die Beiträge Deines
Arbeitgebers sind daher noch nicht lohnsteuerpflichtig (BFH-Urteil v. 16. 4. 1999
– VI R 66/97 – BStBl 2000 II S. 408).
Der Pferdefuß kommt allerdings, wenn Dein Arbeitgeber bei einem privaten
Unfall eventuelle Versicherungsleistungen an Dich auszahlt. In diesem Moment
werden die von der Versicherung über Deinen Brötchengeber an Dich gezahl-
ten Beträge in voller Höhe als steuerpflichtiger Arbeitslohn behandelt.
75 Führerschein 75
Kosten für einen Lkw-Führerschein, die für den Arbeitnehmer übernom-
men werden, weil es im betrieblichen Interesse liegt, unterliegen nicht der
Steuer (BFH v. 26. 6. 1968, BStBl II S. 773 und FG Brandenburg, EFG 1996
S. 310).
78 Jobticket 78
Wie Du trotz eigentlich gestrichener Steuerbefreiung einen großen Teil Deines
Jobtickets mit Hilfe der 44-€-Freigrenze für Sachbezüge steuerfrei kassieren
kannst, findest du unter E Rz 41.
79 Vermögensbeteiligung 79
Der Arbeitgeber kann seinen Arbeitnehmern eine Vermögensbeteiligung, seit
2002 auch ohne Wiederverkaufssperre, zum Vorzugskurs überlassen. Der Vor-
teil, d. h. die Differenz zwischen dem gemeinen Wert (je nach Art der Vermö-
gensbeteiligung ist das der Börsenkurs, Ausgabepreis oder Nennbetrag) und
dem Überlassungspreis, ist bis zur Hälfte des gemeinen Wertes, höchstens aber
135 € im Jahr, steuerfrei (§ 19 a EStG).
80 Erholungsbeihilfen 80
Für Erholungsbeihilfen wird, wenn sich der Arbeitgeber verpflichtet, die Lohn-
steuer zu übernehmen, die Lohnsteuer auf Antrag des Arbeitgebers nach einem
festen Pauschsteuersatz von der Summe der Aufwendungen des Arbeitgebers
erhoben (§ 40 Abs. 2 EStG). (E Rz 137)
81 Berufskleidungsersatz 81
Hat man als Arbeitnehmer ständig einen etwa gleich hohen Aufwand an ty-
pischer Berufskleidung, so bleibt eine ausdrücklich dafür gezahlte Barablösung
völlig steuerfrei. Hier ist also eine besonders leichte Umwandlungsmöglichkeit
von steuerpflichtigen Bezügen in steuerfreie möglich (R 20 LStR).
Die Steuerfreiheit der Barablösung hängt davon ab, dass Du nach Gesetz, Tarif-
vertrag, Unfallverhütungsvorschriften oder Betriebsvereinbarung einen An-
spruch darauf hast, dass Dir der Betrieb Arbeitskleidung zur Verfügung stellt.
Klemm Dich also hinter den Betriebsrat, damit er mit Deinem Chef eine solche
Vereinbarung aushandelt, oder sprich direkt mit Deinem Chef.
zur Berufskleidung
82 Berufskleidung muss nicht immer nur der vielzitierte Blaumann oder der La- 82
borkittel sein. So entschieden jedenfalls die Richter am Hessischen Finanz-
gericht (EFG 1993 S. 648), die die schicken dunkelblauen Anzüge und Kostüme
der Mitarbeiter einer Fluglinie als steuerfreie Berufskleidung einstuften, weil
der Arbeitgeber in einer betrieblichen Kleiderordnung seine Angestellten zum
Tragen dieser Kleidung verpflichtet hatte und ihnen zudem das Firmenlogo an
die Jacketts heftete. Also aufgemerkt im Bank-, Einzelhandel-, Restaurant-, Fri-
seurgewerbe etc., die Ihr betrieblich zum Tragen gleichartiger Kleidung verdon-
nert seid: Was einem Fluggesellschaftsmitarbeiter recht ist, sollte Euch doch
billig sein!
Gute Karten haben unter Umständen auch Filialleiter sowie angestellte Metz-
ger und Verkäufer von Lebensmittelketten. Die ihnen vom Arbeitgeber zur
Vefügung gestellten einheitlichen Pullunder, Strickjacken, Hemden, Blusen,
Krawatten und Tücher werden als im betrieblichen Interesse überlassene Be-
rufskleidung anerkannt. Dein Arbeitgeber muss nur argumentieren, er habe die
Kleidung gestellt, weil er ein einheitliches Erscheinungsbild wünsche und weil
sie durch die einheitliche Beschaffenheit besser zu reinigen sei, was die Hygiene
fördere (BFH v. 22. 6. 2006 – DStR 2006 S. 1795).
Zu Berufskleidung mehr unter E Rz 282 ff.
83 Brillen 83
Ja, Du liest richtig, Dein Arbeitgeber kann Dir steuerfrei eine Brille spendieren.
Allerdings gilt das nur für sog. Bildschirmarbeitsplatzbrillen. Wappne Dich also
in Absprache mit Deinem Arbeitgeber mit einer entsprechenden Bescheini-
gung einer in Augenuntersuchungen fachkundigen Person, dass Deine normale
Brille für Deinen Bildschirmarbeitsplatz nicht ausreicht. Dass Du Dich dann für
ein einigermaßen modisches Gestell entscheidest, ist nur recht und billig,
schließlich willst Du bei Deinen Arbeitskollegen weder Horror noch Lach-
krämpfe auslösen (R 70 Abs. 2 Nr. 1 LStR).
84 Werkzeuggeld, das Du für die Abnutzung und die übrigen Kosten für selbstge- 84
kauftes Werkzeug erhältst (§ 3 Nr. 30 EStG). Ein leider wahrer Treppenwitz:
Werkzeug sind nach Meinung der Steuerbürokraten nur Hammer, Zange, Säge
und Ähnliches. Alle Handwerker können sich also beruhigt zurücklehnen.
Schreibmaschinen oder Musikinstrumente seien dagegen kein Werkzeug.
Variante 2: Nun ist nicht jeder Boss so großzügig und erstattet Dir tatsächlich
alle Garagenkosten. Häufig ist die Schmerzgrenze bei dem Betrag erreicht, der
üblicherweise als Miete für eine »normale Garage« verlangt wird.
Was also tun, wenn Du gerade neu gebaut hast und Deine anteiligen Kosten für
die Garage wegen der hohen Zinsen und Abschreibung 150 €/Monat betragen,
Dein Chef aber nur 40 € herausrücken will?
Damit hast Du nicht nur Deine 40 € Garagengeld pro Monat steuerfrei, sondern
kannst auch noch den Verlust von 1 350 € von der Steuer absetzen. Das füllt Dir
Deinen Geldbeutel je nach Steuersatz zusätzlich mit 232 bis 649 € im Jahr. Bei
einem mittleren Steuersatz verdoppelt Dir der Fiskus damit praktisch Dein
steuerfreies Garagengeld.
87 Kaufkraftausgleich 87
Ihn kann der Betrieb für einen begrenzten Zeitraum allen Leuten gewähren,
die im Ausland tätig sind. Er bleibt bis zu bestimmten Höhen steuerfrei (siehe
www.bundesfinanzministerium.de).
88 Fernsprechgebühren 88
Die Vorteile des Arbeitnehmers aus der privaten Nutzung von betrieblichen
Personalcomputern und Telekommunikationsgeräten sind steuerfrei (§ 3 Nr. 45
EStG). Diese Steuerbefreiung umfasst alle Kosten des Telefons, des Computers,
des Faxgeräts und auch der Online-Verbindung zum Internet.
89 Die Steuerfreiheit ist nicht auf die private Nutzung von Geräten Deines Bröt- 89
chengebers im Betrieb beschränkt. Sie gilt selbstverständlich auch für Geräte,
die sich zwar in Deinem Besitz befinden, aber weiter Eigentum Deiner Firma
sind. Steuerfrei bleiben somit die privaten Telefonate mit dem Dir zur Verfü-
gung gestellten betrieblichen Handy. Zudem greift die Steuerbefreiung, wenn
Du in Deiner Wohnung über einen vom Arbeitgeber eingerichteten Telearbeits-
platz verfügst und die betrieblichen Geräte wie Telefon, PC, Fax etc. auch für
private Zwecke benutzt.
Zum Abzug von Telefonkosten als Werbungskosten findest Du mehr unter
E Rz 368 ff.
91 Die Steuerfreiheit bei Abfindungen von 7 200 € bzw. 9 000 € (Alter mindestens 91
50 und mindestens 15-jährige Betriebszugehörigkeit) bzw. 11 000 € (Alter min-
destens 55 und mindestens 20-jährige Betriebszugehörigkeit) ist ab 2006 noch
nicht endgültig entfallen.
Eine Ausnahme gibt es nämlich für Abfindungen, die Dir bis spätestens
31. 12. 2007 ausgezahlt wurden – sofern Dein Arbeitgeber die Kündigung vor
dem 1. 1. 2006 ausgesprochen hat oder die Vereinbarung über die Beendigung
Deines Arbeitsverhältnisses und über die Zahlung einer Abfindung vor dem
1. 1. 2006 geschlossen wurde.
Eine Besonderheit gilt für gerichtlich festgelegte Abfindungen. Sie fallen noch
unter die Steuerbefreiung, wenn Du die entsprechende Klage beim Arbeitsge-
richt bis spätestens 31. 12. 2005 eingereicht hattest. Wann das Urteil ergeht, ist
nicht entscheidend. Allerdings muss die Zahlung der Abfindung auch in diesem
Fall bis spätestens 31. 12. 2007 über die Bühne gegangen sein.
Wird das Verfahren nicht rechtzeitig beendet, achte darauf, dass das Gericht auf
die Dir zugesprochene Abfindung die Steuern aufschlägt, die bei einer Zahlung
ab dem Jahr 2008 anfallen. Beantrage also, dass Deine Abfindung als Nettobe-
trag festgesetzt wird und Dein Ex-Arbeitgeber alle Abzüge tragen muss.
rigkeit auch 9 000 oder 11 000 €, vgl. E Rz 91) schon zum 28. 12. 2007 gezahlt
wird und der Restbetrag bei Fälligkeit am 1. 12. 2008. Da nun der gesamte steu-
erpflichtige Teil der Abfindung im Jahr 2008 zufließt, streichst Du so trotz raten-
weiser Zahlung neben der Steuerfreiheit auch noch die Steuerermäßigung über
die sog. Fünftelregelung ein.
3. Reisekostenersatz
99 Dein Arbeitgeber kann Dir unter der Überschrift »Reisekosten« steuerfreie 99
Leistungen zahlen für
● Verpflegungskosten
● Fahrtkosten
● Übernachtungskosten
● Reisenebenkosten,
wenn Du eine sog. Auswärtstätigkeit durchführst. Gemeint ist damit, dass Du
als Arbeitnehmer Dienstreisen machst, im Rahmen einer Einsatzwechseltätig-
keit beschäftigt bist oder als Berufskraftfahrer eine Fahrtätigkeit auf einem
Fahrzeug ausübst. Die Höhe der steuerfreien Zahlungen entspricht den Be-
trägen, die Du für dieselben Aufwendungen als Werbungskosten absetzen
könntest.
Zu Einzelheiten vgl. E Rz 170 ff.
101 Statt Fahrgeld zu kassieren, lass Dir lieber vom Arbeitgeber ein Jobticket oder 101
Monatskarten mit einem Preisnachlass von bis zu 44 € im Monat besorgen. Der
Vorteil bleibt dann nämlich komplett steuerfrei.
Wenn Du mit dem Auto fährst, kann Dir Dein Chef statt Fahrgeld besser einen
steuerfreien Benzingutschein im Wert von bis zu 44 € im Monat geben. Zu Ein-
zelheiten vgl. E Rz 41 ff.
102 Hast Du die Freigrenze von 44 € für Sachzuwendungen Deines Arbeitgebers 102
schon ausgeschöpft, liegt der Wert der Fahrkarte, die Du kostenlos bekommst,
über diesem Betrag, oder scheut Dein Brötchengeber schlicht den Aufwand mit
dem Fahrkartenkauf oder dem benzingutschein und will Dir nur Bares zahlen,
hilft Dir die Pauschalsteuer für Fahrtkostenzuschüsse zumindest teilwise aus
der Bredouille. Dein Arbeitgeber kann nämlich Fahrgelder oder Sachleistungen
für Fahrten zur Arbeit, wie Fahrtkarten, ja sogar den Vorteil aus der Überlas-
sung eines Firmenwagens, mit 15 % pauschal versteuern. Daraus ergibt sich
gleich ein doppelter Vorteil. Für Dich ist der Fahrtkostenzuschuss damit steuer-
frei, und zudem fällt darauf keine Sozialversicherung an. Das ist sogar für Dei-
nen Brötchengeber ein gutes Geschäft. Entschließt er sich, die Lohnsteuer mit
15 % pauschal zu tragen, belastet ihn das inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszu-
schlag mit insgesamt ca. 17 %. Im Gegenzug spart er aber den Arbeitgeberanteil
zur Sozialversicherung von etwa 21 % ein.
Einen dicken Pferdefuß hat der Fiskus seit 2007 parat. Dein Arbeitgeber kann
vom Fahrtkostenzuschuss nur so viel mit 15 % pauschal besteuern, wie Du als
Werbungskosten abziehen kannst. Ab 2007 gibt es aber für Fahrten zur Arbeit
die Entfernungspauschale nur noch ab dem 21. Kilometer (gerechnet wird
immer mit der einfachen Strecke zwischen Wohnung und Arbeitsplatz). Die ers-
ten 20 Kilometer fallen komplett unter den Tisch. Außerdem können nur noch
Behinderte (Grad der Behinderung mindestens 50 % + Merkzeichen »G« oder
mindestens 70 %) die tatsächlichen Kosten für die Fahrt zur Arbeit absetzen.
Andere Arbeitnehmer haben diese Möglichkeit generell nicht mehr. Also lohnt
sich die Pauschalbesteuerung nur, wenn Dein täglicher Arbeitsweg deutlich län-
ger ist als 20 km.
Will Dein Arbeitgeber von der pauschalen Lohnbesteuerung der Zuschüsse
nichts wissen, kannst Du sie auch aus der eigenen Tasche finanzieren und Dei-
nem Brötchengeber erstatten. Unter dem Strich ist das für Dich oft immer noch
ein gutes Geschäft.
Beispiel:
Du bekommst als Lediger in Steuerklasse I einen Monatslohn von 3 000 €. Zu-
sätzlich zahlt Dein Chef einen monatlichen Fahrtkostenzuschuss von 100 €. Die
einfache Entfernung von Dir bis zur Arbeit beträgt 50 km.
Entfernungspauschale (es kann von 15 Tagen pro Monat ausgegangen werden)
monatlich (50 km ./. 20 km) = 30 km 0,30 € 15 Tage = 135 €.
Der Fahrtkostenzuschuss von 100 € kann also in voller Höhe mit 15 % pauschal
besteuert werden.
Bruttolohn 3 100,00 €
./. Steuer und Sozialversicherung (21 %) auf 3 100 € – 1 320,82 €
Nettolohn 1 779,18 € 1 779,18 €
Mit Übernahme der Pauschalsteuer:
Bruttolohn 3 000,00 €
./. Steuer und Sozialversicherung (21 %) darauf – 1 262,78 €
Fahrtkostenzuschuss + 100,00 €
./. pauschale Lohnsteuer 15 % von 100,00 € – 15,00 €
./. Pauschale Kirchensteuer 7 % von 15,00 € – 1,05 €
./. Solidaritätszuschlag 5,5 % von 15,00 € – 0,82 €
Nettolohn bei Pauschalierung des Zuschusses 1 820,35 € 1 820,35 €
Mehrbetrag pro Monat 41,17 €
Im gesamten Jahr 494,04 €
Wie Du siehst, machst Du trotz Übernahme der pauschalen Steuern auf den
Fahrtkostenzuschuss im Jahr ein sattes Plus von knapp 500 €.
Wenn Du noch andere Werbungskosten hast, mit denen Du schon über dem
Werbungskostenpauschbetrag von 920 € liegst, kannst Du zusätzlich die Entfer-
nungspauschale absetzen:
Arbeitstage 230 30 km 0,30 € = 2 070 €
./. pauschal besteuerte Fahrtkosten – 1 200 €
verbleibende Werbungskosten 870 €
104 Die Idee, mit einem schnellen Abstecher zur Post oder zur Bank zu fahren, um 104
durch diesen kleinen dienstlichen Auftrag morgens und abends aus Deiner
Fahrt zwischen Wohnung und Arbeitsstätte eine steuerlich viel lukrativere
Dienstreise zu machen, fand leider vor den Augen der obersten Steuerrichter
keine Gnade (BFH, BStBl 1991 S. 134). Steuerfreies Fahrgeld oder die erhöhte
Kilometerpauschale für Dienstreisen wird Dir nur für die Mehrkilometer durch
den Umweg zur Bank oder Post zugestanden.
105 Also sei clever. Kurz zur Post reicht nicht. Wenn Du aber z. B. häufiger im Auf- 105
trag Deines Chefs Kunden besuchen musst, solltest Du Deine Termine so pla-
nen, dass Du nach dem Kundenbesuch direkt nach Hause fahren kannst. Jetzt
kann Dir das Finanzamt ja wohl kaum noch mit »kurzfristigen Erledigungen«
kommen.
Und schon kann Dir Dein Chef wieder für die ganze Fahrt von der Firma zum
Kunden und von da bis nach Hause das Fahrgeld steuerfrei zahlen. Bekommst
Du kein Fahrgeld, setzt Du stattdessen bei Deiner Steuererklärung jeden Kilo-
meter mit 0,30 € als Werbungskosten ab.
106 Gehörst Du zu denen, bei denen der Arbeitgeber die Fahrtkostenzuschüsse 106
pauschal besteuern lässt? Dann muss Dein Arbeitgeber in diesem Fall durch die
Eintragung des steuerfreien oder pauschal besteuerten Betrags auf der Steuer-
karte das Finanzamt mit der Nase darauf stoßen, dass Dir die Beträge von Dei-
nen Entfernungskilometern abgezogen werden.
Profitierst Du von einer Sammelbeförderung, ist als Hinweis für das Finanzamt
in Deiner Lohnsteuerbescheinigung ein »F« aufgedruckt.
107 Die Werbungskosten aus Deiner Entfernungspauschale für den täglichen Weg 107
zur Arbeit kannst Du Dir als Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eintragen las-
sen und so schon im Lauf des Jahres einen hübschen Betrag an Steuern sparen.
Warte damit nicht erst bis zu Deiner Einkommensteuererklärung.
Zahlt Dir Dein Brötchengeber Fahrgeld oder darfst Du mit einem Firmenwa-
gen zur Arbeit fahren, rechnet man Dir daraus steuerpflichtige Einnahmen zu,
für die Du Steuern zahlen musst. (Natürlich kannst Du auch hier Deine lau-
fende Steuerlast mit einem Freibetrag auf der Steuerkarte drücken.)
Bei einer Entfernung zur Arbeit von 60 km zahlt Dir Dein Chef monatlich ein
Fahrgeld von 200 €.
Bei einem Gehalt von 2 500 € zahlst Du also 2007 inkl. Fahrgeld an Steuern für
monatlich 2 700 € 525,15 €
Allein für Deine Fahrtkosten stünde Dir bei 230 Arbeitstagen
ein Freibetrag von ca. 150 € im Monat zu.
Damit liegt die Steuer auf Dein steuerpflichtiges Gehalt
von 2 700 € ./. 150 € = 2 550 € nur noch bei 473,34 €
monatliche Ersparnis an Lohnsteuer, Kirchensteuer, Soli 51,81 €
Gesamtersparnis im Jahr ca. 621,00 €
5. Firmenwagen
108 Stellt die Firma ihrem Arbeitnehmer ein Fahrzeug zur Verfügung, das er auch 108
für Privatfahrten und Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte verwenden
darf, dann ist der darin liegende geldwerte Vorteil vom Arbeitnehmer zu ver-
steuern, das ist klar. Für Privatfahrten ist pro Monat aber nur 1 % des
Listen(neu)preises des Fahrzeugs (inkl. Umsatzsteuer) dem Monatslohn hinzu-
zurechnen. Für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte beträgt der geld-
werte Vorteil zusätzlich 0,03 % des Listenpreises je Entfernungskilometer für
jeden Monat. Davon werden bei der Einkommensteuerveranlagung die Wer-
bungskosten für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit der Entfer-
nungspauschale von 0,30 € für jeden Entfernungskilometer ab dem 21. abgezo-
gen.
Beispiel
Ein Arbeitnehmer fährt arbeitstäglich mit einem Firmenwagen zu seiner 30 km
entfernt liegenden Arbeitsstätte. Für die private Nutzung des Firmenwagens
leistet der Arbeitnehmer eine Zuzahlung von mtl. 150 €.
Der Arbeitnehmer hat als geldwerten Vorteil zu versteuern:
Für Privatfahrten
Listenpreis des Dienstwagens z. B. 30 000 €
davon 12 % = geldwerter Vorteil (Jahresbetrag) 3 600 €
109 Die 1 %-Regelung kommt übrigens auch zur Anwendung, wenn es sich bei 109
Deinem Firmenwagen um ein Wohnmobil, einen Pick-up oder um einen Ge-
ländewagen handelt. Es ist also nicht entscheidend, ob das Gefährt kraftfahr-
technisch als Pkw oder als sonstiges Fahrzeug zugelassen wurde und bei der
Kraftfahrzeugsteuer etwa wie ein Lkw besteuert wird.
Auch für sog. Werkstattwagen oder Lkw, bei denen nur zwei Sitzplätze vorhan-
den sind und der Rest des Autos mit Maschinen, Regalen und Werkzeugen
zugebaut ist, bindet man Dir die 1 %-Regelung zzgl. der Pauschale für Fahrten
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte ans Bein, wenn Dir das Fahrzeug zur
Verfügung steht und Du eine Privatnutzung nicht nachweislich ausschließen
kannst. Allerdings legt der Fiskus als Listenpreis bei solchen Sonderfahr-
zeugen höchstens 80 000 € zugrunde (FM Saarland v. 29. 1. 2003 – B/2 – 4 –
S 2334).
110 Ärgerlich ist neben der Anwendung der 1 %-Regelung für reine Privatfahrten 110
vor allem die Versteuerung der Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte.
Der pauschale Ansatz des Monatswerts von 0,03 % ist nämlich völlig unabhän-
gig davon, in welchem Umfang Du das Fahrzeug tatsächlich für Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte nutzt und ob es Dir überhaupt während des
ganzen Monats zur Verfügung steht.
Besonders teuer wird die ganze Sache für Dich, wenn Du mit dem Firmenwa-
gen das »park and ride«-Verfahren praktizierst: Fährst Du mit dem Firmen-
wagen nur bis zum Bahnhof und legst die restliche Strecke mit öffentlichen
Verkehrsmitteln zurück, muss gleichwohl die gesamte Entfernung zwischen
Wohnung und Arbeitsstätte der Berechnung des Nutzungsvorteils zugrunde ge-
legt werden. Im Klartext bedeutet das: Fährst Du 3 km mit dem Wagen zum
Bahnhof und dann 47 km mit der Bahn, bindet Dir der Fiskus den geldwerten
Vorteil für die gesamten 50 km ans Bein.
Wenn Ihr es geschickt anstellt, könnt Ihr eine Begrenzung des völlig überhöh-
ten Nutzungsvorteils: Dein Arbeitgeber stellt Dir das Fahrzeug ausdrücklich
nur für die Fahrt zum Bahnhof zur Verfügung. Das Ganze legt Ihr schriftlich
fest. Außerdem kontrollliert er gelegentlich am Abend und am anderen Morgen
die Kilometerstände und protokolliert diese Kontrollen für sein Lohnkonto,
und schon versteuerst Du statt 50 km doch nur 3 km.
Ganz übel hat man Dir auch mitgespielt, wenn Du als Kundendienstmonteur,
Bau-, Montagearbeiter oder als Mitarbeiter eines Pflegediensts nur einmal pro
Woche kurz den Betrieb anfährst, um Aufträge oder Material abzuholen, Deine
Berichte abzuliefern oder gar nur eben einen Kollegen abzuholen, den Du im
Firmenwagen mitnimmst. In diesen Fällen setzt Dir der Fiskus mit Billigung des
BFH tatsächlich einen Vorteil mit 0,03 % des Listenpreises pro Monat und Ent-
fernungskilometer an.
111 Wie Du gesehen hast, will der Fiskus sogar Lohnsteuer dafür haben, dass Du 111
den Firmenwagen für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte benutzt.
Denn wer für diese Fahrten das Fahrgeld ersetzt bekommt, muss den Fahrtkos-
tenersatz ja auch versteuern. Um den Betrieben entgegenzukommen, besteht
indessen die Möglichkeit, dass sie den Fahrtkostenersatz pauschal versteuern.
(Quelle: § 40 Abs. 2 EStG) Bei Benutzung eines Firmenwagens für Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte führt das zu Wirkungen, die selbst für Steuer-
fachleute kaum zu überblicken sind. Von den 0,03 % des Listenpreises, die für
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte pro Entfernungskilometer zu
versteuern sind, kann der Betrieb 2007 einen Betrag in Höhe der Entfernungs-
pauschale von 0,30 € ab dem 21. Kilometer pauschal mit 15 % versteuern. Für
die Pauschalierung kann von 180 Fahrten im Jahr (15 Fahrten im Monat) ausge-
gangen werden. Bei Pauschalversteuerung ergibt sich also, bezogen auf den
obigen Fall, folgender Arbeitslohn:
Für Privatfahrten 12 % vom Listenpreis 3 600,00 €
Für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte + 3 240,00 €
(30 km – 20 km) = 10 km 0,30 € = 3,00 € 180 Tage – 540,00 €
Zusammen 6 300,00 €
./. Zuzahlung – 1 800,00 €
Als Rest zu versteuern (Jahresbetrag) über Lohnsteuerkarte 4 500,00 €
Der Betrieb zahlt an Pauschalsteuern
Pauschale Lohnsteuer 15 % von 540,00 € 81,00 €
Pauschale Kirchensteuer 9 % von 81,00 € 7,29 €
Solidaritätszuschlag 5,5 % von 81,00 € 4,45 €
Wie Du siehst, ist die Pauschalregelung günstig, zumal auch keine Sozialversi-
cherungsbeiträge für den pauschal versteuerten Lohn anfallen.
112 Eine ganz wichtige Entscheidung für die Firmenwagennutzung ist inzwischen 112
gefällt: Die 1 %-Regelung gilt fahrzeug-, nicht personenbezogen. Teilst Du Dir
also den Firmenwagen mit einem Arbeitskollegen, müsst Ihr nicht jeder 1 %
vom Listenpreis pro Monat versteuern, sondern beide jeweils die Hälfte davon.
Das Finanzamt darf für die gesamte Privatnutzung eines Firmenwagens, egal, ob
er nun von einem oder von 20 Arbeitnehmern genutzt wird, insgesamt nur ein-
mal die 1 %-Regelung anwenden. Der als Arbeitslohn steuerpflichtige Vorteil
wird im Zweifel gleichmäßig auf alle Arbeitnehmer verteilt, die den Wagen nut-
zen (BFH-Urteil v. 15. 5. 2002, BStBl 2003 II S. 311).
113 Profitieren kannst Du von dem Urteil auch, wenn es in Eurer Firma einen Fahr- 113
zeugpool gibt, bei dem Dir und Deinen Kollegen nicht ein einzelnes Auto fest
zugewiesen wird, sondern Ihr je nach Bedarf auf eines der Fahrzeuge auch für
private Zwecke zurückgreifen könnt.
Angenommen, Ihr seid in Eurer Firma fünf Angestellte, und Euch stehen zwei
Autos zur Verfügung, Listenpreis Auto 1 = 20 000 € und Listenpreis Auto 2 =
30 000 €. Dein Arbeitgeber berechnet den Arbeitslohn dann nach H 31 Abs. 9
LStH wie folgt:
Nutzungsvorteil Auto 1: 1 % von 20 000 € = 200 €
Nutzungsvorteil Auto 2: 1 % von 30 000 € = 300 €
monatlicher Gesamtarbeitslohn 500 €
Verteilt auf 5 Arbeitnehmer macht pro Kopf monatlich 100 €
statt bisher 1 % = 300 € für das teuerste Auto im Pool
weniger Arbeitslohn für Dich pro Monat 200 €
aufs Jahr gerechnet 2 400 €
114 Die meisten Arbeitgeber setzen aus Bequemlichkeit 1 % vom Listenpreis pro 114
Monat an und schlagen die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte drauf.
Diese Methode ist zwar die einfachste und macht am wenigsten Arbeit, ist aber
nicht immer die billigste für Dich.
Wenn Du mit dem Firmenwagen nur wenig privat fährst, lohnt es sich, ein Fahr-
tenbuch für das Auto zu führen. Als Arbeitslohn brauchst Du dann nur die Pri-
vatkilometer, die Du in Dein Fahrtenbuch eingetragen hast, mit den anteiligen
Autokosten zu versteuern. Nehmen wir einmal an, aus Deinen Eintragungen
ergeben sich folgende Daten für die Privatnutzung:
52 Wochen à 50 Privat-km 2 600 km
für Urlaub und sonstige Fahrten + 1 400 km
insgesamt 4 000 km
tatsächliche Kosten je km ca. 0,35 €
Arbeitslohn = 1 400 €
Nach der 1 %-Regelung versteuerst Du dagegen bei einem Auto mit einem
Listenpreis von 25 000 €
für reine Privatfahrten 12 % von 25 000 € = 3 000 €
und für Fahrten Wohnung/Arbeitsstätte
zusätzlich noch 0,03 % von 25 000 € = 7,50 €
8 km 12 Monate = + 720 €
insgesamt 3 720 € 3 720 €
Durch das Fahrtenbuch sparst Du also die Steuer auf 2 320 €
Das sind bei einem Steuersatz von 30 % zzgl. Kirchensteuer und Solidaritätszu-
schlag immerhin 797 €. Dafür lohnt sich das bisschen Schreibarbeit. Meinst Du
nicht auch?
115 Beharrt Dein Arbeitgeber auf der 1 %-Regelung, geht Dir bei der Steuer trotz- 115
dem nichts endgültig verloren. Lege Dein Fahrtenbuch und die Kostenaufzeich-
nungen für das Auto zusammen mit Deiner Steuererklärung vor. Das Finanz-
amt muss dann nämlich den Arbeitslohn neu berechnen und den für Dich güns-
tigeren Betrag laut Fahrtenbuch ansetzen. Was Du zu viel an Steuern für Deine
Autonutzung geblecht hast, bekommst Du auf diese Weise über Deinen Ein-
kommensteuerbescheid mit etwas Verzögerung zurück.
Will Dein Fiskalvertreter dabei mit fadenscheinigen Argumenten nicht mitma-
chen, weise ihn auf R 31 Abs. 9 Nr. 3 S. 4 LStR hin. Dort steht ausdrücklich, dass
die vom Arbeitgeber gewählte Methode bei der Einkommensteuererklärung
nicht bindend ist.
Als Arbeitnehmer, der gar nicht der Sozialversicherung unterliegt, oder als
Spitzenverdiener mit einem Gehalt über der Beitragsbemessungsgrenze zur
Rentenversicherung kannst Du völlig beruhigt so vorgehen.
Achtung Sozialversicherung!
Leider klappt der Kniff mit der nachträglichen Vorlage des Fahrtenbuchs nur
bei der Einkommensteuer. Bei Arbeitnehmern, die mit ihrem Nutzungsvorteil
der Sozialversicherung unterliegen, funktioniert das nicht ganz so reibungslos.
Wendet Dein Arbeitgeber die für Dich ungünstigere Pauschalregelung im lau-
fenden Jahr an, bleibst Du trotz Fahrtenbuch auf den zu viel gezahlten Sozial-
versicherungsbeiträgen sitzen. Einen vergleichbaren Ausgleich nach Ablauf des
Jahres, wie bei der Steuer die Abgabe einer Einkommensteuererklärung, gibt es
bei der Sozialversicherung nicht. Deshalb solltest Du als Sozialversicherungs-
pflichtiger mit Nachdruck darauf bestehen, dass Dein Brötchengeber schon im
laufenden Jahr nach der Fahrtenbuchmethode abrechnet.
116 Wenn Du Deinem Finanzamt mit einem Fahrtenbuch kommst, musst Du mit 116
besonderer Pingeligkeit rechnen. Nach dem Motto »Hoch lebe der Formalis-
mus« verlangt man von Dir haarkleine Aufzeichnungen über jeden Meter, den
Du mit der Firmenkutsche gefahren bist. Damit Deine mühevoll geführten Auf-
zeichnungen nicht für null und nichtig erklärt werden, musst Du wissen, was
mindestens an Eintragungen in Deinem Fahrtenbuch auftauchen muss. Und
zwar sind das
für Deine dienstlichen Fahrten
● Datum und Kilometerstand am Anfang und am Ende jeder einzelnen Dienst-
fahrt
● Ziel und Fahrtroute
● Zweck der Fahrt
● Name und Adresse des Geschäftspartners/Kunden
für Deine Privatfahrten
● die gefahrenen Kilometer und der Vermerk »privat«
● für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte die gefahrenen Kilome-
ter und der Vermerk »Wohnung/Arbeitsstätte«.
Nimmst Du an einem Tag nacheinander mehrere berufliche Termine wahr, ge-
nügt die Eintragung des Kilometerstands am Anfang und am Ende der Dienst-
fahrt. Allerdings müssen alle aufgesuchten Kunden oder Geschäftspartner in
der zeitlich richtigen Reihenfolge im Fahrtenbuch vermerkt werden.
Sobald zwischendurch eine private Fahrt anfällt, musst Du eine neue Eintra-
gung machen und den jeweils aktuellen Kilometerstand eintragen.
Um Ärger mit der Anerkennung Deines Fahrtenbuchs zu vermeiden, sollten
sämtliche Angaben im Fahrtenbuch eingetragen werden. Wenn Du zusätzlich
andere Aufzeichnungen wie Terminkalender oder Reisekostenabrechnungen
heranziehen musst, ist die Ordnungsmäßigkeit Deines Fahrtenbuchs nur dann
nicht in Gefahr, wenn auch diese Aufzeichnungen lückenlos vorhanden, leicht
greifbar, übersichtlich, vollständig und nicht nachträglich veränderbar sind
(BFH v. 16. 3. 2006 – BStBl II 2006 S. 625). Was z. B. bei elektronischen Termin-
kalendern in aller Regel nicht der Fall ist.
Also: Wenn Du Dir schon die Mühe machst, ein Fahrtenbuch zu führen, dann
solltest Du darin auch alle erforderlichen Angaben machen. Alles andere bringt
nur Probleme und wirkt auf den Fiskus wie eine Einladung, Fehler im Fahrten-
buch zu finden und es deswegen als nicht ordnungsgemäß anzuerkennen.
117 Ein Fahrtenbuch muss nach Meinung des obersten Steuergerichts in aller Regel 117
in Buchform geführt werden. Loseblatt- und Zettelsammlungen reichen nicht
(BFH v. 9. 11. 2005 – BStBl II 2006 S. 408). Genauso wenig genügt es, wenn das
Fahrtenbuch am Computer mit einem Textverarbeitungs- oder Tabellenkalku-
lationsprogramm erstellt wird: Die pure theoretische Möglichkeit der nachträg-
lichen Veränderung der Eintragungen verhindert, dass es als ordnungsgemäß
anerkannt wird. Auch Nachschreiben solltest Du Dein Fahrtenbuch nicht. Wenn
Du z. B. Deine Fahrten auf losen Zetteln notierst und sie am Monatsende fein
säuberlich in Dein Fahrtenbuch überträgst, dreht man Dir schon daraus einen
Strick, dass die Eintragungen nicht zeitnah erfolgt sind (BFH v. 16. 11. 2005 –
BStBl II 2006 S. 410).
118 Nicht jeder Fehler im Fahrtenbuch führt automatisch dazu, dass das Finanzamt 118
es als nicht ordnungsgemäß zurückweisen kann. Dies sei dem Fiskus nach dem
Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zumindest dann verboten, wenn es sich um
vereinzelte kleinere Mängel handelt. So hat das FG Köln entschieden, dass eine
einzelne nicht aufgezeichnete Tankfahrt in einem Zeitraum von über drei Mo-
naten oder einmalige geringe Abweichungen zwischen Fahrtenbuch und Werk-
stattrechnungen allein dazu nicht ausreichen (FG Köln v. 27. 4. 2006 – DStRE
2006 S. 1243). In Jahren, in denen derartige Fehler mehrfach aufgetreten sind,
waren aber auch die Richter in Köln unerbittlich und haben statt des Fahrten-
buchs die viel teurere 1 %-Regelung angewendet.
Gib Dir also ruhig etwas Mühe! Und denke daran, dass auf den Tankbelegen
nicht nur das Datum, sondern in der Regel auch die Uhrzeit ausgewiesen wird,
zu der Du getankt hast. Diese Zeitangaben müssen natürlich mit denen in Dei-
nem Fahrtenbuch korrespondieren, sonst droht steuerliches Ungemach.
120 Als Angehöriger der o. g. Berufsgruppen hast Du somit zwei Alternativen, ein 120
vor den gestrengen Augen des Fiskus wasserdichtes (ordnungsgemäßes) Fahr-
tenbuch zu führen:
1. Du kannst ein umfassendes Fahrtenbuch führen, in dem Du alle laufenden
Eintragungen zu Datum und Kilometerstand zu Beginn und Ende jeder ein-
zelnen beruflichen Fahrt vornimmst, ferner Reiseziel und -zweck und Namen
der aufgesuchten Personen einträgst.
2. Du machst im Fahrtenbuch, ergänzend zu der Angabe von Datum und Kilo-
meterständen, lediglich Pauschalangaben zu Reisezweck, -ziel, -route und
Mandant und führst ein Zusatzverzeichnis, aus dem sich die Details zu Dei-
nen Pauschalangaben nachvollziehen lassen.
Berufe Dich auf das Schreiben des BMF vom 21. 1. 2002 (BStBl I 2002 S. 148).
Auch in anderen Berufen kannst Du Dich auf Vereinfachungen für Dein Fahr-
tenbuch berufen:
125 Du als Steuerfuchs wirst den Teufel tun und für Deine Privatfahrten nach der 125
1 %-Regelung viel zu viel versteuern, wenn Du die Kosten für den Firmenwagen
auch einzeln nachweisen kannst. Dein Arbeitslohn wird dann z. B. so berech-
net:
Zu dieser Methode rate ich Dir, wenn Dein Firmenwagen schon abgeschrieben
ist, in der Regel nach sechs Jahren. Dann brauchst Du nämlich bei der Ermitt-
lung der Pkw-Kosten den dicksten Batzen, die Abschreibung, nicht mehr mitzu-
rechnen. Du versteuerst dann statt 1 % vom Listenpreis nur noch die nied-
rigeren tatsächlichen Kosten.
126 Wenn Dir Dein Brötchengeber ein Firmenauto auch zur Privatnutzung über- 126
lässt, kann Dein Chef möglicherweise von hohen Sonderabschreibungen profi-
tieren. Da das Auto nur von Arbeitnehmern – nämlich Dir – genutzt wird, steht
es zu 100 % für betriebliche Zwecke im Einsatz. Gehört Deine Firma in die
Kategorie kleine und mittlere Unternehmen (Betriebsvermögen – nach Abzug
der Schulden – max. 204 517 €), so darf Dein Chef den Dir überlassenen Wagen
z. B. schon im ersten Jahr mit 50 % abschreiben (§ 7 g EStG: 20 % + degressive
Abschreibung 30 %).
Führst Du ein Fahrtenbuch, dann sind für die Berechnung Deines geldwerten
Vorteils zunächst einmal die tatsächlichen Autokosten maßgebend, wie sie
Deine Firma gebucht hat. Das gilt allerdings nicht für die Abschreibung. Diese
wird regelmäßig pro Jahr mit 1/8 des tatsächlichen Kaufpreises inkl. Umsatz-
steuer berechnet und weicht daher von der durch Deine Firma gebuchten Ab-
schreibung ab. Du musst Dir auch bei der Fahrtenbuch- und Nachweismethode
nicht etwaige Sonderabschreibungen ans Bein binden, die Dein Arbeitgeber für
das Auto in Anspruch nimmt. Die Finanzämter versuchen oft, die Abschreibung
statt mit nur 1/8 pro Jahr mit der Abschreibung nach den amtlichen Abschrei-
bungstabellen von 1/6 pro Jahr anzusetzen. Mit dieser für Dich ungünstigeren
Regelung musst Du Dich aber nicht zufriedengeben. Beharre auf der für Dich
günstigeren Nutzungsdauer von acht Jahren (BFH v. 29. 3. 2005 – BStBl II 2006
S. 368).
Wie Du siehst, könnt Ihr beide, Dein Chef und Du, die jeweils günstigste Rege-
lung in Anspruch nehmen, ohne dass Ihr Euch dabei ins Gehege kommt.
Beispiel
Dein Firmenwagen hat 30 000 € + 5 700 € Mehrwertsteuer = 35 700 € gekostet.
Dein Chef schreibt im ersten Jahr davon ab: (degressive Abschreibung 30 % +
Sonderabschreibung 20 %) = 50 % von 30 000 € = 15 000 €.
Bei der Berechnung Deines geldwerten Vorteils wird aber nur folgende Ab-
schreibung zugrunde gelegt: 35 700 € 12, 5 % (= 1/8) = 4 462,50 €.
127 Mein guter Rat für perfekte Erholung: Nimm einen kompletten Monat Urlaub 127
statt nur drei Wochen. So tust Du nicht nur Leib und Seele etwas Gutes, weil Du
richtig ausspannen kannst und den täglichen Berufsstress weit hinter Dir lässt.
Nein, auch Dein Portemonnaie erholt sich. »Wie kann das denn sein?«, fragst
Du. Ganz einfach: Egal, ob Du Deinen fahrbaren Untersatz einmal oder hun-
dertmal im Monat privat nutzt, ist 1 % vom Listenpreis fällig. Bei einem
40 000-€-Auto und 40 % Steuersatz kostet Dich das allein an Lohnsteuer ca.
160 € im Monat.
Für Deinen Urlaubsmonat drehst Du dem Finanzamt aber eine lange Nase. In
dieser Zeit konntest Du das Firmenauto nicht benutzen, hattest also keinen
Nutzungsvorteil und versteuerst es daher nur elf Monate.
Selbstverständlich klappt das nur, wenn Du nicht ausgerechnet mit der Firmen-
kutsche in Urlaub fährst. Um besonders argwöhnischen Finanzern den Wind
aus den Segeln zu nehmen, stellst Du den Wagen während des Urlaubs bei Dei-
ner Firma ab. Dann kann später keiner behaupten, der Wagen habe Dir oder
Deinen daheimgebliebenen Kindern zur Verfügung gestanden. Ein weiterer
netter Nebeneffekt dabei ist, dass Du so auch vor unliebsamen Überraschungen
wie zerstochenen Reifen, abgebrochenen Spiegeln oder zerkratztem Lack si-
cher bist.
128 Der einfachste Weg, die Versteuerung der Dienstwagennutzung zu vermeiden, 128
ohne dass Du Dir den lästigen Papierkram mit einem Fahrtenbuch ans Bein
binden musst, ist ein vom Chef ausgesprochenes Nutzungsverbot für private
Zwecke.
Die Geschichte ist an sich ganz einfach. In Deinen Arbeitsvertrag oder die Nut-
zungsvereinbarung für Deinen Firmenwagen wird eine Klausel aufgenommen,
nach der Du das Auto nur für dienstliche Fahrten benutzen darfst und die Be-
nutzung für irgendwelche privaten Angelegenheiten ausdrücklich untersagt ist.
Sei aber auf der Hut, denn das Finanzamt kommt gern mit dem fadenscheinigen
Argument: »Papier ist ja bekanntlich geduldig! Das Nutzungsverbot ist null und
nichtig, weil der Arbeitgeber es nicht regelmäßig kontrolliert hat und deswegen
wohl auch nicht richtig ernst gemeint hat.«
Du wirst daher Dein Firmenauto auf Anforderung, z. B. nach Inspektionen,
nach dem Wochenende oder einmal im Monat, Deinem Chef vorführen, damit
der anhand des Kilometerstands prüft, ob Du tatsächlich nur für die Firma ge-
fahren bist. Um dem gestrengen Blick der Herren vom Fiskus eines der ach so
gern gesehenen Nachweispapierchen vorlegen zu können, schreibt Ihr jedes
Mal ein kleines Kontrollprotokoll:
Du bekommst eine Kopie, das Original wandert als Beleg zum Lohnkonto, und
schon kann Dir der Fiskus den Buckel herunterrutschen.
Wenn Du an einen besonders hartnäckigen Fiskusjünger gerätst, hilf ihm mit
dem Urteil des FG Münster vom 14. 11. 2002 (5 K 5433/00) auf die Sprünge.
129 Den größten Reibach mit steuerfreien Zahlungen kannst Du machen, 129
mS wenn Dir ein Teil Deines Arbeitslohns als Zuschlag für Arbeit zu ungüns-
tigen Zeiten gezahlt wird. Diese Zuschläge sind nämlich nach § 3 b EStG in
großem Umfang steuerfrei, wenn sie Dir für
● Sonntagsarbeit,
● Feiertagsarbeit,
● Nachtarbeit
zufließen. Profitieren kannst Du von dieser Steuerbefreiung aber nur, wenn Du
Arbeitnehmer im steuerlichen Sinne bist.
130 für alle Geschäftsführer und Vorstände, die Ihr in Eurer Firma das Sagen habt. 130
Dabei ist es egal, ob Ihr Angestellte seid oder ob Euch als Gesellschafter-Ge-
schäftsführer ein Teil des Unternehmens gehört. Die Richter beim BFH waren
der Meinung, in solch herausgehobener Stellung bekomme man ein so klotziges
Gehalt, dass Überstunden und Arbeit zu ungünstigen Zeiten eine Selbstver-
ständlichkeit seien. Also haben sie die steuerliche Anerkennung von Überstun-
denvergütungen an Sonn- und Feiertagen sowie bei Nachtarbeit für Spitzenan-
gestellte dieser Art abgelehnt.
Bei der Zahlung von Überstundenvergütungen und Zuschlägen an Geschäfts-
führer, Gesellschafter-Geschäftsführer bzw. Vorsitzende lägen regelmäßig ver-
deckte Gewinnausschüttungen vor (BFH 19. 3. 1997 – I R 75/96; BStBl 1997
S. 577).
131 Mit etwas Überlegung schlägst Du als GmbH-Gesellschafter dem Fiskus aber 131
doch ein Schnippchen. Der BFH hat sich mit seiner Entscheidung zu Sonntags-,
Feiertags- und Nachtarbeitszuschlägen ausdrücklich nur auf geschäftsführende
Arbeitnehmer bezogen. Also mache aus der Not eine Tugend: Wer sagt denn,
dass Du in Deiner Firma unbedingt als Geschäftsführer fungieren musst? Über-
lass diesen Posten einfach Deiner besseren Hälfte! Du selbst kannst Dich dann
als normaler Arbeitnehmer auf den Standpunkt stellen, dass das BFH-Urteil für
Dich nicht gilt. Natürlich musst Du eine astreine Gehaltsvereinbarung vorwei-
sen können, in der auch die Zahlung der Zuschläge – diesmal entsprechend
steuersparend – geregelt wird.
Völlig auf der sicheren Seite bist Du, wenn in Deiner GmbH noch ein angestell-
ter Geschäftsführer arbeitet, der nicht an der Firma beteiligt ist und ebenfalls
Zuschläge bekommt. Dann kannst Du die ganze restriktive Rechtsprechung
vom Tisch wischen und Dir selbst dieselben Zuschläge genehmigen (BFH v.
14. 7. 2004 – BStBl II 2005 S. 307).
Bezogen auf Deinen rechnerischen Stundengrundlohn – höchstens aber 50 € –
bleiben die von Deinem Arbeitgeber gezahlten Zuschläge bis zu folgenden Pro-
zentsätzen steuerfrei:
Nachtarbeit
● 25 %
● 40 % von 0.00 bis 4.00 Uhr, wenn Dein Arbeitsbeginn vor 0.00 Uhr lag.
Sonntagsarbeit
● 50 %
– Ist Deine Sonntagsarbeit zugleich Nachtarbeit,
● regelmäßig 50 % + 25 % = 75 %
● Montag 0 bis 4 Uhr 50 % + 40 % = 90 %
Feiertagsarbeit
● allgemeine Feiertage 125 %
● Silvester (von 14.00 bis 0.00 Uhr) 125 %
● Heiligabend (von 14.00 bis 0.00 Uhr) 150 %
● Weihnachten (25. 12. und 26. 12.) 150 %
● 1. Mai 150 %
Auch zum Feiertagszuschlag kannst Du zusätzlich Nachtzuschläge kassieren.
Dass für Dich dabei zusätzliche steuerfreie Sonderzahlungen von nahezu 200 %
Deines normalen Arbeitslohns herausspringen können, siehst Du an der fol-
genden Zuschlagstabelle.
Sonntagszuschlag 90 % 75 % 75 % 50 % 50 % 75 %
für Zuschläge
Hier noch einige wichtige Hinweise, die Du beachten solltest, damit Dir das Fi-
nanzamt nicht wegen formaler Fehler einen Strich durch die Steuerfreiheit
macht:
● Deine Zuschläge müssen zusätzlich zu Deinem übrigen Arbeitslohn gezahlt
werden. Die Finanzämter erkennen es nicht an, wenn Du aus Deinem Gehalt
von 4 000 € einfach 20 % als Sonntags-, Feiertags- oder Nachtzuschlag heraus-
rechnest, weil Du häufig in den begünstigten Zeiten gearbeitet hast.
● Der steuerfreie Betrag muss nicht jeden Monat spitz abgerechnet werden.
Deine Firma kann zunächst den Betrag steuerfrei lassen, der sich über den
Daumen gerechnet ergibt. Spätestens nach Ablauf des Jahres muss die ge-
naue Abrechnung aber nachgeholt und müssen eventuell zu viel oder zu
wenig steuerfrei belassene Beträge ausgeglichen werden (BFH v. 23. 10. 1992
– BStBl 1993 I S. 314).
● Steuerfreie Zuschläge kannst Du nur beanspruchen, wenn Du auch tatsäch-
lich gearbeitet hast. Vereinbarungsgemäß weitergezahlte Zuschläge während
Deines Urlaubs oder einer Krankheit sind von der Steuerbefreiung ausge-
nommen.
132 Wenn Du häufiger Rufbereitschaft hast, kannst Du Dir für die Bereitschaftsver- 132
gütung auch steuerfreie Zuschläge zahlen lassen.
Möglich wird das, weil der BFH (Urteil v. 27. 8. 2002 – BStBl 2002 II S. 883) in
einem Anfall von Großzügigkeit eingesehen hat, dass Rufbereitschaft auch
dann tatsächlich geleistete Arbeit darstellt, wenn Du nicht zum Einsatz kommst.
Schließlich kannst Du bei Rufbereitschaft nicht uneingeschränkt Deinen Frei-
zeitaktivitäten frönen oder zum Länderspiel ein paar Bierchen zischen. Also
kann man da wohl kaum von Freizeit sprechen. So, nun gilt es nur noch, Deinen
Chef zu überzeugen, dass er statt einer pauschalen Bereitschaftsvergütung bes-
ser zusätzlich die steuerlich zulässigen Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschläge
zahlt. Das dürfte ihm schon deshalb nicht allzu schwer fallen, weil er durch die
Steuerfreiheit der Zuschläge nicht nur einen glücklicheren und zufriedeneren
Mitarbeiter hat, sondern überdies einen schönen Batzen Sozialversicherungs-
beiträge einspart.
133 Vorsicht, Fußangel! Auch bei den steuerfreien Zuschlägen will das Finanzamt 133
Nachweise sehen. So verlangt es von Dir regelmäßig einen schriftlichen Nach-
weis darüber, wann und wie lange Du am Sonntag oder nachts gearbeitet hast.
Natürlich ist das lästig, aber willst Du wirklich bares Geld in den Wind schrei-
ben, nur weil Du zu bequem warst, ein paar Stundenzettel auszufüllen?
Steuerfreie Zuschläge:
Nachtarbeit: 15 Stunden 33,33 € 25% 124,99 €
Sonntagsarbeit: 16 Stunden 33,33 € 50% 266,64 €
monatlich 391,63 €
jährlich 391,63 € 12 4 699,56 €
Deine Steuerersparnis beträgt ca. 2 260 €.
Damit die Bäume bei der Steuerfreiheit von Zuschlägen vor allem für gutver-
dienende Arbeitnehmer nicht zu sehr in den Himmel wachsen, ist der max.
Stundengrundlohn, auf den die Zuschlagsätze angewendet werden, auf höchs-
tens 50 € begrenzt. Die Sozialversicherung ist da noch kleinlicher, dort beträgt
der max. Stundengrundlohn nämlich nur 25 €.
Wie Du oben in meinem Beispiel gesehen hast, richtet sich die Berechnung
mS Deiner steuerfreien Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschläge nach Dei-
nem rechnerischen Stundenlohn. In seine Ermittlung werden nur die vereinbar-
ten regelmäßigen Lohnzahlungen einbezogen.
Die monatliche (wöchentliche) Arbeitszeit wird mit 152 Stunden (38 Stun-
den) festgelegt. Überstunden sind entsprechend den betrieblichen Erfor-
dernissen zusätzlich zu leisten und werden mit einem Stundensatz von
. . . € vergütet.
136 Arbeitgeber und Arbeitnehmer können zwar zivilrechtlich vereinbaren, dass 136
entgegen der gesetzlichen Normalregelung die pauschale Lohnsteuer vom Ar-
beitnehmer übernommen wird, allerdings hat so eine Abwälzung der Lohn-
steuer steuerlich keine Wirkung. Die Pauschalsteuer wird weiterhin vom ver-
einbarten Arbeitslohn berechnet, auch wenn der Arbeitnehmer sie seinem Chef
erstattet.
138 Pauschalierung mit einem festen Pauschalsteuersatz von 25 % (§ 40 Abs. 2 EStG) 138
● Verbilligte Kantinenmahlzeiten im Betrieb oder Essenszuschüsse, die er an
einen anderen Unternehmer (Gaststätte, Catering-Service) für kostengüns-
tige Essenslieferungen an die Belegschaft zahlt.
● Erholungsbeihilfen von jährlich nicht mehr als
– 156 € für den Arbeitnehmer selbst
– 104 € für dessen Ehegatten
– 52 € für jedes steuerlich noch zu berücksichtigende Kind
● Arbeitslohn aus einer Betriebsveranstaltung. Eine Versteuerung muss z. B.
erfolgen, wenn bereits zwei andere Betriebsveranstaltungen stattgefunden
hatten oder die durchschnittlichen Kosten je Arbeitnehmer über 110 €
lagen.
● Höhere Erstattung von Verpflegungskosten als die steuerfreien Pauschalen
für Dienstreisen. Zahlt Dein Arbeitgeber Dir mehr als die steuerfrei mög-
lichen Pauschalen von 24 €, 12 €, 6 €, kann er von dem steuerpflichtigen Teil
noch einmal einen Betrag in Höhe der Verpflegungssätze pauschal versteu-
ern. Bekommst Du bei einer 15-stündigen Dienstreise z. B. 24 € Spesen, blei-
ben 12 € steuerfrei, für weitere 12 € kann Dein Arbeitgeber die Pauschal-
steuer mit 25 % abführen. Für Dich bleiben die 24 € damit komplett steuer-
frei. Weitere Einzelheiten siehe E Rz 177.
139 ● Vorteile aus der kostenlosen oder verbilligten Überlassung von Computern 139
und Zubehör und der Übernahme privater Internetkosten.
Lass Dir vom Chef einen Firmen-PC für zu Hause geben. Solange dieser im
Eigentum der Firma bleibt, kannst Du damit in aller Ruhe auch privat arbeiten,
im Internet surfen etc. (§ 3 Nr. 45 EStG).
Besonders günstig ist die Pauschalierungsmöglichkeit für die Übernahme Dei-
ner Internetkosten. Darunter fallen insbesondere
● Grundgebühr für den Internetzugang
● laufende Gebühren für die Internetnutzung
● ISDN-Anschluss, DSL etc.
● Modem
An sich setzt die Pauschalierung voraus, dass Du Deiner Firma einen Nachweis
über die Höhe Deiner Kosten vorlegst. Wenn Du Dich aber mit einer monatli-
Lieber Chef,
hiermit bestätige ich, dass ich über einen privaten Internetzugang ver-
füge, für den mir im Laufe des Jahres mindestens Kosten von 600 € ent-
stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Willi Schlaumeier
Pauschalierung ist allerdings nur bei solchen Sachgeschenken möglich, die nicht
schon dem Grunde nach gem. § 40 Abs. 2 EStG mit 15 % oder 25 % besteuert
werden können E Rz 139 f. oder tatsächlich nach E Rz 137 pauschal besteuert
wurden. Ein weiterer Pferdefuß dieser Pauschalierung ist, dass der Arbeitgeber
alle Sachgeschenke des gesamten Jahres, die unter § 37 b EStG fallen, dann
auch zwingend pauschal besteuern muss. Er kann die Pauschalierung nicht auf
einzelne Geschenke oder einzelne Personen beschränken.
147 Eine geringfügige Beschäftigung setzt voraus, dass Dein regelmäßiger Monats- 147
lohn 400 € durchschnittlich nicht übersteigt. Bist Du durchgehend beschäftigt
und schwankt Dein Arbeitslohn z. B. saisonbedingt oder wegen unterschied-
licher Arbeitsstunden in den einzelnen Monaten, kommt es darauf an, dass Du
im Jahr insgesamt nicht mehr als 4 800 € verdienst.
Unabhängig von dieser Durchschnittsberechnung kannst Du in zwei Monaten
im Jahr praktisch unbegenzt hinzuverdienen. Allerdings setzt das voraus, dass
Du sagen kannst, dass es sich in diesen Fällen um einen nicht vorhersehbaren,
nicht geplanten Arbeitseinsatz handelte. Musst Du z. B. im Juli und August eine
Krankheitsvertretung übernehmen, bleibt Dein Job auch dann ein versiche-
rungsfreies geringfügiges Beschäftigungsverhältnis, wenn Du z. B. 30 Stunden in
der Woche arbeitest und in den beiden Monaten jeweils auf einen Monatslohn
von 1 700 € kommst.
Pauschale Renten- und Krankenversicherungsbeiträge
Auf den ersten Blick etwas unlogisch ist das Gesetz über die 400-€-Jobs ja schon.
Wenn Du als Arbeitnehmer die Voraussetzungen für eine geringfügige Beschäf-
tigung erfüllst, ist Dein Arbeitslohn sozialversicherungsfrei. Trotzdem fallen für
diese sozialversicherungsfreie Tätigkeit pauschale Beiträge an.
148 Rentenversicherung 148
Der Arbeitgeber muss in jedem Fall den Pauschalbeitrag zur Rentenversiche-
rung von 15 % bei normaler Beschäftigung, von 5 % bei einer Beschäftigung im
Privathaushalt zahlen. Die Beiträge werden ab dem ersten Euro Arbeitslohn
fällig. Eine Beitragsaufteilung zwischen Dir als Arbeitnehmer und Deinem Ar-
beitgeber findet nicht statt.
Durch den pauschalen Rentenversicherungsbeitrag erwirbst Du geringe An-
sprüche aus der Rentenversicherung. Für ein volles Jahr Minijob werden Dir
lediglich 1,4 Monate auf die Wartezeit von 60 Beitragsmonaten angerechnet.
Um also einen Grundrentenanspruch nur aus einer geringfügigen Beschäfti-
gung zu bekommen, müsstest Du fast 43 Jahre einen Minijob ausüben.
149 Allerdings bietet man Dir die Möglichkeit, den pauschalen Rentenversiche- 149
rungsbeitrag aus der eigenen Tasche auf den Regelbeitrag von 19,9 % aufzusto-
cken. Der Vorteil für Dich liegt darin, dass Du dann aus dem Arbeitslohn von
400 € vollwertige Ansprüche aus der Rentenversicherung beziehen kannst. Als
Faustregel gilt hier lt. Information der Deutschen Rentenversicherung Bund:
Ein Jahr 400-€-Job = 4,25 € Rentenanspruch pro Monat.
Neben dem vollwertigen Anspruch auf Rente zählen vor allem pro Jahr zwölf
Monate als Wartezeit für Deinen Rentenanspruch. Außerdem kannst Du das
volle Leistungsspektrum der Rentenversicherung in Anspruch nehmen, z. B.
Rehabilitationsleistungen, Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit, vorge-
zogene Altersrente.
ganz gern selbst in die Tasche stecken, zumal Du finanziell sowieso nicht auf
Rosen gebettet bist.
»Ja, aber wie denn?«, fragst Du. »Du hast mir doch gerade erklärt, dass ich mei-
nen Verzicht nicht widerrufen kann.« Schon richtig! Aber wenn Dich Dein Chef
kurzerhand aus betriebsbedingten Gründen entlässt, ist das Arbeitsverhältnis
beendet und damit der Verzicht auf die Rentenversicherungsfreiheit hinfällig.
Wenn Du nach sechs Wochen wieder eingestellt wirst, weil sich die Auftragslage
verbessert hat, werden die Karten neu gemischt. Du hast jetzt wieder einen
400-€-Job, für den nur die pauschalen Arbeitgeberbeiträge von 15 % anfallen.
Pass auf!
Dem oben geschilderten Problem geht Ihr aus dem Weg, wenn Dir Dein Chef
statt Fahrgeld eine Sachleistung in Form eines monatlichen Benzingutscheins
oder eines Jobtickets für öffentliche Verkehrsmittel zukommen lässt. Wenn des-
sen monatlicher Wert unter 44 € liegt, ist diese Leistung des Arbeitgebers steu-
erfrei und wird auch nicht in die Lohngrenze Deines Minijobs eingerechnet.
Mehr dazu findest Du unter E Rz 40 ff.
155 Mit den durch Hartz IV eingeführten 1-€-Jobs kannst Du Dein Arbeitslosen- 155
geld anrechnungsfrei aufstocken. Gehörst Du zu den 1-€-Jobbern, kannst Du
für Deine – gemeinnützige – Arbeit 1 bis 2 € pro Stunde bei max. 30 Stunden in
der Woche verdienen. Viel ist das ja nicht gerade. Aber jetzt die gute Nachricht.
Dein Zuverdienst ist komplett steuerfrei (§ 3 Nr. 2 b EStG). Weder für Dich
noch für Deinen Arbeitgeber fallen Steuern an, auch keine pauschale Lohn-
steuer.
156 Als Rentner brauchst Du Dir keine großen Gedanken zu machen, dass man 156
Dich wegen Deines 400-€-Jobs mit Steuern zur Kasse bittet.
Wenn Du Deine kleine Rente mit einem solchen Aushilfsjob aufbesserst, kannst
Du Deinem Brötchengeber sogar die Pauschalsteuer ersparen, indem Du ihm
eine Steuerkarte, z. B. mit der Steuerklasse I (ledig) oder III (verheiratet), vor-
legst. Wenn Deine monatliche Rente als Lediger nicht deutlich über 1 200 € und
als Verheirateter über 2 750 € liegt, fällt trotz der geänderten Rentenbesteue-
rung keine Steuer an.
So sieht die Rechnung für Dich aus, wenn Du 2005 oder früher in Rente gegan-
gen bist:
Ledige Verheiratete
Monatslohn 400 € 12 4 800 €
./. Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
./. Altersentlastungsbetrag – 1 900 €
Arbeitslohn 1 980 € 1 980 € 1 980 €
./. Sonderausgaben-Pauschbetrag – 36 € – 72 €
./. Vorsorgeaufwendungen (Versicherungen) – 1 500 € – 3 000 €
Einkommen 7 562 € 15 306 €
./. Grundfreibetrag – 7 665 € – 15 330 €
bleiben zu versteuern 0€ 0€
Wie Du siehst, zahlen so weder Du noch Dein Arbeitgeber Steuern für Deinen
400-€-Job. Bist Du erst 2006 oder 2007 in Rente gegangen, steigt der Besteue-
rungsanteil der Rente auf 52 % bzw. 54 %. Dementsprechend geringer ist der
Rentenbetrag bis zu dem für den Minijob keine Steuern anfallen.
Gehörst Du zu den Rentnern, die über eine besonders hohe Rente verfügen
oder bei denen sich der Fiskus schon wegen anderer Einkünfte, z. B. aus der
Vermietung von Immobilien oder wegen hoher Zinsen, bedient, fährst Du mit
der Pauschalsteuer für Deinen 400-€-Job deutlich besser. Du wirst also Deinem
Arbeitgeber keine Steuerkarte vorlegen und ihn bitten, die Steuer mit 2 % pau-
schal abzuführen.
157 Wenn Du Deine bessere Hälfte in Deiner Firma als 400-€-Kraft beschäf- 157
mS tigst, fährst Du in aller Regel mit der Pauschalierung der Lohnsteuer bes-
ser. Doch kann es passieren, dass Du später merkst, dass eine Versteuerung
nach Lohnsteuerkarte deutlich günstiger gewesen wäre, z. B., wenn sich heraus-
stellt, dass Du mit deiner Firma Verluste gemacht hast oder Euer gemeinsames
Einkommen so gering ist, dass keine Steuern anfallen.
Dank des BFH kannst Du Dich jetzt auch noch anders entscheiden, wenn das
Kalenderjahr längst abgelaufen ist, und von der Pauschalierung des Arbeits-
lohns zur Regelbesteuerung wechseln. Du gibst dazu einfach eine geänderte
Lohnsteueranmeldung ohne die Pauschalsteuer ab und erklärst in Deiner
Steuererklärung den Arbeitslohn Deines Ehegatten in der Anlage N als norma-
les Arbeitseinkommen (BFH-Urt. v. 26. 11. 2003 – BStBl II 2004 S. 195).
8. Altersversorgung
158 Zunächst ein Überblick, welche Möglichkeiten der betrieblichen Altersvor- 158
sorge Du nutzen kannst und wo die Vorteile und die Fallstricke für Dich lie-
gen:
zur Riester-Zulage
Wenn Dir die Steuerfreiheit nichts bringt, z. B. weil Du wegen Deines niedrigen
Einkommens keine Steuern zahlst, kannst Du auf die Steuerfreiheit verzichten
und stattdessen für den gesamten Betrag die Riester-Zulage beantragen.
2. Pensionskasse
Beiträge an eine Pensionskasse bleiben ebenfalls zunächst bis zu 4 % der Bei-
tragsbemessungsgrenze zur Rentenversicherung steuerfrei (§ 3 Nr. 63 EStG).
Liegen die Beiträge höher (z. B. für 2007 höher als 2 520 €), können weitere
1 752 € nach § 40 b EStG mit 20 % pauschal versteuert werden. Und wenn auch
dann mit den Beiträgen noch nicht Schluss ist, kannst Du dafür die Riester-Zu-
lage beantragen.
3. Direktversicherung
Anders als die Beiträge zu Pensionskassen und Pensionsfonds waren die Bei-
träge zu Direktversicherungen bis einschließlich 2004 nicht steuerfrei. Sie konn-
ten allenfalls mit 20 % pauschal besteuert werden (§ 40 b EStG).
Wurde Deine Direktversicherung vor dem 1. 1. 2005 abgeschlossen, hattest Du
die Möglichkeit, die Pauschalbesteuerung mit 20 % durch Deinen Arbeitgeber
fortzuführen. Du musstest dazu bis zum 30. 6. 2005 Deinem Arbeitgeber schrift-
lich mitgeteilt haben, dass Du eine Fortführung der Pauschalbesteuerung
wünscht.
Auch wenn Du es auf den ersten Blick ziemlich komisch findest, auf die Steuer-
freiheit zu verzichten und stattdessen eine Besteuerungsvariante zu wählen, die
20 % Lohnsteuer zzgl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag kostet, solltest
Du nicht vorschnell handeln. Die Pauschalierung der Lohnsteuer kann durch-
aus Vorteile haben:
1. Bei Steuerfreiheit werden später Deine Erträge aus der Lebensversicherung
nachgelagert und damit voll besteuert. Wird dagegen die Lohnsteuer pau-
schaliert, unterliegt die Rente aus Deiner Direktversicherung nur mit einem
geringen Ertragsanteil der Besteuerung. Bist Du bei Rentenbeginn z. B. 65
Jahre alt, werden nur 18 % der Rentenzahlung als Einkommen angerechnet,
82 % bleiben steuerfrei.
2. Der Verzicht auf die Steuerfreiheit kann sich auch dann lohnen, wenn Du
Dir bei Ablauf der Versicherung keine Rente, sondern einen Kapitalbetrag
auszahlen lässt. In diesem Fall erhältst Du Dir durch den formell ausgespro-
chenen Verzicht die Steuerfreiheit der Kapitalzahlung.
Neuverträge
161 Nicht jeder Arbeitgeber ist so großzügig und zahlt die Beiträge zu Deiner Al- 161
tersversorgung aus der eigenen Tasche. Damit Du bei der notwendigen Aufsto-
ckung Deiner gesetzlichen Altersversorgung nicht in die Röhre siehst, hat der
Gesetzgeber im Betriebsrentengesetz festgelegt, dass Du in jedem Fall einen
Anspruch auf betriebliche Altersversorgung hast, wenn Du bereit bist, die er-
forderlichen Beiträge durch einen Verzicht auf einen Teil Deines Gehalts zu fi-
nanzieren. Im schönen Amtsdeutsch spricht man dann von einer »Gehaltsum-
wandlung«. Der Vorteil für Dich liegt klar auf der Hand. Den Teil Deines Ge-
halts, auf den Du verzichtest, musst Du nicht mehr versteuern. Auf diese Weise
sparst Du einen dicken Batzen an Lohnsteuer und kannst sozusagen indirekt
den Fiskus an der Finanzierung Deiner Altersversorgung beteiligen.
Mit einer betrieblichen Altersversorgung fährst Du in aller Regel günstiger als
mit privaten Verträgen. Zumindest bis zu Beiträgen von jährlich 4 % der Bei-
162 Hast Du als gutverdienender leitender Angestellter nicht auch schon ärgerlich 162
die Stirn gerunzelt, dass die Steuerfreiheit für Entlassungsabfindungen gestri-
chen wurde? Vor allem wenn Du mit der Abfindung etwas für Deine spätere
Altersversorgung tun willst, ist es doppelt ärgerlich, wenn Dir der Fiskus zuvor
bis zu 48 % (bei absoluten Spitzenverdienern ab 2007 sogar 51,5 %) an Steuern
(inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag) dafür abknöpft.
Nutze deshalb lieber die Segnungen der betrieblichen Altersversorgung und
kassiere weiter einen Teil Deiner Abfindung steuerfrei.
Das geht ganz einfach. Statt Dir die komplette Abfindung auszahlen zu lassen,
kassierst Du nur den Teil, den Du brauchst, um die Zeit bis zu Deinem nächsten
Job zu überbrücken. Den Rest zahlt Dein Arbeitgeber in eine Direktversiche-
rung, aus der Dir bei Eintritt in das Rentenalter Monat für Monat eine zusätz-
liche laufende Rente gezahlt wird. In diesem Fall bleibt nämlich nicht nur der
normale Jahresbetrag von 4 % der Beitragsbemessungsgrenze zur Rentenversi-
cherung zzgl. 1 800 € steuerfrei, sondern für jedes Jahr nach dem 31. 12. 2004, das
Du bei Deinem Arbeitgeber geschafft hast, weitere 1 800 €. Wenn Du allerdings
schon vorher steuerfreie Zahlungen in eine Pensionskasse, Direktversicherung
oder einen Pensionsfonds kassiert hast, wird der vervielfältigte Höchstbetrag
um die steuerfreien Beträge der letzten sieben Jahre gekürzt. In die Kürzung
einbezogen werden allerdings auch hier nur steuerfreie Zahlungen ab dem Jahr
2005.
Beispiel
Angenommen, Du wirst im Jahr 2008 von Deinem Arbeitgeber nach 25 Jahren
im Betrieb an die Luft gesetzt. Als langjährigem verdientem Mitarbeiter ver-
süßt Dir Dein Boss die Entlassung mit einer Abfindung von 60 000 €. Eine be-
triebliche Altersversorgung hattest Du bisher nicht. Ihr entschließt Euch des-
halb, einen Teil der Abfindung, nämlich 10 000 €, in eine Direktversicherung
einzuzahlen.
Und so sieht es dann steuerlich für Dich aus:
Abfindung 60 000 €
daraus in eine Direktversicherung gezahlt 10 000 €
davon höchstens steuerfrei 1 800 € 4 Jahre = 7 200 €
steuerfreier Teil für betriebliche Altersversorgung
(§ 3 Nr. 63 EStG) – 7 200 €
verbleibender Teil der Abfindung 52 800 €
steuerpflichtiger Teil 2007 52 800 €
Wie Du siehst, müssen von Deiner Abfindung 2008 nun statt 60 000 € nur noch
52 800 € versteuert werden.
163 Zum Ausgleich dafür, dass ab 2005 für neu zugesagte kapitalgedeckte betrieb- 163
liche Altersversorgungen die Lohnsteuer nicht mehr pauschal berechnet wer-
164 Als Arbeitnehmer kannst Du mit Hilfe von Pensionszusagen die Versteuerung 164
Deines Gehalts lange aufschieben und in Zeiten verlagern, in denen Du z. B. als
Rentner nicht mehr der horrenden Progression unterliegst. Zudem ist die Steu-
erfreiheit bei einer Pensionszusage nicht auf einen jährlichen Höchstbetrag be-
grenzt.
Schlag Deinem Chef eine »arbeitnehmerfinanzierte Pensionszusage« vor. Ein
Modell, von dem Ihr beide profitiert.
Du verzichtest rechtzeitig vor Beginn des Jahres auf einen Teil Deines Gehalts,
z. B. Deine Jahresgratifikation, Deine Tantieme oder das Weihnachtsgeld. Im
Gegenzug dafür erteilt Dir Dein Brötchengeber eine Pensionszusage. Auf diese
Weise baust Du Jahr für Jahr einen immer höheren Pensionsanspruch auf, und
Dein Arbeitgeber trägt nicht von vornherein das Risiko, ab dem ersten Tag eine
volle Pension zahlen zu müssen.
9. Die Riester-Förderung
165 Um die Lücken zu stopfen, die sich künftig bei der Altersversorgung ergeben 165
werden, wurde mit der »Riester-Rente« ein Modell der staatlich geförderten
privaten Altersversorgung aus der Taufe gehoben, deren Beiträge durch Zula-
gen und einen besonderen Sonderausgabenabzug steuerlich gefördert werden.
Um sicherzustellen, dass nur Verträge gefördert werden, die den staatlichen
Fördervoraussetzungen entsprechen, erhalten alle begünstigten Riester-Ver-
träge ein besonderes Zertifikat und eine eigene Zertifizierungsnummer. Dieses
Zertifikat sagt Dir aber nur, dass Du für den Vertrag die Riester-Förderung er-
hältst und dass Du später mindestens Deine Beiträge ausgezahlt bekommst. Es
ist kein staatliches Gütesiegel dafür, dass das jeweilige Anlageinstitut besonders
wirtschaftlich arbeitet und eine hohe Rendite erwirtschaftet.
Folgende Personen können die Riester-Förderung in Anspruch nehmen:
● Arbeitnehmer
● Angestellte
● Beamte
● Wehr-, Zivildienstleistende
Übersicht
Jahr 2006–2007 ab 2008
Mindesteigenbeitrag in %
3% 4%
vom Bruttolohn des Vorjahres
Höchstbeitrag (abzüglich Zulagen) 1 575 € 2 100 €
Grundzulage 114 € 154 €
Kinderzulage je Kind 138 € 185 €
Beispiel
Angenommen, Dein Bruttolohn betrug im Jahr 2007 umgerechnet 30 000 €. Du
hast zwei Kinder.
Bei 30 000 € beträgt der Mindesteigenbeitrag 2006 3 % 900 €
Dir stehen folgende Zulagen zu:
Grundzulage 114 €
Kinderzulage 2 138 € 276 €
Zulage insgesamt 390 € 390 €
Verbleiben für Dich aus der eigenen Tasche zu zahlen 510 €
Bei kinderreichen Familien könnte es dazu kommen, dass die Zulagen insge-
samt höher sind als der Mindesteigenbeitrag. Du musst deshalb mindestens 60 €
selbst zahlen.
168 4. Was blüht mir an Steuern, wenn ich später einmal die Rente aus meinem 168
Riester-geförderten Altersvorsorgevertrag kassiere?
Der Teil der Riester-Rente, der aus steuerlich geförderten Beiträgen stammt,
wird später zu 100 % besteuert (»nachgelagerte Besteuerung«).
169 Werbungskosten sind die beruflichen Ausgaben oder, wie die Steuergesetze sich 169
ausdrücken, die Aufwendungen zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung Dei-
nes Arbeitseinkommens. Praktisch sind das alle Kosten, die Dein Beruf mit sich
bringt, auch die Vorbereitung darauf. Abzugsfähig sind die tatsächlichen Kos-
ten, mindestens aber 920 € (Arbeitnehmerpauschbetrag). Daher fallen alle be-
ruflichen Kosten bis 920 € sang- und klanglos unter den Tisch, wirken sich also
steuerlich nicht aus.
Stehst Du nicht mehr im aktiven Arbeitsleben und beziehst als Pensionär oder
Werksrentner Versorgungsbezüge, beträgt der Arbeitnehmerpauschbetrg nur
102 €. Mit der Begründung, bei einem nicht mehr im aktiven Arbeitsleben ste-
henden Versorgungsempfänger würden auch nicht mehr Werbungskosten an-
fallen als bei einem Rentner, gesteht Dir der Fiskus nur noch dieselbe Wer-
bungskostenpauschale zu wie Rentnern.
zum Arbeitnehmerpauschbetrag
2. Reisekosten
170 Unter dem Begriff Reisekosten werden im Steuerrecht die Kosten zusammen- 170
gefasst, die entweder vom Arbeitgeber steuerfrei erstattet oder von Dir als Wer-
bungskosten abgesetzt werden können, wenn Du außerhalb Deiner regelmä-
ßigen Arbeitsstätte tätig wirst. Dabei sind der Umfang der steuerfreien Arbeit-
gebererstattungen und der eines möglichen Werbungskostenabzugs nahezu
identisch. Lediglich im Bereich der Übernachtungskosten kann der Arbeitge-
ber Pauschalen erstatten, die es für den Werbungskostenabzug nicht gibt; dazu
aber später mehr.
Reisekosten fallen an, wenn Du eine sog. Auswärtstätigkeit ausübst, d. h. eine
● Dienstreise durchführst,
● Einsatzwechseltätigkeit oder
● Fahrtätigkeit ausübst.
In allen drei Reisekostensparten kommen für einen Werbungskostenabzug
oder eine steuerfreie Arbeitgebererstattung folgende Aufwendungen in Be-
tracht:
● Verpflegungsmehraufwendungen
● Fahrtkosten
● Übernachtungskosten
● Nebenkosten
Bei den Erstattungen durch Deinen Arbeitgeber kommt es für die Steuerfrei-
heit nicht darauf an, unter welcher Bezeichnung Dir die Zahlungen zufließen.
Häufig tauchen Begriffe auf wie Aufwandsentschädigungen, Auslösungen, Spe-
sen etc., gemeint sind aber immer die Kosten, die im Verwaltungsdeutsch des
Fiskus als Reisekosten bezeichnet werden.
Zunächst einmal gilt immer die Devise: So viel wie nur irgend möglich als steu-
erfreien Spesen- und Auslagenersatz vom Arbeitgeber kassieren. Jeder Euro
steuerfreier Spesensatz ist für Dich auch wirklich 100 Cent wert. Beschränkst
Du Dich dagegen darauf, Deine Kosten als Werbungskosten abzusetzen, holst
Du höchstens so viel wieder herein, wie Du bei Deinem persönlichen Steuersatz
an Steuerersparnis erzielen kannst. Inklusive Ersparnis bei der Kirchensteuer
und beim Solidaritätszuschlag sind das höchstens ca. 55 Cent für jeden Euro
Werbungskosten.
Was der Fiskus unter den einzelnen Reisekostensparten versteht (Quelle: R 37
LStR):
171 ● Dienstreise ist jede Außendiensttätigkeit außerhalb Deiner Wohnung und 171
Deiner regelmäßigen Arbeitsstätte. Das setzt einen Ortswechsel einschließ-
lich Hin- und Rückfahrt aus Anlass einer vorübergehenden auswärtigen Tä-
tigkeit voraus. Dabei kommt es nicht darauf an, in welcher Entfernung von
deiner regelmäßigen Arbeitsstätte Du beruflich tätig wirst. Dazu mehr unter
E Rz 174.
Wenn Du z. B. als Vertreter an einem Tag mindestens acht Stunden lang Deine
unmittelbaren Nachbarn von den Vorteilen des Bausparens überzeugt hast,
machst Du die Dienstreisepauschalen geltend, selbst wenn die größtmögliche
Entfernung zu Deiner Wohnung nur 125 Meter betragen hat. Allerdings
darfst Du nicht zwischendurch zu Deiner Wohnung zurückkehren.
172 ● Fahrtätigkeit übst Du aus, wenn Deine regelmäßige Arbeitsstätte ein Fahr- 172
zeug ist, wenn Du also Deine Brötchen z. B. als Flugzeugführer, Brummi-,
Linienbus-, Straßenbahn-, Kies- oder Taxifahrer, Lokführer oder Zugbeglei-
ter verdienst. Bei Fahrtätigkeit wirst Du, was Deine Verpflegungspauschale
angeht, wie ein Dienstreisender behandelt. Allerdings musst Du Dich nicht
mit kleinlichen Zeitbeschränkungen auf drei Monate herumärgern, siehe
dazu auch E Rz 192.
173 ● Eine Einsatzwechseltätigkeit wird angenommen, wenn Du typischerweise an 173
ständig wechselnden Einsatzstellen tätig bist, z. B. als Bau-, Montage- oder
Leiharbeiter oder als Springer einer Betriebsreserve. Bei Einsatzwechseltä-
tigkeit in der Nahzone (bis 30 km) wirst Du praktisch einem Innendienstler
gleichgestellt. Es wird Dir lediglich eine unbedeutende Verpflegungspau-
schale zugestanden. Nur bei Einsatzwechseltätigkeit in der Fernzone (über
30 km) kannst Du Fahrtkosten wie bei Dienstreisen abrechnen, also bei
Fahrten mit eigenem Pkw 0,30 € je gefahrenen Kilometer oder die tatsäch-
lichen nachgewiesenen Pkw-Kosten.
Zu Fahrtkosten bei Einsatzwechseltätigkeit siehe E Rz 243. Mehr zu Fahr- und
Einsatzwechseltätigkeit unter E Rz 192, E Rz 193, E Rz 243.
beitsstätte hast, richtet sich nicht danach, welche Arbeiten Du dort im Einzel-
nen erledigst bzw. wie wichtig diese Arbeiten im Vergleich zu Deinen übrigen
Tätigkeiten sind. Für die Frage, wo Dein Tätigkeitsmittelpunkt ist, kommt es
nicht darauf an, wie viel und wie lange Du an diesem Ort arbeitest. Es genügt
bereits, dass Du eine arbeitgebereigene Einrichtung wie den Betrieb, die Dienst-
stelle, eine Filiale etc. auf das Jahr gerechnet im Durchschnitt mindestens ein-
mal in der Woche aufsuchst (BFH v. 11. 5. 2005 – BStBl 2005 S. 789 und 791).
Fährst Du also als Arbeitnehmer mit Einsatzwechsel- oder Fahrtätigkeit mor-
gens immer erst zum Betrieb und von dort weiter zur Baustelle oder über-
nimmst im Betrieb Deinen Bus oder Lkw, ist der Betrieb Deine regelmäßige
Arbeitsstelle und Deine Fahrten ab Betrieb werden wie Dienstreisen abgerech-
net. Dies gilt auch, wenn Du z. B. einmal in der Woche im Betrieb Material,
Aufträge oder Deine Arbeitskollegen abholst oder Deine Arbeitsnachweise ab-
lieferst.
Diese Unterscheidung ist bis 2007 aus folgenden Gründen wichtig:
● Bei einer Einsatzwechseltätigkeit ohne regelmäßige Arbeitsstätte behandelt
der Fiskus Fahrten von der Wohnung zur Einsatzstelle in der sog. Nahzone,
d. h. in einem Bereich von 30 km um Deinen Wohnort, als Fahrt zwischen
Wohnung und Arbeitsstätte. Für diese Fahrten will man Dir nur die Entfer-
nungspauschale zuerkennen. Fährst Du dagegen aus der Nahzone heraus,
stehen Dir ohne zeitliche Einschränkungen die Dienstreisepauschalen für
Deine Fahrtkosten zu;
● hast Du dagegen eine regelmäßige Arbeitsstätte, werden alle Fahrten ab Ver-
lassen der Wohnung oder der regelmäßigen Arbeitsstätte ohne Beachtung
der der 30-km-Grenze als Dienstreise gewertet. Nur die Fahrt von der Woh-
nung zum Betrieb unterliegt dann den Einschränkungen durch die Entfer-
nungspauschale.
Hinweis zur Nahzone ab 2008
Spätestens ab 2008 will der Fiskus die unselige Nahzonenregelung aufgeben, so
dass Dir Dein Arbeitgeber ab 2008 die Fahrtkosten zu einer nur 15 km ent-
fernten Bau- oder Einsatzstelle mit den Dienstreisepauschalen erstatten kann.
Das gilt dann unabhängig davon, ob Du nun über eine regelmäßige Arbeits-
stätte verfügst oder nicht.
Verpflegungspauschalen kannst Du generell nur für längstens drei Monate als
Werbungskosten abziehen. Bist Du länger an ein und derselben Einsatzstelle,
gibt es nur noch Fahrt- und eventuell Übernachtungskosten, aber keine Verpfle-
gungspauschalen mehr (BFH v. 27. Juli 2004 – BStBl II 2005 S. 357).
175 Es kann Dir passieren, dass man versucht, Dir von vornherein Deine Dienstrei- 175
sen mit der Begründung zu streichen, Du habest eine »weiträumige Arbeits-
stätte« und diese sei der Mittelpunkt Deiner beruflichen Tätigkeit. Damit wol-
len sie Dir einreden, Du seist nicht außerhalb Deiner regelmäßigen Arbeits-
stätte tätig und habest keinen Anspruch auf den erhöhten Werbungskostenabzug
Aus der Tatsache, dass Du immer in derselben Stadt oder im selben Stadtteil
tätig wirst, können Dir die Fiskalritter keinen Strick drehen, sofern Deine Ar-
beitsstellen häufiger wechseln. Du fällst dann in aller Regel unter die günstige-
ren Regelungen für Einsatzwechseltätigkeiten.
Der Fiskus ist insoweit recht engstirnig. Seiner Meinung nach hast Du als Bau-
arbeiter in einem Neubaugebiet, Schornsteinfeger in Deinem Kehrbezirk, Zei-
tungsbote in Deinem Zustellbezirk oder Hafenarbeiter im Hafengebiet Deine
regelmäßige weiträumige Arbeitsstätte. Wenn Du gegen diese Auffassungen zu
Felde ziehen willst, wappne Dich mit einigen stichhaltigen Argumenten. So hat
der BFH einem Stauer im Hamburger Hafen Einsatzwechseltätigkeit zugestan-
den (BFH v. 7. 2. 1997, BStBl 1997 S. 333). Auch der Kehrbezirk eines Schorn-
steinfegers soll nicht unbedingt eine weiträumige regelmäßige Arbeitsstätte
sein. So zumindest das FG Brandenburg am 9. 10. 1996, EFG 1997 S. 100, das
dem schwarzen Glücksbringer Einsatzwechseltätigkeit zugestand. Lass Dir als
häuslicher Krankenpfleger Deine Einsatzgemeinde nicht als regelmäßige Ar-
beitsstätte ans Bein binden. Poche darauf, Deine Einsätze seien Dienstreisen
(OFD Madgeburg v. 1. 7. 1996, FR 1996 S. 569).
Alle Kosten, die auf einer Dienstreise anfallen, sind als Werbungskosten abzieh-
bar, soweit Dein Arbeitgeber sie Dir nicht ersetzt.
Diese Tabelle ist auch für Geschäftsreisen und Geschäftsgänge der Selbstän-
digen anzuwenden. Ihr liegen § 4 Abs. 5 EStG und R 39 LStR zugrunde. Wir
wissen, dass sich alle die ungünstig stellen, denen die Firma zwar Reisespesen
zahlt, aber nicht in der Höhe, dass die entstandenen Kosten damit voll abge-
deckt werden. Wenn Dir Deine Verpflegungskosten von der Firma mit Spesen-
sätzen ersetzt werden, die nicht an die o. a. Pauschsätze heranreichen, verfährst
Du am besten wie bei den Autokosten und machst den Unterschiedsbetrag als
Werbungskosten geltend.
Das Sammeln von Belegen für Deine Verpflegungsspesen lohnt sich nur, wenn
Dein Chef großzügig ist und Dir Deine Kosten gegen Nachweis ersetzt. Bei der
Steuer nutzen Dir diese Nachweise nichts. Auch von den Erstattungen Deiner
Firma können höchstens die Pauschbeträge steuerfrei bleiben.
Doppelte Verpflegungspauschalen
bleiben steuerfrei!
177 Wenn Dir Dein Chef Gutes tun will, zahlt er Dir den doppelten Betrag der 177
obengenannten Pauschalen. Er kann nämlich, neben der normalen steuerfreien
Verpflegungspauschale von 6 €/12 €/24 €, jeweils denselben Betrag noch einmal
zusätzlich zahlen und mit 25 % pauschal versteuern. Damit werden die Zah-
lungen für Dich praktisch steuerfrei, weil pauschal versteuerter Arbeitslohn in
Deiner Steuererklärung nicht erfasst wird (Quelle: § 40 Abs. 2 Nr. 4 EStG).
Beispiel
Angenommen, Du bist auf einer Dienstreise 15 Stunden von Deiner Wohnung
und Deinem Betrieb abwesend.
178 Da keine Mindestentfernung für Dienstreisen erforderlich ist, machst Du be- 178
reits eine erstklassige Dienstreise, sobald Du einen Fuß vor die Tür setzt, um für
Deine Firma außerhalb Deiner Wohnung und außerhalb des Firmengeländes
tätig zu werden. Also wirst Du künftig Kunden in unmittelbarer Nähe Deiner
Arbeitsstelle oder Deiner Wohnung möglichst selbst besuchen, statt sie in den
Betrieb zu bitten. Du greifst Dir also Deinen Aktenkoffer und legst die 50
Meter auf Schusters Rappen zurück. Und schon hast Du bei entsprechender
Abwesenheitszeit Anspruch auf einen Verpflegungspauschbetrag.
179 Gute Nachrichten für alle, die mehrmals am Tag einen dienstlichen Kurztrip 179
unternehmen, z. B. bei einer Außendiensttätigkeit innerhalb einer Großstadt.
Angenommen, Deine Reise morgens dauert mit An- und Abfahrt drei Stunden,
nachmittags warst Du noch einmal sechs Stunden unterwegs. Jede der Dienst-
reisen für sich verhilft Dir noch nicht zu einer Verpflegungspauschale, weil die
Abwesenheit jeweils unter acht Stunden liegt. Du rechnest aber beide Reisen
zusammen, und schon warst Du insgesamt neun Stunden aushäusig tätig und
wirst mit einem zusätzlichen Bonus in Form einer Verpflegungspauschale von
6 € belohnt.
Zu dumm, dass Du von der besonders schnellen Truppe bist! Da hast Du Dich
doch nachmittags besonders ins Zeug gelegt und Deinen Auftrag in 4,5 Stunden
abgewickelt! Prompt kommt der Ärger hinterher. Die Abwesenheitszeit beträgt
insgesamt nur noch 7,5 Stunden, und Deine schöne Verpflegungspauschale
wäre zum Teufel, wenn nicht . . ., ja, wenn Du nicht besonders klug wärest. Na-
türlich wirst Du nicht auf den einfallslosen und darüber hinaus illegalen Kniff
zurückgreifen und Deine Abwesenheitszeiten in der Reisekostenabrechnung
auf mindestens acht Stunden hochmanipulieren.
Da gehst Du doch viel geschickter vor und hängst einfach abends noch eine
Minidienstreise von einer halben Stunde z. B. zur Post oder zur Bank an. Besser
ist natürlich, Du lässt es gar nicht erst so weit kommen. Man kann eine Dienst-
reise auch dadurch steuerschlau ausdehnen, dass man sich vor der Rückkehr
eine wohlverdiente Pause gönnt und erst einmal zum Essen geht oder sich in
der nächsten Konditorei Kaffee und Kuchen genehmigt. Und lädst Du dazu
noch einen Geschäftspartner ein, kannst Du mit guter Begründung für Euer
Gespräch auch noch Speisen und Getränke absetzen.
180 Gute Nachricht für Seeleute und Soldaten der Marine. Jedes Mal, wenn sie mit 180
ihrem »Pott« einen ausländischen Hafen ansteuern, können sie die hohe Aus-
landsverpflegungspauschale (E Rz 947) absetzen (BFH v. 16. 11. 2005 – BStBl
II 2006 S. 267).
Ganz ohne Pferdefuß geht es aber auch hier nicht ab. Verpflegungspauschalen
können Seeleute nur für die ersten drei Monate der jeweiligen Fahrt absetzen.
Erst wenn Sie wieder ihren Heimathafen angelaufen haben und erneut auslau-
fen, beginnt einen neue Frist von drei Monaten und es gibt wieder Verpfle-
gungspauschalen (BFH v. 19. 12. 2005 – BStBl II 2006 S. 378).
kann das kalte Grauen kriegen über solche Korinthenkackereien deutscher Mi-
nisterialbeamter!
Sobald Du für Deine Verpflegung einen Obolus entrichtest, muss diese Zahlung
natürlich auf den geldwerten Vorteil angerechnet werden. Angenommen, Du
zahlst für ein betrieblich gesponsertes Mittagessen bei der Dienstreise 4 €, so
bleibt für Dich von dem amtlichen Sachbezugswert nichts mehr zu versteuern.
Du musst zwar bei einer zur Verfügung gestellten Mahlzeit anlässlich Deiner
Dienstreise den Sachbezugswert versteuern, aber trotzdem weder auf den Wer-
bunskostenabzug noch eine steuerfreie Erstattung vom Arbeitgeber verzichten.
Dein Arbeitgeber darf Dir trotz der zur Verfügung gestellten Mahlzeiten je
nach Reisedauer 6 €/12 €/24 € steuerfrei als Verpflegungspauschale auszahlen.
Zahlt Dein Betrieb Dir die Pauschalen nicht zusätzlich aus, solltest Du auf eine
Vereinbarung drängen, dass bei zur Verfügung gestellten Mahlzeiten Du zwar
grundsätzlich Anspruch auf die Verpflegungspauschale hast, diese aber für jede
Mahlzeit gekürzt wird. Damit könnt Ihr Euch jetzt auf den Standpunkt stellen,
die Kürzung der Pauschale sei quasi das Entgelt für die Mahlzeit. Wenn Du aber
für Mahlzeiten etwas bezahlst, wird der Sachbezugswert um die Zuzahlung ge-
kürzt. Liegt Die Kürzung Deiner Verpflegungspauschale also bei mindestens
2,67 €, muss nichts mehr versteuert werden.
182 Mach Dir hier einmal eine der aberwitzigen Bestimmungen des Steuerrechts 182
zunutze. Du musst nämlich wissen: Bei während der Dienstreise gewährter Ver-
pflegung ist Mahlzeit gleich Mahlzeit. Egal, ob Du in der Kantine der Zweignie-
derlassung, in der Du vorübergehend tätig bist, eine Bockwurst mit Brötchen
verdrückst oder in einem guten Restaurant auf Kosten Deines Arbeitgebers ein
Menü für 40 € tafelst. Für beides wird Dir nur der Sachbezugswert von 2,67 € als
Arbeitslohn zugerechnet.
Wenn Du also bei Deinem Chef gut angesehen bist und er Dir etwas Gutes tun
will, dann kannst Du ohne weiteres auf einer Dienstreise einmal ein paar Tage
auf Kosten der Firma so richtig schlemmen, ohne dass Du anschließend Sod-
brennen wegen der Steuer bekommen musst. Wichtig dabei ist allerdings, dass
der tatsächliche Preis je Mahlzeit nicht über 40 € liegt und zumindest formal
Deine Firma das Essen gewährt. Du darfst also nicht einfach losziehen, kräftig
auf den Putz hauen und die Rechnung anschließend Deinem Chef präsentieren.
In diesem Fall könnte der Dir nämlich von angenommen 40 € entstandenen
Kosten höchstens 24 € steuerfrei erstatten. Der Rest wäre voll steuer- und sozi-
alversicherungspflichtiger Arbeitslohn.
Also: Die Firma muss schriftlich vorbestellen. Der einfachste Weg ist, wenn sie
ein anständiges Hotelzimmer mit Vollpension für Dich bucht. Sie kann natür-
lich auch z. B. bei einer eintägigen Dienstreise in irgendeinem Restaurant für
Dich per Fax oder E-Mail fest vorbestellen. Hat Dein Arbeitgeber eine schrift-
liche Bestätigung von der Gaststätte, dem Hotel etc., spielt es keine Rolle mehr,
ob die Rechnung an Deine Firma geht, Du mit einer Firmenkreditkarte be-
zahlst oder den Rechnungsbetrag aus eigener Tasche vorstreckst und Dir später
erstatten lässt (R 31 Abs. 8 Nr. 2 S. 2-6 LStR). Für Dich bleibt es bei der Versteu-
erung des amtlichen Sachbezugswerts.
Damit aber nicht genug: Neben der komplett vorbestellten Verpflegung kannst
Du pro vollem Tag noch 24 € und für die angebrochenen Reisetage entspre-
chend 6 € bzw. 12 € steuerfreie Spesen kassieren. Spielt Dein Brötchengeber
nicht mit, kannst Du diese Beträge in Deiner Steuererklärung als Verpflegungs-
mehraufwand unter Werbungskosten absetzen.
183 Willst Du ganz heraus aus der Besteuerung Deiner Mahlzeiten bei Dienstrei- 183
sen, brauchst Du nur einen Kunden zum Essen mitzunehmen. Sofern Du das im
Auftrag Deiner Firma tust, wird aus Deinem Abendessen eine geschäftlich ver-
anlasste Bewirtung, an der Du als Arbeitnehmer teilnimmst. Vorteil für Dich:
Dir entsteht jetzt kein steuerpflichtiger Arbeitslohn. Bei einem solchen Arbeits-
essen mit Kunden steht für Dich nämlich nicht Deine Verpflegung, sondern die
Arbeit im Vordergrund. Dass Du auch etwas essen musst, ist sozusagen lästige,
aber unvermeidbare Pflichterfüllung. (Quelle: R 31 Abs. 8 Nr. 1 LStR)
Nach drei Monaten stehen Dir keine Verpflegungspauschalen mehr zu. Fährst
Du täglich nach Hause, kannst Du Deine Fahrtkosten nur noch als Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte mit der Entfernungspauschale von 0,30 € ab
dem 21. km absetzen. Hast Du an Deinem Wohnort einen eigenen Haushalt und
am Dienstreiseort eine Unterkunft, kannst Du Mehraufwendungen wegen dop-
pelter Haushaltsführung geltend machen! Allerdings schaust Du bei den Ver-
pflegungsmehraufwendungen genauso in die Röhre, da es die bei doppelter
Haushaltsführung auch nur für die ersten drei Monate gibt und die vorangegan-
genen angerechnet werden.
Hast Du Dich nicht auch schon maßlos darüber geärgert, dass Dir das Finanz-
amt nach Ablauf von drei Monaten die Fahrtkosten zu Deinem auswärtigen
Dienstreiseort nur noch mit der mickrigen Entfernungspauschale anerkennt,
statt weiterhin die doppelt so hohen Dienstreisepauschalen zu akzeptieren und
die auch noch für die ersten 20 km?
Mit der richtigen Begründung ist damit Schluss. Das Finanzamt darf Dir nicht
mehr so ohne weiteres mit der Dreimonatsfrist kommen.
Gegen die Beschränkung Deiner Dienstreise auf drei Monate kannst Du Dich
schon einmal dann wenden, wenn der Dienstreiseort nicht als Einrichtung Dei-
nes Arbeitgebers anzusehen ist, also kurz gesagt nicht Deiner Firma gehört. Bei
einer längeren Dienstreise zu einem Kunden oder auch ins Ausland liegt also
eine Dienstreise auch nach mehr als drei Monaten vor. Der BFH sagt nämlich,
dass eine regelmäßige Arbeitsstätte nur in einer Einrichtung des Arbeitgebers
begründet werden kann, und hat damit die Tür zu langfristigen Dienstreisen
weit aufgestoßen (BFH v. 11. 5. 2005 – BStBl II 2005 S. 789). Auch der Fiskus
schwenkt nach dem Entwurf der Lohnsteuerrichtlinien 2008 auf diese Linie ein
und wird voraussichtlich die Dreimonatsfrist für Dientreisen ab 2008 fallen las-
sen. Warum also solltest Du diese für Dich günstige Rechtslage nicht auch schon
2007 in Anspruch nehmen?
Ganz klar ist die Sache für Dich schon jetzt, wenn Du nicht ununterbrochen am
Dienstreiseort tätig bist, sondern regelmäßig in den Betrieb zurückkommst.
Gute Karten hast Du z. B., wenn Du jeweils
● ein bis zwei Tage wöchentlich beim Kunden und den Rest der Woche im Be-
trieb oder
● zwei Wochen im Monat am Dienstreiseort und zwei bis drei Wochen im Be-
trieb bist.
185 Wenn diese Argumente nicht greifen, z. B., weil Du Dich ständig am Dienstrei- 185
seort aufhältst, kannst Du immer noch damit argumentieren, dass aufgrund
einer Unterbrechung einer Dienstreise eine neue Dreimonatsfrist zu laufen be-
ginnt. Dazu muss die Unterbrechung aber mindestens vier Wochen betragen.
Leider kannst Du zu diesem Zweck nicht einfach mit Deinem Jahresurlaub ar-
gumentieren. Auch eine längere Krankheit reicht nicht aus, um die Frist neu in
Gang zu setzen (R 37 Abs. 3 Nr. 1 LStR).
Wenn Du allerdings zwischendurch für mindestens vier Wochen an Deiner re-
gelmäßigen Arbeitsstätte oder einem anderen Dienstreiseort tätig warst, be-
ginnt danach eine neue Dreimonatsfrist. Besondere Anforderungen werden an
diesen zwischenzeitlichen Beschäftigungsort nicht gestellt, er kann ohne wei-
teres in unmittelbarer Nähe des ersten Dienstreiseorts liegen. So reicht z. B. bei
einem Prüfer oder Revisor bei einem längeren Prüfungseinsatz aus, wenn zwi-
schendurch zwei kurze je zweiwöchige Prüfungen in der Nähe erledigt wurden.
Urlaub oder Krankheit allein helfen Dir also grundsätzlich nicht, die Hürde für
eine vierwöchige Unterbrechung zu überschreiten. Du kannst Dir aber mit
einem Kombinationsmodell helfen. Der Urlaub rechnet nach Meinung der Fis-
kalvertreter immer zu dem Tätigkeitsort, an dem Du beschäftigt warst, als Du
Deinen Urlaub angetreten hast.
Also: Warst Du vor Deinem Jahresurlaub für zwei bis drei Tage in Deiner Firma,
um Bericht zu erstatten oder Schreibkram zu erledigen, und dann für vier Wo-
chen in Ferien, hast Du die mehr als vierwöchige Unterbrechung im Sack.
186 Gute Nachrichten für Dich, wenn bei Deiner Auswärtstätigkeit der Arbeitsort 186
ständig wechselt, weil Du Deine Dienstreisen z. B. als Bauleiter beim Straßen-
oder Gleisbau unternimmst. Für Dich gilt die Dreimonatsfrist nicht. Dasselbe
gilt, wenn Du z. B. als Handelsvertreter oder Kundendienstmitarbeiter täglich
mehrere Kunden besuchst. Aufmüpfige Sachbearbeiter bei Deinem Finanzamt
stellst Du mit einem kurzen Hinweis auf R 37 Abs. 3 Nr. 2 LStR ruhig.
187 Hast Du einen längeren auswärtigen Lehrgang besucht, um in Deinem Beruf 187
ein Meister zu werden, vielleicht Versicherungs-, Bankfachwirt oder Offizier,
kannst Du diesen Besuch bis zu drei Monate wie eine längere Dienstreise ab-
rechnen. Danach wird die Lehrgangsstätte zur regelmäßigen Arbeitsstätte, und
Du setzt Fahrt- und Unterkunftskosten für doppelte Haushaltsführung, aller-
dings ohne Verpflegungspauschalen, ab (BFH v. 4. 5. 1990 – BStBl 1990 II S. 859
u. 861). So rechnest Du die abziehbaren Reisekosten aus:
Für die ersten drei Monate Dienstreise Fahrtkosten für An- und Rückreise und
für Zwischenheimfahrten mit je 0,30 € je km,
z. B. für 1 590 km = 477,00 €
Verpflegungsmehraufwand 78 Tage à 24 € = + 1 872,00 €
188 Lass Dir nicht einen Sachbezugswert für Verpflegung anhängen, wenn Du bei 188
einer längeren Dienstreise oder bei einem auswärtigen Lehrgang einen Kosten-
beitrag für Gemeinschaftsverpflegung entrichtet hast. Musst Du z. B. als Soldat,
Azubi oder Beamtenanwärter für die Verpflegung in der Mensa oder Kantine
etwas berappen, kannst Du 2007 diesen Betrag von den 6,84 € abziehen, die Dir
pro Tag dafür als Arbeitslohn zugerechnet werden. Lass Dir für Deinen Bröt-
chengeber eine Bescheinigung über Deine Zahlungen geben:
Datum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterschrift
Weil Deine Zahlungen höher waren als der Sachbezugswert für Verpflegung,
wird Dir kein steuerpflichtiger Arbeitslohn zugerechnet.
189 Aufgepasst, Ihr Rechtsreferendare und alle, die während der Ausbildung stän- 189
dig den Ausbildungsort wechseln und nicht immer wieder an dieselbe Stamm-
dienststelle zurückkehren. Der BFH hatte ein Einsehen. Ihr könnt Eure Wer-
bungskosten wie alle anderen Arbeitnehmer an ständig wechselnden Einsatz-
stellen absetzen (Betriebsberater 1990, S. 2171). Euch stehen in den ersten drei
Monaten für jeden Tag, an dem Ihr mehr als acht Stunden von der Wohnung
abwesend seid, 6 € zu.
190 Wie ist das eigentlich, wenn Du als leitende Kraft in einem Unternehmen 190
mS tätig bist? Da bist Du doch gehalten, stets Deine Firma zu repräsentieren
und Dich nobel zu geben. Also werden bei Dir auch häufiger Kosten für die
Bewirtung von Kunden und Geschäftspartnern anfallen.
Zeigt sich Dein Fiskalvertreter zugeknöpft, weise auf die für Dich günstige
BFH-Rechtsprechung hin, wonach Aufwendungen eines Arbeitnehmers für ein
Essen mit einem Kunden als Werbungskosten abziehbar sind, wenn der Arbeit-
geber ihm dafür keinen Ersatz leistet (BFH-Urt. v. 16. 3. 1984 – BStBl 1984 II
S. 433). Besonders gute Karten hast Du, wenn wenigstens ein Teil Deines Ge-
halts erfolgsabhängig ist. Du solltest Dich aber auf jeden Fall mit astreinen
Nachweisen wappnen und mit einer guten Begründung plus Arbeitgeberbe-
scheinigung, wenn Du die Chance auf Anerkennung wahren willst (FG Mün-
chen 11. 12. 2002 – EFG 2002 S. 521).
191 Die Einschränkung, dass Du erfolgsabhängige Vergütungen haben musst, gilt 191
aber leider für die Bewirtung von Mitarbeitern. Mach dabei deutlich, Deine
erfolgsabhängigen Bezüge seien zu einem nicht unwesentlichen Teil davon ab-
hängig, dass es Dir gelingt, die Dir unterstellten Arbeitskollegen zu höherer
Leistung anzuspornen. Mit diesen Sprüchen aus dem BFH-Vokabular klopfst
Du den Fiskalvertreter weich (BFH-Urt. v. 23. 3. 1984 – BStBl 1984 II S. 557).
Leider haben die Bundesfinanzhofrichter die Kosten für eine kleine Feier im
Kollegenkreis (z. B. nach einer Versetzung) anders als die Richter beim FG
Münster (Urteil v. 9. 12. 1998 – IX 2641/87) nicht anerkannt (BFH-Urteil v.
4. 12. 1992 – BStBl 1993 II S. 350). Ebenso knausrig waren sie bei den Bewir-
tungskosten für Kollegen und Geschäftsfreunde aus Anlass des Geburtstags
(BFH v. 19. 2. 1993, BStBl 1993 II S. 403) und beim Antritt einer neuen Stelle
(BFH v. 15. 7. 1994, BStBl 1994 II S. 896). Als Begründung wurde immer ange-
führt, trotz des auf Geschäftsfreunde, Mitarbeiter und Kollegen beschränk-
ten Personenkreises diene eine solche Feier auch immer der persönlichen
Ehrung.
Mit dieser kleinlichen Handhabung ganz und gar nicht einverstanden ist der
renommierte Einkommensteuerkommentar Schmidt/Densek (Randnummer
15 zu § 12). Also wirst Du mit dieser prominenten Rückendeckung Dein Glück
versuchen. Außerdem bekommst Du inzwischen auch Rückendeckung vom
BFH, wenn Du als Tantieme beziehender leitender Angestellter Deinen Reprä-
sentationspflichten schon mit anderen Feiern nachgekommen bist und nun
Deine Mitarbeiter z. B. zu einem Gartenfest aus Anlass Deines Geburtstags
oder eines Dienstjubiläums einlädst. In diesem Fall kannst Du die Kosten der
Gartenparty als Werbungskosten absetzen, weil die Höhe Deiner Tantieme ja
von der Motivation Deiner Mitarbeiter abhängt, die Du mit dieser Einladung
steigern wolltest (BFH v. 1. 2. 2007 – VI R 25/03).
Auch eine Feier zu Deinem Abschied aus der Firma oder der Dienststelle, an
der vor allem Mitarbeiter, Geschäftsfreunde und Personen des öffentlichen Le-
bens teilnehmen, mit denen Du beruflich zu tun hattest, kannst Du als als Wer-
bungskosten absetzen, wenn Du sie aus der eigenen Tasche gesponsort hast.
Was bei einem Bundeswehrgeneral anlässlich seiner Verabschiedung in den Ru-
hestand recht war (BFH v. 11. 1. 2007 – VI R 52/03), sollte bei Dir als leitendem
Angestellten, Behördenleiter oder leitendem Mitarbeiter einer Dienststelle bil-
lig sein.
Fahrberufe
Bescheinigung erforderlich
Berufsgruppe
ja nein
Nicht als Fahrtätigkeit eingestuft:
Handlungsreisender x
Gerichtsvollzieher x
Außenprüfer x
Kundendienstmonteur x
Verkaufsfahrer, der selbst im Betrieb sein Fahrzeug belädt x
Bahnpostbegleiter x
Kraftfahrer im Zustelldienst der Post x
Polizeibeamte in der Verkehrsüberwachung x
Büromechaniker x
Als Fahrtätigkeit eingestuft:
Zugpersonal der Deutschen Bahn x
Straßenbahnführer x
Busfahrer im Linien- und Ausflugsdienst x
Lkw-Fernfahrer x
Schiffspersonal x
Flugzeugpersonal x
Flugzeugführer x
Wenn Du längere Zeit am selben Ort eingesetzt bist, kannst Du längstens drei
Monate lang Verpflegungspauschalen absetzen. Erst wenn Dein Einsatzort
wechselt, fängt eine neue Dreimonatsfrist an, und Du bekommst wieder Ver-
pflegungspauschalen.
Für Deine Fahrtkosten kommt es zumindest bis 2007 darauf an, wie weit Dein
Einsatzort von Deiner Wohnung entfernt liegt. Liegt er in der Nahzone, d. h.
nicht mehr als 30 km entfernt, kannst Du für Deine Fahrten nur die Entfer-
nungspauschale mit 0,30 € ab dem 21. Entfernungskilometer abziehen. Du
kommst also nur dann zu steuerlich abzugsfähigen Fahrtkosten, wenn Deine
Einsatzstelle zwischen 21 und 30 km entfernt liegt.
Beträgt die Entfernung zu Deiner Einsatzstelle mehr als 30 km, liegt sie also in
der Fernzone, kannst Du als Fahrtkosten wie bei Dienstreisen entweder die tat-
sächlichen nachgewiesenen Kosten oder pro tatsächlich gefahrenem Kilometer
0,30 € absetzen. Diese Dienstreisepauschale setzt Du praktisch ohne zeitliche
Begrenzung ab. Also auch dann, wenn Du länger als drei Monate an derselben
Einsatzstelle tätig warst.
Spätestens ab 2008 soll nach dem Entwurf der Lohnsteuerrichtlinien 2008 die
30 km – Grenze abgeschafft werden. Trotzdem hält der Fiskus bis 2007 hartnä-
ckig an dieser für Dich nachteiligen Regelung fest. Gleichwohl solltest Du ver-
suchen auch schon für 2007 Deine Fahrten zu Einsatzstellen in der Nahzone bis
30 km mit den Reisekostenpauschalen für Fahrtkosten von 0,30 € je gefahrenen
km abzusetzen. Dadurch verdoppelt sich nicht nur der Kilometersatz gegenü-
ber der Entfernungspauschale, gleichzeitig entfällt auch die unselige Kappung
der ersten 20 km bei der Berechnung Deiner Fahrtkosten.
Fährst Du z. B. 220 Tage im Jahr zu Baustellen, die je 25 km von Deiner Woh-
nung entfernt liegen, setzt Du so statt der
● Entfernungspauschale von
(25 km – 20 km =) 5 km 0,30 € 220 Tage = 330 €
● Reisekosten für den Hin- und Rückweg von
50 km 0,30 € 220 Tage = 3 300 €
und damit in unserem Beispiel sage und schreibe den zehnfachen Betrag ab.
Wenn Dein Finanzamt dabei nicht mit ziehen will, kannst Du Dich neben der
geplanten Änderung der Richtlinien auch noch auf ein Musterverfahren beru-
fen, dass in dieser Sache in Bayern beim Finanzgericht Nürnberg AZ 3 K 33/07
anhängig ist.
Nachweisen für Deine Fahrten einen Strich durch die Werbungskosten macht,
wappne Dich und bewahre z. B. Inspektionsrechnungen und TÜV-Berichte auf.
Gut macht es sich auch, wenn Du möglichst unterwegs tankst, um Deinem über-
kritischen Sachbearbeiter mit den Tankquittungen den Wind aus den Segeln
nehmen zu können.
Verpflegungskosten:
1.–3. Monat: Volle Tage: 40 Tage 24 € 960,00 €
Heimfahrttage: 26 Tage 12 € + 312,00 €
(Abwesenheit 14 Std.)
1 272,00 € + 1 272,00 €
Werbungskosten insgesamt 5 922,00 €
197 Besser, als die Werbungskosten bei Deiner Steuererklärung abzusetzen und 197
somit vielleicht 25 bis 30 % der abgesetzten Kosten über die Steuererstattung zu
erhalten, ist es immer noch, wenn Dir Dein Arbeitgeber die Kosten ersetzt. So-
weit er das steuerfrei tun kann, klingeln dann nämlich volle 100 % in Deiner
Geldbörse.
Als Bau- und Montagearbeiter bekommst Du für Deine Baustellentätigkeit
normalerweise unter der Bezeichnung Auslösungen solche Arbeitgebererstat-
tungen. Der Arbeitgeber rechnet im Prinzip genauso wie Du und ermittelt zu-
nächst einmal den Betrag, der als Werbungskosten abzugsfähig wäre. Diesen
Teil der Auslösung kann er dann steuerfrei zahlen. Liegt die Auslösung höher,
wird vom übersteigenden Betrag Lohnsteuer einbehalten.
Reicht der Werbungskostenbetrag nicht, um die Auslösung in voller Höhe steu-
erfrei zu stellen, darf der Arbeitgeber in bestimmtem Umfang von ihm über die
steuerfreien Verpflegungspauschalen hinaus gezahlte Verpflegungskosten pau-
schal versteuern (§ 40 Abs. 2 Nr. 4 EStG). Und das sind je nach Abwesenheit von
Deiner Unterkunft immerhin 6 € (mindestens acht Stunden) oder 12 € (mindes-
tens 14 Stunden) pro Tag.
Dein Arbeitgeber kann also in den ersten drei Monaten pro Tag von der Auslö-
sung 24 € als Verpflegungspauschale steuerfrei lassen und zusätzlich weitere
24 € bzw. an den Reisetagen 6 € bzw. 12 € mit 25 % pauschal versteuern und
diese Steuer zu Deinen Gunsten übernehmen.
Das sind für Dich immerhin ca.
36 Tage à 24 € = 864 €
24 Tage à 12 € = 288 €
1 152 €
die Dir Dein Arbeitgeber zusätzlich zuwenden kann, ohne dass Du
dafür Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge zahlen musst.
stehen und nicht so exorbitant hoch sind, dass man sie als pures Privatvergnü-
gen einstufen muss (§ 9 Abs. 5 und § 4 Abs. 5 Nr. 7 EStG).
Bei den Autokosten ist zu unterscheiden:
● Wenn das private Auto bei Dienstreisen benutzt wird, lässt das Finanzamt die
tatsächlich entstandenen Autokosten zu, die allerdings einzeln nachzuweisen
sind. Wenn kein Einzelnachweis erbracht wird, gibt es ohne Rücksicht auf
Typ und Größe des Autos nur 0,30 € je gefahrenen Kilometer (H 38 LStH
»Pauschale Kilometersätze«), für Mitnahme 0,02 € je Person und Kilometer.
● Wenn das Auto für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte benutzt wird,
lässt § 9 EStG eine Entfernungspauschale von 0,30 € je Entfernungskilome-
ter, also einfache Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, zu.
Wenn Du heute im Beruf etwas werden willst, musst Du möglichst mobil sein.
Wenn Dir Deine Firma aus Kostengründen keinen Pkw zur Verfügung stellt,
wird von Dir meist erwartet, dass Du Deinen eigenen fahrbaren Untersatz ein-
setzt. Es macht sich in den Augen Deines Chefs sicher nicht gut, wenn er von
Dir dauernd zu hören bekommt: »Den Termin bei Kunden XY oder die außer-
ordentliche Besprechung um 20.00 Uhr kann ich leider nicht wahrnehmen, weil
mein Zug/mein Bus zu der Zeit nicht fährt.« Also wirst Du die dienstlichen
Fahrten mit Deinem privaten Pkw absolvieren.
Natürlich kannst Du solche Fahrten als Werbungskosten absetzen. Viel besser
fährst Du allerdings, wenn Dir Dein Chef – und das ist ja eigentlich recht und
billig – die Fahrtkosten für die Benutzung Deines Autos erstattet. Bei Dienstrei-
sen hat er da zwei Möglichkeiten. Entweder er zahlt Dir eine Kilometerpau-
schale von 0,30 € je tatsächlich dienstlich gefahrenen Kilometer, oder er erstat-
tet Dir die mittels Belegen und Fahrtenbuch nachgewiesenen beruflichen Auto-
kosten ( E Rz 201). Übrigens: Beide Methoden gelten natürlich auch für Dich,
wenn Du Werbungskosten beim Finanzamt beantragst.
Auch für die Fahrtkosten gilt die Devise, dass Du am besten abschneidest, wenn
Dir Dein Chef so viel wie möglich steuerfrei erstattet. Über den Werbungskos-
tenabzug und die daraus resultierende Steuerersparnis bekommst Du nämlich
höchstens ca. 4 % Deiner Kosten heraus und verlierst zudem den Vorteil aus
dem Arbeitnehmerpauschbetrag. Der aber steht Dir bei steuerfreien Erstattun-
gen außerdem zu.
199 Dein Arbeitgeber kann aus den Reisekostenzahlungen an Dich keine Vorsteu- 199
ern mehr abziehen. Damit ist für ihn ein wichtiger Vorteil weggefallen. Neben
den Verpflegungspauschalen und pauschalen Übernachtungskosten betrifft
diese Einschränkung vor allem die Fahrtkosten für die Benutzung des Pkws des
Arbeitnehmers.
200 Wenn Dein Brötchengeber Dir für Dienstreisekosten Bares erstattet, ist es zu- 200
nächst einmal egal, unter welcher Überschrift dies läuft. Für die Frage, was von
Deiner Reisekostenerstattung steuerfrei bleiben kann, wird der tatsächlich ge-
zahlte Betrag mit den max. steuerfreien Fahrt-, Verpflegungs-, Übernachtungs-
und Nebenkosten verglichen. Bekommst Du z. B. eine Kilometerpauschale von
0,50 €, dafür aber keine Verpflegungskosten erstattet, können je nach Abwesen-
heitsdauer zusätzlich zu den 0,30 € je km bis zu 6, 12 oder 24 € pro Tag steuerfrei
bleiben.
Aber damit nicht genug. Bleibt trotz dieser Sonderrechnung ein steuerpflichti-
ger Betrag über, kannst Du noch einen Schlag obenauf setzen. Dein Arbeitge-
ber kann denselben Betrag, den er steuerfrei als Verpflegungspauschale zahlen
könnte, mit 25 % pauschal versteuern. Für Dich wäre dieser Betrag dann eben-
falls abgabenfrei.
Beispiel
Du bekommst für eine 16-stündige Dienstreise von insgesamt 300 km eine
Fahrtkostenerstattung von 0,40 € je Kilometer.
201 Und so errechnest Du Deine Autokosten, falls Du nicht die Pauschale von 201
0,30 € für die dienstlich gefahrenen Kilometer in Anspruch nimmst. Trage dazu
einfach Deine Kosten für zwölf Monate in die folgende Checkliste ein.
Kosten €
● Zinsen
Leasing
● Leasingsonderzahlung (im Zahlungsjahr)
● laufende Leasingraten
Abschreibung
● bei Neufahrzeugen: Nutzung regelmäßig 6 Jahre = 16,67%
● Gebrauchtfahrzeuge: ggf. kürzere Nutzung 2–5 Jahre = 50–20%
203 Bei Einzelnachweis der Autokosten sollen neben den laufenden, normalen Kos- 203
ten auch außergewöhnliche wie für Reparaturen nach einem Unfall oder sehr
frühe Motorschäden in die Kostenaufteilung zwischen privaten und beruflichen
Fahrten einbezogen werden. Ist der Schaden auf einer Berufsfahrt passiert, sind
die Aufwendungen für seine Behebung also u. U. nicht zu 100 % Werbungskos-
ten. So zumindest H 38 LStH »Einzelnachweis«. In diesem Fall rate ich Dir, es
im Unfalljahr ausnahmsweise einmal mit den Kilometerpauschalen zu versu-
chen. Die Pauschalen decken nämlich die Unfallkosten nicht ab, so dass Du sie
voll nebenher absetzen kannst (H 38 LStH »Pauschale Kilometersätze«). Die-
ser Kniff lohnt sich für Dich vor allem dann, wenn der Umfang Deiner beruf-
lichen Fahrten, gemessen an der Gesamtfahrleistung, nicht besonders hoch ist
und/oder die Unfallkosten einen besonders dicken Batzen ausmachen.
204 Natürlich ist es recht lästig, für jede Wagenwäsche, jedes Fläschchen Türschlos- 204
senteiser etc. Jahr für Jahr die Belege zu sammeln. Du solltest deshalb einmal
zwölf Monate lang sorgfältig jeden Beleg, der irgendwie mit Deinem Auto zu
tun hat, zusammentragen. Aus den so ermittelten Kosten und der Gesamt-
fahrleistung in diesem Jahr kannst Du wie im Beispiel oben einen persönlichen
Kilometersatz für Dein Auto berechnen. Diesen Kilometersatz setzt Du dann
auch für die kommenden Jahre ein. Es genügt dann völlig, wenn Du dem
Finanzamt Deine beruflich gefahrenen Kilometer in einer schön ordentlich
geschriebenen Zusammenstellung präsentierst. Berufe Dich dazu notfalls auf
R 38 Abs. 1 S. 4 LStR, die dieses Verfahren ausdrücklich zulässt.
Eine neue Kostenberechnung wird erst fällig, wenn sich die Kostenverhältnisse
bei Deinem Auto wesentlich ändern, z. B. die Abschreibung ausläuft, sich die
Leasingkonditionen erheblich ändern oder Du Dir einen neuen Wagen zulegst.
Dann steht es Dir frei, noch einmal für zwölf Monate die Kosten nachzuweisen
oder die Kilometerpauschale von 0,30 € abzusetzen.
Übrigens: Änderungen beim Schadensfreiheitsrabatt in der Autoversicherung
sind kein Grund für eine Neuberechnung des Kilometersatzes.
205 Mit der Sechs-Jahres-Regelung für die Abschreibung haben die Finanzer sich 205
selbst reingelegt. Sechs Jahre Nutzungsdauer gelten nämlich nur für Neuwagen.
Es kann Dir passieren, dass Du an einen Finanzer gerätst, der sich mit dieser
einfachen Differenzberechnung der Restnutzungsdauer Deines Autos nicht an-
freunden mag. Er wird Dich möglicherweise auf H 38 LStH »Einzelnachweis«
verweisen. Dort haben nämlich die ministeriellen Rechenkünstler in Berlin
festgelegt, dass sechs minus vier nicht immer unbedingt zwei ist. Wen wundert
es bei solchen Hirnakrobaten noch, wenn es bei der Steuer drunter und drüber
geht. Bei einem gebrauchten Fahrzeug wollen sie, dass die voraussichtliche
Restnutzungsdauer geschätzt wird. Um dem dünnbrettbohrenden Finanzer bei
seiner Schätzung auf die Sprünge zu helfen, mache ihm klar, dass die amtlichen
Abschreibungstabellen ab 2001 ja extra deshalb neu gefasst worden sind, um
die Werte an die tatsächlichen Verhältnisse anzupassen und realistische Nut-
zungsdauern zu liefern.
206 Der Bundesfinanzhof hat entschieden, dass das Finanzamt auch geschätzte Kos- 206
ten für das Auto anerkennen muss, wenn feststeht, dass sie auf jeden Fall anfal-
len, wie etwa für Benzin oder Versicherung (BFH-Urteil v. 7. 4. 1992 – BStBl II
S. 894). Wenn Du also beim Sammeln von Einzelnachweisen nicht so ganz sorg-
fältig warst, schätze Deine Benzinkosten und schreibe sie auf einen »Eigenbe-
leg«, statt dem Finanzamt nur die Hälfte der Belege vorzulegen.
207 Bist Du mit Deinem Auto viel beruflich unterwegs, lohnt sich ein Einzelnach- 207
weis der Kosten. Die echten Kosten liegen nämlich erfahrungsgemäß weit höher
als die Pauschale von 0,30 €, die das Finanzamt anerkennt. Aber kleinlich, wie
die Beamten und manche Richter nun mal sind, haben sie den Dreh mit der
Abschreibung gefunden, um Deine Kosten künstlich niedrig zu halten.
Wenn Du allerdings einen Leasingvertrag in der Tasche hast, muss das Finanz-
amt gem. § 11 EStG die dicke Einmalzahlung im ersten Jahr voll berücksichti-
gen und Dir für Deine beruflichen Fahrten einen Kilometersatz anerkennen,
der weit über der Pauschale liegt.
Und in den nächsten Jahren, wenn nur noch die niedrigeren Raten zu zahlen
sind, kann es nichts machen, wenn Du 0,30 € je km ansetzt.
Bei uneinsichtigen Finanzämtern hilft der Hinweis auf das BFH-Urt. vom
5. 5. 1994, BStBl 1994 II S. 643 und H 38 LStH »Einzelnachweis«.
Pass beim Abschluss Deines Leasingvertrags auf: Bei sehr kurzen Laufzeiten
bis zu zwei Jahren und langen Laufzeiten über vier Jahre läufst Du Gefahr, dass
Du als »wirtschaftlicher Eigentümer« angesehen wirst und statt Leasingraten
und Sonderzahlung nur die normale Abschreibung anerkannt bekommst.
208 In unseliger Eintracht haben es Fiskus und Bundesfinanzhof geschafft, aus einer 208
so einfachen Sache wie der Kilometerpauschale ein Buch mit sieben Siegeln zu
machen.
Jetzt heißt es für Dich: klotzen. Natürlich sammelst Du jeden Beleg für Dein
Auto, egal ob für Reparaturen, Benzin oder Wagenwäsche. Außerdem packst
Du natürlich alle größeren und kleineren Reparaturen, die Du sonst vielleicht
noch aufgeschoben hättest, in Deinen Nachweiszeitraum. Auch den Satz Win-
terreifen, die Schneeketten und das neue Autoradio solltest Du Dir jetzt schon
zulegen. Es wäre doch gelacht, wenn Du auf diese Weise Deine laufenden Kfz-
Kosten nicht so hoch drückst, dass dem Fiskalritter der Dreh mit der unzutref-
fenden Besteuerung vergeht.
Kommst Du trotzdem mit Deinen Kosten nicht ganz auf 0,30 € je km, berufe
Dich auf eine Verfügung der OFD Köln vom 9. 2. 1987 (S 2525 – 8 – St 12 A).
Danach muss das Finanzamt die Kilometerpauschale akzeptieren, wenn Dein
Vorteil dadurch gegenüber den tatsächlichen Kosten nicht höher als rund
1 500 € im Jahr liegt.
209 Natürlich ist es lästig, an der Tankstelle für die Wäsche jedes Mal eine Quit- 209
mS tung zu verlangen. Aber Du kennst doch das Spielchen: »Ohne Beleg keine
Steuerersparnis.« Und schließlich kostet heute eine normale Wäsche locker 8 €.
Wenn Du Dein Auto nur einmal pro Woche auf Hochglanz bringen lässt, sind
das im Jahr schnell mal 400 €. Deine Steuerersparnis liegt zwischen 60 € und
190 €.
210 Das Finanzamt sagt: Aufwendungen für den Führerschein gehören grundsätz- 210
lich zu den Kosten der Lebensführung. Sie sind auch dann keine Berufsun-
kosten, wenn der Beruf oder der Betrieb die Benutzung eines Autos erforder-
lich macht.
»Und was ist, wenn ich Taxifahrer werden will?«, fragst Du. Tja, wenn Du das
glaubhaft machen kannst, muss das Finanzamt die Führerscheinkosten als be-
rufliche Kosten anerkennen, so der BFH, BStBl 1969 II S. 433.
»Und was ist, wenn ich kein Auto habe, mir auch keins anschaffen will, mein
Chef aber erwartet, dass ich die Fahrprüfung ablege? Wenn er sagt, ohne Füh-
rerschein könne er mich nicht länger brauchen?« Auch in diesem Fall muss das
Finanzamt klein beigeben, weil die Kosten ausschließlich durch den Beruf ver-
anlasst sind. Ich rate Dir, in Deinem Antrag auf Einkommensteuerveranlagung
auf das Urteil des FG Köln vom 24. 7. 1984 – EFG 1985 S. 120 – hinzuweisen und
eine Bescheinigung Deines Chefs beizufügen, wonach der Erwerb des Führer-
scheins für Dich aus beruflichen Gründen unverzichtbar war.
211 Dein Boss gibt Dir nur 0,20 € pro Kilometer? Dann kannst Du die restlichen 211
0,10 € dem Finanzamt präsentieren, weil es die Differenz ohne weiteres aner-
kennt (R 38 LStR). Nimmst Du jemanden mit, gibt‘s pro Kilometer 0,02 € mehr.
Hast Du in der Vergangenheit versäumt, die Differenz geltend zu machen, dann
hole es nach – sofern die Fristen noch nicht verstrichen sind.
Wenn der Arbeitgeber den vom Finanzamt abgesegneten Satz von 0,30 € gibt,
Du aber damit nicht auskommst, weil Deine jährliche Fahrleistung niedrig liegt,
bei Dir höhere Reparaturen anfallen, Du einen teuren Wagen fährst oder ein-
fach deshalb, weil das Finanzamt mal wieder blind vor der Wirklichkeit ist und
uns weismachen will, heute läge man mit den Fahrtkosten unter einem Kosten-
satz von 0,30 €, dann führst Du halt den Einzelnachweis nach dem Schema
unter E Rz 201!
214 Wenn Dein Arbeitgeber Dir Übernachtungskosten zahlt, darf er die ausnahms- 214
weise bis 2007 auch bei Inlandsreisen mit einem Pauschbetrag abrechnen. Aller-
dings beträgt der nur 20 € je Übernachtung. Die kannst Du auch nutzen, wenn
Du bei Verwandten oder Freunden übernachtest. Die Einladung abends in die
nächste Kneipe ist damit zumindest teilweise abgedeckt. Ab 2008 soll diese Mög-
lichkeit der pauchalen Erstattung von Übernachtungskosten aufgehoben wer-
den. Du wirst Dir also für Deine Übernachtungen dann astreine Belege, wie
Hotelrechnungen, Quittungen Deiner Pension oder Mietverträge über angemie-
tete Unterkünfte besorgen und diese bei Deinem Brötchengeber abrechnen.
215 Wenn Du als Fernfahrer häufig Touren machst, die Dich ins Ausland führen, 215
solltest Du auf keinen Fall vergessen, dass Du Deine Übernachtungen im Aus-
land mit nicht unerheblichen Pauschalen als Werbungskosten abrechnen kannst.
Berufe Dich dazu auf R 40 Abs. 2 LStR. Das Finanzamt kann Dich nicht dazu
zwingen, einen besonderen Kostennachweis zu führen.
Die Finanzer bauen allerdings in der Regel überall einen Haken ein. Hier ist es
der, dass es die Pauschalen nicht gibt, wenn Du in der Koje Deines Brummis
nächtigst. Also behaupten sie einfach Folgendes: »Nach der Lebenserfahrung
übernachten Kraftfahrer regelmäßig in ihrem Fahrzeug. Wir müssen dies auch
bei Ihnen unterstellen. Einen Abzug von Übernachtungskosten mit Aus-
landspauschalen können wir daher nicht anerkennen. Da Sie die tatsächliche
Übernachtung außerhalb Ihres Lkws nicht anhand von Belegen nachweisen
können, gehen eventuelle Zweifel zu Ihren Lasten, weil Sie als Steuerzahler die
Beweislast tragen.«
Du wirst zunächst wie folgt argumentieren:
1. Eine Übernachtung im Lkw ist in vielen Ländern nicht erlaubt oder zumin-
dest stark eingeschränkt.
2. Die Gefahr eines Überfalls ist viel zu groß.
3. Da Du sonst ein recht genügsamer Mensch bist, erlaubst Du es Dir wenigs-
tens auf Deinen Touren, in einem anständigen Bett zu schlafen. Vor allem bei
der Hitze im Süden Europas bekämest Du in Deiner Mühle kein Auge zu.
Außerdem baust Du im Lauf des Jahres vor. Du präsentierst dem Fiskalritter
echte Übernachtungsquittungen, die Du für einen repräsentativen Zeitraum
von z. B. drei Monaten zum Nachweis gesammelt hast.
Ich rate Dir allerdings, von den Belegen Kopien zu machen und die ausgewie-
senen Rechnungsbeträge zu schwärzen. Man soll die Bearbeiter ja nicht unnötig
dazu verleiten, ihren Kürzungsgelüsten zu frönen. Schließlich willst Du nur die
Tatsache der Übernachtung außerhalb des Lkw an sich, nicht dagegen haar-
klein jeden Euro Kosten nachweisen. Da nimmst Du doch viel lieber die häufig
höheren Übernachtungspauschalen in Anspruch.
216 Was einer Stewardess recht ist, kann Dir nur billig sein. Einer Flugbegleiterin, 216
die nach einer Fortbildung an ihrem Heimatflughafen nicht nach Hause ge-
fahren ist, sondern sich dort ein Hotel genommen hat, gestand der BFH die
Übernachtungskosten als allgemeine Werbungskosten zu. Obwohl keine
Dienstreise vorlag und auch von einer doppelten Haushaltsführung nicht die
Rede sein kann, lagen nach Meinung der Münchener Richter Werbungskosten
vor, da die Übernachtung beruflich bedingt war (BFH Urteil v. 5. 8. 2004 – BStBl
II 2004 S. 1074).
Wenn es also einmal spät geworden ist, Du keinen Zug mehr nach Hause be-
kommen hast und ein Taxi schlichtweg zu teuer geworden wäre, musst Du Dir
nur noch einen hübschen Grund einfallen lassen, der als beruflicher Anlass für
Deine Übernachtung durchgeht, z. B., dass es nach einer Fortbildung, einer Be-
triebsversammlung oder einer Besprechung am anderen Tag gleich in aller
Herrgottsfrühe beruflich weiterging und Du die Firmenkunden schon morgens
im Hotel betreuen musstest. Im Zweifel kann Dir eine Bescheinigung Deines
Brötchengebers helfen.
217 In den meisten Hotels sind heute Übernachtungen inkl. Frühstück üblich. Deine 217
Rechnung enthält also neben den Übernachtungskosten regelmäßig einen Teil-
betrag für Verpflegung. Da die Verpflegung aber bereits durch die Verpfle-
gungspauschale abgegolten ist, werden Deine nachgewiesenen Übernachtungs-
kosten um den Frühstücksanteil gekürzt. Lässt sich dieser Anteil aus der Rech-
nung nicht feststellen, wird er bei Inlandsdienstreisen pauschal mit 4,50 € (ab
Liegen die tatsächlichen Kosten für das Frühstück unter diesen Beträgen oder
war im Rechnungsbetrag das Frühstück nicht enthalten, solltest Du Dir das auf
der Rechnung bescheinigen lassen. Die Kürzung Deiner Übernachtungskosten
erfolgt dann nur um die tatsächlichen Frühstückskosten.
Gute Karten hast Du bei Übernachtungen im Ausland. Hier reicht es aus, wenn
Du auf der Hotelrechnung selbst vermerkst, dass im Preis kein Frühstück ent-
halten war. Das Finanzamt nimmt dann keine Kürzung vor. Das ist zumindest
die Meinung des BMF auf eine Anfrage des Bundesverbands der deutschen
Arbeitgeberverbände aus dem Jahr 2001 (Az: S 2338).
218 Das Finanzamt sagt dann nämlich: Der (oder die) macht gar keine Dienstreise, 218
sondern gönnt sich ein paar Tage Privaturlaub. Besonders gefährlich wird es,
wenn Du z. B. nach Paris fährst, um dort Kunden oder Geschäftspartner zu be-
treuen, und Deine bessere Hälfte mitnimmst. Mit Unterstützung des BFH (Ur-
teil v. 25. 3. 1993 – BStBl 1993 II S. 639) streichen Dir die Fiskalakrobaten nicht
nur die Reisekosten, sondern wollen Dir auch noch einen geldwerten Vorteil für
Lustreisen ans Bein binden. Auf die Schliche kommt Dir das Finanzamt durch
Deine Spesenbelege und Übernachtungskosten – wenn da zwei Gedecke oder
die Übernachtung im Doppelzimmer draufstehen.
Gewonnen hast Du aber, wenn Dir das Hotel bestätigt, dass kein Einzelzimmer
frei war und Du deshalb ohnehin ein Doppelzimmer hättest nehmen müssen.
Dann kannst Du den Gesamtpreis in voller Höhe der Steuer unterjubeln.
● Platzkarten,
● Reisegepäckversicherung,
● Dienstreisevollkaskoversicherung.
Reisenebenkosten kannst Du ebenfalls nur insoweit als Werbungskosten abset-
zen, als sie Dir nicht vom Arbeitgeber steuerfrei erstattet wurden.
Fehlen Dir die Belege, beeindrucke Dein Finanzamt mit einer detaillierten Auf-
stellung, in der Du Kostenart, Höhe der Kosten und Datum fein säuberlich un-
tereinanderschreibst.
220 Da Du als Außendienstler ständig von unterwegs telefonieren musst, hast Du 220
Dir ein Handy zugelegt. Nun hast Du zwei Möglichkeiten: Entweder Du be-
gnügst Dich mit 20 % Deiner Telefonkosten inkl. Anschaffung, max. aber 20 €
im Monat, oder Du weist mit Hilfe eines Einzelnachweises einen hohen beruf-
lichen Kostenanteil nach. Da Du natürlich außerdem häufiger von zu Hause aus
telefonieren musst, beziehst Du selbstverständlich auch die entsprechenden
Kosten für Deinen Festnetzanschluss in die Aufteilung mit ein.
221 Wenn Dir Dein Gepäck bei einer Dienstreise abhanden kommt, kannst Du da- 221
durch entstandene Kosten als Reisenebenkosten absetzen (Kopie der Anzeige
bei der Polizei beilegen). Natürlich nur den Betrag, auf dem Du sitzengeblieben
bist, weil ihn Dein Arbeitgeber oder die Reisegepäckversicherung nicht über-
nommen hat. Damit Du nicht in eine Steuerfalle tappst, musst Du wissen, dass
nach der BFH-Rechtsprechung Dein Verlust nur anerkannt wird, wenn Du ent-
sprechende Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz vor Diebstahl getroffen hast
(BFH v. 30. 6. 1995, BStBl 1995 II S. 744).
einen Teil ihrer Fahrtkosten als Werbungskosten von der Steuer absetzen
können. Arbeitnehmer können daher eine verkehrsmittelunabhängige Pau-
schale von 0,30 € je Entfernungskilometer absetzen, allerdings erst ab dem
21. km. Für die ersten 20 Kilometer gibt es ab 2007 keine Entfernungspau-
schale mehr. Man zieht Dir also bei der Berechnung Deiner Fahrtkosten für
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte gnadenlos immer erst 20 km
ab. Bei 4 500 € liegt wie bisher die jährliche Obergrenze, wenn Du nicht mit
dem eigenen oder einem überlassenen Kraftfahrzeug fährst. Du verlierst da-
durch pro Jahr ca. 1 380 € an Werbungskosten.
● Tatsächliche Kosten kannst Du ebenfalls nicht mehr absetzen. Damit entfällt
z. B. Deine Chance, statt der Entfernungspauschale die Kosten für Deine
Fahrkarten abzusetzen. Wenn Du also täglich mit dem Bus 15 km zur Arbeit
fährst, kannst Du noch nicht einmal mehr Deine Tickets steuermindernd in
Deiner Steuererklärung unterbringen.
● Pauschalversteuerung von Fahrgeldern und Firmenwagennutzung
Auch die Möglichkeit Deines Brötchengebers, die Steuer auf Fahrgelder und
für die Firmenwagennutzung für den Weg zur Arbeit mit 15 % pauschal zu
übernehmen, wird stark eingeschränkt. Da nur das pauschal besteuert wer-
den kann, was Du als Werbungskosten abziehen könntest, schlägt hier die
generelle Kürzung der Kilometer um 20 km voll durch. Pro Jahr unterliegen
damit ca. 1 380 € mehr von Deinem Lohn der Steuer und vor allem der Sozi-
alversicherung.
● Abgeltungswirkung
Durch die neue Pauschale sind endgültig alle Kosten abgegolten. Damit wol-
len die Fiskalbürokraten ab 2007 vor allem verhindern, dass weiterhin Unfall-
kosten auf dem Weg zur Arbeit als Werbungskosten abgezogen werden kön-
nen.
● Behinderte können wie bisher ihre vollen Kosten absetzen. Wenn sie mit dem
Auto fahren, bedeutet das, dass zum einen keine Kappung um 20 km erfolgt
und dass sie zum anderen je tatsächlichen Kilometer mindestens 0,30 € abset-
zen können. Damit müssten Behinderte auch eventuelle Unfallkosten weiter
absetzen können.
224 Bevor Du Dich in die Einzelheiten der Entfernungspauschale vertiefst, musst 224
Du wissen, dass die Einschränkungen der Entfernungspauschale, vor allem die
Kappung der ersten 20 km, einen Verstoß gegen das Prinzip der Besteuerung
225 Die Entfernungspauschale, die Dir auch bei der Benutzung öffentlicher Ver- 225
kehrsmittel zusteht, ist völlig unabhängig von der Höhe Deiner Kosten. Selbst
wenn Deine tatsächlichen Fahrtkosten nur einen Bruchteil dessen ausmachen,
was sich aus der Entfernungspauschale ergibt, ist das kein Grund, aus dem die
Fiskalritter den Rotstift ansetzen dürften.
Allerdings kannst Du auch keine tatsächlichen Kosten mehr absetzen, wenn Du
wesentlich höhere Aufwendungen für die Fahrt zur Arbeit hast. Hast Du z. B.
einen weiten Weg zur Arbeit und fährst 1. Klasse oder musst häufiger ein Taxi
benutzen, bekommst Du trotzdem nur die Entfernungspauschale, und die wird
im Zweifelsfall auch noch auf 4 500 € im Jahr gedeckelt.
Einige Besonderheiten gelten für Familienheimfahrten bei doppelter Haus-
haltsführung. Zwar greift hier ebenfalls eine vom benutzten Verkehrsmittel un-
abhängige Entfernungspauschale, nicht aber die Deckelung auf 4 500 €, und Du
musst bei Deinen Heimfahrten nicht die Kappung der ersten 20 km über Dich
ergehen lassen.
227 Begünstigte Verkehrsmittel Wie Du schon oben gelesen hast, ist der Ansatz der 227
Entfernungspauschale unabhängig davon, welches Verkehrsmittel Du benutzt.
Sie gilt einheitlich für:
● Kraftfahrzeug (Pkw, Motorrad)
● Moped oder Mofa
● Fahrrad
● öffentliche Verkehrsmittel (Bus, Bahn, Straßenbahn, Fähre etc.)
● Fahrgemeinschaft
● Fortbewegung zu Fuß
Aber auch hier gilt natürlich der alte Satz: Keine Regel ohne Ausnahme. Die
Ausnahme bilden Flugkosten. Bei der Benutzung eines Flugzeugs z. B. für Fami-
lienheimfahrten hat der Fiskus den Ansatz der Entfernungspauschale für die
reine Flugstrecke ausdrücklich ausgeschlossen. Dasselbe gilt, wenn der Flug
ausnahmsweise als Fahrt zwischen Wohnung und Arbeitsstätte zu qualifizieren
ist. Da für diese Wegekosten somit nichts abzugsfähig wäre, hat der Fiskus
Gnade vor Recht ergehen lassen und erlaubt ausnahmsweise, dass die tatsäch-
lichen Kosten für das Flugticket als Werbungskstoen abgezogen werden.
Aber aufgepasst! Du musst ja auch irgendwie zum Flughafen kommen. Egal, ob
Du mit dem Taxi, der Bahn oder dem eigenen Auto fährst: Du kannst für diesen
Teil des Weges die Entfernungspauschale absetzen und musst dabei die Kröte
schlucken, dass man Dir die ersten 20 km kappt.
228 Auch wenn Du kein eigenes Auto besitzt, musst Du nicht in jedem Fall die De- 228
ckelung der Entfernungspauschale auf 4 500 € im Jahr hinnehmen. Die »unge-
deckelte Entfernungspauschale« steht Dir auch dann zu, wenn Du mit einem
Dir zur Nutzung überlassenen Auto fährst, z. B. mit einem Firmenwagen, dem
Wagen Deines Ehegatten, Deiner Eltern, Deines Bruders oder Deines Lebens-
partners.
Hinweis
Das Einkommensteuergesetz sieht keine besonderen Nachweispflichten vor,
dass Du tatsächlich ein Auto benutzt. Es reicht also auch hier aus, wenn Du die
Nutzung des Autos durch wahrheitsgemäße Angaben in der Steuererklärung
glaubhaft machst. Allerdings kann es Dir passieren, dass Dein Finanzamt bei
großen Entfernungen einen Nachweis über die Gesamtfahrleistung des Autos
verlangt. Wappne Dich also für diesen Fall, indem Du z. B. die Kilometerstände
notierst, TÜV- und ASU-Berichte sowie Deine Werkstattrechnungen aufbe-
wahrst.
229 Welche Strecke ist bei der Berechnung der Pauschale maßgebend? 229
Egal, wie die Entfernung ermittelt wird, immer werden die ersten 20 km ge-
kappt.
Maßgebend für die Berechnung der Pauschale ist die kürzeste Straßenverbin-
dung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte. Aber: Wenn Du mit dem Auto lie-
ber auf die zeitlich günstigere, etwas längere Strecke ausweichst, solltest Du
Dich nicht scheuen, dem Finanzamt die etwas längere Strecke anzugeben.
Schließlich heißt es im Gesetz inzwischen eindeutig, dass Du eine zwar längere,
aber verkehrsgünstigere Strecke ansetzen kannst, wenn Du sie regelmäßig be-
nutzt (§ 9 Abs. 2 S. 4 EStG).
Interessanterweise wird Deine Entfernungspauschale auch dann nach der
Straßenentfernung berechnet, wenn Du mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur
Arbeit fährst. Die sehr wahrscheinlich davon abweichenden Tarifentfernun-
gen z. B. der Bahn spielen keine Rolle. Angenommen, Du fährst mit der Bahn
zur Arbeit. Die Tarifentfernung der Bahn beträgt 38 km; zusätzlich legst Du
am Wohnort und am Arbeitsort noch jeweils 1 km zu Fuß zurück. Die kür-
zeste Straßenverbindung von Deiner Wohnung zum Arbeitsplatz beträgt aber
45 km.
Für die Berechnung der Entfernungspauschale kommt es einzig und allein auf
die Straßenentfernung an. Deine Werbungskosten belaufen sich 2007 also auf:
(45 km – 20 km) = 25 km 0,30 € 220 Arbeitstage 1 650 €
230 Was passiert, wenn Dein Arbeitgeber einen Teil Deiner Kosten übernimmt? 230
Keine Entfernungspauschale steht Dir zu, wenn Du von einer steuerfreien Sam-
melbeförderung durch den Arbeitgeber profitierst.
In Fällen, wo Dein Brötchengeber
● an Dich gezahlte Fahrgelder oder den Vorteil aus der Benutzung eines Fir-
menwagens mit 15 % pauschal versteuert,
● Dir als Beschäftigtem im Personennahverkehr über Personalrabatte steuer-
frei die Fahrtmöglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln einräumt,
● Dir ein Job-Ticket steuerfrei überlässt (vgl. E Rz 41),
wird Dir das auf Deine Entfernungspauschale angerechnet. Damit auch der
schläfrigste Finanzbeamte kapiert, dass Du von solchen steuerbegünstigten
Leistungen für Deine Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte profitierst,
muss Dein Arbeitgeber auf Deiner Lohnsteuerbescheinigung ein F vermerken.
Da die Lohnsteuerbescheinigung elektronisch an das Finanzamt übermittelt
wird, kann dieser Hinweis auf Kürzung Deiner Werbungskosten kaum überse-
hen werden.
233 Aufgepasst, Ihr Selbständigen, deren bessere Hälfte als Arbeitnehmer tätig 233
mS ist. Auch als neben Deinem Hauptberuf selbständig Tätiger solltest Du
jetzt die Ohren spitzen.
Für einen mehr als zu 50 % freiberuflich oder gewerblich genutzten Pkw, dessen
Kosten Du bei der Gewinnermittlung absetzt, musst Du als Privatanteil 1 % des
Bruttolistenpreises pro Monat versteuern. Damit sind sämtliche außerbetrieb-
lichen Nutzungen abgegolten. Zunächst einmal ist die Devise für Dich, mög-
lichst alle in der Familie greifbaren Pkws über Deinen Betrieb laufen zu lassen.
Wenn Du für Deine Gewinnermittlung eine Bilanz aufstellst, genügen dazu pro
Fahrzeug schon etwas mehr als 10 % betriebliche Nutzung. Da Du so alle Auto-
kosten über den Betrieb absetzt, kannst Du den Privatanteil von 12 % des Lis-
tenpreises pro Jahr für das jeweilige Auto (z. B. den Wagen Deines Ehepartners
und Deines Sohnes) locker verschmerzen.
Das allein ist ja schon ein kleiner Knüller, aber wenn bei Dir oder Deiner bes-
seren Hälfte Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte anfallen, wird aus
dem Knüller der Superknüller. Da Du ja einen Privatanteil für außerbetrieb-
liche Nutzung versteuerst, könnt Ihr für Fahrten zur Arbeit außerdem die Ent-
fernungspauschale absetzen (FG Niedersachsen v 27. 4. 2005 – 3 K 717/04, NWB
online).
Beispiel
Schlaumeier ist Arbeitnehmer und fährt täglich 40 km zur Arbeit. Da er zusätz-
lich als Versicherungsvertreter tätig ist und sein Auto auch für diese Tätigkeit
234 Als Innendienstler erkennt Dir das Finanzamt nur die Fahrt zwischen Wohnung 234
und Arbeitsstätte an. Normalerweise kannst Du also keine mittäglichen Fahrt-
kosten absetzen. Außerdem rechnen nach dem BFH-Urteil vom 4. 7. 1975
(BStBl 1975 II, S. 738) Aufwendungen für Mittagsheimfahrten bei geteilter Ar-
beitszeit zu den Lebenshaltungskosten, auch bei einer Mittagspause von zwei
Stunden oder wenn Du auf Diätverpflegung angewiesen bist. Wenn Du also als
Banker, Versicherungsangestellter, Verkäuferin usw. mittags in einer nahe gele-
genen Gaststätte isst, sollst Du das zu 100 % auf eigene Kosten tun.
Du bist aber schlau, schlägst dem Fiskus ein Schnippchen und greifst Dir dazu
erst einmal Deinen Chef. Erkläre ihm, Du wärest bereit, den täglichen Boten-
gang zur Post, zur Bank usw. zu übernehmen, falls Du im Anschluss daran Deine
Mittagspause einlegen dürftest. Auf diese Weise befindest Du Dich jeden Tag
um die Mittagszeit auf einer hochoffiziellen Dienstreise mit zu 0,30 € je ge-
fahrenen Kilometer absetzbaren Fahrtkosten. Bei 230 Arbeitstagen ergibt sich
daraus für Dich z. B. folgende Rechnung:
Fahrtkosten für tägliche Dienstgänge zu Post, Bank etc.
230 Tage à 10 km 0,30 € 690 €
Steuerersparnis bei einem Steuersatz von ca. 30 % 207 €
235 Deine Fahrtkosten sind nur dann auf die Entfernungspauschale begrenzt, wenn 235
es sich um Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte handelt. Für alle ande-
ren Fahrten kannst Du die tatsächlichen Kosten oder stattdessen 0,30 € je ge-
fahrenen Kilometer absetzen. Dies gilt für Fahrten
● zwischen zwei regelmäßigen Arbeitsstätten, wenn Du z. B. als Filialleiter zwei
Filialen betreuen musst und zwischen beiden hin- und herfährst.
● zwischen zwei Einsatzstellen, wenn Du z. B. als Bauarbeiter von einer Bau-
stelle zur anderen fährst. Das gilt übrigens auch, wenn alle Baustellen in der
Nahzone von 30 km liegen.
● innerhalb eines weiträumigen Arbeitsgebiets, z. B. für die Kilometer, die Du
als Forst- oder Waldarbeiter in Deinem Revier oder als Zeitungszusteller
oder Prospektverteiler in Deinem Zustellbezirk unterwegs bist.
237 Ist der Pkw als berufliches Arbeitsmittel einzustufen – was eine sehr hohe be- 237
rufliche Nutzung von z. B. 90 % voraussetzt – sind auch Verluste durch Dieb-
stahl im privaten Bereich – z. B. aus dem zur Wohnung gehörenden Garagenhof
– abzuziehen (BFH – BStBl 1983 II S. 586) oder Beschädigungen infolge von
Vandalismus.
Sei hartnäckig!
238 Unfallkosten kannst Du als Behinderter nicht nur absetzen, wenn Du an Deine 238
eigene Mühle Beulen fährst. So hat eine hartnäckige Steuerzahlerin, die auf
dem Weg zur Arbeit mit dem Auto eines Bekannten in den Graben gerutscht
war, sich nicht mit der Ablehnung durch das Finanzamt zufriedengegeben. Vor
dem Finanzgericht hat sie den Schadenersatz, den sie ihrem Bekannten gezahlt
hat, als Werbungskosten durchgeboxt (EFG 1993 S. 647).
sogar die Wertminderung absetzen kannst, die man Dir beim Unfall mit dem
eigenen Wagen immer streicht, wird die Fiskalritter dabei besonders ärgern . . .
(Schwierigkeiten? Diesmal steht Dir das Urteil in den EFG 1993 S. 647 bei.)
Was, wenn Du nach einem Autounfall gesundheitlich so schlecht dran bist, dass
Du deswegen in Kur fährst, durch eine Physiotherapeutin behandelt wirst oder
zu Gymnastikkursen gehst? Dann kannst Du die Kosten dafür dem Finanzamt
als Betriebsausgaben/Werbungskosten in Rechnung stellen (BStBl 1960 III
S. 511).
239 Hast Du eine Dienstreise mit Deinem privaten Pkw durchgeführt und dabei 239
einen Unfall verursacht, so kannst Du, wenn Du das Fahrzeug nicht reparieren
lässt, den Wertverlust bei den Einkünften aus nichtselbständiger Tätigkeit als
Werbungskosten geltend machen (FG München v. 7. 12. 2001 – Az 1 K
5272/00).
Sei besonders auf der Hut, wenn Du handwerklich begabt bist und aus Kosten-
gründen den Unfallschaden selbst reparierst. Die Wertminderung durch den
Unfall sollst Du dann nämlich nicht absetzen können. Lediglich die Reparatur-
kosten gestehen Dir die Herren Geiz & Co. beim Bundesfinanzhof zu (BFH-
Urteil v. 27. 8. 1993 – BStBl 1994 II S. 235). Sage dem Finanzamt also: »Das Auto
wurde bisher nicht repariert, sondern nur notdürftig fahrtüchtig gemacht.« Nun
kann das Finanzamt Dir die Wertminderung nicht streichen. Mit der Reparatur
wartest Du, bis Dein Steuerbescheid rechtskräftig geworden ist . . .
240 Bei einem Totalschaden an Deiner Kiste kannst Du den Restwert vor dem Un- 240
fall absetzen. Die Differenz zum Kaufpreis Deines neuen Autos ist dagegen
weder als Werbungskosten noch als außergewöhnliche Belastung abzugsfähig,
weil insoweit keine Vermögensminderung eingetreten ist (FG Niedersachsen v.
10. 11. 1988 – NWB 1989 Fach 1 S. 217).
Nach Meinung des BFH (BStBl 1995 I S. 318) soll als Restwert nicht der tat-
sächliche Wert Deines Autos anerkannt werden, es wird also nicht auf die
Schwacke-Liste oder ein Gutachten zurückgegriffen. Der Restwert ergibt sich
Macht das Finanzamt bei dieser Berechnung nicht mit, weil die Nutzungsdauer
für Pkw lt. amtlicher Tabelle nur sechs Jahre beträgt, wehre Dich dagegen mit
dem BFH-Urteil vom 29. 3. 2005 (IX B 174/03, NWB EN-Nr. 329/2006), das
ebenfalls von einer Nutzungsdauer von acht Jahren ausgeht.
Das Steuerrecht ist ja so gerecht: Das Mehr an unfallbedingten Versicherungs-
kosten – mehr durch Verlust des Schadensfreiheitsrabatts – kann der Selbstän-
dige absetzen, der Nichtselbständige nicht (BFH – BStBl 1986 II S. 886)!
Natürlich musst Du die Unfallkosten selbst getragen haben. Hat sie die Versi-
cherung bezahlt, solltest Du sie nicht bei der Steuer geltend machen, wenn Du
keinen Ärger haben möchtest. Zahlte Dir die Versicherung nur einen Teil,
kannst Du den Rest natürlich sehr wohl geltend machen.
241 Diesmal richtet sich mein Trick nicht gegen das Finanzamt. Ich habe nämlich ein 241
Eisen im Feuer, wie Du Dich bei Versicherungen schadlos hältst: Wenn Du
schon die Fiskalritter nicht mit dem Unfall zur Kasse bitten kannst, solltest Du
wenigstens versuchen, bei der Autoversicherung so viel wie möglich zu kas-
sieren.
»Ja, wie denn?«, fragst Du. »Ich war doch dummerweise mit der alten Karre
nicht mehr vollkaskoversichert. Und da ich die Rostlaube selbst gegen den
Baum geschmettert habe, zahlen doch die Versicherungsfritzen keinen Cent.«
Dazu musst Du wissen, dass bei der Teilkasko Glasbruch mitversichert ist. Auch
bei einem selbstverschuldeten Unfall muss die Versicherung Dir über die Teil-
kasko jedes beschädigte Glasteil am Auto ersetzen. Du wirst Dich wundern, wie
viel Glas an so einem Auto ist. Nicht nur die Scheiben, auch Spiegel, Scheinwer-
fer, Blinker, Sonnendach sind aus zerbrechlichem Material. Lass Dir bei einem
Totalschaden von Deiner Werkstatt unbedingt eine Aufstellung über die de-
fekten Glasteile und deren Preise geben. Natürlich nur für die, die beim Unfall
zerbrochen sind. Die Scheiben, die Deine Kinder beim Spielen in dem Wrack
nachträglich zerdeppert haben, fallen nicht unter die Kaskoversicherung. Die
Aufstellung reichst Du dann zusammen mit ein paar Fotos bei der Versicherung
ein, und schon kommt ein warmer Geldsegen, der ohne weiteres 500 bis 1 000 €
betragen kann.
Beispiel
Du fährst morgens Deinen Ehegatten nach A (40 km), anschließend fährst Du
weiter zu Deiner Arbeit nach B (30 km). Abends machst Du die gleiche Tour in
umgekehrter Richtung. Die direkte Entfernung von Eurer Wohnung nach A
beträgt 40 km, nach B 35 km.
Und so rechnet Ihr beim Finanzamt die Entfernungspauschalen ab:
Ehemann: (40 km – 20 km =) 20 km 0,30 € 230 Tage = 1 380 €
Ehefrau: (35 km – 20 km =) 15 km 0,30 € 230 Tage = 1 035 €
243 d) Fahrtkosten bei Einsatzwechseltätigkeit Das Finanzamt stuft Deinen Beruf 243
als Einsatzwechseltätigkeit ein, wenn Du für dieselbe Firma in ständigem Wech-
sel an immer wieder neuen Orten arbeitest und nicht zwischendurch regelmä-
ßig an ein und dieselbe feste Arbeitsstelle zurückkehrst. Typische Berufe mit
Einsatzwechseltätigkeit sind z. B. Bau-, Montagearbeiter, Leiharbeitnehmer,
Rohrleitungsbauer, Gleisbauarbeiter, Kundendienstmonteure, Anwärter der
Zollverwaltung, Rechtsreferendare und Springer einer Betriebsreserve für Fili-
albetriebe. Geht Dein Beruf als Einsatzwechseltätigkeit durch, wirkt sich das
günstig auf Deine Fahrtkosten aus.
244 Die Nahzone (30 km) Von Fahrten in die Nahzone spricht man, wenn Deine 244
Einsatzstelle nicht mehr als 30 km von Deiner Wohnung entfernt liegt. Der
Haken daran ist, dass der Fiskus Dir für diese Fahrten mit dem eigenen Kfz
nur die Entfernungspauschale zugestehen will. Das bedeutet für Dich, dass
ab 2007 wegen der Kappung der ersten 20 km kaum Werbungskosten übrig
bleiben.
Du bist Maurer, und Deine Baustelle ist nur 28 km von Deiner Wohnung ent-
fernt. Wegen lächerlicher 2 km geht Dir ein schöner Batzen Geld durch die
Lappen. Doch warum fährst Du eigentlich den kürzesten Weg zur Baustelle, wo
Du über einen kleinen Umweg von 3 km viel schneller vorwärtskommst? Für
die Frage, ob Deine Baustelle in der Nah- oder der Fernzone liegt, kommt es
nämlich nicht auf die direkte Entfernung zu Deiner Wohnung an, sondern auf
die kürzeste benutzbare Straßenverbindung oder eine offensichtlich verkehrs-
günstigere Strecke. Weil Du durch den Umweg viel Zeit einsparst, ist Deine
Strecke zeitlich kürzer. Damit zählt der Umweg bei der Entfernungsberech-
nung mit, und Deine Baustelle liegt in der Fernzone. Für Dich bringt das statt
(8 km 0,30 € 230 Tage =) 552 € sage und schreibe (31 km 0,60 € 230
Tage =) 4 278 €. Na, die 3 km Umweg haben sich ja wohl gelohnt. Du entgehst
der Kappung der ersten 20 km und kassierst obendrein die doppelt so hohe
Dienstreisepauschale von 0,30 € je tatsächlich gefahrenen km (= 0,60 € je Ent-
fernungskilometer).
245 Nicht alle Einsatzwechseltätigen, die von ihrer Firma per steuerfreiem Sammel- 245
transport (E Rz 230) zur Arbeit gebracht werden, schauen bei der Entfernungs-
pauschale komplett in die Röhre.
Wirst Du z. B. nicht zu Hause abgeholt, sondern fährst morgens erst mehr als
20 km zu Deiner Firma oder einem Treffpunkt und steigst dort mit den anderen
Kollegen in den Firmenbus, steht Dir für diese Fahrt die Entfernungspauschale
für die Kilometer über 20 km selbstverständlich zu.
Aufgepasst, wenn Dich Dein Brötchengeber zwar zur Einsatzstelle transpor-
tiert, Dir dafür aber einen finanziellen Obolus in Form einer Fahrtkostenbetei-
ligung abknöpft. Zwar bekommst Du dann trotzdem keine Entfernungspau-
schale, aber Du kannst den Fahrtkosten-Obolus als Werbungskosten absetzen.
Wenn sich der für Dich zuständige Fiskalvertreter damit schwertut, hilf ihm mit
einem Hinweis auf § 9 Abs. 2 EStG. Allerdings darfst Du nur den Teil Deines
Obolus absetzen, der auf die Fahrtstrecke ab dem 21. km entfällt.
246 Für alle Kundendienstmonteure und wer sonst noch mehrere Einsatzstellen am 246
selben Tag anfährt, heißt es richtig planen. Richtet Eure Tour so ein, dass we-
nigstens ein Kunde in der Fernzone liegt. In diesem Fall könnt Ihr alle Fahrten,
auch die in der Nahzone, mit 0,30 € je gefahrenen Kilometer absetzen.
Klappt das nicht, dann gilt folgende Regelung:
● Für die Fahrt zum ersten Kunden (nur die halben Pauschale, da ohne Rück-
fahrt) macht 0,15 € je Entfernungskilometer ab dem 21. km,
● von Kunde zu Kunde 0,30 € je gefahrenen Kilometer,
● vom letzten Kunden zurück (nur die halben Pauschale, da ohne Hinfahrt)
macht wiederum 0,15 € je Entfernungskilometer ab dem 21. km geltend.
Also: Sei schlau und lege die Tour so, dass von den beiden nächstgelegenen
Kunden der eine am Anfang und der andere am Ende des Tages besucht wird.
247 Dann sei clever: Fahre nicht gleich frühmorgens zur Filiale, wofür Du nur den 247
Satz von 0,30 € ab dem 21. Entfernungskilometer geltend machen kannst. Fahr
stattdessen – sofern das einigermaßen praktisch und plausibel ist – zuerst den
Hauptsitz Deines Betriebs an, besprich dort z. B., was in der Filiale zu tun ist,
und setz Dich erst dann zur Niederlassung in Trab.
»Und wieso soll das ein Vorteil sein?«, fragst Du.
Weil Du für die anschließende Filialfahrt den Kilometersatz der Dienstreise
geltend machen kannst. Und dafür spendiert Dir der Fiskus 0,60 € pro Entfer-
nungskilometer.
248 Ob die Berufsschule, der Lehrgangsort oder das Seminar für Dich zur regelmä- 248
ßigen Arbeitsstätte wird, hängt entscheidend davon ab, wie viel Zeit Du dort
verbringst und wie wichtig die Arbeit dort im Verhältnis zu Deiner praktischen
Arbeit im Betrieb ist. Hast Du z. B. längeren Blockunterricht oder absolvierst
einen längeren Lehrgang, läufst Du Gefahr, dass man Dir die Berufsschule oder
den Lehrgangsort nach drei Monaten als zweite regelmäßige Arbeitsstätte zu-
rechnet und Du Deine Fahrtkosten nur noch mit der mickrigen Entfernungs-
pauschale absetzen kannst.
Aus dieser Falle brichst Du aus, wenn Du sagen kannst, der Teil Deiner Arbeit,
den Du in der Schule oder in Seminaren erledigst, sei gegenüber dem Rest Dei-
ner Ausbildung von untergeordneter Bedeutung. Das ist gar nicht so schwer. Da
der Fiskus und die Gerichte vor allem auf den zeitlichen Umfang Deiner jewei-
ligen Tätigkeit und deren Bedeutung schauen, stellst Du dich auf folgenden
Standpunkt: »Theorie und Praxis sind für mich natürlich von gleich großer Be-
deutung, deshalb kommt es nur darauf an, dass ich nicht längere Zeit am Stück
in der Berufsschule oder an meinem Lehrgangsort bin, unter dem Strich dort
weniger Zeit als im Betrieb verbringe und regelmäßig in den Betrieb meines
Brötchengebers zurückkehre.«
Ergo kannst Du Deine Fahrtkosten immer dann ohne zeitliche Begrenzung mit
den hohen Dienstreisepauschalen von 0,30 € je Kilometer – und ohne Kappung
Aber auch, wenn Du von diesem Urteil auf den ersten Blick nicht profitieren
kannst, weil Dein Blockunterricht oder Deine Lehrgänge zu lange dauern, ist
noch nicht alles verloren – dank der Unterbrechungsklausel des R 37 Abs. 2
Nr. 1 LStR. Danach führt jede Unterbrechung von mindestens vier Wochen,
außer durch Urlaub oder Krankheit, zu einem Neubeginn der Dreimonatsfrist.
Da Urlaub und Krankheit aber immer dem Ort zugerechnet werden, an dem
Du bei deren Beginn tätig warst, wirst Du einen längeren Urlaub so legen, dass
er der Arbeitsstätte und nicht der Berufsschule zugerechnet wird. Falls es nur
drei Wochen Urlaub sind, kannst Du der Unterbrechung auch ausnahmsweise
damit auf die Sprünge helfen, dass Du Dir den Berufsschultag in der ersten
Woche nach den Ferien schenkst und bei Deinem Brötchengeber schaffst.
249 Als Bauleiter tätige Arbeitnehmer werden ihre regelmäßige Arbeitsstätte fast 249
immer am Betriebssitz haben. Sie führen damit bei ihrer Tätigkeit auf der aus-
wärtigen Baustelle Dienstreisen aus und können somit die tatsächlichen Fahrt-
kosten – mindestens 0,30 € je gefahrenen Kilometer – zusätzlich zu den Pausch-
sätzen für Verpflegungsmehraufwand E Rz 176 geltend machen.
Für die regelmäßige Arbeitsstätte reicht ja schon aus, wenn Du ein- oder zwei-
mal pro Woche kurz in Deiner Firma auftauchst, um ein paar Sachen zu erledi-
gen oder Unterlagen abzuholen.
Bist Du also länger als drei Monate an derselben Baustelle tätig und droht Dir
daher ab dem vierten Monat der Verlust der Dienstreisepauschalen von 0,30 €
je km, dann entgehst Du dem mit derselben Begründung wie die Berufsschüler
in E Rz 248. Achte also darauf, dass Du pro Woche ein bis zwei Tage auf der
Baustelle und drei bis vier Tage im Betrieb oder zuerst ein bis zwei Wochen auf
der Baustelle, dann drei bis vier Wochen im Betrieb arbeitest.
250 Die regelmäßige Arbeitsstätte bringt nur dann Vorteile, wenn Deine Baustellen 250
überwiegend in der Nahzone liegen. In diesem Fall kannst Du bei Dienstreisen
im Gegensatz zur Einsatzwechseltätigkeit die Kilometerpauschale von 0,30 € je
gefahrenen Kilometer beanspruchen.
Liegen Deine Baustellen hingegen in der Fernzone (über 30 km von Deiner
Wohnung) oder hast Du an der Baustelle eine Unterkunft, ist die regelmäßige
Arbeitsstätte für Dich nicht günstig, denn dann machen die Fiskalritter nach
drei Monaten wieder eine zweite regelmäßige Arbeitsstätte aus der Baustelle
und Du setzt für Deine Fahrtkosten mit der Entfernungspauschale gegenüber
der Dienstreisepauschale nur noch die Hälfte ab. Für diesen Fall gilt:
Vermeide – wenn irgendwie möglich – dass Du regelmäßig zum Betrieb Deines
Arbeitgebers fährst.
Beispiel
Dein Nachbar Willi aus dem vorhergehenden Beispiel hat selbst ein Auto und
Ihr wechselt Euch mit dem Fahren ab. Dann könnt Ihr dem Finanzamt folgende
Rechnung aufmachen:
Du selbst Nachbar Willi
Entfernungspauschale
für reine Mitfahrtage 115 24,00 € 115 24,00 €
= 2 760 € = 2 760 €
+ Entfernungspauschale
für Fahrten mit eigenem Kfz 115 24,00 € 115 24,00 €
= 2 760 € = 2 760 €
Entfernungspauschale 5 520 € 5 520 €
Wenn Du als Lediger noch einen zweiten Wohnsitz bei Deinen Eltern hast oder
gar ein Einfamilienhaus Dein Eigen nennst, ansonsten aber in der Nähe Deines
Arbeitsorts eine Zweitwohnung unterhältst, kannst Du auch die gelegentlichen
Fahrten von Deinem Eigenheim aus beim Finanzamt als Fahrtkosten zwischen
Wohnung und Arbeitsstätte geltend machen – egal, wie weit Du fährst (BStBl
1986 II S. 221). Wichtig ist nur: Dort muss der Mittelpunkt Deiner Lebensinter-
essen sein. Mittelpunkt der Lebensinteressen ist nach Meinung des Bundesfi-
nanzhofs der Ort, zu dem Du die größten persönlichen Bindungen hast. Liegt
Deine Zweitwohnung in der Nähe Deiner Eltern und Angehörigen, berufe
Dich darauf, und der Fahrtkostenabzug ist gesichert. Aber auch eine andere
Wohnung lässt sich schnell zum Lebensmittelpunkt umfunktionieren. Tritt in
einen Verein ein und suche Dir eine nette Frau/einen netten Mann am Ort, von
der/dem Du dem Finanzamt gegenüber als von Deiner/Deinem Verlobten spre-
chen kannst. Damit hast Du sichergestellt, dass Deine Fahrtkosten beim Finanz-
amt durchgehen. Wenn Du dann noch mindestens zwei Fahrten im Monat zu
dieser Wohnung geltend machst, bleibt auch dem streichwütigsten Fiskalisten
nichts anderes übrig, als zu kapitulieren. Verweise ihn notfalls auf R 42 Abs. 1
S. 8 LStR.
für Heimfahrten
Gute Nachrichten für alle, die es nicht immer schaffen, mindestens zweimal mo-
natlich oder bei weit entferntem Lebensmittelpunkt mindestens sechsmal im
Jahr nach Hause zu fahren. Der BFH meinte nämlich recht großzügig, die An-
zahl der Fahrten sei zwar ein Indiz, aber der Lebensmittelpunkt müsse nach den
Gesamtumständen festgestellt werden und der auswärtige Wohnort könne auch
dann als Lebensmittelpunkt anerkannt werden, wenn nur drei Fahrten im Jahr
dorthin stattgefunden hätten (BFH-Urt. v. 10. 2. 2000 VI R 60/98, BFH/NV 2000
S. 949). Für entscheidend hielt der BFH, dass der Aufenthalt am Arbeitsort be-
fristet war, die dort bezogene Wohnung gegenüber der Hauptwohnung am Le-
bensmittelpunkt nach Größe und Ausstattung minderwertig war und der Steu-
erzahler am Arbeitsort keinen privaten Bekanntenkreis aufgebaut hatte. In die
gleiche Kerbe schlug der BFH mit seinem Urteil vom 26. 11. 2003 (BStBl 2004 II
S. 233).
254 Bist Du verheiratet, liegt der Mittelpunkt Deiner Lebensinteressen immer in 254
der Wohnung, in der Deine Familie wohnt. Ist das die weiter entfernte Woh-
nung, gehen Deine Fahrtkosten in der Regel sowieso als Familienheimfahrten
im Rahmen einer doppelten Haushaltsführung durch.
Schwieriger wird die Sache, wenn Du mit Deiner Familie zwei Wohnungen un-
terhältst. Jetzt musst Du dem Finanzamt beibringen, dass die weiter entfernte die
eigentliche Familienwohnung und damit Dein Lebensmittelpunkt ist. Steine legt
Dir dabei das Finanzgericht Köln in den Weg. Dessen Richter meinten nämlich,
der Hauptwohnort einer Familie richte sich nicht danach, wo der Steuerzahler
mit seiner Familie mehr Tage im Jahr verbringt, sondern haben stattdessen die
Wochen gezählt, in denen sich die Familie jeweils in ihren Wohnungen aufhielt.
Die Wochenenden haben sie unfairerweise nicht mitgezählt (EFG 1995 S. 14).
Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass sie damit den Lebensmit-
telpunkt aus der weiter entfernt liegenden Wohnung in die näher gelegene ver-
legt haben und der Fahrtkostenabzug für die weiten Fahrten zum Teufel war.
Ich meine, solchen Entscheidungen muss Einhalt geboten werden. Es geht doch
nicht an, dass der Fiskus seine Regeln mal so und mal anders auslegt. Ständig
zählen die Fiskalritter fleißig die Aufenthaltstage, wenn es auf den überwie-
genden Aufenthalt im Jahr ankommt, so z. B. bei der Frage, ob Du unter die
Steuerbefreiung eines Doppelbesteuerungsabkommens fällst oder bei welchem
Finanzamt Du Deine Steuererklärung abgeben musst. Das gilt nach § 19 Abs. 1
AO auch für Familien. Hält sich also Deine Familie (Wochenenden, Ferien und
Feiertage mitgerechnet) mehr als 182 Tage in A-Dorf auf, ist für Deine Steuer-
erklärung das Finanzamt A-Dorf zuständig. Es muss doch auch dem borniertes-
ten Finanzbeamten einleuchten, dass er dann nicht plötzlich wochenzählender-
weise Deinen Lebensmittelpunkt nach B-Stadt verlegen kann.
Räume, die begrifflich kein Arbeitszimmer darstellen: Hier hilft der BFH mit
seiner Grundsatzentscheidung vom 16. 10. 2002 (BStBl II 2003 S. 185). Ein steu-
erlich anrüchiges Arbeitszimmer sei nämlich nur ein Raum in Deinem häus-
lichen Privatbereich, der vorwiegend zur Erledigung gedanklicher, schriftlicher,
verwaltungstechnischer oder organisatorischer Arbeiten dient oder künstle-
risch genutzt wird und deshalb büromäßig eingerichtet ist und auch so genutzt
wird, also mit Bücher- und Aktenschränken bzw. -regalen, Aktenbock und ähn-
lichen »Büromöbeln« sowie mit Büchern, Aktenordnern, Schreibmaschine oder
Computer und ähnlichen Arbeitsmitteln ausgestattet ist. Dem hat sich inzwi-
schen auch der Fiskus wohl oder übel anschließen müssen (BMF-Schreiben v.
3. 4. 2007 – BStBl I 2007).
Nennst Du Deine Stube Werkstatt, Tonstudio (BFH v. 28. 8. 2003 – BStBl II 2004
S. 55) oder Praxis, wie die Ärztin, die in einem Zimmer ihrer Wohnung eine
Notfallpraxis unterhielt (BFH v. 5. 12. 2002 – BStBl II 2003 S. 463), kannst Du
ohne Einschränkung alle auf das Arbeitszimmer entfallenden Kosten absetzen,
egal, ob die nun 100 € oder 13 500 € betragen. Ebenfalls gute Karten hast Du,
wenn Du den Raum nur als Lager für Waren oder Werbemuster etc. nutzt.
Allerdings verlangt der BFH zusätzlich, dass die Räume erkennbar dem Publi-
kumsverkehr gewidmet sind. Sie sollten daher so liegen, dass sie sich von Dei-
nen übrigen Wohnräumen abheben, also möglichst über einen zumindest op-
tisch getrennten Eingangsbereich verfügen und nicht ausschließlich über an-
dere Räume Deiner Wohnung erreichbar sind (BFH v. 20. 11. 2003 – BStBl II
2005 S. 203).
259 Raus mit Deinem Arbeitszimmer aus den eigenen vier Wänden! 259
Wenn Dein Arbeitszimmer nicht mehr »häuslich« ist, d. h. keine Verbindung zu
Deiner Privatwohnung hat, greifen die Einschränkungen ebenfalls nicht und
Du kannst die vollen Kosten absetzen. Bei dieser Frage haben sich die Richter
beim BFH wieder einmal als feine Uhrmacher erwiesen und in einem ganzen
Sack von Entscheidungen einmal so und einmal anders entschieden. Worauf Du
besonders achten musst:
● Arbeitszimmer in der eigenen Wohnung oder im Einfamilienhaus
Ein Arbeitszimmer im eigenen oder gemieteten Einfamilienhaus oder in Dei-
ner Miet- bzw. Eigentumswohnung ist immer ein »häusliches« und fällt unter
die Abzugsbeschränkungen (BFH v. 26. 2. 2003 – BStBl II 2004 S. 75). Der steu-
erliche Erfolg bleibt Dir immer dann verwehrt, wenn Dein Arbeitszimmer in
unmittelbarer Nähe zu Deinen privaten Wohnräumen liegt und mit diesen als
gemeinsame Wohneinheit verbunden ist.
Daher nutzt es Dir wenig, es in den Keller, unter das Dach oder in die Mansarde
zu verlegen. Auch bei einem Arbeitszimmer in einem separaten Anbau zu Deinem
Häuschen macht Dir der Fiskus den vollen Kostenabzug streitig. Dabei handle es
sich ebenfalls um ein »häusliches« Arbeitszimmer, meinte der BFH (Urteil v.
13. 11. 2002 – BStBl II 2003 S. 350). Der gebeutelte Steuerzahler hatte zwar recht
geschickt argumentiert, der Anbau habe keine unmittelbare Verbindung zum
Wohnhaus. Einen Strick hat man ihm aber daraus gedreht, dass er nur über seinen
Garten Zugang zu dem Anbau hatte. Und schon argumentierten die obersten
Steuerrichter: »Der Garten gehört mit zum häuslichen Bereich. Wenn das Arbeits-
zimmer also nur über den Garten zu erreichen ist, ist es ein häusliches!« Aus dem
selben Grund fällt somit ein Gartenhaus als Arbeitszimmer flach.
Mit dem obigen Urteil hat der BFH gleich eine Hintertür aufgestoßen: Du
planst geschickter und legst den Zugang zu Deinem Arbeitszimmeranbau nicht
auf die Garten-, sondern auf die Straßenseite. Wenn Du sonstige Verbindungen
zu Deinem Wohnhaus vermeidest, steigen die Chancen.
262 Wohnst Du in einem Mietshaus, kannst Du steuerlich geschickt in den Keller 262
ausweichen. Aber Vorsicht! Richte Dir Dein Arbeitszimmer ja nicht in dem so-
wieso zu Deiner Wohnung gehörenden Kellerraum ein, denn der gehört nach
Meinung des Fiskus zu Deinem häuslichen Bereich. Stattdessen wirst Du einen
anderen Raum im Keller mieten und diesen zu Deinem Arbeitszimmer um-
funktionieren. Schon hast Du ein nicht »häusliches« und damit erstklassiges
und vor allem in vollem Umfang steuerbegünstigtes Arbeitszimmer, das Dir
den vollen Kostenabzug bei der Steuer garantiert. Will Dein Finanzamt nicht
mitziehen, bekommst Du Unterstützung durch das BFH-Urteil vom 26. 2. 2003
(BStBl II 2003 S. 515).
263 Übrigens: Wenn Du mit Deinem Vermieter verhandelst, schließe möglichst 263
einen eigenen Mietvertrag für den Kellerrraum ab. Vielleicht kannst Du ihn ja
überzeugen, Dir bei Deiner Wohnung einen Mietnachlass zu geben und statt
600 € nur 500 € Miete zu verlangen. Im Gegenzug kommst Du ihm bei der Miete
264 Als stolzer Besitzer eines Zweifamilienhauses oder eines Einfamilienhauses 264
mit Einliegerwohnung kannst Du mit einem ganz einfachen Trick nicht nur ein
Arbeitszimmer absetzen, sondern dem Fiskus auch noch einen ansehnlichen
Teil Deiner Haus- und Finanzierungskosten ans Bein binden.
Und so funktioniert‘s: Du wohnst im Erdgeschoss. Die darüberliegende Woh-
nung ist vermietet. Wenn Du jetzt Dein Dach ausbaust und Dir dort Dein Ar-
beitszimmer einrichtest, sind Dein Arbeitszimmer und Deine Wohnung nicht
mehr unmittelbar miteinander verbunden. Du hast also kein »häusliches« Ar-
beitszimmer, und einem Kostenabzug steht nichts im Weg. Wichtig ist allerdings,
dass die vermietete Wohnung und das Arbeitszimmer über ein separates Trep-
penhaus bzw. einen Gemeinschaftsflur zu erreichen sind. Außerdem darfst Du
Dir im Dachgeschoss nicht noch andere Wohnräume einrichten. Wenn Du das
beachtest, winkt Dir mit dem Segen des BFH (BFH v. 18. 8. 2005 – BStBl II 2006
S. 428) eine beträchtliche Steuerersparnis.
Angenommen, die beiden Wohnungen sind jeweils 100 qm groß und Du rich-
test Dir unter dem Dach ein 50-qm-Arbeitszimmer ein. In diesem Fall würden
20 % Deiner gesamten laufenden Gebäudekosten, Zinsen, Abschreibung, Re-
paraturen etc. auf das Arbeitszimmer entfallen und wären als Werbungskosten
abzugsfähig.
Hauptberuf ein Arbeitsplatz zur Verfügung steht, ist dann ohne Belang. Ent-
scheidend ist vielmehr, dass Du für die Schriftstellerei bzw. die Gutachtertätig-
keit keinen anderen Arbeitsplatz hast.
268 Ehepaare, die ein Arbeitszimmer gemeinsam nutzen, müssen ab 2007 besonders 268
darauf achten, dass ihnen nicht große Teile der Arbeitszimmerkosten durch die
Lappen gehen. Hat nur ein Ehepartner im Arbeitszimmer den Mittelpunkt sei-
ner gesamten Tätigkeit, kann nur der Teil der Kosten abgesetzt werden, der auf
ihn entfällt. Angenommen, Du hast in Eurem Arbeitszimmer einen Heimarbei-
tsplatz – also einen astreinen Tätigkeitsmittelpunkt. Dein als Lehrer tätiger
Ehepartner benutzt das Arbeitszimmer ebenfalls. Du ahnst schon, was jetzt
kommt! Richtig, die rechnerisch auf Deinen Ehepartner entfallenden Kosten
könnt Ihr nicht mehr absetzen.
Bei der Aufteilung zwischen den Ehegatten kommt es darauf an, wie viel Kos-
ten die jeweilige Tätigkeit an Zeit und Aufwand verursacht. Du wirst Dich also
auf den Standpunkt stellen, dass Deine Tätigkeit, bei der ja das Arbeitszimmer
der Mittelpunkt ist, sehr viel mehr Zeit in Anspruch nimmt als die Arbeiten, die
Dein Ehepartner dort ausübt. Das Ganze unterstützt Du damit, dass Ihr für
eine gewisse Zeit, z. B. drei Monate lang, aufschreibt, wer von Euch beiden wie
lange im Arbeitszimmer arbeitet. Entfallen danach z. B. nur 18,5 % der Gesamt-
nutzung auf Deinen Ehepartner, kannst Du als Werbungskosten immerhin noch
den Rest von 81,5 % der Arbeitszimmerkosten absetzen.
269 Das ganze Theater mit der Kostenaufteilung lässt sich vermeiden, indem Dein 269
Ehepartner das Arbeitszimmer Dir allein überlässt und sich z. B. im Wohn- oder
Schlafzimmer, in der Diele oder im Bügelzimmer eine Arbeitsecke einrichtet.
Begründen lässt sich das prima damit, dass Ihr beide bei der Arbeit Ruhe
braucht und Du mit Deinem Tätigkeitsmittelpunkt zu Hause viel mehr auf
einen abgeschlossenen Arbeitsraum angewiesen bist. Noch überzeugender als
blumige Worte ist es natürlich, wenn Du Deiner Steuererklärung ein paar Fotos
von beiden Räumen und Arbeitsplätzen beifügst.
Mit diesem Kniff setzt Ihr wieder die gesamten Arbeitszimmerkosten von der
Steuer ab.
270 Klappt es bei Dir nicht mit dem Arbeitszimmer als Mittelpunkt Deiner gesam- 270
ten Tätigkeit und benötigst Du einen Büroraum, kannst Du die kleinlichen Ab-
zugsbeschränkungen des Fiskus mit Hilfe Deines Arbeitgebers unterlaufen. Ein
Mietvertrag ist hier der Schlüssel zur Steuerersparnis. Du vermietest Deinem
Arbeitgeber Dein Arbeitszimmer, das Du für berufliche Zwecke benötigst, und
er überlässt Dir den von ihm angemieteten Raum als betriebliches Büro.
Der Bundesfinanzhof hilft Dir dabei: Dein Chef kann Dir die anteiligen Kosten
fürs Arbeitszimmer steuerfrei erstatten, wenn die Anmietung des Zimmers bei
Dir vorrangig in seinem Interesse erfolgt (BFH v. 19. 10. 2001 – BStBl 2002 II,
S. 300). Deine Chancen auf Anerkennung steigen stark an, wenn Du zu Hause
einen Heim- oder Telearbeitsplatz hast. Das an den Arbeitgeber vermietete,
aber von Dir genutzte Büro ist danach kein »häusliches Arbeitszimmer«.
Das wiederum hat die erfreuliche Folge, dass die Kosten dafür voll absetzbar
sind, auch wenn es nicht die ansonst erforderlichen Bedingungen (Tätigkeits-
mittelpunkt) erfüllt (BFH v. 20. 3. 2003 – BStBl II 2003 S. 519). Allerdings muss
Dein Arbeitgeber bestätigen, dass er den Raum aus handfesten betrieblichen
Interessen angemietet hat (BFH v. 16. 9. 2004 – BStBl II 2006 S. 10), z. B. aus
Kostenersparnisgründen, weil er Dir im Gegenzug im Betrieb kein Büro zur
Verfügung stellen muss, oder weil es Dir die extrem weite Entfernung vom Be-
trieb unmöglich macht, für Deine regelmäßig anfallenden Büroarbeiten ständig
dorthin zu fahren oder weil Dein Brötchengeber Deine Privatadresse als eine
den Kunden bekannte Anlaufstelle nutzt.
Die Finanzverwaltung sieht nach einer im Anschluss an die o. g. Urteile ergan-
genen Anweisung (BMF-Schreiben v. 13. 12. 2005 – BStBl I 2006 S. 4) die Ver-
mietung an den Arbeitgeber vorrangig in dessen Interesse, wenn folgende
Punkte vorliegen:
● Für Dich ist im Unternehmen kein geeignetes Büro vorhanden; die Versuche
Deines Arbeitgebers, entsprechende Räume von Dritten anzumieten, sind
erfolglos geblieben.
● Dein Arbeitgeber hat für andere Arbeitnehmer des Betriebs, die über keine
für ein Arbeitszimmer geeignete Wohnung verfügen, Zimmer bei betriebs-
fremden Dritten angemietet.
● Es wurde ein ausdrücklicher, schriftlicher Vertrag über die Nutzung des als
Arbeitszimmer angemieteten Raumes abgeschlossen.
Allerdings sind diese Bedingungen nicht der Weisheit letzter Schluss. So sieht
zwar auch der BFH in der Tatsache, dass Dir im Betrieb noch ein Büro zur Ver-
fügung steht, ein Indiz gegen ein überwiegendes betriebliches Interesse an der
Anmietung, sagt aber gleichzeitig, dass die Anerkennung deshalb nicht von
vornherein ausgeschlossen ist. Auch wenn Dein Brötchengeber gar nicht erst
bei anderen die Anmietung eines Arbeitszimmers versucht hat, darf Dir das
Finanzamt nicht allein daraus einen Strick drehen. Das spielt nämlich zumin-
dest dann keine Rolle, wenn damit zu rechnen war, dass er anderswo keinen
günstigeren Raum bekommen hätte (BFH v. 11. 1. 2005 – BFH/NV 2005
S. 882).
Schließe mit Deinem Arbeitgeber aber unbedingt einen astreinen Mietvertrag
über das Arbeitszimmer und regle das Ganze nicht über den Arbeitsvertrag
oder Zusatzklauseln zum Arbeitsvertrag (BFH v. 8. 3. 2006 – BFH/NV S. 1810).
Außerdem macht es sich wesentlich besser, wenn Dein Arbeitgeber Dich dazu
auffordert, zu Hause für ihn tätig zu werden, und er das Ganze nicht etwa nur
generös duldet, um Dir einen Gefallen zu tun. Nur so vermeidest Du, dass man
es Dir als besonders starkes Eigeninteresse ankreidet, dass Du nun bequem von
zu Hause aus arbeiten kannst.
Vorteil für Dich: Du musst zum einen die Mietzahlung Deines Arbeitgebers
nicht als Arbeitslohn versteuern, da Dir ja ein dringend benötigter Arbeitsplatz
überlassen wird. Andererseits hast Du Mieteinkünfte aus der Arbeitszimmer-
vermietung und kannst jetzt alle Kosten, die mit dem Arbeitszimmer zusam-
menhängen, in voller Höhe als Werbungskosten bei diesen Vermietungsein-
künften absetzen.
Beispiel
Du hast ein Einfamilienhaus mit 150 qm Wohnfläche gebaut. Die Baukosten
von 300 000 € hast Du zu 250 000 € über eine Hypothek finanziert. Die jähr-
lichen Zinsen belaufen sich auf 18 000 €. Ein 25 qm großes Zimmer hast Du für
5 €/qm an Deinen Arbeitgeber vermietet, der es Dir als Arbeitszimmer zur Ver-
fügung stellt. Die sonstigen Nebenkosten für Dein Haus belaufen sich auf
2 400 €.
So sieht Deine Rechnung fürs Finanzamt aus:
Mieteinnahmen 12 25 qm 5 € 1 500 €
Werbungskosten:
Zinsen 18 000 € 25 qm/150 qm 3 000 €
Abschreibung 2% v. 300 000 € = 6 000 € 25 qm/150 qm + 1 000 €
Nebenkosten 2 400 € 25 qm/150 qm + 400 €
4 400 € 4 400 €
Verlust aus Vermietungseinkünften 2 900 €
271 c) Wie prüft das Finanzamt, ob es bei Dir überhaupt ein Arbeitszimmer aner- 271
kennt?
Am besten reichst Du eine Wohnungsskizze ein, in der das Arbeitszimmer ge-
kennzeichnet und die Lage und Art der Möbel vermerkt ist (Vorsicht: kein Bett
o. Ä. einzeichnen) E Rz 279. Daneben muss genügend Wohn- und Schlafraum
für Dich und Deine Familie vorhanden sein.
Als Single brauchst Du in Deiner Wohnung nicht allzu viel Platz. Aber auch bei
Dir müssen die neben dem Arbeitszimmer als Wohnraum verbleibenden Räume
passend möbliert werden. Achte also bei der Einrichtung darauf, dass Dir nicht
das Gleiche passiert wie einem Steuerzahler aus Trier. Dem hatten die Finanz-
richter nämlich einen als Arbeitszimmer eingerichteten Raum seiner Zweizim-
merwohnung nur deshalb nicht steuerlich anerkannt, weil er den anderen Raum
nicht zum Wohn-/Schlafraum umfunktioniert hatte. Angesichts fehlender Wohn-
raummöblierung in diesem Zimmer haben sie es nur als Schlafraum akzeptiert.
Das Wohnen müsse sich zwangsläufig auch im Arbeitszimmer abspielen, mut-
maßten die Richter, und schon waren die Werbungskosten zum Teufel (FG
Rheinland-Pfalz v. 1. 2. 1995, 1 K 2180/94 – NWB-Eilnachrichten 1995 S. 90).
Stell Dich deshalb etwas geschickter an und verfrachte Couch, Tisch, Fernseher
und Stereoanlage in den Wohn-/Schlafraum, und Du kannst das o. g. Urteil für
Dich ausnutzen.
Weitere unabdingbare Voraussetzung ist, dass das Arbeitszimmer separat liegt,
d. h., es muss ein von den übrigen Räumen der Wohnung getrennter, in sich ab-
geschlossener Raum sein. So wurde einem armen Teufel das Arbeitszimmer im
Dachgeschoss seines Hauses, das nur über eine Wendeltreppe zu erreichen war
und nicht durch eine Tür abgeschlossen werden konnte, nicht anerkannt (FG
Baden-Württemberg v. 22. 9. 1986 – EFG 1987 S. 70).
Achtung, Fangeisen: Du hast ganz schlechte Karten, wenn das Arbeitszimmer
ein sog. Durchgangszimmer ist. Denn der Durchgang wird als private Nutzung
aufgefasst, und damit ist die Sache für Dich schlecht gelaufen. So der BFH in
seinem Urteil BStBl 1984 II S. 110. Er lenkte aber in seinem Urteil vom 19. 8. 1988
(BStBl 1988 II S. 1000) etwas ein: Das gelegentliche Durchqueren des Arbeits-
zimmers durch den Ehegatten (um in das Schlafzimmer zu gelangen) hielt er für
unbedeutend.
das eine oder andere Finanzgericht Gnade vor Recht ergehen ließ, solltest Du
nach Möglichkeit von vornherein jedes Risiko vermeiden. Ich würde zumindest
nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass die folgenden Urteile jedes Finanz-
amt überzeugen.
● Eine Liege im Arbeitszimmer steht dessen Anerkennung selbst dann nicht
entgegen, wenn der Steuerzahler sie während der Arbeitspausen für ein
kleines Nickerchen nutzt (FG Hessen v. 27. 1. 1983 – IV 75/84; BFH v.
18. 3. 1988 – BFH/NV 1988 S. 773).
● Eine ganz sporadische Nutzung des Arbeitszimmers als Gästezimmer, z. B.
beim Weihnachtsbesuch von Angehörigen, soll dessen Anerkennung nicht
gefährden (FG Berlin v. 16. 8. 1988 rk – EFG 1989 S. 17).
● Auch ein Schaukelstuhl, der während der Arbeitspausen zur Entspannung
genutzt wird, soll nicht schädlich für Dein Arbeitszimmer sein (BFH v.
28. 9. 1990 – BFH/NV 294/1991).
Zum Glück sind nicht alle Genauigkeitskrämer so dreist und erscheinen unan-
gemeldet. Die meisten sind brav, akzeptieren den guten alten englischen Wahl-
spruch »My home is my castle« und kündigen ihren Arbeitszimmerkontrollbe-
such vorher an. Um Dir solch unliebsamen Besuch vom Hals zu halten, mach
Dir die sprichwörtliche Bequemlichkeit des deutschen Beamten zunutze und
kontere auf die Kontrollankündigung etwa wie folgt:
Datum . . . . . . Unterschrift . . . . . . . . . . . .
Wetten, dass sich kaum ein Finanzer finden wird, der bereit ist, in den sauren
Apfel zu beißen und seine Freizeit für eine Arbeitszimmerbesichtigung zu op-
fern? Den Rotstift müssen sie dann aber bei Deinen Arbeitszimmerkosten auch
eingepackt lassen. Du bist ja schließlich besichtigungsbereit, und man kann ja
wohl nicht von Dir verlangen, dass Du für das Misstrauen anderer Deinen
wohlverdienten Urlaub verplemperst . . .
Fertigt der Prüfer über seinen Besuch eine Niederschrift, dann lass Dir einen
Durchschlag geben, damit Du weißt, was in den Akten steht. Und pass auf, was
Du unterschreibst.
Vor allem, wenn es verdächtig nach Amtsdeutsch klingt. Bestehe darauf, dass
rechtliche Würdigungen oder Schlussfolgerungen gestrichen werden. Also nicht:
»Private Unterlagen waren zu 20 % vorhanden«, sondern: »Es ist ein Ordner
Versicherungsangelegenheiten abgestellt.«
Auf diese Weise bleibt Dir die Möglichkeit erhalten, später die Bedeutung
dieses Ordners herunterzuspielen. Und schreibt der Prüfer: »Die vorgefunde-
nen Verhältnisse lagen im Veranlagungszeitraum unverändert vor«, musst Du
sofort ausdrücklich widersprechen und notfalls das Gegenteil protokollieren
lassen, wenn dieser Satz nicht zutrifft.
mer nicht mehr absetzen kannst, weil es nicht Dein Tätigkeitsmittelpunkt ist,
kannst Du Deine Arbeitsmittel absetzen.
Dazu musst Du allerdings unterscheiden zwischen den Kosten für die Raum-
ausstattung des Arbeitszimmers, deren Schicksal davon abhängt, ob die Arbeits-
zimmerkosten steuerlich abzugsfähig sind, und den Kosten für Arbeitsmittel im
engeren Sinne, die ohne Einschränkung absetzbar bleiben.
Unmittelbare Arbeitszimmerkosten/Raumausstattung
(nur bei Arbeitszimmern als Tätigkeitsmittelpunkt)
● Miete
● Heizung, Strom, Wasser
● Müllabfuhr, Kaminkehrer, Abwasser
● Grundsteuer, Gebäudeversicherung
● Hauswart etc.
● Gebäudeabschreibung
● Zinsen
● Reinigung
● Gebäudereparatur
● Renovierung
● Tapeten, Teppichböden, Vorhänge
● fest eingebaute Lampen
Zusätzlich ohne Beschränkung absetzbareArbeitsmittel
● Computer und Zubehör
● Telefon, Fax, Anrufbeantworter
● Taschenrechner, Rechenmaschine
● typische Arbeitsmittel je nach Beruf (z. B. Musikinstrumente, Maschinen etc.)
● Einrichtungsgegenstände
– Schreibtisch
– Stühle
– Bücherregale
– Schränke
– Bürocontainer
– sonstige berufliche Einrichtung
– Schreibtischlampe
– Papierkorb
– Wand- oder sonstige Uhr, Pinnwand etc.
Für Einrichtungsgegenstände mit einem Anschaffungspreis von mehr als 410 €
(Rechnungsbetrag ohne Umsatzsteuer) setzt Du die Abschreibung an. Dazu
werden die Anschaffungskosten (jetzt mit Umsatzsteuer) auf die Dauer der
Nutzung verteilt. Die Nutzungsdauer beträgt für Mobiliar 13 Jahre, für Kopierer
sieben Jahre, für PC, Drucker und Scanner drei Jahre.
Bei Anschaffung im Lauf des Jahres ist nur eine zeitanteilige Abschreibung zu-
lässig. Für jeden Monat des Jahres, in dem Dir das Arbeitsmittel gehört, also 1/12
der Jahresabschreibung.
Beträgt der Anschaffungspreis (ohne Umsatzsteuer) nicht mehr als 410 €,
kannst Du den gesamten Betrag für das »geringwertige Wirtschaftgut« (so das
Amtsdeutsch) sofort in voller Höhe absetzen.
Weitere Einzelheiten zur Berechnung der Kosten, insbesondere der Abschrei-
bungen vgl. E Rz 273 und E Rz 337.
Liege, Klappcouch und Schaukelstuhl wird das Finanzamt nur widerwillig aner-
kennen. Allerdings ist ein Abzug auch nicht generell ausgeschlossen. Es sei dem
Arbeitnehmer unbenommen, statt am Schreibtisch zu sitzen, sich im Liegen
oder im Schaukelstuhl auf seine Arbeit zu konzentrieren oder Fachliteratur zu
lesen. So der Bundesfinanzhof zur Arbeitssituation eines Professors (BFH v.
28. 9. 1990 – BFH/NV 1991 S. 294).
Kunstgegenstände wie Bilder und Skulpturen gehören grundsätzlich zur Ar-
beitszimmerausstattung. Sie werden Dir aber nur ausnahmsweise steuerlich
anerkannt, wenn Du glaubhaft machst, dass Du sie aus Repräsentationsgründen
benötigst, weil Du des öfteren geschäftlichen Besuch im Arbeitszimmer emp-
fängst. Andernfalls fallen sie dem Rotstift zum Opfer, wie die Aufwendungen
für ein Gobelinbild, das ein Steuerzahler als Wandbehang und nicht als Teppich
angegeben hatte (BFH-Urt. v. 30. 10. 1990 – BStBl 1991 II S. 340). Auch Geweihe
und Jagdwaffen als Schmuckhat der BFH nicht mit steuerlicher Wirkung zugel-
assen (BFH v. 18. 3. 1988 – BFH/NV 1988 S. 556).
274 Wie flatterhaft Finanzgerichte bei ihren Entscheidungen über Arbeitszimmer- 274
kosten sind, kannst Du an folgendem Beispiel sehen: Das Finanzgericht des
Saarlands hat einem Zahnarzt seinen Orientteppich nicht anerkannt, weil so ein
Teppich eine behagliche Atmosphäre schaffe und seinen Besitzer geistig anrege
(EFG 1994 S. 235). Das Finanzgericht Niedersachsen hingegen meinte, ein Ori-
entteppich sei als ganz normaler, alltäglicher Ausstattungsgegenstand mit Bezug
zur täglichen Arbeit anzusehen (FG Niedersachsen, EFG 1992 S. 65 und 1994
S. 236).
275 ● Kosten, die dem Arbeitszimmer nicht direkt zugeordnet werden können, weil 275
sie das ganze Gebäude oder die ganze Wohnung betreffen, sind nur mit dem
auf das Arbeitszimmer entfallenden Anteil abziehbar. Die Aufteilung erfolgt
im Verhältnis der Fläche des Arbeitszimmers zur Fläche des gesamten Ge-
bäudes oder der gesamten Wohnung. Nebenräume wie Keller, Dachböden
und Wirtschaftsräume brauchst Du nicht mitzurechnen.
Beispiel
Gesamtfläche Gebäude/Wohnung 150 qm
Fläche des Arbeitszimmers 30 qm
Anteil des Arbeitszimmers 1/5 = 20%
Hier sind also 20 % der Kosten des Gebäudes oder der Wohnung absetzbar.
Dazu gehören
● bei einer Mietwohnung die Miete einschließlich aller Umlagen, auch für
Strom, Heizung, Frischwasser, Abwasser, Straßenreinigung und Müllabfuhr,
● beim eigenen Haus oder bei einer Eigentumswohnung neben Strom, Heizung
und den öffentlichen Abgaben die Abschreibung, die Schuldzinsen, die Versi-
cherungen und alle Reparaturen.
Wenn Du alle Kosten hübsch beisammenhast, fängst Du an, eine kleine Aufstel-
lung zu fertigen. Etwa so:
276 Arbeitszimmerkosten in einer Mietwohnung 276
1. Anteilige Wohnungsmiete (Gesamtwohnung
5 Zimmer, Miete 600 €)
davon 1 Arbeitszimmer (Anteil an der
gesamten Wohnfläche 20%) 120 € monatl.
2. Anteilige Heizungs- und Lichtkosten + 10 € monatl.
3. Hausratversicherung (anteilig) + 1 € monatl.
4. Putzkosten, lt. Bescheinigung der Putzhilfe + 15 € monatl.
Summe 146 € 12 = 1 752 €
5. Neuanschaffung von Vorhängen + 150 €
6. Neuanschaffung einer Lampe + 250 €
Summe der Kosten 2 152 €
7. Einrichtungsgegenstände
bis 410 € (ohne MwSt.)-
also geringwertige Wirtschaftsgüter - sind sofort absetzbar.
1 Aktenregal, angeschafft für 100 €
2 Büroschränke à 100 € + 200 €
1 Bürosessel + 100 €
1 Schreibtischlampe + 50 €
1 Leselampe + 40 €
2 Besuchersessel à 375 € + 750 €
1 Besuchertisch + 360 €
1 gr. Vase + 50 €
Kleininventar + 350 €
1 gebrauchter PC + 400 €
Gesamt 2 400 € + 2 400 €
4 552 €
Auf diesen Betrag gibt es eine Steuererstattung zwischen 781 und 2 345 €.
zur Abschreibung
278 Gehört das Objekt, in dem sich Dein Arbeitszimmer befindet, z. B. Deiner bes- 278
seren Hälfte, kommst Du nur dann in den Genuss der Abschreibung Deines
Arbeitszimmers, wenn Du nachweislich einen Teil der Anschaffungs- oder der
279 Hast Du nichts zu den Anschaffungs- oder den Herstellungskosten des Hauses 279
oder der Eigentumswohnung Deines Ehepartners beigetragen, schließe einen
Mietvertrag fürs Arbeitszimmer.
Genauso kannst Du ein Arbeitszimmer im Haus eines Angehörigen oder Dei-
nes Lebenspartners mieten und kommst so zu Arbeitszimmerkosten. Dein ge-
mietetes Arbeitszimmer ist in diesem Fall kein »häusliches«. Was bedeutet, dass
Du die vollen Kosten (Miete, Nebenkosten) absetzen kannst. Das gilt allerdings
nur, wenn Du nicht auch selbst in der Wohnung lebst.
Schließe einen schriftlichen Mietvertrag, in dem der gemietete Raum samt
Größe und Lage beschrieben wird und die genaue Miethöhe (mindestens 75 %
der ortsüblichen Miete) sowie die von Dir zu zahlenden Nebenkosten festgelegt
sind. Die Zahlung von Miete und Nebenkosten musst Du nachweisen können.
Am besten überweist Du sie monatlich auf ein Konto Deiner Lieben, und schon
klappt der Laden. Mit einem so sauber vereinbarten und tatsächlich durchge-
führten Mietvertrag spielt es keine Rolle, dass der Vermieter Dir verwandt-
schaftlich oder freundschaftlich verbunden ist (BFH-Urteil v. 28. 8. 1991 – BFH/
NV 1992 S. 166).
280 Wenn Du selbständig bist, kann ein zu großes Arbeitszimmer zur Steuer- 280
mS falle werden. Liegt seine Größe anteilig über 20 % oder sein anteiliger
Grundstückswert über 20 500 €, kann das Finanzamt sagen, es sei notwendiges
überhaupt noch auswirken. Ist diese Frage dem Grunde nach zu Deinen Guns-
ten entschieden, kannst Du neben den Kosten für Putzmittel etc. natürlich auch
Deine Aufwendungen für eine Reinigungskraft, den Fensterputzer etc. ins Spiel
bringen. Engagierst Du nahe Angehörige als Reinigungskraft, musst Du Fol-
gendes beachten: Da die Arbeitszimmerreinigung unter die Verpflichtung der
Ehepartner zur Haushaltsführung (§ 1360 BGB) fällt, nutzt ein Arbeitsvertrag
mit dem Ehepartner nichts. Für einen eigenen Haushalt führende erwachsene
Kinder, Eltern und Geschwister gilt das zumindest dann nicht, wenn sie nicht
mit Dir zusammen in einem Haushalt leben (BFH v. 27. 10. 1978 – BStBl II 1979
S. 80). Gegen ein anzuerkennendes Arbeitsverhältnis zwischen Vater und voll-
jähriger Tochter spricht neben der Haushaltsgemeinschaft auch ein besonders
geringer Stundenlohn (hier: 1,42 €), freie Arbeitszeit und die Überweisung
des Entgelts unter der Bezeichnung »Taschengeld« (FG Niedersachsen v. 30. 1.
1986 – EFG 1986 S. 484). Also?
Bei allem Bemühen um Steuerersparnis musst Du dich vorsehen, nicht nach der
Devise »Gier frisst Hirn« zu verfahren. Bei einem echten Anstellungsverhältnis
wird das Finanzamt immer streng darauf schauen, ob Du das Arbeitsverhältnis
bei der Sozialversicherung angemeldet hast. Selbst wenn Deine Angehörigen-
Reinigungskraft als Minijobber durchgeht, kostet das pauschale Sozialversiche-
rung und Steuer. Da die Reinigungskosten nur zum Teil auf Dein Arbeitszim-
mer entfallen, könnte sich so ein Arbeitsvertrag schnell als Draufzahlgeschäft
entpuppen, wenn es Dir nicht gelingt, die Reinigungskosten für die übrigen
Räume Deiner Wohnung z. B. als haushaltsnahe Dienstleistung bei der Steuer
unterzubringen und auch hierfür eine Ermäßigung zu kassieren.
283 Einer Fernsehansagerin, die ja immer ordentlich und adrett gekleidet sein muss, 283
hat der BFH mit einem Federstrich die gesamte Berufskleidung gestrichen, weil
ja alles auch privat getragen werden könne (BStBl 1990 II S. 49).
Sagte die Petra Schürmann zu dem Finanzrichter, der ihren Einspruch auf den
Tisch bekam: »Die Kleider, die ich trage, sind wahnsinnig teuer. Ich muss sie
aber tragen, damit ich Lieschen Müller stets aufs neue imponiere und ankomme.
Ein zweites Mal kann ich die Dinger niemals tragen! Wenn das keine beruflich
bedingten Anschaffungen sind! Selbst meine Fernsehchefs erwarten es von
mir!« – »Ja«, antwortete ihr der Richter, »Sie könnten aber theoretisch Ihre mo-
dischen Sächelchen zweimal tragen!«
»Ich tue es aber nicht! Ich verkaufe die Sachen sofort an Secondhandshops!«
»Aber den Gesetzen kommt es nur auf die Möglichkeit an. Und was die Ver-
käufe an Gebrauchtbekleidungsläden betrifft, wird das Finanzamt zu prüfen
haben, ob Sie diese als steuerpflichtige, wiederholte Geschäftstätigkeit gemel-
det und sich evtl. bei Nichtangabe strafbar gemacht haben.« Sprach‘s und ur-
teilte im Namen des Volkes für das Finanzamt. Welches wiederum gegen Petra
Schürmann statt eines Erstattungsbescheids einen saftigen Steuernachzah-
lungsbescheid erließ.
284 Die Krönung ist aber das Urteil, mit dem die obersten Steuerrichter einer Mu- 284
sikerin die extra für Auftritte gekaufte schwarze Hose nicht als Arbeitskleidung
anerkannten (BFH v. 18. 4. 1991 – BStBl 1991 II S. 751).
Wie konfus die Urteile des BFH zur Arbeitskleidung sind, wirst Du feststellen,
wenn Du als Angestellter eines Bestattungsunternehmens Deinen schwarzen
Anzug absetzen willst. Bist Du fest angestellt, soll er Arbeitskleidung sein. Bet-
test Du dagegen als Aushilfe verstorbene Mitmenschen zur letzten Ruhe, ist der
Anzug keine Arbeitskleidung (BFH NV 1991 S. 25).
285 Etwas leichteres Spiel hast Du mit Uniformen oder uniformähnlicher Kleidung. 285
Abzugsfähig ist z. B. die Uniform von Soldaten, auch der Trainingsanzug mit
Bundeswehrwappen oder Rangabzeichen (FG Bremen, EFG 1992 S. 735). Als
Postler kannst Du selbstgekaufte Dienstkleidung absetzen, wenn sie mit dem
Posthorn gekennzeichnet ist (FG Niedersachsen, EFG 1991 S. 8). Farblich und
vom Schnitt her einheitliche Kleidung von Flugbegleitern ist ebenfalls Berufs-
kleidung (FG Hessen, EFG 1993 S. 648). Das gilt übrigens auch für entspre-
chend gestaltete Kleidung des Personals eines Friseurs (FG Hamburg, EFG
1987 S. 172).
Gute Karten hatten auch Filialleiter sowie angestellte Metzger und Verkäufer
in Berlin. Die vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Pullunder, Strickja-
cken, Hemden, Blusen, Krawatten und Tücher wurden als im betrieblichen In-
teresse überlassene Berufskleidung anerkannt. Als Argumente dienten das vom
Arbeitgeber gewünschte einheitliche Erscheinungsbild und hygienische Ge-
sichtspunkte: Aufgrund der Einheitlichkeit sei die Kleidung besser zu reinigen
(BFH v. 22. 6. 2006 – DStR 2006 S. 1795).
Keine Berufskleidung soll dagegen vorliegen bei
● einheitlicher grauer Kleidung von Chauffeuren (Vfg. der OFD München v.
25. 3. 1987),
● Krawatten und Tüchern von Angestellten einer Bank, wenn das Arbeitgeber-
logo klein und nur an einer Stelle angebracht ist (Vfg. OFD Münster v.
29. 10. 1988, DB 1988 S. 2384),
● Lodenmänteln von Forstbeamten (BFH v. 19. 1. 1996, BStBl II 1996 S. 202).
286 Das BFH-Urteil über die Lodenmäntel (s. o.) ging den Fiskalrittern wohl doch 286
etwas zu weit. Jedenfalls regelt ein Bund-Länder-Erlass (z. B. Niedersächsisches
Finanzministerium v. 1. 11. 1996 – S 2354 – 70 – 35), dass Kleidung vom Arbeit-
geber weiter steuerfrei überlassen werden kann, wenn sie dauerhaft als Dienst-
kleidung oder Uniform gekennzeichnet ist, z. B. weil Wappen, Behördenkenn-
zeichen oder Logos gut sichtbar angenäht oder eingewebt sind.
Was für Dienstkleidung im öffentlichen Dienst recht ist, sollte für private Un-
ternehmen mehr als billig sein. Wenn die Firma Deines Chefs ein schönes Logo
hat, lasst es deutlich sichtbar auf gleichfarbige T-Shirts, Hosen, Baseballkappen
etc. nähen und präsentiert die Rechnung dem Finanzamt. Bei normalen Schu-
hen, Socken und Unterwäsche klappt das aber wohl nicht. Auch winzige, kaum
sichtbare Logos, wie bei den Bankerkrawatten und -tüchern (s. o.), oder mit
Klettverschluss angebrachte Firmenschilder, die man jederzeit entfernen kann,
haben vor den gestrengen Augen des Fiskus keinen Bestand.
Eine amtliche Vorschrift des Landes Nordrhein-Westfalen schreibt die genauen Richtwerte für das
Schultaschengewicht vor. In einer Auflage von 3,5 Millionen Exemplaren wurde sie mit einem
Kostenaufwand von 1,7 Millionen Mark versandt.
(BStZ)
288 Gehörst Du, wie z. B. Kellner, Laboranten oder Chemiker, zu denen, deren als 288
privat angesehene sog. bürgerliche Kleidung im Beruf außerordentlich stark
strapaziert wird? Nun, für Dich hat der Bundesfinanzhof ein kleines Schlupf-
loch offen gelassen. Allerdings musst Du dazu dem Finanzamt beibringen, dass
ein Teil Deiner Kleiderkosten durch den besonderen beruflichen Verschleiß be-
dingt ist (BFH-Urteil v. 26. 6. 1969, BStBl 1970 II S. N7). Und der muss objektiv
leicht nachprüfbar vom normalen Kleidungsverschleiß abgegrenzt werden kön-
nen (BFH-Urteil v. 24. 7. 1981, BStBl 1981 II S. 781). Also kommst Du mit dem
lapidaren Hinweis auf stärkere Verschmutzung, z. B. durch Getränke- und Es-
sensflecken beim Kellnern, und dadurch häufiges Waschen nicht mehr weit. Ge-
radezu grob fahrlässig ist es, wenn Du beim Finanzamt einfach pauschal 25 bis
30 % Deiner Kleiderkosten wegen starken Verschleißes als Werbungskosten
abzusetzen beantragst. Damit zwingst Du selbst einen Dir wohlgesinnten Sach-
bearbeiter förmlich dazu, den Rotstift anzusetzen.
Ein Chemiearbeiter hätte fast seine Aufwendungen für bürgerliche Kleidung
durchbekommen, weil sie mehr verschleißt als normal. Er hatte in seiner Rechts-
beschwerde gesagt, dass seine Hosen nach vier Wochen von den Säuren, mit
denen er arbeite, zerfressen seien, seine Schuhe bald danach. Doch das hohe
Gericht fand nach eingehender Prüfung heraus, dass er nur zwei Hosen und drei
Paar Schuhe geltend gemacht hatte, während es doch – wenn seine Angaben
zutreffend gewesen wären – zwölf Hosen und zehn Paar Schuhe hätten sein
müssen. Sei schlauer und versuche es in so einem Fall mit mehr Belegen! (BFH
v. 24. 7. 1981 – BStBl 1981 S. 781)
289 Ist es Dir nicht auch schon mal passiert, dass Du Dir im Betrieb etwas verschan- 289
delt hast? An eine frisch gestrichene Wand geraten oder mit dem Rock irgendwo
hängengeblieben bist? Dir bei einer Autopanne (anlässlich einer dienstlichen
Fahrt) Schäden an der Oberbekleidung eingehandelt hast?
Deine Chancen auf Anerkennung von Werbungskosten steigen, je konkreter
Deine Angaben sind. Besser ist es also, wenn Du als Chemielehrer sagen kannst:
». . . habe ich mir bei einem Unterrichtsexperiment mit Schwefelsäure Löcher in
meine drei Wochen alte Hose gebrannt. Üblicherweise trage ich Hosen zwei
Jahre. In Höhe des Kaufpreises von 84 € ./. Abschreibung für einen Monat (84 €
÷ 24 Monate) = 3,50 € bitte ich Bekleidungskosten wegen außergewöhnlichen
Verschleißes anzuerkennen.« Als Kellner teilst Du dem Finanzamt mit, dass es
zu dem Verschleiß gekommen ist, weil Du Dir Dein Hemd an einer Kerze ver-
sengt hast oder die Fruchtsaftflecken trotz Megaperls und Hauptwaschgang
nicht mehr zu entfernen waren.
Was Du arbeitest und welche Kleidung Du beschädigt hast, ist nicht so entschei-
dend. Wichtig ist einzig und allein: Der Schaden muss während der Arbeit ge-
schehen sein. Werbungskosten stehen Dir also auch zu, wenn Du Deine teure
Lederjacke in der Firmengarage zerrissen hast. Bei einem solchen Stück setze
beruhigt fünf Jahre Nutzungsdauer an (FG Thüringen 4. 11. 1999, EFG 2000
S. 211).
Wenn es mit den Reinigungskosten getan war – hast Du Dir die Rechnung auf-
gehoben, um sie dem Finanzamt zu präsentieren?
War der Anzug nicht mehr für den Dienst verwendbar, kannst Du – auch wenn
Du nicht leitender Angestellter bist – mit folgendem
zur Berufskleidung
Setz pauschal an, was anzusetzen geht! Der Satz für Arbeitsmittel, zu denen
auch Arbeitskleidung gehört, beträgt jährlich ca. 100 €. Die Finanzämter ver-
zichten aus Zweckmäßigkeitsgründen in der Regel auf die Vorlage von Bele-
gen, wenn dieser Satz nicht überschritten wird. Außer der Arbeitskleidung
selbst kannst Du natürlich die Kosten für deren Instandsetzung und Reinigung
absetzen, z. B. so:
Für die Reparatur der Arbeitskleidung entstandene Kosten für
Garne und Stoffreste 15 €
Knöpfe und Reißverschlüsse 10 €
Nadeln usw. 2€
27 €
Wenn Deine nette Hauswirtin Dir die Sachen in Ordnung hält, solltest Du Dich
nicht scheuen, den monatlichen Blumenstrauß oder den Likör, den Du ihr als
Dank dafür zukommen lässt, gleichfalls beim Finanzamt geltend zu machen.
290 Wenn Du als Sportlehrer z. B. im Schuldienst tätig bist, sind Deine Aufwen- 290
dungen für Trainingsanzüge, Sporthosen und -schuhe abzugsfähig.
Aufwendungen für Sportgeräte und -kleidung können für Diplompädagogen
(Erzieher) in vollem Umfang Berufskosten sein, wenn die private Nutzung von
ganz untergeordneter Bedeutung ist. Die Aufwendungen fallen jedoch bei einer
privaten Nutzung von 15,5 % (wie, um Himmels willen, soll das jemand so genau
ermitteln können?) unter das Aufteilungs- und Abzugsverbot des § 12 Nr. 1 Satz
2 EStG (BFH-Urt. v. 21. 11. 86 VI R 137/83) und sind dann gar nicht abzugsfä-
hig.
Stellt sich ein Finanzamt bei Deiner Sportkleidung quer, reib ihm den Erlass
des Finanzministers Nordrhein-Westfalens vom 10. 5. 1985 (S. 2353 – 45 – VB 3)
unter die Nase, der immer noch gültig ist und Dir zumindest dann Werbungs-
kosten für Deine Sportkleidung zugesteht, wenn sie in der Schule aufbewahrt
wird. So sah das auch das FG Münster, das einer Sportlehrerin Tasche, Kleidung
und Pfeife als Werbungskosten anerkannte. Eine ganz geringe private Mitbe-
nutzung sahen die Richter dabei nicht als schädlich an (FG Münster v. 12. 11. 1996
– EFG 1997 S. 334). Dem Problem mit der privaten Nutzung kannst Du wunder-
bar mit dem Argument entgehen, du habest für Deine privaten Sportaktivitäten
weitere Sportkleidung. Weise dem Finanzamt per Beleg also nicht nur die Sport-
kleidung nach, die Du für die Schule benötigst, sondern auch die privat gekauf-
ten Sportsachen. So sind Deine Chancen, dass Du wenigstens einen Teil Deiner
Kosten durchbekommst, jedenfalls wesentlich größer, als wenn Du versuchst,
alle Belege als Berufskosten durchzudrücken (FG Düsseldorf v. 16. 11. 1995 –
EFG 1996 S. 176).
Dies gilt aber leider nicht für eine Skiausrüstung, selbst wenn der Sportlehrer
etwa Wochenkurse für seine Schulklasse leitet (Finanzminister NRW v. 10. 5. 85,
S 2325 – 45 – VB 3). Anders unter Umständen beim hauptberuflichen Skilehrer
(OFD München v. 19. 10. 72 S 2354 – 52/4 – 62137 und Finanzministerium Nord-
rhein-Westfalen v. 13. 12. 72 S 2330).
»Und was soll ich jetzt völlig verwirrter Steuerzahler nun tun?«, fragst Du.
Immer nur lächeln. Und steif und fest behaupten: »Die Kinder sind heute alle
so steif, dass ich ihnen die Übungen mindestens dreimal vormachen muss! Das
schlaucht mich derart, dass ich alle Knochen einzeln spüre und privat keinen
Sport mehr betreiben will – und es auch gar nicht mehr kann.«
291 »Wie soll denn das funktionieren?«, fragst Du. »Ich denke, beim kleinsten 291
Hauch von Privatvergnügen versagt mir das Finanzamt die Anerkennung des
Aufwands als Werbungskosten.«
Natürlich hast Du recht, Du musst dazu schon einen Beruf haben wie Polizist
oder Soldat, in dem Dein Dienstherr verlangt, dass Du Sport treibst. Nur – muss
es denn immer Fußball oder ein anderer Mannschaftssport sein? Tennis ist
schließlich auch weit verbreitet. Zumindest meinten das die Richter vom FG
Saarland. Sie ließen einen Polizisten alle Aufwendungen für die Ausübung des
Tennissports als Werbungskosten absetzen, weil Tennis offiziell als Dienstsport
ausgewiesen war und die Spiele während der Dienstzeit stattfanden (FG Saar-
land v. 19. 3. 1991 – EFG 1991 S. 377). Das Finanzgericht aus dem Münsterland
war allerdings nicht so steuerzahlerfreundlich und hat in einem Parallelfall die
Werbungskosten abgelehnt (FG Münster v. 5. 10. 1993 – EFG 1994 S. 238). Ähn-
lich restriktiv wurde über den Fall eines Polizisten entschieden, der sein Fahrrad
und seine Sportkleidung für den Dienstsport absetzen wollte. Da er seinen
Drahtesel aber nachweislich nur vier Stunden in der Woche beim Dienstsport
eingesetzt hatte, wurden ihm die Werbungskosten verwehrt (FG Baden-Würt-
temberg v. 23. 11. 2005 – EFG 2006 S. 811).
Nichtsdestotrotz, Ihr Wachtmeister, Kommissare, Offiziere und Unteroffiziere!
Nichts wie hin zu Euren Vorgesetzten. Sie sollen zur Abwechslung mal Tennis
auf den Dienstplan setzen. Auf diese Weise könnt Ihr Tenniskleidung, Schläger,
Schuhe, Tasche und eventuelle Platzmiete als Werbungskosten für Dienstsport
absetzen.
292 Kosten für die Reinigung Deiner Arbeitskleidung sind ohne Zweifel Werbungs- 292
kosten. Das muss sogar der bornierteste Fiskalritter anerkennen. Nur – wer
schleppt schon seine ölverschmierten Arbeitsanzüge oder sonstige Arbeitsklei-
dung ständig in die Reinigung? Natürlich landen die Sachen in der eigenen
Waschmaschine. Aber die wäscht ja schließlich auch nicht umsonst! Für Wasch-
pulver, Wasser und Strom kommt aufs Jahr gerechnet ein schöner Batzen zu-
sammen.
Man glaubt es kaum, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Die obersten
Steuerrichter des BFH hatten ein Einsehen mit dem kleinen Steuerzahler und
setzten gleich mit zwei Urteilen der Kleinigkeitskrämerei in den Finanzämtern
ein Ende. Sie entschieden, dass Du die Kosten für das Reinigen Deiner Berufs-
kleidung in der privaten Waschmaschine als Werbungskosten absetzen kannst.
Sollte ein Fiskalritter auf die Idee kommen, Dir die Waschkosten als Lebenshal-
tungskosten oder nicht abzugsfähige gemischte Aufwendungen zu streichen,
klopfe ihm mit den Urteilen vom 29. 6. 1993 – BStBl 1993 II S. 837 und S. 838
kräftig auf die Finger. Du darfst die Waschkosten sogar schätzen und Dich dabei
an den Erfahrungswerten von Verbraucherverbänden orientieren.
Die Verbraucherverbände haben ihre Erfahrungswerte in einer repräsentativen
Vergleichsrechnung dargelegt, vgl. Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherver-
bände e. V. (Quelle: LSt-Kartei OFD Hannover v. 8. 2. 2000 – S 2354 – 20 – StO
213).
Danach ergeben sich folgende Reinigungskosten für je ein Kilogramm Wä-
sche:
Buntwäsche
48 Waschgänge à 3 kg à (0,55 € + 0,31 € + 0,10 € =) 0,96 € 138,24 €
Gesamtkosten 280,80 €
. . . halten wir es sowohl aus hygienischen Gründen als auch aus Ver-
pflichtung dem Ruf unseres Hauses gegenüber für absolut erforderlich,
dass Herr/Frau . . . . . .
ihren/seinen Dienst täglich in frisch gereinigter Arbeitskleidung an-
tritt.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ort und Datum (Unterschrift)
294 Gute Nachrichten: Egal, ob Du Dich vor, während oder nach Deinem Job fort- 294
bildest, eine Umschulung durchläufst oder ein Zweitstudium hinlegst, Deine
Bildungsaufwendungen stellen bei entsprechendem beruflichen Hintergrund
immer Werbungskosten dar (BFH v. 4. 12. 2002 – BStBl 2003 II S. 403). Wie der
BFH stellst Du Dich auf den Standpunkt, dass Werbungskosten immer vorge-
hen. Wenn Deine Aus- oder Fortbildung mit einer konkret geplanten Berufstä-
tigkeit zusammenhängt, erfüllt sie die Voraussetzungen für vorweggenommene
Werbungskosten oder Betriebsausgaben.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob Du mit Deiner Fortbildung erst die
Qualifikation für einen völlig anderen Beruf schaffen musst. Sprich deshalb ge-
genüber dem Finanzamt ganz hartnäckig immer nur von Fortbildungskosten,
wenn Du z. B. als bisheriger Bilanzbuchhalter zum Heilpraktiker umschulst
(BFH v. 13. 2. 2003 – BStBl II 2003 S. 698) oder nach längerer Berufspause als
kaufmännische Angestellte eine Fahrlehrerausbildung absolvierst (BFH
v. 4. 12. 2002 – BStBl 2003 II S. 403). Auch der Erwerb einer höheren Qualifi-
kation in Deinem Beruf führt zu Fortbildungskosten. Deshalb sind die Auf-
wendungen für Meisterkurse genauso Werbungskosten wie die Kosten von
Steuerfachangestellten zum Erwerb der Steuerberaterprüfung.
Vor allem wenn Du vor Deiner Fortbildung arbeitslos warst und damit Deine
Chancen steigerst, endlich einen neuen Job zu finden, gehen Deine Kosten als
voll abzugsfähige Werbungskosten durch. Dass Du einen Beruf in einer voll-
kommen anderen Branche ergreifen willst, hat das Finanzamt dabei überhaupt
nicht zu interessieren. Deshalb musste es z. B. zähneknirschend einem Diplom-
geographen den Lehrgang zum Abfallwirtschaftsberater anerkennen (BFH v.
18. 4. 1996 – BStBl II 1996 S. 482).
Auch ein Studium ist keine Tabuzone mehr, wenn es sich um ein Zweitstudium
handelt. Hat die Fachrichtung auch nur am Rande etwas mit Deiner jetzigen
Arbeit zu tun, deklarierst Du sämtliche Studienkosten in der Anlage N als Wer-
bungskosten.
295 Wenn Du in der Zeit, in der Deine Lehrgangskosten angefallen sind, nicht gear- 295
beitet hast, beantrage beim Finanzamt die Anerkennung Deiner Kosten als vor-
weggenommene Werbungskosten. Denke an diese Möglichkeit z. B., wenn Du
im Erziehungsurlaub oder arbeitslos bist (BFH v. 22. 7. 2003 – BStBl II 2004
S. 888) oder während Deines Vollzeitlehrgangs zum Handwerksmeister keiner
anderen bezahlten Arbeit nachgehst. Aufgemerkt auch all diejenigen, die nach
einem Erststudium ein Zweitstudium absolvieren und während dessen nicht
berufstätig sind.
Wenn Du in den Jahren, in denen Dein Lehrgang läuft, keine anderen Ein-
künfte hast, gehen die Werbungskosten in dieser Zeit zwar ins Leere, trotzdem
sind sie nicht endgültig verloren. Da Du ja keine Einnahmen hattest, ergibt sich
durch die Werbungskosten ein Verlust (BFH v. 4. 11. 2003 – BFH/NV 2004
S. 483), und den kannst Du Dir als Verlustrücktrag von Deinem Einkommen im
Vorjahr abziehen lassen. Hattest Du auch da keine Einkünfte, besteht die Mög-
lichkeit, den Verlust so lange in die nächsten Jahre vorzutragen, bis sich eine
Verrechnungsmöglichkeit ergibt. Dann drückst Du durch den Verlustabzug
Dein Einkommen und sparst einen dicken Batzen an Steuern. Gib zu diesem
Zweck einen Einkommensteuererklärungsvordruck bei Deinem Finanzamt ab
und kreuze auf der ersten Seite des Mantelbogens das Kästchen »Erklärung zur
Feststellung des verbleibenden Verlustvortrags« an. Das Finanzamt stellt dar-
aufhin Deinen Verlust verbindlich fest.
296 Vermutlich hast Du bislang nicht im Traum daran gedacht, eine Steuererklä- 296
rung für Deine Umschulungs-, Zweitstudien- oder Meisterlehrgangskosten ab-
zugeben, da Du ja keine Einkünfte hattest und keine Steuern gezahlt hast, die
Du Dir hättest erstatten lassen können.
Trotzdem ist für Dich noch nicht alles verloren. Steuererklärungen zur Feststel-
lung des Verlustvortrags, der sich aus Deinen vorweggenommenen Werbungs-
kosten ergibt, kannst Du auch noch nachträglich einreichen. Da die Verjäh-
rungsfrist für solche Steuererklärungen vier Jahre beträgt, kannst Du zumindest
die Verluste der letzten vier Jahre retten. Willst Du also im Jahr 2008 rückwir-
kend entsprechende Steuererklärungen abgeben, klappt das für die Jahre 2004
bis 2007. Bist Du schnell genug und schaffst die Erklärungen bis zum 31. 12. 2007
zum Finanzamt, kannst Du sogar noch das Jahr 2003 mitnehmen.
Ein kleiner Pferdefuß bei der ganzen Sache ist, dass von Deinen vorgenom-
menen Werbungskosten in den jeweiligen Jahren andere Einkünfte z. B. aus
Zinsen oder Gelegenheitsjobs abgezogen werden. Die Werbunskosten werden
zunächst einmal im jeweiligen Jahr genutzt, um diese Einkünfte auf 0 € herun-
terzurechnen. Was dann übrig bleibt, kannst Du später steuermindernd ver-
rechnen.
298 Kosten zur Erlangung des Doktortitels sind regelmäßig Fortbildungskosten und 298
damit als Werbungskosten abzugsfähig. Der BFH hat in diesem Fall sein Herz
für den Steuerzahler geöffnet und erkennt Promotionskosten als Werbungskos-
ten an, wenn es für den Doktortitel einen beruflichen Anlass gibt (BFH v.
4. 11. 2003 – BStBl II 2004 S. 891). Dem hat sich inzwischen auch der Fiskus an-
geschlossen (BMF v. 4. 11. 2005 – BStBl I 2005 S. 955). Einen beruflichen Grund
findest Du doch schnell. Im Zweifel reichen die besseren Berufsaussichten und
Aufstiegschancen durch einen Doktortitel, oder Du machst geltend, Du wür-
dest einen Job an der Uni anstreben und möchtest irgendwann Professor
werden.
300 Nimmst Du an einem länger dauernden Lehrgang teil, bei dem – weil entspre- 300
chend teuer – Ratenzahlung vorgesehen ist, vereinbare mit dem Veranstalter,
die Gebühr in einer Summe zu bezahlen. Auf diese Weise kannst Du den Betrag
auf einmal ansetzen und überwindest vielleicht locker den Arbeitnehmer-
pauschbetrag. Gibt es bei einem längeren auswärtigen Lehrgang Gemein-
schaftsverpflegung, setzt Du trotzdem die vollen Verpflegungspauschalen ab.
Schließlich wird Dir für die Gemeinschaftsverpflegung pro Tag ein Sachbezugs-
wert zugerechnet. Dies bedeutet für die ersten drei Monate, die wie Dienstrei-
sen abgerechnet werden:
Angenommen 80 Tage 24 € = 1 920 €
Nach Ablauf von drei Monaten ist es mit dem Abzug von Verpflegungspauscha-
len vorbei. Dann geht es mit doppelter Haushaltsführung weiter.
● Bei Kursen in Gesprächsführung, wenn sie nicht in erster Linie der Persön-
lichkeitsentwicklung der Teilnehmer dienen (FG Rhld.-Pflz. – EFG 1995
S. 8).
● Bei einem Yoga-Lehrgang, wenn der Lehrer an seiner Schule im Rahmen von
Arbeitsgemeinschaften Yoga-Kurse gibt (FG Niedersachsen v. 17. 2. 99 – EFG
1999 S. 543).
● Bei der zweiten Lehrerprüfung, weil die Referendare – obwohl noch in Be-
rufsausbildung – bereits steuerpflichtige Einnahmen haben und somit in
einem Ausbildungsdienstverhältnis stehen (BFH v. 17. 12. 1971 – BStBl 1972
II S. 259).
● Bei Psychotherapiekursen, wenn sie auf eine professionelle Anwendung des
Stoffes z. B. als Beratungslehrer vorbereiten und nicht vorrangig der eigenen
Persönlichkeitsentfaltung dienen (FG Nürnberg v. 21. 9. 2005 – III 169/2005).
● Bei Supervisionskursen bei Beratungslehrern (FG München v. 17. 11. 2003 –
EFG 2004 S. 646)
● Bei einer Zusatzausbildung zum analytischen Kinder-Psychotherapeuten
(Psychagogen) (BFH v. 26. 6. 2003 – BFH/NV 2003 S. 1415).
Demgegenüber wurden einer Sonderschullehrerin die Kosten für einen Biore-
lease-Kurs zur Befreiung von Stress mit einem offenen Teilnehmerkreis ohne
speziellen Zuschnitt auf ihre berufliche Situation nicht als Werbungskosten an-
erkannt (Hess FG v. 24. 1. 1985 – EFG 1985 S. 342).
303 Wer nichts abzusetzen vergessen will, muss wissen, was alles abzugsfähig 303
mS ist. Wer sich fortbildet, besucht meistens Kurse. Und ein Kurs beginnt erst
mal mit einer Gebühr, die abzugsfähig ist, sofern der Lehrgang nicht dazu dient,
einen neuen Beruf aufzubauen.
Kursgebühr 200 €
Porto und Telefon für die Anmeldung und das Beschaffen
von Informationsmaterial 20 €
304 Kosten für den Meistertitel sind generell als Fortbildungskosten abzugsfähig. 304
Von einer erstmaligen Berufsausbildung kann hier keinesfalls die Rede sein.
Wenn Du während des Meisterlehrgangs keinen Job ausübst, gib in Deiner
Steuererklärung die Kosten als vorweggenommene Werbungskosten an. Den
Verlust, der sich dadurch rechnerisch ergibt, stellt das Finanzamt fest, und Du
kannst ihn später, wenn Du wieder eine Beschäftigung gefunden hast, absetzen;
vgl. dazu auch E Rz 295 ff.
Zum Meisterstück siehe E Rz 365.
305 Der Fiskus piesackt gerade kleine Familienbetriebe gern mit folgender 305
mS Taktik: Wollen Eltern die Fortbildungskosten, auch das weiterlaufende Ge-
halt etc. als Betriebsausgaben absetzen, wenn Sohn oder Tochter etwa die Meis-
terschule besucht, wird ihnen entgegengehalten: Sie hätten andere Mitarbeiter
doch sicher auch nicht gefördert, das Geld für Sohn oder Tochter sei daher der
privaten Lebensführung zuzuordnen.
Dem beugst Du geschickt vor, indem Du anderen fähigen Mitarbeitern eben-
falls eine Fortbildung anbietest, am besten schriftlich per Aushang im Betrieb.
Selbst wenn diese kein Interesse haben, gelingt Dir damit der »interne Fremd-
vergleich« – und der, so das BFH-Urteil vom 11. 12. 1997 (BFH/NV 1998 S. 952),
reiche aus.
Ganz wichtig dabei: Einen schriftlichen Fortbildungsvertrag abschließen, mit
Rückzahlungsklausel für den Fall, dass der Mitarbeiter (auch Sohn oder Toch-
ter) nach Abschluss der Fortbildung nicht mindestens zwei bis drei Jahre im
Betrieb bleibt.
306 Nach der Meisterprüfung machst Du Dich selbständig. Jetzt hast Du die 306
mS Möglichkeit, nachträglich die Vorsteuer aus den Rechnungen für die Meis-
terprüfung zwecks Erstattung vom Finanzamt anzufordern. Denn die Meister-
prüfung gehörte umsatzsteuerlich gesehen bereits zu den Vorbereitungshand-
lungen zur Betriebseröffnung. Das allein rechtfertigt den Vorsteuerabzug, denn
die Unternehmereigenschaft, auf die es hier ankommt, beginnt mit den ersten
Vorbereitungshandlungen (Quelle: Abschnitt 19 Umsatzsteuer-Richtlinien).
307 Auch Aufwendungen für einen Führerschein können Werbungskosten sein, 307
wenn der Arbeitgeber den Erwerb des Führerscheins nahelegt und der Arbeit-
nehmer bei einer Weigerung, den Führerschein zu erwerben, Nachteile in sei-
nem beruflichen Fortkommen befürchten muss. Dies gilt insbesondere für äl-
tere Arbeitnehmer, die selbst kein eigenes Kraftfahrzeug besitzen (FG Münster
v. 30. 6. 1965 – EFG 1965 S. 607). Ebenfalls gute Karten hast Du, wenn Du als
Bauhandwerker, der bisher schon häufig für die Firma Klein-Lkw gefahren hat,
den Führerschein Klasse II machst (FG Münster v. 25. 2. 1998 – EFG 1998
S. 941). Auch die Kosten eines Busführerscheins sind Werbungskosten, wenn ein
Steuerzahler damit seine Chance, als Kraftfahrer eine Stelle zu bekommen, ver-
größern möchte (FG Baden-Württemberg v. 29. 8. 2006 – 14 K 46/06)
Dagegen hat der Bundesfinanzhof (Urteil v. 20. 2. 1969 IV R 119/66 – BStBl
1969 II S. 433) entschieden, dass Aufwendungen für den Erwerb des Führer-
scheins in aller Regel auch dann zu den Kosten der Lebensführung gehören,
wenn der Beruf oder der Betrieb die Benutzung eines Personenkraftwagens
erforderlich macht. Der BFH rechtfertigt diese Auffassung u. a. damit, dass in
aller Regel der einmal erworbene Führerschein in nicht unbedeutendem Um-
fang auch für Privatfahrten benutzt wird. Allein die Tatsache, dass der Steuer-
zahler für seine Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte auf den Pkw an-
gewiesen ist, rechtfertigt ebenfalls keinen Abzug der Führerscheinkosten als
Werbungskosten (BFH v. 15. 2. 2005 – BFH/NV 2005 S. 890).
308 Was für den Führerschein gilt, muss für den Flugschein nur recht und billig sein. 308
Wenn Du als Stewardess oder Angestellter einer Fluggesellschaft den Aufstieg
als Pilot schaffen willst oder Dir nach erfolgreich absolvierter erster Ausbildung
doch mehr der Sinn nach einem Arbeitsplatz über den Wolken steht und Du auf
Pilot umsattelst und deshalb den Verkehrsflugzeugführerschein machst, sind
Deine Kosten auf jeden Fall Werbungskosten (BFH v. 27. 5. 2003 – BStBl II 2005
S. 202). Ist Deine Pilotenausbildung dagegen Deine erstmalige Berufsausbil-
dung und findet sie nicht ausnahmsweise im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses
mit der Flugggesellschaft (Ausbildungsdienstverhältnis) statt, sind die von Dir
getragenen Kosten nur Ausbildungskosten (§ 12 Nr. 5 EStG) und können nur
bis zu 4 000 € im Jahr als Sonderausgaben abgezogen werden.
Mit einer Privatpilotenlizenz ist es schon ungleich schwieriger, Werbungskosten
abzusetzen. Wenn Du nicht gerade eine Lizenz zum Fluglehrer anstrebst, rech-
net man die Kosten Deinem Privatvergnügen zu.
309 Wenn Du Deinen Führerschein beruflich brauchst, hast Du gute Karten, wenn 309
Dein Arbeitgeber die Führerscheinkosten übernimmt. Die sind nämlich für
Dich komplett steuerfrei. So sehen das jedenfalls der BFH für den Führerschein
eines Polizisten (BFH-Urteil v. 26. 6. 2003 – BStBl II 2003 S. 886) und das Baye-
rische Staatsministerium der Finanzen bei Feuerwehrleuten, die den Führer-
schein Klasse »C« auf Kosten der Gemeinde machen (Erlass v. 16. 6. 2004 –
S 2337 – 158 – 25617/04).
für Sprachkurse
310 In Zeiten der Globalisierung bist Du ohne Fremdsprachenkenntnisse auf der 310
Karriereleiter ganz schnell abgemeldet. Also entschließt Du Dich vielleicht
doch, Sprachkurse zu belegen. Doppelte Freude bringen solche Kurse natürlich
dann, wenn Du sie von der Steuer absetzen kannst und statt an einer Fach- oder
Volkshochschule zu büffeln das Lernprogramm ins Ausland verlegst.
Um die Werbungskosten durchzupauken, musst Du Folgendes beachten (BFH
v. 13. 6. 2002 – BStBl II 2003 S. 765):
● Der Sprachkurs sollte auf Deine beruflichen Belange zugeschnitten sein.
Wenn Du einen Spezialkurs z. B. in Wirtschaftsenglisch belegst, hast Du an
sich immer gute Karten. Aber auch ein allgemeiner Sprachkurs gilt als auf
Bescheinigung
Da Herr/Frau . . . . . . in der Funktion als . . . . . . ständig mit
unseren internationalen Kunden und Geschäftspartnern verhandeln muss,
war es für die weitere Ausübung der bisherigen Funktion in unserem Haus
und im Interesse eines Ausbaus der Kundenbeziehungen im Ausland unbe-
dingt erforderlich, dass er/sie zur Verbesserung seiner/ihrer Franzö-
sischkenntnisse (o. Ä.) einen (Intensiv-)Sprachkurs belegt.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ort, Datum Unterschrift
für Auslandssprachkurse
311 Einen Hinweis solltest Du unbedingt beachten: War der Sprachkurs nur die 311
Vorbereitung für einen längeren Einsatz im Ausland für Deine Firma, sei auf
der Hut. Die im Anlegen kräftiger Daumenschrauben für Steuerzahler recht
rührigen Bundesfinanzhofrichter – immerhin entscheiden sie 80 % ihrer Fälle
für den Fiskus – sind auf den Trichter verfallen, dass Deine Werbungskosten
dann ja mit steuerfreien Auslandseinkünften zusammenhängen, die Du später
beziehst, und deswegen nach § 3 c EStG nicht abzugsfähig sein sollen (BFH v.
24. 4. 1992 – BStBl II 1992 S. 666). Schreibt Deine Firma in der Bescheinigung,
dass Dein Französischkurs wegen Deiner geplanten Versetzung in die Filiale in
Paris erforderlich war, hast Du schlechte Karten.
Du wirst Dir stattdessen eine Bescheinigung holen, nach der Du Deine neuen
Sprachkenntnisse auch bei Deiner regulären Arbeit in Deutschland gewinn-
bringend für die Firma einsetzen sollst. Und schon hast Du das Finanzamt mit
seinen Streichgelüsten ausgebremst, es darf den Sprachkurs dann nämlich nicht
mehr Deinem Auslandsaufenthalt zurechnen (BFH v. 10. 4. 2003 – BStBl 2002 II
S. 579).
Was die Fahrtkosten betrifft, kannst Du sie nach dem Urteil des FG Düsseldorf
vom 19. 8. 1970 – EFG 1971 S. 18 in gleicher Weise wie Selbständige nebst Mehr-
verpflegungsaufwand als Werbungskosten für den Besuch auswärtiger Fortbil-
dungsveranstaltungen abziehen. Auch die Finanzverwaltung nimmt inzwischen
in derartigen Fällen an, dass während der ersten drei Monate eine Dienstreise
vorliegt (R 37 Abs. 3 S. 3 LStR).
Wohnst Du am Lehrgangsort und hast ansonsten einen eigenen Hausstand,
kannst Du nach Ablauf der ersten drei Monate für Miete und Heimfahrten
Werbungskosten wegen doppelter Haushaltsführung geltend machen (R 43
Abs. 5 LStR E Rz 401 ff.).
312 Wie oft triffst Du Dich als Azubi, Geselle in der Meisterausbildung, Referendar 312
oder Beamtenanwärter mit Deinen Kollegen nach Feierabend oder an den Wo-
chenenden, um noch ein wenig zu fachsimpeln, für die nächste Prüfung zu büffeln
oder um Euch einfach gegenseitig beim Aufarbeiten des Lehrstoffs zu helfen?
Ganz wichtig: Bier- und Weinflaschen und Kartenspiele haben auf solchen Tref-
fen nichts zu suchen, wenn Du Deine Kosten unter dem Stichwort Arbeitsge-
meinschaft absetzen willst.
Für Deine Fahrten zu den Arbeitsgemeinschaften machst Du selbstverständlich
Dienstreisekosten geltend, also die Fahrtkosten für Dein Auto mit 0,30 € je km
und Verpflegungspauschalen, wenn Du mindestens acht Stunden (inkl. Wege-
zeiten) von zu Hause abwesend warst. Dank des FG Köln – EFG 1994 S. 290
kann Dir das kein Fiskalritter mehr mit der Begründung kaputt machen, nach
drei Monaten hättest Du am Ort der Arbeitsgemeinschaft eine regelmäßige Ar-
beitsstätte und könntest damit höchstens noch Fahrten zwischen Wohnung und
Arbeitsstätte absetzen.
Damit Du dem Finanzamt einen wasserdichten Nachweis vorweisen kannst, be-
sorge Dir von Deinen Mitstreitern eine schriftliche Teilnahmebestätigung:
Bestätigung
Hiermit bestätigen wir Herrn/Frau . . . . . . . ., dass er/sie an fol-
genden Terminen
Datum . . . . . .; Datum . . . . . .; Datum . . . . . . etc.
in . . . . . . an einer ausschließlich beruflich bedingten Lern\- und
Arbeitsgemeinschaft teilgenommen hat.
Die Arbeitsgemeinschaften begannen regelmäßig um . . . . . . Uhr und
endeten um . . . . . . Uhr.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ort und Datum Stempel Unterschrift
313 Eine Obergrenze, wie viele Arbeitsgemeinschaften anerkannt werden und wie 313
lange diese dauern dürfen, gibt es nicht. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Du soll-
test es nicht übertreiben. Bei allzu häufigen Treffen – vor allem, wenn sie auch
noch lange dauern – dichtet Dir der Fiskalvertreter nur zu gern eine vermeint-
liche private Mitveranlassung an und hat auch noch Schützenhilfe vom FG
Münster (EFG 1995 S. 7). Das strich nämlich einem sich zum Meister fortbilden-
den Installateur seine Arbeitsgemeinschaften, eben weil »im Hinblick auf die
Dauer der Treffen eine private Mitveranlassung nicht ausgeschlossen werden
konnte«. Allerdings hat sich unser Installateur auch reichlich dumm angestellt:
Statt eine lange Liste über den geübten Lernstoff zusammenzuschreiben, hat er
nur steif und fest behauptet, er habe gelernt. Das muss man sich mal vorstellen!
Da ackerst Du stunden- und tagelang, um es zu etwas zu bringen, und dann
kommt so eine Beamtenseele, der jeden Tag pünktlich der Griffel aus der Hand
fällt, und zweifelt den ausschließlich beruflichen Grund Deiner Aktivitäten an!
Stell Dich also geschickter an, und schau in Deinem Lehrplan nach, dann fällt
Dir bestimmt auch im Nachhinein noch ein, was Ihr so alles gepaukt habt. Au-
zur Verpflegungspauschale
314 Lasst Euch nicht von der Schummelei mancher Teilnehmer an einer Lehrge- 314
meinschaft anstecken, die dem Finanzamt Fahrten zu den Kollegen aufs Auge
drücken, die überhaupt nicht stattgefunden haben.
Macht besser Folgendes: Statt Eure 30 Treffen im Jahr mit Gewalt auf je
8,5 Stunden auszudehnen, um in den Genuss von Verpflegungspauschalen zu
kommen, und damit dem Fiskus Munition für angeblich private Mitveranlas-
sungen wegen überlanger Dauer zu geben, trefft Ihr Euch 60-mal für ca. fünf
Stunden. Die schlappen 180 € (30 Tage à 6 € Verpflegungspauschale), die Du so
aufgibst, holst Du durch die Fahrtkosten doppelt und dreifach herein.
Wenn Du meinst, Dich als alten Berufshasen ginge das alles nichts an: Wer sagt
Dir denn eigentlich, dass Arbeitsgemeinschaften ein Privileg für Auszubildende,
Referendare, Beamtenanwärter und Lehrgangsteilnehmer sind? Wann bleibt
Dir denn schon einmal die Zeit, Dich während Deiner normalen Arbeitszeit
beruflich auf dem Laufenden zu halten? Da Du trotzdem in Deinem Job am
Ball bleiben willst, könntest Du doch mit ein paar Kollegen eine regelmäßige
selbstorganisierte Fortbildung nach Feierabend ins Leben rufen. Neben dem
Bombeneindruck, den das auf Deinen Chef oder Deine Vorgesetzten macht,
verhilft Dir das zusätzlich zu einer hübschen Steuerersparnis.
316 Von Studienreisen spricht man oft, wenn man die Welt kennenlernen will. 316
mS Kein Wunder also, wenn da das Finanzamt nicht immer mitmacht. Viele
Fälle dieser Art wurden bereits in der Rechtsprechung entschieden. So zuguns-
ten eines Studienrats, der mit seiner Klasse eine Studienreise machte (BFH-
Urteil v. 12. 7. 1956 – BStBl III S. 291), bei einem Zahnarzt in amerikanischen
Diensten für eine Reise in die USA zu dortigen Zahnkliniken und -praxen
(BFH-Urteil v. 24. 8. 1962 – BStBl III S. 487), bei einem Sprachlehrer, der in
Englisch seine Fachprüfung betrieb und deshalb an einer internationalen Som-
merschule in England teilnahm (BFH-Urteil v. 29. 7. 1954 – BStBl III S. 264), bei
einer Dipl.-Betriebswirtin, die in einem Versandunternehmen arbeitete und an
einer Auslandsreisegruppe einer Fachzeitschrift zur Besichtigung von Kaufhäu-
sern in den USA teilnahm (Hess. FG v. 12. 10. 1989 – EFG 1990 S. 56).
317 Anders dagegen wurden einer Lehrerin die Kosten für einen Sprachkurs in die 317
Türkei nicht anerkannt, obwohl in den von ihr unterrichteten Klassen ein be-
sonders hoher Anteil türkischer Schüler war (BFH-Urt. v. 24. 4. 1992 – BFH/NV
1992 S. 730). Die Richter meinten, dass für einen Lehrer, der in der Bundesre-
publik türkische Schüler unterrichte, eine Sprachreise in die Türkei dann nicht
beruflich veranlasst sei, wenn dabei zugleich touristische Sehenswürdigkeiten
– wie hier – aufgesucht würden.
Es spricht dafür, dass eine Reise ins Ausland betrieblich bzw. beruflich veran-
lasst ist, wenn:
● das Reiseprogramm auf die besonderen betrieblichen/beruflichen Bedürf-
nisse und Gegebenheiten der Teilnehmer zugeschnitten ist,
● ein konkreter, aktueller betrieblicher bzw. beruflicher Anlass für die Reise
besteht sowie ein konkreter Nutzen eintritt oder zumindest zu erwarten sein
sollte,
● die Reiseteilnehmer aus einem im Wesentlichen gleichartigen Personenkreis
bestehen,
● das Reiseprogramm straff organisiert ist und der Steuerzahler auch tatsäch-
lich an den einzelnen Programmpunkten – am besten durch Teilnahmezerti-
fikate nachgewiesen – teilnimmt,
● die Reise von einem Fachverband organisiert und unter fachkundiger Lei-
tung durchführt wird,
● Zuschüsse des Arbeitgebers gegeben werden,
● der Arbeitgeber für die Teilnahme Dienstbefreiung oder Sonderurlaub ge-
währt.
● Die Reise schließt besonders Wochenende und sonstige arbeitsfreie Tage ein,
an denen private Interessen verfolgt werden können.
● Die Reise findet während einer typischen Touristensaison statt.
● Besuch von bevorzugten Tourismuszentren.
● Die Mitnahme des Ehegatten, es sei denn, dieser ist im selben Beruf bzw. in
derselben Firma tätig und/oder die Mitnahme ist aus betrieblichen/beruf-
lichen Gründen erforderlich.
● Die Reise wird mit einem vorhergehenden oder anschließenden Privaturlaub
verbunden.
● Für die Reise wird Jahresurlaub genommen (kein Sonderurlaub vom Arbeit-
geber).
● Vergleichbare Informationen hätten auch im Inland oder näher gelegenen
Ausland erworben werden können. Das dürfen die Fiskaljünger aber nicht
ins Feld führen, wenn Dich Dein Sprachkurs in einen EU-Staat führt (BFH v.
13. 6. 2002 – BStBl II 2003 S. 765).
● Ein besonders zeitaufwendiges Beförderungsmittel (z. B. Schiff statt Flug-
zeug, Bahn oder Pkw) wird benutzt.
Wenn Du für Deine Reise keinen unmittelbaren beruflichen Anlass hast, also
nicht z. B. einen Vortrag halten musst oder einen Kunden aufsuchen willst, sind
die Gerichte bisher recht kleinlich mit der Anerkennung. So wurde einer Leh-
rerin ihre berufliche Englandreise nicht anerkannt, weil am Wochenende ein
Ausflug geplant war und von den übrigen zehn Tagen ein Tag sowie drei weitere
Nachmittage zur freien Verfügung standen (BFH – BStBl 1995 S. 729).
Wenn Du als ehrenamtlicher Gewerkschaftler eine Studienreise unternimmst,
um Dich gewerkschaftlich weiterzubilden, kannst Du Werbungskosten geltend
machen; das meinten jedenfalls die Finanzrichter in Köln im Urteil vom
13. 12. 1989 (EFG 1990 S. 299).
Anders dagegen, wenn Du als Richter zusammen mit anderen Richtern und
Staatsanwälten einen Trip durch Japan machst und Dir dabei in ausreichender
Zahl japanische Gerichte, Behörden und Universitäten ansiehst. Dass Du ne-
benbei die schönen Seiten Japans besichtigst und die Reise für Deine Richter-
tätigkeit eigentlich nicht direkt von Vorteil ist, spielte nach Meinung des FG
Hamburg im Urteil vom 11. 6. 1991 (EFG 1992 S. 254) keine Rolle. Dem Bun-
desfinanzhof war diese Vergnügungsreise allerdings ein Dorn im Auge. Obwohl
ja an sich eine Krähe der anderen kein Auge aushackt, haben sie den Abzug als
Reisekosten gestrichen (BFH, BStBl III 1993 S. 612).
Die Ausdehnung einer Reise oder eines Kongresses über ein Wochenende hin-
weg allein reicht nicht aus, um den Werbungskosten- oder Betriebsausgabenab-
zug zu streichen; es sei denn, dieses Kriterium wiegt so stark, dass dadurch die
Reise insgesamt als überwiegend privat veranlasst zu sehen ist.
319 Zumindest in der Vergangenheit haben der Fiskus und die Gerichte bei Stu- 319
mS dienreisen immer nach der Devise »Sekt oder Selters« entschieden. Entweder
waren die Kosten komplett Werbungskosten, weil ein privater Touch der Reise
praktisch ausgeschlossen war, oder Du hast mit Deinen Kosten komplett in die
Röhre geschaut, weil man Dir ein privates Interesse an der Reise angedichtet hat.
Diese kleinliche Haltung bei gemischten Kosten bröckelt seit einigen Jahren
immer mehr.
Selbst die Finanzämter lassen trotz privater Reiseanteile solche Kosten zum
Abzug zu, die Du genau abgrenzen kannst und bei denen der berufliche Hinter-
grund zu 100 % eindeutig ist. Trotz Streichung der übrigen Reisekosten können
daher z. B. eine Lehrgangsgebühr, Seminargebühren, Vortragspauschalen, Kos-
ten für den Erwerb von Unterrichtsmaterial etc. als Werbungsksoten oder bei
Selbständigen als Betriebsausgaben anerkannt werden (Verfügung der OFD
Düsseldorf v. 27. 8. 1984).
Für den Fall, dass Dein Arbeitgeber die Kosten einer zum Teil beruflichen und
zum Teil privaten Reise bezahlt, ist die Sache schon lange klar. Sie dürfen mit
höchstrichterlichem Segen aufgeteilt werden. Nur den auf die privaten Aktivi-
täten entfallenden Anteil musst Du Dir ans Bein binden lassen und versteuern.
Der berufliche dagegen stellt keinen Arbeitslohn dar, Du wirst also dafür auch
nicht mit Steuern belastet (BFH v. 18 08. 2005 – BStBl II 2006 S. 30).
Die Aufteilung nimmt der BFH dabei nach folgenden Kriterien vor: Kosten, die
sich eindeutig zuordnen lassen, werden jeweils in voller Höhe der beruflichen
Seite (Seminargebühen, Vortragshonorare, Kosten für berufliche Besichti-
gungen etc.) oder der privaten Seite (Eintrittsgelder für Theater, Museen, Kos-
ten für Besichtigungstouren oder Animationsprogramme etc.) zugerechnet.
Kosten, die nicht eindeutig zugeordnet werden können (insbesondere für Flug
oder Fahrt, Unterkunft, Verpflegung etc.) werden im Verhältnis der beruflichen
und der privaten Zeitanteile der Reise aufgeteilt.
Diese bisher nur für die Arbeitslohnversteuerung geltende großzügige Handha-
bung will der BFH nun auch auf den Werbungskosten- bzw. Betriebsausgaben-
abzug für von Dir selbst getragene Kosten übernehmen. Nach den o. g. Krite-
rien sollst Du also demnächst auch die Kosten für gemischt veranlasste Bil-
dungsreisen, Auslandssprachkurse, Kongresse etc. aufteilen und so zumindest
den Teil absetzen dürfen, der rechnerisch auf den beruflichen Teil der Reise
entfällt. Hast Du bei der Reise also etwa gleich viel Zeit für den Job und Deine
private Erbauung aufgebracht, können die dicksten Posten wie Fahrt- oder
Flugkosten, Hotelunterkunft, Reiseleitung etc. im Verhältnis 50 : 50 aufgeteilt
werden, und Du bleibst privat nur auf der Hälfte der Kosten sitzen.
Da die Richer beim BFH damit ihre eigene seit Jahrzehnten in Zement gemau-
erte »Ganz oder gar nicht«-Rechtsprechung über den Haufen werfen müssen,
haben sie zuvor ihr oberstes Entscheidungsgremium angerufen, den Großen
Senat, der letztlich darüber befinden soll, ob das oberste Steuergericht künftig
diesen für Steuerzahler freundlichen Weg beschreiten soll oder nicht.
Bis zu einer Entscheidung berufst Du Dich auf diesen Vorlagebeschluss Az GrS
1/06 (BFH v. 20. 6. 2006 – BStBl II 2007 S. 121) und wehrst Dich dagegen, wenn
das Finanzamt den Abzug sämtlicher Kosten mit der Begründung ablehnt, eine
private Mitveranlassung von nicht untergeordneter Bedeutung festgestellt zu
haben. Beantrage, dass Dein Einspruch so lange ruht, bis über diese Grundsatz-
frage entschieden ist. Über den genauen Aufteilungsmaßstab Deiner Kosten
kannst Du Dich dann bei Zeiten immer noch auseinandersetzen.
320 Wenn Du es geschickt anstellst, kannst Du Dir die Niagarafälle oder den schie- 320
fen Turm von Pisa ansehen und Deine Reisekosten völlig legal dem Finanzamt
als Werbungskosten oder Betriebsausgaben unterjubeln. Was Du dazu benö-
tigst, ist lediglich ein beruflicher Anlass für Deine Reise. Besonders leicht hast
Du es da, wenn Du Geschäftsfreunde Deiner Firma im Ausland besuchen musst
oder z. B. im Ausland einen Vortrag halten sollst. Auch wenn Du einige private
Unternehmungen mit der Reise verbindest, sind Deine Reisekosten absetzbar,
denn Du kannst dem Finanzamt gegenüber ja mit gutem Gewissen versichern:
»Meine Reise habe ich selbstverständlich nur unternommen, weil ich dafür
einen konkreten beruflichen Anlass hatte. Die privaten Aktivitäten waren dem-
gegenüber völlig untergeordet.« Wenn Du dann noch auf das Urteil vom
12. 4. 1979 (BStBl 1979 II S. 513) pochst, dürftest Du keine Schwierigkeiten
haben, Deine Reisekosten durchzudrücken.
321 Die Kosten für ein Auslandspraktikum kannst Du nur ansetzen, wenn Du für 321
Dein Praktikum keinen Arbeitslohn beziehst. Andernfalls kommen Dir die Fis-
kalritter mit § 3 c EStG und streichen Dir Deine gesamten Kosten mit der Be-
322 Mach es wie der Uni-Professor, sofern Du einen entsprechenden Beruf hast. 322
Der hat seine Reise nach Indien kurzentschlossen zur Forschungsreise dekla-
riert. Auf die Richter beim Finanzgericht hat wohl am meisten Eindruck ge-
macht, dass er angab, die Sand-Lücken-Fauna zu erforschen. Vermutlich haben
die bei dem ganzen Fachchinesisch nur noch Bahnhof verstanden. Jedenfalls
hielten sie die Argumente, dass es sich um eine Forschungsreise handelte und
der Professor während der Reise den ein oder anderen Fachkollegen besuchte,
für ausreichend (FG Niedersachsen – EFG 1992 S. 122).
323 Willst Du als Lehrer für Sprachen Deine Reise nach England oder Frankreich 323
durch einen Sprachkurs zur steuerlich absetzbaren Bildungsreise machen, müs-
sen Deine Vorbereitungen stimmen. Achte bei der Auswahl des Sprachkurses
darauf, dass es möglichst ein Kurs für Fortgeschrittene oder vielleicht sogar
einer speziell für Lehrer ist.
Zu den grundlegenden Voraussetzungen – die auch für Dich als Lehrer gelten
– unter denen Sprachkurse im Ausland anerkannt werden, vgl. E Rz 310 ff.
Ein Wisch mit Stempel und Unterschrift vom Schulrektor könnte allerdings
auch hier helfen, die Anerkennung Deiner Reisekosten zu fördern, wenn er
etwa in diesem Sinn abgefasst ist:
Um dem Finanzamt nicht gleich einen Rotstift in die Hand zu drücken, achte
darauf, dass im Reiseprogramm nicht zu viel Freizeit ausgewiesen wird. Zudem
sinken Deine Anerkennungschancen, wenn Du unmittelbar an Deinen Sprach-
kurs den Jahresurlaub anhängst (so jedenfalls das FG Baden-Württemberg vom
29. 1. 1998 – 6 K 352/97).
Geld allein macht nicht unglücklich.
324 Mit ein wenig Schreiberei und der Investition von ein paar Briefmarken und 324
Kopien setzt Du auch einen Grundkurs für eine Fremdsprache ab.
Allerdings musst Du es etwas geschickter anstellen als die Sachgebietsleiterin
eines Finanzamts, die vor dem BFH ihren Spanischkurs im Inland durchboxen
wollte. Dies mit der Begründung, sie habe sich bei einer Bundesbehörde bewer-
ben und dabei durch die Spanischkenntnisse ihre Einstellungschancen erhöhen
wollen. Dem BFH war der Zusammenhang zum Beruf der Sachgebietsleiterin
nicht eng genug, weil der »subjektive Wunsch nach einer beruflichen Verände-
rung sich nicht durch eine Bewerbung hinreichend konkretisiert hatte« (BFH-
Urteil v. 26. 11. 1993 – BStBl 1994 II S. 248).
Diesen Fehler wirst Du als mein Leser nicht begehen. Vielmehr wirst Du Dich
mit Deinen neuerworbenen Sprachkenntnissen auf einige Stellen bewerben, bei
denen solche Sprachkenntnisse gefordert werden. So schlägst Du zwei Fliegen
mit einer Klappe. Hast Du mit der Bewerbung Erfolg, springt vielleicht ein luk-
rativer Job für Dich heraus. Wenn nicht, hast Du jedenfalls Deinen Wunsch nach
beruflicher Veränderung so hinreichend konkretisiert, dass Du Dich bei Dei-
nem nächsten Urlaub über Deine vom Finanzamt mitfinanzierten Sprachkennt-
nisse doppelt freuen kannst.
325 Achtung, Ihr Ärzte, die Ihr einen Fortbildungskurs in einem bekannten 325
mS Wintersportort absolviert:
● Besucht eine angestellte Ärztin während ihrer Ausbildung zur Fachärztin für
Chirurgie einen Fortbildungskurs, der nur in einem bekannten Wintersport-
ort in der Schweiz angeboten wird, können die Aufwendungen für die Teil-
nahme als Werbungskosten berücksichtigt werden. Dies gilt nach dem BFH-
Urt. vom 5. 9. 1990 – BStBl 1990 II S. 1059 nicht, wenn der Kurs während der
Wintersaison stattfindet und für die Mittagspause die Zeit von 11.30 bis 16.00
Uhr zur Verfügung steht. Die lange Mittagspause sah das Gericht als Anzei-
chen »für eine nicht unerhebliche private Mitveranlassung« an.
● Ein Arzt, der an einer Fortbildungsveranstaltung im Fach Skilaufen eines
Sportärzteverbands in einem bekannten Wintersportort teilnimmt, kann
seine Kosten dafür absetzen, wenn er damit das Recht erwerben will, sich
künftig Sportmediziner zu nennen (FG Rheinland-Pfalz v. 22. 3. 1988 – EFG
S. 509).
Arbeitgeber oder Firmen, die Ihr so etwas veranstaltet: Ihr wisst jetzt, wie der
Tagungsplan auszusehen hat!
326 Wenn Du z. B. als Universitätslektor, Hochschullehrer oder Lehrer Deine Semi- 326
nare im Ausland vorbereiten musst, solltest Du Dich wappnen, dass Du auf
Nachfrage für jeden Tag angeben kannst, welchen beruflichen Aktivitäten Du
nachgegangen bist (FG Baden-Württemberg v. 12. 3. 1998 – 6 K 394/97).
327 Bei Teilnahme an einem Fachkongress dürfen die Anforderungen an den Nach- 327
weis durch Testate nicht überzogen werden . . . Das FG Köln war jedenfalls der
Meinung, dass eine Testierung jeder Veranstaltung unzumutbar ist. Auch bei der
Anwendung von Beweisvorschriften sei der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zu
beachten. Dass der Veranstaltungsort der Steuerzahlerin schon von früheren Be-
suchen bekannt war und Familienmitglieder oder Freunde nicht mitgereist waren,
reichte dem Gericht als Beleg aus, dass der Kongress und damit nur berufliche
Motive für die Reise ausschlaggebend waren (FG Köln – EFG 1986 S. 109).
328 Den ganzen Nachweiszauber, den der Fiskus bei Studienreisen veranstaltet, 328
kannst Du vergessen, wenn Du selbst mit der Organisation und Durchführung
einer solchen Reise betraut bist. Auch wenn auf der Reise neben dem beruf-
lichen Programm Gelegenheit zum Sightseeing, Segeln, Skifahren oder Surfen
329 Wenn Du statt der Sekretärin lieber die Ehefrau mit auf Dienstreise nimmst, 329
kannst Du das in bestimmten Fällen »ruhigen steuerlichen Gewissens« tun.
Eine Ehefrau, die ihren Mann auf einer Reise nach Moskau begleitete, arbei-
tete im Betrieb mit, verrichtete dort Büroarbeiten, bediente im Geschäft und
leistete Dolmetscherdienste. Durch die besonderen betrieblichen Kenntnisse
unterstützte sie den Ehemann bei den Verkaufsverhandlungen in Moskau we-
sentlich. Das konnten zwar die Finanzbeamten, nicht aber die Finanzrichter
ignorieren. Ein erfreuliches Urteil des BFH vom 13. 2. 1980 (BStBl 1980 II
S. 386).
330 Insbesondere bei einer Klassenfahrt ins Ausland, z. B. einer Studienreise nach 330
Rom, kannst Du als Lehrer ein gutes Geschäft machen, denn sie ist für Lehrer
immer beruflich veranlasst und damit eine Dienstreise. Daher gelten für Dich
die Pauschalen für Auslandsreisen, d. h. gegenüber den mickrigen Inlandspau-
schalen erheblich höhere Verpflegungspauschalen und zudem auch noch ohne
Kostennachweis Übernachtungspauschalen.
Kommt der Bearbeiter dahinter, dass Du mit Deinen Zöglingen in einer Ju-
gendherberge preiswert untergebracht warst, kann er die Übernachtungspau-
schalen nach H 40 EStH »Übernachtung im Ausland« mit der Begründung kür-
zen, die Klassenfahrt sei eine vom Normaltypus stark abweichende Dienstreise.
Dir werden dann nur die tatsächlichen Unterkunftskosten angerechnet. Diese
Einschränkung solltest Du aber dann nicht gelten lassen, wenn Ihr in einem
nomalen Hotel untergebracht wart und Du als Lehrer ein teureres Einzelzim-
mer nehmen musstest, statt wie Deine Schüler in einem preiswerten Mehrbett-
zimmer unterzukommen. An der Verpflegungspauschale darf auf keinen Fall
herumgestrichen werden.
So eine Reise muss natürlich gründlich vorbereitet werden, und Du hast Dich
doch sicherlich vorher am Zielort der Reise umgesehen, Termine abgesprochen
und das Besichtigungsprogramm zusammengestellt. Du benötigst von der
Schule keinen besonderen Auftrag, um die dabei entstandenen Kosten als
Dienstreisekosten absetzen zu können (FG Schleswig-Holstein v. 18. 12. 1990 rk
– EFG 1991 S. 311). Du solltest allerdings eine ganz konkrete Klassenfahrt vor-
bereiten. Eine allgemeine Informationsreise, um mögliche Ziele zu erkunden,
reicht nach Meinung des BFH nicht aus, der einer Lehrerin die Kosten für eine
siebentägige Reise an den Gardasee nicht als Werbungskosten anerkannte, weil
der konkrete Anlass fehlte (BFH 27. 7. 2004 – BFH/NV 2005 S. 42).
Das teuerste Klo Sachsens für 110 000 € leistete sich das
6 000-Einwohner-Städtchen Dippoldiswalde am Karl-Marx-Platz:
außen Fachwerk, innen Marmor und Stahl,
automatische Wasserregulierung und Musik von oben.
(stern 34/1992)
331 Gute Nachrichten bei Klassenfahrten gibt es nicht nur für Lehrer, sondern auch 331
für Berufsschüler. Alle, die während der Ausbildung noch die Schulbank drü-
cken, können die Kosten für offizielle Klassen- oder Schulfahrten als Werbungs-
kosten absetzen. Wichtig ist nur, dass die Fahrt als offizielle Lehrveranstaltung
der Schule oder Fachhochschule ausgewiesen wird. Beruf Dich beim Finanzamt
auf das BFH-Urteil vom 7. 2. 1992 – BStBl 1992 II S. 531, das ein hartnäckiger
Berufsschüler erstritten hat. Also, auf geht‘s, London sehen und das Finanzamt
(mit)bezahlen lassen!
Die besten Karten im Steuerpoker hast Du, wenn Du sagen kannst: Die private
Nutzung meines Arbeitsmittels ist völlig unbedeutend, d. h., sie liegt unter 10 %
der Gesamtnutzung. Dann ist alles abzugsfähig.
Liegt der private Nutzungsanteil über 10 %, muss der aufgewendete Betrag auf-
geteilt werden in einen abzugsfähigen beruflichen und einen nicht abzugs-
fähigen privaten Kostenanteil. Das hört sich noch alles ganz vernünftig an. Aber
jetzt kommt der Haken: Eine Aufteilung ist nur zulässig, wenn »objektive Merk-
male und Unterlagen eine zutreffende und leicht nachprüfbare Trennung er-
möglichen« – ansonsten wird der gesamte Betrag zu den nicht abzugsfähigen
Kosten der Lebenshaltung gerechnet (BFH – BStBl 1971 II S. 17). So blieb ein
Sportlehrer auf den Kosten für seine Surfausrüstung sitzen – obwohl die private
Nutzung nur 15,5 % betrug (BFH – BStBl 1987 II S. 262).
333 Mit dieser vollständigen Streichung der Kosten für Deine Arbeitsmittel musst 333
Du Dich nicht widerspruchslos zufriedengeben. Trotz gemischter Nutzung ver-
lange, dass man Dir zumindest in Höhe der anteiligen beruflichen Nutzung Dei-
nes Arbeitsmittels die Kosten als Werbungskosten zuerkennt. Im Zweifelsfall
beschreibst Du die berufliche Nutzung und schätzt deren Anteil. Das Auftei-
lungs- und Abzugsverbot, auf das sich der Fiskus bei seinen Streichorgien so
gern stützt, steht nämlich zurzeit beim BFH auf dem Prüfstand (BFH v.
20. 6. 2006 – BStBl II 2007 S. 121; Vorlagebeschluss Az GrS 1/06). Zu weiteren
Einzelheiten vgl. auch E Rz 319.
334 Die Finanzämter sehen von der Anforderung von Belegen normalerweise ab, 334
wenn als Aufwendungen für Arbeitsmittel nicht mehr als ca. 100 € – 110 € gel-
tend gemacht werden. Auch ohne Belege werden also Arbeitsmittel anerkannt.
Leider hast Du aber keinen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Anerkennung die-
ser »Arbeitsmittelpauschalen«.
Achte beim Kauf auf eine wasserdichte Rechnung. Also nicht »Schuhe«, son-
dern »Arbeitsschuhe«. Statt »Ledertasche« besser »Aktentasche«, statt
336 Einen gebrauchten Laptop für 470 € brutto kannst Du sofort voll absetzen. Ge- 336
hört zu dem Laptop eine Tragetasche für z. B. 30 €, die nur zum Transport des
Computers genutzt werden kann, sind Laptop und Tragetasche als Einheit an-
zusehen. Folge: Der Gesamtkaufpreis von 500 € ist auf die Nutzungsdauer zu
verteilen. Kaufst Du für den Transport aber eine Aktentasche, die auch für an-
dere berufliche Zwecke nutzbar ist, gehört sie nicht zum Computer, und Du
setzt beide Beträge sofort voll ab. Zur Büroeinrichtung wisse: Einzelne Büro-
möbel sind selbst dann nicht zu einer Einheit zusammenzufassen, wenn sie in
einheitlichem Stil gehalten sind (BFH – BStBl 1967 III S. 61).
338 Auch Antiquitäten können steuerlich abgeschrieben werden, wenn sie als Ar- 338
beitsmittel genutzt werden. Durch den Gebrauch fällt selbst dann eine tech-
nische Abnutzung an, wenn der Wert der Antiquität steigt. Du setzt also ohne
weiteres Deinen antiken Schreibtisch im Arbeitszimmer oder den zur Aufbe-
wahrung Deiner wertvollen Fachbücher genutzen 150 Jahre alten Bücher-
schrank ab (BFH v. 31. 1. 1986 – BStBl II 1986 S. 355).
Allerdings werden sehr lange Nutzungsdauern angesetzt. Für ein 260 Jahre altes
Cello eines Dozenten einer Musikhochschule hatte das Finanzgericht 50 Jahre
und damit eine jährliche AfA von 2 % angesetzt (FG Hamburg v. 15. 5. 1985 – III
188/82). Das war den Richtern beim BFH zu kurz, sie halten bei historischen
Musikinstrumenten, z. B. einer 300 Jahre alte Geige einer Musikerin, einen Ab-
schreibungszeitraum von mindestens 100 Jahren und damit eine jährliche AfA
von nur 1 % für angemessen (BFH v. 26. 1. 2001 – BStBl II 2001 S. 194). Bei einer
Meistergeige neueren Datums (Alter deutlich unter 100 Jahre) hält der BFH
dagegen eine Abschreibung auf nur 50 Jahre für möglich (BFH v. 1. 3. 2002 –
BFH/NV 2002 S. 787).
339 Die lange Nutzungsdauer ist für Dich positiv, wenn Dein antiquarisches Ar- 339
beitsmittel zerstört oder gestohlen wird. In diesem Fall setzt Du den Restwert
auf einen Schlag als Werbungskosten ab. So machte es die Meistergeigerin, der
vom Ehegatten die Stradivari im Wert von 150 000 € gestohlen worden war
(BFH v. 9. 12. 2003 – BStBl II 2004 S. 491).
340 Ist es für Dich günstiger, die Anschaffungskosten auf die Nutzungsdauer abzu- 340
schreiben, z. B. wenn wegen Arbeitslosigkeit oder Verlusten nur ein besonders
niedriges Einkommen im laufenden Jahr anfällt, kann natürlich auch diese Me-
thode gewählt werden – selbst wenn der Nettokaufpreis unter 410 € lag.
341 Wandert Dein vor vier Jahren für 6 000 € erworbener Perserteppich vom Wohn- 341
zimmer in Dein Arbeitszimmer, wird er fortan beruflich genutzt, das ist klar.
Umwidmung heißt das Zauberwort, das beim Fiskalvertreter den Reflex zum
Abhaken auslöst. Allerdings musst Du Dir die Zeit der privaten Nutzung auf
die Gesamtnutzungsdauer anrechnen lassen (BFH v. 14. 2. 1989 – BStBl 1989 II
S. 922). Dies bedeutet: Vom Kaufpreis des Perserteppichs ist für die private Nut-
zung eine sog. fiktive Abschreibung vorzunehmen. Beruflich absetzen kannst
Du nur noch den Restbetrag.
343 Wenn Du nicht versichert bist oder die Versicherung nicht bezahlt, ist ein Dieb- 343
stahl besonders ärgerlich. Richtig dramatisch wird es natürlich, wenn Dir Ge-
genstände geklaut werden, die Du als Arbeitsmittel benutzt, dann kommt zu
dem allgemeinen Ärger und dem finanziellen Verlust häufig beruflicher Stress
hinzu.
Hole Dir deshalb zumindest einen kleinen Ausgleich von Vater Staat, indem Du
den Restwert Deines gestohlenen Arbeitsmittels als Werbungskosten absetzt
und so zumindest einen ordentlichen Batzen als Steuererstattung kassierst.
Auch wenn der Diebstahl nicht unmittelbar bei der Ausübung Deines Berufs
geschieht, z. B. während der Arbeit oder auf einer Dienstreise, stehen Dir Wer-
bungskosten zu (BFH Urteil v. 9. 12. 2003 – BStBl II 2004 S. 491).
Und so könnte Deine Rechnung aussehen, wenn Dir am 10. 5. 2007 ein Laptop
gestohlen wurde:
Kauf des Laptops am 10. 1. 2007 für 2 700 €
./. Abschreibung (3 Jahre) 1/3 von 2 700 € = 900 € 4/12 (Jan–Apr) – 300 €
Restwert = außerordentliche Abschreibung 2 400 €
Ich hör schon ein paar schwarze Schafe mit der Zunge schnalzen und denken:
»Na prima, da werde ich doch schnell meinen alten Rechner, den nun mein
Sohn nutzt, als gestohlen deklarieren. Ich wollte mir ja sowieso einen neuen
zulegen, und so gibt es noch einen kleinen Zuschuss vom Fiskus. Wer sollte mir
da schon auf die Schliche kommen?« Wer so denkt, dem muss ich ganz klar ab-
raten, schließlich würde er damit nicht nur Steuerhinterziehung begehen, son-
dern auch eine Straftat vortäuschen. Und in meinem Buch geht es nicht ohne
Grund um »1 000 ganz legale Steuertricks«.
344 Trotz Erstattung von Deiner Versicherung solltest Du bei Deiner Steuererklä- 344
rung an Deinen im Vorjahr geklauten fahrbaren Untersatz denken. Zumindest
dann, wenn Du ihn fast ausschließlich beruflich genutzt hast (ca. 90 % für dienst-
liche Fahren) oder das Auto bei einer Dienstfahrt abhanden kam, kannst Du
steuerlich noch ein paar Extra-Euro herausschlagen (BFH v. 25. 5. 1992 – BStBl
II 1993 S. 44).
Du machst Dir hier den steuerlichen Restwert Deines Auto zunutze, der durch-
aus höher liegen kann als der Zeitwert, den die Versicherung zugrunde legt: Der
BFH legte die Abschreibungszeit für ein Auto in derartigen Fällen auf acht
Jahre fest (BFH v. 26. 7. 1991 – BStBl II 1992 S. 1000 und FG München v.
27. 3. 2001 – 6K 4093/00).
Und so sieht dann Die Rechnung für Dein am 10. 9. 2007 bei einer Dienstfahrt
gestohlenes Auto für das Finanzamt aus:
Kaufpreis für den Pkw am 1. 7. 2005 40 000 €
./. Abschreibung bis zum Diebstahl
jährlich 12,5 % von 40 000 € = 5 000 2 Jahre und 3 Monate – 11 250 €
Restwert des Autos beim Diebstahl 28 750 €
./. Erstattung aus der Teilkaskoversicherung
wegen hoher Laufleistung nur – 21 500 €
verbleiben als Werbungskosten abzusetzen 7 250 €
346 Gute Nachricht für Dich als Reitlehrer oder Berufsreiter. Kosten für Dein Pferd 346
kannst Du von der Steuer absetzen. Stell Dich dazu dem Finanzamt gegenüber
auf den Standpunkt, Du könntest Deinen Beruf nur dann erfolgreich ausüben,
wenn Deine reiterlichen Fähigkeiten ständig erhalten und verbessert würden.
Da das aber nur auf zuverlässigen, qualifizierten und gutausgebildeten Pferden
möglich sei, müsstest Du ein eigenes Pferd halten (eventuell auch zwei oder
drei).
Außerdem sei es für Deine berufliche Reputation unerlässlich, das Können von
Pferd und Reiter bei Wettbewerben und Turnieren unter Beweis zu stellen. Um
höhere Leistungsklassen mit entsprechend höheren Einnahmemöglichkeiten
zu erreichen, wärest Du zwingend auf ein eigenes Pferd angewiesen. Schließlich
gewännen auch Ludger Beerbaum oder Hugo Simon ihre Turniere nicht auf
einem x-beliebigen Feld-, Wald- und Wiesenklepper.
Die Aufwendungen, die Dir durch Pferdehaltung, Boxenmiete, Sattelzeug, Tier-
ärzte, Medikamente, Pflegemittel, Hufschmied, Spezialkleidung für Training
und Turniere entstehen, sind dann ebenso Werbungskosten oder Betriebsausga-
ben wie Nenn- und Startgelder für Turniere, Transportkosten (z. B. Abschrei-
bung für einen Pferdehänger, Kilometerpauschalen für das Zugfahrzeug),
347 Und was, wenn Dein Personalcomputer vom Tisch gefallen und selbst nach 347
einer Reparatur nicht mehr zuverlässig wäre? Du zuckst die Schultern . . . viel-
leicht weißt Du nicht, dass Selbständige eine sog. technische Abnutzung bei
ihren betrieblichen Wirtschaftsgütern vornehmen können.
Nun – auch bei Dir ist ein dienstliches Arbeitsmittel vorzeitig entwertet worden.
Das schreibst Du dem Finanzamt und machst zu der bisherigen Abschreibung
von angenommenen 400 € eine zusätzliche von 500 € geltend! Auch eine Zer-
störung oder ein vorzeitiges Absinken des Marktwerts eines Arbeitsmittels
würde so etwas rechtfertigen (BFH in BStBl 1954 III S. 362).
349 Die private Nutzung Deines Computers in der Firma ist nun komplett steuer- 349
frei gestellt. Die Steuerbefreiung gilt für sämtliche Kosten, die durch Deine pri-
vate Mitbenutzung entstehen. Neben den Aufwendungen für die Geräte und
das Verbrauchsmaterial betrifft das vor allem Telefon- und Providergebühren.
Dein Arbeitgeber kann Dir also völlig unbelastet von Lohnsteuer und Sozial-
versicherung etwas Gutes tun, wenn er Dir die kostenlose private Nutzung be-
trieblicher Geräte gestattet.
Um betriebliche Geräte, die Du steuerfrei nutzen kannst, handelt es sich auch,
wenn Dir Dein Arbeitgeber Deinen Heimarbeitsplatz – neudeutsch: Home-Of-
fice – damit ausstattet.
350 Der Kniff, wenn Dir Dein Arbeitgeber für die Arbeit zu Hause einen Computer 350
zur Verfügung stellt, ist: Du musst unbedingt vermeiden, dass Dir das wirtschaft-
liche Eigentum an dem Gerät zugerechnet wird. Etwas problematisch wird die
Sache, wenn Dir der Arbeitgeber den PC ohne weitere Bedingungen für min-
destens drei Jahre überlässt. Weil die Überlassung damit für die gewöhnliche
Nutzungsdauer erfolgt, wittern die Fiskalritter hier praktisch eine Schenkung.
Dem kannst Du begegnen, indem Du mit dem Arbeitgeber schriftlich verein-
barst, dass er das Risiko des zufälligen Untergangs des PCs trägt, will meinen,
Du bekommst dann von ihm entsprechenden Ersatz und musst Dir einen even-
tuellen Schaden nicht selbst ans Bein binden. Auch solltet Ihr klarstellen, dass
nicht Du, sondern Dein Arbeitgeber eventuelle Reparaturkosten trägt und für
die spätere Entsorgung des Geräts verantwortlich ist.
352 Deine Kosten für das Internet, ein Modem und die entsprechenden Anschluss- 352
kosten setzt Du als Werbungskosten ohne Probleme ab, wenn es Dir gelingt, die
umfangreiche berufliche Nutzung darzulegen und vielleicht mit Arbeitgeberbe-
scheinigung die berufliche Erforderlichkeit Deiner Multimediaausstattung und
Deines Modems herauszustellen. Hilfreich ist, wenn Du mit dem PC im fir-
meneigenen Netz arbeitest oder vielleicht sogar Dein Boss einen Kostenzu-
schuss zahlt. In diesem Fall kann Dir das Finanzamt trotz aller Verfügungen und
Finanzgerichtsurteile nicht mehr 100 % der Kosten streichen, sondern muss zu-
mindest den glaubhaft gemachten Teil von z. B. 77,5 % anerkennen (FinMin
NRW v. 8. 12. 2000 – S. 2354 – 1 – VB3).
Selbst wenn Du Dich häufiger im Internet aufhältst, musst Du nicht mehr be-
fürchten, dass Dir Deine Computerkosten deshalb nicht als Werbungskosten
anerkannt werden.
Etwas großherzige Finanzrichter gibt es nämlich auch. Kontere also bei streich-
wütigen Finanzern z. B. mit dem FG Rheinland-Pfalz, das einem Lehrer mit den
Fächern EDV und Kommunikationstechnik den PC trotz Internetanschluss –
oder gerade deswegen? – als Werbungskosten anerkannte (Urteil v. 10. 5. 1999
– 5 K 2776/98, NWB Eil‘ 2000 S. 84).
353 Bei den nur stationär verwendbaren Personalcomputern (PCs) legen sich un- 353
sere eifrigen Finanzbeamten meistens besonders ins Zeug, um Dir eine steuer-
schädliche hohe private Verwendung anzuhängen. Dabei scheuen sie sich nicht,
Deine Familie mit ins Spiel zu bringen und mir nichts, dir nichts zu behaupten,
Dein PC werde in nicht unerheblichem Umfang privat genutzt, wenn Du noch
schulpflichtige Kinder hast.
Lass Dir so etwas nicht gefallen! Schließlich hat das Bundesverfassungsgericht
gesagt, dass allein wegen der familiären Verhältnisse keine steuerlich nachtei-
ligen Konsequenzen gezogen werden dürfen (BVerfG – BStBl 1985 II S. 475).
Wenn Du schon beim Kauf Deines Computers clever bist, kannst Du Dir das
ganze Nachweistheater sparen. Leg Dir statt eines PCs einen tragbaren »Akten-
taschen-Computer« (Laptop oder Notebook) zu. Die sind genauso leistungsfä-
hig, viel handlicher, und vor allem sagt das Finanzamt, dass sie »aufgrund ihrer
technischen Gestaltung regelmäßig nur für eine berufliche Nutzung gedacht
und für eine private Nutzung, besonders für Heim- und Videospiele, nicht geeig-
net sind« (OFD Köln, Verfügung v. 26. 7. 85 S. 2354-27 St 121). Es wird Dir bei
einem solchen Computer viel weniger Schwierigkeiten bei der Anerkennung
aller Kosten als Werbungskosten machen.
354 Nach langem Hin und Her haben die Fiskalbürokraten in Berlin eingesehen, 354
dass Computer eine Nutzungsdauer von max. drei Jahren haben, weil sie danach
hoffnungslos überaltert sind, und dies in den amtlichen Abschreibungstabellen
(BMF-Schreiben v. 15. 12. 2000, BStBl I 2000 S. 1532) verbindlich geregelt. Die
Nutzungsdauer von drei Jahren gilt übrigens auch für Drucker, Modem, Scan-
ner etc. Mit guter Begründung kannst Du aber auch schneller abschreiben, z. B.,
wenn der Arbeitsspeicher Deines Rechners für die zu Hause beruflich ge-
nutzten Programme, Datenbanken etc. zu klein wurde.
355 Bei größeren Anschaffungen von Arbeitsmitteln sind viele Finanzbeamte 355
mS wie besessen darauf, sie der Abschreibung zu unterwerfen. Hast Du Dir für
berufliche Zwecke einen Schreibtisch für 500 € angeschafft, hörst Du meist:
Können wir nicht anerkennen! Dieser Posten ist abzuschreiben! Dann verteilt
man den Betrag auf 13 Jahre und setzt Dir nur jeweils ca. 39 € ab, mit dem Er-
gebnis, dass oft genug Deine gesamten Werbungskosten unter dem Pauschbe-
trag von 920 € jährlich liegen – und damit ins Wasser fallen. Was den Schreib-
tisch betrifft, so ist gegen eine Verteilung auf 13 Jahre nichts zu machen, es sei
denn, Du bist so schlau und kaufst Dir einen etwas billigeren – für max. 488 €
inkl. MwSt (E Rz 335). Der kann sofort voll abgesetzt werden. Kaufst Du Dir
einen gebrauchten, besonders exklusiven Schreibtisch für 1 000 €, kannst Du
rechnen: normale Abschreibung von Büromöbeln 13 Jahre. Dein gebraucht ge-
kaufter ist acht Jahre alt, also Restabschreibung in den restlichen fünf Jahren: je
200 €.
356 Sicher denkst Du daran, Deine Fachbücher (nebst den teuren Klarsichtfo- 356
mS lienumschlägen) und Fachzeitschriften unter Werbungskosten aufzufüh-
ren, aber vielleicht vergisst Du das Bücherbord, auf dem sie alle ihren Platz
finden! Du kannst es mit seinem jetzigen Wert von sagen wir mal ca. 100 € ab-
setzen. Steuerersparnis zwischen ca. 20 und 54 €. Nicht allzu viel, sagte sich Leh-
rer H. und dachte an den Rat des Verfassers, nach Ähnlichem zu suchen. Was für
das Bücherbord recht ist, sollte für einen Schreibsekretär und einen Arbeits-
stuhl billig sein. In dem erfolgreich geführten Einspruch schrieb er: Wenn man
Fachbücher und sonstiges Arbeitsmaterial absetzen kann, dann wohl auch das
Behältnis zur Unterbringung. Ein Lehrer hat zudem in der Schule keinen Ar-
beitsplatz (Bescheinigung der Schuldirektorin!).
Man tut gut daran, dem Finanzamt glaubhaft zu machen, dass Bücherregal und
Sekretär nur beruflich genutzt werden.
357 In zwei nicht veröffentlichten Urteilen hat der BFH recht großzügig entschie- 357
den, dass Fachliteratur eines Lehrers, die dieser nachweislich zur Unterrichts-
vorbereitung nutzt, nicht einfach wegen der rein theoretischen Möglichkeit zur
Privatnutzung gestrichen werden darf. Wörtlich heißt es da: »Ob dagegen nicht
abziehbare Aufwendungen der Lebensführung vorliegen, beurteilt sich dabei
im Allgemeinen weniger nach dem objektiven Charakter des Gegenstands als
vielmehr nach dessen Funktionen im Einzelfall. Pauschale Feststellungen sind
nicht ausreichend. Eine private Mitbenutzung, die unbedeutend ist und nicht
ins Gewicht fällt, ist nicht schädlich.« (BFH v. 21. 6. 1989 – VI R 138/86, und v.
2. 2. 1990 – VI R 112/87)
Andererseits: »Für Bücher der Rubrik Deutsch . . . ist der Nachweis des Steuer-
zahlers zu führen, dass er das gleiche Buch zweimal besitzt: einmal zur privaten
Lektüre, einmal als Arbeitsmittel im Unterricht.«
358 Zu den Fachzeitschriften gehören alle branchenspezifischen und die Wirt- 358
schaftszeitschriften, also auch das Handelsblatt (BFH-Urteil v. 13. 6. 1996 – BFH/
NV 1997 S. 98), obwohl das FG Brandenburg das anders sieht und sogar einem
Bankkaufmann den Abzug verweigert hat (FG Brandenburg v. 4. 4. 2002 – EFG
2002 – 1085). Grundsätzlich nicht abzugsfähig sind lokale oder überregionale
Tageszeitungen (BFH-Urteil v. 7. 9. 1989 – BStBl 1990 II S. 19). Man könne nicht
objektiv zwischen privatem und beruflichem Nutzen unterscheiden, sagt der
BFH und hat daher die Tageszeitung bei einem Lehrer nicht anerkannt (BFH v.
7. 4. 2005 – BFH/NV 2005 S. 1300).
zu Tageszeitungen
359 »Wie soll das denn funktionieren?«, fragst Du. »Sicher weiß ich, dass ich die 359
Kosten z. B. eines Fachbuchs absetzen kann, und was weiter?« Ja, siehst Du, so
schnell kann man etwas ganz Entscheidendes vergessen. Wie bist Du denn an
das Buch gekommen? Wenn Du es nicht per Internet bestellt hast, musstest Du
in die Buchhandlung fahren, und dabei sind Dir Fahrtkosten entstanden! Die
Du selbstverständlich absetzen kannst! Und so rechnest Du beim Finanzamt ab:
»Da das Fachbuch in der Buchhandlung in unserem Ort bereits vergriffen war,
musste ich in die nächste Stadt fahren, um es mir dort zu kaufen.«
Anschaffungskosten 8,90 €
Anschaffungsnebenkosten:
Fahrtkosten 16 km 0,30 € + 10,80 €
Parkgebühr + 0,50 €
Gesamtkosten 20,20 €
Einkommensteuerersparnis ca. 35 % 7,07 €
Solidaritätszuschlag + 0,39 €
Kirchensteuer 9 % + 0,64 €
Zuzahlung des Finanzamts insgesamt 8,10 €
für Fachbücher
360 Denk immer daran, dem Finanzamt Fahrt- und andere Nebenkosten für die 360
Anschaffung mit auf die Rechnung zu setzen. Dabei bleibst Du natürlich immer
streng dienstlich. Damit Dir das Finanzamt nicht mit gemischten Aufwendungen
kommt, wirst Du nicht so unvorsichtig sein und den Abzug der Fahrtkosten ge-
fährden, indem Du bei der Fahrt noch ein privates Würstchen oder Brot ein-
kaufst.
361 Wie war das noch mit Deiner Handschrift? Hast Du nicht eine Hühnerklaue, 361
wenn Du schnell schreiben musst? Die zu entziffern willst Du der Stenotypistin
im Betrieb nicht zumuten. Du nimmst Dir Geschäftspapier mit nach Hause und
schreibst die Briefe gleich fix und fertig auf einem PC, den Du Dir dafür an-
schaffst. Deine Ansprüche auf Steuerermäßigung untermauerst Du mit einer
entsprechenden Bescheinigung Deiner Firma. Überhaupt: Immer viele Papiere
und Bescheinigungen beifügen, das beeindruckt Beamte ungemein!
Und das verabfolgt Dir ein vernünftiger Chef:
Bescheinigung
. . . . . . wird hierdurch bescheinigt, dass er nach Dienstschluss un-
erledigte Schreibarbeiten unserer Firma zu Hause bearbeitet und auf
seinem eigenen PC fertigstellt. Für sein berufliches Fortkommen halten
wir dies für sehr fördernd.
Da Du das Gerät so gut wie ausschließlich beruflich nutzt, dürfte es Dir nicht
schwerfallen, die Kosten durchzubekommen. Du kannst darüber hinaus dem
Finanzamt plausibel machen, dass wegen Deiner wenig ausgeprägten Kenntnis
im Maschineschreiben der Computer mit Rechtschreibprogramm nahezu uner-
lässlich ist, um in angemessener Zeit brauchbare und vorzeigbare Arbeitsergeb-
nisse zu erzielen. Legst Du dem guten Veranlagungsbeamten dann noch zwei
dicke Ordner mit Durchschriften Deiner gesammelten Werke auf den Tisch, die
Du für einen repräsentativen Zeitraum von drei Monaten zum Nachweis der
Nutzung zusammengestellt hast, möchte ich mal sehen, mit welcher stichhal-
tigen Begründung er Dir die Kosten streichen will.
362 Was für den PC gilt, trifft auch für ein Tonbandgerät zu, falls es dienstlich (oder 362
zu Hause für den Dienst) benötigt wird, wenn Du z. B.
● als Pastor zu Hause Deine Predigten vorbereitest und sie auf Tonband
sprichst,
● als Lehrer Themen vorzubereiten hast oder Wissenswertes Deinen Schülern
auf Band vermittelst,
● als Forscher Sprachübungen auf Band durchführst,
● als Verkäufer verkaufsfördernde Gespräche vorbereitest,
● als Angestellter einen PC zum Üben und Fördern Deiner Schreibleistung
benötigst (vielleicht ist die Betriebsstenotypistin oft krank, und der Betrieb
bestätigt das)
● oder als Musikus Dich selbst abhören willst.
363 Wegen der vielseitigen Inanspruchnahme des Geräts wird es voraussichtlich 363
eine Nutzungsdauer von drei Jahren haben. In diesem Fall können bei einem
Kaufpreis von 500 € jährlich rund 167 € als Werbungskosten abgesetzt werden
(FG Düsseldorf v. 19. 10. 1953 – EFG 1954, S. 41 und BFH v. 25. 1. 1971, BStBl 71
II S. 459).
Ein schlagendes Argument, mit dem Du z. B. ein Tonband, einen CD-Spieler
oder einen MP3-Recorder als Werbungskosten durchdrückst, ist ein gleichwer-
tiges Zweitgerät für die Privatnutzung.
364 Alles, was dem Zweck des beruflichen Fortkommens dient, ist abzugsfähig. 364
mS Das gilt selbst dann, wenn Du Dir das Arbeitsmittel nicht selbst gekauft
hast, sondern Deine Lieben Dir mit dem teuren Aktenkoffer für 650 € zum Ge-
burtstag oder zu Weihnachten eine Freude machen wollten.
Auch wenn Du den Koffer nicht selbst bezahlt hast: Trage ihn beruhigt und
ohne schlechtes Gewissen unter Werbungskosten in Deine Steuererklärung ein.
Und wenn das Finanzamt auf die Idee kommt, an Deinen Kosten herumzustrei-
chen, berufst Du Dich auf das BFH-Urteil vom 16. 2. 1990 (BStBl 1990 II S. 883).
Darin hat der BFH nämlich ganz in Deinem Sinn entschieden, dass geschenkte
Arbeitsmittel abgesetzt werden können. Das gilt natürlich nicht nur für den
Aktenkoffer, sondern auch für den schicken Füllfederhalter, die Schreibtisch-
unterlage oder das witzige Mousepad. Die Abschreibung für den Koffer macht
bei einer Nutzungsdauer von zwei Jahren – wegen der besonders starken Bean-
spruchung – 50 % von 650 € = 325 € pro Jahr. Deine Steuerersparnis liegt je
nach Steuersatz zwischen 55 € und 167 €.
365 Werden Meisterstücke nach der Meisterprüfung nicht mehr ausschließlich für 365
berufliche Zwecke genutzt, können nur die Abschreibungen bis zur Meisterprü-
fung abgesetzt werden, so lautet das BFH-Urteil vom 15. 12. 1989 (BStBl 1990 II
S. 692). Du schlägst dem Fiskus ein Schnippchen, wenn Du sagen kannst: »Mein
Meisterstück ist ein reines Schauobjekt, das für eine private Nutzung völlig un-
geeignet ist. Ich habe es ausschließlich und allein für meine Prüfung erstellt.«
Da in diesem Fall eine private Verwendung nicht angenommen werden kann,
wirst Du Deine Kosten sofort und in voller Höhe abschreiben.
Trifft das bei Dir nicht zu, dann überleg doch einmal, wie wichtig es für Dich
und Deinen Betrieb ist, wenn die Kunden sehen, welch ein fähiger Mitarbeiter
Du bist. Wie wäre es, wenn Du Dein Meisterstück im Betrieb ausstelltest? Lass
Dir das von Deinem Chef schriftlich bestätigen, und schon kann Dir das Finanz-
amt nicht mehr damit kommen, Du würdest das gute Stück privat nutzen.
Statt im Betrieb kannst Du es natürlich genauso gut in Deinem Arbeitszimmer
unterbringen. Auch in diesem Fall muss das Finanzamt die weitere berufliche
Verwendung akzeptieren und Deine Kosten für das Meisterstück als Werbungs-
kosten anerkennen.
366 Wenn Auslagen schon einmal Werbungskosten sind, d. h. Aufwendungen, die 366
Dir helfen, Deinen Lohn oder Dein Gehalt zu sichern, zu erwerben oder zu er-
halten, dann können sie so hoch sein, wie sie wollen: Das Finanzamt muss sie
anerkennen!
Wenn Du Dir statt einer billigen Aktentasche aus Rindsleder eine aus feinstem
Saffianleder mit so und so vielen Innentaschen leisten willst, um Deine Butter-
brote und Papiere mit zur Arbeit zu nehmen, ist das Deine Sache. Nur sind es
dann nicht 30 € Werbungskosten, sondern stolze 310 €! Glaubst Du, es Dir
schuldig zu sein, mit eigenem und besonders verchromtem Werkzeug zu arbei-
ten, dann ist das wahrscheinlich ein teurer Spaß, aber das Finanzamt muss Dir
die Kosten trotzdem in voller Höhe anerkennen. Bist Du der Meinung, Du
könntest die Briefe für Deinen Chef besser entwerfen und überarbeiten, wenn
Du sie vorher auf ein eigens angeschafftes Diktiergerät sprichst und dann aufs
Papier überträgst, stellt der Aufwand dafür eben Werbungskosten dar. Immer-
hin sind es rund 250 €, die sofort in voller Höhe abzugsfähig sind, weil die An-
schaffungskosten unter 410 € (ohne Mehrwertsteuer) liegen. Fürchtest Du als
Verkäufer, keine so guten Verkaufserfolge zu erzielen, wenn Du mit einem ge-
wöhnlichen Kuli statt mit einem vergoldeten Füller mit Platinfeder schreibst, so
ist das Entgelt für das recht teure Stück gleichwohl als Werbungskosten anzuse-
hen. Und wenn Du in Deinem Betriebszimmer keine Uhr hast – aus dienstli-
chen und aus Gründen der Arbeitseinteilung aber wissen musst, wie spät es je-
weils ist – kannst Du die von Dir gekaufte teure Schreibtischuhr absetzen, musst
sie allerdings im Betrieb lassen.
macht der BFH Schwierigkeiten (BFH v. 21. 10. 1988 – BStBl 1989 II S. 356).
Fußballschuhe sind Arbeitsmittel bei einem Sportlehrer (BFH v. 21. 11. 1986 –
BStBl 1987 II S. 262). Geige ist Arbeitsmittel bei einer Orchestermusikerin.
Auch wenn es sich um ein sehr teures antikes Stück handelt (BFH v. 9. 12. 2003
– VI R 185/97). Gitarre ist Arbeitsmittel bei einem Musiklehrer (anderer An-
sicht: FG im Urt. v. 21. 5. 1982 – EFG 1982 S. 562). Heimcomputer ist Arbeitsmit-
tel bei einem Lehrer für Mathematik (FG Rheinland-Pf. v. 6. 5. 1985 – EFG 1985
S. 605). Einzelheiten unter E Rz 350 ff. Hund kann bei Wachmännern, Hunde-
führern bei Polizei, Zoll, Bundesgrenzschutz und bei Forstbediensteten Arbeits-
mittel sein (BFH v. 29. 1. 1960 – BStBl 1960 III S. 163). Auch bei einem Haus-
meister können die Kosten für das Halten eines Wachhundes Werbungskosten
sein (FG Hamburg v. 22. 1. 1988 – EFG 1989 S. 228).
Kleidung in Form der typischen Berufskleidung ist Arbeitsmittel (§ 9 Abs. 1
Nr. 6 EStG). Typische Berufskleidung wird getragen von Bergleuten und
Schornsteinfegern, ferner von Richtern und Anwälten (weißer Schlips und
Robe), Geistlichen (Amtstracht), von Monteuren, Architekten und technischen
Zeichnern (Schutzkleidung), Ärzten (weißer Kittel), Oberkellnern (Kellner-
frack), Leichenbestattern (schwarzer Anzug) (BFH-Urt. v. 30. 9. 1970 – BStBl
1971 II S. 50). Bürgerliche Kleidung dagegen ist auch dann kein Arbeitsmittel,
wenn feststeht, dass sie im Beruf einem erhöhten Verschleiß unterliegt. Ausnah-
men bestätigen die Regel: Weiße Blusen und Hemden bei Metzgereiangestell-
ten gingen beim FG Berlin durch (Urteil v. 22. 2. 2005 – 7 K 4312/01. Koffer bei
einem Piloten (Hess. FG, EFG 1989 S. 173). Kunstgegenstände im Arbeitszim-
mer wie z. B. Bilder sind Arbeitsmittel, wenn der Steuerzahler in seinem Ar-
beitszimmer auch Repräsentationsaufgaben wahrzunehmen hat (BFH-Urt. v.
30. 10. 1990 – BStBl 1991 II S. 340). Lexikon ist kein Arbeitsmittel, auch nicht bei
Lehrern (BFH-Urt. v. 29. 4. 1977 – BStBl 1977 II S. 716). Lichtschutzbrille ist
Arbeitsmittel bei Cockpitpersonal (FG Hamburg v. 17. 1. 1972 – EFG 1972
S. 329), nicht aber eine gewöhnliche Sonnenbrille. Meisterstücke, die nach der
Meisterprüfung nicht ausschließlich für berufliche Zwecke verwendet werden,
erkennen die Finanzämter nicht als Arbeitsmittel an. Nach dem BFH-Urteil
vom 15. 12. 1989 (BStBl 1990 II S. 692) ist in diesem Fall nur die Abschreibung
bis zur Meisterprüfung abziehbar; E Rz 365. Motorrad ist Arbeitsmittel beim
Revierförster (Hess. FG v. 15. 9. 1958 – EFG 1958 S. 414). Motorsäge, die einem
Waldarbeiter selbst gehört, ist Arbeitsmittel. Reisekoffer, den ein Flugkapitän
nur auf Kurzstreckenflügen benutzt, auch wenn darin zugleich private Gegen-
stände transportiert werden, ist Arbeitsmittel (Hess. FG v. 3. 8. 1988 – EFG 1989
S. 173). Reitpferd ist Arbeitsmittel bei einem Reitlehrer (Hess. FG v. 2. 12. 1982
– EFG 1983 S. 226). Weitere Einzelheiten vgl. E Rz 346. Schreibmaschine ist als
Arbeitsmittel anerkannt bei Richtern (BFH-Urt. v. 29. 1. 1971 – BStBl 1971 II
S. 327), Prüfern (BFH v. 9. 4. 1963 – BStBl 1963 III S. 299) und Referendaren
(FG Berlin v. 31. 1. 1969 – EFG 1969 S. 399). Schreibtisch, Schreibtischlampe,
Schreibtischstuhl sind Arbeitsmittel in einem anerkannten Arbeitszimmer
(BFH-Urt. v. 21. 1. 1966 – BStBl 1966 III S. 219). Bei einem Lehrer auch dann,
wenn sie nicht in einem Arbeitszimmer stehen, aber beruflich genutzt werden
(BFH-Urt. v. 18. 2. 1977 – BStBl 1977 II S. 464). Schusswaffe ist Arbeitsmittel bei
Forstbeamten (BFH v. 10. 7. 1964 – StRK § 9 R 275). Skiausrüstung ist Arbeits-
mittel bei hauptberuflichen Skilehrern, nicht dagegen bei nebenberuflichen
(BFH-Urt. v. 24. 10. 1974 – BStBl 1975 II S. 407), desgleichen nicht bei einem
Sportlehrer, der sie mitunter auch beruflich verwendet (BFH-Urt. v. 21. 11. 1986
– BStBl 1987 II S. 262). Stereoanlage kann bei einem Berufsmusiker Arbeitsmit-
tel sein, wenn sie in einem Arbeitszimmer installiert ist (Hess. FG, Urt. v.
9. 3. 1972 – EFG 1972 S. 329). Tageszeitung ist kein Arbeitsmittel (BFH-Urt. v.
5. 7. 1957 – BStBl 1957 III S. 328). Ausnahme Handelsblatt (BFH v. 13. 6. 1996 –
BFH/NV 1997 S. 98). Taschenrechner ist Arbeitsmittel bei Mathematiklehrern
(FG Nürnberg, Urt. v. 25. 1. 1978 – EFG 1978 S. 267). Telefonanschluss in der
Wohnung eines Arbeitnehmers ist ein Arbeitsmittel, wenn die Art der beruf-
lichen Tätigkeit die regelmäßige Nutzung des Telefonanschlusses in der Woh-
nung erfordert (FG Nürnberg, Urt. v. 22. 11. 1979 – EFG 1980 S. 176, ferner BFH
v. 21. 11. 1980 – BStBl 1981 II S. 131). Tennisausrüstung ist Arbeitsmittel bei
einem Polizisten, der damit Dienstsport ausübt (FG Saarland v. 19. 3. 1991 – 1 K
55/91). Tonbandgerät ist Arbeitsmittel bei einem hauptberuflich tätigen Musi-
ker (BFH-Urt. v. 29. 1. 1971 – BStBl 1971 II S. 459), auch bei Musiklehrern, wenn
sie das Gerät im Unterricht verwenden (BFH-Urt. v. 24. 8. 1962 – HFR 1963
S. 57), gleicher Ansicht später EFG 1965 S. 491 auch bei Musik-, Religions-, Ge-
werbe- und Hochschullehrern. Weiteres unter E Rz 362. Turnschuhe sind Ar-
beitsmittel bei Sportlehrern (BFH-Urt. v. 21. 11. 1986 – BStBl 1987 II S. 262).
Zeichengerät ist Arbeitsmittel bei einem Soldaten, wenn er die Bundeswehr-
fachhochschule besucht (BFH-Urt. v. 28. 9. 1984 – BStBl 1985 II S. 89). Zeit-
schrift: GEO ist kein Arbeitsmittel, auch nicht bei einem Erdkundelehrer (FG
Münster, Urt. v. 8. 4. 1986 – EFG 1986 S. 491). Die Flug Revue, Aero oder Flight
sind auch bei einem Piloten keine Fachliteratur (FG Niedersachsen, EFG 1993
S. 375). Zeitungen können Arbeitsmittel sein, wenn Du daraus berufliche Infor-
mationen beziehst und wenigstens eine weitere für private Zwecke hältst (FG
Köln v. 7. 7. 1993 – EFG 1994 S. 199).
369 Mit dem Einzelnachweis kannst Du einen höheren beruflichen Anteil heraus- 369
schlagen. Aufzuzeichnen sind Tag, Gesprächsteilnehmer, Dauer des Gesprächs
sowie die Gesprächsgebühren. Einfacher geht das mit einem Einzelverbin-
dungsnachweis, den Du für geringes Entgelt bei der Telekom anfordern kannst
und der Dir zusammen mit der Monatsrechnung zugeschickt wird. Den über
drei Monate so ermittelten prozentualen Anteil an beruflichen Telefonkosten
kannst Du dann ohne weiteren Nachweis auch bei Deinen Telefonrechnungen
der übrigen neun Monate des jeweiligen Jahres absetzen. Im nächsten Jahr
musst Du aber wieder für drei Monate den Nachweisgriffel schwingen.
370 Einfacher ist es, wenn Du Dich mit der beruflichen Telefonkostenpauschale be- 370
gnügst. Sie beträgt schlicht und ergreifend 20 % Deiner sämtlichen Telefonkos-
ten, höchstens aber 20 €/Monat. Damit kommst Du zwar auf höchstens 240 €
Werbungskosten im Jahr, dafür fragt Dich aber keiner, ob Du in die Kategorie
der beruflichen Vieltelefonierer fällst oder Deinen Apparat nur gelegentlich
mal für berufliche Zwecke nutzt.
zum Telefonkostennachweis
371 Sei so schlau und achte darauf, Deinen Dreimonatsnachweis nicht gerade in 371
Zeiten zu führen, in denen Du besonders viel privat telefonierst, z. B. an Weih-
nachten und Neujahr.
372 Das Handy ist als Zweittelefon grundsätzlich ein Arbeitsmittel und sollte des- 372
halb zu 100 % absetzbar sein, einschließlich der laufenden Kosten. Nun meint
der Fiskus nicht zu Unrecht, Du würdest auch Privatgespräche mit dem Handy
führen, und kürzt Dir deshalb die Kosten. Schützenhilfe leistet das FG Rhein-
land-Pfalz mit seinem Urteil vom 28. 11. 1997 – 4 K 1694/86, das 75 % der Kosten
steuerlich anerkennt, und selbst dies nur dann, wenn Du eine Bescheinigung des
Arbeitgebers vorlegen kannst, dass Du Dein Handy zu 100 % beruflich nutzt.
»Nur 75 % trotz 100 %iger beruflicher Nutzung? Und was ist mit den restlichen
25 %?«, fragst Du verwundert.
Man könnte es wohl Sicherheitsabschlag nennen. Bestehst Du auf vollem Kos-
tenabzug, musst Du mittels Einzelverbindungsnachweis die ausschließlich be-
rufliche Nutzung belegen. Was Du aber sicher nicht tun möchtest . . .
373 Mit einer Bescheinigung von Deinem Chef, dass Du ein Handy beruflich 373
brauchst, kannst Du alternativ auch 20 € pro Monat angeben, ohne die Einzel-
kosten nachweisen zu müssen.
374 Ist es Dir nicht auch schon oft so ergangen: Du willst ein berufliches Telefonge- 374
spräch führen, aber Dein Töchterlein telefoniert mal wieder stundenlang mit
ihrem Liebsten? Diesem Ärger gehst Du aus dem Weg, indem Du Dir für Deine
vielen beruflichen Telefonate einen Zweitanschluss zulegst oder einen ISDN-
Anschluss mit drei Nummern und den Einzelverbindungsnachweis der Telekom
nutzt. Mit dem Dreimonatsnachweis belegst Du dem Finanzamt, dass Du den
Zweitanschluss bzw. eine der drei Nummern des ISDN-Anschlusses zu 95 %
beruflich nutzt, und setzt für den Rest des Jahres ebenfalls 95 % der Gebühren
ab. Niemanden interessiert übrigens, ob und wie viel Deine Tochter in diesen
restlichen neun Monaten das Telefon mit Beschlag belegt.
375 sagst Du Dir zu Recht. Was für mein Telefon zu Hause oder mein Handy gilt, 375
muss umso mehr für mein teures Autotelefon gelten. Schließlich hast Du es Dir
ja nur zugelegt, weil Du so viel für Deine Firma unterwegs bist und als wichtiger
Mitarbeiter ständig erreichbar sein musst. Du beziehst natürlich alle Kosten mit
in Deinen Einzelnachweis ein. Vergiss die Abschreibung nicht! Liegt der Kauf-
preis für Dein Autotelefon unter 488 €, ist eine Vollabsetzung im ersten Jahr
gerechtfertigt. Liegt der Preis höher, musst Du Dich mit jährlich 20 % (Nut-
zungsdauer fünf Jahre) begnügen (BFH v. 14. 10. 1993 – BStBl 1993 I S. 908).
Dasselbe gilt natürlich für Dein Handy.
377 Ein restriktives Urteil aus Köln: Bei Versetzung auf eigenen Wunsch aus priva- 377
ten Gründen, also ohne eine berufliche Verbesserung, gibt es keinen Abzug der
Umzugskosten (FG Köln v. 19. 4. 1988 – EFG 1988 S. 467)! Großzügiger sind die
Richter in der anderen Rheinmetropole, die haben nämlich geurteilt: Um-
zugskosten sind selbst dann beruflich veranlasst und damit abzugsfähig, wenn
Du Dich z. B. als Beamter auf eigenen Wunsch versetzen lässt (FG Düsseldorf v.
26. 11. 1987 – EFG 1988 S. 114). Auch wenn Du Dich von Deinem Ehegespons
trennst und Dich zu Deinem weitentfernten Arbeitsort verkrümelst, können
Deine Umzugskosten als Werbungskosten anerkannt werden. Dass Du Dich
gleichzeitig aus Deiner Beziehungskiste verabschiedest, schlägt nicht als priva-
ter Grund durch (FG Rheinland-Pfalz v. 23. 9. 1997 – 2 K 1033/97).
Die eigentlichen Gründe für einen Umzug sind meistens vielschichtig und dem
Einzelnen oft gar nicht so richtig bewusst. So lernte ein junger Bankangestellter
aus Dortmund ein Mädchen aus München kennen und erfuhr bei Besuchen in
München, dass die dortige Filiale der Großbank wesentlich höhere Gehälter
zahlt als diejenige in Dortmund. Auch gab es bessere Aufstiegsmöglichkeiten.
Also nichts wie hin nach München und sofort geheiratet. Die Umzugskosten
muss das Finanzamt als beruflich veranlasst anerkennen, auch wenn private
Gründe den Arbeitsplatzwechsel mitveranlasst haben (FG Rheinl.-Pf. v.
29. 8. 1986 – EFG 1989 S. 18).
378 Noch etwas: Das FG des Saarlands erkannte auch Umzugskosten anlässlich der 378
Beendigung eines Arbeitsverhältnisses an. Der Steuerzahler hatte am neuen
Wohnort keine neue Tätigkeit aufgenommen (Urt. v. 25. 2. 1987 – EFG 1987
S. 347). Deutlich kleinlicher zeigte sich dagegen der BFH; der stellte nämlich die
gewagte These auf, ein Rückumzug sei nicht ausreichend beruflich veranlasst,
wenn er im Zusammenhang mit dem Ausscheiden des Steuerzahlers aus dem
aktiven Berufsleben steht (BFH-Urteil v. 22. 7. 1999 – BFH/NV 2000 S. 37).
379 Wenn Du einen befristeten Arbeitsvertrag abgeschlossen hast und in die Nähe 379
Deiner Arbeitsstelle gezogen bist, kannst Du Deine Kosten für den Rückumzug
nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses absetzen.
380 Wenn Du in dem Ort, an den Dich Deine Firma versetzen will, eine Wohnung 380
gesucht, vielleicht schon gemietet hast und Dein Brötchengeber dann Deine
Versetzung plötzlich abbläst, mach »vergebliche Umzugskosten« geltend und
hilf dem Finanzamt im Zweifel mit dem BFH-Urteil vom 24. 5. 2000 – BStBl
2000 II S. 584 auf die Sprünge.
381 Wenn Du wegen einer täglichen Fahrzeitersparnis von einer Stunde umziehst, 381
sind diese Kosten beruflich bedingt und abzugsfähig – selbst wenn Du dabei von
einer Miet- in eine Eigentumswohnung umziehst. Ist nach den Gesamtumständen
anzunehmen, dass Du in dieselbe oder eine ähnliche Wohnung auch dann einge-
zogen wärst, wenn Du sie nicht als Eigentum erworben hättest, ist das ein Anzei-
chen für die berufliche Veranlassung des Umzugs (BFH – BStBl 1987 II S. 81).
zur Fahrzeitersparnis
382 Sei nicht zu pingelig beim Berechnen Deiner Fahrzeitersparnis, denn unter 382
einer Stunde machen Dir die Fiskalritter Schwierigkeiten beim Anerkennen
Deiner Umzugskosten. Führe vielleicht ins Feld, dass Du ein besonders vorsich-
tiger Fahrer bist. Und dass Du übliche Fahrzeiten durch Stau und zähfließenden
Verkehr so nicht einhalten kannst. Eine Fahrzeitverkürzung von nur 20 bis 30
Minuten genügt auch dann nicht, wenn Du Dir in Deiner neuen Wohnung erst-
mals das dringend benötigte Arbeitszimmer einrichten konntest (BFH-Urteil v.
16. 10. 1992 – BStBl 1993 II S. 610). Die erforderliche Stunde kannst Du Dir lei-
der auch nicht dadurch zusammenrechnen, dass Du und Deine bessere Hälfte
jeweils eine halbe Stunde einspart (BFH v. 27. 7. 95 – BStBl 1995 S. 728).
Zum Glück ist der BFH hier konsequent! Fahrzeitveränderungen bei Ehepart-
nern werden nicht zusammengerechnet, das gilt aber genauso für das Saldieren
der Veränderungen, wenn also zwar für einen Partner mindestens eine Stunde
weniger Fahrzeit herausspringt, der andere aber sogar einen längeren Weg zur
Arbeit hat. Ihr seid also schlau und setzt die Umzugskosten bei dem von Euch
beiden an, bei dem der Arbeitsweg kürzer wird (BFH v. 21. 2. 2006 – BStBl II
2006 S. 598). Wer von den beiden Ehepartnern letztlich die Umzugskosten von
seinem Konto bezahlt hat, spielt keine Rolle. Der Ehepartner mit der Fahrzeit-
ersparnis von mindestens einer Stunde kann sie bei sich auch dann als Wer-
bungskosten absetzen, wenn sie von der besseren Hälfte gezahlt wurden. Lass
Dich in so einem Fall vom Finanzamt nicht mit angeblichem Drittaufwand ab-
wimmeln (BFH v. 23. 5. 2006 – BFH/NV 2006 S. 1650).
383 Eine Stunde Fahrzeitersparnis ist zwar ganz schön, aber nicht der Weisheit letz- 383
ter Schluss. Gute Argumente hatte z. B. ein Pärchen, bei dem sie nach einer be-
ruflichen Pause in ihren alten Beruf zurückstrebte. Die beiden haben ihre Um-
zugskosten durchgeboxt, obwohl sich die tägliche Fahrzeit für ihn verlängert
und sich ihre Fahrzeit nicht um eine ganze Stunde verkürzt hat. Die beiden
haben argumentiert, dass sie durch den Umzug jederzeit für die Bereitschafts-
dienste zur Verfügung steht und der Umzug damit zu einer allgemeinen Verbes-
serung der Arbeitsbedingungen führt. Sie hatten mit diesen Argumenten zu-
mindest die Finanzrichter im »Ländle« auf ihrer Seite (FG Baden-Württemberg
v. 2. 4. 2004, EFG 2004 S. 1204).
384 Was sind alles abzugsfähige Umzugskosten? Beförderungskosten durch den 384
Spediteur; Miete für Leih-Lkw; Lohn für Umzugshelfer (dazu gehört auch das
Abendessen mit Freunden, die Dir unentgeltlich geholfen haben); Reisekosten,
die im Zusammenhang mit Wohnungsbesichtigungen und dem Umzug angefal-
len sind (Fahrtkosten mit je 0,30 € je km, Verpflegungsmehraufwendungen,
Übernachtungs- und Nebenkosten, vgl. E Rz 176); die Übernachtungskosten
von Dir und Deiner Familie in einem Hotel, falls die neue Wohnung noch nicht
eingeräumt war; doppelte Mietzahlungen bis zum Ablauf der Kündigungsfrist;
Maklergebühren; Aufwendungen für Nachhilfeunterricht für die Kinder (Rz
397) und sonstige Umzugskosten.
385 Wenn auf etwas Verlass ist, dann darauf, dass bei den Steuern auf nichts Verlass 385
ist. Da haben doch die Richter beim BFH zunächst zugunsten aller aus beruf-
lichen Gründen in ein eigenes Haus umgezogenen Steuerzahler entschieden,
dass zumindest der Anteil der Maklerkosten als Umzugskosten abzugsfähig ist,
der auch bei der Vermittlung einer Mietwohnung angefallen wäre (BFH v.
15. 11. 1991 – BStBl 1992 S. 492). Aber dann beschlossen besagte Richter, sich
wie Konrad Adenauer nicht an ihr Geschwätz von gestern zu erinnern. Plötzlich
ist ihnen doch eingefallen, die Maklerkosten seien Anschaffungskosten für das
Haus und gehörten schon deshalb nicht in Deine Umzugskostenaufstellung
(BFH v. 24. 8. 1995 – BStBl 1995 II S. 895). Damit nicht genug: Kosten für den
umzugsbedingten Verkauf Deines Hauses – für Makler, Finanzierung etc. – sol-
len ebenso wie ein eventueller Wertverlust keine Umzugskosten sein (BFH v.
24. 5. 2000 – BStBl 2000 II S. 476).
386 Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Du an Deinem neuen Wohnort zunächst 386
nicht in Deine endgültige Wohnung einziehen kannst und deshalb erst einmal
ein behelfsmäßiges Quartier beziehst und Deine Möbel einlagerst. Mit dem
Bezug Deines Notquartiers hast Du steuerlich Dein Umzugspulver verschos-
sen. Weder die Kosten für das Einlagern Deiner Möbel noch für den endgül-
tigen Umzug werden vom Fiskus anerkannt (BFH v. 21. 9. 2000 – BStBl 2001 II
S. 70).
387 Für die sonstigen Umzugskosten kannst Du wählen, ob Du sie einzeln nachweist 387
oder Pauschbeträge ansetzt. Zu den sonstigen Umzugskosten gehören kleinere
Ausgaben, z. B. für Inserate, Telefonate und öffentliche Gebühren, aber auch
Ausgaben für Schönheitsreparaturen in der neuen und der alten Wohnung,
wenn sie laut Mietvertrag fällig waren; Trinkgelder für das Umzugspersonal;
Kosten für Abbau, Anschluss, Abnahme und Befestigungen von Öfen, Herden
und anderen Heizgeräten; Ausgaben für die Erweiterung, Änderung von Elek-
tro-, Gas- oder Wasserleitungen, um vorhandene Geräte weiterbenutzen zu
können; Ausgaben für das Abnehmen, Ändern und Anbringen von Vorhängen,
Vorhangstangen, Rollos usw. Setze also alles an: die Nägel für die Bilder, den
dafür benötigten Hammer, Schulbücher für die Kinder, das Taxi zum Bahnhof,
Installations- und Ummeldekosten, Umbaukosten für eine neue Antenne, Lack
und Pinsel, mit denen Du die Schrammen an Deinen Möbeln vertuschst. Die
Neuanschaffung von Möbeln, Lampen, Gardinen und anderen Einrichtungsge-
genständen kannst Du leider nicht absetzen, so jedenfalls der BFH am
17. 12. 2002 – BStBl II 2003 S. 314. Geht Dir allerdings beim Umzug ein Teil
Deines Hausrats verloren oder wird er zerstört, kannst Du trotzdem versuchen,
seinen Wert als Werbungskosten abzusetzen (FG Düsseldorf v. 5. 4. 1978, EFG
1978 S. 539).
388 Die Anschaffung von »Sonderbekleidung« wird Dir steuerlich nicht anerkannt, 388
auch wenn sie wegen des mit dem Umzug verbundenen Klimawechsels erfor-
derlich ist (H 41 LStH »Höhe der Umzugskosten«). Siehe aber Rz 289.
389 Da man die dicken Ausgabenbrocken für die Neuanschaffungen von Möbeln, 389
Vorhängen und Elektrogeräten nicht anerkennt, kannst Du Dir die Mühe mit
dem Nachweis Deiner sonstigen Umzugsauslagen sparen. Stattdessen greifst
Du auf die gar nicht so mickrigen Pauschbeträge zurück.
Berufe Dich auf das Bundesumzugskostengesetz und auf R 41 LStR. Es gelten
die Pauschbeträge, die Du aus der folgenden Tabelle ablesen kannst.
€ €
Verheiratete – 1 121
Ledige 561 –
Einen Zuschlag von 247 € zu den o. g. Beträgen erhältst Du für jede Person, die
in Deinem Haushalt mit Dir zusammenwohnt, z. B. Eltern, Kinder, Großeltern
oder andere Verwandte.
391 Die höhere Pauschale für Verheiratete steht Dir auch als Alleinstehendem zu, 391
wenn Du verwitwet oder geschieden bist. Auch wenn Du als Lediger aus ge-
sundheitlichen Gründen auf ständige Betreuung angewiesen bist und deshalb
jemand in Deiner Wohnung lebt oder wenn in Deiner Wohnung nahe Ver-
wandte leben, die Du auf Deine Kosten unterhältst, wirst Du bei einem Umzug
den Verheirateten gleichgestellt.
392 Wenn Du Dich z. B. als Azubi oder nach dem Ende Deiner Ausbildung von zu 392
Hause abnabelst und in eine eigene Wohnung ziehst, heißt es für Dich: Vorsicht,
Falle!
Führst Du für Deinen Umzug berufliche Gründe ins Feld, werden Dir zwar
Werbungskosten anerkannt, aber bei der Pauschale für sonstige Umzugsausla-
gen zeigt sich der Fiskus einmal mehr von seiner geizigen Seite. Hattest Du
nämlich vor Deinem Umzug keine eigene Wohnung, streicht man Dir die Pau-
schale rigoros auf 20 % zusammen, wenn Du ledig bist, und auf 30 %, wenn Du
verheiratet bist. Dieser Kürzung entgehst Du, wenn Du behaupten kannst: »Ich
habe zwar bisher im Haus meiner Eltern gewohnt, aber dort hatte ich eine ei-
gene abgeschlossene Wohnung. Sie war mit eigenen Möbeln ausgestattet, und
ich habe schon seit langem selbständig gewirtschaftet.« Das Ganze lässt Du Dir
von Deinen Eltern schriftlich bestätigen, und schon kommst Du zu einem Beleg,
den der kritische Fiskalknecht in seinen Akten abheften kann.
393 Bist Du innerhalb der letzten fünf Jahre bereits einmal beruflich bedingt umge- 393
zogen, solltest Du jetzt einen Zuschlag von pauschal 50 % der Pauschvergütung
ansetzen. Bei einem 4-Personen-Haushalt sind das ab 1. 8. 2004 immerhin 808 €.
Bei einem Steuersatz von angenommen nur 30 % honoriert Dir das Finanzamt
die Zusatzarbeit mit 242 €. Wetten, dass Du in Deiner Firma für das gleiche
Geld wesentlich länger arbeiten musst?
Einem kritischen Finanzbeamten hältst Du dazu § 10 Abs. 6 Bundesumzugskos-
tengesetz unter die Nase, der diesen sog. Häufigkeitszuschlag eindeutig regelt.
Einen Strich durch diese Rechnung kann Dir der Fiskus allenfalls machen,
wenn Du zunächst jahrelang zu Deiner Arbeitsstelle gefahren und erst umgezo-
gen bist, nachdem Du von der ewigen Fahrerei und den damit verbundenen
Kosten Die Nase voll hattest (Hessisches FG v. 19. 8. 1997 – 11 K 4490/96). Ziehst
Du dagegen unmittelbar im Zusammenhang mit dem Wechsel Deines Arbeits-
platzes um, steht dieses kleinliche Urteil der Anerkennung des Häufigkeitszu-
schlags nicht im Weg.
394 Wenn die Kinder am neuen Wohnort wegen des Schulwechsels nicht richtig mit- 394
kommen und Nachhilfeunterricht brauchen, pack die Aufwendungen dafür in
die Umzugskosten!
Du kannst bei Umzügen ab 1. 8. 2004 die Kosten für Nachhilfeunterricht bis zu
folgenden Beträgen absetzen. Und zwar die ersten 50 % in voller Höhe und
vom übersteigenden Betrag 75 % (Quelle: § 9 BUKG und R 41 LStR):
als Werbungskosten
Ausgangsbetrag abzugsfähig
1 409 € 1 233 €
395 Leider gehören Instandsetzungskosten in der alten Wohnung nicht zu den ab- 395
zugsfähigen Werbungskosten, wenn sie ohnehin fällig waren. Das FG Rhein-
land-Pfalz hat ihren Abzug in seinem Urteil v. 6. 9. 1972 (EFG 1973 S. 110) abge-
lehnt.
397 Schon eine alte Bauernregel sagt: Dreimal umgezogen ist wie einmal abge- 397
brannt. Damit Du nicht etwa einige Möglichkeiten übersiehst, um Dir vom Fi-
nanzamt wenigstens einige Brandlöcher in Deinem Portemonnaie stopfen zu
lassen, geben Dir die folgenden Übersichten eine Hilfe.
Vergiss nicht, auch Deine Fahrtkosten mit anzusetzen. Sobald Du Dich ins Auto
setzt, um z. B. bei der Gemeinde den Personalausweis ändern zu lassen, oder zur
Zeitung fährst, um ein Inserat für eine Wohnung aufzugeben und die Angebote
abzuholen, kannst Du dem Finanzamt 0,30 € je km auf die Rechnung setzen!
Betrag
Berechnung der Umzugskosten €
1. Beförderungsauslagen
1.1 Beförderungsauslagen (Spediteur, Leih-Lkw, Entgelt für
Umzugshelfer) Transportversicher. (lt. Versicherungsschein)
2. Reisekosten
2.1 Besichtigungsreisen zum Suchen einer Wohnung €
2.2 Fahrtkosten für die Reisen zur Vorbereitung und Durchführung des Umzuges €
2.3 Umzugsreise €
Beleg Betrag
Art der sonstigen Umzugsauslagen Nr. €
1. Außertarifliche Zuwendungen an das Umzugspersonal
Trinkgelder €
andere Zuwendungen €
insgesamt €
Beleg Betrag
Art der sonstigen Umzugsauslagen Nr. €
8. Auslagen für den Einbau eines Wasserenthärters für
Geschirrspülmaschinen
9. Auslagen für das Umschreiben von Personalausweisen und Personen-
kraftfahrzeug(en)
a) für Personalausweis
b) für Pkw/Wohnwagenanhänger
c) Anschaffen und Anbringen von amtlichen Kennzeichen an Pkw/Wohn-
wagenanhänger
10. Auslagen für den Erwerb eines zusätzlichen ausländischen Führerscheins
für Pkw bei Tätigkeiten im Grenzverkehr
11. Auslagen wegen Schulwechsels der Kinder
a) Schulbücher
b) Umschulungsgebühren
12. Auslagen für Anzeigen und amtliche Gebühren zum Zwecke der
Wohnungsbeschaffung
a) Anzeigen
b) Gebühren
c) amtliche Gebühren
398 Doppelte Mietzahlungen, die Dir dadurch entstehen, dass Du für eine gewisse 398
Zeit sowohl für Deine neue als auch für Deine alte Wohnung Miete zahlen
musst, sind abzugsfähige Umzugskosten. Miete für Deine leer stehende alte
Wohnung kannst Du bis zu sechs Monate als Umzugskosten deklarieren
(§ 8Abs. 1 BUKG). Aber auch die Miete für die neue Wohnung packst Du in die
Umzugskosten, wenn Du sie schon vor dem Umzug angemietet hast. Diese
Miete kannst Du allerdings nur bis zu drei Monate lang als Umzugskosten beim
Finanzamt abrechnen (§ 8 Abs. 2 BUKG; FG Hamburg v. 4. 10. 1999 – II
237/99).
Auch wenn Du bei Deinem Umzug eine Eigentumswohnung zurücklässt, kannst
Du fiktiv doppelte Mietzahlungen absetzen. Wenn Dir Dein Finanzamt hier mit
der Maximalfrist von sechs Monaten lt. Bundesumzugskostengesetz kommt,
lässt Du Dich davon nicht beeindrucken. Mache ihm klar, dass Du Dich redlich
bemüht hast, die Eigentumswohnung abzustoßen, zu einem vertretbaren Preis
aber keinen Käufer gefunden hast. Schützenhilfe bekommst Du durch das Ur-
teil des FG Rheinland-Pfalz vom 16. 4. 1996 (EFG 1996 S. 975), nach dem Du
nicht an die beamtenrechtliche Frist von sechs Monaten gebunden bist.
399 Gehörst Du zu denen, die jeden Tag 80 oder 90 km zur Arbeit fahren müssen? 399
Für eine gewisse Zeit geht das ja vielleicht noch. Auf die Dauer nerven Dich die
lange Fahrerei und die damit verlorene Zeit aber doch ganz schön. Also siehst
Du Dich nach einer Wohnung oder einem Eigenheim in der Nähe Deines Ar-
beitsplatzes um.
Ich hoffe stark, dass Du dem Finanzamt die Kosten für Deine erfolglose Woh-
nungssuche auf die Rechnung setzt. Jedesmal wenn Du ein Wohnungsangebot
prüfst, aber nicht für gut befindest, sind für Dich nämlich Werbungskosten an-
gefallen. Da läppert sich ganz schön was zusammen, z. B.:
Übers Jahr gesehen kommst Du so locker auf 300 bis 500 € an Werbungskosten
für vergebliche Wohnungssuche. Damit der Fiskalritter ein paar Zettelchen zum
Abhaken hat, sammle fleißig die von Dir näher geprüften Inserate und lege ein
paar schriftliche Absagen – von Dir und/oder Vermietern – bei.
Wichtig ist nur, dass sich für Dich eine tägliche Fahrzeitersparnis von mindes-
tens einer Stunde ergeben hätte, wenn es mit der Wohnung geklappt hätte (FG
Düsseldorf – EFG 1994 S. 652).
für Auslandsumzüge
400 Haarig kann es für Dich werden, wenn Du ins Ausland umgezogen bist. Die 400
Fiskalritter sind auf einen neuen Dreh verfallen, um Dir die rechtmäßig zuste-
hende Steuerermäßigung für Umzugskosten streitig zu machen. Trotz Ab-
Wenn Du somit Deine Umzugskosten auch nicht direkt absetzen kannst, muss
das Finanzamt sie doch bei der Berechnung des Steuersatzes (Progressionsvor-
behalt) für Deine restlichen steuerpflichtigen inländischen Einkünfte abziehen.
Mit diesem negativen Progressionsvorbehalt holst Du zumindest ein wenig
Steurermäßigung heraus. Besonders vorteilhaft fällt die ganze Sache für Dich
aus, wenn Du zum Ende des Jahres umgezogen bist und somit Deine Um-
zugskosten nicht teilweise schon durch im Ausland erzielte steuerfreie Ein-
künfte aufgezehrt werden.
Ziehst Du im obigen Beispiel erst im Januar 2008 um, verpufft die Steuererspar-
nis, weil Du 2008 nur steuerfreie Auslandseinkünfte hast und in Deutschland
keine Steuern zahlst. Damit kannst Du auch nicht von den Segnungen des nega-
tiven Progressionsvorbehalts profitieren. Du wirst Dich also geschickt verhal-
ten und unter Ausnutzung des Zufluss-/Abflussprinzips (§ 11 EStG) Deine Um-
zugskosten nach Möglichkeit in das Jahr 2007 vorverlagern. Für den größten
Brocken Deiner Aufwendungen ist das relativ einfach. Du wirst für die Trans-
port- und Speditionskosten Vorkasse leisten und die Rechnung des beauftrag-
ten Unternehmens schon Ende Dezember 2007 bezahlen oder zumindest einen
saftigen Abschlag überweisen.
402 Der Pferdefuß ist, dass Du als Alleinstehender ohne eigenen Hausstand in die 402
Röhre schaust, wenn Du z. B. als Auszubildender, Berufs- oder Zeitsoldat, aber
auch als fertig ausgebildeter junger Arbeitnehmer noch bei Deinen Eltern
wohnst. Du bist nämlich von Anfang an von der Möglichkeit abgeschnitten,
Deine Miete und Verpflegungsmehraufwendungen von der Steuer abzusetzen.
Besonders hart trifft das natürlich all diejenigen, die während der Ausbildung,
wenn das Geld ohnehin knapp ist, am Arbeitsort ein Zimmer oder eine Woh-
nung anmieten müssen.
403 Zumindest bei Deinen Fahrtkosten kannst Du den Schaden in Grenzen halten. 403
Wohnung ist nun einmal Wohnung. Wenn Du also als Lediger ohne eigenen
Hausstand nach Hause zu Deinen Eltern fährst, sind das keine privaten Be-
suchsfahrten, sondern Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte. Dazu ge-
nügt es, wenn Du dem Finanzamt klar machst, dass der »Mittelpunkt Deiner
Lebensinteressen« – was für ein schreckliches Amtsdeutsch – im Wohnort Dei-
ner Eltern liegt. Wenn das ein Fiskalritter anzweifelt, wirst Du ihm blumig schil-
dern, dass Deine Freundin dort wohnt, Du im örtlichen Sport- und Schützen-
verein stark engagiert bist und Deine Eltern sowie Deine sämtlichen anderen
Verwandten, Freunde und Bekannten dort leben.
Für jede Fahrt in Deinen Heimatort setzt Du die Entfernungspauschale von
0,30 € je Entfernungskilometer ab. Allerdings musst Du nun die Kröte schlu-
cken, dass dabei nicht die volle Strecke angesetzt wird, weil von der Entfernung
seit 2007 die ersten 20 Kilometer gekappt werden. Zum Ausgleich für diesen
unverschämten Griff in Deine Geldbörse und damit Du nicht allzu sehr darun-
ter leiden musst, dass Dir die Miete steuerlich durch die Lappen geht, wirst Du
natürlich nicht nur die Fahrt am Wochenende ansetzen, sondern selbstverständ-
lich auch die zusätzlichen Fahrten unter der Woche. Ob es Dich zwischendurch
405 Bei doppelter Haushaltsführung entstehen dadurch Mehrkosten, dass Du neben 405
Deinem Hausstand am Wohnort eine Unterkunft am Arbeitsort unterhältst,
ferner durch Heimfahrten und höhere Verpflegungskosten.
Diese Mehrkosten sind als Werbungskosten abzugsfähig, weil sie beruflich be-
dingt sind. Liste daher neben den anderen Werbungskosten alle Mehraufwen-
dungen für die doppelte Haushaltsführung wie folgt auf:
407 ● Anstelle der Fahrtkosten für eine Heimfahrt wöchentlich können Telefonge- 407
bühren für Gespräche mit den Angehörigen bis zu einer Dauer von 15 Minu-
ten berücksichtigt werden. Anerkannt werden aber nur die Gebühren nach
dem günstigsten Tarif. Mehr dazu vgl. E Rz 416.
408 ● Die notwendigen Mehraufwendungen für Verpflegung, und zwar für längs- 408
tens drei Monate mit 24 € täglich. Für Reisetage, an denen Du nicht 24 Stun-
den von Deiner Hauptwohnung abwesend warst, werden Dir die Pauschalen
je nach Abwesenheit auf 10 € (mind. 14 Stunden) bzw. 6 € (mind. acht Stun-
den) gekürzt.
Resultiert Deine doppelte Haushaltsführung aus einer vorangegangenen
Dienstreise, wird deren Zeit auf die Dreimonatsfrist für Verpflegungsmehrauf-
wendungen angerechnet.
Beispiel
Du wirst von Deiner Firma für drei Jahre in eine Filiale beordert und sollst an-
schließend wieder einen Job in der Hauptniederlassung übernehmen. Für die
Dauer der Abordnung mietest Du Dir in der Nähe der Filiale ein möbliertes
Zimmer. Die ersten drei Monate deklarierst Du als Dienstreise und rechnest
alle Kosten als Reisekosten ab. Danach gilt die Zweigstelle als Deine regelmä-
ßige Arbeitsstätte. Das hat zur Folge, dass Du ab dem vierten Monat Deine
Kosten nur noch nach den Grundsätzen doppelter Haushaltsführung absetzen
kannst. Da aber die vorangegangenen drei Dienstreisemonate bei Deinen Ver-
pflegungskosten angerechnet werden, kannst Du keine Verpflegungspauscha-
len mehr absetzen.
409 Mit einem Arbeitsplatz fern der Heimat sind Wochenendheimfahrten, Mietkos- 409
ten und für die ersten drei Monate Verpflegungspauschalen absetzbar. Das ani-
miert viele Steuerzahler, gegenüber dem Finanzamt zwei Wohnorte zu deklarie-
ren – obwohl die Zelte in der alten Heimat längst abgebrochen wurden. Die
meisten Arbeitnehmer mit Zweithaushalt werden kritisch unter die Lupe ge-
nommen. Sie müssen zunächst einmal nachweisen, dass sie tatsächlich eine
zweite Wohnung unterhalten, und zudem glaubhaft machen, dass alte Verbin-
dungen zu Freunden und Bekannten nicht gekappt sind. Wer Stress mit der
Behörde vermeiden will, schiebt den Austritt aus dem Heimatverein oder dem
Kirchenchor hinaus. Die Beamten achten außerdem darauf, dass die Wohnung
am Hauptwohnort die nötigen Kriterien erfüllt, vgl. E Rz 404.
410 Wie wäre es denn, wenn Du z. B. von Deinen Eltern die kleine Einliegerwoh- 410
nung unter dem Dach oder im Souterrain mietest? Präsentiere dem Finanzamt
Deinen Mietvertrag, und schon kannst Du wunderbar Deinen eigenen Haus-
stand begründen. Damit Deine »Hauptwohnung« bei den Eltern als eigener
Hausstand durchgeht, musst Du nicht unbedingt eine astrein abgeschlossene,
komplett ausgestattete Wohnung haben. Wichtig ist nur, dass Du dort allein
wirtschaftest und nicht mehr die Füße im Hotel Mama unter den Tisch stellst.
Wenn Du Dir also das Bad oder die Küche z. B. mit Deinem Bruder oder Dei-
ner Schwester teilen musst, spricht das noch nicht gegen einen eigenen Haus-
stand. Mach es so wie die Geschwister im BFH-Urteil vom 14. 10. 2004, BStBl II
2005 S. 98. Die haben sich auf dem Hof der Eltern ein älteres Haus geteilt. Der
Bruder wohnte im Obergeschoss auf zwei Zimmern mit Kochnische, die Schwes-
ter im Erdgeschoss, zwei Zimmer mit Küche. Bad und Toilette nutzten die bei-
den gemeinsam. Mit einem astreinen Mietvertrag für das Haus und regelmä-
ßigen Mietzahlungen haben sich die Steuerrichter überzeugen lassen. Dass der
Hausstand keine Wohnung im steuertechnischen Sinn war, hat sie dabei nicht
interessiert.
411 Dein Leben lang hast Du bei Vater und Mutter gewohnt und Dich von ihnen 411
umsorgen lassen. Deshalb ist es höchste Zeit, sich zu revanchieren: Du über-
nimmst die elterliche Wohnung und schließt als neuer Großverdiener der Fami-
lie den Mietvertrag mit dem Hauswirt ab. Selbstverständlich verlangt niemand,
dass Du Deine Altvorderen vor die Tür setzt. Als dankbare(r) Sohn/Tochter
lässt Du sie in Deinem Haushalt leben. Dass sie Dir dafür einen Zuschuss zu
Deinen Miet- und Haushaltskosten zahlen, ist ja wohl selbstverständlich –
schließlich hast Du von Deinem Verdienst früher ja auch ein monatliches Kost-
geld abgedrückt.
Jetzt lebst Du also nicht mehr im Haushalt Deiner Eltern, sondern Deine Eltern
leben in Deinem Haushalt! So kannst Du guten Gewissens sagen: »Ich unter-
halte in einer von mir angemieteten Wohnung einen eigenen Hausstand. Zu
diesem Hausstand gehören außer mir noch zwei Angehörige, die sich lediglich
im Rahmen ihrer Möglichkeiten an den Miet- und Haushaltskosten beteili-
gen.«
Merke: Wenn Dir Deine Eltern zum Geburtstag oder zu Weihnachten großzü-
gig ein paar Scheine als Geschenk zukommen lassen, brauchst Du das natürlich
nicht mit zur Kostenbeteiligung zu zählen.
zum Möbelkauf
413 Die Gelegenheit ist günstig, Dir gutes Mobiliar anzuschaffen – für Deine Zweit- 413
wohnung am Beschäftigungsort natürlich, denn schließlich kannst Du ja nicht in
einer leeren Wohnung leben. Unter doppelter Haushaltsführung absetzen
kannst Du alles, was notwendig ist: Möbel, Lampen, Gardinen, Herd, Kühl-
schrank, Bettwäsche, Geschirr, ja sogar das Zweitradio (FG Köln v. 5. 2. 1992 –
EFG 1993 S. 144). Am besten verfährst Du nach dem Motto: klein und fein, aber
nicht protzig. Sonst gerätst Du in die Notwendigkeitsfalle. Das bedeutet: Hast
Du nach der Devise »Man gönnt sich ja sonst nichts« exklusive Designerlam-
pen, Orientteppiche, alte Stiche und eine teure Stereoanlage gekauft, können
Dir nach dem Urteil des FG Köln (EFG 1993 S. 145), auf das sich die Fiskalritter
mit Sicherheit stürzen werden, die Ausgaben gekürzt werden. In dasselbe Horn
blasen die Richter beim FG Rhld.- Pfalz (Urteil v. 19. 2. 1998 – 4 K 2213/96;
NWB Eil 98 S. 285), die nur die Abschreibung auf solche Einrichtungsgegen-
stände anerkannten, die dem Grunde und der Höhe nach angemessen sind. Lass
es Dir aber auf keinen Fall gefallen, wenn man Dir mit diesem Argument Deine
Kosten komplett streicht. Schließlich sagt das Finanzgericht Köln in seinem Ur-
teil, dass notwendige Kosten anerkannt werden müssen und »notwendig« nicht
der billigste Kram sein muss. Bestehe also darauf, dass man Dir für den Orient-
teppich zum Preis von 5 000 € zumindest den Preis eines normalen Teppichs von
ca. 1 000 € anerkennt.
414 Bei Auslandsbeschäftigung werden für die ersten drei Monate die Mehraufwen- 414
dungen für Verpflegung und Unterkunft bis zum niedrigsten Auslandstage- bzw.
Auslandsübernachtungsgeld anerkannt, das für das jeweilige Land maßgebend
ist und auch bei Auslandsdienstreisen gilt. Erstattet der Arbeitgeber die Kosten,
sind die Beträge steuerfrei.
415 Als Zweitunterkunft reicht – wie Du schon gesehen hast – jede Unterkunft aus, 415
es muss auf keinen Fall eine komplette Wohnung sein. Vom Hotelzimmer über
Gemeinschaftsunterkünfte bis zum Wohnwagen geht alles als beruflicher
Zweithaushalt durch. Übernachtest Du dagegen in Deinem Wohnmobil, mit
dem Du auch Deine Familienheimfahrten durchführst, sollst Du nach dem Wil-
len der Richter am Hessischen Finanzgericht Deine Kosten, insbesondere die
für das Wohnmobil, nicht absetzen können (Urteil v. 14. 4. 1988 – EFG 1988
S. 517).
416 Liegen Deine Hauptwohnung und Deine berufliche Zweitwohnung sehr weit 416
voneinander entfernt, Letztere vielleicht sogar im Ausland, wirst Du Dich nicht
jede Woche zu einer Familienheimfahrt aufmachen können. Es spricht aber
nichts dafür, dass die Kommunikation innerhalb der Familie auf die Familien-
heimfahrten beschränkt sein muss. Dieser Meinung waren auch die Richter
beim BFH. Sie haben entschieden, dass immer dann, wenn keine Familienheim-
fahrt durchgeführt wird, ein Telefonat mit der Familie abgesetzt werden kann
(BFH v. 18. 3. 1988 – BStBl 1988 S. 988). Aber wie üblich haben sie dabei dem
Steuerzahler nicht die ganze Hand, sondern wieder nur den kleinen Finger ge-
reicht. Abziehen kannst Du nämlich nur die Kosten für ein höchstens 15-minü-
tiges Gespräch. Achte deshalb darauf, Telefonate dieser Länge in den Wochen
zu führen, in denen Du nicht nach Hause fährst.
15 Minuten Telefonat pro Woche kann nun wirklich nicht der Weisheit letzter
Schluss sein. Wenn Du notwendigerweise mehr telefonieren musst, scheue Dich
nicht, auch mehr anzusetzen. Rückendeckung bekommst Du durch das Urteil
des Niedersächsischen FG vom 22. 2. 1996 – EFG 1996 S. 1156.
Es kann Dir passieren, dass man von Dir im reinsten Amtsdeutsch einen Nach-
weis darüber verlangt, »dass zumindest die faktische Möglichkeit einer telefo-
nischen Kontaktaufnahme mit der Familie besteht«, wenn Ihr zu Hause keinen
Telefonanschluss besitzt. Dahinter steckt der Versuch, Dir die Telefonkosten zu
streichen. Natürlich ist das blanker Unsinn. Es reicht völlig aus, wenn Du Dich
darauf berufen kannst, dass Dein Ehepartner die Anrufe z. B. bei einer Nachba-
rin oder bei Verwandten entgegennimmt und Du deren Telefonnummer angibst.
Auch das Argument, dass Ihr Anrufe zu vorher abgesprochenen Zeiten im Post-
amt an Deinem Heimatort vereinbart, nimmt dem streichwütigen Fiskalritter
den Wind aus den Segeln.
Übrigens: Berufliche Gespräche kannst Du selbstverständlich zusätzlich zu den
Gesprächen mit Deiner Familie als Werbungskosten abziehen, wenn Du sie von
dem Apparat in Deiner Zweitwohnung aus führst (vgl. E Rz 368, E Rz 369,
E Rz 373).
417 Achtung, Selbständige: Hat ein Freiberufler keine feste Berufsstätte (z. B. 417
mS ein Künstler mit ständig wechselnden kurzfristigen Auftritten), können die
Kosten eines kleinen Appartements, in dem er sich nach seiner Tätigkeit immer
wieder aufhält, als doppelte Haushaltsführung steuerlich berücksichtigungsfä-
hig sein (FG Nürnberg, Urteil v. 4. 7. 1984, rechtskräftig – EFG 1984 S. 600).
418 Lebst Du mit jemandem zusammen, hast aber in dem Ort, in dem Du arbeitest, 418
eine Wohnung, in der Du während der Woche wohnst, kannst Du dem Finanz-
amt auch ohne Ehepapier folgende Rechnung aufmachen:
Miete 12 Monate à 250 € = 3 000 €
Nebenkosten 12 Monate à 80 € = 960 €
Heimfahrten 48 Fahrten à 180 km à 0,30 € = 2 592 €
insgesamt 6 552 €
419 Besucht Dich Dein Ehepartner am Beschäftigungsort, weil Du aus dienstlichen 419
Gründen an der Heimfahrt gehindert bist, kannst Du die Fahrtkosten absetzen
(BFH v. 2. 7. 1972 – BStBl 1972 II S. 67). Deine bessere Hälfte kann auch steuer-
lich absetzbar Eure Kinder mitbringen. Faustregel: Die Kosten für den Besuch
durch Deine Familie sind in der Höhe absetzbar, wie Du mögliche, aber nicht
durchgeführte Familienheimfahrten hättest absetzen können (BFH-Urteil v.
28. 1. 1983 – BStBl 1983 II S. 313).
Damit Dir nicht etwas Ähnliches passiert, wirst Du Deinem Filius eine Tasse
Kaffee und ein Stück Kuchen anbieten und mit ihm ein Schwätzchen über die
Neuigkeiten der letzten Woche halten. Und schon hast Du aus der nicht absetz-
baren Transportfahrt für Kleidung eine als Familienheimfahrt absetzbare Be-
suchsfahrt gezaubert!
420 Merke: Doppelte Haushaltsführung liegt auch vor, wenn nach einer Heirat beide 420
Ehepartner ihren Hausstand beibehalten und wie bisher von dort aus ihrer Be-
schäftigung nachgehen. Das gilt auch dann, wenn eine gemeinsame Wohnung be-
reits erhebliche Zeit vor der Eheschließung bezogen wurde (Hess. FG v. 4. 4. 1984
VI 212/82 – EFG 1984 S. 546 und FG Bremen v. 3. 8. 1983 – EFG 1983 S. 597).
421 Wenn ein Ehepartner mit den Kindern in eine Wohnung im neuen Beschäfti- 421
gungsort zieht und der andere am bisherigen Familienwohnort bleibt, muss
Letzterer als auswärtiger Beschäftigungsort des zurückbleibenden Ehepartners
anerkannt werden und ist hierfür doppelte Haushaltsführung anzuerkennen
(BFH-Urt. v. 2. 10. 1987 – BStBl 1987 II S. 852).
Du darfst bei einem solchen Umzug auf keinen Fall die Fußangel übersehen:
Entscheidend war für den Bundesfinanzhof in diesem Fall nämlich, dass die
Ehefrau am neuen Wohnort eine Arbeitsstelle angenommen hatte.
Das obige Urteil könnt Ihr nutzen, wenn Ihr Eure Verhältnisse im Voraus rich-
tig gestaltet. Angenommen, Ihr wollt aufs Land ziehen, die bisherige Wohnung
aber behalten, weil Du in der Stadt weiter Deiner Arbeit nachgehst und schließ-
lich irgendwo wohnen musst. Auf den ersten Blick würdest Du dann einen ast-
reinen doppelten Haushalt führen. Aber leider würden Dir die Fiskalritter mit
ihrem verschrobenen Denken die Kosten nicht anerkennen. Rechtfertigung
dafür in offiziellem Amtsdeutsch: »Die Begründung des doppelten Haushalts
ist nicht beruflich bedingt, weil der Familienwohnsitz aus privaten Gründen
vom Arbeitsort wegverlegt wurde.« Ihr nehmt dem Fiskalvertreter den Wind
aus den Segeln, wenn sich Deine bessere Hälfte vor dem Umzug einen Job am
neuen Wohnort sucht. Nun könnt Ihr argumentieren, dass der Umzug wegen
der Arbeitsstelle Deines Ehepartners beruflich notwendig war.
1. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Du kein Single bist. Mit Hilfe Deiner
Partnerin und folgendem Fahrplan bleibst Du beim Steuerpoker mit der
Ferienwohnung der lachende Dritte und setzt deren Kosten für zwei Jahre
locker von der Steuer ab.Du kaufst Dir Deine heißersehnte, schnuckelige
Ferienwohnung.
2. Deine bessere Hälfte zieht mit Hauptwohnsitz in die Ferienwohnung ein
und sucht sich dort am Ort einen Job.
3. Nachdem Ihr geheiratet habt, erklärt Ihr die Ferienwohnung zum gemein-
samen Familienwohnsitz, und schon fallt Ihr unter das BFH-Urteil vom
4. 10. 1989 (BStBl 1990 II S. 321). Nach diesem Urteil entsteht bei beiderseits
berufstätigen Ehegatten eine doppelte Haushaltsführung, wenn eine der
Wohnungen – wie bei Euch die Ferienwohnung – zum Familienwohnsitz er-
klärt wird.
Wenn Dein Ehepartner den Job wieder aufgibt und während der Woche bei Dir
am Arbeitsort wohnt, ist das für die doppelte Haushaltsführung nicht schädlich.
Du musst dem Finanzamt nur beibringen, dass in der Ferienwohnung weiter
Euer Lebensmittelpunkt ist. Verweise notfalls auf das BFH-Urteil vom
5. 10. 1994 (BStBl 1995 II S. 180) und Tz. 5 des BMF-Schreibens vom 8. 3. 1995
(BStBl 1995 I S. 168). Zwar kannst Du nicht die Miete Deiner Ferienwohnung
absetzen, aber die Deiner Wohnung am Arbeitsort. Bei einer großen Wohnung
wirst Du jedoch in Regel mit einer Kürzung auf die für einen beruflichen Zweit-
wohnsitz notwendigen Kosten für ca. 60 qm leben müssen; vgl. dazu E Rz 424.
Trotzdem setzt Du selbst dann noch zusammen mit den Verpflegungskosten
von 24 €/Tag in den ersten drei Monaten und den wöchentlichen Fahrten zur
Familien-(Ferien-)Wohnung etliche Tausender pro Jahr von der Steuer ab, die
Du sonst in den Wind schreiben müsstest.
ja schließlich die gesamte Miete Deiner Wohnung elegant von der Steuer abset-
zen kannst.Ganz sicher gehst Du, wenn Du sagen kannst: »Meine bisherige
Wohnung habe ich weiterhin angemietet (von den Schwiegereltern), weil dort
unser eigentlicher Lebensmittelpunkt ist. Wir verbringen schließlich jede freie
Minute dort.«
Doppelter Vorteil daraus: Du setzt die Fahrten zur bisherigen Wohnung als Fa-
milienheimfahrten ab, und Deine Schwiegereltern können aufgrund des ast-
reinen Mietvertrags, den Ihr natürlich schließen müsst, selbst bei nur 56 % der
ortsüblichen Miete alle Kosten für die Wohnung von der Steuer absetzen.
423 Du brauchst Dir nicht ein möbliertes Zimmer am Arbeitsort zu nehmen, Du 423
kannst Dir, falls Du viel Geld hast, auch eine Eigentumswohnung zulegen. In
diesem Fall kannst Du neben der doppelten Haushaltsführung die laufenden
Betriebskosten dieser Wohnung inkl. Abschreibung ansetzen und dabei noch
die Wohnungseinrichtung nach ihrer Nutzungsdauer abschreiben. Du kannst
Dich dabei auf die BFH-Urteile im BStBl 1983 II S. 476 und vom 3. 12. 1982 im
BStBl 1983 II S. 467 berufen.
424 Vorsicht, Fußangel! Wenn Du zu den etwas besser betuchten Steuerzahlern ge- 424
hörst und Dir bei der Wahl Deiner beruflichen Zweitwohnung mehr gönnst als
ein mickriges Apartment, kann es passieren, dass Dir ein staatlich besoldeter
Geizkragen einen Teil Deiner Wohnungskosten nicht anerkennen will. Der
Bundesfinanzhof hat oft genug entschieden, dass bei den Werbungskosten jeder
Steuerzahler selbst bestimmen kann, wie viel er für die Förderung seines Berufs
ausgibt. Auch wenn nur angemessene Kosten abzugsfähig sind, ist diese Ange-
messenheit vom Finanzamt nur in Ausnahmefällen zu prüfen. Trotzdem versu-
chen Dir die Fiskalknechte weiszumachen, die Mietkosten für Deine 3-Zimmer-
Luxuswohnung seien unangemessen hoch, und wollen Dir nur die Vergleichs-
kosten für eine kleinere und billigere Wohnung zugestehen. 60 qm ist dabei die
magische Grenze, bis zu der Du keine Probleme mit der Angemessenheit hast
(Vfg der OFD Düsseldorf v. 29. 1. 1997 – S 2367A – St 12; FG München v.
28. 5. 2001 – 13 K 3522/98). Ist Deine Wohnung größer, kannst Du in der Regel
nur die anteilig auf 60 qm entfallenden Kosten absetzen. Diese Kürzung wird
auch dann vorgenommen, wenn Du im Rahmen Deiner doppelten Haushalts-
führung eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim nutzt (Hess FG v.
25. 8. 2005 – 13 K 11/05).
Diesem Ansinnen, das fiskalischer Kleinigkeitskrämerei die Krone aufsetzt,
kannst Du entgegenhalten, Du hättest Dich ja um eine kleinere Wohnung be-
müht, aber trotz intensiver Suche keine gefunden. Die Lage auf dem Markt für
Kleinwohnungen sei hoffnungslos, und Du seist gezwungen gewesen, Dir die
teure und eigentlich auch für Deinen Geschmack zu große Wohnung zu mieten.
Am besten legst Du ein paar Maklerangebote über sehr teure kleine Woh-
nungen bei, die man Dir angeboten hat. Außerdem soll Dir doch der pingelige
Fiskalknecht mal zeigen, wo es die kleinen angemessenen Wohnungen zu mie-
ten gibt. Das Ganze kannst Du dann noch damit unterstützen, dass Du auch
später versucht hast, eine kleinere und billigere Wohnung zu finden. Zumindest
unter diesen besonderen Bedingungen hast Du eine gewisse Chance, mit mehr
als 60 qm durchzukommen (FG Köln v. 14. 5. 1997 – EFG 1997 S. 1108).
425 Nützt Dein ganzes Argumentieren nichts, weil sich der Fiskalknecht wieder ein- 425
mal bornierter anstellt, als die Polizei erlaubt, greif zu einem Kniff. Sicher hast
Du doch als Spitzenkraft Deines Betriebs auch nach Feierabend genug zu ar-
beiten. Wenn Du sowieso weit weg von Deinen Lieben schuften musst, ist es
doch viel besser, Du tust das unter der Woche, als am Wochenende Arbeit mit
nach Hause zu schleppen. Deshalb benötigst Du in Deiner beruflichen Zweit-
wohnung ein geräumiges Arbeitszimmer – nur deshalb ist sie so groß. Ohne das
15 qm große Arbeitszimmer blieben von der 80 qm großen Drei-Zimmer-Woh-
nung nur zwei Zimmer mit 65 qm übrig. Da kann man wohl kaum von einer
unangemessenen und zu großen Wohnung sprechen (FG München v. 29. 12. 2003
– EFG 2005 S. 1677).
426 »Was tun«, fragst Du, »wenn trotz harten Kampfes die doppelte Haushaltsfüh- 426
rung nicht durchzudrücken war?« Nun, dann stellst Du Dich auf den Stand-
punkt: Wenn ich schon aus mir unerfindlichen Gründen meine Aufwendungen
für doppelte Haushaltsführung nicht absetzen kann, müssen mir alle Fahrten zu
meiner Wohnung als Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte anerkannt
werden, denn mein Lebensmittelpunkt ist weiterhin dort. Auf die Entfernung
kommt es dabei nicht an (BFH-Urteil v. 13. 12. 1985 – BStBl 1986 II S. 221).
Besonders Ledige können damit argumentieren, der Lebensmittelpunkt sei
noch am alten Wohnort, weil dort all ihre Lieben, Freunde und Bekannten woh-
nen und die Vereine beheimatet sind. Rückendeckung gibt ihnen das Finanzge-
richt München (EFG 1991 S. 605). Siehe auch Rz 406.
427 Phantasie ist gefordert, wenn Du nur gelegentlich Deine Hauptwohnung auf- 427
suchst. Die Fiskalritter werden da nämlich auf den linken Dreh verfallen, sie Dir
als Lebensmittelpunkt abzusprechen. Bei mehr als zwei Fahrten im Monat ist
alles in Butter, fährst Du seltener, gibt es erhebliche Probleme, und bei unter
sechs Fahrten im Jahr soll es mit dem Absetzen der Fahrtkosten nach dem Fis-
kalwillen ganz aus sein.
428 Als Familienheimfahrt geht max. eine Fahrt pro Woche durch. So hat das Fi- 428
nanzgericht Rheinland-Pfalz einem Polizisten, der wegen seines ungünstigen
Schichtdienstes auf 87 Heimfahrten kam, diese auf 48 zusammengestrichen
(EFG 1991 S. 664).
429 Gehörst Du zu denen, die es häufiger als einmal in der Woche zu den Lieben 429
zieht, hast Du die Möglichkeit, statt der doppelten Haushaltsführung alle Heim-
fahrten als Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte abzusetzen, wenn das
für Dich günstiger ist (BFH-Urteil v. 9. 6. 1988 – BStBl 1988 II S. 990; R 43 Abs. 6
S. 2 LStR). Wissen musst Du dabei aber, dass bei diesen Fahrten jeweils die ers-
ten 20 km gekappt werden, weil sie ja eben keine Familienheimfahrten mehr
sind, für die diese Kappung nicht gilt.
Beispiel
Der verliebte Jungvermählte fährt 2007 dreimal in der Woche von seiner Woh-
nung am Arbeitsort nach Hause zu seiner Angetrauten.
Kosten der doppelten Haushaltsführung:
430 Spitzennachricht für Dich, wenn Du als Arbeitnehmer mit Einsatzwechseltätig- 430
keit an Deiner Einsatzstelle übernachtest. Der BFH hat endlich Schluss mit
dem Unsinn gemacht, Du würdest dadurch eine doppelte Haushaltsführung be-
gründen. Der Vorteil für Dich liegt klar auf der Hand. Deine gesamten Kosten
werden wie bei Dienstreisen berücksichtigt, und wenn Du zudem noch vermei-
dest, regelmäßig zum Betrieb Deines Arbeitgebers zu fahren, gilt das ohne zeit-
liche Begrenzung, also nicht etwa nur für die ersten drei Monate (BFH v.
11. 5. 2005 – BStBl 2005 II S. 782). Lediglich bei den Verpflegungspauschalen ist
nach drei Monaten an derselben Baustelle Schluss.
Vor allem bei den Fahrtkosten klingelt es gewaltig in Deinem Geldsäckel, wenn
Du mit dem eigenen Auto fährst! Egal, ob Du ein- oder dreimal pro Woche nach
Hause fährst, Du setzt jede Fahrt mit der hohen Dienstreisepauschale ab.
Und so sieht die Rechnung z. B. bei einem sechsmonatigen Einsatz auf einer
Baustelle aus:
Unterkunftskosten (lt. Nachweis)
25 € pro Übernachtung 96 Übernachtungen 2 400 €
431 So eine doppelte Haushaltsführung ist ja für eine gewisse Zeit vielleicht ganz 431
nett, weil Du unter der Woche am Abend tun und lassen kannst, was Du willst.
Doch irgendwann wirst Du Dir Gedanken über eine Familienzusammenfüh-
rung machen. Also stiefelst Du los und suchst eine passende Wohnung. Damit
die ganze Sache für Dich nicht zu teuer wird, wirst Du das Finanzamt kräftig zur
Ader lassen.
Zunächst einmal wirst Du Deine Fahrtkosten zur Wohnungssuche mit 0,30 € je
Kilometer unter berufsbedingten Umzugskosten ansetzen. Dann natürlich den
Umzug in die neue Wohnung, denn schließlich ziehst Du ja mit Deiner Familie
aus Zeitersparnisgründen in die Nähe Deiner Arbeitsstelle (vgl. E Rz 382).
Doch damit nicht genug. Du musstest ja schließlich und endlich Deine beruf-
liche Zweitwohnung aufgeben. Auch diese Umzugskosten kannst Du absetzen
und darüber hinaus die Kosten für deren Renovierung (FG München – EFG
1992 S. 187 rk). Am besten bewahrst Du die Belege für die Renovierung auf.
Natürlich achtest Du als ehrlicher Steuerzahler peinlichst darauf, dass Dir nicht
etwa Rechnungen für Tapeten und Farbe zur Herrichtung Deiner neuen Fami-
lienwohnung dazwischengeraten.
432 Seid Ihr beide, Du und Deine bessere Hälfte, an getrennten Orten auswärts 432
tätig und habt Ihr beide dort für die Zeit unter der Woche eine Unterkunft ge-
mietet, dann ist »dreifache« Haushaltsführung angesagt. Denn wenn Ihr beide
nicht am Wohnort arbeitet, muss das Finanzamt für jeden von Euch doppelte
Haushaltsführung anerkennen (FG Rheinland-Pfalz v. 16. 10. 1992 – EFG 1993
S. 300 und BFH v. 6. 10. 1994 – BStBl 1995 II S. 184).
Lieber Heinz, hier bei uns ist alles noch beim Alten.
Du musst Dir also keineSorgen in Deinen Ferien machen.
Wenn wir die letzten Raten für das Schlafzimmer und die ersten
für den neuen Geschirrspüler nicht bezahlen,
dann können wir ohne weiteres diegeforderte Anzahlung
für den Wäschetrockner aufbringen.
Liebe Grüße von Deiner Muschi
(Aus »Sehr geehrter Herr Firma!«, dtv)
Allgemeine Lohnsteuertabelle
2007
Steuerklasse Monatstabelle Jahrestabelle
€ €
I/IV 898,65 10 783,99
II 1 031,99 12 383,99
III 1 701,49 20 417,99
V 77,24 926,99
VI 0,57 6,99
Besondere Lohnsteuertabelle
2007
Steuerklasse Monatstabelle Jahrestabelle
€ €
I/IV 813,40 9 760,99
II 930,24 11 162,99
III 1 550,15 18 601,99
V 77,24 926,99
VI 0,57 6,99
437 Bei der Kombination III/V z. B. kann man viel Steuern sparen, wenn ein Ehe- 437
gatte viel weniger verdient als der andere oder nur als Aushilfe tätig wird. Denn
in Klasse V sind die geringsten, in Klasse III die höchsten Freibeträge eingear-
beitet. Werdet Ihr beide aber nach Steuerklasse IV besteuert, so ergibt sich zu-
meist eine Überzahlung, die Du durch eine Antragsverlängerung erstattet be-
kommen kannst.
Wirst Du nach der Steuerklasse III und Dein Ehegatte nach der Steuerklasse V
besteuert, wird Euch in der Regel zu viel Lohnsteuer einbehalten, wenn Dein
Ehegatte mehr als 40 % (Faustregel) zum Gesamteinkommen beiträgt. Dage-
gen wird zu wenig Lohnsteuer einbehalten, wenn er weniger als 40 % des Ge-
samteinkommens erzielt und dieses ca. 16 000 € jährlich übersteigt.
Wenn Ihr später allerdings den Antrag auf Ausgleichsveranlagung stellt, wird
alles wieder ausgeglichen und ist es gleich, ob Ihr Lohnsteuer nach den Klassen
III und V oder nur nach der Klasse IV bezahlt habt. Denn dann werden beide
Einkünfte in einen Topf geworfen und besteuert, und zwar nach der Splittingta-
belle, die der Steuerklasse III entspricht.
Beispiel
Bei einem Arbeitnehmerehepaar – beide rentenversicherungspflichtig – ohne
Kinder bezieht der höherverdienende Ehegatte 2007 einen Monatslohn (nach
Abzug etwaiger Freibeträge) von 2 100 €. Wenn der Monatslohn des geringer-
verdienenden Ehegatten nicht mehr als 1 290 € (siehe Spalte 2 der ersten
Tabelle) beträgt, führt die Steuerklassenkombination III/V zur geringsten
Lohnsteuer. Übersteigt er 1 290 €, ist die Steuerklassenkombination IV/IV
günstiger.
438 Die Leistungen des Arbeitsamts richten sich nach Leistungsgruppen, die wie- 438
derum von Deiner Steuerklasse am 1. Januar abhängen. Wenn Du verheiratet
bist und schon vor Beginn des neuen Jahres weißt, dass Du dann arbeitslos
wirst, solltest Du unbedingt noch schnell in die Steuerklasse III wechseln, um
die höheren Leistungen nach der Leistungsgruppe C zu kassieren. Dein Ehe-
partner wechselt in die Steuerklasse V, auch wenn Ihr dadurch zunächst einmal
zu viel Lohnsteuer zahlt. Die könnt Ihr Euch aber im übernächsten Jahr durch
eine Antragsveranlagung (hieß früher Jahresausgleich) vom Finanzamt zurück-
holen. Das fehlende Arbeitslosengeld durch falsche Steuerklassenwahl dagegen
ist ein für allemal verloren.
Eine Änderung der Steuerklasse im Lauf des Jahres, in dem Du arbeitslos wirst
oder während Du Leistungen vom Arbeitsamt beziehst, wird von diesem mit
Argusaugen auf ihre Zweckmäßigkeit hin untersucht. Im Klartext bedeutet das:
Das Arbeitsamt macht den Steuerklassenwechsel nur mit, wenn dadurch für
Euch insgesamt eine niedrigere Lohnsteuer herausspringt. Habt Ihr eine an-
dere Kombination der Steuerklassen gewählt, setzt es fiktiv die günstigere an.
Erkundigt Euch also vorher beim Arbeitsamt, ob sich eine Änderung der Steu-
erklassen für die Berechnung von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Unter-
haltsgeld etc. lohnt.
5. Mehrere Arbeitsverhältnisse
441 Wenn Du mit Deinem Arbeitgeber nicht ein klares Aushilfsverhältnis verein- 441
barst, bist Du grundsätzlich verpflichtet, bei Dienstbeginn eine Lohnsteuerkarte
vorzulegen. Das gilt auch, wenn Du mehrere Dienstverhältnisse begründest.
Bei einem zweiten und weiteren Arbeitsverhältnis ist der Arbeitgeber verpflich-
tet, Lohnsteuer nach Steuerklasse VI einzubehalten. Das ist alles gut und schön,
wenn Du genügend verdienst, denn es hat sich ja mittlerweile herumgespro-
chen, dass für Einkommen über dem Grundfreibetrag die Steuer mindestens
15 % ausmacht.
Wenn Du aber mit dem ersten Arbeitsverhältnis nicht steuerpflichtig bist, zahlst
Du mit einem zweiten und mit weiteren unweigerlich zu viel, weil man Dir ja
stur nach Steuerklasse VI die Steuer einbehält. Du solltest in einem solchen Fall
unbedingt einen Antrag auf Ausgleichsveranlagung stellen, damit Dir die über
das Jahr zu viel gezahlte Steuer erstattet wird.
442 Natürlich ist es nicht sonderlich berauschend, wenn Du, nur weil Du zwei Jobs 442
hast, in denen Du jeweils 440 € im Monat verdienst, im Lauf des Jahres Lohn-
steuer abdrücken sollst, während Dir das bei nur einem Job mit 880 € Monats-
verdienst erspart bleibt. Ja, Du liest richtig. Für Dein erstes Dienstverhältnis
bekommst Du z. B. die Steuerklasse I, für jedes weitere stellt Dir die Stadt eine
Steuerkarte mit der Steuerklasse VI aus. Und so sieht dann der Lohnsteuerab-
zug aus:
2 Jobs à 440 € 1 Job à 880 €
Lohnsteuer Arbeitsverhältnis 1 (StKl I) (440 €) = 0 € (880 €) 0,00 €
Lohnsteuer Arbeitsverhältnis 2 (StKl VI) (440 €) = 66 €
Lohnsteuer insgesamt (monatlich) 66 € 0,00 €
Lohnsteuer insgesamt (jährlich) 792 € 0,00 €
Berücksichtigst Du auch die Kirchensteuer (ca. 71 €) und den Solidaritäts-
zuschlag (0 €), zahlst Du während des Jahres ca. 863 € an Steuern, auf deren
Erstattung Du warten musst, bis sich das Finanzamt bequemt, Deine Steuerer-
klärung im Jahr darauf zu bearbeiten und einen Steuerbescheid in die Welt zu
setzen.
In dieser Situation hast Du zwei Möglichkeiten.
zur Lohnsteuerkarte
Welche der beiden Varianten günstiger ist, hängt natürlich entscheidend davon
ab, wie viel Du im Erstjob verdienst, ob Du die Steuerklasse I hast oder die
Steuerklasse III mit doppelt so hohen Freibeträgen. Außerdem musst Du bei
Deinen Vergleichen immer beachten, dass Du etwa 20 % Sozialversicherungs-
beiträge am Hals hast, wenn Du im Zweitjob mit Deinem Verdienst über 400 €
liegst. Machst Du allerdings aus Deinem Zweitjob eine 400-€-Beschäftigung,
hast Du aus diesem Arbeitslohn später geringere Rentenansprüche als aus nor-
malem Arbeitslohn und für diesen Teil Deines Lohns auch keinen Anspruch auf
Arbeitslosengeld, falls Du Deinen Job verlierst.
445 Für Deine Berechnung kannst Du Dich an dem folgenden Beispiel orientie- 445
ren:
Du bist 40 Jahre alt und beziehst aus Deinem Hauptjob 1 400 € und aus Deinem
Zweitjob 440 € Monatslohn. Um beim Zweitjob von der Minijobregelung zu
profitieren, solltest Du auf 40 € Lohnteil verzichten.
Abzüge:
Lohnsteuer 0,00 20,83 0,00 0,00
Kirchensteuer 0,00 1,87 0,00 0,00
Solidaritätszuschlag 0,00 0,00 0,00 0,00
Sozialversicherung (ca. 20%) 280,00 88,00 280,00 0,00
Nettoverdienst (Bruttoarbeitslohn ./. Abzüge) 1 120,00 329,30 1 120,00 400,00
Gesamtnetto 1 449,30 1 520,00
Wie Du siehst, fährst Du trotz eines Verzichts auf 40 € Lohn in Deinem Zweit-
job wesentlich besser. Unter dem Strich hast Du jeden Monat gut 70 € mehr im
Geldsäckel. Aufs Jahr gerechnet macht das immerhin ein Plus von ca. 840 €.
Und der Arbeitgeber Deines Zweitjobs spart – Deinen Gehaltsverzicht einge-
rechnet – durch die pauschalen Sozialversicherungsbeiträge und Steuern unter
dem Strich ca. 28 € im Monat. Das sollte ihm die Sache doch wohl schmackhaft
machen.
V. Lohnsteuerermäßigung durch
Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte
446 Beantrage beim Finanzamt, schon für das laufende Jahr einen Freibetrag auf 446
der Lohnsteuerkarte einzutragen. Durch den Freibetrag ermäßigt sich die
Lohnsteuer, die der Betrieb von Deinem Arbeitslohn einbehalten muss. Das
Finanzamt verteilt den Jahresfreibetrag gleichmäßig auf die Monate nach der
Antragstellung. Der Antrag muss spätestens bis zum 30. 11. gestellt werden.
zum Freibetrag
Wenn Du den Antrag so spät wie möglich stellst, z. B. erst im November, wird
der Jahresfreibetrag in voller Höhe bei der Lohnsteuerberechnung für Dezem-
ber abgezogen.
Hast Du bei der Eintragung alle Deine Kosten durchdrücken können, weil Du
durch die späte Antragstellung alles belegen konntest, hast Du damit gleichzei-
tig die Antragsveranlagung, die vom Finanzamt gemacht wird, quasi vorgezogen
und als Erster Dein Geld zurück. Der Kinderfreibetrag wird auf der Lohnsteu-
erkarte durch Änderung der Lohnsteuerklasse berücksichtigt. Bring dazu die
Geburtsurkunde des Kindes mit.
447 Auf der Lohnsteuerkarte können mit Einschränkung folgende Freibeträge ein- 447
getragen werden:
● Werbungskosten nach Abzug des Arbeitnehmerpauschbetrags von 920 €;
● beruflich bedingte Kinderbetreuungskosten (§ 4 f EStG);
● Unterhaltsleistungen an den geschiedenen Ehegatten, auf besonderen Ver-
pflichtungsgründen beruhende Renten und dauernde Lasten, Kirchensteu-
ern, Steuerberatungskosten (z. B. die Kosten für dieses Buch), Aufwendungen
für die Berufsausbildung und für private Kinderbetreuungskosten nach
Abzug des Sonderausgabenpauschbetrags von 36 €/72 €;
● außergewöhnliche Belastungen, Unterhalts- und Ausbildungsfreibeträge,
Freibetrag für Haushaltshilfen, Pflegepauschbetrag, Kinderbetreuungskos-
ten.
Ein Freibetrag wird in diesen Fällen nur eingetragen, wenn die Aufwendungen
bzw. die abziehbaren Beträge insgesamt mindestens 600 € betragen. Liegst Du
unter dieser Grenze, kannst Du die Steuerermäßigung erst im Rahmen einer
Antragsveranlagung oder Veranlagung zur Einkommensteuer beantragen.
Ohne Einschränkung und ohne Beachtung der 600-€-Grenze können folgende
Beträge eingetragen werden:
● Behindertenpauschbetrag;
● Verluste, die sich insgesamt ergeben beim Zusammenrechnen Deiner Ein-
künfte aus Gewerbebetrieb, Land- und Forstwirtschaft, selbständiger Tätig-
keit, Vermietung und Verpachtung und sonstigen Einkünften;
● Verluste aus Kapitaleinkünften;
● ein in den Vorjahren noch nicht ausgeglichener Verlustabzug;
● Förderbeträge für
– zu eigenen Wohnzwecken genutzte Baudenkmale (§ 10 f EStG),
– schutzwürdige Kulturgüter (§ 10 g EStG),
– selbstgenutztes Wohneigentum in Ostdeutschland (§ 7 FördG).
448 Für Vorsorgeaufwendungen wird in keinem Fall mehr ein Freibetrag eingetra- 448
gen. Vorsorgeaufwendungen sind insbesondere die Arbeitnehmerbeiträge zur
gesetzlichen Sozialversicherung, Beiträge zu privaten Kranken-, Unfall-, Haft-
pflicht-, Lebens- oder Todesfallversicherungen und zu Bausparkassen. Die Vor-
sorgeaufwendungen werden bei der Lohnsteuer durch eine Vorsorgepauschale
berücksichtigt, die in die Lohnsteuertabellen eingearbeitet ist. Wenn Dir höhere
Vorsorgeaufwendungen entstehen, kannst Du diese bei einer etwaigen Veranla-
gung zur Einkommensteuer geltend machen.
Osnabrück-Schilda
Auf dem Marktplatz wurden drei megamoderne Klohäuschen aufgestellt
(Musikberieselung, automatische Spülung, elektronische Türöffner) –
für 180 000 €. Das teure Zeug taugte nix:
Mal musste die Feuerwehr mit der Brechstange anrücken,
um eine eingeklemmte Tür aufzubrechen,
mal ging das Häuschen, wie von Geisterhand gesteuert, auf,
und der entblößte Benutzer stand im Freien.
449 Die Eintragung von Freibeträgen ist einfach: Du nimmst Deine Steuerkarte zur 449
Hand und beantragst, den Freibetrag wie im Vorjahr und die gleiche Kinderzahl
. . . Schließlich ist nicht der einzelne für eine Behörde, sondern die Behörde für den einzelnen da.
Die Ämter haben sich mit dieser einfachen demokratischen Tatsache abzufinden.
(Urteil des Finanzgerichts Düsseldorf – leider 40 Jahre alt. So viel Demokratiebewußtes
und den Bürgersinn Stärkendes ist heute nicht mehr zu erwarten.)
453 Wenn Du Deinen Antrag in der Nacht von 31. Dezember auf 1. Januar direkt in 453
den Hausbriefkasten des Finanzamts wirfst, so bekommt er den Eingangsstem-
pel des letzten Werktags.
Stellst Du allerdings am letzten Tag der Abgabefrist (31. 12.) fest, dass Du kein
Antragsformular hast, genügt leider kein formloses Schreiben an das Amt
(»Unterlagen werden nachgereicht«), um die Frist zu wahren. Du musst immer
einen Antrag ausfüllen. Im Notfall kannst Du Dir ein Formular aus dem Inter-
net herunterladen – Adresse: www.finanzamt.de.
454 Das Finanzamt hat einige formelle Fußangeln eingebaut, bis überhaupt ein 454
wirksamer Antrag vorliegt. Du musst daher unbedingt die folgenden Regeln
beachten:
● Der Antrag muss auf dem amtlichen Steuererklärungsformular gestellt wer-
den. Ausnahmen gelten, wenn Du die Steuererklärung am PC ausdruckst.
Übermittelst Du Deine Steuererklärung per Internet ans Finanzamt, genügt
der Ausdruck einer »Sparerklärung« auf normalem Papier, die Du unter-
schreiben musst. Ganz ohne Papier und Unterschrift geht es, wenn Du Dich
vom Finanzamt hast zertifizieren lassen. Die elektronische Signatur ersetzt
dann Deine Unterschrift.
● Bei zusammen veranlagten Eheleuten muss der Antrag von beiden unter-
schrieben werden, es sei denn, dem stehen wichtige Gründe entgegen (z. B.
wenn ein Ehegatte im Lauf des Jahres verstorben ist oder Ihr eine elektro-
nische Signatur verwendet).
● Die Lohnsteuerkarte mit der vom Arbeitgeber vollständig ausgefüllten
Lohnsteuerbescheinigung muss beigefügt werden, wenn die Lohnsteuerda-
ten ausnahmsweise nicht elektronisch an das Finanzamt übermittelt wurden.
● Ebenso müssen Unterlagen über die Zeiten, in denen Du nicht beschäftigt
warst (z. B. Leistungsbescheid des Arbeitsamts, Bescheinigung der Kranken-
kasse über den Bezug von Krankengeld), eingereicht werden. Solche Be-
scheinigungen verlangt dass Finanzamt immer, wenn Dein Arbeitgeber in
Zeile 2 Deiner Lohnsteuerbescheinigung Eintragungen zu Unterbrechnungs-
zeiträumen ohne Lohnanspruch vorgenommen hat.
Du musst diesen Formalkram unbedingt beachten! Denn ansonsten kann es Dir
passieren, dass Dein Antrag wegen Formfehlern als nicht gestellt gilt. Ist dann
irgendwann die Zweijahresfrist abgelaufen, musst Du die ersehnte Steuerrück-
zahlung abschreiben (EFG 1985 S. 89).
455 Statt einer Erstattung aus der Einkommensteuerveranlagung erhältst Du eine 455
Nachzahlungsforderung?
Das kann Dir tatsächlich passieren. Arbeitslosengeld und -hilfe sind zwar nach
wie vor steuerfrei, werden aber bei der Besteuerung Deiner steuerpflichtigen
Einkünfte berücksichtigt. Dabei wird der Steuersatz zugrunde gelegt, der sich
ergeben würde, wenn Arbeitslosengeld und -hilfe steuerpflichtig wären.
So etwas nennt der Gesetzgeber »Progressionsvorbehalt« (§ 32 b EStG u. § 46
Abs. 2 Nr. 1 EStG). Hast Du neben Arbeitseinkünften Leistungen der Agentur
für Arbeit oder Krankengelder erhalten und kannst nur in geringem Umfang
456 Die Abgabe einer Steuererklärung ist allerdings keine freiwillige Sache mehr 456
für Dich, wenn Deine dem Progressionsvorbehalt unterliegenden Leistungen
im Jahr über 410 € liegen. So muss z. B. ein Arbeitsloser mit steuerpflichtigem
Arbeitslohn nach § 46 EStG eine Steuererklärung abgeben, wenn er mehr als
410 € Arbeitslosengeld bezogen hat. Er wird dann veranlagt und wird meistens
(Anwendung des sog. Progressionsvorbehalts nach § 32 b EStG) nachzahlen
müssen. Ob kündbare und damit ebenfalls von Arbeitslosigkeit bedrohte Be-
amte eine solche Entscheidung getroffen hätten? Diese Ungerechtigkeit trifft
Dich auch, wenn Du mehr als 410 € aus
● Kurzarbeiter-, Saison-Kurzarbeiter-, Insolvenz-, Überbrückungs- oder Über-
gangsgeld,
● Kranken-, Mutterschafts- oder Verletztengeld,
● Entschädigung nach dem Bundesseuchengesetz,
● Versorgungskrankengeld oder Aufstockungsbeträge nach dem Altersteilzeit-
gesetz bezogen
● oder nach einem Doppelbesteuerungsabkommen steuerfreie Einkünfte
hast.
457 Als Bauarbeiter hast Du bei witterungsbedingten Lohneinbußen Anspruch auf 457
Saison-Kurzarbeitergeld, das dem Progressionsvorbehalt unterliegt. Daneben
erhältst Du aber unter Umständen auch noch ein sog. Zuschusswintergeld oder
ein Mehraufwandswintergeld. Diese Zahlungen sind bei Dir ebenfalls steuerfrei
(§ 3 Nr. 2 EStG, R 4 Abs. 3 LStR), unterliegen aber nicht dem Progressionsvor-
behalt.
Zu dieser positiven Nachricht kommt eine weitere dazu: Die o. g. Leistungen
musst Du zusammen mit Deinem Arbeitgeber durch die sog. Winterbeschäfti-
gungsumlage in Höhe von 2 % des Arbeitslohns finanzieren. Den von Dir ge-
458 Wenn Dein Geld nach sechs Wochen noch nicht eingetrudelt sein sollte, wird es 458
Zeit, etwas Druck zu machen. Sei ruhig penetrant und erkundige Dich mehr-
mals, wo Deine heißersehnte Steuererstattung bleibt. Schließlich hast Du auf
der ersten Seite der Steuererklärung das Kästchen »Ich rechne mit einer Steu-
ererstattung« angekreuzt. Das bedeutet für Dein Finanzamt, dass es Deinen
Fall bevorzugt bearbeiten muss.
Fruchten Deine Anrufe nicht und kommt Dir der für Dich zuständige Staatsdie-
ner gar mit Ausreden wie »Arbeitsüberlastung«, »Urlaubsvertretung«, »Krank-
heit« etc., wende Dich gleich an den Vorsteher des Finanzamts:
.....................
(Datum, Unterschrift)
Wenn auch das nichts bringt, fahre schwereres Geschütz auf. Setze dem Finanz-
amt eine kurze Frist und sage ihm, nach deren Ablauf möge es Dein Schreiben
als Beschwerde ansehen und der Oberfinanzdirektion zuleiten.
464 Soll ich Dir mal sagen, was Du 2007 mehr an Steuern zahlst, wenn Du nach 464
einer Scheidung plötzlich in Steuerklasse I statt III eingestuft wirst?
Jahresbruttolohn StKl. III StKl. I Unterschied
€ € € €
15 000 0 714 714
30 000 1 634 4 885 1 749
Der Vorteil, der sich aus der Zusammenveranlagung ergibt, beträgt 2007 max.
7 914 € und wird bei einem Einkommen zwischen 104 300 € und 250 000 € er-
reicht. Bei höheren Einkommen steigt dieser Vorteil durch die Einführung der
Reichensteuer zwischen 250 000 € und 500 000 € schrittweise auf dann max.
15 414 € an. Auch fallen – falls überhaupt noch – weniger Solidaritätszuschlag
und Kirchensteuer an.
465 Lebst Du das ganze Jahr über von Deinem Ehepartner getrennt, so ist der ach 465
so günstige Splittingtarif vertan. Um diesen zu retten, reicht es aus, wenn Ihr
Euch einmal im Jahr versöhnt. Gemeinsame Urlaubsreisen allein können den
verlorenen Splittingtarif allerdings nicht wieder herbeizaubern, solange ge-
trennte Haushalte beibehalten werden (FG Köln v. 14. 10. 1992 – 3 K 666/92).
Also fackle nicht lange, klemm Dir eine Flasche Wein unter den Arm und mach
Schönwetter bei Deinem Expartner. Du hast steuerlich das Beste erreicht, wenn
er damit einverstanden ist, dass Du Deinen ersten Wohnsitz wieder bei ihm
anmeldest. Dann habt Ihr für den Fiskus eine gemeinsame Anschrift, und alles
ist – wenigstens für die Steuer – in Butter.
Für den Splittingtarif reicht dieser ernsthafte Versöhnungsversuch, auch wenn
er in die Hose gegangen ist. So jedenfalls das FG Köln im Urteil vom 21. 12. 1993
– 2 K 4543/92 nrk (EFG 1994 S. 791). Dem haben sich inzwischen auch die Rich-
ter beim FG Münster angeschlossen. Einen den Splittingtarif rettenden Versöh-
nungsversuch haben sie anerkannt, obwohl die Ehegatten sich, 6 Wochen, nach-
dem sie wieder zusammengezogen waren, erneut verkracht und getrennt hatten
(Urteil v. 22. 3. 1996
Seid Ihr geschieden, so wisse: Scheidungsakten sind für den Fiskus tabu (BFH-
Urt. v. 12. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 806). Hast Du im Scheidungsprozess ge-
schwindelt, um Deine Ehe möglichst schnell hinter Dich zu bringen, und als
Beginn des Getrenntlebens einen zu frühen Termin angegeben, ist das kein
Beinbruch. Dem Finanzamt solltest Du wahrheitsgemäß sagen, dass die Tren-
nung erst nach Jahresbeginn stattgefunden hat. Dadurch rettest Du für ein Jahr
die Steuerklasse III bzw. den Splittingtarif. Denn für die Steuerklasse bzw. den
Tarif sind immer die Verhältnisse zu Jahresbeginn maßgebend.
467 Ist Dein Ehemaliger während der Trennung bzw. Scheidung zu Deinem Feind 467
geworden? Ist er ein Quertreiber, und Ihr könnt Euch bei der Wahl Eurer Ver-
anlagung nicht einigen? Für die Zeit vor der tatsächlichen Trennung könnt Ihr
beide grundsätzlich nämlich noch Zusammenveranlagung wählen. Es kann je-
doch sein, dass für den einen die Zusammenveranlagung günstiger wäre, für den
anderen aber die getrennte Veranlagung.
Dazu merke Dir: Es ist getrennt zu veranlagen, wenn einer der Ehegatten dies
beantragt. Dieser einseitige Antrag ist jedoch unwirksam, wenn der Antragstel-
ler keine eigenen Einkünfte hat oder diese so gering sind, dass keine Einkom-
mensteuer anfällt und auch kein Steuerabzug (Lohnsteuer, Kapitalertragsteuer,
Zinsabschlag) vorgenommen worden ist. Dies ist der einzige Fall, in dem das
Finanzamt Deinen Wunsch auf getrennte Veranlagung ignorieren kann.
Selbst wenn diese Voraussetzungen nicht vorliegen, kann der Antrag auf ge-
trennte Veranlagung und damit die Verweigerung der Zustimmung zur Zusam-
menveranlagung unbillig sein. Erscheinen die Interessen des Verweigernden
gegenüber den Interessen des Antragstellers geringfügig, kann Letzterer auf
469 Die Finanzämter sollen – müssen aber nicht! – aufgrund interner Anweisungen 469
ohne Nachprüfung und ohne Belege zu fordern Folgendes anerkennen:
EB-FAGO-Tabelle
Fahrten zur Arbeitsstätte
(5-Tage-Woche) 230 Arbeitstage
(6-Tage-Woche) 285 Arbeitstage
bei beruflichen Ausgaben
(Werbungskosten)
bis zu 110 € jährlich für Arbeitsmittel (Schreibmaschine, Aktentasche,
Fachliteratur, Berufskleidung usw.)
bis zu 150 € jährlich für Beiträge an Berufsverbände
bis zu 16 € jährlich für Kontoführungsgebühren
bis zu 256 € jährlich für Reisekosten, wenn Du eine Kostenaufstellung
einreichst
EB-FAGO-Tabelle
bei Hausbesitz
bis zu 25 500 € jährlich für Reparaturkosten, wenn Du eine Einzelaufstellung
über Deine Kosten vorlegst
bei Sonderausgaben
bis zu 2 050 € jährlich für Versicherungsbeiträge
bis zu 100 € jährlich für Spenden
bei außergewöhnlichen Belastungen
bis zu 2 050 € jährlich für selbstgetragene Krankheitskosten. Einzelaufstellung
ist auch bei niedrigerem Aufwand erforderlich.
unbegrenzt abzugsfähig: Beerdigungskosten. Belege sind nur in Zweifelsfällen
vorzulegen.
bis zu 900 € für Fahrtkosten Behinderter (Grad der Behinderungen
70 % + »G« oder mehr als 80 %)
bis zu 4 500 € bei Merkzeichen »aG« (außergewöhnliche Gehbehinde-
rung), »H« (hilflose Person) und »Bl« (blind) oder bei
Zuerkennung der Pflegestufe III
Wie gesagt, sind die Fiskalknechte nicht an die interne Anweisung gebunden. Es
kann Dir also durchaus passieren, dass Du an ein besonders pingeliges Exemp-
lar geraten bist, das trotz Unterschreiten der Grenzen Nachweise verlangt. Falls
Du solche nicht hast und auch nicht mehr nachträglich besorgen kannst, bleibt
Dir nur, kräftig zu jammern und auf Deinen Beweisnotstand zu verweisen, weil
Du Dich auf die Behandlung in den Vorjahren verlassen und für die Bagatellbe-
träge keine Belege aufgehoben hast.
Das Besondere an dieser Regelung ist, dass Dein Fall bei einer Intensivprüfung
generell akribisch unter die Lupe genommen wird und sich die Fiskalknechte
nicht etwa nur auf unschlüssige Dinge stürzen. Daher kann es Dir passieren,
dass auch Selbstverständlichkeiten aufs Korn genommen werden und Du z. B.
die Geburtsurkunden Deiner Kinder vorlegen musst.
Aber damit nicht genug! Jahr für Jahr nehmen sich die Finanzer unter der Be-
zeichnung Prüffelder wechselnde Teilbereiche der Steuererklärungen beson-
ders vor. So werden sie in einem Jahr in den Arbeitszimmerkosten herumwüh-
len, im nächsten Jahr haben sie es dann möglicherweise auf Computer abgese-
hen und im übernächsten Jahr vielleicht auf Vermietungseinkünfte.
Durch diese Prüforgien werden die eigentlich recht praktischen und sowohl
dem Steuerzahler als auch dem Fiskus Geld und Arbeit sparenden Nichtprü-
fungsgrenzen fast zur Makulatur.
VII. Nebeneinkünfte –
Veranlagung von Arbeitnehmern
1. Wann musst Du als Arbeitnehmer eine Steuererklärung
beim Finanzamt abgeben?
471 Wir haben eingangs gesehen, dass die Lohnsteuer nur ein Kind der Einkom- 471
mensteuer ist. Wenn das Finanzamt glaubt, dass Dir – der Du ja eigentlich ein-
kommensteuerpflichtig bist – vom Lohn zu wenig Lohnsteuer einbehalten
wurde, sagt es sich: Schicken wir dem Burschen doch eine Einkommensteuerer-
klärung zu, in der er alle seine Einkünfte genauestens spezifizieren soll. Viel-
leicht gibt es doch irgendwo ein Eckchen bei ihm, das wir steuerlich nicht
erfassten.
Die Höhe Deines Einkommens als Arbeitnehmer allein hat keinen Einfluss
darauf, ob Du eine Einkommensteuererklärung abgeben musst. Der Fiskus ver-
langt von Dir aber eine Steuererklärung in folgenden Fällen:
● Wenn Du oder Dein Ehegatte neben dem Arbeitseinkommen andere Ein-
künfte bezieht, die insgesamt über 410 € hinausschießen. Betroffen sind alle
Einkünfte von Dir als Gewerbetreibender, Land- und Forstwirt, sonstig Selb-
ständiger, Freiberufler, ferner Einkünfte aus Vermietung, Kapital, Renten
oder Spekulationsgeschäften. Dabei werden positive Einkünfte mit Verlus-
ten, z. B. aus der Vermietung eines Hauses, verrechnet.
472 472
Nebeneinkünfte bis 410 € sind also steuerfrei.
Wenn sie aber über diesen Betrag hinausgehen, schlägt der Fiskus zu, zu-
nächst behutsam, denn zwischen 410 € und 820 € gewährt er einen Freibetrag
(Härteausgleich) in Höhe der Differenz zwischen den Nebeneinkünften und
820 €.
Beispiel
Nebeneinkünfte 500 €
Grenzbetrag 820 €
./. Nebeneinkünfte – 500 €
Freibetrag 320 € – 320 €
zu versteuern 180 €
● Wenn einer aus mehreren Arbeitsverhältnissen Entlohnung oder Gehalt be-
zieht.
● Wenn einer steuerfreie Bezüge über 410 € hatte, die dem Progressionsvorbe-
halt unterliegen.
● Wenn jemand Arbeitslohn bezogen hat, von dem zu Recht keine Steuer ab-
gezogen wurde.
● Wenn bei Ehegatten einer nach der Steuerklasse V oder VI besteuert wurde.
● Wenn einer während eines Teils des Jahres rentenversicherungsfreien und
während der übrigen Zeit rentenversicherungspflichtigen Arbeitslohn bezo-
gen hat.
● Wenn jemand auf seiner Lohnsteuerkarte einen Freibetrag wegen Verlust aus
Vermietung und Verpachtung oder wegen Förderung von Wohneigentum
eingetragen hat.
● Wenn jemand sich einen Freibetrag für erhöhte Werbungskosten, Sonderaus-
gaben oder außergewöhnliche Belastungen auf der Lohnsteuerkarte eintra-
gen ließ.
● Wenn bei einem Elternpaar einer den vollen Kinderfreibetrag eingetragen
bekam und der andere bisher beschränkt Steuerpflichtige im Lauf des Jahres
unbeschränkt steuerpflichtig wurde.
● Wenn auf Antrag eines Elternteils der Kinderfreibetrag übertragen wurde.
● Wenn nach Zustimmung der Mutter der Vater die Steuerklasse II erhielt oder
er den Haushaltsfreibetrag beantragte.
● Wenn bei Scheidung einer der Geschiedenen oder bei Tod des Ehegatten der
Überlebende im selben Jahr wieder heiratete.
● Wenn geschiedene oder dauernd getrennt lebende Elternpaare einen Kin-
derausbildungsfreibetrag oder einen Pauschbetrag für ein körperbehindertes
Kind anders als hälftig aufgeteilt haben.
Ein Steuerzahler kann auch von sich aus die Einkommensteuerveranlagung be-
antragen, wenn er
● ausländische Steuer angerechnet haben möchte,
● einen ermäßigten Steuersatz für außerordentliche Einkünfte beantragen
will,
● Verluste aus einer anderen Einkunftsart als der nichtselbständigen angerech-
net haben möchte,
● Verlustabzüge und Verlustrückträge geltend machen will,
● gezahlte Kapitalertragsteuer von der Steuerschuld abgezogen haben
möchte,
● Körperschaftsteuer auf seine Steuerschuld angerechnet wissen, zu viel ge-
zahlte Lohnsteuer erstattet bekommen will (Quelle: § 46 EStG),
● wenn er als Ehegatte eine getrennte oder besondere Veranlagung wünscht.
474 Meist sind die Finanzämter nicht kleinlich mit der Verlängerung der Abgabe- 474
frist bis zum 30. 9. auch für Steuerzahler, die keinen Steuerberater engagieren.
Ruf am besten Deinen Sachbearbeiter beim Amt an (Durchwahl steht auf dem
letzten Steuerbescheid) und vereinbare eine großzügige Fristverlängerung. No-
tiere Dir Name, Datum und Uhrzeit.
Warum nicht Dein Hobby professionell ausüben? Luftige Bilder von netten
Modellen lassen sich ganz gut an Boulevardzeitungen verkaufen.
»Und was bringt mir das? Nehmen wir mal an, ich bekomme für ein Foto 150 €
und kann zehn davon im Jahr absetzen, dann sind das 1 500 €, mit denen ich si-
cher nicht umsatzsteuerpflichtig bin«, sagst Du, »aber ich werde damit einkom-
mensteuerpflichtig. Wenn ich die Abschreibung für meine Fotoausrüstung, die
Spesen für die Modelle und die Beiträge an die Berufsgenossenschaft rechne,
bleibt vielleicht ein Tausender übrig, den ich aber noch versteuern muss.
Richtig. Nur nicht richtig, wenn Du Deinen Konz gelesen hast. Der rät Dir näm-
lich: Stell doch Deinen Ehepartner, Deine Tochter oder Deinen Vater als Hilfs-
kraft ein. Sie kann Dir die Ausleuchtlampen halten oder als Schreibkraft die
Zeitschriftenredaktionen anschreiben und mit Deinen Bildchen bombardieren,
Deine Bücher führen, Terminvereinbarungen mit Deinen Modellen treffen ...
Du schließt mit Deiner Hilfskraft einen Arbeitsvertrag, den das Finanzamt an-
erkennen muss, auch wenn Du hauptberuflich nicht selbständig bist. Vereinbare
darin, dass Deine Hilfskraft z. B. als Teilzeitkraft wöchentlich ein Entgelt von
50 € erhält.
Der Monatslohn beträgt dann ca. 200 €, und Du kannst von der Minijobrege-
lung Gebrauch machen. Es fallen lediglich pauschale Sozialversicherungsbei-
träge (15 % Rentenversicherung, 13 % Krankenversicherung) und lächerliche
2 % Pauschalsteuern an, insgesamt also 30 %, die Du als Betriebsausgaben ab-
ziehen kannst.
Und so sieht Deine Rechnung für das Finanzamt aus:
Einnahmen 1 500 €
./. Ausgaben für Schreibmaterial, Fotoausrüstung, Modelhonorare – 500 €
./. Gehalt Aushilfe 12 200 € – 2 400 €
./. Pauschalabgaben – 720 €
= Verlust aus Fotografentätigkeit – 2 120 €
Steuerersparnis bei einem durchschnittlichen Steuersatz von 30 % 636 €
womit Du die Abgaben auf den Aushilfsjob wieder heraushast. Gleichzeitig hast
Du z. B. Deiner besseren Hälfte künftige Rentenansprüche verschafft. Die fal-
len übrigens deutlich attraktiver aus, wenn Ihr auf den Rentenpauschalbeitrag
zusätzlich 4,9 % des Lohns drauflegt.
Gehört Ihr zu den Besserverdienenden, kann die Steuerersparnis sogar bis zu
45 % zzgl. Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer, also ca. 1 090 €, betragen.
476 Aufpassen musst Du allerdings, dass das Finanzamt ein solches Tätigsein nicht 476
als (steuerlich unbeachtet zu lassende) Liebhaberei auslegt. Deshalb solltest Du
nach ein paar Anlaufjahren auch mal einen kleinen Gewinn ausweisen. Außer-
dem solltest Du vermeiden, dass ortsansässige Fotografen mit der Handwerks-
ordnung winken oder Dir gar das Gewerbeaufsichtsamt ins Haus kommt: Denn
Fotograf darf sich nur nennen, wer die entsprechende Gesellenprüfung abge-
legt hat, ein selbständiger Fotograf braucht sogar die Meisterprüfung. Deshalb
solltest Du Dich tunlichst nicht Fotograf, sondern z. B. »Fotodesigner« nennen
und offiziell nur Reportage- und künstlerische Fotos anfertigen. Eine solche
Tätigkeit ist durch die Handwerksordnung nicht geschützt.
477 Wenn beide Ehepartner Nebeneinkünfte von 410 € im Jahr haben, werden sie 477
nochmals extra veranlagt. Das Finanzamt fordert für die 820 € eine Steuer zwi-
schen 140 € und 394 € nach.
Dem kann man entgehen, indem man einen Antrag auf getrennte Veranlagung
stellt. In diesem Fall muss das Finanzamt den Freibetrag von 410 € zweimal ge-
währen und somit die Versteuerung der gesamten 820 € ins Wasser fallen lassen.
Zwar verliert man dann den Splittingvorteil, aber wenn beide Ehegatten ein
etwa gleich hohes Einkommen beziehen, macht der kaum etwas aus.
478 Viele Leute sind zu bange, sich nebenbei etwas zu verdienen, weil sie glau- 478
mS ben, Scherereien mit der Steuer zu bekommen. Das ist aber Unsinn. Das
Finanzamt ist dazu da, seine Schröpfköpfe nach den gesetzlichen Bestimmun-
gen anzusetzen, und die besagen nun mal, dass bei Arbeitnehmern Nebenein-
künfte unter 410 € im Jahr nicht steuerpflichtig sind. Liegst Du also insgesamt
unter 410 €, brauchst Du keine Steuererklärung abzugeben.
Und denk daran: Verluste aus einer anderen Einkunftsart kannst Du mit Dei-
nen positiven Nebeneinkünften aufrechnen. Wenn Du mal alle Fahrgelder, das
Arbeitsmaterial, den Kleider- und Wäscheverschleiß, die Waschkosten etc. von
dem abziehst, was Du in die Hand gedrückt bekommst (und wofür Du dem
anderen eine Quittung gibst, damit er es von seiner Steuer absetzen kann), min-
dert sich der erhaltene Betrag sicher beträchtlich!
479 Und selbst wenn die steuerfreien 410 € überstiegen werden sollten, ist bis 820 € 479
(Milderungsregel/Härteausgleich) noch immer nicht alles steuerpflichtig, wie
die folgende Tabelle zeigt:
Gesamtbetrag steuerfreier dann verbleiben als
der Nebeneinkünfte Betrag steuerpflichtiger Rest
€ € €
450 370 80
500 320 180
480 Trick 17: Wenn Du im Lauf des Jahres merkst, dass Du es wahrscheinlich nicht 480
schaffst, unter 410 € zu bleiben, gib Dir einen Stoß und überlass den Auftrag/die
Arbeit einem anderen. Eine Vermittlungsprovision z. B. kann genauso gut von
Deinem Vater bezogen werden. Oder von Deinem Ehegatten. Dabei ist jedoch
zu beachten, dass sich die 410-€-Grenze auf die Summe der von den Ehegatten
bezogenen Einkünfte bezieht. Überlegt, ob evtl. eine getrennte Veranlagung in
Frage kommt ( Rz 478).
Ist Trick 17 nicht möglich und kriegst Du mehr Geld auf die Hand, rate ich Dir,
das dem Finanzamt zu melden. Besonders wenn Du arbeitslos bist oder be-
fürchten musst, beim Finanzamt verpfiffen zu werden. Denn dann gilt das Steu-
ergeheimnis nicht mehr, und das Finanzamt darf aufgrund von § 31 a AO Deine
Bezüge dem Arbeitsamt melden. Was böse für Dich enden könnte.
Bei der Berechnung Deiner Nebeneinkünfte werden zwar grundsätzlich alle
Einkünfte zusammengerechnet, bestimmte sonstige Einkünfte wie Provisiön-
chen oder aus Gelegenheitsgeschäften, Vermietung beweglicher Sachen und
gelegentlichen Vermittlungen bleiben dabei aber von vornherein unberücksich-
tigt, sofern sie 256 € im Jahr nicht übersteigen. Die 256 € sind eine Freigrenze,
kein Freibetrag, d. h., wenn die Grenze überschritten wird, ist der gesamte Be-
trag steuerpflichtig. Hast Du z. B. als Arbeitnehmer geringe Vermietungsein-
künfte von 350 € und aus der einmaligen Vermittlung einer Versicherung Pro-
visionseinkünfte von 250 €,wird die Provision nicht berücksichtigt. Da musst
deswegen also weder eine Steuererklärung abgeben noch die Nebeneinkünfte
versteuern. Lagen Deine Proviosionseinkünfte dagegen bei 300 € – also über
der Grenze von 256 € – werden Sie voll mitgerechnet. Zusammen mit den Miet-
einkünften kommst Du nun auf Nebeneinkünfte von 650 € und musst eine Steu-
ererklärung einreichen, aufgrund derer Deine Nebeneinkünfte nachträglich
besteuert werden. Da der Gesamtbetrag Deiner Nebeneinkünfte aber unter
820 € liegt, wird ein Härteausgleich (E Rz 479) von 170 € abgezogen und Du
musst nur 480 € tatsächlich versteuern.
»Wenn das Finanzamt überhaupt von meinen Provisionen weiß!«, lachst Du.
Warum Dich in Gefahr begeben? Du hast doch gehört, dass es Dir unbenom-
men bleibt, einen anderen einen Teil des Betrags quittieren zu lassen. Natürlich
muss dieser andere das Vermittlungsgeschäft dazu auch abschließen. Ihn nur
die Quittung unterschreiben zu lassen und sonst alles selbst zu machen darf
natürlich nicht sein. Das wäre Steuerumgehung, und das willst Du ja nicht.
481 Du freust Dich mächtig über die Provision, die Dir die Lebensversicherung für 481
den Vertrag zahlt, den Du gerade vermittelt hast. Die 350 € kannst Du gut brau-
chen, Du musst ja schließlich noch Dein Häuschen abzahlen.
Selbst wenn Du von den 350 €
Deine Fahrtkosten – 50 €
abziehst, bleiben Dir noch 300 €
Denkst Du! Denn nun kommt das Finanzamt, schlägt diese 300 € als Nebenver-
dienst Deinem Einkommen zu und knöpft Dir so auf Umwegen zwischen 51
und 144 € ab.
»Was soll ich denn dagegen machen?«, fragst Du.
Ganz einfach. Denk doch einmal nach, wer Dir den Tipp mit Deinem Versiche-
rungskunden gegeben hat. Vielleicht der Papa oder die Freundin? Zeig Dich
großzügig und lass als Belohnung einen Fünfziger springen, schließlich hättest
Du ohne den Tipp das Geschäft nicht gemacht. Jetzt schau nicht so verwirrt aus
der Wäsche. Nun lautet die Rechnung nämlich:
Provision 350 €
./. Fahrtkosten – 50 €
./. Unterprovision – 50 €
Gewinn 250 €
Der Gewinn liegt jetzt nicht mehr über der Freigrenze, und damit sparst Du die
gesamte Steuer. Das nenne ich wundersame Geldvermehrung. 50 € ausgegeben
und dadurch zwischen 60 € und 166 € gespart!
482 Du hast Einkünfte aus der Vermietung eines Hauses und aus einem Dienst- 482
mS verhältnis. Oder Du bist Rentner und hast Mieteinkünfte. Alljährlich wirst
Du mit Deinem Gesamteinkommen zur Einkommensteuer veranlagt und zahlst
zusätzlich Steuern.
Nehmen wir an, Du hast im Jahr 2007 Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
bzw. aus einem früheren Dienstverhältnis in Höhe von 12 000 € Deine Ein-
künfte aus dem Haus deklarierst Du wie folgt dem Finanzamt:
Einnahmen aus Mieten 2 600 €
Ausgaben:
Grundsteuer 200 €
Abschreibung + 200 €
Reparaturen + 800 €
Versicherungen, Kaminfeger + 100 €
Hypothekenzinsen + 400 € + 1 700 €
Einkünfte aus Vermietung 900 € + 900 €
VIII. Sonderausgaben
1. Was sind Sonderausgaben?
Unter Sonderausgaben versteht man eine Reihe von Lebenshaltungskosten, die
zumeist aus sozial- oder steuerpolitischen Gründen einkommensmindernd zum
Abzug zugelassen sind. Das Gesetz unterscheidet zwischen Vorsorgeaufwen-
dungen und übrigen Sonderausgaben.
2. Vorsorgeaufwendungen
484 Von den Einkünften können zur Berechnung des Einkommens verschiedene 484
private Ausgaben abgezogen werden, insbesondere Sonderausgaben und außer-
gewöhnliche Belastungen.
485 In einem großen Rundumschlag hat der Fiskus mit dem Alterseinkünftegesetz 485
ab 2005 sowohl die Besteuerung von Renten und Pensionen als auch die steuer-
liche Abzugsfähigkeit von Vorsorgeaufwendungen auf völlig neue Füße gestellt.
Dadurch wirst Du langfristig Deine Aufwendungen für die Altersvorsorge in
erheblich größerem Umfang von der Steuer absetzen können als bisher. Im Ge-
genzug musst Du aber Deine späteren Alterseinkünfte in voller Höhe versteu-
ern, also nicht wie bisher von der Rente nur einen relativ geringen Anteil.
Das Prinzip, nach dem Du beim Ansparen Deiner Altersversorgung die Bei-
träge voll absetzen kannst und dafür in der Zahlungsphase alles voll versteuerst,
nennt die Ministerialbürokratie im schönen Fiskaldeutsch »nachgelagerte Be-
steuerung«.
Die Finanzakrobaten haben natürlich ganz schnell gerechnet und festgestellt,
wenn sie ab sofort alle Beiträge zur Altersvorsorge steuerlich abzugsfähig ma-
chen, kostet sie das ein Heidengeld. Die Steuermehreinnahmen durch die volle
Versteuerung der Renten und Pensionen fließen nämlich erst viel später, wenn
die Steuerzahler nach und nach in Rente gehen. Folglich hat man die endgültige
Umsetzung der nachgelagerten Besteuerung mit einer Übergangsregelung über
sage und schreibe 20 Jahre gestreckt. Für Dich bedeutet das: Du kannst jedes
Jahr nur ein kleines Häppchen mehr von Deinen Beiträgen zur Altersvorsorge
absetzen, und die neu hinzukommenden Rentner versteuern Jahr für Jahr ein
wenig mehr von ihrer Rente.
Die Folge, dass wieder alles viel komplizierter wird, haben unsere lieben Volks-
vertreter wie immer dem Bürger zugemutet. Ich würde zu gern einmal Mäus-
chen spielen, wenn einige der vermeintlichen Steuerexperten im Finanzaus-
schuss des Bundestags versuchen, die absetzbaren Sonderausgaben eines be-
stimmten Jahres zu berechnen. Wetten, dass keiner dieser hochbezahlten
Volksvertreter auch nur einen Hauch von dem versteht, was er da mit verbro-
chen hat?
486 a) Was sind Vorsorgeaufwendungen und welche sind steuerlich interessant? 486
Vorsorgeaufwendungen sind im Prinzip Beiträge zu Versicherungen, mit denen
Du für Deine Zukunft, das bedeutet für Alter, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Un-
fall, Pflegebedürftigkeit und Haftpflichtschäden, vorsorgst. Neben Zahlungen
an private Versicherungen gehören dazu vor allem Deine Beiträge zur gesetz-
lichen Sozialversicherung.
Unterschieden wird dabei letztlich zwischen folgenden Gruppen von Versiche-
rungen:
487 Aufwendungen für die Altersvorsorge (»Basisversorgung«), die auf lange Sicht 487
bis zu 20 000 €/40 000 € (Ledige/Verheiratete) abzugsfähig sind.
Dazu gehören Beiträge
● an die gesetzliche Rentenversicherung
● zur landwirtschaftlichen Alterskasse
● zur Künstlersozialkasse
● an berufsständische Versorgungswerke, z. B. Versorgungskassen der Ärzte-,
Notar-, Rechtsanwalts-, Steuerberaterkammern etc.
● in eine kapitalgedeckte Altersversorgung (sog. Rürup-Rente), die nach dem
31. 12. 2004 beginnt (keine Beitragszahlung vor dem 1. 1. 2005)
Zusätzlich werden, wenn Du Arbeitnehmer bist, Deinen eigenen Beiträgen der
steuerfreie Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung oder vergleichbare steu-
erfreie Zuschüsse Deines Brötchengebers zugeschlagen.
488 Sonstige Vorsorgeaufwendungen, die nur sehr eingeschränkt abzugsfähig sind. 488
Dazu rechnen die Beiträge
● zur gesetzlichen oder privaten Arbeitslosenversicherung
● zur gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung und Pflegeversiche-
rung
Einspruch einlegen
Längst sind Deine Kinder erwachsen und stehen selbst im Berufsleben. Trotz-
dem stehen sie Dir natürlich zur Seite und fahren Dich, seit Du selbst das Auto-
fahren aufgegeben hast, so manches Mal mit ihrem Pkw. Klar steckst Du ihnen
dafür immer wieder ein paar Scheinchen zu. Du hast es ja, und sie können es gut
gebrauchen. Steuerlich kannst Du das viel schlauer anstellen. Statt übers Jahr
gesehen ein paar Hunderter als »Spritgeld« rüberzuschieben, ist es viel ge-
schickter, wenn Du das Auto Deiner Kinder auf Dich anmeldest und die Versi-
cherungsbeiträge übernimmst. Für Deine Kinder spielt das in der Regel steuer-
lich keine Rolle. Die zahlen sich ja schon an der Sozialversicherung dumm und
dusslig, so dass die Autoversicherung sich bei der Steuer gar nicht mehr aus-
wirkt. Du kannst dagegen jeden Euro Autohaftpflicht als Sonderausgaben ab-
setzen, wenn Du als Rentner Deinen Höchstbetrag von 1 500 €/3 000 € (Allein-
stehende/Verheiratete) noch nicht ausgeschöpft hast. Und als Rentner stehst
Du oft vor dem Problem, dass Du gar nicht so viele sonstige Vorsorgeaufwen-
dungen hast, um den Höchstbetrag voll ausschöpfen zu können.
Genauso funktioniert das Spielchen, wenn Du z. B. Deinem Enkel ein Auto
sponserst. Du ziehst Dir die Haftpflicht an Land, indem das Gefährt auf Deinen
Namen angemeldet wird. Damit umgehst Du auch gleich den happigen Anfän-
gertarif in der Autoversicherung, denn Du erhältst den Prämienrabatt für Fah-
rer mit langjähriger Fahrpraxis und damit einen Prämiensatz von nur 125 %.
Dass nicht Du selbst, sondern Dein Enkel die Beulen in das Vehikel fährt, ist
dabei ohne Belang.
Wichtig in beiden Fällen ist nur, dass Fahrzeug und Versicherung auf Deinen
Namen laufen! Denn: Nach der BFH-Rechtsprechung ist zum Abzug von Ver-
sicherungsbeiträgen als Sonderausgaben grundsätzlich nur berechtigt, wer die
Beiträge als Versicherungsnehmer schuldet und entrichtet (BFH-Urt. v. 8. 3. 1995
– BStBl 1995 II S. 637). Als Nachweis hast Du neben dem Versicherungsschein
die Überweisung der Prämie von Deinem Konto. Zahlst Du aber Haftpflicht-
beiträge, die Dein Enkel oder Deine Kinder als Versicherungsnehmer schulden,
sind sie weder bei Dir noch bei Deinen Abkömmlingen absetzbar.
Das Wohnen im eigenen Haus ist ein schönes, aber teures Vergnügen. Und steu-
erlich ist nicht viel zu holen. Deshalb vergiss nicht, wenigstens die Gebäudehaft-
pflicht anzusetzen. Für Deine Eigentumswohnung soll Dir der Hausverwalter
den Jahresbetrag nennen, der auf Deine Wohnung entfällt. Dasselbe gilt natür-
lich auch dann, wenn Du Dein Häuschen oder Deine Wohnung nicht selbst
nutzt, sondern z. B. Deine Kinder oder andere Angehörige mietfrei darin woh-
nen lässt. Aber: Vermietest Du Dein Wohneigentum, fällt die Gebäudehaft-
pflicht unter die Werbungskosten.
eingeführt. Für 2006/2007: 1 575 €. Ist die Steuerersparnis aus dem Sonderausga-
benabzug höher als die Riester-Zulage, wird Dir der übersteigende Betrag über
Deine Einkommensteuererklärung erstattet.
493 Bei Ehegatten wird der Höchstbetrag für jeden getrennt ermittelt. So bekommt 493
z. B. ein Ehepaar, bei dem der Ehemann selbständig und die Ehefrau als sozial-
versicherungspflichtige Arbeitnehmerin tätig ist, einen Höchstbetrag von zu-
sammen (2 400 € + 1 500 € =) 3 900 €.
Ist nur ein Ehegatte erwerbstätig, verdoppelt sich in aller Regel sein Höchstbe-
trag. Ist also der erwerbstätige Ehegatte selbständig, liegt der gemeinsame
Höchstbetrag bei 4 800 €, während er bei einem als sozialversicherungspflichti-
ger Arbeitnehmer erwerbstätigen Ehegatten nur 3 000 € beträgt.
Einen Höchstbetrag von 3 000 € erhalten auch Ehepaare bei denen einer oder
beide Rentner sind.
494 Es ist doch kaum zu glauben. Nicht genug, dass sich unsere Staatsdiener für ihre 494
sicheren Arbeitsplätze meist noch fürstlich entlohnen lassen. So mir nichts, dir
nichts haben sie auch noch ein Sonderprivileg für ihre nicht arbeitenden Ehe-
partner eingeführt. Statt wie beim Rest der schwerarbeitenden Bevölkerung für
den das Haus hütenden Partner nur 1 500 € abzuziehen, dürfen sich die Beam-
tenehepartner über einen Höchstbetrag von 2 400 € freuen, also den Betrag, der
an sich für Selbständige gedacht war, die sämtliche Versicherungen und Kosten
für den Krankheitsfall aus der eigenen Tasche aufbringen müssen.
495 Übersicht über den Höchstbetrag für sonstige Vorsorgeaufwendungen bei Ehe- 495
gatten
497 Der Vorsorgehöchstbetrag bis 2004 setzt sich aus folgenden Einzelbeträgen zu- 497
sammen:
Alleinstehende Verheiratete
1. Vorwegabzug 3 068 € 6 136 €
2. Sonderhöchstbetrag für freiwillige Pflege-
versicherung bei nach dem 31. 12. 1957
Geborenen 184 € 368 €
3. Grundhöchstbetrag 1 334 € 2 668 €
Summe = Vollabzug 4 586 € 9 172 €
4. hälftiger Höchstbetrag 667 € 1 334 €
Gesamtsumme
= Vorsorgehöchstbetrag 5 253 € 10 506 €
498 Der Vorwegabzug steht Dir als Selbständigem ungekürzt zu. Er soll ausglei- 498
chen, dass Du nicht wie ein Arbeitnehmer steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse für
Deine Alters-, Krankheits- und Arbeitslosenvorsorge bekommst und deshalb
höhere eigene Beiträge leisten musst. Bei Arbeitnehmern, Beamten sowie Vor-
ständen mit Pensionsanspruch wird der Vorwegabzug um 16 % des Arbeitslohns
gekürzt. Ab einem Lohn von 19 175/38 350 € (Alleinstehende/Verheiratete) ent-
fällt der Vorwegabzug daher.
Auch Pensionäre erhalten den Vorwegabzug in der Regel in voller Höhe, da die
Kürzung nur mit 16 % des Arbeitslohns aus einer aktiven Tätigkeit vorgenom-
men wird und nicht von Pensionen (Versorgungsbezügen). Rentner, die neben-
bei als Arbeitnehmer schaffen, müssen ebenfalls keine Kürzung des Vorwegab-
zugs hinnehmen. Bei ihnen muss der Arbeitgeber nämlich keine Zukunftssiche-
rungsleistungen mehr erbringen. Der bei der Beschäftigung von Altersrentnern
ausnahmsweise zu zahlende Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zählt
hier nicht mit, da der Rentner daraus keine weiteren Rentenansprüche ableiten
kann.
Den Sonderhöchstbetrag für eine freiwillige Pflegeversicherung bekommst Du
nur, wenn Du nach dem 31. 12. 1957 geboren bist und Beiträge für eine zusätz-
liche freiwillige Pflegeversicherung zahlst. Dieser Sonderhöchstbetrag verdop-
pelt sich bei Verheirateten nur dann, wenn beide Ehegatten nach dem 31. 12. 1957
geboren sind.
Für alle darüber hinausgehenden Beiträge steht Dir der Grundhöchstbetrag zu.
499 Vollabzug bedeutet, dass sich Deine Versicherungsbeiträge steuerlich in voller 499
Höhe auswirken.
500 Wenn Du höhere Aufwendungen hast, wirken sie sich über den hälftigen 500
Höchstbetrag nur noch zu 50 % aus. Das bedeutet für Dich: Willst Du über den
Vollabzug hinaus auch den hälftigen Höchstbetrag ausschöpfen, benötigst Du
nicht nur 667 €/1 334 € (Alleinstehende/Verheiratete) an zusätzlichen Beiträ-
gen, sondern doppelt so viel, also 1 334 €/2 668 €.
501 Wenn Du Deine Firma z. B. aus Haftungsgründen lieber als GmbH betreibst 501
und daher als deren Geschäftsführer fungierst, bist Du aus steuerlicher Sicht
Angestellter Deiner eigenen Firma. Bei der Sozialversicherung dagegen behan-
delt man Dich wie einen Selbständigen, d. h., Du musst Deine Altersversorgung
komplett selbst finanzieren. Deshalb steht Dir für Deine Versicherungsbeiträge
ohne Wenn und Aber der volle Vorwegabzug von 3 068 €/6 136 € (Alleinste-
hende/Verheiratete) zu. Selbst wenn Du mit Deiner Firma eine spätere Alters-
versorgung in Form einer Pension vereinbart hast, bleibst Du von der Kürzung
des Vorwegabzugs verschont, wenn Du Alleingesellschafter bist.
Dasselbe gilt für den Fall, dass an der Gesellschaft mehrere Gesellschafter be-
teiligt sind und alle eine Pensionszusage haben, die im Vergleich zu den anderen
Gesellschaftern jeweils der Beteiligung an der Gesellschaft entspricht. Sind z. B.
zwei Gesellschafter jeweils zu 50 % beteiligt und haben gleich hohe Pensionszu-
sagen, bekommt jeder der beiden den ungekürzten Vorwegabzug. Hat dagegen
502 Während Du in der Vergangenheit einen Vertrag über eine als Basisversorgung 502
steuerbegünstigte Rürup-Rente nur bei einem Versicherungsunternehmen ab-
schließen konntest, sind seit 2006 auch renditestärkere Anlageverträge über
Banken oder Pensionsfonds möglich.
Außerdem hat der Fiskus in seinem verzweifelten Bemühen, die lahmende Idee
der Rürup-Rente aufzupeppen, einen besonderen Steuervorteil geschaffen. Ob-
wohl es Rürup-Verträge 2004 und früher noch gar nicht gab, werden die Beiträge
bei der Alternativberechnung durch einen gesonderten Höchstbetrag begünstigt.
Bei der Berechnung Deines Höchstbetrags für Vorsorgeaufwendungen wird zu-
nächst einmal der Höchstbetrag ohne Deine Beiträge zur Rürup-Rente berech-
net. Auf diesen Höchstbetrag bekommst Du 2007 dann noch 64 % Deiner Rürup-
Beiträge zusätzlich. Der Prozentsatz, mit dem die Rürup-Beiträge abgesetzt
werden, steigt künftig jedes Jahr um 2 %, beträgt also z. B. 2008 schon 66 %.
Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 6 690 €
Höchstbetrag 2 400 €
abzugsfähig von den 6 690 € somit max. 2 400 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 3 936 €
Da sich durch die Alternativberechnung ein höherer Betrag ergibt, kann unser
Jungunternehmer für 2007 den für ihn günstigeren Betrag von 6 755 € abzie-
hen.
Rentenversicherung
19,9 % von 50 000 € 50 % 4 975 €
gesetzliche Krankenversicherung
14 % 42 750 € (Bemessungsgrenze) 50 % 2 993 €
gesetzliche Pflegeversicherung (Kinderlose)
1,95 % 42 750 € (Bemessungsgrenze) 50 % 417 €
Arbeitslosenversicherung
4,2 % von 50 000 € 50 % 1 050 €
Altersvorsorgelebensversicherung
(Rentenzahlung nach dem 62. Geburtstag) 2 400 €
Unfallversicherung 200 €
Kapitallebensversicherung
(Vertragsabschluss 2001) 2 000 €
abzugsfähig 88 % von 2 000 € 1 760 €
Kfz- und Privathaftpflichtversicherung 600 €
Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähig 2007:
Altersvorsorgebeiträge
gesetzliche Rentenversicherung 4 975 €
steuerfreier Arbeitgeberanteil zur
Rentenversicherung + 4 975 €
Altersvorsorgelebensversicherung + 2 400 €
Beiträge insgesamt 12 350 €
Höchstbetrag Verheiratete: 40 000 €
./. Kürzung –– €
= gekürzter Höchstbetrag 40 000 €
64 % vom geringeren Betrag
= 64 % von 12 350 € = 7 904 €
./. Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung – 4 975 €
Höchstbetrag für Altersvorsorgeaufwendungen 2 929 €
Abzugsfähig sind damit nur magere 2 929 €
Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 7 020 €
Höchstbetrag 2 1 500 € 3 000 €
abzugsfähig von 7 020 € somit max. 3 000 € = + 3 000 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 5 929 €
Alternativberechnung (Höchstbetrag wie 2004)
Ausgaben für Versicherungen (ohne Rürup-
Renten-Versicherung) 11 995 €
Vorwegabzug für Verheiratete 6 136 €
./. Kürzung 16% von 50 000 € – 8 000 €
Verbleibender Vorwegabzug 0€ 0€ 0€
Restbetrag 11 959 €
In diesem Fall ergibt sich durch die Neuregelung für 2007 ein höherer Abzug.
Du kannst also für 2007 5 929 € abziehen.
Rürup-Rente 2 400 €
private Krankenversicherung 2 800 €
Pflegeversicherung 360 €
Unfallversicherung 200 €
Kapitallebensversicherung (Vertragsabschluss 2001) 2 000 €
abzugsfähig zu 88 % 1 760 €
Kfz- und Privathaftpflichtversicherung 600 €
Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 5 720 €
Höchstbetrag 1 500 € + 2 400 € 3 900 €
abzugsfähig von 5 720 € somit max. 3 900 € = +3 900 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 5 436 €
Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 4 760 €
Höchstbetrag 1 500 € + 2 400 € 3 900 €
abzugsfähig von 4 760 € somit max. 3 900 € = 3 900 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 3 900 €
In diesem Fall ergibt sich durch die Günstigerprüfung nach altem Recht ein
höherer Abzug. Du kannst also für 2007 4 760 € abziehen.
Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 4 760 €
Höchstbetrag 2 1 500 € 3 000 €
abzugsfähig von 4 760 € somit max. 3 000 € = 3 000 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 3 000 €
Restbetrag 0€
Grundhöchstbetrag für Verheiratete – 2 668 € > + 0€
Restbetrag 0€
davon 50% = 0€
max. 50% v. Grundhöchstbetrag 2 668 € 1 334 € > 0€
Zwischensumme 4 760 €
+ Rürup-Renten-Versicherung 64 % von 2 400 € 0€
Vorsorgehöchstbetrag 4 760 €
In diesem Fall ergibt sich durch die Günstigerprüfung nach altem Recht ein
höherer Abzug. Du kannst also für 2007 4 760 € abziehen.
509 Alle Beamten, Richter, Soldaten, Geistliche, Pensionäre, aber auch Vorstände 509
und Geschäftsführer mit Pensionsanspruch erhalten als Vorsorgepauschale nur
den Betrag von 11 % des Arbeitslohnes, max. aber 1 500 €. Bei Ehegatten wird
für jeden die Vorsorgepauschale berechnet, wenn beide Arbeitnehmer sind, und
dann zusammengerechnet. Ist nur einer der Ehegatten Arbeitnehmer, wird der
Höchstbetrag von 1 500 € auf 3 000 € verdoppelt.
Wie bei der Berechnung der Höchstbeträge wird eine Schlechterstellung gegen-
über der bisherigen Rechtslage dadurch vermieden, dass in den Jahren bis 2019
eine Alternativberechnung der Vorsorgepauschale nach dem Rechtsstand bis
2004 durchgeführt wird.
Teil 2:
(fiktive übrige Vorsorgeaufwendungen)
30 000 € 11% = 3 300 €, maximal 3 000 € (Ehegatten) 3 000 €
Vorsorgepauschale 3 836 €
512 Deckt Deine Unfall- oder Rechtsschutzversicherung sowohl berufliche als auch 512
private Risiken ab, teilst Du einfach die Beiträge in einen beruflichen und einen
privaten Anteil auf. Bei der Aufteilung Deiner Unfallversicherung setzt Du
ohne weiteres mindestens 50 % des Beitrags als Werbungskosten an. Wenn Du
Dich nicht mit der Halbierung zufriedengeben willst, kannst Du auch Dein Ver-
sicherungsunternehmen bitten, Dir mitzuteilen, welcher Anteil des Beitrags
nach seiner Kalkulation das berufliche Risiko abdeckt. Mit dieser Bescheini-
gung im Rücken teilst Du dann möglicherweise im Verhältnis 75 % : 25 % auf
(Quelle: BMF – Schreiben v. 17. 7. 2000 – BStBl I 2000 S. 1204).
513 Wesentlich engherziger ist der Fiskus bei der Aufteilung der Beiträge für Deine 513
Rechtsschutzversicherung. Hier wollen sie Dir partout keinen pauschalen Wer-
bungskostenabzug von 50 % zugestehen. Somit bleibt Dir der Weg zu Deinem
Versicherungsvertreter nicht erspart. Nur mit einer Bescheinigung Deiner Ver-
sicherung über den beruflichen Prämienanteil hast Du eine Chance auf teil-
weise Berücksichtigung Deiner Kosten (BMF-Schreiben v. 17. 7. 2000 – BStBl I
2000 S. 1204).
514 Wisse: Es gibt Lebensversicherungen, die nur im Todesfall Geld bringen. Sie 514
werden Risikoversicherungen genannt und sind nur rd. ein Zehntel so teuer wie
Kapitalversicherungen. Letztere (Lebensversicherungen mit Sparanteil) brin-
gen nicht nur im Todesfall Geld, sondern auch bei Ablauf der Versicherungs-
dauer. Denk daran: Auch die Sterbegeldversicherung ist eine Lebensversiche-
rung, ja sogar die Aussteuer- oder Ausbildungsversicherung für Deine Tochter,
die Du nach ihrer Geburt abgeschlossen hast und die genau mit ihrem 18. Ge-
burtstag fällig wird.
Bei Fälligkeit einer Lebensversicherung mit Sparanteil erhältst Du zusätzlich
zu der Versicherungssumme Überschüsse. Die Überschussanteile sind jedoch
bei den einzelnen Versicherungsgesellschaften unterschiedlich hoch, je nach-
dem, ob die Gesellschaft als AG auch noch Aktionäre zu bedienen hat oder als
Verein auf Gegenseitigkeit alles behalten kann.
516 Ein Abzug als Vorsorgeaufwendungen kommt nur noch für vor 2005 abge- 516
schlossene Versicherungen und nur noch sehr eingeschränkt im Rahmen der
Höchstbeträge für sonstige Versorgungsaufwendungen in Betracht für
● Risikoversicherungen,
● Rentenversicherungen ohne Kapitalwahlrecht,
● Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht gegen laufende Beitragsleistung
mit Sparanteil bei einer Vertragsdauer von mindestens zwölf Jahren (aber
max. 88 % der Beiträge) und
● Kapitalversicherungen gegen laufende Beitragsleistung mit Sparanteil bei
einer Vertragsdauer von mindestens zwölf Jahren (aber max. 88 % der Bei-
träge).
517 Wenn Du ganz clever bist, Du und Deine bessere Hälfte je eine eigene Lebens- 517
versicherung haben wollt und mal nicht den Gedanken an den Tod verdrängt,
dann ersparst Du ihr später die Erbschaftsteuer auf die Auszahlung der Lebens-
versicherung. Das geht ganz einfach: Du schließt mit ihrer Zustimmung eine
Versicherung auf ihr Leben ab, sie eine auf Deines. Ihr zahlt jeder die Prämien
Eurer Versicherung aus der eigenen Tasche.
In Deinem Todesfall bekommt Dein Ehepartner die Summe nicht als »Erwerb
von Todes wegen«, sondern eben als Versicherungsnehmer steuerfrei ausbe-
zahlt – und umgekehrt natürlich ebenso. Der Trick ist noch interessanter bei
Personen, die nicht verheiratet oder nahe verwandt sind, weil die Freibeträge
der Erbschaftsteuer niedriger und die Steuersätze höher sind.
Thomas Mann auf die Frage, was die Regierung in einem bestimmten
Fall tun werde: »Weiß ich, was das Dümmste ist?«
a) Unterhaltsleistungen
519 Dass Steuergesetze unverständlich sind, wissen wir schon lange. Dass die Un- 519
verständlichkeit jedoch Purzelbäume schlägt, erkennst Du an der Bestimmung,
die einem geschiedenen Ehegatten zumutet, vor dem anderen zu Kreuz zu krie-
chen, um einigermaßen gerecht besteuert zu werden. Natürlich sieht es jeder
Unterhaltsempfänger als unverschämt an, aus Gefälligkeit dem geschiedenen
Ehepartner dessen Steuer zu zahlen. Nur wenn er kein Einkommen hat und
daher den Unterhaltsbetrag nicht oder nur gering versteuern muss, kann man
erwarten, dass er den Wisch unterschreibt, mit dem er bestätigt, dass er den
520 Wenn Du dem Abzug der Unterhaltszahlungen bei Deinem Expartner zu- 520
stimmst, gilt die Zustimmung immer für den tatsächlich als Unterhalt gezahlten
Betrag, höchstens 13 805 €. Eine Beschränkung auf bestimmte Teilbeträge ist
nicht vorgesehen. Damit bestimmt also allein der Unterhalt zahlende Ehegatte
mit seinem Antrag auf Sonderausgabenabzug gleichzeitig, wie hoch die Ein-
künfte aus dem Unterhalt sind, die der Unterhaltsempfänger zu versteuern
hat.
Deine Zustimmung als Unterhaltsempfänger gilt damit auch dann, wenn sich
die Unterhaltsleistungen im Laufe der Zeit erhöhen. Da eine einmal erteilte
Zustimmung nur mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden kann, solltest
Du Dir den Ausgleich für eventuelle Nachteile aus der Versteuerung der Unter-
haltsleistungen von vornherein schriftlich zusichern lassen.
521 »Was, wenn ich mehr als 13 805 € Unterhalt bezahle?« Dein Pech! Alles, was 521
darüber hinausgeht, bringt Dir keine Steuervergünstigung. »Und da ist nichts zu
522 Für den Sonderausgabenabzug Deiner Unterhaltsleistungen ist es egal, ob Dein 522
Expartner von Dir jeden Monat Bares bekommt oder Sachleistungen. Über-
lässt Du ihm z. B. unentgeltlich eine Eigentumswohnung, kannst Du dafür die
unmittelbar durch die Nutzung entstehenden Kosten als Unterhaltsleistungen
absetzen. Was auf den ersten Blick ganz vernünftig aussieht, ist in Wirklichkeit
eine böse Fallgrube. Die Fiskalritter gestehen Dir als Unterhaltsaufwendungen
nämlich nur die von Dir getragenen Kosten für Heizung, Strom, Wasser, Abwas-
ser, Müllabfuhr und Grundsteuer zu. Den dicksten Batzen, wie Zinsen, Repara-
turen, Abschreibung und Versicherungen für die Wohnung, lassen sie mit einem
Federstrich unter den Tisch fallen. Begründung: »Keine Unterhaltsaufwen-
dungen lt. H 86 b EStH.«
Richtig hinterhältig wird die Geschichte aber erst dadurch, dass Du die Kosten
auch nicht als Werbungskosten im Rahmen von Vermietungseinkünften abset-
zen kannst. Hier setzen die Fiskalritter den Rotstift nämlich mit dem faden-
scheinigen Argument an, da die Wohnung nicht vermietet sei, habest Du keine
Einkunftserzielungsabsicht.
523 Mein Rat: Leg auf den monatlichen Unterhalt an Deinen Expartner von 750 € 523
noch 350 Eierchen freiwillig drauf. Natürlich nur, um mit ihm gleichzeitig einen
Mietvertrag für die Wohnung mit einer Warmmiete von 350 € abzuschließen. So
schlägst Du (ohne tatsächlich einen Cent mehr auszugeben) zwei Fliegen mit
einer Klappe:
1. Du treibst Deine als Sonderausgaben absetzbaren Unterhaltsleistungen ge-
schickt nach oben.
2. Du verschaffst Dir für die Steuer ein erstklassiges Vermietungsobjekt mit
Einkunftserzielungsabsicht, bei dem Du alle Kosten absetzen kannst.
524 Damit Du nicht nach der Scheidung Schwierigkeiten mit der Zustimmung zum 524
Abzug der Unterhaltszahlungen bekommst, dränge schon vor dem Familienge-
richt oder beim Unterhaltsprozess darauf, dass Dein Expartner im Urteil ver-
pflichtet wird, die Zustimmung zu erteilen. Die Finanzämter bestehen nämlich
darauf, dass der Ehegatte ausdrücklich in der Anlage U seine Zustimmung be-
stätigt. Und wenn er das verweigert, brauchen die Fiskalritter mit Billigung des
BFH nicht zu prüfen, ob die Weigerung rechtsmissbräuchlich ist (Urteil v.
25. 7. 1990 – BStBl 1990 II S. 1022). Wenn es hart auf hart geht, bleibt Dir nichts
anderes übrig, als Deinen Expartner vor den zivilen Kadi zu zerren und zur
Zustimmung verurteilen zu lassen.
Will Dein Expartner selbst dann die Anlage U nicht unterschreiben, reicht für
den Abzug der Unterhaltszahlungen bei Deiner Einkommensteuererklärung
ersatzweise das o. g. Zivilgerichtsurteil ( RZ 516) des BGH aus (so der BFH im
Urteil v. 25. 10. 1988 – BStBl 1989 II S. 192).
Selbst wenn Du mit einem solch hartnäckigen Fall von Undank gestraft bist,
brauchst Du mit der Abgabe Deiner Steuererklärung nicht zu warten. Setze
Deine Unterhaltskosten zunächst als außergewöhnliche Belastung bis zu 7 680 €
ab. Du kannst den höheren Abzug als Sonderausgaben jederzeit nachträglich
525 Auch wenn Du Dich mit Deinem Expartner zunächst darauf geeinigt hattest, 525
von den gezahlten 15 000 € nur einen kleinen Betrag von z. B. 5 000 € als Unter-
halt abzusetzen, ist die Tür zu einem höheren Abzug nicht endgültig geschlos-
sen. Eine nachträgliche Ausweitung des Sonderausgabenabzugs mit Zustim-
mung Deines Ex ist nämlich jederzeit möglich. Hast Du also mit viel Mühe den
Unterhaltsempfänger überzeugt, dass er dem vollen Sonderausgabenabzug bei
Dir zustimmt, beantrage eine entsprechende Änderung Deines Einkommen-
steuerbescheids. Auch wenn dieser längst bestandskräftig war, muss er nun zu
Deinen Gunsten korrigiert werden. Dein Antrag auf höheren Unterhaltsabzug
stellt nämlich zusammen mit der erweiterten Zustimmung des Ex ein rückwir-
kendes Ereignis i. S. des § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO 1977 dar, das zur Korrektur
des Steuerbescheids berechtigt (BFH v. 28. 6. 2006 – BStBl 2007 II S. 5).
Diese Änderung ist allerdings eine Einbahnstraße. Im selben Urteil hat der
BFH entschieden, dass Du einen einmal gestellten Antrag auf Sonderausgaben-
abzug nicht im Nachhinein einschränken kannst. Möchtest Du also statt der
13 805 €, die Du nun immer abgesetzt hast, nach Absprache mit dem Unter-
haltsempfänger nur noch 5 000 € absetzen, muss der entsprechende Antrag vor
Bestandskraft des Einkommensteuerbescheids gestellt werden, also bis spätes-
tens vier Wochen nach Zustellung.
528 Nehmen wir einmal an, Du möchtest dafür sorgen, dass es Deinen Eltern im 528
Alter an nichts fehlt. Schließlich haben sie jeden Cent in Deine Ausbildung ge-
steckt und Dir so den Weg in Deine jetzt so erfolgreiche Berufskarriere geeb-
net. Natürlich könntest du ihnen einfach jeden Monat 1 000 € überweisen, aber
davon rate ich Dir ab. Beim Fiskus würden Deine Zahlungen einfach in die
Kategorie Unterhaltszahlungen einsortiert und steuerlich verpuffen.
Viel besser ist es, wenn Du aus den Zahlungen Versorgungsleistungen machst,
die Du als Sonderausgaben zu 100 % geltend machen kannst und die Dir neben
der Freude, etwas für Deine Altvorderen zu tun, den Blick in Deinen Steuerbe-
scheid versüßen.
Was Du jetzt noch brauchst, ist eine Übertragung existenzsichernden Vermö-
gens Deiner Eltern an Dich. Wenn Deine Eltern ihr Geld früher lieber in schön-
geistige Dinge gesteckt haben statt in Immobilien oder Ähnliches, genügt es
nicht, dass sie Dir die wertvolle Briefmarken- oder Münzsammlung oder die
Goldbarren schenken. Denn bevor es an das Kassieren von Steuervergünsti-
gungen geht, musst Du die Münzsammlung oder die Gemälde etc. in Erträge
abwerfendes Vermögen umtauschen.
Dazu müsst Ihr einen astreinen Schenkungsvertrag machen, in den Ihr z. B. fol-
gende Klausel mit aufnehmt.
». . . übertragen wir folgendes Vermögen an unseren Sohn Klaus Meier
1. Sammlung wertvoller Silber- und Goldmünzen
2. Zwei alte Meistergemälde aus der Schule von Lukas Pinselquäler dem Äl-
teren
mit der Auflage, diese zu versilbern und aus dem Erlös ein Mietwohnhaus zu
errichten.
Im Gegenzug verpflichtet sich Klaus Meier, uns, seinen Eltern, bis zum Tod des
zuletzt Versterbenden einen monatlichen Betrag von 1 000 € zu zahlen.«
Wenn der Vertrag unter Dach und Fach ist, wirst du innerhalb von drei Jahren
das geschenkte Vermögen zu Geld machen und wie festgelegt in den Bau eines
Mehrfamilienwohnhauses investieren. Natürlich könntet Ihr stattdessen auch
die Beteiligung an einer Firma oder schlicht den Kauf von Aktien oder Wertpa-
pieren vereinbaren.
Damit hast Du im Ergebnis von Deinen Eltern Vermögen bekommen, aus des-
sen Erträgen Du die monatlichen Zahlungen finanzieren kannst. Und schon
kannst Du diese Zahlungen von der Steuer absetzen.
Dass Deine Eltern Deine Zuwendungen im Gegenzug als sonstige Einkünfte
versteuern müssen, fällt nicht weiter ins Gewicht, da sie angesichts ihrer kleinen
Rente unter dem Strich gar keine bis ganz wenig Steuern zahlen müssen, wäh-
rend Du als Spitzenverdiener von jedem Euro, den Du absetzt, eine Steuerer-
sparnis inkl. Kirchensteuer und Soli von bis zu 50 % einfährst.
529 Wenn Du schon stolzer Besitzer eines Eigenheimes bist, gibt es zum obigen 529
Trick eine einfache Alternative. Deine Eltern schenken Dir die Münzen, das
Bild oder schlicht und ergreifend Bares mit der Auflage, damit Deine Hypothek
zu tilgen. Und schon hast Du wegen der Zinsersparnis daraus ertragbringendes
Vermögen bekommen und setzt Deine im Gegenzug an die Eltern gezahlten
monatlichen Beträge als Sonderausgaben ab (BFH v. 1. 3. 2005 – BFH/NV 2005
S. 1419).
530 Damit Du Deine Versorgungsleistungen als Versorgungsrente mit dem Ertrags- 530
anteil oder in voller Höhe als dauernde Last absetzen kannst, muss das Vermö-
gen, das Du bekommst, so viel Erträge abwerfen, um damit die Versorgungsleis-
tungen zu finanzieren.
Zunächst einmal siehst Du am folgenden Beispiel, wie die Erträge aus dem an
Dich übertragenen Vermögen errechnet werden. Bei Betrieben und Miethäu-
sern hast Du es einfach. Die durchschnittlichen Erträge ergeben sich aus der
Steuererklärung des bisherigen Eigentümers. Bekommst Du dagegen eine
Wohnung oder ein Haus übertragen, in dem Du selbst wohnst, wirft das keine
Erträge ab. Dennoch wird die übliche Miete für solche Eigentumswohnungen
oder Häuser fiktiv angesetzt.
Den so ermittelten Erträgen werden die abgezogenen außerordentlichen Kos-
ten und die Abschreibungen hinzugerechnet.
Beispiel
Du bekommst von Deinem Vater ein vermietetes Einfamilienhaus (Wert
200 000 €) übertragen. Die Miete liegt bei monatlich 750 €. Neben Reparaturen
von 2 500 € und der Abschreibung von 3 000 € fallen Kosten in Höhe von ca.
1 000 € im Jahr an. Die durchschnittlichen Einkünfte betragen
9 000 € – 2 500 € – 3 000 € – 1 000 € 2 500 €
hinzugerechnet werden:
Reparaturkosten 2 500 €
Abschreibung 3 000 €
Durchschnittsertrag 8 000 €
531 Die besten Geschäfte sind immer die, bei denen man gleich zwei Fliegen mit 531
einer Klappe schlägt. Deine Eltern haben sich mit jahrelanger Arbeit ihr Häus-
chen zusammengespart und wollen natürlich verhindern, dass es irgendwann
einmal zwangsweise verhökert wird, um z. B. die Kosten für das Altersheim zu
decken. Bevor sie es so weit kommen lassen, werden sie das Haus rechtzeitig
auf Dich übertragen. Im Gegenzug erhalten sie die notarielle Zusage, dass sie
bei Dir bis zum Lebensende freie Wohnung und Verpflegung haben und zusätz-
lich ein monatliches Taschengeld von z. B. 400 € erhalten. Das Haus bewohnst
Du mit Deiner Familie und natürlich Deinen Eltern.
So, bis hierher hat Dich der ganze Spaß zunächst einmal Geld in Form von No-
targebühren, Gerichtskosten etc. gekostet. Die Waage schlägt also ganz schön
zur Sollseite aus, und es wird Zeit, dass wir etwas auf die Habenseite packen. Da
wäre zunächst einmal der Umstand, dass Dir nach spätestens zehn Jahren nie-
mand mehr das Häuschen wegnehmen kann, wenn wider Erwarten hohe Alten-
heim- oder Pflegeheimkosten für die Eltern anfallen sollten. Außerdem gehen
Deine Sach- und Geldzahlungen an die Eltern als Versorgungsleistungen durch,
die Du als Sonderausgaben von der Steuer absetzt. Denn schließlich hast Du ja
im Gegenzug eine Wohnimmobilie von Deinen Eltern bekommen. Dass Du
dort selbst wohnst, also keine Mieteinnahmen daraus erzielst, ist nicht weiter
schlimm. Du kannst argumentieren, Du habest die Leistungen an Deine Eltern
aus der eingesparten Miete finanziert, da Du ja als Eigenheimbesitzer keine
Wohnung mehr mieten musst.
Und so könnte Deine Rechnung 2007 für das Finanzamt aussehen. Sachbezugs-
wert Unterkunft
für 2 Personen: 196,50 € 2 12 Monate = 4 716,00 €
Sachbezugswert Verpflegung
für 2 Personen: 202,70 € 2 12 Monate = 4 864,80 €
Taschengeld 400,00 € 12 Monate = 4 800,00 €
Als Sonderausgaben abzugsfähige Versorgungsleistungen 14 380,80 €
532 Nun musst Du dem Finanzamt nur noch vorrechnen, dass Du für ein vergleich- 532
bares Haus im Monat mindestens 1 210 € Monatsmiete gezahlt hättest, im End-
effekt also 14 520 € eingespart hast, dann steht der Steuerersparnis auf die Ver-
sorgungsleistungen nichts mehr im Wege.
533 Musstest Du für das Grundstück außer den Versorgungsleistungen noch wei- 533
tere Mittel aufwenden, handelt es sich um einen teilentgeltlichen Erwerb. Der
wird rechnerisch in ein Teilgeschäft gegen Entgelt und ein Teilgeschäft ohne
Entgelt aufgeteilt. Bei der Entscheidung, ob Deine Zahlungen abzugsfähig sind,
werden Deine Versorgungsleistungen nun nur noch mit dem Teil des Durch-
schnittsertrags verglichen, der rechnerisch auf den unentgeltlich übertragenen
Teil des Vermögens entfällt.
Beispiel
Auf dem Grundstück Deines Vaters (Wert 200 000 €) lag noch eine Resthypo-
thek in Höhe von 50 000 €, die Du übernommen hast. Insoweit liegt zu 25 % ein
entgeltliches Geschäft und zu 75 % ein unentgeltliches vor. Deine Versorgungs-
leistungen werden nun nur mit 75 % des Durchschnittsertrags verglichen.
534 Ohne zusätzliches Vertragsbrimborium erkennt der Fiskus Dir bei Geldzah- 534
lungen nur Versorgungsrenten mit dem geringen Ertragsanteil an. Allerdings
kannst Du den 100 %-Abzug als dauernde Last auch hier durch die richtigen
Vertragsklauseln retten. Du hast folgende Möglichkeiten:
● Im Vertrag wird ausdrücklich der § 323 ZPO für anwendbar erklärt. Stattdes-
sen kann auch eine Regelung aufgenommen werden, nach der die Höhe der
für Versorgungsverträge
535 Nimm einfach folgenden Text auf: »Jeder der Beteiligten ist berechtigt, eine 535
Anpassung der Leistungen in entsprechender Anwendung des § 323 ZPO zu
verlangen, wenn infolge einer Änderung der wirtschaftlichen Verhältnisse der
standesgemäße Unterhalt der Übergeber oder der Erwerber nicht mehr ge-
währleistet ist.«
Für den Fall, dass Du und Deine Eltern Euch nicht mehr so einig seid, solltest
Du Dich vorsehen, damit Dir nicht z. B. im Pflegefall unbezahlbare Forderungen
ins Haus flattern. Sichere Dich also z. B. durch folgende Klausel ab: »Die jähr-
lichen Leistungen sind in jedem Fall beschränkt auf den Jahresbetrag der Rente,
der sich bei einer Verrentung des übertragenen Vermögens ergeben hätte. Eine
Anpassung der Leistungen für den Fall, dass der/die Übergeber pflegebedürftig
werden, wird ausdrücklich ausgeschlossen.«
Einen Pferdefuß haben die dauernden Lasten allerdings: Deine Eltern müssen
die Zahlungen in voller Höhe als sonstige Einkünfte, nach Abzug des Altersent-
lastungsbetrags, versteuern. Du musst also zunächst rechnen und vergleichen,
ob es günstiger ist, die ganze Sache als Kauf gegen wiederkehrende Bezüge
oder als Schenkung mit dauernder Last zu deichseln. Erinnere Dich: Bei einem
Kauf muss der Barwert Deiner Zuwendungen in etwa dem Wert des Grund-
stücks entsprechen, während er bei der Schenkung mit dauernder Last im Ide-
alfall etwas weniger als das Doppelte des Grundstückswerts betragen kann.
537 Haben Dir die Eltern ihr Häuschen übertragen oder den Betrieb oder Bauern- 537
hof, solltest Du Dich im Übertragungsvertrag verpflichten, nach ihrem Tod für
einen anständigen Grabstein zu sorgen. Da Du als gutes Kind diese Kosten so-
wieso getragen hättest, verhilft Dir dieser kleine Formulierungsschlenker dazu,
dass Du den Grabstein in voller Höhe als dauernde Last absetzen kannst (BFH
v. 15. 2. 2006 – X R 5/04).
Wenn Du Dich mit der Kirche nicht mehr identifizieren kannst, dann hilf z. B.
denen, die etwas für den Erhalt der Natur und unserer Erde tun. Zahle nach
Austritt – in der Kirchengemeinschaft kannst Du auch als nichtzahlendes Mit-
glied bleiben – die ersparte Kirchensteuer als steuermindernde Spende an Or-
ganisationen wie
● Greenpeace, Vorsetzen 53, 20459 Hamburg, Tel. 0 40/31 18 60,
● Robin Wood, Lahnstr. 65, 28199 Bremen, Tel. 04 21/50 04 05,
● World Wide Fund for Nature, Hedderichstr. 110, 60596 Frankfurt/M., Tel. 0
69/ 6 05 00 30,
● das örtliche Tierheim
● oder an den »Bund für Gesundheit e. V.«, Talstr. 36, 52525 Heinsberg, Tel. 0 24
52/2 26 78, der sich der Heilung von Krebs- und chronischen Kranken allein
mit Hilfe von Naturmitteln verschrieben hat (Spendenkonto: 44 39 05 503, PB
Köln, BLZ 370 100 50) – ( E Rz 606).
539 Die Kirchensteuer ist die einzige Steuer, von der Du Dich abmelden kannst. 539
Wenn Du austrittst, endet die Kirchensteuerpflicht in den Ländern
● Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rhein-
land-Pfalz, Saarland mit Ablauf des Monats Deines Austritts,
● Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpom-
mern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen mit Ablauf
des Monats nach dem Austrittsmonat.
Achte in Deinem Steuerbescheid darauf, dass Dein Finanzamt den richtigen
Endzeitpunkt berücksichtigt.
540 Rein technisch betrachtet ist die Kirchensteuer ein Zuschlag zur Einkommen- 540
steuer. Für jedes Kind werden zunächst der Kinderfreibetrag von 1 824 €/3 648 €
(Alleinstehende/Verheiratete) und der Betreuungsfreibetrag von 1 080 €/2 160 €
(Alleinstehende/Verheiratete) abgezogen und von der sich daraus ergebenden
Einkommensteuer je nach Region 8 oder 9 % berechnet.
Dies gilt auch dann, wenn Dir die Freibeträge oder das Kindergeld nur für einen
Teil des Jahres zustanden, z. B., weil Dein Nachwuchs die Berufsausbildung be-
endete oder das 18. Lebensjahr (Betreuungsfreibetrag) vollendete.
541 Aufgepasst: Wenn Du aus der Kirche ausgetreten bist und Dein Ehepartner 541
nicht, darf man Dir in der Lohnabrechnung keine Kirchensteuer abziehen. Das-
selbe gilt, wenn Du als Verheirateter zur Einkommensteuer veranlagt wirst
oder eine Ausgleichsveranlagung beantragst. Hat Dein Ehegatte keine Ein-
künfte, fällt somit keine Kirchensteuer an. Andernfalls ist die Kirchensteuer
nach dem Verhältnis der auf ihn entfallenden Einkommen- oder Lohnsteuer
festzusetzen. Oft vergisst der Bearbeiter im Finanzamt aber die entsprechende
Computereingabe, und dann werden Dir auch als Nichtmitglied Kirchensteuern
in Rechnung gestellt. Deshalb prüfe den Bescheid zumindest überschlägig auf
die richtige Festsetzung.
Beispiel für überschlägige Berechnung der Kirchensteuer, wenn beide Eheleute
Einkünfte haben:
Ehemann Ehefrau
Konfession – ev.
Einkommen 20 000 € 10 000 €
Gemeinsame Einkommensteuer 3 706 €
Anteilige Einkommensteuer 2 470 € 1 236 €
Kirchensteuer 9% 0€ 111 €
Einen ganz neuen Dreh haben sich die Fiskalritter einfallen lassen, wenn Du in
einem Jahr mehr Kirchensteuer erstattet bekommen hast, als Du zahlen muss-
test. Vorkommen kann das vor allem, wenn Du einen Verlust in ein altes Jahr
zurücktragen kannst und dadurch bereits gezahlte Steuern zurückbekommst. In
einem solchen Fall zieht Dir das Finanzamt den Überhang an Kirchensteuerer-
stattung von der Kirchensteuer im Jahr der ursprünglichen Zahlung ab und än-
dert den alten Steuerbescheid zu Deinen Ungunsten.
● Kindergeldantrag,
● Erbschaftsteuerangelegenheiten,
● Grundsteuer und Grunderwerbsteuer für nicht vermietete Immobilien,
● Kfz-Steuer für private Fahrzeuge.
543 Lass Dich von deinem Finanzamt nicht ins Boxhorn jagen, wenn sie Dir den 543
Abzug der Kosten für dieses Buch nicht anerkennen wollen. Zu über 50 % dreht
es sich bei meinen Tipps und Tricks doch um die Frage, wie Du möglichst wenig
Einkünfte produzierst, also steuerrelevante Einnahmen verhinderst und ab-
setzbare Ausgaben vollständig geltend machst.
Also wirst Du munter mindestens die Hälfte des Kaufpreises weiterhin z. B. bei
den Werbungskosten aus deiner Arbeitnehmertätigkeit oder in der Anlage V
bei Deinen Vermietungseinkünften unterbringen. Der BFH sagt nämlich im
Urteil vom 23. 9. 1989 – BStBl II S. 865 klipp und klar, dass Steuerfachliteratur
dem Grunde nach steuerlich absetzbar ist.
545 Du solltest trotz des vergleichbar hohen Betrages von 4 000 € absetzbaren Aus- 545
bildungskosten immer erst versuchen, Deine Kosten als Werbungskosten durch-
zubringen.
Beste Karten dafür hast Du, wenn Deine Ausbildung im Rahmen eines sog.
Ausbildungsdienstverhältnisses abläuft, Du also schon in der Ausbildung Lohn
oder Gehalt beziehst.
Bei Studienkosten setzt der Werbunskostenabzug voraus, dass Du bereits auf
ein abgeschlossenes Studium verweisen kannst. Mit den steuerlichen Beschrän-
kungen können Dir die Ritter von Fiskalia nämlich nur für Dein Erststudium
kommen. Ein Zweitstudium geht dagegen problemlos als Werbungskosten
durch, wenn Du auf die besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die Aufstieg-
schancen etc. hinweist. Also ran an die Steuertöpfe, wenn Du ein Studium der
546 Mit Deinen Kosten für Fachbücher, Fotokopien, Schreibblocks, Stiften etc. 546
kannst Du natürlich noch keinen allzu großen Blumentopf gewinnen. Bei
4 000 € Höchstbetrag lohnen sich vor allem dicke Brocken, als da wären:
● Fahrtkosten zur Ausbildungsstelle, Uni etc. Für jeden Tag, den Du zur Uni
fährst, setzt Du die Entfernungspauschale mit 0,30 € je Entfernungskilometer
ab. Denk dabei an die Kappung der ersten 20 Kilometer. Wirst Du außerhalb
der Uni tätig, z. B. bei einem Praktikum, gibt es 0,30 € für den tatsächlich ge-
fahrenen Kilometer.
● Den für Ausbildungszwecke gekauften Computer setzt Du über drei Jahre
mit je 1/3 des Kaufpreises an.
● Dein Arbeitszimmer kannst Du seit 2007 zwar nicht mehr absetzen, die Ein-
richtung, wie Stuhl, Regale und Schreibtisch hingegen sehr wohl.
● Nun, wie sieht es denn mit Telefon und Internet aus? Natürlich brauchst Du
den Internetanschluss und Dein Telefon auch für die Uni oder Deine sonstige
Ausbildung, also wirst Du z. B. 80 % Deiner Kosten in der Aufstellung unter-
bringen. (Aufgepasst: Auf unter 20 % der Kosten lässt Du Dich auf keinen
Fall herunterhandeln. Berufe Dich auf die analoge Anwendung der Vereinfa-
chungsregelung bei Werbungskosten in R 33 Abs. 5 LStR)
● Dann wären da noch die Lerngemeinschaften und die Meetings zur Klausur-
vorbereitung mit Kollegen und Kommilitonen, für die Du 0,30 € je tatsächlich
gefahrenen Kilometer absetzt.
● Wenn Du am Ausbildungsort ein Zimmer für unter der Woche gemietet hast,
weil der tägliche Weg in Deine Wohnung zu weit ist, kannst Du die Kosten für
doppelte Haushaltsführung, vor allem die Miete für das Zimmer und pauschal
eine Familienheimfahrt pro Woche, absetzen. Hast Du noch keine eigene
Wohnung gehabt, bleibt Dir für die Heimfahrt zumindest die Entfernungs-
pauschale für »Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz«.
● Vergiss nicht die ganzen Gebühren, den gebraucht gekauften Taschenrechner
und, und, und . . .
Wie Du siehst, läppert sich ganz schnell ein schönes Sümmchen zusammen,
wenn Du etwas kreativ bist.
547 Gute Karten hast Du, wenn Du schon einen anderen Beruf hattest und um- 547
schulst, um wieder Geld zu verdienen (BFH v. 4. 12. 2002 – BStBl 2003 II
S. 403).
548 Der BFH sagt aber, dass Ausbildungskosten nur dann vorliegen, wenn sie dazu 548
dienen, einem Erwerb nachgehen zu können. Die Ausbildung für ein Hobby
sollst Du nicht absetzen können. Bist Du z. B. Apotheker und interessierst Dich
fürs Fotografieren, kannst Du Aufwendungen für Fotobücher oder einen Foto-
kurs nicht als Berufsausbildungskosten ansetzen. Das Gericht sagte: Fotograf zu
sein ist mehr Hobby als Beruf.
549 Merke: Aufwendungen für die Doktorprüfung (Promotion) gehören ebenfalls 549
zu den voll abziehbaren Werbungskosten (BFH v. 4. 11. 2003 – BStBl 2004 II
S. 891).
Mach also Deine Ausgaben für z. B. Bücher, Reisen, Druck der Dissertation und
wenn auch nicht mehr das Arbeitszimmer, so doch für die dort stehenden Büro-
möbel und Arbeitsmittel wie Computer, Drucker, Schreibtischunterlage und
-lampe geltend.
550 Wie die Doktorprüfung sieht der BFH die Professorenprüfung (Habilitation). 550
Sie ist nach seiner Ansicht beruflich veranlasst, weil sie in einer konkreten Be-
ziehung zu einem bereits ausgeübten Beruf steht. Also sind die Aufwendungen
dafür Werbungskosten.
551 Etwas übrtrieben hat es ein Steuerzahler, der seinen Doktortitel an der Uni 551
einer Bananenrepublick gegen Zahlung eines größeren fünfstelligen Betrags
gekauft hat. Trotz schöner Bescheinigungen des Arbeitgebers, dass der Doktor-
titel erwartet werde und für die weitere Karriere förderlich sei, haben sich
weder Fiskus noch Gerichte erweichen lassen. Wer es sich mit dem Erwerb des
Doktors so einfach macht, streichelt in erster Linie das eigene Ego und verfolgt
nicht vorrangig berufliche Ziele (BFH v. 8. 6. 2004 – BFH/NV 2004 S. 1406).
552 Einen Sprachkurs kannst Du problemlos als Ausbildungskosten absetzen, wenn 552
Du Dolmetscher oder Auslandskorrespondent werden willst. Deklariere Dei-
nen Auslandsaufenthalt einfach als »Auslandspraktikum als Fremdsprachen-
korrespondentin«. Den Segen des BFH, dass ein Auslandspraktikum Teil der
Ausbildung ist, hast Du (BFH v. 14. 1. 2000 – BStBl 2000 II S. 199).
Das geht auch, wenn Du vorhast, später einmal im Ausland zu arbeiten, weil Du
Dir davon ein besseres berufliches Fortkommen versprichst. Dann sind solche
Sprachkurse sogar in voller Höhe als Werbungskosten abziehbar. Dazu reicht
eine entsprechende Bescheinigung Deiner Firma aus (BFH-Urt. v. 27. 11. 1978
– BStBl 1979 II S. 213).
Wie Du Sprachkurse als Werbungskosten absetzt vgl. E Rz 310 und E Rz 321.
553 Spenden können nicht nur Geldleistungen, sondern auch Sachleistungen sein. 553
Bei Sachleistungen muss ihre Höhe aus der Spendenbescheinigung hervorge-
hen. Auch der Verbrauch von Gütern für begünstigte Zwecke, z. B. von Benzin,
Öl usw. zur Beförderung gehbehinderter Personen im Auftrag einer gemeinnüt-
zigen Gesellschaft, ist eine Spende, wenn diese Gesellschaft Spendenquittungen
ausstellen darf. Deine eigene unbezahlte Arbeitsleistung kannst Du allerdings
nicht als Spende absetzen (BFH-Urteil v. 24. 9. 1985 – BStBl 1986 II S. 727).
554 Das Finanzamt verlangt von Dir als Beleg eine Spendenbescheinigung, eine 554
normale Quittung genügt meistens nicht.
Wenn der Empfänger der Spende keine Körperschaft des öffentlichen Rechts
ist, z. B. eine Kirche oder Universität, muss aus der Spendenbescheinigung
neben der Höhe der Spende auch hervorgehen, dass der Empfänger zu den
begünstigten Körperschaften gehört. Dazu genügt die Angabe des Steuerfrei-
stellungsbescheids. Bei einigen Spenden, z. B. auf ein Sonderkonto im Katastro-
phenfall, das ein Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege eingerichtet hat,
genügt der Zahlungsbeleg der Post (§ 50 Abs. 2 EStDV).
555 Der Abzug von Spenden ist ab 2007 auf einen einheitlichen Höchtstbetrag von 555
20 % des Gesamtbetrags der Einkünfte begrenzt. Eine Unterscheidung bei der
Höhe des Spendenabzugs zwischen wissenschaftlichen, mildtätigen, besonders
förderungswürdigen kulturellen und anderen Zecken wird nicht mehr ge-
macht.
Alternativ kannst Du Spenden bis zu zwei Promille der gesamten Umsätze und
Löhne und Gehälter absetzen, die Du in Deinem Unternehmen aufwendest.
556 Außerdem kannst Du zusätzlich zu den 20 % vom Gesamtbetrag der Einkünfte 556
von Deinen Zahlungen in den Vermögensstock einer öffentlich rechtlichen
oder gemeinnützigen Stiftung in den ersten zehn Jahren noch einmal insgesamt
bis zu 1 Mio. € als Spende absetzen.
557 Zeigst Du Dich bei Spenden besonders großzügig und überschreiten Deine Zu- 557
wendungen die Spendenhöchstgrenzen (20 % Deiner Einkünfte oder 0,2 % der
Summe aus Umsätzen, Löhnen und Gehältern), kannst Du die übersteigenden
Beträge ähnlich wie beim Verlustabzug nach § 10 d EStG in den nächsten Jah-
ren absetzen.
Der verbleibende Spendenabzug, den Du in die folgenden Jahre vortragen
kannst, wird in einem gesonderten Verfahren förmlich festgestellt. Die Feststel-
lung wird dann regelmäßig mit dem Einkommensteuerbescheid verbunden und
Dir bekanntgegeben (§§ 10 b Abs 1 und 10 d Abs. 4 EStG).
558 Da unsere Abgeordneten und Politiker die öffentlichen Kassen bekanntlich als 558
Selbstbedienungsladen ansehen, gilt für Parteispenden und Mitgliedsbeiträge
eine ganz besonders großzügige Steuerabzugsregelung. Die ist natürlich nicht
dazu da, dass Du viel Steuern sparst, sondern in erster Linie dafür, dass viele
Milliönchen in die Parteikassen fließen. Schließlich kostet dieser ganze unnütze
Parteienwasserkopf jedes Jahr horrende Summen.
Zwei Wege zum Absetzen von Parteispenden und Beiträgen gibt es:
1. Für die ersten 1 650 €/3 300 € (Ledige/Verheiratete) gibt es einen Steuerab-
zugsbetrag von 50 %, höchstens 850 €/1 650 €. Dieser Betrag wird direkt von
Deiner Steuerschuld abgezogen (§ 34 g EStG).
2. Den Rest der Spenden oder Beiträge kannst Du unabhängig von der Höhe
Deines Einkommens jährlich nur noch bis zu weiteren 1 650 € oder 3 300 €
(Ledige/Verheiratete) als Sonderausgaben absetzen. Soweit Spenden – das
gilt auch für Mitgliedsbeiträge – an politische Parteien und Wählervereini-
gungen, die Kandidaten aufstellen, nach § 34 g EStG begünstigt sind, entfällt
ein Spendenabzug nach § 10 b EStG.
lichen Sportverein 3 000 € und zahlte Mitgliedsbeiträge und Spenden von 7 000 €
an eine politische Partei.
a) Spenden (ohne politische Parteien):
Spenden für Krebsforschung 8 000 €
Spenden an Sportverein 3 000 €
Spenden insgesamt 11 000 €
Spendenhöchstbetrag 20 % von 50 000 € = – 10 000 € >10 000 €
Rest Vortrag nach 2008 1 000 €
Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Wer nicht arbeitet, macht keine Fehler.
Wer keine Fehler macht, wird befördert.
(Antwort auf Prüfungsfrage an Beamtenanwärter)
561 Der Vorteil für Dich: Jeder gemeinnützige Verein oder jede gemeinnützige Kör- 561
perschaft kann Dir eine Spendenquittung ausstellen. Daneben ist es zwar wei-
terhin möglich, dass Du Spenden über eine inländische juristische Person des
öffentlichen Rechts, z. B. den Landessportverband, oder eine inländische öffent-
liche Dienststelle, z. B. das Stadtsportamt, zahlst. Dieser umständliche Umweg
ist allerdings nicht mehr zwingend vorgeschrieben, und man kann Dir den
Spendenabzug bei Unterlassung dieser überflüssigen Formalie nicht mehr strei-
tig machen.
562 Du kannst Deine Mitgliedsbeiträge leider nicht in allen Fällen wie Spenden 562
absetzen. Sie sollen nämlich nur dann als Spenden durchgehen, wenn sie an
Institutionen gezahlt werden, die nicht überwiegend Leistungen gegenüber
ihren Mitgliedern erbringen oder in erster Linie der eigenen Freizeitgestaltung
dienen. Aus diesem Grund gibt es gemeinnützige Zwecke erster Klasse (mit
Mitgliedsbeitragsabzug) und zweiter Klasse (ohne Spendenabzug für Mitglieds-
beiträge). Übrigens: Dieselbe unselige Unterscheidung gilt auch für von Dir
gezahlte Umlagen und Aufnahmegebühren.
Mitgliedsbeiträge an Institutionen, die folgende Zwecke fördern, sind daher
ausdrücklich vom Spendenabzug ausgeschlossen:
● Sport,
● kulturelle Zwecke, die vorrangig der Freizeitgestaltung dienen (Gesangs-
oder Musikvereine, Tanzgruppen, Laientheater und -chöre etc.),
● Heimatpflege/-kunde, Tier-/Pflanzenzucht, Kleingärtnerei, traditionelles
Brauchtum (z. B. Schützen- und Trachtenvereine, Karnevals- bzw. Faschings-
vereine), Soldaten- und Reservistenbetreuung, Amateurfunk, Modellbau/-
flug und Hundesport.
Mitgliedsbeiträge können demnach wie Spenden abgezogen werden, wenn der
Verein z. B. folgende Zwecke verfolgt:
● Bildung, Erziehung,
● Naturschutz,
● Landschaftspflege,
● Umweltschutz,
● Entwicklungshilfe,
● Jugendhilfe,
● Brandschutz etc.
Deshalb ist es wichtig, bei der Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Vereins
darauf zu achten, dass die richtigen Vereinszwecke zugrunde gelegt werden.
Förderung der Jugendpflege ist z. B. wesentlich günstiger als Förderung des
Sports auf dem Gebiet des Jugendfußballs.
Ich empfehle Dir, im Verein dafür zu sorgen, dass die Mitgliedsbeiträge mög-
lichst gering sind. Besser ist es, statt 250 € Mitgliedsbeitrag und 30 € Spende im
Jahr nur 30 € Mitgliedsbeitrag und dafür 250 € Spende zu zahlen. Für den Ver-
ein kommt das finanziell und steuerlich auf dasselbe heraus, aber Du bist mit
der deutlich höheren Spende der große Sieger beim Finanzamt.
565 Sicher gibt es bei Dir am Ort jede Menge Handwerksbetriebe, kleine Firmen, 565
Banken, Sparkassen etc. Mach ihnen schmackhaft, dass sie Deinen Verein kräf-
tig mit Geld, Kleidung, Maschinen, vielleicht sogar einem neuen Transporter
oder einem Anbau an Euer Vereinsheim unterstützen. Wichtig: Die edlen Gön-
ner treten nicht als Spender, sondern als Sponsoren auf. Das setzt nur voraus,
dass sie und Dein Verein deutlich darauf hinweisen, wer wen fördert (in Pro-
spekten, Anzeigen, bei der Durchsage im Stadion etc.). Dann können die Fir-
men ihre Zuwendung voll als Betriebsausgabe absetzen, und weder sie noch
Euer Verein braucht sich mit den kleinkarierten Spendenformalitäten herum-
zuschlagen. Schaut der Finanzritter daraufhin ungläubig, verweist ihn die edle
Firma auf das BMF-Schreiben vom 18. 2. 1998 – BStBl I S. 212, in dem diese
Möglichkeit haarklein bestätigt wird.
566 Eine Spende kann auch vorliegen, wenn Du im Interesse Deines Vereins Kosten 566
getragen hast und auf deren Erstattung verzichtest. Aber: Dein Verzicht gilt nur
dann als Spende, wenn Du einen offiziellen Erstattungsanspruch gegen Deinen
Verein gehabt hättest. Also rede mit den führenden Leuten in Deinem Verein.
Die können einem so verdienten, sich für den Verein aufopfernden Mitglied wie
Dir ruhig entgegenkommen und Dir zumindest die Fahrtkosten ersetzen, wenn
Du schon Deine ganze Freizeit opferst. Selbstverständlich willst Du daran nicht
verdienen und spendest das so erhaltene Geld dem Verein. So erhältst Du eine
schöne Spendenquittung für das Finanzamt. Und den Verein kostet das keinen
Cent, weil die Fahrtkostenerstattung als Spende zurückkommt.
567 Suche Kleidung und Schuhe zusammen, die Du ohnehin nicht mehr tragen 567
willst – vielleicht haben Deine Bekannten auch noch solche Stücke im Schrank
– und verschenke sie! Wie das zu einer Steuerermäßigung führt? Ganz einfach:
Du musst Dir nur den richtigen Empfänger aussuchen. Nicht also irgendwann
einmal bei einer Straßensammlung abgeben, sondern einer gemeinnützigen Or-
ganisation geben, die berechtigt ist, eine Spendenquittung über Deine mildtä-
tige Gabe auszustellen (etwa Caritas, Rotes Kreuz, Innere Mission, Arbeiter-
wohlfahrt, Hilfswerk Misereor). Der Bundesfinanzhof hat in seinem Urteil vom
23. 5. 1989 (BStBl 1989 II S. 879) festgestellt, dass auch Sachwerte (wie z. B. ge-
brauchte Kleidungsstücke) als Spenden abzugsfähig sind. Denn sie haben einen
Marktwert, wie die zahlreichen Secondhand-Shops zeigen. Allerdings hat der
BFH dem Steuerzahler die Beweislast über den Wert der Kleidungsstücke auf-
erlegt. Also musst Du dafür sorgen, dass auf der Spendenbescheinigung nicht
nur der Marktwert der Sachspende angegeben ist, sondern auch die für die
Schätzung des Marktwerts maßgebenden Faktoren wie Neupreis, Zeitraum zwi-
schen Anschaffung und Weggabe und Erhaltungszustand. Behörden brauchen
dazu was Schriftliches.
Wie mir treue Leser berichtet haben, gibt es tatsächlich Organisationen, die
keine Spendenquittung ausstellen wollen. Sie berufen sich auf das vorgenannte
Urteil und behaupten, sie könnten keine konkreten Wertangaben zu den ge-
spendeten Sachen machen. In diesem Fall hilfst Du ihnen mit einer detaillierten
Aufstellung auf die Sprünge, z. B.:
Wenn sich die gemeinnützige Organisation trotzdem ziert, verkaufe die noch
guten Sachen doch einfach an einen Secondhand-Shop und spende Deinen
Erlös.
568 Manche Ärzte oder Selbständige glauben besonders clever zu sein, wenn 568
mS sie ältere medizinische oder andere noch brauchbare Gerätschaften aus
humanitären Gründen einer Hilfsorganisation für die Dritte Welt überlassen,
weil sie dafür eine abzugsfähige Spendenquittung bekommen. Und dann freut
es sie besonders, wenn in dieser Quittung ein höherer Wert angegeben ist, als
die Spende tatsächlich besitzt . . . Und wundern sich nicht nur, sondern ärgern
sich später schwarz, wenn der Finanzamtssachbearbeiter zwar den Abzug zu-
lässt, aber zugleich eine Nachzahlung für die Sachspende verlangt. Wie das?
Nun, befand sich das Gerät im Betriebsvermögen, ist der Spendenwert gleich-
zeitig der Entnahmewert. Liegt der aber über dem Buchwert, entsteht ein Ge-
winn. Dem entgehst Du, indem Du das Gerät unmittelbar nach der Entnahme
spendest, denn dann kann als Entnahmewert der Buchwert angesetzt werden.
Der ist dann allerdings auch für die Bewertung der Spende maßgebend (§ 6
Abs. 1 Nr. 4 S. 4 EStG).
569 Obwohl die Finanzämter nicht kleinkariert prüfen und auch bei Spenden den 569
Aufwand der Prüfung mit dem steuerlichen Effekt vergleichen sollen, lassen sie
sich immer neue Kniffe einfallen, wie sie Dich um den wohlverdienten Spen-
denabzug bringen können. Hier der neueste Dreh: Sie behaupten in schönstem
Amtsdeutsch: »Der Spendenabzug setzt voraus, dass vermutet werden kann,
dass der Spender über eine ordnungsgemäße Spendenquittung verfügt. Spen-
den, für die üblicherweise solche Spendenquittungen nicht ausgestellt werden
(z. B. Straßensammlungen, Klingelbeutelspenden usw.), können daher nicht
zum Abzug zugelassen werden.« Vermeide daher, dass solche Spenden in Dei-
ner Einzelaufstellung für das Finanzamt auftauchen. Natürlich darfst Du nicht
schwindeln und statt »20 € Klingelbeutel« einfach »20 € Welthungerhilfe«
schreiben. Statt zu Ostern oder Weihnachten anonym einen Zwanziger in den
Klingelbeutel zu stecken, gehst Du also direkt zum Pfarrer und drückst ihm den
Schein für die Renovierung der Kirche oder für seelsorgerische Aktivitäten in
die Hand. Für solche Spenden kann Dir die Kirchengemeinde üblicherweise
571 Zum Schulgeld gehören nicht die Kosten für Unterbringung, Verpflegung und 571
Betreuung (§ 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG). Die Schulgeldzahlungen kannst Du Dir
auch schon während des Jahres als Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eintra-
gen lassen.
574 Soweit Dir von dritter Seite die Kosten ersetzt werden, bist Du nicht belas- 574
mS tet und kannst auch nichts geltend machen.
575 Dummerweise ist eine außergewöhnliche Belastung nur das, was das Finanzamt 575
als eine solche ansieht, und nicht das, was Du für eine hältst, etwa die hohen An-
schaffungskosten für Deine neuen Möbel oder die Raten für den Farbfernseher.
»Warum stellen solche Ausgaben eigentlich keine Belastungen dar?«, willst Du
wissen.
Nun, das Finanzamt sagt sich, dass Du ja einen Gegenwert erhalten hast, indem
Du Deine Schulden loswirst oder Dir ein schönes Heim schaffst. Und außerdem
ist die Anschaffung neuer Möbel oder eines neuen Fernsehers meist freiwillig,
also nicht zwangsläufig.
Der Fiskus geht sogar noch weiter und nimmt immer einen Gegenwert an, wenn
der angeschaffte Gegenstand eine gewisse Marktgängigkeit hat und nicht nur
vom Steuerzahler selbst, sondern auch von anderen genutzt werden kann. Des-
halb liegt nach Meinung des Fiskus ein – den Abzug als außergewöhnliche Be-
lastung ausschließender – Gegenwert z. B. auch dann vor, wenn der Steuerzah-
ler ein Badezimmer behindertengerecht umbaut (BFH v. 2. 6. 2005 – BFH/NV
2006 S. 36) oder einen Aufzug an sein Haus anbaut, weil er sonst mit seinem
Rollstuhl nicht in die oberen Etagen seines Hauses kommt (BFH v. 25. 1. 2007
– III R 7/06). Bleibt zu hoffen, dass nicht irgenwann einmal ein neunmalkluger
Fiskalvertreter auf die Idee kommt, dass der Rollstuhl oder die Gehhilfen ja
auch von jemand anderem genutzt werden könnten, und auch noch diese Kos-
ten als außergewöhnliche Belastungen streicht.
576 Ungeachtet von Erstattungen und Gegenwert, mutet man Dir ein Teil der Be- 576
lastung, z. B. durch Krankheitskosten, auch ohne Steuerermäßigung zu. Zu
dieem Zweck wird Dir immer eine Art steuerlicher Eigenanteil, genannt zumut-
bare Belastung, von Deinen Aufwendungen abgezogen.
Die Höhe der zumutbaren Belastung ist davon abhängig, wie hoch Deine Ein-
künfte sind, ob Du verheiratet bist und wie viele Kinder Du hast. Mehr dazu
findest Du unter E Rz 580.
577 Um diesen ganzen Problemen und Abzügen zu entgehen, versuche zunächt 577
immer die gesamten Kosten abzusetzen, indem Du prüfst, ob Du Deine Auf-
wendungen nicht vielleicht als Werbungskosten, Betriebsausgaben oder Son-
derausgaben durchbekommst. Das bringt Dir eine größere Steuerersparnis,
weil keine zumutbare Belastung abgezogen wird und sie sich deshalb in voller
Höhe auswirken.
Hast Du Dich also als Arzt oder Krankenschwester trotz aller Vorsicht bei
einem Patienten mit Gelbsucht angesteckt oder bist als Dachdecker vom Ge-
rüst gepurzelt, so sind Deine selbstgetragenen Krankheitskosten Werbungskos-
ten und nicht etwa außergewöhnliche Belastungen.
578 Bist Du aber bei den außergewöhnlichen Belastungen angelangt, kommen die 578
Fiskalritter mit erhobenem Zeigefinger und verlangen von Dir den Nachweis,
dass Deine Ausgaben zwangsläufig waren, weil Du Dich ihnen aus tatsäch-
lichen, rechtlichen oder sittlichen Gründen nicht entziehen konntest. Rechtliche
Gründe liegen z. B. vor, wenn Du Unterhalt an Deinen getrennt lebenden oder
geschiedenen Ehegatten oder an Deine Kinder bzw. Deine Eltern zahlst oder
als Erbe die Beerdigungskosten des Verblichenen bestreitest. Dagegen kannst
Du Dich auf Zwangsläufigkeit aus tatsächlichen Gründen berufen, wenn Dich
ein unabwendbares Ereignis wie Unfall, Krankheit, Erpressung, Brand, Dieb-
stahl, Vertreibung oder eine Naturkatastrophe trifft. Demgegenüber spielt die
sittliche Verpflichtung meist nur eine Rolle bei der Frage, ob Du Pflegekosten
für Nichtangehörige absetzen kannst.
Der Fiskus achtet wie gesagt besonders darauf, ob Dein Einkommen tatsächlich
durch die Ausgabe belastet ist, also von dritter Seite, z. B. der Krankenkasse,
keine Erstattung erfolgt.
579 Du kannst Deine außergewöhnlichen Belastungen immer im Jahr der Bezah- 579
lung absetzen. Auch wenn Du dazu einen Kredit aufnehmen musst, bleibt es
beim vollen Abzug im Zahlungsjahr. Auf die Darlehenstilgung kommt es steu-
erlich nicht an (BFH-Urteil v. 10. 6. 1988 – BStBl 1988 II S. 814). Denk in so
einem Fall daran, während der Laufzeit des Darlehens Jahr für Jahr die Zinsen
als außergewöhnliche Belastung anzusetzen (BFH-Urteil v. 6. 4. 1990 – BStBl
1990 II S. 958).
Damit eine Steuerermäßigung rausspringt, muss Deine finanzielle Leistungs-
fähigkeit wesentlich beeinträchtigt sein. Dazu müssen zwangsläufige Aufwen-
dungen die in der folgenden Übersicht bezeichneten Sätze des Gesamtbetrags
der Einkünfte übersteigen:
Beispiel
Bei einem Gesamtbetrag der Einkünfte von 30 000 € und zwei Kindern beträgt
die zumutbare Belastung 3 % = 900 €. Eine Steuerermäßigung für außerge-
wöhnliche Belastungen erhältst Du also erst, wenn diese 900 € über-steigen.
Der Betrag, der nach Abzug der zumutbaren Belastung verbleibt, wird als Steu-
erermäßigung bei der Berechnung Deines Einkommens abgezogen. Als Arbeit-
nehmer kannst Du ihn Dir bereits im Lauf des Jahres als Freibetrag auf der
Lohnsteuerkarte eintragen lassen.
Es ist wichtig zu wissen, dass die zumutbare Belastung nur von allgemeinen au-
ßergewöhnlichen Belastungen abgezogen wird. Die Höchst- und Freibeträge,
die bei außergewöhnlichen Belastungen besonderer Art angesetzt werden, blei-
ben von einer solchen Kürzung verschont.
Dazu mehr ab E Rz 645.
Zurück zu den außergewöhnlichen Belastungen im Allgemeinen.
581 581
Berechnungsschema
Und so rechnet das Finanzamt die außergewöhnliche Belastung aus:
Ein Verheirateter mit einem Kind – 25 000 € Gesamtbetrag der Einkünfte im
Kalenderjahr – hatte in diesem Jahr 6 000 € Zahnarztkosten, von denen die
Krankenkasse 3 500 € übernommen hat.
Berechnung
Zahnarztkosten 6 000 €
./. Erstattung Krankenkasse, aber ohne Krankengeld/
Krankentagegeld 3 500 €
Belastung 2 500 €
./. zumutbare Belastung (§ 33 Abs. 3 EStG)
3 % von 25 000 € Gesamtbetrag der Einkünfte = 750 €
582 »Na, da bin ich aber gespannt, was Du mir da zu bieten hast«, sagst Du, »was 582
gibt es für einen gutverdienenden Angestellten heute noch groß bei der Steuer
herauszuholen? Die Sonderausgabenhöchstbeträge habe ich voll ausgenutzt,
und meine beruflichen Kosten halten sich in Grenzen. Längst habe ich mich
damit abgefunden, mich an Steuern dumm und dusslig zu zahlen.« So leicht
gibst Du sonst bestimmt nicht auf! »Schließlich bin ich kein Selbständiger, dem
erheblich mehr Spielräume offenstehen. Was will ich bei der Steuererklärung
schon anderes tun, als die Belege zusammenzusuchen und die vorliegenden
Zahlen in die vorgedruckten Kästchen zu setzen?«, antwortest Du. Planen. Und
mit vorzeitigen Entscheidungen voraussehbare Abläufe des Geschehens beein-
flussen, so wie Du es im Beruf gewohnt bist. Angenommen, Du hast jedes Jahr
so an die 2 000 € bis 4 000 € außergewöhnliche Belastungen. Mal ist es der Zahn-
ersatz, mal die Kur Deiner Ehefrau, dann die neue Brille usw. Da Du nicht ge-
rade zu den Ärmsten im Land gehörst, zieht Dir der Fiskus die zumutbare Be-
lastung von 6 % Deines Gesamtbetrags der Einkünfte von 60 000 € = 3 600 € ab.
Damit verpuffen Deine Kosten nahezu wirkungslos. Deshalb wirst Du künftig
etwas pfiffiger sein und Rechnungen, die am Ende des Jahres anfallen, mög-
lichst erst im neuen Jahr bezahlen. So fallen in einem Jahr plötzlich ca. 6 000 €
an außergewöhnlichen Belastungen an, und Du kannst Dich nach Abzug der
zumutbaren Belastung von 3 600 € über eine Steuerersparnis von ca. 2 400 €
freuen. Zudem wirst Du bei Deiner Steuererklärung noch einmal in Dich gehen,
damit Du auch ja keine Kosten vergisst, die Dir im Lauf des Jahres entstanden
sind.
Die Fahrtkosten beider Partner zum Zahnarzt 75 €
die Grippeschutzimpfung + 90 €
nicht zu vergessen die Akupunkturbehandlung gegen das Rauchen
als Vorbeugung gegen den Dich besonders bedrohenden
Herzinfarkt + 150 €
und die Migränebehandlung Deines Ehepartners beim Akupunkteur + 150 €
sowie die Fahrtkosten zu diesem Heilpraktiker + 50 €
Und schon sind als weitere außergewöhnliche Belastungen 515 €
anzusetzen.
Auf Nummer sicher gehst Du, wenn Du Dir die Behandlungen nicht nur
einfach verordnen, sondern ihre Notwendigkeit durch einen Amtsarzt bestä-
tigen lässt.
Bei Medikamenten, die Du dauernd oder über längere Zeit einnehmen musst,
genügt zum Nachweis der Notwendigkeit, dass Du die ärztliche Verordnung
einmal vorlegst. Hast Du, als Du seinerzeit Deine erste Brille verordnet bekom-
men hast, ein Rezept des Augenarztes vorgelegt, genügt für die neue Brille, die
an die veränderte Sehstärke angepasst wurde, die Bescheinigung des Optikers
über die Veränderung Deiner Sehstärke. Wenn Deine Krankenkasse etwas zur
Brille beisteuert, reicht auch das als Nachweis aus (FinMin Schleswig-Hostein v.
10. 3. 2004 – VI 314 – S 2284 – 167).
Willst Du also selbst getragene Kosten für Pillen, Salben, Säfte, Tinkturen, Bril-
len, Hörgeräte etc. als außergewöhnliche Belastungen unterbringen und dabei
Ärger vermeiden, solltest Du Dich mit einer entsprechenden Verordnung eines
Arztes oder Heilpraktikers wappnen, dass die Kosten angesichts Deiner Krank-
heit zwangsläufig, notwendig und angemessen waren.
Übrigens: Erfreulich das BFH-Urteil vom 11. 8. 1991 (III R 70/88 – BFH/NV
385/1991), wonach nicht rezeptpflichtige Medikamente und allgemeine Stär-
kungsmittel steuerlich abziehbar sind, wenn sie – nach Gegenstand und Menge
spezifiziert – ärztlich verordnet wurden und die Krankenkasse eine Erstattung
der Kosten abgelehnt hat. Mit derselben Begründung kannst Du auch die Zu-
zahlungen absetzen, die Du leisten musstest, weil Du lieber das erprobte teurere
Markenmedikament genommen hast, statt Dich mit einer unbekannten Ersatz-
pille zufrieden zu geben.
Etwas förmlicher geht es mit den Nachweisen allerdings zu, wenn es um Heil-
und Hilfsmittel geht, die Gegenstände des täglichen Bedarfs ersetzen, z. B. Spe-
zialbetten, orthopädische Schuhe, Stützstrümpfe, Spezialwäsche etc. Ähnliche
Hürden musst Du nehmen, wenn bei Dir eine wissenschaftlich nicht anerkannte
Behandlungsmethode wie Frischzellen- oder Trockenzellenbehandlung, Sauer-
stoff-, Chelat- oder Eigenbluttherapie angewendet wird. In diesen Fällen benö-
tigst Du ein vor dem Kauf des Hilfsmittels bzw. vor Beginn der Behandlung
ausgestelltes Attest vom Amtsarzt oder vom Medizinischen Dienst. Sind Dir
von Deiner gesetzlichen Krankenkasse oder Deiner Beihilfestelle Zuschüsse zu
diesen Kosten bewilligt worden, ersetzt das die amtsärztliche Bescheinigung.
588 Solltest Du einen erheblichen Verbrauch an Schmerzmitteln haben, die Du aus 588
eigener Tasche bezahlen musst, weil Dir der Arzt nicht genügend verschreibt,
dann vergiss nicht, Deine Krankenkasse schriftlich um Erstattung zu bitten.
Zwar weißt Du, dass dies erfolglos sein wird, aber Du hast die Ablehnung dann
schriftlich – und die Abweisungsfetischisten der Bürokratie haben keinen Vor-
wand, die Kosten einfach abzulehnen. Obwohl die ja nur bei der Kasse anzuru-
fen bräuchten. BFH-Urteil v. 20. 9. 1991 – Az: III R 91/89.
Der Gipfel der Unverfrorenheit ist, dass Du medizinische Fachbücher nicht ab-
setzen können sollst. So zumindest nach Meinung des BFH vom 24. 10. 1995 –
BStBl II 1996 S. 88, der einem Steuerzahler die Fachbücher, mit denen der sich
auf eine Therapie vorbereiten wollte, nicht anerkannte. Offensichtlich meinen
die Herren Richter, dass Du Dich nicht zu informieren brauchst, ob Du einem
seriösen Mediziner oder einem Pfuscher mit zweifelhaften Methoden in die
Hände fällst, der Dich Gesundheit und Leben kosten kann.
Abzugsfähig sind dagegen
● Kosten der Grippeschutzimpfung,
590 Wenn es auf der Fahrt zum Arzt oder Krankenhaus gekracht hat und Du die 590
Unfallkosten selbst tragen musst, gehören sie – wie die Fahrtkosten – in Deine
Zusammenstellung der Krankheitskosten. Zu den Kosten, die Du bei einem
Unfall absetzen kannst, siehe E Rz 236 ff. Sollte sich ein Fiskalritter querstel-
len, berufe Dich auf folgenden Grundsatz:
Ist eine Krankenfahrt zwangsläufig notwendig und angemessen, dann können
auch Kosten infolge eines Unfalls auf einer solchen Fahrt nicht unberücksich-
tigt bleiben.
Stoße ihn mit der Nase auf die EFG 1980 S. 284 oder die BFH-Urteile – BStBl
1974 II S. 104 und BStBl 1978 II S. 105, 109, mit denen als Unfallkosten z. B. die
Abschlepp- und Reparaturkosten anerkannt wurden.
591 Manchmal sind die Finanzämter noch pingeliger als Deine Krankenkasse. So 591
kann es Dir passieren, dass man Dir als Fahrtkosten für An- und Abreise zur
Kur nur die Kosten öffentlicher Verkehrsmittel anerkennt. Für Kurkosten mag
das der Bundesfinanzhof so entschieden haben (BFH-Urteil v. 12. 6. 1991 –
BStBl 1991 II S. 763). Der Termin für eine solche Kur steht ja auch Wochen
vorher fest. Trotzdem ist das für Dich nicht der Weisheit letzter Schluss. Kannst
Du z. B. besondere Gründe ins Feld führen, wie eine Gehbehinderung, Asthma
oder ein Herzleiden, das Dich hindert, schwere Koffer über Bahnsteige zu
schleppen, sind auch Fahrtkosten mit dem Auto abzugsfähig (BFH – BStBl 1967
III S. 655). Und wenn Du Dich mit einer dicken Backe und mordsmäßigen
Zahnschmerzen quälst, kann wohl niemand verlangen, dass Du zwei Stunden
auf den nächsten Bus wartest. Oder berufe Dich auf die schlechten Verbin-
dungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
592 Wenn Du zur Behandlung einer Krankheit zu einem auswärts wohnenden Arzt 592
oder Heilpraktiker fährst und dort bis zum Abschluss einer Behandlung im
Hotel bleibst, sind auch diese Aufwendungen und die Fahrtkosten voll abzugs-
fähig, falls der Aufenthalt nur der Krankheitsbehandlung gedient hat, also keine
Kur war (FG Rheinland-Pfalz v. 19. 8. 1980 – EFG 1981 S. 21).
593 Ebenfalls zu den außergewöhnlichen Belastungen gehören die Reisekosten für 593
Besuchsfahrten zu Angehörigen, die in einem auswärtigen Krankenhaus unter-
gebracht sind. Diese Kosten werden in der Regel anerkannt, wenn der Kran-
kenhausaufenthalt lang dauert oder sich regelmäßig wiederholt und die Be-
suche entscheidend für den Gesundungsprozess sind (EFG 1977 S. 427). Siehe
dazu folgenden Super-Trick.
Andererseits urteilten die BFH-Richter, dass 14-tägige Fahrten zu den über
80-jährigen und 800 km weit weg wohnenden Eltern nicht als außergewöhnlich
angesehen werden können (BFH-Urteil v. 22. 10. 1996 – BStBl 1997 II S. 558).
Damit ist der Abzug von Fahrtkosten auf die Fälle reduziert, in denen Du Deine
Angehörigen besonders oft aufsuchst, weil Du deren Pflege praktisch im Allein-
gang besorgst.
594 Sogar der misstrauischste Finanzbeamte wird gläubig, wenn Du ihm die Be- 594
scheinigung eines Halbgottes in Weiß präsentierst. Mach Dir diesen Umstand
zunutze und verlange von dem Arzt, der Dein Kind oder Deinen Angehörigen
behandelt, eine Bescheinigung, dass Deine Besuche unbedingt erforderlich
sind, weil sie den Heilungsprozess nachhaltig fördern. Hierdurch erfüllst Du
den Wortlaut des § 33 EStG und R 33.4 Abs. 1 EStR (FH-Urteil v. 2. 3. 1984 –
BStBl 1984 II S. 484), der einen Nachweis darüber fordert, dass Deine Fahrtkos-
ten zwangsläufig entstanden sind. Durch den Hinweis auf den Heilungsprozess
kommst Du nicht umhin, schon aus diesem Grund so oft wie möglich gesund-
heitsfördernde Besuchsfahrten zu unternehmen. Wenn der Arzt die Bescheini-
gung zusätzlich mit einigen der wunderschön unverständlichen lateinischen
Medizinerfloskeln spickt, wird es jedem Fiskalritter vergehen, Dir die Fahrtkos-
ten für die Besuchsfahrten zu streichen.
595 Allerdings gibt es einen kleinen Silberstreif am Horizont. Du hast nämlich unter 595
Umständen die Alternative, den Pflegepauschbetrag (§ 33 b Abs. 6 EStG) in
Höhe von 924 € abzusetzen, wenn Du mehr als reine Familienbesuchsfahrten zu
Deinen Lieben ausführst. Nach Meinung des BFH sind dann die Anforderungen
für den Pflegepauschbetrag weniger streng als für den Abzug der tatsächlichen
Fahrt- und Pflegekosten. Der Pferdefuß beim Pflegepauschbetrag ist aber, dass
Du für Deinen Angehörigen eine Schwerbehinderung mit Hilflosigkeit (Aus-
weismerkzeichen »H«) oder zumindest die Einstufung in die Pflegestufe III
nachweisen können musst.
Zum Pflegepauschbetrag mehr unter E Rz 698.
596 Für nicht abzugsfähig erklärt wurden Fahrten zum Ehegatten, der in Kur weilt, 596
und Krankheitsbesuche bei der alleinstehenden Schwester (BFH – BStBl 1975
II S. 536).
597 Auch als bekehrter Alkoholiker kannst Du Fahrtkosten in Deiner Steuererklä- 597
rung unterbringen. Alkoholismus ist eine Krankheit, und wenn Du zweimal pro
Woche je 10 km zur Teilnahme an der Gruppentherapie bei den »Anonymen
Alkoholikern« fährst, hast Du im Jahr 52 Wochen à zwei Fahrten à 10 km =
1040 km 0,30 € = 312 € Fahrtkosten für Deine Aufstellung der außergewöhn-
lichen Belastungen (BFH v. 13. 2. 1987, BStBl 1987 II S. 427).
Wichtig: Die Kosten für den Reisebegleiter gehören nicht zu den laufenden und
typischen, mit der Körperbehinderung zusammenhängenden Kosten und sind
deshalb neben dem Behindertenpauschbetrag gem. § 33 b Abs. 3 EStG abzieh-
bar (FG Nürnberg v. 6. 10. 1998, EFG 1999 S. 70; BFH v. 4. 7. 2002 – BStBl 2002
II S. 765). Zu behinderungsbedingten Fahrtkosten vgl. E Rz 685.
600 Ebenfalls als Vorbeugekosten anzuerkennen sind Aufwendungen für die Aus- 600
übung eines Sports unter ärztlicher oder krankengymnastischer Anleitung
(Aufwendungen für den Reitsport bei hämorrhoidalen Leiden – BFH v.
15. 10. 1971 – VI R 80/68, BStBl 1972 II S. 14), für Besuche von Warmwasser- und
Solebädern bei Wirbelsäulenschäden (Nieders. FG v. 22. 12. 1975 – EFG 1976
S. 184) und für Vorsorgeuntersuchungen in Diagnosezentren, wenn sie nicht un-
angemessen im Preis sind. Die Vorbeugekosten dürfen nur nicht den Eindruck
machen, sie dienten nur ganz allgemein der Gesundheit.
Beim Sport musst Du nicht nur darauf achten, dass er unter Verantwortung
eines Arztes, Heilpraktikers oder einer sonst zur Ausübung der Heilkunde zu-
gelassenen Person, z. B. einer Krankengymnastin, und gemäß einer genauen
Einzelverordnung betrieben wird, sondern auch durch eine zuvor ausgestellte
amts- oder vertrauensärztliche Bescheinigung den Nachweis erbringen, dass
der Sport für die Heilung oder Linderung einer Krankheit erforderlich ist
(BFH, Urteil v. 14. 8. 1997 – III R 67/96, BStBl 1997 II S. 732).
601 Wenn der Staat es so haben will, dann gehe den bürokratischen Weg! Merkt 601
Euch, Alkoholiker: Alle Kosten, auch die einer versuchten Heilung von Eurer
Sucht, sind abzugsfähig! (FG Düsseldorf v. 28. 10. 1977 – EFG 1978 S. 125, bestä-
tigt durch BFH-Urt. v. 14. 8. 1984 – VI R 34/78).
602 Die Kurkosten für eine Begleitperson sind ebenfalls steuerlich absetzbar! 602
Damit kannst Du sowohl Unterbringungs- als auch Verpflegungs- und Fahrt-
kosten für eine Begleitperson absetzen, vgl. Rz E Rz 631.
605 Bist Du guter Kunde in einer krankengymnastischen Massage- und Bäder- 605
praxis, weil Dich oft Kreuz- und Gliederschmerzen plagen?
Was Du eigentlich brauchst, meinst Du zu wissen: nämlich tüchtige Eigenbewe-
gung, kräftigere Muskeln und Sehnen, damit Du weniger anfällig bist. Jetzt pass
auf: In den meisten krankengymnastischen Massage- und Bäderpraxen befindet
sich ein größerer Gymnastikraum, der mit den verschiedensten technischen Ge-
räten ausgestattet ist, die sich kaum von denen in einem gewerblichen Fitness-
center unterscheiden. Frag doch den Inhaber, ob Du zwei- bis dreimal in der
Woche im Gymnastikraum trainieren kannst. Wenn Du guter Fango- und Mas-
sagekunde bist, hat er bestimmt nichts dagegen.
GEIST
Im Hinführen zu einer gefestigten, in sich selbst ruhenden, autarken Persön-
lichkeit, die sich im Krankheitsfall von allen chemischen Medikamenten der
erstarrten Schulmedizin und deren Ärzten befreit.
INNERER LEIB
Im Zusichnehmen wertvollster Lebens- und Immunkräftestoffe aus frischen
Urheilkräutern: der »UrMedizin«.
ÄUSSERER KÖRPER
Im Wiederaufnehmen von Urbewegungsarten, welche Urzeitmenschen zum
Bewältigen ihres Lebens ausübten. Und die damit den Körper über die Blut-
und Lymphbahnen ständig entgifteten und ihm im Gegensatz zu manchen
Sportarten sofort das Wohlgefühlhormon Serotonin zuführten. Was ihnen ein
Höchstmaß an Gesundheit und Krankheitswiderstand verschaffte – wie es
auch Dir nunmehr verschafft werden wird!
SEELE
Im Rückführen seelischer Fehlhaltungen zu Urgefühlen, die, zufolge ihrer ge-
netischen Programmierung, ein natürliches Wohlbefinden auslösen und psy-
chische Leiden wie Depressionen, Frustrationen, Ängste usw. auslöschen.
Eine Gesamttherapie ist damit von einzigartiger Wirkung!
Weil die meisten – wegen der vom Finanzamt abgezogenen zumutbaren Belas-
tung – keinerlei Krankheitskosten steuerermäßigend mehr geltend machen
können, will ich Dir hier einen Ausgleich schaffen und zeigen, wie Du Auslagen
für Krankheiten ganz vermeidest. Damit Du es nicht mehr nötig hast, zu Ärzten
zu gehen und in Krankenhäusern zu liegen, wo bereits an die 50 % aller
Patienten wegen der ihnen verabreichten, nur schwere Nebenschäden und frü-
hen Tod und Krebs verursachenden Radioaktivbestrahlungen und chemischen
Medikamentengifte oder wegen einer vorausgegangenen Hospitaleinweisung
behandelt werden. Da dem Verein die Werbung für dieses Buch verboten und
ihm eine nähere, ins Einzelne gehende Aufklärung über die Wirkungsweise der
URMEDIZIN untersagt wurde – wenn Du die mächtige Lobby der Schulme-
dizin kennst, weißt Du, warum! – kann er Dir leider nicht wie bisher näheres
Informationsmaterial darüber zukommen lassen.
Aus diesem Grund übernehme ich hier als Verfasser für ihn das Wort und frage:
Wie blind bist Du eigentlich? Würdest Du einen Klempner, der Dir bereits vor
Beginn seiner Tätigkeit erklärt, einen Rohrbruch nicht flicken zu können, bei
Dir herumwerkeln lassen? Und ihn auch noch fürstlich für sein Nichtkönnen
bezahlen, wenn er das Loch im Rohr am Ende nur vergrößert hat?
»Niemals«, sagst Du.
Soso: Nach Meinung der Mediziner sind z. B. Krebs, Rheuma, Multiple Sklerose,
Asthma, Arthrose, Diabetes und chronische Leiden nicht heilbar. Und dennoch
lässt vielleicht gerade Du Dich als chronisch oder unheilbar Leidender von den
Medizinern dieserhalb behandeln. Obgleich die ihre Unfähigkeit dazu vorher öf-
fentlich erklärt haben. Oder nach ihren neuesten Veröffentlichungen heute
immer mehr eine angebliche Heilungsmöglichkeit den Kranken vortäuschen,
wenn man sich nur frühzeitig operieren, atombestrahlen oder kaputt chemothe-
rapieren lässt. Während die Krebssterberaten des Statistischen Bundesamts
genau das Gegenteil beweisen und immer mehr Menschen durch Krebs sterben.
Und obschon Du das genau weißt, lässt Du Dir von deren Stahl den Krebs in
den Körper ausstreuen, von deren Strahl zusätzlich unbefallenes Gewebe zer-
stören und von deren Chemotherapie auch noch die gesunden Körperteile
nebst Immunsystem vergiften. Ja, ist es denn nicht ein Widersinn sonderglei-
chen, sich als Kranker von Menschen behandeln zu lassen, die genau wissen,
und es Dir auf Befragen sogar eingestehen, dass sie nicht helfen können? Die
weder Herzleiden, Arthritis, Verstopfung – ja nicht einmal einen einfachen
Schnupfen zu heilen vermögen . . . Wie das Bayer-Chemie-Medikament Lipo-
bay und das Schmerzmittel Vioxx zuletzt zeigten, sind durch Chemie früher Tod
und neue Krankheiten die Folge.
Hoffnungen zu machen, das verkauft sich nun einmal gut. Und obwohl wir es
vom eigenen Leib her besser wissen, beeindrucken uns diese Töne derart stark,
dass wir uns von übertriebenen Erwartungen leiten lassen und glauben, schon
morgen könnten solche Wunder geschehen und übermorgen seien Kunstherzen
über den Versandhandel bestellbar. So werden wir allmählich blind gegenüber
der harten Wirklichkeit. Die aber sieht so aus: Immer mehr Menschen leiden an
chronischen Krankheiten, immer mehr sterben frühzeitig an Krebs (heute schon
jeder Dritte!), Herz- und Kreislaufleiden (jeder Zweite); mehr und mehr jün-
gere Leute werden von Asthma, Rheuma, Heuschnupfen, Allergien und und
und befallen.
96 % aller Menschen bei uns begeben sich ständig in ärztliche, 99 % in zahnärzt-
liche Behandlung. Es wird endlich Zeit, dass Du Dir als Kranker sagst: Je mehr
die Ärzte an mir rummachen, desto kränker werde ich. Die stopfen mich nur
voll mit Chemie! Die säbeln nur an mir herum – Narbenschmerzen und Ver-
wachsungen folgen:
Erkennst Du nicht, wie die Chemie langsam, aber sicher unsere ganze Erde
vernichtet und Dich mit? Wie kannst Du nur glauben, diese Schulmedizin sei
gut für Dich, wo es doch noch eine zweite Form der Heilbehandlung gibt: die
Naturheilkunde! Sapere aude. Denke endlich selbst!
● Wie lange willst Du Dich noch mit nicht heilenden, sondern nur schädigenden
Medikamenten behandeln lassen?
● Wie lange willst Du Dich noch mit Chemiespritzen vollpumpen lassen?
● Wie lange willst Du Dich noch von gewebezerstörenden, radioaktiven Be-
strahlungen kaputt machen lassen?
Wann ziehst Du endlich mal die Natur und deren sanfte Heilweisen in Dein
Kalkül? Den Weg zu ihr macht Dir die Zeitschrift »Natürlich Leben« leichter,
die Du als weitere Leistung des Vereins regelmäßig kostenfrei zugesandt er-
hältst. Und an deren Redaktion Du alle Fragen zur Gesundheit richten kannst.
Sie werden Dir so eindeutig beantwortet, dass Du zukünftig Krankheiten ver-
gessen kannst. Allerdings: Die Urtherapie ist hart, die URMEDIZIN anfangs
widerlich und schwer einzunehmen – nichts also für Leute, die ihr Kranksein
hätscheln oder an Geistheiler, Chemiedreck und Wunder glauben, oder an die
zwar laufend als heilend angekündigten, aber stets bodenlos enttäuschenden
neuen Heilmittel der Schulmedizin, die darüber hinaus höchste Todesrisiken
und Nebenschäden bewirken. Zudem musst Du Dir die URMEDIZIN jeden
Tag frisch aufbereiten, damit die Wirkstoffe ihre volle Lebenskraft in Dir entfal-
ten können! Du hast davon nur deshalb noch nichts gehört, weil diese Behand-
lungsart totgeschwiegen wird – würde sie doch zu vielen das große Geschäft mit
der Krankheit verderben. Der Verein nimmt für die URMEDIZIN nämlich kei-
nen Pfennig! Aber: Du bekommst durch die URMEDIZIN einen so unheim-
lichen Schub an Immunstärke in Deinen Körper, Deine Abwehrkräfte werden
derart stimuliert und auf Höchststand gebracht, dass Du plötzlich nie gekannte,
völlig neue Lebensgeister in Dir entdeckst! Und zum Zahnarzt musst Du auch
nicht mehr! Vor allem werden Dir in diesem Werk Hunderte Quellenangaben
und Nachweise preisgegeben, welche die Schulmedizin bislang ängstlich vor der
Öffentlichkeit geheim hielt. Die zeigen, welche schrecklichen Schäden die Me-
diziner mit ihren Medikamenten und Operationen anrichten. Damit kannst Du
jederzeit überprüfen, ob es für Dich gut ist, was ein Arzt bei Dir vorhat.
Ich selbst habe mich von meinem schweren Krebsleiden ohne Medikamente,
ohne Ärzte und ohne Operation mit Hilfe der Grundsätze dieses Buches vor 50
Jahren selbst völlig gesund gemacht und bin heute mit 80 Jahren dank der UR-
MEDIZIN topfit und frei von allen Beschwerden, Krankheiten oder Alterslei-
den, wie Prostatakrebs, Rückenschmerzen oder steif werdenden Gliedern. Im
Alter von 75 Jahren wurde ich noch Vater eines kräftigen Sohnes. Mit 79 Jahren
habe ich eine 34-jährige Lehrerin geheiratet, die in jeder Weise mit mir glück-
lich ist. All dies verdanke ich den Kräften der Urmedizin.
Zögere deshalb nicht länger. Jeder Tag ist wichtig für Dich! Das alles geht ohne
lange Formalitäten, Aufnahmeanträge. Gesonderte Bestellschreiben sind nicht
nötig. Laut gemeinnütziger Satzung gilt die Einzahlung des einmaligen Aufnah-
mebeitrags von 30 € und des 1. Jahresmitgliedsbeitrags von 39 € (zusammen
69 €) als Eintritt. Mit dieser Einzahlung bist Du Vereinsmitglied und erhältst als
erste Leistung die Zusendung des Buches. Zahle nur auf das Postbankkonto
Dortmund 827 300 464 (BLZ 440 100 46) des BUNDES FÜR GESUNDHEIT
e.V. durch Natur, Talstr. 36 –39, 52525 Heinsberg. Wenn Du später die Ver-
einsziele nicht mehr vertreten willst, hält Dich keiner, und Du kannst ohne An-
gabe von Gründen kündigen. Achte bei Deiner Überweisung dringend auf die
Angabe Deiner vollständigen Adresse! Denke daran, Deine Straße anzugeben!
5 % vergessen sie, wie soll der Verein da liefern können? Schreibe sie nur in
Blockbuchstaben und nur in das Feld »Verwendungszweck«, sonst wird sie von
der Postbank nicht mitgeteilt. (In der Spalte »Auftraggeber« genügt der Name.)
E-Mails ohne Adressen- und Telefonangaben beantwortet der Verein nicht!
Kündige Deine Zahlung nicht schriftlich an, sonst dauert es länger. Fragen
richte immer nur und ausschließlich schriftlich an den Verein, nicht an den Droe-
mer Knaur Verlag, der kann Dir nicht weiterhelfen. Das Buch bekommst Du
nicht per NN oder Rechnung, weil der Verein keine Geschäfte macht und ohne
Gewinnabsicht tätig ist. Als Mitglied des BUNDES FÜR GESUNDHEIT e. V.
erhältst Du es ohne Zuzahlung sofort gegen Portoersatz von zzt. 4 € als Paket
zugesandt (bei starkem Andrang kann es bis zu zwei Wochen dauern). Was sind
aber schon 69 €, wenn sie Dich von einem schweren Leiden befreien, Dir die
Sicherheit verschaffen, nie mehr krank zu werden, und Dir viele, viele Lebens-
jahre mehr schenken! Ebenfalls kostenlos sendet man Dir regelmäßig das stark
bebilderte, einzigartige Magazin »Natürlich Leben« (mit Autoren wie Dr. Frank
Alt, Prof. Dr. Probst u. a.) zu, an das Du alle Fragen zu Deiner Gesundheit und
Deinem (bald vorübergehenden) Kranksein stellen kannst. So bist Du stets si-
cher, auf dem richtigen Weg zu sein. Und Du bist außerdem berechtigt, an allen
zur Heilerde
Statt Chemie, Spritzen und Operation: reine Natur! Diesen unbezahlbaren Tipp
kriegst Du vorab: Mit zur URMEDIZIN gehört die Heilerde, von der die meis-
ten Kranken noch nie etwas gehört haben. Sie leistet wahre Wunder! Vor allem
entgiftet sie Deinen Körper – eine Voraussetzung auch für Dich, bevor Du mit
der URMEDIZIN beginnst. So brauchst Du in vielen Fällen schon mal nicht
die Medikamentengifte zu schlucken, die Dich kaputtmachen. LUVOS-Heil-
erde bekommst Du in jeder Apotheke (nimm die feine ULTRA).
Besonders hilft sie bei Zahnschmerz, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Strah-
lungscolitis, Blähsucht, Akne, Allergien, Amalgam- und Quecksilbervergiftung
(durch Zahnfüllungen usw.), Dermatitis, Eisenmangel, Gallerückfluss, Gastritis,
Mundgeruch, Magengeschwüren, Zwölffingerdarmgeschwüren, nässenden
Wunden, Sonnenbrand, Verdauungsbeschwerden, Sodbrennen, Verstopfung,
Entzündungen aller Art im Körper.
Wie Du sie ansetzt, dass sie gut runterrutscht und bestens heilkräftig wirkt, steht
in der Grünen Bibel des BUNDES FÜR GESUNDHEIT e. V. durch Natur, der
man auch nach der Heilung die Treue halten sollte.
607 Schade: Aufwendungen für die Anschaffung neuer Kleidung infolge einer Ab- 607
magerungskur sind nach dem BFH-Urteil vom 17. 7. 1981 (VI R 105/78 – HFR
1981 S. 518) keine außergewöhnliche Belastung. Entsprechendes gelte für Än-
derungskosten (Hess. FG v. 2. 3. 1978 – EFG 1978 S. 432). Übergewicht sei
ebenso wenig wie Übergröße zwangsläufig. Allerdings war das FG Düsseldorf
am 13. 1. 1981 (IX 457/77 E, nicht veröffentlicht) so einsichtig, die Kosten für
den notwendigen Mindestbestand an Bekleidung nach einer krankhaft be-
dingten Abmagerung (von mehr als 30 kg) als außergewöhnlich anzuerkennen.
Und weil die Dicken in der Überzahl sind, hier noch ein besonderer Tipp für
sie:
völlig gelähmten Sohnes notwendig war (BFH, Urteil v. 14. 12. 1965 – BStBl
1966 III S. 113),
● Aufwendungen für bauliche Veränderungen am eigenen Einfamilienhaus
eines gehunfähigen Schwerbeschädigten zur Benutzung eines fahrbaren
Hebeapparats (FG Hamburg, EFG S. 557) ebenso wie die Kosten für einen
Treppenschräglift (FG Berlin, EFG 1995 S. 264; FG Sachsen v. 12. 10. 2006 –
2 K 1859/04) oder
● Umbaumaßnahmen wegen Querschnittslähmung eines Kindes (FG Hessen
– EFG 1977 S. 373, und FG Rheinland-Pfalz – EFG 1979 S. 231).
● Die Annahme erweiterter Krankheitskosten hatte der BFH abgelehnt bei
Einbau eines Fahrstuhls in das eigene Einfamilienhaus eines gelähmten Steu-
erpflichtigen (BFH v. 10. 10. 1996 – BStBl 1997 II S. 491; BFH v. 25. 1. 2007 – III
R 7/06).
● Die folgenden Aufwendungen sah das Niedersächsische Finanzgericht – EFG
1969 S. 491 – neben dem Pauschbetrag als abzugsfähig bei Contergankindern
an:
– für Fahrten zu einer auswärtigen Spezialklinik, um der Tochter die notwen-
dige Wäsche zu bringen,
– die Eigenbeteiligung an den Kosten einer Armprothese,
– für Fahrten zur Prothesenversorgung als mittelbare Kosten der Anschaf-
fung der Prothese und
– für Spezialmöbel zur Schreibhilfe.
Dass der Einbau von Schwimm- oder Bewegungsbädern wegen des gleichzeitig
entstehenden Gegenwerts nicht unter erweiterte Krankheitskosten fällt, dürfte
spätestens nach der Entscheidung des BFH zum Einbau eines Fahrstuhls bei
Behinderten und dem letzten Urteil des FG Rheinland-Pfalz zum Schwimm-
badbau wegen Behinderung zuungunsten der betroffenen Steuerzahler geklärt
sein (FG Rheinland-Pfalz v. 11. 10. 2006 – 6 K 2169/05).
Trinkgelder an das Krankenhauspersonal gehören nicht zu den unmittelbaren
Krankheitskosten. Entgegen seines früheren, den Abzug bejahenden Urteils
(BFH v. 22. 10. 1996 – BStBl 1997 II S. 346) vollzog der BFH hier eine 180°-
Wende (BFH v. 30. 10. 2003 – BStBl 2004 II S. 270).
609 Aufwendungen für den Privatschulbesuch Deines Kindes können ebenfalls 609
zu außergewöhnlichen Belastungen führen, wenn Du die Krankheit in den
Vordergrund stellst und den Schulbesuch quasi nebenbei laufen lässt. Schul-
geldzahlungen für den medizinisch indizierten Besuch einer Privatschule durch
ein geistig und körperlich behindertes Kind sind von der Rechtsprechung als
außergewöhnliche Belastung berücksichtigt worden (FG Köln, Urteil v.
23. 7. 1997 – EFG 1998 S. 318). Anerkannt wurden auch z. B. die Aufwendungen
für die Unterbringung eines an Asthma erkrankten Kindes in einem »Ober-
schulinternat«, wenn der Aufenthalt aus klimatischen Gründen zur Heilung
oder Linderung der Krankheit nachweislich unabdingbar notwendig ist und der
Schulbesuch nur anlässlich dieser Heilbehandlung gleichsam nebenbei und
nachrangig erfolgt (BFH, Urteil v. 26. 6. 1992, III R 83/91, BStBl 1993 II S. 212).
Entsprechendes gilt für die Unterbringung eines legasthenischen Kindes, wenn
die Lese- und Rechtschreibschwäche Krankheitswert hat (BFH, Urteil v.
26. 6. 1992, III R 8/91, BStBl 1993 II S. 278). Wappne Dich in diesem Fall unbe-
dingt mit einem amtsärztlichen Nachweis. Eine Bescheinigung des Schulauf-
sichtsamts oder eines einschlägig tätigen Professors reicht nicht aus (BFH v.
7. 6. 2000 – BStBl 2001 II S. 94).
Abziehbar sind auch die Aufwendungen für den Besuch besonderer Behinder-
tenschulen, wie z. B. von Blinden- und Taubstummenschulen. Nicht berücksich-
tigt wurde jedoch die Unterbringung eines hochbegabten Kindes in einem In-
ternat mit Hochbegabtenförderung oder die Unterbringung eines schwer er-
ziehbaren Kindes in einer geeigneten Schuleinrichtung (BFH-Urt. v. 26. 6. 1992
– BStBl 1993 II S. 278). Es sei denn, der Aufenthalt war amtsärztlich bestätigt
auf eine Krankheit zurückzuführen (BFH v. 22. 9. 2005 – BFH/NV 2006 S. 281).
610 Die Kosten einer Schönheitsoperation oder einer Haartransplantation werden 610
im Allgemeinen nicht als zwangsläufig anzusehen sein. Lass Dir von Deinem
Arzt z. B. physische und psychische Gründe für eine Schönheitsoperation (bes-
ser: kosmetischen Eingriff) bestätigen und bitte so das Finanzamt mit zur
Kasse.
Nur in Ausnahmefällen können Aufwendungen für ein Toupet zu den außerge-
wöhnlichen Belastungen gerechnet werden (FG Baden-Württemberg, Urteil v.
12. 9. 1978, III 152/77, EFG 1979 S. 125, FG Düsseldorf, Urteil v. 18. 1. 1983, XI
298/82 E, EFG 1983 S. 500, rechtskräftig). Der kreisförmige Haarausfall, der zu
fleckenhaften »Löchern« im Haarwuchs führt, stellt eine Krankheit dar. Er-
wirbst Du ein Toupet, so hat es die Funktion einer Prothese. Die Anschaffungs-
kosten können deshalb als außergewöhnliche Belastung abgesetzt werden.
Selbst Aufwendungen in Höhe von 1 625 € sind noch angemessen. Haartrans-
plantationskosten sind als außergewöhnliche Belastung abzugsfähig, wenn z. B.
ein fach- oder amtsärztliches Gutachten überwiegend medizinische Gründe für
die Operation nennt. Besorge Dir ein solches amtsärztliches Attest vor der Her-
stellung Deiner neuen Haarpracht, sonst sinken Deine Chancen auf Anerken-
nung der Kosten als außergewöhnliche Belastung rapide (FG Niedersachsen v.
2. 2. 2000 – EFG 2000 S. 496).
611 Vielleicht war einer Deiner Eltern vor dem Tod lange krank, einen Antrag auf 611
Körperbehinderung zu stellen ist aber keinem in den Sinn gekommen. Du als
ihr Erbe kannst das Versäumnis nachholen. Die Versorgungsämter sind nämlich
angewiesen, auch für bereits Verstorbene Feststellungen über eine Körperbe-
hinderung zu treffen, soweit dies nach den vorhandenen Unterlagen möglich
ist.
Die nachträgliche Feststellung der Behinderung beantragst Du beim Finanz-
amt, wenn Du die Steuererklärung z. B. Deines Vaters abgibst. Das Finanzamt
holt dann eine Stellungnahme des Versorgungsamts ein und muss ggf. den
Pauschbetrag für Behinderte berücksichtigen. Für die Steuererstattung kannst
Du als Erbe Dein Konto angeben (Quelle: § 65 Abs. 4 EStDV).
612 Du (oder Deine Familie) leidest nachweislich unter dem giftigen Lack und dem 612
Formaldehyd, das aus Ritzen und Kanten Deines Schlafzimmers quillt, hast
ständig Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlgefühl, Schwächeanfälle, Allergien
usw.? Und das besonders stark, weil Du etwa mit Bronchialasthma geplagt bist?
Dann lass Dir das tunlichst vom Amtsarzt bestätigen – und lass ihn gleich noch
die hohe Giftbelastung durch Deine Möbel nachweisen. Die Bestätigung einer
Uniklinik, so haben die Richter beim FG Rhld.-Pflz. am 29. 3. 1999 – 5 K 2932/96
DStR E 2000 S. 740 – entschieden, reiche ebenso. Oder das Gutachten einer
amtlichen technischen Stelle wie TÜV, Umweltamt etc. (FG Nürnberg v.
31. 1. 2003 – VII 370/1999).
Dieses Mal willst Du Dir giftfreie Biomöbel anschaffen?
Auf die Kleidung musst Du besonders schauen. Zu gut, und sie sind sich zu gut für die Arbeit;
zu zerrissen, und sie haben einen schlechten Charakter.
(Brecht, Herr Puntila)
616 Einen genauso dicken Batzen an Steuern kannst Du sparen, wenn Du die Kos- 616
ten für die Unterbringung von Angehörigen in einem Pflegeheim oder auf einer
Pflegestation trägst. Bezahlst Du z. B. Deiner Mutter einen Teil der Heimkosten,
sind das für Dich allgemeine außergewöhnliche Belastungen (§ 33 EStG). Ganz
ohne Kürzungen begnügen sich die Fiskalritter aber auch hier nicht. Neben der
zumutbaren Belastung musst Du Dir den Abzug des Freibetrags für Heimun-
terbringung in Höhe von 924 € gefallen lassen – allerdings nur, wenn Mutter
diesen in ihrer eigenen Steuererklärung geltend macht (R 33.3 Abs. 3 EStR).
Siehe dazu die obige Berechnung.
Wenn das Einkommen Deiner Mutter zur Bestreitung der Pflegekosten nicht
langt, bist Du als ihr Kind schließlich verpflichtet, ihr finanziell beizustehen.
Das gilt umso mehr, wenn Dich das Sozialamt für die Pflegekosten eines Ange-
hörigen zur Kasse bittet (Vfg. der OFD Münster v. 4. 4. 1989 – S 2284 – 30 –
St 16 – 31).
617 Ist Dein erwachsenes Kind wegen seiner Behinderung in einem Heim unterge- 617
bracht, stehen Dir trotzdem die Kinderfreibeträge zu, da Dein Kind ja wohl
kaum in der Lage ist, seinen Unterhalt aus eigenen Einkünften und Bezügen zu
bestreiten.
618 Nehmen wir an, Du als Krösus im Geschwisterkreis bist der Einzige, der es sich 618
leisten kann, die Kosten für Großmutters Pflegeheimunterbringung zu bezah-
len. Natürlich lässt Du Dich nicht lumpen, schließlich war sie es, die Dir früher
die schönen Märchen erzählt hat, immer ein paar leckere Sachen für Dich hatte
und Dir bei Deinem Studium von ihrer kleinen Rente so manches zugesteckt
hat.
Als zwangsläufige Aufwendungen, denkst Du, gibt es kein Problem mit dem
Absetzen als außergewöhnliche Belastung. Im Prinzip hast Du ja auch recht,
aber die Fiskalritter haben sich natürlich einen Dreh ausgedacht, um Dir mög-
lichst viel von Deinen Kosten abzuknapsen. Weil Deine liebe Großmama an-
geblich ihren Haushalt aufgelöst hat, spare sie im Jahr 7 680 € ein, und diese
Kosten will man Dir von den außergewöhnlichen Belastungen abziehen (R 33.3
Abs. 2 EStR). Aber da haben die Fiskalritter die Rechnung ohne Dich gemacht.
Du hast Deine Verhältnisse entsprechend gestaltet und kannst sagen: »Meiner
Großmutter steht weiterhin die mit ihren Möbeln eingerichtete 11/2-Zimmer-
Wohnung im Souterrain meines Hauses zur Verfügung. Eine Haushaltsauflö-
sung hat nicht stattgefunden.« Für das Finanzamt ist es Essig mit der Kürzung
um die Haushaltsersparnis. Du setzt also 7 680 € mehr als außergewöhnliche
Belastung ab und sparst bei einem Steuersatz von 30 % ca. 2 638 € (inkl. Kir-
chensteuer und Solidaritätszuschlag).
619 Mit der Steuer ist es wie beim Pokern: Sieger bleibt, wer ein Ass mehr im Ärmel 619
hat. Mag sich der Fiskalritter ruhig selbstgefällig die Hände reiben, wenn er Dir
durch Abzug der Haushaltsersparnis einen dicken Batzen der Pflegekosten für
Deine Großmutter gestrichen hat, weil deren Haushalt irgendwann aufgelöst
wurde. Dein Trickgeber Franz Konz verteilt die Karten und hält für Dich noch
einen Trumpf bereit. Du wendest das Blatt, indem Du sagst: »Halt! Ein Teil der
Haushaltsersparnis wird durch die Rente meiner Oma gedeckt, und der Rest,
der mir angerechnet wird, stellt typischen Unterhalt dar. Ich beanspruche dafür
den Unterhaltsfreibetrag nach § 33 a Abs. 1 EStG.« Zähneknirschend muss der
Steuerknecht dann so rechnen:
Pflegekosten 12 000 €
Haushaltsersparnis 7 680 €
durch Omas kleine Rente gedeckt – 2 400 €
bei Dir anzurechnen 5 280 € – 5 280 €
als außergewöhnliche Belastung anzurechnende
Pflegekosten 6 720 €
Unterhaltsleistungen 5 280 €
Höchstbetrag 7 680 €
Omas Rente 2 400 €
./. Werbungskosten – 102 €
./. Unkostenpauschale – 180 €
anzurechnende Einkünfte 2 118 €
./. anrechnungsfreier Betrag – 624 €
Anrechnung auf den Unterhalt 1 494 € – 1 494 €
Höchstbetrag 6 186 €
Neben den Pflegekosten setzt Du also zusätzlich als Unterhaltsfreibetrag die
5 280 € ab, die Dir als Haushaltsersparnis abgezogen wurden. Deine Ersparnis
daraus beträgt je nach Steuersatz zwischen 906 € und 2 720 €.
620 Für die häusliche Pflege durch Angehörige besteht ein Anspruch auf Leistun- 620
gen aus der Pflegeversicherung. Pflegst Du z. B. Deine Eltern, können diese
dafür Pflegegeld beantragen. Man glaubt es kaum, auf welch abwegige Ideen
manche Fiskalritter kommen, um ihre Schröpfgelüste auszuleben. Da gab es
tatsächlich ein paar dieser Kameraden, die Dir steuerpflichtige Einkünfte an-
hängen wollten, wenn Deine Eltern Dir für Deine Mühen und Kosten einen Teil
des Pflegegelds zukommen lassen.
Zum Glück war das sogar den Ministerialbürokraten in Bonn des Schlechten zu
viel. Mit dem BMF-Schreiben vom 28. 4. 1995 (BStBl 1995 I S. 251) haben sie
ihre allzu vorwitzigen Kollegen zurückgepfiffen. Wenn Du Dich darauf berufen
kannst, dass Du Dich zur Übernahme der Pflege sittlich und moralisch ver-
pflichtet fühlst, bleibt das an Dich weitergeleitete Pflegegeld auch dann steuer-
frei, wenn Du nicht Deine Eltern, sondern z. B. Tante Amalie, Onkel Kuno oder
Nichte Claudia pflegst (§ 3 Nr. 36 EStG).
622 Außergewöhnliche Belastungen liegen immer dann nicht vor, wenn Du zumut- 622
bare Schutzmaßnahmen und allgemein zugängliche und übliche Versicherungs-
möglichkeiten nicht genutzt hast (BFH v. 26. 6. 2003 – BStBl 2004 II S. 47; R 33.2
Nr. 7 EStR). Stellt sich z. B. heraus, dass der Einbrecher, der Dir die Wohnung
ausgeräumt hat, leichtes Spiel hatte, weil Du vergessen hattest abzusperren,
sieht es mit einem Abzug der Kosten für die Wiederbeschaffung der gestohle-
nen Gegenstände ganz schlecht aus. Dasselbe Ungemach droht, wenn Du keine
Hausratversicherung abgeschlossen hast. Der Fiskus geht sogar so weit, Dir bei
Unterversicherung nicht ausreichendes Ausschöpfen einer zumutbaren und üb-
lichen Versicherung zu unterstellen. Bei Schäden am Hausrat durch Brand,
Diebstahl oder Wasserschaden, die grundsätzlich durch die Hausratversiche-
rung abgedeckt werden, bist Du also immer zweiter Sieger. Hast Du eine Versi-
cherung, zahlt die Hausratversicherung und Du bist nicht belastet. Bist Du da-
gegen gar nicht oder nicht in ausreichender Höhe versichert, bleibst Du auch
steuerlich auf den Wiederbeschaffungskosten sitzen.
Sind die Schäden dagegen durch Naturkatastrophen wie Überschwemmung,
Orkan etc. entstanden, zahlen die normalen Hausrat- und Gebäudeversiche-
rungen häufig nicht. Ersatz bekommst Du da in der Regel nur, wenn Du eine
sog. Elementarschadenversicherung abgeschlossen hattest. Die wird aber von so
wenigen Steuerzahlern genutzt, dass Du Dich beruhigt auf den Standpunkt stel-
len kannst, eine Elementarschadenversicherung sei keine übliche Versicherung,
so dass Dir ihr Fehlen nicht zum Nachteil angerechnet werden dürfe.
623 Zum notwendigen Hausrat gehören die Gegenstände, die nach allgemeiner An- 623
schauung zur bescheidenen Einrichtung einer Wohnung und zur Führung eines
bescheidenen Haushalts erforderlich sind, z. B.: die Einrichtung für Küche
(Wohnküche), Schlafzimmer, Wohnzimmer (bei größerer Familie) sowie Fuß-
bodenbelag und Rundfunkgerät; sämtliche Gegenstände in einfacher Ausfüh-
rung. Aber: Polstermöbel, Teppiche und sogar Markenporzellan zählen zum not-
wendigen Hausrat: Vfg. OFD Koblenz v. 12. 5. 56 S. 2220 A-St. 222. Auch ein
Klavier (EFG 1960 S. 418). In welcher Höhe das Finanzamt Wiederbeschaffung
von Hausrat steuerlich anerkennt, kann der Verfügung der OFD Münster
v. 3. 5. 93 S. 2285-27 – St 12-31 entnommen werden. Danach sind Aufwendungen
in Höhe von ca. 10 740 €/17 900 € (Ledige/Verheiratete) zzgl. 2 965 € für jedes
Kind angemessen. Mit diesen Sätzen muss aber noch nicht Schluss sein. Zur
notwendigen Kleidung gehört, was nach allgemeiner Anschauung als unent-
behrlich anzusehen sind.
Der Umstand, dass man früher Gegenstände aller Art besessen hat, begründet
nicht deren Notwendigkeit. Andererseits ist es nicht nötig, wieder die gleichen
Gegenstände zu erwerben.
Sieh zu, dass Du die Wiederbeschaffung Deines Hausrats innerhalb von drei
Jahren erledigst. Lässt Du Dir nämlich länger Zeit, unterstellen Dir die Fiskal-
ritter, dass Du nicht Verlorenes wiederbeschaffst, sondern nur ergänzt, was Du
vorher besessen hast. Bevor Dir die Steuerersparnis für ein paar Tausender
durch die Lappen geht, zahlst Du besser die Zinsen für einen kurzfristigen Kre-
dit und kaufst rechtzeitig ein. Wenn Du für die Wiederbeschaffung ein Darlehen
aufnehmen musst, sind die Zinsen insoweit abzugsfähig, als dadurch die Sätze in
der o. a. Verfügung der OFD Münster überschritten werden.
624 Wenn Du erst Jahre nach dem Schaden einen Antrag auf Ermäßigung stellst, 624
gib vorsorglich an, weshalb Du so lange mit den Anschaffungen gewartet hast
(vgl. BFH v. 23. 9. 1960, VI 90/60 S, BStBl III S. 488). Allerdings solltest Du, wie
schon gesagt, mit der Anschaffung höchstens drei Jahre warten (R 33.2 Nr. 8
EStR). Musstest Du Schäden an Deinem Haus beseitigen, genügt es, wenn Du
innerhalb der Frist von drei Jahren mit den Reparaturen begonnen hast.
625 Vier Millionen Bundesdeutsche ziehen jährlich um. Allen entstehen saftige 625
Umzugskosten, angefangen von den Trinkgeldern für die Möbelpacker bis zu
den neuen Gardinen für die größeren Fenster, aber die wenigsten holen eine
entsprechende Steuererstattung heraus. Haben keine beruflichen Gründe den
Umzug veranlasst, ist ein Abzug als außergewöhnliche Belastung in aller Regel
nicht möglich. Eine Ausnahme gibt es nur, wenn Du mit einem glasklaren Attest
vom Amtsarzt begründen kannst, dass der Umzug krankheitsbedingt notwen-
dig ist (BFH v. 14. 12. 1965, BStBl 1966 II S. 113 und FG Düsseldorf v. 26. 11. 1999,
DStRE 2000, S. 243).
Mit entsprechendem Nachwis können z. B. Umzugskosten für den krankheits-
bedingten Umzug in ein Altenheim außergewöhnliche Belastungen sein (Hes-
sisches FG v. 23. 5. 2005 – 13 K 1676/04; FG München v. 27. 6. 2006 – 2 K 859/03).
Aber auch bei einem krankheitsbedingten Umzug liegen außergewöhnliche
Belastungen nur insoweit vor, als Du keine Gegenwerte erhalten hast (FG
Nürnberg v. 9. 1. 1985 – EFG 1985 S. 349). Also kannst Du z. B. neu angeschaffte
Möbel oder Vorhänge nicht absetzen. Neben den Transportkosten stehen Dir
aber die allgemeinen Umzugspauschalen zu E Rz 390 (FG Rheinland-Pfalz v.
10. 11. 2003 – 5 K 1429/02). Wenn Du zusätzlich eine Mietabfindung für Deine
alte Wohnung berappen musstest, kannst Du diese sogar mit oberstem Richter-
segen als außergewöhnliche Belastung absetzen (BFH – BStBl 1966 III S. 113).
Besonders kleinkariert ist ein steuerzahlerfeindliches Urteil, das besagt, dass
die Kosten für einen aus gesundheitlichen Gründen vorgenommenen Umzug
nicht als außergewöhnliche Belastung abziehbar seien, insbesondere dann nicht,
wenn Du Gegenwerte erhalten hast.
Das FG Münster (Urt. v. 31. 3. 1971 – II 1239/69 E – EFG S. 436) sagt aber:
Machen außergewöhnliche Umstände (im Urteilsfall Streitigkeiten mit dem
Vermieter und dadurch bedingte Krankheit der Ehefrau) einen Wohnungs-
wechsel dringend erforderlich, können Umzugskosten eine außergewöhnliche
Belastung darstellen.
Lässt man sich wegen schlechten Betriebsklimas in einer Firma oder Schule an
einen anderen Ort versetzen und bekommt vom Amtsarzt bescheinigt, dass
man andernfalls arbeitsunfähig würde, sind Umzugskosten wegen außerge-
wöhnlicher Belastung abzugsfähig (FG Rheinland-Pfalz v. 12. 4. 1972 – EFG
1972 S. 425).
Nichts zu machen ist (d. h., es ist nicht zwangsläufig für Dich), wenn Dir Dein
Vermieter wegen Eigenbedarf kündigte oder weil das Gebäude in Kürze abge-
brochen werden muss; das sei nicht ungewöhnlich, meinte in unerschütterlicher
Gesinnung der BFH in seinen Urteilen vom 28. 2. 1975 (BStBl 1975 II S. 482)
und vom 23. 6. 1978 (BStBl 1978 II S. 526).
Will Das Finanzamt Dir die Kosten für Deinen krankheitsbedingten Umzug
nicht als außergewöhnlcihe Belastung anerkennen, kassierst Du dafür zumin-
dest eine Steuerermäßigung von 20 % der (Lohn-)Kosten bis zu 3 000 € also
600 € unter der Überschrift haushaltsnahe Dienstleistungen (§ 35 a Abs. 2
EStG). Voraussetzung ist hier aber, dass Du über die Umzugskosten eine
ordentliche Rechnung mit Ausweis der Lohnkosten vorweisen kannst und die
Umzugkosten unbar per Überweisung, Verrechnugnsscheck, Kreditkarte oder
E-cash bezahlt hast.
627 Bei der Geburt von Drillingen hat der Fiskus ein Einsehen und lässt die vollen 627
Kosten für eine Haushaltshilfe – abzgl. der zumutbaren Belastung – zum Abzug
zu (FG Baden-Württemberg v. 12. 11. 1990 rk – EFG 1991 S. 326).
Aber Vorsicht, dennoch wird hier immer wieder der Rotstift angesetzt. So wur-
den einem Thüringer Steuerzahler die Kurkosten mit der Begründung gestri-
chen, aus den Unterlagen der Krankenkasse sei nicht ersichtlich, dass diese die
Kurbedürftigkeit tatsächlich geprüft habe. Da ein vor der Kur ausgestelltes
Attest vom Amtsarzt fehlte, war es mit der Steuerersparnis Essig (FG Thürin-
gen v. 1. 11. 1999, EFG 2000 S. 211).
zum Kurantrag
Auf keinen Fall solltest Du versäumen, während der Kur dem Kurarzt den einen
oder anderen Besuch abzustatten – selbst wenn Du Dich überhaupt nicht krank
fühlst. Dann kannst Du dem Finanzamt mit dem dezenten Hinweis: »Während
der gesamten Kur stand ich unter ärztlicher Aufsicht!« seine Rotstiftgelüste
austreiben.
Wenn auch die Aufwendungen für einen Kurarzt, für Bäder und Medikamente
als außergewöhnliche Belastung gelten, so sind die anderen Kurkosten nicht
außergewöhnlich, wenn die Kur an die Stelle einer sonst üblichen Ferienreise
tritt (Badekur). Du siehst, es ist gar nicht so leicht, eine Steuerermäßigung zu
bekommen, wenn Du den Urlaub mit einer Kur verbindest. Das Finanzamt
nimmt keine Rücksicht darauf, dass Du als Arbeitnehmer nicht so einfach über
Deine Zeit verfügen und nicht wie jeder gutsituierte Selbständige zur Kur fah-
ren kannst, wenn Du das möchtest.
629 Versuche es hinzukriegen, dass der Arzt auf die Kurbestätigung ausdrücklich 629
schreibt: »Die Kur ist notwendig zur Abwehr einer drohenden Berufskrankheit,
nämlich . . .« (möglichst in lateinischer Sprache, weil das auf den Fiskalritter
mehr Eindruck macht).
In diesem Fall setzt Du Deine Kurkosten ohne den leidigen Abzug der zumut-
baren Belastung als Werbungskosten ab (BFH-Urteil v. 17. 7. 1992 – BFH/NV
1993 S. 19). Im anderen Fall denke immer an die Feststellung Deines schlechten
630 Du kannst auch kurbedürftig sein, wenn Deine Frau Dich so aufgeregt hat, dass 630
Du einen Nervenschock erlitten hast. O ja. Quelle: BFH, nicht veröffentlichtes
Urteil v. 13. 10. 61 IV 196/58.
Wenn Du nach Aussage und entsprechender Bescheinigung des Amtsarztes
kurbedürftig bist, dampfe los. Wohin Du fährst, ist Deine Sache. Ob Du Dich
nach Bad Neuenahr begibst, um mehr am Spieltisch zu sitzen, als im Kurgarten
wandelnd Dein Heilwasser zu trinken, oder nach Bad Wörishofen und Dich nur
mal eben pro forma beim Kurarzt für eine Kneippkur vorstellst, um Dir Diät,
Güsse und Wassertreten verordnen zu lassen, stört komischerweise keinen
Richter.
631 Den Kurkosten kannst Du auch die Kosten für eine Begleitperson zuschlagen. 631
Beim Abzug von Kosten für eine Begleitperson kommst Du natürlich genauso-
wenig ohne den leidigen Bürokratismus aus. Wenn Du bei der Anerkennung
Deiner Begleitungskosten keine böse Überraschung erleben und Ärger mit
dem Finanzamt vermeiden willst, musst Du vor der Kur zum Amtsarzt. Nur mit
hochoffiziellen amtsärztlichen Notwendigkeitsbescheinigungen sollen Deine
Kosten anerkannt werden. So jedenfalls die Meinung der Richter des BFH in
ihrem Urteil vom 17. 12. 1997 – BStBl 1998 II S. 298.
Hast Du es verbummelt, Dir die amtsärztliche Absolution erteilen zu lassen?
Nun, eine kleine Chance, die Kosten der Begleitperson dennoch durchzube-
kommen, hast Du, wenn die Begleitung offenkundig notwendig ist. Dies ist etwa
bei einer hilflosen Person (Merkmal H), aber auch bei einem Kind der Fall (vgl.
FG Münster, Urteil v. 24. 5. 1996, 13 K 4024/94 E, EFG 1996 S. 926 für ein neun-
jähriges Kind).
Wenn Du für Dein Kind einen Kurantrag stellst, stelle gleich für Dich einen mit.
Dadurch hast Du einen doppelten Vorteil: Du tust etwas für Deine Gesundheit
und entgehst dem Theater mit dem Amtsarzt, der eine Begleitperson für Dein
Kind befürworten muss und dies womöglich ablehnt.
Die Fiskalbürokraten haben hier mit höchstrichterlicher Rückendeckung einen
neuen Fallstrick eingebaut. Sie verlangen, dass Dein Kind während der Kur in
einem Kinderheim untergebracht ist. Diesem Schwachsinn kannst Du begeg-
nen, wenn der Amtsarzt bestätigt, dass der Kurerfolg auch ohne Heimaufent-
halt gewährleistet ist (BFH-Urteil v. 12. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 763; BFH-Ur-
teil v. 2. 4. 1998 – BStBl 1998 II S. 613). Überzeuge ihn, dass es für Dein Kind viel
besser ist, während der Kur von einem Elternteil betreut und umsorgt zu wer-
632 Reich dem Finanzamt eine Aufstellung der Kurkosten und das Attest des Arztes 632
in folgender Form ein:
633 Bei reinen Klima- oder Badekuren werden besonders hohe Ansprüche gestellt. 633
Da entschied der allmächtige BFH, die Kur nur dann anzuerkennen, wenn sie
amtsärztlich befürwortet ist und unter ärztlicher Kontrolle stattfindet. Denk-
bare Ausnahmen von dieser Regel gelten bei schweren Leiden wie Neuroder-
mitis oder Psoriasis (Schuppenflechte). Hier kannst Du Dir wenigstens wäh-
rend der Kur den Gang zu den Halbgöttern in Weiß sparen (H 186-189 EStH
»Kur«; BFH v. 12. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 763).
Für den Nachweis verlangt die Finanzverwaltung, dass der Amtsarzt auch den
aus medizinischen Gründen gebotenen Kurort ausdrücklich nennt. Wird die
Klimakur während des Jahresurlaubs durchgeführt, ist außerdem erforderlich,
dass der Erholungszweck gegenüber der medizinischen Zielsetzung, also der
Behandlung der Krankheit, »deutlich in den Hintergrund tritt«. Für einen steu-
erschädlichen Aufenthalt spricht, wenn die kurbedürftige Person nicht in einem
Sanatorium, sondern in einem Hotel oder Privatquartier untergebracht ist, von
Familienangehörigen begleitet wird, den Pkw zur Anreise benutzt, sich selbst
verköstigt oder die Reise vom Reisebüro allgemein für Erholungszwecke ver-
anstaltet wird. Hier musst Du also mit Hilfe des Amtsarztes vorbeugen und
Zeitpunkt, Ort und Aufenthaltsstätte genau im Attest festlegen und ggf. die
Notwendigkeit der Familienbegleitung darlegen lassen. Denn wie willst Du
ohne Deine Lieben genesen!
Wenn Du merkst, dass Du die Kurkosten nicht auf das Finanzamt abwälzen
kannst . . .
634 Herz- und Kreislaufkrankheiten nehmen heutzutage ständig zu. Auch Erschöp- 634
fungszustände körperlicher und seelischer Art treten immer häufiger auf. Grund
genug, über Deinen Hausarzt eine Vorsorgekur zu beantragen. Wenn Dir jetzt
eine Kur verschrieben würde, könnten spätere ernstere Gesundheitsstörungen
möglicherweise verhindert werden . . . Oder vielleicht warst Du gerade im Kran-
kenhaus. Der dortige behandelnde Arzt kann ebenfalls einen entsprechenden
Antrag zur »Genesungsverschickung« einreichen.
Zauberwort in diesem Fall ist »ambulante Kur«. Bei einer ambulanten Kur wirst
Du nicht in ein Sanatorium oder Krankenhaus eingeliefert, sondern erhältst nur
die entsprechenden Anwendungen. Die Kosten für Unterkunft und Verpfle-
gung im Wohnwagen und, da Du ihn ja schließlich zum Kurort bringen musstest,
die Fahrtkosten sind als außergewöhnliche Belastung abzugsfähig, wenn wegen
Deiner Krankheit ein Erholungscharakter Deines Campingaufenthalts ausge-
schlossen ist (FG Baden-Württemberg, EFG 1997 S. 882).
Wenn Du unbedingt nach Mallorca willst, versuche dort ein Sanatorium zu fin-
den, das Dir bestätigt, dass Du da kurst. Aber vor dem Kurantritt zum Amtsarzt
und zur Krankenkasse, Beamten zur Beihilfestelle! Denn wenn sich weder
Krankenkasse noch Arbeitgeber an den Kosten beteiligen, besteht der Charak-
ter einer Erholungsreise, so sagte der BFH in seinem Urteil vom 10. 3. 1972 –
BStBl II S. 534 zu einem, der wegen seines Heuschnupfens auf Mallorca war.
Nur im Ausnahmefall eines schweren Lungenleidens wurde bisher eine Be-
handlung unter südlicher Sonne anerkannt, und zwar mit Urteil vom 29. 7. 1960
IV 249/58 – HFR 1962 S. 76.
Du musst also die richtige Krankheit haben, um von diesem Rat zu profitieren.
Wie wäre es denn, wenn Du Dich bei Deiner Krankenkasse oder in einem
großen Medizinerwerk (etwa dem Pschyrembel) erkundigst, welche Art von
Leiden Du Dir zulegen musst, damit man Dir einen Aufenthalt in einem Sana-
torium z. B. in Spanien finanziert. Und siehe da, stellst Du die Symptome nicht
schon seit längerer Zeit bei Dir fest? Jetzt muss Dich nur noch Dein Arzt mit
den passenden Befunden ausstatten, die Dir helfen, den Sachbearbeiter und
den Vertrauensarzt der Krankenkasse entsprechend zu überzeugen, wie sehr
und wie dringend Du doch Mallorca nötig hast . . .
Aber Vorsicht: Die Notwendigkeit der Kur kann sich auch aus einer Bescheini-
gung der Versicherungsanstalt ergeben. Wenn der Medizinische Dienst einer
gesetzlichen Krankenkasse eine solche Notwendigkeit bescheinigt, darfst Du
Deine Kur nicht einfach in Griechenland statt wie bewilligt in Deutschland
machen – sonst geht der ganze steuerliche Abzug zum Teufel (FG Baden-
Württemberg, Urteil v. 5. 9. 1996, 6 K 54/95, EFG 1997 S. 172 rkr).
Denk mal nach! Wenn Du selbst die Kosten nicht abziehen kannst, kann‘s viel-
leicht ein anderer! Pass Deine Verhältnisse den Steuern an! Du bittest Deine
noch lohnsteuerpflichtigen Eltern oder Deine Kinder, die Kosten eines Dich
betreffenden Strafverfahrens zu tragen. Und überlässt es ihnen, Dir später
etwas von der Steuerrückerstattung zukommen zu lassen, die sie dafür erhalten.
Denn: Übernehmen Eltern die Kosten eines Wahlverteidigers für ihren eines
Kapitalverbrechens angeklagten Sohn, können sie diese Aufwendungen nach
dem Urteil des BFH vom 23. 5. 1990 – BStBl 1990 II S. 895 als außergewöhnliche
Belastung geltend machen, soweit sich die Honorare innerhalb der Gebühren-
ordnung für Anwälte bewegen. Es handle sich dabei nämlich um Aufwendungen,
die den Eltern aufgrund sittlicher Verpflichtung erwachsen seien, besonders
dann, wenn das Kind als Heranwachsender noch nicht innerlich gefestigt ist
(BFH v. 30. 10. 2003 – III R 23/02). Das gilt auch, wenn das Kind nicht freige-
sprochen wird. Aufwendungen für den Besuch des Kindes in der Haftanstalt
sind nach demselben Urteil allerdings allein von den Eltern zu tragen. Nicht
abzugsfähig sollen dagegen Kosten für einen Strafprozess sein, die Du für Dei-
nen angeklagten Bruder oder Deine Schwester übernimmst. Angeblich fehlt es
da an der sittlichen Verpflichtung zur Kostenübernahme (FG Berlin v. 26. 8. 2004,
EFG 2005 S. 44). Die Richter in Berlin scheinen alle Einzelkinder zu sein.
Was Dich selbst betrifft, so kannst Du bei Deiner Steuer absetzen:
● Kosten für einen Strafprozess (bei Freispruch, auch bei teilweisem. Siehe
BStBl 1961 III S. 18 und BStBl 1964 III S. 337),
● Kosten für einen Schadenersatzprozess (wegen eines Unfalls, den Du nicht
vorsätzlich oder grob fahrlässig verursacht hast), vgl. BStBl 1982 II S. 749,
● Kosten für einen Scheidungsprozess und das anschließende Sorgerechtsver-
fahren,
● Kosten eines Vaterschaftsfeststellungsprozesses (BFH v. 18. 3. 2004 – III R
24/03).
Kosten bei Einstellung eines Strafverfahrens, z. B. wegen geringer Schuld, feh-
lendem öffentlichem Interesse an der Strafverfolgung oder weil eine Auflage an
eine gemeinnützige Institution gezahlt wurde, sind nicht als außergewöhnliche
Belastung abzugsfähig (BFH v. 19. 12. 1995 – BStBl 1996 II S. 197).
Wiederum abzugsfähig sind die Anwalts- und Gerichtskosten eines Beamten,
die ihm in einem Dienstverfahren entstehen. Erstaunlich, oder auch wieder
nicht, dieses Urteil des Bundesfinanzhofs im BStBl 1961 III S. 482.
Bist Du Opfer einer Straftat geworden und hast dadurch einen Vermögensscha-
den erlitten, führt das zu einer außergewöhnlichen Belastung nach § 33 EStG.
So das FG des Saarlandes im Urt. v. 25. 11. 1987 – EFG 1988 S. 126. Mach also
Vermögensschäden, die Dir durch Betrug, Einbruch, Erpressung, Kidnapping
oder dergleichen entstanden sind, als außergewöhnliche Belastung geltend. Auf
finanziellen Beistand des Fiskus wirst Du aber verzichten müssen, wenn Du
Erpressungsgelder gezahlt hast, damit Deine bessere Hälfte nicht erfährt, dass
Du fremdgegangen bist (BFH-Urteil v. 18. 3. 2004 – III R 31/02).
637 Als außergewöhnliche Belastung bekommst Du ohne Probleme die Bestat- 637
tungskosten im engeren Sinn durch. Dazu gehören
● Sarg,
● Blumen, Kränze,
● Traueranzeigen, Trauerkarten, Porto,
● Grabstätte, Grabstein,
● Gebühren, Beerdigungskosten,
● Reisekosten, z. B. zu Beerdigungsunternehmer, Druckerei, Zeitung, Post,
Friedhofsamt, Kirche etc.
● Zinsen für einen Kredit zur Finanzierung der Beerdigungskosten (FG Mün-
chen v. 28. 6. 2006 – 10 K 4343/04)
Wenn Dir Dein Finanzamt mit angeblich unangemessen hohen Kosten kommt
und den Rotstift ansetzen will, kontere mit der Verfügung der OFD Berlin vom
27. 11. 2003 – S 2284 – 1/90; NWB Eil Nr. 301/2004. Danach sind vor Abzug von
Versicherungsleistungen zumindest ca. 7 500 € angemessen. Nicht absetzen
kannst Du die Kosten für Grabpflege (BFH v. 23. 11. 1967 – BStBl 1968 II S. 259),
Grabmalerneuerung, Umbettung und die Bewirtung der Trauergäste (BFH v.
17. 9. 1987 – BStBl 1988 II S. 130). Nicht als außergewöhnliche Belastung aner-
kannt hat der BFH die Kosten einer Reise zur Beerdigung eines nahen Ange-
hörigen (BFH-Urteil v. 17. 6. 1994 – BStBl 1994 II S. 754). Mit dieser absurden
Entscheidung solltest Du Dich nicht abfinden. Wenn schon die Reise zur Bei-
setzung Deiner Eltern, Deines Bruders oder Deines Großvaters nicht zwangs-
läufig ist, dann frage ich mich ernsthaft, was überhaupt noch zwangsläufig sein
soll. Deshalb stelle in jedem Fall einen Antrag auf Abzug.
639 Es dauert oft lange, unter Umständen bis ins neue Jahr, bis der bestellte Grab- 639
stein endlich geliefert wird. Das Finanzamt setzt die Kosten aber nicht im Jahr
der Bestellung, sondern im Jahr der Bezahlung an. Um einen zweimaligen
Abzug der zumutbaren Belastung zu vermeiden, solltest Du also darauf achten,
dass alle Zahlungen für eine Beerdigung in ein um demselben Jahr geleistet
werden! Zahle dem Steinmetz notfalls einen Abschlag auf die Rechnung. Und
Quittung nicht vergessen.
Als Erben müsst Ihr Euch die Beerdigungskosten teilen. Das bedeutet aber
auch: mehrfacher Abzug der zumutbaren Belastung. Wenn Ihr nun alle Rech-
nungen auf einen Namen schreiben lasst, ist das zwar ganz pfiffig, bringt Euch
aber nur dann einen Vorteil, wenn Dein Finanzamt das Urteil des FG Hessen
vom 13. 12. 2005 – 3 K 3562/03 nicht kennt: Wer Beerdigungskosten über seine
Erbquote hinaus übernimmt, kann keine außergewöhnliche Belastung geltend
machen.
Wenn kein nennenswerter Nachlass vorhanden war, entgeht Ihr dieser Falle,
indem alle anderen Erben formell die Erbschaft ausschlagen. Prompt musst Du
als Alleinerbe 100 % der Kosten tragen.
die Anwalts- und Gerichtskosten für einen Prozess, den Du gegen Deinen Ex-
gatten führst, um Deine Unterhaltsverpflichtung zu verringern, weil Du nach
Deiner Pensionierung nur noch über ein viel geringeres Einkommen verfügst
(FG Köln v. 23. 1. 1989 – EFG 1989 S. 233).
zu Detektivkosten
Kosten für einen Detektiv kannst Du nur dann als außergewöhnliche Belastung
absetzen, wenn Du von Deinem Ehegatten getrennt lebst, dieser mit einem
neuen Partner auf Deine Kosten in Saus und Braus lebt und Du befürchten
musst, dass er das beim Unterhaltsprozess bestreiten wird, um Dich finanziell
über den Tisch zu ziehen (BFH-Urteil v. 21. 2. 1992 – BStBl 1992 II S. 795).
641 Wenn Du nach der Scheidung kräftig für den Unterhalt Deines Expartners zur 641
Kasse gebeten wirst, hast Du zwei Möglichkeiten. Du kannst Deine Unterhalts-
zahlungen entweder als außergewöhnliche Belastung absetzen. Dazu bist Du
nicht auf die Mitwirkung Deines Ex angewiesen, allerdings fällt alles, was Du
über den jährlichen Höchstbetrag von 7 680 € hinaus an Unterhalt zahlst,
gnadenlos unter den Tisch. Oder Du ziehst sie bis zu 13 805 € im Jahr als Sonder-
ausgaben ab. Dabei muss aber Dein Expartner mitspielen: Er muss die Unter-
haltszahlungen als sonstige Einkünfte versteuern (Realsplitting) und seine
Unterschrift auf Deine Anlage »U« setzen. Will Dein Exgatte von dieser
Lösung nichts wissen, lohnt sich meist ein Kuhhandel: Im Gegenzug zu seiner
Unterschrift übernimmst Du die Steuern, die er auf die Unterhaltszahlungen zu
leisten hätte. Trotz Zähneknirschens machst Du damit in aller Regel ein gutes
Geschäft. Gut zu wissen: Wenn Dein geschiedener Gatte keine eigenen steuer-
pflichtigen Einkünfte hat, dann muss er, weil ihm keine Nachteile daraus er-
wachsen, seine Zustimmung zur Versteuerung Deiner Unterhaltszahlungen er-
teilen. Und hat er eigene Einkünfte, kann er auch nichts gegen eine Versteue-
rung einwenden, wenn Du Dich bereit erklärst, ihm alle evtl. entstehenden
Steuern zu erstatten (OLG Bamberg, Az: 2 UF 248/81).
Beispiel
Du zahlst bei einem Einkommen von 35 000 € an Dein früheres Ehegespons,
das sonst keine Einkünfte hat, 12 500 € Unterhalt.
Ohne Unterschrift des Exgatten zahlst Du auf Dein
Einkommen 35 000 €
./. Unterhaltshöchstbetrag – 7 680 €
zu versteuerndes Einkommen 27 320 €
Steuer nach der Grundtabelle 4 970 €
für Beamte
643 Beim bundesdeutschen Steuerrecht wird vermutlich selbst die einzige allwis- 643
sende Macht zwischen Himmel und Erde die Segel streichen müssen. Wer kann
es Dir da verübeln, wenn Du gerade erst beim Lesen der letzten Zeilen darauf
gekommen bist, dass Du die Kosten Deiner Scheidung vor zwei Jahren als
außergewöhnliche Belastung hättest absetzen können? Da Du von dieser Mög-
lichkeit nicht wissen musstest und die amtlichen Hinweise dazu recht dürftig
sind, kannst Du eine nachträgliche Änderung Deines Steuerbescheids wegen
»neuer Tatsachen« beantragen (FG Baden-Württemberg v. 19. 5. 2004 NW Eil
Nr. 86/2005).
Abmagerungskur
● Nicht abzugsfähig (BFH v. 17. 7. 1981 – HFR 1981 S. 518).
Abwehrkosten
● Abzugsfähig gegen Strafverfolgung oder ehrenrührige Angriffe (BFH v.
9. 11. 1957 – BStBl 1958 III S. 105).
● Abzugsfähig gegen anonyme Bedrohung (einer Ärztin: Hess. FG v. 22. 5. 1989
– EFG 1989 S. 576).
Adoptionskosten
● In der Regel nicht abzugsfähig (BFH v. 13. 3. 1987, BStBl II 1987 S. 495);
abzugsfähig können ausnahmsweise Fahrtkosten (Flugkosten) für Familien-
zusammenführung sein (EFG 1977 S. 129).
Alkoholsucht
● Abzugsfähig sind Heilungs- und Therapiekosten wegen Alkohol- oder
Drogenmissbrauchs (BFH, BStBl 1967 III S. 459). Auch der Besuch der
Anonymen Alkoholiker, wenn er durch ein vor Therapiebeginn ausgestelltes
amtsärztliches Zeugnis verordnet wurde (BFH, BStBl 1987 II S. 427).
Altenheim
● Abzugsfähig, soweit die Unterbringung durch Krankheit bedingt ist (Pflege-
heim). Bei lediglich altersbedingter Unterbringung sind die Kosten als typische
Unterhaltsaufwendungen nur nach § 33 a Abs. 1 abzugsfähig, wenn sie von nahen
Angehörigen getragen werden (BFH v. 12. 1. 1973 – BStBl 1973 II S. 442).
Arzneimittel
● Abzugsfähig sind Kosten für Medikamente, Stärkungsmittel etc., wenn sie
krankheitsbedingt und ärztlich verordnet sind (BFH, BStBl 1990 II S. 958).
Entsprechendes gilt für Verordnungen durch Heilpraktiker.
Asbestsanierung
● Abzugsfähig, wenn ein Gutachten die Asbestbelastung bescheinigt (Erlass
Bremer Senat für Finanzen v. 24. 2. 2000 – Der Betrieb 2000 S. 799 BFH v.
9. 8. 2001 – BStBl 2002 II S. 240).
Ausbildungskosten
● Abzugsfähig als erweiterte Krankheitskosten bei Umschulung aus Krank-
heitsgründen (BFH, BStBl 1967 III S. 596).
Bandscheibenmatratze
● Abzugsfähig mit Attest vom Amts- oder Vertrauensarzt (FG Rheinland-Pfalz
v. 25. 5. 2004 – 1 K 2625/03); dasselbe gilt für Lattoflex-Rahmen.
Beerdigungskosten
● Dem Grunde nach abzugsfähig, soweit sie den Nachlass und etwaige Versi-
cherungsleistungen übersteigen:
– Trauerdrucksachen, Blumenschmuck, Sarg, Erwerb der Grabstätte, Über-
führung.
● Nicht abzugsfähig:
– Bewirtung der Trauergäste (BFH v. 17. 9. 1987 – BStBl 1988 II S. 130),
– Grabpflegekosten (BFH v. 23. 11. 1967 – BStBl III S. 259),
– Graberneuerung (FG Nürnberg v. 18. 7. 1979 – EFG 1979 S. 600 rk),
– Trauerkleidung (BFH v. 12. 8. 1966 – BStBl 1967 III S. 364),
– Reisekosten (BFH v. 17. 6. 1994 – BStBl 1994 II S. 754); auch in die USA –
Überführung einer Urne (BFH v. 11. 5. 1979 – BStBl 1979 II S. 558).
Begleitperson
● Abzugsfähig bei Kuraufenthalt, siehe Kurkosten.
● Ebenfalls abzugsfähig im Urlaub, wenn eine ständige Begleitung nachgewie-
senermaßen erforderlich ist. Die Höhe der Aufwendungen orientiert sich an
dem Betrag, den ein Bundesbürger durchschnittlich im Jahr für Urlaubsrei-
sen ausgibt (BFH v. 4. 7. 2002 – BStBl 2002 II S. 765). Im Streitjahr 1994 hielt
das Gericht einen jährlichen Betrag von 767,00 € für angemessen und berück-
sichtigungsfähig. Behinderte
● Abzugsfähig sind Privatfahrten, wenn Du »außergewöhnlich gehbehindert«
bist (mit »aG« im Ausweis: 15 000 km mit je 0,30 €; mit mindestens 70 % Be-
hinderung plus Merkzeichen »G« oder 80 % Behinderung: 3 000 km mit je
0,30 €). Gehbehinderten Ehegatten (beide gehbehindert) stehen die Ermäßi-
gungen doppelt zu, nach Abzug der zumutbaren Belastung. Mehr unter
E Rz 598. Deine tatsächlichen Kosten für das Auto kannst Du nur ansetzen,
wenn Deine jährliche Fahrleistung extrem niedrig ist (8 000 km im Jahr rei-
chen dann nicht; BFH v. 13. 12. 2001 – BStBl 2002 II S. 224).
Behinderte
● zu Fahrtkosten Behinderter vgl E Rz 685 ff.
Brille
● Siehe Krankheitskosten (Hilfsmittel).
Delphintherapie
● Abziehbar mit amtsärztlichem Attest bei Autisten (FG Düsseldorf v.
8. 11. 2005 – 1 K 4334/03 E).
Detektivkosten
● Abzugsfähig lt. BFH vom 21. 2. 1992 – BStBl 1992 II S. 795.
Diätverpflegung
● Nicht abzugsfähig lt. Gesetz (§ 33 Abs. 2 Satz 3 EStG), auch wenn ärztlich
verordnet.
Ehescheidung
● Abzugsfähig sind:
– Detektivkosten, wenn konkrete Beweise notwendig sind, seinen Stand-
punkt durchzusetzen (BFH v. 21. 2. 1992 – BStBl 1992 II S. 795),
Hat die unterstützte Person Einkünfte oder Bezüge, vermindert sich der Unter-
haltshöchstbetrag um ebendie Einkünfte und Bezüge, die den anrechnungs-
freien Betrag von 624 € übersteigen. BAföG (nur Zuschüsse, nicht Darlehen)
und andere öffentliche Ausbildungshilfen werden dabei in voller Höhe, also
ohne anrechnungsfreien Betrag, abgezogen.
Zu den Einkünften gehört z. B. der steuerpflichtige Teil der Rente oder Arbeits-
lohn. Natürlich müssen davon vor Anrechnung die Werbungskosten, ggf.
Pauschbeträge, abgezogen werden, außerdem die von der unterstützten Person
gezahlten Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung (BMF-Schreiben v. 18. 11. 2005
– BStBl 2005 I S. 1027). Bei der Berechnung der Bezüge – das sind nicht steuer-
pflichtige Einnahmen – wird ein Unkostenpauschbetrag von 180 € abgezogen.
Die Spitze des Ganzen war ein Urteil des BFH vom 12. 12. 2002 (III R 41/01).
Vermögen sei Vermögen, sagten die BFH-Richter. Auch wenn Deine Mutter
nur ihre kleine Eigentumswohnung oder das alte Häuschen, in dem sie wohnt,
ihr Eigen nennt, sollst Du keine Unterhaltszahlungen absetzen dürfen. Der
BFH verlangte quasi, dass Deine Mutter das Häuschen verkauft, den Erlös ver-
braucht und dann arm wie eine Kirchenmaus ist, bevor Du Deine Unterhalts-
zahlungen absetzen kannst.
Aber da hatte dann sogar der Fiskus ein Einsehen. Ein Einfamilienhaus oder
eine Eigentumswohnung, die der Unterstützte selbst bewohnt, bleibt als Vermö-
gen außer Betracht (R 33a.1 Abs. 2 EStR). Dasselbe gilt für Vermögenswerte
mit besonderem Erinnerungswert oder wenn der Verkauf offensichlich eine
Verschleuderung bedeuten würde.
646 Wenn die Immobilie Deiner Mutter mehr ist als eine selbstgenutzte Wohnung, 646
richtet Ihr Euch entsprechend ein. Deine Mutter überträgt Dir das Haus und
bekommt dafür lebenslanges Wohnrecht. Schon hat sie kein Vermögen mehr,
und Du setzt den Unterhalt ab.
647 Was hat es mit der »Opfergrenze« bei Unterhaltsleistungen auf sich? 647
Grundsätzlich bist Du zivilrechtlich nur insoweit zu Unterhaltsleistungen ver-
pflichtet, als Dir noch genügend Mittel zur Bestreitung des Lebensbedarfs von
Dir und Deiner Familie verbleiben. Du musst Deinen Verwandten also nur bis
zu Deiner persönlichen Opfergrenze unterstützen (Ausnahme: eigene minder-
jährige Kinder und Ehepartner). Und nur bis zu dieser fiktiven Grenze werden
Deine Unterhaltsleistungen steuerlich überhaupt berücksichtigt.
Die Opfergrenze beträgt 1 % je volle 500 € des Nettoeinkommens, insgesamt
jedoch höchstens 50 %. Dieser Prozentsatz ist um je fünf Prozentpunkte für
den Ehegatten und jedes Kind zu kürzen, höchstens um 25 Prozentpunkte. Zur
Ermittlung des Nettoeinkommens sind neben steuerpflichtigen Einkünften
steuerfreie Einnahmen (z. B. Kindergeld, Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld),
welche die Leistungsfähigkeit erhöhen, zu berücksichtigen. Abzuziehen sind
Werbungskosten und andere Ausgaben, die die Leistungsfähigkeit vermindern.
Nur in einigen Monaten erzieltes Einkommen ist zum Vorteil des Unterhalts-
Beispiel
Sohn S unterstützt seine mittellose Mutter M monatlich mit 490 €. S ist verhei-
ratet und hat zwei Kinder. M hat eigene Einkünfte und Bezüge in Höhe von
2 000 € pro Jahr. Nach Abzug des anrechnungsfreien Betrags von 624 € verblei-
ben 1 376 €, um die der Unterhaltshöchstbetrag von 7 680 € gekürzt wird. Ab-
zugsfähig wären für S mithin 6 304 €. Das Finanzamt prüft aber, ob der Sohn fi-
nanziell in der Lage ist, die Mutter zu unterstützen.
Bruttolohn zzgl. Steuererstattung und Kindergeld = 30 696 €, abzgl. Steuerab-
züge 3 810 €, Beiträge zur Sozialversicherung 5 400 €, Werbungskosten wegen
doppelter Haushaltsführung 4 200 €; Nettoeinkommen 17 286 €. Opfergrenze =
1 % je volle 500 € des Nettoeinkommens = 34 % abzgl. 15 Prozentpunkte (je
fünf Prozentpunkte für Ehefrau und Kinder). Die Opfergrenze beträgt somit
19 % von 17 286 €. Statt 6 304 € lässt das Finanzamt nur 3 284 € zum Abzug zu.
648 Wenn Du Dich mit dem zufriedengibst, was Dir das Finanzamt ansetzt, wird 648
selten viel herauskommen. Nun ist es doch so: Wer jemanden unterstützt, tut
dies sicher nicht, um dessen Faulheit zu stärken. Meistens ist der Unterstützte
krank und nicht mehr erwerbsfähig. Vielleicht, weil er ein chronisches Leiden
jat. Und chronische Leiden bedingen einen besonderen Aufwand, wenn man sie
in einigermaßen erträglichen Grenzen halten will. Wer aber will behaupten,
dass der Unterhaltshöchstbetrag von 7 680 €, den das Finanzamt für Unterhalt
anrechnet, auch für besondere zusätzliche Kosten angemessen sei? Geniere
Dich nicht, neben dem Unterhalt andere Kosten anzugeben (BFH in HFR 1963
S. 395 und FG Düsseldorf – EFG 1978 S. 544), als da sind
● Versicherungsbeiträge zur Kranken- und Lebensversicherung usw. (falls Du
nicht vorziehst, diese auf Dich umschreiben zu lassen)
● Operations- oder Krankenhauskosten bei Nichtversicherten.
Übrigens, Du unterstützt nur, weil der Bedürftige von seinem bisschen Rente
nicht leben kann. Rate ihm doch mal, einen Antrag auf Mietbeihilfe oder Wohn-
geld zu stellen.
649 Zur Bestätigung der Unterstützungsleistungen fügst Du dem Antrag eine Be- 649
scheinigung der unterstützten Person bei:
Bescheinigung
Ich werde von . . . . . . . seit . . . . . . mit monatlich
€ . . . . . . . . . . und Sachwerten von ca. . . . . . . . monatlich unterstützt.
Ich habe eigene Einkünfte von monatlich € . . . . . . . . und kein wesent-
liches Vermögen.
....................
(Unterschrift)
Werden zwei bedürftige Personen unterstützt, so ist der abziehbare Betrag für
jede unterstützte Person getrennt zu berechnen. Eine Ausnahme gilt nur bei
Ehegatten, die in Haushaltsgemeinschaft leben. Bei ihnen verdoppeln sich alle
Beträge.
Der einheitliche Unterhaltshöchstbetrag gilt unabhängig davon, ob der Unter-
haltsempfänger minderjährig oder volljährig ist. Dadurch ergibt sich von neuem
das Problem, wie Unterhaltszahlungen z. B. an Deinen Exgatten und an Dein
Kind aufzuteilen sind. Der Fiskus macht sich die Sache recht einfach. Er teilt
streng nach Köpfen auf, wenn die Unterhaltenen in einem gemeinsamen Haus-
halt leben.
Das passiert auch, wenn nicht begünstigte Personen in dem Haushalt leben.
Hier nun aufgemerkt, wer A sagt, muss auch B sagen. Lebt z. B. Deine alte Mut-
ter mit zwei Deiner Geschwister im selben Haushalt, dann gilt der Aufteilungs-
grundsatz auch für die eigenen Einkünfte Deiner Mutter. Davon wird nämlich
nun nur 1/3 als schädlich angerechnet, der Rest entfällt auf die nicht geförder-
ten Haushaltsmitglieder (BFH v. 19. 6. 2002 – BStBl II 2002 S. 753).
zu Altenheim, Gefängnis,
ausländischem Ehepartner
650 Die Kosten der Unterbringung eines Familienangehörigen in einem Altenheim 650
sind als außergewöhnliche Belastung berücksichtigungsfähig, wenn die Unter-
bringung wegen außergewöhnlicher Umstände (etwa Pflegebedürftigkeit
wegen Alters oder Unfalls) erforderlich wird (BFH v. 11. 2. 1965 – BStBl III
S. 407). In diesem Fall gilt die Begrenzung auf den Höchstbetrag von 7 680 €
nicht. Vgl dazu E Rz 615 ff.
Wenn Du Deinen Sohn, der wegen einer Dummheit im Gefängnis sitzt, mit
Geld und kleinen Geschenken unterstützt, um ihm den Aufenthalt hinter Git-
tern etwas zu erleichtern, kannst Du das als Unterstützungsleistungen absetzen.
Die steuerliche Anerkennung ist nämlich nicht generell dadurch ausgeschlos-
sen, dass ein Strafgefangener Unterkunft, Kost und Bekleidung von der Haftan-
stalt bekommt (BFH v. 11. 11. 1988 – BStBl 1989 II S. 233).
Das Folgende betrifft nur Gastarbeiter oder Deutsche mit ausländischen Ehe-
partnern:
651 Der Unterhaltshöchstbetrag ist bei Zahlungen ins Ausland zu ermäßigen, und 651
zwar um
1
/4 für z. B. Afghanistan, Ägypten, Algerien, Bolivien, Bulgarien
1/ für z. B. Argentinien, Brasilien, Chile, Estland, Kroatien, Lettland
2
3
/4 z. B. für die Bahamas, Barbados, Korea, Neuseeland und Zypern
Vergleiche dazu im Einzelnen das BMF-Schreiben vom 9. 2. 2006 (BStBl 2006 I
Seite 217). Musst Du erhaltene Unterstützungsleistungen zurückzahlen, kann
das eine außergewöhnliche Belastung für Dich sein! (Näheres siehe in DB 1961
S. 220).
652 Darüber ärgerst Du Dich schwarz: Du unterstützt Deine Mutter finanziell und 652
kriegst doch keine Steuerermäßigung, weil ihre Rente über den Hungersätzen
des Finanzamts liegt. Sei anpassungsfähig! Unterstütze Deine Mutter auf eine
Weise, bei der keine unsozialen Höchstgrenzen bestehen. Etwa durch eine
Nachzahlung zur Rentenversicherung. Wenn Deine Mutter weder durch Ver-
mögen noch durch Unterhaltsleistungen ihres früheren Mannes ihren Lebens-
abend sicherstellen kann, ist das abzugsfähig!
Trägst Du also die Kosten von sagen wir mal 2 500 € für die Rentennachzahlung,
weil die Ersparnisse Deiner Mutter nur zu einer geringfügigen Aufstockung der
Rente führen, und kann nunmehr Deine Mutter mit dieser Rentennachzahlung
ihr Existenzminimum decken, dann findet solches Tun steuerlich Anerkennung,
sagt das FG Hamburg, EFG 1976, S. 234, allerdings nach Abzug der zumutbaren
Belastung.
653 Unterhalt an den Lebenspartner Du kannst Deine finanzielle Hilfe an gesetz- 653
lich unterhaltsberechtigte Angehörige wie Kinder, Eltern, getrennt lebende
oder geschiedene Ehegatten als außergewöhnliche Belastungen steuerlich ab-
setzen. Werden alle Voraussetzungen erfüllt, sind max. 7 680 € möglich, wobei
allerdings die Opfergrenze zu beachten ist (siehe E Rz 647 ff.).
Bei Lebenspartner musst Du unterscheiden zwischen einer eingetragenen Le-
benspartnerschaft und einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft. Eingetragene
zu Unterstützungsleistungen
654 Leider, leider geht das fast nur, wenn einer der Partner selbständig tätig ist. 654
mS Dann hast Du freie Hand, das Finanzamt auszutricksen. Denn: Verträge
z. B. kannst Du schließen, mit wem Du willst, und darin vereinbaren, was Du
willst. Und es ist allein Eure Sache, wenn Du Deinen Lebenspartner in Deinem
Geschäft oder Betrieb mit anfassen sehen willst.
Aber: Um Steuern zu sparen, musst Du schon einen Arbeitsvertrag mit ihm aufs
Papier bringen. Dabei musst Du aber bei der Gehaltsvereinbarung aufpassen.
Das Geld muss nämlich auf ein Konto des helfenden Partners überwiesen wer-
den. Allerdings spielt es dann keine Rolle, wenn nun die bisherigen Zahlungen
für Haushaltskosten und Taschengeld entfallen. Und schließlich darf das Gehalt
nicht viel höher sein als das eines in gleicher Weise tätigen familienfremden
Mitarbeiters. Wenn Du Deinen Partner allerdings mit einer führenden Position
in einem größeren Betrieb betraust, kann das Gehalt natürlich recht hoch sein.
655 Jeder Finanzbeamte muss nach seinem heiligen Amtseid Steuern gleichmäßig 655
festsetzen. Gleichmäßig festsetzen heißt aber auch: gleiche Nachweisschikanen
für alle Steuerzahler. In einem Spezialerlass für Gastarbeiter, die ihre Familien
im Ausland unterstützen, sagte der Bundesfinanzminister: »Aus Vereinfa-
chungsgründen kann davon ausgegangen werden, dass regelmäßige Unterhalts-
zahlungen vorliegen, wenn in jedem Vierteljahr eine Unterhaltsrate gezahlt
wird.« (BMF v. 15. 9. 1997 – BStBl 1997 I S. 826) Normalerweise ist es so: Wird
nicht regelmäßig, sprich jeden Monat, gezahlt, greift die Zwölftelvorschrift, wo-
nach für jeden fehlenden Monat der Höchstbetrag um 1/12 gekürzt wird (§ 33 a
Abs. 4 EStG).
Poche auf den Gleichheitsgrundsatz und verlange, dass man Dich nicht schlech-
ter stellt als Deine ausländischen Mitbürger. Bekommt z. B. Deine von Dir un-
terstützte Mutter nicht regelmäßig jeden Monat Geld, musst Du es so deichseln,
dass wenigstens in jedem Quartal eine Zahlung erfolgt.
Da der Bundesfinanzminister nichts von gleichmäßigen Raten gesagt hat,
kannst Du Deiner Mutter zu Beginn des Jahres kleinere Beträge überweisen
und ihr im Dezember, nachdem Du Deine Weihnachtsgratifikation kassiert hast
und richtig flüssig bist, einen größeren Batzen zukommen lassen. Mal angenom-
men, Du zahlst ihr im
Februar 1 500 €
Juni 1 200 €
September 1 200 €
Dezember 4 000 €
insgesamt 7 900 €
dann steht Dir der volle Höchstbetrag von 7 680 € für Deine Unterstützung zu,
denn Du hast ja in jedem Vierteljahr etwas berappt.
Aber: Halte Deine Mutter zu Jahresanfang nicht allzu knapp. Bei Minibeträgen
von 50 € im Quartal sind schon einige Finanzämter auf den dummen Gedanken
verfallen, solche Mickerbeträge seien keine Unterhaltskosten. Also greif sicher-
heitshalber etwas tiefer ins Portemonnaie.
2. Unterhaltsleistungen an Wehrpflichtige,
denen kein Kinderfreibetrag mehr zusteht
656 Wenn Dein Sohn bei der Bundeswehr oder als Zivildienstleistender mit seinen 656
Bezügen nicht auskommt und Du ihm etwas zuschießt, kannst Du diese Beträge
als Unterhalt absetzen. Denke daran: Nicht nur Bargeld ist abzugsfähig. Wenn
der Sprössling also samstags/sonntags zu Hause Deine Zigaretten qualmt und
Deinen Kühlschrank leert, dann sind das Sachwerte, die Du zu den Barbeträgen
hinzurechnen darfst. Selbstverständlich auch die beiden Kuchen, die er für sich
und seine Kameraden mitnimmt . . . Absetzbar sind bis zu 7 680 € im Jahr abzgl.
eigener Bezüge des Wehrpflichtigen, soweit sie über 624 € liegen. Bezüge sind:
Wehrsold, Weihnachtsgeld und Unterhalt wie Verpflegung, dies jedoch nur nach
den niedrigen Werten der Sachbezugsverordnung. Was Du bei Deinem Vater-
landsverteidiger als eigene Bezüge ansetzen musst, kannst Du den folgenden
Übersichten entnehmen:
Jahr Sachbezugswert
alte Bundesländer neue Bundesländer
1. Sachbezug für Verpflegung
2007 205,00 € 205,00 €
Hinzu kommt der Wehrsold, auf den Dein Filius täglich (abhängig vom Rang)
Anspruch hat. Das Entlassungsgeld wird nur auf den Unterhalt angerechnet,
der nach der Entlassung gezahlt wird (H 32.10 EStH; BFH v. 14. 5. 2002 – BStBl
2002 II S. 746).
3. Wehrsold
Umgerechneter Monats-
Dienstgrad Tagessatz
betrag
Grenadier 7,41 € 222,30 €
Gefreiter 8,18 € 245,40 €
Obergefreiter 8,95 € 268,50 €
Weihnachtsgeld 172,56 €
Entlassungsgeld 690,24 €
Beispiel 2007
Dein lediger Sohn wurde als Grundwehrdienstpflichtiger zum 1. 1. 2007 einbe-
rufen. Der Wert Deiner Unterstützungsleistungen beträgt monatlich mindes-
tens 640 €. Sold: vom 1. 1. bis zum 30. 9. des laufenden Jahres = 2 381,16 €.
So berechnest Du den Ermäßigungsbetrag nach § 33 a Abs. 1 EStG:
Höchstbetrag 7 680 €, für 9 Monate = 9/12 = 5 760,00 €
Sold für 9 Monate 2 381,16 €
Entlassungsgeld + 0,00 €
Unterkunft 49,50 € 9 Monate + 445,50 €
Verpflegung 205,00 € 9 Monate + 1 845,00 €
Summe 4 671,66 €
./. Unkosten mindestens Pauschbetrag – 180,00 €
Bezüge des Unterhaltsempfängers 4 491,66 €
./. anrechnungsfreier Betrag 624 €, davon 9/12 = – 468,00 €
Schädliche Einkünfte 4 023,66 € – 4 023,66 €
Absetzbarer Freibetrag ca. 1 737,00 €
zum Ausbildungsfreibetrag
658 Vergiss auf keinen Fall, vom BAföG die Kostenpauschale von 180 € abzuziehen, 658
bevor es auf den Ausbildungsfreibetrag angerechnet wird (R 32.10 Abs. 3
EStR).
Berechnung:
Jahresarbeitslohn 288 € 12 = 3 456 €
./. Sozialversicherung ca. 20% – 690 €
./. Arbeitnehmer-Pauschbetrag – 920 €
Einkünfte (anrechnungsfrei) 1 846 €
Lass Dir von den BAFöG-Leistungen nicht auch den Darlehensanteil abziehen.
Es dürfen nur die echten Zuschüsse abgezogen werden.
659 Mit der auswärtigen Unterbringung von Kindern stellen sich die Fiskalvertreter 659
recht zopfig an. Sie verlangen, dass diese von gewisser Dauer ist und entweder
während der gesamten Ausbildung oder zumindest während einzelner Ausbil-
dungsabschnitte vorliegt und das Kind während dieser Zeit räumlich selbstän-
dig ist.
Eine Klassenfahrt oder ein mehrwöchiger Sprachkurs im Ausland sollen dafür
nicht reichen (BFH, BStBl II 1990, S. 898). Klar ist die Sache, wenn Dein Nach-
wuchs z. B. während eines Praktikums, das länger als sechs Wochen dauert (BFH
v. 20. 5. 1994 – BStBl 1994 II S. 699), während eines Semesters oder eines mehr-
monatigen Lehrgangs am auswärtigen Unterrichtsort wohnt.
Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Denn: Aus-
wärtig untergebracht ist Dein Kind, wenn es hauswirtschaftlich nicht mehr in
Deinen Haushalt eingegliedert ist. Auf gut Deutsch: wenn es nicht mehr seine
Beine unter Deinen Tisch stellt. Ein kleines möbliertes Zimmer oder ein eige-
nes Appartement reicht dazu völlig aus. Diese Unterkunft kann ohne weiteres
bei Verwandten sein. Und da Ihr zu Hause ohnehin recht beengt lebt, mietest
Du einfach in der Wohnung Deiner ein paar Straßen weiter lebenden Schwester
ein Zimmer für Dein Kind. Und schon gibt‘s den Ausbildungsfreibetrag.
660 Nicht immer klappt es nahtlos mit dem Übergang zwischen Schule und Stu- 660
dium. Wenn der Unterbrechungszeitraum nicht länger als vier Monate ist,
661 Einen Kinderfreibetrag bekommst Du für Dein studierendes Kind, egal ob es 661
im Inland oder im Ausland lebt, nur, solange es das 27. Lebensjahr noch nicht
vollendet hat. (Für Kinder, die in der Zeit vom 2. 1. 1982 bis 1. 1. 1983 geboren
sind, gilt eine Altersgrenze von 26 Jahren, für Kinder, die am 2. 1. 1983 oder
später geboren sind, beträgt die Altersgrenze 25 Jahre).
Bei Söhnen aber, die vor Beendigung ihres Studiums oder ihrer Ausbildung
Wehr- oder Zivildienst leisten, legt Vater Staat aus Gründen der Gleichberech-
tigung den Kinder- und damit auch den Ausbildungsfreibetrag für den Zeit-
raum, den Dein Filius gedient hat, also z. B. für neun Monate, auf die o.g. Alters-
grenzen drauf.
Wenn der Kinderfreibetrag wegfällt, weil Dein Nachwuchs die o.g. Altersgren-
zen überschritten hat, Dir aber immer noch auf der Tasche liegt, dann denke
daran, dass Du den Unterhaltsfreibetrag geltend machst!
dafür werden bei Nachweis einheitlich bis zu 624 € jährlich für eine Hausge-
hilfin oder eine Haushaltshilfe anerkannt (§ 33 a Abs. 3 EStG);
● oder ein haushaltszugehöriges Kind oder eine andere zu Deinem Haushalt
gehörende Person, für die Du einen Unterhaltsfreibetrag bekommst, körper-
lich hilflos oder schwer körperbehindert ist. Dann kannst Du für eine Haus-
haltshilfe bis zu 924 € jährlich absetzen. Eine schwere Körperbehinderung
liegt bereits dann vor, wenn der Grad der Behinderung mindestens 45 % be-
trägt (H 33a.3 EStH »Schwere Behinderung«). Krank sein heißt, so sagen wir,
dass wir rein körperlich nicht in der Lage sind, die Hausarbeit allein zu ver-
richten! Eine Krankheit, die das Finanzamt anerkennen muss, ist gegeben,
wenn wir stark körperlich beeinträchtigt sind, so dass wir ohne dauernde
Hilfe die Hausarbeit nicht verrichten können. So stellen ständiges Rheuma,
Gicht, Hautekzeme, Muskelschwund, Herzstörungen und dergleichen ohne
weiteres Krankheiten dar, die eine Haushaltshilfe notwendig machen. Ohne
ärztliches Attest läuft hier gar nichts.
Wichtig ist zu wissen, dass der Begriff Krankheit auch an der Fähigkeit zur Ver-
richtung der Hausarbeiten gemessen werden kann. Wenn der Arzt also fest-
stellt, dass Du, Dein Ehepartner oder Dein Kind durch ein nicht nur vorüberge-
hendes Leiden keine Hausarbeit ausführen kann, so hat das Finanzamt die tat-
sächlich beschäftigte Hausgehilfin anzuerkennen.
für Verheiratete
Als Verheirateter bist Du – was Haushaltshilfen betrifft – mal wieder der Ge-
lackmeierte. Auch wenn Du und Dein Ehepartner schwer krank oder behindert
seid und Ihr deshalb zwei Haushaltshilfen beschäftigt, bekommt Ihr den Freibe-
trag nur einmal. So stellen sich Gesetzgeber und BFH-Richter offensichtlich
den besonderen Schutz von Ehe und Familie vor (BFH-Urteil 25. 9. 1992 – BStBl
1993 II S. 106). Ohne ein amtliches Traupapierchen könnte jeder von Euch eine
Hilfe in seiner Steuererklärung unterbringen. Und so etwas nennt sich dann
auch noch Besteuerung nach Leistungsfähigkeit!
Krankheit ist für die Trägen ein Fest, denn sie enthebt sie der Arbeit.
(Antiphon)
664 Eine Hausgehilfin kann auch eine Verwandte oder Bekannte sein, die im Haus- 664
halt hilft und dafür in irgendeiner Form entschädigt wird! Es wäre also dumm,
keine Ermäßigung zu beantragen, weil die Hausgehilfin zufällig unsere Ver-
wandte ist. Allerdings wird das Finanzamt in diesem Fall einen strengeren Maß-
stab anlegen. Wenn möglich, beschaffe Dir deshalb zum Nachweis der Krank-
heit das Attest eines Arztes. Und von der Hausgehilfin lass Dir eine Bescheini-
gung folgenden Wortlauts geben:
665 665
Bescheinigung
Hierdurch bescheinige ich, Frau . . . . . ., dass ich Herrn/Frau/Fami-
lie . . . . . . den Haushalt in Ordnung halte. Meine Arbeit ist weder zeit-
noch weisungsgebunden. Ich bin lediglich verpflichtet, die anfallenden
Arbeiten irgendwie und irgendwann zu erledigen. Ich sehe meine Tätig-
keit als gewerbliche, aber wegen des geringen Verdienstes von 624 €
jährlich als nicht steuerpflichtige an. Sachwerte erhalte ich nicht.
............ ............
Datum und Anschrift Unterschrift
Der Betrag von 348 € ist die absolute Untergrenze für den steuerlichen Hinzu-
verdienst. Die Gute kann z. B. noch Versicherungsbeiträge (Kranken-, Pflege-,
Haftpflichtversicherung etc.) absetzen und die Grenze damit deutlich anhe-
ben.
Kleiner Trick: Es ist für die Anerkennung außergewöhnlicher Belastungen be-
langlos, ob Du die Hausgehilfin (dies trifft oft für Verwandte zu) bei der Kran-
kenkasse angemeldet hast oder nicht. Das Finanzamt hat lediglich die außer-
gewöhnliche Belastung zu prüfen und nicht möglicherweise strafbare oder un-
korrekte Handlungen oder Unterlassungen zu melden. Allerdings darf das
Finanzamt den Sozialversicherungsträgern Dinge aus Deiner Steuererklärung
mitteilen, die für die Festsetzung von Sozialversicherungsbeiträgen maßgeblich
sind (§ 30 a AO). Wenn das Finanzamt von Dir Nachweise über die Zahlung von
Sozialversicherungsbeiträgen verlangt, könnte Ungemach aus Richtung Kran-
kenkasse kommen. Zwar kannst Du Dich auf den Standpunkt stellen, Deine
Haushaltshilfe sei selbständig, wenn sie allerdings nur für Dich arbeitet, kommt
Dir die Krankenkasse wahrscheinlich mit der 1999 eingeführten Konstruktion
der Scheinselbständigkeit.
666 Du brauchst ja nicht eine fremde Person einzustellen, und schließlich schenkt 666
man der eigenen Tochter mehr Vertrauen als fremden Leuten. Natürlich be-
zahlst Du sie und ist das Beschäftigen einer Hausgehilfin bei Dir zwangsläufig
(E Rz 663). Trotzdem denken viele nicht daran, eine Steuerermäßigung zu be-
antragen, weil es ungewohnt ist, die Tochter als »Hausgehilfin« anzusehen.
Auch wenn die Tochter nur ab und zu kommt, um den alten oder kranken El-
tern als »Aufwarte-«, »Waschfrau« oder »Putzhilfe« zu helfen, gibt es dafür eine
Steuerermäßigung von 624 € bzw. 924 € bei Behinderung.
Doch gut aufgepasst: Nach H 33a.3 EStH »Angehörige« setzt die Beschäftigung
von nahen Angehörigen als Haushaltshilfe voraus, dass die Hilfe im Haushalt
aufgrund eines ernsthaften Arbeitsverhältnisses geleistet wird. Also wirst Du
einen astreinen schriftlichen Arbeitsvertrag abschließen, die Arbetiszeiten und
Pflichten sowei die Bezahlung regeln und den Lohn nach Möglichkeit nicht bar
zahlen sondern auf ein Konto Deiner Tochter überweisen. Ein solches Arbeits-
verhältnis will der Fiskus aber nur anerkennen, wenn die nahe Angehörige nicht
im Haushalt des Steuerpflichtigen wohnt. Sie muss vielmehr einen eigenen
Hausstand führen (BFH-Urteil v. 6. 10. 1961 – BStBl 1961 III S. 549).
667 Nichteheliche Partnerschaften werden steuerlich ständig gebeutelt. Nicht nur, 667
dass ihnen trotz eheähnlicher Beziehung der Splittingtarif verwehrt wird, auch
sonst ist dem Fiskus gelegen, keine Steuervergünstigungen zu gewähren, die an
das amtliche Ehepapierchen anknüpfen. Bei den Kosten für eine Haushaltshilfe
hast Du endlich einmal Gelegenheit, den Spieß umzudrehen. Wenn Du die Vor-
aussetzungen für den Abzug erfüllst, mach Deine Freundin zur Haushaltshilfe.
Da sie bei Dir lebt, dürfte es Dir nicht schwerfallen, ein paar Euro im Monat als
Lohn zu zahlen.
Die Richter des BFH haben die Kosten für eine solche Haushaltshilfe aner-
kannt (BFH v. 27. 10. 1989 – BStBl 1990 II S. 294). Leider war dieses steuerzah-
lerfreundliche Urteil den Bundesfinanzraffzähnen ein Dorn im Auge. Prompt
haben sie die Finanzämter mit dem BMF-Schreiben vom 14. 3. 1990 – BStBl
1990 I S. 147 zu amtlicher Blindheit verdonnert und angeordnet, das o. g. Urteil
Es fragte der Finanzbeamte: »Wie viel Geld brauchen Sie im Monat zum Leben?«
»Woher soll ich das wissen? – So viel hatte ich noch nie!«
668 Denke beim Absetzen der Kosten für Deine Haushaltshilfe auch einmal kurz 668
an deren Situation. Grundsätzlich sind Deine Zahlungen bei ihr steuerpflichtige
Einkünfte. Wenn die gute Seele sonst keine oder nur ganz geringe Einkünfte
hat, fällt natürlich keine Steuer an. Problematisch sind aber die Fälle, in denen
Deine Haushaltshilfe allein oder zusammen mit ihrem Ehegatten ohne Deine
Zahlungen 2006/2007 bereits ein Einkommen über 7 664 €/15 288 € (Alleinste-
hende/Verheiratete) hat. Dann heißt es für Dich genau hinsehen, damit Ihr
nicht plötzlich eine unliebsame Überraschung mit dem Finanzamt erlebt.
● Bezieht Deine Haushaltshilfe anderweitigen Arbeitslohn, fällt für die Ein-
künfte aus der Haushaltshilfetätigkeit Steuer an.
● Bezieht sie keinen Arbeitslohn, schließt Du mit ihr einen Arbeitsvertrag und
lässt Dir pro forma eine Lohnsteuerkarte vorlegen. Egal, ob sie als Ledige die
Steuerklasse I oder als Verheiratete die Steuerklasse V hat, bei 924 € Lohn
fällt weder Lohn- noch Einkommensteuer an. Der Guten steht nämlich in
jedem Fall der Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 € zu. Also ist von dem
Lohn kein roter Heller zu versteuern.
● Denke an die Sozialversicherung: Bei einem weiteren Arbeitsverhältnis über
400 € kommt sie voll, ansonsten pauschal zum Tragen.
669 Wisse: Auch die Kosten für einen Fensterputzer oder ein gewerbliches Reini- 669
gungsunternehmen können außergewöhnliche Belastungen sein. Der Bundesfi-
670 Bist Du für Deine Firma häufiger im Ausland tätig und hast dort deshalb eine 670
Wohnung? Sicher hast Du als hochbezahlter Arbeitnehmer anderes zu tun, als
Deine Zeit mit Putzen zu verbringen. Wenn Du daher im Ausland eine Putzfrau,
Köchin, Haushälterin oder anderes Hauspersonal beschäftigst, steht Dir dafür
die Steuerermäßigung für Haushaltshilfen zu, solange Deine Einkünfte in
Deutschland versteuert werden, z. B. weil Dein Auslandsaufenthalt im Jahr
nicht länger als 183 Tage dauert.
Will Dein Finanzamt nicht mitspielen, wirst Du Deinen Sachbearbeiter damit
beeindrucken, dass Du das Ehepaar Theodor Schilling und Angelika Fleck-
Schilling kennst. Die beiden haben nämlich ihre Haushaltshilfe in Luxemburg
vor dem Europäischen Gerichtshof mit folgender Begründung durchgeboxt: Es
verstoße gegen Art. 39 EG-Vertrag, wenn ein Arbeitnehmer aus Deutschland in
Luxemburg tätig sei, dort Aufwendungen für eine Haushaltshilfe habe und
diese nicht von seinen in Deutschland steuerpflichtigen Einkünften absetzen
dürfe. Dass die Beiträge für die Haushaltshilfe nicht an die deutsche gesetzliche
Rentenversicherung, sondern an die luxemburgische Rentenversicherung ge-
zahlt worden sind, ist dabei egal (EuGH-Urt. v. 13. 11. 2003 – Rs. C-209/01).
Also poche darauf, ein echter Europäer zu sein. Endlich musst Du dafür nicht
immer nur ins Portemonnaie greifen und zahlen, sondern hast ausnahmsweise
selbst etwas davon.
671 Was tun bei Heim- oder Pflegeunterbringung? Bist Du oder ist der von Dir 671
dauernd getrennt lebende Ehegatte in einem Heim, wird ein steuerfreier
Pauschbetrag von 624 € anerkannt, wenn in den Aufwendungen für die Unter-
bringung Kosten für Dienstleistungen enthalten sind, die mit denen einer Haus-
gehilfin oder Haushaltshilfe vergleichbar sind. Erfolgt die Unterbringung im
Pflegeheim oder auf der Pflegestation eines Altenheims zur dauernden Pflege,
sind 924 € absetzbar.
Haushaltsnahe Minijobs sind deutlich billiger als eine reguläre geringfügige Be-
schäftigung. Du musst als pauschale Arbeitgeberabgaben lediglich je 5 % Kran-
ken- und Rentenversicherung zzgl. 2 % pauschale Lohnsteuer, insgesamt also
12 % Abgaben zahlen. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was ein normaler
Besonders lukrativ wird ein haushaltsnaher Minijob für Dich, wenn Deine
Hausangestellte die Ehefrau oder Tochter eines Beamten, Soldaten oder eines
anderen nicht gesetzlich Krankenversicherungspflichtigen ist. Bei einer Ange-
stellten aus diesem illustren Personenkreis entfällt für Dich die pauschale Kran-
kenversicherungszahlung von 5 %, Du zahlst statt 12 % also nur noch 7 % an die
Minijobzentrale. Und so sieht Deine Rechnung steuerlich aus, wenn Deine
Perle 400 € im Monat erhält:
Pauschale Abgaben 4 800 € 7 % 336 €
Lohnkosten 4 800 €
Abgaben 336 €
Aufwendungen insgesamt 5 136 €
Steuerermäßigung darauf 5 136 € 10 % = 513,60 €, max. 510 €
Vorteil für Dich 174 €
Wie Du siehst, bringt Dir Deine Putzfrau sogar noch ein kleines Plus im Geld-
säckel, wenn Du Sie hochoffiziell anmeldest. Und selbst wenn Du die vollen
12 % Abgaben zahlen musst, weil Du dich nicht um die Krankenversicherungs-
pauschale drücken konntest, kosten Dich Deine Steuerehrlichkeit und Dein
ruhiges Gewissen im Monat nur rd. 1,50 €.
Lagen Deine Kosten für den Pflegedienst dagegen nur bei 1 500 €, sieht die Be-
rechnung so aus:
Reinigungsunternehmen 4 000 € 20 % = 800 €, max. 600 € 600 €
Zzgl. Pflegedienst 1 500 € 20 % = 300 €, max. 600 € 300 €
Insgesamt 900 €
Hast Du nur für den Pflegedienst 7 000 € berappt, bekommst Du dafür 20 % von
7 000 € = 1 400 €, max. 1 200 € als Steuerermäßigung.
Voraussetzung für den Abzug der Pflegekosten ist, dass die gepflegte Person
zumindest in die Pflegestufe I eingeordnet ist bzw. Leistungen aus der Pflege-
versicherung bekommt. Vor der Steuerermäßigung wird Dir allerdings das ge-
zahlte Pflegegeld von Deinen Kosten abgezogen.
nimmst. Kommt also z. B. der Pflegedienst zu Deiner Mutter, die in ihrer eige-
nen Wohnung lebt, kannst Du die Steuerermäßigung für die von Dir getragenen
Kosten abzgl. Pflegegeld beanspruchen.
675 Wie so oft gilt auch bei der Steuerermäßigung für Pflegeleistungen, dass Weni- 675
ger manchmal Mehr ist. Die Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienst-
leistung von 1 200 € aus den Pflegeleistungen steht Dir nach dem unendlichen
Ratschluss des Gesetzgebers nur zu, wenn die Kosten bei Dir keine außerge-
wöhnlichen Belastungen darstellen. Diese gesetzliche Regelung verwendet der
Fiskus nun prompt gegen Dich und versagt die Steuerermäßigung, wenn Du für
die Pflege Deines Angehörigen den Pflegepauschbetrag von 924 € (§ 33 b Abs. 6
EStG) in Anspruch nimmst. Obwohl die Steuermäßigung daraus selbst bei
einem absoluten Spitzenverdiener max. ca. 470 € beträgt, geht Dir die Steuerer-
mäßigung von 1 200 € durch die Lappen.
Also verzichte lieber auf den Pflegepauschbetrag. Da er zu den antragsabhän-
gigen Steuervergünstigungen gehört, stellst Du einfach keinen entsprechenden
Antrag, und schon steht der viel höheren Steuerermäßigung für haushaltsnahe
Pflegeleistungen nichts im Weg.
676 ● Bei Handwerkerleistungen 20 % der Kosten, max. jedoch 600 €. Steuerlich 676
gefördert werden Deine Kosten für Modernisierung und Instandhaltung bis
zu 3 000 € im Jahr, egal ob Du sie als Eigentümer oder als Mieter in Auftrag
gibst. Hat sich der Fiskus früher noch mit Händen und Füßen gewehrt, Dir
die Kosten für den Fliesenleger oder den Parkettverlegebetrieb anzuerken-
nen, hat er sich ab 2006 sozusagen um 180° gedreht. Mit dem Ziel, die
Schwarzarbeit einzudämmen, führen private Handwerkerkosten seither zu
einer Steuerermäßigung.
Merke: Sobald ein Handwerker Deine Wohnung betritt, klingelt bei Dir die
Kasse.
Du kannst die Kosten u. a. für folgende Handwerkerleistungen in der Steuerer-
klärung unterbringen:
● Arbeiten an Innen- und Außenwänden,
● Arbeiten am Dach, an der Fassade, an Garagen o. Ä.,
● Einziehen von Zwischenwänden,
● Reparatur oder Austausch von Fenstern und Türen,
Wenn Dein Handwerker das Material mitliefert, bitte ihn, die Rechnung ent-
sprechend aufzuteilen und die Lohnkosten getrennt auszuweisen. Wenn er
so nett ist und Dir das Material zum Einkaufspreis liefert und dafür bei den
Arbeitslöhnen etwas mehr verlangt, soll Dir das nur recht sein.
678 Gute Zeiten für Dich als Mieter oder als Besitzer einer selbst bewohnten 678
Eigentumswohnung. Alle Kosten, die dem Grunde nach haushaltsnahe Dienst-
leistungen oder Handwerkerleistungen sind und Dir über die Nebenkostenab-
rechnung des Vermieters oder des Hausverwalters in Rechnung gestellt werden,
kannst Du genauso absetzen, als hättest Du selbst den Auftrag erteilt. Angefan-
gen von den Schornsteinfegergebühren über die Heizungswartung, die Pflege
von Garten und Anlagen bis zur Reparatur des Daches an der Eigentumswohn-
anlage: Du kassierst die Steuerermäßigung. Bestehe also darauf, dass die ent-
sprechenden Kosten aufgeteilt nach den Kategorien
● haushaltsnahe Beschäftigung
● haushaltsnahe Dienstleistungen
● Handwerkerleistungen
in Deiner Nebenkostenabrechnung ausgewiesen werden, die dann als Nachweis
für das Finanzamt genügt. Du musst nicht zusätzlich eine Kopie der Rechnung
oder der Überweisung des Rechnungsbetrags vorlegen.
einmal von der großzügigen Seite. Er gestattet Dir diese Kosten fiktiv als haus-
haltsnahe Dienstleistungen abzuziehen. Und das bedeutet, dass Deine Steuer-
ermäßigung statt 10 % der Kosten nun 20 % beträgt.
681 Übrigens: Weder die Gewährung des Pauschbetrags für Blinde (§ 33 b EStG) 681
noch das Verbot der Aufteilung von Aufwendungen in einen beruflich und in
einen privat veranlassten Teil stehen der Anerkennung der Ausgaben eines
blinden Arbeitnehmers für seinen Blindenhund, mit dem er arbeitstäglich den
Weg von seiner Wohnung zur Arbeitsstätte und zurück zu Fuß zurücklegt, als
Werbungskosten entgegen (FG München, rk Urt. v. 16. 11. 1984 V 8/83 E).
682 Der Pauschbetrag für Behinderte gilt zunächst alle typischen Mehraufwen- 682
dungen ab, die durch die Behinderung entstehen, z. B. also Arzt- und Medika-
mentenkosten, Unterbringungskosten in Heil- oder Pflegeheim, Aufwendungen
für die Betreuung des Behinderten usw. Und nun spitz Deine Ohren: Lebst Du
in einem Pflegeheim, ist es meistens günstiger, anstelle des Pauschbetrags von
3 700 € die tatsächlichen Kosten anzusetzen.
Lass uns mal sehen, was herauskommt, wenn Dein Anteil an den Pflegeheim-
kosten monatlich 1 300 € beträgt.
Gesamtkosten im Pflegeheim 15 600 €
./. Haushaltsersparnis – 7 680 €
./. Freibetrag für hauswirtschaftliche
Dienstleistungen (§ 33 a Abs. 3 EStG) – 924 €
Verbleiben als allgemeine Pflegekosten 6 996 €
./. zumutbare Belastung, angenommen
6 % von z. B. 25 000 € (Gesamtbetrag der Einkünfte) – 1 500 €
Abziehbar als außergewöhnliche Belastung 5 496 €
Außerdem steht Dir natürlich der Freibetrag für
hauswirtschaftliche Dienstleistungen im Pflegeheim zu 924 €
Wie Du siehst, kannst Du locker auf den Pauschbetrag von 3 700 € verzichten
und holst dafür 5 496 € rein. Also stell den Aufwand zusammen und beantrage
(nach Abzug der zumutbaren Belastung) Berücksichtigung aufgrund der tat-
sächlichen Kosten.
Denke immer steuerlich mit! Du kannst Dir in einem Jahr den Freibetrag geben
lassen und im anderen den Einzelnachweis führen.
Wenn Du weniger Kosten hast, wählst Du den Pauschbetrag. Dann kriegst Du
was vom Finanzamt geschenkt. Für Einzelnachweis entscheidest Du Dich, wenn
Du Dir etwa eine neue oder besonders gute Prothese beschaffst oder einen
Rollstuhl, zu dem Du zuzahlen musst.
683 Ohne Nachweis der besonderen Pflegebedürftigkeit läuft beim Finanzamt gar 683
nichts. Den erhöhten Behindertenpauschbetrag von 3 700 € bekommst Du,
wenn Du entweder einen Behindertenausweis mit den Eintragungen »H« für
hilflos oder »Bl« für blind oder einen Bescheid des Versorgungsamts mit den
entsprechenden Feststellungen vorweisen kannst oder von der Pflegeversiche-
rung in die Pflegestufe III eingestuft worden bist. Fehlt Dir ein solcher Nach-
weis, musst Du einen Antrag beim Versorgungsamt oder bei der Pflegeversiche-
rung stellen.
685 Vergiss nicht, Deine Fahrtkosten geltend zu machen! Bei Behinderten, die einen 685
Behinderungsgrad von mindestens 70 % und darüber hinaus eine Geh- und
Stehbehinderung oder die einen Behinderungsgrad von 80 % haben, können
Kfz-Kosten, soweit sie nicht Betriebsausgaben oder Werbungskosten sind, in
angemessenem Rahmen als außergewöhnliche Belastung nach § 33 EStG zu-
sätzlich zum Behindertenpauschbetrag berücksichtigt werden, also nach Abzug
der zumutbaren Belastung (siehe E Rz 598).
Als angemessen kann im Allgemeinen ein nachgewiesener oder glaubhaft ge-
machter Aufwand für Privatfahrten von insgesamt 3 000 km jährlich angesetzt
werden; dabei kann höchstens ein Kilometersatz von 0,30 € zugrunde gelegt
werden. Bei 3 000 km ergibt das im Jahr 900 € (Quelle: H 33.1-33.4 EStH »Fahrt-
kosten behinderter Menschen«). Das gilt auch bei Überlassung eines firmen-
eigenen Kraftfahrzeugs.
686 Hat es unterwegs gekracht, z. B. während einer Urlaubsreise, so vergiss nicht, 686
die Unfallkosten mit anzusetzen (BFH-Urt. v. 15. 11. 1991 – BStBl 1992 II
S. 179).
Man hält es kaum für möglich, aber die Streichwut der Fiskalritter macht auch
vor Deinen Fahrtkosten als erheblich Gehbehinderter nicht halt. »15 000 km im
Jahr für Privatfahrten sind genug«, urteilte der BFH. Alles, was darüber hinaus-
geht, soll nicht angemessen und damit nicht abzugsfähig sein (BFH-Urteil v.
2. 10. 1992 – BStBl 1993 II S. 286).
687 Als wäre die kleinliche Herumknapserei an den Kilometern nicht schon genug, 687
haben die Robenträger vom BFH noch ein Urteil gegen Behinderte draufge-
setzt, das dem Faß den Boden ausschlägt: Als Kilometerkosten kannst Du
höchstens die Pauschale von 0,30 € je Kilometer ansetzen. Das soll selbst dann
gelten, wenn Dein Auto eine ungewöhnlich niedrige Gesamtfahrleistung – und
damit zwangsläufig recht hohe Kilometerkosten – hat (BFH v. 26. 3. 1997 – BStBl
1997 II S. 538). Hier kommt allerdings wieder etwas Bewegung ins Spiel. Inzwi-
schen sieht der BFH die Sache etwas großzügiger und akzeptiert die tatsäch-
lichen Kilometerkosten, wenn die Fahrleistung behinderungsbedingt ganz ex-
trem unter der üblichen Kilometerleistung liegt und deshalb der tatsächliche
Kilometersatz besonders hoch ist (BFH v. 13. 12. 2001 – BStBl 2002 II S. 224).
8 000 km erscheinen dem BFH allerdings nicht als besonders niedrig. Bevor Du
Dich also anstrengst, dem Finanzamt nachzuweisen, dass Du nur 3 000 oder
4 000 km im Jahr gefahren bist, überlege genau, ob Du nicht mit der Pauschale
von 0,30 € pro km besser bedient bist.
Sieh also zu, dass Du im Jahr auf mindestens 15 000 km kommst, um dem Fiskus
nicht unnötig Geld in den Rachen zu werfen. Außerdem solltest Du Deine Kos-
ten dadurch drücken, dass Du z. B. einen Zuschuss der Hauptfürsorgestelle des
Landschaftsverbands beantragst.
Eine kleine Chance auf einen höheren, nachgewiesenen Kilometersatz hast Du,
wenn Dein Auto behindertengerecht umgerüstet wurde (berufe Dich auf das
FG München v. 26. 11. 1997 – EFG 1998 S. 568) oder überdurchschnittlich hohe
Kosten verursacht (BFH v. 14. 10. 1997 – BFH/NV 1998 S. 1072). Wie Du siehst,
zahlt sich Hartnäckigkeit immer wieder auch bei der Steuer aus.
688 Seid Ihr beide gehbehindert (Grad der Behinderung 70 % und »G« oder min- 688
destens 80 %) oder außergewöhnlich gehbehindert, hilflos oder blind (»aG«,
»H«, »Bl« im Behindertenausweis), stehen Euch die Pauschalen für Fahrtkos-
ten von mindestens 3 000 bzw. 15 000 km im Jahr zwei Mal zu – selbst wenn Ihr
zusammenlebt und ein Auto gemeinsam benutzt. Macht Euch ein Finanzer
Schwierigkeiten, helft ihm mit dem Urteil des Finanzgerichts Niedersachsen
vom 9. 3. 1993 auf die Sprünge (EFG 1994 S. 251).
690 Wer heute keinen Führerschein besitzt, ist fast aufgeschmissen. Vor allem als 690
Behinderter hast Du mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Hohe Ein-
stiege, zu enge Türen, unzureichend ausgestattete Abteile usw. sind nur ein
kleiner Teil der Dinge, die Dir die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel fast
unmöglich machen. Also muss ein Auto her. Argumentiere so: »Bei erheblicher
Geh- und Stehbehinderung sind laufende Pkw- und außergewöhnliche Kosten
abzugsfähig. Solche außergewöhnlichen Kosten sind auch meine einmaligen
Kosten für den Führerschein. Weil sie nicht laufend anfallen, sind sie nicht typi-
scherweise mit meinem Behindertenpauschbetrag abgegolten.« Das Finanzamt
möge nachlesen im BFH-Urteil v. 26. 3. 1993 – BStBl 1993 II S. 749. Durch die
Steuerersparnis drückst Du Deine Führerscheinkosten locker um 25 %.
691 Gern kommt das Finanzamt mit der Behauptung, die Kosten für eine Heilkur 691
seien mit dem Pauschbetrag für Behinderte abgegolten. Wehre Dich dagegen,
indem Du Einspruch einlegst und das Finanzamt auf das BFH-Urt. v. 11. 12. 1987
– BStBl 1988 II S. 275 – hinweist.
Auch als Behinderter besorgst Du Dir vor Antritt der Kur ein amtsärztliches
oder vertrauensärztliches Zeugnis über die Notwendigkeit der Kur!
692 Liegt Dein Behinderungsgrad unter 50 %, muss Deine Behinderung entweder 692
auf einer Berufskrankheit beruhen oder zu einer Bewegungsbeeinträchtigung
führen. Wenn Du z. B. einen Herzschrittmacher eingepflanzt bekommen oder
eine Nierenoperation hinter Dir hast, führt dies im Normalfall zu einer Beein-
trächtigung Deiner Beweglichkeit und steht Dir nach dem Gesetzestext ein
Freibetrag zu. Wie sich die Behörden bei diesen nicht alltäglichen Fällen anstel-
len, weiß man aber nie. Lass nicht locker, verweise auf § 65 Abs. 1 Satz 2 der
EStDV.
693 Alle Freibeträge sind Jahresbeträge. Wer also z. B. am 30. Dezember als Körper- 693
behinderter anerkannt wurde, erhält für dieses Jahr den vollen maßgebenden
Freibetrag. Bei rückwirkender Erhöhung des Körperbehinderungsgrades wird
der Steuerfreibetrag ebenfalls rückwirkend gewährt. Der Grad der Behinde-
rung wird nach der allgemeinen körperlichen Lage beurteilt – nicht nach Dei-
nen Fähigkeiten, einen Beruf auszuüben.
694 Nimmt Dein Kind wegen fehlender oder geringer Einkünfte den Pauschbetrag 694
nicht selbst in Anspruch, kannst Du ihn in Deiner Steuererklärung ansetzen. Ihr
habt also die Wahl, den Pauschbetrag dort anzusetzen, wo er sich am günstigs-
ten auswirkt. Auch Groß- und Stiefeltern können den Behindertenpauschbe-
trag für das Kind in Anspruch nehmen, wenn das Kindergeld bzw. der Kinder-
freibetrag auf sie übertragen worden ist.
Wenn Du ein behindertes Kind hast und noch im Haus Deiner Eltern lebst,
solltest Du überlegen, ob es nicht lukrativer ist, Deine Eltern die Steuerver-
günstigungen geltend machen zu lassen. Angenommen, Du bist nicht erwerbs-
tätig oder gehst nur einer Teilzeitbeschäftigung nach, um Dein Kind besser
betreuen zu können, dann hält sich wegen Deines geringen Einkommens die
Steuerersparnis aus dem Behindertenpauschbetrag und den übrigen behinde-
rungsbedingten Aufwendungen ziemlich in Grenzen. Viel mehr Steuern würden
dagegen Deine voll berufstätigen Eltern sparen.
Beispiel
Eines Deiner beiden Kinder ist behindert und Dein Einkommen liegt ohne Be-
hinderungsabzüge bei 12 000 €, das Deiner doppelverdienenden Eltern bei
80 000 €.
So sähe die Sache für Dich aus:
Einkommensteuer auf 12 000 € 816 €
./. Behindertenpauschbetrag – 1 420 €
./. Fahrtkosten 3 000 km 0,30 € = 900 €
./. zumutbare Belastung – 620 €
Steuer auf das korrigierte Einkommen 9 960 € – 390 €
Ersparnis für Dich 426 €
Und so sähe es für Deine Eltern aus:
Einkommensteuer auf 80 000 € 18 446 €
./. Behindertenpauschbetrag – 1 420 €
./. Fahrtkosten 3 000 km 0,30 € = 900 €
./. zumutbare Belastung 0€
Nur durch den formalen Federstrich, mit dem Du den Kinderfreibetrag und die
übrigen Kindervergünstigungen übertragen hast, springen als Steuerermäßi-
gung inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag über 100 € mehr heraus.
695 Die Bescheinigung des Versorgungsamts gilt für das Besteuerungsverfahren als 695
Grundlagenbescheid. Wird die Körperbehinderung für zurückliegende Jahre
bescheinigt, muss die Steuervergünstigung nachträglich gewährt werden. Dies
geschieht durch Berichtigung der für die zurückliegenden Jahre ergangenen
Steuerbescheide. Daraus können sich beträchtliche Erstattungsbeträge erge-
ben.
Dazu ein Hinweis: Bei Kindern werden Behinderungen häufig erst sehr spät
erkannt. In diesem Fall ist es besonders wichtig, dass das Versorgungsamt
bescheinigt, ab wann die Behinderung vorgelegen hat, z. B. ab Geburt.
696 Ist ein Behinderter verstorben und Du kannst die Unterlagen über seine Behin- 696
derung nicht vorlegen, genügt zum Nachweis eine gutachterliche Stellungnahme
von Seiten der für die Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes zuständi-
gen Behörde. Und hier kannst Du das Finanzamt für Dich arbeiten lassen: Diese
Stellungnahme hat die Finanzbehörde einzuholen!
697 Schwerbehinderte mit dem Ausweismerkzeichen »G« und Gehörlose (auch 697
ohne »G«) können wählen zwischen Freifahrten im öffentlichen Personennah-
verkehr und einer Kraftfahrzeugsteuerermäßigung von 50 %. Für Hilflose,
Blinde und außergewöhnlich Gehbehinderte (Merkzeichen »H«, »Bl«, »aG«)
beträgt die Steuerbefreiung 100 %.
Voraussetzung ist, dass das Auto auf den Namen des Behinderten zugelassen ist
und es nur von ihm selbst oder von anderen nur in seinem Beisein benutzt wird.
Ausnahmen gelten für Fahrten im Zusammenhang mit dem Transport des
Behinderten (z. B. Abholfahrten, Leerfahrt, wenn der Behinderte zur Arbeit
gebracht wird usw.) oder mit seiner Haushaltsführung (Fahrten zum Arzt, Ein-
kauf, Apotheke usw.).
Auf einige Erleichterungen, die Behinderte mit außergewöhnlicher Gehbehin-
derung (Zusatzzeichen »aG«) in Anspruch nehmen können, will ich Dich noch
hinweisen: Parkerlaubnis für Parkplätze mit dem Rollstuhlfahrerzeichen, Park-
erlaubnis bis zu drei Stunden im eingeschränkten Halteverbot, kostenloses Par-
ken an allen Parkuhren ohne Zeitbegrenzung; zusätzlich zur Kfz-Steuerbefrei-
ung Freifahrten im öffentlichen Nahverkehr. Man braucht sich also nicht wie
bei Merkzeichen »G« entweder für Freifahrten oder für die Steuerermäßigung
zu entscheiden.
6. Pflegepauschbetrag
698 Wegen der außergewöhnlichen Belastungen, die durch die Pflege einer hilflosen 698
Person entstehen, kannst Du statt der tatsächlichen Kosten einen Pflegepausch-
betrag von 924 € jährlich absetzen. Voraussetzung ist, dass die Pflege entweder
in Deiner Wohnung oder in der Wohnung der gepflegten Person erfolgt. Wenn
weitere Personen zur Pflege beitragen, wird der Pauschbetrag zwischen Euch
geteilt (§ 33 b Abs. 6 EStG). Ob aufgeteilt wird, richtet sich danach, wie viele
Personen sich die Pflege teilen, nicht danach, wer die Pflege in seiner Steuerer-
klärung geltend macht (BFH v. 14. 10. 1997 – III R 102/96). Die Aufteilung lässt
sich also nicht dadurch vermeiden, dass nur einer der Beteiligten in seiner Steu-
ererklärung den Antrag stellt. Damit hat der BFH das anderslautende Urteil
des FG Köln (EFG 1996 S. 1226) kassiert.
Die Hilflosigkeit muss entweder durch einen Schwerbehindertenausweis mit
Merkzeichen »H«, einen Bescheid der Pflegeversicherung über Pflegestufe III
oder durch eine Bescheinigung des Versorgungsamts nachgewiesen werden.
Auf den Grad der Behinderung kommt es nicht an. Hilflos in diesem Sinn ist
jemand auch, wenn er z. B. wegen eines Unfalls vorübergehend für eine längere
Zeit auf fremde Hilfe angewiesen ist, mit einer Minderung oder dem Wegfall
der Hilflosigkeit aber gerechnet werden kann (BFH v. 28. 9. 1984 – BStBl 1985
II S. 129). Der Pflegepauschbetrag steht Dir auch zu, wenn Du die Pflege nicht
persönlich durchführst, sondern Dich zeitweise einer Hilfskraft bedienst. Auch
wenn Du Dich aus sittlichen Gründen verpflichtet fühlst, im Wege der Nachbar-
schaftshilfe einen hilflosen Nachbarn zu betreuen, kannst Du die 924 € bean-
spruchen.
zum Pflegepauschbetrag
699 Da der Pflegepauschbetrag ein Jahresbetrag ist, bekommst Du ihn auch dann in 699
ungekürzter Höhe, wenn Du Deinen Angehörigen nicht während des gesamten
Jahres gepflegt hast. Den Pauschbetrag wirst Du deshalb auch beantragen,
wenn Dein Angehöriger während der Woche in einem Heim lebt und nur am
Wochenende nach Hause kommt. Diese steuerzahlerfreundliche Entscheidung
hat zumindest das Finanzgericht München getroffen (EFG 1995 S. 722).
700 Sieh zu, ob Du nicht zusätzlich zu der mickrigen Steuerersparnis auf den Pflege- 700
pauschbetrag von 924 € für Deine Bemühungen bei Vater Staat die Hand auf-
halten kannst. Mit der ab 1. 4. 1995 eingeführten Pflegeversicherung besteht die
Möglichkeit, für die häusliche Pflege erheblich Pflegebedürftiger Pflegegeld
von monatlich zwischen 205 € und 665 € zu kassieren. Pflegst Du z. B. Deinen
Vater, so hat dieser, weil er seine Betreuung selbst organisiert, Anspruch auf
Pflegegeld. Dieses kann er steuerfrei an Dich weiterleiten. Den Antrag auf Pfle-
gegeld stellt Ihr bei der Pflegekasse, die bei der zuständigen Krankenkasse ein-
gerichtet ist. Du musst dazu wissen, dass es drei Pflegestufen gibt:
Pflegestufe I mit einem Pflegegeldanspruch von 205 €/Monat Anspruch haben
erheblich Pflegebedürftige, die einmal täglich bei wenigstens zwei Verrich-
tungen aus den Bereichen Körperpflege, Ernährung oder Mobilität und zusätz-
lich mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaftlichen Versorgung be-
nötigen. Dein Pflegeaufwand muss durchschnittlich ca. 1,5 Stunden pro Tag
betragen. Pflegestufe II mit einem Pflegegeldanspruch von 410 €/Monat Be-
troffen sind Schwerpflegebedürftige, die dreimal täglich zu verschiedenen
Zeiten für Verrichtungen aus den Bereichen Körperpflege, Ernährung oder
Mobilität und zusätzlich mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaft-
lichen Versorgung benötigen. Dein Pflegeaufwand muss hier durchschnittlich
mindestens drei Stunden pro Tag betragen. Pflegestufe III mit einem Pflege-
geldanspruch von 665 €/Monat Diese Pflegestufe betrifft Schwerstpflegebe-
dürftige, die rund um die Uhr bei der Körperpflege, der Ernährung oder der
Mobilität und zusätzlich mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaft-
lichen Versorgung benötigen. Dein Pflegeaufwand muss hier durchschnittlich
mindestens fünf Stunden betragen, wobei der konkrete Hilfebedarf jederzeit
Tag und Nacht anfallen kann.
701 Der Amoklauf einiger Finanzer, die Steuerzahlern mit behinderten Kindern 701
den Abzug des Pflegepauschbetrags verwehrten, wenn sich diese den Behinder-
tenpauschbetrag ihres Kindes übertragen ließen, ist zum Glück gestoppt. Sollte
Dir ein Vertreter des Finanzamts mit solchen Streichgelüsten kommen, weise
ihn auf das Urteil des FG Nürnberg vom 26. 5. 1994 (EFG 1994 S. 933) hin, das
klipp und klar sagt, dass beide Pauschbeträge von den Eltern nebeneinander
geltend gemacht werden können. Auch wenn Du für Dein Kind Pflegegeld kas-
sierst, muss Dir das Finanzamt ohne weitere Nachweise zu dessen Verwendung
den Pflegepauschbetrag anerkennen. Das wurde in § 33 b Abs. 3 EStG mittler-
weile ausdrücklich geregelt.
702 Oft versuchen Finanzbeamte, Dir den Pflegepauschbetrag von 924 € zu versa- 702
gen, wenn in irgendeiner Form Zahlungen dafür erfolgen. Wichtig für Dich zu
wissen: Die steuerliche Geltendmachung als außergewöhnliche Belastung bleibt
Dir als pflegender Person auch dann erhalten, wenn die Pflegeversicherung
dafür Rentenversicherungsbeiträge übernimmt (wenn neben der Pflegetätig-
keit nicht mehr als 30 Stunden pro Woche gearbeitet werden kann). Das ist der
Grund: Nach § 33 b EStG geht der Anspruch auf den Pauschbetrag verloren,
wenn für die Pflege »Einnahmen« erzielt werden. Dass die Finanzer diesen Be-
griff nicht überstrapazieren dürfen, beweist ein Urteil des Finanzgerichts Berlin
(Az: 6 K 6175/00). Danach handelt es sich bei übernommenen Rentenbeiträgen
nicht um Einkünfte im steuerlichen Sinn:
mS
X. Steuervergünstigungen für Kinder
1. Kindergeld/Kinderfreibetrag
703 a) Überblick zum Familienleistungsausgleich 703
Bevor ich ins Detail gehe, will ich Dir im Kurzüberblick zeigen, was beim Kin-
dergeld und beim Kinderfreibetrag wichtig ist.
● Die Voraussetzungen für den Erhalt von Kindergeld und den Abzug von Kin-
derfreibeträgen sind nahezu gleich. Kindergeld und Kinderfreibetrag führen
nicht kumulativ zu Steuervergünstigungen. Der Kinderfreibetrag wirkt sich
auf die Einkommensteuer nur insoweit aus, als die Steuerersparnis größer ist
als der Anspruch auf Kindergeld. Neben dem Kinderfreibetrag erhältst Du
für jedes Kind einen Betreuungsfreibetrag.
● Im Lauf des Jahres wird Dir zunächst nur Kindergeld ausgezahlt. Der Kinder-
und der Betreuungsfreibetrag spielen erst bei der Einkommensteuererstat-
tung eine Rolle. Ist der Freibetrag für Dich günstiger, wird Dir die Differenz
zwischen Einkommensteuerersparnis und schon ausgezahltem Kindergeld
automatisch vom Finanzamt erstattet.
● Bei der Berechnung der Lohnsteuer im Lauf des Jahres werden Kinder- und
Betreuungsfreibeträge nicht berücksichtigt. Allerdings haben sie Einfluss auf
die Höhe der sog. Annexsteuern, nämlich Kirchensteuer und Solidaritätszu-
schlag. Die werden so berechnet, als wäre der Kinder- und der Betreuungs-
freibetrag bei der Lohnsteuer berücksichtigt worden.
704 Wie das Kindergeld werden auch der Kinder- und der Betreuungsfreibetrag 704
monatsweise gewährt. Liegen also die Voraussetzungen für die Berücksichti-
gung eines Kindes in einzelnen Monaten nicht vor, erfolgt eine entsprechende
Kürzung. Kinderfreibetrag und -geld werden in folgender Höhe gewährt:
stehen, gibt es Kindergeld oder -freibetrag nur noch, wenn das Kind nicht
mehr als 7 680 € (2006/2007) Einkünfte oder Bezüge hat.
707 Kindergeld und Kinderfreibetrag gibt es nicht doppelt: Wird ein Kind adoptiert, 707
ohne dass das Kindschaftsverhältnis zu den leiblichen Eltern erloschen ist, ste-
hen der Kinderfreibetrag und das Kindergeld vorrangig den Adoptiveltern zu.
Denselben Vorrang genießen Pflegeeltern gegenüber leiblichen Eltern.
708 Für Kinder bis zum 18. Lebensjahr bekommst Du ohne weitere Vorausset- 708
zungen Kindergeld oder Kinderfreibeträge bis einschließlich des Monats, in
dem der 18. Geburtstag liegt. Ältere Kinder werden nur unter folgenden Vor-
aussetzungen berücksichtigt:
● Kinder zwischen 18 und 21 Jahren, wenn sie arbeitslos sind und der Arbeits-
vermittlung des Arbeitsamts im Inland zur Verfügung stehen. Hier empfiehlt
es sich auf jeden Fall, dass sich das Kind arbeitslos und arbeitsuchend meldet.
Als Nachweis kannst Du z. B. die Besucherkarte des Arbeitsamts vorlegen.
wenn sie
1. in der Berufsausbildung stehen; dazu gehört neben einer Lehre auch jede
Schulausbildung oder z. B. ein Studium,
2. oder sich in der Übergangszeit zwischen zwei Ausbildungsabschnitten befin-
den und diese Übergangszeit nicht länger als vier Monate ist (Rz 706).
Darunter fällt z. B. die Zeit zwischen Abitur und Beginn des Studiums oder
einer anderen Berufsausbildung,
3. oder mangels Ausbildungsplatz eine Berufsausbildung nicht beginnen oder
fortsetzen können, weil sie z. B. auf einen Studienplatz in einem Numerus-
clausus-Fach warten oder trotz intensiver Bemühungen keine Lehrstelle fin-
den,
4. oder ein freiwilliges ökologisches oder soziales Jahr ableisten.
710 Sichere Dir in jedem Fall das Kindergeld oder den Kinderfreibetrag, wenn Dein 710
Kind seine Ausbildung nicht fortsetzen kann. Für solche Unterbrechungszeiten
in der Ausbildung, z. B. zwischen Schulabschluss und Beginn der Lehre oder des
Studiums, behältst Du Deine Kindervergütungsansprüche, wenn die Unterbre-
chung nicht länger als vier Monate dauert. Dazu musst Du Folgendes wissen:
● Bei der Kinderberücksichtigung gilt immer das Prinzip, dass für angefangene
Monate, in denen nur zeitweise die Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sind,
Kindergeld und -freibetrag voll gewährt werden. Im Prinzip genügt jeweils
ein Tag zur Erfüllung der Anspruchsvoraussetzungen.
● Es reicht völlig, wenn Dein Kind seine Ausbildung in dem auf den vierten
vollen Unterbrechungsmonat folgenden Monat beginnt.
Beispiel Die Schulentlassung Deines Kindes mit Übergabe des Zeugnisses und
Bekanntgabe der Noten findet am 5. Juli statt.
Der max. Unterbrechungszeitraum (vier volle Kalendermonate) läuft nun von
August bis November. Spätestens zum 31. Dezember muss Dein Kind mit seiner
weiteren Ausbildung begonnen haben. Nimmt es die Ausbildung erst am 2. Ja-
nuar auf, entfällt der Kindergeld- bzw. Kinderfreibetragsanspruch für die Zeit
von August bis Dezember und lebt erst ab Januar mit Weiterführen der Ausbil-
dung wieder auf.
711 Absolviert Dein Kind zwischen Schule und Beginn der Berufsausbildung oder 711
des Studium z. B. Grundwehrdienst, Zivildienst, ein freiwilliges soziales Jahr
oder freiwilligen Wehrdienst bis zu drei Jahren, gilt sowohl für die Zeit zwischen
Schule und Dienstbeginn als auch zwischen Dienstende und Beginn der Ausbil-
dung bzw. des Studiums jeweils ein eigener Viermonatszeitraum.
Beispiel
Dein Sohn beendet die Schule mit dem Abitur am 15. 6. 2006. Seinen neunmo-
natigen Wehrdienst tritt er am 1. 10. 2006 an. Nach dessen Ende am 30. 6. 2007
beginnt er am 1. 10. 2007 ein Studium. Für die Zeit des Wehrdiensts von Okto-
ber 2006 bis Juni 2007 bekommst Du weder Kindergeld noch -freibetrag. Da die
Zeiten von Schulende bis Wehrdienstbeginn und von Wehrdienstende bis Stu-
dienbeginn aber jeweils max. vier Monate betragen, erhältst Du in den Jahren
2006 und 2007 für folgende Zeiten Kindergeld/-freibetrag: Januar bis Septem-
ber 2006 und Juli bis Dezember 2007. Und das, obwohl Dein Filius in der Zeit
zwischen Schule und Studiumbeginn zusammen insgesamt 6,5 Monate weder in
der Ausbildung noch bei der Bundeswehr war.
712 Wenn Du für die Zeit zwischen Ausbildungsende und Wehrdienst Kindergeld 712
oder -freibetrag für Deinen Filius kassieren willst, musst Du Dir keine blumigen
Begründungen mehr dafür einfallen lassen, dass Dein Sohn nach Ende der
Dienstzeit die Ausbildung fortsetzen will. Auch wenn die Ausbildung vor der
Bundeswehr oder dem Zivildienst endgültig abgeschlossen war, bekommst Du
bis zum Dienstbeginn die Kindervergünstigungen, wenn dazwischen max. vier
Monate liegen. Was Dein Sohn nach dem Zivildienst macht oder machen will,
spielt dabei überhaupt keine Rolle (BFH v. 25. 1. 2007 – III R 23/06).
713 ● Kinder ohne Altersbeschränkung, die sich wegen einer körperlichen, geisti- 713
gen oder seelischen Behinderung nicht selbst unterhalten können. Entschei-
dend ist, ob das Kind über eigene Einkünfte und Bezüge oder Vermögen
verfügt, aus dem es seinen Unterhalt selbst bestreiten könnte. Kann es das
nicht, wird es weiterhin bei Dir berücksichtigt. Dazu muss das Finanzamt
mindestens 7 680 € an Einkünften und Bezügen zulassen. Diese Obergrenze
erhöht sich um den Behindertenpauschbetrag des Kindes. Ist es z. B. blind
oder hilflos, liegt die Obergrenze bei 11 380 € (7 680 € + 3 700 €).
Je nach Behinderungsgrad darf das Kind also eigene Einkünfte und Bezüge in
folgender Höhe haben:
Grad der Behinderung Behindertenpauschbetrag Grenzbetrag für eigene
Einkünfte und Bezüge
2006/2007 2006/2007
45 – 50% 570 € 8 250 €
55 – 60% 720 € 8 400 €
65 – 70% 890 € 8 570 €
75 – 80% 1 060 € 8 740 €
85 – 90% 1 230 € 8 910 €
95 –100% 1 420 € 9 100 €
»H«/»Bl« Pflegestufe III 3 700 € 11 380 €
714 Zweckgebundene Zuschüsse wie zur Beschaffung von Hilfsmitteln bleiben 714
dabei von vornherein unberücksichtigt (BFH v. 22. 7. 1988 – BStBl II 1988
S. 939). Liegen die Einkünfte und Bezüge über dieser Grenze, ist noch nicht
aller Tage Abend. Lege dem Finanzamt dar, dass Dein Kind behinderungsbe-
dingt einen erheblich höheren Aufwand hat und daher mit seinen Einkünften
und Bezügen auf keinen Fall seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann.
Das Blindengeld eines behinderten Kindes rechnet zu den Einkünften und Be-
zügen. Liegt es über dem Behindertenpauschbetrag von 3 700 €, kannst Du statt
des Pauschbetrags das tatsächlich gezahlte Blindengeld als behinderungsbe-
dingten Mehrbedarf auf den Grenzbetrag für eigene Einkünfte und Bezüge
Deines Kindes von 7 680 € aufschlagen (BFH v. 31. 8. 2006 – BFH/NV 2006
S. 2347)
715 Als Behinderung kommen auch Suchtkrankheiten in Betracht. Wer ein drogen- 715
abhängiges Kind hat, das sich deswegen nicht selbst unterhalten kann, sollte
Kindergeld beantragen und das Kind in der Steuererklärung geltend machen.
Selbst wenn kein Schwerbehindertenausweis vorgelegt werden kann! Denn
nach dem BFH-Urteil vom 16. 4. 2002 (BStBl 2002 II S. 738) ist der zu erbrin-
gende Nachweis der Behinderung im Gesetz nicht geregelt und kann auch auf
andere Art als durch einen Schwerbehindertenausweis erbracht werden. Den
Nachweis kannst Du z. B. durch ein ärztliches Gutachten oder durch Zeugnis
der behandelnden Ärzte führen. Wichtig ist, dass aus den Bescheinigungen Be-
ginn, Grad und Folgen der Drogensucht (sprich Behinderung), wie körperliche
und psychische Beeinträchtigungen, hervorgehen.
716 Hat ein Kind vor Vollendung des 21. oder 25. Lebensjahrs (zum Höchstalter für 716
vor dem 2. 1. 1983 geborene Kinder vgl. E Rz 709)
● gesetzlichen Grundwehrdienst oder Zivildienst geleistet (egal, ob im In- oder
Ausland)
● oder sich für höchstens drei Jahre freiwillig zum Wehrdienst oder Polizeivoll-
zugsdienst verpflichtet
● oder eine vom Wehrdienst oder Zivildienst befreiende Tätigkeit als Entwick-
lungshelfer ausgeübt,
gibt es zwar während der Dienstzeit kein Kindergeld/keinen Kinderfreibetrag,
aber die Dienstzeit wird auf das 21. bzw. 25. Lebensjahr (u. U. das 27. Lebens-
jahr, E Rz 709) aufgeschlagen. Dein Sohn, der nach seinem neunmonatigen
Grundwehrdienst arbeitslos ist, kann somit über seinen 21. Geburtstag hinaus
weitere neun Monate berücksichtigt werden. Wenn er über das 25. Lebensjahr
(bis 2006: 27. Lebensjahr) hinaus z. B. wegen eines Studiums in der Berufsausbil-
dung steht, bekommst Du den Kinderfreibetrag bzw. das Kindergeld ebenfalls
neun Monate länger.
717 Hat er seinen Wehr- oder Zivildienst im Ausland abgeleistet, wird nur die ver- 717
gleichbare inländische Dienstzeit angerechnet. Ausgenommen von dieser Be-
schränkung ist Wehrdienst in einem EU-Staat, der mit der tatsächlichen Dienst-
zeit angerechnet wird (Quelle: § 32 Abs. 5 S. 3 EStG).
719 Einkünfte Deines Kindes sind Beträge, die im Rahmen der sieben Einkunfts- 719
arten der Besteuerung unterliegen, also z. B. Arbeitslohn nach Abzug der Wer-
bungskosten. Werden keine Werbungskosten nachgewiesen, können die ent-
sprechenden Werbungskostenpauschbeträge abgezogen werden, z. B. von den
Ausbildungsvergütungen Deines Kindes 920 €. Abziehen kannst Du aber z. B.
auch vorweggenommene Werbungskosten aus einer Fortbildungsmaßnahme
des Kindes (BFH v. 20. 7. 2000 – BStBl 2001 II S. 107).
720 Bezüge sind alle Vermögenszuflüsse, aus denen Dein Kind seinen Lebensunter- 720
halt selbst bestreiten könnte. Das sind in erster Linie Zahlungen, die nicht der
Einkommensteuer unterliegen, z. B. Unterhaltsleistungen Dritter, steuerfreie
Renten, der nicht steuerpflichtige Teil von Renten, andere steuerfreie Beträge,
wenn sie nicht, wie z. B. Reisekosten oder der Übungsleiterfreibetrag, den Cha-
721 Der Grenzbetrag für eigene Einkünfte und Bezüge Deines Kindes ist ein stän- 721
diges Ärgernis, weil er viel zu niedrig ist. Und: Liegt Dein Kind nur um eine
Winzigkeit über dem Betrag von 7 680 € (2007), führt das zu einem finanziellen
Fiasko. Neben Kindergeld und -freibetrag verlierst Du nämlich haufenweise
andere Kindervergünstigungen von der Kinderzulage bei der Eigenheimförde-
rung bis zur Ermäßigung der zumutbaren Belastung.
Eine für alle Eltern grandiose Entscheidung hat das Bundesverfassungsgericht
gegen alle hartnäckigen Widerstände des Fiskus getroffen (Beschluss v.
11. 01. 2005 – 2 BvR 167/02): Sozialversicherungsbeiträge, die Dein Nachwuchs
als Azubi oder bei seinem Ferienjob gezahlt hat, sind keine Einkünfte und
Bezüge und müssen deshalb genauso wie Werbungskosten herausgerechnet
werden. Damit hast Du als Vater oder Mutter alle Chancen, selbst dann noch
Kindergeld oder -freibeträge zu kassieren, wenn Dein hoffnungsvoller Nach-
wuchs im zweiten und dritten Lehrjahr schon recht hohe Ausbildungsvergü-
tungen bezieht oder fast keine Werbungskosten hat, mit denen die Einkünfte
gedrückt werden könnten.
Und so sieht die Rechnung aus für den Lohn, den Dein Kind max. im Jahr be-
ziehen darf.
Freigrenze 7 680,00 €
+ Arbeitnehmerpauschbetrag (oder nachgewiesene
höhere Werbungskosten) 920,00 €
Zwischensumme 8 600,00 €
+ Sozialversicherung (angenommen 20 %) (8 600 100/80) 20 % 2 150,00 €
Mindestens unschädliche Brutto-Ausbildungsvergütung 10 750,00 €
Hat Dein Nachwuchs durch Fahrtkosten und andere berufsbedingte Aufwen-
dungen höhere Werbungskosten als 920 € oder liegt der Arbeitnehmeranteil zur
Sozialversicherung höher als 20 %, steigt der unschädliche Betrag noch deutlich
an.
Aufatmen können alle Eltern, deren Kind z. B. als Beamtenanwärter nicht der
Sozialversicherung unterliegt. Genauso wie bei anderen Kindern die Sozialversi-
cherungsbeiträge, können die Kosten für eine private Kranken- und Pflegeversi-
cherung oder freiwillige Beiträge in die gesetzliche Kranken- und Pflegeversiche-
rung von den Einkünften und Bezügen des Kindes abgezogen werden. Schließlich
stehen sie genauso wenig zur Bestreitung des Lebensunterhalts zur Verfügung
wie der gesetzliche Arbeitnehmeranteil zur Sozialversicherung (BFH v. 28. 11. 2006
– BFH/NV 2007 S. 338 und BFH v. 16. 11. 2006 – BFH/NV 2007 S. 559)
722 Genauso wie mit Sozialversicherungsbeiträgen kannst Du Deine Chancen auf 722
Kindergeld und -freibetrag mit besonderen Ausbildungskosten verbessern. Vor
allem, wenn sich Dein Nachwuchs das Studium durch einen Job selbst finanziert
oder andere Einkünfte und Bezüge, wie z. B. eine Waisenrente, BAföG oder ein
Stipendium, bezieht, kann es notwendig sein, den Betrag unter die Grenze von
7 680 € zu drücken. Besonders die Fahrtkosten sind abzugsfähig (BFH v.
25. 7. 2001 – BStBl II 2002 S. 12). Nicht dagegen die Aufwendugnen für eine dop-
pelte Haushaltsführung (BFH v. 22. 05. 2002 – BStBl II 2002 S. 695). Hier machst
Du aus der Not eine Tugend. Du stellst Dich einfach auf den Standpunkt, Dein
Nachwuchs könne ja gar keinen doppelten Haushalt führen, weil er ja vor Bezug
der Studentenbude im »Hotel Mamma« gewohnt und damit nicht den erforder-
lichen eigenen Hausstand gehabt hat. Die Unterkunftsksoten und Verpfle-
gungsmehraufwendungen könnt Ihr zwar nicht mehr abziehen, aber dafür die
wöchentliche Fahrt nach Hause mit der Entfernungspauschale.
Und so rechnest Du Dein Kind unter die 7 680-€-Grenze:
Bezüge aus Renten, BAföG etc. 12 000,00 €
./. Kostenpauschale – 180,00 €
./. besondere Ausbildungskosten:
Tägliche Fahrten zur Ausbildungsstätte
200 Tage (10 km – 20 km) 0 0,30 € = 0€
Heimfahrten am Wochenende
44 (200 km – 20 km) 180 km 0,30 € 2 376,00 €
Bücher, Literatur lt. Belegen 400,00 €
Arbeitsmittel (Computer, Büromöbel, Papier,
Verbrauchsmaterial) 600,00 €
Studiengebühren 1 000,00 €
4 367,00 € – 4 367,00 €
Schädliche Bezüge 7 444,00 €
Wie Du siehst, ist die Grenze von 7 680 € (2007/2008) nicht überschritten und
Dir stehen weiterhin Kindergeld und -freibeträge zu.
723 Du fragst: »Wie wird das Urlaubsgeld oder das 13. Monatsgehalt berücksichtigt, 723
wenn mein Kind, das sich in der Ausbildung befindet, während des Jahres voll-
jährig wird?« Denn das Urlaubsgeld fließt vielleicht zur Jahresmitte, das
13. Monatsgehalt aber erst am Jahresende, ebenso das Weihnachtsgeld.
Antwort: Diese sog. Sonderzuwendungen werden gezwölftelt und jedem Monat
zugerechnet. Bei einem Mädchen, das im Juni volljährig wurde, wollte das Fi-
nanzamt das 13. Monatsgehalt dem Dezember zuschanzen mit der Folge, dass
die Einkunftsgrenze überschritten war. »So nicht!«, rief schon das Finanzge-
richt, später auch der BFH: Man verteilt das Geld auf die zwölf Monate – und
die Tochter kommt dann (eventuell) unter die Einkunftsgrenze. Das musst Du
mit spitzem Stift bei Dir genau durchrechnen. Wenn das Finanzamt Dir dann
komisch kommt und das nicht anerkennt, dann verweise es auf den BFH-Be-
schluss vom 10. 1. 2003, BFH/NV 2003 S. 752. Hier reagierte das Gericht sauer
und sagte, dass es solche Sachen doch schon längst entschieden habe und sie
nun klar wären.
724 Keine Angst wegen der Einkommensgrenze, wenn Dein Kind z. B. im Lauf des 724
Jahres seine Ausbildung beendet und danach einen Job mit 5 000 € Monatsge-
halt angenommen hat. Für jeden vollen Kalendermonat, in dem die Vorausset-
zungen für einen Kinderfreibetrag auch ohne die Einkünfteprüfung nicht vor-
gelegen haben, reduziert sich die Einkünfte- und Bezügegrenze um 1/12, also um
640 €. Liegen die Einkünfte und Bezüge des Kindes während des ersten Teils
des Jahres – bis zum Ende der Ausbildung – unter der so gekürzten Einkom-
mensgrenze, behältst Du Kindergeld oder -freibetrag.
725 Die Einkünfte- und Bezügegrenze von 7 680 € reicht bei Kindern in der Ausbil- 725
dung häufig nicht aus. Vor allem im dritten Lehrjahr wird in einigen Branchen
eine so hohe Ausbildungsvergütung gezahlt, dass dem Nachwuchs – auch nach
Abzug der Werbungskosten, wie Fahrten zur Arbeit etc. – höhere Einkünfte als
7 680 € verbleiben. Die Zauberformel, um zu retten, was zu retten ist, sind fest-
verzinsliche Wertpapiere. Mit den beim Kauf anfallenden Stückzinsen lassen
sich nämlich die Einkünfte Deines Nachwuchses wunderschön drücken.
Und so funktioniert der Trick: Stückzinsen, die beim Kauf der Wertpapiere für
den schon abgelaufenen Zinszeitraum gezahlt werden, können wie Werbungs-
kosten bei den Kapitaleinkünften abgezogen werden. Hat Dein Nachwuchs
keine anderen Zinseinnahmen etc., ergibt sich so ein Verlust bei den Einkünf-
ten aus Kapitalvermögen, der mit den anderen Einkünften verrechnet werden
kann. Geld kostet der ganze Spaß übrigens nicht, weil Sohn oder Tochter die
gezahlten Stückzinsen im folgenden Jahr bei Ablauf des Zinszeitraums wieder
kassiert.
Übrigens: Wenn dann im nächsten Jahr die Zinsen gezahlt werden, bleiben
diese In Höhe des Sparerfreibetrags von 750 € steuerfrei.
Am besten kauft Dein Nachwuchs zum Ende des Jahres solche Wertpapiere,
deren Zinstermin kurz nach dem Jahreswechsel liegt, denn dann ist der Anteil
an Stückzinsen besonders hoch. Sohn oder Tochter muss also nicht so viel Geld
in die Wertpapiere investieren, und das Geld, das eigentlich für das neue Auto
gedacht war, liegt nicht so lange fest.
Einen kleinen Pferdefuß hat dieser Trick allerdings: Da die Fiskalritter auf den
glorreichen Trichter verfallen sind, den Sparerfreibetrag als Bezüge des Kindes
zu erfassen, klappt diese Verschiebungstaktik im Regelfall nur einmal, nämlich
in dem Jahr, in dem erstmalig Wertpapiere gekauft werden. Außerdem musst
Du penibel darauf achten, dass für Deinen Nachwuchs aus dem Geschäft auch
ohne die Steuerersparnis nach Abzug von Spesen etc. ein kleiner Gewinn übrig
bleibt, weil Dir der Fiskus sonst mit dem BFH-Urteil vom 27. 7. 1999 (BStBl
1999 II S. 769) wegen Umgehung (§ 42 AO) einen Strich durch die Rechnung
macht.
Achtung!
Abgeltungssteuer ab 2009
Mit der Einführung der Abgeltungssteuer für Kapitaleinkünfte ab 2009 ist die-
ser schöne Kniff hinfällig. Bei der Abgeltungssteuer können keine Werbungs-
kosten oder Stückzinsen mehr als negative Einkünfte berücksichtigt werden.
Also kannst Du letztmals im Jahr 2008 so die Einkünfte Deiner Kinder drü-
cken.
727 Wie beim Kindergeld gilt das Monatsprinzip, d. h., Du erhältst nur für die Mo- 727
nate, in denen bei Dir ein Kind nach den steuerlichen Regeln berücksichtigt
werden kann, jeweils 1/12 des Jahresbetrags.
Beispiel
Hat Dein 25-jähriger Sohn seine Ausbildung im Januar beendet, bekommst Du
nur noch für Januar einen Kinderfreibetrag, also 1/12 von 3 648 € = 304 € (Mo-
natsbetrag für zusammenveranlagte Ehegatten) bzw. 1/12 von 1 824 € = 152 €
(Monatsbetrag für z. B. getrennt lebende Elternteile).
728 Mit einer Eintragung Deines Kindes auf der Lohnsteuerkarte sparst Du nur 728
Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag. Wegen des Vorrangs der Kindergeld-
zahlung werden die Kinderfreibeträge nicht mehr wie früher in die normalen
730 Auch für Auslandskinder gilt im laufenden Jahr der Vorrang Kindergeld vor 730
Kinderfreibetrag. Daher wird ein Kinderfreibetrag für die Berechnung der
Lohnsteuer zunächst nicht eingetragen. Soweit Dir für Dein Auslandskind Kin-
dergeld in Deinem Heimatland zusteht, bleibt es bei diesem Grundsatz. Be-
kommst Du dagegen keine vergleichbaren Leistungen, kannst Du Dir aus-
nahmsweise den Kinderfreibetrag als Lohnsteuerfreibetrag auf der Lohnsteu-
erkarte eintragen lassen, damit Dein Kind im laufenden Jahr überhaupt
irgendwie berücksichtigt werden kann.
Meistens ist der Elternteil, der nicht das Sorgerecht für das Kind hat, verpflich-
tet, Barunterhalt zu leisten. Um einer Übertragung des Kinderfreibetrags auf
den anderen Elternteil entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass der Unterhalts-
pflichtige wenigstens 75 % des Barunterhalts für das Kalenderjahr tatsächlich
leistet. Wird die Höhe des Unterhalts nicht in einem Gerichtsurteil, einem Ver-
gleich oder einer anderen Vereinbarung festgelegt, können die Unterhaltsbei-
träge lt. Düsseldorfer Tabelle angesetzt werden.
Wichtig für Dich: Wenn ein Elternteil finanziell so schlecht gestellt ist, dass er
nicht oder nur minimal unterhaltspflichtig ist, wird er so behandelt, als käme er
einer Unterhaltsverpflichtung nach. Der Kinderfreibetrag kann dann nicht auf
den anderen Elternteil übertragen werden.
733 Wenn Du als getrennt Lebender oder Geschiedener Unterhalt für die Kinder 733
zahlst, die bei Deinem Expartner leben, hast Du Anspruch auf einen Teil der
steuerlichen Entlastung durch die Kinder. Da es den sog. Halbteilungsgrund-
satz beim Kindergeld aber nicht gibt, wird das Kindergeld immer in voller Höhe
an denjenigen ausgezahlt, bei dem die Kinder leben. Du als unterhaltsverpflich-
teter Elternteil bekommst das Dir zustehende halbe Kindergeld auf einem
Umweg. In Höhe von 50 % des Kindergelds verringert sich nämlich Deine
Unterhaltsverpflichtung. Achte also beim Aushandeln des Unterhalts für den
Expartner und die Kinder darauf, dass diese Gegenrechnung für Dich nicht
unter den Tisch fällt. Die Anrechnung auf den Unterhalt erfolgt allerdings nur,
wenn für das Kind mindestens Unterhalt in Höhe von 135 % des Regelsatzes
gezahlt wird; das entspricht einem Mindestunterhalt der Einkommenskategorie
6, 2 100 bis 2 300 €.
Bei Deiner Steuererklärung tut das Finanzamt allerdings immer so, als hättest
Du das halbe Kindergeld erhalten. Das Argument, das Kindergeld könne nicht
gegengerechnet werden, weil Du vergessen hast, es bei der Unterhaltsverpflich-
tung zu berücksichtigen, zieht nicht. Unsinnigerweise wird Dir das halbe Kin-
dergeld auch dann angerechnet, wenn Du es wegen der 135 %-Bestimmung gar
nicht von Deinem Unterhalt abziehen dürftest. Das hängt seit 2004 damit zu-
sammen, dass nicht mehr das tatsächliche Kindergeld oder die tatsächlichen auf
den Unterhalt angerechneten Beträge maßgebend sind. Entscheidend ist viel-
mehr, dass Du dem Grunde nach einen rein theoretischen Anspruch auf Kin-
dergeldanrechnung hast.
Nun mal ganz ehrlich, diesen Juristenquatsch muss man nicht wirklich verste-
hen! Einmal mehr bewahrheitet sich hier aber die alte Weisheit: »Auf See und
vor Gericht ist man in Gottes Hand!«
735 Wie schnell ist eine neue Liebe dahin, wenn man sich Tag für Tag auf der Pelle 735
sitzt. Ein wenig Distanz wirkt da manchmal Wunder und hält die Beziehung
frisch. Und nicht nur die, nebenbei erhält sie Dir auch den Entlastungsbetrag
für Alleinerziehende. Warum schließt Du also nicht einfach mit Deinem Partner
einen Mietvertrag für die kleine Dachgeschosswohnung. So habt Ihr erst einmal
jeder einen eigenen Haushalt und keine Haushaltsgemeinschaft. Natürlich hat
jeder seinen eigenen Kühlschrank und wirtschaftet für sich, sonst wäre das
Ganze ja eine Umgehung und damit Schmu, den Du natürlich nicht begehen
wirst. Gut ist außerdem, wenn Ihr getrennte Telefonanschlüsse und Türklingeln
aufweisen könnt, sonst wittern die Fiskalritter gleich Unrat. Dass Ihr Euch, wie
das gute Nachbarn und Freunde tun, gelegentlich besucht, gegenseitig zum
Essen einladet und auch mal beim anderen übernachtet, macht aus Euch noch
längst keine Haushaltsgemeinschaft. Also kannst Du Dich nach wie vor über
Deinen Entlastungsbetrag freuen, und vielleicht springt bei dem Mietverhältnis
ja noch ein kleiner Verlust heraus, den Du zusätzlich von der Steuer absetzen
kannst.
Das Land Niedersachsen kaufte das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Kali + Salz. In das
Gebäude sollte die Verwaltung der Tierärztlichen Hochschule einziehen. Die Landesverwaltung
»verschätzte« sich bei den Kosten für die Herrichtung und Sanierung um sage und schreibe 2068 %.
736 Getrennt lebende oder geschiedene Eltern mit mindestens zwei Kindern kön- 736
nen den Entlastungsbetrag doppelt kassieren. Seid flexibel und gestaltet Eure
Verhältnisse geschickt: Jeder von Euch nimmt eines der Kinder auf und meldet
es bei sich mit Hauptwohnsitz an. Da Ihr nun beide alleinerziehend seid, erfüllt
Ihr beide die Voraussetzungen für den Entlastungsbetrag.
738 Wie beim Kinderfreibetrag kannst Du beim Kindergeld die Ansprüche auf die 738
Großeltern übertragen, wenn das Kind in deren Haushalt lebt.
Vor allem, wenn Dein Nachwuchs, der noch die Füße unter Deinen Tisch stellt,
nichts Besseres zu tun hatte, als Dich frühzeitig zum Großpapa oder zur Groß-
mama zu machen, musst Du auf Draht sein. Zwar bekommt auch Deine Tochter
oder Dein Filius für den Nachwuchs Kindergeld, aber eben nur 154 € im Monat.
Hast Du selbst noch drei Kinder, die minderjährig sind oder in der Berufsaus-
bildung stehen, solltest Du Dir den Kindergeldanspruch für Dein Enkelkind
übertragen lassen. Bei Dir wird der Enkel nämlich automatisch zum vierten
Kind, und Du bekommst dafür 179 €. Und so sieht die Rechnung aus:
Wie Du siehst, kassiert Ihr Monat für Monat 25 € mehr an Kindergeld. Im Jahr
beträgt der Gewinn satte 300 €. Und das mit einem lächerlichen kleinen Feder-
strich.
Denselben Kniff kannst Du übrigens anwenden, wenn Du Dich von Deinem
Ehepartner getrennt hast und mit Deinen drei Kindern wieder zu Deinen El-
tern gezogen bist, die noch Kindergeld für Deinen studierenden kleinen Bruder
beziehen. In solch einem Fall wirst Du flugs die Kindergeldansprüche für Deine
drei Kinder auf Deine Eltern übertragen, die somit Kindergeld für vier Kinder
bekommen. Das macht ebenfalls wieder 300 € mehr als bei getrennter Kasse.
740 Lass Dich bei Kindern über 18 Jahre nicht davon ins Bockshorn jagen, dass 740
deren Einkünfte und Bezüge im laufenden Jahr möglicherweise über 7 680 €
liegen. Stell in jedem Fall erst einmal einen Antrag auf Auszahlung des Kinder-
gelds. Sollte sich nach Ablauf des Jahres herausstellen, dass der Nachwuchs zu
viel verdient hat, musst Du zwar zurückzahlen, hattest aber ein hübsches zins-
loses Darlehen.
741 Kindergeldansprüche verjähren nicht mehr wie früher innerhalb von sechs Mo- 741
naten! Hast Du also Deinen Kindergeldantrag in einem Jahr verschwitzt, kannst
Du ihn noch drei Jahre später stellen. Mit dieser Regelung bekommst Du das
volle Kindergeld nachgezahlt, wenn Dein Nachwuchs einmal völlig überra-
schend mit seinen eigenen Einkünften und Bezügen unter die Einkünftegrenze
rutscht. Denkbar ist z. B., dass er während der Ausbildung eigentlich zu viel ver-
dient, aber z. B. durch einen beruflichen Autounfall zum Ende des Jahres plötz-
lich so hohe Werbungskosten anfallen, dass seine Einkünfte unter der Grenze
liegen.
Wenn Du nicht gerade zu den Großverdienern gehörst, ist für Dich sowieso das
Kindergeld die günstigere Alternative. Denn Du musst als Familienvater mit
einem Kind schon auf einen Steuersatz von ca. 32 % kommen, damit Du mit
dem Kinderfreibetrag ein Geschäft machen kannst.
Kinderfreibetrag 3 648 €
+ Betreuungsfreibetrag 2 160 €
= 5 804 € 32% = 1 857 €
Kindergeld 154 € 12 = 1 848 €
Grundfreibetrag 7 664,00 €
+ Sparerfreibetrag 750,00 €
+ Werbungskostenpauschbetrag bei Kapitaleinkünften 51,00 €
+ Sonderausgabenpauschbetrag 36,00 €
steuerfrei bleibender Mindestbetrag 8 501,00 €
Mit 8 501 € liegt Dein Kind über der Einküfte- und Bezügegrenze für das Kin-
dergeld bei über 18 Jahr alten Kindern. Übertrage also etwas weniger Einkünfte
auf Deine Kinder und behalte den Kindergeldanspruch. Mehr dazu findest Du
unter E Rz 745.
Auch wegen der Erbschaft- oder Schenkungsteuer ist nichts zu befürchten, weil
diese erst ab 205 000 € anfallen. Die jährliche Steuerersparnis beträgt bei Eltern
mit einem Steuersatz von 42 % ca. 4 386 € inkl. Solidaritätszuschlag und Kir-
chensteuer. Bei Wiederanlage der Zinsen hat sich das Anfangskapital nach
20 Jahren mehr als verdoppelt.
Die Zusage Deinem Kind gegenüber, ihm Geldvermögen zu übertragen, bedarf
eigentlich der notariellen Beurkundung (§ 518 Abs. 1 BGB). Wird diese Form
nicht eingehalten, weil die Zusage gewöhnlich mündlich erfolgt, wird der Form-
mangel durch den späteren Vollzug, die Übereignung des Geldvermögens, wie-
der geheilt (§ 518 Abs. 2 BGB). Die Übertragung muss aber eindeutig sein. An-
genommen, Du willst Wertpapiere in Form von Aktien, Anleihen, Pfandbriefen
übertragen, so wird dies durch Übergabe vollzogen (§§ 929 ff. BGB): Befinden
sich die Wertpapiere jedoch im Depot einer Bank, erfolgt die Übertragung
durch die mündliche Einigung und die anschließende Abtretung des Herausga-
beanspruchs gegen die Bank als Verwahrer (§§ 929, 931 BB).
Die Abtretung des Herausgabeanspruchs halte als Beweis gegenüber dem Fis-
kus so fest:
Abtretungserklärung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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(Ort, Datum) (Unterschrift)
745 Damit Du bei der Übertragung von Einkünften und Vermögen auf Deine Kin- 745
der keine Nachteile erleidest, beachte folgende Auswirkungen, wenn Dein Kind
plötzlich über eigenes Einkommen verfügt: Kindergeld und Kinderfreibetrag
erhältst Du für Kinder über 18 Jahre, die z. B. noch in der Berufsausbildung
stehen, nur, wenn deren Einkünfte und Bezüge nicht über 7 680 € liegen. Das
Üble an der Geschichte ist, dass der Fiskus bei der Einkünfte- und Bezüge-
grenze den Sparerfreibetrag Deines Kindes nicht abzieht.
Auch andere Vergünstigungen wie Ausbildungs-, Haushaltsfreibetrag, Kinder-
betreuungskosten, Übertragung des Behindertenpauschbetrags gibt es dann
nicht mehr. Wie sich das in etwa auswirkt, kannst Du der folgenden Gegenüber-
Also aufgepasst! Wenn Du nicht gerade Riesenbeträge auf Deine Kinder über-
tragen kannst, fährst Du in der Regel günstiger, wenn Du Deinem Kind durch
die Übertragung von Kapital zu nicht mehr als (7 680 € + 51 € =) 7 731 € Zinsen
verhilfst und Dir so neben der Einkommensminderung auch noch das Kinder-
geld sicherst. Dies ist umso wichtiger, wenn Du für Dein Kind z. B. noch An-
spruch auf einen Entlastungsbetrag für Alleinerziehende hast oder bisher sei-
nen Behindertenpauschbetrag in Anspruch nehmen konntest.
746 So geht‘s: Du schenkst Deinem Kind z. B. 50 000 € in bar. Keine Angst vor der 746
Schenkungsteuer, Dein Kind hat einen Freibetrag von 205 000 € pro Elternteil.
Das Geld nimmst Du aus Deinem Betrieb. Dann vereinbarst Du mit Deinem
Kind in einem notariellen Vertrag, dass es Dir ein Darlehen zu banküblichen
Zinsen von z. B. 7 % gewährt. Doch Finanzamt und BFH haben vor der Steu-
erersparnis einige Fallstricke gezogen, über die Du nicht stolpern darfst:
1. Ist Dein Kind minderjährig, muss beim Darlehensvertrag unbedingt ein Er-
gänzungspfleger bestellt werden.
2. Packe die Geldschenkung und die anschließende Darlehensgewährung auf
keinen Fall in einen einzigen notariellen Vertrag.
3. In der Schenkungsurkunde darf keine Auflage auftauchen, aus der hervor-
geht, dass Dein Kind verpflichtet ist, Dir das Geld als Darlehen wieder zur
Verfügung zu stellen.
4. Lass zwischen Schenkung und Darlehensvereinbarung ein paar Monate ver-
streichen, damit Du sagen kannst, beides sei sachlich und zeitlich völlig un-
abhängig voneinander erfolgt. In der Zwischenzeit solltest Du natürlich das
Geld für Dein Kind zinsbringend anlegen. Außerdem solltest Du Deinem
Kind etwas mehr schenken als den Darlehensbetrag.
5. Die Konditionen des Darlehens müssen wie zwischen Fremden geregelt
sein. Dazu gehört vor allem, dass Du die Laufzeit festlegst, die Höhe und die
Fälligkeit der Zinsen sowie Art und Zeitpunkt der Rückzahlung. Außerdem
musst Du Deinem Kind für den Kredit ausreichende Sicherheiten bieten,
z. B. Teile Deines Betriebsinventars, eine Sicherungshypothek an einem
Grundstück oder eine Bankbürgschaft.
6. Achte darauf, dass die Zinsen pünktlich auf das Konto Deines Kindes über-
wiesen werden.
Die Zinsen von 3 500 € jährlich für das Darlehen setzt Du als Betriebsausgaben
ab, und Dein Kind hat nichts zu versteuern, weil die Freibeträge höher sind als
die Zinsen. Wenn Du es so machst, wie ich es beschrieben habe, hast Du alle
Steine, die Dir die H 4.8 EStR, das BMF-Schreiben vom 25. 5. 1993 BStBl I 1993
S. 410 und die BFH-Urteile vom 4. 6. 1991 und 12. 2. 1992 BStBl II 1991 S. 838
und 1992 S. 468 gegen eine Anerkennung Deiner Steuerersparnis in den Weg zu
legen versuchten, geschickt aus dem Weg geräumt.
747 Wenn Dein Kind ein Gesamteinkommen hat, das 1/7 der monatlichen Bezugs- 747
größe überschreitet – das sind für 2007 350 €/Monat – kann sein Anspruch auf
Leistungen aus der gesetzlichen Familienkrankenversicherung verlorengehen.
Statt beitragsfrei bei Dir mitversichert zu sein, muss das Kind dann eigene Bei-
träge zur Krankenversicherung zahlen.
Dazu musst Du wissen: Einkommen im Sinn der Sozialversicherung ist die
Summe der Einkünfte nach dem Einkommensteuerrecht (§ 16 SGB IV), aller-
748 Damit ist die kritische Grenze von 1/7 der monatlichen Bezugsgröße nicht über- 748
schritten. »Was passiert bei der Krankenversicherung, wenn die Kindesein-
künfte über dem Betrag von 350 € monatlich liegen?«, möchtest Du wissen.
Meistens gar nichts. Wenn sich aber mal eine teure Behandlung für Dein Kind
ankündigen sollte – z. B. bei Einweisung in ein Krankenhaus – schickt die Kran-
kenkasse gern einen Fragebogen, in dem sie sich nach den Einkünften des Kin-
des erkundigt. Liegen die dann über 350 € monatlich, sind fortan für das Kind
extra Versicherungsbeiträge fällig. Was bis dahin im Rahmen der Familienkran-
kenversicherung geleistet wurde, kann die Krankenkasse aber nicht zurückfor-
dern. Dazu gibt es entsprechende Urteile.
Bezieht Dein Kind sein Einkommen aus einer geringfügigen Beschäftigung
(400-€-Job), bleibt es in der Familienversicherung mitversichert, obwohl die
350-€-Grenze überschritten ist.
Damit es mit dem Fiskus keine Schwierigkeiten bei der Anerkennung des Ar-
beitsverhältnisses mit Deinem Nachwuchs gibt, solltest Du Dich auf einige Min-
destanforderungen einstellen, die die Fiskalritter in R 4.8 Abs. 3 EStR fordern,
und noch das ein oder andere beachten:
750 1. Für den wirksamen Abschluss eines Arbeitsverhältnisses musst Du nicht un- 750
bedingt einen Ergänzungspfleger bestellen lassen.
751 2. Das Kind sollte mindestens 15 Jahre alt sein. Arbeitsverhältnisse mit jüngeren 751
Kindern verstoßen nämlich gegen das Jugendschutzgesetz und werden deshalb
von den Finanzämtern regelmäßig als nichtig angesehen und steuerlich nicht
anerkannt (R 4.8 Abs. 3 EStR).
752 3. Hast Du für ein über 18-jähriges Kind z. B. wegen seiner Berufsausbildung 752
noch Anspruch auf Kindergeld, sollten die Einkünfte und Bezüge Deines Kin-
des möglichst unter 7 680 € im Jahr bleiben, sonst ist der Kindergeldanspruch
futsch.
753 4. Die Arbeit des Kindes muss schon über gelegentliche kleine Hilfeleistungen 753
hinausgehen (BFH v. 19. 12. 1993 – BStBl II 1994 S. 298). Ärger mit dem Finanz-
amt ist in jedem Fall vorprogrammiert, wenn schon im Arbeitsvertrag mit Dei-
nem Kind nur von »gelegentlichen Hilfeleistungen« die Rede ist. Denn diese
fallen unter die übliche familiäre Mitarbeitspflicht des Kindes nach § 1619 BGB
und müssen grundsätzlich unentgeltlich erfolgen, wenn das Kind noch dem
elterlichen Hausstand angehört. Das sporadische Annehmen von Telefonaten
oder gelegentliche Fahrten zur Bank oder zur Post reichen für ein ernsthaftes
Arbeitsverhältnis nicht aus. Zahlen Eltern in einem solchen Fall etwas für die
Mithilfe, ist das kein Arbeitslohn, sondern nicht abzugsfähiger Unterhalt. Etwas
anderes gilt da schon, wenn Die Kinder dieselben Arbeiten ausführen, die auch
andere Aushilfen im Betrieb erledigen. Für Dich bedeutet das: Du musst im
Arbeitsvertrag mit Deinem Kind feste Aufgaben vereinbaren, und die Entloh-
nung muss diesen Aufgaben entsprechen, d. h., das Arbeitsverhältnis muss so
gestaltet und abgewickelt werden, wie es auch zwischen Fremden üblich ist. Ein
stichhaltiges Argument für einen Arbeitsvertrag mit Kindern ist, wenn das Kind
eine fremde Arbeitskraft, die bisher für die Eltern gearbeitet hat, zu denselben
Konditionen ersetzt.
754 5. Auch wenn Barzahlungen gegen Quittung rein formal ausreichen, solltest Du 754
kein Risiko eingehen. Besser, Du überweist das Geld auf ein Konto Deines Kin-
des. Da fast jedes Kreditinstitut heute Taschengeldkonten anbietet, über die die
Kinder in einem von den Eltern festgelegten Rahmen verfügen können, stellt
das also keine Hürde mehr dar. Du schlägst sogar zwei Fliegen mit einer Klappe:
Einen besseren Nachweis über die tatsächliche Lohnzahlung kannst Du gar
nicht bekommen, und außerdem gewöhnt sich Dein Nachwuchs schon mal an
den Umgang mit eigenem Geld auf der Bank.
Es ist im Übrigen durchaus zulässig, dass Du von Deinem Kind verlangst, dass
es einen Teil dieses Geldes als anteiliges Haushaltsgeld zurückgibt (BFH-Urt. v.
29. 11. 1983 – BStBl 1984 II S. 366).
755 »Leider liegt mein Einkommen etwas über der Grenze, so dass uns BAföG 755
verwehrt wurde«, sagst Du. Versuch es noch einmal, sei aber diesmal clever,
und drücke Dein Einkommen gezielt unter die maßgebende Grenze, indem
Du Teile Deiner Einkünfte in das nächste Jahr verlagerst. Das lässt sich u. a.
bei Nebeneinkünften machen. Als Selbständiger kannst Du Deine Einkünfte
drücken, indem Du neue Wirtschaftsgüter anschaffst oder die Bewertungsspiel-
räume zu Deinen Gunsten auslegst oder ...
Für den Anspruch auf BAföG ist grundsätzlich das Einkommen des zweiten
Kalenderjahrs vor dem Antrag maßgebend. So kommt es für das Jahr 2008 auf
das Einkommen des Kalenderjahres 2006 an. Das Einkommen ist durch einen
Steuerbescheid zu belegen. Du kannst aber verlangen, dass Dein aktuelles Ein-
kommen 2008 zugrunde gelegt wird, indem Du vorbringst, dass sich Dein Ein-
kommen verschlechtert habe. Das machst Du glaubhaft, indem Du z. B. angibst,
dass voraussichtlich keine Nebeneinkünfte zu erwarten sind, was Du später
durch Steuerbescheid nachweisen musst und auch kannst. Also erhält Dein
Kind für 2008 BAföG.
Zur Einkommensberechnung für BAföG gilt die Summe der positiven Ein-
künfte nach dem Einkommensteuergesetz. Davon können die Einkommen-
und die Kirchensteuer und von Arbeitnehmern Zahlungen in die Sozialversi-
cherung, von Nichtarbeitnehmern Beiträge in die Kranken- und Lebensversi-
cherung abgezogen werden. Verluste können nicht abgezogen werden. Dafür
wird aber jeder Euro Zinsen über dem Werbungskostenpauschbetrag von 51 €
gnadenlos angerechnet. Und aufgepasst, die BAföG-Stellen fragen beim Bun-
desamt für Finanzen nach und bekommen auf Euro und Cent die Zinsen mitge-
teilt, für die ein Freistellungsauftrag vorliegt. Wer also seiner Bank einen Frei-
stellungsauftrag erteilt hat, sollte im BAföG-Antrag die Frage nach Zinsen
nicht plump verneinen.
Das verbleibende Einkommen darf die Freibeträge für die Familienangehöri-
gen nicht übersteigen. BAföG muss man fast studiert haben, so verquer ist das.
Frage im Zweifelsfall das Studentenwerk der Uni oder den AStA um Rat.
3. Kinderbetreuungskosten
759 Ab 2006 hat der Fiskus die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten auf völ- 759
lig neue Füße gestellt. Wenn Du allerdings glaubst, das Ganze wäre jetzt ein-
facher, täuscht Du Dich gründlich. Gleich durch drei verschiedene gesetzliche
Varianten musst Du Dich wühlen, bis Du weißt, ob Du von den neuen Regeln
profitieren kannst.
● Erwerbsbedingte Kinderbetreuungskosten
Erwerbstätige Alleinerziehende und Paare, bei denen beide Partner erwerbs-
tätig sind, können für Kinder bis zum 14. Lebensjahr und ältere Kinder, die
sich wegen Behinderung nicht selbst unterhalten können, zwei Drittel aller
Kosten, max. aber 4 000 € pro Jahr und Kind, als Werbungskosten oder Be-
triebsausgaben absetzen.
● Kinderbetreuungskosten bei Ausbildung, Behinderung oder Krankheit
Alleinerziehende und Paare, die nicht erwerbstätig sind, sich aber in der Aus-
bildung befinden, behindert oder mindestens drei Monate nachweislich krank
sind, und Paare, bei denen (nur) ein Elternteil erwerbstätig ist und der andere
sich in der Ausbildung befindet, behindert oder mindestens drei Monate
nachweislich krank ist, können zwei Drittel aller Kosten, ebenfalls max.
4 000 € pro Jahr und Kind, als Sonderausgaben absetzen. Begünstigt ist auch
hier die Betreuung von Kindern bis zum 14. Lebensjahr und älteren Kindern,
die sich wegen Behinderung nicht selbst unterhalten können.
● Kinder zwischen drei und sechs Jahren (Kindergartenkinder)
Wenn Du Deine Betreuungskosten nicht bereits nach den ersten beiden Al-
ternativen absetzen kannst, kannst Du zumindest für Deine Kinder im Kin-
dergartenalter zwei Drittel der Kosten, bis zu max. 4 000 Euro pro Jahr und
Kind, als Sonderausgaben steuerlich absetzen. Dies gilt z. B. für Alleinerzie-
hende, die weder erwerbstätig noch behindert, krank oder in der Ausbildung
sind, und für Elternpaare, bei denen nur ein Elternteil erwerbstätig ist und
der andere nicht behindert, krank oder in der Ausbildung ist.
a) Erwerbsbedingte Kinderbetreuungskosten
760 Unter Erwerbstätigkeit versteht der Fiskus eine Beschäftigung als Selbstän- 760
diger oder Arbeitnehmer, die Deinen Lebensunterhalt und den Deiner Familie
sicherstellen soll. Gemeint sind damit aktive Tätigkeiten. Die bloße Verwaltung
von Geld- und Immobilienbesitz oder der Bezug von Renten und Versorgungs-
bezügen soll dagegen keine Erwerbstätigkeit darstellen.
Als Erwerbstätigkeiten gehen daher in aller Regel folgende Beschäftigungen
zur Erzielung von Einkünften durch:
● Land- und Forstwirtschaft
● Gewerbebetrieb
● selbständige Arbeit (Freiberufler und sonstige Selbständige)
● Arbeitnehmer
● Minijobs
● nicht sozialversicherungspflichtige Tätigkeit, z. B. stundenweise ausgeübte
Aushilfstätigkeiten (kurzfristige Beschäftigung)
● Berufsausbildung in einem Ausbildungsdienstverhältnis (Azubi, Beamtenan-
wärter und andere, die bereits in der Ausbildung Lohn oder Gehalt bezie-
hen).
Wie umfangreich Deine Erwerbstätigkeit ist, spielt dem Grunde nach keine
Rolle. Ganz sporadische Beschäftigungen von nur wenigen Stunden reichen al-
lerdings nicht aus. Jedoch unterstellt der Fiskus immer erwerbsbedingte Kinder-
betreuungskosten, wenn die wöchentliche Arbeitszeit mindestens zehn Stunden
beträgt (BMF-Schreiben v. 19. 1. 2007, RZ. 23).
Leben beide Elternteile als Ehepaar, Lebenspartner oder nichteheliche Le-
bensgemeinschaft zusammen, müssen beide in diesem Sinn erwerbstätig sein.
Wenn Du oder Dein Ehepartner als Erwerbstätigkeit nur einen Minijob vorzu-
weisen hat, bekommst Du Schwierigkeiten mit der Anerkennung erwerbsbe-
dingter Kinderbetreuungskosten. Bist Du nur ein paar Stunden pro Woche
tätig, will Dir der Fiskus nur die Kinderbetreuungskosten anerkennen, die
genau auf die Zeiten entfallen, in denen Du in Deinem Minijob tätig warst. Den
Babysitter für den Theaterbesuch am Wochenende oder die Tagesmutter, die
auf den Nachwuchs achtet, während Du Tennis spielst, sollst Du also nicht ab-
setzen können. Richte Dich darauf ein und stocke die Arbeitszeit im Minijob
auf mindestens zehn Stunden pro Woche auf. Sofort entfallen alle kleinlichen
Prüfungen, und es kommt nicht mehr darauf an, ob die Betreuung stattgefun-
den hat, während Du in der Arbeit warst oder während Du Dich zur Entspan-
nung von Job und Kindern eigenen Freizeitaktivitäten gewidmet hast.
761 Normalerweise gilt der Grundsatz, dass Du entweder den Pauschbetrag oder 761
die tatsächlichen Kosten abziehen kannst – nicht so bei den erwerbsbedingten
Kinderbetreuungskosten. Hier machst Du nämlich ein doppeltes Geschäft. Zu-
sätzlich zu Deinen Kinderbetreuungskosten setzt Du nämlich mindestens noch
den Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 € ab. Was Arbeitnehmern recht ist, ist
auch für Selbständige nicht mehr als billig. Zusätzlich zu den Kinderbetreu-
ungskosten setzt Du als hauptberuflicher selbständiger Schriftsteller oder Jour-
nalist wie bisher Deine übrigen Betriebsausgaben ohne Nachweis mit 30 % der
Einnahmen, max. 2 455 €, ab. Dasselbe gilt für die Pauschale von 25 % der Ein-
nahmen, max. 614 €, wenn Du nebenberuflich einer selbständigen schriftstelle-
rischen, journalistischen, künstlerischen oder Vortrags- und Lehrtätigkeit für
nicht gemeinnützige Auftraggeber nachgehst (H 18.2 EStH Betriebsausgaben-
pauschale).
Beispiel
Angenommen, Du bist als alleinerziehende Mutter eines achtjährigen Sohnes
vollzeitbeschäftigt und hast während des ganzen Jahres 2007 zur Betreuung
Deines Kindes am Nachmittag eine Kinderfrau für insgesamt 7 200 € beschäf-
tigt. Außer den Fahrtkosten zu Deiner 15 km entfernten Arbeitsstelle hast Du
keine nennenswerten beruflichen Kosten. Und so sieht die Berechnung Deiner
Werbungskosten für 2007 aus:
Entfernungspauschale für 15 km
wegen Kappung der ersten 20 km 0€
Arbeitsmittel 110 €
Kontoführungsgebühren 16 €
insgesamt 126 €
762 Zwar gilt bei den Kinderbetreuungskosten der Grundsatz, dass Sie bei der Er- 762
werbstätigkeit abgezogen werden müssen, durch die sie verursacht wurden. Der
Fiskus hat diese Regel aber selbst zur Ausnahme degradiert. Hast Du nämlich
mehrere Erwerbstätigkeiten, z. B. als Arbeitnehmer und als Gewerbetreibender,
kannst Du frei bestimmen, wo die Kinderbetreuungskosten abgezogen werden
sollen (BMF-Schreiben v. 19. 1. 2007 – BStBl I 2007 S. 184 Rz 28). Um neben
Einkommensteuer auch noch Gewerbesteuer zu sparen, wirst Du die Kinder-
betreuungskosten daher als Betriebsausgaben in Deinem Gewerbebetrieb ab-
ziehen.
Dasselbe machst Du, wenn Du verheiratet bist und Ihr beide erwerbstätig seid.
Um allen Anfechtungen durch den Fiskus zu entgehen, könnt Ihr die Zuord-
nung der Kinderbetreuungskosten noch dadurch wasserdicht machen, dass der-
jenige von Euch die Kosten von seinem Konto überweist, bei dessen Einkünften
der Abzug erfolgen soll.
Ein böser Fallstrick lauert, wenn einer von Euch nur mit einem 400-€-Job er-
werbstätig ist. Durch die obligatorische Pauschalierung der Steuer für den
Minijob entfällt für den Minijobber jede Möglichkeit, Werbungskosten abzu-
setzen, wodurch die ganze Steuerermäßigung zum Teufel zu gehen droht. Also
zahlt derjenige von Euch die Betreuungskosten, der vollbeschäftigt ist.
bauenden Studiengängen zur Ausbildung, ebenso die Zeit zwischen Ende der
Berufsausbildung und Aufnahme einer Erwerbstätigkeit.
Um über die Variante Krankheit zu abzugsfähigen Kinderbetreuungskosten zu
kommen, musst Du während eines zusammenhängenden Zeitraums von min-
destens drei Monaten krank gewesen sein. Eine 14-tägige Erkältung reicht nicht
aus. Als Nachweis genügt ein ärztliches Attest z. B. Deines Hausarztes. Ein amt-
särztliches Attest ist nicht notwendig.
Als für den Abzug von Kinderbetreuungskosten ausreichend behindert giltst
Du, wenn Du Anspruch auf einen Behindertenpauschbetrag hast. Das ist in der
Regel der Fall, wenn Du einen Behinderungsgrad von mindestens 50 oder einen
von mindestens 25 mit behinderungsbedingtem Rentenanspruch, Berufskrank-
heit oder Beweglichkeitseinbuße vorweisen kannst. Zum Nachweis benutzt Du
den Behindertenausweis, den Rentenbescheid oder die Bescheinigung des Ver-
sorgungsamts, mit der Du sowieso im Rahmen der Steuererklärung Deinen Be-
hindertenpauschbetrag beantragst.
Bei verheirateten Elternteilen, die zusammen veranlagt werden, ist völlig einer-
lei, welcher Elternteil die Kinderbetreuungskosten geleistet hat. Die Kinderbe-
treuungskosten werden eh bei der gemeinsamen Einkommensteuererklärung
abgezogen. In Fällen der getrennten Veranlagung (§ 26 a EStG) müssen die
Kinderbetreuungskosten den jeweiligen Elternteilen zugeordnet werden. Die
Zuordnung erfolgt zunächst danach, welcher Elternteil die Kosten getragen hat.
Aus Vereinfachungsgründen werden die Aufwendungen den Ehegatten jeweils
zur Hälfte zugerechnet. Auf gemeinsamen Antrag ist auch eine andere Auftei-
lung möglich.
Bei nicht verheirateten Eltern und im Fall der getrennten Veranlagung (§ 26 a
EStG) kann zunächst nur der Elternteil Kinderbetreuungskosten abziehen, der
sie tatsächlich getragen hat und zu dessen Haushalt das Kind gehört. Trifft das
für beide Elternteile zu, weil Ihr Euch die Kosten teilt, kann jeder Elternteil 2/3
seiner Aufwendungen bis zu 2 000 € (Hälfte des Höchstbetrags von 4 000 €) ab-
ziehen.
Die Eltern können aber auch einvernehmlich eine beliebige andere Aufteilung
wählen. Ihr werdet also die Kinderbetreuungskosten bei dem von Euch beiden
abziehen, der das höhere Einkommen und damit den höheren Steuervorteil
hat.
zu Kinderbetreuungskosten
765 Wenn keine dieser Varianten auf Dich zutrifft, kannst Du Deine Kinderbetreu- 765
ungskosten immer noch über die Steuerermäßigung für haushaltsnahe Beschäf-
tigungen bzw. Dienstleistungen absetzen (vgl. E Rz 672 ff.). Darunter fällst Du
vor allem
● mit den Betreuungskosten für Kinder über 14, die nicht ausnahmsweise
schwerbehindert sind,
● als Alleinerziehende, wenn Du weder erwerbstätig noch krank, behindert
oder in Berufsausbildung bist, für Deine Kinder unter drei und über sechs
Jahren,
● als Elternpaar, wenn keiner von Euch erwerbstätig, krank, behindert oder in
Berufsausbildung ist, für Eure Kinder unter drei und über sechs Jahren,
● als Alleinverdiener, wenn der andere Elternteil weder krank, behindert noch
in Berufsausbildung ist, für Eure Kinder unter drei und über sechs Jahren.
Damit Du siehst, wie Deine Kinderbetreuungskosten berechnet werden, hier
zwei Beispiele:
Du hast als berufstätige Alleinerziehende für die Betreuung Deiner fünf-
jährigen Zwillinge eine Tagesmutter engagiert. Die Kosten betragen 7 200 €,
außerdem hast Du 1 800 € Kindergartenkosten. Von Deinen insgesamt 9 000 €
Kinderbetreuungskosten setzt Du 2/3 = 6 000 € (max. 4 000 € je Kind = 8 000 €)
als Werbungskosten ab. Hast Du sonst keine Werbungskosten, bekommst Du
außerdem den vollen Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 €.
Du bist verheiratet und berufstätig, Deine bessere Hälfte ist Hausfrau und be-
treut Eure beiden Töchter. Die ältere ist acht Jahre und geht zur Schule, die
jüngere ist vier Jahre und besucht den Kindergarten. Die Kosten für den Kin-
dergarten belaufen sich auf 125 €/Monat. Von Euren insgesamt 1 500 € Kinder-
gartenkosten im Jahr könnt Ihr als Sonderausgaben 2/3 = 1 000 € (max. 4 000 €)
absetzen.
Lass Dir von der Schule eine aufgeschlüsselte Rechnung für die Ganztagsbe-
treuung ausstellen, in der die begünstigten und nicht begünstigen Kostenanteile
getrennt ausgewiesen sind. Im Zweifelsfall hilft auch eine großzügige Schät-
zung.
768 Das Gesetz schreibt an keiner Stelle vor, wer die Kinderbetreuung durchführen 768
darf. Also musst Du nicht unbedingt eine fremde Person engagieren. Bezahlst
Du etwa die Großeltern der Kinder oder Deinen älteren Neffen für die Beauf-
sichtigung und die Betreuung Deiner Kinder, gibt es dagegen aus steuerlicher
Sicht zunächst einmal nichts einzuwenden.
Wie bei Verträgen mit Angehörigen auch sonst üblich, schaut der Fiskus aller-
dings mit Argusaugen darauf, dass alles zwischen Euch genauso geregelt und
abgewickelt wird wie zwischen Fremden. Also schließt Ihr auf jeden Fall einen
schriftlichen Vertrag, und Du sorgst für regelmäßige vertragsgemäße Zah-
lungen. In folgenden Fällen bleibt der Fiskus aber auch mit den schönsten Ver-
trägen und Zahlungsnachweisen unerbittlich und erkennt Kinderbetreuungs-
kosten nicht an:
● Beschäftigung Deiner Lebenspartnerin und Mutter des Kindes, die zusam-
men mit Dir und dem gemeinsamen Kind lebt;
● Beschäftigung des Partners einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft oder
einer Lebenspartnerschaft, auch wenn er kein Elternteil des Kindes ist;
● Beschäftigung einer Person, die für das betreute Kind Anspruch auf Kinder-
geld, einen Kinder- oder Betreuungsfreibetrag hat.
Achtung: Gegen Großmutter als Kinderbetreuerin ist also nichts einzuwenden.
Aber: Um den Höchstbetrag für Dein Kind abzusetzen (2/3 der Kosten, max.
4 000 €), musst Du mindestens 6 000 € im Jahr zahlen. Bei zwei Kindern reden
wir schon von bis zu 12 000 € Betreuungskosten. Denk daran, dass die Zah-
lungen bei Deiner Mutter oder Schwiegermutter zu steuerpflichtigen Einkünf-
ten führen und eventuell Steuern auslösen können, selbst wenn sie nur eine
kleine Rente hat. Dass solltet Ihr unbedingt bedenken, nicht dass der Haus-
segen schiefhängt, wenn der Großmutter dann ein Steuerbescheid ins Haus
flattert.
mS
XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz
und Bauen
1. Allgemeines
770 Aus Hausbesitz kannst Du – wie aus jedem anderen Vermögen – steuerpflich- 770
tige Einkünfte haben, die Dich eine Menge Geld kosten können. Du hast aber
auch viele Möglichkeiten, Steuern zu sparen. Dazu musst Du Deine Verhält-
nisse entsprechend gestalten und – wie es im Amtsdeutsch heißt – den steuer-
günstigen Tatbestand des Gesetzes erfüllen. Auch bei Hausbesitz und Bauen
gilt, dass es schwer ist, den richtigen Weg durch den Steuerdschungel zu finden.
Damit Du schnell klarsiehst, lies zunächst nur das, was für Dich in Frage kommt.
Dabei unterscheide:
Du nutzt Dein Haus selbst
Du vermietest
Private Nutzung Berufliche Nutzung
Wohnraumförderung möglich: Abzug der Grundstücks- Hieraus ergeben sich
Durch Eigenheimzulage für aufwendungen (ggf. Einkünfte aus Vermietung
selbstgenutzte und an Angehörige anteilig) als Werbungskos- und Verpachtung durch
überlassene Wohnungen ten oder Betriebsausgaben Überschuss oder Verlust
771 Die Begünstigung durch Eigenheimzulage wurde gundsätzlich ab 2006 abge- 771
schafft. Du kannst diese Wohnraumförderung allerdings noch beanspruchen,
wenn Du Deine Wohnimmobilie
● gekauft hast und der notarielle Kaufvertrag vor dem 1. 1. 2006 abgeschlossen
wurde
● neu errichtet hast und den Bauantrag bzw. die Bauunterlagen vor dem
1. 1. 2006 beim Bauamt eingereicht hast.
In diesen Fällen profitierst Du insgesamt acht Jahre – gerechnet ab dem Jahr
des Erwerbs bzw. der Fertigstellung – von einer Zulage in Höhe von 1 % (max.
1 250 € im Jahr) der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten, zzgl. Baukinder-
geld von 800 € pro Kind und Jahr.
zur Einkommensgrenze
Wie Du siehst, war die Grenze für das Jahr 2006 (= Einkünfte der Jahre 2005
und 2006 = 71 000 €) überschritten. Aber schon im nächsten Jahr liegt der Ge-
samtbetrag der Einkünfte 2006 und 2007 mit 69 000 € unter 70 000 €. A erhält
deshalb ab 2007 die Eigenheimzulage. Dass im nächsten Jahr die Einkünf-
tegrenze wieder überschritten wird, spielt keine Rolle.
den Bau oder Erwerb einer von Dir selbst genutzten Wohnung versüßen will.
Hast Du also bereits einmal, wenn auch in grauer Vorzeit, Wohnraumförderung
nach § 7 b EStG oder § 10 e EStG oder Eigenheimzulage in Anspruch genom-
men, sollst Du künftig in die Röhre schauen (§ 6 EigZG).
Zum Glück gilt dieser Unsinn nicht für Ehegatten. Sie können gerechterweise
die Wohneigentumsförderung für zwei Objekte beanspruchen, wobei es nicht
darauf ankommt, wer erworben hat: jeder ein Objekt, einer beide Objekte oder
jeder einen halben Anteil an beiden Objekten. Allerdings dürfen sie die Eigen-
heimzulage nicht gleichzeitig für zwei Objekte in Anspruch nehmen, die in
räumlichem Zusammenhang stehen, wie sich das Gesetz in § 6 EigZulG aus-
drückt.
kommen auswirken. Aber wie kommst Du an hohe Hauskosten, ohne Dich fi-
nanziell arg zu strapazieren? Das ist die Frage überhaupt! Nun, einige Möglich-
keiten kennst Du schon:
● Abschreibungen
● Schuldzinsenabzug
● Erhaltungsaufwand für vermietete Häuser nach R 21.1 EStR: Austausch von
Fenstern, Türen; Umstellung oder Erneuerung der Zentralheizung; Dachein-
deckung; Außen- und Treppenhausanstrich; Gartenrenovierung
● nachträgliche Herstellungskosten pro Jahr und Baumaßnahme von nicht
mehr als 4 000 € (Rechnungsbetrag ohne Umsatzsteuer).
777 Kosten, die auf das gesamte Haus entfallen, wie Grundsteuer oder Versiche- 777
rungen, sind prozentual nach dem Verhältnis der Wohnflächen Vermietung/Ei-
gennutzung aufzuteilen. Das gilt ebenso für Reparaturen oder Erhaltungsauf-
wand, die das ganze Haus betreffen (etwa Dachreparatur oder Fassadenan-
strich). Reparaturen, die dagegen nur den vermieteten Teil betreffen (z. B. neue
Fenster für den Mieter Meier), kannst Du zu 100 % als Werbungskosten abzie-
hen. Im Umkehrschluss ist natürlich das neue Badezimmer in Deiner eigenen
Wohnung nicht berücksichtigungsfähig.
Ordne Kosten also so weit wie möglich Deinen Mietwohnungen zu, um 100 %
abziehen zu können und Deine Steuerlast entscheidend zu mindern.
Was Du unbedingt vermeiden solltest:
● eine niedrige Gebäudeabschreibung, z. B. die lineare statt der degressiven,
● umfangreiche Renovierungsarbeiten in den ersten drei Jahren nach Erwerb
der Immobilie, die zu den Herstellungskosten gerechnet werden und deshalb
nicht gleich abzugsfähig sind (anschaffungsnahe Aufwendungen E Rz 805).
778 Schema zur Berechnung der Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 778
Mieteinnahmen im Kalenderjahr
● Kaltmieten ..... €
● Umlagen ..... €
● Vermietung von Garagen, Werbeflächen usw. ..... €
● Mietvorauszahlungen ..... €
● Summe der Mieteinnahmen ..... € > ..... €
● Summe der Mieteinnahmen ..... €
Beispiel
Mieteinnahmen einschl. Umlagen 8 000 €
./. Werbungskosten
Schuldzinsen, Versicherungen, Steuern
und Gebühren, Reparaturen usw. – 7 000 €
Bleiben 1 000 €
Abschreibung z. B. 4% (§ 7 Abs. 5 EStG)
von 160 000 € Anschaffungskosten für das Gebäude 6 200 €
Verlust aus Vermietung und Verpachtung 5 200 €
Steuerersparnis bei 30 % 1 790 €
tens 100 Jahren zugrunde gelegt, sondern eine wesentlich kürzere fiktive Nut-
zungsdauer von höchstens 50 Jahren. Unterscheiden musst Du zwischen der li-
nearen Abschreibung mit einem immer gleichbleibenden Prozentsatz (Nr. 1 der
folgenden Übersicht) und der degressiven Abschreibung (Nr. 2 und 3). Hier
sind die Prozentsätze anfangs höher und verringern sich in Stufen. Außerdem
gibt es die erhöhte Abschreibung als besondere Möglichkeit, steuerlich Verluste
zu machen (Nr. 4 bis 7).
Ein Beispiel zur linearen Abschreibung nach Nr. 1: Du hast im Juli 2007 ein
Miethaus, Bj. 1955, für 400 000 € gekauft. Die Abschreibung beträgt:
Anschaffungskosten 400 000 €
./. Anteil Grund und Boden 20 % – 80 000 €
Gebäudeanteil 320 000 €
Jahresabschreibung 2 % 6 400 €
Abschreibung für 2005 6/12 3 200 €
Hast Du von Deinen Eltern ein Haus geerbt, schreibst Du weiterhin so ab, wie
Deine Eltern abgeschrieben haben.
782 Zu den Herstellungskosten des Gebäudes gehören alle Aufwendungen, die er- 782
forderlich waren, um das Gebäude zu errichten und nutzbar zu machen, also
alle Handwerkerrechnungen, das Architektenhonorar, öffentliche Gebühren
für Baugenehmigung usw. Dazu zählen auch Deine persönlichen Ausgaben wie
Fahrtkosten, Verpflegungsmehraufwand und die Kosten fürs Richtfest.
783 Zu den Anschaffungskosten des Gebäudes gehören alle Aufwendungen, die er- 783
forderlich waren, um das Eigentum an dem Gebäude zu erlangen. Dazu gehö-
784 Zu den laufenden Hauskosten gehören alle Aufwendungen, die nicht Anschaf- 784
fungs- oder Herstellungskosten sind und mit dem Grundstück in wirtschaft-
lichem Zusammenhang stehen.
Dazu gehören etwa die Finanzierungskosten. Sie sind natürlich in voller Höhe
abzugsfähig, und zwar im Jahr der Bezahlung. Zu den Finanzierungskosten wie-
derum gehören die Geldbeschaffungskosten. Wenn Dich die Wörter irritieren,
merke Dir einfach Folgendes: Zu den Finanzierungskosten gehören alle Kosten,
die nur deshalb angefallen sind, weil Du nicht über ein so hohes Bankkonto
verfügst, dass Du alle Anschaffungs- und Herstellungskosten aus Eigenmitteln
bezahlen kannst.
785 Merke zum Disagio (Unterschied zwischen dem Nennbetrag eines Hausdarle- 785
hens und dem Auszahlungsbetrag): Das Disagio ist im Jahr der Auszahlung des
Darlehens abzugsfähig. Wird das Darlehen – nach Baufortschritt – in Raten
ausbezahlt, entsteht das Disagio anteilig und ist entsprechend anteilig im Jahr
der Ratenauszahlung abzugsfähig.
786 Maklergebühren sind ja bekanntlich Teil der Anschaffungskosten und deshalb 786
nicht sofort abzugsfähig. Wenn der Makler allerdings bei der Finanzierung des
Grundstückserwerbs behilflich war, kann er seine Rechnung in reine Maklerge-
bühren und in Gebühren für Finanzierungsberatung aufteilen. Einige Dich vor-
her mit ihm, dass Du z. B. 2 % für die Vermittlung des Grundstücks und 1 % für
die Finanzierungsberatung zahlst. So muss es im Auftrag und auch im Kaufver-
trag stehen. Die Gebühren für die Finanzierungsberatung sind dann als Geldbe-
schaffungskosten im Jahr der Zahlung in voller Höhe als Werbungskosten ab-
zugsfähig.
Deine Grunderwerbsteuer mindert sich, wenn Du mit dem Grundstück Ein-
richtungsgegenstände erwirbst, z. B. eine Kücheneinrichtung oder Einbaumö-
bel. Ziehe vom Kaufpreis dafür 30 000 € ab, und Du sparst 600 € Grunder-
werbsteuer. Auch hier sollten die Gegenstände im Kaufvertrag aufgeführt wer-
den – natürlich nur, wenn es zutrifft.
787 Du sitzt über der Aufstellung Deiner Herstellungskosten, die Du dem Finanz- 787
amt als Grundlage für die Berechnung der Abschreibung einreichen willst, und
wunderst Dich über die niedrige Summe. Dann fällt Dir ein, dass Du Deinen
Freunden, die beim Bau mitgeholfen haben, ein paar Scheine in die Hand ge-
drückt hast. Außerdem hast Du etliche Kasten Bier und viele kleine Fläschchen
Whisky spendiert, damit der Bau etwas schneller vorwärtsging . . . Und Deinem
Vater, der tüchtig mitgeholfen hat, hast Du als Dankeschön einen neuen Fern-
seher gekauft. Außer über den Kauf des Fernsehers hast Du allerdings keine
Belege!
Kein Grund, dem Finanzamt all die Steuerersparnis zu schenken. Geh zu Dei-
nen Freunden und lass Dir nachträglich Quittungen ausstellen (Freundes- oder
Nachbarschaftshilfe hat nichts mit Schwarzarbeit zu tun!).
Freunde, die Dir in der Not geholfen haben, erhielten 1 200 €
Der Fernseher für Deinen Vater kostete 870 €
Auf die 2 070 €
entfallen für die ersten Jahre an die 250 € Steuerersparnis.
Und den Aufwand für die Getränke, mit denen Du die Arbeiter bei Laune ge-
halten hast, packst Du hinzu.
Bei den meisten Rentnern dürfte sich selbst eine höhere Nebeneinnahme nicht
negativ auswirken, da sie in der Regel mit ihrem zu versteuernden Einkommen
unter dem Grundfreibetrag liegen. Bei Freunden und Verwandten, die lediglich
Arbeitnehmereinkünfte haben, ergibt sich aufgrund des sog. Härteausgleichs
keine Steuerzahlung, da hier bis zu 410 € steuerfrei bleiben. Das allerdings nur,
wenn sie nicht selbst Verluste, z. B. aus der Vermietung einer Immobilie, abzie-
hen wollen.
788 Du hast gebaut, treu und brav die Baukosten dem Finanzamt eingereicht und 788
erhältst wie aus unbewölktem Himmel einen Bescheid, in dem es heißt: . . . die
von Ihnen geltend gemachten Baukosten konnten nicht in voller Höhe aner-
kannt werden und wurden gekürzt um
1. die Vergütungen an Ihre Bekannten, die als Nicht-
unternehmer Ihnen handwerkliche Arbeiten geleistet haben 2 000 €
2. den Betrag, der für drei Schränke in den Schreinerarbeiten
des Handwerksmeisters enthalten ist, mit 1 600 €
3. Kosten der Getränke für die Bauarbeiter zum
Aufrechterhalten ihrer Arbeitslust 250 €
4. den Betrag für die Einfriedung (Zaun) 820 €
5. Kosten einer Einbauküche 2 750 €
6. Aufwand für Teppichböden 2 900 €
10 320 €
Du wirst dem Finanzamt Folgendes schreiben:
789 Zu 1. Arbeitnehmertätigkeit 789
». . . kann ich leider Ihre Kürzungen nicht akzeptieren. Die bei mir beschäftigten
Personen waren völlig selbständig und keineswegs meinen Weisungen unter-
worfen. Wie wäre mir dies auch möglich, da ich vom Handwerk nichts verstehe.
Die Zeit ihrer Arbeit bestimmten sie ebenfalls völlig von sich aus bzw. arbeite-
ten je nachdem, wie es ihre Zeit erlaubte. Als Beweis dafür dienen die von ihnen
ausgestellten Quittungen, denen zu entnehmen ist, dass sie eine pauschale Tä-
tigkeitsvergütung und keinen Lohn erhalten haben. Der BFH sagt im Übrigen
dazu: ‹Gegen die Unselbständigkeit spricht es, wenn jemand die übernommene
Arbeit auch durch eine andere Person, z. B. einen Familienangehörigen, leisten
lassen kann; denn ein Arbeitnehmer muss in der Regel persönlich tätig werden‹
(Urteile des Bundesfinanzhofs V 86/55 U v. 12. 1. 1956, BStBl 1956 III S. 119, Slg.
Bd. 62, S. 322, VI 72/58 v. 3. 7. 1959, VI 186/58 U v. 11. 3. 1960, BStBl 1960 III
S. 215, Slg. Bd. 70, S. 578, BFH v. 24. 11. 1961 – VI 183/59 S – (BStBl 1962 III 37)!
Das ist durch die Vielzahl meiner kurzfristigen Helfer eindeutig bestätigt. Und
selbst wenn die Zeiteinteilung mit mir abgesprochen war – ich konnte meine
Helfer nie zwingen, zu diesen Zeiten tatsächlich zu erscheinen. Auch hatten sie,
wie es bei Arbeitnehmern üblich wäre, keinen bezahlten Urlaubsanspruch.«
790 Weise das Finanzamt darüber hinaus darauf hin, dass es sich um keine beruf- 790
liche Tätigkeit Deiner Freunde und Verwandten handelte, sondern um einen
reinen Freundschaftsdienst, so dass weder das Kriterium der Schwarzarbeit
noch das der Scheinselbständigkeit erfüllt ist und weder Steuer- noch Sozialver-
sicherungszahlungen zu leisten sind.
Seit Jahrzehnten ist es verschiedenen Finanzern ein Dorn im Auge, dass sie hier
klein beigeben müssen. Immer wieder haben sie diese Sache an die Gerichte
getrieben, hoffend, endlich grünes Licht zur Besteuerung der sich ein Zubrot
Verdienenden zu bekommen. Die Tendenz scheint dahin zu gehen, dass Gesellen
oder Poliere des Bau- und Baunebengewerbes nicht, Hilfsarbeiter dagegen sehr
wohl als Arbeitnehmer des Bauherrn angesehen werden. Beschäftige also vor-
sorglich nur Facharbeiter, die dann wie Selbständige behandelt werden können.
796 Und nicht vergessen: Prozesskosten, die Dir entstehen, weil Du den Bauunter- 796
nehmer wegen Baumängel verklagst, gehören genauso wie die Kosten zur Män-
gelbeseitigung zu den Herstellungskosten (BFH-Urteil v. 1. 12. 1987 – BStBl
1988 II S. 431). Außerdem setzt Du an: geschenkte Baumaterialien zum Markt-
preis und die Anschaffungskosten für Geräte und Maschinen, die Du für den
Bau benötigt hast: Mischer, Bohrmaschine, Stichsäge, Flex, kleinere Werkzeuge.
Wenn der Bau steht, wandert alles, was noch brauchbar ist, ganz legal in Deinen
Hobbykeller.
797 Es kommt doch immer wieder vor, gerade wenn Du mit unseren Baubehinde- 797
rungsbehörden zu tun hast: Pläne oder Voranfragen wurden nicht genehmigt.
Du hast Bodenproben machen, Vermessungspläne erstellen lassen. Eine An-
zahlung ist verloren, weil der Empfänger Konkurs gemacht hat, oder es sind
mehrfach Kosten für die Bauplanung angefallen. Diese Planungskosten sind
sofort abzugsfähige Werbungskosten, da die Planung nicht ausgeführt wurde
(BFH-Urt. v. 4. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 761). Aber: Längst nicht alle Planungs-
kosten gehören zu den später anfallenden Herstellungskosten des Hauses. Sieht
das Haus nachher wesentlich anders aus als ursprünglich gedacht und konnten
nicht einmal Teile der ersten Planung für die zweite genutzt werden, sind derar-
tige Kosten keine Herstellungskosten, die später nur kleckerweise auf lange
Zeit verteilt als Abschreibung abzusetzen sind, sondern sofort absetzbare Wer-
bungskosten (FG Niedersachsen v. 14. 1. 1982 – EFG 1982 S. 460).
798 Hast Du ein Grundstück mit Haus gekauft oder einem Erbbauberechtigten für 798
sein Erbbaurecht eine Abstandszahlung geleistet, sind die Abstandszahlung
und die Abrisskosten Herstellungskosten des neuen Gebäudes, das Du baust
(BFH v. 13. 12. 2005 – IX R 24/03).
Beispiel
Du hast eine 80-m2-Wohnung an Deinen Bruder vermietet. Da er finanziell
nicht gerade auf Rosen gebettet ist, zahlt er gerade mal 200 € Warmmiete im
Monat. Auf dem freien Markt würde die Wohnung 500 € kosten. Da Deine
Wohnung also lediglich zu 40 % entgeltlich vermietet ist, sind auch Werbungs-
kosten nur zu 40 % abzugsfähig (§ 21 Abs. 2 EStG).
800 Steht eine Deiner Mietwohnungen leer? Sei auf der Hut, denn schon spitzt der 800
Ritter von Fiskalia seinen Rotstift und will Deinen Werbungskosten ans Leder,
weil er argwöhnt, Du wolltest die Wohnung nicht mehr vermieten, sondern ver-
kaufen. Aber Du weißt Dich zu wehren. Treibe ihm die Streichgelüste aus,
indem Du wie folgt argumentierst: »Von einem Leerstand der Wohnung kann
keine Rede sein. Die Wohnung ist lediglich infolge eines überraschenden Mie-
terwechsels vorübergehend nicht vermietet. Die Absicht, mit der Wohnung wei-
terhin Mieteinkünfte zu erzielen, besteht nach wie vor. Sehen Sie dazu die bei-
gefügten Anzeigen im Immobilienteil der Hintertupfinger Rundschau.«
Bei einem solchermaßen begründeten Leerstand behältst Du den ungekürzten
Werbungskostenabzug.
zu Schuldzinsen
802 Zu der Abzugsfähigkeit von Schuldzinsen hat der BFH sich endlich positiv im 802
Sinn des Steuerzahlers geäußert:
Wenn Du und Dein Ehegatte aus einem Topf wirtschaften und einer von Euch
ein Haus kauft, Ihr das Darlehen auf Wunsch der Bank aber gemeinsam auf-
nehmt, sind die Schuldzinsen in vollem Umfang als Werbungskosten bei den
Einkünften aus Vermietung und Verpachtung des Eigentümerehegatten ab-
ziehbar.
Vorsicht: Der Eigentümer muss zumindest an dem Darlehen beteiligt sein!
Denn der BFH sagt auch: Nimmt ein Ehegatte allein ein Darlehen zur Finanzie-
rung eines vermieteten Gebäudes auf, das dem anderen Ehegatten gehört, sind
die Schuldzinsen nicht abziehbar.
Doch ich weiß einen Ausweg für Euch: Zeigt dem Finanzamt, dass der Eigentü-
merehegatte die Schuldzinsen aus eigenen Mitteln bezahlt hat, dann muss es
den Werbungskostenabzug zulassen (Anschluss an die Beschlüsse des Großen
Senats des BFH v. 23. 8. 1999 GrS 1/97, BFHE 189, 151, BStBl II 1999, 778, und
v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BFHE 189, 160, BStBl II 1999,782).
804 Dir ist es möglich, 11 % der »reinen Modernisierungskosten« jährlich als Miet- 804
erhöhung auf den Mieter abzuwälzen. Das heißt, dass Du in neun Jahren Deine
Auslagen hereinholst. Zudem sind die Aufwendungen bei Häusern, die nicht
selbst zu Wohnzwecken genutzt werden, allgemein als Erhaltungsaufwand so-
fort steuerlich absetzbar. Der BFH entschied da zum Glück endlich großzügig.
Zum Erhaltungsaufwand gehören die Aufwendungen für die laufende Instand-
haltung und Instandsetzung. Diese Aufwendungen werden im Allgemeinen
durch die gewöhnliche Nutzung des Grundstücks veranlasst. Als Beispiele seien
genannt Dachreparaturen, Treppenhausrenovierung, Außenanstrich, Reparatur
der Heizungsanlage. Auch Aufwendungen für die Erneuerung von bereits in
den Herstellungskosten des Gebäudes enthaltenen Teilen oder Anlagen sind
regelmäßig abzugsfähiger Erhaltungsaufwand, z. B. Austausch von Fenstern
(Holz- gegen Aluminiumrahmen, Einfach- gegen Doppelglas), Ersatz von mit
Kohle beheizten Einzelöfen durch Elektrospeicheröfen, Einbau einer Zentral-
anstelle einer Einzelofenheizung, Anschluss einer Zentralheizung an eine Fern-
wärmeversorgung, Einbau messtechnischer Anlagen zur verbrauchsabhängigen
Abrechnung von Heiz- und Warmwasserkosten, Umdeckung des Daches. Her-
stellungsaufwand kann sich nur über die Abschreibung steuerlich auswirken.
Der Abschreibungssatz beträgt bekanntlich im Allgemeinen 2 % jährlich. Be-
805 Achte darauf, dass Dein Reparaturaufwand in den ersten drei Jahren seit 805
Hauserwerb nicht zu hoch wird.
Übersteigen Deine Reparatur- und Modernisierungskosten 15 % des Gebäude-
kaufpreises, kannst Du die Kosten nicht mehr sofort als Werbungskosten in vol-
ler Höhe bei Deinen Vermietungseinkünften absetzen. Der Fiskus bezeichnet
Deine Kosten dann vielmehr als anschaffungsnahen Herstellungsaufwand, der
auf die gesamte Lebensdauer des Gebäudes (meist 50 Jahre) verteilt wird und
nur mit 2 % pro Jahr abgeschrieben werden darf. Dabei springt natürlich nur
eine erheblich geringere Steuerermäßigung heraus. Diese fiskalischen Anwei-
sungen enthält § 6 Abs. 1 a EStG. Verteile daher die Kosten geschickt, indem Du
mit einem Teil der Renovierung wartest, bis der Dreijahreszeitraum abgelaufen
ist. Die danach anfallenden Kosten werden nämlich zum einen nicht in die
15 %-Grenze eingerechnet und sind zum anderen auf jeden Fall sofort in voller
Höhe als Werbungskosten abzugsfähig.
806 Die meisten Besitzer eines Mietshauses machen nur deshalb nicht alles an 806
Hauskosten geltend, weil es im Formular des Finanzamts (Einkünfte aus
Vermietung) einfach keine Ausfüllspalten gibt bzw. entsprechende Hinweise
fehlen.
Lass Dir daher auf die Sprünge helfen, wie Du schnell an die 200 € verdienst,
indem Du, etwa unter der Aufstellung für die Reparaturen, Folgendes angibst:
12 zwecks Hauskontrolle à 10 km = 120 km
6 zwecks Besprechung im Zusammenhang
mit dem Haus à 10 km = 60 km
6 Fahrten zu Mietern zum Abholen der Miete
bei Schlechtzahlern à 10 km = 60 km
20 Fahrten mit Neumietern zum Besichtigen
der Wohnungen à 10 km = 200 km
2 Fahrten bei Auszug von Altmietern zur Abnahme
der Wohnung à 10 km = 20 km
Es sind 460 km mit 0,30 € Fahrtkosten abzurechnen,
das ergibt einen Betrag von 138 €
Hinzu kommen:
Kosten für Bohrmaschine und Werkzeug zur Eigenausführung
von Reparaturen in den Mieträumen, da ich auf Handwerker
zu lange warten muss 350 €
Telefonkosten, anteilig 10 % der Gesamtkosten von 720 € 72 €
Porto für ca. 50 Briefe 30 €
Schreibmaterial 15 €
Präsente an Müllfahrer 25 €
Trinkgelder an Handwerker bzw. Angestellte 25 €
Streusalz im Winter, Schneeschaufel 30 €
Gesamtkosten 685 €
Steuerersparnis bei 30 % Spitzenbelastung: ca. 206 €
bewahren – es ist bares Geld wert! Daran kommt kein Beamter vorbei. Ohne
Nachweis aber verlierst Du Dein Recht.
807 Zum Jahresende überlegen viele, wie sie noch schnell die Steuerlast für das lau- 807
fende Jahr mindern können. Als Mietshausbesitzer hast Du die Möglichkeit,
noch schnell größere Aufwendungen für Reparaturen zum Erhalt Deines
Hauses auszugeben, etwa das Dach zu erneuern oder eine bessere Zentralhei-
zung einbauen zu lassen. Schwierig ist aber, einen Handwerker zu finden, der
eine größere Erhaltungsmaßnahme noch bis zum Jahresende ausführen kann.
Wie wär‘s, wenn Du dem Handwerker zumindest den Auftrag für die Reparatur
erteilst und ihm vor Jahresende einen Vorschuss von 10 000 € zahlst? Wenn Du
ihn nicht so gut kennst, solltest Du aber vorher Referenzen einholen. Der Vor-
schuss drückt Deine Steuerlast für das laufende Jahr von angenommen 40 % um
4 000 €. Kommt das Finanzamt später mit dem Paragraphen für Missbrauch an-
getanzt (§ 42 AO), kannst Du sagen: Du hättest Dich nur der Technik des § 11
EStG bedient. Der sieht diese Möglichkeit ganz legal vor.
808 Ist Dein Grundbesitz umfangreich, wirst Du ihn nicht ohne eigenes Büro ord- 808
nungsgemäß verwalten können. Die Kosten dafür sind aber nur noch unter
engen Voraussetzungen als Werbungskosten absetzbar. Befindet sich das Büro
in Deinem eigenen Haus, gelten die allgemeinen Grundsätze für »häusliche Ar-
beitszimmer«. Dazu mehr unter E Rz 255 ff.
Wenn Du also z. B. nur von Deinem vermieteten Grundbesitz lebst und Deine
gesamten Arbeiten rund um die Immobilien im Büro (Arbeitszimmer) erle-
digst, ist dieses der Mittelpunkt Deiner Erwerbstätigkeiten und Du setzt die
gesamten Bürokosten als Werbungskosten bei den Vermietungseinkünften ab.
809 Die Kosten einer Asbestsanierung des Dachs in Deinem Einfamilienhaus 809
kannst Du als außergewöhnliche Belastung absetzen. Die Gefährlichkeit des
Asbests ist bekannt. Du als Familienoberhaupt kannst Dich dieser potenziellen
Gefahrenquelle gegenüber nicht blind stellen. Du bist nicht verpflichtet abzu-
warten, bis eine konkrete Lebensgefährdung eingetreten und nachgewiesen ist.
Also: Lass den Dreck rausreißen und das Finanzamt mitzahlen! Gleiches gilt für
Holz in Innenräumen, das z. B. mit Formaldehyd imprägniert ist!
810 Besitzt Du eine Mietimmobilie, gehört dazu sicher auch ein Garten, der ge- 810
pflegt, oder eine Rasenfläche, die gemäht sein will. Beauftrage in Zukunft Deine
Kinder damit und zahle ihnen 4 € die Stunde. Jede Woche zehn Stunden Arbeit,
das macht 40 €, für die Zeit von Mai bis Oktober: 26 Wochen à 40 € = 1 040 €, die
Du unter die Werbungskosten aus Vermietung einreihst. Steuerersparnis ca.
300 €. Wie?
Natürlich musst Du alles richtig eingefädelt haben, vgl. dazu E Rz 749 ff.
Wenn sich das Finanzamt mit dem Hinweis sperrt, die Mithilfe des Kindes er-
folge auf familienrechtlicher Basis und sei deshalb steuerlich nicht als Arbeits-
verhältnis anzuerkennen, hilf mit einem kleinen Hinweis auf das Urteil des FG
Köln vom 19. 3. 1981 (EFG 1982 S. 124) nach.
Für das Finanzgericht war ausschlaggebend, dass im Urteilsfall das Kind schon
die Anlagen des vom Steuerzahler selbst genutzten Einfamilienhauses unent-
geltlich in Ordnung hielt. Damit war nach Meinung der Kölner Richter die Mit-
arbeitspflicht des Kindes auf familienrechtlicher Basis ausreichend erfüllt. Dass
sich der Sohn auch um das in Rede stehende weitere Grundstück der Eltern
kümmerte, das zudem am anderen Ende der Stadt lag, ging deutlich über den
Rahmen der Mithilfe im Haushalt der Eltern hinaus. Hinzu kam, dass das
Grundstück recht groß war und daher erheblicher Wartung und Pflege bedurfte.
Sicher hat dem Steuerzahler bei seinr Argumentation auch geholfen, dass er vor
seinem Sohn eine fremde Hilfskraft zu denselben Konditionen für die Arbeiten
beschäftigt hatte.
Wenn Dein Kind den Garten in einem Haus pflegt, in dem neben anderen Mie-
tern Du auch selbst wohnst, wird das sicher nicht immer so reibungslos vonstat-
ten gehen. Einen Versuch ist das Ganze aber auf jeden Fall Wert.
Doch aufgepasst: Sofern Du Deine Kinder nicht lediglich als Aushilfe (d. h. we-
niger als 50 Arbeitstage oder zwei Monate) beschäftigst, fallen für Dich in der
Regel zusätzlich 28 % Sozialversicherung an. Die musst Du an die Kranken-
kasse abführen. Schwacher Trost: Selbstverständlich sind das für Dich Wer-
bungskosten aus Vermietung. Erkennt der Fiskus in einem solchen Fall das
Arbeitsverhältnis mit dem Kind wegen familienrechtlicher Mithilfe nicht an,
fordere im Gegenzug eventuell gezahlte Sozialvesicherungsbeiträge zurück!
812 Manchmal stellt sich erst nach dem Hauskauf heraus, dass umfangreiche Män- 812
gel vorliegen, die behoben werden müssen. Das Finanzamt rechnet entspre-
chende Kosten gern zu den nicht sofort abzugsfähigen Herstellungskosten.
Weise es darauf hin, dass es dazu nur berechtigt ist, wenn die Reparaturen in-
nerhalb der ersten drei Jahre nach dem Kauf des Hauses mehr als 15 % der
Anschaffungskosten des Gebäudes (ohne Grundstücksanteil) verursachen. Nur
dann spricht man von sog. anschaffungsnahen Herstellungskosten (§ 6 Abs. 1 a
EStG). Dazu mehr unter E Rz 805.
813 So richtig langst Du in die Sahne, wenn Du ein älteres Haus erwirbst und es 813
zunächst vermietest, bevor Du nach frühestens fünf Jahren selbst einziehst, ob-
wohl das mietrechtlich nicht einfach ist. Als Vermieter kannst Du Sämtliche
Finanzierungskosten in der Steuererklärung unterbringen. Die Zinsen bürdest
Du also zum Teil dem Fiskus auf. Wenn Du später einziehst, kannst Du den
Fiskus noch einmal zur Kasse bitten, indem Du das Haus gründlich aufmöbelst.
Denn sämtliche Renovierungskosten vor Einzug sind als Werbungskosten ab-
setzbar. Die Höhe der Renovierungskosten spielt keine Rolle mehr. Auch wenn
sie über 15 % der Anschaffungskosten für das Gebäude hinausgehen, kannst
Du sie voll als Werbungskosten abziehen, weil Du ja aus dem bedenklichen
Dreijahreszeitraum nach der Anschaffung heraus bist.
814 Lass Dir unbedingt ein paar Jahre Zeit mit dem eigenen Einzug. Der BFH hat 814
Dir in seinen Urteilen vom 9. 7. 2002 IX R 47/99 und 57/00 (DStR 2002 S. 1611)
nämlich ein paar Steine in den Weg gelegt. Bei einer nur kurzfristigen Vermie-
tung mit anschließendem Verkauf der Immobilie oder anschließender Selbst-
nutzung darf das Finanzamt dies als gewichtiges Anzeichen dafür nehmen, dass
Dir die ernsthafte Absicht fehlte, mit der Vermietung auf Dauer Einkünfte zu
erzielen. Der BFH geht in seinen Urteilen bei einer Vermietung von bis zu fünf
Jahren von einer nur kurzfristigen Vermietung aus. Allerdings gibt es für diese
ungünstige Rechtsprechung eine Übergangsregelung (BMF-Schreiben v.
15. 8. 2003, BStBl 2003 I S. 427). Wenn Du Dein Haus vor 2004 gekauft und ver-
mietet hattest, ist Dir die Steuerermäßigung für Deine Renovierung sicher.
Hast Du es erst nach dem 31. 12. 2003 erworben oder einen Mietvertrag abge-
schlossen, musst Du Dich mindestens fünf, besser noch ein bis zwei Jahre mehr
gedulden, bevor Du Deinen Mieter an die frische Luft setzt und mit der Reno-
vierung beginnst.
Nicht bei jedem Mietvertrag mit zeitlich beschränkter Laufzeit darf das Finanz-
amt Dir Veräußerungs- oder Selbstnutzungsabsicht unterstellen und Dir Ver-
luste streichen. Vor allem, wenn Dein Mietvertrag sich ohne Kündigung still-
schweigend verlängert oder Du ihn auch ohne eine solche Verlängerungsoption
verlängert hast, darf das Finanzamt Deine Einkunftserzielungsabsicht nicht in
Frage stellen (BFH v. 14. 12. 2004 – BStBl 2005 II S. 211).
815 Du willst ein bisher vermietetes Haus oder eine Eigentumswohnung künftig 815
selbst nutzen, die Immobilie ist aber, seit Du sie gekauft hast, weniger als fünf
Jahre vermietet. Bevor Du nun mit Deinen Renovierungskosten eine steuer-
liche Bauchlandung erlebst, bringst Du Deine Kinder ins Spiel. Nachdem Du
Deinen Mieter an die Luft gesetzt hast, vermietest Du die Immobilie zunächst
an Deine Kinder und füllst so die fehlenden Jahre der Vermietung auf. Als zu-
sätzlicher Vorteil kommt hinzu, dass Deine Kinder sicher nicht ständig Ärger
machen, wenn Du schon einmal anfängst, das Haus oder die Wohnung Stück für
Stück zu renovieren.
816 Besitzen Eltern mit geringem Einkommen ein dringend renovierungsbedürf- 816
tiges Mietshaus, sollten sie es ihren besser verdienenden Kindern vorzeitig ver-
erben. So führen die Renovierungskosten zu höheren Steuerentlastungen.
817 Wer nach jahrelanger Vermietung seines Hauses oder seiner Eigentumswoh- 817
nung das Mietverhältnis wegen geplanter Eigennutzung kündigt und nach Aus-
zug des Mieters die durch die Vermietung entstandenen Schäden beseitigt, dem
sollte eigentlich das Recht zustehen, die Kosten dafür als nachträgliche Wer-
bungskosten absetzen zu können. Doch weit gefehlt. Flugs kommt der Fiskalbü-
rokrat mit der Begründung: Keine Absicht mehr auf Erzielung von Einkünften,
also kein Abzug von Werbungskosten, und wedelt mit den restriktiven Urteilen
des Hessischen Finanzgerichts vom 1. 3. 1991, EFG 1991 S. 471 und des Saarlän-
dischen FG vom 11. 12. 1997 – 2 K 29 197. Daher rate ich Dir, bei geplanter Ei-
gennutzung noch vor Beendigung des Mietverhältnisses zumindest all das zu
renovieren, was richtig ins Geld geht: Badezimmer, Fenster, Türen, Heizung,
Gasthermen, Bodenbeläge. Denn solange der Mietvertrag besteht, kann unter-
stellt werden, dass Deine Renovierung wegen der laufenden Vermietung erfolgt
(BFH v. 11. 3. 2003 – BFH/NV 2003 S. 1043).
Auch hier hilft eventuell der Trick in E Rz 800 weiter.
Darauf solltest Du noch achten: Lege dem Finanzamt dar, dass es sich um zwin-
gend notwendige und aus Deiner Verpflichtung als Vermieter resultierende Re-
paraturen handelte; ansonsten kann Dir daraus ein Strick gedreht werden (siehe
BFH v. 20. 2. 2001, II R 491/98). Hierbei können Dir die vertragliche Gestaltung
mit dem Mieter, aber auch die Handwerkerrechnungen helfen, die bestätigen,
dass es sich um unbedingt erforderliche Reparaturen handelte.
3.6 Die Kosten vor dem Bau oder Kauf eines Hauses
818 Was damit gemeint ist? Denk doch mal an all die Fahrten zur Besichtigung der 818
vielen Grundstücke oder Häuser, bis Du Dich für eines entschieden hast! Und
wie viele haben sich Pläne entwerfen lassen, die später nicht realisiert wurden.
Und haben sie teuer bezahlt! Denn die Architekten und alle, die mit dem Bau
zu tun haben, wissen, wie man schnell das große Geld macht. Da sind Dir doch
gewiss Fahrtkosten entstanden. Und wenn Du weiter wegfuhrst, dann musstest
Du unterwegs mal essen. Das Essen in der Gaststätte ist immer teurer als zu
Hause. Also entstanden Dir dadurch Mehrkosten, nicht wahr?
»Ich bin aber nicht einkommensteuerpflichtig – ich zahle nur Lohnsteuer und
gebe deswegen keine Einkommensteuererklärung ab«, wendest Du ein.
die Steuererstattung für Deine Verluste zu kassieren. Allerdings gilt eine Frist
von nur zwei Jahren, d. h., Du musst Deine Einkommensteuererklärung z. B. für
2007 bis spätestens 31. 12. 2009 beim Finanzamt einreichen, sonst geht Dir die
Steuererstattung durch die Lappen.
Fertige also eine Aufstellung über vorbereitende Aufwendungen des Hauskaufs
an und reiche sie schnellstens dem Finanzamt ein. Sogar der BFH gibt seinen
Segen dazu im Urteil vom 10. 3. 1981 – BStBl 1981 II S. 470.
1. Fahrten zwecks Besichtigung verschiedener Häuser an Ort und Stelle:
Fahrt nach A = 36 km
B = 24 km
C = 18 km
usw. bis Y = insg. 710 km
Fahrten zum Makler 70 km
Fahrten zu Hausmietern zwecks Verhandlungen 50 km
Fahrten zum Notar zu Kaufvertragsvorbereitungen 40 km
870 km
870 km 0,30 € für Pauschalfahrtkosten = 261 €
2. Einnahme von Mittagessen wegen Abwesenheit
über 8 Stunden, Pauschal 12 6 € = 72 €
333 €
819 Hast Du die Anzahlung für das neue Haus durch Konkurs des Bauunterneh- 819
mers verloren, kannst Du den Verlust als Werbungskosten geltend machen.
Gleiches gilt für Architektenkosten, wenn das Haus nicht errichtet wird (BFH
v. 8. 9. 1998 – IX R 75/95).
Die Finanzierungskosten für Bauerwartungsland, das Du auf Pump gekauft
hast, kannst Du ebenfalls als Werbungskosten in der Anlage V unterbringen,
wenn Du bereits beim Kauf konkrete Pläne für die Bebauung der Fläche hat-
test (BFH-Urt. v. 4. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 761).
820 Melde ein Gewerbe an. Sag, Du nutzt das Haus teilweise für Dein Gewerbe! 820
Dann muss das Finanzamt Dir als Investor die Umsatzsteuer (Vorsteuer) aus
allen Bau- oder Handwerkerrechnungen erstatten. So hat es der Europäische
Gerichtshof (EuGH) entschieden. Wenn Du ein Haus baust und es teils für die
Firma (mindestens zehn Prozent), teils privat nutzt, kannst Du es für die Um-
satzsteuer dem sog. Unternehmensvermögen zuordnen. Dazu genügt ein Einfa-
milienhaus mit Büroraum. Was aber ist mit Dir als Bauherr, wenn Du vor dem
EuGH-Urteil investiert hast, davon also nichts wissen konntest? Du hast – wie
damals üblich – die Vorsteuer nur für den Teil des Hauses geltend gemacht, den
Du geschäftlich selbst nutzt oder vermietest. Du kannst nachträglich die restli-
chen Vorsteuerbeträge zurückverlangen! So entschied das Finanzgericht Mün-
chen (Urt. v. 14. 7. 2004 – 14 K 55/04 – EFG 2004 S. 1722). Das funktioniert meis-
tens. Denn die Umsatzsteuerbescheide sind ja meist noch nicht bestandskräftig,
weil Sie als Steueranmeldung kraft Gesetzes unter dem Vorbehalt der Nachprü-
fung (§ 164 AO) stehen. Aber pass auf: Im Gegenzug sind für die private Nut-
zung der Wohnung 19 % Umsatzsteuer fällig. Es handelt sich dabei um den sog.
Eigenverbrauch. Bemessungsgrundlage dafür sind seit Januar 2005 pro Jahr
10 % der Baukosten, die auf die Privatwohnung entfallen. Das bedeutet eine
kräftige Steuererhöhung. Berlin verstößt damit allerdings sehenden Auges gegen
EU-Recht, denn der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass jährlich nur
2 % der Baukosten zugrunde gelegt werden müssten. Mit ein bisschen Glück
wird der EuGH den deutschen Gesetzgeber deswegen erneut zurückpfeifen.
Rein theoretisch müsstest Du also für 630 € Steuer abdrücken. Doch diesen
Überschuss voll zu versteuern erscheint selbst dem Fiskus unbillig, weshalb er
eine Härteregelung ersonnen hat (§ 46 Abs. 5 EStG, § 70 EStDV): Als Arbeit-
nehmer versteuerst Du nur 440 €.
Härteausgleich
Einkünfte 630 €
./. Freibetrag
Grenze 820 €
./. Einkünfte – 630 €
Freibetrag 190 € > – 190 €
Zu versteuern 440 €
Ist Dir auch das noch zu viel, bringst Du mich mit Deinem Wunsch nach mehr
Steuerersparnis in Verlegenheit.
823 Du gehst zu Deiner Frau und sagst: »Hör mal, Du hast mit unserem möblierten 823
Herrn eine Menge Arbeit. Ich meine, dass Du dafür eine kleine finanzielle An-
erkennung bekommen solltest. Rückwirkend ab . . . vereinbaren wir Folgendes:
Ich vermiete an unseren möblierten Herrn nur noch Wäsche und Leerzimmer,
und zwar für einen Betrag von monatlich 152 €, Du vermietest ihm die beweg-
lichen Gegenstände – Bett, Schrank, Kommode – für monatlich 28 €.
Am Mietpreis von 180 € 12 = 2 160 €
ändert sich nichts, aber für Dich sind im Jahr die 28 € 12 = – 336 €
bestimmt. So bleiben von den obigen Einnahmen nur noch 1 824 €
Unserer Tochter haben wir, weil sie das möblierte
Zimmer so schön in Ordnung hielt, ja immer so um die 50 €
im Monat an Sachwerten oder in bar gegeben.
50 € 12 sind – 600 €
Für Wäscheverschleiß und Waschen der Bettwäsche
geben wir ihr 15 € 12
Für Reinigungs- und Putzmittel verbraucht sie 5 € 12 – 240 €
So verbleiben für mich genau 984 €
Abzüglich der anteiligen Werbungskosten aus dem
Haus von (480 + 900 + 150 €) = – 1 530 €
ergibt sich jetzt ein Verlust von 546 €
der zu einer Steuererstattung führt.«
»Haha«, rufst Du, »aber meine Frau hat jetzt 336 € Einkünfte! Und da sie mit
mir zusammen veranlagt wird, muss ich doch blechen.«
Denke aber daran, dass für die Tochter 28 % Sozialversicherung fällig werden.
Das sind immerhin 168 €, von denen die Familienkasse nichts hat. Besser also,
Du beschäftigst Deine Tochter nur zwei Mal im Jahr einige Tage als Aushilfe
(z. B. fürs Großreinemachen) und zahlst ihr statt monatlich 50 € für die jeweilige
Großreinemachaktion je 300 €. Da die Beschäftigungszeit Deiner Tochter weni-
ger als 50 Tage beträgt, liegt eine sog. kurzfristige Beschäftigung vor, für die
keine Sozialversicherungsbeiträge anfallen.
824 Wenigstens hattest Du bei der Einrichtung des vermieteten Zimmers keine grö- 824
ßeren Ausgaben, weil auf dem Dachboden genügend guterhaltene Möbel her-
umstanden. Vergiss aber nicht, jährlich 10 % Abschreibung vom Wert dieser
Möbel als Werbungskosten abzusetzen. Schließlich verwendest Du Dein Privat-
vermögen zur Erzielung steuerpflichtiger Einkünfte. Als Abschreibungsgrund-
lage nimmst Du den tatsächlichen Gebrauchswert der Möbel. Dieser Wert ist
meistens hoch zu veranschlagen, selbst wenn die Möbel alt sind, denn das Alter
beeinträchtigt ihren Gebrauchswert nur wenig. Sei also nicht allzu pingelig,
wenn Du den tatsächlichen Gebrauchswert der Möbel schätzt.
Neuerdings kommt in solchen Fällen der Fiskalritter manchmal mit der Be-
hauptung daher, die Zeit der privaten Nutzung der Möbel sei auf die Gesamt-
nutzungsdauer anzurechnen (fiktive AfA) und wenn die Gesamtnutzungsdauer
abgelaufen sei, sei keine Abschreibung bei den Einkünften mehr möglich. Sage
dem Fiskalritter, die Gesamtnutzungsdauer sei noch nicht abgelaufen, was ja
mit der Nutzung durch den Mieter bewiesen sei. Also setzt Du eine Restnut-
zungsdauer von mindestens fünf Jahren an und verteilst den Wert der Möbel auf
diese Zeit. Das geht aber nur insoweit, als Du bisher für diese Möbel keine
Abschreibung berücksichtigt hast.
825 Wenn Du Deine Ferienwohnung nicht nur vermietest, sondern auch selbst be- 825
wohnst, kannst Du nur die Kosten absetzen, die anteilig mit der Vermietung
zusammenhängen. Das Dumme dabei ist, dass nicht nur die Kosten den Bach
hinuntergehen, die auf die Zeiten der tatsächlichen Eigennutzung entfallen
(Selbstnutzung durch Dich oder kostenlose Überlassung). Der Fiskus bindet
Dir auch die Zeiten, in denen die Wohnung leer steht, als Eigennutzung ans
Bein. Aus diesem Dilemma kommst Du nur heraus, wenn Du dem Finanzamt
klarmachen kannst, dass Du die Wohnung während der Leerstandszeiten nicht
ohne weiteres hättest selbst nutzen können. Das geht z. B. dadurch, dass Du
Dich wie verfolgt einrichtest:
● Du hast die Vermietung der Ferienwohnung einem unabhängigen Vermittler,
z. B. einem überregionalen Reiseveranstalter, der örtlichen Kurverwaltung
oder einem gewerblichen Vermittlungsdienst, übertragen und in dem Vertrag
eine Eigennutzung durch Dich von vornherein vertraglich für das ganze Jahr
ausgeschlossen.
● Die Ferienwohnung befindet sich in Deinem ansonsten selbst genutzten
Zwei- oder Mehrfamilienhaus oder in unmittelbarer Nähe zu Deiner eigenen
Wohnung. Wenn Deine eigene Wohnung dann noch auf Deine individuellen
Wohnbedürfnisse abgestimmt ist, darf das Finanzamt Dir nicht mit gelegent-
licher Selbstnutzung kommen.
● Du hast an demselben Ort mehr als eine Ferienwohnung und nutzt nur eine
davon für Dich oder überlässt sie gelegentlich unentgeltlich an Freunde oder
Verwandte. Indem Du also praktisch eine Wohnung opferst, die Du nach Dei-
nen persönlichen Vorstellungen ausstattest, rettest Du die Werbungskosten
auch für die Leerstandszeiten der übrigen Wohnungen.
● Die Dauer der Vermietung der Ferienwohnung entspricht zumindest dem
Durchschnitt der Vermietungen in der am Ferienort üblichen Saison.
Euro. Hierzu musst Du eine Prognose erstellen, ob dies in einem Zeitraum von
30 Jahren gelingen kann. Kann es das nicht, ist die Ferienwohnung Liebhaberei
und steuerlich ohne Belang. In dem Fall darf das Finanzamt die steuersparenden
Verluste sogar rückwirkend streichen. Diese Prüfung droht Dir ausnahmsweise
auch dann, wenn Du die o. g. Formalien einhältst, Deine Ferienwohnung also
eigentlich nur zur Vermietung an Fremde bereitsteht, Du aber mit Deiner Ver-
mietungsquote mehr als 25 % unter der ortsüblichen Vermietungsquote für
Ferienwohnungen liegst (BFH v. 26. 10. 2004 – BStBl 2005 II S. 388). Also sei
nicht ganz so wählerisch bei der Auswahl Deiner Vermietungsgäste.
Eine Überschussprognose muss auch dann her, wenn die Ferienwohnung durch
einen Makler/Hausverwalter vermietet wird und Du Dir Zeiten der Selbstnut-
zung vorbehalten, die Wohnung aber nicht tatsächlich selbst genutzt hast.
826 Bei einer Überschussprognose musst Du wie gesagt dem Finanzamt belegen, 826
dass Du innerhalb von 30 Jahren mit Deiner Ferienwohnung unter Berücksich-
tigung aller voraussichtlich anfallenden Kosten unter dem Strich schwarze Zah-
len schreibst. Die Höhe des Überschusses spielt dabei keine Rolle, rein theore-
tisch reicht in der Summe ein Plus von 1 €.
● Die Prognose beginnt grundsätzlich mit dem Jahr, in dem Du Dir Deine
Ferienwohnung zugelegt hast.
● Zur Ermittlung des Gesamtüberschusses kannst Du die Ergebnisse aus der
Vermietung Deiner Ferienwohnung der letzten fünf Jahre auf 30 Jahre hoch-
rechnen.
● Hast Du mehrere Ferienwohnungen, muss die Prognose grundsätzlich für
jede Wohnung getrennt vorgenommen werden.
● Zu Deinen Gunsten kannst Du die lineare Gebäudeabschreibung von nur
2 % als Kosten ansetzen, auch wenn Du tatsächlich Sonderabschreibungen,
erhöhte Absetzungen oder die degressive AfA in Anspruch nimmst.
● Statt der tatsächlichen Renovierungs- und Instandhaltungskosten kannst Du
den voraussichtlich anfallenden Betrag mit den Werten lt. § 28 der Zweiten
Berechnungsverordnung vom 12. 10. 1990 ansetzen. Die Sätze betragen inkl.
laufender Schönheitsreparaturen zwischen 15,60 € (Wohnung jünger als
22 Jahre) und 20,00 € (Wohnung über 32 Jahre alt).
● Wegen der Unsicherheit, die eine Prognose über einen so langen Zeitraum
von 30 Jahren mit sich bringt, machst Du mit fiskalischem Segen folgende
Sicherheitsabschläge: Die Gesamtsumme der von Dir hochgerechneten Ein-
nahmen erhöhst Du pauschal um 10 %, während Du von den insgesamt er-
mittelten Werbungskosten einen Abschlag von 10 % vornimmst.
828 Diese Prognose darf das Finanzamt aber nur von Dir verlangen, wenn nicht 828
feststeht, dass die Ferienwohnung ausschließlich für die Vermietung an fremde
Feriengäste zur Verfügung steht und Du die Wohnung ebenfalls nutzt. Allein
wegen hohen Verlusts darf das Finanzamt Deine Einkunftserzielungsabsicht
nicht in Frage stellen (BFH-Urt. v. 24. 8. 2006 – BFH/NV 2007 S. 540).
Nun nimm mal an, Du und Dein Ehepartner habt beide den 64. Geburtstag
schon vor 2005 hinter Euch gebracht. Deine bessere Hälfte hat keinerlei eigene
Einkünfte, Du beziehst welche aus zwei Mietshäusern. Das Finanzamt setzt von
Deinen Einkünften bis zu 1 900 € ab. Das ist zwar ganz schön, aber Ihr ver-
schenkt dabei Geld. Denn der Altersentlastungsbetrag steht jedem zu, der das
64. Lebensjahr vollendet hat. Also: Verschaff Deinem Ehegatten schnellstens
Einkünfte. Teile die Mietshäuser auf, eins auf Deinen, das andere auf seinen
Namen, oder stell ihn als Hausverwalter mit einer Jahresvergütung von ca.
4 800 € ein. Warum ausgerechnet 4 800 €? Nun, weil 40 % von 4 800 € 1 920 €
sind und die Höchstgrenze des Altersentlastungsbetrags Deines Ehepartners
1 900 € beträgt. Natürlich kannst Du auch mehr vereinbaren. Denn die Haus-
verwaltungskosten kannst Du als Werbungskosten von den Mieteinkünften ab-
setzen.
830 . . . und Deine bessere Hälfte nicht mehr als 400 € verdient, musst Du lediglich 830
15 % Rentenversicherung für sie abführen (statt regulär 28 %). Durch zusätz-
liche Pauschalsteuern von 2 % kannst Du erreichen, dass der Lohn Deines Ehe-
gatten praktisch steuerfrei ist. Trotzdem kannst Du ihn absetzen. Kleiner Wer-
mutstropfen: Er erhält keinen Altersentlastungsbetrag. Trotzdem ergibt sich
eine Ersparnis:
Arbeitslohn mit 2 %
Pauschalsteuer steuerpflichtig
in € in €
400 € 12 = 0 4 800
Werbungskostenpauschbetrag – 0 – 920
Summe 0 3 880
Altersentlastungsbetrag (steuermindernd) 0 1 900
Einkünfte (steuererhöhend) 0 1 980
Deine Werbungskosten (steuermindernd)
Arbeitslohn 4 800 4 800
Sozialversicherung und Pauschalsteuer 816 720
Summe gesamt 5 616 5 520
Steuerersparnis ca. 30 % zzgl. KiSt und Soli 1 929 1 896
Sozialversicherungsmehrbelastung
und Pauschalsteuer / ESt des
angestellten Ehepartners – 816 – 1 400
Saldo Ersparnis im Jahr 1 113 496
831 Wenn Du nur noch geringe Abschreibungen für Dein Haus geltend machen 831
kannst, verkauf es an Deinen Ehepartner. Unter Eheleuten unterliegt der Ver-
kauf nicht der Grunderwerbsteuer! Und die Notariats- und Gerichtskosten ma-
chen sich wie folgt bezahlt: Angenommen, Du kannst eine Abschreibung von
jährlich 1 000 € ansetzen und verkaufst Dein Haus für 300 000 €, dann ist vom
reinen Gebäudewert (250 000 €) die AfA mit 2 % anzusetzen = 5 000 €. Steu-
erersparnis zwischen 796 € und 2 220 € jedes Jahr! Nur: Der Partner muss den
Kaufpreis auch tatsächlich zahlen!
Wenn er das nicht kann, könntest Du den Kaufpreis z. B. in ein normal verzins-
tes Darlehen umwandeln. Dein Ehepartner kann die Zinsen wiederum als Wer-
bungskosten unter Vermietung und Verpachtung von seinen Einkünften abzie-
hen. Du musst die Zinsen als Kapitaleinkünfte versteuern, kannst dafür aller-
dings den Freibetrag von 1 500 € in Anspruch nehmen, so dass Du unter
Umständen auch daran noch Steuern sparst!
Wie viele Tricks geht auch dieser am besten durch, wenn Du auf dem Teppich
bleibst. Denn allzu schnell kommt der Fiskalritter mit »Gestaltungsmissbrauch«
angetanzt, und Du musst Dich mit ihm rumärgern. Also wirst Du im Kaufver-
trag beachtliche – nichtsteuerliche – Gründe für den Verkauf nennen, z. B. mög-
liche Trennung usw. Außerdem muss der Darlehensvertrag einem »Fremdver-
gleich« standhalten. Es muss also ein Vertrag sein, wie er auch unter Fremden
möglich wäre (schriftliche Vereinbarungen über Sicherheiten, Laufzeit, Rück-
zahlung und Zinsen).
832 Statt 15 000 € für ein neues Auto teuer zu finanzieren, nimm lieber den Kredit 832
auf Dein Mehrfamilienhaus für die stets anfallenden Reparaturen! Dann näm-
lich mindern die Zinsen die steuerpflichtigen Einkünfte! Kreditzinsen fürs Auto
kannst Du nirgendwo absetzen. Steuerersparnis ca. 40 % von 1 800 € = 720 €
jährlich!
833 Du musst nicht selbst in Deinem Mietshaus nach dem Rechten sehen. Vielleicht 833
hast Du in der Nähe einen geeigneten Verwandten, den Du als Hausverwalter
einsetzen kannst. Auch die Aufzeichnungen über die Mieteinnahmen kannst Du
an einen anderen übertragen. Das sollen die freiberuflich tun. Dann bleiben
diese Nebeneinkünfte bis zu 510 € (minus 100 € für anfallende Kosten für
Fahrten zum Haus u. a.) steuerfrei, falls die Betreffenden sonst noch in einem
Gehaltsverhältnis stehen.
834 Spielst Du manchmal mit dem Gedanken, aus Deinem Haus in eine kleinere 834
Wohnung umzuziehen, weil die Kinder ausgezogen sind und das Haus nun viel
zu groß für Dich und Deinen Ehegatten ist oder weil Deine Liebe sich aus dem
Staub gemacht hat und Du die Belastung für das Haus allein nicht tragen
kannst? Ziehst Du in eine kleine Wohnung und vermietest Dein Eigenheim,
dann vergiss nicht, beim Finanzamt einen kräftigen Zuschuss zu Deinen Um-
zugskosten einzufordern. Schließlich gilt auch bei den Vermietungseinkünften
für den Abzug von Kosten das Veranlassungsprinzip. Und Dein Umzug hatte ja
nun einmal – zumindest offiziell – nur den Zweck, Dein Haus einkünfteerzie-
lend zu vermieten. Gerätst Du an einen Fiskalritter, dem das nicht einleuchtet,
weise ihn mit der Entscheidung des FG Saarland vom 25. 2. 1993 – 2 K 151/90
(NWB 1994 Fach 1 S. 33) in seine Schranken.
835 Wer ein Mietshaus erbt oder geschenkt bekommt, hat zwei Möglichkeiten. Er 835
kann auf eigene Rechnung weitervermieten. Die Steuerersparnis ist dabei null,
da es keine Abschreibungen oder Darlehenszinsen zum Absetzen gibt. Die
Beispiel:
Ein Unternehmer versteuert 102 000 € Gewinn und 18 000 € Miete. Das Haus
hat er geerbt. Wenn er es für 300 000 € (ohne Grundstück) an seine Frau verk-
auft, sieht die Rechnung wie folgt aus:
Vermieter Ehemann: Ehefrau:
Firmengewinn 102 000 102 000
Miete + 18 000 + 18 000
Zinsen – – 24 000
Abschreibung – – 6 000
Zu versteuern 120 000 90 000
Steuer 38 307 24 349
836 In einer so engen Lebensgemeinschaft wie der Familie ziehen meist alle an 836
einem Strang und stellt man das Gesamtwohl über kleinliche Vorteile der Ein-
zelmitglieder. Wenn das alle so vernünftig sehen, ist der Weg frei, Vermögen
oder Einkünfte offiziell auf ein Familienmitglied zu übertragen, das dafür eine
geringere oder gar keine Steuer zu zahlen hat. Das ist selten der Ehepartner, der
meist mit dem Ehegatten zusammen veranlagt wird, sondern das Kind. Oder die
Kinder.
Eine offizielle Übertragung erfordert entsprechende Verträge – bei volljährigen
Kindern kein Problem. Bei Verträgen, insbesondere Grundstücksverträgen, mit
minderjährigen Kindern muss beim Vormundschaftsgericht ein Ergänzungs-
pfleger bestellt werden. Dem Kind stehen wie jedem Steuerzahler Freibeträge
in folgender Höhe zu:
»Ich könnte meinem Kind also 2007 auch 8 500 € zukommen lassen«, höre ich
Dich sagen.
Das ist zunächst richtig. Darin steckt aber ein gewaltiger Pferdefuß: Überstei-
gen die Einkünfte Deines volljährigen Kindes 2007 7 680 €, verlierst Du den
Kindergeldanspruch. Doch Einnahmen sind keine Einkünfte. Rechne also ganz
genau, wie hoch die Einkünfte sind, und dann, was für Dich günstiger ist: Steu-
erersparnis oder Kindergeld. Bei einem minderjährigen Kind hast Du diese
Probleme nicht, da Kindergeld und -freibetrag dann nicht einkünfteabhängig
sind. Wenn Du in der Spitze mit 40 % Steuern belastet bist, sparst Du, indem Du
Einkommen auf das Kind überträgst, im Jahr auf durchschnittlich 7 000 € ca.
2 800 €. Wenn das Kind nach z. B. 15 Jahren volljährig ist, sind das stolze 42 000 €
ohne Zins und Zinseszins!
Darlehensvertrag
Zwischen . . . . . . . . . . . . . . . in . . . . . . . . . . . . (Gläubiger)
und seinem(r) Sohn/Tochter . . . . . . . . . . . . (Schuldner)
7. Für alle Streitigkeiten aus diesem Vertrag wird die Zuständigkeit des
Amtsgerichts . . . . . . vereinbart.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ., den . . . . . . . . . . . . 20 . .
.................... ....................
(Gläubiger) (Schuldner)
837 Versorgungsverträge sind ein riesiges Schlupfloch in den Fangnetzen des Fiskus. 837
Hast Du Deinen Kindern nämlich im Wege der vorweggenommenen Erbfolge
Vermögen übergeben und haben sie Dir dafür Versorgungsleistungen verspro-
chen, sind diese bei ihnen in voller Höhe als dauernde Lasten absetzbar. Aller-
dings musst Du die Leistungen versteuern. Bist Du bereits Rentner, zahlst Du
wahrscheinlich sowieso keine oder nur wenig Steuern. Und die Mehrsteuern,
die Du vielleicht zahlen musst, können Deine Kinder Dir ja erstatten.
Schau Dir zunächst die im folgenden vereinfacht wiedergegebenen Grundsätze
zu den wiederkehrenden Leistungen an.
Vermeide einen Kaufvertrag
Sind das übereignete Vermögen und die laufenden Zahlungen gleichwertig,
wird der Fiskus einen fingierten Kaufvertrag annehmen und die von Dir geleis-
teten Zahlungen als Anschaffungskosten für das Vermögen und somit nicht als
dauernde Lasten behandeln.
Vermeide Unterhaltsleistungen
Ist das übereignete Vermögen im Vergleich zu den laufenden Zahlungen weni-
ger als die Hälfte wert, werden die Zahlungen ebenfalls nicht als dauernde Las-
ten anerkannt. Vielmehr unterstellt der Fiskus dann Unterhaltszahlungen, die
nicht absetzbar sind (§ 12 EStG) – höchstens als außergewöhnliche Belastungen
(Unterstützung von Angehörigen).
838 Willst Du Dein Haus behalten, gibt es noch die Möglichkeit, Deinem Kind 838
durch Nießbrauch am Haus Einkünfte zuzuschustern. Den Nießbrauch kannst
Du übrigens auch nur für einige Jahre übertragen.
Nießbrauch zwischen Eltern und Kindern bezeichnen die Fiskalbürokraten als
»Zuwendungsnießbrauch«. Dieses Wortungetüm dient ihnen als Eselsbrücke,
weil die Eltern den Kindern das Nießbrauchsrecht – ohne Gegenleistung – »zu-
wenden«. Der Zuwendungsnießbrauch wird steuerlich nur anerkannt, wenn er
im Grundbuch eingetragen ist. Bei Bestellung zugunsten minderjähriger Kinder
will das Vormundschaftsgericht aber ein Wörtchen mitreden. Denn ein Nieß-
brauchsrecht bringt nach BGB Verpflichtungen mit sich. Außerdem muss der
Nießbrauch tatsächlich durchgeführt werden, d. h., die Mietverträge müssen auf
den Nießbraucher umgestellt und die Mieten an ihn gezahlt werden (BFH-Urt.
v. 19. 9. 1978 – BStBl 1979 II S. 42).
Steuerliche Folge: Die Mieten sind dem Kind zuzurechnen. Es kann die von ihm
getragenen Hausaufwendungen absetzen, soweit es sie nach den Vereinbarungen
und nach dem Gesetz zu tragen hat. Dazu gehört nicht die Gebäudeabschreibung,
da es nicht Eigentümer ist. Die Gebäudeabschreibung fällt aber auch bei Dir als
Eigentümer weg, da Du durch Einräumung des Nießbrauchs die Absicht aufgege-
ben hast, aus dem Haus Einkünfte zu erzielen (Nießbrauchserlass des BMF v.
15. 11. 1984 – BStBl 1984 I S. 561). Also wirst Du Dich nur dann für den »Zuwen-
dungsnießbrauch« zugunsten Deines Kindes entscheiden, wenn keine hohe Ge-
bäudeabschreibung auf dem Spiel steht. Das kann z. B. bei älteren Gebäuden, die
durch Erbfolge erworben wurden, der Fall sein (§§ 11 c und d EStDV).
839 Ganz abgesehen davon, dass Du als Privatmann für ein sog. privates Veräuße- 839
rungsgeschäft zur Kasse gebeten wirst, solange zwischen An- und Verkauf der
Immobilie nicht mehr als zehn Jahre lagen. Ausgenommen von dieser Besteue-
rung waren aber z. B. ständig zu eigenen Wohnzwecken genutzte Immobilien.
Der Fiskus hat aber noch eine andere Methode, mit der er Dir bei Immobilien-
verkäufen ans Geld geht: »Sie haben mehr als drei Objekte veräußert, das sehen
wir als nachhaltige gewerbliche Tätigkeit an und versteuern Ihre Gewinne, auch
den aus dem Verkauf ihres selbst genutzten Hauses.« Schütze Dich dagegen!
Lass bei mehr als drei Objekten Deine Familienangehörigen die Geschäfte ma-
chen. Es gilt als starkes Anzeichen für ein gewerbliches Grundstücksgeschäft,
wenn zwischen An- und Verkauf nicht mehr als fünf Jahre gelegen haben (obiges
BFH-Urt. v. 23. 10. 1987). Mit einem Getränkehändler aus dem Münsterland
hatte der BFH in seinem Urteil vom 28. 9. 1987 (BStBl 1988 II S. 65) ein Einse-
hen. Für die Finanzrichter zählte, dass der Steuerzahler nicht mit dem Grund-
stücksmarkt verbunden war, etwa als Bauunternehmer, Architekt oder Makler.
Der Getränkehändler hatte ein vor Jahren erworbenes Mehrfamilienhaus in
Eigentumswohnungen umgewandelt und sieben Wohnungen nach und nach
verkauft. Das Finanzamt unterstellte gewerblichen Grundstückshandel, wurde
aber vom BFH belehrt: Der Mann wollte das Haus nicht von vornherein ver-
kaufen, sondern vermieten, deshalb liege kein Gewerbe vor. Deshalb gelten für
Dich bei Grundstücksgeschäften künftig folgende Faustregeln:
● Verkaufe höchstens drei Objekte.
● Lass zwischen An- und Verkauf mindestens zehn Jahre verstreichen, dann
droht weder gewerblicher Grundstückshandel noch ein privates Veräuße-
rungsgeschäft.
● Vermiete die Objekte zunächst – und verkauf sie erst dann.
840 Schalte um, wenn Dir die Geschäfte nichts als Verluste eingebracht haben, und 840
beantrage beim Finanzamt eine Betriebsprüfung. Bei dieser rückst Du damit
heraus, Du habest einen heimlichen Gewerbebetrieb gehabt und man möge die
Verluste daraus von Deinen Einkünften absetzen . . . (BFH-Urteil dazu: BStBl
1972 II S. 279, 291 u. 1973 II S. 661).
für Grundstücksverkäufe
841 Bei der Drei-Objekte-Grenze zählt jedes Haus, jede Wohnung, sogar ein unbe- 841
bautes Grundstück. Trägst Du Dich also mit der Absicht, Dein Mietshaus zu
verkaufen, vermeide eine vorherige Aufteilung in Eigentumswohnungen, sonst
hängen Dir die Finanzamtsbürokraten Deinen Verkaufsgewinn als gewerbliche
Einkünfte ans Bein.
Völlig aus dem Schneider bist Du, wenn sich die von Dir verkauften Häuser
oder Eigentumswohnungen mindestens zehn Jahre in Deinem Besitz befunden
haben. Denn dann ist die Spekulationsfrist abgelaufen, und Du kannst Deinen
Veräußerungsgewinn steuerfrei einstreichen – auch ungefährdet vom gewerb-
lichen Grundstückshandel!
Wichtig: Maßgebend sind die Daten der Kaufverträge. Wenn Du den Kaufver-
trag zum Erwerb am 10. 1. 1998 geschlossen hast, darfst Du den Veräußerungs-
vertrag nicht vor dem 11. 1. 2008 schließen.
Lass es Dir nicht gefallen, wenn das Finanzamt Dir den Verkauf doch als ge-
werblich ankreiden möchte. Denn: Beim BFH stapeln sich dutzendfach Klagen,
dass die Finanzämter diese Regeln völlig willkürlich auslegen – natürlich zu-
gunsten des Bundesfinanzministers und seiner Länderkollegen.
Wie ein Höllenhund musst Du aufpassen, dass Du Dir nicht den kleinsten Feh-
ler leistest. Also keine Aufteilung vornehmen (siehe oben), Garagen nicht ge-
sondert abrechnen, darauf achten, dass keine gewerbliche Nutzung der Ge-
bäude vorliegt, etc. Denn ansonsten unterstellt das Finanzamt schnell Gewerb-
lichkeit statt der steuerlich unbeachtlichen Vermögensverwaltung.
842 Dumme Fragen ans Finanzamt wie etwa: »Ich habe zwei Doppelhaushälften 842
erstellt. Muss ich den Gewinn versteuern, wenn ich sie veräußere?«, wecken
beim Fiskalretter sofort den Verdacht, dass Du das Objekt nur gebaut hast, um
daraus Profit zu schlagen. Für ihn bist Du damit kein einfacher Bauherr mehr,
sondern ein gewerblich Tätiger – wie ein Immobilienfritze. Folge: Die bei einem
normalen Hausverkauf übliche Steuerfreiheit geht in die Binsen. Er kann sich
dabei auf ein Urteil des Finanzgerichts München (10 K 232/00) berufen.
Vermeide auf alle Fälle, dass dem Finanzamt allzu früh Deine Verkaufspläne
bekannt werden. Eine verbindliche Auskunft einzuholen ist nur sinnvoll, wenn
Dir die Objekte bereits mehrere Jahre gehören und Zweifelsfragen geklärt wer-
den sollen. Noch besser ist es natürlich, die Spekulationsfrist von zehn Jahren
zwischen Errichtung bzw. Kauf und Veräußerung einzuhalten. Dann kannst Du
im Normalfall beliebig viele Immobilien steuerfrei verkaufen.
843 Nehmen wir mal an, Dein Vater hat Dir und Deiner Schwester ein schmuckes 843
Einfamilienhaus im Wert von rd. 150 000 € hinterlassen und Du hast Deine
Schwester mit 75 000 € abgefunden. Dafür hast Du einen Bankkredit aufneh-
men müssen, der noch nicht getilgt ist und für den Du 7 500 € Zinsen gezahlt
hast. Die steuerlichen Wirkungen sind unterschiedlich, je nachdem, ob Du selbst
in die Hütte einziehst oder sie vermietest. Lass Dir zeigen, was steuerlich für
Dich herausspringt, wenn Du vermietest: Keine Frage, die Mieten musst Du
versteuern, kannst aber davon die Hausaufwendungen einschließlich Abschrei-
bung abziehen. Soweit Du entgeltlich erworben hast, kannst Du die Abschrei-
bung von Deinen Anschaffungskosten von 75 000 € (abzgl. des anteiligen Grund
und Bodens) vornehmen. Für den ererbten Teil kannst Du die Abschreibung
Deines Vaters fortführen. Mal angenommen, die Baukosten Deines Vaters
lagen damals für die von Dir geerbte Hälfte bei 50 000 €.
Die Abschreibung nach § 7 Abs. 4 EStG beträgt:
Vom ererbten Teil 2% von 50 000 € = 1 000 €
vom erworbenen Teil
Anschaffungskosten 75 000 €
./. Anteil Grund und Boden 20% – 15 000 €
Verbleiben 60 000 €
Davon Abschreibung 2% 1 200 € > 1 200 €
Abschreibung insgesamt 2 200 €
Doch Vorsicht: War Dein Vater noch nicht zehn Jahre lang Eigentümer des
Hauses, droht Deiner Schwester die Versteuerung eines Spekulationsgewinns
(Eures Vaters und Deiner Schwester gesamte Besitzzeit ist maßgebend), wenn
sie ihren Anteil veräußert, ohne ihn vorher zu eigenen Wohnzwecken genutzt
zu haben!
844 Da bei einer selbst genutzten Wohnung keine Schuldzinsen abgezogen werden 844
können, kannst Du mit einem derartigen Wohnungstausch eine Menge Steuern
sparen. Denn auf diese Weise trittst Du nun als Vermieter auf. Du gibst eine
Einkommensteuererklärung ab und weist darin folgenden Verlust aus Vermie-
tung aus:
Mieteinnahmen 4 800 €
./. Werbungskosten
a) Verwaltungsgebühren usw. 300 €
b) Schuldzinsen + 7 000 € – 7 300 €
Verlust 2 500 €
vor allem die pünktliche Zahlung der Miete und der Nebenkosten in vereinbar-
ter Höhe. Zwar ist keine bestimmte Zahlungsform vorgeschrieben, doch Über-
weisungen stimmen das Finanzamt meistens anerkennungswilliger, als wenn Du
Quittungen über bar eingenommene Mieten präsentierst. Geradezu selbstmör-
derisch ist es, eine Überweisung zu vereinbaren, die Miete dann aber doch bar
zu kassieren. Vorsicht mit Mietstundungen oder schwankenden Zahlungen.
Selbst wenn z. B. Dein Sohn, an den Du die Wohnung vermietet hast, plötzlich
arbeitslos wird, ist das in den Augen des Fiskus kein Grund, ohne weiteres nied-
rigere Mietzahlungen zu akzeptieren. Du kannst Dir bzw. Deinem Sohn aus der
Patsche helfen, indem Du schriftlich und offiziell den Mietvertrag änderst und
eine geringere Miete vereinbarst. Achte darauf, dass erst danach die geringere
Miete überwiesen wird. Lass Dich auf keinen Fall zu Manipulationen hinreißen
und versuche nicht, dem Fiskus weiszumachen, Mieten seien teilweise bar und
teilweise unbar gezahlt worden. Die klare und glatte Lösung ist hier die erfolg-
versprechendere. Argumentiere mit dem BFH-Urteil vom 20. 10. 1997 – BStBl
1998 S. 106, das besagt: Wenn eine klare Vereinbarung besteht, welche Mietsa-
che zu welchem Preis überlassen wird, und diese bisher durchgeführt wurde,
können solche Vereinbarungen mit Wirkung für die Zukunft geändert werden.
Setze also vor der Reduzierung der Mietzahlungen einfach ein Schreiben auf
mit etwa folgendem Inhalt:
Mit dieser Vereinbarung im Rücken kann Dir das Finanzamt die Anerkennung
Deines Mietverhältnisses nicht mit der Begründung ablehnen, es sei nicht ernst-
haft durchgeführt worden.
Kleine Macken im Mietvertrag führen nicht zwangsläufig dazu, dass Dein Miet-
verhältnis mit Angehörigen nicht anerkannt wird. Zwar ist es immer besser, sich
an die Gepflogenheiten zu halten, die auch zwischen Fremden üblich sind, wozu
z. B. die Vereinbarung der Zahlung von Nebenkosten für die vermietete Woh-
nung gehört. Hast Du aber aus irgendeinem Grund die Nebenkosten in dem
Mietvertrag mit einem Deiner Lieben zu erwähnen vergessen, ist noch nicht
aller Tage Abend. Auch in solchen Fällen kommt es nicht auf eine fehlende
Vereinbarung an, sondern auf die Gesamtumstände des Mietverhältnisses. Will
heißen: Wenn sonst alles blitzsauber vereinbart und nachweislich tatsächlich
durchgeführt ist, sollen Dir die Fiskalritter keinen Strick aus einem kleinen Ver-
säumnis drehen (BFH-Urteil v. 17. 2. 1998 IX R 30/96 – DStR 1998 S. 761).
Wenn Deine Mietverträge mit Fremden auch noch dieselben Macken aufwei-
sen wie die Verträge mit Angehörigen, spielen die Mängel praktisch keine Rolle
(BFH v. 28. 6. 2002 – BStBl 2002 II S. 699).
846 Wenn die Kosten für die Wohnung höher sind als die Mieteinnahmen, hast Du 846
einen Verlust aus Vermietung und Verpachtung, der mit Deinen anderen Ein-
künften verrechnet wird. Und schließlich kann Dich ja niemand zwingen, als
Rabenvater Dein Kind zu rupfen. Mindestens musst Du aber 56 % der ortsüb-
lichen Miete verlangen, sonst kürzt der Fiskus die auf die vermietete Wohnung
entfallenden Hausaufwendungen (§ 21 Abs. 2 EStG).
Beispiel
Ortsübliche Jahresmiete einschl. Umlagen 3 600 €
Vereinnahmte Miete 56% 2 016 €
./. Werbungskosten
– Zinsen 3 000 €
– Grundsteuer, Versicherung, Heizung,
Abwasser, Müllabfuhr, Reparaturen usw. + 900 €
– Abschreibung + 1 250 € – 5 150 €
Verlust aus Vermietung und Verpachtung 3 134 €
Der Verlust ist um rund 1 600 € höher als üblich, weil Du nicht die volle Miete
nimmst. Daraus ergibt sich eine Steuerersparnis zwischen 275 und 770 €. Be-
trägt die Miete indessen weniger als 56 % der ortsüblichen Miete, z. B. nur 40 %,
kannst Du auch nur 40 % der Kosten für die Wohnung als Werbungskosten ab-
setzen. Die Hauskosten sind in einem solchen Fall in einen absetzbaren und
einen nicht absetzbaren Teil aufzuteilen.
Gib Dir beim Abfassen des Mietvertrags viel Mühe. Nimm auf keinen Fall die
allgemein gebräuchlichen Vertragsformulare. Unbedingt aufnehmen solltest
Du eine Klausel über die Zahlung der Nebenkosten, damit es Dir besser geht
als einem Steuerzahler aus Hessen. Der hatte nämlich eine Wohnung an eine
Angehörige vermietet und im Mietvertrag nichts zur Übernahme von Wasser-
kosten, Müllabfuhr, Straßenreinigung etc. festgelegt. Prompt hat ihm das Fi-
nanzamt das Mietverhältnis nicht anerkannt und mit dieser Meinung bei eini-
gen profiskalisch eingestellten Richtern des FG Hessen recht bekommen (EFG
1996 S. 1162). Du wirst natürlich nicht in eine solche Falle tappen. Da bei der
Prüfung der 56 %-Grenze die Miete inkl. Umlagen mit der ortsüblichen Miete
verglichen wird, gehst Du einfach bei der Grundmiete etwas weiter herunter
und rechnest dafür die Nebenkosten mit Deinem Angehörigen spitz ab.
847 Achtung, Fangeisen! Der Fiskus kürzt die Hauskosten eventuell auch, wenn 847
die gezahlte Miete weniger beträgt als 75 % der ortsüblichen Miete. Liegt sie
zwischen 56 und 75 % der üblichen Miete, droht die Kürzung aber nur, wenn Du
auf 30 Jahre gerechnet kein Plus mit der Vermietung machst. Das Finanz-
amt verlangt zum Nachweis eine Überschussprognose von Dir. Vgl. dazu
E Rz 826 f.
Vor allem, wenn Du einen hohen Kredit zur Finanzierung aufgenommen hast,
wird es schwer, für 30 Jahre auf dem Papier ein Gesamtplus zusammenzurech-
nen. Gelingt Dir das nicht, rate ich Dir: Nimm mindestens 75 % der üblichen
Miete. Vgl. E Rz 799.
848 Gute Nachricht für alle Eltern und Kinder! Früher verlangte das Finanzamt von 848
Dir, dass Deine Kinder eigene Einkünfte haben, aus denen die Miete gezahlt
werden kann. Der BFH hat jedoch zugunsten der Steuerpflichtigen entschie-
den, dass kein Gestaltungsmissbrauch (§ 42 AO) bei einem Mietvertrag mit
einem unterhaltsberechtigten Kind vorliegt, das die Miete aus dem Barunter-
halt oder durch Verrechnung mit diesem zahlt (BFH-Urteile v. 19. 10. 1999 –
BStBl 2000 II S. 223 und 224). Für Dich heißt das, dass Du zwei Möglichketien
hast mit Deinem Kind, dass noch kein eigenes Einkommen hat einen steuerlich
astreines Mietverhältnis zu begründen.
849 Wohnst Du mit Deinen Eltern zusammen unter einem Dach, dann nutze die 849
folgenden Steuervorteile: Die anteiligen Miet- und Nebenkosten für Räume,
die Du einem Elternteil in den eigenen vier Wänden zur Verfügung stellst, sind
als Sonderausgaben steuerlich abzugsfähig! So urteilte das Finanzgericht in
Baden-Württemberg (Az 14 K 173/97).
Im zugrunde liegenden Fall hatte eine Mutter ihr Zweifamilienhaus auf ihren
Sohn übertragen, sich dabei aber das Wohnrecht in einzelnen Räumen vorbe-
halten. Zugleich hatte sich der Sohn verpflichtet, seine Mutter zu betreuen. Als
er mit seiner Familie berufsbedingt umziehen musste, was zum Zeitpunkt des
Abschlusses des Übergabevertrags mit der Mutter nicht absehbar gewesen war,
stellte er ihr in dem neuen Haus dem bisherigen Wohnstandard entsprechende
Räume unentgeltlich zur Verfügung. Das von seiner Mutter übernommene
Zweifamilienhaus vermietete er. Der Mietwert der Räume der Mutter in dem
neuen Haus entsprach in etwa dem Mietwert der von ihr im alten Haus be-
wohnten Räume. Die anteiligen Miet- und Nebenkosten konnte der Sohn nach
Auffassung des Gerichts nun unter Sonderausgaben, als sog. dauernde Last, ab-
ziehen.
850 Ein ewiges Ärgernis bei der Übertragung von Immobilien zwischen Eltern und 850
Kindern war, dass man selten die Interessen beider Parteien unter einen Hut
bekam. Hast Du einen Nießbrauch für die Eltern vereinbart, waren die zwar
abgesichert, Du konntest aber keine Vermietungsverluste absetzen. Habt Ihr
dagegen auf den Nießbrauch verzichtet, war den Eltern ständig mulmig zumute,
weil sie nie sicher sein konnten, ob sie nicht plötzlich die Wohnung würden ver-
lassen müssen. Heutzutage kannst Du endlich Euer beider Interessen wahren,
ohne dass Ihr steuerliche Nachteile habt.
Zunächst verkaufen Deine Eltern ihre Eigentumswohnung an Dich. Über den
Kaufpreis schließt Ihr einen Darlehensvertrag ab, in dem Ihr bei einem Zins
von z. B. 4,5 % ein zehn Jahre unkündbares Darlehen vereinbart.
Im Kaufvertrag regelt Ihr gleichzeitig, dass lediglich zur Sicherung eines noch
abzuschließenden lebenslangen Mietvertrags Deinen Eltern ein Nießbrauchs-
recht eingeräumt wird. Nach dem Kauf kommt der Abschluss des Mietvertrags.
Das Nießbrauchsrecht wird dann zunächst nicht ausgeübt.
Auch wenn diese Konstruktion gefährlich rotstiftgefährdet erscheint, brauchst
Du Dir keine Gedanken zu machen. Mit offizieller Absicherung der obersten
Finanzrichter (BFH v. 3. 2. 1998 – BStBl 1998 II S. 539) wurde diese Vertragsge-
staltung anerkannt. Es liegt kein Gestaltungsmissbrauch vor. Der Sohn in die-
sem Fall hat Jahr für Jahr einen dicken Verlust aus dem Mietverhältnis von der
Steuer abgesetzt, und mit den Eltern gab es ebenfalls keinen Stress, weil die
wegen des Sicherungsnießbrauchs nicht befürchten mussten, irgendwann plötz-
lich auf der Straße zu stehen.
851 Eine Scheidung ist ein teures Spiel. Wenn es Dich erwischt, gibt es eigentlich nur 851
eine Devise: Schadensbegrenzung betreiben. Angenommen, Du hast bislang
mit Deinem Expartner in den eigenen vier Wänden gewohnt und bist nach der
Trennung ausgezogen. Wenig lukrativ ist es, geringeren Unterhalt zu vereinba-
ren und dafür Deine Immobilie Deinem Expartner zu überlassen, damit er dort
als Mieter mit Kind, Kegel und Hund mietfrei wohnt.
Lies unter E Rz 523 nach, wie Du aus der Kombination höhere Unterhaltszah-
lungen und gleichzeitiger kostenpflichtiger Vermietung an Deinen Expartner
ein gutes Geschäft machst, ohne dass einer von Euch beiden dadurch finanzielle
Einbußen hat.
852 Gehört das Haus Dir und Deinem Ex gemeinsam, lasse es Dir zuvor, z. B. gegen 852
Übernahme der Schulden, übertragen. Damit Dein Ex jetzt keine kalten Füße
bekommt und argwöhnt, Du würdest ihn über kurz oder lang an die frische Luft
setzen, könnt Ihr einen längerfristigen Mietvertrag, z. B. über fünf Jahre, schlie-
ßen und vereinbaren, dass Du das Haus nur mit Zustimmung Deines Expart-
ners verkaufen darfst.
853 Seit Jahren wohnst Du im Haus Deiner Eltern, die Dir aus steuerlichen Grün- 853
den eine Wohnung vermietet haben. Daraus machen sie jedes Jahr einen hüb-
schen steuerlich absetzbaren Verlust. Da die Wohnraumförderung durch Eigen-
heimzulage schon seit 2006 abgeschafft ist, würde es Dir herzlich wenig bringen,
die von Dir genutzte Wohnung zu kaufen. Du findest einen Ausweg, indem Du
Dir die Wohnung übertragen lässt, in der Deine Eltern wohnen, und sie ihnen
anschließend sofort vermietest. Dabei musst Du nur darauf achten, mit der ver-
einbarten Miete nicht unter 56 % der ortsüblichen Miete zu geraten. Jetzt seid
Ihr in der hübschen Situation, dass Ihr jeweils über eine vermietete Wohnung in
dem Haus verfügt, in dem Ihr selbst wohnt. Obwohl hier eine Überkreuzver-
mietung vorliegt, muss der Fiskus in den sauren Apfel beißen und die Mietver-
träge anerkennen. Einem Abzug der Verluste steht nichts entgegen. Natürlich
werden sich Heerscharen eifriger Fiskalritter darauf stürzen und Dir mit blu-
migen Worten und alten BFH-Urteilen beizubringen versuchen, dass die Kon-
struktion wegen Gestaltungsmissbrauchs nicht anerkannt werden könne. Du
verweist sie dann ganz locker auf das BFH-Urteil vom 12. 9. 1995 – BStBl II
1996 S. 158, in dem der BFH in einem wie oben gestrickten Fall ausdrücklich
keinen Gestaltungsmissbrauch sah und die Vermietungsverluste bei beiden Par-
teien anerkannt hat.
So begründest Du,
dass kein Gestaltungsmissbrauch vorliegt
854 Genauso gut könntest Du ein von Dir gebautes Haus an Deine Eltern vermie- 854
ten, den zwangsläufig entstehenden Vermietungsverlust absetzen und selbst in
einer Wohnung oder einem Haus wohnen, das Dir Deine Eltern unentgeltlich
zur Nutzung überlassen. Wenn das Finanzamt den Verlust aus der Vermietung
nicht anerkennen will, da in seinen Augen ein Gestaltungsmissbrauch vorliegt,
wird es das wie folgt begründen: Ein verständiger Eigentümer hätte sein Haus
nicht – wie es hier die Eltern mit dem Sohn vereinbarten – mit dem eines ande-
ren getauscht, um dort Miete zu zahlen und selbst zugleich auf Mieteinnahmen
zu verzichten.
Streichwütigen Finanzbeamten reibst Du das BFH-Urteil vom 14. 1. 2003 – IX
R 5/00 unter die Nase.
Für die Frage des Missbrauchs kommt es nicht auf das Verhalten der Eltern bei
der unentgeltlichen Überlassung ihres Hauses an den Sohn an. Entscheidend ist
allein, ob die Überlassung des vom Sohn gekauften Hauses an die Eltern anders
als durch entgeltlichen Mietvertrag hätte gestaltet werden müssen. Da der Sohn
nicht verpflichtet war, es den nicht unterhaltsbedürftigen Eltern kostenlos zu
überlassen, gab es keine steuerlich angemessenere Form.
Auch unter dem Blickwinkel sog. Überkreuzvermietungen ist in diesem klug
gedeichselten Fall kein Rechtsmissbrauch zu erkennen. Die gegenseitige Über-
lassung ziele nicht darauf ab, Verluste bei den Einkünften aus Vermietung
wechselseitig abzuziehen, denn für das vom Sohn bewohnte Haus der Eltern
wurden keine Werbungskosten geltend gemacht.
855 Wenn Dir das Finanzamt mit dem Ansinnen kommt, Du habest wegen Deiner 855
dauernden Verluste aus der Vermietung keine Einkünfteerzielungsabsicht,
Deine Vermietung sei deshalb als Liebhaberei einzustufen, wirst Du den Fiskal-
rittern diesen Zahn ganz schnell ziehen: Eine Vermietung wird grundsätzlich in
der Absicht vorgenommen, auf Dauer einen Überschuss zu erzielen. Daran än-
dert sich auch nichts, wenn die Überschüsse zunächst einmal ausbleiben. Damit
die Fiskalritter mit ihrem Argument der Liebhaberei überhaupt eine Chance
haben, müssen ganz besondere Umstände hinzukommen, wie bei Ferienwoh-
nungen, Bauherrenmodellen mit Rückkaufangebot oder Verkaufsgarantie.
Wenn Du von solchen windigen Geschichten die Finger lässt und Dich auf die
klassische Methode des Immobilienerwerbs verlegst, bist Du auf der sicheren
Seite (BFH v. 30. 9. 1997 – BStBl 1998 II S. 771).
Etwas anderes gilt allerdings dann, wenn die Vermietung von vornherein nur
kurzfristig angelegt war, weil Du die Immobilie danach selbst zu eigenen Wohn-
zwecken nutzen willst. In einem solchen Fall erkennt der Fiskus Deine Vermie-
856 Hast Du ein hübsches kleines Häuschen, das für Dich und Deinen Ehepartner 856
gerade groß genug ist? Da Ihr aber Eure Kinder und Enkelkinder näher bei
Euch haben wollt, überlegt doch einmal, ob Ihr nicht aufstocken oder anbauen
könnt. Was, kein Geld? Dann lies mal, welche Steuerersparnis so etwas bringt!
Ihr schafft durch Aufstockung des bisherigen Gebäudes oder durch einen
Anbau eine zusätzliche abgeschlossene Wohnung und vermietet sie an die Kin-
der. Ihr nehmt nur etwa 56 % der ortsüblichen Miete, könnt aber die vollen
Werbungskosten absetzen! Die Ihr steuerlich durch die Abschreibung (Altsub-
stanz bei den Herstellungskosten nicht vergessen!) und durch Schuldzinsen bei
Fremdfinanzierung des Anbaus erheblich aufstocken könnt! Du kannst Dir das
Geld auch von Deinem Sohn leihen, dann bleiben seine Zinseinnahmen bis zum
Sparerfreibetrag steuerfrei.
Aber vorsicht! Liegt Deine Miete unter 75 % der üblichen Miete, verlangt der
Fiskus von Dir eine Überschussprognose zum Nachweis, dass Du auf einen
Zeitraum von 30 Jahren gerechnet mit der Vermietung in die schwarzen Zahlen
kommst. Gelingt Dir das nicht, wird wiederum ein Teil Deiner Werbungskosten
gekürzt. Dem entgehst Du, wenn Du von vornherein ein 75 %-Mietverhältnis
abschließt.
Beispiel
Du baust Dein älteres, selbst genutztes Einfamilienhaus durch Aufstockung in
ein Zweifamilienhaus um. Die Herstellungskosten betragen 120 000 €. Zur Fi-
nanzierung nimmst Du am 1. 7. ein Bankdarlehen von 50 000 € auf (Zinssatz:
4,5 %) und vereinbarst ein Disagio von 2 500 €. Außerdem gibt Dir Dein Sohn
ein Darlehen von 50 000 € (Zinssatz 4 %). Die neu errichtete Wohnung (90 qm)
vermietest Du nach Fertigstellung ab 1. 12. an Deinen Sohn. Die monatliche
Miete beträgt inkl. Nebenkosten 375 €; bei Fremdvermietung könntest Du 500 €
erzielen. Du musst mtl. 375 € als Einnahme versteuern. An Werbungskosten fal-
len an:
1. Jahr 2. Jahr
Abschreibung 2 % von 120 000 € (1. Jahr nur 1 Monat) 200 € 2 400 €
Schuldzinsen 2 125 € 4 250 €
Disagio 2 500 €
Sonstige Kosten (angenommen) 2 800 € 2 800 €
Werbungskosten insgesamt 7 625 € 9 450 €
./. Einnahmen (375 €/Monat, 1. Jahr 1 Monat) – 375 € – 4 500 €
Verlust 7 325 € 5 850 €
Andererseits hat der BFH inzwischen entschieden, dass Du auch nach dem Ver-
kauf Deiner Immobilie bestimmte Schuldzinsen weiter als nachträgliche Wer-
bungskosten absetzen kannst (BFH-Urt. v. 12. 10. 2005 – BStBl 2006 II S. 407;
BMF-Schreiben v. 3. 5. 2006 – BStBl 2006 I S. 363).
4. Finanzierungsfragen – Besonderheiten
zum Abzug von Zinsen
858 Immer wieder habe ich dargestellt, dass Du, falls Du auf normalem Weg keine 858
Steuerermäßigung bekommst, es anders versuchen sollst. Wird Dir also der Un-
terhalt für Deine Mutter nicht angerechnet, kannst Du die Zahlungen für Deine
Mutter vielleicht in einer Form erbringen, dass man sie Dir anerkennen muss,
etwa durch Kauf eines Autos, wenn sie schlecht laufen kann.
Schuldzinsen für das selbst bewohnte Haus kannst Du nicht absetzen, das ist
klar. Versuch deshalb, Dir anderweitig zu helfen. Ärgerlich ist, dass die Hypo-
thekenzinsen aus versteuertem Einkommen aufgebracht werden müssen. Ich
rate Dir deshalb, die Resthypotheken für Dein Einfamilienhäuschen bis auf den
letzten Euro abzulösen, wenn Du die entsprechenden Mittel dazu hast. Denn
das ist die beste Kapitalanlage.
Dazu folgendes Berechnungsbeispiel: Dein selbst genutztes Einfamilienhaus ist
noch mit einem Restdarlehen (Zinssatz 6 %) von 75 000 € belastet. Die Jahres-
zinsen betragen 4 500 € und müssen aus versteuertem Einkommen bezahlt wer-
den. Du hast aber ein Kapitalvermögen von 150 000 €, das einen Bruttoertrag
von 6 750 € abwirft, und daraus folgende liquide Mittel:
Bruttoertrag 6 750 €
./. Freibeträge – 1 602 €
Steuerpflichtige Einkünfte 5 148 €
Einkommensteuer z. B. 35 % Spitzensatz inkl. KiSt und Soli 2 240 €
Wenn Du das Restdarlehen von 75 000 € ablöst, bist Du für die Zukunft zinsfrei
und hast noch ein Restkapital von 75 000 € übrig, dessen Zinsen (3 750 €) wegen
des Freibetrags nur eine Steuer von ca. 770 € auslösen.
Unter dem Strich hast Du dadurch eine ganze Menge mehr an Geld zur Verfü-
gung:
Wegfall Zinsbelastung 4 500 €
./. Halbierung der Kapitalerträge – 3 375 €
geringere Einkommensteuer 1 470 €
Mehr an zur Verfügung stehenden Mitteln 2 595 €
859 Angenommen, Du kaufst ein Zweifamilienhaus. Oder ein Einfamilienhaus mit 859
einer Einliegerwohnung. Du nimmst einen Kredit von 150 000 € zu 6 % Zinsen
auf und vereinbarst mit dem Verkäufer, dass er das Gebäude vorher in zwei
Eigentumswohnungen aufteilt. Die 80-qm-Wohnung vermietest Du, die 120-
m2-Wohnung beziehst Du selbst. Mit der Bank schließt Du den Darlehensver-
trag nur über die vermietete Wohnung ab.
Dem Notar überweist Du zwei getrennte Beträge: den Kaufpreis für die ver-
mietete Eigentumswohnung in voller Höhe vom Darlehenskonto, den Betrag
für die andere Wohnung vom Darlehenskonto und aus Eigenmitteln. An Zinsen
zahlst Du jährlich 9 000 €, die Du jetzt von den Mieteinnahmen absetzen kannst.
Das macht bei einer Steuerbelastung von 45 % eine Steuerersparnis von
4 100 €.
860 Mit der Aufteilung eines Hauses in Eigentumswohnungen lassen sich beim 860
Kauf die Zinsen natürlich besonders einfach in den steuerwirksamen Bereich
verlagern. Aber auch wenn Du selbst baust oder der Vorbesitzer nicht bereit ist,
vor dem Verkauf Eigentumswohnungen aus seinem Zweifamilienhaus zu ma-
chen, geht diese Steuersparmöglichkeit nicht an Dir vorbei.
Du musst nach Möglichkeit dafür sorgen, dass die von Dir vermieteten Immo-
bilien so weit wie möglich aus den Darlehnesmitteln finanziert werden und Du
für die Finanzierung Deiner eigenen Wohnung – für die es ja keine Steuervor-
teile aus den Zinsen gibt – möglichst Deine Eigenmittel einsetzt. Ohne ein
wenig Mühe und Trickserei geht das aber nicht so ohne weiteres. Der Fiskus
macht sich nämlich im ersten Ansatz die Sache recht einfach.
Baust Du z. B. ein Einfamilienhaus mit vermieteter Einliegerwohnung, bei der
Deine Wohnung 100 qm und die vermietete Wohnung 50 qm groß ist, rechnet
das Finanzamt die Kredite und die Eigenmittel im Verhältnis der Wohn- bzw.
Nutzflächen den einzelnen Wonungen zu. Im Ergebnis bedeutet das für Dich,
dass steuerlich die Mietwohnung mit einem Drittel Deiner Eigenmittel finan-
ziert wird. Den entsprechenden Teil des Darlehnes rechnet der Fiskus Deiner
eigenen Wohnung zu, bei der die Zinsen wirkungslos verpuffen.
Wie Du das für Dich steuerlich viel geschickter gestalten kannst, zeige ich Dir
im Folgenden.
Genauso wie die laufenden Zinsen kannst Du ein Damnum oder Disagio, die
Bearbeitungsgebühren und die Eintragung der Hypothek im Grundbuch auf-
teilen. Im obigen Beispiel wären von einem Damnum oder Disagio 144 000/
200 000 als Werbungskosten abzugsfähig gewesen.
862 Auch beim Kauf eines Hauses bist Du nicht darauf angewiesen, dass vorher in 862
Eigentumswohnungen aufgeteilt wird. Du kannst im Prinzip dasselbe Strick-
muster anwenden wie bei der Herstellung eines Gebäudes. und so gehst Du
vor:
● Du richtest wieder zwei Konten ein, eines für Deine Eigenmittel und eines,
auf dem die Kredite für den Erwerb eingezahlt werden.
● Bereits im Notarvertrag wird der insgesamt vereinbarte Kaufpreis rechne-
risch auf die selbst genutzte Wohnung und den vermieteten Teil der Immobi-
lie aufgeteilt. Wenn dabei nicht gerade völlig unrealistische Maßstäbe ange-
legt werden, wird das Finanzamt dieser Aufteilung folgen.
● Die Bezahlung erfolgt dann wieder in zwei Teilbeträgen: – Den Kaufpreisan-
teil für die vermietete Wohnung überweist Du mit dem Verwendungszweck
»Teilkaufpreis Wohnung I. OG« von Deinem Darlehenskonto auf das Notar-
anderkonto. – Den Kaufpreisanteil für die selbst genutzte Wohnung über-
weist Du von Deinem Eigenmittelkonto und einen evtl. Restbetrag vom Dar-
lehenskonto – jeweils mit dem Verwendungszweck »Teilkaufpreis Wohnung
Erdgeschoss«.
Dass der Notar später dem Verkäufer den gesamten Kaufpreis von seinem
Notaranderkonto in einer Summe überweist, ist für Deine Zuordnung nicht
schädlich.
Du musst Dir bei diesen Tricks auch keine Gedanken machen, dass der Fiskus
Dir mit Umgehung oder Gestaltungsmissbrauch kommt. Nach einigem Zögern
haben sie nämlich den obersten fiskalischen Segen erhalten (BMF-Schreiben v.
16. 4. 2004 – BStBl 2004 I S. 464).
865 Mit dem Alterseinkünftegesetz wurde die Besteuerung von Renten und Pensi- 865
onen komplett neu geregelt. Kern dieser Neuregelung ist der schrittweise Über-
gang zur »nachgelagerten Besteuerung«. Auf der einen Seite werden die Bei-
träge zur gesetzlichen Rentenversicherung, zu berufsständischen Versorgungs-
werken und an private kapitalgedeckte Rentenversicherungen in der Endstufe
bis zu 20 000 € (Ehegatten: 40 000 €) im Jahr abzugsfähig sein. Auf der anderen
Seite werden diese Renten in voller Höhe besteuert. Die Altersvorsorgebei-
träge sind seit 2005 abzugsfähig. Beginnend mit 60 % im Jahr 2005, steigt der
Prozentsatz in einer Übergangszeit bis 2025 Jahr für Jahr um 2 %, bis 2025
schließlich 100 % abzugsfähig sind. In 2007 beträgt er somit 64 %, in 2008 66 %
usw.
Renten aus solchen Basisaltersversorgungssystemen wie z. B. der
● gesetzlichen Rentenversicherung,
● berufsständischen Versorgungswerken,
● der landwirtschaftlichen Alterskasse und
867 Angenommen, Du beziehst schon seit Jahren Deine Rente von der BfA. Als 867
sog. Bestandsrentner gehörst Du also zur »Kohorte 50 %«. Ausgangspunkt für
die Berechnung Deines steuerfreien Rentenbetrags, nennen wir ihn einfach
Rentenfreibetrag, waren die Rentenzahlungen im Jahr 2005. Der Rentenfreibe-
trag wurde danach festgeschrieben und gilt nun auch in den folgenden Jahren.
Ja, Du siehst das richtig: Selbst im Jahr 2010, 2015 oder 2020 wird immer nur der
für das Jahr 2005 festgestellte Rentenfreibetrag abgezogen. Dabei stört sich der
Fiskus nicht daran, dass in der Zwischenzeit Deine Rente regelmäßig angepasst
wird. Na, hast Du den unverschämten Griff des Finanzministers in Dein Geld-
säckel bemerkt? Genau, durch diesen fiskalischen Hütchenspielertrick werden
nämlich künftige Rentenerhöhungen samt und sonders zu 100 % in die Besteu-
erung einbezogen.
Beispiel
Du hast in den Jahren 2005 bis 2007 folgende Renten bezogen:
2005 13 266 €
2006 13 266 €
2007 13 302 €
Wie Du siehst, hatte sich die Besteuerung in 2006 wegen fehlender Rentenerhö-
hung nicht geändert. Die Rentenanpassung zum 1. 7. 2007 um 0,54 % wird aber
in voller Höhe und nicht etwa nur mit 50 % – oder je nach Kohorte auch mehr
– der Besteuerung unterworfen.
868 50 % und mehr Deiner Rente versteuern zu müssen ist an sich schon recht un- 868
erfreulich. Wenn Du als Selbständiger, Freiberufler oder Mitglied in einem be-
rufsständischen Versorgungswerk Beiträge in die Versorgungskasse oder über
eine Höherversicherung in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast,
die deutlich höher waren als die Höchstbeiträge zur gesetzlichen Rentenversi-
cherung, ist das noch viel ärgerlicher. Dir stand regelmäßig keine Entlastung
durch einen steuerfreien Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zu, und der
Abzug Deiner Beiträge als Sonderausgaben war häufig nicht sehr ergiebig. Was
kommt also bei dem ganzen Spaß heraus? In der Ansparphase konntest Du
kaum etwas absetzen, aber jetzt, wo Du kassierst, sollst Du einen Riesenbatzen
Deiner Altersbezüge versteuern. Natürlich wirst Du das nicht so ohne weiteres
hinnehmen. Dafür hast Du schließlich mein Buch gekauft.
»Öffnungsklausel« heißt die magische Formel, mit der Du die Besteuerung Dei-
ner Rente auf ein erträgliches Maß zurechtstutzen kannst. Und so funktioniert
das:
Der Teil Deiner Rente, der auf Beiträgen beruht, die Du über den Höchstbei-
trag der gesetzlichen Rentenversicherung hinaus gezahlt hast, wird mit den
niedrigen Ertragsanteilen lt. E Rz 871 besteuert. Nur der Rest fällt unter die
Kohortenbesteuerung. Voraussetzung ist, dass Du bis zum 31. 12. 2004 in min-
destens zehn Jahren Beiträge über dem Höchstbeitrag zur gesetzlichen Renten-
versicherung gezahlt hast. Die Jahre müssen übrigens nicht zusammenhängen.
Trifft das auf Dich zu, stellst Du im ersten Jahr, in dem Du Rente beziehst, beim
Finanzamt den Antrag auf gesplittete Versteuerung Deiner Rente durch An-
wendung der Öffnungsklausel in § 22 Nr. 1 S. 3 EStG. Zum Nachweis, dass Du
die Voraussetzungen erfüllst, bittest Du Deine Rentenzahlstelle um eine Bestä-
tigung der Beitragsjahre mit Beiträgen über dem jeweiligen gesetzlichen
Höchstbeitrag.
Angenommen, von Deiner Rente in Höhe von 2 400 €, die Du seit dem 1. 1. 2007
erhältst, beruhen 25 % auf dem erhöhten Beitrag. Dann ergibt sich folgendes
Bild:
Rententeil 1 (Kohortenbesteuerung)
2 400 € davon 75 % = 1 800 € 12 Monate 54 %
steuerpflichtiger Teil = 11 664 €
Rentenanteil 2 (Ertragsanteil)
2 400 € davon 25 % = 600 € 12 Monate 18 %
steuerpflichtiger Teil = 1 296 €
Insgesamt steuerpflichtig 12 960 €
Ohne Antrag steuerpflichtig 2 400 € 12 54 % 15 552 €
Differenz 2 592 €
Je nach Steuersatz macht das eine jährliche Ersparnis von 445 € bis 1 335 €, und
das Jahr für Jahr bis zu Deinem Lebensende.
869 Der Überwachungsstaat wird immer weiter ausgebaut. Nicht nur dass der Fis- 869
kus künftig alle Deine im Inland geführten Konten mit erzwungener Hilfe
durch die Banken in einer Datenbank speichert, ihm fast alle EU-Staaten seit
dem 1. 7. 2005 Deine im Ausland kassierten Zinsen mitteilen: Spätestens ab 2008
bekommt das Finanzamt von Deinem Rentenversicherungsträger Jahr für Jahr
eine Rentenbezugsmitteilung, in der haarklein jeder Cent aufgeführt ist, den
Du als Rente bekommst. Bevor Du Dich freust, dass die Rentenbezugsmittei-
lungen erst ab 2008 kommen und Du vermeintlich noch die Chance hast, für die
Jahre bis 2007 ungeschoren davonzukommen, muss ich Dich enttäuschen. Mit
den ersten Rentenbezugsmitteilungen 2008 bekommt der Fiskus gleichzeitig
die Renteninformationen für die zurückliegenden Jahre bis 2005.
So kommt selbst der faulste und dümmste Fiskalritter dahinter, dass Du mit
Deinen Einkünften steuerpflichtig wirst und möglicherweise in der Vergangen-
heit schon warst. Da Du ja kein Steuerexperte bist und bisher nur deshalb keine
Steuererklärung eingereicht hast, weil Du der festen Meinung warst, Du müss-
test als Rentner keine Steuern zahlen, darf Dich das Finanzamt nicht der Steu-
erhinterziehung bezichtigen. Stell Dich im Zweifel ruhig dümmer, als die Polizei
erlaubt. Wenn Du auf diese Weise Deine Steuerhinterziehung geschickt wegge-
redet hast, darf das Finanzamt nämlich für nicht mehr als vier Jahre – statt wie
sonst für bis zu zehn – Steuern nachfordern.
Die steuerpflichtigen Teile der Rente (Besteuerungsanteil) kannst Du folgender
Tabelle entnehmen.
870 Besteuerungsanteiltabelle für Leibrenten 870
871 Bei Renten, die nicht in die o. g. Kategorien fallen, gelten folgende günstigere 871
Ertragsanteile. Diese können ebenfalls angewendet werden, soweit eine Rente
auf Beiträgen beruht, die unter die Öffnungsklausel fallen (Rz 855).
Ertragsanteiltabelle
Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags- Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags-
Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil
in v. H. in v. H.
0 bis 1 59 41 37
2 bis 3 58 42 36
4 bis 5 57 43 bis 44 35
6 bis 8 56 45 34
9 bis 10 55 46 bis 47 33
11 bis 12 54 48 32
13 bis 14 53 49 31
15 bis 16 52 50 30
17 bis 18 51 51 bis 52 29
19 bis 20 50 53 28
21 bis 22 49 54 27
23 bis 24 48 55 bis 56 26
25 bis 26 47 57 25
27 46 58 24
28 bis 29 45 59 23
30 bis 31 44 60 bis 61 22
32 43 62 21
33 bis 34 42 63 20
35 41 64 19
36 bis 37 40 65 bis 66 18
38 39 67 17
39 bis 40 38 68 16
Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags- Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags-
Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil
in v. H. in v. H.
69 bis 70 15 81 bis 82 7
71 14 83 bis 84 6
72 bis 73 13 85 bis 87 5
74 12 88 bis 91 4
75 11 92 bis 93 3
76 bis 77 10 94 bis 96 2
78 bis 79 9 ab 97 1
80 8
872 Eine Wohltat kommt selten allein, so sagt man. Hast Du es geschafft, die Rente 872
durchzukriegen, wirst Du auch noch mit einer dicken Nachzahlung überrascht.
Obendrein zeigt sich der Fiskus vernünftig, indem er die Nachzahlung nach der
»Fünftel-Regelung« besteuert. Das bedeutet: Die Nachzahlung wird mit einem
Fünftel angesetzt und die Steuer, die auf dieses Fünftel entfällt, dann mit fünf
vervielfacht (§ 34 Abs. 1 EStG). Auf diese Weise wird der Steuerprogression die
Spitze genommen. Damit es zu der ermäßigten Besteuerung kommt, musst Du
das Formular Anlage R richtig ausfüllen.
Den Eigenanteil zur Kranken- und Pflegeversicherung (das sind rd. 9 % bis
10 %) trägst Du im Hauptformular unter den Vorsorgeaufwendungen ein.
Doch nun spitz die Ohren: Hast Du in den Vorjahren Kranken- oder Arbeitslo-
sengeld bezogen, wurde dieses vielleicht mit der Rentennachzahlung verrech-
net. Die Nachzahlung musst Du indessen mit dem vollen Betrag, also ungekürzt,
eintragen. Dies führt dazu, dass die Steuerbescheide der Vorjahre berichtigt
werden müssen, da sich das Kranken- und Arbeitslosengeld nachteilig auf die
Höhe Deiner Steuer ausgewirkt hat (Progressionsvorbehalt; § 32 b EStG). Was
es damit auf sich hat, dazu mehr unter E Rz 455. Den Berichtigungsantrag für
die Vorjahre stellst Du unter Hinweis auf § 175 Abs. 1 Nr. 2 AO – Berichtigung
wegen eines rückwirkenden Ereignisses.
873 Der Ertragsanteil von in der Laufzeit beschränkten privaten Renten, z. B. aus 873
dem Kauf von Immobilien, ergibt sich aus folgender Tabelle:
Beschränkung der Der Ertragsanteil be- Es ist der Ertragsanteil der Tabelle in
Laufzeit der Rente auf trägt vorbehaltlich E Rz 871 maßgebend, wenn der Rentner zu
. . . Jahre ab Beginn der Spalte 3 . . . v. H. Beginn des Rentenbezugs das . . .te
des Rentenbezugs Lebensjahr vollendet hatte
1 2 3
1 0 entfällt
2 1 entfällt
3 2 97
4 4 92
5 5 88
6 7 83
7 8 81
8 9 80
9 10 78
10 12 75
11 13 74
12 14 72
13 15 71
14–15 16 69
16–17 18 67
18 19 65
19 20 64
20 21 63
21 22 62
22 23 60
23 24 59
24 25 58
25 26 57
26 27 55
27 28 54
28 29 53
29–30 30 51
31 31 50
32 32 49
33 33 48
34 34 46
35–36 35 45
37 36 43
38 37 42
39 38 41
Beschränkung der Der Ertragsanteil be- Es ist der Ertragsanteil der Tabelle in
Laufzeit der Rente auf trägt vorbehaltlich E Rz 871 maßgebend, wenn der Rentner zu
. . . Jahre ab Beginn der Spalte 3 . . . v. H. Beginn des Rentenbezugs das . . .te
des Rentenbezugs Lebensjahr vollendet hatte
1 2 3
40–41 39 39
42 40 38
43–44 41 36
45 42 35
46–47 43 33
48 44 32
49–50 45 30
51–52 46 28
53 47 27
54–55 48 25
56–57 49 23
58–59 50 21
60–61 51 19
62–63 52 17
64–65 53 15
66–67 54 13
68–69 55 11
70–71 56 9
72–74 57 6
75–76 58 4
77–79 59 2
ab 80 Der Ertragsanteil ergibt sich immer aus der Tabelle in E Rz 871
875 Rentenbezüge, bis zu denen keine Einkommensteuer anfällt (bei einem Eigen- 875
anteil zur Krankenversicherung von 7,7 %; Pflegeversicherung 1,7 %) Unter
der Voraussetzung, dass der Grundfreibetrag auch in Zukunft unverändert bei
7 664 € liegt, ergeben sich unter Berücksichtigung der als Sonderausgaben ab-
Beispiel
Bei einer Monatsrente von ca. 1 500 € belaufen sich Deine Kranken- und Pfle-
geversicherungsbeiträge auf etwa 2 952 € im Jahr. Dafür bekommst Du einen
Zuschuss von etwa 1 242 €. Aus der eigenen Tasche bezahlst Du also 1 710 €.
Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähige
eigene Krankenversicherungsbeiträge 1 710 €
steuerpflichtiger Ertragsanteil auf 1 710 € 54 % 923 €
zusätzlicher Vorteil aus den nicht versteuerten Restbeiträgen 787 €
Wie Du siehst, hast Du in diesem Fall buchstäblich mit der Wurst nach der
Speckseite geworfen. Für jeden Euro Rente, der zur Zahlung Deiner Kranken-
versicherung verwendet wird und den Du versteuerst, setzt Du im Gegenzug
fast den doppelten Betrag als Sonderausgaben ab.
Zweimal kassierst Du im ersten Jahr Deiner Pensionierung. Für die akltive Zeit
steht dir der Arbeitnehrempauschbetrag mit 920 € voll zu und für die Pension
wird Dir zusätzlich der Pauschbetrag von 102 € abgezogen.
Spekulationsgewinn 450 €
(Stets frei, wenn Anschaffung und
Verkauf länger als ein Jahr ausein-
anderliegen, bei Verkauf von Grund-
stücken 10 Jahre)
Freigrenze 511 € 450 € > + 0€
Zwischensumme 17 893 €
./. Altersentlastungsbetrag, 40 % der Einkünfte
aus Vermietung und Kapital, max. 1 900 € – 727 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 17 256 €
./. Sonderausgaben, Vorsorgeaufwendungen: 3 000 €
Sonderausgabenpauschbetrag + 72 € – 3 072 €
Zu versteuerndes Einkommen 14 184 €
880 Schneidere Deine persönlichen Verhältnisse auf die steuerlichen Bestimmun- 880
gen zu., und zwar auf den Altersentlastungsbetrag, der allen über 64 Jahre alten
Personen zugestanden wird.
Nehmen wir an, Du beziehst eine Pension von jährlich 17 000 €
hast daneben Vermietungseinkünfte von 10 000 €
Einkünfte aus Wertpapieren 5 000 €
dann wird der Altersentlastungsbetrag 2007 wie folgt berechnet:
40 % von 15 000 € = 6 000 €, höchstens: 1 900 €
Wenn Du nun hingehst und Deinem Ehepartner die Verwaltung Deines
Grundvermögens für jährlich 5 000 € überträgst und ihm Wertpapiere
schenkst, die einen Ertrag von jährlich 2 500 € erbringen, muss das Finanzamt
so rechnen:
Altersentlastungsbetrag für Dich:
40 % der Einkünfte von 7 500 € = 3 000 €, höchstens 1 900 €
Altersentlastungsbetrag für Deinen Ehepartner: 1 900 €
881 . . . vor allem für höherverdienende Angestellte. Erwirb Banksparbriefe oder 881
Bundesschätzchen Typ B, deren Zinszuwachs erst im Jahr der Einlösung ver-
steuert werden muss, obwohl rechnerisch ein jährlicher Zinszuwachs anfällt.
Wenn Du diese Sparbriefe oder Bundesschätzchen erst nach der Pensionierung
einlöst, fallen die Steuern dafür kaum ins Gewicht, weil die Renteneinkünfte
nur zum Teil steuerpflichtig sind. Mehr dazu unter E Rz 891 ff.
882 Du versteuerst keinen Gewinn, sondern einen fest zufließenden Verdienst. Du 882
hast also – im Gegensatz zum Selbständigen – nur wenige Möglichkeiten, Dein
Einkommen so zu verschieben, dass es sich steuerlich günstig auswirkt. Eine
davon ist folgende: Nehmen wir an, Du bist ein Angestellter mit einem Monats-
gehalt von 2 000 € und willst Dich im nächsten Versicherungsjahr 2008 mit
65 Jahren pensionieren lassen.
Auf Dein gewöhnliches Jahresgehalt 2007 von 26 000 €
entfällt eine Lohnsteuer von 3 701 €
Du vereinbarst nunmehr mit Deinem Chef, dass Dir Deine Weihnachtsgratifi-
kation erst am 12. Januar des nächsten Jahres ausgezahlt wird.
Also Minderung 2 000 €
»Geht das denn so einfach?« fragst Du. Natürlich! Warum nicht? Maßgebend
ist stets der Tag der Auszahlung für den Zufluss Deiner Einkünfte aus nichtselb-
ständiger Arbeit, wenn es sich um sonstige Bezüge wie z. B. Weihnachtsgeld
handelt. Es ist Deine Sache, wann Du Dir solche Dinge auszahlen lässt. (Das
Gehalt ist vertraglich zu einem bestimmten Zeitpunkt zu zahlen – dabei ginge
eine solche Verschiebung natürlich nicht!) Und schließlich: Wie soll überhaupt
einer dahinterkommen?
Du versteuerst also 2007 nur 24 000 €
Steuer darauf 3 137 €
Die Steuerersparnis darauf beträgt 564 €
Was bringt Dir diese zulässige Überlegung ein? Nun, Deine Weihnachtsgratifi-
kation bleibt im nächsten Jahr (2080) steuerfrei, wie die folgende Berechnung
zeigt:
Gratifikation 2 000 €
./. Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
Einkünfte 1 080 €
Renteneinkünfte
56 % Ertragsanteil von 15 000 € = 8 400 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 € + 8 298 €
Summe der Einkünfte 9 378 €
./. Altersentlastungsbetrag 35,2 % von 2 000 € = – 704 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 8 674 €
./. Sonderausgaben – 1 536 €
zu versteuerndes Einkommen 7 138 €
Dafür zahlst Du an Steuern 0€
Steuerersparnis aufgrund der
»verschobenen« Gratifikation somit 564 €
Hinzuverdienstgrenzen 2007
Vollrente wegen Alters Lebensalter Hinzuverdienstgrenze 2007
– als langjährig Versicherter ab 63
– als Schwerbehinderter ab 63 350 € monatlich
– nach Arbeitslosigkeit oder
nach Altersteilzeitarbeit ab 60
Verzicht auf einen Teil der Vollrente, kann sinnvoll sein, weil Teilrentenbezieher
der gesetzlichen Rentenversicherung unterliegen und die während des Teilren-
tenbezugs erworbenen Beitragszeiten später bei der Vollrente zusätzlich ange-
rechnet werden. Zudem gelten höhere Hinzuverdienstgrenzen.
Rentenabschläge
Vorzeitig in Rente gehen und dann hinzuverdienen? Keine schlechte Idee,
doch pass auf, dass Du die Rechnung nicht ohne den Wirt, d. h. die Renten-
kasse, machst. In den letzten Jahren wurden die Altersgrenzen immer weiter
angehoben, auch für Frauen. Inzwischen beträgt sie für alle Renten
65 Jahre. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Altersrenten zwar
nach wie vor grundsätzlich vor dem 65. in Anspruch genommen werden, jedoch
mit einem Abschlag, wie es so schön heißt, genauer gesagt unter Hinnahme
einer Kürzung. Grundsätzlich gilt: Für jeden Monat der Inanspruchnahme einer
Altersrente vor der Regelaltersgrenze wird die Rente um 0,3 % gekürzt. Wer
z. B. als Arbeitsloser oder nach Altersteilzeitarbeit mit Geburtsjahrgang 1946
mit 60 Jahren vorzeitig in Rente ging, muss eine Kürzung von 60 Monaten
0,3 % = 18 % hinnehmen.
Durch die Anhebung der Regelaltersgrenze für die Rente auf 67 Jahr ergeben
sich in Zukunft höhere Abschläge. Erstmalig betroffen sind Rentner der Ge-
burtsjahrgänge 1947 und jünger. So beträgt z. B. die Regelaltersgrenze für Per-
sonen des Geburtsjahrgangs 1953 65 Jahre und 7 Monate. Geht eine Arbeitneh-
merin des Geburtsjahres 1953 im Jahr 2013, also im Alter von 60, in Rente, muss
sie bereits 67 Monate à 0,3 % = 20,1 % als Rentenabschlag hinnehmen. Diese
Kürzung soll aber für Personen unterbleiben, die mindestens 45 Beitragsjahre
aufweisen können.
Berufsunfähigkeitsrente
Beziehst Du eine Berufsunfähigkeitsrente, bist Du zunächst wie jeder normale
Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig. Allerdings entfällt für Dich die
Arbeitslosenversicherung, wenn das Arbeitsamt festgestellt hat, dass Du der
Arbeitsvermittlung nicht mehr zur Verfügung stehst, weil Deine Leistungs-
fähigkeit vermindert ist (§ 169 c Nr. 3 AFG).
Erwerbsunfähigkeitsrente
Als Bezieher einer Erwerbsunfähigkeitsrente bist Du – mit Ausnahme der Ar-
beitslosenversicherung (§ 169 c Nr. 2 AFG) – grundsätzlich sozialversicherungs-
pflichtig. Da Du aber nur im Rahmen der Grenzen für sozialversicherungsfreie
Geringverdiener hinzuverdienen kannst, ist die Frage der Sozialversicherungs-
pflicht für Dich eher akademischer Natur. Liegt Dein Arbeitsentgelt unter der
Grenze von 400 €, gilt für Dich die Regelung für geringfügig Beschäftigte. Liegst
Du dagegen darüber, ist Deine Erwerbsunfähigkeitsrente zum Teufel (§ 44
Abs. 2 SGB VI).
Altersruhegeld
Als weiterbeschäftigter Vollrentner bist Du wie andere Arbeitnehmer kranken-
und pflegeversicherungspflichtig. Mit der Rentenversicherung hast Du jedoch
nichts mehr am Hut, da Alters- oder Vollrentner stets rentenversicherungsfrei
sind (§ 5 Abs. 4 SGB VI). Trotzdem muss Dein Arbeitgeber seinen Beitragsan-
teil zur Rentenversicherung zahlen. Arbeitslosenversicherung fällt für Dich
nicht mehr an, wenn Du bereits 65 Jahre alt bist. Gleichwohl muss auch in die-
sem Fall Dein Arbeitgeber in den sauren Apfel beißen und wie bei der Renten-
versicherung den Arbeitgeberanteil leisten.
Solange Du nur eine geringfügige Beschäftigung ausübst, zahlt Dein Arbeitge-
ber für Dich 28 % Sozialversicherung. Allerdings musst Du als Rentner oder
Pensionär Deinen Arbeitslohn versteuern (sofern Einkommensteuer anfällt).
Was heißt geringfügig? Dazu lassen sich ausführlich und in bestem Amtsdeutsch
die »Geringfügigkeits-Richtlinien« zu § 8 Sozialgesetzbuch aus.
887 Der Fiskus ist fest entschlossen, selbst für kleinste Vermögensvorteile den Steu- 887
ersäckel aufzuhalten, so auch für Vorteile aus privaten Veräußerungsgeschäften,
wenn sie mit dem Makel der Spekulation behaftet sind. Das ist der Fall, wenn
der Zeitraum zwischen An- und Verkauf eine bestimmte Frist unterschreitet
und der Gewinn im Kalenderjahr insgesamt über 512 € beträgt.
Spekulationsfristen
Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte (z. B. Erbbaurechte) 10 Jahre
Andere Wirtschaftsgüter (Wertpapiere, Anteile,
Termingeschäfte, Autos) 1 Jahr
Früher hat sich der Fiskus immer daran gehalten, Steuergesetze mit Wirkung
für die Zukunft zu ändern. Doch 1998 war er wohl von allen guten Geistern
verlassen und schrieb für Grundstücksverkäufe eine erweiterte Spekulations-
frist von zehn statt bis dahin zwei Jahren ins Einkommensteuergesetz. Wer 1997
gebaut hatte und nach fünf Jahren verkaufen wollte, sah sich jetzt von der Spe-
kulationssteuer bedroht. Diese rückwirkende Verschärfung steht beim Bundes-
finanzhof auf dem Prüfstand. Hat Dich die erweiterte Spekulationsfrist kalt er-
wischt, so lege Einspruch ein und berufe Dich auf das Verfahren vor dem BFH
(Az IX B 90/00).
Beispiel
Angenommen, es befanden sich am 31. 12. 2006 in einem Sammel.depot:
X-Aktien Ankaufspreis
100 Stück je 100 € = 10 000 €
Zukäufe der gleichen Sorte: 30. 9. 07 40 Stück je 90 € = 3 600 €
30. 12. 07 30 Stück je 100 € = 3 000 €
1. 3. 08 30 Stück je 110 € = 3 300 €
Anschaffungskosten aus Zukäufen 100 Stück insgesamt = 9 900 €
Verkaufspreis
Verkauf der gleichen Sorte 1. 7. 08 150 Stück je 150 € = 22 500 €
Von den verkauften 150 Stück sind nur (150 ./. 100 Altbestand 31. 12. 2006 =)
50 Stück innerhalb der Spekulationsfrist von einem Jahr verkauft worden. Der
Spekulationsgewinn hieraus errechnet sich wie folgt:
Verkaufserlös: 50 Stück 150 € = 7 500 €
./. Ankaufspreis 40 Stück à 90 € = 3 600 €
+ 10 Stück à 100 € = 1 000 € = 4 600 €
Spekulationsgewinn 2 900 €
Vom Spekulationsgewinn ist die Hälfte steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG) = 1 450 €
Wie Du siehst: Alte Schätzchen gelten als zuerst verkauft!
XIII. Kapitaleinkünfte
1. Versteuerung von Kapitaleinkünften
(Zinsen und Dividenden)
891 Wenn Dir aus privatem Kapitalvermögen Einnahmen zugeflossen sind, ist 891
deren Versteuerung schon ein Ärgernis. Denn es wird nicht nur für die Infla-
tionsverluste kein Abschlag gewährt, Du hast das sauer ersparte Geld, das Du
da angelegt hast, ja auch schon mal voll versteuert! Und oft bleibt von den Er-
trägen kaum etwas übrig. Meistens wird durch Steuern und Inflation sogar die
Substanz angegriffen. Aus diesem Grund ist Einfallsreichtum gefragt, wie die
Verhältnisse günstig zu gestalten sind. Für Dich ist wichtig, was von Deinen
Kapitalerträgen rein netto übrig bleibt. Deshalb wirst Du die Einkommens-
teuer als belastenden Faktor mit einkalkulieren.
Allgemeiner Überblick
Bei den Kapitalerträgen (§ 20 EStG) kannst Du zwei Gruppen unterscheiden,
die höchst unterschiedlich besteuert werden:
892 Gruppe I (Zinsen aus Sparguthaben, Festgeldern, Sparbriefen, Anleihen etc.) 892
Zinsen sind steuerpflichtig – so steht es im Gesetz und auch auf jedem Bankbe-
leg – und gehören deshalb in die Steuererklärung. Mit der Versteuerung von
Zinsen hapert es jedoch, wie wir wissen, weil viele Sparer ihre Zinsen nur un-
gern in der Steurerklärung angeben. Ein echtes Bankgeheimnis gibt es in
Deutschland nicht, da alle Banken verpflichtet sind, Deine Kontostammdaten
(Name, Adresse, Eröffnungsdatum) in einer zentralen Datenbank zu speichern,
auf die auch der Fiskus Zugriff hat. Viele lassen es, wenn aus dieser Bankverbin-
dung Zinsen fließen, mit dem Abzug der Kapitalertragsteuer (KapESt) von
30 % bewenden. Jedoch ist die Gefahr, damit aufzufallen, inzwischen zumindest
bei inländischen Bankverbindungen recht hoch.
Andere machen sich die Mühe und bringen ihr Geld ins Ausland, um auch noch
den Abzug der Kapitalertragsteuer zu vermeiden. Allerdings musst Du genau
schauen, ob im betreffenden Land nicht eine Quellensteuer erhoben wird und
Deine ausländische Bank dem deutschen Fiskus Deine Erträge anzeigen muss.
894 Dividenden und die ähnlichen Gewinnausschüttungen unterliegen dem sog. 894
Halbeinkünfteverfahren. Wie der Name schon sagt, werden Dividenden und
ähnliche Gewinnausschüttungen in der Einkommensteuererklärung nur zur
Hälfte angesetzt. Die andere Hälfte ist steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG).
Werbungskosten
Logische Folge des Halbeinkünfteverfahrens ist, dass sämtliche Ausgaben, die
mit der Erzielung der Dividenden zusammenhängen, wie Depotgebühren, Zin-
sen zur Finanzierung von Aktien, Reisekosten zur Hauptversammlung etc.,
ebenfalls nur zur Hälfte abzugsfähig sind. Die andere Hälfte fällt unter den
Tisch (§ 3 c EStG).
896 Dass ein Spekulationsgewinn nur zur Hälfte steuerpflichtig ist, tröstet Dich 896
wenig. Doch vielleicht hast Du einige Aktien im Depot, die Du nur deswegen
noch nicht verkauft hast, weil Du mit ihnen im Minus bist. Dann verkaufe sie
schleunigst innerhalb der Spekulationsfrist und realisiere dadurch einen Speku-
lationsverlust, mit dessen Hälfte Du den hälftigen Spekulationsgewinn ausglei-
chen kannst (Verlustausgleich nach § 2 Abs. 3 EStG).
Nun sehe ich schon Deine Stirn in Falten, doch das ist der Dreh: Du kaufst die
Papiere sogleich zurück und beugst damit einem endgültigen Verlust vor.
Schließlich erwartest Du steigende Börsenkurse gerade für diese Papiere, wenn
auch nicht in nächster Zeit. Für den Rückkauf solltest Du allerdings einige Tage
Schamfrist einhalten und nach Möglichkeit nicht wieder exakt dieselbe Anzahl
an Aktien kaufen. Der Fiskus, dem dieser Kniff seit je ein Dorn im Auge ist, hat
inzwischen Schützenhilfe vom FG Schleswig-Holstein bekommen, das die Ver-
luste aus einem Verkauf bei zeitnahem Rückkauf der gleichen Menge Aktien
desselben Unternehmens nicht als abzugsfähig ansah (FG Schleswig-Holstei-
nisches v. 14. 9. 2006 – 5 K 286/03).
Übst Du Dich aber ein wenig in Geduld und kaufst Du ein paar Aktien mehr
oder weniger, stehen die Verluste schwarz auf weiß auf dem Papier. Dich kostet
dieses Bravourstück nur die Verkaufs- und Ankaufspesen des Ordervolumens,
die aber von der Steuerersparnis ausgeglichen werden.
2. Sparerfreibetrag, Werbungskostenpauschbetrag
897 Einen kleinen Trost bieten die § § 9 a und 20 Abs. 4 EStG. Danach sind Kapi- 897
taleinkünfte in folgender Höhe steuerfrei:
Werbungskostenpauschbetrag 2007 (Alleinstehende/Verheiratete) 51/102 €
Sparerfreibetrag 2007 (Alleinstehende/Verheiratete) 750/1 500 €
Summe 801/1 602 €
Es sind also nur die Zinsen und Dividenden oberhalb dieser Beträge steuer-
pflichtig. Das Wort »Sparerfreibetrag« könnte zu der Annahme verleiten, es
seien nur Zinsen steuerfrei, aber es sind auch Dividenden begünstigt. Wie Du
siehst, knabbert der Fiskus immer weiter am Sparerfreibetrag: Vor 2004 lag er
bei 1 550 €/3 100 €, 2006 noch bei 1 370 €/2 740 €.
Für Ehegatten gut zu wissen: Der Sparerfreibetrag und der Werbungskosten-
pauschbetrag verdoppeln sich auch dann, wenn nur einer der Ehegatten Kapi-
talerträge bezogen hat.
Beispiel 2007
Ehemann Ehefrau
Dividenden 5 000 €, davon die Hälfte 2 500 € –
Zinsen – 200 €
Summe 2 500 € 200 €
Insgesamt (2 500 € + 200 € =) 2 700 €
./. Freibeträge 1 602 € – 1 602 €
Einkünfte 1 098 €
Nicht ausgeschöpfte Freibeträge fallen übrigens sang- und klanglos unter den
Tisch.
898 Die steuerlichen Freibeträge machen es Dir schmackhafter, Deinen Kindern 898
einen Teil Deines Vermögens zu übertragen. Sie erben ja sowieso später einmal
alles. Du schlägst damit zwei Fliegen mit einer Klappe:
● Die zukünftige Erbschaftsteuer wird gespart. Alle zehn Jahre kannst Du bis
zu 205 000 € erbschaftsteuerfrei auf jedes Kind übertragen.
● Die Erträge aus dem übertragenen Vermögen brauchst Du nicht mehr zu
versteuern. Sie sind den Kindern zuzurechnen. Diese müssen aber nur dann
eine Steuererklärung abgeben, wenn ihre Einkünfte die gesetzlichen Freibe-
träge übersteigen.
Bezogen auf Einkünfte aus Kapitalvermögen bedeutet dies, jedes Kind könnte
im Jahr 2007 Zinsen in folgender Höhe steuerfrei beziehen:
Werbungskostenpauschbetrag 51 €
Sparerfreibetrag + 750 €
Sonderausgabenpauschbetrag + 36 €
Grundfreibetrag + 7 664 €
Summe 8 501 €
Bei einer Verzinsung von 5 % könntest Du rund 170 000 € auf jedes Kind
übertragen, ohne dass für die Zinsen Steuern erhoben würden.
899 Aufgepasst: Es gibt noch zwei Haken bei der Sache 899
Für Kinder über 18 Jahre, die sich in der Berufsausbildung befinden, ist das
Kindergeld in Gefahr, wenn seine eigenen Einkünfte 7 680 € übersteigen.
Der Bundesfinanzhof hat mit Urteil vom 24. 4. 1990 (BStBl II, S. 539) bestätigt,
dass ein minderjähriges Kind nur dann eigene Einkünfte aus einem geschenkten
Sparguthaben bezieht, wenn die Guthabenforderung endgültig in sein Vermö-
gen übergegangen, es also nicht nur Kontoinhaber, sondern gleichzeitig Gläubi-
ger der Spareinlage geworden ist. Der Bundesfinanzhof in seiner Urteilsbe-
gründung: »Richten die Eltern zwar ein Sparkonto auf den Namen des Kindes
ein, verwalten dieses Vermögen aber nicht entsprechend den bürgerlich-recht-
lichen Vorschriften über die elterliche Vermögenssorge, sondern wie eigenes
Vermögen, so sind die Zinsen den Eltern zuzurechnen. Auf den Besitz des Spar-
buchs soll es nicht ankommen, da die Eltern bei minderjährigen Kindern auf-
grund ihrer Verpflichtung zur elterlichen Sorge zum Besitz des Sparbuchs be-
rechtigt sind.«
3. Steuerabschlag (Kapitalertragsteuer)
900 Die Bank zieht von jeder Zinszahlung, die mehr als 10 € je Konto beträgt, 30 % 900
Kapitalertragsteuer (KapESt) ab und überweist den Betrag ans Finanzamt. Bei
Zinsen anonymer Tafelpapiere sind sogar 35 % fällig. Desgleichen zieht die
Bank von jeder Dividendenzahlung oder einer ähnlichen Gewinnausschüttung
20 % KapESt ab.
Steuerbescheinigung
Über die ausgezahlten Zinsen und Dividenden nebst Abzugsteuern erteilt die
Bank dem Kunden eine Steuerbescheinigung. Diese muss der Kunde seiner
Steuererklärung als Beleg beifügen.
Die Angaben bedeuten: Von den Zinsen hat die Bank 30 % Kapitalertragsteuer
und darauf 5,5 % Solidaritätszuschlag einbehalten. Die Hälfte der Dividenden
aus Aktien von 3 000 € ist steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG). Angesetzt werden somit
1 500 €. KapESt + 5,5 % SolZ werden jedoch auf die gesamten 3 000 € Dividen-
den erhoben.
Berechnung der Einkünfte aus Kapitalvermögen
Zinsen aus Sparguthaben 1 000 €
Dividenden aus Aktien 3 000 €, davon die Hälfte + 1 500 €
Summe der Einnahmen 2 500 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
./. Sparerfreibetrag – 1 500 €
Einkünfte 898 €
Steueranrechnung
Auf die Einkommensteuer und auf den Solidaritätszuschlag werden angerech-
net bzw. erstattet:
KapESt 900,00 €
Solidaritätszuschlag 49,50 €
Summe 949,50 €
902 Keiner hindert Dich daran, Dein Geld in eigener Regie zu verwalten und zu 902
verleihen. Gehörst Du aber zu den Schlawinern, die Zinsen in der Steuererklä-
rung nicht angeben, gehst Du ein hohes Risiko ein, beim Finanzamt als privater
Geldgeber aufzufallen. Denn: Meistens werden Deine Kunden die Zinsen als
Werbungskosten bei Vermietung und Verpachtung oder als gewerbliche Zins-
ausgaben absetzen. Und bei privater Geldvergabe schreiben die Finanzämter
gern Kontrollmitteilungen. Dann bist Du dran.
Benötigen aber Deine Kinder Baugeld für ein Einfamilienhaus oder für eine
Eigentumswohnung, sieht die Sache anders aus. Durch ein Baudarlehen an Deine
Kinder bringst Du Dein Geld lukrativ unter, und es fällt keine Zinsabschlagsteuer
an. Auch Deinen Kindern ist geholfen, denn sie erhalten die Geldmittel zu güns-
tigen Konditionen und ohne große Formalitäten und Nebenkosten.
Aber: Taucht die Immobilie in der Steuererklärung Deiner Kinder auf, interes-
siert sich das Finanzamt so nebenbei für die Finanzierung, und wenn diese nicht
plausibel belegt werden kann, wird das Finanzamt Fragen zur Herkunft der
Geldmittel stellen. Darauf müssen Deine Kinder vorbereitet sein.
Die Finanzierung des Häuschens Deiner Kinder nimmt das Finanzamt nur ein
Mal kritisch unter die Lupe: im Jahr des Kaufs oder der Fertigstellung. Unange-
nehmen Fragen gehen Deine Sprösslinge aus dem Weg, wenn sie eine Hypothek
zur Finanzierung vorweisen können. Dass Du ihnen ein oder zwei Jahre später
zur Umfinanzierung ein günstiges Privatdarlehen gibst, interessiert das Finanz-
amt normalerweise nicht.
4. Freistellungsauftrag
903 Soll die Bank bei der Auszahlung von Zinsen oder Dividenden auf die KapESt 903
verzichten, musst Du ihr einen Freistellungsauftrag erteilen. Er gilt zeitlich
unbefristet bis zu seinem Widerruf. Entsprechende Formulare hält jede Bank
bereit. Bis zur Höhe von 801 €/1 602 € (Alleinstehende/Ehegatten) bleibst Du
dann vom Steuerabschlag verschont (§ 44 b Abs. 1 EStG).
Ausländer
Ein Steuerabzug ist auch vorzunehmen, wenn der Gläubiger der Kapitalerträge
seinen Wohnsitz im Ausland hat. Hier greifen aber meistens Doppelbesteue-
rungsabkommen, die vorsehen, dass Einkünfte aus Kapitalvermögen vom
Wohnsitzstaat zu versteuern sind, was zur Erstattung der KapESt führen muss.
Steuerausländer können ihre Erstattungsansprüche beim Bundesfinanzminis-
ter geltend machen (§ 50 d EStG).
904 Hast Du Zinserträge oder Dividenden aus mehr als einer Bankverbindung, 904
wirst Du den Freibetrag aufteilen müssen, sofern Du ihn nicht bei einer Bank
voll verbrauchst. Schätz daher überschlägig ab, wie viel Du bei den verschie-
denen Banken an Zinsen oder Dividenden erwarten kannst. Hast Du Dich mal
verkalkuliert, kannst Du den Freistellungsauftrag jederzeit widerrufen oder än-
dern.
Damit Du den Überblick behältst, machst Du eine Aufstellung
Geldanlageform Geschätzte Zinsen und Dividenden
bei der
Bank A Bank B
Sparbuch
Festgeld
Anleihen
Bundesschatzbriefe
Aktien
Fondsanteile
Summe
»Und was soll ich als Bausparer oder als Sparer nach dem Vermögensbildungs-
gesetz machen?«, möchtest Du wissen. Für diese Geldanlageformen brauchst
Du keinen Freistellungsauftrag, wenn Du Wohnungsbauprämie oder Sparzu-
lage erhältst. Aber auch sonst gibst Du besser keinen Freistellungsauftrag ab,
denn: Hier liegen die Zinsen jahrelang auf Eis, Du bekommst sie also sowieso
nicht ausgezahlt. Ohne Freistellungsauftrag drückt Dir die Bank oder Bauspar-
kasse aber eine Zinsbescheinigung in die Hand. Die fügst Du Deiner Steuerer-
klärung bei und bekommst auf diese Weise die Zinssteuer angerechnet oder
erstattet. Da bist Du baff, oder?
Beispiel
Saldo per 31. 12. 19 000 €
Zinsen + 540 €
KapESt auf 540 € – 162 €
SolZ darauf ca. – 9€
Zinsgutschrift ca. 369 €
Die Erstattung der einbehaltenen Steuer in Höhe von 171 € kannst Du mit
Hilfe der Anlage KAP Deiner Einkommensteuererklärung beantragen. Die
Zinsen – jetzt Steuern – werden Dir somit erstattet.
905 Achtung! Deinen Freistellungsauftrag musst Du wie ein wichtiges Dokument 905
aufbewahren. Denn wenn Du später einen weiteren erteilst und hast den ersten
vergessen, hast Du bald darauf Theater mit dem Finanzamt.
5. Nichtveranlagungsbescheinigung
906 Was der Freistellungsauftrag bewirken kann, kann die Nichtveranlagungsbe- 906
scheinigung noch viel besser. Legst Du eine solche Bescheinigung Deiner Bank
vor, sind alle Deine Kapitalerträge in voller Höhe steuerfrei. Das Finanzamt
stellt Dir auf Antrag eine solche Bescheinigung aus, wenn Du nicht zur Einkom-
mensteuer veranlagt wirst, weil z. B. Dein Einkommen den Eingangsbetrag der
Steuertabelle (7 664 €/15 238 € Alleinstehende/Verheiratete) nicht erreicht (§ 44
Abs. 1 Nr. 2 EStG).
Dies trifft vielfach für Rentner zu, aber auch für andere Steuerzahler mit hohen
Freibeträgen. Die Finanzämter erteilen die Nichtveranlagungsbescheinigung
unter Vorbehalt des Widerrufs und für eine Zeitdauer von höchstens drei Jah-
ren. Danach werden die Einkommensverhältnisse des Antragstellers neu durch-
leuchtet.
Und so wird gerechnet, wenn Du z. B. 2007 in Rente gegangen bist:
Rentenbezüge 12 000 €, davon 54 % 6 480 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
6 378 € 6 378 €
Zinsen 5 000 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 51 €
./. Sparerfreibetrag – 750 €
Einkünfte aus Kapitalvermögen 4 199 € 4 199 €
Summe der Einkünfte 10 577 €
./. Altersentlastungsbetrag
= 36,8 % der Zinseinkünfte, max. 1 748 € – 1 545 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 9 032 €
./. Vorsorgeaufwendungen Versicherungen – 1 500 €
./. Sonderausgabenpauschbetrag – 36 €
zu versteuerndes Einkommen 7 496 €
Steuer darauf 0€
Für Ehepaare liegen die Einkünftegrenzen deutlich höher, da sie den doppelten
Sparerfreibetrag, Werbungskosten- und Sonderausgabenpauschbetrag erhalten,
Vorsorgeaufwendungen mit deutlich höheren Beträgen abgezogen werden
können und nicht zuletzt der Grundfreibetrag doppelt so hoch ist wie bei einem
Alleinstehenden.
Hast Du Dein Geld bei verschiedenen Banken angelegt, benötigst Du für jede
eine Originalbescheinigung. Beantrage deshalb beim Finanzamt gleich genü-
gend Exemplare.
Du kannst Dir künftig diese Anlage völlig sparen. Mit einem kleinen Kreuz auf
der zweiten Seite des Hauptvordrucks signalisierst Du, dass Deine Kapitalein-
künfte unter den Freibeträgen liegen und bei Dir keine Zinsabschlagsteuer an-
zurechnen ist. Damit setzt Du der Zinsschnüffelei des Finanzamts auf elegante
Weise ein Ende.
Zinsen aus Sparbüchern und Festgeldern, die zum Jahresende fällig werden,
sind noch im alten Jahr zu versteuern, obwohl sie erst im neuen Jahr auf dem
Konto erscheinen (§ 11 EStG; BMF-Schreiben v. 26. 10. 1992 – BStBl 1992 Teil I
S. 693).
Zinsen aus abgezinsten Wertpapieren wie Bundesschatzbriefen Typ B oder ähn-
lichen Sparbriefen und Nullkuponanleihen ergeben sich aus dem Unterschied
zwischen Erwerbspreis und Verkaufs- bzw. Einlösungspreis bei Fälligkeit. Sie
sind erst im Zeitpunkt des Verkaufs bzw. der Einlösung zu versteuern (BFH v.
8. 10. 1991 – BStBl 1992 II S. 174; FG Hamburg v. 21. 7. 1992 – EFG 1992 S. 740).
908 Wer sich bald zur Ruhe setzen will und dann weniger zu versteuern hat, sollte 908
sein Geld in Bundesschatzbriefen Typ B, abgezinsten Sparbriefen oder sog.
Nullcoupons, Zero-Bonds etc. anlegen. Die Zinsen daraus sind erst bei Fällig-
keit in einigen Jahren oder bei vorzeitiger Rückgabe zu versteuern, weil sie
steuerlich gesehen erst dann als zugeflossen gelten. Da Du dann weniger Ein-
künfte hast, muss sich der Fiskus mit weniger Steuern auf die Zinsen zufrieden-
geben, wenn er nicht sogar völlig in die Röhre schaut.
Lieber Bundesschätzchen
909 Bundesschatzbriefe sind bei Sparern beliebt, weil die Verzinsung besser ist als 909
bei einem Sparbuch, der Erwerb kostenfrei und das Ersparte schon nach Ablauf
von zwölf Monaten (Sperrfrist) wieder zu Bargeld gemacht werden kann. Du
kannst wählen zwischen Bundesschatzbriefen Typ A und Typ B. Beim Typ A
werden die Zinsen jährlich, beim Typ B am Ende der Laufzeit oder bei vorzei-
tiger Einlösung ausbezahlt.
910 Lass Dir von der Bank nicht unnötig Depotgebühren abknöpfen. Wenn Du 910
nicht schon zur Verwahrung anderer Papiere ein Wertpapierdepot benötigst,
brauchst Du Dir für Deine Bundesschätzchen keines zuzulegen. Teile Deiner
Bank mit, dass Du eine Eintragung auf Deinen Namen im Bundesschuldenbuch
(Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg) wünschst. Es fallen dann weder
Spesen noch Provisionen oder Depotgebühren an.
911 Hast Du als Sparvermögen nur Bundesschätzchen Typ B oder Sparbriefe, gehen 911
Dir bis zur Fälligkeit der Zinsen in späteren Jahren Jahr für Jahr hohe Freibe-
träge durch die Lappen. Sorge also dafür, dass Du jährlich mindestens Zinsen in
Höhe der Freibeträge erklären kannst, indem Du Bundesschätzchen Typ A in
Deinen Bestand aufnimmst.
912 b) Stückzinsen Viele Steuerzahler merken gar nicht, dass ihnen beim Kauf eines 912
festverzinslichen Wertpapiers Stückzinsen in Rechnung gestellt bzw. beim Ver-
kauf vergütet werden. Was hat es damit auf sich?
Werden festverzinsliche Wertpapiere gekauft, hat der Erwerber dem Verkäufer
die bis dahin aufgelaufenen Zinsen, eben die Stückzinsen, zu vergüten. Hier
spricht der Fiskus von negativen Einnahmen. Diese können im Kalenderjahr
der Zahlung abgesetzt (H 20.2 EStH), d. h. mit – positiven – Zinseinnahmen
oder Dividenden oder ggf. anderen Einkünften dieses Jahres ausgeglichen wer-
den (Verlustausgleich; § 2 Abs. 3 EStG). Der Verkäufer muss die erhaltenen
Stückzinsen versteuern. Die Bank behält Zinsabschlagsteuer ein.
Gut zu wissen: In Höhe der gezahlten Stückzinsen werden Zinseinnahmen von
der Zinsabschlagsteuer freigestellt (§ 43 a Abs. 3 EStG). Deine Bank bildet
dafür in Deinem Depot eine Art Merkposten, den sog. »Stückzinstopf«. Wenn
Dir dann Deine Bank Zinsen auszahlt, rechnet sie diesen Merkposten zunächst
so lange gegen, bis er rechnerisch verbraucht ist. Soweit die Zinsen mit dem
Stückzinstopf verrechnet werden können, muss die Bank keinen Abschlag für
die Zinsen einbehalten. Das gilt übrigens auch, wenn Du Dein Freistellungsvo-
lumen schon bei anderen Geldanlagen verbraucht hast. Wie die Bank rechnet,
zeigt das folgende
Beispiel Ein Steuerzahler hat sein Freistellungsvolumen bereits voll ausge-
schöpft und folgende Ausgaben und Einnahmen
Topfinhalt Zinsabschlag Gutschrift
von Beträgen
am 15. 3. gezahlte Stückzinsen 3 000 € 3 000 €
am 15. 5. vereinnahmte Zinsen 2 000 € 1 000 € 0€ 2 000 €
am 15. 7. vereinnahmte Zinsen 1 500 € 0€ 500 € 1 350 €
Dies zeigt: Der Steuerzahler hat am 15. 3. festverzinsliche Wertpapiere während
des Zinslaufs gekauft und für die bis dahin bei dem Wertpapier aufgelaufenen
Zinsen 3 000 € Stückzinsen gezahlt. In Höhe von 3 000 € bildet die Bank den
Merkposten »Stückzinstopf« im Depot. Von den am 15. 5. vereinnahmten Zin-
sen aus einem im Depot befindlichen Wertpapier in Höhe von 2 000 € ist kein
Zinsabschlag vorzunehmen, da die Bank die Zinsen zunächst mit den am 15. 3.
gezahlten Stückzinsen laut »Stückzinstopf« verrechnet. Es verbleiben nach die-
ser Zinszahlung noch nicht verrechnete Stückzinsen von 1 000 € im »Stückzin-
stopf«. Diese 1 000 € wiederum werden mit den am 15. 7. vereinnahmten Zinsen
von 1 500 € verrechnet. Aus dieser Zinszahlung bleiben daher noch 500 € übrig,
die nicht mit früher gezahlten Stückzinsen verrechnet werden können. Dieser
Betrag unterliegt nun Zinsabschlag von 30 %.
Jeder Schäfer schert seine Schafe nur einmal im Jahr. Der Finanzminister
aber mehrmals und nimmt das Fell auch noch mit . . .
(Aus dem Stundungsantrag eines Landwirts)
913 Auch wenn Du kein Krösus bist, der ständig mit Millionen jongliert, solltest Du 913
jetzt unbedingt weiterlesen! Speziell für Dich, der Du nicht über ein dickes
Bankkonto oder Wertpapierdepot verfügst, habe ich mir etwas einfallen lassen,
wie Du zu einem saftigen Profit kommst. Du musst dazu allerdings kurzfristig
alle Kröten zusammenkratzen, die Du hast.
Vorab mein Dankeschön an den Bundesfinanzminister, der durch eine klas-
sische Gesetzeslücke dieses tolle Steuersparmodell für den kleinen Mann zu-
mindest für den Jahreswechsel 2007/2008 noch einmal ermöglicht hat.
So gehst Du vor: Im Dezember kaufst Du bei Deiner Bank festverzinsliche
Wertpapiere, für die der Zinstermin möglichst im Januar des nächsten Jahres
liegt. Du musst nur so viel investieren, dass Dir bei Fälligkeit etwa 1 600 € Zin-
sen zufließen. Um Deinen Finanzierungsbedarf gering zu halten, solltest Du
möglichst Papiere kaufen, die mit einem hohen Zinssatz ausgestattet sind.
Nachdem Du im Januar die fälligen Zinsen kassiert hast, stösst Du die Papiere
wieder ab.
Und so sieht Deine Rechnung für das Finanzamt aus, wenn Du z. B. am
28. 12. 2007 für 32 000 € Wertpapiere mit einem Zinssatz von 5 % kaufst, für die
der Zinstermin am 10. 1. 2008 liegt:
2007:
Zinsen für Dein Sparbuch z. B. 15 €
./. von Dir gezahlte Stückzinsen
für die Zeit vom 10. 1. 2007–28. 12. 2008 1 540 €
Verlust aus Kapitalvermögen 2007 – 1 525 €
Steuerersparnis z. B. 35% Steuersatz = 534 €
2008:
Zinsen für Dein Sparbuch z. B. 20 €
kassierte Zinsen am 10. 1. 2008 1 600 €
Einnahmen insgesamt 1 620 €
./. Sparerfreibetrag und Werbungskostenpauschale für Verheiratete 1 602 €
Einkünfte aus Kapitalvermögen 2008 8€
Steuerzahlung darauf ca. 3€
Und das bleibt für Dich unter dem Strich übrig:
Zinsen aus den Wertpapieren 1 600 €
./. Stückzinsen – 1 540 €
+ Steuerersparnis 2007 + 534 €
./. Steuerzahlung 2008 – 3€
Bankgebühren ca. – 60 €
Dein Gewinn insgesamt 531 €
Feine Sache, was?
Aber Vorsicht: Der BFH hat in einem Urteil die Berücksichtigung von gezahl-
ten Stückzinsen als negative Einnahmen für rechtsmissbräuchlich erklärt (BFH-
Urt. v. 27. Juli 1999, VIII R 36/98). Er nimmt an, dass der Erwerb von Bundes-
obligationen am Ende eines Jahres trotz bestehender Überschusserzielungsab-
sicht für die Berücksichtigung der gezahlten Stückzinsen als negative Einnahmen
i. S. des § 20 Abs. 2 Nr. 3 EStG dieses Jahres jedenfalls dann nach § 42 AO 1977
Gestaltungsmissbrauch ist, wenn bereits im Zeitpunkt des Erwerbs feststeht,
dass bis zur Veräußerung zu Beginn des Folgejahres unter Einbeziehung der
Vermögensebene ein Verlust eintreten wird und sich dieses Wertpapiergeschäft
deshalb nur im Fall seiner steuerlichen Anerkennung aufgrund der Freibetrags-
regelung in § 20 Abs. 4 EStG für den Steuerpflichtigen vorteilhaft auswirken
würde. Das heißt für Dich im Klartext, dass schon ein bescheidender Ertrag
entstehen muss (Überschuss aus Stückzinsen und Zinsgutschrift) und dieser
nicht wie im Streitfall durch Gebühren, Finanzierungszinsen und Spesen aufge-
zehrt werden darf. Also sei ein Fuchs und lege günstiger an!!
Wichtiger Hinweis
Als ehrliche Haut, die schon seit Jahren brav die Zinsen aus Luxemburg oder
Österreich in der Steuererklärung angegeben hat, darfst Du nicht vergessen,
Dir von Deiner ausländischen Bank eine Steuerbescheinigung für die Quellen-
steuer zu besorgen. Die EU-Quellensteuer auf Zinsen muss Dir nämlich das
Finanzamt genauso wie die deutsche Zinsabschlagsteuer auf die Einkommens-
teuer anrechnen, d. h., liegst Du mit Deinen Zinsen unter den Freibeträgen, be-
kommst Du die EU-Quellensteuer über den Einkommensteuerbescheid erstat-
tet.
918 Von der EU-Quellensteuer bzw. den Schnüffelinformationen an Dein Finanz- 918
amt bist Du ja nur betroffen, wenn das Geld auf Deinen Namen angelegt ist,
während Kapitalgesellschaften oder Vereine nicht der EU-Zinsrichtlinie unter-
liegen. Achtung: Wenn Du nicht gerade über ein Riesenvermögen verfügst, soll-
test Du schnell das Weite suchen, wenn Dir jemand mit dem glorreichen Tipp
kommt, eine GmbH oder AG zu gründen und Dein Geld über diese im Ausland
anzulegen. Die Kosten dafür sind unter dem Strich wahrscheinlich um ein Viel-
faches höher als die eingesparte Quellensteuer. Aber Du gehörst ja ohnehin
nicht zu den bösen Buben und Mädeln, die diesen Umweg der Geldanlage nur
wählen, um die Auslandskonten vor dem Fiskus zu verstecken.
Für Dich als ehrliche Haut gibt es viel bessere Möglichkeiten, der Quellensteuer
zu entgehen. Du nutzt einfach den Umstand, dass die Quellensteuer nur von
Zinsen, nicht aber von anderen Kapitalerträgen abgezogen wird. Also wirst Du
einfach Geldanlagen wählen, die keine Zinsen abwerfen. Die banalste Möglich-
keit ist, in Aktien oder Aktienfonds zu investieren, die Dir statt Zinsen Dividen-
den bescheren. Weitere Alternativen sind Lebensversicherungspolicen, deren
Erträge Du quellensteuer- und meldefrei kassieren kannst, oder Papiere, bei
denen Du Deine Zinsen nicht unmittelbar, sondern auf Umwegen über Kursge-
winne kassierst, wie z. B. beim Rex-Zertifikat der DZ Bank, das der Focus in
seiner Ausgabe 26/2005 empfohlen hat.
kus als Spekulanten ein, und schwupp sind die Gewinne steuerpflichtig (§ 23
EStG).
Gut zu wissen: Das Halbeinkünfteverfahren begünstigt auch Spekulationsge-
winne, indem sie zur Hälfte steuerfrei gestellt werden (§ 3 Nr. 40 j EStG). Nicht
begünstigt sind jedoch Spekulationsgewinne aus dem An- und Verkauf von An-
teilen an einem Investmentfonds. Dies bedeutet eine Schlechterstellung der
Aktienfonds gegenüber der Direktanlage in Aktien.
(BFH v. 19. 1. 1996 – BFH/NV 1996 S. 402). Nicht als Werbungskosten aner-
kannt werden hingegen die FAZ (BFH v. 30. 6. 1986 – BStBl 1983 II S. 715),
die Wirtschaftswoche und Capital (FG Saarland v. 19. 3. 1991 – EFG 1991
S. 468).
● Finanzierungskosten
– Schuldzinsen/Damnum/Disagio/Gebühren bei Kauf von Wertpapieren auf
Kredit – allerdings nur, wenn sich trotz Fremdfinanzierung aus der Kapital-
anlage insgesamt ein Überschuss ergibt.
● Reisekosten im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Aktionärs-
rechten, wie z. B. Besuch der Hauptversammlung (hinsichtlich der Höhe der
Werbungskosten sind die Bestimmungen der Lohnsteuerrichtlinien sinnge-
mäß anzuwenden – R 23 EstR). Dazu gehören
– Fahrtkosten zur Hauptversammlung (BFH v. 8. 10. 1985 – BStBl 1986 II
S. 596) und Fahrtkosten zur Bank im Zusammenhang mit Kreditverhand-
lungen zum Kauf von Wertpapieren. Wird ein privater Pkw genutzt, sind je
Fahrkilometer 0,30 € absetzbar,
– Übernachtungskosten,
– Verpflegungsmehraufwendungen.
● Seminarkosten (Infos über ertragbringende Kapitalanlagen)
● Vermögens- und Depotverwaltung (BFH v. 4. 5. 1993 – BStBl 1993 II S. 832)
Soweit in Deinem Depot auch Aktien sind, können die anteilig darauf entfal-
lenden Depotverwaltungsgebühren nur zu 50 % abgezogen werden. Sind die
Depotgebühren im Jahr nicht höher als 500 €, folgt der Fiskus dabei einer von
Dir vorgenommenen Aufteilung auf Anlagen im Halbeinkünfteverfahren
und Anlagen mit voller Versteuerung (BMF-Schreiben v. 12. 6. 2002 – BStBl
2002 I Seite 647).
Im Alter ganz bescheiden von den Zinsen zu leben, aber den Kindern ein Ver-
mögen zu hinterlassen, kann nicht in Deinem Interesse sein. Du hast ihnen eine
gute Ausbildung zukommen lassen und somit Deine Pflicht getan. Im Übrigen
sind sie inzwischen erwachsen und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf ein
Erbe angewiesen. Also sollte Deine Vermögensplanung so aussehen, dass nach
dem Tod des letztversterbenden Partners das Vermögen weitgehend aufgezehrt
ist.
Entnahmetabelle
Wie lange reicht aber das Vermögen, wenn ich einen bestimmten Betrag ent-
nehme? Die Antwort gibt die folgende Tabelle von John Hancock Insurance
aus »Trachsler, Big Money«. Dabei kann der jährliche Entnahmebetrag zum
Inflationsausgleich um 3 % erhöht werden. Die Entnahmedauer wird erheblich
von der Anlagerendite beeinflusst.
Anlagerendite 3% 4% 5% 6% 7%
Jahresbezug
Entnahmedauer
(in % des Kapitals)
12% 8 Jahre 8 Jahre 8 Jahre 9 Jahre 9 Jahre
11% 9 Jahre 9 Jahre 9 Jahre 10 Jahre 10 Jahre
10% 10 Jahre 10 Jahre 10 Jahre 11 Jahre 12 Jahre
9% 11 Jahre 11 Jahre 12 Jahre 13 Jahre 14 Jahre
8% 12 Jahre 13 Jahre 14 Jahre 15 Jahre 16 Jahre
7% 14 Jahre 15 Jahre 16 Jahre 18 Jahre 20 Jahre
6% 16 Jahre 18 Jahre 19 Jahre 22 Jahre 25 Jahre
5% 20 Jahre 22 Jahre 24 Jahre 29 Jahre 36 Jahre
4% 25 Jahre 28 Jahre 33 Jahre 42 Jahre
Die Tabelle zeigt mit den fettgedruckten Werten: Hast Du 200 000 € zu 5 % an-
gelegt und möchtest jährlich 12 000 € entnehmen, also 6 %, ist das Kapital nach
Halbeinkünfteverfahren
Das Halbeinküfteverfahren für private Erträge aus Aktien und Dividenden
wird abgeschafft. Diese unterliegen ab 2009 daher zu 100 % der Abgeltungs-
steuer von 25 %.
Wertpapierspekulationsgeschäfte
Die Besteuerung von Spekulationsgeschäften wird neu geregelt. Gewinne aus
dem Verkauf von Anteilen an Kapitalgesellschaften werden als Einkünfte aus
Kapitalvermögen erfasst und in die Abgeltungsbesteuerung einbezogen. Gleich-
zeitig entfällt für Wertpapiere die bisherige Spekulationsfrist von einem Jahr.
Damit sind Spekulationsgewinne künftig auch dann steuerpflichtig, wenn ein
beliebig langer Zeitraum zwischen An- und Verkauf der Papiere liegt. Die
Neuregelung gilt aber erst für Verkäufe von Wertpapieren, die nach dem
31. 12. 2008 erworben werden.
Sparerpauschbetrag
Für private Anleger wird der Sparerfreibetrag und der Werbungskostenpausch-
betrag in einem Sparerpauschbetrag für Einkünfte aus Kapitalvermögen in
Höhe von 801 €/1 602 € (Alleinstehende/Verheiratete) zusammengefasst. Bis zu
Werbungskosten
Der Abzug von tatsächlichen Werbungskosten im Zusammenhang mit Kapi-
taleinkünften ist ab 2009 ausdrücklich ausgeschlossen. Damit können weder
Depotgebühren noch Finanzierungszinsen oder Vermögensverwaltungsge-
bühren als Werbungskosten abgesetzt werden.
Verluste
Verluste aus der Veräußerung von Aktien können künftig nur noch mit Gewin-
nen aus der Veräußerung von Aktien verrechnet werden, nicht dagegen mit an-
deren Spekulationseinkünften.
XIV. Gewerbliche
und freiberufliche Einkünfte
1. Überschussrechnung oder Bilanzierung?
925 Bist Du Kaufmann nach Handelsrecht, musst Du für jedes Wirtschaftsjahr an- 925
hand einer doppelten Buchführung eine Bilanz mit Verlust-und-Gewinn-Rech-
nung aufstellen (§ 238 HGB).
Bist Du kein »Kaufmann«, kann Dich als Gewerbetreibender trotzdem die
Buchführungspflicht treffen, und zwar nach dem Steuerrecht – §§ 140, 141
AO –, wenn
● Dein Jahresumsatz mehr als 500 000 € oder
● Dein Jahresgewinn mehr als 30 000 € betragen hat.
Das Finanzamt muss Dich allerdings ausdrücklich zur Bilanzierung auffordern,
also fang ruhig erst einmal mit einer Überschussrechnung an – so nennt das
Finanzamt ein einfaches Aufzeichnen der Einnahmen und Ausgaben.
Freiberufler brauchen nicht zu bilanzieren, wenn sie nicht wollen (H 18.2 EStH);
eine Überschussrechnung genügt auch dann, wenn sie die o.g. Grenzen über-
schreiten.
926 Mit der Überschussrechnung kannst Du die Höhe des Gewinns beeinflussen, 926
indem Du Einnahmen in das nächste Jahr verlagerst – Rechnungen später
schreibst – und Ausgaben in das gegenwärtige Jahr vorziehst, z. B. durch Voraus-
zahlungen. Ziel muss es dabei immer sein, große Schwankungen beim Gewinn
zu vermeiden, sonst wirst Du Opfer der Einkommensteuerprogression. Du soll-
test auch keine zu hohen Verluste ausweisen. Zwar kannst Du Verluste, die
nicht mit positiven Einkünften ausgeglichen worden sind, in einem anderen
Jahr abziehen, jedoch bestehen dabei erhebliche Einschränkungen:
1. Ein Rücktrag ist nur in das Vorjahr möglich (max. 511 500 €/1 023 000 €).
2. Durch den Rücktrag nicht ausgeglichener Verluste kannst Du im Folgejahr
bis zu 1 Mio. € unbeschränkt abziehen. Sind Deine Verluste größer, kannst
Du noch einmal bis 60 % Deines den Verlustvortrag von 1 Mio. € überstei-
genden Teils des Gesamtbetrags der Einkünfte wegputzen. Und so geht das
in den kommenden Jahren weiter, bis Deine Verluste verrechnet sind.
929 Sobald Du selbständig bist, unterliegst Du der Umsatzsteuer: Von z. B. 1 000 € 929
Einnahmen zzgl. 19 % Umsatzsteuer = insgesamt 1 190 € gehen 190 € an das
Finanzamt. Die Dir in Rechnung gestellten Umsatzsteuerbeträge, z. B. 114 €
(= 19 % von 600 €) aus Wareneinkäufen, sind als Vorsteuer von der vereinnah-
mten Umsatzsteuer abziehbar. An das Finanzamt geht also nur eine Mehrwert-
steuer (Zahllast von 190 € Umsatzsteuer ./. 114 € Vorsteuer = 76 € Mehrwert-
steuer). Vorsteuererstattung. Aber: Wenn der Vorjahresumsatz 17 500 € und der
931 Bei der Einnahmenüberschussrechnung ist nur die Anlage EÜR vorgeschrie- 931
ben. Ansonsten unterliegt Deine Gewinnermittlung keinen Formvorschriften.
Allerdings musst Du ein Anlagenverzeichnis erstellen für die Dinge, die Du in
Deinem Betrieb längere Zeit benutzt und deshalb über ihre Nutzungsdauer ab-
schreiben musst.
Anlage EÜR
Vorname Bitte für jeden Betrieb eine
gesonderte Anlage EÜR einreichen!
1 Steuernummer
77 07
Einnahmenüberschussrechnung 99 15
(Gewinnermittlung nach § 4 Abs. 3 EStG) für das Kalenderjahr 2007 bzw. Wirtschaftsjahr 2007 / 2008
Zuordnung
zu Einkunftsart
Art des Betriebs (siehe Anleitung)
1b 100 105
1. Gewinnermittlung 99 20
Betriebseinnahmen EUR Ct
2 Betriebseinnahmen als umsatzsteuerlicher Kleinunternehmer 111
. . ,
Davon aus Umsätzen, die in § 19 Abs. 3
3 Nr. 1 und Nr. 2 UStG bezeichnet sind 119
. . , (weiter ab Zeile 8)
Steuernummer / IdNr.
EUR Ct
Übertrag (Summe Zeilen 14 bis 21)
. . ,
22 Sonderabschreibungen nach § 7 g Abs. 1 und 2 EStG 134
. . ,
23 Aufwendungen für geringwertige Wirtschaftsgüter 132
. . ,
24 Restbuchwert der im Kalenderjahr / Wirtschaftsjahr ausgeschiedenen Anlagegüter 135
. . ,
Kraftfahrzeugkosten und andere Fahrtkosten
EUR Ct
Laufende und feste Kosten
25 (ohne AfA und Zinsen) 140
. . ,
Enthaltene Kosten aus Zeilen 21,
26 25 und 32 für Wege zwischen 142 – . . ,
Wohnung und Betriebsstätte
27 Verbleibender Betrag
. . , 143 . . ,
28 frei
Entfernungspauschale: Eintrag in Zeile 48a
Steuernummer / IdNr.
2. Ergänzende Angaben
99 27
Rücklagen und Ansparabschreibungen
Bildung Auflösung
EUR Ct EUR Ct
Rücklagen
50 nach § 6c i. V. m. § 6b EStG, R 6.6 EStR 187
. . , 120
. . ,
Ansparabschreibungen
51 nach § 7g Abs. 3 bis 6 EStG 188
. . , 121
. . ,
Ansparabschreibungen für Existenzgründer
52 nach § 7g Abs. 7 und 8 EStG 189
. . , 122
. . ,
Gewinnzuschlag nach § 6c i. V. m. § 6b Abs. 7 und 10,
53 § 7g Abs. 5 und 6 EStG 123
. . ,
54 Ausgleichsposten nach § 4g EStG 191
. . , 125
. . ,
55 Gesamtsumme 190
. . , 124
. . ,
Übertrag in Zeile 45 Übertrag in Zeile 12
99 29
Entnahmen und Einlagen
EUR Ct
2007AnlEÜR303 2007AnlEÜR303
Vorname 77 07
99 40
1 Steuernummer
1a Identifikations-Nr.
Steuernummer / IdNr.
Fußnoten:
1) Nur Umlaufvermögen i. S. d. § 4 Abs. 3 Satz 4 EStG (z. B. Wertpapiere, Grund und Boden sowie Gebäude).
2) Für deren Erträge das Halbeinkünfteverfahren gilt.
3) Siehe § 3c Abs. 2 EStG i. V. m. § 3 Nr. 40 EStG oder § 8b KStG.
EUR Ct EUR Ct
Grundstücke und
grundstücksgleiche Rechte 102
59 Grund und Boden
. . ,
112
60 Gebäude
. . ,
122
Andere
61 (z. B. grundstücksgleiche Rechte) . . ,
62 Summe
2007AnlVerzEÜR305 2007AnlVerzEÜR305
So kassierst Du Vorsteuer
bei einem häuslichen Arbeitszimmer
933 Wenn Du in der glücklichen Lage bist, Dein Arbeitszimmer auch noch 2007 933
absetzen zu können, weil es entweder
● der Mittelpunkt Deiner gesamten Tätigkeit ist,
● nicht büromäßig eingerichtet ist und als Lagerraum, Werkstatt etc. von vorn-
herein nicht der Abzugsbeschränkung für Arbeitszimmer unterliegt
● oder nicht in deinem häuslichen Bereich liegt,
bekommst Du Vorsteuern für Deine Arbeitszimmerkosten. Zu den Lieferanten
gehören unter anderem die Stadtwerke mit der Lieferung von Elektrizität, Gas
und Wasser. Einmal im Jahr kommt die Jahresabrechnung, in der z. B. steht:
Also wirst Du 137 € als Betriebsausgaben absetzen und Dir 26 € Vorsteuer vom
Finanzamt erstatten lassen. Wichtig: Denke daran, dass die Rechnung auf Dich
als Unternehmer lauten muss, damit Du in den Vorsteuergenuss kommst.
für Steuerberatungskosten
Die fiktiven Schuldzinsen aufgrund der Überentnahme sind mit dem Höchstbe-
trag von 950 € dem Gewinn des Jahres 2007 außerhalb der Steuerbilanz hinzu-
zurechnen. Ermittelst Du Deinen Gewinn durch Einnahmeüberschussrech-
nung, gelten die Regelungen entsprechend (§ 4 Abs. 4 a Satz 7 EStG). Dafür
sind Entnahmen und Einlagen gesondert aufzuzeichnen und in der Anlage
EÜR auszuweisen.
Für private Einkünfte, insbesondere für Vermietungseinkünfte, sind die Grund-
sätze des § 4 Abs. 4 a EStG nicht anzuwenden (vgl. § 9 Abs. 5 EStG, der im
Gegensatz zu früher keinen Querverweis mehr auf § 4 Abs. 4 a EStG enthält).
Mieteinnahmen müssen demnach nicht mehr vorrangig für die Tilgung von
Schulden eingesetzt werden, sondern können bei entsprechender kontenmä-
ßiger Trennung für private Zwecke verwendet werden.
Du kannst Dir also wieder Deine Segeljacht finanzieren, indem Du zwei sepa-
rate Konten für Einnahmen und Ausgaben führst!!
Allerdings hat der Staat auch den ernsthaften Willen zum Sparen verloren. Man könnte in allen
Bereichen sparen, besonders im Verwaltungsbereich. Die Staatsverwaltung könnte halbiert werden . . .
(Der Präsident des Landesrechnungshofs Sachsen-Anhalt)
936 Als Freiberufler mit Einnahmeüberschussrechnung kannst Du den Gewinn für 936
das ablaufende Jahr mindern, indem Du z. B. die Praxismiete für einige Monate
des nächsten Jahres im Voraus zahlst. So könntest Du die Miete für die Monate
Januar bis Juni des nächsten Jahres von angenommen 6 2 500 € = 15 000 € am
28. 12. bezahlen. Folge: Die Miete für Februar bis Juni mindert den Gewinn des
ablaufenden Jahres um 12 500 €. Lediglich die Miete für Januar rechnet nach
einer Sonderregelung in § 11 EStG zum neuen Jahr. Die Mietvorauszahlung ist
kein Missbrauch nach § 42 AO, weil Du nur die technischen Möglichkeiten des
§ 11 EStG ausnutzt. Und das ist ganz legal!
937 Besonders für Jungunternehmer und in Finanznöten zitternde kleine Geschäfts- 937
leute, die sich keinen Steuerberater leisten können, ist nicht so sehr das fach-
liche Wissen das Problem als vielmehr die lästige Buchführung. Leider zwingt
uns das Finanzamt dazu, wenn wir unseren Gewinn nicht gnadenlos von ihm
geschätzt haben wollen.
Da trifft es sich gut, dass Du heute Profihilfe in Form kaufmännischer Compu-
terprogramme in Anspruch nehmen kannst, die passgenau auf Selbständige
sowie kleinere und mittlere Unternehmen zugeschnitten sind. So ein Programm
erleichtert Dir das Rechnungswesen spürbar. Und schützt vor unnötigen Ver-
lusten: Mangelhafte Buchführung und ein entsprechend schlechtes Mahnwesen
führen dazu, dass jedes vierte Unternehmen mehr als ein Prozent seines Jahres-
umsatzes verliert.
938 Wenn Deine Tankstellenquittungen nicht vollständig sind, kannst Du unter Be- 938
rufung auf ein Urteil des BFH (VI R 113/88, BStBl 1992 II, Seite 854) den vom
Hersteller angegebenen Durchschnittsverbrauch zugrunde legen und mit dem
durchschnittlichen Literpreis multiplizieren. Der Mineralölwirtschaftsverband
e. V. in Hamburg stellt Dir dazu für jeden Monat des Jahres den Durchschnitts-
preis pro Liter Normalbenzin, Super-Bleifrei, Super-Plus und Diesel zur Verfü-
gung. Das BFH-Urteil betraf zwar einen Pkw, der zum Privatvermögen gehörte
und für berufliche Fahrten genutzt wurde, Du kannst Dich aber auch dann auf
diese Entscheidung berufen, wenn es sich um ein Fahrzeug des Betriebsvermö-
gens handelt.
Vergiss in Deiner Aufstellung über Pkw-Kosten nicht die anderen, einzeln nach-
gewiesenen Aufwendungen, z. B. Kfz-Steuer, Versicherungsbeitrag und Werk-
stattrechnungen.
939 Wenn Du als Gewerbetreibender auf den 31. 12. bilanzierst und außerdem im 939
Handelsregister eingetragen bist, wählst Du einfach ein vom Kalenderjahr ab-
weichendes Wirtschaftsjahr, und schon kannst Du eine Steuerpause einlegen.
Das funktioniert so: Der Bilanzgewinn wird immer in dem Kalenderjahr ver-
steuert, in dem das Wirtschaftsjahr endet, also der Gewinn aus der Bilanz
31. 12. 2007 im Jahr 2007. Wenn Du ein abweichendes Wirtschaftsjahr wählst,
z. B. vom 1. 4. zum 31. 3., musst Du nach dem 31. 12. ein Rumpfwirtschaftsjahr
einschieben – in diesem Fall vom 1. 1. bis zum 31. 3. Also versteuerst Du in dem
einen Jahr nur den Gewinn von drei Monaten. Das bewirkt ein Hinausschieben
der Steuerzahlung. Die Umstellung kann zwar nur im Einvernehmen mit dem
Finanzamt vorgenommen werden, aber dieses muss seine Zustimmung erteilen,
wenn Du triftige betriebliche Gründe vorbringst, z. B. Inventurschwierigkeiten
am Jahresende durch Hochsaison in Deiner Branche oder einfach witterungs-
bedingte Schwierigkeiten.
Übrigens: Vor 100 Jahren noch waren die Steuern so niedrig, dass viele höhere
Einkünfte angaben, als sie hatten – nur um wegen der höheren Zahlung von
ihren Mitbürgern besser angesehen zu sein. Mein Gott, waren das Zeiten!
Was ist das? Drei in einem Raum, aber nur einer arbeitet?
Ganz klar: Zwei Beamte und ein Ventilator.
(Solche Witze kommen nicht von ungefähr: Nach dem Urteil von Wirtschaftsexperten
beträgt die Produktivität der Behörden nur 20% gegenüber der der Wirtschaft.)
3. Unternehmensformen
940 Solltest Du Dich mit dem Gedanken tragen, eine Gesellschaft zu gründen oder 940
in eine einzutreten, oder wird Dein Unternehmen so groß, dass Du aus Konkur-
renzgründen die steuerlich günstigste Form wählen möchtest, dann möge Dir
der nachfolgende Belastungsvergleich eventuell für Deine Entscheidung dien-
lich sein. Vorab grundsätzlich: Als Einzelunternehmer kannst Du frei entschei-
den und Dich schneller geänderten Marktverhältnissen anpassen. Ab einer
bestimmten Unternehmensgröße kann ein Einzelner aber meistens nicht das
notwendige Kapital aufbringen. Er muss sich dann mit anderen zusammen-
schließen. Für kleinere und mittlere Unternehmen bietet sich der Zusammen-
schluss in Form einer offenen Handelsgesellschaft (OHG) oder einer Komman-
ditgesellschaft (KG) an. Bei der KG ist für die Kommanditisten die Haftung
begrenzt. Wenn verstärkt Haftungsgesichtspunkte eine Rolle spielen, empfiehlt
sich für kleinere und mittlere Unternehmen die Gesellschaft mit beschränkter
Haftung (GmbH). Daneben gibt es Mischgesellschaften, wie z. B. die GmbH u.
Co. KG , die eine Kommanditgesellschaft ist, wobei die Vollhaftung die GmbH
übernimmt. Will ein Gesellschafter nach außen hin nicht in Erscheinung treten,
werden die Beteiligten eine stille Gesellschaft – ggf. als Mischgesellschaft – ab-
schließen.
zur Gewerbesteuer
Frage: »Wie viele Beamte werden zum Auswechseln einer Glühbirne benötigt?«
Antwort: »Zwei. Einer, um sicherzustellen, dass alles Erforderliche veranlasst worden ist,
und der zweite, um die Glühbirne in einen Wasserhahn zu schrauben.«
942 Die GmbH & Co. KG ist für kleine und mittlere Unternehmen die beliebteste 942
und auch bewährteste Unternehmensform, weil
1. die persönliche Haftung der Gesellschafter auf das Stammkapital der GmbH
beschränkt ist, das bekanntlich mindestens 25 000 € beträgt, und auf die
Kommanditeinlage, deren Höhe beliebig sein kann;
2. die ausschließlich als Vollhafter fungierende GmbH sich nicht kapitalmäßig
an der KG zu beteiligen braucht. Das GmbH-Stammkapital kann der KG als
Darlehen zur Verfügung gestellt und notfalls anschließend entnommen wer-
den;
3. die steuerliche Belastung praktisch der Belastung einer Personengesellschaft
entspricht, also in einem durchaus günstigen Bereich liegt.
4. Reisekosten
943 a) Inlandsreisen 943
Wenn Du Dich aus betrieblichen Gründen außerhalb Deines Betriebs aufhältst,
befindest Du Dich steuerlich gesehen auf einer Geschäftsreise – die frühere Un-
terscheidung in Geschäftsreise und Geschäftsgang ist entfallen. Verpflegungs-
mehraufwendungen können nur mit Pauschalen berücksichtigt werden.
944 Bist du als selbständiger Maler-, Elektro- oder Maurermeister auf Baustellen 944
mehr als 30 km von Deinem Betrieb entfernt tätig, kannst Du ohne Einschrän-
kung den Verpflegungsmehraufwand nach den für Geschäftsreisen geltenden
Grundsätzen als Betriebsausgaben abziehen, auch wenn die Rückkehr stets am
selben Tag erfolgt (BFH-Urt. v. 13. 11. 1987 – BStBl 1988 II S. 428).
Die Dreimonatsfrist
Reist Du drei Monate lang zur selben auswärtigen Tätigkeitsstätte, nimmt das
Finanzamt an, dass sie nun eine regelmäßige Betriebsstätte ist (BFH-Urt. v.
10. 10. 1994 – BStBl I 1995 S. 137). Dabei musst Du berücksichtigen, dass Unter-
brechungen, ob wegen Urlaub, Krankheit oder aus anderen Gründen, die
Dreimonatsfrist erst dann neu zum Laufen bringen, wenn sie mindestens vier
Wochen dauern.
Ist die Dreimonatsfrist überschritten, kannst Du nur noch die Kosten für
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz geltend machen, d. h., Reise- und
Übernachtungskosten, Verpflegungsmehraufwand und Reisenebenkosten
gehen Dir steuerlich durch die Lappen.
945 Für betriebliche Fahrten mit privatem Pkw kannst Du nämlich 0,30 € je ge- 945
fahrenem Kilometer absetzen.
947 Während Du bei den Verpflegungsmehraufwendungen auf die Pauschalen fest- 947
gelegt bist, hast Du bei den Übernachtungskosten die Wahl. Entweder Du
nimmst auch hier die Pauschalen in Anspruch, oder Du setzt Deine Hotelkos-
ten bzw. die Miete für Deine Bleibe an. Selbstverständlich wirst Du Dich jeweils
für die Variante entscheiden, bei der für Dich mehr herausspringt. Wenn Du
eine preisgünstige Bleibe gefunden hast, kannst Du die Rechnungen oder Quit-
tungen über Deine Unterkunftskosten beruhigt unter den Tisch fallen lassen.
Ein schlechtes Gewissen musst Du deshalb nicht haben. Sinn und Zweck von
Pauschalen ist nun einmal, dass sie auch dann gelten, wenn die tatsächlichen
Kosten niedriger sind. Das gilt übrigens auch für den Fall, dass Du Dich wäh-
rend Deiner Reise bei Bekannten einquartierst.
Bedenke beim Abwägen von Pauschale gegen tatsächliche Kosten, dass man
Dir von den Hotelkosten 20 % Verpflegungspauschale für das Frühstück ab-
zieht. Da in vielen ausländischen Staaten das Frühstück extra berechnet wird,
erfolgt keine Kürzung Deiner Hotelrechnung, wenn Du belegen kannst, dass
die Rechnung kein Frühstück beinhaltet. Wenn sich das nicht schon unmittelbar
aus der Rechnung ergibt, akzeptieren viele Finanzämter inzwischen auch, wenn
Du selbst einen handschriftlichen Vermerk, z. B. »Übernachtung ohne Früh-
stück«, anbringst.
948 Aufgepasst bei Gruppenreisen und Reisen zu Kongressen! Hattest Du für 948
Deine Reisen ins Ausland jeweils einen unmittelbaren betrieblichen Anlass, sei
es Besprechungen mit Geschäftsfreunden, Wareneinkäufe o. Ä., gehen sie beim
Fiskus anstandslos durch. Anders hingegen allgemeine Informationsreisen, für
die nur ein mittelbarer betrieblicher Anlass vorliegt. Hier setzt der Fiskalritter
sofort seinen Rotstift an, wenn er feststellt, dass Du dabei auch privaten Inter-
essen nachgegangen bist. Du benötigst also Unterlagen, mit denen Du nachwei-
sen kannst, dass bei der Reise eindeutig berufliche Aspekte im Vordergrund
standen und evtl. private Aspekte von untergeordneter Bedeutung waren. Letz-
tere dürfen nach derzeitiger Auslegung zeitanteilig gesehen höchstens 10 %
ausmachen, sonst liegen gemischte Aufwendungen vor, die auch nicht zum Teil
anerkannt werden (BFH-Urt. v. 27. 11. 1978 – BStBl 1979 II S. 213). Halte außer-
dem in den Unterlagen die Gründe fest, welche die Auslandsreise aus betrieb-
licher Sicht erforderlich gemacht haben.
Allerdings kommt in dieses strenge Aufteilungs- und Abzugsverbot inzwischen
Bewegung. Der BFH selbst stellt in Frage, ob die Anteile einer sowohl betrieb-
lich als auch privat veranlassten Reise nicht doch aufgeteilt werden können. Er
hat die Frage dem obersten Gremium des BFH, dem Großen Senat, zur ab-
schließenden Entscheidung vorgelegt (BFH v. 20. 7. 2006 – BStBl 2007 II S. 121).
Streicht Dir also das Finanzamt Deine Reisekosten völlig, obwohl Du während
der Reise zumindest teilweise betriebliche Dinge erledigt hast, lege Einspruch
ein und beantrage, die Entscheidung zurückzustellen, bis der BFH über die
Frage des Aufteilungsverbots endgültig entschieden hat.
Wichtig zu wissen: Bei Tagungen und Fachkongressen erkennt der Fiskalritter
die Kosten nur an, wenn der Tagungsleiter per Stempel und Unterschrift an
jedem Tag Deine Teilnahme testiert hat. Wenn Du keine Testate erhalten hast,
hebe Deine Aufzeichnungen aus den Veranstaltungen als Nachweis Deiner An-
wesenheit auf (FG des Saarlandes v. 14. 7. 1992 – EFG 1992 S. 727; auch BFH-
Urt. v. 13. 2. 1980- BStBl 1980 II S. 386). Lass Dir vom Veranstalter außerdem
eine schriftliche Garantie geben, dass die Reisekosten steuerlich absetzbar
sind.
949 Abrechnungen über Geschäftsreisen müssen tipptopp sein. Führ selbst kleinere 949
Beträge auf, denn Kleinvieh macht auch Mist. Längere Geschäftsreisen solltest
Du einzeln und ggf. monatlich abrechnen. Klebe der Übersichtlichkeit halber
kleine Belege auf größere und hefte, wenn Kopiergerät zur Hand, die entspre-
chende Seite aus dem Fahrtenbuch gleich als Kopie mit an.
Wenn Du so vorgehst, kann der Prüfer ruhig kommen: Das Thema Reisekosten
kannst Du als schon erledigt abhaken.
950 Wenn Du häufig aus betrieblichen Gründen im Ausland bist, solltest Du Dir 950
unbedingt die dort gezahlte Umsatzsteuer zurückholen. Hierfür benötigst Du
eine Bescheinigung des deutschen Finanzamts, dass Du umsatzsteuerlich erfasst
bist, und die Rechnungen. (Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass
Kopien für eine Vorsteuererstattung ausreichen müssen, wenn die Original-
rechnungen nicht mehr vorliegen – EuGH, Urteil v. 11. 6. 1996, C-361/96).
Reiche den Antrag beim ausländischen Fiskus ein und beachte dabei die engen
Fristen. Weitere Informationen bekommst Du beim Bundeszentralamt für
Steuern in Bonn.
951 Wichtig: Der Vorsteuerabzug aus Reisekosten – egal, ob der Unternehmer im 951
Inland oder im Ausland reist – wurde zum 1. 4. 1999 ersatzlos gestrichen. Da hat
uns die EU-Harmonisierung einmal mehr bares Geld gekostet! Allerdings hat
der Bundesfinanzhof später umgesteuert: Du kannst als Unternehmer Vorsteu-
ern aus Fahrtkosten mit öffentlichen Verkehrsmitteln ziehen und aus Über-
nachtungs- und Verpflegungskosten, wenn Du über Deine Übernachtung oder
Verpflegung ordnungsgemäße Rechnungen vorlegen kannst. Aus den Pauscha-
len für Verpflegung ist allerdings weiterhin kein Vorsteuerabzug zulässig (vgl.
dazu BFH v. 23. 11. 2000 – BStBl 2001 II S. 266, und BMF v. 28. 3. 2001 – BStBl
2001 I S. 251).
5. Bewirtungskosten
952 Lass Dich bei der nächsten Betriebsprüfung nicht in Verlegenheit bringen, wenn 952
Deine Bewirtungskosten geprüft werden.
Kosten zur Bewirtung von Geschäftsfreunden in Deiner Wohnung brauchst Du
erst gar nicht aufzuführen, die sind nämlich nicht abzugsfähig – es sei denn, Du
kannst nachweisen, dass gesundheitliche Gründe oder Gründe der Geheimhal-
tung die Besprechung und Bewirtung in Deiner Wohnung erforderlich gemacht
haben (weshalb Du Krankheitsnachweise immer gut aufheben solltest!).
Zwar musst Du Bewirtungskosten nicht mehr auf amtlich vorgeschriebenem
Vordruck nachweisen (§ 4 Abs. 5 Nr. 2 EStG), da selbst die Finanzbürokraten im
Lauf der Jahre gemerkt haben, dass sich die wichtigsten Daten schon aus der
Rechnung der Gaststätte ergeben, dafür wollen sie sie Dir nur noch anerken-
nen, wenn Du eine ihnen genehme Rechnung vorlegen kannst (BMF-Schreiben
v. 21. 11. 1994 – BStBl 1994 I S. 895). Damit Du ihnen nicht in die Nachweisfalle
tappst und Dir der Betriebsausgabenabzug für Deine Kundenbewirtung durch
die Lappen geht, musst Du darauf achten, dass die Gaststättenrechnung fol-
gende Angaben enthält:
● Namen und Adresse der Gaststätte,
● Deinen Namen und Adresse, außer bei Rechnungen bis 100 €,
● eine haarkleine Aufschlüsselung aller verzehrten Speisen und Getränke mit
den jeweiligen Preisen. Die Angabe »Speisen und Getränke« allein reicht
nicht aus, möglich sind aber Bezeichnungen wie »Menü 3«, »Tagesgericht«
oder »Lunch-Büfett«,
● Ort und Zeitpunkt der Bewirtung,
● Name und Adresse aller bewirteten Personen einschließlich Dir,
● den Gesamtrechnungsbetrag,
● die gesondert ausgewiesene Umsatzsteuer.
● Trinkgelder müssen ebenfalls gesondert nachgewiesen werden. Zahlst Du
mit Plastikgeld, reicht es aus, wenn Du die entsprechende Trinkgeldzeile auf
dem Zahlungsbeleg ausfüllst. Ansonsten muss das Trinkgeld handschriftlich
nachgetragen und vom Kellner durch seine Unterschrift bestätigt werden!
Zudem sollen nur noch Quittungen aus einer maschinellen oder elektronischen
Registrierkasse anerkannt werden.
Findet die Bewirtung nicht in einer Gaststätte statt, sondern z. B. bei Dir im
Betrieb, musst Du einen Eigenbeleg mit Angaben über Ort, Tag, Teilnehmer
und Höhe der Aufwendungen anfertigen.
953 Jetzt kommt der Hammer: Aufwendungen für die Bewirtung von Personen aus 953
geschäftlichem Anlass dürfen nur zu 70 % den Gewinn mindern (§ 4 Abs. 5 Nr. 2
EStG), sind also nur zu 70 % abzugsfähig. Das Finanzamt rechtfertigt diese Be-
schränkung durch die diskriminierende Unterstellung, der Spesenabzug werde
missbräuchlich ausgenutzt, indem wechselseitige Bewirtungen zwischen be-
freundeten und durch Geschäftsbeziehungen verbundenen Personen stattfän-
den (BR-Drucks. 700/73 S. 221).
Nach wie vor in voller Höhe, also zu 100 %, sind jedoch Bewirtungskosten aus
betrieblichem Anlass abziehbar, also z. B. die Bewirtung von Arbeitnehmern im
Rahmen eines Betriebsfests oder eines Arbeitsessens (Bericht des Finanzaus-
schusses des Bundestags, BT-Drucks. 11/252 S. 36).
Ein Urteil des FG Saarland (1 K 42/88) setzt dieser Regelung die Krone auf.
Der Tenor lautet: Zweifelt das Finanzamt die Angaben eines selbständigen Ver-
treters über Bewirtungskosten an, ist der Steuerzahler verpflichtet, die An-
schriften der bewirteten Personen mitzuteilen, wenn er den Aufwand steuerlich
berücksichtigt haben möchte. Beim Abzug der Vorsteuern aus Deinen Bewir-
tungskosten hatte der BFH allerdings ein Einsehen. Die kannst Du nämlich zu
100 % abziehen. Den aberwitzigen Unsinn, Deine Vorsteuern um 30 % zu kür-
zen, hat der BFH vom Tisch gefegt (BFH-Urteil v. 10. 02. 2005 – BStBl 2005 II
S. 509).
954 Die Kosten hierfür als Betriebsausgaben abzusetzen hat der Bundesfinanzhof 954
für unzulässig erklärt, denn der Geburtstag des Betriebsinhabers oder des Ge-
schäftsführers ist kein betrieblicher Anlass, auch wenn ganz überwiegend Ge-
schäftsfreunde geladen werden (BFH-Urt. v. 28. 11. 1991 – BStBl 1992 II S. 359).
Sei also clever und feiere Deinen Geburtstag zunächst privat und ohne Abzug
von Betriebsausgaben. Wenn Du dann einen Monat später zur Kontaktpflege
Deine Geschäftsfreunde einlädst, wird kein Prüfer einen Zusammenhang mit
Deinem Geburtstag annehmen und sind die Kosten dafür Betriebsausgaben,
zumindest in Höhe von 70 %.
Ähnlich funktioniert es bei einem Empfang zum 60. Geburtstag eines ver-
dienten Angestellten. Wenn Du das nicht zu einem Privatfest für ihn machst,
sondern als Feier des Betriebs zu seinen Ehren deklarierst, sind die Kosten Be-
triebsausgaben. Und für den Arbeitnehmer keine Sachzuwendungen (BFH-
Urt. v. 28. 1. 2003 – BStBl 2003 II S. 724)!
955 Splitte die Bewirtungskosten in Mietkosten und in Kosten für Speisen und Ge- 955
tränke auf. Das lohnt sich bei größeren Anlässen. Vereinbare mit dem Wirt, dass
er Dir für Speisen und Getränke Sonderkonditionen einräumt und dafür für
den Besprechungsraum Mietkosten in Rechnung stellt. Die Mietkosten setzt
Du nämlich nicht zu läppischen 70 %, sondern zu 100 % ab.
Ist Dein Ehegatte privat krankenversichert, fällt sogar nur der pauschale Ren-
tenversicherungsbeitrag in Höhe von 15 % an. Bei Gewerbetreibenden kommt
zur Ersparnis an Einkommen-, Kirchensteuer und Soli auch noch die Einspa-
rung an Gewerbesteuer hinzu.
Zum Konto hat der BFH mit Urteil vom 5. 2. 1997 (X R 145/94) entschieden:
Mitverfügungsrecht ist ausreichend. Der Arbeitnehmerehegatte muss also nicht
allein verfügungsberechtigt sein. Das Arbeitsverhältnis wird auch anerkannt,
wenn das Gehalt des Arbeitnehmerehepartners zur Tilgung eines Bankdarle-
hens des Arbeitgeberehepartners verwendet (FG Rheinland-Pfalz v. 26. 5. 1987
– EFG 1987 S. 609) oder als Darlehen dem Betrieb zur Verfügung gestellt wird
(BFH-Urt. v. 25. 7. 1991 – BStBl 1991 II S. 842). Dazu verlangt der Fiskus aber,
dass ein ordentlicher Darlehensvertrag abgeschlossen wird.
Aber: Die Leistungen aus der Direktversicherung etc. dürfen zusammen mit
den Rentenansprüchen des Ehepartners nicht zu einer Überversorgung führen.
Dazu sollte die Gesamtversorgung später nicht mehr als 75 % der letzten Be-
züge des Ehepartners betragen, und es muss auch den anderen Arbeitnehmern
eine entsprechende Versicherung angeboten worden sein (BMF v. 3. 11. 2004 –
BStBl 2004 I S. 1045). Das gilt allerdings nicht, wenn der mitarbeitende Ehe-
partner selbst bestimmt hat, dass Teile seines Arbeitslohns für die Direkt-
versicherung, die Pensionskasse oder den Pensionsfonds verwendet werden
sollen, die Beiträge also vom Betrieb nicht zusätzlich zum Gehalt aufgewendet
werden.
Seit 2005 werden Direktversicherungen, aus denen später eine Rente fließt, und
Pensionskassen gleich behandelt. Du kannst Dir also den bis dahin fälligen Be-
trag von 20 % Pauschalsteuer sparen. Dazu musst Du aber wissen, dass die ge-
zahlten Renten später zu 100 % der Steuer unterliegen und nicht mehr nur mit
einem geringen Ertragsanteil von z. B. 18 % bei Rentenbeginn mit 65 Jahren.
958 Das Ehegattengehalt wird anerkannt, wenn es angemessen ist. Am besten zahlst 958
Du also nach Tarif, denn Tarifzahlungen sind immer angemessen. Sonderzah-
lungen erkennt der Prüfer nur an, wenn auch die übrigen Beschäftigten sie er-
halten haben (BFH-Urteil v. 26. 2. 1988 – BStBl 1988 II S. 606).
Dadurch gehen Freibeträge und die Vorteile bei der Gewerbesteuer verloren.
Deshalb muss im Anstellungsvertrag das Aufgabengebiet genau beschrieben
sein.
959 Mit der Devise »Verliebe Dich oft! Verlobe Dich selten! Heirate nie!« fährst Du 959
zumindest in Bezug auf die steuerliche Anerkennung eines Arbeitsverhältnisses
mit einem Lebensabschnittspartner gut. Wenn Du Deinen Lebenspartner in
Deinem Betrieb einstellst, kann Dir der Fiskus nicht damit kommen, es sei ein
Fremdvergleich notwendig. Der Arbeitslohn ist in aller Regel als Betriebsaus-
gabe abzugsfähig. Das gilt auch dann, wenn er z. B. etwas höher ist als das Ge-
halt der meisten anderen Mitarbeiter. So jedenfalls sahen es die Richter beim
FG Niedersachsen am 12. 11. 1996 – EFG 1997 S. 334.
960 Fassen wir die besonderen Risiken noch einmal zusammen: 960
Voraussetzung für die steuerrechtliche Anerkennung eines Ehegattenarbeits-
verhältnisses ist, dass
1. eine klare und ernsthafte Vereinbarung vorliegt,
2. das Arbeitsverhältnis auch tatsächlich durchgeführt wird,
3. das Arbeitsverhältnis vergleichbar auch mit einem fremden Dritten durch-
geführt werden könnte (Fremdvergleich).
Der Aufgabenbereich des Arbeitnehmerehegatten ist möglichst genau anzuge-
ben, weil nur dadurch die Angemessenheit der Bezüge dargestellt werden
kann.
zum Ehegattenarbeitsverhältnis
961 Und aus welchen anderen Gründen solltest Du unbedingt einen Arbeitsvertrag 961
abschließen? Um darin eine Vereinbarung über die Art und Höhe der Vergü-
tung, vor allem aber über den Umfang der geleisteten Mitarbeit zu treffen, denn
bei nur gelegentlicher und unbedeutender Hilfeleistung ist in der Regel von
einer Unentgeltlichkeit auszugehen. Und damit entfällt die Steuerersparnis!
Der Vergütungsanspruch richtet sich nach den finanziellen Verhältnissen der
Ehegatten und den (soweit vorhanden) branchenüblichen Gepflogenheiten
(etwa für eine Aushilfskraft in der Gaststätte). Der Arbeitnehmerehegatte ist
nach den allgemeinen Vorschriften lohnsteuerpflichtig. Eine Versicherungs-
pflicht in der Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung besteht in fol-
genden Fällen:
● Dein Ehegatte ist tatsächlich in Deinen Betrieb eingegliedert,
● Du zahlst ein angemessenes Entgelt,
● das Entgelt wird als Betriebsausgabe verbucht und wie steuerpflichtiger Ar-
beitslohn behandelt.
Im Übrigen musst Du die allgemeinen Entgelt- und zeitlichen Grenzen (gering-
fügige Beschäftigung) beachten. Du setzt das Gehalt am besten aus einem Teil
zu versteuernder und einem Teil steuerbegünstigter Bezüge zusammen.
Wer als Selbständiger viel auf Reisen ist, hat jeden Grund, seinen Ehepartner
bei sich einzustellen.
Der Bund gewährte 1995 der Deutschen Bahn AG Personalkosten in Höhe von
5,5 Milliarden Mark jährlich wegen des angeblichen zusätzlichen Personalbedarfs.
Tatsächlich bestand jedoch nach Prüfungen
des Rechnungshofs für mindestens 20 000 Leute
gar kein Erstattungsanspruch. Ausgaben dafür: 1,3 Milliarden im Jahr.
(Bericht des Bundesrechnungshofs)
963 Nicht anzuerkennen sind »Arbeitsleistungen, die wegen ihrer Geringfügigkeit 963
oder Eigenart üblicherweise nicht auf arbeitsvertraglicher Grundlage erbracht
werden« (R 4.8 Abs. 3 EStR). Die Abgrenzung kann schwierig sein und ist in der
Praxis immer wieder streitig. Deshalb gebe ich Dir zwei Beispiele an die Hand:
Beispiel 1
A, praktischer Arzt, hat mit seiner 15-jährigen Tochter folgenden Arbeitsver-
trag abgeschlossen: Für eine monatliche Vergütung von rund 200 € übernimmt
sie zu bestimmten Zeiten, vor allem während der Wochenendbereitschaft, in der
Familienwohnung den Telefondienst und wäscht und bügelt samstags für zwei
Stunden die Praxiswäsche. Der Bundesfinanzhof hat den »Arbeitsvertrag« nicht
anerkannt, weil insbesondere der Telefondienst im Rahmen der normalen Le-
bensführung miterledigt werden kann (Urteil v. 9. 12. 1993, BStBl II 1994
S. 298).
Beispiel 2
B, Lebensmittelhändler, hat mit seinen beiden volljährigen Töchtern Arbeits-
verträge geschlossen und die eine als Verkaufshilfe, die andere als Buchhalterin
beschäftigt. Der Bundesfinanzhof hat die Arbeitsverträge anerkannt, weil die
Kinder Arbeiten übernommen haben, die häufig von Schülern, Studenten oder
Hausfrauen gegen entsprechende Bezahlung ausgeführt werden (Urteil v.
25. 1. 1989, BStBl II S. 453).
Richte Dich darauf ein und sorge dafür, dass Deine Kinder nicht nur geringfü-
gige Dienstleistungen erbringen. Vereinbare zusätzlich zum Telefondienst Bo-
tengänge, Reinigungs- und Schreibarbeiten etc.
964 Die Kombination abgabefreier Gehaltsbezüge (das gilt auch für Pauschallohn) 964
mit vermögenswirksamen Leistungen ist besonders attraktiv. Bestimmt das
Kind, dass Teile seines Lohns von z. B. monatlich 400 € vermögenswirksam an-
gelegt werden, etwa in einen Bausparvertrag, bei dem monatlich bis zu 39 €
begünstigt sind, kann es eine Arbeitnehmersparzulage von 9 % beanspruchen.
So wird gerechnet:
Monatliches Gehalt brutto = 400 €
./. vermögenswirksame Leistung – 40 €
Auszahlungsbetrag 360 €
965 Ist doch klar, bevor Euer Kind den Betrieb übernimmt, besucht es die Meister- 965
schule. Die Ausbildung finanziert natürlich der Betrieb, und das Gehalt läuft
während der Ausbildung weiter. Und der Meisterschüler setzt von seinem Ge-
halt die Spesen während des Lehrgangs als Werbungskosten ab (BFH-Urt. v.
14. 12. 1990 – BStBl 1991 II S. 305).
Damit das klappt, muss ein handfester Vertrag her, in dem Vereinbarungen ge-
troffen werden, wie sie auch zwischen Fremden üblich wären. Denn das FG
Niedersachsen sah eine Meisterprüfung nicht als betrieblich bedingt an, wenn
der Sohn den Betrieb übernehmen soll (2. 12. 1998 – XII 542/96).
Ausbildungsdienstvertrag
Zwischen der Firma Herbert Quast, Malerbetrieb in Stuttgart, und Egon
Quast, Malergeselle, wohnhaft ebendort, wird folgender Ausbildungs-
dienstvertrag geschlossen:
Egon Quast ist bereit, alsbald die Prüfung als Malermeister abzulegen
und sodann als solcher in der Firma Herbert Quast tätig zu sein.
Die Firma ist auf eine jüngere Meisterfachkraft angewiesen und deshalb
bereit, die Lehrgangsgebühren zu übernehmen. Außerdem wird das Gehalt
bis zum Ablauf der Regelausbildungsdauer von 14 Monaten weitergezahlt.
Egon Quast besucht ab 1. 2. 20 . . die Badische Malerfachschule. Das
bereits bestehende Dienstverhältnis wird ab 1. 2. 20 . . in ein Ausbil-
dungsdienstverhältnis umgewandelt. Egon Quast verpflichtet sich, nach
Ablegung der Meisterprüfung als Meister in der Firma Herbert Quast tätig
zu sein.
Kündigt Egon Quast vor Ablauf von zehn Jahren, sind die von der Firma
getragenen Lehrgangsgebühren und die während des Lehrgangs gezahlten
Gehälter für jedes ausstehende Jahr in Höhe von einem Zehntel zurückzu-
zahlen.
Stuttgart, den ...............
.............................. ................................
Unterschrift Herbert Quast Unterschrift Egon Quast
966 »Stille Teilhaber habe ich genug, mehr brauche ich nicht«, sagst Du sogleich und 966
denkst dabei ans Finanzamt und die Hypothekenbank.
Doch was hältst Du davon, die stille Teilhaberschaft des Finanzamts deftig zu
beschneiden und stattdessen Dein Kind als stillen Gesellschafter in Deine
Firma aufzunehmen? Die Gewinnbeteiligung des Kindes wird zum größten Teil
zu dessen Unterhalt verwendet, insoweit wirst Du also finanziell entlastet. Der
Rest wird gewinnbringend angelegt, z. B. in eine nach zwölf Jahren (Mindest-
laufzeit) fällige Lebensversicherung des Kindes.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die stille Beteiligung des Kindes mindert
Deine gewerblichen Einkünfte, wodurch Du Steuern sparst. Das Kind selbst
zahlt keine Steuern, weil es seine Freibeträge (1 421 € für Kapitaleinkünfte und
7 664 € Grundfreibetrag) ausschöpfen kann und die Beiträge in die Lebensver-
sicherung als Sonderausgaben angesetzt werden. Der Gewinn aus der Lebens-
versicherung ist bei Fälligkeit nach einem Ablauf von zwölf Jahren steuerfrei.
Die Vergünstigungen summieren sich innerhalb von zwölf Jahren auf steuer-
freie Vorteile in hübscher Höhe.
Beispiel
1. Du schenkst Deinem Kind 50 000 €. Die Schenkung wird notariell beurkun-
det, und es wird ein Ergänzungspfleger eingeschaltet, da Dein Kind minder-
jährig ist. Die Schenkung ist steuerfrei, weil Deinem Kind ein Schenkungs-
freibetrag von 205 000 € zusteht.
2. In einem weiteren notariellen Vertrag räumst Du Deinem Kind eine stille
Beteiligung nach § 230 ff. HGB an Deiner Firma mit einer Vermögensein-
lage von 50 000 € ein. Damit Dir die Fiskalritter keinen Strich durch die
Rechnung machen, wird das Kind auch an einem eventuellen Verlust ange-
messen beteiligt. Die Gewinnbeteiligung darf aber 15 % (ohne Verlustbetei-
ligung 12 %) der Vermögenseinlage nicht übersteigen, sonst gerätst Du mit
dem Finanzamt in Konflikt (H 138 a Abs. 5 EStH).
3. Dein Kind erhält also jährlich 15 % v. 50 000 € = 7 500 €
4. Jährliche Steuerersparnis bei Dir 42 % von 7 500 € = 3 150 €
5. Bei der Lebensversicherung ergibt sich bei einer Jahresprämie von ca. 2 500 €
nach Ablauf der zwölf Jahre eine Versicherungssumme von ca. 46 000 €, von
denen nach Abzug der gezahlten Prämien (12 2 500 € = 30 000 €) 16 000 €
steuerfrei sind. Mit diesem Geld kann Dein Kind die stille Beteiligung an
Deiner Firma auf fast 100 000 € aufstocken.
967 Vielleicht bist Du schon einmal in die Verlegenheit geraten, dass Du Deinem 967
Nachwuchs oder einem Freund beim Sprung in die Selbständigkeit finanziell
unter die Arme greifen musstest. Nehmen wir mal an, Du stecktest 20 000 € in
so ein Geschäft. Ein Darlehen darüber hast Du vereinbart. Nun, das ist so lange
schön und gut, wie der Ausflug in die Selbständigkeit gutgeht und Profite ab-
wirft. Aber was, wenn er in die Hose geht und Du Deine Kröten in den Schorn-
stein schreiben musst? In diesem Fall schaust Du auch noch steuerlich be-
lämmert aus, weil Dir die Fiskalritter mit dem leider zutreffenden Hinweis,
Darlehensverluste seien ein nicht berücksichtigungsfähiger Verlust auf Vermö-
gensebene, jegliche steuerliche Berücksichtigung der verlorenen 20 000 € ver-
weigern.
Das lässt sich vermeiden, indem Du für Deinen Obolus eine stille Beteiligung
verlangst und gleichzeitig eine Verlustbeteiligung vereinbarst. Wirft das neu ge-
gründete Unternehmen Gewinne ab, fährst Du mit den Erträgen aus stiller Be-
teiligung genauso gut wie mit einem herkömmlichen Darlehen. Erleidet Dein
Sprössling oder Dein Freund dagegen Schiffbruch, geht zwar immer noch Deine
Beteiligung den Bach hinunter, aber Du kannst wenigstens den Verlust der stil-
len Beteiligung in voller Höhe steuerlich absetzen.
968 Hast Du z. B. Deiner Tochter durch eine Bürgschaft über 50 000 € zu dem Bank- 968
kredit verholfen, die sie für den Aufbau ihres Kosmetikstudios benötigte, sei auf
der Hut, wenn die Pleite naht. Zahlungen aufgrund einer Bürgschaft werden
nämlich von Fiskalvertretern als persönliches Privatvergnügen eingestuft und
fallen steuerlich unter den Tisch. Statt gottergeben darauf zu warten, dass die
Bank Dir die Daumenschrauben anlegt und Deine so selbstlos gegebene Bürg-
schaft in Anspruch nimmt, gehst Du in die Offensive und schickst Deine Toch-
ter mit folgendem Angebot zu ihr. Sie bietet der Bank die Zahlung von 50 000 €
an, wenn sie Dich dafür aus der Bürgschaft entlässt. Diese 50 000 € bekommt sie
natürlich von Dir. Allerdings nicht umsonst. Für den gleichen Betrag räumt sie
Dir jetzt eine stille Beteiligung mit entsprechendem Anteil an Gewinn und Ver-
lust ein. Zwar sind Deine 50 000 € dennoch zum Teufel, doch hältst Du mit die-
sem Kniff den Schaden dank Absetzbarkeit des Verlusts in Grenzen.
Deine Rechnung sieht dann für das Finanzamt z. B. so aus:
Zu versteuerndes Einkommen bisher 75 000 €
Einkommensteuer darauf lt. Splittingtabelle 16 652 €
./. Verlust aus stiller Beteiligung – 50 000 €
zu versteuerndes Einkommen neu 25 000 €
. . . die Dich ein wenig zu trösten vermag, wenn das Kind schon mal in den Brun-
nen gefallen ist.
969 Viele Selbständige lassen sich auf Drängen ihres Partners verleiten, die Güter- 969
trennung aufzugeben. Gütergemeinschaft kann aber dazu führen, dass Du Dein
bisheriges Einzelunternehmen steuerlich nun in Mitunternehmerschaft mit
Deinem Ehepartner betreibst. Es ist für die Annahme einer Mitunternehmer-
schaft nämlich nicht ausschlaggebend, ob eine Person Gesellschafter im zivil-
rechtlichen Sinn ist oder nicht. Voraussetzung ist vielmehr, dass beide Ehegat-
ten gemeinschaftlich eine selbständige, nachhaltige Tätigkeit ausüben, die mit
Gewinnabsicht unternommen wird. Bei vereinbarter Gütergemeinschaft gehört
das Betriebskapital beiden Ehegatten. Deshalb erfüllen auch beide durch den
Einsatz dieses Kapitals in einem Gewerbebetrieb die Voraussetzungen für eine
Mitunternehmerschaft.
970 Es gibt nichts Schöneres, als wenn Großeltern, Eltern und Kinder sich gegensei- 970
tig helfen . . . und das Finanzamt noch etwas dazulegt.
Dein Vater hilft Dir im Betrieb. Du bedienst Dich seiner langjährigen Erfah-
rungen, er erledigt Arbeiten verschiedenster Art, die insgesamt gesehen über
den Rahmen der familiären Mithilfe hinausgehen. Er macht das schon seit Jah-
ren und völlig unentgeltlich, auch deshalb, um die Kosten für eine teure Arbeits-
kraft zu sparen. Er könnte aber noch viel mehr für Dich tun: Er könnte Dir
helfen, eine Menge Steuern zu sparen. Voraussetzung ist, dass Ihr einen Arbeits-
vertrag schließt, in dem alles genau geregelt ist, sonst macht das Finanzamt nicht
mit. Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Eine besteht darin, dass Dein Vater als kurzfristig beschäftigte Aushilfskraft –
nicht regelmäßig und für längstens 50 Tage im Jahr, aber zusammenhängend
nicht mehr als 18 Tage – beschäftigt wird. Eine derartige Beschäftigung wäre
sozialversicherungsfrei. Die Abgaben darauf könnten von Dir mit 25 % Lohn-
steuer zzgl. 7 % Kirchensteuer und 5,5 % Solidaritätszuschlag, insgesamt also
mit 28,12 % pauschal übernommen werden und wären bei Dir als Betriebsaus-
gaben absetzbar. Dein Vater hätte nichts zu versteuern.
971 Willst Du noch mehr Steuern sparen, weil Deinem Vater ein höherer Verdienst 971
zukommt, dann vereinbare ein reguläres Gehalt, wobei ein Teil davon in freier
Kost und Wohnung bestehen könnte. Hierbei wird steuerlich am meisten ge-
spart, weil Du die Ausgaben für Kost und Logis mit den tatsächlich entstande-
nen Beträgen als Betriebsausgaben abziehen kannst, Dein Vater aber nur den
pauschalierten Sachbezug zu versteuern hat. Dieser beträgt in 2007 im Monat
399,20 €/384,70 € (West/Ost).
»Und was kommt steuerlich dabei heraus?«, fragst Du. Angenommen, Dein
Vater ist Rentner und bezieht eine monatliche Rente von 300 €. In Eurem Ar-
beitsvertrag ist vereinbart, dass er außer freier Kost und Logis einen Arbeits-
lohn von 200 € brutto erhält.
Deine betrieblichen Ausgaben betragen Lohn = 200 € 12 = 2 400 €
Aufwendungen für Beköstigung, geschätzt 250 € 12 = 3 000 €
Aufwendungen für Wohnung: anteilige Hauskosten
einschließlich Abschreibung und Schuldzinsen, soweit
sie auf die Räume entfallen, in denen Dein Vater lebt, ca. 3 600 €
Summe der Betriebsausgaben 9 000 €
Ersparnis an Einkommensteuer bei 35 % Steuersatz = 3 150 €
Ersparnis an Gewerbesteuer rd. 11% 990 €
USt aus Sachbezug 12 399 € : 1,16 16 % = – 660 €
verbleibende Ersparnis 3 480 €
Dein Vater selbst hat keine Steuern zu zahlen, wie ich Dir hier zeige:
Einkünfte aus Arbeitslohn
Pausch. Sachbezüge (Kost und Wohnung)
Verpflegung rund 205 €
Unterkunft rund 198 €
./. 15 % – 30 €
373 € 12 = 4 476 €
Lohn = 200 € 12 = 2 400 €
Summe = Arbeitslohn 6 876 €
./. Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
Einkünfte 5 956 €
Renteneinkünfte 300 € 12 = 3 600 €,
davon Ertragsanteil 50 % bei Eintrittsalter 65 = 1 800 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 € 1 698 €
Summe der Einkünfte 7 654 €
./. Altersentlastungsbetrag 40 % vom Arbeitslohn,
höchstens 1 900 € – 1 900 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 5 754 €
./. Sonderausgaben
Vorsorgepauschale (nicht sozialversichert) 756 €
Sonderausgabenpauschbetrag 36 € – 792 €
Zu versteuerndes Einkommen 4 962 €
Einkommensteuer 2007 0€
So wird‘s gemacht.
973 Warum sollst Du für ein Gutachten oder eine Beratung nicht auch mal Geld 973
lockermachen? Es müssen ja nicht gleich Millionen sein, wie sie Politiker und
Ministerien für ihre Begünstigten von unserem Geld als Steuerzahler verun . . .,
nein, toleranter möchte ich sagen: vergeuden.
Schließe mit Deinem Vater nach seinem 65. Geburtstag einen Beratervertrag
gegen Honorar ab und verpflichte ihn, Dir bei schwierigen betrieblichen Ent-
scheidungen beratend zur Seite zu stehen, z. B. bei Investitionen, Expansions-
plänen oder der Einstellung von Mitarbeitern. Ist Dein Vater Frührentner, darf
er erst ab 65 Jahren unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass ihm seine Rente
gekürzt wird. Auch selbständige Erwerbstätigkeit ist vor dem 65. nicht erlaubt.
Die Honorarrechnung Deines Vaters könnte so lauten:
Honorarrechnung
Für Beratertätigkeit an 50 Tagen mit insgesamt
500 Stunden (Stundensatz 30 €) erlaube ich mir,
absprachegemäß folgende Kostennote zu erstellen:
Beraterhonorar 15 000 €
+ Mehrwertsteuer 16 % 2 400 €
Rechnungsbetrag 17 400 €
Eine Spezifikation über meine Tätigkeit an den einzelnen Tagen
ist beigefügt.
974 Lohnsteuer und Sozialversicherung setzen der Bezahlung einer Teilzeitkraft 974
enge Grenzen. Was beide Seiten meist anstreben: Pauschalsteuer von 2 % und
pauschale Sozialversicherung von max. 28 %. Dazu darf der monatliche Ar-
beitslohn 400 € nicht übersteigen. Die Teilzeitkraft ist dann geringfügig beschäf-
tigt.
»Was mache ich aber, wenn ich meine Teilzeitkraft in den Monaten Juni und Juli
zusätzlich als Urlaubsvertretung brauche und sie in diesen beiden Monaten
jeweils 1 500 € brutto erhält?«, fragst Du. In diesen beiden Monaten besteht
keine Sozialversicherungspflicht, denn die Beschäftigung ist nur kurzfristig –
d. h. längstens zwei Monate oder 50 Arbeitstage. Steuerlich kannst Du die
Lohnsteuer mit 2 % pauschal berechnen. Oft erkennt man dann, dass eine
Lohnsteuer gar nicht anfällt (siehe E Rz 434). Hat die Teilzeitkraft keine Lohn-
steuerkarte abgegeben, muss die Lohnsteuer entweder pauschal oder nach
Steuerklasse VI erhoben werden, was sehr teuer wird.
»Und was mache ich, wenn ich der Teilzeitkraft im Dezember zusätzlich zu
ihrem Pauschallohn 300 € Weihnachtsgeld zahle?«, fragst Du weiter. Das Weih-
nachtsgeld wird als Einmalzahlung rechnerisch auf das ganze Jahr verteilt, d. h.,
jedem Monat werden rechnerisch 25 € zugeschlagen. Falls der Arbeitslohn
dabei unter 400 € bleibt, bleibt es bei der pauschalen Sozialversicherungsbei-
tragspflicht. Wird die 400-€-Grenze durch das Weihnachtsgeld überschritten,
besteht reguläre Sozialversicherungspflicht.
978 Die Abzugsbeschränkungen sind für Dich vollkommen passé, wenn Du es 978
schaffst, kein »häusliches Arbeitszimmer«, sondern ein Büro zu haben. Als Ge-
schäftsführer einer GmbH hast Du es da besonders leicht. Deine Firma mietet
den bisher als Arbeitszimmer genutzten Raum von Deinem Ehepartner und
stellt ihn Dir als Büro zur Verfügung. Die Mietkosten stecken in Deiner Firma
als Betriebsausgaben, und Deine bessere Hälfte macht einen schönen Verlust
aus Vermietung und Verpachtung geltend, indem sie sämtliche auf das Zimmer
entfallenden Kosten mit der Miete verrechnet. Unter dem Strich habt Ihr so
also weiterhin den Vollabzug aller Arbeitszimmerkosten erreicht. Achte jedoch
auf die Angemessenheit der Miete, sonst versucht der Fiskus, Dir eine verdeckte
Gewinnausschüttung anzuhängen.
980 Auch für Dich als Selbständigen gilt die 1 %-Regelung wie bei Kfz-Überlassung 980
an Arbeitnehmer. Der Entnahmewert der privaten Pkw-Nutzung durch Dich
beträgt somit monatlich 1 % des inländischen Listenpreises Deines Autos zum
Zeitpunkt der Erstzulassung zzgl. Kosten für Sonderausstattung und USt (§ 6
Abs. 1 Nr. 4 Satz 2 EStG).
Die 1 %-Regelung kannst Du aber nur für Fahrzeuge des notwendigen Betriebs-
vermögens anwenden. Das bedeutet, dass Du den fahrbaren Untersatz zu mehr
als 50 % betrieblich nutzen musst. Zur betrieblichen Nutzung gehören neben
den echten Geschäftsfahrten auch die Fahrten zwischen Wohnung und Betrieb,
und zwar ohne Kappung der ersten 20 km. Auch eine Mittagsheimfahrt, um zu
Hause zu essen, kannst Du beruhigt der betrieblichen Nutzung zurechnen.
982 Nutzen auch Deine Lieben (Frau/Mann/Kinder) die Firmenfahrzeuge privat, 982
dann setz die 1 %-Regelung für den einen oder anderen Monat im Jahr aus. Das
geht so: Die pauschale Nutzungswertermittlung wird monatsweise durchge-
führt. Wird also in einem Monat ein Auto nicht privat genutzt, entfällt die Nut-
zungsbesteuerung. Als Unternehmer wirst Du eher selten vier Wochen Urlaub
machen – der Rest der Familie aber vielleicht doch. Aber Vorsicht: Nur einmal
im Monat genutzt – schon bist Du mit von der Steuerpartie. Fragt sich nur, wie
das Finanzamt das nachweisen will.
983 Kostendeckelung 983
Glücklicherweise hat alles seine Grenzen, sogar, wenn es um die Besteuerung
geht – man möchte es ja nicht glauben. Jedem ist klar: Die teure 1 %-Regelung
wächst sich zum absoluten Ärgernis aus, wenn das Auto schon abgeschrieben
ist. Denn die tatsächlichen Kosten interessieren bei der Anwendung der 1 %-
Regelung nicht und Wertansatz ist ja der Listenpreis des Fahrzeugs bei der Erst-
zulassung. Ist das Auto aber schon abgeschrieben, dann kann es sein, dass die
pauschal ermittelten Kosten für die Privatnutzung höher sind als die tatsächlich
entstandenen Kosten. Ist das bei Dir der Fall, dann kannst Du den Wert der
Privatnutzung auf die Höhe der tatsächlich entstandenen Kosten begrenzen –
und Du musst Dich nicht einmal auf ein BFH-Urteil berufen, denn es gibt dazu
sogar eine finanzinterne Anweisung (BMF-Schreiben v. 21. 1. 2002 – BStBl 2002
I S. 148, Rz. 14), der das Finanzamt folgen wird. Voraussetzung: Du weist die
tatsächlich entstandenen Aufwendungen nach.
zur Pkw-Nutzung
984 Entweder wendest Du die private Nutzungswertbesteuerung auf die betrof- 984
fenen Kfz zusammen an oder nur auf einzelne, für die das günstig ist.
Übrigens: Die 1 %-Regelung gilt sogar für Geländewagen. Das hat der BFH so
entschieden (Urt. v. 12. 2. 2002 – R 23/01).
Wichtig: Die 1 %-Regelung gilt nur für Pkws. Wenn Du in Deinem Betrieb also
nur schmucke, kleine Kastenwagen hast, die als Lkw zugelassen sind, bist Du
aus dem Schneider.
985 Zwar hat der BFH entschieden, dass die 1 %-Regel verfassungsgemäß sein soll, 985
doch hat er Dir gleichzeitig die Möglichkeit eingeräumt, für die Umsatzsteuer
nur die tatsächlichen Kosten anzusetzen. Das heißt für Dich, dass Du nur Um-
satzsteuer auf die mit Vorsteuer belasteten Kosten zahlen musst und den Anteil
sogar schätzen kannst!
Beispiel
Kfz-Kosten (netto) in €
Ansatz kein Ansatz
Benzin 2 000 €
Versicherung 800 €
Reparaturen 500 €
Steuer 600 €
AfA 4 000 €
Summe 6 500 € 1 400 €
Davon 35 % 1 950 €
USt 19 % 370 €
Zum Vergleich: Bei Ansatz des Listenpreises müsstest Du 23 200 € 1 % 12
Monate = 2 784 €, davon 80 %, also 2 227,20 € 16 % = 423,17 € zahlen. Erspar-
nis 53,17 €! Lach jetzt nicht. Haben und nicht haben!
986 Nennst Du etwa einen wunderschönen alten, aber leider auch extrem teuren 986
Oldtimer Dein Eigen? Setz locker monatlich 1 % des Listenneupreises zum
Zeitpunkt der Erstzulassung als Privatanteil an. Du hast für Dein Goldstück
zwar umgerechnet 130 000 € berappt, 1958 aber, als es erstmalig zugelassen
wurde, lag der Listenpreis bei schlappen 35 000 DM, umgerechnet also ca.
17 900 €. Macht für Dich pro Monat 179 €, im Jahr 2 148 € Privatanteil. Allein
die Abschreibung – ohne die ganzen übrigen Kosten – beträgt dagegen schon
rund 22 000 € im Jahr, und die steckt jetzt voll in den Betriebsausgaben.
Frauen sind wie Katzen: Beide kann man nur zwingen, das zu tun, was sie selbst mögen.
(Colette)
Nicht jeder freut sich über die 1 %-Regelung. Sie kann auch ins Gegenteil schla-
gen. Weil Du es gern bequem hast, hast Du Dir als Betriebs-Pkw einen acht
Jahre alten Mercedes 560 SEL zugelegt, der noch ganz gut in Schuss ist und nur
8 000 € gekostet hat. Reparaturen und laufende Kosten halten sich in Grenzen,
weil Du nicht viel fährst. Inklusive Abschreibung kostet Dich das Auto so nur
etwa 6 000 € im Jahr. Leider hat die Mühle zu ihren Glanzzeiten als Neuwagen
umgerechnet 62 000 € nach Liste gekostet. Dein Privatanteil beträgt somit:
62 000 € 1 % = 620 € 12 = 7 440 €. Wie Du siehst, ein überaus schlechtes
Geschäft: Theoretisch müstest Du sogar mehr versteuern, als Du überhaupt an
Kosten hattest. In der Praxis wird zwar die Versteuerung auf die Höhe der tat-
sächlichen Kosten begrenzt (BMF-Schreiben v. 12. 5. 1997 – BStBl 1997 S. 562,
TZ 13), trotzdem gibt es für Dich nur eine Alternative: Führe ein Fahrtenbuch,
und schon kannst Du belegen, dass das Auto zu 80 % betrieblich genutzt wird,
womit wieder 4 800 € von 6 000 € Deiner Gesamtkosten abzugsfähige Betriebs-
ausgaben sind!
Zum Fahrtenbuch siehe unbedingt E Rz 116 ff.
987 So nervend die 1 %-Regel auch ist – sie hat ihre Vorteile!! Wenn Du mit Deinem 987
betrieblichen Pkw einen Unfall auf einer Privatfahrt hast, sind die Kosten als
Betriebsausgaben abzugsfähig. Denn mit dem Ansatz von 1 % Eigenanteil ist
alles abgegolten.
990 Nehmen wir an, Du bist ein richtiger Autonarr. Du wohnst in einem Einfamili- 990
enhaus und hast Dir nebenan eine große Garage gebaut, in der mehr als genug
Platz ist, Deinem Hobby, Motoren zu frisieren, nachzugehen. Im Lauf der Jahre
hast Du Dir sogar eine Inspektionsgrube gebaut und tolles Werkzeug beschafft.
Zudem hast Du einen Flaschenzug installiert, um Motoren und Maschinenteile
bequem aus- und einbauen zu können. Kurz und gut: Du hast eine richtige
kleine Werkstatt für Dich. Liegt es da nicht nahe, Dir nebenbei Geld zu verdie-
nen, indem Du sie anderen Leuten zur Verfügung stellst und dafür Miete ver-
langst?
»Nein – das liegt gar nicht nahe«, sagst Du. »Ab und zu überlasse ich sie einem
Freund, aber mich mit Fremden rumschlagen? Dafür habe ich weder Zeit noch
Geduld.« Da hast Du Dich ja schon halb strafbar gemacht, wenn Du Deine
Freunde dort arbeiten ließest, ohne eine Gewerbegenehmigung in der Tasche
zu haben. Und was Du dafür gezahlt bekamst, hast Du sicher schwarz einge-
steckt. Auch das ist strafbar.
Bleib lieber auf dem Weg des Gesetzes, hol Dir eine Gewerbeerlaubnis für ein
paar Euro bei der Gemeinde und gib dem Finanzamt ordnungsgemäß an, was
Du einnimmst. Ich rechne Dir vor, was das bringen kann:
Einnahmen aus Automietwerkstatt, die Du zwecks Schonung Deiner Nerven
nur guten Freunden zur Verfügung stellst, die (was Du dem Finanzamt nicht
gerade erklären musst) aus dem Gegenwert von jährlich
8 Kästen Bier bestehen, also 80 €
Ausgaben
Baukosten der Garage 12 000 €, AfA 7 % 840 €
Baukosten der Grube 3 500 €, AfA 10 % + 350 €
Werkzeug 2 500 €, AfA 10 % + 250 €
Maschinen 5 000 €, AfA 20 % + 1 000 €
Anteilige Kosten Grundsteuer, Strom, Heizung, Wasser + 150 €
Anteilige Telefonkosten + 20 €
Teilzeitkraft Ehepartner, Tochter etc. (zur Annahme
von Gesprächen, Buchführung usw.)
monatlich 50 € + 600 €
Spesen, Büromaterial + 150 €
Diesem Aufwand von 3 360 €
stehen 80 € Einnahmen gegenüber, macht einen Verlust von 3 280 €
Übertreib es aber nicht und bewahre alle Belege sorgfältig auf.
Merke: Gewinne aus einem Gewerbebetrieb gibt es in den Anfangsjahren bei
einem neu eröffneten Geschäft kaum. Das Finanzamt kennt das aus langer Er-
fahrung. Steuererstattung darauf: zwischen 553 € und 1 542 €.
991 Angenommen, Du entdeckst den Künstler in Dir und richtest Dir ein teures 991
Atelier ein. Soweit es rechtlich vertretbar erscheint, berücksichtigt das Finanz-
amt in diesem Fall den Umstand, dass bis zur Erzielung ausreichender Ein-
künfte eine längere Zeit als bei manch anderer Berufsgruppe vergehen kann:
»Ebenso wird zu berücksichtigen sein, dass bei Künstlern auf Jahre mit Gewin-
nen auch längere Perioden mit Verlusten folgen können. Letztlich können je-
doch Verluste von Kunstschaffenden bei der ESt-Veranlagung steuermindernd
nur berücksichtigt werden, wenn es sich um Verluste aus einer Tätigkeit han-
delt, die auf die Erzielung von positiven Einkünften gerichtet ist.« (OFD Köln
v. 5. 9. 84 S. 2246 – 3 St – 113) Du musst also nur darauf achten, dass keiner sagen
kann, es sei Liebhaberei!
für Hobbyschriftsteller
992 Wenn persönliches Interesse und Geschäftssinn in dieselbe Richtung gehen, 992
steht am Ende oft der große Erfolg, so sagt man. Und da jedes Unternehmen
mit einem gewissen Risiko verbunden ist, solltest Du finanziell gut abgesichert
sein, um mögliche Verluste zu verkraften – am besten durch hohe Einkünfte aus
anderen Quellen. »Die dann durch Verrechnung mit den Verlusten geschmälert
werden. Das willst Du doch sagen«, so schließt Du. Richtig, so erging es
● der Ehefrau eines gut verdienenden Arztes mit ihrer Töpferei (10 000 € Ver-
lust in sechs Jahren),
● einem Diakon mit einer Mineralien- und Fossilienhandlung (55 000 € in acht
Jahren),
● einem Studienrat a. D. und einem Lehrer als Schriftsteller über das Eisen-
bahnwesen (24 000 € in vier Jahren) bzw. Wappenkunde (72 000 € in 14 Jah-
ren),
● einem Angestellten mit einer Papageienzucht (14 000 € in fünf Jahren),
● einem anderen Angestellten mit einer VIP-Autovermietung Mercedes 600
(30 000 € nach zwei Jahren),
● einem Prokuristen und seiner Frau, die zusammen eine Heilpraxis ausübten
(90 000 € in sieben Jahren),
● einem Angestellten als Kunstmaler, der durch Studienreisen hohe Verluste
hatte (15 000 € in drei Jahren),
● einem Werklehrer als Bildhauer (über 100 000 € in 18 Jahren),
● einem Rechtsanwalt, der über 20 Jahre einen Verlust von 500 000 € ab-
schrieb.
»Und das Finanzamt hat denen die Verluste nicht wegen Liebhaberei gestri-
chen und musste damit diesen Leuten die bereits bezahlten Steuern für die nor-
malen Einkünfte wieder rausrücken?«, fragst Du ungläubig. Ja, alles durchge-
gangen! Einer hat sogar seine Kosten als Liebhaber abgesetzt (Verlust in sieben
Jahren 90 000 €).
993 Nicht voll durchgegangen sind vielleicht ebenso viele Unternehmen. Bevor Du 993
Dein Hobby zu einem der folgenden Geschäfte machst, schlag lieber die ent-
sprechenden Entscheidungen nach, damit Du keine Fehler begehst:
● Rallyesportunternehmen eines Fahrlehrers, sechs Jahre Verluste: Liebhabe-
rei, FG Niedersachsen EFG 1992, S. 97,
● Secondhandshop infolge fehlender Deckung der fixen Kosten: Liebhaberei,
FG Hessen EFG 1986, S. 271,
● Kunstgaleriefirma eines Arztes: Liebhaberei, FG Düsseldorf EFG 1992,
S. 522,
● Vercharterung einer Segelyacht: Liebhaberei, FG Düsseldorf EFG 1992,
S. 328,
● Getränkegroßhandel: nach allerdings erst 19 Verlustjahren als Liebhaberei
deklariert, BFH vom 19. 11. 1985 – BStBl 1986 II S. 289, kaum glaubhaftes
Urteil!
● Vollblutgestüt mit Rennstall: schon 1926 als Liebhaberei angesehen: RFH
vom 24. 3. 1926 – RStBl 1926, S. 194. Vgl. aber E Rz 346,
● Springreitsport war nicht professionell genug: als Liebhaberei erklärt vom
FG Rheinland-Pfalz vom 22. 4. 1982 – EFG 1983, S. 10. Vgl. aber E Rz 346,
● Brieftaubenzucht: Liebhaberei, FG Münster vom 12. 12. 1962 – EFG 1963,
S. 291,
● Architekt (dessen Ehefrau gut verdient) mit einem Gesamtverlust von über
120 000 € im Zeitraum von elf Jahren: Liebhaberei – nicht zu fassen!
● Pensionierter Richter, der über die Beschäftigung mit der Wappenkunde in
14 Jahren 72 000 € Verlust erklärte: Liebhaberei.
Lies aber zu Ausnahmen und Gestaltungen in den übrigen Rz nach.
zur Liebhaberei
994 Der BFH verlangt vom Fiskus, dass der sich ganz genau mit dem Fall befasst. So 994
geschehen bei einem Künstler, der selbständig und gleichzeitig angestellt war
und aus seiner Kunst insgesamt positive Einkünfte erzielte. Dennoch bestritt
das Finanzamt seine Gewinnerzielungsabsicht. Der BFH, Urt. vom 6. 3. 2003, XI
R 46/01, gab dem Finanzamt eins auf die Finger: Man möge bitte viel genauer
arbeiten. Wappne Dich also mit Argumenten, dann hast Du gute Chancen.
Argumentiere so, wie der Bundesfinanzhof die Sache sieht. Der meint nämlich:
»Wenn dauernde Verluste auf das Fehlen einer Gewinnerzielungsabsicht hin-
deuten, kann dies allein noch nicht entscheidend sein. Aus weiteren Beweisan-
zeichen muss vielmehr die Feststellung abgeleitet werden können, dass der
Steuerpflichtige die verlustbringende Tätigkeit nur aus im Bereich seiner Le-
bensführung liegenden persönlichen Gründen oder Neigungen ausübt. Der
Steuerpflichtige kann sich also darauf berufen, dass er die Gewinnaussichten
und die betrieblichen Erfordernisse verkannt und Fehlmaßnahmen getroffen
habe. Damit dies glaubhaft wird, muss er allerdings korrigierend tätig werden,
etwa die Art der Bewirtschaftung umstellen.« Der Bundesfinanzhof stellt be-
sonders auf einen »Totalgewinn« ab. Und meint, wenn die Gewinnerzielungsab-
sicht nicht zu prüfen sei, müsse auf das Ergebnis von der Gründung bis zur
Veräußerung des Geschäfts geschaut werden. Dabei wären auch evtl. geschaf-
fene stille Reserven einzubeziehen. Würden also nach außen nur Verluste aus-
gewiesen, könnte möglicherweise doch ein indirekter Gewinn dabei rumge-
kommen sein.
Darin sehe ich eine Chance für Dich. Bereite eine genaue Darstellung vor, wenn
Dir das eben erwähnte Schreiben des Amtes auf den Schreibtisch flattert. Führe
an, was in Deinem Laden bislang nicht geklappt hat und warum ständig Ver-
luste angefallen sind. Und dass Du ein neues Konzept erarbeiten und Umstruk-
turierungen vornehmen wirst. Und dass Du erst mal Erfahrungen zu sammeln
hattest, um konkurrenzmäßig mithalten zu können. Das Allerwichtigste, das Du
nie vergessen darfst:
995 Dein Nebenjob muss kurz vor Ablauf der sog. Liebhabereifrist von zehn Jahren 995
einen bleibenden Überschuss bringen. Ansonsten werden die Steuervorteile
vom Finanzamt rückwirkend gestrichen! Mein Rat: Ist Dir das nicht möglich,
dann meldest Du den Betrieb einfach ab – hast aber die Steuerermäßigungen
für zehn Jahre sicher im Sack.
Dein Pech ist nun, dass McDonald’s Dir die bereits in Aussicht gestellte Filiale
nicht übergibt. Du fragst nach, warum, und man sagt Dir, dass man durch eine
Schufa-Auskunft erfahren habe, dass Du in früheren Jahren einmal einen Of-
fenbarungseid ablegen musstest. Das Finanzamt meint: Du hättest wissen müs-
sen, dass damit Deine Chancen auf eine Filiale und somit auf Selbständigkeit
gering waren. Aus also für die Steuerrückzahlung. Da frage ich mich, wie konnte
das Amt überhaupt so was erfahren? Man muss den Finanzern doch nicht alles
auf die Nase binden . . . Aber wenn es nun mal passiert ist, dann sei froh, dass Du
als ordentlicher Mensch alle Unterlagen aufbewahrst. Und aus denen geht her-
vor, dass Du damals als selbständiger Plattenhersteller nur deshalb den Betrieb
einstellen musstest, weil Dich der Pleitier Dr. Schneider mit in den Abgrund zog
– Du also unschuldig bankrott gegangen bist.
998 Umsatzsteuerlich kommt es nicht auf Gewinn-, sondern auf Einnahmeerzie- 998
lungsabsicht an. Da das Umsatzsteuerrecht keine Liebhaberei kennt, können
auch in einem solchen Fall die Regelungen des Vorsteuerabzugs anwendbar
sein. So ist z. B. Karnevals- und Faschingsprinzen der Vorsteuerabzug nicht zu
versagen (BFH v. 27. 10. 1993).
Vergiss nicht: Eine private Nutzung musst Du bei der Umsatzsteuer als Eigen-
verbrauch erklären. Auch hier gelten als Bemessungsgrundlage zunächst einmal
1 % des Listenpreises pro Monat, allerdings abzgl. eines pauschalen Abschlags
von 20 %. Damit wird bei der Pauschalregelung ausgeglichen, dass bei einem
Pkw ein großer Teil Kosten entsteht, auf die Dir keine Vorsteuern in Rechnung
gestellt werden können, wie Kfz-Versicherung, Kfz-Steuer etc.
999 Wisse aber: Bei Jahresumsätzen bis zu 17 500 € einschließlich Eigenverbrauch 999
bist Du Kleinunternehmer, d. h., von Dir wird keine Umsatzsteuer erhoben. Das 1
bedeutet aber auch, dass keine Vorsteuer angerechnet und erstattet werden
kann (§ 19 UStG). Damit Du, wie geplant, die 6 650 € Vorsteuer aus der Wohn-
mobilrechnung erstattet bekommst, musst Du dem Finanzamt erklären, dass
Du die Regelbesteuerung wählst. An diese bist Du dann fünf Jahre gebunden.
Du musst dann Deine Umsätze versteuern, auch wenn sie weiter unter der
Grenze von 17 500 € liegen, kannst im Gegenzug aber aus den laufenden Kosten
die Vorsteuern abziehen.
9. Abschreibungen
1000 Die Kosten für Wirtschaftsgüter, die Du zur Erzielung von Einkünften verwen- 1000
dest, kannst Du steuermindernd als Betriebsausgaben abziehen. Wirtschaftsgü-
ter, die länger als ein Jahr genutzt werden, kannst Du allerdings nur im Weg der
Abschreibung absetzen, wobei die Anschaffungskosten auf die voraussichtliche
Nutzungsdauer verteilt werden. Abschreiben kannst Du letztlich alle betrieb-
lich genutzten Wirtschaftsgüter, die einem technischen oder wirtschaftlichen
Wertverzehr unterliegen. Bei Grundstücken und Gemälden anerkannter Künst-
ler (BFH-Urteil v. 2. 12. 1977 – BStBl 1978 II S. 164) und historischen Samm-
lungs- und Schaustücken (BFH-Urteil v. 9. 8. 1989 – BStBl 1990 II S. 50) erkennt
der Fiskus einen Wertverzehr normalerweise nicht an. Du begegnest dem aber
ganz einfach mit dem Hinweis, dass z. B. Deine antiken Möbel im Büro durch
die tatsächliche Nutzung einer technischen Abnutzung unterliegen und deshalb
abgeschrieben werden können, obwohl sie wegen ihres historischen Wertes von
Jahr zu Jahr wertvoller werden. Weise ungläubige Fiskalvertreter auf das BFH-
Urteil v. 31. 1. 1986 – BStBl 1986 II, S. 355 hin.
Die Nutzungsdauer ist nicht die tatsächliche Lebensdauer, sondern die Zeit, in
der Du den Gegenstand gewöhnlich in Deinem Unternehmen einsetzt. Die
Nutzungsdauer musst Du im Einzelfall schätzen, wobei Du natürlich eher ein
Jährchen zu wenig als zu viel schätzen solltest, denn je kürzer die Nutzungs-
dauer, um so höher Deine Abschreibung.
1001 Eine Abschreibung kannst Du zunächst nur vornehmen, wenn Dir das Wirt- 1001
schaftsgut zivilrechtlich gehört. Oder es Dir wegen besonderer Umstände zu-
mindest steuerlich als wirtschaftliches Eigentum zugerechnet wird. Gehört ein
Gegenstand oder ein Gebäude, das Du für Deinen Betrieb oder Deinen Beruf
nutzt, ganz oder zum Teil Deinem Ehegatten, hast Du zwei Möglichkeiten. Ein-
fach ist die Sache, wenn er zwar Miteigentümer ist, jedoch keine nennenswerten
eigenen Einkünfte hat.
Hast Du deshalb sowieso die gesamten Kosten getragen, z. B. die Baukosten für
Euer Haus, in dem sich auch Deine Praxis befindet, kannst Du die Abschrei-
bung in voller Höhe als Betriebsausgaben absetzen. Den Anteil, der rechnerisch
auf Deinen Ehepartner entfällt, setzt Du unter der schönen Bezeichnung
Drittaufwand ab. Hat Deine bessere Hälfte dagegen ihren Anteil am Kaufpreis
0 oder den Herstellungskosten selbst bezahlt, hilft ein einfacher Mietvertrag, mit
dem Du ihren ideellen Anteil an den von Dir betrieblich genutzten Räumen
mietest.
Sie hat dadurch zwar Einkünfte aus Vermietung, kann andererseits aber auch
die Abschreibung absetzen. Da Du die Miete als Betriebsausgaben absetzen
kannst, bleibt es per saldo dabei, dass Ihr in Eurer gemeinsamen Steuererklä-
rung die Abschreibung in voller Höhe absetzt.
Der Vorteil für Land- und Forstwirte, Gewerbetreibende bzw. selbständig Tä-
tige ist, dass die Abschreibungen nicht von den ursprünglich gezahlten Anschaf-
fungskosten berechnet werden müssen. Die Einlage eines privaten Gegenstands
in den Betrieb kannst Du vielmehr mit dem Teilwert ansetzen, das ist der aktu-
elle Wert zum Zeitpunkt der erstmaligen betrieblichen Verwendung. Die Ab-
schreibung ergibt sich aus diesem im Zweifel geschätzten Teilwert und der an-
genommenen Restnutzungsdauer des Gegenstands. Allerdings gilt dies nur,
wenn Du für diesen Gegenstand bisher noch keinerlei Abschreibung einkom-
mensmindernd geltend gemacht hast. Im anderen Fall wäre nur der vermin-
derte Betrag abzuschreiben. Die Abschreibung beginnt zunächst immer mit der
Anschaffung, d. h. wenn das Wirtschaftsgut geliefert wird, bzw. mit dem Zeit-
punkt der Fertigstellung. Für bewegliche Gegenstände bei Anschaffung bzw.
Herstellung im Lauf des Kalenderjahres kannst Du von Deiner Abschreibung
für jeden angefangenen Monat 1/12 der vollen Jahresabschreibung ansetzen.
Eine Ausnahme bildet dabei die degressive Gebäudeabschreibung. Hier wird
im ersten und letzten Jahr des Abschreibungszeitraums immer der volle Jahres-
betrag angesetzt.
Beispiel
Du kaufst am 15. 4. für 36 000 € einen neuen Wagen, dessen Nutzungsdauer
sechs Jahre beträgt. Die volle Jahresabschreibung beträgt also 6 000 €. Deine
Abschreibung im ersten Jahr beträgt 9/12 von 6 000 € = 4 500 €
1004 Wie Du gelesen hast, ist die degressive Abschreibung nur in den ersten Jahren 1004
günstiger. Ich rate Dir daher, nach ein paar Jahren schleunigst zur linearen zu
wechseln, wenn sich herausstellt, dass Du damit besser fährst. Gegen einen
Wechsel von der degressiven zur linearen Abschreibung können die Fiskalver-
treter übrigens nichts machen, denn er ist nach § 7 Abs. 3 S. 1 EStG jederzeit
möglich. Ein Wechsel von der linearen zur degressiven Abschreibung ist aller-
dings nicht zulässig. Wenn du den Wechsel vollzogen hast, wird der verbliebene
Restbuchwert gleichmäßig auf die restliche Nutzungsdauer verteilt. 1
Du solltest in diesem Fall nach dem neunten Jahr zur linearen AfA wechseln.
Die Abschreibung beträgt dann für die Jahre 10 bis 13 jeweils 1/4 von 2 663 € =
666 €.
Beispiel
In Deinem Fuhrunternehmen werden die Lkw im Durchschnitt etwa 600 000 km
genutzt. Die Fahrleistung ist in einem Jahr mit 300 000 km überdurchschnittlich
hoch. Statt der linearen Abschreibung mit 12,5 % kannst Du die Leistungsab-
schreibung absetzen, die in diesem Jahr zu 50 % Abschreibung führt. Diese Me-
thode gilt dann allerdings auch für die übrigen Jahre.
1006 Du musst Dich nicht immer mit der regulären Abschreibung zufriedengeben. 1006
Wenn es z. B. bei einem Unfall mit dem Betriebs-Pkw gekracht hat oder ein
Für das Jahr 2007 kann die degressive Abschreibung nur zu 1/12 angesetzt
werden, weil das Fahrzeug erst im Dezember angeschafft worden ist.
Und so wird weiter abgeschrieben:
Buchwert 31. 12. 2007 23 250 €
./. degressive Abschreibung 30 % – 6 975 €
Buchwert 31. 12. 2008 16 275 €
usw.
Wichtig: Hattest Du bisher keinen betrieblichen Pkw und willst trotzdem nach
§ 7 g EStG erhöht abschreiben, ist es zwingend erforderlich, dass Du zum Nach-
weis der so gut wie ausschließlich betrieblichen Nutzung ein Fahrtenbuch führst.
Ansonsten wird Dir wegen Anwendung der 1 %-Regelung (pauschale private
Nutzung) die Sonder-AfA gestrichen.
Der Haken bei der Sonderabschreibung: Die private Nutzung der neu ange-
schafften Wirtschaftsgüter muss unter 10 % liegen – was bei einem Lkw oder
einer Werkzeugmaschine in der Regel kein Problem ist – und Du bekommst die
Sonderabschreibung nur, wenn Du in einem der beiden Vorjahre eine Anspar-
rücklage gebildet hast. Das bedeutet, wenn Du z. B. 2008 neue Wirtschaftsgüter
für Deinen Betrieb kaufen und erhöht abschreiben willst, musst Du 2006 oder
2007 eine Rücklage nach § 7 g gebildet haben.
Du wirst aber nicht gezwungen, die Rücklage in Höhe von 40 % der Anschaf-
fungskosten zu bilden. Du kannst beispielsweise lediglich 10 % der Anschaf-
fungskosten im Jahr vor dem Erwerb gewinnmindernd in eine Rücklage ein-
stellen und 2008 trotzdem eine Sonderabschreibung in Höhe von 20 % der
Anschaffungskosten vornehmen. So erreichst Du ebenfalls eine Gewinnver-
schiebung.
1010 Bestimmte Nachweise oder gar einen detaillierten Investitionsplan musst Du 1010
dem Finanzamt für einen Abzug der Ansparabschreibung nicht liefern. Es reicht
völlig aus, wenn Du auf einem – möglichst geduldigen – Stück Papier Angaben
zu 1
● Art,
● Zeitpunkt,
● Höhe und
● Ort
der geplanten Investition machst.
9
Platzt die Investition, musst Du die Ansparrücklage nach spätestens zwei Jah-
ren gewinnerhöhend auflösen. Zusätzlich haben die Fiskalritter eine Verzinsung
in Form eines Gewinnzuschlags für den Fall vorgesehen, dass eine Investition
nicht oder nicht in geplanter Höhe erfolgt. Der Gewinnzuschlag beträgt pro
vollem Jahr, in dem die Rücklage bestanden hat, 6 %.
Beispiel
Du führst seit Jahren einen Gewerbebetrieb. Zum 31. 12. 2005 hast Du eine
Rücklage von umgerechnet 20 000 € gebildet mit dem Hinweis, dass Du Dir im
Jahr 2007 für 50 000 € einen neuen Pkw kaufen willst. 2007 ist der Kauf des
neuen Autos jedoch geplatzt. Der Gewinnzuschlag im Jahr 2007 beträgt 20 000 €
6 % 2 Jahre (2006, 2007) = 2 400 €.
Merke: Es ist nicht zulässig, die für eine bestimmte Investition gebildete Rück-
lage ganz oder teilweise für eine Investition anderer Art zu verwenden. Das bei
Bildung der Rücklage benannte und das später tatsächlich angeschaffte oder
hergestellte Wirtschaftsgut müssen zumindest funktionsgleich sein. Dies ist z. B.
der Fall, wenn Du anstelle eines Pkws der Marke A einen der Marke B erwirbst,
nicht aber, wenn anstelle eines Pkw ein Lkw erworben wird. Auch dann wird ein
Gewinnzuschlag vorgenommen.
Nimm an, Du hast im Jahr 2005 als Inhaber einer Werbeagentur die höchstmög-
liche Ansparrücklage in Höhe von 30 000 € (= 40 % der Anschaffungskosten)
für einen in 2006 anzuschaffenden Mercedes (Kaufpreis 75 000 €) abgesetzt.
Der Wagen wurde im ersten Halbjahr 2007 geliefert. Du führst ein Fahrtenbuch,
mit dem belegt werden kann, dass der Wagen im Anschaffungsjahr zu mindes-
tens 90 % betrieblich genutzt wurde, um die Sonderabschreibung nicht zu ge-
fährden. Die steuerliche Konsequenz: Im Jahr 2007 muss der Gewinn aus der
Auflösung der Ansparrücklage in Höhe von 30 000 € minus Sonderabschrei-
bung (20 % von 75 000 €) und normaler Abschreibung (20 % von 75 000 €), zu-
sammen also ebenfalls 30 000 €, versteuert werden.
1011 Noch viel besser fährst Du, wenn Du Dich Existenzgründer nennen kannst. Als 1011
solcher kannst Du nämlich die gewinnmindernde Rücklage fünf Jahre mit Dir
herumschleppen und die Zinsvorteile aus Deiner vorgezogenen Abschreibung
Beispiel
Angenommen, Dein Laden läuft schon nach kurzer Zeit mit dicken Gewinnen,
von denen Dir der Fiskus am liebsten 42 % abknöpfen möchte. Du legst dem
Finanzamt eine wunderschöne Liste mit Maschinen, Fahrzeugen etc. vor, die Du
über kurz oder lang neu anschaffen willst. Das Beste ist für Dich gerade gut
genug. Insgesamt kommst Du daher auf ein Investitionsvolumen von 767 500 €.
Am 31. 12. 2006 gebildete Ansparrücklage 40 % v. 767 500 € = 307 000 €
Steuerersparnis allein an Einkommensteuer darauf
bei 42 % Steuersatz rd. 128 940 €
Gewinn aus einer zinsgünstigen Anlage Deiner Steuerersparnis
für 5 Jahre (Zinsen jeweils 5 %) ca. + 40 000 €
168 940 €
Gewinnerhöhung 2011
durch die Rücklagenauflösung 307 000 €
Gewinnzuschlag 0€
Gewinnerhöhung 307 000 €
Steuererhöhung 2011 (42 %) – 128 940 €
Dein Gewinn, ohne einen Cent zu investieren 40 000 €
Natürlich kannst Du einen derart großen Reibach nur machen, wenn Du Krö-
sus bist und über ein entsprechend hohes Einkommen verfügst. Als nicht ganz
so reichlich gesegneter Selbständiger bleiben immerhin einige tausend Euro
Gewinn hängen.
Berücksichtige dabei auch, dass sich durch eine Absenkung der Steuersätze
Deine tatsächliche Steuerbelastung mildert und nicht zuletzt noch Ersparnisse
an Kirchensteuer, Solidaritätszuschlag und Gewerbesteuer winken.
vor dem Kauf gewinnmindernd gebucht werden. Damit wird die bisherige In-
vestitionsfrist von zwei auf drei Jahre verlängert. Die Investitionsabzugsbetrag
darf insgesamt höchstens 200 000 € betragen.
Die Inanspruchnahme des Investitionsabzugsbetrags ist auf Unternehmen mit
den folgenden Größenmerkmalen beschränkt. Maßgebend sind jeweils die ge-
nannten Beträge vor Berücksichtigung des Abzugsbetrags:
Gewerbebetriebe und selbständig Tätige, Betriebsvermögen bis 235 000 €
die Bilanzen erstellen
Gewerbetreibende und selbständig Tätige, Gewinn bis 100 000 €
die ihren Gewinn durch Einnahmen-
Überschuss-Rechnung ermitteln
Land- und Forstwirte Wirtschaftswert bis 125 000 €
Erfolgt die Investition nicht innerhalb des Investitionszeitraums von drei Jahren,
wird anders als früher kein Gewinnzuschlag von 6 % pro Jahr vorgenommen. Ab
2008 werden die Steuerbescheide für die Jahre, in denen der Investitionsabzugsbe-
trag den Gewinn gemindert hat, nachträglich geändert. Dadurch ergibt sich regel-
mäßig eine Nachzahlung von Einkommen- und Gewerbesteuer, die aufgrund der
Verzinsungsregelungen für Steuernachzahlungen verzinst werden muss.
1013 Geschenke, auch in Form von Geld, an Geschäftsfreunde darfst Du nur als Be- 1013
triebsausgaben absetzen, wenn die Aufwendungen dafür im Jahr je Empfänger
35 € nicht übersteigen (§ 4 Abs. 5 EStG). Schmiergeldzahlungen sind nicht ab-
zugsfähig, wenn ihre Zahlung rechtswidrig ist (§ 4 Abs. 5 Nr. 10 EStG).
1014 Ab einem Alter von 55 sind vom Verkaufsgewinn 45 000 € steuerfrei, sofern er 1014
nicht höher als 136 000 € liegt (E Rz 1017). (Für Firmeninhaber unter 55 Jahren
gibt es einen Freibetrag nur, wenn der Betreffende dauernd berufsunfähig ist.)
Zur Ermittlung des steuerpflichtigen Veräußerungsgewinns müssen die lau-
fenden Einkünfte aus der selbständigen Tätigkeit vollständig abgegrenzt wer-
den. Der Veräußerungsgewinn ermittelt sich als Veräußerungspreis abzgl. Ver-
äußerungskosten, abzgl. der Buchwerte des verkauften Inventars. Ab einem
Veräußerungsgewinn von 136 000 € wird der Freibetrag von 45 000 € kontinu-
ierlich aufgezehrt. Bei einem Veräußerungsgewinn von 181 000 € beträgt er
also 0 €.
Wenn Dein Ehepartner den Betrieb kauft, hat er für die nächsten Jahre ein zu-
sätzliches Abschreibungsvolumen in Höhe des Verkaufsgewinns, was die künf-
tigen steuerlichen Gewinne mindert.
»Hört sich nicht schlecht an«, sagst Du, »aber dann sollte ich doch gleich an
meinen Sohn verkaufen. Der will den Betrieb später sowieso übernehmen.«
Das geht natürlich auch, aber günstiger ist es – schon aus Gründen der Alterssi-
cherung –, wenn zunächst Dein Ehegatte die Firma übernimmt. Wenn in ein
paar Jahren die Firma dann an Euren Sohn verkauft wird, nimmt die Familie die
Steuervorteile durch Freibetrag, Abschreibung und halben Steuersatz aus der
Betriebsveräußerung doppelt mit.
»Aber mein Ehepartner hat überhaupt kein Geld, um die Firma zu bezahlen«,
wendest Du ein. Kein Problem, Du gibst ihm ein entsprechendes Darlehen,
gegen Sicherheiten aus dem Betrieb natürlich.
So rechnest Du:
Verkaufspreis für die ganze Firma z. B. 350 000 €
./. Eigenkapital nach der Bilanz z. B. – 200 000 €
Verkaufsgewinn wegen stiller Reserven 150 000 €
./. Freibetrag nach § 16 EStG – 45 000 €
Steuerpflichtiger Veräußerungsgewinn 105 000 €
Du weißt, der Verkaufsgewinn ergibt sich rein rechnerisch dadurch, dass in den
erworbenen Gegenständen des Betriebs stille Reserven enthalten sind, dass
also die tatsächlichen Werte höher sind als die Buchwerte. Für die Abschrei-
bung in den nächsten Jahren muss nun der Verkaufsgewinn anteilig diesen Ge-
genständen zugerechnet werden. Ihr werdet nicht so dumm sein, ihn überhöht
beim Betriebsgebäude anzusetzen, denn hier beträgt die Abschreibung nur 4 %,
und Ihr wollt doch eine möglichst hohe Abschreibung haben. Auch ein zu hoher
Ansatz beim Firmenwert wäre unklug, denn dieser kann nur mit 6,66 % pro Jahr
abgeschrieben werden. Vorteilhafter ist der Ansatz bei Fahrzeugen, Maschinen
sowie Büro- und Geschäftsausstattung. Hier beträgt die Abschreibung in Ein-
zelfällen bis zu 50 % jährlich, denn es handelt sich ja schließlich um gebrauchte
Wirtschaftsgüter.
4
Wenn Du Dich aus Deinem Geschäft oder Deiner Praxis zurückziehen willst,
kommt es meist nicht auf ein Jahr mehr oder weniger an. Lass daher die Zeit für
Dich spielen, wenn es durch eine Steuerreform zu einer niedrigeren oder hö-
heren Steuerbelastung als im Vorjahr kommt.
1015 Gehe im Jahr vor der Betriebs- oder Praxisabgabe von der Einnahmenüber- 1015 1
schussrechnung über zur Bilanzierung. Warum? Nun, bei der gewöhnlichen Ge-
winnermittlung werden Einnahmen und Ausgaben so erfasst, wie sie anfallen.
Das heißt, eine Rechnung, die Du im Dezember 2007 stellst und die im Januar
2008 beglichen wird, steigert Deinen Umsatz im Jahr 2008. Wenn es aber um die
Vorüberlegung geht, im Jahr des Praxis-/Betriebsverkaufs, in diesem Fall 2008,
möglichst wenig laufende Gewinne zu produzieren, ist es in Deinem Interesse,
dass die Privatliquidation noch in das alte Jahr gebucht wird, wo sie laut Rech-
nungsstellung auch hingehört. Das ist möglich, wenn Du eine Bilanz aufstellst.
Rechtlich und technisch stellt das kein Problem dar, nur muss Dein Steuerbera-
ter Bescheid wissen.
Investitionen in den letzten Monaten der Tätigkeit können sich ebenfalls loh-
nen. Diese sollten mit dem Käufer abgesprochen werden. Der könnte durchaus
ein Interesse daran haben, dass ihm z. B. ein moderner PC zur Verfügung steht.
Den Wert des Betriebs und damit den erzielbaren Kaufpreis erhöht solch eine
Investition allemal. Steuerrechtlich gibt es gute Gründe dafür, dass der Verkäu-
fer noch sinnvoll investiert: Denn die Investition wirkt sich über die laufende
Abschreibung zum vollen Steuersatz steuermindernd aus. Der höhere Gewinn
aus dem Verkauf wird aber nur mit dem halben Steuersatz versteuert.
1
für Veräußerungsgewinne
1017 Für Veräußerungsgewinne bekommst Du den halben Steuersatz. Allerdings nur 1017
einmal im Leben und auch nur dann, wenn Du 55 Jahre alt oder berufsunfähig
warst, als Du deinen Betrieb verkauft hast. Außerdem beträgt der Mindeststeu-
ersatz – Halbierung hin oder her – 15,0 %.
Beispiel
Unternehmer X (66 Jahre alt, ledig) hat seinen Betrieb am 15. 3. 2007 für
370 000 € veräußert. Der Wert des Betriebsvermögens betrug zu diesem Stich-
tag lt. Steuerbilanz 200 000 €.
Verkaufspreis 370 000 €
./. Wert des Betriebsvermögens – 200 000 €
Veräußerungsgewinn 170 000 €
Freibetrag 45 000 €
./. schädlicher Betrag 136 000 €
– 170 000 €
– 34 000 € – 34 000 €
verbleiben 11 000 € – 11 000 €
zu versteuernder Gewinn 159 000 €
+ Vermietungseinkünfte 50 000 €
./. Sonderausgaben etc. – 20 000 €
zu versteuerndes Einkommen 189 000 €
1018 Eine ganz böse Steuerfalle lauert auf Dich, wenn Du es eigentlich am wenigsten 1018
erwartest. Nachdem Du Dich jahrzehntelang abgerackert hast, um Dir ein gut-
gehendes Geschäft aufzubauen, willst Du die Früchte Deiner Arbeit genießen.
7 Gibst Du Dein Unternehmen an Deine Kinder weiter, kannst Du z. B. von den
Tricks unter E Rz 1014 ff. profitieren. Wenn Du Deinen Laden für gutes Geld
verkaufen kannst, machen Dir Freibetrag und Fünftelregelung den Zugriff des
Fiskus auf die über Jahre angesammelten stillen Reserven (Differenz zwischen
Buchwert und tatsächlichem Wert) zumindest etwas erträglicher.
Fatal wird es aber oft, wenn Du gezwungen bist, den Betrieb aufzugeben und
z. B. Deine Geschäftsräume anderweitig zu vermieten oder zu verpachten, um
Deinen Lebensunterhalt für die Zukunft zu sichern. Auch hier greift der Fiskus
gnadenlos zu und verlangt von dir die Versteuerung sämtlicher stiller Reserven.
Natürlich fällt es Dir in diesem Fall besonders schwer, die Steuern aufzubrin-
gen. In Deiner Kasse hat ja kein Cent geklingelt, schließlich steht der Gewinn
aus der Aufgabe Deines Betriebs nur auf dem Papier.
Damit Dich die Steuerlast nicht zu sehr drückt, wisse, dass Du ein Wahlrecht
hast, wenn Du Deinen Laden verpachtest. Es steht Dir frei, die Betriebsaufgabe
zu erklären. Der fiktive Veräußerungsgewinn, der dann angesetzt wird, unter-
liegt nach Abzug des Freibetrags für Betriebsveräußerungen der Fünftelrege-
lung. Die andere Alternative ist, dass Du Deinen verpachteten Betrieb als ru-
henden Gewerbebetrieb fortführst. Die Pachterträge stellen dann weiterhin
gewerbliche Einkünfte dar – allerdings ohne Gewerbesteuerpflicht. Die sofor-
tige Versteuerung eines Aufgabegewinns entfällt. Du kannst sie auf diese Weise
bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag hinausschieben. Einzige Voraussetzung: Du
musst Deinen Betrieb im Ganzen verpachten, und der Pächter muss ein gleich-
artiges Unternehmen führen.
Vorsicht ist daher geboten, wenn ein Pächterwechsel ansteht und der Neue
nicht wie Du früher eine Apotheke, sondern z. B. ein Schuhgeschäft betreibt.
Der Fiskus hängt Dir dann nämlich eine zwangsweise Betriebsaufgabe mit Auf-
deckung aller stillen Reserven und Versteuerung entsprechender Gewinne an.
1019 Gründe eine GmbH & Co. KG, in die Du Deinen Verpachtungsbetrieb zu 1019
Buchwerten – also ohne Steuerbelastung – einbringst. Dann kannst Du trotz
Pächterwechsels den Betriebsaufgabegewinn leise vor sich hin schlummern las-
sen und Dein Geld dem allzu gierigen Zugriff des Fiskus entziehen.
Die GmbH & Co. KG gilt gesetzlich fiktiv als sog. gewerblich geprägte Perso- 1
nengesellschaft (§ 15 Abs. 3 EStG), die Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt.
Dein Vorteil: Du kannst vermieten oder verpachten, an wen Du willst. Egal,
ob sich in Deinem Geschäft eine Kneipe oder eine Spielhalle einmietet, das
Finanzamt kann Dir auf keinen Fall mehr mit einer zwangsweisen Betriebsauf-
gabe kommen. Und Du bestimmst selbst , wann es Dir genehm erscheint, Dei-
nen Betrieb einzustellen und eventuelle daraus entstehende Gewinne zu ver-
steuern.
1020 Unterlässt Du es, Deinen betrieblichen Kredit zu tilgen, weil Du beispielsweise 1020
statt der dafür erforderlichen Veräußerung des Betriebsgrundstücks lieber Ein-
künfte aus dessen Vermietung erzielen willst, sind die bisher betrieblich be-
dingten Schuldzinsen nunmehr als Werbungskosten aus Vermietung abzugsfä-
hig (BFH v. 19. 8. 1998 – R 96/95).
1021 Gründe Niederlassungen in der Schweiz oder in den Niederlanden! Dort sind 1021
nicht nur die Steuersätze niedriger – Du kannst darüber hinaus manchmal be-
● dass trotz hoher Kundenzahlungen keine oder nur geringe halbfertige Arbei-
ten aktiviert wurden,
● dass hohe Rückstellungen für Wechselobligo oder Delkredere erscheinen
und für Garantieverpflichtungen, die nicht erklärbar sind.
Merke: Die Aufmerksamkeit der Finanzer steigt mit der Höhe Deines Einkom-
mens. Wer mehr als 200 000 Euro deklariert, wird immer intensiv durchleuchtet.
Ebenso Unternehmer oder Vermieter, die hohe Verluste mit anderen Einkünf-
ten verrechnen wollen. Da sollte alles hieb- und stichfest sein: Ansparabschrei-
bung für mittelständische Firmen, Schuldzinsenabzug bei Zwei-Konten-Modell,
Geschäftsführergehälter sowie Gewinne und Verluste aus Spekulationsgeschäf-
ten. Das sind die Schwerpunkte, auf die sich die Finanzämter gern konzentrie-
ren.
1023 So was Hinterfotziges wie das deutsche Steuerrecht gibt es kein zweites Mal. Du 1023
kannst Tag und Nacht darauf achten, dass Dir nur ja kein Fehler unterläuft –
trotzdem können sie Dich wegen Steuerhinterziehung drankriegen. Und: Die
zwischen Aktenschränken der Behörde herangezüchteten Bürokraten haben
nie die frische Luft der freien Wirtschaft geschnuppert, wissen daher nicht, mit
wie viel Druck und Anstrengung dort gearbeitet werden muss und wie hektisch
es meist zugeht. Folge: Es wird kein Pardon gegeben.
● Da ist dem Handwerker X Ende Juni ein Kontoauszug nicht zugegangen,
weil die Bank ihn ins falsche Fach legte oder die Post ihn in den falschen
Briefkasten warf. In diesem Beleg war eine Kundenzahlung von 40 000 € auf-
geführt. Der Handwerker gibt den Betrag in seiner Umsatzsteuervoranmel-
dung für den Monat Juni nicht an, berichtigt das aber im Juli, als er den Fehler
bemerkt. Er hat schon eine Steuerhinterziehung begangen, doch bleibt er
diesmal straffrei, da er den Fehler korrigiert hat.
● Da hat die Ehefrau des Kaufmanns Y vor einer von ihr lange geplanten
Scheidung insgesamt 110 000 € vom Vermögen des Mannes auf die Seite ge- 1
bracht. Dieses Geld sowie die daraus resultierenden Zinseinnahmen konnte
der Kaufmann wegen Nichtwissens nicht versteuern. »Beweisen Sie uns, dass
dies kein abgekartetes Spiel mit Ihrer Frau war«, sagt ihm der Prüfer, und die
Strafsachenstelle brummt ihm eine Geldstrafe von 25 000 € auf plus eine
Steuernachzahlung von rd. 38 000 € auf.
● Der Musikkritiker Z hatte lange Jahre in der Schweiz gelebt und dort ein
Konto mit Wertpapieren angelegt, die er nach seiner Rückkehr treu und brav
dem deutschen Finanzamt angab. Bei einer Betriebsprüfung stieß man auf
einen Betrag von 16 104 €, der ihm von der Schweizer Bank auf sein Post-
konto überwiesen worden war. Z war ins Minus gerutscht und hatte 30 000 sfr
von seinem Schweizer Guthaben angefordert. Den entsprechenden Auftrag
hatte er längst weggeworfen. Den aber verlangte der Prüfer. Bei der Bank
war er auch nicht mehr zu finden. »Das könnte ja auch eine Einnahme aus
einer Musikkritik für eine Schweizer Zeitschrift sein«, stellte der Prüfer kühl
fest, »und es ist Ihre Sache, uns das Gegenteil zu beweisen.« Mit knirschenden
Zähnen leistete Z eine Nachzahlung für Umsatz- und Einkommensteuer in
Höhe von ca. 7 000 €.
1024 Besonders fies: Die Finanzverwaltung darf im Rahmen ihrer Betriebsprüfung 1024
auf Deine elektronische Buchführung zugreifen. Verweigerst Du den Zugriff,
wird geschätzt. Und jeder weiß: Wenn das Finanzamt schätzt, dann immer zu-
gunsten des Fiskus – auch wenn das ungesetzlich ist. Damit sollst Du zur Mitar-
beit gezwungen werden. Du siehst: Mitwirkung ist angeraten. Dann hat man
noch am meisten Einfluss auf das Ergebnis.
Bereite Dich auf diese Situation sorgfältig vor und halte alle Daten der Fi-
nanz-, Anlagen- und Lohnbuchhaltung bereit. Ansonsten musst Du den Prüfern
nur steuerlich relevante Unterlagen überlassen.
zur Betriebsprüfung
Um zu verhindern, dass der Prüfer seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts an-
gehen, solltest Du schon während des alltäglichen Geschäftsbetriebs steuerlich
relevante Daten immer strikt von Personalangelegenheiten, Betriebsgeheimnis-
sen oder gar privaten Dingen trennen – das geht bis hinein in den E-Mail-Ver-
kehr und die Korrespondenz. Denn: Der Prüfer hat kein Verwertungsverbot für
Daten, die ihm versehentlich unterkommen, aber nicht für ihn bestimmt sind.
Flattert Dir eine »Prüfungsanordnung« ins Haus, ist vor Prüfungsbeginn – die
Frist beträgt meistens nur 14 Tage – noch allerhand zu tun:
● Schwachstellen der Prüfungsjahre erkunden, Antworten und Argumente vor-
denken;
● Unterlagen sichten und bereitlegen; private Unterlagen aussortieren;
● ruhigen Raum bereitstellen, denn Vorsicht: Unbefugte hören gern mit.
Da hilft nur, den Prüfer (von ihm unbemerkt) an die kurze Leine zu nehmen,
indem Du ihm einen kundigen Mitarbeiter zu Seite stellst, der die EDV bedient
und genügend Kenntnis hat, um zu verhindern, dass der Prüfer zu viel erfährt.
Notfalls musst Du die Sache selbst übernehmen.
1025 Wenn ein Prüfer kein eigenes Zimmer haben kann und etwa gar mit Dir an 1025
einem Schreibtisch sitzen muss, wird er sauer. Da Du nun aber einmal keinen
freien Raum für ihn hast, was Dir natürlich fürchterlich leidtut, lässt Du dem
Finanzamt folgendes Brieflein oder Fax zuflattern:
Dadurch hast Du folgende Vorteile: Der Prüfer, stets ein Störfaktor in Deinem
Betrieb, ist nun weitab vom Schuss. Er kann nicht jeden Augenblick mit Fragen
bei Dir aufkreuzen. Deine Mitarbeiter bleiben von ihm verschont, Du musst Dir
keine Sorgen mehr machen, ob er auch stets heißen Kaffee in seiner Kanne hat.
Falls er was zu meckern hat, vergeht viel Zeit, und Du kannst besser darauf re-
agieren.
Du hast vergessen, dass er während der vorigen Prüfung in Deinem großen
Empfangszimmer saß und daher weiß, dass Platz zur Verfügung steht? Sei nicht
so schwerfällig. Wolltest Du in diesem Raum nicht just in der Prüfungszeit eine
Großrenovierung machen lassen?
Während der Prüfung:
● Dauer erfragen;
● Bücher und Belege nur jahrgangsweise vorlegen, nicht »en bloc«; nur geben,
was der Prüfer gerade braucht; keine Selbstbedienung zulassen;
● auf Fragen verhalten antworten: »Weiß ich nicht genau, muss ich erst Mitar-
beiter fragen . . .«;
● keine Selbstbedienung beim Kopierer; alles, was kopiert wird, notieren; ggf.
den betreffenden Geschäftspartner informieren, damit er rechtzeitig Selbst-
anzeige machen kann;
● nur Fragen an die dem Prüfer benannte Auskunftsperson zulassen, keine Fra-
gen an andere Mitarbeiter oder den Ehepartner;
● für gutes Klima sorgen: Verständnis und Kompromissbereitschaft zeigen;
5 Kaffee und kleinen Imbiss anbieten;
● Versehen ggf. eingestehen, aber niemals krumme Sachen . . .
Hast Du wirklich mal ein krummes Ding gedreht und musst befürchten, dass
Dir der Prüfer auf die Schliche kommt, dann erstatte vor der Prüfung Selbstan-
zeige. So gehst Du wenigstens straffrei aus (Näheres dazu siehe Konz: »Wenn
der Betriebsprüfer kommt«, ISBN 3-548-355-9511).
1026 Dem denkwürdigen Jahr 2002 blieb es vorbehalten, eine neue Schlinge ins Dor- 1026
nengestrüpp steuerlicher Strafbestimmungen zu setzen: den mehr als gemeinen
Tatbestand der »gewerbsmäßigen Steuerhinterziehung«. Da Steuerhinterzie-
hung naturgemäß durch unrichtige oder nicht abgegebene Steuererklärungen
begangen wird, muss dieser Tatbestand auch den Bereich der Umsatzsteuervor-
anmeldungen und die Lohnsteueranmeldungen betreffen. Bei über mehrere
Jahre hinweg falschen oder nicht abgegebenen Steuererklärungen kann man
leicht nachweisen, dass der Betreffende sich dadurch eine Zusatzeinnahme-
quelle verschaffen wollte. Was das mit einem Gewerbe zu tun hat, weiß der
Himmel. Dabei taucht die Frage auf, ob für die Prüfung vor dem 28. 12. 2001
begangene Taten mit heranzuziehen sind. Zwar kann steuertheoretisch schon
aus einer Tat die Gewerbsmäßigkeit abzuleiten sein, jedoch wird die Absicht,
sich eine Einnahmequelle aus Steuerhinterziehung zu verschaffen, bei einer
falschen Steuererklärung kaum zu beweisen sein. Handlungen vor dem Stichtag
28. 12. 2001 können somit zum Glück nicht herangezogen werden, da ansonsten
der Anwendungsbereich des § 370 a AO mittelbar auf die Zeit vor dem
28. 12. 2001 zurückverlagert würde.
Voraussetzung für den Vorwurf der »gewerbsmäßigen Steuerhinterziehung«
ist, dass man dem Steuerzahler anlasten kann, sich eine Einnahmequelle von
einigem Umfang verschafft zu haben. Hierbei müssen die Ermittlungsbehörden
beachten, dass § 370 a AO ein Verbrechen darstellt; es muss sich also um erheb-
liche Beträge handeln, die der Täter gezielt verkürzen will (gewerbsmäßige Ab-
sicht). Im Einzelfall ist jedoch eine Abgrenzung zur einfachen Steuerhinterzie-
hung (§ 370 AO) erforderlich. In der Praxis wirst Du also alles tun, eine bei Dir
entdeckte Verkürzung als einfache Hinterziehung darzustellen. Lass Dir von
sog. Scharfmachern unter den Betriebsprüfern und Steuerfahndern um Him-
mels willen nichts anhängen. Sobald die komische Vorwürfe und Andeutungen
machen, sagst Du kein einziges Wort mehr! Sonst bist Du schnell hereingelegt.
Warum und wieso?
Hast Du nur zweimal Deine Umsatzsteuervoranmeldung nicht oder zu spät ab-
gegeben oder die Steuern nicht pünktlich bezahlt, bist Du den Beamten schon
auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und § 370 a AO sieht zu allem Überfluss
für solche Fälle zwingend Knaststrafen vor, und zwar ziemlich hohe.
Ja, wer will denn unter diesen Umständen selbständig sein oder werden? Da
kann man es den Fleißigen und Aktiven doch gar nicht verdenken, wenn sie sich
lieber in die Arbeitslosigkeit verkriechen und ihr Geld fürs Nixtun kassieren.
Siehst Du, das ist einer der heimlichen Gründe, weshalb die Arbeitslosenquote
nicht sinkt.
»Wehe dem Staat, der seinen Bürgern die Lust zum Arbeiten nimmt!«, kann ich
hier nur noch mal den Kölner Wirtschaftsprofessor Spitaler wiederholen.
1027 Manche Bürger übertreiben es mit dem Steuersparen und geben dem Finanz- 1027
amt gerade so viel an, dass man sich fragen muss, wovon die eigentlich leben.
Zumindest die Rohgewinnsätze müssen im Rahmen vergleichbarer Betriebe
6 liegen. Das ist wohl klar. Man sollte die Kirche schon im Dorf lassen, sonst kann
man schnell und gewaltig auf die Nase fallen.
Wenn Du Dich hast erwischen lassen, drohen Dir folgende Geldbußen:
Oberfinanz- Zahl der Tagessätze bei einer Steuerschuld von . . . €
direktion 1 000 2 500 5 000 10 000 25 000 50 000 100 000
Berlin 8–12 20–30 40–60 120 300 360 360
Bremen 15 25–30 45–50 70–80 130–140 210–220 360
Chemnitz 10 10–30 30 60 180 360 360
Cottbus 10 10–80 10–80 80 150 230 320
Düsseldorf 5–20 20 40 80 200 360 360
Aachen, 5–20 20 40 80 140 240 340
Essen, Köln
Wuppertal 5–25 5–25 25 50 125 250 360
Erfurt 5–20 20 40 80 140 240 340
Frankfurt 8 20 40 80 200 360 360
Hamburg 16–20 40–50 80–100 140 250 360 360
Hannover 8 20 40 60–80 200 180–240 360
Karlsruhe 5–10 10 30 60–80 120 180–240 360
Magdeburg 8 20 40 80 200 340 360
München 5–90 5–90 5–90 5–90 180 360 360
Münster 5–20 20 40 80–100 140 240 340
Nürnberg 5–20 20 40 60–90 130–180 200–280 360
Rostock 5–12 12–40 40 80 160 240 360
Stuttgart 5–10 10 30 60–90 120 180–240 360
1028 Willst Du Dein Ferienhaus oder Deine Motor- oder Segelyacht verkaufen, dann 1028
wappne Dich gegen die Steuerfahnder, denn ehe Du Dich versiehst, hast Du sie
am Hals. Sie holen sich von der Zeitung, in der Du annonciert hast – trotz
Chiffre – Deinen Namen und fahnden bei Dir nach Schwarzgeld. Auch der
Schiffsmakler muss Deinen Namen nennen, wenn er Deine Yacht zum Verkauf
anbietet (BFH-Urt. v. 17. 3. 1992 – BFH/NV 1992 S. 789). Zwar darf der Steuer-
fahnder nur bei hinreichendem Anlass Dritte um solche Auskünfte angehen,
insbesondere sind Ermittlungen »ins Blaue hinein« nicht zulässig, doch es ge-
hört zu den Aufgaben der Steuerfahndung, auch unbekannte Steuerfälle auf-
zudecken (§ 208 Abs. 1 Nr. 3 AO). Und bei Verkauf von Privatgrundstücken
oder teuren Yachten hört die fiskalische Farbenlehre auf. Da sehen die Fiskal-
ritter nur noch Schwarzgeld fließen und hoffen, ein hohes Mehrergebnis einzu-
heimsen.
1029 Wenn Du so im stillen Kämmerlein Deine Sünden überdenkst und zu dem 1029
Schluss kommst, dass ein Staatsanwalt eine Steuerhinterziehung entdecken
könnte, dann wisse: Wenn Du die Tat rechtzeitig anzeigst, bleibst Du straffrei –
vorausgesetzt, Du zahlst die hinterzogenen Steuern nach.
Das ist ein Unikum im deutschen Strafrecht. Denn wenn Du einen gewöhn-
lichen Betrug begehst (die Steuerhinterziehung kann man sehr wohl als einen
Sonderfall verstehen), gelingt es Dir allenfalls, durch einen dramatisch-reuigen
Auftritt im Gerichtssaal eine Strafminderung zu erreichen – wohlgemerkt, eine
Strafminderung.
Anders bei Steuerstraftaten: Da kann jemand über Jahre Millionenbeträge an
Steuern hinterzogen und sich und sein Geschäft saniert haben – liefert er beizei-
ten eine Selbstanzeige ab, bleibt er straflos. Beizeiten bedeutet, solange die
Steuerbehörden noch nichts von der Tat wissen. Zwar wird er die Steuer nach-
zahlen müssen, aber doch nicht aus dem Stand! Das Finanzamt wird ihm eine
Zahlungsfrist einräumen.
Was Du bedenken solltest: Wenn Dir die Beamten der Steuerfahndung erst mal
gegenübersitzen und Dich offiziell wegen Steuerhinterziehung befragen, nützt
auch ein dramatisches Geständnis nichts mehr. In dieser Situation kann man
sich allenfalls noch helfen, indem man Gründe findet, die Tat nicht als (vollen-
dete) Steuerhinterziehung darzustellen, oder indem man versucht, auf der sub-
jektiven Seite eine andere Wertung durchzusetzen: etwa, dass die Tat nicht ge-
wollt gewesen sei oder Ähnliches.
Das Gesetz sagt: Die Selbstanzeige ist ausgeschlossen, wenn der Außenprüfer
8 »erschienen« ist (§ 371 AO). Also muss er körperlich in Deinem Haus/Deiner
Wohnung über die Schwelle treten. Und er muss tatsächlich zum Zweck der
Prüfung erscheinen. Kommt er nur zu einem Vorgespräch, z. B., um einen Prü-
fungstermin mit Dir abzusprechen, hast Du noch ein Chance. Komm aber nicht
auf die Idee, den Zeitpunkt für die rechtzeitige Selbstanzeige dadurch hinaus-
zuzögern, dass Du den Prüfer zu einem vereinbarten Termin einfach nicht her-
einlässt (was im Übrigen rechtswidrig wäre).
Andererseits: Der Prüfer muss sich an die üblichen Geschäftszeiten halten –
und die sind bekanntlich bei einer Nachtbar anders als bei einem Zahnarzt.
Oder er muss einen allen Seiten genehmen Zeitpunkt finden.
Fazit: Eine Selbstanzeige mit strafbefreienden Wirkung ist nicht mehr möglich,
wenn der Prüfer in Prüfungsabsicht Deine Geschäftsräume betritt – und wenn
dies zu einer vereinbarten Zeit oder während des gewöhnlichen Geschäftsbe-
triebs geschieht.
Aber es gibt eine (häufige) Ausnahme von dieser Regel: Hast Du nur eine
leichtfertige Steuerverkürzung begangen, kannst Du jederzeit die Selbstanzeige
machen, auch wenn der Prüfer schon bei Dir auf der Matte steht. Eine schrift-
liche Form ist dann nicht nötig. Das ist allerdings nicht ganz unstrittig (Baye-
risches Oberstes Landesgericht v. 30. 3. 1978 – 3 Ob OWI 11/78).
Es gibt noch eine andere Situation, in der Du an Selbstanzeige denken musst:
9 wenn Dein Geschäftspartner, Kunde oder Lieferant die Außenprüfung im Haus
hat und Du befürchten musst, dass bei dieser Gelegenheit Deine Steuersünden
zutage treten. Bedenke, dass schon bei der Prüfung Deiner Steuererklärung
Kontrollmitteilungen verfasst werden. Bei der Bearbeitung der steuerlichen
Verhältnisse Deines Geschäftspartners kann es sein, dass das Finanzamt auch
über Dich Erkenntnisse gewinnt und Deinem Sachbearbeiter im Finanzamt
Mitteilung macht.
Wenn Du durch Kontrollmitteilungen gefährdet sein könntest, ist die strafbe-
freiende Selbstanzeige nur noch möglich, wenn
● die Tat noch nicht entdeckt wurde bzw.
● der Täter nicht mit einer Entdeckung rechnen musste.
Die Entdeckung durch das Finanzamt liegt frühestens vor, wenn es bei der
Überprüfung Deiner Steuerakte feststellt, dass die steuerlich bedeutsamen
Vorgänge, die in der Kontrollmitteilung enthalten sind, von Dir nicht erklärt
wurden.
Eine Selbstanzeige ist eine sehr komplizierte Angelegenheit, bei der vieles be-
dacht werden muss. Mach nie eine Selbstanzeige, ohne Dich mit einem Fach-
mann beraten zu haben! Es sei denn, Du hast alle Konz-Schinken so gut stu-
diert, dass Du selbst ein Fachmann bist. (Zum Großen und zum Kleinen Konz
also auch noch die Bücher 1 000 Tipps und Tricks bei Schwarzgeld und Steuer-
fahndung und Wenn der Betriebsprüfer kommt.)
1030 100 000 € in bar waren einem Steuerberater zugeflossen. Geld, das ihm von 1030
einem Freund, den er nicht nennen wolle, als betriebliches Darlehen zinsfrei
überwiesen worden sei. Da sich das Finanzamt mit dieser Erklärung nicht zu-
friedengab, deklarierte es das Geld zu nicht versteuerten Einnahmen und erließ
neue Einkommensteuerbescheide. Das Finanzgericht Düsseldorf (17 K 7587/99)
stutzte die Beamten zurecht und erklärte die Hinzuschätzung für rechtswidrig.
Aber: Es war nicht die Schätzung an sich unzulässig, sondern nur deren Höhe.
»Ziel einer jeden Schätzung muss es sein, dass sie der Wirklichkeit möglichst nahe
kommt. Sie muss demzufolge in sich schlüssig und zudem wirtschaftlich vernünf-
tig sowie möglich sein«, so das Finanzgericht. Möglich waren hier nur 9 % Zin-
sen aus den 100 000 € zzgl. eines Sicherheitszuschlags von 15 %.
1031 Ist das Finanzamt unrealistisch, sind die Chancen eines Prozesses immer gut. 1031
Achte aber auf Deine Mitwirkungspflicht. Im betrieblichen Bereich ist diese
sehr viel höher (Pflicht zur Buchführung, Aufbewahrung von Belegen) als bei
privaten Einkünften. Private Einnahmen brauchen in der Regel nur plausibel
erläutert und nicht nachgewiesen zu werden.
1032 Und dadurch vielleicht einen Vergleich mit Deinen Gläubigern schließen. Wenn 1032
eine Schuldnerberatungsstelle dahintersteht oder am Ende das Amtsgericht,
besitzt die Sache einen amtlichen Anstrich, der die Gläubiger ein wenig ge-
neigter macht, auf Vorschläge einzugehen.
Was ist zu tun? Zuerst einmal musst Du eine der vielen Schuldnerberatungsstel-
len aufsuchen. Die seriösen sind übrigens kostenlos. Wo sich die nächste Bera-
tungsstelle befindet, kannst Du bei Deiner Gemeindeverwaltung oder bei der
Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung im Internet unter www.bag-
Bis zu einem Gewerbeertrag von 24 500 € für jeden einzelnen Betrieb fällt keine
Gewerbesteuer an. Jetzt kannst Du Dir denken, dass Du Dich besserstellst,
wenn Du diesen Freibetrag zwei Mal statt nur ein Mal in Anspruch nehmen
kannst. Wie? Indem Du Deinen Betrieb trennst, so dass beide nicht wesensver-
wandt sind, z. B. in eine Schreinerei und ein Bestattungsinstitut (bzw. einen an-
deren hinzunimmst).
Beispiel
Beträgt Dein Gewinn aus dem Gesamtbetrieb etwa 50 000 €, zahlst Du eine
Gewerbesteuer von etwa 1 620 €. Teilst Du das Unternehmen, und jeder Be-
triebsteil erwirtschaftet etwa 25 000 €, hast Du nur 40 € zu zahlen. Ein ganz
schöner Unterschied jedes Jahr, was?
Geschickt kann es insoweit sein, wenn Du eine Betriebsabteilung aus Deinem
Unternehmen ausgliederst und z. B. mit Deinem Sohn als GmbH & Co. KG
betreibst. So kannst Du z. B. als Autohändler den reinen Handel als Einzelfirma,
die Werkstatt als GmbH u. Co. KG betreiben.
Mit Urteil vom 15. 12. 1998 hat das niedersächsische Finanzgericht auch bei
gleichartigen Betrieben zwei Gewerbebetriebe angenommen, wenn z. B. eine
getrennte Personalpolitik, getrennte Warenbestellung und insbesondere ge-
trennte Buchführung erfolgt. Erforderlich ist auch eine räumliche Trennung.
Wenn Du nun beispielsweise ein Bauunternehmen mit Baustoffhandel hast,
gliedere einfach den Handel aus: Am besten mietest Du ein gesondertes Lager
an, richtest ein kleines Büro ein und setzt Deine Tochter hinein, während das
Bauunternehmen nach wie vor von Deinem Ehegatten betreut wird, und vor
allem eröffnest Du ein zweites Geschäftskonto. Und schwupp erhältst Du bei
der Gewerbesteuer nicht nur zweimal den Freibetrag von 24 500 €, sondern
auch zweimal den Staffeltarif! Na, was sagst Du nun?
1035 Du besitzt ein Handelsunternehmen mit alten Kraftfahrzeugen. Dieser Betrieb 1035
erfordert einen ziemlichen Kapitaleinsatz, weil immer ein genügendes Wagen-
Wer sagt denn, dass Du nur ein Kontokorrentkonto führen kannst? Um endlich
von der unseligen Hinzurechnung von Dauerschuldzinsen und Dauerschulden
herunterzukommen, solltest Du Dir schleunigst bei einer anderen Bank ein
zweites Kontokorrentkonto zulegen. Der Rest ist kinderleicht. Du musst nur
noch dafür sorgen, dass jedes Konto über das Jahr gesehen an mindestens acht
Tagen im Plus steht, und schon ist es Essig mit den Zurechnungen. Du wirst also
einfach eine Zeitlang alle Einnahmen auf das Konto 1 leiten und von Konto 2
5 die Ausgaben bezahlen. Nachdem Du so Konto 1 für acht Tage ins Plus gehievt
hast, drehst Du den Spieß um.
zum Leasing
Drückt Dich als Selbständiger die Gewerbesteuer zu stark, dann lease – wenn
es geht – die Maschinen oder Kraftfahrzeuge! Leasingraten sind nämlich sofort
voll als Betriebsausgabe absetzbar. Statt einer teuren Finanzierung durch einen
Bankkredit verschaffst Du Dir erhebliche steuerliche Vorteile.
Stellst Du eine Bilanz auf, kannst Du bereits die Gewerbesteuer des laufenden
Jahres durch eine Rückstellung gewinnwirksam absetzen. Gewerbesteuer zahlst
Du nur, wenn Du kein Freiberufler oder Land- und Forstwirt bist. Lege dem
Finanzamt also überzeugend dar, dass Deine Tätigkeit diesen Bereichen zuzu-
ordnen ist. Die Finanzgerichte und der BFH haben dies z. B. für Hebammen,
Heilmasseure, Kfz-Sachverständige, deren Gutachtertätigkeit mathematisch-
technische Kenntnisse voraussetzt, wie sie üblicherweise nur durch Berufsaus- 1
bildung als Ingenieur erlangt werden können, und Patentberichterstatter mit
wertender Tätigkeit bestätigt.
1038 Auch als Kleinunternehmer musst Du keine Umsatzsteuer zahlen. Theoretisch 1038
ist jeder Unternehmer, der ein paar Mal in Folge Sachen verkauft oder Dienst-
leistungen erbringt. Kinder, die auf dem Flohmarkt ihre alten Comics oder
Computerspiele verhökern, würden damit automatisch zum Unternehmer und
müssten Umsatzsteuer zahlen. Die Steuerbefreiung für Kleinunternehmer ist
6 also weniger eine Wohltat für Dich als Steuerzahler als vielmehr für den Staat,
der für ein paar Euro Umsatzsteuer einen riesigen Verwaltungsaufwand betrei-
ben müsste, der die Einnahmen bei weitem übertreffen würde.
Kleinunternehmer bist Du, wenn Deine Umsätze im Vorjahr unter 17 500 €
lagen und im laufenden Jahr die Marke von 50 000 € voraussichtlich nicht kna-
cken werden. Aufgepasst: Eine Dauerfreistellung erreichst Du aber nur, wenn
Deine Umsätze in jedem Jahr unter 17 500 € liegen.
Fällst Du unter diese Steuerbefreiung, musst Du einige Faustregeln beachten:
1039 »Wie soll denn so was möglich sein?«, fragst Du erstaunt. Hast Du ‚s noch nicht 1039
gemerkt? Bei der Steuer ist das Unmögliche möglich. Nehmen wir mal an, Du 1
hast Dein Hobby zu einem regelrechten Nebengewerbe ausgebaut (den Begriff
»Hobby« solltest Du dann fürderhin nicht mehr in den Mund nehmen, wenigs-
tens nicht gegenüber dem Finanzamt). Sowohl im Vorjahr als auch im laufenden
Jahr bleibst Du mit Deinen Umsätzen unter der jeweiligen Höchstgrenze von
17 500 € bzw. 50 000 €, wirst daher für das laufende Jahr von der Umsatzsteuer
freigestellt. Statt nun die Steuerbefreiung in Anspruch zu nehmen, verpflichtest
Du Dich dazu, freiwillig fünf Jahre lang Umsatzsteuer zu zahlen. Das Fiskal-
deutsch spricht dann von »Option zur Regelbesteuerung«. »Verrückt!« O nein.
Denn jetzt kannst Du Deinen Kunden Mehrwertsteuer draufschlagen und im
Gegenzug die Dir von Lieferanten in Rechnung gestellte Mehrwertsteuer als
sog. Vorsteuer abziehen. Abführen musst Du nur den Differenzbetrag aus die-
sen beiden Steuerbeträgen.
Damit Du als Kleinunternehmer mit dem Trick was anzufangen weißt, hier ein
Beispiel: Nimm an, ich kassiere im Jahr 9 000 € an Autorenhonoraren und wähle
die Versteuerung (Regelversteuerung). Dem Verlag würde ich dann zusätzlich
7 % bzw. 630 € in Rechnung stellen. Da ich längerfristig schriftstellerisch tätig
sein möchte, richte ich mir ein Arbeitszimmer ein. Für Schreibtisch, Regale,
Schreibtischlampe, Schreibtischstuhl und PC zahle ich 10 000 €, in denen 19 %
Vorsteuer, also 1 597 € (15,97 % von 10 000 €) enthalten sind. Außerdem schaffe
ich mir einen Pkw für 22 000 € an (darin enthaltene Vorsteuer: 15,97 % von
Neben der Erstattung des Finanzamts in Höhe von 4 760 € habe ich vom Verlag
630 € an Mehrwertsteuer erhalten. Also hat mir die Wahl der Regelbesteuerung
zusätzliche Einnahmen in Höhe von 5 390 € gebracht.
zum Firmenwagen
9
1040 Der Fiskus bindet Dir nicht nur die Umsatzsteuer für Deine Verkaufserlöse 1040
oder Honorare ans Bein. Auch für Deine privaten Entnahmen aus dem Betrieb
verlangt er Umsatzsteuer. So z. B. wenn Du mit einem Firmenwagen privat
fährst. Im Gegenzug bekommst Du aber die volle Vorsteuer für Deinen Firmen-
wagen.
Um den Eigenverbrauch zu berechnen, hast Du zwei Möglichkeiten:
1. Die 1 %-Regelung, die Du von der Dienstwagenbesteuerung bei Arbeitneh-
mern kennst. Für jeden Monat, in dem Du Deinen Firmenwagen privat nutzt,
werden Dir 1 % seines Bruttolistenpreises (inkl. Umsatzsteuer) zum Zeit-
punkt der Erstzulassung, aufs Jahr gerechnet also 12 %, zugerechnet. Ein
ganz übler Pferdefuß ist dabei, dass eben immer der Neuwagenpreis als Be-
rechnungsgrundlage genommen wird – auch wenn Du Dir einen mehrere
Jahre alten Gebrauchtwagen zulegst! Weil in den Autokosten immer ein Teil
enthalten ist, aus dem Du keine Vorsteuer kassieren kannst, z. B. Steuern und
Versicherung, wird ein pauschaler Abschlag von 20 % vorgenommen. Damit
soll mehr schlecht als recht berücksichtigt werden, dass der Fiskus gemäß
Europäischem Gerichtshof beim Eigenverbrauch nur noch vorsteuerbelas-
tete Kosten in die Berechnung einbeziehen darf.
2. Als Alternative zur 1 %-Regelung kannst Du ein Fahrtenbuch führen und
einzeln die tatsächlichen Autokosten nachweisen. Als Eigenverbrauch wird
dann nur der Anteil abgesetzt, der sich nach der per Fahrtenbuch ermittelten
privaten Nutzungsquote ergibt. Achte unbedingt darauf, dass bei der Be-
rechnung diejenigen Kosten außen vor bleiben, aus denen Du keine Vor-
steuer kassierst. Neben der umsatzsteuerfreien Autoversicherung, der Kfz-
Steuer und Gebühren kann das die gesamte Abschreibung sein. Hast Du z. B.
Dein Auto von einem Privatmann oder von einem Kleinunternehmer ge-
kauft oder hat Dir Dein Autohändler einen Gebrauchtwagen verkauft, den
vorher ein Privatmann gefahren hat, bekommst Du keine müde Mark Vor-
steuer. Dementsprechend hat die Abschreibung für Dein Gefährt bei der
Berechnung des umsatzsteuerlichen Eigenverbrauchs nichts zu suchen. Das
gilt übrigens auch, wenn Du Deinen fahrbaren Untersatz zu einem Zeit-
punkt gekauft hast, als Du selbst noch als Kleinunternehmer besteuert wur-
dest.
Damit Dir bei so viel misslungener Steuervereinfachung der Kopf nicht zu sehr
schwirrt, zeige ich Dir, wie die Rechnung aussehen könnte, wenn Du von einem
Privatmann für 20 000 € einen Gebrauchtwagen gekauft hast, der bei seiner
Erstzulassung einen Listenpreis von 30 000 € (inkl. Umsatzsteuer) hatte. Nach
Deinem Fahrtenbuch beträgt Deine Privatnutzung 15 %.
1%-Regelung:
Listenpreis 30 000 € 12 % 3 600 € 1
./. Abschlag für nicht vorsteuerbelastete Kosten 20 % 720 €
Bemessungsgrundlage für den Eigenverbrauch 2 880 €
Umsatzsteuer darauf 19 % 547 €
1041 Als Unternehmer kannst Du aus Rechnungen für Übernachtungen bei eigenen 1041
Geschäftsreisen oder den Dienstreisen Deiner Arbeitnehmer die Vorsteuer ab-
ziehen. Du musst lediglich dafür sorgen, dass die Rechnung auf Deinen bzw. den
Namen Deiner Firma ausgestellt ist.
Bei der Vorsteuer aus Verpflegungskosten wird es ein wenig komplizierter. So-
lange es um Deine eigenen Verpflegungskosten bei Geschäftsreisen geht, ist der
Vorsteuerabzug kein Problem, wenn Du eine ordentliche Rechnung des Res-
taurants oder Hotels vorlegen kannst. Erstattest Du dagegen Deinen Arbeit-
nehmern ihre anlässlich von Dienstreisen entstandenen Verpflegungsaufwen-
dungen, sollst Du daraus keine Vorsteuern abziehen dürfen, weil angeblich
keine Leistung für Dein Unternehmen vorliegt. Da nutzt es Dir auch nichts,
wenn Dir Dein Arbeitnehmer die Restaurantrechnung mitbringt. Anders liegt
die Sache, wenn Du für Deine Angestellten das Restaurant ausgesucht, einen
Platz reserviert und die Rechnung bezahlt hast (Quelle: StÄndG 2003 v.
15. 12. 2003, BGBl 2003 I S. 2645; BMF-Schreiben v. 28. 03. 2001, BStBl 2001 I
S. 251).
Auch bei Deinen Bewirtungskosten hat der Fiskus kräftig eins auf die Finger
bekommen und musste den Ausschluss des Vorsteuerabzugs aus diesen Kosten
zurücknehmen (BMF-Schreiben v. 23. 6. 2005 – BStBl 2005 I S. 816). Mit seinem
unternehmerfreundlichen Urteil vom 10. 2. 2005 (BStBl 2005 II S. 509) hat der
BFH nämlich entschieden, dass Dir die Vorsteuern aus der Bewirtung von Ge-
schäftspartnern und Kunden zu 100 % zustehen. Auch hier musst Du nur dafür
sorgen, dass Du eine ordentliche Rechnung bekommst.
1042 Was würdest Du davon halten, wenn Dir das Finanzamt einen zinslosen Kredit 1042
auf zehn Jahre zur Finanzierung Deines Wohnhauses gäbe? Bevor Du anfängst,
am Verstand des Autors zu zweifeln, lies einfach weiter.
Als Unternehmer kannst Du aus Rechnungen die volle Vorsteuer abziehen.
Dazu reicht es schon aus, wenn der gekaufte Gegenstand zu mindestens 10 %
unternehmerisch genutzt wird. Du kannst ihn dann einfach kraft Erklärung
Deinem Unternehmensvermögen zuordnen. Für Dein Wohnhaus bedeutet
das, Du musst Dir auf mindestens 10 % der Wohnfläche betriebliche Räume
einrichten, z. B. ein Arbeitszimmer. Damit kannst Du Dich auf den Standpunkt
stellen, Dein komplettes Haus gehöre umsatzsteuerlich zu Deinem Unter-
nehmen, und schon hast Du die Vorsteuern aus den Baukosten im Sack. Das
Finanzamt erstattet Dir also bei Baukosten von angenommen 400 000 € 19 % =
76 000, für die Du schon einmal keinen teuren Hypothekenkredit Deiner Bank
benötigst.
Leider kannst Du die 74 000 € nicht auf Dauer einstreichen. Nachdem Du
eingezogen bist, musst Du für den privat genutzten Teil Deines Hauses von
angenommen 85 % jährlich 19 % Umsatzsteuer zahlen. Der Pferdefuß: Den lau-
fenden Kosten werden in den ersten zehn Jahren auch jeweils 10 % der
ursprünglichen Herstellungskosten zugeschlagen. So zahlst Du also in den
nächsten zehn Jahren Schritt für Schritt die ursprünglich kassierten Vorsteuern
an den Fiskus zurück.
Wichtiger Hinweis
Nach Ablauf von zehn Jahren entfällt die umsatzsteuerliche Bindung für die
Immobilie. Die weitere Versteuerung des privaten Kostenanteils kannst Du
schlicht dadurch abstellen, dass Du das Haus – natürlich jetzt umsatzsteuerfrei
– gegen Übernahme der Hypothekenverbindlichkeiten an Deine bessere Hälfte
oder Deine erwachsenen Kinder verkaufst.
Und so könnte Deine Rechnung bei einem Hausbau in 2007 aussehen:
2007
Baukosten 2007 insgesamt 400 000 € (netto), Einzug 1. 1. 2008
Vorsteuer daraus 19 % = Auszahlung durch das Finanzamt 74 000 €
2008–2017
Jährliche laufende mit Umsatzsteuer belastete Kosten 5 000 €
10 % der Baukosten 40 000 € 1
Gesamtkosten 45 000 €
1043 Gehörst Du als Unternehmer zu einer der Berufsgruppen in der folgenden 1043
Übersicht und musst zudem keine Bücher führen oder aufgrund jährlicher Be-
I. Handwerk
1. Bäckerei: 5,4
2. Bau- und Möbeltischlerei: 9,0
3. Beschlag-, Kunst- und Reparaturschmiede: 7,5
4. Buchbinderei: 5,2
5. Druckerei: 6,4
6. Elektroinstallation: 9,1
7. Fliesen- und Plattenlegerei, sonstige Fußbodenlegerei und -kleberei: 8,6
8. Friseure: 4,5
9. Gewerbliche Gärtnerei: 5,8
10. Glasergewerbe: 9,2
11. Hoch- und Ingenieurhochbau: 6,3
12. Klempnerei, Gas- und Wasserinstallation: 8,4
13. Maler- und Lackierergewerbe, Tapezierer: 3,7
14. Polsterei- und Dekorateurgewerbe: 9,5
15. Putzmacherei: 12,2
16. Reparatur von Kraftfahrzeugen: 9,1
17. Schlosserei und Schweißerei: 7,9
18. Schneiderei: 6,0
19. Schuhmacherei: 6,5
20. Steinbildhauerei und Steinmetzerei: 8,4
21. Stukkateurgewerbe: 4,4
22. Winder und Scherer: 2,0
23. Zimmerei: 8,1
II. Einzelhandel
1. Blumen und Pflanzen: 5,7
2. Brennstoffe: 12,5
3. Drogerien: 10,9
1044 Aufgemerkt, alle Händler von Gebrauchtwaren, Besitzer von Secondhandlä- 1044
den, Floh- und Trödelmarktprofis! Jedes Mal die volle Umsatzsteuer abzudrü-
cken, wenn Ihr ein Geschäft gemacht habt, ist vor allem dann ärgerlich, wenn
Ihr die Vorsteuer der Einkäufe nicht gegenrechnen könnt, weil der Lieferant
eine Privatperson war oder aus anderen Gründen keine Umsatzsteuer in Rech-
nung stellen konnte, z. B. weil er Kleinunternehmer ist. Die Zauberformel, mit
der Ihr künftig die Umsatzsteuerzahlung an das Finanzamt auf einen Bruchteil
der bisherigen Höhe stutzen könnt, heißt »Differenzbesteuerung« oder »Mar-
genbesteuerung«. Du findest sie in § 25 a UStG, der anfangs nur als Sondervor-
schrift für den Handel mit gebrauchten Autos gedacht war, aber inzwischen für
alle gilt, die bewegliche Sachen kaufen und weiterverkaufen. An sich ist die
Sache ganz einfach. Bei der Differenzbesteuerung zahlst Du die Umsatzsteuer
nicht vom vollen Verkaufspreis, sondern von der Differenz zwischen Deinem
Einkauf und dem Verkaufserlös.
Beispiel
Angenommen, Du handelst mit alten Möbeln. Von einem Privatmann hast Du 1
eine besonders schöne Truhe für 5 000 € erstanden. Verkaufen willst Du sie für
8 300 €.
Bislang hast Du Deine Umsatzsteuer so berechnet:
Verkaufspreis netto (Bemessungsgrundlage) 7 000 €
19 % Umsatzsteuer 1 330 € 1 330 €
Bruttoverkaufspreis 8 330 €
Mit Differenzbesteuerung sieht die Rechnung jetzt so aus:
Bruttoverkaufspreis 8 330 €
./. Einkaufspreis – 5 000 €
Differenz (Marge) brutto 3 330 €
darin enthaltene Umsatzsteuer 19 % ca. 532 € 532 € 1
Nettodifferenz (Bemessungsgrundlage) 2 798 €
Steuerersparnis für Dich 798 €
Wie Du siehst, erhöht sich in diesem Fall Dein Verdienst bei gleichem Verkaufs-
preis um etwa ein Drittel von 2 000 € auf 2 798 €, ohne dass Du dafür einen
Handschlag tun musstest. Für den richtigen Durchblick bei der Differenzbe-
steuerung solltest Du Folgendes wissen:
● Du kannst nur als sog. Wiederverkäufer von der Differenzbesteuerung profi-
tieren. Das bedeutet aber nur, dass Du Waren kaufen und wiederverkaufen
musst.
● Begünstigt ist nur der An- und Verkauf beweglicher körperlicher Gegen-
stände, mit Ausnahme von Edelmetallen und Edelsteinen. Nicht unter die
Differenzbesteuerung fällt ferner der Verkauf gebraucht gekaufter Sachen,
die Du in Deinem Betrieb genutzt hast, z. B. Firmenwagen oder Büroeinrich-
tung.
● Du musst die Sachen ohne Umsatzsteuer eingekauft haben, z. B. von einer
Privatperson,
4
– einem Unternehmer, bei dem die Lieferung steuerbefreit ist (z. B. wenn Du
von einem Arzt Teile der Praxiseinrichtung kaufst),
– einem Kleinunternehmer,
– einem Wiederverkäufer, der selbst die Differenzbesteuerung anwendet.
● Machst Du von der Differenzbesteuerung Gebrauch, gilt immer der Steuer-
satz von 19 %. Allerdings kannst Du Dich bei jedem Geschäft entscheiden, ob
Du die Normal- oder die Differenzbesteuerung wählst.
zur Differenzbesteuerung
1045 Auf die Differenzbesteuerung solltest Du verzichten, wenn Deine Umsätze 1045
dem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 % unterliegen und Deine Gewinnauf-
schläge 100 % oder mehr betragen. In diesem Fall fährst Du mit der Regelbe-
steuerung besser.
● In den Rechnungen für Deine Verkäufe mit Differenzbesteuerung darfst Du
keine Umsatzsteuer offen ausweisen.
● Wenn Du neben der Differenzbesteuerung auch Umsätze mit Regelbesteue-
rung machst, musst Du für beide Sparten getrennte Aufzeichnungen führen.
Richte in Deiner Buchführung möglichst getrennte Konten für die Einkäufe
und die Verkäufe ein.
3. Die Grundsteuer
1047 Die Grundsteuer besteuert den Grund und Boden einschließlich Gebäude. Auf 1047
die Steuermesszahl schlägt die Gemeinde den Hebesatz (z. B. 300 %) auf, der
jedem Grundsteuerbescheid zu entnehmen ist.
Die Steuermesszahl beträgt bezogen auf den Einheitswert für
● land- und forstwirtschaftliche Betriebe 6,0 ‰
● Einfamilienhäuser für die ersten 38 346,89 € 2,6 ‰
● den übersteigenden Rest 3,5 ‰
● Zweifamilienhäuser 3,1 ‰
● Eigentumswohnungen 3,5 ‰
● alle übrigen (z. B. Mietswohnhäuser, unbebaute Grundstücke) 3,5 ‰
Anders als bei der Erbschaftsteuer, bei der ein besonderer Bedarfswert für das
Grundstück berechnet wird, gelten für die Grundsteuer Einheitswerte. Es lohnt
sich, diesen Einheitswert anzugreifen, wann immer dies erfolgversprechend er-
scheint. Wie? Die Einspruchsfrist von vier Wochen ist verstrichen? Nun – das
macht hier nichts, denn das Finanzamt ist verpflichtet, den Einheitswert zu
überprüfen, wann immer es darauf aufmerksam gemacht wird, dass er überhöht
ist. Wenn der neue Einheitswert vom bisherigen um mehr als 10 %, aber min-
destens 250 € nach unten bzw. mindestens 2 500 € nach oben oder unabhängig
von der prozentualen Abweichung um 2 500 € nach unten bzw. mehr als 50 000 €
nach oben abweicht, muss fortgeschrieben, d. h. berichtigt werden.
Vielleicht kannst Du einen der folgenden Gründe angeben, um Deinem Angriff
auf den Einheitswert zum Erfolg zu verhelfen:
● Neben dem Haus wurde ein Schießplatz bzw. ein Truppenübungsgelände er-
richtet (bis 4 km Nähe).
● Eine Flugschneise führt plötzlich über das zuvor ruhige Grundstück.
● Ein Industriebetrieb in der Nähe des Hauses entwickelt starken Lärm oder
stinkende Rauch- oder Abgasschwaden.
● Bauerwartungsland wurde zur Grünzone erklärt.
● Ein Grundstück, das nur für frei stehende Häuser geplant war, wird für Rei-
henhäuser vorgesehen.
● Baumängel und Bauschäden sind plötzlich aufgetreten.
7 ● Feuchtigkeitsschäden sind am Haus aufgetreten.
● Der Bau einer Schnellstraße durch die bisher ruhige Wohngegend rechtfer-
tigt eine Minderung des Rohmietenansatzes.
● Die Mieten sind im Jahr der Bezugsfertigkeit nicht so hoch wie in den fol-
genden Jahren.
● Eine Ertragsminderung ist infolge leerstehender oder niedriger vermieteter
Wohnung eingetreten.
● Es ist ein Brandschaden eingetreten. Fordere hier unbedingt Grundsteuerer-
lass und für den kommenden 1. 1. des Jahres eine Wertfortschreibung des
Einheitswerts.
Reihenhäuser stehen oft auf kleinen Grundstücken. Steht Dein Haus auf einem
Grundstück mit weniger als 250 qm, solltest Du Dich unbedingt vergewissern,
ob das Finanzamt bei der Einheitsbewertung einen Abschlag wegen kleiner
Grundstücksfläche vorgenommen hat.
Lass Dir in der Bewertungsstelle des Finanzamts den örtlichen Mietspiegel zei-
gen, der für die Bewertung Deines Reihenhauses maßgebend ist.
Auch an Häusern nagt der Zahn der Zeit. Du solltest deshalb Überlegungen
anstellen, ob Deine Häuser noch den heutigen Anforderungen genügen. Wenn
sich die Maßstäbe hinsichtlich Belüftung, Belichtung, Zimmeranordnung, Trep-
penhausgestaltung, Dachkonstruktion usw. stark verschoben haben oder Du
erkennst, dass die Häuser längere Zeit vor Ablauf der angenommenen Nut-
zungsdauer wirtschaftlich nicht mehr zu nutzen sind, ist ein Abschlag vom bis-
herigen Einheitswert drin, und zwar wegen wirtschaftlicher Überalterung (BFH
v. 11. 10. 1974 – BStBl 1975 II S. 54). Suche Dir einen guten Sachverständigen,
der das feststellt, und richte an das Finanzamt einen Antrag auf Herabsetzung
des Einheitswerts.
4. Die Grunderwerbsteuer
1048 Die Grunderwerbsteuer besteuert den Grundstückswechsel. Sie beträgt 3,5 % 1048
des Kaufpreises. Keine Grunderwerbsteuer fällt jedoch an, wenn
● Du ein Grundstück ohne Gegenleistung geschenkt erhältst;
● Du es von jemandem erwirbst, mit dem Du in gerader Linie verwandt bist
(Eltern – Kinder, Großeltern – Enkelkinder); begünstigt ist auch der Erwerb
von Stiefkindern/-eltern, Schwiegerkindern und -eltern;
Mit der Besteuerung von Grunderwerb hängt sich der Fiskus an das elementare
Bedürfnis des Menschen nach den eigenen vier Wänden, ohne selbst etwas
Nützliches zum Erwerbsvorgang beizutragen, geschweige denn zur Wertsteige-
rung des Grundstücks. Besonders schlimm ist, dass der Fiskus schon kassiert,
bevor der Grunderwerb überhaupt vollzogen ist. »Das Verpflichtungsgeschäft
– sprich Abschluss des notariellen Kaufvertrages – begründet den Anspruch auf
die Grunderwerbsteuer«, so der Originalton des GrEStG. Willst Du vom Fi-
nanzamt Dein Geld zurück, weil das Verpflichtungsgeschäft nicht zustande ge-
kommen ist, weil z. B. der Verkäufer nicht liefern kann, musst Du schweres Ge-
schütz auffahren und sogar aufpassen, dass man Dich verfahrensmäßig nicht auf
den Holzweg führt.
1049 Wenn Du Dich mit Bauabsichten trägst, willst Du Deinen sowieso schon engen 1049
Finanzierungsspielraum sicher nicht mit unnötiger Grunderwerbsteuer strapa-
zieren. Vorsicht ist immer dann geboten, wenn Du Grundstück und Haus sozu-
sagen aus einer Hand kaufst, Du Dich z. B. für ein vom Bauunternehmen
8 schlüsselfertig angebotenes Eigenheim entscheidest. In diesem Fall knöpft Dir
der Fiskus nämlich Grunderwerbsteuer nicht nur vom Kaufpreis für das
Grundstück, sondern auch von den Baukosten für das Haus ab. Bei einem
Grundstückspreis von 25 000 € und 150 000 € Baukosten sind das immerhin
6 125 €, die Du in den Schornstein schreiben kannst. Geht die Baufirma vor
Fertigstellung des Hauses in Konkurs, hast Du zwei Möglichkeiten zur Erstat-
Wesentlich besser fährst Du, wenn Du von vornherein zunächst das Grundstück 1
kaufst und Dich dann selbst um ein Bauunternehmen und die Handwerker
kümmerst. Du hast damit zwar ein wenig mehr Lauferei am Hals, die wird Dir
aber dadurch versüßt, dass Du auf die Baukosten von 150 000 € keinen Cent
Grunderwerbsteuer zahlst. Deine Ersparnis beläuft sich auf satte 5 250 €. Zu-
sätzlich hast Du den Vorteil, dass Du Dir aus mehreren Angeboten von Baufir-
men das günstigste aussuchen kannst.
5. Die Kirchensteuer
1050 Ich bin absolut gegen die Kirchensteuer, weil Religionen den meisten Hass 1050
unter die Menschen bringen und Scheiterhaufen, Mord, Totschlag, Überfall auf
Unschuldige und unzählige Kriege auf dem Gewissen haben. Die Kirchensteuer
wird nach der Einkommen- oder Lohnsteuer erhoben. Die Kirchensteuersätze
sind regional unterschiedlich und betragen 8 oder 9 %, bei pauschalierter Lohn-
steuer 4,5 bis 9 % der Pauschsteuer. Ist ein Ehegatte aus der Kirche ausgetreten,
fällt für ihn keine Kirchensteuer an. Bei der Zusammenveranlagung zur Ein-
kommensteuer ist die Steuerbemessungsgrundlage für den kirchensteuerpflich-
tigen Ehegatten gesondert – nach der Höhe seiner Einkünfte – festzustellen. Ist
z. B. der Ehemann aus der Kirche ausgetreten und hat die Ehefrau, die noch in
der Kirche ist, keine Einkünfte, kann bei der Zusammenveranlagung keine Kir-
chensteuer festgesetzt werden. Wer austreten will, muss je nach Bundesland
eine entsprechende Erklärung beim Standesamt, beim Generalvikariat oder
beim Amtsgericht einreichen. Erkundige Dich beim Finanzamt, welche Institu-
tion in Deinem Bundesland für die Entgegennahme der Kirchenaustrittserklä-
rung zuständig ist. Die Steuer darf dann nur noch bis zum Ende des Monats
erhoben werden, der auf den Austrittsmonat folgt. Wer also am 15. März seinen
Austritt erklärt, zahlt ab 1. Mai keine Kirchensteuer mehr. Für Kinder unter 14
Jahren können die Eltern den Austritt erklären.
Wenn Du aus der Kirche ausgetreten bist, lass Deine Steuerkarte ändern. An-
sonsten muss Dein Arbeitgeber weiterhin für Dich Kirchenlohnsteuer an das
Finanzamt entrichten.
Spar Kirchensteuer!
1051 Dazu musst Du nicht aus der Kirche austreten! Stell an die Diözese oder die 1051
Landeskirche einen Antrag auf »Kappung« der Kirchensteuer. Ganz mecha-
nisch berechnet nämlich das Finanzamt 8 oder 9 % Deiner Einkommensteuer
für Kirchensteuer. Deine Kinder mindern die Kirchensteuerbelastung lediglich
ein wenig, da für sie bei der Berechnung der Einkommensteuer als Bemes-
sungsgrundlage für die Kirchensteuer ein Kinderfreibetrag in Höhe von 3 648 €
sowie ein Betreuungsfreibetrag von 2 160 €, insgesamt also 5 808 € angesetzt
werden – auch, wenn Du Kindergeld kassiert hast. Bitte in Deinem Antrag
darum, diese Abgabe auf höchstens 3 bis 4 % Deines zu versteuernden Einkom-
mens zu begrenzen.
Hier eine Übersicht der Möglichkeiten:
Kappungsmöglichkeit in %
Hebesatz in % der des steuerpfl. Eink.
Land
Einkommensteuer
ev. Kirchen kath. Diözesen
0
Baden-Württemberg 8 3,5 3,5
Bayern 8 keine keine
Berlin 9 3 3
Brandenburg 9 3 3
Bremen 8 3 3
Hamburg 8 3 3
Hessen 9 4 4
Mecklenburg-Vorpommern 9 keine1 keine
Niedersachsen 9 3,5 3,5
Thüringen 9 4 4
Nordrhein-Westfalen 9 4 4
Rheinland-Pfalz 9 4 42
Saarland 9 3,5 3,5
Sachsen 9 3,5 3,5
Sachsen-Anhalt 9 3,5 3,5
Schleswig-Holstein 9 3,5 3,5
1 Außer
Pommersche ev. Kirche 3,5 %.
2 Nur Diözese Speyer.
Die Kirchensteuer zu kappen gelingt leider erst bei einem sehr hohen zu versteu-
ernden Einkommen. Es sei denn, Du verhandelst an höchster Stelle und lässt bei
1052 Als Arbeitnehmer kannst Du versuchen, aus Billigkeitsgründen einen Teilerlass 1052
der Kirchensteuer zu erhalten, wenn die Kirchensteuer am Ort der gehalts-
zahlenden Stelle niedriger ist als am Wohnort. Das ist z. B. der Fall, wenn Du in
Hamburg (Hebesatz 8 %) arbeitest und in Schleswig-Holstein (Hebesatz 9 %)
wohnst. Bei der Veranlagung zur Einkommensteuer knöpft Dir Dein Finanzamt
in Schleswig-Holstein zu Recht 9 % Kirchensteuer ab, an Lohnkirchensteuer
werden Dir aber nur 8 % angerechnet, weil nicht mehr einbehalten wird. Du
musst also regelmäßig nachzahlen, wenn Du mit Deinem Antrag auf Erlass von
1 % keinen Erfolg hast. Zuständig für Erlassanträge sind die Kirchenbehörden, 1
nicht die Finanzämter.
Hinweis: Der Erlass ist eine sog. Billigkeitsmaßnahme. Du bist also auf den
guten Willen der Kirche angewiesen. Wie mir ein treuer Leser berichtet hat,
hatte er mit seinem Antrag keinen Erfolg. Wie kurzsichtig diese Entscheidung
der Kirche war, siehst Du an der Konsequenz, die er aus so viel Hartleibigkeit
gezogen hat: Er ist aus der Kirche ausgetreten.
1053 Falls Du Dich über die Höhe der Kirchensteuer ärgerst, der Kirche aber nicht 1053
ganz den Rücken kehren willst, weiß Dir der Verfasser einen feinen und noblen
Rat zu geben:
Tritt aus der Kirche aus und leiste anstelle der Kirchensteuer dem örtlichen
Pfarrer eine Spende – natürlich gegen entsprechende Spendenbescheinigung.
Ich bin sicher, dass Dich der Pfarrer als solches Nichtmitglied lieber in seinem
Sprengel sieht denn als Kirchensteuerzahler. Warum? Ganz einfach: Deine
1054 Ein Kirchenangehöriger, dessen Leistungsfähigkeit sich durch die Eheschlie- 1054
ßung mit einem gut verdienenden, aber keiner Kirche angehörenden Ehegatten
erhöht hat, braucht, wenn er nicht selbst einkommensteuerpflichtig ist, keine
Kirchensteuer zu bezahlen (siehe auch Rz 1038).
In solchen Fällen soll nach den Ausführungen des BVerfG in seinen Entschei-
dungen v. 14. 12. 65, a. a. O., eine Besteuerung »etwa an dem Lebensführungs-
aufwand des kirchensteuerpflichtigen Ehegatten anknüpfen« können. In eini-
gen neueren Kirchensteuerrahmengesetzen ist deshalb eine Besteuerung des in
glaubensverschiedener Ehe lebenden Ehegatten in der Form eines »besonderen
2 Kirchgelds« vorgesehen und dessen Erhebung den Kirchen anheimgestellt. Von
dieser Ermächtigung wird nicht immer Gebrauch gemacht. Soweit doch, erfolgt
die Erhebung durch die Finanzämter nach einer Kirchgeldtabelle für Gemein-
demitglieder in glaubensverschiedener Ehe.
Lass Dir die Kirchgeldtabelle im Zweifel von der für Dich zuständigen Kirchen-
körperschaft, z. B. dem Generalvikariat, zuschicken.
Gemeinsame Einkommensteuer
lt. Einkommensteuerbescheid 3 706 €
Davon entfallen auf die kirchenangehörige
Ehegattin 16,63 % (abgerundet) = 588 €
Davon Kirchensteuer 9 % 53 €
6. Der Solidaritätszuschlag
1056 Der Solidaritätszuschlag hält sich nach wie vor hartnäckig, und angesichts lee- 1056
rer Kassen ist nicht damit zu rechnen, dass ihm die Politkaste in Berlin den
Garaus macht.
Berechnungsgrundlage für den Soli ist
● bei der Einkommensteuer die Einkommensteuerschuld abzgl. der anrechen-
baren Körperschaftsteuer.
Aber bereits im laufenden Jahr wird Dir der Solidaritätszuschlag einbehalten,
z. B. zusammen mit
● den Einkommensteuervorauszahlungen,
● der Kapitalertrag- und der Zinsabschlagsteuer. 1
Als Arbeitnehmer wird Dir der Solidaritätszuschlag bei jeder Lohnzahlung mit
5,5 % der Lohnsteuer abgezogen. Diese vorweg einbehaltenen Beträge werden
Dir bei einer Veranlagung zur Einkommensteuer genau wie die Lohnsteuer auf
den endgültigen Solidaritätszuschlag angerechnet.
Kleinverdiener mit einer Einkommensteuer von nicht mehr als 972 €/1 944 €
bleiben vom Solidaritätszuschlag verschont, d. h., er wird nur erhoben, wenn er
höher als 53 €/107 € (Ledige/Verheiratete) ist.
1057 Liegst Du mit Deiner Einkommensteuer knapp über diesen Freibeträgen, fällst 1057
Du unter eine Härteregelung. Bei einer Einkommensteuerschuld zwischen
972 € und 1 302 € (Ledige) bzw. 1 944 € und 2 604 € (Verheiratete) werden nur
20 % der Differenz zwischen Einkommensteuerschuld und 972 €/1 944 € als So-
lidaritätszuschlag erhoben.
Zu versteuerndes Einkommen 2006 27 000 €
Einkommensteuer lt. Splittingtabelle 2006 2 344 €
Solidaritätszuschlag 5,5 % 128,92 €
höchstens aber:
2 344 € – 1 944 € = 400 € 20 % = 80,00 €
Die Freibeträge und die Härteregelung gelten auch beim Lohnsteuerabzug. Bei
der monatlichen Lohnzahlung fällt daher kein Solidaritätszuschlag an, wenn
folgende Beträge nicht überschritten werden:
Steuerklasse Lohnsteuer,
bis zu der kein SolZ anfällt
I 81 €
II 81 €
III 162 €
IV 81 €
6 V 81 €
VI 81 €
7. Die Ökosteuer
1058 Die Steuersätze auf Kraftstoffe, Heizöl und Gas wurden mehrmals ange- 1058
mS hoben, und es wurde eine Stromsteuer eingeführt. Die Steuerschuldner
sind zwar die Stromversorger, belastet sind aber Du und ich als Otto Normal-
verbraucher und der Unternehmer, der für seinen Betrieb auf Energien ange-
wiesen ist!
Für das produzierende Gewerbe – darunter fallen auch eine Vielzahl von Hand-
werksbetrieben – sind Sonderregelungen vorgesehen. Allerdings wird eine Er-
mäßigung erst dann gewährt, wenn die jährliche Strom- bzw. Gas- und Heizöl-
steuer bestimmte Höchstgrenzen überschreiten.
Du stellst in jedem Fall beim zuständigen Hauptzollamt einen Antrag auf Er-
mäßigung. Denn wenn Du ein Mal zum Bezug verbilligter Energie berechtigt
bist, gilt diese Vergünstigung auf Dauer. Das ist doch den Verwaltungsaufwand
wert, oder?
Häng Dich dran und lass Dir nicht ohne rechtliche und moralische Berechti-
gung jeden müden Euro aus der Tasche ziehen!
...............................
Unterschrift
Der Einspruch muss innerhalb der Einspruchsfrist von vier Wochen eingelegt
werden, denn danach ist der Bescheid rechtskräftig und somit nicht mehr än-
derbar. Die Rechtsmittelfrist beginnt bei Zustellung des Steuerbescheids mit
einfachem Brief – das ist der Normalfall – drei volle Tage nach Aufgabe zur Post
durch das Finanzamt.
Beispiel
Poststempel Freitag, 21. 11.; Beginn der Rechtsmittelfrist Dienstag, 25. 11.,
0 Uhr; Ende der Rechtsmittelfrist Heiligabend, 24. 12., 24 Uhr.
Es genügt, wenn das Einspruchsschreiben am letzten Tag der Frist in den Haus-
briefkasten des Finanzamts geworfen wird. Durch den Einspruch hast Du nun
Zeit gewonnen, um in Ruhe den Bescheid zu überprüfen. Du kannst im Ein-
spruchsverfahren auch noch vergessene Abzüge geltend machen.
1060 Trotz Einspruch musst Du zunächst die geforderte Steuer zahlen. Andernfalls 1060
entstehen Säumniszuschläge, die der Höhe nach unverschämt sind: 1 % pro
Monat (§ 240 AO). Die Säumniszuschläge entstehen sogar dann und werden
auch nicht zurückgezahlt, wenn sich herausstellt, dass die Steuer zu hoch festge-
setzt war. Eine weitere unverständliche Unverschämtheit!
Willst Du nicht zahlen und Säumniszuschläge vermeiden, kann Dir nur ein Aus-
setzungsantrag helfen, in dem Du darlegst, dass ernstliche Zweifel an der Rich-
tigkeit des Steuerbescheids bestehen (§ 361 AO). Es ist üblich und zweckmäßig,
den Aussetzungsantrag mit dem Einspruch zu kombinieren.
...............................
Unterschrift
Merke: Dem Finanzamt darfst Du nicht blind vertrauen. Jeder zweite Steuerbe-
scheid ist falsch, in Ostdeutschland sogar mehr als die Hälfte.
Wenn das Finanzamt den Aussetzungsantrag ablehnt, lege dagegen wieder Ein-
spruch ein und stelle zusätzlich einen Stundungsantrag. Du hast gute Aussichten,
dass das Finanzamt nunmehr Deinem Aussetzungsantrag entspricht und damit
dem Einspruch abhilft, denn mit einer erneuten Ablehnung ist ein erheblicher
Arbeitsaufwand verbunden. Was erreichst Du damit? Dass Du bis zur endgül-
tigen Klärung die strittigen Steuerbeträge nicht zu zahlen brauchst! Solange das
Aussetzungsverfahren läuft, musst Du auch nicht damit rechnen, dass Dir der
Vollziehungsbeamte auf die Pelle rückt.
Sei nicht zimperlich mit Einspruch und Aussetzungsantrag, nimm alle Verfah-
rensrechte in Anspruch. Kosten entstehen Dir dadurch nicht, abgesehen von
Schreib- und Portokosten.
1
2. Einspruchsfrist verpasst! Was ist zu tun?
1061 Beantrage »Wiedereinsetzung in den vorigen Stand«, weil es Dir nicht 1061
mS möglich gewesen sei, rechtzeitig Einspruch einzulegen (§ 110 AO).
Steuernummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gegen den obigen Bescheid lege ich hiermit Einspruch ein. Begründung
folgt. Gleichzeitig beantrage ich Wiedereinsetzung in den vorigen Stand,
weil es mir infolge einer fünfwöchigen Abwesenheit von meiner Wohnung
nicht möglich war, rechtzeitig Einspruch einzulegen. Ich habe den Steu-
erbescheid erst vorgestern vorgefunden.
........................
Unterschrift
Beachte: Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Wegfall des Hindernisses
zu stellen. Die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ist meistens ein Ermes-
sensfall, d. h., das Finanzamt beurteilt die Schwere des Hindernisses, das Dich
davon abhielt, rechtzeitig Einspruch einzulegen. In den folgenden Fällen aber
hast Du einen Rechtsanspruch auf Wiedereinsetzung:
● Vorübergehende Abwesenheit von der Wohnung bis zu sechs Wochen. Bei
längerer Abwesenheit musst Du Vorsorge treffen, dass Dir die Post nachge-
schickt wird, oder einen Dritten bevollmächtigen, Deine Steuerangelegenheit
wahrzunehmen. Natürlich hast Du keinen wirklich zuverlässigen Menschen
dafür. Und natürlich dauert die Post ins Ausland viel länger und geht schnel-
ler verloren, der Campingplatz musste wegen Überflutung verlassen werden,
das Hotelzimmer war unzumutbar, Kakerlaken, Vogelspinnen, Moskitos und
andere Quälgeister fanden sich darin, weshalb Du umziehen musstest in eine
Unterkunft jwd (janz weit draußen) . . .
● Behinderung durch hohes Alter (älter als 75 Jahre).
● Schwere plötzliche Erkrankung (Herzinfarkt, Diabetesschock).
● Schwerer Unfall.
● Jeder Fall von höherer Gewalt, Ehegatte ist weggelaufen, Dein Haus hatte
einen Wasserrohrbruch und und und.
1062 Weist das Finanzamt Deinen Einspruch durch Einspruchsentscheidung zurück, 1062
kannst Du dagegen klagen. Dann kommt das Verfahren vor dem Finanzgericht
in Gang.
1 Geht es beim Finanzamt schon recht formell zu, steigert sich das noch, wenn Du
vor den Finanzkadi ziehst. Ein paar Tipps zu den häufigsten Fragen sollen Dir
helfen, die größten Fallstricke zu vermeiden, wenn Du Dir die Kosten für einen
Steuerberater oder Rechtsanwalt sparen willst:
Muss ich die vom Finanzamt geforderte Steuer trotz Einspruchs oder Klage
bezahlen oder kann ich mir bis zur Entscheidung durch das Finanzgericht Zeit
lassen?
Grundsätzlich verlangt der Fiskus von Dir, dass Du spätestens vier Wochen
nach Zustellung des Steuerbescheids in die Tasche greifst. Daran ändert formal
auch ein Einspruch oder eine Klage zunächst einmal nichts. Stelle deshalb auf
jeden Fall beim Finanzamt den Antrag, »die Vollziehung des Steuerbescheids
auszusetzen« (Rz 1043). Folgt das Finanzamt Deinem Antrag, brauchst Du vor-
läufig nicht zu zahlen. Aber selbst wenn das Finanzamt sich starrsinnig zeigt,
was leider allzu oft vorkommt, ist noch nicht alles verloren. Stelle in diesem Fall
Deinen Antrag auf »Aussetzung der Vollziehung« direkt beim Finanzgericht.
Berufe Dich dazu auf § 69 der Finanzgerichtsordnung. Wie die Erfahrung lehrt,
sind die Finanzgerichte häufig sehr viel großzügiger bei der Beurteilung der
Frage, ob ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des von Dir angegriffenen
Steuerbescheids bestehen. Wenn Du knapp bei Kasse bist, kannst Du Dich
zudem darauf berufen, dass die Bezahlung der Steuern für Dich eine unbillige
Härte zur Folge hätte.
1063 Brauche ich vor Gericht nicht doch einen professionellen Rechtsverdreher oder 1063
Steuerberater?
Nein, vor dem Finanzgericht darfst Du Dich locker selbst vertreten. Dabei
bleibt es Dir unbenommen, Dir von einem guten Freund oder Bekannten hel-
fen zu lassen. Ansonsten genügt manchmal schon die kostengünstige Hilfe
durch einen Lohnsteuerhilfeverein. Oder frag doch einmal, ob nicht Deine Ge-
werkschaft bereit ist, Dir beizustehen. Vielleicht übernimmt sie sogar einen Teil
Deiner Prozesskosten, wenn sie an Deinem Fall interessiert ist. Deutlich anders
sieht die Angelegenheit allerdings aus, wenn Dein Prozess bis vor den Bundes-
finanzhof geht. Dort gilt sog. Vertretungszwang. Das heißt, Du musst Dich durch
1
einen Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt vertreten lassen. Um
aber überhaupt dorthin zu gelangen, muss das Finanzgericht die Revision zulas-
sen. Tut es das nicht, weil es Dein Problem nicht als Grundsatzfrage ansieht,
bleibt Dir nur der Weg, die Revision durch eine Nichtzulassungsbeschwerde zu
erstreiten.
Was kostet mich ein Prozess vor dem Finanzgericht?
Zunächst einmal die positive Nachricht: Beim Finanzgericht wird Dir trotz
Klage kein Kostenvorschuss abverlangt. Gewinnst Du Deinen Prozess, muss das
Finanzamt in der Regel die Kosten des Verfahrens tragen. Verlierst Du, gehen
Deine Gerichtskosten wie Gebühren und Auslagen zu Deinen Lasten. Für die
Kosten des Finanzamts musst Du jedoch nicht aufkommen. Bist Du so klamm,
dass Du Dir die Kosten einer Klage eigentlich nicht leisten kannst, wirf die
Flinte nicht ins Korn, sondern stell beim Finanzgericht einen Antrag auf Pro-
zesskostenhilfe. Das Finanzgericht wird Dir diese vor allem dann zugestehen,
wenn es Deiner Klage Erfolgschancen beimisst. Erläuterungen und Antragsfor-
mulare für die Prozesskostenhilfe bekommst Du beim Finanzgericht. Du fin-
dest all das und entsprechende Berechnungsprogramme aber auch im Internet,
z. B. unter (http://www.praetor.onlinehome.de/pkh_down.htm). Die Gerichtsge-
bühren richten sich nach dem sog. Streitwert. Das ist in aller Regel der Steuer-
betrag, über den Du mit dem Finanzamt streitest.
zum Finanzgerichtsprozess
1064 Kommt Dir im Lauf Deines Finanzgerichtsverfahrens die Erkenntnis, dass Du 1064
verlieren wirst, kannst Du den größten Teil Deiner Gerichtskosten vermeiden,
wenn Du die Klage zurückziehst. Entscheidest Du Dich zu diesem Schritt, bevor
das Gericht einen Beweisbeschluss oder einen Gerichtsbescheid unterschrie-
ben hat und zudem mehr als eine Woche vor dem Termin für eine mündliche
Verhandlung, entfallen die Gerichtsgebühren komplett. Es könnte allenfalls
sein, dass Du ein paar Auslagen wie Kopien etc. bezahlen musst. Die Gewinnaus-
sichten auszuloten dürfte in der Regel nicht schwierig sein, da die Richter, die
sich vorab mit Deinem Fall beschäftigen dürfen (sie werden Berichterstatter
genannt), Dir z. B. auf Nachfrage oder bei einem vor der eigentlichen Verhand-
lung anberaumten Erörterungstermin durchaus sagen, ob sie Dir eine Chance
geben oder sich auf die Seite des Fiskus schlagen wollen. Dann ist es immer
noch früh genug, um mit einer Klagerücknahme die Reißleine zu ziehen. Bei
einem gewonnenen Steuerprozess verlange Erstattung aller, wirklich aller ent-
1065 Es lehnt deshalb alles ab, was Du in der späteren Begründung vorträgst! 1065
mS Du fluchst auf Teufel komm raus, steckst aber schließlich doch auf, weil Du
keine Einschreibequittung in der Hand hast. Was der Verfasser dazu meint?
Natürlich wirst Du gegen den ablehnenden Bescheid angehen! Denn Du hast
den Einspruch schließlich selbst in den Briefkasten gesteckt – hast Du doch,
nicht wahr? Vielleicht treibst Du sogar noch einen Zeugen auf. Also soll das
Finanzamt gefälligst nach Deinem Schreiben suchen!
Will das Finanzamt trotzdem nicht klein beigeben, dann weise es darauf hin, wie
sich das sehr vernünftige Urteil des Finanzgerichts Köln (3 K 3432/92) dazu
geäußert hat: »Die Postdienste können in der alten Bundesrepublik Deutsch-
land als außergewöhnlich zuverlässig gelten. Hierauf kann und muss sich ein
Steuerpflichtiger verlassen. Es wäre zu viel verlangt, wenn alle wichtigen Briefe
als Einschreiben versandt werden müssten und nur dann mit an Sicherheit gren-
zender Wahrscheinlichkeit beim Empfänger ankämen, sonst aber nicht. (. . .)
Hingegen kommt es – wenn auch nicht häufig, so doch auch nicht selten – vor,
dass beim Finanzamt eingegangene Schreiben in eine falsche Akte gelangen
und dort mangels wirksamer Kontrollen auch bleiben. Posteingangsbücher wer-
den nämlich beim Finanzamt nicht geführt. Nach allem geht das Gericht hier
davon aus, dass das Einspruchsschreiben nicht bei der Post, sondern innerhalb
der Finanzverwaltung abhandengekommen ist.«
Das wäre schon mal geschafft. Um das bisschen Geduld ist uns jetzt nicht mehr
bange! Hast Du in Deiner Steuererklärung Deine Telefonnummer angegeben?
(Warum nur? Konntest Du Dir nicht denken, weshalb danach gefragt war?)
Dann ist es möglich, dass Du angerufen wirst und man Dir sagt:
»Tut mir leid, das kann ich nicht abziehen, wenn Sie keine klaren Belege darü-
ber haben . . . Aber meine Bestimmungen lassen das nicht zu. Selbst wenn ich
großzügig sein wollte . . .«
Du willst aber gar nicht, dass der gute Mann großzügig ist, Du willst nicht mehr,
als dass er Dir gewährt, was Dir zusteht. Aber auch nicht weniger. Deshalb wirst
Du ihn auf sein »Ich wollte Ihnen das nur eben durchgeben, damit Sie infor-
miert sind« etwas scheinheilig fragen: »Warum wollen Sie es mir denn nicht
schriftlich geben?« Um auf seine Antwort: »Die Mühe wollte ich mir eben spa-
ren, deshalb rufe ich Sie ja extra an« zu erwidern: »Ach bitte – machen Sie sich
in meinem Fall doch bitte die Mühe. Wie sagt man? Was man schwarz auf weiß
besitzt . . .«
Oft genug brauchst Du Deine Geduld nur bis zu diesem Punkt zu beweisen.
Bald geht Dir dann ein Steuerbescheid oder eine Erstattung zu, in der von einer
Nichtanerkennung der nachgeschobenen Ausgaben kein Sterbenswörtchen ge-
sagt ist. Und wenn Du genau nachrechnest, kannst Du feststellen, dass man sie
Dir voll berücksichtigt hat.
Natürlich kannst Du auch ein Schreiben oder einen Steuerbescheid bekommen,
in dem steht: »Die nachträglich geltend gemachten Kosten konnten aufgrund
§ 160 der Abgabenordnung nicht anerkannt werden. Hiernach kann bei Be-
triebsausgaben oder Werbungskosten, die der Steuerpflichtige abzusetzen be-
antragt, das Finanzamt verlangen, dass die Empfänger der Beträge genau be-
zeichnet werden.« »Na, siehst Du, da haben wir den Salat!«, rufst Du. Irrtum,
mein Lieber. Nichts haben wir. Das Finanzamt blufft nur! Allen Ernstes! So
eindeutig und richtig das Gesagte auch scheint – reinzulegen bist Du damit
nicht. Du wirst das dem Finanzamt mitteilen und um Berichtigung und Erstat-
tung bitten oder aber, wenn Du es ein bisschen ärgern willst, schreiben:
». . . Das Fässchen Mundquell Pilsner zur Bewirtung meiner Bauhelfer (zwecks
Steigerung der Arbeitslust) habe ich mir aus der Wirtschaft ›Schmalzrippchen‹,
die anderen leckeren Sachen aus einem Supermarkt kommen lassen. Auf
kleinere Ausgaben sollte die Vorschrift des § 160 AO nicht ausgedehnt werden.
Zudem halte ich die Berufung auf § 160 AO nicht für zutreffend. Sie betrifft
meines Erachtens nur Schmiergelder und ähnliche Zahlungen.«
Wenn der Finanzbeamte nun meint, es nochmals telefonisch bei Dir versuchen
zu müssen, und vielleicht etwas von oben herab fragt: »Wo haben Sie denn das
her?«, dann sage nicht: »Aus den ›Steuertricks‹«, denn dann könnte er hochge- 1
hen, und an seinem Herzinfarkt willst Du ja nicht schuld sein . . . Sag lieber: »Stu-
dieren Sie doch mal das Urteil des Bundesfinanzhofs vom 8. November 1956 im
Bundessteuerblatt III Seite 149.« So kannst Du also auch vorgehen. Denn das
Finanzamt muss ermitteln. Und wenn Du überhaupt keine Auskunft geben wür-
dest, müsste es sich aufgrund der allgemeinen Lebenserfahrung sagen, dass
beim Bauen nun mal spendiert wird, und müsste einen angemessenen Betrag
für diese Ausgaben schätzen und Dir absetzen, ohne dass Du ihn überhaupt
beantragst! Manche Finanzbeamte sind aber besonders empfindlich, wenn sie
sich von einem kleinen Steuerzahler belehren lassen müssen. Das fuchst sie.
Und dann vertrauen sie bekanntlich auf ihre Erfahrung und sagen sich: Wie will
der aus so einem wirren Steuerbescheid klug werden? Oder: Die Erstattung
kann er ja doch nicht nachrechnen.
nicht stören, wenn sich das Finanzamt Mehrarbeit machen will – wir wollen es
aus bekannten Gründen nicht davon abhalten.
Die Frist ist längst versäumt, und Du ärgerst Dich schwarz, denn Du hast
mS hohe Ausgabeposten im alten Jahr nicht geltend gemacht. Und ins neue
Jahr kannst Du sie nicht reinpacken, das würde das Finanzamt an den Belegen
merken . . . Fatal, fatal! Die Steuern sind eh hoch genug, was sag‘ ich, unver-
schämt sind sie! Und nun sollst Du noch zusätzlich büßen? Gemach, gemach. 1
Vielleicht ist es Dir so ergangen wie mir vor zwei Jahren. Als ich vor lauter Ar-
beit nicht mehr wusste, ob ich Männchen oder Weibchen war. Durchs Schreib-
tischfenster kam kaum noch Licht, so zugestellt war es mit Akten, Papieren,
Literatur. Junge, war ich im Stress! Halt! Arbeitsstress, das ist das Stichwort!
Vielleicht ging es Dir ebenso: Da macht man schnell mal einen Fehler. Das ist
nur zu menschlich. Das müssten doch gerade die Finanzrichter verstehen, bei
denen sich schließlich auch Akten und Arbeit türmen, weil sich der Steuerstreik
von uns mehr und mehr ausdehnt.
Umso mehr nimmt es wunder, dass sie nicht längst die Nase voll haben und
weiter so oft pro Fiskus entscheiden. Wenn ich Richter wäre, hätte ich denen da
oben schon mal gezeigt, was ‚ne Harke ist, die Urteile wirklich »im Namen des
Volkes« verfasst und im Tenor festgestellt: »Zufolge der dem Bürger unzumut-
baren, unverständlichen, unbegreifbaren und unlösbaren Bestimmungsflut, wel-
che die Schaffenden dieses Volkes mit einer Mehrheit von schätzungsweise
99,9 % ablehnen, ergehen unsere Urteile in Zukunft nur noch zum Vorteil des
Steuerzahlers. Der Fiskus hat sich mit dieser demokratischen Tatsache abzufin-
den.« (Dieser Text ist einem alten Finanzgerichtsurteil unmittelbar nach den
Kriegsjahren nachempfunden, als es noch Richter gab, die ihren Beruf nicht in
der Finanzverwaltung gelernt hatten.)
Vielleicht wird das mal wieder so. Bei einem Senat des Bundesfinanzhofs zeich-
nen sich bereits erste Anzeichen dafür ab. Urteilte er doch zum Thema Stress:
»Wir sehen in dem Umstand, dass er bei seiner falschen Zurechnung unter in-
tensivem beruflichem Stress gestanden hat, eine Entlastung. Wir lassen deshalb
die gewünschte Änderung zu. Der Stress hat zu einer unachtsamen Entschei-
dung bei ihm geführt. Deshalb liegt kein großes grobes Verschulden, vielmehr
nur leichte Fahrlässigkeit vor. Der Steuerbescheid ist daher auch noch nach-
träglich zugunsten des Steuerzahlers zu ändern.«
1068 Beantrage Stundung! Stets und immer! Wozu gibt es denn die Stundungs- 1068
mS vorschriften in der Abgabenordnung? »Das bringt bei mir nichts«, sagst
Du. »Ich habe das früher schon mal versucht. Das Finanzamt meinte damals, ich
hätte noch genug Kreditmöglichkeiten, und diese müsste ich erst ausschöpfen.«
Jetzt pass gut auf: Wenn Du Deinen Stundungsantrag erst kurz vor dem Zah-
lungstermin für Deine Steuern stellst, ist das Finanzamt rein zeitlich nicht mehr
in der Lage, ihn rechtzeitig abzulehnen, und muss Dir kulanterweise einen
neuen Zahlungstermin geben. Dieser muss mindestens eine Woche nach Zugang
des ablehnenden Stundungsbescheids liegen. Da wir alle wissen, wie langsam be-
hördliche Mühlen mahlen, können Wochen verstreichen, bis Du die Ablehnung
Deines Stundungsantrags in Deinem Briefkasten findest. Gesetzt den Fall, Du
hast einen sehr ausführlichen Stundungsantrag gestellt, wird sich das Finanzamt
damit auch entsprechend länger beschäftigen müssen. Da können gut und gern
bis zu zwei Monate verstreichen, bis Du letztendlich zahlen musst. Damit ist Dir
doch echt geholfen, oder? Du musst aber damit rechnen, dass Dir der Computer
des Finanzamts – ganz automatisch – erst einmal Säumniszuschläge berechnet,
weil er zum ersten Fälligkeitstermin Deine Steuerzahlung vermisst und von
Deinem Stundungsantrag ja noch nichts weiß. Stell dann sofort einen Antrag
auf Erlass der Säumniszuschläge. Dem Antrag wird das Finanzamt ohne wei-
teres entsprechen, weil Säumniszuschläge nicht zu erheben sind, wenn »ein
Stundungsantrag vor Fälligkeit gestellt und nach Fälligkeit abgelehnt wurde
und der Steuerzahler die neue Zahlungsfrist eingehalten hat«. Für NRW Erlass
FinMin vom 2. 1. 1984 – S 0480 – I VA 1.
Der zweite positive Effekt des Zahlungsaufschubs, der sich durch Deinen Stun-
dungsantrag ergibt, ist die Zinsersparnis, denn für die Zeit des Hinhaltens be-
rechnet Dir die Bank für die Steuern, mit denen Du Dein strapaziertes Bank-
konto belasten müsstest, keine Schuldzinsen. Bei einer Steuernachzahlung von
angenommen 15 000 €, die Du durch Deinen Stundungsantrag um zwei Monate
verzögerst, sparst Du bei Sollzinsen von 10 % allein 250 € Zinsen.
1069 Ist es Dir einmal eine Zeit lang finanziell sehr schlecht ergangen und sind 1069
mS dabei Steuerrückstände entstanden, dann beantrage Erlass der Säumniszu-
schläge. Das Finanzamt muss sie erlassen, »wenn dem Schuldner die Zahlung
der Steuern wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung unmöglich war«
(BFH – BStBl 1984 II S. 415). Das gilt auch, wenn vergessen wurde, einen Stun-
dungsantrag zu stellen, obwohl eine »Stundungssituation« bestanden hat (BFH
– BStBl 1985 II S. 489).
1070 Wenn Steuern fällig werden, weil z. B. eine Abschluss- oder eine Voraus- 1070
mS zahlung zu leisten ist, denk daran, dass Dir nach § 240 Abgabenordnung
eine Schonfrist zusteht. Wenn Du innerhalb von drei Tagen nach Fälligkeit
zahlst, entstehen keine Säumniszuschläge. Entscheidend ist aber, wann das Geld
beim Finanzamt auf dem Konto gutgeschrieben wird, nicht, wann Du die Über-
weisung getätigt hast. Der Pferdefuß dabei: Zahlst Du per Banküberweisung,
musst Du zwei bis drei Tage für den Zahlungsweg einkalkulieren.
Achtung: Bei Zahlung per Scheck gilt die Schonfrist nicht, der Scheck muss also
spätestens bei Fälligkeit der Steuer im Finanzamt sein. Allerdings hast Du den
Vorteil, dass mit Übergabe des Schecks an das Finanzamt die Zahlung erfolgt
ist, Dein Konto aber erst Tage später mit dem Betrag belastet wird.
Zahlst Du also z. B. Deine Umsatzsteuer per Verrechnungsscheck, musst Du
diesen in der Regel schon am 8. des Monats bei der Post aufgeben, damit er
pünktlich am Fälligkeitstag (in der Regel der 10. des Monats) beim Finanzamt
ist.
ess‘, des Lied ich sing‘. Neuerdings bürgert es sich immer mehr ein, dass die Fi-
nanzämter in arroganter Manier für den Steuerzahler günstige Urteile einfach
negieren. Die meisten Streichgelegenheiten bieten sich den Fiskalrittern, wo
eine besondere Vergünstigung beansprucht wird. Um die brauchst Du aber nicht
zu betteln, sondern kannst fordern, dass Deinen berechtigten Ansprüchen nach-
gekommen wird. Du wirst deshalb den Steuerbescheid immer daraufhin prüfen,
ob das Finanzamt in allen Punkten Deinen Angaben in der Steuererklärung ent-
9 sprochen hat. Obwohl das Finanzamt verpflichtet ist, Streichungen zu begrün-
den, spart es sich oft eine Erläuterung oder schreibt etwa: »Steuerermäßigung
konnte aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen nicht gewährt werden.«
1072 Sieh Einspruchsentscheidungen des Amtes nicht als Gottesurteil an! 1072
mS Oft schreiben mir Leser: »Beigeschlossen übersende ich Ihnen die Ein-
spruchsentscheidung des Finanzamts, der Sie entnehmen können, dass ich mit
Ihrem Ratschlag auf Seite . . . nicht durchgekommen bin!«
Sagte ich nicht, dass Du Dich durchsetzen musst? Gewöhn Dir ab, Behörden-
0
schreiben – selbst noch so offizielle und mit noch so dickem Stempel drunter –
als der Weisheit letzten Schluss anzusehen.
Da lehnt z. B. das Finanzamt Wesermünde-Land (49/134 00 567) einem Steuer-
bürger und Vermieter den Abzug eines Scheibenschleifers ab – dies mit fol-
genden eindrucksvollen Sprüchen und Paragraphenzitaten, die dem Bürger
glaubhaft machen sollen, es sei völlig im Recht: »Bei den Aufwendungen für das
Werkzeug handelt es sich nicht um Werbungskosten, sondern um nichtabzugs-
fähige Kosten der Lebensführung. Diese Aufwendungen betreffen sowohl den
Einkommensbereich als auch den privaten Bereich des Rechtsmittelführers,
und eine klare Trennung der Aufwendungen nach der Nutzung für den Ein-
kunftsbereich und der privaten Nutzung ist auch schätzungsweise nicht mög-
lich. Ein Abzug bei den Werbungskosten kommt nur dann in Betracht, wenn der
Nutzungsanteil für den Einkunftsbereich anhand objektiver Merkmale ein-
wandfrei nachprüfbar und nicht von untergeordneter Bedeutung ist (R 117
EStR). Die Grenzziehung zwischen den Werbungskosten und den nichtabzugs-
fähigen Kosten der Lebensführung liegt nicht im Ermessen des Rechtsmittel-
führers, sondern muss im Interesse einer gleichmäßigen und gerechten Besteu-
erung nach objektiven Grundsätzen erfolgen. Für das Werkzeug ist diese klare
1 Grenzziehung nicht gegeben, der Abzug als Werbungskosten bei den Einkünf-
ten aus Vermietung und Verpachtung entfällt daher.«
Mach in einem solchen Fall Deinem Ärger ruhig mal vor dem Finanzgericht
Luft. Und zwar wie folgt: »Ich sorge dafür, dass Hausbesitz – also Volksvermö-
gen – erhalten wird, und zwar mit tatkräftiger Hand. Wenn die Bearbeiter
meines Einspruchs noch nie eine Schleifscheibenmaschine in der Hand gehal-
ten haben, dann soll man mir nicht unterstellen, ich nutzte die auch privat, etwa
um damit moderne Musik zu komponieren. Alles Werkzeug, was ich angeschafft
habe, benötige ich, um schnellstens im Haus Schäden beheben zu können und
nicht einige Wochen vergebens auf angekündigten Handwerkerbesuch warten
zu müssen. Oder gar etwa darauf, dass der Mieter selbst bei Kleinigkeiten mal
Hand anlegt. Die Behauptung, eine klare Grenzziehung sei nicht möglich, ist
lächerlich. Ich finde sie übrigens nicht im Gesetz gefordert. Da das Finanzamt
durch solche wolkigen Wortgebilde mir den Abzug versagt, bitte ich das Finanz-
gericht, das Finanzamt dazu aufzufordern, klare Beweise vorzulegen, dass ich
das Werkzeug privat benutze, oder mir dessen Abzug zuzulassen.«
So wird‘s gemacht, wenn wir schon für diese Bürokraten, die sich in den letzten
zehn Jahren wie die Kaninchen verdoppelt haben und mit so etwas ihre Da-
seinsberechtigung nachzuweisen suchen, in die Hände spucken. Ich meine,
manchmal kann Dir das eher helfen als alle noch so netten Reden, mit denen
wir aus Bürokraten wieder echte Volksdiener machen wollen.
Finanzamtshörige Richterlinge, die Urteile wie das folgende treffen, sollten von
ihren Vorgesetzten schnellstens in die Wüste zum Sandfressen geschickt wer-
den: »Steuerzahler haben kein Recht darauf, ihre Akte vom Finanzamt zuge-
schickt zu bekommen oder sie dort einsehen zu können.« (Finanzgericht des
Saarlandes, 1 K 151/94)
1073 Zwar musst Du dem Finanzamt bei der Aufklärung von Steuersachverhal- 1073
mS ten behilflich sein, aber Du brauchst keinen in sich geschlossenen Nach-
weis über die Herkunft Deines Privatvermögens zu führen (BFH v. 28. 5. 1986
– BStBl 1986 II S. 732). Denn eine Verpflichtung, für private Sparkonten eine
Buchführung einzurichten, besteht nicht. So kann man Dir nichts anhaben,
wenn Du sagen musst: »Weiß ich nicht, ist schon zu lange her.«
Wenn das Finanzamt Dir die Beweislast über die Herkunft der Gelder auf Dei-
nen privaten Sparkonten zuschieben will, muss es zuvor den Nachweis erbrin-
gen, dass bei Dir ein ungeklärter Vermögenszuwachs oder Ausgabenüberschuss
vorliegt. Beidem, sowohl der Vermögenszuwachs- als auch der Ausgabenüber-
schussrechnung – letztere wird auch Geldverkehrsrechnung genannt –, liegt
zwar der einfache Gedanke zugrunde, dass niemand mehr Geld anlegen oder
ausgeben kann, als er aus seinen steuerpflichtigen und sonstigen Quellen zur
Verfügung hat, aber in der Praxis sind diese Berechnungen ziemlich kompliziert
und leicht zu entkräften.
Du selbst kannst zur Not dem Finanzamt schnell beweisen, dass Dein Privatver-
mögen aus den ungebundenen Entnahmen und aus Mitteln stammt, die zu Be-
ginn der Vermögenszuwachs- und Geldverkehrsrechnung bereits vorhanden
waren.
Sage bloß nicht – auch wenn es stimmt –, das Geld stamme von den Rentener-
sparnissen Deiner Eltern oder von einem entfernten Verwandten in den USA.
So etwas wirkt auf Finanzbeamte wie der Stich in ein Wespennest.
Auch die Geschichte über Spielbankgewinne hört das Finanzamt nicht zum ers-
ten Mal, und selbst die Überweisung eines größeren Betrags von der Spielbank
auf Dein Privatkonto verfängt so ohne weiteres nicht, denn Du könntest ja die
Jetons, die Du eingelöst und überweisen lassen hast, vorher mit Schwarzgeld
gekauft haben. Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten in der Spielbank, ex-
akte Kenntnisse über Spielregeln und die Benennung Dir bekannter Croupiers
überzeugen da schon mehr. Diese Kenntnisse weisen Dich nämlich als Stamm-
gast aus.
1074 Nach dem Willen des Gesetzes (§ 89 AO) soll der Finanzbeamte Helfer des 1074
mS Steuerzahlers sein, soll Auskünfte erteilen und sogar von sich aus zu steu-
ersparenden Anträgen anregen, wenn Du sie aus Versehen oder aus Unkennt-
nis nicht gestellt hast. Hahahahaha!
Du wirst meist nur auf Finanzbeamte treffen, die sich die Arbeit zu leicht ma-
chen und Dich abzuwimmeln versuchen: »Leider sind wir nicht zur Steuerbera-
3 tung befugt, das ist den steuerberatenden Berufen vorbehalten«, so die Aus-
flüchte. Oder man hört: »Die Finanzämter entscheiden über den Steueranspruch
eines Kalenderjahrs grundsätzlich erst dann, wenn das Jahr abgelaufen ist. Vor-
herige Auskünfte und Zusagen sind dem Steuerrecht wesensfremd.«
Damit gibst Du Dich in Zukunft nicht mehr zufrieden; besonders nachdem der
BFH die Finanzämter zur verbindlichen Auskunft verdonnert hat (BFH v.
19. 3. 1981 – BStBl 1981 II S. 538 und v. 16. 3. 1983 – BStBl 1983 II S. 459).
1075 Du forderst jetzt Kundendienst und nicht obrigkeitliches Agieren. Das Finanz- 1075
amt ist ab 2007 nämlich gesetzlich verpflichtet, Dir auf Verlangen eine verbind-
liche Auskunft zu erteilen (§ 89 Abs. 2 AO), wenn Du Deinerseits:
● ein besonderes Interesse an der Auskunft darlegen kannst,
● den geplanten Sachverhalt umfassend und in sich geschlossen darstellst,
● Dein Rechtsproblem darlegst und dazu konkrete Rechtsfragen stellst und
auch
● erklärst, dass Du bisher noch bei keiner anderen Finanzbehörde zu dem
Sachverhalt eine verbindliche Auskunft beantragt hast und
● als Letztes noch bestätigst, dass all Deine Angaben der Wahrheit entspre-
chen.
Allerdings hat der Fiskus hier eine ganz üble Hürde eingebaut. Für verbindliche
Auskünfte gibt es eine allgemeine Gebührenpflicht (§ 89 Abs. 3 bis 5 AO). Das
geht sogar so weit, dass das Finanzamt entscheiden kann, ob es die Gebühren
nach der Auskunft erhebt oder ob es erst nach Vorkasse für Dich tätig wird.
Du musst aber spätestens einen Monat nach Bekanntgabe der Gebühren-
festsetzung zahlen. Die Gebühr richtet sich nach dem sog. Gegenstandswert
(Streitwert). Das ist der Wert, den die verbindliche Auskunft für Dich hat. Im
Endeffekt kommt es auf die Höhe der bei der Auskunft zur Debatte stehenden
Steuern an. Die Höhe der Gebühr kannst Du in folgender Tabelle ablesen:
1
Streitwert bis . . . € Gebühr . . . € Streitwert bis . . . € Gebühr . . . €
300 25 40 000 398
600 35 45 000 427
900 45 50 000 456
1 200 55 65 000 556
1 500 65 80 000 656
2 000 73 95 000 756
2 500 81 110 000 856
3 000 89 125 000 956
3 500 97 140 000 1 056
4 000 105 155 000 1 156
4 500 113 170 000 1 256
5 000 121 185 000 1 356
6 000 136 200 000 1 456
7 000 151 230 000 1 606
8 000 166 260 000 1 756
9 000 181 290 000 1 906
Lässt sich der Gegenstandswert (Streitwert) beim besten Willen nicht ermitteln,
rechnet das Finanzamt nach Stundensätzen ab. Der Stundensatz beläuft sich auf
50 € je angefangene halbe Stunde Bearbeitungszeit, mindestens jedoch 100 €.
Nach § 89 Abs. 3 Satz 1 AO wird die Gebühr »für die Bearbeitung von Anträgen
auf verbindliche Auskunft erhoben«. Dies hat u. E. zur Folge, dass die Gebühr
auch bei Ablehnung der Erteilung einer verbindlichen Auskunft anfällt.
1076 Da gibt es einen besonderen Weg, den die wenigsten kennen: Du kannst nach 1076
§ 42 e EStG als Arbeitnehmer oder als Arbeitgeber das Finanzamt in Lohnsteu-
erfragen um Auskunft bitten. Ist Dir also z. B. nicht klar, ob bestimmte Einnah-
men aus dem Arbeitsverhältnis steuerfrei oder steuerpflichtig sind, fordere eine
Auskunft der Lohnsteuerstelle des Finanzamts an.
Auch hake nach, wenn Dir in einem Steuerbescheid irgend etwas unklar ist.
Allerdings bist Du nicht so vertrauensselig, Dir die Auskunft telefonisch beant-
worten zu lassen. Mündliche Auskünfte sind für das Finanzamt nicht im gerings-
ten bindend. Schwarz auf weiß aber muss das Finanzamt zu seinem Wort stehen.
Schreiben wie »Die Steuerermäßigung musste abgelehnt werden, weil die ent-
sprechenden Unterlagen nicht vorgelegt werden konnten« oder Abwimmelun-
gsversuche wie »Die Entscheidung wurde von einem Gericht getroffen, die aber
für uns nicht bindend ist; hierfür haben wir unsere genauen Bestimmungen«
nötigen Dir ein Lächeln ab, denn Du weißt: Das Finanzamt ist gesetzlich ver-
pflichtet, auch zu Deinen Gunsten eine Steuerermäßigung zu prüfen (Schön
wär‘s, wenn‘s immer gemacht würde – hm?). Du verlangst also als Arbeitneh-
1078 Wenn Du den zweiten Abgabetermin für die Steuererklärung, den 30. Septem- 1078
ber, verpasst hast, musst Du mit unangenehmer Post rechnen. Das Finanzamt
schätzt nämlich dann Dein Einkommen, und zwar meist großzügig. Es reicht
dann allerdings aus, wenn Du innerhalb von vier Wochen Deine Erklärung
nachreichst. Die Ämter können laut Bundesfinanzhof in so einem Fall keine
förmlichen Einsprüche verlangen (V R 87/01): Sie müssen den Bescheid korri-
gieren und dürfen auch keine vorläufigen Zahlungen fordern, wenn Du Ausset-
zung der Vollziehung beantragst.
1080 Du solltest Deiner Steuererklärung alle unverfänglichen Belege, die Du kluger- 1080 1
weise im Lauf des Jahres gesammelt hast, beifügen und damit Deinen Fiskalrit-
ter ordentlich zupflastern. Auf ihn macht das den Eindruck, es sei bei Dir alles
in Ordnung. Notfalls müssen Eigenbelege herhalten, so z. B. für Trinkgelder,
Parkgebühren, Telefonkosten oder Zahlungen an Handwerker, die keine Quit-
tung ausschreiben wollen. Hattest Du dagegen Ausgaben, die Du nicht belegen
kannst, machst Du nur Beträge bis zu den EB-FAGO-Grenzen geltend (siehe
E Rz 469). Heikle Ausgaben machst Du ebenfalls bis zu diesen Grenzen gel-
tend – ohne Belege!
Wisse: Der Bearbeiter beim Finanzamt nimmt sich im Normalfall für jede Steu-
ererklärung eine bestimmte Menge Zeit. Findet er keine Belege, fieselt er unru-
hig in den Formularen herum und fordert womöglich für einige heikle Sachen
welche an. So etwas solltest Du nicht unnötig provozieren.
Besteht Dein Fiskalritter hartnäckig auf Belegen für alle Ausgaben, antworte
ihm höflich: »Leider habe ich die Belege im letzten Jahr nicht alle aufbewahrt
und kann sie auch nicht nachträglich herbeischaffen. Aber ich bin gern bereit,
ab sofort für alle Posten die Unterlagen zu sammeln. In der Ihnen vorliegenden 1
Steuererklärung habe ich aber durch meine Unterschrift versichert, dass alle
Angaben vollständig und richtig sind. Ich bitte Sie daher, die Veranlagung er-
klärungsgemäß durchzuführen.« Und schon klappt der Laden.
zur Aufbewahrungspflicht
0 1082 Als Arbeitnehmer kannst Du dem Finanzamt eingereichte und zurücker- 1082
mS haltene Belege wegwerfen – für Dich besteht keine Aufbewahrungspflicht.
Selbständigen dagegen ist das nicht anzuraten.
Versuche aber nicht, das Finanzamt zu verschaukeln. Dort weiß man aus Tau-
senden von Anträgen, dass man z. B. als Beamter einen Zuschuss zu seinen
Krankheitskosten bekommt oder gewisse Reisespesen vom Arbeitgeber ersetzt
werden. Natürlich, möglich ist es schon, dass sie danach zu fragen vergessen,
denn die Einkommensteuerstellen sind ja weiß Gott mit Arbeit gesegnet. Aber
wenn Du so etwas nachträglich beichten musst, erschüttert das Deine Glaub-
würdigkeit, und das solltest Du vermeiden!
1083 In einigen Bundesländern haben die Fiskalbürokraten die Teuerungsraten be- 1083
rücksichtigt und akzeptieren für Arbeitsmittel wie Fachliteratur, Kleidung,
Werkzeug etc. statt 100 € auch 150 €. Versuch es also erst einmal mit dem hö-
heren Betrag.
Wisse aber: Das Finanzamt kann vom Belegnachweis absehen, muss es aber
nicht. Dein Pech, wenn das Finanzamt gerade bei Dir den Belegnachweis for-
dert und Du die Belege inzwischen weggeworfen oder verschludert hast.
1
7. Darf Dich das Finanzamt vorladen?
1084 Grundsätzlich ja. Aber es sollte Dich nicht mit einem Hund vergleichen, dem 1084
man nur pfeifen muss, damit er schnellstens angerannt kommt. Zum Glück
haben wir den Finanzämtern mit unserem Steuerstreik jetzt so viel Wust an den
Hals gehängt, dass sie weitgehend davon absehen, sich noch zusätzlich mit Vor-
sprachen zu belasten. Das gilt jedoch nur für den Normalfall! Will das Amt eine
selbstherrlich vorgenommene Handlung oder einen peinlichen Vorfall ausbü-
geln oder elegant aus der Welt schaffen, lädt es Dich gern vor, um Dich weich-
zuklopfen. Du kannst jedoch die Verpflichtung, an der Amtsstelle zu erscheinen,
ganz gut unterlaufen. Dass etwas faul ist, merkst Du daran, dass auf dem Vorla-
dungsschreiben keine genauen Gründe und speziellen Fragen angeführt sind,
über die Du Dich äußern sollst. Du wirst also schreiben: »Bevor ich auf Ihrem
Amt erscheine, bitte ich, mich eingehend über die einzelnen Punkte aufzuklä-
ren, über die ich gehört werden soll.« Oder: »Ich möchte mir Verdienstausfall
ersparen und bitte um schriftliche Erledigung . . .« Dann schickt Dir der Fiskal-
ritter meist gleich die Fragen zur schriftlichen Erledigung, die er von Dir beant-
wortet wissen möchte, bzw. die Ausreden, die er sich für Deinen Fall parat gelegt
hat.
Denn er weiß: Eine persönliche Vorladung kommt nur dann in Betracht, wenn
ein schriftliches Verfahren unter Umständen nicht zum Ziel führt. Und Du
musst Gelegenheit haben, Dich auf seine Fragen vorzubereiten. Völlig unzuläs-
sig wäre eine Vorladung, wenn Du weit entfernt wohnst und eine schriftliche
Auskunft genügen würde. (Urteil des Finanzgerichts Düsseldorf v. 29. 3. 1951 –
Betriebsberater 1951 S. 326)
Du wirst auch die Beantwortung und die Erledigung telefonischer Anfragen
ablehnen, selbst wenn Dinge belangloser Art aus der Welt geschafft werden
sollen. Je mehr Arbeit wir dem Finanzamt machen, desto eher könnte der Steu-
ermurks aufhören, das Steuerchaos beendet werden. Wehr Dich durch unseren
Steuerstreik gegen die Verschleuderung unserer sauer und rechtmäßig ver-
dienten Gelder! 1
pflicht des Steuerpflichtigen im Einzelfall liegen, ist nach den Grundsätzen von
Treu und Glauben unter Beachtung aller Umstände des einzelnen Falles zu ent-
scheiden.« Einen wirksamen Rechtsschutz gewähren, insbesondere dadurch,
dass es die Grenzen für die Ermittlungs- und Aufklärungspflicht der Finanzbe-
hörden und der Steuergerichte denkbar weit spannt, will ebenfalls das Urteil
vom 18. 8. 1960 (BStBl 1960 III S. 451). Es ist deshalb von besonderer Bedeu-
tung, weil es die Pflicht der Finanzbehörden und der Steuergerichte zur voll-
ständigen Ermittlung des Sachverhalts auch für den Fall feststellt, in dem die
Rechtsstellung des Steuerzahlers von vornherein schwächer ist.
Wie im Rechtsspruch dieses Urteils gesagt ist, sind z. B. Finanzgerichte (selbst-
redend auch das Finanzamt und alle sonstigen beteiligten Behörden und Ge-
richte) gemäß § 162 Abs. 2 AO verpflichtet, im Rahmen der Schätzung alle vom
Pflichtigen in substantiierter Weise vorgetragenen und als Schätzungsgrundlage
in Frage kommenden Tatsachenbehauptungen zu berücksichtigen – dies selbst
dann, wenn deren Richtigkeit erst durch Beweiserhebung geklärt werden muss
und zur Anerkennung eines Verlusts führen würde.
1086 Nun aber wieder von den höchst seltenen freundlichen Worten der hohen Ge- 1086
richte zurück ins Kampfgetümmel der Steuerzahler mit den Finanzämtern:
● Das Finanzamt muss grundsätzlich beweisen, aufgrund welcher Einkünfte es
Steuern von Dir haben will. Dabei legt das Finanzamt hinsichtlich der Ein-
nahmen Deine eigenen Angaben zugrunde. Sind diese unrichtig, kannst Du
Dich strafbar gemacht haben.
● Du als Steuerzahler musst grundsätzlich alles beweisen, was zu einer Steuer-
minderung führt. Dabei gilt für nicht beweisbare Vorgänge der sog. Beweis
des ersten Anscheins. So gilt das Halten eines Pkws als »Beweis des ersten
Anscheins« für berufliche Kosten durch Fahrten zwischen Wohnung und Ar-
beitsstätte. Du musst daher nicht beweisen, dass Du tatsächlich mit dem Auto
arbeitstäglich zur Arbeitsstätte gefahren bist.
5 Lass Dich also nicht vom Finanzamt in Beweisnot bringen, berufe Dich auf
Deine Erklärung und den Beweis des ersten Anscheins. Eine Zusammenfas-
sung der Beweislastregeln enthält übrigens das BFH-Urteil vom 7. 7. 1983 –
BStBl 1983 II S. 760. Wenn Du allerdings auf einen verbissenen Federfuchser
triffst, musst Du wohl zu einer Oberfinanzdirektion wandern, in deren Bücherei
Du ziemlich alles zur Steuer findest. Oder schreib gleich die vornehmen Herren
bei den Oberfinanzdirektionen an. Sie sind sehr auskunftsfreudig.
Doch denke nicht, dass Du immer erfährst, was und wie in den meisten Fällen
von den Gerichten entschieden wird. Von den in einem Vorjahr gefällten 2 279
Entscheidungen z. B. wurden 386 (17 %) zur Veröffentlichung freigegeben!
Vielleicht ist vieles darunter, was dem Finanzamt nicht passen könnte . . . Ich
unterstelle den Richtern hier beileibe keine Absichten oder gar eine gewisse
politische Steuerung – aber gut finde ich das nicht. Der Bundesfinanzhof teilt
Dir auf Anfrage – sofern du ein begründetes Interesse nachweisen kannst – mit,
ob bei ihm zu der Dich interessierenden Rechtsfrage ein Verfahren anhängig ist.
Falls dem so ist, kannst Du beim Finanzamt beantragen, Deinen Streitfall bis
zur Entscheidung ruhen zu lassen.
Frag den Verfasser bitte nicht nach zusätzlichen Urteilen und Hilfen für einen
speziellen, Dich besonders interessierenden Fall. Alles, was er herausklamüsert
hat, steht in diesem Buch. Deshalb sieh ihm auch nach, wenn er Deine Anfragen
nicht beantwortet. Außerdem darf er das nach dem bestehenden Rechtsbera-
tungsgesetz ohnehin nicht.
Stichwortverzeichnis
Die Zahlen bezeichnen die Randziffern (Rz E). Halbfette Ziffern zeigen die
Absätze an, in denen der betreffende Sachverhalt hauptsächlich dargelegt wird.
1%-Regelung 108 ff., 112 ff., 125 f., Abmagerungskur 607, 644
980 ff., 1007, 1040 Abrisskosten 798
400-€-Job 25 ff., 146 ff., 444 f., 975 siehe Abschlagszahlung, Lohnzuschläge 131
auch Geringfügige Beschäftigung, Abschlussrechnung 930 f.
Minijob, Teilzeitarbeit Abschreibung 801, 928, 933,
– Ehegattenarbeitsverhältnis 157 1000–1008, 1016
– Familienversicherung 748 – Ansparabschreibung 1009 ff.
– Rentner 883 ff. – Arbeitsmittel 335 f.
– Steuerfreiheit 972 – außerordentliche 1006
– Computer 336 f., 354
– degressive 856, 1003, 1033
A – Drittaufwand 1001
Abfindung 91–98, 644 – Einlage von Privatvermögen 1001
– Altersteilzeit im Blockmodell 92 – Einrichtung 824
– Altersversorgung 162 – Fahrtkosten 205
– Aufstockung 95 – Firmenverkauf 1014
– Direktversicherung 162 – Firmenwagen 126
– Firmenwagen 95 – Gebäude/Immobilien 779 f.
– gerichtlich festgelegte 91 – Gebrauchtwagen 205
– an geschiedenen Ehepartner 642 – geringwertige Wirtschaftsgüter 335,
– Miterben 843 340, 1016, 1033
– Nachzahlung 97 – Investitionsabsicht 1010
– Ratenzahlung in 2 Jahren 98 – Kfz 202
– Werkswohnung 96 – nach Leistung 1005
Abfindungszahlung 843 – lineare 1002 f.
Abflussprinzip 644, 927 – Methodenwechsel 1004
Abgabepflicht 471 – Nutzungsdauer 337, 1002 f.
Abgeltungssteuer 725, 887, 889, 924 – Sofortabschreibung 335, 340
Abholfahrt 231 – Sonderabschreibung 801, 1007 f.
V Verlustvortrag 296
Vandalismus 237 Vermietungsabsicht 800
Vaterschaftsprozess 635 Vermietungseinkünfte 776–857
Veranlagung – Angehörige 756, 845, 856
– besondere 462 – Arbeitszimmer 808
– Ehegattenveranlagung 461 ff. – Berechnungsschema 778
– getrennte 466 f. – bewegliche Gegenstände 823
– Scheidung 464 f., 467 – Drei-Objekt-Grenze 841
– Trennung 467 – Eigenbedarfskündigung 625
– Zusammenveranlagung 463 f. – Eigennutzung 817
Veranlagungsart 461 ff. – Erbbauzinsen 801
Veranlagungsschwerpunkte 801 – Fahrtkosten 806
Veräußerungsgewinn 720, 1014, 1017 – Ferienwohnung 825 f.
– halber Steuersatz 1017 – Gartenpflege 810
Veräußerungsrente 875 – Gebäudeabschreibung 779
Verdauungsbeschwerden 606 – Gestaltungsmissbrauch 853 f.
Verdeckte Gewinnausschüttung 920 – Hausmodernisierung 803–810
Verdienst, steuerfreier 434 – Hausverkauf 831
Verdienstausfallentschädigung 574 – Herstellaufwand, anschaffungs-
Vereinsbeitrag 53, 561 f. naher 805
Vereinstätigkeit 25 f. – Leerstand 800, 825
Vergeblicher Aufwand 797 – Liebhaberei 825, 855
Vergleichsrechnung 742 – Mitarbeit von Angehörigen 810
Vergütungsanspruch (Ökosteuer) – möblierte Zimmer 822 f.
1058 – Nebeneinkünfte 482
Verhandlung, mündliche 1064 – Nießbrauch an einem Grundstück
Verjährung Kindergeld 741 838 f.
Verkäuferin, Berufskleidung 285 – Schuldzinsen 801
Verkaufsgewinn 1014 – Überkreuzvermietung 853 f.
Verkaufshilfe 963 – Umzugskosten 834
Verkaufsleiter 265 – verbilligte 799, 846 f.
Verkehrsmittel, öffentliche 224 f., – vergebliche Planungskosten 819
227 – Verluste 818 f., 825, 845, 847, 853 ff.,
Verlagerung von Einkünften 483 926
Verletztengeld 456 – Versorgungsverträge 837
Verlust 447, 475, 989 – Werbungskosten 799 ff.
– Aktienveräußerung 896, 924 – Wohnungstausch 844
Verlustabzug 447 – Zinsen nach Verkauf 857
Verlustausgleich 896 – Zwei-Konten-Modell 935
Verlustbeteiligung 967 Vermittlungsprovision 480 f.
Verlustrücktrag 295, 926 – Unterprovision 481
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