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Wichtige Hinweise an alle Leser:


Dieses Werk soll allen Steuerzahlern helfen, ihre Abgabenlast in dem unvermeid-
baren, von den Steuergesetzen abgesteckten Rahmen zu halten. Zu diesem Zweck
wurde die vorliegende Ausgabe wieder sorgfältig bearbeitet und an die aktuellen
Änderungen angepasst. Berücksichtigt wurde das Einkommensteuergesetz 2007,
zuletzt geändert durch das Unternehmenssteuerreformgesetz vom 6. 7. 2007. Fer-
ner wurden Schreiben des Bundesministeriums der Finanzen, die Rechtsprechung
des Bundesfinanzhofs und der Finanzgerichte nach dem Stand bis zum 31. 5. 2007
einbezogen.
Die Tricks und Tipps sind durch eine Vielzahl von Quellenhinweisen belegt, vorzugs-
weise wird dabei auf Veröffentlichungen im »Bundessteuerblatt« und den »Entschei-
dungen der Finanzgerichte« verwiesen. Gleichwohl kann eine Garantie für die Rat-
schläge nicht übernommen werden, zumal es in der Natur der Sache liegt, dass sich
nach einiger Zeit Widerstand des Fiskus regt, wenn er seine Felle davonschwimmen
sieht. Eine Haftung des Autors oder des Verlags ist ausgeschlossen.
Tipps, die auch Gewerbetreibenden und selbständig Tätigen helfen können,
sind durch ein S besonders gekennzeichnet.
Steuersparende Hinweise zum geschickten Ausfüllen der Formulare für die Steuer-
erklärung 2007 gibt KONZ Das Arbeitsbuch zur Steuererklärung (Knaur TB 78050).

Konz-Steuertipps – clever Steuern sparen!


Ab sofort steht das Konz-Steuerforum allen ratsuchenden Lesern auf der Internetseite
www.konz-steuertipps.de rund um die Uhr offen. Wichtige Neuigkeiten werden fort-
laufend in das Steuerforum eingestellt, denn »nichts kann so teuer werden wie das
Wissen von gestern«. Also, reinschauen lohnt sich!

78049-7_s001-816.indb 1 28.08.2007 14:27:57 Uhr


»Aber der Staat lügt in allen Zungen
des Guten und Bösen; und was er auch
redet, er lügt – und was er auch hat,
gestohlen hat er’s.
Ach, auch in euch, ihr großen Seelen,
raunt er seine düsteren Lügen!«
Friedrich Nietzsche

Über den Autor:


Kaum hat der Fiskus wieder eine von Franz Konz aufgetane Lücke in seinem dichten
Steuernetz geschlossen, schon hat Franz Konz für seine Leser wieder neue Tricks
ausgetüftelt, mit denen er Finanzämter und Finanzgerichte seit mehr als 20 Jahren
zur Verzweiflung treibt. Wie es einmal ein Leser seiner über 7 Millionen großen An-
hängerschar formuliert hat:
»Franz Konz ist der einzige Fachbuchautor, bei dem man bis ins Innerste spürt,
dass er seinen Lesern unbedingt helfen und beistehen will. Was er uns jedes
Jahr aufs neue beweist.«
Franz Konz war Steuerinspektor, Steuerberater und Revisor bei Wirtschaftsprüfungs-
gesellschaften und Verbänden, als solcher bestens vertraut mit allen Steuerfragen.
Heute ist er ein kompetenter Ratgeber und Kämpfer für den gebeutelten Steuer-
zahler.

78049-7_s001-816.indb 2 28.08.2007 14:27:58 Uhr


Franz Konz

KONZ
2008

1000 ganz legale


Steuertricks

Der erfolgreichste Steuerratgeber Deutschlands


im 24. Jahr

Knaur Taschenbuch Verlag

78049-7_s001-816.indb 3 28.08.2007 14:27:58 Uhr


Besuchen Sie uns im Internet:
www.knaur.de

Völlig überarbeitete Neuausgabe 2008 für das Jahr 2007


und die zurückliegende Steuererklärung
Copyright © 1984/2007 Knaur Taschenbuch.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Umschlaggestaltung: fpm foto product münchen
Satz: Setzerei Vornehm GmbH, München
Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm
Printed in Germany

ISBN 978-3-426-78049-7

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Vorwort
Wortbruch als Politikprinzip!
An sich haben wir uns ja schon längst daran gewöhnt, dass Politiker ihre voll-
mundigen Versprechen, die sie einmal gegeben haben, nicht einhalten. Gerade
Erleichterungen bei der Steuer sind uns allen schon so oft versprochen, aber so
selten realisiert worden, dass es kaum noch jemanden wundert, wenn wieder
einmal ein Finanzminister wortbrüchig wird. Trotz ergiebig sprudelnder Steuer-
quellen macht der Bundesfinanzminister keinerlei Anstalten, ungerechte Steu-
ernachteile bei denjenigen zu beseitigen, die ihm diesen Geldsegen beschert
haben. Statt sich von der verfassungswidrigen Kürzung der Pendlerpauschale
und der Arbeitszimmerkosten zu verabschieden, hält Herr Steinbrück bockbei-
nig daran fest und schustert lieber den großen Konzernen über eine Absenkung
der Körperschaftsteuer auf lächerliche 15 % weitere Steuermilliarden zu.
Aber auch Privatleute mit hohen Kapitaleinkünften werden ab 2009 kräftig
subventioniert. Während derjenige, der seine Brötchen mit seiner Hände Arbeit
verdient, davon einen Steuerobolus von bis zu 42 % entrichten muss, dürfen sich
die Eigner großer Kapitalvermögen darüber freuen, dass sie – wenn sie ihre
Steuern dafür überhaupt in Deutschland zahlen – nur noch mit lächerlichen
25 % zur Kasse gebeten werden. Diese als »Abgeltungssteuer« bezeichnete Mo-
gelpackung greift doch wieder in erster Linie nur denjenigen in die Geldbörse,
die es sich nicht leisten können oder wollen, ihr Geld ins Ausland zu schaffen
und dort dem Blick und Zugriff des deutschen Fiskus zu entziehen.
Richtig unverschämt und dreist ist aber der Wortbruch der Finanzpolitiker beim
Kontenabruf. Vollmundig hatten sie uns versprochen, dass mit Einführung der
Abgeltungssteuer die unselige Kontenschnüffelei endlich wieder ein Ende hat
– aber mitnichten. Jetzt haben wir ab 2009 beides: Abgeltungssteuer und Kon-
tenabruf mit einigen wenigen kosmetischen Korrekturen. Auch das Bundesver-
fassungsgericht ist hier schlicht eingeknickt. Statt den nahezu unkontrollierten
Zugriff der Finanzämter auf die Daten rund um unsere Bankkonten zu stoppen,
hat es mit großzügigen Fristen nur an einigen unbedeutenden Stellen klarere
Bestimmungen für den Zugriff gefordert. Und diese hat der Fiskus – dank der
Devise, dass Papier ja geduldig ist – dann auch schnell geliefert. Da wünsche ich
mir doch die glorreichen Zeiten von Paul Kirchhof zurück, der als Verfassungs-
richter dem Fiskus so manche ungerechte und verfassungwidrige Regelung um
die Ohren gehauen hat.
Liebe Leser, seien wir also gespannt darauf, welche Nettigkeiten der Fiskus in
Zukunft für uns bereithält, und jederzeit auf der Hut davor, in kostspielige
Steuerfallen zu tappen.

Ihr
Franz Konz

78049-7_s001-816.indb 5 28.08.2007 14:27:58 Uhr


78049-7_s001-816.indb 6 28.08.2007 14:27:59 Uhr
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Steuervorschau und wichtige Nachrichten vorab

Kontenabruf ist verfassungsgemäß


Das Bundesverfassungsgericht hat den Kontenabruf für weitgehend verfas-
sungsgemäß erklärt und damit die staatliche Kontenschnüffelei sowohl für die
Vergangenheit als auch in Zukunft abgesegnet.

Die Banken müssen also weiterhin dem Fiskus die sogenannten Kontostamm-
daten wie Name, Adresse des Kontoinhabers und aller Verfügungsberechtigten,
Datum der Eröffnung bzw. der Schließung des Kontos zur Verfügung stellen,
die dieser in einer zentralen Datenbank speichert. Diese Kontoinformationen
können dann weiterhin nicht nur die Finanzämter für steuerliche Zwecke jeder-
zeit einsehen, sondern auch die Arbeitsagentur, die Sozial- und Wohngeldämter
sowie das BAföG-Amt.

Während der Zugriff des Fiskus in Bausch und Bogen von den Karlsruher Rich-
tern abgesegnet wurde, fanden diese den uneingeschränkten Zugriff durch die
Sozialbehörden nicht in Ordnung, weil die Regelungen dazu zu ungenau und
nebulös waren. Statt diesen Teil der Kontenschnüffelei aber nun zu verbieten,
lässt das Verfassungsgericht bis 31. 5. 2008 die Schnüffelei ohne Einschrän-
kungen weiter zu, wenn bis dahin das Gesetz zum Kontenabruf genauer formu-
liert wird.

Diese Galgenfrist hat der Fiskus sofort genutzt und am Rande der Unterneh-
menssteuerreform 2008 ein wenig Formulierungskosmetik betrieben. Im Prin-
zip bleibt aber auch danach die ausgeprägte Kontenschnüffelei weiter bestehen.
Der Fiskus muss Dich über die Abfrage noch nicht einmal vorher informieren.
Etwas anderes gilt allerdings für die Sozialbehörden. Vor einem Kontenabruf
müssen diese Dich auf jeden Fall erst einmal um Auskunft zu Deinen Konten
und Vermögensverhältnissen befragen. Bevor dann Deine Konten ausgespäht
werden, musst Du ausdrücklich auf die Möglichkeit des Kontenabrufs hinge-
wiesen werden. Aber Vorsicht, dieser Hinweis wird häufig in irgendwelchen
Merkblättern oder Formularen im »Kleingedruckten« versteckt. Nach einem
Kontenabruf müssen Dich die Sozialbehörden darüber informieren. Ausnah-
men von diesen Informationspflichten gibt es nur in ganz besonderen Fällen,
wenn dadurch zum Beispiel die Festsetzung oder Rückforderung von Sozial-
leistungen gefährdet würde oder gar die öffentliche Sicherheit und Ordnung in
Gefahr geriete.

78049-7_s001-816.indb 7 28.08.2007 14:27:59 Uhr


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Steuervorschau und wichtige Nachrichten vorab

Wie Du siehst, hat Vater Staat mit solch einem Gummiparagraphen weiterhin
alle Möglichkeiten, mit oder ohne Dein Wissen die Kontenschnüffelei weiter zu
betreiben.

Ausbau der Förderung von Ehrenamt und


gemeinnütziger Arbeit
Noch für das Jahr 2007 soll die steuerliche Förderung von ehrenamtlicher und
gemeinnütziger Arbeit verbessert und der Spendenabzug angehoben werden.
Im Einzelnen ist dazu Folgendes geplant:

● Der Übungsleiterfreibetrag soll von 1 848 € auf 2 100 € jährlich angehoben


werden.
● Für nebenberufliche Arbeit im Dienste öffentlicher Institutionen oder ge-
meinnütziger Vereine, für die der Übungsleiterfreibetrag nicht greift, wird ein
Freibetrag von 500 € eingeführt. Unter diese Befreiung fallen dann zum Bei-
spiel die Honorare des nebenberuflichen Kirchenmusikers oder die Vergü-
tungen des nebenberuflichen Platzwartes im Sportverein etc.
● Der Abzug von Spenden und Mitgliedsbeiträgen an gemeinnützige Organi-
sationen soll auf bis zu 20 % des Gesamtbetrages der Einkünfte (bisher
maximal 10 %) oder alternativ 4 Promille der Umsätze und Löhne eines Un-
ternehmens (bisher 2 Promille) angehoben werden. Nach wie vor nicht ab-
setzbar bleiben allerdings die Mitgliedsbeiträge an Sportvereine und Vereine,
die zwar gemeinnützig sind, sich aber vorrangig der kulturellen Freizeitge-
staltung der Heimat- und der Brauchtumspflege widmen. Damit kannst Du
auch weiterhin die Mitgliedsbeiträge für den Gesangsverein, den Karnevals-
verein, den Schützenverein oder den Kleingartenverein nicht absetzen, sehr
wohl aber darüber hinausgehende Spenden.
● Spenden an eine öffentliche oder gemeinnützige Stiftung sollen auf 10 Jahre
verteilt mit jährlich bis zu 1 Mio. € insgesamt, also mit 10 Mio. € abzugsfähig
sein.
● Den Plan, für die unentgeltliche Pflege von Alten, Kranken und Behinderten
im Dienste einer öffentlichen oder gemeinnützigen Institution einen Steuer-
abzugsbetrag von 300 € im Jahr einzuführen, hat der Gesetzgeber leider wie-
der fallengelassen.
● Der vereinfachte Spendennachweis durch Vorlage von speziell für Spenden-
zwecke aufgelegte Überweisungsvordrucke der Bank soll künftig für Spen-

78049-7_s001-816.indb 8 28.08.2007 14:27:59 Uhr


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Steuervorschau und wichtige Nachrichten vorab

den bis zu 200 € (bisher 100 €) möglich sein. Bei darüber hinausgehenden
Spenden benötigst Du nach wie vor eine förmliche Spendenbestätigung des
Empfängers.

Anteilsverfahren beim Lohnsteuerabzug


für Ehegatten
Dahinter verbirgt sich die geplante Einführung einer Alternative zur Steuer-
klassenkombination III/V vor allem für Ehegatten, die stark unterschiedlich
verdienen. Der Nachteil der Steuerklassenkombination III/V liegt darin, dass
fast alle Freibeträge dabei auf die Steuerklasse III entfallen. Der regelmäßig
sowieso schon schlechter verdienende Ehepartner in Steuerklasse V wird da-
durch zusätzlich gebeutelt, weil er auch noch ohne Ende bei der Lohnsteuer zur
Kasse gebeten wird und nach Abzug von Steuern und Sozialversicherung nur
ein jämmerlicher Hungerlohn übrigbleibt.

Um hier Besserung zu schaffen, sieht das Anteilsverfahren vor, dass bei Ehegat-
ten schon im Lohnsteuerverfahren die gemeinsamen Freibeträge im Verhältnis
der jeweiligen Arbeitslöhne untereinander aufgeteilt werden, so dass künftig
auch der geringer verdienende Partner in den Genuss von Steuerermäßigungen
kommt.

Der Pferdefuß bei der Angelegenheit ist aber, dass auf Deiner Steuerkarte vom
Finanzamt bescheinigt wird, wie hoch Dein prozentualer Anteil am zusammen-
gerechneten Arbeitslohn beider Ehepartner ist. Dein Arbeitgeber kann somit
an fünf Fingern abzählen, was Dein Ehepartner verdient.

Unter dem Strich zahlt Ihr durch das Anteilsverfahren auch nicht endgültig we-
niger an Steuern. Die Zahlungen werden lediglich im laufenden Jahr anders
zwischen den Eheleuten verteilt. Was Du gegenüber der Steuerklasse V netto
mehr bekommst, hat Dein Ehegatte zwangsläufig weniger auf dem Konto.

Elektronische Steuerkarte
Spätestens ab 2010 soll die Papierlohnsteuerkarte durch einen elektronischen
Datensatz ersetzt werden. Bislang benötigt Dein Arbeitgeber die Steuerkarte,

78049-7_s001-816.indb 9 28.08.2007 14:27:59 Uhr


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Steuervorschau und wichtige Nachrichten vorab

um bei der Lohnsteuerberechnung die zutreffende Steuerklasse, Kinderzahl,


Religionszugehörigkeit und eventuelle Freibeträge berücksichtigen zu können.
In Zukunft sollen diese Daten in einer zentralen Datenbank gespeichert wer-
den. Statt der Steuerkarte teilst Du Deinem Arbeitgeber dann nur noch Deine
sogenannte Personenidentifikationsnummer (= bundeseinheitliche unverän-
derliche Steuernummer) mit, die zurzeit vom Bundeszentralamt für Steuern für
jeden Steuerzahler vergeben wird. Mit Hilfe dieser Nummer kann Dein Arbeit-
geber dann aus dieser zentralen Datenbank Deine »elektronische Lohnsteuer-
karte« abrufen. In dieser Datenbank werden dann auch eventuelle Freibeträge
wegen erhöhter Werbungskosten, außergewöhnlicher Belastungen, Behinde-
rung etc. gespeichert. Das lästige und antiquierte Verfahren mit dem bunten
Lohnsteuerkarten-Pappkarton ist dann Vergangenheit. Andererseits ist auch
das wieder ein zusätzlicher Schritt in Richtung Orwells großem Bruder. Wir
dürfen gespannt sein, wie der Fiskus verhindern will, dass Unbefugte auf Deine
elektronische Lohnsteuerkarte Zugriff nehmen, indem sie sich einfach als Dein
neuer Arbeitgeber ausgeben.

Bewirtungskosten
Den Abzug von Kosten für Kundenbewirtungen und Geschenke kann Dir das
Finanzamt künftig nicht mehr allein damit streitig machen, dass Du keine va-
riablen vom Gewinn bzw. Umsatz abhängigen Gehaltsbestandteile hast (BFH-
Urteil vom 24. 5. 2007 – VI R 78/04).

Zusammenveranlagung im Trennungsjahr
Gute Nachrichten für alle, die sich von ihrem Ehepartner getrennt haben und
für das Trennungsjahr Schwierigkeiten hatten, die Zustimmung für eine Zusam-
menveranlagung mit Splittingtarif vom ehemaligen Partner zu bekommen. Für
das Trennungsjahr kann der ehemalige Partner die Zustimmung auch dann
nicht verweigern, wenn er selbst eigene Einkünfte hatte oder Lohnsteuer ge-
zahlt hat. Voraussetzung ist allerdings, dass Du eventuelle Steuernachzahlungen,
die ansonsten beim ehemaligen Partner nicht angefallen wären, komplett über-
nimmst und weitere steuerliche Nachteile allerdings erst für die Monate ab der
Trennung ausgleichst (BGH-Urteil vom 23. 5. 2007 – XII ZR 250/04).

78049-7_s001-816.indb 10 28.08.2007 14:28:00 Uhr


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Steuervorschau und wichtige Nachrichten vorab

Allerdings musst Du trotz dieses Urteils des Bundesgerichtshofs im Zweifelsfall


die Zustimmung zur Zusammenveranlagung durch den ehemaligen Partner zi-
vilrechtlich durchsetzen. Das Finanzamt hilft Dir da weiterhin nicht, wenn der
ehemalige Partner eigene Einkünfte hatte bzw. von seinen Einkünften Lohn-
steuer, Kapitalertragsteuer oder Zinsabschlagsteuer einbehalten wurde.

78049-7_s001-816.indb 11 28.08.2007 14:28:00 Uhr


78049-7_s001-816.indb 12 28.08.2007 14:28:00 Uhr
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Inhalt

Die mit S markierten Textpassagen gelten auch für Selbständige Seite

I. Allgemeine Steuertipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
S 1. Steuervergünstigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

S 2. Die Jahres-(Abschnitts-)Besteuerung, die Einkommensteuer-


progression und das Existenzminimum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Steuerfreistellung des Existenzminimums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

S 3. Wie hoch ist meine Steuerersparnis? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

S 4. Steuerbelastungstabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
5. Arbeitnehmersparzulagen – Bausparbeiträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

S II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?. . . . . . . . . . . . . . . 35


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2. Abfindungen aus dem Dienstverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
3. Reisekostenersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte – Fahrgelder. . . . . . . . 71
5. Firmenwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
6. Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit . . . . . . . . . . . . . 88
7. Pauschalierung der Lohnsteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
a) Allgemeiner Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
b) Möglichkeiten zur Pauschalierung der Lohnsteuer . . . . . . . . . . . . . 95
c) Kirchensteuer bei Pauschalierung der Lohnsteuer . . . . . . . . . . . . . . 98
d) Solidaritätszuschlag bei Pauschalierung der Lohnsteuer . . . . . . . . . 99
8. Altersversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
9. Die Riester-Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121


1. Werbungskosten – Deine Berufskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
2. Reisekosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und
Fahrtätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
a) Verpflegungsmehraufwand bei Dienstreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
b) Verpflegungsmehraufwand bei vom Arbeitgeber gestellter
Verpflegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
c) Reisekosten bei längeren Dienstreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
d) Werbungskosten bei Fahr- oder Einsatzwechseltätigkeit . . . . . . . . . . 136
e) Fahrtkosten bei Dienstreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
f) Übernachtungskosten und Reisenebenkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

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14 Inhalt

4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155


a) Die Entfernungspauschale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
b) Autodiebstahl oder Unfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
c) Gemeinsame Fahrten von Eheleuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
d) Fahrtkosten bei Einsatzwechseltätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
e) Fahrgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
f) Egal, wem das Auto gehört? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
g) Hast Du mehr als eine Wohnung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
5. Häusliches Arbeitszimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
a) Ganz oder gar nicht, so lautet die Devise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
b) Die Abzugsbeschränkungen
beim Arbeitszimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
c) Wie prüft das Finanzamt, ob es bei Dir überhaupt
ein Arbeitszimmer anerkennt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
d) Arbeitsmittel im häuslichen Arbeitszimmer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
e) Was kannst Du für Dein Arbeitszimmer absetzen? . . . . . . . . . . . . . 192
6. Das strittige Problem der Berufskleidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198

S 7. Die Kosten für Deine Fortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207

S 8. Bei Studienreisen heißt es aufpassen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221


9. Hilfe durch Arbeitsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
a) In welcher Höhe sind Deine Aufwendungen
abziehbar?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
b) Welche Arbeitsmittel gehen beim Fiskus durch? . . . . . . . . . . . . . . . . 237
10. Welche Telefongebühren sind absetzbar? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
11. Umzugskosten: Was gibt das Finanzamt dazu?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
12. Doppelte Haushaltsführung und was alles
an Mehrausgaben dazugehört . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264

IV. Der Lohnsteuerabzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283


1. Die Steuerkarte und die Steuerklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
2. Ab welchem Verdienst bin ich überhaupt
steuerpflichtig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
3. Frei- und Pauschbeträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
4. Wähle die Steuerklasse richtig, wenn Du und
Dein Ehepartner verdienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
5. Mehrere Arbeitsverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290

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Inhalt 15

V. Lohnsteuerermäßigung durch Freibetrag


auf der Lohnsteuerkarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293

VI. Mach in der Einkommensteuererklärung


alles geltend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297
1. Das Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297
2. Wann musst Du als Lohnsteuerzahler Belege beibringen?. . . . . . . . . 305

VII. Nebeneinkünfte – Veranlagung von Arbeitnehmern. . . . . . 309


1. Wann musst Du als Arbeitnehmer eine Steuererklärung
beim Finanzamt abgeben?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309
2. Abgabetermin für die Steuererklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
S 3. Wie verhalte ich mich geschickt
bei Nebeneinkünften? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311

VIII. Sonderausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319


1. Was sind Sonderausgaben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
2. Vorsorgeaufwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
a) Was sind Vorsorgeaufwendungen und welche
sind steuerlich interessant? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320
b) Was kannst Du von Deinen Vorsorgeaufwendungen höchstens
absetzen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
3. Die übrigen Sonderausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
a) Unterhaltsleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
b) Renten und dauernde Lasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341
c) Kirchensteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
d) Steuerberatungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
e) Ausbildungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
f) Private Spenden (§ 10 b EStG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354
g) Schulgeld an Ersatz- oder Ergänzungsschulen
(§ 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362

S IX. Außergewöhnliche Belastungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363


A. Außergewöhnliche Belastungen im Allgemeinen . . . . . . . . . . . . . . . . 363
1. Auch Du bist außergewöhnlich belastet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
2. Das sind Krankheitskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
a) Kosten für Medikamente, Heil- und Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . 370
b) Krankheitsbedingte Fahrtkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372
c) Kosten für Vorsorgemaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375
d) So heilst Du für immer Deine Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377
e) Erweiterte Krankheitskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384
f) Pflegekosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388

78049-7_s001-816.indb 15 28.08.2007 14:28:01 Uhr


16 Inhalt

3. Wann ist die Beschaffung von Hausrat und Bekleidung


steuerlich abzugsfähig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393
4. Ein freudiges Ereignis? Jedenfalls für die
Steuervergünstigung! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397
5. Wann bekomme ich eine Steuervergünstigung wegen
Kurkosten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397
6. So bringst Du Prozess- und Anwaltskosten bei der Steuer
unter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402
7. Steuervergünstigung beim Tod eines Angehörigen . . . . . . . . . . . . . . . . 404
8. Wann und wie sind Scheidungskosten abzugsfähig? . . . . . . . . . . . . . . 406
9. Abc-Übersicht zu außergewöhnlichen Belastungen . . . . . . . . . . . . . . 409
B. Außergewöhnliche Belastungen in besonderen Fällen . . . . . . . . . . . . 417
1. Was man wissen muss, wenn man jemanden unterstützt . . . . . . . . . . . 417
2. Unterhaltsleistungen an Wehrpflichtige, denen kein Kinder-
freibetrag mehr zusteht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425
3. Ausbildungsfreibetrag für Kinder (§ 33 a Abs. 2 EStG) . . . . . . . . . . . 426
4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung
und Dienstleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429
5. Pauschbeträge für Behinderte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 444
6. Pflegepauschbetrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452

S X. Steuervergünstigungen für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455


1. Kindergeld/Kinderfreibetrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455
a) Überblick zum Familienleistungsausgleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455
b) Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456
c) Kinderfreibetrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465
d) Auslandskinderfreibetrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 466
e) Übertragung von Kinderfreibeträgen/Betreuungsfreibeträgen . . . . 466
f) Entlastungsbetrag für Alleinerziehende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468
g) Kindergeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470
2. Was steht Dir außerdem noch zu? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473
a) Kapital übertragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473
b) Entgeltliche Mitarbeit des Kindes mit Steuerklasse I . . . . . . . . . . . . 478
3. Kinderbetreuungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481
a) Erwerbsbedingte Kinderbetreuungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481
b) Kinderbetreuungskosten bei Ausbildung, Behinderung
oder Krankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 484
c) Kinderbetreuungskosten für Kindergartenkinder . . . . . . . . . . . . . . . 486
d) Welche Kosten kannst Du absetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487
e) Nachweis der Kinderbetreuungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487

S XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen . . . . . . . . . . . . . 491


1. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491
2. Wohnraumförderung durch Eigenheimzulage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492

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Inhalt 17

2.1 Objektbeschränkung – Objektverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492


2.2 Wie kommst Du an die Eigenheimzulage? . . . . . . . . . . . . . . . . . 493
3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495
3.1 Gebäudeabschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495
3.2 Herstellungskosten – Anschaffungskosten – laufende
Hauskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
3.3 Sonstiges zu den Werbungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503
3.4 Was Du als Vermieter unbedingt über die Haus-
modernisierung wissen musst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505
3.5 Mit Reparaturen eine höhere Steuer-
ersparnis erlangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511
3.6 Die Kosten vor dem Bau oder Kauf eines Hauses . . . . . . . . . . . 514
3.7 Reparaturkosten bei der selbst genutzten Immobilie . . . . . . . . 516
3.8 Vermietung möblierter Zimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 516
3.9 Vermietung von Ferienwohnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521
3.10 Woran Du als Vermieter sonst noch denken solltest . . . . . . . . . . 521
3.11 Wenn nahe Angehörige in Deinem Haus wohnen . . . . . . . . . . . 532
3.12 Du hast Dein Haus verkauft?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541
4. Finanzierungsfragen – Besonderheiten zum Abzug von Zinsen . . . . 542

XII. Sonstige Einkünfte


(Renten, Unterhalt, Spekulationsgewinne) . . . . . . . . . . . . . . 547
1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) . . . . . . . . . . . . . . 547
1.1 Altersversorgung durch Rente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547
1.2 Altersversorgung aus Pensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557
1.3 Alterseinkünfte sind noch steuerbegünstigt . . . . . . . . . . . . . . . . . 558
1.4 Wieviel darfst Du als Rentner nebenbei verdienen,
ohne Deine Rente zu gefährden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563
1.5 Wann bin ich bei einer Nebenarbeit von der Sozial-
versicherung befreit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564
2. Einkünfte aus Unterhaltsleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567
3. Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften
(§ 23 EStG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569
3.1 Spekulationssteuer bei Immobilienverkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . 569
3.2 Spekulationssteuer bei Aktiengeschäften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569

XIII. Kapitaleinkünfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571


1. Versteuerung von Kapitaleinkünften
(Zinsen und Dividenden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571
Allgemeiner Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571
2. Sparerfreibetrag, Werbungskostenpauschbetrag . . . . . . . . . . . . . . . . . 573
3. Steuerabschlag (Kapitalertragsteuer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 575
4. Freistellungsauftrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 577
5. Nichtveranlagungsbescheinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579

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18 Inhalt

6. Zinsen und ähnliche Erträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580


a) Zufluss der Zinsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580
b) Stückzinsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 582
c) Wechselkursgewinne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584
d) Zinsen aus Lebensversicherungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585
e) EU-Zinsrichtlinie oder europaweite
Zinsschnüffelei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585
7. Dividenden und ähnliche Erträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587
a) Halbeinkünfteverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587
b) Vermeide verdeckte Gewinnausschüttung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588
c) Spekulationsgewinne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588
8. Werbungskosten bei Kapitalvermögen – Was kannst Du
dem Fiskus unterjubeln? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589
9. Wie komme ich im Alter gut über die Runden? . . . . . . . . . . . . . . . . . 590
10. Was bringt die Abgeltungssteuer ab 2009? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592

XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte . . . . . . . . . . . . . . 595


1. Überschussrechnung oder Bilanzierung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 595
2. Einnahmenüberschussrechnung – die Buchführung für alle,
die in kleinem Rahmen selbständig arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596
3. Unternehmensformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608
4. Reisekosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610
a) Inlandsreisen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610
b) Auslandsreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 611
5. Bewirtungskosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614
6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen . . . . . . . . . . . . . . 616
a) Arbeitsvertrag mit dem Ehepartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
b) Verträge mit eigenen Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 621
c) Verträge mit anderen Familienangehörigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627
7. Angenehmer arbeiten und dabei Steuern sparen . . . . . . . . . . . . . . . . 633
8. Pass auf, dass man Dir keine Liebhaberei anhängt!. . . . . . . . . . . . . . . 639
9. Abschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646
10. Ansparabschreibungen für kleinere und mittlere Betriebe
sowie für Freiberufler – die Abschreibung auf Zuruf . . . . . . . . . . . . . 654
11. Vermassele dem Fiskus gänzlich die Tour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657
12. Die steuerliche Betriebsprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665
13. Änderungen durch die Unternehmenssteuerreform 2008 . . . . . . . . . 676

XV. Die anderen Steuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679


1. Die Gewerbesteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679
2. Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683
3. Die Grundsteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 694
4. Die Grunderwerbsteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696
5. Die Kirchensteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 698

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Inhalt 19

6. Der Solidaritätszuschlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 702


7. Die Ökosteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703

XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 705


1. Das Finanzamt stellt Steueransprüche. Was ist zu tun? . . . . . . . . . . . . 705
2. Einspruchsfrist verpasst! Was ist zu tun?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 706
3. Hast Du vergessen, Ausgaben abzusetzen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 710
4. Das Finanzamt mahnt Steuerbeträge an – aber Du hast
keinen Steuerbescheid erhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713
5. So setzt Du Dich beim Finanzamt durch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 716
6. Deck das Finanzamt mit Belegen ein! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 723
7. Darf Dich das Finanzamt vorladen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 725
8. Darf das Finanzamt Dir die Beweislast übertragen? . . . . . . . . . . . . . . 726

Einkommensteuer- und Splittingtabellen für 2007


und die Vorauszahlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 729
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 763

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20 Inhalt

Rand-
ziffer Tabellen, die in diesem Buch zu finden sind

5 Steuerbelastungstabellen
10 Übersicht zur Bausparprämie
58 Sachbezugswert für Mahlzeiten
131 Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeitszuschläge
144 Steuersatz der Pauschalkirchensteuer
176 Pauschbeträge für Verpflegungsmehraufwand
201 Nachweis der Kfz-Kosten
292 Reinigungskosten für 1 kg Wäsche
337 Abschreibungstabelle für Arbeitsmittel
397 Berechnungsschema für Umzugskosten
434 Beginn der Lohnsteuerpflicht
439/440 Tabelle zur richtigen Steuerklassenwahl
469 EB-FAGO-Tabelle (Abzug ohne Belege)
479 Steuerfreiheit von Nebeneinkünften
580 Zumutbare Belastung
656 Bezüge eines Bundeswehrsoldaten
680 Pauschbeträge für Behinderte
704 Kindergeld und Kinderfreibeträge
713 Behinderung bei Kindern
732 Düsseldorfer Tabelle (Kindesunterhalt)
737 Kindergeldtabelle
780 Übersicht zur Gebäudeabschreibung
870 Besteuerungsanteiltabelle für Leibrenten
871 Ertragsanteiltabelle
873 Tabelle nach Laufzeit der Rente
875 Rentenbezüge, bis zu denen keine Einkommensteuer anfällt
878 Versorgungsfreibetrag
879 Altersentlastungsbetrag
885 Beitrags- und Entgeltgrenzen für die Sozialversicherung
1003 Degressive Abschreibungssätze
1004 Abschreibungskosten für die Anschaffung von Büromöbeln
1027 Steuerhinterziehung – Geldbußen-Tabelle
1034 Berechnungsschema Gewerbesteuer
1043 Durchschnittssätze für Vorsteuern
1051 Kappungsmöglichkeiten der Kirchensteuer
1057 Solidaritätszuschlag
1063 Prozesskosten vor dem Finanzgericht
1087 Einkommensteuer- und Splittingtabellen für 2007

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21

Abkürzungen

78049-7_s001-816.indb 21 28.08.2007 14:28:03 Uhr


78049-7_s001-816.indb 22 28.08.2007 14:28:04 Uhr
23

Wehe dem Staat, der dem Volk


durch zu hohe Steuern
die Lust am Arbeiten nimmt.
(Steuerprofessor Eugen Schmalenbach,
Universität Köln)

I. Allgemeine Steuertipps
1. Steuervergünstigungen
1 Neben der Verpflichtung zum Zahlen hast Du das Recht, ich meine sogar 1
mS geradezu die Pflicht, Steuervergünstigungen in Anspruch zu nehmen. Die
Steuervergünstigungen werden nicht aus Gnade und Barmherzigkeit gewährt,
sondern stehen Dir gesetzmäßig zu. Steuervergünstigungen holst Du dadurch
heraus, dass Du sie in der Steuererklärung geltend machst. Es sind im Groben:
● Zulagen und Zuschüsse (z. B. Arbeitnehmersparzulage, Riester-Zulage für
die private Altersversorgung),
● steuerfreie Einnahmen,
● berufliche Ausgaben (Werbungskosten bzw. Betriebsausgaben),
● persönliche, aber durch Gesetz begünstigte Aufwendungen in Form von Son-
derausgaben oder
● außergewöhnliche Kosten der privaten Lebensführung (außergewöhnliche
Belastung),
● Inanspruchnahme von Sonderfreibeträgen. Das sind hauptsächlich: Kinder-
freibeträge, Ausbildungsfreibetrag, Freibetrag für Alleinerziehende, Körper-
behindertenpauschbetrag, Pflegepauschbetrag,
● Inanspruchnahme von Kürzungen beim Steuertarif, wie z. B. der Steuerermä-
ßigung für außerordentliche Einkünfte, Steuerermäßigung für hauswirt-
schaftliche Beschäftigungsverhältnisse, Dienstleistungen und Handwer-
kerleistungen, Steuerabzug für Parteispenden,
● Abzug aller betrieblichen Ausgaben,
● Bildung von steuersparenden Rücklagen,
● Verlagerung von Einnahmen (bei Überschussrechnung z. B. einfach die
Rechnung später oder früher ausstellen),
● vertragliche Abmachungen, z. B. Arbeitsverträge, Mietverträge oder Darle-
hensverträge mit Angehörigen,
● Rechtsformänderungen des Unternehmens,
● Auswerten der wichtigsten diesbezüglichen Gesetzeslücken (die Dir der Ver-
fasser hier auftut)

78049-7_s001-816.indb 23 28.08.2007 14:28:04 Uhr


24 I. Allgemeine Steuertipps

Das Steuerrecht ist der sich ständig wiederholende Versuch,


manisch-depressives Irresein als Ausfluss höchster Vernunft darzustellen.
(Der Verfasser)

2. Die Jahres-(Abschnitts-)Besteuerung, die Einkommen-


steuerprogression und das Existenzminimum
2 Die Jahresabschnittsbesteuerung ist eines der grundlegenden Prinzipien 2
mS der Einkommensteuer. Dahinter verbirgt sich die Regelung des § 25 EStG,
nach der die Einkommensteuer im Jahresrhythmus nach dem Einkommen be-
rechnet und erhoben wird, das Du in dem jeweiligen Kalenderjahr bezogen
hast. Für die Höhe der Steuer ist es also unter Umständen entscheidend, in
welchem Jahr Dein Einkommen anfällt. Steigt der Steuersatz, wie im Vergleich
von 2006 zu 2007 durch die sog. Reichensteuer auf Einkommen über 250 000 €/
500 000 € (Alleinstehende/Verheiratete), lohnt es sich für Besserverdiener, Teile
des Einkommens schon 2006 zu besteuern. Wer dagegen als selbständiger Ge-
werbetreibender, Freiberufler oder Landwirt nicht seine kompletten Gewinne
entnimmt, sondern einen Teil im Betrieb stehen lässt, für den lohnt es sich unter
Umständen, Gewinne in die Jahre ab 2008 zu verschieben, da nach der Unter-
nehmensteuerreform für nicht entnommene Gewinne ein Steuersatz von unter
29 % gilt. Gegenüber dem aktuellen Spitzensteuersatz auf Gewinne von 42 %
eine nicht zu verachtende Steuerminderung.
Der Steuersatz in Deutschland ist nicht fest geregelt. Die prozentuale Belastung
Deines Einkommens mit Einkommensteuer wächst mit steigendem Einkom-
men. Man spricht deshalb auch von Steuerprogression. Bei über mehrere Jahre
unveränderten Steuersätzen wirkt sich die Progression vor allem bei schwan-
kenden Einkünften nachteilig aus.
Wie sehr Dir der Fiskus durch die Steuerprogression in die Tasche langt, will ich
Dir an einem Beispiel zeigen: Angenommen, Du bist ledig. Bei einem Einkom-
men von 25 000 € zahlst Du 2007 an Steuern 4 271 €. Das sind 17,08 %. Verdop-
pelt sich Dein Einkommen auf 50 000 €, sind immerhin schon 13 096 € fällig.
Dein Steuersatz beträgt nun schon 26,19 %. Die ganze Misere wird erst so rich-
tig deutlich, wenn Du Dir die Steuerbelastung für die zweiten 25 000 € ansiehst.
Dafür bittet Dich der Fiskus mit sage und schreibe 8 825 € zur Kasse. Das ist
mehr als doppelt so viel wie für die ersten 25 000 € und entspricht einem Steu-
ersatz von 35,30 %. Wichtig ist also, der Steuerprogression die Schärfe zu neh-
men – ihr ganz ausweichen kannst Du nicht.

3 Steuerfreistellung des Existenzminimums 3


Die Steuerfreistellung des Existenzminimums erfolgt bei der Einkommens-
teuer im Wesentlichen über den Grundfreibetrag, bis zu dem keine Einkom-
mensteuer anfällt. Der Grundfreibetrag bei der Einkommensteuer beträgt zur-
zeit:

78049-7_s001-816.indb 24 28.08.2007 14:28:04 Uhr


3. Wie hoch ist meine Steuerersparnis? 25

Jahr Alleinstehende zusammen veranlagte Ehegatten


2006/2007 7 664 € 15 328 €

Durch den Grundfreibetrag und weitere in die Lohnsteuertabellen eingearbei-


tete Freibeträge bleibt 2007 Arbeitslohn in folgender Höhe steuerfrei:
Steuerklasse I/IV II III V VI
Monatslohn 898,57 € 1 031,90 € 1701,40 € 77,24 € 0,57 €
Jahreslohn 10 782,99 € 12 382,99 € 20 416,99 € 926,99 € 6,99 €

Was ärgerst Du Dich groß über die Steuer! Dein Geld ist doch nicht weg – es hat nur ein anderer!
(Unbekannt)

3. Wie hoch ist meine Steuerersparnis?


4 »Wie überschlage ich schnellstens, ob das Finanzamt mir genug erstattet 4
mS hat?«, fragst Du.
Ich gebe Dir dazu ganz einfache Steuerbelastungstabellen (E Rz 5 und E Rz 6)
an die Hand, mit denen sich leicht nachprüfen lässt, ob das Finanzamt richtig
erstattet oder nicht. Mit anderen Worten, ob es die von Dir geltend gemachten
Aufwendungen auch voll anerkannt hat.
Um die Steuerbelastung für Dich als Arbeitnehmer herauszufinden, wenn Du
ausschließlich Arbeitseinkünfte beziehst, verwendest Du die Steuerbelastungs-
tabelle so, dass Du zunächst von Deinem Jahresbruttolohn folgende Beträge
abziehst:
1. Berufliche Aufwendungen (Werbungskosten), bei aktiven Arbeitnehmern
mindestens Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 €. Bist Du Pensionär, reduziert
sich dieser Freibetrag auf 102 €.
2. Sonderausgabenpauschbetrag; wenn Du allein veranlagt wirst von 36 €, bei
Zusammenveranlagung und Witwensplitting von 72 €.
3. Eine Vorsorgepauschale von 2,78 % (2007) des Bruttolohns zzgl. 11 % des
Bruttolohns, in den Steuerklassen I, II und IV höchstens 1 500 €, in der Steuer-
klasse III zzgl. 11 % des Bruttolohns, höchstens 3 000 € (in den Steuerklassen V
und VI wird keine Vorsorgepauschale abgezogen).

Der verbleibende Betrag ist das zu versteuernde Einkommen (erste Spalte der
Steuerbelastungstabellen). Die Steuerbelastung ergibt sich für Arbeitnehmer
mit der Steuerklasse I aus der Grundtabelle (E Rz 5) und für Arbeitnehmer
mit der Steuerklasse III aus der Splittingtabelle (E Rz 6). Du musst jetzt nur
noch die Kosten, die Du absetzen kannst, mit dem Prozentsatz multiplizieren,
der der Belastung der letzten 1 000 € entspricht. Das Ergebnis ist in etwa Deine
Steuerersparnis.

78049-7_s001-816.indb 25 28.08.2007 14:28:04 Uhr


26 I. Allgemeine Steuertipps

5 5
4. Steuerbelastungstabellen
mS a) Steuerbelastung nach der Grundtabelle1 2007

zu ver Einkommensteuer Belas- zu ver Einkommensteuer Belas-


steuern- insgesamt tung der steuern- insgesamt tung der
des nach letzten des nach letzten
Ein- Grundtabelle 1 000 € Ein- Grundtabelle 1 000 €
kommen kommen
€ € % % € € % %
8 000 51 0,64 5,10 44 000 10 717 24,35 38,10
9 000 216 2,40 16,50 45 000 11 102 24,67 38,50
10 000 398 3,98 18,20 46 000 11 492 24,98 38,90
11 000 598 5,44 20,00 47 000 11 886 25,29 39,40
12 000 816 6,80 21,80 48 000 12 285 25,59 39,90
13 000 1 051 8,08 23,50 49 000 12 688 25,89 40,30
14 000 1 294 9,24 24,30 50 000 13 096 26,19 40,80
15 000 1 542 10,28 24,80 51 000 13 508 26,48 41,20
16 000 1 794 11,21 25,20 52 000 13 925 26,78 41,70
17 000 2 051 12,06 25,70 53 000 14 346 27,07 42,30
18 000 2 313 12,85 26,20 54 000 14 766 27,34 42,00
19 000 2 579 13,57 26,60 55 000 15 186 27,61 42,00
20 000 2 850 14,25 27,00 56 000 15 606 27,87 42,00
21 000 3 125 14,88 27,60 57 000 16 026 28,12 42,00
22 000 3 405 15,47 27,90 58 000 16 446 28,36 42,00
23 000 3 689 16,04 28,50 59 000 16 866 28,59 42,00
24 000 3 978 16,58 28,90 60 000 17 286 28,81 42,00
25 000 4 271 17,08 29,30 61 000 17 706 29,03 42,00
26 000 4 569 17,57 29,80 62 000 18 126 29,24 42,00
27 000 4 872 18,04 30,30 63 000 18 546 29,44 42,00
28 000 5 179 18,50 30,70 64 000 18 966 29,63 42,00
29 000 5 491 18,93 31,20 65 000 19 386 29,82 42,00
30 000 5 807 19,36 31,60 66 000 19 806 30,01 42,00
31 000 6 128 19,77 32,10 67 000 20 226 30,19 42,00
32 000 6 454 20,17 32,50 68 000 20 646 30,36 42,00
33 000 6 784 20,55 33,00 69 000 21 066 30,53 42,00
34 000 7 119 20,94 33,50 70 000 21 486 30,69 42,00
35 000 7 458 21,31 33,90 71 000 21 906 30,85 42,00
36 000 7 802 21,67 34,40 72 000 22 326 31,01 42,00
37 000 8 150 22,02 34,80 73 000 22 746 31,16 42,00
38 000 8 503 22,37 35,30 74 000 23 166 31,31 42,00
39 000 8 861 22,72 35,80 75 000 23 586 31,45 42,00
40 000 9 223 23,06 36,20 80 000 25 686 32,11 42,00
41 000 9 590 23,39 36,60 90 000 29 886 33,21 42,00
42 000 9 961 23,71 37,20 100 000 34 086 34,09 42,00
43 000 10 337 24,03 37,50 110 000 38 286 34,81 42,00

1 Liegt Dein Einkommen als Alleinstehender über 250 000 € und enthält keine

Gewinneinkünfte, so liegt die Belastung der letzten 1 000 € bei 45 %.

78049-7_s001-816.indb 26 28.08.2007 14:28:05 Uhr


4. Steuerbelastungstabellen 27

6 b) Steuerbelastung nach der Splittingtabelle1 (nur für Verheiratete!) 2007


zu ver Einkommensteuer Belas- zu ver Einkommensteuer Belas-
steuern- insgesamt tung der steuern- insgesamt tung der
des nach letzten des nach letzten
Ein- Grundtabelle 1 000 € Ein- Grundtabelle 1 000 €
kommen kommen
€ € % % € € % %
15 000 0 0,00 0,00 56 000 10 358 18,50 30,80
16 000 102 0,64 10,20 57 000 10 670 18,72 31,00
17 000 262 1,54 16,00 58 000 10 982 18,93 31,40
18 000 432 2,40 17,00 59 000 11 298 19,15 31,40
19 000 610 3,21 17,80 60 000 11 614 19,36 31,80
20 000 796 3,98 18,60 61 000 11 934 19,56 32,00
21 000 992 4,72 19,60 62 000 12 256 19,77 32,20
22 000 1 196 5,44 20,40 63 000 12 582 19,97 32,40
23 000 1 410 6,13 21,40 64 000 12 908 20,17 32,60
24 000 1 632 6,80 22,20 65 000 13 236 20,36 33,00
25 000 1 864 7,46 23,20 66 000 13 568 20,55 33,00
26 000 2 102 8,08 23,80 67 000 13 902 20,75 33,40
27 000 2 344 8,68 24,20 68 000 14 238 20,94 33,60
28 000 2 588 9,24 24,40 69 000 14 576 21,12 33,80
29 000 2 836 9,78 24,80 70 000 14 916 21,31 34,00
30 000 3 084 10,28 24,80 71 000 15 258 21,49 34,40
31 000 3 336 10,76 25,20 72 000 15 604 21,67 34,40
32 000 3 588 11,21 25,20 73 000 15 950 21,85 34,80
33 000 3 844 11,65 25,60 74 000 16 300 22,02 34,80
34 000 4 102 12,06 25,80 75 000 16 652 22,20 35,20
35 000 4 364 12,47 26,20 76 000 17 006 22,37 35,40
36 000 4 626 12,85 26,20 77 000 17 362 22,55 35,60
37 000 4 890 13,22 26,40 78 000 17 722 22,72 36,00
38 000 5 158 13,57 26,80 79 000 18 082 22,89 36,00
39 000 5 428 13,92 27,00 80 000 18 446 23,06 36,40
40 000 5 700 14,25 27,00 81 000 18 812 23,22 36,40
41 000 5 974 14,57 27,40 82 000 19 180 23,39 36,80
42 000 6 250 14,88 27,80 83 000 19 550 23,55 37,00
43 000 6 528 15,18 27,80 84 000 19 922 23,71 37,40
44 000 6 810 15,47 28,00 85 000 20 296 23,88 37,40
45 000 7 092 15,76 28,40 86 000 20 674 24,03 37,60
46 000 7 378 16,04 28,60 87 000 21 052 24,20 38,00
47 000 7 666 16,31 28,80 88 000 21 434 24,35 38,20
48 000 7 956 16,58 29,00 89 000 21 818 24,51 38,40
49 000 8 248 16,83 29,20 90 000 22 204 24,67 38,60
50 000 8 542 17,08 29,40 91 000 22 592 24,82 38,80
51 000 8 840 17,33 29,80 92 000 22 984 24,98 39,00
52 000 9 138 17,57 29,80 93 000 23 376 25,13 39,20
53 000 9 440 17,81 30,20 94 000 23 772 25,29 39,60
54 000 9 744 18,04 30,40 95 000 24 170 25,44 39,80
55 000 10 050 18,27 30,60 96 000 24 570 25,59 40,00
1 Liegt Dein Einkommen als Verheirateter über 500 000 € und enthält keine

Gewinneinkünfte, so liegt die Belastung der letzten 1 000 € bei 45 %.

78049-7_s001-816.indb 27 28.08.2007 14:28:05 Uhr


28 I. Allgemeine Steuertipps

zu ver Einkommensteuer Belas- zu ver Einkommensteuer Belas-


steuern- insgesamt tung der steuern- insgesamt tung der
des nach letzten des nach letzten
Ein- Grundtabelle 1 000 € Ein- Grundtabelle 1 000 €
kommen kommen
€ € % % € € % %
97 000 24 972 25,74 40,20 110 000 30 372 27,61 42,00
98 000 25 376 25,89 40,40 120 000 34 572 28,81 42,00
99 000 25 782 26,04 40,60 130 000 38 772 29,82 42,00
100 000 26 192 26,19 41,00 140 000 42 972 30,69 42,00
101 000 26 602 26,33 41,00 150 000 47 172 31,45 42,00
102 000 27 016 26,48 41,40 160 000 51 372 32,11 42,00
103 000 27 432 26,63 41,60 170 000 55 572 32,69 42,00
104 000 27 850 26,78 41,80 180 000 59 772 33,21 42,00
105 000 28 272 26,93 42,60 190 000 63 972 33,67 42,00
106 000 28 692 27,07 42,00 200 000 68 172 34,09 42,00
107 000 29 112 27,21 42,00 210 000 72 372 34,46 42,00
108 000 29 532 27,34 42,00 220 000 76 572 34,81 42,00
109 000 29 952 27,48 42,00 230 000 80 772 35,12 42,00

5. Arbeitnehmersparzulagen – Bausparbeiträge
7 Lege Teile Deines Arbeitslohns als vermögenswirksame Leistungen (VL) an! 7
Bei einem zu versteuernden Einkommen bis 17 900 €, bei Ehegatten bis 35 800 €,
ist Dir die Arbeitnehmersparzulage sicher. Deren Höhe ist von der Anlageform
abhängig. Sie beträgt bei Anlage in Vermögensbeteiligungen 18 % von max.
400 €. Zusätzlich werden andere Anlagen – in erster Linie Bausparbeiträge –
mit 9 % von höchstens 470 € gefördert. In den meisten Fällen musst Du nicht
den ganzen Betrag aus der eigenen Tasche zahlen; viele Arbeitgeber überneh-
men die Zahlung der vermögenswirksamen Leistungen in voller Höhe oder
zahlen zumindest einen Zuschuss. Die Arbeitnehmersparzulage wird jährlich
mit Deinem Einkommensteuerbescheid zusammen festgesetzt. Die Auszahlung
erfolgt aber erst, wenn Dein vermögenswirksamer Vertrag fällig wird. Du war-
test also im Zweifel bis zu sieben Jahre auf die Auszahlung der Sparzulage.

8 Im Einzelnen ist die Sparzulagenbegünstigung wie folgt geregelt: Die AN-Spar- 8


zulage beträgt 18 % für VL von höchstens 400 € jährlich, die angelegt werden
auf
● Sparverträge über Wertpapiere oder andere Vermögensbeteiligungen,
● Wertpapierkaufverträge,
● Beteiligungsverträge oder Beteiligungskaufverträge,
● Aktien, die zum Börsenhandel oder zum Handel im Inland zugelassen sind,
● Gewinnschuldverschreibungen und Wandelschuldverschreibungen des Ar-
beitgebers oder von inländischen Unternehmen, die keine Kreditinstitute
sind,

78049-7_s001-816.indb 28 28.08.2007 14:28:06 Uhr


5. Arbeitnehmersparzulagen – Bausparbeiträge 29

● Anteilscheine an Aktienfonds inländischer Kapitalgesellschaften (Wertpa-


piersondervermögen, Wertpapierbestand zu mindestens 60 % Aktien und
stille Beteiligungen),
● Anteilscheine an Beteiligungssondervermögen inländischer Kapitalgesell-
schaften (Bestand an Wertpapieren und stillen Beteiligungen muss mindes-
tens 60 % Aktien und stille Beteiligungen enthalten),
● Genussscheine, die vom Arbeitgeber ausgegeben werden und zum Börsen-
handel bzw. zum Handel im Inland zugelassen sind,
● Genossenschaftsguthaben an inländischen Kreditgenossenschaften (z. B.
Volksbanken),
● GmbH-Anteile am Unternehmen des Arbeitgebers,
● stille Beteiligungen am Unternehmen des inländischen Arbeitgebers oder an
einem inländischen am arbeitgebenden Unternehmen durch Vertrag gesell-
schaftsrechtlich beherrschend beteiligten Unternehmen,
● eine Darlehensforderung gegen den in- oder ausländischen Arbeitgeber;
zusätzlich 9 % von Anlagen bis 470 € in
● Bausparverträgen und
● Verträgen nach dem WoPG und zum Wohnungsbau.
Unter Anlage zum Wohnungsbau ist zu verstehen: Erwerb oder Entschuldung
von Wohnungseigentum, Bezahlung von Handwerkerrechnungen für Woh-
nungsbauarbeiten. Das gilt auch für Ferien- und Wochenendwohnungen!

zur Anlage Vermögenswirksame Leistungen

Zum Nachweis Deiner vermögenswirksamen Leistungen stellt Dir das Anlag-


einstitut eine »Anlage VL« aus, die Du Deiner Steuererklärung beifügen
musst.

9 Bausparen 9
Die Vorteile gegenüber anderen Sparformen liegen auf der Hand; Bausparen
ist die einzige vom Staat durch Prämien geförderte Anlageform. Zudem gibt es
für Bausparbeiträge, die nach dem Vermögensbildungsgesetz eingezahlt sind,
eine Arbeitnehmersparzulage.
Für Deine Bausparbeiträge hast Du zunächst Anspruch auf eine Wohnungs-
bauprämie. Die beträgt 8,8 % von höchstens 512 €/1 024 € Beiträgen (Alleinste-
hende/Verheiratete). Eine Wohnungsbauprämie können allerdings nur diejeni-
gen beanspruchen, deren Einkommen unter 25 600 € bzw. bei Verheirateten
unter 51 200 € liegt.

78049-7_s001-816.indb 29 28.08.2007 14:28:07 Uhr


30 I. Allgemeine Steuertipps

10 Achtung! Fangeisen: Abschlussgebühren für Bausparvertrag 10


Abschlussgebühren kannst Du als Werbungskosten absetzen, entweder von
Deinen Kapitalerträgen oder bei den Einkünften aus Vermietung und Verpach-
tung, wenn der Bausparvertrag in engem zeitlichem und wirtschaftlichem Zu-
sammenhang mit einem Bauvorhaben steht, aus dem Du Mieteinkünfte erzie-
len willst (BFH-Urt. v. 24. 7. 1990 – BStBl 1990 II S. 975), oder wenn Du mit dem
Bausparvertrag die Hypothek ablösen willst (BFH-Urt. v. 1. 10. 2002 – II R
12/00).
Aber: Beantragst Du den Abzug der Abschlussgebühr von Deinen Kapitaler-
trägen, kannst Du die Bausparprämie vergessen, denn diese setzt den Zusam-
menhang mit Wohnraumbeschaffung voraus. Das verneinst Du aber, wenn Du
die Abschlussgebühr bei den Kapitalerträgen absetzt (OFD Frankfurt/Main v.
30. 3. 1992 – S 2221 A-70-StII 20).

Prämientabelle
Personenkreis begünstig- Wohnungs- Vermögenswirksames staatlich Wohnungs-
te bauprämie Sparen geförderte bauprämie
Sparleistung Gesamt- +
je Ka- Zusätz- Sparzulage spar- Arbeit-
lenderjahr %- liche %-Satz leistung nehmer-
max. Satz € Sparleis- € Sparzulage
tung
Allein-
stehende 512 8,8 45,05 470 9 42,30 982 87,35
Verheiratete*
(1 AN) 1 024 8,8 90,10 470 9 42,30 1 494 132,40
Verheiratete*
(2 AN) 1 024 8,8 90,10 940 9 84,60 1 964 174,70

* Die Ehe muss während des ganzen Kalenderjahres, für das Wohnungsbauprämie bean-
sprucht wird, bestanden haben, und die Ehegatten dürfen während des Kalenderjahres nicht
dauernd getrennt gelebt haben.

Renditestar Bausparvertrag

11 Selbst wenn Du Dich nicht mit Bauabsichten trägst, kann ein Bausparvertrag 11
eine durchaus interessante Anlage sein, wenn Du langfristig ein paar Euro auf
die hohe Kante legen willst. Nimmst Du nämlich kein Bauspardarlehen in An-
spruch, bieten manche Bausparkassen 4 % Guthabenzinsen. Zusammen mit der
Wohnungsbauprämie und der Arbeitnehmersparzulage ergibt sich zumindest
für die Beträge, die Du prämiengefördert anlegen kannst, gegenüber den be-
scheidenen 3 bis 4 %, die Du heute selbst für längerfristige Festgelder be-
kommst, eine durchaus interessante Verzinsung.

78049-7_s001-816.indb 30 28.08.2007 14:28:07 Uhr


5. Arbeitnehmersparzulagen – Bausparbeiträge 31

Nimm die richtige Strategie beim Bausparen wahr!

12 Merke: Wohnungsbauprämie + Arbeitnehmersparzulage = Dein Gewinn 12


Größten Gewinn bei kleinstem Risiko bringen Dir Verträge, die sich schnell
umschlagen. Denn als Bausparer brauchst Du praktisch keine Mindestvertrags-
dauer einzuhalten. Die im Gesetz genannte Sperrfrist von sieben Jahren steht
nur auf dem Papier. Stets darf nach Zuteilung des Bausparvertrags über die
Mittel ohne Sperrfristen verfügen, wer das Geld für ein Bauvorhaben – auch als
Mieter – verwendet. Dabei geht es großzügig zu. Der Kauf bestimmter Immobi-
lienzertifikate (geschlossener Immobilienfonds) gilt ebenso als Bauvorhaben
wie Ausgaben für kleinere Umbauten oder Energiesparmaßnahmen.
Überdies lassen sich Hypotheken mit Bausparverträgen ablösen – ohne Rück-
sicht auf Mindestfristen.
Wenn Du schlau bist, machst Du Folgendes:
Schließe als Verheirateter einen Vertrag über 6 000 € ab und zahle unmittelbar
vor Ende des Jahres 1 000 € bei der Bausparkasse ein. Am Ende des folgenden
und des dritten Jahres und dann sofort zu Beginn des vierten Jahres nochmals je
1 000 €, insgesamt also 4 000 €. Prämien und Zinsen erhöhen dann Dein Gutha-
ben auf ca. 4 500 €. Der Clou: Die tatsächliche Vertragsdauer beträgt etwas
mehr als zwei Jahre – Du bekommst aber Prämien für vier Jahre!
Wegen der hohen Ansparsumme kannst Du schnell mit der Zuteilung und
einem zinsgünstigen Darlehen rechnen.

13 Einkommensgrenzen 25 600/51 200 € 13


Du solltest wissen, bis zu welchem Bruttoarbeitslohn Dir auf jeden Fall noch
Arbeitnehmersparzulage und Bausparprämie zustehen, wenn keine anderen
Einkünfte hinzukommen.
Übersicht zu Einkommensgrenzen 2007
Alleinstehende Verheiratete
Einkommensgrenze 25 600 € 51 200 €
+ Arbeitnehmerpauschbetrag 920 € 1 840 €
+ Sonderausgabenpauschbetrag 36 € 72 €
+ Vorsorgepauschale 2 304 € 4 608 €
Bruttoarbeitslohn (Grenze) 28 860 € 57 720 €

Werden Verluste aus anderen Quellen, z. B. vermieteten Immobilien, höhere


Werbungskosten oder Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen
geltend gemacht, erhöht sich die Bruttoarbeitslohngrenze natürlich um diese
Mehrbeträge.

78049-7_s001-816.indb 31 28.08.2007 14:28:08 Uhr


32 I. Allgemeine Steuertipps

14 Selbst wenn Dein Bausparvertrag noch nicht abgelaufen ist, kannst Du Dir mit 14
dem Bauspargeld Einbaumöbel kaufen. Denn Einbaumöbel gehören zum
wesentlichen Bestandteil eines Hauses, und deshalb sind Bauspargelder auch
innerhalb der Sperrfrist »wohnungswirtschaftlich« einsetzbar, ohne auf Prä-
mien oder Steuervorteile verzichten zu müssen. Will das Finanzamt nicht mit-
machen, verweise es auf das BFH-Urteil vom 29. 10. 1976 – BStBl 1977 II
S. 152.
Neuerdings bekommt auch der Mieter für Wohnungsrenovierungen ein Bau-
spardarlehen. Die Beiträge müssen auf sieben Jahre festgelegt werden, wenn
die Prämie erhalten bleiben soll.
Bei vorzeitiger Kündigung des Vertrags (vielleicht infolge Geldmangels) muss
man gutgeschriebene Prämien natürlich zurückzahlen.

15 Wird vor Ablauf der Sperrfrist von sieben Jahren bei Inanspruchnahme der 15
Wohnungsbauprämie die Bausparsumme ausgezahlt, abgetreten oder beliehen,
handelt es sich um eine sog. schädliche Rückzahlung, die den Verlust der Prä-
mien nach sich zieht.
Werden allerdings die innerhalb der Sperrfrist empfangenen Beträge für den
Bau oder Erwerb eines ausschließlich Wohnzwecken dienenden Gebäudes ver-
wendet, ist die vorzeitige Auszahlung, Abtretung oder Beleihung unschädlich,
soweit die empfangenen Beträge nicht höher sind als die Baukosten.
Das gilt auch bei der Verwendung für den Bau eines Gebäudes, das nur zum Teil
Wohnzwecken dient, sofern die empfangenen Beträge nicht höher sind als die
anteiligen Baukosten des Wohnzwecken dienenden Gebäudeteils (BFH-Urteil
v. 27. 11. 1964 – BStBl 1965 III S. 214).
Die Prämien brauchen auch in folgenden Fällen trotz Verfügung über die Bau-
sparsumme vor Ablauf der Sperrfrist nicht zurückgezahlt zu werden:
● Der Bausparer oder sein Ehegatte verstirbt oder wird völlig erwerbsunfähig.
Stirbt der Prämiensparer, können die Erben den Vertrag fortsetzen.
● Der Bausparer ist seit mindestens einem Jahr ununterbrochen arbeitslos.

16 Achtung! Es können nur die Bausparkassenbeiträge berücksichtigt werden, die 16


bis zur vollen oder teilweisen Erlangung (Auszahlung) des Bauspardarlehens
entrichtet werden. Dazu gehören nicht nur die vertraglich bestimmten Beiträge,
sondern auch darüber hinaus geleistete freiwillige Beiträge, die auf das Bau-
sparguthaben gutgeschriebenen Zinsen, die man zur Beitragszahlung verwen-
det, sowie die beim Abschluss eines Bausparvertrags anfallenden Abschlussge-
bühren (Umschreibegebühren).

78049-7_s001-816.indb 32 28.08.2007 14:28:08 Uhr


5. Arbeitnehmersparzulagen – Bausparbeiträge 33

Finanzierungsmöglichkeiten,
an die kaum jemand denkt

Wie, Du kannst die Wohnungsbauprämie nicht bekommen, weil Dein Ein-


mS kommen zu hoch ist? Dann lass doch Deinen Vater oder eines Deiner Kin-
der den Vertrag schließen! Das spätere Baudarlehen können sie Dir dann form-
los übertragen.

17 Denn: Bei einer Abtretung von Bausparvertragsansprüchen ist im Fall der Aus- 17
zahlung der Bausparsumme innerhalb der Sperrfrist die Nachversteuerung aus-
zusetzen, wenn der Erstsparer (Vater, Kind) eine Erklärung des Eingetretenen
(Du selbst) beibringt, dass dieser die Bausparsumme unverzüglich und unmit-
telbar zum Wohnungsbau für sich oder Angehörige verwendet (Nachweis: § 2
Abs. 2 WoPG).

Tritt Deinen Bausparvertrag


an einen nahen Verwandten ab!

Bauspargelder können also unter nahen Verwandten weitergegeben wer-


mS den, ohne dass Prämien- oder Steuervorteile verlorengehen. So kann man
Bausparmittel, die man bei Auszahlung der Bausparsumme, bei Rückzahlung
der Bausparverträge oder bei Beleihung oder Abtretung von Bausparvertrags-
ansprüchen vor Ablauf der Sperrfrist (sieben Jahre) erhält, Angehörigen über-
lassen. Voraussetzung ist lediglich, dass die Gelder für Deine wohnwirtschaft-
lichen Zwecke oder die Deiner Angehörigen (§ 15 AO) verwendet werden, auch
nach Ablauf der Sperrfrist. Sparen Verwandte mit, indem sie ebenfalls Bauspar-
verträge abschließen, bekommt grundsätzlich jeder von ihnen zunächst einmal
die Bausparprämie. Indem sie dann später die Anspüche aus ihren Verträgen an
Dich abtreten, lässt sich so ein mehrfacher Prämienbezug bei nur einem ein-
zigen Bauvorhaben erreichen.

18 Verwandte sind: 18
● Verwandte in gerader Linie (Kinder, Eltern, Großeltern) sowie zweiten
und dritten Grades in der Seitenlinie (Geschwister, Onkel, Tanten, Nichten,
Neffen),

78049-7_s001-816.indb 33 28.08.2007 14:28:08 Uhr


34 I. Allgemeine Steuertipps

● Verschwägerte in gerader Linie (z. B. Schwiegersöhne) und Verschwägerte


zweiten Grades in der Seitenlinie (z. B. Ehemann der Schwester),
● Verlobte,
● durch Annahme an Kindes Statt in gerader Linie Verbundene (Adoptiv-
kinder und -eltern), Pflegeeltern und Pflegekinder,
● der Ehegatte, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht.
Es ist zu beachten, dass Ehegatten zusammen mit ihren unter 16 Jahre alten
Kindern eine Höchstbetragsgemeinschaft bilden. Alle Sparleistungen der Fami-
lienmitglieder werden zusammengerechnet.
Für die Übertragung von Bauspargeldern auf andere Konten nach Zuteilung
des Vertrags benötigen die Bausparkassen in der Regel folgende Unterlagen:
1. eine Willenserklärung des Bausparers, dass ein Sparguthaben aus dem zuge-
teilten bzw. beliehenen Vertrag an einen Verwandten überwiesen werden
soll,
2. einen Darlehensantrag, wenn der Verwandte auch das Bauspardarlehen in
Anspruch nehmen möchte und nicht nur die Ansparsumme,
3. vom Verwandten den Nachweis über die eigene wohnwirtschaftliche Ver-
wendung.
In folgenden Fällen ist eine formelle Vertragsübertragung erforderlich:
● Der Bausparer, also der helfende Verwandte, will eine Mithaftung für weiter-
gehende Bauspardarlehen ausschließen.
● Der begünstigte Verwandte, also der Bauherr, will die Schuldzinsen als Wer-
bungskosten geltend machen.
Merke: Du brauchst jedes Jahr die neueste Ausgabe dieses Steuerratgebers.
Manchmal ist es nur ein einziger neuer oder geänderter Trick, der Dir wieder
einen großen Steuervorteil bringt.

78049-7_s001-816.indb 34 28.08.2007 14:28:09 Uhr


35

Das Steuersystem der Bundesrepublik


hat den Charakter gesetzlichen Unfugs.
(Wirtschaftsprofessor Spitaler)

II. Lohn – Gehalt


steuerfrei oder steuerpflichtig!?

1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn?


Dies ist die wichtigste Frage für den Nichtselbständigen, wenn er Steuern spa-
ren will.

19 Als Arbeitnehmer zahlst Du auf Deinen Arbeitslohn oder Dein Gehalt genauso 19
Einkommensteuer wie Selbständige auf die Einkünfte aus ihrem Betrieb oder
ihrer Praxis. Und wer seinen Lebensunterhalt aus der Vermietung von Immobi-
lien erzielt oder schlicht nur sein Geld für sich arbeiten lässt und von den Erträ-
gen und Zinsen seines Kapitals lebt, zahlt ebenfalls.
Zwar legt die Bezeichnung Lohnsteuer den Schluss nahe, diese sei eine eigene
Steuerart, doch wird mit »Lohnsteuer« lediglich die besondere Besteuerungs-
form umschrieben, mit der der Fiskus Dich als Arbeitnehmer schon im Lauf des
Jahres bei jeder Lohn- und Gehaltszahlung zur Kasse bittet. Die Lohnsteuer ist
letztlich nichts anderes als eine besondere Erhebungsform der Einkommen-
steuer. Man könnte Sie auch als Quellensteuer für Lohneinkünfte bezeichnen,
da sie bereits an der »Quelle«, vom Arbeitgeber, einbehalten und an das Finanz-
amt für Deine Rechnung gezahlt wird. Du zahlst mit Deiner Lohnsteuer also
laufend Abschläge auf Deine Einkommensteuer. Wenn die dann bei der Ge-
samtabrechnung nach Ablauf des Jahres aufgrund Deiner Einkommensteuerer-
klärung niedriger ausfällt als die Lohnsteuer, bekommst Du den zu viel gezahl-
ten Betrag erstattet.
Der Fiskus macht also Deinen Brötchengeber zum Gehilfen beim Kassieren
Deiner Steuern. Dein Arbeitgeber berechnet nach festgelegten Formeln die auf
Deinen Lohn entfallende Lohnsteuer. Damit Deine wichtigsten persönlichen
Verhältnisse und Besonderheiten in die Besteuerung einfließen können, benö-
tigt Dein Arbeitgeber von Dir eine Lohnsteuerkarte, auf der neben Deiner
Steuerklasse die Zahl Deiner Kinderfreibeträge, Deine Konfession und eventu-
elle Freibeträge für erhöhte Werbungskosten, Sonderausgaben oder außerge-
wöhnliche Belastungen eingetragen sind, die schon während des Jahres für eine
gewisse Steuerentlastung sorgen.
Abgesehen davon gibt es viele große und kleine Kniffe, wie Du Teile Deiner
Vergütungen aus dem Arbeitsverhältnis steuerfrei kassieren oder die Steuerbe-
lastung auf Deinen Lohn zumindest drücken kannst.

78049-7_s001-816.indb 35 28.08.2007 14:28:09 Uhr


36 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

20 Da gibt’s einmal den Übungsleiter-Freibetrag 20

Vielleicht bist Du nebenberuflich in einem gemeinnützigen Verein oder in


einem öffentlich-rechtlichen Institut Übungsleiter, Ausbilder, Erzieher, Kran-
ken- oder Altenpfleger, Musiker oder Trainer. Dann veranlasse, dass von Dei-
ner Vergütung, die der Verein oder das Institut zahlt, ein Betrag von bis zu
2 100 € jährlich (ab 2007; bis dahin 1 848 €) als Aufwandsentschädigung steuer-
frei bleibt. Sage im Lohnbüro einfach, Du seist nebenberuflich tätig. Quelle: § 3
Nr. 26 EStG. Wenn Du weniger als 2 100 € im Jahr erhältst, kann natürlich nur
der geringere Betrag steuerfrei bleiben.

Zusätzliche Steuerermäßigung
für ehrenamtlich Tätige!

21 Wenn Du für einen gemeinnützigen Verein oder eine Körperschaft öffentlichen 21


Rechts nebenberuflich tätig bist, ohne dass die Voraussetzungen für die steuer-
freie Aufwandsentschädigung für Ausbilder und Übungsleiter von 2 100 € gemäß
RZ 20 gegeben sind, können Deine Vergütungen bis zu 500 € im Jahr steuerfrei
bleiben. Damit sind Aufwandsentschädigungen und andere Vergütungen für
praktisch jede gemeinnützige Arbeit mindestens bis zu einem Betrag von 500 €
steuerfrei.
Diese neu eingeführte Steuerbefreiung gilt aber nur dann, wenn die Zahlungen
an Dich nicht schon aus anderen Gründen steuerfrei sind. Bist Du also zum
Beispiel als Übungsleiter, Ausbilder, Erzieher, Kranken- oder Altenpfleger,
Musiker oder Trainer tätig, kannst Du selbstverständlich von der mit 2 100 €
mehr als viermal so hohen Steuerbefreiung profitieren.
Außer dass Du gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Arbeit leisten musst,
ist die Steuerfreiheit nur noch davon abhängig, dass Du nebenberuflich und
nicht hauptberuflich für die jeweilige Organisation tätig bist. Eine solche
Nebenberuflichkeit liegt immer unzweifelhaft vor, wenn der Umfang Deiner
Arbeiten nicht mehr als etwa ein Drittel einer Vollzeitbeschäftigung beträgt.
Das sind zurzeit etwa 13 bis 14 Wochenstunden.
Der Steuerfreibetrag von 500 € ist ein Jahresbetrag. Er steht Dir deshalb auch
dann in voller Höhe zu, wenn Du nicht das ganze Jahr, sondern zum Beispiel
nur einige Monate gemeinnützig tätig warst. Hast Du zum Beispiel am 1. No-
vember 2007 eine gemeinnützige Tätigkeit aufgenommen und dafür jeden
Monat eine Aufwandsentschädigung von 350 € erhalten, bleiben von den insge-
samt gezahlten 700 € die vollen 500 € steuerfrei.

78049-7_s001-816.indb 36 28.08.2007 14:28:09 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 37

22 Der Steuerfreibetrag für Aufwandsentschädigungen gilt auch für Trainer bei 22


Sportvereinen, für Chorleiter und Dirigenten in Gesangvereinen, Lehrer an
Volkshochschulen (auch der Leiter einer Volkshochschule kann Ausbilder sein,
wenn er das Unterrichtsgeschehen durch seine eigene Persönlichkeit mitgestal-
tet (BFH v. 23. 1. 1986 – BStBl 1986 II S. 398). Wer eine ähnliche Tätigkeit aus-
übt: beantragen!), Betreuer bei der Mütterberatung, der Seelsorge, bei den An-
onymen Alkoholikern oder anderen Selbsthilfegruppen, bei Erste-Hilfe-Kursen
usw. Und für Lehrpersonen und Vortragende im Rahmen der beruflichen Aus-
und Weiterbildung, wie etwa bei Industrie-, Handels-, Handwerker-, Ärzte- oder
Steuerberaterkammer oder in Finanz-, Justiz- und Kreisverwaltung. Artver-
wandte und eng damit zusammenhängende Tätigkeiten, wie etwa die eines Prü-
fers bei Abschlussprüfungen, sind ebenfalls begünstigt. Auch Umweltschutzun-
terweiser und Gesundheitsberater von kleinen Vereinen können diese Vergüns-
tigung beanspruchen. Durch einen entsprechenden Vertrag mit dem Verein
sorge man auch hier vor. Der Freibetrag steht Dir auch zu für die nebenberuf-
liche Pflege alter, kranker oder behinderter Menschen. Du kannst deshalb bis
2 100 € steuerfrei kassieren, wenn Du Dich im Nebenberuf oder in Deiner Frei-
zeit als Sanitäter, z. B. für das Rote Kreuz, um Unfallopfer kümmerst. Die Aus-
bildung von Tieren (Pferden, Hunden) zählt jedoch nicht zu den begünstigten
Tätigkeiten.

Der Freibetrag gilt außerdem für sog. Betreuer. Nach dem Willen des Steuerge-
setzgebers soll dabei der Begriff des Betreuers nicht eng ausgelegt werden.
Wenn Dir ein Finanzer etwa mit dem Ansinnen kommt, damit seien nur Per-
sonen im Sinn des Betreuungsgesetzes gemeint, die z. B. in der Betreuung kör-
perlich und geistig gebrechlicher Personen tätig sind, klopfe ihm gehörig auf
seine raffgierigen Finger. Von dieser Steuerbefreiung sind vielmehr alle begüns-
tigt, die durch direkten pädagogisch ausgerichteten Kontakt zu den von ihnen
betreuten Menschen im ehrenamtlichen Bereich aktiv sind. Über diese positive
Nachricht kannst Du Dich also freuen, wenn Du z. B. im Jugendbereich als
Gruppenleiter, Leiter einer Pfadfindergruppe, Betreuer bei Sommerlagern oder
nebenberuflich in der Kinderbetreuung tätig bist.

Nicht begünstigt ist dagegen die Aufwandsentschädigung, die ein ehrenamt-


licher Vormund gem. § 1835 a BGB kassiert.

23 Bist Du ehrenamtlich in einer Bahnhofsmission tätig, trifft für Dich ebenfalls 23


§ 3 Nr. 26 EStG zu. Von Deinen Vergütungen ist dann zumindest der Teil steuer-
frei, der auf Pflege und Betreuung entfällt.

Du kannst diesen Anteil im Zweifel mit 60 %, höchstens jedoch mit 2 100 € im


Jahr ansetzen. Berufe Dich auf den im Einvernehmen mit dem BMF und den
anderen Bundesländern herausgegebenen Erlass des Finanzministeriums Sach-
sen-Anhalt vom 7. 4. 1992 – 432 – S 2121 – 15 (DStR 1992 S. 913).

78049-7_s001-816.indb 37 28.08.2007 14:28:10 Uhr


38 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

24 Auch die Kunst und die Kultur werden in Deutschland steuerlich gefördert. 24
Deshalb sind Vergütungen, die nebenberuflich tätige Künstler (insbesondere
Musiker) erhalten, als Aufwandsentschädigung bis zu 2 100 € steuerfrei. Quelle:
§ 3 Nr. 26 EStG.

25 Gute Nachrichten für alle gemeinnützigen Organisationen: Für die steuerfrei 25


gezahlten Beträge müssen auch keine Sozialversicherungsbeiträge abgeführt
werden (§ 14 Abs. 1 S. 2 SGB IV). Dabei spielt es keine Rolle, ob Du im Rahmen
eines 400-€-Arbeitsverhältnisses für Deinen Verein tätig bist oder dort neben
Deinem Hauptberuf z. B. als Sporttrainer einen Nebenjob hast.

Kassiere 575 € im Nebenjob abgabenfrei!

Ja, Du liest ganz richtig! Angenommen, Du bist für Deinen Verein, die öffent-
liche Hand oder eine Wohlfahrtsorganisation auf 400-€-Basis tätig. Dieser Job
ist entweder Deine einzige Beschäftigung oder zumindest der einzige Neben-
job, dem Du zusätzlich zu Deinem normalen Beruf nachgehst. In diesem Fall ist
die Besteuerung mit max. 2 % erledigt. Dein Brötchengeber kann die Steuer auf
den 400-€-Job nämlich mit 2 % pauschal berechnen und an die Bundesknapp-
schaft abführen. Für Dich bleibt der Job damit steuerfrei. Auch Sozialversiche-
rungsbeiträge fallen für Dich nicht an. Lediglich Dein Brötchengeber muss
28 % pauschale Sozialversicherungsbeiträge für Deinen Lohn abdrücken.

Zusätzlich kannst Du Dein abgabenbegünstigtes Salär um den steuerfreien Be-


trag von 2 100 € im Jahr (175 €/Monat) aufbessern, ohne dass Du oder Dein
Arbeitgeber dafür einen Cent an Abgaben zahlen müsstet.

So sieht die Rechnung im günstigsten Fall für Dich und Deinen Arbeitgeber
aus:
Monatslohn 575 €
./. steuer- und sozialversicherungsfreier
Betrag nach § 3 Nr. 26 EStG – 175 €
verbleibender Arbeitslohn 400 €

Nur dieser Restbetrag ist für die pauschale Steuer und Sozialversicherung inter-
essant. Dein Arbeitgeber wird dafür pauschal mit insgesamt 30 % (2 % Steuern
und 15 % Rentenversicherung und 13 % Krankenversicherung) = 120 € zur
Kasse gebeten.

78049-7_s001-816.indb 38 28.08.2007 14:28:10 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 39

zur Pauschalsteuer

26 Ist Dein Nebenjob Deine einzige Erwerbsquelle und kannst Du deshalb eine 26
Steuerkarte mit der Steuerklasse I, II, III oder IV vorlegen, erspart das Deinem
Arbeitgeber zusätzlich die pauschale Steuer von 2 %, und er muss lediglich die
Sozialversicherungspauschale von 28 % abdrücken. Sobald bei Dir oder Dei-
nem Ehepartner aber noch andere Einkünfte anfallen, solltest Du tunlichst auf
die Steuerkarte verzichten. In diesem Fall fährst Du mit der pauschalen Steuer
von 2 % in jedem Fall besser.

für weniger Sozialversicherung bei Übungsleitern

27 Auf die richtige Verteilung des Freibetrags von 2 100 € kommt es an. Steuerlich 27
hast Du grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Unter dem Strich fahrt Ihr, Du und
Dein Arbeitgeber, am besten, wenn Ihr die 2 100 € gleichmäßig aufs Jahr verteilt
und jeden Monat nur einen Teilbetrag von 175 € berücksichtigt.
Nur in diesem Fall akzeptiert die Sozialversicherung durchgehend Deinen Mi-
nijob und damit, dass übers Jahr lediglich pauschale Arbeitgeberbeiträge ge-
zahlt werden. Wird der Freibetrag dagegen so schnell wie möglich aufgezehrt,
liegst Du mit Deinem maßgebenden Arbeitslohn bald über der 400-€-Grenze.
Angenommen, Du bekommst im Monat 500 €. Dann könnte Dein Arbeitgeber
zwar die gesamten Abgaben für Januar bis April sparen, und für Mai ergäbe sich
gerade noch ein 400-€-Job (500 € .\. Restfreibetrag von 100 €). Spätestens ab
Juni lauft Ihr aber in die volle Sozialversicherungs- und Steuerpflicht. Du selbst
wirst also mit ca. 20 % Sozialversicherung zur Kasse gebeten, und Dein Arbeit-
geber darf auch noch seinen Arbeitgeberanteil von ca. 20 % zahlen. Außerdem
kann Dein Arbeitgeber die Lohnsteuer nicht mehr pauschal erheben, so dass
Du eine Steuerkarte vorlegen musst. Als Nebenberufler, der noch einen Haupt-
job hat, würde das bedeuten: Lohnsteuer zahlen nach Steuerklasse VI!
Du siehst also, ein bisschen Geduld bei der Ausschöpfung von Steuerbefrei-
ungen zahlt sich manchmal in barer Münze aus.
28 Außerdem solltest Du Folgendes wissen: 28
● Den Freibetrag gibt es nur für nebenberufliche Tätigkeiten. Dazu musst Du
aber nicht unbedingt einen Haupt- und einen Nebenberuf haben. Wichtig ist
vielmehr, dass Du nicht mehr als ein Drittel der Stunden einer Vollzeitar-
beitskraft leistest, also z. B. nicht mehr als ca. 13 Stunden in der Woche arbei-
test (BFH v. 30. 3. 1990 – BStBl 1990 II S. 854).

78049-7_s001-816.indb 39 28.08.2007 14:28:10 Uhr


40 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

● Der Freibetrag von 2 100 € soll alle Ausgaben im Zusammenhang mit der
nebenberuflichen Tätigkeit abgelten. Übersteigen Deine Ausgaben den Be-
trag von 2 100 €, setzt Du die tatsächlichen Kosten an, versteht sich.
29 ● Übst Du Deinen Nebenjob für eine öffentlich-rechtliche Institution aus, wie 29
z. B. für eine Behörde, Sparkasse, Industrie- und Handels-, Handwerks-, Ärz-
tekammer etc., bleiben zusätzlich zu den 2 100 € auch noch die ersetzten Rei-
sekosten steuerfrei (§ 3 Nr. 13 EStG). Denke daran, wenn Du Deinen Vertrag
abschließt, und vereinbare, dass Dir die Reisekosten gesondert erstattet wer-
den.
Trägst Du die Kosten dagegen selbst, kannst Du sie nur absetzen, wenn sie zu-
sammen mit Deinen anderen beruflichen Ausgaben höher sind als 2 100 € und
Deine Einnahmen ebenfalls über 2 100 € liegen. So jedenfalls der Fiskus in R 17
Abs. 9 LStR. Mit diesem unschönen Kniff versuchen die Fiskalritter, Dir das
Absetzen von Verlusten aus Deiner nebenberuflichen Tätigkeit zu erschweren.
● Nebenjobs als Lehrer, Übungsleiter, Musiker usw. werden oft selbständig
(freiberuflich) ausgeübt, also nicht in einem Arbeitsverhältnis. Die steuer-
freie Aufwandsentschädigung gilt aber auch für Freiberufler. Also sind auch
hier bis zu 2 100 € steuerfrei.
30 ● Ist der Veranstalter, für den Du nebenberuflich tätig bist, kein gemeinnüt- 30
ziger Verein oder kein öffentlich-rechtliches Institut, sondern z. B. ein ge-
werbliches Unternehmen, wird Dir kein Freibetrag zuerkannt. Mache statt-
dessen eine Ausgabenpauschale von 25 % Deiner Einnahmen, höchstens
614 € jährlich, geltend (H 18.2 EStH, „Betriebsausgabenpauschale“).
31 ● Die Ausgabenpauschale steht auch allen selbständig tätigen Volksmusikern 31
zu. Mit der Pauschale sind die Kosten für Instrumente, Uniformen, Fahrten
und Verpflegung abgegolten (OFD Münster v. 4. 10. 1990 – S 2143).
32 ● Über die steuerfreie Pauschale können sich auch Ärzte freuen, die nebenbe- 32
ruflich im Behinderten- oder Coronarsport betreuend tätig sind. Wenn die
übrigen Voraussetzungen stimmen – öffentlicher oder gemeinnütziger Auf-
traggeber –, bleiben 2 100 € steuerfrei.

33 Heirats- und Geburtsbeihilfe 33


Auch wenn die ursprüngliche Steuerbefreiung ab 2006 gestrichen wurde, kannst
Du zumindest kleine Geschenke Deines Arbeitgebers steuerfrei kassieren. Weil
die Geburt oder die Hochzeit ein besonderes persönliches Ereignis ist, kann Dir
Dein Arbeitgeber mit einem Sachgeschenk im Wert von bis zu 40 € eine Freude
machen, ohne dass der Fiskus gleich die Hand aufhält. Er kann dazu die Rege-
lung zu Aufmerksamkeiten in R 73 LStR ausnutzen. So bleibt Deine Freude
über den Strampler oder die Spieluhr für den Nachwuchs ungetrübt.

34 Jubiläumsgeschenke 34
Jubiläumsgeschenke an Arbeitnehmer sind sowohl bei Arbeitnehmer- als auch
bei Firmenjubiläen in voller Höhe steuerpflichtig. Da sie aber in aller Regel

78049-7_s001-816.indb 40 28.08.2007 14:28:11 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 41

Arbeitslohn für mehrere Jahre darstellen, unterliegen sie der etwas günstigeren
ermäßigten Besteuerung (§ 34 EStG).
Beispiel: Bei einem zu versteuernden Einkommen von 30 000 € erhältst Du für
jahrelange Betriebstreue ein Jubiläumsgeld von 7 500 € gezahlt.
Im Jubiläumsjahr 2007 ergibt sich für Dich damit folgende Steuerersparnisrech-
nung:
Steuer lt. Grundtabelle auf 30 000 € 5 807 € 5 807 €
Jubiläumsgeschenk 7 500 €
davon 1/5 + 1 500 €
Steuer lt. Grundtabelle auf 31 500 € 6 291 €
Differenz 484 €
5
Steuer auf Jubiläumsgeschenk 2 420 € 2 420 €
Steuer insgesamt 8 227 €
Einkommensteuer ohne »Fünftelregel«
auf 37 500 € lt. Grundtabelle
8 326 €
Steuerermäßigung 99 €

35 Rege bei gutem Betriebsklima an, dass der Chef zum Jubiläum oder zu Deinem 35
runden Geburtstag eine (kleine) Feier steigen lässt. Tritt die Firma formal als
Gastgeber auf und werden hauptsächlich Geschäftsfreunde und Kollegen ein-
geladen, sind die Kosten steuerfrei (BFH-Urteil v. 28. 1. 2003 BStBl 2003 II S
724; R 70 Abs. 2 Nr. 3 a LStR). Das gilt aber nur dann uneingeschränkt, wenn die
Kosten der Feier pro Teilnehmer nicht über 110 € liegen.
War der Spaß teurer, musst Du Dir zumindest den Anteil der Kosten als Ar-
beitslohn zurechnen lassen, der auf Dich selbst und Deine privaten Gäste, wie
Familienangehörige und enge Freunde, entfällt.

Zuschüsse zur Kinderbetreuung

36 Obwohl Du Deine Kinderbetreuungskosten von der Steuer absetzen kannst, 36


sind entsprechende Zuschüsse vom Arbeitgeber die bessere Alternative. Neben
Steuern sparst Du nämlich auch Sozialversicherung auf die Zuschüsse – voraus-
gesetzt, Dein Chef spielt mit. Vereinbare einen steuerfreien Kostenzuschuss für

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42 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

die Unterbringung Deiner Kinder im Kindergarten oder ähnlichen Einrich-


tungen. Die Kleinen dürfen allerdings noch nicht schulpflichtig sein, also das
7. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Am besten fährst Du natürlich, wenn
der Chef den Zuschuss zusätzlich zu Deinem Arbeitslohn zahlt.

zum Kostennachweis und für Lebenspartner

Wenn Dir Dein Brötchengeber die Betreuungskosten überweist oder direkt an


die Betreuungseinrichtung zahlt, musst Du Deinem Boss die Originalbelege
geben, z. B. den Bescheid über die Kindergartengebühren, Rechnungen der Be-
treuungseinrichtung und die Zahlungsquittungen bzw. die Überweisungsträger.
Damit will der Fiskus verhindern, dass Du die Kosten möglicherweise zweimal
geltend machst.
Bei der Erstattung durch den Arbeitgeber sind übrigens – anders als beim Ab-
setzen der Kinderbetreuungskosten in der Steuererklärung – auch die Verpfle-
gungskosten für Dein Kind begünstigt.
Gute Nachricht für nichteheliche Partner mit Kind: Bei nicht verheirateten El-
tern muss meist die Mutter das Kind im Kindergarten anmelden. Die Belege
über die Kinderbetreuung lauten also auf ihren Namen. Wenn nun ihr Lebens-
gefährte einen großzügigeren Chef hat, ist das kein Problem. Auch wenn der
Nachweis der Kindergartenkosten nicht auf seinen Namen lautet, erhält er die
Zuschüsse seines Arbeitgebers steuerfrei. Dazu muss er allerdings der Vater des
Kindes sein. Berufe Dich, wenn es beim Finanzamt Probleme gibt, auf R 21 a
Abs. 1 S. 2 LStR.

zur Gehaltsumwandlung

37 Leider lässt der Fiskus eine Gehaltsumwandlung von z. B. Weihnachtsgeld oder 37


Gratifikationen in Kindergartenzuschüsse nicht zu. Diese Einschränkung
kannst Du umgehen, wenn Du schon bei Deiner Einstellung oder bei einem
Gespräch über eine Gehaltserhöhung geschickt mit Deinem Chef verhandelst.
Gehe mit Deiner Forderung nach Gehalt bzw. Gehaltserhöhung etwas herunter
und schlage vor, er möge stattdessen Deine Kindergartenbeiträge übernehmen.
Statt Euch also um den letzten Euro die Köpfe heißzureden, trefft Ihr Euch in
der Mitte und macht trotzdem beide ein gutes Geschäft. Du kassierst nämlich
einen dicken Batzen Deines Gehalts steuerfrei, und Dein Arbeitgeber spart sich
die Sozialversicherungsbeiträge auf diesen Gehaltsteil.

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1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 43

Wie Du mit einer Tagesmutter 750 € im Jahr


verdienen kannst

38 Der Kniff bei der Tagesmutter ist, dass das Finanzamt sie zwar als Ȋhnliche 38
Einrichtung« – wie einen Kindergarten – akzeptiert, aber nur, wenn Deine Klei-
nen außerhalb Deiner Wohnung betreut werden.
Deinem Chef legst Du also folgende Bescheinigung Deiner Tagesmutter vor:

Bescheinigung
Ich, . . . . . . ., bestätige hiermit Herrn/Frau . . . . . . . ., dass ich die
Kinder . . . . . . . . . . und . . . . . . . . . (usw.) in meiner Wohnung betreue.
Für die Kinderbetreuung zahlt mir Herr/Frau . . . . . . . . . . monatlich
250 €.

Datum, Unterschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Übrigens: Diese Kinderbetreuerin kann Deine erwachsene Tochter, Schwieger-


tochter, Mutter, Schwiegermutter, Oma oder Opa sein.

Zahlt Dir Dein Chef jetzt 12  250 € = 3 000 € unter der Bezeichnung »Zu-
schuss zur Kinderbetreuung«, beträgt Deine Steuerersparnis schon bei einem
Steuersatz von 25 % 750 € im Jahr. Wichtig ist: Du musst diesen Zuschuss zu-
sätzlich zum Arbeitslohn erhalten. Eine einfache Gehaltsumwandlung funktio-
niert nicht.

für Tagesmütter

39 Vergiss nicht die Steuern Deiner Tagesmutter. Bei 3 000 € Kinderbetreuungs- 39


kosten wird das Finanzamt schnell hellhörig und will dafür möglicherweise von
ihr abkassieren. Hier kannst Du helfen, indem Du Deine Zahlungen aufglie-
derst. Weise neben der reinen Betreuung die Kosten für Verpflegung gesondert
aus, z. B. monatlicher Betreuungsaufwand 150 € zzgl. Verpflegungskosten für
zwei Kinder 2,50 €  20 Tage = 100 €. Auf diese Weise kann Deine Tagesmutter
beim Finanzamt sagen: »Meine Einkünfte aus der Betreuungstätigkeit müssen

78049-7_s001-816.indb 43 28.08.2007 14:28:12 Uhr


44 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

um die Kosten gekürzt werden, die ich für die Kinder getragen habe.« Das sind
neben Aufwendungen für Verpflegung z. B. Strom- und Wasserverbrauch oder
Fahrten mit dem eigenen Pkw. Damit die Betreuungsperson nicht noch eine
umfangreiche Buchhaltung einrichten muss, gewährt der Fiskus relativ großzü-
gige Pauschalen, max. bis zur Höhe der monatlichen Einnahmen aus dem jewei-
ligen Betreuungsverhältnis.
Beachte: Wird trotz Urlaub der Tagesmutter bzw. des betreuten Kindes das Ent-
gelt weitergezahlt, besteht unverändert Anspruch auf die Pauschale, auch wenn
die entsprechenden Aufwendungen nicht oder nur teilweise entstehen. Falls in
einem vollen Monat keine Einnahmen erzielt werden, entfällt zwar der An-
spruch auf die Pauschale, Betriebsausgaben können aber für diese Zeiten im
Einzelnen nachgewiesen oder glaubhaft gemacht werden.
Betreuung des Kindes Der Betreuungsperson Erhöhter Aufwand durch eine
entstehen oder mehrere Mahlzeiten
nur unbedeutende (z. B. Frühstück
Sachaufwendungen und Mittagessen)
Bis 4 Std./Tag 46 €/Monat 179 €/Monat
Über 4 Std./Tag bis 6 Std./Tag 62 €/Monat 230 €/Monat
Über 6 Std./Tag 77 €/Monat 246 €/Monat

40 44-€-Freigrenze für Sachbezüge 40


Sachzuwendungen Deines Arbeitgebers, z. B. die verbilligte Überlassung einer
Wohnung, kostenloses Telefonieren, kostenlose Dienstleistungen und Warenlie-
ferungen bleiben steuerfrei, wenn die Differenz zwischen ihrem Wert und Dei-
ner Gegenleistung im Monat nicht höher als 44 € liegt.

zur Bagatellgrenze

Einen zusätzlichen Steuerbonus über die Freigrenze von 44 € hinaus streichst


Du ein, wenn als Wert Deines Sachbezugs nicht der tatsächliche Wert angesetzt
wird.
Um übliche Rabatte oder Preisunterschiede auszugleichen, muss der Fiskus zu-
nächst immer einen Preisabschlag von 4 % vom tatsächlichen Wert Deines
Sachbezugs vornehmen (Quelle: R 31 Abs. 2 S. 9 LStR). Für die Frage, ob die
steuerfreie Grenze von 44 € überschritten ist, kommt es also auf die Differenz
zwischen 96 % des tatsächlichen Wertes und Deiner Zahlung an.
Dein Chef kann Dir als steuerfreien Sachbezug auch einfach einen Benzingut-
schein geben, den Du bei der nächsten Tankstelle einlöst. Wichtig ist nach einem
Bund-Länder-Erlass, dass darauf die Benzinsorte steht, also etwa: »Gutschein

78049-7_s001-816.indb 44 28.08.2007 14:28:12 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 45

für 20 Liter Super«. Die Tankstelle rechnet dann direkt mit Deinem Chef ab.
Auf keinen Fall sollte auf dem Gutschein ein konkreter Euro-Betrag stehen.
Der Betrag von 44 € ist eine Freigrenze, achte also darauf, ihn nicht zu über-
schreiten, denn dann wird der volle Betrag für Dich steuerpflichtig. Dazu musst
Du wissen, dass die 44-€-Freigrenze nicht für eine einzelne Sachzuwendung gilt.
Es muss vielmehr sichergestellt sein, dass sämtliche kleinen Vorteile eines Mo-
nats zusammengerechnet die Grenze nicht überschreiten.
Sieh Dich also vor, dass Dir nicht folgendes Malheur passiert: Dein Chef schenkt
Dir einen Tankgutschein über 30 Liter Superbenzin (Preis/l zzt. 1,40 €). Da Du
nur einen Gegenwert von 42 € erhalten hast, bist Du noch auf der sicheren Seite.
Erlaubt Dir aber Dein Boss im selben Monat, ein Paket Kopierpapier im Wert
von 3 € mit nach Hause zu nehmen, weil Du vergessen hattest, rechtzeitig für
Dich welches einzukaufen, schaust Du schön blöd aus der Wäsche. Nun sind
nämlich die kompletten 45 € (Tankgutschein und Kopierpapier) steuerpflich-
tig.

Nicht unter diese Bagatellgrenze fallen:


● die Nutzung Deines Firmenwagens, für die die 1 %-Regelung gilt;
● Mahlzeiten im Betrieb sowie Kost und Logis, für die bereits die besonders
günstigen Sachbezugswerte nach der Sachbezugsverordnung gelten, und
● Personalrabatte, für die Du den viel günstigeren Rabattfreibetrag in An-
spruch nimmst;
● Bezüge, für die die Lohnsteuer mit 25 % pauschal angesetzt wird:
– Mahlzeiten im Betrieb, Essenmarken,
– Betriebsveranstaltungen,
– Erholungsbeihilfen,
– Verpflegungszuschüsse bei Dienstreisen, Fahrtätigkeit etc.,
– Computerschenkung oder Übernahme Deiner privaten Internetkosten
durch Deinen Arbeitgeber,
● verbilligte Überlassung von Vermögensbeteiligungen,
● verbilligter Versicherungsschutz durch den Arbeitgeber.

So bekommst Du trotz gestrichener Steuerbefreiung


Dein Jobticket weiter steuerfrei

41 Eigentlich sollst Du nach dem Willen des Fiskus für Dein verbilligtes Jobticket 41
Steuern zahlen. Flugs nachgedacht, fällt aber auf, dass das Jobticket ja schließ-
lich eine Fahrkarte ist, also eine Sache, die Du verbilligt oder kostenlos von

78049-7_s001-816.indb 45 28.08.2007 14:28:13 Uhr


46 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Deinem Arbeitgeber beziehst. Also haben wir einen glasklaren Sachbezug, für
den natürlich die 44-€-Freigrenze gilt.
Du musst gemeinsam mit Deinem Arbeitgeber nur noch dafür sorgen, dass der
steuerliche Vorteil aus Deinen verbilligten Fahrkarten nicht höher ist als 44 € im
Monat. Wenn Dein Arbeitgeber auf die Jobtickets einen Rabatt bekommt und
diesen an Dich weitergibt, ist diese Verbilligung für Dich von vornherein kein
Arbeitslohn.
Kostet das Jobticket Deinen Arbeitgeber also weniger als 44 €/Monat und be-
kommst Du die Monatskarte kostenlos, ist der ganze Spaß für Dich nach wie
vor steuerfrei.
Sind die Tickets teurer und Du musst einen Teil zuzahlen, kannst du Dir den
steuerfreien Teil des Jobtickets nach folgendem Schema selbst berechnen.
Regulärer Preis für eine Monatskarte 75,00 €
./. Preisnachlass des Verkehrsbetriebs für den Arbeitgeber – 15,00 €
vom Arbeitgeber bezahlt 50,00 €
steuerlich maßgebend davon 96 % (4 % Unsicherheitsabschlag) 48,00 €
./. 44-€-Freigrenze – 44,00 €
Zuzahlung zum Jobticket, die Du mindestens leisten musst 4,00 €

Wenn Du in diesem Fall also mindestens 4 € zuzahlst, bleibt der restliche Vorteil
von 71 € aus dem Jobticket steuer- und auch sozialversicherungsfrei. Auf so ele-
gante Art und Weise dem Fiskus ein Schnippchen zu schlagen wird auch Dei-
nem Chef gefallen.
Dabei müsst Ihr unbedingt einige Fallstricke vermeiden:
1. Die 44-€-Freigrenze gibt es nur einmal im Monat, Du kannst sie beim Job-
ticket nur dann voll ausschöpfen, wenn Du nicht noch andere verbilligte
Sachbezüge bekommst.
2. Sorgt dafür, dass das Jobticket aus Monatskarten oder monatlichen Wert-
marken besteht. Bei Jahreskarten will der Fiskus die Freigrenze nämlich nur
in dem Monat zulassen, in dem Du die Jahreskarte bekommst, damit ist der
schöne Vorteil aus der Freigrenze zum Teufel.

Was für Jobtickets recht ist, ist für andere


Fahrkarten und Flugtickets nur billig!

42 Wenn Du mit dem Auto zur Arbeit fährst, profitierst Du natürlich nicht von den 42
Jobtickets. Wie wäre es dann mit einer schönen Städtereise per Bahn oder Flug-
zeug nach Berlin, Hamburg oder München? Deine Fahrkarte lässt Du Dir vom
Arbeitgeber besorgen. So kann er Dir die Kosten mit bis zu 44 € im Monat
sponsern.

78049-7_s001-816.indb 46 28.08.2007 14:28:13 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 47

43 Rabattfreibetrag 1 080 € 43
Gibt’s in Deinem Betrieb Personalrabatt? Wenn nicht, schlage Deinem Chef
vor, er möchte bei guter Gelegenheit Personalrabatte als geldwerte Vorteile
einräumen. Warum? Den Rabatt hält der Fiskus für einen Teil des Arbeitslohns,
lässt aber einen Vorwegabschlag von 4 % des Listenpreises und zusätzlich bis zu
1 080 € (Jahresbetrag) steuerfrei. Das sind ca. 185 bis 519 € jährlich an Lohn-
steuer eingespart!

Beispiel
Endpreis der Ware im Einzelhandel z. B. 6 250 €
./. Abschlag, 4 % von 6 250 € – 250 €
Vergleichswert 6 000 €
./. Personalpreis bei 25 % Rabatt – 4 688 €
geldwerter Vorteil 1 312 €
./. Rabattfreibetrag (§ 8 Abs. 3 EStG) – 1 080 €
steuerpflichtiger Arbeitslohn 232 €

Bis zu welchem Warenwert Einkäufe mit Rabatt steuerfrei bleiben, zeigt die
folgende Übersicht:
bis 4 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf unbegrenzt
5 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 108 400 €
10 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 18 000 €
15 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 9 818 €
20 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 6 750 €
25 % Rabatt: Steuerfreier Einkauf bis 5 143 €

Den Rabattfreibetrag gibt es insbesondere für


● alle Sachen (Lebensmittel, Kleidung, Autos etc.)
● Strom, Gas, Wasser, Fernwärme
● Beförderungsleistungen
● Beratungen
● Kontoführung
● Vermittlungsleistungen
● Reiseleistungen
● Versicherung
● Vermietung von Immobilien
● Vermietung/Gebrauchsüberlassung von beweglichen Sachen
(z. B. Pkw, Segelboot, Wohnmobil)
● Darlehen

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48 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Speziell für Krankenschwestern, Altenpfleger, Köche,


Kellner, Bedienungen

44 Ihr alle steht vor dem Problem, dass der Fiskus Euch einen steuerpflichtigen 44
Sachbezug ans Bein binden will, wenn Ihr im Betrieb kostenlos oder verbilligt
essen könnt.
Variante 1: Du versteuerst jeweils den amtlichen Sachbezugswert, also pro
Mittag- oder Abendessen je 2,67 € (2007) ohne weitere Abzüge.
Variante 2: Du versteuerst den tatsächlichen Preis, den das Essen normaler-
weise kosten würde, allerdings unter Berücksichtigung des Ra-
battfreibetrags von 1 080 € und des Bewertungsabschlags von 4 %.

Wenn Du in der Arbeit speziell zubereitete Mahlzeiten erhältst, die den Pati-
enten oder Gästen nicht serviert werden, ist die Sache eindeutig. In diesem Fall
muss Dein Brötchengeber bei der Versteuerung zwingend von der Differenz
zwischen amtlichem Sachbezugswert und Deiner eventuellen Zuzahlung ausge-
hen. Demgegenüber hast Du die Art und Höhe der Versteuerung in der Hand,
wenn Dir dieselbe Verpflegung aufgetischt wird. Grundsätzlich ist in einem sol-
chen Fall die Rabattregelung anzuwenden, die dann allerdings von den hohen
Preisen ausgeht, die den Patienten bzw. Gästen abverlangt werden.

Angenommen, Du arbeitest als Kellner an 240 Tagen im Jahr im Restaurant


»Zur goldenen Gans« und bekommst als Abendessen jeweils kostenlos ein Ge-
richt Deiner Wahl aus dem Speisenangebot. Im Durchschnitt liegt der Preis des
Gerichts, für das Du Dich entscheidest, bei etwa 10 €. Dein Chef rechnet dann
beim Lohnsteuerabzug wie folgt:
üblicher Preis 240 Tage à 10 € 2 400 €
./. Bewertungsabschlag 4 % – 96 €
2 304 €
./. Rabattfreibetrag – 1 080 €
steuerpflichtiger Teil der kostenlosen Verpflegung 1 224 €

Die Versteuerung kannst Du in diesem Fall deutlich günstiger gestalten, wenn


Dein Brötchengeber sich entschließt, die eventuelle Steuer auf Mahlzeiten pau-
schal mit 25 % zu tragen. Durch die Pauschalierung fliegst Du nämlich automa-
tisch aus der Rabattregelung. Die Folge ist, dass die Bewertung der Verpflegung
mit dem amtlichen Sachbezugswert vorgenommen wird. Die Rechnung sieht
dann so aus:
240 Mahlzeiten à 2,67 € 640 €

78049-7_s001-816.indb 48 28.08.2007 14:28:14 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 49

Wie Du siehst, ist schon die Bemessungsgrundlage bei Pauschalierung der


Lohnsteuer um ca. 580 € günstiger. Hinzu kommt für Dich der Vorteil, dass die
Pauschalsteuer von lediglich 25 % grundsätzlich vom Arbeitgeber getragen
wird und keine Sozialversicherungsbeiträge anfallen.

Rabattregelung statt Pauschalsteuer

Nicht immer ist die Variante Pauschalierung und Ansatz der Sachbezüge für
Dich und Deinen Brötchengeber günstiger. Liegen Deine geldwerten Vorteile
aus der Gewährung der Mahlzeiten unter oder nur geringfügig über dem Ra-
battfreibetrag, bringt die Rabattregelung für Dich Vorteile, weil sie dazu führt,
dass bis zu 1 080 € Deines Vorteils unversteuert bleiben. Hättest Du im obigen
Beispiel nur 100 Mahlzeiten erhalten, hätte sich folgende Rechnung ergeben:
üblicher Preis 100 Tage à 10 € 1 000 €
./. Bewertungsabschlag 4 % – 40 €
960 €
./. Rabattfreibetrag – 1 080 €
steuerpflichtiger Teil der kostenlosen Verpflegung 0€

Bei Pauschalierung und Ansatz der Sachbezugswerte hätte sich dagegen ein
steuerpflichtiger Arbeitslohn in Höhe von 100 Mahlzeiten à 2,67 € = 267 €
ergeben.

Lass Dir vom Finanzamt die Miete bezahlen!

45 Poche auf Dein Recht und verlange, dass Du mit allen anderen Arbeitnehmern, 45
die Personalrabatte erhalten, gleich behandelt wirst. Ist Dein Arbeitgeber z. B.
in der Wohnungsbranche tätig und überlässt Dir verbilligt eine seiner Woh-
nungen? Du versteuerst keine Preisvorteile mehr, die nicht höher als 1 080 €
liegen.

Für Deine monatliche Mietverbilligung um 150 € auf 350 € ergibt sich für Dich
z. B. folgende Rechnung:

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50 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Übliche Monatsmiete 500 €  12 = 6 000 €


./. Abschlag 4 % – 240 €
5 760 €
./. tatsächlich gezahlte Miete 350 €  12 = – 4 200 €
geldwerter Vorteil 1 560 €
./. Rabattfreibetrag – 1 080 €
steuerpflichtiger Arbeitslohn 480 €
Von dem tatsächlichen Vorteil aus der Mietverbilligung von 1 800 € (150 € 
12) versteuerst Du also nur 480 €. Deine Steuerersparnis (inkl. Kirchensteuer
und Solidaritätszuschlag) darauf beträgt je nach Einkommen zwischen 226 €
und 680 €. Wie Du siehst, bezahlt Dir der Fiskus im günstigsten Fall fast zwei
Monate lang Deine Wohnung.

Kassiere den Rabattfreibetrag zweimal!

46 Wenn Du im laufenden Jahr Deinen Arbeitgeber wechselst, solltest Du beim 46


verbilligten Personaleinkauf in der alten Firma noch einmal richtig zuschlagen
und den Rabattfreibetrag ausschöpfen. Den gibt es nämlich nicht pro Jahr, son-
dern für jedes Arbeitsverhältnis, auch für einen Minijob, den Du nebenher
machst. Statt 1 080 € bleiben dann 2 160 € (oder je nach Anzahl der Arbeitsver-
hältnisse noch mehr) steuerfrei. Den doppelten Rabattfreibetrag kannst Du
auch kassieren, wenn Du mit Deinem Ehegatten in derselben Firma arbeitest.
Du musst dazu bei größeren Anschaffungen den Kaufvertrag nur gemeinsam
mit Deiner besseren Hälfte abschließen. Auf diese Weise bleiben vom Rabatt
für jeden 1 080 € steuerfrei. Dieser Trick funktioniert ebenfalls mit anderen An-
gehörigen.
Angenommen, Du arbeitest mit Deinem Ehepartner zusammen bei einem Au-
tohändler. Ihr kauft ein Auto und schließt den Kaufvertrag zusammen ab. Die
Rechnung für das Finanzamt sieht dann bei einem Rabatt von 20 % z. B. so
aus:
Listenpreis des Autos 15 000 €
./. 4 % Abschlag – 600 €
14 400 €
./. Kaufpreis (15 000 € ./. Rabatt v. 3 000 €) – 12 000 €
Vorteil 2 400 €
./. Dein Rabattfreibetrag – 1 080 €
./. Rabattfreibetrag Deines Ehepartners – 1 080 €
steuerpflichtig 240 €

78049-7_s001-816.indb 50 28.08.2007 14:28:14 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 51

Mit dem richtigen Preisschild saftig Steuern sparen!

47 Gehörst Du zu dem Kreis der Begünstigten, die vom Arbeitgeber Personalra- 47


batte gewährt bekommen, musst Du unbedingt wissen, dass die Fiskalritter bei
der Berechnung der Steuer zunächst einmal von dem »Endpreis« ausgehen, den
Dein Brötchengeber von seinen Kunden verlangt. Rabatte und Preisnachlässe
dürfen nicht abgezogen werden. Dafür gibt es den Abschlag von 4 % und den
Rabattfreibetrag. Endpreis ist danach immer der Preis, der auf dem Preisschild
oder in der Preisliste steht und mit dem Dein Boss in die Verkaufsverhand-
lungen mit seinen Kunden startet.
Indem die Preisschilder vernünftig ausgezeichnet werden, könnt Ihr, Dein Ar-
beitgeber und Du, erhebliche Beträge an Steuern und Sozialversicherung ein-
sparen.
Will Dein Arbeitgeber bei seinen Kunden mit tollen Preisnachlässen renom-
mieren, kann Euch beiden geholfen werden. Es kommt nur auf die richtige For-
mulierung an. Er möge einfach auf das Preisschild z. B. Folgendes schreiben:
1a-Spitzen-Einbauküche »Kochprofi«
Katalog/Listenpreis normalerweise 10 000 €
unser Spezialhauspreis nur 7 500 €

Und schon wird bei der Berechnung Deines Arbeitslohns aus dem Rabatt für
die von Dir gekaufte Küche von 7 500 € ausgegangen statt von 10 000 €.

Mit Hilfe des Betriebsrats steuerfreie Rabatte ergattern

48 Vorsicht ist geboten, wenn Du bei Kunden oder befreundeten Unternehmen 48


Deines Brötchengebers zu Sonderkonditionen einkaufen kannst. Hat Dein Ar-
beitgeber beim Aushandeln dieser Preisvorteile die Hände im Spiel, werden Dir
die Fiskalakrobaten den Rabatt als Arbeitslohn anhängen mit der Begründung,
es liege ein »Beziehungskauf« und damit eine Arbeitslohnzahlung von dritter
Seite vor (BMF – Schreiben v. 27. 9. 1993 – BStBl 1993 I S. 814). Den Rabattfrei-
betrag sollst Du aber nicht bekommen, da der Rabatt nicht unmittelbar von
Deinem Arbeitgeber eingeräumt wurde. Wenn man so etwas liest, bleibt einem
glatt die Spucke weg.

78049-7_s001-816.indb 51 28.08.2007 14:28:15 Uhr


52 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Um die Rabatte dennoch steuerfrei zu kassieren, bleibt die Hintertür über den
Betriebsrat. Bring ihn dazu, mit der Leitung Deines Betriebs eine Vereinbarung
zu treffen, nach der der Betriebsrat in eigenem Namen mit Kunden, Lieferanten
etc. über Preisnachlässe für die Betriebsangehörigen verhandelt. Solcherart
ausgehandelte Rabatte sind für Dich steuerfrei.
Dein Brötchengeber selbst soll sich schön im Hintergrund halten und seine Mit-
hilfe darauf beschränken, Angebote an seine Arbeitnehmer zu dulden, sie z. B.
selbst am Schwarzen Brett bekannt zu machen oder Dir eine Bescheinigung
über die Betriebszugehörigkeit auszustellen.

Ein Abschlag von 4 % ist immer drin!

Falls aus irgendeinem Grund der Kniff mit dem Betriebsrat nicht klappt und
man Dir den Rabattfreibetrag nicht zugestehen will, hast Du zumindest An-
spruch auf einen Abschlag von 4 % des Ladenpreises.

Die Rechnung sieht dann z. B. beim Kauf eines Fernsehers mit 10 % Rabatt bei
einem befreundeten Unternehmen so aus:
Ladenpreis des Fernsehers 1 250 €
./. 4 % – 50 €
1 200 €
./. Dein Kaufpreis – 1 125 €
steuerpflichtiger Rabatt 75 €
Statt Deines tatsächlichen Rabatts von 125 € versteuerst Du also nur 75 €.

Lass Dich als Teilzeitkraft mit verbilligten Waren


bezahlen!

49 Beim Lohn für Teilzeitkräfte fallen in der Regel 30 % pauschale Beiträge zu 49


Sozialversicherungen und pauschale Steuern an. Aber da Arbeitslohn alles ist,
was Du für Deine Tätigkeit im Dienst der Firma erhältst, kann niemand etwas
dagegen haben, wenn der Lohn in verbilligter Firmenware statt in bar ausge-
zahlt wird. Es können sogar Preisnachlässe von 100 % eingeräumt werden.
Wenn also beim Personaleinkauf nichts zugezahlt wird, bleibt der Lohn bis zu
1 125 € zusätzlich steuerfrei (§ 8 Abs. 3 EStG).

78049-7_s001-816.indb 52 28.08.2007 14:28:15 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 53

Ladenendpreis an erhaltenen Waren 1 125 €


./. 4 % Abschlag – 45 €
./. Rabattfreibetrag – 1 080 €
steuerpflichtig 0€
Und Deine Firma spart pauschale Steuern und Sozialversicherung von 30 % auf
1 125 € = 337,50 €.

50 Deine Firma oder Dein Chef kann einem Arbeitnehmer auch günstiger ein 50
Kraftfahrzeug verkaufen. Doch aufgepasst, denn dem Lohnsteuerprüfer läuft
gleich das Kinnwasser, wenn er auf solche Geschäfte stößt. Argwöhnt er doch,
dass dem Arbeitnehmer klammheimlich Vorteile aus dem Arbeitsverhältnis
eingeräumt worden sein könnten, die steuerpflichtigen Lohn darstellen. Damit
bei einem Gebrauchtwagenverkauf diesbezügliche Erörterungen mit dem Fis-
kalvertreter gar nicht erst aufkommen, solltet Ihr z. B. den Preis lt. Marktspie-
gel der DAT oder lt. Schwacke-Liste zugrunde legen. Der Fiskus akzeptiert
aber nicht den niedrigeren Händlereinkaufspreis, sondern nur den höheren
Händlerverkaufspreis inkl. Umsatzsteuer (BFH v. 17. 6. 2005 – BStBl II 2005
S. 795).

Schlag dem Finanzamt mit einer Delle


im Kotflügel ein Schnippchen!

51 Gut, dass Du Deinen künftigen fahrbaren Untersatz zusammen mit Deinem 51


Chef genauer unter die Lupe genommen hast, sonst wären Dir die Dellen in der
Stoßstange und im Kotflügel sicher entgangen.
Im Kaufvertrag notiert Ihr diesen leichten Unfallschaden und nehmt so dem
eifrigen Lohnsteuerprüfer den Wind aus den Segeln, wenn er Euch mit einem
angeblichen Vorteil wegen zu niedrigen Kaufpreises kommt.

52 Den Rabattfreibetrag von 1 080 € bekommst Du nur für den Bezug von Waren 52
und Dienstleistungen, mit denen Dein Arbeitgeber regelmäßig handelt. Es muss
sich dabei nicht um das Kerngeschäft Deines Brötchengebers handeln. Deshalb
bekommst Du z. B. als Krankenhausangestellte den Rabattfreibetrag, wenn Du
Medikamente aus der Krankenhausapotheke kostenlos oder verbilligt erhältst
(BFH-Urteil v. 27. 8. 2002, BStBl 2003 II S. 95).
Allerdings darf Dein Arbeitgeber vergleichbare Geschäfte nicht nur überwie-
gend mit seiner Belegschaft machen (BFH – BStBl II 1995 S. 338 und BStBl II
1997 S. 363). So meinen die Richter beim BFH, dass es bei einem Arbeitgeber-
darlehen keinen Rabattfreibetrag geben darf, wenn der Arbeitgeber nur gele-

78049-7_s001-816.indb 53 28.08.2007 14:28:15 Uhr


54 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

gentlich Kredite auch an Nichtarbeitnehmer vergibt, z. B. an Tochterunterneh-


men oder an Banken (Urteil v. 18. 9. 2002, BStBl 2003 II S. 371). Dein Arbeitge-
ber muss die betreffenden Geschäfte also schon mehr als nur gelegentlich auch
mit Kunden oder anderen nicht bei ihm beschäftigten Personen machen.
Steuerfrei sind außerdem:

53 Mitgliedsbeiträge, wenn Du im betrieblichen Interesse einem Verein oder Club 53


(etwa Industrieclub) beigetreten bist (BFH v. 20. 9. 1985 – BStBl 1985 II S. 718).
Das gilt leider nicht für Beiträge an Sportvereine, die z. B. Kreditinstitute für
ihre Angestellten übernehmen (BFH-Urt. v. 15. 5. 1992 – HFR S. 720).

54 Unter der Überschrift Betriebssport unter gleichzeitiger Förderung des Be- 54


triebsklimas kann der Arbeitgeber seiner Belegschaft betriebseigene Tennis-
oder Squashplätze zur Verfügung stellen, ohne dass daraus steuerpflichtige
geldwerte Vorteile entstehen. Bei solchen Vorteilen spricht man nämlich von
Zuwendungen im überwiegend eigenbetrieblichen Interesse des Arbeitgebers.
Anders sieht die Sache allerdings aus, wenn der Arbeitgeber nicht über eigene
Anlagen verfügt, sondern die Plätze angemietet hat. In diesem Fall stellt die
Überlassung steuerpflichtigen Arbeitslohn dar (BFH v. 27. 9. 1996, BStBl 1997
II S. 146).
Wirf die Flinte aber nicht gleich ins Korn. Wenn Du nur zwei- bis dreimal im
Monat den Platz nutzt und die gesparte Platzmiete für Dich nicht über 44 €
liegt, bleibst Du aufgrund der 44-€-Freigrenze des § 8 Abs. 2 EStG doch steuer-
frei E Rz 40.

Lass Dich von zarten Händen steuerfrei verwöhnen!

55 Wer kennt das Problem nicht? Da sitzt Du acht Stunden am Tag vor Schreib- 55
tisch und Computer und fühlst Dich abends, als hätte Dir jemand ins Kreuz
getreten. Der Rücken krumm, der Nacken verspannt, und Kopfschmerzen pla-
gen Dich auch.
Wie wohltuend anders könnte das sein, wenn Dir im Lauf des Tages geschickte
Hände Deine Verspannungen einfach wegmassieren würden.
Das kann jetzt Dein Brötchengeber steuerfrei für Dich organisieren. Dank der
Einsicht der Richter beim BFH kostet diese Annehmlichkeit weder Steuern
noch Sozialversicherungsbeiträge, wenn Ihr sagen könnt: »Mit der Massage
beugt der Arbeitgeber lediglich einer spezifischen, berufsbedingten Beeinträch-
tigung der Gesundheit der Belegschaft vor oder wirkt ihr entgegen.« (BFH-
Urteil v. 30. 5. 2001, BStBl 2001 II S. 671).

78049-7_s001-816.indb 54 28.08.2007 14:28:16 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 55

Wappne Dich als Arbeitgeber mit einer Auskunft des medizinischen Dienstes
einer Krankenkasse bzw. Berufsgenossenschaft oder mit dem Gutachten eines
Sachverständigen, dass die verabreichten Massagen besonders dazu geeignet
sind, möglichen Beschwerden (auch vorbeugend) entgegenzuwirken und krank-
heitsbedingte Arbeitsausfälle zu verhindern.
Und schon hat der Fiskus mit irgendwelchen Steuerforderungen verloren, weil
die Massage nicht als Entlohnung erfolgt, sondern – wie es im schönen Amts-
deutsch heißt – »im überwiegend betrieblichen Interesse« der Firma liegt.

56 Unterstützungen in Notfällen 56
Ein Notfall liegt regelmäßig vor bei Krankheit, Tod oder einem Unglücksfall
und wenn der Arbeitnehmer keine Erstattungen von Dritten, z. B. einer Versi-
cherung, zu erwarten hat. Für die Frage, ob und in welchem Umfang solche
Unterstützungen Deines Brötchengebers steuerfrei bleiben können, kommt es
entscheidend darauf an, wie groß Dein Betrieb ist und ob es dort eine Personal-
vertretung gibt.
Bei Betrieben mit mehr als fünf Arbeitnehmern gibt es drei Möglichkeiten,
steuerfreie Zahlungen zu organisieren:
1. Der Arbeitgeber gründet eine selbständig rechtsfähige Unterstützungskasse
(meistens in der Rechtsform eines e. V.) und stattet sie mit entsprechenden
Mitteln aus. Die Beihilfen werden dann von der Unterstützungskasse ent-
sprechend ihrer Satzung gezahlt.
2. Der Arbeitgeber stellt der Personalvertretung entsprechende Mittel zur
Verfügung, aus denen diese Beihilfen und Unterstützungen zahlt.
3. Der Arbeitgeber zahlt selbst nach einheitlichen, allgemeinen Grundsätzen,
die verbindlich mit der Personalvertretung abgestimmt wurden. In diesem
Fall ist allerdings bei jeder Beihilfezahlung die ausdrückliche Zustimmung
der Personalvertretung erforderlich. Ein Tipp: Die Zustimmung sollte je-
weils kurz schriftlich festgehalten und zu den Lohnunterlagen genommen
werden für den Fall, dass der Lohnsteueraußenprüfer des Finanzamts die
Zahlungen kritisch unter die Lupe nehmen will.
Sind diese Anforderungen erfüllt, bleiben Unterstützungen in Krankheits-,
Todes- und Unglücksfällen bis zu 600 € ohne weitere Voraussetzungen steuer-
frei. Bis zu dieser Höhe spielt das Einkommen des Unterstützten keine Rolle.
Liegt hingegen eine besondere Notlage vor, die vom Arbeitnehmer ohne finan-
zielle Zuwendung des Arbeitgebers nicht zu bewältigen wäre, sind auch höhere
Beihilfen, praktisch ohne betragsmäßige Begrenzung, steuerfrei. In diesem Fall
kommt es aber ganz entscheidend darauf an, wie viel der Arbeitnehmer ver-
dient und ob es ihm nicht doch zuzumuten wäre, die Kosten aus dem eigenen
Einkommen zu tragen. Im Klartext bedeutet das, dass die gleiche Beihilfe beim
Fließbandarbeiter anders zu beurteilen ist als bei einem wesentlich besser ver-
dienenden leitenden Angestellten.

78049-7_s001-816.indb 55 28.08.2007 14:28:16 Uhr


56 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Bei Umweltkatastrophen, z. B. Hochwasserschäden, wird die max. Höhe der


steuerfrei möglichen Unterstützungen in einem sog. Katastrophenerlass des
BMF und der Länderfinanzministerien verbindlich festgelegt.

So kommst Du an eine besonders billige private


Krankenversicherung!

57 Als Besserverdienender bist Du nicht mehr krankenversicherungspflichtig. An- 57


genommen, Du entschließt Dich deshalb für eine private Krankenversicherung,
so kann Dich das eine ganze Stange Geld kosten, obwohl der Arbeitgeber in der
Regel bis zu 50 % des gesetzlichen Höchstbeitrags zur Krankenversicherung
beisteuert. Doch kannst Du Dir die Möglichkeit steuerfreier Beihilfen zunutze
machen. Viele Krankenkassen bieten nämlich erheblich billigere Sondertarife
an, wenn die ersten 600 € Krankheitskosten im Jahr von der Erstattung ausge-
schlossen werden. Diesen Eigenanteil, auf dem Du sitzenbleibst, soll Dir Dein
Brötchengeber als Beihilfe steuerfrei erstatten. Durch diesen Kniff sparst nicht
nur Du ganz enorm an Krankenversicherungsbeiträgen, meistens ist auch für
Deinen Arbeitgeber die Ersparnis bei seinem Pflichtzuschuss so groß, dass er
trotzdem noch ein gutes Geschäft macht.

58 Mahlzeiten vom Betrieb 58


Gibt es in Deinem Betrieb eine Kantine, wird Dir für jede Mahlzeit, die Du
kostenlos erhältst, pauschal der Wert der Mahlzeit aus der Sachbezugsverord-
nung als Arbeitslohn zugerechnet. Musst Du Dein Essen dagegen bezahlen,
entfällt die Versteuerung, wenn der Preis der Mahlzeit mindestens den Sachbe-
zugswerten entspricht.
Um Dich ganz von dieser Steuer zu verschonen, kann Dein Arbeitgeber die
Vorteile aus den Mahlzeiten mit 25 % pauschal versteuern (§ 40 Abs. 2 EStG).
2007 sind für Mahlzeiten folgende Beträge anzusetzen:
Mahlzeit Sachbezugswert Pauschalsteuer (25%)
Arbeitnehmer Frühstück 1,50 € 0,37 €
inkl. Jugendliche/ Mittagessen 2,67 € 0,66 €
Azubis
Abendessen 2,67 € 0,66 €

59 Betriebsveranstaltungen 59
Steuerfrei sind auch Aufwendungen für Betriebsveranstaltungen, d. h. für Be-
triebsausflüge, Betriebsfeste oder Weihnachtsfeiern. Wäre ja auch hirnrissig, hier-
aus Arbeitslohn herzuleiten, denn schließlich ist in erster Linie die Firma selbst
an solchen Veranstaltungen interessiert, die das Betriebsklima verbessern sollen.

78049-7_s001-816.indb 56 28.08.2007 14:28:16 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 57

Nun kommt allerdings der Fiskus und schränkt ein, nur übliche Betriebsveran-
staltungen seien steuerfrei. Und was üblich ist, das misst er an zwei Kriterien:
nicht zu oft – höchstens zweimal im Jahr (BFH v. 16. 11. 2005 – VI R 68/00); nicht
zu teuer – bis 110 € pro Teilnehmer, das wäre angemessen (BFH v. 16. 11. 2005
– BStBl II 2006 S. 439 und BStBl II 2006 S. 442). Die Dauer der Veranstaltung
spielt keine Rolle. Auch mehrtägige Veranstaltungen mit Übernachtung kön-
nen steuerfrei sein, sofern die Kosten nicht über 110 € je Teilnehmer liegen
(BFH v. 16. 11. 2005 – BStBl II 2006 S. 439). (Quelle: R 72 LStR.)

Aufgepasst: Hier lauert eine böse Steuerfalle, wenn an der Betriebsveranstal-


tung auch Angehörige teilnehmen. Jeder Arbeitnehmer muss sich nämlich den
Kostenanteil für seine Begleiter wie Ehegatten, Freund/Freundin, Lebenspart-
ner etc. mit ans Bein binden lassen! Kommt er dadurch über die 110-€-Grenze,
ist der Betriebsausflug für ihn steuerpflichtig.

Vom Arbeitgeber gesponsorter Wochenendtrip


an die See!

60 Auch Barzuschüsse des Arbeitgebers zu einer von der Belegschaft selbst oder 60
der Personalvertretung organisierten Betriebsveranstaltung bleiben steuerfrei.
Wichtig ist auch hier nur, dass die bezuschusste Veranstaltung allen Betriebs-
angehörigen oder bei abteilungsweisen Veranstaltungen allen Angehörigen
der jeweiligen Abteilung offensteht. Außerdem darf der Zuschuss pro Teilneh-
mer die Grenze von 110 € nicht übersteigen (BFH v. 16. 11. 2005 – BStBl II
2006 S. 437). Wenn die Veranstaltung übers Wochenende geht und mehrere
Tage dauert, spielt das keine Rolle. Wenn Ihr also einmal einen größeren Aus-
flug, z. B. an die Nordsee oder zum Skilaufen in die Berge machen wollt, kann
Euer Arbeitgeber die ganze Sache durch einen saftigen Zuschuss in die Kasse
sponsern.

für teure Betriebsveranstaltungen

61 Ausweg in diesem Fall: Der Arbeitgeber kann diesen Teil des Arbeitslohns mit 61
25 % pauschal versteuern. Vorteil für Dich: Mit der Pauschalsteuer ist alles ab-
gegolten, und Du wirst nicht zur Kasse gebeten. Deinem Arbeitgeber tut das
übrigens nicht sehr weh, er spart sich dadurch die Sozialversicherungsbeträge
von immerhin auch gut 20 %.

78049-7_s001-816.indb 57 28.08.2007 14:28:17 Uhr


58 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Organisationstalente, Personalchefs und


Betriebsratsmitglieder feiern steuerfrei!

62 Gerätst Du in Gefahr, dass für Dich der Ausflug steuerpflichtig wird, z. B., weil 62
Du unbedingt Deinen Partner mitnehmen willst, greife zu einem Kniff. Melde
Dich freiwillig zum Organisieren des Betriebsausflugs oder als Begleitperson
an. Für Dich ist damit die ganze Veranstaltung kein steuerpflichtiges Vergnügen
mehr, sondern harte Arbeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass Du Dir nicht zwi-
schendurch einmal einen genehmigen kannst oder nicht etwa das Tanzbein
schwingen dürftest. Schließlich bist Du als Mitorganisator dafür verantwortlich,
dass die Getränketemperatur und der Zustand der Tanzfläche einer regelmä-
ßigen Kontrolle unterzogen werden. Oder bist Du da anderer Meinung? Scherz
beiseite! Einen perfekten beruflichen Anstrich Deiner Teilnahme am Betriebs-
ausflug hast Du, wenn es Dir darzulegen gelingt, dass Du unter erheblichem
Zeitaufwand für die organisatorische Durchführung der Reise verantwortlich
warst. Es genügt aber auch, wenn Du ganz konkrete Aufgaben übernommen
hast, z. B. die offizielle Verleihung von Auszeichnungen an verdiente Mitarbei-
ter oder die Gewinner von betrieblichen Wettbewerben (BFH v. 18. 2. 1994 –
BFH-NV 1994 S. 708). Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass Du als Mitorganisator in
offizieller betrieblicher Mission eine Dienstreise machst. Dauert die ganze Ak-
tion über 14 Stunden, musst Du für Dein Mittag- und Abendessen zwar jeweils
den Sachbezugswert für Mahlzeiten E Rz 58 versteuern, kannst im Gegenzug
aber 12 € als Verpflegungspauschale absetzen. Im Endeffekt setzt Du also zu-
sätzlich zur Steuerfreiheit Deiner Teilnahme auch noch rund 5 € als Werbungs-
kosten ab.
Ab der dritten und jeder weiteren Betriebsveranstaltung im Jahr kassiert der
Fiskus Lohnsteuer. Allerdings gilt das auch wiederum nicht für den Teil der
Kosten, der auf die Organisatoren entfällt oder auf andere Teilnehmer, die in
offizieller Mission als Personalchef oder Betriebsratsmitglied an der Veranstal-
tung teilnehmen müssen (BFH v. 16. 11. 2005 – BStBl II 2006 S. 440).

Jubilare feiern steuerfrei!

63 Hast Du nach zehn, 20, 25, 30, 40, 50 oder gar 60 Berufsjahren Dein Arbeitneh- 63
merjubiläum, soll Dein Chef eine schöne Feier organisieren. Diese wird nicht

78049-7_s001-816.indb 58 28.08.2007 14:28:17 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 59

als Betriebsveranstaltung gewertet, kommt also dem Betriebsausflug und der


Weihnachtsfeier nicht in die Quere. Aufwendungen bis zu 110 € pro Teilnehmer
sind nach R 70 Abs. 2 Nr. 3 LStR steuerfrei, darin darf sogar noch ein Geschenk
im Wert von bis zu 40 € enthalten sein.

64 Schwierigkeiten mit der Kostengrenze von 110 €? Wenn Deine Firma beim Be- 64
triebsausflug den angenehmen Teil mit dem nützlichen verbindet, kann sie den
Kostenbeitrag, der auf den eigentlichen Ausflug entfällt, unter die magische
Steuerfreigrenze von 110 € je Teilnehmer drücken. Der Kniff ist ganz einfach.
Am ersten Tag des Ausflugs wird ein buntes Programm mit Musik und Tanz
veranstaltet; am zweiten Tag geht es zu einem Kunden Deiner Firma, und Ihr
besichtigt dessen Betrieb. Schon wird aus Eurem schönen Betriebsausflug eine
teilweise dienstlich veranlasste Reise. Der Kostenteil, der auf die Betriebsbe-
sichtigung entfällt, zählt nicht mit zum Betriebsausflug und wird damit auch
nicht bei der Berechnung der 110-€-Grenze einbezogen. Die Aufteilung ist ganz
einfach. Alles, was direkt dem gemütlichen Teil zugeordnet werden kann, wie
Saalmiete, Abendessen, Musik, zählt zum Betriebsausflug. Alles, was für die Be-
triebsbesichtigung anfällt, wie Transport zur Besichtigung, Imbiss etc., ist im
Interesse des Brötchengebers und fällt unter die allgemeinen steuerfreien Rei-
sekosten. Der Clou ist aber, dass die größten Anteile an den Betriebsaus-
flugskosten, wie z. B. für Übernachtung, Hin- und Rückreise, ebenfalls aufgeteilt
werden – und zwar im Verhältnis. Angenommen, Ihr habt am ersten Tag zehn
Stunden lang gefeiert und am zweiten Tag inkl. Anreise zum Betrieb des Kun-
den fünf Stunden in die Betriebsbesichtigung investiert, dann sind 1/3 der Kos-
ten allgemeine Reisekosten und fallen aus der Berechnung der 110-€-Grenze
heraus.

Dein Brötchengeber bekommt hier gleich mit zwei Urteilen Schützenhilfe vom
BFH (Urteile v. 18. 8. 2005 – VI R 32/03 und v. 16. 11. 2005 – VI R 118/01).

Kassiere beim Betriebsausflug Bares steuerfrei!

65 Ich sehe schon, wie Du jetzt die Stirn runzelst. Geldgeschenke vom Arbeitgeber 65
sind doch eigentlich immer steuerpflichtig, und da soll das Finanzamt nicht zu-
schlagen? Das ist ja kaum zu glauben!

78049-7_s001-816.indb 59 28.08.2007 14:28:17 Uhr


60 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Wie so oft ist es nur eine Frage der geschickten Begründung. So kann der Ar-
beitgeber durchaus einen zweckgebundenen Zuschuss an seine Arbeitnehmer
zahlen, z. B., damit diese sich während des freien Nachmittags verpflegen kön-
nen und nicht bis zum Beginn der Tanzveranstaltung mit Buffet am Abend be-
reits verhungert sind, oder für Eintrittskarten, Bus-, Bahn- oder Taxikosten
während des Ausflugs.
Wenn Du als besonders sparsame Seele von Deinem Zuschuss von z. B. 50 € nur
10 € ausgibst, streichst Du also 40 € steuerfrei ein. Bei zwei Betriebsveranstal-
tungen im Jahr sind das schon 80 €. Also, worauf wartest Du noch? Kleinvieh
macht schließlich auch Mist.

66 Arbeitgeberdarlehen 66
Interessante Vorteile können sich aus zinslosen oder zinsgünstigen Arbeitge-
berdarlehen ergeben. Bankkredite wie Verbraucherdarlehen, Ratenkredite
oder gar die Überziehung des Girokontos sind recht teuer – unter 8 bis 10 %
Zinsen läuft da nichts. Somit liegt es auf der Hand, beim nächsten Lohngespräch
– vielleicht unter dem Vorwand der Steuerersparnis – zusätzlich um ein zins-
loses Darlehen zu ersuchen. Allerdings will der Fiskus die dabei gesparten Zin-
sen nach dem Entwurf der Lohnsteuerrichtlinien ab 2008 vom ersten Euro an
versteuern. Die Freigrenze für Kleindarlehen von früher einmal 2 600 €, bis zu
der Zinsvorteile komplett steuerfrei waren, und der günstige steuerliche Pau-
schalzins von 5 %, der bei der Berechnung Deines Zinsvorteils zugrunde gelegt
wurde, gehört damit ab 2008 wohl der Vergangenheit an.
Bei der Berechnung des Zinsvorteils kommt es also nun auf die Differenz zwi-
schen dem Zins an, den Du Deinem Brötchengeber zahlen musst, und dem
Zins, den Dir üblicherweise die Bank abknöpft.
Lass Dich aber davon nicht schrecken. Mit einem zinsgünstigen Darlehen Dei-
nes Chefs fährst Du trotz Steuerpflicht immer noch besser als bei der Bank.
Und so rechnet der Fiskus:

Nehmen wir an, Dein Arbeitgeberdarlehen beträgt:


Beispiel A Beispiel B
Darlehenssumme 10 000 € 10 000 €
Vereinbarter Zinssatz 2,5 % 8,0 %
Marktzins der Hausbank Deines Arbeitgebers 8,0 % 8,0 %
Marktzins in € 800 € 800 €
./. Pauschalabschlag 4 % von 800 € – 32 € – 32 €
./. tatsächlich gezahlte Zinsen – 250 € – 800 €
steuerpflichtiger Vorteil 518 € 0€
Im Beispiel A entstehen Dir zu Deinen Schuldzinsen von 2,5 % von 10 000 € =
250 € zusätzliche Zinskosten in Form von Lohnsteuer, deren Höhe von Deiner

78049-7_s001-816.indb 60 28.08.2007 14:28:18 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 61

Steuerbelastung abhängt. Die zusätzlichen Zinskosten betragen bei einem


Steuersatz von z. B. 30 % ca. 178 € (30 % von 518 € zzgl. Kirchensteuer und Soli)
und 20 % Sozialversicherung = 104 €. Dir entstehen also insgesamt Zinskosten
in Höhe von 532 €, was einem Effektivzins von 5,3 % entspricht. Zahlst Du den
üblichen Bankzins, bist Du immerhin mit 800 € belastet und somit um nahezu
300 € ärmer.

Suche Dir möglichst günstige Vergleichsangebote!

Du wirst zusammen mit Deinem Brötchengeber natürlich nicht den erstbesten


Kreditzins als Berechnungsgrundlage akzeptieren. Zumindest kannst Du das
günstigste Angebot der örtlichen Banken ansetzen, musst also nicht unbedingt
die Zinsen zugrunde legen, die die Hausbank Deines Arbeitgebers oder Deine
eigene Bank nimmt. Erkundige Dich doch alternativ auch einmal über das In-
ternet über die Zinsen bei einer Direktbank, die in der Regel erheblich günsti-
gere Zinskonditionen anbieten. Mit jedem Zehntelprozent, um den Eure Ver-
gleichsangebote günstiger sind, sparst Du bares Geld, weil Dein steuer- und
sozialversicherungspflichtiger Zinsvorteil sinkt.

Monatliche Zinszahlungen verhelfen Dir zu satten


Steuervorteilen

Wenn Du im obigen Beispiel mit Deinem Arbeitgeber monatliche Zinszah-


lungen vereinbarst, beträgt Dein bei der Steuer zu erfassender Vorteil 43,16 €
pro Monat. Na, merkst Du was? Genau, der monatliche Sachbezug aus dem
verbilligten Arbeitgeberdarlehen liegt jetzt unter der Bagatellgrenze von 44 €
und ist damit komplett steuerfrei, und es fallen obendrein keine Sozialversiche-
rungsbeiträge an. Wie Du siehst, bleibt damit die gesamte Zinsverbilligung
durch Deinen Arbeitgeber unversteuert.
Liegen Deine Vorteile aus einem Arbeitgeberdarlehen also nur knapp über
44 €, lohnt es sich, dem Arbeitgeber ein halbes Prozent mehr an Zinsen zu zah-
len, statt dem Fiskus ein Vielfaches davon in den Rachen zu werfen.

67 Weiter sind steuerfrei: Lehrgangs- und Tagungsbeihilfen, inkl. Fahrtkosten, Ge- 67


bühren und zulässiger Spesensätze.

78049-7_s001-816.indb 61 28.08.2007 14:28:18 Uhr


62 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

68 Sachgeschenke (Annehmlichkeiten) bis zu 40 €, wenn sie nicht über den üb- 68


lichen Rahmen hinausgehen, z. B. Theaterkarten, Tabakwaren, Speisen und Ge-
tränke, wenn Du sie als Gelegenheitsgeschenk zu besonderen persönlichen Er-
eignissen, z. B. Geburtstag, Hochzeit, Ehejubiläum, bestandene Prüfungen von
Auszubildenden (BFH, BStBl 1962 III S. 281) etc., bekommen hast. Aber: Geld-
geschenke, auch kleiner Art, sind stets voll zu versteuern.

69 Betriebsratsvergütungen, wenn sie als Ersatz von Auslagen gegen Einzelnach- 69


weis gezahlt werden.

70 Trinkgelder, wenn es sich um freiwillige Gaben handelt (§ 3 Nr. 51 EStG, H70 70


LStR). Vertraglich feststehende oder tarifvertraglich vereinbarte »Trinkgelder«
wie z. B. das feste Bedienungsgeld im Gaststättengewerbe oder das Meter-
geld in der Möbeltransportbranche sind dagegen ab dem ersten Euro steuer-
pflichtig.

71 Unfallkostenersatz für Schäden am Pkw, wenn der Unfall während einer Dienst- 71
reise geschah, bleibt als Reisenebenkosten steuerfrei (R 40 a Abs. 1 Nr. 3 LStR).
Dazu wisse: Auf einer Dienstreise befindest Du Dich z. B. auch dann, wenn
sich der Unfall auf der Umwegstrecke ereignet, die Du morgens vor Arbeits-
beginn abweichend von Deiner direkten Fahrtroute zurücklegst, weil Du zu-
nächst die Post abholst oder einen Kunden besuchst. Wegen der Fahrtkosten
vgl. E Rz 104.

72 Unfallversicherung 72
Zunächst einmal gilt der Grundsatz, dass immer steuerpflichtiger Arbeitslohn
vorliegt, wenn der Arbeitgeber Dir Deine Unfallversicherungsbeiträge erstattet
oder selbst zu Deinen Gunsten eine Unfallversicherung abschließt. Das gilt
nicht nur bei Unfallversicherungen, die sowohl Freizeit- als auch berufliche
Unfälle abdecken, sondern tatsächlich auch dann, wenn sie ausschließlich das
berufliche Unfallrisiko decken. Doch wie so oft im Leben keine Regel ohne
Ausnahme: Eine reine Dienstreiseunfallversicherung kann Dein Arbeitgeber
steuerfrei übernehmen.
Aber auch bei einer Unfallversicherung, die private und berufliche Unfälle ab-
deckt, gibt es zumindest teilweise steuerfreie Zuschüsse zu den Versicherungs-
prämien. Wenn nicht schon die Versicherung die Prämien aufteilt, kannst Du
von einer Pauschalregelung profitieren.
Auf private Unfälle entfallen danach 50 % der Prämien, die sind per se Arbeits-
lohn. Die restlichen 50 % entfallen auf allgemeine berufliche Unfälle und Un-
fälle bei Dienstreisen. Davon sind 40 %, also im Ergebnis 20 % der Gesamtprä-
mie, steuerfrei. Die restlichen 60 % (30 % der Gesamtprämie) werden Dir als
Arbeitslohn zugerechnet. Die kannst Du aber als Werbungskosten von der
Steuer absetzen.

78049-7_s001-816.indb 62 28.08.2007 14:28:19 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 63

73 Manchmal hilft schon ein kleiner Kniff, und schon hast Du die schönste steuer- 73
sparende Gestaltung gezaubert. Die laufenden Prämien zur Unfallversicherung
bleiben nämlich als Arbeitslohn in voller Höhe außer Betracht, wenn Du zwar
aus dem von Deinem Arbeitgeber gefütterten Vertrag begünstigt bist, aber im
Versicherungsfall nicht ohne seine Zustimmung über die Versicherungssumme
verfügen kannst (FG Münster v. 30. 5. 1996, EFG 1996 S. 1102).
Dasselbe gilt für Beiträge Deines Arbeitgebers zu einer Gruppenunfallversi-
cherung. Kann nach den Versicherungsbedingungen – unabhängig davon, ob er
zivilrechtlich verpflichtet ist, die Versicherungsleistung an Dich weiterzuleiten
– zunächst nur Dein Arbeitgeber die Rechte aus dem Versicherungsverhältnis
gegenüber der Versicherung geltend machen, liegt im Zeitpunkt der Beitrags-
zahlung kein Lohnzufluss bei Dir als Arbeitnehmer vor. Die Beiträge Deines
Arbeitgebers sind daher noch nicht lohnsteuerpflichtig (BFH-Urteil v. 16. 4. 1999
– VI R 66/97 – BStBl 2000 II S. 408).
Der Pferdefuß kommt allerdings, wenn Dein Arbeitgeber bei einem privaten
Unfall eventuelle Versicherungsleistungen an Dich auszahlt. In diesem Moment
werden die von der Versicherung über Deinen Brötchengeber an Dich gezahl-
ten Beträge in voller Höhe als steuerpflichtiger Arbeitslohn behandelt.

74 Erfrischungen und Stärkungsmittel, die während der Arbeitszeit gewährt wer- 74


den, wie Tee, Kaffee, Cola, Gebäck, Genussmittel, sind steuerfrei. Aber auch
Speisen, die der Betrieb während einer Besprechung oder während einer Groß-
aktion spendiert (R 73 Abs. 2 LStR), sind steuerfrei, wenn ihr Wert 40 €/Arbeit-
nehmer nicht übersteigt.
Für die Mitarbeiter einer Werbeagentur hat das Finanzgericht Hamburg ent-
schieden, dass auch Mahlzeiten in einem Restaurant während oder nach Ende
des Arbeitstags leistungsbeschleunigend wirken und deshalb steuerfrei bleiben
(FG Hamburg v. 24. 7. 2002, EFG 2003 S. 89).

75 Führerschein 75
Kosten für einen Lkw-Führerschein, die für den Arbeitnehmer übernom-
men werden, weil es im betrieblichen Interesse liegt, unterliegen nicht der
Steuer (BFH v. 26. 6. 1968, BStBl II S. 773 und FG Brandenburg, EFG 1996
S. 310).

76 Betriebspensionen bleiben zumindest bei Beginn der Pensionszahlungen vor 76


2040 teilweise steuerfrei. Der Versorgungsfreibetrag von 3 588 € (Pensionsbe-
ginn 2007) wird aber in den kommenden Jahren für neu hinzukommende Pen-
sionäre Jahr für Jahr niedriger.
Wenn Du die Wahl hast zwischen monatlich 200 € mehr brutto oder einer be-
trieblichen Altersversorgung, greife lieber zur Altersversorgung.

78049-7_s001-816.indb 63 28.08.2007 14:28:19 Uhr


64 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Lieber eine Pensionskasse oder eine


Direktversicherung füttern!

Mit Hilfe der betrieblichen Altersversorgung kannst Du bis zu 4 % der Bei-


tragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung von Deinem Lohn steuer-
frei kassieren. Für 2007 sind das immerhin 2 520 €. Wenn der Vertrag über die
Altersversorgung nach dem 31. 12. 2004 abgeschlossen wurde, erhöht sich dieser
Betrag sogar noch um weitere 1 800 €, auf insgesamt also 4 320 € im Jahr. Einzel-
heiten findest Du unter E Rz 158 ff.

77 Fehlgeldentschädigungen bis zu 16 € im Monat für Arbeitnehmer mit Kassie- 77


rertätigkeit (R 70 Abs. 1 Nr. 4 LStR).

78 Jobticket 78
Wie Du trotz eigentlich gestrichener Steuerbefreiung einen großen Teil Deines
Jobtickets mit Hilfe der 44-€-Freigrenze für Sachbezüge steuerfrei kassieren
kannst, findest du unter E Rz 41.

79 Vermögensbeteiligung 79
Der Arbeitgeber kann seinen Arbeitnehmern eine Vermögensbeteiligung, seit
2002 auch ohne Wiederverkaufssperre, zum Vorzugskurs überlassen. Der Vor-
teil, d. h. die Differenz zwischen dem gemeinen Wert (je nach Art der Vermö-
gensbeteiligung ist das der Börsenkurs, Ausgabepreis oder Nennbetrag) und
dem Überlassungspreis, ist bis zur Hälfte des gemeinen Wertes, höchstens aber
135 € im Jahr, steuerfrei (§ 19 a EStG).

Begünstigt sind insbesondere folgende Anlageformen:


● Aktien, z. B. Belegschaftsaktien
● Anteile an Investmentfonds
● GmbH-Geschäftsanteile am Unternehmen des Arbeitgebers
● Geschäftsguthaben bei Kredit- und Wohnungsbaugenossenschaften, ansons-
ten sind nur eigene Arbeitnehmer der Genossenschaft begünstigt
● stille Beteiligungen
● durch Bankbürgschaften gesicherte Darlehen an den Arbeitgeber

Wie unklug sind jene Gesetze, die die Häufung


von Reichtum unter den Reichen fördern!
(Goldsmith)

78049-7_s001-816.indb 64 28.08.2007 14:28:19 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 65

80 Erholungsbeihilfen 80
Für Erholungsbeihilfen wird, wenn sich der Arbeitgeber verpflichtet, die Lohn-
steuer zu übernehmen, die Lohnsteuer auf Antrag des Arbeitgebers nach einem
festen Pauschsteuersatz von der Summe der Aufwendungen des Arbeitgebers
erhoben (§ 40 Abs. 2 EStG). (E Rz 137)

81 Berufskleidungsersatz 81
Hat man als Arbeitnehmer ständig einen etwa gleich hohen Aufwand an ty-
pischer Berufskleidung, so bleibt eine ausdrücklich dafür gezahlte Barablösung
völlig steuerfrei. Hier ist also eine besonders leichte Umwandlungsmöglichkeit
von steuerpflichtigen Bezügen in steuerfreie möglich (R 20 LStR).

Die Steuerfreiheit der Barablösung hängt davon ab, dass Du nach Gesetz, Tarif-
vertrag, Unfallverhütungsvorschriften oder Betriebsvereinbarung einen An-
spruch darauf hast, dass Dir der Betrieb Arbeitskleidung zur Verfügung stellt.
Klemm Dich also hinter den Betriebsrat, damit er mit Deinem Chef eine solche
Vereinbarung aushandelt, oder sprich direkt mit Deinem Chef.

zur Berufskleidung

82 Berufskleidung muss nicht immer nur der vielzitierte Blaumann oder der La- 82
borkittel sein. So entschieden jedenfalls die Richter am Hessischen Finanz-
gericht (EFG 1993 S. 648), die die schicken dunkelblauen Anzüge und Kostüme
der Mitarbeiter einer Fluglinie als steuerfreie Berufskleidung einstuften, weil
der Arbeitgeber in einer betrieblichen Kleiderordnung seine Angestellten zum
Tragen dieser Kleidung verpflichtet hatte und ihnen zudem das Firmenlogo an
die Jacketts heftete. Also aufgemerkt im Bank-, Einzelhandel-, Restaurant-, Fri-
seurgewerbe etc., die Ihr betrieblich zum Tragen gleichartiger Kleidung verdon-
nert seid: Was einem Fluggesellschaftsmitarbeiter recht ist, sollte Euch doch
billig sein!
Gute Karten haben unter Umständen auch Filialleiter sowie angestellte Metz-
ger und Verkäufer von Lebensmittelketten. Die ihnen vom Arbeitgeber zur
Vefügung gestellten einheitlichen Pullunder, Strickjacken, Hemden, Blusen,
Krawatten und Tücher werden als im betrieblichen Interesse überlassene Be-
rufskleidung anerkannt. Dein Arbeitgeber muss nur argumentieren, er habe die
Kleidung gestellt, weil er ein einheitliches Erscheinungsbild wünsche und weil

78049-7_s001-816.indb 65 28.08.2007 14:28:20 Uhr


66 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

sie durch die einheitliche Beschaffenheit besser zu reinigen sei, was die Hygiene
fördere (BFH v. 22. 6. 2006 – DStR 2006 S. 1795).
Zu Berufskleidung mehr unter E Rz 282 ff.

83 Brillen 83
Ja, Du liest richtig, Dein Arbeitgeber kann Dir steuerfrei eine Brille spendieren.
Allerdings gilt das nur für sog. Bildschirmarbeitsplatzbrillen. Wappne Dich also
in Absprache mit Deinem Arbeitgeber mit einer entsprechenden Bescheini-
gung einer in Augenuntersuchungen fachkundigen Person, dass Deine normale
Brille für Deinen Bildschirmarbeitsplatz nicht ausreicht. Dass Du Dich dann für
ein einigermaßen modisches Gestell entscheidest, ist nur recht und billig,
schließlich willst Du bei Deinen Arbeitskollegen weder Horror noch Lach-
krämpfe auslösen (R 70 Abs. 2 Nr. 1 LStR).

84 Werkzeuggeld, das Du für die Abnutzung und die übrigen Kosten für selbstge- 84
kauftes Werkzeug erhältst (§ 3 Nr. 30 EStG). Ein leider wahrer Treppenwitz:
Werkzeug sind nach Meinung der Steuerbürokraten nur Hammer, Zange, Säge
und Ähnliches. Alle Handwerker können sich also beruhigt zurücklehnen.
Schreibmaschinen oder Musikinstrumente seien dagegen kein Werkzeug.

85 Garagengeld, wenn Dir Dein Brötchengeber dafür, dass Du Deinen Firmenwa- 85


gen in Deiner Garage unterstellst, einen Obolus zahlt (BFH-Urteil v. 7. 6. 2002,
BStBl 2002 II S. 829).

Mach ein optimales Geschäft mit der Garage


für den Firmenwagen!

86 Du hast zwei Möglichkeiten, dem Fiskus ein Schnippchen zu schlagen. 86

Variante 1: Wie oben beschrieben, zahlt Dein Arbeitgeber ein Garagengeld.


Hast Du die Garage gemietet, bleibt das Garagengeld in Höhe der Garagen-
miete und der auf die Garage entfallenden Nebenkosten steuerfrei. Also ab mit
Deinem Mietvertrag und der Nebenkostenabrechnung zum Kopierer und die
Kopien beim Chef eingereicht.
Hast Du dagegen ein eigenes Häuschen, musst Du Dir die Mühe machen und
die anteiligen Kosten, die auf Deine Garage entfallen, zusammenrechnen. Dazu
gehören z. B. Zinsen für Hypotheken, Abschreibung, Grundsteuer, Grundbe-
sitzabgaben, Strom, Wasser etc. Auch hier kann Dein Chef die anteilig auf die
Garage entfallenden Kosten steuerfrei zahlen.

78049-7_s001-816.indb 66 28.08.2007 14:28:20 Uhr


1. Wie vermeide ich steuerpflichtigen Lohn? 67

Variante 2: Nun ist nicht jeder Boss so großzügig und erstattet Dir tatsächlich
alle Garagenkosten. Häufig ist die Schmerzgrenze bei dem Betrag erreicht, der
üblicherweise als Miete für eine »normale Garage« verlangt wird.
Was also tun, wenn Du gerade neu gebaut hast und Deine anteiligen Kosten für
die Garage wegen der hohen Zinsen und Abschreibung 150 €/Monat betragen,
Dein Chef aber nur 40 € herausrücken will?

Natürlich kannst Du die 40 € steuerfrei einstreichen, aber dann verschenkst Du


einen dicken Batzen Geld. Bitte lieber den Fiskus mit einem Mietvertrag über
die Garage zusätzlich zur Kasse:
Statt Dir vom Chef Garagengeld zahlen zu lassen, schließt Du einen astreinen
Garagenmietvertrag mit einer Monatsmiete von 40 €. Jetzt darfst Du nämlich
die Differenz aus Miete und Garagenkosten als Mieteinkünfte in Deiner Steu-
ererklärung angeben.

Deine Abrechnung für das Finanzamt sieht dann so aus:


Einnahmen aus Garagenvermietung 12  40 € 480 €
./. Kosten für die Garage 12  150 € – 1 800 €
Verlust aus Vermietung und Verpachtung 1 350 €

Damit hast Du nicht nur Deine 40 € Garagengeld pro Monat steuerfrei, sondern
kannst auch noch den Verlust von 1 350 € von der Steuer absetzen. Das füllt Dir
Deinen Geldbeutel je nach Steuersatz zusätzlich mit 232 bis 649 € im Jahr. Bei
einem mittleren Steuersatz verdoppelt Dir der Fiskus damit praktisch Dein
steuerfreies Garagengeld.

87 Kaufkraftausgleich 87
Ihn kann der Betrieb für einen begrenzten Zeitraum allen Leuten gewähren,
die im Ausland tätig sind. Er bleibt bis zu bestimmten Höhen steuerfrei (siehe
www.bundesfinanzministerium.de).

88 Fernsprechgebühren 88
Die Vorteile des Arbeitnehmers aus der privaten Nutzung von betrieblichen
Personalcomputern und Telekommunikationsgeräten sind steuerfrei (§ 3 Nr. 45
EStG). Diese Steuerbefreiung umfasst alle Kosten des Telefons, des Computers,
des Faxgeräts und auch der Online-Verbindung zum Internet.

Für die Steuerbefreiung gibt es keine betragsmäßigen Grenzen. Du kannst also


– das Einverständnis Deines Chefs vorausgesetzt – unbelastet von Lohnsteuer
und Sozialversicherung praktisch unbegrenzt hohe Vorteile aus der Privatnut-
zung ziehen.

78049-7_s001-816.indb 67 28.08.2007 14:28:21 Uhr


68 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

für Handy und Home-Office

89 Die Steuerfreiheit ist nicht auf die private Nutzung von Geräten Deines Bröt- 89
chengebers im Betrieb beschränkt. Sie gilt selbstverständlich auch für Geräte,
die sich zwar in Deinem Besitz befinden, aber weiter Eigentum Deiner Firma
sind. Steuerfrei bleiben somit die privaten Telefonate mit dem Dir zur Verfü-
gung gestellten betrieblichen Handy. Zudem greift die Steuerbefreiung, wenn
Du in Deiner Wohnung über einen vom Arbeitgeber eingerichteten Telearbeits-
platz verfügst und die betrieblichen Geräte wie Telefon, PC, Fax etc. auch für
private Zwecke benutzt.
Zum Abzug von Telefonkosten als Werbungskosten findest Du mehr unter
E Rz 368 ff.

2. Abfindungen aus dem Dienstverhältnis


90 Vorsorgeuntersuchung Die Kostenübernahme durch den Arbeitgeber kann 90
steuerfrei sein, wenn sie im überwiegend eigenbetrieblichen Interesse erfolgt
(BFH v. 17. 9. 1982, BStBl 1983 S. 39).
Von einem eigenbetrieblichen Interesse spricht der Fiskus in der Regel, wenn
● der Arbeitgeber den untersuchten Personenkreis, den Untersuchungsrhyth-
mus und das Untersuchungsprogramm bestimmt;
● sichergestellt ist, dass dabei festgestellte Erkrankungen behandelt werden.
Dazu muss der Arbeitgeber nicht unbedingt vom Untersuchungsergebnis un-
terrichtet werden. Es genügt, dass z. B. ein Werksarzt die Ergebnisse kennt
und den Untersuchten hinsichtlich der Behandlung beraten kann.
● sichergestellt ist, dass alle Untersuchungen von Ärzten vorgenommen wer-
den, die über die notwendige Kompetenz und technische Ausstattung für der-
artige Untersuchungen verfügen.

91 Die Steuerfreiheit bei Abfindungen von 7 200 € bzw. 9 000 € (Alter mindestens 91
50 und mindestens 15-jährige Betriebszugehörigkeit) bzw. 11 000 € (Alter min-
destens 55 und mindestens 20-jährige Betriebszugehörigkeit) ist ab 2006 noch
nicht endgültig entfallen.
Eine Ausnahme gibt es nämlich für Abfindungen, die Dir bis spätestens
31. 12. 2007 ausgezahlt wurden – sofern Dein Arbeitgeber die Kündigung vor
dem 1. 1. 2006 ausgesprochen hat oder die Vereinbarung über die Beendigung
Deines Arbeitsverhältnisses und über die Zahlung einer Abfindung vor dem
1. 1. 2006 geschlossen wurde.

78049-7_s001-816.indb 68 28.08.2007 14:28:21 Uhr


2. Abfindungen aus dem Dienstverhältnis 69

Eine Besonderheit gilt für gerichtlich festgelegte Abfindungen. Sie fallen noch
unter die Steuerbefreiung, wenn Du die entsprechende Klage beim Arbeitsge-
richt bis spätestens 31. 12. 2005 eingereicht hattest. Wann das Urteil ergeht, ist
nicht entscheidend. Allerdings muss die Zahlung der Abfindung auch in diesem
Fall bis spätestens 31. 12. 2007 über die Bühne gegangen sein.
Wird das Verfahren nicht rechtzeitig beendet, achte darauf, dass das Gericht auf
die Dir zugesprochene Abfindung die Steuern aufschlägt, die bei einer Zahlung
ab dem Jahr 2008 anfallen. Beantrage also, dass Deine Abfindung als Nettobe-
trag festgesetzt wird und Dein Ex-Arbeitgeber alle Abzüge tragen muss.

Steuerfreiheit von Abfindungen retten!

92 Vorsicht ist bei Altersteilzeit im sog. Blockmodell geboten. Wenn Du Deine 92


Altersteilzeitvereinbarung mit Abfindungsversprechen noch im Jahr 2005 oder
früher abgeschlossen hast, erfüllst Du die formale zeitliche Voraussetzung für
die Steuerfreiheit. Allerdings schaust Du steuerlich in die Röhre, wenn Deine
Freistellungsphase erst 2008 oder später beginnt und daher Deine Abfindung
nicht rechtzeitig vor dem 1. 1. 2008 gezahlt wird. Du kannst aber die Steuerfrei-
heit retten, wenn Dein Arbeitgeber mitspielt. Er muss Dir dazu einen Teilbetrag
der Abfindung, und zwar mindestens in Höhe des Freibetrags, noch im Jahr
2007 überweisen. Den Rest kann er Dir dann bei Einstieg in die Freistellungs-
phase zukommen lassen. Lass Dich nicht vom Finanzamt mit dem Argument
abspeisen, die Zahlung sei rechtsmissbräuchlich vorgezogenen worden und des-
halb nicht steuerfrei. Halte ihm in diesem Fall entgegen, dass das Vorziehen der
Abfindung mit höchstem fiskalischem Segen ausdrücklich zugelassen wurde
(Hessisches FM v. 14. 6. 2006 – DStR 2006 S. 1709).

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und neben


Steuerfreiheit auch die ermäßigte Besteuerung retten!

Wenn Dein Arbeitgeber die Abfindung im Altersteilzeitmodell in das Jahr 2007


vorzieht, soll er das möglichst nur in Höhe des steuerfreien Betrags tun. Ange-
nommen, Deine Abfindung sollte eigentlich zu Beginn der Freistellung zum
1. 12. 2008 in Höhe von 30 000 € gezahlt werden. Ihr vereinbart nun, dass ein
Teilbetrag in Höhe von 7 200 € (bei entsprechendem Alter und Betriebszugehö-

78049-7_s001-816.indb 69 28.08.2007 14:28:21 Uhr


70 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

rigkeit auch 9 000 oder 11 000 €, vgl. E Rz 91) schon zum 28. 12. 2007 gezahlt
wird und der Restbetrag bei Fälligkeit am 1. 12. 2008. Da nun der gesamte steu-
erpflichtige Teil der Abfindung im Jahr 2008 zufließt, streichst Du so trotz raten-
weiser Zahlung neben der Steuerfreiheit auch noch die Steuerermäßigung über
die sog. Fünftelregelung ein.

93 Auch wenn die Steuerfreiheit in Zukunft entfällt, können Abfindungen weiter- 93


hin nach der sog. »Fünftelregelung« ermäßigt besteuert werden.
Das heißt, die Abfindung wird bei der Besteuerung nur mit einem Fünftel ange-
setzt und die Steuer, die auf diesen Abfindungsteil entfällt, anschließend ver-
fünffacht. Dadurch ergibt sich in der Regel eine Abmilderung der Progression,
die allerdings bei Spitzenverdienern nicht mehr zu Buche schlägt.
Damit Du in den Genuss dieser ermäßigten Besteuerung kommst, musst Du
einige wichtige Grundregeln beachten.
Deine Abfindung muss in einer Summe gezahlt werden, oder zumindest müssen
alle Raten der Abfindung in demselben Kalenderjahr fließen.
Deine Einkünfte im Entlassungsjahr müssen inkl. Abfindung höher sein, als
wenn Du weiterbeschäftigt worden wärest.
Die Zahlung einer Abfindung darf nicht schon von vornherein in Deinem Ar-
beitsvertrag vereinbart gewesen sein (FG München v. 16. 9. 1999 – EFG 2000
S. 67).
Außer der Abfindung dürfen Dir in späteren Jahren keine weiteren wesent-
lichen Leistungen Deines Arbeitgebers zufließen.
Allerdings gilt auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme. Folgende Zahlungen
und Sachleistungen sollen die ermäßigte Besteuerung Deiner Abfindung nicht
beeinflussen:
94 ● Outplacement-Beratungen, um schneller einen neuen Job zu finden (BFH v. 94
14. 8. 2001 – BFH/NV 2002 S. 402).
95 ● Kurzzeitige Weiterbenutzung des Firmenwagens (BFH v. 14. 8. 2002 – BStBl 95
II 2004 S. 447).
● Spätere Aufstockung der Abfindung aus einem Sozialplan oder aus sozialer
Fürsorge bis zu 50 % (BFH v. 21. 1. 2004 – BStBl 2004 II S 715, BMF v.
24. 5. 2004 – BStBl I 2004 S. 505).
96 ● Weitere Nutzung einer Werkswohnung zu einer günstigen Miete (BMF v. 96
18. 12. 1998 I S. 1512, TZ 19).
97 ● Nachzahlung von Abfindungen in späteren Jahren. Hier kannst Du beantra- 97
gen, dass die Nachzahlung dem Jahr zugeschlagen wird, in dem die Abfin-
dung ursprünglich fällig gewesen wäre, und so die ermäßigte Besteuerung
retten (BMF v. 24. 5. 2005 – BStBl 2004 I S. 505 Tzn 17-20).
98 ● Ratenzahlung in zwei Jahren, wenn die Zahlungen im ersten Jahr komplett 98
steuerfrei waren (BFH v. 2. 9. 1992 – BStBl II 1993 S. 52).

78049-7_s001-816.indb 70 28.08.2007 14:28:22 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte – Fahrgelder 71

3. Reisekostenersatz
99 Dein Arbeitgeber kann Dir unter der Überschrift »Reisekosten« steuerfreie 99
Leistungen zahlen für
● Verpflegungskosten
● Fahrtkosten
● Übernachtungskosten
● Reisenebenkosten,
wenn Du eine sog. Auswärtstätigkeit durchführst. Gemeint ist damit, dass Du
als Arbeitnehmer Dienstreisen machst, im Rahmen einer Einsatzwechseltätig-
keit beschäftigt bist oder als Berufskraftfahrer eine Fahrtätigkeit auf einem
Fahrzeug ausübst. Die Höhe der steuerfreien Zahlungen entspricht den Be-
trägen, die Du für dieselben Aufwendungen als Werbungskosten absetzen
könntest.
Zu Einzelheiten vgl. E Rz 170 ff.

4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte –


Fahrgelder
100 Fahrgelder Deines Arbeitgebers für die tägliche Fahrt zur Arbeit sind zunächst 100
einmal steuer- und sozialversicherungspflichtig. Deshalb habe ich ein paar
Kniffe für Dich ausgeknobelt, wie Du dem Fiskus hier ein Schnäppchen schla-
gen kannst.

Kassiere Rabatte auf Deine Fahrkarten/


Benzingutscheine bis 44 € steuerfrei!

101 Statt Fahrgeld zu kassieren, lass Dir lieber vom Arbeitgeber ein Jobticket oder 101
Monatskarten mit einem Preisnachlass von bis zu 44 € im Monat besorgen. Der
Vorteil bleibt dann nämlich komplett steuerfrei.

Wenn Du mit dem Auto fährst, kann Dir Dein Chef statt Fahrgeld besser einen
steuerfreien Benzingutschein im Wert von bis zu 44 € im Monat geben. Zu Ein-
zelheiten vgl. E Rz 41 ff.

78049-7_s001-816.indb 71 28.08.2007 14:28:22 Uhr


72 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Pauschalsteuer für Fahrtkostenzuschüsse


als billigere Variante!

102 Hast Du die Freigrenze von 44 € für Sachzuwendungen Deines Arbeitgebers 102
schon ausgeschöpft, liegt der Wert der Fahrkarte, die Du kostenlos bekommst,
über diesem Betrag, oder scheut Dein Brötchengeber schlicht den Aufwand mit
dem Fahrkartenkauf oder dem benzingutschein und will Dir nur Bares zahlen,
hilft Dir die Pauschalsteuer für Fahrtkostenzuschüsse zumindest teilwise aus
der Bredouille. Dein Arbeitgeber kann nämlich Fahrgelder oder Sachleistungen
für Fahrten zur Arbeit, wie Fahrtkarten, ja sogar den Vorteil aus der Überlas-
sung eines Firmenwagens, mit 15 % pauschal versteuern. Daraus ergibt sich
gleich ein doppelter Vorteil. Für Dich ist der Fahrtkostenzuschuss damit steuer-
frei, und zudem fällt darauf keine Sozialversicherung an. Das ist sogar für Dei-
nen Brötchengeber ein gutes Geschäft. Entschließt er sich, die Lohnsteuer mit
15 % pauschal zu tragen, belastet ihn das inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszu-
schlag mit insgesamt ca. 17 %. Im Gegenzug spart er aber den Arbeitgeberanteil
zur Sozialversicherung von etwa 21 % ein.
Einen dicken Pferdefuß hat der Fiskus seit 2007 parat. Dein Arbeitgeber kann
vom Fahrtkostenzuschuss nur so viel mit 15 % pauschal besteuern, wie Du als
Werbungskosten abziehen kannst. Ab 2007 gibt es aber für Fahrten zur Arbeit
die Entfernungspauschale nur noch ab dem 21. Kilometer (gerechnet wird
immer mit der einfachen Strecke zwischen Wohnung und Arbeitsplatz). Die ers-
ten 20 Kilometer fallen komplett unter den Tisch. Außerdem können nur noch
Behinderte (Grad der Behinderung mindestens 50 % + Merkzeichen »G« oder
mindestens 70 %) die tatsächlichen Kosten für die Fahrt zur Arbeit absetzen.
Andere Arbeitnehmer haben diese Möglichkeit generell nicht mehr. Also lohnt
sich die Pauschalbesteuerung nur, wenn Dein täglicher Arbeitsweg deutlich län-
ger ist als 20 km.
Will Dein Arbeitgeber von der pauschalen Lohnbesteuerung der Zuschüsse
nichts wissen, kannst Du sie auch aus der eigenen Tasche finanzieren und Dei-
nem Brötchengeber erstatten. Unter dem Strich ist das für Dich oft immer noch
ein gutes Geschäft.
Beispiel:
Du bekommst als Lediger in Steuerklasse I einen Monatslohn von 3 000 €. Zu-
sätzlich zahlt Dein Chef einen monatlichen Fahrtkostenzuschuss von 100 €. Die
einfache Entfernung von Dir bis zur Arbeit beträgt 50 km.
Entfernungspauschale (es kann von 15 Tagen pro Monat ausgegangen werden)
monatlich (50 km ./. 20 km) = 30 km  0,30 €  15 Tage = 135 €.
Der Fahrtkostenzuschuss von 100 € kann also in voller Höhe mit 15 % pauschal
besteuert werden.

78049-7_s001-816.indb 72 28.08.2007 14:28:23 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte – Fahrgelder 73

Bruttolohn 3 100,00 €
./. Steuer und Sozialversicherung (21 %) auf 3 100 € – 1 320,82 €
Nettolohn 1 779,18 € 1 779,18 €
Mit Übernahme der Pauschalsteuer:
Bruttolohn 3 000,00 €
./. Steuer und Sozialversicherung (21 %) darauf – 1 262,78 €
Fahrtkostenzuschuss + 100,00 €
./. pauschale Lohnsteuer 15 % von 100,00 € – 15,00 €
./. Pauschale Kirchensteuer 7 % von 15,00 € – 1,05 €
./. Solidaritätszuschlag 5,5 % von 15,00 € – 0,82 €
Nettolohn bei Pauschalierung des Zuschusses 1 820,35 € 1 820,35 €
Mehrbetrag pro Monat 41,17 €
Im gesamten Jahr 494,04 €
Wie Du siehst, machst Du trotz Übernahme der pauschalen Steuern auf den
Fahrtkostenzuschuss im Jahr ein sattes Plus von knapp 500 €.
Wenn Du noch andere Werbungskosten hast, mit denen Du schon über dem
Werbungskostenpauschbetrag von 920 € liegst, kannst Du zusätzlich die Entfer-
nungspauschale absetzen:
Arbeitstage 230  30 km  0,30 € = 2 070 €
./. pauschal besteuerte Fahrtkosten – 1 200 €
verbleibende Werbungskosten 870 €

103 Sammelbeförderung 103


Nach wie vor steuerfrei ist die Sammelbeförderung von Arbeitnehmern zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte mit einem vom Arbeitgeber gestellten Fahr-
zeug (§ 3 Nr. 32 EStG). Leider hat der Gesetzgeber diese Steuerbefreiung auf
Fälle beschränkt, in denen die Sammelbeförderung für den betrieblichen Ein-
satz des Arbeitnehmers notwendig ist. Das wird z. B. in folgenden Fällen unter-
stellt:
1. Die Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist entweder gar nicht
oder nur mit ganz erheblichem Zeitaufwand möglich.
2. Die Arbeitnehmer arbeiten, wie z. B. Bau- und Montagearbeiter, an ständig
wechselnden Einsatzstellen.
3. Die Arbeitnehmer werden, wie z. B. Waldarbeiter, an verschiedenen Stellen
eines weiträumigen Arbeitsgebiets eingesetzt.
4. Der Arbeitsablauf im Betrieb macht es erforderlich, dass die beförderten
Arbeitnehmer gleichzeitig ihre Arbeit aufnehmen.
Dein Arbeitgeber muss nicht unbedingt selbst ein Fahrzeug für den Sammel-
transport anschaffen, es genügt vollkommen, wenn er damit ein Bus- oder Taxi-
unternehmen beauftragt.
Hinweis: Wenn Du per Sammelbeförderung zu Deiner Arbeitsstelle fährst,
kannst Du keine Entfernungspauschale absetzen.

78049-7_s001-816.indb 73 28.08.2007 14:28:23 Uhr


74 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Steuerfreies Fahrgeld für den Heimweg

104 Die Idee, mit einem schnellen Abstecher zur Post oder zur Bank zu fahren, um 104
durch diesen kleinen dienstlichen Auftrag morgens und abends aus Deiner
Fahrt zwischen Wohnung und Arbeitsstätte eine steuerlich viel lukrativere
Dienstreise zu machen, fand leider vor den Augen der obersten Steuerrichter
keine Gnade (BFH, BStBl 1991 S. 134). Steuerfreies Fahrgeld oder die erhöhte
Kilometerpauschale für Dienstreisen wird Dir nur für die Mehrkilometer durch
den Umweg zur Bank oder Post zugestanden.

105 Also sei clever. Kurz zur Post reicht nicht. Wenn Du aber z. B. häufiger im Auf- 105
trag Deines Chefs Kunden besuchen musst, solltest Du Deine Termine so pla-
nen, dass Du nach dem Kundenbesuch direkt nach Hause fahren kannst. Jetzt
kann Dir das Finanzamt ja wohl kaum noch mit »kurzfristigen Erledigungen«
kommen.
Und schon kann Dir Dein Chef wieder für die ganze Fahrt von der Firma zum
Kunden und von da bis nach Hause das Fahrgeld steuerfrei zahlen. Bekommst
Du kein Fahrgeld, setzt Du stattdessen bei Deiner Steuererklärung jeden Kilo-
meter mit 0,30 € als Werbungskosten ab.

106 Gehörst Du zu denen, bei denen der Arbeitgeber die Fahrtkostenzuschüsse 106
pauschal besteuern lässt? Dann muss Dein Arbeitgeber in diesem Fall durch die
Eintragung des steuerfreien oder pauschal besteuerten Betrags auf der Steuer-
karte das Finanzamt mit der Nase darauf stoßen, dass Dir die Beträge von Dei-
nen Entfernungskilometern abgezogen werden.
Profitierst Du von einer Sammelbeförderung, ist als Hinweis für das Finanzamt
in Deiner Lohnsteuerbescheinigung ein »F« aufgedruckt.

Zahle weniger Lohnsteuer bei


steuerpflichtigem Fahrgeld!

107 Die Werbungskosten aus Deiner Entfernungspauschale für den täglichen Weg 107
zur Arbeit kannst Du Dir als Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eintragen las-
sen und so schon im Lauf des Jahres einen hübschen Betrag an Steuern sparen.
Warte damit nicht erst bis zu Deiner Einkommensteuererklärung.

78049-7_s001-816.indb 74 28.08.2007 14:28:23 Uhr


5. Firmenwagen 75

Zahlt Dir Dein Brötchengeber Fahrgeld oder darfst Du mit einem Firmenwa-
gen zur Arbeit fahren, rechnet man Dir daraus steuerpflichtige Einnahmen zu,
für die Du Steuern zahlen musst. (Natürlich kannst Du auch hier Deine lau-
fende Steuerlast mit einem Freibetrag auf der Steuerkarte drücken.)

Bei einer Entfernung zur Arbeit von 60 km zahlt Dir Dein Chef monatlich ein
Fahrgeld von 200 €.
Bei einem Gehalt von 2 500 € zahlst Du also 2007 inkl. Fahrgeld an Steuern für
monatlich 2 700 € 525,15 €
Allein für Deine Fahrtkosten stünde Dir bei 230 Arbeitstagen
ein Freibetrag von ca. 150 € im Monat zu.
Damit liegt die Steuer auf Dein steuerpflichtiges Gehalt
von 2 700 € ./. 150 € = 2 550 € nur noch bei 473,34 €
monatliche Ersparnis an Lohnsteuer, Kirchensteuer, Soli 51,81 €
Gesamtersparnis im Jahr ca. 621,00 €

5. Firmenwagen
108 Stellt die Firma ihrem Arbeitnehmer ein Fahrzeug zur Verfügung, das er auch 108
für Privatfahrten und Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte verwenden
darf, dann ist der darin liegende geldwerte Vorteil vom Arbeitnehmer zu ver-
steuern, das ist klar. Für Privatfahrten ist pro Monat aber nur 1 % des
Listen(neu)preises des Fahrzeugs (inkl. Umsatzsteuer) dem Monatslohn hinzu-
zurechnen. Für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte beträgt der geld-
werte Vorteil zusätzlich 0,03 % des Listenpreises je Entfernungskilometer für
jeden Monat. Davon werden bei der Einkommensteuerveranlagung die Wer-
bungskosten für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit der Entfer-
nungspauschale von 0,30 € für jeden Entfernungskilometer ab dem 21. abgezo-
gen.

Beispiel
Ein Arbeitnehmer fährt arbeitstäglich mit einem Firmenwagen zu seiner 30 km
entfernt liegenden Arbeitsstätte. Für die private Nutzung des Firmenwagens
leistet der Arbeitnehmer eine Zuzahlung von mtl. 150 €.
Der Arbeitnehmer hat als geldwerten Vorteil zu versteuern:
Für Privatfahrten
Listenpreis des Dienstwagens z. B. 30 000 €
davon 12 % = geldwerter Vorteil (Jahresbetrag) 3 600 €

78049-7_s001-816.indb 75 28.08.2007 14:28:24 Uhr


76 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte


Geldwerter Vorteil monatlich 0,03 % v. 30 000 € = 9 € je Entfernungskilometer
Zu versteuernder Jahresbetrag:
9 €  30 km  12 Monate = 3 240 €
Insgesamt zu versteuern (3 600 € + 3 240 €) 6 840 €
./. Zuzahlung (150 €  12 Monate) – 1 800 €
vom Arbeitgeber über die LSt-Karte zu versteuernder Jahresbetrag 5 040 €
Monatsbetrag 1/12 420 €

In der Einkommensteuererklärung 2007 kann der Arbeitnehmer seine tatsäch-


lichen Fahrten als Werbungskosten geltend machen:
(30 km ./. 20 km) = 10 km  0,30 € = 3,00 €  230 Tage = 690 €

109 Die 1 %-Regelung kommt übrigens auch zur Anwendung, wenn es sich bei 109
Deinem Firmenwagen um ein Wohnmobil, einen Pick-up oder um einen Ge-
ländewagen handelt. Es ist also nicht entscheidend, ob das Gefährt kraftfahr-
technisch als Pkw oder als sonstiges Fahrzeug zugelassen wurde und bei der
Kraftfahrzeugsteuer etwa wie ein Lkw besteuert wird.
Auch für sog. Werkstattwagen oder Lkw, bei denen nur zwei Sitzplätze vorhan-
den sind und der Rest des Autos mit Maschinen, Regalen und Werkzeugen
zugebaut ist, bindet man Dir die 1 %-Regelung zzgl. der Pauschale für Fahrten
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte ans Bein, wenn Dir das Fahrzeug zur
Verfügung steht und Du eine Privatnutzung nicht nachweislich ausschließen
kannst. Allerdings legt der Fiskus als Listenpreis bei solchen Sonderfahr-
zeugen höchstens 80 000 € zugrunde (FM Saarland v. 29. 1. 2003 – B/2 – 4 –
S 2334).

110 Ärgerlich ist neben der Anwendung der 1 %-Regelung für reine Privatfahrten 110
vor allem die Versteuerung der Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte.
Der pauschale Ansatz des Monatswerts von 0,03 % ist nämlich völlig unabhän-
gig davon, in welchem Umfang Du das Fahrzeug tatsächlich für Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte nutzt und ob es Dir überhaupt während des
ganzen Monats zur Verfügung steht.

Besonders teuer wird die ganze Sache für Dich, wenn Du mit dem Firmenwa-
gen das »park and ride«-Verfahren praktizierst: Fährst Du mit dem Firmen-
wagen nur bis zum Bahnhof und legst die restliche Strecke mit öffentlichen
Verkehrsmitteln zurück, muss gleichwohl die gesamte Entfernung zwischen
Wohnung und Arbeitsstätte der Berechnung des Nutzungsvorteils zugrunde ge-
legt werden. Im Klartext bedeutet das: Fährst Du 3 km mit dem Wagen zum
Bahnhof und dann 47 km mit der Bahn, bindet Dir der Fiskus den geldwerten
Vorteil für die gesamten 50 km ans Bein.

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5. Firmenwagen 77

Mit einem Nutzungsverbot entgehst


Du der Steuerfalle!

Wenn Ihr es geschickt anstellt, könnt Ihr eine Begrenzung des völlig überhöh-
ten Nutzungsvorteils: Dein Arbeitgeber stellt Dir das Fahrzeug ausdrücklich
nur für die Fahrt zum Bahnhof zur Verfügung. Das Ganze legt Ihr schriftlich
fest. Außerdem kontrollliert er gelegentlich am Abend und am anderen Morgen
die Kilometerstände und protokolliert diese Kontrollen für sein Lohnkonto,
und schon versteuerst Du statt 50 km doch nur 3 km.
Ganz übel hat man Dir auch mitgespielt, wenn Du als Kundendienstmonteur,
Bau-, Montagearbeiter oder als Mitarbeiter eines Pflegediensts nur einmal pro
Woche kurz den Betrieb anfährst, um Aufträge oder Material abzuholen, Deine
Berichte abzuliefern oder gar nur eben einen Kollegen abzuholen, den Du im
Firmenwagen mitnimmst. In diesen Fällen setzt Dir der Fiskus mit Billigung des
BFH tatsächlich einen Vorteil mit 0,03 % des Listenpreises pro Monat und Ent-
fernungskilometer an.

Mit einer geschickten Routenplanung


die Versteuerung umgehen!

Diesen überzogenen Besteuerungsgelüsten des Fiskus kannst Du begegnen,


indem Du die täglichen Fahrtrouten anpasst. Du wirst es in Zukunft tunlichst
vermeiden, morgens von zu Hause aus oder abends vor der Heimfahrt im Be-
trieb vorbeizufahren. Stattdessen suchst Du morgens immer erst einen Kunden
auf und fährst abends vom Kunden direkt nach Hause. Zum Betrieb fährst Du
im Lauf des Tages zwischen Deinen Terminen. So ist diese Fahrt nämlich eine
Fahrt zwischen Kunde und Betrieb und nicht zwischen Wohnung und Betrieb
und löst somit keine Steuerpflicht aus.
Denselben Effekt erzielst Du, wenn Du nur alle 14 Tage oder vielleicht nur
einmal im Monat im Betrieb auftauchst. Dann ist der nämlich im Amtsdeutsch
nicht mehr Deine regelmäßige Arbeitsstätte, und Du machst keine Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte mehr, die versteuert werden müssten.
Wenn denn gar nichts anderes mehr hilft, kannst Du als letzten Ausweg immer
noch ein Fahrtenbuch führen.

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78 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Nimm die Pauschalregelung bei Firmenwagen


in Anspruch!

111 Wie Du gesehen hast, will der Fiskus sogar Lohnsteuer dafür haben, dass Du 111
den Firmenwagen für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte benutzt.
Denn wer für diese Fahrten das Fahrgeld ersetzt bekommt, muss den Fahrtkos-
tenersatz ja auch versteuern. Um den Betrieben entgegenzukommen, besteht
indessen die Möglichkeit, dass sie den Fahrtkostenersatz pauschal versteuern.
(Quelle: § 40 Abs. 2 EStG) Bei Benutzung eines Firmenwagens für Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte führt das zu Wirkungen, die selbst für Steuer-
fachleute kaum zu überblicken sind. Von den 0,03 % des Listenpreises, die für
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte pro Entfernungskilometer zu
versteuern sind, kann der Betrieb 2007 einen Betrag in Höhe der Entfernungs-
pauschale von 0,30 € ab dem 21. Kilometer pauschal mit 15 % versteuern. Für
die Pauschalierung kann von 180 Fahrten im Jahr (15 Fahrten im Monat) ausge-
gangen werden. Bei Pauschalversteuerung ergibt sich also, bezogen auf den
obigen Fall, folgender Arbeitslohn:
Für Privatfahrten 12 % vom Listenpreis 3 600,00 €
Für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte + 3 240,00 €
(30 km – 20 km) = 10 km  0,30 € = 3,00 €  180 Tage – 540,00 €
Zusammen 6 300,00 €
./. Zuzahlung – 1 800,00 €
Als Rest zu versteuern (Jahresbetrag) über Lohnsteuerkarte 4 500,00 €
Der Betrieb zahlt an Pauschalsteuern
Pauschale Lohnsteuer 15 % von 540,00 € 81,00 €
Pauschale Kirchensteuer 9 % von 81,00 € 7,29 €
Solidaritätszuschlag 5,5 % von 81,00 € 4,45 €
Wie Du siehst, ist die Pauschalregelung günstig, zumal auch keine Sozialversi-
cherungsbeiträge für den pauschal versteuerten Lohn anfallen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

112 Eine ganz wichtige Entscheidung für die Firmenwagennutzung ist inzwischen 112
gefällt: Die 1 %-Regelung gilt fahrzeug-, nicht personenbezogen. Teilst Du Dir

78049-7_s001-816.indb 78 28.08.2007 14:28:25 Uhr


5. Firmenwagen 79

also den Firmenwagen mit einem Arbeitskollegen, müsst Ihr nicht jeder 1 %
vom Listenpreis pro Monat versteuern, sondern beide jeweils die Hälfte davon.
Das Finanzamt darf für die gesamte Privatnutzung eines Firmenwagens, egal, ob
er nun von einem oder von 20 Arbeitnehmern genutzt wird, insgesamt nur ein-
mal die 1 %-Regelung anwenden. Der als Arbeitslohn steuerpflichtige Vorteil
wird im Zweifel gleichmäßig auf alle Arbeitnehmer verteilt, die den Wagen nut-
zen (BFH-Urteil v. 15. 5. 2002, BStBl 2003 II S. 311).

113 Profitieren kannst Du von dem Urteil auch, wenn es in Eurer Firma einen Fahr- 113
zeugpool gibt, bei dem Dir und Deinen Kollegen nicht ein einzelnes Auto fest
zugewiesen wird, sondern Ihr je nach Bedarf auf eines der Fahrzeuge auch für
private Zwecke zurückgreifen könnt.
Angenommen, Ihr seid in Eurer Firma fünf Angestellte, und Euch stehen zwei
Autos zur Verfügung, Listenpreis Auto 1 = 20 000 € und Listenpreis Auto 2 =
30 000 €. Dein Arbeitgeber berechnet den Arbeitslohn dann nach H 31 Abs. 9
LStH wie folgt:
Nutzungsvorteil Auto 1: 1 % von 20 000 € = 200 €
Nutzungsvorteil Auto 2: 1 % von 30 000 € = 300 €
monatlicher Gesamtarbeitslohn 500 €
Verteilt auf 5 Arbeitnehmer macht pro Kopf monatlich 100 €
statt bisher 1 % = 300 € für das teuerste Auto im Pool
weniger Arbeitslohn für Dich pro Monat 200 €
aufs Jahr gerechnet 2 400 €

Zu empfehlen ist eine solche Durchschnittsberechnung aber nur in Fällen, in


denen die Zahl der im Pool befindlichen Fahrzeuge geringer ist als die Zahl der
Arbeitnehmer, die diese Fahrzeuge auch tatsächlich für private Zwecke nutzen.
Seid Ihr dagegen weniger Arbeitnehmer als Fahrzeuge im Pool, kommt Ihr
unter dem Strich billiger davon, wenn jeder 1 % des durchschnittlichen Listen-
preises versteuert.

Verdiene Dir mit einem Fahrtenbuch schnell 800 €!

114 Die meisten Arbeitgeber setzen aus Bequemlichkeit 1 % vom Listenpreis pro 114
Monat an und schlagen die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte drauf.
Diese Methode ist zwar die einfachste und macht am wenigsten Arbeit, ist aber
nicht immer die billigste für Dich.

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80 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Wenn Du mit dem Firmenwagen nur wenig privat fährst, lohnt es sich, ein Fahr-
tenbuch für das Auto zu führen. Als Arbeitslohn brauchst Du dann nur die Pri-
vatkilometer, die Du in Dein Fahrtenbuch eingetragen hast, mit den anteiligen
Autokosten zu versteuern. Nehmen wir einmal an, aus Deinen Eintragungen
ergeben sich folgende Daten für die Privatnutzung:
52 Wochen à 50 Privat-km 2 600 km
für Urlaub und sonstige Fahrten + 1 400 km
insgesamt 4 000 km
tatsächliche Kosten je km ca.  0,35 €
Arbeitslohn = 1 400 €
Nach der 1 %-Regelung versteuerst Du dagegen bei einem Auto mit einem
Listenpreis von 25 000 €
für reine Privatfahrten 12 % von 25 000 € = 3 000 €
und für Fahrten Wohnung/Arbeitsstätte
zusätzlich noch 0,03 % von 25 000 € = 7,50 €
 8 km  12 Monate = + 720 €
insgesamt 3 720 € 3 720 €
Durch das Fahrtenbuch sparst Du also die Steuer auf 2 320 €
Das sind bei einem Steuersatz von 30 % zzgl. Kirchensteuer und Solidaritätszu-
schlag immerhin 797 €. Dafür lohnt sich das bisschen Schreibarbeit. Meinst Du
nicht auch?

115 Beharrt Dein Arbeitgeber auf der 1 %-Regelung, geht Dir bei der Steuer trotz- 115
dem nichts endgültig verloren. Lege Dein Fahrtenbuch und die Kostenaufzeich-
nungen für das Auto zusammen mit Deiner Steuererklärung vor. Das Finanz-
amt muss dann nämlich den Arbeitslohn neu berechnen und den für Dich güns-
tigeren Betrag laut Fahrtenbuch ansetzen. Was Du zu viel an Steuern für Deine
Autonutzung geblecht hast, bekommst Du auf diese Weise über Deinen Ein-
kommensteuerbescheid mit etwas Verzögerung zurück.
Will Dein Fiskalvertreter dabei mit fadenscheinigen Argumenten nicht mitma-
chen, weise ihn auf R 31 Abs. 9 Nr. 3 S. 4 LStR hin. Dort steht ausdrücklich, dass
die vom Arbeitgeber gewählte Methode bei der Einkommensteuererklärung
nicht bindend ist.
Als Arbeitnehmer, der gar nicht der Sozialversicherung unterliegt, oder als
Spitzenverdiener mit einem Gehalt über der Beitragsbemessungsgrenze zur
Rentenversicherung kannst Du völlig beruhigt so vorgehen.

Achtung Sozialversicherung!
Leider klappt der Kniff mit der nachträglichen Vorlage des Fahrtenbuchs nur
bei der Einkommensteuer. Bei Arbeitnehmern, die mit ihrem Nutzungsvorteil
der Sozialversicherung unterliegen, funktioniert das nicht ganz so reibungslos.
Wendet Dein Arbeitgeber die für Dich ungünstigere Pauschalregelung im lau-

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5. Firmenwagen 81

fenden Jahr an, bleibst Du trotz Fahrtenbuch auf den zu viel gezahlten Sozial-
versicherungsbeiträgen sitzen. Einen vergleichbaren Ausgleich nach Ablauf des
Jahres, wie bei der Steuer die Abgabe einer Einkommensteuererklärung, gibt es
bei der Sozialversicherung nicht. Deshalb solltest Du als Sozialversicherungs-
pflichtiger mit Nachdruck darauf bestehen, dass Dein Brötchengeber schon im
laufenden Jahr nach der Fahrtenbuchmethode abrechnet.

116 Wenn Du Deinem Finanzamt mit einem Fahrtenbuch kommst, musst Du mit 116
besonderer Pingeligkeit rechnen. Nach dem Motto »Hoch lebe der Formalis-
mus« verlangt man von Dir haarkleine Aufzeichnungen über jeden Meter, den
Du mit der Firmenkutsche gefahren bist. Damit Deine mühevoll geführten Auf-
zeichnungen nicht für null und nichtig erklärt werden, musst Du wissen, was
mindestens an Eintragungen in Deinem Fahrtenbuch auftauchen muss. Und
zwar sind das
für Deine dienstlichen Fahrten
● Datum und Kilometerstand am Anfang und am Ende jeder einzelnen Dienst-
fahrt
● Ziel und Fahrtroute
● Zweck der Fahrt
● Name und Adresse des Geschäftspartners/Kunden
für Deine Privatfahrten
● die gefahrenen Kilometer und der Vermerk »privat«
● für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte die gefahrenen Kilome-
ter und der Vermerk »Wohnung/Arbeitsstätte«.
Nimmst Du an einem Tag nacheinander mehrere berufliche Termine wahr, ge-
nügt die Eintragung des Kilometerstands am Anfang und am Ende der Dienst-
fahrt. Allerdings müssen alle aufgesuchten Kunden oder Geschäftspartner in
der zeitlich richtigen Reihenfolge im Fahrtenbuch vermerkt werden.
Sobald zwischendurch eine private Fahrt anfällt, musst Du eine neue Eintra-
gung machen und den jeweils aktuellen Kilometerstand eintragen.
Um Ärger mit der Anerkennung Deines Fahrtenbuchs zu vermeiden, sollten
sämtliche Angaben im Fahrtenbuch eingetragen werden. Wenn Du zusätzlich
andere Aufzeichnungen wie Terminkalender oder Reisekostenabrechnungen
heranziehen musst, ist die Ordnungsmäßigkeit Deines Fahrtenbuchs nur dann
nicht in Gefahr, wenn auch diese Aufzeichnungen lückenlos vorhanden, leicht
greifbar, übersichtlich, vollständig und nicht nachträglich veränderbar sind
(BFH v. 16. 3. 2006 – BStBl II 2006 S. 625). Was z. B. bei elektronischen Termin-
kalendern in aller Regel nicht der Fall ist.

78049-7_s001-816.indb 81 28.08.2007 14:28:26 Uhr


82 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Also: Wenn Du Dir schon die Mühe machst, ein Fahrtenbuch zu führen, dann
solltest Du darin auch alle erforderlichen Angaben machen. Alles andere bringt
nur Probleme und wirkt auf den Fiskus wie eine Einladung, Fehler im Fahrten-
buch zu finden und es deswegen als nicht ordnungsgemäß anzuerkennen.

117 Ein Fahrtenbuch muss nach Meinung des obersten Steuergerichts in aller Regel 117
in Buchform geführt werden. Loseblatt- und Zettelsammlungen reichen nicht
(BFH v. 9. 11. 2005 – BStBl II 2006 S. 408). Genauso wenig genügt es, wenn das
Fahrtenbuch am Computer mit einem Textverarbeitungs- oder Tabellenkalku-
lationsprogramm erstellt wird: Die pure theoretische Möglichkeit der nachträg-
lichen Veränderung der Eintragungen verhindert, dass es als ordnungsgemäß
anerkannt wird. Auch Nachschreiben solltest Du Dein Fahrtenbuch nicht. Wenn
Du z. B. Deine Fahrten auf losen Zetteln notierst und sie am Monatsende fein
säuberlich in Dein Fahrtenbuch überträgst, dreht man Dir schon daraus einen
Strick, dass die Eintragungen nicht zeitnah erfolgt sind (BFH v. 16. 11. 2005 –
BStBl II 2006 S. 410).

Elektronisches Fahrtenbuch nutzen!

Computerfahrtenbücher können allerdings dann anerkannt werden, wenn Du


einmal vorgenommene Eintragungen nicht nachträglich verändern kannst,
ohne dass die Änderungen, Streichungen und Ergänzungen dokumentiert wer-
den. Mit so einem handelsüblichen und von manchen Automobilunternehmen
angebotenen »elektronischen Fahrtenbuch« bist Du auf der sicheren Seite.

So wird das Fahrtenbuch geführt

Wenn Du ein wirklich ordnungsgemäßes Fahrtenbuch führen willst, kommst


Du in der Regel mit den Mini-Fahrtenbüchern, die es z. B. an Tankstellen zu
kaufen gibt, nicht aus. Für mehrere Fahrten an einem Tag fehlen da meist die
Eintragungsmöglichkeiten. Viel besser ist da ein DIN-A5-Schulheft, in das Du
Deine Fahrten fortlaufend nach folgendem Muster einträgst:

Datum Kilometerstand Fahrtziel, Kunden gefahrene km Kraftstoff


Beginn Ende Beruf privat Liter Preis

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5. Firmenwagen 83

118 Nicht jeder Fehler im Fahrtenbuch führt automatisch dazu, dass das Finanzamt 118
es als nicht ordnungsgemäß zurückweisen kann. Dies sei dem Fiskus nach dem
Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zumindest dann verboten, wenn es sich um
vereinzelte kleinere Mängel handelt. So hat das FG Köln entschieden, dass eine
einzelne nicht aufgezeichnete Tankfahrt in einem Zeitraum von über drei Mo-
naten oder einmalige geringe Abweichungen zwischen Fahrtenbuch und Werk-
stattrechnungen allein dazu nicht ausreichen (FG Köln v. 27. 4. 2006 – DStRE
2006 S. 1243). In Jahren, in denen derartige Fehler mehrfach aufgetreten sind,
waren aber auch die Richter in Köln unerbittlich und haben statt des Fahrten-
buchs die viel teurere 1 %-Regelung angewendet.
Gib Dir also ruhig etwas Mühe! Und denke daran, dass auf den Tankbelegen
nicht nur das Datum, sondern in der Regel auch die Uhrzeit ausgewiesen wird,
zu der Du getankt hast. Diese Zeitangaben müssen natürlich mit denen in Dei-
nem Fahrtenbuch korrespondieren, sonst droht steuerliches Ungemach.

119 Erleichterungen gibt es u. a. für Personen, die besonderen Verschwiegenheits- 119


pflichten unterliegen, z. B. Ärzte, Rechtsanwälte, Geistliche etc. Bei ihnen
muss nicht zwingend Name und Adresse des Geschäftspartners bzw. Kunden
aufgeführt werden. Führst Du ein gesondertes Verzeichnis (Kunden-, Man-
danten- oder Patientendatei), genügt es, wenn in dieser Datei die Kunden,
Mandanten oder Patienten unter einer Nummer oder Buchstabenkombina-
tion mit Namen und Adresse aufgeführt sind und so leicht und einwandfrei
identifiziert werden können. Du kannst diese Verschlüsselung für Dein Fahr-
tenbuch nutzen, es reicht dann die Angabe Kundenbesuch/Mandantenbesuch,
verbunden mit der entsprechenden Kunden- oder Mandantennummer. Bei
der Prüfung des Fahrtenbuchs verlangt der Fiskus allerdings, dass Du das Ver-
zeichnis mit den Verschlüsselungsnummern und den Klarnamen und Adressen
ebenfalls beifügst.

120 Als Angehöriger der o. g. Berufsgruppen hast Du somit zwei Alternativen, ein 120
vor den gestrengen Augen des Fiskus wasserdichtes (ordnungsgemäßes) Fahr-
tenbuch zu führen:
1. Du kannst ein umfassendes Fahrtenbuch führen, in dem Du alle laufenden
Eintragungen zu Datum und Kilometerstand zu Beginn und Ende jeder ein-
zelnen beruflichen Fahrt vornimmst, ferner Reiseziel und -zweck und Namen
der aufgesuchten Personen einträgst.
2. Du machst im Fahrtenbuch, ergänzend zu der Angabe von Datum und Kilo-
meterständen, lediglich Pauschalangaben zu Reisezweck, -ziel, -route und
Mandant und führst ein Zusatzverzeichnis, aus dem sich die Details zu Dei-
nen Pauschalangaben nachvollziehen lassen.
Berufe Dich auf das Schreiben des BMF vom 21. 1. 2002 (BStBl I 2002 S. 148).
Auch in anderen Berufen kannst Du Dich auf Vereinfachungen für Dein Fahr-
tenbuch berufen:

78049-7_s001-816.indb 83 28.08.2007 14:28:26 Uhr


84 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

121 ● Kundendienstmonteure, Kurierdienstfahrer und Handelsvertreter 121


Bist Du Kundendienstmonteur, Kurierdienstfahrer oder Handelsvertreter, der
an ständig wechselnden Orten seiner Arbeit nachgeht, muss sich der Fiskus
damit begnügen, dass Du aufschreibst, welche Kunden Du an welchem Ort be-
sucht hast. Ergänzende Angaben über Deine Reiseroute oder zu den Entfer-
nungen zwischen an einem Tag aufgesuchten Kunden musst Du nur machen,
wenn sich größere Differenzen zwischen der direkten Entfernung und der von
Dir zurückgelegten tatsächlichen Fahrtstrecke ergeben.

122 ● Taxifahrer 122


Soweit Du Fahrten in Deinem sog. Pflichtfahrgebiet absolvierst, genügt es voll-
kommen, wenn Du für jeden Tag den Kilometerstand zu Beginn und am Ende
Deiner Schicht einträgst. Wenn Du allerdings ausnahmsweise eine Tour außer-
halb Deines Pflichtfahrgebiets bekommen hast, verlangt der Fiskus genaue An-
gaben zu Fahrtziel und Fahrtroute.

123 ● Fahrlehrer 123


Wenn Du pflichtgemäß einen Tagesnachweis führst, ist es vollkommen ausrei-
chend, bei aufeinanderfolgenden Fahrstunden nur den Kilometerstand zu Be-
ginn und am Ende der jeweiligen Fahrstunde oder bei zusammenhängenden
Fahrschulfahrten den km-Stand zu Beginn und am Ende der Gesamtlehrzeiten
aufzuschreiben.

124 ● Sicherheitsgefährdete Personen 124


Wenn Du als Prominenter oder in besonderer Stellung exponierter Mitbürger
zu den sog. sicherheitsgefährdeten Personen gehörst, denen missliebige Zeitge-
nossen nicht gewogen sind, liegt es nahe, dass Deine Fahrtroute häufig aus Si-
cherheitsgründen wechselt. Selbstverständlich kannst Du in diesem Fall auf die
Angabe der genauen Reiseroute auch dann verzichten, wenn sich größere Dif-
ferenzen zwischen der direkten Entfernung und der tatsächlichen Fahrtstrecke
ergeben (BMF v. 28. 5. 1996 – BStBl I 1996 S. 654).

Wechsle im richtigen Moment die Methode!

125 Du als Steuerfuchs wirst den Teufel tun und für Deine Privatfahrten nach der 125
1 %-Regelung viel zu viel versteuern, wenn Du die Kosten für den Firmenwagen
auch einzeln nachweisen kannst. Dein Arbeitslohn wird dann z. B. so berech-
net:

78049-7_s001-816.indb 84 28.08.2007 14:28:27 Uhr


5. Firmenwagen 85

Gesamtkosten des Autos im Jahr 8 000 €


Privat-km lt. Fahrtenbuch 5 000 km
Gesamtfahrleistung des Autos im Jahr 40 000 km
8 000 €  5 000 km
Arbeitslohn = = 1 000 €
40 000 km

Zu dieser Methode rate ich Dir, wenn Dein Firmenwagen schon abgeschrieben
ist, in der Regel nach sechs Jahren. Dann brauchst Du nämlich bei der Ermitt-
lung der Pkw-Kosten den dicksten Batzen, die Abschreibung, nicht mehr mitzu-
rechnen. Du versteuerst dann statt 1 % vom Listenpreis nur noch die nied-
rigeren tatsächlichen Kosten.

Das ist die richtige Strategie für Dich und


Deinen Chef bei der Ermittlung der Abschreibung!

126 Wenn Dir Dein Brötchengeber ein Firmenauto auch zur Privatnutzung über- 126
lässt, kann Dein Chef möglicherweise von hohen Sonderabschreibungen profi-
tieren. Da das Auto nur von Arbeitnehmern – nämlich Dir – genutzt wird, steht
es zu 100 % für betriebliche Zwecke im Einsatz. Gehört Deine Firma in die
Kategorie kleine und mittlere Unternehmen (Betriebsvermögen – nach Abzug
der Schulden – max. 204 517 €), so darf Dein Chef den Dir überlassenen Wagen
z. B. schon im ersten Jahr mit 50 % abschreiben (§ 7 g EStG: 20 % + degressive
Abschreibung 30 %).
Führst Du ein Fahrtenbuch, dann sind für die Berechnung Deines geldwerten
Vorteils zunächst einmal die tatsächlichen Autokosten maßgebend, wie sie
Deine Firma gebucht hat. Das gilt allerdings nicht für die Abschreibung. Diese
wird regelmäßig pro Jahr mit 1/8 des tatsächlichen Kaufpreises inkl. Umsatz-
steuer berechnet und weicht daher von der durch Deine Firma gebuchten Ab-
schreibung ab. Du musst Dir auch bei der Fahrtenbuch- und Nachweismethode
nicht etwaige Sonderabschreibungen ans Bein binden, die Dein Arbeitgeber für
das Auto in Anspruch nimmt. Die Finanzämter versuchen oft, die Abschreibung
statt mit nur 1/8 pro Jahr mit der Abschreibung nach den amtlichen Abschrei-
bungstabellen von 1/6 pro Jahr anzusetzen. Mit dieser für Dich ungünstigeren
Regelung musst Du Dich aber nicht zufriedengeben. Beharre auf der für Dich
günstigeren Nutzungsdauer von acht Jahren (BFH v. 29. 3. 2005 – BStBl II 2006
S. 368).
Wie Du siehst, könnt Ihr beide, Dein Chef und Du, die jeweils günstigste Rege-
lung in Anspruch nehmen, ohne dass Ihr Euch dabei ins Gehege kommt.

78049-7_s001-816.indb 85 28.08.2007 14:28:27 Uhr


86 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Beispiel
Dein Firmenwagen hat 30 000 € + 5 700 € Mehrwertsteuer = 35 700 € gekostet.
Dein Chef schreibt im ersten Jahr davon ab: (degressive Abschreibung 30 % +
Sonderabschreibung 20 %) = 50 % von 30 000 € = 15 000 €.
Bei der Berechnung Deines geldwerten Vorteils wird aber nur folgende Ab-
schreibung zugrunde gelegt: 35 700 €  12, 5 % (= 1/8) = 4 462,50 €.

Nimm einen ganzen Monat Urlaub,


und in Deiner Kasse klingelt’s zusätzlich!

127 Mein guter Rat für perfekte Erholung: Nimm einen kompletten Monat Urlaub 127
statt nur drei Wochen. So tust Du nicht nur Leib und Seele etwas Gutes, weil Du
richtig ausspannen kannst und den täglichen Berufsstress weit hinter Dir lässt.
Nein, auch Dein Portemonnaie erholt sich. »Wie kann das denn sein?«, fragst
Du. Ganz einfach: Egal, ob Du Deinen fahrbaren Untersatz einmal oder hun-
dertmal im Monat privat nutzt, ist 1 % vom Listenpreis fällig. Bei einem
40 000-€-Auto und 40 % Steuersatz kostet Dich das allein an Lohnsteuer ca.
160 € im Monat.

Für Deinen Urlaubsmonat drehst Du dem Finanzamt aber eine lange Nase. In
dieser Zeit konntest Du das Firmenauto nicht benutzen, hattest also keinen
Nutzungsvorteil und versteuerst es daher nur elf Monate.
Selbstverständlich klappt das nur, wenn Du nicht ausgerechnet mit der Firmen-
kutsche in Urlaub fährst. Um besonders argwöhnischen Finanzern den Wind
aus den Segeln zu nehmen, stellst Du den Wagen während des Urlaubs bei Dei-
ner Firma ab. Dann kann später keiner behaupten, der Wagen habe Dir oder
Deinen daheimgebliebenen Kindern zur Verfügung gestanden. Ein weiterer
netter Nebeneffekt dabei ist, dass Du so auch vor unliebsamen Überraschungen
wie zerstochenen Reifen, abgebrochenen Spiegeln oder zerkratztem Lack si-
cher bist.

»Denen habe ich es aber richtig gegeben!« –


meinte ein Steuerzahler händereibend,
als er das Finanzamt verließ.

78049-7_s001-816.indb 86 28.08.2007 14:28:27 Uhr


5. Firmenwagen 87

Entkomme mit einem Nutzungsverbot elegant der


Versteuerung!

128 Der einfachste Weg, die Versteuerung der Dienstwagennutzung zu vermeiden, 128
ohne dass Du Dir den lästigen Papierkram mit einem Fahrtenbuch ans Bein
binden musst, ist ein vom Chef ausgesprochenes Nutzungsverbot für private
Zwecke.
Die Geschichte ist an sich ganz einfach. In Deinen Arbeitsvertrag oder die Nut-
zungsvereinbarung für Deinen Firmenwagen wird eine Klausel aufgenommen,
nach der Du das Auto nur für dienstliche Fahrten benutzen darfst und die Be-
nutzung für irgendwelche privaten Angelegenheiten ausdrücklich untersagt ist.
Sei aber auf der Hut, denn das Finanzamt kommt gern mit dem fadenscheinigen
Argument: »Papier ist ja bekanntlich geduldig! Das Nutzungsverbot ist null und
nichtig, weil der Arbeitgeber es nicht regelmäßig kontrolliert hat und deswegen
wohl auch nicht richtig ernst gemeint hat.«
Du wirst daher Dein Firmenauto auf Anforderung, z. B. nach Inspektionen,
nach dem Wochenende oder einmal im Monat, Deinem Chef vorführen, damit
der anhand des Kilometerstands prüft, ob Du tatsächlich nur für die Firma ge-
fahren bist. Um dem gestrengen Blick der Herren vom Fiskus eines der ach so
gern gesehenen Nachweispapierchen vorlegen zu können, schreibt Ihr jedes
Mal ein kleines Kontrollprotokoll:

Der Firmenwagen (amtl. Kennzeichen . . . . . . . . . . . . . .) von Herrn/Frau


. . . . . . . . . . . . . . . . . . . wurde am . . . . . . . . . . . . . vorgeführt. Die Kon-
trolle des Kilometerstandes mit den aktuellen Inspektions- und Repara-
turrechnungen und ein stichprobenhafter Abgleich mit den Auftragszet-
teln und Reisekostenabrechnungen ergab, dass das Verbot der Nutzung des
Fahrzeugs für private Zwecke eingehalten wurde. Herr/Frau wird aus-
drücklich darauf hingewiesen, dass ihm/ihr auch weiterhin eine Nutzung
des Firmenfahrzeugs für private Zwecke untersagt ist.
X-Stadt, den . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
......................... .........................
Geschäftsführer Arbeitnehmer

Du bekommst eine Kopie, das Original wandert als Beleg zum Lohnkonto, und
schon kann Dir der Fiskus den Buckel herunterrutschen.
Wenn Du an einen besonders hartnäckigen Fiskusjünger gerätst, hilf ihm mit
dem Urteil des FG Münster vom 14. 11. 2002 (5 K 5433/00) auf die Sprünge.

78049-7_s001-816.indb 87 28.08.2007 14:28:28 Uhr


88 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

6. Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit


An die Steuerfreiheit von Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeitszuschlägen hat
sich die hohe Politik entgegen anderer Pläne zunächst doch nicht herangetraut.
Es bleibt hier im wesentlichen erst einmal beim alten.

129 Den größten Reibach mit steuerfreien Zahlungen kannst Du machen, 129
mS wenn Dir ein Teil Deines Arbeitslohns als Zuschlag für Arbeit zu ungüns-
tigen Zeiten gezahlt wird. Diese Zuschläge sind nämlich nach § 3 b EStG in
großem Umfang steuerfrei, wenn sie Dir für
● Sonntagsarbeit,
● Feiertagsarbeit,
● Nachtarbeit
zufließen. Profitieren kannst Du von dieser Steuerbefreiung aber nur, wenn Du
Arbeitnehmer im steuerlichen Sinne bist.

Diese Regelung gilt im Grunde also auch für


● Teilzeitkräfte, und zwar unabhängig davon, ob deren übriger Arbeitslohn als
400-€-Job pauschal besteuert wird,
● Ehegatte, Sohn, Tochter etc., die (am besten mit schriftlichem Arbeitsvertrag)
bei Dir im Betrieb mitarbeiten.
Auch wenn die Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit gegen das Arbeitszeitge-
setz verstößt, weil Du nicht genügend Ruhezeiten eingehalten hast, muss das
Finanzamt die steuerfreien Zuschläge akzeptieren.
In vielen Berufen sind solche Lohnzuschläge heute an der Tagesordnung, z. B.
bei Druckern, Krankenpflegern etc. Aber wer sagt denn, dass das für Dich nicht
auch gelten soll? Schau zunächst einmal in der folgenden Übersicht nach, ob ein
Teil Deiner Arbeitszeit als »ungünstig« durchgeht:
Nachtarbeit: 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr
Sonntags-, Feiertagsarbeit: 0.00 Uhr bis 24.00 Uhr
zusätzlich des Folgetags, wenn Dein Arbeitsbeginn
vor 24.00 Uhr lag: 0.00 Uhr bis 4.00 Uhr
Na, wie ist es, Du aufstrebende Führungskraft, Außendienstler, Versicherungs-
fachmann, Angestellter im Gastronomiegewerbe? Fallen nicht tatsächlich viele
Deiner Arbeitsstunden in die begünstigten Zeiten? Oder als Selbständiger:
Brütet Dein Ehegatte nicht oft noch abends und am Wochenende über der
Buchführung, den Abrechnungen oder den Erklärungen für das liebe Finanz-
amt oder die Krankenkasse?
Nimm doch einmal die Politiker ernst, die immer wieder laut hinausposaunen,
dass sich Fleiß und Leistung lohnen müssen, und lass Dir Deinen Fleiß und
Deine Leistungen mit einem saftigen steuerfreien Zuschuss versüßen.

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6. Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit 89

130 für alle Geschäftsführer und Vorstände, die Ihr in Eurer Firma das Sagen habt. 130
Dabei ist es egal, ob Ihr Angestellte seid oder ob Euch als Gesellschafter-Ge-
schäftsführer ein Teil des Unternehmens gehört. Die Richter beim BFH waren
der Meinung, in solch herausgehobener Stellung bekomme man ein so klotziges
Gehalt, dass Überstunden und Arbeit zu ungünstigen Zeiten eine Selbstver-
ständlichkeit seien. Also haben sie die steuerliche Anerkennung von Überstun-
denvergütungen an Sonn- und Feiertagen sowie bei Nachtarbeit für Spitzenan-
gestellte dieser Art abgelehnt.
Bei der Zahlung von Überstundenvergütungen und Zuschlägen an Geschäfts-
führer, Gesellschafter-Geschäftsführer bzw. Vorsitzende lägen regelmäßig ver-
deckte Gewinnausschüttungen vor (BFH 19. 3. 1997 – I R 75/96; BStBl 1997
S. 577).

Gegentrick für GmbH-Gesellschafter

131 Mit etwas Überlegung schlägst Du als GmbH-Gesellschafter dem Fiskus aber 131
doch ein Schnippchen. Der BFH hat sich mit seiner Entscheidung zu Sonntags-,
Feiertags- und Nachtarbeitszuschlägen ausdrücklich nur auf geschäftsführende
Arbeitnehmer bezogen. Also mache aus der Not eine Tugend: Wer sagt denn,
dass Du in Deiner Firma unbedingt als Geschäftsführer fungieren musst? Über-
lass diesen Posten einfach Deiner besseren Hälfte! Du selbst kannst Dich dann
als normaler Arbeitnehmer auf den Standpunkt stellen, dass das BFH-Urteil für
Dich nicht gilt. Natürlich musst Du eine astreine Gehaltsvereinbarung vorwei-
sen können, in der auch die Zahlung der Zuschläge – diesmal entsprechend
steuersparend – geregelt wird.
Völlig auf der sicheren Seite bist Du, wenn in Deiner GmbH noch ein angestell-
ter Geschäftsführer arbeitet, der nicht an der Firma beteiligt ist und ebenfalls
Zuschläge bekommt. Dann kannst Du die ganze restriktive Rechtsprechung
vom Tisch wischen und Dir selbst dieselben Zuschläge genehmigen (BFH v.
14. 7. 2004 – BStBl II 2005 S. 307).
Bezogen auf Deinen rechnerischen Stundengrundlohn – höchstens aber 50 € –
bleiben die von Deinem Arbeitgeber gezahlten Zuschläge bis zu folgenden Pro-
zentsätzen steuerfrei:

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90 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Nachtarbeit
● 25 %
● 40 % von 0.00 bis 4.00 Uhr, wenn Dein Arbeitsbeginn vor 0.00 Uhr lag.
Sonntagsarbeit
● 50 %
– Ist Deine Sonntagsarbeit zugleich Nachtarbeit,
● regelmäßig 50 % + 25 % = 75 %
● Montag 0 bis 4 Uhr 50 % + 40 % = 90 %
Feiertagsarbeit
● allgemeine Feiertage 125 %
● Silvester (von 14.00 bis 0.00 Uhr) 125 %
● Heiligabend (von 14.00 bis 0.00 Uhr) 150 %
● Weihnachten (25. 12. und 26. 12.) 150 %
● 1. Mai 150 %
Auch zum Feiertagszuschlag kannst Du zusätzlich Nachtzuschläge kassieren.
Dass für Dich dabei zusätzliche steuerfreie Sonderzahlungen von nahezu 200 %
Deines normalen Arbeitslohns herausspringen können, siehst Du an der fol-
genden Zuschlagstabelle.

Arbeitszeit 0.00 0.00 4.00 6.00 14.00 20.00


bis bis bis bis bis bis
4.00 4.00 6.00 14.00 20.00 24.00
Arbeits- Arbeits-
beginn beginn
am nach
Vortag 0.00 Uhr
Nachtzuschlag 40 % 25 % 25 % – – 25 %

Sonntagszuschlag 90 % 75 % 75 % 50 % 50 % 75 %

Feiertagszuschlag 165 % 150 % 150 % 125 % 125 % 150 %

Silvesterzuschlag (Werktag) 40 % 25 % 25 % – 125 % 150 %

Silvesterzuschlag (Sonntag) 90 % 75 % 75 % 50 % 125 % 150 %

Zuschlag 1. Mai 190 % 175 % 175 % 150 % 150 % 175 %

Weihnachtszuschlag 190 % 175 % 175 % 150 % 150 % 175 %

Heiligabendzuschlag 40 % 25 % 25 % – 150 % 175 %


(Werktag)
Heiligabendzuschlag 90 % 75 % 75 % 50 % 150 % 175 %
(Sonntag)

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6. Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit 91

für Zuschläge

Hier noch einige wichtige Hinweise, die Du beachten solltest, damit Dir das Fi-
nanzamt nicht wegen formaler Fehler einen Strich durch die Steuerfreiheit
macht:
● Deine Zuschläge müssen zusätzlich zu Deinem übrigen Arbeitslohn gezahlt
werden. Die Finanzämter erkennen es nicht an, wenn Du aus Deinem Gehalt
von 4 000 € einfach 20 % als Sonntags-, Feiertags- oder Nachtzuschlag heraus-
rechnest, weil Du häufig in den begünstigten Zeiten gearbeitet hast.
● Der steuerfreie Betrag muss nicht jeden Monat spitz abgerechnet werden.
Deine Firma kann zunächst den Betrag steuerfrei lassen, der sich über den
Daumen gerechnet ergibt. Spätestens nach Ablauf des Jahres muss die ge-
naue Abrechnung aber nachgeholt und müssen eventuell zu viel oder zu
wenig steuerfrei belassene Beträge ausgeglichen werden (BFH v. 23. 10. 1992
– BStBl 1993 I S. 314).
● Steuerfreie Zuschläge kannst Du nur beanspruchen, wenn Du auch tatsäch-
lich gearbeitet hast. Vereinbarungsgemäß weitergezahlte Zuschläge während
Deines Urlaubs oder einer Krankheit sind von der Steuerbefreiung ausge-
nommen.

Sieh zu, dass Du abrufbereit bist!

132 Wenn Du häufiger Rufbereitschaft hast, kannst Du Dir für die Bereitschaftsver- 132
gütung auch steuerfreie Zuschläge zahlen lassen.
Möglich wird das, weil der BFH (Urteil v. 27. 8. 2002 – BStBl 2002 II S. 883) in
einem Anfall von Großzügigkeit eingesehen hat, dass Rufbereitschaft auch
dann tatsächlich geleistete Arbeit darstellt, wenn Du nicht zum Einsatz kommst.
Schließlich kannst Du bei Rufbereitschaft nicht uneingeschränkt Deinen Frei-
zeitaktivitäten frönen oder zum Länderspiel ein paar Bierchen zischen. Also
kann man da wohl kaum von Freizeit sprechen. So, nun gilt es nur noch, Deinen
Chef zu überzeugen, dass er statt einer pauschalen Bereitschaftsvergütung bes-
ser zusätzlich die steuerlich zulässigen Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschläge
zahlt. Das dürfte ihm schon deshalb nicht allzu schwer fallen, weil er durch die
Steuerfreiheit der Zuschläge nicht nur einen glücklicheren und zufriedeneren
Mitarbeiter hat, sondern überdies einen schönen Batzen Sozialversicherungs-
beiträge einspart.

78049-7_s001-816.indb 91 28.08.2007 14:28:29 Uhr


92 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Über 2 200 € vom Finanzamt für ein paar Stundenzettel

133 Vorsicht, Fußangel! Auch bei den steuerfreien Zuschlägen will das Finanzamt 133
Nachweise sehen. So verlangt es von Dir regelmäßig einen schriftlichen Nach-
weis darüber, wann und wie lange Du am Sonntag oder nachts gearbeitet hast.
Natürlich ist das lästig, aber willst Du wirklich bares Geld in den Wind schrei-
ben, nur weil Du zu bequem warst, ein paar Stundenzettel auszufüllen?

Wie Du den Nachweis führen sollst, wird Dir nirgendwo vorgeschrieben!


Du kannst z. B. Stundenzettel verwenden und darauf Deine Eintragungen ma-
chen. Einfacher und bequemer ist natürlich – wenn vorhanden – die elektro-
nische Zeiterfassung, also das klassische »Stempeln«. Wenn in Deiner Firma
nach festen Schichtplänen gearbeitet wird, reichen auch diese. Gesondert auf-
zeichnen musst Du dann nur eventuelle Abweichungen. Und wenn alle Stricke
reißen und Du z. B. einmal Deine Stundenaufzeichnungen nicht gemacht oder
verschlampt hast, genügen mit höchstrichterlicher Genehmigung auch Zeugen-
aussagen Deiner Kollegen (BFH, BStBl 1991 II S. 298).
Ich empfehle Dir die Stundenzettel, denn Papier ist ja bekanntlich gedul-
mS dig. Aber nicht, dass Du jetzt auf krumme Gedanken kommst! Ich meine
natürlich nur, dass Du die Stundenzettel bequemer überallhin mitnehmen
kannst und so sicherstellst, dass Deine Aufzeichnungen immer zeitnah erfol-
gen, auch wenn Du Dich einmal am Sonntag auf der Messe in Hannover
umsiehst.

Was für Dich dabei herausspringen kann, siehst Du am folgenden Beispiel:


Dein Monatsgehalt beträgt als besonders qualifizierter Arbeitnehmer 5 000 €.
Dazu kommen 1 000 € für Pkw-Nutzung, Direktversicherung und Zuschuss zur
Krankenversicherung. Nach Deinem Arbeitsvertrag beträgt Deine monatliche
Arbeitszeit 180 Stunden. Davon entfallen lt. von Dir geführten Stundenzetteln
nachweislich pro Monat 15 Stunden auf Nachtarbeit (vor 0.00 Uhr) und 16
Stunden auf Sonntagsarbeit.

134 Stundengrundlohn 134


Monatslohn 5 000,00 €
sonstige laufende Zahlungen 1 000,00 €
Grundlohn 6 000,00 €
6 000 €
Stundengrundlohn = = 33,33 €
180 Stunden

78049-7_s001-816.indb 92 28.08.2007 14:28:29 Uhr


6. Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit 93

Steuerfreie Zuschläge:
Nachtarbeit: 15 Stunden  33,33 €  25% 124,99 €
Sonntagsarbeit: 16 Stunden  33,33 €  50% 266,64 €
monatlich 391,63 €
jährlich 391,63 €  12 4 699,56 €
Deine Steuerersparnis beträgt ca. 2 260 €.

Weniger arbeiten spart Steuern

Damit die Bäume bei der Steuerfreiheit von Zuschlägen vor allem für gutver-
dienende Arbeitnehmer nicht zu sehr in den Himmel wachsen, ist der max.
Stundengrundlohn, auf den die Zuschlagsätze angewendet werden, auf höchs-
tens 50 € begrenzt. Die Sozialversicherung ist da noch kleinlicher, dort beträgt
der max. Stundengrundlohn nämlich nur 25 €.

Wie Du oben in meinem Beispiel gesehen hast, richtet sich die Berechnung
mS Deiner steuerfreien Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschläge nach Dei-
nem rechnerischen Stundenlohn. In seine Ermittlung werden nur die vereinbar-
ten regelmäßigen Lohnzahlungen einbezogen.

Überstundenvergütungen, Gratifikationen und Weihnachtsgelder bleiben da-


gegen unberücksichtigt. Genauso fließt in die Berechnung nur die vertraglich
fest vereinbarte Arbeitszeit ein. Fehlt eine solche Vereinbarung, richtet sich die
Berechnung nach den tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden, was natürlich
Deinen rechnerischen Stundenlohn unnötig nach unten drückt.
Als leitender Angestellter hast Du es oft selbst in der Hand, Dir einen höheren
Stundenlohn zu verschaffen, indem Du in Deinem Arbeitsvertrag eine mög-
lichst kurze Regelarbeitszeit festlegst, z. B. 38 Stunden in der Woche, was etwa
152 Stunden im Monat entspricht. Auch wenn Du tatsächlich häufig Überstun-
den machst, die bei Deiner Position erwartet werden, kommt es für die Berech-
nung der steuerfreien Zuschläge nur auf die vertraglich vereinbarte Regelar-
beitszeit an.
In Deinen Arbeitsvertrag kannst Du z. B. folgende Formulierung aufnehmen:

Zusätzlich zum übrigen Arbeitslohn erhält der Arbeitnehmer für Sonn-


tags-, Feiertags- und Nachtarbeit Lohnzuschläge in dem Umfang, wie sie
in § 3 b EStG festgelegt sind.

78049-7_s001-816.indb 93 28.08.2007 14:28:30 Uhr


94 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Die monatliche (wöchentliche) Arbeitszeit wird mit 152 Stunden (38 Stun-
den) festgelegt. Überstunden sind entsprechend den betrieblichen Erfor-
dernissen zusätzlich zu leisten und werden mit einem Stundensatz von
. . . € vergütet.

Der Vorteil für Dich:


1. Du hast eine wasserdichte, klare schriftliche Vereinbarung.
2. Deine »Überstunden« wirken sich nicht mehr negativ auf die Höhe der Zu-
schläge aus. Dein Stundenlohn beträgt z. B. bei 6 000 € Monatslohn nicht –
wie im Beispiel oben – 33,33 €, sondern jetzt schon ca. 39,50 €. Dementspre-
chend höher fallen natürlich Deine steuerfreien Zuschläge aus.

7. Pauschalierung der Lohnsteuer


135 a) Allgemeiner Überblick 135
Bevor wir uns im Detail in die Besonderheiten der Lohnsteuerpauschalierung
stürzen, musst Du vorab ein paar allgemeine Dinge wissen. Die Pauschalierung
der Lohnsteuer ist ein besonderes Verfahren, das sich von der normalen Besteu-
erung Deines Arbeitslohns anhand einer Lohnsteuerkarte und der Lohnsteuer-
tabelle vor allem durch folgende Punkte ganz wesentlich unterscheidet:
● Dein Arbeitslohn wird völlig unabhängig von Deinen individuellen Verhält-
nissen besteuert. Dein Arbeitgeber benötigt deshalb auch keine Lohnsteuer-
karte.
● Die Steuersätze werden, von einigen Ausnahmen abgesehen, im Gesetz mit
festen Prozentsätzen (z. B. 2 %, 15 %, 20 % oder 25 %) geregelt. Die Lohn-
steuertabellen kommen daher grundsätzlich nicht zur Anwendung.
● Der besondere Clou ist aber, dass aufgrund einer ausdrücklichen gesetzlichen
Bestimmung (§ 40 Abs. 3 EStG) nicht Du Schuldner der pauschalen Lohn-
steuer bist, sondern Dein Arbeitgeber. Er trägt die Pauschalsteuer, wird sie
also nicht wie sonst üblich von Deinem Bruttolohn einbehalten. Deshalb
kann auch nur Dein Arbeitgeber formal den Antrag auf Pauschalierung der
Lohnsteuer stellen und arbeitsrechtlich in aller Regel nicht zur Pauschalie-
rung gezwungen werden.

136 Arbeitgeber und Arbeitnehmer können zwar zivilrechtlich vereinbaren, dass 136
entgegen der gesetzlichen Normalregelung die pauschale Lohnsteuer vom Ar-
beitnehmer übernommen wird, allerdings hat so eine Abwälzung der Lohn-
steuer steuerlich keine Wirkung. Die Pauschalsteuer wird weiterhin vom ver-
einbarten Arbeitslohn berechnet, auch wenn der Arbeitnehmer sie seinem Chef
erstattet.

78049-7_s001-816.indb 94 28.08.2007 14:28:30 Uhr


7. Pauschalierung der Lohnsteuer 95

Angenommen, Du hast mit Deinem Brötchengeber vereinbart, dass er zwar


den Arbeitslohn aus Deiner geringfügigen Beschäftigung pauschal versteuert,
Du ihm die Steuer aber erstattest, weil er schon mit den pauschalen Renten-
und Krankenversicherungsbeiträgen belastet ist.
So sieht die Rechnung für Dich dann aus:
Vereinbarter Arbeitslohn 400 €
pauschale Steuer 400 €  2% 8€
zu übernehmende Steuer insgesamt 8€ – 8€
Auszahlungsbetrag 392 €
● Durch die Pauschalierung ist der Arbeitslohn für Dich praktisch steuerfrei.
Denn alle pauschal besteuerten Arbeitslöhne bleiben bei der Einkom-
mensteuerveranlagung außer Betracht. Durch die Pauschalsteuer ist die Ein-
kommensteuer (Lohnsteuer) auf den Arbeitslohn abgegolten. Da zudem
noch der Arbeitgeber die Steuer trägt, bist Du selbst nicht belastet und be-
kommst den Lohn insoweit netto wie brutto ausgezahlt.

b) Möglichkeiten zur Pauschalierung der Lohnsteuer

Pauschalierung mit besonderen Steuersätzen (§ 40 Abs. 1 EStG)


137 ● Der Arbeitgeber zahlt in einer größeren Anzahl von Fällen sonstige Bezüge 137
(Einmalzahlungen), die allerdings je Arbeitnehmer aufs Jahr gesehen 1 000 €
nicht übersteigen dürfen. Zahlt er mehr, muss der übersteigende Betrag ganz
normal über Deine Lohnsteuerkarte versteuert werden.
● In einer größeren Anzahl von Fällen muss die Lohnsteuer nacherhoben wer-
den, weil der bisherige Steuerabzug nicht richtig vorgenommen worden ist.
Dabei ist egal, worauf der Besteuerungsfehler beruht, ob auf einem Versehen,
einem Computerfehler oder einfach einer zunächst anderen rechtlichen Be-
urteilung der Steuerabzugspflicht durch Deinen Arbeitgeber. Auf die Höhe
des nachzuversteuernden Arbeitslohns im Einzelfall kommt es hier nicht an.
Anders als bei den sonstigen Bezügen ist die Pauschalierung hier auch dann
zulässig, wenn der Betrag bei einem Arbeitnehmer über 1 000 € liegt.
In beiden Fällen wird für alle betroffenen Arbeitnehmer ein einheitlicher
durchschnittlicher Pauschalsteuersatz ausgerechnet, der hier ausnahmsweise
aus den Lohnsteuerklassen der Betroffenen und der Lohnsteuertabelle abgelei-
tet wird. Eine große Anzahl von Fällen liegt übrigens immer dann vor, wenn
mindestens 20 Arbeitnehmer betroffen sind (R 126 Abs. 1 LStR).
Der Vorteil der Pauschalierung liegt in diesen beiden Fällen vor allem darin,
dass der Arbeitslohn aus der Besteuerung im Rahmen Deiner Einkommensteu-
ererklärung herausfällt und für Dich damit praktisch steuerfrei bleibt. Eine
günstige Methode also, wenn Dein Arbeitgeber Dir und Deinen Kollegen ein-
mal etwas Gutes tun will.

78049-7_s001-816.indb 95 28.08.2007 14:28:30 Uhr


96 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

138 Pauschalierung mit einem festen Pauschalsteuersatz von 25 % (§ 40 Abs. 2 EStG) 138
● Verbilligte Kantinenmahlzeiten im Betrieb oder Essenszuschüsse, die er an
einen anderen Unternehmer (Gaststätte, Catering-Service) für kostengüns-
tige Essenslieferungen an die Belegschaft zahlt.
● Erholungsbeihilfen von jährlich nicht mehr als
– 156 € für den Arbeitnehmer selbst
– 104 € für dessen Ehegatten
– 52 € für jedes steuerlich noch zu berücksichtigende Kind
● Arbeitslohn aus einer Betriebsveranstaltung. Eine Versteuerung muss z. B.
erfolgen, wenn bereits zwei andere Betriebsveranstaltungen stattgefunden
hatten oder die durchschnittlichen Kosten je Arbeitnehmer über 110 €
lagen.
● Höhere Erstattung von Verpflegungskosten als die steuerfreien Pauschalen
für Dienstreisen. Zahlt Dein Arbeitgeber Dir mehr als die steuerfrei mög-
lichen Pauschalen von 24 €, 12 €, 6 €, kann er von dem steuerpflichtigen Teil
noch einmal einen Betrag in Höhe der Verpflegungssätze pauschal versteu-
ern. Bekommst Du bei einer 15-stündigen Dienstreise z. B. 24 € Spesen, blei-
ben 12 € steuerfrei, für weitere 12 € kann Dein Arbeitgeber die Pauschal-
steuer mit 25 % abführen. Für Dich bleiben die 24 € damit komplett steuer-
frei. Weitere Einzelheiten siehe E Rz 177.
139 ● Vorteile aus der kostenlosen oder verbilligten Überlassung von Computern 139
und Zubehör und der Übernahme privater Internetkosten.

Nutze den Firmen-PC ruhig mal privat!

Lass Dir vom Chef einen Firmen-PC für zu Hause geben. Solange dieser im
Eigentum der Firma bleibt, kannst Du damit in aller Ruhe auch privat arbeiten,
im Internet surfen etc. (§ 3 Nr. 45 EStG).
Besonders günstig ist die Pauschalierungsmöglichkeit für die Übernahme Dei-
ner Internetkosten. Darunter fallen insbesondere
● Grundgebühr für den Internetzugang
● laufende Gebühren für die Internetnutzung
● ISDN-Anschluss, DSL etc.
● Modem
An sich setzt die Pauschalierung voraus, dass Du Deiner Firma einen Nachweis
über die Höhe Deiner Kosten vorlegst. Wenn Du Dich aber mit einer monatli-

78049-7_s001-816.indb 96 28.08.2007 14:28:31 Uhr


7. Pauschalierung der Lohnsteuer 97

chen Erstattung von 50 € begnügst, reicht eine Eigenbescheinigung nach dem


Motto:

Lieber Chef,
hiermit bestätige ich, dass ich über einen privaten Internetzugang ver-
füge, für den mir im Laufe des Jahres mindestens Kosten von 600 € ent-
stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Willi Schlaumeier

Wenn Du so bescheiden bleibst, kommst Du zudem um das Problem herum,


dass Dir der pauschalierte Betrag von eventuellen beruflichen Internetkosten,
die Du in Deiner Steuererklärung als Werbungskosten unterbringen möchtest,
abgezogen wird. (Siehe dazu R. 127 Abs. 4 a S. 12 LStR.)

140 Pauschalierung mit einem festen Pauschalsteuersatz von 15 % (§ 40 Abs. 2 140


EStG)
Diese Pauschalierungsmöglichkeit besteht, wenn Dein Arbeitgeber Dir Fahrtkos-
tenzuschüsse für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit Deinem
Auto zahlt oder Dir zu diesem Zweck einen Firmenwagen zur Verfügung stellt.
Die Pauschalierung mit 15 % darf aber nur insoweit erfolgen, als Du Fahrtkos-
ten als Werbungskosten absetzen könntest. Ab 2007 wird die Pauschalierungs-
möglichkeit also stark eingeschränkt, da bei der Berechnung der Entfernungs-
pauschale die ersten 20 Kilometer gekappt werden. Mehr zu diesem Thema
findest Du unter E Rz 102.

141 Pauschalierung bei Teilzeitbeschäftigten (§ 40 a EStG) 141


Das Hauptanwendungsgebiet für die Lohnsteuerpauschalierung sind Aushilfen
oder Teilzeitkräfte. Dabei werden folgende Fälle unterschieden:
● Aushilfen bzw. kurzfristig Beschäftigte mit 25 %
– geringfügig Beschäftigte/Teilzeitkräfte mit 2 % und mit 20 %
– Aushilfen in der Land- und Forstwirtschaft mit 5 %

142 Pauschalierung von Zukunftssicherungsleistungen (§ 40 b EStG) 142


Der Arbeitgeber kann insbesondere bereits seit vor 2005 laufende Direktversi-
cherungen, Zahlungen an Pensionskassen, aber auch Beiträge, die er zugunsten
seiner Arbeitnehmer in eine Gruppenunfallversicherung zahlt, in bestimmten
Grenzen mit 20 % pauschal versteuern. Zu Einzelheiten vgl. E Rz 158.

143 Pauschalierung von Sachgeschenken 143


Der Arbeitgeber kann Sachgeschenke an Arbeitnehmer ab 2007 mit 30 % zzgl.
Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag pauschal besteuern (§ 37 b EStG). Die

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98 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Pauschalierung ist allerdings nur bei solchen Sachgeschenken möglich, die nicht
schon dem Grunde nach gem. § 40 Abs. 2 EStG mit 15 % oder 25 % besteuert
werden können E Rz 139 f. oder tatsächlich nach E Rz 137 pauschal besteuert
wurden. Ein weiterer Pferdefuß dieser Pauschalierung ist, dass der Arbeitgeber
alle Sachgeschenke des gesamten Jahres, die unter § 37 b EStG fallen, dann
auch zwingend pauschal besteuern muss. Er kann die Pauschalierung nicht auf
einzelne Geschenke oder einzelne Personen beschränken.

144 c) Kirchensteuer bei Pauschalierung der Lohnsteuer 144


Auch wenn Dein Arbeitgeber die Lohnsteuer pauschaliert, fällt grundsätzlich
Kirchensteuer an. Weil aber bei der Pauschalierung nicht immer ganz klar ist,
ob tatsächlich alle betroffenen Arbeitnehmer einer Kirche angehören, wird der
reguläre Kirchensteuersatz gekürzt. Der Steuersatz für die pauschale Kirchen-
lohnsteuer ist je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. Er liegt je nach Be-
völkerungsstruktur zwischen 4,5 und 7 %.
Eine Besonderheit stellt die Pauschalierung der Steuer für Aushilfen mit 2 %
dar. Hier ist die Kirchensteuer schon mit abgegolten.

Vermeide mit ein paar Federstrichen


die Kirchensteuer!

Dank des Bundesverfassungsgerichts wird niemand gezwungen, Kirchensteuer


zu zahlen, der keiner kirchensteuerberechtigten Kirche angehört. Weist Du
Deinem Arbeitgeber also nach, dass das auf Dich zutrifft, muss er für Deinen
Arbeitslohn keine Kirchensteuer abführen. Der Nachweis ist nicht sonderlich
schwierig, Du legst einfach eine Lohnsteuerkarte vor.
Als Aushilfskraft oder geringfügig Beschäftigter reicht auch eine schriftliche
Bestätigung Deinerseits, dass Du keiner hebeberechtigten Kirche angehörst.
Für die Bestätigung musst Du unbedingt einen besonderen Finanzamtsvor-
druck verwenden (BMF v. 19. 5. 1999, BStBl 1999 I S. 509).

Bundesland Steuersatz der Pauschalkirchensteuer


ohne Nachweis mit Nachweis
§ 40 § 40 a § 40 b
Baden-Württemberg 7,0 8,0 8,0 8,0
Bayern 7,0 8,0 8,0 8,0
Berlin 5,0 9,0 9,0 9,0
Brandenburg 5,0 9,0 9,0 9,0
Bremen 7,0 8,0 8,0 8,0

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7. Pauschalierung der Lohnsteuer 99

Bundesland Steuersatz der Pauschalkirchensteuer


ohne Nachweis mit Nachweis
§ 40 § 40 a § 40 b
Hamburg 4,5 8,0 8,0 8,0
Hessen 7,0 9,0 9,0 9,0
Mecklenburg-Vorpommern 5,0 9,0 9,0 9,0
Niedersachsen 6,0 9,0 9,0 9,0
Nordrhein-Westfalen 7,0 9,0 9,0 9,0
Rheinland-Pfalz 7,0 9,0 9,0 9,0
Saarland 7,0 9,0 9,0 9,0
Sachsen 5,0 9,0 9,0 9,0
Sachsen-Anhalt 5,0 9,0 9,0 9,0
Schleswig-Holstein 7,0 9,0 9,0 9,0
Thüringen 5,0 9,0 9,0 9,0

145 d) Solidaritätszuschlag bei Pauschalierung der Lohnsteuer 145


Genauso wie die Kirchensteuer fällt auch der Solidaritätszuschlag bei der
Lohnsteuerpauschalierung an. Er wird ohne Beschränkung mit 5,5 % ab dem
ersten Euro der pauschalen Lohnsteuer erhoben. Schuldner des Solidaritätszu-
schlags ist wie bei der pauschalen Lohnsteuer der Arbeitgeber.
Hier gilt ebenfalls: Bei der Pauschalierung mit 2 % steckt der Solidaritätszu-
schlag schon drin.

146 Geringfügige Beschäftigung – Teilzeitkräfte 146


aa) Gesamtüberblick
Mit diesem amtsdeutschen Begriff sind die sog. Mini- oder 400-€-Jobs gemeint.
Bevor ich Dir die Details vorstelle, zunächst einmal ein schneller Überblick:
● Bei geringfügiger Beschäftigung mit einem durchschnittlichen monatlichen
Arbeitslohn von höchstens 400 € fallen ab dem ersten Euro Arbeitslohn pau-
schale Beiträge zur Krankenversicherung von 13 % (bis 2006: 11 %) und zur
Rentenversicherung von 15 % (bis 2006: 12 %) an. Die Beiträge muss in vol-
ler Höhe der Arbeitgeber zahlen.
● Bei geringfügiger Beschäftigung in einem Privathaushalt reduzieren sich
diese Beitragspauschalen des Arbeitgebers auf jeweils 5 %
● Durch die Rentenversicherungspauschale erwirbt der Arbeitnehmer einge-
schränkte Ansprüche aus der Rentenversicherung. Durch den pauschalen
Krankenversicherungsbeitrag ergeben sich allerdings keine Ansprüche aus
der Krankenversicherung.
● Geringfügig Beschäftigte können freiwillig die vom Arbeitgeber zu zahlende
Beitragspauschale von 15 % auf den gesetzlichen Regelbeitrag von 19,9 %
aufstocken und damit vollwertige Rentenansprüche erwerben.

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100 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

● Der Lohn aus einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis kann grundsätz-


lich vom arbeitgeber mit 2 % pauschal versteuert werden. Macht der Arbeit-
geber von dieser Pauschalierungsmöglichkeit Gebrauch, ist damit die ge-
samte Besteuerung (Lohnsteur, Kirhcensteuer und Solidaritätszuschlag) für
den Lohn aus dem Minijob erledigt. Selbst wenn der Arbeitnehmer aus ande-
ren Gründen eine Einkommensteuererklärung abgibt, wird der pauschal be-
steuerte Lohn dort nicht mehr mit einbezogen.
● Die Lohngrenze ist sowohl für die Sozialversicherung als auch für das Steu-
errecht auf 400 €/Monat festgeschrieben und wird nicht jährlich angehoben.
bb) Sozialversicherung
Die Sozialversicherung unterscheidet bei Teilzeitbeschäftigten weiterhin fol-
gende Kategorien:
1. Kurzfristige Beschäftigung/Saisonbeschäftigung über höchstens zwei Mo-
nate bzw. 50 Arbeitstage im Kalenderjahr. Diese Beschäftigungen bleiben
komplett sozialversicherungsfrei.
2. Geringfügige Beschäftigung (geringfügig entlohnte Beschäftigung), bei der
der Arbeitslohn in der Regel 400 € im Monat nicht übersteigt und daher nur
pauschale Renten- bzw. Krankenversicherungsbeiträge des Arbeitgebers an-
fallen.
Für die Berechnung der Monatslohngrenze von 400 € und der Wochenstunden-
zahl werden mehrere Arbeitsverhältnisse generell zusammengerechnet. Hast
Du z. B. zwei geringfügige Arbeitsverhältnisse mit je 250 € Monatslohn, unter-
liegen beide Arbeitsverhältnisse der vollen Sozialversicherungspflicht. Es fallen
somit Regelbeiträge zur Renten-, Kranken-, und Pflegeversicherung an, die
teilweise vom Arbeitgeber und teilweise vom Arbeitnehmer gezahlt werden
müssen.
Besonderheiten gelten bei der Arbeitslosenversicherung. Liegt der Lohn im
einzelnen Arbeitsverhältnis unter 400 € – wären also isoliert betrachtet die Mi-
nijobkriterien erfüllt –, fällt für keine der Beschäftigungen Arbeitslosenversi-
cherung an. Allerdings hast Du dann im Fall der Arbeitslosigkeit auch keine
Leistungsansprüche aus den Minijobs.
Besonders günstig ist ein 400-€-Job, wenn Du ihn neben Deinem Hauptjob aus-
übst. Dann wird nämlich nicht zusammengerechnet. Für Deinen Minijob bleibt
es bei der grundsätzlichen Sozialversicherungsfreiheit. Nur Dein Arbeitgeber
muss die pauschalen Beiträge zahlen. Angenommen, Du verdienst in Deinem
Hauptjob 1 400 € im Monat, daneben fährst Du aushilfsweise Taxi für »Taxi-
Krause« und kassierst dafür im Monat 350 €. Die 350 € bekommst Du völlig
ohne Abzüge.
Hast Du neben Deinem Hauptjob mehr als einen 400-€-Job, wird die Zusam-
menrechnung nur für den zeitlich zuerst aufgenommenen Minijob vermieden.
Der Lohn aus Deinen anderen Minijobs wird dagegen mit Deinem Hauptjob
zusammengerechnet, und Du musst Dir dafür normale Sozialversicherungsbei-
träge abziehen lassen.

78049-7_s001-816.indb 100 28.08.2007 14:28:32 Uhr


7. Pauschalierung der Lohnsteuer 101

Verdiene zweimal im Jahr fast unbegrenzt hinzu!

147 Eine geringfügige Beschäftigung setzt voraus, dass Dein regelmäßiger Monats- 147
lohn 400 € durchschnittlich nicht übersteigt. Bist Du durchgehend beschäftigt
und schwankt Dein Arbeitslohn z. B. saisonbedingt oder wegen unterschied-
licher Arbeitsstunden in den einzelnen Monaten, kommt es darauf an, dass Du
im Jahr insgesamt nicht mehr als 4 800 € verdienst.
Unabhängig von dieser Durchschnittsberechnung kannst Du in zwei Monaten
im Jahr praktisch unbegenzt hinzuverdienen. Allerdings setzt das voraus, dass
Du sagen kannst, dass es sich in diesen Fällen um einen nicht vorhersehbaren,
nicht geplanten Arbeitseinsatz handelte. Musst Du z. B. im Juli und August eine
Krankheitsvertretung übernehmen, bleibt Dein Job auch dann ein versiche-
rungsfreies geringfügiges Beschäftigungsverhältnis, wenn Du z. B. 30 Stunden in
der Woche arbeitest und in den beiden Monaten jeweils auf einen Monatslohn
von 1 700 € kommst.
Pauschale Renten- und Krankenversicherungsbeiträge
Auf den ersten Blick etwas unlogisch ist das Gesetz über die 400-€-Jobs ja schon.
Wenn Du als Arbeitnehmer die Voraussetzungen für eine geringfügige Beschäf-
tigung erfüllst, ist Dein Arbeitslohn sozialversicherungsfrei. Trotzdem fallen für
diese sozialversicherungsfreie Tätigkeit pauschale Beiträge an.
148 Rentenversicherung 148
Der Arbeitgeber muss in jedem Fall den Pauschalbeitrag zur Rentenversiche-
rung von 15 % bei normaler Beschäftigung, von 5 % bei einer Beschäftigung im
Privathaushalt zahlen. Die Beiträge werden ab dem ersten Euro Arbeitslohn
fällig. Eine Beitragsaufteilung zwischen Dir als Arbeitnehmer und Deinem Ar-
beitgeber findet nicht statt.
Durch den pauschalen Rentenversicherungsbeitrag erwirbst Du geringe An-
sprüche aus der Rentenversicherung. Für ein volles Jahr Minijob werden Dir
lediglich 1,4 Monate auf die Wartezeit von 60 Beitragsmonaten angerechnet.
Um also einen Grundrentenanspruch nur aus einer geringfügigen Beschäfti-
gung zu bekommen, müsstest Du fast 43 Jahre einen Minijob ausüben.
149 Allerdings bietet man Dir die Möglichkeit, den pauschalen Rentenversiche- 149
rungsbeitrag aus der eigenen Tasche auf den Regelbeitrag von 19,9 % aufzusto-
cken. Der Vorteil für Dich liegt darin, dass Du dann aus dem Arbeitslohn von
400 € vollwertige Ansprüche aus der Rentenversicherung beziehen kannst. Als
Faustregel gilt hier lt. Information der Deutschen Rentenversicherung Bund:
Ein Jahr 400-€-Job = 4,25 € Rentenanspruch pro Monat.

78049-7_s001-816.indb 101 28.08.2007 14:28:32 Uhr


102 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Neben dem vollwertigen Anspruch auf Rente zählen vor allem pro Jahr zwölf
Monate als Wartezeit für Deinen Rentenanspruch. Außerdem kannst Du das
volle Leistungsspektrum der Rentenversicherung in Anspruch nehmen, z. B.
Rehabilitationsleistungen, Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit, vorge-
zogene Altersrente.

Besonders interessant ist diese Aufstockungsmöglichkeit für Dich, wenn Dir


nur noch einige Beitragsmonate fehlen, bis Du die erforderlichen 60 Monate
zusammen hast, z. B., weil Du nur drei oder vier Jahre rentenversicherungs-
pflichtig beschäftigt warst, als Mutter Anspruch auf Kindererziehungszeiten
hast oder nur durch die Pflege von Angehörigen Anrechnungszeiten verdient
hast.
Formell musst Du gegenüber Deinem Arbeitgeber schriftlich auf die Renten-
versicherungsfreiheit Deines 400-€-Jobs verzichten. Er trägt dann weiterhin
15 % und Du die restlichen 4,9 % des Gesamtbeitrags. Allerdings verlangt die
Rentenversicherung in Aufstockungsfällen für 2007 einen Mindestbeitrag von
79,60 € (19,9 % von 400 €). Verdienst Du in Deinem Minijob also z. B. nur 300 €,
trägt Dein Arbeitgeber weiter 15 % des Arbeitslohns, das sind in diesem Fall
45 €. Diesen Betrag musst Du aus eigenen Mitteln auf 79,60 € aufstocken, Du
musst also 34,60 € dazulegen.

Der Verzicht auf die Rentenversicherungsfreiheit kann in demselben Arbeits-


verhältnis nicht widerrufen werden. Du bist also gezwungen, den Aufstockungs-
betrag so lange zu zahlen, bis Du aus dem Arbeitsverhältnis ausscheidest.

Verdiene durch einen Rausschmiss mehr

Angenommen, Dir fehlen noch 24 Beitragsmonate von Deiner Wartezeit für


den Rentenanspruch. Schlau wie Du bist, hast Du deshalb auf die Rentenversi-
cherungsfreiheit verzichtet. Nach Ablauf der zwei Jahre berappst Du aber mun-
ter weiter jeden Monat 4,9 % von 400 € = 20 €. Na, die würdest Du Dir natürlich

78049-7_s001-816.indb 102 28.08.2007 14:28:33 Uhr


7. Pauschalierung der Lohnsteuer 103

ganz gern selbst in die Tasche stecken, zumal Du finanziell sowieso nicht auf
Rosen gebettet bist.
»Ja, aber wie denn?«, fragst Du. »Du hast mir doch gerade erklärt, dass ich mei-
nen Verzicht nicht widerrufen kann.« Schon richtig! Aber wenn Dich Dein Chef
kurzerhand aus betriebsbedingten Gründen entlässt, ist das Arbeitsverhältnis
beendet und damit der Verzicht auf die Rentenversicherungsfreiheit hinfällig.
Wenn Du nach sechs Wochen wieder eingestellt wirst, weil sich die Auftragslage
verbessert hat, werden die Karten neu gemischt. Du hast jetzt wieder einen
400-€-Job, für den nur die pauschalen Arbeitgeberbeiträge von 15 % anfallen.

150 Krankenversicherung 150


Der pauschale Krankenversicherungsbeitrag beträgt 13 % für normale Beschäf-
tigungen, 5 % für eine Beschäftigung im Privathaushalt. Anders als der Renten-
versicherungsbeitrag muss die Krankenversicherung aber nur für Personen ge-
zahlt werden, die in der gesetzlichen Krankenversicherung selbst versichert
oder über die Familienversicherung mitversichert sind. Damit fallen vor allem
bei folgenden Personen keine Beiträge zur Krankenversicherung an:
● privat krankenversicherte Arbeitnehmer und deren Familienangehörige
● Selbständige
● Beamte und deren Familienangehörige, wenn sie nicht ausnahmsweise frei-
willig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind
● Pensionäre
● nicht sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer und deren Familienange-
hörige, z. B. Gesellschafter-Geschäftsführer.
Aus den Krankenversicherungsbeiträgen für Deinen Minijob hast Du keinerlei
Ansprüche gegen die Krankenkasse.

151 cc) Steuer für geringfügig Beschäftigte 151


Für die Besteuerung von Minijobs ergeben sich folgende Möglichkeiten:
Der Arbeitslohn kann
● unter Vorlage einer Lohnsteuerkarte besteuert werden;
● mit 2 % pauschal versteuert werden, wenn ein geringfügiges Beschäftigungs-
verhältnis vorliegt, für das Dein Arbeitgeber pauschale Beiträge zur Renten-
versicherung von 15 % bzw. 5 % (bei Beschäftigung im Privathaushalt) ab-
führt; die Pauschalsteuer ist so gering, dass es fast einer Steuerbefreiung
gleichkommt;
● mit 20 % pauschal besteuert werden, wenn Dein Arbeitgeber keine pauscha-
len Beiträge zur Rentenversicherung zahlt.
Durch die Pauschalierung wird Dein Arbeitgeber Schuldner der Lohnsteuer.
Zudem wird pauschal besteuerter Arbeitslohn nicht in Deine Einkommensteu-
erveranlagung einbezogen, was für Dich praktisch Steuerfreiheit des 400-€-Jobs
bedeutet.

78049-7_s001-816.indb 103 28.08.2007 14:28:33 Uhr


104 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Pauschalierung der Steuer: 2 % oder 20 %?


Du kannst Deinen Arbeitgeber weder zu einer Pauschalierung der Steuer mit
2 % noch mit 20 % zwingen.
Wie Du schon oben gelesen hast, hängt der Ministeuersatz von 2 % davon ab,
dass Dein Arbeitgeber für Deinen 400-€-Job lediglich pauschale Rentenversi-
cherungsbeiträge von 15 % bzw. 5 % zahlen muss.
Durch den Pauschalsteuersatz von 2 % ist nicht nur die Lohnsteuer, sondern
auch gleichzeitig die Kirchensteuer und der Solidaritätszuschlag abgegolten.
Die Pauschalsteuer von 2 % zahlt der Arbeitgeber auch nicht an sein Finanz-
amt, sondern zusammen mit dem Pauschalbeitrag zur Sozialversicherung an die
Bundesknappschaft – Verwaltungsstelle Cottbus –, die als bundesweit zentrale
Einzugsstelle fungiert.
Es sind insoweit keine besonderen Anmeldungen der Lohnsteuer erforderlich.
Die Steueranmeldung ist vielmehr mit der Meldung der Sozialversicherungs-
beiträge verbunden.
Der Ministeuersatz von 2 % kommt in folgenden Fällen zur Anwendung:
1. Du hast nur eine geringfügige Beschäftigung, Dein Monatslohn liegt nicht
über 400 €.
2. Du hast mehrere geringfügige Beschäftigungen nebeneinander, der monat-
liche Arbeitslohn aus allen Arbeitsverhältnissen liegt aber nicht über 400 €.
3. Du hast eine geringfügige Beschäftigung mit einem Monatslohn von norma-
lerweise unter 400 €. Wegen einer überraschenden Krankheitsvertretung
verdienst Du zwei Monate lang aber statt 400 € z. B. jeweils 1 250 €.
4. Du hast neben Deinem Hauptjob einen Job auf 400-€-Basis.
5. Du hast neben Deinem Hauptjob mehrere Jobs auf 400-€-Basis. Für den
zeitlich zuerst aufgenommenen Nebenjob gilt der Steuersatz von 2 %. Für
die weiteren »geringfügigen« Beschäftigungen musst Du entweder Deinen
Chefs eine Steuerkarte VI vorlegen, oder die müssen den Lohn mit 20 %
zzgl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag versteuern.
Die Pauschalierung mit 20 % kann der jeweilige Arbeitgeber in folgenden Fäl-
len durchführen:
1. Du hast mehrere 400-€-Jobs, die wegen der Zusammenrechnung des Ar-
beitsentgelts sozialversicherungspflichtig sind und für die deshalb Deine Ar-
beitgeber keine pauschalen Rentenbeiträge in Höhe von 15 % bzw. 5 % zah-
len müssen.
2. Du hast neben Deinem Hauptjob mehrere 400-€-Jobs. Durch die Zusam-
menrechnung Deiner Hauptbeschäftigung mit allen außer der ersten gering-
fügigen Beschäftigung sind alle weiteren 400-€-Jobs sozialversicherungs-
pflichtig. Deshalb muss Dein Brötchengeber dafür normale Sozialversiche-
rungsbeiträge zahlen und nicht die Pauschalbeiträge.

78049-7_s001-816.indb 104 28.08.2007 14:28:33 Uhr


7. Pauschalierung der Lohnsteuer 105

Pass auf!

152 Da für alle geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse Pauschalbeiträge an 152


Krankenkassen abgeführt werden müssen, laufen spätestens dort die Infor-
mationen über Arbeitslohn und Arbeitszeit aus allen Arbeitsverhältnissen zu-
sammen. Die Krankenkassen informieren die Arbeitgeber, wenn durch die
Zusammenrechnung mehrerer Arbeitsverhältnisse kein geringfügiges Beschäf-
tigungsverhältnis mehr vorliegt, und fordern sie auf, statt der Pauschalbeiträge
die vollen Regelbeiträge abzuführen. Außerdem müssen die Sozialversiche-
rungsträger die Finanzämter informieren, wenn sich herausstellt, dass ein bisher
als geringfügig eingestuftes Arbeitsverhältnis die Kriterien der Geringfügigkeit
doch nicht erfüllt.
Berechnungsgrundlage für die Pauschalsteuer
153 Steuerfreie Teile Deines Einkommens, wie z. B. Reisekosten, Personalrabatte 153
oder Sachleistungen im Rahmen der 44-€-Bagatellgrenze, werden als Einkünfte
nicht angesetzt. Genauso bleibt Arbeitslohn außer Betracht, für den die Lohn-
steuer vom Arbeitgeber pauschaliert wird. Unter den Tisch fallen demnach
z. B.:
● sonstige Bezüge (§ 40 Abs. 1 EStG)
● Mahlzeiten im Betrieb (§ 40 Abs. 2 EStG)
● Zuwendungen bei Betriebsveranstaltungen (§ 40 Abs. 2 EStG)
● Erholungsbeihilfen (§ 40 Abs. 2 EStG)
● Verpflegungsmehraufwendungen bis zur Höhe der steuerlichen Pauschalen
(§ 40 Abs. 2 ESt)
● Übernahme privater PC- und Internetkosten (§ 40 Abs. 2 EStG)
● Leistungen des Arbeitgebers für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeits-
stätte (§ 40 Abs. 2 S. 2 EStG)
● kurzfristige Beschäftigungen (§ 40 a Abs. 1 EStG).
154 Ungemach droht, wenn Dir Dein Arbeitgeber zusätzlich zum Lohn aus Deinem 154
Minijob Fahrgeld zahlt. Dieses zählt zunächst einmal zu Deinem Arbeitslohn.
Liegt Dein Monatslohn nicht weit weg von der 400-€-Grenze, könnte diese
durch die Fahrgeldzahlungen überschritten und aus Deinem Minijob ein sozial-
versicherungs- und steuerpflichtiges Regelarbeitsverhältnis werden. Um das zu
vermeiden, muss der Fahrtostenzuschuss von Deinem Arbeitgeber mit 15 %
pauschal versteuert werden (§ 40 Abs. 2 S. 2 EStG). Obergrenze für diese Pau-
schalversteuerung ist der Betrag, der sich bei Dir als Entfernungspauschale
ergibt: für jeden Arbeitstag 0,30 € je Entfernungskilometer abzgl. der ersten
20 km (Kappung der Entfernungspauschale seit 2007).

78049-7_s001-816.indb 105 28.08.2007 14:28:34 Uhr


106 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Angenommen, Dein Arbeitgeber zahlt Dir in Deinem Minijob 380 € im Monat


und für die zehn Mal im Monat, die Du die 25 km Entfernung zur Arbeit mit
Deinem Auto fährst, ein Fahrgeld von 50 €. Für Deinen Minijob ergibt sich jetzt
folgende Berechnung:
Fahrtkostenzuschuss 50,00 €
Pauschalierungsgrenze monatlich (15 Arbeitstage)
(25 km – 20 km) = 5 km  0,30 €  10 Tage 15,00 €
verbleibender, normal zu versteuernder Fahrtkostenzuschuss 35,00 €
+ laufender Lohn aus dem Minijob 380,00 €
regelmäßiger Lohn aus dem Minijob 415,00 €
Damit hast Du keinen Minijob mehr und es fallen sowohl für Dich als auch für
Deinen Arbeitgeber Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung an. Außerdem kann
Dein Arbeitgeber den Lohn nicht mehr mit 2 % pauschal versteuern und Du
musst wieder selbst die Steuer tragen, wass Dich vor allem dann einen Batzen
Geld kosten, wenn bei Dir oder Deinem Ehepartner noch andere Einkünfte
vorliegen.

Nimm statt Fahrgeld einen Benzingutschein


oder ein Jobticket!

Dem oben geschilderten Problem geht Ihr aus dem Weg, wenn Dir Dein Chef
statt Fahrgeld eine Sachleistung in Form eines monatlichen Benzingutscheins
oder eines Jobtickets für öffentliche Verkehrsmittel zukommen lässt. Wenn des-
sen monatlicher Wert unter 44 € liegt, ist diese Leistung des Arbeitgebers steu-
erfrei und wird auch nicht in die Lohngrenze Deines Minijobs eingerechnet.
Mehr dazu findest Du unter E Rz 40 ff.

Keine Steuer für 1-€-Jobs

155 Mit den durch Hartz IV eingeführten 1-€-Jobs kannst Du Dein Arbeitslosen- 155
geld anrechnungsfrei aufstocken. Gehörst Du zu den 1-€-Jobbern, kannst Du
für Deine – gemeinnützige – Arbeit 1 bis 2 € pro Stunde bei max. 30 Stunden in
der Woche verdienen. Viel ist das ja nicht gerade. Aber jetzt die gute Nachricht.
Dein Zuverdienst ist komplett steuerfrei (§ 3 Nr. 2 b EStG). Weder für Dich
noch für Deinen Arbeitgeber fallen Steuern an, auch keine pauschale Lohn-
steuer.

78049-7_s001-816.indb 106 28.08.2007 14:28:34 Uhr


7. Pauschalierung der Lohnsteuer 107

Bei Rentnern geht es auch ohne Pauschalsteuer

156 Als Rentner brauchst Du Dir keine großen Gedanken zu machen, dass man 156
Dich wegen Deines 400-€-Jobs mit Steuern zur Kasse bittet.
Wenn Du Deine kleine Rente mit einem solchen Aushilfsjob aufbesserst, kannst
Du Deinem Brötchengeber sogar die Pauschalsteuer ersparen, indem Du ihm
eine Steuerkarte, z. B. mit der Steuerklasse I (ledig) oder III (verheiratet), vor-
legst. Wenn Deine monatliche Rente als Lediger nicht deutlich über 1 200 € und
als Verheirateter über 2 750 € liegt, fällt trotz der geänderten Rentenbesteue-
rung keine Steuer an.

So sieht die Rechnung für Dich aus, wenn Du 2005 oder früher in Rente gegan-
gen bist:

Ledige Verheiratete
Monatslohn 400 €  12 4 800 €
./. Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
./. Altersentlastungsbetrag – 1 900 €
Arbeitslohn 1 980 € 1 980 € 1 980 €

Rente 1 200 €  12 14 440 €


Rente 2 750 €  12 33 000 €
Besteuerungsanteil 50 % – 7 220 € – 16 500 €
./. Pauschbetrag für Renten – 102 € – 102 €
Renteneinkünfte 7 118 € 7 118 € 16 398 € 16 398 €

./. Sonderausgaben-Pauschbetrag – 36 € – 72 €
./. Vorsorgeaufwendungen (Versicherungen) – 1 500 € – 3 000 €
Einkommen 7 562 € 15 306 €
./. Grundfreibetrag – 7 665 € – 15 330 €
bleiben zu versteuern 0€ 0€

Wie Du siehst, zahlen so weder Du noch Dein Arbeitgeber Steuern für Deinen
400-€-Job. Bist Du erst 2006 oder 2007 in Rente gegangen, steigt der Besteue-
rungsanteil der Rente auf 52 % bzw. 54 %. Dementsprechend geringer ist der
Rentenbetrag bis zu dem für den Minijob keine Steuern anfallen.

78049-7_s001-816.indb 107 28.08.2007 14:28:34 Uhr


108 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Als »reicher« Rentner fährst Du


mit der Pauschalierung besser

Gehörst Du zu den Rentnern, die über eine besonders hohe Rente verfügen
oder bei denen sich der Fiskus schon wegen anderer Einkünfte, z. B. aus der
Vermietung von Immobilien oder wegen hoher Zinsen, bedient, fährst Du mit
der Pauschalsteuer für Deinen 400-€-Job deutlich besser. Du wirst also Deinem
Arbeitgeber keine Steuerkarte vorlegen und ihn bitten, die Steuer mit 2 % pau-
schal abzuführen.

Wechsle im richtigen Moment die Besteuerungs-


methode beim Ehegattenarbeitsverhältnis

157 Wenn Du Deine bessere Hälfte in Deiner Firma als 400-€-Kraft beschäf- 157
mS tigst, fährst Du in aller Regel mit der Pauschalierung der Lohnsteuer bes-
ser. Doch kann es passieren, dass Du später merkst, dass eine Versteuerung
nach Lohnsteuerkarte deutlich günstiger gewesen wäre, z. B., wenn sich heraus-
stellt, dass Du mit deiner Firma Verluste gemacht hast oder Euer gemeinsames
Einkommen so gering ist, dass keine Steuern anfallen.
Dank des BFH kannst Du Dich jetzt auch noch anders entscheiden, wenn das
Kalenderjahr längst abgelaufen ist, und von der Pauschalierung des Arbeits-
lohns zur Regelbesteuerung wechseln. Du gibst dazu einfach eine geänderte
Lohnsteueranmeldung ohne die Pauschalsteuer ab und erklärst in Deiner
Steuererklärung den Arbeitslohn Deines Ehegatten in der Anlage N als norma-
les Arbeitseinkommen (BFH-Urt. v. 26. 11. 2003 – BStBl II 2004 S. 195).

8. Altersversorgung
158 Zunächst ein Überblick, welche Möglichkeiten der betrieblichen Altersvor- 158
sorge Du nutzen kannst und wo die Vorteile und die Fallstricke für Dich lie-
gen:

78049-7_s001-816.indb 108 28.08.2007 14:28:35 Uhr


8. Altersversorgung 109

Wege der steuerlich geförderten betrieblichen Altersvorsorge


Form der Kurzbeschreibung Steuerliche Förderung Besteuerung in der
betrieblichen in der Ansparphase Leistungsphase
Altersvorsorge
Pensions- Der Arbeitgeber verspricht Der Aufbau der Die späteren
zusage/ bei Eintritt in den Altersversorgung ist Pensionszahlungen
Direktzusage Ruhestand eine nicht steuerpflichtig; stellen Arbeitslohn dar
regelmäßige monatliche dadurch entsteht in und müssen vom
Altersversorgungszahlung der Ansparphase Arbeitnehmer
(Pension); der Arbeit- keine finanzielle zusammen
nehmer muss keine Belastung. mit seinen anderen
Zahlungen dafür leisten. Einkünften voll
versteuert werden.
Pensions- Der Arbeitgeber verspricht Der Aufbau der Die späteren
zusage/ bei Eintritt in den Altersversorgung ist Pensionszahlungen
Direktzusage Ruhestand eine nicht steuerpflichtig; stellen Arbeitslohn dar
(aus regelmäßige monatliche der Besteuerung und müssen vom
Gehalts- Altersversorgungszahlung unterliegt nur noch der Arbeitnehmer
umwandlung) (Pension); Lohn abzüglich zusammen
der Arbeitnehmer Gehaltsverzicht, mit seinen anderen
finanziert dies durch einen dadurch ergibt sich ein Einkünften voll
regelmäßigen Gehaltsver- laufender Steuervor- versteuert werden.
zicht. teil.
Werksrente Der Arbeitgeber zahlt Der Aufbau der Die späteren
ohne verbindliche Zusage Altersversorgung ist Zahlungen der
an ehemalige Arbeitneh- nicht steuerpflichtig; Werksrente werden
mer eine betriebliche dadurch entsteht in behandelt wie eine
Altersversorgung der Ansparphase Pension. Sie stellt
unmittelbar aus keine finanzielle Arbeitslohn dar und
Betriebsmitteln Belastung. muss vom Arbeit-
oder z. B. über eine nehmer zusammen
Unterstützungskasse. mit seinen anderen
Einkünften voll
versteuert werden.
Direkt- Der Arbeitgeber zahlt Die Direktversiche- Die späteren
versicherung zu Gunsten des rungsbeiträge sind bei Zahlungen aus der
Arbeitnehmers Beiträge in Vertragsabschluss Direktversicherung
eine durch ihn abge- nach dem 31. 12. müssen vom
schlossene Lebensversi- 2004 bis zu 4% der Arbeitnehmer
cherung, die Beitragsbemessungs- zusammen mit seinen
dem Arbeitnehmer als grenze in der anderen Einkünften
Altersvorsorge eine regel- Rentenversicherung voll versteuert werden
mäßige monatliche (2007 = ca. 2 520 €) (§ 22 Nr. 5 EStG).
Rentenzahlung garantiert. zuzüglich weiterer (Sonderregelungen
1 800 € (2007 für Altverträge vor
insgesamt also ca. 2005)
4 320 €) steuerfrei.
(Sonderregelungen
für Altverträge vor
2005)

78049-7_s001-816.indb 109 28.08.2007 14:28:35 Uhr


110 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

Form der Kurzbeschreibung Steuerliche Förderung Besteuerung in der


betrieblichen in der Ansparphase Leistungsphase
Altersvorsorge
Pensions- Der Arbeitgeber zahlt wie bei Direkt- Wie bei Direktversi-
kasse/ zu Gunsten des versicherungen cherungen.
Pensions- Arbeitnehmers Beiträge an + (Sonderregelungen für
fonds eine Pensionskasse, die wahlweise Förderung Altverträge vor 2005)
dem Arbeitnehmer als durch Riester-Zulage.
Altersvorsorge eine (Sonderregelungen
regelmäßige monatliche für Altverträge vor
Zahlung garantiert. 2005)

159 Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds 159


Wenn die Vereinbarung über die betriebliche Altersversorgung mit dem Arbeit-
geber erst nach dem 31. 12. 2004 getroffen wurde, werden Beiträge zu Direkt-
versicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds nahezu gleich behandelt. Sie
bleiben nach § 3 Nr. 63 EStG unter folgenden Voraussetzungen steuerfrei:
● Durch die Zahlungen wird eine kapitalgedeckte betriebliche Altersversor-
gung aufgebaut, das bedeutet praktisch, dass das eingezahlte Kapital für Dich
individuell angelegt und später mit Zins und Zinseszins ausgezahlt wird.
● Die Auszahlung darf nur als laufende Rente erfolgen, Verträge mit einma-
liger Kapitalauszahlung sind nicht steuerbegünstigt.
● Die Auszahlung darf frühestens mit dem 60. Lebensjahr beginnen bzw. mit
dem Beginn der Rentenzahlung aus der gesetzlichen Rentenversicherung.
● Umfasst die betriebliche Altersversorgung auch Hinterbliebene, darf die
Rente nur an Ehegatten und Kinder bzw. den Lebenspartner geregelt sein.
Bezugsrechte für andere Personen wie Eltern oder Geschwister sind dagegen
schädlich und verhindern die Steuerfreiheit.
● Steuerfrei bleiben höchstens 4 % der Beitragsbemessungsgrenze zur Renten-
versicherung.
● Bei Versorgungszusagen (Vertragsabschluss) nach dem 31. 12. 2004 können
zusätzliche 1 800 € steuerfrei bleiben.
Wenn Deine Direktversicherung also z. B. erst 2005 oder später abgeschlossen
wurde, können im Jahr 2007 Beiträge zu dieser Versicherung bis zu einer Höhe
von 4 320 € steuerfrei bleiben.
Völlig zu Recht fragst Du Dich allerdings: »Was ist denn mit meiner betrieb-
lichen Altersversorgung, wenn die Versorgungszusage und die Verträge schon
vor 2005 abgeschlossen wurden?«
Nun, in diesem Fall gelten die bisherigen Regelungen weiter. Für Altverträge
kann der Arbeitgeber auch noch die Lohnsteuer pauschal mit 20 % erheben. Im
Einzelnen sieht das dann so aus:

78049-7_s001-816.indb 110 28.08.2007 14:28:35 Uhr


8. Altersversorgung 111

160 Altverträge (= Versorgungszusage 2004 oder früher): 160


1. Pensionsfonds
Beiträge an Pensionsfonds bleiben bis zu 4 % der Beitragsbemessungsgrund-
lage zur Rentenversicherung (2007 = 2 520 €) steuerfrei. Sind die Beiträge
höher, ist der Restbetrag steuerpflichtig, aber Du kannst dafür noch die Riester-
Zulage erhalten.

zur Riester-Zulage

Wenn Dir die Steuerfreiheit nichts bringt, z. B. weil Du wegen Deines niedrigen
Einkommens keine Steuern zahlst, kannst Du auf die Steuerfreiheit verzichten
und stattdessen für den gesamten Betrag die Riester-Zulage beantragen.
2. Pensionskasse
Beiträge an eine Pensionskasse bleiben ebenfalls zunächst bis zu 4 % der Bei-
tragsbemessungsgrenze zur Rentenversicherung steuerfrei (§ 3 Nr. 63 EStG).
Liegen die Beiträge höher (z. B. für 2007 höher als 2 520 €), können weitere
1 752 € nach § 40 b EStG mit 20 % pauschal versteuert werden. Und wenn auch
dann mit den Beiträgen noch nicht Schluss ist, kannst Du dafür die Riester-Zu-
lage beantragen.
3. Direktversicherung
Anders als die Beiträge zu Pensionskassen und Pensionsfonds waren die Bei-
träge zu Direktversicherungen bis einschließlich 2004 nicht steuerfrei. Sie konn-
ten allenfalls mit 20 % pauschal besteuert werden (§ 40 b EStG).
Wurde Deine Direktversicherung vor dem 1. 1. 2005 abgeschlossen, hattest Du
die Möglichkeit, die Pauschalbesteuerung mit 20 % durch Deinen Arbeitgeber
fortzuführen. Du musstest dazu bis zum 30. 6. 2005 Deinem Arbeitgeber schrift-
lich mitgeteilt haben, dass Du eine Fortführung der Pauschalbesteuerung
wünscht.

zur Pauschalsteuer für


Direktversicherungsverträge

Wenn Du Deinen Arbeitgeber wechselst, übernimmt der neue regelmäßig Dei-


nen Direktversicherungsvertrag. Um weiter von der Pauschalbesteuerung zu
profitieren, musst Du auch bei Deinem neuen Brötchengeber vor dessen erster
Beitragszahlung einen schriftlichen Antrag stellen, dass er die Beiträge pau-
schal mit 20 % versteuern soll.

78049-7_s001-816.indb 111 28.08.2007 14:28:36 Uhr


112 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

zur Pauschalsteuer für Altverträge

Auch wenn Du es auf den ersten Blick ziemlich komisch findest, auf die Steuer-
freiheit zu verzichten und stattdessen eine Besteuerungsvariante zu wählen, die
20 % Lohnsteuer zzgl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag kostet, solltest
Du nicht vorschnell handeln. Die Pauschalierung der Lohnsteuer kann durch-
aus Vorteile haben:
1. Bei Steuerfreiheit werden später Deine Erträge aus der Lebensversicherung
nachgelagert und damit voll besteuert. Wird dagegen die Lohnsteuer pau-
schaliert, unterliegt die Rente aus Deiner Direktversicherung nur mit einem
geringen Ertragsanteil der Besteuerung. Bist Du bei Rentenbeginn z. B. 65
Jahre alt, werden nur 18 % der Rentenzahlung als Einkommen angerechnet,
82 % bleiben steuerfrei.
2. Der Verzicht auf die Steuerfreiheit kann sich auch dann lohnen, wenn Du
Dir bei Ablauf der Versicherung keine Rente, sondern einen Kapitalbetrag
auszahlen lässt. In diesem Fall erhältst Du Dir durch den formell ausgespro-
chenen Verzicht die Steuerfreiheit der Kapitalzahlung.

Neuverträge

Zahle im Zweifel die Beiträge selbst!

161 Nicht jeder Arbeitgeber ist so großzügig und zahlt die Beiträge zu Deiner Al- 161
tersversorgung aus der eigenen Tasche. Damit Du bei der notwendigen Aufsto-
ckung Deiner gesetzlichen Altersversorgung nicht in die Röhre siehst, hat der
Gesetzgeber im Betriebsrentengesetz festgelegt, dass Du in jedem Fall einen
Anspruch auf betriebliche Altersversorgung hast, wenn Du bereit bist, die er-
forderlichen Beiträge durch einen Verzicht auf einen Teil Deines Gehalts zu fi-
nanzieren. Im schönen Amtsdeutsch spricht man dann von einer »Gehaltsum-
wandlung«. Der Vorteil für Dich liegt klar auf der Hand. Den Teil Deines Ge-
halts, auf den Du verzichtest, musst Du nicht mehr versteuern. Auf diese Weise
sparst Du einen dicken Batzen an Lohnsteuer und kannst sozusagen indirekt
den Fiskus an der Finanzierung Deiner Altersversorgung beteiligen.
Mit einer betrieblichen Altersversorgung fährst Du in aller Regel günstiger als
mit privaten Verträgen. Zumindest bis zu Beiträgen von jährlich 4 % der Bei-

78049-7_s001-816.indb 112 28.08.2007 14:28:36 Uhr


8. Altersversorgung 113

tragsbemessungsgrenze (2006 = 2 520 €) hast Du die volle Steuerfreiheit. Bei


der privaten Vorsorge bekommst Du über den Abzug als Vorsorgeaufwen-
dungen nur einen Teil steuerfrei. Hinzu kommt noch – zumindest bis 2008 –,
dass für die Beiträge zur betrieblichen Altersversorgung keine Sozialversiche-
rung anfällt.
Was dabei für Dich herausspringt, wenn Dein Arbeitgeber einen Direktversi-
cherungsvertrag abschließt, dessen Beiträge Du durch einen Gehaltsverzicht
finanzierst, siehst Du an folgendem Beispiel:
Angenommen, Dein Monatsgehalt liegt bei 3 500 €. Als Lediger mit der Steuer-
klasse I kannst Du es Dir erlauben, im Monat einen größeren Betrag zu inves-
tieren, und verzichtest daher monatlich auf 350 € zugunsten der Beiträge in die
Direktversicherung.

Lohnsteuer (StKl I/0) auf den Monatslohn von 3 500,00 € 725,25 €


./. Gehaltsverzicht – 350,00 €
Lohnsteuer für den gekürzten Monatslohn von 3 150,00 € – 606,16 €
Ersparnis an Lohnsteuer monatlich 119,09 €
Zuzüglich Kirchensteuer 9,0% von 119,09 € + 10,71 €
Zuzüglich Solidaritätszuschlag 5,5% von 119,09 € + 6,54 €
Gesamtersparnis pro Monat 136,34 €
Jährlich 1 636,08 €
Damit bezahlst Du von den 4 200 € für Deine Altersversorgung nur noch etwa
2 564 €, also nur ungefähr 60 %, aus der eigenen Tasche. Die übrigen 40 % steu-
ert freundlicherweise der Bundesfinanzminister bei.

Mach aus Deiner Abfindung in späteren Jahren


steuerfreie Altersvorsorgeleistungen!

162 Hast Du als gutverdienender leitender Angestellter nicht auch schon ärgerlich 162
die Stirn gerunzelt, dass die Steuerfreiheit für Entlassungsabfindungen gestri-
chen wurde? Vor allem wenn Du mit der Abfindung etwas für Deine spätere
Altersversorgung tun willst, ist es doppelt ärgerlich, wenn Dir der Fiskus zuvor
bis zu 48 % (bei absoluten Spitzenverdienern ab 2007 sogar 51,5 %) an Steuern
(inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag) dafür abknöpft.
Nutze deshalb lieber die Segnungen der betrieblichen Altersversorgung und
kassiere weiter einen Teil Deiner Abfindung steuerfrei.
Das geht ganz einfach. Statt Dir die komplette Abfindung auszahlen zu lassen,
kassierst Du nur den Teil, den Du brauchst, um die Zeit bis zu Deinem nächsten
Job zu überbrücken. Den Rest zahlt Dein Arbeitgeber in eine Direktversiche-

78049-7_s001-816.indb 113 28.08.2007 14:28:36 Uhr


114 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

rung, aus der Dir bei Eintritt in das Rentenalter Monat für Monat eine zusätz-
liche laufende Rente gezahlt wird. In diesem Fall bleibt nämlich nicht nur der
normale Jahresbetrag von 4 % der Beitragsbemessungsgrenze zur Rentenversi-
cherung zzgl. 1 800 € steuerfrei, sondern für jedes Jahr nach dem 31. 12. 2004, das
Du bei Deinem Arbeitgeber geschafft hast, weitere 1 800 €. Wenn Du allerdings
schon vorher steuerfreie Zahlungen in eine Pensionskasse, Direktversicherung
oder einen Pensionsfonds kassiert hast, wird der vervielfältigte Höchstbetrag
um die steuerfreien Beträge der letzten sieben Jahre gekürzt. In die Kürzung
einbezogen werden allerdings auch hier nur steuerfreie Zahlungen ab dem Jahr
2005.

Beispiel
Angenommen, Du wirst im Jahr 2008 von Deinem Arbeitgeber nach 25 Jahren
im Betrieb an die Luft gesetzt. Als langjährigem verdientem Mitarbeiter ver-
süßt Dir Dein Boss die Entlassung mit einer Abfindung von 60 000 €. Eine be-
triebliche Altersversorgung hattest Du bisher nicht. Ihr entschließt Euch des-
halb, einen Teil der Abfindung, nämlich 10 000 €, in eine Direktversicherung
einzuzahlen.
Und so sieht es dann steuerlich für Dich aus:
Abfindung 60 000 €
daraus in eine Direktversicherung gezahlt 10 000 €
davon höchstens steuerfrei 1 800 €  4 Jahre = 7 200 €
steuerfreier Teil für betriebliche Altersversorgung
(§ 3 Nr. 63 EStG) – 7 200 €
verbleibender Teil der Abfindung 52 800 €
steuerpflichtiger Teil 2007 52 800 €
Wie Du siehst, müssen von Deiner Abfindung 2008 nun statt 60 000 € nur noch
52 800 € versteuert werden.

Eine Direktversicherung kann auch im Rahmen eines Ehegattenarbeits-


mS verhältnisses zugunsten des im Betrieb mitarbeitenden Ehegatten abge-
schlossen werden. Voraussetzung ist hier allerdings immer, dass das Arbeitsver-
hältnis dem Grunde nach anerkannt werden kann.

Kassiere mit einem zusätzlichen Vertrag 1 800 €


steuerfrei!

163 Zum Ausgleich dafür, dass ab 2005 für neu zugesagte kapitalgedeckte betrieb- 163
liche Altersversorgungen die Lohnsteuer nicht mehr pauschal berechnet wer-

78049-7_s001-816.indb 114 28.08.2007 14:28:37 Uhr


8. Altersversorgung 115

den kann, wurde neben der Steuerfreiheit bis zu 4 % der Beitragsbemessungs-


grenze zur Rentenversicherung (2007 = 2 520 €) ein zusätzlicher Steuerfreibe-
trag bis zu 1 800 € eingeführt.
Wenn Du bislang schon über Beiträge zu einer Pensionskasse oder einem Pen-
sionsfonds steuerfreie Beiträge in Höhe der 4 %-Grenze kassiert hast, würde es
sich doch sicher lohnen, noch etwas mehr in die Altersversorgung zu stecken.
Warum die Steuerfreiheit von 1 800 € nutzlos verschenken?
Leider genügt es nicht, wenn Dein Arbeitgeber weitere 1 800 € aus Deinem
Lohn in den schon bestehenden Vertrag zahlt. Die bloße Anhebung der Bei-
träge akzeptiert der Fiskus nämlich nicht als neue Versorgungszusage. Damit es
mit der zusätzlichen Steuerbefreiung dennoch klappt, hast Du folgende Mög-
lichkeiten:
● Du erweiterst Deinen bisherigen Vertrag um ein zusätzliches biometrisches
Risiko und zahlst dafür höhere Beiträge. Unter biometrischen Risiken ver-
steht der Fiskus die Absicherung für Tod, Invalidität, Unfall, Berufsunfähig-
keit oder die Hinterbliebenenversorgung. Interessant ist das für Dich z. B.,
wenn Dein Vertrag bisher keine Hinterbliebenenversorgung vorsah, Du aber
inzwischen geheiratet hast und der erste Nachwuchs da ist. Die zusätzlichen
Beiträge für die Hinterbliebenenversorgung sind dann bis zu 1 800 € steuer-
frei (§ 3 Nr. 63 EStG).
● Noch einfacher ist es, wenn Du neben dem bestehenden Altersversorgungs-
vertrag einen weiteren in einer anderen Sparte der betrieblichen Altersver-
sorgung abschließt. Hast Du z. B. einen Vertrag in einer Pensionskasse oder
bei einem Pensionsfonds, kannst Du einen Direktversicherungsvertrag mit
monatlicher Zahlung von 150 € (= 1 800 €/Jahr) abschließen, den Du selbst
aus einem Gehaltsverzicht finanzierst.
Wichtige Einschränkung: Die zusätzliche Steuerfreiheit von 1 800 € kannst Du
in den Wind schreiben, wenn Du z. B. noch eine vor 2005 abgeschlossene Di-
rektversicherung hast, für die weiterhin die Beiträge mit 20 % pauschal besteu-
ert werden. Dabei ist völlig gleichgültig, wie hoch die pauschal besteuerten Bei-
träge sind. Auch Miniversicherungen mit nur 200 bis 300 € Jahresbeitrag machen
Dir die Steuerfreiheit kaputt.

Ein kleiner Verzicht bringt Dir 1 800 € Steuerbefreiung!

Angenommen, Du hast seit Jahren eine kleine Direktversicherung und möch-


test nun gern mehr für die alten Tage auf die Seite legen. Den alten Vertrag zu
kündigen und einen neuen abzuschließen ist nicht zu empfehlen, denn wie bei

78049-7_s001-816.indb 115 28.08.2007 14:28:37 Uhr


116 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

jedem anderen Lebensversicherungsvertrag rückt die Versicherungsgesellschaft


bei vorzeitiger Kündigung nur den mickrigen Rückkaufwert heraus, und der ist
oft geringer als die bisher eingezahlten Beiträge. Du machst stattdessen Fol-
gendes:
● Für Deine alte Direktversicherung verzichtest Du auf die Pauschalierung der
Lohnsteuer. Bitte Deinen Arbeitgeber, er möge die Beiträge nunmehr Dei-
nem Arbeitslohn zuschlagen und nach der Lohnsteuerkarte versteuern.
● Gleichzeitig schließt Du einen Vertrag mit 1 800 € Jahresbeitrag z. B. bei einer
Pensionskasse ab.
So kommt Deine alte Direktversicherung der Steuerfreiheit für Beiträge bis zu
1 800 € für Deinen neuen Altersversorgungsvertrag nicht mehr ins Gehege. Bei
einem Steuersatz von ca. 35 % sieht Deine Ersparnisrechnung etwa so aus:

Lohnsteuer auf Direktversicherungsbeiträge von 300 € 105,00 €


Sozialversicherung darauf (ca. 21%) + 62,00 €
gesparte pauschale Lohnsteuer (20% von 300 €) – 60,00 €
gesparte Lohnsteuer auf 1 800 € Beiträge für den neuen Vertrag – 630,00 €
Ersparnis 523,00 €

Da Du außer Lohnsteuer auch noch Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag


sparst, liegt Deine tatsächliche Gesamtersparnis sogar noch höher und finan-
ziert Dir Vater Staat so etwa ein Drittel der Beiträge aus dem Steuersäckel.

Kassiere Deine Tantieme oder


Dein Weihnachtsgeld steuerfrei!

164 Als Arbeitnehmer kannst Du mit Hilfe von Pensionszusagen die Versteuerung 164
Deines Gehalts lange aufschieben und in Zeiten verlagern, in denen Du z. B. als
Rentner nicht mehr der horrenden Progression unterliegst. Zudem ist die Steu-
erfreiheit bei einer Pensionszusage nicht auf einen jährlichen Höchstbetrag be-
grenzt.
Schlag Deinem Chef eine »arbeitnehmerfinanzierte Pensionszusage« vor. Ein
Modell, von dem Ihr beide profitiert.
Du verzichtest rechtzeitig vor Beginn des Jahres auf einen Teil Deines Gehalts,
z. B. Deine Jahresgratifikation, Deine Tantieme oder das Weihnachtsgeld. Im
Gegenzug dafür erteilt Dir Dein Brötchengeber eine Pensionszusage. Auf diese
Weise baust Du Jahr für Jahr einen immer höheren Pensionsanspruch auf, und
Dein Arbeitgeber trägt nicht von vornherein das Risiko, ab dem ersten Tag eine
volle Pension zahlen zu müssen.

78049-7_s001-816.indb 116 28.08.2007 14:28:37 Uhr


9. Die Riester-Förderung 117

Dein Vorteil dabei:


1. Da Dir die Tantieme oder das Weihnachtsgeld, auf das Du zugunsten der
Pensionszusage verzichtet hast, nicht zugeflossen ist, zahlst Du dafür keine
Steuern und das auch, wenn der umgewandelte Gehaltsteil 2007 den Betrag
von 4 320 € deutlich überschreitet.
2. Du kannst Dich von Jahr zu Jahr neu entscheiden, ob Du mit dem Geld, das
Du übrig hast, Deinen Pensionsanspruch aufstockst oder doch lieber eine
Urlaubsreise machst oder Dir ein neues Auto zulegst.
Damit es mit der steuerlichen Anerkennung Deiner arbeitnehmerfinanzierten
Pensionszusage auch wirklich klappt, musst Du einige Dinge beachten, die der
Fiskus im BMF-Schreiben vom 4. 2. 2000 – BStBl 2000 I S. 354 festgehalten hat:
● Die Herabsetzung Deiner Bezüge darf ausschließlich künftige, rechtlich noch
nicht entstandene Gehaltsbestandteile betreffen.
● Bei der Dir für den Verzicht im Gegenzug zugesagten Versorgungsleistung
muss es sich um eine betriebliche Altersversorgung im Sinne des Gesetzes
zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG) handeln.
● Die Versorgungszusage muss ein sog. biometrisches Risiko (Tod, Invalidität,
Krankheit) abdecken. Es genügt nicht, wenn Dir lediglich das aus dem Ge-
haltsverzicht »angesparte« Kapital zzgl. einer Verzinsung ausgezahlt wird.

Denk ich an Deutschland in der Nacht,


so bin ich um den Schlaf gebracht.
(Heinrich Heine)

9. Die Riester-Förderung
165 Um die Lücken zu stopfen, die sich künftig bei der Altersversorgung ergeben 165
werden, wurde mit der »Riester-Rente« ein Modell der staatlich geförderten
privaten Altersversorgung aus der Taufe gehoben, deren Beiträge durch Zula-
gen und einen besonderen Sonderausgabenabzug steuerlich gefördert werden.
Um sicherzustellen, dass nur Verträge gefördert werden, die den staatlichen
Fördervoraussetzungen entsprechen, erhalten alle begünstigten Riester-Ver-
träge ein besonderes Zertifikat und eine eigene Zertifizierungsnummer. Dieses
Zertifikat sagt Dir aber nur, dass Du für den Vertrag die Riester-Förderung er-
hältst und dass Du später mindestens Deine Beiträge ausgezahlt bekommst. Es
ist kein staatliches Gütesiegel dafür, dass das jeweilige Anlageinstitut besonders
wirtschaftlich arbeitet und eine hohe Rendite erwirtschaftet.
Folgende Personen können die Riester-Förderung in Anspruch nehmen:
● Arbeitnehmer
● Angestellte
● Beamte
● Wehr-, Zivildienstleistende

78049-7_s001-816.indb 117 28.08.2007 14:28:38 Uhr


118 II. Lohn – Gehalt steuerfrei oder steuerpflichtig!?

● Absolventen eines sozialen Jahres


● Arbeitslose, auch wenn wegen der Einkünfte des Ehegatten oder eigenen
Vermögens keine Ansprüche an das Arbeitsamt bestehen
● Bezieher von Vorruhestandsgeld
● nicht erwerbstätige Pflegepersonen
● Kindererziehende für Kindererziehungszeit
● 400-€-Jobber, die auf ihre Versicherungsfreiheit verzichten und den pauscha-
len Rentenversicherungsbeitrag ihres Arbeitgebers auf den Regelbeitrag
aufstocken
● in die Handwerksrolle eingetragene Handwerker
● in der Altersversicherung der Landwirte pflichtversicherte Landwirte
Dagegen ist keine Förderung möglich, wenn Du selbständig bist.

166 1. Riester-Zulage 166


Für Altersvorsorgeverträge kannst Du besondere Zulagen beantragen, die Dir
neben den Beiträgen auf Deinen Altersvorsorgevertrag gezahlt werden. Die
Berechnungsgrößen sind gestaffelt und steigen stufenweise an. Allerdings musst
Du, um in den Genuss der jeweils vollen Zulage zu kommen, bestimmte Min-
destbeiträge aus der eigenen Tasche zahlen.

Übersicht
Jahr 2006–2007 ab 2008
Mindesteigenbeitrag in %
3% 4%
vom Bruttolohn des Vorjahres
Höchstbeitrag (abzüglich Zulagen) 1 575 € 2 100 €
Grundzulage 114 € 154 €
Kinderzulage je Kind 138 € 185 €

Wenn Du nicht wenigstens einen Betrag in Höhe des Mindesteigenbeitrags


abzgl. der Dir zustehenden Zulagen einzahlst, werden Deine Zulagen anteilig
gekürzt.

Beispiel
Angenommen, Dein Bruttolohn betrug im Jahr 2007 umgerechnet 30 000 €. Du
hast zwei Kinder.
Bei 30 000 € beträgt der Mindesteigenbeitrag 2006 3 % 900 €
Dir stehen folgende Zulagen zu:
Grundzulage 114 €
Kinderzulage 2  138 € 276 €
Zulage insgesamt 390 € 390 €
Verbleiben für Dich aus der eigenen Tasche zu zahlen 510 €

78049-7_s001-816.indb 118 28.08.2007 14:28:38 Uhr


9. Die Riester-Förderung 119

Bei kinderreichen Familien könnte es dazu kommen, dass die Zulagen insge-
samt höher sind als der Mindesteigenbeitrag. Du musst deshalb mindestens 60 €
selbst zahlen.

2. Zulagenanspruch bei Ehegatten


Ehegatten werden bei der Bemessung der Grundzulage getrennt behandelt.
Jeder Ehegatte hat somit nur dann einen Zulagenanspruch, wenn er zum be-
günstigten Personenkreis gehört, er muss auch jeweils den Mindesteigenbeitrag
zahlen. Kinderzulage bekommt Ihr als Ehepaar allerdings nur einmal. Sind
beide Ehepartner zulagenberechtigt, erhält vorrangig die Mutter die Kinderzu-
lage. Sie kann die Zulage aber jährlich auf den Vater übertragen.
Eine nette Besonderheit hatten die Erfinder der Riester-Förderung für Ehe-
leute aber dennoch auf Lager. Als nicht begünstigter Ehegatte, z. B., weil Du
selbständig oder gar nicht berufstätig bist, steht Dir ein abgeleiteter Zulagenan-
spruch zu, wenn Dein Ehegatte dem Grunde nach Riester-begünstigt ist und Du
selbst einen eigenen Altersvorsorgevertrag abschließt.
Der Vorteil für Euch: Der Ehegatte mit dem abgeleiteten Zulagenanspruch
muss selbst keinen Mindesteigenbeitrag leisten, und zudem wird dessen Zulage
auf den Mindesteigenbeitrag des anderen Ehepartners angerechnet.

167 3. Zusätzlicher Sonderausgabenabzug 167


Für Deine Zahlungen in einen begünstigten – zertifizierten – Altersvorsorge-
vertrag kannst Du nach § 10 a EStG einen Sonderausgabenabzug in Anspruch
nehmen. Dieser beträgt zusätzlich zu den üblichen Höchstbeträgen 1 575 €
(2006/2007) bzw. 2 100 € (ab 2008).
Von der Steuerersparnis wird allerdings die Zulage, die Dir auf Deinem Vertrag
gutgeschrieben wurde, abgezogen (Günstigerprüfung).

168 4. Was blüht mir an Steuern, wenn ich später einmal die Rente aus meinem 168
Riester-geförderten Altersvorsorgevertrag kassiere?
Der Teil der Riester-Rente, der aus steuerlich geförderten Beiträgen stammt,
wird später zu 100 % besteuert (»nachgelagerte Besteuerung«).

78049-7_s001-816.indb 119 28.08.2007 14:28:38 Uhr


78049-7_s001-816.indb 120 28.08.2007 14:28:39 Uhr
121

Es gibt gute, achtbare und es gibt weniger gute, achtbare Gesetze.


Steuergesetze sind wenig achtbare Gesetze.
Denn sie beruhen nicht auf den Regeln von Tugend, Sitte und Anstand,
sondern auf Geldgier und Ausbeutungsstreben des Staates.
(Der Verfasser)

III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer


1. Werbungskosten – Deine Berufskosten

169 Werbungskosten sind die beruflichen Ausgaben oder, wie die Steuergesetze sich 169
ausdrücken, die Aufwendungen zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung Dei-
nes Arbeitseinkommens. Praktisch sind das alle Kosten, die Dein Beruf mit sich
bringt, auch die Vorbereitung darauf. Abzugsfähig sind die tatsächlichen Kos-
ten, mindestens aber 920 € (Arbeitnehmerpauschbetrag). Daher fallen alle be-
ruflichen Kosten bis 920 € sang- und klanglos unter den Tisch, wirken sich also
steuerlich nicht aus.
Stehst Du nicht mehr im aktiven Arbeitsleben und beziehst als Pensionär oder
Werksrentner Versorgungsbezüge, beträgt der Arbeitnehmerpauschbetrg nur
102 €. Mit der Begründung, bei einem nicht mehr im aktiven Arbeitsleben ste-
henden Versorgungsempfänger würden auch nicht mehr Werbungskosten an-
fallen als bei einem Rentner, gesteht Dir der Fiskus nur noch dieselbe Wer-
bungskostenpauschale zu wie Rentnern.

zum Arbeitnehmerpauschbetrag

Bleib mit Deinen Werbungskosten entweder deutlich unterhalb der Grenze


von 920 €, um den Vorteil des Pauschbetrags möglichst optimal auszuschöpfen,
oder überschreite die Grenze von 920 € deutlich. Legst Du ab 2007 (Kürzung
der Entfernungspauschale um die ersten 20 Kilometer) täglich mindestens
34 Kilometer zur Arbeit zurück, ist die Pauschale schon erreicht. Zur Kontrolle:
(34–20 =) 14 km  0,30 €  220 Tage = 924 €. Alles, was Du zusätzlich an Wer-
bungskosten in petto hast, wirkt sich jetzt steuermindernd aus. Wie kannst Du
die Werbungskosten geltend machen? Da gibt es zwei Möglichkeiten:
● Schon im Lauf des Jahres sich für die voraussichtlichen Werbungskosten
einen Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eintragen lassen. In diesem Fall
musst Du nach Ablauf des Jahres eine Einkommensteuererklärung abgeben.
Mehr dazu unter E Rz 446 ff.

78049-7_s001-816.indb 121 28.08.2007 14:28:39 Uhr


122 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

● Nach Ablauf des Jahres die Werbungskosten in der Einkommensteuererklä-


rung (Antragsveranlagung) angeben. Siehe dazu E Rz 450.

2. Reisekosten
170 Unter dem Begriff Reisekosten werden im Steuerrecht die Kosten zusammen- 170
gefasst, die entweder vom Arbeitgeber steuerfrei erstattet oder von Dir als Wer-
bungskosten abgesetzt werden können, wenn Du außerhalb Deiner regelmä-
ßigen Arbeitsstätte tätig wirst. Dabei sind der Umfang der steuerfreien Arbeit-
gebererstattungen und der eines möglichen Werbungskostenabzugs nahezu
identisch. Lediglich im Bereich der Übernachtungskosten kann der Arbeitge-
ber Pauschalen erstatten, die es für den Werbungskostenabzug nicht gibt; dazu
aber später mehr.
Reisekosten fallen an, wenn Du eine sog. Auswärtstätigkeit ausübst, d. h. eine
● Dienstreise durchführst,
● Einsatzwechseltätigkeit oder
● Fahrtätigkeit ausübst.
In allen drei Reisekostensparten kommen für einen Werbungskostenabzug
oder eine steuerfreie Arbeitgebererstattung folgende Aufwendungen in Be-
tracht:
● Verpflegungsmehraufwendungen
● Fahrtkosten
● Übernachtungskosten
● Nebenkosten
Bei den Erstattungen durch Deinen Arbeitgeber kommt es für die Steuerfrei-
heit nicht darauf an, unter welcher Bezeichnung Dir die Zahlungen zufließen.
Häufig tauchen Begriffe auf wie Aufwandsentschädigungen, Auslösungen, Spe-
sen etc., gemeint sind aber immer die Kosten, die im Verwaltungsdeutsch des
Fiskus als Reisekosten bezeichnet werden.

Zunächst einmal gilt immer die Devise: So viel wie nur irgend möglich als steu-
erfreien Spesen- und Auslagenersatz vom Arbeitgeber kassieren. Jeder Euro
steuerfreier Spesensatz ist für Dich auch wirklich 100 Cent wert. Beschränkst
Du Dich dagegen darauf, Deine Kosten als Werbungskosten abzusetzen, holst
Du höchstens so viel wieder herein, wie Du bei Deinem persönlichen Steuersatz
an Steuerersparnis erzielen kannst. Inklusive Ersparnis bei der Kirchensteuer
und beim Solidaritätszuschlag sind das höchstens ca. 55 Cent für jeden Euro
Werbungskosten.
Was der Fiskus unter den einzelnen Reisekostensparten versteht (Quelle: R 37
LStR):

78049-7_s001-816.indb 122 28.08.2007 14:28:39 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 123

171 ● Dienstreise ist jede Außendiensttätigkeit außerhalb Deiner Wohnung und 171
Deiner regelmäßigen Arbeitsstätte. Das setzt einen Ortswechsel einschließ-
lich Hin- und Rückfahrt aus Anlass einer vorübergehenden auswärtigen Tä-
tigkeit voraus. Dabei kommt es nicht darauf an, in welcher Entfernung von
deiner regelmäßigen Arbeitsstätte Du beruflich tätig wirst. Dazu mehr unter
E Rz 174.
Wenn Du z. B. als Vertreter an einem Tag mindestens acht Stunden lang Deine
unmittelbaren Nachbarn von den Vorteilen des Bausparens überzeugt hast,
machst Du die Dienstreisepauschalen geltend, selbst wenn die größtmögliche
Entfernung zu Deiner Wohnung nur 125 Meter betragen hat. Allerdings
darfst Du nicht zwischendurch zu Deiner Wohnung zurückkehren.
172 ● Fahrtätigkeit übst Du aus, wenn Deine regelmäßige Arbeitsstätte ein Fahr- 172
zeug ist, wenn Du also Deine Brötchen z. B. als Flugzeugführer, Brummi-,
Linienbus-, Straßenbahn-, Kies- oder Taxifahrer, Lokführer oder Zugbeglei-
ter verdienst. Bei Fahrtätigkeit wirst Du, was Deine Verpflegungspauschale
angeht, wie ein Dienstreisender behandelt. Allerdings musst Du Dich nicht
mit kleinlichen Zeitbeschränkungen auf drei Monate herumärgern, siehe
dazu auch E Rz 192.
173 ● Eine Einsatzwechseltätigkeit wird angenommen, wenn Du typischerweise an 173
ständig wechselnden Einsatzstellen tätig bist, z. B. als Bau-, Montage- oder
Leiharbeiter oder als Springer einer Betriebsreserve. Bei Einsatzwechseltä-
tigkeit in der Nahzone (bis 30 km) wirst Du praktisch einem Innendienstler
gleichgestellt. Es wird Dir lediglich eine unbedeutende Verpflegungspau-
schale zugestanden. Nur bei Einsatzwechseltätigkeit in der Fernzone (über
30 km) kannst Du Fahrtkosten wie bei Dienstreisen abrechnen, also bei
Fahrten mit eigenem Pkw 0,30 € je gefahrenen Kilometer oder die tatsäch-
lichen nachgewiesenen Pkw-Kosten.
Zu Fahrtkosten bei Einsatzwechseltätigkeit siehe E Rz 243. Mehr zu Fahr- und
Einsatzwechseltätigkeit unter E Rz 192, E Rz 193, E Rz 243.

Die Flut an Gesetzen und Verordnungen hat sich wie


Mehltau über das Land gelegt.
(Ex-Wirtschaftsminister Rexrodt)
Wie wahr! Nur: Warum hat er es nicht geändert?

3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit


174 Arbeitnehmer, die aus beruflichen Gründen außerhalb ihrer Wohnung und 174
ihrer regelmäßigen Arbeitsstätte tätig werden, können diese Auswärtstätigkeit
gegenüber dem Fiskus als Dienstreise abrechnen.
Als regelmäßige Arbeitsstätte gilt jede dauerhafte betriebliche Einrichtung des
Arbeitgebers, an der Du entweder fest arbeitest oder die Du nachhaltig, fort-
dauernd und immer wieder aufsuchst. Ob Du überhaupt eine regelmäßige Ar-

78049-7_s001-816.indb 123 28.08.2007 14:28:39 Uhr


124 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

beitsstätte hast, richtet sich nicht danach, welche Arbeiten Du dort im Einzel-
nen erledigst bzw. wie wichtig diese Arbeiten im Vergleich zu Deinen übrigen
Tätigkeiten sind. Für die Frage, wo Dein Tätigkeitsmittelpunkt ist, kommt es
nicht darauf an, wie viel und wie lange Du an diesem Ort arbeitest. Es genügt
bereits, dass Du eine arbeitgebereigene Einrichtung wie den Betrieb, die Dienst-
stelle, eine Filiale etc. auf das Jahr gerechnet im Durchschnitt mindestens ein-
mal in der Woche aufsuchst (BFH v. 11. 5. 2005 – BStBl 2005 S. 789 und 791).
Fährst Du also als Arbeitnehmer mit Einsatzwechsel- oder Fahrtätigkeit mor-
gens immer erst zum Betrieb und von dort weiter zur Baustelle oder über-
nimmst im Betrieb Deinen Bus oder Lkw, ist der Betrieb Deine regelmäßige
Arbeitsstelle und Deine Fahrten ab Betrieb werden wie Dienstreisen abgerech-
net. Dies gilt auch, wenn Du z. B. einmal in der Woche im Betrieb Material,
Aufträge oder Deine Arbeitskollegen abholst oder Deine Arbeitsnachweise ab-
lieferst.
Diese Unterscheidung ist bis 2007 aus folgenden Gründen wichtig:
● Bei einer Einsatzwechseltätigkeit ohne regelmäßige Arbeitsstätte behandelt
der Fiskus Fahrten von der Wohnung zur Einsatzstelle in der sog. Nahzone,
d. h. in einem Bereich von 30 km um Deinen Wohnort, als Fahrt zwischen
Wohnung und Arbeitsstätte. Für diese Fahrten will man Dir nur die Entfer-
nungspauschale zuerkennen. Fährst Du dagegen aus der Nahzone heraus,
stehen Dir ohne zeitliche Einschränkungen die Dienstreisepauschalen für
Deine Fahrtkosten zu;
● hast Du dagegen eine regelmäßige Arbeitsstätte, werden alle Fahrten ab Ver-
lassen der Wohnung oder der regelmäßigen Arbeitsstätte ohne Beachtung
der der 30-km-Grenze als Dienstreise gewertet. Nur die Fahrt von der Woh-
nung zum Betrieb unterliegt dann den Einschränkungen durch die Entfer-
nungspauschale.
Hinweis zur Nahzone ab 2008
Spätestens ab 2008 will der Fiskus die unselige Nahzonenregelung aufgeben, so
dass Dir Dein Arbeitgeber ab 2008 die Fahrtkosten zu einer nur 15 km ent-
fernten Bau- oder Einsatzstelle mit den Dienstreisepauschalen erstatten kann.
Das gilt dann unabhängig davon, ob Du nun über eine regelmäßige Arbeits-
stätte verfügst oder nicht.
Verpflegungspauschalen kannst Du generell nur für längstens drei Monate als
Werbungskosten abziehen. Bist Du länger an ein und derselben Einsatzstelle,
gibt es nur noch Fahrt- und eventuell Übernachtungskosten, aber keine Verpfle-
gungspauschalen mehr (BFH v. 27. Juli 2004 – BStBl II 2005 S. 357).

175 Es kann Dir passieren, dass man versucht, Dir von vornherein Deine Dienstrei- 175
sen mit der Begründung zu streichen, Du habest eine »weiträumige Arbeits-
stätte« und diese sei der Mittelpunkt Deiner beruflichen Tätigkeit. Damit wol-
len sie Dir einreden, Du seist nicht außerhalb Deiner regelmäßigen Arbeits-
stätte tätig und habest keinen Anspruch auf den erhöhten Werbungskostenabzug

78049-7_s001-816.indb 124 28.08.2007 14:28:40 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 125

für Dienstreisen oder Einsatzwechseltätigkeiten. Bei solchen Diskussionen


kontere sofort mit den Urteilen des BFH vom 2. 2. 1994, BStBl 1994 II S. 422 und
vom 5. 5. 1994, BStBl 1994 II S. 534. Danach liegt eine »weiträumige Arbeits-
stätte« praktisch nur vor, wenn Dein gesamtes Tätigkeitsgebiet Deinem Arbeit-
geber gehört (wie bei einem größeren Werksgelände oder einem Forstgebiet)
oder wenn Deine Tätigkeitsstätten unmittelbar aneinandergrenzen.

Aus der Tatsache, dass Du immer in derselben Stadt oder im selben Stadtteil
tätig wirst, können Dir die Fiskalritter keinen Strick drehen, sofern Deine Ar-
beitsstellen häufiger wechseln. Du fällst dann in aller Regel unter die günstige-
ren Regelungen für Einsatzwechseltätigkeiten.
Der Fiskus ist insoweit recht engstirnig. Seiner Meinung nach hast Du als Bau-
arbeiter in einem Neubaugebiet, Schornsteinfeger in Deinem Kehrbezirk, Zei-
tungsbote in Deinem Zustellbezirk oder Hafenarbeiter im Hafengebiet Deine
regelmäßige weiträumige Arbeitsstätte. Wenn Du gegen diese Auffassungen zu
Felde ziehen willst, wappne Dich mit einigen stichhaltigen Argumenten. So hat
der BFH einem Stauer im Hamburger Hafen Einsatzwechseltätigkeit zugestan-
den (BFH v. 7. 2. 1997, BStBl 1997 S. 333). Auch der Kehrbezirk eines Schorn-
steinfegers soll nicht unbedingt eine weiträumige regelmäßige Arbeitsstätte
sein. So zumindest das FG Brandenburg am 9. 10. 1996, EFG 1997 S. 100, das
dem schwarzen Glücksbringer Einsatzwechseltätigkeit zugestand. Lass Dir als
häuslicher Krankenpfleger Deine Einsatzgemeinde nicht als regelmäßige Ar-
beitsstätte ans Bein binden. Poche darauf, Deine Einsätze seien Dienstreisen
(OFD Madgeburg v. 1. 7. 1996, FR 1996 S. 569).
Alle Kosten, die auf einer Dienstreise anfallen, sind als Werbungskosten abzieh-
bar, soweit Dein Arbeitgeber sie Dir nicht ersetzt.

176 a) Verpflegungsmehraufwand bei Dienstreisen 176


Sowohl für die steuerfreie Erstattung durch Deinen Arbeitgeber als auch für
den Abzug als Werbungskosten oder Betriebsausgaben gelten nur noch drei
zeitlich gestaffelte Pauschalen.

Pauschbeträge für Verpflegungsmehraufwand


mS im Inland
Abwesenheitsdauer mindestens Pauschale
8 Stunden 6€
14 Stunden 12 €
24 Stunden 24 €

Diese Tabelle ist auch für Geschäftsreisen und Geschäftsgänge der Selbstän-
digen anzuwenden. Ihr liegen § 4 Abs. 5 EStG und R 39 LStR zugrunde. Wir
wissen, dass sich alle die ungünstig stellen, denen die Firma zwar Reisespesen
zahlt, aber nicht in der Höhe, dass die entstandenen Kosten damit voll abge-

78049-7_s001-816.indb 125 28.08.2007 14:28:40 Uhr


126 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

deckt werden. Wenn Dir Deine Verpflegungskosten von der Firma mit Spesen-
sätzen ersetzt werden, die nicht an die o. a. Pauschsätze heranreichen, verfährst
Du am besten wie bei den Autokosten und machst den Unterschiedsbetrag als
Werbungskosten geltend.
Das Sammeln von Belegen für Deine Verpflegungsspesen lohnt sich nur, wenn
Dein Chef großzügig ist und Dir Deine Kosten gegen Nachweis ersetzt. Bei der
Steuer nutzen Dir diese Nachweise nichts. Auch von den Erstattungen Deiner
Firma können höchstens die Pauschbeträge steuerfrei bleiben.

Doppelte Verpflegungspauschalen
bleiben steuerfrei!

177 Wenn Dir Dein Chef Gutes tun will, zahlt er Dir den doppelten Betrag der 177
obengenannten Pauschalen. Er kann nämlich, neben der normalen steuerfreien
Verpflegungspauschale von 6 €/12 €/24 €, jeweils denselben Betrag noch einmal
zusätzlich zahlen und mit 25 % pauschal versteuern. Damit werden die Zah-
lungen für Dich praktisch steuerfrei, weil pauschal versteuerter Arbeitslohn in
Deiner Steuererklärung nicht erfasst wird (Quelle: § 40 Abs. 2 Nr. 4 EStG).

Beispiel
Angenommen, Du bist auf einer Dienstreise 15 Stunden von Deiner Wohnung
und Deinem Betrieb abwesend.

Dein Arbeitgeber davon bleiben zusätzlich können mit verbleiben als


zahlt Dir als steuerfrei 25% pauschal steuerpflichtiger
Verpflegungskosten versteuert werden Arbeitslohn
12 € 12 €
18 € 12 € 6€
24 € 12 € 12 €
35 € 12 € 12 € 11 €

50 000 € Steuergelder verschwendeten Stuttgarter Parlamentarier


für eine »Bildungsgruppenfahrt«
(Höhlen- und Klosterbesichtigung, Konzert in Kiew)
im »Interesse des deutschen Volkes« . . .

78049-7_s001-816.indb 126 28.08.2007 14:28:40 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 127

Ködere Deinen Chef!

Wenn Dein Brötchengeber Bauchschmerzen wegen der Übernahme der Pau-


schalsteuer hat, kannst Du ihm die Sache schmackhaft machen: Wenn er näm-
lich die Steuer gem. § 40 Abs. 2 Nr. 4 EStG pauschal berechnet, löst das für die-
sen Teil des Arbeitslohns Sozialversicherungsfreiheit aus. Damit sparst nicht
nur Du, sondern auch Deine Firma ca. 21 % an Sozialversicherungsbeiträgen.
Die Pauschalbesteuerung geht für Deine Firma im Ergebnis also nahezu plus/
minus null aus.

In der Kürze liegt die Würze

178 Da keine Mindestentfernung für Dienstreisen erforderlich ist, machst Du be- 178
reits eine erstklassige Dienstreise, sobald Du einen Fuß vor die Tür setzt, um für
Deine Firma außerhalb Deiner Wohnung und außerhalb des Firmengeländes
tätig zu werden. Also wirst Du künftig Kunden in unmittelbarer Nähe Deiner
Arbeitsstelle oder Deiner Wohnung möglichst selbst besuchen, statt sie in den
Betrieb zu bitten. Du greifst Dir also Deinen Aktenkoffer und legst die 50
Meter auf Schusters Rappen zurück. Und schon hast Du bei entsprechender
Abwesenheitszeit Anspruch auf einen Verpflegungspauschbetrag.

Kleinvieh macht auch Mist

179 Gute Nachrichten für alle, die mehrmals am Tag einen dienstlichen Kurztrip 179
unternehmen, z. B. bei einer Außendiensttätigkeit innerhalb einer Großstadt.
Angenommen, Deine Reise morgens dauert mit An- und Abfahrt drei Stunden,
nachmittags warst Du noch einmal sechs Stunden unterwegs. Jede der Dienst-
reisen für sich verhilft Dir noch nicht zu einer Verpflegungspauschale, weil die
Abwesenheit jeweils unter acht Stunden liegt. Du rechnest aber beide Reisen

78049-7_s001-816.indb 127 28.08.2007 14:28:41 Uhr


128 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

zusammen, und schon warst Du insgesamt neun Stunden aushäusig tätig und
wirst mit einem zusätzlichen Bonus in Form einer Verpflegungspauschale von
6 € belohnt.
Zu dumm, dass Du von der besonders schnellen Truppe bist! Da hast Du Dich
doch nachmittags besonders ins Zeug gelegt und Deinen Auftrag in 4,5 Stunden
abgewickelt! Prompt kommt der Ärger hinterher. Die Abwesenheitszeit beträgt
insgesamt nur noch 7,5 Stunden, und Deine schöne Verpflegungspauschale
wäre zum Teufel, wenn nicht . . ., ja, wenn Du nicht besonders klug wärest. Na-
türlich wirst Du nicht auf den einfallslosen und darüber hinaus illegalen Kniff
zurückgreifen und Deine Abwesenheitszeiten in der Reisekostenabrechnung
auf mindestens acht Stunden hochmanipulieren.

Da gehst Du doch viel geschickter vor und hängst einfach abends noch eine
Minidienstreise von einer halben Stunde z. B. zur Post oder zur Bank an. Besser
ist natürlich, Du lässt es gar nicht erst so weit kommen. Man kann eine Dienst-
reise auch dadurch steuerschlau ausdehnen, dass man sich vor der Rückkehr
eine wohlverdiente Pause gönnt und erst einmal zum Essen geht oder sich in
der nächsten Konditorei Kaffee und Kuchen genehmigt. Und lädst Du dazu
noch einen Geschäftspartner ein, kannst Du mit guter Begründung für Euer
Gespräch auch noch Speisen und Getränke absetzen.

180 Gute Nachricht für Seeleute und Soldaten der Marine. Jedes Mal, wenn sie mit 180
ihrem »Pott« einen ausländischen Hafen ansteuern, können sie die hohe Aus-
landsverpflegungspauschale (E Rz 947) absetzen (BFH v. 16. 11. 2005 – BStBl
II 2006 S. 267).
Ganz ohne Pferdefuß geht es aber auch hier nicht ab. Verpflegungspauschalen
können Seeleute nur für die ersten drei Monate der jeweiligen Fahrt absetzen.
Erst wenn Sie wieder ihren Heimathafen angelaufen haben und erneut auslau-
fen, beginnt einen neue Frist von drei Monaten und es gibt wieder Verpfle-
gungspauschalen (BFH v. 19. 12. 2005 – BStBl II 2006 S. 378).

b) Verpflegungsmehraufwand bei vom Arbeitgeber gestellter Verpflegung


181 An Deinen Verpflegungspauschbeträgen darf niemand rütteln. Hier gilt die De- 181
vise: entweder die vollen Pauschalen oder gar keine. Kürzungen sind nicht vor-
gesehen.
Bekommst Du anlässlich einer Dienstreise kostenlose Verpflegung, stehen Dir
also zunächst einmal die ungekürzten Pauschalen von 6/12/24 € zu. Für die
Mahlzeiten wird Dir als Arbeitnehmer aber ein Vorteil in Höhe der amtlichen
Sachbezugswerte für Verpflegung zugerechnet. Das sind 2007 z. B. für ein Mit-
tag- bzw. Abendessen je 2,67 € und für ein Frühstück 1,50 €. Bei Vollverpflegung
werden also pro Tag 6,84 € auf Deinen Arbeitslohn aufgeschlagen.
Damit die Bäume nicht in den Himmel wachsen, soll die Bewertung Deiner
Dienstreiseverpflegung aber nur dann mit der Billigpauschale von 2,67 € mög-
lich sein, wenn der tatsächliche Wert der Mahlzeit nicht über 40 € liegt. Man

78049-7_s001-816.indb 128 28.08.2007 14:28:41 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 129

kann das kalte Grauen kriegen über solche Korinthenkackereien deutscher Mi-
nisterialbeamter!
Sobald Du für Deine Verpflegung einen Obolus entrichtest, muss diese Zahlung
natürlich auf den geldwerten Vorteil angerechnet werden. Angenommen, Du
zahlst für ein betrieblich gesponsertes Mittagessen bei der Dienstreise 4 €, so
bleibt für Dich von dem amtlichen Sachbezugswert nichts mehr zu versteuern.

Kassiere die Verpflegungspauschale zusätzlich oder


spar Dir die Versteuerung von Sachbezugswerten!

Du musst zwar bei einer zur Verfügung gestellten Mahlzeit anlässlich Deiner
Dienstreise den Sachbezugswert versteuern, aber trotzdem weder auf den Wer-
bunskostenabzug noch eine steuerfreie Erstattung vom Arbeitgeber verzichten.
Dein Arbeitgeber darf Dir trotz der zur Verfügung gestellten Mahlzeiten je
nach Reisedauer 6 €/12 €/24 € steuerfrei als Verpflegungspauschale auszahlen.
Zahlt Dein Betrieb Dir die Pauschalen nicht zusätzlich aus, solltest Du auf eine
Vereinbarung drängen, dass bei zur Verfügung gestellten Mahlzeiten Du zwar
grundsätzlich Anspruch auf die Verpflegungspauschale hast, diese aber für jede
Mahlzeit gekürzt wird. Damit könnt Ihr Euch jetzt auf den Standpunkt stellen,
die Kürzung der Pauschale sei quasi das Entgelt für die Mahlzeit. Wenn Du aber
für Mahlzeiten etwas bezahlst, wird der Sachbezugswert um die Zuzahlung ge-
kürzt. Liegt Die Kürzung Deiner Verpflegungspauschale also bei mindestens
2,67 €, muss nichts mehr versteuert werden.

Lass Dich auf Dienstreisen vom Chef


einmal so richtig verwöhnen!

182 Mach Dir hier einmal eine der aberwitzigen Bestimmungen des Steuerrechts 182
zunutze. Du musst nämlich wissen: Bei während der Dienstreise gewährter Ver-
pflegung ist Mahlzeit gleich Mahlzeit. Egal, ob Du in der Kantine der Zweignie-
derlassung, in der Du vorübergehend tätig bist, eine Bockwurst mit Brötchen
verdrückst oder in einem guten Restaurant auf Kosten Deines Arbeitgebers ein
Menü für 40 € tafelst. Für beides wird Dir nur der Sachbezugswert von 2,67 € als
Arbeitslohn zugerechnet.
Wenn Du also bei Deinem Chef gut angesehen bist und er Dir etwas Gutes tun
will, dann kannst Du ohne weiteres auf einer Dienstreise einmal ein paar Tage

78049-7_s001-816.indb 129 28.08.2007 14:28:41 Uhr


130 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

auf Kosten der Firma so richtig schlemmen, ohne dass Du anschließend Sod-
brennen wegen der Steuer bekommen musst. Wichtig dabei ist allerdings, dass
der tatsächliche Preis je Mahlzeit nicht über 40 € liegt und zumindest formal
Deine Firma das Essen gewährt. Du darfst also nicht einfach losziehen, kräftig
auf den Putz hauen und die Rechnung anschließend Deinem Chef präsentieren.
In diesem Fall könnte der Dir nämlich von angenommen 40 € entstandenen
Kosten höchstens 24 € steuerfrei erstatten. Der Rest wäre voll steuer- und sozi-
alversicherungspflichtiger Arbeitslohn.
Also: Die Firma muss schriftlich vorbestellen. Der einfachste Weg ist, wenn sie
ein anständiges Hotelzimmer mit Vollpension für Dich bucht. Sie kann natür-
lich auch z. B. bei einer eintägigen Dienstreise in irgendeinem Restaurant für
Dich per Fax oder E-Mail fest vorbestellen. Hat Dein Arbeitgeber eine schrift-
liche Bestätigung von der Gaststätte, dem Hotel etc., spielt es keine Rolle mehr,
ob die Rechnung an Deine Firma geht, Du mit einer Firmenkreditkarte be-
zahlst oder den Rechnungsbetrag aus eigener Tasche vorstreckst und Dir später
erstatten lässt (R 31 Abs. 8 Nr. 2 S. 2-6 LStR). Für Dich bleibt es bei der Versteu-
erung des amtlichen Sachbezugswerts.
Damit aber nicht genug: Neben der komplett vorbestellten Verpflegung kannst
Du pro vollem Tag noch 24 € und für die angebrochenen Reisetage entspre-
chend 6 € bzw. 12 € steuerfreie Spesen kassieren. Spielt Dein Brötchengeber
nicht mit, kannst Du diese Beträge in Deiner Steuererklärung als Verpflegungs-
mehraufwand unter Werbungskosten absetzen.

Der Kunde verhilft Dir zu steuerfreien Mahlzeiten

183 Willst Du ganz heraus aus der Besteuerung Deiner Mahlzeiten bei Dienstrei- 183
sen, brauchst Du nur einen Kunden zum Essen mitzunehmen. Sofern Du das im
Auftrag Deiner Firma tust, wird aus Deinem Abendessen eine geschäftlich ver-
anlasste Bewirtung, an der Du als Arbeitnehmer teilnimmst. Vorteil für Dich:
Dir entsteht jetzt kein steuerpflichtiger Arbeitslohn. Bei einem solchen Arbeits-
essen mit Kunden steht für Dich nämlich nicht Deine Verpflegung, sondern die
Arbeit im Vordergrund. Dass Du auch etwas essen musst, ist sozusagen lästige,
aber unvermeidbare Pflichterfüllung. (Quelle: R 31 Abs. 8 Nr. 1 LStR)

c) Reisekosten bei längeren Dienstreisen


184 Führt Dich Deine Dienstreise für längere Zeit an denselben Ort, kannst Du die 184
Dienstreisepauschalen nur für die ersten drei Monate beanspruchen. Danach
unterstellt der Fiskus zumindest bis 2007, dass Du an Deinem Dienstreiseort
eine zweite regelmäßige Arbeitsstätte begründet hast. Konsequenz für Dich:

78049-7_s001-816.indb 130 28.08.2007 14:28:42 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 131

Nach drei Monaten stehen Dir keine Verpflegungspauschalen mehr zu. Fährst
Du täglich nach Hause, kannst Du Deine Fahrtkosten nur noch als Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte mit der Entfernungspauschale von 0,30 € ab
dem 21. km absetzen. Hast Du an Deinem Wohnort einen eigenen Haushalt und
am Dienstreiseort eine Unterkunft, kannst Du Mehraufwendungen wegen dop-
pelter Haushaltsführung geltend machen! Allerdings schaust Du bei den Ver-
pflegungsmehraufwendungen genauso in die Röhre, da es die bei doppelter
Haushaltsführung auch nur für die ersten drei Monate gibt und die vorangegan-
genen angerechnet werden.

So befreist Du Dich aus der Dreimonatsfalle!

Hast Du Dich nicht auch schon maßlos darüber geärgert, dass Dir das Finanz-
amt nach Ablauf von drei Monaten die Fahrtkosten zu Deinem auswärtigen
Dienstreiseort nur noch mit der mickrigen Entfernungspauschale anerkennt,
statt weiterhin die doppelt so hohen Dienstreisepauschalen zu akzeptieren und
die auch noch für die ersten 20 km?
Mit der richtigen Begründung ist damit Schluss. Das Finanzamt darf Dir nicht
mehr so ohne weiteres mit der Dreimonatsfrist kommen.
Gegen die Beschränkung Deiner Dienstreise auf drei Monate kannst Du Dich
schon einmal dann wenden, wenn der Dienstreiseort nicht als Einrichtung Dei-
nes Arbeitgebers anzusehen ist, also kurz gesagt nicht Deiner Firma gehört. Bei
einer längeren Dienstreise zu einem Kunden oder auch ins Ausland liegt also
eine Dienstreise auch nach mehr als drei Monaten vor. Der BFH sagt nämlich,
dass eine regelmäßige Arbeitsstätte nur in einer Einrichtung des Arbeitgebers
begründet werden kann, und hat damit die Tür zu langfristigen Dienstreisen
weit aufgestoßen (BFH v. 11. 5. 2005 – BStBl II 2005 S. 789). Auch der Fiskus
schwenkt nach dem Entwurf der Lohnsteuerrichtlinien 2008 auf diese Linie ein
und wird voraussichtlich die Dreimonatsfrist für Dientreisen ab 2008 fallen las-
sen. Warum also solltest Du diese für Dich günstige Rechtslage nicht auch schon
2007 in Anspruch nehmen?
Ganz klar ist die Sache für Dich schon jetzt, wenn Du nicht ununterbrochen am
Dienstreiseort tätig bist, sondern regelmäßig in den Betrieb zurückkommst.
Gute Karten hast Du z. B., wenn Du jeweils
● ein bis zwei Tage wöchentlich beim Kunden und den Rest der Woche im Be-
trieb oder
● zwei Wochen im Monat am Dienstreiseort und zwei bis drei Wochen im Be-
trieb bist.

78049-7_s001-816.indb 131 28.08.2007 14:28:42 Uhr


132 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

In diesen Fällen greift die Dreimonatsfrist nicht. Bist Du dabei überzeugend,


musst Du nur noch mit dem BFH-Urteil vom 18. 5. 2004 (BStBl II 2004 S. 962)
sozusagen den letzten Streich führen, und schon bleibt dem Finanzamt nichts
anderes übrig, als Dir auch für die Fahrten im vierten, fünften und sechsten
Monat jeden gefahrenen Kilometer mit 0,30 € als Werbungskosten zuzugeste-
hen.
Also nichts wie ran ans Werk, Ihr Architekten, Bauleiter, beratende Ingenieure,
Softwareentwickler und alle diejenigen, die trotz Dienstreise ständig auch in
der Firma wesentliche Dingen zu erledigen haben.

zum Neubeginn der Dreimonatsfrist

185 Wenn diese Argumente nicht greifen, z. B., weil Du Dich ständig am Dienstrei- 185
seort aufhältst, kannst Du immer noch damit argumentieren, dass aufgrund
einer Unterbrechung einer Dienstreise eine neue Dreimonatsfrist zu laufen be-
ginnt. Dazu muss die Unterbrechung aber mindestens vier Wochen betragen.
Leider kannst Du zu diesem Zweck nicht einfach mit Deinem Jahresurlaub ar-
gumentieren. Auch eine längere Krankheit reicht nicht aus, um die Frist neu in
Gang zu setzen (R 37 Abs. 3 Nr. 1 LStR).
Wenn Du allerdings zwischendurch für mindestens vier Wochen an Deiner re-
gelmäßigen Arbeitsstätte oder einem anderen Dienstreiseort tätig warst, be-
ginnt danach eine neue Dreimonatsfrist. Besondere Anforderungen werden an
diesen zwischenzeitlichen Beschäftigungsort nicht gestellt, er kann ohne wei-
teres in unmittelbarer Nähe des ersten Dienstreiseorts liegen. So reicht z. B. bei
einem Prüfer oder Revisor bei einem längeren Prüfungseinsatz aus, wenn zwi-
schendurch zwei kurze je zweiwöchige Prüfungen in der Nähe erledigt wurden.

So hebelst Du die Dreimonatsfrist aus!

Urlaub oder Krankheit allein helfen Dir also grundsätzlich nicht, die Hürde für
eine vierwöchige Unterbrechung zu überschreiten. Du kannst Dir aber mit
einem Kombinationsmodell helfen. Der Urlaub rechnet nach Meinung der Fis-
kalvertreter immer zu dem Tätigkeitsort, an dem Du beschäftigt warst, als Du
Deinen Urlaub angetreten hast.

78049-7_s001-816.indb 132 28.08.2007 14:28:42 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 133

Also: Warst Du vor Deinem Jahresurlaub für zwei bis drei Tage in Deiner Firma,
um Bericht zu erstatten oder Schreibkram zu erledigen, und dann für vier Wo-
chen in Ferien, hast Du die mehr als vierwöchige Unterbrechung im Sack.

186 Gute Nachrichten für Dich, wenn bei Deiner Auswärtstätigkeit der Arbeitsort 186
ständig wechselt, weil Du Deine Dienstreisen z. B. als Bauleiter beim Straßen-
oder Gleisbau unternimmst. Für Dich gilt die Dreimonatsfrist nicht. Dasselbe
gilt, wenn Du z. B. als Handelsvertreter oder Kundendienstmitarbeiter täglich
mehrere Kunden besuchst. Aufmüpfige Sachbearbeiter bei Deinem Finanzamt
stellst Du mit einem kurzen Hinweis auf R 37 Abs. 3 Nr. 2 LStR ruhig.

187 Hast Du einen längeren auswärtigen Lehrgang besucht, um in Deinem Beruf 187
ein Meister zu werden, vielleicht Versicherungs-, Bankfachwirt oder Offizier,
kannst Du diesen Besuch bis zu drei Monate wie eine längere Dienstreise ab-
rechnen. Danach wird die Lehrgangsstätte zur regelmäßigen Arbeitsstätte, und
Du setzt Fahrt- und Unterkunftskosten für doppelte Haushaltsführung, aller-
dings ohne Verpflegungspauschalen, ab (BFH v. 4. 5. 1990 – BStBl 1990 II S. 859
u. 861). So rechnest Du die abziehbaren Reisekosten aus:
Für die ersten drei Monate Dienstreise Fahrtkosten für An- und Rückreise und
für Zwischenheimfahrten mit je 0,30 € je km,
z. B. für 1 590 km = 477,00 €
Verpflegungsmehraufwand 78 Tage à 24 € = + 1 872,00 €

Nach drei Monaten doppelte Haushaltsführung


Familienheimfahrten z. B. mit eigenem Pkw
10 Fahrten  70 Entfernungs-km  0,30 € = + 210,00 €
Summe der Werbungskosten 2 559,00 €

Dagegenrechnen musst Du den Sachbezug (2007):


Verpflegung 134 Tage à 6,84 € – 916,56 €
Verbleibt ein Vorteil von 1 642,44 €

Eine Kreisamtsbauleiterin lässt sich neben ihrem


Dienstzimmer eine Dusche einbauen, um sich
»frisch machen« zu können. Klar: Als Beamtin
schwitzt man ja auch so schrecklich. Der Umbau
war schwierig, die Dusche luxuriös. Die Kosten
für die Steuerzahler: fast 50 000 €.

78049-7_s001-816.indb 133 28.08.2007 14:28:43 Uhr


134 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Hol mehr heraus bei Gemeinschaftsverpflegung!

188 Lass Dir nicht einen Sachbezugswert für Verpflegung anhängen, wenn Du bei 188
einer längeren Dienstreise oder bei einem auswärtigen Lehrgang einen Kosten-
beitrag für Gemeinschaftsverpflegung entrichtet hast. Musst Du z. B. als Soldat,
Azubi oder Beamtenanwärter für die Verpflegung in der Mensa oder Kantine
etwas berappen, kannst Du 2007 diesen Betrag von den 6,84 € abziehen, die Dir
pro Tag dafür als Arbeitslohn zugerechnet werden. Lass Dir für Deinen Bröt-
chengeber eine Bescheinigung über Deine Zahlungen geben:

Herr/Frau . . . . . . . . . . . . hat während des dienstlichen Aufenthalts in


. . . . . . . täglich 7,50 € für die Gemeinschaftsverpflegung gezahlt.

Datum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterschrift

Weil Deine Zahlungen höher waren als der Sachbezugswert für Verpflegung,
wird Dir kein steuerpflichtiger Arbeitslohn zugerechnet.

Wie Du als Rechtsreferendar 6 € pro Tag herausholst!

189 Aufgepasst, Ihr Rechtsreferendare und alle, die während der Ausbildung stän- 189
dig den Ausbildungsort wechseln und nicht immer wieder an dieselbe Stamm-
dienststelle zurückkehren. Der BFH hatte ein Einsehen. Ihr könnt Eure Wer-
bungskosten wie alle anderen Arbeitnehmer an ständig wechselnden Einsatz-
stellen absetzen (Betriebsberater 1990, S. 2171). Euch stehen in den ersten drei
Monaten für jeden Tag, an dem Ihr mehr als acht Stunden von der Wohnung
abwesend seid, 6 € zu.

78049-7_s001-816.indb 134 28.08.2007 14:28:43 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 135

So ist mehr drin für leitende Angestellte, Reisende,


Geschäftsführer, Selbständige

190 Wie ist das eigentlich, wenn Du als leitende Kraft in einem Unternehmen 190
mS tätig bist? Da bist Du doch gehalten, stets Deine Firma zu repräsentieren
und Dich nobel zu geben. Also werden bei Dir auch häufiger Kosten für die
Bewirtung von Kunden und Geschäftspartnern anfallen.
Zeigt sich Dein Fiskalvertreter zugeknöpft, weise auf die für Dich günstige
BFH-Rechtsprechung hin, wonach Aufwendungen eines Arbeitnehmers für ein
Essen mit einem Kunden als Werbungskosten abziehbar sind, wenn der Arbeit-
geber ihm dafür keinen Ersatz leistet (BFH-Urt. v. 16. 3. 1984 – BStBl 1984 II
S. 433). Besonders gute Karten hast Du, wenn wenigstens ein Teil Deines Ge-
halts erfolgsabhängig ist. Du solltest Dich aber auf jeden Fall mit astreinen
Nachweisen wappnen und mit einer guten Begründung plus Arbeitgeberbe-
scheinigung, wenn Du die Chance auf Anerkennung wahren willst (FG Mün-
chen 11. 12. 2002 – EFG 2002 S. 521).

191 Die Einschränkung, dass Du erfolgsabhängige Vergütungen haben musst, gilt 191
aber leider für die Bewirtung von Mitarbeitern. Mach dabei deutlich, Deine
erfolgsabhängigen Bezüge seien zu einem nicht unwesentlichen Teil davon ab-
hängig, dass es Dir gelingt, die Dir unterstellten Arbeitskollegen zu höherer
Leistung anzuspornen. Mit diesen Sprüchen aus dem BFH-Vokabular klopfst
Du den Fiskalvertreter weich (BFH-Urt. v. 23. 3. 1984 – BStBl 1984 II S. 557).
Leider haben die Bundesfinanzhofrichter die Kosten für eine kleine Feier im
Kollegenkreis (z. B. nach einer Versetzung) anders als die Richter beim FG
Münster (Urteil v. 9. 12. 1998 – IX 2641/87) nicht anerkannt (BFH-Urteil v.
4. 12. 1992 – BStBl 1993 II S. 350). Ebenso knausrig waren sie bei den Bewir-
tungskosten für Kollegen und Geschäftsfreunde aus Anlass des Geburtstags
(BFH v. 19. 2. 1993, BStBl 1993 II S. 403) und beim Antritt einer neuen Stelle
(BFH v. 15. 7. 1994, BStBl 1994 II S. 896). Als Begründung wurde immer ange-
führt, trotz des auf Geschäftsfreunde, Mitarbeiter und Kollegen beschränk-
ten Personenkreises diene eine solche Feier auch immer der persönlichen
Ehrung.

78049-7_s001-816.indb 135 28.08.2007 14:28:44 Uhr


136 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

für die Feier mit Deinen Kollegen

Mit dieser kleinlichen Handhabung ganz und gar nicht einverstanden ist der
renommierte Einkommensteuerkommentar Schmidt/Densek (Randnummer
15 zu § 12). Also wirst Du mit dieser prominenten Rückendeckung Dein Glück
versuchen. Außerdem bekommst Du inzwischen auch Rückendeckung vom
BFH, wenn Du als Tantieme beziehender leitender Angestellter Deinen Reprä-
sentationspflichten schon mit anderen Feiern nachgekommen bist und nun
Deine Mitarbeiter z. B. zu einem Gartenfest aus Anlass Deines Geburtstags
oder eines Dienstjubiläums einlädst. In diesem Fall kannst Du die Kosten der
Gartenparty als Werbungskosten absetzen, weil die Höhe Deiner Tantieme ja
von der Motivation Deiner Mitarbeiter abhängt, die Du mit dieser Einladung
steigern wolltest (BFH v. 1. 2. 2007 – VI R 25/03).
Auch eine Feier zu Deinem Abschied aus der Firma oder der Dienststelle, an
der vor allem Mitarbeiter, Geschäftsfreunde und Personen des öffentlichen Le-
bens teilnehmen, mit denen Du beruflich zu tun hattest, kannst Du als als Wer-
bungskosten absetzen, wenn Du sie aus der eigenen Tasche gesponsort hast.
Was bei einem Bundeswehrgeneral anlässlich seiner Verabschiedung in den Ru-
hestand recht war (BFH v. 11. 1. 2007 – VI R 52/03), sollte bei Dir als leitendem
Angestellten, Behördenleiter oder leitendem Mitarbeiter einer Dienststelle bil-
lig sein.

d) Werbungskosten bei Fahr- oder Einsatzwechseltätigkeit


192 Ist Deine regelmäßige Arbeitsstätte ein Fahrzeug oder übst Du typischerweise 192
Deine Tätigkeit nur an ständig wechselnden Einsatzstellen aus, z. B. als Bau-
oder Montagearbeiter oder als Springer einer Betriebsreserve, kannst Du Ver-
pflegungsmehraufwand geltend machen, wenn Du einen entsprechend langen
Arbeitstag hast.
Dir stehen dieselben Pauschalen wie bei Dienstreisen zu, wobei die Dauer der
Abwesenheit von der Wohnung zählt:

Abwesenheitsdauer, mindestens Pauschale


8 Stunden 6€
14 Stunden 12 €
24 Stunden 24 €

78049-7_s001-816.indb 136 28.08.2007 14:28:44 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 137

Fahrberufe
Bescheinigung erforderlich
Berufsgruppe
ja nein
Nicht als Fahrtätigkeit eingestuft:
Handlungsreisender x
Gerichtsvollzieher x
Außenprüfer x
Kundendienstmonteur x
Verkaufsfahrer, der selbst im Betrieb sein Fahrzeug belädt x
Bahnpostbegleiter x
Kraftfahrer im Zustelldienst der Post x
Polizeibeamte in der Verkehrsüberwachung x
Büromechaniker x
Als Fahrtätigkeit eingestuft:
Zugpersonal der Deutschen Bahn x
Straßenbahnführer x
Busfahrer im Linien- und Ausflugsdienst x
Lkw-Fernfahrer x
Schiffspersonal x
Flugzeugpersonal x
Flugzeugführer x

193 Was kannst Du bei Einsatzwechseltätigkeit absetzen? 193


Bist Du aufgrund Deines Arbeitsvertrags praktisch nur außerhalb des Betriebs
auf Baustellen, als Pflegekraft oder als Monteur im Außendienst tätig oder bist
Du Mitarbeiter einer Leiharbeitsfirma, stuft der Fiskus Deinen Dienst als »Ein-
satzwechseltätigkeit« ein, weil Du jederzeit damit rechnen musst, dass Dich
Dein Arbeitgeber an einer anderen Einsatzstelle beschäftigt.

194 Du kehrst täglich nach Hause zurück 194


Bei täglicher Rückkehr an Deinen Wohnort kannst Du Verpflegungskosten wie
bei Dienstreisen absetzen. Das sind 6 € bei einer Abwesenheit von mindestens
acht Stunden und 12 € bei mindestens 14 Stunden. Unter Abwesenheitsdauer
versteht der Fiskus grundsätzlich die Zeit zwischen Verlassen der Wohnung und
Rückkehr. Eine Besonderheit gilt allerdings, wenn Du regelmäßig (mindestens
einmal pro Woche) zunächst zum Betrieb Deines Brötchengebers fährst und
erst von dort weiter zur Baustelle oder zum Kunden. An den Tagen, an denen
Du zunächst den Betrieb aufsuchst, beginnt die Zeitrechnung für die Verpfle-
gungspauschale erst mit dem Verlassen des Betriebs und nicht schon, wenn Du
Dich morgens auf den Weg zur Firma machst.

78049-7_s001-816.indb 137 28.08.2007 14:28:44 Uhr


138 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Wenn Du längere Zeit am selben Ort eingesetzt bist, kannst Du längstens drei
Monate lang Verpflegungspauschalen absetzen. Erst wenn Dein Einsatzort
wechselt, fängt eine neue Dreimonatsfrist an, und Du bekommst wieder Ver-
pflegungspauschalen.
Für Deine Fahrtkosten kommt es zumindest bis 2007 darauf an, wie weit Dein
Einsatzort von Deiner Wohnung entfernt liegt. Liegt er in der Nahzone, d. h.
nicht mehr als 30 km entfernt, kannst Du für Deine Fahrten nur die Entfer-
nungspauschale mit 0,30 € ab dem 21. Entfernungskilometer abziehen. Du
kommst also nur dann zu steuerlich abzugsfähigen Fahrtkosten, wenn Deine
Einsatzstelle zwischen 21 und 30 km entfernt liegt.
Beträgt die Entfernung zu Deiner Einsatzstelle mehr als 30 km, liegt sie also in
der Fernzone, kannst Du als Fahrtkosten wie bei Dienstreisen entweder die tat-
sächlichen nachgewiesenen Kosten oder pro tatsächlich gefahrenem Kilometer
0,30 € absetzen. Diese Dienstreisepauschale setzt Du praktisch ohne zeitliche
Begrenzung ab. Also auch dann, wenn Du länger als drei Monate an derselben
Einsatzstelle tätig warst.

Gib Dich bei Fahrten in der Nahzone


nicht mit der Entfernungspauschale zufrieden

Spätestens ab 2008 soll nach dem Entwurf der Lohnsteuerrichtlinien 2008 die
30 km – Grenze abgeschafft werden. Trotzdem hält der Fiskus bis 2007 hartnä-
ckig an dieser für Dich nachteiligen Regelung fest. Gleichwohl solltest Du ver-
suchen auch schon für 2007 Deine Fahrten zu Einsatzstellen in der Nahzone bis
30 km mit den Reisekostenpauschalen für Fahrtkosten von 0,30 € je gefahrenen
km abzusetzen. Dadurch verdoppelt sich nicht nur der Kilometersatz gegenü-
ber der Entfernungspauschale, gleichzeitig entfällt auch die unselige Kappung
der ersten 20 km bei der Berechnung Deiner Fahrtkosten.
Fährst Du z. B. 220 Tage im Jahr zu Baustellen, die je 25 km von Deiner Woh-
nung entfernt liegen, setzt Du so statt der
● Entfernungspauschale von
(25 km – 20 km =) 5 km  0,30 €  220 Tage = 330 €
● Reisekosten für den Hin- und Rückweg von
50 km  0,30 €  220 Tage = 3 300 €
und damit in unserem Beispiel sage und schreibe den zehnfachen Betrag ab.
Wenn Dein Finanzamt dabei nicht mit ziehen will, kannst Du Dich neben der
geplanten Änderung der Richtlinien auch noch auf ein Musterverfahren beru-
fen, dass in dieser Sache in Bayern beim Finanzgericht Nürnberg AZ 3 K 33/07
anhängig ist.

78049-7_s001-816.indb 138 28.08.2007 14:28:44 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 139

195 Du übernachtest an der Einsatzstelle 195


Vorbei die Zeiten, als Du nur dann eine doppelte Haushaltsführung hattest,
wenn Du an Deiner Einsatzstelle übernachtetest. Mit einem ganzen Strauß von
Urteilen hat der BFH vor einiger Zeit entschieden, dass Du sämtliche Kosten
wie bei Dienstreisen abziehen kannst. Das gilt – mit Ausnahme der Verpfle-
gungspauschalen – ohne zeitliche Einschränkungen (BFH-Urteile v. 11. 5. 2005
– BStBl II 2005 S. 782-793). Dem Fiskus blieb nichts anderes übrig, als diese
Kröten zu schlucken und Dir mit dem BMF-Schreiben vom 26. 10. 2005 (BStBl
I S. 960) den umfangreichen Werbungskostenabzug zuzugestehen.
Als Verpflegungskosten setzt Du wie bei Dienstreisen in den ersten drei
Monaten an Deiner auswärtigen Einsatzstelle für jeden vollen Tag 24 € ab.
Für die An- und Abreisetage sind das je nach Abwesenheit von zu Hause 6 €
bzw. 12 €.
Deine Unterkunftskosten, wenn Dir denn Dein Brötchengeber keine Unter-
kunft stellt, kannst Du selbstverständlich in der tatsächlich angefallenen Höhe
absetzen. Lass Dir also von Deinem Hotel oder der Pension, in der Du über-
nachtest, eine entsprechende Quittung geben. Achte darauf, ob ein Frühstück
vermerkt ist. Mehr dazu findest Du unter E Rz 217.
Richtig Freude kommt auf, wenn Du Deine Fahrtkosten zusammenrechnest.
Ohne zeitliche Begrenzung, also auch, wenn Du länger als drei Monate an der-
selben Baustelle arbeitest, setzt Du für die beruflichen Fahrten mit Deinem
Auto 0,30 € für jeden gefahrenen Kilometer ab.
Das gilt nicht nur für die erste Fahrt hin zur Baustelle und die letzte Fahrt zu-
rück, sondern auch für Deine Heimfahrten, z. B. am Wochenende. Der Wer-
bungskostenabzug ist nicht auf eine Fahrt pro Woche begrenzt. Wenn Dich die
Sehnsucht packt und Du auch während der Woche gelegentlich Deine Lieben
zu Hause aufsuchst, setzt Du für diese zusätzlichen Fahrten ebenfalls die Reise-
kostenpauschale von 0,30 €/km ab.
Vergiss nicht die Fahrten von Deiner Unterkunft zur Baustelle. Egal, wie weit
Du fahren musst, pro gefahrenem Kilometer sind 0,30 € als Werbungskosten zu
holen.

Fahrtkosten kannst Du natürlich nur absetzen, wenn Du mit Deinem eigenen


Auto unterwegs bist oder zumindest mit einem, das einem Familienangehörigen
oder Deinem Lebenspartner gehört. Wirst Du dagegen von Deiner Firma im
Kleinbus transportiert oder hast Du Dich bei einem Kollegen eingeklinkt,
kannst Du keine Fahrtkosten absetzen, leider auch nicht die Entfernungspau-
schale für Heimfahrten. Damit Dir der Fiskus nicht mit angeblich fehlenden

78049-7_s001-816.indb 139 28.08.2007 14:28:45 Uhr


140 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Nachweisen für Deine Fahrten einen Strich durch die Werbungskosten macht,
wappne Dich und bewahre z. B. Inspektionsrechnungen und TÜV-Berichte auf.
Gut macht es sich auch, wenn Du möglichst unterwegs tankst, um Deinem über-
kritischen Sachbearbeiter mit den Tankquittungen den Wind aus den Segeln
nehmen zu können.

Fünf Minuten vor zwölf ist optimal

196 Dummerweise erfüllst Du an den Tagen, an denen Du Deine Familienheim- 196


fahrten durchführst, nicht die Voraussetzung für die volle Verpflegungspau-
schale von 24 €. Sowohl am Anreise- als auch am Abreisetag bist Du weniger als
24 Stunden von Deiner Hauptwohnung abwesend, und schon schrumpft Deine
Pauschale an beiden Tagen auf jeweils 12 € zusammen. Günstiger für Dich wäre
es da schon, wenn Du sagen könntest: »Ich muss montags um 7.00 Uhr taufrisch
auf der Baustelle zur Arbeit erscheinen. Damit ich mich noch ein paar Stunden
aufs Ohr legen kann, fahre ich immer schon am Sonntag um 23.55 Uhr zu-
rück.«
Auf diese Weise holst Du zumindest in den ersten drei Monaten für jeden Mon-
tag zusätzlich die volle Pauschale von 24 €.

Beispiel für einen sechsmonatigen Baustelleneinsatz mit Übernachtung:


Unterkunftskosten:
6 Monate à 200 € 1 200,00 €
Fahrtkosten:
Erste Hinfahrt 210 km  0,30 € 63,00 €
Letzte Rückfahrt 210 km  0,30 € 63,00 €
24 mal Heimfahrten à 420 km  0,30 € 3 024,00 €
Fahrten Unterkunft – Baustelle (einfache Entfer-
nung 4 km) 125 Tage  8 km  0,30 € 300,00 €
3 450,00 € 3 450,00 €

Verpflegungskosten:
1.–3. Monat: Volle Tage: 40 Tage  24 € 960,00 €
Heimfahrttage: 26 Tage  12 € + 312,00 €
(Abwesenheit 14 Std.)
1 272,00 € + 1 272,00 €
Werbungskosten insgesamt 5 922,00 €

78049-7_s001-816.indb 140 28.08.2007 14:28:45 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 141

Als Bau- und Montagearbeiter durch Pauschal-


versteuerung zusätzlich absahnen!

197 Besser, als die Werbungskosten bei Deiner Steuererklärung abzusetzen und 197
somit vielleicht 25 bis 30 % der abgesetzten Kosten über die Steuererstattung zu
erhalten, ist es immer noch, wenn Dir Dein Arbeitgeber die Kosten ersetzt. So-
weit er das steuerfrei tun kann, klingeln dann nämlich volle 100 % in Deiner
Geldbörse.
Als Bau- und Montagearbeiter bekommst Du für Deine Baustellentätigkeit
normalerweise unter der Bezeichnung Auslösungen solche Arbeitgebererstat-
tungen. Der Arbeitgeber rechnet im Prinzip genauso wie Du und ermittelt zu-
nächst einmal den Betrag, der als Werbungskosten abzugsfähig wäre. Diesen
Teil der Auslösung kann er dann steuerfrei zahlen. Liegt die Auslösung höher,
wird vom übersteigenden Betrag Lohnsteuer einbehalten.
Reicht der Werbungskostenbetrag nicht, um die Auslösung in voller Höhe steu-
erfrei zu stellen, darf der Arbeitgeber in bestimmtem Umfang von ihm über die
steuerfreien Verpflegungspauschalen hinaus gezahlte Verpflegungskosten pau-
schal versteuern (§ 40 Abs. 2 Nr. 4 EStG). Und das sind je nach Abwesenheit von
Deiner Unterkunft immerhin 6 € (mindestens acht Stunden) oder 12 € (mindes-
tens 14 Stunden) pro Tag.
Dein Arbeitgeber kann also in den ersten drei Monaten pro Tag von der Auslö-
sung 24 € als Verpflegungspauschale steuerfrei lassen und zusätzlich weitere
24 € bzw. an den Reisetagen 6 € bzw. 12 € mit 25 % pauschal versteuern und
diese Steuer zu Deinen Gunsten übernehmen.
Das sind für Dich immerhin ca.
36 Tage à 24 € = 864 €
24 Tage à 12 € = 288 €
1 152 €
die Dir Dein Arbeitgeber zusätzlich zuwenden kann, ohne dass Du
dafür Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge zahlen musst.

198 e) Fahrtkosten bei Dienstreisen 198


Sind Fahrtkosten beruflich veranlasst, kannst Du sie von den Lohn- und Ge-
haltsbezügen als Werbungskosten abziehen. Fahrtkosten sind die tatsächlichen
Aufwendungen, die Dir durch die persönliche Benutzung eines Beförderungs-
mittels entstehen.
Die meisten Berufstätigen nehmen heute ihr privates Auto für berufliche
Fahrten, es können aber auch die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel und für
Taxen abgezogen werden. Ob angemessen oder nicht: Man muss Dir auch hohe
Fahrtkosten anerkennen, wenn sie objektiv im Zusammenhang mit dem Dienst

78049-7_s001-816.indb 141 28.08.2007 14:28:46 Uhr


142 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

stehen und nicht so exorbitant hoch sind, dass man sie als pures Privatvergnü-
gen einstufen muss (§ 9 Abs. 5 und § 4 Abs. 5 Nr. 7 EStG).
Bei den Autokosten ist zu unterscheiden:
● Wenn das private Auto bei Dienstreisen benutzt wird, lässt das Finanzamt die
tatsächlich entstandenen Autokosten zu, die allerdings einzeln nachzuweisen
sind. Wenn kein Einzelnachweis erbracht wird, gibt es ohne Rücksicht auf
Typ und Größe des Autos nur 0,30 € je gefahrenen Kilometer (H 38 LStH
»Pauschale Kilometersätze«), für Mitnahme 0,02 € je Person und Kilometer.
● Wenn das Auto für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte benutzt wird,
lässt § 9 EStG eine Entfernungspauschale von 0,30 € je Entfernungskilome-
ter, also einfache Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, zu.
Wenn Du heute im Beruf etwas werden willst, musst Du möglichst mobil sein.
Wenn Dir Deine Firma aus Kostengründen keinen Pkw zur Verfügung stellt,
wird von Dir meist erwartet, dass Du Deinen eigenen fahrbaren Untersatz ein-
setzt. Es macht sich in den Augen Deines Chefs sicher nicht gut, wenn er von
Dir dauernd zu hören bekommt: »Den Termin bei Kunden XY oder die außer-
ordentliche Besprechung um 20.00 Uhr kann ich leider nicht wahrnehmen, weil
mein Zug/mein Bus zu der Zeit nicht fährt.« Also wirst Du die dienstlichen
Fahrten mit Deinem privaten Pkw absolvieren.
Natürlich kannst Du solche Fahrten als Werbungskosten absetzen. Viel besser
fährst Du allerdings, wenn Dir Dein Chef – und das ist ja eigentlich recht und
billig – die Fahrtkosten für die Benutzung Deines Autos erstattet. Bei Dienstrei-
sen hat er da zwei Möglichkeiten. Entweder er zahlt Dir eine Kilometerpau-
schale von 0,30 € je tatsächlich dienstlich gefahrenen Kilometer, oder er erstat-
tet Dir die mittels Belegen und Fahrtenbuch nachgewiesenen beruflichen Auto-
kosten ( E Rz 201). Übrigens: Beide Methoden gelten natürlich auch für Dich,
wenn Du Werbungskosten beim Finanzamt beantragst.
Auch für die Fahrtkosten gilt die Devise, dass Du am besten abschneidest, wenn
Dir Dein Chef so viel wie möglich steuerfrei erstattet. Über den Werbungskos-
tenabzug und die daraus resultierende Steuerersparnis bekommst Du nämlich
höchstens ca. 4 % Deiner Kosten heraus und verlierst zudem den Vorteil aus
dem Arbeitnehmerpauschbetrag. Der aber steht Dir bei steuerfreien Erstattun-
gen außerdem zu.

199 Dein Arbeitgeber kann aus den Reisekostenzahlungen an Dich keine Vorsteu- 199
ern mehr abziehen. Damit ist für ihn ein wichtiger Vorteil weggefallen. Neben
den Verpflegungspauschalen und pauschalen Übernachtungskosten betrifft
diese Einschränkung vor allem die Fahrtkosten für die Benutzung des Pkws des
Arbeitnehmers.

78049-7_s001-816.indb 142 28.08.2007 14:28:46 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 143

Lass den Wagen mal in der Garage!

Kein Fiskaltrick ohne Gegenkniff. Vorsteuern gibt es für Deinen Brötchengeber


weiter, wenn er Dir einen Betriebs-Pkw zur Verfügung stellt oder Dir für Deine
Dienstreise eine Fahrkarte für die Bahn oder ein Flugticket kauft oder das Taxi
bezahlt oder wenn er für Deine Übernachtungs- bzw. Verpflegungskosten eine
auf seinen Namen lautende Hotel- oder Restaurantrechnung mit offen ausge-
wiesener Umsatzsteuer hat.
Für Deine Dienstreise von Hamburg nach München solltest Du also lieber auf
den Flieger umsteigen, statt Dich mit dem eigenen Auto über verstopfte Stra-
ßen zu quälen. Unter dem Strich ist das auch nicht viel teurer, und Du bist statt
neun Stunden gerade einmal zwei unterwegs.

Kassiere mehr als die Fahrtkostenpauschale


von 0,30 € steuerfrei!

200 Wenn Dein Brötchengeber Dir für Dienstreisekosten Bares erstattet, ist es zu- 200
nächst einmal egal, unter welcher Überschrift dies läuft. Für die Frage, was von
Deiner Reisekostenerstattung steuerfrei bleiben kann, wird der tatsächlich ge-
zahlte Betrag mit den max. steuerfreien Fahrt-, Verpflegungs-, Übernachtungs-
und Nebenkosten verglichen. Bekommst Du z. B. eine Kilometerpauschale von
0,50 €, dafür aber keine Verpflegungskosten erstattet, können je nach Abwesen-
heitsdauer zusätzlich zu den 0,30 € je km bis zu 6, 12 oder 24 € pro Tag steuerfrei
bleiben.
Aber damit nicht genug. Bleibt trotz dieser Sonderrechnung ein steuerpflichti-
ger Betrag über, kannst Du noch einen Schlag obenauf setzen. Dein Arbeitge-
ber kann denselben Betrag, den er steuerfrei als Verpflegungspauschale zahlen
könnte, mit 25 % pauschal versteuern. Für Dich wäre dieser Betrag dann eben-
falls abgabenfrei.

Beispiel
Du bekommst für eine 16-stündige Dienstreise von insgesamt 300 km eine
Fahrtkostenerstattung von 0,40 € je Kilometer.

78049-7_s001-816.indb 143 28.08.2007 14:28:46 Uhr


144 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Pauschale Fahrtkostenerstattung 300 km  0,40 € 120 €


Davon bleiben steuerfrei als Fahrtkosten 300 km  0,30 € – 90 €
./. Verpflegungspauschale bei über 14-stündiger Abwesenheit – 12 €
18 €
./. pauschal besteuerte zusätzliche Verpflegungspauschale – 12 €
bleiben für Dich zu versteuern nur noch 6€

201 Und so errechnest Du Deine Autokosten, falls Du nicht die Pauschale von 201
0,30 € für die dienstlich gefahrenen Kilometer in Anspruch nimmst. Trage dazu
einfach Deine Kosten für zwölf Monate in die folgende Checkliste ein.

Checkliste für den Einzelnachweis von Kfz-Kosten


Kosten €
Versicherungsbeiträge
● Kfz-Haftpflichtversicherung
● Kfz-Vollkaskoversicherung
● Kfz-Teilkaskoversicherung
● ./. Prämienrückerstattung
Kfz-Steuern
Treibstoffkosten
● lt. Belegen
● durchschn. Verbrauch  berufliche km  Literpreis
Öl, Schmierstoffe
Wartungsarbeiten (Ölwechsel etc.)
Inspektionen
Reparaturen
(ohne außergewöhnliche Kosten wie Unfallkosten)
Ersatz- und Verschleißteile, Verbrauchsmaterial, z. B.
● Reifen
● Beleuchtungslampen
● Scheibenwaschanlage
● Frostschutz
Fahrzeugreinigung und -pflege, z. B.
● Fahrzeugwäsche (Waschanlage)
● Reinigungs- und Poliermittel
Garagenkosten, Einstellplatz
● Miete
● Anteil an den Gesamtkosten bei Eigenheimen
Zinsen für Anschaffungsdarlehen
● Agio, Disagio (im Zahlungsjahr)

78049-7_s001-816.indb 144 28.08.2007 14:28:47 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 145

Kosten €
● Zinsen
Leasing
● Leasingsonderzahlung (im Zahlungsjahr)
● laufende Leasingraten
Abschreibung
● bei Neufahrzeugen: Nutzung regelmäßig 6 Jahre = 16,67%
● Gebrauchtfahrzeuge: ggf. kürzere Nutzung 2–5 Jahre = 50–20%

Gesamtkosten in 12 Monaten z. B. 12 000 €


Gesamtfahrleistung in km in 12 Monaten z. B. 25 000 km
Durchschnittlicher km-Satz (12 000 € : 25 000 km) = 0,48 €
Als Werbungskosten machst Du geltend:
Gefahren bei Dienstreisen und Dienstgängen z. B. 9 600 km
Nachgewiesener km-Satz 0,48 €
Gesamtkosten 9 600 km  0,48 € = 4 608 €
./. Fahrtkostenersatz der Firma – 2 880 €
Steuerlich abziehbar 1 728 €

202 Abschreibung für das Auto 202


Nach dem BMF-Schreiben vom 15. 12. 2000 – BStBl 12 000 S. 1532 gilt für alle
nach dem 31. 12. 2000 gekauften Autos eine Regelabschreibungsdauer von sechs
Jahren. Du solltest aber tunlichst prüfen, ob nicht bei Dir wegen Gebrauchtwa-
genkauf oder hoher Fahrleistung von vornherein ein Abschlag bei der Abschrei-
bungsdauer angezeigt ist (E Rz 205).

203 Bei Einzelnachweis der Autokosten sollen neben den laufenden, normalen Kos- 203
ten auch außergewöhnliche wie für Reparaturen nach einem Unfall oder sehr
frühe Motorschäden in die Kostenaufteilung zwischen privaten und beruflichen
Fahrten einbezogen werden. Ist der Schaden auf einer Berufsfahrt passiert, sind
die Aufwendungen für seine Behebung also u. U. nicht zu 100 % Werbungskos-
ten. So zumindest H 38 LStH »Einzelnachweis«. In diesem Fall rate ich Dir, es
im Unfalljahr ausnahmsweise einmal mit den Kilometerpauschalen zu versu-
chen. Die Pauschalen decken nämlich die Unfallkosten nicht ab, so dass Du sie
voll nebenher absetzen kannst (H 38 LStH »Pauschale Kilometersätze«). Die-
ser Kniff lohnt sich für Dich vor allem dann, wenn der Umfang Deiner beruf-
lichen Fahrten, gemessen an der Gesamtfahrleistung, nicht besonders hoch ist
und/oder die Unfallkosten einen besonders dicken Batzen ausmachen.

78049-7_s001-816.indb 145 28.08.2007 14:28:47 Uhr


146 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Einmal arbeiten, mehrmals kassieren

204 Natürlich ist es recht lästig, für jede Wagenwäsche, jedes Fläschchen Türschlos- 204
senteiser etc. Jahr für Jahr die Belege zu sammeln. Du solltest deshalb einmal
zwölf Monate lang sorgfältig jeden Beleg, der irgendwie mit Deinem Auto zu
tun hat, zusammentragen. Aus den so ermittelten Kosten und der Gesamt-
fahrleistung in diesem Jahr kannst Du wie im Beispiel oben einen persönlichen
Kilometersatz für Dein Auto berechnen. Diesen Kilometersatz setzt Du dann
auch für die kommenden Jahre ein. Es genügt dann völlig, wenn Du dem
Finanzamt Deine beruflich gefahrenen Kilometer in einer schön ordentlich
geschriebenen Zusammenstellung präsentierst. Berufe Dich dazu notfalls auf
R 38 Abs. 1 S. 4 LStR, die dieses Verfahren ausdrücklich zulässt.

Eine neue Kostenberechnung wird erst fällig, wenn sich die Kostenverhältnisse
bei Deinem Auto wesentlich ändern, z. B. die Abschreibung ausläuft, sich die
Leasingkonditionen erheblich ändern oder Du Dir einen neuen Wagen zulegst.
Dann steht es Dir frei, noch einmal für zwölf Monate die Kosten nachzuweisen
oder die Kilometerpauschale von 0,30 € abzusetzen.
Übrigens: Änderungen beim Schadensfreiheitsrabatt in der Autoversicherung
sind kein Grund für eine Neuberechnung des Kilometersatzes.

Die Rolle unseres KGB wird im Westen von den


gigantischen Steuerbehörden übernommen, mit denen
jeder selbständig tätige Mensch dauernd im Krieg liegt.
(Adenauer-Preisträger W. Bukowski)

Trickse mit einem Gebrauchtwagen


das Finanzamt aus!

205 Mit der Sechs-Jahres-Regelung für die Abschreibung haben die Finanzer sich 205
selbst reingelegt. Sechs Jahre Nutzungsdauer gelten nämlich nur für Neuwagen.

78049-7_s001-816.indb 146 28.08.2007 14:28:47 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 147

Gebrauchte haben eine entsprechend kürzere Nutzungsdauer. Wenn Du nicht


allzu anspruchsvoll bist und nicht unbedingt immer den neuesten Schlitten vor
der Tür stehen haben musst, kannst Du durch den Kauf eines Gebrauchtwagens
eine schöne Stange Geld beim Finanzamt lockermachen.
Kauf Dir einfach einen gut erhaltenen, z. B. vier Jahre alten Gebrauchten. Da von
dessen Nutzungsdauer nur noch ein Rest von zwei Jahren übrig ist, kannst Du
den Kaufpreis mit 50 %/Jahr abschreiben. Und wenn Du den Wagen nach Ablauf
der zwei Jahre weiterverkaufst, musst Du nicht einmal Deinen Gewinn versteu-
ern, denn Gewinne aus dem Verkauf von Vermögensgegenständen unterliegen
bei einem Arbeitnehmer nur dann der Besteuerung, wenn er sie innerhalb von
zwölf Monaten nach dem Kauf veräußert. Selbständige, Gewerbetreibende sowie
Land- und Forstwirte haben es da leider nicht so gut, können im Gegenzug dafür
aber ein eventuelles Verlustgeschäft beim Autoverkauf absetzen.

Es kann Dir passieren, dass Du an einen Finanzer gerätst, der sich mit dieser
einfachen Differenzberechnung der Restnutzungsdauer Deines Autos nicht an-
freunden mag. Er wird Dich möglicherweise auf H 38 LStH »Einzelnachweis«
verweisen. Dort haben nämlich die ministeriellen Rechenkünstler in Berlin
festgelegt, dass sechs minus vier nicht immer unbedingt zwei ist. Wen wundert
es bei solchen Hirnakrobaten noch, wenn es bei der Steuer drunter und drüber
geht. Bei einem gebrauchten Fahrzeug wollen sie, dass die voraussichtliche
Restnutzungsdauer geschätzt wird. Um dem dünnbrettbohrenden Finanzer bei
seiner Schätzung auf die Sprünge zu helfen, mache ihm klar, dass die amtlichen
Abschreibungstabellen ab 2001 ja extra deshalb neu gefasst worden sind, um
die Werte an die tatsächlichen Verhältnisse anzupassen und realistische Nut-
zungsdauern zu liefern.

Besser Du schätzt, als Dich mit der Pauschale


zu begnügen.

206 Der Bundesfinanzhof hat entschieden, dass das Finanzamt auch geschätzte Kos- 206
ten für das Auto anerkennen muss, wenn feststeht, dass sie auf jeden Fall anfal-
len, wie etwa für Benzin oder Versicherung (BFH-Urteil v. 7. 4. 1992 – BStBl II
S. 894). Wenn Du also beim Sammeln von Einzelnachweisen nicht so ganz sorg-
fältig warst, schätze Deine Benzinkosten und schreibe sie auf einen »Eigenbe-
leg«, statt dem Finanzamt nur die Hälfte der Belege vorzulegen.

78049-7_s001-816.indb 147 28.08.2007 14:28:48 Uhr


148 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Bitte das Finanzamt beim Autokosteneinzelnachweis


mit einem Leasingvertrag zur Kasse!

207 Bist Du mit Deinem Auto viel beruflich unterwegs, lohnt sich ein Einzelnach- 207
weis der Kosten. Die echten Kosten liegen nämlich erfahrungsgemäß weit höher
als die Pauschale von 0,30 €, die das Finanzamt anerkennt. Aber kleinlich, wie
die Beamten und manche Richter nun mal sind, haben sie den Dreh mit der
Abschreibung gefunden, um Deine Kosten künstlich niedrig zu halten.
Wenn Du allerdings einen Leasingvertrag in der Tasche hast, muss das Finanz-
amt gem. § 11 EStG die dicke Einmalzahlung im ersten Jahr voll berücksichti-
gen und Dir für Deine beruflichen Fahrten einen Kilometersatz anerkennen,
der weit über der Pauschale liegt.
Und in den nächsten Jahren, wenn nur noch die niedrigeren Raten zu zahlen
sind, kann es nichts machen, wenn Du 0,30 € je km ansetzt.
Bei uneinsichtigen Finanzämtern hilft der Hinweis auf das BFH-Urt. vom
5. 5. 1994, BStBl 1994 II S. 643 und H 38 LStH »Einzelnachweis«.

Pass beim Abschluss Deines Leasingvertrags auf: Bei sehr kurzen Laufzeiten
bis zu zwei Jahren und langen Laufzeiten über vier Jahre läufst Du Gefahr, dass
Du als »wirtschaftlicher Eigentümer« angesehen wirst und statt Leasingraten
und Sonderzahlung nur die normale Abschreibung anerkannt bekommst.

Das Armsein darf nicht zum Erwerbsmittel


für faule Menschen werden.
(Kant)

Wie Du als Vielfahrer das Finanzamt


bei der 40 000-km-Grenze austricksen kannst

208 In unseliger Eintracht haben es Fiskus und Bundesfinanzhof geschafft, aus einer 208
so einfachen Sache wie der Kilometerpauschale ein Buch mit sieben Siegeln zu
machen.

78049-7_s001-816.indb 148 28.08.2007 14:28:48 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 149

Die staatlichen Geldeintreiber bekommen immer dann Bauchweh, wenn Du


mit Deinem Auto mehr als 40 000 km im Jahr fährst und für Deine Dienstreisen
0,30 € absetzen willst. Wegen angeblich unzutreffender Besteuerung wollen sie
Dir den Kilometersatz kürzen.
Flattert Dir, dem beruflichen Vielfahrer, ein Brief vom Finanzamt ins Haus,
etwa mit diesem Inhalt: ». . . haben wir festgestellt, dass die Gesamtfahrleistung
Ihres Pkw über 40 000 km im Jahr liegt. Eine überschlägige Schätzung der tat-
sächlichen Kfz-Kosten hat ergeben, dass der Ansatz der Kilometerpauschale zu
einer unzutreffenden Besteuerung führt. Die Pauschale ist daher um . . .% zu
kürzen«, nimmst Du das aber nicht widerspruchslos hin. In Deine gepfefferte
Antwort solltest Du Folgendes aufnehmen:

Sehr geehrte Damen und Herren,


in den vergangenen Jahren haben Sie immer die Kilometerpauschalen
akzeptiert. Nach Treu und Glauben konnte ich mich daher darauf verlas-
sen, dass ich auch in Zukunft Pauschalen absetzen kann. Ihre Schätzung
entbehrt außerdem jeder Grundlage. Leider haben Sie mir durch Ihren
viel zu späten Hinweis auf eine eventuelle unzutreffende Besteuerung
jede Möglichkeit genommen, für einen Gegenbeweis entsprechende Beweis-
vorsorge zu treffen.
Ich fordere Sie daher auf, es aus Gründen des Vertrauensschutzes für
die Vergangenheit bei der Kilometerpauschale zu belassen. Gleichzeitig
werde ich von heute an für einen repräsentativen Zeitraum von drei
Monaten meine Kfz-Kosten aufzeichnen und Ihnen damit auch für die Zu-
kunft belegen, dass bei mir keine unzutreffende Besteuerung, was immer
das heißen mag, eintritt.

Jetzt heißt es für Dich: klotzen. Natürlich sammelst Du jeden Beleg für Dein
Auto, egal ob für Reparaturen, Benzin oder Wagenwäsche. Außerdem packst
Du natürlich alle größeren und kleineren Reparaturen, die Du sonst vielleicht
noch aufgeschoben hättest, in Deinen Nachweiszeitraum. Auch den Satz Win-
terreifen, die Schneeketten und das neue Autoradio solltest Du Dir jetzt schon
zulegen. Es wäre doch gelacht, wenn Du auf diese Weise Deine laufenden Kfz-
Kosten nicht so hoch drückst, dass dem Fiskalritter der Dreh mit der unzutref-
fenden Besteuerung vergeht.

Kommst Du trotzdem mit Deinen Kosten nicht ganz auf 0,30 € je km, berufe
Dich auf eine Verfügung der OFD Köln vom 9. 2. 1987 (S 2525 – 8 – St 12 A).
Danach muss das Finanzamt die Kilometerpauschale akzeptieren, wenn Dein
Vorteil dadurch gegenüber den tatsächlichen Kosten nicht höher als rund
1 500 € im Jahr liegt.

78049-7_s001-816.indb 149 28.08.2007 14:28:48 Uhr


150 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Setz die Kosten für die Waschanlage ab!

209 Natürlich ist es lästig, an der Tankstelle für die Wäsche jedes Mal eine Quit- 209
mS tung zu verlangen. Aber Du kennst doch das Spielchen: »Ohne Beleg keine
Steuerersparnis.« Und schließlich kostet heute eine normale Wäsche locker 8 €.
Wenn Du Dein Auto nur einmal pro Woche auf Hochglanz bringen lässt, sind
das im Jahr schnell mal 400 €. Deine Steuerersparnis liegt zwischen 60 € und
190 €.

Mach die Kosten für den Führerschein


bei der Steuer geltend!

210 Das Finanzamt sagt: Aufwendungen für den Führerschein gehören grundsätz- 210
lich zu den Kosten der Lebensführung. Sie sind auch dann keine Berufsun-
kosten, wenn der Beruf oder der Betrieb die Benutzung eines Autos erforder-
lich macht.
»Und was ist, wenn ich Taxifahrer werden will?«, fragst Du. Tja, wenn Du das
glaubhaft machen kannst, muss das Finanzamt die Führerscheinkosten als be-
rufliche Kosten anerkennen, so der BFH, BStBl 1969 II S. 433.
»Und was ist, wenn ich kein Auto habe, mir auch keins anschaffen will, mein
Chef aber erwartet, dass ich die Fahrprüfung ablege? Wenn er sagt, ohne Füh-
rerschein könne er mich nicht länger brauchen?« Auch in diesem Fall muss das
Finanzamt klein beigeben, weil die Kosten ausschließlich durch den Beruf ver-
anlasst sind. Ich rate Dir, in Deinem Antrag auf Einkommensteuerveranlagung
auf das Urteil des FG Köln vom 24. 7. 1984 – EFG 1985 S. 120 – hinzuweisen und
eine Bescheinigung Deines Chefs beizufügen, wonach der Erwerb des Führer-
scheins für Dich aus beruflichen Gründen unverzichtbar war.

Unsere Steuergesetze seien eine klare Einladung zum


Betrug, und die meisten Steuerhinterziehungen würden von
den die Kilometerpauschalen für Fahrten zwischen
Wohnung und Arbeitsstätte in Anspruch nehmenden
Arbeitnehmern begangen. So der ehemalige Präsident des
Bundesfinanzhofs Prof. Dr. Franz Klein.
(Kölner Stadtanzeiger 12. 3. 1993)

78049-7_s001-816.indb 150 28.08.2007 14:28:49 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 151

Wenn der Chef nur einen Teil der Fahrtkosten ersetzt?

211 Dein Boss gibt Dir nur 0,20 € pro Kilometer? Dann kannst Du die restlichen 211
0,10 € dem Finanzamt präsentieren, weil es die Differenz ohne weiteres aner-
kennt (R 38 LStR). Nimmst Du jemanden mit, gibt‘s pro Kilometer 0,02 € mehr.
Hast Du in der Vergangenheit versäumt, die Differenz geltend zu machen, dann
hole es nach – sofern die Fristen noch nicht verstrichen sind.
Wenn der Arbeitgeber den vom Finanzamt abgesegneten Satz von 0,30 € gibt,
Du aber damit nicht auskommst, weil Deine jährliche Fahrleistung niedrig liegt,
bei Dir höhere Reparaturen anfallen, Du einen teuren Wagen fährst oder ein-
fach deshalb, weil das Finanzamt mal wieder blind vor der Wirklichkeit ist und
uns weismachen will, heute läge man mit den Fahrtkosten unter einem Kosten-
satz von 0,30 €, dann führst Du halt den Einzelnachweis nach dem Schema
unter E Rz 201!

212 f) Übernachtungskosten und Reisenebenkosten 212


Als berufliche Kosten für Deine Dienstreisen werden nicht nur Verpflegungs-
und Fahrtkosten berücksichtigt. Wenn Du auf einer Dienstreise übernachten
musst, fallen zwangsläufig Hotel- oder Pensionskosten an. Und hast Du Dir
nicht auch schon einmal Gedanken darüber gemacht, wo Du eigentlich den
ganzen Kleinkram wie Parkgebühren, Telefonkosten etc. steuerlich geschickt
unterbringen kannst?

213 Übernachtungskosten 213


Unter Übernachtungskosten kannst Du die Kosten absetzen, die Dir dadurch
entstanden sind, dass Du während Deiner Dienstreise eine Unterkunft in An-
spruch genommen hast.
Bei den Werbungskosten musst Du zumindest bei Dienstreisen im Inland in den
sauren Apfel beißen und alle Übernachtungskosten auf Heller und Pfennig
durch Belege nachweisen. Bei Reisen ins Ausland sieht es da schon etwas besser
aus. Hier kannst Du genauso wie Selbständige bei ihren Geschäftsreisen für
jedes Land speziell festgelegte Übernachtungspauschalen absetzen E Rz 946.
In derselben Höhe, in der Du Werbungskosten abziehen kannst, kann Dein Ar-
beitgeber Dir die Übernachtungskosten steuerfrei erstatten.

214 Wenn Dein Arbeitgeber Dir Übernachtungskosten zahlt, darf er die ausnahms- 214
weise bis 2007 auch bei Inlandsreisen mit einem Pauschbetrag abrechnen. Aller-
dings beträgt der nur 20 € je Übernachtung. Die kannst Du auch nutzen, wenn
Du bei Verwandten oder Freunden übernachtest. Die Einladung abends in die

78049-7_s001-816.indb 151 28.08.2007 14:28:49 Uhr


152 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

nächste Kneipe ist damit zumindest teilweise abgedeckt. Ab 2008 soll diese Mög-
lichkeit der pauchalen Erstattung von Übernachtungskosten aufgehoben wer-
den. Du wirst Dir also für Deine Übernachtungen dann astreine Belege, wie
Hotelrechnungen, Quittungen Deiner Pension oder Mietverträge über angemie-
tete Unterkünfte besorgen und diese bei Deinem Brötchengeber abrechnen.

Profitiere als Berufskraftfahrer von den


Auslandsübernachtungspauschalen!

215 Wenn Du als Fernfahrer häufig Touren machst, die Dich ins Ausland führen, 215
solltest Du auf keinen Fall vergessen, dass Du Deine Übernachtungen im Aus-
land mit nicht unerheblichen Pauschalen als Werbungskosten abrechnen kannst.
Berufe Dich dazu auf R 40 Abs. 2 LStR. Das Finanzamt kann Dich nicht dazu
zwingen, einen besonderen Kostennachweis zu führen.
Die Finanzer bauen allerdings in der Regel überall einen Haken ein. Hier ist es
der, dass es die Pauschalen nicht gibt, wenn Du in der Koje Deines Brummis
nächtigst. Also behaupten sie einfach Folgendes: »Nach der Lebenserfahrung
übernachten Kraftfahrer regelmäßig in ihrem Fahrzeug. Wir müssen dies auch
bei Ihnen unterstellen. Einen Abzug von Übernachtungskosten mit Aus-
landspauschalen können wir daher nicht anerkennen. Da Sie die tatsächliche
Übernachtung außerhalb Ihres Lkws nicht anhand von Belegen nachweisen
können, gehen eventuelle Zweifel zu Ihren Lasten, weil Sie als Steuerzahler die
Beweislast tragen.«
Du wirst zunächst wie folgt argumentieren:
1. Eine Übernachtung im Lkw ist in vielen Ländern nicht erlaubt oder zumin-
dest stark eingeschränkt.
2. Die Gefahr eines Überfalls ist viel zu groß.
3. Da Du sonst ein recht genügsamer Mensch bist, erlaubst Du es Dir wenigs-
tens auf Deinen Touren, in einem anständigen Bett zu schlafen. Vor allem bei
der Hitze im Süden Europas bekämest Du in Deiner Mühle kein Auge zu.
Außerdem baust Du im Lauf des Jahres vor. Du präsentierst dem Fiskalritter
echte Übernachtungsquittungen, die Du für einen repräsentativen Zeitraum
von z. B. drei Monaten zum Nachweis gesammelt hast.
Ich rate Dir allerdings, von den Belegen Kopien zu machen und die ausgewie-
senen Rechnungsbeträge zu schwärzen. Man soll die Bearbeiter ja nicht unnötig
dazu verleiten, ihren Kürzungsgelüsten zu frönen. Schließlich willst Du nur die
Tatsache der Übernachtung außerhalb des Lkw an sich, nicht dagegen haar-
klein jeden Euro Kosten nachweisen. Da nimmst Du doch viel lieber die häufig
höheren Übernachtungspauschalen in Anspruch.

78049-7_s001-816.indb 152 28.08.2007 14:28:49 Uhr


3. Die Kosten bei Einsatzwechsel- und Fahrtätigkeit 153

Übernachtungskosten auch ohne Dienstreise absetzen!

216 Was einer Stewardess recht ist, kann Dir nur billig sein. Einer Flugbegleiterin, 216
die nach einer Fortbildung an ihrem Heimatflughafen nicht nach Hause ge-
fahren ist, sondern sich dort ein Hotel genommen hat, gestand der BFH die
Übernachtungskosten als allgemeine Werbungskosten zu. Obwohl keine
Dienstreise vorlag und auch von einer doppelten Haushaltsführung nicht die
Rede sein kann, lagen nach Meinung der Münchener Richter Werbungskosten
vor, da die Übernachtung beruflich bedingt war (BFH Urteil v. 5. 8. 2004 – BStBl
II 2004 S. 1074).
Wenn es also einmal spät geworden ist, Du keinen Zug mehr nach Hause be-
kommen hast und ein Taxi schlichtweg zu teuer geworden wäre, musst Du Dir
nur noch einen hübschen Grund einfallen lassen, der als beruflicher Anlass für
Deine Übernachtung durchgeht, z. B., dass es nach einer Fortbildung, einer Be-
triebsversammlung oder einer Besprechung am anderen Tag gleich in aller
Herrgottsfrühe beruflich weiterging und Du die Firmenkunden schon morgens
im Hotel betreuen musstest. Im Zweifel kann Dir eine Bescheinigung Deines
Brötchengebers helfen.

Herr/Frau . . . . . . . . . . . . hat am . . . . . . im xyz-Hotel in der


Nähe unseres Firmensitzes übernachtet. Diese Übernachtung war notwendig
weil . . . . . . . . . . . . Wir begrüßen es außerordentlich, dass un-
ser/e Mitarbeiter/in dadurch zu einem reibungslosen Ablauf der Fort-
bildungsveranstaltung/des Kundenbesuchs beigetragen hat. Angesichts
der großzügigen Bemessung des Gehaltes unseres/r Mitarbeiter/s/in haben
wir die Hotelkosten nicht gesondert erstattet.

217 In den meisten Hotels sind heute Übernachtungen inkl. Frühstück üblich. Deine 217
Rechnung enthält also neben den Übernachtungskosten regelmäßig einen Teil-
betrag für Verpflegung. Da die Verpflegung aber bereits durch die Verpfle-
gungspauschale abgegolten ist, werden Deine nachgewiesenen Übernachtungs-
kosten um den Frühstücksanteil gekürzt. Lässt sich dieser Anteil aus der Rech-
nung nicht feststellen, wird er bei Inlandsdienstreisen pauschal mit 4,50 € (ab

78049-7_s001-816.indb 153 28.08.2007 14:28:50 Uhr


154 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

2008 mit 20 % der Verpflegungspauschale von 24 € = 4,80 €) und bei Auslands-


dienstreisen generell mit je 20 % der für den jeweiligen Staat maßgebenden
Verpflegungspauschale angesetzt.

Liegen die tatsächlichen Kosten für das Frühstück unter diesen Beträgen oder
war im Rechnungsbetrag das Frühstück nicht enthalten, solltest Du Dir das auf
der Rechnung bescheinigen lassen. Die Kürzung Deiner Übernachtungskosten
erfolgt dann nur um die tatsächlichen Frühstückskosten.
Gute Karten hast Du bei Übernachtungen im Ausland. Hier reicht es aus, wenn
Du auf der Hotelrechnung selbst vermerkst, dass im Preis kein Frühstück ent-
halten war. Das Finanzamt nimmt dann keine Kürzung vor. Das ist zumindest
die Meinung des BMF auf eine Anfrage des Bundesverbands der deutschen
Arbeitgeberverbände aus dem Jahr 2001 (Az: S 2338).

Pass auf, wenn Du Deinen Ehepartner


auf Reisen mitnimmst!

218 Das Finanzamt sagt dann nämlich: Der (oder die) macht gar keine Dienstreise, 218
sondern gönnt sich ein paar Tage Privaturlaub. Besonders gefährlich wird es,
wenn Du z. B. nach Paris fährst, um dort Kunden oder Geschäftspartner zu be-
treuen, und Deine bessere Hälfte mitnimmst. Mit Unterstützung des BFH (Ur-
teil v. 25. 3. 1993 – BStBl 1993 II S. 639) streichen Dir die Fiskalakrobaten nicht
nur die Reisekosten, sondern wollen Dir auch noch einen geldwerten Vorteil für
Lustreisen ans Bein binden. Auf die Schliche kommt Dir das Finanzamt durch
Deine Spesenbelege und Übernachtungskosten – wenn da zwei Gedecke oder
die Übernachtung im Doppelzimmer draufstehen.
Gewonnen hast Du aber, wenn Dir das Hotel bestätigt, dass kein Einzelzimmer
frei war und Du deshalb ohnehin ein Doppelzimmer hättest nehmen müssen.
Dann kannst Du den Gesamtpreis in voller Höhe der Steuer unterjubeln.

219 Reisenebenkosten 219


Reisenebenkosten sind Deine während einer Dienstreise anfallenden tatsäch-
lichen Ausgaben z. B. für
● Transport und Aufbewahrung Deines Gepäcks,
● Telefongespräche und Schriftverkehr beruflichen Inhalts mit Deinem Arbeit-
geber oder Kunden, Mitarbeitern bzw. Geschäftspartnern,
● Straßenbenutzungs- und Parkgebühren,
● Unfallkosten und Schadenersatzleistungen infolge von Verkehrsunfällen,
● Trinkgelder,

78049-7_s001-816.indb 154 28.08.2007 14:28:50 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 155

● Platzkarten,
● Reisegepäckversicherung,
● Dienstreisevollkaskoversicherung.
Reisenebenkosten kannst Du ebenfalls nur insoweit als Werbungskosten abset-
zen, als sie Dir nicht vom Arbeitgeber steuerfrei erstattet wurden.
Fehlen Dir die Belege, beeindrucke Dein Finanzamt mit einer detaillierten Auf-
stellung, in der Du Kostenart, Höhe der Kosten und Datum fein säuberlich un-
tereinanderschreibst.

220 Da Du als Außendienstler ständig von unterwegs telefonieren musst, hast Du 220
Dir ein Handy zugelegt. Nun hast Du zwei Möglichkeiten: Entweder Du be-
gnügst Dich mit 20 % Deiner Telefonkosten inkl. Anschaffung, max. aber 20 €
im Monat, oder Du weist mit Hilfe eines Einzelnachweises einen hohen beruf-
lichen Kostenanteil nach. Da Du natürlich außerdem häufiger von zu Hause aus
telefonieren musst, beziehst Du selbstverständlich auch die entsprechenden
Kosten für Deinen Festnetzanschluss in die Aufteilung mit ein.

221 Wenn Dir Dein Gepäck bei einer Dienstreise abhanden kommt, kannst Du da- 221
durch entstandene Kosten als Reisenebenkosten absetzen (Kopie der Anzeige
bei der Polizei beilegen). Natürlich nur den Betrag, auf dem Du sitzengeblieben
bist, weil ihn Dein Arbeitgeber oder die Reisegepäckversicherung nicht über-
nommen hat. Damit Du nicht in eine Steuerfalle tappst, musst Du wissen, dass
nach der BFH-Rechtsprechung Dein Verlust nur anerkannt wird, wenn Du ent-
sprechende Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz vor Diebstahl getroffen hast
(BFH v. 30. 6. 1995, BStBl 1995 II S. 744).

4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte


222 a) Die Entfernungspauschale 222
223 Die sowieso schon nicht gerade üppige Entfernungspauschale, häufig auch 223
Pendlerpauschale genannt, wurde in unseliger schwarz-roter Eintracht radikal
zusammengestrichen. Schau Dir den folgenden Horrorkatalog zur neuen Ent-
fernungspauschale ab 2007 an:
● Kilometerkappung
Der Gesetzgeber hat zunächst einmal die Fahrten zwischen Wohnung und
Arbeitsstätte allgemein zu nicht abzugsfähigen Kosten der privaten Lebens-
führung erklärt. Nach dem sog. Werkstorprinzip stellt er sich auf den Stand-
punkt, dass der berufliche Teil der Fahrt zur Arbeit erst mit Erreichen der
Firma beginnt. Als Billigkeitsregelung lässt er jedoch zu, dass Fernpendler

78049-7_s001-816.indb 155 28.08.2007 14:28:50 Uhr


156 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

einen Teil ihrer Fahrtkosten als Werbungskosten von der Steuer absetzen
können. Arbeitnehmer können daher eine verkehrsmittelunabhängige Pau-
schale von 0,30 € je Entfernungskilometer absetzen, allerdings erst ab dem
21. km. Für die ersten 20 Kilometer gibt es ab 2007 keine Entfernungspau-
schale mehr. Man zieht Dir also bei der Berechnung Deiner Fahrtkosten für
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte gnadenlos immer erst 20 km
ab. Bei 4 500 € liegt wie bisher die jährliche Obergrenze, wenn Du nicht mit
dem eigenen oder einem überlassenen Kraftfahrzeug fährst. Du verlierst da-
durch pro Jahr ca. 1 380 € an Werbungskosten.
● Tatsächliche Kosten kannst Du ebenfalls nicht mehr absetzen. Damit entfällt
z. B. Deine Chance, statt der Entfernungspauschale die Kosten für Deine
Fahrkarten abzusetzen. Wenn Du also täglich mit dem Bus 15 km zur Arbeit
fährst, kannst Du noch nicht einmal mehr Deine Tickets steuermindernd in
Deiner Steuererklärung unterbringen.
● Pauschalversteuerung von Fahrgeldern und Firmenwagennutzung
Auch die Möglichkeit Deines Brötchengebers, die Steuer auf Fahrgelder und
für die Firmenwagennutzung für den Weg zur Arbeit mit 15 % pauschal zu
übernehmen, wird stark eingeschränkt. Da nur das pauschal besteuert wer-
den kann, was Du als Werbungskosten abziehen könntest, schlägt hier die
generelle Kürzung der Kilometer um 20 km voll durch. Pro Jahr unterliegen
damit ca. 1 380 € mehr von Deinem Lohn der Steuer und vor allem der Sozi-
alversicherung.
● Abgeltungswirkung
Durch die neue Pauschale sind endgültig alle Kosten abgegolten. Damit wol-
len die Fiskalbürokraten ab 2007 vor allem verhindern, dass weiterhin Unfall-
kosten auf dem Weg zur Arbeit als Werbungskosten abgezogen werden kön-
nen.
● Behinderte können wie bisher ihre vollen Kosten absetzen. Wenn sie mit dem
Auto fahren, bedeutet das, dass zum einen keine Kappung um 20 km erfolgt
und dass sie zum anderen je tatsächlichen Kilometer mindestens 0,30 € abset-
zen können. Damit müssten Behinderte auch eventuelle Unfallkosten weiter
absetzen können.

Die Kürzung der Entfernungspauschale


ist verfassungswidrig

224 Bevor Du Dich in die Einzelheiten der Entfernungspauschale vertiefst, musst 224
Du wissen, dass die Einschränkungen der Entfernungspauschale, vor allem die
Kappung der ersten 20 km, einen Verstoß gegen das Prinzip der Besteuerung

78049-7_s001-816.indb 156 28.08.2007 14:28:51 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 157

nach der Leistungsfähigkeit darstellen, die Neuregelung daher verfassungswid-


rig ist.
Mehrere Finanzgerichte haben die Verfassungswidrigkeit schon bestätigt und
die Frage von sich aus dem Bundesverfassungsgericht vorgelegt (FG Nie-
dersachsen v. 27. 2. 2007 – 8 K 549/06 und FG Saarland v. 22. 3. 2007 – 2 K
2442/06). Lediglich die Finanzrichter in Baden-Württemberg haben sich auf die
Seite des Fiskus geschlagen und halten die Entfernungspauschale nicht für be-
denklich (FG Baden-Württemberg v. 7. 3. 2007 – 13 K 283/06).
Du wirst also unter Hinweis auf die beim Bundesverfassungsgericht anhängigen
Verfahren gegen Deinen Einkommensteuerbescheid Einspruch einlegen und
Ruhen des Verfahrena beantragen, bis das Bundesverfassungsgericht entschie-
den hat.
Und so sieht die Berechnung der Entfernungspauschale für Dich aus:
Angenommen, Du legst den täglichen Weg zur Arbeit von 30 km mit dem Auto
zurück, und dies an 220 Tagen im Jahr:
(30 km – 20 km) = 10 km  0,30 €  220 Tage = 660 €.
Wenn Du öffentliche Verkehrsmittel benutzt, sieht die Rechnung für Dich im
Grunde genommen genauso aus, denn Du kannst nicht mehr die tatsächlichen
Kosten für Deine Tickets statt der Entfernungspauschale absetzen. Allerdings
greift hier die sog. Kostendeckelung der Entfernungspauschale auf 4 500 € (vgl.
E Rz 228).
Angenommen, Du fährst an 220 Tagen im Jahr mit dem Zug zur Arbeit. Die
Entfernung beträgt 80 km. Die Kosten für Deine Fahrkarten 1. Klasse liegen bei
200 € monatlich:
(80 km – 20 km) = 60 km  0,30 €  220 Arbeitstage = 3 960 €.
Wie Du siehst, spielen hier weder die Kostendeckelung noch Deine tatsäch-
lichen Kosten für die Fahrkarten von 2 400 € eine Rolle.

Es kommt nicht mehr auf die Kosten an!

225 Die Entfernungspauschale, die Dir auch bei der Benutzung öffentlicher Ver- 225
kehrsmittel zusteht, ist völlig unabhängig von der Höhe Deiner Kosten. Selbst
wenn Deine tatsächlichen Fahrtkosten nur einen Bruchteil dessen ausmachen,
was sich aus der Entfernungspauschale ergibt, ist das kein Grund, aus dem die
Fiskalritter den Rotstift ansetzen dürften.
Allerdings kannst Du auch keine tatsächlichen Kosten mehr absetzen, wenn Du
wesentlich höhere Aufwendungen für die Fahrt zur Arbeit hast. Hast Du z. B.

78049-7_s001-816.indb 157 28.08.2007 14:28:51 Uhr


158 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

einen weiten Weg zur Arbeit und fährst 1. Klasse oder musst häufiger ein Taxi
benutzen, bekommst Du trotzdem nur die Entfernungspauschale, und die wird
im Zweifelsfall auch noch auf 4 500 € im Jahr gedeckelt.
Einige Besonderheiten gelten für Familienheimfahrten bei doppelter Haus-
haltsführung. Zwar greift hier ebenfalls eine vom benutzten Verkehrsmittel un-
abhängige Entfernungspauschale, nicht aber die Deckelung auf 4 500 €, und Du
musst bei Deinen Heimfahrten nicht die Kappung der ersten 20 km über Dich
ergehen lassen.

226 Wirkungsbereich der Entfernungspauschale: 226


● Fahrten zwischen Wohnung und regelmäßiger Arbeitsstätte
● Familienheimfahrten bei doppelter Haushaltsführung
● Fahrten in die Nahzone (bis 30 km) bei Einsatzwechseltätigkeit
● Fahrten als Busfahrer zum Busdepot, um den Bus für die Tour abzuholen
● Fahrten zum Betrieb bei Einsatzwechseltätigkeit, wenn sie regelmäßig vor-
kommen (z. B. ein bis zweimal pro Woche)
● Berechnung der Grenze für die Pauschalierung der Lohnsteuer mit 15 % auf
Fahrtkostenzuschüsse

227 Begünstigte Verkehrsmittel Wie Du schon oben gelesen hast, ist der Ansatz der 227
Entfernungspauschale unabhängig davon, welches Verkehrsmittel Du benutzt.
Sie gilt einheitlich für:
● Kraftfahrzeug (Pkw, Motorrad)
● Moped oder Mofa
● Fahrrad
● öffentliche Verkehrsmittel (Bus, Bahn, Straßenbahn, Fähre etc.)
● Fahrgemeinschaft
● Fortbewegung zu Fuß
Aber auch hier gilt natürlich der alte Satz: Keine Regel ohne Ausnahme. Die
Ausnahme bilden Flugkosten. Bei der Benutzung eines Flugzeugs z. B. für Fami-
lienheimfahrten hat der Fiskus den Ansatz der Entfernungspauschale für die
reine Flugstrecke ausdrücklich ausgeschlossen. Dasselbe gilt, wenn der Flug
ausnahmsweise als Fahrt zwischen Wohnung und Arbeitsstätte zu qualifizieren
ist. Da für diese Wegekosten somit nichts abzugsfähig wäre, hat der Fiskus
Gnade vor Recht ergehen lassen und erlaubt ausnahmsweise, dass die tatsäch-
lichen Kosten für das Flugticket als Werbungskstoen abgezogen werden.
Aber aufgepasst! Du musst ja auch irgendwie zum Flughafen kommen. Egal, ob
Du mit dem Taxi, der Bahn oder dem eigenen Auto fährst: Du kannst für diesen
Teil des Weges die Entfernungspauschale absetzen und musst dabei die Kröte
schlucken, dass man Dir die ersten 20 km kappt.

78049-7_s001-816.indb 158 28.08.2007 14:28:51 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 159

Vermeide die Kostendeckelung!

228 Auch wenn Du kein eigenes Auto besitzt, musst Du nicht in jedem Fall die De- 228
ckelung der Entfernungspauschale auf 4 500 € im Jahr hinnehmen. Die »unge-
deckelte Entfernungspauschale« steht Dir auch dann zu, wenn Du mit einem
Dir zur Nutzung überlassenen Auto fährst, z. B. mit einem Firmenwagen, dem
Wagen Deines Ehegatten, Deiner Eltern, Deines Bruders oder Deines Lebens-
partners.

Hinweis
Das Einkommensteuergesetz sieht keine besonderen Nachweispflichten vor,
dass Du tatsächlich ein Auto benutzt. Es reicht also auch hier aus, wenn Du die
Nutzung des Autos durch wahrheitsgemäße Angaben in der Steuererklärung
glaubhaft machst. Allerdings kann es Dir passieren, dass Dein Finanzamt bei
großen Entfernungen einen Nachweis über die Gesamtfahrleistung des Autos
verlangt. Wappne Dich also für diesen Fall, indem Du z. B. die Kilometerstände
notierst, TÜV- und ASU-Berichte sowie Deine Werkstattrechnungen aufbe-
wahrst.

229 Welche Strecke ist bei der Berechnung der Pauschale maßgebend? 229
Egal, wie die Entfernung ermittelt wird, immer werden die ersten 20 km ge-
kappt.
Maßgebend für die Berechnung der Pauschale ist die kürzeste Straßenverbin-
dung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte. Aber: Wenn Du mit dem Auto lie-
ber auf die zeitlich günstigere, etwas längere Strecke ausweichst, solltest Du
Dich nicht scheuen, dem Finanzamt die etwas längere Strecke anzugeben.
Schließlich heißt es im Gesetz inzwischen eindeutig, dass Du eine zwar längere,
aber verkehrsgünstigere Strecke ansetzen kannst, wenn Du sie regelmäßig be-
nutzt (§ 9 Abs. 2 S. 4 EStG).
Interessanterweise wird Deine Entfernungspauschale auch dann nach der
Straßenentfernung berechnet, wenn Du mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur
Arbeit fährst. Die sehr wahrscheinlich davon abweichenden Tarifentfernun-
gen z. B. der Bahn spielen keine Rolle. Angenommen, Du fährst mit der Bahn
zur Arbeit. Die Tarifentfernung der Bahn beträgt 38 km; zusätzlich legst Du
am Wohnort und am Arbeitsort noch jeweils 1 km zu Fuß zurück. Die kür-
zeste Straßenverbindung von Deiner Wohnung zum Arbeitsplatz beträgt aber
45 km.

78049-7_s001-816.indb 159 28.08.2007 14:28:52 Uhr


160 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Für die Berechnung der Entfernungspauschale kommt es einzig und allein auf
die Straßenentfernung an. Deine Werbungskosten belaufen sich 2007 also auf:
(45 km – 20 km) = 25 km  0,30 €  220 Arbeitstage 1 650 €

230 Was passiert, wenn Dein Arbeitgeber einen Teil Deiner Kosten übernimmt? 230
Keine Entfernungspauschale steht Dir zu, wenn Du von einer steuerfreien Sam-
melbeförderung durch den Arbeitgeber profitierst.
In Fällen, wo Dein Brötchengeber
● an Dich gezahlte Fahrgelder oder den Vorteil aus der Benutzung eines Fir-
menwagens mit 15 % pauschal versteuert,
● Dir als Beschäftigtem im Personennahverkehr über Personalrabatte steuer-
frei die Fahrtmöglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln einräumt,
● Dir ein Job-Ticket steuerfrei überlässt (vgl. E Rz 41),
wird Dir das auf Deine Entfernungspauschale angerechnet. Damit auch der
schläfrigste Finanzbeamte kapiert, dass Du von solchen steuerbegünstigten
Leistungen für Deine Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte profitierst,
muss Dein Arbeitgeber auf Deiner Lohnsteuerbescheinigung ein F vermerken.
Da die Lohnsteuerbescheinigung elektronisch an das Finanzamt übermittelt
wird, kann dieser Hinweis auf Kürzung Deiner Werbungskosten kaum überse-
hen werden.

231 Welche Besonderheiten gibt es für Behinderte? 231


Liegt Dein Grad der Behinderung bei mindestens 70 % oder mindestens 50 bis
65 % und steht in Deinem Schwerbehindertenausweis zusätzlich ein »G«, »aG«
oder »H«, dann musst Du Dich auch ab 2007 nicht mit der Entfernungspau-
schale abspeisen lassen. Du kannst nach wie vor pro Entfernungskilometer ent-
weder Deine tatsächlichen Kosten oder hilfsweise die Pauschalbeträge für
Dienstreisen ansetzen.
Vor allem bist Du nicht von der Kappung der ersten 20 km und dem Verbot des
Abzugs der tatsächlichen Kosten betroffen.
Zusätzlich machst Du die Parkgebühren geltend (BMF 18. 3. 1980 – BStBl I
1980 S. 147). Lass sie Dir nicht mit dem Hinweis auf das BFH-Urteil vom
2. 2. 1979 (BStBl 1979 II S. 372) ausreden, das einem Nichtbehinderten die Park-
gebühren verwehrt hat, weil sie durch den gesetzlichen Kilometerpauschbetrag
abgegolten seien. Für Dich gilt vielmehr R 38 LStR und R 40a Abs. 1 Nr. 3 LStR,
die den Abzug der Parkgebühren zusätzlich zu den tatsächlichen Kfz-Kosten
bzw. den Dienstreisepauschalen ausdrücklich absegnen.
Kannst Du wegen Deiner Behinderung nicht selbst fahren oder hast deswegen
keinen Führerschein und fährt Dich deshalb Dein Ehe- oder Lebenspartner zur
Arbeit und holt Dich auch wieder ab, sind auch dessen Leerfahrten abzugsfähig
(H 42 LStH »Behinderte«). Du kannst für diese Fahrten ebenfalls die Dienstrei-
sepauschalen oder die tatsächlichen Kosten absetzen (BFH v. 2. 12. 1977 – BStBl
1978 II S. 260).

78049-7_s001-816.indb 160 28.08.2007 14:28:52 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 161

232 Berechnung der Arbeitstage 232


Man geht aus von 365
die um freie Samstage/Sonntage 104
Feiertage (12–14) 12
und Urlaubstage 27
zu kürzen sind. 143 143
Es verbleiben 222
Nach diesem Schema kannst Du selbst die Werbungskosten aus Deiner Entfer-
nungspauschale berechnen. Angenommen, die Entfernung zu Deiner Arbeits-
stätte beträgt 40 km und Du bist an 240 Tagen zur Arbeit gefahren:
(40 km – 20 km) = 20 km  0,30 € = 6,00 €  240 Arbeitstage
= Entfernungspauschale jährlich 1 440,00 €

Schröpfe den Fiskus mit einem Betriebs-Pkw


doppelt und dreifach!

233 Aufgepasst, Ihr Selbständigen, deren bessere Hälfte als Arbeitnehmer tätig 233
mS ist. Auch als neben Deinem Hauptberuf selbständig Tätiger solltest Du
jetzt die Ohren spitzen.
Für einen mehr als zu 50 % freiberuflich oder gewerblich genutzten Pkw, dessen
Kosten Du bei der Gewinnermittlung absetzt, musst Du als Privatanteil 1 % des
Bruttolistenpreises pro Monat versteuern. Damit sind sämtliche außerbetrieb-
lichen Nutzungen abgegolten. Zunächst einmal ist die Devise für Dich, mög-
lichst alle in der Familie greifbaren Pkws über Deinen Betrieb laufen zu lassen.
Wenn Du für Deine Gewinnermittlung eine Bilanz aufstellst, genügen dazu pro
Fahrzeug schon etwas mehr als 10 % betriebliche Nutzung. Da Du so alle Auto-
kosten über den Betrieb absetzt, kannst Du den Privatanteil von 12 % des Lis-
tenpreises pro Jahr für das jeweilige Auto (z. B. den Wagen Deines Ehepartners
und Deines Sohnes) locker verschmerzen.
Das allein ist ja schon ein kleiner Knüller, aber wenn bei Dir oder Deiner bes-
seren Hälfte Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte anfallen, wird aus
dem Knüller der Superknüller. Da Du ja einen Privatanteil für außerbetrieb-
liche Nutzung versteuerst, könnt Ihr für Fahrten zur Arbeit außerdem die Ent-
fernungspauschale absetzen (FG Niedersachsen v 27. 4. 2005 – 3 K 717/04, NWB
online).

Beispiel
Schlaumeier ist Arbeitnehmer und fährt täglich 40 km zur Arbeit. Da er zusätz-
lich als Versicherungsvertreter tätig ist und sein Auto auch für diese Tätigkeit

78049-7_s001-816.indb 161 28.08.2007 14:28:52 Uhr


162 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

nutzt, hat er es im Betriebsvermögen aktiviert und versteuert einen Privatanteil


von 12 % pro Jahr. Anschaffungskosten für das Auto: 24 000 € (Listenpreis
25 000 €).
Schlaumeier hat zunächst einmal folgende Kfz-Kosten als Betriebsausgaben
gebucht, weil er das Auto zu über 50 % für seinen Vertreterjob nutzt:
Abschreibung: 1/6 von 24 000 € 4 000 €
laufende Kosten
(Benzin, Wartung, Steuern, Versicherung etc.) + 8 000 €
Betriebsausgaben 12 000 €
./. Privatanteil 12 % von 25 000 € – 3 000 €
steuerwirksame Pkw-Kosten im Betrieb 9 000 €

hinzu kommen Werbungskosten für Fahrten zur Arbeit


230 Tage  (40 km – 20 km =) 20 km  0,30 € + 1 380 €

steuerwirksame Kosten insgesamt 10 380 €

Wie Du siehst, kommt es hier zur wunderbaren Kfz-Kostenvermehrung. Du


drückst dem Fiskus bis auf ein paar Euro sämtliche Autokosten aufs Auge. Ge-
radezu bombastisch wird der Trick, wenn Du mit einem Behinderungsgrad von
50 % und dem Ausweismerkzeichen »G« aufwarten kannst, dann setzt Du näm-
lich statt der Entfernungspauschale für Deine Fahrten zur Arbeit 0,60 € ab. Im
obigen Beispiel kämen dadurch statt 1 380 € 230  40 km  0,60 € = 5 520 €
zusammen. In diesem Fall zauberst Du sozusagen aus dem Nichts über 2 500 €
steuerlich absetzbare Kosten.

Zwei Mücken treffen sich vor dem Finanzamt.


Die eine kommt gerade heraus, die andere will
hinein. Meint die, die herauskommt, zu der,
die hineinwill: »Zwecklos, die saugen selbst!«

Hol mit Wechselgeld und Briefmarken aus Deinem


Mittagessen über 200 € Steuerersparnis heraus!

234 Als Innendienstler erkennt Dir das Finanzamt nur die Fahrt zwischen Wohnung 234
und Arbeitsstätte an. Normalerweise kannst Du also keine mittäglichen Fahrt-
kosten absetzen. Außerdem rechnen nach dem BFH-Urteil vom 4. 7. 1975
(BStBl 1975 II, S. 738) Aufwendungen für Mittagsheimfahrten bei geteilter Ar-
beitszeit zu den Lebenshaltungskosten, auch bei einer Mittagspause von zwei

78049-7_s001-816.indb 162 28.08.2007 14:28:53 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 163

Stunden oder wenn Du auf Diätverpflegung angewiesen bist. Wenn Du also als
Banker, Versicherungsangestellter, Verkäuferin usw. mittags in einer nahe gele-
genen Gaststätte isst, sollst Du das zu 100 % auf eigene Kosten tun.
Du bist aber schlau, schlägst dem Fiskus ein Schnippchen und greifst Dir dazu
erst einmal Deinen Chef. Erkläre ihm, Du wärest bereit, den täglichen Boten-
gang zur Post, zur Bank usw. zu übernehmen, falls Du im Anschluss daran Deine
Mittagspause einlegen dürftest. Auf diese Weise befindest Du Dich jeden Tag
um die Mittagszeit auf einer hochoffiziellen Dienstreise mit zu 0,30 € je ge-
fahrenen Kilometer absetzbaren Fahrtkosten. Bei 230 Arbeitstagen ergibt sich
daraus für Dich z. B. folgende Rechnung:
Fahrtkosten für tägliche Dienstgänge zu Post, Bank etc.
230 Tage à 10 km  0,30 € 690 €
Steuerersparnis bei einem Steuersatz von ca. 30 % 207 €

235 Deine Fahrtkosten sind nur dann auf die Entfernungspauschale begrenzt, wenn 235
es sich um Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte handelt. Für alle ande-
ren Fahrten kannst Du die tatsächlichen Kosten oder stattdessen 0,30 € je ge-
fahrenen Kilometer absetzen. Dies gilt für Fahrten
● zwischen zwei regelmäßigen Arbeitsstätten, wenn Du z. B. als Filialleiter zwei
Filialen betreuen musst und zwischen beiden hin- und herfährst.
● zwischen zwei Einsatzstellen, wenn Du z. B. als Bauarbeiter von einer Bau-
stelle zur anderen fährst. Das gilt übrigens auch, wenn alle Baustellen in der
Nahzone von 30 km liegen.
● innerhalb eines weiträumigen Arbeitsgebiets, z. B. für die Kilometer, die Du
als Forst- oder Waldarbeiter in Deinem Revier oder als Zeitungszusteller
oder Prospektverteiler in Deinem Zustellbezirk unterwegs bist.

236 b) Autodiebstahl oder Unfall 236


Bei der Berücksichtigung von Kosten durch einen Unfall oder Diebstahl des
Autos kommt es entscheidend darauf an, ob die Fahrten nach Dienstreisegrund-
sätzen abgerechnet werden oder ob die Entfernungspauschale zur Anwendung
kommt.
Ab 2007 können Unfallkosten und Verluste durch Diebstahl nicht mehr als tat-
sächliche Kosten neben der Entfernungspauschale abgesetzt werden.
Ereignet sich der Unfall oder Diebstahl dagegen auf einer Dienstreise oder bei
einer Einsatzwechseltätigkeit auf einer Fahrt außerhalb der Nahzone von 30 km
oder kannst Du als Behinderter Deine Fahrten zwischen Wohnung und Arbeits-
stätte mit der Dienstreisepauschale von 0,30 € je gefahrenen km absetzen, blei-
ben die Kosten abzugsfähig.

78049-7_s001-816.indb 163 28.08.2007 14:28:53 Uhr


164 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Zu den beruflichen Kosten gehören dann auch Schadenersatzleistungen, Pro-


zesskosten und alle sonstigen Aufwendungen aus Anlass eines Unfalls, und zwar
gilt dies nach Ansicht einiger Finanzgerichte selbst dann, wenn der Unfall grob
fahrlässig oder vorsätzlich verschuldet wurde. Wer allerdings meint, er könne
sich erst kräftig einen hinter die Binde gießen und anschließend ans Steuer set-
zen, der wird doppelt bestraft – vom Gericht und vom Fiskus. Du kannst die
Unfallkosten nicht absetzen, wenn Du blau wie ein Veilchen warst (BFH v.
18. 12. 1981 – BStBl 1982 II S. 261).
Abzugsfähig sind damit bei Behinderten die Unfallkosten, die bei Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsstätte angefallen sind (BFH – BStBl 1983 II S. 17),
während der Leerfahrt zum Abholen des berufstätigen Ehegatten (BFH – BStBl
1980 II S. 655), zum Betanken des Kfz oder zurück vom Bahnhof, nachdem der
behinderte Ehegatte zum Zug gebracht wurde, mit dem er weiter zur Arbeit
fährt (BFH v. 26. 6. 1987 – BStBl 1987 II S. 818).
Schwierigkeiten macht Dir der Fiskus trotz Behinderung, wenn der Unfall pas-
siert ist, als Du ein Mitglied Deiner Fahrgemeinschaft abgeholt hast. War dazu
ein Umweg nötig, ist ein Unfall auf dem Umwegstück nicht abzugsfähig. Besser
also, wenn es auf dem direkten Weg zur Arbeit gekracht hat.
Beginnt oder endet die Fahrt zur Arbeit nicht in Deiner Wohnung, erkennt das
Finanzamt – Behinderung hin oder her – generell keine Unfallkosten an. Des-
halb sieh Dich vor: Wenn Du schon unbedingt Deine Mühle zu Schrott fahren
musst, dann möglichst nicht, wenn Du bei Deiner Freundin übernachtet hast
und von dort zur Arbeit fährst (BFH v. 25. 3. 88 – BStBl 88 II S. 706).

237 Ist der Pkw als berufliches Arbeitsmittel einzustufen – was eine sehr hohe be- 237
rufliche Nutzung von z. B. 90 % voraussetzt – sind auch Verluste durch Dieb-
stahl im privaten Bereich – z. B. aus dem zur Wohnung gehörenden Garagenhof
– abzuziehen (BFH – BStBl 1983 II S. 586) oder Beschädigungen infolge von
Vandalismus.

Sei hartnäckig!

238 Unfallkosten kannst Du als Behinderter nicht nur absetzen, wenn Du an Deine 238
eigene Mühle Beulen fährst. So hat eine hartnäckige Steuerzahlerin, die auf
dem Weg zur Arbeit mit dem Auto eines Bekannten in den Graben gerutscht
war, sich nicht mit der Ablehnung durch das Finanzamt zufriedengegeben. Vor
dem Finanzgericht hat sie den Schadenersatz, den sie ihrem Bekannten gezahlt
hat, als Werbungskosten durchgeboxt (EFG 1993 S. 647).

78049-7_s001-816.indb 164 28.08.2007 14:28:53 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 165

Hol Dir Geld vom Finanzamt für


das kaputte Auto Deines Partners!

Wenn Du Dir – auch hier entsprechende Behinderung vorausgesetzt – für den


Weg zur Arbeit das Auto Deines Ehepartners geliehen hast und damit einen
Unfall verursachst, kannst Du zwar die Fahrtkosten absetzen, den Unfallscha-
den wollen die Fiskalritter aber mit einer ganz hinterlistigen Argumentation
vom Tisch fegen: Du habest keinen Aufwand durch den Unfall, da der Wagen
nicht Dir gehöre und Schäden an einem fremden Auto nur als sog. Drittauf-
wand abgesetzt werden könnten, wenn die Mühle Deinem Ehepartner gehöre.
Mit anderen Worten: Man strapaziert wieder einmal das amtliche Heiratspapie-
rchen, um Dir Deine wohlverdiente Steuererstattung streitig zu machen (FG
Niedersachsen v. 19. 1. 1994, EFG 1994 S. 785). Aber diesmal haben die Büro-
kraten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Auf so windige Argumente wie
Drittaufwand oder die Begründung, das Auto gehöre wirtschaftlich eigentlich
Dir, weil Du ja sämtliche Kosten dafür trägst, lässt Du Dich gar nicht erst ein.
Du schaffst vielmehr sofort klare Verhältnisse und zahlst Deinem Ehepartner
auf Heller und Pfennig Schadenersatz für das kaputte Auto. Damit sich die
Sache auch lohnt, musst Du nicht kleinlich Erbsen zählen. Rechnet untereinan-
der genauso ab, wie Ihr es mit einer Autoversicherung machen würdet. Also
nicht nur die Reparaturkosten erstatten, sondern auch einen ordentlichen Teil
für Wertminderung des Unfallwagens, Auslagen und Nutzungsausfall für die
Zeit der Reparatur. Die Rechnung für das Finanzamt könnte dann z. B. so aus-
sehen:

Aufgrund einer außergerichtlichen Vereinbarung gezahlte Kostenerstat-


tung an Herrn/Frau . . . . . für den von mir auf dem Weg zur Arbeit
verursachten Unfallschaden am . . . . (Datum) mit dem Fahrzeug . . . .
(Kennzeichen):
Reparaturkosten lt. Rechnung Autohaus Schnell 2 535,50 €
Pauschaler Auslagenersatz für Telefonate, Porto etc. 50,00 €
Wertminderung für das Unfallfahrzeug lt.
außergerichtlicher Vereinbarung 600,00 €
Nutzungsausfall während der Reparatur
8 Tage à 45,00 € 360,00 €

 als Werbungskosten abzugsfähiger Unfallkostenersatz 3 545,50 €



Damit später alles wirklich wasserdicht ist, wirst Du den Betrag auf den Cent
genau auf das Konto Deines Herzblatts überweisen. Dass Du auf diese Weise

78049-7_s001-816.indb 165 28.08.2007 14:28:54 Uhr


166 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

sogar die Wertminderung absetzen kannst, die man Dir beim Unfall mit dem
eigenen Wagen immer streicht, wird die Fiskalritter dabei besonders ärgern . . .
(Schwierigkeiten? Diesmal steht Dir das Urteil in den EFG 1993 S. 647 bei.)
Was, wenn Du nach einem Autounfall gesundheitlich so schlecht dran bist, dass
Du deswegen in Kur fährst, durch eine Physiotherapeutin behandelt wirst oder
zu Gymnastikkursen gehst? Dann kannst Du die Kosten dafür dem Finanzamt
als Betriebsausgaben/Werbungskosten in Rechnung stellen (BStBl 1960 III
S. 511).

Nutz diesen Vorteil bei einem Unfall!

239 Hast Du eine Dienstreise mit Deinem privaten Pkw durchgeführt und dabei 239
einen Unfall verursacht, so kannst Du, wenn Du das Fahrzeug nicht reparieren
lässt, den Wertverlust bei den Einkünften aus nichtselbständiger Tätigkeit als
Werbungskosten geltend machen (FG München v. 7. 12. 2001 – Az 1 K
5272/00).
Sei besonders auf der Hut, wenn Du handwerklich begabt bist und aus Kosten-
gründen den Unfallschaden selbst reparierst. Die Wertminderung durch den
Unfall sollst Du dann nämlich nicht absetzen können. Lediglich die Reparatur-
kosten gestehen Dir die Herren Geiz & Co. beim Bundesfinanzhof zu (BFH-
Urteil v. 27. 8. 1993 – BStBl 1994 II S. 235). Sage dem Finanzamt also: »Das Auto
wurde bisher nicht repariert, sondern nur notdürftig fahrtüchtig gemacht.« Nun
kann das Finanzamt Dir die Wertminderung nicht streichen. Mit der Reparatur
wartest Du, bis Dein Steuerbescheid rechtskräftig geworden ist . . .

240 Bei einem Totalschaden an Deiner Kiste kannst Du den Restwert vor dem Un- 240
fall absetzen. Die Differenz zum Kaufpreis Deines neuen Autos ist dagegen
weder als Werbungskosten noch als außergewöhnliche Belastung abzugsfähig,
weil insoweit keine Vermögensminderung eingetreten ist (FG Niedersachsen v.
10. 11. 1988 – NWB 1989 Fach 1 S. 217).

Pass bei Totalschaden auf!

Nach Meinung des BFH (BStBl 1995 I S. 318) soll als Restwert nicht der tat-
sächliche Wert Deines Autos anerkannt werden, es wird also nicht auf die
Schwacke-Liste oder ein Gutachten zurückgegriffen. Der Restwert ergibt sich

78049-7_s001-816.indb 166 28.08.2007 14:28:54 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 167

vielmehr aus den Anschaffungskosten nach Abzug einer fiktiven Abschreibung


bis zum Unfall. Fazit: Wenn Deine Mühle älter als acht Jahre war (FG München
v. 7. 12. 2001 – 1 K 5272/00), schaust Du ganz schön alt aus. Bei einer steuerlichen
Nutzungsdauer für Pkw von acht Jahren beträgt der Restwert nämlich 0 €. Bei
einem älteren Auto solltest Du Dir einen irreparablen Totalschaden also mög-
lichst verkneifen, weil zum Ärger über den Unfall auch noch der Frust bei der
Steuer kommt. Bei jüngeren Autos rechnet das Finanzamt so:
Anschaffungskosten im Januar 2005 36 000 €
Abschreibung bis zum Unfall im April 2007
= 27 Monate: 27/96  36 000 € – 10 125 €
Restwert zum Zeitpunkt des Unfalls 25 878 €

Macht das Finanzamt bei dieser Berechnung nicht mit, weil die Nutzungsdauer
für Pkw lt. amtlicher Tabelle nur sechs Jahre beträgt, wehre Dich dagegen mit
dem BFH-Urteil vom 29. 3. 2005 (IX B 174/03, NWB EN-Nr. 329/2006), das
ebenfalls von einer Nutzungsdauer von acht Jahren ausgeht.
Das Steuerrecht ist ja so gerecht: Das Mehr an unfallbedingten Versicherungs-
kosten – mehr durch Verlust des Schadensfreiheitsrabatts – kann der Selbstän-
dige absetzen, der Nichtselbständige nicht (BFH – BStBl 1986 II S. 886)!
Natürlich musst Du die Unfallkosten selbst getragen haben. Hat sie die Versi-
cherung bezahlt, solltest Du sie nicht bei der Steuer geltend machen, wenn Du
keinen Ärger haben möchtest. Zahlte Dir die Versicherung nur einen Teil,
kannst Du den Rest natürlich sehr wohl geltend machen.

Verdiene mit kaputten Scheiben 1 000 € und mehr!

241 Diesmal richtet sich mein Trick nicht gegen das Finanzamt. Ich habe nämlich ein 241
Eisen im Feuer, wie Du Dich bei Versicherungen schadlos hältst: Wenn Du
schon die Fiskalritter nicht mit dem Unfall zur Kasse bitten kannst, solltest Du
wenigstens versuchen, bei der Autoversicherung so viel wie möglich zu kas-
sieren.
»Ja, wie denn?«, fragst Du. »Ich war doch dummerweise mit der alten Karre
nicht mehr vollkaskoversichert. Und da ich die Rostlaube selbst gegen den
Baum geschmettert habe, zahlen doch die Versicherungsfritzen keinen Cent.«
Dazu musst Du wissen, dass bei der Teilkasko Glasbruch mitversichert ist. Auch
bei einem selbstverschuldeten Unfall muss die Versicherung Dir über die Teil-
kasko jedes beschädigte Glasteil am Auto ersetzen. Du wirst Dich wundern, wie
viel Glas an so einem Auto ist. Nicht nur die Scheiben, auch Spiegel, Scheinwer-

78049-7_s001-816.indb 167 28.08.2007 14:28:54 Uhr


168 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

fer, Blinker, Sonnendach sind aus zerbrechlichem Material. Lass Dir bei einem
Totalschaden von Deiner Werkstatt unbedingt eine Aufstellung über die de-
fekten Glasteile und deren Preise geben. Natürlich nur für die, die beim Unfall
zerbrochen sind. Die Scheiben, die Deine Kinder beim Spielen in dem Wrack
nachträglich zerdeppert haben, fallen nicht unter die Kaskoversicherung. Die
Aufstellung reichst Du dann zusammen mit ein paar Fotos bei der Versicherung
ein, und schon kommt ein warmer Geldsegen, der ohne weiteres 500 bis 1 000 €
betragen kann.

Aufstellung der Unfall- und Berufskosten


1. Reparaturrechnung vom . . . der Firma . . . über 2 410 €
Weitere Schäden durch Unfall:
a) vom Sitz geschleuderter Laptop
Wiederherstellungskosten lt. Rechnung 40 €
b) von der Ablage gefallene Minolta-Kamera
(Wiederherstellungskosten) 225 €
Zerstörung der Brille . . . Kosten einer neuen 100 €
Ausgelaufenes Benzin 20 €
Bekleidungsschaden (Reinigungskosten, Wertminderung) 150 €
Arztrechnung 100 €
Anwaltskosten und Gerichtsgebühren
(BFH vom 2. 3. 1962 – BStBl 1962 III S. 192) 400 €
Sonstige Kosten: Telefonate, Taxifahrten zur Versicherung,
Kosten der Korrespondenz 50 €
Unfallkosten 3 495 €

242 c) Gemeinsame Fahrten von Eheleuten 242


So richtig vorteilhaft wirkt sich die Entfernungspauschale für Dich aus, wenn
Du gemeinsam mit Deinem Ehegatten zur Arbeit fährst. Egal, ob jeder selbst
mit dem Auto fährt, ob Ihr am selben Ort arbeitet und mit dem gemeinsamen
Auto fahrt oder Du Deine bessere Hälfte erst zur Arbeit bringst, dann zur eige-
nen Arbeitsstätte weiterfährst und Dein Schätzchen abends wieder abholst – Ihr
kassiert auf jeden Fall beide die Entfernungspauschale für den jeweiligen Ar-
beitsweg. Im Idealfall also die doppelte Pauschale.

Beispiel
Du fährst morgens Deinen Ehegatten nach A (40 km), anschließend fährst Du
weiter zu Deiner Arbeit nach B (30 km). Abends machst Du die gleiche Tour in
umgekehrter Richtung. Die direkte Entfernung von Eurer Wohnung nach A
beträgt 40 km, nach B 35 km.
Und so rechnet Ihr beim Finanzamt die Entfernungspauschalen ab:
Ehemann: (40 km – 20 km =) 20 km  0,30 €  230 Tage = 1 380 €
Ehefrau: (35 km – 20 km =) 15 km  0,30 €  230 Tage = 1 035 €

78049-7_s001-816.indb 168 28.08.2007 14:28:55 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 169

243 d) Fahrtkosten bei Einsatzwechseltätigkeit Das Finanzamt stuft Deinen Beruf 243
als Einsatzwechseltätigkeit ein, wenn Du für dieselbe Firma in ständigem Wech-
sel an immer wieder neuen Orten arbeitest und nicht zwischendurch regelmä-
ßig an ein und dieselbe feste Arbeitsstelle zurückkehrst. Typische Berufe mit
Einsatzwechseltätigkeit sind z. B. Bau-, Montagearbeiter, Leiharbeitnehmer,
Rohrleitungsbauer, Gleisbauarbeiter, Kundendienstmonteure, Anwärter der
Zollverwaltung, Rechtsreferendare und Springer einer Betriebsreserve für Fili-
albetriebe. Geht Dein Beruf als Einsatzwechseltätigkeit durch, wirkt sich das
günstig auf Deine Fahrtkosten aus.

Zu weiteren Einzelheiten vgl. E Rz 173, E Rz 194, E Rz 196.

244 Die Nahzone (30 km) Von Fahrten in die Nahzone spricht man, wenn Deine 244
Einsatzstelle nicht mehr als 30 km von Deiner Wohnung entfernt liegt. Der
Haken daran ist, dass der Fiskus Dir für diese Fahrten mit dem eigenen Kfz
nur die Entfernungspauschale zugestehen will. Das bedeutet für Dich, dass
ab 2007 wegen der Kappung der ersten 20 km kaum Werbungskosten übrig
bleiben.

Ein kleiner Umweg, der viel Geld bringt!

Du bist Maurer, und Deine Baustelle ist nur 28 km von Deiner Wohnung ent-
fernt. Wegen lächerlicher 2 km geht Dir ein schöner Batzen Geld durch die
Lappen. Doch warum fährst Du eigentlich den kürzesten Weg zur Baustelle, wo
Du über einen kleinen Umweg von 3 km viel schneller vorwärtskommst? Für
die Frage, ob Deine Baustelle in der Nah- oder der Fernzone liegt, kommt es
nämlich nicht auf die direkte Entfernung zu Deiner Wohnung an, sondern auf
die kürzeste benutzbare Straßenverbindung oder eine offensichtlich verkehrs-
günstigere Strecke. Weil Du durch den Umweg viel Zeit einsparst, ist Deine
Strecke zeitlich kürzer. Damit zählt der Umweg bei der Entfernungsberech-
nung mit, und Deine Baustelle liegt in der Fernzone. Für Dich bringt das statt
(8 km  0,30 €  230 Tage =) 552 € sage und schreibe (31 km  0,60 €  230
Tage =) 4 278 €. Na, die 3 km Umweg haben sich ja wohl gelohnt. Du entgehst
der Kappung der ersten 20 km und kassierst obendrein die doppelt so hohe
Dienstreisepauschale von 0,30 € je tatsächlich gefahrenen km (= 0,60 € je Ent-
fernungskilometer).

78049-7_s001-816.indb 169 28.08.2007 14:28:55 Uhr


170 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Wie Du trotz Sammelbeförderung


Fahrtkosten absetzt!

245 Nicht alle Einsatzwechseltätigen, die von ihrer Firma per steuerfreiem Sammel- 245
transport (E Rz 230) zur Arbeit gebracht werden, schauen bei der Entfernungs-
pauschale komplett in die Röhre.
Wirst Du z. B. nicht zu Hause abgeholt, sondern fährst morgens erst mehr als
20 km zu Deiner Firma oder einem Treffpunkt und steigst dort mit den anderen
Kollegen in den Firmenbus, steht Dir für diese Fahrt die Entfernungspauschale
für die Kilometer über 20 km selbstverständlich zu.
Aufgepasst, wenn Dich Dein Brötchengeber zwar zur Einsatzstelle transpor-
tiert, Dir dafür aber einen finanziellen Obolus in Form einer Fahrtkostenbetei-
ligung abknöpft. Zwar bekommst Du dann trotzdem keine Entfernungspau-
schale, aber Du kannst den Fahrtkosten-Obolus als Werbungskosten absetzen.
Wenn sich der für Dich zuständige Fiskalvertreter damit schwertut, hilf ihm mit
einem Hinweis auf § 9 Abs. 2 EStG. Allerdings darfst Du nur den Teil Deines
Obolus absetzen, der auf die Fahrtstrecke ab dem 21. km entfällt.

Liebe Leser, ich spare mir an dieser Stelle jeden Kommentar!

Einmal heraus aus dem 30-km-Kreis!

246 Für alle Kundendienstmonteure und wer sonst noch mehrere Einsatzstellen am 246
selben Tag anfährt, heißt es richtig planen. Richtet Eure Tour so ein, dass we-
nigstens ein Kunde in der Fernzone liegt. In diesem Fall könnt Ihr alle Fahrten,
auch die in der Nahzone, mit 0,30 € je gefahrenen Kilometer absetzen.
Klappt das nicht, dann gilt folgende Regelung:
● Für die Fahrt zum ersten Kunden (nur die halben Pauschale, da ohne Rück-
fahrt) macht 0,15 € je Entfernungskilometer ab dem 21. km,
● von Kunde zu Kunde 0,30 € je gefahrenen Kilometer,
● vom letzten Kunden zurück (nur die halben Pauschale, da ohne Hinfahrt)
macht wiederum 0,15 € je Entfernungskilometer ab dem 21. km geltend.
Also: Sei schlau und lege die Tour so, dass von den beiden nächstgelegenen
Kunden der eine am Anfang und der andere am Ende des Tages besucht wird.

78049-7_s001-816.indb 170 28.08.2007 14:28:56 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 171

Du arbeitest in einer Zweigniederlassung oder Filiale?

247 Dann sei clever: Fahre nicht gleich frühmorgens zur Filiale, wofür Du nur den 247
Satz von 0,30 € ab dem 21. Entfernungskilometer geltend machen kannst. Fahr
stattdessen – sofern das einigermaßen praktisch und plausibel ist – zuerst den
Hauptsitz Deines Betriebs an, besprich dort z. B., was in der Filiale zu tun ist,
und setz Dich erst dann zur Niederlassung in Trab.
»Und wieso soll das ein Vorteil sein?«, fragst Du.
Weil Du für die anschließende Filialfahrt den Kilometersatz der Dienstreise
geltend machen kannst. Und dafür spendiert Dir der Fiskus 0,60 € pro Entfer-
nungskilometer.

für Berufsschüler und Auszubildende

248 Ob die Berufsschule, der Lehrgangsort oder das Seminar für Dich zur regelmä- 248
ßigen Arbeitsstätte wird, hängt entscheidend davon ab, wie viel Zeit Du dort
verbringst und wie wichtig die Arbeit dort im Verhältnis zu Deiner praktischen
Arbeit im Betrieb ist. Hast Du z. B. längeren Blockunterricht oder absolvierst
einen längeren Lehrgang, läufst Du Gefahr, dass man Dir die Berufsschule oder
den Lehrgangsort nach drei Monaten als zweite regelmäßige Arbeitsstätte zu-
rechnet und Du Deine Fahrtkosten nur noch mit der mickrigen Entfernungs-
pauschale absetzen kannst.
Aus dieser Falle brichst Du aus, wenn Du sagen kannst, der Teil Deiner Arbeit,
den Du in der Schule oder in Seminaren erledigst, sei gegenüber dem Rest Dei-
ner Ausbildung von untergeordneter Bedeutung. Das ist gar nicht so schwer. Da
der Fiskus und die Gerichte vor allem auf den zeitlichen Umfang Deiner jewei-
ligen Tätigkeit und deren Bedeutung schauen, stellst Du dich auf folgenden
Standpunkt: »Theorie und Praxis sind für mich natürlich von gleich großer Be-
deutung, deshalb kommt es nur darauf an, dass ich nicht längere Zeit am Stück
in der Berufsschule oder an meinem Lehrgangsort bin, unter dem Strich dort
weniger Zeit als im Betrieb verbringe und regelmäßig in den Betrieb meines
Brötchengebers zurückkehre.«
Ergo kannst Du Deine Fahrtkosten immer dann ohne zeitliche Begrenzung mit
den hohen Dienstreisepauschalen von 0,30 € je Kilometer – und ohne Kappung

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172 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

der ersten 20 km – absetzen, wenn Du in folgendem Rhythmus Unterricht


hast:
● je ein bis zwei Tage pro Woche oder
● je ein bis zwei Wochen im Block pro Monat.
Dann kannst Du Dich auch nach vier, fünf oder zehn Monaten noch über die
Dienstreisepauschalen freuen. Bedanken darfst Du Dich dafür bei den obers-
ten Finanzrichtern in München, die mit ihrem BFH-Urteil vom 18. 5. 2004
(BStBl II 2004 S. 962) für diesen Sinneswandel gesorgt haben.

Aber auch, wenn Du von diesem Urteil auf den ersten Blick nicht profitieren
kannst, weil Dein Blockunterricht oder Deine Lehrgänge zu lange dauern, ist
noch nicht alles verloren – dank der Unterbrechungsklausel des R 37 Abs. 2
Nr. 1 LStR. Danach führt jede Unterbrechung von mindestens vier Wochen,
außer durch Urlaub oder Krankheit, zu einem Neubeginn der Dreimonatsfrist.
Da Urlaub und Krankheit aber immer dem Ort zugerechnet werden, an dem
Du bei deren Beginn tätig warst, wirst Du einen längeren Urlaub so legen, dass
er der Arbeitsstätte und nicht der Berufsschule zugerechnet wird. Falls es nur
drei Wochen Urlaub sind, kannst Du der Unterbrechung auch ausnahmsweise
damit auf die Sprünge helfen, dass Du Dir den Berufsschultag in der ersten
Woche nach den Ferien schenkst und bei Deinem Brötchengeber schaffst.

Reisekosten für Bauleiter und andere!

249 Als Bauleiter tätige Arbeitnehmer werden ihre regelmäßige Arbeitsstätte fast 249
immer am Betriebssitz haben. Sie führen damit bei ihrer Tätigkeit auf der aus-
wärtigen Baustelle Dienstreisen aus und können somit die tatsächlichen Fahrt-
kosten – mindestens 0,30 € je gefahrenen Kilometer – zusätzlich zu den Pausch-
sätzen für Verpflegungsmehraufwand E Rz 176 geltend machen.
Für die regelmäßige Arbeitsstätte reicht ja schon aus, wenn Du ein- oder zwei-
mal pro Woche kurz in Deiner Firma auftauchst, um ein paar Sachen zu erledi-
gen oder Unterlagen abzuholen.
Bist Du also länger als drei Monate an derselben Baustelle tätig und droht Dir
daher ab dem vierten Monat der Verlust der Dienstreisepauschalen von 0,30 €
je km, dann entgehst Du dem mit derselben Begründung wie die Berufsschüler
in E Rz 248. Achte also darauf, dass Du pro Woche ein bis zwei Tage auf der

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4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 173

Baustelle und drei bis vier Tage im Betrieb oder zuerst ein bis zwei Wochen auf
der Baustelle, dann drei bis vier Wochen im Betrieb arbeitest.

250 Die regelmäßige Arbeitsstätte bringt nur dann Vorteile, wenn Deine Baustellen 250
überwiegend in der Nahzone liegen. In diesem Fall kannst Du bei Dienstreisen
im Gegensatz zur Einsatzwechseltätigkeit die Kilometerpauschale von 0,30 € je
gefahrenen Kilometer beanspruchen.
Liegen Deine Baustellen hingegen in der Fernzone (über 30 km von Deiner
Wohnung) oder hast Du an der Baustelle eine Unterkunft, ist die regelmäßige
Arbeitsstätte für Dich nicht günstig, denn dann machen die Fiskalritter nach
drei Monaten wieder eine zweite regelmäßige Arbeitsstätte aus der Baustelle
und Du setzt für Deine Fahrtkosten mit der Entfernungspauschale gegenüber
der Dienstreisepauschale nur noch die Hälfte ab. Für diesen Fall gilt:
Vermeide – wenn irgendwie möglich – dass Du regelmäßig zum Betrieb Deines
Arbeitgebers fährst.

251 e) Fahrgemeinschaften 251


Bei einer einseitigen Fahrgemeinschaft, bei der also lediglich eines der Mit-
glieder mit dem eigenen Auto fährt, die übrigen lediglich Mitfahrer sind, be-
kommt jedes Mitglied der Fahrgemeinschaft zunächst einmal die Entfernungs-
pauschale. Allerdings schauen die reinen Mitfahrer bei größeren Entfernungen
ein wenig in die Röhre, weil ihre Entfernungspauschale auf max. 4 500 € gede-
ckelt wird.
Beispiel
Du und Dein Nachbar Willi arbeiten im selben Betrieb. Da Willi kein Auto hat,
nimmst Du ihn immer mit zur Arbeit. Die einfache Entfernung liegt bei 100 km.
Die Entfernungspauschale beträgt 2007 zunächst einmal für beide
(100 km – 20 km =) 80 km  0,30 € = 24,00 €  230 Tage = 5 520 €
Da Du für die Fahrten Dein eigenes Auto benutzt, wird Deine Entfernungspau-
schale nicht gedeckelt. Du setzt also für Deine Fahrten 5 520 € als Werbungskos-
ten ab. Dein Nachbar Willi wird dagegen mit 4 500 € abgespeist.
Bei einer wechselseitigen Fahrgemeinschaft wird es ein bisschen komplizierter,
die Deckelung gilt nämlich nur für die Fahrten als Mitfahrer. Deshalb wird zu-
nächst einmal für jedes Mitglied der Fahrgemeinschaft die Entfernungspau-
schale für die Tage ermittelt, an denen es lediglich als Mitfahrer fungierte. Der
sich hierfür ergebende Betrag wird evtl. auf höchstens 4 500 € begrenzt. Zusätz-
lich zu diesem Betrag wird für jedes Mitglied die Entfernungspauschale ange-
setzt, die sich für die Arbeitstage ergibt, an denen es im Rahmen der Fahrge-
meinschaft jeweils selbst mit dem Auto gefahren ist.

78049-7_s001-816.indb 173 28.08.2007 14:28:57 Uhr


174 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Beispiel
Dein Nachbar Willi aus dem vorhergehenden Beispiel hat selbst ein Auto und
Ihr wechselt Euch mit dem Fahren ab. Dann könnt Ihr dem Finanzamt folgende
Rechnung aufmachen:
Du selbst Nachbar Willi
Entfernungspauschale
für reine Mitfahrtage 115  24,00 € 115  24,00 €
= 2 760 € = 2 760 €
+ Entfernungspauschale
für Fahrten mit eigenem Kfz 115  24,00 € 115  24,00 €
= 2 760 € = 2 760 €
Entfernungspauschale 5 520 € 5 520 €

252 f) Egal, wem das Auto gehört? 252


Jawohl, das ist ganz egal! Du darfst die Entfernungspauschale ohne Begrenzung
auf 4 500 € auch dann ansetzen, wenn Du mit einem geliehenen Auto zur Arbeit
fährst.
Du fährst in einem Auto zur Arbeit, das auf den Namen Deines alten Herrn
angemeldet ist, z. B. wegen günstiger Versicherungsprämien? Keine Sorge!
Setze beruhigt die Entfernungspauschale ab. Die kannst Du nämlich auch für
ein geliehenes oder Dir zur Nutzung überlassenes Auto geltend machen. Ob Du
die Kosten für den Wagen trägst, spielt dabei keine Rolle (R 42 Abs. 2 LStR).
Übrigens gilt das auch für den Wagen, den Dir Dein Bruder, Onkel, Arbeitskol-
lege, Freund, Deine Freundin, Herr Hinz oder Frau Kunz leihen. Besonders er-
freulich für Dich ist, dass Du auch mit einem geliehenen Auto nicht von der
Kostendeckelung auf 4 500 € betroffen bist.

Drehen wir denen den Hahn zu. Zahlen wir


Steuern auf Sperrkonten. Dann können sie sich
die Penunzen anschauen wie Jagdhunde ein
Karnickel im Käfig, dass ihnen vor Gier der
Geifer aus dem Mund tropft.
(Sybil Gräfin Schönfeldt im ZEIT-Magazin)

253 g) Hast Du mehr als eine Wohnung? 253


Als Ausgangspunkt für die Fahrten zur Arbeit kommt jede eigene Wohnung in
Betracht, die Du regelmäßig zur Übernachtung nutzt (R 42 Abs. 1 LStR).
Besitzt Du etwa eine Zweitwohnung, weil Du und Dein Ehepartner vielleicht
eine moderne Ehe führen, bei der Mann und Frau getrennt wohnen, sind die
anfallenden Fahrtkosten zur Arbeitsstätte von der weiter entfernt liegenden
Wohnung abziehbar, wenn diese (zumindest zeitweise) Mittelpunkt des häus-
lichen Lebens ist. Theater mit dem Finanzamt gibt es aber, wenn Du Eure ge-
meinsame Wohnung nicht mindestens sechsmal im Jahr aufsuchst.

78049-7_s001-816.indb 174 28.08.2007 14:28:57 Uhr


4. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 175

Wenn Du als Lediger noch einen zweiten Wohnsitz bei Deinen Eltern hast oder
gar ein Einfamilienhaus Dein Eigen nennst, ansonsten aber in der Nähe Deines
Arbeitsorts eine Zweitwohnung unterhältst, kannst Du auch die gelegentlichen
Fahrten von Deinem Eigenheim aus beim Finanzamt als Fahrtkosten zwischen
Wohnung und Arbeitsstätte geltend machen – egal, wie weit Du fährst (BStBl
1986 II S. 221). Wichtig ist nur: Dort muss der Mittelpunkt Deiner Lebensinter-
essen sein. Mittelpunkt der Lebensinteressen ist nach Meinung des Bundesfi-
nanzhofs der Ort, zu dem Du die größten persönlichen Bindungen hast. Liegt
Deine Zweitwohnung in der Nähe Deiner Eltern und Angehörigen, berufe
Dich darauf, und der Fahrtkostenabzug ist gesichert. Aber auch eine andere
Wohnung lässt sich schnell zum Lebensmittelpunkt umfunktionieren. Tritt in
einen Verein ein und suche Dir eine nette Frau/einen netten Mann am Ort, von
der/dem Du dem Finanzamt gegenüber als von Deiner/Deinem Verlobten spre-
chen kannst. Damit hast Du sichergestellt, dass Deine Fahrtkosten beim Finanz-
amt durchgehen. Wenn Du dann noch mindestens zwei Fahrten im Monat zu
dieser Wohnung geltend machst, bleibt auch dem streichwütigsten Fiskalisten
nichts anderes übrig, als zu kapitulieren. Verweise ihn notfalls auf R 42 Abs. 1
S. 8 LStR.

für Heimfahrten

Gute Nachrichten für alle, die es nicht immer schaffen, mindestens zweimal mo-
natlich oder bei weit entferntem Lebensmittelpunkt mindestens sechsmal im
Jahr nach Hause zu fahren. Der BFH meinte nämlich recht großzügig, die An-
zahl der Fahrten sei zwar ein Indiz, aber der Lebensmittelpunkt müsse nach den
Gesamtumständen festgestellt werden und der auswärtige Wohnort könne auch
dann als Lebensmittelpunkt anerkannt werden, wenn nur drei Fahrten im Jahr
dorthin stattgefunden hätten (BFH-Urt. v. 10. 2. 2000 VI R 60/98, BFH/NV 2000
S. 949). Für entscheidend hielt der BFH, dass der Aufenthalt am Arbeitsort be-
fristet war, die dort bezogene Wohnung gegenüber der Hauptwohnung am Le-
bensmittelpunkt nach Größe und Ausstattung minderwertig war und der Steu-
erzahler am Arbeitsort keinen privaten Bekanntenkreis aufgebaut hatte. In die
gleiche Kerbe schlug der BFH mit seinem Urteil vom 26. 11. 2003 (BStBl 2004 II
S. 233).

Das deutsche Steuerrecht ist überkompliziert,


undurchsichtig, oft ungerecht. So sehr, dass man es
als Hochschullehrer heute nicht mehr ohne Scham
unterrichten kann.
(Prof. Klaus Vogel, Staatsrechtler)

78049-7_s001-816.indb 175 28.08.2007 14:28:57 Uhr


176 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

254 Bist Du verheiratet, liegt der Mittelpunkt Deiner Lebensinteressen immer in 254
der Wohnung, in der Deine Familie wohnt. Ist das die weiter entfernte Woh-
nung, gehen Deine Fahrtkosten in der Regel sowieso als Familienheimfahrten
im Rahmen einer doppelten Haushaltsführung durch.
Schwieriger wird die Sache, wenn Du mit Deiner Familie zwei Wohnungen un-
terhältst. Jetzt musst Du dem Finanzamt beibringen, dass die weiter entfernte die
eigentliche Familienwohnung und damit Dein Lebensmittelpunkt ist. Steine legt
Dir dabei das Finanzgericht Köln in den Weg. Dessen Richter meinten nämlich,
der Hauptwohnort einer Familie richte sich nicht danach, wo der Steuerzahler
mit seiner Familie mehr Tage im Jahr verbringt, sondern haben stattdessen die
Wochen gezählt, in denen sich die Familie jeweils in ihren Wohnungen aufhielt.
Die Wochenenden haben sie unfairerweise nicht mitgezählt (EFG 1995 S. 14).
Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass sie damit den Lebensmit-
telpunkt aus der weiter entfernt liegenden Wohnung in die näher gelegene ver-
legt haben und der Fahrtkostenabzug für die weiten Fahrten zum Teufel war.
Ich meine, solchen Entscheidungen muss Einhalt geboten werden. Es geht doch
nicht an, dass der Fiskus seine Regeln mal so und mal anders auslegt. Ständig
zählen die Fiskalritter fleißig die Aufenthaltstage, wenn es auf den überwie-
genden Aufenthalt im Jahr ankommt, so z. B. bei der Frage, ob Du unter die
Steuerbefreiung eines Doppelbesteuerungsabkommens fällst oder bei welchem
Finanzamt Du Deine Steuererklärung abgeben musst. Das gilt nach § 19 Abs. 1
AO auch für Familien. Hält sich also Deine Familie (Wochenenden, Ferien und
Feiertage mitgerechnet) mehr als 182 Tage in A-Dorf auf, ist für Deine Steuer-
erklärung das Finanzamt A-Dorf zuständig. Es muss doch auch dem borniertes-
ten Finanzbeamten einleuchten, dass er dann nicht plötzlich wochenzählender-
weise Deinen Lebensmittelpunkt nach B-Stadt verlegen kann.

255 5. Häusliches Arbeitszimmer 255

256 a) Ganz oder gar nicht, so lautet die Devise 256


Auch beim häuslichen Arbeitszimmer geht es um das leidige Thema der ge-
mischten Aufwendungen. Wird das Arbeitszimmer nämlich sowohl beruflich als
auch privat genutzt, müsste der beruflich veranlasste Teil der Aufwendungen
vom privat veranlassten getrennt werden. Da eine solche Trennung aber bei
einem einzelnen Raum nicht leicht und einwandfrei möglich ist, lässt der Fiskus
überhaupt nichts zum Abzug zu und rechnet alle Aufwendungen zu den nicht
abziehbaren der privaten Lebensführung (§ 12 EStG).
Also lautet die Devise: Das Arbeitszimmer wird so gut wie gar nicht privat (unter
10 %) genutzt. Nur wenn Du das sagen kannst, ist der Weg für den Abzug frei.

78049-7_s001-816.indb 176 28.08.2007 14:28:58 Uhr


5. Häusliches Arbeitszimmer 177

257 b) Die Abzugsbeschränkungen beim Arbeitszimmer 257


Selbst wenn Du nachweislich ein steuerlich astreines, 100 % beruflich genutztes
Arbeitszimmer Dein Eigen nennst, lässt der Fiskus ab 2007 die Kosten nur noch
dann zum Abzug zu, wenn sich in Deinem Arbeitszimmer der Mittelpunkt Dei-
ner gesamten beruflichen und betrieblichen Tätigkeit befindet. In diesem Fall
kannst Du Deine Arbeitszimmerkosten zu 100 % von der Steuer absetzen.
Die bisherigen Ausnahmen, nach denen der Abzug von Arbeitszimmerkosten
bis zu 1 250 € im Jahr möglich war, wenn Du mehr als 50 % Deiner gesamten
betrieblichen und beruflichen Tätigkeit in Deinem Arbeitszimmer erledigt hast
oder wenn Dir für Deine Tätigkeit kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung
stand, hat der Fiskus ersatzlos gestrichen.
Damit kommt es für ganze Heerscharen von Arbeitszimmernutzern und kom-
plette Berufsgruppen zu einem regelrechten Kahlschlag beim Abzug ihrer Ar-
beitszimmerkosten. Vor allem Lehrer, Richter, Azubis schauen in die Röhre.
Nicht viel besser geht es Dir, wenn Du im Nebenberuf auf den Raum angewie-
sen bist, um Dich dort vorzubereiten oder gelegentlich einen Fachaufsatz zu
schreiben.
Trotzdem ist nicht aller Tage Abend! Die Richter des Bundesfinanzhofs sind
bereits seit einigen Jahren auf dem Kriegspfad gegen die Beschränkungen beim
Kostenabzug für Arbeitszimmer. Ganz feinsinnig haben sie sich am Gesetzes-
wortlaut entlanggehangelt und entschieden, dass in einer ganzen Reihe von
Fällen die steuerlichen Abzugsbeschränkungen nicht greifen. In folgenden Fäl-
len wirft Dir der BFH sozusagen einen steuerlichen Rettungsanker zu, mit dem
Du weiterhin Deine Arbeitszimmerkosten in voller Höhe als Werbungskosten
oder Betriebsausgaben durchdrücken kannst.

1. Die Abzugsbeschränkung gilt nur für Arbeitszimmer im eigentlichen Wort-


sinn. Ist der von Dir beruflich genutzte Raum also kein »Arbeitszimmer«,
gibt es auch keine Problem beim Kostenabzug.
2. Der Kostenabzug kann Dir zudem nur versagt werden, wenn es sich bei Dei-
nem Arbeitszimmer um ein häusliches Arbeitszimmer handelt. Ein Arbeits-
zimmer, das nicht zu Deinem Wohnbereich gehört, unterliegt folglich keiner-
lei steuerlichen Abzugsbeschränkungen.

Lass es also gar nicht erst zum


»Arbeitszimmer« kommen!

258 Sämtlichem Ärger um den beschränkten Abzug Deiner Arbeitszimmerkosten 258


gehst Du aus dem Weg, wenn Du Deine beruflich genutzten Räume gar nicht

78049-7_s001-816.indb 177 28.08.2007 14:28:58 Uhr


178 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

erst unter der verfänglichen Bezeichnung »häusliches Arbeitszimmer« dekla-


rierst. Denn nur für »häusliche Arbeitszimmer« darf der Fiskus den Rotstift
ansetzen. Wenn Dein Arbeitszimmer also nicht in die Kategorie »Mittelpunkt
Deiner gesamten Tätigkeit« fällt, verfährst Du nach folgender Strategie:
● Mach aus Deinem beruflich genutzten Raum z. B. eine Werkstatt, ein Studio
oder eine Praxis!
● Verfrachte Dein Arbeitszimmer aus den eigenen vier Wänden heraus!

Räume, die begrifflich kein Arbeitszimmer darstellen: Hier hilft der BFH mit
seiner Grundsatzentscheidung vom 16. 10. 2002 (BStBl II 2003 S. 185). Ein steu-
erlich anrüchiges Arbeitszimmer sei nämlich nur ein Raum in Deinem häus-
lichen Privatbereich, der vorwiegend zur Erledigung gedanklicher, schriftlicher,
verwaltungstechnischer oder organisatorischer Arbeiten dient oder künstle-
risch genutzt wird und deshalb büromäßig eingerichtet ist und auch so genutzt
wird, also mit Bücher- und Aktenschränken bzw. -regalen, Aktenbock und ähn-
lichen »Büromöbeln« sowie mit Büchern, Aktenordnern, Schreibmaschine oder
Computer und ähnlichen Arbeitsmitteln ausgestattet ist. Dem hat sich inzwi-
schen auch der Fiskus wohl oder übel anschließen müssen (BMF-Schreiben v.
3. 4. 2007 – BStBl I 2007).
Nennst Du Deine Stube Werkstatt, Tonstudio (BFH v. 28. 8. 2003 – BStBl II 2004
S. 55) oder Praxis, wie die Ärztin, die in einem Zimmer ihrer Wohnung eine
Notfallpraxis unterhielt (BFH v. 5. 12. 2002 – BStBl II 2003 S. 463), kannst Du
ohne Einschränkung alle auf das Arbeitszimmer entfallenden Kosten absetzen,
egal, ob die nun 100 € oder 13 500 € betragen. Ebenfalls gute Karten hast Du,
wenn Du den Raum nur als Lager für Waren oder Werbemuster etc. nutzt.
Allerdings verlangt der BFH zusätzlich, dass die Räume erkennbar dem Publi-
kumsverkehr gewidmet sind. Sie sollten daher so liegen, dass sie sich von Dei-
nen übrigen Wohnräumen abheben, also möglichst über einen zumindest op-
tisch getrennten Eingangsbereich verfügen und nicht ausschließlich über an-
dere Räume Deiner Wohnung erreichbar sind (BFH v. 20. 11. 2003 – BStBl II
2005 S. 203).

für die Praxis zu Hause

Du funktionierst am besten Räume direkt neben der Eingangstür um, damit


Deine Kunden und Patienten nicht erst durch die halbe Wohnung laufen müs-
sen. Idealerweise trennst Du die übrigen Räume Deiner Wohnung durch eine
zusätzliche Tür im Flur ab.
Die Finanzämter erkennen nach dem BMF-Schreiben vom 3. 4. 2007 (s. o.) für
folgende Räume an, dass es sich nicht um Arbeitszimmer handelt:

78049-7_s001-816.indb 178 28.08.2007 14:28:58 Uhr


5. Häusliches Arbeitszimmer 179

● Freiberuflerpraxen, wenn die Räume für einen intensiven und dauerhaften


Publikumsverkehr vorgesehen sind.
● Büroräume, die sich zusammen mit anderen angrenzenden Betriebsräumen
im Haus des Steuerzahlers befinden.

259 Raus mit Deinem Arbeitszimmer aus den eigenen vier Wänden! 259
Wenn Dein Arbeitszimmer nicht mehr »häuslich« ist, d. h. keine Verbindung zu
Deiner Privatwohnung hat, greifen die Einschränkungen ebenfalls nicht und
Du kannst die vollen Kosten absetzen. Bei dieser Frage haben sich die Richter
beim BFH wieder einmal als feine Uhrmacher erwiesen und in einem ganzen
Sack von Entscheidungen einmal so und einmal anders entschieden. Worauf Du
besonders achten musst:
● Arbeitszimmer in der eigenen Wohnung oder im Einfamilienhaus
Ein Arbeitszimmer im eigenen oder gemieteten Einfamilienhaus oder in Dei-
ner Miet- bzw. Eigentumswohnung ist immer ein »häusliches« und fällt unter
die Abzugsbeschränkungen (BFH v. 26. 2. 2003 – BStBl II 2004 S. 75). Der steu-
erliche Erfolg bleibt Dir immer dann verwehrt, wenn Dein Arbeitszimmer in
unmittelbarer Nähe zu Deinen privaten Wohnräumen liegt und mit diesen als
gemeinsame Wohneinheit verbunden ist.
Daher nutzt es Dir wenig, es in den Keller, unter das Dach oder in die Mansarde
zu verlegen. Auch bei einem Arbeitszimmer in einem separaten Anbau zu Deinem
Häuschen macht Dir der Fiskus den vollen Kostenabzug streitig. Dabei handle es
sich ebenfalls um ein »häusliches« Arbeitszimmer, meinte der BFH (Urteil v.
13. 11. 2002 – BStBl II 2003 S. 350). Der gebeutelte Steuerzahler hatte zwar recht
geschickt argumentiert, der Anbau habe keine unmittelbare Verbindung zum
Wohnhaus. Einen Strick hat man ihm aber daraus gedreht, dass er nur über seinen
Garten Zugang zu dem Anbau hatte. Und schon argumentierten die obersten
Steuerrichter: »Der Garten gehört mit zum häuslichen Bereich. Wenn das Arbeits-
zimmer also nur über den Garten zu erreichen ist, ist es ein häusliches!« Aus dem
selben Grund fällt somit ein Gartenhaus als Arbeitszimmer flach.

zum Arbeitszimmer im Anbau

Mit dem obigen Urteil hat der BFH gleich eine Hintertür aufgestoßen: Du
planst geschickter und legst den Zugang zu Deinem Arbeitszimmeranbau nicht
auf die Garten-, sondern auf die Straßenseite. Wenn Du sonstige Verbindungen
zu Deinem Wohnhaus vermeidest, steigen die Chancen.

78049-7_s001-816.indb 179 28.08.2007 14:28:59 Uhr


180 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

260 ● Gesondert angemietetes Arbeitszimmer 260


Wenn Du Dir irgendwo ein separates Büro anmietest, bist Du natürlich sonnen-
klar aus der kleinlichen Regelung für »häusliche Arbeitszimmer« heraus. In
diesem Fall kannst Du Deine sämtlichen Kosten für das Arbeitszimmer von der
Steuer absetzen.
Aufpassen musst Du allerdings immer dann, wenn Du den Raum im selben
Haus mietest, in dem Du Deine Wohnung hast. Mietest Du eine Wohnung auf
derselben Etage, reicht dem BFH schon die räumliche Nähe zu Deiner Privat-
wohnung, um Dir die Kosten zu kürzen. Dabei ist es egal, ob die »Bürowoh-
nung« direkt nebenan liegt (BFH-Urteil v. 26. 2. 2003 – BStBl II 2004 S. 69) oder
gegenüber (BFH-Urteil v. 26. 2. 2003 – BStBl II 2004 S. 72).
Also weichst Du geschickt auf eine andere Etage aus, und schon klappt der
Laden.

261 ● Arbeitszimmer im Mehrfamilienhaus 261


Den BFH stört vor allem, wenn Dein Arbeitszimmer auf derselben Etage liegt
wie Deine Privatwohnung. Darauf solltest Du Dich einrichten. Wenn Du Dich
also mit dem Gedanken trägst, Dir für Dein Büro im selben Haus Räume zuzu-
legen, weiche einfach auf eine andere Etage aus, und schon klappt es mit dem
vollen Abzug sämtlicher Arbeitszimmerkosten.

Ab mit Deinem Arbeitszimmer in den Keller!

262 Wohnst Du in einem Mietshaus, kannst Du steuerlich geschickt in den Keller 262
ausweichen. Aber Vorsicht! Richte Dir Dein Arbeitszimmer ja nicht in dem so-
wieso zu Deiner Wohnung gehörenden Kellerraum ein, denn der gehört nach
Meinung des Fiskus zu Deinem häuslichen Bereich. Stattdessen wirst Du einen
anderen Raum im Keller mieten und diesen zu Deinem Arbeitszimmer um-
funktionieren. Schon hast Du ein nicht »häusliches« und damit erstklassiges
und vor allem in vollem Umfang steuerbegünstigtes Arbeitszimmer, das Dir
den vollen Kostenabzug bei der Steuer garantiert. Will Dein Finanzamt nicht
mitziehen, bekommst Du Unterstützung durch das BFH-Urteil vom 26. 2. 2003
(BStBl II 2003 S. 515).

263 Übrigens: Wenn Du mit Deinem Vermieter verhandelst, schließe möglichst 263
einen eigenen Mietvertrag für den Kellerrraum ab. Vielleicht kannst Du ihn ja
überzeugen, Dir bei Deiner Wohnung einen Mietnachlass zu geben und statt
600 € nur 500 € Miete zu verlangen. Im Gegenzug kommst Du ihm bei der Miete

78049-7_s001-816.indb 180 28.08.2007 14:28:59 Uhr


5. Häusliches Arbeitszimmer 181

für den Kellerraum entgegen, denn schließlich mietest Du ja nun Büroflächen


an, und die sind bekanntlich viel teurer als Wohn- oder Kellerräume.

Im Zweifamilienhaus machst Du mit dem


Arbeitszimmer im Dachausbau ein Riesengeschäft!

264 Als stolzer Besitzer eines Zweifamilienhauses oder eines Einfamilienhauses 264
mit Einliegerwohnung kannst Du mit einem ganz einfachen Trick nicht nur ein
Arbeitszimmer absetzen, sondern dem Fiskus auch noch einen ansehnlichen
Teil Deiner Haus- und Finanzierungskosten ans Bein binden.
Und so funktioniert‘s: Du wohnst im Erdgeschoss. Die darüberliegende Woh-
nung ist vermietet. Wenn Du jetzt Dein Dach ausbaust und Dir dort Dein Ar-
beitszimmer einrichtest, sind Dein Arbeitszimmer und Deine Wohnung nicht
mehr unmittelbar miteinander verbunden. Du hast also kein »häusliches« Ar-
beitszimmer, und einem Kostenabzug steht nichts im Weg. Wichtig ist allerdings,
dass die vermietete Wohnung und das Arbeitszimmer über ein separates Trep-
penhaus bzw. einen Gemeinschaftsflur zu erreichen sind. Außerdem darfst Du
Dir im Dachgeschoss nicht noch andere Wohnräume einrichten. Wenn Du das
beachtest, winkt Dir mit dem Segen des BFH (BFH v. 18. 8. 2005 – BStBl II 2006
S. 428) eine beträchtliche Steuerersparnis.
Angenommen, die beiden Wohnungen sind jeweils 100 qm groß und Du rich-
test Dir unter dem Dach ein 50-qm-Arbeitszimmer ein. In diesem Fall würden
20 % Deiner gesamten laufenden Gebäudekosten, Zinsen, Abschreibung, Re-
paraturen etc. auf das Arbeitszimmer entfallen und wären als Werbungskosten
abzugsfähig.

Damit dieser Trick funktioniert, musst Du nicht unbedingt Fremde in Dein


Haus holen. Die Wohnung im Obergeschoss kannst Du auch an Deine Eltern
oder eines Deiner Kinder vermieten. Mit einem sauberen Mietvertrag und re-
gelmäßigen Mietzahlungen machst Du unter Umständen sogar noch ein dop-
peltes Geschäft: Wenn Du noch Einiges an Zinsen zahlen musst, ergibt sich aus
dem Mietverhältnis vielleicht ein steuerlicher Verlust, den Du zusätzlich abset-
zen kannst. Mit der doppelten Steuerersparnis aus diesem Abschreibungsmo-
dell des kleinen Mannes, die Du so einfährst, kann kein windiger Anlageberater
mit seinen Schiffsfonds oder überteuerten Immobilienbeteiligungen mithalten.

78049-7_s001-816.indb 181 28.08.2007 14:29:00 Uhr


182 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

265 Das Arbeitszimmer als Tätigkeitsmittelpunkt 265


Gelingt es Dir nicht, das Finanzamt davon zu überzeugen, dass der von Dir be-
ruflich genutzte Raum kein Arbeitszimmer oder zumindest kein häusliches Ar-
beitszimmer ist, kannst Du es nur noch absetzen, wenn es den Mittelpunkt Dei-
ner gesamten beruflichen und betrieblichen Tätigkeit darstellt. Dabei kommt es
darauf an, dass Du dort die Arbeiten durchführst und die Leistungen erbringst,
die für Deinen Job wesentlich und prägend sind.
Wenn Du als Heimarbeiter oder Schriftsteller Deine ganze Arbeit in Deinem
Arbeitszimmer erledigst, hast Du natürlich allerbeste Karten. Allerdings stellt
der Fiskus nicht auf die einzelnen Einkunftsquellen ab. Bist Du z. B. neben Dei-
ner Tätigkeit als Arbeitnehmer noch selbständig tätig, werden beide Bereiche in
die Prüfung einbezogen. Dabei haben die streichwütigen Fiskalritter Rücken-
deckung durch den BFH: Der Mittelpunkt der gesamten betrieblichen und be-
ruflichen Tätigkeit könne nicht isoliert für jede einzelne Tätigkeit, sondern nur
für sämtliche Tätigkeiten des Steuerzahlers zusammen bestimmt werden (BFH
v. 23. 9. 1999 – BStBl II 2000 S. 7). Allerdings befand der BFH in einem späteren
Urteil, dass Dein Arbeitszimmer selbst dann Dein Tätigkeitsmittelpunkt sei,
wenn nicht bei allen Jobs Dein Arbeitsschwerpunkt dort liege (Urt. v. 13. 10. 2003
– BStBl II 2004 S. 771).
Dank des BFH sind Deine Aussichten auf einen Vollkostenabzug somit deutlich
rosiger geworden. Entscheidend ist nämlich nicht die Zeit, die Du in Deinem
Arbeitszimmer und außerhalb zubringst, sondern ob Du dort den »qualitativen
Schwerpunkt« Deiner Arbeiten erledigst. Vor allem als Außendienstler, der Du
auf das Büro in Deinen vier Wänden angewiesen bist, musst Du Dich mit voll-
mundigen und möglichst hochtrabenden Beschreibungen Deiner dort verrich-
teten Tätigkeiten wappnen. Stelle heraus, dass Du in Deinem Arbeitszimmer
die wesentlichen technischen und kaufmännischen Arbeiten erledigst, die Pro-
duktentwicklung betreibst, Konzepte für Deine Kunden entwickelst oder die
gesamten Betriebsabläufe organisierst bzw. die Einsatzpläne für Deine im Au-
ßendienst tätigen Mitarbeiter fertigst etc. pp. Dann spielt es nämlich keine Rolle
mehr, wenn Du auch selbst noch im Außendienst tätig wirst. Das Finanzamt
kann Dir keine lange Nase mehr drehen.
Besonders einfach ist es, wenn zwischen den Arbeiten, die Du innerhalb und
außerhalb Deines Arbeitszimmers erledigst, kein qualitativer Unterschied be-
steht. In diesem Fall reicht dem BFH für den Tätigkeitsmittelpunkt schlicht und
ergreifend aus, wenn Du mehr als 50 % Deiner Gesamtarbeitszeit im Arbeits-
zimmer erledigst (BFH v. 23. 05. 2006 – BStBl II 2006 S. 600). Gute Karten hast
Du deshalb vor allem dann, wenn Du für Deine Firma – weil die z. B. Raumkos-
ten sparen will oder weil schlicht nicht genügend Platz im Betrieb ist – nur ein
oder zwei Tage in der Woche vor Ort im Büro arbeitest und den Rest der Woche
dieselben Arbeiten in Deinem häuslichen Arbeitszimmer erledigst.
Auch mit den folgenden BFH-Entscheidungen kannst Du Deinem unwilligen
Finanzamt in Sachen Arbeitszimmer als Tätigkeitsmittelpunkt einmal den

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5. Häusliches Arbeitszimmer 183

Hauch der besseren Erkenntnis zufächeln. Anerkannt wurde das Arbeitszim-


mer einem:
● Ingenieur, der dort komplizierte technische Lösungen für die Wartung von
Anlagen der Kunden erarbeitet, obwohl zu seinen Tätigkeiten auch die Be-
treuung der Kunden vor Ort gehört (BFH v. 13. 11. 2002 – BStBl II 2004 S. 59
2003 S. 805). Als Bombenargument erwies sich hier, dass der gute Mann alle
Konstruktionsunterlagen in seinem Arbeitszimmer hatte und dort für seine
Kunden telefonisch zu erreichen war.
● Verkaufsleiter, der den Einsatz seiner Mitarbeiter im Arbeitszimmer plant,
dort ständig für seine Kollegen erreichbar ist, sämtliche Analysen und Pla-
nungen dort vornimmt und vielleicht als Sahnehäubchen regelmäßige Mee-
tings mit Mitarbeitern im Arbeitszimmer abhält. Dem BFH ist es in so einem
Fall egal, dass im Schnitt an zwei Tagen in der Woche Außendienst anfällt
(Urteil v. 13. 11. 2002 – BStBl II 2004 S. 65).
● Versicherungsangestellten, der in seinem Arbeitszimmer spezielle Altersvor-
sorgekonzepte für seine Kunden entwickelt (FG Köln v. 18. 12. 2000, EFG
2001 S. 488).
● Praxis-Consultant, der ärztliche Praxen in betriebswirtschaftlichen Fragen
berät, obwohl er einen nicht unerheblichen Teil der Arbeitszeit im Außen-
dienst verbringt (BFH v. 29. 4. 2003 – BStBl II 2004 S 76).
● Architekten, der neben der Planung keine Aufgaben der Bauaufsicht oder
-überwachung ausübt (BFH v. 26. 6. 2003 – BStBl 2004 S. 50).
● Key Account Manager, der in seinem Arbeitszimmer anwenderneutrale Soft-
wareprodukte an spezielle Kundenbedürfnisse anpasst (BFH v. 29. 4. 2003 –
BFH/NV 2003 S. 1175).
Keinen Mittelpunkt ihrer gesamten Tätigkeit haben dagegen in aller Regel
● Architekten, die neben der Planung mit der Ausführung der Bauwerke und
der Bauüberwachung betraut sind (BFH v. 26. 6. 2003 – BStBl II 2004 S. 50).
● Fachberater, wenn der wesentliche Teil ihrer Arbeit in der Beratung und
Produktwerbung besteht und sich im Außendienst abspielt (BFH v. 13. 11.
2002 – BStBl II 2004 S. 62).
● Journalisten, zu deren Aufgaben auch die Recherche gehört (BFH v. 28. 8. 2003
– BStBl II 2004 S. 53).
● Außendienstler, die einen Arbeitsplatz in einem Großraumbüro haben (BFH
v. 7. 8. 2003 – BStBl II 2004 S. 78).
● Diakone, weil sie regelmäßig auch als Seelsorger außerhalb der vier Wände
tätig sind (BFH v. 22. 7. 2003 – BFH/NV 2004 S. 33).
● Geschäftsführer, weil ein wesentlicher Teil der Arbeit die Leitung und Reprä-
sentanz des Unternehmens außerhalb des Arbeitszimmers ist (FG Rhld Pflz
v. 22. 3. 2004 – 5 K 1234/02).

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184 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

● Handelsvertreter, weil das Arbeitszimmer nicht nur wegen des anfallenden


Schriftverkehrs und der Telefonate den Außendienst als weiteren Tätigkeits-
mittelpunkt überlagert (BFH v. 23. 3. 2005 – BFH/NV 2005 S. 1537).
● Professoren mit üblicher Lehrverpflichtung, weil der Unterricht ein prä-
gendes Element der Tätigkeit ist (BFH v. 22. 2. 2006 – BFH/NV 2006 S. 1088).
● Lehrer, weil deren berufsprägende Merkmale im Unterrichten bestehen und
diese Tätigkeiten in der Schule und nicht im Arbeitszimmer erbracht werden
(BFH v. 26. 2. 2003 – BStBl II 2004 S. 72).
● Konzertmusiker (Solisten), bei denen nben dem Üben die Auftritte einen we-
sentlichen Teil ihrer Gesamtbetätigung darstellen (BFH v. 15. 12. 2005 – XI B
87/05).

Verzichte zugunsten eines ausschließlichen Heimarbeitsplatzes auf den Ar-


beitsplatz im Großraumbüro. Wenn Dein Boss mitspielt, hast Du Deine kom-
pletten Arbeitszimmerkosten im Sack.

266 Nutzung des Arbeitszimmers zu mehr als 50 % der Gesamttätigkeit 266


Bis 2006 konntest Du bis zu 1 250 € Deiner Arbeitszimmerkosten absetzen,
wenn Du in dem Raum mehr als die Hälfte der gesamten Arbeitszeit aller steu-
erlich bedeutsamen Betätigungen erledigt hast.
Diese Begünstigung, von der z. B. Richter, Universitätsprofessoren und andere
Arbeitnehmer profitieren konnten, die keiner Anwesenheitspflicht am Arbeits-
platz unterliegen, hat der Fiskus gestrichen.

267 Kein anderer Arbeitsplatz steht zur Verfügung 267


Gehörst Du zu denen, die auf ihr Arbeitszimmer angewiesen sind, weil der Ar-
beitgeber keinen Arbeitsplatz zur Verfügung stellt, bist Du also Lehrer (Klas-
senräume und das Lehrerzimmer sind allgemein anerkannt kein geeigneter
Platz), Nebenberufler, Azubi, Bereitschaftsdienstler, Meisterschüler etc., schaust
Du ab 2007 leider in die Röhre, denn der Fiskus gesteht Dir keinen Abzug von
Arbeitszimmerkosten mehr zu.
Aber: Bist Du z. B. im Hauptberuf Arbeitnehmer und nebenberuflich als Schrift-
steller von Kriminalromanen tätig, gehst Du einer Nebentätigkeit nach, die vom
Brötchengeber Deines Hauptjobs eigentlich genehmigt werden müsste, oder
erstellst Du als Krankenhausarzt in Deiner Freizeit nebenberuflich medizi-
nische Gutachten etc.? Dann benötigst Du Dein Arbeitszimmer sicher in erster
Linie für Deine nebenberuflichen Aktivitäten. In diesem Fall reicht das für den
Abzug der Arbeitszimmerkosten bis zu 1 250 € völlig aus. Ob Dir in Deinem

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5. Häusliches Arbeitszimmer 185

Hauptberuf ein Arbeitsplatz zur Verfügung steht, ist dann ohne Belang. Ent-
scheidend ist vielmehr, dass Du für die Schriftstellerei bzw. die Gutachtertätig-
keit keinen anderen Arbeitsplatz hast.

268 Ehepaare, die ein Arbeitszimmer gemeinsam nutzen, müssen ab 2007 besonders 268
darauf achten, dass ihnen nicht große Teile der Arbeitszimmerkosten durch die
Lappen gehen. Hat nur ein Ehepartner im Arbeitszimmer den Mittelpunkt sei-
ner gesamten Tätigkeit, kann nur der Teil der Kosten abgesetzt werden, der auf
ihn entfällt. Angenommen, Du hast in Eurem Arbeitszimmer einen Heimarbei-
tsplatz – also einen astreinen Tätigkeitsmittelpunkt. Dein als Lehrer tätiger
Ehepartner benutzt das Arbeitszimmer ebenfalls. Du ahnst schon, was jetzt
kommt! Richtig, die rechnerisch auf Deinen Ehepartner entfallenden Kosten
könnt Ihr nicht mehr absetzen.

Verschiebe den größten Kostenanteil


auf den Tätigkeitsmittelpunkt!

Bei der Aufteilung zwischen den Ehegatten kommt es darauf an, wie viel Kos-
ten die jeweilige Tätigkeit an Zeit und Aufwand verursacht. Du wirst Dich also
auf den Standpunkt stellen, dass Deine Tätigkeit, bei der ja das Arbeitszimmer
der Mittelpunkt ist, sehr viel mehr Zeit in Anspruch nimmt als die Arbeiten, die
Dein Ehepartner dort ausübt. Das Ganze unterstützt Du damit, dass Ihr für
eine gewisse Zeit, z. B. drei Monate lang, aufschreibt, wer von Euch beiden wie
lange im Arbeitszimmer arbeitet. Entfallen danach z. B. nur 18,5 % der Gesamt-
nutzung auf Deinen Ehepartner, kannst Du als Werbungskosten immerhin noch
den Rest von 81,5 % der Arbeitszimmerkosten absetzen.

Dein Ehepartner bekommt einen


anderen Arbeitsraum!

269 Das ganze Theater mit der Kostenaufteilung lässt sich vermeiden, indem Dein 269
Ehepartner das Arbeitszimmer Dir allein überlässt und sich z. B. im Wohn- oder
Schlafzimmer, in der Diele oder im Bügelzimmer eine Arbeitsecke einrichtet.
Begründen lässt sich das prima damit, dass Ihr beide bei der Arbeit Ruhe
braucht und Du mit Deinem Tätigkeitsmittelpunkt zu Hause viel mehr auf
einen abgeschlossenen Arbeitsraum angewiesen bist. Noch überzeugender als

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186 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

blumige Worte ist es natürlich, wenn Du Deiner Steuererklärung ein paar Fotos
von beiden Räumen und Arbeitsplätzen beifügst.
Mit diesem Kniff setzt Ihr wieder die gesamten Arbeitszimmerkosten von der
Steuer ab.

Ein Mietvertrag mit dem Arbeitgeber erhöht


die abzugsfähigen Kosten

270 Klappt es bei Dir nicht mit dem Arbeitszimmer als Mittelpunkt Deiner gesam- 270
ten Tätigkeit und benötigst Du einen Büroraum, kannst Du die kleinlichen Ab-
zugsbeschränkungen des Fiskus mit Hilfe Deines Arbeitgebers unterlaufen. Ein
Mietvertrag ist hier der Schlüssel zur Steuerersparnis. Du vermietest Deinem
Arbeitgeber Dein Arbeitszimmer, das Du für berufliche Zwecke benötigst, und
er überlässt Dir den von ihm angemieteten Raum als betriebliches Büro.
Der Bundesfinanzhof hilft Dir dabei: Dein Chef kann Dir die anteiligen Kosten
fürs Arbeitszimmer steuerfrei erstatten, wenn die Anmietung des Zimmers bei
Dir vorrangig in seinem Interesse erfolgt (BFH v. 19. 10. 2001 – BStBl 2002 II,
S. 300). Deine Chancen auf Anerkennung steigen stark an, wenn Du zu Hause
einen Heim- oder Telearbeitsplatz hast. Das an den Arbeitgeber vermietete,
aber von Dir genutzte Büro ist danach kein »häusliches Arbeitszimmer«.
Das wiederum hat die erfreuliche Folge, dass die Kosten dafür voll absetzbar
sind, auch wenn es nicht die ansonst erforderlichen Bedingungen (Tätigkeits-
mittelpunkt) erfüllt (BFH v. 20. 3. 2003 – BStBl II 2003 S. 519). Allerdings muss
Dein Arbeitgeber bestätigen, dass er den Raum aus handfesten betrieblichen
Interessen angemietet hat (BFH v. 16. 9. 2004 – BStBl II 2006 S. 10), z. B. aus
Kostenersparnisgründen, weil er Dir im Gegenzug im Betrieb kein Büro zur
Verfügung stellen muss, oder weil es Dir die extrem weite Entfernung vom Be-
trieb unmöglich macht, für Deine regelmäßig anfallenden Büroarbeiten ständig
dorthin zu fahren oder weil Dein Brötchengeber Deine Privatadresse als eine
den Kunden bekannte Anlaufstelle nutzt.
Die Finanzverwaltung sieht nach einer im Anschluss an die o. g. Urteile ergan-
genen Anweisung (BMF-Schreiben v. 13. 12. 2005 – BStBl I 2006 S. 4) die Ver-
mietung an den Arbeitgeber vorrangig in dessen Interesse, wenn folgende
Punkte vorliegen:
● Für Dich ist im Unternehmen kein geeignetes Büro vorhanden; die Versuche
Deines Arbeitgebers, entsprechende Räume von Dritten anzumieten, sind
erfolglos geblieben.
● Dein Arbeitgeber hat für andere Arbeitnehmer des Betriebs, die über keine
für ein Arbeitszimmer geeignete Wohnung verfügen, Zimmer bei betriebs-
fremden Dritten angemietet.

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5. Häusliches Arbeitszimmer 187

● Es wurde ein ausdrücklicher, schriftlicher Vertrag über die Nutzung des als
Arbeitszimmer angemieteten Raumes abgeschlossen.
Allerdings sind diese Bedingungen nicht der Weisheit letzter Schluss. So sieht
zwar auch der BFH in der Tatsache, dass Dir im Betrieb noch ein Büro zur Ver-
fügung steht, ein Indiz gegen ein überwiegendes betriebliches Interesse an der
Anmietung, sagt aber gleichzeitig, dass die Anerkennung deshalb nicht von
vornherein ausgeschlossen ist. Auch wenn Dein Brötchengeber gar nicht erst
bei anderen die Anmietung eines Arbeitszimmers versucht hat, darf Dir das
Finanzamt nicht allein daraus einen Strick drehen. Das spielt nämlich zumin-
dest dann keine Rolle, wenn damit zu rechnen war, dass er anderswo keinen
günstigeren Raum bekommen hätte (BFH v. 11. 1. 2005 – BFH/NV 2005
S. 882).
Schließe mit Deinem Arbeitgeber aber unbedingt einen astreinen Mietvertrag
über das Arbeitszimmer und regle das Ganze nicht über den Arbeitsvertrag
oder Zusatzklauseln zum Arbeitsvertrag (BFH v. 8. 3. 2006 – BFH/NV S. 1810).
Außerdem macht es sich wesentlich besser, wenn Dein Arbeitgeber Dich dazu
auffordert, zu Hause für ihn tätig zu werden, und er das Ganze nicht etwa nur
generös duldet, um Dir einen Gefallen zu tun. Nur so vermeidest Du, dass man
es Dir als besonders starkes Eigeninteresse ankreidet, dass Du nun bequem von
zu Hause aus arbeiten kannst.

Vorteil für Dich: Du musst zum einen die Mietzahlung Deines Arbeitgebers
nicht als Arbeitslohn versteuern, da Dir ja ein dringend benötigter Arbeitsplatz
überlassen wird. Andererseits hast Du Mieteinkünfte aus der Arbeitszimmer-
vermietung und kannst jetzt alle Kosten, die mit dem Arbeitszimmer zusam-
menhängen, in voller Höhe als Werbungskosten bei diesen Vermietungsein-
künften absetzen.

Beispiel
Du hast ein Einfamilienhaus mit 150 qm Wohnfläche gebaut. Die Baukosten
von 300 000 € hast Du zu 250 000 € über eine Hypothek finanziert. Die jähr-
lichen Zinsen belaufen sich auf 18 000 €. Ein 25 qm großes Zimmer hast Du für
5 €/qm an Deinen Arbeitgeber vermietet, der es Dir als Arbeitszimmer zur Ver-
fügung stellt. Die sonstigen Nebenkosten für Dein Haus belaufen sich auf
2 400 €.
So sieht Deine Rechnung fürs Finanzamt aus:
Mieteinnahmen 12  25 qm  5 € 1 500 €
Werbungskosten:
Zinsen 18 000 €  25 qm/150 qm 3 000 €
Abschreibung 2% v. 300 000 € = 6 000 €  25 qm/150 qm + 1 000 €
Nebenkosten 2 400 €  25 qm/150 qm + 400 €
4 400 € 4 400 €
Verlust aus Vermietungseinkünften 2 900 €

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188 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

271 c) Wie prüft das Finanzamt, ob es bei Dir überhaupt ein Arbeitszimmer aner- 271
kennt?
Am besten reichst Du eine Wohnungsskizze ein, in der das Arbeitszimmer ge-
kennzeichnet und die Lage und Art der Möbel vermerkt ist (Vorsicht: kein Bett
o. Ä. einzeichnen) E Rz 279. Daneben muss genügend Wohn- und Schlafraum
für Dich und Deine Familie vorhanden sein.
Als Single brauchst Du in Deiner Wohnung nicht allzu viel Platz. Aber auch bei
Dir müssen die neben dem Arbeitszimmer als Wohnraum verbleibenden Räume
passend möbliert werden. Achte also bei der Einrichtung darauf, dass Dir nicht
das Gleiche passiert wie einem Steuerzahler aus Trier. Dem hatten die Finanz-
richter nämlich einen als Arbeitszimmer eingerichteten Raum seiner Zweizim-
merwohnung nur deshalb nicht steuerlich anerkannt, weil er den anderen Raum
nicht zum Wohn-/Schlafraum umfunktioniert hatte. Angesichts fehlender Wohn-
raummöblierung in diesem Zimmer haben sie es nur als Schlafraum akzeptiert.
Das Wohnen müsse sich zwangsläufig auch im Arbeitszimmer abspielen, mut-
maßten die Richter, und schon waren die Werbungskosten zum Teufel (FG
Rheinland-Pfalz v. 1. 2. 1995, 1 K 2180/94 – NWB-Eilnachrichten 1995 S. 90).
Stell Dich deshalb etwas geschickter an und verfrachte Couch, Tisch, Fernseher
und Stereoanlage in den Wohn-/Schlafraum, und Du kannst das o. g. Urteil für
Dich ausnutzen.
Weitere unabdingbare Voraussetzung ist, dass das Arbeitszimmer separat liegt,
d. h., es muss ein von den übrigen Räumen der Wohnung getrennter, in sich ab-
geschlossener Raum sein. So wurde einem armen Teufel das Arbeitszimmer im
Dachgeschoss seines Hauses, das nur über eine Wendeltreppe zu erreichen war
und nicht durch eine Tür abgeschlossen werden konnte, nicht anerkannt (FG
Baden-Württemberg v. 22. 9. 1986 – EFG 1987 S. 70).
Achtung, Fangeisen: Du hast ganz schlechte Karten, wenn das Arbeitszimmer
ein sog. Durchgangszimmer ist. Denn der Durchgang wird als private Nutzung
aufgefasst, und damit ist die Sache für Dich schlecht gelaufen. So der BFH in
seinem Urteil BStBl 1984 II S. 110. Er lenkte aber in seinem Urteil vom 19. 8. 1988
(BStBl 1988 II S. 1000) etwas ein: Das gelegentliche Durchqueren des Arbeits-
zimmers durch den Ehegatten (um in das Schlafzimmer zu gelangen) hielt er für
unbedeutend.

Gegenstände im Arbeitszimmer, die keine Arbeitsmittel sind, wie Fernseher,


Radio, Klavier, Gästebett usw., können dem Arbeitszimmer den Garaus ma-
chen, denn sie deuten auf private Mitbenutzung des Zimmers hin. Auch wenn

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5. Häusliches Arbeitszimmer 189

das eine oder andere Finanzgericht Gnade vor Recht ergehen ließ, solltest Du
nach Möglichkeit von vornherein jedes Risiko vermeiden. Ich würde zumindest
nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass die folgenden Urteile jedes Finanz-
amt überzeugen.
● Eine Liege im Arbeitszimmer steht dessen Anerkennung selbst dann nicht
entgegen, wenn der Steuerzahler sie während der Arbeitspausen für ein
kleines Nickerchen nutzt (FG Hessen v. 27. 1. 1983 – IV 75/84; BFH v.
18. 3. 1988 – BFH/NV 1988 S. 773).
● Eine ganz sporadische Nutzung des Arbeitszimmers als Gästezimmer, z. B.
beim Weihnachtsbesuch von Angehörigen, soll dessen Anerkennung nicht
gefährden (FG Berlin v. 16. 8. 1988 rk – EFG 1989 S. 17).
● Auch ein Schaukelstuhl, der während der Arbeitspausen zur Entspannung
genutzt wird, soll nicht schädlich für Dein Arbeitszimmer sein (BFH v.
28. 9. 1990 – BFH/NV 294/1991).

Achtung, Hausbesuch vom Finanzamt!


Gelegentlich musst Du damit rechnen, dass das Finanzamt mal einen Beamten
losschickt, der bei besonders suspekten Arbeitszimmerinhabern nachprüfen
soll, ob alles so stimmt, wie es angegeben wurde. Kommt er allerdings am Abend,
kannst Du dem Prüfer den Zutritt zum Arbeitszimmer verweigern, ohne dass er
daraus negative Schlüsse ziehen darf (FG Düsseldorf, Urt. v. 14. 10. 1992 – EFG
1993 S. 64). Wenn der Besuch während der üblichen Geschäfts- und Arbeitszeit
erfolgt und vorher angemeldet war, musst Du ihn einlassen – oder hinnehmen,
dass man Dir die Arbeitszimmerkosten streicht.
So geschehen mit Billigung der Finanzrichter in Niedersachsen (Urteil v.
9. 3. 1993 – EFG 1994 S. 182) bei einem Lehrer, dem die Arbeitszimmerprüfer
des Finanzamts gleich zweimal auf die Bude rücken wollten, wobei sie jedesmal
unverrichteter Dinge abziehen mussten.

für drohende Hausbesuche

Zum Glück sind nicht alle Genauigkeitskrämer so dreist und erscheinen unan-
gemeldet. Die meisten sind brav, akzeptieren den guten alten englischen Wahl-
spruch »My home is my castle« und kündigen ihren Arbeitszimmerkontrollbe-
such vorher an. Um Dir solch unliebsamen Besuch vom Hals zu halten, mach
Dir die sprichwörtliche Bequemlichkeit des deutschen Beamten zunutze und
kontere auf die Kontrollankündigung etwa wie folgt:

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190 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Sehr geehrte Damen und Herren,


selbstverständlich bin ich bereit, Ihnen mein »100 % steuerlich lupen-
reines Arbeitszimmer« vorzuführen. Leider bringt es mein Beruf aber mit
sich, dass ich schon morgens gegen 6.00 Uhr das Haus verlassen muss und
für gewöhnlich nicht vor 18.00 Uhr zurückkehre. Ich schlage daher vor,
dass Sie die Besichtigung am . . . . . . . . . um ca. 5.30 Uhr oder
alternativ am . . . . . . . um ca. 19.00 Uhr vornehmen.

Datum . . . . . . Unterschrift . . . . . . . . . . . .

Wetten, dass sich kaum ein Finanzer finden wird, der bereit ist, in den sauren
Apfel zu beißen und seine Freizeit für eine Arbeitszimmerbesichtigung zu op-
fern? Den Rotstift müssen sie dann aber bei Deinen Arbeitszimmerkosten auch
eingepackt lassen. Du bist ja schließlich besichtigungsbereit, und man kann ja
wohl nicht von Dir verlangen, dass Du für das Misstrauen anderer Deinen
wohlverdienten Urlaub verplemperst . . .
Fertigt der Prüfer über seinen Besuch eine Niederschrift, dann lass Dir einen
Durchschlag geben, damit Du weißt, was in den Akten steht. Und pass auf, was
Du unterschreibst.
Vor allem, wenn es verdächtig nach Amtsdeutsch klingt. Bestehe darauf, dass
rechtliche Würdigungen oder Schlussfolgerungen gestrichen werden. Also nicht:
»Private Unterlagen waren zu 20 % vorhanden«, sondern: »Es ist ein Ordner
Versicherungsangelegenheiten abgestellt.«
Auf diese Weise bleibt Dir die Möglichkeit erhalten, später die Bedeutung
dieses Ordners herunterzuspielen. Und schreibt der Prüfer: »Die vorgefunde-
nen Verhältnisse lagen im Veranlagungszeitraum unverändert vor«, musst Du
sofort ausdrücklich widersprechen und notfalls das Gegenteil protokollieren
lassen, wenn dieser Satz nicht zutrifft.

272 d) Arbeitsmittel im häuslichen Arbeitszimmer 272


Der BFH hatte ein Einsehen und sich beim Abzug von Arbeitsmitteln, die im
Arbeitszimmer beruflich genutzt werden, auf die Seite der Steuerzahler ge-
schlagen. Er hat nämlich geurteilt, dass der Abzug von Arbeitsmitteln im wei-
testen Sinne Vorrang vor den Abzugsbeschränkungen für die Arbeitszimmer-
kosten hat (BFH v. 21. 11. 1997 – BStBl 1998 II S. 351). Im Klartext bedeutet das,
dass alle Kosten für Arbeitsmittel, die auch ohne ein Arbeitszimmer durchge-
hen würden, unabhängig davon, wie die eigentlichen Arbeitszimmerkosten
steuerlich behandelt werden, steuerlich absetzbar sind. Dieser Entscheidung
hat sich die Finanzverwaltung gebeugt und sie mit dem BMF-Schreiben vom
16. 6. 1998 (BStBl 1998 I S. 863) für die Finanzämter für verbindlich erklärt. Und
hieran hat der Fiskus nicht gerüttelt. Auch wenn Du ab 2007 Dein Arbeitszim-

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5. Häusliches Arbeitszimmer 191

mer nicht mehr absetzen kannst, weil es nicht Dein Tätigkeitsmittelpunkt ist,
kannst Du Deine Arbeitsmittel absetzen.
Dazu musst Du allerdings unterscheiden zwischen den Kosten für die Raum-
ausstattung des Arbeitszimmers, deren Schicksal davon abhängt, ob die Arbeits-
zimmerkosten steuerlich abzugsfähig sind, und den Kosten für Arbeitsmittel im
engeren Sinne, die ohne Einschränkung absetzbar bleiben.
Unmittelbare Arbeitszimmerkosten/Raumausstattung
(nur bei Arbeitszimmern als Tätigkeitsmittelpunkt)
● Miete
● Heizung, Strom, Wasser
● Müllabfuhr, Kaminkehrer, Abwasser
● Grundsteuer, Gebäudeversicherung
● Hauswart etc.
● Gebäudeabschreibung
● Zinsen
● Reinigung
● Gebäudereparatur
● Renovierung
● Tapeten, Teppichböden, Vorhänge
● fest eingebaute Lampen
Zusätzlich ohne Beschränkung absetzbareArbeitsmittel
● Computer und Zubehör
● Telefon, Fax, Anrufbeantworter
● Taschenrechner, Rechenmaschine
● typische Arbeitsmittel je nach Beruf (z. B. Musikinstrumente, Maschinen etc.)
● Einrichtungsgegenstände
– Schreibtisch
– Stühle
– Bücherregale
– Schränke
– Bürocontainer
– sonstige berufliche Einrichtung
– Schreibtischlampe
– Papierkorb
– Wand- oder sonstige Uhr, Pinnwand etc.
Für Einrichtungsgegenstände mit einem Anschaffungspreis von mehr als 410 €
(Rechnungsbetrag ohne Umsatzsteuer) setzt Du die Abschreibung an. Dazu
werden die Anschaffungskosten (jetzt mit Umsatzsteuer) auf die Dauer der

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192 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Nutzung verteilt. Die Nutzungsdauer beträgt für Mobiliar 13 Jahre, für Kopierer
sieben Jahre, für PC, Drucker und Scanner drei Jahre.
Bei Anschaffung im Lauf des Jahres ist nur eine zeitanteilige Abschreibung zu-
lässig. Für jeden Monat des Jahres, in dem Dir das Arbeitsmittel gehört, also 1/12
der Jahresabschreibung.
Beträgt der Anschaffungspreis (ohne Umsatzsteuer) nicht mehr als 410 €,
kannst Du den gesamten Betrag für das »geringwertige Wirtschaftgut« (so das
Amtsdeutsch) sofort in voller Höhe absetzen.
Weitere Einzelheiten zur Berechnung der Kosten, insbesondere der Abschrei-
bungen vgl. E Rz 273 und E Rz 337.
Liege, Klappcouch und Schaukelstuhl wird das Finanzamt nur widerwillig aner-
kennen. Allerdings ist ein Abzug auch nicht generell ausgeschlossen. Es sei dem
Arbeitnehmer unbenommen, statt am Schreibtisch zu sitzen, sich im Liegen
oder im Schaukelstuhl auf seine Arbeit zu konzentrieren oder Fachliteratur zu
lesen. So der Bundesfinanzhof zur Arbeitssituation eines Professors (BFH v.
28. 9. 1990 – BFH/NV 1991 S. 294).
Kunstgegenstände wie Bilder und Skulpturen gehören grundsätzlich zur Ar-
beitszimmerausstattung. Sie werden Dir aber nur ausnahmsweise steuerlich
anerkannt, wenn Du glaubhaft machst, dass Du sie aus Repräsentationsgründen
benötigst, weil Du des öfteren geschäftlichen Besuch im Arbeitszimmer emp-
fängst. Andernfalls fallen sie dem Rotstift zum Opfer, wie die Aufwendungen
für ein Gobelinbild, das ein Steuerzahler als Wandbehang und nicht als Teppich
angegeben hatte (BFH-Urt. v. 30. 10. 1990 – BStBl 1991 II S. 340). Auch Geweihe
und Jagdwaffen als Schmuckhat der BFH nicht mit steuerlicher Wirkung zugel-
assen (BFH v. 18. 3. 1988 – BFH/NV 1988 S. 556).

273 e) Was kannst Du für Dein Arbeitszimmer absetzen? 273


Gehörst Du zu den Glücklichen, die ihre Arbeitszimmerkosten voll absetzen
können, weil das Arbeitszimmer der Tätigkeitsmittelpunkt ist, der Arbeitsraum
nicht als Arbeitszimmer im steuertechnischen Sinne gilt oder sie sich schlicht-
weg ein Arbeitszimmer gemietet haben, gilt Folgendes:
● Kosten, die dem Arbeitszimmer direkt zugeordnet werden können, kannst
Du in voller Höhe absetzen, wie z. B. Schönheitsreparaturen, Elektroinstalla-
tion, Telefonanschluss, Einrichtung.
Du kannst das Arbeitszimmer nach Deinem Geschmack einrichten, auch wenn
der gehoben ist. Ein Kargheitsgebot gibt es nicht. Tatsächlich genutztes antikes
Mobiliar kannst Du ebenso absetzen wie Bilder, Teppiche oder Wandschmuck
(BFH-Urt. v. 31. 1. 1986 – BStBl 1986 II S. 355). Siehe hierzu aber E Rz 272.

274 Wie flatterhaft Finanzgerichte bei ihren Entscheidungen über Arbeitszimmer- 274
kosten sind, kannst Du an folgendem Beispiel sehen: Das Finanzgericht des
Saarlands hat einem Zahnarzt seinen Orientteppich nicht anerkannt, weil so ein
Teppich eine behagliche Atmosphäre schaffe und seinen Besitzer geistig anrege

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5. Häusliches Arbeitszimmer 193

(EFG 1994 S. 235). Das Finanzgericht Niedersachsen hingegen meinte, ein Ori-
entteppich sei als ganz normaler, alltäglicher Ausstattungsgegenstand mit Bezug
zur täglichen Arbeit anzusehen (FG Niedersachsen, EFG 1992 S. 65 und 1994
S. 236).
275 ● Kosten, die dem Arbeitszimmer nicht direkt zugeordnet werden können, weil 275
sie das ganze Gebäude oder die ganze Wohnung betreffen, sind nur mit dem
auf das Arbeitszimmer entfallenden Anteil abziehbar. Die Aufteilung erfolgt
im Verhältnis der Fläche des Arbeitszimmers zur Fläche des gesamten Ge-
bäudes oder der gesamten Wohnung. Nebenräume wie Keller, Dachböden
und Wirtschaftsräume brauchst Du nicht mitzurechnen.

Beispiel
Gesamtfläche Gebäude/Wohnung 150 qm
Fläche des Arbeitszimmers 30 qm
Anteil des Arbeitszimmers 1/5 = 20%
Hier sind also 20 % der Kosten des Gebäudes oder der Wohnung absetzbar.
Dazu gehören
● bei einer Mietwohnung die Miete einschließlich aller Umlagen, auch für
Strom, Heizung, Frischwasser, Abwasser, Straßenreinigung und Müllabfuhr,
● beim eigenen Haus oder bei einer Eigentumswohnung neben Strom, Heizung
und den öffentlichen Abgaben die Abschreibung, die Schuldzinsen, die Versi-
cherungen und alle Reparaturen.
Wenn Du alle Kosten hübsch beisammenhast, fängst Du an, eine kleine Aufstel-
lung zu fertigen. Etwa so:
276 Arbeitszimmerkosten in einer Mietwohnung 276
1. Anteilige Wohnungsmiete (Gesamtwohnung
5 Zimmer, Miete 600 €)
davon 1 Arbeitszimmer (Anteil an der
gesamten Wohnfläche 20%) 120 € monatl.
2. Anteilige Heizungs- und Lichtkosten + 10 € monatl.
3. Hausratversicherung (anteilig) + 1 € monatl.
4. Putzkosten, lt. Bescheinigung der Putzhilfe + 15 € monatl.
Summe 146 €  12 = 1 752 €
5. Neuanschaffung von Vorhängen + 150 €
6. Neuanschaffung einer Lampe + 250 €
Summe der Kosten 2 152 €
7. Einrichtungsgegenstände
bis 410 € (ohne MwSt.)-
also geringwertige Wirtschaftsgüter - sind sofort absetzbar.
1 Aktenregal, angeschafft für 100 €
2 Büroschränke à 100 € + 200 €
1 Bürosessel + 100 €

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194 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

1 Schreibtischlampe + 50 €
1 Leselampe + 40 €
2 Besuchersessel à 375 € + 750 €
1 Besuchertisch + 360 €
1 gr. Vase + 50 €
Kleininventar + 350 €
1 gebrauchter PC + 400 €
Gesamt 2 400 € + 2 400 €
4 552 €
Auf diesen Betrag gibt es eine Steuererstattung zwischen 781 und 2 345 €.

277 Arbeitszimmerkosten im eigenen Haus, in eigener Eigentumswohnung (antei- 277


lige 20 %)
a) Anteilig abziehbare Kosten
Gebäudeabschreibung
Herstellungskosten vor 10 Jahren 150 000 €
Davon 2% Abschreibung = 3 000 €
Jährliche Schuldzinsen + 6 000 €
Kosten für Heizung und Elektrizität + 1 250 €
Hausratversicherung + 150 €
Jährliche Grundsteuer, Gebäudeversicherung + 500 €
Jährliche Abgaben für Wasser, Abwasser,
Müllabfuhr, Straßenreinigung + 1 200 €
Reparaturaufwendungen am Dach + 1 100 €
Summe 13 100 €
Davon entfallen auf das Arbeitszimmer 20% 2 620 €
Reinigungskosten + 150 €
Summe 2 770 €
b) Direkte Arbeitszimmerkosten
Für Einrichtungsgegenstände m. Anschaffungskosten u. 410 € + 2 400 €
Büroschrank antik 2 600 €, Abschreibung 7,69% + 200 €
Kosten für das Arbeitszimmer insgesamt 5 370 €

zur Abschreibung

278 Gehört das Objekt, in dem sich Dein Arbeitszimmer befindet, z. B. Deiner bes- 278
seren Hälfte, kommst Du nur dann in den Genuss der Abschreibung Deines
Arbeitszimmers, wenn Du nachweislich einen Teil der Anschaffungs- oder der

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5. Häusliches Arbeitszimmer 195

Herstellungskosten getragen hast, der mindestens dem Anteil des Arbeitszim-


mers entspricht. Daher macht es sich gegenüber dem Finanzamt gut, wenn Du
bei den Darlehensverträgen als Mitverpflichteter auftauchst und einen Teil der
Zins- und Tilgungsleistungen bezahlst (Drittaufwand).
Einfacher ist es, wenn Du und Dein Ehepartner gemeinsame Eigentümer seid.
Dann wird nämlich auf alle Fälle unterstellt, dass Du die auf das Arbeitszimmer
entfallenden Kosten in voller Höhe selbst getragen hast. Du bekommst also die
volle Abschreibung (BFH v. 23. 8. 1999 – BStBl II 1999 S. 778 ff.).

Ein Arbeitszimmer bei Angehörigen mieten?

279 Hast Du nichts zu den Anschaffungs- oder den Herstellungskosten des Hauses 279
oder der Eigentumswohnung Deines Ehepartners beigetragen, schließe einen
Mietvertrag fürs Arbeitszimmer.
Genauso kannst Du ein Arbeitszimmer im Haus eines Angehörigen oder Dei-
nes Lebenspartners mieten und kommst so zu Arbeitszimmerkosten. Dein ge-
mietetes Arbeitszimmer ist in diesem Fall kein »häusliches«. Was bedeutet, dass
Du die vollen Kosten (Miete, Nebenkosten) absetzen kannst. Das gilt allerdings
nur, wenn Du nicht auch selbst in der Wohnung lebst.
Schließe einen schriftlichen Mietvertrag, in dem der gemietete Raum samt
Größe und Lage beschrieben wird und die genaue Miethöhe (mindestens 75 %
der ortsüblichen Miete) sowie die von Dir zu zahlenden Nebenkosten festgelegt
sind. Die Zahlung von Miete und Nebenkosten musst Du nachweisen können.
Am besten überweist Du sie monatlich auf ein Konto Deiner Lieben, und schon
klappt der Laden. Mit einem so sauber vereinbarten und tatsächlich durchge-
führten Mietvertrag spielt es keine Rolle, dass der Vermieter Dir verwandt-
schaftlich oder freundschaftlich verbunden ist (BFH-Urteil v. 28. 8. 1991 – BFH/
NV 1992 S. 166).

Spare durch ein kleineres Arbeitszimmer 5 000 €!

280 Wenn Du selbständig bist, kann ein zu großes Arbeitszimmer zur Steuer- 280
mS falle werden. Liegt seine Größe anteilig über 20 % oder sein anteiliger
Grundstückswert über 20 500 €, kann das Finanzamt sagen, es sei notwendiges

78049-7_s001-816.indb 195 28.08.2007 14:29:04 Uhr


196 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Betriebsvermögen. Wenn Du dann irgendwann einmal Dein Häuschen ver-


kaufst, knöpft Dir der Fiskus vom Verkaufserlös nach Abzug des Restbuchwerts
(anteilige Herstellungskosten ./. anteilige Abschreibung) gnadenlos Steuern ab.
Baue also notfalls einen etwas kleineren Raum zum Arbeitszimmer um. Diese
Versteuerung nimmt der Fiskus übrigens auch ab 2007 weiterhin vor. Dabei ist
einerlei, ob Du Deine Arbeitszimmerkosten absetzen kannst, weil der Raum
Deinen Tätigkeitsmittelpunkt darstellt oder er nicht wie ein Büro eingerichtet
ist, oder ob man Dir den Abzug der Arbeitszimmerkosten wegen der gesetz-
lichen Beschränkungen vollkommen streitig macht.
Und so könnte sich ein steuerpflichtiger Veräußerungserlös auswirken:
Klemm und Schlau hatten sich je einen Werkstattraum in ihren 150 qm großen
Einfamilienhäusern (Erbbaugrundstück) eingerichtet. Nach zehn Jahren ver-
kaufen beide ihr Haus für 250 000 €.
Klemm Schlau
Größe des Arbeitszimmers 18 qm 9 qm
Anteil an den
Baukosten v. 200 000 € 18/ 24 000 € 9/150 = 6 % 12 000 €
150 = 12 %
laufende Hauskosten 15 000 € 1 800 € 900 €
AfA 3 % v. 200 000 € = 6 000 € + 720 € + 360 €
jährliche Arbeitszimmerkosten 2 520 € 1 260 €

für 10 Jahre 25 200 € 12 600 €

./. steuerpflichtiger Verkaufserlös


12 % v. 300 000 € 36 000 €
./. Buchwert:
Baukosten alt 24 000 €
./. AfA 10  720 € 7 200 €
16 800 € – 16 800 €
steuerpflichtiger Erlös 19 200 € – 19 200 € –
Betriebsausgaben insgesamt 6 000 € 12 600 €

Obwohl Schlau das kleinere Arbeitszimmer hatte, kann er insgesamt 12 600 €


absetzen, Klemm dagegen per saldo nur 6 000 €. Der Vorteil von Schlau beläuft
sich damit auf 6 600 €. Noch drastischer wird die Rechnung, wenn beide ein
»häusliches« Arbeitszimmer gehabt hätten, für das sie aber keine Kosten abset-
zen konnten. In diesem Fall müsste Klemm den fiktiven Erlös von 19 200 € ver-
steuern , während Schlau plus/minus null aus der Sache herauskäme.

281 Reinigung des Arbeitszimmers 281


Bevor Du überhaupt darüber nachdenkst, Reinigungskosten für Dein Arbeits-
zimmer zu beantragen, solltest Du zunächst einmal prüfen, ob sich die bei Dir

78049-7_s001-816.indb 196 28.08.2007 14:29:04 Uhr


5. Häusliches Arbeitszimmer 197

überhaupt noch auswirken. Ist diese Frage dem Grunde nach zu Deinen Guns-
ten entschieden, kannst Du neben den Kosten für Putzmittel etc. natürlich auch
Deine Aufwendungen für eine Reinigungskraft, den Fensterputzer etc. ins Spiel
bringen. Engagierst Du nahe Angehörige als Reinigungskraft, musst Du Fol-
gendes beachten: Da die Arbeitszimmerreinigung unter die Verpflichtung der
Ehepartner zur Haushaltsführung (§ 1360 BGB) fällt, nutzt ein Arbeitsvertrag
mit dem Ehepartner nichts. Für einen eigenen Haushalt führende erwachsene
Kinder, Eltern und Geschwister gilt das zumindest dann nicht, wenn sie nicht
mit Dir zusammen in einem Haushalt leben (BFH v. 27. 10. 1978 – BStBl II 1979
S. 80). Gegen ein anzuerkennendes Arbeitsverhältnis zwischen Vater und voll-
jähriger Tochter spricht neben der Haushaltsgemeinschaft auch ein besonders
geringer Stundenlohn (hier: 1,42 €), freie Arbeitszeit und die Überweisung
des Entgelts unter der Bezeichnung »Taschengeld« (FG Niedersachsen v. 30. 1.
1986 – EFG 1986 S. 484). Also?

. . . klagen wir nicht, kämpfen wir!


(Clara Zetkin)

Um Deine Chancen auf Anerkennung eines Vertrags über Reinigungsarbeiten


mit Angehörigen zu erhöhen, solltest Du den Lohn per Überweisung zahlen
und einen schriftlichen Arbeitsvertrag schließen, in dem genau geregelt ist,
wann in welchem Umfang die Reinigung zu erfolgen hat. Auch solltest Du
tunlichst vermeiden, dass laut Arbeitsvertrag nur das Arbeitszimmer gereinigt
werden muss. Wesentlich größere Chancen hast Du, wenn Angehörige als
Putz- oder Haushaltshilfe zur Reinigung der gesamten Wohnung angestellt
werden.

Bei allem Bemühen um Steuerersparnis musst Du dich vorsehen, nicht nach der
Devise »Gier frisst Hirn« zu verfahren. Bei einem echten Anstellungsverhältnis
wird das Finanzamt immer streng darauf schauen, ob Du das Arbeitsverhältnis
bei der Sozialversicherung angemeldet hast. Selbst wenn Deine Angehörigen-
Reinigungskraft als Minijobber durchgeht, kostet das pauschale Sozialversiche-
rung und Steuer. Da die Reinigungskosten nur zum Teil auf Dein Arbeitszim-
mer entfallen, könnte sich so ein Arbeitsvertrag schnell als Draufzahlgeschäft
entpuppen, wenn es Dir nicht gelingt, die Reinigungskosten für die übrigen
Räume Deiner Wohnung z. B. als haushaltsnahe Dienstleistung bei der Steuer
unterzubringen und auch hierfür eine Ermäßigung zu kassieren.

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198 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

6. Das strittige Problem der Berufskleidung


282 Das Gesetz sagt ganz klar: Berufskosten sind Aufwendungen zur Erhaltung, Si- 282
cherung und Erwerbung von Lohn oder Gehalt. Du kannst aber nicht nackt in
den Betrieb wandern, das ist doch klar. Um in den allermeisten Fällen die Be-
kleidungskosten trotzdem nicht anerkennen zu müssen, argumentierte der Fis-
kus: Bürgerliche Kleidung (gewöhnliche Bekleidungsstücke) werde auch getra-
gen, wenn der Beruf gerade nicht ausgeübt werde, während der Arzt z. B. in
seiner Freizeit keinen weißen Kittel anhabe. Deshalb betrifft normale bürgerli-
che Bekleidung stets die Privatsphäre – selbst wenn sie ausschließlich während
der Arbeitszeit getragen wird. Dazu sagt das FG Hamburg in einem geheimen
Urteil: »Es würde ein mit der heutigen Stellung des Staatsbürgers nicht zu ver-
einbarendes Eindringen in die intime Privatsphäre bedeuten, wenn die Finanz-
verwaltung überprüfen sollte, welche Kleidung ein Steuerpflichtiger privat und
welche er ausschließlich während der Berufsausübung trägt. Schon die Mög-
lichkeit der Privatnutzung muss mithin eine Anerkennung der dafür gemachten
Aufwendungen ausschließen.«
Als Grundsatz hat sich herauskristallisiert, dass Bekleidung dann eine typische
Berufskleidung ist, wenn eine private Verwendung ausgeschlossen oder nur in
verschwindend geringem Umfang möglich ist. Abzugsfähig sind somit z. B.
Amtstrachten, Uniformen, Kellnerfrack, Tankwartskombination, Asbestanzüge,
Berufskleidung der Bäcker, Chauffeure, Köche usw. So lässt man z. B. den ty-
pischen Arztkittel – nicht aber die weiße Hose eines Arztes – als abzugsfähig zu
(BFH-Urt. v. 6. 12. 1990 – BStBl 1991 II S. 348), widersprach aber beim Staubkit-
tel des Architekten (BFH – HFR 1964 S. 458; BFH – BStBl 1956 III S. 195), weil
angeblich nicht klar getrennt werden könne, wann er den Staubkittel beruflich
und wann privat benutze. (Hast Du schon mal einen Architekten im Staubkittel
in der Oper gesehen?)
Bürgerliche Kleidung könne nur in Ausnahmefällen als Berufskleidung aner-
kannt werden, etwa, wenn durch die dienstliche Tätigkeit ein starker Aufwand
für Bekleidung notwendig sei (z. B. bei Hoteldirektoren, Leiterinnen von Mode-
ateliers usw.) oder besondere Anlässe es bedingten, wie z. B. der Smoking für
einen Journalisten (EFG 1966/12).
Mit rechtskräftigem Urteil vom 30. 5. 68 (VI 3469/66 E – EFG 1969 S. 10) hat das
FG Münster allerdings einem Tanzschullehrer einen Gesellschaftsanzug, drei
Smokinghemden und drei Cocktailkleider für die Ehefrau als steuerfreien Be-
kleidungsaufwand anerkannt.

283 Einer Fernsehansagerin, die ja immer ordentlich und adrett gekleidet sein muss, 283
hat der BFH mit einem Federstrich die gesamte Berufskleidung gestrichen, weil
ja alles auch privat getragen werden könne (BStBl 1990 II S. 49).
Sagte die Petra Schürmann zu dem Finanzrichter, der ihren Einspruch auf den
Tisch bekam: »Die Kleider, die ich trage, sind wahnsinnig teuer. Ich muss sie
aber tragen, damit ich Lieschen Müller stets aufs neue imponiere und ankomme.

78049-7_s001-816.indb 198 28.08.2007 14:29:05 Uhr


6. Das strittige Problem der Berufskleidung 199

Ein zweites Mal kann ich die Dinger niemals tragen! Wenn das keine beruflich
bedingten Anschaffungen sind! Selbst meine Fernsehchefs erwarten es von
mir!« – »Ja«, antwortete ihr der Richter, »Sie könnten aber theoretisch Ihre mo-
dischen Sächelchen zweimal tragen!«
»Ich tue es aber nicht! Ich verkaufe die Sachen sofort an Secondhandshops!«
»Aber den Gesetzen kommt es nur auf die Möglichkeit an. Und was die Ver-
käufe an Gebrauchtbekleidungsläden betrifft, wird das Finanzamt zu prüfen
haben, ob Sie diese als steuerpflichtige, wiederholte Geschäftstätigkeit gemel-
det und sich evtl. bei Nichtangabe strafbar gemacht haben.« Sprach‘s und ur-
teilte im Namen des Volkes für das Finanzamt. Welches wiederum gegen Petra
Schürmann statt eines Erstattungsbescheids einen saftigen Steuernachzah-
lungsbescheid erließ.
284 Die Krönung ist aber das Urteil, mit dem die obersten Steuerrichter einer Mu- 284
sikerin die extra für Auftritte gekaufte schwarze Hose nicht als Arbeitskleidung
anerkannten (BFH v. 18. 4. 1991 – BStBl 1991 II S. 751).
Wie konfus die Urteile des BFH zur Arbeitskleidung sind, wirst Du feststellen,
wenn Du als Angestellter eines Bestattungsunternehmens Deinen schwarzen
Anzug absetzen willst. Bist Du fest angestellt, soll er Arbeitskleidung sein. Bet-
test Du dagegen als Aushilfe verstorbene Mitmenschen zur letzten Ruhe, ist der
Anzug keine Arbeitskleidung (BFH NV 1991 S. 25).
285 Etwas leichteres Spiel hast Du mit Uniformen oder uniformähnlicher Kleidung. 285
Abzugsfähig ist z. B. die Uniform von Soldaten, auch der Trainingsanzug mit
Bundeswehrwappen oder Rangabzeichen (FG Bremen, EFG 1992 S. 735). Als
Postler kannst Du selbstgekaufte Dienstkleidung absetzen, wenn sie mit dem
Posthorn gekennzeichnet ist (FG Niedersachsen, EFG 1991 S. 8). Farblich und
vom Schnitt her einheitliche Kleidung von Flugbegleitern ist ebenfalls Berufs-
kleidung (FG Hessen, EFG 1993 S. 648). Das gilt übrigens auch für entspre-
chend gestaltete Kleidung des Personals eines Friseurs (FG Hamburg, EFG
1987 S. 172).
Gute Karten hatten auch Filialleiter sowie angestellte Metzger und Verkäufer
in Berlin. Die vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Pullunder, Strickja-
cken, Hemden, Blusen, Krawatten und Tücher wurden als im betrieblichen In-
teresse überlassene Berufskleidung anerkannt. Als Argumente dienten das vom
Arbeitgeber gewünschte einheitliche Erscheinungsbild und hygienische Ge-
sichtspunkte: Aufgrund der Einheitlichkeit sei die Kleidung besser zu reinigen
(BFH v. 22. 6. 2006 – DStR 2006 S. 1795).
Keine Berufskleidung soll dagegen vorliegen bei
● einheitlicher grauer Kleidung von Chauffeuren (Vfg. der OFD München v.
25. 3. 1987),
● Krawatten und Tüchern von Angestellten einer Bank, wenn das Arbeitgeber-
logo klein und nur an einer Stelle angebracht ist (Vfg. OFD Münster v.
29. 10. 1988, DB 1988 S. 2384),
● Lodenmänteln von Forstbeamten (BFH v. 19. 1. 1996, BStBl II 1996 S. 202).

78049-7_s001-816.indb 199 28.08.2007 14:29:05 Uhr


200 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

286 Das BFH-Urteil über die Lodenmäntel (s. o.) ging den Fiskalrittern wohl doch 286
etwas zu weit. Jedenfalls regelt ein Bund-Länder-Erlass (z. B. Niedersächsisches
Finanzministerium v. 1. 11. 1996 – S 2354 – 70 – 35), dass Kleidung vom Arbeit-
geber weiter steuerfrei überlassen werden kann, wenn sie dauerhaft als Dienst-
kleidung oder Uniform gekennzeichnet ist, z. B. weil Wappen, Behördenkenn-
zeichen oder Logos gut sichtbar angenäht oder eingewebt sind.
Was für Dienstkleidung im öffentlichen Dienst recht ist, sollte für private Un-
ternehmen mehr als billig sein. Wenn die Firma Deines Chefs ein schönes Logo
hat, lasst es deutlich sichtbar auf gleichfarbige T-Shirts, Hosen, Baseballkappen
etc. nähen und präsentiert die Rechnung dem Finanzamt. Bei normalen Schu-
hen, Socken und Unterwäsche klappt das aber wohl nicht. Auch winzige, kaum
sichtbare Logos, wie bei den Bankerkrawatten und -tüchern (s. o.), oder mit
Klettverschluss angebrachte Firmenschilder, die man jederzeit entfernen kann,
haben vor den gestrengen Augen des Fiskus keinen Bestand.

287 Tropenbekleidung Besondere Kleidung wegen beruflich veranlassten Klima- 287


wechsels, z. B. Dienstreise oder Umzug in die Tropen, ist nicht absetzbar. Nach-
dem der Bundesfinanzhof hartnäckig in mehreren Urteilen – z. B. vom 20. 3. 1992
(BStBl 1993 II S. 192) – den Abzug abgelehnt hatte, verfährt nach anfänglichem
Zögern und nicht ganz überraschend der Fiskus seit 2001 genauso und lässt
Dich auf den Bekleidungskosten sitzen (R 41 Abs. 2 LStR).

Eine amtliche Vorschrift des Landes Nordrhein-Westfalen schreibt die genauen Richtwerte für das
Schultaschengewicht vor. In einer Auflage von 3,5 Millionen Exemplaren wurde sie mit einem
Kostenaufwand von 1,7 Millionen Mark versandt.
(BStZ)

Besser zerrissen als verschlissen!

288 Gehörst Du, wie z. B. Kellner, Laboranten oder Chemiker, zu denen, deren als 288
privat angesehene sog. bürgerliche Kleidung im Beruf außerordentlich stark
strapaziert wird? Nun, für Dich hat der Bundesfinanzhof ein kleines Schlupf-
loch offen gelassen. Allerdings musst Du dazu dem Finanzamt beibringen, dass
ein Teil Deiner Kleiderkosten durch den besonderen beruflichen Verschleiß be-
dingt ist (BFH-Urteil v. 26. 6. 1969, BStBl 1970 II S. N7). Und der muss objektiv
leicht nachprüfbar vom normalen Kleidungsverschleiß abgegrenzt werden kön-

78049-7_s001-816.indb 200 28.08.2007 14:29:06 Uhr


6. Das strittige Problem der Berufskleidung 201

nen (BFH-Urteil v. 24. 7. 1981, BStBl 1981 II S. 781). Also kommst Du mit dem
lapidaren Hinweis auf stärkere Verschmutzung, z. B. durch Getränke- und Es-
sensflecken beim Kellnern, und dadurch häufiges Waschen nicht mehr weit. Ge-
radezu grob fahrlässig ist es, wenn Du beim Finanzamt einfach pauschal 25 bis
30 % Deiner Kleiderkosten wegen starken Verschleißes als Werbungskosten
abzusetzen beantragst. Damit zwingst Du selbst einen Dir wohlgesinnten Sach-
bearbeiter förmlich dazu, den Rotstift anzusetzen.
Ein Chemiearbeiter hätte fast seine Aufwendungen für bürgerliche Kleidung
durchbekommen, weil sie mehr verschleißt als normal. Er hatte in seiner Rechts-
beschwerde gesagt, dass seine Hosen nach vier Wochen von den Säuren, mit
denen er arbeite, zerfressen seien, seine Schuhe bald danach. Doch das hohe
Gericht fand nach eingehender Prüfung heraus, dass er nur zwei Hosen und drei
Paar Schuhe geltend gemacht hatte, während es doch – wenn seine Angaben
zutreffend gewesen wären – zwölf Hosen und zehn Paar Schuhe hätten sein
müssen. Sei schlauer und versuche es in so einem Fall mit mehr Belegen! (BFH
v. 24. 7. 1981 – BStBl 1981 S. 781)

Steuervergünstigung für Ungeschicklichkeit!

289 Ist es Dir nicht auch schon mal passiert, dass Du Dir im Betrieb etwas verschan- 289
delt hast? An eine frisch gestrichene Wand geraten oder mit dem Rock irgendwo
hängengeblieben bist? Dir bei einer Autopanne (anlässlich einer dienstlichen
Fahrt) Schäden an der Oberbekleidung eingehandelt hast?
Deine Chancen auf Anerkennung von Werbungskosten steigen, je konkreter
Deine Angaben sind. Besser ist es also, wenn Du als Chemielehrer sagen kannst:
». . . habe ich mir bei einem Unterrichtsexperiment mit Schwefelsäure Löcher in
meine drei Wochen alte Hose gebrannt. Üblicherweise trage ich Hosen zwei
Jahre. In Höhe des Kaufpreises von 84 € ./. Abschreibung für einen Monat (84 €
÷ 24 Monate) = 3,50 € bitte ich Bekleidungskosten wegen außergewöhnlichen
Verschleißes anzuerkennen.« Als Kellner teilst Du dem Finanzamt mit, dass es
zu dem Verschleiß gekommen ist, weil Du Dir Dein Hemd an einer Kerze ver-
sengt hast oder die Fruchtsaftflecken trotz Megaperls und Hauptwaschgang
nicht mehr zu entfernen waren.
Was Du arbeitest und welche Kleidung Du beschädigt hast, ist nicht so entschei-
dend. Wichtig ist einzig und allein: Der Schaden muss während der Arbeit ge-
schehen sein. Werbungskosten stehen Dir also auch zu, wenn Du Deine teure
Lederjacke in der Firmengarage zerrissen hast. Bei einem solchen Stück setze
beruhigt fünf Jahre Nutzungsdauer an (FG Thüringen 4. 11. 1999, EFG 2000
S. 211).

78049-7_s001-816.indb 201 28.08.2007 14:29:06 Uhr


202 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Wenn es mit den Reinigungskosten getan war – hast Du Dir die Rechnung auf-
gehoben, um sie dem Finanzamt zu präsentieren?
War der Anzug nicht mehr für den Dienst verwendbar, kannst Du – auch wenn
Du nicht leitender Angestellter bist – mit folgendem

Eigenbeleg über Bekleidungsschaden


Verlust eines Anzugs infolge von Schäden, die durch den Betrieb veran-
lasst wurden (hingefallen auf dem Parkplatz infolge Eisglätte am . . .),
Anschaffungskosten ca. 200 €; Abschreibung für bisherige Nutzung (1
Jahr) mit 40 €, verbleiben: 160 €
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . .
Ort und Datum (Unterschrift)

die Steuer drücken und zwischen 27 und 82 € Erstattung herausholen, falls Du


mit Deinen anderen Werbungskosten über 920 € kommst.

zur Berufskleidung

Setz pauschal an, was anzusetzen geht! Der Satz für Arbeitsmittel, zu denen
auch Arbeitskleidung gehört, beträgt jährlich ca. 100 €. Die Finanzämter ver-
zichten aus Zweckmäßigkeitsgründen in der Regel auf die Vorlage von Bele-
gen, wenn dieser Satz nicht überschritten wird. Außer der Arbeitskleidung
selbst kannst Du natürlich die Kosten für deren Instandsetzung und Reinigung
absetzen, z. B. so:
Für die Reparatur der Arbeitskleidung entstandene Kosten für
Garne und Stoffreste 15 €
Knöpfe und Reißverschlüsse 10 €
Nadeln usw. 2€
27 €
Wenn Deine nette Hauswirtin Dir die Sachen in Ordnung hält, solltest Du Dich
nicht scheuen, den monatlichen Blumenstrauß oder den Likör, den Du ihr als
Dank dafür zukommen lässt, gleichfalls beim Finanzamt geltend zu machen.

290 Wenn Du als Sportlehrer z. B. im Schuldienst tätig bist, sind Deine Aufwen- 290
dungen für Trainingsanzüge, Sporthosen und -schuhe abzugsfähig.
Aufwendungen für Sportgeräte und -kleidung können für Diplompädagogen
(Erzieher) in vollem Umfang Berufskosten sein, wenn die private Nutzung von

78049-7_s001-816.indb 202 28.08.2007 14:29:06 Uhr


6. Das strittige Problem der Berufskleidung 203

ganz untergeordneter Bedeutung ist. Die Aufwendungen fallen jedoch bei einer
privaten Nutzung von 15,5 % (wie, um Himmels willen, soll das jemand so genau
ermitteln können?) unter das Aufteilungs- und Abzugsverbot des § 12 Nr. 1 Satz
2 EStG (BFH-Urt. v. 21. 11. 86 VI R 137/83) und sind dann gar nicht abzugsfä-
hig.
Stellt sich ein Finanzamt bei Deiner Sportkleidung quer, reib ihm den Erlass
des Finanzministers Nordrhein-Westfalens vom 10. 5. 1985 (S. 2353 – 45 – VB 3)
unter die Nase, der immer noch gültig ist und Dir zumindest dann Werbungs-
kosten für Deine Sportkleidung zugesteht, wenn sie in der Schule aufbewahrt
wird. So sah das auch das FG Münster, das einer Sportlehrerin Tasche, Kleidung
und Pfeife als Werbungskosten anerkannte. Eine ganz geringe private Mitbe-
nutzung sahen die Richter dabei nicht als schädlich an (FG Münster v. 12. 11. 1996
– EFG 1997 S. 334). Dem Problem mit der privaten Nutzung kannst Du wunder-
bar mit dem Argument entgehen, du habest für Deine privaten Sportaktivitäten
weitere Sportkleidung. Weise dem Finanzamt per Beleg also nicht nur die Sport-
kleidung nach, die Du für die Schule benötigst, sondern auch die privat gekauf-
ten Sportsachen. So sind Deine Chancen, dass Du wenigstens einen Teil Deiner
Kosten durchbekommst, jedenfalls wesentlich größer, als wenn Du versuchst,
alle Belege als Berufskosten durchzudrücken (FG Düsseldorf v. 16. 11. 1995 –
EFG 1996 S. 176).
Dies gilt aber leider nicht für eine Skiausrüstung, selbst wenn der Sportlehrer
etwa Wochenkurse für seine Schulklasse leitet (Finanzminister NRW v. 10. 5. 85,
S 2325 – 45 – VB 3). Anders unter Umständen beim hauptberuflichen Skilehrer
(OFD München v. 19. 10. 72 S 2354 – 52/4 – 62137 und Finanzministerium Nord-
rhein-Westfalen v. 13. 12. 72 S 2330).
»Und was soll ich jetzt völlig verwirrter Steuerzahler nun tun?«, fragst Du.
Immer nur lächeln. Und steif und fest behaupten: »Die Kinder sind heute alle
so steif, dass ich ihnen die Übungen mindestens dreimal vormachen muss! Das
schlaucht mich derart, dass ich alle Knochen einzeln spüre und privat keinen
Sport mehr betreiben will – und es auch gar nicht mehr kann.«

Ein Geschäft ist erst dann ein Geschäft,


wenn man dem Finanzamt nachweist, dass es keines war.

Tennisspielen auf Kosten des Fiskus!

291 »Wie soll denn das funktionieren?«, fragst Du. »Ich denke, beim kleinsten 291
Hauch von Privatvergnügen versagt mir das Finanzamt die Anerkennung des
Aufwands als Werbungskosten.«

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204 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Natürlich hast Du recht, Du musst dazu schon einen Beruf haben wie Polizist
oder Soldat, in dem Dein Dienstherr verlangt, dass Du Sport treibst. Nur – muss
es denn immer Fußball oder ein anderer Mannschaftssport sein? Tennis ist
schließlich auch weit verbreitet. Zumindest meinten das die Richter vom FG
Saarland. Sie ließen einen Polizisten alle Aufwendungen für die Ausübung des
Tennissports als Werbungskosten absetzen, weil Tennis offiziell als Dienstsport
ausgewiesen war und die Spiele während der Dienstzeit stattfanden (FG Saar-
land v. 19. 3. 1991 – EFG 1991 S. 377). Das Finanzgericht aus dem Münsterland
war allerdings nicht so steuerzahlerfreundlich und hat in einem Parallelfall die
Werbungskosten abgelehnt (FG Münster v. 5. 10. 1993 – EFG 1994 S. 238). Ähn-
lich restriktiv wurde über den Fall eines Polizisten entschieden, der sein Fahrrad
und seine Sportkleidung für den Dienstsport absetzen wollte. Da er seinen
Drahtesel aber nachweislich nur vier Stunden in der Woche beim Dienstsport
eingesetzt hatte, wurden ihm die Werbungskosten verwehrt (FG Baden-Würt-
temberg v. 23. 11. 2005 – EFG 2006 S. 811).
Nichtsdestotrotz, Ihr Wachtmeister, Kommissare, Offiziere und Unteroffiziere!
Nichts wie hin zu Euren Vorgesetzten. Sie sollen zur Abwechslung mal Tennis
auf den Dienstplan setzen. Auf diese Weise könnt Ihr Tenniskleidung, Schläger,
Schuhe, Tasche und eventuelle Platzmiete als Werbungskosten für Dienstsport
absetzen.

Bei jedem Waschtag klingelt‘s in der Kasse.

292 Kosten für die Reinigung Deiner Arbeitskleidung sind ohne Zweifel Werbungs- 292
kosten. Das muss sogar der bornierteste Fiskalritter anerkennen. Nur – wer
schleppt schon seine ölverschmierten Arbeitsanzüge oder sonstige Arbeitsklei-
dung ständig in die Reinigung? Natürlich landen die Sachen in der eigenen
Waschmaschine. Aber die wäscht ja schließlich auch nicht umsonst! Für Wasch-
pulver, Wasser und Strom kommt aufs Jahr gerechnet ein schöner Batzen zu-
sammen.
Man glaubt es kaum, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Die obersten
Steuerrichter des BFH hatten ein Einsehen mit dem kleinen Steuerzahler und
setzten gleich mit zwei Urteilen der Kleinigkeitskrämerei in den Finanzämtern
ein Ende. Sie entschieden, dass Du die Kosten für das Reinigen Deiner Berufs-
kleidung in der privaten Waschmaschine als Werbungskosten absetzen kannst.
Sollte ein Fiskalritter auf die Idee kommen, Dir die Waschkosten als Lebenshal-
tungskosten oder nicht abzugsfähige gemischte Aufwendungen zu streichen,
klopfe ihm mit den Urteilen vom 29. 6. 1993 – BStBl 1993 II S. 837 und S. 838

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6. Das strittige Problem der Berufskleidung 205

kräftig auf die Finger. Du darfst die Waschkosten sogar schätzen und Dich dabei
an den Erfahrungswerten von Verbraucherverbänden orientieren.
Die Verbraucherverbände haben ihre Erfahrungswerte in einer repräsentativen
Vergleichsrechnung dargelegt, vgl. Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherver-
bände e. V. (Quelle: LSt-Kartei OFD Hannover v. 8. 2. 2000 – S 2354 – 20 – StO
213).
Danach ergeben sich folgende Reinigungskosten für je ein Kilogramm Wä-
sche:

Zahl der Personen im Haushalt


1 2 3 4
€ € € €
Kochwäsche 0,95 0,58 0,47 0,38
Buntwäsche 0,92 0,55 0,54 0,36
Pflegeleichte Wäsche 1,02 0,65 0,54 0,46
Ablufttrockner 0,52 0,31 0,25 0,19
Kondenstrockner 0,69 0,40 0,32 0,25
Bügeln 0,14 0,10 0,08 0,07

Bei einem 2-Personen-Haushalt setzt Du bei je einem Waschgang Kochwäsche


und Buntwäsche pro Woche und 48 Arbeitswochen für die Reinigung, Trock-
nung und das Bügeln Deiner Arbeitskleidung folgende Gesamtkosten ab:
Kochwäsche
48 Waschgänge à 3 kg à (0,58 € + 0,31 € + 0,10 € =) 0,99 € 142,56 €

Buntwäsche
48 Waschgänge à 3 kg à (0,55 € + 0,31 € + 0,10 € =) 0,96 € 138,24 €

Gesamtkosten 280,80 €

Deutlich kleinlicher sind die Richter am FG Münster, die je Waschgang – egal


mit wie viel Kilo – ca. 0,75 € anerkannten, was bei zwei Waschgängen pro Woche
Reinigungskosten von ca. 90 bis 100 € ergibt. Die Obergrenze für pauschal ge-
schätzte Waschkosten sah das Gericht bei ca. 100 € und erkannte diesen Betrag
an (FG Münster v. 19. 2. 2002, EFG 2002 S. 670).
Ein wenig großzügiger waren die Richter in Baden-Württemberg. Unter Beru-
fung auf Berechnungen der Verbraucherzentrale-Bundesverband e. V. für einen
Zwei-Personen-Haushalt haben Sie einem Steuerzahler als Waschkosten in der
privaten Waschmaschine je Kilogramm Wäsche folgende Beträge anerkannt
(FG Baden-Württemberg v. 03. 11. 2005 – EFG 2006 S. 811):

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206 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Kochwäsche 95° 0,50 €


Buntwäsche 60° 0,48 €
Feinwäsche, Pflegeleicht-Wäsche 0,60 €
Trocknerkosten, Kondenstrockner 0,34 €
Bügelkosten 0,05 €
Daraus ergibt sich für ein Kilo Kochwäsche inkl. Trocknung und Bügeln ein
Wert von 0,89 €, der nur geringfügig unter den etwas älteren Werten der OFD
Hannover liegt.

Die Nachbarin wäscht billiger.

Als Friseurin, Verkäuferin oder Krankenschwester benötigst Du für die Arbeit


jeden Tag einen frischen Kittel. In der Wäscherei kostet Dich die Reinigung pro
Stück ca. 2,50 €. Das läppert sich übers Jahr auf 600 bis 700 € zusammen, und das
ist Dir einfach zu viel. Aber zum Glück ist ja da die nette Nachbarin, die Dir die
Kittel für die Hälfte wäscht und bügelt. Damit es mit dem Absetzen beim Fi-
nanzamt kein Theater gibt, lässt Du Dir von Deinem Arbeitgeber am besten
eine Bescheinigung ausstellen:

. . . halten wir es sowohl aus hygienischen Gründen als auch aus Ver-
pflichtung dem Ruf unseres Hauses gegenüber für absolut erforderlich,
dass Herr/Frau . . . . . .
ihren/seinen Dienst täglich in frisch gereinigter Arbeitskleidung an-
tritt.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ort und Datum (Unterschrift)

Bei einer 5-Tage-Woche machst Du dann 230 Tage  1,– € = 230 €


bei einer 6-Tage-Woche sogar 280 Tage  1,– € = 280 €
als Reinigungskosten für Deine Arbeitskleidung geltend.

Der Schulausschuss im Düsseldorfer Landtag


hat für 50 000 € in Japan die »japanische Erziehung von Körper und Geist«
ergründet, was die Abgeordneten mit einem Dutzend Straßenbahntickets
auch hätten tun können: In Düsseldorf-Oberkassel
steht die größte japanische Schule Europas.

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7. Die Kosten für Deine Fortbildung 207

7. Die Kosten für Deine Fortbildung


293 Fortbildungskosten sind Aufwendungen zu dem Zweck, in dem bereits 293
mS ausgeübten Beruf auf dem Laufenden zu bleiben, um den jeweiligen An-
forderungen gerecht zu werden, oder sich weiter zu qualifizieren. Auch die Qua-
lifizierung für den Wiedereinstieg in den Beruf nach einer längeren Pause geht
als Fortbildung durch. Ebenso Umschulungen, Zweitausbildungen und Zweit-
studiengänge. Fortbildungskosten sind wegen des Zusammenhangs mit dem
Beruf als Werbungskosten abzugsfähig.
Im Gegensatz dazu werden Ausbildungskosten der privaten Lebensführung zu-
gerechnet und sind als Sonderausgaben abzugsfähig, allerdings nur in folgenden
Fällen (§ 12 Nr. 5 EStG):
● bei einer erstmaligen Berufsausbildung
● bei einem erstmaligen Studium
● beim Besuch einer allgemeinbildenden Schule
Der Sonderausgabenabzug ist dabei auf 4 000 € im Jahr beschränkt. Wenn Du
verheiratet bist und Deine bessere Hälfte ebenfalls Ausbildungskosten hat,
steht ihr ebenfalls der Betrag von 4 000 € zu.
Diese Einschränkung kann Dich allerdings nicht treffen, wenn Du Deine erst-
malige Berufsausbildung in einem normalen Ausbildungsberuf oder als Beam-
tenanwärter, Soldat etc. absolvierst und schon in der Ausbildung Lohn oder
Gehalt beziehst. Dann kannst Du mit der Trumpfkarte Ausbildungsdienstver-
hältnis argumentieren und Werbungskosten absetzen.
Mehr zu den Kosten der Berufsausbildung unter E Rz 544 ff.

294 Gute Nachrichten: Egal, ob Du Dich vor, während oder nach Deinem Job fort- 294
bildest, eine Umschulung durchläufst oder ein Zweitstudium hinlegst, Deine
Bildungsaufwendungen stellen bei entsprechendem beruflichen Hintergrund
immer Werbungskosten dar (BFH v. 4. 12. 2002 – BStBl 2003 II S. 403). Wie der
BFH stellst Du Dich auf den Standpunkt, dass Werbungskosten immer vorge-
hen. Wenn Deine Aus- oder Fortbildung mit einer konkret geplanten Berufstä-
tigkeit zusammenhängt, erfüllt sie die Voraussetzungen für vorweggenommene
Werbungskosten oder Betriebsausgaben.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob Du mit Deiner Fortbildung erst die
Qualifikation für einen völlig anderen Beruf schaffen musst. Sprich deshalb ge-
genüber dem Finanzamt ganz hartnäckig immer nur von Fortbildungskosten,
wenn Du z. B. als bisheriger Bilanzbuchhalter zum Heilpraktiker umschulst
(BFH v. 13. 2. 2003 – BStBl II 2003 S. 698) oder nach längerer Berufspause als
kaufmännische Angestellte eine Fahrlehrerausbildung absolvierst (BFH
v. 4. 12. 2002 – BStBl 2003 II S. 403). Auch der Erwerb einer höheren Qualifi-
kation in Deinem Beruf führt zu Fortbildungskosten. Deshalb sind die Auf-
wendungen für Meisterkurse genauso Werbungskosten wie die Kosten von
Steuerfachangestellten zum Erwerb der Steuerberaterprüfung.

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208 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Vor allem wenn Du vor Deiner Fortbildung arbeitslos warst und damit Deine
Chancen steigerst, endlich einen neuen Job zu finden, gehen Deine Kosten als
voll abzugsfähige Werbungskosten durch. Dass Du einen Beruf in einer voll-
kommen anderen Branche ergreifen willst, hat das Finanzamt dabei überhaupt
nicht zu interessieren. Deshalb musste es z. B. zähneknirschend einem Diplom-
geographen den Lehrgang zum Abfallwirtschaftsberater anerkennen (BFH v.
18. 4. 1996 – BStBl II 1996 S. 482).
Auch ein Studium ist keine Tabuzone mehr, wenn es sich um ein Zweitstudium
handelt. Hat die Fachrichtung auch nur am Rande etwas mit Deiner jetzigen
Arbeit zu tun, deklarierst Du sämtliche Studienkosten in der Anlage N als Wer-
bungskosten.

Solltest Du die öffentliche Hand vermissen?


Ich kann Dir sagen, wo sie ist: in Deiner Tasche.

für vor Beginn Deines Jobs angefallene Kosten

295 Wenn Du in der Zeit, in der Deine Lehrgangskosten angefallen sind, nicht gear- 295
beitet hast, beantrage beim Finanzamt die Anerkennung Deiner Kosten als vor-
weggenommene Werbungskosten. Denke an diese Möglichkeit z. B., wenn Du
im Erziehungsurlaub oder arbeitslos bist (BFH v. 22. 7. 2003 – BStBl II 2004
S. 888) oder während Deines Vollzeitlehrgangs zum Handwerksmeister keiner
anderen bezahlten Arbeit nachgehst. Aufgemerkt auch all diejenigen, die nach
einem Erststudium ein Zweitstudium absolvieren und während dessen nicht
berufstätig sind.
Wenn Du in den Jahren, in denen Dein Lehrgang läuft, keine anderen Ein-
künfte hast, gehen die Werbungskosten in dieser Zeit zwar ins Leere, trotzdem
sind sie nicht endgültig verloren. Da Du ja keine Einnahmen hattest, ergibt sich
durch die Werbungskosten ein Verlust (BFH v. 4. 11. 2003 – BFH/NV 2004
S. 483), und den kannst Du Dir als Verlustrücktrag von Deinem Einkommen im
Vorjahr abziehen lassen. Hattest Du auch da keine Einkünfte, besteht die Mög-
lichkeit, den Verlust so lange in die nächsten Jahre vorzutragen, bis sich eine
Verrechnungsmöglichkeit ergibt. Dann drückst Du durch den Verlustabzug
Dein Einkommen und sparst einen dicken Batzen an Steuern. Gib zu diesem
Zweck einen Einkommensteuererklärungsvordruck bei Deinem Finanzamt ab
und kreuze auf der ersten Seite des Mantelbogens das Kästchen »Erklärung zur
Feststellung des verbleibenden Verlustvortrags« an. Das Finanzamt stellt dar-
aufhin Deinen Verlust verbindlich fest.

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7. Die Kosten für Deine Fortbildung 209

Rette ein paar Jahre rückwirkend Deine


vorweggenommenen Werbungkosten!

296 Vermutlich hast Du bislang nicht im Traum daran gedacht, eine Steuererklä- 296
rung für Deine Umschulungs-, Zweitstudien- oder Meisterlehrgangskosten ab-
zugeben, da Du ja keine Einkünfte hattest und keine Steuern gezahlt hast, die
Du Dir hättest erstatten lassen können.
Trotzdem ist für Dich noch nicht alles verloren. Steuererklärungen zur Feststel-
lung des Verlustvortrags, der sich aus Deinen vorweggenommenen Werbungs-
kosten ergibt, kannst Du auch noch nachträglich einreichen. Da die Verjäh-
rungsfrist für solche Steuererklärungen vier Jahre beträgt, kannst Du zumindest
die Verluste der letzten vier Jahre retten. Willst Du also im Jahr 2008 rückwir-
kend entsprechende Steuererklärungen abgeben, klappt das für die Jahre 2004
bis 2007. Bist Du schnell genug und schaffst die Erklärungen bis zum 31. 12. 2007
zum Finanzamt, kannst Du sogar noch das Jahr 2003 mitnehmen.
Ein kleiner Pferdefuß bei der ganzen Sache ist, dass von Deinen vorgenom-
menen Werbungskosten in den jeweiligen Jahren andere Einkünfte z. B. aus
Zinsen oder Gelegenheitsjobs abgezogen werden. Die Werbunskosten werden
zunächst einmal im jeweiligen Jahr genutzt, um diese Einkünfte auf 0 € herun-
terzurechnen. Was dann übrig bleibt, kannst Du später steuermindernd ver-
rechnen.

für Auszubildende, Referendare und


Seminarteilnehmer

297 Werden im Rahmen der Ausbildung steuerpflichtige Einnahmen bezogen, so 297


sind die Kosten, die mit der Ausbildung in Zusammenhang stehen, in voller
Höhe als Werbungskosten abzugsfähig (EStH 34 »Ausbildungsdienstverhält-
nis«). Die Beschränkung, dass Kosten der erstmaligen Ausbildung keine Wer-
bungskosten sein sollen, gilt nämlich ausdrücklich nicht für Ausbildungsdienst-
verhältnisse (§ 12 Nr. 5 EStG).
Auszubildende können somit ihre Fahrtkosten zur Berufsschule und zum Aus-
bildungsbetrieb als Werbungskosten abziehen – zu Einzelheiten vgl. E Rz 248.
Das gilt auch für Referendare und Teilnehmer an Seminaren.
Aus demselben Grund können zum Studium beurlaubte Offiziere oder zum Er-
werb von Reifezeugnissen abkommandierte Soldaten auf Zeit ihren gesamten

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210 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Ausbildungsaufwand als Werbungskosten absetzen (BFH v. 28. 9. 1984 – BStBl


II 1985 S. 87).

298 Kosten zur Erlangung des Doktortitels sind regelmäßig Fortbildungskosten und 298
damit als Werbungskosten abzugsfähig. Der BFH hat in diesem Fall sein Herz
für den Steuerzahler geöffnet und erkennt Promotionskosten als Werbungskos-
ten an, wenn es für den Doktortitel einen beruflichen Anlass gibt (BFH v.
4. 11. 2003 – BStBl II 2004 S. 891). Dem hat sich inzwischen auch der Fiskus an-
geschlossen (BMF v. 4. 11. 2005 – BStBl I 2005 S. 955). Einen beruflichen Grund
findest Du doch schnell. Im Zweifel reichen die besseren Berufsaussichten und
Aufstiegschancen durch einen Doktortitel, oder Du machst geltend, Du wür-
dest einen Job an der Uni anstreben und möchtest irgendwann Professor
werden.

Welche Kosten Du absetzen kannst


299 Bei Teilnahme an einem Fortbildungslehrgang sind als Werbungskosten abzugs- 299
fähig:
● die Teilnahmegebühr,
● Aufwendungen für Fachzeitschriften und Fachbücher,
● die Fahrtkosten in tatsächlicher Höhe, bei Verwendung eines Pkw 0,30 € je
gefahrenem Kilometer,
● Unterkunftskosten in tatsächlicher Höhe. Das Finanzamt will von Dir immer
Belege für Deine Hotel- oder Pensionskosten sehen, bewahre deshalb die
Rechnungen auf.
● Verpflegungsmehraufwand, abgerechnet nach den Reisekostengrundsätzen.
Bei einer längeren auswärtigen Fortbildung gilt das zumindest für die ersten
drei Monate. Und: Die Verpflegungspauschalen stehen Dir auf jeden Fall zu,
auch wenn Deine tatsächlichen Kosten viel niedriger lagen! Zum Ver-
pflegungsmehraufwand siehe E Rz 176.
● Wenn Du während der Fortbildung oder Deiner Referendarzeit länger aus-
wärts untergebracht bist und eine Zweitwohnung oder ein Zimmer unter-
hältst, kannst Du Kosten für doppelte Haushaltsführung – auch nach Ablauf
der dreimonatigen Dienstreisefrist – absetzen.

Bei einer Fortbildungsveranstaltung unmittelbar im Anschluss an den Dienst


kommt oft ein Anspruch auf die Verpflegungspauschale nicht zustande, weil die
für Dienstreisen notwendige Mindestdauer von acht Stunden nicht erreicht
wird. In diesen Fällen kannst Du Dir damit helfen, dass Du an die Fortbildungs-
veranstaltung eine Arbeitsgemeinschaft mit anderen Teilnehmern anhängst, in
der der Lehrstoff ausführlich diskutiert und nachbereitet wird.

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7. Die Kosten für Deine Fortbildung 211

300 Nimmst Du an einem länger dauernden Lehrgang teil, bei dem – weil entspre- 300
chend teuer – Ratenzahlung vorgesehen ist, vereinbare mit dem Veranstalter,
die Gebühr in einer Summe zu bezahlen. Auf diese Weise kannst Du den Betrag
auf einmal ansetzen und überwindest vielleicht locker den Arbeitnehmer-
pauschbetrag. Gibt es bei einem längeren auswärtigen Lehrgang Gemein-
schaftsverpflegung, setzt Du trotzdem die vollen Verpflegungspauschalen ab.
Schließlich wird Dir für die Gemeinschaftsverpflegung pro Tag ein Sachbezugs-
wert zugerechnet. Dies bedeutet für die ersten drei Monate, die wie Dienstrei-
sen abgerechnet werden:
Angenommen 80 Tage  24 € = 1 920 €
Nach Ablauf von drei Monaten ist es mit dem Abzug von Verpflegungspauscha-
len vorbei. Dann geht es mit doppelter Haushaltsführung weiter.

Fortbildungskosten bei Lehrern


301 Merkt Euch, Ihr Lehrer: Die Kosten für Konzert- oder Theaterbesuche sind 301
grundsätzlich keine Werbungskosten, sie können aber dann als Fortbildungs-
kosten absetzbar sein, wenn die Veranstaltung der Art und Gestaltung nach
ausgesprochen auf den Fortbildungszweck ausgerichtet ist (BFH-Urteil v.
8. 2. 1971 – BStBl 1971 II S. 368).
Nicht ersetzte Aufwendungen von Lehrern können u. a. in folgenden Fällen
Werbungskosten sein:
● Bei Wandertagen oder Klassenausflügen (FG Düsseldorf v. 20. 6. 1974 – EFG
1974 S. 516).
● Bei Skifreizeiten mit Schülern oder Ski- und Snowboardlehrgängen für Leh-
rer, die Skifahren als Schulsport unterrichten. Verlangt wird regelmäßig, dass
an den Kursen im Wesentlichen Lehrer teilnehmen, Veranstalter ein aner-
kannter Verband oder die Schulverwaltung ist, das Programm straff organi-
siert und auf die Befähigung ausgerichtet ist, Skifahren zu unterrichten.
Außerdem sollte der Lehrgang mit einer Prüfung und einem Zertifikat ab-
schließen. Letzteres und die Tatsache, dass der Lehrer zuvor nur geringe
Grundkenntnisse im Skifahren besaß, sieht der BFH aber nicht als unabding-
bare Voraussetzung an (BFH v. 22. 6. 2006 – BFH/NV 2006 S. 1751).
● Wenn ein Jugendseelsorger an Jugendfreizeiten teilnimmt (FG Münster –
EFG 1995 S. 6).
● Bei Balintgruppen, wenn nur Lehrer teilnehmen und die Gruppe ausschließ-
lich das Thema Lehrer-Schüler-Verhältnis behandelt (Hess. FG – EFG 1985
S. 341).

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212 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

● Bei Kursen in Gesprächsführung, wenn sie nicht in erster Linie der Persön-
lichkeitsentwicklung der Teilnehmer dienen (FG Rhld.-Pflz. – EFG 1995
S. 8).
● Bei einem Yoga-Lehrgang, wenn der Lehrer an seiner Schule im Rahmen von
Arbeitsgemeinschaften Yoga-Kurse gibt (FG Niedersachsen v. 17. 2. 99 – EFG
1999 S. 543).
● Bei der zweiten Lehrerprüfung, weil die Referendare – obwohl noch in Be-
rufsausbildung – bereits steuerpflichtige Einnahmen haben und somit in
einem Ausbildungsdienstverhältnis stehen (BFH v. 17. 12. 1971 – BStBl 1972
II S. 259).
● Bei Psychotherapiekursen, wenn sie auf eine professionelle Anwendung des
Stoffes z. B. als Beratungslehrer vorbereiten und nicht vorrangig der eigenen
Persönlichkeitsentfaltung dienen (FG Nürnberg v. 21. 9. 2005 – III 169/2005).
● Bei Supervisionskursen bei Beratungslehrern (FG München v. 17. 11. 2003 –
EFG 2004 S. 646)
● Bei einer Zusatzausbildung zum analytischen Kinder-Psychotherapeuten
(Psychagogen) (BFH v. 26. 6. 2003 – BFH/NV 2003 S. 1415).
Demgegenüber wurden einer Sonderschullehrerin die Kosten für einen Biore-
lease-Kurs zur Befreiung von Stress mit einem offenen Teilnehmerkreis ohne
speziellen Zuschnitt auf ihre berufliche Situation nicht als Werbungskosten an-
erkannt (Hess FG v. 24. 1. 1985 – EFG 1985 S. 342).

302 Wer an beruflichen Fortbildungslehrgängen teilnimmt, kann überdies noch 302


finanzielle Hilfe aus dem Förderungsprogramm nach dem SGB III erhalten.
Erkundige Dich auf jeden Fall bei dem Veranstalter des Lehrgangs, ob der
Lehrgang von der zuständigen Agentur für Arbeit als förderungsfähig aner-
kannt ist. Die Förderung kann aus einem Zuschuss, einem Darlehen oder einer
Kombination aus beidem bestehen. Da kommt allerhand zusammen.

für vergessliche Kursteilnehmer

303 Wer nichts abzusetzen vergessen will, muss wissen, was alles abzugsfähig 303
mS ist. Wer sich fortbildet, besucht meistens Kurse. Und ein Kurs beginnt erst
mal mit einer Gebühr, die abzugsfähig ist, sofern der Lehrgang nicht dazu dient,
einen neuen Beruf aufzubauen.
Kursgebühr 200 €
Porto und Telefon für die Anmeldung und das Beschaffen
von Informationsmaterial 20 €

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7. Die Kosten für Deine Fortbildung 213

Für 6 Wochen fährst Du in die Stadt, um dort den Lehrgang


zu besuchen. Bahnfahrtkosten 240 €
Fahrten mit dem eigenen Pkw zum Lehrgang sind in Höhe von
0,30 € pro gefahrenem Kilometer abzugsfähig
(LStR 38 »pauschale Kilometersätze«).
Gepäckbeförderung 10 €
Unterkunftskosten lt Rechnung des Hotels
42 Übernachtungen à 40 € 1 680 €
Nebenkosten für Stadtplan, Fahrkarten etc. 80 €
Für Verpflegung ziehst Du die Pauschalen ab
42 Tage  24 € 1 008 €

Zu den Pauschalen siehe E Rz 176.

304 Kosten für den Meistertitel sind generell als Fortbildungskosten abzugsfähig. 304
Von einer erstmaligen Berufsausbildung kann hier keinesfalls die Rede sein.
Wenn Du während des Meisterlehrgangs keinen Job ausübst, gib in Deiner
Steuererklärung die Kosten als vorweggenommene Werbungskosten an. Den
Verlust, der sich dadurch rechnerisch ergibt, stellt das Finanzamt fest, und Du
kannst ihn später, wenn Du wieder eine Beschäftigung gefunden hast, absetzen;
vgl. dazu auch E Rz 295 ff.
Zum Meisterstück siehe E Rz 365.

Setze Fortbildungskosten mit


internem Fremdvergleich voll ab!

305 Der Fiskus piesackt gerade kleine Familienbetriebe gern mit folgender 305
mS Taktik: Wollen Eltern die Fortbildungskosten, auch das weiterlaufende Ge-
halt etc. als Betriebsausgaben absetzen, wenn Sohn oder Tochter etwa die Meis-
terschule besucht, wird ihnen entgegengehalten: Sie hätten andere Mitarbeiter
doch sicher auch nicht gefördert, das Geld für Sohn oder Tochter sei daher der
privaten Lebensführung zuzuordnen.
Dem beugst Du geschickt vor, indem Du anderen fähigen Mitarbeitern eben-
falls eine Fortbildung anbietest, am besten schriftlich per Aushang im Betrieb.
Selbst wenn diese kein Interesse haben, gelingt Dir damit der »interne Fremd-
vergleich« – und der, so das BFH-Urteil vom 11. 12. 1997 (BFH/NV 1998 S. 952),
reiche aus.
Ganz wichtig dabei: Einen schriftlichen Fortbildungsvertrag abschließen, mit
Rückzahlungsklausel für den Fall, dass der Mitarbeiter (auch Sohn oder Toch-

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214 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

ter) nach Abschluss der Fortbildung nicht mindestens zwei bis drei Jahre im
Betrieb bleibt.

Bürokratie ist die Vervielfältigung von Problemen


durch Einstellung weiterer Beamter.
(N. Parkinson)

Fordere die Vorsteuer aus den Rechnungen


für die Meisterprüfung zurück!

306 Nach der Meisterprüfung machst Du Dich selbständig. Jetzt hast Du die 306
mS Möglichkeit, nachträglich die Vorsteuer aus den Rechnungen für die Meis-
terprüfung zwecks Erstattung vom Finanzamt anzufordern. Denn die Meister-
prüfung gehörte umsatzsteuerlich gesehen bereits zu den Vorbereitungshand-
lungen zur Betriebseröffnung. Das allein rechtfertigt den Vorsteuerabzug, denn
die Unternehmereigenschaft, auf die es hier ankommt, beginnt mit den ersten
Vorbereitungshandlungen (Quelle: Abschnitt 19 Umsatzsteuer-Richtlinien).

307 Auch Aufwendungen für einen Führerschein können Werbungskosten sein, 307
wenn der Arbeitgeber den Erwerb des Führerscheins nahelegt und der Arbeit-
nehmer bei einer Weigerung, den Führerschein zu erwerben, Nachteile in sei-
nem beruflichen Fortkommen befürchten muss. Dies gilt insbesondere für äl-
tere Arbeitnehmer, die selbst kein eigenes Kraftfahrzeug besitzen (FG Münster
v. 30. 6. 1965 – EFG 1965 S. 607). Ebenfalls gute Karten hast Du, wenn Du als
Bauhandwerker, der bisher schon häufig für die Firma Klein-Lkw gefahren hat,
den Führerschein Klasse II machst (FG Münster v. 25. 2. 1998 – EFG 1998
S. 941). Auch die Kosten eines Busführerscheins sind Werbungskosten, wenn ein
Steuerzahler damit seine Chance, als Kraftfahrer eine Stelle zu bekommen, ver-
größern möchte (FG Baden-Württemberg v. 29. 8. 2006 – 14 K 46/06)
Dagegen hat der Bundesfinanzhof (Urteil v. 20. 2. 1969 IV R 119/66 – BStBl
1969 II S. 433) entschieden, dass Aufwendungen für den Erwerb des Führer-
scheins in aller Regel auch dann zu den Kosten der Lebensführung gehören,
wenn der Beruf oder der Betrieb die Benutzung eines Personenkraftwagens
erforderlich macht. Der BFH rechtfertigt diese Auffassung u. a. damit, dass in
aller Regel der einmal erworbene Führerschein in nicht unbedeutendem Um-
fang auch für Privatfahrten benutzt wird. Allein die Tatsache, dass der Steuer-
zahler für seine Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte auf den Pkw an-
gewiesen ist, rechtfertigt ebenfalls keinen Abzug der Führerscheinkosten als
Werbungskosten (BFH v. 15. 2. 2005 – BFH/NV 2005 S. 890).

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7. Die Kosten für Deine Fortbildung 215

308 Was für den Führerschein gilt, muss für den Flugschein nur recht und billig sein. 308
Wenn Du als Stewardess oder Angestellter einer Fluggesellschaft den Aufstieg
als Pilot schaffen willst oder Dir nach erfolgreich absolvierter erster Ausbildung
doch mehr der Sinn nach einem Arbeitsplatz über den Wolken steht und Du auf
Pilot umsattelst und deshalb den Verkehrsflugzeugführerschein machst, sind
Deine Kosten auf jeden Fall Werbungskosten (BFH v. 27. 5. 2003 – BStBl II 2005
S. 202). Ist Deine Pilotenausbildung dagegen Deine erstmalige Berufsausbil-
dung und findet sie nicht ausnahmsweise im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses
mit der Flugggesellschaft (Ausbildungsdienstverhältnis) statt, sind die von Dir
getragenen Kosten nur Ausbildungskosten (§ 12 Nr. 5 EStG) und können nur
bis zu 4 000 € im Jahr als Sonderausgaben abgezogen werden.
Mit einer Privatpilotenlizenz ist es schon ungleich schwieriger, Werbungskosten
abzusetzen. Wenn Du nicht gerade eine Lizenz zum Fluglehrer anstrebst, rech-
net man die Kosten Deinem Privatvergnügen zu.

zum kostenlosen Führerschein

309 Wenn Du Deinen Führerschein beruflich brauchst, hast Du gute Karten, wenn 309
Dein Arbeitgeber die Führerscheinkosten übernimmt. Die sind nämlich für
Dich komplett steuerfrei. So sehen das jedenfalls der BFH für den Führerschein
eines Polizisten (BFH-Urteil v. 26. 6. 2003 – BStBl II 2003 S. 886) und das Baye-
rische Staatsministerium der Finanzen bei Feuerwehrleuten, die den Führer-
schein Klasse »C« auf Kosten der Gemeinde machen (Erlass v. 16. 6. 2004 –
S 2337 – 158 – 25617/04).

für Sprachkurse

310 In Zeiten der Globalisierung bist Du ohne Fremdsprachenkenntnisse auf der 310
Karriereleiter ganz schnell abgemeldet. Also entschließt Du Dich vielleicht
doch, Sprachkurse zu belegen. Doppelte Freude bringen solche Kurse natürlich
dann, wenn Du sie von der Steuer absetzen kannst und statt an einer Fach- oder
Volkshochschule zu büffeln das Lernprogramm ins Ausland verlegst.
Um die Werbungskosten durchzupauken, musst Du Folgendes beachten (BFH
v. 13. 6. 2002 – BStBl II 2003 S. 765):
● Der Sprachkurs sollte auf Deine beruflichen Belange zugeschnitten sein.
Wenn Du einen Spezialkurs z. B. in Wirtschaftsenglisch belegst, hast Du an
sich immer gute Karten. Aber auch ein allgemeiner Sprachkurs gilt als auf

78049-7_s001-816.indb 215 28.08.2007 14:29:11 Uhr


216 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Deine beruflichen Belange zugeschnitten, wenn Du für Deinen Job nur


grundlegende Sprachkenntnisse, also kein Fachchinesisch benötigst.
● Der Lehrgang muss straff durchorganisiert sein und darf keinen umfang-
reichen Platz für touristische Aktivitäten lassen. Allerdings musst Du auch
nicht rund um die Uhr büffeln. Der BFH hat es jedenfalls als ausreichend
angesehen, wenn Du an fünf Tagen in der Woche jeweils sechs Stunden Un-
terricht absolvierst und zusätzliche Zeit für das Nacharbeiten des Unter-
richtsstoffs anfällt. Dass Du am Abend und am Wochende Gelegenheit hast
auszuspannen, steht der Anerkennung nicht entgegen. Schließlich musst Du
ja den Kopf auch mal wieder frei bekommen, und vergleichbare unterrichts-
freie Zeiten wären ja genauso angefallen, wenn der Kurs im Inland stattge-
funden hätte.
● Gelegentliche Exkursionen mit der Gruppe am unterrichtsfreien Samstag
und ein generell freier Sonntag stehen der Anerkennung der Werbungskos-
ten nicht entgegen.
● Auf keinen Fall darf der Fiskus die berufliche Veranlassung Deines Sprach-
kurses mit der Begründung ablehen, dieser habe im Ausland stattgefunden
und ein vergleichbarer Inlandssprachkurs hätte es schließlich auch getan.
Diese Argumentation verstößt nämlich, zumindest wenn es um Kurse in
einem EU-Staat geht, gegen EU-Recht.
An diesen Kriterien hat sich der BFH auch in späteren Entscheidungen orien-
tiert, wenn es um die Frage ging, ob Du neben den reinen Kursgebühren auch
die übrigen Kosten, wie Verpflegungspauschalen, Unterkunfts- und Fahrtkos-
ten, absetzen kannst (BFH v. 19. 12. 2005 – BFH/NV 2006 S. 934).
Um die berufliche Notwendigkeit Deines Sprachkurses zu untermauern, kann
eine entsprechende Bescheinigung des Chefs natürlich nie schaden.

Bescheinigung
Da Herr/Frau . . . . . . in der Funktion als . . . . . . ständig mit
unseren internationalen Kunden und Geschäftspartnern verhandeln muss,
war es für die weitere Ausübung der bisherigen Funktion in unserem Haus
und im Interesse eines Ausbaus der Kundenbeziehungen im Ausland unbe-
dingt erforderlich, dass er/sie zur Verbesserung seiner/ihrer Franzö-
sischkenntnisse (o. Ä.) einen (Intensiv-)Sprachkurs belegt.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ort, Datum Unterschrift

78049-7_s001-816.indb 216 28.08.2007 14:29:11 Uhr


7. Die Kosten für Deine Fortbildung 217

für Auslandssprachkurse

311 Einen Hinweis solltest Du unbedingt beachten: War der Sprachkurs nur die 311
Vorbereitung für einen längeren Einsatz im Ausland für Deine Firma, sei auf
der Hut. Die im Anlegen kräftiger Daumenschrauben für Steuerzahler recht
rührigen Bundesfinanzhofrichter – immerhin entscheiden sie 80 % ihrer Fälle
für den Fiskus – sind auf den Trichter verfallen, dass Deine Werbungskosten
dann ja mit steuerfreien Auslandseinkünften zusammenhängen, die Du später
beziehst, und deswegen nach § 3 c EStG nicht abzugsfähig sein sollen (BFH v.
24. 4. 1992 – BStBl II 1992 S. 666). Schreibt Deine Firma in der Bescheinigung,
dass Dein Französischkurs wegen Deiner geplanten Versetzung in die Filiale in
Paris erforderlich war, hast Du schlechte Karten.
Du wirst Dir stattdessen eine Bescheinigung holen, nach der Du Deine neuen
Sprachkenntnisse auch bei Deiner regulären Arbeit in Deutschland gewinn-
bringend für die Firma einsetzen sollst. Und schon hast Du das Finanzamt mit
seinen Streichgelüsten ausgebremst, es darf den Sprachkurs dann nämlich nicht
mehr Deinem Auslandsaufenthalt zurechnen (BFH v. 10. 4. 2003 – BStBl 2002 II
S. 579).
Was die Fahrtkosten betrifft, kannst Du sie nach dem Urteil des FG Düsseldorf
vom 19. 8. 1970 – EFG 1971 S. 18 in gleicher Weise wie Selbständige nebst Mehr-
verpflegungsaufwand als Werbungskosten für den Besuch auswärtiger Fortbil-
dungsveranstaltungen abziehen. Auch die Finanzverwaltung nimmt inzwischen
in derartigen Fällen an, dass während der ersten drei Monate eine Dienstreise
vorliegt (R 37 Abs. 3 S. 3 LStR).
Wohnst Du am Lehrgangsort und hast ansonsten einen eigenen Hausstand,
kannst Du nach Ablauf der ersten drei Monate für Miete und Heimfahrten
Werbungskosten wegen doppelter Haushaltsführung geltend machen (R 43
Abs. 5 LStR E Rz 401 ff.).

Profitiere zweimal vom Wissen Deiner Kollegen!

312 Wie oft triffst Du Dich als Azubi, Geselle in der Meisterausbildung, Referendar 312
oder Beamtenanwärter mit Deinen Kollegen nach Feierabend oder an den Wo-
chenenden, um noch ein wenig zu fachsimpeln, für die nächste Prüfung zu büffeln
oder um Euch einfach gegenseitig beim Aufarbeiten des Lehrstoffs zu helfen?

78049-7_s001-816.indb 217 28.08.2007 14:29:11 Uhr


218 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Ganz wichtig: Bier- und Weinflaschen und Kartenspiele haben auf solchen Tref-
fen nichts zu suchen, wenn Du Deine Kosten unter dem Stichwort Arbeitsge-
meinschaft absetzen willst.
Für Deine Fahrten zu den Arbeitsgemeinschaften machst Du selbstverständlich
Dienstreisekosten geltend, also die Fahrtkosten für Dein Auto mit 0,30 € je km
und Verpflegungspauschalen, wenn Du mindestens acht Stunden (inkl. Wege-
zeiten) von zu Hause abwesend warst. Dank des FG Köln – EFG 1994 S. 290
kann Dir das kein Fiskalritter mehr mit der Begründung kaputt machen, nach
drei Monaten hättest Du am Ort der Arbeitsgemeinschaft eine regelmäßige Ar-
beitsstätte und könntest damit höchstens noch Fahrten zwischen Wohnung und
Arbeitsstätte absetzen.
Damit Du dem Finanzamt einen wasserdichten Nachweis vorweisen kannst, be-
sorge Dir von Deinen Mitstreitern eine schriftliche Teilnahmebestätigung:

Bestätigung
Hiermit bestätigen wir Herrn/Frau . . . . . . . ., dass er/sie an fol-
genden Terminen
Datum . . . . . .; Datum . . . . . .; Datum . . . . . . etc.
in . . . . . . an einer ausschließlich beruflich bedingten Lern\- und
Arbeitsgemeinschaft teilgenommen hat.
Die Arbeitsgemeinschaften begannen regelmäßig um . . . . . . Uhr und
endeten um . . . . . . Uhr.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ort und Datum Stempel Unterschrift

313 Eine Obergrenze, wie viele Arbeitsgemeinschaften anerkannt werden und wie 313
lange diese dauern dürfen, gibt es nicht. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Du soll-
test es nicht übertreiben. Bei allzu häufigen Treffen – vor allem, wenn sie auch
noch lange dauern – dichtet Dir der Fiskalvertreter nur zu gern eine vermeint-
liche private Mitveranlassung an und hat auch noch Schützenhilfe vom FG
Münster (EFG 1995 S. 7). Das strich nämlich einem sich zum Meister fortbilden-
den Installateur seine Arbeitsgemeinschaften, eben weil »im Hinblick auf die
Dauer der Treffen eine private Mitveranlassung nicht ausgeschlossen werden
konnte«. Allerdings hat sich unser Installateur auch reichlich dumm angestellt:
Statt eine lange Liste über den geübten Lernstoff zusammenzuschreiben, hat er
nur steif und fest behauptet, er habe gelernt. Das muss man sich mal vorstellen!
Da ackerst Du stunden- und tagelang, um es zu etwas zu bringen, und dann
kommt so eine Beamtenseele, der jeden Tag pünktlich der Griffel aus der Hand
fällt, und zweifelt den ausschließlich beruflichen Grund Deiner Aktivitäten an!
Stell Dich also geschickter an, und schau in Deinem Lehrplan nach, dann fällt
Dir bestimmt auch im Nachhinein noch ein, was Ihr so alles gepaukt habt. Au-

78049-7_s001-816.indb 218 28.08.2007 14:29:12 Uhr


7. Die Kosten für Deine Fortbildung 219

ßerdem solltest Du es mit den Finanzrichtern im Rheinland halten, die offen-


sichtlich manchmal etwas großzügiger gestimmt sind und einer angehenden
Bilanzbuchhalterin ohne weiteres 61 Treffen an Samstagen und Sonntagen à
sieben Stunden als Werbungskosten anerkannt haben (FG Düsseldorf – EFG
1994 S. 648).

zur Verpflegungspauschale

314 Lasst Euch nicht von der Schummelei mancher Teilnehmer an einer Lehrge- 314
meinschaft anstecken, die dem Finanzamt Fahrten zu den Kollegen aufs Auge
drücken, die überhaupt nicht stattgefunden haben.
Macht besser Folgendes: Statt Eure 30 Treffen im Jahr mit Gewalt auf je
8,5 Stunden auszudehnen, um in den Genuss von Verpflegungspauschalen zu
kommen, und damit dem Fiskus Munition für angeblich private Mitveranlas-
sungen wegen überlanger Dauer zu geben, trefft Ihr Euch 60-mal für ca. fünf
Stunden. Die schlappen 180 € (30 Tage à 6 € Verpflegungspauschale), die Du so
aufgibst, holst Du durch die Fahrtkosten doppelt und dreifach herein.

Erfahrungsaustausch mit Steuerspareffekt

Wenn Du meinst, Dich als alten Berufshasen ginge das alles nichts an: Wer sagt
Dir denn eigentlich, dass Arbeitsgemeinschaften ein Privileg für Auszubildende,
Referendare, Beamtenanwärter und Lehrgangsteilnehmer sind? Wann bleibt
Dir denn schon einmal die Zeit, Dich während Deiner normalen Arbeitszeit
beruflich auf dem Laufenden zu halten? Da Du trotzdem in Deinem Job am
Ball bleiben willst, könntest Du doch mit ein paar Kollegen eine regelmäßige
selbstorganisierte Fortbildung nach Feierabend ins Leben rufen. Neben dem
Bombeneindruck, den das auf Deinen Chef oder Deine Vorgesetzten macht,
verhilft Dir das zusätzlich zu einer hübschen Steuerersparnis.

Abc der Fortbildungskosten


315 Zum Schluss eine kleine Übersicht – vor allem zur persönlichen Auswertung, ob 315
die Situation bei Dir ähnlich liegt oder hingebogen werden könnte – die zeigt,
welche Fortbildungskosten anerkannt wurden. Das war z. B. der Fall, als ein (in
manchen Fällen eine)

78049-7_s001-816.indb 219 28.08.2007 14:29:12 Uhr


220 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Altenpflegehelfer sich zum Altenpfleger mauserte (EFG 1994 S. 470), Ange-


stellter ins Beamtenverhältnis übernommen wurde, Arbeitsloser eine Fortbil-
dung absolvierte, um seine Chancen auf einen Arbeitsplatz zu verbessern (BFH
– BStBl 1996 II S. 482), Arzt sich zu einem Industriechemiker umwandelte, was
das Gericht mit der Begründung genehmigte, beide Tätigkeiten seien verwandt
(wie wahr, wie wahr!), Arzt vom Humanmediziner zum Kiefer- und Gesichts-
chirurgen aufstieg (BFH – BFH/NV 1995 S. 594), Arzt sich zum Psychothera-
peuten fortbildete (EFG 1989 S. 105), Bauhandwerker eine Technikerschule
besuchte (EFG 1973 S. 424), Bauingenieur Betriebswirtschaft studierte (BFH –
BStBl 1998 II S. 239), Betriebswirt an der Akademie für angewandte Betriebs-
wirtschaft studierte (BFH – BStBl 1979 II S. 675), Bilanzbuchhalter zum Heil-
praktiker umschulte (BFH v. 13. 2. 2003 – VI R 44/01), Bundeswehrpilot auf Li-
nienflugzeugpilot umschulte (BFH – BStBl 1979 II S. 337), Bürokaufmann sich
mit einem zweijährigen Vollzeitunterricht zum Fremdsprachenkorrespondenten
fortbildete (EFG 1991 S. 603), Chemielaborant eine Technikerschule besuchte
(EFG 1975 S. 277), Dipl.-Betriebswirt wegen Arbeitslosigkeit auf Immobilien-
makler umschulte (BFH v. 17. 12. 2002 – BFH/NV 2003 S. 476), Dipl.-Ing. ein
Führungskräfteseminar und einen Managementkurs belegte (EFG 1994, S. 26),
Dipl.-Ing. Wirtschaftsingenieur studierte (BFH – BStBl 1992 II S. 966) oder
Dipl.-Betriebswirt werden wollte (EFG 1995 S. 829), Dipl.-Kaufmann Steuer-
berater werden wollte (BFH – BStBl 1990 II S. 572), Dipl.-Pädagogin auf
Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche lernte (EFG 1995 S. 615),
Dipl.-Physiker studierte, um den Titel »Master of Business Administration« zu
erwerben (BFH – BFH/NV 1997 S. 648), Dipl.-Psychologin sich zur Psychothe-
rapeutin fortbildete (BFH – BStBl 1977 II S. 547), Finanzbeamter einen Steuer-
beraterkurs belegte, Flugingenieur eine Fluglizenz erwarb (BFH – BStBl 1992
II S. 963), Gastarbeiter aus beruflichen Gründen einen Sprachkurs belegte
(EFG 1995 S. 19), Geistlicher Hochschullehrer wurde (BFH 28. 6. 1963 – BFH E
77 S. 313), Geistlicher Predigerhandschriften studierte und diese erwarb, Ge-
richtsreferendar sich um die Zweite Juristische Staatsprüfung bewarb, Geselle
sich auf die Meisterprüfung vorbereitete, Handwerksmeister einen Lehrgang
»Betriebswirt des Handwerks« belegte (EFG 1995 S. 9), Heilerzieherin in
Shiatsu-Kursen zur Shiatsu-Praktikerin fortgebildet wurde (FG Hamburg v.
1. 2. 2000, EFG 2000 S. 616), Industriekaufmann zum praktischen Betriebswirt
fortgebildet wurde (BFH – BStBl 1979 II S. 773), Inspektor eine Wirtschaftsaka-
demie besuchte, Justizobersekretär sich zur Prüfung als Rechtspfleger auf-
machte, Kaufmann an der Hessischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie
einen Fortbildungsstudiengang zum Betriebswirt (VWA) belegte (EFG 2000,
S. 355), Kaufmannsgehilfe an einer Wirtschaftsoberschule paukte (EFG 1967
S. 903), Knappschaftsangestellter an einer Verwaltungsakademie studierte,
Krankenpfleger sich zum Heilpraktiker fortbildete (EFG 1992 S. 324), Laboras-
sistentin (Erziehungsurlaub) den Studiengang »Weiterbildung für Lehrper-
sonen an Schulen des Gesundheitswesens« (EFG 2000 S. 1063) belegte, Land-
wirt wegen Arbeitslosigkeit auf Dachdecker umschulte (BFH v. 17. 12. 2002 –

78049-7_s001-816.indb 220 28.08.2007 14:29:12 Uhr


8. Bei Studienreisen heißt es aufpassen! 221

BFH/NV 2003 S. 477), Lehrer auf Jugend-Skileiter machte, Lehrer an


Supervisionen teilnahm, auch wenn damit gleichzeitig seine Persönlichkeitswei-
terbildung gefördert wurde (EFG 1996 S. 1025), Lehrer sich vom Grundschul-
lehrer zum Realschullehrer fortbildete (BFH – BStBl 1992 II S. 962), Lehrer der
Sekundarstufe I sich die Lehrbefähigung für die Sekundarstufe II zulegte (BFH
– BStBl 1992 II S. 556), Lehrer sich zum Sonderschullehrer fortbilden ließ (BFH
– BStBl 1975 II S. 280), Lehrerin nach ihrem Auslandsstudium in Deutschland
neu studierte (BFH – BFH/NV 1998 S. 844), Lehrerin an einer Sonderschule
sich per Studium zur analytischen Kinder-Psychotherapeutin und Psychagogin
weiterbildete (EFG 1997 S. 1105), Musiker mit B-Schein das A-Examen ablegte
(BFH – BStBl 1992 II S. 961), Musiker ein Tonmeisterstudium absolvierte (BFH
– BStBl 1996 II S. 449), Revisor sich auf die Wirtschaftsprüfer- oder Steuerbera-
terprüfung vorbereitete, Schiffsbaugeselle eine Schiffsingenieurschule besuchte
(BFH – BStBl III 1962 S. 489), Sozialarbeiter (grad.) ein Anschlussstudium
»Pädagogik/Erziehungswissenschaften« absolvierte (EFG 1989 S. 628), Sozial-
arbeiter sich zum Psychagogen fortbildete (EFG 1982 S. 238), Sportlehrer einen
Kursus zur Ausbildung als Surfing-Instruktor besuchte (EFG 1990 S. 55), Steu-
erassistent einen Steuerrechtslehrgang mitmachte, Steuerberater einen Inten-
sivsprachkurs in England absolvierte (EFG 1998 S. 809), Steuerfachgehilfe sich
zum Steuerberater mausern wollte (EFG 1990 S. 172), Verkäuferin zur Arzthel-
ferin umschulte (BFH v. 17. 12. 2002, BFH/NV 2003 S. 474), Volksschullehrer ein
Musikseminar belegte oder auf die Zweite Lehramtsprüfung hinstrebte,
Werkspilot den Berufsflugzeugführerschein erwarb (EFG 1997 S. 1304), Wis-
senschaftlicher Assistent sich auf eine Professur vorbereitete (BFH, BStBl III
1967 S. 778), Yoga-Lehrerin, die Yoga-AGs abhält, einen Yoga-Lehrgang machte
(FG Nds v. 17. 2. 1999 – IX 647/97).

8. Bei Studienreisen heißt es aufpassen!

316 Von Studienreisen spricht man oft, wenn man die Welt kennenlernen will. 316
mS Kein Wunder also, wenn da das Finanzamt nicht immer mitmacht. Viele
Fälle dieser Art wurden bereits in der Rechtsprechung entschieden. So zuguns-
ten eines Studienrats, der mit seiner Klasse eine Studienreise machte (BFH-
Urteil v. 12. 7. 1956 – BStBl III S. 291), bei einem Zahnarzt in amerikanischen
Diensten für eine Reise in die USA zu dortigen Zahnkliniken und -praxen
(BFH-Urteil v. 24. 8. 1962 – BStBl III S. 487), bei einem Sprachlehrer, der in
Englisch seine Fachprüfung betrieb und deshalb an einer internationalen Som-
merschule in England teilnahm (BFH-Urteil v. 29. 7. 1954 – BStBl III S. 264), bei
einer Dipl.-Betriebswirtin, die in einem Versandunternehmen arbeitete und an
einer Auslandsreisegruppe einer Fachzeitschrift zur Besichtigung von Kaufhäu-
sern in den USA teilnahm (Hess. FG v. 12. 10. 1989 – EFG 1990 S. 56).

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222 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

317 Anders dagegen wurden einer Lehrerin die Kosten für einen Sprachkurs in die 317
Türkei nicht anerkannt, obwohl in den von ihr unterrichteten Klassen ein be-
sonders hoher Anteil türkischer Schüler war (BFH-Urt. v. 24. 4. 1992 – BFH/NV
1992 S. 730). Die Richter meinten, dass für einen Lehrer, der in der Bundesre-
publik türkische Schüler unterrichte, eine Sprachreise in die Türkei dann nicht
beruflich veranlasst sei, wenn dabei zugleich touristische Sehenswürdigkeiten
– wie hier – aufgesucht würden.

318 Die Abgrenzungskriterien der Gerichte und des Fiskus 318


Wie Du siehst, geht es bei den Gerichtsentscheidungen munter durcheinander.
Weder Dein Beruf noch das Reiseziel oder der Anlass der Reise bieten für sich
allein genommen eine Gewähr für die steuerliche Anerkennung. Zunächst ein-
mal musst Du also wissen, nach welchen Kriterien die Frage entscheiden wird,
ob Deine Studienreise beruflich veranlasst ist und die Kosten damit als Wer-
bungskosten anerkannt werden – oder ob man Dir wegen einer vermeintlichen
privaten Veranlassung die Steuervorteile versagt.

Es spricht dafür, dass eine Reise ins Ausland betrieblich bzw. beruflich veran-
lasst ist, wenn:
● das Reiseprogramm auf die besonderen betrieblichen/beruflichen Bedürf-
nisse und Gegebenheiten der Teilnehmer zugeschnitten ist,
● ein konkreter, aktueller betrieblicher bzw. beruflicher Anlass für die Reise
besteht sowie ein konkreter Nutzen eintritt oder zumindest zu erwarten sein
sollte,
● die Reiseteilnehmer aus einem im Wesentlichen gleichartigen Personenkreis
bestehen,
● das Reiseprogramm straff organisiert ist und der Steuerzahler auch tatsäch-
lich an den einzelnen Programmpunkten – am besten durch Teilnahmezerti-
fikate nachgewiesen – teilnimmt,
● die Reise von einem Fachverband organisiert und unter fachkundiger Lei-
tung durchführt wird,
● Zuschüsse des Arbeitgebers gegeben werden,
● der Arbeitgeber für die Teilnahme Dienstbefreiung oder Sonderurlaub ge-
währt.

Folgendes spricht gegen eine ausschließlich oder zumindest weitaus betrieb-


liche bzw. berufliche Veranlassung:
● Das Reiseprogramm dient nur allgemeinen Informationen, auch wenn diese
von beruflichem Interesse sind.
● Die Reise ist zeitlich und örtlich sehr auseinandergezogen, was für sich allein
jedoch noch nicht zur Aberkennung des Werbungskosten- oder Betriebsaus-
gabenabzugs führen muss.

78049-7_s001-816.indb 222 28.08.2007 14:29:13 Uhr


8. Bei Studienreisen heißt es aufpassen! 223

● Die Reise schließt besonders Wochenende und sonstige arbeitsfreie Tage ein,
an denen private Interessen verfolgt werden können.
● Die Reise findet während einer typischen Touristensaison statt.
● Besuch von bevorzugten Tourismuszentren.
● Die Mitnahme des Ehegatten, es sei denn, dieser ist im selben Beruf bzw. in
derselben Firma tätig und/oder die Mitnahme ist aus betrieblichen/beruf-
lichen Gründen erforderlich.
● Die Reise wird mit einem vorhergehenden oder anschließenden Privaturlaub
verbunden.
● Für die Reise wird Jahresurlaub genommen (kein Sonderurlaub vom Arbeit-
geber).
● Vergleichbare Informationen hätten auch im Inland oder näher gelegenen
Ausland erworben werden können. Das dürfen die Fiskaljünger aber nicht
ins Feld führen, wenn Dich Dein Sprachkurs in einen EU-Staat führt (BFH v.
13. 6. 2002 – BStBl II 2003 S. 765).
● Ein besonders zeitaufwendiges Beförderungsmittel (z. B. Schiff statt Flug-
zeug, Bahn oder Pkw) wird benutzt.

Wenn Du für Deine Reise keinen unmittelbaren beruflichen Anlass hast, also
nicht z. B. einen Vortrag halten musst oder einen Kunden aufsuchen willst, sind
die Gerichte bisher recht kleinlich mit der Anerkennung. So wurde einer Leh-
rerin ihre berufliche Englandreise nicht anerkannt, weil am Wochenende ein
Ausflug geplant war und von den übrigen zehn Tagen ein Tag sowie drei weitere
Nachmittage zur freien Verfügung standen (BFH – BStBl 1995 S. 729).
Wenn Du als ehrenamtlicher Gewerkschaftler eine Studienreise unternimmst,
um Dich gewerkschaftlich weiterzubilden, kannst Du Werbungskosten geltend
machen; das meinten jedenfalls die Finanzrichter in Köln im Urteil vom
13. 12. 1989 (EFG 1990 S. 299).
Anders dagegen, wenn Du als Richter zusammen mit anderen Richtern und
Staatsanwälten einen Trip durch Japan machst und Dir dabei in ausreichender
Zahl japanische Gerichte, Behörden und Universitäten ansiehst. Dass Du ne-
benbei die schönen Seiten Japans besichtigst und die Reise für Deine Richter-
tätigkeit eigentlich nicht direkt von Vorteil ist, spielte nach Meinung des FG
Hamburg im Urteil vom 11. 6. 1991 (EFG 1992 S. 254) keine Rolle. Dem Bun-
desfinanzhof war diese Vergnügungsreise allerdings ein Dorn im Auge. Obwohl
ja an sich eine Krähe der anderen kein Auge aushackt, haben sie den Abzug als
Reisekosten gestrichen (BFH, BStBl III 1993 S. 612).
Die Ausdehnung einer Reise oder eines Kongresses über ein Wochenende hin-
weg allein reicht nicht aus, um den Werbungskosten- oder Betriebsausgabenab-
zug zu streichen; es sei denn, dieses Kriterium wiegt so stark, dass dadurch die
Reise insgesamt als überwiegend privat veranlasst zu sehen ist.

78049-7_s001-816.indb 223 28.08.2007 14:29:13 Uhr


224 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Teile gemischte Kosten auf!

319 Zumindest in der Vergangenheit haben der Fiskus und die Gerichte bei Stu- 319
mS dienreisen immer nach der Devise »Sekt oder Selters« entschieden. Entweder
waren die Kosten komplett Werbungskosten, weil ein privater Touch der Reise
praktisch ausgeschlossen war, oder Du hast mit Deinen Kosten komplett in die
Röhre geschaut, weil man Dir ein privates Interesse an der Reise angedichtet hat.
Diese kleinliche Haltung bei gemischten Kosten bröckelt seit einigen Jahren
immer mehr.
Selbst die Finanzämter lassen trotz privater Reiseanteile solche Kosten zum
Abzug zu, die Du genau abgrenzen kannst und bei denen der berufliche Hinter-
grund zu 100 % eindeutig ist. Trotz Streichung der übrigen Reisekosten können
daher z. B. eine Lehrgangsgebühr, Seminargebühren, Vortragspauschalen, Kos-
ten für den Erwerb von Unterrichtsmaterial etc. als Werbungsksoten oder bei
Selbständigen als Betriebsausgaben anerkannt werden (Verfügung der OFD
Düsseldorf v. 27. 8. 1984).
Für den Fall, dass Dein Arbeitgeber die Kosten einer zum Teil beruflichen und
zum Teil privaten Reise bezahlt, ist die Sache schon lange klar. Sie dürfen mit
höchstrichterlichem Segen aufgeteilt werden. Nur den auf die privaten Aktivi-
täten entfallenden Anteil musst Du Dir ans Bein binden lassen und versteuern.
Der berufliche dagegen stellt keinen Arbeitslohn dar, Du wirst also dafür auch
nicht mit Steuern belastet (BFH v. 18 08. 2005 – BStBl II 2006 S. 30).
Die Aufteilung nimmt der BFH dabei nach folgenden Kriterien vor: Kosten, die
sich eindeutig zuordnen lassen, werden jeweils in voller Höhe der beruflichen
Seite (Seminargebühen, Vortragshonorare, Kosten für berufliche Besichti-
gungen etc.) oder der privaten Seite (Eintrittsgelder für Theater, Museen, Kos-
ten für Besichtigungstouren oder Animationsprogramme etc.) zugerechnet.
Kosten, die nicht eindeutig zugeordnet werden können (insbesondere für Flug
oder Fahrt, Unterkunft, Verpflegung etc.) werden im Verhältnis der beruflichen
und der privaten Zeitanteile der Reise aufgeteilt.
Diese bisher nur für die Arbeitslohnversteuerung geltende großzügige Handha-
bung will der BFH nun auch auf den Werbungskosten- bzw. Betriebsausgaben-
abzug für von Dir selbst getragene Kosten übernehmen. Nach den o. g. Krite-
rien sollst Du also demnächst auch die Kosten für gemischt veranlasste Bil-
dungsreisen, Auslandssprachkurse, Kongresse etc. aufteilen und so zumindest
den Teil absetzen dürfen, der rechnerisch auf den beruflichen Teil der Reise
entfällt. Hast Du bei der Reise also etwa gleich viel Zeit für den Job und Deine
private Erbauung aufgebracht, können die dicksten Posten wie Fahrt- oder
Flugkosten, Hotelunterkunft, Reiseleitung etc. im Verhältnis 50 : 50 aufgeteilt
werden, und Du bleibst privat nur auf der Hälfte der Kosten sitzen.

78049-7_s001-816.indb 224 28.08.2007 14:29:14 Uhr


8. Bei Studienreisen heißt es aufpassen! 225

Da die Richer beim BFH damit ihre eigene seit Jahrzehnten in Zement gemau-
erte »Ganz oder gar nicht«-Rechtsprechung über den Haufen werfen müssen,
haben sie zuvor ihr oberstes Entscheidungsgremium angerufen, den Großen
Senat, der letztlich darüber befinden soll, ob das oberste Steuergericht künftig
diesen für Steuerzahler freundlichen Weg beschreiten soll oder nicht.
Bis zu einer Entscheidung berufst Du Dich auf diesen Vorlagebeschluss Az GrS
1/06 (BFH v. 20. 6. 2006 – BStBl II 2007 S. 121) und wehrst Dich dagegen, wenn
das Finanzamt den Abzug sämtlicher Kosten mit der Begründung ablehnt, eine
private Mitveranlassung von nicht untergeordneter Bedeutung festgestellt zu
haben. Beantrage, dass Dein Einspruch so lange ruht, bis über diese Grundsatz-
frage entschieden ist. Über den genauen Aufteilungsmaßstab Deiner Kosten
kannst Du Dich dann bei Zeiten immer noch auseinandersetzen.

Reise auf Kosten des Finanzamts zu den


Sehenswürdigkeiten dieser Welt

320 Wenn Du es geschickt anstellst, kannst Du Dir die Niagarafälle oder den schie- 320
fen Turm von Pisa ansehen und Deine Reisekosten völlig legal dem Finanzamt
als Werbungskosten oder Betriebsausgaben unterjubeln. Was Du dazu benö-
tigst, ist lediglich ein beruflicher Anlass für Deine Reise. Besonders leicht hast
Du es da, wenn Du Geschäftsfreunde Deiner Firma im Ausland besuchen musst
oder z. B. im Ausland einen Vortrag halten sollst. Auch wenn Du einige private
Unternehmungen mit der Reise verbindest, sind Deine Reisekosten absetzbar,
denn Du kannst dem Finanzamt gegenüber ja mit gutem Gewissen versichern:
»Meine Reise habe ich selbstverständlich nur unternommen, weil ich dafür
einen konkreten beruflichen Anlass hatte. Die privaten Aktivitäten waren dem-
gegenüber völlig untergeordet.« Wenn Du dann noch auf das Urteil vom
12. 4. 1979 (BStBl 1979 II S. 513) pochst, dürftest Du keine Schwierigkeiten
haben, Deine Reisekosten durchzudrücken.

fürs Praktikum im Ausland

321 Die Kosten für ein Auslandspraktikum kannst Du nur ansetzen, wenn Du für 321
Dein Praktikum keinen Arbeitslohn beziehst. Andernfalls kommen Dir die Fis-
kalritter mit § 3 c EStG und streichen Dir Deine gesamten Kosten mit der Be-

78049-7_s001-816.indb 225 28.08.2007 14:29:14 Uhr


226 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

gründung, sie stünden mit steuerfreien Auslandseinkünften im Zusammenhang.


Aus demselben Grund solltest Du tunlichst nicht ins Feld führen, Du würdest
eine Anstellung im Ausland anstreben. Poche besser darauf, Du wärest ganz
wild auf einen Job bei einem deutschen Unternehmen mit internationalen Kon-
takten. Dein Praktikum würde die Anstellungschancen erheblich verbessern.

Schinde mit hochtrabenden Reisebeschreibungen


Eindruck!

322 Mach es wie der Uni-Professor, sofern Du einen entsprechenden Beruf hast. 322
Der hat seine Reise nach Indien kurzentschlossen zur Forschungsreise dekla-
riert. Auf die Richter beim Finanzgericht hat wohl am meisten Eindruck ge-
macht, dass er angab, die Sand-Lücken-Fauna zu erforschen. Vermutlich haben
die bei dem ganzen Fachchinesisch nur noch Bahnhof verstanden. Jedenfalls
hielten sie die Argumente, dass es sich um eine Forschungsreise handelte und
der Professor während der Reise den ein oder anderen Fachkollegen besuchte,
für ausreichend (FG Niedersachsen – EFG 1992 S. 122).

Man sollte den Gesetzen in Kleinigkeiten ein Bein stellen.


(Ringelnatz)

Such Dir als Sprachlehrer oder Fremdsprachen-


korrespondent die richtigen Kurse aus!

323 Willst Du als Lehrer für Sprachen Deine Reise nach England oder Frankreich 323
durch einen Sprachkurs zur steuerlich absetzbaren Bildungsreise machen, müs-
sen Deine Vorbereitungen stimmen. Achte bei der Auswahl des Sprachkurses
darauf, dass es möglichst ein Kurs für Fortgeschrittene oder vielleicht sogar
einer speziell für Lehrer ist.
Zu den grundlegenden Voraussetzungen – die auch für Dich als Lehrer gelten
– unter denen Sprachkurse im Ausland anerkannt werden, vgl. E Rz 310 ff.
Ein Wisch mit Stempel und Unterschrift vom Schulrektor könnte allerdings
auch hier helfen, die Anerkennung Deiner Reisekosten zu fördern, wenn er
etwa in diesem Sinn abgefasst ist:

78049-7_s001-816.indb 226 28.08.2007 14:29:14 Uhr


8. Bei Studienreisen heißt es aufpassen! 227

Der Rektor der Schule . . . . . . . . . . . .


Bescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt
Hierdurch bestätige ich meiner Lehrerin, Frau Müller, Folgendes: Als
Leiterin künftiger Arbeitsgemeinschaften und Grundkurse in Französisch
muss sie sich die notwendigen Sprachkenntnisse aneignen. Ich halte
daher die beabsichtigte Reise nach Frankreich unter Teilnahme an einem
Fortbildungskurs für dienstlich dringend erforderlich!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Siegel + Unterschrift

Um dem Finanzamt nicht gleich einen Rotstift in die Hand zu drücken, achte
darauf, dass im Reiseprogramm nicht zu viel Freizeit ausgewiesen wird. Zudem
sinken Deine Anerkennungschancen, wenn Du unmittelbar an Deinen Sprach-
kurs den Jahresurlaub anhängst (so jedenfalls das FG Baden-Württemberg vom
29. 1. 1998 – 6 K 352/97).
Geld allein macht nicht unglücklich.

Lerne mit Hilfe einer Stellenbewerbung auf


Staatskosten Spanisch oder Englisch!

324 Mit ein wenig Schreiberei und der Investition von ein paar Briefmarken und 324
Kopien setzt Du auch einen Grundkurs für eine Fremdsprache ab.
Allerdings musst Du es etwas geschickter anstellen als die Sachgebietsleiterin
eines Finanzamts, die vor dem BFH ihren Spanischkurs im Inland durchboxen
wollte. Dies mit der Begründung, sie habe sich bei einer Bundesbehörde bewer-
ben und dabei durch die Spanischkenntnisse ihre Einstellungschancen erhöhen
wollen. Dem BFH war der Zusammenhang zum Beruf der Sachgebietsleiterin
nicht eng genug, weil der »subjektive Wunsch nach einer beruflichen Verände-
rung sich nicht durch eine Bewerbung hinreichend konkretisiert hatte« (BFH-
Urteil v. 26. 11. 1993 – BStBl 1994 II S. 248).
Diesen Fehler wirst Du als mein Leser nicht begehen. Vielmehr wirst Du Dich
mit Deinen neuerworbenen Sprachkenntnissen auf einige Stellen bewerben, bei
denen solche Sprachkenntnisse gefordert werden. So schlägst Du zwei Fliegen
mit einer Klappe. Hast Du mit der Bewerbung Erfolg, springt vielleicht ein luk-
rativer Job für Dich heraus. Wenn nicht, hast Du jedenfalls Deinen Wunsch nach
beruflicher Veränderung so hinreichend konkretisiert, dass Du Dich bei Dei-
nem nächsten Urlaub über Deine vom Finanzamt mitfinanzierten Sprachkennt-
nisse doppelt freuen kannst.

78049-7_s001-816.indb 227 28.08.2007 14:29:15 Uhr


228 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

325 Achtung, Ihr Ärzte, die Ihr einen Fortbildungskurs in einem bekannten 325
mS Wintersportort absolviert:
● Besucht eine angestellte Ärztin während ihrer Ausbildung zur Fachärztin für
Chirurgie einen Fortbildungskurs, der nur in einem bekannten Wintersport-
ort in der Schweiz angeboten wird, können die Aufwendungen für die Teil-
nahme als Werbungskosten berücksichtigt werden. Dies gilt nach dem BFH-
Urt. vom 5. 9. 1990 – BStBl 1990 II S. 1059 nicht, wenn der Kurs während der
Wintersaison stattfindet und für die Mittagspause die Zeit von 11.30 bis 16.00
Uhr zur Verfügung steht. Die lange Mittagspause sah das Gericht als Anzei-
chen »für eine nicht unerhebliche private Mitveranlassung« an.
● Ein Arzt, der an einer Fortbildungsveranstaltung im Fach Skilaufen eines
Sportärzteverbands in einem bekannten Wintersportort teilnimmt, kann
seine Kosten dafür absetzen, wenn er damit das Recht erwerben will, sich
künftig Sportmediziner zu nennen (FG Rheinland-Pfalz v. 22. 3. 1988 – EFG
S. 509).
Arbeitgeber oder Firmen, die Ihr so etwas veranstaltet: Ihr wisst jetzt, wie der
Tagungsplan auszusehen hat!

326 Wenn Du z. B. als Universitätslektor, Hochschullehrer oder Lehrer Deine Semi- 326
nare im Ausland vorbereiten musst, solltest Du Dich wappnen, dass Du auf
Nachfrage für jeden Tag angeben kannst, welchen beruflichen Aktivitäten Du
nachgegangen bist (FG Baden-Württemberg v. 12. 3. 1998 – 6 K 394/97).

327 Bei Teilnahme an einem Fachkongress dürfen die Anforderungen an den Nach- 327
weis durch Testate nicht überzogen werden . . . Das FG Köln war jedenfalls der
Meinung, dass eine Testierung jeder Veranstaltung unzumutbar ist. Auch bei der
Anwendung von Beweisvorschriften sei der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zu
beachten. Dass der Veranstaltungsort der Steuerzahlerin schon von früheren Be-
suchen bekannt war und Familienmitglieder oder Freunde nicht mitgereist waren,
reichte dem Gericht als Beleg aus, dass der Kongress und damit nur berufliche
Motive für die Reise ausschlaggebend waren (FG Köln – EFG 1986 S. 109).

Setze als Organisator oder Reiseführer


die tollsten Reisen ab!

328 Den ganzen Nachweiszauber, den der Fiskus bei Studienreisen veranstaltet, 328
kannst Du vergessen, wenn Du selbst mit der Organisation und Durchführung
einer solchen Reise betraut bist. Auch wenn auf der Reise neben dem beruf-
lichen Programm Gelegenheit zum Sightseeing, Segeln, Skifahren oder Surfen

78049-7_s001-816.indb 228 28.08.2007 14:29:15 Uhr


8. Bei Studienreisen heißt es aufpassen! 229

besteht, bist Du fein raus, wenn Du als auserkorener Reiseleiter sozusagen


24 Stunden im Dienst bist. Hilfreich ist, wenn Du zusätzlich damit aufwarten
kannst, dass Du vor den Teilnehmern Vorträge gehalten hast und ihnen, wie z. B.
die wissenschaftliche Mitarbeiterin eines Geographischen Instituts beim Be-
sichtigen alter Steine etc., das Protokoll geschrieben hast. Dann steigen Deine
Chancen, die gesamten Kosten, die Dir durch die Reise entstehen, selbst dann
als Werbungskosten abzusetzen, wenn der berufliche Anstrich der Reise für die
übrigen Teilnehmer zu dünn ist. Du hast nämlich anders als sie einen unmittel-
baren beruflichen Anlass für die Reise. Hilf einem allzu ungläubigen Fiskalver-
treter ruhig mit dem BFH-Urteil vom 27. 8. 2002 – VI R 22/01 und 6. 5. 2002,
BFH/NV 2002 S. 1030 auf die Sprünge. Auch wenn Du von Deiner Firma als
Reiseleiter auf eine Auslandsreise mitgeschickt wurdest, um die übrigen Teil-
nehmer zu betreuen, hast Du mit der Anerkennung der beruflichen Veranlas-
sung gute Karten. Für Dich ergibt sich aus einer solchen »Incentive-Reise« je-
denfalls kein Arbeitslohn (BFH v. 14. 6. 1993 – BStBl II 1993 S. 640).
Kritisch wird es allerdings, wenn Du Deinen Ehepartner oder Lebensgefährten
mitnimmst, ohne dass Du dafür einen triftigen Grund ins Feld führen kannst
(BFH v. 25. 3. 1993 – BStBl II 1993 S. 639).

329 Wenn Du statt der Sekretärin lieber die Ehefrau mit auf Dienstreise nimmst, 329
kannst Du das in bestimmten Fällen »ruhigen steuerlichen Gewissens« tun.
Eine Ehefrau, die ihren Mann auf einer Reise nach Moskau begleitete, arbei-
tete im Betrieb mit, verrichtete dort Büroarbeiten, bediente im Geschäft und
leistete Dolmetscherdienste. Durch die besonderen betrieblichen Kenntnisse
unterstützte sie den Ehemann bei den Verkaufsverhandlungen in Moskau we-
sentlich. Das konnten zwar die Finanzbeamten, nicht aber die Finanzrichter
ignorieren. Ein erfreuliches Urteil des BFH vom 13. 2. 1980 (BStBl 1980 II
S. 386).

Mit einer Klassenfahrt Geld sparen

330 Insbesondere bei einer Klassenfahrt ins Ausland, z. B. einer Studienreise nach 330
Rom, kannst Du als Lehrer ein gutes Geschäft machen, denn sie ist für Lehrer
immer beruflich veranlasst und damit eine Dienstreise. Daher gelten für Dich
die Pauschalen für Auslandsreisen, d. h. gegenüber den mickrigen Inlandspau-
schalen erheblich höhere Verpflegungspauschalen und zudem auch noch ohne
Kostennachweis Übernachtungspauschalen.

78049-7_s001-816.indb 229 28.08.2007 14:29:15 Uhr


230 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Kommt der Bearbeiter dahinter, dass Du mit Deinen Zöglingen in einer Ju-
gendherberge preiswert untergebracht warst, kann er die Übernachtungspau-
schalen nach H 40 EStH »Übernachtung im Ausland« mit der Begründung kür-
zen, die Klassenfahrt sei eine vom Normaltypus stark abweichende Dienstreise.
Dir werden dann nur die tatsächlichen Unterkunftskosten angerechnet. Diese
Einschränkung solltest Du aber dann nicht gelten lassen, wenn Ihr in einem
nomalen Hotel untergebracht wart und Du als Lehrer ein teureres Einzelzim-
mer nehmen musstest, statt wie Deine Schüler in einem preiswerten Mehrbett-
zimmer unterzukommen. An der Verpflegungspauschale darf auf keinen Fall
herumgestrichen werden.
So eine Reise muss natürlich gründlich vorbereitet werden, und Du hast Dich
doch sicherlich vorher am Zielort der Reise umgesehen, Termine abgesprochen
und das Besichtigungsprogramm zusammengestellt. Du benötigst von der
Schule keinen besonderen Auftrag, um die dabei entstandenen Kosten als
Dienstreisekosten absetzen zu können (FG Schleswig-Holstein v. 18. 12. 1990 rk
– EFG 1991 S. 311). Du solltest allerdings eine ganz konkrete Klassenfahrt vor-
bereiten. Eine allgemeine Informationsreise, um mögliche Ziele zu erkunden,
reicht nach Meinung des BFH nicht aus, der einer Lehrerin die Kosten für eine
siebentägige Reise an den Gardasee nicht als Werbungskosten anerkannte, weil
der konkrete Anlass fehlte (BFH 27. 7. 2004 – BFH/NV 2005 S. 42).

Das teuerste Klo Sachsens für 110 000 € leistete sich das
6 000-Einwohner-Städtchen Dippoldiswalde am Karl-Marx-Platz:
außen Fachwerk, innen Marmor und Stahl,
automatische Wasserregulierung und Musik von oben.
(stern 34/1992)

Setze als Berufsschüler, Azubi, Beamtenanwärter


den Kurztrip nach London ab!

331 Gute Nachrichten bei Klassenfahrten gibt es nicht nur für Lehrer, sondern auch 331
für Berufsschüler. Alle, die während der Ausbildung noch die Schulbank drü-
cken, können die Kosten für offizielle Klassen- oder Schulfahrten als Werbungs-
kosten absetzen. Wichtig ist nur, dass die Fahrt als offizielle Lehrveranstaltung
der Schule oder Fachhochschule ausgewiesen wird. Beruf Dich beim Finanzamt
auf das BFH-Urteil vom 7. 2. 1992 – BStBl 1992 II S. 531, das ein hartnäckiger
Berufsschüler erstritten hat. Also, auf geht‘s, London sehen und das Finanzamt
(mit)bezahlen lassen!

78049-7_s001-816.indb 230 28.08.2007 14:29:16 Uhr


9. Hilfe durch Arbeitsmittel 231

9. Hilfe durch Arbeitsmittel


332 Es ist keine Frage: Ausgaben für Gegenstände, die der Berufsausübung dienen, 332
sind als berufliche Kosten abzugsfähig (Arbeitsmittel). Dazu rechnet auch Be-
rufskleidung. Bei vielen Arbeitsmitteln musst Du aber damit rechnen, dass das
Finanzamt prüft, ob das Arbeitsmittel nicht auch privat genutzt werden kann.

Die besten Karten im Steuerpoker hast Du, wenn Du sagen kannst: Die private
Nutzung meines Arbeitsmittels ist völlig unbedeutend, d. h., sie liegt unter 10 %
der Gesamtnutzung. Dann ist alles abzugsfähig.
Liegt der private Nutzungsanteil über 10 %, muss der aufgewendete Betrag auf-
geteilt werden in einen abzugsfähigen beruflichen und einen nicht abzugs-
fähigen privaten Kostenanteil. Das hört sich noch alles ganz vernünftig an. Aber
jetzt kommt der Haken: Eine Aufteilung ist nur zulässig, wenn »objektive Merk-
male und Unterlagen eine zutreffende und leicht nachprüfbare Trennung er-
möglichen« – ansonsten wird der gesamte Betrag zu den nicht abzugsfähigen
Kosten der Lebenshaltung gerechnet (BFH – BStBl 1971 II S. 17). So blieb ein
Sportlehrer auf den Kosten für seine Surfausrüstung sitzen – obwohl die private
Nutzung nur 15,5 % betrug (BFH – BStBl 1987 II S. 262).

Aufteilen statt vollständig streichen

333 Mit dieser vollständigen Streichung der Kosten für Deine Arbeitsmittel musst 333
Du Dich nicht widerspruchslos zufriedengeben. Trotz gemischter Nutzung ver-
lange, dass man Dir zumindest in Höhe der anteiligen beruflichen Nutzung Dei-
nes Arbeitsmittels die Kosten als Werbungskosten zuerkennt. Im Zweifelsfall
beschreibst Du die berufliche Nutzung und schätzt deren Anteil. Das Auftei-
lungs- und Abzugsverbot, auf das sich der Fiskus bei seinen Streichorgien so
gern stützt, steht nämlich zurzeit beim BFH auf dem Prüfstand (BFH v.
20. 6. 2006 – BStBl II 2007 S. 121; Vorlagebeschluss Az GrS 1/06). Zu weiteren
Einzelheiten vgl. auch E Rz 319.

334 Die Finanzämter sehen von der Anforderung von Belegen normalerweise ab, 334
wenn als Aufwendungen für Arbeitsmittel nicht mehr als ca. 100 € – 110 € gel-
tend gemacht werden. Auch ohne Belege werden also Arbeitsmittel anerkannt.
Leider hast Du aber keinen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Anerkennung die-
ser »Arbeitsmittelpauschalen«.
Achte beim Kauf auf eine wasserdichte Rechnung. Also nicht »Schuhe«, son-
dern »Arbeitsschuhe«. Statt »Ledertasche« besser »Aktentasche«, statt

78049-7_s001-816.indb 231 28.08.2007 14:29:16 Uhr


232 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

»Schreib-« oder »Papierwaren« oder »Buch« lasse »Büromaterial« oder »Fach-


buch« (mit Autor und Titel) eintragen.
Der Staat hat in seiner Raffgier sich so weit an seinen Bürgern vergriffen, dass
sich Firmen und Geschäfte sehr anpassungsfähig zeigen, wenn ein Kinderbuch
zum Fachbuch, eine Garderobe zum Schreibtisch, eine Stehlampe zur Schreib-
tischleuchte, eine Mikrowelle zum Heizgerät fürs Arbeitszimmer mutiert.

a) In welcher Höhe sind Deine Aufwendungen abziehbar?


335 I. Arbeitsmittel, deren Nettokaufpreis 410 € nicht übersteigt 335
Arbeitsmittel, deren Nettokaufpreis 410 € nicht übersteigt (das entspricht 488 €
mit 19 % und 438 € mit 7 % Mehrwertsteuer) setzt Du in voller Höhe als Wer-
bungskosten ab. Zu diesen Arbeitsmitteln zählen insbesondere: Aktentasche,
Arbeitskleidung, kleine Büromöbel (z. B. Stühle, Papierkorb), Diktiergerät,
Fachzeitschriften und Fachbücher, Schreibtischlampe, Taschenrechner, kleinere
Werkzeuge. Im Beamtendeutsch werden diese Arbeitsmittel als »geringwertige
Wirtschaftsgüter« bezeichnet.
Lass Dich bloß nicht kirre machen, wenn der Fiskalvertreter mit der Behaup-
tung angetanzt kommen sollte, mehrere Gegenstände, wie z. B. eine Büroein-
richtung (Schreibtisch, Regale, Stühle, Lampen, Papierkorb usw.), seien bei der
Frage, ob die 410-€-Grenze überschritten ist, zusammenzufassen und sodann
nicht sofort abzugsfähig. Tatsache ist: Jeder Gegenstand, den Du für sich allein
nutzen kannst, steht auch steuerlich gesehen für sich allein. Nur technisch auf-
einander abgestimmte Gegenstände, wie z. B. Rechner, Monitor, Tastatur und
Drucker einer Computeranlage, musst Du zusammenfassen (BFH v. 19. 2. 2004
– BStBl II 2004 S. 958).
Allerdings: Gibt etwa Dein Monitor den Geist auf und Du kaufst für 488 €
brutto einen neuen, kannst Du ihn sofort absetzen.

Wähle das Zubehör richtig aus!

336 Einen gebrauchten Laptop für 470 € brutto kannst Du sofort voll absetzen. Ge- 336
hört zu dem Laptop eine Tragetasche für z. B. 30 €, die nur zum Transport des
Computers genutzt werden kann, sind Laptop und Tragetasche als Einheit an-
zusehen. Folge: Der Gesamtkaufpreis von 500 € ist auf die Nutzungsdauer zu
verteilen. Kaufst Du für den Transport aber eine Aktentasche, die auch für an-
dere berufliche Zwecke nutzbar ist, gehört sie nicht zum Computer, und Du
setzt beide Beträge sofort voll ab. Zur Büroeinrichtung wisse: Einzelne Büro-
möbel sind selbst dann nicht zu einer Einheit zusammenzufassen, wenn sie in
einheitlichem Stil gehalten sind (BFH – BStBl 1967 III S. 61).

78049-7_s001-816.indb 232 28.08.2007 14:29:16 Uhr


9. Hilfe durch Arbeitsmittel 233

337 II. Arbeitsmittel, deren Nettokaufpreis 410 € übersteigt 337


Arbeitsmittel, deren Kaufpreis 410 € netto (bzw. 488 € mit 19 % und 438 € mit
7 % Mehrwertsteuer) übersteigt, werden verteilt auf ihre Nutzungsdauer abge-
schrieben. Nur den jährlichen Abschreibungsbetrag kannst Du als Werbungs-
kosten absetzen. Im Beamtendeutsch heißt das »Absetzung für Abnutzung«,
abgekürzt AfA. Natürlich setzt der Fiskus schonendste Behandlung der Ar-
beitsmittel voraus. Entsprechend lang ist die von ihm angenommene Nutzungs-
dauer, die für Dich aber nicht maßgebend ist, wenn Du Deine Arbeitsmittel
stärker als allgemein üblich beanspruchst.

Nutzungsdauer nach der fiskalischen Abschreibungstabelle


bei Anschaffung nach dem 31. 12. 2000
Nutzungsdauer AfA-Satz
Autotelefon 5 Jahre 20%
Büromöbel 13 Jahre 7,69%
Diktiergerät 5 Jahre 20%
Drucker 3 Jahre 331/3%
Fotokopiergerät 7 Jahre 14,28%
Frankiermaschine 8 Jahre 12,5%
Panzerschrank 23 Jahre 4,35%
Perserteppich 15 Jahre 62/3%
Personalcomputer, Drucker,
Scanner 3 Jahre 331/3%
Pkw 6 Jahre 162/3%
Telefaxgerät 6 Jahre 162/3%

338 Auch Antiquitäten können steuerlich abgeschrieben werden, wenn sie als Ar- 338
beitsmittel genutzt werden. Durch den Gebrauch fällt selbst dann eine tech-
nische Abnutzung an, wenn der Wert der Antiquität steigt. Du setzt also ohne
weiteres Deinen antiken Schreibtisch im Arbeitszimmer oder den zur Aufbe-
wahrung Deiner wertvollen Fachbücher genutzen 150 Jahre alten Bücher-
schrank ab (BFH v. 31. 1. 1986 – BStBl II 1986 S. 355).

Allerdings werden sehr lange Nutzungsdauern angesetzt. Für ein 260 Jahre altes
Cello eines Dozenten einer Musikhochschule hatte das Finanzgericht 50 Jahre
und damit eine jährliche AfA von 2 % angesetzt (FG Hamburg v. 15. 5. 1985 – III
188/82). Das war den Richtern beim BFH zu kurz, sie halten bei historischen
Musikinstrumenten, z. B. einer 300 Jahre alte Geige einer Musikerin, einen Ab-
schreibungszeitraum von mindestens 100 Jahren und damit eine jährliche AfA
von nur 1 % für angemessen (BFH v. 26. 1. 2001 – BStBl II 2001 S. 194). Bei einer
Meistergeige neueren Datums (Alter deutlich unter 100 Jahre) hält der BFH
dagegen eine Abschreibung auf nur 50 Jahre für möglich (BFH v. 1. 3. 2002 –
BFH/NV 2002 S. 787).

78049-7_s001-816.indb 233 28.08.2007 14:29:17 Uhr


234 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

für sehr wertvolle Arbeitsmittel

339 Die lange Nutzungsdauer ist für Dich positiv, wenn Dein antiquarisches Ar- 339
beitsmittel zerstört oder gestohlen wird. In diesem Fall setzt Du den Restwert
auf einen Schlag als Werbungskosten ab. So machte es die Meistergeigerin, der
vom Ehegatten die Stradivari im Wert von 150 000 € gestohlen worden war
(BFH v. 9. 12. 2003 – BStBl II 2004 S. 491).

Mach aus der Not eine Tugend!

340 Ist es für Dich günstiger, die Anschaffungskosten auf die Nutzungsdauer abzu- 340
schreiben, z. B. wenn wegen Arbeitslosigkeit oder Verlusten nur ein besonders
niedriges Einkommen im laufenden Jahr anfällt, kann natürlich auch diese Me-
thode gewählt werden – selbst wenn der Nettokaufpreis unter 410 € lag.

Spare durch Umwidmung Steuern!

341 Wandert Dein vor vier Jahren für 6 000 € erworbener Perserteppich vom Wohn- 341
zimmer in Dein Arbeitszimmer, wird er fortan beruflich genutzt, das ist klar.
Umwidmung heißt das Zauberwort, das beim Fiskalvertreter den Reflex zum
Abhaken auslöst. Allerdings musst Du Dir die Zeit der privaten Nutzung auf
die Gesamtnutzungsdauer anrechnen lassen (BFH v. 14. 2. 1989 – BStBl 1989 II
S. 922). Dies bedeutet: Vom Kaufpreis des Perserteppichs ist für die private Nut-
zung eine sog. fiktive Abschreibung vorzunehmen. Beruflich absetzen kannst
Du nur noch den Restbetrag.

Sei nicht so dumm, die Gesamtnutzungsdauer zu niedrig anzusetzen. Denn je


höher sie ist, umso höher ist der steuerlich interessante Restwert, den Du in den
kommenden Jahren abschreiben kannst.
Und so wird dann gerechnet:

78049-7_s001-816.indb 234 28.08.2007 14:29:17 Uhr


9. Hilfe durch Arbeitsmittel 235

Kaufpreis für den Perserteppich vor vier Jahren 6 000 €


./. fiktive Abschreibung für die Zeit der privaten Nutzung
z. B. jährlich 6, 66 % – 1 600 €
Restwert für berufliche Abschreibung 4 400 €
Angenommene Restnutzungsdauer 11 Jahre
Berufliche Abschreibung jährlich 400 €

Die Masche mit der verlängerten Nutzungsdauer

342 Du verwendest in Deinem Arbeitszimmer einen bisher privat genutzten 342


Schrank, dessen normale Nutzungsdauer von 13 Jahren gerade abgelaufen ist.
Nach BFH soll die private Nutzung voll angerechnet werden, so dass für eine
berufliche Abschreibung nichts mehr verbleibt (BFH-Urt. v. 14. 2. 1989 – BStBl
1989 II S. 922). Doch nicht mit Dir. Du sagst zu Recht: Die berufliche Nutzung
ist Beweis genug, dass die Gesamtnutzungsdauer noch nicht abgelaufen ist, und
verlängerst sie deshalb von 13 auf 20 Jahre. Jetzt hast Du noch eine Restnut-
zungsdauer von sieben Jahren:
Anschaffungskosten vor 13 Jahren 4 000 €
Nutzungsdauer 20 Jahre = Abschreibung 5 %
Abschreibung als Werbungskosten 7 Jahre lang 5 % von 4 000 € je 200 €

Mach aus einem Diebstahl steuerlich eine Tugend!

343 Wenn Du nicht versichert bist oder die Versicherung nicht bezahlt, ist ein Dieb- 343
stahl besonders ärgerlich. Richtig dramatisch wird es natürlich, wenn Dir Ge-
genstände geklaut werden, die Du als Arbeitsmittel benutzt, dann kommt zu
dem allgemeinen Ärger und dem finanziellen Verlust häufig beruflicher Stress
hinzu.
Hole Dir deshalb zumindest einen kleinen Ausgleich von Vater Staat, indem Du
den Restwert Deines gestohlenen Arbeitsmittels als Werbungskosten absetzt
und so zumindest einen ordentlichen Batzen als Steuererstattung kassierst.
Auch wenn der Diebstahl nicht unmittelbar bei der Ausübung Deines Berufs
geschieht, z. B. während der Arbeit oder auf einer Dienstreise, stehen Dir Wer-
bungskosten zu (BFH Urteil v. 9. 12. 2003 – BStBl II 2004 S. 491).

78049-7_s001-816.indb 235 28.08.2007 14:29:18 Uhr


236 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Und so könnte Deine Rechnung aussehen, wenn Dir am 10. 5. 2007 ein Laptop
gestohlen wurde:
Kauf des Laptops am 10. 1. 2007 für 2 700 €
./. Abschreibung (3 Jahre) 1/3 von 2 700 € = 900 €  4/12 (Jan–Apr) – 300 €
Restwert = außerordentliche Abschreibung 2 400 €

Ich hör schon ein paar schwarze Schafe mit der Zunge schnalzen und denken:
»Na prima, da werde ich doch schnell meinen alten Rechner, den nun mein
Sohn nutzt, als gestohlen deklarieren. Ich wollte mir ja sowieso einen neuen
zulegen, und so gibt es noch einen kleinen Zuschuss vom Fiskus. Wer sollte mir
da schon auf die Schliche kommen?« Wer so denkt, dem muss ich ganz klar ab-
raten, schließlich würde er damit nicht nur Steuerhinterziehung begehen, son-
dern auch eine Straftat vortäuschen. Und in meinem Buch geht es nicht ohne
Grund um »1 000 ganz legale Steuertricks«.

Schadensbegrenzung, wenn Dir Dein Auto geklaut wird

344 Trotz Erstattung von Deiner Versicherung solltest Du bei Deiner Steuererklä- 344
rung an Deinen im Vorjahr geklauten fahrbaren Untersatz denken. Zumindest
dann, wenn Du ihn fast ausschließlich beruflich genutzt hast (ca. 90 % für dienst-
liche Fahren) oder das Auto bei einer Dienstfahrt abhanden kam, kannst Du
steuerlich noch ein paar Extra-Euro herausschlagen (BFH v. 25. 5. 1992 – BStBl
II 1993 S. 44).
Du machst Dir hier den steuerlichen Restwert Deines Auto zunutze, der durch-
aus höher liegen kann als der Zeitwert, den die Versicherung zugrunde legt: Der
BFH legte die Abschreibungszeit für ein Auto in derartigen Fällen auf acht
Jahre fest (BFH v. 26. 7. 1991 – BStBl II 1992 S. 1000 und FG München v.
27. 3. 2001 – 6K 4093/00).
Und so sieht dann Die Rechnung für Dein am 10. 9. 2007 bei einer Dienstfahrt
gestohlenes Auto für das Finanzamt aus:
Kaufpreis für den Pkw am 1. 7. 2005 40 000 €
./. Abschreibung bis zum Diebstahl
jährlich 12,5 % von 40 000 € = 5 000  2 Jahre und 3 Monate – 11 250 €
Restwert des Autos beim Diebstahl 28 750 €
./. Erstattung aus der Teilkaskoversicherung
wegen hoher Laufleistung nur – 21 500 €
verbleiben als Werbungskosten abzusetzen 7 250 €

78049-7_s001-816.indb 236 28.08.2007 14:29:18 Uhr


9. Hilfe durch Arbeitsmittel 237

345 b) Welche Arbeitsmittel gehen beim Fiskus durch? 345


Als Fachbücher wurden Lehrern anerkannt: »Grzimeks Tierleben« bei einem
Biologielehrer, »Propyläen Weltgeschichte«, »Encyclopaedia Britannica«,
»Wege zum Gedicht«. Musiklehrer haben es etwas einfacher. Flügel, Orgel und
Klavier wurden anerkannt, als sie vor Gericht zogen (EFG 56/222, 1974/310,
1976/178, HFR 1963/57, BStBl 1978 II S. 459). Voraussetzung ist aber, dass sich
die Kosten in Grenzen halten. Alles untermauert mit einer entsprechenden Be-
scheinigung der Schulbehörde.
Die Schreibmaschine wurde anerkannt einem Gewerbelehrer, einem Studienrat
(EFG 1960/26, EFG 1970/219), einem Richter (BStBl 1971 II S. 17, 21) sowie
einem Verbandsprüfer (BStBl 1963 II S. 219). Tonbandgerät wurde anerkannt:
Musik-, Religions-, Gewerbe- und Hochschullehrern (HFR 1963/57 – EFG
1957/66, 1965/491). Ein Teleskop als Arbeitsmittel begründete ein Lehrer
erfolgreich mit der Verbesserung seines Astronomieunterrichts (FG Berlin
v. 22. 3. 2004, EFG 2004 S. 1362). Sportlehrer: Anerkannt wurden Fußballstiefel,
Hallenturnschuhe und Badmintonschläger (BFH – BStBl 1987 II S. 262). Bei
Skiausrüstung und sonstiger Sportkleidung tun sich die Finanzämter und tut
sich mit ihnen die Finanzgerichtsbarkeit noch schwer. Sie wollen nicht einsehen,
dass bei einem Sportlehrer Sportkleidung eben eine typische Berufskleidung ist
(BFH – BStBl 1975 II S. 407 und FG Rheinland-Pfalz – EFG 1985 S. 173).
Eine Stereoanlage durfte ein Musiker absetzen, wenn er zusätzlich eine private
hatte (EFG 1971 S. 329). (Tipp: Gebrauchte Anlage für ein paar Euro erwerben
und privat verwenden. Fotos davon fertigen und dem Finanzamt einsenden!)
Fromme Literatur und Mikrofilme ließ man bei einem Geistlichen zu. Ein Jagd-
hund und eine Büchse waren abzugsfähig bei einem Forstbeamten. Ebenfalls
das Cembalo eines Kirchenmusikers (EFG 1976 S. 178), der Flügel bei einer Do-
zentin am Konservatorium, die anspruchsvollere Aufgaben erfüllt (BFN, BStBl
1989 S. 356), und das Cello eines Dozenten an einer Musikhochschule (FG
Hamburg v. 15. 5. 1985 – III 188/82). Genau entgegengesetzt urteilte der BFH
am 10. 3. 1978 (BStBl 1978 II S. 459) bei einer Musiklehrerin, weil es statt des
Flügels auch ein Klavier getan hätte. Ebenfalls zuungunsten eines Musiklehrers
hat das FG BW am 18. 12. 1997 (EFG 1998 S. 643) entschieden, der seinen Flügel
für einen fünfstelligen Betrag reparieren ließ.
Mit einem Rennrad als Arbeitsmittel hat ein Polizist beim FG Baden-Würtem-
berg auf Granit gebissen (Urteil v. 23. 11. 2005 – 3 K 202/04).
Die Aufwendungen eines Erdkundelehrers für den Bezug der Zeitschrift GEO
wurden mit folgender durch das Gesetz nicht gerechtfertigten Begründung ab-
gelehnt: Bei Wirtschaftsgütern, bei denen nicht nachprüfbar oder nicht klar er-
kennbar ist, ob sie nur dem Beruf oder auch den privaten Interessen des Steu-
erpflichtigen dienen, verbietet § 12 Nr. 1 Satz 2 EStG zur Wahrung der steuer-
lichen Gerechtigkeit (das Gericht sollte besser von Nichtwahrung sprechen!)
die Aufteilung und damit den Abzug von Aufwendungen, die sowohl der Le-
bensführung dienen als auch den Beruf fördern. Das FG Münster (rk Urt. v. 8.
4. 86 – EFG 1986 S. 491) vermag aus dem objektiven Charakter der Zeitschrift

78049-7_s001-816.indb 237 28.08.2007 14:29:18 Uhr


238 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

GEO nicht herzuleiten, dass eine nahezu ausschließlich berufliche Verwendung


als sicher anzusehen ist. Vielmehr handle es sich um eine Zeitschrift, die sich
von Aufmachung und Inhalt her an eine breite Leserschicht auch ohne fachliche
Vorkenntnisse wende. Einer Oberstudienrätin hatte das Finanzamt die Zeit-
schriften Kosmos, Das Tier und Weltatlas des Tierlebens nicht als Werbungskos-
ten anerkannt. In dem nicht amtlich veröffentlichten Urteil vom 2. 2. 1990 (VI R
112/87, BFH/NV 1990 S. 564) sagte der BFH dazu: Für die Frage, ob Bücher und
Zeitschriften mit nicht ausschließlich allgemeinbildendem Inhalt bei einem
Lehrer als Arbeitsmittel anzusehen sind, kommt es regelmäßig auf den tatsäch-
lichen Verwendungszweck der Literatur an. Das Finanzamt muss Feststellungen
dazu treffen, in welchem Umfang die Literatur für dienstliche und für private
Zwecke genutzt wird. Also aufgepasst, Ihr Lehrer! Erbringt den Nachweis der
beruflichen Nutzung von Fachbüchern, indem Ihr für jedes einzelne Buch an-
gebt, in welcher Zeit und in welcher Klasse Ihr es zu Unterrichtszwecken be-
nutzt habt. Entsprechendes gilt für Fachzeitschriften und vor allem für Videore-
korder und Tonbandgeräte (BFH-Urt. v. 27. 9. 91 – BStBl 1992 II S. 195).

Steuerermäßigung für Pferde!

346 Gute Nachricht für Dich als Reitlehrer oder Berufsreiter. Kosten für Dein Pferd 346
kannst Du von der Steuer absetzen. Stell Dich dazu dem Finanzamt gegenüber
auf den Standpunkt, Du könntest Deinen Beruf nur dann erfolgreich ausüben,
wenn Deine reiterlichen Fähigkeiten ständig erhalten und verbessert würden.
Da das aber nur auf zuverlässigen, qualifizierten und gutausgebildeten Pferden
möglich sei, müsstest Du ein eigenes Pferd halten (eventuell auch zwei oder
drei).

Außerdem sei es für Deine berufliche Reputation unerlässlich, das Können von
Pferd und Reiter bei Wettbewerben und Turnieren unter Beweis zu stellen. Um
höhere Leistungsklassen mit entsprechend höheren Einnahmemöglichkeiten
zu erreichen, wärest Du zwingend auf ein eigenes Pferd angewiesen. Schließlich
gewännen auch Ludger Beerbaum oder Hugo Simon ihre Turniere nicht auf
einem x-beliebigen Feld-, Wald- und Wiesenklepper.
Die Aufwendungen, die Dir durch Pferdehaltung, Boxenmiete, Sattelzeug, Tier-
ärzte, Medikamente, Pflegemittel, Hufschmied, Spezialkleidung für Training
und Turniere entstehen, sind dann ebenso Werbungskosten oder Betriebsausga-
ben wie Nenn- und Startgelder für Turniere, Transportkosten (z. B. Abschrei-
bung für einen Pferdehänger, Kilometerpauschalen für das Zugfahrzeug),

78049-7_s001-816.indb 238 28.08.2007 14:29:19 Uhr


9. Hilfe durch Arbeitsmittel 239

Übernachtungskosten und Verpflegungspauschalen, Versicherungen, Fortbil-


dungskosten und eventuelle, beruflich bedingte Mitgliedsbeiträge. Nicht zuletzt
solltest Du daran denken, dass Du Deine Pferde steuerlich genauso wie ein
Auto, einen Computer oder eine Werkzeugmaschine abschreiben kannst. Die
Höhe der Abschreibung richtet sich dabei nach dem Alter des Pferdes. Nach
Auskunft der Bundesvereinigung der Berufsreiter kann dabei für drei- bis fünf-
jährige Pferde von acht Jahren und für sechsjährige oder ältere Pferde von fünf
Jahren ausgegangen werden. Unterstützung für Deine Argumentation liefern
Dir netterweise das Finanzgericht Düsseldorf (Urteil v. 22. 6. 1982 – XV 691/78
E, rkr.) das Hessische Finanzgericht (Urteil v. 2. 12. 1982, EFG 1983 S. 226) und
das FG Berlin (Urteil v. 22. 6. 82, EFG 1983 S. 65).

347 Und was, wenn Dein Personalcomputer vom Tisch gefallen und selbst nach 347
einer Reparatur nicht mehr zuverlässig wäre? Du zuckst die Schultern . . . viel-
leicht weißt Du nicht, dass Selbständige eine sog. technische Abnutzung bei
ihren betrieblichen Wirtschaftsgütern vornehmen können.
Nun – auch bei Dir ist ein dienstliches Arbeitsmittel vorzeitig entwertet worden.
Das schreibst Du dem Finanzamt und machst zu der bisherigen Abschreibung
von angenommenen 400 € eine zusätzliche von 500 € geltend! Auch eine Zer-
störung oder ein vorzeitiges Absinken des Marktwerts eines Arbeitsmittels
würde so etwas rechtfertigen (BFH in BStBl 1954 III S. 362).

348 Steuerfreiheit für Computer und Internet am Arbeitsplatz 348


Goldene Zeiten sind für Dich angebrochen, wenn Du für die Arbeit auf einen
Computer angewiesen bist. Was war das bislang für ein Theater. Ständig war die
fiskalische Kleinigkeitskrämerei versessen darauf, Dir für die kleinste Steuerer-
mäßigung Steine in den Weg zu legen. Doch im Zuge der Diskussion um feh-
lende EDV-Spezialisten – Ihr kennt doch sicherlich noch den unseligen Spruch
»Inder statt Kinder« – haben die Politiker in Bonn und Berlin wohl kalte Füße
bekommen. Plötzlich ist nämlich bei der steuerlichen Förderung der Benutzung
von Computern und Internet die ganz weiche Welle ausgebrochen, und es hat
einen ganzen Strauß von Vergünstigungen und Erleichterungen gegeben.

349 Die private Nutzung Deines Computers in der Firma ist nun komplett steuer- 349
frei gestellt. Die Steuerbefreiung gilt für sämtliche Kosten, die durch Deine pri-
vate Mitbenutzung entstehen. Neben den Aufwendungen für die Geräte und
das Verbrauchsmaterial betrifft das vor allem Telefon- und Providergebühren.
Dein Arbeitgeber kann Dir also völlig unbelastet von Lohnsteuer und Sozial-
versicherung etwas Gutes tun, wenn er Dir die kostenlose private Nutzung be-
trieblicher Geräte gestattet.
Um betriebliche Geräte, die Du steuerfrei nutzen kannst, handelt es sich auch,
wenn Dir Dein Arbeitgeber Deinen Heimarbeitsplatz – neudeutsch: Home-Of-
fice – damit ausstattet.

78049-7_s001-816.indb 239 28.08.2007 14:29:19 Uhr


240 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Erhalte Dir geschickt die Steuerfreiheit


für den Computer zu Hause!

350 Der Kniff, wenn Dir Dein Arbeitgeber für die Arbeit zu Hause einen Computer 350
zur Verfügung stellt, ist: Du musst unbedingt vermeiden, dass Dir das wirtschaft-
liche Eigentum an dem Gerät zugerechnet wird. Etwas problematisch wird die
Sache, wenn Dir der Arbeitgeber den PC ohne weitere Bedingungen für min-
destens drei Jahre überlässt. Weil die Überlassung damit für die gewöhnliche
Nutzungsdauer erfolgt, wittern die Fiskalritter hier praktisch eine Schenkung.
Dem kannst Du begegnen, indem Du mit dem Arbeitgeber schriftlich verein-
barst, dass er das Risiko des zufälligen Untergangs des PCs trägt, will meinen,
Du bekommst dann von ihm entsprechenden Ersatz und musst Dir einen even-
tuellen Schaden nicht selbst ans Bein binden. Auch solltet Ihr klarstellen, dass
nicht Du, sondern Dein Arbeitgeber eventuelle Reparaturkosten trägt und für
die spätere Entsorgung des Geräts verantwortlich ist.

351 Werbungskosten für PC und Internet 351


Leider geht die Großzügigkeit des Fiskus nicht so weit, dass er auch Aufwen-
dungen für Deinen privaten PC ohne Einschränkung als Werbungskosten aner-
kennt. Bislang durftest Du PC- und Internetkosten nur abziehen, wenn Du eine
ausschließliche oder so gut wie ausschließliche berufliche Nutzung glaubhaft
darlegen konntest. Eine Aufteilung der Kosten in einen beruflichen und einen
privaten Anteil hat Dir Dein Finanzamt bisher immer unter Hinweis auf ein
ominöses Aufteilungs- und Abzugsverbot im § 12 EStG abgelehnt. Die obersten
Finanzakrobaten von Bund und Ländern haben hier allerdings inzwischen ein
Einsehen gehabt und halten an dieser antiquierten Bestimmung zumindest für
PC- und Internetkosten nicht mehr fest. Im Vorgriff auf eine Regelung, mit der
die privaten und beruflichen Kosten pauschal aufgeteilt werden können, reicht
es zurzeit aus, wenn Du selbst eine Aufteilung vornimmst. Du musst dazu den
Umfang der beruflichen und der privaten Nutzung nachweisen oder glaubhaft
machen. Im Zweifelsfall müssen die Fiskalritter eine sachgerechte Schätzung
hinnehmen. Du musst also nur kräftig genug darauf beharren, dass Du Deinen
PC und das Internet teilweise beruflich nutzt, um den Werbungskostenabzug
durchzubekommen. Wenn Du dabei die Kirche im Dorf lässt und nicht gerade
darauf pochst, dass 95 % Deiner Kosten beruflich veranlasst sind, müsste es
schon mit dem Teufel zugehen, wenn Du nicht wenigstens einen erklecklichen
Teil Deiner Kosten durchbringst. Berufe Dich dazu z. B. auf den Erlass des Fin-
Min NRW vom 8. 12. 2000 – S 2354 – 1 – VB 3. Mindestens 50 % sind immer drin
(BFH v. 19. 2. 2004, BStBl II 2004 S. 958).

78049-7_s001-816.indb 240 28.08.2007 14:29:19 Uhr


9. Hilfe durch Arbeitsmittel 241

Wer jedermann dient, bekommt keinen Lohn.


(Dänischer Spruch)

352 Deine Kosten für das Internet, ein Modem und die entsprechenden Anschluss- 352
kosten setzt Du als Werbungskosten ohne Probleme ab, wenn es Dir gelingt, die
umfangreiche berufliche Nutzung darzulegen und vielleicht mit Arbeitgeberbe-
scheinigung die berufliche Erforderlichkeit Deiner Multimediaausstattung und
Deines Modems herauszustellen. Hilfreich ist, wenn Du mit dem PC im fir-
meneigenen Netz arbeitest oder vielleicht sogar Dein Boss einen Kostenzu-
schuss zahlt. In diesem Fall kann Dir das Finanzamt trotz aller Verfügungen und
Finanzgerichtsurteile nicht mehr 100 % der Kosten streichen, sondern muss zu-
mindest den glaubhaft gemachten Teil von z. B. 77,5 % anerkennen (FinMin
NRW v. 8. 12. 2000 – S. 2354 – 1 – VB3).
Selbst wenn Du Dich häufiger im Internet aufhältst, musst Du nicht mehr be-
fürchten, dass Dir Deine Computerkosten deshalb nicht als Werbungskosten
anerkannt werden.
Etwas großherzige Finanzrichter gibt es nämlich auch. Kontere also bei streich-
wütigen Finanzern z. B. mit dem FG Rheinland-Pfalz, das einem Lehrer mit den
Fächern EDV und Kommunikationstechnik den PC trotz Internetanschluss –
oder gerade deswegen? – als Werbungskosten anerkannte (Urteil v. 10. 5. 1999
– 5 K 2776/98, NWB Eil‘ 2000 S. 84).

353 Bei den nur stationär verwendbaren Personalcomputern (PCs) legen sich un- 353
sere eifrigen Finanzbeamten meistens besonders ins Zeug, um Dir eine steuer-
schädliche hohe private Verwendung anzuhängen. Dabei scheuen sie sich nicht,
Deine Familie mit ins Spiel zu bringen und mir nichts, dir nichts zu behaupten,
Dein PC werde in nicht unerheblichem Umfang privat genutzt, wenn Du noch
schulpflichtige Kinder hast.
Lass Dir so etwas nicht gefallen! Schließlich hat das Bundesverfassungsgericht
gesagt, dass allein wegen der familiären Verhältnisse keine steuerlich nachtei-
ligen Konsequenzen gezogen werden dürfen (BVerfG – BStBl 1985 II S. 475).
Wenn Du schon beim Kauf Deines Computers clever bist, kannst Du Dir das
ganze Nachweistheater sparen. Leg Dir statt eines PCs einen tragbaren »Akten-
taschen-Computer« (Laptop oder Notebook) zu. Die sind genauso leistungsfä-
hig, viel handlicher, und vor allem sagt das Finanzamt, dass sie »aufgrund ihrer
technischen Gestaltung regelmäßig nur für eine berufliche Nutzung gedacht
und für eine private Nutzung, besonders für Heim- und Videospiele, nicht geeig-
net sind« (OFD Köln, Verfügung v. 26. 7. 85 S. 2354-27 St 121). Es wird Dir bei
einem solchen Computer viel weniger Schwierigkeiten bei der Anerkennung
aller Kosten als Werbungskosten machen.

Und was die Gerissenheit angeht:


Wenn sie nötig ist, muss man sie besitzen.
(Adenauer)

78049-7_s001-816.indb 241 28.08.2007 14:29:20 Uhr


242 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

zur Nutzungsdauer eines Computers

354 Nach langem Hin und Her haben die Fiskalbürokraten in Berlin eingesehen, 354
dass Computer eine Nutzungsdauer von max. drei Jahren haben, weil sie danach
hoffnungslos überaltert sind, und dies in den amtlichen Abschreibungstabellen
(BMF-Schreiben v. 15. 12. 2000, BStBl I 2000 S. 1532) verbindlich geregelt. Die
Nutzungsdauer von drei Jahren gilt übrigens auch für Drucker, Modem, Scan-
ner etc. Mit guter Begründung kannst Du aber auch schneller abschreiben, z. B.,
wenn der Arbeitsspeicher Deines Rechners für die zu Hause beruflich ge-
nutzten Programme, Datenbanken etc. zu klein wurde.

Begegne finanzamtlicher Kleinlichkeitskrämerei!

355 Bei größeren Anschaffungen von Arbeitsmitteln sind viele Finanzbeamte 355
mS wie besessen darauf, sie der Abschreibung zu unterwerfen. Hast Du Dir für
berufliche Zwecke einen Schreibtisch für 500 € angeschafft, hörst Du meist:
Können wir nicht anerkennen! Dieser Posten ist abzuschreiben! Dann verteilt
man den Betrag auf 13 Jahre und setzt Dir nur jeweils ca. 39 € ab, mit dem Er-
gebnis, dass oft genug Deine gesamten Werbungskosten unter dem Pauschbe-
trag von 920 € jährlich liegen – und damit ins Wasser fallen. Was den Schreib-
tisch betrifft, so ist gegen eine Verteilung auf 13 Jahre nichts zu machen, es sei
denn, Du bist so schlau und kaufst Dir einen etwas billigeren – für max. 488 €
inkl. MwSt (E Rz 335). Der kann sofort voll abgesetzt werden. Kaufst Du Dir
einen gebrauchten, besonders exklusiven Schreibtisch für 1 000 €, kannst Du
rechnen: normale Abschreibung von Büromöbeln 13 Jahre. Dein gebraucht ge-
kaufter ist acht Jahre alt, also Restabschreibung in den restlichen fünf Jahren: je
200 €.

Jetzt ist meine größte Plage der Staat.


(Martin Luther)

78049-7_s001-816.indb 242 28.08.2007 14:29:20 Uhr


9. Hilfe durch Arbeitsmittel 243

Setz mit Fachliteratur gleich noch ein Regal ab!

356 Sicher denkst Du daran, Deine Fachbücher (nebst den teuren Klarsichtfo- 356
mS lienumschlägen) und Fachzeitschriften unter Werbungskosten aufzufüh-
ren, aber vielleicht vergisst Du das Bücherbord, auf dem sie alle ihren Platz
finden! Du kannst es mit seinem jetzigen Wert von sagen wir mal ca. 100 € ab-
setzen. Steuerersparnis zwischen ca. 20 und 54 €. Nicht allzu viel, sagte sich Leh-
rer H. und dachte an den Rat des Verfassers, nach Ähnlichem zu suchen. Was für
das Bücherbord recht ist, sollte für einen Schreibsekretär und einen Arbeits-
stuhl billig sein. In dem erfolgreich geführten Einspruch schrieb er: Wenn man
Fachbücher und sonstiges Arbeitsmaterial absetzen kann, dann wohl auch das
Behältnis zur Unterbringung. Ein Lehrer hat zudem in der Schule keinen Ar-
beitsplatz (Bescheinigung der Schuldirektorin!).
Man tut gut daran, dem Finanzamt glaubhaft zu machen, dass Bücherregal und
Sekretär nur beruflich genutzt werden.

357 In zwei nicht veröffentlichten Urteilen hat der BFH recht großzügig entschie- 357
den, dass Fachliteratur eines Lehrers, die dieser nachweislich zur Unterrichts-
vorbereitung nutzt, nicht einfach wegen der rein theoretischen Möglichkeit zur
Privatnutzung gestrichen werden darf. Wörtlich heißt es da: »Ob dagegen nicht
abziehbare Aufwendungen der Lebensführung vorliegen, beurteilt sich dabei
im Allgemeinen weniger nach dem objektiven Charakter des Gegenstands als
vielmehr nach dessen Funktionen im Einzelfall. Pauschale Feststellungen sind
nicht ausreichend. Eine private Mitbenutzung, die unbedeutend ist und nicht
ins Gewicht fällt, ist nicht schädlich.« (BFH v. 21. 6. 1989 – VI R 138/86, und v.
2. 2. 1990 – VI R 112/87)
Andererseits: »Für Bücher der Rubrik Deutsch . . . ist der Nachweis des Steuer-
zahlers zu führen, dass er das gleiche Buch zweimal besitzt: einmal zur privaten
Lektüre, einmal als Arbeitsmittel im Unterricht.«

358 Zu den Fachzeitschriften gehören alle branchenspezifischen und die Wirt- 358
schaftszeitschriften, also auch das Handelsblatt (BFH-Urteil v. 13. 6. 1996 – BFH/
NV 1997 S. 98), obwohl das FG Brandenburg das anders sieht und sogar einem
Bankkaufmann den Abzug verweigert hat (FG Brandenburg v. 4. 4. 2002 – EFG
2002 – 1085). Grundsätzlich nicht abzugsfähig sind lokale oder überregionale
Tageszeitungen (BFH-Urteil v. 7. 9. 1989 – BStBl 1990 II S. 19). Man könne nicht
objektiv zwischen privatem und beruflichem Nutzen unterscheiden, sagt der
BFH und hat daher die Tageszeitung bei einem Lehrer nicht anerkannt (BFH v.
7. 4. 2005 – BFH/NV 2005 S. 1300).

78049-7_s001-816.indb 243 28.08.2007 14:29:20 Uhr


244 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

zu Tageszeitungen

Keine Regel ohne Ausnahme. Auch Tageszeitungen kannst Du absetzen, wenn


Du sie nur zur beruflichen Information beziehst.
So hat das Finanzgericht Köln (EFG 1994 S. 199) einem Autoverkäufer einen
Teil seiner Zeitungskosten als Werbungskosten zugestanden, weil er sich aus
den Zeitungen über die Autopreise in anderen Städten informieren wollte.
Auch wenn Du die Tageszeitung vor allem deshalb beziehst, um die Stellenan-
gebote für einen neuen Job zu studieren, hast Du gute Karten (FG Münster v.
16. 8. 2006 – 10K 3390/04E).
Ein guter Rat: Abonniere mehrere Zeitungen und deklariere zumindest eine als
privat, damit Dir die Fiskalvertreter nicht sofort mit dem Rotstiftargument der
nicht abzugsfähigen Lebenshaltungskosten und § 12 EStG kommen können.

Wie Du beim Kauf von Arbeitsmitteln zusätzlich


Steuern sparen kannst

359 »Wie soll das denn funktionieren?«, fragst Du. »Sicher weiß ich, dass ich die 359
Kosten z. B. eines Fachbuchs absetzen kann, und was weiter?« Ja, siehst Du, so
schnell kann man etwas ganz Entscheidendes vergessen. Wie bist Du denn an
das Buch gekommen? Wenn Du es nicht per Internet bestellt hast, musstest Du
in die Buchhandlung fahren, und dabei sind Dir Fahrtkosten entstanden! Die
Du selbstverständlich absetzen kannst! Und so rechnest Du beim Finanzamt ab:
»Da das Fachbuch in der Buchhandlung in unserem Ort bereits vergriffen war,
musste ich in die nächste Stadt fahren, um es mir dort zu kaufen.«
Anschaffungskosten 8,90 €
Anschaffungsnebenkosten:
Fahrtkosten 16 km  0,30 € + 10,80 €
Parkgebühr + 0,50 €
Gesamtkosten 20,20 €
Einkommensteuerersparnis ca. 35 % 7,07 €
Solidaritätszuschlag + 0,39 €
Kirchensteuer 9 % + 0,64 €
Zuzahlung des Finanzamts insgesamt 8,10 €

78049-7_s001-816.indb 244 28.08.2007 14:29:21 Uhr


9. Hilfe durch Arbeitsmittel 245

für Fachbücher

360 Denk immer daran, dem Finanzamt Fahrt- und andere Nebenkosten für die 360
Anschaffung mit auf die Rechnung zu setzen. Dabei bleibst Du natürlich immer
streng dienstlich. Damit Dir das Finanzamt nicht mit gemischten Aufwendungen
kommt, wirst Du nicht so unvorsichtig sein und den Abzug der Fahrtkosten ge-
fährden, indem Du bei der Fahrt noch ein privates Würstchen oder Brot ein-
kaufst.

Wie das Finanzamt kräftig zu Deinen Anschaffungen


zuschustern muss

361 Wie war das noch mit Deiner Handschrift? Hast Du nicht eine Hühnerklaue, 361
wenn Du schnell schreiben musst? Die zu entziffern willst Du der Stenotypistin
im Betrieb nicht zumuten. Du nimmst Dir Geschäftspapier mit nach Hause und
schreibst die Briefe gleich fix und fertig auf einem PC, den Du Dir dafür an-
schaffst. Deine Ansprüche auf Steuerermäßigung untermauerst Du mit einer
entsprechenden Bescheinigung Deiner Firma. Überhaupt: Immer viele Papiere
und Bescheinigungen beifügen, das beeindruckt Beamte ungemein!
Und das verabfolgt Dir ein vernünftiger Chef:

Bescheinigung
. . . . . . wird hierdurch bescheinigt, dass er nach Dienstschluss un-
erledigte Schreibarbeiten unserer Firma zu Hause bearbeitet und auf
seinem eigenen PC fertigstellt. Für sein berufliches Fortkommen halten
wir dies für sehr fördernd.

. . . . . . . ., den . . . . . . . . . . . Stempel und Unterschrift

Da Du das Gerät so gut wie ausschließlich beruflich nutzt, dürfte es Dir nicht
schwerfallen, die Kosten durchzubekommen. Du kannst darüber hinaus dem
Finanzamt plausibel machen, dass wegen Deiner wenig ausgeprägten Kenntnis
im Maschineschreiben der Computer mit Rechtschreibprogramm nahezu uner-
lässlich ist, um in angemessener Zeit brauchbare und vorzeigbare Arbeitsergeb-
nisse zu erzielen. Legst Du dem guten Veranlagungsbeamten dann noch zwei
dicke Ordner mit Durchschriften Deiner gesammelten Werke auf den Tisch, die

78049-7_s001-816.indb 245 28.08.2007 14:29:21 Uhr


246 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Du für einen repräsentativen Zeitraum von drei Monaten zum Nachweis der
Nutzung zusammengestellt hast, möchte ich mal sehen, mit welcher stichhal-
tigen Begründung er Dir die Kosten streichen will.

362 Was für den PC gilt, trifft auch für ein Tonbandgerät zu, falls es dienstlich (oder 362
zu Hause für den Dienst) benötigt wird, wenn Du z. B.
● als Pastor zu Hause Deine Predigten vorbereitest und sie auf Tonband
sprichst,
● als Lehrer Themen vorzubereiten hast oder Wissenswertes Deinen Schülern
auf Band vermittelst,
● als Forscher Sprachübungen auf Band durchführst,
● als Verkäufer verkaufsfördernde Gespräche vorbereitest,
● als Angestellter einen PC zum Üben und Fördern Deiner Schreibleistung
benötigst (vielleicht ist die Betriebsstenotypistin oft krank, und der Betrieb
bestätigt das)
● oder als Musikus Dich selbst abhören willst.
363 Wegen der vielseitigen Inanspruchnahme des Geräts wird es voraussichtlich 363
eine Nutzungsdauer von drei Jahren haben. In diesem Fall können bei einem
Kaufpreis von 500 € jährlich rund 167 € als Werbungskosten abgesetzt werden
(FG Düsseldorf v. 19. 10. 1953 – EFG 1954, S. 41 und BFH v. 25. 1. 1971, BStBl 71
II S. 459).
Ein schlagendes Argument, mit dem Du z. B. ein Tonband, einen CD-Spieler
oder einen MP3-Recorder als Werbungskosten durchdrückst, ist ein gleichwer-
tiges Zweitgerät für die Privatnutzung.

Es ist auch meine Ansicht, dass man die Bürokratie


mit allen Mitteln bekämpfen muss.
(Adenauer)

Warum Du wissen solltest, was man Dir


zum Geburtstag schenkt.

364 Alles, was dem Zweck des beruflichen Fortkommens dient, ist abzugsfähig. 364
mS Das gilt selbst dann, wenn Du Dir das Arbeitsmittel nicht selbst gekauft
hast, sondern Deine Lieben Dir mit dem teuren Aktenkoffer für 650 € zum Ge-
burtstag oder zu Weihnachten eine Freude machen wollten.
Auch wenn Du den Koffer nicht selbst bezahlt hast: Trage ihn beruhigt und
ohne schlechtes Gewissen unter Werbungskosten in Deine Steuererklärung ein.

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9. Hilfe durch Arbeitsmittel 247

Und wenn das Finanzamt auf die Idee kommt, an Deinen Kosten herumzustrei-
chen, berufst Du Dich auf das BFH-Urteil vom 16. 2. 1990 (BStBl 1990 II S. 883).
Darin hat der BFH nämlich ganz in Deinem Sinn entschieden, dass geschenkte
Arbeitsmittel abgesetzt werden können. Das gilt natürlich nicht nur für den
Aktenkoffer, sondern auch für den schicken Füllfederhalter, die Schreibtisch-
unterlage oder das witzige Mousepad. Die Abschreibung für den Koffer macht
bei einer Nutzungsdauer von zwei Jahren – wegen der besonders starken Bean-
spruchung – 50 % von 650 € = 325 € pro Jahr. Deine Steuerersparnis liegt je
nach Steuersatz zwischen 55 € und 167 €.

Auf die Wahl des richtigen Standorts kommt es an.

365 Werden Meisterstücke nach der Meisterprüfung nicht mehr ausschließlich für 365
berufliche Zwecke genutzt, können nur die Abschreibungen bis zur Meisterprü-
fung abgesetzt werden, so lautet das BFH-Urteil vom 15. 12. 1989 (BStBl 1990 II
S. 692). Du schlägst dem Fiskus ein Schnippchen, wenn Du sagen kannst: »Mein
Meisterstück ist ein reines Schauobjekt, das für eine private Nutzung völlig un-
geeignet ist. Ich habe es ausschließlich und allein für meine Prüfung erstellt.«
Da in diesem Fall eine private Verwendung nicht angenommen werden kann,
wirst Du Deine Kosten sofort und in voller Höhe abschreiben.
Trifft das bei Dir nicht zu, dann überleg doch einmal, wie wichtig es für Dich
und Deinen Betrieb ist, wenn die Kunden sehen, welch ein fähiger Mitarbeiter
Du bist. Wie wäre es, wenn Du Dein Meisterstück im Betrieb ausstelltest? Lass
Dir das von Deinem Chef schriftlich bestätigen, und schon kann Dir das Finanz-
amt nicht mehr damit kommen, Du würdest das gute Stück privat nutzen.
Statt im Betrieb kannst Du es natürlich genauso gut in Deinem Arbeitszimmer
unterbringen. Auch in diesem Fall muss das Finanzamt die weitere berufliche
Verwendung akzeptieren und Deine Kosten für das Meisterstück als Werbungs-
kosten anerkennen.

Wie treibe ich die Kosten für Arbeitsmittel


auf die Spitze?

366 Wenn Auslagen schon einmal Werbungskosten sind, d. h. Aufwendungen, die 366
Dir helfen, Deinen Lohn oder Dein Gehalt zu sichern, zu erwerben oder zu er-

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248 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

halten, dann können sie so hoch sein, wie sie wollen: Das Finanzamt muss sie
anerkennen!
Wenn Du Dir statt einer billigen Aktentasche aus Rindsleder eine aus feinstem
Saffianleder mit so und so vielen Innentaschen leisten willst, um Deine Butter-
brote und Papiere mit zur Arbeit zu nehmen, ist das Deine Sache. Nur sind es
dann nicht 30 € Werbungskosten, sondern stolze 310 €! Glaubst Du, es Dir
schuldig zu sein, mit eigenem und besonders verchromtem Werkzeug zu arbei-
ten, dann ist das wahrscheinlich ein teurer Spaß, aber das Finanzamt muss Dir
die Kosten trotzdem in voller Höhe anerkennen. Bist Du der Meinung, Du
könntest die Briefe für Deinen Chef besser entwerfen und überarbeiten, wenn
Du sie vorher auf ein eigens angeschafftes Diktiergerät sprichst und dann aufs
Papier überträgst, stellt der Aufwand dafür eben Werbungskosten dar. Immer-
hin sind es rund 250 €, die sofort in voller Höhe abzugsfähig sind, weil die An-
schaffungskosten unter 410 € (ohne Mehrwertsteuer) liegen. Fürchtest Du als
Verkäufer, keine so guten Verkaufserfolge zu erzielen, wenn Du mit einem ge-
wöhnlichen Kuli statt mit einem vergoldeten Füller mit Platinfeder schreibst, so
ist das Entgelt für das recht teure Stück gleichwohl als Werbungskosten anzuse-
hen. Und wenn Du in Deinem Betriebszimmer keine Uhr hast – aus dienstli-
chen und aus Gründen der Arbeitseinteilung aber wissen musst, wie spät es je-
weils ist – kannst Du die von Dir gekaufte teure Schreibtischuhr absetzen, musst
sie allerdings im Betrieb lassen.

367 Abc der Arbeitsmittel 367


Aktentasche ist z. B. Arbeitsmittel bei einem Betriebsprüfer (FG Berlin v.
2. 6. 1978 – EFG 1979 S. 225). Bücher sind Arbeitsmittel, wenn es sich um Fach-
literatur handelt. Einzelheiten unter E Rz 345. Bücherregal zur ausschließ-
lichen Unterbringung von Fachliteratur ist Arbeitsmittel. Dazu mehr unter
E Rz 356. Cello ist Arbeitsmittel bei Dozenten an der Musikhochschule (FG
Hamburg v. 15. 5. 1985 – III 188/82). Cembalo ist Arbeitsmittel beim hauptbe-
ruflichen Musiker (FG Münster v. 19. 11. 1975 – EFG 1976 S. 178). Dias, die ein
Lehrer während einer steuerlich anerkannten Studienreise gemacht hat, sind
keine Arbeitsmittel, denn es handle sich um persönliche Erinnerungsstücke
(BFH-Urt. v. 25. 8. 1961 – BStBl 1961 III S. 486). Diktiergerät ist Arbeitsmittel
(BFH v. 29. 1. 1971 – BStBl 1971 II S. 327 betr. Richter). Elektroorgel ist Arbeits-
mittel für Lehrer im Fach Musik (FG Berlin v. 13. 11. 1973 – EFG 1974 S. 311).
Fernseh- und Rundfunkgerät sind keine Arbeitsmittel, auch nicht für einen
Schriftsteller, der für Fernsehen und Rundfunk schreibt (BFH – BStBl 1964 III
S. 455 und 528; BStBl 1971 II S. 17). Dagegen kann das Gerät eines Professors
für Medienpolitik, das in seinem Dienstzimmer steht, abgesetzt werden (FG
Münster v. 20. 1. 1987 – FR 1987 S. 458). Flügel ist Arbeitsmittel bei einem Pia-
nisten, der öffentlich Konzerte gibt; bei einem Musiklehrer in einer Schule ist
ein neuer Flügel kein Arbeitsmittel, wohl aber ein gebrauchter, preiswerter
(BFH v. 10. 3. 1978 – BStBl 1978 II S. 459). Auch bei einer Musikpädagogin

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9. Hilfe durch Arbeitsmittel 249

macht der BFH Schwierigkeiten (BFH v. 21. 10. 1988 – BStBl 1989 II S. 356).
Fußballschuhe sind Arbeitsmittel bei einem Sportlehrer (BFH v. 21. 11. 1986 –
BStBl 1987 II S. 262). Geige ist Arbeitsmittel bei einer Orchestermusikerin.
Auch wenn es sich um ein sehr teures antikes Stück handelt (BFH v. 9. 12. 2003
– VI R 185/97). Gitarre ist Arbeitsmittel bei einem Musiklehrer (anderer An-
sicht: FG im Urt. v. 21. 5. 1982 – EFG 1982 S. 562). Heimcomputer ist Arbeitsmit-
tel bei einem Lehrer für Mathematik (FG Rheinland-Pf. v. 6. 5. 1985 – EFG 1985
S. 605). Einzelheiten unter E Rz 350 ff. Hund kann bei Wachmännern, Hunde-
führern bei Polizei, Zoll, Bundesgrenzschutz und bei Forstbediensteten Arbeits-
mittel sein (BFH v. 29. 1. 1960 – BStBl 1960 III S. 163). Auch bei einem Haus-
meister können die Kosten für das Halten eines Wachhundes Werbungskosten
sein (FG Hamburg v. 22. 1. 1988 – EFG 1989 S. 228).
Kleidung in Form der typischen Berufskleidung ist Arbeitsmittel (§ 9 Abs. 1
Nr. 6 EStG). Typische Berufskleidung wird getragen von Bergleuten und
Schornsteinfegern, ferner von Richtern und Anwälten (weißer Schlips und
Robe), Geistlichen (Amtstracht), von Monteuren, Architekten und technischen
Zeichnern (Schutzkleidung), Ärzten (weißer Kittel), Oberkellnern (Kellner-
frack), Leichenbestattern (schwarzer Anzug) (BFH-Urt. v. 30. 9. 1970 – BStBl
1971 II S. 50). Bürgerliche Kleidung dagegen ist auch dann kein Arbeitsmittel,
wenn feststeht, dass sie im Beruf einem erhöhten Verschleiß unterliegt. Ausnah-
men bestätigen die Regel: Weiße Blusen und Hemden bei Metzgereiangestell-
ten gingen beim FG Berlin durch (Urteil v. 22. 2. 2005 – 7 K 4312/01. Koffer bei
einem Piloten (Hess. FG, EFG 1989 S. 173). Kunstgegenstände im Arbeitszim-
mer wie z. B. Bilder sind Arbeitsmittel, wenn der Steuerzahler in seinem Ar-
beitszimmer auch Repräsentationsaufgaben wahrzunehmen hat (BFH-Urt. v.
30. 10. 1990 – BStBl 1991 II S. 340). Lexikon ist kein Arbeitsmittel, auch nicht bei
Lehrern (BFH-Urt. v. 29. 4. 1977 – BStBl 1977 II S. 716). Lichtschutzbrille ist
Arbeitsmittel bei Cockpitpersonal (FG Hamburg v. 17. 1. 1972 – EFG 1972
S. 329), nicht aber eine gewöhnliche Sonnenbrille. Meisterstücke, die nach der
Meisterprüfung nicht ausschließlich für berufliche Zwecke verwendet werden,
erkennen die Finanzämter nicht als Arbeitsmittel an. Nach dem BFH-Urteil
vom 15. 12. 1989 (BStBl 1990 II S. 692) ist in diesem Fall nur die Abschreibung
bis zur Meisterprüfung abziehbar; E Rz 365. Motorrad ist Arbeitsmittel beim
Revierförster (Hess. FG v. 15. 9. 1958 – EFG 1958 S. 414). Motorsäge, die einem
Waldarbeiter selbst gehört, ist Arbeitsmittel. Reisekoffer, den ein Flugkapitän
nur auf Kurzstreckenflügen benutzt, auch wenn darin zugleich private Gegen-
stände transportiert werden, ist Arbeitsmittel (Hess. FG v. 3. 8. 1988 – EFG 1989
S. 173). Reitpferd ist Arbeitsmittel bei einem Reitlehrer (Hess. FG v. 2. 12. 1982
– EFG 1983 S. 226). Weitere Einzelheiten vgl. E Rz 346. Schreibmaschine ist als
Arbeitsmittel anerkannt bei Richtern (BFH-Urt. v. 29. 1. 1971 – BStBl 1971 II
S. 327), Prüfern (BFH v. 9. 4. 1963 – BStBl 1963 III S. 299) und Referendaren
(FG Berlin v. 31. 1. 1969 – EFG 1969 S. 399). Schreibtisch, Schreibtischlampe,
Schreibtischstuhl sind Arbeitsmittel in einem anerkannten Arbeitszimmer
(BFH-Urt. v. 21. 1. 1966 – BStBl 1966 III S. 219). Bei einem Lehrer auch dann,

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250 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

wenn sie nicht in einem Arbeitszimmer stehen, aber beruflich genutzt werden
(BFH-Urt. v. 18. 2. 1977 – BStBl 1977 II S. 464). Schusswaffe ist Arbeitsmittel bei
Forstbeamten (BFH v. 10. 7. 1964 – StRK § 9 R 275). Skiausrüstung ist Arbeits-
mittel bei hauptberuflichen Skilehrern, nicht dagegen bei nebenberuflichen
(BFH-Urt. v. 24. 10. 1974 – BStBl 1975 II S. 407), desgleichen nicht bei einem
Sportlehrer, der sie mitunter auch beruflich verwendet (BFH-Urt. v. 21. 11. 1986
– BStBl 1987 II S. 262). Stereoanlage kann bei einem Berufsmusiker Arbeitsmit-
tel sein, wenn sie in einem Arbeitszimmer installiert ist (Hess. FG, Urt. v.
9. 3. 1972 – EFG 1972 S. 329). Tageszeitung ist kein Arbeitsmittel (BFH-Urt. v.
5. 7. 1957 – BStBl 1957 III S. 328). Ausnahme Handelsblatt (BFH v. 13. 6. 1996 –
BFH/NV 1997 S. 98). Taschenrechner ist Arbeitsmittel bei Mathematiklehrern
(FG Nürnberg, Urt. v. 25. 1. 1978 – EFG 1978 S. 267). Telefonanschluss in der
Wohnung eines Arbeitnehmers ist ein Arbeitsmittel, wenn die Art der beruf-
lichen Tätigkeit die regelmäßige Nutzung des Telefonanschlusses in der Woh-
nung erfordert (FG Nürnberg, Urt. v. 22. 11. 1979 – EFG 1980 S. 176, ferner BFH
v. 21. 11. 1980 – BStBl 1981 II S. 131). Tennisausrüstung ist Arbeitsmittel bei
einem Polizisten, der damit Dienstsport ausübt (FG Saarland v. 19. 3. 1991 – 1 K
55/91). Tonbandgerät ist Arbeitsmittel bei einem hauptberuflich tätigen Musi-
ker (BFH-Urt. v. 29. 1. 1971 – BStBl 1971 II S. 459), auch bei Musiklehrern, wenn
sie das Gerät im Unterricht verwenden (BFH-Urt. v. 24. 8. 1962 – HFR 1963
S. 57), gleicher Ansicht später EFG 1965 S. 491 auch bei Musik-, Religions-, Ge-
werbe- und Hochschullehrern. Weiteres unter E Rz 362. Turnschuhe sind Ar-
beitsmittel bei Sportlehrern (BFH-Urt. v. 21. 11. 1986 – BStBl 1987 II S. 262).
Zeichengerät ist Arbeitsmittel bei einem Soldaten, wenn er die Bundeswehr-
fachhochschule besucht (BFH-Urt. v. 28. 9. 1984 – BStBl 1985 II S. 89). Zeit-
schrift: GEO ist kein Arbeitsmittel, auch nicht bei einem Erdkundelehrer (FG
Münster, Urt. v. 8. 4. 1986 – EFG 1986 S. 491). Die Flug Revue, Aero oder Flight
sind auch bei einem Piloten keine Fachliteratur (FG Niedersachsen, EFG 1993
S. 375). Zeitungen können Arbeitsmittel sein, wenn Du daraus berufliche Infor-
mationen beziehst und wenigstens eine weitere für private Zwecke hältst (FG
Köln v. 7. 7. 1993 – EFG 1994 S. 199).

Denk daran, dass grundsätzlich jeder Gegenstand ein berufliches Arbeitsmittel


sein kann, sofern Du ihn zu mehr als 90 % beruflich verwendest. Dies kann auch
nach jahrelangem privatem Gebrauch geschehen. In diesem Fall setzt Du den
Restwert als Werbungskosten ab. Fertige dafür einen Eigenbeleg.

78049-7_s001-816.indb 250 28.08.2007 14:29:23 Uhr


10. Welche Telefongebühren sind absetzbar? 251

10. Welche Telefongebühren sind absetzbar?


368 Halb acht Uhr abends im Büro, Dein Chef sitzt mit zerfurchter Stirn über ein 368
paar Angeboten. Plötzlich klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Strippe
bist Du. Der Alte hört: ». . . wollte ich Ihnen nur sagen, dass Sie bei dem Angebot
für Meier & Co. ruhig noch 10 % draufschlagen können. Ich habe mich
eben mit meinem Bekannten von der Konkurrenz unterhalten. Der meint, dass
wir bei den Materialkosten viel zu niedrig liegen.« Meinst Du nicht, das freut
den Chef? »Wie komme ich denn dazu, mich kurz vor der Tagesschau noch mit
den Angelegenheiten meiner Firma zu beschäftigen?«, maulst Du. Weil Du wei-
terkommen willst! Wenn Du darauf pfeifst, dann tu es wenigstens, um etwas bei
der Steuer herauszuholen. Denn wenn Du angeben kannst, mit wem Du von
Deinem privaten Telefon beruflich telefonierst, erkennt der Fiskus einen Teil
Deiner Telefongebühren als Werbungskosten an. Du hast dabei die Wahl, den
abzugsfähigen, beruflichen Teil Deiner Kosten anhand repräsentativer Auf-
zeichnungen für drei Monate, z. B. per Einzelverbindungsnachweis, zu ermitteln
oder eine Pauschale anzusetzen (R 33 Abs. 5 LStR).

369 Mit dem Einzelnachweis kannst Du einen höheren beruflichen Anteil heraus- 369
schlagen. Aufzuzeichnen sind Tag, Gesprächsteilnehmer, Dauer des Gesprächs
sowie die Gesprächsgebühren. Einfacher geht das mit einem Einzelverbin-
dungsnachweis, den Du für geringes Entgelt bei der Telekom anfordern kannst
und der Dir zusammen mit der Monatsrechnung zugeschickt wird. Den über
drei Monate so ermittelten prozentualen Anteil an beruflichen Telefonkosten
kannst Du dann ohne weiteren Nachweis auch bei Deinen Telefonrechnungen
der übrigen neun Monate des jeweiligen Jahres absetzen. Im nächsten Jahr
musst Du aber wieder für drei Monate den Nachweisgriffel schwingen.

Nimm pauschal 240 € im Jahr ohne Nachweistheater!

370 Einfacher ist es, wenn Du Dich mit der beruflichen Telefonkostenpauschale be- 370
gnügst. Sie beträgt schlicht und ergreifend 20 % Deiner sämtlichen Telefonkos-
ten, höchstens aber 20 €/Monat. Damit kommst Du zwar auf höchstens 240 €
Werbungskosten im Jahr, dafür fragt Dich aber keiner, ob Du in die Kategorie
der beruflichen Vieltelefonierer fällst oder Deinen Apparat nur gelegentlich
mal für berufliche Zwecke nutzt.

78049-7_s001-816.indb 251 28.08.2007 14:29:23 Uhr


252 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

zum Telefonkostennachweis

371 Sei so schlau und achte darauf, Deinen Dreimonatsnachweis nicht gerade in 371
Zeiten zu führen, in denen Du besonders viel privat telefonierst, z. B. an Weih-
nachten und Neujahr.

Vergiss nicht, die Kosten Deines Handys


abzusetzen!

372 Das Handy ist als Zweittelefon grundsätzlich ein Arbeitsmittel und sollte des- 372
halb zu 100 % absetzbar sein, einschließlich der laufenden Kosten. Nun meint
der Fiskus nicht zu Unrecht, Du würdest auch Privatgespräche mit dem Handy
führen, und kürzt Dir deshalb die Kosten. Schützenhilfe leistet das FG Rhein-
land-Pfalz mit seinem Urteil vom 28. 11. 1997 – 4 K 1694/86, das 75 % der Kosten
steuerlich anerkennt, und selbst dies nur dann, wenn Du eine Bescheinigung des
Arbeitgebers vorlegen kannst, dass Du Dein Handy zu 100 % beruflich nutzt.
»Nur 75 % trotz 100 %iger beruflicher Nutzung? Und was ist mit den restlichen
25 %?«, fragst Du verwundert.
Man könnte es wohl Sicherheitsabschlag nennen. Bestehst Du auf vollem Kos-
tenabzug, musst Du mittels Einzelverbindungsnachweis die ausschließlich be-
rufliche Nutzung belegen. Was Du aber sicher nicht tun möchtest . . .

In Wirklichkeit ist der Staat nichts als eine Maschine


zur Unterdrückung einer Klasse durch die andere.
(Becher)

373 Mit einer Bescheinigung von Deinem Chef, dass Du ein Handy beruflich 373
brauchst, kannst Du alternativ auch 20 € pro Monat angeben, ohne die Einzel-
kosten nachweisen zu müssen.

374 Ist es Dir nicht auch schon oft so ergangen: Du willst ein berufliches Telefonge- 374
spräch führen, aber Dein Töchterlein telefoniert mal wieder stundenlang mit
ihrem Liebsten? Diesem Ärger gehst Du aus dem Weg, indem Du Dir für Deine
vielen beruflichen Telefonate einen Zweitanschluss zulegst oder einen ISDN-
Anschluss mit drei Nummern und den Einzelverbindungsnachweis der Telekom
nutzt. Mit dem Dreimonatsnachweis belegst Du dem Finanzamt, dass Du den
Zweitanschluss bzw. eine der drei Nummern des ISDN-Anschlusses zu 95 %
beruflich nutzt, und setzt für den Rest des Jahres ebenfalls 95 % der Gebühren

78049-7_s001-816.indb 252 28.08.2007 14:29:23 Uhr


11. Umzugskosten: Was gibt das Finanzamt dazu? 253

ab. Niemanden interessiert übrigens, ob und wie viel Deine Tochter in diesen
restlichen neun Monaten das Telefon mit Beschlag belegt.

»Telefon ist Telefon«,

375 sagst Du Dir zu Recht. Was für mein Telefon zu Hause oder mein Handy gilt, 375
muss umso mehr für mein teures Autotelefon gelten. Schließlich hast Du es Dir
ja nur zugelegt, weil Du so viel für Deine Firma unterwegs bist und als wichtiger
Mitarbeiter ständig erreichbar sein musst. Du beziehst natürlich alle Kosten mit
in Deinen Einzelnachweis ein. Vergiss die Abschreibung nicht! Liegt der Kauf-
preis für Dein Autotelefon unter 488 €, ist eine Vollabsetzung im ersten Jahr
gerechtfertigt. Liegt der Preis höher, musst Du Dich mit jährlich 20 % (Nut-
zungsdauer fünf Jahre) begnügen (BFH v. 14. 10. 1993 – BStBl 1993 I S. 908).
Dasselbe gilt natürlich für Dein Handy.

11. Umzugskosten: Was gibt das Finanzamt dazu?


376 Oft fallen aus beruflichen Gründen Umzugskosten an, die das Finanzamt aber 376
bei weitem nicht jedem anerkennt. Auf den Ämtern spukt oft genug noch der
alte Begriff von der »Notwendigkeit der Werbungskosten« herum. Damit hast
Du nichts zu schaffen! Du musst Dich aber fragen lassen, ob der Umzug privat
mitveranlasst war. Ist das der Fall, musst Du mit Schwierigkeiten rechnen.
Was Du allerdings im Interesse Deines Berufs tust, kannst Du selbst entschei-
den. Dienen die Kosten der Sicherung oder dem Erwerb beruflicher Einkünfte,
sind sie abzugsfähig. Die Sache ist ganz klar, wenn
● man Dir gekündigt hat oder Du selbst gekündigt hast oder der Betrieb ge-
schlossen wurde und Du an einem anderen Ort neue Arbeit gefunden hast,
● Du nach Deiner Pensionierung aus einer Dienst- oder Werkswohnung aus-
ziehen musst,
● der Betrieb an einen anderen Ort verlegt wurde,
● sich durch den Umzug die Fahrzeit zum Betrieb um eine Stunde verkürzt
(BFH v. 23. 3. 2001 – BStBl 2001 II S. 585, BFH – BStBl 1987 II S. 81). Wenn
Du in Zusammenhang mit Deiner Heirat mit Deiner besseren Hälfte in eine
gemeinsame Wohnung ziehst und sich daraus eine Fahrzeitersparnis von
einer Stunde gibt, kannst Du die Umzugskosten ebenfalls als Werbungskos-
ten absetzen.

78049-7_s001-816.indb 253 28.08.2007 14:29:24 Uhr


254 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

● Du in der Hierarchie aufgestiegen bist und sich dadurch Deine Lebensstel-


lung wesentlich verändert hat (BFH – BStBl 1975 II S. 327),
● Du auf Veranlassung Deines Arbeitgebers umziehst, damit Du schneller ein-
satzbereit bist (BFH v. 28. 4. 1988 – BStBl 1988 II S. 777),
● Du nach dem Umzug Deinen Arbeitsplatz z. B. in zehn Minuten zu Fuß errei-
chen kannst und deswegen nicht mehr auf ein Verkehrsmittel angewiesen bist
(FG Baden-Württemberg v. 6. 4. 1990 – EFG 1990 S. 627),
● Du am Ende einer doppelten Haushaltsführung umziehst und damit gleich-
zeitig eine neue doppelte Haushaltsführung begründest (H 43 LStR »Um-
zugskosten«).

377 Ein restriktives Urteil aus Köln: Bei Versetzung auf eigenen Wunsch aus priva- 377
ten Gründen, also ohne eine berufliche Verbesserung, gibt es keinen Abzug der
Umzugskosten (FG Köln v. 19. 4. 1988 – EFG 1988 S. 467)! Großzügiger sind die
Richter in der anderen Rheinmetropole, die haben nämlich geurteilt: Um-
zugskosten sind selbst dann beruflich veranlasst und damit abzugsfähig, wenn
Du Dich z. B. als Beamter auf eigenen Wunsch versetzen lässt (FG Düsseldorf v.
26. 11. 1987 – EFG 1988 S. 114). Auch wenn Du Dich von Deinem Ehegespons
trennst und Dich zu Deinem weitentfernten Arbeitsort verkrümelst, können
Deine Umzugskosten als Werbungskosten anerkannt werden. Dass Du Dich
gleichzeitig aus Deiner Beziehungskiste verabschiedest, schlägt nicht als priva-
ter Grund durch (FG Rheinland-Pfalz v. 23. 9. 1997 – 2 K 1033/97).
Die eigentlichen Gründe für einen Umzug sind meistens vielschichtig und dem
Einzelnen oft gar nicht so richtig bewusst. So lernte ein junger Bankangestellter
aus Dortmund ein Mädchen aus München kennen und erfuhr bei Besuchen in
München, dass die dortige Filiale der Großbank wesentlich höhere Gehälter
zahlt als diejenige in Dortmund. Auch gab es bessere Aufstiegsmöglichkeiten.
Also nichts wie hin nach München und sofort geheiratet. Die Umzugskosten
muss das Finanzamt als beruflich veranlasst anerkennen, auch wenn private
Gründe den Arbeitsplatzwechsel mitveranlasst haben (FG Rheinl.-Pf. v.
29. 8. 1986 – EFG 1989 S. 18).

378 Noch etwas: Das FG des Saarlands erkannte auch Umzugskosten anlässlich der 378
Beendigung eines Arbeitsverhältnisses an. Der Steuerzahler hatte am neuen
Wohnort keine neue Tätigkeit aufgenommen (Urt. v. 25. 2. 1987 – EFG 1987
S. 347). Deutlich kleinlicher zeigte sich dagegen der BFH; der stellte nämlich die
gewagte These auf, ein Rückumzug sei nicht ausreichend beruflich veranlasst,
wenn er im Zusammenhang mit dem Ausscheiden des Steuerzahlers aus dem
aktiven Berufsleben steht (BFH-Urteil v. 22. 7. 1999 – BFH/NV 2000 S. 37).

379 Wenn Du einen befristeten Arbeitsvertrag abgeschlossen hast und in die Nähe 379
Deiner Arbeitsstelle gezogen bist, kannst Du Deine Kosten für den Rückumzug
nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses absetzen.

78049-7_s001-816.indb 254 28.08.2007 14:29:24 Uhr


11. Umzugskosten: Was gibt das Finanzamt dazu? 255

380 Wenn Du in dem Ort, an den Dich Deine Firma versetzen will, eine Wohnung 380
gesucht, vielleicht schon gemietet hast und Dein Brötchengeber dann Deine
Versetzung plötzlich abbläst, mach »vergebliche Umzugskosten« geltend und
hilf dem Finanzamt im Zweifel mit dem BFH-Urteil vom 24. 5. 2000 – BStBl
2000 II S. 584 auf die Sprünge.

381 Wenn Du wegen einer täglichen Fahrzeitersparnis von einer Stunde umziehst, 381
sind diese Kosten beruflich bedingt und abzugsfähig – selbst wenn Du dabei von
einer Miet- in eine Eigentumswohnung umziehst. Ist nach den Gesamtumständen
anzunehmen, dass Du in dieselbe oder eine ähnliche Wohnung auch dann einge-
zogen wärst, wenn Du sie nicht als Eigentum erworben hättest, ist das ein Anzei-
chen für die berufliche Veranlassung des Umzugs (BFH – BStBl 1987 II S. 81).

Ungemach droht Ehepaaren beim Umzug in das neugebaute Eigenheim. Wart


Ihr beide in der Nähe Eures bisherigen Wohnorts berufstätig, nutzt es auch
nichts, wenn einer von Euch nach dem Umzug am neuen Wohnort einen Job
annimmt. Nach Meinung der BFH-Richter schlägt hier der private Anlass – der
Bau des Hauses – durch, und die Umzugskosten sind nicht abziehbar (BFH v.
21. 2. 2006 – BFH/NV 2006 S. 1273).

zur Fahrzeitersparnis

382 Sei nicht zu pingelig beim Berechnen Deiner Fahrzeitersparnis, denn unter 382
einer Stunde machen Dir die Fiskalritter Schwierigkeiten beim Anerkennen
Deiner Umzugskosten. Führe vielleicht ins Feld, dass Du ein besonders vorsich-
tiger Fahrer bist. Und dass Du übliche Fahrzeiten durch Stau und zähfließenden
Verkehr so nicht einhalten kannst. Eine Fahrzeitverkürzung von nur 20 bis 30
Minuten genügt auch dann nicht, wenn Du Dir in Deiner neuen Wohnung erst-
mals das dringend benötigte Arbeitszimmer einrichten konntest (BFH-Urteil v.
16. 10. 1992 – BStBl 1993 II S. 610). Die erforderliche Stunde kannst Du Dir lei-
der auch nicht dadurch zusammenrechnen, dass Du und Deine bessere Hälfte
jeweils eine halbe Stunde einspart (BFH v. 27. 7. 95 – BStBl 1995 S. 728).
Zum Glück ist der BFH hier konsequent! Fahrzeitveränderungen bei Ehepart-
nern werden nicht zusammengerechnet, das gilt aber genauso für das Saldieren
der Veränderungen, wenn also zwar für einen Partner mindestens eine Stunde
weniger Fahrzeit herausspringt, der andere aber sogar einen längeren Weg zur

78049-7_s001-816.indb 255 28.08.2007 14:29:25 Uhr


256 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Arbeit hat. Ihr seid also schlau und setzt die Umzugskosten bei dem von Euch
beiden an, bei dem der Arbeitsweg kürzer wird (BFH v. 21. 2. 2006 – BStBl II
2006 S. 598). Wer von den beiden Ehepartnern letztlich die Umzugskosten von
seinem Konto bezahlt hat, spielt keine Rolle. Der Ehepartner mit der Fahrzeit-
ersparnis von mindestens einer Stunde kann sie bei sich auch dann als Wer-
bungskosten absetzen, wenn sie von der besseren Hälfte gezahlt wurden. Lass
Dich in so einem Fall vom Finanzamt nicht mit angeblichem Drittaufwand ab-
wimmeln (BFH v. 23. 5. 2006 – BFH/NV 2006 S. 1650).

383 Eine Stunde Fahrzeitersparnis ist zwar ganz schön, aber nicht der Weisheit letz- 383
ter Schluss. Gute Argumente hatte z. B. ein Pärchen, bei dem sie nach einer be-
ruflichen Pause in ihren alten Beruf zurückstrebte. Die beiden haben ihre Um-
zugskosten durchgeboxt, obwohl sich die tägliche Fahrzeit für ihn verlängert
und sich ihre Fahrzeit nicht um eine ganze Stunde verkürzt hat. Die beiden
haben argumentiert, dass sie durch den Umzug jederzeit für die Bereitschafts-
dienste zur Verfügung steht und der Umzug damit zu einer allgemeinen Verbes-
serung der Arbeitsbedingungen führt. Sie hatten mit diesen Argumenten zu-
mindest die Finanzrichter im »Ländle« auf ihrer Seite (FG Baden-Württemberg
v. 2. 4. 2004, EFG 2004 S. 1204).

384 Was sind alles abzugsfähige Umzugskosten? Beförderungskosten durch den 384
Spediteur; Miete für Leih-Lkw; Lohn für Umzugshelfer (dazu gehört auch das
Abendessen mit Freunden, die Dir unentgeltlich geholfen haben); Reisekosten,
die im Zusammenhang mit Wohnungsbesichtigungen und dem Umzug angefal-
len sind (Fahrtkosten mit je 0,30 € je km, Verpflegungsmehraufwendungen,
Übernachtungs- und Nebenkosten, vgl. E Rz 176); die Übernachtungskosten
von Dir und Deiner Familie in einem Hotel, falls die neue Wohnung noch nicht
eingeräumt war; doppelte Mietzahlungen bis zum Ablauf der Kündigungsfrist;
Maklergebühren; Aufwendungen für Nachhilfeunterricht für die Kinder (Rz
397) und sonstige Umzugskosten.

385 Wenn auf etwas Verlass ist, dann darauf, dass bei den Steuern auf nichts Verlass 385
ist. Da haben doch die Richter beim BFH zunächst zugunsten aller aus beruf-
lichen Gründen in ein eigenes Haus umgezogenen Steuerzahler entschieden,
dass zumindest der Anteil der Maklerkosten als Umzugskosten abzugsfähig ist,
der auch bei der Vermittlung einer Mietwohnung angefallen wäre (BFH v.
15. 11. 1991 – BStBl 1992 S. 492). Aber dann beschlossen besagte Richter, sich
wie Konrad Adenauer nicht an ihr Geschwätz von gestern zu erinnern. Plötzlich
ist ihnen doch eingefallen, die Maklerkosten seien Anschaffungskosten für das
Haus und gehörten schon deshalb nicht in Deine Umzugskostenaufstellung
(BFH v. 24. 8. 1995 – BStBl 1995 II S. 895). Damit nicht genug: Kosten für den
umzugsbedingten Verkauf Deines Hauses – für Makler, Finanzierung etc. – sol-
len ebenso wie ein eventueller Wertverlust keine Umzugskosten sein (BFH v.
24. 5. 2000 – BStBl 2000 II S. 476).

78049-7_s001-816.indb 256 28.08.2007 14:29:25 Uhr


11. Umzugskosten: Was gibt das Finanzamt dazu? 257

386 Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Du an Deinem neuen Wohnort zunächst 386
nicht in Deine endgültige Wohnung einziehen kannst und deshalb erst einmal
ein behelfsmäßiges Quartier beziehst und Deine Möbel einlagerst. Mit dem
Bezug Deines Notquartiers hast Du steuerlich Dein Umzugspulver verschos-
sen. Weder die Kosten für das Einlagern Deiner Möbel noch für den endgül-
tigen Umzug werden vom Fiskus anerkannt (BFH v. 21. 9. 2000 – BStBl 2001 II
S. 70).

387 Für die sonstigen Umzugskosten kannst Du wählen, ob Du sie einzeln nachweist 387
oder Pauschbeträge ansetzt. Zu den sonstigen Umzugskosten gehören kleinere
Ausgaben, z. B. für Inserate, Telefonate und öffentliche Gebühren, aber auch
Ausgaben für Schönheitsreparaturen in der neuen und der alten Wohnung,
wenn sie laut Mietvertrag fällig waren; Trinkgelder für das Umzugspersonal;
Kosten für Abbau, Anschluss, Abnahme und Befestigungen von Öfen, Herden
und anderen Heizgeräten; Ausgaben für die Erweiterung, Änderung von Elek-
tro-, Gas- oder Wasserleitungen, um vorhandene Geräte weiterbenutzen zu
können; Ausgaben für das Abnehmen, Ändern und Anbringen von Vorhängen,
Vorhangstangen, Rollos usw. Setze also alles an: die Nägel für die Bilder, den
dafür benötigten Hammer, Schulbücher für die Kinder, das Taxi zum Bahnhof,
Installations- und Ummeldekosten, Umbaukosten für eine neue Antenne, Lack
und Pinsel, mit denen Du die Schrammen an Deinen Möbeln vertuschst. Die
Neuanschaffung von Möbeln, Lampen, Gardinen und anderen Einrichtungsge-
genständen kannst Du leider nicht absetzen, so jedenfalls der BFH am
17. 12. 2002 – BStBl II 2003 S. 314. Geht Dir allerdings beim Umzug ein Teil
Deines Hausrats verloren oder wird er zerstört, kannst Du trotzdem versuchen,
seinen Wert als Werbungskosten abzusetzen (FG Düsseldorf v. 5. 4. 1978, EFG
1978 S. 539).

388 Die Anschaffung von »Sonderbekleidung« wird Dir steuerlich nicht anerkannt, 388
auch wenn sie wegen des mit dem Umzug verbundenen Klimawechsels erfor-
derlich ist (H 41 LStH »Höhe der Umzugskosten«). Siehe aber Rz 289.

389 Da man die dicken Ausgabenbrocken für die Neuanschaffungen von Möbeln, 389
Vorhängen und Elektrogeräten nicht anerkennt, kannst Du Dir die Mühe mit
dem Nachweis Deiner sonstigen Umzugsauslagen sparen. Stattdessen greifst
Du auf die gar nicht so mickrigen Pauschbeträge zurück.
Berufe Dich auf das Bundesumzugskostengesetz und auf R 41 LStR. Es gelten
die Pauschbeträge, die Du aus der folgenden Tabelle ablesen kannst.

390 Pauschbeträge für sonstige Umzugsauslagen bei Umzügen ab 1. 8. 2004 390

€ €
Verheiratete – 1 121
Ledige 561 –

78049-7_s001-816.indb 257 28.08.2007 14:29:25 Uhr


258 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Einen Zuschlag von 247 € zu den o. g. Beträgen erhältst Du für jede Person, die
in Deinem Haushalt mit Dir zusammenwohnt, z. B. Eltern, Kinder, Großeltern
oder andere Verwandte.

391 Die höhere Pauschale für Verheiratete steht Dir auch als Alleinstehendem zu, 391
wenn Du verwitwet oder geschieden bist. Auch wenn Du als Lediger aus ge-
sundheitlichen Gründen auf ständige Betreuung angewiesen bist und deshalb
jemand in Deiner Wohnung lebt oder wenn in Deiner Wohnung nahe Ver-
wandte leben, die Du auf Deine Kosten unterhältst, wirst Du bei einem Umzug
den Verheirateten gleichgestellt.

Kassiere als Berufsanfänger die volle Pauschale!

392 Wenn Du Dich z. B. als Azubi oder nach dem Ende Deiner Ausbildung von zu 392
Hause abnabelst und in eine eigene Wohnung ziehst, heißt es für Dich: Vorsicht,
Falle!
Führst Du für Deinen Umzug berufliche Gründe ins Feld, werden Dir zwar
Werbungskosten anerkannt, aber bei der Pauschale für sonstige Umzugsausla-
gen zeigt sich der Fiskus einmal mehr von seiner geizigen Seite. Hattest Du
nämlich vor Deinem Umzug keine eigene Wohnung, streicht man Dir die Pau-
schale rigoros auf 20 % zusammen, wenn Du ledig bist, und auf 30 %, wenn Du
verheiratet bist. Dieser Kürzung entgehst Du, wenn Du behaupten kannst: »Ich
habe zwar bisher im Haus meiner Eltern gewohnt, aber dort hatte ich eine ei-
gene abgeschlossene Wohnung. Sie war mit eigenen Möbeln ausgestattet, und
ich habe schon seit langem selbständig gewirtschaftet.« Das Ganze lässt Du Dir
von Deinen Eltern schriftlich bestätigen, und schon kommst Du zu einem Beleg,
den der kritische Fiskalknecht in seinen Akten abheften kann.

Gönne Dir ein Zusatzgeschäft mit der Pauschale für


sonstige Umzugsauslagen!

393 Bist Du innerhalb der letzten fünf Jahre bereits einmal beruflich bedingt umge- 393
zogen, solltest Du jetzt einen Zuschlag von pauschal 50 % der Pauschvergütung
ansetzen. Bei einem 4-Personen-Haushalt sind das ab 1. 8. 2004 immerhin 808 €.
Bei einem Steuersatz von angenommen nur 30 % honoriert Dir das Finanzamt

78049-7_s001-816.indb 258 28.08.2007 14:29:25 Uhr


11. Umzugskosten: Was gibt das Finanzamt dazu? 259

die Zusatzarbeit mit 242 €. Wetten, dass Du in Deiner Firma für das gleiche
Geld wesentlich länger arbeiten musst?
Einem kritischen Finanzbeamten hältst Du dazu § 10 Abs. 6 Bundesumzugskos-
tengesetz unter die Nase, der diesen sog. Häufigkeitszuschlag eindeutig regelt.
Einen Strich durch diese Rechnung kann Dir der Fiskus allenfalls machen,
wenn Du zunächst jahrelang zu Deiner Arbeitsstelle gefahren und erst umgezo-
gen bist, nachdem Du von der ewigen Fahrerei und den damit verbundenen
Kosten Die Nase voll hattest (Hessisches FG v. 19. 8. 1997 – 11 K 4490/96). Ziehst
Du dagegen unmittelbar im Zusammenhang mit dem Wechsel Deines Arbeits-
platzes um, steht dieses kleinliche Urteil der Anerkennung des Häufigkeitszu-
schlags nicht im Weg.

394 Wenn die Kinder am neuen Wohnort wegen des Schulwechsels nicht richtig mit- 394
kommen und Nachhilfeunterricht brauchen, pack die Aufwendungen dafür in
die Umzugskosten!
Du kannst bei Umzügen ab 1. 8. 2004 die Kosten für Nachhilfeunterricht bis zu
folgenden Beträgen absetzen. Und zwar die ersten 50 % in voller Höhe und
vom übersteigenden Betrag 75 % (Quelle: § 9 BUKG und R 41 LStR):
als Werbungskosten
Ausgangsbetrag abzugsfähig
1 409 € 1 233 €

395 Leider gehören Instandsetzungskosten in der alten Wohnung nicht zu den ab- 395
zugsfähigen Werbungskosten, wenn sie ohnehin fällig waren. Das FG Rhein-
land-Pfalz hat ihren Abzug in seinem Urteil v. 6. 9. 1972 (EFG 1973 S. 110) abge-
lehnt.

396 Wenn Du Deine Arbeitnehmertätigkeit einmal aufgeben solltest, um an einem 396


anderen Ort eine gleichartige selbständige Tätigkeit aufzunehmen, sind die
Kosten der Verlegung Deiner Familienwohnung an den anderen Ort (Um-
zugskosten) in der Regel steuerlich abzugsfähige Betriebsausgaben (BFH v.
1. 3. 1972 – BStBl 1972 II S. 458).

397 Schon eine alte Bauernregel sagt: Dreimal umgezogen ist wie einmal abge- 397
brannt. Damit Du nicht etwa einige Möglichkeiten übersiehst, um Dir vom Fi-
nanzamt wenigstens einige Brandlöcher in Deinem Portemonnaie stopfen zu
lassen, geben Dir die folgenden Übersichten eine Hilfe.
Vergiss nicht, auch Deine Fahrtkosten mit anzusetzen. Sobald Du Dich ins Auto
setzt, um z. B. bei der Gemeinde den Personalausweis ändern zu lassen, oder zur

78049-7_s001-816.indb 259 28.08.2007 14:29:26 Uhr


260 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Zeitung fährst, um ein Inserat für eine Wohnung aufzugeben und die Angebote
abzuholen, kannst Du dem Finanzamt 0,30 € je km auf die Rechnung setzen!

Betrag
Berechnung der Umzugskosten €
1. Beförderungsauslagen
1.1 Beförderungsauslagen (Spediteur, Leih-Lkw, Entgelt für
Umzugshelfer) Transportversicher. (lt. Versicherungsschein)
2. Reisekosten
2.1 Besichtigungsreisen zum Suchen einer Wohnung €
2.2 Fahrtkosten für die Reisen zur Vorbereitung und Durchführung des Umzuges €
2.3 Umzugsreise €

3. Doppelte Mietzahlungen für Deine alte Wohnung ohne Beschränkung


bis zum Ablauf der Kündigungsfrist (BFH v. 1. 12. 1993 – BStBl 1994 II S. 323)
4. Maklergebühren für Mietwohnungen
5. Auslagen für zusätzlichen Unterricht (vgl. E Rz 394)
6. Pauschvergütung für sonstige Umzugsauslagen (vgl. E Rz 390)
7. oder nachgewiesene sonst. Umzugsauslagen (lt. E Rz 376)
8. Häufigkeitszuschlag zur Pauschvergütung 50%
von Nr. 6 (bei erneutem Umzug innerhalb von 5 Jahren)

Beleg Betrag
Art der sonstigen Umzugsauslagen Nr. €
1. Außertarifliche Zuwendungen an das Umzugspersonal
Trinkgelder €
andere Zuwendungen €
insgesamt €

2. Auslagen für Abbau, Anschließen, Abnehmen und Anbringen


a) von Herd(en)
Öfen
anderen Heizgeräten
b) von folgenden in der bisherigen Wohnung verwendeten hauswirt-
schaftlichen Geräten: Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler,
Kühlschrank, Gefrierschrank, -truhe, Abzugshaube usw.
c) von Beleuchtungskörpern und anderen Einrichtungsgegenständen
3. Auslagen für das Ändern und Erweitern von Elektro-, Gas- und
Wasserleitungen
4. Die Auslagen waren notwendig, um schon in der bisherigen Wohnung
benutzte Geräte in der neuen Wohnung anschließen zu können
5. Auslagen für das Ändern von folgenden in der bisherigen Wohnung
verwendeten elektrischen Geräten, weil das Leitungsnetz in der neuen
Wohnung eine andere Spannung oder Stromart hat
6. Auslagen für das Umbauen von Gasgeräten
7. Auslagen für das Anbringen von Anschlüssen an folgenden elektrischen
Geräten einschl. der hierfür notwendigen Stecker und Verbindungs-
schnüre, um die in der bisherigen Wohnung benutzten Gegenstände
verwenden zu können

78049-7_s001-816.indb 260 28.08.2007 14:29:26 Uhr


11. Umzugskosten: Was gibt das Finanzamt dazu? 261

Beleg Betrag
Art der sonstigen Umzugsauslagen Nr. €
8. Auslagen für den Einbau eines Wasserenthärters für
Geschirrspülmaschinen
9. Auslagen für das Umschreiben von Personalausweisen und Personen-
kraftfahrzeug(en)
a) für Personalausweis
b) für Pkw/Wohnwagenanhänger
c) Anschaffen und Anbringen von amtlichen Kennzeichen an Pkw/Wohn-
wagenanhänger
10. Auslagen für den Erwerb eines zusätzlichen ausländischen Führerscheins
für Pkw bei Tätigkeiten im Grenzverkehr
11. Auslagen wegen Schulwechsels der Kinder
a) Schulbücher
b) Umschulungsgebühren
12. Auslagen für Anzeigen und amtliche Gebühren zum Zwecke der
Wohnungsbeschaffung
a) Anzeigen
b) Gebühren
c) amtliche Gebühren

für doppelte Mietzahlungen

398 Doppelte Mietzahlungen, die Dir dadurch entstehen, dass Du für eine gewisse 398
Zeit sowohl für Deine neue als auch für Deine alte Wohnung Miete zahlen
musst, sind abzugsfähige Umzugskosten. Miete für Deine leer stehende alte
Wohnung kannst Du bis zu sechs Monate als Umzugskosten deklarieren
(§ 8Abs. 1 BUKG). Aber auch die Miete für die neue Wohnung packst Du in die
Umzugskosten, wenn Du sie schon vor dem Umzug angemietet hast. Diese
Miete kannst Du allerdings nur bis zu drei Monate lang als Umzugskosten beim
Finanzamt abrechnen (§ 8 Abs. 2 BUKG; FG Hamburg v. 4. 10. 1999 – II
237/99).
Auch wenn Du bei Deinem Umzug eine Eigentumswohnung zurücklässt, kannst
Du fiktiv doppelte Mietzahlungen absetzen. Wenn Dir Dein Finanzamt hier mit
der Maximalfrist von sechs Monaten lt. Bundesumzugskostengesetz kommt,
lässt Du Dich davon nicht beeindrucken. Mache ihm klar, dass Du Dich redlich
bemüht hast, die Eigentumswohnung abzustoßen, zu einem vertretbaren Preis
aber keinen Käufer gefunden hast. Schützenhilfe bekommst Du durch das Ur-
teil des FG Rheinland-Pfalz vom 16. 4. 1996 (EFG 1996 S. 975), nach dem Du
nicht an die beamtenrechtliche Frist von sechs Monaten gebunden bist.

78049-7_s001-816.indb 261 28.08.2007 14:29:27 Uhr


262 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Schlage Profit aus Deinen Pleiten


bei der Wohnungssuche!

399 Gehörst Du zu denen, die jeden Tag 80 oder 90 km zur Arbeit fahren müssen? 399
Für eine gewisse Zeit geht das ja vielleicht noch. Auf die Dauer nerven Dich die
lange Fahrerei und die damit verlorene Zeit aber doch ganz schön. Also siehst
Du Dich nach einer Wohnung oder einem Eigenheim in der Nähe Deines Ar-
beitsplatzes um.
Ich hoffe stark, dass Du dem Finanzamt die Kosten für Deine erfolglose Woh-
nungssuche auf die Rechnung setzt. Jedesmal wenn Du ein Wohnungsangebot
prüfst, aber nicht für gut befindest, sind für Dich nämlich Werbungskosten an-
gefallen. Da läppert sich ganz schön was zusammen, z. B.:

Telefon, Portokosten, Papier, Briefumschläge 5€


1 Flasche Wein für den potenziellen Vermieter A. + 10 €
1 Blumenstrauß oder 1 Schachtel Pralinen, um die
potenzielle Vermieterin B. günstig zu stimmen + 15 €
Fahrtkosten zur Wohnungsbesichtigung
z. B. 2  70 km  0,30 € + 42 €
Verpflegungspauschale, wenn es länger als 6 Stunden gedauert hat + 6€
Kosten für die Prüfung eines Wohnungsangebotes ca. 78 €

Übers Jahr gesehen kommst Du so locker auf 300 bis 500 € an Werbungskosten
für vergebliche Wohnungssuche. Damit der Fiskalritter ein paar Zettelchen zum
Abhaken hat, sammle fleißig die von Dir näher geprüften Inserate und lege ein
paar schriftliche Absagen – von Dir und/oder Vermietern – bei.
Wichtig ist nur, dass sich für Dich eine tägliche Fahrzeitersparnis von mindes-
tens einer Stunde ergeben hätte, wenn es mit der Wohnung geklappt hätte (FG
Düsseldorf – EFG 1994 S. 652).

für Auslandsumzüge

400 Haarig kann es für Dich werden, wenn Du ins Ausland umgezogen bist. Die 400
Fiskalritter sind auf einen neuen Dreh verfallen, um Dir die rechtmäßig zuste-
hende Steuerermäßigung für Umzugskosten streitig zu machen. Trotz Ab-

78049-7_s001-816.indb 262 28.08.2007 14:29:27 Uhr


11. Umzugskosten: Was gibt das Finanzamt dazu? 263

schnittsbesteuerung, nach der es auf die Verhältnisse im jeweiligen Jahr an-


kommt, argumentieren sie, die Umzugskosten hingen mit Deinen künftigen
steuerfreien Auslandseinkünften zusammen, und verweigern Dir unter Hinweis
auf § 3 c EStG den Abzug als Werbungskosten oder Betriebsausgaben. Auch das
Argument, Dein Auslandsaufenthalt fördere Deine spätere Karriere im Inland
und ermögliche Dir Beförderungen und höhre Einkünfte, wenn Du aus dem
Ausland zurückgekehrt bist, wollen Sie nicht gelten lassen. Der unmittelbare
Zusammenhang der Umzugskosten und des anstehenden Auslandsaufenthalts
gehe dem allenfalls mittelbaren und zudem vagen Zusammenhang mit späteren
Einkünften im Inland vor (BFH v. 20. 9. 2006 – I R 59/05).

Wenn Du somit Deine Umzugskosten auch nicht direkt absetzen kannst, muss
das Finanzamt sie doch bei der Berechnung des Steuersatzes (Progressionsvor-
behalt) für Deine restlichen steuerpflichtigen inländischen Einkünfte abziehen.
Mit diesem negativen Progressionsvorbehalt holst Du zumindest ein wenig
Steurermäßigung heraus. Besonders vorteilhaft fällt die ganze Sache für Dich
aus, wenn Du zum Ende des Jahres umgezogen bist und somit Deine Um-
zugskosten nicht teilweise schon durch im Ausland erzielte steuerfreie Ein-
künfte aufgezehrt werden.

Angenommen, Du übernimmst zum 1. 1. 2008 für mehrere Jahre eine leitende


Position in der amerikanischen Filiale Deiner Firma. 2007 hast Du ein Gehalt
von 120 000 € bezogen. Der Umzug im Dezember hat Dich rund 20 000 € gekos-
tet. Ohne Umzugskosten liegt Deine Einkommensteuer bei ca. 32 158 €. Durch
den Abzug der Umzugskosten bei der Steuersatzberechnung für 2007 ergibt
sich ein deutlich geringerer Progressionssteuersatz für Deine Einkünfte. Die
Ersparnis an Einkommensteuer allein daraus beträgt ca. 3 061 €; inkl. Kirchen-
steuer und Solidaritätszuschlag sparst Du sogar mehr als 3 500 €.

Ziehst Du im obigen Beispiel erst im Januar 2008 um, verpufft die Steuererspar-
nis, weil Du 2008 nur steuerfreie Auslandseinkünfte hast und in Deutschland
keine Steuern zahlst. Damit kannst Du auch nicht von den Segnungen des nega-
tiven Progressionsvorbehalts profitieren. Du wirst Dich also geschickt verhal-
ten und unter Ausnutzung des Zufluss-/Abflussprinzips (§ 11 EStG) Deine Um-
zugskosten nach Möglichkeit in das Jahr 2007 vorverlagern. Für den größten
Brocken Deiner Aufwendungen ist das relativ einfach. Du wirst für die Trans-
port- und Speditionskosten Vorkasse leisten und die Rechnung des beauftrag-
ten Unternehmens schon Ende Dezember 2007 bezahlen oder zumindest einen
saftigen Abschlag überweisen.

78049-7_s001-816.indb 263 28.08.2007 14:29:27 Uhr


264 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

12. Doppelte Haushaltsführung und was alles


an Mehrausgaben dazugehört
401 Steuerlich abzugsfähige Kosten für eine doppelte Haushaltsführung hast Du 401
immer dann, wenn Du aus beruflichen Gründen neben Deiner eigentlichen
Wohnung eine Zweitwohnung in der Nähe Deiner Arbeitsstelle unterhältst. Die
Kosten für diesen beruflich bedingten Zweithaushalt kannst Du ohne zeitliche
Einschränkungen absetzen. Allerdings achtet der Fiskus peinlich genau darauf,
dass Du tatsächlich zwei Haushalte Dein Eigen nennst.

402 Der Pferdefuß ist, dass Du als Alleinstehender ohne eigenen Hausstand in die 402
Röhre schaust, wenn Du z. B. als Auszubildender, Berufs- oder Zeitsoldat, aber
auch als fertig ausgebildeter junger Arbeitnehmer noch bei Deinen Eltern
wohnst. Du bist nämlich von Anfang an von der Möglichkeit abgeschnitten,
Deine Miete und Verpflegungsmehraufwendungen von der Steuer abzusetzen.
Besonders hart trifft das natürlich all diejenigen, die während der Ausbildung,
wenn das Geld ohnehin knapp ist, am Arbeitsort ein Zimmer oder eine Woh-
nung anmieten müssen.

Deklariere Heimfahrten als Fahrten zwischen


Wohnung und Arbeitsstätte!

403 Zumindest bei Deinen Fahrtkosten kannst Du den Schaden in Grenzen halten. 403
Wohnung ist nun einmal Wohnung. Wenn Du also als Lediger ohne eigenen
Hausstand nach Hause zu Deinen Eltern fährst, sind das keine privaten Be-
suchsfahrten, sondern Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte. Dazu ge-
nügt es, wenn Du dem Finanzamt klar machst, dass der »Mittelpunkt Deiner
Lebensinteressen« – was für ein schreckliches Amtsdeutsch – im Wohnort Dei-
ner Eltern liegt. Wenn das ein Fiskalritter anzweifelt, wirst Du ihm blumig schil-
dern, dass Deine Freundin dort wohnt, Du im örtlichen Sport- und Schützen-
verein stark engagiert bist und Deine Eltern sowie Deine sämtlichen anderen
Verwandten, Freunde und Bekannten dort leben.
Für jede Fahrt in Deinen Heimatort setzt Du die Entfernungspauschale von
0,30 € je Entfernungskilometer ab. Allerdings musst Du nun die Kröte schlu-
cken, dass dabei nicht die volle Strecke angesetzt wird, weil von der Entfernung
seit 2007 die ersten 20 Kilometer gekappt werden. Zum Ausgleich für diesen
unverschämten Griff in Deine Geldbörse und damit Du nicht allzu sehr darun-
ter leiden musst, dass Dir die Miete steuerlich durch die Lappen geht, wirst Du
natürlich nicht nur die Fahrt am Wochenende ansetzen, sondern selbstverständ-
lich auch die zusätzlichen Fahrten unter der Woche. Ob es Dich zwischendurch

78049-7_s001-816.indb 264 28.08.2007 14:29:28 Uhr


12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 265

vor Sehnsucht zu Deinem Schatz zieht, Du an einem wichtigen Meisterschafts-


spiel Deiner Sportmannschaft teilnehmen willst oder Tante Ernas Geburtstag
zu feiern ist, spielt dabei keine Rolle. Schließlich machst Du ja keine Familien-
heimfahrten, von denen nur eine pro Woche anerkannt wird, sondern Fahrten
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte.
Und so könnte die Rechnung 2007 für Dich aussehen:
mit ohne
doppelter doppelte
Haushalts- Haushalts-
führung führung

Monatsmiete für Dein Zimmer 12  150 € 1 800 € –


Heimfahrten pro Woche
46 Wochen à 200 km  0,30 € + 2 760 € 2 484 €
Zusätzliche Fahrten 60 Fahrten à
(200 km ./. 20 km) 180 km 0,30 € + 3 240 €
Werbungskosten insgesamt 4 560 € 5 724 €
Wie Du siehst, kannst Du durch die in höherer Zahl absetzbaren Fahrten zwi-
schen Wohnung und Arbeitsplatz den Nachteil, keine doppelte Haushaltsfüh-
rung ansetzen zu können, zumindest teilweise wieder wettmachen.

404 Doppelte Haushaltsführung machst Du geltend, wenn Du an Deinem Wohnort 404


einen eigenen Hausstand und zusätzlich am Beschäftigungsort eine irgendwie
geartete Behausung unterhältst. Dabei spielt es keine Rolle, ob Du verheiratet
bist, in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft oder allein lebst. In Deiner
Wohnung am Wohnort muss nämlich während Deiner Abwesenheit nicht unbe-
dingt hauswirtschaftliches Leben herrschen. Es genügt vollkommen, wenn dort
während Deiner Anwesenheit die Post abgeht (R 43 LStR und BMF-Schreiben
v. 8. 3. 1995 – BStBl 1995 I S. 168).
Bei einem nichtverheirateten Arbeitnehmer wird eine doppelte Haushaltsfüh-
rung demnach anerkannt, wenn die Wohnung am Wohnort ihm selbst gehört
oder von ihm gemietet ist und wenn sie nach seinen persönlichen Bedürfnissen
eingerichtet ist. Doch auch, wenn Du nicht selbst Mieter oder Eigentümer bist,
sondern bei Deinem Lebenspartner wohnst und Dich an den Kosten des Haus-
halts beteiligst, muss Dein Fiskalvertreter die doppelte Haushaltsführung aner-
kennen (BFH v. 12. 9. 2000 – BStBl 2001 II S. 29). Nutzt Du die Wohnung, weil
Dir ein Wohnrecht oder Nießbrauchsrecht daran zusteht, reicht auch das aus.
Die Wohnung muss allerdings Dein Lebensmittelpunkt sein. Es genügt nicht,
wenn Du sie nur selten nutzt, z. B. nur im Urlaub.

405 Bei doppelter Haushaltsführung entstehen dadurch Mehrkosten, dass Du neben 405
Deinem Hausstand am Wohnort eine Unterkunft am Arbeitsort unterhältst,
ferner durch Heimfahrten und höhere Verpflegungskosten.

78049-7_s001-816.indb 265 28.08.2007 14:29:28 Uhr


266 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Diese Mehrkosten sind als Werbungskosten abzugsfähig, weil sie beruflich be-
dingt sind. Liste daher neben den anderen Werbungskosten alle Mehraufwen-
dungen für die doppelte Haushaltsführung wie folgt auf:

1. Ich führe seit . . . . . . einen doppelten Haushalt,


weil . . . . . . . . . . . . . . .
2. Durch die doppelte Haushaltsführung habe ich
die folgenden Mehraufwendungen:
a) Miete am Beschäftigungsort € . . . .
b) Ausgaben für die Einrichtung (Möbel,
Bettwäsche, Herd usw.) € . . . .
c) Licht und Heizung am Beschäftigungsort € . . . .
d) Mehrausgaben für Verpflegung (3 Monate) € . . . .
e) Kosten wöchentlicher Familienheimfahrten € . . . .
f) Sonstige Mehrausgaben (Putzkosten,
Telefongebühren statt Familienheimfahrt) € . . . .
Summe: € . . . .
3. Als Entschädigung für doppelte Haushaltsführung
erhalte ich von meinem
Arbeitgeber . . . . . . monatlich € . . . .
4. Diese Entschädigung unterwirft mein Arbeitgeber
(nicht) dem Steuerabzug vom Arbeitslohn.
Ich versichere, dass ich die Angaben nach bestem Wissen und Gewissen
gemacht habe.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
(Ort und Datum) (Unterschrift des Antragstellers)
Die zu Ziffer 2, 3 und 4 gemachten Angaben werden von mir bestätigt.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
(Ort und Datum) (Unterschrift des Arbeitgebers)

Die zu Ziffer 2 a) bis c) gemachten Angaben musst Du durch Quittungen und


glaubhafte Unterlagen belegen.
Es kommt nicht darauf an, ob Dir ein Umzug an den Arbeitsort oder die täg-
liche Rückkehr an den Wohnort zugemutet werden kann. Das Finanzamt muss
eine doppelte Haushaltsführung auch anerkennen, wenn Du aus persönlichen
Gründen Deine Wohnung nicht aufgibst. Die Heimfahrten zu Deiner Haupt-
wohnung sind grundsätzlich Werbungskosten.

406 Das Finanzamt muss anerkennen: 406


● Die tatsächlichen Fahrtkosten für die erste Fahrt zum Beschäftigungsort und
für die letzte Fahrt vom Beschäftigungsort zum Ort des eigenen Hausstands.
Wird für diese Fahrten ein eigener Pkw benutzt, sind hierfür wie bei Dienst-
reisen 0,30 € je tatsächlich gefahrenen Kilometer anzusetzen.

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12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 267

● Die Fahrtkosten für eine Heimfahrt zur Hauptwohnung wöchentlich (Fami-


lienheimfahrt). Bei Benutzung eines eigenen Pkws ist die Entfernungspau-
schale mit 0,30 € je Entfernungskilometer anzusetzen. Anders als bei der
Entfernungspauschale für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte un-
terbleibt die Kappung der ersten 20 km. Außerdem wird die Entfernungspau-
schale auch dann nicht auf 4 500 € im Jahr begrenzt, wenn Du kein eigenes
oder zur Nutzung überlassenes Auto benutzt. Mit Ausnahme von Flugkosten
kannst Du keine tatsächlichen Aufwendungen für Deine Heimfahrten abset-
zen. Dass gilt neben den Kosten für öffentliche Verkehrsmittel vor allem auch
für Unfallkosten, wenn Du auf einer Familienheimfahrt einen Crash mit Dei-
nem Auto hattest.
● Körperbehinderte, deren Minderung der Erwerbsfähigkeit mindestens 70 %
beträgt, können die tatsächlich entstandenen Fahrtkosten, ersatzweise 0,60 €
je Entfernungskilometer pauschal, ansetzen. Entsprechendes gilt für Körper-
behinderte mit mindestens 50 % und Merkzeichen »G« (erheblich gehbehin-
dert). Die oben beschriebenen Einschränkungen beim Abzug tatsächlicher
Aufwendungen gelten bei entsprechend Körperbehinderten nicht.

407 ● Anstelle der Fahrtkosten für eine Heimfahrt wöchentlich können Telefonge- 407
bühren für Gespräche mit den Angehörigen bis zu einer Dauer von 15 Minu-
ten berücksichtigt werden. Anerkannt werden aber nur die Gebühren nach
dem günstigsten Tarif. Mehr dazu vgl. E Rz 416.

408 ● Die notwendigen Mehraufwendungen für Verpflegung, und zwar für längs- 408
tens drei Monate mit 24 € täglich. Für Reisetage, an denen Du nicht 24 Stun-
den von Deiner Hauptwohnung abwesend warst, werden Dir die Pauschalen
je nach Abwesenheit auf 10 € (mind. 14 Stunden) bzw. 6 € (mind. acht Stun-
den) gekürzt.
Resultiert Deine doppelte Haushaltsführung aus einer vorangegangenen
Dienstreise, wird deren Zeit auf die Dreimonatsfrist für Verpflegungsmehrauf-
wendungen angerechnet.

Beispiel
Du wirst von Deiner Firma für drei Jahre in eine Filiale beordert und sollst an-
schließend wieder einen Job in der Hauptniederlassung übernehmen. Für die
Dauer der Abordnung mietest Du Dir in der Nähe der Filiale ein möbliertes
Zimmer. Die ersten drei Monate deklarierst Du als Dienstreise und rechnest
alle Kosten als Reisekosten ab. Danach gilt die Zweigstelle als Deine regelmä-
ßige Arbeitsstätte. Das hat zur Folge, dass Du ab dem vierten Monat Deine
Kosten nur noch nach den Grundsätzen doppelter Haushaltsführung absetzen
kannst. Da aber die vorangegangenen drei Dienstreisemonate bei Deinen Ver-
pflegungskosten angerechnet werden, kannst Du keine Verpflegungspauscha-
len mehr absetzen.

78049-7_s001-816.indb 267 28.08.2007 14:29:28 Uhr


268 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Stimmt das mit den zwei Wohnorten?

409 Mit einem Arbeitsplatz fern der Heimat sind Wochenendheimfahrten, Mietkos- 409
ten und für die ersten drei Monate Verpflegungspauschalen absetzbar. Das ani-
miert viele Steuerzahler, gegenüber dem Finanzamt zwei Wohnorte zu deklarie-
ren – obwohl die Zelte in der alten Heimat längst abgebrochen wurden. Die
meisten Arbeitnehmer mit Zweithaushalt werden kritisch unter die Lupe ge-
nommen. Sie müssen zunächst einmal nachweisen, dass sie tatsächlich eine
zweite Wohnung unterhalten, und zudem glaubhaft machen, dass alte Verbin-
dungen zu Freunden und Bekannten nicht gekappt sind. Wer Stress mit der
Behörde vermeiden will, schiebt den Austritt aus dem Heimatverein oder dem
Kirchenchor hinaus. Die Beamten achten außerdem darauf, dass die Wohnung
am Hauptwohnort die nötigen Kriterien erfüllt, vgl. E Rz 404.

410 Wie wäre es denn, wenn Du z. B. von Deinen Eltern die kleine Einliegerwoh- 410
nung unter dem Dach oder im Souterrain mietest? Präsentiere dem Finanzamt
Deinen Mietvertrag, und schon kannst Du wunderbar Deinen eigenen Haus-
stand begründen. Damit Deine »Hauptwohnung« bei den Eltern als eigener
Hausstand durchgeht, musst Du nicht unbedingt eine astrein abgeschlossene,
komplett ausgestattete Wohnung haben. Wichtig ist nur, dass Du dort allein
wirtschaftest und nicht mehr die Füße im Hotel Mama unter den Tisch stellst.
Wenn Du Dir also das Bad oder die Küche z. B. mit Deinem Bruder oder Dei-
ner Schwester teilen musst, spricht das noch nicht gegen einen eigenen Haus-
stand. Mach es so wie die Geschwister im BFH-Urteil vom 14. 10. 2004, BStBl II
2005 S. 98. Die haben sich auf dem Hof der Eltern ein älteres Haus geteilt. Der
Bruder wohnte im Obergeschoss auf zwei Zimmern mit Kochnische, die Schwes-
ter im Erdgeschoss, zwei Zimmer mit Küche. Bad und Toilette nutzten die bei-
den gemeinsam. Mit einem astreinen Mietvertrag für das Haus und regelmä-
ßigen Mietzahlungen haben sich die Steuerrichter überzeugen lassen. Dass der
Hausstand keine Wohnung im steuertechnischen Sinn war, hat sie dabei nicht
interessiert.

Es ist ein albern Schaf, das dem Wolf beichtet.


(Australisches Sprichwort)

78049-7_s001-816.indb 268 28.08.2007 14:29:29 Uhr


12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 269

Sorge treu für Deine Eltern und lass sie


bei Dir wohnen!

411 Dein Leben lang hast Du bei Vater und Mutter gewohnt und Dich von ihnen 411
umsorgen lassen. Deshalb ist es höchste Zeit, sich zu revanchieren: Du über-
nimmst die elterliche Wohnung und schließt als neuer Großverdiener der Fami-
lie den Mietvertrag mit dem Hauswirt ab. Selbstverständlich verlangt niemand,
dass Du Deine Altvorderen vor die Tür setzt. Als dankbare(r) Sohn/Tochter
lässt Du sie in Deinem Haushalt leben. Dass sie Dir dafür einen Zuschuss zu
Deinen Miet- und Haushaltskosten zahlen, ist ja wohl selbstverständlich –
schließlich hast Du von Deinem Verdienst früher ja auch ein monatliches Kost-
geld abgedrückt.
Jetzt lebst Du also nicht mehr im Haushalt Deiner Eltern, sondern Deine Eltern
leben in Deinem Haushalt! So kannst Du guten Gewissens sagen: »Ich unter-
halte in einer von mir angemieteten Wohnung einen eigenen Hausstand. Zu
diesem Hausstand gehören außer mir noch zwei Angehörige, die sich lediglich
im Rahmen ihrer Möglichkeiten an den Miet- und Haushaltskosten beteili-
gen.«

Merke: Wenn Dir Deine Eltern zum Geburtstag oder zu Weihnachten großzü-
gig ein paar Scheine als Geschenk zukommen lassen, brauchst Du das natürlich
nicht mit zur Kostenbeteiligung zu zählen.

Besorge Dir mit ein paar Nachweisen


und Überweisungen einen astreinen Hausstand
bei Deinen Eltern!
412 Wenn der obige Trick nicht klappt, weil der Vermieter Deiner Eltern nicht mit- 412
spielt oder Deine Eltern sich querstellen, solltest Du nicht einfach aufgeben.
Wenn Du die folgenden Ratschläge befolgst, hast Du gute Chancen, dass man
auch die Wohnung Deiner Eltern als Deinen Hausstand anerkennt. Hochkarä-
tige Unterstützung bekommst Du für dieses Unterfangen vom anerkannten
Steuerrechtler Professor Popp (Lohnsteuer-Mitteilungen 2004, Anm. 47-04).
1. Du schließt mit Deinen Eltern einen schriftlichen Vertrag, in dem Ihr verein-
bart, dass Du weiterhin das ausdrückliche Recht hast, ohne zeitliche Begren-
zung in der Wohnung Deiner Eltern zu wohnen.

78049-7_s001-816.indb 269 28.08.2007 14:29:29 Uhr


270 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

2. Du beteiligst Dich nachweislich an den Kosten des Haushalts. Als Beitrag zu


Miete, Strom, Heizung und Nebenkosten zahlst Du Deinen Eltern einen fes-
ten monatlichen Betrag. Wenn Du unnötige Scharmützel mit dem Finanzamt
vermeiden willst, zahlst Du nicht in bar, sondern per Banküberweisung.
3. Du beteiligst Dich an der Haushaltsführung. Das bedeutet vor allem, dass
Du Dich regelmäßig für längere Zeit in dieser Wohnung aufhältst, z. B. an
den Wochenenden, im Urlaub, an Feiertagen etc. Damit tust Du Dir gleich
zweimal Gutes: Je mehr Heimfahrten Du absetzt, umso größer ist die Chance,
dass Deine doppelte Haushaltsführung anerkannt wird.
Wie Du siehst, ist das Ganze wirklich nicht besonders kompliziert. Im Normal-
fall müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn es Dir nicht gelingen sollte,
die elterliche Wohnung als Deinen Hausstand durchzubekommen und damit
die Tür für Deine doppelte Haushaltsführung weit aufzustoßen. Bei Einwänden
des Finanzamts kannst Du auch mit der Rechtsprechung des BFH kontern, der
in eine ähnliche Richtung ging. Er hat nämlich einem Steuerzahler eine Woh-
nung, an der seine Eltern ein Nießbrauchsrecht hatten, als eigenen Hausstand
anerkannt (BFH v. 4. 11. 2003 – BStBl II 204 S. 16).

zum Möbelkauf

413 Die Gelegenheit ist günstig, Dir gutes Mobiliar anzuschaffen – für Deine Zweit- 413
wohnung am Beschäftigungsort natürlich, denn schließlich kannst Du ja nicht in
einer leeren Wohnung leben. Unter doppelter Haushaltsführung absetzen
kannst Du alles, was notwendig ist: Möbel, Lampen, Gardinen, Herd, Kühl-
schrank, Bettwäsche, Geschirr, ja sogar das Zweitradio (FG Köln v. 5. 2. 1992 –
EFG 1993 S. 144). Am besten verfährst Du nach dem Motto: klein und fein, aber
nicht protzig. Sonst gerätst Du in die Notwendigkeitsfalle. Das bedeutet: Hast
Du nach der Devise »Man gönnt sich ja sonst nichts« exklusive Designerlam-
pen, Orientteppiche, alte Stiche und eine teure Stereoanlage gekauft, können
Dir nach dem Urteil des FG Köln (EFG 1993 S. 145), auf das sich die Fiskalritter
mit Sicherheit stürzen werden, die Ausgaben gekürzt werden. In dasselbe Horn
blasen die Richter beim FG Rhld.- Pfalz (Urteil v. 19. 2. 1998 – 4 K 2213/96;
NWB Eil 98 S. 285), die nur die Abschreibung auf solche Einrichtungsgegen-
stände anerkannten, die dem Grunde und der Höhe nach angemessen sind. Lass
es Dir aber auf keinen Fall gefallen, wenn man Dir mit diesem Argument Deine
Kosten komplett streicht. Schließlich sagt das Finanzgericht Köln in seinem Ur-
teil, dass notwendige Kosten anerkannt werden müssen und »notwendig« nicht
der billigste Kram sein muss. Bestehe also darauf, dass man Dir für den Orient-
teppich zum Preis von 5 000 € zumindest den Preis eines normalen Teppichs von
ca. 1 000 € anerkennt.

78049-7_s001-816.indb 270 28.08.2007 14:29:30 Uhr


12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 271

Um zu vermeiden, dass Dir nach Ende der doppelten Haushaltsführung die


nicht verbrauchte Abschreibung durch die Lappen geht, stellst Du Dich beson-
ders geschickt an und achtest darauf, dass der Preis der einzelnen Einrichtungs-
gegenstände möglichst nicht über 488 € (= 410 € + 19 % MwSt) liegt. Dann setzt
Du nämlich die gesamten Kosten als geringwertige Wirtschaftsgüter gleich im
ersten Jahr in voller Höhe ab. Liebst Du es dagegen etwas gediegener und ex-
klusiver, musst Du Dich mit einer jährlichen Abschreibung von ca. 7,7 % auf
Deine Einrichtungskosten begnügen.

414 Bei Auslandsbeschäftigung werden für die ersten drei Monate die Mehraufwen- 414
dungen für Verpflegung und Unterkunft bis zum niedrigsten Auslandstage- bzw.
Auslandsübernachtungsgeld anerkannt, das für das jeweilige Land maßgebend
ist und auch bei Auslandsdienstreisen gilt. Erstattet der Arbeitgeber die Kosten,
sind die Beträge steuerfrei.

415 Als Zweitunterkunft reicht – wie Du schon gesehen hast – jede Unterkunft aus, 415
es muss auf keinen Fall eine komplette Wohnung sein. Vom Hotelzimmer über
Gemeinschaftsunterkünfte bis zum Wohnwagen geht alles als beruflicher
Zweithaushalt durch. Übernachtest Du dagegen in Deinem Wohnmobil, mit
dem Du auch Deine Familienheimfahrten durchführst, sollst Du nach dem Wil-
len der Richter am Hessischen Finanzgericht Deine Kosten, insbesondere die
für das Wohnmobil, nicht absetzen können (Urteil v. 14. 4. 1988 – EFG 1988
S. 517).

Vergiss nicht, dass bei doppelter Haushaltsführung


mehr telefoniert wird!

416 Liegen Deine Hauptwohnung und Deine berufliche Zweitwohnung sehr weit 416
voneinander entfernt, Letztere vielleicht sogar im Ausland, wirst Du Dich nicht
jede Woche zu einer Familienheimfahrt aufmachen können. Es spricht aber
nichts dafür, dass die Kommunikation innerhalb der Familie auf die Familien-
heimfahrten beschränkt sein muss. Dieser Meinung waren auch die Richter
beim BFH. Sie haben entschieden, dass immer dann, wenn keine Familienheim-
fahrt durchgeführt wird, ein Telefonat mit der Familie abgesetzt werden kann
(BFH v. 18. 3. 1988 – BStBl 1988 S. 988). Aber wie üblich haben sie dabei dem
Steuerzahler nicht die ganze Hand, sondern wieder nur den kleinen Finger ge-
reicht. Abziehen kannst Du nämlich nur die Kosten für ein höchstens 15-minü-
tiges Gespräch. Achte deshalb darauf, Telefonate dieser Länge in den Wochen
zu führen, in denen Du nicht nach Hause fährst.

78049-7_s001-816.indb 271 28.08.2007 14:29:30 Uhr


272 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

15 Minuten Telefonat pro Woche kann nun wirklich nicht der Weisheit letzter
Schluss sein. Wenn Du notwendigerweise mehr telefonieren musst, scheue Dich
nicht, auch mehr anzusetzen. Rückendeckung bekommst Du durch das Urteil
des Niedersächsischen FG vom 22. 2. 1996 – EFG 1996 S. 1156.
Es kann Dir passieren, dass man von Dir im reinsten Amtsdeutsch einen Nach-
weis darüber verlangt, »dass zumindest die faktische Möglichkeit einer telefo-
nischen Kontaktaufnahme mit der Familie besteht«, wenn Ihr zu Hause keinen
Telefonanschluss besitzt. Dahinter steckt der Versuch, Dir die Telefonkosten zu
streichen. Natürlich ist das blanker Unsinn. Es reicht völlig aus, wenn Du Dich
darauf berufen kannst, dass Dein Ehepartner die Anrufe z. B. bei einer Nachba-
rin oder bei Verwandten entgegennimmt und Du deren Telefonnummer angibst.
Auch das Argument, dass Ihr Anrufe zu vorher abgesprochenen Zeiten im Post-
amt an Deinem Heimatort vereinbart, nimmt dem streichwütigen Fiskalritter
den Wind aus den Segeln.
Übrigens: Berufliche Gespräche kannst Du selbstverständlich zusätzlich zu den
Gesprächen mit Deiner Familie als Werbungskosten abziehen, wenn Du sie von
dem Apparat in Deiner Zweitwohnung aus führst (vgl. E Rz 368, E Rz 369,
E Rz 373).

417 Achtung, Selbständige: Hat ein Freiberufler keine feste Berufsstätte (z. B. 417
mS ein Künstler mit ständig wechselnden kurzfristigen Auftritten), können die
Kosten eines kleinen Appartements, in dem er sich nach seiner Tätigkeit immer
wieder aufhält, als doppelte Haushaltsführung steuerlich berücksichtigungsfä-
hig sein (FG Nürnberg, Urteil v. 4. 7. 1984, rechtskräftig – EFG 1984 S. 600).

418 Lebst Du mit jemandem zusammen, hast aber in dem Ort, in dem Du arbeitest, 418
eine Wohnung, in der Du während der Woche wohnst, kannst Du dem Finanz-
amt auch ohne Ehepapier folgende Rechnung aufmachen:
Miete 12 Monate à 250 € = 3 000 €
Nebenkosten 12 Monate à 80 € = 960 €
Heimfahrten 48 Fahrten à 180 km à 0,30 € = 2 592 €
insgesamt 6 552 €

Dazu kommen in den ersten drei Monaten Verpflegungspauschalen für 60 Tage


à 24 € = 1 440 €.
Deine Steuerersparnis für ein Jahr beträgt schon bei einem Steuersatz von nur
30 % inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag ca. 2 750 €.

Der Ruin kann drei Ursachen haben: Frauen,


Wetten oder die Befragung von Fachleuten.
(Georges Pompidou)

78049-7_s001-816.indb 272 28.08.2007 14:29:30 Uhr


12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 273

419 Besucht Dich Dein Ehepartner am Beschäftigungsort, weil Du aus dienstlichen 419
Gründen an der Heimfahrt gehindert bist, kannst Du die Fahrtkosten absetzen
(BFH v. 2. 7. 1972 – BStBl 1972 II S. 67). Deine bessere Hälfte kann auch steuer-
lich absetzbar Eure Kinder mitbringen. Faustregel: Die Kosten für den Besuch
durch Deine Familie sind in der Höhe absetzbar, wie Du mögliche, aber nicht
durchgeführte Familienheimfahrten hättest absetzen können (BFH-Urteil v.
28. 1. 1983 – BStBl 1983 II S. 313).

Andere Aufwendungen, wie z. B. Unterkunft und Verpflegung des Ehepartners


– und ggf. der Kinder – am Beschäftigungsort des Arbeitnehmers, sind keine
Werbungskosten.

Bei Behörden ist die Vollbeschäftigung stets garantiert.


Beamte schaffen sich gegenseitig so viel Arbeit,
dass sie ständig zu tun haben.
(N. Parkinson)

Wie Du mittels einer Tasse Kaffee zu steuerlich


abzugsfähigen Familienheimfahrten kommst

Es ist schon erstaunlich, auf welche Ideen manche Fiskalvertreter kommen, um


Dir zusätzlich ein paar Steuergroschen abzuzwacken. So haben einige ganz eif-
rige Steuereintreiber mit Hilfe des Finanzgerichts Saarland einen Dreh gefun-
den, Besuchsfahrten nicht anerkennen zu müssen. Ein leidgeplagter Familien-
vater, der am Wochenende überraschend für seine Firma arbeiten musste,
konnte nicht wie vorgesehen nach Hause fahren, weshalb ihm sein Sohn mit
dem Auto frische Hemden, Anzüge und Wäsche für die nächste Woche vorbei-
brachte. Die Fahrtkosten wurden dem Vater aber mit der fadenscheinigen Be-
gründung gestrichen, Kleidung sei privat und somit auch ihr Transport (FG
Saarland v. 28. 2. 1992 – 1 K 397/91).

Damit Dir nicht etwas Ähnliches passiert, wirst Du Deinem Filius eine Tasse
Kaffee und ein Stück Kuchen anbieten und mit ihm ein Schwätzchen über die
Neuigkeiten der letzten Woche halten. Und schon hast Du aus der nicht absetz-
baren Transportfahrt für Kleidung eine als Familienheimfahrt absetzbare Be-
suchsfahrt gezaubert!

78049-7_s001-816.indb 273 28.08.2007 14:29:31 Uhr


274 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

420 Merke: Doppelte Haushaltsführung liegt auch vor, wenn nach einer Heirat beide 420
Ehepartner ihren Hausstand beibehalten und wie bisher von dort aus ihrer Be-
schäftigung nachgehen. Das gilt auch dann, wenn eine gemeinsame Wohnung be-
reits erhebliche Zeit vor der Eheschließung bezogen wurde (Hess. FG v. 4. 4. 1984
VI 212/82 – EFG 1984 S. 546 und FG Bremen v. 3. 8. 1983 – EFG 1983 S. 597).

421 Wenn ein Ehepartner mit den Kindern in eine Wohnung im neuen Beschäfti- 421
gungsort zieht und der andere am bisherigen Familienwohnort bleibt, muss
Letzterer als auswärtiger Beschäftigungsort des zurückbleibenden Ehepartners
anerkannt werden und ist hierfür doppelte Haushaltsführung anzuerkennen
(BFH-Urt. v. 2. 10. 1987 – BStBl 1987 II S. 852).
Du darfst bei einem solchen Umzug auf keinen Fall die Fußangel übersehen:
Entscheidend war für den Bundesfinanzhof in diesem Fall nämlich, dass die
Ehefrau am neuen Wohnort eine Arbeitsstelle angenommen hatte.

Wie Ihr durch einen Gelegenheitsjob von einem von


Euch auf Dauer vom Fiskus Geld kassiert

Das obige Urteil könnt Ihr nutzen, wenn Ihr Eure Verhältnisse im Voraus rich-
tig gestaltet. Angenommen, Ihr wollt aufs Land ziehen, die bisherige Wohnung
aber behalten, weil Du in der Stadt weiter Deiner Arbeit nachgehst und schließ-
lich irgendwo wohnen musst. Auf den ersten Blick würdest Du dann einen ast-
reinen doppelten Haushalt führen. Aber leider würden Dir die Fiskalritter mit
ihrem verschrobenen Denken die Kosten nicht anerkennen. Rechtfertigung
dafür in offiziellem Amtsdeutsch: »Die Begründung des doppelten Haushalts
ist nicht beruflich bedingt, weil der Familienwohnsitz aus privaten Gründen
vom Arbeitsort wegverlegt wurde.« Ihr nehmt dem Fiskalvertreter den Wind
aus den Segeln, wenn sich Deine bessere Hälfte vor dem Umzug einen Job am
neuen Wohnort sucht. Nun könnt Ihr argumentieren, dass der Umzug wegen
der Arbeitsstelle Deines Ehepartners beruflich notwendig war.

Setze die Kosten für Deine Ferienwohnung als


Werbungskosten ab!

1. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Du kein Single bist. Mit Hilfe Deiner
Partnerin und folgendem Fahrplan bleibst Du beim Steuerpoker mit der

78049-7_s001-816.indb 274 28.08.2007 14:29:31 Uhr


12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 275

Ferienwohnung der lachende Dritte und setzt deren Kosten für zwei Jahre
locker von der Steuer ab.Du kaufst Dir Deine heißersehnte, schnuckelige
Ferienwohnung.
2. Deine bessere Hälfte zieht mit Hauptwohnsitz in die Ferienwohnung ein
und sucht sich dort am Ort einen Job.
3. Nachdem Ihr geheiratet habt, erklärt Ihr die Ferienwohnung zum gemein-
samen Familienwohnsitz, und schon fallt Ihr unter das BFH-Urteil vom
4. 10. 1989 (BStBl 1990 II S. 321). Nach diesem Urteil entsteht bei beiderseits
berufstätigen Ehegatten eine doppelte Haushaltsführung, wenn eine der
Wohnungen – wie bei Euch die Ferienwohnung – zum Familienwohnsitz er-
klärt wird.
Wenn Dein Ehepartner den Job wieder aufgibt und während der Woche bei Dir
am Arbeitsort wohnt, ist das für die doppelte Haushaltsführung nicht schädlich.
Du musst dem Finanzamt nur beibringen, dass in der Ferienwohnung weiter
Euer Lebensmittelpunkt ist. Verweise notfalls auf das BFH-Urteil vom
5. 10. 1994 (BStBl 1995 II S. 180) und Tz. 5 des BMF-Schreibens vom 8. 3. 1995
(BStBl 1995 I S. 168). Zwar kannst Du nicht die Miete Deiner Ferienwohnung
absetzen, aber die Deiner Wohnung am Arbeitsort. Bei einer großen Wohnung
wirst Du jedoch in Regel mit einer Kürzung auf die für einen beruflichen Zweit-
wohnsitz notwendigen Kosten für ca. 60 qm leben müssen; vgl. dazu E Rz 424.
Trotzdem setzt Du selbst dann noch zusammen mit den Verpflegungskosten
von 24 €/Tag in den ersten drei Monaten und den wöchentlichen Fahrten zur
Familien-(Ferien-)Wohnung etliche Tausender pro Jahr von der Steuer ab, die
Du sonst in den Wind schreiben müsstest.

Setz die vollen Kosten Deiner Wohnung ab!

Angenommen, Du bist mit Deiner Familie an Deinen neuen Beschäftigungsort


gezogen. Deine bisherige Wohnung im Haus Deiner Schwiegereltern haben
diese nicht wieder vermietet. Sie wollten halt keine fremden Leute im Haus
haben, und außerdem steht Euch so die Wohnung jederzeit zur Verfügung,
wovon Ihr auch ausgiebig Gebrauch macht. Stell Dich auf den Standpunkt,
Eure alte Wohnung sei weiter Euer Wohnort und in der neuen Wohnung am
Beschäftigungsort würdest Du lediglich einen beruflich bedingten doppelten
Haushalt unterhalten. Du meinst, das klappt nicht? Denkste! Genau so einen
Fall hat das Finanzgericht Thüringen abgesegnet (Urteil v. 28. 1. 1998, EFG 1998
S. 1254). Einziger Wermutstropfen: Die Richter ließen nur die halbe Verpfle-
gungspauschale zum Abzug zu, aber das wirst Du wohl verschmerzen, weil Du

78049-7_s001-816.indb 275 28.08.2007 14:29:31 Uhr


276 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

ja schließlich die gesamte Miete Deiner Wohnung elegant von der Steuer abset-
zen kannst.Ganz sicher gehst Du, wenn Du sagen kannst: »Meine bisherige
Wohnung habe ich weiterhin angemietet (von den Schwiegereltern), weil dort
unser eigentlicher Lebensmittelpunkt ist. Wir verbringen schließlich jede freie
Minute dort.«
Doppelter Vorteil daraus: Du setzt die Fahrten zur bisherigen Wohnung als Fa-
milienheimfahrten ab, und Deine Schwiegereltern können aufgrund des ast-
reinen Mietvertrags, den Ihr natürlich schließen müsst, selbst bei nur 56 % der
ortsüblichen Miete alle Kosten für die Wohnung von der Steuer absetzen.

Auch nach Umzug oder Trennung ist Dir die doppelte


Haushaltsführung sicher

422 Wenn Du bei bestehender doppelter Haushaltsführung Deinen Hausstand am 422


Hauptwohnort wechselst, wittert der Fiskus gleich Unrat und will Dir den dop-
pelten Haushalt nicht mehr als berufsbedingt anerkennen.
Damit musst Du Dich jedoch nicht abfinden, wenn Du lediglich am bisherigen
Hauptwohnort oder in dessen unmittelbarer Nähe umgezogen bist. Da Du Dei-
nen Lebensmittelpunkt nach wie vor unverändert dort beibehalten hast, tut der
Umzug der doppelten Haushaltsführung keinen Abbruch (BFH v. 4. 4. 2006 –
BFH/NV 2006 S. 1915). Der Grund für den Umzug spielt dabei keine Rolle.
Nach Meinung des BFH ist es daher völlig gleich, ob Du als Lediger umziehst,
Ihr als Paar, z. B. wegen Nachwuchs in der Familie, eine größere Wohnung
braucht oder Du umgezogen bist, weil Du Dich von Deinem Ehepartner ge-
trennt hast.

423 Du brauchst Dir nicht ein möbliertes Zimmer am Arbeitsort zu nehmen, Du 423
kannst Dir, falls Du viel Geld hast, auch eine Eigentumswohnung zulegen. In
diesem Fall kannst Du neben der doppelten Haushaltsführung die laufenden
Betriebskosten dieser Wohnung inkl. Abschreibung ansetzen und dabei noch
die Wohnungseinrichtung nach ihrer Nutzungsdauer abschreiben. Du kannst
Dich dabei auf die BFH-Urteile im BStBl 1983 II S. 476 und vom 3. 12. 1982 im
BStBl 1983 II S. 467 berufen.

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12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 277

So entgehst Du der Fußangel mit


der angemessenen Wohnung

424 Vorsicht, Fußangel! Wenn Du zu den etwas besser betuchten Steuerzahlern ge- 424
hörst und Dir bei der Wahl Deiner beruflichen Zweitwohnung mehr gönnst als
ein mickriges Apartment, kann es passieren, dass Dir ein staatlich besoldeter
Geizkragen einen Teil Deiner Wohnungskosten nicht anerkennen will. Der
Bundesfinanzhof hat oft genug entschieden, dass bei den Werbungskosten jeder
Steuerzahler selbst bestimmen kann, wie viel er für die Förderung seines Berufs
ausgibt. Auch wenn nur angemessene Kosten abzugsfähig sind, ist diese Ange-
messenheit vom Finanzamt nur in Ausnahmefällen zu prüfen. Trotzdem versu-
chen Dir die Fiskalknechte weiszumachen, die Mietkosten für Deine 3-Zimmer-
Luxuswohnung seien unangemessen hoch, und wollen Dir nur die Vergleichs-
kosten für eine kleinere und billigere Wohnung zugestehen. 60 qm ist dabei die
magische Grenze, bis zu der Du keine Probleme mit der Angemessenheit hast
(Vfg der OFD Düsseldorf v. 29. 1. 1997 – S 2367A – St 12; FG München v.
28. 5. 2001 – 13 K 3522/98). Ist Deine Wohnung größer, kannst Du in der Regel
nur die anteilig auf 60 qm entfallenden Kosten absetzen. Diese Kürzung wird
auch dann vorgenommen, wenn Du im Rahmen Deiner doppelten Haushalts-
führung eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim nutzt (Hess FG v.
25. 8. 2005 – 13 K 11/05).
Diesem Ansinnen, das fiskalischer Kleinigkeitskrämerei die Krone aufsetzt,
kannst Du entgegenhalten, Du hättest Dich ja um eine kleinere Wohnung be-
müht, aber trotz intensiver Suche keine gefunden. Die Lage auf dem Markt für
Kleinwohnungen sei hoffnungslos, und Du seist gezwungen gewesen, Dir die
teure und eigentlich auch für Deinen Geschmack zu große Wohnung zu mieten.
Am besten legst Du ein paar Maklerangebote über sehr teure kleine Woh-
nungen bei, die man Dir angeboten hat. Außerdem soll Dir doch der pingelige
Fiskalknecht mal zeigen, wo es die kleinen angemessenen Wohnungen zu mie-
ten gibt. Das Ganze kannst Du dann noch damit unterstützen, dass Du auch
später versucht hast, eine kleinere und billigere Wohnung zu finden. Zumindest
unter diesen besonderen Bedingungen hast Du eine gewisse Chance, mit mehr
als 60 qm durchzukommen (FG Köln v. 14. 5. 1997 – EFG 1997 S. 1108).

Drei Wege, sich zu ruinieren: durch Frauen, der schönste Weg;


durch Spielen, der schnellste Weg; durch Computer, der sicherste Weg.

78049-7_s001-816.indb 277 28.08.2007 14:29:32 Uhr


278 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Mach aus Deiner Luxusbehausung durch ein


Arbeitszimmer eine angemessene Wohnung!

425 Nützt Dein ganzes Argumentieren nichts, weil sich der Fiskalknecht wieder ein- 425
mal bornierter anstellt, als die Polizei erlaubt, greif zu einem Kniff. Sicher hast
Du doch als Spitzenkraft Deines Betriebs auch nach Feierabend genug zu ar-
beiten. Wenn Du sowieso weit weg von Deinen Lieben schuften musst, ist es
doch viel besser, Du tust das unter der Woche, als am Wochenende Arbeit mit
nach Hause zu schleppen. Deshalb benötigst Du in Deiner beruflichen Zweit-
wohnung ein geräumiges Arbeitszimmer – nur deshalb ist sie so groß. Ohne das
15 qm große Arbeitszimmer blieben von der 80 qm großen Drei-Zimmer-Woh-
nung nur zwei Zimmer mit 65 qm übrig. Da kann man wohl kaum von einer
unangemessenen und zu großen Wohnung sprechen (FG München v. 29. 12. 2003
– EFG 2005 S. 1677).

Statt doppelter Haushaltsführung Fahrten


zwischen Wohnung und Arbeitsstätte

426 »Was tun«, fragst Du, »wenn trotz harten Kampfes die doppelte Haushaltsfüh- 426
rung nicht durchzudrücken war?« Nun, dann stellst Du Dich auf den Stand-
punkt: Wenn ich schon aus mir unerfindlichen Gründen meine Aufwendungen
für doppelte Haushaltsführung nicht absetzen kann, müssen mir alle Fahrten zu
meiner Wohnung als Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte anerkannt
werden, denn mein Lebensmittelpunkt ist weiterhin dort. Auf die Entfernung
kommt es dabei nicht an (BFH-Urteil v. 13. 12. 1985 – BStBl 1986 II S. 221).
Besonders Ledige können damit argumentieren, der Lebensmittelpunkt sei
noch am alten Wohnort, weil dort all ihre Lieben, Freunde und Bekannten woh-
nen und die Vereine beheimatet sind. Rückendeckung gibt ihnen das Finanzge-
richt München (EFG 1991 S. 605). Siehe auch Rz 406.

427 Phantasie ist gefordert, wenn Du nur gelegentlich Deine Hauptwohnung auf- 427
suchst. Die Fiskalritter werden da nämlich auf den linken Dreh verfallen, sie Dir
als Lebensmittelpunkt abzusprechen. Bei mehr als zwei Fahrten im Monat ist
alles in Butter, fährst Du seltener, gibt es erhebliche Probleme, und bei unter
sechs Fahrten im Jahr soll es mit dem Absetzen der Fahrtkosten nach dem Fis-
kalwillen ganz aus sein.

78049-7_s001-816.indb 278 28.08.2007 14:29:32 Uhr


12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 279

Diese Streichgelüste haben allerdings einen empfindlichen Dämpfer bekom-


men. Der BFH hat nämlich entschieden, dass die Zahl der Heimfahrten zwar
ein wichtiges Indiz für den Lebensmittelpunkt sei, aber auf keinen Fall die al-
leinseligmachende Weisheit, und daher einem Alleinstehenden mit nur drei
Heimfahrten im Jahr diese als Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte
anerkannt (v. 10. 2. 2000 – VI R 60/98, DStR 2000 S. 728).
Ausschlaggebend ist, dass Du Deinem Finanzamt klarmachst, dass am bishe-
rigen Wohnort Deine persönlichen Bindungen besonders stark sind und Du
kein Interesse am Aufbau eines neuen Bekanntenkreises am Beschäftigungsort
hast, weil Du dort sowieso nur für eine begrenzte Zeit bleiben willst; dass häu-
figere Fahrten zum Wohnort allein an der großen Entfernung und den damit
verbundenen Kosten scheitern; und dass Deine Hauptwohnung gegenüber der
Zweitunterkunft am Arbeitsort deutlich komfortabler ist.

428 Als Familienheimfahrt geht max. eine Fahrt pro Woche durch. So hat das Fi- 428
nanzgericht Rheinland-Pfalz einem Polizisten, der wegen seines ungünstigen
Schichtdienstes auf 87 Heimfahrten kam, diese auf 48 zusammengestrichen
(EFG 1991 S. 664).

Als Vielfahrer hast Du die Wahl.

429 Gehörst Du zu denen, die es häufiger als einmal in der Woche zu den Lieben 429
zieht, hast Du die Möglichkeit, statt der doppelten Haushaltsführung alle Heim-
fahrten als Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte abzusetzen, wenn das
für Dich günstiger ist (BFH-Urteil v. 9. 6. 1988 – BStBl 1988 II S. 990; R 43 Abs. 6
S. 2 LStR). Wissen musst Du dabei aber, dass bei diesen Fahrten jeweils die ers-
ten 20 km gekappt werden, weil sie ja eben keine Familienheimfahrten mehr
sind, für die diese Kappung nicht gilt.

Beispiel
Der verliebte Jungvermählte fährt 2007 dreimal in der Woche von seiner Woh-
nung am Arbeitsort nach Hause zu seiner Angetrauten.
Kosten der doppelten Haushaltsführung:

78049-7_s001-816.indb 279 28.08.2007 14:29:33 Uhr


280 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Miete für möbliertes Zimmer 12  70 € = 840 €


1 Heimfahrt wöchentlich
46 Fahrten à 150 km  0,30 € = + 2 070 €
Verpflegungskosten 60 Tage à 24 € = + 1 440 €
4 350 €
Kosten für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte:
46 Wochen à 3 Fahrten à (150 km ./. 20 km =) 130 km  0,30 € = 39 € 5 382 €
Durch diesen Trick mehr abzusetzen 1 032 €

Natürlich kannst Du nur die tatsächlich durchgeführten Fahrten ansetzen. Weil


das Finanzamt meist Unrat wittert, wenn jemand eine Vergünstigung völlig
legal für sich beansprucht, kann es Dir passieren, dass man von Dir einen Nach-
weis über die Fahrleistung Deines Pkws verlangt. Ist diese geringer als das, was
Du als Werbungskosten angegeben hast, versuchen sie Dir in die Suppe zu spu-
cken und übersehen dabei möglicherweise, dass Du ja einen Teil der Fahrten
mit dem Wagen Deiner Frau unternommen hast, weil Deine Mühle in der Werk-
statt war oder einfach nur geschont werden sollte, damit nicht beim Verkauf der
Käufer wegen der hohen Fahrleistung den Kaufpreis drückt.

Als Bau- und Montagearbeiter landest Du den


ganz großen Wurf!

430 Spitzennachricht für Dich, wenn Du als Arbeitnehmer mit Einsatzwechseltätig- 430
keit an Deiner Einsatzstelle übernachtest. Der BFH hat endlich Schluss mit
dem Unsinn gemacht, Du würdest dadurch eine doppelte Haushaltsführung be-
gründen. Der Vorteil für Dich liegt klar auf der Hand. Deine gesamten Kosten
werden wie bei Dienstreisen berücksichtigt, und wenn Du zudem noch vermei-
dest, regelmäßig zum Betrieb Deines Arbeitgebers zu fahren, gilt das ohne zeit-
liche Begrenzung, also nicht etwa nur für die ersten drei Monate (BFH v.
11. 5. 2005 – BStBl 2005 II S. 782). Lediglich bei den Verpflegungspauschalen ist
nach drei Monaten an derselben Baustelle Schluss.
Vor allem bei den Fahrtkosten klingelt es gewaltig in Deinem Geldsäckel, wenn
Du mit dem eigenen Auto fährst! Egal, ob Du ein- oder dreimal pro Woche nach
Hause fährst, Du setzt jede Fahrt mit der hohen Dienstreisepauschale ab.
Und so sieht die Rechnung z. B. bei einem sechsmonatigen Einsatz auf einer
Baustelle aus:
Unterkunftskosten (lt. Nachweis)
25 € pro Übernachtung  96 Übernachtungen 2 400 €

78049-7_s001-816.indb 280 28.08.2007 14:29:33 Uhr


12. Doppelte Haushaltsführung und was alles an Mehrausgaben dazugehört 281

Mehraufwand für Verpflegung 1.–3. Monat


An- und Abreisetag
(4 pro Woche) 12 €  48 Tage = 576 €
Volle Tage (1 pro Woche) 24 €  12 Tage = 288 € 864 €
Fahrtkosten
Heimfahrten (2 pro Woche,
einfache Entfernung 150 km)
24 Wochen à 2 Fahrten = 48  300 km  0,30 € = 4 320 €
Fahrten Unterkunft – Baustelle
(einfache Entfernung 5 km)
24 Wochen à 5 Tage = 120  10 km  0,30 € = 360 € 4 580 €
Werbungskosten insgesamt 7 844 €

Da keine doppelte Haushaltsführung vorliegt, hast Du auch ohne eigenen


Hausstand keine Probleme, Deine Unterkunftskosten und Verpflegungspau-
schalen als Werbungskosten abzusetzen.

Setz zweimal Umzugskosten!

431 So eine doppelte Haushaltsführung ist ja für eine gewisse Zeit vielleicht ganz 431
nett, weil Du unter der Woche am Abend tun und lassen kannst, was Du willst.
Doch irgendwann wirst Du Dir Gedanken über eine Familienzusammenfüh-
rung machen. Also stiefelst Du los und suchst eine passende Wohnung. Damit
die ganze Sache für Dich nicht zu teuer wird, wirst Du das Finanzamt kräftig zur
Ader lassen.
Zunächst einmal wirst Du Deine Fahrtkosten zur Wohnungssuche mit 0,30 € je
Kilometer unter berufsbedingten Umzugskosten ansetzen. Dann natürlich den
Umzug in die neue Wohnung, denn schließlich ziehst Du ja mit Deiner Familie
aus Zeitersparnisgründen in die Nähe Deiner Arbeitsstelle (vgl. E Rz 382).
Doch damit nicht genug. Du musstest ja schließlich und endlich Deine beruf-
liche Zweitwohnung aufgeben. Auch diese Umzugskosten kannst Du absetzen
und darüber hinaus die Kosten für deren Renovierung (FG München – EFG
1992 S. 187 rk). Am besten bewahrst Du die Belege für die Renovierung auf.

78049-7_s001-816.indb 281 28.08.2007 14:29:33 Uhr


282 III. Berufliche Kosten der Arbeitnehmer

Natürlich achtest Du als ehrlicher Steuerzahler peinlichst darauf, dass Dir nicht
etwa Rechnungen für Tapeten und Farbe zur Herrichtung Deiner neuen Fami-
lienwohnung dazwischengeraten.

Bring mit »dreifacher« Haushaltsführung


das Finanzamt zur Weißglut!

432 Seid Ihr beide, Du und Deine bessere Hälfte, an getrennten Orten auswärts 432
tätig und habt Ihr beide dort für die Zeit unter der Woche eine Unterkunft ge-
mietet, dann ist »dreifache« Haushaltsführung angesagt. Denn wenn Ihr beide
nicht am Wohnort arbeitet, muss das Finanzamt für jeden von Euch doppelte
Haushaltsführung anerkennen (FG Rheinland-Pfalz v. 16. 10. 1992 – EFG 1993
S. 300 und BFH v. 6. 10. 1994 – BStBl 1995 II S. 184).

78049-7_s001-816.indb 282 28.08.2007 14:29:34 Uhr


283

Lieber Heinz, hier bei uns ist alles noch beim Alten.
Du musst Dir also keineSorgen in Deinen Ferien machen.
Wenn wir die letzten Raten für das Schlafzimmer und die ersten
für den neuen Geschirrspüler nicht bezahlen,
dann können wir ohne weiteres diegeforderte Anzahlung
für den Wäschetrockner aufbringen.
Liebe Grüße von Deiner Muschi
(Aus »Sehr geehrter Herr Firma!«, dtv)

IV. Der Lohnsteuerabzug


Vorab: Vorsicht ist geboten, wenn Du bei den Gehaltsverhandlungen zu Dei-
nem neuen Job nach dem Motto »Wer nicht blufft, der kommt zu nichts« ver-
fahren bist und zu Deinem alten Gehalt ein paar tausend Euro hinzugedichtet
hast. Du musst wissen, Dein neuer Chef kommt Dir auf die Schliche, sobald Du
ihm den Ausdruck der Lohnbescheinigung von Deiner alten Firma vorlegst,
denn auf der ist der bisher erhaltene Lohn eingetragen. Allerdings ist Dein
neuer Brötchengeber auf die Lohnbescheinigung nicht mehr zwingend ange-
wiesen, er kann die Lohnsteuer auch so berechnen. Da zudem die Lohnsteuer-
daten elektronisch an das Finanzamt übermittelt werden, steht auf der Rück-
seite Deiner Lohnsteuerkarte keine verfängliche Eintragung mehr. Also be-
hältst Du den Papierausdruck Deiner Lohnsteuerdaten der alten Firma einfach
für Dich, und schon kannst Du Dich bei Deinem neuen Boss nicht mehr in die
Nesseln setzen.
Zwei Mücken vor dem Finanzamt. Sagt die eine:
»Komm! Es ist zwecklos, die saugen selbst.«

1. Die Steuerkarte und die Steuerklassen


433 Das Eintreiben der Steuer für Arbeitseinkünfte hat der Fiskus bekanntlich den 433
Betrieben aufgebürdet. Sie haben für jeden ihrer Arbeitnehmer die (Lohn-)
Steuer festzustellen, vom Arbeitslohn einzubehalten und an das Betriebsstät-
tenfinanzamt abzuführen.
Die Höhe der Lohnsteuer wird – außer im Fall der Pauschalierung – aus der
Lohnsteuertabelle abgelesen. Dabei werden die persönlichen Verhältnisse (Fa-
milienstand und Kinder) des Arbeitnehmers nach dem Stand vom 20. 9. des
Vorjahres berücksichtigt, die in verschlüsselter Form, ausgedrückt durch Steu-
erklassen, auf der Lohnsteuerkarte angegeben sind.
1. In die Steuerklasse I gehören Arbeitnehmer, die a) ledig sind, b) verheiratet,
verwitwet oder geschieden sind und bei denen die Voraussetzungen für die
Steuerklasse III oder IV nicht erfüllt sind;
2. in die Steuerklasse II gehören die unter Nummer 1 bezeichneten Arbeitneh-
mer, wenn ihnen ein Kinderfreibetrag oder Kindergeld für mindestens ein
Kind zusteht und ein Freibetrag für Alleinerziehende gewährt wird;

78049-7_s001-816.indb 283 28.08.2007 14:29:34 Uhr


284 IV. Der Lohnsteuerabzug

3. in die Steuerklasse III gehören Arbeitnehmer, a) die verheiratet sind, wenn


beide Ehegatten unbeschränkt einkommensteuerpflichtig sind und nicht
dauernd getrennt leben und aa) der Ehegatte des Arbeitnehmers keinen Ar-
beitslohn bezieht oder bb) der Ehegatte des Arbeitnehmers auf Antrag bei-
der Ehegatten in die Steuerklasse V eingereiht wird, b) die verwitwet sind,
wenn sie und ihr verstorbener Ehegatte zum Zeitpunkt seines Todes unbe-
schränkt einkommensteuerpflichtig waren und zu diesem Zeitpunkt nicht
dauernd getrennt gelebt haben, für das Kalenderjahr, das dem Todesjahr des
Ehegatten folgt, c) deren Ehe aufgelöst worden ist, wenn aa) im Kalender-
jahr der Auflösung der Ehe beide Ehegatten unbeschränkt einkommensteu-
erpflichtig waren und nicht dauernd getrennt gelebt haben und bb) der an-
dere Ehegatte wieder geheiratet hat, von seinem neuen Ehegatten nicht
dauernd getrennt lebt und er und sein neuer Ehegatte unbeschränkt ein-
kommensteuerpflichtig sind, für das Kalenderjahr, in dem die Ehe aufgelöst
worden ist;
4. in die Steuerklasse IV gehören Arbeitnehmer, die verheiratet sind, wenn
beide Ehegatten unbeschränkt einkommensteuerpflichtig sind und nicht
dauernd getrennt leben und der Ehegatte des Arbeitnehmers ebenfalls Ar-
beitslohn bezieht;
5. in die Steuerklasse V gehören die unter Nummer 4 bezeichneten Arbeitneh-
mer, wenn der Ehegatte des Arbeitnehmers auf Antrag beider Ehegatten in
die Steuerklasse III eingereiht wird;
6. die Steuerklasse VI gilt bei Arbeitnehmern, die nebeneinander von mehreren
Arbeitgebern Arbeitslohn beziehen, für die Einbehaltung der Lohnsteuer
vom Arbeitslohn aus dem zweiten und weiteren Dienstverhältnis.

2. Ab welchem Verdienst bin ich überhaupt steuerpflichtig?


434 Das zu wissen ist wichtig, wie wir bei verschiedenen Tricks gesehen haben. Am 434
einfachsten ersieht man dies aus der Jahreslohnsteuertabelle.
Ich gebe hier die Mindestgrenzen an, ab denen man Lohnsteuer zu zahlen hat.
Dabei ergeben sich unterschiedliche Beträge, je nachdem, ob für Dich die allge-
meine oder die besondere Lohnsteuertabelle anzuwenden ist. Der Unterschied
zwischen den beiden Tabellen liegt in der Höhe der als Freibetrag eingearbeite-
ten Vorsorgepauschale, mit der im laufenden Jahr Deine Versicherungsbeiträge
abgegolten werden. In der allgemeinen Lohnsteuertabelle, die vorrangig für so-
zialversicherungspflichtige Arbeitnehmer gedacht ist, ist die Vorsorgepauschale
höher, weil sie eine Zusatzkomponente für die gezahlten Altersvorsorgebei-
träge (Rentenversicherung) enthält. Diese Freibetragskomponente fehlt bei
der besonderen Lohnsteuertabelle, die deshalb in erster Linie bei nicht sozial-
versicherungspflichtigen Arbeitnehmern zur Anwendung kommt, wie Beamten,
Richtern, Soldaten etc., Pensionären und Rentnern, die sich ihre Rente durch
einen Job aufbessern.

78049-7_s001-816.indb 284 28.08.2007 14:29:34 Uhr


3. Frei- und Pauschbeträge 285

Beginn der Lohnsteuerpflicht

Allgemeine Lohnsteuertabelle

2007
Steuerklasse Monatstabelle Jahrestabelle
€ €
I/IV 898,65 10 783,99
II 1 031,99 12 383,99
III 1 701,49 20 417,99
V 77,24 926,99
VI 0,57 6,99

Besondere Lohnsteuertabelle

2007
Steuerklasse Monatstabelle Jahrestabelle
€ €
I/IV 813,40 9 760,99
II 930,24 11 162,99
III 1 550,15 18 601,99
V 77,24 926,99
VI 0,57 6,99

3. Frei- und Pauschbeträge


435 Beim Lohnsteuerabzug im Jahr 2007/2008 sind folgende Frei- und Pauschbe- 435
träge eingearbeitet:
● Ein Tabellengrundfreibetrag für alle von 7 664 €, der sich in Steuerklasse III
auf 15 328 € verdoppelt. Er entfällt in den Steuerklassen V und VI.
● Ein Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 € in den Steuerklassen I bis V. Bei
Bezug von Versorgungsbezügen (Pensionen, Werksrenten etc.) beträgt der
Pauschbetrag nur 102 €.
● Ein Sonderausgabenpauschbetrag von 36 €, der sich in Steuerklasse III auf
72 € verdoppelt. Er entfällt in den Steuerklassen V und VI.
● Gestaffelte Vorsorgepauschalen:
2007: Arbeitslohn  2,786 % + Arbeitslohn  11 % (max. 1 500 € [StKl I, II,
IV] bzw. 3 000 € [StKl III]).
2008: Arbeitslohn  3,184 % + Arbeitslohn  11 % (max. 1 500 € [StKl I, II,
IV] bzw. 3 000 € [StKl III]).
● Ein Entlastungsbetrag für alleinerziehende Steuerzahler mit Kind in einer
Höhe von 1 308 € (109 € monatlich) in der Steuerklasse II.

78049-7_s001-816.indb 285 28.08.2007 14:29:35 Uhr


286 IV. Der Lohnsteuerabzug

● Kinderfreibeträge sind nicht in die Lohnsteuertabellen eingearbeitet. Aller-


dings wird ein Kinderfreibetrag von monatlich 304 € (mit der Zahl 1,0) bzw.
von 152 € (mit der Zahl 0,5 – Eltern sind geschieden, leben dauernd getrennt
oder sind nicht verheiratet) und ein Betreuungsfreibetrag von monatlich
180 € (Zahl 1,0) bzw. 90 € (Zahl 0,5) bei der Berechnung der Kirchensteuer
und des Solidaritätszuschlags berücksichtigt.

4. Wähle die Steuerklasse richtig,


wenn Du und Dein Ehepartner verdienen
436 Wenn Du und Dein Ehegatte in einem Arbeitsverhältnis steht, könnt Ihr Euch 436
beide die Steuerklasse IV eintragen lassen oder einer die Steuerklasse III und
der andere die Steuerklasse V. Für welchen der beiden Fälle Ihr Euch entschei-
det, solltet Ihr möglichst vor Jahresbeginn festlegen. Lasst eine eventuelle Än-
derung unbedingt vor dem 31. 12. vornehmen. Da Ihr nach Beginn des Jahres
nur einmal die Steuerklasse wechseln dürft, haltet Ihr Euch so die Tür für einen
erneuten Wechsel offen.
Aber keine Regel ohne Ausnahme: Einen zweiten Wechsel im laufenden Jahr
erlaubt der Fiskus, wenn einer von Euch arbeitslos wird oder aus anderen Grün-
den zu arbeiten aufhört. Findet der arbeitslose Ehegatte im Lauf des Jahres
einen neuen Job, ist sogar noch ein drittes Mal eine Steuerklassenänderung
drin. Und ein weiteres Mal, wenn Ihr Euch im Lauf des Kalenderjahrs trennt.
Anträge auf Änderung der Lohnsteuerklasse können bei der zuständigen Ge-
meinde bis zum 30. November des Jahres gestellt werden, für das die Lohnsteu-
erkarte gilt.

437 Bei der Kombination III/V z. B. kann man viel Steuern sparen, wenn ein Ehe- 437
gatte viel weniger verdient als der andere oder nur als Aushilfe tätig wird. Denn
in Klasse V sind die geringsten, in Klasse III die höchsten Freibeträge eingear-
beitet. Werdet Ihr beide aber nach Steuerklasse IV besteuert, so ergibt sich zu-
meist eine Überzahlung, die Du durch eine Antragsverlängerung erstattet be-
kommen kannst.
Wirst Du nach der Steuerklasse III und Dein Ehegatte nach der Steuerklasse V
besteuert, wird Euch in der Regel zu viel Lohnsteuer einbehalten, wenn Dein
Ehegatte mehr als 40 % (Faustregel) zum Gesamteinkommen beiträgt. Dage-
gen wird zu wenig Lohnsteuer einbehalten, wenn er weniger als 40 % des Ge-
samteinkommens erzielt und dieses ca. 16 000 € jährlich übersteigt.
Wenn Ihr später allerdings den Antrag auf Ausgleichsveranlagung stellt, wird
alles wieder ausgeglichen und ist es gleich, ob Ihr Lohnsteuer nach den Klassen
III und V oder nur nach der Klasse IV bezahlt habt. Denn dann werden beide
Einkünfte in einen Topf geworfen und besteuert, und zwar nach der Splittingta-
belle, die der Steuerklasse III entspricht.

78049-7_s001-816.indb 286 28.08.2007 14:29:35 Uhr


4. Wähle die Steuerklasse richtig, wenn Du und Dein Ehepartner verdienen 287

Mit welcher Steuerklassenkombination er sich am besten stellt, muss jeder für


seine persönlichen Verhältnisse selbst ausrechnen (Tabellen siehe E Rz 439,
E Rz 440). Wer es ganz genau wissen will, kann sich die günstigste Kombination
auch im Internet ausrechnen lassen (www.ofd.niedersachsen.de > Aktuelles&
Service, Steuerberechnungen). Die Tabellen gehen jeweils vom Monatslohn des
höherverdienenden Ehegatten aus. Dazu ist angegeben der Monatslohn des ge-
ringerverdienenden Ehegatten, der bei einer Steuerklassenkombination III/V
nicht überschritten werden sollte. Der höherverdienende Ehegatte erhält dann
die Steuerklasse III. Anderenfalls kommt die Steuerklassenkombination IV/IV
in Betracht. Die Tabelle 2007 kannst Du auch für 2008 benutzen, wenn es nicht
noch zu drastischen Änderungen beim Steuersatz kommt.

Beispiel
Bei einem Arbeitnehmerehepaar – beide rentenversicherungspflichtig – ohne
Kinder bezieht der höherverdienende Ehegatte 2007 einen Monatslohn (nach
Abzug etwaiger Freibeträge) von 2 100 €. Wenn der Monatslohn des geringer-
verdienenden Ehegatten nicht mehr als 1 290 € (siehe Spalte 2 der ersten
Tabelle) beträgt, führt die Steuerklassenkombination III/V zur geringsten
Lohnsteuer. Übersteigt er 1 290 €, ist die Steuerklassenkombination IV/IV
günstiger.

438 Die Leistungen des Arbeitsamts richten sich nach Leistungsgruppen, die wie- 438
derum von Deiner Steuerklasse am 1. Januar abhängen. Wenn Du verheiratet
bist und schon vor Beginn des neuen Jahres weißt, dass Du dann arbeitslos
wirst, solltest Du unbedingt noch schnell in die Steuerklasse III wechseln, um
die höheren Leistungen nach der Leistungsgruppe C zu kassieren. Dein Ehe-
partner wechselt in die Steuerklasse V, auch wenn Ihr dadurch zunächst einmal
zu viel Lohnsteuer zahlt. Die könnt Ihr Euch aber im übernächsten Jahr durch
eine Antragsveranlagung (hieß früher Jahresausgleich) vom Finanzamt zurück-
holen. Das fehlende Arbeitslosengeld durch falsche Steuerklassenwahl dagegen
ist ein für allemal verloren.
Eine Änderung der Steuerklasse im Lauf des Jahres, in dem Du arbeitslos wirst
oder während Du Leistungen vom Arbeitsamt beziehst, wird von diesem mit
Argusaugen auf ihre Zweckmäßigkeit hin untersucht. Im Klartext bedeutet das:
Das Arbeitsamt macht den Steuerklassenwechsel nur mit, wenn dadurch für
Euch insgesamt eine niedrigere Lohnsteuer herausspringt. Habt Ihr eine an-
dere Kombination der Steuerklassen gewählt, setzt es fiktiv die günstigere an.
Erkundigt Euch also vorher beim Arbeitsamt, ob sich eine Änderung der Steu-
erklassen für die Berechnung von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Unter-
haltsgeld etc. lohnt.

78049-7_s001-816.indb 287 28.08.2007 14:29:35 Uhr


288 IV. Der Lohnsteuerabzug

439 A) Tabelle zur richtigen Steuerklassenwahl 2007 439


(bei Rentenversicherungspflicht des höherverdienenden Ehegatten)
Monatlicher Monatlicher Arbeitslohn B* Monatlicher Monatlicher Arbeitslohn B*
Arbeitslohn in € bei . . . des geringer- Arbeitslohn in € bei . . . des geringer-
A* in € verdienenden Ehegatten A* in € verdienenden Ehegatten
Rentenversiche- Rentenversiche- Rentenversiche- Rentenversiche-
rungspflicht rungsfreiheit rungspflicht rungsfreiheit
1 2 3 4 5 6
1 250 473 473 3 350 2 064 2 189
1 300 546 546 3 400 2 098 2 220
1 350 629 629 3 450 2 132 2 255
1 400 722 722 3 500 2 164 2 285
1 450 817 838 3 550 2 198 2 320
1 500 863 892 3 600 2 233 2 355
1 550 898 946 3 650 2 265 2 393
1 600 945 1 000 3 700 2 300 2 432
1 650 988 1 050 3 750 2 335 2 472
1 700 1 034 1 102 3 800 2 370 2 515
1 750 1 061 1 131 3 850 2 408 2 559
1 800 1 088 1 162 3 900 2 447 2 604
1 850 1 117 1 203 3 950 2 485 2 651
1 900 1 145 1 256 4 000 2 527 2 700
1 950 1 174 1 316 4 050 2 568 2 750
2 000 1 213 1 379 4 100 2 611 2 804
2 050 1 255 1 441 4 150 2 656 2 860
2 100 1 290 1 496 4 200 2 702 2 918
2 150 1 329 1 548 4 250 2 750 2 977
2 200 1 397 1 599 4 300 2 800 3 043
2 250 1 471 1 646 4 350 2 851 3 111
2 300 1 557 1 691 4 400 2 902 3 183
2 350 1 609 1 732 4 450 2 958 3 260
2 400 1 651 1 773 4 500 3 015 3 341
2 450 1 687 1 810 4 550 3 074 3 435
2 500 1 721 1 846 4 600 3 137 3 535
2 550 1 754 1 880 4 650 3 203 3 643
2 600 1 786 1 913 4 700 3 273 3 771
2 650 1 816 1 945 4 750 3 344 3 930
2 700 1 829 1 958 4 800 3 417 4 135
2 750 1 840 1 970 4 850 3 493 –
2 800 1 851 1 980 4 900 3 574 –
2 850 1 862 1 993 4 950 3 660 –
2 900 1 875 2 006 5 000 3 750 –
2 950 1 887 2 017 5 050 3 843 –
3 000 1 899 2 029 5 100 3 949 –
3 050 1 912 2 042 5 150 4 062 –
3 100 1 925 2 056 5 200 4 198 –
3 150 1 937 2 069 5 250 4 357 –
3 200 1 965 2 096 5 300 4 594 –
3 250 1 999 2 132 5 350 5 035 –
3 300 2 031 2 165 5 400
* Nach Abzug etwaiger Freibeträge.

78049-7_s001-816.indb 288 28.08.2007 14:29:36 Uhr


4. Wähle die Steuerklasse richtig, wenn Du und Dein Ehepartner verdienen 289

440 B) Tabelle zur richtigen Steuerklassenwahl 2007 440


(bei Rentenversicherungsfreiheit des höherverdienenden Ehegatten)
Monatlicher Monatlicher Arbeitslohn B* Monatlicher Monatlicher Arbeitslohn B*
Arbeitslohn in € bei . . . des geringer- Arbeitslohn in € bei . . . des geringer-
A* in € verdienenden Ehegatten A* in € verdienenden Ehegatten
Rentenversiche- Rentenversiche- Rentenversiche- Rentenversiche-
rungspflicht rungsfreiheit rungspflicht rungsfreiheit
1 2 3 4 5 6
1 250 599 599 3 300 2 095 2 232
1 300 679 679 3 350 2 129 2 267
1 350 761 761 3 400 2 163 2 303
1 400 838 853 3 450 2 198 2 340
1 450 868 898 3 500 2 233 2 380
1 500 897 945 3 550 2 266 2 419
1 550 940 994 3 600 2 302 2 460
1 600 958 1 015 3 650 2 339 2 505
1 650 975 1 035 3 700 2 376 2 549
1 700 992 1 054 3 750 2 414 2 594
1 750 1 011 1 077 3 800 2 454 2 643
1 800 1 033 1 101 3 850 2 494 2 691
1 850 1 056 1 125 3 900 2 536 2 744
1 900 1 078 1 150 3 950 2 580 2 798
1 950 1 101 1 177 4 000 2 624 2 854
2 000 1 123 1 215 4 050 2 670 2 912
2 050 1 147 1 260 4 100 2 719 2 976
2 100 1 171 1 308 4 150 2 768 3 042
2 150 1 199 1 358 4 200 2 820 3 112
2 200 1 234 1 410 4 250 2 873 3 185
2 250 1 270 1 464 4 300 2 928 3 263
2 300 1 304 1 514 4 350 2 986 3 351
2 350 1 337 1 556 4 400 3 046 3 442
2 400 1 389 1 594 4 450 3 110 3 546
2 450 1 445 1 631 4 500 3 174 3 660
2 500 1 512 1 666 4 550 3 245 3 801
2 550 1 576 1 701 4 600 3 317 3 964
2 600 1 614 1 737 4 650 3 391 4 198
1 650 1 649 1 771 4 700 3 469 –
2 700 1 682 1 806 4 750 3 553 –
2 750 1 717 1 842 4 800 3 638 –
2 800 1 752 1 878 4 850 3 728 –
2 850 1 786 1 913 4 900 3 825 –
2 900 1 818 1 947 4 950 3 931 –
2 950 1 853 1 983 5 000 4 046 –
3 000 1 888 2 018 5 050 4 181 –
3 050 1 922 2 055 5 100 4 344 –
3 100 1 958 2 090 5 150 4 576 –
3 150 1 991 2 124 5 200 5 010 –
3 200 2 025 2 160 5 250 – –
3 250 2 059 2 196 5 300
* Nach Abzug etwaiger Freibeträge.

78049-7_s001-816.indb 289 28.08.2007 14:29:36 Uhr


290 IV. Der Lohnsteuerabzug

Immer wenn die Eltern die Schnauze voll haben,


müssen die Kinder hungrig zu Bett.
(W. Mitsch)

5. Mehrere Arbeitsverhältnisse
441 Wenn Du mit Deinem Arbeitgeber nicht ein klares Aushilfsverhältnis verein- 441
barst, bist Du grundsätzlich verpflichtet, bei Dienstbeginn eine Lohnsteuerkarte
vorzulegen. Das gilt auch, wenn Du mehrere Dienstverhältnisse begründest.
Bei einem zweiten und weiteren Arbeitsverhältnis ist der Arbeitgeber verpflich-
tet, Lohnsteuer nach Steuerklasse VI einzubehalten. Das ist alles gut und schön,
wenn Du genügend verdienst, denn es hat sich ja mittlerweile herumgespro-
chen, dass für Einkommen über dem Grundfreibetrag die Steuer mindestens
15 % ausmacht.
Wenn Du aber mit dem ersten Arbeitsverhältnis nicht steuerpflichtig bist, zahlst
Du mit einem zweiten und mit weiteren unweigerlich zu viel, weil man Dir ja
stur nach Steuerklasse VI die Steuer einbehält. Du solltest in einem solchen Fall
unbedingt einen Antrag auf Ausgleichsveranlagung stellen, damit Dir die über
das Jahr zu viel gezahlte Steuer erstattet wird.

442 Natürlich ist es nicht sonderlich berauschend, wenn Du, nur weil Du zwei Jobs 442
hast, in denen Du jeweils 440 € im Monat verdienst, im Lauf des Jahres Lohn-
steuer abdrücken sollst, während Dir das bei nur einem Job mit 880 € Monats-
verdienst erspart bleibt. Ja, Du liest richtig. Für Dein erstes Dienstverhältnis
bekommst Du z. B. die Steuerklasse I, für jedes weitere stellt Dir die Stadt eine
Steuerkarte mit der Steuerklasse VI aus. Und so sieht dann der Lohnsteuerab-
zug aus:
2 Jobs à 440 € 1 Job à 880 €
Lohnsteuer Arbeitsverhältnis 1 (StKl I) (440 €) = 0 € (880 €) 0,00 €
Lohnsteuer Arbeitsverhältnis 2 (StKl VI) (440 €) = 66 €
Lohnsteuer insgesamt (monatlich) 66 € 0,00 €
Lohnsteuer insgesamt (jährlich) 792 € 0,00 €
Berücksichtigst Du auch die Kirchensteuer (ca. 71 €) und den Solidaritäts-
zuschlag (0 €), zahlst Du während des Jahres ca. 863 € an Steuern, auf deren
Erstattung Du warten musst, bis sich das Finanzamt bequemt, Deine Steuerer-
klärung im Jahr darauf zu bearbeiten und einen Steuerbescheid in die Welt zu
setzen.
In dieser Situation hast Du zwei Möglichkeiten.

443 Variante 1 443


Du kannst nach § 39 a Abs. 7 EStG den lohnsteuerfreien Betrag sozusagen be-
liebig zwischen der Steuerkarte mit der Steuerklasse I und der mit der Steuer-
klasse VI verteilen. (Die lohnsteuerfreien Beträge in den einzelnen Steuerklas-

78049-7_s001-816.indb 290 28.08.2007 14:29:36 Uhr


5. Mehrere Arbeitsverhältnisse 291

sen findest Du unter E Rz 434). Verdienst Du also z. B. 500 € in Deinem Erstjob,


hast Du einen steuerfreien Betrag von ca. 398 € monatlich, den Du auf die
Steuerkarte VI übertragen kannst. Technisch wird das so gelöst, dass Dir der
entsprechende Betrag auf der Steuerkarte VI als Freibetrag und auf der Steuer-
karte I als Hinzurechnungsbetrag, also quasi als negativer Freibetrag, eingetra-
gen wird.

zur Lohnsteuerkarte

Wenn die zusammengerechneten Arbeitslöhne aus Deinen Arbeitsverhältnis-


sen zusammen mit Deinen anderen Einkünften (aufs Jahr gesehen) insgesamt
unter den max. steuerfreien Beträgen liegen, solltest Du regelmäßig zu dieser
Möglichkeit der Verteilung der Freibeträge greifen, weil dann schlussendlich
überhaupt keine Steuern anfallen.

444 Variante 2 444


Hast Du zwei Jobs und liegst mit Deinem Verdienst im einen über 400 € und im
anderen bei höchstens 400 €, kannst Du von der Minijobregelung profitieren.
Ein Zweitjob bis 400 € bleibt nämlich sozialversicherungsfrei und kann mit dem
lächerlichen Betrag von 2 % pauschal besteuert werden. Der Vorteil für Dich:
Sowohl die anfallenden pauschalen Sozialversicherungsbeiträge (23 %) als auch
die pauschale Steuer (2 %) trägt Dein Arbeitgeber. Du bekommst also den
Lohn aus Deinem Zweitjob ohne Abzüge ausgezahlt.

Welche der beiden Varianten günstiger ist, hängt natürlich entscheidend davon
ab, wie viel Du im Erstjob verdienst, ob Du die Steuerklasse I hast oder die
Steuerklasse III mit doppelt so hohen Freibeträgen. Außerdem musst Du bei
Deinen Vergleichen immer beachten, dass Du etwa 20 % Sozialversicherungs-
beiträge am Hals hast, wenn Du im Zweitjob mit Deinem Verdienst über 400 €
liegst. Machst Du allerdings aus Deinem Zweitjob eine 400-€-Beschäftigung,
hast Du aus diesem Arbeitslohn später geringere Rentenansprüche als aus nor-
malem Arbeitslohn und für diesen Teil Deines Lohns auch keinen Anspruch auf
Arbeitslosengeld, falls Du Deinen Job verlierst.

445 Für Deine Berechnung kannst Du Dich an dem folgenden Beispiel orientie- 445
ren:
Du bist 40 Jahre alt und beziehst aus Deinem Hauptjob 1 400 € und aus Deinem
Zweitjob 440 € Monatslohn. Um beim Zweitjob von der Minijobregelung zu
profitieren, solltest Du auf 40 € Lohnteil verzichten.

78049-7_s001-816.indb 291 28.08.2007 14:29:37 Uhr


292 IV. Der Lohnsteuerabzug

Gesamtnetto Freibetrag Gehaltsverzicht


Hauptjob Aushilfe Hauptjob Aushilfe
StKl III 440 € StKl III 400 €
StKl VI
Bruttoarbeitslohn 1 400,00 440,00 1 400,00 400,00
Freibetrag 1 701 € (E Rz. 434) – 1 400 € – 301,00
Hinzurechnungsbetrag + 301,00 ++ ++ ++
maßgebender Arbeitslohn (fiktiv) 1 701,00 139,00 1 400,00 400,00

Abzüge:
Lohnsteuer 0,00 20,83 0,00 0,00
Kirchensteuer 0,00 1,87 0,00 0,00
Solidaritätszuschlag 0,00 0,00 0,00 0,00
Sozialversicherung (ca. 20%) 280,00 88,00 280,00 0,00
Nettoverdienst (Bruttoarbeitslohn ./. Abzüge) 1 120,00 329,30 1 120,00 400,00
Gesamtnetto 1 449,30 1 520,00

Wie Du siehst, fährst Du trotz eines Verzichts auf 40 € Lohn in Deinem Zweit-
job wesentlich besser. Unter dem Strich hast Du jeden Monat gut 70 € mehr im
Geldsäckel. Aufs Jahr gerechnet macht das immerhin ein Plus von ca. 840 €.
Und der Arbeitgeber Deines Zweitjobs spart – Deinen Gehaltsverzicht einge-
rechnet – durch die pauschalen Sozialversicherungsbeiträge und Steuern unter
dem Strich ca. 28 € im Monat. Das sollte ihm die Sache doch wohl schmackhaft
machen.

78049-7_s001-816.indb 292 28.08.2007 14:29:37 Uhr


293

Das zahllose Beamtenheer ist die wahre Peitsche Deutschlands.


(Freiherr vom Stein)

V. Lohnsteuerermäßigung durch
Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte
446 Beantrage beim Finanzamt, schon für das laufende Jahr einen Freibetrag auf 446
der Lohnsteuerkarte einzutragen. Durch den Freibetrag ermäßigt sich die
Lohnsteuer, die der Betrieb von Deinem Arbeitslohn einbehalten muss. Das
Finanzamt verteilt den Jahresfreibetrag gleichmäßig auf die Monate nach der
Antragstellung. Der Antrag muss spätestens bis zum 30. 11. gestellt werden.

zum Freibetrag

Wenn Du den Antrag so spät wie möglich stellst, z. B. erst im November, wird
der Jahresfreibetrag in voller Höhe bei der Lohnsteuerberechnung für Dezem-
ber abgezogen.
Hast Du bei der Eintragung alle Deine Kosten durchdrücken können, weil Du
durch die späte Antragstellung alles belegen konntest, hast Du damit gleichzei-
tig die Antragsveranlagung, die vom Finanzamt gemacht wird, quasi vorgezogen
und als Erster Dein Geld zurück. Der Kinderfreibetrag wird auf der Lohnsteu-
erkarte durch Änderung der Lohnsteuerklasse berücksichtigt. Bring dazu die
Geburtsurkunde des Kindes mit.

447 Auf der Lohnsteuerkarte können mit Einschränkung folgende Freibeträge ein- 447
getragen werden:
● Werbungskosten nach Abzug des Arbeitnehmerpauschbetrags von 920 €;
● beruflich bedingte Kinderbetreuungskosten (§ 4 f EStG);
● Unterhaltsleistungen an den geschiedenen Ehegatten, auf besonderen Ver-
pflichtungsgründen beruhende Renten und dauernde Lasten, Kirchensteu-
ern, Steuerberatungskosten (z. B. die Kosten für dieses Buch), Aufwendungen
für die Berufsausbildung und für private Kinderbetreuungskosten nach
Abzug des Sonderausgabenpauschbetrags von 36 €/72 €;
● außergewöhnliche Belastungen, Unterhalts- und Ausbildungsfreibeträge,
Freibetrag für Haushaltshilfen, Pflegepauschbetrag, Kinderbetreuungskos-
ten.

78049-7_s001-816.indb 293 28.08.2007 14:29:37 Uhr


294 V. Lohnsteuerermäßigung durch Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte

Ein Freibetrag wird in diesen Fällen nur eingetragen, wenn die Aufwendungen
bzw. die abziehbaren Beträge insgesamt mindestens 600 € betragen. Liegst Du
unter dieser Grenze, kannst Du die Steuerermäßigung erst im Rahmen einer
Antragsveranlagung oder Veranlagung zur Einkommensteuer beantragen.
Ohne Einschränkung und ohne Beachtung der 600-€-Grenze können folgende
Beträge eingetragen werden:
● Behindertenpauschbetrag;
● Verluste, die sich insgesamt ergeben beim Zusammenrechnen Deiner Ein-
künfte aus Gewerbebetrieb, Land- und Forstwirtschaft, selbständiger Tätig-
keit, Vermietung und Verpachtung und sonstigen Einkünften;
● Verluste aus Kapitaleinkünften;
● ein in den Vorjahren noch nicht ausgeglichener Verlustabzug;
● Förderbeträge für
– zu eigenen Wohnzwecken genutzte Baudenkmale (§ 10 f EStG),
– schutzwürdige Kulturgüter (§ 10 g EStG),
– selbstgenutztes Wohneigentum in Ostdeutschland (§ 7 FördG).

448 Für Vorsorgeaufwendungen wird in keinem Fall mehr ein Freibetrag eingetra- 448
gen. Vorsorgeaufwendungen sind insbesondere die Arbeitnehmerbeiträge zur
gesetzlichen Sozialversicherung, Beiträge zu privaten Kranken-, Unfall-, Haft-
pflicht-, Lebens- oder Todesfallversicherungen und zu Bausparkassen. Die Vor-
sorgeaufwendungen werden bei der Lohnsteuer durch eine Vorsorgepauschale
berücksichtigt, die in die Lohnsteuertabellen eingearbeitet ist. Wenn Dir höhere
Vorsorgeaufwendungen entstehen, kannst Du diese bei einer etwaigen Veranla-
gung zur Einkommensteuer geltend machen.

Osnabrück-Schilda
Auf dem Marktplatz wurden drei megamoderne Klohäuschen aufgestellt
(Musikberieselung, automatische Spülung, elektronische Türöffner) –
für 180 000 €. Das teure Zeug taugte nix:
Mal musste die Feuerwehr mit der Brechstange anrücken,
um eine eingeklemmte Tür aufzubrechen,
mal ging das Häuschen, wie von Geisterhand gesteuert, auf,
und der entblößte Benutzer stand im Freien.

Lass Dir den Freibetrag auf Zuruf eintragen!

449 Die Eintragung von Freibeträgen ist einfach: Du nimmst Deine Steuerkarte zur 449
Hand und beantragst, den Freibetrag wie im Vorjahr und die gleiche Kinderzahl

78049-7_s001-816.indb 294 28.08.2007 14:29:38 Uhr


V. Lohnsteuerermäßigung durch Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte 295

einzutragen. Du setzt jetzt im Antrag auf Lohnsteuerermäßigung nur noch das


Kreuzchen an den magischen Satz »Die Verhältnisse haben sich nicht wesent-
lich verändert« – und siehe da, der Fiskalritter wird ganz klein. Ohne einen
einzigen Beleg zu Gesicht zu bekommen, muss er den gewünschten Freibetrag/
Kinderzahl auf Deiner Steuerkarte eintragen. Berufe Dich auf § 39 a Abs. 2 S. 5
EStG.
Aber der Fiskus wäre nicht der Fiskus, wenn er bei einer so steuerzahlerfreund-
lichen Regelung nicht noch einen Fallstrick ausgelegt hätte. In diesem Fall heißt
die Fußangel Einkommensteuererklärungspflicht. Wer einen Freibetrag bean-
tragt hat, ist verpflichtet, nach Jahresablauf eine Steuererklärung abzugeben,
bei der mit Sicherheit die geltend gemachten Kosten eingehend beäugt werden.
Das sollte Dich aber nicht schrecken. Selbst wenn sich im Nachhinein Dein
Freibetrag als etwas zu hoch erweist und Du ein paar Euro von den vorher
eingesparten Steuern zurückzahlen musst, hast Du immerhin ohne Mühen ein
schönes zinsloses Darlehen kassiert.
Einzige Ausnahme von dieser Steuererklärungspflicht ist die Eintragung des
Behindertenpauschbetrags auf der Steuerkarte.

Wichtiger Hinweis: Durch Eintragung eines Freibetrags auf der Lohnsteuer-


karte erhältst Du im Steuerabzugsverfahren automatisch eine niedrigere Vor-
sorgepauschale, als Dir aufgrund Deines Lohns zusteht. Denn der Betrieb geht
bei der Berechnung der Lohnsteuer von dem um den Freibetrag geminderten
Arbeitslohn aus.

78049-7_s001-816.indb 295 28.08.2007 14:29:38 Uhr


78049-7_s001-816.indb 296 28.08.2007 14:29:38 Uhr
297

. . . Schließlich ist nicht der einzelne für eine Behörde, sondern die Behörde für den einzelnen da.
Die Ämter haben sich mit dieser einfachen demokratischen Tatsache abzufinden.
(Urteil des Finanzgerichts Düsseldorf – leider 40 Jahre alt. So viel Demokratiebewußtes
und den Bürgersinn Stärkendes ist heute nicht mehr zu erwarten.)

VI. Mach in der Einkommensteuer-


erklärung alles geltend
1. Das Verfahren
450 Als Arbeitnehmer hast Du es in der Regel mit drei verschiedenen Verfahren zu 450
tun. Zunächst einmal unterliegt Dein Arbeitslohn im Lauf des Jahres dem Lohn-
steuerabzug, der im Wesentlichen die Einkommensteuer abgelten soll. Damit
dabei gleich steuermindernde Umstände berücksichtigt werden können, kannst
Du Dir einen Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eintragen lassen. Weil die
Lohnsteuer aber sehr häufig von Pauschalierungen ausgeht, wird der richtige
Steuerbetrag nicht immer genau getroffen. Die Fälle, in denen Du entweder zu
viel oder zu wenig Lohnsteuer gezahlt hast, werden nach Ablauf des Jahres durch
die Abgabe einer Einkommensteuererklärung beim Finanzamt korrigiert.
451 Willst Du Dir zu viel gezahlte Steuer zurückholen, kannst Du freiwillig eine 451
Einkommensteuererklärung abgeben, eine sog. Antragsveranlagung.
Andererseits verzichtet auch der Fiskus nicht ohne Not auf Geld. Steht zu er-
warten, dass Du zu wenig Steuern gezahlt hast, wird von Dir zwingend die Ab-
gabe der Steuererklärung verlangt, eine sog. Pflichtveranlagung.
452 Was macht das Finanzamt? 452
Auch bei der Antragsveranlagung durch das Finanzamt wird der im Kalender-
jahr bezogene steuerpflichtige Arbeitslohn zugrunde gelegt. In dem Antrag
wirst Du aber alle möglichen Steuervergünstigungen geltend machen, z. B. die
Geburt eines Kindes, berufliche Kosten, Sonderausgaben und außergewöhn-
liche Belastungen.
Die Frist für die Antragsveranlagung beträgt zwei Jahre. Den Antrag auf Veran-
lagung für 2007 kannst Du also bis zum 31. 12. 2009, 24 Uhr, stellen. Maßgebend
ist dabei, wann der Antrag beim Finanzamt eingeht. Es genügt also nicht, wenn
Du Deinen Antrag für 2007 an Silvester 2009 beim Postamt aufgibst, denn dann
geht er mit Sicherheit zu spät ein.

453 Wenn Du Deinen Antrag in der Nacht von 31. Dezember auf 1. Januar direkt in 453
den Hausbriefkasten des Finanzamts wirfst, so bekommt er den Eingangsstem-
pel des letzten Werktags.

78049-7_s001-816.indb 297 28.08.2007 14:29:38 Uhr


298 VI. Mach in der Einkommensteuererklärung alles geltend

Stellst Du allerdings am letzten Tag der Abgabefrist (31. 12.) fest, dass Du kein
Antragsformular hast, genügt leider kein formloses Schreiben an das Amt
(»Unterlagen werden nachgereicht«), um die Frist zu wahren. Du musst immer
einen Antrag ausfüllen. Im Notfall kannst Du Dir ein Formular aus dem Inter-
net herunterladen – Adresse: www.finanzamt.de.

454 Das Finanzamt hat einige formelle Fußangeln eingebaut, bis überhaupt ein 454
wirksamer Antrag vorliegt. Du musst daher unbedingt die folgenden Regeln
beachten:
● Der Antrag muss auf dem amtlichen Steuererklärungsformular gestellt wer-
den. Ausnahmen gelten, wenn Du die Steuererklärung am PC ausdruckst.
Übermittelst Du Deine Steuererklärung per Internet ans Finanzamt, genügt
der Ausdruck einer »Sparerklärung« auf normalem Papier, die Du unter-
schreiben musst. Ganz ohne Papier und Unterschrift geht es, wenn Du Dich
vom Finanzamt hast zertifizieren lassen. Die elektronische Signatur ersetzt
dann Deine Unterschrift.
● Bei zusammen veranlagten Eheleuten muss der Antrag von beiden unter-
schrieben werden, es sei denn, dem stehen wichtige Gründe entgegen (z. B.
wenn ein Ehegatte im Lauf des Jahres verstorben ist oder Ihr eine elektro-
nische Signatur verwendet).
● Die Lohnsteuerkarte mit der vom Arbeitgeber vollständig ausgefüllten
Lohnsteuerbescheinigung muss beigefügt werden, wenn die Lohnsteuerda-
ten ausnahmsweise nicht elektronisch an das Finanzamt übermittelt wurden.
● Ebenso müssen Unterlagen über die Zeiten, in denen Du nicht beschäftigt
warst (z. B. Leistungsbescheid des Arbeitsamts, Bescheinigung der Kranken-
kasse über den Bezug von Krankengeld), eingereicht werden. Solche Be-
scheinigungen verlangt dass Finanzamt immer, wenn Dein Arbeitgeber in
Zeile 2 Deiner Lohnsteuerbescheinigung Eintragungen zu Unterbrechnungs-
zeiträumen ohne Lohnanspruch vorgenommen hat.
Du musst diesen Formalkram unbedingt beachten! Denn ansonsten kann es Dir
passieren, dass Dein Antrag wegen Formfehlern als nicht gestellt gilt. Ist dann
irgendwann die Zweijahresfrist abgelaufen, musst Du die ersehnte Steuerrück-
zahlung abschreiben (EFG 1985 S. 89).

455 Statt einer Erstattung aus der Einkommensteuerveranlagung erhältst Du eine 455
Nachzahlungsforderung?
Das kann Dir tatsächlich passieren. Arbeitslosengeld und -hilfe sind zwar nach
wie vor steuerfrei, werden aber bei der Besteuerung Deiner steuerpflichtigen
Einkünfte berücksichtigt. Dabei wird der Steuersatz zugrunde gelegt, der sich
ergeben würde, wenn Arbeitslosengeld und -hilfe steuerpflichtig wären.
So etwas nennt der Gesetzgeber »Progressionsvorbehalt« (§ 32 b EStG u. § 46
Abs. 2 Nr. 1 EStG). Hast Du neben Arbeitseinkünften Leistungen der Agentur
für Arbeit oder Krankengelder erhalten und kannst nur in geringem Umfang

78049-7_s001-816.indb 298 28.08.2007 14:29:39 Uhr


1. Das Verfahren 299

Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen oder andere


Steuerermäßigungen absetzen, beantwortet Dir ein Blick in die Steuertabelle
im Anhang die Frage, ob Du noch etwas nachzuzahlen hast.

456 Die Abgabe einer Steuererklärung ist allerdings keine freiwillige Sache mehr 456
für Dich, wenn Deine dem Progressionsvorbehalt unterliegenden Leistungen
im Jahr über 410 € liegen. So muss z. B. ein Arbeitsloser mit steuerpflichtigem
Arbeitslohn nach § 46 EStG eine Steuererklärung abgeben, wenn er mehr als
410 € Arbeitslosengeld bezogen hat. Er wird dann veranlagt und wird meistens
(Anwendung des sog. Progressionsvorbehalts nach § 32 b EStG) nachzahlen
müssen. Ob kündbare und damit ebenfalls von Arbeitslosigkeit bedrohte Be-
amte eine solche Entscheidung getroffen hätten? Diese Ungerechtigkeit trifft
Dich auch, wenn Du mehr als 410 € aus
● Kurzarbeiter-, Saison-Kurzarbeiter-, Insolvenz-, Überbrückungs- oder Über-
gangsgeld,
● Kranken-, Mutterschafts- oder Verletztengeld,
● Entschädigung nach dem Bundesseuchengesetz,
● Versorgungskrankengeld oder Aufstockungsbeträge nach dem Altersteilzeit-
gesetz bezogen
● oder nach einem Doppelbesteuerungsabkommen steuerfreie Einkünfte
hast.

München gewährte seinem Stardirigenten


eine Gehaltserhöhung von 370 000 DM. Der Maestro der
Philharmoniker verfügt damit
über Jahreseinnahmen von 3,4 Millionen DM.
(stern)

für Arbeitnehmer im Bauhauptgewerbe

457 Als Bauarbeiter hast Du bei witterungsbedingten Lohneinbußen Anspruch auf 457
Saison-Kurzarbeitergeld, das dem Progressionsvorbehalt unterliegt. Daneben
erhältst Du aber unter Umständen auch noch ein sog. Zuschusswintergeld oder
ein Mehraufwandswintergeld. Diese Zahlungen sind bei Dir ebenfalls steuerfrei
(§ 3 Nr. 2 EStG, R 4 Abs. 3 LStR), unterliegen aber nicht dem Progressionsvor-
behalt.
Zu dieser positiven Nachricht kommt eine weitere dazu: Die o. g. Leistungen
musst Du zusammen mit Deinem Arbeitgeber durch die sog. Winterbeschäfti-
gungsumlage in Höhe von 2 % des Arbeitslohns finanzieren. Den von Dir ge-

78049-7_s001-816.indb 299 28.08.2007 14:29:39 Uhr


300 VI. Mach in der Einkommensteuererklärung alles geltend

zahlten Arbeitnehmeranteil zu dieser Umlage von 0,8 % kannst Du als Wer-


bungskosten absetzen. Das Finanzamt darf Dir nach dem ausdrücklichen Willen
des Gesetzgebers diese Steuervergünstigung nicht mit dem Argument streitig
machen, die Umlage hänge mit späteren steuerfreien Einnahmen zusammen
und sei daher gem. § 3 c EStG nicht abzugsfähig (vgl. BT-Drs. 16/429 Seite 12
und Vfg des Bayerisches Landesamts für Steuern v. 9. 5. 2007 – S 2354 – 10 St
32/St 33).

für schnelle Steuererstattung

458 Wenn Dein Geld nach sechs Wochen noch nicht eingetrudelt sein sollte, wird es 458
Zeit, etwas Druck zu machen. Sei ruhig penetrant und erkundige Dich mehr-
mals, wo Deine heißersehnte Steuererstattung bleibt. Schließlich hast Du auf
der ersten Seite der Steuererklärung das Kästchen »Ich rechne mit einer Steu-
ererstattung« angekreuzt. Das bedeutet für Dein Finanzamt, dass es Deinen
Fall bevorzugt bearbeiten muss.
Fruchten Deine Anrufe nicht und kommt Dir der für Dich zuständige Staatsdie-
ner gar mit Ausreden wie »Arbeitsüberlastung«, »Urlaubsvertretung«, »Krank-
heit« etc., wende Dich gleich an den Vorsteher des Finanzamts:

Sehr geehrter Herr Vorsteher,


ich habe am . . . . . . meine Einkommensteuererklärung eingereicht, bis
heute aber keinen Bescheid erhalten. Eine Bearbeitungszeit von nunmehr
über . . . Wochen erscheint mir mehr als genug, zumal mir die Steuer
immer sofort abgeknöpft wird. Arbeitskollegen und Bekannte von mir
haben ihr Geld längst erstattet bekommen. Da ich dringend wegen größerer
Ausgaben auf die Steuererstattung angewiesen bin, möchte ich Sie bit-
ten, sich meiner Sache doch einmal persönlich anzunehmen. Vielleicht
können Sie den Amtsschimmel, der in einem Teil Ihres Hauses offensicht-
lich nur im Schritt geht, einmal in leichten Trab, besser allerdings in
gestreckten Galopp versetzen.
Mit freundlichen Grüßen

.....................
(Datum, Unterschrift)

Wenn auch das nichts bringt, fahre schwereres Geschütz auf. Setze dem Finanz-
amt eine kurze Frist und sage ihm, nach deren Ablauf möge es Dein Schreiben
als Beschwerde ansehen und der Oberfinanzdirektion zuleiten.

78049-7_s001-816.indb 300 28.08.2007 14:29:39 Uhr


1. Das Verfahren 301

459 Todesfall 459


Die Erben eines Lohnsteuerpflichtigen sind berechtigt, einen Antrag auf Aus-
gleichsveranlagung für den Verstorbenen zu stellen. Ist Dein Ehepartner mitten
aus dem Leben gerissen worden, kannst Du per Antragsveranlagung beantra-
gen, dass Dir dessen zu viel gezahlte Lohnsteuer zugute kommt.
Vergiss auch nicht, von der Firma des Verstorbenen eventuell nachträglich zu
zahlendes Gehalt oder ausstehende Provisionen zu fordern. Weil die Beträge,
die Du nun erhältst, auf Deinen Namen versteuert werden müssen, musst Du
Dir eine Lohnsteuerkarte besorgen und diese dem Arbeitgeber des Verstor-
benen übergeben. Bist Du kein Arbeitnehmer, lass Dir darauf die Steuerklasse
III eintragen und die bisherige Steuerklasse III des verstorbenen Ehegatten im
Gegenzug in V ändern. Bist Du selbst berufstätig, bekommst Du eine zweite
Steuerkarte mit Steuerklasse VI.
Wegen der Steuerklassenkombination III/V bzw. der Steuerklasse VI musst Du
für dieses Jahr zwingend eine Steuererklärung abgeben. Das bedeutet aber
nicht automatisch, dass Du Steuern nachzahlen musst. Häufig ergibt sich näm-
lich trotzdem eine Steurerstattung. Der Grund dafür liegt in den sehr hohen
Abzügen in der Steuerklasse VI und dem aufgrund des Todes Deines Ehepart-
ners im laufenden Jahr stark schwankenden Arbeitslohn.

460 Vermögenswirksame Leistungen 460


Die Arbeitnehmersparzulage für Deine vermögenswirksamen Leistungen be-
kommst Du nicht mit Deinem Steuerbescheid direkt ausgezahlt. Sie wird nur
festgesetzt. Die Auszahlung erfolgt erst, wenn die Festlegungsfristen abgelaufen
sind oder Du anderweitig unschädlich über die Anlage verfügst, z. B., weil Dein
Bausparvertrag zuteilungsreif geworden ist und Du ihn zum Bau oder Kauf
eines Hauses verwendest.
Damit Dir die Sparzulage nicht durch die Lappen geht, brauchst Du unbedingt
eine »Bescheinigung über vermögenswirksame Leistungen« (Anlage VL) des
Instituts, bei dem Deine vermögenswirksamen Leistungen angelegt sind.
Achtung: Es gibt Finanzämter, die bei fehlender Bescheinigung zwar Deine
Steuererklärung bearbeiten und einen Einkommensteuerbescheid erlassen,
den Antrag auf Festsetzung der Arbeitnehmersparzulage aber einfach ignorie-
ren. Sei also auf der Hut.

461 Wahl der günstigsten Veranlagungsart 461


Hier einen Überblick zu gewinnen ist nicht einfach, gilt es doch, zunächst zwi-
schen der Einzelveranlagung und der Ehegattenveranlagung zu unterscheiden.
Letztere kommt nur für Verheiratete in Betracht, die beide unbeschränkt steu-
erpflichtig sind und nicht dauernd getrennt leben. Folge: Sie werden zusammen
veranlagt unter Anwendung der günstigen Splittingtabelle. Alle anderen wer-
den einzeln veranlagt. Für sie kommt nur die Grundtabelle in Frage, wenn man
vom Witwensplitting einmal absieht. Wer nämlich seinen Ehepartner verliert,

78049-7_s001-816.indb 301 28.08.2007 14:29:40 Uhr


302 VI. Mach in der Einkommensteuererklärung alles geltend

kann im nächsten Jahr noch einmal – trotz Einzelveranlagung – den Splittingta-


rif erhalten.
Verheiratete können aber auch die Zusammenveranlagung abwählen und sich
für die getrennte Veranlagung entscheiden oder im Jahr der Eheschließung für
die besondere Veranlagung, um z. B. Verluste absetzbar zu machen oder einen
günstigen Steuersatz zu erhalten.

462 Die besondere Veranlagung 462


Für das Jahr der Eheschließung können Verheiratete die besondere Veranla-
gung wählen. Dann werden sie steuerlich so gestellt, als ob sie nicht geheiratet
hätten. Das kann für Steuerzahler mit Kindern günstiger sein. Oder wenn einem
der Ehegatten der Splittingtarif auch ohne die Heirat zustünde, weil er seit dem
Vorjahr verwitwet ist. In diesem Fall wird im Jahr der Eheschließung durch den
Antrag auf besondere Veranlagung nämlich dreimal der Grundfreibetrag be-
rücksichtigt.

463 Die Zusammenveranlagung 463


Diese hauptsächlichste Form der Veranlagung kommt für alle Ehegatten in Be-
tracht, wenn sie mindestens eine Zeitlang im Jahr zusammengelebt haben. Das
ist eigentlich die steuergünstigste Form (die durch Ankreuzen in der Steuerer-
klärung gewählt werden kann) für alle Ehen, in denen nur jeweils ein Partner
einen Verdienst bezieht. Warum? Weil es für Verheiratete die günstige Split-
tingtabelle gibt. Hier wird die Steuer so berechnet, als würde jeder Ehepartner
50 % aller gemeinsamen Einkünfte verdienen. Das heißt praktisch, dass jeder
Partner den Grundfreibetrag erhält und die steuerliche Progression stark ab-
fällt.

Schieb das Getrenntleben vor Deiner Scheidung so


lange es geht hinaus!

464 Soll ich Dir mal sagen, was Du 2007 mehr an Steuern zahlst, wenn Du nach 464
einer Scheidung plötzlich in Steuerklasse I statt III eingestuft wirst?
Jahresbruttolohn StKl. III StKl. I Unterschied
€ € € €
15 000 0 714 714
30 000 1 634 4 885 1 749

Der Vorteil, der sich aus der Zusammenveranlagung ergibt, beträgt 2007 max.
7 914 € und wird bei einem Einkommen zwischen 104 300 € und 250 000 € er-
reicht. Bei höheren Einkommen steigt dieser Vorteil durch die Einführung der

78049-7_s001-816.indb 302 28.08.2007 14:29:40 Uhr


1. Das Verfahren 303

Reichensteuer zwischen 250 000 € und 500 000 € schrittweise auf dann max.
15 414 € an. Auch fallen – falls überhaupt noch – weniger Solidaritätszuschlag
und Kirchensteuer an.

Rette mit einem gemeinsamen Wohnsitz


die Vorteile des Splittingtarifs!

465 Lebst Du das ganze Jahr über von Deinem Ehepartner getrennt, so ist der ach 465
so günstige Splittingtarif vertan. Um diesen zu retten, reicht es aus, wenn Ihr
Euch einmal im Jahr versöhnt. Gemeinsame Urlaubsreisen allein können den
verlorenen Splittingtarif allerdings nicht wieder herbeizaubern, solange ge-
trennte Haushalte beibehalten werden (FG Köln v. 14. 10. 1992 – 3 K 666/92).
Also fackle nicht lange, klemm Dir eine Flasche Wein unter den Arm und mach
Schönwetter bei Deinem Expartner. Du hast steuerlich das Beste erreicht, wenn
er damit einverstanden ist, dass Du Deinen ersten Wohnsitz wieder bei ihm
anmeldest. Dann habt Ihr für den Fiskus eine gemeinsame Anschrift, und alles
ist – wenigstens für die Steuer – in Butter.
Für den Splittingtarif reicht dieser ernsthafte Versöhnungsversuch, auch wenn
er in die Hose gegangen ist. So jedenfalls das FG Köln im Urteil vom 21. 12. 1993
– 2 K 4543/92 nrk (EFG 1994 S. 791). Dem haben sich inzwischen auch die Rich-
ter beim FG Münster angeschlossen. Einen den Splittingtarif rettenden Versöh-
nungsversuch haben sie anerkannt, obwohl die Ehegatten sich, 6 Wochen, nach-
dem sie wieder zusammengezogen waren, erneut verkracht und getrennt hatten
(Urteil v. 22. 3. 1996
Seid Ihr geschieden, so wisse: Scheidungsakten sind für den Fiskus tabu (BFH-
Urt. v. 12. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 806). Hast Du im Scheidungsprozess ge-
schwindelt, um Deine Ehe möglichst schnell hinter Dich zu bringen, und als
Beginn des Getrenntlebens einen zu frühen Termin angegeben, ist das kein
Beinbruch. Dem Finanzamt solltest Du wahrheitsgemäß sagen, dass die Tren-
nung erst nach Jahresbeginn stattgefunden hat. Dadurch rettest Du für ein Jahr
die Steuerklasse III bzw. den Splittingtarif. Denn für die Steuerklasse bzw. den
Tarif sind immer die Verhältnisse zu Jahresbeginn maßgebend.

466 Die getrennte Veranlagung 466


Sie ist nur in folgenden Fällen für Dich und Deinen Ehepartner vorteilhafter als
die Zusammenveranlagung:
1. Wenn Dein Ehepartner aus einer der sieben Einkunftsarten einen Verlust
erlitten hat, Euer Einkommen aber auch so schon nicht zu einer Steuer füh-
ren würde.

78049-7_s001-816.indb 303 28.08.2007 14:29:40 Uhr


304 VI. Mach in der Einkommensteuererklärung alles geltend

2. Wenn einem von Euch Einkünfte mit sog. Progressionsvorbehalt zugeflos-


sen sind, z. B. steuerfreie ausländische Einnahmen oder Arbeitslosengelder.
Hierbei ist aber eine Kontrollrechnung anhand der beiden Steuertabellen zu
machen und zu ermitteln, was vorteilhafter ist.
3. Wenn einer der Partner Einkünfte hat, die ermäßigt zu besteuern sind. Meist
wird es sich dabei um Gewinne aus der Veräußerung eines Gewerbebetriebs
oder um Abfindungen aus einem Dienst- oder Arbeitsverhältnis handeln.
Auch hier ist eine Rechnung zur Kontrolle nötig.
4. Wenn das Einkommen für die Eigenheimzulage und damit auch das Baukin-
dergeld zu hoch ist. Bei der Eigenheimzulage ist der Gesamtbetrag von Erst-
und Vorjahr maßgebend. Der darf 70 000 €/140 000 € zzgl. 30 000 €/15 000 € je
Kind nicht übersteigen (Bauantrag/Kaufvertrag nach dem 31. 12. 2003).
Dabei stellt das Gesetz aber nicht auf das zu versteuernde Einkommen ab,
sondern auf die Summe der positiven Einkünfte (= ohne Abzug von Verlus-
ten).
5. Wenn beide Partner annähernd gleich verdienen, einer selbständig und der
andere Arbeitnehmer ist. In diesem Fall könnt Ihr durch die getrennte Ver-
anlagung ein paar tausend Euro vom Vorwegabzug für Vorsorgeaufwen-
dungen retten.

Lass Dich vom geschiedenen Ehegatten


nicht über den Tisch ziehen!

467 Ist Dein Ehemaliger während der Trennung bzw. Scheidung zu Deinem Feind 467
geworden? Ist er ein Quertreiber, und Ihr könnt Euch bei der Wahl Eurer Ver-
anlagung nicht einigen? Für die Zeit vor der tatsächlichen Trennung könnt Ihr
beide grundsätzlich nämlich noch Zusammenveranlagung wählen. Es kann je-
doch sein, dass für den einen die Zusammenveranlagung günstiger wäre, für den
anderen aber die getrennte Veranlagung.
Dazu merke Dir: Es ist getrennt zu veranlagen, wenn einer der Ehegatten dies
beantragt. Dieser einseitige Antrag ist jedoch unwirksam, wenn der Antragstel-
ler keine eigenen Einkünfte hat oder diese so gering sind, dass keine Einkom-
mensteuer anfällt und auch kein Steuerabzug (Lohnsteuer, Kapitalertragsteuer,
Zinsabschlag) vorgenommen worden ist. Dies ist der einzige Fall, in dem das
Finanzamt Deinen Wunsch auf getrennte Veranlagung ignorieren kann.
Selbst wenn diese Voraussetzungen nicht vorliegen, kann der Antrag auf ge-
trennte Veranlagung und damit die Verweigerung der Zustimmung zur Zusam-
menveranlagung unbillig sein. Erscheinen die Interessen des Verweigernden
gegenüber den Interessen des Antragstellers geringfügig, kann Letzterer auf

78049-7_s001-816.indb 304 28.08.2007 14:29:41 Uhr


2. Wann musst Du als Lohnsteuerzahler Belege beibringen? 305

Zustimmung klagen. Stattdessen kann er auch Schadenersatz fordern. Diesen


Rechtsstreit kannst Du aber nicht im Einspruchsverfahren vor dem Finanzamt
und mit einer Klage beim Finanzgericht führen, sondern nur vor dem Zivilge-
richt (BFH v. 7. 2. 2005 – BFH/NV 2005 S. 1083). Trotzdem solltest Du gegen
Deinen Einkommensteuerbescheid Einspruch einlegen mit der Begründung,
Du würdest die Zustimmung zur Zusammenveranlagung einklagen. Bitte das
Finanzamt, den Einspruch ruhen zu lassen, bis über Deine Klage entschieden
ist. So vermeidest Du auf jeden Fall, dass es später einmal Streit wegen der
nachträglichen Änderung Deines Steuerbescheids oder eventueller Verjährung
gibt.

2. Wann musst Du als Lohnsteuerzahler Belege beibringen?


468 Bei der Antragsveranlagung geht es um absetzbare Ausgaben. Da glaubst Du 468
zumeist, dass die stets durch Belege nachgewiesen werden müssten.

Aber: Du unterliegst als Lohnsteuerzahler keinen Aufzeichnungspflichten und


Aufbewahrungsfristen wie die Selbständigen. Du musst absetzfähige Ausgaben
nur glaubhaft machen! Machst Du allerdings ziemlich hohe Beträge geltend, so
kann man schon verstehen, wenn das Finanzamt dafür Belege fordert.

Abzug ohne Belege nach EB-FAGO

469 Die Finanzämter sollen – müssen aber nicht! – aufgrund interner Anweisungen 469
ohne Nachprüfung und ohne Belege zu fordern Folgendes anerkennen:
EB-FAGO-Tabelle
Fahrten zur Arbeitsstätte
(5-Tage-Woche) 230 Arbeitstage
(6-Tage-Woche) 285 Arbeitstage
bei beruflichen Ausgaben
(Werbungskosten)
bis zu 110 € jährlich für Arbeitsmittel (Schreibmaschine, Aktentasche,
Fachliteratur, Berufskleidung usw.)
bis zu 150 € jährlich für Beiträge an Berufsverbände
bis zu 16 € jährlich für Kontoführungsgebühren
bis zu 256 € jährlich für Reisekosten, wenn Du eine Kostenaufstellung
einreichst

78049-7_s001-816.indb 305 28.08.2007 14:29:41 Uhr


306 VI. Mach in der Einkommensteuererklärung alles geltend

EB-FAGO-Tabelle
bei Hausbesitz
bis zu 25 500 € jährlich für Reparaturkosten, wenn Du eine Einzelaufstellung
über Deine Kosten vorlegst
bei Sonderausgaben
bis zu 2 050 € jährlich für Versicherungsbeiträge
bis zu 100 € jährlich für Spenden
bei außergewöhnlichen Belastungen
bis zu 2 050 € jährlich für selbstgetragene Krankheitskosten. Einzelaufstellung
ist auch bei niedrigerem Aufwand erforderlich.
unbegrenzt abzugsfähig: Beerdigungskosten. Belege sind nur in Zweifelsfällen
vorzulegen.
bis zu 900 € für Fahrtkosten Behinderter (Grad der Behinderungen
70 % + »G« oder mehr als 80 %)
bis zu 4 500 € bei Merkzeichen »aG« (außergewöhnliche Gehbehinde-
rung), »H« (hilflose Person) und »Bl« (blind) oder bei
Zuerkennung der Pflegestufe III

Wie gesagt, sind die Fiskalknechte nicht an die interne Anweisung gebunden. Es
kann Dir also durchaus passieren, dass Du an ein besonders pingeliges Exemp-
lar geraten bist, das trotz Unterschreiten der Grenzen Nachweise verlangt. Falls
Du solche nicht hast und auch nicht mehr nachträglich besorgen kannst, bleibt
Dir nur, kräftig zu jammern und auf Deinen Beweisnotstand zu verweisen, weil
Du Dich auf die Behandlung in den Vorjahren verlassen und für die Bagatellbe-
träge keine Belege aufgehoben hast.

470 Bundeseinheitliche Prüfkriterien 470


Um den Steuerzahlern das Leben schwer und die Hölle heiß zu machen, hat
sich der Fiskus eine besondere Foltermethode – genannt »GNOFÄ 1. 1. 1997«
– einfallen lassen. Hintergrund dieses Wortungetüms ist:
Die Fiskalknechte vor Ort bekommen bestimmte Fälle vom Computer zuge-
wiesen, die sie besonders intensiv prüfen müssen. Falls Du das Pech haben soll-
test, als solcher Intensivprüfungsfall ausgewählt zu werden, musst Du damit
rechnen, dass für jeden noch so kleinen Cent Belege verlangt werden. Und
wenn die nicht vorliegen, Deine Kosten nicht anerkannt werden.
Die Prüfung erfolgt per Zufall und wird nach Höhe der Einkünfte gestaffelt. Je
niedriger Dein Einkommen im Vorjahr war, um so geringer ist die Wahrschein-
lichkeit, dass ausgerechnet Dein Fall ausgewählt wird. Während Du in der
obersten Einkommenskategorie (= Summe der Einkünfte größer als 200 000 €
bzw. Summe der Verluste größer als 100 000 €) damit rechnen musst, fast jedes
Jahr auf Herz und Nieren durchleuchtet zu werden, trifft es Dich als Mitglied
der untersten Kategorie rein rechnerisch nur etwa alle 50 bis 200 Jahre.

78049-7_s001-816.indb 306 28.08.2007 14:29:41 Uhr


2. Wann musst Du als Lohnsteuerzahler Belege beibringen? 307

Das Besondere an dieser Regelung ist, dass Dein Fall bei einer Intensivprüfung
generell akribisch unter die Lupe genommen wird und sich die Fiskalknechte
nicht etwa nur auf unschlüssige Dinge stürzen. Daher kann es Dir passieren,
dass auch Selbstverständlichkeiten aufs Korn genommen werden und Du z. B.
die Geburtsurkunden Deiner Kinder vorlegen musst.
Aber damit nicht genug! Jahr für Jahr nehmen sich die Finanzer unter der Be-
zeichnung Prüffelder wechselnde Teilbereiche der Steuererklärungen beson-
ders vor. So werden sie in einem Jahr in den Arbeitszimmerkosten herumwüh-
len, im nächsten Jahr haben sie es dann möglicherweise auf Computer abgese-
hen und im übernächsten Jahr vielleicht auf Vermietungseinkünfte.
Durch diese Prüforgien werden die eigentlich recht praktischen und sowohl
dem Steuerzahler als auch dem Fiskus Geld und Arbeit sparenden Nichtprü-
fungsgrenzen fast zur Makulatur.

78049-7_s001-816.indb 307 28.08.2007 14:29:42 Uhr


78049-7_s001-816.indb 308 28.08.2007 14:29:42 Uhr
309

Was zugunsten des Staates begonnen wird,


geht zuungunsten der Welt aus.
(Karl Kraus)

VII. Nebeneinkünfte –
Veranlagung von Arbeitnehmern
1. Wann musst Du als Arbeitnehmer eine Steuererklärung
beim Finanzamt abgeben?
471 Wir haben eingangs gesehen, dass die Lohnsteuer nur ein Kind der Einkom- 471
mensteuer ist. Wenn das Finanzamt glaubt, dass Dir – der Du ja eigentlich ein-
kommensteuerpflichtig bist – vom Lohn zu wenig Lohnsteuer einbehalten
wurde, sagt es sich: Schicken wir dem Burschen doch eine Einkommensteuerer-
klärung zu, in der er alle seine Einkünfte genauestens spezifizieren soll. Viel-
leicht gibt es doch irgendwo ein Eckchen bei ihm, das wir steuerlich nicht
erfassten.
Die Höhe Deines Einkommens als Arbeitnehmer allein hat keinen Einfluss
darauf, ob Du eine Einkommensteuererklärung abgeben musst. Der Fiskus ver-
langt von Dir aber eine Steuererklärung in folgenden Fällen:
● Wenn Du oder Dein Ehegatte neben dem Arbeitseinkommen andere Ein-
künfte bezieht, die insgesamt über 410 € hinausschießen. Betroffen sind alle
Einkünfte von Dir als Gewerbetreibender, Land- und Forstwirt, sonstig Selb-
ständiger, Freiberufler, ferner Einkünfte aus Vermietung, Kapital, Renten
oder Spekulationsgeschäften. Dabei werden positive Einkünfte mit Verlus-
ten, z. B. aus der Vermietung eines Hauses, verrechnet.
472 472
Nebeneinkünfte bis 410 € sind also steuerfrei.
Wenn sie aber über diesen Betrag hinausgehen, schlägt der Fiskus zu, zu-
nächst behutsam, denn zwischen 410 € und 820 € gewährt er einen Freibetrag
(Härteausgleich) in Höhe der Differenz zwischen den Nebeneinkünften und
820 €.

Beispiel
Nebeneinkünfte 500 €
Grenzbetrag 820 €
./. Nebeneinkünfte – 500 €
Freibetrag 320 € – 320 €
zu versteuern 180 €
● Wenn einer aus mehreren Arbeitsverhältnissen Entlohnung oder Gehalt be-
zieht.

78049-7_s001-816.indb 309 28.08.2007 14:29:42 Uhr


310 VII. Nebeneinkünfte – Veranlagung von Arbeitnehmern

● Wenn einer steuerfreie Bezüge über 410 € hatte, die dem Progressionsvorbe-
halt unterliegen.
● Wenn jemand Arbeitslohn bezogen hat, von dem zu Recht keine Steuer ab-
gezogen wurde.
● Wenn bei Ehegatten einer nach der Steuerklasse V oder VI besteuert wurde.
● Wenn einer während eines Teils des Jahres rentenversicherungsfreien und
während der übrigen Zeit rentenversicherungspflichtigen Arbeitslohn bezo-
gen hat.
● Wenn jemand auf seiner Lohnsteuerkarte einen Freibetrag wegen Verlust aus
Vermietung und Verpachtung oder wegen Förderung von Wohneigentum
eingetragen hat.
● Wenn jemand sich einen Freibetrag für erhöhte Werbungskosten, Sonderaus-
gaben oder außergewöhnliche Belastungen auf der Lohnsteuerkarte eintra-
gen ließ.
● Wenn bei einem Elternpaar einer den vollen Kinderfreibetrag eingetragen
bekam und der andere bisher beschränkt Steuerpflichtige im Lauf des Jahres
unbeschränkt steuerpflichtig wurde.
● Wenn auf Antrag eines Elternteils der Kinderfreibetrag übertragen wurde.
● Wenn nach Zustimmung der Mutter der Vater die Steuerklasse II erhielt oder
er den Haushaltsfreibetrag beantragte.
● Wenn bei Scheidung einer der Geschiedenen oder bei Tod des Ehegatten der
Überlebende im selben Jahr wieder heiratete.
● Wenn geschiedene oder dauernd getrennt lebende Elternpaare einen Kin-
derausbildungsfreibetrag oder einen Pauschbetrag für ein körperbehindertes
Kind anders als hälftig aufgeteilt haben.

Ein Steuerzahler kann auch von sich aus die Einkommensteuerveranlagung be-
antragen, wenn er
● ausländische Steuer angerechnet haben möchte,
● einen ermäßigten Steuersatz für außerordentliche Einkünfte beantragen
will,
● Verluste aus einer anderen Einkunftsart als der nichtselbständigen angerech-
net haben möchte,
● Verlustabzüge und Verlustrückträge geltend machen will,
● gezahlte Kapitalertragsteuer von der Steuerschuld abgezogen haben
möchte,
● Körperschaftsteuer auf seine Steuerschuld angerechnet wissen, zu viel ge-
zahlte Lohnsteuer erstattet bekommen will (Quelle: § 46 EStG),
● wenn er als Ehegatte eine getrennte oder besondere Veranlagung wünscht.

78049-7_s001-816.indb 310 28.08.2007 14:29:42 Uhr


3. Wie verhalte ich mich geschickt bei Nebeneinkünften? 311

2. Abgabetermin für die Steuererklärung


473 Das Finanzamt verlangt für die Einkommensteuerveranlagung eine Einkom- 473
mensteuererklärung, auf amtlichem Vordruck, versteht sich. Die Erklärung soll
bis zum 31. 5. des folgenden Jahres abgegeben werden. Wird die Erklärung von
einem Steuerberater erstellt, verlängert sich die Abgabefrist bis zum 30. 9. (§ 149
AO). Wird sie nicht rechtzeitig abgegeben, kann das Finanzamt einen Verspä-
tungszuschlag festsetzen (§ 152 AO).

474 Meist sind die Finanzämter nicht kleinlich mit der Verlängerung der Abgabe- 474
frist bis zum 30. 9. auch für Steuerzahler, die keinen Steuerberater engagieren.
Ruf am besten Deinen Sachbearbeiter beim Amt an (Durchwahl steht auf dem
letzten Steuerbescheid) und vereinbare eine großzügige Fristverlängerung. No-
tiere Dir Name, Datum und Uhrzeit.

3. Wie verhalte ich mich geschickt bei Nebeneinkünften?


475 Hast Du neben Deinen Arbeitseinkünften andere Einkunftsquellen, die 475
mS insgesamt mehr als 410 € einbringen, musst Du, wie schon gesagt, eine Ein-
kommensteuererklärung abgeben (= Zwangsveranlagung). Ob dabei eine Steu-
ernachforderung droht oder ob Du eine Erstattung einstreichst, hängt natürlich
davon ab, wie hoch Deine Nebeneinkünfte sind und ob Du Steuerermäßigungen
geltend machen kannst.
Hast Du neben Deinen Arbeitseinkünften Verluste aus einer anderen Ein-
kunftsart, wirst Du von Dir aus eine Erklärung abgeben, um die Verluste be-
rücksichtigen zu lassen (= Antragsveranlagung).

Chaos, wohin man blickt, nichts als Chaos!


(Dr. W. Dann, ehem. Präsident der Bundessteuerberaterkammer,
zum deutschen Steuerrecht)

Arbeite nebenberuflich als selbständiger Fotograf!

Warum nicht Dein Hobby professionell ausüben? Luftige Bilder von netten
Modellen lassen sich ganz gut an Boulevardzeitungen verkaufen.

78049-7_s001-816.indb 311 28.08.2007 14:29:43 Uhr


312 VII. Nebeneinkünfte – Veranlagung von Arbeitnehmern

»Und was bringt mir das? Nehmen wir mal an, ich bekomme für ein Foto 150 €
und kann zehn davon im Jahr absetzen, dann sind das 1 500 €, mit denen ich si-
cher nicht umsatzsteuerpflichtig bin«, sagst Du, »aber ich werde damit einkom-
mensteuerpflichtig. Wenn ich die Abschreibung für meine Fotoausrüstung, die
Spesen für die Modelle und die Beiträge an die Berufsgenossenschaft rechne,
bleibt vielleicht ein Tausender übrig, den ich aber noch versteuern muss.
Richtig. Nur nicht richtig, wenn Du Deinen Konz gelesen hast. Der rät Dir näm-
lich: Stell doch Deinen Ehepartner, Deine Tochter oder Deinen Vater als Hilfs-
kraft ein. Sie kann Dir die Ausleuchtlampen halten oder als Schreibkraft die
Zeitschriftenredaktionen anschreiben und mit Deinen Bildchen bombardieren,
Deine Bücher führen, Terminvereinbarungen mit Deinen Modellen treffen ...
Du schließt mit Deiner Hilfskraft einen Arbeitsvertrag, den das Finanzamt an-
erkennen muss, auch wenn Du hauptberuflich nicht selbständig bist. Vereinbare
darin, dass Deine Hilfskraft z. B. als Teilzeitkraft wöchentlich ein Entgelt von
50 € erhält.
Der Monatslohn beträgt dann ca. 200 €, und Du kannst von der Minijobrege-
lung Gebrauch machen. Es fallen lediglich pauschale Sozialversicherungsbei-
träge (15 % Rentenversicherung, 13 % Krankenversicherung) und lächerliche
2 % Pauschalsteuern an, insgesamt also 30 %, die Du als Betriebsausgaben ab-
ziehen kannst.
Und so sieht Deine Rechnung für das Finanzamt aus:
Einnahmen 1 500 €
./. Ausgaben für Schreibmaterial, Fotoausrüstung, Modelhonorare – 500 €
./. Gehalt Aushilfe 12  200 € – 2 400 €
./. Pauschalabgaben – 720 €
= Verlust aus Fotografentätigkeit – 2 120 €
Steuerersparnis bei einem durchschnittlichen Steuersatz von 30 % 636 €

womit Du die Abgaben auf den Aushilfsjob wieder heraushast. Gleichzeitig hast
Du z. B. Deiner besseren Hälfte künftige Rentenansprüche verschafft. Die fal-
len übrigens deutlich attraktiver aus, wenn Ihr auf den Rentenpauschalbeitrag
zusätzlich 4,9 % des Lohns drauflegt.
Gehört Ihr zu den Besserverdienenden, kann die Steuerersparnis sogar bis zu
45 % zzgl. Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer, also ca. 1 090 €, betragen.

476 Aufpassen musst Du allerdings, dass das Finanzamt ein solches Tätigsein nicht 476
als (steuerlich unbeachtet zu lassende) Liebhaberei auslegt. Deshalb solltest Du
nach ein paar Anlaufjahren auch mal einen kleinen Gewinn ausweisen. Außer-
dem solltest Du vermeiden, dass ortsansässige Fotografen mit der Handwerks-
ordnung winken oder Dir gar das Gewerbeaufsichtsamt ins Haus kommt: Denn
Fotograf darf sich nur nennen, wer die entsprechende Gesellenprüfung abge-
legt hat, ein selbständiger Fotograf braucht sogar die Meisterprüfung. Deshalb
solltest Du Dich tunlichst nicht Fotograf, sondern z. B. »Fotodesigner« nennen

78049-7_s001-816.indb 312 28.08.2007 14:29:43 Uhr


3. Wie verhalte ich mich geschickt bei Nebeneinkünften? 313

und offiziell nur Reportage- und künstlerische Fotos anfertigen. Eine solche
Tätigkeit ist durch die Handwerksordnung nicht geschützt.

477 Wenn beide Ehepartner Nebeneinkünfte von 410 € im Jahr haben, werden sie 477
nochmals extra veranlagt. Das Finanzamt fordert für die 820 € eine Steuer zwi-
schen 140 € und 394 € nach.
Dem kann man entgehen, indem man einen Antrag auf getrennte Veranlagung
stellt. In diesem Fall muss das Finanzamt den Freibetrag von 410 € zweimal ge-
währen und somit die Versteuerung der gesamten 820 € ins Wasser fallen lassen.
Zwar verliert man dann den Splittingvorteil, aber wenn beide Ehegatten ein
etwa gleich hohes Einkommen beziehen, macht der kaum etwas aus.

Drück gelegentliche Vermittlungsprovisionen


unter die Steuergrenze!

478 Viele Leute sind zu bange, sich nebenbei etwas zu verdienen, weil sie glau- 478
mS ben, Scherereien mit der Steuer zu bekommen. Das ist aber Unsinn. Das
Finanzamt ist dazu da, seine Schröpfköpfe nach den gesetzlichen Bestimmun-
gen anzusetzen, und die besagen nun mal, dass bei Arbeitnehmern Nebenein-
künfte unter 410 € im Jahr nicht steuerpflichtig sind. Liegst Du also insgesamt
unter 410 €, brauchst Du keine Steuererklärung abzugeben.
Und denk daran: Verluste aus einer anderen Einkunftsart kannst Du mit Dei-
nen positiven Nebeneinkünften aufrechnen. Wenn Du mal alle Fahrgelder, das
Arbeitsmaterial, den Kleider- und Wäscheverschleiß, die Waschkosten etc. von
dem abziehst, was Du in die Hand gedrückt bekommst (und wofür Du dem
anderen eine Quittung gibst, damit er es von seiner Steuer absetzen kann), min-
dert sich der erhaltene Betrag sicher beträchtlich!

479 Und selbst wenn die steuerfreien 410 € überstiegen werden sollten, ist bis 820 € 479
(Milderungsregel/Härteausgleich) noch immer nicht alles steuerpflichtig, wie
die folgende Tabelle zeigt:
Gesamtbetrag steuerfreier dann verbleiben als
der Nebeneinkünfte Betrag steuerpflichtiger Rest
€ € €
450 370 80
500 320 180

78049-7_s001-816.indb 313 28.08.2007 14:29:43 Uhr


314 VII. Nebeneinkünfte – Veranlagung von Arbeitnehmern

Gesamtbetrag steuerfreier dann verbleiben als


der Nebeneinkünfte Betrag steuerpflichtiger Rest
550 270 280
600 220 380
650 170 480
700 120 580
750 70 680
800 20 780
820 0 820

480 Trick 17: Wenn Du im Lauf des Jahres merkst, dass Du es wahrscheinlich nicht 480
schaffst, unter 410 € zu bleiben, gib Dir einen Stoß und überlass den Auftrag/die
Arbeit einem anderen. Eine Vermittlungsprovision z. B. kann genauso gut von
Deinem Vater bezogen werden. Oder von Deinem Ehegatten. Dabei ist jedoch
zu beachten, dass sich die 410-€-Grenze auf die Summe der von den Ehegatten
bezogenen Einkünfte bezieht. Überlegt, ob evtl. eine getrennte Veranlagung in
Frage kommt ( Rz 478).
Ist Trick 17 nicht möglich und kriegst Du mehr Geld auf die Hand, rate ich Dir,
das dem Finanzamt zu melden. Besonders wenn Du arbeitslos bist oder be-
fürchten musst, beim Finanzamt verpfiffen zu werden. Denn dann gilt das Steu-
ergeheimnis nicht mehr, und das Finanzamt darf aufgrund von § 31 a AO Deine
Bezüge dem Arbeitsamt melden. Was böse für Dich enden könnte.
Bei der Berechnung Deiner Nebeneinkünfte werden zwar grundsätzlich alle
Einkünfte zusammengerechnet, bestimmte sonstige Einkünfte wie Provisiön-
chen oder aus Gelegenheitsgeschäften, Vermietung beweglicher Sachen und
gelegentlichen Vermittlungen bleiben dabei aber von vornherein unberücksich-
tigt, sofern sie 256 € im Jahr nicht übersteigen. Die 256 € sind eine Freigrenze,
kein Freibetrag, d. h., wenn die Grenze überschritten wird, ist der gesamte Be-
trag steuerpflichtig. Hast Du z. B. als Arbeitnehmer geringe Vermietungsein-
künfte von 350 € und aus der einmaligen Vermittlung einer Versicherung Pro-
visionseinkünfte von 250 €,wird die Provision nicht berücksichtigt. Da musst
deswegen also weder eine Steuererklärung abgeben noch die Nebeneinkünfte
versteuern. Lagen Deine Proviosionseinkünfte dagegen bei 300 € – also über
der Grenze von 256 € – werden Sie voll mitgerechnet. Zusammen mit den Miet-
einkünften kommst Du nun auf Nebeneinkünfte von 650 € und musst eine Steu-
ererklärung einreichen, aufgrund derer Deine Nebeneinkünfte nachträglich
besteuert werden. Da der Gesamtbetrag Deiner Nebeneinkünfte aber unter
820 € liegt, wird ein Härteausgleich (E Rz 479) von 170 € abgezogen und Du
musst nur 480 € tatsächlich versteuern.
»Wenn das Finanzamt überhaupt von meinen Provisionen weiß!«, lachst Du.
Warum Dich in Gefahr begeben? Du hast doch gehört, dass es Dir unbenom-
men bleibt, einen anderen einen Teil des Betrags quittieren zu lassen. Natürlich
muss dieser andere das Vermittlungsgeschäft dazu auch abschließen. Ihn nur
die Quittung unterschreiben zu lassen und sonst alles selbst zu machen darf
natürlich nicht sein. Das wäre Steuerumgehung, und das willst Du ja nicht.

78049-7_s001-816.indb 314 28.08.2007 14:29:44 Uhr


3. Wie verhalte ich mich geschickt bei Nebeneinkünften? 315

Der größte Feind des Rechts ist das Vorrecht.


(Ebner-Eschenbach)

Wirf mit der Wurst nach der Speckseite!

481 Du freust Dich mächtig über die Provision, die Dir die Lebensversicherung für 481
den Vertrag zahlt, den Du gerade vermittelt hast. Die 350 € kannst Du gut brau-
chen, Du musst ja schließlich noch Dein Häuschen abzahlen.
Selbst wenn Du von den 350 €
Deine Fahrtkosten – 50 €
abziehst, bleiben Dir noch 300 €
Denkst Du! Denn nun kommt das Finanzamt, schlägt diese 300 € als Nebenver-
dienst Deinem Einkommen zu und knöpft Dir so auf Umwegen zwischen 51
und 144 € ab.
»Was soll ich denn dagegen machen?«, fragst Du.
Ganz einfach. Denk doch einmal nach, wer Dir den Tipp mit Deinem Versiche-
rungskunden gegeben hat. Vielleicht der Papa oder die Freundin? Zeig Dich
großzügig und lass als Belohnung einen Fünfziger springen, schließlich hättest
Du ohne den Tipp das Geschäft nicht gemacht. Jetzt schau nicht so verwirrt aus
der Wäsche. Nun lautet die Rechnung nämlich:
Provision 350 €
./. Fahrtkosten – 50 €
./. Unterprovision – 50 €
Gewinn 250 €
Der Gewinn liegt jetzt nicht mehr über der Freigrenze, und damit sparst Du die
gesamte Steuer. Das nenne ich wundersame Geldvermehrung. 50 € ausgegeben
und dadurch zwischen 60 € und 166 € gespart!

Wie Du Dir als Hausbesitzer oder mit Nebeneinkom-


men rd. 400 € Steuer im Jahr sparst

482 Du hast Einkünfte aus der Vermietung eines Hauses und aus einem Dienst- 482
mS verhältnis. Oder Du bist Rentner und hast Mieteinkünfte. Alljährlich wirst
Du mit Deinem Gesamteinkommen zur Einkommensteuer veranlagt und zahlst
zusätzlich Steuern.

78049-7_s001-816.indb 315 28.08.2007 14:29:44 Uhr


316 VII. Nebeneinkünfte – Veranlagung von Arbeitnehmern

Nehmen wir an, Du hast im Jahr 2007 Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
bzw. aus einem früheren Dienstverhältnis in Höhe von 12 000 € Deine Ein-
künfte aus dem Haus deklarierst Du wie folgt dem Finanzamt:
Einnahmen aus Mieten 2 600 €
Ausgaben:
Grundsteuer 200 €
Abschreibung + 200 €
Reparaturen + 800 €
Versicherungen, Kaminfeger + 100 €
Hypothekenzinsen + 400 € + 1 700 €
Einkünfte aus Vermietung 900 € + 900 €

Gesamtbetrag der Einkünfte 12 900 €


Das Finanzamt setzt diese Rechnung fort,
zieht Dir die Vorsorge-Pauschale von 1 134 €
und den Sonderausgaben-Pauschbetrag von 36 € ab = – 1 170 €
und kommt zu einem zu versteuernden Einkommen von 11 730 €

Darauf entfällt eine Einkommensteuer von 756 €


Es zieht die bereits von Dir gezahlte Lohnsteuer ab, das sind – 381 €
und fordert von Dir an Einkommensteuer 375 €
zuzüglich z. B. 9 % Kirchensteuer + 34 €
und Solidaritätszuschlag + 0€
zusammen also noch den Betrag von 409 €

Um das zu vermeiden, hättest Du lieber wie folgt überlegen sollen:


mS Das Finanzamt lässt Nebeneinkünfte steuerfrei, solange diese 410 € im
Jahr nicht übersteigen. Da ich mit meinen Einkünften aus Vermietung und Ver-
pachtung um diese erfreuliche Grenze herum liege, muss ich mir was einfallen
lassen, um darunter zu bleiben.
Ich könnte z. B. Hypothekenzinsen am Jahresende gleich für das kommende
Jahr mitzahlen, also zweimal 400 €, oder die Grundsteuer mit 200 € im Voraus
abdrücken oder dem Handwerker einen Vorschuss in Höhe von 150 € auf seine
Rechnung im nächsten Jahr geben. Wenn ich dann noch die Dezembermiete
eines zuverlässigen Hausbewohners einen Monat später (nach dem 10. Januar,
weil sie Dir das Finanzamt sonst noch dem alten Jahr hinzurechnet – vgl. § 11
EStG) kassiere, bleiben meine Hauseinkünfte unter 410 €.
Das Finanzamt kann nichts verlangen, und ich habe die ganze Einkommens-
teuer gespart. Natürlich gilt das auch für all diejenigen, die kleinere Nebenein-
künfte aus anderen Sparten als Vermietung und Verpachtung haben.
Wenn Dein Ehepartner nebenbei Kerzen oder Haushaltswaren vertritt oder
Du selbst eine kleinere Versicherungsvertretung oder Einkünfte aus Landwirt-
schaft hast, darfst Du natürlich keine Einnahmen kürzen, denn das wäre ja

78049-7_s001-816.indb 316 28.08.2007 14:29:44 Uhr


3. Wie verhalte ich mich geschickt bei Nebeneinkünften? 317

Steuerhinterziehung. Aber hier kannst Du ohne weiteres eine Betriebsausgabe


in der Höhe machen, dass Du unter 410 € Einkünften bleibst! (BFH v. 13. 3. 1964
– IV 152/63)

Wie Handelsvertreter und andere


ihre Einnahmen übertragen

483 Du bist nichtselbständiger Automobilverkäufer. Autohandel ist zwar nicht 483


mS Deine Sache, aber Du verdienst Dir gern nebenbei ein paar Hunderter mit
der Vermittlung von Autos.
Die Einnahmen aus diesen Nebengeschäften hast Du bisher wie folgt versteu-
ert: Im Durchschnitt veräußerst Du zwei Wagen zu je 4 000 €. Die Wagen wur-
den mit je 3 600 € eingekauft. Umsatzsteuer fällt keine an, denn der Umsatz
liegt unter der Freigrenze von 16 620 €. Aber an Einkommen-, Kirchensteuer
und Solidaritätszuschlag zahlst Du etwa 35 % vom Verdienst (800 €), das sind
280 €. Warum?
Lass doch Deinen alten Vater eines der Geschäfte mit den Wagen abwickeln! Er
kann sich ja auch mal ein paar Euro nebenbei verdienen. Der Vater bezieht eine
Pension und hat sonst keinerlei Einkünfte. Er kauft auf seinen Namen eines der
Fahrzeuge und verkauft es mit entsprechendem Kaufvertrag, den er unter-
schreibt. Es stört nicht, dass er keine Gewerbeerlaubnis besitzt. Die Tätigkeit ist
lediglich eine gelegentliche, und die ist in diesem Fall nicht steuerpflichtig.
Auch eine Gewerbemeldepflicht für den alten Herrn besteht nicht, weil keine
Gewerbesteuer zu zahlen ist, da Letztere erst bei einem Gewerbeertrag von
24 500 € beginnt. Das Schöne aber ist, dass der Vater mit dem erzielten Ver-
dienst auch nicht einkommensteuerpflichtig ist, da ja Nebeneinkünfte neben
regulären Einkünften aus einem bestehenden oder früheren Dienstverhältnis
bis zu 410 € jährlich nicht zur Einkommensteuer herangezogen werden!
Da sein Gewinn aus dem Wagen nur 400 € betragen hat, wäre er auch in den
Vorjahren steuerfrei geblieben. Du zahlst ebenfalls nicht, weil Deine Einkünfte
aus dem Autohandel jetzt ebenfalls unter 410 € liegen.
Deine Gesamtersparnis inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag liegt je
nach Steuersatz zwischen 155 und 430 €.

78049-7_s001-816.indb 317 28.08.2007 14:29:45 Uhr


78049-7_s001-816.indb 318 28.08.2007 14:29:45 Uhr
319

In einer Untersuchung zum Thema »Bürger und


Finanzamt« ließ das hessische Finanzministerium unter
anderem fragen, was den Leuten an ihrem Amt denn nun
am besten gefalle. Kürzeste Antwort: »Der Ausgang.«

VIII. Sonderausgaben
1. Was sind Sonderausgaben?
Unter Sonderausgaben versteht man eine Reihe von Lebenshaltungskosten, die
zumeist aus sozial- oder steuerpolitischen Gründen einkommensmindernd zum
Abzug zugelassen sind. Das Gesetz unterscheidet zwischen Vorsorgeaufwen-
dungen und übrigen Sonderausgaben.

2. Vorsorgeaufwendungen
484 Von den Einkünften können zur Berechnung des Einkommens verschiedene 484
private Ausgaben abgezogen werden, insbesondere Sonderausgaben und außer-
gewöhnliche Belastungen.

485 In einem großen Rundumschlag hat der Fiskus mit dem Alterseinkünftegesetz 485
ab 2005 sowohl die Besteuerung von Renten und Pensionen als auch die steuer-
liche Abzugsfähigkeit von Vorsorgeaufwendungen auf völlig neue Füße gestellt.
Dadurch wirst Du langfristig Deine Aufwendungen für die Altersvorsorge in
erheblich größerem Umfang von der Steuer absetzen können als bisher. Im Ge-
genzug musst Du aber Deine späteren Alterseinkünfte in voller Höhe versteu-
ern, also nicht wie bisher von der Rente nur einen relativ geringen Anteil.
Das Prinzip, nach dem Du beim Ansparen Deiner Altersversorgung die Bei-
träge voll absetzen kannst und dafür in der Zahlungsphase alles voll versteuerst,
nennt die Ministerialbürokratie im schönen Fiskaldeutsch »nachgelagerte Be-
steuerung«.
Die Finanzakrobaten haben natürlich ganz schnell gerechnet und festgestellt,
wenn sie ab sofort alle Beiträge zur Altersvorsorge steuerlich abzugsfähig ma-
chen, kostet sie das ein Heidengeld. Die Steuermehreinnahmen durch die volle
Versteuerung der Renten und Pensionen fließen nämlich erst viel später, wenn
die Steuerzahler nach und nach in Rente gehen. Folglich hat man die endgültige
Umsetzung der nachgelagerten Besteuerung mit einer Übergangsregelung über
sage und schreibe 20 Jahre gestreckt. Für Dich bedeutet das: Du kannst jedes
Jahr nur ein kleines Häppchen mehr von Deinen Beiträgen zur Altersvorsorge
absetzen, und die neu hinzukommenden Rentner versteuern Jahr für Jahr ein
wenig mehr von ihrer Rente.

78049-7_s001-816.indb 319 28.08.2007 14:29:45 Uhr


320 VIII. Sonderausgaben

Die Folge, dass wieder alles viel komplizierter wird, haben unsere lieben Volks-
vertreter wie immer dem Bürger zugemutet. Ich würde zu gern einmal Mäus-
chen spielen, wenn einige der vermeintlichen Steuerexperten im Finanzaus-
schuss des Bundestags versuchen, die absetzbaren Sonderausgaben eines be-
stimmten Jahres zu berechnen. Wetten, dass keiner dieser hochbezahlten
Volksvertreter auch nur einen Hauch von dem versteht, was er da mit verbro-
chen hat?

486 a) Was sind Vorsorgeaufwendungen und welche sind steuerlich interessant? 486
Vorsorgeaufwendungen sind im Prinzip Beiträge zu Versicherungen, mit denen
Du für Deine Zukunft, das bedeutet für Alter, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Un-
fall, Pflegebedürftigkeit und Haftpflichtschäden, vorsorgst. Neben Zahlungen
an private Versicherungen gehören dazu vor allem Deine Beiträge zur gesetz-
lichen Sozialversicherung.
Unterschieden wird dabei letztlich zwischen folgenden Gruppen von Versiche-
rungen:

487 Aufwendungen für die Altersvorsorge (»Basisversorgung«), die auf lange Sicht 487
bis zu 20 000 €/40 000 € (Ledige/Verheiratete) abzugsfähig sind.
Dazu gehören Beiträge
● an die gesetzliche Rentenversicherung
● zur landwirtschaftlichen Alterskasse
● zur Künstlersozialkasse
● an berufsständische Versorgungswerke, z. B. Versorgungskassen der Ärzte-,
Notar-, Rechtsanwalts-, Steuerberaterkammern etc.
● in eine kapitalgedeckte Altersversorgung (sog. Rürup-Rente), die nach dem
31. 12. 2004 beginnt (keine Beitragszahlung vor dem 1. 1. 2005)
Zusätzlich werden, wenn Du Arbeitnehmer bist, Deinen eigenen Beiträgen der
steuerfreie Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung oder vergleichbare steu-
erfreie Zuschüsse Deines Brötchengebers zugeschlagen.

488 Sonstige Vorsorgeaufwendungen, die nur sehr eingeschränkt abzugsfähig sind. 488
Dazu rechnen die Beiträge
● zur gesetzlichen oder privaten Arbeitslosenversicherung
● zur gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung und Pflegeversiche-
rung

78049-7_s001-816.indb 320 28.08.2007 14:29:45 Uhr


2. Vorsorgeaufwendungen 321

Einspruch einlegen

Die eingeschränkte Abzugsfähigkeit von Beiträgen zur Krankenversicherung


ist verfassungswidrig. Mit den geringen steuerlich anerkannten Beiträgen lässt
sich kein existenznotwendiger Krankenversicherungsschutz aufbauen. Der
BFH hat deshalb das Bundesverfassungsgericht um Entscheidung gebeten
(BFH v. 14. 12. 2005 – BStBl II 2006 S. 312). Solange diese beim Bundesverfas-
sungsgericht unter dem AZ 2 BvL 1/06 laufende Entscheidung aussteht, solltest
Du gegen Deinen Steuerbescheid Einspruch einlegen und Ruhen des Verfah-
rens beantragen. Das betrifft auch:
● Unfallversicherungen
● Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsversicherungen, die nicht ausnahmsweise
mit einer „Rürup-Renten-Versicherung“ gekoppelt sind
● reine Risikolebensversicherungen. Dabei ist egal, ob die Hinterbliebenen
eine Rente oder eine Kapitalauszahlung bekommen
● Lebensversicherungen, wenn
– der Versicherungsvertrag bis spätestens 31. 12. 2004 abgeschlossen wurde
und
– die erste Beitragszahlung bis spätestens 31. 12. 2004 erfolgte.
● Haftpflichtbeiträge jeglicher Art, sofern sie keine Betriebsausgaben oder
Werbungskosten sind, also die Beiträge für die allgemeine Privathaftpflicht,
für die Pkw-Haftpflicht, für das Wohnmobil und das Segelboot. Auch wenn
Du Tiere Dein Eigen nennst, für die Du eine Hunde- oder Pferdehaftpflicht-
versicherung abgeschlossen hast, kannst Du die Beiträge hier unterbringen.

Melde als Rentner das Auto Deiner Kinder


oder Enkel auf Dich an!

Längst sind Deine Kinder erwachsen und stehen selbst im Berufsleben. Trotz-
dem stehen sie Dir natürlich zur Seite und fahren Dich, seit Du selbst das Auto-
fahren aufgegeben hast, so manches Mal mit ihrem Pkw. Klar steckst Du ihnen
dafür immer wieder ein paar Scheinchen zu. Du hast es ja, und sie können es gut
gebrauchen. Steuerlich kannst Du das viel schlauer anstellen. Statt übers Jahr
gesehen ein paar Hunderter als »Spritgeld« rüberzuschieben, ist es viel ge-
schickter, wenn Du das Auto Deiner Kinder auf Dich anmeldest und die Versi-

78049-7_s001-816.indb 321 28.08.2007 14:29:46 Uhr


322 VIII. Sonderausgaben

cherungsbeiträge übernimmst. Für Deine Kinder spielt das in der Regel steuer-
lich keine Rolle. Die zahlen sich ja schon an der Sozialversicherung dumm und
dusslig, so dass die Autoversicherung sich bei der Steuer gar nicht mehr aus-
wirkt. Du kannst dagegen jeden Euro Autohaftpflicht als Sonderausgaben ab-
setzen, wenn Du als Rentner Deinen Höchstbetrag von 1 500 €/3 000 € (Allein-
stehende/Verheiratete) noch nicht ausgeschöpft hast. Und als Rentner stehst
Du oft vor dem Problem, dass Du gar nicht so viele sonstige Vorsorgeaufwen-
dungen hast, um den Höchstbetrag voll ausschöpfen zu können.
Genauso funktioniert das Spielchen, wenn Du z. B. Deinem Enkel ein Auto
sponserst. Du ziehst Dir die Haftpflicht an Land, indem das Gefährt auf Deinen
Namen angemeldet wird. Damit umgehst Du auch gleich den happigen Anfän-
gertarif in der Autoversicherung, denn Du erhältst den Prämienrabatt für Fah-
rer mit langjähriger Fahrpraxis und damit einen Prämiensatz von nur 125 %.
Dass nicht Du selbst, sondern Dein Enkel die Beulen in das Vehikel fährt, ist
dabei ohne Belang.
Wichtig in beiden Fällen ist nur, dass Fahrzeug und Versicherung auf Deinen
Namen laufen! Denn: Nach der BFH-Rechtsprechung ist zum Abzug von Ver-
sicherungsbeiträgen als Sonderausgaben grundsätzlich nur berechtigt, wer die
Beiträge als Versicherungsnehmer schuldet und entrichtet (BFH-Urt. v. 8. 3. 1995
– BStBl 1995 II S. 637). Als Nachweis hast Du neben dem Versicherungsschein
die Überweisung der Prämie von Deinem Konto. Zahlst Du aber Haftpflicht-
beiträge, die Dein Enkel oder Deine Kinder als Versicherungsnehmer schulden,
sind sie weder bei Dir noch bei Deinen Abkömmlingen absetzbar.

für die Haftpflicht für Dein Wohnungseigentum

Das Wohnen im eigenen Haus ist ein schönes, aber teures Vergnügen. Und steu-
erlich ist nicht viel zu holen. Deshalb vergiss nicht, wenigstens die Gebäudehaft-
pflicht anzusetzen. Für Deine Eigentumswohnung soll Dir der Hausverwalter
den Jahresbetrag nennen, der auf Deine Wohnung entfällt. Dasselbe gilt natür-
lich auch dann, wenn Du Dein Häuschen oder Deine Wohnung nicht selbst
nutzt, sondern z. B. Deine Kinder oder andere Angehörige mietfrei darin woh-
nen lässt. Aber: Vermietest Du Dein Wohneigentum, fällt die Gebäudehaft-
pflicht unter die Werbungskosten.

489 Beiträge zu zertifizierten Altersvorsorgeverträgen 489


Wenn Du einen zertifizierten Riester-Vertrag abgeschlossen hast, bekommst
Du dafür normalerweise die sog. Riester-Zulage. Da bei Ledigen und kinder-
losen Ehepaaren die Förderung häufig recht mager ausfällt, wurde zur Ergän-
zung ein zusätzlicher Sonderausgabenabzug (§ 10 a EStG) für solche Beiträge

78049-7_s001-816.indb 322 28.08.2007 14:29:46 Uhr


2. Vorsorgeaufwendungen 323

eingeführt. Für 2006/2007: 1 575 €. Ist die Steuerersparnis aus dem Sonderausga-
benabzug höher als die Riester-Zulage, wird Dir der übersteigende Betrag über
Deine Einkommensteuererklärung erstattet.

490 b) Was kannst Du von Deinen Vorsorgeaufwendungen höchstens absetzen? 490


Die Höchstbeträge für den Abzug Deiner Vorsorgeaufwendungen werden
streng getrennt nach
● Altersvorsorgeaufwendungen und
● sonstigen Vorsorgeaufwendungen
berechnet.
Du sollst allerdings mit diesen Höchstbeträgen gegenüber der bisherigen Be-
rechnung keinen Nachteil haben. In einer langen Übergangszeit bis 2019 wer-
den die aktuell geltenden Höchstbeträge daher mit den Vorsorgeaufwendungen
verglichen, die Du nach der Berechnungsmethode für das Jahr 2004 hättest ab-
ziehen können.

491 Höchstbetrag für Altersvorsorgeaufwendungen 2007: 491


Alleinstehende Verheiratete
Allgemeiner Höchstbetrag 20 000 € 40 000 €
./. Kürzung um 19,5 % des Arbeitslohns/Bezüge
(nur bei Beamten, Soldaten, Geistlichen etc.,
Vorständen, Geschäftsführern mit
Pensionsanspruch und Abgeordneten) – ....... – .......
= (gekürzter) Höchstbetrag (Betrag 1) ....... .......

Tatsächliche Beiträge für Altervorsorgeversiche-


rungen (Beiträge zur gesetzl. Rentenversicherung,
private Vorsorgeversicherungen) ....... .......
+ Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung ....... .......
= insgesamt gezahlte Altersvorsorgeaufwendungen
(Betrag 2) ....... .......
vom geringeren Betrag (Betrag 1/Betrag 2) 64 %
(der abzugsfähige Prozentsatz erhöht sich
künftig jährlich um weitere 2 %, bis 2024 volle 100 %
erreicht sind) ....... .......
./. Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung
(nur bei rentenversicherungspflichtigen
Arbeitnehmern) – ....... – .......
= Höchstbetrag für Altersvorsorgeaufwendungen = ....... = .......

78049-7_s001-816.indb 323 28.08.2007 14:29:46 Uhr


324 VIII. Sonderausgaben

492 Zusätzlicher Höchstbetrag für sonstige Vorsorgeaufwendungen 492


Deine sonstigen Vorsorgeaufwendungen, also insbesondere Deine Beiträge zur
Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen-, Unfall- und Haftpflichtversicherung sowie vor
2005 abgeschlossene Lebensversicherungen, private Rentenversicherungen
etc., kannst Du zusätzlich im Rahmen folgender Höchstbeträge absetzen:
● Steuerzahler, die keine unmittelbaren Zuschüsse zu ihren Krankheitskosten
oder steuerfreie Zuschüsse zur Krankenversicherung erhalten (= Selbstän-
dige, nicht sozialversicherungspflichtige Vorstände und Geschäftsführer,
nicht mitarbeitende Ehegatten von Beamten): 2 400 €
● Steuerzahler, die unmittelbare Zuschüsse zu ihren Krankheitskosten oder
steuerfreie Zuschüsse zur Krankenversicherung erhalten (= sozialversiche-
rungspflichtige Arbeitnehmer, Beamte, Soldaten, Geistliche, Rentner, famili-
enversicherte Ehepartner etc.): 1 500 €

493 Bei Ehegatten wird der Höchstbetrag für jeden getrennt ermittelt. So bekommt 493
z. B. ein Ehepaar, bei dem der Ehemann selbständig und die Ehefrau als sozial-
versicherungspflichtige Arbeitnehmerin tätig ist, einen Höchstbetrag von zu-
sammen (2 400 € + 1 500 € =) 3 900 €.
Ist nur ein Ehegatte erwerbstätig, verdoppelt sich in aller Regel sein Höchstbe-
trag. Ist also der erwerbstätige Ehegatte selbständig, liegt der gemeinsame
Höchstbetrag bei 4 800 €, während er bei einem als sozialversicherungspflichti-
ger Arbeitnehmer erwerbstätigen Ehegatten nur 3 000 € beträgt.
Einen Höchstbetrag von 3 000 € erhalten auch Ehepaare bei denen einer oder
beide Rentner sind.

Beamtenehegatten bringen einen Sonderzuschlag!

494 Es ist doch kaum zu glauben. Nicht genug, dass sich unsere Staatsdiener für ihre 494
sicheren Arbeitsplätze meist noch fürstlich entlohnen lassen. So mir nichts, dir
nichts haben sie auch noch ein Sonderprivileg für ihre nicht arbeitenden Ehe-
partner eingeführt. Statt wie beim Rest der schwerarbeitenden Bevölkerung für
den das Haus hütenden Partner nur 1 500 € abzuziehen, dürfen sich die Beam-
tenehepartner über einen Höchstbetrag von 2 400 € freuen, also den Betrag, der
an sich für Selbständige gedacht war, die sämtliche Versicherungen und Kosten
für den Krankheitsfall aus der eigenen Tasche aufbringen müssen.

78049-7_s001-816.indb 324 28.08.2007 14:29:47 Uhr


2. Vorsorgeaufwendungen 325

495 Übersicht über den Höchstbetrag für sonstige Vorsorgeaufwendungen bei Ehe- 495
gatten

Ehegatte 1 SV-pflichtiger Keine


Beamter Selbständiger
Ehegatte 2 Arbeitnehmer Beschäftigung
SV-pflichtiger
3 000 € 3 000 € 3 900 € 3 000 €
Arbeitnehmer
Beamter 3 000 € 3 000 € 3 900 € 3 900 €
Selbständiger 3 900 € 3 900 € 4 800 € 4 800 €
Keine
3 000 € 3 900 € 4 800 € 4 800 €
Beschäftigung

496 Alternativberechnung nach der Methode 2004 496


Die Berechnung der abzugsfähigen Höchstbeträge führt für Arbeitnehmer mit
kleineren Einkommen und bei Selbständigen, die für ihre Altersversorgung in
erster Linie auf Kapitallebensversicherungen gesetzt haben, aber auch bei
Rentnern und Pensionären in vielen Fällen zu erheblichen Nachteilen gegen-
über der Rechtslage bis zur Reform der Alterseinkünftebesteuerung. Um diese
Nachteile auszugleichen, wird mindestens der Betrag als Sonderausgaben abge-
zogen, der sich bis 2004 als Höchstbetrag ergeben hätte.

497 Der Vorsorgehöchstbetrag bis 2004 setzt sich aus folgenden Einzelbeträgen zu- 497
sammen:
Alleinstehende Verheiratete
1. Vorwegabzug 3 068 € 6 136 €
2. Sonderhöchstbetrag für freiwillige Pflege-
versicherung bei nach dem 31. 12. 1957
Geborenen 184 € 368 €
3. Grundhöchstbetrag 1 334 € 2 668 €
Summe = Vollabzug 4 586 € 9 172 €
4. hälftiger Höchstbetrag 667 € 1 334 €
Gesamtsumme
= Vorsorgehöchstbetrag 5 253 € 10 506 €

498 Der Vorwegabzug steht Dir als Selbständigem ungekürzt zu. Er soll ausglei- 498
chen, dass Du nicht wie ein Arbeitnehmer steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse für
Deine Alters-, Krankheits- und Arbeitslosenvorsorge bekommst und deshalb
höhere eigene Beiträge leisten musst. Bei Arbeitnehmern, Beamten sowie Vor-
ständen mit Pensionsanspruch wird der Vorwegabzug um 16 % des Arbeitslohns
gekürzt. Ab einem Lohn von 19 175/38 350 € (Alleinstehende/Verheiratete) ent-
fällt der Vorwegabzug daher.
Auch Pensionäre erhalten den Vorwegabzug in der Regel in voller Höhe, da die
Kürzung nur mit 16 % des Arbeitslohns aus einer aktiven Tätigkeit vorgenom-

78049-7_s001-816.indb 325 28.08.2007 14:29:47 Uhr


326 VIII. Sonderausgaben

men wird und nicht von Pensionen (Versorgungsbezügen). Rentner, die neben-
bei als Arbeitnehmer schaffen, müssen ebenfalls keine Kürzung des Vorwegab-
zugs hinnehmen. Bei ihnen muss der Arbeitgeber nämlich keine Zukunftssiche-
rungsleistungen mehr erbringen. Der bei der Beschäftigung von Altersrentnern
ausnahmsweise zu zahlende Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zählt
hier nicht mit, da der Rentner daraus keine weiteren Rentenansprüche ableiten
kann.
Den Sonderhöchstbetrag für eine freiwillige Pflegeversicherung bekommst Du
nur, wenn Du nach dem 31. 12. 1957 geboren bist und Beiträge für eine zusätz-
liche freiwillige Pflegeversicherung zahlst. Dieser Sonderhöchstbetrag verdop-
pelt sich bei Verheirateten nur dann, wenn beide Ehegatten nach dem 31. 12. 1957
geboren sind.
Für alle darüber hinausgehenden Beiträge steht Dir der Grundhöchstbetrag zu.

499 Vollabzug bedeutet, dass sich Deine Versicherungsbeiträge steuerlich in voller 499
Höhe auswirken.

500 Wenn Du höhere Aufwendungen hast, wirken sie sich über den hälftigen 500
Höchstbetrag nur noch zu 50 % aus. Das bedeutet für Dich: Willst Du über den
Vollabzug hinaus auch den hälftigen Höchstbetrag ausschöpfen, benötigst Du
nicht nur 667 €/1 334 € (Alleinstehende/Verheiratete) an zusätzlichen Beiträ-
gen, sondern doppelt so viel, also 1 334 €/2 668 €.

Weise als Gesellschafter-Geschäftsführer


die Kürzung zurück!

501 Wenn Du Deine Firma z. B. aus Haftungsgründen lieber als GmbH betreibst 501
und daher als deren Geschäftsführer fungierst, bist Du aus steuerlicher Sicht
Angestellter Deiner eigenen Firma. Bei der Sozialversicherung dagegen behan-
delt man Dich wie einen Selbständigen, d. h., Du musst Deine Altersversorgung
komplett selbst finanzieren. Deshalb steht Dir für Deine Versicherungsbeiträge
ohne Wenn und Aber der volle Vorwegabzug von 3 068 €/6 136 € (Alleinste-
hende/Verheiratete) zu. Selbst wenn Du mit Deiner Firma eine spätere Alters-
versorgung in Form einer Pension vereinbart hast, bleibst Du von der Kürzung
des Vorwegabzugs verschont, wenn Du Alleingesellschafter bist.
Dasselbe gilt für den Fall, dass an der Gesellschaft mehrere Gesellschafter be-
teiligt sind und alle eine Pensionszusage haben, die im Vergleich zu den anderen
Gesellschaftern jeweils der Beteiligung an der Gesellschaft entspricht. Sind z. B.
zwei Gesellschafter jeweils zu 50 % beteiligt und haben gleich hohe Pensionszu-
sagen, bekommt jeder der beiden den ungekürzten Vorwegabzug. Hat dagegen

78049-7_s001-816.indb 326 28.08.2007 14:29:47 Uhr


2. Vorsorgeaufwendungen 327

Gesellschafter A eine Pensionszusage von 3 000 €, während Gesellschafter B


später 7 000 € Pension bekommen soll, erhält nur A den Vorwegabzug unge-
kürzt. Gesellschafter B muss dagegen eine Kürzung um 16 % seines Arbeits-
lohns hinnehmen. Mit Nachdruck weist Du die Ritter von Fiskalia auf das BFH-
Urteil vom 16. 10. 2002 (BStBl II 2004 S. 546) und das BMF-Schreiben vom
22. 5. 2007 (IV C 8 – S 2221/07/0002) hin.
Wenn Du als Gesellschafter/Geschäftsführer verheiratet bist und Deine bessere
Hälfte Arbeitnehmer ist, musst Du es Dir gefallen lassen, dass Euer gemeinsamer
Vorwegabzug von 6 136 € um 16 % des Ehegattenarbeitslohns gekürzt wird. Mehr
als diese Kürzung ist nicht zulässig. Dein Geschäftsführergehalt bleibt bei der
Kürzung außer Betracht (BFH-Urteil v. 3. 12. 2003 – BStBl II 2004 S. 709).

Mit einer Rürup-Versicherung machst


Du steuerlich immer ein Geschäft!

502 Während Du in der Vergangenheit einen Vertrag über eine als Basisversorgung 502
steuerbegünstigte Rürup-Rente nur bei einem Versicherungsunternehmen ab-
schließen konntest, sind seit 2006 auch renditestärkere Anlageverträge über
Banken oder Pensionsfonds möglich.
Außerdem hat der Fiskus in seinem verzweifelten Bemühen, die lahmende Idee
der Rürup-Rente aufzupeppen, einen besonderen Steuervorteil geschaffen. Ob-
wohl es Rürup-Verträge 2004 und früher noch gar nicht gab, werden die Beiträge
bei der Alternativberechnung durch einen gesonderten Höchstbetrag begünstigt.
Bei der Berechnung Deines Höchstbetrags für Vorsorgeaufwendungen wird zu-
nächst einmal der Höchstbetrag ohne Deine Beiträge zur Rürup-Rente berech-
net. Auf diesen Höchstbetrag bekommst Du 2007 dann noch 64 % Deiner Rürup-
Beiträge zusätzlich. Der Prozentsatz, mit dem die Rürup-Beiträge abgesetzt
werden, steigt künftig jedes Jahr um 2 %, beträgt also z. B. 2008 schon 66 %.

503 Beispiel für einen Selbständigen 503


Ein Jungunternehmer, der am 10. 4. 1960 geboren ist, zahlt Beiträge zu fol-
genden Versicherungen
Altersvorsorgelebensversicherung (»Rürup-Rente«)
(Rentenzahlung nach 62. Geburtstag) 2 400 €
Private Krankenversicherung 1 800 €
Freiwillige private Pflegeversicherung 150 €
Unfallversicherung 240 €
Kapitallebensversicherung (Vertragsabschluss 2001) 4 400 €
Privathaftpflichtversicherung 100 €
Übrige Vorsorgeaufwendungen 6 690 €

78049-7_s001-816.indb 327 28.08.2007 14:29:48 Uhr


328 VIII. Sonderausgaben

Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähig 2007:


Altersvorsorgebeiträge
Altersvorsorge-Lebensversicherung 2 400 €
Höchstbetrag: 20 000 €
./. Kürzung –
= gekürzter Höchstbetrag 20 000 €
64% vom geringeren Betrag
= 64% von 2 400 € = 1 536 €
./. Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung –
Höchstbetrag 2007 für Altersvorsorge-
aufwendungen 1 536 € 1 536 €

Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 6 690 €
Höchstbetrag 2 400 €
abzugsfähig von den 6 690 € somit max. 2 400 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 3 936 €

Alternativberechnung (Höchstbetrag wie 2004)


Ausgaben für Versicherungen
(ohne »Rürup-Rente«) 6 540 €
Freiwillige Pflegeversicherung + 150 €
6 690 €
Vorwegabzug für Ledige –3 068 € 3 068 €
Restbetrag 3 622 €
Sonderhöchstbetrag Pflegeversicherung
max. 184 € – 150 € + 150 €
Restbetrag 3 472 €
Grundhöchstbetrag für Ledige –1 334 € + 1 334 €
Restbetrag 2 138 €
davon 50 % = 1 069 €
max. 50 % v. Grundhöchstbetrag 1 334 € 667 € + 667 €
Vorsorgeaufwendungen ohne Rürup 5 219 €
Rürup-Renten-Beiträge 2 400 €  64 % 1 536 €
Vorsorgehöchstbetrag insgesamt 6 755 €

Da sich durch die Alternativberechnung ein höherer Betrag ergibt, kann unser
Jungunternehmer für 2007 den für ihn günstigeren Betrag von 6 755 € abzie-
hen.

504 Beispiel für einen verheirateten Arbeitnehmer 504


Angenommen, Du bist am 10. 4. 1960 geboren, verheiratet und bekommst als Al-
leinverdiener 50 000 € brutto. Du zahlst Beiträge zu folgenden Versicherungen:

78049-7_s001-816.indb 328 28.08.2007 14:29:48 Uhr


2. Vorsorgeaufwendungen 329

Rentenversicherung
19,9 % von 50 000 €  50 % 4 975 €
gesetzliche Krankenversicherung
14 %  42 750 € (Bemessungsgrenze)  50 % 2 993 €
gesetzliche Pflegeversicherung (Kinderlose)
1,95 %  42 750 € (Bemessungsgrenze)  50 % 417 €
Arbeitslosenversicherung
4,2 % von 50 000 €  50 % 1 050 €
Altersvorsorgelebensversicherung
(Rentenzahlung nach dem 62. Geburtstag) 2 400 €
Unfallversicherung 200 €
Kapitallebensversicherung
(Vertragsabschluss 2001) 2 000 €
abzugsfähig 88 % von 2 000 € 1 760 €
Kfz- und Privathaftpflichtversicherung 600 €
Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähig 2007:
Altersvorsorgebeiträge
gesetzliche Rentenversicherung 4 975 €
steuerfreier Arbeitgeberanteil zur
Rentenversicherung + 4 975 €
Altersvorsorgelebensversicherung + 2 400 €
Beiträge insgesamt 12 350 €
Höchstbetrag Verheiratete: 40 000 €
./. Kürzung –– €
= gekürzter Höchstbetrag 40 000 €
64 % vom geringeren Betrag
= 64 % von 12 350 € = 7 904 €
./. Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung – 4 975 €
Höchstbetrag für Altersvorsorgeaufwendungen 2 929 €
Abzugsfähig sind damit nur magere 2 929 €
Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 7 020 €
Höchstbetrag 2  1 500 € 3 000 €
abzugsfähig von 7 020 € somit max. 3 000 € = + 3 000 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 5 929 €
Alternativberechnung (Höchstbetrag wie 2004)
Ausgaben für Versicherungen (ohne Rürup-
Renten-Versicherung) 11 995 €
Vorwegabzug für Verheiratete 6 136 €
./. Kürzung 16% von 50 000 € – 8 000 €
Verbleibender Vorwegabzug 0€ 0€ 0€
Restbetrag 11 959 €

78049-7_s001-816.indb 329 28.08.2007 14:29:48 Uhr


330 VIII. Sonderausgaben

Grundhöchstbetrag für Verheiratete – 2 668 € + 2 668 €


Restbetrag 9 327 €
davon 50% = 4 663 €
max. 50% v. Grundhöchstbetrag 2 668 € 1 334 € + 1 334 €
Zwischensumme 4 002 €
+ Rürup-Renten-Versicherung 64 % von 2 400 € + 1 536 €
Vorsorgehöchstbetrag 5 538 €

In diesem Fall ergibt sich durch die Neuregelung für 2007 ein höherer Abzug.
Du kannst also für 2007 5 929 € abziehen.

505 Beispiel für einen Beamten 505


Angenommen, Du bist am 10. 4. 1954 geboren, verheiratet und bekommst als
Beamter 40 000 € brutto. Dein am 13. 6. 1955 geborener Ehepartner ist nicht be-
rufstätig. Du zahlst Beiträge zu folgenden Versicherungen:

Rürup-Rente 2 400 €
private Krankenversicherung 2 800 €
Pflegeversicherung 360 €
Unfallversicherung 200 €
Kapitallebensversicherung (Vertragsabschluss 2001) 2 000 €
abzugsfähig zu 88 % 1 760 €
Kfz- und Privathaftpflichtversicherung 600 €

Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähig ab 2007:


Altersvorsorgebeiträge
Altersvorsorgelebensversicherung 2 400 €

Höchstbetrag Verheiratete: 40 000 €


./. Kürzung 19,9 % von 40 000 € 7 960 €
= gekürzter Höchstbetrag 32 040 €
64 % vom geringeren Betrag =
64 % von 2 400 € = 1 536 €
./. Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung –€
Höchstbetrag für Altersvorsorgeaufwendungen 1 536 €
Abzugsfähig sind damit nur magere 1 536 €

Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 5 720 €
Höchstbetrag 1 500 € + 2 400 € 3 900 €
abzugsfähig von 5 720 € somit max. 3 900 € = +3 900 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 5 436 €

78049-7_s001-816.indb 330 28.08.2007 14:29:48 Uhr


2. Vorsorgeaufwendungen 331

Alternativberechnung (Höchstbetrag wie 2004)


Ausgaben für Versicherungen (ohne Rürup-
Renten-Versicherung) 5 720 €
Vorwegabzug für Verheiratete 6 136 €
./. Kürzung 16% von 50 000 € – 6 400 €
Verbleibender Vorwegabzug 0€ 0€ >0€
Restbetrag 5 720 €
Grundhöchstbetrag für Verheiratete – 2 668 € > + 2 668 €
Restbetrag 3 052 €
davon 50% = 1 526 €
max. 50% v. Grundhöchstbetrag 2 668 € 1 334 € > + 1 334 €
Zwischensumme 4 002 €
+ Rürup-Renten-Versicherung 64 % von 2 400 € 1 536 €
Vorsorgehöchstbetrag 5 538 €
In diesem Fall ergibt sich durch die Günstigerprüfung nach altem Recht ein
höherer Abzug. Du kannst also für 2007 5 538 € abziehen.

506 Beispiel für einen Pensionär 506


Angenommen, Du bist pensionierter Beamter, verheiratet, Dein Ehepartner
hat keine eigenen Einkünfte. Du beziehst eine Pension von 24 000 €. 2007 zahlst
Du Beiträge zu folgenden Versicherungen:
private Krankenversicherung 3 600 €
Pflegeversicherung 360 €
Unfallversicherung 200 €
Kfz- und Privathaftpflichtversicherung 600 €

Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähig ab 2007:


Altersvorsorgebeiträge
Altersvorsorgelebensversicherung –€
Höchstbetrag Verheiratete: 40 000 €
./. Kürzung 19,9 % von ... € –€
= gekürzter Höchstbetrag 40 000 €
64 % vom geringeren Betrag = 64 % von 0 € = 0€
./. Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung –€
Höchstbetrag für Altersvorsorgeaufwendungen 0€ 0€

Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 4 760 €
Höchstbetrag 1 500 € + 2 400 € 3 900 €
abzugsfähig von 4 760 € somit max. 3 900 € = 3 900 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 3 900 €

78049-7_s001-816.indb 331 28.08.2007 14:29:49 Uhr


332 VIII. Sonderausgaben

Alternativberechnung (Höchstbetrag wie 2004)


Ausgaben für Versicherungen (ohne Rürup-
Renten-Versicherung) 4 760 €
Vorwegabzug für Verheiratete 6 136 €
./. Kürzung 16% von 0 € €
Verbleibender Vorwegabzug 6136 € 6 136 € > 4 760 €
Restbetrag 0€
Grundhöchstbetrag für Verheiratete – 2 668 € > + 0€
Restbetrag 0€
davon 50% = 0€
max. 50% v. Grundhöchstbetrag 2 668 € 1 334 € > 0€
Zwischensumme 4 760 €
+ Rürup-Renten-Versicherung 64 % von 2 400 € 0€
Vorsorgehöchstbetrag 4 760 €

In diesem Fall ergibt sich durch die Günstigerprüfung nach altem Recht ein
höherer Abzug. Du kannst also für 2007 4 760 € abziehen.

507 Beispiel für einen Rentner 507


Angenommen, Du bist Rentner, verheiratet, Dein Ehepartner bezieht ebenfalls
eine Rente. 2007 zahlt Ihr Beiträge zu folgenden Versicherungen:
Krankenversicherung der Rentner 3 600 €
Pflegeversicherung 360 €
Unfallversicherung 200 €
Kfz- und Privathaftpflichtversicherung 600 €

Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähig ab 2007:


Altersvorsorgebeiträge
Altersvorsorgebeiträge 0€
Höchstbetrag für Altersvorsorgeaufwendungen 0€ 0€

Übrige Vorsorgeaufwendungen
Vorsorgeaufwendungen 4 760 €
Höchstbetrag 2  1 500 € 3 000 €
abzugsfähig von 4 760 € somit max. 3 000 € = 3 000 €
Vorsorgeaufwendungen 2007 3 000 €

Alternativberechnung (Höchstbetrag wie 2004)


Ausgaben für Versicherungen (ohne Rürup-
Renten-Versicherung) 4 760 €
Vorwegabzug für Verheiratete 6 136 €
./. Kürzung 16% von 0 € €
Verbleibender Vorwegabzug 6136 € 6 136 € > 4 760 €

78049-7_s001-816.indb 332 28.08.2007 14:29:49 Uhr


2. Vorsorgeaufwendungen 333

Restbetrag 0€
Grundhöchstbetrag für Verheiratete – 2 668 € > + 0€
Restbetrag 0€
davon 50% = 0€
max. 50% v. Grundhöchstbetrag 2 668 € 1 334 € > 0€
Zwischensumme 4 760 €
+ Rürup-Renten-Versicherung 64 % von 2 400 € 0€
Vorsorgehöchstbetrag 4 760 €

In diesem Fall ergibt sich durch die Günstigerprüfung nach altem Recht ein
höherer Abzug. Du kannst also für 2007 4 760 € abziehen.

508 Mindestens Vorsorgepauschale 508


Für Arbeitnehmer wird alternativ zu dem Höchstbetrag für Vorsorgeauf-
wendungen die sog. Vorsorgepauschale abgezogen. Damit wird zum einen der
Arbeitnehmeranteil zur Sozialversicherung pauschal abgegolten, und zum an-
deren kann so die Pauschale schon beim Lohnsteuerabzug steuermindernd be-
rücksichtigt werden.
Die Vorsorgepauschale setzt sich wie der Höchstbetrag für Vorsorgeaufwen-
dungen nach der Neuregelung der Alterseinkünftebesteuerung aus zwei Teilen
zusammen:
1. 50 % des Gesamtbeitrags zur Rentenversicherung, der sich bei dem betref-
fenden Arbeitslohn ergibt. Für eine Übergangszeit bis 2024 wird davon zu-
nächst noch eine geringere Pauschale angesetzt. Von den 50 % beträgt sie für
2006 nur 24 %. Dieser Prozentsatz erhöht sich bis 2024 Jahr für Jahr um 4 %,
bis der Maximalbetrag von 50 % erreicht ist.
2. Zuzüglich 11 % des Arbeitslohnes, max. aber 1 500 €.

509 Alle Beamten, Richter, Soldaten, Geistliche, Pensionäre, aber auch Vorstände 509
und Geschäftsführer mit Pensionsanspruch erhalten als Vorsorgepauschale nur
den Betrag von 11 % des Arbeitslohnes, max. aber 1 500 €. Bei Ehegatten wird
für jeden die Vorsorgepauschale berechnet, wenn beide Arbeitnehmer sind, und
dann zusammengerechnet. Ist nur einer der Ehegatten Arbeitnehmer, wird der
Höchstbetrag von 1 500 € auf 3 000 € verdoppelt.
Wie bei der Berechnung der Höchstbeträge wird eine Schlechterstellung gegen-
über der bisherigen Rechtslage dadurch vermieden, dass in den Jahren bis 2019
eine Alternativberechnung der Vorsorgepauschale nach dem Rechtsstand bis
2004 durchgeführt wird.

78049-7_s001-816.indb 333 28.08.2007 14:29:49 Uhr


334 VIII. Sonderausgaben

Berechnung der Vorsorgepauschale


Vielleicht gehörst Du zu denen, die alles ganz genau wissen wollen. Hier die
Berechnung der Vorsorgepauschale (für Verheiratete mit einem Bruttolohn
von 30 000 €):

510 Vorsorgepauschale 2007: 510


Teil 1:
(fiktiver Altersvorsorgeanteil)
30 000 €  19,9% = 5 970 €  50% = 2 985  28% 836 €

Teil 2:
(fiktive übrige Vorsorgeaufwendungen)
30 000 €  11% = 3 300 €, maximal 3 000 € (Ehegatten) 3 000 €
Vorsorgepauschale 3 836 €

Zum Vergleich Vorsorgepauschale 2004


Bruttoarbeitslohn 30 000 €  20% = 6 000 €
Vorweg abziehbar 3 068 €/6 136 €* 6 136 €
Davon ab 16% des Bruttoarbeitslohns 4 800 €
Rest (nicht negativ) 1 336 € > 1 336 € > 1 336 €
Rest (nicht negativ) 4 664 €
Grundhöchstbetrag (1 334/2 668*) 2 668 € > 2 668 €
Rest (nicht negativ) 1 996 €
Davon die Hälfte, höchstens 50% des
Grundhöchstbetrages 998 € > 998 €
Summe = Vorsorgepauschale 5 002 €
*Alleinstehende/Verheiratete

Aufgrund der Vergleichsberechnung beträgt die Vorsorgepauschale für das Jahr


2007 in unserem Fall weiterhin 5 002 €.

511 Was kannst Du von Deinen Vorsorgeaufwendungen höchstens absetzen? 511


Nicht alle privaten Versicherungen kannst Du mit Erfolg in der Steuererklä-
rung unterbringen. Nicht zum Steuerabzug führen insbesondere Sachversiche-
rungen wie z. B. Hausrat-, Kfz-Kasko- und Rechtsschutzversicherungen. Auch
nach dem 31. 2. 2004 abgeschlossene Kapitallebens- und Rentenversicherungs-
verträge mit Kapitalwahlrecht werden nicht mehr berücksichtigt. Hast Du einen
solchen Vertrag vor 2005 abgeschlossen, werden 88 % der Beiträge den sonsti-
gen Vorsorgeaufwendungen zugerechnet, wenn die Versicherungslaufzeit min-
destens zwölf Jahre beträgt. Die restlichen 12 % Beiträge fallen unter den
Tisch.

78049-7_s001-816.indb 334 28.08.2007 14:29:50 Uhr


2. Vorsorgeaufwendungen 335

OTTO SCHILY: »Wenn die Verbeamtung winkt,


dann melden sich gerne die, die im Beruf nicht sonderlich erfolgreich sind.
Das muss man ganz deutlich sagen. Dann sind sie verbeamtet und
können auch als Professoren so wenig erfolgreich sein, wie sie wollen,
sie werden immer dort bleiben.«
(Aus einem Gespräch mit dem Rektor der Universität Witten-Herdecke in der ZEIT vom 12. 1. 93)

Teile und setze ab!

512 Deckt Deine Unfall- oder Rechtsschutzversicherung sowohl berufliche als auch 512
private Risiken ab, teilst Du einfach die Beiträge in einen beruflichen und einen
privaten Anteil auf. Bei der Aufteilung Deiner Unfallversicherung setzt Du
ohne weiteres mindestens 50 % des Beitrags als Werbungskosten an. Wenn Du
Dich nicht mit der Halbierung zufriedengeben willst, kannst Du auch Dein Ver-
sicherungsunternehmen bitten, Dir mitzuteilen, welcher Anteil des Beitrags
nach seiner Kalkulation das berufliche Risiko abdeckt. Mit dieser Bescheini-
gung im Rücken teilst Du dann möglicherweise im Verhältnis 75 % : 25 % auf
(Quelle: BMF – Schreiben v. 17. 7. 2000 – BStBl I 2000 S. 1204).

513 Wesentlich engherziger ist der Fiskus bei der Aufteilung der Beiträge für Deine 513
Rechtsschutzversicherung. Hier wollen sie Dir partout keinen pauschalen Wer-
bungskostenabzug von 50 % zugestehen. Somit bleibt Dir der Weg zu Deinem
Versicherungsvertreter nicht erspart. Nur mit einer Bescheinigung Deiner Ver-
sicherung über den beruflichen Prämienanteil hast Du eine Chance auf teil-
weise Berücksichtigung Deiner Kosten (BMF-Schreiben v. 17. 7. 2000 – BStBl I
2000 S. 1204).

514 Wisse: Es gibt Lebensversicherungen, die nur im Todesfall Geld bringen. Sie 514
werden Risikoversicherungen genannt und sind nur rd. ein Zehntel so teuer wie
Kapitalversicherungen. Letztere (Lebensversicherungen mit Sparanteil) brin-
gen nicht nur im Todesfall Geld, sondern auch bei Ablauf der Versicherungs-
dauer. Denk daran: Auch die Sterbegeldversicherung ist eine Lebensversiche-
rung, ja sogar die Aussteuer- oder Ausbildungsversicherung für Deine Tochter,
die Du nach ihrer Geburt abgeschlossen hast und die genau mit ihrem 18. Ge-
burtstag fällig wird.
Bei Fälligkeit einer Lebensversicherung mit Sparanteil erhältst Du zusätzlich
zu der Versicherungssumme Überschüsse. Die Überschussanteile sind jedoch
bei den einzelnen Versicherungsgesellschaften unterschiedlich hoch, je nach-
dem, ob die Gesellschaft als AG auch noch Aktionäre zu bedienen hat oder als
Verein auf Gegenseitigkeit alles behalten kann.

78049-7_s001-816.indb 335 28.08.2007 14:29:50 Uhr


336 VIII. Sonderausgaben

zu Deinen Kapital- und Lebensversicherungen

515 Alle Kapitallebensversicherungen, die Du nach dem 1. 1. 2005 abgeschlossen 515


hast, kannst Du nicht mehr als Vorsorgeaufwendungen absetzen. Außerdem sind
solche Lebensversicherungen nicht mehr steuerfrei. Die Erträge aus der Versi-
cherung, also praktisch die Differenz aus der Kapitalauszahlung und Deinen
über die Jahre gezahlten Beiträgen, sind zu 50 % als Kapitaleinkünfte steuer-
pflichtig, wenn sie Dir frühestens zu Deinem 60. Geburtstag ausgezahlt werden.
Gut zu wissen: Da neue Kapitallebensversicherungen nicht mehr als Sonder-
ausgaben abziehbar und generell zu 50 % steuerpflichtig sind, kannst Du sie
ungeniert zur Sicherheit für ein Darlehen einsetzen. Die unselig komplizierten
Bestimmungen für die sog. »Policendarlehen« sind seit 2005 für neue Verträge
hinfällig.

516 Ein Abzug als Vorsorgeaufwendungen kommt nur noch für vor 2005 abge- 516
schlossene Versicherungen und nur noch sehr eingeschränkt im Rahmen der
Höchstbeträge für sonstige Versorgungsaufwendungen in Betracht für
● Risikoversicherungen,
● Rentenversicherungen ohne Kapitalwahlrecht,
● Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht gegen laufende Beitragsleistung
mit Sparanteil bei einer Vertragsdauer von mindestens zwölf Jahren (aber
max. 88 % der Beiträge) und
● Kapitalversicherungen gegen laufende Beitragsleistung mit Sparanteil bei
einer Vertragsdauer von mindestens zwölf Jahren (aber max. 88 % der Bei-
träge).

Kassiere die Erbschaft steuerfrei!

517 Wenn Du ganz clever bist, Du und Deine bessere Hälfte je eine eigene Lebens- 517
versicherung haben wollt und mal nicht den Gedanken an den Tod verdrängt,
dann ersparst Du ihr später die Erbschaftsteuer auf die Auszahlung der Lebens-
versicherung. Das geht ganz einfach: Du schließt mit ihrer Zustimmung eine
Versicherung auf ihr Leben ab, sie eine auf Deines. Ihr zahlt jeder die Prämien
Eurer Versicherung aus der eigenen Tasche.

78049-7_s001-816.indb 336 28.08.2007 14:29:50 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 337

In Deinem Todesfall bekommt Dein Ehepartner die Summe nicht als »Erwerb
von Todes wegen«, sondern eben als Versicherungsnehmer steuerfrei ausbe-
zahlt – und umgekehrt natürlich ebenso. Der Trick ist noch interessanter bei
Personen, die nicht verheiratet oder nahe verwandt sind, weil die Freibeträge
der Erbschaftsteuer niedriger und die Steuersätze höher sind.

Thomas Mann auf die Frage, was die Regierung in einem bestimmten
Fall tun werde: »Weiß ich, was das Dümmste ist?«

3. Die übrigen Sonderausgaben


518 Als übrige Sonderausgaben, die also keine Vorsorgeaufwendungen sind, zählt 518
das Gesetz auf:
● Unterhaltszahlungen an den geschiedenen oder dauernd getrennt lebenden
Ehegatten bis 13 805 €, wenn dieser der Versteuerung der empfangenen Be-
träge zugestimmt hat
● Renten und dauernde Lasten, insbesondere Altenteilslasten in der Landwirt-
schaft
● Kirchensteuer
● Aufwendungen für die eigene Berufsausbildung und Weiterbildung im nicht
ausgeübten Beruf, Höchstbetrag jährlich 4 000 €
● Schulgeld für den Privatschulbesuch des Kindes (30 %)
● Spendenabzug
Ausgaben dieser Art wirken sich steuerlich erst aus, wenn sie höher sind als der
dafür vorgesehene Sonderausgabenpauschbetrag von 36 €, bei Ehegatten 72 €.

a) Unterhaltsleistungen

Der Kuhhandel mit dem Ex-Ehepartner

519 Dass Steuergesetze unverständlich sind, wissen wir schon lange. Dass die Un- 519
verständlichkeit jedoch Purzelbäume schlägt, erkennst Du an der Bestimmung,
die einem geschiedenen Ehegatten zumutet, vor dem anderen zu Kreuz zu krie-
chen, um einigermaßen gerecht besteuert zu werden. Natürlich sieht es jeder
Unterhaltsempfänger als unverschämt an, aus Gefälligkeit dem geschiedenen
Ehepartner dessen Steuer zu zahlen. Nur wenn er kein Einkommen hat und
daher den Unterhaltsbetrag nicht oder nur gering versteuern muss, kann man
erwarten, dass er den Wisch unterschreibt, mit dem er bestätigt, dass er den

78049-7_s001-816.indb 337 28.08.2007 14:29:51 Uhr


338 VIII. Sonderausgaben

Unterhalt versteuert. Diese Zustimmung auf dem besonderen Formular Anlage


U ist bis auf Widerruf wirksam. Die Zustimmung braucht also nicht jedes Jahr
erneut erklärt zu werden (BMF v. 19. 9. 1990 – BStBl 1990 I S. 569).
Weigert sich der Unterhaltsempfänger ohne triftigen Grund, die Anlage U zu
unterschreiben, hat der zahlende Ehegatte einen gerichtlich einklagbaren An-
spruch darauf, wenn er sich bindend verpflichtet, den Empfänger von allen steu-
erlichen Nachteilen freizustellen, die diesem aufgrund seiner Zustimmung ent-
stehen, soweit dieser sie im Einzelfall nachweist. Der Unterhaltsempfänger
kann nicht verlangen, an den Steuervorteilen beteiligt zu werden, die der zum
Unterhalt Verpflichtete durch den Sonderausgabenabzug erhält. So zumindest
der BGH in seinem Urteil vom 26. 9. 1984 – IV b ZR 30/83 (HFR 1985 S. 530).

520 Wenn Du dem Abzug der Unterhaltszahlungen bei Deinem Expartner zu- 520
stimmst, gilt die Zustimmung immer für den tatsächlich als Unterhalt gezahlten
Betrag, höchstens 13 805 €. Eine Beschränkung auf bestimmte Teilbeträge ist
nicht vorgesehen. Damit bestimmt also allein der Unterhalt zahlende Ehegatte
mit seinem Antrag auf Sonderausgabenabzug gleichzeitig, wie hoch die Ein-
künfte aus dem Unterhalt sind, die der Unterhaltsempfänger zu versteuern
hat.

zum Widerruf der Zustimmung

Deine Zustimmung als Unterhaltsempfänger gilt damit auch dann, wenn sich
die Unterhaltsleistungen im Laufe der Zeit erhöhen. Da eine einmal erteilte
Zustimmung nur mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden kann, solltest
Du Dir den Ausgleich für eventuelle Nachteile aus der Versteuerung der Unter-
haltsleistungen von vornherein schriftlich zusichern lassen.

Die Unterhaltshöchstgrenze überschritten – was tun?

521 »Was, wenn ich mehr als 13 805 € Unterhalt bezahle?« Dein Pech! Alles, was 521
darüber hinausgeht, bringt Dir keine Steuervergünstigung. »Und da ist nichts zu

78049-7_s001-816.indb 338 28.08.2007 14:29:51 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 339

machen?«, fragst Du augenzwinkernd. Nur, wenn Du bereit bist, Deine Verhält-


nisse auf die Steuer einzurichten. Sieh zu, dass Dich Dein Expartner darum
bittet, Sonderbelastungen zu übernehmen. Und zwar solche, die eine außerge-
wöhnliche Belastung darstellen, etwa Krankheitskosten oder Kuraufwand.
Dann vereinbarst Du mit ihm, den regulären Unterhalt zu vermindern und als
Ausgleich dafür diese Sonderbelastungen zu tragen – für die Du als Zahler
dann die Steuerermäßigung in Anspruch nehmen darfst (H 33.1-33.4 EStH
»Krankheitskosten für Unterhaltsberechtigte«).

Barunterhalt statt kostenloser Wohnung

522 Für den Sonderausgabenabzug Deiner Unterhaltsleistungen ist es egal, ob Dein 522
Expartner von Dir jeden Monat Bares bekommt oder Sachleistungen. Über-
lässt Du ihm z. B. unentgeltlich eine Eigentumswohnung, kannst Du dafür die
unmittelbar durch die Nutzung entstehenden Kosten als Unterhaltsleistungen
absetzen. Was auf den ersten Blick ganz vernünftig aussieht, ist in Wirklichkeit
eine böse Fallgrube. Die Fiskalritter gestehen Dir als Unterhaltsaufwendungen
nämlich nur die von Dir getragenen Kosten für Heizung, Strom, Wasser, Abwas-
ser, Müllabfuhr und Grundsteuer zu. Den dicksten Batzen, wie Zinsen, Repara-
turen, Abschreibung und Versicherungen für die Wohnung, lassen sie mit einem
Federstrich unter den Tisch fallen. Begründung: »Keine Unterhaltsaufwen-
dungen lt. H 86 b EStH.«
Richtig hinterhältig wird die Geschichte aber erst dadurch, dass Du die Kosten
auch nicht als Werbungskosten im Rahmen von Vermietungseinkünften abset-
zen kannst. Hier setzen die Fiskalritter den Rotstift nämlich mit dem faden-
scheinigen Argument an, da die Wohnung nicht vermietet sei, habest Du keine
Einkunftserzielungsabsicht.

523 Mein Rat: Leg auf den monatlichen Unterhalt an Deinen Expartner von 750 € 523
noch 350 Eierchen freiwillig drauf. Natürlich nur, um mit ihm gleichzeitig einen
Mietvertrag für die Wohnung mit einer Warmmiete von 350 € abzuschließen. So
schlägst Du (ohne tatsächlich einen Cent mehr auszugeben) zwei Fliegen mit
einer Klappe:
1. Du treibst Deine als Sonderausgaben absetzbaren Unterhaltsleistungen ge-
schickt nach oben.
2. Du verschaffst Dir für die Steuer ein erstklassiges Vermietungsobjekt mit
Einkunftserzielungsabsicht, bei dem Du alle Kosten absetzen kannst.

78049-7_s001-816.indb 339 28.08.2007 14:29:51 Uhr


340 VIII. Sonderausgaben

Sieh Dir an, was das in Euro und Cent ausmacht:


Unterhaltszahlungen lt. Gericht 12  750 € 9 000 €
+ freiwilliger monatlicher Unterhalt 12  350 € + 4 200 €
Unterhalt insgesamt 13 200 € 13 200 €
Miete 12  350 € 4 200 €
./. Heizung, Strom, Wasser etc. – 1 200 €
./. Reparaturen – 400 €
./. Zinsen 7% v. 80 000 € – 5 600 €
./. Abschreibung 2% v. 80 000 € – 1 600 €
./. Hausversicherung – 150 €
absetzbarer Vermietungsverlust 4 750 € + 4 750 €
insgesamt wirken sich für Dich so steuermindernd aus 17 950 €
Ohne Mietvertrag und erhöhten Unterhalt könntest Du absetzen:
gerichtlichen Unterhalt 9 000 €
übernommene Wohnungskosten + 1 200 €
insgesamt 10 200 € – 10 200 €
Dein Steuervorteil aus der Differenz von 7 750 €
beträgt je nach Steuersatz zwischen 1 330 € und 3 727 €.

524 Damit Du nicht nach der Scheidung Schwierigkeiten mit der Zustimmung zum 524
Abzug der Unterhaltszahlungen bekommst, dränge schon vor dem Familienge-
richt oder beim Unterhaltsprozess darauf, dass Dein Expartner im Urteil ver-
pflichtet wird, die Zustimmung zu erteilen. Die Finanzämter bestehen nämlich
darauf, dass der Ehegatte ausdrücklich in der Anlage U seine Zustimmung be-
stätigt. Und wenn er das verweigert, brauchen die Fiskalritter mit Billigung des
BFH nicht zu prüfen, ob die Weigerung rechtsmissbräuchlich ist (Urteil v.
25. 7. 1990 – BStBl 1990 II S. 1022). Wenn es hart auf hart geht, bleibt Dir nichts
anderes übrig, als Deinen Expartner vor den zivilen Kadi zu zerren und zur
Zustimmung verurteilen zu lassen.
Will Dein Expartner selbst dann die Anlage U nicht unterschreiben, reicht für
den Abzug der Unterhaltszahlungen bei Deiner Einkommensteuererklärung
ersatzweise das o. g. Zivilgerichtsurteil ( RZ 516) des BGH aus (so der BFH im
Urteil v. 25. 10. 1988 – BStBl 1989 II S. 192).

bei fehlender Zustimmung

Selbst wenn Du mit einem solch hartnäckigen Fall von Undank gestraft bist,
brauchst Du mit der Abgabe Deiner Steuererklärung nicht zu warten. Setze
Deine Unterhaltskosten zunächst als außergewöhnliche Belastung bis zu 7 680 €
ab. Du kannst den höheren Abzug als Sonderausgaben jederzeit nachträglich

78049-7_s001-816.indb 340 28.08.2007 14:29:52 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 341

beantragen, sobald Dir die Zustimmung oder ein entsprechendes Gerichtsurteil


vorliegt. Das Finanzamt muss dann sogar schon bestandskräftige Steuerbe-
scheide zu Deinen Gunsten ändern. Berufe Dich auf § 175 Abs. 1 Nr. 2 AO und
das BFH-Urteil v. 12. 7. 1989 – BStBl 1989 II S. 957).

Nach oben korrigieren kannst Du immer!

525 Auch wenn Du Dich mit Deinem Expartner zunächst darauf geeinigt hattest, 525
von den gezahlten 15 000 € nur einen kleinen Betrag von z. B. 5 000 € als Unter-
halt abzusetzen, ist die Tür zu einem höheren Abzug nicht endgültig geschlos-
sen. Eine nachträgliche Ausweitung des Sonderausgabenabzugs mit Zustim-
mung Deines Ex ist nämlich jederzeit möglich. Hast Du also mit viel Mühe den
Unterhaltsempfänger überzeugt, dass er dem vollen Sonderausgabenabzug bei
Dir zustimmt, beantrage eine entsprechende Änderung Deines Einkommen-
steuerbescheids. Auch wenn dieser längst bestandskräftig war, muss er nun zu
Deinen Gunsten korrigiert werden. Dein Antrag auf höheren Unterhaltsabzug
stellt nämlich zusammen mit der erweiterten Zustimmung des Ex ein rückwir-
kendes Ereignis i. S. des § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO 1977 dar, das zur Korrektur
des Steuerbescheids berechtigt (BFH v. 28. 6. 2006 – BStBl 2007 II S. 5).
Diese Änderung ist allerdings eine Einbahnstraße. Im selben Urteil hat der
BFH entschieden, dass Du einen einmal gestellten Antrag auf Sonderausgaben-
abzug nicht im Nachhinein einschränken kannst. Möchtest Du also statt der
13 805 €, die Du nun immer abgesetzt hast, nach Absprache mit dem Unter-
haltsempfänger nur noch 5 000 € absetzen, muss der entsprechende Antrag vor
Bestandskraft des Einkommensteuerbescheids gestellt werden, also bis spätes-
tens vier Wochen nach Zustellung.

526 b) Renten und dauernde Lasten 526


Um zu verstehen, wann Renten und dauernde Lasten als Sonderausgaben ab-
zugsfähig sind, musst Du zunächst ein wenig Steuerrecht über Dich ergehen
lassen:
Wiederkehrende Zahlungen können Entgelt für den Kauf von Vermögen, Un-
terhalts- oder Versorgungsleistungen sein. Von einem Kauf wird nur ausgegan-
gen, wenn Deine Gegenleistung insgesamt in etwa dem realen Wert des Vermö-
gens entspricht. Willst Du z. B. die Eigenheimzulage für ein Dir übertragenes
Haus in Anspruch nehmen, geht das nur, wenn die Vermögensübertragung als
Kauf durchgeht. Sonderausgaben hast Du dagegen nur, wenn Deine Zahlungen
als Versorgungsleistungen akzeptiert werden. Von solchen Versorgungsleistun-
gen kannst Du ausgehen, wenn Deine wiederkehrenden Zahlungen im Zusam-

78049-7_s001-816.indb 341 28.08.2007 14:29:52 Uhr


342 VIII. Sonderausgaben

menhang mit der Übertragung von Vermögen stehen. Solche Vermögensüber-


tragungen können im Rahmen einer Erbschaft vorkommen oder durch Schen-
kung schon zu Lebzeiten. Folgende wichtige Voraussetzungen müssen erfüllt
sein, damit ein Sonderausgabenabzug überhaupt in Betracht kommt:
● Die Übertragung des Vermögens an Dich muss entweder voll unentgeltlich
geschehen oder zumindest zu einem Preis, bei dem man davon ausgehen
kann, dass er nicht wie unter Fremden entsprechend dem tatsächlichen Wert
des Vermögens ausgehandelt worden ist.
527 ● Bei dem, was Du erhältst, muss es sich, in feinem Amtsdeutsch ausgedrückt, 527
um »existenzsicherndes Vermögen« handeln, aus dessen Erträgen Du zumin-
dest teilweise die Versorgungsleistungen finanzieren kannst. Darunter fallen
z. B. Betriebe, Anteile an Betrieben, Gesellschaftsanteile, Wertpapiere, stille
Beteiligungen, Immobilien und unbebaute Grundstücke, sofern sie vermietet
oder verpachtet sind, nicht dagegen Vermögen, aus dem sich keine Erträge
erwirtschaften lassen, wie Hausrat, Sammlungen oder nicht verpachtete un-
bebaute Grundstücke. Ebenfalls nicht zum existenzsichernden Vermögen
gehört Vermögen, bei dem sämtliche Erträge durch einen Nießbrauch zu-
gunsten des bisherigen Eigentümers abgeschöpft werden.

Vermögensumschichtung bringt dicke Steuervorteile!

528 Nehmen wir einmal an, Du möchtest dafür sorgen, dass es Deinen Eltern im 528
Alter an nichts fehlt. Schließlich haben sie jeden Cent in Deine Ausbildung ge-
steckt und Dir so den Weg in Deine jetzt so erfolgreiche Berufskarriere geeb-
net. Natürlich könntest du ihnen einfach jeden Monat 1 000 € überweisen, aber
davon rate ich Dir ab. Beim Fiskus würden Deine Zahlungen einfach in die
Kategorie Unterhaltszahlungen einsortiert und steuerlich verpuffen.
Viel besser ist es, wenn Du aus den Zahlungen Versorgungsleistungen machst,
die Du als Sonderausgaben zu 100 % geltend machen kannst und die Dir neben
der Freude, etwas für Deine Altvorderen zu tun, den Blick in Deinen Steuerbe-
scheid versüßen.
Was Du jetzt noch brauchst, ist eine Übertragung existenzsichernden Vermö-
gens Deiner Eltern an Dich. Wenn Deine Eltern ihr Geld früher lieber in schön-
geistige Dinge gesteckt haben statt in Immobilien oder Ähnliches, genügt es
nicht, dass sie Dir die wertvolle Briefmarken- oder Münzsammlung oder die
Goldbarren schenken. Denn bevor es an das Kassieren von Steuervergünsti-
gungen geht, musst Du die Münzsammlung oder die Gemälde etc. in Erträge
abwerfendes Vermögen umtauschen.

78049-7_s001-816.indb 342 28.08.2007 14:29:52 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 343

Dazu müsst Ihr einen astreinen Schenkungsvertrag machen, in den Ihr z. B. fol-
gende Klausel mit aufnehmt.
». . . übertragen wir folgendes Vermögen an unseren Sohn Klaus Meier
1. Sammlung wertvoller Silber- und Goldmünzen
2. Zwei alte Meistergemälde aus der Schule von Lukas Pinselquäler dem Äl-
teren
mit der Auflage, diese zu versilbern und aus dem Erlös ein Mietwohnhaus zu
errichten.
Im Gegenzug verpflichtet sich Klaus Meier, uns, seinen Eltern, bis zum Tod des
zuletzt Versterbenden einen monatlichen Betrag von 1 000 € zu zahlen.«
Wenn der Vertrag unter Dach und Fach ist, wirst du innerhalb von drei Jahren
das geschenkte Vermögen zu Geld machen und wie festgelegt in den Bau eines
Mehrfamilienwohnhauses investieren. Natürlich könntet Ihr stattdessen auch
die Beteiligung an einer Firma oder schlicht den Kauf von Aktien oder Wertpa-
pieren vereinbaren.
Damit hast Du im Ergebnis von Deinen Eltern Vermögen bekommen, aus des-
sen Erträgen Du die monatlichen Zahlungen finanzieren kannst. Und schon
kannst Du diese Zahlungen von der Steuer absetzen.
Dass Deine Eltern Deine Zuwendungen im Gegenzug als sonstige Einkünfte
versteuern müssen, fällt nicht weiter ins Gewicht, da sie angesichts ihrer kleinen
Rente unter dem Strich gar keine bis ganz wenig Steuern zahlen müssen, wäh-
rend Du als Spitzenverdiener von jedem Euro, den Du absetzt, eine Steuerer-
sparnis inkl. Kirchensteuer und Soli von bis zu 50 % einfährst.

Mit einem Geldgeschenk Schulden tilgen

529 Wenn Du schon stolzer Besitzer eines Eigenheimes bist, gibt es zum obigen 529
Trick eine einfache Alternative. Deine Eltern schenken Dir die Münzen, das
Bild oder schlicht und ergreifend Bares mit der Auflage, damit Deine Hypothek
zu tilgen. Und schon hast Du wegen der Zinsersparnis daraus ertragbringendes
Vermögen bekommen und setzt Deine im Gegenzug an die Eltern gezahlten
monatlichen Beträge als Sonderausgaben ab (BFH v. 1. 3. 2005 – BFH/NV 2005
S. 1419).

530 Damit Du Deine Versorgungsleistungen als Versorgungsrente mit dem Ertrags- 530
anteil oder in voller Höhe als dauernde Last absetzen kannst, muss das Vermö-
gen, das Du bekommst, so viel Erträge abwerfen, um damit die Versorgungsleis-
tungen zu finanzieren.

78049-7_s001-816.indb 343 28.08.2007 14:29:53 Uhr


344 VIII. Sonderausgaben

Zunächst einmal siehst Du am folgenden Beispiel, wie die Erträge aus dem an
Dich übertragenen Vermögen errechnet werden. Bei Betrieben und Miethäu-
sern hast Du es einfach. Die durchschnittlichen Erträge ergeben sich aus der
Steuererklärung des bisherigen Eigentümers. Bekommst Du dagegen eine
Wohnung oder ein Haus übertragen, in dem Du selbst wohnst, wirft das keine
Erträge ab. Dennoch wird die übliche Miete für solche Eigentumswohnungen
oder Häuser fiktiv angesetzt.
Den so ermittelten Erträgen werden die abgezogenen außerordentlichen Kos-
ten und die Abschreibungen hinzugerechnet.
Beispiel
Du bekommst von Deinem Vater ein vermietetes Einfamilienhaus (Wert
200 000 €) übertragen. Die Miete liegt bei monatlich 750 €. Neben Reparaturen
von 2 500 € und der Abschreibung von 3 000 € fallen Kosten in Höhe von ca.
1 000 € im Jahr an. Die durchschnittlichen Einkünfte betragen
9 000 € – 2 500 € – 3 000 € – 1 000 € 2 500 €
hinzugerechnet werden:
Reparaturkosten 2 500 €
Abschreibung 3 000 €
Durchschnittsertrag 8 000 €

Ob Du Deine Versorgungszahlungen absetzen kannst, hängt davon ab, ob durch


den Durchschnittsertrag Deine Versorgungsleistungen gedeckt sind oder nicht.

Befreie das Häuschen Deiner Eltern steuer-


subventioniert aus dem staatlichen Zugriff!

531 Die besten Geschäfte sind immer die, bei denen man gleich zwei Fliegen mit 531
einer Klappe schlägt. Deine Eltern haben sich mit jahrelanger Arbeit ihr Häus-
chen zusammengespart und wollen natürlich verhindern, dass es irgendwann
einmal zwangsweise verhökert wird, um z. B. die Kosten für das Altersheim zu
decken. Bevor sie es so weit kommen lassen, werden sie das Haus rechtzeitig
auf Dich übertragen. Im Gegenzug erhalten sie die notarielle Zusage, dass sie
bei Dir bis zum Lebensende freie Wohnung und Verpflegung haben und zusätz-
lich ein monatliches Taschengeld von z. B. 400 € erhalten. Das Haus bewohnst
Du mit Deiner Familie und natürlich Deinen Eltern.
So, bis hierher hat Dich der ganze Spaß zunächst einmal Geld in Form von No-
targebühren, Gerichtskosten etc. gekostet. Die Waage schlägt also ganz schön
zur Sollseite aus, und es wird Zeit, dass wir etwas auf die Habenseite packen. Da

78049-7_s001-816.indb 344 28.08.2007 14:29:53 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 345

wäre zunächst einmal der Umstand, dass Dir nach spätestens zehn Jahren nie-
mand mehr das Häuschen wegnehmen kann, wenn wider Erwarten hohe Alten-
heim- oder Pflegeheimkosten für die Eltern anfallen sollten. Außerdem gehen
Deine Sach- und Geldzahlungen an die Eltern als Versorgungsleistungen durch,
die Du als Sonderausgaben von der Steuer absetzt. Denn schließlich hast Du ja
im Gegenzug eine Wohnimmobilie von Deinen Eltern bekommen. Dass Du
dort selbst wohnst, also keine Mieteinnahmen daraus erzielst, ist nicht weiter
schlimm. Du kannst argumentieren, Du habest die Leistungen an Deine Eltern
aus der eingesparten Miete finanziert, da Du ja als Eigenheimbesitzer keine
Wohnung mehr mieten musst.
Und so könnte Deine Rechnung 2007 für das Finanzamt aussehen. Sachbezugs-
wert Unterkunft
für 2 Personen: 196,50 €  2  12 Monate = 4 716,00 €
Sachbezugswert Verpflegung
für 2 Personen: 202,70 €  2  12 Monate = 4 864,80 €
Taschengeld 400,00 €  12 Monate = 4 800,00 €
Als Sonderausgaben abzugsfähige Versorgungsleistungen 14 380,80 €

532 Nun musst Du dem Finanzamt nur noch vorrechnen, dass Du für ein vergleich- 532
bares Haus im Monat mindestens 1 210 € Monatsmiete gezahlt hättest, im End-
effekt also 14 520 € eingespart hast, dann steht der Steuerersparnis auf die Ver-
sorgungsleistungen nichts mehr im Wege.

533 Musstest Du für das Grundstück außer den Versorgungsleistungen noch wei- 533
tere Mittel aufwenden, handelt es sich um einen teilentgeltlichen Erwerb. Der
wird rechnerisch in ein Teilgeschäft gegen Entgelt und ein Teilgeschäft ohne
Entgelt aufgeteilt. Bei der Entscheidung, ob Deine Zahlungen abzugsfähig sind,
werden Deine Versorgungsleistungen nun nur noch mit dem Teil des Durch-
schnittsertrags verglichen, der rechnerisch auf den unentgeltlich übertragenen
Teil des Vermögens entfällt.

Beispiel
Auf dem Grundstück Deines Vaters (Wert 200 000 €) lag noch eine Resthypo-
thek in Höhe von 50 000 €, die Du übernommen hast. Insoweit liegt zu 25 % ein
entgeltliches Geschäft und zu 75 % ein unentgeltliches vor. Deine Versorgungs-
leistungen werden nun nur mit 75 % des Durchschnittsertrags verglichen.

534 Ohne zusätzliches Vertragsbrimborium erkennt der Fiskus Dir bei Geldzah- 534
lungen nur Versorgungsrenten mit dem geringen Ertragsanteil an. Allerdings
kannst Du den 100 %-Abzug als dauernde Last auch hier durch die richtigen
Vertragsklauseln retten. Du hast folgende Möglichkeiten:
● Im Vertrag wird ausdrücklich der § 323 ZPO für anwendbar erklärt. Stattdes-
sen kann auch eine Regelung aufgenommen werden, nach der die Höhe der

78049-7_s001-816.indb 345 28.08.2007 14:29:53 Uhr


346 VIII. Sonderausgaben

Versorgungsleistungen jeweils von den Bedürfnissen der Empfänger abhän-


gig oder auf Deine Leistungsfähigkeit abgestimmt ist.
● Die Höhe der Zahlungen wird an schwankende Bezugsgrößen wie Umsatz
oder Gewinn gekoppelt.

für Versorgungsverträge

535 Nimm einfach folgenden Text auf: »Jeder der Beteiligten ist berechtigt, eine 535
Anpassung der Leistungen in entsprechender Anwendung des § 323 ZPO zu
verlangen, wenn infolge einer Änderung der wirtschaftlichen Verhältnisse der
standesgemäße Unterhalt der Übergeber oder der Erwerber nicht mehr ge-
währleistet ist.«
Für den Fall, dass Du und Deine Eltern Euch nicht mehr so einig seid, solltest
Du Dich vorsehen, damit Dir nicht z. B. im Pflegefall unbezahlbare Forderungen
ins Haus flattern. Sichere Dich also z. B. durch folgende Klausel ab: »Die jähr-
lichen Leistungen sind in jedem Fall beschränkt auf den Jahresbetrag der Rente,
der sich bei einer Verrentung des übertragenen Vermögens ergeben hätte. Eine
Anpassung der Leistungen für den Fall, dass der/die Übergeber pflegebedürftig
werden, wird ausdrücklich ausgeschlossen.«
Einen Pferdefuß haben die dauernden Lasten allerdings: Deine Eltern müssen
die Zahlungen in voller Höhe als sonstige Einkünfte, nach Abzug des Altersent-
lastungsbetrags, versteuern. Du musst also zunächst rechnen und vergleichen,
ob es günstiger ist, die ganze Sache als Kauf gegen wiederkehrende Bezüge
oder als Schenkung mit dauernder Last zu deichseln. Erinnere Dich: Bei einem
Kauf muss der Barwert Deiner Zuwendungen in etwa dem Wert des Grund-
stücks entsprechen, während er bei der Schenkung mit dauernder Last im Ide-
alfall etwas weniger als das Doppelte des Grundstückswerts betragen kann.

536 Beispiel 536


Deine Mutter, 61 Jahre alt, besitzt eine Eigentumswohnung, die ca. 105 000 €
(Grundstücksanteil 20 %) wert ist und die Ihr nun möglichst geschickt auf Dich
übertragen wollt:
1. Alternative: Kauf gegen wiederkehrende Bezüge
Durchschnittliche monatliche Zahlung 750 €  12 =
Jahreswert der Zahlungen ca. 9 000 €.
Kapitalisiert nach § 14 BewG i. V. m. Anlage 9:
Jahreswert 9 000 €  Faktor 11,763 = 105 867 €
Vermietungseinkünfte:
Miete 4 800 €

78049-7_s001-816.indb 346 28.08.2007 14:29:54 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 347

./. Zinsanteil der Rentenzahlungen (22%) – 1 980 €


./. sonstige Kosten – 500 €
./. Abschreibung 80% von 105 867 € = 84 700  2% – 1 694 €
Vermietungseinkünfte 626 €
Steuer für Dich max. 301 €
Deine Mutter muß allerdings den Zinsvorteil von 1 980 € versteuern.
Wenn sie im übrigen, z. B. durch eine kleine Rente, ein zu versteuerndes
Einkommen von unter 7 665 € hat, zahlt sie darauf allerdings keine
Steuer 0€
Steuern insgesamt 301 €
Wie Du siehst, lohnt sich diese Alternative kaum.
2. Alternative: Schenkung mit dauernder Last
Durchschnittliche monatliche Zahlung 350 €  12 = 4 200 € Jahreswert.
Kapitalisiert nach § 14 BewG i. V. m. Anlage 9:
Jahreswert 4 200 €  Faktor 11,763 = 49 404 €
Die monatlichen Zahlungen kannst Du aus den Mieterträgen finanzieren.
Deine jährlichen Zahlungen von durchschnittlich 4 200 € stellen daher Versor-
gungsleistungen dar, die Du als dauernde Last absetzen kannst.
Deine Steuerersparnis beläuft sich in diesem Fall auf max. 2 164 €
Deine Mutter müßte die Zahlungen von 4 200 € in voller Höhe
versteuern. Für sie ergäbe sich bis zu einem Einkommen von 7 664 €
daraus keine zusätzliche Steuer 0€
Vorteil 2 164 €
Davon ab geht die Steuer auf die Vermietungseinkünfte, die Du tragen musst.
Das dürften bei Einkünften von geschätzt 3 000 € ca. 1 545 € sein, so dass sich
der Gesamtvorteil auf rund 620 € pro Jahr beläuft. Wie Du siehst, hängt der
Vorteil ganz entscheidend von Deinem Steuersatz ab. Unter dem Strich lohnt
sich das Ganze also nur, wenn bei Dir die Steuerersparnis deutlich höher aus-
fällt als bei Deiner Mutter.

Setze den Grabstein Deiner Eltern


als Sonderausgabe ab!

537 Haben Dir die Eltern ihr Häuschen übertragen oder den Betrieb oder Bauern- 537
hof, solltest Du Dich im Übertragungsvertrag verpflichten, nach ihrem Tod für
einen anständigen Grabstein zu sorgen. Da Du als gutes Kind diese Kosten so-
wieso getragen hättest, verhilft Dir dieser kleine Formulierungsschlenker dazu,
dass Du den Grabstein in voller Höhe als dauernde Last absetzen kannst (BFH
v. 15. 2. 2006 – X R 5/04).

78049-7_s001-816.indb 347 28.08.2007 14:29:54 Uhr


348 VIII. Sonderausgaben

538 c) Kirchensteuer 538

Erspar Dir die Kirchensteuer,


ohne ein schlechtes Gewissen zu haben!

Wenn Du Dich mit der Kirche nicht mehr identifizieren kannst, dann hilf z. B.
denen, die etwas für den Erhalt der Natur und unserer Erde tun. Zahle nach
Austritt – in der Kirchengemeinschaft kannst Du auch als nichtzahlendes Mit-
glied bleiben – die ersparte Kirchensteuer als steuermindernde Spende an Or-
ganisationen wie
● Greenpeace, Vorsetzen 53, 20459 Hamburg, Tel. 0 40/31 18 60,
● Robin Wood, Lahnstr. 65, 28199 Bremen, Tel. 04 21/50 04 05,
● World Wide Fund for Nature, Hedderichstr. 110, 60596 Frankfurt/M., Tel. 0
69/ 6 05 00 30,
● das örtliche Tierheim
● oder an den »Bund für Gesundheit e. V.«, Talstr. 36, 52525 Heinsberg, Tel. 0 24
52/2 26 78, der sich der Heilung von Krebs- und chronischen Kranken allein
mit Hilfe von Naturmitteln verschrieben hat (Spendenkonto: 44 39 05 503, PB
Köln, BLZ 370 100 50) – ( E Rz 606).

539 Die Kirchensteuer ist die einzige Steuer, von der Du Dich abmelden kannst. 539
Wenn Du austrittst, endet die Kirchensteuerpflicht in den Ländern
● Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rhein-
land-Pfalz, Saarland mit Ablauf des Monats Deines Austritts,
● Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpom-
mern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen mit Ablauf
des Monats nach dem Austrittsmonat.
Achte in Deinem Steuerbescheid darauf, dass Dein Finanzamt den richtigen
Endzeitpunkt berücksichtigt.

540 Rein technisch betrachtet ist die Kirchensteuer ein Zuschlag zur Einkommen- 540
steuer. Für jedes Kind werden zunächst der Kinderfreibetrag von 1 824 €/3 648 €
(Alleinstehende/Verheiratete) und der Betreuungsfreibetrag von 1 080 €/2 160 €
(Alleinstehende/Verheiratete) abgezogen und von der sich daraus ergebenden
Einkommensteuer je nach Region 8 oder 9 % berechnet.
Dies gilt auch dann, wenn Dir die Freibeträge oder das Kindergeld nur für einen
Teil des Jahres zustanden, z. B., weil Dein Nachwuchs die Berufsausbildung be-
endete oder das 18. Lebensjahr (Betreuungsfreibetrag) vollendete.

78049-7_s001-816.indb 348 28.08.2007 14:29:54 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 349

541 Aufgepasst: Wenn Du aus der Kirche ausgetreten bist und Dein Ehepartner 541
nicht, darf man Dir in der Lohnabrechnung keine Kirchensteuer abziehen. Das-
selbe gilt, wenn Du als Verheirateter zur Einkommensteuer veranlagt wirst
oder eine Ausgleichsveranlagung beantragst. Hat Dein Ehegatte keine Ein-
künfte, fällt somit keine Kirchensteuer an. Andernfalls ist die Kirchensteuer
nach dem Verhältnis der auf ihn entfallenden Einkommen- oder Lohnsteuer
festzusetzen. Oft vergisst der Bearbeiter im Finanzamt aber die entsprechende
Computereingabe, und dann werden Dir auch als Nichtmitglied Kirchensteuern
in Rechnung gestellt. Deshalb prüfe den Bescheid zumindest überschlägig auf
die richtige Festsetzung.
Beispiel für überschlägige Berechnung der Kirchensteuer, wenn beide Eheleute
Einkünfte haben:
Ehemann Ehefrau
Konfession – ev.
Einkommen 20 000 € 10 000 €
Gemeinsame Einkommensteuer 3 706 €
Anteilige Einkommensteuer 2 470 € 1 236 €
Kirchensteuer 9% 0€ 111 €

Einen ganz neuen Dreh haben sich die Fiskalritter einfallen lassen, wenn Du in
einem Jahr mehr Kirchensteuer erstattet bekommen hast, als Du zahlen muss-
test. Vorkommen kann das vor allem, wenn Du einen Verlust in ein altes Jahr
zurücktragen kannst und dadurch bereits gezahlte Steuern zurückbekommst. In
einem solchen Fall zieht Dir das Finanzamt den Überhang an Kirchensteuerer-
stattung von der Kirchensteuer im Jahr der ursprünglichen Zahlung ab und än-
dert den alten Steuerbescheid zu Deinen Ungunsten.

542 d) Steuerberatungskosten 542


Deine privaten Steuerberatungskosten kannst Du seit 2006 nicht mehr als Son-
derausgaben absetzen. Hier hat der Fiskus einmal mehr kurzerhand und ohne
Gnade den Rotstift angesetzt.
Aber auch hier gilt die alte Weisheit, dass es fast keine steuerliche Gemeinheit
gibt, die man nicht zumindest teilweise kontern kann. Soweit nämlich Deine
Steuerberatungskosten unmittelbar mit Einkünften in Zusammenhang stehen,
kannst Du sie weiterhin als Betriebsausgaben oder als Werbungskosten bei der
jeweiligen Einkunftsart abziehen. Das Abzugsverbot für Steuerberatungskos-
ten betrifft damit vor allem Kosten im Zusammenhang mit folgenden Steuer-
erklärungen bzw. Teilen von Steuererklärungen:
● Mantelbogen der Einkommensteuererklärung,
● Anlage Kind,
● Anlage FW,
● Anlage AV,
● Anlage VL,

78049-7_s001-816.indb 349 28.08.2007 14:29:55 Uhr


350 VIII. Sonderausgaben

● Kindergeldantrag,
● Erbschaftsteuerangelegenheiten,
● Grundsteuer und Grunderwerbsteuer für nicht vermietete Immobilien,
● Kfz-Steuer für private Fahrzeuge.

Weiterhin abzugsfähig im Rahmen der jeweiligen Ermittlung der Einkünfte


bleibt dagegen der Teil der Steuerberatungskosten, der mit der Erstellung der
folgenden Unterlagen zusammenhängt:
● Anlagen L, Weinbau, GSE, EÜR, N, KAP, V, R, SO zur Einkommensteuer-
erklärung
● Betriebssteuererklärungen wie Umsatzsteuer-, Gewerbesteuer- und Körper-
schaftsteuererklärung, Umsatzsteuer- und Lohnsteuervoranmeldungen etc.
● Jahresabschluss, Gewinnermittlung, Buchführung,
● Gestaltungsberatung, um möglichst geringe Einkünfte zu versteuern oder
Gewinne zu vermeiden.
Teile also Deine Kosten für Steuerfachliteratur, Fahrten zum Finanzamt, um
Zweifelsfragen zu besprechen oder Dir einen Freibetrag auf der Lohnsteuer-
karte eintragen zu lassen, immer munter in einen privaten und einen betrieb-
lichen oder beruflichen Teil auf.

Setz den »Großen Konz« von der Steuer ab!

543 Lass Dich von deinem Finanzamt nicht ins Boxhorn jagen, wenn sie Dir den 543
Abzug der Kosten für dieses Buch nicht anerkennen wollen. Zu über 50 % dreht
es sich bei meinen Tipps und Tricks doch um die Frage, wie Du möglichst wenig
Einkünfte produzierst, also steuerrelevante Einnahmen verhinderst und ab-
setzbare Ausgaben vollständig geltend machst.
Also wirst Du munter mindestens die Hälfte des Kaufpreises weiterhin z. B. bei
den Werbungskosten aus deiner Arbeitnehmertätigkeit oder in der Anlage V
bei Deinen Vermietungseinkünften unterbringen. Der BFH sagt nämlich im
Urteil vom 23. 9. 1989 – BStBl II S. 865 klipp und klar, dass Steuerfachliteratur
dem Grunde nach steuerlich absetzbar ist.

544 e) Ausbildungskosten 544


In den letzten Jahren war der BFH auf dem besten Weg, allen Steuerzahlern mit
Kosten für eine Berufsausbildung, die Fortbildung oder ein Studium ein saftiges
Steuergeschenk zu bescheren, indem er die Kosten allesamt ohne Beschrän-

78049-7_s001-816.indb 350 28.08.2007 14:29:55 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 351

kung zu abziehbaren Werbungskosten erklärte. Ob Umschulung, berufsbeglei-


tendes Studium, erstmalige Ausbildung für einen Beruf nach langer Arbeitslo-
sigkeit, alle Kosten fanden vor den gestrengen Augen der obersten Steuerrich-
ter in München Gnade. Diesen Stachel im Fleisch hat der Fiskus leider nicht
lange geduldet und wieder einmal die Reißleine per Gesetzesänderung gezo-
gen. Statt den Bildungshunger der Bevölkerung in Zeiten schlechter PISA-Er-
gebnisse steuerlich zu unterstützen, hat er die Kosten für eine erstmalige Be-
rufsausbildung und ein Erststudium »qua ordere Mufti« zu höchstens noch als
Sonderausgaben abzugsfähig degradiert. Die entscheidenden Nachteile für
Dich aus dieser Änderung:
● Deine Ausbildungskosten werden, anders als die zu den Werbungskosten ge-
hörenden Fortbildungskosten, nicht unbegrenzt, sondern nur bis zu einem
jährlichen Höchstbetrag anerkannt.
● Wenn Du oder Deine bessere Hälfte keine anderen Einkünfte erzielt, verpuf-
fen die Ausbildungskosten wirkungslos. Anders als Fortbildungskosten kön-
nen sie nicht als Verlustvortrag in späteren Jahren abgesetzt werden.
Wohl aus Angst, dass ihr die Steuergerichte oder das Bundesverfassungsgericht
ihre kleinkarierte Steuergesetzgebung gleich wieder um die Ohren haut, hat die
Firma »Finanzminister & Co.« bei der Höhe der absetzbaren Sonderausgaben
allerdings deutlich nachbessern müssen. Du kannst jetzt bis zu 4 000 € pro Jahr
absetzen.
Bist Du verheiratet und auch Deine bessere Hälfte steckt noch in der Ausbil-
dung, könnt Ihr jeder getrennt voneinander bis 4 000 € als Ausbildungskosten in
der Steuererklärung unterbringen. Wie Du siehst, sind das dann im günstigsten
Fall sogar bis zu 8 000 € im Jahr.

545 Du solltest trotz des vergleichbar hohen Betrages von 4 000 € absetzbaren Aus- 545
bildungskosten immer erst versuchen, Deine Kosten als Werbungskosten durch-
zubringen.
Beste Karten dafür hast Du, wenn Deine Ausbildung im Rahmen eines sog.
Ausbildungsdienstverhältnisses abläuft, Du also schon in der Ausbildung Lohn
oder Gehalt beziehst.
Bei Studienkosten setzt der Werbunskostenabzug voraus, dass Du bereits auf
ein abgeschlossenes Studium verweisen kannst. Mit den steuerlichen Beschrän-
kungen können Dir die Ritter von Fiskalia nämlich nur für Dein Erststudium
kommen. Ein Zweitstudium geht dagegen problemlos als Werbungskosten
durch, wenn Du auf die besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die Aufstieg-
schancen etc. hinweist. Also ran an die Steuertöpfe, wenn Du ein Studium der

78049-7_s001-816.indb 351 28.08.2007 14:29:55 Uhr


352 VIII. Sonderausgaben

Musik mit Schwerpunkt mittelalterliches Flötenspiel absolviert hast und Dir


dann die Erkenntnis gekommen ist, dass Du als studierter Maschinenbauinge-
nieur oder Informatiker bessere Berufschancen hast.

Wie Du mit Deinen Kosten an


die 4 000-€-Grenze herankommst

546 Mit Deinen Kosten für Fachbücher, Fotokopien, Schreibblocks, Stiften etc. 546
kannst Du natürlich noch keinen allzu großen Blumentopf gewinnen. Bei
4 000 € Höchstbetrag lohnen sich vor allem dicke Brocken, als da wären:
● Fahrtkosten zur Ausbildungsstelle, Uni etc. Für jeden Tag, den Du zur Uni
fährst, setzt Du die Entfernungspauschale mit 0,30 € je Entfernungskilometer
ab. Denk dabei an die Kappung der ersten 20 Kilometer. Wirst Du außerhalb
der Uni tätig, z. B. bei einem Praktikum, gibt es 0,30 € für den tatsächlich ge-
fahrenen Kilometer.
● Den für Ausbildungszwecke gekauften Computer setzt Du über drei Jahre
mit je 1/3 des Kaufpreises an.
● Dein Arbeitszimmer kannst Du seit 2007 zwar nicht mehr absetzen, die Ein-
richtung, wie Stuhl, Regale und Schreibtisch hingegen sehr wohl.
● Nun, wie sieht es denn mit Telefon und Internet aus? Natürlich brauchst Du
den Internetanschluss und Dein Telefon auch für die Uni oder Deine sonstige
Ausbildung, also wirst Du z. B. 80 % Deiner Kosten in der Aufstellung unter-
bringen. (Aufgepasst: Auf unter 20 % der Kosten lässt Du Dich auf keinen
Fall herunterhandeln. Berufe Dich auf die analoge Anwendung der Vereinfa-
chungsregelung bei Werbungskosten in R 33 Abs. 5 LStR)
● Dann wären da noch die Lerngemeinschaften und die Meetings zur Klausur-
vorbereitung mit Kollegen und Kommilitonen, für die Du 0,30 € je tatsächlich
gefahrenen Kilometer absetzt.
● Wenn Du am Ausbildungsort ein Zimmer für unter der Woche gemietet hast,
weil der tägliche Weg in Deine Wohnung zu weit ist, kannst Du die Kosten für
doppelte Haushaltsführung, vor allem die Miete für das Zimmer und pauschal
eine Familienheimfahrt pro Woche, absetzen. Hast Du noch keine eigene
Wohnung gehabt, bleibt Dir für die Heimfahrt zumindest die Entfernungs-
pauschale für »Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz«.
● Vergiss nicht die ganzen Gebühren, den gebraucht gekauften Taschenrechner
und, und, und . . .
Wie Du siehst, läppert sich ganz schnell ein schönes Sümmchen zusammen,
wenn Du etwas kreativ bist.

78049-7_s001-816.indb 352 28.08.2007 14:29:56 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 353

547 Gute Karten hast Du, wenn Du schon einen anderen Beruf hattest und um- 547
schulst, um wieder Geld zu verdienen (BFH v. 4. 12. 2002 – BStBl 2003 II
S. 403).

548 Der BFH sagt aber, dass Ausbildungskosten nur dann vorliegen, wenn sie dazu 548
dienen, einem Erwerb nachgehen zu können. Die Ausbildung für ein Hobby
sollst Du nicht absetzen können. Bist Du z. B. Apotheker und interessierst Dich
fürs Fotografieren, kannst Du Aufwendungen für Fotobücher oder einen Foto-
kurs nicht als Berufsausbildungskosten ansetzen. Das Gericht sagte: Fotograf zu
sein ist mehr Hobby als Beruf.

549 Merke: Aufwendungen für die Doktorprüfung (Promotion) gehören ebenfalls 549
zu den voll abziehbaren Werbungskosten (BFH v. 4. 11. 2003 – BStBl 2004 II
S. 891).
Mach also Deine Ausgaben für z. B. Bücher, Reisen, Druck der Dissertation und
wenn auch nicht mehr das Arbeitszimmer, so doch für die dort stehenden Büro-
möbel und Arbeitsmittel wie Computer, Drucker, Schreibtischunterlage und
-lampe geltend.

550 Wie die Doktorprüfung sieht der BFH die Professorenprüfung (Habilitation). 550
Sie ist nach seiner Ansicht beruflich veranlasst, weil sie in einer konkreten Be-
ziehung zu einem bereits ausgeübten Beruf steht. Also sind die Aufwendungen
dafür Werbungskosten.

Ein gekaufter Doktortitel verhilft Dir


nicht zu Werbungskosten!

551 Etwas übrtrieben hat es ein Steuerzahler, der seinen Doktortitel an der Uni 551
einer Bananenrepublick gegen Zahlung eines größeren fünfstelligen Betrags
gekauft hat. Trotz schöner Bescheinigungen des Arbeitgebers, dass der Doktor-
titel erwartet werde und für die weitere Karriere förderlich sei, haben sich
weder Fiskus noch Gerichte erweichen lassen. Wer es sich mit dem Erwerb des
Doktors so einfach macht, streichelt in erster Linie das eigene Ego und verfolgt
nicht vorrangig berufliche Ziele (BFH v. 8. 6. 2004 – BFH/NV 2004 S. 1406).

78049-7_s001-816.indb 353 28.08.2007 14:29:56 Uhr


354 VIII. Sonderausgaben

für Sprachkurse im Ausland

552 Einen Sprachkurs kannst Du problemlos als Ausbildungskosten absetzen, wenn 552
Du Dolmetscher oder Auslandskorrespondent werden willst. Deklariere Dei-
nen Auslandsaufenthalt einfach als »Auslandspraktikum als Fremdsprachen-
korrespondentin«. Den Segen des BFH, dass ein Auslandspraktikum Teil der
Ausbildung ist, hast Du (BFH v. 14. 1. 2000 – BStBl 2000 II S. 199).
Das geht auch, wenn Du vorhast, später einmal im Ausland zu arbeiten, weil Du
Dir davon ein besseres berufliches Fortkommen versprichst. Dann sind solche
Sprachkurse sogar in voller Höhe als Werbungskosten abziehbar. Dazu reicht
eine entsprechende Bescheinigung Deiner Firma aus (BFH-Urt. v. 27. 11. 1978
– BStBl 1979 II S. 213).
Wie Du Sprachkurse als Werbungskosten absetzt vgl. E Rz 310 und E Rz 321.

f) Private Spenden (§ 10 b EStG)

Vergiss die Steuerermäßigung beim Spendenabzug


nach § 34 g EStG nicht!

553 Spenden können nicht nur Geldleistungen, sondern auch Sachleistungen sein. 553
Bei Sachleistungen muss ihre Höhe aus der Spendenbescheinigung hervorge-
hen. Auch der Verbrauch von Gütern für begünstigte Zwecke, z. B. von Benzin,
Öl usw. zur Beförderung gehbehinderter Personen im Auftrag einer gemeinnüt-
zigen Gesellschaft, ist eine Spende, wenn diese Gesellschaft Spendenquittungen
ausstellen darf. Deine eigene unbezahlte Arbeitsleistung kannst Du allerdings
nicht als Spende absetzen (BFH-Urteil v. 24. 9. 1985 – BStBl 1986 II S. 727).

554 Das Finanzamt verlangt von Dir als Beleg eine Spendenbescheinigung, eine 554
normale Quittung genügt meistens nicht.
Wenn der Empfänger der Spende keine Körperschaft des öffentlichen Rechts
ist, z. B. eine Kirche oder Universität, muss aus der Spendenbescheinigung
neben der Höhe der Spende auch hervorgehen, dass der Empfänger zu den
begünstigten Körperschaften gehört. Dazu genügt die Angabe des Steuerfrei-
stellungsbescheids. Bei einigen Spenden, z. B. auf ein Sonderkonto im Katastro-
phenfall, das ein Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege eingerichtet hat,
genügt der Zahlungsbeleg der Post (§ 50 Abs. 2 EStDV).

78049-7_s001-816.indb 354 28.08.2007 14:29:56 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 355

555 Der Abzug von Spenden ist ab 2007 auf einen einheitlichen Höchtstbetrag von 555
20 % des Gesamtbetrags der Einkünfte begrenzt. Eine Unterscheidung bei der
Höhe des Spendenabzugs zwischen wissenschaftlichen, mildtätigen, besonders
förderungswürdigen kulturellen und anderen Zecken wird nicht mehr ge-
macht.
Alternativ kannst Du Spenden bis zu zwei Promille der gesamten Umsätze und
Löhne und Gehälter absetzen, die Du in Deinem Unternehmen aufwendest.

556 Außerdem kannst Du zusätzlich zu den 20 % vom Gesamtbetrag der Einkünfte 556
von Deinen Zahlungen in den Vermögensstock einer öffentlich rechtlichen
oder gemeinnützigen Stiftung in den ersten zehn Jahren noch einmal insgesamt
bis zu 1 Mio. € als Spende absetzen.

557 Zeigst Du Dich bei Spenden besonders großzügig und überschreiten Deine Zu- 557
wendungen die Spendenhöchstgrenzen (20 % Deiner Einkünfte oder 0,2 % der
Summe aus Umsätzen, Löhnen und Gehältern), kannst Du die übersteigenden
Beträge ähnlich wie beim Verlustabzug nach § 10 d EStG in den nächsten Jah-
ren absetzen.
Der verbleibende Spendenabzug, den Du in die folgenden Jahre vortragen
kannst, wird in einem gesonderten Verfahren förmlich festgestellt. Die Feststel-
lung wird dann regelmäßig mit dem Einkommensteuerbescheid verbunden und
Dir bekanntgegeben (§§ 10 b Abs 1 und 10 d Abs. 4 EStG).

558 Da unsere Abgeordneten und Politiker die öffentlichen Kassen bekanntlich als 558
Selbstbedienungsladen ansehen, gilt für Parteispenden und Mitgliedsbeiträge
eine ganz besonders großzügige Steuerabzugsregelung. Die ist natürlich nicht
dazu da, dass Du viel Steuern sparst, sondern in erster Linie dafür, dass viele
Milliönchen in die Parteikassen fließen. Schließlich kostet dieser ganze unnütze
Parteienwasserkopf jedes Jahr horrende Summen.
Zwei Wege zum Absetzen von Parteispenden und Beiträgen gibt es:
1. Für die ersten 1 650 €/3 300 € (Ledige/Verheiratete) gibt es einen Steuerab-
zugsbetrag von 50 %, höchstens 850 €/1 650 €. Dieser Betrag wird direkt von
Deiner Steuerschuld abgezogen (§ 34 g EStG).
2. Den Rest der Spenden oder Beiträge kannst Du unabhängig von der Höhe
Deines Einkommens jährlich nur noch bis zu weiteren 1 650 € oder 3 300 €
(Ledige/Verheiratete) als Sonderausgaben absetzen. Soweit Spenden – das
gilt auch für Mitgliedsbeiträge – an politische Parteien und Wählervereini-
gungen, die Kandidaten aufstellen, nach § 34 g EStG begünstigt sind, entfällt
ein Spendenabzug nach § 10 b EStG.

559 Hier ein Beispiel, wie gerechnet wird: 559


Nehmen wir an, der Spender ist verheiratet, und sein Gesamtbetrag der Ein-
künfte beträgt 100 000 €. Er spendete für die Krebsforschung 8 000 €, den ört-

78049-7_s001-816.indb 355 28.08.2007 14:29:57 Uhr


356 VIII. Sonderausgaben

lichen Sportverein 3 000 € und zahlte Mitgliedsbeiträge und Spenden von 7 000 €
an eine politische Partei.
a) Spenden (ohne politische Parteien):
Spenden für Krebsforschung 8 000 €
Spenden an Sportverein 3 000 €
Spenden insgesamt 11 000 €
Spendenhöchstbetrag 20 % von 50 000 € = – 10 000 € >10 000 €
Rest Vortrag nach 2008 1 000 €

b) Mitgliedsbeiträge an politische Parteien:


Mitgliedsbeiträge an politische Parteien 7 000 €
./. Abgeltung durch § 34 g EStG – 3 300 €
verbleiben 3 700 €
abzugsfähig höchstens 3 300 € + 3 300 €
Spendenabzug insgesamt 13 300 €
zusätzlich Steuerabzugsbetrag (§ 34 g EStG) 1 650 €
Steuerersparnis ca. 7 760 €.

Wenn wir eine Demokratie haben, dann muss


das Widerstandsrecht jedem Bürger zugestanden werden.
(Generalstaatsanwalt Bauer)

560 Als alternative Spendenhöchstgrenze gilt für Landwirte, Gewerbetreibende 560


und Freiberufler 0,4 % der Summe der Umsätze plus Löhne plus Gehälter. Hast
Du reichlich gespendet und die Grenze von 20 % Deiner Einkünfte überschrit-
ten, prüfe nach, ob die alternative Spendenhöchstgrenze für Dich günstiger ist.
Auch das Finanzamt prüft in diesem Sinne. Dazu muss der Bearbeiter jedoch
eine zusätzliche Kennziffer eingeben. Manchmal vergisst er das aber, und dann
bist Du als Steuerzahler der Dumme. Also prüfe selbst nach.

Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Wer nicht arbeitet, macht keine Fehler.
Wer keine Fehler macht, wird befördert.
(Antwort auf Prüfungsfrage an Beamtenanwärter)

78049-7_s001-816.indb 356 28.08.2007 14:29:57 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 357

Schluss mit den Durchlaufspenden!

561 Der Vorteil für Dich: Jeder gemeinnützige Verein oder jede gemeinnützige Kör- 561
perschaft kann Dir eine Spendenquittung ausstellen. Daneben ist es zwar wei-
terhin möglich, dass Du Spenden über eine inländische juristische Person des
öffentlichen Rechts, z. B. den Landessportverband, oder eine inländische öffent-
liche Dienststelle, z. B. das Stadtsportamt, zahlst. Dieser umständliche Umweg
ist allerdings nicht mehr zwingend vorgeschrieben, und man kann Dir den
Spendenabzug bei Unterlassung dieser überflüssigen Formalie nicht mehr strei-
tig machen.

Setz Deine Mitgliedsbeiträge als Spenden ab!

562 Du kannst Deine Mitgliedsbeiträge leider nicht in allen Fällen wie Spenden 562
absetzen. Sie sollen nämlich nur dann als Spenden durchgehen, wenn sie an
Institutionen gezahlt werden, die nicht überwiegend Leistungen gegenüber
ihren Mitgliedern erbringen oder in erster Linie der eigenen Freizeitgestaltung
dienen. Aus diesem Grund gibt es gemeinnützige Zwecke erster Klasse (mit
Mitgliedsbeitragsabzug) und zweiter Klasse (ohne Spendenabzug für Mitglieds-
beiträge). Übrigens: Dieselbe unselige Unterscheidung gilt auch für von Dir
gezahlte Umlagen und Aufnahmegebühren.
Mitgliedsbeiträge an Institutionen, die folgende Zwecke fördern, sind daher
ausdrücklich vom Spendenabzug ausgeschlossen:
● Sport,
● kulturelle Zwecke, die vorrangig der Freizeitgestaltung dienen (Gesangs-
oder Musikvereine, Tanzgruppen, Laientheater und -chöre etc.),
● Heimatpflege/-kunde, Tier-/Pflanzenzucht, Kleingärtnerei, traditionelles
Brauchtum (z. B. Schützen- und Trachtenvereine, Karnevals- bzw. Faschings-
vereine), Soldaten- und Reservistenbetreuung, Amateurfunk, Modellbau/-
flug und Hundesport.
Mitgliedsbeiträge können demnach wie Spenden abgezogen werden, wenn der
Verein z. B. folgende Zwecke verfolgt:

78049-7_s001-816.indb 357 28.08.2007 14:29:57 Uhr


358 VIII. Sonderausgaben

● Bildung, Erziehung,
● Naturschutz,
● Landschaftspflege,
● Umweltschutz,
● Entwicklungshilfe,
● Jugendhilfe,
● Brandschutz etc.
Deshalb ist es wichtig, bei der Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Vereins
darauf zu achten, dass die richtigen Vereinszwecke zugrunde gelegt werden.
Förderung der Jugendpflege ist z. B. wesentlich günstiger als Förderung des
Sports auf dem Gebiet des Jugendfußballs.
Ich empfehle Dir, im Verein dafür zu sorgen, dass die Mitgliedsbeiträge mög-
lichst gering sind. Besser ist es, statt 250 € Mitgliedsbeitrag und 30 € Spende im
Jahr nur 30 € Mitgliedsbeitrag und dafür 250 € Spende zu zahlen. Für den Ver-
ein kommt das finanziell und steuerlich auf dasselbe heraus, aber Du bist mit
der deutlich höheren Spende der große Sieger beim Finanzamt.

563 Hinweis 563


Für den Nachweis Deiner Spenden gibt es Spendenquittungsvordrucke. Vor
allem, wenn Du eine Spendenquittung für Deine Mitgliedsbeiträge haben willst
oder für eine Sachspende, z. B. weil Du Deinem Fußballverein 20 neue Bälle
gestiftet hast, muss die Art der Spende ausgewiesen werden, sonst machen die
Fiskalritter Zinnober beim Spendenabzug.
Bist Du in einem Verein Vereinskassierer, musst Du unbedingt beachten, dass
es für Spenden besondere Aufzeichnungspflichten gibt. Folgende Angaben und
Unterlagen zu den Spenden musst Du festhalten:
● Name und Anschrift des Spenders
● Datum der Zahlung
● Nachweis über die Verwendung der Spende
● Kopie oder Durchschrift der Spendenquittung.

564 Warnung 564


Übles hat der Fiskus mit Dir vor, wenn Du als Vereinsvorstand, Kassierer oder
sonst Verantwortlicher Missbrauch mit Spendenquittungen betreibst. Kommt
Dir der Fiskus auf die Schliche, dass Du z. B. Spendenquittungen ausgestellt
hast, obwohl keine Spenden geflossen sind, oder Du z. B. in einem Sportverein
für Mitgliedsbeiträge eine Spendenquittung ausgestellt hast, droht zumindest
finanzielles Ungemach.
Zunächst einmal haftet der Verein in solchen Fällen mit einer Pauschale von
30 % der zu Unrecht als Spenden quittierten Summen für den vermeintlichen
Steuerausfall. Wenn beim Verein allerdings nichts zu holen ist, kassiert der Fis-
kus diese Strafpauschale gnadenlos von Dir.

78049-7_s001-816.indb 358 28.08.2007 14:29:58 Uhr


3. Die übrigen Sonderausgaben 359

Fülle mit Sponsorengeldern die Vereinskasse!

565 Sicher gibt es bei Dir am Ort jede Menge Handwerksbetriebe, kleine Firmen, 565
Banken, Sparkassen etc. Mach ihnen schmackhaft, dass sie Deinen Verein kräf-
tig mit Geld, Kleidung, Maschinen, vielleicht sogar einem neuen Transporter
oder einem Anbau an Euer Vereinsheim unterstützen. Wichtig: Die edlen Gön-
ner treten nicht als Spender, sondern als Sponsoren auf. Das setzt nur voraus,
dass sie und Dein Verein deutlich darauf hinweisen, wer wen fördert (in Pro-
spekten, Anzeigen, bei der Durchsage im Stadion etc.). Dann können die Fir-
men ihre Zuwendung voll als Betriebsausgabe absetzen, und weder sie noch
Euer Verein braucht sich mit den kleinkarierten Spendenformalitäten herum-
zuschlagen. Schaut der Finanzritter daraufhin ungläubig, verweist ihn die edle
Firma auf das BMF-Schreiben vom 18. 2. 1998 – BStBl I S. 212, in dem diese
Möglichkeit haarklein bestätigt wird.

Wie Du die Fahrtkosten für den Sportverein


doch noch als Spende absetzen kannst

566 Eine Spende kann auch vorliegen, wenn Du im Interesse Deines Vereins Kosten 566
getragen hast und auf deren Erstattung verzichtest. Aber: Dein Verzicht gilt nur
dann als Spende, wenn Du einen offiziellen Erstattungsanspruch gegen Deinen
Verein gehabt hättest. Also rede mit den führenden Leuten in Deinem Verein.
Die können einem so verdienten, sich für den Verein aufopfernden Mitglied wie
Dir ruhig entgegenkommen und Dir zumindest die Fahrtkosten ersetzen, wenn
Du schon Deine ganze Freizeit opferst. Selbstverständlich willst Du daran nicht
verdienen und spendest das so erhaltene Geld dem Verein. So erhältst Du eine
schöne Spendenquittung für das Finanzamt. Und den Verein kostet das keinen
Cent, weil die Fahrtkostenerstattung als Spende zurückkommt.

78049-7_s001-816.indb 359 28.08.2007 14:29:58 Uhr


360 VIII. Sonderausgaben

So bekommst Du Steuervergünstigung für


verschlissene oder unmoderne Anzüge

567 Suche Kleidung und Schuhe zusammen, die Du ohnehin nicht mehr tragen 567
willst – vielleicht haben Deine Bekannten auch noch solche Stücke im Schrank
– und verschenke sie! Wie das zu einer Steuerermäßigung führt? Ganz einfach:
Du musst Dir nur den richtigen Empfänger aussuchen. Nicht also irgendwann
einmal bei einer Straßensammlung abgeben, sondern einer gemeinnützigen Or-
ganisation geben, die berechtigt ist, eine Spendenquittung über Deine mildtä-
tige Gabe auszustellen (etwa Caritas, Rotes Kreuz, Innere Mission, Arbeiter-
wohlfahrt, Hilfswerk Misereor). Der Bundesfinanzhof hat in seinem Urteil vom
23. 5. 1989 (BStBl 1989 II S. 879) festgestellt, dass auch Sachwerte (wie z. B. ge-
brauchte Kleidungsstücke) als Spenden abzugsfähig sind. Denn sie haben einen
Marktwert, wie die zahlreichen Secondhand-Shops zeigen. Allerdings hat der
BFH dem Steuerzahler die Beweislast über den Wert der Kleidungsstücke auf-
erlegt. Also musst Du dafür sorgen, dass auf der Spendenbescheinigung nicht
nur der Marktwert der Sachspende angegeben ist, sondern auch die für die
Schätzung des Marktwerts maßgebenden Faktoren wie Neupreis, Zeitraum zwi-
schen Anschaffung und Weggabe und Erhaltungszustand. Behörden brauchen
dazu was Schriftliches.
Wie mir treue Leser berichtet haben, gibt es tatsächlich Organisationen, die
keine Spendenquittung ausstellen wollen. Sie berufen sich auf das vorgenannte
Urteil und behaupten, sie könnten keine konkreten Wertangaben zu den ge-
spendeten Sachen machen. In diesem Fall hilfst Du ihnen mit einer detaillierten
Aufstellung auf die Sprünge, z. B.:

Erwerb in Neupreis Zustand Wert


Anzug, blau 2005 ca. 400 € neuwertig 50 €
Wintermantel, braun 2004 ca. 500 € neuwertig 75 €
Lackschuhe usw. 2003 ca. 120 € 1  getragen 40 €

Wenn sich die gemeinnützige Organisation trotzdem ziert, verkaufe die noch
guten Sachen doch einfach an einen Secondhand-Shop und spende Deinen
Erlös.

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3. Die übrigen Sonderausgaben 361

Pass als Selbständiger schön auf!

568 Manche Ärzte oder Selbständige glauben besonders clever zu sein, wenn 568
mS sie ältere medizinische oder andere noch brauchbare Gerätschaften aus
humanitären Gründen einer Hilfsorganisation für die Dritte Welt überlassen,
weil sie dafür eine abzugsfähige Spendenquittung bekommen. Und dann freut
es sie besonders, wenn in dieser Quittung ein höherer Wert angegeben ist, als
die Spende tatsächlich besitzt . . . Und wundern sich nicht nur, sondern ärgern
sich später schwarz, wenn der Finanzamtssachbearbeiter zwar den Abzug zu-
lässt, aber zugleich eine Nachzahlung für die Sachspende verlangt. Wie das?
Nun, befand sich das Gerät im Betriebsvermögen, ist der Spendenwert gleich-
zeitig der Entnahmewert. Liegt der aber über dem Buchwert, entsteht ein Ge-
winn. Dem entgehst Du, indem Du das Gerät unmittelbar nach der Entnahme
spendest, denn dann kann als Entnahmewert der Buchwert angesetzt werden.
Der ist dann allerdings auch für die Bewertung der Spende maßgebend (§ 6
Abs. 1 Nr. 4 S. 4 EStG).

So verhinderst Du, dass Dich das Finanzamt


beim Abzug Deiner Spenden drankriegt.

569 Obwohl die Finanzämter nicht kleinkariert prüfen und auch bei Spenden den 569
Aufwand der Prüfung mit dem steuerlichen Effekt vergleichen sollen, lassen sie
sich immer neue Kniffe einfallen, wie sie Dich um den wohlverdienten Spen-
denabzug bringen können. Hier der neueste Dreh: Sie behaupten in schönstem
Amtsdeutsch: »Der Spendenabzug setzt voraus, dass vermutet werden kann,
dass der Spender über eine ordnungsgemäße Spendenquittung verfügt. Spen-
den, für die üblicherweise solche Spendenquittungen nicht ausgestellt werden
(z. B. Straßensammlungen, Klingelbeutelspenden usw.), können daher nicht
zum Abzug zugelassen werden.« Vermeide daher, dass solche Spenden in Dei-
ner Einzelaufstellung für das Finanzamt auftauchen. Natürlich darfst Du nicht
schwindeln und statt »20 € Klingelbeutel« einfach »20 € Welthungerhilfe«
schreiben. Statt zu Ostern oder Weihnachten anonym einen Zwanziger in den
Klingelbeutel zu stecken, gehst Du also direkt zum Pfarrer und drückst ihm den
Schein für die Renovierung der Kirche oder für seelsorgerische Aktivitäten in
die Hand. Für solche Spenden kann Dir die Kirchengemeinde üblicherweise

78049-7_s001-816.indb 361 28.08.2007 14:29:59 Uhr


362 VIII. Sonderausgaben

eine Spendenquittung ausstellen, und das Finanzamt kann vermuten, dass Du


über eine Spendenquittung verfügst. Du kannst also beruhigt »20 € für kirch-
liche Zwecke« in Deine Aufstellung eintragen. Das Finanzamt hat jetzt keinen
triftigen Grund mehr, diese Spende nicht anzuerkennen.

570 g) Schulgeld an Ersatz- oder Ergänzungsschulen (§ 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG) 570


Besucht Dein Kind eine Privatschule, kannst Du 30 % des Schulgelds als Son-
derausgaben absetzen, wenn die Schule staatlich genehmigt oder eine nach
Landesrecht erlaubte Ersatz- oder allgemeinbildende Ergänzungsschule ist. Er-
satzschulen sind solche, die in kirchlicher Trägerschaft stehen, oder auch Wal-
dorfschulen, die in das öffentliche Schulwesen integriert sind und damit inso-
weit den staatlichen Schulen gleichstehen. Ergänzungsschulen leisten Bildungs-
arbeit in Bereichen, um die sich der Staat wenig kümmert, z. B. Schauspiel- oder
Dolmetscherschulen. Begünstigt sind diese letztgenannten Schulen jedoch
nicht, da das Gesetz ja nur den Besuch allgemeinbildender Ergänzungsschulen
fördert. Allgemeinbildende Ergänzungsschulen gibt es aber nicht, daher geht
diese Förderung völlig ins Leere. Heiliger Bürokratius, bitte für uns! Ohne
staatliche Anerkennung der Schule als Ergänzungs- oder Ersatzschule läuft mit
dem Sonderausgabenabzug gar nichts (BFH-Urteile v. 11. 6. 1997 – BStBl 1997
II S. 617 u. 621). Genauso in die Röhre schaust Du, wenn Dein Kind im Ausland
zur Schule geht (BFH v. 11. 6. 1997 – BStBl 1997 II S. 617).
Es sei denn, die Auslandsschule würde von der Kultusministerkonferenz der
Bundesländer ausdrücklich anerkannt (BFH v. 14. 12. 2004 – BStBl 2005 II
S. 518) oder es handelt sich um eine sog. europäische Schule (BFH v. 5. 4. 2006
– BStBl 2006 II S. 682). Bei diesen kann die Anerkennung wie bei vergleich-
baren deutschen Schulen unterstellt werden.

571 Zum Schulgeld gehören nicht die Kosten für Unterbringung, Verpflegung und 571
Betreuung (§ 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG). Die Schulgeldzahlungen kannst Du Dir
auch schon während des Jahres als Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eintra-
gen lassen.

78049-7_s001-816.indb 362 28.08.2007 14:29:59 Uhr


363

Prinzipien sind der jämmerlichste Grund,


den es gibt, Steuerermäßigungsmöglichkeiten
nicht bis zur Grenze auszunutzen.

IX. Außergewöhnliche Belastungen


572 Das gesamte Kapitel gilt auch für Selbständige 572
mS Der oberste Grundsatz der Einkommensteuer ist – höre und staune – dass
sich die Höhe der Steuer an der Leistungsfähigkeit des Steuerzahlers orien-
tiert.
Aus diesem Grund müssen besondere persönliche Umstände, die einen Steuer-
zahler im Vergleich zu seinen Leidensgenossen über Gebühr finanziell belasten,
zu einer Verringerung der Steuerbelastung führen. Dieser an sich begrüßens-
werten Forderung kommen unsere Steuerbürokraten mehr schlecht als recht
nach, indem sie Dir unter der Bezeichnung »außergewöhnliche Belastungen«
einige Steuerermäßigungen einräumen. Da Deine persönlichen Verhältnisse
und Dein Familienstand durch Kinderfreibeträge und Splittingtarif für Ehegat-
ten bei weitem nicht ausreichend berücksichtigt sind, ist es sozusagen Deine
heilige Pflicht, dem obersten Prinzip der Einkommensteuer Geltung zu ver-
schaffen, indem Du kräftig von der Möglichkeit zum Abzug außergewöhnlicher
Belastungen Gebrauch machst.
Folgende zwei Kategorien außergewöhnlicher Belastungen gibt es:
● Allgemeine außergewöhnliche Belastungen, die Du – nach Abzug eines »zu-
mutbare Belastung« genannten Eigenanteils – in voller Höhe absetzen kannst
(§ 33 EStG).
● Außergewöhnliche Belastungen besonderer Art, deren Abzug auf bestimmte
Höchst- und Pauschbeträge beschränkt ist. Dazu gehören im Einzelnen
– Unterhaltszahlungen an Angehörige,
– Ausbildungsfreibeträge,
– Kosten für eine Haushaltshilfe,
– Pauschbeträge für Behinderte,
– Pauschbetrag für die Betreuung pflegebedürftiger Personen (§§ 33 a–b
EStG).

A. Außergewöhnliche Belastungen im Allgemeinen

1. Auch Du bist außergewöhnlich belastet


573 Was alles unter die außergewöhnlichen Belastungen allgemeiner Art fällt, 573
mS ist in § 33 EStG geregelt. Statt dort allerdings klar und verständlich zu
sagen, welche Steuervergünstigungen Dir zustehen, haben die Steuergesetz-

78049-7_s001-816.indb 363 28.08.2007 14:29:59 Uhr


364 IX. Außergewöhnliche Belastungen

akrobaten einen ausgesprochenen Gummiparagraphen geschaffen, der Fol-


gendes bestimmt:

Eine außergewöhnliche Belastung liegt vor, soweit einem Steuerzahler zwangs-


läufig größere Aufwendungen als der überwiegenden Mehrzahl der Steuer-
zahler gleicher Einkommensverhältnisse, gleicher Vermögensverhältnisse und
gleichen Familienstandes entstehen und diese Aufwendungen die steuerliche
Leistungsfähigkeit wesentlich beeinträchtigen.

Unter diese Vorschrift fallen hauptsächlich:


● Krankheits- und Kurkosten
● Kosten im Zusammenhang mit Wiederbeschaffung von Hausrat
● Kosten einer Ehescheidung
● Beerdigungskosten
● Pflegekosten
Eine umfangreiche Übersicht findest Du unter E Rz 644.

574 Soweit Dir von dritter Seite die Kosten ersetzt werden, bist Du nicht belas- 574
mS tet und kannst auch nichts geltend machen.

Nicht jede Zahlung im Zusammenhang mit Deinen außergewöhnlichen Belas-


tungen wird automatisch abgezogen. So kannst Du Beerdigungskosten nur in-
soweit absetzen, als die Kosten nicht durch den Nachlass des Verblichenen
gedeckt sind, und Krankheitskosten nur, wenn sie nicht durch eine Krankenver-
sicherung erstattet werden. Hier gilt es aber wie ein Schießhund aufzupassen.
Das Krankengeld, das Du als Lohnfortzahlung von Deiner Krankenversiche-
rung bekommst, musst Du Dir genauso wenig wie das Krankentagegeld aus
einer privaten Zusatzversicherung auf Deine selbst getragenen Krankheits-
kosten anrechnen lassen. Beide Leistungen sind Verdienstausfallentschädi-
gungen und nicht als Ausgleich für die unmittelbaren Krankheitskosten gedacht.
Anders dagegen die Zahlungen aus einer Krankenhaustagegeldversicherung.
Diese werden vor einer Berücksichtigung der Kosten für Deinen Krankenhaus-
aufenthalt, auf denen Du sitzengeblieben bist, abgezogen. Hat dagegen Deine
Versicherung den gesamten Krankenhausaufenthalt bezahlt, kassierst Du die
Krankenhaustagegelder und musst sie Dir nicht etwa auf andere Krankheits-
kosten, z. B. für Deine neue Brille oder eine ambulante Behandlung, anrechnen
lassen (BFH v. 22. 10. 1971 – BStBl 1972 II S. 177).

78049-7_s001-816.indb 364 28.08.2007 14:29:59 Uhr


1. Auch Du bist außergewöhnlich belastet 365

Das Ärgernis mit dem Gegenwert

575 Dummerweise ist eine außergewöhnliche Belastung nur das, was das Finanzamt 575
als eine solche ansieht, und nicht das, was Du für eine hältst, etwa die hohen An-
schaffungskosten für Deine neuen Möbel oder die Raten für den Farbfernseher.
»Warum stellen solche Ausgaben eigentlich keine Belastungen dar?«, willst Du
wissen.
Nun, das Finanzamt sagt sich, dass Du ja einen Gegenwert erhalten hast, indem
Du Deine Schulden loswirst oder Dir ein schönes Heim schaffst. Und außerdem
ist die Anschaffung neuer Möbel oder eines neuen Fernsehers meist freiwillig,
also nicht zwangsläufig.
Der Fiskus geht sogar noch weiter und nimmt immer einen Gegenwert an, wenn
der angeschaffte Gegenstand eine gewisse Marktgängigkeit hat und nicht nur
vom Steuerzahler selbst, sondern auch von anderen genutzt werden kann. Des-
halb liegt nach Meinung des Fiskus ein – den Abzug als außergewöhnliche Be-
lastung ausschließender – Gegenwert z. B. auch dann vor, wenn der Steuerzah-
ler ein Badezimmer behindertengerecht umbaut (BFH v. 2. 6. 2005 – BFH/NV
2006 S. 36) oder einen Aufzug an sein Haus anbaut, weil er sonst mit seinem
Rollstuhl nicht in die oberen Etagen seines Hauses kommt (BFH v. 25. 1. 2007
– III R 7/06). Bleibt zu hoffen, dass nicht irgenwann einmal ein neunmalkluger
Fiskalvertreter auf die Idee kommt, dass der Rollstuhl oder die Gehhilfen ja
auch von jemand anderem genutzt werden könnten, und auch noch diese Kos-
ten als außergewöhnliche Belastungen streicht.

576 Ungeachtet von Erstattungen und Gegenwert, mutet man Dir ein Teil der Be- 576
lastung, z. B. durch Krankheitskosten, auch ohne Steuerermäßigung zu. Zu
dieem Zweck wird Dir immer eine Art steuerlicher Eigenanteil, genannt zumut-
bare Belastung, von Deinen Aufwendungen abgezogen.
Die Höhe der zumutbaren Belastung ist davon abhängig, wie hoch Deine Ein-
künfte sind, ob Du verheiratet bist und wie viele Kinder Du hast. Mehr dazu
findest Du unter E Rz 580.
577 Um diesen ganzen Problemen und Abzügen zu entgehen, versuche zunächt 577
immer die gesamten Kosten abzusetzen, indem Du prüfst, ob Du Deine Auf-
wendungen nicht vielleicht als Werbungskosten, Betriebsausgaben oder Son-
derausgaben durchbekommst. Das bringt Dir eine größere Steuerersparnis,
weil keine zumutbare Belastung abgezogen wird und sie sich deshalb in voller
Höhe auswirken.

78049-7_s001-816.indb 365 28.08.2007 14:30:00 Uhr


366 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Hast Du Dich also als Arzt oder Krankenschwester trotz aller Vorsicht bei
einem Patienten mit Gelbsucht angesteckt oder bist als Dachdecker vom Ge-
rüst gepurzelt, so sind Deine selbstgetragenen Krankheitskosten Werbungskos-
ten und nicht etwa außergewöhnliche Belastungen.

578 Bist Du aber bei den außergewöhnlichen Belastungen angelangt, kommen die 578
Fiskalritter mit erhobenem Zeigefinger und verlangen von Dir den Nachweis,
dass Deine Ausgaben zwangsläufig waren, weil Du Dich ihnen aus tatsäch-
lichen, rechtlichen oder sittlichen Gründen nicht entziehen konntest. Rechtliche
Gründe liegen z. B. vor, wenn Du Unterhalt an Deinen getrennt lebenden oder
geschiedenen Ehegatten oder an Deine Kinder bzw. Deine Eltern zahlst oder
als Erbe die Beerdigungskosten des Verblichenen bestreitest. Dagegen kannst
Du Dich auf Zwangsläufigkeit aus tatsächlichen Gründen berufen, wenn Dich
ein unabwendbares Ereignis wie Unfall, Krankheit, Erpressung, Brand, Dieb-
stahl, Vertreibung oder eine Naturkatastrophe trifft. Demgegenüber spielt die
sittliche Verpflichtung meist nur eine Rolle bei der Frage, ob Du Pflegekosten
für Nichtangehörige absetzen kannst.
Der Fiskus achtet wie gesagt besonders darauf, ob Dein Einkommen tatsächlich
durch die Ausgabe belastet ist, also von dritter Seite, z. B. der Krankenkasse,
keine Erstattung erfolgt.

579 Du kannst Deine außergewöhnlichen Belastungen immer im Jahr der Bezah- 579
lung absetzen. Auch wenn Du dazu einen Kredit aufnehmen musst, bleibt es
beim vollen Abzug im Zahlungsjahr. Auf die Darlehenstilgung kommt es steu-
erlich nicht an (BFH-Urteil v. 10. 6. 1988 – BStBl 1988 II S. 814). Denk in so
einem Fall daran, während der Laufzeit des Darlehens Jahr für Jahr die Zinsen
als außergewöhnliche Belastung anzusetzen (BFH-Urteil v. 6. 4. 1990 – BStBl
1990 II S. 958).
Damit eine Steuerermäßigung rausspringt, muss Deine finanzielle Leistungs-
fähigkeit wesentlich beeinträchtigt sein. Dazu müssen zwangsläufige Aufwen-
dungen die in der folgenden Übersicht bezeichneten Sätze des Gesamtbetrags
der Einkünfte übersteigen:

78049-7_s001-816.indb 366 28.08.2007 14:30:00 Uhr


1. Auch Du bist außergewöhnlich belastet 367

580 Zumutbare Belastung 580


in Prozent bei

Allein- Verheirateten u. Personen mit steuerlich


Bei einem Gesamtbe- zu berücksichtigenden Kindern
stehen- Verwitweten bis
trag der Einkünfte
den zum 2. Todesjahr 1–2 Kinder 3 oder mehr Kinder
15 340 € 5 4 2 1
15 340–51 130 € 6 5 3 1
über 51 130 € 7 6 4 2

Beispiel
Bei einem Gesamtbetrag der Einkünfte von 30 000 € und zwei Kindern beträgt
die zumutbare Belastung 3 % = 900 €. Eine Steuerermäßigung für außerge-
wöhnliche Belastungen erhältst Du also erst, wenn diese 900 € über-steigen.
Der Betrag, der nach Abzug der zumutbaren Belastung verbleibt, wird als Steu-
erermäßigung bei der Berechnung Deines Einkommens abgezogen. Als Arbeit-
nehmer kannst Du ihn Dir bereits im Lauf des Jahres als Freibetrag auf der
Lohnsteuerkarte eintragen lassen.
Es ist wichtig zu wissen, dass die zumutbare Belastung nur von allgemeinen au-
ßergewöhnlichen Belastungen abgezogen wird. Die Höchst- und Freibeträge,
die bei außergewöhnlichen Belastungen besonderer Art angesetzt werden, blei-
ben von einer solchen Kürzung verschont.
Dazu mehr ab E Rz 645.
Zurück zu den außergewöhnlichen Belastungen im Allgemeinen.

581 581
Berechnungsschema
Und so rechnet das Finanzamt die außergewöhnliche Belastung aus:
Ein Verheirateter mit einem Kind – 25 000 € Gesamtbetrag der Einkünfte im
Kalenderjahr – hatte in diesem Jahr 6 000 € Zahnarztkosten, von denen die
Krankenkasse 3 500 € übernommen hat.
Berechnung
Zahnarztkosten 6 000 €
./. Erstattung Krankenkasse, aber ohne Krankengeld/
Krankentagegeld 3 500 €
Belastung 2 500 €
./. zumutbare Belastung (§ 33 Abs. 3 EStG)
3 % von 25 000 € Gesamtbetrag der Einkünfte = 750 €

 außergewöhnliche Belastung 1 750 €



Du siehst: Von Deinen Belastungen bleibt nicht viel zum Abzug übrig, beson-
ders wenn Du als führender oder leitender Angestellter ziemlich viel ver-
dienst.

78049-7_s001-816.indb 367 28.08.2007 14:30:00 Uhr


368 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Unkonventionelle Unterhaltung mit einem


führenden Angestellten!

582 »Na, da bin ich aber gespannt, was Du mir da zu bieten hast«, sagst Du, »was 582
gibt es für einen gutverdienenden Angestellten heute noch groß bei der Steuer
herauszuholen? Die Sonderausgabenhöchstbeträge habe ich voll ausgenutzt,
und meine beruflichen Kosten halten sich in Grenzen. Längst habe ich mich
damit abgefunden, mich an Steuern dumm und dusslig zu zahlen.« So leicht
gibst Du sonst bestimmt nicht auf! »Schließlich bin ich kein Selbständiger, dem
erheblich mehr Spielräume offenstehen. Was will ich bei der Steuererklärung
schon anderes tun, als die Belege zusammenzusuchen und die vorliegenden
Zahlen in die vorgedruckten Kästchen zu setzen?«, antwortest Du. Planen. Und
mit vorzeitigen Entscheidungen voraussehbare Abläufe des Geschehens beein-
flussen, so wie Du es im Beruf gewohnt bist. Angenommen, Du hast jedes Jahr
so an die 2 000 € bis 4 000 € außergewöhnliche Belastungen. Mal ist es der Zahn-
ersatz, mal die Kur Deiner Ehefrau, dann die neue Brille usw. Da Du nicht ge-
rade zu den Ärmsten im Land gehörst, zieht Dir der Fiskus die zumutbare Be-
lastung von 6 % Deines Gesamtbetrags der Einkünfte von 60 000 € = 3 600 € ab.
Damit verpuffen Deine Kosten nahezu wirkungslos. Deshalb wirst Du künftig
etwas pfiffiger sein und Rechnungen, die am Ende des Jahres anfallen, mög-
lichst erst im neuen Jahr bezahlen. So fallen in einem Jahr plötzlich ca. 6 000 €
an außergewöhnlichen Belastungen an, und Du kannst Dich nach Abzug der
zumutbaren Belastung von 3 600 € über eine Steuerersparnis von ca. 2 400 €
freuen. Zudem wirst Du bei Deiner Steuererklärung noch einmal in Dich gehen,
damit Du auch ja keine Kosten vergisst, die Dir im Lauf des Jahres entstanden
sind.
Die Fahrtkosten beider Partner zum Zahnarzt 75 €
die Grippeschutzimpfung + 90 €
nicht zu vergessen die Akupunkturbehandlung gegen das Rauchen
als Vorbeugung gegen den Dich besonders bedrohenden
Herzinfarkt + 150 €
und die Migränebehandlung Deines Ehepartners beim Akupunkteur + 150 €
sowie die Fahrtkosten zu diesem Heilpraktiker + 50 €
Und schon sind als weitere außergewöhnliche Belastungen 515 €
anzusetzen.

Auf Nummer sicher gehst Du, wenn Du Dir die Behandlungen nicht nur
einfach verordnen, sondern ihre Notwendigkeit durch einen Amtsarzt bestä-
tigen lässt.

78049-7_s001-816.indb 368 28.08.2007 14:30:01 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 369

2. Das sind Krankheitskosten


583 Grundsätzlich sind alle Kosten, die durch das Kranksein (auch der Familienan- 583
gehörigen) anfallen, steuerlich berücksichtigungsfähig.
584 Beruflich veranlasst? 584
Zuallererst musst Du überlegen, ob die Erkrankung auf Deinen Beruf zurück-
zuführen ist, denn dann sind die Krankheitskosten in voller Höhe – also ohne
Abzug der zumutbaren Belastung – als Betriebsausgaben oder Werbungskosten
abzugsfähig, sofern nicht im Fall einer Berufskrankheit die Berufsgenossen-
schaft die Kosten übernimmt.
Wichtig ist, den Zusammenhang zwischen der Erkrankung und Deinem Beruf
nachzuweisen. Das ist der Fall, wenn Du z. B. körperliche Schäden durch einen
Unfall bei Ausübung des Berufs oder auf dem Weg zur Arbeitsstätte erlitten
hast (Berufsunfall). Anerkannt werden inzwischen aber auch Therapien bei be-
ruflich verursachten Stresssituationen, wie die Teilnahme an einer Selbsthilfe-
gruppe »Anti-Mobbing« (FG Niedersachsen v. 8. 6. 2006 – 14 K 57/03).
Typische Berufskrankheiten
Bei inneren Erkrankungen wird es schon schwieriger. Da musst Du nachweisen,
dass die Erkrankung eine typische Berufskrankheit ist. Bisher sind u. a. von den
Steuergerichten als typische Berufskrankheiten anerkannt: Pilzerkrankungen in
Papierfabriken, Vergiftungserscheinungen in chemischen Fabriken, Gelbsucht
bei Chirurgen und Zahnärzten, Tuberkulose beim Lungenfacharzt, Wirbelsäu-
lenerkrankung durch Heben oder Tragen. Bei typischen Berufskrankheiten ist
die berufliche Veranlassung nicht mehr zu prüfen, sondern zu unterstellen.
Als Arbeitnehmer hast Du bei einer typischen Berufskrankheit zumeist keine
unmittelbaren Kosten, weil alles nach § 9 SGB VII in Verbindung mit der gel-
tenden Berufskrankheitsverordnung abgegolten ist und die mittelbaren Kosten
mit einem Pauschbetrag für Körperbehinderung berücksichtigt werden (§ 33 b
EStG, R 33 b EStR; E Rz 679 ff.). Hast Du indessen Kosten selbst getragen, sind
diese in der Anlage N als berufliche Werbungskosten zu erklären.
585 Andere Krankheiten 585
Nur Kosten, die Du tatsächlich selbst getragen und nicht von einer Kranken-
kasse oder Versicherung erstattet bekommen hast, kannst Du als finanzielle
Belastung geltend machen. Von diesen selbstgetragenen Krankheitskosten geht
allerdings die zumutbare Belastung ab. Das ist hart, denn meistens bleibt dann
kaum etwas übrig, was steuerlich abzusetzen ist.
Rechne Dir deshalb Deine zumutbare Belastungsgrenze nach der Tabelle unter
E Rz 580 schnell aus und sieh zu, dass möglichst viele Krankheitskosten in ein
und demselben Jahr anfallen, damit Du so die unsinnige Grenze der zumutba-
ren Belastung überwindest. Oft schaffst Du das nur, indem Du Behandlungen,
die Du eigentlich jetzt machen müsstest, in das nächste Jahr verschiebst (oder
umgekehrt).

78049-7_s001-816.indb 369 28.08.2007 14:30:01 Uhr


370 IX. Außergewöhnliche Belastungen

586 a) Kosten für Medikamente, Heil- und Hilfsmittel 586


Die Anerkennung Deiner Kosten für Medikamente, Heil- und Hilfsmitteln als
außergewöhnliche Belastung hängt davon ab, dass Du deren Notwendigkeit
nachweist. Normalerweise reicht dazu eine Verordnung eines Arztes oder Heil-
praktikers. Hat Deine private Krankenkasse eine Kostenerstattung geleistet
oder hat bei Dir als Beamter die Beihilfestelle die Kosten bezuschusst, reicht
das als Nachweis in aller Regel ebenfalls aus. Nur im absoluten Ausnahmefall
benötigst Du für das Finanzamt zusätzlich eine ärztliche Bescheinigung (R 33.4
Abs. 1 EStR).

Bei Medikamenten, die Du dauernd oder über längere Zeit einnehmen musst,
genügt zum Nachweis der Notwendigkeit, dass Du die ärztliche Verordnung
einmal vorlegst. Hast Du, als Du seinerzeit Deine erste Brille verordnet bekom-
men hast, ein Rezept des Augenarztes vorgelegt, genügt für die neue Brille, die
an die veränderte Sehstärke angepasst wurde, die Bescheinigung des Optikers
über die Veränderung Deiner Sehstärke. Wenn Deine Krankenkasse etwas zur
Brille beisteuert, reicht auch das als Nachweis aus (FinMin Schleswig-Hostein v.
10. 3. 2004 – VI 314 – S 2284 – 167).

Willst Du also selbst getragene Kosten für Pillen, Salben, Säfte, Tinkturen, Bril-
len, Hörgeräte etc. als außergewöhnliche Belastungen unterbringen und dabei
Ärger vermeiden, solltest Du Dich mit einer entsprechenden Verordnung eines
Arztes oder Heilpraktikers wappnen, dass die Kosten angesichts Deiner Krank-
heit zwangsläufig, notwendig und angemessen waren.

Übrigens: Erfreulich das BFH-Urteil vom 11. 8. 1991 (III R 70/88 – BFH/NV
385/1991), wonach nicht rezeptpflichtige Medikamente und allgemeine Stär-
kungsmittel steuerlich abziehbar sind, wenn sie – nach Gegenstand und Menge
spezifiziert – ärztlich verordnet wurden und die Krankenkasse eine Erstattung
der Kosten abgelehnt hat. Mit derselben Begründung kannst Du auch die Zu-
zahlungen absetzen, die Du leisten musstest, weil Du lieber das erprobte teurere
Markenmedikament genommen hast, statt Dich mit einer unbekannten Ersatz-
pille zufrieden zu geben.

Etwas förmlicher geht es mit den Nachweisen allerdings zu, wenn es um Heil-
und Hilfsmittel geht, die Gegenstände des täglichen Bedarfs ersetzen, z. B. Spe-
zialbetten, orthopädische Schuhe, Stützstrümpfe, Spezialwäsche etc. Ähnliche
Hürden musst Du nehmen, wenn bei Dir eine wissenschaftlich nicht anerkannte
Behandlungsmethode wie Frischzellen- oder Trockenzellenbehandlung, Sauer-
stoff-, Chelat- oder Eigenbluttherapie angewendet wird. In diesen Fällen benö-
tigst Du ein vor dem Kauf des Hilfsmittels bzw. vor Beginn der Behandlung
ausgestelltes Attest vom Amtsarzt oder vom Medizinischen Dienst. Sind Dir
von Deiner gesetzlichen Krankenkasse oder Deiner Beihilfestelle Zuschüsse zu
diesen Kosten bewilligt worden, ersetzt das die amtsärztliche Bescheinigung.

78049-7_s001-816.indb 370 28.08.2007 14:30:01 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 371

zu Deinen Rezept- und Praxisgebühren

587 Zuzahlungen und Rezeptgebühren sind außergewöhnliche Belastungen, die Du 587


absetzen kannst. Damit Du Dich nicht mit dem Sammeln von 1000 kleinen
Quittungen belasten musst und möglicherweise die Hälfte vergisst oder ver-
legst, spann Deine Apotheke mit ein. Schließlich verdient die an Dir übers Jahr
ein erkleckliches Sümmchen. Frag doch mal nach, ob sie Heftchen für die
Selbstbeteiligung haben. Darin wird dann bei jedem Kauf der zugezahlte Be-
trag eingetragen und von der Apotheke abgestempelt. Du brauchst am Jahres-
ende nur noch zusammenzurechnen und kannst dem misstrauischen Fiskalritter
einen wunderbaren Nachweis Deiner Krankheitskosten liefern. Hat Deine
Apotheke ein solches Heftchen nicht, tut‘s auch ein einfaches Schulheft. Wich-
tig ist nur, den Stempel der Apotheke reindrücken zu lassen.
Die vierteljährliche Praxisgebühr von 10 € ist natürlich als außergewöhnliche
Belastung abziehbar (OFD Frankfurt/M v. 15. 11. 2004 – S 2284 A – 53 – St II
2/06).
Ach ja, die öffentliche Hand. Weißt Du, wo sich diese befindet? Auf jeden Fall
immer in Deiner Tasche!

588 Solltest Du einen erheblichen Verbrauch an Schmerzmitteln haben, die Du aus 588
eigener Tasche bezahlen musst, weil Dir der Arzt nicht genügend verschreibt,
dann vergiss nicht, Deine Krankenkasse schriftlich um Erstattung zu bitten.
Zwar weißt Du, dass dies erfolglos sein wird, aber Du hast die Ablehnung dann
schriftlich – und die Abweisungsfetischisten der Bürokratie haben keinen Vor-
wand, die Kosten einfach abzulehnen. Obwohl die ja nur bei der Kasse anzuru-
fen bräuchten. BFH-Urteil v. 20. 9. 1991 – Az: III R 91/89.
Der Gipfel der Unverfrorenheit ist, dass Du medizinische Fachbücher nicht ab-
setzen können sollst. So zumindest nach Meinung des BFH vom 24. 10. 1995 –
BStBl II 1996 S. 88, der einem Steuerzahler die Fachbücher, mit denen der sich
auf eine Therapie vorbereiten wollte, nicht anerkannte. Offensichtlich meinen
die Herren Richter, dass Du Dich nicht zu informieren brauchst, ob Du einem
seriösen Mediziner oder einem Pfuscher mit zweifelhaften Methoden in die
Hände fällst, der Dich Gesundheit und Leben kosten kann.
Abzugsfähig sind dagegen
● Kosten der Grippeschutzimpfung,

78049-7_s001-816.indb 371 28.08.2007 14:30:02 Uhr


372 IX. Außergewöhnliche Belastungen

● Aufwendungen für die Frischzellentherapie, wenn sie mit amtsärztlichem


Segen gegen eine Krankheit eingesetzt wird (FG Nürnberg v. 15. 3. 1978 –
EFG1978 S. 273 und BFH v. 17. 7. 1981, 6 R 77 – BStBl 1981 II S. 711).

589 b) Krankheitsbedingte Fahrtkosten 589


Wer hat schon das Glück, dass der nächste Arzt um die Ecke wohnt und in drei
Minuten zu Fuß zu erreichen ist? Und welcher weißbekittelte Spitzenverdiener
der Nation macht sich noch die Mühe des Hausbesuchs? Du musst also zuse-
hen, wie Du in die Praxis kommst. Wenn Du das nicht gerade auf Schusters
Rappen erledigst, entstehen Dir Fahrtkosten, egal, ob Du mit Auto, Fahrrad
oder öffentlichen Verkehrsmitteln fährst. Ich möchte fast jede Wette eingehen,
dass Du bisher vergessen hast, dem Finanzamt die Fahrtkosten zu Deinen
Ärzten zu präsentieren. Bei z. B. 20 Taxifahrten à 10 € oder 700 km mit dem
eigenen Auto à 0,30 € läppern sich da schnell 200 € zusätzliche Krankheitskos-
ten zusammen. Schwingt etwa ein Fiskalritter den Rotstift bei Deinen durch
Quittungen oder eine Einzelaufstellung glaubhaft gemachten Taxikosten, dann
erkläre ihm, dass es Dir so schlecht ging, dass Du weder mit dem Auto noch mit
dem Bus fahren konntest, sondern ein Taxi rufen musstest (BFH – BStBl 1967
III S. 655). Hast Du Dein eigenes Auto benutzt, rechnest Du Deine Fahrten wie
Dienstreisen ab und beanspruchst den Kilometerpauschbetrag von 0,30 €. Mit
einem Einzelnachweis Deiner Kilometerkosten stellen sich die Fiskalritter
recht zopfig an und wollen ihn grundsätzlich nicht akzeptieren (BFH – BStBl
1997 II S. 538). Spar Dir also das Belegesammeln!

590 Wenn es auf der Fahrt zum Arzt oder Krankenhaus gekracht hat und Du die 590
Unfallkosten selbst tragen musst, gehören sie – wie die Fahrtkosten – in Deine
Zusammenstellung der Krankheitskosten. Zu den Kosten, die Du bei einem
Unfall absetzen kannst, siehe E Rz 236 ff. Sollte sich ein Fiskalritter querstel-
len, berufe Dich auf folgenden Grundsatz:
Ist eine Krankenfahrt zwangsläufig notwendig und angemessen, dann können
auch Kosten infolge eines Unfalls auf einer solchen Fahrt nicht unberücksich-
tigt bleiben.
Stoße ihn mit der Nase auf die EFG 1980 S. 284 oder die BFH-Urteile – BStBl
1974 II S. 104 und BStBl 1978 II S. 105, 109, mit denen als Unfallkosten z. B. die
Abschlepp- und Reparaturkosten anerkannt wurden.

für die Fahrt zur Kur

591 Manchmal sind die Finanzämter noch pingeliger als Deine Krankenkasse. So 591
kann es Dir passieren, dass man Dir als Fahrtkosten für An- und Abreise zur

78049-7_s001-816.indb 372 28.08.2007 14:30:02 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 373

Kur nur die Kosten öffentlicher Verkehrsmittel anerkennt. Für Kurkosten mag
das der Bundesfinanzhof so entschieden haben (BFH-Urteil v. 12. 6. 1991 –
BStBl 1991 II S. 763). Der Termin für eine solche Kur steht ja auch Wochen
vorher fest. Trotzdem ist das für Dich nicht der Weisheit letzter Schluss. Kannst
Du z. B. besondere Gründe ins Feld führen, wie eine Gehbehinderung, Asthma
oder ein Herzleiden, das Dich hindert, schwere Koffer über Bahnsteige zu
schleppen, sind auch Fahrtkosten mit dem Auto abzugsfähig (BFH – BStBl 1967
III S. 655). Und wenn Du Dich mit einer dicken Backe und mordsmäßigen
Zahnschmerzen quälst, kann wohl niemand verlangen, dass Du zwei Stunden
auf den nächsten Bus wartest. Oder berufe Dich auf die schlechten Verbin-
dungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Zuerst verbraucht man seine Gesundheit, um zu Geld zu kommen,


dann sein Geld, um die Gesundheit zurückzuholen.
(Robert Lembke)

592 Wenn Du zur Behandlung einer Krankheit zu einem auswärts wohnenden Arzt 592
oder Heilpraktiker fährst und dort bis zum Abschluss einer Behandlung im
Hotel bleibst, sind auch diese Aufwendungen und die Fahrtkosten voll abzugs-
fähig, falls der Aufenthalt nur der Krankheitsbehandlung gedient hat, also keine
Kur war (FG Rheinland-Pfalz v. 19. 8. 1980 – EFG 1981 S. 21).

593 Ebenfalls zu den außergewöhnlichen Belastungen gehören die Reisekosten für 593
Besuchsfahrten zu Angehörigen, die in einem auswärtigen Krankenhaus unter-
gebracht sind. Diese Kosten werden in der Regel anerkannt, wenn der Kran-
kenhausaufenthalt lang dauert oder sich regelmäßig wiederholt und die Be-
suche entscheidend für den Gesundungsprozess sind (EFG 1977 S. 427). Siehe
dazu folgenden Super-Trick.
Andererseits urteilten die BFH-Richter, dass 14-tägige Fahrten zu den über
80-jährigen und 800 km weit weg wohnenden Eltern nicht als außergewöhnlich
angesehen werden können (BFH-Urteil v. 22. 10. 1996 – BStBl 1997 II S. 558).
Damit ist der Abzug von Fahrtkosten auf die Fälle reduziert, in denen Du Deine
Angehörigen besonders oft aufsuchst, weil Du deren Pflege praktisch im Allein-
gang besorgst.

Lass Dir vom Arzt das richtige Papierchen für


Deine Besuchsfahrten ausstellen!

594 Sogar der misstrauischste Finanzbeamte wird gläubig, wenn Du ihm die Be- 594
scheinigung eines Halbgottes in Weiß präsentierst. Mach Dir diesen Umstand

78049-7_s001-816.indb 373 28.08.2007 14:30:02 Uhr


374 IX. Außergewöhnliche Belastungen

zunutze und verlange von dem Arzt, der Dein Kind oder Deinen Angehörigen
behandelt, eine Bescheinigung, dass Deine Besuche unbedingt erforderlich
sind, weil sie den Heilungsprozess nachhaltig fördern. Hierdurch erfüllst Du
den Wortlaut des § 33 EStG und R 33.4 Abs. 1 EStR (FH-Urteil v. 2. 3. 1984 –
BStBl 1984 II S. 484), der einen Nachweis darüber fordert, dass Deine Fahrtkos-
ten zwangsläufig entstanden sind. Durch den Hinweis auf den Heilungsprozess
kommst Du nicht umhin, schon aus diesem Grund so oft wie möglich gesund-
heitsfördernde Besuchsfahrten zu unternehmen. Wenn der Arzt die Bescheini-
gung zusätzlich mit einigen der wunderschön unverständlichen lateinischen
Medizinerfloskeln spickt, wird es jedem Fiskalritter vergehen, Dir die Fahrtkos-
ten für die Besuchsfahrten zu streichen.

595 Allerdings gibt es einen kleinen Silberstreif am Horizont. Du hast nämlich unter 595
Umständen die Alternative, den Pflegepauschbetrag (§ 33 b Abs. 6 EStG) in
Höhe von 924 € abzusetzen, wenn Du mehr als reine Familienbesuchsfahrten zu
Deinen Lieben ausführst. Nach Meinung des BFH sind dann die Anforderungen
für den Pflegepauschbetrag weniger streng als für den Abzug der tatsächlichen
Fahrt- und Pflegekosten. Der Pferdefuß beim Pflegepauschbetrag ist aber, dass
Du für Deinen Angehörigen eine Schwerbehinderung mit Hilflosigkeit (Aus-
weismerkzeichen »H«) oder zumindest die Einstufung in die Pflegestufe III
nachweisen können musst.
Zum Pflegepauschbetrag mehr unter E Rz 698.

596 Für nicht abzugsfähig erklärt wurden Fahrten zum Ehegatten, der in Kur weilt, 596
und Krankheitsbesuche bei der alleinstehenden Schwester (BFH – BStBl 1975
II S. 536).

Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt,


dass man sie ignoriert.
(Aldous Huxley)

597 Auch als bekehrter Alkoholiker kannst Du Fahrtkosten in Deiner Steuererklä- 597
rung unterbringen. Alkoholismus ist eine Krankheit, und wenn Du zweimal pro
Woche je 10 km zur Teilnahme an der Gruppentherapie bei den »Anonymen
Alkoholikern« fährst, hast Du im Jahr 52 Wochen à zwei Fahrten à 10 km =
1040 km  0,30 € = 312 € Fahrtkosten für Deine Aufstellung der außergewöhn-
lichen Belastungen (BFH v. 13. 2. 1987, BStBl 1987 II S. 427).

598 Gute Nachricht für Behinderte! 598


Wenn Du aufgrund Deiner Behinderung auf fremde Hilfe angewiesen bist,
kannst Du die Kosten für eine Begleitperson in Höhe von bis zu ca. 767 € als
außergewöhnliche Belastung ansetzen. Dieser Betrag ist jedoch ein Jahresbe-
trag und nicht auf jede einzelne Reise bezogen.

78049-7_s001-816.indb 374 28.08.2007 14:30:03 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 375

Wichtig: Die Kosten für den Reisebegleiter gehören nicht zu den laufenden und
typischen, mit der Körperbehinderung zusammenhängenden Kosten und sind
deshalb neben dem Behindertenpauschbetrag gem. § 33 b Abs. 3 EStG abzieh-
bar (FG Nürnberg v. 6. 10. 1998, EFG 1999 S. 70; BFH v. 4. 7. 2002 – BStBl 2002
II S. 765). Zu behinderungsbedingten Fahrtkosten vgl. E Rz 685.

599 c) Kosten für Vorsorgemaßnahmen 599


Will Dir Dein Finanzamt die Vorbeugekosten streichen, weise darauf hin, dass
Vorsorgekuren zu den vorbeugenden gesundheitlichen Maßnahmen gehören
und nach der Rechtsprechung als Krankheitskosten anerkannt werden müssen,
wenn mit ihrer Hilfe eine konkrete Erkrankung abgewendet werden soll. Das A
und O ist, dass Du Dir die medizinische Notwendigkeit der Kur vor Antritt
durch den Amtsarzt oder einen Vertrauensarzt Deiner Krankenversicherung
hochoffiziell bestätigen lässt. Der BFH hat dies in seinen Urteilen wiederholt
bestätigt. Kosten für die Kneippkur eines gesunden Bundeswehrpiloten etwa,
die als vorbeugende Maßnahme dazu aufgewendet werden, seinen allgemeinen
Gesundheitszustand (»vollständige Fitness«) zu erhalten, sind weder als außer-
gewöhnliche Belastung noch als Werbungskosten abzugsfähig (Urteil v.
17. 12. 1997 – III R 32/97).

600 Ebenfalls als Vorbeugekosten anzuerkennen sind Aufwendungen für die Aus- 600
übung eines Sports unter ärztlicher oder krankengymnastischer Anleitung
(Aufwendungen für den Reitsport bei hämorrhoidalen Leiden – BFH v.
15. 10. 1971 – VI R 80/68, BStBl 1972 II S. 14), für Besuche von Warmwasser- und
Solebädern bei Wirbelsäulenschäden (Nieders. FG v. 22. 12. 1975 – EFG 1976
S. 184) und für Vorsorgeuntersuchungen in Diagnosezentren, wenn sie nicht un-
angemessen im Preis sind. Die Vorbeugekosten dürfen nur nicht den Eindruck
machen, sie dienten nur ganz allgemein der Gesundheit.
Beim Sport musst Du nicht nur darauf achten, dass er unter Verantwortung
eines Arztes, Heilpraktikers oder einer sonst zur Ausübung der Heilkunde zu-
gelassenen Person, z. B. einer Krankengymnastin, und gemäß einer genauen
Einzelverordnung betrieben wird, sondern auch durch eine zuvor ausgestellte
amts- oder vertrauensärztliche Bescheinigung den Nachweis erbringen, dass
der Sport für die Heilung oder Linderung einer Krankheit erforderlich ist
(BFH, Urteil v. 14. 8. 1997 – III R 67/96, BStBl 1997 II S. 732).

601 Wenn der Staat es so haben will, dann gehe den bürokratischen Weg! Merkt 601
Euch, Alkoholiker: Alle Kosten, auch die einer versuchten Heilung von Eurer
Sucht, sind abzugsfähig! (FG Düsseldorf v. 28. 10. 1977 – EFG 1978 S. 125, bestä-
tigt durch BFH-Urt. v. 14. 8. 1984 – VI R 34/78).

602 Die Kurkosten für eine Begleitperson sind ebenfalls steuerlich absetzbar! 602
Damit kannst Du sowohl Unterbringungs- als auch Verpflegungs- und Fahrt-
kosten für eine Begleitperson absetzen, vgl. Rz E Rz 631.

78049-7_s001-816.indb 375 28.08.2007 14:30:03 Uhr


376 IX. Außergewöhnliche Belastungen

603 Ganz besonders wichtig, wenn Du in psychotherapeutischer Behandlung bist: 603


Lass Dir vom Therapeuten bestätigen, dass Du bereits eine ausgewachsene psy-
chische Störung hast, und schon kannst Du Dich steuerlich subventioniert auf
die Ledercouch legen (FG Münster v. 12. 1. 2005 – EFG 2005 S. 608). Die Thera-
pie stellt dann nämlich keine Vorbeugemaßnahme, sondern eine akute Krank-
heitsbehandlung dar. Obwohl das Finanzgericht hier ausnahmsweise auf ein
amtsärztliches Attest vor Behandlungsbeginn verzichtet hat, kannst Du Dich
nicht darauf verlassen, dass der Abzug von außergewöhnlichen Belastungen
immer ohne ein solches läuft. Im Zweifel wendest Du Dich also mit dem Be-
handlungswunsch vorher an den Amtsarzt.
Das gilt umso mehr, als Du eine vorsorgliche Therapie besuchen willst, um es
erst gar nicht zum psychischen Knacks kommen zu lassen. Hier läuft ohne
Amtsarzt oder Medizinischen Dienst steuerlich gar nichts.

604 Auch wenn Du Aufwendungen für alternative Behandlungsmethoden steuer- 604


lich geltend machen willst, benötigst Du vor Behandlungsbeginn ein amtsärzt-
liches Attest über die medizinische Notwendigkeit. Nur der Amtsarzt besitzt
laut Bundesfinanzhof (Urteil v. 1. 2. 2000 – BStBl 2001 II S. 543) Sachkunde und
Neutralität, um dies zu beurteilen. Damit stoßen die BFH-Richter in dasselbe
Horn wie der Fiskus in R 33.4 EStR.

Fitnesstraining auf Krankenschein

605 Bist Du guter Kunde in einer krankengymnastischen Massage- und Bäder- 605
praxis, weil Dich oft Kreuz- und Gliederschmerzen plagen?
Was Du eigentlich brauchst, meinst Du zu wissen: nämlich tüchtige Eigenbewe-
gung, kräftigere Muskeln und Sehnen, damit Du weniger anfällig bist. Jetzt pass
auf: In den meisten krankengymnastischen Massage- und Bäderpraxen befindet
sich ein größerer Gymnastikraum, der mit den verschiedensten technischen Ge-
räten ausgestattet ist, die sich kaum von denen in einem gewerblichen Fitness-
center unterscheiden. Frag doch den Inhaber, ob Du zwei- bis dreimal in der
Woche im Gymnastikraum trainieren kannst. Wenn Du guter Fango- und Mas-
sagekunde bist, hat er bestimmt nichts dagegen.

Der Arzt ist schlimmer als die Krankheit.


(Alter Spruch)

78049-7_s001-816.indb 376 28.08.2007 14:30:03 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 377

für alle Kranken, sich gesund zu machen,


und für alle Gesunden, nicht krank zu werden

606 d) So heilst Du für immer Deine Krankheiten 606


Das hört sich unwahrscheinlich an. Aber: Der gemeinnützige BUND FÜR GE-
SUNDHEIT e. V., Talstr. 36, in 52525 Heinsberg, befasst sich mit naturgemäßen
Lebens- und Heilweisen und sendet neueingetretenen Mitgliedern als Mit-
gliedsleistung ohne zusätzliche Berechnung u. a. folgendes Werk gleich nach
Eintritt zu: »Wildkräuter – URMEDIZIN gegen Krebs, Rheuma, chronische
Leiden und Fettsucht« (Für immer fit, schlank und gesund).
Das ist das große Buch der sanften
Klassischen Naturheilkunde. 1474 Seiten
Großformat mit unzähligen farbigen Ab-
bildungen und einem Sonderteil über die
komplikationslose Naturgeburt mit allen
erforderlichen Bildern und Anweisungen.
Du wirst nur noch staunen! Ein Werk, das
für Noch-Gesunde zur wirksamen Krank-
heitsverhütung noch wertvoller ist!
Dieses große Werk der Klassischen Natur-
heilkunde zu besitzen sollten Dir Dein
Leben und Deine Gesundheit wert sein!
(Es ist steuerlich absetzbar!)

Dieses Werk begründet erstmals für Kranke und Gesunde


eine Ganzheitsbehandlung von Körper, Geist und Seele:
die hippokratischer Denkweise verbundene
KLASSISCHE NATURHEILKUNDE

Sie basiert in Form der UrTherapie, evolutionsgeschichtlich fundiert, auf vier


Säulen:

78049-7_s001-816.indb 377 28.08.2007 14:30:04 Uhr


378 IX. Außergewöhnliche Belastungen

GEIST
Im Hinführen zu einer gefestigten, in sich selbst ruhenden, autarken Persön-
lichkeit, die sich im Krankheitsfall von allen chemischen Medikamenten der
erstarrten Schulmedizin und deren Ärzten befreit.

INNERER LEIB
Im Zusichnehmen wertvollster Lebens- und Immunkräftestoffe aus frischen
Urheilkräutern: der »UrMedizin«.

ÄUSSERER KÖRPER
Im Wiederaufnehmen von Urbewegungsarten, welche Urzeitmenschen zum
Bewältigen ihres Lebens ausübten. Und die damit den Körper über die Blut-
und Lymphbahnen ständig entgifteten und ihm im Gegensatz zu manchen
Sportarten sofort das Wohlgefühlhormon Serotonin zuführten. Was ihnen ein
Höchstmaß an Gesundheit und Krankheitswiderstand verschaffte – wie es
auch Dir nunmehr verschafft werden wird!

SEELE
Im Rückführen seelischer Fehlhaltungen zu Urgefühlen, die, zufolge ihrer ge-
netischen Programmierung, ein natürliches Wohlbefinden auslösen und psy-
chische Leiden wie Depressionen, Frustrationen, Ängste usw. auslöschen.
Eine Gesamttherapie ist damit von einzigartiger Wirkung!

Weil die meisten – wegen der vom Finanzamt abgezogenen zumutbaren Belas-
tung – keinerlei Krankheitskosten steuerermäßigend mehr geltend machen
können, will ich Dir hier einen Ausgleich schaffen und zeigen, wie Du Auslagen
für Krankheiten ganz vermeidest. Damit Du es nicht mehr nötig hast, zu Ärzten
zu gehen und in Krankenhäusern zu liegen, wo bereits an die 50 % aller
Patienten wegen der ihnen verabreichten, nur schwere Nebenschäden und frü-
hen Tod und Krebs verursachenden Radioaktivbestrahlungen und chemischen
Medikamentengifte oder wegen einer vorausgegangenen Hospitaleinweisung
behandelt werden. Da dem Verein die Werbung für dieses Buch verboten und
ihm eine nähere, ins Einzelne gehende Aufklärung über die Wirkungsweise der
URMEDIZIN untersagt wurde – wenn Du die mächtige Lobby der Schulme-
dizin kennst, weißt Du, warum! – kann er Dir leider nicht wie bisher näheres
Informationsmaterial darüber zukommen lassen.
Aus diesem Grund übernehme ich hier als Verfasser für ihn das Wort und frage:
Wie blind bist Du eigentlich? Würdest Du einen Klempner, der Dir bereits vor
Beginn seiner Tätigkeit erklärt, einen Rohrbruch nicht flicken zu können, bei
Dir herumwerkeln lassen? Und ihn auch noch fürstlich für sein Nichtkönnen
bezahlen, wenn er das Loch im Rohr am Ende nur vergrößert hat?
»Niemals«, sagst Du.

78049-7_s001-816.indb 378 28.08.2007 14:30:04 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 379

Soso: Nach Meinung der Mediziner sind z. B. Krebs, Rheuma, Multiple Sklerose,
Asthma, Arthrose, Diabetes und chronische Leiden nicht heilbar. Und dennoch
lässt vielleicht gerade Du Dich als chronisch oder unheilbar Leidender von den
Medizinern dieserhalb behandeln. Obgleich die ihre Unfähigkeit dazu vorher öf-
fentlich erklärt haben. Oder nach ihren neuesten Veröffentlichungen heute
immer mehr eine angebliche Heilungsmöglichkeit den Kranken vortäuschen,
wenn man sich nur frühzeitig operieren, atombestrahlen oder kaputt chemothe-
rapieren lässt. Während die Krebssterberaten des Statistischen Bundesamts
genau das Gegenteil beweisen und immer mehr Menschen durch Krebs sterben.
Und obschon Du das genau weißt, lässt Du Dir von deren Stahl den Krebs in
den Körper ausstreuen, von deren Strahl zusätzlich unbefallenes Gewebe zer-
stören und von deren Chemotherapie auch noch die gesunden Körperteile
nebst Immunsystem vergiften. Ja, ist es denn nicht ein Widersinn sonderglei-
chen, sich als Kranker von Menschen behandeln zu lassen, die genau wissen,
und es Dir auf Befragen sogar eingestehen, dass sie nicht helfen können? Die
weder Herzleiden, Arthritis, Verstopfung – ja nicht einmal einen einfachen
Schnupfen zu heilen vermögen . . . Wie das Bayer-Chemie-Medikament Lipo-
bay und das Schmerzmittel Vioxx zuletzt zeigten, sind durch Chemie früher Tod
und neue Krankheiten die Folge.

Alle Schulmediziner und Heilpraktiker arbeiten nach der gleichen Methode:


Hilfe für den ersten Augenschein, scheinbare Besserung durch kurzfristige
Symptombeseitigung, dann wieder das alte, später noch schlimmere Leiden.
Natürlich haben die Ärzte auch ihr Gutes – wenn sie z. B. Unfallopfer zusam-
menflicken, Löcher in den Zähnen und Totenscheine ausfüllen – aber bei
Krankheiten, und besonders bei chronischen und unheilbaren, versagen ihre
Methoden. Und wenn Dir Dein Arzt auch noch so sympathisch ist – warum
kann die bisherige Behandlung durch die Schulmedizin nicht helfen?
● Weil die Schulmediziner einzelne Krankheiten und einzelne Organe thera-
pieren und nicht den ganzen Menschen. Und sich nur darauf beschränken,
bloße Krankheitswirkungen zu bekämpfen, nicht jedoch die echten Ursachen
des Leidens. Die aufzustöbern, dafür nehmen sie sich nicht die Zeit.
● Weil die Behandlungsformen der Schulmedizin vorsehen, Krankheiten zu
bekämpfen. Mit Strahl und Stahl. Oder mit körperfremden, stets giftigen
Stoffen: den chemischen Medikamenten. Da die Krankheit im Körper sitzt,
wird dadurch der eigene Körper bekämpft und zusätzlich vergiftet!
● Weil die Ärzte, wie die meisten anderen Menschen auch, auf Profit bedacht
und kaum daran interessiert sind, dass sich die Kranken selbst helfen. Diese
Denkweise und dieses Handeln der Mediziner ist nur zu menschlich.
»Rettung durch neue Technik bei Herzinfarkt!« – »Brustkrebs ist bald zu hei-
len!« – »Multiple Sklerose in Kürze heilbar!« – so lauten die Schlagzeilen. Nur
zu gern wird der Eindruck erweckt, Gesundheit sei durch die Gifte der Chemie
zu erwerben.

78049-7_s001-816.indb 379 28.08.2007 14:30:04 Uhr


380 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Hoffnungen zu machen, das verkauft sich nun einmal gut. Und obwohl wir es
vom eigenen Leib her besser wissen, beeindrucken uns diese Töne derart stark,
dass wir uns von übertriebenen Erwartungen leiten lassen und glauben, schon
morgen könnten solche Wunder geschehen und übermorgen seien Kunstherzen
über den Versandhandel bestellbar. So werden wir allmählich blind gegenüber
der harten Wirklichkeit. Die aber sieht so aus: Immer mehr Menschen leiden an
chronischen Krankheiten, immer mehr sterben frühzeitig an Krebs (heute schon
jeder Dritte!), Herz- und Kreislaufleiden (jeder Zweite); mehr und mehr jün-
gere Leute werden von Asthma, Rheuma, Heuschnupfen, Allergien und und
und befallen.
96 % aller Menschen bei uns begeben sich ständig in ärztliche, 99 % in zahnärzt-
liche Behandlung. Es wird endlich Zeit, dass Du Dir als Kranker sagst: Je mehr
die Ärzte an mir rummachen, desto kränker werde ich. Die stopfen mich nur
voll mit Chemie! Die säbeln nur an mir herum – Narbenschmerzen und Ver-
wachsungen folgen:
Erkennst Du nicht, wie die Chemie langsam, aber sicher unsere ganze Erde
vernichtet und Dich mit? Wie kannst Du nur glauben, diese Schulmedizin sei
gut für Dich, wo es doch noch eine zweite Form der Heilbehandlung gibt: die
Naturheilkunde! Sapere aude. Denke endlich selbst!
● Wie lange willst Du Dich noch mit nicht heilenden, sondern nur schädigenden
Medikamenten behandeln lassen?
● Wie lange willst Du Dich noch mit Chemiespritzen vollpumpen lassen?
● Wie lange willst Du Dich noch von gewebezerstörenden, radioaktiven Be-
strahlungen kaputt machen lassen?
Wann ziehst Du endlich mal die Natur und deren sanfte Heilweisen in Dein
Kalkül? Den Weg zu ihr macht Dir die Zeitschrift »Natürlich Leben« leichter,
die Du als weitere Leistung des Vereins regelmäßig kostenfrei zugesandt er-
hältst. Und an deren Redaktion Du alle Fragen zur Gesundheit richten kannst.
Sie werden Dir so eindeutig beantwortet, dass Du zukünftig Krankheiten ver-
gessen kannst. Allerdings: Die Urtherapie ist hart, die URMEDIZIN anfangs
widerlich und schwer einzunehmen – nichts also für Leute, die ihr Kranksein
hätscheln oder an Geistheiler, Chemiedreck und Wunder glauben, oder an die
zwar laufend als heilend angekündigten, aber stets bodenlos enttäuschenden
neuen Heilmittel der Schulmedizin, die darüber hinaus höchste Todesrisiken
und Nebenschäden bewirken. Zudem musst Du Dir die URMEDIZIN jeden
Tag frisch aufbereiten, damit die Wirkstoffe ihre volle Lebenskraft in Dir entfal-
ten können! Du hast davon nur deshalb noch nichts gehört, weil diese Behand-
lungsart totgeschwiegen wird – würde sie doch zu vielen das große Geschäft mit
der Krankheit verderben. Der Verein nimmt für die URMEDIZIN nämlich kei-
nen Pfennig! Aber: Du bekommst durch die URMEDIZIN einen so unheim-
lichen Schub an Immunstärke in Deinen Körper, Deine Abwehrkräfte werden
derart stimuliert und auf Höchststand gebracht, dass Du plötzlich nie gekannte,

78049-7_s001-816.indb 380 28.08.2007 14:30:05 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 381

völlig neue Lebensgeister in Dir entdeckst! Und zum Zahnarzt musst Du auch
nicht mehr! Vor allem werden Dir in diesem Werk Hunderte Quellenangaben
und Nachweise preisgegeben, welche die Schulmedizin bislang ängstlich vor der
Öffentlichkeit geheim hielt. Die zeigen, welche schrecklichen Schäden die Me-
diziner mit ihren Medikamenten und Operationen anrichten. Damit kannst Du
jederzeit überprüfen, ob es für Dich gut ist, was ein Arzt bei Dir vorhat.
Ich selbst habe mich von meinem schweren Krebsleiden ohne Medikamente,
ohne Ärzte und ohne Operation mit Hilfe der Grundsätze dieses Buches vor 50
Jahren selbst völlig gesund gemacht und bin heute mit 80 Jahren dank der UR-
MEDIZIN topfit und frei von allen Beschwerden, Krankheiten oder Alterslei-
den, wie Prostatakrebs, Rückenschmerzen oder steif werdenden Gliedern. Im
Alter von 75 Jahren wurde ich noch Vater eines kräftigen Sohnes. Mit 79 Jahren
habe ich eine 34-jährige Lehrerin geheiratet, die in jeder Weise mit mir glück-
lich ist. All dies verdanke ich den Kräften der Urmedizin.
Zögere deshalb nicht länger. Jeder Tag ist wichtig für Dich! Das alles geht ohne
lange Formalitäten, Aufnahmeanträge. Gesonderte Bestellschreiben sind nicht
nötig. Laut gemeinnütziger Satzung gilt die Einzahlung des einmaligen Aufnah-
mebeitrags von 30 € und des 1. Jahresmitgliedsbeitrags von 39 € (zusammen
69 €) als Eintritt. Mit dieser Einzahlung bist Du Vereinsmitglied und erhältst als
erste Leistung die Zusendung des Buches. Zahle nur auf das Postbankkonto
Dortmund 827 300 464 (BLZ 440 100 46) des BUNDES FÜR GESUNDHEIT
e.V. durch Natur, Talstr. 36 –39, 52525 Heinsberg. Wenn Du später die Ver-
einsziele nicht mehr vertreten willst, hält Dich keiner, und Du kannst ohne An-
gabe von Gründen kündigen. Achte bei Deiner Überweisung dringend auf die
Angabe Deiner vollständigen Adresse! Denke daran, Deine Straße anzugeben!
5 % vergessen sie, wie soll der Verein da liefern können? Schreibe sie nur in
Blockbuchstaben und nur in das Feld »Verwendungszweck«, sonst wird sie von
der Postbank nicht mitgeteilt. (In der Spalte »Auftraggeber« genügt der Name.)
E-Mails ohne Adressen- und Telefonangaben beantwortet der Verein nicht!
Kündige Deine Zahlung nicht schriftlich an, sonst dauert es länger. Fragen
richte immer nur und ausschließlich schriftlich an den Verein, nicht an den Droe-
mer Knaur Verlag, der kann Dir nicht weiterhelfen. Das Buch bekommst Du
nicht per NN oder Rechnung, weil der Verein keine Geschäfte macht und ohne
Gewinnabsicht tätig ist. Als Mitglied des BUNDES FÜR GESUNDHEIT e. V.
erhältst Du es ohne Zuzahlung sofort gegen Portoersatz von zzt. 4 € als Paket
zugesandt (bei starkem Andrang kann es bis zu zwei Wochen dauern). Was sind
aber schon 69 €, wenn sie Dich von einem schweren Leiden befreien, Dir die
Sicherheit verschaffen, nie mehr krank zu werden, und Dir viele, viele Lebens-
jahre mehr schenken! Ebenfalls kostenlos sendet man Dir regelmäßig das stark
bebilderte, einzigartige Magazin »Natürlich Leben« (mit Autoren wie Dr. Frank
Alt, Prof. Dr. Probst u. a.) zu, an das Du alle Fragen zu Deiner Gesundheit und
Deinem (bald vorübergehenden) Kranksein stellen kannst. So bist Du stets si-
cher, auf dem richtigen Weg zu sein. Und Du bist außerdem berechtigt, an allen

78049-7_s001-816.indb 381 28.08.2007 14:30:05 Uhr


382 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Seminaren und Kongressen des Vereins teilzunehmen, wo Du kluge Menschen


findest, die sich bereits mit der URMEDIZIN gesund gemacht haben und die
Dich motivieren. Für dringende Fälle sind für die Mitglieder drei Beratungstele-
fone eingerichtet. Solltest Du nach 15 Wochen 100 %iger Durchführung der Ur-
Therapie nachweislich versichern, dass Du durch sie nicht gesund geworden bist,
zahlt Dir der Verein den Aufnahmebeitrag zurück. Und nun frag mal einen Arzt
in Deutschland, ob der Dir bei Misserfolg auch sein Honorar zurückzahlt . . .

zur Heilerde

Statt Chemie, Spritzen und Operation: reine Natur! Diesen unbezahlbaren Tipp
kriegst Du vorab: Mit zur URMEDIZIN gehört die Heilerde, von der die meis-
ten Kranken noch nie etwas gehört haben. Sie leistet wahre Wunder! Vor allem
entgiftet sie Deinen Körper – eine Voraussetzung auch für Dich, bevor Du mit
der URMEDIZIN beginnst. So brauchst Du in vielen Fällen schon mal nicht
die Medikamentengifte zu schlucken, die Dich kaputtmachen. LUVOS-Heil-
erde bekommst Du in jeder Apotheke (nimm die feine ULTRA).

Besonders hilft sie bei Zahnschmerz, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Strah-
lungscolitis, Blähsucht, Akne, Allergien, Amalgam- und Quecksilbervergiftung
(durch Zahnfüllungen usw.), Dermatitis, Eisenmangel, Gallerückfluss, Gastritis,
Mundgeruch, Magengeschwüren, Zwölffingerdarmgeschwüren, nässenden
Wunden, Sonnenbrand, Verdauungsbeschwerden, Sodbrennen, Verstopfung,
Entzündungen aller Art im Körper.

Wie Du sie ansetzt, dass sie gut runterrutscht und bestens heilkräftig wirkt, steht
in der Grünen Bibel des BUNDES FÜR GESUNDHEIT e. V. durch Natur, der
man auch nach der Heilung die Treue halten sollte.

Weil die meisten Leser meines »GROSSEN GESUNDHEITSKONZ« Weh-


wehchen oder gar chronische Leiden haben, macht der sich allein durch diesen
Rat dicke bezahlt. Denn Gesundheit ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne
Gesundheit, wie wir wissen.

So urteilt die Presse über dieses Buch:


● Keiner nimmt sich so beseelt des Lesers an. DIE ZEIT
● Spannender als ein Krimi – jeder Heilpraktiker
kann nur daraus lernen. NATURHEILPRAXIS

78049-7_s001-816.indb 382 28.08.2007 14:30:05 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 383

● Das zu wissen sollte einem Gesundheit und Leben


wert sein. raum & zeit
● Das Größte, was je in der Medizin geschrieben
wurde. NATURHEILKUNDE
Zeitschrift der Heilpraktiker
● Bewundern Ihr Werk . . . DER SPIEGEL
So urteilen Naturärzte über dieses Buch:
● Gebührt der Nobelpreis Prof. Dr. med. habil. Dr. Dr. Karl Probst,
87724 Ottobeuren, Mozartstr. 20
● . . . schreibt aus aufrichtigem Engagement, Prof. Dr. med.
hat klare Vorstellungen, setzt viel in Michael Lukas Moeller (†),
Bewegung, ist praxisbezogen. Wer dies liest, Ordinarius für medizinische
wird angeregt, wenn nicht durchgerüttelt. Psychologie, Universität
Frankfurt, Sandhofstr. 74
● Der Zeit um Jahrzehnte voraus – Dr. med. Hannes Buggle,
die wahre Gesundheitsreform! 31547 Rehburg, Düsselburger Str. 58
● Die Spitze allen Heilwissens! Dr. med. univers. Leonhard Hochenegg,
A-5060 Hall in Tirol, Eugenstr. 1
● Ich habe durch dieses Werk mehr gelernt als Dr. med. Petra Bracht,
während des Universitätsstudiums 60489 Frankfurt,
und meiner praktischen Zeit. Am Hopfengarten 15
So urteilen die Leser:
● Das Buch hat mir das Leben gerettet! Fritz Draing,
64347 Griesheim, Flughafenstr. 1 c
● Das mit Abstand Beste und Sinnvollste, Ulrike & Martin Wiedemann,
was je auf die Menschheit und unsere 70771 Leinfelden-Echterdingen,
Erde losgelassen wurde. Im Riedenberg 11
● Für die Ärzte war es unfassbar, wie mich durch die Mana Namyslo
UrMedizin mein Brustkrebs verließ. 45529 Hattingen
Munscheidstr. 52
● Mit Urmedizin auskuriert: Rheuma, Isolde Jähnig
Parodontose, Allergie Viertelsweg 8
07022 Leipzig

Durch Ärzte kommen mehr Menschen um,


als mit ihrer Hilfe geheilt werden.
(Casanova)

78049-7_s001-816.indb 383 28.08.2007 14:30:06 Uhr


384 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Heile z. B. Deine Arthrose und Deine Arthritis selbst


und beteilige das Finanzamt an den Kosten!

»Ich soll diese Hitzegefühle, diese wahnsinnigen Schmerzen in den Gelenken,


die meist immer da sind und stärker werden, wenn ich die betroffenen Gelenke
bewege, und die einfach unerträglich sind, wenn ich etwas tragen muss, tatsäch-
lich mal loswerden?«, fragst Du. Ja! Es gibt zwar viele Formen von Arthritis,
doch kann man in der Hauptsache die Knochen- und die rheumatische Arthritis
unterscheiden. Beide Arten bringt die URMEDIZIN in kürzester Zeit weg!
Wie auch Allergie oder Verfettung. Für immer! Setze Deine Kosten dafür dem
Finanzamt als außergewöhnliche Belastungen auf die Rechnung. Die URME-
DIZIN nimmst Du ja schließlich zur Heilung Deiner Leiden zu Dir. Sie ist
nichts anderes als ein natürliches Medikament. Und das ist, wie ja nun jeder
weiß, steuerlich absetzbar. Die Mitgliedsbeiträge kannst Du zudem als Spende
absetzen.

607 Schade: Aufwendungen für die Anschaffung neuer Kleidung infolge einer Ab- 607
magerungskur sind nach dem BFH-Urteil vom 17. 7. 1981 (VI R 105/78 – HFR
1981 S. 518) keine außergewöhnliche Belastung. Entsprechendes gelte für Än-
derungskosten (Hess. FG v. 2. 3. 1978 – EFG 1978 S. 432). Übergewicht sei
ebenso wenig wie Übergröße zwangsläufig. Allerdings war das FG Düsseldorf
am 13. 1. 1981 (IX 457/77 E, nicht veröffentlicht) so einsichtig, die Kosten für
den notwendigen Mindestbestand an Bekleidung nach einer krankhaft be-
dingten Abmagerung (von mehr als 30 kg) als außergewöhnlich anzuerkennen.
Und weil die Dicken in der Überzahl sind, hier noch ein besonderer Tipp für
sie:

608 e) Erweiterte Krankheitskosten 608


Der Bundesfinanzhof berücksichtigt grundsätzlich nur Aufwendungen, die un-
mittelbar zum Zweck der Heilung, Linderung oder zur Erträglichmachung
einer Krankheit aufgewendet werden. Wie die vorstehenden Ausführungen zur
Krankheitsvorbeugung zeigen, fallen unter § 33 EStG aber auch mittelbar durch
die Krankheit entstandene Aufwendungen, wenn sie in einem engen Zusam-
menhang mit ihr stehen. Hierzu rechnen insbesondere die sog. erweiterten
Krankheitskosten. Entfernte mittelbare Kosten sind außer Betracht zu lassen,
da sie die allgemeine Lebensführung betreffen.
Als erweiterte Krankheitskosten hat die Rechtsprechung u. a. anerkannt:
● eine Mietabfindung, die ein Steuerpflichtiger zur Erlangung einer geeigneten
Wohnung an den Vormieter zahlte, weil der Wohnungswechsel wegen des

78049-7_s001-816.indb 384 28.08.2007 14:30:06 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 385

völlig gelähmten Sohnes notwendig war (BFH, Urteil v. 14. 12. 1965 – BStBl
1966 III S. 113),
● Aufwendungen für bauliche Veränderungen am eigenen Einfamilienhaus
eines gehunfähigen Schwerbeschädigten zur Benutzung eines fahrbaren
Hebeapparats (FG Hamburg, EFG S. 557) ebenso wie die Kosten für einen
Treppenschräglift (FG Berlin, EFG 1995 S. 264; FG Sachsen v. 12. 10. 2006 –
2 K 1859/04) oder
● Umbaumaßnahmen wegen Querschnittslähmung eines Kindes (FG Hessen
– EFG 1977 S. 373, und FG Rheinland-Pfalz – EFG 1979 S. 231).
● Die Annahme erweiterter Krankheitskosten hatte der BFH abgelehnt bei
Einbau eines Fahrstuhls in das eigene Einfamilienhaus eines gelähmten Steu-
erpflichtigen (BFH v. 10. 10. 1996 – BStBl 1997 II S. 491; BFH v. 25. 1. 2007 – III
R 7/06).
● Die folgenden Aufwendungen sah das Niedersächsische Finanzgericht – EFG
1969 S. 491 – neben dem Pauschbetrag als abzugsfähig bei Contergankindern
an:
– für Fahrten zu einer auswärtigen Spezialklinik, um der Tochter die notwen-
dige Wäsche zu bringen,
– die Eigenbeteiligung an den Kosten einer Armprothese,
– für Fahrten zur Prothesenversorgung als mittelbare Kosten der Anschaf-
fung der Prothese und
– für Spezialmöbel zur Schreibhilfe.
Dass der Einbau von Schwimm- oder Bewegungsbädern wegen des gleichzeitig
entstehenden Gegenwerts nicht unter erweiterte Krankheitskosten fällt, dürfte
spätestens nach der Entscheidung des BFH zum Einbau eines Fahrstuhls bei
Behinderten und dem letzten Urteil des FG Rheinland-Pfalz zum Schwimm-
badbau wegen Behinderung zuungunsten der betroffenen Steuerzahler geklärt
sein (FG Rheinland-Pfalz v. 11. 10. 2006 – 6 K 2169/05).
Trinkgelder an das Krankenhauspersonal gehören nicht zu den unmittelbaren
Krankheitskosten. Entgegen seines früheren, den Abzug bejahenden Urteils
(BFH v. 22. 10. 1996 – BStBl 1997 II S. 346) vollzog der BFH hier eine 180°-
Wende (BFH v. 30. 10. 2003 – BStBl 2004 II S. 270).

609 Aufwendungen für den Privatschulbesuch Deines Kindes können ebenfalls 609
zu außergewöhnlichen Belastungen führen, wenn Du die Krankheit in den
Vordergrund stellst und den Schulbesuch quasi nebenbei laufen lässt. Schul-
geldzahlungen für den medizinisch indizierten Besuch einer Privatschule durch
ein geistig und körperlich behindertes Kind sind von der Rechtsprechung als
außergewöhnliche Belastung berücksichtigt worden (FG Köln, Urteil v.
23. 7. 1997 – EFG 1998 S. 318). Anerkannt wurden auch z. B. die Aufwendungen
für die Unterbringung eines an Asthma erkrankten Kindes in einem »Ober-
schulinternat«, wenn der Aufenthalt aus klimatischen Gründen zur Heilung

78049-7_s001-816.indb 385 28.08.2007 14:30:06 Uhr


386 IX. Außergewöhnliche Belastungen

oder Linderung der Krankheit nachweislich unabdingbar notwendig ist und der
Schulbesuch nur anlässlich dieser Heilbehandlung gleichsam nebenbei und
nachrangig erfolgt (BFH, Urteil v. 26. 6. 1992, III R 83/91, BStBl 1993 II S. 212).
Entsprechendes gilt für die Unterbringung eines legasthenischen Kindes, wenn
die Lese- und Rechtschreibschwäche Krankheitswert hat (BFH, Urteil v.
26. 6. 1992, III R 8/91, BStBl 1993 II S. 278). Wappne Dich in diesem Fall unbe-
dingt mit einem amtsärztlichen Nachweis. Eine Bescheinigung des Schulauf-
sichtsamts oder eines einschlägig tätigen Professors reicht nicht aus (BFH v.
7. 6. 2000 – BStBl 2001 II S. 94).
Abziehbar sind auch die Aufwendungen für den Besuch besonderer Behinder-
tenschulen, wie z. B. von Blinden- und Taubstummenschulen. Nicht berücksich-
tigt wurde jedoch die Unterbringung eines hochbegabten Kindes in einem In-
ternat mit Hochbegabtenförderung oder die Unterbringung eines schwer er-
ziehbaren Kindes in einer geeigneten Schuleinrichtung (BFH-Urt. v. 26. 6. 1992
– BStBl 1993 II S. 278). Es sei denn, der Aufenthalt war amtsärztlich bestätigt
auf eine Krankheit zurückzuführen (BFH v. 22. 9. 2005 – BFH/NV 2006 S. 281).

Tu etwas für Deine Schönheit – und setz es


von der Steuer ab!

610 Die Kosten einer Schönheitsoperation oder einer Haartransplantation werden 610
im Allgemeinen nicht als zwangsläufig anzusehen sein. Lass Dir von Deinem
Arzt z. B. physische und psychische Gründe für eine Schönheitsoperation (bes-
ser: kosmetischen Eingriff) bestätigen und bitte so das Finanzamt mit zur
Kasse.
Nur in Ausnahmefällen können Aufwendungen für ein Toupet zu den außerge-
wöhnlichen Belastungen gerechnet werden (FG Baden-Württemberg, Urteil v.
12. 9. 1978, III 152/77, EFG 1979 S. 125, FG Düsseldorf, Urteil v. 18. 1. 1983, XI
298/82 E, EFG 1983 S. 500, rechtskräftig). Der kreisförmige Haarausfall, der zu
fleckenhaften »Löchern« im Haarwuchs führt, stellt eine Krankheit dar. Er-
wirbst Du ein Toupet, so hat es die Funktion einer Prothese. Die Anschaffungs-
kosten können deshalb als außergewöhnliche Belastung abgesetzt werden.
Selbst Aufwendungen in Höhe von 1 625 € sind noch angemessen. Haartrans-
plantationskosten sind als außergewöhnliche Belastung abzugsfähig, wenn z. B.
ein fach- oder amtsärztliches Gutachten überwiegend medizinische Gründe für
die Operation nennt. Besorge Dir ein solches amtsärztliches Attest vor der Her-
stellung Deiner neuen Haarpracht, sonst sinken Deine Chancen auf Anerken-
nung der Kosten als außergewöhnliche Belastung rapide (FG Niedersachsen v.
2. 2. 2000 – EFG 2000 S. 496).

78049-7_s001-816.indb 386 28.08.2007 14:30:06 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 387

Erbe durch nachträgliche Feststellung einer


Behinderung eine Steuerermäßigung!

611 Vielleicht war einer Deiner Eltern vor dem Tod lange krank, einen Antrag auf 611
Körperbehinderung zu stellen ist aber keinem in den Sinn gekommen. Du als
ihr Erbe kannst das Versäumnis nachholen. Die Versorgungsämter sind nämlich
angewiesen, auch für bereits Verstorbene Feststellungen über eine Körperbe-
hinderung zu treffen, soweit dies nach den vorhandenen Unterlagen möglich
ist.
Die nachträgliche Feststellung der Behinderung beantragst Du beim Finanz-
amt, wenn Du die Steuererklärung z. B. Deines Vaters abgibst. Das Finanzamt
holt dann eine Stellungnahme des Versorgungsamts ein und muss ggf. den
Pauschbetrag für Behinderte berücksichtigen. Für die Steuererstattung kannst
Du als Erbe Dein Konto angeben (Quelle: § 65 Abs. 4 EStDV).

So finanziert Dir das Finanzamt


ein neues Bioschlafzimmer.

612 Du (oder Deine Familie) leidest nachweislich unter dem giftigen Lack und dem 612
Formaldehyd, das aus Ritzen und Kanten Deines Schlafzimmers quillt, hast
ständig Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlgefühl, Schwächeanfälle, Allergien
usw.? Und das besonders stark, weil Du etwa mit Bronchialasthma geplagt bist?
Dann lass Dir das tunlichst vom Amtsarzt bestätigen – und lass ihn gleich noch
die hohe Giftbelastung durch Deine Möbel nachweisen. Die Bestätigung einer
Uniklinik, so haben die Richter beim FG Rhld.-Pflz. am 29. 3. 1999 – 5 K 2932/96
DStR E 2000 S. 740 – entschieden, reiche ebenso. Oder das Gutachten einer
amtlichen technischen Stelle wie TÜV, Umweltamt etc. (FG Nürnberg v.
31. 1. 2003 – VII 370/1999).
Dieses Mal willst Du Dir giftfreie Biomöbel anschaffen?

Dann pass gut auf!


613 Aufwendungen für Renovierungsmaßnahmen einer Wohnung können aus- 613
nahmsweise eine außergewöhnliche Belastung i. S. des § 33 EStG darstellen,
wenn sich infolge der Erkrankung die Notwendigkeit ergibt, noch neue Gegen-
stände auszuwechseln (BFH-Urteil v. 29. 11. 1991 – BStBl 1992 II S. 290). Auch

78049-7_s001-816.indb 387 28.08.2007 14:30:07 Uhr


388 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Aufwendungen für Sanierungsmaßnahmen bei Gesundheitsgefährdung durch


Asbest, Formaldehyd und Holzschutzmittel sind, soweit nicht Werbungskosten
oder Betriebsausgaben vorliegen, nach Auffassung der Finanzverwaltung ab-
ziehbar; Entsprechendes gilt für die vollständige Entsorgung nicht sanierungs-
fähiger Wirtschaftsgüter (OFD Hannover, Verfügung v. 8. 11. 1996, S 2284 – 98 –
StO 213 b, FR 1997 S. 192, vgl. auch OFD Saarbrücken, Verfügung v. 18. 7. 1997,
S 2284 – 22 St 222) und für eventuelle Gutachtenkosten, sofern das Gutachten
Deine Meinung stützt, dass eine Sanierung erforderlich war (Erlass des Finanz-
senators Bremen v. 24. 2. 2000 – S. 2284 – 181, Der Betrieb 2000, S. 799).

Allerdings musst Du dem Finanzamt durch ein amtsärztliches Gutachten klar-


machen, wie verseucht Dein Haus und wie dringend erforderlich die Renovie-
rung aus Krankheitsgründen war (BFH v. 9. 8. 2002 – BStBl 2002 II S. 240)!

Auf die Kleidung musst Du besonders schauen. Zu gut, und sie sind sich zu gut für die Arbeit;
zu zerrissen, und sie haben einen schlechten Charakter.
(Brecht, Herr Puntila)

614 f) Pflegekosten 614


Trotz Pflegeversicherung bist Du finanziell nicht aus dem Schneider, wenn es
Dich oder einen Angehörigen wirklich einmal so hart trifft. Willst Du eine eini-
germaßen anständige Betreuung, musst Du in die eigene Tasche greifen. Die
gute Nachricht: Deine Aufwendungen für die Unterbringung in einem Pflege-
heim, Altenpflegeheim oder auf der Pflegestation eines Altenheims kannst Du
– abzgl. der zumutbaren Belastung – wie die Kosten für einen Krankenhausauf-
enthalt als allgemeine außergewöhnliche Belastung von der Steuer absetzen.
Deine Pflegekosten werden nicht um eine Haushaltsersparnis gekürzt, wenn
Du Deinen Haushalt trotz Pflegeheimaufenthalt nicht aufgegeben hast (BFH-
Urteil v. 22. 8. 1980 – BStBl 1981 II S. 25; R 33.3 Abs. 2 EStR).
Damit Dir der Fiskus Deine Pflegebedürftigkeit abnimmt, benötigst Du entwe-
der einen Behindertenausweis, in dem das Merkzeichen »H« für hilflos einge-
tragen ist, einen entsprechenden Bescheid Deines Versorgungsamts oder einen
Bescheid der Pflegeversicherung, dass Du mindestens in die Pflegestufe I einge-
stuft bist. Stelle ggf. schleunigst einen Antrag beim Versorgungsamt oder bei der
Pflegeversicherung, damit Dir nicht wegen des hier wieder einmal bis zum Ex-
zess getriebenen Formalbürokratismus die saftige Steuerersparnis durch die
Lappen geht. Ohne amtliches Behinderungsfeststellungspapier kannst Du bei
Deinem Finanzamt buchstäblich mit dem Kopf unter dem Arm auftauchen,
man wird Dir trotzdem die »Hilflosigkeit« nicht anerkennen.
Wichtig: Für den Pflegepauschbetrag ist Pflegestufe III oder »H« erforderlich
(siehe auch E Rz 698 ff.).

78049-7_s001-816.indb 388 28.08.2007 14:30:07 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 389

Mit der amtlich bescheinigten Hilflosigkeit im Behindertenausweis hast Du nun


die Wahl:
● Pausch- und Freibetrag
Du kannst den Behindertenpauschbetrag für »Hilflose« in Höhe von 3 700 €
beantragen (§ 33 b Abs. 3 EStG). Damit sind alle pflegebedingten Kosten ab-
gegolten. Zusätzlich steht Dir der Freibetrag für eine Haushaltshilfe in Höhe
von 924 € zu (§ 33 a Abs. 3 EStG), sofern Du Aufwendungen in dieser Höhe
hattest.
615 ● Pflegeheimkosten 615
Wenn Du in einem Pflegeheim lebst, kommst Du mit dem Pauschbetrag nicht
aus. Dann musst Du die tatsächlichen Kosten geltend machen. Wie dabei ge-
rechnet wird, zeigt das folgende Beispiel:
Vorab: Besonders pfennigfuchserisch stellen sich die Fiskalritter an, wenn Du
nach der Heimunterbringung Deine Wohnung aufgelöst hast. Wegen angeb-
licher Haushaltsersparnis kürzen sie Dir nach R 33.3 Abs. 2 EStR Deine Kosten
(2006) zusätzlich zur zumutbaren Belastung um
21,33 € pro Tag
640,00 € pro Monat
7 680,00 € im Jahr
Außerdem zieht das Finanzamt den Freibetrag für hauswirtschaftliche Dienst-
leistungen in Höhe von 924 € ab (§ 33 a Abs. 3 EStG), denn der wird an anderer
Stelle in der Steuererklärung beantragt. Bei einem Gesamtbetrag der Einkünfte
von 25 000 € und von Dir selbst gezahlten monatlichen Pflegeheimkosten von
2 000 € ergibt sich für Dich folgende Rechnung:
Pflegekosten im Jahr 2 000 € monatlich mal 12 = 24 000 €
./. Haushaltsersparnis pauschal – 7 680 €
./. Freibetrag für hauswirtschaftliche Dienstleistungen – 924 €
Verbleiben 15 396 €
./. zumutbare Belastung (E Rz 580) 6 % von 25 000 € = – 1 500 €
Abziehbare außergewöhnliche Belastungen nach § 33 EStG 13 896 €
Abziehbar nach § 33 a Abs. 3 EStG (Freibetrag
für hauswirtschaftliche Leistungen 924 €

616 Einen genauso dicken Batzen an Steuern kannst Du sparen, wenn Du die Kos- 616
ten für die Unterbringung von Angehörigen in einem Pflegeheim oder auf einer
Pflegestation trägst. Bezahlst Du z. B. Deiner Mutter einen Teil der Heimkosten,
sind das für Dich allgemeine außergewöhnliche Belastungen (§ 33 EStG). Ganz
ohne Kürzungen begnügen sich die Fiskalritter aber auch hier nicht. Neben der

78049-7_s001-816.indb 389 28.08.2007 14:30:07 Uhr


390 IX. Außergewöhnliche Belastungen

zumutbaren Belastung musst Du Dir den Abzug des Freibetrags für Heimun-
terbringung in Höhe von 924 € gefallen lassen – allerdings nur, wenn Mutter
diesen in ihrer eigenen Steuererklärung geltend macht (R 33.3 Abs. 3 EStR).
Siehe dazu die obige Berechnung.
Wenn das Einkommen Deiner Mutter zur Bestreitung der Pflegekosten nicht
langt, bist Du als ihr Kind schließlich verpflichtet, ihr finanziell beizustehen.
Das gilt umso mehr, wenn Dich das Sozialamt für die Pflegekosten eines Ange-
hörigen zur Kasse bittet (Vfg. der OFD Münster v. 4. 4. 1989 – S 2284 – 30 –
St 16 – 31).

Pauschbeträge bekommst Du auch


für Dein Kind im Pflegeheim!

617 Ist Dein erwachsenes Kind wegen seiner Behinderung in einem Heim unterge- 617
bracht, stehen Dir trotzdem die Kinderfreibeträge zu, da Dein Kind ja wohl
kaum in der Lage ist, seinen Unterhalt aus eigenen Einkünften und Bezügen zu
bestreiten.

Mit dem Kinderfreibetrag ist zugleich die Tür zu größeren Steuerermäßigungen


aufgestoßen: Du überträgst den Behindertenpauschbetrag Deines Kindes von
3 700 € auf Dich und setzt gleichzeitig den Pflegepauschbetrag mit 924 € ab. Ins-
gesamt kannst Du also ohne großen Aufwand – Behindertenausweis oder Pfle-
gestufenbescheid reicht aus – Jahr für Jahr über 4 600 € von der Steuer absetzen.
Dass Dein Kind bis auf die Besuche zu Hause überwiegend im Heim unterge-
bracht ist, hat darauf keinen Einfluss. Wenn Dir ein Fiskalritter mit dieser fa-
denscheinigen und zudem noch völlig unsensiblen Begründung die Pauschbe-
träge streichen will, klopfst Du ihm kräftig mit dem BMF-Schreiben vom
14. 4. 2003, BStBl 2003 I S. 360 auf die Finger.

Natürlich kannst Du auch auf den Behindertenpauschbetrag Deines Kindes


verzichten und stattdessen die außergewöhnlichen Belastungen einzeln nach-
weisen. Das lohnt sich aber nur, wenn Du neben Deinen Besuchs- und Abhol-
fahrten sowie eventuell damit verbundenen Übernachtungskosten weitere
Aufwendungen ins Spiel bringen kannst, wie z. B. die behindertengerechte Aus-
stattung Deiner Wohnung, von Dir bezahlte Pflegedienste und eventuell die
Kosten für eine Begleitperson im Urlaub, sofern Dein Kind auf ständige Beglei-
tung angewiesen ist.

78049-7_s001-816.indb 390 28.08.2007 14:30:08 Uhr


2. Das sind Krankheitskosten 391

Verdiene mit Großmutters Möbeln


im Souterrain 2 400 €!

618 Nehmen wir an, Du als Krösus im Geschwisterkreis bist der Einzige, der es sich 618
leisten kann, die Kosten für Großmutters Pflegeheimunterbringung zu bezah-
len. Natürlich lässt Du Dich nicht lumpen, schließlich war sie es, die Dir früher
die schönen Märchen erzählt hat, immer ein paar leckere Sachen für Dich hatte
und Dir bei Deinem Studium von ihrer kleinen Rente so manches zugesteckt
hat.

Als zwangsläufige Aufwendungen, denkst Du, gibt es kein Problem mit dem
Absetzen als außergewöhnliche Belastung. Im Prinzip hast Du ja auch recht,
aber die Fiskalritter haben sich natürlich einen Dreh ausgedacht, um Dir mög-
lichst viel von Deinen Kosten abzuknapsen. Weil Deine liebe Großmama an-
geblich ihren Haushalt aufgelöst hat, spare sie im Jahr 7 680 € ein, und diese
Kosten will man Dir von den außergewöhnlichen Belastungen abziehen (R 33.3
Abs. 2 EStR). Aber da haben die Fiskalritter die Rechnung ohne Dich gemacht.
Du hast Deine Verhältnisse entsprechend gestaltet und kannst sagen: »Meiner
Großmutter steht weiterhin die mit ihren Möbeln eingerichtete 11/2-Zimmer-
Wohnung im Souterrain meines Hauses zur Verfügung. Eine Haushaltsauflö-
sung hat nicht stattgefunden.« Für das Finanzamt ist es Essig mit der Kürzung
um die Haushaltsersparnis. Du setzt also 7 680 € mehr als außergewöhnliche
Belastung ab und sparst bei einem Steuersatz von 30 % ca. 2 638 € (inkl. Kir-
chensteuer und Solidaritätszuschlag).

Schlage selbst aus Kürzungen


durch das Finanzamt noch Kapital!

619 Mit der Steuer ist es wie beim Pokern: Sieger bleibt, wer ein Ass mehr im Ärmel 619
hat. Mag sich der Fiskalritter ruhig selbstgefällig die Hände reiben, wenn er Dir
durch Abzug der Haushaltsersparnis einen dicken Batzen der Pflegekosten für
Deine Großmutter gestrichen hat, weil deren Haushalt irgendwann aufgelöst
wurde. Dein Trickgeber Franz Konz verteilt die Karten und hält für Dich noch
einen Trumpf bereit. Du wendest das Blatt, indem Du sagst: »Halt! Ein Teil der
Haushaltsersparnis wird durch die Rente meiner Oma gedeckt, und der Rest,

78049-7_s001-816.indb 391 28.08.2007 14:30:08 Uhr


392 IX. Außergewöhnliche Belastungen

der mir angerechnet wird, stellt typischen Unterhalt dar. Ich beanspruche dafür
den Unterhaltsfreibetrag nach § 33 a Abs. 1 EStG.« Zähneknirschend muss der
Steuerknecht dann so rechnen:
Pflegekosten 12 000 €
Haushaltsersparnis 7 680 €
durch Omas kleine Rente gedeckt – 2 400 €
bei Dir anzurechnen 5 280 € – 5 280 €
als außergewöhnliche Belastung anzurechnende
Pflegekosten 6 720 €
Unterhaltsleistungen 5 280 €
Höchstbetrag 7 680 €
Omas Rente 2 400 €
./. Werbungskosten – 102 €
./. Unkostenpauschale – 180 €
anzurechnende Einkünfte 2 118 €
./. anrechnungsfreier Betrag – 624 €
Anrechnung auf den Unterhalt 1 494 € – 1 494 €
Höchstbetrag 6 186 €
Neben den Pflegekosten setzt Du also zusätzlich als Unterhaltsfreibetrag die
5 280 € ab, die Dir als Haushaltsersparnis abgezogen wurden. Deine Ersparnis
daraus beträgt je nach Steuersatz zwischen 906 € und 2 720 €.

620 Für die häusliche Pflege durch Angehörige besteht ein Anspruch auf Leistun- 620
gen aus der Pflegeversicherung. Pflegst Du z. B. Deine Eltern, können diese
dafür Pflegegeld beantragen. Man glaubt es kaum, auf welch abwegige Ideen
manche Fiskalritter kommen, um ihre Schröpfgelüste auszuleben. Da gab es
tatsächlich ein paar dieser Kameraden, die Dir steuerpflichtige Einkünfte an-
hängen wollten, wenn Deine Eltern Dir für Deine Mühen und Kosten einen Teil
des Pflegegelds zukommen lassen.

Zum Glück war das sogar den Ministerialbürokraten in Bonn des Schlechten zu
viel. Mit dem BMF-Schreiben vom 28. 4. 1995 (BStBl 1995 I S. 251) haben sie
ihre allzu vorwitzigen Kollegen zurückgepfiffen. Wenn Du Dich darauf berufen
kannst, dass Du Dich zur Übernahme der Pflege sittlich und moralisch ver-
pflichtet fühlst, bleibt das an Dich weitergeleitete Pflegegeld auch dann steuer-
frei, wenn Du nicht Deine Eltern, sondern z. B. Tante Amalie, Onkel Kuno oder
Nichte Claudia pflegst (§ 3 Nr. 36 EStG).

78049-7_s001-816.indb 392 28.08.2007 14:30:08 Uhr


3. Wann ist die Beschaffung von Hausrat und Bekleidung steuerlich abzugsfähig? 393

3. Wann ist die Beschaffung von Hausrat und Bekleidung


steuerlich abzugsfähig?
621 Viele Jungverheiratete finden es unbegreiflich, dass die Beschaffung von Haus- 621
rat nicht abzugsfähig sein soll. Wie recht haben sie! Leider ist dieses aus dem
Herzen kommende Gedankengut nicht gerichtsfest, sondern vom Bundesfi-
nanzhof eiskalt abserviert worden.
Hast Du aber durch Kriegseinwirkung, Terror im Ausland, Vertreibung, Unge-
zieferbefall, Brand, Diebstahl oder Einbruch, Unwetter, Wohnsitzaufgabe aus
zwangsläufigen Gründen oder wegen Spätaussiedlung aus den Ostblockstaaten
Hausrat und Bekleidung ganz oder zum Teil verloren, ist für die Wiederbeschaf-
fung eine erhebliche Steuervergünstigung möglich (Quelle: R 33.2 EStR)! Die
Beschaffungen müssen allerdings notwendig sein. Aufwendungen für eine
Wiederinstandsetzung sind dabei ebenso zu behandeln wie Aufwendungen für
Wiederbeschaffung.
Die Anerkennung als Asylberechtigter allein reicht den Richtern des Bundes-
finanzhofs nicht aus, Deine Verfolgung im Heimatland und die Übersiedlung
nach Deutschland als unabwendbares Ereignis anzusehen. Wiederbeschaf-
fungskosten für Hausrat und Kleidung wollen sie deshalb nur dann berücksich-
tigen, wenn Dein Verbleiben im Heimatland mit Gefahr für Leib und Leben
oder Deine persönliche Freiheit verbunden gewesen wäre (BFH, Urteil v.
26. 4. 1991, III R 69/87, BStBl 1991 II S. 755).
Auch die Beseitigung kriegsbedingter Schäden an Deinem Haus im Heimat-
land werden nicht berücksichtigt (FG München v. 4. 12. 2003 – 1 K 2561/03)

622 Außergewöhnliche Belastungen liegen immer dann nicht vor, wenn Du zumut- 622
bare Schutzmaßnahmen und allgemein zugängliche und übliche Versicherungs-
möglichkeiten nicht genutzt hast (BFH v. 26. 6. 2003 – BStBl 2004 II S. 47; R 33.2
Nr. 7 EStR). Stellt sich z. B. heraus, dass der Einbrecher, der Dir die Wohnung
ausgeräumt hat, leichtes Spiel hatte, weil Du vergessen hattest abzusperren,
sieht es mit einem Abzug der Kosten für die Wiederbeschaffung der gestohle-
nen Gegenstände ganz schlecht aus. Dasselbe Ungemach droht, wenn Du keine
Hausratversicherung abgeschlossen hast. Der Fiskus geht sogar so weit, Dir bei
Unterversicherung nicht ausreichendes Ausschöpfen einer zumutbaren und üb-
lichen Versicherung zu unterstellen. Bei Schäden am Hausrat durch Brand,
Diebstahl oder Wasserschaden, die grundsätzlich durch die Hausratversiche-
rung abgedeckt werden, bist Du also immer zweiter Sieger. Hast Du eine Versi-
cherung, zahlt die Hausratversicherung und Du bist nicht belastet. Bist Du da-

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394 IX. Außergewöhnliche Belastungen

gegen gar nicht oder nicht in ausreichender Höhe versichert, bleibst Du auch
steuerlich auf den Wiederbeschaffungskosten sitzen.
Sind die Schäden dagegen durch Naturkatastrophen wie Überschwemmung,
Orkan etc. entstanden, zahlen die normalen Hausrat- und Gebäudeversiche-
rungen häufig nicht. Ersatz bekommst Du da in der Regel nur, wenn Du eine
sog. Elementarschadenversicherung abgeschlossen hattest. Die wird aber von so
wenigen Steuerzahlern genutzt, dass Du Dich beruhigt auf den Standpunkt stel-
len kannst, eine Elementarschadenversicherung sei keine übliche Versicherung,
so dass Dir ihr Fehlen nicht zum Nachteil angerechnet werden dürfe.

623 Zum notwendigen Hausrat gehören die Gegenstände, die nach allgemeiner An- 623
schauung zur bescheidenen Einrichtung einer Wohnung und zur Führung eines
bescheidenen Haushalts erforderlich sind, z. B.: die Einrichtung für Küche
(Wohnküche), Schlafzimmer, Wohnzimmer (bei größerer Familie) sowie Fuß-
bodenbelag und Rundfunkgerät; sämtliche Gegenstände in einfacher Ausfüh-
rung. Aber: Polstermöbel, Teppiche und sogar Markenporzellan zählen zum not-
wendigen Hausrat: Vfg. OFD Koblenz v. 12. 5. 56 S. 2220 A-St. 222. Auch ein
Klavier (EFG 1960 S. 418). In welcher Höhe das Finanzamt Wiederbeschaffung
von Hausrat steuerlich anerkennt, kann der Verfügung der OFD Münster
v. 3. 5. 93 S. 2285-27 – St 12-31 entnommen werden. Danach sind Aufwendungen
in Höhe von ca. 10 740 €/17 900 € (Ledige/Verheiratete) zzgl. 2 965 € für jedes
Kind angemessen. Mit diesen Sätzen muss aber noch nicht Schluss sein. Zur
notwendigen Kleidung gehört, was nach allgemeiner Anschauung als unent-
behrlich anzusehen sind.
Der Umstand, dass man früher Gegenstände aller Art besessen hat, begründet
nicht deren Notwendigkeit. Andererseits ist es nicht nötig, wieder die gleichen
Gegenstände zu erwerben.

zum Kauf von Hausrat

Sieh zu, dass Du die Wiederbeschaffung Deines Hausrats innerhalb von drei
Jahren erledigst. Lässt Du Dir nämlich länger Zeit, unterstellen Dir die Fiskal-
ritter, dass Du nicht Verlorenes wiederbeschaffst, sondern nur ergänzt, was Du
vorher besessen hast. Bevor Dir die Steuerersparnis für ein paar Tausender
durch die Lappen geht, zahlst Du besser die Zinsen für einen kurzfristigen Kre-
dit und kaufst rechtzeitig ein. Wenn Du für die Wiederbeschaffung ein Darlehen
aufnehmen musst, sind die Zinsen insoweit abzugsfähig, als dadurch die Sätze in
der o. a. Verfügung der OFD Münster überschritten werden.

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3. Wann ist die Beschaffung von Hausrat und Bekleidung steuerlich abzugsfähig? 395

Besser spät als nie!

624 Wenn Du erst Jahre nach dem Schaden einen Antrag auf Ermäßigung stellst, 624
gib vorsorglich an, weshalb Du so lange mit den Anschaffungen gewartet hast
(vgl. BFH v. 23. 9. 1960, VI 90/60 S, BStBl III S. 488). Allerdings solltest Du, wie
schon gesagt, mit der Anschaffung höchstens drei Jahre warten (R 33.2 Nr. 8
EStR). Musstest Du Schäden an Deinem Haus beseitigen, genügt es, wenn Du
innerhalb der Frist von drei Jahren mit den Reparaturen begonnen hast.

Dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt.


(Spruch)

Klug sein: Vorher die Beweise für


eine Steuerermäßigung zusammentragen!

625 Vier Millionen Bundesdeutsche ziehen jährlich um. Allen entstehen saftige 625
Umzugskosten, angefangen von den Trinkgeldern für die Möbelpacker bis zu
den neuen Gardinen für die größeren Fenster, aber die wenigsten holen eine
entsprechende Steuererstattung heraus. Haben keine beruflichen Gründe den
Umzug veranlasst, ist ein Abzug als außergewöhnliche Belastung in aller Regel
nicht möglich. Eine Ausnahme gibt es nur, wenn Du mit einem glasklaren Attest
vom Amtsarzt begründen kannst, dass der Umzug krankheitsbedingt notwen-
dig ist (BFH v. 14. 12. 1965, BStBl 1966 II S. 113 und FG Düsseldorf v. 26. 11. 1999,
DStRE 2000, S. 243).
Mit entsprechendem Nachwis können z. B. Umzugskosten für den krankheits-
bedingten Umzug in ein Altenheim außergewöhnliche Belastungen sein (Hes-
sisches FG v. 23. 5. 2005 – 13 K 1676/04; FG München v. 27. 6. 2006 – 2 K 859/03).
Aber auch bei einem krankheitsbedingten Umzug liegen außergewöhnliche
Belastungen nur insoweit vor, als Du keine Gegenwerte erhalten hast (FG
Nürnberg v. 9. 1. 1985 – EFG 1985 S. 349). Also kannst Du z. B. neu angeschaffte
Möbel oder Vorhänge nicht absetzen. Neben den Transportkosten stehen Dir
aber die allgemeinen Umzugspauschalen zu E Rz 390 (FG Rheinland-Pfalz v.
10. 11. 2003 – 5 K 1429/02). Wenn Du zusätzlich eine Mietabfindung für Deine

78049-7_s001-816.indb 395 28.08.2007 14:30:09 Uhr


396 IX. Außergewöhnliche Belastungen

alte Wohnung berappen musstest, kannst Du diese sogar mit oberstem Richter-
segen als außergewöhnliche Belastung absetzen (BFH – BStBl 1966 III S. 113).
Besonders kleinkariert ist ein steuerzahlerfeindliches Urteil, das besagt, dass
die Kosten für einen aus gesundheitlichen Gründen vorgenommenen Umzug
nicht als außergewöhnliche Belastung abziehbar seien, insbesondere dann nicht,
wenn Du Gegenwerte erhalten hast.
Das FG Münster (Urt. v. 31. 3. 1971 – II 1239/69 E – EFG S. 436) sagt aber:
Machen außergewöhnliche Umstände (im Urteilsfall Streitigkeiten mit dem
Vermieter und dadurch bedingte Krankheit der Ehefrau) einen Wohnungs-
wechsel dringend erforderlich, können Umzugskosten eine außergewöhnliche
Belastung darstellen.
Lässt man sich wegen schlechten Betriebsklimas in einer Firma oder Schule an
einen anderen Ort versetzen und bekommt vom Amtsarzt bescheinigt, dass
man andernfalls arbeitsunfähig würde, sind Umzugskosten wegen außerge-
wöhnlicher Belastung abzugsfähig (FG Rheinland-Pfalz v. 12. 4. 1972 – EFG
1972 S. 425).
Nichts zu machen ist (d. h., es ist nicht zwangsläufig für Dich), wenn Dir Dein
Vermieter wegen Eigenbedarf kündigte oder weil das Gebäude in Kürze abge-
brochen werden muss; das sei nicht ungewöhnlich, meinte in unerschütterlicher
Gesinnung der BFH in seinen Urteilen vom 28. 2. 1975 (BStBl 1975 II S. 482)
und vom 23. 6. 1978 (BStBl 1978 II S. 526).

Privater Umzug als haushaltsnahe Dienstleistung

Will Das Finanzamt Dir die Kosten für Deinen krankheitsbedingten Umzug
nicht als außergewöhnlcihe Belastung anerkennen, kassierst Du dafür zumin-
dest eine Steuerermäßigung von 20 % der (Lohn-)Kosten bis zu 3 000 € also
600 € unter der Überschrift haushaltsnahe Dienstleistungen (§ 35 a Abs. 2
EStG). Voraussetzung ist hier aber, dass Du über die Umzugskosten eine
ordentliche Rechnung mit Ausweis der Lohnkosten vorweisen kannst und die
Umzugkosten unbar per Überweisung, Verrechnugnsscheck, Kreditkarte oder
E-cash bezahlt hast.

Wenn Männer Kinder bekämen, wäre die Abtreibung


längst ein Sakrament der Kirche.
(Lore Lorentz)

78049-7_s001-816.indb 396 28.08.2007 14:30:10 Uhr


5. Wann bekomme ich eine Steuervergünstigung wegen Kurkosten? 397

4. Ein freudiges Ereignis?


Jedenfalls für die Steuervergünstigung!
626 Tausende von Kindern kommen täglich in der Bundesrepublik zur Welt, doch 626
die Anträge, die Entbindungsaufwand geltend machen, kann man an fünf Fin-
gern abzählen. Oft genug meinen die Leute, dass es ihre Sache sei, die Kosten
für Hebamme, Arzt, Krankenhaus und Medikamente, die nicht von der Kran-
kenkasse erstattet werden, zu tragen. Von wegen! Diese Kosten sind – wie
Krankheitskosten – als außergewöhnliche Belastung anzusetzen (BFH – BStBl
1964 III S. 302).

627 Bei der Geburt von Drillingen hat der Fiskus ein Einsehen und lässt die vollen 627
Kosten für eine Haushaltshilfe – abzgl. der zumutbaren Belastung – zum Abzug
zu (FG Baden-Württemberg v. 12. 11. 1990 rk – EFG 1991 S. 326).

5. Wann bekomme ich eine Steuervergünstigung


wegen Kurkosten?
628 Viele verwenden heute ihren Urlaub für eine kleine Kur zur Aufmöbelung ihrer 628
Gesundheit. Und die meisten haben es auch verdammt nötig! Nur – der eine
macht um seine gesundheitliche Verfassung etwas mehr, der andere etwas weni-
ger Getue! Warum soll aber nur der einen Vorteil haben, der es versteht, den
Ärzten viel vorzustöhnen, und der andere, dem dies lächerlich erscheint oder
der sich mehr in der Gewalt hat, durch die Röhre sehen? Das Finanzamt streicht
in den meisten Fällen die Kurkosten nur deshalb, weil nicht verstanden wurde,
diese richtig geltend zu machen. Grundsätzlich glaubt das Finanzamt schon ein-
mal Deinem Arzt nicht, wenn er Dir bestätigt, dass eine Kur für Dich dringend
nötig ist – sofern Du nicht gerade von den Toten auferstanden bist, eine schwere
Operation oder Krankheit hinter Dir liegt oder Du (als Mutter) einen Haufen
Kinder großgezogen hast.
Ohne amtliche Feststellung Deiner Kurbedürftigkeit beißt Du bei den Fiskalrit-
tern auf Granit. Du benötigst daher
● eine Bescheinigung über Deine Kurbedürftigkeit, die Dir der Amtsarzt vor
Antritt der Kur ausgestellt hat. Nachträglich ausgestellte Atteste reichen in
der Regel nicht (BFH v. 2. 4. 1998 – BStBl 1998 II S. 613).
● Ein amtsärztliches Gutachten brauchst Du ausnahmsweise nicht, wenn Deine
Krankenkasse Dir einen Zuschuss zu den Unterkunfts- und Verpflegungs-
kosten gezahlt hat oder sich aus der Prüfung im Zusammenhang mit der Ge-
währung von Beihilfen im öffentlichen Dienst Deine Kurbedürftigkeit ergibt
(BFH – BStBl 1995 II S. 614);
● eine Bescheinigung Deiner Versicherungsanstalt (Deutsche Rentenversiche-
rung, Knappschaft), dass Du eine Kur bitter nötig hast, oder

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398 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Aber Vorsicht, dennoch wird hier immer wieder der Rotstift angesetzt. So wur-
den einem Thüringer Steuerzahler die Kurkosten mit der Begründung gestri-
chen, aus den Unterlagen der Krankenkasse sei nicht ersichtlich, dass diese die
Kurbedürftigkeit tatsächlich geprüft habe. Da ein vor der Kur ausgestelltes
Attest vom Amtsarzt fehlte, war es mit der Steuerersparnis Essig (FG Thürin-
gen v. 1. 11. 1999, EFG 2000 S. 211).

zum Kurantrag

Auf keinen Fall solltest Du versäumen, während der Kur dem Kurarzt den einen
oder anderen Besuch abzustatten – selbst wenn Du Dich überhaupt nicht krank
fühlst. Dann kannst Du dem Finanzamt mit dem dezenten Hinweis: »Während
der gesamten Kur stand ich unter ärztlicher Aufsicht!« seine Rotstiftgelüste
austreiben.
Wenn auch die Aufwendungen für einen Kurarzt, für Bäder und Medikamente
als außergewöhnliche Belastung gelten, so sind die anderen Kurkosten nicht
außergewöhnlich, wenn die Kur an die Stelle einer sonst üblichen Ferienreise
tritt (Badekur). Du siehst, es ist gar nicht so leicht, eine Steuerermäßigung zu
bekommen, wenn Du den Urlaub mit einer Kur verbindest. Das Finanzamt
nimmt keine Rücksicht darauf, dass Du als Arbeitnehmer nicht so einfach über
Deine Zeit verfügen und nicht wie jeder gutsituierte Selbständige zur Kur fah-
ren kannst, wenn Du das möchtest.

Es kann in unserer Welt nicht nur Erfolgreiche geben.


Wir brauchen auch Menschen, die arbeiten.
(W. Mitsch)

zur Vermeidung des Abzugs der


zumutbaren Belastung

629 Versuche es hinzukriegen, dass der Arzt auf die Kurbestätigung ausdrücklich 629
schreibt: »Die Kur ist notwendig zur Abwehr einer drohenden Berufskrankheit,
nämlich . . .« (möglichst in lateinischer Sprache, weil das auf den Fiskalritter
mehr Eindruck macht).
In diesem Fall setzt Du Deine Kurkosten ohne den leidigen Abzug der zumut-
baren Belastung als Werbungskosten ab (BFH-Urteil v. 17. 7. 1992 – BFH/NV
1993 S. 19). Im anderen Fall denke immer an die Feststellung Deines schlechten

78049-7_s001-816.indb 398 28.08.2007 14:30:10 Uhr


5. Wann bekomme ich eine Steuervergünstigung wegen Kurkosten? 399

Gesundheitszustands, damit Dir mindestens der Abzug als außergewöhnliche


Belastung bleibt.

630 Du kannst auch kurbedürftig sein, wenn Deine Frau Dich so aufgeregt hat, dass 630
Du einen Nervenschock erlitten hast. O ja. Quelle: BFH, nicht veröffentlichtes
Urteil v. 13. 10. 61 IV 196/58.
Wenn Du nach Aussage und entsprechender Bescheinigung des Amtsarztes
kurbedürftig bist, dampfe los. Wohin Du fährst, ist Deine Sache. Ob Du Dich
nach Bad Neuenahr begibst, um mehr am Spieltisch zu sitzen, als im Kurgarten
wandelnd Dein Heilwasser zu trinken, oder nach Bad Wörishofen und Dich nur
mal eben pro forma beim Kurarzt für eine Kneippkur vorstellst, um Dir Diät,
Güsse und Wassertreten verordnen zu lassen, stört komischerweise keinen
Richter.

631 Den Kurkosten kannst Du auch die Kosten für eine Begleitperson zuschlagen. 631
Beim Abzug von Kosten für eine Begleitperson kommst Du natürlich genauso-
wenig ohne den leidigen Bürokratismus aus. Wenn Du bei der Anerkennung
Deiner Begleitungskosten keine böse Überraschung erleben und Ärger mit
dem Finanzamt vermeiden willst, musst Du vor der Kur zum Amtsarzt. Nur mit
hochoffiziellen amtsärztlichen Notwendigkeitsbescheinigungen sollen Deine
Kosten anerkannt werden. So jedenfalls die Meinung der Richter des BFH in
ihrem Urteil vom 17. 12. 1997 – BStBl 1998 II S. 298.
Hast Du es verbummelt, Dir die amtsärztliche Absolution erteilen zu lassen?
Nun, eine kleine Chance, die Kosten der Begleitperson dennoch durchzube-
kommen, hast Du, wenn die Begleitung offenkundig notwendig ist. Dies ist etwa
bei einer hilflosen Person (Merkmal H), aber auch bei einem Kind der Fall (vgl.
FG Münster, Urteil v. 24. 5. 1996, 13 K 4024/94 E, EFG 1996 S. 926 für ein neun-
jähriges Kind).

Wenn Du für Dein Kind einen Kurantrag stellst, stelle gleich für Dich einen mit.
Dadurch hast Du einen doppelten Vorteil: Du tust etwas für Deine Gesundheit
und entgehst dem Theater mit dem Amtsarzt, der eine Begleitperson für Dein
Kind befürworten muss und dies womöglich ablehnt.
Die Fiskalbürokraten haben hier mit höchstrichterlicher Rückendeckung einen
neuen Fallstrick eingebaut. Sie verlangen, dass Dein Kind während der Kur in
einem Kinderheim untergebracht ist. Diesem Schwachsinn kannst Du begeg-
nen, wenn der Amtsarzt bestätigt, dass der Kurerfolg auch ohne Heimaufent-
halt gewährleistet ist (BFH-Urteil v. 12. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 763; BFH-Ur-
teil v. 2. 4. 1998 – BStBl 1998 II S. 613). Überzeuge ihn, dass es für Dein Kind viel
besser ist, während der Kur von einem Elternteil betreut und umsorgt zu wer-

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400 IX. Außergewöhnliche Belastungen

den, als in einem Kinderverwahrheim mit völlig überlastetem Pflegepersonal zu


sein. Wird die Kur in einem typischen Erholungsort oder nicht unter ständiger
ärztlicher Aufsicht durchgeführt, soll sie nicht anerkannt werden. Als Nachweis
für die Anerkennung sind Rechnungen des Kurarztes vorzulegen (BFH v.
14. 2. 1980 – BStBl II S. 295).

632 Reich dem Finanzamt eine Aufstellung der Kurkosten und das Attest des Arztes 632
in folgender Form ein:

Außergewöhnliche Belastung durch Kuraufwand


Fahrtkosten für Hin- und Rückfahrt 148 €
Hier erkennt man Dir regelmäßig nur die Kosten der öffentlichen Verkehrs-
mittel an, es sei denn, Du weist nach, dass Du Deinen Pkw zwangsläufig
benutzen musstest (BFH v. 30. 6. 1967 – BStBl III S. 655). Wenn Du alt oder
hilfsbedürftig bist, so vergiss nicht, die Kosten Deiner Begleitperson mit
aufzuführen.
Verpflegungskosten am Kurort, 20 Tage à 24 € 480 €
Übernachtungskosten für 20 Tage + 488 €
Kosten des Kurarztes 720 €
./. Erstattung der Krankenkasse – 70 € + 650 €
Aufwendungen für Bäder, Massagen, Packungen usw.
lt. ärztlicher Verordnung 635 €
Sonstige Kosten (Taxis usw.) + 30 €
2 431 €

Wisse: Nachkur und Vorsorgekur sind ebenfalls abzugsfähig (Erl. Fin.-Min.


Nordrhein-Westfalen v. 25. 5. 1972, S. 2371-8-V B 3).
Damit das Finanzamt Dir die Kosten für eine Nachkur in einem typischen Er-
holungsort anerkennt, musst Du Dich nach dem Willen des Bundesfinanzhofs
auch dann in ein Krankenhaus oder Sanatorium unter ständige ärztliche Auf-
sicht begeben, wenn Dir die Nachkur ärztlich verordnet wurde (BFH v.
4. 10. 1968 – BStBl 1969 II S. 179; H 188 EStH). Ohne amtsärztliches Attest sieht
es schlecht aus; es sei denn, Du machst eine Reha-Nachkur.

633 Bei reinen Klima- oder Badekuren werden besonders hohe Ansprüche gestellt. 633
Da entschied der allmächtige BFH, die Kur nur dann anzuerkennen, wenn sie
amtsärztlich befürwortet ist und unter ärztlicher Kontrolle stattfindet. Denk-
bare Ausnahmen von dieser Regel gelten bei schweren Leiden wie Neuroder-
mitis oder Psoriasis (Schuppenflechte). Hier kannst Du Dir wenigstens wäh-

78049-7_s001-816.indb 400 28.08.2007 14:30:11 Uhr


5. Wann bekomme ich eine Steuervergünstigung wegen Kurkosten? 401

rend der Kur den Gang zu den Halbgöttern in Weiß sparen (H 186-189 EStH
»Kur«; BFH v. 12. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 763).
Für den Nachweis verlangt die Finanzverwaltung, dass der Amtsarzt auch den
aus medizinischen Gründen gebotenen Kurort ausdrücklich nennt. Wird die
Klimakur während des Jahresurlaubs durchgeführt, ist außerdem erforderlich,
dass der Erholungszweck gegenüber der medizinischen Zielsetzung, also der
Behandlung der Krankheit, »deutlich in den Hintergrund tritt«. Für einen steu-
erschädlichen Aufenthalt spricht, wenn die kurbedürftige Person nicht in einem
Sanatorium, sondern in einem Hotel oder Privatquartier untergebracht ist, von
Familienangehörigen begleitet wird, den Pkw zur Anreise benutzt, sich selbst
verköstigt oder die Reise vom Reisebüro allgemein für Erholungszwecke ver-
anstaltet wird. Hier musst Du also mit Hilfe des Amtsarztes vorbeugen und
Zeitpunkt, Ort und Aufenthaltsstätte genau im Attest festlegen und ggf. die
Notwendigkeit der Familienbegleitung darlegen lassen. Denn wie willst Du
ohne Deine Lieben genesen!
Wenn Du merkst, dass Du die Kurkosten nicht auf das Finanzamt abwälzen
kannst . . .

Mach Urlaub auf Kosten der Krankenkasse!

634 Herz- und Kreislaufkrankheiten nehmen heutzutage ständig zu. Auch Erschöp- 634
fungszustände körperlicher und seelischer Art treten immer häufiger auf. Grund
genug, über Deinen Hausarzt eine Vorsorgekur zu beantragen. Wenn Dir jetzt
eine Kur verschrieben würde, könnten spätere ernstere Gesundheitsstörungen
möglicherweise verhindert werden . . . Oder vielleicht warst Du gerade im Kran-
kenhaus. Der dortige behandelnde Arzt kann ebenfalls einen entsprechenden
Antrag zur »Genesungsverschickung« einreichen.

Versuch doch einmal eine Campingkur!

Ja, Du liest richtig. Wenn Du es geschickt anstellst, kannst Du auf Staatskosten


mit Deinem Reisemobil oder Campingwagen in Kur fahren und Dich statt in
einem sterilen Sanatorium auf dem benachbarten Campingplatz einmieten. Das

78049-7_s001-816.indb 401 28.08.2007 14:30:11 Uhr


402 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Zauberwort in diesem Fall ist »ambulante Kur«. Bei einer ambulanten Kur wirst
Du nicht in ein Sanatorium oder Krankenhaus eingeliefert, sondern erhältst nur
die entsprechenden Anwendungen. Die Kosten für Unterkunft und Verpfle-
gung im Wohnwagen und, da Du ihn ja schließlich zum Kurort bringen musstest,
die Fahrtkosten sind als außergewöhnliche Belastung abzugsfähig, wenn wegen
Deiner Krankheit ein Erholungscharakter Deines Campingaufenthalts ausge-
schlossen ist (FG Baden-Württemberg, EFG 1997 S. 882).

Wenn Du unbedingt nach Mallorca willst, versuche dort ein Sanatorium zu fin-
den, das Dir bestätigt, dass Du da kurst. Aber vor dem Kurantritt zum Amtsarzt
und zur Krankenkasse, Beamten zur Beihilfestelle! Denn wenn sich weder
Krankenkasse noch Arbeitgeber an den Kosten beteiligen, besteht der Charak-
ter einer Erholungsreise, so sagte der BFH in seinem Urteil vom 10. 3. 1972 –
BStBl II S. 534 zu einem, der wegen seines Heuschnupfens auf Mallorca war.
Nur im Ausnahmefall eines schweren Lungenleidens wurde bisher eine Be-
handlung unter südlicher Sonne anerkannt, und zwar mit Urteil vom 29. 7. 1960
IV 249/58 – HFR 1962 S. 76.
Du musst also die richtige Krankheit haben, um von diesem Rat zu profitieren.
Wie wäre es denn, wenn Du Dich bei Deiner Krankenkasse oder in einem
großen Medizinerwerk (etwa dem Pschyrembel) erkundigst, welche Art von
Leiden Du Dir zulegen musst, damit man Dir einen Aufenthalt in einem Sana-
torium z. B. in Spanien finanziert. Und siehe da, stellst Du die Symptome nicht
schon seit längerer Zeit bei Dir fest? Jetzt muss Dich nur noch Dein Arzt mit
den passenden Befunden ausstatten, die Dir helfen, den Sachbearbeiter und
den Vertrauensarzt der Krankenkasse entsprechend zu überzeugen, wie sehr
und wie dringend Du doch Mallorca nötig hast . . .
Aber Vorsicht: Die Notwendigkeit der Kur kann sich auch aus einer Bescheini-
gung der Versicherungsanstalt ergeben. Wenn der Medizinische Dienst einer
gesetzlichen Krankenkasse eine solche Notwendigkeit bescheinigt, darfst Du
Deine Kur nicht einfach in Griechenland statt wie bewilligt in Deutschland
machen – sonst geht der ganze steuerliche Abzug zum Teufel (FG Baden-
Württemberg, Urteil v. 5. 9. 1996, 6 K 54/95, EFG 1997 S. 172 rkr).

6. So bringst Du Prozess- und Anwaltskosten


bei der Steuer unter
635 Mit der Anerkennung von Gerichts- und Anwaltskosten für Zivilprozesse als 635
außergewöhnliche Belastung tun sich die Finanzämter schwer. Hat ihnen der
Bundesfinanzhof doch in ihr steuerliches Gebetbuch – Einkommensteuerhand-

78049-7_s001-816.indb 402 28.08.2007 14:30:12 Uhr


6. So bringst Du Prozess- und Anwaltskosten bei der Steuer unter 403

buch genannt – geschrieben, solche Kosten entstünden mit Ausnahme von


Scheidungsprozessen regelmäßig nicht zwangsläufig, egal ob Du nun als Kläger
oder als Beklagter vor den Kadi ziehst (BFH-Urteil v. 18. 7. 1986 – BStBl 1986 II
S. 745; H 186 EStH).
Trotzdem musst Du diese Kosten nicht immer in den Kamin schreiben. Streitest
Du Dich z. B. um Arztkosten, den Grad Deiner Behinderung oder Schmerzens-
geld, solltest Du Deine Gerichts- und Anwaltskosten unter Berufung auf FG
Baden-Württ. v. 9. 9. 1982 – EFG 1983 S. 290 als erweiterte Krankheitskosten
geltend machen. Auch die Kosten einer Klage, mit der Du versuchst, Deine Un-
terhaltsverpflichtung gerichtlich herabsetzen zu lassen, kannst Du mit Billigung
des FG Köln (EFG 1989 S. 233) bei den außergewöhnlichen Belastungen unter-
bringen. Desgleichen, wenn Du wegen der Rückgabe Deines Eigentums im
Clinch mit den Gerichten liegst (FG Nürnberg v. 24. 10. 1967 – EFG 1968 S. 65)
oder wenn es Dir gelingt, den Fiskalritter davon zu überzeugen, dass es in dem
Prozess um eine für Deine Existenz besonders wichtige Frage ging (BFH –
BStBl 1996 II S. 596).

Wie Prozesskosten trotzdem abzugsfähig sein können

Denk mal nach! Wenn Du selbst die Kosten nicht abziehen kannst, kann‘s viel-
leicht ein anderer! Pass Deine Verhältnisse den Steuern an! Du bittest Deine
noch lohnsteuerpflichtigen Eltern oder Deine Kinder, die Kosten eines Dich
betreffenden Strafverfahrens zu tragen. Und überlässt es ihnen, Dir später
etwas von der Steuerrückerstattung zukommen zu lassen, die sie dafür erhalten.
Denn: Übernehmen Eltern die Kosten eines Wahlverteidigers für ihren eines
Kapitalverbrechens angeklagten Sohn, können sie diese Aufwendungen nach
dem Urteil des BFH vom 23. 5. 1990 – BStBl 1990 II S. 895 als außergewöhnliche
Belastung geltend machen, soweit sich die Honorare innerhalb der Gebühren-
ordnung für Anwälte bewegen. Es handle sich dabei nämlich um Aufwendungen,
die den Eltern aufgrund sittlicher Verpflichtung erwachsen seien, besonders
dann, wenn das Kind als Heranwachsender noch nicht innerlich gefestigt ist
(BFH v. 30. 10. 2003 – III R 23/02). Das gilt auch, wenn das Kind nicht freige-
sprochen wird. Aufwendungen für den Besuch des Kindes in der Haftanstalt
sind nach demselben Urteil allerdings allein von den Eltern zu tragen. Nicht
abzugsfähig sollen dagegen Kosten für einen Strafprozess sein, die Du für Dei-
nen angeklagten Bruder oder Deine Schwester übernimmst. Angeblich fehlt es
da an der sittlichen Verpflichtung zur Kostenübernahme (FG Berlin v. 26. 8. 2004,
EFG 2005 S. 44). Die Richter in Berlin scheinen alle Einzelkinder zu sein.
Was Dich selbst betrifft, so kannst Du bei Deiner Steuer absetzen:

78049-7_s001-816.indb 403 28.08.2007 14:30:12 Uhr


404 IX. Außergewöhnliche Belastungen

● Kosten für einen Strafprozess (bei Freispruch, auch bei teilweisem. Siehe
BStBl 1961 III S. 18 und BStBl 1964 III S. 337),
● Kosten für einen Schadenersatzprozess (wegen eines Unfalls, den Du nicht
vorsätzlich oder grob fahrlässig verursacht hast), vgl. BStBl 1982 II S. 749,
● Kosten für einen Scheidungsprozess und das anschließende Sorgerechtsver-
fahren,
● Kosten eines Vaterschaftsfeststellungsprozesses (BFH v. 18. 3. 2004 – III R
24/03).
Kosten bei Einstellung eines Strafverfahrens, z. B. wegen geringer Schuld, feh-
lendem öffentlichem Interesse an der Strafverfolgung oder weil eine Auflage an
eine gemeinnützige Institution gezahlt wurde, sind nicht als außergewöhnliche
Belastung abzugsfähig (BFH v. 19. 12. 1995 – BStBl 1996 II S. 197).
Wiederum abzugsfähig sind die Anwalts- und Gerichtskosten eines Beamten,
die ihm in einem Dienstverfahren entstehen. Erstaunlich, oder auch wieder
nicht, dieses Urteil des Bundesfinanzhofs im BStBl 1961 III S. 482.

Bist Du Opfer einer Straftat geworden und hast dadurch einen Vermögensscha-
den erlitten, führt das zu einer außergewöhnlichen Belastung nach § 33 EStG.
So das FG des Saarlandes im Urt. v. 25. 11. 1987 – EFG 1988 S. 126. Mach also
Vermögensschäden, die Dir durch Betrug, Einbruch, Erpressung, Kidnapping
oder dergleichen entstanden sind, als außergewöhnliche Belastung geltend. Auf
finanziellen Beistand des Fiskus wirst Du aber verzichten müssen, wenn Du
Erpressungsgelder gezahlt hast, damit Deine bessere Hälfte nicht erfährt, dass
Du fremdgegangen bist (BFH-Urteil v. 18. 3. 2004 – III R 31/02).

7. Steuervergünstigung beim Tod eines Angehörigen


636 Fast alle Kosten, die beim Todesfall eines Angehörigen entstehen und den Wert 636
des Nachlasses übersteigen, sind außergewöhnliche Belastungen – außer z. B.
für die Trauerkleidung. Denn für deren Kosten hättest Du ja einen Gegenwert
erhalten und könntest sie, so der BFH, auch anderweitig nutzen, z. B. bei einer
festlichen Gelegenheit. Du vermagst die Gegenwerttheorie nur dann mit Erfolg
zu entkräften, wenn Du bereits ein hohes Alter erreicht hast (HFR 1963
S. 208).
Neben dem reinen Nachlass des Verstorbenen werden Lebensversicherungen,
die anlässlich des Todes des Angehörigen an Dich ausgezahlt werden, auf die
Beerdigungskosten angerechnet. Unabhängig davon, ob es sich um eine spe-

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7. Steuervergünstigung beim Tod eines Angehörigen 405

zielle Sterbegeld- oder eine ganz normale Lebensversicherung handelt, zieht


der Fiskus die Versicherungszahlung von den Bestattungskosten ab (BFH v.
22. 2. 1996 – BStBl 1996 II S. 413), und Du kannst nur den Rest als außerge-
wöhnliche Aufwendungen absetzen.

Sterbegeld vorrangig bei der


Trauerfeier verrechnen!

Die Sterbegeld- und auch die Lebensversicherung soll alle Beerdigungskosten


abdecken, also auch solche, die nicht als außergewöhnliche Belastung aner-
kannt werden, wie z. B. die Trauerkleidung oder das Traueressen. Du wirst des-
halb die Versicherungserstattungen vorrangig für diese Kosten verwenden und
nur einen evtl. vorhandenen Rest für die als außergewöhnliche Belastung anzu-
erkennenden übrigen Beerdigungskosten.

637 Als außergewöhnliche Belastung bekommst Du ohne Probleme die Bestat- 637
tungskosten im engeren Sinn durch. Dazu gehören
● Sarg,
● Blumen, Kränze,
● Traueranzeigen, Trauerkarten, Porto,
● Grabstätte, Grabstein,
● Gebühren, Beerdigungskosten,
● Reisekosten, z. B. zu Beerdigungsunternehmer, Druckerei, Zeitung, Post,
Friedhofsamt, Kirche etc.
● Zinsen für einen Kredit zur Finanzierung der Beerdigungskosten (FG Mün-
chen v. 28. 6. 2006 – 10 K 4343/04)
Wenn Dir Dein Finanzamt mit angeblich unangemessen hohen Kosten kommt
und den Rotstift ansetzen will, kontere mit der Verfügung der OFD Berlin vom
27. 11. 2003 – S 2284 – 1/90; NWB Eil Nr. 301/2004. Danach sind vor Abzug von
Versicherungsleistungen zumindest ca. 7 500 € angemessen. Nicht absetzen
kannst Du die Kosten für Grabpflege (BFH v. 23. 11. 1967 – BStBl 1968 II S. 259),
Grabmalerneuerung, Umbettung und die Bewirtung der Trauergäste (BFH v.
17. 9. 1987 – BStBl 1988 II S. 130). Nicht als außergewöhnliche Belastung aner-
kannt hat der BFH die Kosten einer Reise zur Beerdigung eines nahen Ange-
hörigen (BFH-Urteil v. 17. 6. 1994 – BStBl 1994 II S. 754). Mit dieser absurden
Entscheidung solltest Du Dich nicht abfinden. Wenn schon die Reise zur Bei-
setzung Deiner Eltern, Deines Bruders oder Deines Großvaters nicht zwangs-
läufig ist, dann frage ich mich ernsthaft, was überhaupt noch zwangsläufig sein
soll. Deshalb stelle in jedem Fall einen Antrag auf Abzug.

78049-7_s001-816.indb 405 28.08.2007 14:30:13 Uhr


406 IX. Außergewöhnliche Belastungen

638 Überführungskosten, um einen vor Jahen verstorbenen nahen Angehörigen in 638


der Nähe Deines Wohnorts bestatten zu lassen, entstehen aufgrund sittlicher
Verpflichtung zwangsläufig und können daher als außergewöhnliche Belastun-
gen abgezogen werden. Das gilt vor allem, wenn mit dem Tod des Angehörigen
die persönlichen Verbindungen zu dessen Wohnort beendet wurden und dort
auch keine weiteren Verwandten des Verstorbenen leben (FG Düsselsorf v.
13. 5. 1998 – 9 K 3046/96 E).

Wer den Tod fürchtet, hat das Leben verloren.


(Seume)

639 Es dauert oft lange, unter Umständen bis ins neue Jahr, bis der bestellte Grab- 639
stein endlich geliefert wird. Das Finanzamt setzt die Kosten aber nicht im Jahr
der Bestellung, sondern im Jahr der Bezahlung an. Um einen zweimaligen
Abzug der zumutbaren Belastung zu vermeiden, solltest Du also darauf achten,
dass alle Zahlungen für eine Beerdigung in ein um demselben Jahr geleistet
werden! Zahle dem Steinmetz notfalls einen Abschlag auf die Rechnung. Und
Quittung nicht vergessen.
Als Erben müsst Ihr Euch die Beerdigungskosten teilen. Das bedeutet aber
auch: mehrfacher Abzug der zumutbaren Belastung. Wenn Ihr nun alle Rech-
nungen auf einen Namen schreiben lasst, ist das zwar ganz pfiffig, bringt Euch
aber nur dann einen Vorteil, wenn Dein Finanzamt das Urteil des FG Hessen
vom 13. 12. 2005 – 3 K 3562/03 nicht kennt: Wer Beerdigungskosten über seine
Erbquote hinaus übernimmt, kann keine außergewöhnliche Belastung geltend
machen.

Wenn kein nennenswerter Nachlass vorhanden war, entgeht Ihr dieser Falle,
indem alle anderen Erben formell die Erbschaft ausschlagen. Prompt musst Du
als Alleinerbe 100 % der Kosten tragen.

8. Wann und wie sind Scheidungskosten abzugsfähig?


640 Bei einer Ehescheidung sind sämtliche dabei entstandenen Gerichts- und Bera- 640
tungskosten – abzgl. der zumutbaren Belastung (E Rz 580) – als außergewöhn-
liche Belastung absetzbar. Das gilt ebenso für die Kosten eines Gutachtens und

78049-7_s001-816.indb 406 28.08.2007 14:30:13 Uhr


8. Wann und wie sind Scheidungskosten abzugsfähig? 407

die Anwalts- und Gerichtskosten für einen Prozess, den Du gegen Deinen Ex-
gatten führst, um Deine Unterhaltsverpflichtung zu verringern, weil Du nach
Deiner Pensionierung nur noch über ein viel geringeres Einkommen verfügst
(FG Köln v. 23. 1. 1989 – EFG 1989 S. 233).

zu Detektivkosten

Kosten für einen Detektiv kannst Du nur dann als außergewöhnliche Belastung
absetzen, wenn Du von Deinem Ehegatten getrennt lebst, dieser mit einem
neuen Partner auf Deine Kosten in Saus und Braus lebt und Du befürchten
musst, dass er das beim Unterhaltsprozess bestreiten wird, um Dich finanziell
über den Tisch zu ziehen (BFH-Urteil v. 21. 2. 1992 – BStBl 1992 II S. 795).

Trotz höherer Unterhaltskosten mehr


im Portemonnaie behalten!

641 Wenn Du nach der Scheidung kräftig für den Unterhalt Deines Expartners zur 641
Kasse gebeten wirst, hast Du zwei Möglichkeiten. Du kannst Deine Unterhalts-
zahlungen entweder als außergewöhnliche Belastung absetzen. Dazu bist Du
nicht auf die Mitwirkung Deines Ex angewiesen, allerdings fällt alles, was Du
über den jährlichen Höchstbetrag von 7 680 € hinaus an Unterhalt zahlst,
gnadenlos unter den Tisch. Oder Du ziehst sie bis zu 13 805 € im Jahr als Sonder-
ausgaben ab. Dabei muss aber Dein Expartner mitspielen: Er muss die Unter-
haltszahlungen als sonstige Einkünfte versteuern (Realsplitting) und seine
Unterschrift auf Deine Anlage »U« setzen. Will Dein Exgatte von dieser
Lösung nichts wissen, lohnt sich meist ein Kuhhandel: Im Gegenzug zu seiner
Unterschrift übernimmst Du die Steuern, die er auf die Unterhaltszahlungen zu
leisten hätte. Trotz Zähneknirschens machst Du damit in aller Regel ein gutes
Geschäft. Gut zu wissen: Wenn Dein geschiedener Gatte keine eigenen steuer-
pflichtigen Einkünfte hat, dann muss er, weil ihm keine Nachteile daraus er-
wachsen, seine Zustimmung zur Versteuerung Deiner Unterhaltszahlungen er-
teilen. Und hat er eigene Einkünfte, kann er auch nichts gegen eine Versteue-
rung einwenden, wenn Du Dich bereit erklärst, ihm alle evtl. entstehenden
Steuern zu erstatten (OLG Bamberg, Az: 2 UF 248/81).

78049-7_s001-816.indb 407 28.08.2007 14:30:13 Uhr


408 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Beispiel
Du zahlst bei einem Einkommen von 35 000 € an Dein früheres Ehegespons,
das sonst keine Einkünfte hat, 12 500 € Unterhalt.
Ohne Unterschrift des Exgatten zahlst Du auf Dein
Einkommen 35 000 €
./. Unterhaltshöchstbetrag – 7 680 €
zu versteuerndes Einkommen 27 320 €
Steuer nach der Grundtabelle 4 970 €

Deine Belastung mit Realsplitting sieht dagegen so aus:


Einkommen 35 000 €
./. Unterhalt – 12 500 €
zu versteuerndes Einkommen 22 500 €
Steuer nach der Grundtabelle 3 546 €
Steuerübernahme für den Ex-Ehegatten:
sonstige Einkünfte 12 500 €
./. Werbungskosten-Pauschbetrag – 102 €
./. Sonderausgaben (Versicher.) ca. – 500 €
zu versteuerndes Einkommen 11 898 €
Steuer nach der Grundtabelle + 793 €
insgesamt 4 339 € – 4 339 €
Die Ersparnis für Dich somit 631 €

für (frisch) Geschiedene

● Wenn Du an Deinen geschiedenen Partner Unterhalt für Kinder zahlst und


er das Kindergeld erhält, dann hast Du Anspruch darauf, dass dies bei Deinen
Unterhaltszahlungen berücksichtigt wird.
642 ● Zu den abzugsfähigen Kosten einer Ehescheidung gehören auch die der 642
Scheidungsfolgeregelungen wie elterliche Sorge für gemeinschaftliche Kin-
der oder Unterhaltspflicht. Leider nicht die Umzugskosten (Vfg. der OFD
Frankfurt v. 23. 10. 1997 – S 2284 A – 24 – St II 21).
● Abzugsfähig sind ebenso die Kosten, um Dir vor Gericht das Recht zu er-
streiten, Deine Kinder zu sehen (BFH v. 4. 12. 2001 – BStBl 2002 II S. 382).
● Nicht abziehen kannst Du Kosten für die Aufteilung des Vermögens (BFH v.
30. 6. 2005 – BStBl 2006 II S. 491) und die Auseinandersetzung einer Güterge-
meinschaft (BFH v. 30. 6. 2005 – BStBl 2006 II S. 492).

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9. Abc-Übersicht zu außergewöhnlichen Belastungen 409

für Beamte

Beamte oder andere potenzielle Pensionsempfänger, die an ihren geschiedenen


Ehepartner eine Abfindung zahlen, damit dieser auf die spätere Beteiligung an
der Pesnion (Versorgungsausgleich) verzichtet, sind nicht auf außergewöhn-
liche Belastungen angewiesen. Die Abfindung ist in voller Höhe als Werbungs-
kosten abzugsfähig (BFH v. 8. 3. 2006 – BStBl 2006 II S. 446). Damit entfällt vor
allem die vorherige Kürzung um die zumutbare Belastung.

Antrag vergessen? Kein Problem!

643 Beim bundesdeutschen Steuerrecht wird vermutlich selbst die einzige allwis- 643
sende Macht zwischen Himmel und Erde die Segel streichen müssen. Wer kann
es Dir da verübeln, wenn Du gerade erst beim Lesen der letzten Zeilen darauf
gekommen bist, dass Du die Kosten Deiner Scheidung vor zwei Jahren als
außergewöhnliche Belastung hättest absetzen können? Da Du von dieser Mög-
lichkeit nicht wissen musstest und die amtlichen Hinweise dazu recht dürftig
sind, kannst Du eine nachträgliche Änderung Deines Steuerbescheids wegen
»neuer Tatsachen« beantragen (FG Baden-Württemberg v. 19. 5. 2004 NW Eil
Nr. 86/2005).

9. Abc-Übersicht zu außergewöhnlichen Belastungen


644 Abfindungen 644
● Abzugsfähig sind Zahlungen an den Vormieter bei krankheitsbedingtem
Wohnungswechsel (BFH, BStBl 1966 III S. 113).
● Nicht abzugsfähig für Unterhaltsverpflichtungen.
Abflussprinzip
● Abzugsfähig sind die Aufwendungen im Jahr der Zahlung, auch wenn sie
über einen Kredit finanziert werden, dessen Tilgung erst in einem späteren
Jahr erfolgt (BFH v. 10. 6. 1988 – BStBl 1988 II S. 814). Siehe auch Schulden-
tilgung.

78049-7_s001-816.indb 409 28.08.2007 14:30:14 Uhr


410 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Abmagerungskur
● Nicht abzugsfähig (BFH v. 17. 7. 1981 – HFR 1981 S. 518).
Abwehrkosten
● Abzugsfähig gegen Strafverfolgung oder ehrenrührige Angriffe (BFH v.
9. 11. 1957 – BStBl 1958 III S. 105).
● Abzugsfähig gegen anonyme Bedrohung (einer Ärztin: Hess. FG v. 22. 5. 1989
– EFG 1989 S. 576).
Adoptionskosten
● In der Regel nicht abzugsfähig (BFH v. 13. 3. 1987, BStBl II 1987 S. 495);
abzugsfähig können ausnahmsweise Fahrtkosten (Flugkosten) für Familien-
zusammenführung sein (EFG 1977 S. 129).
Alkoholsucht
● Abzugsfähig sind Heilungs- und Therapiekosten wegen Alkohol- oder
Drogenmissbrauchs (BFH, BStBl 1967 III S. 459). Auch der Besuch der
Anonymen Alkoholiker, wenn er durch ein vor Therapiebeginn ausgestelltes
amtsärztliches Zeugnis verordnet wurde (BFH, BStBl 1987 II S. 427).
Altenheim
● Abzugsfähig, soweit die Unterbringung durch Krankheit bedingt ist (Pflege-
heim). Bei lediglich altersbedingter Unterbringung sind die Kosten als typische
Unterhaltsaufwendungen nur nach § 33 a Abs. 1 abzugsfähig, wenn sie von nahen
Angehörigen getragen werden (BFH v. 12. 1. 1973 – BStBl 1973 II S. 442).
Arzneimittel
● Abzugsfähig sind Kosten für Medikamente, Stärkungsmittel etc., wenn sie
krankheitsbedingt und ärztlich verordnet sind (BFH, BStBl 1990 II S. 958).
Entsprechendes gilt für Verordnungen durch Heilpraktiker.
Asbestsanierung
● Abzugsfähig, wenn ein Gutachten die Asbestbelastung bescheinigt (Erlass
Bremer Senat für Finanzen v. 24. 2. 2000 – Der Betrieb 2000 S. 799 BFH v.
9. 8. 2001 – BStBl 2002 II S. 240).
Ausbildungskosten
● Abzugsfähig als erweiterte Krankheitskosten bei Umschulung aus Krank-
heitsgründen (BFH, BStBl 1967 III S. 596).
Bandscheibenmatratze
● Abzugsfähig mit Attest vom Amts- oder Vertrauensarzt (FG Rheinland-Pfalz
v. 25. 5. 2004 – 1 K 2625/03); dasselbe gilt für Lattoflex-Rahmen.
Beerdigungskosten
● Dem Grunde nach abzugsfähig, soweit sie den Nachlass und etwaige Versi-
cherungsleistungen übersteigen:
– Trauerdrucksachen, Blumenschmuck, Sarg, Erwerb der Grabstätte, Über-
führung.

78049-7_s001-816.indb 410 28.08.2007 14:30:15 Uhr


9. Abc-Übersicht zu außergewöhnlichen Belastungen 411

● Nicht abzugsfähig:
– Bewirtung der Trauergäste (BFH v. 17. 9. 1987 – BStBl 1988 II S. 130),
– Grabpflegekosten (BFH v. 23. 11. 1967 – BStBl III S. 259),
– Graberneuerung (FG Nürnberg v. 18. 7. 1979 – EFG 1979 S. 600 rk),
– Trauerkleidung (BFH v. 12. 8. 1966 – BStBl 1967 III S. 364),
– Reisekosten (BFH v. 17. 6. 1994 – BStBl 1994 II S. 754); auch in die USA –
Überführung einer Urne (BFH v. 11. 5. 1979 – BStBl 1979 II S. 558).
Begleitperson
● Abzugsfähig bei Kuraufenthalt, siehe Kurkosten.
● Ebenfalls abzugsfähig im Urlaub, wenn eine ständige Begleitung nachgewie-
senermaßen erforderlich ist. Die Höhe der Aufwendungen orientiert sich an
dem Betrag, den ein Bundesbürger durchschnittlich im Jahr für Urlaubsrei-
sen ausgibt (BFH v. 4. 7. 2002 – BStBl 2002 II S. 765). Im Streitjahr 1994 hielt
das Gericht einen jährlichen Betrag von 767,00 € für angemessen und berück-
sichtigungsfähig. Behinderte
● Abzugsfähig sind Privatfahrten, wenn Du »außergewöhnlich gehbehindert«
bist (mit »aG« im Ausweis: 15 000 km mit je 0,30 €; mit mindestens 70 % Be-
hinderung plus Merkzeichen »G« oder 80 % Behinderung: 3 000 km mit je
0,30 €). Gehbehinderten Ehegatten (beide gehbehindert) stehen die Ermäßi-
gungen doppelt zu, nach Abzug der zumutbaren Belastung. Mehr unter
E Rz 598. Deine tatsächlichen Kosten für das Auto kannst Du nur ansetzen,
wenn Deine jährliche Fahrleistung extrem niedrig ist (8 000 km im Jahr rei-
chen dann nicht; BFH v. 13. 12. 2001 – BStBl 2002 II S. 224).
Behinderte
● zu Fahrtkosten Behinderter vgl E Rz 685 ff.
Brille
● Siehe Krankheitskosten (Hilfsmittel).
Delphintherapie
● Abziehbar mit amtsärztlichem Attest bei Autisten (FG Düsseldorf v.
8. 11. 2005 – 1 K 4334/03 E).
Detektivkosten
● Abzugsfähig lt. BFH vom 21. 2. 1992 – BStBl 1992 II S. 795.
Diätverpflegung
● Nicht abzugsfähig lt. Gesetz (§ 33 Abs. 2 Satz 3 EStG), auch wenn ärztlich
verordnet.
Ehescheidung
● Abzugsfähig sind:
– Detektivkosten, wenn konkrete Beweise notwendig sind, seinen Stand-
punkt durchzusetzen (BFH v. 21. 2. 1992 – BStBl 1992 II S. 795),

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412 IX. Außergewöhnliche Belastungen

– Prozesskosten für Anwalt, Gericht, Fahrten,


– Prozesskosten für das Umgangsrecht mit seinen Kindern (BFH v. 4. 12. 2001,
BStBl 2002 II S. 382).
● Nicht abzugsfähig sind:
– Meditationskosten (FM Niedersachsen v. 15. 9. 2000 – S 2284 – 264 – 35),
– Umzug,
– Unterhalt, ggfs. aber als Sonderausgaben oder nach § 33 a EStG; Vermö-
gensauseinandersetzung (BFH v. 30. 6. 2005 – III R 27/04).
Erpressungsgelder
● wegen außerehelicher Beziehung sind mangels Zwangsläufigkeit nicht ab-
zugsfähig (BFH v. 18. 3. 2004 – III R 31/02)
Fachbücher mit medizinischem Inhalt
● Nicht abzugsfähig (BStBl 1996 II S. 88).
Fahrtkosten, siehe Behinderte
Fahrstuhl, siehe Umbauten.
Fettabsaugung, siehe Krankheitskosten.
Formaldehydsanierung, wie Asbestsanierung, siehe dort.
Frischzellenbehandlung, siehe Krankheitskosten.
Führerscheinkosten
● Abzugsfähig bei schwerbehindertem Kind (BFH v. 26. 3. 1993 – BStBl 1994 II
S. 749),
● für Schwerbehinderte mit Merkzeichen »aG«.
Geburtskosten
● Abzugsfähig wie Krankheitskosten.
● Nicht abzugsfähig: Erstlingsausstattung (BFH v. 28. 2. 1964 – BStBl 1964 III
S. 302), auch nicht für Zwillinge (BFH v. 19. 12. 1969 – BStBl 1970 II S. 242),
Umstandskleidung.
Geldstrafe
● Abzugsfähig, wenn sie z. B. im Ausland unrechtmäßig verhängt wurde (FG
Bremen, EFG 1980 S. 183).
Haartransplantationsaufwand
● Abzugsfähig unter besonderen Voraussetzungen.
Haushaltshilfe
● Abzugsfähig nach Geburt von Drillingen (EFG 1991 S. 326).
Hausrat und Kleidung
● Abzugsfähig als Wiederbeschaffung nach Verlust durch Feuer, Vertreibung,
Flucht (FG Niedersachsen v. 22. 10. 1985 – EFG 1986 S. 239). Mehr dazu unter
E Rz 621.

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9. Abc-Übersicht zu außergewöhnlichen Belastungen 413

Hebeapparat, siehe Umbauten.


Heimdialyse, siehe Krankheitskosten.
Holzschutzmittelsanierung
● Abzugsfähig wie Asbestsanierung, siehe dort.
Hörgerät, siehe Krankheitskosten (Hilfsmittel).
Kautionszahlungen für Inhaftierte
● Abzugsfähig nur in besonderen Fällen (FG Düsseldorf v. 27. 9. 1977 III 119/77
und EFG 1965 S. 15).
Kontaktpflege
● Nicht abzugsfähig sind die Kosten zur Pflege des Eltern-Kind-Verhältnisses
(BFH, BStBl 1997 II S. 54).
Kosmetische Operation, siehe Krankheitskosten.
Kraftfahrzeugkosten
● Abzugsfähig bei einem stark gehbehinderten Kind (EFG 1984 S. 123).
Künstliche Befruchtung
● Abzugsfähig bei In-vitro-Fertilisation (BFH – BFH/NV – BFH/R 1997
S. 346).
● Nicht jedoch bei Unfruchtbarkeit des Ehemannes (BFH v. 18. 5. 1999 – BStBl
1999 II S. 761) oder vorhergehender Sterilisation (BFH v. 3. 3. 2005 – III R
68/03).
Krankheitskosten
● Abzugsfähig ist
– medizinisches Bestrahlungsgerät (FG Rheinland-Pfalz v. 2. 9. 1988 – EFG
1989 S. 60 rk),
– Fettabsaugung unter besonderen Voraussetzungen (FG Rheinland-Pfalz v.
28. 2. 1996 – 1 K 2779/95),
– Frischzellenbehandlung nach amtsärztlichem Attest (BFH v. 17. 7. 1981 –
BStBl 1981 II S. 711),
– Haartransplantation unter besonderen Voraussetzungen (FG Baden-
Württemberg v. 12. 9. 1978 – EFG 1979 S. 125 rk),
– Heimdialyse anstelle des Behindertenpauschbetrags nach § 33 b EStG
(OFD Frankfurt/M. v. 17. 9. 1996 – A – 16 – St II 20),
– Hilfsmittel (Brille, Rollstuhl, Hörgerät etc.) (BFH v. 1. 12. 1978 – BStBl
1979 II S. 78); Spezialbett nach Vorlage eines qualifizierten Attests (FG
Baden-Württemberg v. 5. 9. 1996 – EFG 1997 S. 172 rk),
– kosmetische Operationen nach amtsärztlicher Anordnung,
– Eigenanteile an Krankenhauskosten. Krankentagegelder einer Versiche-
rungsgesellschaft sind nicht auf die Krankenhauskosten anzurechnen, wohl
aber Krankenhaustagegelder (BFH v. 22. 10. 1972 – BStBl 1972 II S. 177).

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414 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Von der Anrechnung einer Haushaltsersparnis muss abgesehen werden


(BFH v. 22. 6. 1979 – BStBl 1979 II S. 646),
– Medikamente (Arzneimittel) nach ärztlicher Verordnung, auch nicht re-
zeptpflichtige Medikamente; bei Behandlung einer längeren Erkrankung
mit denselben Medikamenten reicht einmalige ärztliche Verordnung,
– Pflegeheim. Dem Aufenthalt in einem Pflegeheim steht die Unterbringung
in einem Krankenhaus gleich, wenn der Aufenthalt krankheitsbedingt ist
(BFH v. 22. 8. 1980 – BStBl 1981 II S. 23). Zu Pflegekosten mehr unter
E Rz 620,
– Psychotherapie, wenn ärztlich verordnet (FG Köln v. 16. 3. 1994 – EFG
1995 S. 121 rk; FG Berlin v. 1. 3. 1995 – EFG 1995 S. 717 rk),
– Suchtkrankheiten (FG Niedersachsen v. 7. 6. 1995 – EFG 1997 S. 1026 betr.
Spielsucht nrk; Alkoholismus FG Düsseldorf v. 28. 10. 1977 – EFG 1978
S. 125 betr. Sanatoriumskosten, Medikamente).
● Nicht abzugsfähig ist
– Gasthausessen während des Krankenhausaufenthalts der Ehefrau (FG
Düsseldorf v. 9. 7. 1976 – EFG 1977 S. 17, rk),
– Anschaffung von Gegenständen bei Hausstauballergie (BFH v. 29. 11. 1991
– BStBl 1992 II S. 290),
– Schönheitsoperation (Brustvergrößerung) (FG Köln v. 20. 9. 1996 EFG
1997 S. 16 rk. Anders bei amtsärztlich bescheinigter Notwendigkeit (FG
Hamburg v. 27. 4. 2005 – II 76/03),
– Sterilisation oder Rückgängigmachung derselben, FG Köln v. 1. 12. 1994 –
EFG 1995 S. 718 rk.
Kulturgüter
● Abzugsfähig sind Aufwendungen zu deren Unterhaltung (FinMin Hessen,
Erlass v. 31. 10. 1972, StEK EStG § 33 Nr. 45).
Kur-Camping, siehe Kurkosten.
Kurkosten
● Abzugsfähig bei Kurbedürftigkeit nach amtsärztlichem Attest oder Beschei-
nigung der Versicherungsanstalt (BFH v. 30. 6. 1995 BStBl 1995 II S. 614) – ggf.
genügt das Zeugnis eines frei praktizierenden Arztes (bei Schwerbehinder-
ten oder Genesenden) – sind Behandlungs-, Unterbringungs- und Fahrtkos-
ten sowie Verpflegungsaufwendungen nach Abzug einer Haushaltsersparnis
von 1/5,
● Kur-Camping – Unterbringung und Verpflegung im eigenen Wohnwagen – ist
abzugsfähig (FG Baden-Württemberg v. 9. 4. 1997 – EFG 1997 S. 883, rk),
● Begleitperson ist abzugsfähig, wenn amtsärztlich oder entsprechend bescheinigt
(BFH v. 17. 12. 1997 – BStBl 1998 II S. 298); bei hilflosen Personen kann auf die
Bescheinigung verzichtet werden (BFH v. 13. 3. 1964 – BStBl 1964 III S. 331),

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9. Abc-Übersicht zu außergewöhnlichen Belastungen 415

● Besuchsfahrten bei Heilkur des Ehegatten sind nicht abzugsfähig (BFH v.


16. 5. 1975 – BStBl 1975 II S. 536), wohl aber bei medizinisch veranlassten Be-
suchsfahrten lt. Bescheinigung des behandelnden Krankenhausarztes (BFH
v. 2. 3. 1984 – BStBl 1984 II S. 484 mit Einschränkungen; FG Baden-Württem-
berg v. 28. 4. 1977 – EFG 1977 S. 427 rk; FG Nürnberg v. 11. 8. 1978 – EFG 1979
S. 126, rk).
Lärmschutz
● Nicht abzugsfähig sind Aufwendungen, da Gegenwert lärmfreies Wohnen
(BFH, BStBl 1976 II S. 194).
● Anders bei Gesundheitsgefährdung wegen Überschreiten von Lärmgrenz-
werten (FG Nürnberg v. 26. 1. 2006 – VI 237/2005).
Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche)
● Abzugsfähig sind Mehrkosten für den Besuch einer Privatschule für ein hin-
reichend begabtes legasthenisches Kind; allerdings nur mit amtsärztlichem
Attest (BFH v. 7. 6. 2000 – BStBl 2001 II S. 94 und BFH v. 3. 3. 2005 – BFH/NV
2005 S. 1286).
Logopädische Behandlung
● Abzugsfähig, wenn zuvor amtsärztliches Attest eingeholt wird (BFH v.
30. 6. 1998 – BFH/NV 1998 S. 1480).
Lösegeldzahlungen
● Abzugsfähig nach Lage des Falles (EFG 1962 S. 259).
Mietabfindungskosten
● Abzugsfähig, wenn wegen Krankheit eines – gelähmten – Kindes notwendig.
Nachhilfeunterricht
● Nicht abzugsfähig.
Pflegeheim, siehe Krankheitskosten.
Psychotherapie, siehe Krankheitskosten.
Reisebegleitung, siehe Begleitperson.
Rollstuhl, siehe Krankheitskosten (Hilfsmittel).
Rollstuhlrampe, siehe Umbauten.
Rückzahlung von Unterstützungsleistungen
● Abzugsfähig nach »Der Betrieb« 1961 S. 220.
Schadenersatz
● Abzugsfähig, wenn nicht vorsätzlich oder leichtfertig gehandelt wurde (BStBl
1982 II S. 749). Bei Hundehaltung nur, wenn sie zwangsläufig ist: einzeln ste-
hendes Haus, Landwirtschaft, Blindenhund.
Schuldentilgung/-übernahme
● Abzugsfähig, soweit die Schuldenaufnahme durch Aufwendungen veranlasst
war, die ihrerseits eine außergewöhnliche Belastung darstellen, wie z. B.

78049-7_s001-816.indb 415 28.08.2007 14:30:16 Uhr


416 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Krankheitskosten, und für die eine Steuerermäßigung noch nicht gewährt


werden konnte (BFH v. 9. 5. 1996 – BStBl 1996 II S. 596 und BFH v. 29. 7. 1997
– BStBl 1997 II S. 772). Siehe dazu aber Abflussprinzip. Die Schuldentilgung
muss allerdings zwangsläufig erfolgen, etwa zur Abwendung des Konkurses
des Vaters (FG Münster v. 20. 4. 1978 – EFG 1978 S. 592 rk).
● Nicht abzugsfähig sind, da nicht zwangsläufig:
– Schuldübernahme für Bekannten (BFH v. 30. 9. 1954 – BStBl 1954 III
S. 357),
– Begleichung von Nachlassschulden und Finanzierung von Spekulationsge-
schäften (BFH v. 27. 3. 1958 – BStBl 1958 III S. 290),
– Tilgung eines Studiendarlehens (BFH v. 6. 3. 1964 – BStBl 1964 III S. 330),
– Tilgung einer durch Betrug entstandenen Schuld (FG Rheinland-Pfalz v.
18. 6. 1985 – EFG 1985 S. 552 rk),
– Tilgung wegen Bürgschaft (Kreditsicherung) für Angehörige (FG Nürn-
berg v. 20. 7. 1992 – EFG 1992 S. 731 rk),
Schuldzinsen
● Abzugsfähig, wenn mit dem Darlehen außergewöhnliche Belastungen be-
stritten werden (BFH v. 6. 4. 1990 – BStBl 1990 II S. 998).
Schulfahrten
● Abzugsfähig, wenn behindertes Kind zur Schule gebracht wird.
Schulgeld
● Für Kinder im Ausland nicht abzugsfähig (FG München v. 22. 3. 2005 – 12 K
826/04).
Schwangerschaftsabbruch
● Abzugsfähig sind selbst getragene Kosten, wenn medizinische oder soziale
Indikation gegeben war.
Schwimmbad, siehe Umbauten.
Sterilisation, siehe Krankheitskosten.
Treppenschräglift, siehe Umbauten.
Trinkgelder
● nicht abzugsfähig sind Trinkgelder an Kur- und Krankenhauspersonal (BFH
v. 30. 10. 2003 – III R 32/01)
Umbauten in Gebäuden
● Abzugsfähig sind
– Hebeapparat (FG Hamburg v. 1. 6. 1976 – EFG 1976 S. 557,rk) und
– Treppenschräglift (FG Berlin v. 1. 11. 1994 – EFG 1995 S. 264,rk).
● Nicht abzugsfähig, da Herstellungskosten des Gebäudes bzw. Gegenwert:
– Fahrstuhl (BFH v. 25. 1. 2007 – III R 7/06),
– Rollstuhlrampe (FG Hessen v. 23. 6. 1994 – EFG 1994 S. 1092, rk),

78049-7_s001-816.indb 416 28.08.2007 14:30:16 Uhr


1. Was man wissen muss, wenn man jemanden unterstützt 417

– Rollstuhlaufzug, Schwimmbad – Abschreibung und Betriebskosten – (FG


Niedersachsen v. 22. 12. 1975 – EFG 1976 S. 184, rk),
– Whirlpool (FG Hamburg v. 1. 2. 1994 – EFG 1994 S. 793, rk).
Umzugskosten
● Abzugsfähig, wenn der Umzug krankheitsbedingt war (FG München – EFG
1991 S. 26). Dies kann auch gegeben sein, wenn ein Familienmitglied behin-
dert ist. Umzug in eine Erdgeschosswohnung (BFH v. 14. 12. 1965 – BStBl
1966 III S. 113). Ein Umzug in eine größere Wohnung kann auch bei Fami-
lienzusammenführung zwangsläufig sein.
Wasserschaden
● Abzugsfähig sind nicht erstattete Kosten (BFH v. 6. 5. 1994 – BStBl 1995 II
S. 104).
Whirlpool, siehe Umbauten.
Wohngruppe
● Abzugsfähig sind die Unterbringungskosten für einen verhaltensgestörten
Jugendlichen, wenn ein amtsärztliches Attest vorliegt (BFH v. 21. 4. 2005 –
BFH/NV 2005 S. 1427).

B. Außergewöhnliche Belastungen in besonderen Fällen

1. Was man wissen muss, wenn man jemanden unterstützt


645 Begünstigt ist die Unterstützung Angehöriger, soweit es sich um unterhaltsbe- 645
rechtigte handelt. Darunter fallen insbesondere Eltern, Großeltern und ge-
schiedene Ehegatten. Auch die Unterstützung eigener Kinder ist begünstigt,
wenn niemand für sie Kindergeld oder einen Kinderfreibetrag erhält. Diese
Voraussetzung erfüllen Kinder über 25 Jahre und Kinder über 18, wenn sie
nicht mehr in der Berufsausbildung sind. Da Du auch für Deine Kinder im Aus-
land Anspruch auf einen Kinderfreibetrag hast (Auslandskinderfreibetrag),
gelten für sie dieselben Einschränkungen. Auch für Unterhaltskosten an den
geschiedenen oder getrennt lebenden Ehepartner steht außergewöhnliche Be-
lastung zu. Abziehbar sind alle typischen Unterhaltskosten, insbesondere für
Ernährung, Kleidung und Wohnung. Der Unterhalt kann also darin bestehen,
dem Unterhaltsbedürftigen eine Wohnung oder Sachwerte wie z. B. einen Win-
termantel zu überlassen (BFH-Urt. v. 17. 12. 1990 – II B 209/90 – BFH/NV 1991
S. 306).
Der Unterhaltshöchstbetrag liegt 2005 bis 2007 bei jährlich 7 680 € und gilt un-
abhängig vom Alter für alle unterstützten Personen. Wer allerdings weniger
zahlt, kann nur ansetzen, was er leistet. Unterstützt Du den anderen außer mit
Bargeld noch mit Sachwerten, so vergiss nicht, das anzugeben.

78049-7_s001-816.indb 417 28.08.2007 14:30:17 Uhr


418 IX. Außergewöhnliche Belastungen

für unterstützte Personen im eigenen Haushalt

Lebt die unterstützte Person in Deinem Haushalt, kannst Du ohne besonderen


Nachweis den gesetzlichen Höchstbetrag von 7 680 € ansetzen (R 33a.1 Abs. 1
S. 5 EStR).

Hat die unterstützte Person Einkünfte oder Bezüge, vermindert sich der Unter-
haltshöchstbetrag um ebendie Einkünfte und Bezüge, die den anrechnungs-
freien Betrag von 624 € übersteigen. BAföG (nur Zuschüsse, nicht Darlehen)
und andere öffentliche Ausbildungshilfen werden dabei in voller Höhe, also
ohne anrechnungsfreien Betrag, abgezogen.

Zu den Einkünften gehört z. B. der steuerpflichtige Teil der Rente oder Arbeits-
lohn. Natürlich müssen davon vor Anrechnung die Werbungskosten, ggf.
Pauschbeträge, abgezogen werden, außerdem die von der unterstützten Person
gezahlten Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung (BMF-Schreiben v. 18. 11. 2005
– BStBl 2005 I S. 1027). Bei der Berechnung der Bezüge – das sind nicht steuer-
pflichtige Einnahmen – wird ein Unkostenpauschbetrag von 180 € abgezogen.

Nach der Einkommensteuerrichtlinie 33a.1 Abs. 2 muss der Zahlungsempfän-


ger zunächst seine Arbeitskraft und sein eigenes Vermögen, sofern es nicht ge-
ringfügig ist, einsetzen und verwerten. Als »geringfügig« wird dabei ein gemei-
ner Wert (Verkehrswert) von 15 500 € (bei Ehepaaren 31 000 €) angesehen
(BFH v. 14. 8. 1997 – BStBl II 1998 S. 241). 25 600 € sind in jedem Fall zu hoch, so
in ihrem unendlichen Ratschluss ebenfalls die Münchner Obersteuerrichter
(BFH v. 19. 5. 1999 – BFH/NV 2000 S. 22).

Die Spitze des Ganzen war ein Urteil des BFH vom 12. 12. 2002 (III R 41/01).
Vermögen sei Vermögen, sagten die BFH-Richter. Auch wenn Deine Mutter
nur ihre kleine Eigentumswohnung oder das alte Häuschen, in dem sie wohnt,
ihr Eigen nennt, sollst Du keine Unterhaltszahlungen absetzen dürfen. Der
BFH verlangte quasi, dass Deine Mutter das Häuschen verkauft, den Erlös ver-
braucht und dann arm wie eine Kirchenmaus ist, bevor Du Deine Unterhalts-
zahlungen absetzen kannst.

Aber da hatte dann sogar der Fiskus ein Einsehen. Ein Einfamilienhaus oder
eine Eigentumswohnung, die der Unterstützte selbst bewohnt, bleibt als Vermö-
gen außer Betracht (R 33a.1 Abs. 2 EStR). Dasselbe gilt für Vermögenswerte
mit besonderem Erinnerungswert oder wenn der Verkauf offensichlich eine
Verschleuderung bedeuten würde.

78049-7_s001-816.indb 418 28.08.2007 14:30:17 Uhr


1. Was man wissen muss, wenn man jemanden unterstützt 419

Nimm der Mutter elegant das Haus weg!

646 Wenn die Immobilie Deiner Mutter mehr ist als eine selbstgenutzte Wohnung, 646
richtet Ihr Euch entsprechend ein. Deine Mutter überträgt Dir das Haus und
bekommt dafür lebenslanges Wohnrecht. Schon hat sie kein Vermögen mehr,
und Du setzt den Unterhalt ab.

Berechnungsschema für Unterhaltsleistungen


Unterhaltszuwendungen 2007 z. B. 3 000 €
Unterhaltshöchstbetrag 7 680 €
der noch um die Einkünfte und Bezüge Deiner Mutter
zu kürzen wäre, z. B. um ihre Rente von 300 €  12 = 3 600 €
./. Pausch- und Abzugsbetrag (102 € + 180 €) – 282 €
Rest 3 318 €
anrechnungsfrei – 624 €
Übersteigender Betrag 2 694 € 2 694 €
Verminderter Unterhaltshöchstbetrag 4 986 €
Du kannst also in diesem Fall Deine vollen Unterhaltsleistungen von
3 000 € absetzen. Das Finanzamt kann den Abzug nicht deshalb ablehnen,
weil Deine Mutter im Haushalt mitgeholfen hat.

647 Was hat es mit der »Opfergrenze« bei Unterhaltsleistungen auf sich? 647
Grundsätzlich bist Du zivilrechtlich nur insoweit zu Unterhaltsleistungen ver-
pflichtet, als Dir noch genügend Mittel zur Bestreitung des Lebensbedarfs von
Dir und Deiner Familie verbleiben. Du musst Deinen Verwandten also nur bis
zu Deiner persönlichen Opfergrenze unterstützen (Ausnahme: eigene minder-
jährige Kinder und Ehepartner). Und nur bis zu dieser fiktiven Grenze werden
Deine Unterhaltsleistungen steuerlich überhaupt berücksichtigt.
Die Opfergrenze beträgt 1 % je volle 500 € des Nettoeinkommens, insgesamt
jedoch höchstens 50 %. Dieser Prozentsatz ist um je fünf Prozentpunkte für
den Ehegatten und jedes Kind zu kürzen, höchstens um 25 Prozentpunkte. Zur
Ermittlung des Nettoeinkommens sind neben steuerpflichtigen Einkünften
steuerfreie Einnahmen (z. B. Kindergeld, Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld),
welche die Leistungsfähigkeit erhöhen, zu berücksichtigen. Abzuziehen sind
Werbungskosten und andere Ausgaben, die die Leistungsfähigkeit vermindern.
Nur in einigen Monaten erzieltes Einkommen ist zum Vorteil des Unterhalts-

78049-7_s001-816.indb 419 28.08.2007 14:30:17 Uhr


420 IX. Außergewöhnliche Belastungen

zahlers in ein fiktives Jahreseinkommen hochzurechnen (BFH v. 25. 9. 1996 –


BFH/NV 1997 S. 221).

Beispiel
Sohn S unterstützt seine mittellose Mutter M monatlich mit 490 €. S ist verhei-
ratet und hat zwei Kinder. M hat eigene Einkünfte und Bezüge in Höhe von
2 000 € pro Jahr. Nach Abzug des anrechnungsfreien Betrags von 624 € verblei-
ben 1 376 €, um die der Unterhaltshöchstbetrag von 7 680 € gekürzt wird. Ab-
zugsfähig wären für S mithin 6 304 €. Das Finanzamt prüft aber, ob der Sohn fi-
nanziell in der Lage ist, die Mutter zu unterstützen.
Bruttolohn zzgl. Steuererstattung und Kindergeld = 30 696 €, abzgl. Steuerab-
züge 3 810 €, Beiträge zur Sozialversicherung 5 400 €, Werbungskosten wegen
doppelter Haushaltsführung 4 200 €; Nettoeinkommen 17 286 €. Opfergrenze =
1 % je volle 500 € des Nettoeinkommens = 34 % abzgl. 15 Prozentpunkte (je
fünf Prozentpunkte für Ehefrau und Kinder). Die Opfergrenze beträgt somit
19 % von 17 286 €. Statt 6 304 € lässt das Finanzamt nur 3 284 € zum Abzug zu.

Heble bei der Unterstützung Angehöriger


die Sätze des Finanzamts aus!

648 Wenn Du Dich mit dem zufriedengibst, was Dir das Finanzamt ansetzt, wird 648
selten viel herauskommen. Nun ist es doch so: Wer jemanden unterstützt, tut
dies sicher nicht, um dessen Faulheit zu stärken. Meistens ist der Unterstützte
krank und nicht mehr erwerbsfähig. Vielleicht, weil er ein chronisches Leiden
jat. Und chronische Leiden bedingen einen besonderen Aufwand, wenn man sie
in einigermaßen erträglichen Grenzen halten will. Wer aber will behaupten,
dass der Unterhaltshöchstbetrag von 7 680 €, den das Finanzamt für Unterhalt
anrechnet, auch für besondere zusätzliche Kosten angemessen sei? Geniere
Dich nicht, neben dem Unterhalt andere Kosten anzugeben (BFH in HFR 1963
S. 395 und FG Düsseldorf – EFG 1978 S. 544), als da sind
● Versicherungsbeiträge zur Kranken- und Lebensversicherung usw. (falls Du
nicht vorziehst, diese auf Dich umschreiben zu lassen)
● Operations- oder Krankenhauskosten bei Nichtversicherten.
Übrigens, Du unterstützt nur, weil der Bedürftige von seinem bisschen Rente
nicht leben kann. Rate ihm doch mal, einen Antrag auf Mietbeihilfe oder Wohn-
geld zu stellen.

649 Zur Bestätigung der Unterstützungsleistungen fügst Du dem Antrag eine Be- 649
scheinigung der unterstützten Person bei:

78049-7_s001-816.indb 420 28.08.2007 14:30:18 Uhr


1. Was man wissen muss, wenn man jemanden unterstützt 421

Bescheinigung
Ich werde von . . . . . . . seit . . . . . . mit monatlich
€ . . . . . . . . . . und Sachwerten von ca. . . . . . . . monatlich unterstützt.
Ich habe eigene Einkünfte von monatlich € . . . . . . . . und kein wesent-
liches Vermögen.

....................
(Unterschrift)

Werden zwei bedürftige Personen unterstützt, so ist der abziehbare Betrag für
jede unterstützte Person getrennt zu berechnen. Eine Ausnahme gilt nur bei
Ehegatten, die in Haushaltsgemeinschaft leben. Bei ihnen verdoppeln sich alle
Beträge.
Der einheitliche Unterhaltshöchstbetrag gilt unabhängig davon, ob der Unter-
haltsempfänger minderjährig oder volljährig ist. Dadurch ergibt sich von neuem
das Problem, wie Unterhaltszahlungen z. B. an Deinen Exgatten und an Dein
Kind aufzuteilen sind. Der Fiskus macht sich die Sache recht einfach. Er teilt
streng nach Köpfen auf, wenn die Unterhaltenen in einem gemeinsamen Haus-
halt leben.
Das passiert auch, wenn nicht begünstigte Personen in dem Haushalt leben.
Hier nun aufgemerkt, wer A sagt, muss auch B sagen. Lebt z. B. Deine alte Mut-
ter mit zwei Deiner Geschwister im selben Haushalt, dann gilt der Aufteilungs-
grundsatz auch für die eigenen Einkünfte Deiner Mutter. Davon wird nämlich
nun nur 1/3 als schädlich angerechnet, der Rest entfällt auf die nicht geförder-
ten Haushaltsmitglieder (BFH v. 19. 6. 2002 – BStBl II 2002 S. 753).

zu Altenheim, Gefängnis,
ausländischem Ehepartner

650 Die Kosten der Unterbringung eines Familienangehörigen in einem Altenheim 650
sind als außergewöhnliche Belastung berücksichtigungsfähig, wenn die Unter-
bringung wegen außergewöhnlicher Umstände (etwa Pflegebedürftigkeit
wegen Alters oder Unfalls) erforderlich wird (BFH v. 11. 2. 1965 – BStBl III
S. 407). In diesem Fall gilt die Begrenzung auf den Höchstbetrag von 7 680 €
nicht. Vgl dazu E Rz 615 ff.
Wenn Du Deinen Sohn, der wegen einer Dummheit im Gefängnis sitzt, mit
Geld und kleinen Geschenken unterstützt, um ihm den Aufenthalt hinter Git-
tern etwas zu erleichtern, kannst Du das als Unterstützungsleistungen absetzen.
Die steuerliche Anerkennung ist nämlich nicht generell dadurch ausgeschlos-

78049-7_s001-816.indb 421 28.08.2007 14:30:18 Uhr


422 IX. Außergewöhnliche Belastungen

sen, dass ein Strafgefangener Unterkunft, Kost und Bekleidung von der Haftan-
stalt bekommt (BFH v. 11. 11. 1988 – BStBl 1989 II S. 233).
Das Folgende betrifft nur Gastarbeiter oder Deutsche mit ausländischen Ehe-
partnern:

651 Der Unterhaltshöchstbetrag ist bei Zahlungen ins Ausland zu ermäßigen, und 651
zwar um
1
/4 für z. B. Afghanistan, Ägypten, Algerien, Bolivien, Bulgarien
1/ für z. B. Argentinien, Brasilien, Chile, Estland, Kroatien, Lettland
2
3
/4 z. B. für die Bahamas, Barbados, Korea, Neuseeland und Zypern
Vergleiche dazu im Einzelnen das BMF-Schreiben vom 9. 2. 2006 (BStBl 2006 I
Seite 217). Musst Du erhaltene Unterstützungsleistungen zurückzahlen, kann
das eine außergewöhnliche Belastung für Dich sein! (Näheres siehe in DB 1961
S. 220).

Raffinierte Masche für alle, die keine Steuer-


vergünstigung für Unterhaltszahlungen bekommen

652 Darüber ärgerst Du Dich schwarz: Du unterstützt Deine Mutter finanziell und 652
kriegst doch keine Steuerermäßigung, weil ihre Rente über den Hungersätzen
des Finanzamts liegt. Sei anpassungsfähig! Unterstütze Deine Mutter auf eine
Weise, bei der keine unsozialen Höchstgrenzen bestehen. Etwa durch eine
Nachzahlung zur Rentenversicherung. Wenn Deine Mutter weder durch Ver-
mögen noch durch Unterhaltsleistungen ihres früheren Mannes ihren Lebens-
abend sicherstellen kann, ist das abzugsfähig!
Trägst Du also die Kosten von sagen wir mal 2 500 € für die Rentennachzahlung,
weil die Ersparnisse Deiner Mutter nur zu einer geringfügigen Aufstockung der
Rente führen, und kann nunmehr Deine Mutter mit dieser Rentennachzahlung
ihr Existenzminimum decken, dann findet solches Tun steuerlich Anerkennung,
sagt das FG Hamburg, EFG 1976, S. 234, allerdings nach Abzug der zumutbaren
Belastung.

653 Unterhalt an den Lebenspartner Du kannst Deine finanzielle Hilfe an gesetz- 653
lich unterhaltsberechtigte Angehörige wie Kinder, Eltern, getrennt lebende
oder geschiedene Ehegatten als außergewöhnliche Belastungen steuerlich ab-
setzen. Werden alle Voraussetzungen erfüllt, sind max. 7 680 € möglich, wobei
allerdings die Opfergrenze zu beachten ist (siehe E Rz 647 ff.).
Bei Lebenspartner musst Du unterscheiden zwischen einer eingetragenen Le-
benspartnerschaft und einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft. Eingetragene

78049-7_s001-816.indb 422 28.08.2007 14:30:18 Uhr


1. Was man wissen muss, wenn man jemanden unterstützt 423

Lebenspartner sind gegeneinander gesetzlich unterhaltsverpflichtet (§ 5


LPartG). Der Unterhalt an den Lebenspartner stellt damit wie der Unterhalt an
andere gesetzlich Unterhaltsberechtigte außergewöhnliche Belastungen dar.
Etwas Anderes gilt für die Unterstützung Deines Lebenspartners, mit dem Du
keine eingetragene Gemeinschaft bildest (nichteheliche Lebensgemeinschaft)
oder für die Unterstützung von Angehörigen, die nicht mit Dir im ersten Grad
verwandt sind. Zusätzliche Voraussetzung für den Abzug Deiner Unterhalts-
leistungen ist hier, dass Ihr einen gemeinsamen Haushalt führt, in dem einer
von Euch (Du) Einkünfte hat und der andere nicht berufstätig ist, weil er den
Haushalt führt und daher auf Deine Unterstützung angewiesen ist. Zusätzlich
müssen dem unterstützten Lebenspartner bzw. Angehörigen Sozialleistungen
(z. B. Hartz IV) wegen der Lebensgemeinschaft gekürzt werden. Dabei genügt
die Kürzung als solche, auf die Höhe der Kürzung kommt es nicht an.

zu Unterstützungsleistungen

Zur Anerkennung von Unterstützungszahlungen ist es nicht erforderlich, dass


Dein Lebenspartner einen Antrag auf Sozial- oder Arbeitslosenhilfe gestellt hat
und dieser abgelehnt wurde. Es reicht, wenn er schriftlich versichert, dass er für
den jeweiligen Veranlagungszeitraum keine zum Unterhalt bestimmten Mittel
aus inländischen öffentlichen Kassen erhalten und auch keinen Antrag gestellt
hat, dass eine nichteheliche Lebensgemeinschaft besteht oder er mit Dir ver-
wandt ist und eine Haushaltsgemeinschaft bildet. Zudem muss er angeben, über
welche anderen zum Unterhalt bestimmten Einkünfte und Bezüge er verfügt
sowie über welches Vermögen (BMF-Schreiben v. 28. 3. 2003 – BStBl 2003 I
S. 243).
Ein Abzug als außergewöhnliche Belastung entfällt, wenn der unterhaltsbe-
rechtigte Lebenspartner oder Angehörige eigenes Vermögen nicht zur Bestrei-
tung seines Unterhalts einsetzt und verwertet. Vgl dazu E Rz 645.

Schaff Dir höhere Steuererleichterungen


bei einer Lebenspartnerschaft!

654 Leider, leider geht das fast nur, wenn einer der Partner selbständig tätig ist. 654
mS Dann hast Du freie Hand, das Finanzamt auszutricksen. Denn: Verträge
z. B. kannst Du schließen, mit wem Du willst, und darin vereinbaren, was Du

78049-7_s001-816.indb 423 28.08.2007 14:30:19 Uhr


424 IX. Außergewöhnliche Belastungen

willst. Und es ist allein Eure Sache, wenn Du Deinen Lebenspartner in Deinem
Geschäft oder Betrieb mit anfassen sehen willst.
Aber: Um Steuern zu sparen, musst Du schon einen Arbeitsvertrag mit ihm aufs
Papier bringen. Dabei musst Du aber bei der Gehaltsvereinbarung aufpassen.
Das Geld muss nämlich auf ein Konto des helfenden Partners überwiesen wer-
den. Allerdings spielt es dann keine Rolle, wenn nun die bisherigen Zahlungen
für Haushaltskosten und Taschengeld entfallen. Und schließlich darf das Gehalt
nicht viel höher sein als das eines in gleicher Weise tätigen familienfremden
Mitarbeiters. Wenn Du Deinen Partner allerdings mit einer führenden Position
in einem größeren Betrieb betraust, kann das Gehalt natürlich recht hoch sein.

Was Ahmed recht ist, ist Paul billig

655 Jeder Finanzbeamte muss nach seinem heiligen Amtseid Steuern gleichmäßig 655
festsetzen. Gleichmäßig festsetzen heißt aber auch: gleiche Nachweisschikanen
für alle Steuerzahler. In einem Spezialerlass für Gastarbeiter, die ihre Familien
im Ausland unterstützen, sagte der Bundesfinanzminister: »Aus Vereinfa-
chungsgründen kann davon ausgegangen werden, dass regelmäßige Unterhalts-
zahlungen vorliegen, wenn in jedem Vierteljahr eine Unterhaltsrate gezahlt
wird.« (BMF v. 15. 9. 1997 – BStBl 1997 I S. 826) Normalerweise ist es so: Wird
nicht regelmäßig, sprich jeden Monat, gezahlt, greift die Zwölftelvorschrift, wo-
nach für jeden fehlenden Monat der Höchstbetrag um 1/12 gekürzt wird (§ 33 a
Abs. 4 EStG).
Poche auf den Gleichheitsgrundsatz und verlange, dass man Dich nicht schlech-
ter stellt als Deine ausländischen Mitbürger. Bekommt z. B. Deine von Dir un-
terstützte Mutter nicht regelmäßig jeden Monat Geld, musst Du es so deichseln,
dass wenigstens in jedem Quartal eine Zahlung erfolgt.
Da der Bundesfinanzminister nichts von gleichmäßigen Raten gesagt hat,
kannst Du Deiner Mutter zu Beginn des Jahres kleinere Beträge überweisen
und ihr im Dezember, nachdem Du Deine Weihnachtsgratifikation kassiert hast
und richtig flüssig bist, einen größeren Batzen zukommen lassen. Mal angenom-
men, Du zahlst ihr im
Februar 1 500 €
Juni 1 200 €
September 1 200 €
Dezember 4 000 €
insgesamt 7 900 €
dann steht Dir der volle Höchstbetrag von 7 680 € für Deine Unterstützung zu,
denn Du hast ja in jedem Vierteljahr etwas berappt.

78049-7_s001-816.indb 424 28.08.2007 14:30:19 Uhr


2. Unterhaltsleistungen an Wehrpflichtige, denen kein Kinderfreibetrag mehr zusteht 425

Aber: Halte Deine Mutter zu Jahresanfang nicht allzu knapp. Bei Minibeträgen
von 50 € im Quartal sind schon einige Finanzämter auf den dummen Gedanken
verfallen, solche Mickerbeträge seien keine Unterhaltskosten. Also greif sicher-
heitshalber etwas tiefer ins Portemonnaie.

2. Unterhaltsleistungen an Wehrpflichtige,
denen kein Kinderfreibetrag mehr zusteht
656 Wenn Dein Sohn bei der Bundeswehr oder als Zivildienstleistender mit seinen 656
Bezügen nicht auskommt und Du ihm etwas zuschießt, kannst Du diese Beträge
als Unterhalt absetzen. Denke daran: Nicht nur Bargeld ist abzugsfähig. Wenn
der Sprössling also samstags/sonntags zu Hause Deine Zigaretten qualmt und
Deinen Kühlschrank leert, dann sind das Sachwerte, die Du zu den Barbeträgen
hinzurechnen darfst. Selbstverständlich auch die beiden Kuchen, die er für sich
und seine Kameraden mitnimmt . . . Absetzbar sind bis zu 7 680 € im Jahr abzgl.
eigener Bezüge des Wehrpflichtigen, soweit sie über 624 € liegen. Bezüge sind:
Wehrsold, Weihnachtsgeld und Unterhalt wie Verpflegung, dies jedoch nur nach
den niedrigen Werten der Sachbezugsverordnung. Was Du bei Deinem Vater-
landsverteidiger als eigene Bezüge ansetzen musst, kannst Du den folgenden
Übersichten entnehmen:
Jahr Sachbezugswert
alte Bundesländer neue Bundesländer
1. Sachbezug für Verpflegung
2007 205,00 € 205,00 €

2. Sachbezug für Unterkunft


2007 49,50 € 48,01 €

Hinzu kommt der Wehrsold, auf den Dein Filius täglich (abhängig vom Rang)
Anspruch hat. Das Entlassungsgeld wird nur auf den Unterhalt angerechnet,
der nach der Entlassung gezahlt wird (H 32.10 EStH; BFH v. 14. 5. 2002 – BStBl
2002 II S. 746).
3. Wehrsold
Umgerechneter Monats-
Dienstgrad Tagessatz
betrag
Grenadier 7,41 € 222,30 €
Gefreiter 8,18 € 245,40 €
Obergefreiter 8,95 € 268,50 €
Weihnachtsgeld 172,56 €
Entlassungsgeld 690,24 €

78049-7_s001-816.indb 425 28.08.2007 14:30:19 Uhr


426 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Die Summe wird um den Unkostenpauschbetrag von 180 € gekürzt. Meistens


sind die tatsächlichen Kosten wegen der wöchentlichen Heimfahrten und der
Ausgaben bei Manövern – besonders wenn diese im Winter stattfinden – höher.
Nachdem die Kürzung der Bezüge um die Kosten für Heimfahrten jahrelang
glatt anerkannt wurde, hat der Finanzminister die Ämter angewiesen, höchstens
pauschal 180 € zuzulassen (R 32.10 Abs. 3 EStR).

Beispiel 2007
Dein lediger Sohn wurde als Grundwehrdienstpflichtiger zum 1. 1. 2007 einbe-
rufen. Der Wert Deiner Unterstützungsleistungen beträgt monatlich mindes-
tens 640 €. Sold: vom 1. 1. bis zum 30. 9. des laufenden Jahres = 2 381,16 €.
So berechnest Du den Ermäßigungsbetrag nach § 33 a Abs. 1 EStG:
Höchstbetrag 7 680 €, für 9 Monate = 9/12 = 5 760,00 €
Sold für 9 Monate 2 381,16 €
Entlassungsgeld + 0,00 €
Unterkunft 49,50 €  9 Monate + 445,50 €
Verpflegung 205,00 €  9 Monate + 1 845,00 €
Summe 4 671,66 €
./. Unkosten mindestens Pauschbetrag – 180,00 €
Bezüge des Unterhaltsempfängers 4 491,66 €
./. anrechnungsfreier Betrag 624 €, davon 9/12 = – 468,00 €
Schädliche Einkünfte 4 023,66 € – 4 023,66 €
Absetzbarer Freibetrag ca. 1 737,00 €

487 Sozialhilfefälle hat das Rechnungsprüfungsamt des Landkreises Hannover überprüft.


262 davon waren zu beanstanden. Das sind 53,8 Prozent, also mehr als die Hälfte.
Die dabei ermittelte Schadenssumme belief sich auf rund 107 000 €,
das sind ca. 410 € pro Schadensfall.
Bezogen auf die Bundesrepublik ergäbe sich ein Schaden, der in die Milliarden geht.

3. Ausbildungsfreibetrag für Kinder (§ 33 a Abs. 2 EStG)


657 Seit einigen Jahren doktern die Fiskalbürokraten an den Steuervergünstigungen 657
für Kinder herum, nachdem ihnen das Bundesverfassungsgericht mehrmals
kräftig auf die Füße getreten ist und verlangt hat, dass endlich mehr für Fami-
lien mit Kindern getan werden muss. Das Problem dabei ist, dass die Politiker
lieber zig Milliarden in neue Kampfflugzeuge und anderes Kriegsspielzeug in-
vestieren als einmal einen wirklich größeren Batzen Geld in die Zukunft, also
die Kinder. Was letztlich herauskommt, kann man allenfalls als halbherzig, wenn
nicht gar herzlos bezeichnen. Mit den Minibeträgen aus der Kindergelderhö-
hung werden die Steuerzahler für dumm verkauft, denn an allen anderen Stel-
len bleiben wirklich spürbare Verbesserungen auf der Strecke.

78049-7_s001-816.indb 426 28.08.2007 14:30:20 Uhr


3. Ausbildungsfreibetrag für Kinder (§ 33 a Abs. 2 EStG) 427

Ein Paradebeispiel ist der Ausbildungsfreibetrag: Die mickrigen 924 € gibt es


nur für volljährige Kinder, wenn sie zur Ausbildung auswärts untergebracht
sind und Du noch Kindergeld oder einen Kinderfreibetrag für ein solches Kind
bekommst. Eigene Einkünfte und Bezüge, auch öffentliche Ausbildungshilfen
wie BAFöG, werden davon abgezogen, soweit sie einen Betrag von 1 848 € im
Jahr übersteigen.
Das heißt, weder für über 18-jährige Kinder, die während ihrer Schulausbil-
dung, Lehre oder ihres Studiums zu Hause wohnen, noch für unter 18-jährige
Kinder, die auswärts untergebracht sind, gibt es einen Ausbildungsfreibetrag.

zum Ausbildungsfreibetrag

658 Vergiss auf keinen Fall, vom BAföG die Kostenpauschale von 180 € abzuziehen, 658
bevor es auf den Ausbildungsfreibetrag angerechnet wird (R 32.10 Abs. 3
EStR).

Berechnungsschema für den Ausbildungsfreibetrag


Und so rechnet das Finanzamt:
Ausbildungsfreibetrag für ein Kind über 18 Jahre,
das auswärts studiert 924 €
./. eigene Einkünfte und Bezüge
Bruttolohn aus Arbeit in den Semesterferien 3 000 €
Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
Einkünfte des Kindes 2 080 €
davon ab anrechnungsfrei – 1 848 €
verbleiben 232 € > – 232 €
./. Zuschuss nach dem BAföG z. B. 300 €
./. Kostenpauschale – 180 €
verbleiben 120 € > – 120 €

 Verminderter Ausbildungsfreibetrag 572 €



Du siehst, wie wenig als Abzugsbetrag bleibt, wenn das Kind dazuverdient. Al-
lerdings werden von den Einkünften noch die Sozialversicherungsbeiträge ab-
gezogen (R 32.10 Abs. 1 S. 2 EStR; BMF v. 18. 11. 2005 – BStBl 2005 I S. 1027).
Für ca. 290 € Monatslohn kann also Dein Kind auf Lohnsteuerkarte Steuer-
klasse I steuer- und sozialversicherungsfrei arbeiten, ohne dass der Ausbil-
dungsfreibetrag gekürzt wird.

78049-7_s001-816.indb 427 28.08.2007 14:30:20 Uhr


428 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Berechnung:
Jahresarbeitslohn 288 €  12 = 3 456 €
./. Sozialversicherung ca. 20% – 690 €
./. Arbeitnehmer-Pauschbetrag – 920 €
Einkünfte (anrechnungsfrei) 1 846 €
Lass Dir von den BAFöG-Leistungen nicht auch den Darlehensanteil abziehen.
Es dürfen nur die echten Zuschüsse abgezogen werden.

Die Steuer tut was dazu, wenn das Kind


zu seiner Tante will!

659 Mit der auswärtigen Unterbringung von Kindern stellen sich die Fiskalvertreter 659
recht zopfig an. Sie verlangen, dass diese von gewisser Dauer ist und entweder
während der gesamten Ausbildung oder zumindest während einzelner Ausbil-
dungsabschnitte vorliegt und das Kind während dieser Zeit räumlich selbstän-
dig ist.
Eine Klassenfahrt oder ein mehrwöchiger Sprachkurs im Ausland sollen dafür
nicht reichen (BFH, BStBl II 1990, S. 898). Klar ist die Sache, wenn Dein Nach-
wuchs z. B. während eines Praktikums, das länger als sechs Wochen dauert (BFH
v. 20. 5. 1994 – BStBl 1994 II S. 699), während eines Semesters oder eines mehr-
monatigen Lehrgangs am auswärtigen Unterrichtsort wohnt.
Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Denn: Aus-
wärtig untergebracht ist Dein Kind, wenn es hauswirtschaftlich nicht mehr in
Deinen Haushalt eingegliedert ist. Auf gut Deutsch: wenn es nicht mehr seine
Beine unter Deinen Tisch stellt. Ein kleines möbliertes Zimmer oder ein eige-
nes Appartement reicht dazu völlig aus. Diese Unterkunft kann ohne weiteres
bei Verwandten sein. Und da Ihr zu Hause ohnehin recht beengt lebt, mietest
Du einfach in der Wohnung Deiner ein paar Straßen weiter lebenden Schwester
ein Zimmer für Dein Kind. Und schon gibt‘s den Ausbildungsfreibetrag.

Ein Überbrückungsjob führt zu Einkünften


und Bezügen!

660 Nicht immer klappt es nahtlos mit dem Übergang zwischen Schule und Stu- 660
dium. Wenn der Unterbrechungszeitraum nicht länger als vier Monate ist,

78049-7_s001-816.indb 428 28.08.2007 14:30:20 Uhr


4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung und Dienstleistung 429

bekommst Du weiter Kindergeld oder Kinderfreibetrag. Du musst also nicht


betrübt sein, wenn Dein Nachwuchs die Unterbrechung nutzt und fleißig ein
paar tausend Euro zur Finanzierung des Studiums verdient.
Ein Ausbildungsfreibetrag steht Dir für diese Zeit nur zu, wenn Dein Kind
schon auswärtig untergebracht ist. Dann werden allerdings auch dessen Ein-
künfte darauf angerechnet. Lebt Dein Kind in dieser Zeit noch zu Hause, ge-
fährden seine Einkünfte und Bezüge nur den Ausbildungsfreibetrag und den
Kinderfreibetrag oder das Kindergeld – wenn sie aufs Jahr gesehen 7 680 €
übersteigen.
Dasselbe gilt übrigens, wenn Dein Sohn nach der Bundeswehr nicht sofort mit
seinem Studium beginnen kann und seine Kasse mit einem Job aufbessert.

661 Einen Kinderfreibetrag bekommst Du für Dein studierendes Kind, egal ob es 661
im Inland oder im Ausland lebt, nur, solange es das 27. Lebensjahr noch nicht
vollendet hat. (Für Kinder, die in der Zeit vom 2. 1. 1982 bis 1. 1. 1983 geboren
sind, gilt eine Altersgrenze von 26 Jahren, für Kinder, die am 2. 1. 1983 oder
später geboren sind, beträgt die Altersgrenze 25 Jahre).
Bei Söhnen aber, die vor Beendigung ihres Studiums oder ihrer Ausbildung
Wehr- oder Zivildienst leisten, legt Vater Staat aus Gründen der Gleichberech-
tigung den Kinder- und damit auch den Ausbildungsfreibetrag für den Zeit-
raum, den Dein Filius gedient hat, also z. B. für neun Monate, auf die o.g. Alters-
grenzen drauf.

Wenn der Kinderfreibetrag wegfällt, weil Dein Nachwuchs die o.g. Altersgren-
zen überschritten hat, Dir aber immer noch auf der Tasche liegt, dann denke
daran, dass Du den Unterhaltsfreibetrag geltend machst!

4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung


und Dienstleistung
662 Für Deine Kosten für eine Hilfe in Haus und Garten kannst Du folgende 662
Steuerermäßigungen beanspruchen:

663 Haushaltshilfe, Hausgehilfin als außergewöhnliche Belastung. 663


Voraussetzung ist, dass Du oder Dein Ehepartner
● das 60. Lebensjahr vollendet hat
● oder ein haushaltszugehöriges Kind oder eine andere zum Haushalt gehö-
rende Person, für die Du einen Unterhaltsfreibetrag bekommst, erkrankt ist;

78049-7_s001-816.indb 429 28.08.2007 14:30:21 Uhr


430 IX. Außergewöhnliche Belastungen

dafür werden bei Nachweis einheitlich bis zu 624 € jährlich für eine Hausge-
hilfin oder eine Haushaltshilfe anerkannt (§ 33 a Abs. 3 EStG);
● oder ein haushaltszugehöriges Kind oder eine andere zu Deinem Haushalt
gehörende Person, für die Du einen Unterhaltsfreibetrag bekommst, körper-
lich hilflos oder schwer körperbehindert ist. Dann kannst Du für eine Haus-
haltshilfe bis zu 924 € jährlich absetzen. Eine schwere Körperbehinderung
liegt bereits dann vor, wenn der Grad der Behinderung mindestens 45 % be-
trägt (H 33a.3 EStH »Schwere Behinderung«). Krank sein heißt, so sagen wir,
dass wir rein körperlich nicht in der Lage sind, die Hausarbeit allein zu ver-
richten! Eine Krankheit, die das Finanzamt anerkennen muss, ist gegeben,
wenn wir stark körperlich beeinträchtigt sind, so dass wir ohne dauernde
Hilfe die Hausarbeit nicht verrichten können. So stellen ständiges Rheuma,
Gicht, Hautekzeme, Muskelschwund, Herzstörungen und dergleichen ohne
weiteres Krankheiten dar, die eine Haushaltshilfe notwendig machen. Ohne
ärztliches Attest läuft hier gar nichts.
Wichtig ist zu wissen, dass der Begriff Krankheit auch an der Fähigkeit zur Ver-
richtung der Hausarbeiten gemessen werden kann. Wenn der Arzt also fest-
stellt, dass Du, Dein Ehepartner oder Dein Kind durch ein nicht nur vorüberge-
hendes Leiden keine Hausarbeit ausführen kann, so hat das Finanzamt die tat-
sächlich beschäftigte Hausgehilfin anzuerkennen.

für Verheiratete

Als Verheirateter bist Du – was Haushaltshilfen betrifft – mal wieder der Ge-
lackmeierte. Auch wenn Du und Dein Ehepartner schwer krank oder behindert
seid und Ihr deshalb zwei Haushaltshilfen beschäftigt, bekommt Ihr den Freibe-
trag nur einmal. So stellen sich Gesetzgeber und BFH-Richter offensichtlich
den besonderen Schutz von Ehe und Familie vor (BFH-Urteil 25. 9. 1992 – BStBl
1993 II S. 106). Ohne ein amtliches Traupapierchen könnte jeder von Euch eine
Hilfe in seiner Steuererklärung unterbringen. Und so etwas nennt sich dann
auch noch Besteuerung nach Leistungsfähigkeit!

Könnt Ihr allerdings keinen gemeinsamen Haushalt führen, z. B. weil Deine


bessere Hälfte in einem Pflegeheim untergebracht wurde, versagen die Streich-
argumente der Fiskalbürokratie. Neben dem Heimunterbringungsfreibetrag
von 924 € könnt Ihr zusätzlich eine Haushaltshilfe mit 624 € bzw. 924 €, insge-
samt also bis zu 1 548 € absetzen.

Krankheit ist für die Trägen ein Fest, denn sie enthebt sie der Arbeit.
(Antiphon)

78049-7_s001-816.indb 430 28.08.2007 14:30:21 Uhr


4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung und Dienstleistung 431

Wie Du eine Hausgehilfin von der Steuer absetzt

664 Eine Hausgehilfin kann auch eine Verwandte oder Bekannte sein, die im Haus- 664
halt hilft und dafür in irgendeiner Form entschädigt wird! Es wäre also dumm,
keine Ermäßigung zu beantragen, weil die Hausgehilfin zufällig unsere Ver-
wandte ist. Allerdings wird das Finanzamt in diesem Fall einen strengeren Maß-
stab anlegen. Wenn möglich, beschaffe Dir deshalb zum Nachweis der Krank-
heit das Attest eines Arztes. Und von der Hausgehilfin lass Dir eine Bescheini-
gung folgenden Wortlauts geben:
665 665
Bescheinigung
Hierdurch bescheinige ich, Frau . . . . . ., dass ich Herrn/Frau/Fami-
lie . . . . . . den Haushalt in Ordnung halte. Meine Arbeit ist weder zeit-
noch weisungsgebunden. Ich bin lediglich verpflichtet, die anfallenden
Arbeiten irgendwie und irgendwann zu erledigen. Ich sehe meine Tätig-
keit als gewerbliche, aber wegen des geringen Verdienstes von 624 €
jährlich als nicht steuerpflichtige an. Sachwerte erhalte ich nicht.
............ ............
Datum und Anschrift Unterschrift

»Wozu so ein komisches Geschreibe?«, fragst Du.


Nun, Dein Finanzamt könnte sonst unter Umständen Lohnsteuer von Dir ver-
langen! Und die könnte so hoch sein, dass die Steuerermäßigung in die Binsen
geht. Du kannst das durch entsprechend niedrigen Lohn vermeiden oder eben
dadurch, dass Du es Deiner Hausgehilfin freistellst, wann sie kommt und was
sie tut, denn eine Haushaltshilfe braucht nicht im Rahmen eines Arbeitsverhält-
nisses tätig zu sein (H 192 EStH, BFH v. 19. 1. 1979 – BStBl II 1979 S. 326). Be-
zieht die Gute schon längere Zeit Rente von angenommen 600 € im Monat,
kann sie als Alleinstehende rund 348 € monatlich hinzuverdienen, ohne dass sie
Steuern zahlen muss.
Berechnung
Rentenbezug 7 200 €
Davon steuerpflichtiger Ertragsanteil
(E Rz 868, E Rz 871) 50% = 3 600 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
Renteneinkünfte 3 498 €

78049-7_s001-816.indb 431 28.08.2007 14:30:21 Uhr


432 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Der steuerfreie Hinzuverdienst beträgt:


Steuerfreier Jahresfreibetrag 2007 (Alleinstehende) 7 680 €
./. Renteneinkünfte – 3 498 €
Steuerfreier Hinzuverdienst jährlich 4 182 €
Steuerfreier Hinzuverdienst monatlich 1/12 = ca. 348 €

Der Betrag von 348 € ist die absolute Untergrenze für den steuerlichen Hinzu-
verdienst. Die Gute kann z. B. noch Versicherungsbeiträge (Kranken-, Pflege-,
Haftpflichtversicherung etc.) absetzen und die Grenze damit deutlich anhe-
ben.
Kleiner Trick: Es ist für die Anerkennung außergewöhnlicher Belastungen be-
langlos, ob Du die Hausgehilfin (dies trifft oft für Verwandte zu) bei der Kran-
kenkasse angemeldet hast oder nicht. Das Finanzamt hat lediglich die außer-
gewöhnliche Belastung zu prüfen und nicht möglicherweise strafbare oder un-
korrekte Handlungen oder Unterlassungen zu melden. Allerdings darf das
Finanzamt den Sozialversicherungsträgern Dinge aus Deiner Steuererklärung
mitteilen, die für die Festsetzung von Sozialversicherungsbeiträgen maßgeblich
sind (§ 30 a AO). Wenn das Finanzamt von Dir Nachweise über die Zahlung von
Sozialversicherungsbeiträgen verlangt, könnte Ungemach aus Richtung Kran-
kenkasse kommen. Zwar kannst Du Dich auf den Standpunkt stellen, Deine
Haushaltshilfe sei selbständig, wenn sie allerdings nur für Dich arbeitet, kommt
Dir die Krankenkasse wahrscheinlich mit der 1999 eingeführten Konstruktion
der Scheinselbständigkeit.

Wie Du die eigene Tochter als Hausgehilfin absetzt

666 Du brauchst ja nicht eine fremde Person einzustellen, und schließlich schenkt 666
man der eigenen Tochter mehr Vertrauen als fremden Leuten. Natürlich be-
zahlst Du sie und ist das Beschäftigen einer Hausgehilfin bei Dir zwangsläufig
(E Rz 663). Trotzdem denken viele nicht daran, eine Steuerermäßigung zu be-
antragen, weil es ungewohnt ist, die Tochter als »Hausgehilfin« anzusehen.
Auch wenn die Tochter nur ab und zu kommt, um den alten oder kranken El-
tern als »Aufwarte-«, »Waschfrau« oder »Putzhilfe« zu helfen, gibt es dafür eine
Steuerermäßigung von 624 € bzw. 924 € bei Behinderung.

78049-7_s001-816.indb 432 28.08.2007 14:30:22 Uhr


4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung und Dienstleistung 433

Doch gut aufgepasst: Nach H 33a.3 EStH »Angehörige« setzt die Beschäftigung
von nahen Angehörigen als Haushaltshilfe voraus, dass die Hilfe im Haushalt
aufgrund eines ernsthaften Arbeitsverhältnisses geleistet wird. Also wirst Du
einen astreinen schriftlichen Arbeitsvertrag abschließen, die Arbetiszeiten und
Pflichten sowei die Bezahlung regeln und den Lohn nach Möglichkeit nicht bar
zahlen sondern auf ein Konto Deiner Tochter überweisen. Ein solches Arbeits-
verhältnis will der Fiskus aber nur anerkennen, wenn die nahe Angehörige nicht
im Haushalt des Steuerpflichtigen wohnt. Sie muss vielmehr einen eigenen
Hausstand führen (BFH-Urteil v. 6. 10. 1961 – BStBl 1961 III S. 549).

Immer weiterdenken! Nach analogen Möglichkeiten suchen. Vielleicht ist es in


Deinem Fall nicht eine Tochter, die in Deinem Haushalt hilft, sondern Deine
Mutter oder Schwiegermutter! Warum sie nicht offiziell als Hausgehilfin be-
schäftigen, wenn sie schon die Arbeit macht?
Lässt sich ein Arbeitsverhältnis nicht vermeiden, so lass Dir von Deiner Haus-
haltshilfe ihre Lohnsteuerkarte geben und sieh nach, ob Du für sie Lohnsteuer
abzuführen hast. Du kannst auch 30 % pauschal als Sozialversicherung und
Lohnsteuer abführen, wenn Deine Perle eine Teilzeitbeschäftigte ist, deren
Arbeitslohn 400 € pro Monat nicht übersteigt.

Setz Deine Freundin als Haushaltshilfe ab!

667 Nichteheliche Partnerschaften werden steuerlich ständig gebeutelt. Nicht nur, 667
dass ihnen trotz eheähnlicher Beziehung der Splittingtarif verwehrt wird, auch
sonst ist dem Fiskus gelegen, keine Steuervergünstigungen zu gewähren, die an
das amtliche Ehepapierchen anknüpfen. Bei den Kosten für eine Haushaltshilfe
hast Du endlich einmal Gelegenheit, den Spieß umzudrehen. Wenn Du die Vor-
aussetzungen für den Abzug erfüllst, mach Deine Freundin zur Haushaltshilfe.
Da sie bei Dir lebt, dürfte es Dir nicht schwerfallen, ein paar Euro im Monat als
Lohn zu zahlen.
Die Richter des BFH haben die Kosten für eine solche Haushaltshilfe aner-
kannt (BFH v. 27. 10. 1989 – BStBl 1990 II S. 294). Leider war dieses steuerzah-
lerfreundliche Urteil den Bundesfinanzraffzähnen ein Dorn im Auge. Prompt
haben sie die Finanzämter mit dem BMF-Schreiben vom 14. 3. 1990 – BStBl
1990 I S. 147 zu amtlicher Blindheit verdonnert und angeordnet, das o. g. Urteil

78049-7_s001-816.indb 433 28.08.2007 14:30:22 Uhr


434 IX. Außergewöhnliche Belastungen

schlichtweg zu ignorieren. Lass Dich von dieser Bürokratenbockigkeit nicht


beeindrucken und lege Einspruch, reiche gegebenenfalls Klage ein. Zum Glück
sind die Finanzgerichte nicht an BMF-Schreiben, wohl aber an höchstrich-
terliche Rechtsprechung gebunden. Deine Anerkennungschancen für die
Freundin als Haushaltshilfe stehen daher bestens. Zumindest solange Ihr kein
gemeinsames Kind habt. In einem solchen Fall hat nämlich auch der BFH die
Anerkennung der Lebenspartnerin als hauswirtschaftliches Beschäftigungsver-
hältnis versagt (BFH v. 19. 5. 1999 – BFH/NV 2000 S. 115).

Es fragte der Finanzbeamte: »Wie viel Geld brauchen Sie im Monat zum Leben?«
»Woher soll ich das wissen? – So viel hatte ich noch nie!«

668 Denke beim Absetzen der Kosten für Deine Haushaltshilfe auch einmal kurz 668
an deren Situation. Grundsätzlich sind Deine Zahlungen bei ihr steuerpflichtige
Einkünfte. Wenn die gute Seele sonst keine oder nur ganz geringe Einkünfte
hat, fällt natürlich keine Steuer an. Problematisch sind aber die Fälle, in denen
Deine Haushaltshilfe allein oder zusammen mit ihrem Ehegatten ohne Deine
Zahlungen 2006/2007 bereits ein Einkommen über 7 664 €/15 288 € (Alleinste-
hende/Verheiratete) hat. Dann heißt es für Dich genau hinsehen, damit Ihr
nicht plötzlich eine unliebsame Überraschung mit dem Finanzamt erlebt.
● Bezieht Deine Haushaltshilfe anderweitigen Arbeitslohn, fällt für die Ein-
künfte aus der Haushaltshilfetätigkeit Steuer an.
● Bezieht sie keinen Arbeitslohn, schließt Du mit ihr einen Arbeitsvertrag und
lässt Dir pro forma eine Lohnsteuerkarte vorlegen. Egal, ob sie als Ledige die
Steuerklasse I oder als Verheiratete die Steuerklasse V hat, bei 924 € Lohn
fällt weder Lohn- noch Einkommensteuer an. Der Guten steht nämlich in
jedem Fall der Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 € zu. Also ist von dem
Lohn kein roter Heller zu versteuern.
● Denke an die Sozialversicherung: Bei einem weiteren Arbeitsverhältnis über
400 € kommt sie voll, ansonsten pauschal zum Tragen.

Wie man geschickt den Nachforschungen


des Finanzamts entgeht

669 Wisse: Auch die Kosten für einen Fensterputzer oder ein gewerbliches Reini- 669
gungsunternehmen können außergewöhnliche Belastungen sein. Der Bundesfi-

78049-7_s001-816.indb 434 28.08.2007 14:30:22 Uhr


4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung und Dienstleistung 435

nanzhof hat entschieden, es sei nicht erforderlich, dass eine Haushaltshilfe im


Rahmen eines normalen Arbeitsverhältnisses tätig wird. So sagt es auch das
Einkommensteuerhandbuch in H 33a.3. Gestalte also den Vertrag mit der Hilfe
im Haushalt so, dass sie selbständig ist. Dann erhält sie kein Gehalt, sondern ein
Leistungsentgelt und wird nur nach jeweiliger Terminabsprache tätig. Legt sie
Dir auch noch eine Gewerbeanmeldung vor, z. B. »Einfache Glas- und Fenster-
reinigung«, ist das Thema Lohnsteuer vom Tisch. Prüfe aber erst, ob Du nicht
mit der Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen besser fährst.

Setz Deine spanische Putzfrau ab!

670 Bist Du für Deine Firma häufiger im Ausland tätig und hast dort deshalb eine 670
Wohnung? Sicher hast Du als hochbezahlter Arbeitnehmer anderes zu tun, als
Deine Zeit mit Putzen zu verbringen. Wenn Du daher im Ausland eine Putzfrau,
Köchin, Haushälterin oder anderes Hauspersonal beschäftigst, steht Dir dafür
die Steuerermäßigung für Haushaltshilfen zu, solange Deine Einkünfte in
Deutschland versteuert werden, z. B. weil Dein Auslandsaufenthalt im Jahr
nicht länger als 183 Tage dauert.
Will Dein Finanzamt nicht mitspielen, wirst Du Deinen Sachbearbeiter damit
beeindrucken, dass Du das Ehepaar Theodor Schilling und Angelika Fleck-
Schilling kennst. Die beiden haben nämlich ihre Haushaltshilfe in Luxemburg
vor dem Europäischen Gerichtshof mit folgender Begründung durchgeboxt: Es
verstoße gegen Art. 39 EG-Vertrag, wenn ein Arbeitnehmer aus Deutschland in
Luxemburg tätig sei, dort Aufwendungen für eine Haushaltshilfe habe und
diese nicht von seinen in Deutschland steuerpflichtigen Einkünften absetzen
dürfe. Dass die Beiträge für die Haushaltshilfe nicht an die deutsche gesetzliche
Rentenversicherung, sondern an die luxemburgische Rentenversicherung ge-
zahlt worden sind, ist dabei egal (EuGH-Urt. v. 13. 11. 2003 – Rs. C-209/01).
Also poche darauf, ein echter Europäer zu sein. Endlich musst Du dafür nicht
immer nur ins Portemonnaie greifen und zahlen, sondern hast ausnahmsweise
selbst etwas davon.

671 Was tun bei Heim- oder Pflegeunterbringung? Bist Du oder ist der von Dir 671
dauernd getrennt lebende Ehegatte in einem Heim, wird ein steuerfreier
Pauschbetrag von 624 € anerkannt, wenn in den Aufwendungen für die Unter-
bringung Kosten für Dienstleistungen enthalten sind, die mit denen einer Haus-
gehilfin oder Haushaltshilfe vergleichbar sind. Erfolgt die Unterbringung im
Pflegeheim oder auf der Pflegestation eines Altenheims zur dauernden Pflege,
sind 924 € absetzbar.

78049-7_s001-816.indb 435 28.08.2007 14:30:23 Uhr


436 IX. Außergewöhnliche Belastungen

672 Haushaltsnahe Beschäftigungsverhältnisse und haushaltsnahe Dienstleistungen 672


Wenn Du mehr als 624 € oder 924 € im Jahr für Deine Haushaltshilfe aufwen-
dest oder die Voraussetzungen für den Abzug der Kosten als außergewöhnliche
Belastungen nicht erfüllst, weil in Eurem Haushalt niemand behindert oder län-
gere Zeit krank ist, kannst Du eine Steuerermäßigung nach § 35 a EStG in An-
spruch nehmen. Diese wird unmittelbar von der tariflichen Einkommensteuer
abgezogen. Egal ob Du also ein hohes oder niedriges Einkommen hast, verrin-
gert sich die von Dir zu zahlende Einkommensteuer um denselben Betrag.
Letztlich kannst Du von vier verschiedenen Fördervarianten profitieren:
● geringfügige Beschäftigung im Haushalt,
● sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Haushalt,
● haushaltsnahe Dienstleistungen sowie Pflege- und Betreuungsleistungen für
pflegebedürftige Personen,
● Handwerkerleistungen für Renovierungs-, Erhaltungs- und Modernisie-
rungsmaßnahmen.

673 Steuerermäßigung, wenn Du selbst Arbeitgeber einer Hausangestellten bist 673


Hast Du jemanden angestellt, der Dir bei den Arbeiten im Haushalt und im
Garten zur Hand geht, kannst Du für dieses haushaltsnahe Beschäftigungsver-
hältnis folgende Steuerermäßigungen beanspruchen:
● Beschäftigung einer 400-€-Arbeitskraft (geringfügige Beschäftigung) 10 %
der Kosten (Arbeitslohn + pauschale Sozialversicherungsbeiträge 10 % +
pauschale Steuer 2 %), max. jedoch 510 €. Steuerlich gefördert werden somit
Deine Aufwendungen bis zu 5 100 € im Jahr (5 100 €  10 % = 510 €). Den
Nachweis der Kosten kannst Du z. B. durch die Bescheinigung der Minijob-
zentrale der Knappschaft führen, bei der Du Deine Hausangestellte anmel-
den musst und an die Du im sog. Haushaltsscheckverfahren Deine Abgaben
zahlst.
● Beschäftigung einer voll sozialversicherungspflichtigen Arbeitskraft 12 %
der Kosten (Arbeitslohn + Deine Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversiche-
rung von ca. 20 %), max. jedoch 2 400 €. Steuerlich gefördert werden somit
Deine Aufwendungen bis zu 20 000 € im Jahr (20 000 €  12 % = 2 400 €).

Haushaltsnahe Minijobs sind steuerbegünstigt.

Haushaltsnahe Minijobs sind deutlich billiger als eine reguläre geringfügige Be-
schäftigung. Du musst als pauschale Arbeitgeberabgaben lediglich je 5 % Kran-
ken- und Rentenversicherung zzgl. 2 % pauschale Lohnsteuer, insgesamt also
12 % Abgaben zahlen. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was ein normaler

78049-7_s001-816.indb 436 28.08.2007 14:30:23 Uhr


4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung und Dienstleistung 437

Minijob an Pauschalabgaben auslöst (30 %). Begünstigt sind u. a. folgende


Tätigkeiten:
● Zubereitung von Mahlzeiten,
● Reinigung der Wohnung,
● Gartenarbeiten,
● Waschen, Bügeln etc.,
● Kinderbetreuung,
● Betreuung und Pflege alter und kranker Haushaltsmitglieder,
● Einkäufe und Botengänge, Begleitung auch außerhalb des Hauses.
Nicht begünstigt sind dagegen:
● Erteilung von Unterricht jeglicher Art, wie Nachhilfe, Musik-, Reit-, Ballett-
unterricht etc.,
● Vermittlung besonderer Fähigkeiten,
● Sport,
● Freizeitaktivitäten,
● Betreuung außer Haus, Kindergarten, Tagesmutter, die die Betreuung in ihrer
eigenen Wohnung durchführt.
Übernimmt Deine Hausangestellte sowohl begünstigte als auch nicht begüns-
tigte Arbeiten, musst Du die Gesamtkosten aufteilen.

Da nach Auffassung des Fiskus familienrechtliche Verpflichtungen nicht Ge-


genstand eines Vertrags über eine haushaltsnahe Beschäftigung sein können,
beißt Du beim Finanzamt auf Granit, wenn Du eine mit Dir in einem Haushalt
zusammenlebende nahestehende Person beschäftigen möchtest. Das Finanz-
amt gesteht Dir die Steuerermäßigung bei Verträgen mit
● Ehegatten (§§ 1360, 1356 Abs. 1 BGB)
● in Deinem Haushalt lebenden Kindern (§ 1619 BGB)
● Partnern einer eingetragenen Lebenspartnerschaft
● Partnern einer nicht ehelichen Lebensgemeinschaft
in der Regel nicht zu.
Völlig anders sieht aber auch hier die Sache aus, wenn Du Angehörige beschäf-
tigst, die nicht (mehr) in Deinem Haushalt leben. Deshalb können haushalts-
nahe Beschäftigungsverhältnisse z. B. mit Kindern oder Eltern, die in einem
eigenen Haushalt leben, steuerlich anerkannt werden. Wie immer bei der Be-
schäftigung von Angehörigen darfst Du Dir aber auch hier keine formalen Blö-
ßen geben. Du wirst also einen schriftlichen Vertrag schließen. Nimm doch ein-

78049-7_s001-816.indb 437 28.08.2007 14:30:23 Uhr


438 IX. Außergewöhnliche Belastungen

fach den Mustervertrag, den die Bundesknappschaft (www.minijob-zentrale.


de) dafür anbietet, dann hast Du gleich auch sichergestellt, dass man Dir nicht
wegen unüblicher Vertragsinhalte steuerlich ein Bein stellt. Das Beschäfti-
gungsverhältnis meldest Du bei der Minijob-Zentrale der Bundesknappschaft
an. Und nicht vergessen: Schon aus Nachweisgründen solltest Du den Lohn
überweisen und auf Barzahlungen verzichten.

Hol mehr Steuerermäßigung heraus,


als du an Pauschalabgaben zahlst!

Besonders lukrativ wird ein haushaltsnaher Minijob für Dich, wenn Deine
Hausangestellte die Ehefrau oder Tochter eines Beamten, Soldaten oder eines
anderen nicht gesetzlich Krankenversicherungspflichtigen ist. Bei einer Ange-
stellten aus diesem illustren Personenkreis entfällt für Dich die pauschale Kran-
kenversicherungszahlung von 5 %, Du zahlst statt 12 % also nur noch 7 % an die
Minijobzentrale. Und so sieht Deine Rechnung steuerlich aus, wenn Deine
Perle 400 € im Monat erhält:
Pauschale Abgaben 4 800 €  7 % 336 €
Lohnkosten 4 800 €
Abgaben 336 €
Aufwendungen insgesamt 5 136 €
Steuerermäßigung darauf 5 136 €  10 % = 513,60 €, max. 510 €
Vorteil für Dich 174 €

Wie Du siehst, bringt Dir Deine Putzfrau sogar noch ein kleines Plus im Geld-
säckel, wenn Du Sie hochoffiziell anmeldest. Und selbst wenn Du die vollen
12 % Abgaben zahlen musst, weil Du dich nicht um die Krankenversicherungs-
pauschale drücken konntest, kosten Dich Deine Steuerehrlichkeit und Dein
ruhiges Gewissen im Monat nur rd. 1,50 €.

674 Steuerermäßigung für Dienstleistungen im Haushalt 674


Einmal angenommen, die Rolle des Arbeitgebers behagt Dir nicht sonderlich
oder Du benötigst nicht ständig jemanden, der Dir zur Hand geht. Trotzdem
musst Du nicht auf eine Steuerermäßigung verzichten. Beauftragst Du nämlich
ein selbständiges Unternehmen mit haushaltsnahen Dienstleistungen oder
Pflegedienstleistungen oder gibst Renovierungsarbeiten rund um Dein Haus
oder Deine Wohnung in Auftrag, winken folgende Ermäßigungen:
● Bei haushaltsnahen Dienstleistungen eines selbständigen Unternehmens
20 % der Kosten, max. jedoch 600 €. Steuerlich gefördert werden somit Deine
Aufwendungen bis zu 3 000 € im Jahr (3 000 €  20 % = 600 €).

78049-7_s001-816.indb 438 28.08.2007 14:30:24 Uhr


4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung und Dienstleistung 439

Diese Steuerermäßigung nach § 35 a Abs. 2 EStG kannst Du vor allem für


solche Leistungen im Rahmen des Beschäftigungsverhältnisses beanspru-
chen, die gewöhnlich durch Mitglieder des Haushalts erledigt werden. Dar-
unter fallen vor allem Arbeiten wie Kochen, Putzen, Waschen, Einkaufen,
Gartenpflege, Kinderbetreuung und nicht zuletzt die Kosten für ein Umzugs-
unternehmen, das Deinen privaten Umzug durchführt.
● Bei Pflegeleistungen, Betreuungsleistungen durch ein selbständiges Unter-
nehmen 20 % der Kosten, max. jedoch 1 200 €. Steuerlich gefördert werden
diese Aufwendungen somit bis zu 6 000 € im Jahr (6 000 €  20 % = 1 200 €).

Die Steuerermäßigung für Pflegeleistungen gibt es nicht zusätzlich zu der für


die übrigen haushaltsnahen Dienstleistungen. Die max. Steuerermäßigung von
600 € erhöht sich lediglich auf bis zu 1 200 €, wenn Pflegeleistungen vorliegen.
Beschäftigst Du also z. B. ein Reinigungsunternehmen für 4 000 € im Jahr und
zahlst zusätzlich für Pflegeleistungen 3 600 € im Jahr,
Reinigungsunternehmen 4 000 €  20 % = 800 €, max. 600 € 600 €
Zuzüglich Pflegedienst 3 500 €  20 % = 700 €, max. 600 € 600 €
Insgesamt 1 200 €

Lagen Deine Kosten für den Pflegedienst dagegen nur bei 1 500 €, sieht die Be-
rechnung so aus:
Reinigungsunternehmen 4 000 €  20 % = 800 €, max. 600 € 600 €
Zzgl. Pflegedienst 1 500 €  20 % = 300 €, max. 600 € 300 €
Insgesamt 900 €

Hast Du nur für den Pflegedienst 7 000 € berappt, bekommst Du dafür 20 % von
7 000 € = 1 400 €, max. 1 200 € als Steuerermäßigung.
Voraussetzung für den Abzug der Pflegekosten ist, dass die gepflegte Person
zumindest in die Pflegestufe I eingeordnet ist bzw. Leistungen aus der Pflege-
versicherung bekommt. Vor der Steuerermäßigung wird Dir allerdings das ge-
zahlte Pflegegeld von Deinen Kosten abgezogen.

Steuerermäßigung, auch wenn die


gepflegte Person nicht bei Dir wohnt!

Es ist für Deine Steuerermäßigung egal, ob die gepflegte Person in Deinem


Haushalt lebt oder in ihrem eigenen. Wichtig ist nur, dass Du die Kosten über-

78049-7_s001-816.indb 439 28.08.2007 14:30:24 Uhr


440 IX. Außergewöhnliche Belastungen

nimmst. Kommt also z. B. der Pflegedienst zu Deiner Mutter, die in ihrer eige-
nen Wohnung lebt, kannst Du die Steuerermäßigung für die von Dir getragenen
Kosten abzgl. Pflegegeld beanspruchen.

Verzichte auf 400 € und kassiere dafür 1 200 €!

675 Wie so oft gilt auch bei der Steuerermäßigung für Pflegeleistungen, dass Weni- 675
ger manchmal Mehr ist. Die Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienst-
leistung von 1 200 € aus den Pflegeleistungen steht Dir nach dem unendlichen
Ratschluss des Gesetzgebers nur zu, wenn die Kosten bei Dir keine außerge-
wöhnlichen Belastungen darstellen. Diese gesetzliche Regelung verwendet der
Fiskus nun prompt gegen Dich und versagt die Steuerermäßigung, wenn Du für
die Pflege Deines Angehörigen den Pflegepauschbetrag von 924 € (§ 33 b Abs. 6
EStG) in Anspruch nimmst. Obwohl die Steuermäßigung daraus selbst bei
einem absoluten Spitzenverdiener max. ca. 470 € beträgt, geht Dir die Steuerer-
mäßigung von 1 200 € durch die Lappen.
Also verzichte lieber auf den Pflegepauschbetrag. Da er zu den antragsabhän-
gigen Steuervergünstigungen gehört, stellst Du einfach keinen entsprechenden
Antrag, und schon steht der viel höheren Steuerermäßigung für haushaltsnahe
Pflegeleistungen nichts im Weg.

676 ● Bei Handwerkerleistungen 20 % der Kosten, max. jedoch 600 €. Steuerlich 676
gefördert werden Deine Kosten für Modernisierung und Instandhaltung bis
zu 3 000 € im Jahr, egal ob Du sie als Eigentümer oder als Mieter in Auftrag
gibst. Hat sich der Fiskus früher noch mit Händen und Füßen gewehrt, Dir
die Kosten für den Fliesenleger oder den Parkettverlegebetrieb anzuerken-
nen, hat er sich ab 2006 sozusagen um 180° gedreht. Mit dem Ziel, die
Schwarzarbeit einzudämmen, führen private Handwerkerkosten seither zu
einer Steuerermäßigung.

Merke: Sobald ein Handwerker Deine Wohnung betritt, klingelt bei Dir die
Kasse.
Du kannst die Kosten u. a. für folgende Handwerkerleistungen in der Steuerer-
klärung unterbringen:
● Arbeiten an Innen- und Außenwänden,
● Arbeiten am Dach, an der Fassade, an Garagen o. Ä.,
● Einziehen von Zwischenwänden,
● Reparatur oder Austausch von Fenstern und Türen,

78049-7_s001-816.indb 440 28.08.2007 14:30:24 Uhr


4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung und Dienstleistung 441

● Streichen/Lackieren von Türen, Fenstern (innen und außen), Wandschrän-


ken, Heizkörpern und -rohren,
● Reparatur oder Austausch von Bodenbelägen (z. B. Teppichboden, Parkett,
Fliesen),
● Reparatur, Wartung oder Austausch von Heizungsanlagen, Elektro-, Gas-
und Wasserinstallationen,
● Modernisierung oder Austausch der Einbauküche,
● Modernisierung des Badezimmers,
● Reparatur und Wartung von Gegenständen (z. B. Waschmaschine, Geschirr-
spüler, Herd, Fernseher, Personalcomputer),
● Maßnahmen der Gartengestaltung,
● Pflasterarbeiten auf dem Wohngrundstück,
● Maler- und Tapezierarbeiten, Fassadenanstrich,
● Schornsteinfegerarbeiten,
● Kontrolle von Blitzschutzanlagen,
● Verlegen von Kabeln für Strom, Telefon oder Fernsehen,
● Anschluss des neuen Fernsehers,
● Montage einer Satellitenschüssel.
Begünstigt sind allerdings nur die reinen Lohn-, nicht jedoch die Materialkos-
ten. Außerdem berücksichtigt de Fiskus nur Kosten, die auf Deinem Grund-
stück anfallen, deshalb will man Dir z. B. für öffentliche Gebühren für Straßen-
reinigung und Müllabfuhr die Steuerermäßigung nicht zugestehen.

Die richtige Aufteilung bringt den Steuersegen

Wenn Dein Handwerker das Material mitliefert, bitte ihn, die Rechnung ent-
sprechend aufzuteilen und die Lohnkosten getrennt auszuweisen. Wenn er
so nett ist und Dir das Material zum Einkaufspreis liefert und dafür bei den
Arbeitslöhnen etwas mehr verlangt, soll Dir das nur recht sein.

677 Nachweishürden 677


Damit Dir die schöne Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen
und Handwerkerleistungen nicht durch die Lappen geht, muss alles schön offi-
ziell und mit Nachweisen laufen.
● Du persönlich musst der Auftraggeber sein! Deshalb schauen z. B. Inhaber
einer Eigentumswohnung in die Röhre.

78049-7_s001-816.indb 441 28.08.2007 14:30:25 Uhr


442 IX. Außergewöhnliche Belastungen

● Du brauchst eine astreine und offizielle Rechnung von Deinem Dienstleister


oder Handwerker!
● Du musst Deine Zahlungen durch einen Beleg Deiner Bank oder Sparkasse
nachweisen. Also zahle auf gar keinen Fall bar! Bei Barzahlung bekommst
Du keine Steuerermäßigung. Auch Abschläge darfst Du immer nur unbar
zahlen. Lässt sich Dein Handwerker darauf nicht ein und besteht auf Barzah-
lung, such Dir einen anderen oder zieh ihm die verlorengegangene Steuerer-
mäßigung schlicht und ergreifend von der Rechnung ab.

Die Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen kannst Du zusätzlich zu der


für die übrigen haushaltsnahen oder Pflegedienstleistungen absetzen. Hast Du
also im laufenden Jahr ein Reinigungsunternehmen und/oder einen Pflege-
dienst beauftragt und zusätzlich einen Handwerker in Deiner Wohnung wer-
keln lassen, beträgt Deine Steuerermäßigung im günstigsten Fall bis zu 1 800 €.

Setze die zumutbare Belastung von der Steuer ab!

Neben den formalen Hürden – ordentliche Rechnung, unbare Zahlung – hat


der Fiskus eine weitere Spaßbremse bei der Steuerermäßigung eingebaut. Egal
ob beim haushaltsnahen Beschäftigungsverhältnis oder den Dienst- und Hand-
werkerleistungen: Der Abzug von Werbungskosten, Sonderausgaben und au-
ßergewöhnlichen Belastungen hat Vorrang vor der Steuerermäßigung. Sind
Deine Renovierungskosten z. B. Werbungskosten bei den Vermietungseinkünf-
ten oder kannst Du die Betreuungskosten für Deine Kinder als Werbungskos-
ten oder Sonderausgaben absetzen, tut Dir das nicht sonderlich weh. Auf eine
Steuerermäßigung von 20 % kommst Du nämlich schon bei einem Einkommen
von ca. 11 000 €/22 000 € (Grundtabelle/Splittingtabelle). Übel wird die Ge-
schichte allerdings z. B. bei den Pflegekosten. Kannst Du die nämlich als außer-
gewöhnliche Belastungen absetzen, wird Dir zunächst die zumutbare Belastung
abgezogen. Dieser Betrag geht also steuerlich ins Leere – so der Wunsch des
Fiskus. Aber der hat die Rechnung wieder einmal ohne den Wirt gemacht. In
Höhe der zumutbaren Belastung konnten Deine Kosten ja gerade nicht als
außergewöhnliche Belastung berücksichtigt bzw. abgezogen werden. Also wirst
Du für jeden Cent zumutbarer Eigenbelastung, der von Deinen Kosten für

78049-7_s001-816.indb 442 28.08.2007 14:30:25 Uhr


4. Haushaltshilfen, haushaltsnahe Beschäftigung und Dienstleistung 443

haushaltsnahe Beschäftigungen und Dienstleistungen abgezogen wurde, die


Steuerermäßigung mit 10 %, 12 % bzw. 20 % beantragen.
So ist das nun einmal im Leben! Wenn Du auf jemanden triffst, der meint, er
wäre ganz besonders schlau und könne Dich über den Tisch ziehen, musst Du
halt versuchen, immer noch ein bisschen schlauer zu sein.

Durchforste als Mieter und Besitzer einer


Eigentumswohnung Deine Nebenkostenabrechnung!

678 Gute Zeiten für Dich als Mieter oder als Besitzer einer selbst bewohnten 678
Eigentumswohnung. Alle Kosten, die dem Grunde nach haushaltsnahe Dienst-
leistungen oder Handwerkerleistungen sind und Dir über die Nebenkostenab-
rechnung des Vermieters oder des Hausverwalters in Rechnung gestellt werden,
kannst Du genauso absetzen, als hättest Du selbst den Auftrag erteilt. Angefan-
gen von den Schornsteinfegergebühren über die Heizungswartung, die Pflege
von Garten und Anlagen bis zur Reparatur des Daches an der Eigentumswohn-
anlage: Du kassierst die Steuerermäßigung. Bestehe also darauf, dass die ent-
sprechenden Kosten aufgeteilt nach den Kategorien
● haushaltsnahe Beschäftigung
● haushaltsnahe Dienstleistungen
● Handwerkerleistungen
in Deiner Nebenkostenabrechnung ausgewiesen werden, die dann als Nachweis
für das Finanzamt genügt. Du musst nicht zusätzlich eine Kopie der Rechnung
oder der Überweisung des Rechnungsbetrags vorlegen.

Doppelte Steuervergünstigung für Mieter


und Eigentumswohnungsbesitzer

Beschäftigt Dein Vermieter oder Hausverwalter einen Gärtner oder Reini-


gungskräfte auf 400 €-Basis, ergibt sich zunächst einmal ein formelles Problem.
Sozialversicherungsrechtlich werden diese Minijobs als reguläre geringfügige
Beschäftigungsverhältnisse behandelt – das bedeutet Pauschalabgaben von
30 % – , und nicht als haushaltsnahe Beschäftigung. Da aber nur haushaltsnahe
Beschäftigungen für eine Steuerermäßigung in Betracht kommen, würdest Du
eigentlich insoweit leer ausgehen. Hier zeigt sich der Fiskus ausnahmsweise

78049-7_s001-816.indb 443 28.08.2007 14:30:25 Uhr


444 IX. Außergewöhnliche Belastungen

einmal von der großzügigen Seite. Er gestattet Dir diese Kosten fiktiv als haus-
haltsnahe Dienstleistungen abzuziehen. Und das bedeutet, dass Deine Steuer-
ermäßigung statt 10 % der Kosten nun 20 % beträgt.

5. Pauschbeträge für Behinderte


679 Pauschbeträge werden ohne jeden Abzug auf der Lohnsteuerkarte eingetragen 679
oder bei der Ermittlung des Einkommens berücksichtigt, sind also unabhängig
vom Vorliegen besonderer Ausgaben und von der Höhe des Einkommens
(§ 33 b EStG). Wenn Dein Grad der Behinderung mehr als 50 % beträgt, hast
Du einen Schwerbehindertenausweis, den Du beim Finanzamt vorlegen kannst
(Fotokopie genügt).
Bei einem Grad der Behinderung unter 50 % brauchst Du eine Bescheinigung
des Versorgungsamts oder einen Rentenbescheid. Darin muss gleichzeitig be-
scheinigt sein, dass die Behinderung auf einer typischen Berufskrankheit be-
ruht oder Dich in Deiner Beweglichkeit beeinträchtigt.

für Leser mit einer äußerlich


nicht erkennbaren Behinderung

Du kannst die Steuerermäßigung z. B. auch dann bekommen, wenn Deine Be-


weglichkeit durch Asthma, ein Blasenleiden oder eine Herzkrankheit einge-
schränkt ist. Achte in diesen Fällen ebenfalls unbedingt darauf, dass Dir Deine
Bewegungsbeeinträchtigung vom Versorgungsamt ausdrücklich bescheinigt
wird.
Behinderte – dazu gehören auch Personen mit geistigen Gebrechen – erhalten
einen jährlichen Freibetrag bei folgender Behinderung:
680 Grad der Behinderung (GdB) in Prozent € 680
25–30 310
35–40 430
45–50 570
55–60 720
65–70 890
75–80 1 060
85–90 1 230
95–100 1 420
Hilflos/Blind 3 700
Hinterbliebenen-PB 370

78049-7_s001-816.indb 444 28.08.2007 14:30:26 Uhr


5. Pauschbeträge für Behinderte 445

Dass die Behindertenpauschbeträge schon seit Ewigkeiten nicht mehr ange-


passt wurden, ist nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts vom 17. 1. 2007
(2 BvR 1059/03) nicht bedenklich. Es hat mit dieser Entscheidung die Hoffnung
vieler behinderter Steuerzahler, dass die viel zu niedrigen Pauschbeträge nach
oben angepasst werden, enttäuscht.

681 Übrigens: Weder die Gewährung des Pauschbetrags für Blinde (§ 33 b EStG) 681
noch das Verbot der Aufteilung von Aufwendungen in einen beruflich und in
einen privat veranlassten Teil stehen der Anerkennung der Ausgaben eines
blinden Arbeitnehmers für seinen Blindenhund, mit dem er arbeitstäglich den
Weg von seiner Wohnung zur Arbeitsstätte und zurück zu Fuß zurücklegt, als
Werbungskosten entgegen (FG München, rk Urt. v. 16. 11. 1984 V 8/83 E).

Bäumchen, Bäumchen, wechsle dich

682 Der Pauschbetrag für Behinderte gilt zunächst alle typischen Mehraufwen- 682
dungen ab, die durch die Behinderung entstehen, z. B. also Arzt- und Medika-
mentenkosten, Unterbringungskosten in Heil- oder Pflegeheim, Aufwendungen
für die Betreuung des Behinderten usw. Und nun spitz Deine Ohren: Lebst Du
in einem Pflegeheim, ist es meistens günstiger, anstelle des Pauschbetrags von
3 700 € die tatsächlichen Kosten anzusetzen.

Lass uns mal sehen, was herauskommt, wenn Dein Anteil an den Pflegeheim-
kosten monatlich 1 300 € beträgt.
Gesamtkosten im Pflegeheim 15 600 €
./. Haushaltsersparnis – 7 680 €
./. Freibetrag für hauswirtschaftliche
Dienstleistungen (§ 33 a Abs. 3 EStG) – 924 €
Verbleiben als allgemeine Pflegekosten 6 996 €
./. zumutbare Belastung, angenommen
6 % von z. B. 25 000 € (Gesamtbetrag der Einkünfte) – 1 500 €
Abziehbar als außergewöhnliche Belastung 5 496 €
Außerdem steht Dir natürlich der Freibetrag für
hauswirtschaftliche Dienstleistungen im Pflegeheim zu 924 €
Wie Du siehst, kannst Du locker auf den Pauschbetrag von 3 700 € verzichten
und holst dafür 5 496 € rein. Also stell den Aufwand zusammen und beantrage
(nach Abzug der zumutbaren Belastung) Berücksichtigung aufgrund der tat-
sächlichen Kosten.

78049-7_s001-816.indb 445 28.08.2007 14:30:26 Uhr


446 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Denke immer steuerlich mit! Du kannst Dir in einem Jahr den Freibetrag geben
lassen und im anderen den Einzelnachweis führen.
Wenn Du weniger Kosten hast, wählst Du den Pauschbetrag. Dann kriegst Du
was vom Finanzamt geschenkt. Für Einzelnachweis entscheidest Du Dich, wenn
Du Dir etwa eine neue oder besonders gute Prothese beschaffst oder einen
Rollstuhl, zu dem Du zuzahlen musst.

683 Ohne Nachweis der besonderen Pflegebedürftigkeit läuft beim Finanzamt gar 683
nichts. Den erhöhten Behindertenpauschbetrag von 3 700 € bekommst Du,
wenn Du entweder einen Behindertenausweis mit den Eintragungen »H« für
hilflos oder »Bl« für blind oder einen Bescheid des Versorgungsamts mit den
entsprechenden Feststellungen vorweisen kannst oder von der Pflegeversiche-
rung in die Pflegestufe III eingestuft worden bist. Fehlt Dir ein solcher Nach-
weis, musst Du einen Antrag beim Versorgungsamt oder bei der Pflegeversiche-
rung stellen.

684 Mehraufwendungen an Krankenversicherungsbeiträgen, die ein Behinderter 684


wegen einer chronischen Dauererkrankung zahlen muss, weil er trotz Beihilfe-
berechtigung keine angemessene Krankenversicherung findet und deshalb not-
gedrungen in die gesetzliche eintritt, können u. U. aus Billigkeitsgründen als
außergewöhnliche Belastung berücksichtigt werden. Voraussetzung ist aller-
dings, dass die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung die sonst üb-
lichen Kosten unter Berücksichtigung eines Risikozuschlags, der auch bei einer
privaten Krankenversicherung anfiele, erheblich übersteigen (BFH, BStBl 1992
II S. 293).

685 Vergiss nicht, Deine Fahrtkosten geltend zu machen! Bei Behinderten, die einen 685
Behinderungsgrad von mindestens 70 % und darüber hinaus eine Geh- und
Stehbehinderung oder die einen Behinderungsgrad von 80 % haben, können
Kfz-Kosten, soweit sie nicht Betriebsausgaben oder Werbungskosten sind, in
angemessenem Rahmen als außergewöhnliche Belastung nach § 33 EStG zu-
sätzlich zum Behindertenpauschbetrag berücksichtigt werden, also nach Abzug
der zumutbaren Belastung (siehe E Rz 598).
Als angemessen kann im Allgemeinen ein nachgewiesener oder glaubhaft ge-
machter Aufwand für Privatfahrten von insgesamt 3 000 km jährlich angesetzt
werden; dabei kann höchstens ein Kilometersatz von 0,30 € zugrunde gelegt
werden. Bei 3 000 km ergibt das im Jahr 900 € (Quelle: H 33.1-33.4 EStH »Fahrt-
kosten behinderter Menschen«). Das gilt auch bei Überlassung eines firmen-
eigenen Kraftfahrzeugs.

78049-7_s001-816.indb 446 28.08.2007 14:30:26 Uhr


5. Pauschbeträge für Behinderte 447

Befindet sich in Deinem Behindertenausweis das Merkzeichen »aG«, »Bl« oder


»H«, kannst Du zusätzlich zu Deinem Behindertenpauschbetrag dem Finanz-
amt sämtliche Fahrten, die nicht Werbungskosten oder Betriebsausgaben sind,
als außergewöhnliche Belastung aufs Auge drücken. Rechne so:
km-Stand des Autos am 31. 12. 38 500
./. Stand am 1. 1. – 22 000
im Jahr gefahrene km 16 500
davon schon als Werbungskosten abgezogen – 2 500
Rest 14 000
macht an außergewöhnlichen Belastungen
14 000 km à 0,30 € = 4 200 €

686 Hat es unterwegs gekracht, z. B. während einer Urlaubsreise, so vergiss nicht, 686
die Unfallkosten mit anzusetzen (BFH-Urt. v. 15. 11. 1991 – BStBl 1992 II
S. 179).
Man hält es kaum für möglich, aber die Streichwut der Fiskalritter macht auch
vor Deinen Fahrtkosten als erheblich Gehbehinderter nicht halt. »15 000 km im
Jahr für Privatfahrten sind genug«, urteilte der BFH. Alles, was darüber hinaus-
geht, soll nicht angemessen und damit nicht abzugsfähig sein (BFH-Urteil v.
2. 10. 1992 – BStBl 1993 II S. 286).

687 Als wäre die kleinliche Herumknapserei an den Kilometern nicht schon genug, 687
haben die Robenträger vom BFH noch ein Urteil gegen Behinderte draufge-
setzt, das dem Faß den Boden ausschlägt: Als Kilometerkosten kannst Du
höchstens die Pauschale von 0,30 € je Kilometer ansetzen. Das soll selbst dann
gelten, wenn Dein Auto eine ungewöhnlich niedrige Gesamtfahrleistung – und
damit zwangsläufig recht hohe Kilometerkosten – hat (BFH v. 26. 3. 1997 – BStBl
1997 II S. 538). Hier kommt allerdings wieder etwas Bewegung ins Spiel. Inzwi-
schen sieht der BFH die Sache etwas großzügiger und akzeptiert die tatsäch-
lichen Kilometerkosten, wenn die Fahrleistung behinderungsbedingt ganz ex-
trem unter der üblichen Kilometerleistung liegt und deshalb der tatsächliche
Kilometersatz besonders hoch ist (BFH v. 13. 12. 2001 – BStBl 2002 II S. 224).

8 000 km erscheinen dem BFH allerdings nicht als besonders niedrig. Bevor Du
Dich also anstrengst, dem Finanzamt nachzuweisen, dass Du nur 3 000 oder
4 000 km im Jahr gefahren bist, überlege genau, ob Du nicht mit der Pauschale
von 0,30 € pro km besser bedient bist.
Sieh also zu, dass Du im Jahr auf mindestens 15 000 km kommst, um dem Fiskus
nicht unnötig Geld in den Rachen zu werfen. Außerdem solltest Du Deine Kos-
ten dadurch drücken, dass Du z. B. einen Zuschuss der Hauptfürsorgestelle des
Landschaftsverbands beantragst.
Eine kleine Chance auf einen höheren, nachgewiesenen Kilometersatz hast Du,
wenn Dein Auto behindertengerecht umgerüstet wurde (berufe Dich auf das

78049-7_s001-816.indb 447 28.08.2007 14:30:27 Uhr


448 IX. Außergewöhnliche Belastungen

FG München v. 26. 11. 1997 – EFG 1998 S. 568) oder überdurchschnittlich hohe
Kosten verursacht (BFH v. 14. 10. 1997 – BFH/NV 1998 S. 1072). Wie Du siehst,
zahlt sich Hartnäckigkeit immer wieder auch bei der Steuer aus.

für gehbehinderte Ehegatten

688 Seid Ihr beide gehbehindert (Grad der Behinderung 70 % und »G« oder min- 688
destens 80 %) oder außergewöhnlich gehbehindert, hilflos oder blind (»aG«,
»H«, »Bl« im Behindertenausweis), stehen Euch die Pauschalen für Fahrtkos-
ten von mindestens 3 000 bzw. 15 000 km im Jahr zwei Mal zu – selbst wenn Ihr
zusammenlebt und ein Auto gemeinsam benutzt. Macht Euch ein Finanzer
Schwierigkeiten, helft ihm mit dem Urteil des Finanzgerichts Niedersachsen
vom 9. 3. 1993 auf die Sprünge (EFG 1994 S. 251).

689 Du kannst auch Fahrtkosten absetzen, wenn Du den Behindertenpauschbetrag 689


Deines Kindes in Anspruch nimmst und dieses die Voraussetzungen für den
Kfz-Kostenabzug erfüllt. Dabei kannst Du allerdings nur Fahrten ansetzen, an
denen Dein behindertes Kind teilnimmt (H 188 EStH »Fahrtkosten Behinder-
ter«). Ändert sich der Grad der Behinderung, stelle den Antrag immer nach
dem höchsten Grad, der im Jahr festgestellt war.

Drücke als Behinderter die Kosten für


Deinen Führerschein!

690 Wer heute keinen Führerschein besitzt, ist fast aufgeschmissen. Vor allem als 690
Behinderter hast Du mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Hohe Ein-
stiege, zu enge Türen, unzureichend ausgestattete Abteile usw. sind nur ein
kleiner Teil der Dinge, die Dir die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel fast
unmöglich machen. Also muss ein Auto her. Argumentiere so: »Bei erheblicher
Geh- und Stehbehinderung sind laufende Pkw- und außergewöhnliche Kosten
abzugsfähig. Solche außergewöhnlichen Kosten sind auch meine einmaligen
Kosten für den Führerschein. Weil sie nicht laufend anfallen, sind sie nicht typi-
scherweise mit meinem Behindertenpauschbetrag abgegolten.« Das Finanzamt
möge nachlesen im BFH-Urteil v. 26. 3. 1993 – BStBl 1993 II S. 749. Durch die
Steuerersparnis drückst Du Deine Führerscheinkosten locker um 25 %.

78049-7_s001-816.indb 448 28.08.2007 14:30:27 Uhr


5. Pauschbeträge für Behinderte 449

Was sagt der Wunderheiler von Tirol:


»Wer das Buch über die URMEDIZIN gelesen hat, braucht nie mehr ein anderes,
um gesund zu werden und zu bleiben. Es ist die absolute Spitze allen Wissens.«
(Dr. Hochenegg, Hall in Tirol)

Zieh Kosten für eine Heilkur zusätzlich ab!

691 Gern kommt das Finanzamt mit der Behauptung, die Kosten für eine Heilkur 691
seien mit dem Pauschbetrag für Behinderte abgegolten. Wehre Dich dagegen,
indem Du Einspruch einlegst und das Finanzamt auf das BFH-Urt. v. 11. 12. 1987
– BStBl 1988 II S. 275 – hinweist.

Auch als Behinderter besorgst Du Dir vor Antritt der Kur ein amtsärztliches
oder vertrauensärztliches Zeugnis über die Notwendigkeit der Kur!

So erlangt man auch bei kleinen Behinderungen


einen Freibetrag auf Jahre hinaus

692 Liegt Dein Behinderungsgrad unter 50 %, muss Deine Behinderung entweder 692
auf einer Berufskrankheit beruhen oder zu einer Bewegungsbeeinträchtigung
führen. Wenn Du z. B. einen Herzschrittmacher eingepflanzt bekommen oder
eine Nierenoperation hinter Dir hast, führt dies im Normalfall zu einer Beein-
trächtigung Deiner Beweglichkeit und steht Dir nach dem Gesetzestext ein
Freibetrag zu. Wie sich die Behörden bei diesen nicht alltäglichen Fällen anstel-
len, weiß man aber nie. Lass nicht locker, verweise auf § 65 Abs. 1 Satz 2 der
EStDV.

693 Alle Freibeträge sind Jahresbeträge. Wer also z. B. am 30. Dezember als Körper- 693
behinderter anerkannt wurde, erhält für dieses Jahr den vollen maßgebenden
Freibetrag. Bei rückwirkender Erhöhung des Körperbehinderungsgrades wird
der Steuerfreibetrag ebenfalls rückwirkend gewährt. Der Grad der Behinde-
rung wird nach der allgemeinen körperlichen Lage beurteilt – nicht nach Dei-
nen Fähigkeiten, einen Beruf auszuüben.

78049-7_s001-816.indb 449 28.08.2007 14:30:27 Uhr


450 IX. Außergewöhnliche Belastungen

694 Nimmt Dein Kind wegen fehlender oder geringer Einkünfte den Pauschbetrag 694
nicht selbst in Anspruch, kannst Du ihn in Deiner Steuererklärung ansetzen. Ihr
habt also die Wahl, den Pauschbetrag dort anzusetzen, wo er sich am günstigs-
ten auswirkt. Auch Groß- und Stiefeltern können den Behindertenpauschbe-
trag für das Kind in Anspruch nehmen, wenn das Kindergeld bzw. der Kinder-
freibetrag auf sie übertragen worden ist.

Schieb den Behindertenpauschbetrag


Deinen Eltern zu!

Wenn Du ein behindertes Kind hast und noch im Haus Deiner Eltern lebst,
solltest Du überlegen, ob es nicht lukrativer ist, Deine Eltern die Steuerver-
günstigungen geltend machen zu lassen. Angenommen, Du bist nicht erwerbs-
tätig oder gehst nur einer Teilzeitbeschäftigung nach, um Dein Kind besser
betreuen zu können, dann hält sich wegen Deines geringen Einkommens die
Steuerersparnis aus dem Behindertenpauschbetrag und den übrigen behinde-
rungsbedingten Aufwendungen ziemlich in Grenzen. Viel mehr Steuern würden
dagegen Deine voll berufstätigen Eltern sparen.

Beispiel
Eines Deiner beiden Kinder ist behindert und Dein Einkommen liegt ohne Be-
hinderungsabzüge bei 12 000 €, das Deiner doppelverdienenden Eltern bei
80 000 €.
So sähe die Sache für Dich aus:
Einkommensteuer auf 12 000 € 816 €
./. Behindertenpauschbetrag – 1 420 €
./. Fahrtkosten 3 000 km  0,30 € = 900 €
./. zumutbare Belastung – 620 €
Steuer auf das korrigierte Einkommen 9 960 € – 390 €
Ersparnis für Dich 426 €
Und so sähe es für Deine Eltern aus:
Einkommensteuer auf 80 000 € 18 446 €
./. Behindertenpauschbetrag – 1 420 €
./. Fahrtkosten 3 000 km  0,30 € = 900 €
./. zumutbare Belastung 0€

78049-7_s001-816.indb 450 28.08.2007 14:30:28 Uhr


5. Pauschbeträge für Behinderte 451

Steuer auf das korrigierte Einkommen 78 580 € – 17 930 €


Ersparnis 516 €

Nur durch den formalen Federstrich, mit dem Du den Kinderfreibetrag und die
übrigen Kindervergünstigungen übertragen hast, springen als Steuerermäßi-
gung inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag über 100 € mehr heraus.

695 Die Bescheinigung des Versorgungsamts gilt für das Besteuerungsverfahren als 695
Grundlagenbescheid. Wird die Körperbehinderung für zurückliegende Jahre
bescheinigt, muss die Steuervergünstigung nachträglich gewährt werden. Dies
geschieht durch Berichtigung der für die zurückliegenden Jahre ergangenen
Steuerbescheide. Daraus können sich beträchtliche Erstattungsbeträge erge-
ben.
Dazu ein Hinweis: Bei Kindern werden Behinderungen häufig erst sehr spät
erkannt. In diesem Fall ist es besonders wichtig, dass das Versorgungsamt
bescheinigt, ab wann die Behinderung vorgelegen hat, z. B. ab Geburt.

696 Ist ein Behinderter verstorben und Du kannst die Unterlagen über seine Behin- 696
derung nicht vorlegen, genügt zum Nachweis eine gutachterliche Stellungnahme
von Seiten der für die Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes zuständi-
gen Behörde. Und hier kannst Du das Finanzamt für Dich arbeiten lassen: Diese
Stellungnahme hat die Finanzbehörde einzuholen!

697 Schwerbehinderte mit dem Ausweismerkzeichen »G« und Gehörlose (auch 697
ohne »G«) können wählen zwischen Freifahrten im öffentlichen Personennah-
verkehr und einer Kraftfahrzeugsteuerermäßigung von 50 %. Für Hilflose,
Blinde und außergewöhnlich Gehbehinderte (Merkzeichen »H«, »Bl«, »aG«)
beträgt die Steuerbefreiung 100 %.
Voraussetzung ist, dass das Auto auf den Namen des Behinderten zugelassen ist
und es nur von ihm selbst oder von anderen nur in seinem Beisein benutzt wird.
Ausnahmen gelten für Fahrten im Zusammenhang mit dem Transport des
Behinderten (z. B. Abholfahrten, Leerfahrt, wenn der Behinderte zur Arbeit
gebracht wird usw.) oder mit seiner Haushaltsführung (Fahrten zum Arzt, Ein-
kauf, Apotheke usw.).
Auf einige Erleichterungen, die Behinderte mit außergewöhnlicher Gehbehin-
derung (Zusatzzeichen »aG«) in Anspruch nehmen können, will ich Dich noch
hinweisen: Parkerlaubnis für Parkplätze mit dem Rollstuhlfahrerzeichen, Park-
erlaubnis bis zu drei Stunden im eingeschränkten Halteverbot, kostenloses Par-
ken an allen Parkuhren ohne Zeitbegrenzung; zusätzlich zur Kfz-Steuerbefrei-

78049-7_s001-816.indb 451 28.08.2007 14:30:28 Uhr


452 IX. Außergewöhnliche Belastungen

ung Freifahrten im öffentlichen Nahverkehr. Man braucht sich also nicht wie
bei Merkzeichen »G« entweder für Freifahrten oder für die Steuerermäßigung
zu entscheiden.

6. Pflegepauschbetrag
698 Wegen der außergewöhnlichen Belastungen, die durch die Pflege einer hilflosen 698
Person entstehen, kannst Du statt der tatsächlichen Kosten einen Pflegepausch-
betrag von 924 € jährlich absetzen. Voraussetzung ist, dass die Pflege entweder
in Deiner Wohnung oder in der Wohnung der gepflegten Person erfolgt. Wenn
weitere Personen zur Pflege beitragen, wird der Pauschbetrag zwischen Euch
geteilt (§ 33 b Abs. 6 EStG). Ob aufgeteilt wird, richtet sich danach, wie viele
Personen sich die Pflege teilen, nicht danach, wer die Pflege in seiner Steuerer-
klärung geltend macht (BFH v. 14. 10. 1997 – III R 102/96). Die Aufteilung lässt
sich also nicht dadurch vermeiden, dass nur einer der Beteiligten in seiner Steu-
ererklärung den Antrag stellt. Damit hat der BFH das anderslautende Urteil
des FG Köln (EFG 1996 S. 1226) kassiert.
Die Hilflosigkeit muss entweder durch einen Schwerbehindertenausweis mit
Merkzeichen »H«, einen Bescheid der Pflegeversicherung über Pflegestufe III
oder durch eine Bescheinigung des Versorgungsamts nachgewiesen werden.
Auf den Grad der Behinderung kommt es nicht an. Hilflos in diesem Sinn ist
jemand auch, wenn er z. B. wegen eines Unfalls vorübergehend für eine längere
Zeit auf fremde Hilfe angewiesen ist, mit einer Minderung oder dem Wegfall
der Hilflosigkeit aber gerechnet werden kann (BFH v. 28. 9. 1984 – BStBl 1985
II S. 129). Der Pflegepauschbetrag steht Dir auch zu, wenn Du die Pflege nicht
persönlich durchführst, sondern Dich zeitweise einer Hilfskraft bedienst. Auch
wenn Du Dich aus sittlichen Gründen verpflichtet fühlst, im Wege der Nachbar-
schaftshilfe einen hilflosen Nachbarn zu betreuen, kannst Du die 924 € bean-
spruchen.

zum Pflegepauschbetrag

699 Da der Pflegepauschbetrag ein Jahresbetrag ist, bekommst Du ihn auch dann in 699
ungekürzter Höhe, wenn Du Deinen Angehörigen nicht während des gesamten
Jahres gepflegt hast. Den Pauschbetrag wirst Du deshalb auch beantragen,
wenn Dein Angehöriger während der Woche in einem Heim lebt und nur am
Wochenende nach Hause kommt. Diese steuerzahlerfreundliche Entscheidung
hat zumindest das Finanzgericht München getroffen (EFG 1995 S. 722).

78049-7_s001-816.indb 452 28.08.2007 14:30:28 Uhr


6. Pflegepauschbetrag 453

700 Sieh zu, ob Du nicht zusätzlich zu der mickrigen Steuerersparnis auf den Pflege- 700
pauschbetrag von 924 € für Deine Bemühungen bei Vater Staat die Hand auf-
halten kannst. Mit der ab 1. 4. 1995 eingeführten Pflegeversicherung besteht die
Möglichkeit, für die häusliche Pflege erheblich Pflegebedürftiger Pflegegeld
von monatlich zwischen 205 € und 665 € zu kassieren. Pflegst Du z. B. Deinen
Vater, so hat dieser, weil er seine Betreuung selbst organisiert, Anspruch auf
Pflegegeld. Dieses kann er steuerfrei an Dich weiterleiten. Den Antrag auf Pfle-
gegeld stellt Ihr bei der Pflegekasse, die bei der zuständigen Krankenkasse ein-
gerichtet ist. Du musst dazu wissen, dass es drei Pflegestufen gibt:
Pflegestufe I mit einem Pflegegeldanspruch von 205 €/Monat Anspruch haben
erheblich Pflegebedürftige, die einmal täglich bei wenigstens zwei Verrich-
tungen aus den Bereichen Körperpflege, Ernährung oder Mobilität und zusätz-
lich mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaftlichen Versorgung be-
nötigen. Dein Pflegeaufwand muss durchschnittlich ca. 1,5 Stunden pro Tag
betragen. Pflegestufe II mit einem Pflegegeldanspruch von 410 €/Monat Be-
troffen sind Schwerpflegebedürftige, die dreimal täglich zu verschiedenen
Zeiten für Verrichtungen aus den Bereichen Körperpflege, Ernährung oder
Mobilität und zusätzlich mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaft-
lichen Versorgung benötigen. Dein Pflegeaufwand muss hier durchschnittlich
mindestens drei Stunden pro Tag betragen. Pflegestufe III mit einem Pflege-
geldanspruch von 665 €/Monat Diese Pflegestufe betrifft Schwerstpflegebe-
dürftige, die rund um die Uhr bei der Körperpflege, der Ernährung oder der
Mobilität und zusätzlich mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaft-
lichen Versorgung benötigen. Dein Pflegeaufwand muss hier durchschnittlich
mindestens fünf Stunden betragen, wobei der konkrete Hilfebedarf jederzeit
Tag und Nacht anfallen kann.

701 Der Amoklauf einiger Finanzer, die Steuerzahlern mit behinderten Kindern 701
den Abzug des Pflegepauschbetrags verwehrten, wenn sich diese den Behinder-
tenpauschbetrag ihres Kindes übertragen ließen, ist zum Glück gestoppt. Sollte
Dir ein Vertreter des Finanzamts mit solchen Streichgelüsten kommen, weise
ihn auf das Urteil des FG Nürnberg vom 26. 5. 1994 (EFG 1994 S. 933) hin, das
klipp und klar sagt, dass beide Pauschbeträge von den Eltern nebeneinander
geltend gemacht werden können. Auch wenn Du für Dein Kind Pflegegeld kas-
sierst, muss Dir das Finanzamt ohne weitere Nachweise zu dessen Verwendung
den Pflegepauschbetrag anerkennen. Das wurde in § 33 b Abs. 3 EStG mittler-
weile ausdrücklich geregelt.

78049-7_s001-816.indb 453 28.08.2007 14:30:29 Uhr


454 IX. Außergewöhnliche Belastungen

Lass Dich bei Pflegekosten nicht austricksen!

702 Oft versuchen Finanzbeamte, Dir den Pflegepauschbetrag von 924 € zu versa- 702
gen, wenn in irgendeiner Form Zahlungen dafür erfolgen. Wichtig für Dich zu
wissen: Die steuerliche Geltendmachung als außergewöhnliche Belastung bleibt
Dir als pflegender Person auch dann erhalten, wenn die Pflegeversicherung
dafür Rentenversicherungsbeiträge übernimmt (wenn neben der Pflegetätig-
keit nicht mehr als 30 Stunden pro Woche gearbeitet werden kann). Das ist der
Grund: Nach § 33 b EStG geht der Anspruch auf den Pauschbetrag verloren,
wenn für die Pflege »Einnahmen« erzielt werden. Dass die Finanzer diesen Be-
griff nicht überstrapazieren dürfen, beweist ein Urteil des Finanzgerichts Berlin
(Az: 6 K 6175/00). Danach handelt es sich bei übernommenen Rentenbeiträgen
nicht um Einkünfte im steuerlichen Sinn:

»Die Steuerzahlerin erbringt die Pflegeleistungen erkennbar nicht um des Ent-


gelts willen, sondern allein, weil sie sich sittlich und moralisch dazu verpflichtet
fühlt.«
Wenn Du z. B. einen Elternteil pflegst, der Pflegegeld kassiert, ist das noch lange
kein Grund, Dir den Pflegepauschbetrag abzuerkennen, wenn Du das Geld
nicht von den Eltern bekommst. Deine Pflege ist unentgeltlich und trotzdem
ausreichend zwangsläufig. Was Deine Eltern mit dem Pflegegeld letztlich ange-
stellt haben, geht das Finanzamt einen feuchten Kehricht an (FG Bremen v.
24. 11. 2004 – EFG 2005 S. 365).

78049-7_s001-816.indb 454 28.08.2007 14:30:29 Uhr


455

Denken, das heißt nein sagen.


(Alain)

mS
X. Steuervergünstigungen für Kinder
1. Kindergeld/Kinderfreibetrag
703 a) Überblick zum Familienleistungsausgleich 703
Bevor ich ins Detail gehe, will ich Dir im Kurzüberblick zeigen, was beim Kin-
dergeld und beim Kinderfreibetrag wichtig ist.
● Die Voraussetzungen für den Erhalt von Kindergeld und den Abzug von Kin-
derfreibeträgen sind nahezu gleich. Kindergeld und Kinderfreibetrag führen
nicht kumulativ zu Steuervergünstigungen. Der Kinderfreibetrag wirkt sich
auf die Einkommensteuer nur insoweit aus, als die Steuerersparnis größer ist
als der Anspruch auf Kindergeld. Neben dem Kinderfreibetrag erhältst Du
für jedes Kind einen Betreuungsfreibetrag.
● Im Lauf des Jahres wird Dir zunächst nur Kindergeld ausgezahlt. Der Kinder-
und der Betreuungsfreibetrag spielen erst bei der Einkommensteuererstat-
tung eine Rolle. Ist der Freibetrag für Dich günstiger, wird Dir die Differenz
zwischen Einkommensteuerersparnis und schon ausgezahltem Kindergeld
automatisch vom Finanzamt erstattet.
● Bei der Berechnung der Lohnsteuer im Lauf des Jahres werden Kinder- und
Betreuungsfreibeträge nicht berücksichtigt. Allerdings haben sie Einfluss auf
die Höhe der sog. Annexsteuern, nämlich Kirchensteuer und Solidaritätszu-
schlag. Die werden so berechnet, als wäre der Kinder- und der Betreuungs-
freibetrag bei der Lohnsteuer berücksichtigt worden.

704 Wie das Kindergeld werden auch der Kinder- und der Betreuungsfreibetrag 704
monatsweise gewährt. Liegen also die Voraussetzungen für die Berücksichti-
gung eines Kindes in einzelnen Monaten nicht vor, erfolgt eine entsprechende
Kürzung. Kinderfreibetrag und -geld werden in folgender Höhe gewährt:

Kalender- Kinderfreibetrag monatliches Kindergeld Einkünfte- und


jahr 1., 2. und Bezügegrenze
monatlich jährlich ab 4. Kind
3. Kind
€ € € € €
2002/2003 304/152 3 648/1 824 154 179 7 188
ab 2004 304/152 3 648/1 824 154 179 7 680

● Das Kindergeld wird einheitlich nur von der Familienkasse gezahlt.


● Kindergeld und -freibetrag gibt es ohne besondere Voraussetzungen für Kin-
der unter 18 Jahren. Bei Kindern über 18, die z. B. in der Berufsausbildung

78049-7_s001-816.indb 455 28.08.2007 14:30:29 Uhr


456 X. Steuervergünstigungen für Kinder

stehen, gibt es Kindergeld oder -freibetrag nur noch, wenn das Kind nicht
mehr als 7 680 € (2006/2007) Einkünfte oder Bezüge hat.

705 Betreuungsfreibetrag 705


Der Betreuungsfreibetrag liegt bei 1 080 €/2 160 € (Alleinstehende/Verheira-
tete). Er wird parallel zum Kinderfreibetrag abgezogen, also grundsätzlich für
Kinder bis 18 Jahre. Danach gelten die Verlängerungstatbestände, z. B. Berufs-
ausbildung.

706 b) Kinder 706


Als Kinder werden sowohl für das Kindergeld als auch den -freibetrag berück-
sichtigt:
● leibliche Kinder (sofern das Verwandtschaftsverhältnis zu den Eltern nicht
durch eine Adoption erloschen ist),
● Adoptivkinder,
● Pflegekinder (dazu gehören nicht Kostkinder, die aus finanziellen Gründen
aufgenommen werden),
● Stiefkinder und Enkelkinder, wenn sie im Haushalt der Stiefeltern oder der
Großeltern leben und diesen von den Eltern der Kinderfreibetrag ausdrück-
lich übertragen wird.
Der BFH hat auch Eltern mit behinderten Kindern, die vollstationär unterge-
bracht sind, den Kinderfreibetrag zuerkannt. Du bekommst also neben dem
Kinder- und dem Betreuungsfreibetrag (BFH v. 15. 10. 1999, BStB 2000 II S. 75)
alle anderen Kindervergünstigungen wie Baukindergeld, Ausbildungsfreibetrag
oder die Übertragung des Behindertenpauschbetrags.
Für Kinder, die im Ausland leben, steht Dir ebenfalls ein Kinderfreibetrag zu.
Dieser Auslandskinderfreibetrag wird allerdings je nach Lebensstandard im
jeweiligen Land auf 3/4, 1/2 oder 1/4 gekürzt.

707 Kindergeld und Kinderfreibetrag gibt es nicht doppelt: Wird ein Kind adoptiert, 707
ohne dass das Kindschaftsverhältnis zu den leiblichen Eltern erloschen ist, ste-
hen der Kinderfreibetrag und das Kindergeld vorrangig den Adoptiveltern zu.
Denselben Vorrang genießen Pflegeeltern gegenüber leiblichen Eltern.

708 Für Kinder bis zum 18. Lebensjahr bekommst Du ohne weitere Vorausset- 708
zungen Kindergeld oder Kinderfreibeträge bis einschließlich des Monats, in
dem der 18. Geburtstag liegt. Ältere Kinder werden nur unter folgenden Vor-
aussetzungen berücksichtigt:
● Kinder zwischen 18 und 21 Jahren, wenn sie arbeitslos sind und der Arbeits-
vermittlung des Arbeitsamts im Inland zur Verfügung stehen. Hier empfiehlt
es sich auf jeden Fall, dass sich das Kind arbeitslos und arbeitsuchend meldet.
Als Nachweis kannst Du z. B. die Besucherkarte des Arbeitsamts vorlegen.

78049-7_s001-816.indb 456 28.08.2007 14:30:29 Uhr


1. Kindergeld/Kinderfreibetrag 457

709 ● Kinder zwischen 709


– 18 und 25 Jahren, die also am 2. 1. 1983 oder später geboren sind,
– 18 und 26 Jahren, die also in der Zeit vom 2. 1. 1982 bis 1. 1. 1983 geboren
sind,
– 18 und 27 Jahren, die also am 1. 1. 1982 oder früher geboren sind,

wenn sie
1. in der Berufsausbildung stehen; dazu gehört neben einer Lehre auch jede
Schulausbildung oder z. B. ein Studium,
2. oder sich in der Übergangszeit zwischen zwei Ausbildungsabschnitten befin-
den und diese Übergangszeit nicht länger als vier Monate ist (Rz 706).
Darunter fällt z. B. die Zeit zwischen Abitur und Beginn des Studiums oder
einer anderen Berufsausbildung,
3. oder mangels Ausbildungsplatz eine Berufsausbildung nicht beginnen oder
fortsetzen können, weil sie z. B. auf einen Studienplatz in einem Numerus-
clausus-Fach warten oder trotz intensiver Bemühungen keine Lehrstelle fin-
den,
4. oder ein freiwilliges ökologisches oder soziales Jahr ableisten.

zum Kindergeld bei unterbrochener Ausbildung

710 Sichere Dir in jedem Fall das Kindergeld oder den Kinderfreibetrag, wenn Dein 710
Kind seine Ausbildung nicht fortsetzen kann. Für solche Unterbrechungszeiten
in der Ausbildung, z. B. zwischen Schulabschluss und Beginn der Lehre oder des
Studiums, behältst Du Deine Kindervergütungsansprüche, wenn die Unterbre-
chung nicht länger als vier Monate dauert. Dazu musst Du Folgendes wissen:
● Bei der Kinderberücksichtigung gilt immer das Prinzip, dass für angefangene
Monate, in denen nur zeitweise die Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sind,
Kindergeld und -freibetrag voll gewährt werden. Im Prinzip genügt jeweils
ein Tag zur Erfüllung der Anspruchsvoraussetzungen.
● Es reicht völlig, wenn Dein Kind seine Ausbildung in dem auf den vierten
vollen Unterbrechungsmonat folgenden Monat beginnt.
Beispiel Die Schulentlassung Deines Kindes mit Übergabe des Zeugnisses und
Bekanntgabe der Noten findet am 5. Juli statt.
Der max. Unterbrechungszeitraum (vier volle Kalendermonate) läuft nun von
August bis November. Spätestens zum 31. Dezember muss Dein Kind mit seiner
weiteren Ausbildung begonnen haben. Nimmt es die Ausbildung erst am 2. Ja-
nuar auf, entfällt der Kindergeld- bzw. Kinderfreibetragsanspruch für die Zeit

78049-7_s001-816.indb 457 28.08.2007 14:30:30 Uhr


458 X. Steuervergünstigungen für Kinder

von August bis Dezember und lebt erst ab Januar mit Weiterführen der Ausbil-
dung wieder auf.

711 Absolviert Dein Kind zwischen Schule und Beginn der Berufsausbildung oder 711
des Studium z. B. Grundwehrdienst, Zivildienst, ein freiwilliges soziales Jahr
oder freiwilligen Wehrdienst bis zu drei Jahren, gilt sowohl für die Zeit zwischen
Schule und Dienstbeginn als auch zwischen Dienstende und Beginn der Ausbil-
dung bzw. des Studiums jeweils ein eigener Viermonatszeitraum.

Beispiel
Dein Sohn beendet die Schule mit dem Abitur am 15. 6. 2006. Seinen neunmo-
natigen Wehrdienst tritt er am 1. 10. 2006 an. Nach dessen Ende am 30. 6. 2007
beginnt er am 1. 10. 2007 ein Studium. Für die Zeit des Wehrdiensts von Okto-
ber 2006 bis Juni 2007 bekommst Du weder Kindergeld noch -freibetrag. Da die
Zeiten von Schulende bis Wehrdienstbeginn und von Wehrdienstende bis Stu-
dienbeginn aber jeweils max. vier Monate betragen, erhältst Du in den Jahren
2006 und 2007 für folgende Zeiten Kindergeld/-freibetrag: Januar bis Septem-
ber 2006 und Juli bis Dezember 2007. Und das, obwohl Dein Filius in der Zeit
zwischen Schule und Studiumbeginn zusammen insgesamt 6,5 Monate weder in
der Ausbildung noch bei der Bundeswehr war.

Kassiere immer Kindergeld für die Zeit


zwischen Ausbildungsende und Wehrdienst!

712 Wenn Du für die Zeit zwischen Ausbildungsende und Wehrdienst Kindergeld 712
oder -freibetrag für Deinen Filius kassieren willst, musst Du Dir keine blumigen
Begründungen mehr dafür einfallen lassen, dass Dein Sohn nach Ende der
Dienstzeit die Ausbildung fortsetzen will. Auch wenn die Ausbildung vor der
Bundeswehr oder dem Zivildienst endgültig abgeschlossen war, bekommst Du
bis zum Dienstbeginn die Kindervergünstigungen, wenn dazwischen max. vier
Monate liegen. Was Dein Sohn nach dem Zivildienst macht oder machen will,
spielt dabei überhaupt keine Rolle (BFH v. 25. 1. 2007 – III R 23/06).

713 ● Kinder ohne Altersbeschränkung, die sich wegen einer körperlichen, geisti- 713
gen oder seelischen Behinderung nicht selbst unterhalten können. Entschei-
dend ist, ob das Kind über eigene Einkünfte und Bezüge oder Vermögen
verfügt, aus dem es seinen Unterhalt selbst bestreiten könnte. Kann es das
nicht, wird es weiterhin bei Dir berücksichtigt. Dazu muss das Finanzamt
mindestens 7 680 € an Einkünften und Bezügen zulassen. Diese Obergrenze
erhöht sich um den Behindertenpauschbetrag des Kindes. Ist es z. B. blind
oder hilflos, liegt die Obergrenze bei 11 380 € (7 680 € + 3 700 €).

78049-7_s001-816.indb 458 28.08.2007 14:30:30 Uhr


1. Kindergeld/Kinderfreibetrag 459

Je nach Behinderungsgrad darf das Kind also eigene Einkünfte und Bezüge in
folgender Höhe haben:
Grad der Behinderung Behindertenpauschbetrag Grenzbetrag für eigene
Einkünfte und Bezüge
2006/2007 2006/2007
45 – 50% 570 € 8 250 €
55 – 60% 720 € 8 400 €
65 – 70% 890 € 8 570 €
75 – 80% 1 060 € 8 740 €
85 – 90% 1 230 € 8 910 €
95 –100% 1 420 € 9 100 €
»H«/»Bl« Pflegestufe III 3 700 € 11 380 €

714 Zweckgebundene Zuschüsse wie zur Beschaffung von Hilfsmitteln bleiben 714
dabei von vornherein unberücksichtigt (BFH v. 22. 7. 1988 – BStBl II 1988
S. 939). Liegen die Einkünfte und Bezüge über dieser Grenze, ist noch nicht
aller Tage Abend. Lege dem Finanzamt dar, dass Dein Kind behinderungsbe-
dingt einen erheblich höheren Aufwand hat und daher mit seinen Einkünften
und Bezügen auf keinen Fall seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann.
Das Blindengeld eines behinderten Kindes rechnet zu den Einkünften und Be-
zügen. Liegt es über dem Behindertenpauschbetrag von 3 700 €, kannst Du statt
des Pauschbetrags das tatsächlich gezahlte Blindengeld als behinderungsbe-
dingten Mehrbedarf auf den Grenzbetrag für eigene Einkünfte und Bezüge
Deines Kindes von 7 680 € aufschlagen (BFH v. 31. 8. 2006 – BFH/NV 2006
S. 2347)

bei drogenabhängigen oder


magersüchtigen Kindern

715 Als Behinderung kommen auch Suchtkrankheiten in Betracht. Wer ein drogen- 715
abhängiges Kind hat, das sich deswegen nicht selbst unterhalten kann, sollte
Kindergeld beantragen und das Kind in der Steuererklärung geltend machen.
Selbst wenn kein Schwerbehindertenausweis vorgelegt werden kann! Denn
nach dem BFH-Urteil vom 16. 4. 2002 (BStBl 2002 II S. 738) ist der zu erbrin-
gende Nachweis der Behinderung im Gesetz nicht geregelt und kann auch auf
andere Art als durch einen Schwerbehindertenausweis erbracht werden. Den
Nachweis kannst Du z. B. durch ein ärztliches Gutachten oder durch Zeugnis
der behandelnden Ärzte führen. Wichtig ist, dass aus den Bescheinigungen Be-
ginn, Grad und Folgen der Drogensucht (sprich Behinderung), wie körperliche
und psychische Beeinträchtigungen, hervorgehen.

78049-7_s001-816.indb 459 28.08.2007 14:30:30 Uhr


460 X. Steuervergünstigungen für Kinder

716 Hat ein Kind vor Vollendung des 21. oder 25. Lebensjahrs (zum Höchstalter für 716
vor dem 2. 1. 1983 geborene Kinder vgl. E Rz 709)
● gesetzlichen Grundwehrdienst oder Zivildienst geleistet (egal, ob im In- oder
Ausland)
● oder sich für höchstens drei Jahre freiwillig zum Wehrdienst oder Polizeivoll-
zugsdienst verpflichtet
● oder eine vom Wehrdienst oder Zivildienst befreiende Tätigkeit als Entwick-
lungshelfer ausgeübt,
gibt es zwar während der Dienstzeit kein Kindergeld/keinen Kinderfreibetrag,
aber die Dienstzeit wird auf das 21. bzw. 25. Lebensjahr (u. U. das 27. Lebens-
jahr, E Rz 709) aufgeschlagen. Dein Sohn, der nach seinem neunmonatigen
Grundwehrdienst arbeitslos ist, kann somit über seinen 21. Geburtstag hinaus
weitere neun Monate berücksichtigt werden. Wenn er über das 25. Lebensjahr
(bis 2006: 27. Lebensjahr) hinaus z. B. wegen eines Studiums in der Berufsausbil-
dung steht, bekommst Du den Kinderfreibetrag bzw. das Kindergeld ebenfalls
neun Monate länger.

717 Hat er seinen Wehr- oder Zivildienst im Ausland abgeleistet, wird nur die ver- 717
gleichbare inländische Dienstzeit angerechnet. Ausgenommen von dieser Be-
schränkung ist Wehrdienst in einem EU-Staat, der mit der tatsächlichen Dienst-
zeit angerechnet wird (Quelle: § 32 Abs. 5 S. 3 EStG).

718 Anrechnung eigener Einkünfte und Bezüge des Kindes 718


Wenn Dein über 18 Jahre altes Kind eigene Einkünfte und Bezüge hat, mit
denen es die Kosten für seinen Unterhalt oder seine Berufsausbildung bestrei-
ten kann, entfällt nicht nur das Kindergeld, sondern ist auch der Kinderfreibe-
trag zum Teufel. Die schädliche Grenze liegt 2007/2008 bei 7 680 €. Sie gilt nicht
für Kinder unter 18 Jahren und nur eingeschränkt für behinderte Kinder
E Rz 713.

719 Einkünfte Deines Kindes sind Beträge, die im Rahmen der sieben Einkunfts- 719
arten der Besteuerung unterliegen, also z. B. Arbeitslohn nach Abzug der Wer-
bungskosten. Werden keine Werbungskosten nachgewiesen, können die ent-
sprechenden Werbungskostenpauschbeträge abgezogen werden, z. B. von den
Ausbildungsvergütungen Deines Kindes 920 €. Abziehen kannst Du aber z. B.
auch vorweggenommene Werbungskosten aus einer Fortbildungsmaßnahme
des Kindes (BFH v. 20. 7. 2000 – BStBl 2001 II S. 107).

720 Bezüge sind alle Vermögenszuflüsse, aus denen Dein Kind seinen Lebensunter- 720
halt selbst bestreiten könnte. Das sind in erster Linie Zahlungen, die nicht der
Einkommensteuer unterliegen, z. B. Unterhaltsleistungen Dritter, steuerfreie
Renten, der nicht steuerpflichtige Teil von Renten, andere steuerfreie Beträge,
wenn sie nicht, wie z. B. Reisekosten oder der Übungsleiterfreibetrag, den Cha-

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1. Kindergeld/Kinderfreibetrag 461

rakter von Aufwendungsersatz oder Aufwandsentschädigungen haben. Als Be-


züge rechnen die Finanzer Deinem Kind z. B. auch den Sparerfreibetrag, den
Versorgungsfreibetrag, den Freibetrag für Land- und Forstwirte, steuerfreie
Veräußerungsgewinne und die Differenz zwischen normalen Abschreibungen
und Sonderabschreibungen zu.
Zahlungen, die lediglich einen erhöhten Lebensbedarf, z. B. bei Behinderten,
abdecken, sind keine Bezüge.

Rechne Dein Kind arm!

721 Der Grenzbetrag für eigene Einkünfte und Bezüge Deines Kindes ist ein stän- 721
diges Ärgernis, weil er viel zu niedrig ist. Und: Liegt Dein Kind nur um eine
Winzigkeit über dem Betrag von 7 680 € (2007), führt das zu einem finanziellen
Fiasko. Neben Kindergeld und -freibetrag verlierst Du nämlich haufenweise
andere Kindervergünstigungen von der Kinderzulage bei der Eigenheimförde-
rung bis zur Ermäßigung der zumutbaren Belastung.
Eine für alle Eltern grandiose Entscheidung hat das Bundesverfassungsgericht
gegen alle hartnäckigen Widerstände des Fiskus getroffen (Beschluss v.
11. 01. 2005 – 2 BvR 167/02): Sozialversicherungsbeiträge, die Dein Nachwuchs
als Azubi oder bei seinem Ferienjob gezahlt hat, sind keine Einkünfte und
Bezüge und müssen deshalb genauso wie Werbungskosten herausgerechnet
werden. Damit hast Du als Vater oder Mutter alle Chancen, selbst dann noch
Kindergeld oder -freibeträge zu kassieren, wenn Dein hoffnungsvoller Nach-
wuchs im zweiten und dritten Lehrjahr schon recht hohe Ausbildungsvergü-
tungen bezieht oder fast keine Werbungskosten hat, mit denen die Einkünfte
gedrückt werden könnten.
Und so sieht die Rechnung aus für den Lohn, den Dein Kind max. im Jahr be-
ziehen darf.
Freigrenze 7 680,00 €
+ Arbeitnehmerpauschbetrag (oder nachgewiesene
höhere Werbungskosten) 920,00 €
Zwischensumme 8 600,00 €
+ Sozialversicherung (angenommen 20 %) (8 600  100/80)  20 % 2 150,00 €
Mindestens unschädliche Brutto-Ausbildungsvergütung 10 750,00 €
Hat Dein Nachwuchs durch Fahrtkosten und andere berufsbedingte Aufwen-
dungen höhere Werbungskosten als 920 € oder liegt der Arbeitnehmeranteil zur
Sozialversicherung höher als 20 %, steigt der unschädliche Betrag noch deutlich
an.

78049-7_s001-816.indb 461 28.08.2007 14:30:31 Uhr


462 X. Steuervergünstigungen für Kinder

Kürzung auch für


private Krankenversicherungen

Aufatmen können alle Eltern, deren Kind z. B. als Beamtenanwärter nicht der
Sozialversicherung unterliegt. Genauso wie bei anderen Kindern die Sozialversi-
cherungsbeiträge, können die Kosten für eine private Kranken- und Pflegeversi-
cherung oder freiwillige Beiträge in die gesetzliche Kranken- und Pflegeversiche-
rung von den Einkünften und Bezügen des Kindes abgezogen werden. Schließlich
stehen sie genauso wenig zur Bestreitung des Lebensunterhalts zur Verfügung
wie der gesetzliche Arbeitnehmeranteil zur Sozialversicherung (BFH v. 28. 11. 2006
– BFH/NV 2007 S. 338 und BFH v. 16. 11. 2006 – BFH/NV 2007 S. 559)

722 Genauso wie mit Sozialversicherungsbeiträgen kannst Du Deine Chancen auf 722
Kindergeld und -freibetrag mit besonderen Ausbildungskosten verbessern. Vor
allem, wenn sich Dein Nachwuchs das Studium durch einen Job selbst finanziert
oder andere Einkünfte und Bezüge, wie z. B. eine Waisenrente, BAföG oder ein
Stipendium, bezieht, kann es notwendig sein, den Betrag unter die Grenze von
7 680 € zu drücken. Besonders die Fahrtkosten sind abzugsfähig (BFH v.
25. 7. 2001 – BStBl II 2002 S. 12). Nicht dagegen die Aufwendugnen für eine dop-
pelte Haushaltsführung (BFH v. 22. 05. 2002 – BStBl II 2002 S. 695). Hier machst
Du aus der Not eine Tugend. Du stellst Dich einfach auf den Standpunkt, Dein
Nachwuchs könne ja gar keinen doppelten Haushalt führen, weil er ja vor Bezug
der Studentenbude im »Hotel Mamma« gewohnt und damit nicht den erforder-
lichen eigenen Hausstand gehabt hat. Die Unterkunftsksoten und Verpfle-
gungsmehraufwendungen könnt Ihr zwar nicht mehr abziehen, aber dafür die
wöchentliche Fahrt nach Hause mit der Entfernungspauschale.
Und so rechnest Du Dein Kind unter die 7 680-€-Grenze:
Bezüge aus Renten, BAföG etc. 12 000,00 €
./. Kostenpauschale – 180,00 €
./. besondere Ausbildungskosten:
Tägliche Fahrten zur Ausbildungsstätte
200 Tage  (10 km – 20 km) 0  0,30 € = 0€
Heimfahrten am Wochenende
44  (200 km – 20 km) 180 km  0,30 € 2 376,00 €
Bücher, Literatur lt. Belegen 400,00 €
Arbeitsmittel (Computer, Büromöbel, Papier,
Verbrauchsmaterial) 600,00 €
Studiengebühren 1 000,00 €
4 367,00 € – 4 367,00 €
Schädliche Bezüge 7 444,00 €

78049-7_s001-816.indb 462 28.08.2007 14:30:31 Uhr


1. Kindergeld/Kinderfreibetrag 463

Wie Du siehst, ist die Grenze von 7 680 € (2007/2008) nicht überschritten und
Dir stehen weiterhin Kindergeld und -freibeträge zu.

Bezüge Deines Kindes, die für besondere Ausbildungszwecke bestimmt sind,


werden bei der Berechnung der schädlichen Einkünfte und Bezüge nicht mitge-
rechnet. Dazu gehören z. B. das Büchergeld bei der Begabtenförderung, aber
auch Studiengebühren, Reisekosten und Wechselkurszuschläge bei einem Aus-
landsstudium.Wenn Dein Kind solche Zuschläge nicht bekommt, sondern die
erhöhten Aufwendungen für seine Berufsausbildung selbst getragen hat, soll-
test Du dem Finanzamt eine Aufstellung der außergewöhnlichen Ausbildungs-
kosten einreichen. Dieser Teil der Einkünfte Deines Kindes fällt aus der Be-
rechnung der Einkünfte und Bezüge heraus.

723 Du fragst: »Wie wird das Urlaubsgeld oder das 13. Monatsgehalt berücksichtigt, 723
wenn mein Kind, das sich in der Ausbildung befindet, während des Jahres voll-
jährig wird?« Denn das Urlaubsgeld fließt vielleicht zur Jahresmitte, das
13. Monatsgehalt aber erst am Jahresende, ebenso das Weihnachtsgeld.
Antwort: Diese sog. Sonderzuwendungen werden gezwölftelt und jedem Monat
zugerechnet. Bei einem Mädchen, das im Juni volljährig wurde, wollte das Fi-
nanzamt das 13. Monatsgehalt dem Dezember zuschanzen mit der Folge, dass
die Einkunftsgrenze überschritten war. »So nicht!«, rief schon das Finanzge-
richt, später auch der BFH: Man verteilt das Geld auf die zwölf Monate – und
die Tochter kommt dann (eventuell) unter die Einkunftsgrenze. Das musst Du
mit spitzem Stift bei Dir genau durchrechnen. Wenn das Finanzamt Dir dann
komisch kommt und das nicht anerkennt, dann verweise es auf den BFH-Be-
schluss vom 10. 1. 2003, BFH/NV 2003 S. 752. Hier reagierte das Gericht sauer
und sagte, dass es solche Sachen doch schon längst entschieden habe und sie
nun klar wären.

724 Keine Angst wegen der Einkommensgrenze, wenn Dein Kind z. B. im Lauf des 724
Jahres seine Ausbildung beendet und danach einen Job mit 5 000 € Monatsge-
halt angenommen hat. Für jeden vollen Kalendermonat, in dem die Vorausset-
zungen für einen Kinderfreibetrag auch ohne die Einkünfteprüfung nicht vor-
gelegen haben, reduziert sich die Einkünfte- und Bezügegrenze um 1/12, also um
640 €. Liegen die Einkünfte und Bezüge des Kindes während des ersten Teils

78049-7_s001-816.indb 463 28.08.2007 14:30:32 Uhr


464 X. Steuervergünstigungen für Kinder

des Jahres – bis zum Ende der Ausbildung – unter der so gekürzten Einkom-
mensgrenze, behältst Du Kindergeld oder -freibetrag.

Mit Wertpapierkauf Kindergeld und


-freibetrag retten!

725 Die Einkünfte- und Bezügegrenze von 7 680 € reicht bei Kindern in der Ausbil- 725
dung häufig nicht aus. Vor allem im dritten Lehrjahr wird in einigen Branchen
eine so hohe Ausbildungsvergütung gezahlt, dass dem Nachwuchs – auch nach
Abzug der Werbungskosten, wie Fahrten zur Arbeit etc. – höhere Einkünfte als
7 680 € verbleiben. Die Zauberformel, um zu retten, was zu retten ist, sind fest-
verzinsliche Wertpapiere. Mit den beim Kauf anfallenden Stückzinsen lassen
sich nämlich die Einkünfte Deines Nachwuchses wunderschön drücken.
Und so funktioniert der Trick: Stückzinsen, die beim Kauf der Wertpapiere für
den schon abgelaufenen Zinszeitraum gezahlt werden, können wie Werbungs-
kosten bei den Kapitaleinkünften abgezogen werden. Hat Dein Nachwuchs
keine anderen Zinseinnahmen etc., ergibt sich so ein Verlust bei den Einkünf-
ten aus Kapitalvermögen, der mit den anderen Einkünften verrechnet werden
kann. Geld kostet der ganze Spaß übrigens nicht, weil Sohn oder Tochter die
gezahlten Stückzinsen im folgenden Jahr bei Ablauf des Zinszeitraums wieder
kassiert.
Übrigens: Wenn dann im nächsten Jahr die Zinsen gezahlt werden, bleiben
diese In Höhe des Sparerfreibetrags von 750 € steuerfrei.

zum Kauf von Wertpapieren

Am besten kauft Dein Nachwuchs zum Ende des Jahres solche Wertpapiere,
deren Zinstermin kurz nach dem Jahreswechsel liegt, denn dann ist der Anteil
an Stückzinsen besonders hoch. Sohn oder Tochter muss also nicht so viel Geld
in die Wertpapiere investieren, und das Geld, das eigentlich für das neue Auto
gedacht war, liegt nicht so lange fest.
Einen kleinen Pferdefuß hat dieser Trick allerdings: Da die Fiskalritter auf den
glorreichen Trichter verfallen sind, den Sparerfreibetrag als Bezüge des Kindes
zu erfassen, klappt diese Verschiebungstaktik im Regelfall nur einmal, nämlich
in dem Jahr, in dem erstmalig Wertpapiere gekauft werden. Außerdem musst
Du penibel darauf achten, dass für Deinen Nachwuchs aus dem Geschäft auch

78049-7_s001-816.indb 464 28.08.2007 14:30:32 Uhr


1. Kindergeld/Kinderfreibetrag 465

ohne die Steuerersparnis nach Abzug von Spesen etc. ein kleiner Gewinn übrig
bleibt, weil Dir der Fiskus sonst mit dem BFH-Urteil vom 27. 7. 1999 (BStBl
1999 II S. 769) wegen Umgehung (§ 42 AO) einen Strich durch die Rechnung
macht.

Achtung!
Abgeltungssteuer ab 2009

Mit der Einführung der Abgeltungssteuer für Kapitaleinkünfte ab 2009 ist die-
ser schöne Kniff hinfällig. Bei der Abgeltungssteuer können keine Werbungs-
kosten oder Stückzinsen mehr als negative Einkünfte berücksichtigt werden.
Also kannst Du letztmals im Jahr 2008 so die Einkünfte Deiner Kinder drü-
cken.

726 c) Kinderfreibetrag 726


Als Alternative zum Kindergeld kannst Du – allerdings erst in Deiner Einkom-
mensteuererklärung – den Kinderfreibetrag wählen. Auf den Steuervorteil, der
sich daraus für Dich ergibt, wird das schon ausgezahlte Kindergeld angerechnet.
Das Finanzamt zahlt Dir also nur eine mögliche Differenz zwischen Steuer-
ersparnis durch Kinderfreibetrag und Kindergeld aus.
Der Kinderfreibetrag liegt seit 2002 unverändert bei jährlich 3 648 € für zusam-
menveranlagte Ehegatten bzw. 1 824 € für alleinstehende Elternteile.

727 Wie beim Kindergeld gilt das Monatsprinzip, d. h., Du erhältst nur für die Mo- 727
nate, in denen bei Dir ein Kind nach den steuerlichen Regeln berücksichtigt
werden kann, jeweils 1/12 des Jahresbetrags.

Beispiel
Hat Dein 25-jähriger Sohn seine Ausbildung im Januar beendet, bekommst Du
nur noch für Januar einen Kinderfreibetrag, also 1/12 von 3 648 € = 304 € (Mo-
natsbetrag für zusammenveranlagte Ehegatten) bzw. 1/12 von 1 824 € = 152 €
(Monatsbetrag für z. B. getrennt lebende Elternteile).

728 Mit einer Eintragung Deines Kindes auf der Lohnsteuerkarte sparst Du nur 728
Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag. Wegen des Vorrangs der Kindergeld-
zahlung werden die Kinderfreibeträge nicht mehr wie früher in die normalen

78049-7_s001-816.indb 465 28.08.2007 14:30:32 Uhr


466 X. Steuervergünstigungen für Kinder

Lohnsteuertabellen eingearbeitet. Sie werden beim Steuerabzug vom Arbeits-


lohn im Lauf des Jahres nur noch gebraucht, um die fiktive Lohnsteuer zu be-
rechnen, die sich beim Abzug von Kinderfreibeträgen ergeben würde. Auf die-
ser fiktiven Lohnsteuer basiert aber die Berechnung von Kirchensteuer und
Solidaritätszuschlag. Und da Kleinvieh bekanntlich auch Mist macht und Du
schließlich nichts zu verschenken hast, solltest Du Dir also auf jeden Fall Deine
Kinder eintragen lassen.

729 d) Auslandskinderfreibetrag 729


Für Auslandskinder wird bei der Einkommensteuerveranlagung unter den glei-
chen Bedingungen wie für Inlandskinder ein Kinderfreibetrag berücksichtigt.
Für Kinder bis zu 18 Jahren also ohne besondere Voraussetzungen. Für Kinder
über 18 Jahren, wenn sie sich in Berufsausbildung etc. befinden. Ganz ohne
Pferdefuß geht es aber offensichtlich nicht. Leben die Kinder in Ländern mit
niedrigerem Lebensstandard als dem der Bundesrepublik, werden die Kin-
derfreibeträge um 1/4, 1/2 oder sogar um 3/4 auf 2 736 €/1 824 €/912 € bzw.
1 368 €/912 €/456 € zusammengestrichen. Maßgebend ist dafür die Einteilung
aller Länder in Ländergruppen (BMF-Schreiben v. 17. 12. 2003 – IV C 4 – S 2285
– 54/03).
Gekürzt wird nicht nur der Kinderfreibetrag, sondern auch die Einkünfte- und
Bezügegrenze von 7 680 €. Je nach Land beträgt sie 3/4 = 5 760 €, 1/2 = 3 840 €
oder 1/4 = 1 920 €.

für ausländische Kinder

730 Auch für Auslandskinder gilt im laufenden Jahr der Vorrang Kindergeld vor 730
Kinderfreibetrag. Daher wird ein Kinderfreibetrag für die Berechnung der
Lohnsteuer zunächst nicht eingetragen. Soweit Dir für Dein Auslandskind Kin-
dergeld in Deinem Heimatland zusteht, bleibt es bei diesem Grundsatz. Be-
kommst Du dagegen keine vergleichbaren Leistungen, kannst Du Dir aus-
nahmsweise den Kinderfreibetrag als Lohnsteuerfreibetrag auf der Lohnsteu-
erkarte eintragen lassen, damit Dein Kind im laufenden Jahr überhaupt
irgendwie berücksichtigt werden kann.

731 e) Übertragung von Kinder-/Betreuungsfreibeträgen 731


Nicht miteinander verheiratete oder getrennt lebende Eltern erhalten jeweils
den halben Kinder- und Betreuungsfreibetrag (= 1 824 € bzw. 1 080 €).
Auf besonderen Antrag kann ein Elternteil jedoch die Freibeträge des anderen
zwangsweise auf sich übergehen lassen, wenn er seine Unterhaltspflicht gegen-
über dem Kind im Wesentlichen (d. h. zu mindestens 75 %) erfüllt, der andere

78049-7_s001-816.indb 466 28.08.2007 14:30:33 Uhr


467

Elternteil hingegen seiner Unterhaltsverpflichtung nicht nachkommt. Profitie-


ren können davon vor allem Elternteile, in deren Haushalt die Kinder leben.
Beim Betreuungs-, nicht aber beim Kinderfreibetrag ist auch eine freiwillige,
einvernehmliche Übertragung auf den geschiedenen oder getrennt lebenden
Ehegatten möglich. Jedoch kann der Kinderfreibetrag einvernehmlich auf Stief-
und Großeltern übertragen werden, wenn das Kind in deren Haushalt lebt. In
diesem besonderen Fall können die leiblichen Eltern also auf den Betreuungs-
und den Kinderfreibetrag verzichten.
Mit der Übertragung gehen dem übertragenden Elternteil alle kindbedingten
Vorteile verloren, als da sind: Haushalts- und Ausbildungsfreibetrag, Minde-
rung der zumutbaren Belastung und der Kirchensteuer, Übertragung des Be-
hindertenpauschbetrags, der dem Kind zusteht, eventuell noch zustehendes
Baukindergeld.
732 Kindesunterhalt laut Düsseldorfer Tabelle (Stand ab 1. 7. 2007) 732
Nettoeinkommen Altersstufe in Jahren
des Barunterhalts- 0–5 6–11 12–17 ab 18
pflichtigen
€ € € € €
1. bis 1 300 202 245 288 389
2. 1 300–1 500 217 263 309 389
3. 1 500–1 700 231 280 329 389
4. 1 700–1 900 245 297 349 401
€ € € € €
5. 1 900–2 100 259 314 369 424
6. 2 100–2 300 273 331 389 447
7. 2 300–2 500 287 348 409 471
8. 2 500–2 800 303 368 432 497
9. 2 800–3 200 324 392 461 530
10. 3 200–3 600 344 417 490 563
11. 3 600–4 000 364 441 519 596
12. 4 000–4 400 384 466 548 629
13. 4 400–4 800 404 490 576 662
über 4 800 nach den Umständen des Falles

Meistens ist der Elternteil, der nicht das Sorgerecht für das Kind hat, verpflich-
tet, Barunterhalt zu leisten. Um einer Übertragung des Kinderfreibetrags auf
den anderen Elternteil entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass der Unterhalts-
pflichtige wenigstens 75 % des Barunterhalts für das Kalenderjahr tatsächlich
leistet. Wird die Höhe des Unterhalts nicht in einem Gerichtsurteil, einem Ver-
gleich oder einer anderen Vereinbarung festgelegt, können die Unterhaltsbei-
träge lt. Düsseldorfer Tabelle angesetzt werden.
Wichtig für Dich: Wenn ein Elternteil finanziell so schlecht gestellt ist, dass er
nicht oder nur minimal unterhaltspflichtig ist, wird er so behandelt, als käme er
einer Unterhaltsverpflichtung nach. Der Kinderfreibetrag kann dann nicht auf
den anderen Elternteil übertragen werden.

78049-7_s001-816.indb 467 28.08.2007 14:30:33 Uhr


468 X. Steuervergünstigungen für Kinder

733 Wenn Du als getrennt Lebender oder Geschiedener Unterhalt für die Kinder 733
zahlst, die bei Deinem Expartner leben, hast Du Anspruch auf einen Teil der
steuerlichen Entlastung durch die Kinder. Da es den sog. Halbteilungsgrund-
satz beim Kindergeld aber nicht gibt, wird das Kindergeld immer in voller Höhe
an denjenigen ausgezahlt, bei dem die Kinder leben. Du als unterhaltsverpflich-
teter Elternteil bekommst das Dir zustehende halbe Kindergeld auf einem
Umweg. In Höhe von 50 % des Kindergelds verringert sich nämlich Deine
Unterhaltsverpflichtung. Achte also beim Aushandeln des Unterhalts für den
Expartner und die Kinder darauf, dass diese Gegenrechnung für Dich nicht
unter den Tisch fällt. Die Anrechnung auf den Unterhalt erfolgt allerdings nur,
wenn für das Kind mindestens Unterhalt in Höhe von 135 % des Regelsatzes
gezahlt wird; das entspricht einem Mindestunterhalt der Einkommenskategorie
6, 2 100 bis 2 300 €.
Bei Deiner Steuererklärung tut das Finanzamt allerdings immer so, als hättest
Du das halbe Kindergeld erhalten. Das Argument, das Kindergeld könne nicht
gegengerechnet werden, weil Du vergessen hast, es bei der Unterhaltsverpflich-
tung zu berücksichtigen, zieht nicht. Unsinnigerweise wird Dir das halbe Kin-
dergeld auch dann angerechnet, wenn Du es wegen der 135 %-Bestimmung gar
nicht von Deinem Unterhalt abziehen dürftest. Das hängt seit 2004 damit zu-
sammen, dass nicht mehr das tatsächliche Kindergeld oder die tatsächlichen auf
den Unterhalt angerechneten Beträge maßgebend sind. Entscheidend ist viel-
mehr, dass Du dem Grunde nach einen rein theoretischen Anspruch auf Kin-
dergeldanrechnung hast.

Nun mal ganz ehrlich, diesen Juristenquatsch muss man nicht wirklich verste-
hen! Einmal mehr bewahrheitet sich hier aber die alte Weisheit: »Auf See und
vor Gericht ist man in Gottes Hand!«

734 f) Entlastungsbetrag für Alleinerziehende 734


»Echte« Alleinerziehende können einen zusätzlichen Freibetrag von 1 308 € im
Jahr absetzen, wenn
● sie mit mindestens einem Kind (auch über 18 Jahre), für das sie einen Kinder-
freibetrag oder Kindergeld bekommen, in einem eigenen gemeinsamen
Haushalt leben;
● das Kind mit Wohnsitz bei ihnen gemeldet ist.
Der Pferdefuß bei der ganzen Geschichte ist »Echte«. Hier haben sich die
Fiskalakrobaten einige üble Fallstricke einfallen lassen. So sollst Du nämlich
nur dann als Alleinerziehender Gnade vor den Augen des Fiskus finden,
wenn

78049-7_s001-816.indb 468 28.08.2007 14:30:33 Uhr


1. Kindergeld/Kinderfreibetrag 469

● Du nicht die Ehegattenveranlagung beanspruchen kannst, d. h. weder die Zu-


sammen- noch die getrennte Veranlagung oder die besondere Veranlagung
im Jahr der Eheschließung für Dich in Betracht kommt,
● Du komplett allein mit Deinen Kindern in Deinem Haushalt lebst. Es darf
also keine andere Person in Eurem Haushalt leben, weder Lebenspartner
noch Deine Eltern, Geschwister oder andere Verwandte. Sogar ein erwach-
senes Kind, das nicht mehr in der Berufsausbildung steht, aber noch bei Dir
wohnt, macht Dir den Freibetrag für seine jüngeren Geschwister kaputt. Also
wirst Du dafür sorgen, dass Dein erwachsenes Kind nicht bei Dir gemeldet
ist, sondern beim anderen Elternteil oder bei den Großeltern unterkommt
und dort gemeldet wird.
Auch beim Entlastungsbetrag für Alleinerziehende gilt im Übrigen das Monats-
prinzip. Wenn also z. B. Deine Tochter, die die 12. Klasse des Gymnasiums be-
sucht, am 10. 6. 2007 18 Jahre alt wird, bekommst Du für 2007 nur einen Entlas-
tungsbetrag von 6/12 von 1 308 € = 654 €.
Mit den o. ge. Voraussetzungen sind alle nichtehelichen Lebensgemeinschaften
vom Entlastungsbetrag für Alleinerziehende abgekoppelt. Vor allem, wenn der
Lebenspartner in Deiner Wohnung gemeldet ist – ob mit Haupt- oder Neben-
wohnsitz, spielt keine Rolle – wird eine Haushaltsgemeinschaft vom Gesetz
einfach unterstellt. Aber selbst ohne Wohnsitzmeldung ist der Entlastungsbe-
trag futsch, wenn ein gemeinsamer Haushalt geführt wird.

Rette mit einem Mietvertrag den Freibetrag!

735 Wie schnell ist eine neue Liebe dahin, wenn man sich Tag für Tag auf der Pelle 735
sitzt. Ein wenig Distanz wirkt da manchmal Wunder und hält die Beziehung
frisch. Und nicht nur die, nebenbei erhält sie Dir auch den Entlastungsbetrag
für Alleinerziehende. Warum schließt Du also nicht einfach mit Deinem Partner
einen Mietvertrag für die kleine Dachgeschosswohnung. So habt Ihr erst einmal
jeder einen eigenen Haushalt und keine Haushaltsgemeinschaft. Natürlich hat
jeder seinen eigenen Kühlschrank und wirtschaftet für sich, sonst wäre das
Ganze ja eine Umgehung und damit Schmu, den Du natürlich nicht begehen
wirst. Gut ist außerdem, wenn Ihr getrennte Telefonanschlüsse und Türklingeln
aufweisen könnt, sonst wittern die Fiskalritter gleich Unrat. Dass Ihr Euch, wie
das gute Nachbarn und Freunde tun, gelegentlich besucht, gegenseitig zum
Essen einladet und auch mal beim anderen übernachtet, macht aus Euch noch
längst keine Haushaltsgemeinschaft. Also kannst Du Dich nach wie vor über
Deinen Entlastungsbetrag freuen, und vielleicht springt bei dem Mietverhältnis

78049-7_s001-816.indb 469 28.08.2007 14:30:34 Uhr


470 X. Steuervergünstigungen für Kinder

ja noch ein kleiner Verlust heraus, den Du zusätzlich von der Steuer absetzen
kannst.

Das Land Niedersachsen kaufte das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Kali + Salz. In das
Gebäude sollte die Verwaltung der Tierärztlichen Hochschule einziehen. Die Landesverwaltung
»verschätzte« sich bei den Kosten für die Herrichtung und Sanierung um sage und schreibe 2068 %.

Kassiere den Entlastungsbetrag doppelt!

736 Getrennt lebende oder geschiedene Eltern mit mindestens zwei Kindern kön- 736
nen den Entlastungsbetrag doppelt kassieren. Seid flexibel und gestaltet Eure
Verhältnisse geschickt: Jeder von Euch nimmt eines der Kinder auf und meldet
es bei sich mit Hauptwohnsitz an. Da Ihr nun beide alleinerziehend seid, erfüllt
Ihr beide die Voraussetzungen für den Entlastungsbetrag.

737 g) Kindergeld 737


Kindergeld gibt es unabhängig von der Höhe des Einkommens. Es beträgt mo-
natlich je 154 € für das erste, zweite und dritte Kind und je 179 € für das vierte
und jedes weitere.
Kindergeldtabelle
Jahr Familie
1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 Kinder
ab 2002 154 € 308 € 462 € 641 €

Kindergeld bekommst Du ohne besondere Voraussetzung für Dein Kind, so-


lange es nicht älter als 18 Jahre ist. Ist es über 18 Jahre, gibt es das Kindergeld
nur, wenn das Kind sich noch in der Berufsausbildung befindet etc. und im Jahr
nicht mehr als 7 680 € (2006/2007) eigene Einkünfte und Bezüge hat (Rz 704
und 705).

300 € zusätzliches Kindergeld ergattern!

738 Wie beim Kinderfreibetrag kannst Du beim Kindergeld die Ansprüche auf die 738
Großeltern übertragen, wenn das Kind in deren Haushalt lebt.

78049-7_s001-816.indb 470 28.08.2007 14:30:34 Uhr


1. Kindergeld/Kinderfreibetrag 471

Vor allem, wenn Dein Nachwuchs, der noch die Füße unter Deinen Tisch stellt,
nichts Besseres zu tun hatte, als Dich frühzeitig zum Großpapa oder zur Groß-
mama zu machen, musst Du auf Draht sein. Zwar bekommt auch Deine Tochter
oder Dein Filius für den Nachwuchs Kindergeld, aber eben nur 154 € im Monat.
Hast Du selbst noch drei Kinder, die minderjährig sind oder in der Berufsaus-
bildung stehen, solltest Du Dir den Kindergeldanspruch für Dein Enkelkind
übertragen lassen. Bei Dir wird der Enkel nämlich automatisch zum vierten
Kind, und Du bekommst dafür 179 €. Und so sieht die Rechnung aus:

ohne Übertragung mit Übertragung


Kindergeldanspruch Kindergeldanspruch Kindergeldanspruch
Eltern Kind Eltern
1. Kind 154 € 1. Kind 154 € 1. Kind 154 €
2. Kind 154 € 2. Kind 154 €
3. Kind 154 € 3. Kind 154 €
Summe 462 € Summe 154 € 4. (Enkel-)Kind 179 €
Summe 641 €
insgesamt (462 € + 154 €) = 616 €

Wie Du siehst, kassiert Ihr Monat für Monat 25 € mehr an Kindergeld. Im Jahr
beträgt der Gewinn satte 300 €. Und das mit einem lächerlichen kleinen Feder-
strich.
Denselben Kniff kannst Du übrigens anwenden, wenn Du Dich von Deinem
Ehepartner getrennt hast und mit Deinen drei Kindern wieder zu Deinen El-
tern gezogen bist, die noch Kindergeld für Deinen studierenden kleinen Bruder
beziehen. In solch einem Fall wirst Du flugs die Kindergeldansprüche für Deine
drei Kinder auf Deine Eltern übertragen, die somit Kindergeld für vier Kinder
bekommen. Das macht ebenfalls wieder 300 € mehr als bei getrennter Kasse.

739 Wie kommst Du an Dein Kindergeld? 739


Das Kindergeld bekommst Du von der sog. Familienkasse ausgezahlt. Die Fa-
milienkassen hat man zwar offiziell zu Behörden des Fiskus erklärt, in Wahrheit
verbirgt sich dahinter aber nichts anderes als die alte Kindergeldkasse des
Arbeitsamts. Sicherlich werden Deine Anträge dort von denselben Gesichtern
in denselben verstaubten Büros bearbeitet. Das einzig Neue ist also der »Fir-
menname«.
Die Familienkasse sitzt bei der für Dich zuständigen Agentur für Arbeit. Stelle
also dort einen Kindergeldantrag. Bist Du im öffentlichen Dienst beschäftigt,
übernimmt die gehaltszahlende Stelle die Funktion der Familienkasse. Wende
Dich mit Deinem Antrag auf Kindergeld in dem Fall an Deine Personalabtei-
lung.

78049-7_s001-816.indb 471 28.08.2007 14:30:34 Uhr


472 X. Steuervergünstigungen für Kinder

740 Lass Dich bei Kindern über 18 Jahre nicht davon ins Bockshorn jagen, dass 740
deren Einkünfte und Bezüge im laufenden Jahr möglicherweise über 7 680 €
liegen. Stell in jedem Fall erst einmal einen Antrag auf Auszahlung des Kinder-
gelds. Sollte sich nach Ablauf des Jahres herausstellen, dass der Nachwuchs zu
viel verdient hat, musst Du zwar zurückzahlen, hattest aber ein hübsches zins-
loses Darlehen.

741 Kindergeldansprüche verjähren nicht mehr wie früher innerhalb von sechs Mo- 741
naten! Hast Du also Deinen Kindergeldantrag in einem Jahr verschwitzt, kannst
Du ihn noch drei Jahre später stellen. Mit dieser Regelung bekommst Du das
volle Kindergeld nachgezahlt, wenn Dein Nachwuchs einmal völlig überra-
schend mit seinen eigenen Einkünften und Bezügen unter die Einkünftegrenze
rutscht. Denkbar ist z. B., dass er während der Ausbildung eigentlich zu viel ver-
dient, aber z. B. durch einen beruflichen Autounfall zum Ende des Jahres plötz-
lich so hohe Werbungskosten anfallen, dass seine Einkünfte unter der Grenze
liegen.

für arme Familienväter

742 Das Wahlrecht zwischen Kinder-/Betreuungsfreibetrag und Kindergeld kannst 742


Du zwar erst im Rahmen Deiner Einkommensteuererklärung ausüben (Rz
721), allzu große Gedanken musst Du Dir deswegen aber nicht machen. Die
Finanzämter müssen nämlich bei jedem Steuerzahler mit Kindern von sich aus
prüfen, ob der Kinder- und Betreuungsfreibetrag mehr bringt als das Kinder-
geld. Ist der Kinderfreibetrag für Dich günstiger, bekommst Du die Differenz
vom Finanzamt mit Deiner Steuererstattung zusammen ausgezahlt.

Wenn Du nicht gerade zu den Großverdienern gehörst, ist für Dich sowieso das
Kindergeld die günstigere Alternative. Denn Du musst als Familienvater mit
einem Kind schon auf einen Steuersatz von ca. 32 % kommen, damit Du mit
dem Kinderfreibetrag ein Geschäft machen kannst.

78049-7_s001-816.indb 472 28.08.2007 14:30:35 Uhr


2. Was steht Dir außerdem noch zu? 473

Kinderfreibetrag 3 648 €
+ Betreuungsfreibetrag 2 160 €
= 5 804 €  32% = 1 857 €
Kindergeld 154 €  12 = 1 848 €

Das Bruttoeinkommen Deiner Ein-Kind-Familie müsste dazu grob gerechnet


bei ca. 61 000 € im Jahr liegen.
Hast Du mehr als drei Kinder, lohnt sich der Kinderfreibetrag erst bei noch
höherem Einkommen.
Allerdings kannst Du mit dem Kinderfreibetrag wenigstens einen Teil der Steu-
ervergünstigungen für Kinder retten, wenn Du – aus welchen Gründen auch
immer – kein Kindergeld bekommen hast. Bei der Vergleichsrechnung in Dei-
nem Steuerbescheid darf das Finanzamt nämlich nur tatsächlich ausgezahltes
Kindergeld gegenrechnen. Eine Anrechnung fiktiver Beträge ist auch dann
nicht zulässig, wenn Du zwar einen Anspruch auf Kindergeld hattest, ihn aber
aus eigener Bummelei nicht realisiert hast.

2. Was steht Dir außerdem noch zu?


743 Sei nicht so dumm, Dich mit Kindergeld oder -freibetrag zufriedenzuge- 743
mS ben. Es gibt weitere Möglichkeiten, durch Kinder Vergünstigungen heraus-
zuholen, aber meistens leider nur für Eltern, die gut betucht sind.

Kinder helfen Steuern sparen

Deine Möglichkeiten bestehen in der Hauptsache darin, Deinem Kind eigene


Einkünfte zu verschaffen. Diese sind aufgrund der Frei- und Pauschbeträge
beim Kind steuerfrei, mindern aber Dein Einkommen! Eine zusätzliche Entlas-
tung erfährst Du dadurch, dass das Kind die eigenen Einkünfte zu seinem Un-
terhalt und seiner Berufsausbildung verwendet. Dies kann Dir das Finanzamt
nicht als Steuerumgehung ankreiden, weil es ein ganz normaler Vorgang ist (so
NWB in Fach 3 Seite 5902; BFH v. 29. 11. 1983 – BStBl 1984 II S. 366). Die fol-
genden Steuersparmöglichkeiten solltest Du mal für Dich ausloten:

744 a) Kapital übertragen 744


Überträgst Du Deinem Kind Kapital, fließen die Kapitalerträge nicht Dir, son-
dern Deinem Kind zu. Dein Kind hat so lange nichts zu versteuern, wie die
Zinseinnahmen 8 501 € jährlich nicht übersteigen.

78049-7_s001-816.indb 473 28.08.2007 14:30:35 Uhr


474 X. Steuervergünstigungen für Kinder

Grundfreibetrag 7 664,00 €
+ Sparerfreibetrag 750,00 €
+ Werbungskostenpauschbetrag bei Kapitaleinkünften 51,00 €
+ Sonderausgabenpauschbetrag 36,00 €
steuerfrei bleibender Mindestbetrag 8 501,00 €

Weniger ist mehr und rettet das Kindergeld

Mit 8 501 € liegt Dein Kind über der Einküfte- und Bezügegrenze für das Kin-
dergeld bei über 18 Jahr alten Kindern. Übertrage also etwas weniger Einkünfte
auf Deine Kinder und behalte den Kindergeldanspruch. Mehr dazu findest Du
unter E Rz 745.
Auch wegen der Erbschaft- oder Schenkungsteuer ist nichts zu befürchten, weil
diese erst ab 205 000 € anfallen. Die jährliche Steuerersparnis beträgt bei Eltern
mit einem Steuersatz von 42 % ca. 4 386 € inkl. Solidaritätszuschlag und Kir-
chensteuer. Bei Wiederanlage der Zinsen hat sich das Anfangskapital nach
20 Jahren mehr als verdoppelt.
Die Zusage Deinem Kind gegenüber, ihm Geldvermögen zu übertragen, bedarf
eigentlich der notariellen Beurkundung (§ 518 Abs. 1 BGB). Wird diese Form
nicht eingehalten, weil die Zusage gewöhnlich mündlich erfolgt, wird der Form-
mangel durch den späteren Vollzug, die Übereignung des Geldvermögens, wie-
der geheilt (§ 518 Abs. 2 BGB). Die Übertragung muss aber eindeutig sein. An-
genommen, Du willst Wertpapiere in Form von Aktien, Anleihen, Pfandbriefen
übertragen, so wird dies durch Übergabe vollzogen (§§ 929 ff. BGB): Befinden
sich die Wertpapiere jedoch im Depot einer Bank, erfolgt die Übertragung
durch die mündliche Einigung und die anschließende Abtretung des Herausga-
beanspruchs gegen die Bank als Verwahrer (§§ 929, 931 BB).
Die Abtretung des Herausgabeanspruchs halte als Beweis gegenüber dem Fis-
kus so fest:

Abtretungserklärung

Ich bin der Eigentümer folgender Wertpapiere:

Bezeichnung Stückzahl Nennwert Kurswert


. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

78049-7_s001-816.indb 474 28.08.2007 14:30:35 Uhr


2. Was steht Dir außerdem noch zu? 475

. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .

die in meinem Depot bei der . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .


Nr. . . . . . . . . . . . . liegen. (Name der Bank/Sparkasse)

Hiermit trete ich den Herausgabeanspruch gegen die


. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
hinsichtlich der oben genannten Wertpapiere ab an:
Herrn/Frau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
geb. am . . . . . . . . . . . .
Wohnhaft in . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
(Ort, Datum) (Unterschrift)

Mit dieser Abtretungserklärung gehst Du zu Deiner Bank oder Sparkasse und


bittest um Übertragung der Wertpapiere auf das neu einzurichtende oder be-
reits bestehende Depot Deines Kindes. Hierfür hat die Bank eigene Formulare.
Lass Dir eine Kopie aushändigen, die Du auf Anfrage dem Finanzamt präsen-
tierst.

745 Damit Du bei der Übertragung von Einkünften und Vermögen auf Deine Kin- 745
der keine Nachteile erleidest, beachte folgende Auswirkungen, wenn Dein Kind
plötzlich über eigenes Einkommen verfügt: Kindergeld und Kinderfreibetrag
erhältst Du für Kinder über 18 Jahre, die z. B. noch in der Berufsausbildung
stehen, nur, wenn deren Einkünfte und Bezüge nicht über 7 680 € liegen. Das
Üble an der Geschichte ist, dass der Fiskus bei der Einkünfte- und Bezüge-
grenze den Sparerfreibetrag Deines Kindes nicht abzieht.
Auch andere Vergünstigungen wie Ausbildungs-, Haushaltsfreibetrag, Kinder-
betreuungskosten, Übertragung des Behindertenpauschbetrags gibt es dann
nicht mehr. Wie sich das in etwa auswirkt, kannst Du der folgenden Gegenüber-

78049-7_s001-816.indb 475 28.08.2007 14:30:36 Uhr


476 X. Steuervergünstigungen für Kinder

stellung entnehmen. Dabei habe ich einen Spitzensteuersatz von 35 % unter-


stellt, das entspricht einem zu versteuernden Einkommen von ca 75 000 €.
Steuervergünstigungen ohne Einkünfteübertragung
Kindergeld, umgerechnet 1 848  100 : 35 5 280 €
Ausbildungsfreibetrag (auswärtige Unterbringung): + 924 €
Kindervergünstigungen 6 204 €

Übertragung von 6 000 € Zinseinnahmen


Kindergeld, umgerechnet 1 848  100 : 35 5 280 €
Ausbildungsfreibetrag + 0€
Einkommensminderung + 6 000 €
Kindervergünstigungen insgesamt 11 280 €

Übertragung von 12 000 € Zinseinnahmen


Kindergeld 0€
Ausbildungsfreibetrag + 0€
Einkommensminderung + 12 000 €
./. Steuer des Kindes umgerechnet 627  100 : 35 ca. – 1 791 €
Kindervergünstigungen insgesamt 10 209 €

Also aufgepasst! Wenn Du nicht gerade Riesenbeträge auf Deine Kinder über-
tragen kannst, fährst Du in der Regel günstiger, wenn Du Deinem Kind durch
die Übertragung von Kapital zu nicht mehr als (7 680 € + 51 € =) 7 731 € Zinsen
verhilfst und Dir so neben der Einkommensminderung auch noch das Kinder-
geld sicherst. Dies ist umso wichtiger, wenn Du für Dein Kind z. B. noch An-
spruch auf einen Entlastungsbetrag für Alleinerziehende hast oder bisher sei-
nen Behindertenpauschbetrag in Anspruch nehmen konntest.

Schenke und nimm zurück!

746 So geht‘s: Du schenkst Deinem Kind z. B. 50 000 € in bar. Keine Angst vor der 746
Schenkungsteuer, Dein Kind hat einen Freibetrag von 205 000 € pro Elternteil.
Das Geld nimmst Du aus Deinem Betrieb. Dann vereinbarst Du mit Deinem
Kind in einem notariellen Vertrag, dass es Dir ein Darlehen zu banküblichen
Zinsen von z. B. 7 % gewährt. Doch Finanzamt und BFH haben vor der Steu-
erersparnis einige Fallstricke gezogen, über die Du nicht stolpern darfst:

78049-7_s001-816.indb 476 28.08.2007 14:30:36 Uhr


2. Was steht Dir außerdem noch zu? 477

1. Ist Dein Kind minderjährig, muss beim Darlehensvertrag unbedingt ein Er-
gänzungspfleger bestellt werden.
2. Packe die Geldschenkung und die anschließende Darlehensgewährung auf
keinen Fall in einen einzigen notariellen Vertrag.
3. In der Schenkungsurkunde darf keine Auflage auftauchen, aus der hervor-
geht, dass Dein Kind verpflichtet ist, Dir das Geld als Darlehen wieder zur
Verfügung zu stellen.
4. Lass zwischen Schenkung und Darlehensvereinbarung ein paar Monate ver-
streichen, damit Du sagen kannst, beides sei sachlich und zeitlich völlig un-
abhängig voneinander erfolgt. In der Zwischenzeit solltest Du natürlich das
Geld für Dein Kind zinsbringend anlegen. Außerdem solltest Du Deinem
Kind etwas mehr schenken als den Darlehensbetrag.
5. Die Konditionen des Darlehens müssen wie zwischen Fremden geregelt
sein. Dazu gehört vor allem, dass Du die Laufzeit festlegst, die Höhe und die
Fälligkeit der Zinsen sowie Art und Zeitpunkt der Rückzahlung. Außerdem
musst Du Deinem Kind für den Kredit ausreichende Sicherheiten bieten,
z. B. Teile Deines Betriebsinventars, eine Sicherungshypothek an einem
Grundstück oder eine Bankbürgschaft.
6. Achte darauf, dass die Zinsen pünktlich auf das Konto Deines Kindes über-
wiesen werden.
Die Zinsen von 3 500 € jährlich für das Darlehen setzt Du als Betriebsausgaben
ab, und Dein Kind hat nichts zu versteuern, weil die Freibeträge höher sind als
die Zinsen. Wenn Du es so machst, wie ich es beschrieben habe, hast Du alle
Steine, die Dir die H 4.8 EStR, das BMF-Schreiben vom 25. 5. 1993 BStBl I 1993
S. 410 und die BFH-Urteile vom 4. 6. 1991 und 12. 2. 1992 BStBl II 1991 S. 838
und 1992 S. 468 gegen eine Anerkennung Deiner Steuerersparnis in den Weg zu
legen versuchten, geschickt aus dem Weg geräumt.

Umgeh das Fangeisen der Krankenversicherung!

747 Wenn Dein Kind ein Gesamteinkommen hat, das 1/7 der monatlichen Bezugs- 747
größe überschreitet – das sind für 2007 350 €/Monat – kann sein Anspruch auf
Leistungen aus der gesetzlichen Familienkrankenversicherung verlorengehen.
Statt beitragsfrei bei Dir mitversichert zu sein, muss das Kind dann eigene Bei-
träge zur Krankenversicherung zahlen.
Dazu musst Du wissen: Einkommen im Sinn der Sozialversicherung ist die
Summe der Einkünfte nach dem Einkommensteuerrecht (§ 16 SGB IV), aller-

78049-7_s001-816.indb 477 28.08.2007 14:30:36 Uhr


478 X. Steuervergünstigungen für Kinder

dings ohne Berücksichtigung von Steuervergünstigungen wie Sonderausgaben,


Freibeträge, Sonderabschreibungen. Wenn Du Deinem Kind 2007 nicht mehr
als 4 191 € an eigenen Zinseinnahmen zukommen lässt, muss die Krankenver-
sicherung Leistungen für Dein Kind erbringen und kann es nicht aus der Fami-
lienversicherung ausschließen. So hast Du zu rechnen:
Zinseinnahmen 2007 insgesamt 4 191 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 51 €
./. Sparerfreibetrag 0€
Kapitaleinkünfte (Jahresbeitrag) 4 140 €
Kapitaleinkünfte 1/12 (Monatsbetrag) 345 €

748 Damit ist die kritische Grenze von 1/7 der monatlichen Bezugsgröße nicht über- 748
schritten. »Was passiert bei der Krankenversicherung, wenn die Kindesein-
künfte über dem Betrag von 350 € monatlich liegen?«, möchtest Du wissen.
Meistens gar nichts. Wenn sich aber mal eine teure Behandlung für Dein Kind
ankündigen sollte – z. B. bei Einweisung in ein Krankenhaus – schickt die Kran-
kenkasse gern einen Fragebogen, in dem sie sich nach den Einkünften des Kin-
des erkundigt. Liegen die dann über 350 € monatlich, sind fortan für das Kind
extra Versicherungsbeiträge fällig. Was bis dahin im Rahmen der Familienkran-
kenversicherung geleistet wurde, kann die Krankenkasse aber nicht zurückfor-
dern. Dazu gibt es entsprechende Urteile.
Bezieht Dein Kind sein Einkommen aus einer geringfügigen Beschäftigung
(400-€-Job), bleibt es in der Familienversicherung mitversichert, obwohl die
350-€-Grenze überschritten ist.

749 b) Entgeltliche Mitarbeit des Kindes mit Steuerklasse I 749


Größere Kinder können im Betrieb der Eltern mithelfen, z. B. regelmäßig die
Ablage, Botengänge, Handlanger-, Lager-, Reinigungsarbeiten oder Ähnliches
erledigen. Bei Vorlage einer Lohnsteuerkarte können sie dafür bis zu 400 €/
Monat erhalten, ohne dass Lohnsteuer zu entrichten ist. Allerdings fallen pau-
schale Beiträge von 28 % zur Renten- und Krankenversicherung an. Ist das
Kind privat krankenversichert, entfallen die pauschalen Krankenversicherungs-
beiträge und es müssen nur 15 % Rentenversicherungspauschale gezahlt wer-
den.
Das Arbeitsentgelt und die pauschalen Renten-/Krankenversicherungsbeiträge
sind bei den Eltern Betriebsausgaben oder Werbungskosten. Die jährliche Steu-
erersparnis kann bei den Eltern Jahr für Jahr ca. 2 142 € (Steuerersparnis inkl.
Gewerbesteuer ca. 3 486 € abzgl. pauschale Sozialversicherung 1 344 €) betra-
gen, wenn ihr Spitzensteuersatz bei 42 % und der Gewerbesteuerhebesatz der
Gemeinde bei 400 % liegt. Fällt wegen privater Krankenversicherung des Kin-
des für den 400-€-Job nur die Rentenversicherungspauschale von 15 % an, liegt
die Ersparnis bei ca 2 412 € (Steuerersparnis inkl. Gewerbesteuer ca. 3 132 €
abzgl. pauschale Sozialversicherung 720 €).

78049-7_s001-816.indb 478 28.08.2007 14:30:37 Uhr


2. Was steht Dir außerdem noch zu? 479

Damit es mit dem Fiskus keine Schwierigkeiten bei der Anerkennung des Ar-
beitsverhältnisses mit Deinem Nachwuchs gibt, solltest Du Dich auf einige Min-
destanforderungen einstellen, die die Fiskalritter in R 4.8 Abs. 3 EStR fordern,
und noch das ein oder andere beachten:

750 1. Für den wirksamen Abschluss eines Arbeitsverhältnisses musst Du nicht un- 750
bedingt einen Ergänzungspfleger bestellen lassen.

751 2. Das Kind sollte mindestens 15 Jahre alt sein. Arbeitsverhältnisse mit jüngeren 751
Kindern verstoßen nämlich gegen das Jugendschutzgesetz und werden deshalb
von den Finanzämtern regelmäßig als nichtig angesehen und steuerlich nicht
anerkannt (R 4.8 Abs. 3 EStR).

752 3. Hast Du für ein über 18-jähriges Kind z. B. wegen seiner Berufsausbildung 752
noch Anspruch auf Kindergeld, sollten die Einkünfte und Bezüge Deines Kin-
des möglichst unter 7 680 € im Jahr bleiben, sonst ist der Kindergeldanspruch
futsch.

753 4. Die Arbeit des Kindes muss schon über gelegentliche kleine Hilfeleistungen 753
hinausgehen (BFH v. 19. 12. 1993 – BStBl II 1994 S. 298). Ärger mit dem Finanz-
amt ist in jedem Fall vorprogrammiert, wenn schon im Arbeitsvertrag mit Dei-
nem Kind nur von »gelegentlichen Hilfeleistungen« die Rede ist. Denn diese
fallen unter die übliche familiäre Mitarbeitspflicht des Kindes nach § 1619 BGB
und müssen grundsätzlich unentgeltlich erfolgen, wenn das Kind noch dem
elterlichen Hausstand angehört. Das sporadische Annehmen von Telefonaten
oder gelegentliche Fahrten zur Bank oder zur Post reichen für ein ernsthaftes
Arbeitsverhältnis nicht aus. Zahlen Eltern in einem solchen Fall etwas für die
Mithilfe, ist das kein Arbeitslohn, sondern nicht abzugsfähiger Unterhalt. Etwas
anderes gilt da schon, wenn Die Kinder dieselben Arbeiten ausführen, die auch
andere Aushilfen im Betrieb erledigen. Für Dich bedeutet das: Du musst im
Arbeitsvertrag mit Deinem Kind feste Aufgaben vereinbaren, und die Entloh-
nung muss diesen Aufgaben entsprechen, d. h., das Arbeitsverhältnis muss so
gestaltet und abgewickelt werden, wie es auch zwischen Fremden üblich ist. Ein
stichhaltiges Argument für einen Arbeitsvertrag mit Kindern ist, wenn das Kind
eine fremde Arbeitskraft, die bisher für die Eltern gearbeitet hat, zu denselben
Konditionen ersetzt.

754 5. Auch wenn Barzahlungen gegen Quittung rein formal ausreichen, solltest Du 754
kein Risiko eingehen. Besser, Du überweist das Geld auf ein Konto Deines Kin-
des. Da fast jedes Kreditinstitut heute Taschengeldkonten anbietet, über die die
Kinder in einem von den Eltern festgelegten Rahmen verfügen können, stellt
das also keine Hürde mehr dar. Du schlägst sogar zwei Fliegen mit einer Klappe:
Einen besseren Nachweis über die tatsächliche Lohnzahlung kannst Du gar
nicht bekommen, und außerdem gewöhnt sich Dein Nachwuchs schon mal an
den Umgang mit eigenem Geld auf der Bank.

78049-7_s001-816.indb 479 28.08.2007 14:30:37 Uhr


480 X. Steuervergünstigungen für Kinder

Es ist im Übrigen durchaus zulässig, dass Du von Deinem Kind verlangst, dass
es einen Teil dieses Geldes als anteiliges Haushaltsgeld zurückgibt (BFH-Urt. v.
29. 11. 1983 – BStBl 1984 II S. 366).

Mit dem Einkommensnachweis für ein Jahr


für zwei Jahre BAföG kassieren

755 »Leider liegt mein Einkommen etwas über der Grenze, so dass uns BAföG 755
verwehrt wurde«, sagst Du. Versuch es noch einmal, sei aber diesmal clever,
und drücke Dein Einkommen gezielt unter die maßgebende Grenze, indem
Du Teile Deiner Einkünfte in das nächste Jahr verlagerst. Das lässt sich u. a.
bei Nebeneinkünften machen. Als Selbständiger kannst Du Deine Einkünfte
drücken, indem Du neue Wirtschaftsgüter anschaffst oder die Bewertungsspiel-
räume zu Deinen Gunsten auslegst oder ...
Für den Anspruch auf BAföG ist grundsätzlich das Einkommen des zweiten
Kalenderjahrs vor dem Antrag maßgebend. So kommt es für das Jahr 2008 auf
das Einkommen des Kalenderjahres 2006 an. Das Einkommen ist durch einen
Steuerbescheid zu belegen. Du kannst aber verlangen, dass Dein aktuelles Ein-
kommen 2008 zugrunde gelegt wird, indem Du vorbringst, dass sich Dein Ein-
kommen verschlechtert habe. Das machst Du glaubhaft, indem Du z. B. angibst,
dass voraussichtlich keine Nebeneinkünfte zu erwarten sind, was Du später
durch Steuerbescheid nachweisen musst und auch kannst. Also erhält Dein
Kind für 2008 BAföG.
Zur Einkommensberechnung für BAföG gilt die Summe der positiven Ein-
künfte nach dem Einkommensteuergesetz. Davon können die Einkommen-
und die Kirchensteuer und von Arbeitnehmern Zahlungen in die Sozialversi-
cherung, von Nichtarbeitnehmern Beiträge in die Kranken- und Lebensversi-
cherung abgezogen werden. Verluste können nicht abgezogen werden. Dafür
wird aber jeder Euro Zinsen über dem Werbungskostenpauschbetrag von 51 €
gnadenlos angerechnet. Und aufgepasst, die BAföG-Stellen fragen beim Bun-
desamt für Finanzen nach und bekommen auf Euro und Cent die Zinsen mitge-
teilt, für die ein Freistellungsauftrag vorliegt. Wer also seiner Bank einen Frei-
stellungsauftrag erteilt hat, sollte im BAföG-Antrag die Frage nach Zinsen
nicht plump verneinen.
Das verbleibende Einkommen darf die Freibeträge für die Familienangehöri-
gen nicht übersteigen. BAföG muss man fast studiert haben, so verquer ist das.
Frage im Zweifelsfall das Studentenwerk der Uni oder den AStA um Rat.

78049-7_s001-816.indb 480 28.08.2007 14:30:37 Uhr


3. Kinderbetreuungskosten 481

Weitere Steuervergünstigungen, die Du mit Hilfe Deiner Kinder erhalten


kannst:
756 ● Vermietung von Wohneigentum an Kinder 756
757 ● Nießbrauch an Grundstücken 757
758 ● stille Firmenbeteiligung 758

3. Kinderbetreuungskosten
759 Ab 2006 hat der Fiskus die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten auf völ- 759
lig neue Füße gestellt. Wenn Du allerdings glaubst, das Ganze wäre jetzt ein-
facher, täuscht Du Dich gründlich. Gleich durch drei verschiedene gesetzliche
Varianten musst Du Dich wühlen, bis Du weißt, ob Du von den neuen Regeln
profitieren kannst.
● Erwerbsbedingte Kinderbetreuungskosten
Erwerbstätige Alleinerziehende und Paare, bei denen beide Partner erwerbs-
tätig sind, können für Kinder bis zum 14. Lebensjahr und ältere Kinder, die
sich wegen Behinderung nicht selbst unterhalten können, zwei Drittel aller
Kosten, max. aber 4 000 € pro Jahr und Kind, als Werbungskosten oder Be-
triebsausgaben absetzen.
● Kinderbetreuungskosten bei Ausbildung, Behinderung oder Krankheit
Alleinerziehende und Paare, die nicht erwerbstätig sind, sich aber in der Aus-
bildung befinden, behindert oder mindestens drei Monate nachweislich krank
sind, und Paare, bei denen (nur) ein Elternteil erwerbstätig ist und der andere
sich in der Ausbildung befindet, behindert oder mindestens drei Monate
nachweislich krank ist, können zwei Drittel aller Kosten, ebenfalls max.
4 000 € pro Jahr und Kind, als Sonderausgaben absetzen. Begünstigt ist auch
hier die Betreuung von Kindern bis zum 14. Lebensjahr und älteren Kindern,
die sich wegen Behinderung nicht selbst unterhalten können.
● Kinder zwischen drei und sechs Jahren (Kindergartenkinder)
Wenn Du Deine Betreuungskosten nicht bereits nach den ersten beiden Al-
ternativen absetzen kannst, kannst Du zumindest für Deine Kinder im Kin-
dergartenalter zwei Drittel der Kosten, bis zu max. 4 000 Euro pro Jahr und
Kind, als Sonderausgaben steuerlich absetzen. Dies gilt z. B. für Alleinerzie-
hende, die weder erwerbstätig noch behindert, krank oder in der Ausbildung
sind, und für Elternpaare, bei denen nur ein Elternteil erwerbstätig ist und
der andere nicht behindert, krank oder in der Ausbildung ist.

a) Erwerbsbedingte Kinderbetreuungskosten
760 Unter Erwerbstätigkeit versteht der Fiskus eine Beschäftigung als Selbstän- 760
diger oder Arbeitnehmer, die Deinen Lebensunterhalt und den Deiner Familie

78049-7_s001-816.indb 481 28.08.2007 14:30:38 Uhr


482 X. Steuervergünstigungen für Kinder

sicherstellen soll. Gemeint sind damit aktive Tätigkeiten. Die bloße Verwaltung
von Geld- und Immobilienbesitz oder der Bezug von Renten und Versorgungs-
bezügen soll dagegen keine Erwerbstätigkeit darstellen.
Als Erwerbstätigkeiten gehen daher in aller Regel folgende Beschäftigungen
zur Erzielung von Einkünften durch:
● Land- und Forstwirtschaft
● Gewerbebetrieb
● selbständige Arbeit (Freiberufler und sonstige Selbständige)
● Arbeitnehmer
● Minijobs
● nicht sozialversicherungspflichtige Tätigkeit, z. B. stundenweise ausgeübte
Aushilfstätigkeiten (kurzfristige Beschäftigung)
● Berufsausbildung in einem Ausbildungsdienstverhältnis (Azubi, Beamtenan-
wärter und andere, die bereits in der Ausbildung Lohn oder Gehalt bezie-
hen).
Wie umfangreich Deine Erwerbstätigkeit ist, spielt dem Grunde nach keine
Rolle. Ganz sporadische Beschäftigungen von nur wenigen Stunden reichen al-
lerdings nicht aus. Jedoch unterstellt der Fiskus immer erwerbsbedingte Kinder-
betreuungskosten, wenn die wöchentliche Arbeitszeit mindestens zehn Stunden
beträgt (BMF-Schreiben v. 19. 1. 2007, RZ. 23).
Leben beide Elternteile als Ehepaar, Lebenspartner oder nichteheliche Le-
bensgemeinschaft zusammen, müssen beide in diesem Sinn erwerbstätig sein.

Stocke einen Minijob um ein paar Stunden auf!

Wenn Du oder Dein Ehepartner als Erwerbstätigkeit nur einen Minijob vorzu-
weisen hat, bekommst Du Schwierigkeiten mit der Anerkennung erwerbsbe-
dingter Kinderbetreuungskosten. Bist Du nur ein paar Stunden pro Woche
tätig, will Dir der Fiskus nur die Kinderbetreuungskosten anerkennen, die
genau auf die Zeiten entfallen, in denen Du in Deinem Minijob tätig warst. Den
Babysitter für den Theaterbesuch am Wochenende oder die Tagesmutter, die
auf den Nachwuchs achtet, während Du Tennis spielst, sollst Du also nicht ab-
setzen können. Richte Dich darauf ein und stocke die Arbeitszeit im Minijob
auf mindestens zehn Stunden pro Woche auf. Sofort entfallen alle kleinlichen
Prüfungen, und es kommt nicht mehr darauf an, ob die Betreuung stattgefun-
den hat, während Du in der Arbeit warst oder während Du Dich zur Entspan-
nung von Job und Kindern eigenen Freizeitaktivitäten gewidmet hast.

78049-7_s001-816.indb 482 28.08.2007 14:30:38 Uhr


3. Kinderbetreuungskosten 483

Kurze Krankheit und Arbeitslosigkeit


schadet nicht

Wird Deine Erwerbstätigkeit unterbrochen, gehen Dir nicht automatisch die


Kinderbetreuungskosten verloren. Urlaub, Arbeitslosigkeit oder Krankheit
zählen nämlich bei Deiner Erwerbstätigkeit mit, sofern sie nicht länger als vier
Monate am Stück dauern.

Kassiere Pauschbeträge extra!

761 Normalerweise gilt der Grundsatz, dass Du entweder den Pauschbetrag oder 761
die tatsächlichen Kosten abziehen kannst – nicht so bei den erwerbsbedingten
Kinderbetreuungskosten. Hier machst Du nämlich ein doppeltes Geschäft. Zu-
sätzlich zu Deinen Kinderbetreuungskosten setzt Du nämlich mindestens noch
den Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 € ab. Was Arbeitnehmern recht ist, ist
auch für Selbständige nicht mehr als billig. Zusätzlich zu den Kinderbetreu-
ungskosten setzt Du als hauptberuflicher selbständiger Schriftsteller oder Jour-
nalist wie bisher Deine übrigen Betriebsausgaben ohne Nachweis mit 30 % der
Einnahmen, max. 2 455 €, ab. Dasselbe gilt für die Pauschale von 25 % der Ein-
nahmen, max. 614 €, wenn Du nebenberuflich einer selbständigen schriftstelle-
rischen, journalistischen, künstlerischen oder Vortrags- und Lehrtätigkeit für
nicht gemeinnützige Auftraggeber nachgehst (H 18.2 EStH Betriebsausgaben-
pauschale).
Beispiel
Angenommen, Du bist als alleinerziehende Mutter eines achtjährigen Sohnes
vollzeitbeschäftigt und hast während des ganzen Jahres 2007 zur Betreuung
Deines Kindes am Nachmittag eine Kinderfrau für insgesamt 7 200 € beschäf-
tigt. Außer den Fahrtkosten zu Deiner 15 km entfernten Arbeitsstelle hast Du
keine nennenswerten beruflichen Kosten. Und so sieht die Berechnung Deiner
Werbungskosten für 2007 aus:
Entfernungspauschale für 15 km
wegen Kappung der ersten 20 km 0€
Arbeitsmittel 110 €
Kontoführungsgebühren 16 €
insgesamt 126 €

78049-7_s001-816.indb 483 28.08.2007 14:30:38 Uhr


484 X. Steuervergünstigungen für Kinder

mindestens Arbeitnehmerpauschbetrag 920 €


Kinderbetreuungskosten 7 200 €  2/3 = 4 800 €
max. 4 000 € 4 000 €
Werbungskosten 2007 insgesamt 4 920 €

Setze die Kinderbetreuungskosten da ab,


wo es für Dich am günstigsten ist!

762 Zwar gilt bei den Kinderbetreuungskosten der Grundsatz, dass Sie bei der Er- 762
werbstätigkeit abgezogen werden müssen, durch die sie verursacht wurden. Der
Fiskus hat diese Regel aber selbst zur Ausnahme degradiert. Hast Du nämlich
mehrere Erwerbstätigkeiten, z. B. als Arbeitnehmer und als Gewerbetreibender,
kannst Du frei bestimmen, wo die Kinderbetreuungskosten abgezogen werden
sollen (BMF-Schreiben v. 19. 1. 2007 – BStBl I 2007 S. 184 Rz 28). Um neben
Einkommensteuer auch noch Gewerbesteuer zu sparen, wirst Du die Kinder-
betreuungskosten daher als Betriebsausgaben in Deinem Gewerbebetrieb ab-
ziehen.
Dasselbe machst Du, wenn Du verheiratet bist und Ihr beide erwerbstätig seid.
Um allen Anfechtungen durch den Fiskus zu entgehen, könnt Ihr die Zuord-
nung der Kinderbetreuungskosten noch dadurch wasserdicht machen, dass der-
jenige von Euch die Kosten von seinem Konto überweist, bei dessen Einkünften
der Abzug erfolgen soll.

Ein böser Fallstrick lauert, wenn einer von Euch nur mit einem 400-€-Job er-
werbstätig ist. Durch die obligatorische Pauschalierung der Steuer für den
Minijob entfällt für den Minijobber jede Möglichkeit, Werbungskosten abzu-
setzen, wodurch die ganze Steuerermäßigung zum Teufel zu gehen droht. Also
zahlt derjenige von Euch die Betreuungskosten, der vollbeschäftigt ist.

b) Kinderbetreuungskosten bei Ausbildung, Behinderung oder Krankheit


763 Kinderbetreuungskosten können als Sonderausgaben abgezogen werden, wenn 763
der alleinerziehende Elternteil – nicht das Kind – sich in Ausbildung befindet,
behindert oder krank ist. Bei zusammenlebenden Eltern müssen entweder
beide Elternteile diese Voraussetzung erfüllen oder einer von ihnen, während
der andere erwerbstätig ist. Als Ausbildung geht hier jede Form der Berufsaus-
bildung, ein Studium, aber auch der Besuch weiterführender Schulen durch. Als
in Ausbildung befindlich giltst Du auch, wenn Deine Ausbildung für längstens
vier Monate unterbrochen wird. Deshalb zählt in diesem Rahmen z. B. die Zeit
zwischen Abitur und Beginn des Studiums oder zwischen zwei aufeinander auf-

78049-7_s001-816.indb 484 28.08.2007 14:30:39 Uhr


3. Kinderbetreuungskosten 485

bauenden Studiengängen zur Ausbildung, ebenso die Zeit zwischen Ende der
Berufsausbildung und Aufnahme einer Erwerbstätigkeit.
Um über die Variante Krankheit zu abzugsfähigen Kinderbetreuungskosten zu
kommen, musst Du während eines zusammenhängenden Zeitraums von min-
destens drei Monaten krank gewesen sein. Eine 14-tägige Erkältung reicht nicht
aus. Als Nachweis genügt ein ärztliches Attest z. B. Deines Hausarztes. Ein amt-
särztliches Attest ist nicht notwendig.
Als für den Abzug von Kinderbetreuungskosten ausreichend behindert giltst
Du, wenn Du Anspruch auf einen Behindertenpauschbetrag hast. Das ist in der
Regel der Fall, wenn Du einen Behinderungsgrad von mindestens 50 oder einen
von mindestens 25 mit behinderungsbedingtem Rentenanspruch, Berufskrank-
heit oder Beweglichkeitseinbuße vorweisen kannst. Zum Nachweis benutzt Du
den Behindertenausweis, den Rentenbescheid oder die Bescheinigung des Ver-
sorgungsamts, mit der Du sowieso im Rahmen der Steuererklärung Deinen Be-
hindertenpauschbetrag beantragst.

Freie Wahl bei der Kostenzuordnung

Bei verheirateten Elternteilen, die zusammen veranlagt werden, ist völlig einer-
lei, welcher Elternteil die Kinderbetreuungskosten geleistet hat. Die Kinderbe-
treuungskosten werden eh bei der gemeinsamen Einkommensteuererklärung
abgezogen. In Fällen der getrennten Veranlagung (§ 26 a EStG) müssen die
Kinderbetreuungskosten den jeweiligen Elternteilen zugeordnet werden. Die
Zuordnung erfolgt zunächst danach, welcher Elternteil die Kosten getragen hat.
Aus Vereinfachungsgründen werden die Aufwendungen den Ehegatten jeweils
zur Hälfte zugerechnet. Auf gemeinsamen Antrag ist auch eine andere Auftei-
lung möglich.
Bei nicht verheirateten Eltern und im Fall der getrennten Veranlagung (§ 26 a
EStG) kann zunächst nur der Elternteil Kinderbetreuungskosten abziehen, der
sie tatsächlich getragen hat und zu dessen Haushalt das Kind gehört. Trifft das
für beide Elternteile zu, weil Ihr Euch die Kosten teilt, kann jeder Elternteil 2/3
seiner Aufwendungen bis zu 2 000 € (Hälfte des Höchstbetrags von 4 000 €) ab-
ziehen.
Die Eltern können aber auch einvernehmlich eine beliebige andere Aufteilung
wählen. Ihr werdet also die Kinderbetreuungskosten bei dem von Euch beiden
abziehen, der das höhere Einkommen und damit den höheren Steuervorteil
hat.

78049-7_s001-816.indb 485 28.08.2007 14:30:39 Uhr


486 X. Steuervergünstigungen für Kinder

c) Kinderbetreuungskosten für Kindergartenkinder


764 Liegen weder die Voraussetzungen für erwerbsbedingte Kinderbetreuungskos- 764
ten (§ 4 f EStG) noch die Voraussetzungen für einen Abzug als Sonderausgaben
wegen Ausbildung, Krankheit oder Behinderung vor, kannst Du zumindest für
Deine Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren (»Kindergartenkinder«) Kin-
derbetreuungskosten absetzen. Außer dass tatsächlich Betreuungskosten ange-
fallen sind, müssen keine weiteren Voraussetzungen erfüllt werden. Damit
kannst Du in jedem Fall Deine Kindergartenbeiträge absetzen. Von der Rege-
lung für Kindergartenkinder profitieren vor allem sog. Alleinverdienerpaare,
nicht erwerbstätige alleinerziehende Elternteile (Unterhaltsempfänger) oder
Eltern, deren Erwerbsquelle als bloße Vermögensverwaltung nicht als Erwerbs-
tätigkeit zählt. Zur Aufteilung der Kosten bei nicht verheirateten oder getrennt
veranlagten Eltern vgl. E Rz 763.

zu Kinderbetreuungskosten

765 Wenn keine dieser Varianten auf Dich zutrifft, kannst Du Deine Kinderbetreu- 765
ungskosten immer noch über die Steuerermäßigung für haushaltsnahe Beschäf-
tigungen bzw. Dienstleistungen absetzen (vgl. E Rz 672 ff.). Darunter fällst Du
vor allem
● mit den Betreuungskosten für Kinder über 14, die nicht ausnahmsweise
schwerbehindert sind,
● als Alleinerziehende, wenn Du weder erwerbstätig noch krank, behindert
oder in Berufsausbildung bist, für Deine Kinder unter drei und über sechs
Jahren,
● als Elternpaar, wenn keiner von Euch erwerbstätig, krank, behindert oder in
Berufsausbildung ist, für Eure Kinder unter drei und über sechs Jahren,
● als Alleinverdiener, wenn der andere Elternteil weder krank, behindert noch
in Berufsausbildung ist, für Eure Kinder unter drei und über sechs Jahren.
Damit Du siehst, wie Deine Kinderbetreuungskosten berechnet werden, hier
zwei Beispiele:
Du hast als berufstätige Alleinerziehende für die Betreuung Deiner fünf-
jährigen Zwillinge eine Tagesmutter engagiert. Die Kosten betragen 7 200 €,
außerdem hast Du 1 800 € Kindergartenkosten. Von Deinen insgesamt 9 000 €
Kinderbetreuungskosten setzt Du 2/3 = 6 000 € (max. 4 000 € je Kind = 8 000 €)
als Werbungskosten ab. Hast Du sonst keine Werbungskosten, bekommst Du
außerdem den vollen Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 €.
Du bist verheiratet und berufstätig, Deine bessere Hälfte ist Hausfrau und be-
treut Eure beiden Töchter. Die ältere ist acht Jahre und geht zur Schule, die

78049-7_s001-816.indb 486 28.08.2007 14:30:39 Uhr


3. Kinderbetreuungskosten 487

jüngere ist vier Jahre und besucht den Kindergarten. Die Kosten für den Kin-
dergarten belaufen sich auf 125 €/Monat. Von Euren insgesamt 1 500 € Kinder-
gartenkosten im Jahr könnt Ihr als Sonderausgaben 2/3 = 1 000 € (max. 4 000 €)
absetzen.

d) Welche Kosten kannst Du absetzen?


766 Zur Kinderbetreuung im Rahmen dieser Regelungen gehören die Kosten für 766
die
● Unterbringung des Kindes in Kindergärten, -horten, -tagesstätten, -heimen
und -krippen, bei Tagesmüttern, Wochenmüttern sowie in Ganztagespflege-
stellen,
● Beschäftigung von Kinderpflegerinnen, Erzieherinnen und Kinderschwes-
tern,
● Beschäftigung von Haushaltshilfen, soweit sie ein Kind betreuen,
● Beaufsichtigung der häuslichen Schulaufgaben, dazu gehört auch die Beant-
wortung auftretender Fragen, solange kein systematischer Nachhilfeunter-
richt erteilt wird,
● Ganztagsbetreuung in der Schule, bis auf die anteilig enthaltenen Kosten für
die folgenden Leistungen
Nicht zu den Aufwendungen für Kinderbetreuung gehören
● Transport des Kindes zur Betreuungsperson,
● Reduzierung Deines Gehalts, weil Du zur Betreuung des Kindes nur noch
Teilzeit arbeitest,
● Unterricht jeglicher Art, z. B. Schulgeld, Nachhilfe, Fremdsprachenunter-
richt,
● Vermittlung besonderer Fähigkeiten, wie Ballett- oder Musikunterricht,
Computerkurse,
● sportliche oder andere Freizeitbeschäftigungen, z. B. Mitgliedsbeiträge für
Sport- oder andere Vereine, Aufwendungen für Sportunterricht, wie Tennis-
oder Reitunterricht;
● Verpflegung des Kindes, z. B. der Verpflegungszuschuss bei der Betreuung
über Mittag.

Lass Dir von der Schule eine aufgeschlüsselte Rechnung für die Ganztagsbe-
treuung ausstellen, in der die begünstigten und nicht begünstigen Kostenanteile
getrennt ausgewiesen sind. Im Zweifelsfall hilft auch eine großzügige Schät-
zung.

e) Nachweis der Kinderbetreuungskosten


767 Für den Nachweis Deiner Kinderbetreuungskosten hat der Fiskus besonders 767
hohe Hürden aufgebaut. Im Prinzip gelten ähnlich formale Bedingungen wie

78049-7_s001-816.indb 487 28.08.2007 14:30:40 Uhr


488 X. Steuervergünstigungen für Kinder

für hauswirtschaftliche Beschäftigungsverhältnisse und Dienstleistungen. Du


musst also dem Finanzamt
● eine Rechnung über die Kosten und
● einen Bankbeleg über die Zahlung
vorlegen. Lass Dir daher von Deiner selbständigen Tagesmutter auf jeden Fall
eine Rechnung ausstellen und überweise das Geld auf ihr Konto, zahle auf kei-
nen Fall bar. Statt einer Überweisung kannst Du ausnahmsweise auf einen Ver-
rechnungsscheck zurückgreifen. Rein theoretisch könntest Du auch per Kredit-
karte oder electronic-cash bezahlen, aber welche Tagesmutter oder welcher
Kindergarten nimmt schon an solchen Verfahren teil?
Nicht immer bekommst Du eine formelle Rechnung, deshalb genügen auch an-
dere Belege, aus denen sich die Kosten zweifelsfrei ergeben, z. B.
● Arbeitsvertrag bei einer angestellten Tagesmutter oder Haushaltshilfe,
● Gebührenbescheid über den Beitrag für den Kindergarten oder -hort,
● Abrechnung der Schule über die Ganzttagsbetreuung,
● Dienstleistungsvertrag über die Kinderbetreuungkosten,
● Au-Pair-Vertrag.

Großmutter als Tagesmutter

768 Das Gesetz schreibt an keiner Stelle vor, wer die Kinderbetreuung durchführen 768
darf. Also musst Du nicht unbedingt eine fremde Person engagieren. Bezahlst
Du etwa die Großeltern der Kinder oder Deinen älteren Neffen für die Beauf-
sichtigung und die Betreuung Deiner Kinder, gibt es dagegen aus steuerlicher
Sicht zunächst einmal nichts einzuwenden.
Wie bei Verträgen mit Angehörigen auch sonst üblich, schaut der Fiskus aller-
dings mit Argusaugen darauf, dass alles zwischen Euch genauso geregelt und
abgewickelt wird wie zwischen Fremden. Also schließt Ihr auf jeden Fall einen
schriftlichen Vertrag, und Du sorgst für regelmäßige vertragsgemäße Zah-
lungen. In folgenden Fällen bleibt der Fiskus aber auch mit den schönsten Ver-
trägen und Zahlungsnachweisen unerbittlich und erkennt Kinderbetreuungs-
kosten nicht an:
● Beschäftigung Deiner Lebenspartnerin und Mutter des Kindes, die zusam-
men mit Dir und dem gemeinsamen Kind lebt;
● Beschäftigung des Partners einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft oder
einer Lebenspartnerschaft, auch wenn er kein Elternteil des Kindes ist;

78049-7_s001-816.indb 488 28.08.2007 14:30:40 Uhr


3. Kinderbetreuungskosten 489

● Beschäftigung einer Person, die für das betreute Kind Anspruch auf Kinder-
geld, einen Kinder- oder Betreuungsfreibetrag hat.
Achtung: Gegen Großmutter als Kinderbetreuerin ist also nichts einzuwenden.
Aber: Um den Höchstbetrag für Dein Kind abzusetzen (2/3 der Kosten, max.
4 000 €), musst Du mindestens 6 000 € im Jahr zahlen. Bei zwei Kindern reden
wir schon von bis zu 12 000 € Betreuungskosten. Denk daran, dass die Zah-
lungen bei Deiner Mutter oder Schwiegermutter zu steuerpflichtigen Einkünf-
ten führen und eventuell Steuern auslösen können, selbst wenn sie nur eine
kleine Rente hat. Dass solltet Ihr unbedingt bedenken, nicht dass der Haus-
segen schiefhängt, wenn der Großmutter dann ein Steuerbescheid ins Haus
flattert.

Setz die Kosten für ein Au-pair-Mädchen ab!

769 Hast Du zur Kinderbetreuung ein Au-pair-Mädchen beschäftigt, benötigst Du 769


ebenfalls die formellen Nachweise. Reiche unbedingt den schriftlichen Au-pair-
Vertrag ein. Neben den Verpflegungs- und Unterkunftskosten, die Du mit den
Sachbezugswerten ansetzt, fällt für ein Au-pair in der Regel auch Taschengeld
an. Richte der guten Seele unbedingt ein Bankkonto ein und überweise ihr das
Taschengeld monatlich. So erhältst Du den Nachweis über die bargeldlose Zah-
lung und kannst das Taschengeld als Kinderbetreuungskosten mit aufführen.
Da ein Au-pair neben der Kinderbetreuung oft noch andere Hausarbeiten erle-
digen muss, sind die Kosten nicht voll abzugsfähig. Dem kannst Du entgehen,
wenn Du im Vertrag genau regelst, welche Aufgaben anfallen. Wenn von ver-
traglich festgelegten 20 Stunden in der Woche 18 Stunden auf Kinderbetreuung
entfallen, sind 90 % der Kosten Kinderbetreuungskosten.
Hast Du keinen so detaillierten Vertrag, kannst Du auf jeden Fall 50 % der
Geld- und Sachzuwendungen in die Kinderbetreuungskosten packen (BMF-
Schreiben v. 19. 1. 2007 – BStBl I 2007 S. 184 Rz 5).

78049-7_s001-816.indb 489 28.08.2007 14:30:40 Uhr


78049-7_s001-816.indb 490 28.08.2007 14:30:41 Uhr
491

Der Besitz besitzt –


er macht die Menschen kaum unabhängiger.
(Nietzsche)

mS
XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz
und Bauen
1. Allgemeines
770 Aus Hausbesitz kannst Du – wie aus jedem anderen Vermögen – steuerpflich- 770
tige Einkünfte haben, die Dich eine Menge Geld kosten können. Du hast aber
auch viele Möglichkeiten, Steuern zu sparen. Dazu musst Du Deine Verhält-
nisse entsprechend gestalten und – wie es im Amtsdeutsch heißt – den steuer-
günstigen Tatbestand des Gesetzes erfüllen. Auch bei Hausbesitz und Bauen
gilt, dass es schwer ist, den richtigen Weg durch den Steuerdschungel zu finden.
Damit Du schnell klarsiehst, lies zunächst nur das, was für Dich in Frage kommt.
Dabei unterscheide:
Du nutzt Dein Haus selbst
Du vermietest
Private Nutzung Berufliche Nutzung
Wohnraumförderung möglich: Abzug der Grundstücks- Hieraus ergeben sich
Durch Eigenheimzulage für aufwendungen (ggf. Einkünfte aus Vermietung
selbstgenutzte und an Angehörige anteilig) als Werbungskos- und Verpachtung durch
überlassene Wohnungen ten oder Betriebsausgaben Überschuss oder Verlust

771 Die Begünstigung durch Eigenheimzulage wurde gundsätzlich ab 2006 abge- 771
schafft. Du kannst diese Wohnraumförderung allerdings noch beanspruchen,
wenn Du Deine Wohnimmobilie
● gekauft hast und der notarielle Kaufvertrag vor dem 1. 1. 2006 abgeschlossen
wurde
● neu errichtet hast und den Bauantrag bzw. die Bauunterlagen vor dem
1. 1. 2006 beim Bauamt eingereicht hast.
In diesen Fällen profitierst Du insgesamt acht Jahre – gerechnet ab dem Jahr
des Erwerbs bzw. der Fertigstellung – von einer Zulage in Höhe von 1 % (max.
1 250 € im Jahr) der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten, zzgl. Baukinder-
geld von 800 € pro Kind und Jahr.

772 Einkunftsgrenzen 772


Die Eigenheimzulage ist nichts für Dich, wenn Du ein Krösus bist. Ihre Gewäh-
rung hängt nämlich von einer Einkunftsgrenze ab: Übersteigen die zusammen-
gerechneten positiven Einkünfte aus dem ersten Jahr der Förderung und dem

78049-7_s001-816.indb 491 28.08.2007 14:30:41 Uhr


492 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

vorangegangenen Jahr 70 000 € bzw. 140 000 € (Alleinstehende/Verheiratete),


geht Dir die Eigenheimzulage durch die Lappen.
Für Steuerzahler mit Kindern erhöhen sich die Einkommensgrenzen für jedes
Kind um 15 000 € bzw. 30 000 €.

zur Einkommensgrenze

Wenn Du die Einkunftsgrenze zu Beginn des achtjährigen Förderzeitraums


überschritten hast, solltest Du die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Sobald Du
nämlich später auch nur einmal darunterrutschst, bekommst Du die Eigen-
heimzulage bis zum Ende des Förderzeitraums. Und zwar auch dann, wenn
Deine Einkünfte in einem späteren Jahr wieder über der Grenze liegen.
Für Dich heißt die Devise also, ein einziges Mal unter die Einkunftsgrenze zu
kommen. Überleg doch mal, ob Du nicht als Selbständiger Sonderabschrei-
bungen in Anspruch nehmen kannst oder als Freiberufler einige größere Rech-
nungen erst später verschickst, um so Einkünfte in andere Jahre zu verlagern.
Hier ein Beispiel, wie bei der Einkunftsgrenze gerechnet wird:
A ist ledig und hat aufgrund eines im Jahr 2005 gestellten Bauantrags im Okto-
ber 2006 sein Einfamilienhaus fertiggestellt, in das er sofort selbst eingezogen
ist. Seine Einkünfte als Arbeitnehmer betragen:
Jahr 2005 2006 2007 2008
Gesamtbetrag
der Einkünfte 40 000 € 31 000 € 38 000 € 55 000 €

71 000 € 69 000 € 93 000 €

Wie Du siehst, war die Grenze für das Jahr 2006 (= Einkünfte der Jahre 2005
und 2006 = 71 000 €) überschritten. Aber schon im nächsten Jahr liegt der Ge-
samtbetrag der Einkünfte 2006 und 2007 mit 69 000 € unter 70 000 €. A erhält
deshalb ab 2007 die Eigenheimzulage. Dass im nächsten Jahr die Einkünf-
tegrenze wieder überschritten wird, spielt keine Rolle.

2. Wohnraumförderung durch Eigenheimzulage


2.1 Objektbeschränkung – Objektverbrauch
773 Auch bei der Eigenheimzulage konnten die Fiskalknechte nicht die Finger vom 773
unseligen Objektverbrauch – typisch schreckliches Beamtendeutsch! – lassen.
Gemeint ist damit, dass Dir Vater Staat nur ein einziges Mal in Deinem Leben

78049-7_s001-816.indb 492 28.08.2007 14:30:41 Uhr


2. Wohnraumförderung durch Eigenheimzulage 493

den Bau oder Erwerb einer von Dir selbst genutzten Wohnung versüßen will.
Hast Du also bereits einmal, wenn auch in grauer Vorzeit, Wohnraumförderung
nach § 7 b EStG oder § 10 e EStG oder Eigenheimzulage in Anspruch genom-
men, sollst Du künftig in die Röhre schauen (§ 6 EigZG).
Zum Glück gilt dieser Unsinn nicht für Ehegatten. Sie können gerechterweise
die Wohneigentumsförderung für zwei Objekte beanspruchen, wobei es nicht
darauf ankommt, wer erworben hat: jeder ein Objekt, einer beide Objekte oder
jeder einen halben Anteil an beiden Objekten. Allerdings dürfen sie die Eigen-
heimzulage nicht gleichzeitig für zwei Objekte in Anspruch nehmen, die in
räumlichem Zusammenhang stehen, wie sich das Gesetz in § 6 EigZulG aus-
drückt.

774 Selbstnutzung 774


Eigenheimzulage bekommst Du nur, wenn Du die Wohnung selbst nutzt oder
unentgeltlich einem Angehörigen (Kind, Eltern, Großeltern, Enkelkind, Ge-
schwister etc.) überlässt. Unentgeltlich bedeutet, dass Du keinerlei Miete oder
Umlagen kassieren darfst.
Keine kostenlose Überlassung liegt vor, wenn Du z. B. Deinen Eltern zuvor ein
Wohnrecht oder einen Nießbrauch an der Immobilie eingeräumt hast.

2.2 Wie kommst Du an die Eigenheimzulage?


775 Dein Anspruch auf die Eigenheimzulage entsteht mit dem Zeitpunkt, in dem 775
Du zum ersten Mal Deine Wohnung zu eigenen Wohnzwecken nutzt. Ab diesem
Zeitpunkt kannst Du völlig unabhängig von Deiner Einkommensteuererklä-
rung auf einem besonderen Vordruck, den Du beim Finanzamt bekommst, den
Antrag auf Eigenheimzulage stellen. Das Finanzamt setzt aufgrund Deines An-
trags sofort die komplette Eigenheimzulage für das Erstjahr und die Folgejahre
fest und zahlt die Zulage für das erste Jahr innerhalb eines Monats, nachdem
Du den Bescheid erhalten hast, aus.

776 Was Du über Immobilien als Geldanlage wissen solltest 776


Nach wie vor gilt den Deutschen eine Immobilie als solide und wertbeständige
Geldanlage. Besonders vermögende Bundesbürger haben einen Großteil ihrer
Mittel Immobilien gesteckt. Nach einer Untersuchung einer deutschen Groß-
bank machen bei größeren Vermögen vermietete Immobilien ca. 60 % aus. Dies
haben besonders die staatlichen Anreize nach dem Zweiten Weltkrieg bewirkt.
Hinzu kam die nach dem Fall der Mauer prämierte gigantische Fehlleitung von
Kapital in Ostimmobilien, die heute zu erheblichem Teil leer stehen.
Die Rendite aus vermieteten Immobilien ist indes erbärmlich. Sie beträgt nach
Steuern nicht viel mehr als 2 %. Steuerersparnisse aus vermietetem Hausbesitz
hast Du erst, wenn die Hauskosten höher sind als die Mieteinnahmen. Dann
erklärst Du dem Finanzamt Verluste, die sich steuermindernd auf Dein Ein-

78049-7_s001-816.indb 493 28.08.2007 14:30:41 Uhr


494 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

kommen auswirken. Aber wie kommst Du an hohe Hauskosten, ohne Dich fi-
nanziell arg zu strapazieren? Das ist die Frage überhaupt! Nun, einige Möglich-
keiten kennst Du schon:
● Abschreibungen
● Schuldzinsenabzug
● Erhaltungsaufwand für vermietete Häuser nach R 21.1 EStR: Austausch von
Fenstern, Türen; Umstellung oder Erneuerung der Zentralheizung; Dachein-
deckung; Außen- und Treppenhausanstrich; Gartenrenovierung
● nachträgliche Herstellungskosten pro Jahr und Baumaßnahme von nicht
mehr als 4 000 € (Rechnungsbetrag ohne Umsatzsteuer).

zur gemischten Nutzung

777 Kosten, die auf das gesamte Haus entfallen, wie Grundsteuer oder Versiche- 777
rungen, sind prozentual nach dem Verhältnis der Wohnflächen Vermietung/Ei-
gennutzung aufzuteilen. Das gilt ebenso für Reparaturen oder Erhaltungsauf-
wand, die das ganze Haus betreffen (etwa Dachreparatur oder Fassadenan-
strich). Reparaturen, die dagegen nur den vermieteten Teil betreffen (z. B. neue
Fenster für den Mieter Meier), kannst Du zu 100 % als Werbungskosten abzie-
hen. Im Umkehrschluss ist natürlich das neue Badezimmer in Deiner eigenen
Wohnung nicht berücksichtigungsfähig.
Ordne Kosten also so weit wie möglich Deinen Mietwohnungen zu, um 100 %
abziehen zu können und Deine Steuerlast entscheidend zu mindern.
Was Du unbedingt vermeiden solltest:
● eine niedrige Gebäudeabschreibung, z. B. die lineare statt der degressiven,
● umfangreiche Renovierungsarbeiten in den ersten drei Jahren nach Erwerb
der Immobilie, die zu den Herstellungskosten gerechnet werden und deshalb
nicht gleich abzugsfähig sind (anschaffungsnahe Aufwendungen E Rz 805).

778 Schema zur Berechnung der Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 778
Mieteinnahmen im Kalenderjahr
● Kaltmieten ..... €
● Umlagen ..... €
● Vermietung von Garagen, Werbeflächen usw. ..... €
● Mietvorauszahlungen ..... €
● Summe der Mieteinnahmen ..... € > ..... €
● Summe der Mieteinnahmen ..... €

78049-7_s001-816.indb 494 28.08.2007 14:30:42 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 495

Werbungskosten im Kalenderjahr (das sind Aufwendungen


zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung der Einnahmen)
1. Schuldzinsen (ohne Tilgungsbeträge)
einschließlich Disagio ..... €
2. Geldbeschaffungskosten (z. B. Notarkosten
wegen Grundstücksbelastung) ..... €
3. Grundsteuer, Müllabfuhr, Entwässerung,
Wasserversorgung, Hausbeleuchtung usw. ..... €
4. Schornsteinfeger, Hausversicherungen,
Heizung, Treppenreinigung usw. ..... €
5. Absetzung für Abnutzung (»Abschreibung
des Gebäudes«; berechnet in% von den
Anschaffungskosten ohne Grundstücksanteil) ..... €
Summe der Werbungskosten ..... € > ..... €
Einkünfte
Summe der Mieteinnahmen ..... €
./. Summe der Werbungskosten ..... €
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung ..... €

3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz


3.1 Gebäudeabschreibung
779 Ist Dein Miethaus oder Deine Eigentumswohnung ein Selbstläufer, d. h., halten 779
sich Einnahmen und Ausgaben die Waage, bringt Dir die Abschreibung (AfA)
den gewünschten steuerlichen Verlust und damit eine Steuerersparnis.

Beispiel
Mieteinnahmen einschl. Umlagen 8 000 €
./. Werbungskosten
Schuldzinsen, Versicherungen, Steuern
und Gebühren, Reparaturen usw. – 7 000 €
Bleiben 1 000 €
Abschreibung z. B. 4% (§ 7 Abs. 5 EStG)
von 160 000 € Anschaffungskosten für das Gebäude 6 200 €
Verlust aus Vermietung und Verpachtung 5 200 €
Steuerersparnis bei 30 % 1 790 €

780 Gebäudeabschreibung 780


Durch die Abschreibung verteilst Du die Anschaffungskosten für das Gebäude
auf dessen Nutzungsdauer. Das ist die Zeit, in der das Gebäude Miete abwerfen
wird. Für die Steuer wird aber nicht die tatsächliche Nutzungsdauer von meis-

78049-7_s001-816.indb 495 28.08.2007 14:30:42 Uhr


496 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

tens 100 Jahren zugrunde gelegt, sondern eine wesentlich kürzere fiktive Nut-
zungsdauer von höchstens 50 Jahren. Unterscheiden musst Du zwischen der li-
nearen Abschreibung mit einem immer gleichbleibenden Prozentsatz (Nr. 1 der
folgenden Übersicht) und der degressiven Abschreibung (Nr. 2 und 3). Hier
sind die Prozentsätze anfangs höher und verringern sich in Stufen. Außerdem
gibt es die erhöhte Abschreibung als besondere Möglichkeit, steuerlich Verluste
zu machen (Nr. 4 bis 7).

Gebäude ND AfA-Satz Quelle


1. Lineare AfA (> Zeile 34 der Anlage V)
Baujahr nach dem 31. 12. 1924 50 J. 50 J. 2% § 7 Abs. 4
Baujahr vor dem 1. 1. 1925 40 J. 2,50% § 7 Abs. 4
2. Degressive AfA für Geschäftsgebäude 50 J. 8 J. 5,00% § 7 Abs. 5
(> Zeile 34 der Anlage V); Gebäude 6 J. 2,50% EStG
selbst gebaut: Bauantrag 36 J. 1,25%
bis 31. 12. 1993;
ggf. Kaufvertrag bis 31. 12. 1994
3. Degressive AfA für Wohngebäude 40 J. 4 J. 7,00% § 7 Abs. 5
Gebäude selbst gebaut 6 J. 5,00% Nr. 3 a EStG
– Bauantrag/Kaufvertrag 6 J. 2,00%
zwischen 28. 2. 89 und 31. 12. 1995 24 J. 1,25%
– Bauantrag/Kaufvertrag 50 J. 8 J. 5% § 7 Abs. 5
zwischen 1. 1. 1996 und 31. 12. 2003 6 J. 2,5% Nr. 3 b
36 J. 1,25% EStG
– Bauantrag/Kaufvertrag 50 J. 10 J. 4% § 7 Abs. 5
zwischen 1. 1. 2004 und 31. 12. 2005 8 J. 2,5% Nr. 3 c
32 J. 1,25% EStG
4. Erhöhte AfA (> Zeile 38 der Anlage V) 50 J. 5 J. 20% § 7 c EStG
Ausbauten, Mindestgröße 23 m2, von höchst.
Bauantrag nach dem 2. 10. 1989, 60 000 DM
fertig bis 31. 12. 1995, keine öffentl. Rest wie 1.
Mittel
5. Erhöhte AfA (> Zeile 38 der Anlage V) 10 J. 10 J. 10% § 7 h EStG
Sanierung in städtebaulichen Entwick-
lungsbereichen
– Bauantrag/Einreichung von 12 J. 8 J. 9%
Bauunterlagen nach dem 31. 12. 2003 4 J. 7%
6. Erhöhte AfA (> Zeile 38 der Anlage V) 10 J. 10 J. 10% § 7 i EStG
Sanierung bei Baudenkmälern
– Bauantrag/Einreichung von Bau- 12 J. 8 J. 9%
unterlagen nach dem 31. 12. 2003 4 J. 7%
Gebäude ND AfA-Satz Quelle
7. Degressive AfA (> Zeile 35 der Anlage V) 50 J. 5 J. 10% § 7 k EStG
Neubauten, Bauantrag nach dem 5 J. 7%
28. 2. 1989, fertig bis 31. 12. 1995, 30 J. 3,5%
keine öffentl. Mittel, Vermietung an So- vom
zialmieter gegen Höchstmiete, die je Restwert
nach Bundesland nach Miete-VO, Min-
destgröße der Wohnung 25 m2

78049-7_s001-816.indb 496 28.08.2007 14:30:42 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 497

Gebäude ND AfA-Satz Quelle


8. Sonderabschreibung im Beitrittsge- 1. bis §§ 3, 4
biet 5. J. FördG
– Investitionen, Anzahlungen, Teilher- insgesamt
stellungskosten nach dem 31. 12. 1996, 40%
aber vor dem 1. 1. 1999 bezahlt
oder abgeschlossen insg. 25%
– Investitionen nach 31. 12. 1998 insg. 20%
– Nutzung zu Wohnzwecken mind. 5 J.
– Nutzung zu Wohnzwecken unter 5 J.

Ein Beispiel zur linearen Abschreibung nach Nr. 1: Du hast im Juli 2007 ein
Miethaus, Bj. 1955, für 400 000 € gekauft. Die Abschreibung beträgt:
Anschaffungskosten 400 000 €
./. Anteil Grund und Boden 20 % – 80 000 €
Gebäudeanteil 320 000 €
Jahresabschreibung 2 % 6 400 €
Abschreibung für 2005 6/12 3 200 €

Hast Du von Deinen Eltern ein Haus geerbt, schreibst Du weiterhin so ab, wie
Deine Eltern abgeschrieben haben.

3.2 Herstellungskosten – Anschaffungskosten –


laufende Hauskosten
781 Wie sieht es mit der Abzugsfähigkeit aus? Grundsätzlich vorab: 781
● Die Anschaffungskosten für Grund und Boden sind nicht abzugsfähig.
● Die Herstellungs- und Anschaffungskosten für das Gebäude sind nur über
die Abschreibung abzugsfähig.
● Die laufenden Hauskosten sind im Jahr der Bezahlung voll abzugsfähig.
Anschaffungskosten von Grund und Boden sind alle Aufwendungen, um das
Eigentum an Grund und Boden zu erwerben. Dazu gehören auch die Nebener-
werbskosten wie Grunderwerbsteuer, Notariats-, Makler- und Grundbuch-
kosten, desgleichen Abbruchkosten und Straßenanliegerbeiträge.

782 Zu den Herstellungskosten des Gebäudes gehören alle Aufwendungen, die er- 782
forderlich waren, um das Gebäude zu errichten und nutzbar zu machen, also
alle Handwerkerrechnungen, das Architektenhonorar, öffentliche Gebühren
für Baugenehmigung usw. Dazu zählen auch Deine persönlichen Ausgaben wie
Fahrtkosten, Verpflegungsmehraufwand und die Kosten fürs Richtfest.

783 Zu den Anschaffungskosten des Gebäudes gehören alle Aufwendungen, die er- 783
forderlich waren, um das Eigentum an dem Gebäude zu erlangen. Dazu gehö-

78049-7_s001-816.indb 497 28.08.2007 14:30:43 Uhr


498 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

ren auch die Nebenerwerbskosten wie Grunderwerbsteuer, Notariats-, Makler-


und Grundbuchkosten.
Sind in den Anschaffungskosten auch welche für Grund und Boden enthalten,
muss aufgeteilt werden, und zwar ausgehend von den gesamten Anschaffungs-
kosten. Nur der Gebäudeanteil kann abgeschrieben werden, alle anderen Auf-
wendungen gehören zu den laufenden Hauskosten, die sofort und in voller
Höhe abzugsfähig sind.
Doch aufgepasst: Das Finanzamt geht mehr und mehr dazu über, Grund und
Boden nachqm-Preisen laut Bodenrichtwert anzusetzen. Diese Restwertme-
thode kann bei großen Grundstücken dazu führen, dass mehr als die Hälfte des
Kaufpreises auf Grund und Boden entfällt und somit nicht der Abschreibung
unterliegt.

Mach dem Finanzamt klar, dass der Grund-und-Boden-Preis lt. Richtwertkarte


nicht bindend ist; tatsächlich ist Dein Häuschen aufgrund Größe und Ausstat-
tung wesentlich mehr wert als nach dieser unlogischen Rechenoperation.
Zudem verliert der Boden durch Bebauung und Übergröße an Wert. Eigentlich
zutreffend ist die Aufteilung im Verhältnis der Verkehrswerte von Grundstück
und Gebäude. Einen Hinweis auf Deine Ausführung kann bereits eine entspre-
chende Angabe im Kaufvertrag geben, wenn Du und der Käufer die Aufteilung
des Kaufpreises genau beziffern.

784 Zu den laufenden Hauskosten gehören alle Aufwendungen, die nicht Anschaf- 784
fungs- oder Herstellungskosten sind und mit dem Grundstück in wirtschaft-
lichem Zusammenhang stehen.
Dazu gehören etwa die Finanzierungskosten. Sie sind natürlich in voller Höhe
abzugsfähig, und zwar im Jahr der Bezahlung. Zu den Finanzierungskosten wie-
derum gehören die Geldbeschaffungskosten. Wenn Dich die Wörter irritieren,
merke Dir einfach Folgendes: Zu den Finanzierungskosten gehören alle Kosten,
die nur deshalb angefallen sind, weil Du nicht über ein so hohes Bankkonto
verfügst, dass Du alle Anschaffungs- und Herstellungskosten aus Eigenmitteln
bezahlen kannst.

785 Merke zum Disagio (Unterschied zwischen dem Nennbetrag eines Hausdarle- 785
hens und dem Auszahlungsbetrag): Das Disagio ist im Jahr der Auszahlung des
Darlehens abzugsfähig. Wird das Darlehen – nach Baufortschritt – in Raten
ausbezahlt, entsteht das Disagio anteilig und ist entsprechend anteilig im Jahr
der Ratenauszahlung abzugsfähig.

78049-7_s001-816.indb 498 28.08.2007 14:30:43 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 499

786 Maklergebühren sind ja bekanntlich Teil der Anschaffungskosten und deshalb 786
nicht sofort abzugsfähig. Wenn der Makler allerdings bei der Finanzierung des
Grundstückserwerbs behilflich war, kann er seine Rechnung in reine Maklerge-
bühren und in Gebühren für Finanzierungsberatung aufteilen. Einige Dich vor-
her mit ihm, dass Du z. B. 2 % für die Vermittlung des Grundstücks und 1 % für
die Finanzierungsberatung zahlst. So muss es im Auftrag und auch im Kaufver-
trag stehen. Die Gebühren für die Finanzierungsberatung sind dann als Geldbe-
schaffungskosten im Jahr der Zahlung in voller Höhe als Werbungskosten ab-
zugsfähig.
Deine Grunderwerbsteuer mindert sich, wenn Du mit dem Grundstück Ein-
richtungsgegenstände erwirbst, z. B. eine Kücheneinrichtung oder Einbaumö-
bel. Ziehe vom Kaufpreis dafür 30 000 € ab, und Du sparst 600 € Grunder-
werbsteuer. Auch hier sollten die Gegenstände im Kaufvertrag aufgeführt wer-
den – natürlich nur, wenn es zutrifft.

Wie man die Herstellungskosten höher


als gewöhnlich ansetzt

787 Du sitzt über der Aufstellung Deiner Herstellungskosten, die Du dem Finanz- 787
amt als Grundlage für die Berechnung der Abschreibung einreichen willst, und
wunderst Dich über die niedrige Summe. Dann fällt Dir ein, dass Du Deinen
Freunden, die beim Bau mitgeholfen haben, ein paar Scheine in die Hand ge-
drückt hast. Außerdem hast Du etliche Kasten Bier und viele kleine Fläschchen
Whisky spendiert, damit der Bau etwas schneller vorwärtsging . . . Und Deinem
Vater, der tüchtig mitgeholfen hat, hast Du als Dankeschön einen neuen Fern-
seher gekauft. Außer über den Kauf des Fernsehers hast Du allerdings keine
Belege!
Kein Grund, dem Finanzamt all die Steuerersparnis zu schenken. Geh zu Dei-
nen Freunden und lass Dir nachträglich Quittungen ausstellen (Freundes- oder
Nachbarschaftshilfe hat nichts mit Schwarzarbeit zu tun!).
Freunde, die Dir in der Not geholfen haben, erhielten 1 200 €
Der Fernseher für Deinen Vater kostete 870 €
Auf die 2 070 €
entfallen für die ersten Jahre an die 250 € Steuerersparnis.
Und den Aufwand für die Getränke, mit denen Du die Arbeiter bei Laune ge-
halten hast, packst Du hinzu.

78049-7_s001-816.indb 499 28.08.2007 14:30:43 Uhr


500 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Bauen ist süßes Armmachen.


(Alter Spruch)

für Helfer am Bau

Bei den meisten Rentnern dürfte sich selbst eine höhere Nebeneinnahme nicht
negativ auswirken, da sie in der Regel mit ihrem zu versteuernden Einkommen
unter dem Grundfreibetrag liegen. Bei Freunden und Verwandten, die lediglich
Arbeitnehmereinkünfte haben, ergibt sich aufgrund des sog. Härteausgleichs
keine Steuerzahlung, da hier bis zu 410 € steuerfrei bleiben. Das allerdings nur,
wenn sie nicht selbst Verluste, z. B. aus der Vermietung einer Immobilie, abzie-
hen wollen.

Wie Du dem Finanzamt in die Parade fährst,


wenn es Geld von Dir verlangt

788 Du hast gebaut, treu und brav die Baukosten dem Finanzamt eingereicht und 788
erhältst wie aus unbewölktem Himmel einen Bescheid, in dem es heißt: . . . die
von Ihnen geltend gemachten Baukosten konnten nicht in voller Höhe aner-
kannt werden und wurden gekürzt um
1. die Vergütungen an Ihre Bekannten, die als Nicht-
unternehmer Ihnen handwerkliche Arbeiten geleistet haben 2 000 €
2. den Betrag, der für drei Schränke in den Schreinerarbeiten
des Handwerksmeisters enthalten ist, mit 1 600 €
3. Kosten der Getränke für die Bauarbeiter zum
Aufrechterhalten ihrer Arbeitslust 250 €
4. den Betrag für die Einfriedung (Zaun) 820 €
5. Kosten einer Einbauküche 2 750 €
6. Aufwand für Teppichböden 2 900 €
10 320 €
Du wirst dem Finanzamt Folgendes schreiben:
789 Zu 1. Arbeitnehmertätigkeit 789
». . . kann ich leider Ihre Kürzungen nicht akzeptieren. Die bei mir beschäftigten
Personen waren völlig selbständig und keineswegs meinen Weisungen unter-
worfen. Wie wäre mir dies auch möglich, da ich vom Handwerk nichts verstehe.
Die Zeit ihrer Arbeit bestimmten sie ebenfalls völlig von sich aus bzw. arbeite-

78049-7_s001-816.indb 500 28.08.2007 14:30:43 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 501

ten je nachdem, wie es ihre Zeit erlaubte. Als Beweis dafür dienen die von ihnen
ausgestellten Quittungen, denen zu entnehmen ist, dass sie eine pauschale Tä-
tigkeitsvergütung und keinen Lohn erhalten haben. Der BFH sagt im Übrigen
dazu: ‹Gegen die Unselbständigkeit spricht es, wenn jemand die übernommene
Arbeit auch durch eine andere Person, z. B. einen Familienangehörigen, leisten
lassen kann; denn ein Arbeitnehmer muss in der Regel persönlich tätig werden‹
(Urteile des Bundesfinanzhofs V 86/55 U v. 12. 1. 1956, BStBl 1956 III S. 119, Slg.
Bd. 62, S. 322, VI 72/58 v. 3. 7. 1959, VI 186/58 U v. 11. 3. 1960, BStBl 1960 III
S. 215, Slg. Bd. 70, S. 578, BFH v. 24. 11. 1961 – VI 183/59 S – (BStBl 1962 III 37)!
Das ist durch die Vielzahl meiner kurzfristigen Helfer eindeutig bestätigt. Und
selbst wenn die Zeiteinteilung mit mir abgesprochen war – ich konnte meine
Helfer nie zwingen, zu diesen Zeiten tatsächlich zu erscheinen. Auch hatten sie,
wie es bei Arbeitnehmern üblich wäre, keinen bezahlten Urlaubsanspruch.«

790 Weise das Finanzamt darüber hinaus darauf hin, dass es sich um keine beruf- 790
liche Tätigkeit Deiner Freunde und Verwandten handelte, sondern um einen
reinen Freundschaftsdienst, so dass weder das Kriterium der Schwarzarbeit
noch das der Scheinselbständigkeit erfüllt ist und weder Steuer- noch Sozialver-
sicherungszahlungen zu leisten sind.
Seit Jahrzehnten ist es verschiedenen Finanzern ein Dorn im Auge, dass sie hier
klein beigeben müssen. Immer wieder haben sie diese Sache an die Gerichte
getrieben, hoffend, endlich grünes Licht zur Besteuerung der sich ein Zubrot
Verdienenden zu bekommen. Die Tendenz scheint dahin zu gehen, dass Gesellen
oder Poliere des Bau- und Baunebengewerbes nicht, Hilfsarbeiter dagegen sehr
wohl als Arbeitnehmer des Bauherrn angesehen werden. Beschäftige also vor-
sorglich nur Facharbeiter, die dann wie Selbständige behandelt werden können.

791 Zu 2. Gebäudebestandteile 791


»Auch zu Punkt 2 muss ich Ihnen widersprechen. Wenn es sich bei den Einbau-
schränken auch nicht um direkten Bauaufwand handelt, so sind sie mit dem
Gebäude doch fest verbunden und deshalb als zugehörig zu betrachten. Für fest
mit wesentlichen Gebäudeteilen zusammenhängende Schränke, die nicht mehr
aus dem Zimmer herauszunehmen sind, ohne dabei die Wände zu beschädigen,
ist allein deshalb schon Abschreibungsfreiheit gegeben, weil sie zu Gebäudetei-
len geworden sind wie die Holzlatten am Dachstuhl. Beachten Sie bitte diesbe-
züglich H 6.4 EStH. Nicht absetzbar wäre etwa eine Schranktrennwand, die
mehr die Funktion einer Wohnungseinrichtung erfüllt.«

792 Zu 3. Richtfest 792


»Was den fehlenden Nachweis über die Getränke betrifft, die ich im Lauf der
Bauzeit für die Bauarbeiter ausgeben musste, ist Folgendes zu sagen: Nach der
allgemeinen Lebenserfahrung (ein Begriff, den Sie ja selbst so gern und oft an-
führen, wenn es darum geht, etwas abzulehnen) ist ein Betrag von 250 € eher zu
niedrig als zu hoch für das Trinkvermögen von Bauarbeitern zu erachten.«

78049-7_s001-816.indb 501 28.08.2007 14:30:44 Uhr


502 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

793 Zu 4. Einfriedung 793


»Auch die Aufwendungen für die Einfriedung gehören im Zweifelsfall zu den
Herstellungskosten (H 6.4 EStH).«

794 Zu 5. Einbauküche 794


»Der Bundesfinanzhof hat entschieden, dass die Kosten einer Einbauküche
zum Gebäude gehören, soweit sie auf Spüle und Herd entfallen (Urt. v. 13. 3. 1990
– BStBl 1990 II S. 574). Das gelte auch für eingebaute Schrankwände, wenn
diese Küche und Esszimmer voneinander trennten . . .«

795 Zu 6. Bodenbelag 795


»Hinsichtlich des Teppichbodens weise ich darauf hin, dass er auf Estrich ver-
legt und zudem mit dem Untergrund fest verbunden wurde.«

796 Und nicht vergessen: Prozesskosten, die Dir entstehen, weil Du den Bauunter- 796
nehmer wegen Baumängel verklagst, gehören genauso wie die Kosten zur Män-
gelbeseitigung zu den Herstellungskosten (BFH-Urteil v. 1. 12. 1987 – BStBl
1988 II S. 431). Außerdem setzt Du an: geschenkte Baumaterialien zum Markt-
preis und die Anschaffungskosten für Geräte und Maschinen, die Du für den
Bau benötigt hast: Mischer, Bohrmaschine, Stichsäge, Flex, kleinere Werkzeuge.
Wenn der Bau steht, wandert alles, was noch brauchbar ist, ganz legal in Deinen
Hobbykeller.

Mach die Kosten für einen nicht zustande gekommenen


Hauskauf oder Hausbau geltend!

797 Es kommt doch immer wieder vor, gerade wenn Du mit unseren Baubehinde- 797
rungsbehörden zu tun hast: Pläne oder Voranfragen wurden nicht genehmigt.
Du hast Bodenproben machen, Vermessungspläne erstellen lassen. Eine An-
zahlung ist verloren, weil der Empfänger Konkurs gemacht hat, oder es sind
mehrfach Kosten für die Bauplanung angefallen. Diese Planungskosten sind
sofort abzugsfähige Werbungskosten, da die Planung nicht ausgeführt wurde
(BFH-Urt. v. 4. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 761). Aber: Längst nicht alle Planungs-
kosten gehören zu den später anfallenden Herstellungskosten des Hauses. Sieht
das Haus nachher wesentlich anders aus als ursprünglich gedacht und konnten
nicht einmal Teile der ersten Planung für die zweite genutzt werden, sind derar-
tige Kosten keine Herstellungskosten, die später nur kleckerweise auf lange
Zeit verteilt als Abschreibung abzusetzen sind, sondern sofort absetzbare Wer-
bungskosten (FG Niedersachsen v. 14. 1. 1982 – EFG 1982 S. 460).

78049-7_s001-816.indb 502 28.08.2007 14:30:44 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 503

Setz Abrisskosten von der Steuer ab!

798 Hast Du ein Grundstück mit Haus gekauft oder einem Erbbauberechtigten für 798
sein Erbbaurecht eine Abstandszahlung geleistet, sind die Abstandszahlung
und die Abrisskosten Herstellungskosten des neuen Gebäudes, das Du baust
(BFH v. 13. 12. 2005 – IX R 24/03).

3.3 Sonstiges zu den Werbungskosten

799 wenn Du Wohnungen verbilligt an Angehörige vermietest. Achte unbedingt 799


darauf, dass die vereinbarte Warmmiete inkl. Nebenkosten mindestens 56 % der
ortsüblichen Miete inkl. umlagefähige Nebenkosten beträgt. Liegst Du unter
dieser Grenze, kürzen Dir die Fiskalritter gnadenlos Deine Werbungs-kosten.

Beispiel
Du hast eine 80-m2-Wohnung an Deinen Bruder vermietet. Da er finanziell
nicht gerade auf Rosen gebettet ist, zahlt er gerade mal 200 € Warmmiete im
Monat. Auf dem freien Markt würde die Wohnung 500 € kosten. Da Deine
Wohnung also lediglich zu 40 % entgeltlich vermietet ist, sind auch Werbungs-
kosten nur zu 40 % abzugsfähig (§ 21 Abs. 2 EStG).

Kürzung Deiner Werbungskosten:


Angenommene Kosten: 200 € mtl.  12 Monate = 2 400 €, davon abzugsfähig
40 % = 960 €. 1 440 € fallen unter den Tisch.
Selbst wenn die Miete über 56 %, aber unter 75 % der Marktmiete angesetzt ist,
kann es heikel werden, denn der Fiskus will Dir mit Unterstützung des BFH
vom 24. 1. 2003 – II R 5/00 die Werbungskosten immer dann kürzen, wenn aus
Deiner Vermietung auf Dauer kein Gewinn zu erwarten ist. Mach dem Finanz-
amt also klar, dass Du wegen günstiger Finanzierung, geringer Reparaturen
usw. unter dem Strich trotz billiger Vermietung ein Plus machen wirst. Reich
dem Finanzamt dazu eine auf die nächsten 30 Jahre hochgerechnete Über-
schussprognose ein. Fällt diese positiv aus, unterbleibt die Kürzung der Wer-
bungskosten. Vgl. E Rz 847.

78049-7_s001-816.indb 503 28.08.2007 14:30:44 Uhr


504 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Keine Kürzung bei leerstehenden Wohnungen

800 Steht eine Deiner Mietwohnungen leer? Sei auf der Hut, denn schon spitzt der 800
Ritter von Fiskalia seinen Rotstift und will Deinen Werbungskosten ans Leder,
weil er argwöhnt, Du wolltest die Wohnung nicht mehr vermieten, sondern ver-
kaufen. Aber Du weißt Dich zu wehren. Treibe ihm die Streichgelüste aus,
indem Du wie folgt argumentierst: »Von einem Leerstand der Wohnung kann
keine Rede sein. Die Wohnung ist lediglich infolge eines überraschenden Mie-
terwechsels vorübergehend nicht vermietet. Die Absicht, mit der Wohnung wei-
terhin Mieteinkünfte zu erzielen, besteht nach wie vor. Sehen Sie dazu die bei-
gefügten Anzeigen im Immobilienteil der Hintertupfinger Rundschau.«
Bei einem solchermaßen begründeten Leerstand behältst Du den ungekürzten
Werbungskostenabzug.

801 Was Du grundsätzlich absetzen kannst 801


● sämtliche Schuldzinsen, Disagio etc.
● Erbbauzinsen
● Abschreibungen
● erhöhte Abschreibungen
● Sonderabschreibungen, z. B. nach dem Fördergebietsgesetz
● Geldbeschaffungskosten, Schätzgebühren, Notar- und Gerichtskosten
● Ertragsanteil von Renten
● Reparaturkosten
● Instandhaltungs-, Modernisierungskosten
● Strom, Gas, Wasser
● Heizkosten
● Grundbesitzabgaben wie Müllabfuhr- und Abwassergebühren
● Hausversicherungen
● Hausverwaltung etc.
Viele Finanzämter setzen sich neuerdings Veranlagungsschwerpunkte, d. h. auf
gut Deutsch, bestimmte Bereiche in Deiner Steuererklärung werden besonders
kleinlich geprüft. Womöglich ausgerechnet Deine Vermietungseinkünfte. Dann
hacken die Finanzbehörden auf den Umlagen herum, wollen genau wissen, was
der Mieter gezahlt hat und ob diese Beträge mit Deinen Kosten übereinstim-
men. Damit ist das bisher allseits praktizierte Nettoverfahren – nämlich einer-
seits die Umlagen nicht als Einnahme anzusetzen und im Gegenzug dafür die

78049-7_s001-816.indb 504 28.08.2007 14:30:45 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 505

umlagefähigen Kosten nicht abzusetzen – hinfällig. Und so etwas wird einem


dann auch noch hochtrabend als Steuervereinfachung verkauft. Da kann ich
doch wirklich nur noch müde lächeln.
Insbesondere wird das Auge des Fiskus auf Deiner Finanzierung und den zuge-
hörigen Schuldzinsen ruhen. Achte also darauf, dass sich bei nachträglichen
Darlehen der konkrete Zusammenhang mit der Modernisierung oder Renovie-
rung herstellen lässt.

zu Schuldzinsen

802 Zu der Abzugsfähigkeit von Schuldzinsen hat der BFH sich endlich positiv im 802
Sinn des Steuerzahlers geäußert:
Wenn Du und Dein Ehegatte aus einem Topf wirtschaften und einer von Euch
ein Haus kauft, Ihr das Darlehen auf Wunsch der Bank aber gemeinsam auf-
nehmt, sind die Schuldzinsen in vollem Umfang als Werbungskosten bei den
Einkünften aus Vermietung und Verpachtung des Eigentümerehegatten ab-
ziehbar.
Vorsicht: Der Eigentümer muss zumindest an dem Darlehen beteiligt sein!
Denn der BFH sagt auch: Nimmt ein Ehegatte allein ein Darlehen zur Finanzie-
rung eines vermieteten Gebäudes auf, das dem anderen Ehegatten gehört, sind
die Schuldzinsen nicht abziehbar.
Doch ich weiß einen Ausweg für Euch: Zeigt dem Finanzamt, dass der Eigentü-
merehegatte die Schuldzinsen aus eigenen Mitteln bezahlt hat, dann muss es
den Werbungskostenabzug zulassen (Anschluss an die Beschlüsse des Großen
Senats des BFH v. 23. 8. 1999 GrS 1/97, BFHE 189, 151, BStBl II 1999, 778, und
v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BFHE 189, 160, BStBl II 1999,782).

3.4 Was Du als Vermieter unbedingt


über die Hausmodernisierung wissen musst
803 Führst Du als Vermieter bauliche Änderungen durch, kannst Du unter be- 803
stimmten Umständen eine höhere Miete fordern. Zwar kannst Du nach der
allgemeinen Regelung nach Modernisierungsmaßnahmen ohnehin eine Erhö-
hung bis zur Vergleichsmiete fordern, weil der Wohnwert höher geworden ist.
Ein solche Mieterhöhung reicht aber nicht immer aus, die Modernisierungskos-
ten zu decken. Deshalb wurde eine besondere Regelung getroffen, die zu hö-
heren Mieten als der ortsüblichen Vergleichsmiete führen kann. Voraussetzung
ist, dass die baulichen Änderungen den Gebrauchswert der Wohnung nachhal-
tig erhöhen oder die allgemeinen Wohnverhältnisse auf Dauer verbessern, so

78049-7_s001-816.indb 505 28.08.2007 14:30:45 Uhr


506 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

z. B. durch Umstellung auf Erdgas oder durch Wärmedämmungsmaßnahmen


wie den Einbau von Doppelglasfenstern. Für die Durchführung einer derar-
tigen Umbau- bzw. Sanierungsmaßnahme hat der Gesetzgeber im Interesse von
Mieter und Vermieter Vorschriften erlassen, die bestimmte Regelungen vorse-
hen, so die § § 541 a und b BGB, § 3 Miethöhe G. Danach hat der Vermieter dem
Mieter zwei Monate vor Beginn der Maßnahme deren Art, Umfang, Beginn
und voraussichtliche Dauer sowie die zu erwartende Erhöhung des Mietzinses
mitzuteilen. Die Mieterhöhung darf jährlich bis zu 11 % der angefallenen Kos-
ten betragen, die indessen um die Reparaturersparnis zu mindern sind. Diese
wird mit ca. 10 bis 20 % der Kosten für die Sanierung anzusetzen sein. Da es
schwierig ist, bei mehreren Wohnungen die Baukosten angemessen aufzuteilen,
sollten gleich bei Auftragserteilung getrennte Rechnungen für jede Wohnung
verlangt werden. Nach Abschluss der Baumaßnahme hast Du als Vermieter
eine entsprechende Erklärung über die Mieterhöhung abzugeben.
Die Erklärung hat die Wirkung, dass vom Ersten des auf die Erklärung fol-
genden Monats an die erhöhte Miete an die Stelle der bisherigen tritt.

Sei gescheit und mach Dein Haus wertvoller!

804 Dir ist es möglich, 11 % der »reinen Modernisierungskosten« jährlich als Miet- 804
erhöhung auf den Mieter abzuwälzen. Das heißt, dass Du in neun Jahren Deine
Auslagen hereinholst. Zudem sind die Aufwendungen bei Häusern, die nicht
selbst zu Wohnzwecken genutzt werden, allgemein als Erhaltungsaufwand so-
fort steuerlich absetzbar. Der BFH entschied da zum Glück endlich großzügig.
Zum Erhaltungsaufwand gehören die Aufwendungen für die laufende Instand-
haltung und Instandsetzung. Diese Aufwendungen werden im Allgemeinen
durch die gewöhnliche Nutzung des Grundstücks veranlasst. Als Beispiele seien
genannt Dachreparaturen, Treppenhausrenovierung, Außenanstrich, Reparatur
der Heizungsanlage. Auch Aufwendungen für die Erneuerung von bereits in
den Herstellungskosten des Gebäudes enthaltenen Teilen oder Anlagen sind
regelmäßig abzugsfähiger Erhaltungsaufwand, z. B. Austausch von Fenstern
(Holz- gegen Aluminiumrahmen, Einfach- gegen Doppelglas), Ersatz von mit
Kohle beheizten Einzelöfen durch Elektrospeicheröfen, Einbau einer Zentral-
anstelle einer Einzelofenheizung, Anschluss einer Zentralheizung an eine Fern-
wärmeversorgung, Einbau messtechnischer Anlagen zur verbrauchsabhängigen
Abrechnung von Heiz- und Warmwasserkosten, Umdeckung des Daches. Her-
stellungsaufwand kann sich nur über die Abschreibung steuerlich auswirken.
Der Abschreibungssatz beträgt bekanntlich im Allgemeinen 2 % jährlich. Be-

78049-7_s001-816.indb 506 28.08.2007 14:30:45 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 507

trägt der Herstellungsaufwand pro Baumaßnahme im Kalenderjahr nicht mehr


als 4 000 € (Rechnungsbetrag ohne Umsatzsteuer), kann er sofort als Erhal-
tungsaufwand abgeschrieben werden (R 21.1 Abs. 1 S. 2 EStR).

für die Modernisierung

805 Achte darauf, dass Dein Reparaturaufwand in den ersten drei Jahren seit 805
Hauserwerb nicht zu hoch wird.
Übersteigen Deine Reparatur- und Modernisierungskosten 15 % des Gebäude-
kaufpreises, kannst Du die Kosten nicht mehr sofort als Werbungskosten in vol-
ler Höhe bei Deinen Vermietungseinkünften absetzen. Der Fiskus bezeichnet
Deine Kosten dann vielmehr als anschaffungsnahen Herstellungsaufwand, der
auf die gesamte Lebensdauer des Gebäudes (meist 50 Jahre) verteilt wird und
nur mit 2 % pro Jahr abgeschrieben werden darf. Dabei springt natürlich nur
eine erheblich geringere Steuerermäßigung heraus. Diese fiskalischen Anwei-
sungen enthält § 6 Abs. 1 a EStG. Verteile daher die Kosten geschickt, indem Du
mit einem Teil der Renovierung wartest, bis der Dreijahreszeitraum abgelaufen
ist. Die danach anfallenden Kosten werden nämlich zum einen nicht in die
15 %-Grenze eingerechnet und sind zum anderen auf jeden Fall sofort in voller
Höhe als Werbungskosten abzugsfähig.

Hast Du größere Ausgaben, kannst Du die in einem Jahr angefallenen Erhal-


tungs- und Reparaturkosten gleichmäßig auf zwei bis fünf Jahre verteilt abzie-
hen (§ 82 b EStG).
So hast Du auch in den kommenden Jahren noch etwas von der Steuerermäßi-
gung. Von der Verteilung solltest Du vor allem dann Gebrauch machen, wenn
Dein Einkommen im Reparaturjahr niedrig ist und Du in Zukunft mit einem
höheren Einkommen rechnest, z. B., weil Dein Ehepartner wieder zu arbeiten
anfängt, Du eine besser dotierte Stelle bekommst oder Du in den nächsten Jah-
ren schlicht weniger von der Steuer wirst absetzen können.
Also: Schluss mit dem Geklecker an Reparaturaufwand! Überlege, ob Du statt-
dessen nicht bald fällige Instandsetzungsarbeiten als Modernisierung bezeich-
nen kannst (Kombination von Mieterhöhung und Steuerersparnis). Mach Dir
mal Gedanken, was da so alles an Kosten anfällt, z. B:

78049-7_s001-816.indb 507 28.08.2007 14:30:46 Uhr


508 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Sei als Hausbesitzer auch in Kleinigkeiten wachsam!

806 Die meisten Besitzer eines Mietshauses machen nur deshalb nicht alles an 806
Hauskosten geltend, weil es im Formular des Finanzamts (Einkünfte aus
Vermietung) einfach keine Ausfüllspalten gibt bzw. entsprechende Hinweise
fehlen.
Lass Dir daher auf die Sprünge helfen, wie Du schnell an die 200 € verdienst,
indem Du, etwa unter der Aufstellung für die Reparaturen, Folgendes angibst:
12 zwecks Hauskontrolle à 10 km = 120 km
6 zwecks Besprechung im Zusammenhang
mit dem Haus à 10 km = 60 km
6 Fahrten zu Mietern zum Abholen der Miete
bei Schlechtzahlern à 10 km = 60 km
20 Fahrten mit Neumietern zum Besichtigen
der Wohnungen à 10 km = 200 km
2 Fahrten bei Auszug von Altmietern zur Abnahme
der Wohnung à 10 km = 20 km
Es sind 460 km mit 0,30 € Fahrtkosten abzurechnen,
das ergibt einen Betrag von 138 €
Hinzu kommen:
Kosten für Bohrmaschine und Werkzeug zur Eigenausführung
von Reparaturen in den Mieträumen, da ich auf Handwerker
zu lange warten muss 350 €
Telefonkosten, anteilig 10 % der Gesamtkosten von 720 € 72 €
Porto für ca. 50 Briefe 30 €
Schreibmaterial 15 €
Präsente an Müllfahrer 25 €
Trinkgelder an Handwerker bzw. Angestellte 25 €
Streusalz im Winter, Schneeschaufel 30 €
Gesamtkosten 685 €
Steuerersparnis bei 30 % Spitzenbelastung: ca. 206 €

Was die Reisekosten zwecks Anschaffung eines Hauses betrifft, so stellen


Fahrten zu nicht erworbenen Gebäuden sofort abziehbare Kosten bei den Ver-
mietungseinkünften dar. Fahrtkosten zum erworbenen Gebäude zählen zu den
Anschaffungskosten.
Immer aber gilt: Ohne Beweise läuft gar nichts! Also: Alle Nachweise (Tank-
quittungen, Bewirtungsbelege, Zeitungsinserat über das Haus etc.) penibel auf-

78049-7_s001-816.indb 508 28.08.2007 14:30:46 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 509

bewahren – es ist bares Geld wert! Daran kommt kein Beamter vorbei. Ohne
Nachweis aber verlierst Du Dein Recht.

Drück mit einem Vorschuss die Steuerlast!

807 Zum Jahresende überlegen viele, wie sie noch schnell die Steuerlast für das lau- 807
fende Jahr mindern können. Als Mietshausbesitzer hast Du die Möglichkeit,
noch schnell größere Aufwendungen für Reparaturen zum Erhalt Deines
Hauses auszugeben, etwa das Dach zu erneuern oder eine bessere Zentralhei-
zung einbauen zu lassen. Schwierig ist aber, einen Handwerker zu finden, der
eine größere Erhaltungsmaßnahme noch bis zum Jahresende ausführen kann.
Wie wär‘s, wenn Du dem Handwerker zumindest den Auftrag für die Reparatur
erteilst und ihm vor Jahresende einen Vorschuss von 10 000 € zahlst? Wenn Du
ihn nicht so gut kennst, solltest Du aber vorher Referenzen einholen. Der Vor-
schuss drückt Deine Steuerlast für das laufende Jahr von angenommen 40 % um
4 000 €. Kommt das Finanzamt später mit dem Paragraphen für Missbrauch an-
getanzt (§ 42 AO), kannst Du sagen: Du hättest Dich nur der Technik des § 11
EStG bedient. Der sieht diese Möglichkeit ganz legal vor.

808 Ist Dein Grundbesitz umfangreich, wirst Du ihn nicht ohne eigenes Büro ord- 808
nungsgemäß verwalten können. Die Kosten dafür sind aber nur noch unter
engen Voraussetzungen als Werbungskosten absetzbar. Befindet sich das Büro
in Deinem eigenen Haus, gelten die allgemeinen Grundsätze für »häusliche Ar-
beitszimmer«. Dazu mehr unter E Rz 255 ff.

Wenn Du also z. B. nur von Deinem vermieteten Grundbesitz lebst und Deine
gesamten Arbeiten rund um die Immobilien im Büro (Arbeitszimmer) erle-
digst, ist dieses der Mittelpunkt Deiner Erwerbstätigkeiten und Du setzt die
gesamten Bürokosten als Werbungskosten bei den Vermietungseinkünften ab.

Schaff Dir ein Mehrfamilienhaus an – und Du hängst


Dein Lebensglück an den Nagel.
(Chinesisches Sprichwort)

78049-7_s001-816.indb 509 28.08.2007 14:30:47 Uhr


510 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Drück vorbeugende Gesundheitskosten


dem Finanzamt aufs Auge!

809 Die Kosten einer Asbestsanierung des Dachs in Deinem Einfamilienhaus 809
kannst Du als außergewöhnliche Belastung absetzen. Die Gefährlichkeit des
Asbests ist bekannt. Du als Familienoberhaupt kannst Dich dieser potenziellen
Gefahrenquelle gegenüber nicht blind stellen. Du bist nicht verpflichtet abzu-
warten, bis eine konkrete Lebensgefährdung eingetreten und nachgewiesen ist.
Also: Lass den Dreck rausreißen und das Finanzamt mitzahlen! Gleiches gilt für
Holz in Innenräumen, das z. B. mit Formaldehyd imprägniert ist!

Für alle, die eine vermietete Immobilie ihr Eigen


nennen

810 Besitzt Du eine Mietimmobilie, gehört dazu sicher auch ein Garten, der ge- 810
pflegt, oder eine Rasenfläche, die gemäht sein will. Beauftrage in Zukunft Deine
Kinder damit und zahle ihnen 4 € die Stunde. Jede Woche zehn Stunden Arbeit,
das macht 40 €, für die Zeit von Mai bis Oktober: 26 Wochen à 40 € = 1 040 €, die
Du unter die Werbungskosten aus Vermietung einreihst. Steuerersparnis ca.
300 €. Wie?
Natürlich musst Du alles richtig eingefädelt haben, vgl. dazu E Rz 749 ff.
Wenn sich das Finanzamt mit dem Hinweis sperrt, die Mithilfe des Kindes er-
folge auf familienrechtlicher Basis und sei deshalb steuerlich nicht als Arbeits-
verhältnis anzuerkennen, hilf mit einem kleinen Hinweis auf das Urteil des FG
Köln vom 19. 3. 1981 (EFG 1982 S. 124) nach.
Für das Finanzgericht war ausschlaggebend, dass im Urteilsfall das Kind schon
die Anlagen des vom Steuerzahler selbst genutzten Einfamilienhauses unent-
geltlich in Ordnung hielt. Damit war nach Meinung der Kölner Richter die Mit-
arbeitspflicht des Kindes auf familienrechtlicher Basis ausreichend erfüllt. Dass
sich der Sohn auch um das in Rede stehende weitere Grundstück der Eltern
kümmerte, das zudem am anderen Ende der Stadt lag, ging deutlich über den
Rahmen der Mithilfe im Haushalt der Eltern hinaus. Hinzu kam, dass das
Grundstück recht groß war und daher erheblicher Wartung und Pflege bedurfte.
Sicher hat dem Steuerzahler bei seinr Argumentation auch geholfen, dass er vor
seinem Sohn eine fremde Hilfskraft zu denselben Konditionen für die Arbeiten
beschäftigt hatte.

78049-7_s001-816.indb 510 28.08.2007 14:30:47 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 511

Wenn Dein Kind den Garten in einem Haus pflegt, in dem neben anderen Mie-
tern Du auch selbst wohnst, wird das sicher nicht immer so reibungslos vonstat-
ten gehen. Einen Versuch ist das Ganze aber auf jeden Fall Wert.

Doch aufgepasst: Sofern Du Deine Kinder nicht lediglich als Aushilfe (d. h. we-
niger als 50 Arbeitstage oder zwei Monate) beschäftigst, fallen für Dich in der
Regel zusätzlich 28 % Sozialversicherung an. Die musst Du an die Kranken-
kasse abführen. Schwacher Trost: Selbstverständlich sind das für Dich Wer-
bungskosten aus Vermietung. Erkennt der Fiskus in einem solchen Fall das
Arbeitsverhältnis mit dem Kind wegen familienrechtlicher Mithilfe nicht an,
fordere im Gegenzug eventuell gezahlte Sozialvesicherungsbeiträge zurück!

3.5 Mit Reparaturen eine höhere Steuerersparnis erlangen


811 Schlimm genug, wenn ein neues Haus schwere Mängel aufweist. Etwas schadlos 811
halten kannst Du Dich – gleich, ob das Gebäude bereits fertig oder noch im Bau
ist –, wenn Du eine Abschreibung für außergewöhnliche Wertminderung vor-
nimmst (FG Bremen v. 20. 2. 1980 – EFG 1980 S. 222). Einige Finanzämter wol-
len Wertminderungen allerdings nur dann als abzugsfähig anerkennen, wenn
die Gebäude zum gewerblichen Betriebsvermögen gehören. Sind bei der Her-
stellung durch Fehlplanung oder fehlerhafte Ausführung Mehraufwendungen
entstanden, gehören diese nicht zu den Herstellungs-, sondern den Werbungs-
kosten.
Doch auch da machen einige Finanzämter Schwierigkeiten, denn sie rechnen
unter Hinweis auf BFH – BStBl 1988 II S. 431 – Aufwendungen für Baumängel-
beseitigung einschließlich Prozesskosten zu den Herstellungskosten, die nur
langsam abgeschrieben werden.

Sei clever: Sofort abgeschrieben werden können Reparaturaufwendungen für


Schäden, die nach Fertigstellung aufgetreten sind. Eine Stellungnahme des
Architekten hilft, den schnellen Abzug beim Finanzamt durchzusetzen.
Das Hessische Finanzgericht hat zusätzliche Kosten zur Abstützung des Funda-
ments als sofort abzugsfähig anerkannt. Im Urteilsfall drohte Einsturzgefahr
infolge Grundwassersenkung (EFG 1984 S. 401).

812 Manchmal stellt sich erst nach dem Hauskauf heraus, dass umfangreiche Män- 812
gel vorliegen, die behoben werden müssen. Das Finanzamt rechnet entspre-
chende Kosten gern zu den nicht sofort abzugsfähigen Herstellungskosten.

78049-7_s001-816.indb 511 28.08.2007 14:30:47 Uhr


512 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Weise es darauf hin, dass es dazu nur berechtigt ist, wenn die Reparaturen in-
nerhalb der ersten drei Jahre nach dem Kauf des Hauses mehr als 15 % der
Anschaffungskosten des Gebäudes (ohne Grundstücksanteil) verursachen. Nur
dann spricht man von sog. anschaffungsnahen Herstellungskosten (§ 6 Abs. 1 a
EStG). Dazu mehr unter E Rz 805.

Bitte den Fiskus in zwei Schritten zur Kasse!

813 So richtig langst Du in die Sahne, wenn Du ein älteres Haus erwirbst und es 813
zunächst vermietest, bevor Du nach frühestens fünf Jahren selbst einziehst, ob-
wohl das mietrechtlich nicht einfach ist. Als Vermieter kannst Du Sämtliche
Finanzierungskosten in der Steuererklärung unterbringen. Die Zinsen bürdest
Du also zum Teil dem Fiskus auf. Wenn Du später einziehst, kannst Du den
Fiskus noch einmal zur Kasse bitten, indem Du das Haus gründlich aufmöbelst.
Denn sämtliche Renovierungskosten vor Einzug sind als Werbungskosten ab-
setzbar. Die Höhe der Renovierungskosten spielt keine Rolle mehr. Auch wenn
sie über 15 % der Anschaffungskosten für das Gebäude hinausgehen, kannst
Du sie voll als Werbungskosten abziehen, weil Du ja aus dem bedenklichen
Dreijahreszeitraum nach der Anschaffung heraus bist.

814 Lass Dir unbedingt ein paar Jahre Zeit mit dem eigenen Einzug. Der BFH hat 814
Dir in seinen Urteilen vom 9. 7. 2002 IX R 47/99 und 57/00 (DStR 2002 S. 1611)
nämlich ein paar Steine in den Weg gelegt. Bei einer nur kurzfristigen Vermie-
tung mit anschließendem Verkauf der Immobilie oder anschließender Selbst-
nutzung darf das Finanzamt dies als gewichtiges Anzeichen dafür nehmen, dass
Dir die ernsthafte Absicht fehlte, mit der Vermietung auf Dauer Einkünfte zu
erzielen. Der BFH geht in seinen Urteilen bei einer Vermietung von bis zu fünf
Jahren von einer nur kurzfristigen Vermietung aus. Allerdings gibt es für diese
ungünstige Rechtsprechung eine Übergangsregelung (BMF-Schreiben v.
15. 8. 2003, BStBl 2003 I S. 427). Wenn Du Dein Haus vor 2004 gekauft und ver-
mietet hattest, ist Dir die Steuerermäßigung für Deine Renovierung sicher.
Hast Du es erst nach dem 31. 12. 2003 erworben oder einen Mietvertrag abge-
schlossen, musst Du Dich mindestens fünf, besser noch ein bis zwei Jahre mehr
gedulden, bevor Du Deinen Mieter an die frische Luft setzt und mit der Reno-
vierung beginnst.

78049-7_s001-816.indb 512 28.08.2007 14:30:48 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 513

für kurzfristige Mietverträge

Nicht bei jedem Mietvertrag mit zeitlich beschränkter Laufzeit darf das Finanz-
amt Dir Veräußerungs- oder Selbstnutzungsabsicht unterstellen und Dir Ver-
luste streichen. Vor allem, wenn Dein Mietvertrag sich ohne Kündigung still-
schweigend verlängert oder Du ihn auch ohne eine solche Verlängerungsoption
verlängert hast, darf das Finanzamt Deine Einkunftserzielungsabsicht nicht in
Frage stellen (BFH v. 14. 12. 2004 – BStBl 2005 II S. 211).

Rette durch einem Mietvertrag mit Deinen Kindern die


Renovierungskosten!

815 Du willst ein bisher vermietetes Haus oder eine Eigentumswohnung künftig 815
selbst nutzen, die Immobilie ist aber, seit Du sie gekauft hast, weniger als fünf
Jahre vermietet. Bevor Du nun mit Deinen Renovierungskosten eine steuer-
liche Bauchlandung erlebst, bringst Du Deine Kinder ins Spiel. Nachdem Du
Deinen Mieter an die Luft gesetzt hast, vermietest Du die Immobilie zunächst
an Deine Kinder und füllst so die fehlenden Jahre der Vermietung auf. Als zu-
sätzlicher Vorteil kommt hinzu, dass Deine Kinder sicher nicht ständig Ärger
machen, wenn Du schon einmal anfängst, das Haus oder die Wohnung Stück für
Stück zu renovieren.

816 Besitzen Eltern mit geringem Einkommen ein dringend renovierungsbedürf- 816
tiges Mietshaus, sollten sie es ihren besser verdienenden Kindern vorzeitig ver-
erben. So führen die Renovierungskosten zu höheren Steuerentlastungen.

78049-7_s001-816.indb 513 28.08.2007 14:30:48 Uhr


514 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

So leimst Du das Finanzamt


bei geplanter Eigennutzung

817 Wer nach jahrelanger Vermietung seines Hauses oder seiner Eigentumswoh- 817
nung das Mietverhältnis wegen geplanter Eigennutzung kündigt und nach Aus-
zug des Mieters die durch die Vermietung entstandenen Schäden beseitigt, dem
sollte eigentlich das Recht zustehen, die Kosten dafür als nachträgliche Wer-
bungskosten absetzen zu können. Doch weit gefehlt. Flugs kommt der Fiskalbü-
rokrat mit der Begründung: Keine Absicht mehr auf Erzielung von Einkünften,
also kein Abzug von Werbungskosten, und wedelt mit den restriktiven Urteilen
des Hessischen Finanzgerichts vom 1. 3. 1991, EFG 1991 S. 471 und des Saarlän-
dischen FG vom 11. 12. 1997 – 2 K 29 197. Daher rate ich Dir, bei geplanter Ei-
gennutzung noch vor Beendigung des Mietverhältnisses zumindest all das zu
renovieren, was richtig ins Geld geht: Badezimmer, Fenster, Türen, Heizung,
Gasthermen, Bodenbeläge. Denn solange der Mietvertrag besteht, kann unter-
stellt werden, dass Deine Renovierung wegen der laufenden Vermietung erfolgt
(BFH v. 11. 3. 2003 – BFH/NV 2003 S. 1043).
Auch hier hilft eventuell der Trick in E Rz 800 weiter.
Darauf solltest Du noch achten: Lege dem Finanzamt dar, dass es sich um zwin-
gend notwendige und aus Deiner Verpflichtung als Vermieter resultierende Re-
paraturen handelte; ansonsten kann Dir daraus ein Strick gedreht werden (siehe
BFH v. 20. 2. 2001, II R 491/98). Hierbei können Dir die vertragliche Gestaltung
mit dem Mieter, aber auch die Handwerkerrechnungen helfen, die bestätigen,
dass es sich um unbedingt erforderliche Reparaturen handelte.

3.6 Die Kosten vor dem Bau oder Kauf eines Hauses
818 Was damit gemeint ist? Denk doch mal an all die Fahrten zur Besichtigung der 818
vielen Grundstücke oder Häuser, bis Du Dich für eines entschieden hast! Und
wie viele haben sich Pläne entwerfen lassen, die später nicht realisiert wurden.
Und haben sie teuer bezahlt! Denn die Architekten und alle, die mit dem Bau
zu tun haben, wissen, wie man schnell das große Geld macht. Da sind Dir doch
gewiss Fahrtkosten entstanden. Und wenn Du weiter wegfuhrst, dann musstest
Du unterwegs mal essen. Das Essen in der Gaststätte ist immer teurer als zu
Hause. Also entstanden Dir dadurch Mehrkosten, nicht wahr?
»Ich bin aber nicht einkommensteuerpflichtig – ich zahle nur Lohnsteuer und
gebe deswegen keine Einkommensteuererklärung ab«, wendest Du ein.

Wenn Du als Arbeitnehmer Verluste aus Vermietung und Verpachtung geltend


machst, kannst Du einen Antrag auf Einkommensteuerveranlagung stellen, um

78049-7_s001-816.indb 514 28.08.2007 14:30:48 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 515

die Steuererstattung für Deine Verluste zu kassieren. Allerdings gilt eine Frist
von nur zwei Jahren, d. h., Du musst Deine Einkommensteuererklärung z. B. für
2007 bis spätestens 31. 12. 2009 beim Finanzamt einreichen, sonst geht Dir die
Steuererstattung durch die Lappen.
Fertige also eine Aufstellung über vorbereitende Aufwendungen des Hauskaufs
an und reiche sie schnellstens dem Finanzamt ein. Sogar der BFH gibt seinen
Segen dazu im Urteil vom 10. 3. 1981 – BStBl 1981 II S. 470.
1. Fahrten zwecks Besichtigung verschiedener Häuser an Ort und Stelle:
Fahrt nach A = 36 km
B = 24 km
C = 18 km
usw. bis Y = insg. 710 km
Fahrten zum Makler 70 km
Fahrten zu Hausmietern zwecks Verhandlungen 50 km
Fahrten zum Notar zu Kaufvertragsvorbereitungen 40 km
870 km
870 km  0,30 € für Pauschalfahrtkosten = 261 €
2. Einnahme von Mittagessen wegen Abwesenheit
über 8 Stunden, Pauschal 12  6 € = 72 €
333 €

819 Hast Du die Anzahlung für das neue Haus durch Konkurs des Bauunterneh- 819
mers verloren, kannst Du den Verlust als Werbungskosten geltend machen.
Gleiches gilt für Architektenkosten, wenn das Haus nicht errichtet wird (BFH
v. 8. 9. 1998 – IX R 75/95).
Die Finanzierungskosten für Bauerwartungsland, das Du auf Pump gekauft
hast, kannst Du ebenfalls als Werbungskosten in der Anlage V unterbringen,
wenn Du bereits beim Kauf konkrete Pläne für die Bebauung der Fläche hat-
test (BFH-Urt. v. 4. 6. 1991 – BStBl 1991 II S. 761).

Mach Dich selbständig!

820 Melde ein Gewerbe an. Sag, Du nutzt das Haus teilweise für Dein Gewerbe! 820
Dann muss das Finanzamt Dir als Investor die Umsatzsteuer (Vorsteuer) aus
allen Bau- oder Handwerkerrechnungen erstatten. So hat es der Europäische
Gerichtshof (EuGH) entschieden. Wenn Du ein Haus baust und es teils für die
Firma (mindestens zehn Prozent), teils privat nutzt, kannst Du es für die Um-
satzsteuer dem sog. Unternehmensvermögen zuordnen. Dazu genügt ein Einfa-

78049-7_s001-816.indb 515 28.08.2007 14:30:49 Uhr


516 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

milienhaus mit Büroraum. Was aber ist mit Dir als Bauherr, wenn Du vor dem
EuGH-Urteil investiert hast, davon also nichts wissen konntest? Du hast – wie
damals üblich – die Vorsteuer nur für den Teil des Hauses geltend gemacht, den
Du geschäftlich selbst nutzt oder vermietest. Du kannst nachträglich die restli-
chen Vorsteuerbeträge zurückverlangen! So entschied das Finanzgericht Mün-
chen (Urt. v. 14. 7. 2004 – 14 K 55/04 – EFG 2004 S. 1722). Das funktioniert meis-
tens. Denn die Umsatzsteuerbescheide sind ja meist noch nicht bestandskräftig,
weil Sie als Steueranmeldung kraft Gesetzes unter dem Vorbehalt der Nachprü-
fung (§ 164 AO) stehen. Aber pass auf: Im Gegenzug sind für die private Nut-
zung der Wohnung 19 % Umsatzsteuer fällig. Es handelt sich dabei um den sog.
Eigenverbrauch. Bemessungsgrundlage dafür sind seit Januar 2005 pro Jahr
10 % der Baukosten, die auf die Privatwohnung entfallen. Das bedeutet eine
kräftige Steuererhöhung. Berlin verstößt damit allerdings sehenden Auges gegen
EU-Recht, denn der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass jährlich nur
2 % der Baukosten zugrunde gelegt werden müssten. Mit ein bisschen Glück
wird der EuGH den deutschen Gesetzgeber deswegen erneut zurückpfeifen.

3.7 Reparaturkosten bei der selbst genutzten Immobilie


821 Renovierungskosten, Reparaturen etc. durch Handwerker in der eigenen Woh- 821
nung kannst Du logischerweise nicht als Werbungskosten bei Vermietungsein-
künften absetzen. Aber: Eine Steuerermäßigung von 20 % der Aufwendung bis
zu 3 000 €, also bis zu 600 €, ist unter der Überschrift »Steuerermäßigung für
Handwerkerleistungen und haushaltsnahe Dienstleistungen« möglich. Vgl.
dazu E Rz 676.

3.8 Vermietung möblierter Zimmer


822 Ist das Vermieten eines möblierten Zimmers überhaupt steuerpflichtig? Aber 822
ja. Nichts ist vor der Erfassungswut eines deutschen Finanzamts sicher. Doch
zum Glück nehmen es die Ämter hier nicht so genau.
Wenn Du als einfacher Angestellter ein Einfamilienhaus hast und ein Zimmer
für 180 € vermietest, das 15 % der gesamten Wohnfläche ausmacht, müsstest Du
wie folgt rechnen (holst Du Dir einen Untermieter in die Mietwohnung, ziehst
Du statt Zinsen und Abschreibung von Deinen Einnahmen die anteilige Miete
ab, die Du selbst bezahlst):
Mieteinnahmen 2 160 €
./. Werbungskosten Abschreibung
Herstellkosten angenommen 160 000 €,
davon 15 % = 24 000 €  2 % = 480 €
Schuldzinsen 6 000 €, davon 15 % + 900 €
Übrige Werbungskosten 15 % von
angenommen 1 000 € + 150 € – 1 530 €
Überschuss aus Vermietung und Verpachtung 630 €

78049-7_s001-816.indb 516 28.08.2007 14:30:49 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 517

Rein theoretisch müsstest Du also für 630 € Steuer abdrücken. Doch diesen
Überschuss voll zu versteuern erscheint selbst dem Fiskus unbillig, weshalb er
eine Härteregelung ersonnen hat (§ 46 Abs. 5 EStG, § 70 EStDV): Als Arbeit-
nehmer versteuerst Du nur 440 €.
Härteausgleich
Einkünfte 630 €
./. Freibetrag
Grenze 820 €
./. Einkünfte – 630 €
Freibetrag 190 € > – 190 €
Zu versteuern 440 €

Ist Dir auch das noch zu viel, bringst Du mich mit Deinem Wunsch nach mehr
Steuerersparnis in Verlegenheit.

So können Einnahmen steuerfrei bleiben

823 Du gehst zu Deiner Frau und sagst: »Hör mal, Du hast mit unserem möblierten 823
Herrn eine Menge Arbeit. Ich meine, dass Du dafür eine kleine finanzielle An-
erkennung bekommen solltest. Rückwirkend ab . . . vereinbaren wir Folgendes:
Ich vermiete an unseren möblierten Herrn nur noch Wäsche und Leerzimmer,
und zwar für einen Betrag von monatlich 152 €, Du vermietest ihm die beweg-
lichen Gegenstände – Bett, Schrank, Kommode – für monatlich 28 €.
Am Mietpreis von 180 €  12 = 2 160 €
ändert sich nichts, aber für Dich sind im Jahr die 28 €  12 = – 336 €
bestimmt. So bleiben von den obigen Einnahmen nur noch 1 824 €
Unserer Tochter haben wir, weil sie das möblierte
Zimmer so schön in Ordnung hielt, ja immer so um die 50 €
im Monat an Sachwerten oder in bar gegeben.
50 €  12 sind – 600 €
Für Wäscheverschleiß und Waschen der Bettwäsche
geben wir ihr 15 €  12
Für Reinigungs- und Putzmittel verbraucht sie 5 €  12 – 240 €
So verbleiben für mich genau 984 €
Abzüglich der anteiligen Werbungskosten aus dem
Haus von (480 + 900 + 150 €) = – 1 530 €
ergibt sich jetzt ein Verlust von 546 €
der zu einer Steuererstattung führt.«

78049-7_s001-816.indb 517 28.08.2007 14:30:49 Uhr


518 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

»Haha«, rufst Du, »aber meine Frau hat jetzt 336 € Einkünfte! Und da sie mit
mir zusammen veranlagt wird, muss ich doch blechen.«

Nein, musst Du nicht, denn das »Vermieten beweglicher Gegenstände« bleibt


steuerfrei, wenn es jährlich unter 256 € liegt (§ 22 Nr. 3 EStG). Und 336 € – 85 €
anteilige Abschreibung für die Möbel ergeben 251 € Einkünfte, womit Ihr aus
dem Schneider seid.

Denke aber daran, dass für die Tochter 28 % Sozialversicherung fällig werden.
Das sind immerhin 168 €, von denen die Familienkasse nichts hat. Besser also,
Du beschäftigst Deine Tochter nur zwei Mal im Jahr einige Tage als Aushilfe
(z. B. fürs Großreinemachen) und zahlst ihr statt monatlich 50 € für die jeweilige
Großreinemachaktion je 300 €. Da die Beschäftigungszeit Deiner Tochter weni-
ger als 50 Tage beträgt, liegt eine sog. kurzfristige Beschäftigung vor, für die
keine Sozialversicherungsbeiträge anfallen.

Spare mit alten privaten Möbeln Steuern!

824 Wenigstens hattest Du bei der Einrichtung des vermieteten Zimmers keine grö- 824
ßeren Ausgaben, weil auf dem Dachboden genügend guterhaltene Möbel her-
umstanden. Vergiss aber nicht, jährlich 10 % Abschreibung vom Wert dieser
Möbel als Werbungskosten abzusetzen. Schließlich verwendest Du Dein Privat-
vermögen zur Erzielung steuerpflichtiger Einkünfte. Als Abschreibungsgrund-
lage nimmst Du den tatsächlichen Gebrauchswert der Möbel. Dieser Wert ist
meistens hoch zu veranschlagen, selbst wenn die Möbel alt sind, denn das Alter
beeinträchtigt ihren Gebrauchswert nur wenig. Sei also nicht allzu pingelig,
wenn Du den tatsächlichen Gebrauchswert der Möbel schätzt.

Neuerdings kommt in solchen Fällen der Fiskalritter manchmal mit der Be-
hauptung daher, die Zeit der privaten Nutzung der Möbel sei auf die Gesamt-
nutzungsdauer anzurechnen (fiktive AfA) und wenn die Gesamtnutzungsdauer
abgelaufen sei, sei keine Abschreibung bei den Einkünften mehr möglich. Sage
dem Fiskalritter, die Gesamtnutzungsdauer sei noch nicht abgelaufen, was ja
mit der Nutzung durch den Mieter bewiesen sei. Also setzt Du eine Restnut-
zungsdauer von mindestens fünf Jahren an und verteilst den Wert der Möbel auf
diese Zeit. Das geht aber nur insoweit, als Du bisher für diese Möbel keine
Abschreibung berücksichtigt hast.

78049-7_s001-816.indb 518 28.08.2007 14:30:50 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 519

Setz Deine Ferienwohnung richtig ab!

825 Wenn Du Deine Ferienwohnung nicht nur vermietest, sondern auch selbst be- 825
wohnst, kannst Du nur die Kosten absetzen, die anteilig mit der Vermietung
zusammenhängen. Das Dumme dabei ist, dass nicht nur die Kosten den Bach
hinuntergehen, die auf die Zeiten der tatsächlichen Eigennutzung entfallen
(Selbstnutzung durch Dich oder kostenlose Überlassung). Der Fiskus bindet
Dir auch die Zeiten, in denen die Wohnung leer steht, als Eigennutzung ans
Bein. Aus diesem Dilemma kommst Du nur heraus, wenn Du dem Finanzamt
klarmachen kannst, dass Du die Wohnung während der Leerstandszeiten nicht
ohne weiteres hättest selbst nutzen können. Das geht z. B. dadurch, dass Du
Dich wie verfolgt einrichtest:
● Du hast die Vermietung der Ferienwohnung einem unabhängigen Vermittler,
z. B. einem überregionalen Reiseveranstalter, der örtlichen Kurverwaltung
oder einem gewerblichen Vermittlungsdienst, übertragen und in dem Vertrag
eine Eigennutzung durch Dich von vornherein vertraglich für das ganze Jahr
ausgeschlossen.
● Die Ferienwohnung befindet sich in Deinem ansonsten selbst genutzten
Zwei- oder Mehrfamilienhaus oder in unmittelbarer Nähe zu Deiner eigenen
Wohnung. Wenn Deine eigene Wohnung dann noch auf Deine individuellen
Wohnbedürfnisse abgestimmt ist, darf das Finanzamt Dir nicht mit gelegent-
licher Selbstnutzung kommen.
● Du hast an demselben Ort mehr als eine Ferienwohnung und nutzt nur eine
davon für Dich oder überlässt sie gelegentlich unentgeltlich an Freunde oder
Verwandte. Indem Du also praktisch eine Wohnung opferst, die Du nach Dei-
nen persönlichen Vorstellungen ausstattest, rettest Du die Werbungskosten
auch für die Leerstandszeiten der übrigen Wohnungen.
● Die Dauer der Vermietung der Ferienwohnung entspricht zumindest dem
Durchschnitt der Vermietungen in der am Ferienort üblichen Saison.

Wenn Du es also so hingedeichselt hast, dass Du Ferienwohnung nicht selbst


nutzt, sondern ausschließlich an wechselnde Feriengäste vermietest und in der
übrigen Zeit hierfür bereithältst, kannst Du auch dann alle Kosten absetzen,
wenn sich jahrelang rote Zahlen ergeben (BFH-Urteile v. 21. 11. 2000 - BStBl
2001 II S. 705 und 5. 11. 2002 – BStBl 2003 II S. 914).
Wird hingegen die Ferienwohnung teils selbst genutzt und teils an wechselnde
Feriengäste vermietet, soll das Finanzamt prüfen, ob der Steuerzahler die
Absicht hat, einen Überschuss zu erzielen. Dazu reichen ein paar hundert

78049-7_s001-816.indb 519 28.08.2007 14:30:50 Uhr


520 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Euro. Hierzu musst Du eine Prognose erstellen, ob dies in einem Zeitraum von
30 Jahren gelingen kann. Kann es das nicht, ist die Ferienwohnung Liebhaberei
und steuerlich ohne Belang. In dem Fall darf das Finanzamt die steuersparenden
Verluste sogar rückwirkend streichen. Diese Prüfung droht Dir ausnahmsweise
auch dann, wenn Du die o. g. Formalien einhältst, Deine Ferienwohnung also
eigentlich nur zur Vermietung an Fremde bereitsteht, Du aber mit Deiner Ver-
mietungsquote mehr als 25 % unter der ortsüblichen Vermietungsquote für
Ferienwohnungen liegst (BFH v. 26. 10. 2004 – BStBl 2005 II S. 388). Also sei
nicht ganz so wählerisch bei der Auswahl Deiner Vermietungsgäste.
Eine Überschussprognose muss auch dann her, wenn die Ferienwohnung durch
einen Makler/Hausverwalter vermietet wird und Du Dir Zeiten der Selbstnut-
zung vorbehalten, die Wohnung aber nicht tatsächlich selbst genutzt hast.

826 Bei einer Überschussprognose musst Du wie gesagt dem Finanzamt belegen, 826
dass Du innerhalb von 30 Jahren mit Deiner Ferienwohnung unter Berücksich-
tigung aller voraussichtlich anfallenden Kosten unter dem Strich schwarze Zah-
len schreibst. Die Höhe des Überschusses spielt dabei keine Rolle, rein theore-
tisch reicht in der Summe ein Plus von 1 €.
● Die Prognose beginnt grundsätzlich mit dem Jahr, in dem Du Dir Deine
Ferienwohnung zugelegt hast.
● Zur Ermittlung des Gesamtüberschusses kannst Du die Ergebnisse aus der
Vermietung Deiner Ferienwohnung der letzten fünf Jahre auf 30 Jahre hoch-
rechnen.
● Hast Du mehrere Ferienwohnungen, muss die Prognose grundsätzlich für
jede Wohnung getrennt vorgenommen werden.
● Zu Deinen Gunsten kannst Du die lineare Gebäudeabschreibung von nur
2 % als Kosten ansetzen, auch wenn Du tatsächlich Sonderabschreibungen,
erhöhte Absetzungen oder die degressive AfA in Anspruch nimmst.
● Statt der tatsächlichen Renovierungs- und Instandhaltungskosten kannst Du
den voraussichtlich anfallenden Betrag mit den Werten lt. § 28 der Zweiten
Berechnungsverordnung vom 12. 10. 1990 ansetzen. Die Sätze betragen inkl.
laufender Schönheitsreparaturen zwischen 15,60 € (Wohnung jünger als
22 Jahre) und 20,00 € (Wohnung über 32 Jahre alt).
● Wegen der Unsicherheit, die eine Prognose über einen so langen Zeitraum
von 30 Jahren mit sich bringt, machst Du mit fiskalischem Segen folgende
Sicherheitsabschläge: Die Gesamtsumme der von Dir hochgerechneten Ein-
nahmen erhöhst Du pauschal um 10 %, während Du von den insgesamt er-
mittelten Werbungskosten einen Abschlag von 10 % vornimmst.

78049-7_s001-816.indb 520 28.08.2007 14:30:50 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 521

3.9 Vermietung von Ferienwohnungen


827 Muster für eine Überschussprognose 827
Jahr Einnahmen Werbungskosten
2007 5 000 € 5 200 €
2006 3 500 € 4 700 €
2005 4 600 € 4 800 €
2004 3 800 € 5 000 €
2003 3 700 € 5 200 €
Summe 20 700 € 24 900 €
Jahresdurchschnitt 4 140 € 4 980 €
Hochrechnung auf 30 Jahre 124 200 € 149 400 €
Sicherheitszuschlag Einnahmen 10 % + 12 420 €
Sicherheitsabschlag Werbungskosten 10 % – 14 940 €
Gesamtsummen 136 620 € 134 460 €
Gesamtüberschuss + 2 160 €

Da im vorliegenden Fall der Gesamtüberschuss für 30 Jahre mit 2 160 € positiv


ist, können die in der Zwischenzeit aus der Vermietung der Ferienwohnung an-
fallenden Verluste abgezogen werden.

828 Diese Prognose darf das Finanzamt aber nur von Dir verlangen, wenn nicht 828
feststeht, dass die Ferienwohnung ausschließlich für die Vermietung an fremde
Feriengäste zur Verfügung steht und Du die Wohnung ebenfalls nutzt. Allein
wegen hohen Verlusts darf das Finanzamt Deine Einkunftserzielungsabsicht
nicht in Frage stellen (BFH-Urt. v. 24. 8. 2006 – BFH/NV 2007 S. 540).

3.10 Woran Du als Vermieter sonst noch denken solltest


829 Ab 64 Jahren gibt es einen Altersentlastungsbetrag (§ 24 a EStG). Bist Du vor 829
2005 64 Jahre alt geworden, beträgt er 40 % der Einkünfte, höchstens 1 900 €.
Für Jüngere verringert er sich von Jahr zu Jahr. Hattest Du z. B. erst 2006 Dei-
nen 64. Geburtstag, liegt der Altersentlastungsbetrag für Dich ab 2007 bei
36,8 %, max. 1 748 €.

Nun nimm mal an, Du und Dein Ehepartner habt beide den 64. Geburtstag
schon vor 2005 hinter Euch gebracht. Deine bessere Hälfte hat keinerlei eigene
Einkünfte, Du beziehst welche aus zwei Mietshäusern. Das Finanzamt setzt von
Deinen Einkünften bis zu 1 900 € ab. Das ist zwar ganz schön, aber Ihr ver-
schenkt dabei Geld. Denn der Altersentlastungsbetrag steht jedem zu, der das
64. Lebensjahr vollendet hat. Also: Verschaff Deinem Ehegatten schnellstens
Einkünfte. Teile die Mietshäuser auf, eins auf Deinen, das andere auf seinen
Namen, oder stell ihn als Hausverwalter mit einer Jahresvergütung von ca.

78049-7_s001-816.indb 521 28.08.2007 14:30:50 Uhr


522 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

4 800 € ein. Warum ausgerechnet 4 800 €? Nun, weil 40 % von 4 800 € 1 920 €
sind und die Höchstgrenze des Altersentlastungsbetrags Deines Ehepartners
1 900 € beträgt. Natürlich kannst Du auch mehr vereinbaren. Denn die Haus-
verwaltungskosten kannst Du als Werbungskosten von den Mieteinkünften ab-
setzen.

Aber Vorsicht: Denk an die sozialversicherungsrechtliche Seite; denn wenn


Dein Ehegatte nur für Dich tätig ist, können aufgrund des Arbeitsverhältnisses
oder weil der Tatbestand der Scheinselbständigkeit erfüllt ist, Beiträge an die
Krankenkasse und die Pflegeversicherung sowie wegen Rentnerbeschäftigung
Arbeitgeberbeiträge zur Rentenversicherung anfallen!

Wenn Du und Dein Ehepartner


privat versichert seid . . .

830 . . . und Deine bessere Hälfte nicht mehr als 400 € verdient, musst Du lediglich 830
15 % Rentenversicherung für sie abführen (statt regulär 28 %). Durch zusätz-
liche Pauschalsteuern von 2 % kannst Du erreichen, dass der Lohn Deines Ehe-
gatten praktisch steuerfrei ist. Trotzdem kannst Du ihn absetzen. Kleiner Wer-
mutstropfen: Er erhält keinen Altersentlastungsbetrag. Trotzdem ergibt sich
eine Ersparnis:
Arbeitslohn mit 2 %
Pauschalsteuer steuerpflichtig
in € in €
400 €  12 = 0 4 800
Werbungskostenpauschbetrag – 0 – 920
Summe 0 3 880
Altersentlastungsbetrag (steuermindernd) 0 1 900
Einkünfte (steuererhöhend) 0 1 980
Deine Werbungskosten (steuermindernd)
Arbeitslohn 4 800 4 800
Sozialversicherung und Pauschalsteuer 816 720
Summe gesamt 5 616 5 520
Steuerersparnis ca. 30 % zzgl. KiSt und Soli 1 929 1 896
Sozialversicherungsmehrbelastung
und Pauschalsteuer / ESt des
angestellten Ehepartners – 816 – 1 400
Saldo Ersparnis im Jahr 1 113 496

78049-7_s001-816.indb 522 28.08.2007 14:30:51 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 523

Verkauf Dein Mietshaus der Steuer wegen!

831 Wenn Du nur noch geringe Abschreibungen für Dein Haus geltend machen 831
kannst, verkauf es an Deinen Ehepartner. Unter Eheleuten unterliegt der Ver-
kauf nicht der Grunderwerbsteuer! Und die Notariats- und Gerichtskosten ma-
chen sich wie folgt bezahlt: Angenommen, Du kannst eine Abschreibung von
jährlich 1 000 € ansetzen und verkaufst Dein Haus für 300 000 €, dann ist vom
reinen Gebäudewert (250 000 €) die AfA mit 2 % anzusetzen = 5 000 €. Steu-
erersparnis zwischen 796 € und 2 220 € jedes Jahr! Nur: Der Partner muss den
Kaufpreis auch tatsächlich zahlen!

Wenn er das nicht kann, könntest Du den Kaufpreis z. B. in ein normal verzins-
tes Darlehen umwandeln. Dein Ehepartner kann die Zinsen wiederum als Wer-
bungskosten unter Vermietung und Verpachtung von seinen Einkünften abzie-
hen. Du musst die Zinsen als Kapitaleinkünfte versteuern, kannst dafür aller-
dings den Freibetrag von 1 500 € in Anspruch nehmen, so dass Du unter
Umständen auch daran noch Steuern sparst!

Wie viele Tricks geht auch dieser am besten durch, wenn Du auf dem Teppich
bleibst. Denn allzu schnell kommt der Fiskalritter mit »Gestaltungsmissbrauch«
angetanzt, und Du musst Dich mit ihm rumärgern. Also wirst Du im Kaufver-
trag beachtliche – nichtsteuerliche – Gründe für den Verkauf nennen, z. B. mög-
liche Trennung usw. Außerdem muss der Darlehensvertrag einem »Fremdver-
gleich« standhalten. Es muss also ein Vertrag sein, wie er auch unter Fremden
möglich wäre (schriftliche Vereinbarungen über Sicherheiten, Laufzeit, Rück-
zahlung und Zinsen).

832 Statt 15 000 € für ein neues Auto teuer zu finanzieren, nimm lieber den Kredit 832
auf Dein Mehrfamilienhaus für die stets anfallenden Reparaturen! Dann näm-
lich mindern die Zinsen die steuerpflichtigen Einkünfte! Kreditzinsen fürs Auto
kannst Du nirgendwo absetzen. Steuerersparnis ca. 40 % von 1 800 € = 720 €
jährlich!

78049-7_s001-816.indb 523 28.08.2007 14:30:51 Uhr


524 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Mach nicht alles allein!

833 Du musst nicht selbst in Deinem Mietshaus nach dem Rechten sehen. Vielleicht 833
hast Du in der Nähe einen geeigneten Verwandten, den Du als Hausverwalter
einsetzen kannst. Auch die Aufzeichnungen über die Mieteinnahmen kannst Du
an einen anderen übertragen. Das sollen die freiberuflich tun. Dann bleiben
diese Nebeneinkünfte bis zu 510 € (minus 100 € für anfallende Kosten für
Fahrten zum Haus u. a.) steuerfrei, falls die Betreffenden sonst noch in einem
Gehaltsverhältnis stehen.

Lass Dir vom Finanzamt Deinen


privaten Umzug bezahlen!

834 Spielst Du manchmal mit dem Gedanken, aus Deinem Haus in eine kleinere 834
Wohnung umzuziehen, weil die Kinder ausgezogen sind und das Haus nun viel
zu groß für Dich und Deinen Ehegatten ist oder weil Deine Liebe sich aus dem
Staub gemacht hat und Du die Belastung für das Haus allein nicht tragen
kannst? Ziehst Du in eine kleine Wohnung und vermietest Dein Eigenheim,
dann vergiss nicht, beim Finanzamt einen kräftigen Zuschuss zu Deinen Um-
zugskosten einzufordern. Schließlich gilt auch bei den Vermietungseinkünften
für den Abzug von Kosten das Veranlassungsprinzip. Und Dein Umzug hatte ja
nun einmal – zumindest offiziell – nur den Zweck, Dein Haus einkünfteerzie-
lend zu vermieten. Gerätst Du an einen Fiskalritter, dem das nicht einleuchtet,
weise ihn mit der Entscheidung des FG Saarland vom 25. 2. 1993 – 2 K 151/90
(NWB 1994 Fach 1 S. 33) in seine Schranken.

Spar mit dem Haus der Eltern richtig Steuern!

835 Wer ein Mietshaus erbt oder geschenkt bekommt, hat zwei Möglichkeiten. Er 835
kann auf eigene Rechnung weitervermieten. Die Steuerersparnis ist dabei null,
da es keine Abschreibungen oder Darlehenszinsen zum Absetzen gibt. Die

78049-7_s001-816.indb 524 28.08.2007 14:30:51 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 525

zweite Variante – abgesegnet vom Finanzgericht des Saarlands (Aktenzeichen 1


K 200/01) – ist weitaus lukrativer: Er verkauft die Immobilie an den Ehepartner,
der den Deal per Bankdarlehen finanziert – und das Sparmodell ist fertig. Denn
der Ehepartner kann jetzt hohe Abschreibungsbeträge und Darlehenszinsen
von den Mieteinnahmen abziehen. Das beschert der Familie für die Steuerer-
klärung kräftige Verluste, die sie mit anderen Einkünften verrechnet. Allerdings
ist die Spekulationsfrist zu beachten. Zwischen dem Kauf des Hauses durch die
Eltern und dem Verkauf müssen mindestens zehn Jahre liegen, damit der Ver-
kaufsgewinn steuerfrei bleibt.

Beispiel:
Ein Unternehmer versteuert 102 000 € Gewinn und 18 000 € Miete. Das Haus
hat er geerbt. Wenn er es für 300 000 € (ohne Grundstück) an seine Frau verk-
auft, sieht die Rechnung wie folgt aus:
Vermieter Ehemann: Ehefrau:
Firmengewinn 102 000 102 000
Miete + 18 000 + 18 000
Zinsen – – 24 000
Abschreibung – – 6 000
Zu versteuern 120 000 90 000
Steuer 38 307 24 349

Verlagere Einkommens- und Vermögensteile auf


Dein Kind und spare Tausende an Steuern!

836 In einer so engen Lebensgemeinschaft wie der Familie ziehen meist alle an 836
einem Strang und stellt man das Gesamtwohl über kleinliche Vorteile der Ein-
zelmitglieder. Wenn das alle so vernünftig sehen, ist der Weg frei, Vermögen
oder Einkünfte offiziell auf ein Familienmitglied zu übertragen, das dafür eine
geringere oder gar keine Steuer zu zahlen hat. Das ist selten der Ehepartner, der
meist mit dem Ehegatten zusammen veranlagt wird, sondern das Kind. Oder die
Kinder.
Eine offizielle Übertragung erfordert entsprechende Verträge – bei volljährigen
Kindern kein Problem. Bei Verträgen, insbesondere Grundstücksverträgen, mit
minderjährigen Kindern muss beim Vormundschaftsgericht ein Ergänzungs-
pfleger bestellt werden. Dem Kind stehen wie jedem Steuerzahler Freibeträge
in folgender Höhe zu:

78049-7_s001-816.indb 525 28.08.2007 14:30:52 Uhr


526 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

1. Grundfreibetrag 2007 7 664 €


2. Werbungskostenpauschbetrag + 51 €
3. Sparerfreibetrag + 750 €
4. Sonderausgabenpauschbetrag + 36 €
Summe 8 501 €

»Ich könnte meinem Kind also 2007 auch 8 500 € zukommen lassen«, höre ich
Dich sagen.
Das ist zunächst richtig. Darin steckt aber ein gewaltiger Pferdefuß: Überstei-
gen die Einkünfte Deines volljährigen Kindes 2007 7 680 €, verlierst Du den
Kindergeldanspruch. Doch Einnahmen sind keine Einkünfte. Rechne also ganz
genau, wie hoch die Einkünfte sind, und dann, was für Dich günstiger ist: Steu-
erersparnis oder Kindergeld. Bei einem minderjährigen Kind hast Du diese
Probleme nicht, da Kindergeld und -freibetrag dann nicht einkünfteabhängig
sind. Wenn Du in der Spitze mit 40 % Steuern belastet bist, sparst Du, indem Du
Einkommen auf das Kind überträgst, im Jahr auf durchschnittlich 7 000 € ca.
2 800 €. Wenn das Kind nach z. B. 15 Jahren volljährig ist, sind das stolze 42 000 €
ohne Zins und Zinseszins!

Darlehensvertrag

Zwischen . . . . . . . . . . . . . . . in . . . . . . . . . . . . (Gläubiger)
und seinem(r) Sohn/Tochter . . . . . . . . . . . . (Schuldner)

wird heute folgendes vereinbart:

1. Der Schuldner bestätigt, heute durch Umschreibung des Depots


Nr. . . . . . bei der . . . . . . Bank/Sparkasse die in der Anlage bezeichne-
ten Wertpapiere mit einem Tageskurs von . . . . . . € als Darlehen erhalten
zu haben.

2. Er verpflichtet sich, das Darlehen am . . . . . zurückzuzahlen.

3. Das Darlehen wird zinslos gewährt/ist zu verzinsen mit . . .% Die


Zinsen werden mit der Rückgabe des Darlehens fällig/Die Zinsen werden
wie folgt fällig: . . . . . . . . . .

4. Die Tilgung des Darlehens beginnt mit Jahresbeiträgen in Höhe von


. . . . . . €, wenn der Schuldner das . . . Lebensjahr vollendet hat.

5. Vertragsänderungen sind nur gültig, wenn sie schriftlich vereinbart


werden.

78049-7_s001-816.indb 526 28.08.2007 14:30:52 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 527

6. Der Schuldner tritt in Höhe der Darlehensschuld sein bestehendes bzw.


zukünftiges Einkommen, Zinseinkünfte, Gehalt, Lohn oder andere Einnah-
men an den Darlehensgeber ab und verpflichtet sich, die Quellen der
Einkünfte bzw. Anschriften des Arbeitgebers auf dessen Befragen stets
wahrheitsgemäß und vollständig anzugeben.

7. Für alle Streitigkeiten aus diesem Vertrag wird die Zuständigkeit des
Amtsgerichts . . . . . . vereinbart.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ., den . . . . . . . . . . . . 20 . .

.................... ....................
(Gläubiger) (Schuldner)

So sparen Deine Kinder tüchtig Steuern

837 Versorgungsverträge sind ein riesiges Schlupfloch in den Fangnetzen des Fiskus. 837
Hast Du Deinen Kindern nämlich im Wege der vorweggenommenen Erbfolge
Vermögen übergeben und haben sie Dir dafür Versorgungsleistungen verspro-
chen, sind diese bei ihnen in voller Höhe als dauernde Lasten absetzbar. Aller-
dings musst Du die Leistungen versteuern. Bist Du bereits Rentner, zahlst Du
wahrscheinlich sowieso keine oder nur wenig Steuern. Und die Mehrsteuern,
die Du vielleicht zahlen musst, können Deine Kinder Dir ja erstatten.
Schau Dir zunächst die im folgenden vereinfacht wiedergegebenen Grundsätze
zu den wiederkehrenden Leistungen an.
Vermeide einen Kaufvertrag
Sind das übereignete Vermögen und die laufenden Zahlungen gleichwertig,
wird der Fiskus einen fingierten Kaufvertrag annehmen und die von Dir geleis-
teten Zahlungen als Anschaffungskosten für das Vermögen und somit nicht als
dauernde Lasten behandeln.
Vermeide Unterhaltsleistungen
Ist das übereignete Vermögen im Vergleich zu den laufenden Zahlungen weni-
ger als die Hälfte wert, werden die Zahlungen ebenfalls nicht als dauernde Las-
ten anerkannt. Vielmehr unterstellt der Fiskus dann Unterhaltszahlungen, die
nicht absetzbar sind (§ 12 EStG) – höchstens als außergewöhnliche Belastungen
(Unterstützung von Angehörigen).

78049-7_s001-816.indb 527 28.08.2007 14:30:52 Uhr


528 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Achte auf echte Versorgungsleistungen


Nur echte Versorgungsleistungen im Zusammenhang mit der Übergabe von
Vermögen im Wege vorweggenommener Erbfolge werden als dauernde Lasten
anerkannt.
Weitere Einzelheiten zu echten Versorgungsleistungen bzw. dauernden Lasten
findest Du unter E Rz 526 ff.

Kindesnießbrauch an einem Grundstück

838 Willst Du Dein Haus behalten, gibt es noch die Möglichkeit, Deinem Kind 838
durch Nießbrauch am Haus Einkünfte zuzuschustern. Den Nießbrauch kannst
Du übrigens auch nur für einige Jahre übertragen.
Nießbrauch zwischen Eltern und Kindern bezeichnen die Fiskalbürokraten als
»Zuwendungsnießbrauch«. Dieses Wortungetüm dient ihnen als Eselsbrücke,
weil die Eltern den Kindern das Nießbrauchsrecht – ohne Gegenleistung – »zu-
wenden«. Der Zuwendungsnießbrauch wird steuerlich nur anerkannt, wenn er
im Grundbuch eingetragen ist. Bei Bestellung zugunsten minderjähriger Kinder
will das Vormundschaftsgericht aber ein Wörtchen mitreden. Denn ein Nieß-
brauchsrecht bringt nach BGB Verpflichtungen mit sich. Außerdem muss der
Nießbrauch tatsächlich durchgeführt werden, d. h., die Mietverträge müssen auf
den Nießbraucher umgestellt und die Mieten an ihn gezahlt werden (BFH-Urt.
v. 19. 9. 1978 – BStBl 1979 II S. 42).
Steuerliche Folge: Die Mieten sind dem Kind zuzurechnen. Es kann die von ihm
getragenen Hausaufwendungen absetzen, soweit es sie nach den Vereinbarungen
und nach dem Gesetz zu tragen hat. Dazu gehört nicht die Gebäudeabschreibung,
da es nicht Eigentümer ist. Die Gebäudeabschreibung fällt aber auch bei Dir als
Eigentümer weg, da Du durch Einräumung des Nießbrauchs die Absicht aufgege-
ben hast, aus dem Haus Einkünfte zu erzielen (Nießbrauchserlass des BMF v.
15. 11. 1984 – BStBl 1984 I S. 561). Also wirst Du Dich nur dann für den »Zuwen-
dungsnießbrauch« zugunsten Deines Kindes entscheiden, wenn keine hohe Ge-
bäudeabschreibung auf dem Spiel steht. Das kann z. B. bei älteren Gebäuden, die
durch Erbfolge erworben wurden, der Fall sein (§§ 11 c und d EStDV).

839 Ganz abgesehen davon, dass Du als Privatmann für ein sog. privates Veräuße- 839
rungsgeschäft zur Kasse gebeten wirst, solange zwischen An- und Verkauf der

78049-7_s001-816.indb 528 28.08.2007 14:30:53 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 529

Immobilie nicht mehr als zehn Jahre lagen. Ausgenommen von dieser Besteue-
rung waren aber z. B. ständig zu eigenen Wohnzwecken genutzte Immobilien.
Der Fiskus hat aber noch eine andere Methode, mit der er Dir bei Immobilien-
verkäufen ans Geld geht: »Sie haben mehr als drei Objekte veräußert, das sehen
wir als nachhaltige gewerbliche Tätigkeit an und versteuern Ihre Gewinne, auch
den aus dem Verkauf ihres selbst genutzten Hauses.« Schütze Dich dagegen!
Lass bei mehr als drei Objekten Deine Familienangehörigen die Geschäfte ma-
chen. Es gilt als starkes Anzeichen für ein gewerbliches Grundstücksgeschäft,
wenn zwischen An- und Verkauf nicht mehr als fünf Jahre gelegen haben (obiges
BFH-Urt. v. 23. 10. 1987). Mit einem Getränkehändler aus dem Münsterland
hatte der BFH in seinem Urteil vom 28. 9. 1987 (BStBl 1988 II S. 65) ein Einse-
hen. Für die Finanzrichter zählte, dass der Steuerzahler nicht mit dem Grund-
stücksmarkt verbunden war, etwa als Bauunternehmer, Architekt oder Makler.
Der Getränkehändler hatte ein vor Jahren erworbenes Mehrfamilienhaus in
Eigentumswohnungen umgewandelt und sieben Wohnungen nach und nach
verkauft. Das Finanzamt unterstellte gewerblichen Grundstückshandel, wurde
aber vom BFH belehrt: Der Mann wollte das Haus nicht von vornherein ver-
kaufen, sondern vermieten, deshalb liege kein Gewerbe vor. Deshalb gelten für
Dich bei Grundstücksgeschäften künftig folgende Faustregeln:
● Verkaufe höchstens drei Objekte.
● Lass zwischen An- und Verkauf mindestens zehn Jahre verstreichen, dann
droht weder gewerblicher Grundstückshandel noch ein privates Veräuße-
rungsgeschäft.
● Vermiete die Objekte zunächst – und verkauf sie erst dann.

840 Schalte um, wenn Dir die Geschäfte nichts als Verluste eingebracht haben, und 840
beantrage beim Finanzamt eine Betriebsprüfung. Bei dieser rückst Du damit
heraus, Du habest einen heimlichen Gewerbebetrieb gehabt und man möge die
Verluste daraus von Deinen Einkünften absetzen . . . (BFH-Urteil dazu: BStBl
1972 II S. 279, 291 u. 1973 II S. 661).

für Grundstücksverkäufe

841 Bei der Drei-Objekte-Grenze zählt jedes Haus, jede Wohnung, sogar ein unbe- 841
bautes Grundstück. Trägst Du Dich also mit der Absicht, Dein Mietshaus zu
verkaufen, vermeide eine vorherige Aufteilung in Eigentumswohnungen, sonst
hängen Dir die Finanzamtsbürokraten Deinen Verkaufsgewinn als gewerbliche
Einkünfte ans Bein.

78049-7_s001-816.indb 529 28.08.2007 14:30:53 Uhr


530 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Völlig aus dem Schneider bist Du, wenn sich die von Dir verkauften Häuser
oder Eigentumswohnungen mindestens zehn Jahre in Deinem Besitz befunden
haben. Denn dann ist die Spekulationsfrist abgelaufen, und Du kannst Deinen
Veräußerungsgewinn steuerfrei einstreichen – auch ungefährdet vom gewerb-
lichen Grundstückshandel!

Wichtig: Maßgebend sind die Daten der Kaufverträge. Wenn Du den Kaufver-
trag zum Erwerb am 10. 1. 1998 geschlossen hast, darfst Du den Veräußerungs-
vertrag nicht vor dem 11. 1. 2008 schließen.

Lass es Dir nicht gefallen, wenn das Finanzamt Dir den Verkauf doch als ge-
werblich ankreiden möchte. Denn: Beim BFH stapeln sich dutzendfach Klagen,
dass die Finanzämter diese Regeln völlig willkürlich auslegen – natürlich zu-
gunsten des Bundesfinanzministers und seiner Länderkollegen.

zum gewerblichen Grundstückshandel

Wie ein Höllenhund musst Du aufpassen, dass Du Dir nicht den kleinsten Feh-
ler leistest. Also keine Aufteilung vornehmen (siehe oben), Garagen nicht ge-
sondert abrechnen, darauf achten, dass keine gewerbliche Nutzung der Ge-
bäude vorliegt, etc. Denn ansonsten unterstellt das Finanzamt schnell Gewerb-
lichkeit statt der steuerlich unbeachtlichen Vermögensverwaltung.

Weck keinen schlafenden Hund!

842 Dumme Fragen ans Finanzamt wie etwa: »Ich habe zwei Doppelhaushälften 842
erstellt. Muss ich den Gewinn versteuern, wenn ich sie veräußere?«, wecken
beim Fiskalretter sofort den Verdacht, dass Du das Objekt nur gebaut hast, um
daraus Profit zu schlagen. Für ihn bist Du damit kein einfacher Bauherr mehr,
sondern ein gewerblich Tätiger – wie ein Immobilienfritze. Folge: Die bei einem
normalen Hausverkauf übliche Steuerfreiheit geht in die Binsen. Er kann sich
dabei auf ein Urteil des Finanzgerichts München (10 K 232/00) berufen.

78049-7_s001-816.indb 530 28.08.2007 14:30:53 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 531

Vermeide auf alle Fälle, dass dem Finanzamt allzu früh Deine Verkaufspläne
bekannt werden. Eine verbindliche Auskunft einzuholen ist nur sinnvoll, wenn
Dir die Objekte bereits mehrere Jahre gehören und Zweifelsfragen geklärt wer-
den sollen. Noch besser ist es natürlich, die Spekulationsfrist von zehn Jahren
zwischen Errichtung bzw. Kauf und Veräußerung einzuhalten. Dann kannst Du
im Normalfall beliebig viele Immobilien steuerfrei verkaufen.

Hast Du ein Haus geerbt und Miterben abgefunden?


Steuervorteile winken!

843 Nehmen wir mal an, Dein Vater hat Dir und Deiner Schwester ein schmuckes 843
Einfamilienhaus im Wert von rd. 150 000 € hinterlassen und Du hast Deine
Schwester mit 75 000 € abgefunden. Dafür hast Du einen Bankkredit aufneh-
men müssen, der noch nicht getilgt ist und für den Du 7 500 € Zinsen gezahlt
hast. Die steuerlichen Wirkungen sind unterschiedlich, je nachdem, ob Du selbst
in die Hütte einziehst oder sie vermietest. Lass Dir zeigen, was steuerlich für
Dich herausspringt, wenn Du vermietest: Keine Frage, die Mieten musst Du
versteuern, kannst aber davon die Hausaufwendungen einschließlich Abschrei-
bung abziehen. Soweit Du entgeltlich erworben hast, kannst Du die Abschrei-
bung von Deinen Anschaffungskosten von 75 000 € (abzgl. des anteiligen Grund
und Bodens) vornehmen. Für den ererbten Teil kannst Du die Abschreibung
Deines Vaters fortführen. Mal angenommen, die Baukosten Deines Vaters
lagen damals für die von Dir geerbte Hälfte bei 50 000 €.
Die Abschreibung nach § 7 Abs. 4 EStG beträgt:
Vom ererbten Teil 2% von 50 000 € = 1 000 €
vom erworbenen Teil
Anschaffungskosten 75 000 €
./. Anteil Grund und Boden 20% – 15 000 €
Verbleiben 60 000 €
Davon Abschreibung 2% 1 200 € > 1 200 €
Abschreibung insgesamt 2 200 €

Doch Vorsicht: War Dein Vater noch nicht zehn Jahre lang Eigentümer des
Hauses, droht Deiner Schwester die Versteuerung eines Spekulationsgewinns
(Eures Vaters und Deiner Schwester gesamte Besitzzeit ist maßgebend), wenn

78049-7_s001-816.indb 531 28.08.2007 14:30:54 Uhr


532 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

sie ihren Anteil veräußert, ohne ihn vorher zu eigenen Wohnzwecken genutzt
zu haben!

Vermiete einem Freund Deine Eigentumswohnung –


und miete seine!

844 Da bei einer selbst genutzten Wohnung keine Schuldzinsen abgezogen werden 844
können, kannst Du mit einem derartigen Wohnungstausch eine Menge Steuern
sparen. Denn auf diese Weise trittst Du nun als Vermieter auf. Du gibst eine
Einkommensteuererklärung ab und weist darin folgenden Verlust aus Vermie-
tung aus:
Mieteinnahmen 4 800 €
./. Werbungskosten
a) Verwaltungsgebühren usw. 300 €
b) Schuldzinsen + 7 000 € – 7 300 €
Verlust 2 500 €

Steuerersparnis zwischen 429 und 1 202 € jährlich. Natürlich wirst Du nicht so


dumm sein und das mit einem Freund praktizieren, der im selben Finanzamts-
bezirk wohnt wie Du. Sonst käme das Finanzamt schnell hinter Deinen Trick
und könnte sagen: Der will eigentlich gar nicht in einer anderen Wohnung woh-
nen. Denn die er von seinem Freund gemietet hat, ist völlig gleichgeartet und
hat zudem eine gleiche Wohnlage.

Sparsamkeit ist die Kunst,


aus dem Leben soviel wie möglich
herauszuschlagen.
(G. B. Shaw)

3.11 Wenn nahe Angehörige in Deinem Haus wohnen


845 Wohnt Dein Kind in Deinem Haus und nimmst Du dafür keine Miete, sind die 845
Kosten für die Wohnung nicht als Werbungskosten abzugsfähig.

Das A und O bei allen Vermietungen an Angehörige sind klare, nachprüfbare,


möglichst schriftliche Vereinbarungen und Verträge. Und Du musst unbedingt
darauf achten, dass Ihr Euch an die Vertragsvereinbarungen haltet. Dazu gehört

78049-7_s001-816.indb 532 28.08.2007 14:30:54 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 533

vor allem die pünktliche Zahlung der Miete und der Nebenkosten in vereinbar-
ter Höhe. Zwar ist keine bestimmte Zahlungsform vorgeschrieben, doch Über-
weisungen stimmen das Finanzamt meistens anerkennungswilliger, als wenn Du
Quittungen über bar eingenommene Mieten präsentierst. Geradezu selbstmör-
derisch ist es, eine Überweisung zu vereinbaren, die Miete dann aber doch bar
zu kassieren. Vorsicht mit Mietstundungen oder schwankenden Zahlungen.
Selbst wenn z. B. Dein Sohn, an den Du die Wohnung vermietet hast, plötzlich
arbeitslos wird, ist das in den Augen des Fiskus kein Grund, ohne weiteres nied-
rigere Mietzahlungen zu akzeptieren. Du kannst Dir bzw. Deinem Sohn aus der
Patsche helfen, indem Du schriftlich und offiziell den Mietvertrag änderst und
eine geringere Miete vereinbarst. Achte darauf, dass erst danach die geringere
Miete überwiesen wird. Lass Dich auf keinen Fall zu Manipulationen hinreißen
und versuche nicht, dem Fiskus weiszumachen, Mieten seien teilweise bar und
teilweise unbar gezahlt worden. Die klare und glatte Lösung ist hier die erfolg-
versprechendere. Argumentiere mit dem BFH-Urteil vom 20. 10. 1997 – BStBl
1998 S. 106, das besagt: Wenn eine klare Vereinbarung besteht, welche Mietsa-
che zu welchem Preis überlassen wird, und diese bisher durchgeführt wurde,
können solche Vereinbarungen mit Wirkung für die Zukunft geändert werden.
Setze also vor der Reduzierung der Mietzahlungen einfach ein Schreiben auf
mit etwa folgendem Inhalt:

Vereinbarung über die Stundung von Mietzahlungen


Herr/Frau . . . . . (Vermieter) und Herr/Frau . . . . . (Mieter)
treffen mit Wirkung ab . . . . . . . . . . (Datum) wegen der durch die momen-
tane Arbeitslosigkeit des Mieters verursachten finanziellen Schwierig-
keiten folgende Zusatzvereinbarung zum Mietvertrag vom . . . . . (Datum).
Von der monatlichen Miete von bisher . . . . . . € werden jeweils . . . . . . €
monatlich gestundet.
Die Stundung wird für die Zeit der Arbeitslosigkeit gewährt, längstens
jedoch 12 Monate. Nach Beseitigung der finanziellen Probleme, z. B.
durch Aufnahme einer Beschäftigung, verpflichtet sich der Mieter, die
gestundeten Beträge in monatlichen Raten von . . . . . . € neben der Nor-
malmiete lt. Mietvertrag vom . . . . . . . . . . (Datum) zurückzuzahlen.
X-Stadt, den . . . . . .

............... ........... ...


Vermieter Mieter

Mit dieser Vereinbarung im Rücken kann Dir das Finanzamt die Anerkennung
Deines Mietverhältnisses nicht mit der Begründung ablehnen, es sei nicht ernst-
haft durchgeführt worden.

78049-7_s001-816.indb 533 28.08.2007 14:30:55 Uhr


534 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

Kleine Macken im Mietvertrag führen nicht zwangsläufig dazu, dass Dein Miet-
verhältnis mit Angehörigen nicht anerkannt wird. Zwar ist es immer besser, sich
an die Gepflogenheiten zu halten, die auch zwischen Fremden üblich sind, wozu
z. B. die Vereinbarung der Zahlung von Nebenkosten für die vermietete Woh-
nung gehört. Hast Du aber aus irgendeinem Grund die Nebenkosten in dem
Mietvertrag mit einem Deiner Lieben zu erwähnen vergessen, ist noch nicht
aller Tage Abend. Auch in solchen Fällen kommt es nicht auf eine fehlende
Vereinbarung an, sondern auf die Gesamtumstände des Mietverhältnisses. Will
heißen: Wenn sonst alles blitzsauber vereinbart und nachweislich tatsächlich
durchgeführt ist, sollen Dir die Fiskalritter keinen Strick aus einem kleinen Ver-
säumnis drehen (BFH-Urteil v. 17. 2. 1998 IX R 30/96 – DStR 1998 S. 761).
Wenn Deine Mietverträge mit Fremden auch noch dieselben Macken aufwei-
sen wie die Verträge mit Angehörigen, spielen die Mängel praktisch keine Rolle
(BFH v. 28. 6. 2002 – BStBl 2002 II S. 699).

Nimm wenig, aber mindestens 56 %


der normalen Miete!

846 Wenn die Kosten für die Wohnung höher sind als die Mieteinnahmen, hast Du 846
einen Verlust aus Vermietung und Verpachtung, der mit Deinen anderen Ein-
künften verrechnet wird. Und schließlich kann Dich ja niemand zwingen, als
Rabenvater Dein Kind zu rupfen. Mindestens musst Du aber 56 % der ortsüb-
lichen Miete verlangen, sonst kürzt der Fiskus die auf die vermietete Wohnung
entfallenden Hausaufwendungen (§ 21 Abs. 2 EStG).

Beispiel
Ortsübliche Jahresmiete einschl. Umlagen 3 600 €
Vereinnahmte Miete 56% 2 016 €
./. Werbungskosten
– Zinsen 3 000 €
– Grundsteuer, Versicherung, Heizung,
Abwasser, Müllabfuhr, Reparaturen usw. + 900 €
– Abschreibung + 1 250 € – 5 150 €
Verlust aus Vermietung und Verpachtung 3 134 €
Der Verlust ist um rund 1 600 € höher als üblich, weil Du nicht die volle Miete
nimmst. Daraus ergibt sich eine Steuerersparnis zwischen 275 und 770 €. Be-

78049-7_s001-816.indb 534 28.08.2007 14:30:55 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 535

trägt die Miete indessen weniger als 56 % der ortsüblichen Miete, z. B. nur 40 %,
kannst Du auch nur 40 % der Kosten für die Wohnung als Werbungskosten ab-
setzen. Die Hauskosten sind in einem solchen Fall in einen absetzbaren und
einen nicht absetzbaren Teil aufzuteilen.

für den Mietvertrag

Gib Dir beim Abfassen des Mietvertrags viel Mühe. Nimm auf keinen Fall die
allgemein gebräuchlichen Vertragsformulare. Unbedingt aufnehmen solltest
Du eine Klausel über die Zahlung der Nebenkosten, damit es Dir besser geht
als einem Steuerzahler aus Hessen. Der hatte nämlich eine Wohnung an eine
Angehörige vermietet und im Mietvertrag nichts zur Übernahme von Wasser-
kosten, Müllabfuhr, Straßenreinigung etc. festgelegt. Prompt hat ihm das Fi-
nanzamt das Mietverhältnis nicht anerkannt und mit dieser Meinung bei eini-
gen profiskalisch eingestellten Richtern des FG Hessen recht bekommen (EFG
1996 S. 1162). Du wirst natürlich nicht in eine solche Falle tappen. Da bei der
Prüfung der 56 %-Grenze die Miete inkl. Umlagen mit der ortsüblichen Miete
verglichen wird, gehst Du einfach bei der Grundmiete etwas weiter herunter
und rechnest dafür die Nebenkosten mit Deinem Angehörigen spitz ab.

847 Achtung, Fangeisen! Der Fiskus kürzt die Hauskosten eventuell auch, wenn 847
die gezahlte Miete weniger beträgt als 75 % der ortsüblichen Miete. Liegt sie
zwischen 56 und 75 % der üblichen Miete, droht die Kürzung aber nur, wenn Du
auf 30 Jahre gerechnet kein Plus mit der Vermietung machst. Das Finanz-
amt verlangt zum Nachweis eine Überschussprognose von Dir. Vgl. dazu
E Rz 826 f.
Vor allem, wenn Du einen hohen Kredit zur Finanzierung aufgenommen hast,
wird es schwer, für 30 Jahre auf dem Papier ein Gesamtplus zusammenzurech-
nen. Gelingt Dir das nicht, rate ich Dir: Nimm mindestens 75 % der üblichen
Miete. Vgl. E Rz 799.

848 Gute Nachricht für alle Eltern und Kinder! Früher verlangte das Finanzamt von 848
Dir, dass Deine Kinder eigene Einkünfte haben, aus denen die Miete gezahlt
werden kann. Der BFH hat jedoch zugunsten der Steuerpflichtigen entschie-
den, dass kein Gestaltungsmissbrauch (§ 42 AO) bei einem Mietvertrag mit
einem unterhaltsberechtigten Kind vorliegt, das die Miete aus dem Barunter-
halt oder durch Verrechnung mit diesem zahlt (BFH-Urteile v. 19. 10. 1999 –
BStBl 2000 II S. 223 und 224). Für Dich heißt das, dass Du zwei Möglichketien
hast mit Deinem Kind, dass noch kein eigenes Einkommen hat einen steuerlich
astreines Mietverhältnis zu begründen.

78049-7_s001-816.indb 535 28.08.2007 14:30:55 Uhr


536 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

1. Du vermietest die Wohnung an Dein Kind und überweist diesem jeden


Monat Geld, damit es seinen Lebensunterhalt besteiten kann. Das Kind wie-
derum überweist Dir brav jeden Monat die Miete und die Nebenkosten für
die Wohnung auf Dein Konto.
2. Willst Du Dir dieses Hin- und Herschieben von Geld sparen, kannst Du
auch folgendes machen. Ihr trefft eine schriftliche Vereinbarung, dass dein
Kind von Dir monatlich einen Unterhaltsbetrag von z. B. 800 € bekommt,
mit dem es seinen Unterhalt selbst bestreiten muss. Dann schließt Ihr wie-
derum einen astreinen Mietvertrag ab. In den Zahlungsmodalitäten des
Mietvertrag oder in eienr schriftlichen Zusatzvereinbarung regelt Ihr, dass
die Miete von 300 € und die Nebenkostenvorauszahlung für die Wohnung
von 100 € unmittelbar mit der Unterhaltszahlung verrechnet wird und Du
nur noch den Restbetrag an Dein Kind überweist.

849 Wohnst Du mit Deinen Eltern zusammen unter einem Dach, dann nutze die 849
folgenden Steuervorteile: Die anteiligen Miet- und Nebenkosten für Räume,
die Du einem Elternteil in den eigenen vier Wänden zur Verfügung stellst, sind
als Sonderausgaben steuerlich abzugsfähig! So urteilte das Finanzgericht in
Baden-Württemberg (Az 14 K 173/97).
Im zugrunde liegenden Fall hatte eine Mutter ihr Zweifamilienhaus auf ihren
Sohn übertragen, sich dabei aber das Wohnrecht in einzelnen Räumen vorbe-
halten. Zugleich hatte sich der Sohn verpflichtet, seine Mutter zu betreuen. Als
er mit seiner Familie berufsbedingt umziehen musste, was zum Zeitpunkt des
Abschlusses des Übergabevertrags mit der Mutter nicht absehbar gewesen war,
stellte er ihr in dem neuen Haus dem bisherigen Wohnstandard entsprechende
Räume unentgeltlich zur Verfügung. Das von seiner Mutter übernommene
Zweifamilienhaus vermietete er. Der Mietwert der Räume der Mutter in dem
neuen Haus entsprach in etwa dem Mietwert der von ihr im alten Haus be-
wohnten Räume. Die anteiligen Miet- und Nebenkosten konnte der Sohn nach
Auffassung des Gerichts nun unter Sonderausgaben, als sog. dauernde Last, ab-
ziehen.

Schlag bei einer Hausübertragung durch die Eltern


zwei Fliegen mit einer Klappe!

850 Ein ewiges Ärgernis bei der Übertragung von Immobilien zwischen Eltern und 850
Kindern war, dass man selten die Interessen beider Parteien unter einen Hut
bekam. Hast Du einen Nießbrauch für die Eltern vereinbart, waren die zwar
abgesichert, Du konntest aber keine Vermietungsverluste absetzen. Habt Ihr
dagegen auf den Nießbrauch verzichtet, war den Eltern ständig mulmig zumute,

78049-7_s001-816.indb 536 28.08.2007 14:30:55 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 537

weil sie nie sicher sein konnten, ob sie nicht plötzlich die Wohnung würden ver-
lassen müssen. Heutzutage kannst Du endlich Euer beider Interessen wahren,
ohne dass Ihr steuerliche Nachteile habt.
Zunächst verkaufen Deine Eltern ihre Eigentumswohnung an Dich. Über den
Kaufpreis schließt Ihr einen Darlehensvertrag ab, in dem Ihr bei einem Zins
von z. B. 4,5 % ein zehn Jahre unkündbares Darlehen vereinbart.
Im Kaufvertrag regelt Ihr gleichzeitig, dass lediglich zur Sicherung eines noch
abzuschließenden lebenslangen Mietvertrags Deinen Eltern ein Nießbrauchs-
recht eingeräumt wird. Nach dem Kauf kommt der Abschluss des Mietvertrags.
Das Nießbrauchsrecht wird dann zunächst nicht ausgeübt.
Auch wenn diese Konstruktion gefährlich rotstiftgefährdet erscheint, brauchst
Du Dir keine Gedanken zu machen. Mit offizieller Absicherung der obersten
Finanzrichter (BFH v. 3. 2. 1998 – BStBl 1998 II S. 539) wurde diese Vertragsge-
staltung anerkannt. Es liegt kein Gestaltungsmissbrauch vor. Der Sohn in die-
sem Fall hat Jahr für Jahr einen dicken Verlust aus dem Mietverhältnis von der
Steuer abgesetzt, und mit den Eltern gab es ebenfalls keinen Stress, weil die
wegen des Sicherungsnießbrauchs nicht befürchten mussten, irgendwann plötz-
lich auf der Straße zu stehen.

Mietvertrag statt Unterhalt

851 Eine Scheidung ist ein teures Spiel. Wenn es Dich erwischt, gibt es eigentlich nur 851
eine Devise: Schadensbegrenzung betreiben. Angenommen, Du hast bislang
mit Deinem Expartner in den eigenen vier Wänden gewohnt und bist nach der
Trennung ausgezogen. Wenig lukrativ ist es, geringeren Unterhalt zu vereinba-
ren und dafür Deine Immobilie Deinem Expartner zu überlassen, damit er dort
als Mieter mit Kind, Kegel und Hund mietfrei wohnt.
Lies unter E Rz 523 nach, wie Du aus der Kombination höhere Unterhaltszah-
lungen und gleichzeitiger kostenpflichtiger Vermietung an Deinen Expartner
ein gutes Geschäft machst, ohne dass einer von Euch beiden dadurch finanzielle
Einbußen hat.

852 Gehört das Haus Dir und Deinem Ex gemeinsam, lasse es Dir zuvor, z. B. gegen 852
Übernahme der Schulden, übertragen. Damit Dein Ex jetzt keine kalten Füße
bekommt und argwöhnt, Du würdest ihn über kurz oder lang an die frische Luft

78049-7_s001-816.indb 537 28.08.2007 14:30:56 Uhr


538 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

setzen, könnt Ihr einen längerfristigen Mietvertrag, z. B. über fünf Jahre, schlie-
ßen und vereinbaren, dass Du das Haus nur mit Zustimmung Deines Expart-
ners verkaufen darfst.

Geld verdient man durch Köpfchen –


nicht durch Arbeit.
(Spruch)

Der Fiskus muss


Deine Überkreuzvermietungen schlucken

853 Seit Jahren wohnst Du im Haus Deiner Eltern, die Dir aus steuerlichen Grün- 853
den eine Wohnung vermietet haben. Daraus machen sie jedes Jahr einen hüb-
schen steuerlich absetzbaren Verlust. Da die Wohnraumförderung durch Eigen-
heimzulage schon seit 2006 abgeschafft ist, würde es Dir herzlich wenig bringen,
die von Dir genutzte Wohnung zu kaufen. Du findest einen Ausweg, indem Du
Dir die Wohnung übertragen lässt, in der Deine Eltern wohnen, und sie ihnen
anschließend sofort vermietest. Dabei musst Du nur darauf achten, mit der ver-
einbarten Miete nicht unter 56 % der ortsüblichen Miete zu geraten. Jetzt seid
Ihr in der hübschen Situation, dass Ihr jeweils über eine vermietete Wohnung in
dem Haus verfügt, in dem Ihr selbst wohnt. Obwohl hier eine Überkreuzver-
mietung vorliegt, muss der Fiskus in den sauren Apfel beißen und die Mietver-
träge anerkennen. Einem Abzug der Verluste steht nichts entgegen. Natürlich
werden sich Heerscharen eifriger Fiskalritter darauf stürzen und Dir mit blu-
migen Worten und alten BFH-Urteilen beizubringen versuchen, dass die Kon-
struktion wegen Gestaltungsmissbrauchs nicht anerkannt werden könne. Du
verweist sie dann ganz locker auf das BFH-Urteil vom 12. 9. 1995 – BStBl II
1996 S. 158, in dem der BFH in einem wie oben gestrickten Fall ausdrücklich
keinen Gestaltungsmissbrauch sah und die Vermietungsverluste bei beiden Par-
teien anerkannt hat.

So begründest Du,
dass kein Gestaltungsmissbrauch vorliegt

854 Genauso gut könntest Du ein von Dir gebautes Haus an Deine Eltern vermie- 854
ten, den zwangsläufig entstehenden Vermietungsverlust absetzen und selbst in
einer Wohnung oder einem Haus wohnen, das Dir Deine Eltern unentgeltlich

78049-7_s001-816.indb 538 28.08.2007 14:30:56 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 539

zur Nutzung überlassen. Wenn das Finanzamt den Verlust aus der Vermietung
nicht anerkennen will, da in seinen Augen ein Gestaltungsmissbrauch vorliegt,
wird es das wie folgt begründen: Ein verständiger Eigentümer hätte sein Haus
nicht – wie es hier die Eltern mit dem Sohn vereinbarten – mit dem eines ande-
ren getauscht, um dort Miete zu zahlen und selbst zugleich auf Mieteinnahmen
zu verzichten.
Streichwütigen Finanzbeamten reibst Du das BFH-Urteil vom 14. 1. 2003 – IX
R 5/00 unter die Nase.
Für die Frage des Missbrauchs kommt es nicht auf das Verhalten der Eltern bei
der unentgeltlichen Überlassung ihres Hauses an den Sohn an. Entscheidend ist
allein, ob die Überlassung des vom Sohn gekauften Hauses an die Eltern anders
als durch entgeltlichen Mietvertrag hätte gestaltet werden müssen. Da der Sohn
nicht verpflichtet war, es den nicht unterhaltsbedürftigen Eltern kostenlos zu
überlassen, gab es keine steuerlich angemessenere Form.
Auch unter dem Blickwinkel sog. Überkreuzvermietungen ist in diesem klug
gedeichselten Fall kein Rechtsmissbrauch zu erkennen. Die gegenseitige Über-
lassung ziele nicht darauf ab, Verluste bei den Einkünften aus Vermietung
wechselseitig abzuziehen, denn für das vom Sohn bewohnte Haus der Eltern
wurden keine Werbungskosten geltend gemacht.

Ein Bürger, der nur resigniert, muss dulden,


dass man ihm diktiert.
(Spruch)

855 Wenn Dir das Finanzamt mit dem Ansinnen kommt, Du habest wegen Deiner 855
dauernden Verluste aus der Vermietung keine Einkünfteerzielungsabsicht,
Deine Vermietung sei deshalb als Liebhaberei einzustufen, wirst Du den Fiskal-
rittern diesen Zahn ganz schnell ziehen: Eine Vermietung wird grundsätzlich in
der Absicht vorgenommen, auf Dauer einen Überschuss zu erzielen. Daran än-
dert sich auch nichts, wenn die Überschüsse zunächst einmal ausbleiben. Damit
die Fiskalritter mit ihrem Argument der Liebhaberei überhaupt eine Chance
haben, müssen ganz besondere Umstände hinzukommen, wie bei Ferienwoh-
nungen, Bauherrenmodellen mit Rückkaufangebot oder Verkaufsgarantie.
Wenn Du von solchen windigen Geschichten die Finger lässt und Dich auf die
klassische Methode des Immobilienerwerbs verlegst, bist Du auf der sicheren
Seite (BFH v. 30. 9. 1997 – BStBl 1998 II S. 771).
Etwas anderes gilt allerdings dann, wenn die Vermietung von vornherein nur
kurzfristig angelegt war, weil Du die Immobilie danach selbst zu eigenen Wohn-
zwecken nutzen willst. In einem solchen Fall erkennt der Fiskus Deine Vermie-

78049-7_s001-816.indb 539 28.08.2007 14:30:57 Uhr


540 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

tungsverluste wegen fehlender Einkünfteerzielungsabsicht nicht an, es sei denn,


Du kannst belegen, dass trotz der kurzfristig angelegten Vermietung unter dem
Strich für Dich positive Einkünfte herausspringen (BFH v. 9. 7. 2002 – BStBl
2003 II S. 695).

Schaff neuen Wohnraum für die Großfamilie!

856 Hast Du ein hübsches kleines Häuschen, das für Dich und Deinen Ehepartner 856
gerade groß genug ist? Da Ihr aber Eure Kinder und Enkelkinder näher bei
Euch haben wollt, überlegt doch einmal, ob Ihr nicht aufstocken oder anbauen
könnt. Was, kein Geld? Dann lies mal, welche Steuerersparnis so etwas bringt!

Ihr schafft durch Aufstockung des bisherigen Gebäudes oder durch einen
Anbau eine zusätzliche abgeschlossene Wohnung und vermietet sie an die Kin-
der. Ihr nehmt nur etwa 56 % der ortsüblichen Miete, könnt aber die vollen
Werbungskosten absetzen! Die Ihr steuerlich durch die Abschreibung (Altsub-
stanz bei den Herstellungskosten nicht vergessen!) und durch Schuldzinsen bei
Fremdfinanzierung des Anbaus erheblich aufstocken könnt! Du kannst Dir das
Geld auch von Deinem Sohn leihen, dann bleiben seine Zinseinnahmen bis zum
Sparerfreibetrag steuerfrei.

Aber vorsicht! Liegt Deine Miete unter 75 % der üblichen Miete, verlangt der
Fiskus von Dir eine Überschussprognose zum Nachweis, dass Du auf einen
Zeitraum von 30 Jahren gerechnet mit der Vermietung in die schwarzen Zahlen
kommst. Gelingt Dir das nicht, wird wiederum ein Teil Deiner Werbungskosten
gekürzt. Dem entgehst Du, wenn Du von vornherein ein 75 %-Mietverhältnis
abschließt.

Beispiel
Du baust Dein älteres, selbst genutztes Einfamilienhaus durch Aufstockung in
ein Zweifamilienhaus um. Die Herstellungskosten betragen 120 000 €. Zur Fi-
nanzierung nimmst Du am 1. 7. ein Bankdarlehen von 50 000 € auf (Zinssatz:
4,5 %) und vereinbarst ein Disagio von 2 500 €. Außerdem gibt Dir Dein Sohn
ein Darlehen von 50 000 € (Zinssatz 4 %). Die neu errichtete Wohnung (90 qm)
vermietest Du nach Fertigstellung ab 1. 12. an Deinen Sohn. Die monatliche
Miete beträgt inkl. Nebenkosten 375 €; bei Fremdvermietung könntest Du 500 €
erzielen. Du musst mtl. 375 € als Einnahme versteuern. An Werbungskosten fal-
len an:

78049-7_s001-816.indb 540 28.08.2007 14:30:57 Uhr


3. Einkünfte aus vermietetem Hausbesitz 541

1. Jahr 2. Jahr
Abschreibung 2 % von 120 000 € (1. Jahr nur 1 Monat) 200 € 2 400 €
Schuldzinsen 2 125 € 4 250 €
Disagio 2 500 €
Sonstige Kosten (angenommen) 2 800 € 2 800 €
Werbungskosten insgesamt 7 625 € 9 450 €
./. Einnahmen (375 €/Monat, 1. Jahr 1 Monat) – 375 € – 4 500 €
Verlust 7 325 € 5 850 €

3.12 Du hast Dein Haus verkauft?


857 Pass gut auf: Wer sein Haus verkaufen will und es deshalb leer stehen lässt, kann 857
keine Werbungskosten geltend machen. Nach Meinung des Niedersächsischen
Finanzgerichts betrachtet der Verkäufer sein Haus nur noch als Gegenstand des
Vermögens und nicht (mehr) als Gegenstand der Einnahmenerzielung. Aufwen-
dungen zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung von Einnahmen, also Wer-
bungskosten, könnten daher nicht mehr entstehen (FG Niedersachsen v.
16. 1. 1981, XI 105/77). Und: Denke immer an die Spekulationsfrist von zehn
Jahren.

Andererseits hat der BFH inzwischen entschieden, dass Du auch nach dem Ver-
kauf Deiner Immobilie bestimmte Schuldzinsen weiter als nachträgliche Wer-
bungskosten absetzen kannst (BFH-Urt. v. 12. 10. 2005 – BStBl 2006 II S. 407;
BMF-Schreiben v. 3. 5. 2006 – BStBl 2006 I S. 363).

Dabei musst Du zwei Fälle unterscheiden.


1. Schuldzinsen für Darlehen, die Du zur Finanzierung des Kaufs oder des
Baus einer Immobilie aufgenommen hast, sind nach dem Verkauf nicht mehr
abzugsfähig. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Erlös aus dem Verkauf aus-
gereicht hat, die Darlehen abzulösen.
2. Hast Du mit den Krediten dagegen laufende Kosten wie für Reparaturen,
Modernisierungsmaßnahmen oder laufende Grundstückskosten finanziert,
bleibt der durch die tatsächliche Verwendung des Kredits geschaffene wirt-
schaftliche Zusammenhang mit der Einkunftsart Vermietung und Verpach-
tung auch nach Veräußerung des Hauses bestehen, d. h., Du kannst diese
Schuldzinsen bis zur endgültigen Ablösung des Kredits als Werbungskosten
bei Deinen Vermietungseinkünften absetzen, obwohl Du keinen roten Hel-
ler Mieteinnahmen mehr hast. Was Du mit dem Erlös aus dem Verkauf ge-
macht hast, spielt keine Rolle. Der Fiskus verlangt also nicht, dass Du den
Verkaufserlös vorrangig zur Kredittilgung einsetzt.

Also achte darauf, die Verwendung von Fremdgeldern entsprechend zu doku-


mentieren!

78049-7_s001-816.indb 541 28.08.2007 14:30:57 Uhr


542 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

4. Finanzierungsfragen – Besonderheiten
zum Abzug von Zinsen

Auch beim Einfamilienhaus mit dem


Bäumchen-wechsel-dich-Spiel gestalten

858 Immer wieder habe ich dargestellt, dass Du, falls Du auf normalem Weg keine 858
Steuerermäßigung bekommst, es anders versuchen sollst. Wird Dir also der Un-
terhalt für Deine Mutter nicht angerechnet, kannst Du die Zahlungen für Deine
Mutter vielleicht in einer Form erbringen, dass man sie Dir anerkennen muss,
etwa durch Kauf eines Autos, wenn sie schlecht laufen kann.
Schuldzinsen für das selbst bewohnte Haus kannst Du nicht absetzen, das ist
klar. Versuch deshalb, Dir anderweitig zu helfen. Ärgerlich ist, dass die Hypo-
thekenzinsen aus versteuertem Einkommen aufgebracht werden müssen. Ich
rate Dir deshalb, die Resthypotheken für Dein Einfamilienhäuschen bis auf den
letzten Euro abzulösen, wenn Du die entsprechenden Mittel dazu hast. Denn
das ist die beste Kapitalanlage.
Dazu folgendes Berechnungsbeispiel: Dein selbst genutztes Einfamilienhaus ist
noch mit einem Restdarlehen (Zinssatz 6 %) von 75 000 € belastet. Die Jahres-
zinsen betragen 4 500 € und müssen aus versteuertem Einkommen bezahlt wer-
den. Du hast aber ein Kapitalvermögen von 150 000 €, das einen Bruttoertrag
von 6 750 € abwirft, und daraus folgende liquide Mittel:
Bruttoertrag 6 750 €
./. Freibeträge – 1 602 €
Steuerpflichtige Einkünfte 5 148 €
Einkommensteuer z. B. 35 % Spitzensatz inkl. KiSt und Soli 2 240 €

Wenn Du das Restdarlehen von 75 000 € ablöst, bist Du für die Zukunft zinsfrei
und hast noch ein Restkapital von 75 000 € übrig, dessen Zinsen (3 750 €) wegen
des Freibetrags nur eine Steuer von ca. 770 € auslösen.

Unter dem Strich hast Du dadurch eine ganze Menge mehr an Geld zur Verfü-
gung:
Wegfall Zinsbelastung 4 500 €
./. Halbierung der Kapitalerträge – 3 375 €
geringere Einkommensteuer 1 470 €
Mehr an zur Verfügung stehenden Mitteln 2 595 €

78049-7_s001-816.indb 542 28.08.2007 14:30:57 Uhr


4. Finanzierungsfragen – Besonderheiten zum Abzug von Zinsen 543

Beim Kauf von Eigentumswohnungen


die Kredite richtig zuordnen!

859 Angenommen, Du kaufst ein Zweifamilienhaus. Oder ein Einfamilienhaus mit 859
einer Einliegerwohnung. Du nimmst einen Kredit von 150 000 € zu 6 % Zinsen
auf und vereinbarst mit dem Verkäufer, dass er das Gebäude vorher in zwei
Eigentumswohnungen aufteilt. Die 80-qm-Wohnung vermietest Du, die 120-
m2-Wohnung beziehst Du selbst. Mit der Bank schließt Du den Darlehensver-
trag nur über die vermietete Wohnung ab.
Dem Notar überweist Du zwei getrennte Beträge: den Kaufpreis für die ver-
mietete Eigentumswohnung in voller Höhe vom Darlehenskonto, den Betrag
für die andere Wohnung vom Darlehenskonto und aus Eigenmitteln. An Zinsen
zahlst Du jährlich 9 000 €, die Du jetzt von den Mieteinnahmen absetzen kannst.
Das macht bei einer Steuerbelastung von 45 % eine Steuerersparnis von
4 100 €.

Baukosten, Kredite und Rechnungsbezahlung


richtig zuordnen!

860 Mit der Aufteilung eines Hauses in Eigentumswohnungen lassen sich beim 860
Kauf die Zinsen natürlich besonders einfach in den steuerwirksamen Bereich
verlagern. Aber auch wenn Du selbst baust oder der Vorbesitzer nicht bereit ist,
vor dem Verkauf Eigentumswohnungen aus seinem Zweifamilienhaus zu ma-
chen, geht diese Steuersparmöglichkeit nicht an Dir vorbei.
Du musst nach Möglichkeit dafür sorgen, dass die von Dir vermieteten Immo-
bilien so weit wie möglich aus den Darlehnesmitteln finanziert werden und Du
für die Finanzierung Deiner eigenen Wohnung – für die es ja keine Steuervor-
teile aus den Zinsen gibt – möglichst Deine Eigenmittel einsetzt. Ohne ein
wenig Mühe und Trickserei geht das aber nicht so ohne weiteres. Der Fiskus
macht sich nämlich im ersten Ansatz die Sache recht einfach.
Baust Du z. B. ein Einfamilienhaus mit vermieteter Einliegerwohnung, bei der
Deine Wohnung 100 qm und die vermietete Wohnung 50 qm groß ist, rechnet
das Finanzamt die Kredite und die Eigenmittel im Verhältnis der Wohn- bzw.
Nutzflächen den einzelnen Wonungen zu. Im Ergebnis bedeutet das für Dich,
dass steuerlich die Mietwohnung mit einem Drittel Deiner Eigenmittel finan-

78049-7_s001-816.indb 543 28.08.2007 14:30:58 Uhr


544 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

ziert wird. Den entsprechenden Teil des Darlehnes rechnet der Fiskus Deiner
eigenen Wohnung zu, bei der die Zinsen wirkungslos verpuffen.
Wie Du das für Dich steuerlich viel geschickter gestalten kannst, zeige ich Dir
im Folgenden.

861 Zinszuordnung bei Herstellung eines Gebäudes 861


Um Deine Zinsen später voll bei der vermieteten Wohnung ansetzen zu kön-
nen, musst Du dafür sorgen, dass deren Herstellung ausschließlich aus Darle-
hensmitteln finanziert wird. Dazu gehst Du wie folgt vor:
● Du richtest zunächst zwei Baukonten bei Deiner Bank ein. Auf Konto 1 kom-
men nur die Auszahlungen aus Deinen Baudarlehen und Hypotheken, auf
Konto 2 überweist Du Deine für den Bau gedachten Eigenmittel.
● Von den Handwerkern lässt Du Dir für alle Arbeiten, die ausschließlich eine
bestimmte Wohnung betreffen, getrennte Rechnungen schreiben (z. B. Für
Türen, Bodenbeläge, Decken, Badezimmer, Elektroinstallationen, Malerar-
beiten). Wo Du keine gesonderte Rechnung hast, kannst Du die Aufteilung
durch eine eigene Aufstellung ergänzen, in der Du die einzelnen Rechnungs-
positionen der jeweiligen Wohnung zuordnest.
● Herstellungskosten, die das gesamte Gebäude betreffen, werden im Verhält-
nis der Wohnflächen aufgeteilt (z. B. der Kaufpreis für das Grundstück, die
Kosten für Bodenaushub, Dach, Treppenhaus, Gemeinschaftsräume, Hei-
zungsanlage, Anschluss, Entwässerung etc.).
So hast Du nun grundsätzlich für jede Rechnung zwei Teilbeträge. Bei der Be-
zahlung gehst Du wie folgt vor:
1. Rechnungsteilbeträge, die auf Deine später selbst genutzte Wohnung entfal-
len, überweist Du von dem Baukonto mit Eigenmitteln. Bei der Überwei-
sung machst Du das deutlich, indem Du als Verwendungszweck neben der
Rechnungsnummer z. B. ergänzt: »Teilbetrag für Wohnung Erdgeschoss«.
2. Rechnungsteilbeträge, die auf die später vermietete Wohnung entfallen,
überweist Du nur von dem Baukonto, auf dem die Baudarlehen gelandet
sind. Auch hier machst Du bei der Überweisung die Zuordnung deutlich,
z. B.: »Teilbetrag für Einliegerwohnung 1. OG«.
Und so könnte die Rechnung für Dich aussehen:
Angenommen, Du baust ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung. Die ei-
gene Wohnung im Erdgeschoss wird 120qm, die Einliegerwohnung 60qm groß.
Die gesamten Baukosten inkl. Grund und Boden belaufen sich auf 360 000 €.
Du hast Eigenmittel in Höhe von 160 000 €. Der Rest wird durch eine Hypothek
(Zinssatz 5 %) finanziert.
Aus Deinen nach dem oben beschriebenen Muster vorgenommenen Auftei-
lungen und der Begleichung der Rechnungen ergibt sich ein Anteil von 60 % an
den Gesamtkosten für die eigene Wohnung und von 40 % für die Einliegerwoh-
nung.

78049-7_s001-816.indb 544 28.08.2007 14:30:58 Uhr


4. Finanzierungsfragen – Besonderheiten zum Abzug von Zinsen 545

Da Du sämtliche Rechnungsbeträge für die Einliegerwohnung vom Darlehens-


Baukonto überwiesen hast, wurden somit die gesamten Kosten für die Einlie-
gerwohnung von 144 000 € fremdfinanziert.
Von den Hypothekenzinsen entfallen folglich pro Jahr 5 % von 144 000 € =
7 200 € auf die Vermietungseinkünfte und nur 5 % von 56 000 € = 2 800 € auf die
selbst genutzte Wohnung.
Ohne Aufteilung der Rechnungen und getrennte Bezahlung wären für die Ein-
liegerwohnung von den gesamten Zinsen von 5 % von 200 000 € = 10 000 € nur
1/ = 3 333 € als Werbungskosten abzugsfähig gewesen. Wie Du siehst, hat sich in
3
diesem Fall mit ein bisschen Arbeit der steuerwirksame Zinsabzug mehr als
verdoppelt. Und das Jahr für Jahr!

Genauso wie die laufenden Zinsen kannst Du ein Damnum oder Disagio, die
Bearbeitungsgebühren und die Eintragung der Hypothek im Grundbuch auf-
teilen. Im obigen Beispiel wären von einem Damnum oder Disagio 144 000/
200 000 als Werbungskosten abzugsfähig gewesen.

Die Zinszuordnung klappt auch beim Kauf


eines Gebäudes

862 Auch beim Kauf eines Hauses bist Du nicht darauf angewiesen, dass vorher in 862
Eigentumswohnungen aufgeteilt wird. Du kannst im Prinzip dasselbe Strick-
muster anwenden wie bei der Herstellung eines Gebäudes. und so gehst Du
vor:
● Du richtest wieder zwei Konten ein, eines für Deine Eigenmittel und eines,
auf dem die Kredite für den Erwerb eingezahlt werden.
● Bereits im Notarvertrag wird der insgesamt vereinbarte Kaufpreis rechne-
risch auf die selbst genutzte Wohnung und den vermieteten Teil der Immobi-
lie aufgeteilt. Wenn dabei nicht gerade völlig unrealistische Maßstäbe ange-
legt werden, wird das Finanzamt dieser Aufteilung folgen.
● Die Bezahlung erfolgt dann wieder in zwei Teilbeträgen: – Den Kaufpreisan-
teil für die vermietete Wohnung überweist Du mit dem Verwendungszweck
»Teilkaufpreis Wohnung I. OG« von Deinem Darlehenskonto auf das Notar-
anderkonto. – Den Kaufpreisanteil für die selbst genutzte Wohnung über-

78049-7_s001-816.indb 545 28.08.2007 14:30:58 Uhr


546 XI. Steuerersparnisse durch Hausbesitz und Bauen

weist Du von Deinem Eigenmittelkonto und einen evtl. Restbetrag vom Dar-
lehenskonto – jeweils mit dem Verwendungszweck »Teilkaufpreis Wohnung
Erdgeschoss«.
Dass der Notar später dem Verkäufer den gesamten Kaufpreis von seinem
Notaranderkonto in einer Summe überweist, ist für Deine Zuordnung nicht
schädlich.
Du musst Dir bei diesen Tricks auch keine Gedanken machen, dass der Fiskus
Dir mit Umgehung oder Gestaltungsmissbrauch kommt. Nach einigem Zögern
haben sie nämlich den obersten fiskalischen Segen erhalten (BMF-Schreiben v.
16. 4. 2004 – BStBl 2004 I S. 464).

78049-7_s001-816.indb 546 28.08.2007 14:30:59 Uhr


547

Herrenmenschen sind in der Regel


weder Herren noch Menschen.
(W. Mitsch)

XII. Sonstige Einkünfte (Renten,


Unterhalt, Spekulationsgewinne)
1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten)
Ab welchem Betrag sind Rentner und Pensionäre steuerpflichtig?
1.1 Altersversorgung durch Rente
864 Die Steuer aus Renteneinkünften ist für die meisten Rentner schwer zu berech- 864
nen, wie aus vielen Schreiben meiner Leser hervorgeht.
Längst sind nicht alle Renten steuerfrei, wie man immer hören kann. Steuerfrei
sind nur bestimmte, vor allem
● Renten aus der gesetzlichen Unfallversicherung, z. B. aus der Berufsgenos-
senschaft,
● Kriegs- und Schwerbeschädigtenrenten und
● Wiedergutmachungsrenten.
Die meisten Renten sind steuerpflichtig, vor allem
● Renten wegen Alters oder verminderter Erwerbsfähigkeit,
● Renten wegen Todes, die an Witwen und Waisen gezahlt werden,
● Renten aus einer betrieblichen Zusatzversicherung (Direktversicherung),
● Renten aus Lebensversicherungen.

865 Mit dem Alterseinkünftegesetz wurde die Besteuerung von Renten und Pensi- 865
onen komplett neu geregelt. Kern dieser Neuregelung ist der schrittweise Über-
gang zur »nachgelagerten Besteuerung«. Auf der einen Seite werden die Bei-
träge zur gesetzlichen Rentenversicherung, zu berufsständischen Versorgungs-
werken und an private kapitalgedeckte Rentenversicherungen in der Endstufe
bis zu 20 000 € (Ehegatten: 40 000 €) im Jahr abzugsfähig sein. Auf der anderen
Seite werden diese Renten in voller Höhe besteuert. Die Altersvorsorgebei-
träge sind seit 2005 abzugsfähig. Beginnend mit 60 % im Jahr 2005, steigt der
Prozentsatz in einer Übergangszeit bis 2025 Jahr für Jahr um 2 %, bis 2025
schließlich 100 % abzugsfähig sind. In 2007 beträgt er somit 64 %, in 2008 66 %
usw.
Renten aus solchen Basisaltersversorgungssystemen wie z. B. der
● gesetzlichen Rentenversicherung,
● berufsständischen Versorgungswerken,
● der landwirtschaftlichen Alterskasse und

78049-7_s001-816.indb 547 28.08.2007 14:30:59 Uhr


548 XII. Renten und Pensionen

● nach dem 31. 12. 2004 abgeschlossenen privaten kapitalgedeckten Leibren-


tenversicherungen (Rürup-Rente)
unterliegen seit 2005 einheitlich mit einem Prozentsatz von 50 % der Besteue-
rung. Der steuerfreie restliche Rentenanteil bleibt während der gesamten Lauf-
zeit der Rente unverändert. Für Renten, die erstmalig ab 2006 oder später ge-
zahlt werden, steigt der Prozentsatz bis 2020 Jahr für Jahr um jeweils 2 % und
danach bis 2040 um je 1 %.
Das bedeutet, eine Rente mit Zahlungsbeginn in 2006 wird zu 52 %, mit Zah-
lungsbeginn in 2007 mit 54 % besteuert. Beginnt die Rentenzahlung in 2010, gilt
ein steuerpflichtiger Rentenanteil von 60 %. Wie Du siehst, hängt für jeden in
der Zeit von 2006 bis 2040 hinzukommenden Rentnerjahrgang die Höhe des
steuerpflichtigen Anteils davon ab, wann er in Rente geht.
Wenn Dir in diesem Zusammenhang der Begriff »Kohorte« unterkommt, bist
Du nicht etwa bei Asterix und Obelix gelandet. Mit Kohorte bezeichnen die
Fiskalritter die einzelnen Rentnerjahrgänge. Gehst Du 2007 in Rente, gehörst
Du zur »Kohorte 54«. Der Rentner, dessen Rente in 2010 zu laufen beginnt,
gehört zur »Kohorte 60«.
Ganz besonders böse betroffen von der Anhebung der Besteuerungsanteile
sind Renten wegen Erwerbsunfähigkeit, siehe dazu E Rz 874.

866 Gut zu wissen 866


Wie Du siehst, bleibt für Dich, wenn Du schon Rentner bist oder es in Kürze
wirst, ein großer Teil der Rente von vornherein steuerfrei. Der seit 2005 gegen-
über früher höhere steuerpflichtige Anteil führt aber nicht zwangsläufig dazu,
dass Du als Rentner ohne Wenn und Aber wieder Zwangsmitglied im Club der
Steuerzahler bist oder wirst. Eine Steuer ergibt sich nur, wenn – wie bisher –
Dein Einkommen nach Hinzurechnung eventueller anderer Einkünfte, z. B. aus
der Vermietung von Immobilien oder aus Kapitalanlagen, und nach Abzug aller
Steuervergünstigungen und Abzüge, z. B. Sonderausgaben für Deine Versiche-
rungsbeiträge oder außergewöhnliche Belastungen, über dem jeweiligen
Grundfreibetrag liegt.
Leider haben sich die Fiskalritter bei der Berechnung des Teils Deiner Rente,
der steuerfrei bleibt, eine ganz hinterlistige Gemeinheit ausgedacht. Steuerfrei
bleibt in Wahrheit nämlich gar nicht ein bestimmter Prozentsatz, sondern ein
fester Betrag, der sog. Rentenfreibetrag, den das Finanzamt im ersten vollen
Rentenjahr auf der Basis Deines Kohortenprozentsatzes berechnet.

867 Angenommen, Du beziehst schon seit Jahren Deine Rente von der BfA. Als 867
sog. Bestandsrentner gehörst Du also zur »Kohorte 50 %«. Ausgangspunkt für
die Berechnung Deines steuerfreien Rentenbetrags, nennen wir ihn einfach
Rentenfreibetrag, waren die Rentenzahlungen im Jahr 2005. Der Rentenfreibe-

78049-7_s001-816.indb 548 28.08.2007 14:30:59 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 549

trag wurde danach festgeschrieben und gilt nun auch in den folgenden Jahren.
Ja, Du siehst das richtig: Selbst im Jahr 2010, 2015 oder 2020 wird immer nur der
für das Jahr 2005 festgestellte Rentenfreibetrag abgezogen. Dabei stört sich der
Fiskus nicht daran, dass in der Zwischenzeit Deine Rente regelmäßig angepasst
wird. Na, hast Du den unverschämten Griff des Finanzministers in Dein Geld-
säckel bemerkt? Genau, durch diesen fiskalischen Hütchenspielertrick werden
nämlich künftige Rentenerhöhungen samt und sonders zu 100 % in die Besteu-
erung einbezogen.

Beispiel
Du hast in den Jahren 2005 bis 2007 folgende Renten bezogen:
2005 13 266 €
2006 13 266 €
2007 13 302 €

Rentenbezug 2005 13 266 €


./. Rentenfreibetrag – 6 633 €
= steuerpflichtiger Teil der Rente 50 % von 13 266 € 6 633 € 6 633 €
Rentenbezug 2006 13 266 €
./. Rentenfreibetrag – 6 633 €
= steuerpflichtiger Teil der Rente 6 633 € 6 633 €
Rentenbezug 2007 13 302 €
./. Rentenfreibetrag – 6 633 €
= steuerpflichtiger Teil der Rente 6 669 € 6 669 €

Wie Du siehst, hatte sich die Besteuerung in 2006 wegen fehlender Rentenerhö-
hung nicht geändert. Die Rentenanpassung zum 1. 7. 2007 um 0,54 % wird aber
in voller Höhe und nicht etwa nur mit 50 % – oder je nach Kohorte auch mehr
– der Besteuerung unterworfen.

Bei Deinen regelmäßigen Rentenanpassungen wird der Rentenfreibetrag zwar


nicht neu berechnet, geht Deine Rente aber unplanmäßig nach oben oder
unten, sieht die Sache anders aus. Dann nämlich muss das Finanzamt Deinen
Freibetrag neu berechnen. Das passiert z. B., wenn Deine Rente wegen der An-
rechnung anderer Einkünfte nach oben geht. Bestehe in einem solchen Fall dar-
auf, dass die Anpassung nicht als regelmäßige anzusehen ist und Dir deshalb ein
entsprechend höherer Rentenfreibetrag zusteht.

78049-7_s001-816.indb 549 28.08.2007 14:31:00 Uhr


550 XII. Renten und Pensionen

Konserviere für einen Teil Deiner Rente den


günstiger besteuerten Ertragsanteil!

868 50 % und mehr Deiner Rente versteuern zu müssen ist an sich schon recht un- 868
erfreulich. Wenn Du als Selbständiger, Freiberufler oder Mitglied in einem be-
rufsständischen Versorgungswerk Beiträge in die Versorgungskasse oder über
eine Höherversicherung in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast,
die deutlich höher waren als die Höchstbeiträge zur gesetzlichen Rentenversi-
cherung, ist das noch viel ärgerlicher. Dir stand regelmäßig keine Entlastung
durch einen steuerfreien Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zu, und der
Abzug Deiner Beiträge als Sonderausgaben war häufig nicht sehr ergiebig. Was
kommt also bei dem ganzen Spaß heraus? In der Ansparphase konntest Du
kaum etwas absetzen, aber jetzt, wo Du kassierst, sollst Du einen Riesenbatzen
Deiner Altersbezüge versteuern. Natürlich wirst Du das nicht so ohne weiteres
hinnehmen. Dafür hast Du schließlich mein Buch gekauft.

»Öffnungsklausel« heißt die magische Formel, mit der Du die Besteuerung Dei-
ner Rente auf ein erträgliches Maß zurechtstutzen kannst. Und so funktioniert
das:
Der Teil Deiner Rente, der auf Beiträgen beruht, die Du über den Höchstbei-
trag der gesetzlichen Rentenversicherung hinaus gezahlt hast, wird mit den
niedrigen Ertragsanteilen lt. E Rz 871 besteuert. Nur der Rest fällt unter die
Kohortenbesteuerung. Voraussetzung ist, dass Du bis zum 31. 12. 2004 in min-
destens zehn Jahren Beiträge über dem Höchstbeitrag zur gesetzlichen Renten-
versicherung gezahlt hast. Die Jahre müssen übrigens nicht zusammenhängen.

Trifft das auf Dich zu, stellst Du im ersten Jahr, in dem Du Rente beziehst, beim
Finanzamt den Antrag auf gesplittete Versteuerung Deiner Rente durch An-
wendung der Öffnungsklausel in § 22 Nr. 1 S. 3 EStG. Zum Nachweis, dass Du
die Voraussetzungen erfüllst, bittest Du Deine Rentenzahlstelle um eine Bestä-
tigung der Beitragsjahre mit Beiträgen über dem jeweiligen gesetzlichen
Höchstbeitrag.

Angenommen, von Deiner Rente in Höhe von 2 400 €, die Du seit dem 1. 1. 2007
erhältst, beruhen 25 % auf dem erhöhten Beitrag. Dann ergibt sich folgendes
Bild:

Rententeil 1 (Kohortenbesteuerung)
2 400 € davon 75 % = 1 800 €  12 Monate  54 %
steuerpflichtiger Teil = 11 664 €

78049-7_s001-816.indb 550 28.08.2007 14:31:00 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 551

Rentenanteil 2 (Ertragsanteil)
2 400 € davon 25 % = 600 €  12 Monate  18 %
steuerpflichtiger Teil = 1 296 €
Insgesamt steuerpflichtig 12 960 €
Ohne Antrag steuerpflichtig 2 400 €  12  54 % 15 552 €
Differenz 2 592 €
Je nach Steuersatz macht das eine jährliche Ersparnis von 445 € bis 1 335 €, und
das Jahr für Jahr bis zu Deinem Lebensende.

Kontrollsystem des Fiskus für alle Rentner

869 Der Überwachungsstaat wird immer weiter ausgebaut. Nicht nur dass der Fis- 869
kus künftig alle Deine im Inland geführten Konten mit erzwungener Hilfe
durch die Banken in einer Datenbank speichert, ihm fast alle EU-Staaten seit
dem 1. 7. 2005 Deine im Ausland kassierten Zinsen mitteilen: Spätestens ab 2008
bekommt das Finanzamt von Deinem Rentenversicherungsträger Jahr für Jahr
eine Rentenbezugsmitteilung, in der haarklein jeder Cent aufgeführt ist, den
Du als Rente bekommst. Bevor Du Dich freust, dass die Rentenbezugsmittei-
lungen erst ab 2008 kommen und Du vermeintlich noch die Chance hast, für die
Jahre bis 2007 ungeschoren davonzukommen, muss ich Dich enttäuschen. Mit
den ersten Rentenbezugsmitteilungen 2008 bekommt der Fiskus gleichzeitig
die Renteninformationen für die zurückliegenden Jahre bis 2005.
So kommt selbst der faulste und dümmste Fiskalritter dahinter, dass Du mit
Deinen Einkünften steuerpflichtig wirst und möglicherweise in der Vergangen-
heit schon warst. Da Du ja kein Steuerexperte bist und bisher nur deshalb keine
Steuererklärung eingereicht hast, weil Du der festen Meinung warst, Du müss-
test als Rentner keine Steuern zahlen, darf Dich das Finanzamt nicht der Steu-
erhinterziehung bezichtigen. Stell Dich im Zweifel ruhig dümmer, als die Polizei
erlaubt. Wenn Du auf diese Weise Deine Steuerhinterziehung geschickt wegge-
redet hast, darf das Finanzamt nämlich für nicht mehr als vier Jahre – statt wie
sonst für bis zu zehn – Steuern nachfordern.
Die steuerpflichtigen Teile der Rente (Besteuerungsanteil) kannst Du folgender
Tabelle entnehmen.
870 Besteuerungsanteiltabelle für Leibrenten 870

Jahr des Rentenbeginns Besteuerungsanteil in v. H.


bis 2005 50
ab 2006 52
2007 54

78049-7_s001-816.indb 551 28.08.2007 14:31:00 Uhr


552 XII. Renten und Pensionen

Jahr des Rentenbeginns Besteuerungsanteil in v. H.


2008 56
2009 58
2010 60

Diese hohen Ertragsanteile gelten allerdings nur für Renten aus


● der gesetzlichen Rentenversicherung, auch für Erwerbs- und Berufsunfähig-
keitsrenten,
● der landwirtschaftlichen Alterskasse,
● berufsständischen Versorgungswerken, z. B. der Rechtsanwalts-, Ärztekam-
mern etc.,
● privaten kapitalgedeckten Rentenversicherungen, die ab dem 60. Lebensjahr
eine Rente zahlen und deren Beiträge als Altersvorsorgeaufwendungen bei
den Sonderausgaben abgezogen werden können und die nach dem 31. 12. 2004
abgeschlossen wurden.

871 Bei Renten, die nicht in die o. g. Kategorien fallen, gelten folgende günstigere 871
Ertragsanteile. Diese können ebenfalls angewendet werden, soweit eine Rente
auf Beiträgen beruht, die unter die Öffnungsklausel fallen (Rz 855).

Ertragsanteiltabelle
Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags- Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags-
Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil
in v. H. in v. H.
0 bis 1 59 41 37
2 bis 3 58 42 36
4 bis 5 57 43 bis 44 35
6 bis 8 56 45 34
9 bis 10 55 46 bis 47 33
11 bis 12 54 48 32
13 bis 14 53 49 31
15 bis 16 52 50 30
17 bis 18 51 51 bis 52 29
19 bis 20 50 53 28
21 bis 22 49 54 27
23 bis 24 48 55 bis 56 26
25 bis 26 47 57 25
27 46 58 24
28 bis 29 45 59 23
30 bis 31 44 60 bis 61 22
32 43 62 21
33 bis 34 42 63 20
35 41 64 19
36 bis 37 40 65 bis 66 18
38 39 67 17
39 bis 40 38 68 16

78049-7_s001-816.indb 552 28.08.2007 14:31:01 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 553

Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags- Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags-
Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil
in v. H. in v. H.
69 bis 70 15 81 bis 82 7
71 14 83 bis 84 6
72 bis 73 13 85 bis 87 5
74 12 88 bis 91 4
75 11 92 bis 93 3
76 bis 77 10 94 bis 96 2
78 bis 79 9 ab 97 1
80 8

Diese günstigen Besteuerungsanteile gelten unter anderem für folgende


Renten:
● Renten aus privaten Leibrentenversicherungen (Lebensversicherungen), die
vor 2005 abgeschlossen wurden,
● Kaufpreisrenten, z. B. aus dem Verkauf eines Hauses oder Betriebs auf Ren-
tenbasis,
● Versorgungsrenten, die z. B. Deine Kinder an Dich zahlen, nachdem Du ihnen
Dein Vermögen vermacht hast,
● Renten aus pauschal besteuerten Direktversicherungen,
● Renten aus öffentlichen Zusatzversorgungskassen (z. B. der VBL, ZVK etc.).

Erkläre Rentennachzahlungen richtig!

872 Eine Wohltat kommt selten allein, so sagt man. Hast Du es geschafft, die Rente 872
durchzukriegen, wirst Du auch noch mit einer dicken Nachzahlung überrascht.
Obendrein zeigt sich der Fiskus vernünftig, indem er die Nachzahlung nach der
»Fünftel-Regelung« besteuert. Das bedeutet: Die Nachzahlung wird mit einem
Fünftel angesetzt und die Steuer, die auf dieses Fünftel entfällt, dann mit fünf
vervielfacht (§ 34 Abs. 1 EStG). Auf diese Weise wird der Steuerprogression die
Spitze genommen. Damit es zu der ermäßigten Besteuerung kommt, musst Du
das Formular Anlage R richtig ausfüllen.
Den Eigenanteil zur Kranken- und Pflegeversicherung (das sind rd. 9 % bis
10 %) trägst Du im Hauptformular unter den Vorsorgeaufwendungen ein.
Doch nun spitz die Ohren: Hast Du in den Vorjahren Kranken- oder Arbeitslo-
sengeld bezogen, wurde dieses vielleicht mit der Rentennachzahlung verrech-
net. Die Nachzahlung musst Du indessen mit dem vollen Betrag, also ungekürzt,
eintragen. Dies führt dazu, dass die Steuerbescheide der Vorjahre berichtigt

78049-7_s001-816.indb 553 28.08.2007 14:31:01 Uhr


554 XII. Renten und Pensionen

werden müssen, da sich das Kranken- und Arbeitslosengeld nachteilig auf die
Höhe Deiner Steuer ausgewirkt hat (Progressionsvorbehalt; § 32 b EStG). Was
es damit auf sich hat, dazu mehr unter E Rz 455. Den Berichtigungsantrag für
die Vorjahre stellst Du unter Hinweis auf § 175 Abs. 1 Nr. 2 AO – Berichtigung
wegen eines rückwirkenden Ereignisses.

873 Der Ertragsanteil von in der Laufzeit beschränkten privaten Renten, z. B. aus 873
dem Kauf von Immobilien, ergibt sich aus folgender Tabelle:

Beschränkung der Der Ertragsanteil be- Es ist der Ertragsanteil der Tabelle in
Laufzeit der Rente auf trägt vorbehaltlich E Rz 871 maßgebend, wenn der Rentner zu
. . . Jahre ab Beginn der Spalte 3 . . . v. H. Beginn des Rentenbezugs das . . .te
des Rentenbezugs Lebensjahr vollendet hatte
1 2 3
1 0 entfällt
2 1 entfällt
3 2 97
4 4 92
5 5 88
6 7 83
7 8 81
8 9 80
9 10 78
10 12 75
11 13 74
12 14 72
13 15 71
14–15 16 69
16–17 18 67
18 19 65
19 20 64
20 21 63
21 22 62
22 23 60
23 24 59
24 25 58
25 26 57
26 27 55
27 28 54
28 29 53
29–30 30 51
31 31 50
32 32 49
33 33 48
34 34 46
35–36 35 45
37 36 43
38 37 42
39 38 41

78049-7_s001-816.indb 554 28.08.2007 14:31:01 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 555

Beschränkung der Der Ertragsanteil be- Es ist der Ertragsanteil der Tabelle in
Laufzeit der Rente auf trägt vorbehaltlich E Rz 871 maßgebend, wenn der Rentner zu
. . . Jahre ab Beginn der Spalte 3 . . . v. H. Beginn des Rentenbezugs das . . .te
des Rentenbezugs Lebensjahr vollendet hatte
1 2 3
40–41 39 39
42 40 38
43–44 41 36
45 42 35
46–47 43 33
48 44 32
49–50 45 30
51–52 46 28
53 47 27
54–55 48 25
56–57 49 23
58–59 50 21
60–61 51 19
62–63 52 17
64–65 53 15
66–67 54 13
68–69 55 11
70–71 56 9
72–74 57 6
75–76 58 4
77–79 59 2
ab 80 Der Ertragsanteil ergibt sich immer aus der Tabelle in E Rz 871

874 Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsrenten aus der gesetzlichen Rentenversiche- 874


rung unterliegen seit 2005 ebenfalls der Besteuerung nach dem Kohortenprin-
zip, während vor 2005 nur ein Minianteil – häufig unter 10 % – steuerpflichtig
war. Ihr Besteuerungsanteil ergibt sich also ebenfalls aus der Tabelle in
E Rz 870.
Diese recht hohe Besteuerung greift aber nur für Erwerbs- bzw. Berufsunfähig-
keitsrenten, die aus einem der Basisversorgungssysteme kommen, z. B. der ge-
setzlichen Rentenversicherung, den landwirtschaftlichen Alterskassen, berufs-
ständischen Versorgungswerken oder einer Rürup-Rente. Entsprechende
Renten aus privaten Versicherungen, z. B. reine Erwerbsunfähigkeitsversiche-
rungen oder Rentenlebensversicherungen, die vor dem 1. 1. 2005 mit Erwerbs-
unfähigkeitszuschlag abgeschlossen wurden, werden dagegen mit den geringe-
ren Ertragsanteilen lt. E Rz 873 besteuert.

875 Rentenbezüge, bis zu denen keine Einkommensteuer anfällt (bei einem Eigen- 875
anteil zur Krankenversicherung von 7,7 %; Pflegeversicherung 1,7 %) Unter
der Voraussetzung, dass der Grundfreibetrag auch in Zukunft unverändert bei
7 664 € liegt, ergeben sich unter Berücksichtigung der als Sonderausgaben ab-

78049-7_s001-816.indb 555 28.08.2007 14:31:02 Uhr


556 XII. Renten und Pensionen

zugsfähigen Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung für Rentner fol-


gende steuerfreie Rentenbeträge im Jahr.

Jahr des Rentenbeginns 2005 2006 2007 2008 2009 2010


€ € € € € €
Ledige 19 217 18 315 17 493 16 742 16 053 15 419
Verheiratete 38 182 36 390 34 758 33 266 31 897 30 636

Wenn weitere abzugsfähige Sonderausgaben wie Haftpflichtversicherungen,


Kirchensteuern, Spenden etc. anfallen, erhöht sich der steuerfreie Rentenbe-
trag. Liegen dagegen noch andere Einkünfte, etwa aus der Vermietung von Im-
mobilien oder aus Zinsen, vor, verringert sich der steuerfreie Rentenbetrag.
Beziehst Du eine private Rente, z. B. weil Du Dein Haus gegen Rente verkauft
hast, ist sie ebenfalls nur mit dem Ertragsanteil (s. Tabelle E Rz 871) zu versteu-
ern. Bei einer Veräußerungsrente aus dem Verkauf Deiner Firma hast Du ein
Wahlrecht: Entweder Du versteuerst nur den Ertragsanteil, den aber von Be-
ginn an, oder Du versteuerst die Renteneinnahmen komplett, dies allerdings
erst, wenn sie die Höhe des Kapitalkontos der Firma erreicht haben.

Mach aus 125 € steuerpflichtiger Rente


375 € abzugsfähige Ausgaben!

876 Als Rentner zahlst Du jede Menge Versicherungsbeiträge, z. B. Haftpflicht- 876


und Unfallversicherung. Einen ganz dicken Batzen machen die Beiträge zur
Kranken- und Pflegeversicherung aus. Zum Teil erhältst Du zu Deinen Kran-
kenversicherungsbeiträgen zwar einen steuerfreien Zuschuss des Rentenversi-
cherungsträgers, den Rest zahlst Du aber aus Deinen versteuerten Rentenzah-
lungen. Zum Glück lässt Dich der Fiskus diesen Teil der Versicherungsbeiträge
zunächst versteuern.
»Ja, um Gottes willen, ist der gute Konz jetzt von allen guten Geistern verlas-
sen? Der spricht vom Steuernzahlen wie vom größten Glück auf Erden!«, höre
ich Dich sagen. Keine Bange, ich bin wie immer voll auf der Höhe. Es ist wirk-
lich Dein großer Vorteil, dass der Rententeil, aus dem Du Deine Krankenversi-
cherung zahlst, steuerpflichtig ist. Wäre er es nicht, würden Deine Versiche-
rungsbeiträge nämlich komplett aus unversteuertem Einkommen finanziert
und könnten nicht als Vorsorgeaufwendungen abgezogen werden. So aber ver-
steuerst Du von diesem Teil der Rente nur den Ertragsanteil von z. B. 54 % und
kannst ihn in voller Höhe bei Deinen Vorsorgeaufwendungen unterbringen.

78049-7_s001-816.indb 556 28.08.2007 14:31:02 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 557

Beispiel
Bei einer Monatsrente von ca. 1 500 € belaufen sich Deine Kranken- und Pfle-
geversicherungsbeiträge auf etwa 2 952 € im Jahr. Dafür bekommst Du einen
Zuschuss von etwa 1 242 €. Aus der eigenen Tasche bezahlst Du also 1 710 €.
Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähige
eigene Krankenversicherungsbeiträge 1 710 €
steuerpflichtiger Ertragsanteil auf 1 710 €  54 % 923 €
zusätzlicher Vorteil aus den nicht versteuerten Restbeiträgen 787 €
Wie Du siehst, hast Du in diesem Fall buchstäblich mit der Wurst nach der
Speckseite geworfen. Für jeden Euro Rente, der zur Zahlung Deiner Kranken-
versicherung verwendet wird und den Du versteuerst, setzt Du im Gegenzug
fast den doppelten Betrag als Sonderausgaben ab.

1.2 Altersversorgung aus Pensionen


877 Stammt Deine Altersversorgung nicht aus einer gesetzlichen Sozial- oder einer 877
betrieblichen Zusatzversicherung, sondern von Deinem früheren Arbeitgeber
(Staats-, Dienstpension), musst Du sie als nachträglichen Arbeitslohn versteuern.
Deshalb musst Du bei Deinem früheren Arbeitgeber eine Lohnsteuerkarte abge-
ben und wird von der Pension Lohnsteuer einbehalten. Bei solchen Pensionen
bleibt nur ein Versorgungsfreibetrag steuerfrei. Dasselbe gilt für Arbeitnehmer,
die vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden und hierfür von ihrem Betrieb
für eine Übergangszeit Vorruhestandsgeld erhalten. Den Versorgungsfreibetrag
gibt es in diesem Fall aber erst nach Vollendung des 63. Lebensjahres.
Wenn Du erst im laufenden Jahr 63 Jahre alt geworden bist oder Deine Versor-
gungsbezüge nur einige Monate gezahlt wurden, ist Dir beim Lohnsteuerabzug
ein Teil des Versorgungsfreibetrags entgangen. Während der Versorgungsfrei-
betrag bis einschließlich 2004 noch 40 % Deiner Versorgungsbezüge, max.
3 072 €, im Jahr betrug, ergibt sich durch die neu geregelte Besteuerung der Al-
terseinkünfte eine wesentliche Änderung. Der Versorgungsfreibetrag wird in
den Jahren 2005 bis 2040 stufenweise abgebaut, so dass ab 2040 Renten und
Pensionen im Endeffekt in gleicher Weise voll besteuert werden.
In der Übergangszeit wird neben dem Grundversorgungsfreibetrag ein Zuschlag
abgezogen. Im Gegenzug kannst Du aber, obwohl Deine Versorgungsbezüge nach
wie vor Arbeitslohn sind, als Arbeitnehmerpauschbetrag nicht wie andere aktive
Arbeitnehmer 920 € im Jahr, sondern wie ein Rentner nur noch 102 € absetzen.

Zweimal kassierst Du im ersten Jahr Deiner Pensionierung. Für die akltive Zeit
steht dir der Arbeitnehrempauschbetrag mit 920 € voll zu und für die Pension
wird Dir zusätzlich der Pauschbetrag von 102 € abgezogen.

78049-7_s001-816.indb 557 28.08.2007 14:31:02 Uhr


558 XII. Renten und Pensionen

Der Prozentsatz, nach dem Dein Versorgungsfreibetrag berechnet wird, der


Höchstbetrag und der Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag ergeben sich aus
der folgenden Tabelle:

878 Versorgungsfreibetrag 878


Jahr des Versor- Versorgungsfreibe- Höchstbetrag in Euro Zuschlag zum
gungsbeginns trag in v. H. der Versorgungs-
Versorgungsbezüge freibetrag
bis 2005 40,0 3 000 900
ab 2006 38,4 2 880 864
2007 36,8 2 760 828
2008 35,2 2 640 792
2009 33,6 2 520 756
2010 32,0 2 400 720

Die Berechnung des Versorgungsfreibetrags erfolgt während der gesamten


Laufzeit bis 2040 unverändert auf folgender Basis:
● Versorgungsbeginn vor 2005 = Versorgungsbezug für Januar 2005  12 +
Weihnachtsgeld und andere Sonderzahlungen mit Rechtsanspruch.
● Versorgungsbeginn ab 2005 = Versorgungsbezug für den ersten vollen Zah-
lungsmonat  12 + Weihnachtsgeld und andere Sonderzahlungen mit Rechts-
anspruch.
Bis 2040 eintretende normale Steigerungen Deiner Versorgungsbezüge bleiben
bei der Berechnung unberücksichtigt.

Wenn sich Deine Versorgungsbezüge dagegen außergewöhnlich ändern, weil


bestimmte Regelungen zur Anrechnung anderer Einkommensteile, zur Berück-
sichtigung von Ruhezeiten oder andere außerordentliche Kürzungen oder
Erhöhungen zum Tragen kommen, wird eine Neuberechnung Deiner maßge-
benden Versorgungsbezüge durchgeführt.

1.3 Alterseinkünfte sind noch steuerbegünstigt


879 Neben dem Versorgungsfreibetrag kannst Du während einer Übergangszeit 879
einen Altersentlastungsbetrag in Anspruch nehmen. Das ist ein bestimmter
Prozentsatz der Summe aus Deinem aktiven Arbeitslohn (ohne Versorgungsbe-
züge) zzgl. der positiven Summe Deiner anderen Einkünfte ohne Renten und
Abgeordnetenbezüge. Voraussetzung für seinen Abzug ist aber, dass Du vor
Beginn des Kalenderjahres Dein 64. Lebensjahr vollendet hast. Das ist der Fall,
wenn Du spätestens am 1. 1. des jeweiligen Jahres Deinen 64. Geburtstag feierst.

78049-7_s001-816.indb 558 28.08.2007 14:31:03 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 559

Für 2007 können also alle Steuerzahler den Altersentlastungbetrag beanspru-


chen, die am 1. 1. 1943 oder früher geboren sind.
Wie der Versorgungsfreibetrag wird der Altersentlastungsbetrag zwischen 2005
und 2040 nach und nach abgebaut. Die für seine Berechnung maßgebenden
Werte ergeben sich aus der folgenden Tabelle:
Altersentlastungsbetrag
Das auf die Vollendung des 64. Lebens- in v. H. der Einkünfte Höchstbetrag in Euro
jahres folgende Kalenderjahr
2005 40,0 1 900
2006 38,4 1 824
2007 36,8 1 748
2008 35,2 1 672
2009 33,6 1 596
2010 32,0 1 520
Beispiel für Renten- und Pensionsbezüge 2007
Geboren 1. 7. 1939. Rente von der Bundesversicherungsanstalt 7 019 € (inkl.
Rentenerhöhung ab 1. 7. 2007 um 0,54 %). Staatspension jährlich 16 750 €. Un-
fallrente jährlich 1 440 €. Kriegsbeschädigtenrente monatlich 240 €. Einkünfte
aus gelegentlicher Vermittlungsprovision 175 €. Zinsen für Festverzinsliche
2 100 €. Zinsen vom Sparbuch des Ehepartners 35 €. Dividenden aus Aktienbe-
sitz 50 €. Gewinn aus Aktienverkauf 450 €. Einkünfte aus Hausbesitz 1 260 €.
Unfallrente (bleibt völlig steuerfrei) 0€
Kriegsbeschädigtenrente (ebenfalls steuerfrei) 0€
Pension 16 750 €
./. Versorgungsfreibetrag 40 %, max. – 3 900 €
Arbeitnehmer-Pauschbetrag für
./. Versorgungsbezüge – 102 € > 12 748 €
Zinsen insgesamt 2 135 €
Dividende zur Hälfte = 25 €
Summe 2 160 € 2 160 €
Werbungskostenpauschbetrag 102 €
Sparerfreibetrag 1 500 €
Summe 1 602 € – 1 602 €
Verbleiben 558 € > + 558 €
Einkünfte aus Vermietung + 1 260 €
Rente 2007 (Rentenbeginn vor 2005) 7 019 €
– Rentenfreibetrag (50 % von 7 000 €) – 3 500 €
Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
Verbleiben 3 417 € > + 3 417 €
Einkünfte aus
gelegentlicher Vermittlung 175 €
Freigrenze – 256 €
Verbleiben 0€ >+ 0€

78049-7_s001-816.indb 559 28.08.2007 14:31:03 Uhr


560 XII. Renten und Pensionen

Spekulationsgewinn 450 €
(Stets frei, wenn Anschaffung und
Verkauf länger als ein Jahr ausein-
anderliegen, bei Verkauf von Grund-
stücken 10 Jahre)
Freigrenze 511 € 450 € > + 0€
Zwischensumme 17 893 €
./. Altersentlastungsbetrag, 40 % der Einkünfte
aus Vermietung und Kapital, max. 1 900 € – 727 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 17 256 €
./. Sonderausgaben, Vorsorgeaufwendungen: 3 000 €
Sonderausgabenpauschbetrag + 72 € – 3 072 €
Zu versteuerndes Einkommen 14 184 €

Verdien Dir als 65-Jähriger schnell 600 €!

880 Schneidere Deine persönlichen Verhältnisse auf die steuerlichen Bestimmun- 880
gen zu., und zwar auf den Altersentlastungsbetrag, der allen über 64 Jahre alten
Personen zugestanden wird.
Nehmen wir an, Du beziehst eine Pension von jährlich 17 000 €
hast daneben Vermietungseinkünfte von 10 000 €
Einkünfte aus Wertpapieren 5 000 €
dann wird der Altersentlastungsbetrag 2007 wie folgt berechnet:
40 % von 15 000 € = 6 000 €, höchstens: 1 900 €
Wenn Du nun hingehst und Deinem Ehepartner die Verwaltung Deines
Grundvermögens für jährlich 5 000 € überträgst und ihm Wertpapiere
schenkst, die einen Ertrag von jährlich 2 500 € erbringen, muss das Finanzamt
so rechnen:
Altersentlastungsbetrag für Dich:
40 % der Einkünfte von 7 500 € = 3 000 €, höchstens 1 900 €
Altersentlastungsbetrag für Deinen Ehepartner: 1 900 €

Durch diese wundersame Verdopplung des Altersentlastungsbetrags sparst Du


rund 600 €.
Bist Du erst nach 2005 64 Jahre alt geworden, verringert sich der Prozentsatz
von 40 % in dem Beispiel geringfügig, der Steuervorteil ist aber nach wie vor
erstklassig.

78049-7_s001-816.indb 560 28.08.2007 14:31:03 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 561

für alle, die kurz vor der Rente oder Pensionierung


stehen

881 . . . vor allem für höherverdienende Angestellte. Erwirb Banksparbriefe oder 881
Bundesschätzchen Typ B, deren Zinszuwachs erst im Jahr der Einlösung ver-
steuert werden muss, obwohl rechnerisch ein jährlicher Zinszuwachs anfällt.
Wenn Du diese Sparbriefe oder Bundesschätzchen erst nach der Pensionierung
einlöst, fallen die Steuern dafür kaum ins Gewicht, weil die Renteneinkünfte
nur zum Teil steuerpflichtig sind. Mehr dazu unter E Rz 891 ff.

Lass Dir die Weihnachtsgratifikation später zahlen


und spare dadurch 590 € Steuern!

882 Du versteuerst keinen Gewinn, sondern einen fest zufließenden Verdienst. Du 882
hast also – im Gegensatz zum Selbständigen – nur wenige Möglichkeiten, Dein
Einkommen so zu verschieben, dass es sich steuerlich günstig auswirkt. Eine
davon ist folgende: Nehmen wir an, Du bist ein Angestellter mit einem Monats-
gehalt von 2 000 € und willst Dich im nächsten Versicherungsjahr 2008 mit
65 Jahren pensionieren lassen.
Auf Dein gewöhnliches Jahresgehalt 2007 von 26 000 €
entfällt eine Lohnsteuer von 3 701 €
Du vereinbarst nunmehr mit Deinem Chef, dass Dir Deine Weihnachtsgratifi-
kation erst am 12. Januar des nächsten Jahres ausgezahlt wird.
Also Minderung 2 000 €

»Geht das denn so einfach?« fragst Du. Natürlich! Warum nicht? Maßgebend
ist stets der Tag der Auszahlung für den Zufluss Deiner Einkünfte aus nichtselb-
ständiger Arbeit, wenn es sich um sonstige Bezüge wie z. B. Weihnachtsgeld
handelt. Es ist Deine Sache, wann Du Dir solche Dinge auszahlen lässt. (Das
Gehalt ist vertraglich zu einem bestimmten Zeitpunkt zu zahlen – dabei ginge
eine solche Verschiebung natürlich nicht!) Und schließlich: Wie soll überhaupt
einer dahinterkommen?
Du versteuerst also 2007 nur 24 000 €
Steuer darauf 3 137 €
Die Steuerersparnis darauf beträgt 564 €

78049-7_s001-816.indb 561 28.08.2007 14:31:03 Uhr


562 XII. Renten und Pensionen

Was bringt Dir diese zulässige Überlegung ein? Nun, Deine Weihnachtsgratifi-
kation bleibt im nächsten Jahr (2080) steuerfrei, wie die folgende Berechnung
zeigt:
Gratifikation 2 000 €
./. Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
Einkünfte 1 080 €
Renteneinkünfte
56 % Ertragsanteil von 15 000 € = 8 400 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 € + 8 298 €
Summe der Einkünfte 9 378 €
./. Altersentlastungsbetrag 35,2 % von 2 000 € = – 704 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 8 674 €
./. Sonderausgaben – 1 536 €
zu versteuerndes Einkommen 7 138 €
Dafür zahlst Du an Steuern 0€
Steuerersparnis aufgrund der
»verschobenen« Gratifikation somit 564 €

Über den Trick, sich die Weihnachtsgratifikation am Jahresanfang auszahlen zu


lassen und dadurch erheblich Sozialversicherung zu sparen, brauche ich hier
wohl nicht zu berichten, das wissen die Arbeitgeber längst.
Natürlich, es ist ein Ausnahmefall, dass hier die steuerliche Ersparnis so hoch
liegt. Es sind noch andere Wege möglich, z. B., wenn leitende Angestellte ihre
Tantiemen in dieser Form in steuerlich günstige Jahre bringen. Und steuerlich
günstiger ist stets das Jahr, in dem infolge eines niedrigeren Gehalts oder Ein-
kommens – wegen der Progression des Tarifs – eine niedrigere Steuer anfällt.
Es lässt sich für Dich nicht nur eine Ersparnis herausholen, wenn Du aus dem
Arbeitsverhältnis ausscheidest, sondern auch, wenn
● im kommenden Jahr geringerer Lohn anfallen wird, infolge Krankheit, Kün-
digung, Arbeitslosigkeit, Gehaltswechsels, oder wenn
● im nächsten Jahr wesentliche einkommensmindernde Beträge (erhöhte Ab-
schreibung wegen Bau eines Hauses, Nachzahlung von Versicherungen oder
Aufnahme neuer Verträge oder hohe außergewöhnliche Belastungen durch
Kuren oder Scheidung usw.) anfallen, die Dein Einkommen reduzieren, so
dass sich eine Verschiebung lohnt.
Also heißt es aufgepasst und vorher gut bedacht, was herauszuholen ist. Am
besten eine Notiz im Kalender machen! Genauso gut ist der Trick zu praktizie-
ren bei
● Gewinnanteilen,
● Hauseinkünften (wo Du Reparaturen auf einige Jahre verteilen kannst),
● im ersten Jahr als Selbständiger, wenn nur wenig Gewinn oder gar ein Verlust
anfällt.

78049-7_s001-816.indb 562 28.08.2007 14:31:04 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 563

Die beste Regierung ist die, welche gar nicht regiert.


(Thorau)

1.4 Wieviel darfst Du als Rentner nebenbei verdienen,


ohne Deine Rente zu gefährden
883 Vielen reicht die Rente nicht aus, ein angemessenes Leben zu führen. Du als 883
Rentenempfänger suchst sie deshalb durch einen Zusatzverdienst aufzubes-
sern. Doch Du sträubst Dich dagegen, ein reguläres Arbeitsverhältnis einzuge-
hen, weil Du – zu Recht – befürchtest, dass Deine Rente gekürzt werden
könnte.
Meldung macht frei, sagt die Obrigkeit
Was den Rekruten bei Strafandrohung eingebläut wird, nämlich Meldung zu
machen, wenn ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt, gilt in spezieller Form für
alle diejenigen, die Arbeitnehmer beschäftigen. Sie haben nach den Vorschriften
der Sozialgesetze und nach der Datenerfassungs- und Übermittlungsverord-
nung (DEÜV) bestimmte Meldepflichten zu erfüllen. Auch praktizieren die
Behörden untereinander ein gut funktionierendes Meldesystem. Dies gilt trotz
Steuergeheimnis auch für die Finanzämter (§ 31 a AO). Deshalb ist es gut zu
wissen, ob und unter welchen Umständen Deine Rente gefährdet ist, wenn Du
nebenbei noch etwas arbeitest. Ungeschoren kommst Du davon, wenn Dein
Zubrot bestimmte Hinzuverdienstgrenzen nicht überschreitet. Neben den all-
gemeinen Hinzuverdienstgrenzen gibt es individuelle. Diese sind abhängig vom
versicherten Entgelt in den letzten drei Kalenderjahren, insbesondere bei Er-
werbsunfähigkeit.
Ab dem 65. Lebensjahr bestehen keinerlei Hinzuverdienstgrenzen. Eine Kür-
zung Deiner Rente brauchst Du nicht zu befürchten.
Anders hingegen alle, die vor dem 65. Lebensjahr eine Rente beziehen. Für sie
gelten unterschiedliche Hinzuverdienstgrenzen je nachdem, um welche Rente
es sich handelt.
a) Vollrente wegen Alters ab 60 bzw. 63
Hinsichtlich des Hinzuverdienstes gelten nicht die Grenzen für geringfügig Be-
schäftigte, sondern je 1/7 der Bezugsgröße der Sozialversicherung.

Hinzuverdienstgrenzen 2007
Vollrente wegen Alters Lebensalter Hinzuverdienstgrenze 2007
– als langjährig Versicherter ab 63
– als Schwerbehinderter ab 63 350 € monatlich
– nach Arbeitslosigkeit oder
nach Altersteilzeitarbeit ab 60

b) Teilrente wegen Alters ab 60 bzw. 63


Es kann eine Rente von 2/3, 1/2 oder 1/3 der Vollrente beantragt werden, wobei
dieselben Altersgrenzen gelten wie unter a). Der Antrag auf Teilrente, also der

78049-7_s001-816.indb 563 28.08.2007 14:31:04 Uhr


564 XII. Renten und Pensionen

Verzicht auf einen Teil der Vollrente, kann sinnvoll sein, weil Teilrentenbezieher
der gesetzlichen Rentenversicherung unterliegen und die während des Teilren-
tenbezugs erworbenen Beitragszeiten später bei der Vollrente zusätzlich ange-
rechnet werden. Zudem gelten höhere Hinzuverdienstgrenzen.

Rentenabschläge
Vorzeitig in Rente gehen und dann hinzuverdienen? Keine schlechte Idee,
doch pass auf, dass Du die Rechnung nicht ohne den Wirt, d. h. die Renten-
kasse, machst. In den letzten Jahren wurden die Altersgrenzen immer weiter
angehoben, auch für Frauen. Inzwischen beträgt sie für alle Renten
65 Jahre. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Altersrenten zwar
nach wie vor grundsätzlich vor dem 65. in Anspruch genommen werden, jedoch
mit einem Abschlag, wie es so schön heißt, genauer gesagt unter Hinnahme
einer Kürzung. Grundsätzlich gilt: Für jeden Monat der Inanspruchnahme einer
Altersrente vor der Regelaltersgrenze wird die Rente um 0,3 % gekürzt. Wer
z. B. als Arbeitsloser oder nach Altersteilzeitarbeit mit Geburtsjahrgang 1946
mit 60 Jahren vorzeitig in Rente ging, muss eine Kürzung von 60 Monaten 
0,3 % = 18 % hinnehmen.
Durch die Anhebung der Regelaltersgrenze für die Rente auf 67 Jahr ergeben
sich in Zukunft höhere Abschläge. Erstmalig betroffen sind Rentner der Ge-
burtsjahrgänge 1947 und jünger. So beträgt z. B. die Regelaltersgrenze für Per-
sonen des Geburtsjahrgangs 1953 65 Jahre und 7 Monate. Geht eine Arbeitneh-
merin des Geburtsjahres 1953 im Jahr 2013, also im Alter von 60, in Rente, muss
sie bereits 67 Monate à 0,3 % = 20,1 % als Rentenabschlag hinnehmen. Diese
Kürzung soll aber für Personen unterbleiben, die mindestens 45 Beitragsjahre
aufweisen können.

1.5 Wann bin ich bei einer Nebenarbeit


von der Sozialversicherung befreit?
884 Wenn Du als Rentner weiterhin arbeitest, ist es wichtig für Dich zu wissen, 884
wann für deine Beschäftigung Sozialversicherungsbeiträge anfallen. Nach dem
Motto »Gelobt sei, was kompliziert ist« hängt Deine Sozialversicherungspflicht
davon ab, welche Art von Rente Du beziehst. Im Einzelnen gilt dabei Fol-
gendes:

Berufsunfähigkeitsrente
Beziehst Du eine Berufsunfähigkeitsrente, bist Du zunächst wie jeder normale
Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig. Allerdings entfällt für Dich die
Arbeitslosenversicherung, wenn das Arbeitsamt festgestellt hat, dass Du der
Arbeitsvermittlung nicht mehr zur Verfügung stehst, weil Deine Leistungs-
fähigkeit vermindert ist (§ 169 c Nr. 3 AFG).

78049-7_s001-816.indb 564 28.08.2007 14:31:04 Uhr


1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 565

Erwerbsunfähigkeitsrente
Als Bezieher einer Erwerbsunfähigkeitsrente bist Du – mit Ausnahme der Ar-
beitslosenversicherung (§ 169 c Nr. 2 AFG) – grundsätzlich sozialversicherungs-
pflichtig. Da Du aber nur im Rahmen der Grenzen für sozialversicherungsfreie
Geringverdiener hinzuverdienen kannst, ist die Frage der Sozialversicherungs-
pflicht für Dich eher akademischer Natur. Liegt Dein Arbeitsentgelt unter der
Grenze von 400 €, gilt für Dich die Regelung für geringfügig Beschäftigte. Liegst
Du dagegen darüber, ist Deine Erwerbsunfähigkeitsrente zum Teufel (§ 44
Abs. 2 SGB VI).

Altersruhegeld
Als weiterbeschäftigter Vollrentner bist Du wie andere Arbeitnehmer kranken-
und pflegeversicherungspflichtig. Mit der Rentenversicherung hast Du jedoch
nichts mehr am Hut, da Alters- oder Vollrentner stets rentenversicherungsfrei
sind (§ 5 Abs. 4 SGB VI). Trotzdem muss Dein Arbeitgeber seinen Beitragsan-
teil zur Rentenversicherung zahlen. Arbeitslosenversicherung fällt für Dich
nicht mehr an, wenn Du bereits 65 Jahre alt bist. Gleichwohl muss auch in die-
sem Fall Dein Arbeitgeber in den sauren Apfel beißen und wie bei der Renten-
versicherung den Arbeitgeberanteil leisten.
Solange Du nur eine geringfügige Beschäftigung ausübst, zahlt Dein Arbeitge-
ber für Dich 28 % Sozialversicherung. Allerdings musst Du als Rentner oder
Pensionär Deinen Arbeitslohn versteuern (sofern Einkommensteuer anfällt).
Was heißt geringfügig? Dazu lassen sich ausführlich und in bestem Amtsdeutsch
die »Geringfügigkeits-Richtlinien« zu § 8 Sozialgesetzbuch aus.

Eine Beschäftigung ist demnach geringfügig, wenn sie entweder geringfügig


entlohnt wird oder nur kurzfristig ist.
Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung liegt vor, wenn der regelmäßige Ar-
beitslohn 400 € pro Monat nicht übersteigt.
Eine kurzfristige Beschäftigung wird ausgeübt, wenn die Beschäftigung auf
längstens zwei Monate oder 50 Arbeitstage begrenzt ist.
Wichtig: Mehrere geringfügige Beschäftigungen sind zusammenzurechnen und
müssen bei der Sozialversicherung angemeldet werden. Dazu einige Beispiele:
1. Du bist Rentner und arbeitest 14 Stunden in der Woche für monatlich 250 €:
Du bist geringfügig beschäftigt, weil der Lohn 400 € pro Monat nicht über-
steigt.
2. Du beziehst als Rentner (ab 65 Jahre) ein Altersruhegeld von 1 000 € im
Monat und bist 14 Stunden wöchentlich für 300 € beschäftigt:
Zahlbetrag der Rente 1 000 €
+ Arbeitsentgelt 300 €
Zusammen 1 300 €
Aufgrund der Minijobregelungen muss Dein Arbeitgeber für Dich 28 % an die
Bundesknappschaft entrichten, und Du musst – sofern Dein Arbeitgeber nicht

78049-7_s001-816.indb 565 28.08.2007 14:31:05 Uhr


566 XII. Renten und Pensionen

zusätzlich 2 % Pauschalsteuer abdrückt – den Hinzuverdienst ganz regulär ver-


steuern. Es ergibt sich folgende Berechnung:

Arbeitslohn 12  300 = 3 600 €


Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
verbleiben 2 680 € > 2 680 €
Rente mit Ertragsanteil 12  1 000  50 % = 6 000 €
Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
verbleiben 5 898 € > + 5 898 €
Summe der Einkünfte 8 578 €
Altersentlastungsbetrag 40 % von 3 600 € – 1 440 €
Sonderausgabenpauschbetrag – 36 €
zu versteuerndes Einkommen 7 102 €
Einkommensteuer 0€

Wenn Du Deinem Arbeitgeber Deine Steuerkarte vorlegst, wird bei Steuer-


klasse I keine Belastung für Dich entstehen, und Dein Arbeitgeber spart sich
die 2 % Pauschalsteuer.
3. Du arbeitest bei zwei Arbeitgebern:

Du arbeitest Fall A Fall B


bei Arbeitgeber 1 für 110 € für 200 €
bei Arbeitgeber 2 für 100 € für 250 €
Summe 210 € 450 €

Im Fall A bist Du in beiden Beschäftigungen geringfügig beschäftigt, weil Dein


monatlicher Lohn 400 € nicht übersteigt. Im Fall B fallen in beiden Beschäfti-
gungen Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge an, weil die Lohngrenze
von 400 € überschritten ist.4. Du arbeitest 14 Stunden in der Woche für einen
Lohn von 380 € monatlich. Außerdem erhältst Du ein Weihnachtsgeld von 360 €:
Es fallen Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge an, weil Dein durch-
schnittlicher Monatslohn 400 € übersteigt (380 €  12 = 4 560 € zzgl. Weih-
nachtsgeld 360 € = 4 920 €, davon 1/12 = 410 €).
5. Du arbeitest zusätzlich neben einer Hauptbeschäftigung regelmäßig als Aus-
hilfe: Dein Aushilfsjob bleibt geringfügig, wenn der Verdienst nicht über 400 €/
Monat liegt. Bist Du privat versichert, entfällt die Krankenversicherungspau-
schale von 13 %.
6. Du nimmst am 1. 5. eine Beschäftigung als Urlaubsvertretung an, die am 15. 6.
beendet ist: Der Lohn beträgt monatlich 1 000 €. Die Beschäftigung ist kurzfris-
tig und damit geringfügig, denn sie dauert nicht länger als zwei Monate. Somit
besteht keine Sozialversicherungspflicht.

78049-7_s001-816.indb 566 28.08.2007 14:31:05 Uhr


2. Einkünfte aus Unterhaltsleistungen 567

885 Beitrags- und Entgeltgrenzen für die Sozialversicherung 885


West Ost
2007 2006 2007 2006
Beitrag vom Arbeitsentgelt1 % % % %
Rentenversicherung 19,5 19,5 19,5 19,5
Arbeitslosenversicherung 6,5 6,5 6,5 6,5
Krankenversicherung individuell1 individuell1
Sonderbeitrag zur Krankenversicherung2 0,9 0,9 0,9 0,9
Pflegeversicherung 1,7 1,7 1,7 1,7
Beitragsbemessungsgrenzen monatlich € € € €
Rentenversicherung 5 250,00 5 250,00 4 550,00 4 400,00
Arbeitslosenversicherung 5 200,00 5 250,00 4 550,00 4 400,00
Krankenversicherung 3 562,50 3 562,50 3 525,00 3 562,50
Pflegeversicherung 3 562,50 3 562,50 3 525,00 3 562,50
Versicherungspflichtgrenzen monatlich € € € €
am 31.12.2003 privat Krankenversicherte 3 562,50 3 562,50 3 562,50 3 562,50
Krankenversicherung 3 975,00 3 937,50 3 975 3 937,50
Entgeltgrenzen monatlich € € € €
Geringfügigkeit 400 400 400 400
Alleinige Beitragspflicht d. Arbeitgebers 325 325 325 325
1 Durchschnittssatz 13,5%.
2 Sonderbeitrag geht voll zu Lasten des Arbeitnehmers.

2. Einkünfte aus Unterhaltsleistungen


886 Hoffentlich war Dir, als Du die Anlage U Deines Ex unterschrieben hast, klar, 886
dass die Unterhaltsleistungen von Dir versteuert werden müssen (E Rz 519),
soweit sie von Deinem Ex als Sonderausgaben nach § 10 Abs. 1 Nr. 1 EStG ab-
gezogen werden können (§ 22 Nr. 1 a EStG).

Dies bedeutet für Dich:


1. Weil der Abzug als Sonderausgaben bei Deinem Ex auf 13 805 € begrenzt ist,
brauchen übersteigende Beträge von Dir nicht versteuert zu werden.
2. Ein Abzug als Sonderausgaben steht nur Steuerzahlern mit Wohnsitz oder
gewöhnlichem Aufenthalt im Inland zu, also nur unbeschränkt steuerpflich-
tigen Personen.

78049-7_s001-816.indb 567 28.08.2007 14:31:05 Uhr


568 XII. Renten und Pensionen

Lebt Dein Ex im Ausland, brauchst Du die Unterhaltsleistungen trotz unter-


888
schriebener Anlage U nicht zu versteuern.
Die beiden Beträge korrespondieren. Wenn Dein Ex Dir seine Wohnung zur
Nutzung überlassen hat und der Mietwert auf den Unterhalt angerechnet wird,
brauchst Du nicht den ganzen Mietwert zu versteuern. Denn steuerlich werden
bei Deinem Ex nur die von ihm getragenen verbrauchsabhängigen Kosten an-
erkannt (H 86 b EStH; BFH-Urteil v. 12. 4. 2000 XI R 127/96). Das sind die
Grundsteuern und die Gebühren für Heizung, Strom, Wasser, Müllabfuhr etc.,
nicht aber die Zinsen, die Abschreibung und die Versicherungskosten.

Berechnung der Einkünfte aus Unterhaltsleistungen


Von den Unterhaltsleistungen geht lediglich ein Pauschbetrag für Werbungs-
kosten in Höhe von 102 € runter, den das Finanzamt automatisch abzieht (§ 9 a
EStG). Es sei denn, Du bist mit Deinem Ex wegen der Unterhaltsleistungen im
Streit und hattest Kosten für Rechtsberatung, Mahn- und Gerichtsverfahren.
Sofern sie den Pauschbetrag übersteigen, kannst Du sie absetzen.

887 Der Fiskus ist fest entschlossen, selbst für kleinste Vermögensvorteile den Steu- 887
ersäckel aufzuhalten, so auch für Vorteile aus privaten Veräußerungsgeschäften,
wenn sie mit dem Makel der Spekulation behaftet sind. Das ist der Fall, wenn
der Zeitraum zwischen An- und Verkauf eine bestimmte Frist unterschreitet
und der Gewinn im Kalenderjahr insgesamt über 512 € beträgt.

Spekulationsfristen
Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte (z. B. Erbbaurechte) 10 Jahre
Andere Wirtschaftsgüter (Wertpapiere, Anteile,
Termingeschäfte, Autos) 1 Jahr

Mit Einführung der Abgeltungssteuer ab 2009 fällt die Spekulationsfrist für


Wertpapiere von einem Jahr. Ab 2009 sind Wertpapierveräußerungen auch
dann steuerpflichtig, wenn die Papiere länger als ein Jahr im Depot waren. Für
Immobilienspekulationen bleibt es dagegen unverändert dabei, dass nach Ab-
lauf von zehn Jahren keine Einkünfte aus der Veräußerung versteuert werden
müssen.

78049-7_s001-816.indb 568 28.08.2007 14:31:06 Uhr


3. Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften (§ 23 EStG) 569

3. Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften


(§ 23 EStG)
3.1 Spekulationssteuer bei Immobilienverkauf
88 874 Eine Ausnahme von der Spekulationssteuer macht der Fiskus, wenn ein bislang 888
eigengenutztes Haus verkauft wird. Viele Häuslebauer, die ihre Ersparnisse in
einer vermieteten Immobilie angelegt haben und diese verkaufen wollen, fallen
aus allen Wolken, wenn sie hören, dass Spekulationssteuer anfallen könnte.
Dabei ist Schummeln zwecklos, weil der Notar dem Finanzamt den Kaufvertrag
zusendet.

Einspruch, Euer Ehren!

Früher hat sich der Fiskus immer daran gehalten, Steuergesetze mit Wirkung
für die Zukunft zu ändern. Doch 1998 war er wohl von allen guten Geistern
verlassen und schrieb für Grundstücksverkäufe eine erweiterte Spekulations-
frist von zehn statt bis dahin zwei Jahren ins Einkommensteuergesetz. Wer 1997
gebaut hatte und nach fünf Jahren verkaufen wollte, sah sich jetzt von der Spe-
kulationssteuer bedroht. Diese rückwirkende Verschärfung steht beim Bundes-
finanzhof auf dem Prüfstand. Hat Dich die erweiterte Spekulationsfrist kalt er-
wischt, so lege Einspruch ein und berufe Dich auf das Verfahren vor dem BFH
(Az IX B 90/00).

3.2 Spekulationssteuer bei Aktiengeschäften


889 Spekulationsgeschäft kann nur sein, wenn 889
1. die gekauften und wieder verkauften Wertpapiere nach Art (Börsenkenn-
nummer) und Stückzahl identisch sind (Nämlichkeitserfordernis) und
2. der Zeitraum zwischen Ankauf und Verkauf nicht mehr als ein Jahr betragen
hat.
Bei Wertpapieren in einem Sammeldepot (Normalfall) mit unterschiedlichen An-
schaffungszeitpunkten darfst Du sagen, Du hättest die alten Schätzchen zuerst
verscherbelt und nicht die zuletzt angeschafften. Diesen Kniff hat der BFH in
seinem Urteil vom 24. 11. 1993 (BStBl 1994 II S. 591) ausdrücklich abgesegnet.
Und weil die Berechnung des Spekulationsgewinns bei Wertpapiergeschäften
so schön kompliziert ist, hat der BFH den Streithähnen gleich ein Beispiel mit
auf den Weg gegeben, wie verfahren werden soll. An dieses Beispiel kannst
auch Du Dich halten, wenn Dir einfallen sollte, Du habest möglicherweise
Spekulationsgewinne zu erklären.

78049-7_s001-816.indb 569 28.08.2007 14:31:06 Uhr


570 XII. Renten und Pensionen

Beispiel
Angenommen, es befanden sich am 31. 12. 2006 in einem Sammel.depot:
X-Aktien Ankaufspreis
100 Stück je 100 € = 10 000 €
Zukäufe der gleichen Sorte: 30. 9. 07 40 Stück je 90 € = 3 600 €
30. 12. 07 30 Stück je 100 € = 3 000 €
1. 3. 08 30 Stück je 110 € = 3 300 €
Anschaffungskosten aus Zukäufen 100 Stück insgesamt = 9 900 €
Verkaufspreis
Verkauf der gleichen Sorte 1. 7. 08 150 Stück je 150 € = 22 500 €
Von den verkauften 150 Stück sind nur (150 ./. 100 Altbestand 31. 12. 2006 =)
50 Stück innerhalb der Spekulationsfrist von einem Jahr verkauft worden. Der
Spekulationsgewinn hieraus errechnet sich wie folgt:
Verkaufserlös: 50 Stück  150 € = 7 500 €
./. Ankaufspreis 40 Stück à 90 € = 3 600 €
+ 10 Stück à 100 € = 1 000 € = 4 600 €
Spekulationsgewinn 2 900 €
Vom Spekulationsgewinn ist die Hälfte steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG) = 1 450 €
Wie Du siehst: Alte Schätzchen gelten als zuerst verkauft!

Abgeltungssteuer bringt ab 2009 völlig neue Regelungen


Mit dem Unternehmenssteuerreformgesetz wird die Besteuerung von Kapital-
und Spekulationseinkünften aus Wertpapieren vollkommen neu geregelt. Ab
2009 unterliegen Spekulationsgewinne aus Wertpapieren generell einer pau-
schalen Abgeltungssteuer von 25 % zzgl. Kirchensteuer und Solidaritätszu-
schlag.
Gewinne sind dann grundsätzlich steuerpflichtig, und zwar unabhängig davon,
ob Du die Wertpapiere vier Wochen oder vier Jahre nach der Anschaffung ver-
kaufst. Die einjährige Spekulationsfrist, wie sie zurzeit noch gilt, entfällt ab
2009.
Allerdings gilt auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme. Aus Vertrauensschutz-
gründen gilt der Wegfall der Spekulationsfrist erst für Wertpapiere, die Du nach
dem 31. 12. 2008 erwerben wirst. Das bedeutet für Dich, wartest Du mit dem
Verkauf von Wertpapieren, die Du 2008 oder früher kaufst bzw. gekauft hast,
mindestens ein Jahr, unterliegen Deine Veräußerungsgewinne daraus auch 2009
oder später nicht der Besteuerungsfalle. Aufgrund dieser Übergangsregelung
kannst Du also auch noch im Jahr 2015 oder 2020 steuerfreie Spekulationsge-
winne haben, wenn Du Deine vor 2009 gekauften Altpapiere mit Gewinn auf
den Markt bringst.

78049-7_s001-816.indb 570 28.08.2007 14:31:06 Uhr


571

Was sagt der Universitätsprofessor? Dieses: »Die Versteuerung von


Zinsen ist eine Sache von Dummen und Skrupelhaften.«
(Prof. K. Tipke, Universität Köln)

XIII. Kapitaleinkünfte
1. Versteuerung von Kapitaleinkünften
(Zinsen und Dividenden)
891 Wenn Dir aus privatem Kapitalvermögen Einnahmen zugeflossen sind, ist 891
deren Versteuerung schon ein Ärgernis. Denn es wird nicht nur für die Infla-
tionsverluste kein Abschlag gewährt, Du hast das sauer ersparte Geld, das Du
da angelegt hast, ja auch schon mal voll versteuert! Und oft bleibt von den Er-
trägen kaum etwas übrig. Meistens wird durch Steuern und Inflation sogar die
Substanz angegriffen. Aus diesem Grund ist Einfallsreichtum gefragt, wie die
Verhältnisse günstig zu gestalten sind. Für Dich ist wichtig, was von Deinen
Kapitalerträgen rein netto übrig bleibt. Deshalb wirst Du die Einkommens-
teuer als belastenden Faktor mit einkalkulieren.

Allgemeiner Überblick
Bei den Kapitalerträgen (§ 20 EStG) kannst Du zwei Gruppen unterscheiden,
die höchst unterschiedlich besteuert werden:

892 Gruppe I (Zinsen aus Sparguthaben, Festgeldern, Sparbriefen, Anleihen etc.) 892
Zinsen sind steuerpflichtig – so steht es im Gesetz und auch auf jedem Bankbe-
leg – und gehören deshalb in die Steuererklärung. Mit der Versteuerung von
Zinsen hapert es jedoch, wie wir wissen, weil viele Sparer ihre Zinsen nur un-
gern in der Steurerklärung angeben. Ein echtes Bankgeheimnis gibt es in
Deutschland nicht, da alle Banken verpflichtet sind, Deine Kontostammdaten
(Name, Adresse, Eröffnungsdatum) in einer zentralen Datenbank zu speichern,
auf die auch der Fiskus Zugriff hat. Viele lassen es, wenn aus dieser Bankverbin-
dung Zinsen fließen, mit dem Abzug der Kapitalertragsteuer (KapESt) von
30 % bewenden. Jedoch ist die Gefahr, damit aufzufallen, inzwischen zumindest
bei inländischen Bankverbindungen recht hoch.
Andere machen sich die Mühe und bringen ihr Geld ins Ausland, um auch noch
den Abzug der Kapitalertragsteuer zu vermeiden. Allerdings musst Du genau
schauen, ob im betreffenden Land nicht eine Quellensteuer erhoben wird und
Deine ausländische Bank dem deutschen Fiskus Deine Erträge anzeigen muss.

893 Gruppe II (Dividenden und ähnliche Gewinnanteile) 893


Hier gilt das Vorherige nicht. Es wäre absolut falsch, Dividenden und ähnliche
Gewinnanteile nicht in der Steuererklärung anzugeben, und zwar aus zwei
Gründen. Zunächst sind diese Erträge zur Hälfte steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG).

78049-7_s001-816.indb 571 28.08.2007 14:31:06 Uhr


572 XIII. Kapitaleinkünfte

Doch entscheidend ist, dass sie einer horrenden Kapitalertragsteuer unterlie-


gen. Die Kapitalertragsteuer auf Dividenden beträgt zwar nominell nur 20 %,
bezieht sich aber auf die gesamte Dividende. Bezogen auf den steuerpflichtigen
Teil beträgt sie also 40 %. Schummeln würde sich demnach nur lohnen, wenn
der persönliche Steuersatz 40 % übersteigt.

Wegen der horrenden Kapitalertragsteuer gehören Dividenden und ähnliche


Gewinnanteile in die Steuererklärung.

894 Dividenden und die ähnlichen Gewinnausschüttungen unterliegen dem sog. 894
Halbeinkünfteverfahren. Wie der Name schon sagt, werden Dividenden und
ähnliche Gewinnausschüttungen in der Einkommensteuererklärung nur zur
Hälfte angesetzt. Die andere Hälfte ist steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG).

Werbungskosten
Logische Folge des Halbeinkünfteverfahrens ist, dass sämtliche Ausgaben, die
mit der Erzielung der Dividenden zusammenhängen, wie Depotgebühren, Zin-
sen zur Finanzierung von Aktien, Reisekosten zur Hauptversammlung etc.,
ebenfalls nur zur Hälfte abzugsfähig sind. Die andere Hälfte fällt unter den
Tisch (§ 3 c EStG).

895 Spekulationsgewinne sind ebenfalls zur Hälfte steuerfrei 895


Auch Spekulationsgewinne aus privaten Aktiengeschäften sind zur Hälfte steu-
erfrei (§ 3 Nr. 40 EStG), obwohl sie überhaupt nicht mit Körperschaftsteuer
belastet sind. Das ist schwer verständlich, doch wir hören es gern.
Die Spekulationsfrist beträgt ein Jahr. Spekulationsgewinn ist der Unterschied
zwischen dem Ankauf- und dem Verkaufskurs abzgl. Spesen. Spekulationsge-
winne dürfen mit Spekulationsverlusten, auch früherer oder späterer Jahre, ver-
rechnet werden (§ 23 EStG).

Zaubere Spekulationsgewinne einfach weg!

896 Dass ein Spekulationsgewinn nur zur Hälfte steuerpflichtig ist, tröstet Dich 896
wenig. Doch vielleicht hast Du einige Aktien im Depot, die Du nur deswegen
noch nicht verkauft hast, weil Du mit ihnen im Minus bist. Dann verkaufe sie
schleunigst innerhalb der Spekulationsfrist und realisiere dadurch einen Speku-
lationsverlust, mit dessen Hälfte Du den hälftigen Spekulationsgewinn ausglei-
chen kannst (Verlustausgleich nach § 2 Abs. 3 EStG).

78049-7_s001-816.indb 572 28.08.2007 14:31:07 Uhr


2. Sparerfreibetrag, Werbungskostenpauschbetrag 573

Nun sehe ich schon Deine Stirn in Falten, doch das ist der Dreh: Du kaufst die
Papiere sogleich zurück und beugst damit einem endgültigen Verlust vor.
Schließlich erwartest Du steigende Börsenkurse gerade für diese Papiere, wenn
auch nicht in nächster Zeit. Für den Rückkauf solltest Du allerdings einige Tage
Schamfrist einhalten und nach Möglichkeit nicht wieder exakt dieselbe Anzahl
an Aktien kaufen. Der Fiskus, dem dieser Kniff seit je ein Dorn im Auge ist, hat
inzwischen Schützenhilfe vom FG Schleswig-Holstein bekommen, das die Ver-
luste aus einem Verkauf bei zeitnahem Rückkauf der gleichen Menge Aktien
desselben Unternehmens nicht als abzugsfähig ansah (FG Schleswig-Holstei-
nisches v. 14. 9. 2006 – 5 K 286/03).
Übst Du Dich aber ein wenig in Geduld und kaufst Du ein paar Aktien mehr
oder weniger, stehen die Verluste schwarz auf weiß auf dem Papier. Dich kostet
dieses Bravourstück nur die Verkaufs- und Ankaufspesen des Ordervolumens,
die aber von der Steuerersparnis ausgeglichen werden.

2. Sparerfreibetrag, Werbungskostenpauschbetrag
897 Einen kleinen Trost bieten die § § 9 a und 20 Abs. 4 EStG. Danach sind Kapi- 897
taleinkünfte in folgender Höhe steuerfrei:
Werbungskostenpauschbetrag 2007 (Alleinstehende/Verheiratete) 51/102 €
Sparerfreibetrag 2007 (Alleinstehende/Verheiratete) 750/1 500 €
Summe 801/1 602 €

Es sind also nur die Zinsen und Dividenden oberhalb dieser Beträge steuer-
pflichtig. Das Wort »Sparerfreibetrag« könnte zu der Annahme verleiten, es
seien nur Zinsen steuerfrei, aber es sind auch Dividenden begünstigt. Wie Du
siehst, knabbert der Fiskus immer weiter am Sparerfreibetrag: Vor 2004 lag er
bei 1 550 €/3 100 €, 2006 noch bei 1 370 €/2 740 €.
Für Ehegatten gut zu wissen: Der Sparerfreibetrag und der Werbungskosten-
pauschbetrag verdoppeln sich auch dann, wenn nur einer der Ehegatten Kapi-
talerträge bezogen hat.

Beispiel 2007
Ehemann Ehefrau
Dividenden 5 000 €, davon die Hälfte 2 500 € –
Zinsen – 200 €
Summe 2 500 € 200 €
Insgesamt (2 500 € + 200 € =) 2 700 €
./. Freibeträge 1 602 € – 1 602 €
Einkünfte 1 098 €

Nicht ausgeschöpfte Freibeträge fallen übrigens sang- und klanglos unter den
Tisch.

78049-7_s001-816.indb 573 28.08.2007 14:31:07 Uhr


574 XIII. Kapitaleinkünfte

Schöpf die Freibeträge der Kinder aus!

898 Die steuerlichen Freibeträge machen es Dir schmackhafter, Deinen Kindern 898
einen Teil Deines Vermögens zu übertragen. Sie erben ja sowieso später einmal
alles. Du schlägst damit zwei Fliegen mit einer Klappe:
● Die zukünftige Erbschaftsteuer wird gespart. Alle zehn Jahre kannst Du bis
zu 205 000 € erbschaftsteuerfrei auf jedes Kind übertragen.
● Die Erträge aus dem übertragenen Vermögen brauchst Du nicht mehr zu
versteuern. Sie sind den Kindern zuzurechnen. Diese müssen aber nur dann
eine Steuererklärung abgeben, wenn ihre Einkünfte die gesetzlichen Freibe-
träge übersteigen.
Bezogen auf Einkünfte aus Kapitalvermögen bedeutet dies, jedes Kind könnte
im Jahr 2007 Zinsen in folgender Höhe steuerfrei beziehen:
Werbungskostenpauschbetrag 51 €
Sparerfreibetrag + 750 €
Sonderausgabenpauschbetrag + 36 €
Grundfreibetrag + 7 664 €
Summe 8 501 €

Bei einer Verzinsung von 5 % könntest Du rund 170 000 € auf jedes Kind
übertragen, ohne dass für die Zinsen Steuern erhoben würden.

899 Aufgepasst: Es gibt noch zwei Haken bei der Sache 899
Für Kinder über 18 Jahre, die sich in der Berufsausbildung befinden, ist das
Kindergeld in Gefahr, wenn seine eigenen Einkünfte 7 680 € übersteigen.

Der Bundesfinanzhof hat mit Urteil vom 24. 4. 1990 (BStBl II, S. 539) bestätigt,
dass ein minderjähriges Kind nur dann eigene Einkünfte aus einem geschenkten
Sparguthaben bezieht, wenn die Guthabenforderung endgültig in sein Vermö-
gen übergegangen, es also nicht nur Kontoinhaber, sondern gleichzeitig Gläubi-
ger der Spareinlage geworden ist. Der Bundesfinanzhof in seiner Urteilsbe-
gründung: »Richten die Eltern zwar ein Sparkonto auf den Namen des Kindes
ein, verwalten dieses Vermögen aber nicht entsprechend den bürgerlich-recht-
lichen Vorschriften über die elterliche Vermögenssorge, sondern wie eigenes
Vermögen, so sind die Zinsen den Eltern zuzurechnen. Auf den Besitz des Spar-
buchs soll es nicht ankommen, da die Eltern bei minderjährigen Kindern auf-
grund ihrer Verpflichtung zur elterlichen Sorge zum Besitz des Sparbuchs be-
rechtigt sind.«

78049-7_s001-816.indb 574 28.08.2007 14:31:07 Uhr


3. Steuerabschlag (Kapitalertragsteuer) 575

Dazu ein Kundenberater einer Sparkasse: »Auf unseren Kontoeröffnungsvordru-


cken ist extra eine Angabe vorgesehen, wer Gläubiger der Spareinlage sein soll.
Ich weise regelmäßig darauf hin, dass hier der Kontoinhaber – also das minder-
jährige Kind – vermerkt wird. Daraus ergibt sich dann eindeutig, dass die Eltern
nur in ihrer Eigenschaft als gesetzliche Vertreter verfügungsberechtigt sind.«
Wisse: Fallen Kapitalerträge und Zinseinkünfte der Eltern im Vergleich zum
Vorjahr drastisch, fragt das Finanzamt oft nach. Dann musst Du belegen kön-
nen, dass Du nicht an die Gelder der Kinder rankommst, weil keine Kontovoll-
macht besteht. Ansonsten musst Du damit rechnen, dass Gestaltungsmissbrauch
angenommen wird.

3. Steuerabschlag (Kapitalertragsteuer)
900 Die Bank zieht von jeder Zinszahlung, die mehr als 10 € je Konto beträgt, 30 % 900
Kapitalertragsteuer (KapESt) ab und überweist den Betrag ans Finanzamt. Bei
Zinsen anonymer Tafelpapiere sind sogar 35 % fällig. Desgleichen zieht die
Bank von jeder Dividendenzahlung oder einer ähnlichen Gewinnausschüttung
20 % KapESt ab.

Steuerbescheinigung
Über die ausgezahlten Zinsen und Dividenden nebst Abzugsteuern erteilt die
Bank dem Kunden eine Steuerbescheinigung. Diese muss der Kunde seiner
Steuererklärung als Beleg beifügen.

901 Rechenbeispiel für das Kj. 2007 901


Die Ehegatten Steinreich machen in ihrer Einkommensteuererklärung (Anlage
KAP) folgende Angaben:
Ehemann Ehefrau KapESt SolZ
Zinsen aus Sparguthaben – 1 000 € 300 € 16,50 €
Dividenden aus Aktien – 1 500 € 600 € 33,00 €

Die Angaben bedeuten: Von den Zinsen hat die Bank 30 % Kapitalertragsteuer
und darauf 5,5 % Solidaritätszuschlag einbehalten. Die Hälfte der Dividenden
aus Aktien von 3 000 € ist steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG). Angesetzt werden somit
1 500 €. KapESt + 5,5 % SolZ werden jedoch auf die gesamten 3 000 € Dividen-
den erhoben.
Berechnung der Einkünfte aus Kapitalvermögen
Zinsen aus Sparguthaben 1 000 €
Dividenden aus Aktien 3 000 €, davon die Hälfte + 1 500 €
Summe der Einnahmen 2 500 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
./. Sparerfreibetrag – 1 500 €
Einkünfte 898 €

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576 XIII. Kapitaleinkünfte

Steueranrechnung
Auf die Einkommensteuer und auf den Solidaritätszuschlag werden angerech-
net bzw. erstattet:
KapESt 900,00 €
Solidaritätszuschlag 49,50 €
Summe 949,50 €

Kassiere durch ein Baudarlehen an Deine Kinder


Zinseinnahmen ohne Abschlagsteuer!

902 Keiner hindert Dich daran, Dein Geld in eigener Regie zu verwalten und zu 902
verleihen. Gehörst Du aber zu den Schlawinern, die Zinsen in der Steuererklä-
rung nicht angeben, gehst Du ein hohes Risiko ein, beim Finanzamt als privater
Geldgeber aufzufallen. Denn: Meistens werden Deine Kunden die Zinsen als
Werbungskosten bei Vermietung und Verpachtung oder als gewerbliche Zins-
ausgaben absetzen. Und bei privater Geldvergabe schreiben die Finanzämter
gern Kontrollmitteilungen. Dann bist Du dran.
Benötigen aber Deine Kinder Baugeld für ein Einfamilienhaus oder für eine
Eigentumswohnung, sieht die Sache anders aus. Durch ein Baudarlehen an Deine
Kinder bringst Du Dein Geld lukrativ unter, und es fällt keine Zinsabschlagsteuer
an. Auch Deinen Kindern ist geholfen, denn sie erhalten die Geldmittel zu güns-
tigen Konditionen und ohne große Formalitäten und Nebenkosten.

Aber: Taucht die Immobilie in der Steuererklärung Deiner Kinder auf, interes-
siert sich das Finanzamt so nebenbei für die Finanzierung, und wenn diese nicht
plausibel belegt werden kann, wird das Finanzamt Fragen zur Herkunft der
Geldmittel stellen. Darauf müssen Deine Kinder vorbereitet sein.

Finanziere wasserdicht durch ein vorgeschaltetes


Hypothekendarlehen!

Die Finanzierung des Häuschens Deiner Kinder nimmt das Finanzamt nur ein
Mal kritisch unter die Lupe: im Jahr des Kaufs oder der Fertigstellung. Unange-
nehmen Fragen gehen Deine Sprösslinge aus dem Weg, wenn sie eine Hypothek

78049-7_s001-816.indb 576 28.08.2007 14:31:08 Uhr


4. Freistellungsauftrag 577

zur Finanzierung vorweisen können. Dass Du ihnen ein oder zwei Jahre später
zur Umfinanzierung ein günstiges Privatdarlehen gibst, interessiert das Finanz-
amt normalerweise nicht.

4. Freistellungsauftrag
903 Soll die Bank bei der Auszahlung von Zinsen oder Dividenden auf die KapESt 903
verzichten, musst Du ihr einen Freistellungsauftrag erteilen. Er gilt zeitlich
unbefristet bis zu seinem Widerruf. Entsprechende Formulare hält jede Bank
bereit. Bis zur Höhe von 801 €/1 602 € (Alleinstehende/Ehegatten) bleibst Du
dann vom Steuerabschlag verschont (§ 44 b Abs. 1 EStG).

Steuerfalle bei mehr als einem Auftrag!


Hast Du Konten bei mehreren Banken, kannst Du Deinen Freibetrag nach Be-
lieben aufteilen. Aber Achtung: Die Banken sind verpflichtet, dem Bundesamt
für Finanzen die tatsächliche Höhe der Zinsen und Dividenden mitzuteilen, wo-
durch der Sachbearbeiter auf Anhieb erkennt, wenn eines seiner Schäfchen den
Freibetrag überzogen hat.
Hast Du keine Freistellung beantragt, ist nichts verloren. Denn die Zinsen und
Dividenden werden zusammen mit den Abzugssteuern in der Steuererklärung
angegeben und die Abzugssteuern auf die Steuerschuld angerechnet, ggf. also
voll erstattet.

Anrechnung bzw. Erstattung der Kapitalertragsteuer


Es sind also nur die Zinsen oberhalb der Freibeträge steuerpflichtig. Beträgt
der persönliche Steuersatz bis 30 %, entsteht für die Zinsen keine zusätzliche
Einkommensteuer, denn die KapESt wird ja angerechnet bzw. erstattet. Nur
Besserverdienende, deren Steuersatz 30 % übersteigt, müssen Zinsen nachver-
steuern. Entsprechendes gilt für Dividenden und ähnliche Gewinnausschüt-
tungen. Hier muss der persönliche Steuersatz 40 % übersteigen, damit zusätz-
liche Einkommensteuer anfällt. Zwar beträgt die KapESt nur 20 %, weil aber
die Hälfte der Dividenden und ähnlichen Gewinnausschüttungen nach § 3
Nr. 40 EStG steuerfrei ist, beträgt der Steuerabzug auf den steuerpflichtigen Teil
de facto 40 %.

Ausländer
Ein Steuerabzug ist auch vorzunehmen, wenn der Gläubiger der Kapitalerträge
seinen Wohnsitz im Ausland hat. Hier greifen aber meistens Doppelbesteue-
rungsabkommen, die vorsehen, dass Einkünfte aus Kapitalvermögen vom
Wohnsitzstaat zu versteuern sind, was zur Erstattung der KapESt führen muss.
Steuerausländer können ihre Erstattungsansprüche beim Bundesfinanzminis-
ter geltend machen (§ 50 d EStG).

78049-7_s001-816.indb 577 28.08.2007 14:31:08 Uhr


578 XIII. Kapitaleinkünfte

zur richtigen Aufteilung der Freibeträge

904 Hast Du Zinserträge oder Dividenden aus mehr als einer Bankverbindung, 904
wirst Du den Freibetrag aufteilen müssen, sofern Du ihn nicht bei einer Bank
voll verbrauchst. Schätz daher überschlägig ab, wie viel Du bei den verschie-
denen Banken an Zinsen oder Dividenden erwarten kannst. Hast Du Dich mal
verkalkuliert, kannst Du den Freistellungsauftrag jederzeit widerrufen oder än-
dern.
Damit Du den Überblick behältst, machst Du eine Aufstellung
Geldanlageform Geschätzte Zinsen und Dividenden
bei der

Bank A Bank B
Sparbuch
Festgeld
Anleihen
Bundesschatzbriefe
Aktien
Fondsanteile
Summe

»Und was soll ich als Bausparer oder als Sparer nach dem Vermögensbildungs-
gesetz machen?«, möchtest Du wissen. Für diese Geldanlageformen brauchst
Du keinen Freistellungsauftrag, wenn Du Wohnungsbauprämie oder Sparzu-
lage erhältst. Aber auch sonst gibst Du besser keinen Freistellungsauftrag ab,
denn: Hier liegen die Zinsen jahrelang auf Eis, Du bekommst sie also sowieso
nicht ausgezahlt. Ohne Freistellungsauftrag drückt Dir die Bank oder Bauspar-
kasse aber eine Zinsbescheinigung in die Hand. Die fügst Du Deiner Steuerer-
klärung bei und bekommst auf diese Weise die Zinssteuer angerechnet oder
erstattet. Da bist Du baff, oder?
Beispiel
Saldo per 31. 12. 19 000 €
Zinsen + 540 €
KapESt auf 540 € – 162 €
SolZ darauf ca. – 9€
Zinsgutschrift ca. 369 €
Die Erstattung der einbehaltenen Steuer in Höhe von 171 € kannst Du mit
Hilfe der Anlage KAP Deiner Einkommensteuererklärung beantragen. Die
Zinsen – jetzt Steuern – werden Dir somit erstattet.

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5. Nichtveranlagungsbescheinigung 579

905 Achtung! Deinen Freistellungsauftrag musst Du wie ein wichtiges Dokument 905
aufbewahren. Denn wenn Du später einen weiteren erteilst und hast den ersten
vergessen, hast Du bald darauf Theater mit dem Finanzamt.

Als Ehegatten steht Euch ein gemeinsames Freistellungsvolumen von 1 602 €


zu, das Ihr nach Belieben verbraten könnt – egal, welcher Ehegatte die Zinsen
erzielt, ob das Konto auf den Ehemann, die Ehefrau oder beider Namen läuft.

5. Nichtveranlagungsbescheinigung
906 Was der Freistellungsauftrag bewirken kann, kann die Nichtveranlagungsbe- 906
scheinigung noch viel besser. Legst Du eine solche Bescheinigung Deiner Bank
vor, sind alle Deine Kapitalerträge in voller Höhe steuerfrei. Das Finanzamt
stellt Dir auf Antrag eine solche Bescheinigung aus, wenn Du nicht zur Einkom-
mensteuer veranlagt wirst, weil z. B. Dein Einkommen den Eingangsbetrag der
Steuertabelle (7 664 €/15 238 € Alleinstehende/Verheiratete) nicht erreicht (§ 44
Abs. 1 Nr. 2 EStG).
Dies trifft vielfach für Rentner zu, aber auch für andere Steuerzahler mit hohen
Freibeträgen. Die Finanzämter erteilen die Nichtveranlagungsbescheinigung
unter Vorbehalt des Widerrufs und für eine Zeitdauer von höchstens drei Jah-
ren. Danach werden die Einkommensverhältnisse des Antragstellers neu durch-
leuchtet.
Und so wird gerechnet, wenn Du z. B. 2007 in Rente gegangen bist:
Rentenbezüge 12 000 €, davon 54 % 6 480 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
6 378 € 6 378 €
Zinsen 5 000 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 51 €
./. Sparerfreibetrag – 750 €
Einkünfte aus Kapitalvermögen 4 199 € 4 199 €
Summe der Einkünfte 10 577 €
./. Altersentlastungsbetrag
= 36,8 % der Zinseinkünfte, max. 1 748 € – 1 545 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 9 032 €
./. Vorsorgeaufwendungen Versicherungen – 1 500 €
./. Sonderausgabenpauschbetrag – 36 €
zu versteuerndes Einkommen 7 496 €
Steuer darauf 0€

Dein Einkommen liegt im Beispielfall deutlich unter dem Grundfreibetrag. Der


Ausstellung einer Nichtveranlagungsbescheinigung für die nächsten drei Jahre
steht also nichts im Weg.

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580 XIII. Kapitaleinkünfte

Für Ehepaare liegen die Einkünftegrenzen deutlich höher, da sie den doppelten
Sparerfreibetrag, Werbungskosten- und Sonderausgabenpauschbetrag erhalten,
Vorsorgeaufwendungen mit deutlich höheren Beträgen abgezogen werden
können und nicht zuletzt der Grundfreibetrag doppelt so hoch ist wie bei einem
Alleinstehenden.

Hast Du Dein Geld bei verschiedenen Banken angelegt, benötigst Du für jede
eine Originalbescheinigung. Beantrage deshalb beim Finanzamt gleich genü-
gend Exemplare.

Kleiner Trost, wenn Dein Ehepartner überraschend verstirbt: Im ersten Jahr


nach seinem Tod hast Du weiterhin den Verheiratetentarif. Als Sparerfreibetrag
stehen Dir aber nur die 750 € zzg. 51 € Werbungskosten für Alleinstehende zu.
Bis zum nächsten Jahr solltest Du dann Deine Sparguthaben auf Kinder oder
Enkelkinder verteilt haben, damit auch deren Freibeträge genutzt werden.

zur Anlage KAP

Du kannst Dir künftig diese Anlage völlig sparen. Mit einem kleinen Kreuz auf
der zweiten Seite des Hauptvordrucks signalisierst Du, dass Deine Kapitalein-
künfte unter den Freibeträgen liegen und bei Dir keine Zinsabschlagsteuer an-
zurechnen ist. Damit setzt Du der Zinsschnüffelei des Finanzamts auf elegante
Weise ein Ende.

6. Zinsen und ähnliche Erträge


Gehörst Du zu denen, die ihre Zinsen pflichtgemäß erklären, so wie das Gesetz
es verlangt? Dann musst Du Dir einiges Grundsätzliches anhören.

907 a) Zufluss der Zinsen 907


Zinseinnahmen sind in dem Kalenderjahr zu versteuern, in dem sie zugeflossen
sind (§ 11 EStG).

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6. Zinsen und ähnliche Erträge 581

Zinsen aus Sparbüchern und Festgeldern, die zum Jahresende fällig werden,
sind noch im alten Jahr zu versteuern, obwohl sie erst im neuen Jahr auf dem
Konto erscheinen (§ 11 EStG; BMF-Schreiben v. 26. 10. 1992 – BStBl 1992 Teil I
S. 693).
Zinsen aus abgezinsten Wertpapieren wie Bundesschatzbriefen Typ B oder ähn-
lichen Sparbriefen und Nullkuponanleihen ergeben sich aus dem Unterschied
zwischen Erwerbspreis und Verkaufs- bzw. Einlösungspreis bei Fälligkeit. Sie
sind erst im Zeitpunkt des Verkaufs bzw. der Einlösung zu versteuern (BFH v.
8. 10. 1991 – BStBl 1992 II S. 174; FG Hamburg v. 21. 7. 1992 – EFG 1992 S. 740).

908 Wer sich bald zur Ruhe setzen will und dann weniger zu versteuern hat, sollte 908
sein Geld in Bundesschatzbriefen Typ B, abgezinsten Sparbriefen oder sog.
Nullcoupons, Zero-Bonds etc. anlegen. Die Zinsen daraus sind erst bei Fällig-
keit in einigen Jahren oder bei vorzeitiger Rückgabe zu versteuern, weil sie
steuerlich gesehen erst dann als zugeflossen gelten. Da Du dann weniger Ein-
künfte hast, muss sich der Fiskus mit weniger Steuern auf die Zinsen zufrieden-
geben, wenn er nicht sogar völlig in die Röhre schaut.

Lieber Bundesschätzchen

909 Bundesschatzbriefe sind bei Sparern beliebt, weil die Verzinsung besser ist als 909
bei einem Sparbuch, der Erwerb kostenfrei und das Ersparte schon nach Ablauf
von zwölf Monaten (Sperrfrist) wieder zu Bargeld gemacht werden kann. Du
kannst wählen zwischen Bundesschatzbriefen Typ A und Typ B. Beim Typ A
werden die Zinsen jährlich, beim Typ B am Ende der Laufzeit oder bei vorzei-
tiger Einlösung ausbezahlt.

910 Lass Dir von der Bank nicht unnötig Depotgebühren abknöpfen. Wenn Du 910
nicht schon zur Verwahrung anderer Papiere ein Wertpapierdepot benötigst,
brauchst Du Dir für Deine Bundesschätzchen keines zuzulegen. Teile Deiner
Bank mit, dass Du eine Eintragung auf Deinen Namen im Bundesschuldenbuch
(Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg) wünschst. Es fallen dann weder
Spesen noch Provisionen oder Depotgebühren an.

78049-7_s001-816.indb 581 28.08.2007 14:31:09 Uhr


582 XIII. Kapitaleinkünfte

Mix die Bundesschätzchen richtig!

911 Hast Du als Sparvermögen nur Bundesschätzchen Typ B oder Sparbriefe, gehen 911
Dir bis zur Fälligkeit der Zinsen in späteren Jahren Jahr für Jahr hohe Freibe-
träge durch die Lappen. Sorge also dafür, dass Du jährlich mindestens Zinsen in
Höhe der Freibeträge erklären kannst, indem Du Bundesschätzchen Typ A in
Deinen Bestand aufnimmst.

912 b) Stückzinsen Viele Steuerzahler merken gar nicht, dass ihnen beim Kauf eines 912
festverzinslichen Wertpapiers Stückzinsen in Rechnung gestellt bzw. beim Ver-
kauf vergütet werden. Was hat es damit auf sich?
Werden festverzinsliche Wertpapiere gekauft, hat der Erwerber dem Verkäufer
die bis dahin aufgelaufenen Zinsen, eben die Stückzinsen, zu vergüten. Hier
spricht der Fiskus von negativen Einnahmen. Diese können im Kalenderjahr
der Zahlung abgesetzt (H 20.2 EStH), d. h. mit – positiven – Zinseinnahmen
oder Dividenden oder ggf. anderen Einkünften dieses Jahres ausgeglichen wer-
den (Verlustausgleich; § 2 Abs. 3 EStG). Der Verkäufer muss die erhaltenen
Stückzinsen versteuern. Die Bank behält Zinsabschlagsteuer ein.
Gut zu wissen: In Höhe der gezahlten Stückzinsen werden Zinseinnahmen von
der Zinsabschlagsteuer freigestellt (§ 43 a Abs. 3 EStG). Deine Bank bildet
dafür in Deinem Depot eine Art Merkposten, den sog. »Stückzinstopf«. Wenn
Dir dann Deine Bank Zinsen auszahlt, rechnet sie diesen Merkposten zunächst
so lange gegen, bis er rechnerisch verbraucht ist. Soweit die Zinsen mit dem
Stückzinstopf verrechnet werden können, muss die Bank keinen Abschlag für
die Zinsen einbehalten. Das gilt übrigens auch, wenn Du Dein Freistellungsvo-
lumen schon bei anderen Geldanlagen verbraucht hast. Wie die Bank rechnet,
zeigt das folgende
Beispiel Ein Steuerzahler hat sein Freistellungsvolumen bereits voll ausge-
schöpft und folgende Ausgaben und Einnahmen
Topfinhalt Zinsabschlag Gutschrift
von Beträgen
am 15. 3. gezahlte Stückzinsen 3 000 € 3 000 €
am 15. 5. vereinnahmte Zinsen 2 000 € 1 000 € 0€ 2 000 €
am 15. 7. vereinnahmte Zinsen 1 500 € 0€ 500 € 1 350 €
Dies zeigt: Der Steuerzahler hat am 15. 3. festverzinsliche Wertpapiere während
des Zinslaufs gekauft und für die bis dahin bei dem Wertpapier aufgelaufenen
Zinsen 3 000 € Stückzinsen gezahlt. In Höhe von 3 000 € bildet die Bank den
Merkposten »Stückzinstopf« im Depot. Von den am 15. 5. vereinnahmten Zin-

78049-7_s001-816.indb 582 28.08.2007 14:31:10 Uhr


6. Zinsen und ähnliche Erträge 583

sen aus einem im Depot befindlichen Wertpapier in Höhe von 2 000 € ist kein
Zinsabschlag vorzunehmen, da die Bank die Zinsen zunächst mit den am 15. 3.
gezahlten Stückzinsen laut »Stückzinstopf« verrechnet. Es verbleiben nach die-
ser Zinszahlung noch nicht verrechnete Stückzinsen von 1 000 € im »Stückzin-
stopf«. Diese 1 000 € wiederum werden mit den am 15. 7. vereinnahmten Zinsen
von 1 500 € verrechnet. Aus dieser Zinszahlung bleiben daher noch 500 € übrig,
die nicht mit früher gezahlten Stückzinsen verrechnet werden können. Dieser
Betrag unterliegt nun Zinsabschlag von 30 %.

Jeder Schäfer schert seine Schafe nur einmal im Jahr. Der Finanzminister
aber mehrmals und nimmt das Fell auch noch mit . . .
(Aus dem Stundungsantrag eines Landwirts)

So machst Du in zehn Tagen mit Stückzinsen


über 1 100 € Gewinn.

913 Auch wenn Du kein Krösus bist, der ständig mit Millionen jongliert, solltest Du 913
jetzt unbedingt weiterlesen! Speziell für Dich, der Du nicht über ein dickes
Bankkonto oder Wertpapierdepot verfügst, habe ich mir etwas einfallen lassen,
wie Du zu einem saftigen Profit kommst. Du musst dazu allerdings kurzfristig
alle Kröten zusammenkratzen, die Du hast.
Vorab mein Dankeschön an den Bundesfinanzminister, der durch eine klas-
sische Gesetzeslücke dieses tolle Steuersparmodell für den kleinen Mann zu-
mindest für den Jahreswechsel 2007/2008 noch einmal ermöglicht hat.
So gehst Du vor: Im Dezember kaufst Du bei Deiner Bank festverzinsliche
Wertpapiere, für die der Zinstermin möglichst im Januar des nächsten Jahres
liegt. Du musst nur so viel investieren, dass Dir bei Fälligkeit etwa 1 600 € Zin-
sen zufließen. Um Deinen Finanzierungsbedarf gering zu halten, solltest Du
möglichst Papiere kaufen, die mit einem hohen Zinssatz ausgestattet sind.
Nachdem Du im Januar die fälligen Zinsen kassiert hast, stösst Du die Papiere
wieder ab.
Und so sieht Deine Rechnung für das Finanzamt aus, wenn Du z. B. am
28. 12. 2007 für 32 000 € Wertpapiere mit einem Zinssatz von 5 % kaufst, für die
der Zinstermin am 10. 1. 2008 liegt:
2007:
Zinsen für Dein Sparbuch z. B. 15 €
./. von Dir gezahlte Stückzinsen
für die Zeit vom 10. 1. 2007–28. 12. 2008 1 540 €
Verlust aus Kapitalvermögen 2007 – 1 525 €
Steuerersparnis z. B. 35% Steuersatz = 534 €

78049-7_s001-816.indb 583 28.08.2007 14:31:10 Uhr


584 XIII. Kapitaleinkünfte

2008:
Zinsen für Dein Sparbuch z. B. 20 €
kassierte Zinsen am 10. 1. 2008 1 600 €
Einnahmen insgesamt 1 620 €
./. Sparerfreibetrag und Werbungskostenpauschale für Verheiratete 1 602 €
Einkünfte aus Kapitalvermögen 2008 8€
Steuerzahlung darauf ca. 3€
Und das bleibt für Dich unter dem Strich übrig:
Zinsen aus den Wertpapieren 1 600 €
./. Stückzinsen – 1 540 €
+ Steuerersparnis 2007 + 534 €
./. Steuerzahlung 2008 – 3€
Bankgebühren ca. – 60 €
Dein Gewinn insgesamt 531 €
Feine Sache, was?

Aber Vorsicht: Der BFH hat in einem Urteil die Berücksichtigung von gezahl-
ten Stückzinsen als negative Einnahmen für rechtsmissbräuchlich erklärt (BFH-
Urt. v. 27. Juli 1999, VIII R 36/98). Er nimmt an, dass der Erwerb von Bundes-
obligationen am Ende eines Jahres trotz bestehender Überschusserzielungsab-
sicht für die Berücksichtigung der gezahlten Stückzinsen als negative Einnahmen
i. S. des § 20 Abs. 2 Nr. 3 EStG dieses Jahres jedenfalls dann nach § 42 AO 1977
Gestaltungsmissbrauch ist, wenn bereits im Zeitpunkt des Erwerbs feststeht,
dass bis zur Veräußerung zu Beginn des Folgejahres unter Einbeziehung der
Vermögensebene ein Verlust eintreten wird und sich dieses Wertpapiergeschäft
deshalb nur im Fall seiner steuerlichen Anerkennung aufgrund der Freibetrags-
regelung in § 20 Abs. 4 EStG für den Steuerpflichtigen vorteilhaft auswirken
würde. Das heißt für Dich im Klartext, dass schon ein bescheidender Ertrag
entstehen muss (Überschuss aus Stückzinsen und Zinsgutschrift) und dieser
nicht wie im Streitfall durch Gebühren, Finanzierungszinsen und Spesen aufge-
zehrt werden darf. Also sei ein Fuchs und lege günstiger an!!

914 c) Wechselkursgewinne 914


Alles, was dem Anleger irgendwie zum Vorteil gereicht, wird erbarmungslos
besteuert. Dazu gehören auch sonstige Vorteile aus der Überlassung von Kapi-
tal (§ 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG), wie z. B. gewisse Finanzinnovationen. Wechselkurs-
gewinne hat der Fiskus ebenfalls mehrfach ins Visier genommen, doch dabei
vom BFH eine Abfuhr erhalten (Urteil v. 24. 10. 2000 – BStBl 2001 II S. 97). Ein
Wechselkursgewinn, der bei Zeichnung einer Auslandsanleihe erzielt wird, ist
nicht steuerpflichtig, so der BFH. Sonst müssten ja auch Wechselkursverluste
absetzbar sein. Im Urteilsfall hatte ein Sparer eine australische Dollaranleihe
mit Euro gekauft und bei Verkauf wesentlich mehr Euro erhalten, als er gezahlt
hatte, weil der Kurs des australischen Dollar stark gestiegen war.

78049-7_s001-816.indb 584 28.08.2007 14:31:10 Uhr


6. Zinsen und ähnliche Erträge 585

915 d) Zinsen aus Lebensversicherungen 915


Zusätzlich zur Versicherungssumme fließen dem Versicherten Zinsen aus Spar-
anteilen zu. Das ist zunächst der garantierte Sparanteil von 2,75 %, im Einzelfall
weitere außerrechnungsmäßige Zinsen.
Zinsen aus Kapitallebensversicherungen, die vor dem 1. 1. 2005 abgeschlossen
wurden, steuerlich als Sonderausgaben (Vorsorgeaufwendungen) förderungs-
würdig sind und eine Laufzeit von mindestens zwölf Jahren (§ 20 Abs. 1 Nr. 6
EStG) haben, sind steuerfrei.
Kapitallebensversicherungen, die ab 2005 abgeschlossen wurden oder werden,
sind dagegen nicht mehr steuerfrei. Die Erträge aus der Versicherung (= Diffe-
renz aus Versicherungssumme und eingezahlten Beiträgen) sind grundsätzlich
in voller Höhe steuerpflichtig. Die Steuerpflicht wird ausnahmsweise auf 50 %
der Erträge reduziert, wenn die Versicherungssumme eine Mindestlaufzeit von
zwölf Jahren hat und im Erlebensfall nicht vor Vollendung des 60. Lebenjahrs
ausgezahlt wird.

916 e) EU-Zinsrichtlinie oder europaweite Zinsschnüffelei 916


George Orwell und der alles überwachende Große Bruder lassen schön grüßen.
Mit der Zinsrichtlinie der Europäischen Union findet die Schnüffelei des Fiskus
in Deinen Konten und Geldanlagen ihren vorläufigen Höhepunkt. Neben den
EU-Staaten machen bei dieser Steuerzahlerhatz aber auch frühere Steueroasen
mit, z. B. die Schweiz, Liechtenstein, Andorra, Monaco, San Marino, die Ka-
nalinseln, die niederländischen Antillen, die Virgin Islands und die bisher als
Steuerfluchtburg schlechthin bekannten Cayman Islands.
Die Zinsrichtlinie soll eine effektive Besteuerung von Zinserträgen bei der Ein-
kommensteuer sicherstellen: Seit dem 1. 7. 2005 müssen Banken in der EU und
einigen anderen Staaten dem deutschen Fiskus entweder sämtliche Zinszah-
lungen mitteilen, die ein deutscher Bürger auf Konten im Ausland kassiert, oder
dem Anleger eine Quellensteuer von derzeit 15 % auf die Zinsen abknöpfen,
die dann zwischen dem Staat, in dem die Bank sitzt, und Deutschland aufgeteilt
wird.

Wen trifft die EU-Zinsrichtlinie?


Betroffen sind ausschließlich Privatpersonen mit ihren privaten Zinsen. Läuft
die Geldanlage über eine Kapitalgesellschaft, z. B. eine GmbH oder eine Ak-
tiengesellschaft, werden weder Informationen weitergegeben noch Quellen-
steuer abgezogen. Dasselbe gilt, wenn der Kontoinhaber eine Gesellschaft ist,
die in Deutschland der Unternehmensbesteuerung unterliegt. Das sind vor
allem die offene Handelsgesellschaft, Kommanditgesellschaft, GmbH & Co.
KG oder die Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Der Pferdefuß dabei: Eine Ge-
sellschaft, die der Unternehmensbesteuerung unterliegt, braucht für die auslän-
dische Bank eine ausdrückliche Bescheinigung ihres Finanzamts über die Be-
steuerung als Unternehmen. Indem sie diese Bescheinigung beantragt, teilt sie
ihrem Finanzamt natürlich gleichzeitig mit, dass sie Konten im Ausland hat.

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586 XIII. Kapitaleinkünfte

917 Bankgeheimnis, aber Quellensteuer 917


Für eine Übergangszeit hat ein Teil der Staaten sein Bankgeheimnis gerettet
und verhindert die Weitergabe von Informationen an den deutschen Fiskus,
indem bei der Zinszahlung eine Quellensteuer eingezogen wird. Diese für Steu-
erflüchtlinge etwas günstigere Variante praktizieren derzeit vor allem Öster-
reich, Belgien, Luxemburg sowie die Schweiz, Liechtenstein, Andorra, Monaco,
San Marino, die Kanalinseln, die Virgin Islands und die Niederländischen Antil-
len. Die Quellensteuer, die Dir von den Zinsen aus diesen Staaten abgezogen
wird, beträgt
g ab 1. 7. 2005 15 v. H.
g ab 1. 7. 2008 20 v. H.
g ab 1. 7. 2011 35 v. H.

Wichtiger Hinweis
Als ehrliche Haut, die schon seit Jahren brav die Zinsen aus Luxemburg oder
Österreich in der Steuererklärung angegeben hat, darfst Du nicht vergessen,
Dir von Deiner ausländischen Bank eine Steuerbescheinigung für die Quellen-
steuer zu besorgen. Die EU-Quellensteuer auf Zinsen muss Dir nämlich das
Finanzamt genauso wie die deutsche Zinsabschlagsteuer auf die Einkommens-
teuer anrechnen, d. h., liegst Du mit Deinen Zinsen unter den Freibeträgen, be-
kommst Du die EU-Quellensteuer über den Einkommensteuerbescheid erstat-
tet.

Vermeide mit den richtigen Papieren


einen Quellensteuerabzug!

Falls Du Dir von Deinem Finanzamt eine Nichtveranlagungsbescheinigung aus-


stellen lässt (vgl. Rz 892), beantragst Du dort gleich noch eine »Bescheinigung
zur Abstandnahme vom Quellensteuerabzug nach Artikel 13 der EU-Zinsricht-
linie«. In dem entsprechenden Antrag teilst Du dem Finanzamt lediglich die
Auslandskonten mit, auf denen Dein Geld parkt. Mit der ebenfalls bis zu drei
Jahre gültigen hast Du sozusagen eine amtliche Bestätigung Deiner Steuerehr-
lichkeit. Du schickst die Bescheinigung dann nur noch Deiner ausländischen
Bank, und die zieht postwendend keine Quellensteuer mehr ab, sondern schreibt
Dir den vollen Zinsbetrag gut.

78049-7_s001-816.indb 586 28.08.2007 14:31:11 Uhr


7. Dividenden und ähnliche Erträge 587

Vermeide mit den richtigen Anlageart


einen Quellensteuerabzug!

918 Von der EU-Quellensteuer bzw. den Schnüffelinformationen an Dein Finanz- 918
amt bist Du ja nur betroffen, wenn das Geld auf Deinen Namen angelegt ist,
während Kapitalgesellschaften oder Vereine nicht der EU-Zinsrichtlinie unter-
liegen. Achtung: Wenn Du nicht gerade über ein Riesenvermögen verfügst, soll-
test Du schnell das Weite suchen, wenn Dir jemand mit dem glorreichen Tipp
kommt, eine GmbH oder AG zu gründen und Dein Geld über diese im Ausland
anzulegen. Die Kosten dafür sind unter dem Strich wahrscheinlich um ein Viel-
faches höher als die eingesparte Quellensteuer. Aber Du gehörst ja ohnehin
nicht zu den bösen Buben und Mädeln, die diesen Umweg der Geldanlage nur
wählen, um die Auslandskonten vor dem Fiskus zu verstecken.
Für Dich als ehrliche Haut gibt es viel bessere Möglichkeiten, der Quellensteuer
zu entgehen. Du nutzt einfach den Umstand, dass die Quellensteuer nur von
Zinsen, nicht aber von anderen Kapitalerträgen abgezogen wird. Also wirst Du
einfach Geldanlagen wählen, die keine Zinsen abwerfen. Die banalste Möglich-
keit ist, in Aktien oder Aktienfonds zu investieren, die Dir statt Zinsen Dividen-
den bescheren. Weitere Alternativen sind Lebensversicherungspolicen, deren
Erträge Du quellensteuer- und meldefrei kassieren kannst, oder Papiere, bei
denen Du Deine Zinsen nicht unmittelbar, sondern auf Umwegen über Kursge-
winne kassierst, wie z. B. beim Rex-Zertifikat der DZ Bank, das der Focus in
seiner Ausgabe 26/2005 empfohlen hat.

Durch Gewinnmitnahmen ist noch keiner arm geworden.


(Alte Börsenweisheit)

7. Dividenden und ähnliche Erträge


919 a) Halbeinkünfteverfahren 919
Dividenden und Gewinnanteile werden nur zu 50 % besteuert, die andere
Hälfte ist steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG) – das sog. Halbeinkünfteverfahren. Warum
dies so ist, ist schnell erklärt: Dividenden und Gewinnanteile sind bereits im
Unternehmen mit 25 % Körperschaftsteuer und ca. 12 % Gewerbesteuer, also
mit insgesamt ca. 37 %, belegt. Damit Kapitalgesellschaften gegenüber Perso-
nengesellschaften nicht übermäßig belastet werden, ist auf der Seite der Eigen-
tümer eine Entlastung geboten.
Das Halbeinkünfteverfahren gilt sowohl für Dividenden und Gewinnanteile
inländischer als auch ausländischer Gesellschaften, desgleichen für Gewinnan-
teile aus Aktienfonds und ähnlichen Beteiligungen.

78049-7_s001-816.indb 587 28.08.2007 14:31:11 Uhr


588 XIII. Kapitaleinkünfte

Logische Folge des Halbeinkünfteverfahrens: Werbungskosten im Zusammen-


hang mit Dividenden und Gewinnanteilen, wie z. B. Zinsen für ein Darlehen
zum Ankauf von Aktien und Depotgebühren, sind nur zur Hälfte absetzbar (§ 3
c EStG).
Beispiel
Dividenden 10 000 €
./. steuerfrei nach § 3 Nr. 40 EStG zur Hälfte = 5 000 €
steuerpflichtig 5 000 € > 5 000 €
./. Werbungskosten
Schuldzinsen und Depotgebühren 3 000 €
Nicht abzugsfähig nach § 3 c i.V. mit § 3 Nr. 40 EStG 1 500 €
Werbungskosten, mind. Pauschbetrag 102 € (§ 9 a EStG) 1 500 € > – 1 500 €
Zwischenergebnis 3 500 €
./. Sparerfreibetrag für Ehegatten 1 500 €
Einkünfte aus Kapitalvermögen 2 000 €

920 b) Vermeide verdeckte Gewinnausschüttung 920


Bei Überprüfung einer Kapitalgesellschaft suchen die fiskalischen Spürnasen
regelmäßig nach verdeckten Gewinnausschüttungen (vGA). Während eine of-
fene Gewinnausschüttung auf einem ordentlichen Gewinnverteilungsbeschluss
durch die Gesellschafterversammlung beruht, wird eine vGA, wie der Name
schon sagt, unter der Hand gewährt oder besser gesagt kassiert. Für das Finanz-
amt ist dies ein sonstiger Bezug, der ebenso wie eine offene Ausschüttung steu-
erpflichtig ist (§ 20 Abs. 1 Nr. 1 Satz 2 EStG), allerdings auch nur zur Hälfte.
Neben der Nachzahlung droht eine Steuerstrafe, wenn Vorsatz im Spiel war.

Auch nach Einführung des Halbeinkünfteverfahrens ergeben sich bei einer


vGA negative Folgen in Höhe einer steuerlichen Mehrbelastung von ca. 13 %.
Wie im Einzelnen gerechnet wird, wollen wir uns hier ersparen. Doch dies soll-
test Du wissen:
Eine verdeckte Gewinnausschüttung liegt u. a. vor, wenn sich ein Gesellschafter
als Geschäftsführer ein unangemessen hohes Gehalt genehmigt; wenn er seinen
Ehepartner oder einen nahen Angehörigen als Arbeitnehmer beschäftigt, ohne
eine entsprechende Arbeitsleistung zu verlangen; wenn er sich ein zinsloses
oder zinsverbilligtes Darlehen gewährt; wenn er ohne entsprechende Gegen-
leistung Arbeitnehmer für den privaten Hausbau oder die Gartenpflege ein-
setzt oder dem Betrieb Ware entnimmt; oder wenn er sich unberechtigte Preis-
nachlässe oder Rabatte gewährt.
Pass auf, dass Dir der Steuerprüfer keine verdeckte Gewinnausschüttung an-
hängen kann, sonst zahlst Du mächtig drauf.

921 c) Spekulationsgewinne 921


Wenn die Börse günstig ist, willst Du Kasse machen. Doch achte auf die Speku-
lationsfrist. Beträgt die Anlagedauer nicht mehr als ein Jahr, stuft Dich der Fis-

78049-7_s001-816.indb 588 28.08.2007 14:31:12 Uhr


8. Werbungskosten bei Kapitalvermögen – Was kannst Du dem Fiskus unterjubeln? 589

kus als Spekulanten ein, und schwupp sind die Gewinne steuerpflichtig (§ 23
EStG).
Gut zu wissen: Das Halbeinkünfteverfahren begünstigt auch Spekulationsge-
winne, indem sie zur Hälfte steuerfrei gestellt werden (§ 3 Nr. 40 j EStG). Nicht
begünstigt sind jedoch Spekulationsgewinne aus dem An- und Verkauf von An-
teilen an einem Investmentfonds. Dies bedeutet eine Schlechterstellung der
Aktienfonds gegenüber der Direktanlage in Aktien.

Wie sich Spekulationsgewinne auf elegante Weise wegzaubern lassen, dazu


mehr im Trick unter E Rz 896.

Die Börse ist eine Mischung aus Gier und Angst.


(Ein Spekulant)

8. Werbungskosten bei Kapitalvermögen – Was kannst Du


dem Fiskus unterjubeln?
922 Ein Werbungskostenpauschbetrag (51 € für Alleinstehende, 102 € für Ehegat- 922
ten) sorgt auch bei den Ausgaben im Zusammenhang mit Kapitalvermögen
dafür, dass wir uns nicht mit Kleckerbeträgen aufhalten müssen. Auch hier gilt:
Willst Du zu einer Steuerermäßigung kommen, müssen Deine Kosten den
Pauschbetrag übersteigen. Schau Dir an, was Du absetzen kannst:
● Abschlussgebühr für Bausparvertrag, wenn Du die Zinsen für das Bauspar-
guthaben in der Anlage KAP erklärst (BFH v. 24. 7. 1990 – BStBl 1990 II
S. 975).
● Bankgebühren
– Depotgebühren
– Safemiete
– Transaktionsgebühren
– Verwaltungsgebühren
Ankaufs- und Verkaufskosten (Spesen) sind hingegen keine Werbungskosten
● Börsendienste
● Computer
– Abschreibung
– Programme für Aktien- und Wertpapierverwaltung
– Datex-/Online-Kosten
● Fachliteratur
– Fachbücher aus den Bereichen Ökonomie und Vermögensbildung, Geset-
zestexte, Fachzeitschriften (einschließlich Einbandkosten) zum Wirt-
schafts- und Börsengeschehen (Börsenblätter), Abo für das Handelsblatt

78049-7_s001-816.indb 589 28.08.2007 14:31:12 Uhr


590 XIII. Kapitaleinkünfte

(BFH v. 19. 1. 1996 – BFH/NV 1996 S. 402). Nicht als Werbungskosten aner-
kannt werden hingegen die FAZ (BFH v. 30. 6. 1986 – BStBl 1983 II S. 715),
die Wirtschaftswoche und Capital (FG Saarland v. 19. 3. 1991 – EFG 1991
S. 468).
● Finanzierungskosten
– Schuldzinsen/Damnum/Disagio/Gebühren bei Kauf von Wertpapieren auf
Kredit – allerdings nur, wenn sich trotz Fremdfinanzierung aus der Kapital-
anlage insgesamt ein Überschuss ergibt.
● Reisekosten im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Aktionärs-
rechten, wie z. B. Besuch der Hauptversammlung (hinsichtlich der Höhe der
Werbungskosten sind die Bestimmungen der Lohnsteuerrichtlinien sinnge-
mäß anzuwenden – R 23 EstR). Dazu gehören
– Fahrtkosten zur Hauptversammlung (BFH v. 8. 10. 1985 – BStBl 1986 II
S. 596) und Fahrtkosten zur Bank im Zusammenhang mit Kreditverhand-
lungen zum Kauf von Wertpapieren. Wird ein privater Pkw genutzt, sind je
Fahrkilometer 0,30 € absetzbar,
– Übernachtungskosten,
– Verpflegungsmehraufwendungen.
● Seminarkosten (Infos über ertragbringende Kapitalanlagen)
● Vermögens- und Depotverwaltung (BFH v. 4. 5. 1993 – BStBl 1993 II S. 832)
Soweit in Deinem Depot auch Aktien sind, können die anteilig darauf entfal-
lenden Depotverwaltungsgebühren nur zu 50 % abgezogen werden. Sind die
Depotgebühren im Jahr nicht höher als 500 €, folgt der Fiskus dabei einer von
Dir vorgenommenen Aufteilung auf Anlagen im Halbeinkünfteverfahren
und Anlagen mit voller Versteuerung (BMF-Schreiben v. 12. 6. 2002 – BStBl
2002 I Seite 647).

Nicht Nachrichten machen Kurse, sondern Kurse machen Nachrichten.


(Börsenguru Kostolany)

9. Wie komme ich im Alter gut über die Runden?


923 Die Spatzen pfeifen es seit langem von den Dächern: Die gesetzliche Alters- 923
rente wird schon in wenigen Jahren nicht mehr für eine ausreichende Altersver-
sorgung genügen, weshalb sich jeder künftig eine zusätzliche Altersversorgung
schaffen muss, d. h. zusätzliches Vermögen.
Aktien scheinen auf lange Sicht die beste Kapitalanlage. Warum das so ist, liegt
auf der Hand: Die Wirtschaft entwickelte sich bisher stetig weiter, was sich in
steigenden Kursen der großen Unternehmen niederschlägt. Der Konkurrenz-
kampf unter den Staaten, so die Analysten, finde statt in großen Kriegen als
Wettbewerb auf wirtschaftlichem Gebiet statt, und das führe zu Wohlstand und

78049-7_s001-816.indb 590 28.08.2007 14:31:12 Uhr


9. Wie komme ich im Alter gut über die Runden? 591

steigenden Einkünften weltweit. Auch in Zukunft werde es Weltkriege wie frü-


her nicht mehr geben. Die Produktivkräfte könnten sich nunmehr ohne Ver-
nichtung von Vermögen durch Kriege frei entfalten. Ob das zutrifft oder ob uns
nicht doch eine größere Wirtschaftskrise erreicht – wer weiß das schon? Und
was in den Ländern passiert, wo unkluge Politiker ihre Bürger durch ständig
höhere Abgaben immer ärmer machen, ist nicht abzusehen.

Planmäßig blank, wenn Du das Zeitliche segnest

Im Alter ganz bescheiden von den Zinsen zu leben, aber den Kindern ein Ver-
mögen zu hinterlassen, kann nicht in Deinem Interesse sein. Du hast ihnen eine
gute Ausbildung zukommen lassen und somit Deine Pflicht getan. Im Übrigen
sind sie inzwischen erwachsen und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf ein
Erbe angewiesen. Also sollte Deine Vermögensplanung so aussehen, dass nach
dem Tod des letztversterbenden Partners das Vermögen weitgehend aufgezehrt
ist.

Entnahmetabelle
Wie lange reicht aber das Vermögen, wenn ich einen bestimmten Betrag ent-
nehme? Die Antwort gibt die folgende Tabelle von John Hancock Insurance
aus »Trachsler, Big Money«. Dabei kann der jährliche Entnahmebetrag zum
Inflationsausgleich um 3 % erhöht werden. Die Entnahmedauer wird erheblich
von der Anlagerendite beeinflusst.
Anlagerendite 3% 4% 5% 6% 7%
Jahresbezug
Entnahmedauer
(in % des Kapitals)
12% 8 Jahre 8 Jahre 8 Jahre 9 Jahre 9 Jahre
11% 9 Jahre 9 Jahre 9 Jahre 10 Jahre 10 Jahre
10% 10 Jahre 10 Jahre 10 Jahre 11 Jahre 12 Jahre
9% 11 Jahre 11 Jahre 12 Jahre 13 Jahre 14 Jahre
8% 12 Jahre 13 Jahre 14 Jahre 15 Jahre 16 Jahre
7% 14 Jahre 15 Jahre 16 Jahre 18 Jahre 20 Jahre
6% 16 Jahre 18 Jahre 19 Jahre 22 Jahre 25 Jahre
5% 20 Jahre 22 Jahre 24 Jahre 29 Jahre 36 Jahre
4% 25 Jahre 28 Jahre 33 Jahre 42 Jahre

Die Tabelle zeigt mit den fettgedruckten Werten: Hast Du 200 000 € zu 5 % an-
gelegt und möchtest jährlich 12 000 € entnehmen, also 6 %, ist das Kapital nach

78049-7_s001-816.indb 591 28.08.2007 14:31:13 Uhr


592 XIII. Kapitaleinkünfte

19 Jahren aufgebraucht. Insgesamt hast Du dann 228 000 € (= 12 000 €  19


Jahre) zzgl. 3 % für Inflationsausgleich zur Verfügung gehabt.

10. Was bringt die Abgeltungssteuer ab 2009?


924 Ab 2009 wird mit Einführung der einheitlichen Abgeltungssteuer von 25 % zzgl. 924
Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag auf private Kapitalerträge aus Zinsen,
Dividenden und Wertpapierveräußerungen die Besteuerung von Kapitalein-
künften und Wertpapierspekulationen auf völlig neue Füße gestellt. Die Abgel-
tungssteuer wird direkt an der Quelle der Erträge von der Bank einbehalten.
Die wesentlichen Änderungen sehen wie folgt aus:

Veranlagungswahlrecht/Einbeziehung von Erträgen in die Veranlagung


Die mit der Abgeltungsteuer belasteten Erträge bleiben bei der Einkom-
mensteuerveranlagung außer Betracht. Für Steuerzahler mit geringen Einkünf-
ten und Steuersätzen gibt es aber die Möglichkeit, auf Antrag die Kapitaler-
träge in die normale Einkommensbesteuerung einzubeziehen. Die Besteuerung
erfolgt dann nach den allgemeinen Grundsätzen unter Anrechnung der Abgel-
tungssteuer. Auf diese Weise kann die Belastung durch die Abgeltungssteuer
z. B. bei Rentnern, Kindern etc. abgemildert werden. Nicht unter die Abgel-
tungssteuer fallende Erträge, z. B. aus ausländischen Quellen, privaten Darlehn
etc., werden bei der Einkommensteuererklärung erfasst, dort aber auch nur mit
dem Abgeltungssteuersatz von 25 % besteuert.

Halbeinkünfteverfahren
Das Halbeinküfteverfahren für private Erträge aus Aktien und Dividenden
wird abgeschafft. Diese unterliegen ab 2009 daher zu 100 % der Abgeltungs-
steuer von 25 %.

Wertpapierspekulationsgeschäfte
Die Besteuerung von Spekulationsgeschäften wird neu geregelt. Gewinne aus
dem Verkauf von Anteilen an Kapitalgesellschaften werden als Einkünfte aus
Kapitalvermögen erfasst und in die Abgeltungsbesteuerung einbezogen. Gleich-
zeitig entfällt für Wertpapiere die bisherige Spekulationsfrist von einem Jahr.
Damit sind Spekulationsgewinne künftig auch dann steuerpflichtig, wenn ein
beliebig langer Zeitraum zwischen An- und Verkauf der Papiere liegt. Die
Neuregelung gilt aber erst für Verkäufe von Wertpapieren, die nach dem
31. 12. 2008 erworben werden.

Sparerpauschbetrag
Für private Anleger wird der Sparerfreibetrag und der Werbungskostenpausch-
betrag in einem Sparerpauschbetrag für Einkünfte aus Kapitalvermögen in
Höhe von 801 €/1 602 € (Alleinstehende/Verheiratete) zusammengefasst. Bis zu

78049-7_s001-816.indb 592 28.08.2007 14:31:13 Uhr


10. Was bringt die Abgeltungssteuer ab 2009? 593

diesem Pauschbetrag bleiben die Kapitalerträge von der Abgeltungssteuer ver-


schont.

Werbungskosten
Der Abzug von tatsächlichen Werbungskosten im Zusammenhang mit Kapi-
taleinkünften ist ab 2009 ausdrücklich ausgeschlossen. Damit können weder
Depotgebühren noch Finanzierungszinsen oder Vermögensverwaltungsge-
bühren als Werbungskosten abgesetzt werden.

Verluste
Verluste aus der Veräußerung von Aktien können künftig nur noch mit Gewin-
nen aus der Veräußerung von Aktien verrechnet werden, nicht dagegen mit an-
deren Spekulationseinkünften.

Spekulationsgeschäfte mit Immobilien und anderen Wirtschaftsgütern


Die Spekulationsfrist für Immobilien bleibt unverändert bei zehn Jahren. Für
die Spekulation mit anderen Wirtschaftsgütern als Wertpapieren (z. B. Samm-
lungen, Kunstgegenstände etc.) bleibt es bei der Spekulationsfrist von einem
Jahr. Allerdings wird die Freigrenze auf 600 € angehoben.

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78049-7_s001-816.indb 594 28.08.2007 14:31:13 Uhr
595

Das Leben ist das, was uns die Epoche,


der Staat und die Ehepartner davon übriglassen.
(Gabriel Laub)

XIV. Gewerbliche
und freiberufliche Einkünfte
1. Überschussrechnung oder Bilanzierung?
925 Bist Du Kaufmann nach Handelsrecht, musst Du für jedes Wirtschaftsjahr an- 925
hand einer doppelten Buchführung eine Bilanz mit Verlust-und-Gewinn-Rech-
nung aufstellen (§ 238 HGB).
Bist Du kein »Kaufmann«, kann Dich als Gewerbetreibender trotzdem die
Buchführungspflicht treffen, und zwar nach dem Steuerrecht – §§ 140, 141
AO –, wenn
● Dein Jahresumsatz mehr als 500 000 € oder
● Dein Jahresgewinn mehr als 30 000 € betragen hat.
Das Finanzamt muss Dich allerdings ausdrücklich zur Bilanzierung auffordern,
also fang ruhig erst einmal mit einer Überschussrechnung an – so nennt das
Finanzamt ein einfaches Aufzeichnen der Einnahmen und Ausgaben.
Freiberufler brauchen nicht zu bilanzieren, wenn sie nicht wollen (H 18.2 EStH);
eine Überschussrechnung genügt auch dann, wenn sie die o.g. Grenzen über-
schreiten.

926 Mit der Überschussrechnung kannst Du die Höhe des Gewinns beeinflussen, 926
indem Du Einnahmen in das nächste Jahr verlagerst – Rechnungen später
schreibst – und Ausgaben in das gegenwärtige Jahr vorziehst, z. B. durch Voraus-
zahlungen. Ziel muss es dabei immer sein, große Schwankungen beim Gewinn
zu vermeiden, sonst wirst Du Opfer der Einkommensteuerprogression. Du soll-
test auch keine zu hohen Verluste ausweisen. Zwar kannst Du Verluste, die
nicht mit positiven Einkünften ausgeglichen worden sind, in einem anderen
Jahr abziehen, jedoch bestehen dabei erhebliche Einschränkungen:
1. Ein Rücktrag ist nur in das Vorjahr möglich (max. 511 500 €/1 023 000 €).
2. Durch den Rücktrag nicht ausgeglichener Verluste kannst Du im Folgejahr
bis zu 1 Mio. € unbeschränkt abziehen. Sind Deine Verluste größer, kannst
Du noch einmal bis 60 % Deines den Verlustvortrag von 1 Mio. € überstei-
genden Teils des Gesamtbetrags der Einkünfte wegputzen. Und so geht das
in den kommenden Jahren weiter, bis Deine Verluste verrechnet sind.

Was Finanzämter wieder akzeptieren müssen:


Anlaufverluste bei Investitionen
Ein Unternehmer hat kräftig in seinen Betrieb investiert. Daraus resultieren
Verluste durch Abschreibungen und Finanzierungskosten. Diese sind voll ver-

78049-7_s001-816.indb 595 28.08.2007 14:31:14 Uhr


596 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

rechenbar mit anderen Einkünften, etwa Überschüssen aus Vermietung, Gehalt


des Ehepartners.
Verluste durch Insolvenz
Die Firma macht weniger Umsatz. Außerdem geraten einige Kunden in die
Pleite. Rechnungen bleiben offen. Dadurch schreibt der Betrieb rote Zahlen.
Die darf der Inhaber in vollem Umfang saldieren – etwa mit Zinsen, Mieten,
Pachten, Gewinnen aus Beteiligungen. Und natürlich auch mit den Einkünften
des Ehepartners.
Modernisierungsverluste
Der Besitzer eines Mietshauses hat viel Geld in die Modernisierung und Reno-
vierung des Gebäudes gesteckt. Daher schreibt er vorübergehend rote Zahlen.
Die sparen kräftig Steuern – per Verlustausgleich mit Überschüssen aus ande-
ren Tätigkeiten.
Verluste bei Geldanlagen
Ein Ehepaar hat diverse Anlageprodukte – etwa Investmentfonds, Anleihen,
Genussscheine, Rentenmodelle – auf Pump gekauft. Die werfen weniger Zin-
sen ab, als die Banken für ihre Darlehen verlangen. So entstehen per Saldo
Verluste, welche die Eheleute mit anderweitigen Einkünften und Gewinnen in
vollem Umfang verrechnen dürfen.
Vermietungsverluste
Ein Kapitalanleger hat Mietwohnungen auf Kredit gekauft. Das Investment
bringt aber nicht die erwarteten Mieten. Die Einnahmen reichen nicht, um die
Kapitalkosten zu decken – ein Verlustgeschäft. Die Miesen sind voll abziehbar
vom Einkommen.
Verluste bei Praxisgründung
Eine Ärztin richtet ihre Praxis ein, zahlt Miete und stellt Mitarbeiter ein. Ge-
winn liegt noch in weiter Ferne. Startverluste sind voll mit anderen Einkünften
– auch des Gatten – verrechenbar. Dies gilt für jeden Gründer, ob Freiberufler
oder Gewerbetreibender, und in jeder Branche.

Kaum drehst Du den Höflingen (den damaligen Bürokraten)


den Rücken, reißen sie Dir die Kleider herunter.
(Richard Wagner an Franz Liszt)

2. Einnahmenüberschussrechnung – die Buchführung für alle,


die in kleinem Rahmen selbständig arbeiten
927 Als Freiberufler hast Du die freie Wahl, entweder Aufzeichnungen zu 927
mS machen oder nach Soll und Haben zu buchen, und wirst Dich deshalb für
Aufzeichnungen entscheiden. Freiberuflich ist z. B. die selbständige Tätigkeit als
Lehrer, Krankenschwester, Krankengymnast, Hebamme, Übersetzer und Dol-
metscher, Journalist, Schriftsteller, Künstler. Als Gewerbetreibender, der kei-
nen handelsrechtlichen Betrieb hat – das trifft in der Regel auf Anlageberater,

78049-7_s001-816.indb 596 28.08.2007 14:31:14 Uhr


2. Einnahmenüberschussrechnung – die Buchführung für alle in kleinem Rahmen Selbständige 597

Berater für Datenverarbeitung, Berufssportler, Bühnenvermittler, Buchfüh-


rungshelfer, Detektive, Fotomodelle, Handelsvertreter, Immobilienmakler oder
Künstleragenten zu –, bist Du ebenfalls von der Bilanzierung befreit, wenn Du
nicht in einem Jahr über 25 000 € Gewinn erklärt hast. Dann nämlich wird Dich
das Finanzamt zu einer Soll/Haben-Buchführung verdonnern.

a) Das Zu- und Abflussprinzip


Bei der Überschussrechnung sind die Betriebseinnahmen in dem Kalenderjahr
anzusetzen, in dem sie zugeflossen sind, und die Betriebsausgaben in dem
Kalenderjahr abzusetzen, in dem sie geleistet worden sind; das gilt auch für
Vorschüsse, Teil- und Abschlagszahlungen. Diese Regelung gilt prinzipiell und
wird deshalb als »Zu- und Abflussprinzip« bezeichnet.

928 b) Abschreibungen 928


Anlagegüter mit einer Nutzungsdauer von mehr als einem Jahr, wie Fahrzeuge,
Einrichtungsgegenstände und Maschinen, kannst Du nicht sofort voll absetzen.
Vielmehr sind deren Anschaffungskosten auf die Zeit der Nutzung zu verteilen:
Absetzung für Abnutzung (AfA), auch Abschreibung genannt. Die Nutzungs-
dauer ist stets zu schätzen, wobei die Art des Anlageguts und die Nutzung zu
berücksichtigen sind.
Bei der Abschreibung kannst Du bis einschließlich 2007 wählen zwischen linear
und degressiv (ab 2008 entfällt die Möglichkeit der degressiven Abschreibung).
Linear bedeutet: gleichmäßige Abschreibung mit einem festen Prozentsatz auf
die Erwerbskosten (z. B. PC mit Monitor, Nutzungsdauer drei Jahre, Abschrei-
bung jährlich 1/3). Degressiv heißt: Abschreibung in fallenden Beträgen mit
einem festen Prozentsatz (höchstens 30 %) auf den jeweiligen Restbuchwert
(z. B. Schreibtisch, Nutzungsdauer 13 Jahre, Abschreibung mit 23,08 % auf den
Restbuchwert). Dabei ist ein Wechsel von der degressiven zur linearen Ab-
schreibung möglich, nicht aber umgekehrt. Welchen Vorteil Du dabei erzielen
kannst, zeigt der Trick unter E Rz 1004. Weil es das Finanzamt von jedem Selb-
ständigen verlangt und damit Du bei der Abschreibung den Überblick behältst,
liste die Anlagegüter am besten in einem Abschreibungsverzeichnis (vgl.
E Rz 931) auf.
Eine Ausnahme von der AfA bilden Anlagegüter mit Anschaffungskosten –
ohne Umsatzsteuer – bis 410 €. Diese geringwertigen Wirtschaftsgüter kannst Du
im Jahr der Anschaffung in voller Höhe als Betriebsausgaben absetzen.

929 Sobald Du selbständig bist, unterliegst Du der Umsatzsteuer: Von z. B. 1 000 € 929
Einnahmen zzgl. 19 % Umsatzsteuer = insgesamt 1 190 € gehen 190 € an das
Finanzamt. Die Dir in Rechnung gestellten Umsatzsteuerbeträge, z. B. 114 €
(= 19 % von 600 €) aus Wareneinkäufen, sind als Vorsteuer von der vereinnah-
mten Umsatzsteuer abziehbar. An das Finanzamt geht also nur eine Mehrwert-
steuer (Zahllast von 190 € Umsatzsteuer ./. 114 € Vorsteuer = 76 € Mehrwert-
steuer). Vorsteuererstattung. Aber: Wenn der Vorjahresumsatz 17 500 € und der

78049-7_s001-816.indb 597 28.08.2007 14:31:14 Uhr


598 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

diesjährige Umsatz voraussichtlich 50 000 € nicht übersteigt, bist Du Kleinun-


ternehmer und wirst wie ein nichtsteuerpflichtiger Privatmann behandelt, d. h.,
die Betriebseinnahmen unterliegen nicht der Umsatzsteuer. Folge: Du hast
auch keinen Anspruch auf Vorsteuererstattung. (Quelle: § 19 UStG)
930 Steuerpflichtiger Gewinn ist der Überschuss der Betriebseinnahmen über die 930
Betriebsausgaben. Den Gewinn berechnest Du durch einen Jahresabschluss.
Sind die Ausgaben höher als die Einnahmen, entsteht beim Abschluss ein Ver-
lust. Den Gewinn oder den Verlust erklärst Du dem Finanzamt in der Anlage
GSE zur Einkommensteuererklärung und fügst eine Abschlussrechnung bei.
Für Deine Gewinnermittlung musst Du die amtliche Einnahmenüberschuss-
rechnung verwenden, d. h. in der »Anlage EÜR« Deine laufenden Aufzeich-
nungen zusammenfassen.
Dieses Formular zeigt Dir: Die Betriebseinnahmen teilst Du auf in solche aus
den regulären Geschäften und solche aus Hilfsgeschäften wie dem Verkauf von
Anlagegütern und den Entnahmen und Privatnutzungen, jeweils ohne Umsatz-
steuer. Die vereinnahmte Umsatzsteuer gibst Du getrennt an. Nur so kann der
Fiskalritter die für ihn obligatorische Gewinnverprobung und die Umsatzsteu-
erverprobung durchführen.
Bei den Betriebsausgaben weist Du die von Dir an Lieferanten und Dienstleis-
ter gezahlte Vorsteuer gesondert aus, um dem Fiskalritter nochmals wegen der
Umsatzsteuerverprobung gut zu sein. Auch bei den gemischten Kosten wie Kfz-,
Telefon- und Raumkosten kommst Du dem Finanzamt entgegen, indem Du den
von Dir angesetzten Privatanteil extra ausweist. Denke daran, Umsatzsteuer
auf den Eigenverbrauch oder unentgeltliche Leistungen an Dich umsatzsteuer-
lich zu erfassen bzw. den Vorsteuerabzug zu kürzen.
Für die laufenden Aufzeichnungen besorgst Du Dir eine Spaltenkladde, auch
Journal oder Geschäftsbuch genannt. Für kleines Geld gibt es inzwischen auch
ganz passable EDV-Programme für Deine Einnahmenüberschussrechnung.

931 Bei der Einnahmenüberschussrechnung ist nur die Anlage EÜR vorgeschrie- 931
ben. Ansonsten unterliegt Deine Gewinnermittlung keinen Formvorschriften.
Allerdings musst Du ein Anlagenverzeichnis erstellen für die Dinge, die Du in
Deinem Betrieb längere Zeit benutzt und deshalb über ihre Nutzungsdauer ab-
schreiben musst.

932 Buchführungsunterlagen 932


Bist Du als Gewerbetreibender zur Buchführung verpflichtet, müssen steuer-
liche Belege je nach der Art der Unterlagen mindestens sechs oder sogar zehn
Jahre lang gebunkert werden.

78049-7_s001-816.indb 598 28.08.2007 14:31:14 Uhr


2. Einnahmenüberschussrechnung – die Buchführung für alle in kleinem Rahmen Selbständige 599

Name / Gesellschaft / Gemeinschaft / Körperschaft

Anlage EÜR
Vorname Bitte für jeden Betrieb eine
gesonderte Anlage EÜR einreichen!

1 Steuernummer

1a Identifikations-Nr. Nr. des Betriebs


(lfd. Nr.)

77 07
Einnahmenüberschussrechnung 99 15
(Gewinnermittlung nach § 4 Abs. 3 EStG) für das Kalenderjahr 2007 bzw. Wirtschaftsjahr 2007 / 2008
Zuordnung
zu Einkunftsart
Art des Betriebs (siehe Anleitung)

1b 100 105

Entnahme oder Veräußerung von Grundstücken / grundstücksgleichen Rechten


Im Kalenderjahr / Wirtschaftsjahr wurden Grundstücke / grundstücksgleiche Rechte entnommen
1c oder veräußert 120 Ja = 1 oder Nein = 2

1. Gewinnermittlung 99 20
Betriebseinnahmen EUR Ct
2 Betriebseinnahmen als umsatzsteuerlicher Kleinunternehmer 111
. . ,
Davon aus Umsätzen, die in § 19 Abs. 3
3 Nr. 1 und Nr. 2 UStG bezeichnet sind 119
. . , (weiter ab Zeile 8)

Betriebseinnahmen als Land- und Forstwirt, soweit die Durchschnittssatz-


4 besteuerung nach § 24 UStG angewandt wird 104
. . ,
5 Umsatzsteuerpflichtige Betriebseinnahmen 112
. . ,
Umsatzsteuerfreie, nicht umsatzsteuerbare Betriebseinnahmen sowie Betriebsein-
6 nahmen, für die der Leistungsempfänger die Umsatzsteuer nach § 13 b UStG schuldet 103
. . ,
7 Vereinnahmte Umsatzsteuer sowie Umsatzsteuer auf unentgeltliche Wertabgaben 140
. . ,
8 Vom Finanzamt erstattete und ggf. verrechnete Umsatzsteuer 141
. . ,
9 Veräußerung oder Entnahme von Anlagevermögen 102
. . ,
10 Private Kfz-Nutzung 106
. . ,
11 Sonstige Sach-, Nutzungs- und Leistungsentnahmen (z. B. private Telefonnutzung) 108
. . ,
Auflösung von Rücklagen, Ansparabschreibungen und / oder Ausgleichsposten
12 (Übertrag von Zeile 55) . . ,
13 Summe Betriebseinnahmen 159
. . ,
99 25
Betriebsausgaben
EUR Ct
Betriebsausgabenpauschale für bestimmte Berufsgruppen bzw. Freibetrag
14 nach § 3 Nr. 26 EStG (weiter ab Zeile 46) 190
. . ,
Sachliche Bebauungskostenpauschale (für Weinbaubetriebe) /
15 Betriebsausgabenpauschale für Forstwirte 191
. . ,
16 Waren, Rohstoffe und Hilfsstoffe einschl. der Nebenkosten 100
. . ,
17 Bezogene Leistungen (z. B. Fremdleistungen) 110
. . ,
18 Ausgaben für eigenes Personal (z. B. Gehälter, Löhne und Versicherungsbeiträge) 120
. . ,
Absetzung für Abnutzung (AfA) (Übertrag aus Zeilen 4, 10, 14 des Anlagenverzeichnisses)
Absetzungen für Abnutzung (AfA) auf unbewegliche Wirtschaftsgüter
19 (ohne AfA für das häusliche Arbeitszimmer) 136
. . ,
20 AfA auf unbewegliche Wirtschaftsgüter (ohne AfA für das häusliche Arbeitszimmer) 131
. . ,
21 AfA auf bewegliche Wirtschaftsgüter (z. B. Maschinen, Kfz) 130
. . ,
Übertrag (Summe Zeilen 14 bis 21)
. . ,
2007AnlEÜR301 – Juli 2007 – 2007AnlEÜR301

78049-7_s001-816.indb 599 28.08.2007 14:31:16 Uhr


600 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Steuernummer / IdNr.

EUR Ct
Übertrag (Summe Zeilen 14 bis 21)
. . ,
22 Sonderabschreibungen nach § 7 g Abs. 1 und 2 EStG 134
. . ,
23 Aufwendungen für geringwertige Wirtschaftsgüter 132
. . ,
24 Restbuchwert der im Kalenderjahr / Wirtschaftsjahr ausgeschiedenen Anlagegüter 135
. . ,
Kraftfahrzeugkosten und andere Fahrtkosten
EUR Ct
Laufende und feste Kosten
25 (ohne AfA und Zinsen) 140
. . ,
Enthaltene Kosten aus Zeilen 21,
26 25 und 32 für Wege zwischen 142 – . . ,
Wohnung und Betriebsstätte
27 Verbleibender Betrag
. . ,  143 . . ,
28 frei
Entfernungspauschale: Eintrag in Zeile 48a

Raumkosten und sonstige Grundstücksaufwendungen


Abziehbare Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer
29
(einschl. AfA und Schuldzinsen)
172
. . ,
30 Miete / Pacht für Geschäftsräume und betrieblich genutzte Grundstücke
Sonstige Aufwendungen für betrieblich genutzte Grundstücke
150
. . ,
31 (ohne Schuldzinsen und AfA) 151
. . ,
nicht abziehbar abziehbar
EUR Ct EUR Ct
Schuldzinsen (§ 4 Abs. 4 a EStG)
178
Finanzierung von Anschaffungs- /
32 Herstellungskosten von Wirtschaftsgütern
des Anlagevermögens . . ,
Übrige Schuldzinsen
167 179
33
. . , . . ,
Übrige beschränkt abziehbare Betriebsausgaben
(§ 4 Abs. 5 EStG)
Geschenke
164 174
34
. . , . . ,
Bewirtung
165 175
35
. . , . . ,
173
Reisekosten,
36 Aufwendungen für doppelte Haushaltsführung . . ,
Sonstige (z. B. Geldbußen)
168 177
37
. . , . . ,
38 Summe Zeilen 32 bis 37 (abziehbar)
. . ,  . . ,
Sonstige unbeschränkt abziehbare Betriebsausgaben
39 Porto, Telefon, Büromaterial 192
. . ,
40 Fortbildung und Fachliteratur 193
. . ,
41 Rechts- und Steuerberatung, Buchführung 194
. . ,
42 Übrige Betriebsausgaben 183
. . ,
43 Gezahlte Vorsteuerbeträge 185
. . ,
44 An das Finanzamt gezahlte und ggf. verrechnete Umsatzsteuer 186
. . ,
Bildung von Rücklagen, Ansparabschreibungen und / oder Ausgleichsposten
45 (Übertrag von Zeile 55) . . ,
46 Summe Betriebsausgaben 199
. . ,
2007AnlEÜR302 2007AnlEÜR302

78049-7_s001-816.indb 600 28.08.2007 14:31:16 Uhr


2. Einnahmenüberschussrechnung – die Buchführung für alle in kleinem Rahmen Selbständige 601

Steuernummer / IdNr.

Ermittlung des Gewinns EUR Ct

47 Summe der Betriebseinnahmen (Übertrag aus Zeile 13)


. . ,
48 abzüglich Summe der Betriebsausgaben (Übertrag aus Zeile 46) – . . ,
abzüglich wie Betriebsausgaben abziehbare Aufwendungen

48a – Entfernungspauschale 176 – . . ,


48b – erwerbsbedingte Kinderbetreuungskosten 184 – . . ,
49 Gewinn / Verlust 119
. . ,

2. Ergänzende Angaben

99 27
Rücklagen und Ansparabschreibungen
Bildung Auflösung
EUR Ct EUR Ct
Rücklagen
50 nach § 6c i. V. m. § 6b EStG, R 6.6 EStR 187
. . , 120
. . ,
Ansparabschreibungen
51 nach § 7g Abs. 3 bis 6 EStG 188
. . , 121
. . ,
Ansparabschreibungen für Existenzgründer
52 nach § 7g Abs. 7 und 8 EStG 189
. . , 122
. . ,
Gewinnzuschlag nach § 6c i. V. m. § 6b Abs. 7 und 10,
53 § 7g Abs. 5 und 6 EStG 123
. . ,
54 Ausgleichsposten nach § 4g EStG 191
. . , 125
. . ,
55 Gesamtsumme 190
. . , 124
. . ,
Übertrag in Zeile 45 Übertrag in Zeile 12

99 29
Entnahmen und Einlagen
EUR Ct

56 Entnahmen einschl. Sach-, Leistungs- und Nutzungsentnahmen 122


. . ,
57 Einlagen einschl. Sach-, Leistungs- und Nutzungseinlagen 123
. . ,

2007AnlEÜR303 2007AnlEÜR303

78049-7_s001-816.indb 601 28.08.2007 14:31:17 Uhr


602 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Name / Gesellschaft / Gemeinschaft / Körperschaft Nr. des Betriebs


(lfd. Nr.)

Vorname 77 07
99 40

1 Steuernummer

1a Identifikations-Nr.

3. Anlageverzeichnis / Ausweis des Umlaufvermögens


Die Summe der AfA-Beträge ist in die Zeilen 19 bis 22 der Anlage EÜR zu übertragen.
Gruppe / Anschaffungs- / Herstellungskosten / Teilwert Buchwert zu Beginn
Bezeichnung des Wirtschaftsguts der am 01.01. des Jahres des Gewinnermittlungszeitraums
vorhandenen Wirtschaftsgüter
58 EUR Ct EUR Ct
Grundstücke und
grundstücksgleiche Rechte 100 101
59 Grund und Boden
. . , . . ,
110 111
60 Gebäude
. . , . . ,
120 121
Andere
61 (z. B. grundstücksgleiche Rechte) . . , . . ,
62

Häusliches Arbeitszimmer 200 201


63 Anteil Grund und Boden
. . , . . ,
210 211
64 Gebäudeteil
. . , . . ,
65

Immaterielle Wirtschaftsgüter 300 301


66 Firmen- / Geschäfts- / Praxiswert
. . , . . ,
310 311
67 Andere
. . , . . ,
68

Bewegliche Wirtschaftsgüter 400 401


69 Kraftfahrzeuge
. . , . . ,
410 411
70 Büroeinrichtung
. . , . . ,
420 421
71 Andere
. . , . . ,
72

Finanzanlagen 500 501


73 Anteile an Unternehmen 2)
. . , . . ,
74 steuerlich zu berücksichtigen 3)
510 511
75 Andere
. . , . . ,
600
76 Umlaufvermögen (zusammengefasst) 1)
. . ,
Fußnoten siehe Seite 2 oben.

2007AnlVerzEÜR304 – Juli 2007 – 2007AnlVerzEÜR304

78049-7_s001-816.indb 602 28.08.2007 14:31:17 Uhr


2. Einnahmenüberschussrechnung – die Buchführung für alle in kleinem Rahmen Selbständige 603

Steuernummer / IdNr.

Fußnoten:
1) Nur Umlaufvermögen i. S. d. § 4 Abs. 3 Satz 4 EStG (z. B. Wertpapiere, Grund und Boden sowie Gebäude).
2) Für deren Erträge das Halbeinkünfteverfahren gilt.
3) Siehe § 3c Abs. 2 EStG i. V. m. § 3 Nr. 40 EStG oder § 8b KStG.

Gruppe / Zugänge Sonder-AfA


Bezeichnung des Wirtschaftsguts nach § 7g EStG

EUR Ct EUR Ct
Grundstücke und
grundstücksgleiche Rechte 102
59 Grund und Boden
. . ,
112
60 Gebäude
. . ,
122
Andere
61 (z. B. grundstücksgleiche Rechte) . . ,
62 Summe

Häusliches Arbeitszimmer 202


63 Anteil Grund und Boden
. . ,
212
64 Gebäudeteil
. . ,
65 Summe

Immaterielle Wirtschaftsgüter 302


66 Firmen- / Geschäfts- / Praxiswert
. . ,
312
67 Andere
. . ,
68 Summe

Bewegliche Wirtschaftsgüter 402 403


69 Kraftfahrzeuge
. . , . . ,
412 413
70 Büroeinrichtung
. . , . . ,
422 423
71 Andere
. . , . . ,
480
72 Summe
. . ,
(Übertrag in Zeile 22 Anlage EÜR)
Finanzanlagen 502
73 Anteile an Unternehmen 2)
. . ,
74 steuerlich zu berücksichtigen 3)
512
75 Andere
. . ,
602
76 Umlaufvermögen (zusammengefasst) 1)
. . ,

2007AnlVerzEÜR305 2007AnlVerzEÜR305

78049-7_s001-816.indb 603 28.08.2007 14:31:18 Uhr


604 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Buchführungsunterlagen, die 2007 vernichtet werden können


Art der Bücher und Inventare, Arbeitsanwei- Handels-
Unterlagen Aufzeichnungen Eröffnungs- sungen, Geschäftsbriefe,
bilanzen, Jahres- Organisations- sonstige Unter-
abschlüsse, unterlagen, lagen wie Lohn-
Lageberichte Buchungsbelege abrechnungen,
Preisverzeich-
nisse,
Kalkulations-
unterlagen
Aus dem Jahr letzte Eintragung Aufstellung 1996 1996 oder früher 2000 oder früher
1996 oder früher oder früher
Ausnahme Unterlagen sind für Steuern von Bedeutung, für die die Festsetzungsfrist
noch nicht abgelaufen ist. Das ist z.B. der Fall bei einer begonnenen und
noch nicht abgeschlossenen Außenprüfung, bei vorläufigen Steuerfestset-
zungen, anhängigen Ermittlungen, schwebenden Rechtsbehelfsverfahren
und noch zu bearbeitenden Anträgen. In diesen Fällen besteht eine
Aufbewahrungspflicht.

So kassierst Du Vorsteuer
bei einem häuslichen Arbeitszimmer

933 Wenn Du in der glücklichen Lage bist, Dein Arbeitszimmer auch noch 2007 933
absetzen zu können, weil es entweder
● der Mittelpunkt Deiner gesamten Tätigkeit ist,
● nicht büromäßig eingerichtet ist und als Lagerraum, Werkstatt etc. von vorn-
herein nicht der Abzugsbeschränkung für Arbeitszimmer unterliegt
● oder nicht in deinem häuslichen Bereich liegt,
bekommst Du Vorsteuern für Deine Arbeitszimmerkosten. Zu den Lieferanten
gehören unter anderem die Stadtwerke mit der Lieferung von Elektrizität, Gas
und Wasser. Einmal im Jahr kommt die Jahresabrechnung, in der z. B. steht:

Netto Umsatzsteuer 19 % Brutto


Gesamtkosten 654 € 124 € 778 €
Anteil Arbeitsz. z. B. 21% 137 € 26 € 163 €

Also wirst Du 137 € als Betriebsausgaben absetzen und Dir 26 € Vorsteuer vom
Finanzamt erstatten lassen. Wichtig: Denke daran, dass die Rechnung auf Dich
als Unternehmer lauten muss, damit Du in den Vorsteuergenuss kommst.

78049-7_s001-816.indb 604 28.08.2007 14:31:19 Uhr


2. Einnahmenüberschussrechnung – die Buchführung für alle in kleinem Rahmen Selbständige 605

für Steuerberatungskosten

934 Deine Steuerberatungskosten kannst Du als Betriebsausgaben absetzen, wenn 934


sie für Betriebskosten, Buchhaltung etc. anfallen. Der Vorteil liegt auf der Hand:
Du kannst die Vorsteuer aus dem Rechnungsbetrag geltend machen und als
Gewerbetreibender zudem Gewerbesteuer sparen.

935 Überentnahmen 935


Für eine sog. Überentnahme – das ist eine Entnahme, deren Betrag die Summe
aus Gewinn und Einlagen des Wirtschaftsjahrs übersteigt – werden fiktive
Schuldzinsen von 6 % als Hinzurechnung zum Gewinn angesetzt (§ 4 Abs. 4 a
EStG). Dabei bleiben Entnahmen und Einlagen, die in den letzten drei Monaten
eines Wirtschaftsjahrs getätigt wurden, unberücksichtigt, soweit sie in der Summe
in den ersten drei Monaten des Folgejahrs rückgängig gemacht werden (§ 4
Abs. 4 a Sätze 2 und 3 EStG). Die Überentnahme, auch die der Vorjahre, gekürzt
um die Beträge, die in den Vorjahren als Gewinn und Einlagen über die Entnah-
men hinausgingen (sog. Unterentnahmen), werden wegen einer unterstellten
privaten Verursachung mit 6 % als nicht abziehbare Schuldzinsen angesetzt.
Wichtig: Der Hinzurechnungsbetrag an fiktiven Schuldzinsen darf höchstens
die im Wirtschaftsjahr tatsächlich angefallenen Schuldzinsen abzgl. 2 050 € aus-
machen. Dabei bleiben Schuldzinsen für Darlehen zur Finanzierung von An-
schaffungs- oder Herstellungskosten von Wirtschaftsgütern des Anlagevermö-
gens außer Ansatz. Damit Du verstehst, welche Tücken der Fiskus hier für uns
bereithält, gebe ich Dir ein Beispiel: Der Einzelunternehmer A hat in 2007 Ent-
nahmen in Höhe von 150 000 € und Einlagen in Höhe von 50 000 € getätigt. Für
das Wirtschaftsjahr 2007 ist ein Gewinn in Höhe von 50 000 € angefallen. Aus
der Buchführung ergibt sich, dass die Schuldzinsen, die nicht auf Anschaffungs-
oder Herstellungskosten von Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens entfal-
len, 3 000 € betragen haben.
Für 2007 ergibt sich eine Überentnahme von
Einlagen in 2007 50 000 €
Gewinn 2007 + 50 000 €
Zwischensumme 100 000 €
Entnahmen in 2007 – 150 000 €
Überentnahme 50 000 €
Fiktive Schuldzinsen auf die Überentnahme (6 % v. 50 000 €) 3 000 €
Tatsächliche Schuldzinsen ohne Berücksichtigung der Zinsen
für Anschaffungs- oder Herstellungskredite im Anlagebereich 3 000 €
Unschädlicher Betrag – 2 050 €
Höchstbetrag für den Ansatz nichtabziehbarer Betriebsausgaben 950 €

78049-7_s001-816.indb 605 28.08.2007 14:31:19 Uhr


606 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Die fiktiven Schuldzinsen aufgrund der Überentnahme sind mit dem Höchstbe-
trag von 950 € dem Gewinn des Jahres 2007 außerhalb der Steuerbilanz hinzu-
zurechnen. Ermittelst Du Deinen Gewinn durch Einnahmeüberschussrech-
nung, gelten die Regelungen entsprechend (§ 4 Abs. 4 a Satz 7 EStG). Dafür
sind Entnahmen und Einlagen gesondert aufzuzeichnen und in der Anlage
EÜR auszuweisen.
Für private Einkünfte, insbesondere für Vermietungseinkünfte, sind die Grund-
sätze des § 4 Abs. 4 a EStG nicht anzuwenden (vgl. § 9 Abs. 5 EStG, der im
Gegensatz zu früher keinen Querverweis mehr auf § 4 Abs. 4 a EStG enthält).
Mieteinnahmen müssen demnach nicht mehr vorrangig für die Tilgung von
Schulden eingesetzt werden, sondern können bei entsprechender kontenmä-
ßiger Trennung für private Zwecke verwendet werden.

Du kannst Dir also wieder Deine Segeljacht finanzieren, indem Du zwei sepa-
rate Konten für Einnahmen und Ausgaben führst!!

Allerdings hat der Staat auch den ernsthaften Willen zum Sparen verloren. Man könnte in allen
Bereichen sparen, besonders im Verwaltungsbereich. Die Staatsverwaltung könnte halbiert werden . . .
(Der Präsident des Landesrechnungshofs Sachsen-Anhalt)

Mindere Deinen Gewinn durch Vorauszahlungen!

936 Als Freiberufler mit Einnahmeüberschussrechnung kannst Du den Gewinn für 936
das ablaufende Jahr mindern, indem Du z. B. die Praxismiete für einige Monate
des nächsten Jahres im Voraus zahlst. So könntest Du die Miete für die Monate
Januar bis Juni des nächsten Jahres von angenommen 6  2 500 € = 15 000 € am
28. 12. bezahlen. Folge: Die Miete für Februar bis Juni mindert den Gewinn des
ablaufenden Jahres um 12 500 €. Lediglich die Miete für Januar rechnet nach
einer Sonderregelung in § 11 EStG zum neuen Jahr. Die Mietvorauszahlung ist
kein Missbrauch nach § 42 AO, weil Du nur die technischen Möglichkeiten des
§ 11 EStG ausnutzt. Und das ist ganz legal!

für Deine Buchhaltung

937 Besonders für Jungunternehmer und in Finanznöten zitternde kleine Geschäfts- 937
leute, die sich keinen Steuerberater leisten können, ist nicht so sehr das fach-

78049-7_s001-816.indb 606 28.08.2007 14:31:19 Uhr


2. Einnahmenüberschussrechnung – die Buchführung für alle in kleinem Rahmen Selbständige 607

liche Wissen das Problem als vielmehr die lästige Buchführung. Leider zwingt
uns das Finanzamt dazu, wenn wir unseren Gewinn nicht gnadenlos von ihm
geschätzt haben wollen.
Da trifft es sich gut, dass Du heute Profihilfe in Form kaufmännischer Compu-
terprogramme in Anspruch nehmen kannst, die passgenau auf Selbständige
sowie kleinere und mittlere Unternehmen zugeschnitten sind. So ein Programm
erleichtert Dir das Rechnungswesen spürbar. Und schützt vor unnötigen Ver-
lusten: Mangelhafte Buchführung und ein entsprechend schlechtes Mahnwesen
führen dazu, dass jedes vierte Unternehmen mehr als ein Prozent seines Jahres-
umsatzes verliert.

Benzinkosten darfst Du schätzen!

938 Wenn Deine Tankstellenquittungen nicht vollständig sind, kannst Du unter Be- 938
rufung auf ein Urteil des BFH (VI R 113/88, BStBl 1992 II, Seite 854) den vom
Hersteller angegebenen Durchschnittsverbrauch zugrunde legen und mit dem
durchschnittlichen Literpreis multiplizieren. Der Mineralölwirtschaftsverband
e. V. in Hamburg stellt Dir dazu für jeden Monat des Jahres den Durchschnitts-
preis pro Liter Normalbenzin, Super-Bleifrei, Super-Plus und Diesel zur Verfü-
gung. Das BFH-Urteil betraf zwar einen Pkw, der zum Privatvermögen gehörte
und für berufliche Fahrten genutzt wurde, Du kannst Dich aber auch dann auf
diese Entscheidung berufen, wenn es sich um ein Fahrzeug des Betriebsvermö-
gens handelt.
Vergiss in Deiner Aufstellung über Pkw-Kosten nicht die anderen, einzeln nach-
gewiesenen Aufwendungen, z. B. Kfz-Steuer, Versicherungsbeitrag und Werk-
stattrechnungen.

Mach mal eine Steuerpause!

939 Wenn Du als Gewerbetreibender auf den 31. 12. bilanzierst und außerdem im 939
Handelsregister eingetragen bist, wählst Du einfach ein vom Kalenderjahr ab-
weichendes Wirtschaftsjahr, und schon kannst Du eine Steuerpause einlegen.
Das funktioniert so: Der Bilanzgewinn wird immer in dem Kalenderjahr ver-

78049-7_s001-816.indb 607 28.08.2007 14:31:20 Uhr


608 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

steuert, in dem das Wirtschaftsjahr endet, also der Gewinn aus der Bilanz
31. 12. 2007 im Jahr 2007. Wenn Du ein abweichendes Wirtschaftsjahr wählst,
z. B. vom 1. 4. zum 31. 3., musst Du nach dem 31. 12. ein Rumpfwirtschaftsjahr
einschieben – in diesem Fall vom 1. 1. bis zum 31. 3. Also versteuerst Du in dem
einen Jahr nur den Gewinn von drei Monaten. Das bewirkt ein Hinausschieben
der Steuerzahlung. Die Umstellung kann zwar nur im Einvernehmen mit dem
Finanzamt vorgenommen werden, aber dieses muss seine Zustimmung erteilen,
wenn Du triftige betriebliche Gründe vorbringst, z. B. Inventurschwierigkeiten
am Jahresende durch Hochsaison in Deiner Branche oder einfach witterungs-
bedingte Schwierigkeiten.
Übrigens: Vor 100 Jahren noch waren die Steuern so niedrig, dass viele höhere
Einkünfte angaben, als sie hatten – nur um wegen der höheren Zahlung von
ihren Mitbürgern besser angesehen zu sein. Mein Gott, waren das Zeiten!

Was ist das? Drei in einem Raum, aber nur einer arbeitet?
Ganz klar: Zwei Beamte und ein Ventilator.
(Solche Witze kommen nicht von ungefähr: Nach dem Urteil von Wirtschaftsexperten
beträgt die Produktivität der Behörden nur 20% gegenüber der der Wirtschaft.)

3. Unternehmensformen
940 Solltest Du Dich mit dem Gedanken tragen, eine Gesellschaft zu gründen oder 940
in eine einzutreten, oder wird Dein Unternehmen so groß, dass Du aus Konkur-
renzgründen die steuerlich günstigste Form wählen möchtest, dann möge Dir
der nachfolgende Belastungsvergleich eventuell für Deine Entscheidung dien-
lich sein. Vorab grundsätzlich: Als Einzelunternehmer kannst Du frei entschei-
den und Dich schneller geänderten Marktverhältnissen anpassen. Ab einer
bestimmten Unternehmensgröße kann ein Einzelner aber meistens nicht das
notwendige Kapital aufbringen. Er muss sich dann mit anderen zusammen-
schließen. Für kleinere und mittlere Unternehmen bietet sich der Zusammen-
schluss in Form einer offenen Handelsgesellschaft (OHG) oder einer Komman-
ditgesellschaft (KG) an. Bei der KG ist für die Kommanditisten die Haftung
begrenzt. Wenn verstärkt Haftungsgesichtspunkte eine Rolle spielen, empfiehlt
sich für kleinere und mittlere Unternehmen die Gesellschaft mit beschränkter
Haftung (GmbH). Daneben gibt es Mischgesellschaften, wie z. B. die GmbH u.
Co. KG , die eine Kommanditgesellschaft ist, wobei die Vollhaftung die GmbH
übernimmt. Will ein Gesellschafter nach außen hin nicht in Erscheinung treten,
werden die Beteiligten eine stille Gesellschaft – ggf. als Mischgesellschaft – ab-
schließen.

Für den beamteten Hafenmeister und seine Leute wurde in Kiel


ein Klo mit Wasch- und Duschraum für 540 000 DM erbaut.

78049-7_s001-816.indb 608 28.08.2007 14:31:20 Uhr


3. Unternehmensformen 609

zur Gewerbesteuer

941 Einzelunternehmer und Gesellschafter von Personengesellschaften werden von 941


dem doppelten Zugriff von Einkommen- und Gewerbesteuer entlastet. Zu die-
sem Zweck wird dem Steuerzahler das 1,8fache des Gewerbesteuerhebesatzes
auf seine Einkommensteuerschuld angerechnet.
Das Ganze sieht dann für Dich z. B. so aus:
Gewinn aus dem Betrieb 60 000 €
(Gewerbesteuermessbetrag 1 800 €
Gewerbesteuer = 1 800  320 % = 5 760 €)
./. Sonderausgaben ca. – 10 000 €
Einkommen 50 000 €
Einkommensteuer lt. Splittingtabelle 2007 7 273 €
./. Gewerbesteueranrechnung 1 800  1,8 – 3 240 €
verbleibende Einkommensteuer 4 033 €

Frage: »Wie viele Beamte werden zum Auswechseln einer Glühbirne benötigt?«
Antwort: »Zwei. Einer, um sicherzustellen, dass alles Erforderliche veranlasst worden ist,
und der zweite, um die Glühbirne in einen Wasserhahn zu schrauben.«

942 Die GmbH & Co. KG ist für kleine und mittlere Unternehmen die beliebteste 942
und auch bewährteste Unternehmensform, weil
1. die persönliche Haftung der Gesellschafter auf das Stammkapital der GmbH
beschränkt ist, das bekanntlich mindestens 25 000 € beträgt, und auf die
Kommanditeinlage, deren Höhe beliebig sein kann;
2. die ausschließlich als Vollhafter fungierende GmbH sich nicht kapitalmäßig
an der KG zu beteiligen braucht. Das GmbH-Stammkapital kann der KG als
Darlehen zur Verfügung gestellt und notfalls anschließend entnommen wer-
den;
3. die steuerliche Belastung praktisch der Belastung einer Personengesellschaft
entspricht, also in einem durchaus günstigen Bereich liegt.

Alles, was ich bin,


bin ich durch Verträge geworden.
(Milliardär Rothschild)

78049-7_s001-816.indb 609 28.08.2007 14:31:20 Uhr


610 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

4. Reisekosten
943 a) Inlandsreisen 943
Wenn Du Dich aus betrieblichen Gründen außerhalb Deines Betriebs aufhältst,
befindest Du Dich steuerlich gesehen auf einer Geschäftsreise – die frühere Un-
terscheidung in Geschäftsreise und Geschäftsgang ist entfallen. Verpflegungs-
mehraufwendungen können nur mit Pauschalen berücksichtigt werden.

Tagespauschsätze für Verpflegungsmehraufwand bei Geschäftsreisen im In-


land
Abwesenheit: mindestens Pauschale
8 Stunden 6€
14 Stunden 10 €
24 Stunden 24 €

für selbständig tätige Handwerker

944 Bist du als selbständiger Maler-, Elektro- oder Maurermeister auf Baustellen 944
mehr als 30 km von Deinem Betrieb entfernt tätig, kannst Du ohne Einschrän-
kung den Verpflegungsmehraufwand nach den für Geschäftsreisen geltenden
Grundsätzen als Betriebsausgaben abziehen, auch wenn die Rückkehr stets am
selben Tag erfolgt (BFH-Urt. v. 13. 11. 1987 – BStBl 1988 II S. 428).

Die Dreimonatsfrist
Reist Du drei Monate lang zur selben auswärtigen Tätigkeitsstätte, nimmt das
Finanzamt an, dass sie nun eine regelmäßige Betriebsstätte ist (BFH-Urt. v.
10. 10. 1994 – BStBl I 1995 S. 137). Dabei musst Du berücksichtigen, dass Unter-
brechungen, ob wegen Urlaub, Krankheit oder aus anderen Gründen, die
Dreimonatsfrist erst dann neu zum Laufen bringen, wenn sie mindestens vier
Wochen dauern.
Ist die Dreimonatsfrist überschritten, kannst Du nur noch die Kosten für
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz geltend machen, d. h., Reise- und
Übernachtungskosten, Verpflegungsmehraufwand und Reisenebenkosten
gehen Dir steuerlich durch die Lappen.

78049-7_s001-816.indb 610 28.08.2007 14:31:21 Uhr


4. Reisekosten 611

Nimm für betriebliche Fahrten den Privat-Pkw


Deines Ehepartners!

945 Für betriebliche Fahrten mit privatem Pkw kannst Du nämlich 0,30 € je ge- 945
fahrenem Kilometer absetzen.

946 b) Auslandsreisen 946


Führt Dich Deine Reise ins Ausland, kannst Du je nach Reiseland und Reise-
dauer gestaffelte Pauschbeträge für Verpflegungsmehraufwendungen bean-
spruchen. Die Möglichkeit, die tatsächlichen Verpflegungskosten abzusetzen,
gibt es nicht mehr. Anders als bei Reisen im Inland stehen Dir bei Auslandsrei-
sen auch Übernachtungspauschalen zu, die Du ohne Beleg beanspruchen
kannst. Die Auslandspauschbeträge gelten sowohl für Dienstreisen ins Ausland
als auch für den Fall, dass Du dort aus beruflichen Gründen einen doppelten
Haushalt führst. Die aktuell gültigen Sätze findest Du im Internet unter www.
bundesfinanzministerium.de oder erfragst sie einfach bei Deinem Finanzamt.
Damit Du bei der Anwendung der Auslandspauschale auf keinen Fall Geld ver-
schenkst, musst Du Folgendes wissen:
● Führt Dich Deine Reise vom Inland ins Ausland, sind die Verpflegungspau-
schalen des Ortes maßgebend, den Du vor Mitternacht zuletzt erreicht hast.
● Für eintägige Auslandsreisen beanspruche immer die Pauschale für Dein aus-
ländisches Reiseziel. Dabei ist es völlig egal, wie lange Du Dich dort aufhältst.
Angenommen, Du fährst von Kassel nach Amsterdam zu einem Kunden.
Fünf Stunden Hinfahrt, eine Stunde Aufenthalt und fünf Stunden Rückfahrt
läppern sich zu immerhin elf Stunden zusammen. Obwohl Du den größten
Teil Deiner Dienstreise im Inland verbracht hast, kassierst Du statt der ma-
geren Inlandspauschale von 6 € die mehr als doppelt so hohe Auslandspau-
schale für die Niederlande von 14 € (Abwesenheit zwischen 8 und 14 Stun-
den).
● Für den Rückreisetag aus dem Ausland steht Dir immer die Pauschale Dei-
nes letzten ausländischen Tätigkeitsorts zu. Das gilt selbst dann, wenn Du
den Rückreisetag komplett im Inland verbringst. Angenommen, Du fährst
von einer mehrtägigen Dienstreise nach Spanien mit dem Auto zurück nach
Berlin. Am vorletzten Reisetag übernachtest Du in einem Hotel in Trier und
kommst am nächsten Tag um 18.00 Uhr zu Hause an. Obwohl Du den
gesamten letzten Reisetag im Inland verbracht hast, beanspruchst Du die
Pauschale für Spanien in Höhe von 21 € (Abwesenheit zwischen 14 und
24 Stunden) und damit immerhin fast doppelt so viel wie die Inlandspau-
schale von 12 €.

78049-7_s001-816.indb 611 28.08.2007 14:31:21 Uhr


612 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

zur Übernachtung im Ausland

947 Während Du bei den Verpflegungsmehraufwendungen auf die Pauschalen fest- 947
gelegt bist, hast Du bei den Übernachtungskosten die Wahl. Entweder Du
nimmst auch hier die Pauschalen in Anspruch, oder Du setzt Deine Hotelkos-
ten bzw. die Miete für Deine Bleibe an. Selbstverständlich wirst Du Dich jeweils
für die Variante entscheiden, bei der für Dich mehr herausspringt. Wenn Du
eine preisgünstige Bleibe gefunden hast, kannst Du die Rechnungen oder Quit-
tungen über Deine Unterkunftskosten beruhigt unter den Tisch fallen lassen.
Ein schlechtes Gewissen musst Du deshalb nicht haben. Sinn und Zweck von
Pauschalen ist nun einmal, dass sie auch dann gelten, wenn die tatsächlichen
Kosten niedriger sind. Das gilt übrigens auch für den Fall, dass Du Dich wäh-
rend Deiner Reise bei Bekannten einquartierst.
Bedenke beim Abwägen von Pauschale gegen tatsächliche Kosten, dass man
Dir von den Hotelkosten 20 % Verpflegungspauschale für das Frühstück ab-
zieht. Da in vielen ausländischen Staaten das Frühstück extra berechnet wird,
erfolgt keine Kürzung Deiner Hotelrechnung, wenn Du belegen kannst, dass
die Rechnung kein Frühstück beinhaltet. Wenn sich das nicht schon unmittelbar
aus der Rechnung ergibt, akzeptieren viele Finanzämter inzwischen auch, wenn
Du selbst einen handschriftlichen Vermerk, z. B. »Übernachtung ohne Früh-
stück«, anbringst.

948 Aufgepasst bei Gruppenreisen und Reisen zu Kongressen! Hattest Du für 948
Deine Reisen ins Ausland jeweils einen unmittelbaren betrieblichen Anlass, sei
es Besprechungen mit Geschäftsfreunden, Wareneinkäufe o. Ä., gehen sie beim
Fiskus anstandslos durch. Anders hingegen allgemeine Informationsreisen, für
die nur ein mittelbarer betrieblicher Anlass vorliegt. Hier setzt der Fiskalritter
sofort seinen Rotstift an, wenn er feststellt, dass Du dabei auch privaten Inter-
essen nachgegangen bist. Du benötigst also Unterlagen, mit denen Du nachwei-
sen kannst, dass bei der Reise eindeutig berufliche Aspekte im Vordergrund
standen und evtl. private Aspekte von untergeordneter Bedeutung waren. Letz-
tere dürfen nach derzeitiger Auslegung zeitanteilig gesehen höchstens 10 %
ausmachen, sonst liegen gemischte Aufwendungen vor, die auch nicht zum Teil
anerkannt werden (BFH-Urt. v. 27. 11. 1978 – BStBl 1979 II S. 213). Halte außer-
dem in den Unterlagen die Gründe fest, welche die Auslandsreise aus betrieb-
licher Sicht erforderlich gemacht haben.
Allerdings kommt in dieses strenge Aufteilungs- und Abzugsverbot inzwischen
Bewegung. Der BFH selbst stellt in Frage, ob die Anteile einer sowohl betrieb-
lich als auch privat veranlassten Reise nicht doch aufgeteilt werden können. Er

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4. Reisekosten 613

hat die Frage dem obersten Gremium des BFH, dem Großen Senat, zur ab-
schließenden Entscheidung vorgelegt (BFH v. 20. 7. 2006 – BStBl 2007 II S. 121).
Streicht Dir also das Finanzamt Deine Reisekosten völlig, obwohl Du während
der Reise zumindest teilweise betriebliche Dinge erledigt hast, lege Einspruch
ein und beantrage, die Entscheidung zurückzustellen, bis der BFH über die
Frage des Aufteilungsverbots endgültig entschieden hat.
Wichtig zu wissen: Bei Tagungen und Fachkongressen erkennt der Fiskalritter
die Kosten nur an, wenn der Tagungsleiter per Stempel und Unterschrift an
jedem Tag Deine Teilnahme testiert hat. Wenn Du keine Testate erhalten hast,
hebe Deine Aufzeichnungen aus den Veranstaltungen als Nachweis Deiner An-
wesenheit auf (FG des Saarlandes v. 14. 7. 1992 – EFG 1992 S. 727; auch BFH-
Urt. v. 13. 2. 1980- BStBl 1980 II S. 386). Lass Dir vom Veranstalter außerdem
eine schriftliche Garantie geben, dass die Reisekosten steuerlich absetzbar
sind.

949 Abrechnungen über Geschäftsreisen müssen tipptopp sein. Führ selbst kleinere 949
Beträge auf, denn Kleinvieh macht auch Mist. Längere Geschäftsreisen solltest
Du einzeln und ggf. monatlich abrechnen. Klebe der Übersichtlichkeit halber
kleine Belege auf größere und hefte, wenn Kopiergerät zur Hand, die entspre-
chende Seite aus dem Fahrtenbuch gleich als Kopie mit an.
Wenn Du so vorgehst, kann der Prüfer ruhig kommen: Das Thema Reisekosten
kannst Du als schon erledigt abhaken.

950 Wenn Du häufig aus betrieblichen Gründen im Ausland bist, solltest Du Dir 950
unbedingt die dort gezahlte Umsatzsteuer zurückholen. Hierfür benötigst Du
eine Bescheinigung des deutschen Finanzamts, dass Du umsatzsteuerlich erfasst
bist, und die Rechnungen. (Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass
Kopien für eine Vorsteuererstattung ausreichen müssen, wenn die Original-
rechnungen nicht mehr vorliegen – EuGH, Urteil v. 11. 6. 1996, C-361/96).
Reiche den Antrag beim ausländischen Fiskus ein und beachte dabei die engen
Fristen. Weitere Informationen bekommst Du beim Bundeszentralamt für
Steuern in Bonn.

951 Wichtig: Der Vorsteuerabzug aus Reisekosten – egal, ob der Unternehmer im 951
Inland oder im Ausland reist – wurde zum 1. 4. 1999 ersatzlos gestrichen. Da hat
uns die EU-Harmonisierung einmal mehr bares Geld gekostet! Allerdings hat
der Bundesfinanzhof später umgesteuert: Du kannst als Unternehmer Vorsteu-
ern aus Fahrtkosten mit öffentlichen Verkehrsmitteln ziehen und aus Über-
nachtungs- und Verpflegungskosten, wenn Du über Deine Übernachtung oder
Verpflegung ordnungsgemäße Rechnungen vorlegen kannst. Aus den Pauscha-

78049-7_s001-816.indb 613 28.08.2007 14:31:22 Uhr


614 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

len für Verpflegung ist allerdings weiterhin kein Vorsteuerabzug zulässig (vgl.
dazu BFH v. 23. 11. 2000 – BStBl 2001 II S. 266, und BMF v. 28. 3. 2001 – BStBl
2001 I S. 251).

5. Bewirtungskosten
952 Lass Dich bei der nächsten Betriebsprüfung nicht in Verlegenheit bringen, wenn 952
Deine Bewirtungskosten geprüft werden.
Kosten zur Bewirtung von Geschäftsfreunden in Deiner Wohnung brauchst Du
erst gar nicht aufzuführen, die sind nämlich nicht abzugsfähig – es sei denn, Du
kannst nachweisen, dass gesundheitliche Gründe oder Gründe der Geheimhal-
tung die Besprechung und Bewirtung in Deiner Wohnung erforderlich gemacht
haben (weshalb Du Krankheitsnachweise immer gut aufheben solltest!).
Zwar musst Du Bewirtungskosten nicht mehr auf amtlich vorgeschriebenem
Vordruck nachweisen (§ 4 Abs. 5 Nr. 2 EStG), da selbst die Finanzbürokraten im
Lauf der Jahre gemerkt haben, dass sich die wichtigsten Daten schon aus der
Rechnung der Gaststätte ergeben, dafür wollen sie sie Dir nur noch anerken-
nen, wenn Du eine ihnen genehme Rechnung vorlegen kannst (BMF-Schreiben
v. 21. 11. 1994 – BStBl 1994 I S. 895). Damit Du ihnen nicht in die Nachweisfalle
tappst und Dir der Betriebsausgabenabzug für Deine Kundenbewirtung durch
die Lappen geht, musst Du darauf achten, dass die Gaststättenrechnung fol-
gende Angaben enthält:
● Namen und Adresse der Gaststätte,
● Deinen Namen und Adresse, außer bei Rechnungen bis 100 €,
● eine haarkleine Aufschlüsselung aller verzehrten Speisen und Getränke mit
den jeweiligen Preisen. Die Angabe »Speisen und Getränke« allein reicht
nicht aus, möglich sind aber Bezeichnungen wie »Menü 3«, »Tagesgericht«
oder »Lunch-Büfett«,
● Ort und Zeitpunkt der Bewirtung,
● Name und Adresse aller bewirteten Personen einschließlich Dir,
● den Gesamtrechnungsbetrag,
● die gesondert ausgewiesene Umsatzsteuer.
● Trinkgelder müssen ebenfalls gesondert nachgewiesen werden. Zahlst Du
mit Plastikgeld, reicht es aus, wenn Du die entsprechende Trinkgeldzeile auf
dem Zahlungsbeleg ausfüllst. Ansonsten muss das Trinkgeld handschriftlich
nachgetragen und vom Kellner durch seine Unterschrift bestätigt werden!
Zudem sollen nur noch Quittungen aus einer maschinellen oder elektronischen
Registrierkasse anerkannt werden.
Findet die Bewirtung nicht in einer Gaststätte statt, sondern z. B. bei Dir im
Betrieb, musst Du einen Eigenbeleg mit Angaben über Ort, Tag, Teilnehmer
und Höhe der Aufwendungen anfertigen.

78049-7_s001-816.indb 614 28.08.2007 14:31:22 Uhr


5. Bewirtungskosten 615

953 Jetzt kommt der Hammer: Aufwendungen für die Bewirtung von Personen aus 953
geschäftlichem Anlass dürfen nur zu 70 % den Gewinn mindern (§ 4 Abs. 5 Nr. 2
EStG), sind also nur zu 70 % abzugsfähig. Das Finanzamt rechtfertigt diese Be-
schränkung durch die diskriminierende Unterstellung, der Spesenabzug werde
missbräuchlich ausgenutzt, indem wechselseitige Bewirtungen zwischen be-
freundeten und durch Geschäftsbeziehungen verbundenen Personen stattfän-
den (BR-Drucks. 700/73 S. 221).
Nach wie vor in voller Höhe, also zu 100 %, sind jedoch Bewirtungskosten aus
betrieblichem Anlass abziehbar, also z. B. die Bewirtung von Arbeitnehmern im
Rahmen eines Betriebsfests oder eines Arbeitsessens (Bericht des Finanzaus-
schusses des Bundestags, BT-Drucks. 11/252 S. 36).
Ein Urteil des FG Saarland (1 K 42/88) setzt dieser Regelung die Krone auf.
Der Tenor lautet: Zweifelt das Finanzamt die Angaben eines selbständigen Ver-
treters über Bewirtungskosten an, ist der Steuerzahler verpflichtet, die An-
schriften der bewirteten Personen mitzuteilen, wenn er den Aufwand steuerlich
berücksichtigt haben möchte. Beim Abzug der Vorsteuern aus Deinen Bewir-
tungskosten hatte der BFH allerdings ein Einsehen. Die kannst Du nämlich zu
100 % abziehen. Den aberwitzigen Unsinn, Deine Vorsteuern um 30 % zu kür-
zen, hat der BFH vom Tisch gefegt (BFH-Urteil v. 10. 02. 2005 – BStBl 2005 II
S. 509).

Es gibt Leute, die halten den Unternehmer


für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse.
Andere meinen, der Unternehmer sei eine Kuh,
die man ununterbrochen melken könne.
Nur wenige sehen in ihm ein Pferd,
das den Karren zieht.
(Winston Churchill)

für Deine Geburtstagsfeier

954 Die Kosten hierfür als Betriebsausgaben abzusetzen hat der Bundesfinanzhof 954
für unzulässig erklärt, denn der Geburtstag des Betriebsinhabers oder des Ge-
schäftsführers ist kein betrieblicher Anlass, auch wenn ganz überwiegend Ge-
schäftsfreunde geladen werden (BFH-Urt. v. 28. 11. 1991 – BStBl 1992 II S. 359).
Sei also clever und feiere Deinen Geburtstag zunächst privat und ohne Abzug
von Betriebsausgaben. Wenn Du dann einen Monat später zur Kontaktpflege
Deine Geschäftsfreunde einlädst, wird kein Prüfer einen Zusammenhang mit
Deinem Geburtstag annehmen und sind die Kosten dafür Betriebsausgaben,
zumindest in Höhe von 70 %.

78049-7_s001-816.indb 615 28.08.2007 14:31:22 Uhr


616 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Ähnlich funktioniert es bei einem Empfang zum 60. Geburtstag eines ver-
dienten Angestellten. Wenn Du das nicht zu einem Privatfest für ihn machst,
sondern als Feier des Betriebs zu seinen Ehren deklarierst, sind die Kosten Be-
triebsausgaben. Und für den Arbeitnehmer keine Sachzuwendungen (BFH-
Urt. v. 28. 1. 2003 – BStBl 2003 II S. 724)!

Das weiß ich nicht!


Der Polizei gebe ich nie Auskünfte,
man erspart ihr nur die Mühe.
(Graham Greene)

Halte Dich durch Mietkosten schadlos!

955 Splitte die Bewirtungskosten in Mietkosten und in Kosten für Speisen und Ge- 955
tränke auf. Das lohnt sich bei größeren Anlässen. Vereinbare mit dem Wirt, dass
er Dir für Speisen und Getränke Sonderkonditionen einräumt und dafür für
den Besprechungsraum Mietkosten in Rechnung stellt. Die Mietkosten setzt
Du nämlich nicht zu läppischen 70 %, sondern zu 100 % ab.

6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen


956 Inzwischen hat es sich herumgesprochen: Verträge zwischen nahen Angehöri- 956
gen werden steuerlich anerkannt, denn sie sind grundsätzlich nicht anders zu
beurteilen als Vertragsverhältnisse zwischen Fremden. Folge: Zahlungen, die
auf solchen Vertragsverhältnissen beruhen, sind Betriebsausgaben, sofern sie
betrieblich veranlasst sind. Wegen der engen persönlichen Beziehung, in der
nahe Angehörige normalerweise zueinander stehen, nimmt das Finanzamt diese
Vertragsverhältnisse allerdings besonders scharf unter die Lupe. Daher müssen
die Vereinbarungen klar und eindeutig und auch tatsächlich vollzogen sein.

a) Arbeitsvertrag mit dem Ehepartner


Bei selbständig Tätigen ist es gang und gäbe, dass der Ehepartner zumindest
stundenweise Arbeiten übernimmt. Diese sollten auf jeden Fall über den Be-
trieb entlohnt und nicht mit einem Dankeschön abgetan werden. Auch fördert
es die häusliche Stimmung, wenn die bessere Hälfte finanzielle Anerkennung

78049-7_s001-816.indb 616 28.08.2007 14:31:23 Uhr


6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen 617

findet. Um der Steuerpflicht und der regulären Sozialversicherungspflicht aus-


zuweichen, schließt Du mit Deinem Ehegatten einen Arbeitsvertrag als Gering-
verdiener (Teilzeitkraft), wobei die monatliche Entlohnung 400 € nicht über-
steigen darf. Wenn Dein Ehepartner keine weiteren Einkünfte hat, ist die Ver-
steuerung mit einer Minipauschale von 2 % abgegolten, d. h., den Pauschallohn
brauchst Du nicht in der gemeinsamen Einkommensteuererklärung anzugeben.
Und so wird gerechnet:
Gehalt als Pauschalkraft monatlich 400 €
+ Pauschalsteuer 2 % 8€
+ pauschale Sozialversicherung 28 % 112 €
Summe 520 €  12 Monate 6 240 €
Steuerersparnis bei 42 % inkl. KiSt und Soli 3 000 €
./. Aufwand pauschale Sozialversicherung + Steuer – 1 440 €
Überschuss an Liquidität in der Familie 1 560 €

Ist Dein Ehegatte privat krankenversichert, fällt sogar nur der pauschale Ren-
tenversicherungsbeitrag in Höhe von 15 % an. Bei Gewerbetreibenden kommt
zur Ersparnis an Einkommen-, Kirchensteuer und Soli auch noch die Einspa-
rung an Gewerbesteuer hinzu.

Achte auf die Formalitäten!

Bei einem Arbeitsverhältnis zwischen Ehegatten sucht der Betriebsprüfer mit


Akribie nach Schwachpunkten. So prüft er, ob es wie ein Arbeitsverhältnis zwi-
schen Fremden ausgestaltet ist, d. h., ob eine Lohnsteuerkarte vorgelegen hat
(pauschale Versteuerung/Freistellung ausgenommen), ob Lohnsteuer und Sozi-
alversicherung in richtiger Höhe einbehalten und abgeführt wurden, ob der
Ehepartner wirklich über das Gehalt verfügen konnte (R 19 EStR). Die Aus-
zahlung des Gehalts kann in bar – gegen Quittung – vorgenommen werden oder
durch Überweisung auf ein Konto.

Zum Konto hat der BFH mit Urteil vom 5. 2. 1997 (X R 145/94) entschieden:
Mitverfügungsrecht ist ausreichend. Der Arbeitnehmerehegatte muss also nicht
allein verfügungsberechtigt sein. Das Arbeitsverhältnis wird auch anerkannt,
wenn das Gehalt des Arbeitnehmerehepartners zur Tilgung eines Bankdarle-
hens des Arbeitgeberehepartners verwendet (FG Rheinland-Pfalz v. 26. 5. 1987
– EFG 1987 S. 609) oder als Darlehen dem Betrieb zur Verfügung gestellt wird
(BFH-Urt. v. 25. 7. 1991 – BStBl 1991 II S. 842). Dazu verlangt der Fiskus aber,
dass ein ordentlicher Darlehensvertrag abgeschlossen wird.

78049-7_s001-816.indb 617 28.08.2007 14:31:23 Uhr


618 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Mit Riester-Förderung noch mehr aus dem


Ehegattenarbeitsverhältnis herausholen

957 Die gängigsten Formen der betrieblichen Altersversorgung (Direktversiche- 957


rungen, Pensionskasse oder -fonds) bleiben steuerfrei. Wenn Teile des Gehalts
in eine ab 2005 abgeschlossene Direktversicherung gezahlt werden, können
davon 1 800 € + 4 % der Beitragsbemessungsgrenze zur Rentenversicherung
steuerfrei bleiben (§ 3 Nr. 63 EStG). Allerdings muss die Direktversicherung,
genau wie die anderen Anlageformen, die Riester-Voraussetzungen erfüllen.
Unter dieser Bedingung können auch für schon vor dem 1. 1. 2005 laufende Al-
tersvorsorgeverträge immerhin die 4 % der Rentenversicherungsbemessungs-
grundlage steuerfrei bleiben, das sind 2007 auch schon 2 520 €.

Aber: Die Leistungen aus der Direktversicherung etc. dürfen zusammen mit
den Rentenansprüchen des Ehepartners nicht zu einer Überversorgung führen.
Dazu sollte die Gesamtversorgung später nicht mehr als 75 % der letzten Be-
züge des Ehepartners betragen, und es muss auch den anderen Arbeitnehmern
eine entsprechende Versicherung angeboten worden sein (BMF v. 3. 11. 2004 –
BStBl 2004 I S. 1045). Das gilt allerdings nicht, wenn der mitarbeitende Ehe-
partner selbst bestimmt hat, dass Teile seines Arbeitslohns für die Direkt-
versicherung, die Pensionskasse oder den Pensionsfonds verwendet werden
sollen, die Beiträge also vom Betrieb nicht zusätzlich zum Gehalt aufgewendet
werden.

Seit 2005 werden Direktversicherungen, aus denen später eine Rente fließt, und
Pensionskassen gleich behandelt. Du kannst Dir also den bis dahin fälligen Be-
trag von 20 % Pauschalsteuer sparen. Dazu musst Du aber wissen, dass die ge-
zahlten Renten später zu 100 % der Steuer unterliegen und nicht mehr nur mit
einem geringen Ertragsanteil von z. B. 18 % bei Rentenbeginn mit 65 Jahren.

958 Das Ehegattengehalt wird anerkannt, wenn es angemessen ist. Am besten zahlst 958
Du also nach Tarif, denn Tarifzahlungen sind immer angemessen. Sonderzah-
lungen erkennt der Prüfer nur an, wenn auch die übrigen Beschäftigten sie er-
halten haben (BFH-Urteil v. 26. 2. 1988 – BStBl 1988 II S. 606).

Achte darauf, dass Dein Ehegatte nicht an unternehmerischen Entscheidungen


beteiligt ist. Das Finanzamt sieht darin nämlich eine »mitunternehmerische«
Tätigkeit und besteuert das Gehalt als vorweggenommenen Gewinn. (Es ist
schon ein Wahnsinn, welch abstruse Gedankenkombinationen das Steuerrecht
verkomplizieren. Und niemand ist da, der den gordischen Knoten zerschlägt.)

78049-7_s001-816.indb 618 28.08.2007 14:31:23 Uhr


6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen 619

Dadurch gehen Freibeträge und die Vorteile bei der Gewerbesteuer verloren.
Deshalb muss im Anstellungsvertrag das Aufgabengebiet genau beschrieben
sein.

Hast Du es versäumt, einen schriftlichen Arbeitsvertrag abzuschließen, wirst


Du bei der Prüfung auf die mündliche Vereinbarung und Euer schlüssiges Ver-
halten verweisen. Ein schlüssiges Verhalten liegt vor, wenn das Gehalt tatsäch-
lich ausgezahlt und Steuer- und Sozialabgaben regelmäßig angemeldet und ab-
geführt wurden. Aber: Die Betriebsprüfer werden immer kleinlicher und ver-
werfen das Arbeitsverhältnis beim kleinsten Mangel. Etwa wenn es wirtschaftlich
keinen Sinn macht, dem Ehegatten kein Arbeitsgebiet zugewiesen oder keine
auf seine Kenntnisse zugeschnittene Arbeitsplatzbeschreibung gegeben wurde.
Begegne solchen finanzamtlichen Erbsenzählern, indem Du diese Einzelheiten
in den Arbeitsvertrag aufnimmst. Klar – die wollen vor allen Dingen wissen, ob
Dein Ehepartner überhaupt im Betrieb arbeitet . . .

Mit einem Lebenspartner hast Du weniger Stress


als mit dem Ehepartner

959 Mit der Devise »Verliebe Dich oft! Verlobe Dich selten! Heirate nie!« fährst Du 959
zumindest in Bezug auf die steuerliche Anerkennung eines Arbeitsverhältnisses
mit einem Lebensabschnittspartner gut. Wenn Du Deinen Lebenspartner in
Deinem Betrieb einstellst, kann Dir der Fiskus nicht damit kommen, es sei ein
Fremdvergleich notwendig. Der Arbeitslohn ist in aller Regel als Betriebsaus-
gabe abzugsfähig. Das gilt auch dann, wenn er z. B. etwas höher ist als das Ge-
halt der meisten anderen Mitarbeiter. So jedenfalls sahen es die Richter beim
FG Niedersachsen am 12. 11. 1996 – EFG 1997 S. 334.

960 Fassen wir die besonderen Risiken noch einmal zusammen: 960
Voraussetzung für die steuerrechtliche Anerkennung eines Ehegattenarbeits-
verhältnisses ist, dass
1. eine klare und ernsthafte Vereinbarung vorliegt,
2. das Arbeitsverhältnis auch tatsächlich durchgeführt wird,
3. das Arbeitsverhältnis vergleichbar auch mit einem fremden Dritten durch-
geführt werden könnte (Fremdvergleich).
Der Aufgabenbereich des Arbeitnehmerehegatten ist möglichst genau anzuge-
ben, weil nur dadurch die Angemessenheit der Bezüge dargestellt werden
kann.

78049-7_s001-816.indb 619 28.08.2007 14:31:24 Uhr


620 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

zum Ehegattenarbeitsverhältnis

Am besten legst Du das Aufgabengebiet Deines Ehegatten in einer gesonderten


Stellenbeschreibung dar.
Hierauf richtet sich das Argusauge der Finanzbeamten besonders:
● Höhe der vereinbarten Vergütung,
● tatsächlicher Geldfluss,
● Angemessenheit der vereinbarten Vergütung.
Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG, Beschluss v.
7. 11. 1995 – 2 BvR 802/90) ist es nicht zulässig, ein Ehegattenarbeitsverhältnis ein-
kommensteuerlich allein deshalb nicht anzuerkennen, weil das Gehalt auf ein
Konto des Arbeitgeberehegatten überwiesen wird, über das der Arbeitnehmerehe-
gatte auch allein verfügen kann. Entscheidend komme es vielmehr darauf an, ob
● ein Arbeitsverhältnis ernstlich vereinbart,
● tatsächlich erfüllt und
● angemessen entgolten worden ist.
Die Art der Kontoführung ist für die Beurteilung der Frage, ob ein Arbeitsver-
hältnis besteht, nur eines von mehreren Kriterien. Stehen die tatsächlich geleis-
tete Arbeit und die Angemessenheit ihrer Entlohnung außer Frage, kann Dir
das Finanzamt aus der Art der Kontoführung keinen Strick drehen.

961 Und aus welchen anderen Gründen solltest Du unbedingt einen Arbeitsvertrag 961
abschließen? Um darin eine Vereinbarung über die Art und Höhe der Vergü-
tung, vor allem aber über den Umfang der geleisteten Mitarbeit zu treffen, denn
bei nur gelegentlicher und unbedeutender Hilfeleistung ist in der Regel von
einer Unentgeltlichkeit auszugehen. Und damit entfällt die Steuerersparnis!
Der Vergütungsanspruch richtet sich nach den finanziellen Verhältnissen der
Ehegatten und den (soweit vorhanden) branchenüblichen Gepflogenheiten
(etwa für eine Aushilfskraft in der Gaststätte). Der Arbeitnehmerehegatte ist
nach den allgemeinen Vorschriften lohnsteuerpflichtig. Eine Versicherungs-
pflicht in der Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung besteht in fol-
genden Fällen:
● Dein Ehegatte ist tatsächlich in Deinen Betrieb eingegliedert,
● Du zahlst ein angemessenes Entgelt,
● das Entgelt wird als Betriebsausgabe verbucht und wie steuerpflichtiger Ar-
beitslohn behandelt.
Im Übrigen musst Du die allgemeinen Entgelt- und zeitlichen Grenzen (gering-
fügige Beschäftigung) beachten. Du setzt das Gehalt am besten aus einem Teil
zu versteuernder und einem Teil steuerbegünstigter Bezüge zusammen.

78049-7_s001-816.indb 620 28.08.2007 14:31:24 Uhr


6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen 621

Wenn Du Deinen Ehepartner als Aushilfe deklarierst, muss die Wochenarbeits-


zeit nicht im Einzelnen geregelt sein. So entschied der BFH (Az IV R 44/99).
Dass der Ehepartner den Job während der Woche zu unterschiedlichen Zeiten
mache, gehe in Ordnung, wenn die Arbeit unregelmäßig anfalle. Ansonsten
müsse alles wie unter Fremden geregelt sein: Arbeitsaufgaben, Gehalt, Urlaub,
Extras, Kündigungsfristen.

Wer als Selbständiger viel auf Reisen ist, hat jeden Grund, seinen Ehepartner
bei sich einzustellen.

b) Verträge mit eigenen Kindern


962 Hilft Dein Kind in Deinem Betrieb mit, lässt Du Dir natürlich seine Lohnsteu- 962
erkarte geben. Ein Gehalt bis zu den Grenzen für Teilzeitkräfte von 400 € mo-
natlich ist nämlich auch in Steuerklasse I lohnsteuerfrei, und es erscheint nicht
in Deiner Steuererklärung, denn eine Zusammenveranlagung mit Kindern gibt
es bei der Einkommensteuer nicht. Bei Aushilfsarbeiten geht es sogar ohne
schriftlichen Arbeitsvertrag. So hat das FG Rheinland-Pfalz (Urt. v. 28. 8. 1986
– EFG 1987 S. 234) Aushilfslöhne an noch in Berufsausbildung befindliche und
minderjährige Kinder als Betriebsausgaben anerkannt, da bei Aushilfsarbeiten
der Abschluss schriftlicher Verträge auch zwischen Fremden nicht üblich sei.

Merke: Arbeitsverhältnisse zwischen Eltern und minderjährigen Kindern sind


auch ohne Mitwirkung eines Ergänzungspflegers steuerlich wirksam. Arbeits-
verträge werden aber nur anerkannt, wenn das Kind mindestens 15 Jahre alt ist
(vgl. R 4.8 Abs. 3 EStR).

Der Bund gewährte 1995 der Deutschen Bahn AG Personalkosten in Höhe von
5,5 Milliarden Mark jährlich wegen des angeblichen zusätzlichen Personalbedarfs.
Tatsächlich bestand jedoch nach Prüfungen
des Rechnungshofs für mindestens 20 000 Leute
gar kein Erstattungsanspruch. Ausgaben dafür: 1,3 Milliarden im Jahr.
(Bericht des Bundesrechnungshofs)

zum Einstellen auf die richterliche Denkweise

963 Nicht anzuerkennen sind »Arbeitsleistungen, die wegen ihrer Geringfügigkeit 963
oder Eigenart üblicherweise nicht auf arbeitsvertraglicher Grundlage erbracht

78049-7_s001-816.indb 621 28.08.2007 14:31:24 Uhr


622 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

werden« (R 4.8 Abs. 3 EStR). Die Abgrenzung kann schwierig sein und ist in der
Praxis immer wieder streitig. Deshalb gebe ich Dir zwei Beispiele an die Hand:
Beispiel 1
A, praktischer Arzt, hat mit seiner 15-jährigen Tochter folgenden Arbeitsver-
trag abgeschlossen: Für eine monatliche Vergütung von rund 200 € übernimmt
sie zu bestimmten Zeiten, vor allem während der Wochenendbereitschaft, in der
Familienwohnung den Telefondienst und wäscht und bügelt samstags für zwei
Stunden die Praxiswäsche. Der Bundesfinanzhof hat den »Arbeitsvertrag« nicht
anerkannt, weil insbesondere der Telefondienst im Rahmen der normalen Le-
bensführung miterledigt werden kann (Urteil v. 9. 12. 1993, BStBl II 1994
S. 298).
Beispiel 2
B, Lebensmittelhändler, hat mit seinen beiden volljährigen Töchtern Arbeits-
verträge geschlossen und die eine als Verkaufshilfe, die andere als Buchhalterin
beschäftigt. Der Bundesfinanzhof hat die Arbeitsverträge anerkannt, weil die
Kinder Arbeiten übernommen haben, die häufig von Schülern, Studenten oder
Hausfrauen gegen entsprechende Bezahlung ausgeführt werden (Urteil v.
25. 1. 1989, BStBl II S. 453).

Richte Dich darauf ein und sorge dafür, dass Deine Kinder nicht nur geringfü-
gige Dienstleistungen erbringen. Vereinbare zusätzlich zum Telefondienst Bo-
tengänge, Reinigungs- und Schreibarbeiten etc.

Kombiniere Pauschallohn mit


vermögenswirksamen Leistungen!

964 Die Kombination abgabefreier Gehaltsbezüge (das gilt auch für Pauschallohn) 964
mit vermögenswirksamen Leistungen ist besonders attraktiv. Bestimmt das
Kind, dass Teile seines Lohns von z. B. monatlich 400 € vermögenswirksam an-
gelegt werden, etwa in einen Bausparvertrag, bei dem monatlich bis zu 39 €
begünstigt sind, kann es eine Arbeitnehmersparzulage von 9 % beanspruchen.
So wird gerechnet:
Monatliches Gehalt brutto = 400 €
./. vermögenswirksame Leistung – 40 €
Auszahlungsbetrag 360 €

78049-7_s001-816.indb 622 28.08.2007 14:31:25 Uhr


6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen 623

Die Arbeitnehmersparzulage in Höhe von 42,30 € (9 % von 470 €) wird auf


Antrag jährlich vom Finanzamt festgesetzt und nach Ablauf der Sperrfrist von
sieben Jahren ausbezahlt.

Hört her, Ihr Meisterväter und Meistermütter!

965 Ist doch klar, bevor Euer Kind den Betrieb übernimmt, besucht es die Meister- 965
schule. Die Ausbildung finanziert natürlich der Betrieb, und das Gehalt läuft
während der Ausbildung weiter. Und der Meisterschüler setzt von seinem Ge-
halt die Spesen während des Lehrgangs als Werbungskosten ab (BFH-Urt. v.
14. 12. 1990 – BStBl 1991 II S. 305).
Damit das klappt, muss ein handfester Vertrag her, in dem Vereinbarungen ge-
troffen werden, wie sie auch zwischen Fremden üblich wären. Denn das FG
Niedersachsen sah eine Meisterprüfung nicht als betrieblich bedingt an, wenn
der Sohn den Betrieb übernehmen soll (2. 12. 1998 – XII 542/96).

Ausbildungsdienstvertrag
Zwischen der Firma Herbert Quast, Malerbetrieb in Stuttgart, und Egon
Quast, Malergeselle, wohnhaft ebendort, wird folgender Ausbildungs-
dienstvertrag geschlossen:
Egon Quast ist bereit, alsbald die Prüfung als Malermeister abzulegen
und sodann als solcher in der Firma Herbert Quast tätig zu sein.
Die Firma ist auf eine jüngere Meisterfachkraft angewiesen und deshalb
bereit, die Lehrgangsgebühren zu übernehmen. Außerdem wird das Gehalt
bis zum Ablauf der Regelausbildungsdauer von 14 Monaten weitergezahlt.
Egon Quast besucht ab 1. 2. 20 . . die Badische Malerfachschule. Das
bereits bestehende Dienstverhältnis wird ab 1. 2. 20 . . in ein Ausbil-
dungsdienstverhältnis umgewandelt. Egon Quast verpflichtet sich, nach
Ablegung der Meisterprüfung als Meister in der Firma Herbert Quast tätig
zu sein.
Kündigt Egon Quast vor Ablauf von zehn Jahren, sind die von der Firma
getragenen Lehrgangsgebühren und die während des Lehrgangs gezahlten
Gehälter für jedes ausstehende Jahr in Höhe von einem Zehntel zurückzu-
zahlen.
Stuttgart, den ...............
.............................. ................................
Unterschrift Herbert Quast Unterschrift Egon Quast

78049-7_s001-816.indb 623 28.08.2007 14:31:25 Uhr


624 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Du drückst Deinen Gewinn um:


Gezahltes Gehalt 1 500 €  14 Monate 21 000 €
+ ca. 20 % Arbeitgeberanteil Sozialversicherung 4 200 €
+ Lehrgangsgebühren 2 900 €
Insgesamt 28 100 €
Steuerersparnis durch Einkommen-, Kirchen-
und Gewerbesteuer bei ca. 60 % = 16 860 €
Egon muss sein Gehalt versteuern, kann aber seine Aufwendungen für die Aus-
bildung als Werbungskosten absetzen. Zudem tut er bereits jetzt etwas für seine
Altersversorgung, da er in die Rentenkasse einzahlt. Und wenn er ausgelernt
hat, macht Ihr eine vernünftige Absicherung.

Dein Kind als stiller Teilhaber

966 »Stille Teilhaber habe ich genug, mehr brauche ich nicht«, sagst Du sogleich und 966
denkst dabei ans Finanzamt und die Hypothekenbank.
Doch was hältst Du davon, die stille Teilhaberschaft des Finanzamts deftig zu
beschneiden und stattdessen Dein Kind als stillen Gesellschafter in Deine
Firma aufzunehmen? Die Gewinnbeteiligung des Kindes wird zum größten Teil
zu dessen Unterhalt verwendet, insoweit wirst Du also finanziell entlastet. Der
Rest wird gewinnbringend angelegt, z. B. in eine nach zwölf Jahren (Mindest-
laufzeit) fällige Lebensversicherung des Kindes.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die stille Beteiligung des Kindes mindert
Deine gewerblichen Einkünfte, wodurch Du Steuern sparst. Das Kind selbst
zahlt keine Steuern, weil es seine Freibeträge (1 421 € für Kapitaleinkünfte und
7 664 € Grundfreibetrag) ausschöpfen kann und die Beiträge in die Lebensver-
sicherung als Sonderausgaben angesetzt werden. Der Gewinn aus der Lebens-
versicherung ist bei Fälligkeit nach einem Ablauf von zwölf Jahren steuerfrei.
Die Vergünstigungen summieren sich innerhalb von zwölf Jahren auf steuer-
freie Vorteile in hübscher Höhe.

Beispiel
1. Du schenkst Deinem Kind 50 000 €. Die Schenkung wird notariell beurkun-
det, und es wird ein Ergänzungspfleger eingeschaltet, da Dein Kind minder-
jährig ist. Die Schenkung ist steuerfrei, weil Deinem Kind ein Schenkungs-
freibetrag von 205 000 € zusteht.
2. In einem weiteren notariellen Vertrag räumst Du Deinem Kind eine stille
Beteiligung nach § 230 ff. HGB an Deiner Firma mit einer Vermögensein-

78049-7_s001-816.indb 624 28.08.2007 14:31:25 Uhr


6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen 625

lage von 50 000 € ein. Damit Dir die Fiskalritter keinen Strich durch die
Rechnung machen, wird das Kind auch an einem eventuellen Verlust ange-
messen beteiligt. Die Gewinnbeteiligung darf aber 15 % (ohne Verlustbetei-
ligung 12 %) der Vermögenseinlage nicht übersteigen, sonst gerätst Du mit
dem Finanzamt in Konflikt (H 138 a Abs. 5 EStH).
3. Dein Kind erhält also jährlich 15 % v. 50 000 € = 7 500 €
4. Jährliche Steuerersparnis bei Dir 42 % von 7 500 € = 3 150 €
5. Bei der Lebensversicherung ergibt sich bei einer Jahresprämie von ca. 2 500 €
nach Ablauf der zwölf Jahre eine Versicherungssumme von ca. 46 000 €, von
denen nach Abzug der gezahlten Prämien (12  2 500 € = 30 000 €) 16 000 €
steuerfrei sind. Mit diesem Geld kann Dein Kind die stille Beteiligung an
Deiner Firma auf fast 100 000 € aufstocken.

Aber aufgepasst: Bei volljährigen Kindern entfällt der Kindergeldanspruch,


wenn die Einkünfte des Kindes über 7 680 € liegen.

So baust Du als kluger Mann einer Pleite vor.

967 Vielleicht bist Du schon einmal in die Verlegenheit geraten, dass Du Deinem 967
Nachwuchs oder einem Freund beim Sprung in die Selbständigkeit finanziell
unter die Arme greifen musstest. Nehmen wir mal an, Du stecktest 20 000 € in
so ein Geschäft. Ein Darlehen darüber hast Du vereinbart. Nun, das ist so lange
schön und gut, wie der Ausflug in die Selbständigkeit gutgeht und Profite ab-
wirft. Aber was, wenn er in die Hose geht und Du Deine Kröten in den Schorn-
stein schreiben musst? In diesem Fall schaust Du auch noch steuerlich be-
lämmert aus, weil Dir die Fiskalritter mit dem leider zutreffenden Hinweis,
Darlehensverluste seien ein nicht berücksichtigungsfähiger Verlust auf Vermö-
gensebene, jegliche steuerliche Berücksichtigung der verlorenen 20 000 € ver-
weigern.

Das lässt sich vermeiden, indem Du für Deinen Obolus eine stille Beteiligung
verlangst und gleichzeitig eine Verlustbeteiligung vereinbarst. Wirft das neu ge-
gründete Unternehmen Gewinne ab, fährst Du mit den Erträgen aus stiller Be-
teiligung genauso gut wie mit einem herkömmlichen Darlehen. Erleidet Dein
Sprössling oder Dein Freund dagegen Schiffbruch, geht zwar immer noch Deine
Beteiligung den Bach hinunter, aber Du kannst wenigstens den Verlust der stil-
len Beteiligung in voller Höhe steuerlich absetzen.

78049-7_s001-816.indb 625 28.08.2007 14:31:26 Uhr


626 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Die Bundeswehr wollte für 200 Millionen Mark


Prüfautomaten anschaffen.
Tatsächlicher Preis: 1,3 Milliarden.
Weil das Heer 40 000 Lastwagen
mit rostanfälligen Bremsanlagen kaufte,
sind inzwischen Instandsetzungskosten
von 100 Millionen Mark nötig.
Die Umrüstung der Bremsanlagen
kostet 400 Millionen.
(Bericht des Bundesrechnungshofs)

So begrenzt Du Schäden bei Bürgschaften.

968 Hast Du z. B. Deiner Tochter durch eine Bürgschaft über 50 000 € zu dem Bank- 968
kredit verholfen, die sie für den Aufbau ihres Kosmetikstudios benötigte, sei auf
der Hut, wenn die Pleite naht. Zahlungen aufgrund einer Bürgschaft werden
nämlich von Fiskalvertretern als persönliches Privatvergnügen eingestuft und
fallen steuerlich unter den Tisch. Statt gottergeben darauf zu warten, dass die
Bank Dir die Daumenschrauben anlegt und Deine so selbstlos gegebene Bürg-
schaft in Anspruch nimmt, gehst Du in die Offensive und schickst Deine Toch-
ter mit folgendem Angebot zu ihr. Sie bietet der Bank die Zahlung von 50 000 €
an, wenn sie Dich dafür aus der Bürgschaft entlässt. Diese 50 000 € bekommt sie
natürlich von Dir. Allerdings nicht umsonst. Für den gleichen Betrag räumt sie
Dir jetzt eine stille Beteiligung mit entsprechendem Anteil an Gewinn und Ver-
lust ein. Zwar sind Deine 50 000 € dennoch zum Teufel, doch hältst Du mit die-
sem Kniff den Schaden dank Absetzbarkeit des Verlusts in Grenzen.
Deine Rechnung sieht dann für das Finanzamt z. B. so aus:
Zu versteuerndes Einkommen bisher 75 000 €
Einkommensteuer darauf lt. Splittingtabelle 16 652 €
./. Verlust aus stiller Beteiligung – 50 000 €
zu versteuerndes Einkommen neu 25 000 €

Einkommensteuer darauf – 1 864 €


Deine Steuerersparnis 14 788 €
zusammen mit der Kirchensteuerersparnis von z. B. 9 % 1 331 €
und dem Solidaritätszuschlag von 5,5 % 814 €
beträgt die gesamte Ersparnis 16 933 €

. . . die Dich ein wenig zu trösten vermag, wenn das Kind schon mal in den Brun-
nen gefallen ist.

78049-7_s001-816.indb 626 28.08.2007 14:31:26 Uhr


6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen 627

c) Verträge mit anderen Familienangehörigen

Zahle wegen der Güterstandsvereinbarung


nicht unnötig Steuer!

969 Viele Selbständige lassen sich auf Drängen ihres Partners verleiten, die Güter- 969
trennung aufzugeben. Gütergemeinschaft kann aber dazu führen, dass Du Dein
bisheriges Einzelunternehmen steuerlich nun in Mitunternehmerschaft mit
Deinem Ehepartner betreibst. Es ist für die Annahme einer Mitunternehmer-
schaft nämlich nicht ausschlaggebend, ob eine Person Gesellschafter im zivil-
rechtlichen Sinn ist oder nicht. Voraussetzung ist vielmehr, dass beide Ehegat-
ten gemeinschaftlich eine selbständige, nachhaltige Tätigkeit ausüben, die mit
Gewinnabsicht unternommen wird. Bei vereinbarter Gütergemeinschaft gehört
das Betriebskapital beiden Ehegatten. Deshalb erfüllen auch beide durch den
Einsatz dieses Kapitals in einem Gewerbebetrieb die Voraussetzungen für eine
Mitunternehmerschaft.

Folgende steuerlich unangenehmen Folgen hast Du dann in Kauf zu nehmen:


● Hat Dein Ehepartner bisher im Ehegattenarbeitsverhältnis mitgearbeitet
und Gehalt bezogen und wird nun als Mitunternehmer angesehen, sind die
Gehaltszahlungen nicht mehr abzugsfähige Betriebsausgaben, sondern nicht-
abzugsfähige Gewinnvorableistungen. Mit der Folge, dass sich Gewerbe- und
Einkommensteuer beträchtlich erhöhen.
● Direktversicherungsbeiträge sind keine abzugsfähigen Betriebsausgaben
mehr.
● Du kannst Für Deinen Ehepartner als Mitunternehmer keine gewinnmin-
dernden Pensionsrückstellungen mehr bilden.
● Betriebsgebäude, die bisher Deiner besseren Hälfte gehörten und an Dich
vermietet wurden, stellen mit einem Mal Betriebsvermögen dar. Die Folge:
– die Mietzahlungen sind keine abzugsfähigen Betriebsausgaben mehr,
– ein bei einem Verkauf entstehender Gewinn fällt voll unter die Einkom-
men- und Gewerbesteuer, während eine Veräußerung aus dem Privatver-
mögen steuerfrei geblieben wäre.

Sei vorsichtig bei der Finanzierung Deiner Betriebsausgaben!!


Wenn Dein Ehepartner für Dich ein Darlehen aufnimmt und die entspre-
chenden Schuldzinsen zahlt, kannst Du diese auch dann nicht absetzen, wenn
Du das Geld für die Anschaffung betrieblicher Dinge verwendet hast! (BFH v.
24. 2. 2000 – IV R 75/98)

78049-7_s001-816.indb 627 28.08.2007 14:31:26 Uhr


628 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Opa macht sich durch Teilzeitarbeit nützlich.

970 Es gibt nichts Schöneres, als wenn Großeltern, Eltern und Kinder sich gegensei- 970
tig helfen . . . und das Finanzamt noch etwas dazulegt.

Dein Vater hilft Dir im Betrieb. Du bedienst Dich seiner langjährigen Erfah-
rungen, er erledigt Arbeiten verschiedenster Art, die insgesamt gesehen über
den Rahmen der familiären Mithilfe hinausgehen. Er macht das schon seit Jah-
ren und völlig unentgeltlich, auch deshalb, um die Kosten für eine teure Arbeits-
kraft zu sparen. Er könnte aber noch viel mehr für Dich tun: Er könnte Dir
helfen, eine Menge Steuern zu sparen. Voraussetzung ist, dass Ihr einen Arbeits-
vertrag schließt, in dem alles genau geregelt ist, sonst macht das Finanzamt nicht
mit. Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Eine besteht darin, dass Dein Vater als kurzfristig beschäftigte Aushilfskraft –
nicht regelmäßig und für längstens 50 Tage im Jahr, aber zusammenhängend
nicht mehr als 18 Tage – beschäftigt wird. Eine derartige Beschäftigung wäre
sozialversicherungsfrei. Die Abgaben darauf könnten von Dir mit 25 % Lohn-
steuer zzgl. 7 % Kirchensteuer und 5,5 % Solidaritätszuschlag, insgesamt also
mit 28,12 % pauschal übernommen werden und wären bei Dir als Betriebsaus-
gaben absetzbar. Dein Vater hätte nichts zu versteuern.

Für die »klassischen« Geringfügig-Tätigen gilt allerdings etwas anderes. Bei


einer auf Dauer angelegten geringfügigen Beschäftigung fallen in jedem Fall
pauschale Sozialversicherungsbeiträge von 28 % an. Unter bestimmten Voraus-
setzungen kannst Du den Lohn steuerfrei zahlen, nämlich wenn Dir eine Steu-
erkarte mit der Steuerklasse I bis IV vorliegt oder Du 2 % pauschale Steuer in
Kauf nimmst und an die Bundesknappschaft in Cottbus abführst.

Opa bekommt ein reguläres Gehalt.

971 Willst Du noch mehr Steuern sparen, weil Deinem Vater ein höherer Verdienst 971
zukommt, dann vereinbare ein reguläres Gehalt, wobei ein Teil davon in freier
Kost und Wohnung bestehen könnte. Hierbei wird steuerlich am meisten ge-

78049-7_s001-816.indb 628 28.08.2007 14:31:27 Uhr


6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen 629

spart, weil Du die Ausgaben für Kost und Logis mit den tatsächlich entstande-
nen Beträgen als Betriebsausgaben abziehen kannst, Dein Vater aber nur den
pauschalierten Sachbezug zu versteuern hat. Dieser beträgt in 2007 im Monat
399,20 €/384,70 € (West/Ost).

»Und was kommt steuerlich dabei heraus?«, fragst Du. Angenommen, Dein
Vater ist Rentner und bezieht eine monatliche Rente von 300 €. In Eurem Ar-
beitsvertrag ist vereinbart, dass er außer freier Kost und Logis einen Arbeits-
lohn von 200 € brutto erhält.
Deine betrieblichen Ausgaben betragen Lohn = 200 €  12 = 2 400 €
Aufwendungen für Beköstigung, geschätzt 250 €  12 = 3 000 €
Aufwendungen für Wohnung: anteilige Hauskosten
einschließlich Abschreibung und Schuldzinsen, soweit
sie auf die Räume entfallen, in denen Dein Vater lebt, ca. 3 600 €
Summe der Betriebsausgaben 9 000 €
Ersparnis an Einkommensteuer bei 35 % Steuersatz = 3 150 €
Ersparnis an Gewerbesteuer rd. 11% 990 €
USt aus Sachbezug 12  399 € : 1,16  16 % = – 660 €
verbleibende Ersparnis 3 480 €
Dein Vater selbst hat keine Steuern zu zahlen, wie ich Dir hier zeige:
Einkünfte aus Arbeitslohn
Pausch. Sachbezüge (Kost und Wohnung)
Verpflegung rund 205 €
Unterkunft rund 198 €
./. 15 % – 30 €
373 €  12 = 4 476 €
Lohn = 200 €  12 = 2 400 €
Summe = Arbeitslohn 6 876 €
./. Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
Einkünfte 5 956 €
Renteneinkünfte 300 €  12 = 3 600 €,
davon Ertragsanteil 50 % bei Eintrittsalter 65 = 1 800 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 € 1 698 €
Summe der Einkünfte 7 654 €
./. Altersentlastungsbetrag 40 % vom Arbeitslohn,
höchstens 1 900 € – 1 900 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 5 754 €
./. Sonderausgaben
Vorsorgepauschale (nicht sozialversichert) 756 €
Sonderausgabenpauschbetrag 36 € – 792 €
Zu versteuerndes Einkommen 4 962 €
Einkommensteuer 2007 0€
So wird‘s gemacht.

78049-7_s001-816.indb 629 28.08.2007 14:31:27 Uhr


630 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

972 Minijobs 972


Kannst Du trotz aller Überlegungen nicht auf Deine Teilzeitkräfte verzichten,
Dir aber auch keine zusätzliche Pauschalsteuer (2 %) ans Bein binden, mache
ihnen klar, dass in vielen Fällen trotzdem keine Steuerbelastung entsteht:
So sind 2007 beispielsweise mindestens steuerfrei
● 400 € Arbeitslohn zzgl. monatlich 980 €/2 300 € Altersrente (Alleinstehender/
Verheiratete);
● 400 € Arbeitslohn zzgl. monatlich 800 €/1 450 € Pension (Alleinstehender/
Verheiratete);
● 400 € Arbeitslohn einer alleinerziehenden Mutter mit einem Kind, die von
ihrem Ex monatlich 560 € Unterhalt bekommt und diesen im Rahmen des
Realsplittings versteuert.

Du zahlst Opa ein Beraterhonorar.

973 Warum sollst Du für ein Gutachten oder eine Beratung nicht auch mal Geld 973
lockermachen? Es müssen ja nicht gleich Millionen sein, wie sie Politiker und
Ministerien für ihre Begünstigten von unserem Geld als Steuerzahler verun . . .,
nein, toleranter möchte ich sagen: vergeuden.
Schließe mit Deinem Vater nach seinem 65. Geburtstag einen Beratervertrag
gegen Honorar ab und verpflichte ihn, Dir bei schwierigen betrieblichen Ent-
scheidungen beratend zur Seite zu stehen, z. B. bei Investitionen, Expansions-
plänen oder der Einstellung von Mitarbeitern. Ist Dein Vater Frührentner, darf
er erst ab 65 Jahren unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass ihm seine Rente
gekürzt wird. Auch selbständige Erwerbstätigkeit ist vor dem 65. nicht erlaubt.
Die Honorarrechnung Deines Vaters könnte so lauten:

Honorarrechnung
Für Beratertätigkeit an 50 Tagen mit insgesamt
500 Stunden (Stundensatz 30 €) erlaube ich mir,
absprachegemäß folgende Kostennote zu erstellen:
Beraterhonorar 15 000 €
+ Mehrwertsteuer 16 % 2 400 €
Rechnungsbetrag 17 400 €
Eine Spezifikation über meine Tätigkeit an den einzelnen Tagen
ist beigefügt.

78049-7_s001-816.indb 630 28.08.2007 14:31:27 Uhr


6. Vertragsverhältnisse zwischen nahen Angehörigen 631

Was zahlt Ihr beide zusammen an Steuern 2007 ohne Beraterhonorar?


Dein Einkommen (bei einem Gewinn von 110 000 €) 100 000 €
Einkommensteuer darauf (Splittingtabelle) 26 192 €
Gewerbesteuer bei Hebesatz 400 % + 12 300 €
Opas Einkommen 21 000 €
Einkommensteuer darauf (Grundtabelle) + 3 125 €
Steuer insgesamt 41 617 €

Was zahlt Ihr beide zusammen an Steuern


mit Beraterhonorar?
Dein Einkommen wie oben 100 000 €
abzüglich Beraterhonorar – 15 000 €
Verbleiben 85 000 €
Einkommensteuer darauf (Splittingtabelle) 20 296 €
Gewerbesteuer bei Hebesatz 400 % + 9 300 €
Opas Einkommen wie oben 21 000 €
zzgl. Beraterhonorar + 15 000 €
Summe 36 000 €
Einkommensteuer darauf (Grundtabelle) + 7 802 €
Steuer insgesamt 37 398 €
Steuerersparnis pro Jahr 4 219 €
Ein erheblicher Teil der Steuerersparnis kommt aus der Gewerbesteuer, denn
Dein Gewerbeertrag wird durch das Beraterhonorar gekürzt, wohingegen Opa
gewerbesteuerfrei bleibt, weil sein Gewerbeertrag unter dem Freibetrag von
24 500 € liegt. Die lange Nase zeigt Ihr aber auch dem Finanzamt, wenn Opa
sein Beraterhonorar am Jahresende in Rechnung stellt, der Betrag ihm jedoch
erst im neuen Jahr zufließt. Dadurch kannst Du das Honorar schon in der Bi-
lanz des alten Jahres ausweisen und als Betriebsausgaben abziehen. Opa braucht
es aber erst im neuen Jahr zu versteuern, weil er eine Einnahmenüberschuss-
rechnung macht. Pass nur auf, dass Opa nicht in die Scheinselbständigkeitsfalle
tappt. Am besten berät er auch Deinen Bruder, Deine Cousine usw. So geht Ihr
auf Nummer sicher, und alles bleibt in der Familie.

Wie Du ohne höhere Abgaben Deinerseits


einer Teilzeitkraft mehr zahlen kannst

974 Lohnsteuer und Sozialversicherung setzen der Bezahlung einer Teilzeitkraft 974
enge Grenzen. Was beide Seiten meist anstreben: Pauschalsteuer von 2 % und
pauschale Sozialversicherung von max. 28 %. Dazu darf der monatliche Ar-

78049-7_s001-816.indb 631 28.08.2007 14:31:27 Uhr


632 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

beitslohn 400 € nicht übersteigen. Die Teilzeitkraft ist dann geringfügig beschäf-
tigt.
»Was mache ich aber, wenn ich meine Teilzeitkraft in den Monaten Juni und Juli
zusätzlich als Urlaubsvertretung brauche und sie in diesen beiden Monaten
jeweils 1 500 € brutto erhält?«, fragst Du. In diesen beiden Monaten besteht
keine Sozialversicherungspflicht, denn die Beschäftigung ist nur kurzfristig –
d. h. längstens zwei Monate oder 50 Arbeitstage. Steuerlich kannst Du die
Lohnsteuer mit 2 % pauschal berechnen. Oft erkennt man dann, dass eine
Lohnsteuer gar nicht anfällt (siehe E Rz 434). Hat die Teilzeitkraft keine Lohn-
steuerkarte abgegeben, muss die Lohnsteuer entweder pauschal oder nach
Steuerklasse VI erhoben werden, was sehr teuer wird.
»Und was mache ich, wenn ich der Teilzeitkraft im Dezember zusätzlich zu
ihrem Pauschallohn 300 € Weihnachtsgeld zahle?«, fragst Du weiter. Das Weih-
nachtsgeld wird als Einmalzahlung rechnerisch auf das ganze Jahr verteilt, d. h.,
jedem Monat werden rechnerisch 25 € zugeschlagen. Falls der Arbeitslohn
dabei unter 400 € bleibt, bleibt es bei der pauschalen Sozialversicherungsbei-
tragspflicht. Wird die 400-€-Grenze durch das Weihnachtsgeld überschritten,
besteht reguläre Sozialversicherungspflicht.

975 Die billigsten Teilzeitjobber 975


Die Hitliste (kurzfristige Beschäftigungen einmal außen vor gelassen) wird ganz
deutlich von den Studenten angeführt, und zwar von denjenigen, die nicht als
»Geringfügige« eingestellt werden. So muss beispielsweise für einen Studenten
(Verdienst 400 €), der keine weiteren Einkünfte hat und gesetzlich krankenver-
sichert ist, lediglich der Beitrag zur Rentenversicherung gezahlt werden. Dieser
beträgt – da der Student ja geringfügig beschäftigt ist – 15 %. Das sind genau
60 €. Die steuerliche Belastung beläuft sich in Steuerklasse I auf 0 €. Es bleibt
also bei den 60 € Rentenversicherung, die neben dem Entgelt zu zahlen sind.
Nummer 2 auf der Hitliste der billigsten Arbeitskräfte für Aushilfsjobs sind
Beamtenehegatten (oder andere Ehegatten, die über den Partner privat kran-
kenversichert sind). Haben sie keine weiteren Einkünfte, wird neben dem Ren-
tenversicherungsbeitrag nur 2 % Pauschalsteuer fällig. Im Unterschied zum
Studenten sind das 17 % (68 €). Der Unterschied ist klein, kann sich aber bei
mehreren Aushilfskräften bemerkbar machen.
Um die Notwendigkeit, vor der Einstellung zum Taschenrechner zu greifen,
noch deutlicher herauszustellen: Teuer wird‘s, wenn ein Arbeitnehmer einge-
stellt wird, der keinen Hauptjob, aber eigenes anderes Einkommen hat und für
400 € arbeitet: Hier werden 13 % Krankenversicherung (52 €), 15 % Rentenver-
sicherung (60 €) und, wenn die Lohnsteuer pauschaliert wird, 2 % Lohnsteuer
inkl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag (8 €) fällig. Das sind zusammen
120 € – im Vergleich zu 60 €.

78049-7_s001-816.indb 632 28.08.2007 14:31:28 Uhr


7. Angenehmer arbeiten und dabei Steuern sparen 633

7. Angenehmer arbeiten und dabei Steuern sparen


976 Die Finanzbürokraten versuchen zwar immer noch gern, so manche Betriebs- 976
ausgaben zu streichen, indem sie von »Repräsentationsausgaben« reden und
auf den § 4 Abs. 5 EStG verweisen, der u. a. besagt: Aufwendungen, die die Le-
bensführung berühren, dürfen den Gewinn nicht mindern, soweit sie nach der
allgemeinen Verkehrsauffassung als unangemessen anzusehen sind. Mit dieser
schwammigen Vorschrift stempeln sie dann im Handumdrehen betriebliche
Ausgaben zu privaten Kosten ab, weil sie mutmaßen, der gehobene Lebensstil
im betrieblichen Bereich sei Privatvergnügen. Der Bundesfinanzhof und die
Finanzgerichte sehen das aber inzwischen anders und verlangen vom Fiskus
Großzügigkeit. So darf das Finanzamt grundsätzlich nicht nachprüfen, ob Aus-
gaben für den Betrieb notwendig waren oder nicht. Über die Notwednigkeit
entscheidet allein der Unternehmer. Auch sind Ausgaben abzugsfähig, die für
den Betrieb eigentlich nicht notwendig, aber zweckmäßig waren oder üblich
sind (BFH, zuletzt im Urt. v. 8. 10. 1987 – BStBl 1988 II S. 853). Es stellt sich
nämlich meistens erst später heraus, ob eine Ausgabe sich rentiert hat oder
nicht. Es geht nicht an, die Risikobereitschaft des Unternehmers dadurch ein-
zuengen, dass der Fiskus seine Investitionen im Nachhinein auf ihre Nützlich-
keit hin überprüft. Das gilt auch für Maßnahmen, mit denen der Unternehmer
die Firma bei Kunden und Geschäftspartnern angemessen vertritt (Chefzim-
mer, Auto) oder mit denen er wichtige Geschäfte anknüpft, abschließt oder
auch nur pflegt (Geschäftsessen). Lass Dich also nicht durch übereifrige Fi-
nanzbürokraten bremsen, denn das solltest Du wissen:

977 Arbeitszimmer 977


Auch als Selbständiger kannst Du das Arbeitszimmer und die Aufwendungen
dafür nur noch dann absetzen, wenn es der Mittelpunkt Deiner gesamten beruf-
lichen und betrieblichen Tätigkeit ist, Du also z. B. als Schriftsteller fast aus-
schließlich dort arbeitest. Mehr zum Arbeitszimmer findest Du unter E Rz 255 ff.
Das dort zu Arbeitnehmern Gesagte trifft auch auf Dich als Selbständigen zu.

Setze Deinen PC ab, wenn er zumindest


teilweise privat genutzt wird!

Da mittlerweile der Fiskus von seinen kleinlichen Streichgelüsten abgerückt ist,


wenn Du Deinen PC gelegentlich auch einmal privat nutzt, genügt es, wenn Du
den beruflichen oder betrieblichen Nutzungsumfang von z. B. 60 % bis 80 %
glaubhaft machst, um die Kosten rund um den Computer absetzen zu können.

78049-7_s001-816.indb 633 28.08.2007 14:31:28 Uhr


634 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Miete doch den Büroraum von der Ehefrau!

978 Die Abzugsbeschränkungen sind für Dich vollkommen passé, wenn Du es 978
schaffst, kein »häusliches Arbeitszimmer«, sondern ein Büro zu haben. Als Ge-
schäftsführer einer GmbH hast Du es da besonders leicht. Deine Firma mietet
den bisher als Arbeitszimmer genutzten Raum von Deinem Ehepartner und
stellt ihn Dir als Büro zur Verfügung. Die Mietkosten stecken in Deiner Firma
als Betriebsausgaben, und Deine bessere Hälfte macht einen schönen Verlust
aus Vermietung und Verpachtung geltend, indem sie sämtliche auf das Zimmer
entfallenden Kosten mit der Miete verrechnet. Unter dem Strich habt Ihr so
also weiterhin den Vollabzug aller Arbeitszimmerkosten erreicht. Achte jedoch
auf die Angemessenheit der Miete, sonst versucht der Fiskus, Dir eine verdeckte
Gewinnausschüttung anzuhängen.

979 Geschäftswagen 979


Du brauchst Dir vom Finanzamt nicht sagen zu lassen, Dein Geschäftswagen sei
zu teuer, wenn Du häufig betriebliche Fahrten über größere Strecken unterneh-
men musst. Dafür brauchst Du nämlich ein schnelles und sicheres Fahrzeug,
und das hat seinen Preis. Du kannst Dir sogar auf Betriebskosten einen Sport-
wagen kaufen, wenn Du entsprechende Umsätze und Gewinne machst (BFH v.
8. 10. 1987 – BStBl 1987 II S. 853 zur betrieblichen Nutzung eines Porsche für
75 000 Mark durch eine Werbeagentur mit einem Umsatz von 1 Mio €.). Einer
Marketingagentur hat das FG Hamburg am 15. 6. 1987 (Az. II 90/85) sogar die
Anschaffung eines italienischen Sportwagens für einen sechsstelligen Betrag als
betrieblich veranlasst bescheinigt. Auch ein Mercedes 500 SEL ging bei einem
Bestattungsunternehmen anstandslos als Geschäfts-wagen durch (BFH v.
26. 1. 1988 – BStBl 1988 II S. 629).

980 Auch für Dich als Selbständigen gilt die 1 %-Regelung wie bei Kfz-Überlassung 980
an Arbeitnehmer. Der Entnahmewert der privaten Pkw-Nutzung durch Dich
beträgt somit monatlich 1 % des inländischen Listenpreises Deines Autos zum
Zeitpunkt der Erstzulassung zzgl. Kosten für Sonderausstattung und USt (§ 6
Abs. 1 Nr. 4 Satz 2 EStG).
Die 1 %-Regelung kannst Du aber nur für Fahrzeuge des notwendigen Betriebs-
vermögens anwenden. Das bedeutet, dass Du den fahrbaren Untersatz zu mehr
als 50 % betrieblich nutzen musst. Zur betrieblichen Nutzung gehören neben
den echten Geschäftsfahrten auch die Fahrten zwischen Wohnung und Betrieb,
und zwar ohne Kappung der ersten 20 km. Auch eine Mittagsheimfahrt, um zu
Hause zu essen, kannst Du beruhigt der betrieblichen Nutzung zurechnen.

78049-7_s001-816.indb 634 28.08.2007 14:31:28 Uhr


7. Angenehmer arbeiten und dabei Steuern sparen 635

Für Kraftfahrzeuge im sog. gewillkürten Betriebsvermögen, also bei einer be-


trieblichen Nutzung von 10 bis 50 %, musst Du den Wert Deiner privaten Nut-
zung mit den anteilig auf die privaten Kilometer entfallenden Kosten ermitteln.
Dass Du Dein Auto zu mehr als 50 % betrieblich nutzt, musst Du dem Finanz-
amt belegen. Dazu wird man Dir zwar kein Fahrtenbuch abverlangen können,
aber den Kilometerstand zu Beginn und zum Ende des Jahres musst Du nach-
prüfbar festhalten. Außerdem musst Du zumindest die von Dir durchgeführten
betrieblichen Fahrten samt Kilometer aufschreiben.

Liegt Deine betriebliche Nutzung voraussichtlich unter 50 %, solltest Du Dich


zu einem Fahrtenbuch durchringen. Nur so kannst Du verhindern, dass Dir die
Fiskalritter einen viel zu hohen privaten Kostenanteil zurechnen.
Die Änderungen betreffen nur Einzelunternehmer, Mitunternehmer von Per-
sonengesellschaften, Land- und Forstwirte sowie Freiberufler und andere selb-
ständig Tätige. Für Arbeitnehmer und für Gesellschafter-Geschäftsführer von
Kapitalgesellschaften bleibt es weiterhin bei der Anwendung der 1 %-Rege-
lung, wenn die private Nutzung 50 % oder mehr beträgt.
981 Der Listenneupreis wird auch bei Gebrauchtwagen angesetzt und bei Autos, die 981
Du mit erheblichem Rabatt gekauft hast. Er gilt also z. B. auch bei einem reim-
portierten Kfz.
Wenn Du im Betrieb mehr als einen Pkw hast, wird es unter Umständen haarig.
Die Fiskalritter wollen Dir möglichst viel Privatnutzung ans Bein binden, indem
sie die 1 %-Regelung für jedes auch von Deinem Ehe- oder Lebenspartner oder
Deinen Kindern genützte Auto ansetzen. Halbwegs aus dem Schneider bist Du,
wenn Deine Lieben die Firmenautos nicht nutzen. In diesem Fall bleibt es bei
einmal 1 % pro Monat. Allerdings musst Du Dir in diesem Fall wohl gefallen
lassen, dass die Fiskalritter das Auto mit dem höchsten Listenpreis zugrunde
legen, es sei denn, Du führst ein Fahrtenbuch (BMF-Schreiben v. 21. 1. 2002 –
BStBl 2002 I S. 148, Tz 9).

Fahre einen Monat im Jahr mal kein Auto!

982 Nutzen auch Deine Lieben (Frau/Mann/Kinder) die Firmenfahrzeuge privat, 982
dann setz die 1 %-Regelung für den einen oder anderen Monat im Jahr aus. Das
geht so: Die pauschale Nutzungswertermittlung wird monatsweise durchge-

78049-7_s001-816.indb 635 28.08.2007 14:31:29 Uhr


636 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

führt. Wird also in einem Monat ein Auto nicht privat genutzt, entfällt die Nut-
zungsbesteuerung. Als Unternehmer wirst Du eher selten vier Wochen Urlaub
machen – der Rest der Familie aber vielleicht doch. Aber Vorsicht: Nur einmal
im Monat genutzt – schon bist Du mit von der Steuerpartie. Fragt sich nur, wie
das Finanzamt das nachweisen will.
983 Kostendeckelung 983
Glücklicherweise hat alles seine Grenzen, sogar, wenn es um die Besteuerung
geht – man möchte es ja nicht glauben. Jedem ist klar: Die teure 1 %-Regelung
wächst sich zum absoluten Ärgernis aus, wenn das Auto schon abgeschrieben
ist. Denn die tatsächlichen Kosten interessieren bei der Anwendung der 1 %-
Regelung nicht und Wertansatz ist ja der Listenpreis des Fahrzeugs bei der Erst-
zulassung. Ist das Auto aber schon abgeschrieben, dann kann es sein, dass die
pauschal ermittelten Kosten für die Privatnutzung höher sind als die tatsächlich
entstandenen Kosten. Ist das bei Dir der Fall, dann kannst Du den Wert der
Privatnutzung auf die Höhe der tatsächlich entstandenen Kosten begrenzen –
und Du musst Dich nicht einmal auf ein BFH-Urteil berufen, denn es gibt dazu
sogar eine finanzinterne Anweisung (BMF-Schreiben v. 21. 1. 2002 – BStBl 2002
I S. 148, Rz. 14), der das Finanzamt folgen wird. Voraussetzung: Du weist die
tatsächlich entstandenen Aufwendungen nach.

zur Pkw-Nutzung

984 Entweder wendest Du die private Nutzungswertbesteuerung auf die betrof- 984
fenen Kfz zusammen an oder nur auf einzelne, für die das günstig ist.
Übrigens: Die 1 %-Regelung gilt sogar für Geländewagen. Das hat der BFH so
entschieden (Urt. v. 12. 2. 2002 –  R 23/01).
Wichtig: Die 1 %-Regelung gilt nur für Pkws. Wenn Du in Deinem Betrieb also
nur schmucke, kleine Kastenwagen hast, die als Lkw zugelassen sind, bist Du
aus dem Schneider.

Setz für die Umsatzsteuer nur


die tatsächlichen Kosten an!

985 Zwar hat der BFH entschieden, dass die 1 %-Regel verfassungsgemäß sein soll, 985
doch hat er Dir gleichzeitig die Möglichkeit eingeräumt, für die Umsatzsteuer
nur die tatsächlichen Kosten anzusetzen. Das heißt für Dich, dass Du nur Um-

78049-7_s001-816.indb 636 28.08.2007 14:31:29 Uhr


7. Angenehmer arbeiten und dabei Steuern sparen 637

satzsteuer auf die mit Vorsteuer belasteten Kosten zahlen musst und den Anteil
sogar schätzen kannst!
Beispiel
Kfz-Kosten (netto) in €
Ansatz kein Ansatz
Benzin 2 000 €
Versicherung 800 €
Reparaturen 500 €
Steuer 600 €
AfA 4 000 €
Summe 6 500 € 1 400 €
Davon 35 % 1 950 €
USt 19 % 370 €
Zum Vergleich: Bei Ansatz des Listenpreises müsstest Du 23 200 €  1 %  12
Monate = 2 784 €, davon 80 %, also 2 227,20 €  16 % = 423,17 € zahlen. Erspar-
nis 53,17 €! Lach jetzt nicht. Haben und nicht haben!

Drück die Kosten für Deinen Oldtimer


in den Betrieb!

986 Nennst Du etwa einen wunderschönen alten, aber leider auch extrem teuren 986
Oldtimer Dein Eigen? Setz locker monatlich 1 % des Listenneupreises zum
Zeitpunkt der Erstzulassung als Privatanteil an. Du hast für Dein Goldstück
zwar umgerechnet 130 000 € berappt, 1958 aber, als es erstmalig zugelassen
wurde, lag der Listenpreis bei schlappen 35 000 DM, umgerechnet also ca.
17 900 €. Macht für Dich pro Monat 179 €, im Jahr 2 148 € Privatanteil. Allein
die Abschreibung – ohne die ganzen übrigen Kosten – beträgt dagegen schon
rund 22 000 € im Jahr, und die steckt jetzt voll in den Betriebsausgaben.
Frauen sind wie Katzen: Beide kann man nur zwingen, das zu tun, was sie selbst mögen.
(Colette)

Führ bei gebraucht gekaufter Luxuskarosse


ein Fahrtenbuch!

Nicht jeder freut sich über die 1 %-Regelung. Sie kann auch ins Gegenteil schla-
gen. Weil Du es gern bequem hast, hast Du Dir als Betriebs-Pkw einen acht

78049-7_s001-816.indb 637 28.08.2007 14:31:29 Uhr


638 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Jahre alten Mercedes 560 SEL zugelegt, der noch ganz gut in Schuss ist und nur
8 000 € gekostet hat. Reparaturen und laufende Kosten halten sich in Grenzen,
weil Du nicht viel fährst. Inklusive Abschreibung kostet Dich das Auto so nur
etwa 6 000 € im Jahr. Leider hat die Mühle zu ihren Glanzzeiten als Neuwagen
umgerechnet 62 000 € nach Liste gekostet. Dein Privatanteil beträgt somit:
62 000 €  1 % = 620 €  12 = 7 440 €. Wie Du siehst, ein überaus schlechtes
Geschäft: Theoretisch müstest Du sogar mehr versteuern, als Du überhaupt an
Kosten hattest. In der Praxis wird zwar die Versteuerung auf die Höhe der tat-
sächlichen Kosten begrenzt (BMF-Schreiben v. 12. 5. 1997 – BStBl 1997 S. 562,
TZ 13), trotzdem gibt es für Dich nur eine Alternative: Führe ein Fahrtenbuch,
und schon kannst Du belegen, dass das Auto zu 80 % betrieblich genutzt wird,
womit wieder 4 800 € von 6 000 € Deiner Gesamtkosten abzugsfähige Betriebs-
ausgaben sind!
Zum Fahrtenbuch siehe unbedingt E Rz 116 ff.

Du hattest einen Unfall mit dem Firmen-Pkw?

987 So nervend die 1 %-Regel auch ist – sie hat ihre Vorteile!! Wenn Du mit Deinem 987
betrieblichen Pkw einen Unfall auf einer Privatfahrt hast, sind die Kosten als
Betriebsausgaben abzugsfähig. Denn mit dem Ansatz von 1 % Eigenanteil ist
alles abgegolten.

988 Barbesuch und Gartenparty 988


Die Kosten für solche Vergnügungen sind als Betriebsausgaben abzugsfähig,
wenn sie dazu beitragen können, ein Geschäft erfolgreich zum Abschluss zu
bringen. Halte aber die Kosten etwas in Grenzen. Bei mehr als 100 € pro Gast
und Abend kann das Finanzamt seine Streichungsgelüste an Dir auslassen (FG
Düsseldorf v. 14. 11. 1985, VII/V 84/79 E). Die Kosten für ein größeres Firmen-
fest mit Kunden, Geschäftspartnern und Mitarbeitern sind ebenfalls abzugsfä-
hig. Während bei kleinen Veranstaltungen die Namen aller Gäste aufgeführt
werden müssen, genügt es bei größeren Festen, wenn die Zahl der bewirteten
Personen und die Personengruppe generell erwähnt werden (BFH v. 30. 1. 1986
– BStBl 1986 II S. 488). Findet die betriebliche Gartenparty zufällig zum 65.
Geburtstag des Firmeninhabers statt, kann es mit dem Finanzamt Ärger geben
(BFH v. 15. 5. 1986 – IV R 184/83). Allerdings hat sich der BFH bei einem
Geschäftsführer großzügig gezeigt, der nur Mitarbeiter eingeladen und seine
eigentliche Geburtstagsparty mit Freunden und Bekannten schon vorher pom-
pös gefeiert hatte (BFH v. 1. 2. 2007 – VI R 25/03).

78049-7_s001-816.indb 638 28.08.2007 14:31:30 Uhr


8. Pass auf, dass man Dir keine Liebhaberei anhängt! 639

8. Pass auf, dass man Dir keine Liebhaberei anhängt!


989 Gewerbebetrieb 989
Der Bundesfinanzhof hat die Annahme einer Liebhaberei in Einzelfällen erst
nach Ablauf eines Zeitraums von etwa acht Jahren, in denen ausschließlich Ver-
luste erwirtschaftet wurden, für gerechtfertigt gehalten. Selbst in diesen Fällen
kann aber dem Finanzamt noch glaubhaft dargetan werden, dass besondere Um-
stände die andauernden Verluste verursacht haben und der Betrieb nach Wegfall
dieser Umstände nachhaltig Gewinne erzielen kann. In der Praxis, so die OFD
Köln, bereite diese in die Zukunft gerichtete Beurteilung einer Tätigkeit wegen
der ungewissen Entwicklung erhebliche Schwierigkeiten. Es bestünden deshalb
keine Bedenken, in Fällen, in denen die Art der Tätigkeit verstärkt auf Liebha-
berei hindeute, die Steuerfestsetzung vorläufig nach § 165 AO durchzuführen
(OFD Köln v. 29. 10. 1984 S. 2240 – 32 – St. 113). Die OFD Nürnberg versteigt
sich sogar zu der Anweisung an ihre Finanzämter, die Verluste im Rahmen der
vorläufigen Steuerfestsetzung zunächst nicht zu berücksichtigen, es sei denn,
erhebliche Anhaltspunkte sprächen für einen steuerlich anzuerkennenden An-
fangsverlust (Vfg. OFD Nürnberg v. 28. 4. 1986 – S. 2113; NWB DokSt F. 3 §§ 2, 20
– EStG A2/87). Das ist wohl der Gipfel einer restriktiven Gesetzesauslegung.

Steuerlich unbeachtliche Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit liegen jeden-


falls dann vor, wenn absehbar auf Dauer geringfügige Einnahmen gleichblei-
bender Höhe Ausgaben gegenüberstehen, die sie in wachsender Tendenz um
ein Vielfaches übersteigen, so dass bei den übrigen freiberuflichen Einkünften
nachhaltig mit überdurchschnittlichen Steuerminderungen gerechnet werden
kann (Urteilstenor des FG Saar v. 20. 6. 1984 – EFG 1985 S. 19). Diese beiden
Tricks gelten auch für Nichtselbständige:

Ein Hobby zum Geschäft ausweiten und


viel Steuern sparen

990 Nehmen wir an, Du bist ein richtiger Autonarr. Du wohnst in einem Einfamili- 990
enhaus und hast Dir nebenan eine große Garage gebaut, in der mehr als genug
Platz ist, Deinem Hobby, Motoren zu frisieren, nachzugehen. Im Lauf der Jahre
hast Du Dir sogar eine Inspektionsgrube gebaut und tolles Werkzeug beschafft.
Zudem hast Du einen Flaschenzug installiert, um Motoren und Maschinenteile
bequem aus- und einbauen zu können. Kurz und gut: Du hast eine richtige
kleine Werkstatt für Dich. Liegt es da nicht nahe, Dir nebenbei Geld zu verdie-
nen, indem Du sie anderen Leuten zur Verfügung stellst und dafür Miete ver-
langst?

78049-7_s001-816.indb 639 28.08.2007 14:31:30 Uhr


640 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

»Nein – das liegt gar nicht nahe«, sagst Du. »Ab und zu überlasse ich sie einem
Freund, aber mich mit Fremden rumschlagen? Dafür habe ich weder Zeit noch
Geduld.« Da hast Du Dich ja schon halb strafbar gemacht, wenn Du Deine
Freunde dort arbeiten ließest, ohne eine Gewerbegenehmigung in der Tasche
zu haben. Und was Du dafür gezahlt bekamst, hast Du sicher schwarz einge-
steckt. Auch das ist strafbar.
Bleib lieber auf dem Weg des Gesetzes, hol Dir eine Gewerbeerlaubnis für ein
paar Euro bei der Gemeinde und gib dem Finanzamt ordnungsgemäß an, was
Du einnimmst. Ich rechne Dir vor, was das bringen kann:
Einnahmen aus Automietwerkstatt, die Du zwecks Schonung Deiner Nerven
nur guten Freunden zur Verfügung stellst, die (was Du dem Finanzamt nicht
gerade erklären musst) aus dem Gegenwert von jährlich
8 Kästen Bier bestehen, also 80 €
Ausgaben
Baukosten der Garage 12 000 €, AfA 7 % 840 €
Baukosten der Grube 3 500 €, AfA 10 % + 350 €
Werkzeug 2 500 €, AfA 10 % + 250 €
Maschinen 5 000 €, AfA 20 % + 1 000 €
Anteilige Kosten Grundsteuer, Strom, Heizung, Wasser + 150 €
Anteilige Telefonkosten + 20 €
Teilzeitkraft Ehepartner, Tochter etc. (zur Annahme
von Gesprächen, Buchführung usw.)
monatlich 50 € + 600 €
Spesen, Büromaterial + 150 €
Diesem Aufwand von 3 360 €
stehen 80 € Einnahmen gegenüber, macht einen Verlust von 3 280 €
Übertreib es aber nicht und bewahre alle Belege sorgfältig auf.
Merke: Gewinne aus einem Gewerbebetrieb gibt es in den Anfangsjahren bei
einem neu eröffneten Geschäft kaum. Das Finanzamt kennt das aus langer Er-
fahrung. Steuererstattung darauf: zwischen 553 € und 1 542 €.

991 Angenommen, Du entdeckst den Künstler in Dir und richtest Dir ein teures 991
Atelier ein. Soweit es rechtlich vertretbar erscheint, berücksichtigt das Finanz-
amt in diesem Fall den Umstand, dass bis zur Erzielung ausreichender Ein-
künfte eine längere Zeit als bei manch anderer Berufsgruppe vergehen kann:
»Ebenso wird zu berücksichtigen sein, dass bei Künstlern auf Jahre mit Gewin-
nen auch längere Perioden mit Verlusten folgen können. Letztlich können je-
doch Verluste von Kunstschaffenden bei der ESt-Veranlagung steuermindernd
nur berücksichtigt werden, wenn es sich um Verluste aus einer Tätigkeit han-
delt, die auf die Erzielung von positiven Einkünften gerichtet ist.« (OFD Köln
v. 5. 9. 84 S. 2246 – 3 St – 113) Du musst also nur darauf achten, dass keiner sagen
kann, es sei Liebhaberei!

78049-7_s001-816.indb 640 28.08.2007 14:31:31 Uhr


8. Pass auf, dass man Dir keine Liebhaberei anhängt! 641

für Hobbyschriftsteller

Hegst Du schriftstellerische Ambitionen? Leider werden von den Verlagen von


etwa 1 000 eingereichten Manuskripten 999 mit ein paar höflichen Floskeln zu-
rückgeschickt. Was liegt da näher, als Deine Geschichte selbst drucken zu lassen
und im Eigenverlag herauszugeben? In einschlägigen Zeitschriften kannst Du
Dein Buch dann in Anzeigen anpreisen. Auf diese Weise kannst Du Deinen
Stolz befriedigen, Dich einmal gedruckt zu sehen und außerdem das Finanzamt
um einen guten Anteil Steuern gedrückt zu haben . . .

Mach Deine persönlichen Vorlieben zur Goldgrube!

992 Wenn persönliches Interesse und Geschäftssinn in dieselbe Richtung gehen, 992
steht am Ende oft der große Erfolg, so sagt man. Und da jedes Unternehmen
mit einem gewissen Risiko verbunden ist, solltest Du finanziell gut abgesichert
sein, um mögliche Verluste zu verkraften – am besten durch hohe Einkünfte aus
anderen Quellen. »Die dann durch Verrechnung mit den Verlusten geschmälert
werden. Das willst Du doch sagen«, so schließt Du. Richtig, so erging es
● der Ehefrau eines gut verdienenden Arztes mit ihrer Töpferei (10 000 € Ver-
lust in sechs Jahren),
● einem Diakon mit einer Mineralien- und Fossilienhandlung (55 000 € in acht
Jahren),
● einem Studienrat a. D. und einem Lehrer als Schriftsteller über das Eisen-
bahnwesen (24 000 € in vier Jahren) bzw. Wappenkunde (72 000 € in 14 Jah-
ren),
● einem Angestellten mit einer Papageienzucht (14 000 € in fünf Jahren),
● einem anderen Angestellten mit einer VIP-Autovermietung Mercedes 600
(30 000 € nach zwei Jahren),
● einem Prokuristen und seiner Frau, die zusammen eine Heilpraxis ausübten
(90 000 € in sieben Jahren),
● einem Angestellten als Kunstmaler, der durch Studienreisen hohe Verluste
hatte (15 000 € in drei Jahren),
● einem Werklehrer als Bildhauer (über 100 000 € in 18 Jahren),

78049-7_s001-816.indb 641 28.08.2007 14:31:31 Uhr


642 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

● einem Rechtsanwalt, der über 20 Jahre einen Verlust von 500 000 € ab-
schrieb.
»Und das Finanzamt hat denen die Verluste nicht wegen Liebhaberei gestri-
chen und musste damit diesen Leuten die bereits bezahlten Steuern für die nor-
malen Einkünfte wieder rausrücken?«, fragst Du ungläubig. Ja, alles durchge-
gangen! Einer hat sogar seine Kosten als Liebhaber abgesetzt (Verlust in sieben
Jahren 90 000 €).

993 Nicht voll durchgegangen sind vielleicht ebenso viele Unternehmen. Bevor Du 993
Dein Hobby zu einem der folgenden Geschäfte machst, schlag lieber die ent-
sprechenden Entscheidungen nach, damit Du keine Fehler begehst:
● Rallyesportunternehmen eines Fahrlehrers, sechs Jahre Verluste: Liebhabe-
rei, FG Niedersachsen EFG 1992, S. 97,
● Secondhandshop infolge fehlender Deckung der fixen Kosten: Liebhaberei,
FG Hessen EFG 1986, S. 271,
● Kunstgaleriefirma eines Arztes: Liebhaberei, FG Düsseldorf EFG 1992,
S. 522,
● Vercharterung einer Segelyacht: Liebhaberei, FG Düsseldorf EFG 1992,
S. 328,
● Getränkegroßhandel: nach allerdings erst 19 Verlustjahren als Liebhaberei
deklariert, BFH vom 19. 11. 1985 – BStBl 1986 II S. 289, kaum glaubhaftes
Urteil!
● Vollblutgestüt mit Rennstall: schon 1926 als Liebhaberei angesehen: RFH
vom 24. 3. 1926 – RStBl 1926, S. 194. Vgl. aber E Rz 346,
● Springreitsport war nicht professionell genug: als Liebhaberei erklärt vom
FG Rheinland-Pfalz vom 22. 4. 1982 – EFG 1983, S. 10. Vgl. aber E Rz 346,
● Brieftaubenzucht: Liebhaberei, FG Münster vom 12. 12. 1962 – EFG 1963,
S. 291,
● Architekt (dessen Ehefrau gut verdient) mit einem Gesamtverlust von über
120 000 € im Zeitraum von elf Jahren: Liebhaberei – nicht zu fassen!
● Pensionierter Richter, der über die Beschäftigung mit der Wappenkunde in
14 Jahren 72 000 € Verlust erklärte: Liebhaberei.
Lies aber zu Ausnahmen und Gestaltungen in den übrigen Rz nach.

zur Liebhaberei

994 Der BFH verlangt vom Fiskus, dass der sich ganz genau mit dem Fall befasst. So 994
geschehen bei einem Künstler, der selbständig und gleichzeitig angestellt war

78049-7_s001-816.indb 642 28.08.2007 14:31:31 Uhr


8. Pass auf, dass man Dir keine Liebhaberei anhängt! 643

und aus seiner Kunst insgesamt positive Einkünfte erzielte. Dennoch bestritt
das Finanzamt seine Gewinnerzielungsabsicht. Der BFH, Urt. vom 6. 3. 2003, XI
R 46/01, gab dem Finanzamt eins auf die Finger: Man möge bitte viel genauer
arbeiten. Wappne Dich also mit Argumenten, dann hast Du gute Chancen.

Argumentiere so, wie der Bundesfinanzhof die Sache sieht. Der meint nämlich:
»Wenn dauernde Verluste auf das Fehlen einer Gewinnerzielungsabsicht hin-
deuten, kann dies allein noch nicht entscheidend sein. Aus weiteren Beweisan-
zeichen muss vielmehr die Feststellung abgeleitet werden können, dass der
Steuerpflichtige die verlustbringende Tätigkeit nur aus im Bereich seiner Le-
bensführung liegenden persönlichen Gründen oder Neigungen ausübt. Der
Steuerpflichtige kann sich also darauf berufen, dass er die Gewinnaussichten
und die betrieblichen Erfordernisse verkannt und Fehlmaßnahmen getroffen
habe. Damit dies glaubhaft wird, muss er allerdings korrigierend tätig werden,
etwa die Art der Bewirtschaftung umstellen.« Der Bundesfinanzhof stellt be-
sonders auf einen »Totalgewinn« ab. Und meint, wenn die Gewinnerzielungsab-
sicht nicht zu prüfen sei, müsse auf das Ergebnis von der Gründung bis zur
Veräußerung des Geschäfts geschaut werden. Dabei wären auch evtl. geschaf-
fene stille Reserven einzubeziehen. Würden also nach außen nur Verluste aus-
gewiesen, könnte möglicherweise doch ein indirekter Gewinn dabei rumge-
kommen sein.

Darin sehe ich eine Chance für Dich. Bereite eine genaue Darstellung vor, wenn
Dir das eben erwähnte Schreiben des Amtes auf den Schreibtisch flattert. Führe
an, was in Deinem Laden bislang nicht geklappt hat und warum ständig Ver-
luste angefallen sind. Und dass Du ein neues Konzept erarbeiten und Umstruk-
turierungen vornehmen wirst. Und dass Du erst mal Erfahrungen zu sammeln
hattest, um konkurrenzmäßig mithalten zu können. Das Allerwichtigste, das Du
nie vergessen darfst:

995 Dein Nebenjob muss kurz vor Ablauf der sog. Liebhabereifrist von zehn Jahren 995
einen bleibenden Überschuss bringen. Ansonsten werden die Steuervorteile
vom Finanzamt rückwirkend gestrichen! Mein Rat: Ist Dir das nicht möglich,
dann meldest Du den Betrieb einfach ab – hast aber die Steuerermäßigungen
für zehn Jahre sicher im Sack.

Du bist skeptisch? Überleg doch: Wie könntest Du Deine streng kaufmännische


Denkweise und Dein Streben nach einem Gesamtgewinn besser dokumentie-
ren als dadurch, dass Du Deinen Betrieb einstellst, weil sich Dein Engagement
als nicht lohnend herausgestellt hat. Gerade damit nimmst Du streichwütigen
Fiskalrittern den Wind aus den Segeln, denn die Schließung des Betriebs ist die
wohl wirksamste und daher auch vom Bundesfinanzhof anerkannte Umstruk-
turierungsmaßnahme, um von dauernden Verlusten herunterzukommen (BFH-
Urteil v. 15. 11. 1984 – BStBl 1985 II S. 205).

78049-7_s001-816.indb 643 28.08.2007 14:31:32 Uhr


644 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

996 Vorgründungskosten 996


Lass Dir von den Fiskalrittern nicht die Vorgründungskosten für eine neue
Existenz aberkennen! Die sagen gleich mal: Du musstest doch vorher wissen,
dass es Dir nie gelingen würde, ein neues Geschäft aufzumachen. Und wenn Du
für eine aussichtslose Sache Geld ausgibst, musst Du die Folgen dieser Fehlent-
scheidung schon selbst tragen und kannst sie nicht dem Finanzamt anlasten.
Sorge also vor, dass es nicht zu einer solchen Argumentation kommen kann.
Nehmen wir mal an, Du willst Dir mit einer McDonald‘s-Filiale im Franchising-
System eine neue Existenz aufbauen. Dazu besuchst Du teure Managersemi-
nare, machst Lehrgänge in kaufmännischer Schulung, Englisch und Buchfüh-
rung, fliegst zur Information in die Staaten
und hast dafür schon bald 10 000 €
ausgegeben. Dazu hast Du Fahrtkosten von 2 500 €
Zusammen: 12 500 €

Diese Ausgaben möchtest Du von Deinen Einkünften


als gutbezahlter Konstrukteur bei VW in Höhe von 50 000 €
absetzen, so dass auf die verbleibenden 37 500 €
statt 13 096 € nur 8 326 € Steuer anfallen.

Dein Pech ist nun, dass McDonald’s Dir die bereits in Aussicht gestellte Filiale
nicht übergibt. Du fragst nach, warum, und man sagt Dir, dass man durch eine
Schufa-Auskunft erfahren habe, dass Du in früheren Jahren einmal einen Of-
fenbarungseid ablegen musstest. Das Finanzamt meint: Du hättest wissen müs-
sen, dass damit Deine Chancen auf eine Filiale und somit auf Selbständigkeit
gering waren. Aus also für die Steuerrückzahlung. Da frage ich mich, wie konnte
das Amt überhaupt so was erfahren? Man muss den Finanzern doch nicht alles
auf die Nase binden . . . Aber wenn es nun mal passiert ist, dann sei froh, dass Du
als ordentlicher Mensch alle Unterlagen aufbewahrst. Und aus denen geht her-
vor, dass Du damals als selbständiger Plattenhersteller nur deshalb den Betrieb
einstellen musstest, weil Dich der Pleitier Dr. Schneider mit in den Abgrund zog
– Du also unschuldig bankrott gegangen bist.

Resultat: Die Finanzer müssen klein beigeben. 4 770 € gerettet.

Pro Minute muss der Bund für Zinszahlungen


mehr als 80 000 € ausgeben, in der Stunde
fast fünf Millionen Euro.
In den kommenden Jahren wird‘s noch mehr.
(Der frühere Finanzminister Hans Eichel)

78049-7_s001-816.indb 644 28.08.2007 14:31:32 Uhr


8. Pass auf, dass man Dir keine Liebhaberei anhängt! 645

So bekommst Du mit Wohnmobilen, Booten


oder Yachten eine dicke Steuererstattung.

997 Du hast gehört: Die Anmeldung eines Gewerbebetriebs »Wohnmobilvermie- 997


tung« kann – falls Du es richtig machst – genügen, um dem Finanzamt zum
Zweck der Steuererstattung eine Rechnung präsentieren zu können, z. B. über
ein Wohnmobil Hymer: Kaufpreis 41 650 €, wovon 6 650 € auf die Mehrwert-
steuer in Höhe von 19 % entfallen. Du hast Dich vorher rechtskundig gemacht:
Du willst das Wohnmobil sowohl selbst als auch zur Erzielung von Einnahmen
verwenden. Die Absicht, Gewinne zu erzielen, ist für die Umsatzsteuer nicht
erforderlich (Abschn. 18 Abs. 3 UStR). Es kommt nur darauf an, mit dem er-
worbenen Gegenstand Einnahmen erzielen zu wollen (§ 2 UStG). Für die Frage
des Vorsteuerabzugs ist wichtig, dass der erworbene Gegenstand – Dein Wohn-
mobil – überhaupt unternehmerisch verwendet wird (Abschn. 192 Abs. 17 Nr. 2
UStR). Du weißt außerdem, dass für die Beurteilung des Vorsteuerabzugs die
Verhältnisse zum Zeitpunkt der Anschaffung maßgebend sind (Abschn. 192
Abs. 14 UStR). Du meinst also, Du bekommst bei Abgabe einer Umsatzsteuer-
voranmeldung mit Umsätzen in Höhe von 0 € die Vorsteuer von 6 650 € aus
obiger Rechnung vom Finanzamt erstattet. Doch weit gefehlt. Die Finanzämter
zeigen sich meistens recht zugeknöpft, und die Finanzgerichte geben ihnen
Schützenhilfe, so das Finanzgericht Münster in mehreren nicht veröffentlichten
und rechtskräftig gewordenen Urteilen (Urt. v. 4. 6. 1980 V-X-II 1631/77, v.
17. 12. 1980 V 5625/79 U und v. 20. 3. 1985 V 910/82 U). Es wird in den Urteilen
darauf abgestellt, aus welchen Gründen die Anschaffung erfolgte. Ob kaufmän-
nische Gesichtspunkte den Erwerb rechtfertigen und ob eine ausreichende Ver-
zinsung des eingesetzten Kapitals gewährleistet ist. Wenn das Finanzamt meint,
die Eigennutzung sei für die Anschaffung ausschlaggebend gewesen, rückt es
keinen Cent heraus. Was tun? Gestalte die Verhältnisse so, dass der Tatbestand
des Gesetzes eindeutig gegeben ist, und schlage dabei gleich zwei Fliegen mit
einer Klappe: Vorab: Hebe Deine Anzeige »Wohnmobil zu vermieten« sorgfäl-
tig auf – schon allein aus dem Grund, die Kosten als Betriebsausgaben absetzen
zu können. Räume zunächst Deiner »unternehmerischen« Nutzung einen grö-
ßeren Spielraum ein, als Du vielleicht ursprünglich geplant hast. Dann macht
sich die Anschaffung jedenfalls besser bezahlt. Natürlich musst Du Dir die
Leute schon genau ansehen, denen Du Dein Schmuckstück anvertraust. Deine
Schwester und ihr Mann sind vielleicht begeisterte Campingfreunde. Mach
ihnen die Sache schmackhaft. Ihr teilt Euch weitgehend die Kosten. Aber jetzt
pass auf: Du bist der Unternehmer, Deine Schwester und Dein Schwager sind
gute Kunden. Jetzt kannst Du beim Finanzamt mit – wenn auch bescheidenen
– Umsätzen auftrumpfen, wenn Du die Kostenbeteiligung Deiner Schwester als

78049-7_s001-816.indb 645 28.08.2007 14:31:32 Uhr


646 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Umsatz anmeldest. In einem bemerkenswerten Urteil hat der BFH entschie-


den, dass die Vermietung eines Wohnmobils nicht als gewerblich einzustufen,
sondern den sonstigen Einkünften § 22 Nr. 3 EStG) zuzuordnen ist. Der Vorteil:
Damit kannst Du Gewinne von bis zu 255,99 € steuerfrei einstreichen. Der
Nachteil: Verluste sind nur mit Gewinnen aus der gleichen Einkunftsart aus-
gleichsfähig (BFH v. 12. 11. 1999 – XI R 44795).

998 Umsatzsteuerlich kommt es nicht auf Gewinn-, sondern auf Einnahmeerzie- 998
lungsabsicht an. Da das Umsatzsteuerrecht keine Liebhaberei kennt, können
auch in einem solchen Fall die Regelungen des Vorsteuerabzugs anwendbar
sein. So ist z. B. Karnevals- und Faschingsprinzen der Vorsteuerabzug nicht zu
versagen (BFH v. 27. 10. 1993).

Vergiss nicht: Eine private Nutzung musst Du bei der Umsatzsteuer als Eigen-
verbrauch erklären. Auch hier gelten als Bemessungsgrundlage zunächst einmal
1 % des Listenpreises pro Monat, allerdings abzgl. eines pauschalen Abschlags
von 20 %. Damit wird bei der Pauschalregelung ausgeglichen, dass bei einem
Pkw ein großer Teil Kosten entsteht, auf die Dir keine Vorsteuern in Rechnung
gestellt werden können, wie Kfz-Versicherung, Kfz-Steuer etc.

999 Wisse aber: Bei Jahresumsätzen bis zu 17 500 € einschließlich Eigenverbrauch 999
bist Du Kleinunternehmer, d. h., von Dir wird keine Umsatzsteuer erhoben. Das 1
bedeutet aber auch, dass keine Vorsteuer angerechnet und erstattet werden
kann (§ 19 UStG). Damit Du, wie geplant, die 6 650 € Vorsteuer aus der Wohn-
mobilrechnung erstattet bekommst, musst Du dem Finanzamt erklären, dass
Du die Regelbesteuerung wählst. An diese bist Du dann fünf Jahre gebunden.
Du musst dann Deine Umsätze versteuern, auch wenn sie weiter unter der
Grenze von 17 500 € liegen, kannst im Gegenzug aber aus den laufenden Kosten
die Vorsteuern abziehen.

9. Abschreibungen
1000 Die Kosten für Wirtschaftsgüter, die Du zur Erzielung von Einkünften verwen- 1000
dest, kannst Du steuermindernd als Betriebsausgaben abziehen. Wirtschaftsgü-
ter, die länger als ein Jahr genutzt werden, kannst Du allerdings nur im Weg der
Abschreibung absetzen, wobei die Anschaffungskosten auf die voraussichtliche
Nutzungsdauer verteilt werden. Abschreiben kannst Du letztlich alle betrieb-
lich genutzten Wirtschaftsgüter, die einem technischen oder wirtschaftlichen
Wertverzehr unterliegen. Bei Grundstücken und Gemälden anerkannter Künst-

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9. Abschreibungen 647

ler (BFH-Urteil v. 2. 12. 1977 – BStBl 1978 II S. 164) und historischen Samm-
lungs- und Schaustücken (BFH-Urteil v. 9. 8. 1989 – BStBl 1990 II S. 50) erkennt
der Fiskus einen Wertverzehr normalerweise nicht an. Du begegnest dem aber
ganz einfach mit dem Hinweis, dass z. B. Deine antiken Möbel im Büro durch
die tatsächliche Nutzung einer technischen Abnutzung unterliegen und deshalb
abgeschrieben werden können, obwohl sie wegen ihres historischen Wertes von
Jahr zu Jahr wertvoller werden. Weise ungläubige Fiskalvertreter auf das BFH-
Urteil v. 31. 1. 1986 – BStBl 1986 II, S. 355 hin.
Die Nutzungsdauer ist nicht die tatsächliche Lebensdauer, sondern die Zeit, in
der Du den Gegenstand gewöhnlich in Deinem Unternehmen einsetzt. Die
Nutzungsdauer musst Du im Einzelfall schätzen, wobei Du natürlich eher ein
Jährchen zu wenig als zu viel schätzen solltest, denn je kürzer die Nutzungs-
dauer, um so höher Deine Abschreibung.

Die Stuttgarter Regierung hat die Handschriftensammlung


eines reichen Fürsten zum Rekordpreis
von umgerechnet 24 Millionen € aufgekauft.

Schreibe auch ab, was Deinem Ehepartner gehört!

1001 Eine Abschreibung kannst Du zunächst nur vornehmen, wenn Dir das Wirt- 1001
schaftsgut zivilrechtlich gehört. Oder es Dir wegen besonderer Umstände zu-
mindest steuerlich als wirtschaftliches Eigentum zugerechnet wird. Gehört ein
Gegenstand oder ein Gebäude, das Du für Deinen Betrieb oder Deinen Beruf
nutzt, ganz oder zum Teil Deinem Ehegatten, hast Du zwei Möglichkeiten. Ein-
fach ist die Sache, wenn er zwar Miteigentümer ist, jedoch keine nennenswerten
eigenen Einkünfte hat.
Hast Du deshalb sowieso die gesamten Kosten getragen, z. B. die Baukosten für
Euer Haus, in dem sich auch Deine Praxis befindet, kannst Du die Abschrei-
bung in voller Höhe als Betriebsausgaben absetzen. Den Anteil, der rechnerisch
auf Deinen Ehepartner entfällt, setzt Du unter der schönen Bezeichnung
Drittaufwand ab. Hat Deine bessere Hälfte dagegen ihren Anteil am Kaufpreis
0 oder den Herstellungskosten selbst bezahlt, hilft ein einfacher Mietvertrag, mit
dem Du ihren ideellen Anteil an den von Dir betrieblich genutzten Räumen
mietest.
Sie hat dadurch zwar Einkünfte aus Vermietung, kann andererseits aber auch
die Abschreibung absetzen. Da Du die Miete als Betriebsausgaben absetzen
kannst, bleibt es per saldo dabei, dass Ihr in Eurer gemeinsamen Steuererklä-
rung die Abschreibung in voller Höhe absetzt.

78049-7_s001-816.indb 647 28.08.2007 14:31:33 Uhr


648 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

für gebrauchte Gegenstände


1
Auch für Sachen, die Dir schon jahrelang gehören und die Du neuerdings für
Dein Unternehmen einsetzt, kannst Du Abschreibung geltend machen.

Der Vorteil für Land- und Forstwirte, Gewerbetreibende bzw. selbständig Tä-
tige ist, dass die Abschreibungen nicht von den ursprünglich gezahlten Anschaf-
fungskosten berechnet werden müssen. Die Einlage eines privaten Gegenstands
in den Betrieb kannst Du vielmehr mit dem Teilwert ansetzen, das ist der aktu-
elle Wert zum Zeitpunkt der erstmaligen betrieblichen Verwendung. Die Ab-
schreibung ergibt sich aus diesem im Zweifel geschätzten Teilwert und der an-
genommenen Restnutzungsdauer des Gegenstands. Allerdings gilt dies nur,
wenn Du für diesen Gegenstand bisher noch keinerlei Abschreibung einkom-
mensmindernd geltend gemacht hast. Im anderen Fall wäre nur der vermin-
derte Betrag abzuschreiben. Die Abschreibung beginnt zunächst immer mit der
Anschaffung, d. h. wenn das Wirtschaftsgut geliefert wird, bzw. mit dem Zeit-
punkt der Fertigstellung. Für bewegliche Gegenstände bei Anschaffung bzw.
Herstellung im Lauf des Kalenderjahres kannst Du von Deiner Abschreibung
für jeden angefangenen Monat 1/12 der vollen Jahresabschreibung ansetzen.
Eine Ausnahme bildet dabei die degressive Gebäudeabschreibung. Hier wird
im ersten und letzten Jahr des Abschreibungszeitraums immer der volle Jahres-
betrag angesetzt.

Beispiel
Du kaufst am 15. 4. für 36 000 € einen neuen Wagen, dessen Nutzungsdauer
sechs Jahre beträgt. Die volle Jahresabschreibung beträgt also 6 000 €. Deine
Abschreibung im ersten Jahr beträgt 9/12 von 6 000 € = 4 500 €

Das Einkommensteuergesetz sieht in § 7 EStG für Gegenstände, die betrieblich


oder freiberuflich genutzt werden, unterschiedliche Abschreibungsmethoden
vor. Nehmen wir an, Du legst einen PC in Dein Betriebsvermögen ein, den Du
2006 als Arbeitnehmer beruflich genutzt und abgeschrieben hast und seit Okto-
ber 2007 betrieblich nutzt.
Ursprüngliche Anschaffungskosten 4/2006 2 700 €
Abschreibung 4/2006 bis 10/2007 = 18/12 von 900 € – 1 350 €
Einlage am 1. 10. 2007 1 350 €
Abschreibung 2007 im Betrieb: 3/12 von 900 € – 225 €
(Restnutzungsdauer 1,5 Jahre)
Wert 31. 12. 2007 1 125 €
AfA für 2008: 900 €.

78049-7_s001-816.indb 648 28.08.2007 14:31:33 Uhr


9. Abschreibungen 649

1002 ● Lineare Abschreibung nach § 7 Abs. 1 S. 1 u. 2 EStG 1002


Die Abschreibung wird entsprechend der Nutzungsdauer des Gegenstands in
gleichbleibenden Jahresbeträgen berücksichtigt.

1003 ● Degressive Abschreibung, § 7 Abs. 2 EStG 1003


Außer bei Gebäuden kannst Du auch bei betrieblich genutzten beweglichen
Wirtschaftsgütern die Abschreibung degressiv vornehmen, wenn Du sie in der
Zeit zwischen dem 1. 1. 2006 und dem 31. 12. 2007 angeschafft hast. Ab 2008 wird
die degressive Abschreibung abgeschafft.
Dein Vorteil aus der degressiven Abschreibung liegt vor allem in den ersten
Jahren der Nutzungsdauer, in denen die Abschreibungen gegenüber der line-
aren Abschreibung wesentlich höher sind, während sie zum Ende der Nutzungs-
dauer niedriger sind. Die degressive Abschreibung lohnt sich allerdings allen-
falls bei einer Nutzungsdauer über fünf Jahre. Mit ihrer Hilfe kannst Du z. B.
eine Maschine mit einer zehnjährigen Nutzungsdauer bereits in den ersten bei-
den Jahren zu 40 % abschreiben.
Anders als bei der linearen Abschreibung, bei der der Abschreibungssatz je-
weils auf die Anschaffungs-/Herstellungskosten angewendet wird, wird er bei
der degressiven Abschreibung nach dem Restwert zum Schluss des vergan-
genen Jahres berechnet. Die Anschaffungs- oder Herstellungskosten sind nur
Ausgangswert für die Berechnung im ersten Jahr.
Der Prozentsatz der degressiven Abschreibung darf bei Anschaffung bzw. Her-
stellung nach dem 31. 12. 2005 höchstens dreimal so hoch sein wie der lineare
Abschreibungssatz und höchstens 30 % betragen. Die jeweils zulässigen Ab-
schreibungssätze ergeben sich aus der folgenden Tabelle:
Betriebsgewöhnliche Abschreibung linear Abschreibung degressiv
Nutzungsdauer
Jahre % %
5–10 20–10 30,00
11 9,09 27,27
12 8,33 25,00
13 7,69 23,07
14 7,14 21,42
15 6,66 20,00
16 6,25 18,75
17 5,88 17,64
18 5,55 16,65
19 5,26 15,78
20 5,00 15,00
21 4,76 14,28
22 4,54 13,62

78049-7_s001-816.indb 649 28.08.2007 14:31:33 Uhr


650 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Betriebsgewöhnliche Abschreibung linear Abschreibung degressiv


Nutzungsdauer
23 4,34 13,02
24 4,16 12,48
25 4,00 12,00
30 3,33 10,00
40 2,50 7,50

Wechsle rechtzeitig die Abschreibungsmethode!

1004 Wie Du gelesen hast, ist die degressive Abschreibung nur in den ersten Jahren 1004
günstiger. Ich rate Dir daher, nach ein paar Jahren schleunigst zur linearen zu
wechseln, wenn sich herausstellt, dass Du damit besser fährst. Gegen einen
Wechsel von der degressiven zur linearen Abschreibung können die Fiskalver-
treter übrigens nichts machen, denn er ist nach § 7 Abs. 3 S. 1 EStG jederzeit
möglich. Ein Wechsel von der linearen zur degressiven Abschreibung ist aller-
dings nicht zulässig. Wenn du den Wechsel vollzogen hast, wird der verbliebene
Restbuchwert gleichmäßig auf die restliche Nutzungsdauer verteilt. 1

Beispiel: Die Anschaffungskosten Deiner Büromöbel betrugen im Januar 2001


20 000 €; Nutzungsdauer 13 Jahre.

Buch-/Restwert Jahr degressiv linear Differenz


2 1
/13 (20,07 %) /13
Anschaffungskosten 20 000 20 000
Abschreibung 01 4 014 1 538 2 476
Restbuchwert 15 986 18 462
Abschreibung 02 3 208 1 538 1 670
Restbuchwert 12 778 16 923
Abschreibung 03 2 565 1 538 1027
Restbuchwert 10 213 15 385
Abschreibung 04 2 050 1 538 512
Restbuchwert 8 163 13 846
Abschreibung 05 1 638 1 538 100
Restbuchwert 6 525 12 308
1
Abschreibung 06 1 310 1 538 – 228

78049-7_s001-816.indb 650 28.08.2007 14:31:34 Uhr


9. Abschreibungen 651

Buch-/Restwert Jahr degressiv linear Differenz


2/ 1/
13(20,07 %) 13

Restbuchwert 5 215 10 769


Abschreibung 07 1 047 1 538 – 491
Restbuchwert 4 168 9 231
Abschreibung 08 836 1 538 – 702
Restbuchwert 3 332 7 692
Abschreibung 09 669 1 538 – 869
Restbuchwert 2 663 6 154
Abschreibung 10 534 1 538 – 1 004
Restbuchwert 2 129 4 615
Abschreibung 11 428 1 538 – 1 110
Restbuchwert 1 701 3 077
Abschreibung 12 341 1 538 – 1 197
Restbuchwert 1 360 1 538
4 Abschreibung 13 273 1 538 – 1 265
Restbuchwert 1 087 0

Du solltest in diesem Fall nach dem neunten Jahr zur linearen AfA wechseln.
Die Abschreibung beträgt dann für die Jahre 10 bis 13 jeweils 1/4 von 2 663 € =
666 €.

1005 ● Leistungsabschreibung; § 7 Abs. 1 S. 6 EStG (alt) 1005


Die Abschreibung nach der tatsächlichen Beanspruchung eines beweglichen
Wirtschaftsguts ist nur zulässig für Gegenstände, die vor dem 1. 1. 2006 ange-
schafft wurden.

Beispiel
In Deinem Fuhrunternehmen werden die Lkw im Durchschnitt etwa 600 000 km
genutzt. Die Fahrleistung ist in einem Jahr mit 300 000 km überdurchschnittlich
hoch. Statt der linearen Abschreibung mit 12,5 % kannst Du die Leistungsab-
schreibung absetzen, die in diesem Jahr zu 50 % Abschreibung führt. Diese Me-
thode gilt dann allerdings auch für die übrigen Jahre.

bei Beschädigung oder technischem Fortschritt

1006 Du musst Dich nicht immer mit der regulären Abschreibung zufriedengeben. 1006
Wenn es z. B. bei einem Unfall mit dem Betriebs-Pkw gekracht hat oder ein

78049-7_s001-816.indb 651 28.08.2007 14:31:34 Uhr


652 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

unachtsamer Lehrling eine Maschine in Flammen aufgehen lässt, kannst Du


den Schaden in Form einer außerordentlichen Abschreibung zusätzlich abset-
zen. Auch wenn Dir die technische Entwicklung davongelaufen ist, kannst Du
von der außerordentlichen Abschreibung profitieren. Ist Dein Büro noch etwas
vorsintflutlich mit veralteten Computern ausgestattet, kannst Du deren Rest-
wert auf einen Schlag abschreiben, wenn Du auf moderne Rechner umstellst.

So holst Du eine zusätzliche Sonderabschreibung


bei Deinem Auto heraus.
1
1007 Übersteigt der Wert Deines Betriebs am Ende des Jahres vor dem Kauf nicht 1007
204 517 €, steht Dir nach § 7 g EStG für neu angeschaffte Wirtschaftsgüter eine
Sonderabschreibung von 20 % zu. Diese 20 % kannst Du entweder gleich im
ersten Jahr ausschöpfen oder beliebig auf die ersten fünf Jahre verteilen.
Du bist ein cleveres Bürschchen und kaufst den Firmen-Pkw zum Jahresende
(2007), gibst aber den Altwagen erst im neuen Jahr (Januar 2008) ab. Der Neu-
wagen wird dadurch im Jahr 2007 ausschließlich betrieblich genutzt, weil Du
ja noch den Altwagen hast, der zur Privatnutzung verfügbar bleibt. Du wählst
natürlich die Sonderabschreibung der gesamten 20 % im ersten Jahr. Daraus
ergeben sich folgende Abschreibungen:
Anschaffungskosten für Neuwagen 30 000 €
./. Sonderabschreibung 2007 20 % – 6 000 €
degressive Abschreibung 2007 30 %  1/12 – 750 €

Buchwert 31. 12. 2007 23 250 €

Für das Jahr 2007 kann die degressive Abschreibung nur zu 1/12 angesetzt
werden, weil das Fahrzeug erst im Dezember angeschafft worden ist.
Und so wird weiter abgeschrieben:
Buchwert 31. 12. 2007 23 250 €
./. degressive Abschreibung 30 % – 6 975 €
Buchwert 31. 12. 2008 16 275 €
usw.
Wichtig: Hattest Du bisher keinen betrieblichen Pkw und willst trotzdem nach
§ 7 g EStG erhöht abschreiben, ist es zwingend erforderlich, dass Du zum Nach-
weis der so gut wie ausschließlich betrieblichen Nutzung ein Fahrtenbuch führst.
Ansonsten wird Dir wegen Anwendung der 1 %-Regelung (pauschale private
Nutzung) die Sonder-AfA gestrichen.
Der Haken bei der Sonderabschreibung: Die private Nutzung der neu ange-
schafften Wirtschaftsgüter muss unter 10 % liegen – was bei einem Lkw oder

78049-7_s001-816.indb 652 28.08.2007 14:31:34 Uhr


9. Abschreibungen 653

einer Werkzeugmaschine in der Regel kein Problem ist – und Du bekommst die
Sonderabschreibung nur, wenn Du in einem der beiden Vorjahre eine Anspar-
rücklage gebildet hast. Das bedeutet, wenn Du z. B. 2008 neue Wirtschaftsgüter
für Deinen Betrieb kaufen und erhöht abschreiben willst, musst Du 2006 oder
2007 eine Rücklage nach § 7 g gebildet haben.

Du wirst aber nicht gezwungen, die Rücklage in Höhe von 40 % der Anschaf-
fungskosten zu bilden. Du kannst beispielsweise lediglich 10 % der Anschaf-
fungskosten im Jahr vor dem Erwerb gewinnmindernd in eine Rücklage ein-
stellen und 2008 trotzdem eine Sonderabschreibung in Höhe von 20 % der
Anschaffungskosten vornehmen. So erreichst Du ebenfalls eine Gewinnver-
schiebung.

1008 Vollabschreibung für eingelegte GWG 1008


7 Dieses unverständliche Steuerchinesisch der Finanzbürokraten bezeichnet
einen ganz simplen Vorgang: GWG bedeutet »Geringwertiges Wirtschaftsgut«.
Um die Buchführung zu entlasten, brauchen die Anschaffungskosten für ein
GWG nicht auf die Nutzungsdauer verteilt, sondern können sofort in voller
Höhe als Betriebsausgaben abgeschrieben werden. Als obere Grenze sieht § 6
Abs. 2 EStG Erwerbskosten von höchstens 410 € zzgl. absetzbarer Vorsteuer
vor. Das sind also rd. 488 €. Diese Bestimmung ist schon 25 Jahre alt, und trotz-
dem haben es die vielen Finanzminister in all den Jahren der Preissteigerungen
noch nie für nötig gehalten, den Betrag auf eine heute angemessene Summe zu
erhöhen. Für das Geld kriegst Du heute nur noch einen Bruchteil dessen, was
Du vor 25 Jahren dafür kaufen konntest.
Diese Vollabschreibung ist auch für solche Wirtschaftsgüter zulässig, die zu-
nächst privat genutzt und später dem Betrieb zugeführt (umgewidmet) wurden.
(Sind die Gegenstände bis zu drei Jahre alt, musst Du die Abschreibung abzie-
hen und den Restwert ansetzen. Sind sie älter, darfst Du sie mit dem Teilwert
ansetzen. Nichtselbständige müssen immer die Vorabschreibungen berücksich-
tigen!) Diese Regelung machst Du Dir zunutze und legst dem Steuerberater
zwecks Einlagenbuchung und anschließender Vollabschreibung z. B. folgende
Abrechnung vor:
4 Besucherstühle à 150 € aus vierjährigem Privatbesitz 600 €
1 Perserbrücke aus fünfjährigem Privatbesitz 400 €
2 Ölgemälde aus vierjährigem Privatbesitz (300 € + 250 €) 550 €
Summe (mit Teilwert = Wiederbeschaffungskosten bewertet) 1 550 €

Steuerersparnis durch Gewinnminderung 42 % = ca. 651 €

Filz? Verschwendung auf jeden Fall: Das Arbeitsministerium ist Mitglied


eines Dampfkesselvereins (Dampfkessel gibt‘s längst nicht mehr!),
dem es für diese Ehre jährlich gut 45 000 € Beiträge zahlt.
Welcher Ministerialbeamte mag wohl Vorstand dieses Vereins sein?
Wann meldest Du einen ähnlichen an?

78049-7_s001-816.indb 653 28.08.2007 14:31:35 Uhr


654 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

10. Ansparabschreibungen für kleinere und mittlere Betriebe


sowie für Freiberufler – die Abschreibung auf Zuruf
1009 Mit Hilfe der Ansparabschreibungen (§ 7 g Abs. 3 EStG) kannst Du Abschrei- 1009
bungen schon in Jahren absetzen, in denen Du den betroffenen Gegenstand
noch gar nicht gekauft hast. Das funktioniert, indem Du in Deiner Bilanz in
Höhe der im ersten Jahr der Anschaffung höchstmöglichen Abschreibung eine
gewinnmindernde Rücklage ausweist.
Diese Ansparabschreibungen sind nur für die Anschaffung von Wirtschaftsgü-
tern möglich, für die grundsätzlich die Sonderabschreibung für kleine und mitt-
lere Betriebe in Betracht kommt. Sie müssen also
● neu und
● beweglich sein und
● zum Anlagevermögen Deines Betriebs gehören.
Als kleiner oder mittlerer Betrieb geht Dein Unternehmen durch, wenn das
Betriebsvermögen am Ende des Jahres vor der Inanspruchnahme der Anspara-
bschreibung nicht mehr als 204 517 € beträgt.
Damit Du von der Ansparabschreibung profitierst, muss das später erworbene
Wirtschaftsgut nicht auf Dauer im Betriebsvermögen bleiben. Ebenso wenig ist
es erforderlich, dass Du es fast ausschließlich betrieblich nutzt. Angenommen,
Du willst 2009 einen neuen Firmen-Pkw kaufen. Das Auto wird wie schon das
Vorgängermodell zu etwa 30 % privat genutzt werden. Für den Kauf ist bereits
2007 eine Ansparabschreibung möglich.

Du kannst Deinen Gewinn durch die Ansparabschreibung max. um 40 % der


voraussichtlichen Anschaffungs-/Herstellungskosten kürzen. Zugleich beträgt
der Höchstbetrag für Deine Ansparabschreibung im Normalfall 154 000 €. Du
kannst also die Abschreibung für geplante Investitionen bis zu einer Höhe von
max. 385 000 € um bis zu zwei Jahre vorziehen.

Abschreibung auf Zuruf

1010 Bestimmte Nachweise oder gar einen detaillierten Investitionsplan musst Du 1010
dem Finanzamt für einen Abzug der Ansparabschreibung nicht liefern. Es reicht
völlig aus, wenn Du auf einem – möglichst geduldigen – Stück Papier Angaben
zu 1
● Art,
● Zeitpunkt,

78049-7_s001-816.indb 654 28.08.2007 14:31:35 Uhr


10. Ansparabschreibungen für kleinere und mittlere Betriebe – die Abschreibung auf Zuruf 655

● Höhe und
● Ort
der geplanten Investition machst.
9
Platzt die Investition, musst Du die Ansparrücklage nach spätestens zwei Jah-
ren gewinnerhöhend auflösen. Zusätzlich haben die Fiskalritter eine Verzinsung
in Form eines Gewinnzuschlags für den Fall vorgesehen, dass eine Investition
nicht oder nicht in geplanter Höhe erfolgt. Der Gewinnzuschlag beträgt pro
vollem Jahr, in dem die Rücklage bestanden hat, 6 %.

Beispiel
Du führst seit Jahren einen Gewerbebetrieb. Zum 31. 12. 2005 hast Du eine
Rücklage von umgerechnet 20 000 € gebildet mit dem Hinweis, dass Du Dir im
Jahr 2007 für 50 000 € einen neuen Pkw kaufen willst. 2007 ist der Kauf des
neuen Autos jedoch geplatzt. Der Gewinnzuschlag im Jahr 2007 beträgt 20 000 €
 6 %  2 Jahre (2006, 2007) = 2 400 €.
Merke: Es ist nicht zulässig, die für eine bestimmte Investition gebildete Rück-
lage ganz oder teilweise für eine Investition anderer Art zu verwenden. Das bei
Bildung der Rücklage benannte und das später tatsächlich angeschaffte oder
hergestellte Wirtschaftsgut müssen zumindest funktionsgleich sein. Dies ist z. B.
der Fall, wenn Du anstelle eines Pkws der Marke A einen der Marke B erwirbst,
nicht aber, wenn anstelle eines Pkw ein Lkw erworben wird. Auch dann wird ein
Gewinnzuschlag vorgenommen.
Nimm an, Du hast im Jahr 2005 als Inhaber einer Werbeagentur die höchstmög-
liche Ansparrücklage in Höhe von 30 000 € (= 40 % der Anschaffungskosten)
für einen in 2006 anzuschaffenden Mercedes (Kaufpreis 75 000 €) abgesetzt.
Der Wagen wurde im ersten Halbjahr 2007 geliefert. Du führst ein Fahrtenbuch,
mit dem belegt werden kann, dass der Wagen im Anschaffungsjahr zu mindes-
tens 90 % betrieblich genutzt wurde, um die Sonderabschreibung nicht zu ge-
fährden. Die steuerliche Konsequenz: Im Jahr 2007 muss der Gewinn aus der
Auflösung der Ansparrücklage in Höhe von 30 000 € minus Sonderabschrei-
bung (20 % von 75 000 €) und normaler Abschreibung (20 % von 75 000 €), zu-
sammen also ebenfalls 30 000 €, versteuert werden.

0 Riesengeschäft für Existenzgründer

1011 Noch viel besser fährst Du, wenn Du Dich Existenzgründer nennen kannst. Als 1011
solcher kannst Du nämlich die gewinnmindernde Rücklage fünf Jahre mit Dir
herumschleppen und die Zinsvorteile aus Deiner vorgezogenen Abschreibung

78049-7_s001-816.indb 655 28.08.2007 14:31:35 Uhr


656 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

kassieren. Außerdem erhöht sich der Höchstbetrag für Deine Ansparabschrei-


bungen auf 307 000 €. Der Clou ist aber, dass Du Dir keinen Gewinnzuschlag
ans Bein binden musst, wenn Du trotz Ansparabschreibung nicht investierst.
Als Existenzgründer gehst Du beim Finanzamt übrigens auch durch, wenn Du
innerhalb der letzten fünf Jahre vor der Eröffnung Deines Betriebs keinerlei
Gewinneinkünfte hattest und nicht an einer Personen- oder Kapitalgesellschaft
beteiligt warst. Hast Du Deinen Betrieb z. B. 2004 eröffnet, kannst Du letztma-
lig 2008 eine Ansparabschreibung absetzen. Was Du im Extremfall daran ver-
dienen kannst, siehst Du am folgenden

Beispiel
Angenommen, Dein Laden läuft schon nach kurzer Zeit mit dicken Gewinnen,
von denen Dir der Fiskus am liebsten 42 % abknöpfen möchte. Du legst dem
Finanzamt eine wunderschöne Liste mit Maschinen, Fahrzeugen etc. vor, die Du
über kurz oder lang neu anschaffen willst. Das Beste ist für Dich gerade gut
genug. Insgesamt kommst Du daher auf ein Investitionsvolumen von 767 500 €.
Am 31. 12. 2006 gebildete Ansparrücklage 40 % v. 767 500 € = 307 000 €
Steuerersparnis allein an Einkommensteuer darauf
bei 42 % Steuersatz rd. 128 940 €
Gewinn aus einer zinsgünstigen Anlage Deiner Steuerersparnis
für 5 Jahre (Zinsen jeweils 5 %) ca. + 40 000 €
168 940 €
Gewinnerhöhung 2011
durch die Rücklagenauflösung 307 000 €
Gewinnzuschlag 0€
Gewinnerhöhung 307 000 €
Steuererhöhung 2011 (42 %) – 128 940 €
Dein Gewinn, ohne einen Cent zu investieren 40 000 €
Natürlich kannst Du einen derart großen Reibach nur machen, wenn Du Krö-
sus bist und über ein entsprechend hohes Einkommen verfügst. Als nicht ganz
so reichlich gesegneter Selbständiger bleiben immerhin einige tausend Euro
Gewinn hängen.
Berücksichtige dabei auch, dass sich durch eine Absenkung der Steuersätze
Deine tatsächliche Steuerbelastung mildert und nicht zuletzt noch Ersparnisse
an Kirchensteuer, Solidaritätszuschlag und Gewerbesteuer winken.

1012 Änderungen durch die Unternehmensteuerreform ab 2008 1012


Die bisherige Ansparabschreibung nach § 7 g Abs. 3 EStG geht für neue beweg-
liche Wirtschaftsgüter, die nach dem 31. 12. 2007 angeschafft oder hergestellt 1
werden, in einem sog. Investitionsabzugsbetrag auf.
Dieser hat dieselbe Wirkung wie die Ansparabschreibung. Bis zu 40 % der vor-
ausssichtlichen Herstellungs- bzw. Anschaffungskosten können bis zu drei Jahre

78049-7_s001-816.indb 656 28.08.2007 14:31:36 Uhr


11. Vermassele dem Fiskus gänzlich die Tour 657

vor dem Kauf gewinnmindernd gebucht werden. Damit wird die bisherige In-
vestitionsfrist von zwei auf drei Jahre verlängert. Die Investitionsabzugsbetrag
darf insgesamt höchstens 200 000 € betragen.
Die Inanspruchnahme des Investitionsabzugsbetrags ist auf Unternehmen mit
den folgenden Größenmerkmalen beschränkt. Maßgebend sind jeweils die ge-
nannten Beträge vor Berücksichtigung des Abzugsbetrags:
Gewerbebetriebe und selbständig Tätige, Betriebsvermögen bis 235 000 €
die Bilanzen erstellen
Gewerbetreibende und selbständig Tätige, Gewinn bis 100 000 €
die ihren Gewinn durch Einnahmen-
Überschuss-Rechnung ermitteln
Land- und Forstwirte Wirtschaftswert bis 125 000 €

Erfolgt die Investition nicht innerhalb des Investitionszeitraums von drei Jahren,
wird anders als früher kein Gewinnzuschlag von 6 % pro Jahr vorgenommen. Ab
2008 werden die Steuerbescheide für die Jahre, in denen der Investitionsabzugsbe-
trag den Gewinn gemindert hat, nachträglich geändert. Dadurch ergibt sich regel-
mäßig eine Nachzahlung von Einkommen- und Gewerbesteuer, die aufgrund der
Verzinsungsregelungen für Steuernachzahlungen verzinst werden muss.

11. Vermassele dem Fiskus gänzlich die Tour


Der Fiskus belastet Dich mit Arbeiten, Formalitäten, Abgaben und Gebühren
bis an die Grenzen Deiner Leistungsfähigkeit. Längst hast Du die Hoffnung auf
niedrige Steuersätze und gerechte Stuergesetze aufgegeben. Zeigen doch die
vielen Urteile unseres höchsten Verfassungsgerichts, dass der Staat sich nicht
scheut, verfassungswidrige Gesetze in Kraft zu setzen und sie dann auch noch
anzuwenden, selbst wenn das Verfassungsgericht konkret festgestellt hat, dass
sie verfassungswidrig sind. Aber der Staat sperrt sich gegen eine gerechte Be-
steuerung mit der lapidaren Begründung, dazu fehle das nötige Geld. Schöpfe
daher alle Möglichkeiten aus, den zu versteuernden Gewinn zu drücken.

Geschenk oder Provision, das ist die Frage.


2

1013 Geschenke, auch in Form von Geld, an Geschäftsfreunde darfst Du nur als Be- 1013
triebsausgaben absetzen, wenn die Aufwendungen dafür im Jahr je Empfänger
35 € nicht übersteigen (§ 4 Abs. 5 EStG). Schmiergeldzahlungen sind nicht ab-
zugsfähig, wenn ihre Zahlung rechtswidrig ist (§ 4 Abs. 5 Nr. 10 EStG).

78049-7_s001-816.indb 657 28.08.2007 14:31:36 Uhr


658 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Achtung: Das Finanzamt teilt der Staatsanwaltschaft gnadenlos Deine Schmier-


geldzahlungen mit. Da nutzt es Dir in der Regel auch nicht viel, wenn Du sie als
Provisionen bezeichnest. Du entgehst einer Bestrafung nur durch einen vorher
geschickt von einem Anwalt verfassten Vertrag.

Hole hohe Steuervorteile beim Verkauf der Firma


innerhalb der Familie heraus!

1014 Ab einem Alter von 55 sind vom Verkaufsgewinn 45 000 € steuerfrei, sofern er 1014
nicht höher als 136 000 € liegt (E Rz 1017). (Für Firmeninhaber unter 55 Jahren
gibt es einen Freibetrag nur, wenn der Betreffende dauernd berufsunfähig ist.)
Zur Ermittlung des steuerpflichtigen Veräußerungsgewinns müssen die lau-
fenden Einkünfte aus der selbständigen Tätigkeit vollständig abgegrenzt wer-
den. Der Veräußerungsgewinn ermittelt sich als Veräußerungspreis abzgl. Ver-
äußerungskosten, abzgl. der Buchwerte des verkauften Inventars. Ab einem
Veräußerungsgewinn von 136 000 € wird der Freibetrag von 45 000 € kontinu-
ierlich aufgezehrt. Bei einem Veräußerungsgewinn von 181 000 € beträgt er
also 0 €.

Wenn Dein Ehepartner den Betrieb kauft, hat er für die nächsten Jahre ein zu-
sätzliches Abschreibungsvolumen in Höhe des Verkaufsgewinns, was die künf-
tigen steuerlichen Gewinne mindert.

»Hört sich nicht schlecht an«, sagst Du, »aber dann sollte ich doch gleich an
meinen Sohn verkaufen. Der will den Betrieb später sowieso übernehmen.«
Das geht natürlich auch, aber günstiger ist es – schon aus Gründen der Alterssi-
cherung –, wenn zunächst Dein Ehegatte die Firma übernimmt. Wenn in ein
paar Jahren die Firma dann an Euren Sohn verkauft wird, nimmt die Familie die
Steuervorteile durch Freibetrag, Abschreibung und halben Steuersatz aus der
Betriebsveräußerung doppelt mit.

»Aber mein Ehepartner hat überhaupt kein Geld, um die Firma zu bezahlen«,
wendest Du ein. Kein Problem, Du gibst ihm ein entsprechendes Darlehen,
gegen Sicherheiten aus dem Betrieb natürlich.
So rechnest Du:
Verkaufspreis für die ganze Firma z. B. 350 000 €
./. Eigenkapital nach der Bilanz z. B. – 200 000 €
Verkaufsgewinn wegen stiller Reserven 150 000 €
./. Freibetrag nach § 16 EStG – 45 000 €
Steuerpflichtiger Veräußerungsgewinn 105 000 €

78049-7_s001-816.indb 658 28.08.2007 14:31:36 Uhr


11. Vermassele dem Fiskus gänzlich die Tour 659

Du weißt, der Verkaufsgewinn ergibt sich rein rechnerisch dadurch, dass in den
erworbenen Gegenständen des Betriebs stille Reserven enthalten sind, dass
also die tatsächlichen Werte höher sind als die Buchwerte. Für die Abschrei-
bung in den nächsten Jahren muss nun der Verkaufsgewinn anteilig diesen Ge-
genständen zugerechnet werden. Ihr werdet nicht so dumm sein, ihn überhöht
beim Betriebsgebäude anzusetzen, denn hier beträgt die Abschreibung nur 4 %,
und Ihr wollt doch eine möglichst hohe Abschreibung haben. Auch ein zu hoher
Ansatz beim Firmenwert wäre unklug, denn dieser kann nur mit 6,66 % pro Jahr
abgeschrieben werden. Vorteilhafter ist der Ansatz bei Fahrzeugen, Maschinen
sowie Büro- und Geschäftsausstattung. Hier beträgt die Abschreibung in Ein-
zelfällen bis zu 50 % jährlich, denn es handelt sich ja schließlich um gebrauchte
Wirtschaftsgüter.
4

Um eine Sekunde verschieben und reich werden

Wenn Du Dich aus Deinem Geschäft oder Deiner Praxis zurückziehen willst,
kommt es meist nicht auf ein Jahr mehr oder weniger an. Lass daher die Zeit für
Dich spielen, wenn es durch eine Steuerreform zu einer niedrigeren oder hö-
heren Steuerbelastung als im Vorjahr kommt.

Da Betriebsveräußerungen und Praxisverkäufe vorwiegend zum Jahreswechsel


abgewickelt werden, solltest Du prüfen, ob eine Veräußerung, die zum 31. 12.
des Jahres geplant ist, nicht auch am 2. 1. des darauffolgenden Jahres erfolgen
kann. Rein rechtlich sind der 31. 12. 24.00 Uhr und der 1. 1. 0.00 Uhr – bedingt
durch die sog. juristische Sekunde – zwei verschiedene Zeitpunkte. Es wird
davon ausgegangen, dass die Praxistätigkeit zum 31. 12. eingestellt wird, im fol-
genden Jahr also keine Praxiseinkünfte mehr erzielt werden. Durch die Verlage-
rung der Gewinne in unterschiedliche Veranlagungszeiträume sinkt die Steuer-
belastung noch einmal zusätzlich.

Finanzverwaltung und Rechtsprechung haben Kriterien dafür aufgestellt, wann


eine steuerlich wirksame und begünstigte Praxisveräußerung vorliegt. Dazu
muss die Praxis gegen Entgelt veräußert werden, und die wesentlichen Grund-
lagen der Praxis müssen so veräußert werden, dass der Käufer den Betrieb als
solchen fortführen kann. Nur so besteht ein grundsätzlicher Anspruch auf den
Freibetrag in Höhe von 45 000 €.

Ein Betriebs- oder Praxisverkauf will gut überlegt sein!

78049-7_s001-816.indb 659 28.08.2007 14:31:37 Uhr


660 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Wechsle vor dem Verkauf Deine Buchführung!

1015 Gehe im Jahr vor der Betriebs- oder Praxisabgabe von der Einnahmenüber- 1015 1
schussrechnung über zur Bilanzierung. Warum? Nun, bei der gewöhnlichen Ge-
winnermittlung werden Einnahmen und Ausgaben so erfasst, wie sie anfallen.
Das heißt, eine Rechnung, die Du im Dezember 2007 stellst und die im Januar
2008 beglichen wird, steigert Deinen Umsatz im Jahr 2008. Wenn es aber um die
Vorüberlegung geht, im Jahr des Praxis-/Betriebsverkaufs, in diesem Fall 2008,
möglichst wenig laufende Gewinne zu produzieren, ist es in Deinem Interesse,
dass die Privatliquidation noch in das alte Jahr gebucht wird, wo sie laut Rech-
nungsstellung auch hingehört. Das ist möglich, wenn Du eine Bilanz aufstellst.
Rechtlich und technisch stellt das kein Problem dar, nur muss Dein Steuerbera-
ter Bescheid wissen.

Auch mit einer vor dem Verkauf gebildeten Ansparabschreibung kannst Du


Steuern sparen. Eine Ansparabschreibung kannst Du zwei Jahre lang für eine
geplante Investition bilden, z. B. ein teures Gerät oder einen Betriebs-Pkw. Er-
laubt sind max. 40 % der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten bzw. max.
154 000 €. Nach Ablauf der zwei Jahre musst Du die Investition tätigen, andern-
falls wird ein Strafzins fällig. Im Normalfall dient eine Ansparabschreibung, die
aufgelöst wird, insgesamt gesehen als Instrument der Steuerverlagerung, nicht
der Steuerersparnis. Anders aber im Fall des Betriebs- oder Praxisverkaufs:
Hier sparst Du tatsächlich Steuern, wenn die Abschreibung noch während der
Praxistätigkeit gebildet wird: In dieser Zeit mindert die Abschreibung Deine
Einkommensteuer. Aufgelöst wird die Abschreibung aber in einer Zeit der
niedrigeren Einkommensteuern als Rentner.

Investitionen in den letzten Monaten der Tätigkeit können sich ebenfalls loh-
nen. Diese sollten mit dem Käufer abgesprochen werden. Der könnte durchaus
ein Interesse daran haben, dass ihm z. B. ein moderner PC zur Verfügung steht.
Den Wert des Betriebs und damit den erzielbaren Kaufpreis erhöht solch eine
Investition allemal. Steuerrechtlich gibt es gute Gründe dafür, dass der Verkäu-
fer noch sinnvoll investiert: Denn die Investition wirkt sich über die laufende
Abschreibung zum vollen Steuersatz steuermindernd aus. Der höhere Gewinn
aus dem Verkauf wird aber nur mit dem halben Steuersatz versteuert.

78049-7_s001-816.indb 660 28.08.2007 14:31:37 Uhr


11. Vermassele dem Fiskus gänzlich die Tour 661

Gestalte die Bilanz 2007 so, dass Du


für mehrere Jahre gut fährst!

5 1016 Abschreibungen 1016


1. Wähle die höchste Abschreibung, also die degressive AfA für Maschinen
und Anlagen, die länger als fünf Jahre genutzt werden können.
2. Nutze grundsätzlich alle Abschreibungsmöglichkeiten, um Deine Kosten in
die Bilanz 2007 hineinzudrücken, falls der Gewinn hoch ausfällt.
3. Wenn Du Deine Gewinnsituation nicht weiter verschärfen willst, schreibe in
gleichbleibenden Jahresraten (linear) ab.
4. Verschiebe bei kleinem Gewinn die Kosten durch niedrige Abschreibung
2007 in die nächste Bilanz.
410-€-Grenze für kleine Anschaffungen
1. Ziehe alle Kosten für geringwertige Wirtschaftsgüter sofort als betrieblichen
Aufwand ab.
2. Prüfe bei Investitionen in Büroausstattung oder EDV, ob einzelne Teile, Re-
gale oder Drucker, sofort absetzbar sind.
3. Nimm auch 410-€-Objekte ins Anlagevermögen und schreibe sie nur über
die Nutzungsdauer ab, wenn Du Deinen Gewinn nicht drücken willst.
Ansparrücklage
1. Bilde für künftige Investitionen die max. Rücklage von 40 %, wenn das Be-
triebsvermögen bis 204 517 € beträgt.
2. Nutze die Ansparrücklage, auch wenn noch nicht feststeht, ob Du geplante
Investitionen auch vornehmen wirst.
3. Bilde nur eine geringe Ansparrücklage von 5 %, um später die Sonderab-
schreibung für kleine Betriebe voll zu nutzen.
4. Gib in die Bilanz 2007 nur eine geringe Ansparrücklage. Du kannst sie in
2008 bis zum Höchstbetrag aufstocken.
5. Bilde Miniansparrücklagen von 1 € für alle denkbaren betrieblichen Investi-
tionen. Nur so kannst Du Dir für später die Sonderabschreibung von 20 %
im Jahr der Anschaffung (§ 7 g Abs. 1 EStG) sichern.
Außenstände
1. Kürze Deine Forderungen grundsätzlich um 1 % als zweifelhaft. Droht
einem Deiner Kunden die Pleite, werte die offenen Rechnungen kräftig ab.

78049-7_s001-816.indb 661 28.08.2007 14:31:37 Uhr


662 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

2. Ziehe 3 % vom Nennwert der Forderungen steuermindernd ab, wenn die


Kunden überwiegend mit Skonto zahlen.
3. Früher abgeschriebene Forderungen kannst Du höher bewerten, wenn der
Kunde wieder zu Geld gekommen ist.
4. Deine Forderungen solltest Du pauschal mit 1 bis 3 % wertberichtigen.
Rückstellungen
1. Bei zu hohem Jahresgewinn rein in die Bilanz, damit irgendwas geht: für
Resturlaub, Garantie- und Kulanzleistungen, Gewerbesteuer, Jahresab-
schluss usw.
2. Nutze alle Möglichkeiten für Rückstellungen, vergiss dabei als GmbH-Chef
die eigenen Benefits nicht.
3. Stelle nur 5/6 der Gewerbesteuerschuld statt des genauen Betrags in der Bi-
lanz zurück.
»Big Brother is watching you.«
(George Orwell)

1
für Veräußerungsgewinne

1017 Für Veräußerungsgewinne bekommst Du den halben Steuersatz. Allerdings nur 1017
einmal im Leben und auch nur dann, wenn Du 55 Jahre alt oder berufsunfähig
warst, als Du deinen Betrieb verkauft hast. Außerdem beträgt der Mindeststeu-
ersatz – Halbierung hin oder her – 15,0 %.
Beispiel
Unternehmer X (66 Jahre alt, ledig) hat seinen Betrieb am 15. 3. 2007 für
370 000 € veräußert. Der Wert des Betriebsvermögens betrug zu diesem Stich-
tag lt. Steuerbilanz 200 000 €.
Verkaufspreis 370 000 €
./. Wert des Betriebsvermögens – 200 000 €
Veräußerungsgewinn 170 000 €
Freibetrag 45 000 €
./. schädlicher Betrag 136 000 €
– 170 000 €
– 34 000 € – 34 000 €
verbleiben 11 000 € – 11 000 €
zu versteuernder Gewinn 159 000 €
+ Vermietungseinkünfte 50 000 €
./. Sonderausgaben etc. – 20 000 €
zu versteuerndes Einkommen 189 000 €

78049-7_s001-816.indb 662 28.08.2007 14:31:38 Uhr


11. Vermassele dem Fiskus gänzlich die Tour 663

ESt/regulär 2007 71 466 €


ESt/ohne Veräußerungsgewinn 5 807 €
durchschnittl. Steuersatz 71 466/189 000 = 37,812 %
davon 56 % = 21,1747 % v. 159 000 € 33 667 €
zzgl. ESt ohne Veräußerungsgewinn 5 807 €
Einkommensteuer 2007 39 474 €
Ersparnis 31 992 €

In Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) steht eine Brücke einsam


in der Landschaft. Die Straße, die darüber führen
sollte, wurde anderswo gebaut. Kosten: 2,5 Millionen Euro.

Lass den Fiskus leer ausgehen,


wenn Du Dich zur Ruhe setzt!

1018 Eine ganz böse Steuerfalle lauert auf Dich, wenn Du es eigentlich am wenigsten 1018
erwartest. Nachdem Du Dich jahrzehntelang abgerackert hast, um Dir ein gut-
gehendes Geschäft aufzubauen, willst Du die Früchte Deiner Arbeit genießen.
7 Gibst Du Dein Unternehmen an Deine Kinder weiter, kannst Du z. B. von den
Tricks unter E Rz 1014 ff. profitieren. Wenn Du Deinen Laden für gutes Geld
verkaufen kannst, machen Dir Freibetrag und Fünftelregelung den Zugriff des
Fiskus auf die über Jahre angesammelten stillen Reserven (Differenz zwischen
Buchwert und tatsächlichem Wert) zumindest etwas erträglicher.
Fatal wird es aber oft, wenn Du gezwungen bist, den Betrieb aufzugeben und
z. B. Deine Geschäftsräume anderweitig zu vermieten oder zu verpachten, um
Deinen Lebensunterhalt für die Zukunft zu sichern. Auch hier greift der Fiskus
gnadenlos zu und verlangt von dir die Versteuerung sämtlicher stiller Reserven.
Natürlich fällt es Dir in diesem Fall besonders schwer, die Steuern aufzubrin-
gen. In Deiner Kasse hat ja kein Cent geklingelt, schließlich steht der Gewinn
aus der Aufgabe Deines Betriebs nur auf dem Papier.
Damit Dich die Steuerlast nicht zu sehr drückt, wisse, dass Du ein Wahlrecht
hast, wenn Du Deinen Laden verpachtest. Es steht Dir frei, die Betriebsaufgabe
zu erklären. Der fiktive Veräußerungsgewinn, der dann angesetzt wird, unter-
liegt nach Abzug des Freibetrags für Betriebsveräußerungen der Fünftelrege-
lung. Die andere Alternative ist, dass Du Deinen verpachteten Betrieb als ru-
henden Gewerbebetrieb fortführst. Die Pachterträge stellen dann weiterhin
gewerbliche Einkünfte dar – allerdings ohne Gewerbesteuerpflicht. Die sofor-
tige Versteuerung eines Aufgabegewinns entfällt. Du kannst sie auf diese Weise
bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag hinausschieben. Einzige Voraussetzung: Du

78049-7_s001-816.indb 663 28.08.2007 14:31:38 Uhr


664 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

musst Deinen Betrieb im Ganzen verpachten, und der Pächter muss ein gleich-
artiges Unternehmen führen.
Vorsicht ist daher geboten, wenn ein Pächterwechsel ansteht und der Neue
nicht wie Du früher eine Apotheke, sondern z. B. ein Schuhgeschäft betreibt.
Der Fiskus hängt Dir dann nämlich eine zwangsweise Betriebsaufgabe mit Auf-
deckung aller stillen Reserven und Versteuerung entsprechender Gewinne an.

für verpachtete Betriebe

1019 Gründe eine GmbH & Co. KG, in die Du Deinen Verpachtungsbetrieb zu 1019
Buchwerten – also ohne Steuerbelastung – einbringst. Dann kannst Du trotz
Pächterwechsels den Betriebsaufgabegewinn leise vor sich hin schlummern las-
sen und Dein Geld dem allzu gierigen Zugriff des Fiskus entziehen.
Die GmbH & Co. KG gilt gesetzlich fiktiv als sog. gewerblich geprägte Perso- 1
nengesellschaft (§ 15 Abs. 3 EStG), die Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt.
Dein Vorteil: Du kannst vermieten oder verpachten, an wen Du willst. Egal,
ob sich in Deinem Geschäft eine Kneipe oder eine Spielhalle einmietet, das
Finanzamt kann Dir auf keinen Fall mehr mit einer zwangsweisen Betriebsauf-
gabe kommen. Und Du bestimmst selbst , wann es Dir genehm erscheint, Dei-
nen Betrieb einzustellen und eventuelle daraus entstehende Gewinne zu ver-
steuern.

1020 Unterlässt Du es, Deinen betrieblichen Kredit zu tilgen, weil Du beispielsweise 1020
statt der dafür erforderlichen Veräußerung des Betriebsgrundstücks lieber Ein-
künfte aus dessen Vermietung erzielen willst, sind die bisher betrieblich be-
dingten Schuldzinsen nunmehr als Werbungskosten aus Vermietung abzugsfä-
hig (BFH v. 19. 8. 1998 –  R 96/95).

Mittelständischer Unternehmer, sorge vor!

1021 Gründe Niederlassungen in der Schweiz oder in den Niederlanden! Dort sind 1021
nicht nur die Steuersätze niedriger – Du kannst darüber hinaus manchmal be-

78049-7_s001-816.indb 664 28.08.2007 14:31:38 Uhr


12. Die steuerliche Betriebsprüfung 665

sonders günstige Sondervereinbarungen mit den Steuerbehörden treffen. Ko-


rinthenkackendes deutsches Beamtenwesen gibt es da nicht. Zudem ist auf das
Steuersystem Verlass. Man muss nicht von Jahr zu Jahr Änderungen fürchten
und neue Einfälle der Politiker und Gerichte, die wieder ein Türchen gefunden
haben, den Steuerzahler zusätzlich zu belasten. Vor allem ist die Bürokratie
dort nicht darauf abgestimmt, mit ständig neu erfundenen Verordnungen und
Schikanen den Unternehmer von seiner eigentlichen Arbeit abzuhalten und
ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Dort kann er noch präzise planen
– in Deutschland lässt das eine selbstherrliche, nur noch für ihre Macht und
Durchsetzungsansprüche agierende Beamtenschaft nicht zu. Zwar sind sie alle
inzwischen nett und freundlich – aber umso pedantischer verfolgen sie die lä-
cherlichsten Paragraphen, bis Du auch noch Dein letztes bisschen freie Zeit für
ihren Formular- und Papierkram geopfert hast.
9

12. Die steuerliche Betriebsprüfung


1022 Die steuerliche Betriebsprüfung ist für den Fiskus ein lohnendes Geschäft, denn 1022
in 95 % aller Prüfungen ergeben sich Nachzahlungen. Wappne Dich also, wenn
das Finanzamt eine Prüfung ankündigt, denn es wäre schon ein kleines Wunder,
wenn Du ungeschoren davonkämst. Du kannst Dir denken, dass sie ihre wert-
vollen Leute dort einsetzen, wo die Chancen am größten sind, hohe Nachzah-
lungen einzuheimsen. Also vermeide, in dieser Hinsicht aufzufallen. Ins Visier
gerätst Du, wenn sich aus Deinem Jahresabschluss ergibt,
● dass Deine privaten Entnahmen aus dem Geschäft ziemlich niedrig liegen
und keine anderen Einkünfte angegeben sind, die das Defizit decken,
● dass Dein Lohn- und Materialaufwand plötzlich stark angestiegen ist, wäh-
rend Du mit dem Bau einer Privatvilla beschäftigt bist,
● dass Dein Personalaufwand und Deine Investitionen stark gestiegen sind,
0 Dein Umsatz aber nicht mitgewachsen ist,
● dass Dein Roh- und Reingewinn von den amtlichen Richtsätzen ziemlich
stark abweicht,
● dass Du Darlehen von Angehörigen oder Verwandten bekommen hast oder
hohe Einlagen in den Betrieb machtest,
● dass Dein Roh- und Reingewinn gegenüber den Vorjahren stark schwankte
oder vom Anlagevermögen oder vom Warenbestand hohe Sonderabschrei-
bungen gemacht wurden,
● dass außerordentlich hohe Reparaturaufwendungen erfolgten, die mögli-
cherweise aktivierungspflichtig sein könnten,
● dass ein Vergleich Deiner Vermögen zu Beginn der selbständigen Tätigkeit
(bzw. vom letzten Prüfungsjahr an) mit dem letzten Beobachtungsjahr einen
1 ungeklärten Vermögenszuwachs ergibt, der vielleicht aus Ohne-Rechnung-
Geschäften stammen könnte,

78049-7_s001-816.indb 665 28.08.2007 14:31:39 Uhr


666 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

● dass trotz hoher Kundenzahlungen keine oder nur geringe halbfertige Arbei-
ten aktiviert wurden,
● dass hohe Rückstellungen für Wechselobligo oder Delkredere erscheinen
und für Garantieverpflichtungen, die nicht erklärbar sind.

Merke: Die Aufmerksamkeit der Finanzer steigt mit der Höhe Deines Einkom-
mens. Wer mehr als 200 000 Euro deklariert, wird immer intensiv durchleuchtet.
Ebenso Unternehmer oder Vermieter, die hohe Verluste mit anderen Einkünf-
ten verrechnen wollen. Da sollte alles hieb- und stichfest sein: Ansparabschrei-
bung für mittelständische Firmen, Schuldzinsenabzug bei Zwei-Konten-Modell,
Geschäftsführergehälter sowie Gewinne und Verluste aus Spekulationsgeschäf-
ten. Das sind die Schwerpunkte, auf die sich die Finanzämter gern konzentrie-
ren.

Pass auf die Tricks der Fiskalbeutelschneider auf!

1023 So was Hinterfotziges wie das deutsche Steuerrecht gibt es kein zweites Mal. Du 1023
kannst Tag und Nacht darauf achten, dass Dir nur ja kein Fehler unterläuft –
trotzdem können sie Dich wegen Steuerhinterziehung drankriegen. Und: Die
zwischen Aktenschränken der Behörde herangezüchteten Bürokraten haben
nie die frische Luft der freien Wirtschaft geschnuppert, wissen daher nicht, mit
wie viel Druck und Anstrengung dort gearbeitet werden muss und wie hektisch
es meist zugeht. Folge: Es wird kein Pardon gegeben.
● Da ist dem Handwerker X Ende Juni ein Kontoauszug nicht zugegangen,
weil die Bank ihn ins falsche Fach legte oder die Post ihn in den falschen
Briefkasten warf. In diesem Beleg war eine Kundenzahlung von 40 000 € auf-
geführt. Der Handwerker gibt den Betrag in seiner Umsatzsteuervoranmel-
dung für den Monat Juni nicht an, berichtigt das aber im Juli, als er den Fehler
bemerkt. Er hat schon eine Steuerhinterziehung begangen, doch bleibt er
diesmal straffrei, da er den Fehler korrigiert hat.
● Da hat die Ehefrau des Kaufmanns Y vor einer von ihr lange geplanten
Scheidung insgesamt 110 000 € vom Vermögen des Mannes auf die Seite ge- 1
bracht. Dieses Geld sowie die daraus resultierenden Zinseinnahmen konnte
der Kaufmann wegen Nichtwissens nicht versteuern. »Beweisen Sie uns, dass
dies kein abgekartetes Spiel mit Ihrer Frau war«, sagt ihm der Prüfer, und die

78049-7_s001-816.indb 666 28.08.2007 14:31:39 Uhr


12. Die steuerliche Betriebsprüfung 667

Strafsachenstelle brummt ihm eine Geldstrafe von 25 000 € auf plus eine
Steuernachzahlung von rd. 38 000 € auf.
● Der Musikkritiker Z hatte lange Jahre in der Schweiz gelebt und dort ein
Konto mit Wertpapieren angelegt, die er nach seiner Rückkehr treu und brav
dem deutschen Finanzamt angab. Bei einer Betriebsprüfung stieß man auf
einen Betrag von 16 104 €, der ihm von der Schweizer Bank auf sein Post-
konto überwiesen worden war. Z war ins Minus gerutscht und hatte 30 000 sfr
von seinem Schweizer Guthaben angefordert. Den entsprechenden Auftrag
hatte er längst weggeworfen. Den aber verlangte der Prüfer. Bei der Bank
war er auch nicht mehr zu finden. »Das könnte ja auch eine Einnahme aus
einer Musikkritik für eine Schweizer Zeitschrift sein«, stellte der Prüfer kühl
fest, »und es ist Ihre Sache, uns das Gegenteil zu beweisen.« Mit knirschenden
Zähnen leistete Z eine Nachzahlung für Umsatz- und Einkommensteuer in
Höhe von ca. 7 000 €.

Wie Du vielleicht eine Betriebsprüfung


verhindern kannst

Enthalten Deine Steuerbescheide den Zusatz »Vorbehalt der Nachprüfung


nach § 164 AO«, bist Du steuerlich aufgefallen, und es droht eine Betriebsprü-
fung (BP). Meistens wartet das Finanzamt aber ab, bis drei Jahre unter »Vorbe-
3 halt der Nachprüfung« veranlagt sind, und ordnet erst dann eine Betriebsprü-
fung an, denn der normale Prüfungszeitraum umfasst drei Jahre.
Schon nach dem ersten solchen Bescheid solltest Du herausfinden, was dem
Finanzamt missfallen hat. Dann gibst Du bei der nächsten Steuererklärung dazu
eine Begründung ab, z. B., warum Dein Rohgewinn so niedrig ist oder warum
Du ein Wohnmobil in Deinem Fahrzeugpark hast. Wenn alles einleuchtend ist,
sagt sich die Betriebsprüfungsstelle vielleicht »Nichts zu holen« und streicht
Dich vom Prüfungsplan.
Ob Deine Bemühungen gefruchtet haben, zeigt der nächste Bescheid. Enthal-
ten er und auch der darauffolgende wieder den Zusatz »Vorbehalt der Nach-
prüfung«, bist Du bald reif. Ein Jahr kannst Du prüfungsfrei retten, wenn Du
ganz schnell die Steuererklärung für das vierte Jahr abgibst. Dann wird nämlich
dieses vierte Jahr mitgeprüft und fällt das erste »Vorbehaltsjahr« aus der Prü-
fung raus.

1024 Besonders fies: Die Finanzverwaltung darf im Rahmen ihrer Betriebsprüfung 1024
auf Deine elektronische Buchführung zugreifen. Verweigerst Du den Zugriff,
wird geschätzt. Und jeder weiß: Wenn das Finanzamt schätzt, dann immer zu-
gunsten des Fiskus – auch wenn das ungesetzlich ist. Damit sollst Du zur Mitar-

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668 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

beit gezwungen werden. Du siehst: Mitwirkung ist angeraten. Dann hat man
noch am meisten Einfluss auf das Ergebnis.
Bereite Dich auf diese Situation sorgfältig vor und halte alle Daten der Fi-
nanz-, Anlagen- und Lohnbuchhaltung bereit. Ansonsten musst Du den Prüfern
nur steuerlich relevante Unterlagen überlassen.

zur Betriebsprüfung

Um zu verhindern, dass der Prüfer seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts an-
gehen, solltest Du schon während des alltäglichen Geschäftsbetriebs steuerlich
relevante Daten immer strikt von Personalangelegenheiten, Betriebsgeheimnis-
sen oder gar privaten Dingen trennen – das geht bis hinein in den E-Mail-Ver-
kehr und die Korrespondenz. Denn: Der Prüfer hat kein Verwertungsverbot für
Daten, die ihm versehentlich unterkommen, aber nicht für ihn bestimmt sind.
Flattert Dir eine »Prüfungsanordnung« ins Haus, ist vor Prüfungsbeginn – die
Frist beträgt meistens nur 14 Tage – noch allerhand zu tun:
● Schwachstellen der Prüfungsjahre erkunden, Antworten und Argumente vor-
denken;
● Unterlagen sichten und bereitlegen; private Unterlagen aussortieren;
● ruhigen Raum bereitstellen, denn Vorsicht: Unbefugte hören gern mit.

zur Einsicht in EDV-Programme

Da hilft nur, den Prüfer (von ihm unbemerkt) an die kurze Leine zu nehmen,
indem Du ihm einen kundigen Mitarbeiter zu Seite stellst, der die EDV bedient
und genügend Kenntnis hat, um zu verhindern, dass der Prüfer zu viel erfährt.
Notfalls musst Du die Sache selbst übernehmen.

Kein freier Raum für den Außenprüfer

1025 Wenn ein Prüfer kein eigenes Zimmer haben kann und etwa gar mit Dir an 1025
einem Schreibtisch sitzen muss, wird er sauer. Da Du nun aber einmal keinen

78049-7_s001-816.indb 668 28.08.2007 14:31:40 Uhr


12. Die steuerliche Betriebsprüfung 669

freien Raum für ihn hast, was Dir natürlich fürchterlich leidtut, lässt Du dem
Finanzamt folgendes Brieflein oder Fax zuflattern:

An das Finanzamt Helmut Unverzagt


Hochstein Steuer-Nr. . . . . .
000/0000

Sehr geehrte Damen und Herren,


ich habe das Ankündigungsschreiben zur Betriebsprüfung erhalten und muss
Ihnen leider sagen, dass ich wegen beengter räumlicher Verhältnisse nicht
in der Lage bin, Ihrem Prüfer einen Raum zur Verfügung zu stellen.
Ich bitte Sie daher, die Prüfung an Ihrer Amtsstelle durchzuführen. Alle
dazu erforderlichen Unterlagen bitte ich am x. x. xx bei mir abzuholen.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Unverzagt

Dadurch hast Du folgende Vorteile: Der Prüfer, stets ein Störfaktor in Deinem
Betrieb, ist nun weitab vom Schuss. Er kann nicht jeden Augenblick mit Fragen
bei Dir aufkreuzen. Deine Mitarbeiter bleiben von ihm verschont, Du musst Dir
keine Sorgen mehr machen, ob er auch stets heißen Kaffee in seiner Kanne hat.
Falls er was zu meckern hat, vergeht viel Zeit, und Du kannst besser darauf re-
agieren.
Du hast vergessen, dass er während der vorigen Prüfung in Deinem großen
Empfangszimmer saß und daher weiß, dass Platz zur Verfügung steht? Sei nicht
so schwerfällig. Wolltest Du in diesem Raum nicht just in der Prüfungszeit eine
Großrenovierung machen lassen?
Während der Prüfung:
● Dauer erfragen;
● Bücher und Belege nur jahrgangsweise vorlegen, nicht »en bloc«; nur geben,
was der Prüfer gerade braucht; keine Selbstbedienung zulassen;
● auf Fragen verhalten antworten: »Weiß ich nicht genau, muss ich erst Mitar-
beiter fragen . . .«;
● keine Selbstbedienung beim Kopierer; alles, was kopiert wird, notieren; ggf.
den betreffenden Geschäftspartner informieren, damit er rechtzeitig Selbst-
anzeige machen kann;
● nur Fragen an die dem Prüfer benannte Auskunftsperson zulassen, keine Fra-
gen an andere Mitarbeiter oder den Ehepartner;
● für gutes Klima sorgen: Verständnis und Kompromissbereitschaft zeigen;
5 Kaffee und kleinen Imbiss anbieten;
● Versehen ggf. eingestehen, aber niemals krumme Sachen . . .

78049-7_s001-816.indb 669 28.08.2007 14:31:40 Uhr


670 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

Hast Du wirklich mal ein krummes Ding gedreht und musst befürchten, dass
Dir der Prüfer auf die Schliche kommt, dann erstatte vor der Prüfung Selbstan-
zeige. So gehst Du wenigstens straffrei aus (Näheres dazu siehe Konz: »Wenn
der Betriebsprüfer kommt«, ISBN 3-548-355-9511).

Lass Dir keine


»gewerbsmäßige Steuerhinterziehung« anhängen! 1

1026 Dem denkwürdigen Jahr 2002 blieb es vorbehalten, eine neue Schlinge ins Dor- 1026
nengestrüpp steuerlicher Strafbestimmungen zu setzen: den mehr als gemeinen
Tatbestand der »gewerbsmäßigen Steuerhinterziehung«. Da Steuerhinterzie-
hung naturgemäß durch unrichtige oder nicht abgegebene Steuererklärungen
begangen wird, muss dieser Tatbestand auch den Bereich der Umsatzsteuervor-
anmeldungen und die Lohnsteueranmeldungen betreffen. Bei über mehrere
Jahre hinweg falschen oder nicht abgegebenen Steuererklärungen kann man
leicht nachweisen, dass der Betreffende sich dadurch eine Zusatzeinnahme-
quelle verschaffen wollte. Was das mit einem Gewerbe zu tun hat, weiß der
Himmel. Dabei taucht die Frage auf, ob für die Prüfung vor dem 28. 12. 2001
begangene Taten mit heranzuziehen sind. Zwar kann steuertheoretisch schon
aus einer Tat die Gewerbsmäßigkeit abzuleiten sein, jedoch wird die Absicht,
sich eine Einnahmequelle aus Steuerhinterziehung zu verschaffen, bei einer
falschen Steuererklärung kaum zu beweisen sein. Handlungen vor dem Stichtag
28. 12. 2001 können somit zum Glück nicht herangezogen werden, da ansonsten
der Anwendungsbereich des § 370 a AO mittelbar auf die Zeit vor dem
28. 12. 2001 zurückverlagert würde.
Voraussetzung für den Vorwurf der »gewerbsmäßigen Steuerhinterziehung«
ist, dass man dem Steuerzahler anlasten kann, sich eine Einnahmequelle von
einigem Umfang verschafft zu haben. Hierbei müssen die Ermittlungsbehörden
beachten, dass § 370 a AO ein Verbrechen darstellt; es muss sich also um erheb-
liche Beträge handeln, die der Täter gezielt verkürzen will (gewerbsmäßige Ab-
sicht). Im Einzelfall ist jedoch eine Abgrenzung zur einfachen Steuerhinterzie-
hung (§ 370 AO) erforderlich. In der Praxis wirst Du also alles tun, eine bei Dir
entdeckte Verkürzung als einfache Hinterziehung darzustellen. Lass Dir von
sog. Scharfmachern unter den Betriebsprüfern und Steuerfahndern um Him-
mels willen nichts anhängen. Sobald die komische Vorwürfe und Andeutungen
machen, sagst Du kein einziges Wort mehr! Sonst bist Du schnell hereingelegt.
Warum und wieso?
Hast Du nur zweimal Deine Umsatzsteuervoranmeldung nicht oder zu spät ab-
gegeben oder die Steuern nicht pünktlich bezahlt, bist Du den Beamten schon

78049-7_s001-816.indb 670 28.08.2007 14:31:40 Uhr


12. Die steuerliche Betriebsprüfung 671

auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und § 370 a AO sieht zu allem Überfluss
für solche Fälle zwingend Knaststrafen vor, und zwar ziemlich hohe.
Ja, wer will denn unter diesen Umständen selbständig sein oder werden? Da
kann man es den Fleißigen und Aktiven doch gar nicht verdenken, wenn sie sich
lieber in die Arbeitslosigkeit verkriechen und ihr Geld fürs Nixtun kassieren.
Siehst Du, das ist einer der heimlichen Gründe, weshalb die Arbeitslosenquote
nicht sinkt.
»Wehe dem Staat, der seinen Bürgern die Lust zum Arbeiten nimmt!«, kann ich
hier nur noch mal den Kölner Wirtschaftsprofessor Spitaler wiederholen.

1027 Manche Bürger übertreiben es mit dem Steuersparen und geben dem Finanz- 1027
amt gerade so viel an, dass man sich fragen muss, wovon die eigentlich leben.
Zumindest die Rohgewinnsätze müssen im Rahmen vergleichbarer Betriebe
6 liegen. Das ist wohl klar. Man sollte die Kirche schon im Dorf lassen, sonst kann
man schnell und gewaltig auf die Nase fallen.
Wenn Du Dich hast erwischen lassen, drohen Dir folgende Geldbußen:
Oberfinanz- Zahl der Tagessätze bei einer Steuerschuld von . . . €
direktion 1 000 2 500 5 000 10 000 25 000 50 000 100 000
Berlin 8–12 20–30 40–60 120 300 360 360
Bremen 15 25–30 45–50 70–80 130–140 210–220 360
Chemnitz 10 10–30 30 60 180 360 360
Cottbus 10 10–80 10–80 80 150 230 320
Düsseldorf 5–20 20 40 80 200 360 360
Aachen, 5–20 20 40 80 140 240 340
Essen, Köln
Wuppertal 5–25 5–25 25 50 125 250 360
Erfurt 5–20 20 40 80 140 240 340
Frankfurt 8 20 40 80 200 360 360
Hamburg 16–20 40–50 80–100 140 250 360 360
Hannover 8 20 40 60–80 200 180–240 360
Karlsruhe 5–10 10 30 60–80 120 180–240 360
Magdeburg 8 20 40 80 200 340 360
München 5–90 5–90 5–90 5–90 180 360 360
Münster 5–20 20 40 80–100 140 240 340
Nürnberg 5–20 20 40 60–90 130–180 200–280 360
Rostock 5–12 12–40 40 80 160 240 360
Stuttgart 5–10 10 30 60–90 120 180–240 360

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672 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

1028 Willst Du Dein Ferienhaus oder Deine Motor- oder Segelyacht verkaufen, dann 1028
wappne Dich gegen die Steuerfahnder, denn ehe Du Dich versiehst, hast Du sie
am Hals. Sie holen sich von der Zeitung, in der Du annonciert hast – trotz
Chiffre – Deinen Namen und fahnden bei Dir nach Schwarzgeld. Auch der
Schiffsmakler muss Deinen Namen nennen, wenn er Deine Yacht zum Verkauf
anbietet (BFH-Urt. v. 17. 3. 1992 – BFH/NV 1992 S. 789). Zwar darf der Steuer-
fahnder nur bei hinreichendem Anlass Dritte um solche Auskünfte angehen,
insbesondere sind Ermittlungen »ins Blaue hinein« nicht zulässig, doch es ge-
hört zu den Aufgaben der Steuerfahndung, auch unbekannte Steuerfälle auf-
zudecken (§ 208 Abs. 1 Nr. 3 AO). Und bei Verkauf von Privatgrundstücken
oder teuren Yachten hört die fiskalische Farbenlehre auf. Da sehen die Fiskal-
ritter nur noch Schwarzgeld fließen und hoffen, ein hohes Mehrergebnis einzu-
heimsen.

Wie Du bei Steuerhinterziehung


ohne Strafe davonkommst

1029 Wenn Du so im stillen Kämmerlein Deine Sünden überdenkst und zu dem 1029
Schluss kommst, dass ein Staatsanwalt eine Steuerhinterziehung entdecken
könnte, dann wisse: Wenn Du die Tat rechtzeitig anzeigst, bleibst Du straffrei –
vorausgesetzt, Du zahlst die hinterzogenen Steuern nach.
Das ist ein Unikum im deutschen Strafrecht. Denn wenn Du einen gewöhn-
lichen Betrug begehst (die Steuerhinterziehung kann man sehr wohl als einen
Sonderfall verstehen), gelingt es Dir allenfalls, durch einen dramatisch-reuigen
Auftritt im Gerichtssaal eine Strafminderung zu erreichen – wohlgemerkt, eine
Strafminderung.
Anders bei Steuerstraftaten: Da kann jemand über Jahre Millionenbeträge an
Steuern hinterzogen und sich und sein Geschäft saniert haben – liefert er beizei-
ten eine Selbstanzeige ab, bleibt er straflos. Beizeiten bedeutet, solange die
Steuerbehörden noch nichts von der Tat wissen. Zwar wird er die Steuer nach-
zahlen müssen, aber doch nicht aus dem Stand! Das Finanzamt wird ihm eine
Zahlungsfrist einräumen.
Was Du bedenken solltest: Wenn Dir die Beamten der Steuerfahndung erst mal
gegenübersitzen und Dich offiziell wegen Steuerhinterziehung befragen, nützt
auch ein dramatisches Geständnis nichts mehr. In dieser Situation kann man
sich allenfalls noch helfen, indem man Gründe findet, die Tat nicht als (vollen-

78049-7_s001-816.indb 672 28.08.2007 14:31:41 Uhr


12. Die steuerliche Betriebsprüfung 673

dete) Steuerhinterziehung darzustellen, oder indem man versucht, auf der sub-
jektiven Seite eine andere Wertung durchzusetzen: etwa, dass die Tat nicht ge-
wollt gewesen sei oder Ähnliches.
Das Gesetz sagt: Die Selbstanzeige ist ausgeschlossen, wenn der Außenprüfer
8 »erschienen« ist (§ 371 AO). Also muss er körperlich in Deinem Haus/Deiner
Wohnung über die Schwelle treten. Und er muss tatsächlich zum Zweck der
Prüfung erscheinen. Kommt er nur zu einem Vorgespräch, z. B., um einen Prü-
fungstermin mit Dir abzusprechen, hast Du noch ein Chance. Komm aber nicht
auf die Idee, den Zeitpunkt für die rechtzeitige Selbstanzeige dadurch hinaus-
zuzögern, dass Du den Prüfer zu einem vereinbarten Termin einfach nicht her-
einlässt (was im Übrigen rechtswidrig wäre).
Andererseits: Der Prüfer muss sich an die üblichen Geschäftszeiten halten –
und die sind bekanntlich bei einer Nachtbar anders als bei einem Zahnarzt.
Oder er muss einen allen Seiten genehmen Zeitpunkt finden.

Fazit: Eine Selbstanzeige mit strafbefreienden Wirkung ist nicht mehr möglich,
wenn der Prüfer in Prüfungsabsicht Deine Geschäftsräume betritt – und wenn
dies zu einer vereinbarten Zeit oder während des gewöhnlichen Geschäftsbe-
triebs geschieht.
Aber es gibt eine (häufige) Ausnahme von dieser Regel: Hast Du nur eine
leichtfertige Steuerverkürzung begangen, kannst Du jederzeit die Selbstanzeige
machen, auch wenn der Prüfer schon bei Dir auf der Matte steht. Eine schrift-
liche Form ist dann nicht nötig. Das ist allerdings nicht ganz unstrittig (Baye-
risches Oberstes Landesgericht v. 30. 3. 1978 – 3 Ob OWI 11/78).
Es gibt noch eine andere Situation, in der Du an Selbstanzeige denken musst:
9 wenn Dein Geschäftspartner, Kunde oder Lieferant die Außenprüfung im Haus
hat und Du befürchten musst, dass bei dieser Gelegenheit Deine Steuersünden
zutage treten. Bedenke, dass schon bei der Prüfung Deiner Steuererklärung
Kontrollmitteilungen verfasst werden. Bei der Bearbeitung der steuerlichen
Verhältnisse Deines Geschäftspartners kann es sein, dass das Finanzamt auch
über Dich Erkenntnisse gewinnt und Deinem Sachbearbeiter im Finanzamt
Mitteilung macht.
Wenn Du durch Kontrollmitteilungen gefährdet sein könntest, ist die strafbe-
freiende Selbstanzeige nur noch möglich, wenn
● die Tat noch nicht entdeckt wurde bzw.
● der Täter nicht mit einer Entdeckung rechnen musste.
Die Entdeckung durch das Finanzamt liegt frühestens vor, wenn es bei der
Überprüfung Deiner Steuerakte feststellt, dass die steuerlich bedeutsamen
Vorgänge, die in der Kontrollmitteilung enthalten sind, von Dir nicht erklärt
wurden.

Die Selbstanzeige ist strafbefreiend nur bei folgenden Steuerstraftaten mög-


lich:

78049-7_s001-816.indb 673 28.08.2007 14:31:41 Uhr


674 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

● Steuerhinterziehung in einfacher und schwerer Form, auch Versuch (§ 370


AO)
● Monopolhinterziehung nach dem Branntweinmonopolgesetz
● Hinterziehung von Abgaben von Marktordnungswaren, die keine Zölle, Ab-
schöpfungen, Ausfuhrabgaben oder Produktionsregelabgaben sind
● Hinterziehung von Abwasserabgaben
● Erschleichung von Spar-, Wohnungsbau- und Bergmannsprämien sowie Ar- 1
beitnehmersparzulagen.

Nicht strafbefreiend kannst Du anzeigen:


● Steuerhehlerei (§ 374 AO)
● schweren Schmuggel (§ 373 AO)
● Subventionsbetrug (§ 264 StGB).

Was Du tun musst, solange es noch geht:


● die ausstehende Steuererklärung nachholen oder die alte, falsche Steuerer-
klärung berichtigen
● die zu wenig gezahlten Steuern nachzahlen, und zwar am besten gleich, spä-
testens innerhalb der vom Finanzamt gesetzten Frist.

Du siehst: Allein in einer korrigierten Steuererklärung kann eine Selbstanzeige


liegen. Das Schöne bei dieser Methode ist: Das Wort »Selbstanzeige« taucht gar 1
nicht auf. Das heißt: Man sollte dem Finanzamt nicht unbedingt unter die Nase
reiben, dass (vielleicht) eine Steuerstraftat vorliegt. Verfasse also ein neutrales
Schreiben oder gib eine berichtigte Steuererklärung an. Dein Sachbearbeiter
wird dann schon sehen, was er daraus macht.
Vorsicht: Wenn Du weißt, dass Du die Steuern auf keinen Fall wirst nachzahlen
können, kannst Du Dir den ganzen Zauber sparen, denn ohne Nachzahlung gibt
es keinen Straferlass. Dann ist es besser, Du lässt es drauf ankommen und war-
test, ob man Dir auf die Schliche kommt.

Eine Selbstanzeige ist eine sehr komplizierte Angelegenheit, bei der vieles be-
dacht werden muss. Mach nie eine Selbstanzeige, ohne Dich mit einem Fach-
mann beraten zu haben! Es sei denn, Du hast alle Konz-Schinken so gut stu-
diert, dass Du selbst ein Fachmann bist. (Zum Großen und zum Kleinen Konz
also auch noch die Bücher 1 000 Tipps und Tricks bei Schwarzgeld und Steuer-
fahndung und Wenn der Betriebsprüfer kommt.)

78049-7_s001-816.indb 674 28.08.2007 14:31:42 Uhr


12. Die steuerliche Betriebsprüfung 675

Lass Dich nicht maßlos schätzen!

1030 100 000 € in bar waren einem Steuerberater zugeflossen. Geld, das ihm von 1030
einem Freund, den er nicht nennen wolle, als betriebliches Darlehen zinsfrei
überwiesen worden sei. Da sich das Finanzamt mit dieser Erklärung nicht zu-
friedengab, deklarierte es das Geld zu nicht versteuerten Einnahmen und erließ
neue Einkommensteuerbescheide. Das Finanzgericht Düsseldorf (17 K 7587/99)
stutzte die Beamten zurecht und erklärte die Hinzuschätzung für rechtswidrig.
Aber: Es war nicht die Schätzung an sich unzulässig, sondern nur deren Höhe.
»Ziel einer jeden Schätzung muss es sein, dass sie der Wirklichkeit möglichst nahe
kommt. Sie muss demzufolge in sich schlüssig und zudem wirtschaftlich vernünf-
tig sowie möglich sein«, so das Finanzgericht. Möglich waren hier nur 9 % Zin-
sen aus den 100 000 € zzgl. eines Sicherheitszuschlags von 15 %.

1031 Ist das Finanzamt unrealistisch, sind die Chancen eines Prozesses immer gut. 1031
Achte aber auf Deine Mitwirkungspflicht. Im betrieblichen Bereich ist diese
sehr viel höher (Pflicht zur Buchführung, Aufbewahrung von Belegen) als bei
privaten Einkünften. Private Einnahmen brauchen in der Regel nur plausibel
erläutert und nicht nachgewiesen zu werden.

Auch als Privatmann kannst Du


ein Insolvenzverfahren einleiten!

1032 Und dadurch vielleicht einen Vergleich mit Deinen Gläubigern schließen. Wenn 1032
eine Schuldnerberatungsstelle dahintersteht oder am Ende das Amtsgericht,
besitzt die Sache einen amtlichen Anstrich, der die Gläubiger ein wenig ge-
neigter macht, auf Vorschläge einzugehen.
Was ist zu tun? Zuerst einmal musst Du eine der vielen Schuldnerberatungsstel-
len aufsuchen. Die seriösen sind übrigens kostenlos. Wo sich die nächste Bera-
tungsstelle befindet, kannst Du bei Deiner Gemeindeverwaltung oder bei der
Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung im Internet unter www.bag-

78049-7_s001-816.indb 675 28.08.2007 14:31:42 Uhr


676 XIV. Gewerbliche und freiberufliche Einkünfte

schuldnerberatung.de erfahren. Auf Zeitungsanzeigen solltest Du nicht antwor-


ten. Dahinter verbirgt sich in der Regel ein kommerzieller Anbieter, und der
knöpft Dir bis zu 1 500 € ab.
Nimm gleich zum ersten Gespräch alle wichtigen Unterlagen mit. Der Berater
wird dann versuchen, einen Haushaltsplan aufzustellen, d. h., er rechnet aus,
welche Ausgaben welchen Einnahmen gegenüberstehen – und wo gespart wer-
den kann. Ist die Situation noch zu retten und hältst Du Dich an den Plan,
kannst Du die Krise selbst bewältigen. Ist es für einen Haushaltsplan zu spät
und kannst Du Deinen Verpflichtungen (z. B. Miete, Raten fürs Auto) nicht
mehr nachkommen, vermittelt der Berater zwischen Schuldner und Gläubigern.
Dann kannst Du ein privates Insolvenzverfahren anmelden. Die Kosten für das
Gerichtsverfahren sind dabei von Dir zu tragen. Allerdings kannst Du Dir den
Betrag stunden lassen – das Gericht gewährt Dir also einen Kredit.
Und so funktioniert das private Insolvenzverfahren: In einer sechsjährigen
Wohlverhaltensperiode darfst Du nicht weiter ins Minus rutschen. Dein Ein-
kommen wird bis zur Pfändungsgrenze (bei Ledigen 930 €) von einem Treuhän-
der (z. B. Rechtsanwalt oder Sozialarbeiter) einbehalten und an die Gläubiger
verteilt. Nach diesen sechs Jahren werden Dir die noch verbliebenen Schulden
erlassen und Du bist schuldenfrei.

13. Änderungen durch die Unternehmenssteuerreform 2008


1033 Die Unternehmenssteuerreform bringt ab 2008 folgende wesentliche Ände- 1033
rungen im betrieblichen Bereich mit sich:
● Für Einzelunternehmer und Beteiligte an Personengesellschaften, deren An-
teil am Gewinn mindestens 10 % oder mindestens 10 000 € beträgt, werden
nicht entnommene Gewinne auf Antrag mit erheblich geringeren Steuersät-
zen – mit nur noch 28,25 % zzgl. Solidaritätszuschlag – besteuert als bisher
(Thesaurierungsvergünstigung). Werden die so besteuerten Gewinn in spä-
teren Jahren entnommen, werden sie mit pauschal 25 % zzgl. Kirchensteuer
und Solidaritätszuschlag nachversteuert.
● Die degressive Abschreibung für bewegliche Wirschaftsgüter wird für An-
schaffungen nach dem 31. 12. 2007 abgeschafft.
● Die Ansparabschreibung nach § 7 g EStG wird ab 2008 durch einen Investi-
tionsabzugsbetrag ersetzt (vgl. E Rz 1012)
● Die Regelung für geringwertige Wirtschaftsgüter wird im betrieblichen Be-
reich verschärft. Während bisher bewegliche Wirtschaftsgüter mit Nettoan-
schaffungskosten bis zu 410 € sofort abgeschrieben werden konnten, ist dies
ab 2008 nur noch bis zu einer Grenze von 150 € möglich. Selbständig nut-
zungsfähige bewegliche Anlagegüter mit Anschaffungskosten zwischen 150 €
und 1 000 € können in einem Sammelposten zusammengefasst werden, der
dann über fünf Jahre verteilt gleichmäßig abgeschrieben werden kann. Für

78049-7_s001-816.indb 676 28.08.2007 14:31:42 Uhr


13. Änderungen durch die Unternehmenssteuerreform 2008 677

geringwertige Wirtschaftsgüter im Bereich der übrigen Einkünfte, z. B. bei


Arbeitnehmern, bleibt es auch ab 2008 bei der Sofortabschreibungsgrenze
von 410 € (ohne MwSt.).
● Für Dividenden im Betriebsvermögen und Erlöse aus dem Verkauf von Ak-
tien und Anteilen an Kapitalgesellschaften aus dem Betrieb wird das Halb-
einkünfteverfahren durch ein Teileinkünfteverfahren ersetzt. Künftig sind
statt 50 % der Erlöse 60 % steuerpflichtig. Korrespondierend sind dann na-
türlich auch 60 % der mit diesen Erlösen zusammenhängenden Ausgaben
abzugsfähig.
● Die Gewerbesteuer darf nicht mehr als Betriebsausgabe abgezogen werden.
Im Gegenzug dafür wird sie statt mit dem 1,8-Fachen ab 2008 mit dem 3,8-
Fachen des Gewerbesteuermessbetrags auf die Einkommensteuer angerech-
net. Mehr zur Gewerbesteuer ab 2008 vgl. E Rz 1036.
● Der Körperschaftsteuersatz wird auf 15 % gesenkt.
● Es wird eine sog. Zinsschranke eingeführt, nach der Zinsen über 1 Mio. € im
Jahr nur noch eingeschränkt als Betriebsausgaben abgezogen werden dür-
fen.

78049-7_s001-816.indb 677 28.08.2007 14:31:43 Uhr


78049-7_s001-816.indb 678 28.08.2007 14:31:43 Uhr
679

In Frankfurt/Main wurde die »Leuna-Brücke« gebaut.


Dem Bauwerk fehlt der Straßenanschluss.
In den Sand gesetzte Kosten: 33 Millionen €

XV. Die anderen Steuern


1. Die Gewerbesteuer
1034 Die Gewerbesteuer ist eine Gemeindesteuer. Sozusagen im Auftrag der Ge- 1034
meinde stellt das Finanzamt zunächst anhand des erklärten Gewinns den sog.
Messbetrag fest. Auf der Grundlage dieses Gewerbesteuermessbetrags erhebt
die Gemeinde sodann nach ihrem Hebesatz die Gewerbesteuer.
Und so wird die Gewerbesteuer berechnet:

Festsetzung des einheitlichen Steuermessbetrags durch das Finanzamt


Steuermessbetrag nach dem Gewerbeertrag Zeile
Gewinn aus Gewerbebetrieb (nach dem EStG) ................................. € 1
Hinzu: 50 v. H. der Dauerschuldzinsen ................................................ € 2
............................................................................................................. € 3
Kürzung: 1,2 v. H. v. EW des betriebl. Grundbesitzes
140 v. H. ............................................................................................... € 4
............................................................................................................. € 5
Gewerbeertrag nach Abrundung (auf volle 100 €) ............................. € 6
./. Freibetrag 24 500 €, höchst. Betrag Zeile 6 ...................................... € 7
Bemessungsgrundlage ......................................................................... € 8
Steuermessbetrag nach Gewerbeertrag lt. Staffeltarif ........................ € 9

Festsetzung der Gewerbesteuer durch die Gemeinde


Einheitlicher Gewerbesteuermessbetrag (Zeile 9) ............................. € 10
Davon . . . v. H. (Hebesatz) = GewSt für das Kj = ................................. € 11
Staffeltarif für die Messbeträge nach dem Gewerbeertrag
Bemessungsgrundlage lt. Zeile 8
Davon 12 000 € mit 1%
12 000 € mit 2%
12 000 € mit 3%
12 000 € mit 4%
weitere Beträge mit 5%

Die Gemeinde Ainring verkaufte einem Gemeinderatsmitglied


ein Grundstück für 75 000 €
und kaufte es ein Jahr später für 200 000 € zurück.
Wie versichert wurde, ging alles streng rechtmäßig zu . . .

78049-7_s001-816.indb 679 28.08.2007 14:31:43 Uhr


680 XV. Die anderen Steuern

So bringst Du den Gemeindesäckel um den Profit

Bis zu einem Gewerbeertrag von 24 500 € für jeden einzelnen Betrieb fällt keine
Gewerbesteuer an. Jetzt kannst Du Dir denken, dass Du Dich besserstellst,
wenn Du diesen Freibetrag zwei Mal statt nur ein Mal in Anspruch nehmen
kannst. Wie? Indem Du Deinen Betrieb trennst, so dass beide nicht wesensver-
wandt sind, z. B. in eine Schreinerei und ein Bestattungsinstitut (bzw. einen an-
deren hinzunimmst).
Beispiel
Beträgt Dein Gewinn aus dem Gesamtbetrieb etwa 50 000 €, zahlst Du eine
Gewerbesteuer von etwa 1 620 €. Teilst Du das Unternehmen, und jeder Be-
triebsteil erwirtschaftet etwa 25 000 €, hast Du nur 40 € zu zahlen. Ein ganz
schöner Unterschied jedes Jahr, was?
Geschickt kann es insoweit sein, wenn Du eine Betriebsabteilung aus Deinem
Unternehmen ausgliederst und z. B. mit Deinem Sohn als GmbH & Co. KG
betreibst. So kannst Du z. B. als Autohändler den reinen Handel als Einzelfirma,
die Werkstatt als GmbH u. Co. KG betreiben.
Mit Urteil vom 15. 12. 1998 hat das niedersächsische Finanzgericht auch bei
gleichartigen Betrieben zwei Gewerbebetriebe angenommen, wenn z. B. eine
getrennte Personalpolitik, getrennte Warenbestellung und insbesondere ge-
trennte Buchführung erfolgt. Erforderlich ist auch eine räumliche Trennung.
Wenn Du nun beispielsweise ein Bauunternehmen mit Baustoffhandel hast,
gliedere einfach den Handel aus: Am besten mietest Du ein gesondertes Lager
an, richtest ein kleines Büro ein und setzt Deine Tochter hinein, während das
Bauunternehmen nach wie vor von Deinem Ehegatten betreut wird, und vor
allem eröffnest Du ein zweites Geschäftskonto. Und schwupp erhältst Du bei
der Gewerbesteuer nicht nur zweimal den Freibetrag von 24 500 €, sondern
auch zweimal den Staffeltarif! Na, was sagst Du nun?

Wie Du bei der Gewerbesteuer sparen kannst

1035 Du besitzt ein Handelsunternehmen mit alten Kraftfahrzeugen. Dieser Betrieb 1035
erfordert einen ziemlichen Kapitaleinsatz, weil immer ein genügendes Wagen-

78049-7_s001-816.indb 680 28.08.2007 14:31:43 Uhr


1. Die Gewerbesteuer 681

angebot vorhanden sein muss, dessen Einkaufskosten sofort hoch zu Buch


schlagen. Wenn der Verdienst aber erst einmal versteuert ist, bleibt nach Abzug
der Lebenshaltungskosten nur ein Bruchteil für Investitionen übrig. So gelingt
es Dir nicht, von einem um 20 000 € schwankenden Überziehungskredit bei der
Bank herunterzukommen.
In der jährlichen Steuererklärung setzt der Steuerberater völlig korrekt die
Zinsen des Bankkredits von 2 000 € mit 50 % dem laufenden Gewerbeertrag zu,
und die Gewerbeertragsteuer erhöht sich zwangsläufig. Für den Bankkredit
darfst Du also mindestens 40 bis 50 € mehr an Gewerbesteuer zahlen!

Pass Dich der wechselnden Lage an!

Du zahlst Deine Verpflichtungen beim Wareneinkauf nicht mehr (durch zwangs-


läufiges Überziehen des Banksaldos) per Scheck, sondern – so weit als möglich
– mit Wechseln. Oder Du achtest bei Deinem laufenden Kontokorrentkredit
darauf, dass der Kontostand pro Wirtschaftsjahr an mindestens acht Tagen (die
nicht hintereinanderzuliegen brauchen) möglichst 0 Euro oder ein Plus aus-
weist. Warum das? Nun, wenn Du Dauerschulden hast, dann lösen sie Hin-
zurechnungen aus. Schulden sind dann Dauerschulden, wenn sie nicht binnen
12 Monaten getilgt werden. Deshalb rechnen Wechselschulden nur selten dazu.
Kontokorrentkredite solltest Du deshalb mindestens eine kurze Zeit im Plus
haben!

Mit zwei Kontokorrentkonten


den Dauerschuldzinsen begegnen

Wer sagt denn, dass Du nur ein Kontokorrentkonto führen kannst? Um endlich
von der unseligen Hinzurechnung von Dauerschuldzinsen und Dauerschulden
herunterzukommen, solltest Du Dir schleunigst bei einer anderen Bank ein
zweites Kontokorrentkonto zulegen. Der Rest ist kinderleicht. Du musst nur
noch dafür sorgen, dass jedes Konto über das Jahr gesehen an mindestens acht
Tagen im Plus steht, und schon ist es Essig mit den Zurechnungen. Du wirst also
einfach eine Zeitlang alle Einnahmen auf das Konto 1 leiten und von Konto 2
5 die Ausgaben bezahlen. Nachdem Du so Konto 1 für acht Tage ins Plus gehievt
hast, drehst Du den Spieß um.

78049-7_s001-816.indb 681 28.08.2007 14:31:44 Uhr


682 XV. Die anderen Steuern

zum Leasing

Drückt Dich als Selbständiger die Gewerbesteuer zu stark, dann lease – wenn
es geht – die Maschinen oder Kraftfahrzeuge! Leasingraten sind nämlich sofort
voll als Betriebsausgabe absetzbar. Statt einer teuren Finanzierung durch einen
Bankkredit verschaffst Du Dir erhebliche steuerliche Vorteile.

Stellst Du eine Bilanz auf, kannst Du bereits die Gewerbesteuer des laufenden
Jahres durch eine Rückstellung gewinnwirksam absetzen. Gewerbesteuer zahlst
Du nur, wenn Du kein Freiberufler oder Land- und Forstwirt bist. Lege dem
Finanzamt also überzeugend dar, dass Deine Tätigkeit diesen Bereichen zuzu-
ordnen ist. Die Finanzgerichte und der BFH haben dies z. B. für Hebammen,
Heilmasseure, Kfz-Sachverständige, deren Gutachtertätigkeit mathematisch-
technische Kenntnisse voraussetzt, wie sie üblicherweise nur durch Berufsaus- 1
bildung als Ingenieur erlangt werden können, und Patentberichterstatter mit
wertender Tätigkeit bestätigt.

Ermäßige mit Deiner Gewerbesteuer


Deine Einkommensteuer!

Sofern Du ein Einzelunternehmen hast oder an einer Personengesellschaft


beteiligt bist, bekommst Du eine Ermäßigung bei der Einkommensteuer, um
die Doppelbelastung des Gewinns mit Einkommensteuer und Gewerbesteuer 1
auszugleichen. Dazu wird Dir pauschal das 1,8-fache des Gewerbesteuermess-
betrags auf den Teil Deiner Einkommensteuer angerechnet, der auf die gewerb-
lichen Einkünfte entfällt.

1036 Änderungen ab 2008 durch die Unternehmenssteuerreform 1036


Die Gewerbesteuer kann ab 2008 bei der Ermittlung des einkommen-, körper-
schaft- und gewerbesteuerpflichtigen Gewinns nicht mehr als Betriebsausgabe
abgezogen werden.
Die bisherige Hinzurechnung von 50 % der langfristigen Finanzierungszinsen
(Dauerschuldzinsen) als fiktiver gewerbesteuerlicher Gewinn wird abgeschafft.
Im Gegenzug dazu werden künftig 25 % aller Zinsen (ohne Skonti und Boni)
sowie die Miet-, Pacht- und Leasingzahlungen für bewegliche Wirtschaftsgüter

78049-7_s001-816.indb 682 28.08.2007 14:31:44 Uhr


2. Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) 683

zu 20 % und für Imobilien zu 75 % hinzugerechnet. Zuvor wird ein Freibetrag


von 100 000 € abgezogen.
Die Steuermesszahl, die auf den Gewinn angewendet wird, um den Gewerbe-
steuermessbetrag zu ermitteln wird auf einheitlich 3,5 % festgesetzt. Für hohe
Gewinne und für Kapitalgesellschaften, bei denen die Messzahl bisher 5 % be-
trug, ergibt sich dadurch eine Ermäßigung der Gewerbesteuer. Für geringere
Gewinne, für die bislang der Staffeltarif mit Steuermesszahlen galt (vgl.
E Rz 1034), die in 12 000er Gewinnschritten von 1 % bis 5 % stiegen, bedeutet
das unter Umständen eine Verschlechterung.
Der Anrechnungsfaktor, mit dem die Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer
angerechnet wird, wird vom bisher 1,8fachen des Gewerbesteuermessbetrags
auf das 3,8fache des Gewerbesteuermessbetrags angehoben.

2. Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer)


1037 Die Umsatzsteuer besteuert Lieferungen und Leistungen eines Unternehmens 1037
sowie die Einfuhr von Gegenständen. Entnahmen werden seit 1. 4. 1999 einer
fiktiven Lieferung oder sonstigen Leistungen gleichgestellt.
Einem Steuersatz von 7 % unterliegen z. B. Rundfunk, Fernsehen und Presse,
Personennahverkehrsunternehmen, Lebensmittel (nicht in Hotels und Gast-
stätten), Verlage, Buchhandlungen, Schriftsteller und Hilfsmittel für Körperbe-
hinderte, Urheberrechte. Fast alles Übrige ist seit 1. 1. 2007 mit wahnsinnigen
19 % statt 16 % belegt.
Die gezahlte Vorsteuer – das ist die Umsatzsteuer, die der Unternehmer, also
jeder Selbständige, selbst für seine betrieblichen Ausgaben und Investitionen
zahlt – ist abzugsfähig. Praktisch wird damit nur der Mehrerlös versteuert. Steu-
erfrei sind Theater, Museen, Archive, Büchereien, Ärzte, Heilpraktiker, Versi-
cherungsmakler und Umsätze, die der Grunderwerbsteuer unterliegen.

1038 Auch als Kleinunternehmer musst Du keine Umsatzsteuer zahlen. Theoretisch 1038
ist jeder Unternehmer, der ein paar Mal in Folge Sachen verkauft oder Dienst-
leistungen erbringt. Kinder, die auf dem Flohmarkt ihre alten Comics oder
Computerspiele verhökern, würden damit automatisch zum Unternehmer und
müssten Umsatzsteuer zahlen. Die Steuerbefreiung für Kleinunternehmer ist
6 also weniger eine Wohltat für Dich als Steuerzahler als vielmehr für den Staat,
der für ein paar Euro Umsatzsteuer einen riesigen Verwaltungsaufwand betrei-
ben müsste, der die Einnahmen bei weitem übertreffen würde.
Kleinunternehmer bist Du, wenn Deine Umsätze im Vorjahr unter 17 500 €
lagen und im laufenden Jahr die Marke von 50 000 € voraussichtlich nicht kna-
cken werden. Aufgepasst: Eine Dauerfreistellung erreichst Du aber nur, wenn
Deine Umsätze in jedem Jahr unter 17 500 € liegen.
Fällst Du unter diese Steuerbefreiung, musst Du einige Faustregeln beachten:

78049-7_s001-816.indb 683 28.08.2007 14:31:44 Uhr


684 XV. Die anderen Steuern

1. Du darfst in Deinen Rechnungen keine Umsatzsteuer gesondert berechnen.


Verstößt Du dagegen, knöpft Dir das Finanzamt die zu Unrecht ausgewie-
sene Umsatzsteuer als Strafsteuer ab. Wenn Du allerdings einfach den Preis
um 7 % bzw. 19 % höher kalkulierst, ohne das Wort Mehrwertsteuer zu er-
wähnen, hast Du die Mehrwertsteuer im Sack, ohne teurer als die Konkur-
renz zu sein und ohne dass es Theater mit dem Fiskus gibt. (Das gilt aber nur,
wenn Deine Kunden in erster Linie Privatleute sind!)
2. Umsatzsteuer, die Du an Deine Lieferanten zahlst, kannst Du nicht als Vor-
steuer abziehen.

In Plön (Schleswig-Holstein) wurden Schranke und Ampel installiert,


um vier Mietparteien des einzigen Wohnhauses an dieser Ecke
vor einem Bus zu schützen, der dort vorbeifährt. Kosten: 15 000 €.

Verzichte auf Umsatzsteuerbefreiung –


und zahle trotzdem weniger Steuern!

1039 »Wie soll denn so was möglich sein?«, fragst Du erstaunt. Hast Du ‚s noch nicht 1039
gemerkt? Bei der Steuer ist das Unmögliche möglich. Nehmen wir mal an, Du 1
hast Dein Hobby zu einem regelrechten Nebengewerbe ausgebaut (den Begriff
»Hobby« solltest Du dann fürderhin nicht mehr in den Mund nehmen, wenigs-
tens nicht gegenüber dem Finanzamt). Sowohl im Vorjahr als auch im laufenden
Jahr bleibst Du mit Deinen Umsätzen unter der jeweiligen Höchstgrenze von
17 500 € bzw. 50 000 €, wirst daher für das laufende Jahr von der Umsatzsteuer
freigestellt. Statt nun die Steuerbefreiung in Anspruch zu nehmen, verpflichtest
Du Dich dazu, freiwillig fünf Jahre lang Umsatzsteuer zu zahlen. Das Fiskal-
deutsch spricht dann von »Option zur Regelbesteuerung«. »Verrückt!« O nein.
Denn jetzt kannst Du Deinen Kunden Mehrwertsteuer draufschlagen und im
Gegenzug die Dir von Lieferanten in Rechnung gestellte Mehrwertsteuer als
sog. Vorsteuer abziehen. Abführen musst Du nur den Differenzbetrag aus die-
sen beiden Steuerbeträgen.
Damit Du als Kleinunternehmer mit dem Trick was anzufangen weißt, hier ein
Beispiel: Nimm an, ich kassiere im Jahr 9 000 € an Autorenhonoraren und wähle
die Versteuerung (Regelversteuerung). Dem Verlag würde ich dann zusätzlich
7 % bzw. 630 € in Rechnung stellen. Da ich längerfristig schriftstellerisch tätig
sein möchte, richte ich mir ein Arbeitszimmer ein. Für Schreibtisch, Regale,
Schreibtischlampe, Schreibtischstuhl und PC zahle ich 10 000 €, in denen 19 %
Vorsteuer, also 1 597 € (15,97 % von 10 000 €) enthalten sind. Außerdem schaffe
ich mir einen Pkw für 22 000 € an (darin enthaltene Vorsteuer: 15,97 % von

78049-7_s001-816.indb 684 28.08.2007 14:31:45 Uhr


2. Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) 685

22 000 € = 3 513 €). In den Benzin- und Inspektionskosten stecken Vorsteuern


von 280 €.
Meine Umsatzsteuererklärung gegenüber dem Finanzamt sieht demnach fol-
gendermaßen aus:
Ich habe dem Verlag in Rechnung gestellt:
Honorare (Umsatz) 9 000 €
+ Mehrwertsteuer 7% 630 €
Rechnungsbetrag 9 630 €
Ich habe an USt zu zahlen:
Mehrwertsteuer 7% von 9 000 € 630 €
./. Vorsteuer (1 597 € + 3 513 € + 280 €) 5 390 €
Erstattung 4 760 €

Neben der Erstattung des Finanzamts in Höhe von 4 760 € habe ich vom Verlag
630 € an Mehrwertsteuer erhalten. Also hat mir die Wahl der Regelbesteuerung
zusätzliche Einnahmen in Höhe von 5 390 € gebracht.

zum Firmenwagen
9
1040 Der Fiskus bindet Dir nicht nur die Umsatzsteuer für Deine Verkaufserlöse 1040
oder Honorare ans Bein. Auch für Deine privaten Entnahmen aus dem Betrieb
verlangt er Umsatzsteuer. So z. B. wenn Du mit einem Firmenwagen privat
fährst. Im Gegenzug bekommst Du aber die volle Vorsteuer für Deinen Firmen-
wagen.
Um den Eigenverbrauch zu berechnen, hast Du zwei Möglichkeiten:
1. Die 1 %-Regelung, die Du von der Dienstwagenbesteuerung bei Arbeitneh-
mern kennst. Für jeden Monat, in dem Du Deinen Firmenwagen privat nutzt,
werden Dir 1 % seines Bruttolistenpreises (inkl. Umsatzsteuer) zum Zeit-
punkt der Erstzulassung, aufs Jahr gerechnet also 12 %, zugerechnet. Ein
ganz übler Pferdefuß ist dabei, dass eben immer der Neuwagenpreis als Be-
rechnungsgrundlage genommen wird – auch wenn Du Dir einen mehrere
Jahre alten Gebrauchtwagen zulegst! Weil in den Autokosten immer ein Teil
enthalten ist, aus dem Du keine Vorsteuer kassieren kannst, z. B. Steuern und
Versicherung, wird ein pauschaler Abschlag von 20 % vorgenommen. Damit
soll mehr schlecht als recht berücksichtigt werden, dass der Fiskus gemäß
Europäischem Gerichtshof beim Eigenverbrauch nur noch vorsteuerbelas-
tete Kosten in die Berechnung einbeziehen darf.
2. Als Alternative zur 1 %-Regelung kannst Du ein Fahrtenbuch führen und
einzeln die tatsächlichen Autokosten nachweisen. Als Eigenverbrauch wird

78049-7_s001-816.indb 685 28.08.2007 14:31:45 Uhr


686 XV. Die anderen Steuern

dann nur der Anteil abgesetzt, der sich nach der per Fahrtenbuch ermittelten
privaten Nutzungsquote ergibt. Achte unbedingt darauf, dass bei der Be-
rechnung diejenigen Kosten außen vor bleiben, aus denen Du keine Vor-
steuer kassierst. Neben der umsatzsteuerfreien Autoversicherung, der Kfz-
Steuer und Gebühren kann das die gesamte Abschreibung sein. Hast Du z. B.
Dein Auto von einem Privatmann oder von einem Kleinunternehmer ge-
kauft oder hat Dir Dein Autohändler einen Gebrauchtwagen verkauft, den
vorher ein Privatmann gefahren hat, bekommst Du keine müde Mark Vor-
steuer. Dementsprechend hat die Abschreibung für Dein Gefährt bei der
Berechnung des umsatzsteuerlichen Eigenverbrauchs nichts zu suchen. Das
gilt übrigens auch, wenn Du Deinen fahrbaren Untersatz zu einem Zeit-
punkt gekauft hast, als Du selbst noch als Kleinunternehmer besteuert wur-
dest.

Damit Dir bei so viel misslungener Steuervereinfachung der Kopf nicht zu sehr
schwirrt, zeige ich Dir, wie die Rechnung aussehen könnte, wenn Du von einem
Privatmann für 20 000 € einen Gebrauchtwagen gekauft hast, der bei seiner
Erstzulassung einen Listenpreis von 30 000 € (inkl. Umsatzsteuer) hatte. Nach
Deinem Fahrtenbuch beträgt Deine Privatnutzung 15 %.
1%-Regelung:
Listenpreis 30 000 €  12 % 3 600 € 1
./. Abschlag für nicht vorsteuerbelastete Kosten 20 % 720 €
Bemessungsgrundlage für den Eigenverbrauch 2 880 €
Umsatzsteuer darauf 19 % 547 €

Fahrtenbuch: mit ohne


Vorsteuerabzug Vorsteuerabzug
Abschreibung 20 % v. 20 000 € 4 000 €
Kfz-Steuer 350 €
Versicherung 900 €
Reparaturen, Wartung etc. 1 900 €
Betriebskosten, Benzin, Öl etc. 2 100 €
4 000 € 5 250 €
Eigenverbrauch 15 % 600 € 788 €
Umsatzsteuer 19 % v. 600 € 114 €
Dein Eigenverbrauch für die Berechnung der Umsatzsteuer beträgt also nur
600 €. Bei der Einkommensteuer kommen allerdings noch die 19 % der nicht
vorsteuerbelasteten Autokosten dazu: 600 € + 114 € + 788 € = 1 502 €. Wie Du
siehst, fährst Du mit dem Fahrtenbuch wesentlich besser. Allein bei der Um-
satzsteuer bringt Dir das jährlich 433 € ein. Dazu kommt noch die Ersparnis
durch die geringere Einkommensteuer. Welche Methode für Dich die günsti-
gere ist, kann ich Dir nicht sagen, denn dabei kommt es immer auf Deine per-

78049-7_s001-816.indb 686 28.08.2007 14:31:45 Uhr


2. Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) 687

sönlichen Verhältnisse an. Doch in folgenden Fällen solltest Du Dir genau


durchrechnen, ob sich nicht ein Fahrtenbuch für Dich lohnt:
● Autokauf ohne Vorsteuerabzug, z. B. von einem Privatmann, Kleinunter-
nehmer
● Kauf eines älteren Gebrauchtwagens
● geringe private Fahrleistung
Was Dir blüht, wenn Du einen neuen Pkw Deinem Betrieb zuordnest und nicht
ausschließlich (d. h. zu 100 %!) betrieblich nutzt:
● 100 % Vorsteuerabzug aus dem Autokauf.
● 100 % Vorsteuerabzug aus den laufenden Kosten.
● Versteuern der privaten Nutzung.

Kassiere Vorsteuern aus Reise- und Bewirtungskosten!

1041 Als Unternehmer kannst Du aus Rechnungen für Übernachtungen bei eigenen 1041
Geschäftsreisen oder den Dienstreisen Deiner Arbeitnehmer die Vorsteuer ab-
ziehen. Du musst lediglich dafür sorgen, dass die Rechnung auf Deinen bzw. den
Namen Deiner Firma ausgestellt ist.
Bei der Vorsteuer aus Verpflegungskosten wird es ein wenig komplizierter. So-
lange es um Deine eigenen Verpflegungskosten bei Geschäftsreisen geht, ist der
Vorsteuerabzug kein Problem, wenn Du eine ordentliche Rechnung des Res-
taurants oder Hotels vorlegen kannst. Erstattest Du dagegen Deinen Arbeit-
nehmern ihre anlässlich von Dienstreisen entstandenen Verpflegungsaufwen-
dungen, sollst Du daraus keine Vorsteuern abziehen dürfen, weil angeblich
keine Leistung für Dein Unternehmen vorliegt. Da nutzt es Dir auch nichts,
wenn Dir Dein Arbeitnehmer die Restaurantrechnung mitbringt. Anders liegt
die Sache, wenn Du für Deine Angestellten das Restaurant ausgesucht, einen
Platz reserviert und die Rechnung bezahlt hast (Quelle: StÄndG 2003 v.
15. 12. 2003, BGBl 2003 I S. 2645; BMF-Schreiben v. 28. 03. 2001, BStBl 2001 I
S. 251).
Auch bei Deinen Bewirtungskosten hat der Fiskus kräftig eins auf die Finger
bekommen und musste den Ausschluss des Vorsteuerabzugs aus diesen Kosten
zurücknehmen (BMF-Schreiben v. 23. 6. 2005 – BStBl 2005 I S. 816). Mit seinem
unternehmerfreundlichen Urteil vom 10. 2. 2005 (BStBl 2005 II S. 509) hat der
BFH nämlich entschieden, dass Dir die Vorsteuern aus der Bewirtung von Ge-
schäftspartnern und Kunden zu 100 % zustehen. Auch hier musst Du nur dafür
sorgen, dass Du eine ordentliche Rechnung bekommst.

78049-7_s001-816.indb 687 28.08.2007 14:31:46 Uhr


688 XV. Die anderen Steuern

Zinsfreier Finanzierungszuschuss von 64 000 €


für Dein Haus!

1042 Was würdest Du davon halten, wenn Dir das Finanzamt einen zinslosen Kredit 1042
auf zehn Jahre zur Finanzierung Deines Wohnhauses gäbe? Bevor Du anfängst,
am Verstand des Autors zu zweifeln, lies einfach weiter.
Als Unternehmer kannst Du aus Rechnungen die volle Vorsteuer abziehen.
Dazu reicht es schon aus, wenn der gekaufte Gegenstand zu mindestens 10 %
unternehmerisch genutzt wird. Du kannst ihn dann einfach kraft Erklärung
Deinem Unternehmensvermögen zuordnen. Für Dein Wohnhaus bedeutet
das, Du musst Dir auf mindestens 10 % der Wohnfläche betriebliche Räume
einrichten, z. B. ein Arbeitszimmer. Damit kannst Du Dich auf den Standpunkt
stellen, Dein komplettes Haus gehöre umsatzsteuerlich zu Deinem Unter-
nehmen, und schon hast Du die Vorsteuern aus den Baukosten im Sack. Das
Finanzamt erstattet Dir also bei Baukosten von angenommen 400 000 € 19 % =
76 000, für die Du schon einmal keinen teuren Hypothekenkredit Deiner Bank
benötigst.
Leider kannst Du die 74 000 € nicht auf Dauer einstreichen. Nachdem Du
eingezogen bist, musst Du für den privat genutzten Teil Deines Hauses von
angenommen 85 % jährlich 19 % Umsatzsteuer zahlen. Der Pferdefuß: Den lau-
fenden Kosten werden in den ersten zehn Jahren auch jeweils 10 % der
ursprünglichen Herstellungskosten zugeschlagen. So zahlst Du also in den
nächsten zehn Jahren Schritt für Schritt die ursprünglich kassierten Vorsteuern
an den Fiskus zurück.
Wichtiger Hinweis
Nach Ablauf von zehn Jahren entfällt die umsatzsteuerliche Bindung für die
Immobilie. Die weitere Versteuerung des privaten Kostenanteils kannst Du
schlicht dadurch abstellen, dass Du das Haus – natürlich jetzt umsatzsteuerfrei
– gegen Übernahme der Hypothekenverbindlichkeiten an Deine bessere Hälfte
oder Deine erwachsenen Kinder verkaufst.
Und so könnte Deine Rechnung bei einem Hausbau in 2007 aussehen:
2007
Baukosten 2007 insgesamt 400 000 € (netto), Einzug 1. 1. 2008
Vorsteuer daraus 19 % = Auszahlung durch das Finanzamt 74 000 €

2008–2017
Jährliche laufende mit Umsatzsteuer belastete Kosten 5 000 €
10 % der Baukosten 40 000 € 1
Gesamtkosten 45 000 €

78049-7_s001-816.indb 688 28.08.2007 14:31:46 Uhr


2. Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) 689

Anteil für private Nutzung 85 % 38 250 €


Umsatzsteuer darauf 19 % 7 268 €
./. Vorsteuern aus laufenden Kosten 5 000 €  19 % – 950 €
Pro Jahr an das Finanzamt zu zahlen 6 318 €
 10 Jahre 63 180 €
Verbleiben neben dem zinsfreien Kredit von
74 000 € zu Deinen Gunsten 10 820 €
2
Wichtiger Hinweis
Du hast zur Zeit beste Chancen, dass die Rechnung für Dich deutlich günstiger
ausfällt. Der Fiskus setzt ja, wie Du an dem Beispiel gesehen hast, bei der Be-
rechnung Deines privaten Nutzungsanteils pro Jahr 10 % der Baukosten an. Die
tatsächlich anfallenden Kosten sind aber deutlich niedriger. An sich dürften
statt 10 % der Baukosten lediglich die Kosten aus der Abschreibung von 2 % in
die Berechnung einfließen. Das versuchen gerade findige Steuerzahler beim
Europäischen Gerichtshof durchzufechten (Vorlagebeschluss des FG Münster
v. 1. 2. 2005, DStR 2005 S. 420). Du solltest Dich dieser Meinung anschließen,
Einspruch gegen Deinen Umsatzsteuerbescheid erheben und das Finanzamt
bitten, erst über den Einspruch zu entscheiden, wenn der Europäische Gerichts-
hof in der Sache entschieden hat. Und so sieht Deine Alternativberechnung für
die Jahre 2008 – 2016 aus:
Und so sieht Deine Alternativberechnung für die Jahre 2008–2016 aus:
Jährliche laufende, mit Umsatzsteuer belastete Kosten 5 000 €
2 % der Baukosten 8 000 €
Gesamtkosten 13 000 €
Anteil für private Nutzung 85 % 11 050 €
Umsatzsteuer darauf 19 % 2 100 €
./. Vorsteuern aus laufenden Kosten 5 000 €  19 % 950 €
Pro Jahr an das Finanzamt zu zahlen 1 150 €
 10 Jahre 11 500 €
Wie Du siehst, bleiben Dir danach sogar 62 500 € aus der ursprünglichen Vor-
steuererstattung erhalten, die Du nicht zurückzahlen musst.

Mach Durchschnittssätze geltend!

1043 Gehörst Du als Unternehmer zu einer der Berufsgruppen in der folgenden 1043
Übersicht und musst zudem keine Bücher führen oder aufgrund jährlicher Be-

78049-7_s001-816.indb 689 28.08.2007 14:31:46 Uhr


690 XV. Die anderen Steuern

standsaufnahmen Abschlüsse machen, kannst Du die Vorsteuern nach festge-


legten Durchschnittssätzen geltend machen. Allerdings darf Dein Umsatz im
Vorjahr 61 356 € nicht übersteigen (§ 23 UStG).

Zusätzlich zu den Durchschnittssätzen kannst Du bei einer teilweisen Durch-


schnittssatzermittlung noch Vorsteuern abziehen für
● Wareneinkäufe, Rohstoffe, Halberzeugnisse, Hilfsstoffe und Zutaten
● die Anschaffung von Betriebsgebäuden, Grundstücken und Grundstückstei-
len sowie Aus-, Ein- und Umbauten oder Instandsetzungen
● Grundstücks-, Gebäude- oder Raummieten.
Übersicht Vorsteuerdurchschnittssätze (Durchschnittssätze für die Berechnung
sämtlicher Vorsteuerbeträge in Prozent des Umsatzes)

I. Handwerk
1. Bäckerei: 5,4
2. Bau- und Möbeltischlerei: 9,0
3. Beschlag-, Kunst- und Reparaturschmiede: 7,5
4. Buchbinderei: 5,2
5. Druckerei: 6,4
6. Elektroinstallation: 9,1
7. Fliesen- und Plattenlegerei, sonstige Fußbodenlegerei und -kleberei: 8,6
8. Friseure: 4,5
9. Gewerbliche Gärtnerei: 5,8
10. Glasergewerbe: 9,2
11. Hoch- und Ingenieurhochbau: 6,3
12. Klempnerei, Gas- und Wasserinstallation: 8,4
13. Maler- und Lackierergewerbe, Tapezierer: 3,7
14. Polsterei- und Dekorateurgewerbe: 9,5
15. Putzmacherei: 12,2
16. Reparatur von Kraftfahrzeugen: 9,1
17. Schlosserei und Schweißerei: 7,9
18. Schneiderei: 6,0
19. Schuhmacherei: 6,5
20. Steinbildhauerei und Steinmetzerei: 8,4
21. Stukkateurgewerbe: 4,4
22. Winder und Scherer: 2,0
23. Zimmerei: 8,1

II. Einzelhandel
1. Blumen und Pflanzen: 5,7
2. Brennstoffe: 12,5
3. Drogerien: 10,9

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2. Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) 691

4. Elektrotechnische Erzeugnisse, Leuchten, Rundfunk-, Fernseh- und Phono-


geräte: 11,7
5. Fahrräder und Mopeds: 12,2
6. Fische und Fischerzeugnisse: 6,6
7. Kartoffeln, Gemüse, Obst und Südfrüchte: 6,4
8. Lacke, Farben und sonstiger Anstrichbedarf: 11,2
9. Milch, Milcherzeugnisse, Fettwaren und Eier: 6,4
10. Nahrungs- und Genussmittel: 8,3
11. Oberbekleidung: 12,3
12. Reformwaren: 8,5
13. Schuhe und Schuhwaren: 11,8
14. Süßwaren: 6,6
15. Textilwaren verschiedener Art: 12,3
16. Tiere und zoologischer Bedarf: 8,8
17. Unterhaltungszeitschriften und Zeitungen: 6,3
18. Wild und Geflügel: 6,4

III. Sonstige Gewerbebetriebe


1. Eisdielen: 5,8
2. Fremdenheime und Pensionen: 6,7
3. Gast- und Speisewirtschaften: 8,7
4. Gebäude- und Fensterreinigung: 1,6
5. Personenbeförderung mit Personenkraftwagen: 6,0
6. Wäschereien: 6,5

IV. Freie Berufe


1. a) Bildhauer: 7,0
b) Grafiker (nicht Gebrauchsgrafiker): 5,2
c) Kunstmaler: 5,2
2. Selbständige Mitarbeiter bei Bühne, Film, Funk, Fernsehen und Schallplat-
tenproduzenten: 3,6
3. Hochschullehrer: 2,9
4. Journalisten: 4,8
5. Schriftsteller: 2,6

Durchschnittssätze für die Berechnung eines Teils der Vorsteuerbeträge


1. Architekten: 1,9
2. Hausbandweber: 3,2
3. Patentanwälte: 1,7
4. Rechtsanwälte und Notare: 1,5
5. Schornsteinfeger: 1,6
6. Wirtschaftliche Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung: 1,7

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692 XV. Die anderen Steuern

Zahl mit der Differenzbesteuerung


nur einen Bruchteil der Umsatzsteuer!

1044 Aufgemerkt, alle Händler von Gebrauchtwaren, Besitzer von Secondhandlä- 1044
den, Floh- und Trödelmarktprofis! Jedes Mal die volle Umsatzsteuer abzudrü-
cken, wenn Ihr ein Geschäft gemacht habt, ist vor allem dann ärgerlich, wenn
Ihr die Vorsteuer der Einkäufe nicht gegenrechnen könnt, weil der Lieferant
eine Privatperson war oder aus anderen Gründen keine Umsatzsteuer in Rech-
nung stellen konnte, z. B. weil er Kleinunternehmer ist. Die Zauberformel, mit
der Ihr künftig die Umsatzsteuerzahlung an das Finanzamt auf einen Bruchteil
der bisherigen Höhe stutzen könnt, heißt »Differenzbesteuerung« oder »Mar-
genbesteuerung«. Du findest sie in § 25 a UStG, der anfangs nur als Sondervor-
schrift für den Handel mit gebrauchten Autos gedacht war, aber inzwischen für
alle gilt, die bewegliche Sachen kaufen und weiterverkaufen. An sich ist die
Sache ganz einfach. Bei der Differenzbesteuerung zahlst Du die Umsatzsteuer
nicht vom vollen Verkaufspreis, sondern von der Differenz zwischen Deinem
Einkauf und dem Verkaufserlös.
Beispiel
Angenommen, Du handelst mit alten Möbeln. Von einem Privatmann hast Du 1
eine besonders schöne Truhe für 5 000 € erstanden. Verkaufen willst Du sie für
8 300 €.
Bislang hast Du Deine Umsatzsteuer so berechnet:
Verkaufspreis netto (Bemessungsgrundlage) 7 000 €
19 % Umsatzsteuer 1 330 € 1 330 €
Bruttoverkaufspreis 8 330 €
Mit Differenzbesteuerung sieht die Rechnung jetzt so aus:
Bruttoverkaufspreis 8 330 €
./. Einkaufspreis – 5 000 €
Differenz (Marge) brutto 3 330 €
darin enthaltene Umsatzsteuer 19 % ca. 532 € 532 € 1
Nettodifferenz (Bemessungsgrundlage) 2 798 €
Steuerersparnis für Dich 798 €
Wie Du siehst, erhöht sich in diesem Fall Dein Verdienst bei gleichem Verkaufs-
preis um etwa ein Drittel von 2 000 € auf 2 798 €, ohne dass Du dafür einen
Handschlag tun musstest. Für den richtigen Durchblick bei der Differenzbe-
steuerung solltest Du Folgendes wissen:
● Du kannst nur als sog. Wiederverkäufer von der Differenzbesteuerung profi-
tieren. Das bedeutet aber nur, dass Du Waren kaufen und wiederverkaufen
musst.

78049-7_s001-816.indb 692 28.08.2007 14:31:47 Uhr


2. Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) 693

● Begünstigt ist nur der An- und Verkauf beweglicher körperlicher Gegen-
stände, mit Ausnahme von Edelmetallen und Edelsteinen. Nicht unter die
Differenzbesteuerung fällt ferner der Verkauf gebraucht gekaufter Sachen,
die Du in Deinem Betrieb genutzt hast, z. B. Firmenwagen oder Büroeinrich-
tung.
● Du musst die Sachen ohne Umsatzsteuer eingekauft haben, z. B. von einer
Privatperson,
4
– einem Unternehmer, bei dem die Lieferung steuerbefreit ist (z. B. wenn Du
von einem Arzt Teile der Praxiseinrichtung kaufst),
– einem Kleinunternehmer,
– einem Wiederverkäufer, der selbst die Differenzbesteuerung anwendet.
● Machst Du von der Differenzbesteuerung Gebrauch, gilt immer der Steuer-
satz von 19 %. Allerdings kannst Du Dich bei jedem Geschäft entscheiden, ob
Du die Normal- oder die Differenzbesteuerung wählst.

zur Differenzbesteuerung

1045 Auf die Differenzbesteuerung solltest Du verzichten, wenn Deine Umsätze 1045
dem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 % unterliegen und Deine Gewinnauf-
schläge 100 % oder mehr betragen. In diesem Fall fährst Du mit der Regelbe-
steuerung besser.
● In den Rechnungen für Deine Verkäufe mit Differenzbesteuerung darfst Du
keine Umsatzsteuer offen ausweisen.
● Wenn Du neben der Differenzbesteuerung auch Umsätze mit Regelbesteue-
rung machst, musst Du für beide Sparten getrennte Aufzeichnungen führen.
Richte in Deiner Buchführung möglichst getrennte Konten für die Einkäufe
und die Verkäufe ein.

1046 Neues Auto billig aus Dänemark? 1046


Wie preiswert neue Autos sein können, zeigen die Preislisten in manchen EU-
Ländern. Holst Du Dir aber so ein neues Auto, musst Du – anders als beim Kauf
eines alten Autos oder anderer Waren im Ausland – bei uns die Umsatzsteuer
bezahlen. Dies gilt auch für Privatpersonen. Wichtig: Innerhalb von zehn Tagen
nach dem Kauf musst Du eine Umsatzsteuererklärung beim Finanzamt einrei-
chen und die Umsatzsteuer bezahlen. Du zahlst 19 % vom Nettopreis des Autos.
Tust Du das nicht, bekommst Du Ärger, denn die Zulassungsstelle schickt dem
Finanzamt eine Kontrollmitteilung, und dann erscheint der Steuerprüfer. Und
der hat auch Vordrucke parat, auf denen er Dir die Eröffnung eines Bußgeld-

78049-7_s001-816.indb 693 28.08.2007 14:31:47 Uhr


694 XV. Die anderen Steuern

verfahrens mitteilen kann (Quelle: § 18 Abs. 5 a UStG; BMF-Schreiben v.


26. 11. 1992 – BStBl 1992 I S. 761).

Ein Minister, egal ob vom Regierungschef gekündigt


oder ob er das Handtuch schmeißt (wie Lafontaine),
erhält mindestens ein Übergangsgeld von 55 000 €.
Dafür genügt im Extremfall ein einziger Tag im Amt.
(Bund der Steuerzahler, 5/99)

3. Die Grundsteuer
1047 Die Grundsteuer besteuert den Grund und Boden einschließlich Gebäude. Auf 1047
die Steuermesszahl schlägt die Gemeinde den Hebesatz (z. B. 300 %) auf, der
jedem Grundsteuerbescheid zu entnehmen ist.
Die Steuermesszahl beträgt bezogen auf den Einheitswert für
● land- und forstwirtschaftliche Betriebe 6,0 ‰
● Einfamilienhäuser für die ersten 38 346,89 € 2,6 ‰
● den übersteigenden Rest 3,5 ‰
● Zweifamilienhäuser 3,1 ‰
● Eigentumswohnungen 3,5 ‰
● alle übrigen (z. B. Mietswohnhäuser, unbebaute Grundstücke) 3,5 ‰

Die Grundsteuer ist nicht verfassungswidrig, so hat das Bundesverfassungsge-


richt im Verfahren 1 BvR 1644/05 entschieden.

So senkst Du die Grundsteuer!

Anders als bei der Erbschaftsteuer, bei der ein besonderer Bedarfswert für das
Grundstück berechnet wird, gelten für die Grundsteuer Einheitswerte. Es lohnt
sich, diesen Einheitswert anzugreifen, wann immer dies erfolgversprechend er-
scheint. Wie? Die Einspruchsfrist von vier Wochen ist verstrichen? Nun – das
macht hier nichts, denn das Finanzamt ist verpflichtet, den Einheitswert zu
überprüfen, wann immer es darauf aufmerksam gemacht wird, dass er überhöht
ist. Wenn der neue Einheitswert vom bisherigen um mehr als 10 %, aber min-
destens 250 € nach unten bzw. mindestens 2 500 € nach oben oder unabhängig
von der prozentualen Abweichung um 2 500 € nach unten bzw. mehr als 50 000 €
nach oben abweicht, muss fortgeschrieben, d. h. berichtigt werden.
Vielleicht kannst Du einen der folgenden Gründe angeben, um Deinem Angriff
auf den Einheitswert zum Erfolg zu verhelfen:

78049-7_s001-816.indb 694 28.08.2007 14:31:48 Uhr


3. Die Grundsteuer 695

● Neben dem Haus wurde ein Schießplatz bzw. ein Truppenübungsgelände er-
richtet (bis 4 km Nähe).
● Eine Flugschneise führt plötzlich über das zuvor ruhige Grundstück.
● Ein Industriebetrieb in der Nähe des Hauses entwickelt starken Lärm oder
stinkende Rauch- oder Abgasschwaden.
● Bauerwartungsland wurde zur Grünzone erklärt.
● Ein Grundstück, das nur für frei stehende Häuser geplant war, wird für Rei-
henhäuser vorgesehen.
● Baumängel und Bauschäden sind plötzlich aufgetreten.
7 ● Feuchtigkeitsschäden sind am Haus aufgetreten.
● Der Bau einer Schnellstraße durch die bisher ruhige Wohngegend rechtfer-
tigt eine Minderung des Rohmietenansatzes.
● Die Mieten sind im Jahr der Bezugsfertigkeit nicht so hoch wie in den fol-
genden Jahren.
● Eine Ertragsminderung ist infolge leerstehender oder niedriger vermieteter
Wohnung eingetreten.
● Es ist ein Brandschaden eingetreten. Fordere hier unbedingt Grundsteuerer-
lass und für den kommenden 1. 1. des Jahres eine Wertfortschreibung des
Einheitswerts.

Weniger Grundsteuer für Reihenhausbesitzer

Reihenhäuser stehen oft auf kleinen Grundstücken. Steht Dein Haus auf einem
Grundstück mit weniger als 250 qm, solltest Du Dich unbedingt vergewissern,
ob das Finanzamt bei der Einheitsbewertung einen Abschlag wegen kleiner
Grundstücksfläche vorgenommen hat.
Lass Dir in der Bewertungsstelle des Finanzamts den örtlichen Mietspiegel zei-
gen, der für die Bewertung Deines Reihenhauses maßgebend ist.

Hat die Bewertungsstelle für Dein Reihenhaus eine Quadratmetermiete (üb-


liche Miete) angesetzt, die für normal große Grundstücke gilt, beantrage sofort
Berichtigung des Einheitswertbescheids und verlange einen Abschlag von min-
destens 20 %. Das hat zugleich die Berichtigung des Grundsteuermessbescheids
zur Folge.
Sage dem Bearbeiter in der Bewertungsstelle: Wenn das Finanzamt bei über-
großer Grundstücksfläche einen Zuschlag macht, weil das Gesetz es so vor-
schreibt, muss es bei kleiner Grundstücksfläche einen Abschlag machen. Alles

78049-7_s001-816.indb 695 28.08.2007 14:31:48 Uhr


696 XV. Die anderen Steuern

andere ist ungerecht. Einfamilienhäuser mit großer Grundstücksfläche erhalten


einen Wertzuschlag, wenn und soweit die Grundstücksfläche größer als 1 500 qm
ist. Der Wertabschlag für Einfamilienhäuser mit kleiner Grundstücksfläche
wird im Allgemeinen dadurch vorgenommen, dass die »übliche Miete« herab-
gesetzt wird.
Die Herabsetzung wirkt sich entsprechend auf die Höhe des Einheitswerts
aus. Rechtsquellen: §§ 79 und 82 BewG, ferner Komm. Gürsching/Stenger § 82
Rd-Nr. 9.5; Rössler/Troll § 82 Anm. 51 und Grundbesitz-Kartei OFD München
§ 82 Abs. 1 Karte 1.

Zahle für ein altes Haus weniger Grundsteuer!

Auch an Häusern nagt der Zahn der Zeit. Du solltest deshalb Überlegungen
anstellen, ob Deine Häuser noch den heutigen Anforderungen genügen. Wenn
sich die Maßstäbe hinsichtlich Belüftung, Belichtung, Zimmeranordnung, Trep-
penhausgestaltung, Dachkonstruktion usw. stark verschoben haben oder Du
erkennst, dass die Häuser längere Zeit vor Ablauf der angenommenen Nut-
zungsdauer wirtschaftlich nicht mehr zu nutzen sind, ist ein Abschlag vom bis-
herigen Einheitswert drin, und zwar wegen wirtschaftlicher Überalterung (BFH
v. 11. 10. 1974 – BStBl 1975 II S. 54). Suche Dir einen guten Sachverständigen,
der das feststellt, und richte an das Finanzamt einen Antrag auf Herabsetzung
des Einheitswerts.

Für die Elektrifizierung einer Bahnstrecke fehlten


an einer Brücke 5 cm Durchfahrhöhe.
Die Bahn wollte die Brücke abreißen und eine höhere bauen.
Der Rechnungshof regte eine Tieferlegung der Gleise
um 5 cm an. Einsparung: 4 Millionen €.
(Bericht des Bundesrechnungshofs)
1

4. Die Grunderwerbsteuer
1048 Die Grunderwerbsteuer besteuert den Grundstückswechsel. Sie beträgt 3,5 % 1048
des Kaufpreises. Keine Grunderwerbsteuer fällt jedoch an, wenn
● Du ein Grundstück ohne Gegenleistung geschenkt erhältst;
● Du es von jemandem erwirbst, mit dem Du in gerader Linie verwandt bist
(Eltern – Kinder, Großeltern – Enkelkinder); begünstigt ist auch der Erwerb
von Stiefkindern/-eltern, Schwiegerkindern und -eltern;

78049-7_s001-816.indb 696 28.08.2007 14:31:48 Uhr


4. Die Grunderwerbsteuer 697

● Du als Gegenleistung nicht mehr als 2 500 € zahlst;


● Du es erbst;
● es aus einem Nachlass stammt, der mit Miterben geteilt wird;
● durch Umwandlung von Flächen- in Gemeinschaftseigentum und umgekehrt
ein Grundstück erworben wird;
● es vom Ehegatten oder durch den früheren Ehegatten im Rahmen der Ver-
mögensteilung nach einer Scheidung erworben wird.

Mit der Besteuerung von Grunderwerb hängt sich der Fiskus an das elementare
Bedürfnis des Menschen nach den eigenen vier Wänden, ohne selbst etwas
Nützliches zum Erwerbsvorgang beizutragen, geschweige denn zur Wertsteige-
rung des Grundstücks. Besonders schlimm ist, dass der Fiskus schon kassiert,
bevor der Grunderwerb überhaupt vollzogen ist. »Das Verpflichtungsgeschäft
– sprich Abschluss des notariellen Kaufvertrages – begründet den Anspruch auf
die Grunderwerbsteuer«, so der Originalton des GrEStG. Willst Du vom Fi-
nanzamt Dein Geld zurück, weil das Verpflichtungsgeschäft nicht zustande ge-
kommen ist, weil z. B. der Verkäufer nicht liefern kann, musst Du schweres Ge-
schütz auffahren und sogar aufpassen, dass man Dich verfahrensmäßig nicht auf
den Holzweg führt.

So sparst Du beim Hausbau


über 5 000 € Grunderwerbsteuer.

1049 Wenn Du Dich mit Bauabsichten trägst, willst Du Deinen sowieso schon engen 1049
Finanzierungsspielraum sicher nicht mit unnötiger Grunderwerbsteuer strapa-
zieren. Vorsicht ist immer dann geboten, wenn Du Grundstück und Haus sozu-
sagen aus einer Hand kaufst, Du Dich z. B. für ein vom Bauunternehmen
8 schlüsselfertig angebotenes Eigenheim entscheidest. In diesem Fall knöpft Dir
der Fiskus nämlich Grunderwerbsteuer nicht nur vom Kaufpreis für das
Grundstück, sondern auch von den Baukosten für das Haus ab. Bei einem
Grundstückspreis von 25 000 € und 150 000 € Baukosten sind das immerhin
6 125 €, die Du in den Schornstein schreiben kannst. Geht die Baufirma vor
Fertigstellung des Hauses in Konkurs, hast Du zwei Möglichkeiten zur Erstat-

78049-7_s001-816.indb 697 28.08.2007 14:31:49 Uhr


698 XV. Die anderen Steuern

tung der Grunderwerbsteuer: vom Konkursverwalter den Rückerwerb des


Grundstücks erwirken oder, wenn Du in eigener Regie weiterbauen willst,
nachträgliche Herabsetzung des Kaufpreises auf die Höhe der tatsächlichen
Leistung. Weise sodann das Finanzamt auf § 16 Abs. 2 und 3 GrEStG hin, dann
klappt der Laden. Das muss aber innerhalb von zwei Jahren seit Entstehung
der Steuer geschehen.

Wesentlich besser fährst Du, wenn Du von vornherein zunächst das Grundstück 1
kaufst und Dich dann selbst um ein Bauunternehmen und die Handwerker
kümmerst. Du hast damit zwar ein wenig mehr Lauferei am Hals, die wird Dir
aber dadurch versüßt, dass Du auf die Baukosten von 150 000 € keinen Cent
Grunderwerbsteuer zahlst. Deine Ersparnis beläuft sich auf satte 5 250 €. Zu-
sätzlich hast Du den Vorteil, dass Du Dir aus mehreren Angeboten von Baufir-
men das günstigste aussuchen kannst.

5. Die Kirchensteuer
1050 Ich bin absolut gegen die Kirchensteuer, weil Religionen den meisten Hass 1050
unter die Menschen bringen und Scheiterhaufen, Mord, Totschlag, Überfall auf
Unschuldige und unzählige Kriege auf dem Gewissen haben. Die Kirchensteuer
wird nach der Einkommen- oder Lohnsteuer erhoben. Die Kirchensteuersätze
sind regional unterschiedlich und betragen 8 oder 9 %, bei pauschalierter Lohn-
steuer 4,5 bis 9 % der Pauschsteuer. Ist ein Ehegatte aus der Kirche ausgetreten,
fällt für ihn keine Kirchensteuer an. Bei der Zusammenveranlagung zur Ein-
kommensteuer ist die Steuerbemessungsgrundlage für den kirchensteuerpflich-
tigen Ehegatten gesondert – nach der Höhe seiner Einkünfte – festzustellen. Ist
z. B. der Ehemann aus der Kirche ausgetreten und hat die Ehefrau, die noch in
der Kirche ist, keine Einkünfte, kann bei der Zusammenveranlagung keine Kir-
chensteuer festgesetzt werden. Wer austreten will, muss je nach Bundesland
eine entsprechende Erklärung beim Standesamt, beim Generalvikariat oder
beim Amtsgericht einreichen. Erkundige Dich beim Finanzamt, welche Institu-
tion in Deinem Bundesland für die Entgegennahme der Kirchenaustrittserklä-
rung zuständig ist. Die Steuer darf dann nur noch bis zum Ende des Monats
erhoben werden, der auf den Austrittsmonat folgt. Wer also am 15. März seinen
Austritt erklärt, zahlt ab 1. Mai keine Kirchensteuer mehr. Für Kinder unter 14
Jahren können die Eltern den Austritt erklären.

Wenn Du aus der Kirche ausgetreten bist, lass Deine Steuerkarte ändern. An-
sonsten muss Dein Arbeitgeber weiterhin für Dich Kirchenlohnsteuer an das
Finanzamt entrichten.

78049-7_s001-816.indb 698 28.08.2007 14:31:49 Uhr


5. Die Kirchensteuer 699

Spar Kirchensteuer!

1051 Dazu musst Du nicht aus der Kirche austreten! Stell an die Diözese oder die 1051
Landeskirche einen Antrag auf »Kappung« der Kirchensteuer. Ganz mecha-
nisch berechnet nämlich das Finanzamt 8 oder 9 % Deiner Einkommensteuer
für Kirchensteuer. Deine Kinder mindern die Kirchensteuerbelastung lediglich
ein wenig, da für sie bei der Berechnung der Einkommensteuer als Bemes-
sungsgrundlage für die Kirchensteuer ein Kinderfreibetrag in Höhe von 3 648 €
sowie ein Betreuungsfreibetrag von 2 160 €, insgesamt also 5 808 € angesetzt
werden – auch, wenn Du Kindergeld kassiert hast. Bitte in Deinem Antrag
darum, diese Abgabe auf höchstens 3 bis 4 % Deines zu versteuernden Einkom-
mens zu begrenzen.
Hier eine Übersicht der Möglichkeiten:
Kappungsmöglichkeit in %
Hebesatz in % der des steuerpfl. Eink.
Land
Einkommensteuer
ev. Kirchen kath. Diözesen
0
Baden-Württemberg 8 3,5 3,5
Bayern 8 keine keine
Berlin 9 3 3
Brandenburg 9 3 3
Bremen 8 3 3
Hamburg 8 3 3
Hessen 9 4 4
Mecklenburg-Vorpommern 9 keine1 keine
Niedersachsen 9 3,5 3,5
Thüringen 9 4 4
Nordrhein-Westfalen 9 4 4
Rheinland-Pfalz 9 4 42
Saarland 9 3,5 3,5
Sachsen 9 3,5 3,5
Sachsen-Anhalt 9 3,5 3,5
Schleswig-Holstein 9 3,5 3,5
1 Außer
Pommersche ev. Kirche 3,5 %.
2 Nur Diözese Speyer.

Die Kirchensteuer zu kappen gelingt leider erst bei einem sehr hohen zu versteu-
ernden Einkommen. Es sei denn, Du verhandelst an höchster Stelle und lässt bei

78049-7_s001-816.indb 699 28.08.2007 14:31:49 Uhr


700 XV. Die anderen Steuern

einem ablehnenden Verhalten im Gespräch einfließen, dass Du Dir bei mangeln-


dem Entgegenkommen die Kirchensteuer auch gänzlich sparen könntest . . .
Berechnungsbeispiel
1
Zu versteuerndes Einkommen 800 000 €
Darauf Einkommensteuer
lt. Splittingtabelle 378 132 €
Kirchensteuer 9% von 378 132 € = 34 032 €
Kappung der Kirchensteuer auf
4 % von 800 000 € = 32 000 €
Ersparnis an Kirchensteuer 2 032 €

1052 Als Arbeitnehmer kannst Du versuchen, aus Billigkeitsgründen einen Teilerlass 1052
der Kirchensteuer zu erhalten, wenn die Kirchensteuer am Ort der gehalts-
zahlenden Stelle niedriger ist als am Wohnort. Das ist z. B. der Fall, wenn Du in
Hamburg (Hebesatz 8 %) arbeitest und in Schleswig-Holstein (Hebesatz 9 %)
wohnst. Bei der Veranlagung zur Einkommensteuer knöpft Dir Dein Finanzamt
in Schleswig-Holstein zu Recht 9 % Kirchensteuer ab, an Lohnkirchensteuer
werden Dir aber nur 8 % angerechnet, weil nicht mehr einbehalten wird. Du
musst also regelmäßig nachzahlen, wenn Du mit Deinem Antrag auf Erlass von
1 % keinen Erfolg hast. Zuständig für Erlassanträge sind die Kirchenbehörden, 1
nicht die Finanzämter.

Hinweis: Der Erlass ist eine sog. Billigkeitsmaßnahme. Du bist also auf den
guten Willen der Kirche angewiesen. Wie mir ein treuer Leser berichtet hat,
hatte er mit seinem Antrag keinen Erfolg. Wie kurzsichtig diese Entscheidung
der Kirche war, siehst Du an der Konsequenz, die er aus so viel Hartleibigkeit
gezogen hat: Er ist aus der Kirche ausgetreten.

Statt Kirchensteuer zu zahlen, lass Dir


eine Steuererstattung vom Finanzamt geben!

1053 Falls Du Dich über die Höhe der Kirchensteuer ärgerst, der Kirche aber nicht 1053
ganz den Rücken kehren willst, weiß Dir der Verfasser einen feinen und noblen
Rat zu geben:

Tritt aus der Kirche aus und leiste anstelle der Kirchensteuer dem örtlichen
Pfarrer eine Spende – natürlich gegen entsprechende Spendenbescheinigung.
Ich bin sicher, dass Dich der Pfarrer als solches Nichtmitglied lieber in seinem
Sprengel sieht denn als Kirchensteuerzahler. Warum? Ganz einfach: Deine

78049-7_s001-816.indb 700 28.08.2007 14:31:50 Uhr


5. Die Kirchensteuer 701

Spende kommt unmittelbar seiner Gemeinde zugute, während die Kirchen-


steuer in den großen Kirchentopf fließt.

1054 Ein Kirchenangehöriger, dessen Leistungsfähigkeit sich durch die Eheschlie- 1054
ßung mit einem gut verdienenden, aber keiner Kirche angehörenden Ehegatten
erhöht hat, braucht, wenn er nicht selbst einkommensteuerpflichtig ist, keine
Kirchensteuer zu bezahlen (siehe auch Rz 1038).
In solchen Fällen soll nach den Ausführungen des BVerfG in seinen Entschei-
dungen v. 14. 12. 65, a. a. O., eine Besteuerung »etwa an dem Lebensführungs-
aufwand des kirchensteuerpflichtigen Ehegatten anknüpfen« können. In eini-
gen neueren Kirchensteuerrahmengesetzen ist deshalb eine Besteuerung des in
glaubensverschiedener Ehe lebenden Ehegatten in der Form eines »besonderen
2 Kirchgelds« vorgesehen und dessen Erhebung den Kirchen anheimgestellt. Von
dieser Ermächtigung wird nicht immer Gebrauch gemacht. Soweit doch, erfolgt
die Erhebung durch die Finanzämter nach einer Kirchgeldtabelle für Gemein-
demitglieder in glaubensverschiedener Ehe.

Lass Dir die Kirchgeldtabelle im Zweifel von der für Dich zuständigen Kirchen-
körperschaft, z. B. dem Generalvikariat, zuschicken.

1055 Wenn Ehepaare verschiedenen Religionen angehören 1055


Ist z. B. der berufstätige Ehemann römisch-katholisch und die nicht berufstätige
Ehefrau evangelisch, wird auf der Lohnsteuerkarte des Ehemannes eingetra-
gen: Kirchensteuerabzug Arbeitnehmer: rk, Ehegatte: ev. In diesem Fall er-
scheint die Kirchensteuer in > Zeile 7 der Lohnsteuerkarte. Die evangelische
Kirche freut sich, denn sie profitiert in Höhe von 50 % von der Kirchensteuer
des – katholischen – Arbeitnehmers (unfaire Halbteilung). Gehört der Ehe-
mann keiner Kirche an, steht auf der Lohnsteuerkarte »vd« oder »–«. In diesem
Fall darf ihm keine Kirchensteuer abgezogen werden.
Haben beide Ehepartner Einkünfte, aber nur z. B. der Mann gehört einer Kir-
che an, wird die Kirchensteuer nach dem Verhältnis der auf ihn entfallenden
Einkommen- oder Lohnsteuer gesondert festgesetzt. Immer wieder kommt es
aber vor, dass die Finanzämter die volle Kirchensteuer von 8 oder 9 % festset-
zen, obwohl nur ein Ehepartner kirchensteuerpflichtig ist. Wirf in einem sol-
chen Fall ein scharfes Auge auf die Kirchensteuer!
So prüfst Du den Steuerbescheid auf richtige Berechnung der Kirchensteuer,
3 wenn z. B. beide Eheleute Einkünfte haben und ein Kind zu berücksichtigen ist:
Ehemann Ehefrau
Konfession – ev
Summe der Einkünfte z. B. 20 000 € 10 000 €
Steuer nach Grundtabelle 3 235 € 611 €
Summe = Verteilungsmaßstab 3 846 €
Anteilig 84,11% 15,89%

78049-7_s001-816.indb 701 28.08.2007 14:31:50 Uhr


702 XV. Die anderen Steuern

Gemeinsame Einkommensteuer
lt. Einkommensteuerbescheid 3 706 €
Davon entfallen auf die kirchenangehörige
Ehegattin 16,63 % (abgerundet) = 588 €
Davon Kirchensteuer 9 % 53 €

6. Der Solidaritätszuschlag
1056 Der Solidaritätszuschlag hält sich nach wie vor hartnäckig, und angesichts lee- 1056
rer Kassen ist nicht damit zu rechnen, dass ihm die Politkaste in Berlin den
Garaus macht.
Berechnungsgrundlage für den Soli ist
● bei der Einkommensteuer die Einkommensteuerschuld abzgl. der anrechen-
baren Körperschaftsteuer.
Aber bereits im laufenden Jahr wird Dir der Solidaritätszuschlag einbehalten,
z. B. zusammen mit
● den Einkommensteuervorauszahlungen,
● der Kapitalertrag- und der Zinsabschlagsteuer. 1
Als Arbeitnehmer wird Dir der Solidaritätszuschlag bei jeder Lohnzahlung mit
5,5 % der Lohnsteuer abgezogen. Diese vorweg einbehaltenen Beträge werden
Dir bei einer Veranlagung zur Einkommensteuer genau wie die Lohnsteuer auf
den endgültigen Solidaritätszuschlag angerechnet.
Kleinverdiener mit einer Einkommensteuer von nicht mehr als 972 €/1 944 €
bleiben vom Solidaritätszuschlag verschont, d. h., er wird nur erhoben, wenn er
höher als 53 €/107 € (Ledige/Verheiratete) ist.

1057 Liegst Du mit Deiner Einkommensteuer knapp über diesen Freibeträgen, fällst 1057
Du unter eine Härteregelung. Bei einer Einkommensteuerschuld zwischen
972 € und 1 302 € (Ledige) bzw. 1 944 € und 2 604 € (Verheiratete) werden nur
20 % der Differenz zwischen Einkommensteuerschuld und 972 €/1 944 € als So-
lidaritätszuschlag erhoben.
Zu versteuerndes Einkommen 2006 27 000 €
Einkommensteuer lt. Splittingtabelle 2006 2 344 €
Solidaritätszuschlag 5,5 % 128,92 €
höchstens aber:
2 344 € – 1 944 € = 400 €  20 % = 80,00 €

78049-7_s001-816.indb 702 28.08.2007 14:31:50 Uhr


7. Die Ökosteuer 703

Die Freibeträge und die Härteregelung gelten auch beim Lohnsteuerabzug. Bei
der monatlichen Lohnzahlung fällt daher kein Solidaritätszuschlag an, wenn
folgende Beträge nicht überschritten werden:

Steuerklasse Lohnsteuer,
bis zu der kein SolZ anfällt
I 81 €
II 81 €
III 162 €
IV 81 €
6 V 81 €
VI 81 €

7. Die Ökosteuer
1058 Die Steuersätze auf Kraftstoffe, Heizöl und Gas wurden mehrmals ange- 1058
mS hoben, und es wurde eine Stromsteuer eingeführt. Die Steuerschuldner
sind zwar die Stromversorger, belastet sind aber Du und ich als Otto Normal-
verbraucher und der Unternehmer, der für seinen Betrieb auf Energien ange-
wiesen ist!

Für das produzierende Gewerbe – darunter fallen auch eine Vielzahl von Hand-
werksbetrieben – sind Sonderregelungen vorgesehen. Allerdings wird eine Er-
mäßigung erst dann gewährt, wenn die jährliche Strom- bzw. Gas- und Heizöl-
steuer bestimmte Höchstgrenzen überschreiten.

So bekommst Du bei der Ökosteuer eine Ermäßigung!

Du stellst in jedem Fall beim zuständigen Hauptzollamt einen Antrag auf Er-
mäßigung. Denn wenn Du ein Mal zum Bezug verbilligter Energie berechtigt
bist, gilt diese Vergünstigung auf Dauer. Das ist doch den Verwaltungsaufwand
wert, oder?

78049-7_s001-816.indb 703 28.08.2007 14:31:51 Uhr


704 XV. Die anderen Steuern

Mach einen Vergütungsanspruch geltend!

Du kannst einen Vergütungsanspruch für die Ökosteuer geltend machen, wenn


Deine Steuerbelastung ohne Mineralölsteuer das 1,2fache des Entlastungsbe-
trags für Dich als Arbeitgeber durch die Absenkung der Rentenversicherungs-
beiträge übersteigt. Hierfür musst Du eine Energiesteuererklärung erstellen.
Du merkst schon, dass das Gesetz mal wieder vollkommen wirr und unver-
ständlich ist, nur damit niemand auf die Idee kommt, Erstattungen zu bean-
tragen.
Doch da haben unsere Regierungshelden nicht mit Dir und mir gerechnet!
Stelle alle erforderlichen Anträge und warte in Ruhe ab. Sollen doch die Beam-
ten für Dich überlegen, ob Du zum Kreis der Begünstigten gehörst!

Die erforderlichen Anträge und zugehörigen Informationen kannst Du bei


Deiner Handwerkskammer oder Innung erhalten.
Ist die Ökosteuer verfassungskonform?
Die bereits anhängigen bzw. in Vorbereitung befindlichen Klagen gegen die
Ökosteuer werden vom Bund der Steuerzahler positiv beurteilt. Sie erscheinen
als aussichtsreich. Das gilt sowohl für Klagen, mit denen die Verletzung des
Gleichheitssatzes gerügt wird, wie auch für Klagen, die sich mit der Verwen-
dung des Aufkommens aus der Ökosteuer – zu dem alle Bevölkerungsgruppen
beitragen – zur Absenkung der Lohnnebenkosten befassen. Beide Aspekte
wurden von der Arbeitsgruppe »Verfassung und Steuern« geprüft. Die Öko-
steuer gehört damit zu den Komplexen, die aus Sicht der Arbeitsgruppe auf den
verfassungsrechtlichen Prüfstand gehören.

Häng Dich dran und lass Dir nicht ohne rechtliche und moralische Berechti-
gung jeden müden Euro aus der Tasche ziehen!

78049-7_s001-816.indb 704 28.08.2007 14:31:51 Uhr


705

Wenn der Pöbel aller Sorten


tanzt um die goldenen Kälber:
Denke, Du hast vom Leben
doch am Ende nur Dich selber.
(Goethe)

XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt


1. Das Finanzamt stellt Steueransprüche. Was ist zu tun?
1059 Jedem Steueranspruch liegt ein Steuerbescheid zugrunde. Der Steuerbescheid 1059
enthält Angaben über Art und Höhe der Steuer, wer die Steuer schuldet und
wann sie fällig ist. Außerdem werden die Besteuerungsgrundlagen (d. h. Deine
Einkünfte) angegeben und eine Einspruchsfrist erteilt.
Bist Du nicht sicher, ob alles rechtens ist, dann lege Einspruch gegen den Be-
scheid ein.

An Finanzamt Nimmstadt Ort, Datum. . . . . . . . . .

Betrifft: Einkommensteuerbescheid für . . . . . . . . . . . vom . . . . . . . . . .


Steuernummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Gegen den obigen Bescheid lege ich Einspruch ein.


Begründung folgt.

...............................
Unterschrift

Der Einspruch muss innerhalb der Einspruchsfrist von vier Wochen eingelegt
werden, denn danach ist der Bescheid rechtskräftig und somit nicht mehr än-
derbar. Die Rechtsmittelfrist beginnt bei Zustellung des Steuerbescheids mit
einfachem Brief – das ist der Normalfall – drei volle Tage nach Aufgabe zur Post
durch das Finanzamt.
Beispiel
Poststempel Freitag, 21. 11.; Beginn der Rechtsmittelfrist Dienstag, 25. 11.,
0 Uhr; Ende der Rechtsmittelfrist Heiligabend, 24. 12., 24 Uhr.
Es genügt, wenn das Einspruchsschreiben am letzten Tag der Frist in den Haus-
briefkasten des Finanzamts geworfen wird. Durch den Einspruch hast Du nun
Zeit gewonnen, um in Ruhe den Bescheid zu überprüfen. Du kannst im Ein-
spruchsverfahren auch noch vergessene Abzüge geltend machen.

1060 Trotz Einspruch musst Du zunächst die geforderte Steuer zahlen. Andernfalls 1060
entstehen Säumniszuschläge, die der Höhe nach unverschämt sind: 1 % pro

78049-7_s001-816.indb 705 28.08.2007 14:31:51 Uhr


706 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

Monat (§ 240 AO). Die Säumniszuschläge entstehen sogar dann und werden
auch nicht zurückgezahlt, wenn sich herausstellt, dass die Steuer zu hoch festge-
setzt war. Eine weitere unverständliche Unverschämtheit!
Willst Du nicht zahlen und Säumniszuschläge vermeiden, kann Dir nur ein Aus-
setzungsantrag helfen, in dem Du darlegst, dass ernstliche Zweifel an der Rich-
tigkeit des Steuerbescheids bestehen (§ 361 AO). Es ist üblich und zweckmäßig,
den Aussetzungsantrag mit dem Einspruch zu kombinieren.

An Finanzamt Greifswald Ort, Datum. . . . . . . . . .

Betrifft: Einkommensteuerbescheid für . . . . . . . . . . . vom . . . . . . . . . .


Steuernummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
hier: Einspruch und Aussetzung der Vollziehung
Gegen den obigen Bescheid lege ich Einspruch ein.
Begründung: Die festgesetzte Steuer ist zu hoch, weil . . . . . . . . . . . . .
Gleichzeitig beantrage ich Aussetzung der Vollziehung des angefochtenen
Bescheids, weil ernstliche Zweifel an dessen Rechtmäßigkeit bestehen,
wie obige Begründung des Einspruchs zeigt.

...............................
Unterschrift

Merke: Dem Finanzamt darfst Du nicht blind vertrauen. Jeder zweite Steuerbe-
scheid ist falsch, in Ostdeutschland sogar mehr als die Hälfte.
Wenn das Finanzamt den Aussetzungsantrag ablehnt, lege dagegen wieder Ein-
spruch ein und stelle zusätzlich einen Stundungsantrag. Du hast gute Aussichten,
dass das Finanzamt nunmehr Deinem Aussetzungsantrag entspricht und damit
dem Einspruch abhilft, denn mit einer erneuten Ablehnung ist ein erheblicher
Arbeitsaufwand verbunden. Was erreichst Du damit? Dass Du bis zur endgül-
tigen Klärung die strittigen Steuerbeträge nicht zu zahlen brauchst! Solange das
Aussetzungsverfahren läuft, musst Du auch nicht damit rechnen, dass Dir der
Vollziehungsbeamte auf die Pelle rückt.
Sei nicht zimperlich mit Einspruch und Aussetzungsantrag, nimm alle Verfah-
rensrechte in Anspruch. Kosten entstehen Dir dadurch nicht, abgesehen von
Schreib- und Portokosten.

1
2. Einspruchsfrist verpasst! Was ist zu tun?
1061 Beantrage »Wiedereinsetzung in den vorigen Stand«, weil es Dir nicht 1061
mS möglich gewesen sei, rechtzeitig Einspruch einzulegen (§ 110 AO).

78049-7_s001-816.indb 706 28.08.2007 14:31:51 Uhr


2. Einspruchsfrist verpasst! Was ist zu tun? 707

An Finanzamt Nimmstadt Ort, Datum. . . . . . . . .

Betrifft: Einkommensteuerbescheid für . . . . . . . . . . . vom . . . . . . . . .

Steuernummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gegen den obigen Bescheid lege ich hiermit Einspruch ein. Begründung
folgt. Gleichzeitig beantrage ich Wiedereinsetzung in den vorigen Stand,
weil es mir infolge einer fünfwöchigen Abwesenheit von meiner Wohnung
nicht möglich war, rechtzeitig Einspruch einzulegen. Ich habe den Steu-
erbescheid erst vorgestern vorgefunden.

........................
Unterschrift

Beachte: Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Wegfall des Hindernisses
zu stellen. Die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ist meistens ein Ermes-
sensfall, d. h., das Finanzamt beurteilt die Schwere des Hindernisses, das Dich
davon abhielt, rechtzeitig Einspruch einzulegen. In den folgenden Fällen aber
hast Du einen Rechtsanspruch auf Wiedereinsetzung:
● Vorübergehende Abwesenheit von der Wohnung bis zu sechs Wochen. Bei
längerer Abwesenheit musst Du Vorsorge treffen, dass Dir die Post nachge-
schickt wird, oder einen Dritten bevollmächtigen, Deine Steuerangelegenheit
wahrzunehmen. Natürlich hast Du keinen wirklich zuverlässigen Menschen
dafür. Und natürlich dauert die Post ins Ausland viel länger und geht schnel-
ler verloren, der Campingplatz musste wegen Überflutung verlassen werden,
das Hotelzimmer war unzumutbar, Kakerlaken, Vogelspinnen, Moskitos und
andere Quälgeister fanden sich darin, weshalb Du umziehen musstest in eine
Unterkunft jwd (janz weit draußen) . . .
● Behinderung durch hohes Alter (älter als 75 Jahre).
● Schwere plötzliche Erkrankung (Herzinfarkt, Diabetesschock).
● Schwerer Unfall.
● Jeder Fall von höherer Gewalt, Ehegatte ist weggelaufen, Dein Haus hatte
einen Wasserrohrbruch und und und.

1062 Weist das Finanzamt Deinen Einspruch durch Einspruchsentscheidung zurück, 1062
kannst Du dagegen klagen. Dann kommt das Verfahren vor dem Finanzgericht
in Gang.
1 Geht es beim Finanzamt schon recht formell zu, steigert sich das noch, wenn Du
vor den Finanzkadi ziehst. Ein paar Tipps zu den häufigsten Fragen sollen Dir

78049-7_s001-816.indb 707 28.08.2007 14:31:52 Uhr


708 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

helfen, die größten Fallstricke zu vermeiden, wenn Du Dir die Kosten für einen
Steuerberater oder Rechtsanwalt sparen willst:
Muss ich die vom Finanzamt geforderte Steuer trotz Einspruchs oder Klage
bezahlen oder kann ich mir bis zur Entscheidung durch das Finanzgericht Zeit
lassen?
Grundsätzlich verlangt der Fiskus von Dir, dass Du spätestens vier Wochen
nach Zustellung des Steuerbescheids in die Tasche greifst. Daran ändert formal
auch ein Einspruch oder eine Klage zunächst einmal nichts. Stelle deshalb auf
jeden Fall beim Finanzamt den Antrag, »die Vollziehung des Steuerbescheids
auszusetzen« (Rz 1043). Folgt das Finanzamt Deinem Antrag, brauchst Du vor-
läufig nicht zu zahlen. Aber selbst wenn das Finanzamt sich starrsinnig zeigt,
was leider allzu oft vorkommt, ist noch nicht alles verloren. Stelle in diesem Fall
Deinen Antrag auf »Aussetzung der Vollziehung« direkt beim Finanzgericht.
Berufe Dich dazu auf § 69 der Finanzgerichtsordnung. Wie die Erfahrung lehrt,
sind die Finanzgerichte häufig sehr viel großzügiger bei der Beurteilung der
Frage, ob ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des von Dir angegriffenen
Steuerbescheids bestehen. Wenn Du knapp bei Kasse bist, kannst Du Dich
zudem darauf berufen, dass die Bezahlung der Steuern für Dich eine unbillige
Härte zur Folge hätte.

1063 Brauche ich vor Gericht nicht doch einen professionellen Rechtsverdreher oder 1063
Steuerberater?
Nein, vor dem Finanzgericht darfst Du Dich locker selbst vertreten. Dabei
bleibt es Dir unbenommen, Dir von einem guten Freund oder Bekannten hel-
fen zu lassen. Ansonsten genügt manchmal schon die kostengünstige Hilfe
durch einen Lohnsteuerhilfeverein. Oder frag doch einmal, ob nicht Deine Ge-
werkschaft bereit ist, Dir beizustehen. Vielleicht übernimmt sie sogar einen Teil
Deiner Prozesskosten, wenn sie an Deinem Fall interessiert ist. Deutlich anders
sieht die Angelegenheit allerdings aus, wenn Dein Prozess bis vor den Bundes-
finanzhof geht. Dort gilt sog. Vertretungszwang. Das heißt, Du musst Dich durch
1
einen Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt vertreten lassen. Um
aber überhaupt dorthin zu gelangen, muss das Finanzgericht die Revision zulas-
sen. Tut es das nicht, weil es Dein Problem nicht als Grundsatzfrage ansieht,
bleibt Dir nur der Weg, die Revision durch eine Nichtzulassungsbeschwerde zu
erstreiten.
Was kostet mich ein Prozess vor dem Finanzgericht?
Zunächst einmal die positive Nachricht: Beim Finanzgericht wird Dir trotz
Klage kein Kostenvorschuss abverlangt. Gewinnst Du Deinen Prozess, muss das
Finanzamt in der Regel die Kosten des Verfahrens tragen. Verlierst Du, gehen
Deine Gerichtskosten wie Gebühren und Auslagen zu Deinen Lasten. Für die
Kosten des Finanzamts musst Du jedoch nicht aufkommen. Bist Du so klamm,
dass Du Dir die Kosten einer Klage eigentlich nicht leisten kannst, wirf die
Flinte nicht ins Korn, sondern stell beim Finanzgericht einen Antrag auf Pro-

78049-7_s001-816.indb 708 28.08.2007 14:31:52 Uhr


2. Einspruchsfrist verpasst! Was ist zu tun? 709

zesskostenhilfe. Das Finanzgericht wird Dir diese vor allem dann zugestehen,
wenn es Deiner Klage Erfolgschancen beimisst. Erläuterungen und Antragsfor-
mulare für die Prozesskostenhilfe bekommst Du beim Finanzgericht. Du fin-
dest all das und entsprechende Berechnungsprogramme aber auch im Internet,
z. B. unter (http://www.praetor.onlinehome.de/pkh_down.htm). Die Gerichtsge-
bühren richten sich nach dem sog. Streitwert. Das ist in aller Regel der Steuer-
betrag, über den Du mit dem Finanzamt streitest.

Streitwert bis Gerichtskosten in €


... €
für das Verfahren für das Urteil insgesamt
300 25,00 62,50 87,50
600 35,00 87,50 122,50
900 45,00 112,50 157,50
1 200 55,00 137,50 192,50
1 500 65,00 162,50 227,50
2 000 73,00 182,50 255,50
2 500 81,00 202,50 283,50
3 000 89,00 222,50 311,50
3 500 97,00 242,50 339,50
4 000 105,00 262,50 367,50
4 500 113,00 282,50 395,50
5 000 121,00 302,50 423,50
3
Für Kläger mit Wohnsitz in den neuen Bundesländern sind die Gebühren in der
Regel niedriger.

zum Finanzgerichtsprozess

1064 Kommt Dir im Lauf Deines Finanzgerichtsverfahrens die Erkenntnis, dass Du 1064
verlieren wirst, kannst Du den größten Teil Deiner Gerichtskosten vermeiden,
wenn Du die Klage zurückziehst. Entscheidest Du Dich zu diesem Schritt, bevor
das Gericht einen Beweisbeschluss oder einen Gerichtsbescheid unterschrie-
ben hat und zudem mehr als eine Woche vor dem Termin für eine mündliche
Verhandlung, entfallen die Gerichtsgebühren komplett. Es könnte allenfalls
sein, dass Du ein paar Auslagen wie Kopien etc. bezahlen musst. Die Gewinnaus-
sichten auszuloten dürfte in der Regel nicht schwierig sein, da die Richter, die
sich vorab mit Deinem Fall beschäftigen dürfen (sie werden Berichterstatter
genannt), Dir z. B. auf Nachfrage oder bei einem vor der eigentlichen Verhand-
lung anberaumten Erörterungstermin durchaus sagen, ob sie Dir eine Chance
geben oder sich auf die Seite des Fiskus schlagen wollen. Dann ist es immer
noch früh genug, um mit einer Klagerücknahme die Reißleine zu ziehen. Bei
einem gewonnenen Steuerprozess verlange Erstattung aller, wirklich aller ent-

78049-7_s001-816.indb 709 28.08.2007 14:31:52 Uhr


710 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

standenen Kosten – auch Deines Zeitaufwands – und klage bei Ablehnung


durch alle Instanzen. Halte die Bären so am Tanzen, dass sie nicht mehr zur
Besinnung kommen. Und selbst die Ministerialbürokrauts anschreien, ihr ver-
rücktes Treiben einzustellen.

Wenn das Finanzamt Deinen Einspruch


angeblich nicht erhalten hat

1065 Es lehnt deshalb alles ab, was Du in der späteren Begründung vorträgst! 1065
mS Du fluchst auf Teufel komm raus, steckst aber schließlich doch auf, weil Du
keine Einschreibequittung in der Hand hast. Was der Verfasser dazu meint?
Natürlich wirst Du gegen den ablehnenden Bescheid angehen! Denn Du hast
den Einspruch schließlich selbst in den Briefkasten gesteckt – hast Du doch,
nicht wahr? Vielleicht treibst Du sogar noch einen Zeugen auf. Also soll das
Finanzamt gefälligst nach Deinem Schreiben suchen!
Will das Finanzamt trotzdem nicht klein beigeben, dann weise es darauf hin, wie
sich das sehr vernünftige Urteil des Finanzgerichts Köln (3 K 3432/92) dazu
geäußert hat: »Die Postdienste können in der alten Bundesrepublik Deutsch-
land als außergewöhnlich zuverlässig gelten. Hierauf kann und muss sich ein
Steuerpflichtiger verlassen. Es wäre zu viel verlangt, wenn alle wichtigen Briefe
als Einschreiben versandt werden müssten und nur dann mit an Sicherheit gren-
zender Wahrscheinlichkeit beim Empfänger ankämen, sonst aber nicht. (. . .)
Hingegen kommt es – wenn auch nicht häufig, so doch auch nicht selten – vor,
dass beim Finanzamt eingegangene Schreiben in eine falsche Akte gelangen
und dort mangels wirksamer Kontrollen auch bleiben. Posteingangsbücher wer-
den nämlich beim Finanzamt nicht geführt. Nach allem geht das Gericht hier
davon aus, dass das Einspruchsschreiben nicht bei der Post, sondern innerhalb
der Finanzverwaltung abhandengekommen ist.«

3. Hast Du vergessen, Ausgaben abzusetzen?


1066 Das ist kein Beinbruch, auch wenn die Einspruchsfrist schon lange abge- 1066
mS laufen ist. Du kannst die Ausgaben nachträglich geltend machen, indem
Du sagst: Ich habe nicht gewusst, dass ich auch diese Kosten absetzen kann.
Wenn dem so ist, trifft Dich nämlich kein »grobes Verschulden« dafür, dass Du
dem Finanzamt nachträglich Arbeit machst. Daraufhin ändert das Finanzamt
den Steuerbescheid zu Deinen Gunsten ab (Quelle: 173 AO). So konnte ein
Kraftfahrzeugsachverständiger den Bundesfinanzhof davon überzeugen, er
habe erst lange Zeit nach Erhalt des Steuerbescheids erfahren, dass Kosten für

78049-7_s001-816.indb 710 28.08.2007 14:31:53 Uhr


3. Hast Du vergessen, Ausgaben abzusetzen? 711

ein häusliches Arbeitszimmer absetzbar seien (BFH-Urt. v. 22. 5. 1992 – BStBl


1993 II S. 80). Allerdings gilt dies grundsätzlich nicht für Kosten, nach denen in
der Steuererklärung ausdrücklich gefragt wird oder die in der amtlichen Anlei-
tung zur Steuererklärung erläutert sind. Kannst Du Ähnliches vorbringen?
Überlege und sichte noch mal alles. Vor Ablauf der Einspruchsfrist und bei
einem Einspruch kannst Du aus Deiner Einkommensteuererklärung eine
Nachtragserklärung machen.

5 Reiche auch ohne Belege einen Nachtrag ein!

Du hast Deine Steuererklärung bereits abgegeben, aus den »Steuertricks«


mS aber dann einen dicken Fisch ziehen können, z. B., dass die Anschaffung
eines neuen Anzugs eigentlich absetzbar gewesen wäre, weil Du den alten im
Dienst durch einen Ausrutscher auf der Bürotreppe beschädigt hast. (Als Selb-
ständiger kannst Du übrigens solche Ausgaben ebenfalls absetzen!)
Die meisten resignieren und sagen: »Ach was! Ich habe ja doch keine Belege,
und überdies habe ich die Steuererklärung ja bereits abgegeben!«
Merke: Es ist nicht zu spät! Bis zur Rechtskraft kannst Du Anträge nachschie-
ben! Belege brauchst Du nicht. Du brauchst nur zwei Dinge:
● Mut, die Ausgaben dem Finanzamt unbelegt zu präsentieren,
● Geduld, möglichen Abwimmelungseskapaden zu widerstehen.
Jetzt also schnell den Eigenbeleg geschrieben und abgegeben. Du musst nicht
persönlich in die Höhle des Löwen gehen, Du kannst auch schreiben:

Betrifft: St.-Nr. . . .. . .. . . Einkommensteuererklärung . . . . . . . .


Sehr geehrte Herren!
Beigeschlossen reiche ich Ihnen einen Nachtrag zu meinen Betriebsausga-
ben/Werbungskosten für das Jahr . . . . . . in Höhe von 1 080 € über verges-
senen Bauaufwand (Bezahlung und Verköstigung von mithelfenden Bekannten
6
und Hilfskräften) ein, die ich noch zusätzlich von meinem Einkommen
abzusetzen bitte (Einzelaufstellung anbei).
Leider bin ich mir der Möglichkeit, obigen Posten steuerlich zu verwer-
ten, erst heute bewusst geworden. Ich bitte um Entschuldigung für die
Ihnen zugemutete Mühe – das nächste Mal werde ich besser aufpassen.
................... Unterschrift

78049-7_s001-816.indb 711 28.08.2007 14:31:53 Uhr


712 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

Das wäre schon mal geschafft. Um das bisschen Geduld ist uns jetzt nicht mehr
bange! Hast Du in Deiner Steuererklärung Deine Telefonnummer angegeben?
(Warum nur? Konntest Du Dir nicht denken, weshalb danach gefragt war?)
Dann ist es möglich, dass Du angerufen wirst und man Dir sagt:
»Tut mir leid, das kann ich nicht abziehen, wenn Sie keine klaren Belege darü-
ber haben . . . Aber meine Bestimmungen lassen das nicht zu. Selbst wenn ich
großzügig sein wollte . . .«
Du willst aber gar nicht, dass der gute Mann großzügig ist, Du willst nicht mehr,
als dass er Dir gewährt, was Dir zusteht. Aber auch nicht weniger. Deshalb wirst
Du ihn auf sein »Ich wollte Ihnen das nur eben durchgeben, damit Sie infor-
miert sind« etwas scheinheilig fragen: »Warum wollen Sie es mir denn nicht
schriftlich geben?« Um auf seine Antwort: »Die Mühe wollte ich mir eben spa-
ren, deshalb rufe ich Sie ja extra an« zu erwidern: »Ach bitte – machen Sie sich
in meinem Fall doch bitte die Mühe. Wie sagt man? Was man schwarz auf weiß
besitzt . . .«
Oft genug brauchst Du Deine Geduld nur bis zu diesem Punkt zu beweisen.
Bald geht Dir dann ein Steuerbescheid oder eine Erstattung zu, in der von einer
Nichtanerkennung der nachgeschobenen Ausgaben kein Sterbenswörtchen ge-
sagt ist. Und wenn Du genau nachrechnest, kannst Du feststellen, dass man sie
Dir voll berücksichtigt hat.
Natürlich kannst Du auch ein Schreiben oder einen Steuerbescheid bekommen,
in dem steht: »Die nachträglich geltend gemachten Kosten konnten aufgrund
§ 160 der Abgabenordnung nicht anerkannt werden. Hiernach kann bei Be-
triebsausgaben oder Werbungskosten, die der Steuerpflichtige abzusetzen be-
antragt, das Finanzamt verlangen, dass die Empfänger der Beträge genau be-
zeichnet werden.« »Na, siehst Du, da haben wir den Salat!«, rufst Du. Irrtum,
mein Lieber. Nichts haben wir. Das Finanzamt blufft nur! Allen Ernstes! So
eindeutig und richtig das Gesagte auch scheint – reinzulegen bist Du damit
nicht. Du wirst das dem Finanzamt mitteilen und um Berichtigung und Erstat-
tung bitten oder aber, wenn Du es ein bisschen ärgern willst, schreiben:
». . . Das Fässchen Mundquell Pilsner zur Bewirtung meiner Bauhelfer (zwecks
Steigerung der Arbeitslust) habe ich mir aus der Wirtschaft ›Schmalzrippchen‹,
die anderen leckeren Sachen aus einem Supermarkt kommen lassen. Auf
kleinere Ausgaben sollte die Vorschrift des § 160 AO nicht ausgedehnt werden.
Zudem halte ich die Berufung auf § 160 AO nicht für zutreffend. Sie betrifft
meines Erachtens nur Schmiergelder und ähnliche Zahlungen.«
Wenn der Finanzbeamte nun meint, es nochmals telefonisch bei Dir versuchen
zu müssen, und vielleicht etwas von oben herab fragt: »Wo haben Sie denn das
her?«, dann sage nicht: »Aus den ›Steuertricks‹«, denn dann könnte er hochge- 1
hen, und an seinem Herzinfarkt willst Du ja nicht schuld sein . . . Sag lieber: »Stu-
dieren Sie doch mal das Urteil des Bundesfinanzhofs vom 8. November 1956 im
Bundessteuerblatt III Seite 149.« So kannst Du also auch vorgehen. Denn das
Finanzamt muss ermitteln. Und wenn Du überhaupt keine Auskunft geben wür-
dest, müsste es sich aufgrund der allgemeinen Lebenserfahrung sagen, dass

78049-7_s001-816.indb 712 28.08.2007 14:31:53 Uhr


4. Das Finanzamt mahnt Steuerbeträge an – aber Du hast keinen Steuerbescheid erhalten 713

beim Bauen nun mal spendiert wird, und müsste einen angemessenen Betrag
für diese Ausgaben schätzen und Dir absetzen, ohne dass Du ihn überhaupt
beantragst! Manche Finanzbeamte sind aber besonders empfindlich, wenn sie
sich von einem kleinen Steuerzahler belehren lassen müssen. Das fuchst sie.
Und dann vertrauen sie bekanntlich auf ihre Erfahrung und sagen sich: Wie will
der aus so einem wirren Steuerbescheid klug werden? Oder: Die Erstattung
kann er ja doch nicht nachrechnen.

Du kannst das ruhig mitmachen, wenn Du – dies einkalkulierend – die ge-


schätzten Ausgabeposten vorher genügend hoch angesetzt hast! Du machst
Dich damit nicht strafbar, weil ein solches Tun auf der allgemeinen Lebenser-
fahrung beruht.Willst Du das Finanzamt aber nicht ärgern und das Verfahren
abkürzen, wirst Du schreiben: ». . . Belege darüber besitze ich nicht. Nach der
allgemeinen Lebenserfahrung dürften die von mir angesetzten Ausgaben wohl
als glaubhaft erachtet werden können. Die Empfänger der Beträge waren: a)
Gaststätte ›Schmalzrippchen‹ in . . . . . . b) Firma Schmeck u. Lecker in . . . . . .
Bitte fordern Sie von diesen Firmen selbst die Belege darüber an. Mir wird ge-
sagt, dass infolge der Länge der verstrichenen Zeit ein genaues Erinnern an
meinen Kauf nicht möglich wäre. Sollten Sie dies nicht anerkennen, bitte ich Sie
um Mitteilung, wie ich Ihnen in anderer Weise den gewünschten Nachweis er-
bringen soll.«
Diesen Einspruch kann das Finanzamt – vorausgesetzt, Du vergisst den letzten
Satz nicht – keinesfalls verwerfen. Es darf seine Aufklärungspflicht nicht auf
Dich abschieben. Meist ist das Finanzamt jetzt kirre und versucht nur noch sein
Gesicht zu wahren: ». . . unter Zugrundelegung . . . und in Anbetracht . . . will ich
Ihnen ausnahmsweise die geltend gemachten Kosten anerkennen. Ich weise je-
doch darauf hin, dass in Zukunft ein Abzug ohne Vorlage von Belegen nicht . . .
usw. usw.« Andernfalls müsste es eine Einspruchsentscheidung treffen, die auch
in simplen Fällen mit viel Arbeit verbunden ist.

4. Das Finanzamt mahnt Steuerbeträge an –


aber Du hast keinen Steuerbescheid erhalten
1067 Bestreitest Du, überhaupt einen Steuerbescheid erhalten zu haben, und 1067
mS verlaufen evtl. diesbezügliche Ermittlungen des Finanzamts bei der Post
ergebnislos, muss das Finanzamt einen neuen Steuerbescheid ausfertigen und
Dir zustellen. In diesem neuen Bescheid muss Dir das Finanzamt eine neue
Zahlungs- und Einspruchsfrist setzen. Rechne aber damit, künftige Bescheide
vom Finanzamt nur noch mit Postzustellungsurkunde zu erhalten. Es soll Dich

78049-7_s001-816.indb 713 28.08.2007 14:31:53 Uhr


714 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

nicht stören, wenn sich das Finanzamt Mehrarbeit machen will – wir wollen es
aus bekannten Gründen nicht davon abhalten.

Frist versäumt – was tun?

Die Frist ist längst versäumt, und Du ärgerst Dich schwarz, denn Du hast
mS hohe Ausgabeposten im alten Jahr nicht geltend gemacht. Und ins neue
Jahr kannst Du sie nicht reinpacken, das würde das Finanzamt an den Belegen
merken . . . Fatal, fatal! Die Steuern sind eh hoch genug, was sag‘ ich, unver-
schämt sind sie! Und nun sollst Du noch zusätzlich büßen? Gemach, gemach. 1
Vielleicht ist es Dir so ergangen wie mir vor zwei Jahren. Als ich vor lauter Ar-
beit nicht mehr wusste, ob ich Männchen oder Weibchen war. Durchs Schreib-
tischfenster kam kaum noch Licht, so zugestellt war es mit Akten, Papieren,
Literatur. Junge, war ich im Stress! Halt! Arbeitsstress, das ist das Stichwort!
Vielleicht ging es Dir ebenso: Da macht man schnell mal einen Fehler. Das ist
nur zu menschlich. Das müssten doch gerade die Finanzrichter verstehen, bei
denen sich schließlich auch Akten und Arbeit türmen, weil sich der Steuerstreik
von uns mehr und mehr ausdehnt.

Umso mehr nimmt es wunder, dass sie nicht längst die Nase voll haben und
weiter so oft pro Fiskus entscheiden. Wenn ich Richter wäre, hätte ich denen da
oben schon mal gezeigt, was ‚ne Harke ist, die Urteile wirklich »im Namen des
Volkes« verfasst und im Tenor festgestellt: »Zufolge der dem Bürger unzumut-
baren, unverständlichen, unbegreifbaren und unlösbaren Bestimmungsflut, wel-
che die Schaffenden dieses Volkes mit einer Mehrheit von schätzungsweise
99,9 % ablehnen, ergehen unsere Urteile in Zukunft nur noch zum Vorteil des
Steuerzahlers. Der Fiskus hat sich mit dieser demokratischen Tatsache abzufin-
den.« (Dieser Text ist einem alten Finanzgerichtsurteil unmittelbar nach den
Kriegsjahren nachempfunden, als es noch Richter gab, die ihren Beruf nicht in
der Finanzverwaltung gelernt hatten.)

Vielleicht wird das mal wieder so. Bei einem Senat des Bundesfinanzhofs zeich-
nen sich bereits erste Anzeichen dafür ab. Urteilte er doch zum Thema Stress:
»Wir sehen in dem Umstand, dass er bei seiner falschen Zurechnung unter in-
tensivem beruflichem Stress gestanden hat, eine Entlastung. Wir lassen deshalb
die gewünschte Änderung zu. Der Stress hat zu einer unachtsamen Entschei-
dung bei ihm geführt. Deshalb liegt kein großes grobes Verschulden, vielmehr
nur leichte Fahrlässigkeit vor. Der Steuerbescheid ist daher auch noch nach-
träglich zugunsten des Steuerzahlers zu ändern.«

78049-7_s001-816.indb 714 28.08.2007 14:31:54 Uhr


4. Das Finanzamt mahnt Steuerbeträge an – aber Du hast keinen Steuerbescheid erhalten 715

Dieses BFH-Urteil solltest Du Dir merken: In Zeiten hoher Arbeitsanspan-


nung, sei es durch vorangegangenen Urlaub, Ausfall eines wichtigen Mitarbei-
ters oder eine Phase mit schwierigen Abrechnungsproblemen (BFH – VI R
93/89), dürfte es Dir helfen, ablehnungswütigen Finanzmännern die Flügel zu
stutzen. Bravo, Bundesfinanzhof! Endlich auf dem Weg zu mehr Menschlich-
keit!

Erwirke einen Zahlungsaufschub!

1068 Beantrage Stundung! Stets und immer! Wozu gibt es denn die Stundungs- 1068
mS vorschriften in der Abgabenordnung? »Das bringt bei mir nichts«, sagst
Du. »Ich habe das früher schon mal versucht. Das Finanzamt meinte damals, ich
hätte noch genug Kreditmöglichkeiten, und diese müsste ich erst ausschöpfen.«
Jetzt pass gut auf: Wenn Du Deinen Stundungsantrag erst kurz vor dem Zah-
lungstermin für Deine Steuern stellst, ist das Finanzamt rein zeitlich nicht mehr
in der Lage, ihn rechtzeitig abzulehnen, und muss Dir kulanterweise einen
neuen Zahlungstermin geben. Dieser muss mindestens eine Woche nach Zugang
des ablehnenden Stundungsbescheids liegen. Da wir alle wissen, wie langsam be-
hördliche Mühlen mahlen, können Wochen verstreichen, bis Du die Ablehnung
Deines Stundungsantrags in Deinem Briefkasten findest. Gesetzt den Fall, Du
hast einen sehr ausführlichen Stundungsantrag gestellt, wird sich das Finanzamt
damit auch entsprechend länger beschäftigen müssen. Da können gut und gern
bis zu zwei Monate verstreichen, bis Du letztendlich zahlen musst. Damit ist Dir
doch echt geholfen, oder? Du musst aber damit rechnen, dass Dir der Computer
des Finanzamts – ganz automatisch – erst einmal Säumniszuschläge berechnet,
weil er zum ersten Fälligkeitstermin Deine Steuerzahlung vermisst und von
Deinem Stundungsantrag ja noch nichts weiß. Stell dann sofort einen Antrag
auf Erlass der Säumniszuschläge. Dem Antrag wird das Finanzamt ohne wei-
teres entsprechen, weil Säumniszuschläge nicht zu erheben sind, wenn »ein
Stundungsantrag vor Fälligkeit gestellt und nach Fälligkeit abgelehnt wurde
und der Steuerzahler die neue Zahlungsfrist eingehalten hat«. Für NRW Erlass
FinMin vom 2. 1. 1984 – S 0480 – I VA 1.

Der zweite positive Effekt des Zahlungsaufschubs, der sich durch Deinen Stun-
dungsantrag ergibt, ist die Zinsersparnis, denn für die Zeit des Hinhaltens be-
rechnet Dir die Bank für die Steuern, mit denen Du Dein strapaziertes Bank-
konto belasten müsstest, keine Schuldzinsen. Bei einer Steuernachzahlung von
angenommen 15 000 €, die Du durch Deinen Stundungsantrag um zwei Monate
verzögerst, sparst Du bei Sollzinsen von 10 % allein 250 € Zinsen.

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716 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

Schulden bis zum Stehkragen?


Beantrage Erlass der Säumniszuschläge!

1069 Ist es Dir einmal eine Zeit lang finanziell sehr schlecht ergangen und sind 1069
mS dabei Steuerrückstände entstanden, dann beantrage Erlass der Säumniszu-
schläge. Das Finanzamt muss sie erlassen, »wenn dem Schuldner die Zahlung
der Steuern wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung unmöglich war«
(BFH – BStBl 1984 II S. 415). Das gilt auch, wenn vergessen wurde, einen Stun-
dungsantrag zu stellen, obwohl eine »Stundungssituation« bestanden hat (BFH
– BStBl 1985 II S. 489).

Nutze die Schonfrist!

1070 Wenn Steuern fällig werden, weil z. B. eine Abschluss- oder eine Voraus- 1070
mS zahlung zu leisten ist, denk daran, dass Dir nach § 240 Abgabenordnung
eine Schonfrist zusteht. Wenn Du innerhalb von drei Tagen nach Fälligkeit
zahlst, entstehen keine Säumniszuschläge. Entscheidend ist aber, wann das Geld
beim Finanzamt auf dem Konto gutgeschrieben wird, nicht, wann Du die Über-
weisung getätigt hast. Der Pferdefuß dabei: Zahlst Du per Banküberweisung,
musst Du zwei bis drei Tage für den Zahlungsweg einkalkulieren.
Achtung: Bei Zahlung per Scheck gilt die Schonfrist nicht, der Scheck muss also
spätestens bei Fälligkeit der Steuer im Finanzamt sein. Allerdings hast Du den
Vorteil, dass mit Übergabe des Schecks an das Finanzamt die Zahlung erfolgt
ist, Dein Konto aber erst Tage später mit dem Betrag belastet wird.
Zahlst Du also z. B. Deine Umsatzsteuer per Verrechnungsscheck, musst Du
diesen in der Regel schon am 8. des Monats bei der Post aufgeben, damit er
pünktlich am Fälligkeitstag (in der Regel der 10. des Monats) beim Finanzamt
ist.

5. So setzt Du Dich beim Finanzamt durch


1071 Wenn Du nun den einen oder anderen Teil des Buches für Dich verwerten 1071
mS konntest, gilt es jetzt, ihn durchzusetzen. Das ist bei der fiskalischen Denk-
weise der Finanzbeamten nicht immer einfach. Verständlich, denn: Wes Brot ich

78049-7_s001-816.indb 716 28.08.2007 14:31:54 Uhr


5. So setzt Du Dich beim Finanzamt durch 717

ess‘, des Lied ich sing‘. Neuerdings bürgert es sich immer mehr ein, dass die Fi-
nanzämter in arroganter Manier für den Steuerzahler günstige Urteile einfach
negieren. Die meisten Streichgelegenheiten bieten sich den Fiskalrittern, wo
eine besondere Vergünstigung beansprucht wird. Um die brauchst Du aber nicht
zu betteln, sondern kannst fordern, dass Deinen berechtigten Ansprüchen nach-
gekommen wird. Du wirst deshalb den Steuerbescheid immer daraufhin prüfen,
ob das Finanzamt in allen Punkten Deinen Angaben in der Steuererklärung ent-
9 sprochen hat. Obwohl das Finanzamt verpflichtet ist, Streichungen zu begrün-
den, spart es sich oft eine Erläuterung oder schreibt etwa: »Steuerermäßigung
konnte aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen nicht gewährt werden.«

So etwas machst Du nicht mehr mit!


Im Übrigen hast Du Anspruch auf rechtliches Gehör (§ 91 AO). Bevor das Fi-
nanzamt einfach Ausgaben streicht, soll es Dich vorher dazu hören, zumindest
aber Streichungen ausführlich begründen.

1072 Sieh Einspruchsentscheidungen des Amtes nicht als Gottesurteil an! 1072
mS Oft schreiben mir Leser: »Beigeschlossen übersende ich Ihnen die Ein-
spruchsentscheidung des Finanzamts, der Sie entnehmen können, dass ich mit
Ihrem Ratschlag auf Seite . . . nicht durchgekommen bin!«

Sagte ich nicht, dass Du Dich durchsetzen musst? Gewöhn Dir ab, Behörden-
0
schreiben – selbst noch so offizielle und mit noch so dickem Stempel drunter –
als der Weisheit letzten Schluss anzusehen.
Da lehnt z. B. das Finanzamt Wesermünde-Land (49/134 00 567) einem Steuer-
bürger und Vermieter den Abzug eines Scheibenschleifers ab – dies mit fol-
genden eindrucksvollen Sprüchen und Paragraphenzitaten, die dem Bürger
glaubhaft machen sollen, es sei völlig im Recht: »Bei den Aufwendungen für das
Werkzeug handelt es sich nicht um Werbungskosten, sondern um nichtabzugs-
fähige Kosten der Lebensführung. Diese Aufwendungen betreffen sowohl den
Einkommensbereich als auch den privaten Bereich des Rechtsmittelführers,
und eine klare Trennung der Aufwendungen nach der Nutzung für den Ein-
kunftsbereich und der privaten Nutzung ist auch schätzungsweise nicht mög-
lich. Ein Abzug bei den Werbungskosten kommt nur dann in Betracht, wenn der
Nutzungsanteil für den Einkunftsbereich anhand objektiver Merkmale ein-
wandfrei nachprüfbar und nicht von untergeordneter Bedeutung ist (R 117
EStR). Die Grenzziehung zwischen den Werbungskosten und den nichtabzugs-
fähigen Kosten der Lebensführung liegt nicht im Ermessen des Rechtsmittel-
führers, sondern muss im Interesse einer gleichmäßigen und gerechten Besteu-
erung nach objektiven Grundsätzen erfolgen. Für das Werkzeug ist diese klare
1 Grenzziehung nicht gegeben, der Abzug als Werbungskosten bei den Einkünf-
ten aus Vermietung und Verpachtung entfällt daher.«
Mach in einem solchen Fall Deinem Ärger ruhig mal vor dem Finanzgericht
Luft. Und zwar wie folgt: »Ich sorge dafür, dass Hausbesitz – also Volksvermö-

78049-7_s001-816.indb 717 28.08.2007 14:31:55 Uhr


718 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

gen – erhalten wird, und zwar mit tatkräftiger Hand. Wenn die Bearbeiter
meines Einspruchs noch nie eine Schleifscheibenmaschine in der Hand gehal-
ten haben, dann soll man mir nicht unterstellen, ich nutzte die auch privat, etwa
um damit moderne Musik zu komponieren. Alles Werkzeug, was ich angeschafft
habe, benötige ich, um schnellstens im Haus Schäden beheben zu können und
nicht einige Wochen vergebens auf angekündigten Handwerkerbesuch warten
zu müssen. Oder gar etwa darauf, dass der Mieter selbst bei Kleinigkeiten mal
Hand anlegt. Die Behauptung, eine klare Grenzziehung sei nicht möglich, ist
lächerlich. Ich finde sie übrigens nicht im Gesetz gefordert. Da das Finanzamt
durch solche wolkigen Wortgebilde mir den Abzug versagt, bitte ich das Finanz-
gericht, das Finanzamt dazu aufzufordern, klare Beweise vorzulegen, dass ich
das Werkzeug privat benutze, oder mir dessen Abzug zuzulassen.«

So wird‘s gemacht, wenn wir schon für diese Bürokraten, die sich in den letzten
zehn Jahren wie die Kaninchen verdoppelt haben und mit so etwas ihre Da-
seinsberechtigung nachzuweisen suchen, in die Hände spucken. Ich meine,
manchmal kann Dir das eher helfen als alle noch so netten Reden, mit denen
wir aus Bürokraten wieder echte Volksdiener machen wollen.
Finanzamtshörige Richterlinge, die Urteile wie das folgende treffen, sollten von
ihren Vorgesetzten schnellstens in die Wüste zum Sandfressen geschickt wer-
den: »Steuerzahler haben kein Recht darauf, ihre Akte vom Finanzamt zuge-
schickt zu bekommen oder sie dort einsehen zu können.« (Finanzgericht des
Saarlandes, 1 K 151/94)

Dieses widerliche, bürgerverachtende, hochnäsige Urteil aus den Zeiten preu-


ßischen Obrigkeitsdenkens ist noch immer nicht kassiert worden.
Daher, lieber Steuerzahler, fordere für jeden unklaren, undurchsichtigen Steu-
erfall, für jedes Dir spanisch vorkommende oder befehlende und bekrittelnde
Schreiben des Amtes Deine Akten an! Vielleicht hat irgendein mieser Vermerk
eines Finanzbeamten in Deiner Akte Schuld am kleinlichen, pedantischen, Dich
im Gegensatz zu anderen Steuerbürgern benachteiligenden Verhalten des
Amtes. Und wenn es Dir verweigert wird, schreitest Du zur Dienstaufsichtsbe-
schwerde, zur erneuten Klage vor dem Finanzgericht, dann zum Finanzhof, zum
Verfassungsgericht und Europäischen Gerichtshof!

Wenn das Finanzamt nach der Herkunft


von Geldern auf privaten Sparkonten fragt

1073 Zwar musst Du dem Finanzamt bei der Aufklärung von Steuersachverhal- 1073
mS ten behilflich sein, aber Du brauchst keinen in sich geschlossenen Nach-

78049-7_s001-816.indb 718 28.08.2007 14:31:55 Uhr


5. So setzt Du Dich beim Finanzamt durch 719

weis über die Herkunft Deines Privatvermögens zu führen (BFH v. 28. 5. 1986
– BStBl 1986 II S. 732). Denn eine Verpflichtung, für private Sparkonten eine
Buchführung einzurichten, besteht nicht. So kann man Dir nichts anhaben,
wenn Du sagen musst: »Weiß ich nicht, ist schon zu lange her.«
Wenn das Finanzamt Dir die Beweislast über die Herkunft der Gelder auf Dei-
nen privaten Sparkonten zuschieben will, muss es zuvor den Nachweis erbrin-
gen, dass bei Dir ein ungeklärter Vermögenszuwachs oder Ausgabenüberschuss
vorliegt. Beidem, sowohl der Vermögenszuwachs- als auch der Ausgabenüber-
schussrechnung – letztere wird auch Geldverkehrsrechnung genannt –, liegt
zwar der einfache Gedanke zugrunde, dass niemand mehr Geld anlegen oder
ausgeben kann, als er aus seinen steuerpflichtigen und sonstigen Quellen zur
Verfügung hat, aber in der Praxis sind diese Berechnungen ziemlich kompliziert
und leicht zu entkräften.
Du selbst kannst zur Not dem Finanzamt schnell beweisen, dass Dein Privatver-
mögen aus den ungebundenen Entnahmen und aus Mitteln stammt, die zu Be-
ginn der Vermögenszuwachs- und Geldverkehrsrechnung bereits vorhanden
waren.
Sage bloß nicht – auch wenn es stimmt –, das Geld stamme von den Rentener-
sparnissen Deiner Eltern oder von einem entfernten Verwandten in den USA.
So etwas wirkt auf Finanzbeamte wie der Stich in ein Wespennest.
Auch die Geschichte über Spielbankgewinne hört das Finanzamt nicht zum ers-
ten Mal, und selbst die Überweisung eines größeren Betrags von der Spielbank
auf Dein Privatkonto verfängt so ohne weiteres nicht, denn Du könntest ja die
Jetons, die Du eingelöst und überweisen lassen hast, vorher mit Schwarzgeld
gekauft haben. Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten in der Spielbank, ex-
akte Kenntnisse über Spielregeln und die Benennung Dir bekannter Croupiers
überzeugen da schon mehr. Diese Kenntnisse weisen Dich nämlich als Stamm-
gast aus.

Verlange vom Finanzamt Auskunft und Beratung!

1074 Nach dem Willen des Gesetzes (§ 89 AO) soll der Finanzbeamte Helfer des 1074
mS Steuerzahlers sein, soll Auskünfte erteilen und sogar von sich aus zu steu-
ersparenden Anträgen anregen, wenn Du sie aus Versehen oder aus Unkennt-
nis nicht gestellt hast. Hahahahaha!
Du wirst meist nur auf Finanzbeamte treffen, die sich die Arbeit zu leicht ma-
chen und Dich abzuwimmeln versuchen: »Leider sind wir nicht zur Steuerbera-
3 tung befugt, das ist den steuerberatenden Berufen vorbehalten«, so die Aus-
flüchte. Oder man hört: »Die Finanzämter entscheiden über den Steueranspruch

78049-7_s001-816.indb 719 28.08.2007 14:31:56 Uhr


720 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

eines Kalenderjahrs grundsätzlich erst dann, wenn das Jahr abgelaufen ist. Vor-
herige Auskünfte und Zusagen sind dem Steuerrecht wesensfremd.«
Damit gibst Du Dich in Zukunft nicht mehr zufrieden; besonders nachdem der
BFH die Finanzämter zur verbindlichen Auskunft verdonnert hat (BFH v.
19. 3. 1981 – BStBl 1981 II S. 538 und v. 16. 3. 1983 – BStBl 1983 II S. 459).

1075 Du forderst jetzt Kundendienst und nicht obrigkeitliches Agieren. Das Finanz- 1075
amt ist ab 2007 nämlich gesetzlich verpflichtet, Dir auf Verlangen eine verbind-
liche Auskunft zu erteilen (§ 89 Abs. 2 AO), wenn Du Deinerseits:
● ein besonderes Interesse an der Auskunft darlegen kannst,
● den geplanten Sachverhalt umfassend und in sich geschlossen darstellst,
● Dein Rechtsproblem darlegst und dazu konkrete Rechtsfragen stellst und
auch
● erklärst, dass Du bisher noch bei keiner anderen Finanzbehörde zu dem
Sachverhalt eine verbindliche Auskunft beantragt hast und
● als Letztes noch bestätigst, dass all Deine Angaben der Wahrheit entspre-
chen.
Allerdings hat der Fiskus hier eine ganz üble Hürde eingebaut. Für verbindliche
Auskünfte gibt es eine allgemeine Gebührenpflicht (§ 89 Abs. 3 bis 5 AO). Das
geht sogar so weit, dass das Finanzamt entscheiden kann, ob es die Gebühren
nach der Auskunft erhebt oder ob es erst nach Vorkasse für Dich tätig wird.
Du musst aber spätestens einen Monat nach Bekanntgabe der Gebühren-
festsetzung zahlen. Die Gebühr richtet sich nach dem sog. Gegenstandswert
(Streitwert). Das ist der Wert, den die verbindliche Auskunft für Dich hat. Im
Endeffekt kommt es auf die Höhe der bei der Auskunft zur Debatte stehenden
Steuern an. Die Höhe der Gebühr kannst Du in folgender Tabelle ablesen:

1
Streitwert bis . . . € Gebühr . . . € Streitwert bis . . . € Gebühr . . . €
300 25 40 000 398
600 35 45 000 427
900 45 50 000 456
1 200 55 65 000 556
1 500 65 80 000 656
2 000 73 95 000 756
2 500 81 110 000 856
3 000 89 125 000 956
3 500 97 140 000 1 056
4 000 105 155 000 1 156
4 500 113 170 000 1 256
5 000 121 185 000 1 356
6 000 136 200 000 1 456
7 000 151 230 000 1 606
8 000 166 260 000 1 756
9 000 181 290 000 1 906

78049-7_s001-816.indb 720 28.08.2007 14:31:56 Uhr


5. So setzt Du Dich beim Finanzamt durch 721

Streitwert bis . . . € Gebühr . . . € Streitwert bis . . . € Gebühr . . . €


10 000 196 320 000 2 056
13 000 219 350 000 2 206
16 000 242 380 000 2 356
19 000 265 410 000 2 506
22 000 288 440 000 2 656
5 25 000 311 470 000 2 806
30 000 340 500 000 2 956
35 000 369

Lässt sich der Gegenstandswert (Streitwert) beim besten Willen nicht ermitteln,
rechnet das Finanzamt nach Stundensätzen ab. Der Stundensatz beläuft sich auf
50 € je angefangene halbe Stunde Bearbeitungszeit, mindestens jedoch 100 €.

Nach § 89 Abs. 3 Satz 1 AO wird die Gebühr »für die Bearbeitung von Anträgen
auf verbindliche Auskunft erhoben«. Dies hat u. E. zur Folge, dass die Gebühr
auch bei Ablehnung der Erteilung einer verbindlichen Auskunft anfällt.

Prüfe faule und unklare Angaben nach!

1076 Da gibt es einen besonderen Weg, den die wenigsten kennen: Du kannst nach 1076
§ 42 e EStG als Arbeitnehmer oder als Arbeitgeber das Finanzamt in Lohnsteu-
erfragen um Auskunft bitten. Ist Dir also z. B. nicht klar, ob bestimmte Einnah-
men aus dem Arbeitsverhältnis steuerfrei oder steuerpflichtig sind, fordere eine
Auskunft der Lohnsteuerstelle des Finanzamts an.
Auch hake nach, wenn Dir in einem Steuerbescheid irgend etwas unklar ist.
Allerdings bist Du nicht so vertrauensselig, Dir die Auskunft telefonisch beant-
worten zu lassen. Mündliche Auskünfte sind für das Finanzamt nicht im gerings-
ten bindend. Schwarz auf weiß aber muss das Finanzamt zu seinem Wort stehen.
Schreiben wie »Die Steuerermäßigung musste abgelehnt werden, weil die ent-
sprechenden Unterlagen nicht vorgelegt werden konnten« oder Abwimmelun-
gsversuche wie »Die Entscheidung wurde von einem Gericht getroffen, die aber
für uns nicht bindend ist; hierfür haben wir unsere genauen Bestimmungen«
nötigen Dir ein Lächeln ab, denn Du weißt: Das Finanzamt ist gesetzlich ver-
pflichtet, auch zu Deinen Gunsten eine Steuerermäßigung zu prüfen (Schön
wär‘s, wenn‘s immer gemacht würde – hm?). Du verlangst also als Arbeitneh-

78049-7_s001-816.indb 721 28.08.2007 14:31:56 Uhr


722 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

mer eine genaue und lückenlose Aufklärung einschließlich aller einschlägigen


Urteile und vor allem Kommentarauszüge und beschwerst Dich unter Umstän-
den bei der Oberfinanzdirektion so lange, bis Du eine solche zu Deiner vollen
Zufriedenheit erhalten hast!
Stell sich einer dumm, konterst Du: »Natürlich sind Sie dazu da, die zu beschaf-
fen, denn Sie müssen auch meine Vorteile prüfen. Ich glaube, das steht in § 88
AO Absatz zwo.«
Und wenn Deine Unterlagen nicht vollständig sind, hat das Amt Dir die Vor-
lage anderer Nachweise vorzuschlagen, aber nur, wenn Dir deren Beschaffung
zuzumuten ist. Vielfach verlangt man von Dir, alle möglichen Belege beizubrin-
gen, und weiß ganz genau, dass Dir dies nicht möglich ist. Wie sollst Du für jedes
gewaschene Hemd den Nachweis führen, wie viel Waschpulver dafür gebraucht
wurde? Für so etwas gibt es Erfahrungssätze, und die soll Dir das Finanzamt
ansetzen. Die Ämter sind ausdrücklich angewiesen, von kleinlichen Einzeler-
mittlungen abzusehen, und dürfen Dir keinesfalls etwas streichen, nur weil Du
nicht in der Lage bist, einen Nachweis zu erbringen.
Auf diesem Standpunkt stehen auch die Urteile des BFH vom 8. 11. 1956 – BStBl
1957 III S. 149, vom 21. 7. 1961 – BStBl 1961 III S. 437 und vom 26. 6. 1962 – HFR
1962 S. 265. Zur Not kannst Du dem Amt eine eidesstattliche Erklärung anbie- 1
ten, dass Dir die angesetzten Aufwendungen entstanden sind. Dann ist es Sache
des Finanzamts zu beweisen, dass Du sie nicht gehabt hast, und Du hast ihm den
Schwarzen Peter zugeschoben.
Ohne genau durchrechnen zu müssen – was Du aufgrund der vorhergegan-
genen Ausführungen ja eigentlich aus dem Effeff können solltest –, kannst Du
überschlagen, ob das Finanzamt Dir von den beantragten Ermäßigungen etwas
abgezwackt hat. Nämlich so: Du rechnest alle Ermäßigungsbeträge zusammen,
ziehst davon die Pauschbeträge für Werbungskosten und Sonderausgaben sowie
die zumutbare Belastungsgrenze ab. Vom dann übrigen Betrag muss Dir das
Amt mindestens 19 % Lohn- und 1,7 % Kirchensteuer erstatten, klar? Noch ge-
nauer kannst Du den Prozentsatz aus der Steuerersparnistabelle bestimmen!

Tschuang-tse sagte vor über 2000 Jahren:


Der Ruf zu den Waffen ist die niedrigste Form der Erziehung. 1
Verordnungen und Gesetze sind die niedrigste Form des Regierens.

1077 Hast Du Schwierigkeiten beim Finanzamt, z. B. Stundungs- und Erlassanträge 1077


durchzusetzen oder nicht nachgewiesene Ausgaben anerkannt zu bekommen,
schreibe klipp und klar in Deinem Antrag, Du möchtest durchaus nicht mehr
als die Erledigung Deiner Anträge. Und wegen der von der Finanzverwaltung

78049-7_s001-816.indb 722 28.08.2007 14:31:57 Uhr


6. Deck das Finanzamt mit Belegen ein! 723

immer wieder betonten Gleichmäßigkeit der Besteuerung möchtest nun auch


Du um einen angemessenen verminderten Maßstab bitten – ganz im Sinne der
Herren Steuerzahler Dr. Schneider und Dr. Flick. Und dass man sich bitte schön
nicht wegen der verhältnismäßig lumpigen Beträge bei Dir so kleinlich anstellen
solle, während anderweitig mit leichter Hand Millionen verschenkt würden . . .

Bei allen menschlichen Qualitäten, die ein Prüfer haben muss,


bedarf es zur korrekten Erledigung seiner Aufgaben
unbedingt eines gesunden Misstrauens in allen Dingen . . .
(Aus den Aufzeichnungen
eines Prüfers vor einer Prüfkommission)

6. Deck das Finanzamt mit Belegen ein!

1078 Wenn Du den zweiten Abgabetermin für die Steuererklärung, den 30. Septem- 1078
ber, verpasst hast, musst Du mit unangenehmer Post rechnen. Das Finanzamt
schätzt nämlich dann Dein Einkommen, und zwar meist großzügig. Es reicht
dann allerdings aus, wenn Du innerhalb von vier Wochen Deine Erklärung
nachreichst. Die Ämter können laut Bundesfinanzhof in so einem Fall keine
förmlichen Einsprüche verlangen (V R 87/01): Sie müssen den Bescheid korri-
gieren und dürfen auch keine vorläufigen Zahlungen fordern, wenn Du Ausset-
zung der Vollziehung beantragst.

Weht der Wind ein Blatt Papier in ein Amt,


sind nach einiger Zeit zwei Ochsen nötig, den
angewachsenen Aktenmist wegzuschaffen.
(Sprichwort aus China)

1079 Sind Lügen vor dem Finanzamt erlaubt? 1079


Wenn es echte Notlügen sind, die zu keiner Steuerhinterziehung führen, kann
man ausnahmsweise einmal ja sagen. Du weißt, dass Finanzämter mit den Er-
stattungen meist recht langsam sind. Oft liegt es an der Arbeitsüberlastung bei
den Einkommensteuerstellen, oft an der Computererledigung – immer jedoch
an der Kompliziertheit des Steuerrechts. Wenn Du also mal besonders dringend
auf die Penunzen angewiesen sein solltest, die Dir Vater Staat schon so lange im
Voraus abgenommen hat, sei es, dass Dein Ehepartner krank ist oder ein Kind-
7 chen unterwegs oder eine andere Notlage vorherrscht, dann, ja dann darfst Du
es auch mal dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer – Gott hab‘ ihn
selig! – nachmachen, der bekanntlich im Umgang mit der Wahrheit »nit so pin-
gelig« war.

78049-7_s001-816.indb 723 28.08.2007 14:31:57 Uhr


724 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

Deck den Beamten mit Belegen ein!

1080 Du solltest Deiner Steuererklärung alle unverfänglichen Belege, die Du kluger- 1080 1
weise im Lauf des Jahres gesammelt hast, beifügen und damit Deinen Fiskalrit-
ter ordentlich zupflastern. Auf ihn macht das den Eindruck, es sei bei Dir alles
in Ordnung. Notfalls müssen Eigenbelege herhalten, so z. B. für Trinkgelder,
Parkgebühren, Telefonkosten oder Zahlungen an Handwerker, die keine Quit-
tung ausschreiben wollen. Hattest Du dagegen Ausgaben, die Du nicht belegen
kannst, machst Du nur Beträge bis zu den EB-FAGO-Grenzen geltend (siehe
E Rz 469). Heikle Ausgaben machst Du ebenfalls bis zu diesen Grenzen gel-
tend – ohne Belege!
Wisse: Der Bearbeiter beim Finanzamt nimmt sich im Normalfall für jede Steu-
ererklärung eine bestimmte Menge Zeit. Findet er keine Belege, fieselt er unru-
hig in den Formularen herum und fordert womöglich für einige heikle Sachen
welche an. So etwas solltest Du nicht unnötig provozieren.
Besteht Dein Fiskalritter hartnäckig auf Belegen für alle Ausgaben, antworte
ihm höflich: »Leider habe ich die Belege im letzten Jahr nicht alle aufbewahrt
und kann sie auch nicht nachträglich herbeischaffen. Aber ich bin gern bereit,
ab sofort für alle Posten die Unterlagen zu sammeln. In der Ihnen vorliegenden 1
Steuererklärung habe ich aber durch meine Unterschrift versichert, dass alle
Angaben vollständig und richtig sind. Ich bitte Sie daher, die Veranlagung er-
klärungsgemäß durchzuführen.« Und schon klappt der Laden.

Drei Arten von Menschen soll man nicht herausfordern:


Beamte, Kunden und Witwen.
(Sprichwort aus Amerika)

1081 Sei auch mal dem Finanzamt gut! 1081


Sosehr wir dem Finanzamt auf die Finger sehen wollen, so sehr wollen wir uns
aber auch bemühen, dass es sich mit unseren Anträgen nicht über Gebühr auf- 1
halten muss. Die meisten jüngeren Beamten sind aufgeschlossene, friedliche
Menschen. Das wird mir immer wieder bestätigt. Und sie sind nicht wie etwa
Betriebsprüfer oder gar Steuerfahnder scharf gemacht und suchen Dich nicht
mit allen Mitteln zur Ader zu lassen. Helfen wir ihnen also und bleiben ihnen
gegenüber nett und freundlich. Sie sind schließlich nicht schuld an dem, was
ihnen die Politiker und Ministerialbürokraten ständig zumuten. Wir ordnen also
alle Belege und fertigen – falls wir sie in größerer Anzahl vorlegen – eine Auf-
stellung wie folgt:
Nr. Datum Gegenstand bezahlt am Betrag

78049-7_s001-816.indb 724 28.08.2007 14:31:57 Uhr


7. Darf Dich das Finanzamt vorladen? 725

zur Aufbewahrungspflicht

0 1082 Als Arbeitnehmer kannst Du dem Finanzamt eingereichte und zurücker- 1082
mS haltene Belege wegwerfen – für Dich besteht keine Aufbewahrungspflicht.
Selbständigen dagegen ist das nicht anzuraten.
Versuche aber nicht, das Finanzamt zu verschaukeln. Dort weiß man aus Tau-
senden von Anträgen, dass man z. B. als Beamter einen Zuschuss zu seinen
Krankheitskosten bekommt oder gewisse Reisespesen vom Arbeitgeber ersetzt
werden. Natürlich, möglich ist es schon, dass sie danach zu fragen vergessen,
denn die Einkommensteuerstellen sind ja weiß Gott mit Arbeit gesegnet. Aber
wenn Du so etwas nachträglich beichten musst, erschüttert das Deine Glaub-
würdigkeit, und das solltest Du vermeiden!

Setz höhere Pauschalbeträge ein!

1083 In einigen Bundesländern haben die Fiskalbürokraten die Teuerungsraten be- 1083
rücksichtigt und akzeptieren für Arbeitsmittel wie Fachliteratur, Kleidung,
Werkzeug etc. statt 100 € auch 150 €. Versuch es also erst einmal mit dem hö-
heren Betrag.
Wisse aber: Das Finanzamt kann vom Belegnachweis absehen, muss es aber
nicht. Dein Pech, wenn das Finanzamt gerade bei Dir den Belegnachweis for-
dert und Du die Belege inzwischen weggeworfen oder verschludert hast.

1
7. Darf Dich das Finanzamt vorladen?
1084 Grundsätzlich ja. Aber es sollte Dich nicht mit einem Hund vergleichen, dem 1084
man nur pfeifen muss, damit er schnellstens angerannt kommt. Zum Glück
haben wir den Finanzämtern mit unserem Steuerstreik jetzt so viel Wust an den
Hals gehängt, dass sie weitgehend davon absehen, sich noch zusätzlich mit Vor-
sprachen zu belasten. Das gilt jedoch nur für den Normalfall! Will das Amt eine
selbstherrlich vorgenommene Handlung oder einen peinlichen Vorfall ausbü-
geln oder elegant aus der Welt schaffen, lädt es Dich gern vor, um Dich weich-
zuklopfen. Du kannst jedoch die Verpflichtung, an der Amtsstelle zu erscheinen,
ganz gut unterlaufen. Dass etwas faul ist, merkst Du daran, dass auf dem Vorla-
dungsschreiben keine genauen Gründe und speziellen Fragen angeführt sind,
über die Du Dich äußern sollst. Du wirst also schreiben: »Bevor ich auf Ihrem

78049-7_s001-816.indb 725 28.08.2007 14:31:58 Uhr


726 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

Amt erscheine, bitte ich, mich eingehend über die einzelnen Punkte aufzuklä-
ren, über die ich gehört werden soll.« Oder: »Ich möchte mir Verdienstausfall
ersparen und bitte um schriftliche Erledigung . . .« Dann schickt Dir der Fiskal-
ritter meist gleich die Fragen zur schriftlichen Erledigung, die er von Dir beant-
wortet wissen möchte, bzw. die Ausreden, die er sich für Deinen Fall parat gelegt
hat.
Denn er weiß: Eine persönliche Vorladung kommt nur dann in Betracht, wenn
ein schriftliches Verfahren unter Umständen nicht zum Ziel führt. Und Du
musst Gelegenheit haben, Dich auf seine Fragen vorzubereiten. Völlig unzuläs-
sig wäre eine Vorladung, wenn Du weit entfernt wohnst und eine schriftliche
Auskunft genügen würde. (Urteil des Finanzgerichts Düsseldorf v. 29. 3. 1951 –
Betriebsberater 1951 S. 326)
Du wirst auch die Beantwortung und die Erledigung telefonischer Anfragen
ablehnen, selbst wenn Dinge belangloser Art aus der Welt geschafft werden
sollen. Je mehr Arbeit wir dem Finanzamt machen, desto eher könnte der Steu-
ermurks aufhören, das Steuerchaos beendet werden. Wehr Dich durch unseren
Steuerstreik gegen die Verschleuderung unserer sauer und rechtmäßig ver-
dienten Gelder! 1

Deutsche Mädchenhändler und Drogenverbrecher,


die in asiatischen Gefängnissen einsitzen,
erhalten so viel Sozialhilfe aus Deutschland,
dass sie sich dort einen Koch, einen Diener und
die feinsten Speisen aus Gourmetlokalen leisten können.
Dafür blechst Du und rackerst Dich ab,
Du dummes Schaf von Steuerzahler.

8. Darf das Finanzamt Dir die Beweislast übertragen?


1085 Das Finanzamt kehrt den Fall um, wenn es Dir die Beweislast aufbürdet. Selbst 1085
Finanzgerichte sehen da manchmal nicht völlig klar. Nun muss man dem Bun-
desfinanzhof – über dessen fiskusbevorzugende Entscheidungen in sachlicher
Hinsicht man ja manchmal den Kopf schütteln kann und der alles andere tut, als
dem kleinen Steuerzahler den Rücken zu stärken – eines lassen: Was die verfah-
rensrechtliche Stellung des Steuerzahlers betrifft, ist seine Rechtsprechung hier
wirklich als vorbildlich zu bezeichnen. In seinem Urteil vom 7. Dezember 1955
(BStBl 1956 III S. 75), das als Grundsatzentscheidung gekennzeichnet ist, sagte
er nämlich Folgendes: »Der Steuerprozess kennt grundsätzlich keine Beweislast
und keine Beweisregeln wie der Zivilprozess. Die Amtspflicht zur Sachaufklä-
rung und die gesetzliche Mitwirkungspflicht des Steuerpflichtigen bei der amt-
lichen Sachaufklärung, insbesondere seine Erklärungs-, Darlegungs- und Nach-
weispflichten gehen bis zur Grenze des Zumutbaren. Wo die Grenzen des
Zumutbaren bei der Amtspflicht zur Sachaufklärung wie bei der Mitwirkungs-

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8. Darf das Finanzamt Dir die Beweislast übertragen? 727

pflicht des Steuerpflichtigen im Einzelfall liegen, ist nach den Grundsätzen von
Treu und Glauben unter Beachtung aller Umstände des einzelnen Falles zu ent-
scheiden.« Einen wirksamen Rechtsschutz gewähren, insbesondere dadurch,
dass es die Grenzen für die Ermittlungs- und Aufklärungspflicht der Finanzbe-
hörden und der Steuergerichte denkbar weit spannt, will ebenfalls das Urteil
vom 18. 8. 1960 (BStBl 1960 III S. 451). Es ist deshalb von besonderer Bedeu-
tung, weil es die Pflicht der Finanzbehörden und der Steuergerichte zur voll-
ständigen Ermittlung des Sachverhalts auch für den Fall feststellt, in dem die
Rechtsstellung des Steuerzahlers von vornherein schwächer ist.
Wie im Rechtsspruch dieses Urteils gesagt ist, sind z. B. Finanzgerichte (selbst-
redend auch das Finanzamt und alle sonstigen beteiligten Behörden und Ge-
richte) gemäß § 162 Abs. 2 AO verpflichtet, im Rahmen der Schätzung alle vom
Pflichtigen in substantiierter Weise vorgetragenen und als Schätzungsgrundlage
in Frage kommenden Tatsachenbehauptungen zu berücksichtigen – dies selbst
dann, wenn deren Richtigkeit erst durch Beweiserhebung geklärt werden muss
und zur Anerkennung eines Verlusts führen würde.

1086 Nun aber wieder von den höchst seltenen freundlichen Worten der hohen Ge- 1086
richte zurück ins Kampfgetümmel der Steuerzahler mit den Finanzämtern:
● Das Finanzamt muss grundsätzlich beweisen, aufgrund welcher Einkünfte es
Steuern von Dir haben will. Dabei legt das Finanzamt hinsichtlich der Ein-
nahmen Deine eigenen Angaben zugrunde. Sind diese unrichtig, kannst Du
Dich strafbar gemacht haben.
● Du als Steuerzahler musst grundsätzlich alles beweisen, was zu einer Steuer-
minderung führt. Dabei gilt für nicht beweisbare Vorgänge der sog. Beweis
des ersten Anscheins. So gilt das Halten eines Pkws als »Beweis des ersten
Anscheins« für berufliche Kosten durch Fahrten zwischen Wohnung und Ar-
beitsstätte. Du musst daher nicht beweisen, dass Du tatsächlich mit dem Auto
arbeitstäglich zur Arbeitsstätte gefahren bist.
5 Lass Dich also nicht vom Finanzamt in Beweisnot bringen, berufe Dich auf
Deine Erklärung und den Beweis des ersten Anscheins. Eine Zusammenfas-
sung der Beweislastregeln enthält übrigens das BFH-Urteil vom 7. 7. 1983 –
BStBl 1983 II S. 760. Wenn Du allerdings auf einen verbissenen Federfuchser
triffst, musst Du wohl zu einer Oberfinanzdirektion wandern, in deren Bücherei
Du ziemlich alles zur Steuer findest. Oder schreib gleich die vornehmen Herren
bei den Oberfinanzdirektionen an. Sie sind sehr auskunftsfreudig.
Doch denke nicht, dass Du immer erfährst, was und wie in den meisten Fällen
von den Gerichten entschieden wird. Von den in einem Vorjahr gefällten 2 279
Entscheidungen z. B. wurden 386 (17 %) zur Veröffentlichung freigegeben!
Vielleicht ist vieles darunter, was dem Finanzamt nicht passen könnte . . . Ich
unterstelle den Richtern hier beileibe keine Absichten oder gar eine gewisse
politische Steuerung – aber gut finde ich das nicht. Der Bundesfinanzhof teilt
Dir auf Anfrage – sofern du ein begründetes Interesse nachweisen kannst – mit,

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728 XVI. Der Umgang mit dem Finanzamt

ob bei ihm zu der Dich interessierenden Rechtsfrage ein Verfahren anhängig ist.
Falls dem so ist, kannst Du beim Finanzamt beantragen, Deinen Streitfall bis
zur Entscheidung ruhen zu lassen.

Frag den Verfasser bitte nicht nach zusätzlichen Urteilen und Hilfen für einen
speziellen, Dich besonders interessierenden Fall. Alles, was er herausklamüsert
hat, steht in diesem Buch. Deshalb sieh ihm auch nach, wenn er Deine Anfragen
nicht beantwortet. Außerdem darf er das nach dem bestehenden Rechtsbera-
tungsgesetz ohnehin nicht.

Lobend gleichzustellen ist diese Deine Steuerreform, o Scaeferius,


allen Steuerreformen, die da waren, sind oder kommen werden.
Sie ist modern, gerecht, erleichternd und kunstvoll.
Modern, weil jede der alten Steuern einen neuen Namen trägt,
gerecht, weil sie alle Bürger des Römischen Reiches gleich benachteiligt,
erleichternd, weil sie keinem Steuerzahler mehr einen vollen Beutel lässt,
und kunstvoll, weil Du in vielen Worten ihren kurzen Sinn verstecktest:
dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und dem Bürger zu nehmen,
was des Bürgers ist.
Wehruf eines römischen Bürges
über die Steuerreform anno 282 n. Chr.

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 729

»Das Steuerrecht ist an sich verfassungswidrig,


weil es der normale Steuerbürger gar nicht begreifen kann.«
(Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Benda)

1087 Einkommensteuer- und Splittingtabellen für 2007 1087


und die Vorauszahlungen
● Die Einkommensteuer, die ab 2007 auf Dein zu versteuerndes Einkommen
erhoben wird, kannst Du in der folgenden Tabelle ablesen.
● Zieh von diesem Betrag die von Dir voraussichtlich zu zahlende Lohnsteuer,
Kapitalertragsteuer, Zinsabschlagsteuer, anrechenbare Körperschaftsteuer
und die Einkommensteuervorauszahlungen ab.
Das Ergebnis ist dann der Betrag, den Du erstattet bekommst oder – ich wünsch
es Dir nicht – noch nachzahlen musst.

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730 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 731

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732 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 733

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734 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 735

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736 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 737

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738 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 739

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740 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 741

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742 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 743

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744 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 745

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746 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 747

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748 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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754 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 755

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756 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 757

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758 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007 759

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760 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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762 Einkommensteuer- und Splittingtabellen 2007

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763

Stichwortverzeichnis

Die Zahlen bezeichnen die Randziffern (Rz E). Halbfette Ziffern zeigen die
Absätze an, in denen der betreffende Sachverhalt hauptsächlich dargelegt wird.

1%-Regelung 108 ff., 112 ff., 125 f., Abmagerungskur 607, 644
980 ff., 1007, 1040 Abrisskosten 798
400-€-Job 25 ff., 146 ff., 444 f., 975 siehe Abschlagszahlung, Lohnzuschläge 131
auch Geringfügige Beschäftigung, Abschlussrechnung 930 f.
Minijob, Teilzeitarbeit Abschreibung 801, 928, 933,
– Ehegattenarbeitsverhältnis 157 1000–1008, 1016
– Familienversicherung 748 – Ansparabschreibung 1009 ff.
– Rentner 883 ff. – Arbeitsmittel 335 f.
– Steuerfreiheit 972 – außerordentliche 1006
– Computer 336 f., 354
– degressive 856, 1003, 1033
A – Drittaufwand 1001
Abfindung 91–98, 644 – Einlage von Privatvermögen 1001
– Altersteilzeit im Blockmodell 92 – Einrichtung 824
– Altersversorgung 162 – Fahrtkosten 205
– Aufstockung 95 – Firmenverkauf 1014
– Direktversicherung 162 – Firmenwagen 126
– Firmenwagen 95 – Gebäude/Immobilien 779 f.
– gerichtlich festgelegte 91 – Gebrauchtwagen 205
– an geschiedenen Ehepartner 642 – geringwertige Wirtschaftsgüter 335,
– Miterben 843 340, 1016, 1033
– Nachzahlung 97 – Investitionsabsicht 1010
– Ratenzahlung in 2 Jahren 98 – Kfz 202
– Werkswohnung 96 – nach Leistung 1005
Abfindungszahlung 843 – lineare 1002 f.
Abflussprinzip 644, 927 – Methodenwechsel 1004
Abgabepflicht 471 – Nutzungsdauer 337, 1002 f.
Abgeltungssteuer 725, 887, 889, 924 – Sofortabschreibung 335, 340
Abholfahrt 231 – Sonderabschreibung 801, 1007 f.

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764 Stichwortverzeichnis

– technische Abnutzung 337, 347, 1000 Altenheim 614, 644, 650


– Teilwert 1001 Altenpfleger 20, 44
– Umwidmung 341 Alterseinkünftegesetz 865
– Verzeichnis 928, 931 Altersentlastungsbetrag 535, 829 f.,
– Vollabschreibung 1008 879 f.
– Wechsel 1004 Altersruhegeld 884
Absetzung für Abnutzung (AfA) Altersteilzeit im Blockmodell 92
siehe Abschreibung – Abfindung 92
Abstandszahlung 798 Altersteilzeitgesetz 456
Abwälzung der Lohnsteuer 136 Altersversorgung 923
Abwassergebühren 801 – betriebliche 158 ff.
– Hinterziehung 1029 – Entlassung 162
Abwehrkosten 644 – kapitalgedeckte 487
Abwesenheitszeit 176, 178 ff. – Vermögensentnahmetabelle 923
Abzug ohne Belege 469 Altersvorsorgeaufwendungen 487
Adoptionskosten 644 – Höchstbetrag 491
Adoptiveltern, Kinderfreibetrag/-geld Altkleider 567
707 Amalgamvergiftung 606
Adoptivkind, Kinderfreibetrag/-geld Amtsarzt 582, 586, 604, 612, 628 ff.
706 f. Amtspflicht zur Sachaufklärung 1085
Aero 367 Amtstracht 282
AfA siehe Abschreibung Änderung des Steuerbescheids 1066
Akne 606 Anfrage, telefonische 1084
Akteneinsicht 1072 Angehörige
Aktentasche 364, 366 f. – Arbeitsvertrag 281, 829
Aktien 8, 79 – Ausbildungsdienstvertrag 965
– Dividenden 919 ff. – außergewöhnliche Kosten 648
– Halbeinkünfteverfahren 919, 924 – Beraterhonorar 973
– Spekulationssteuer 889, 895 f. – Bausparvertrag 17
– verdeckte Gewinnausschüttung 920 – Darlehen 969, 1022
– Veräußerungsverluste 896, 924 – Kinderbetreuung 768
Aktienfonds 8 – Meisterkurse 965
Akupunkturbehandlung 582 – Vermietung an 264, 756, 799, 845 ff.,
Alkoholiker 597, 601, 644 853 ff.
Alleinerziehende – Verträge 799, 810, 845, 850, 956–975
– Entlastungsbetrag 435, 734 ff., 745 Anlage EÜR 930
– Haushaltsgemeinschaft 735 Anlage GSE 930
– Kinderbetreuung 759 Anlage KAP 904, 906
Alleinstehende, doppelte Haushalts- Anlage U 519, 524, 886
führung 402 ff. Anlage VL 8
Allergie 606 Anlageberater 927

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Stichwortverzeichnis 765

Anlagegüter 928 – Festsetzung 460


Anlagenverzeichnis 931 Arbeitnehmertätigkeit 789
Anlaufverluste 989 Arbeitsecke 269
Anleihe 892 Arbeitsessen 179, 183, 953
Annexsteuer 703 Arbeitsgebiet, weiträumiges 103, 235
Anonyme Alkoholiker 22, 597 Arbeitsgemeinschaft 312 ff.
Anrufungsauskunft 1076 Arbeitskleidung 81 f., 282–292, 367
Anschaffungskosten 781–798, 928 – Arzt 282
Anschaffungsnebenkosten 359 – bürgerliche 282
Ansparabschreibung 1009 ff., 1012, – Ersatz 81 f.
1015, 1033 – Firmenlogo 286
Ansparrücklage 1007, 1016 – Musiker 284
Antenne 387 – Nachweis 289
Antiquität 338 – Pauschale 289, 1083
– Wertverzehr 1000 – private Nutzung 290
Antrag auf Lohnsteuerermäßigung – Reinigungskosten 292
449 – Reparaturkosten 289
Antragsveranlagung 169, 438, 441, – Schaden 288, 289
446 f., 451 ff., 459 – schwarzer Anzug 284
– Antragsfrist 452 f. – Sportbekleidung 290
– formale Anforderungen 454 – Tropenkleidung 287
– Nebeneinkünfte 475 – Uniform/uniformähnliche Kleidung
Anwaltskosten 635, 640 285
Anzahlung 819 – Verschleiß 288
Anzeige siehe Inserat – Waschkosten 292
Apotheke 1018 Arbeitslohn
Arbeit – Unfallversicherungsprämie 73
– gemeinnützige: Ein-Euro-Job 155 – für mehrere Jahre 34
– Geringfügigkeit 963 Arbeitslosengeld 455 f., 872
Arbeitgeberdarlehen 66 f. – Ein-Euro-Job 155
– Rabattfreibetrag 52 – Steuerklasse 438
– Zinsersparnisse 66 f. Arbeitslosenhilfe 455 f., 653
– monatliche Zinszahlungen 66 Arbeitslosenversicherung 488, 961
Arbeitgeberanteil, Rentenversiche- Arbeitslosigkeit 294
rung 487 Arbeitsmittel 272 f., 332–367
Arbeitnehmerjubiläum 34 f., 63 – Abc der 367
Arbeitnehmerpauschbetrag 4, 169, – Abschreibungstabelle 337
435, 761, 877 – Abschreibungswahlrecht 340
Arbeitnehmersparzulage 7 ff., 964 – Antiquitäten 338
– Einkommensgrenzen 13 – Arbeitszimmer 272 f.
– Erschleichung 1029 – berufliche Verwendung 372 f.

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766 Stichwortverzeichnis

– Beschädigung 347 – Diakon 265


– Diebstahl 339, 343 – Drittaufwand 278
– gebrauchte 355 – Durchgangszimmer 271
– geringwertige Wirtschaftsgüter 335, – von Ehepaar gemeinsam genutztes
340 268 f.
– Geschenke als 364 – eigenes Haus 277 f.
– Meisterstück 365 – Einrichtung 272
– Nachweis 334, 361 – Fachberaterin 265
– Nutzungsdauer 337 – fehlender Arbeitsplatz 267
– Pauschale 1083 – 50-%-Grenze 266
– private Nutzung 332 f. – häusliches 258
– Sofortabschreibung 335, 340 – Heimarbeiter 265
– Tiere 346 – Ingenieur 265
– Umwidmung 341 – Journalist 265
– Werbungskosten 333 – kein anderer Arbeitsplatz 267
Arbeitsstätte – Keller 262 f.
– regelmäßige 174, 184, 250 – Kostenabzug 272
– weiträumige 175 – Kostenaufteilung 275
Arbeitstage-Berechnung 232 – Krankenhausarzt 267
Arbeitsverhältnisse, mehrere 441 ff. – Lehrer 267
Arbeitsvertrag – mehrere Jobs 265
– Angehöriger 281, 666 – Mehrfamilienhaus 261
– Ehegatte 475, 956–961 – Meisterschüler 267
– Kind 962 ff. – Mietvertrag mit Arbeitgeber 270
– Lebenspartner 654 – in Mietwohnung 276
Arbeitszimmer 250–281 – Nebenberuf 267
– abgeschlossener Raum 271 – notwendiges Betriebsvermögen 280
– Abzugsbeschränkung 257, 977 – Praxis-Consultant 265
– abzugsfähige Kosten 273 – private Mitbenutzung 256
– Abzugsvoraussetzung 256 – Reinigungskosten 281
– im Anbau 259 – Schriftsteller 267
– Anmietung 260, 279, 978 – Selbständiger 977
– Arbeitsmittel 272 f. – Tätigkeitsmittelpunkt 265
– Architekt 265 – Umbenennung 258
– Aufteilung zwischen Ehegatten – Verkaufsleiter 265
268 f. – Vermietung 808
– Ausbildung 267, 546 – Versicherungsangestellter 265
– Außendienst 265 – Vorsteuererstattung 933
– Bereitschaftsdienst 267 – Zugang 258 f.
– Besichtigung 271 – Zweifamilienhaus 264
– Dachausbau 264 – Zweitwohnung 425

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Stichwortverzeichnis 767

Arbeitszimmerprüfer 271 – Internet 546


Architekt 265, 282, 993 – Telefon 546
Architektenkosten 782, 819 Ausbildungsunterbrechung 660,
Arthritis 606 710 f.
Arthrose 606 Ausbildungsversicherung 514
Arzneimittel 586, 644 Ausgaben
– Zuzahlung 586 – nachträgliche 1066
Arzt 282, 963 – vergessene 1067
– Nebenberuflichkeit 32 Ausgabenpauschale 30
Ärztekongress 325 Ausgleichsveranlagung siehe Antrags-
Ärztliche Bescheinigung 594 veranlagung
Asbestanzug 282 Aushilfe 141, 810, 962 f.
Asbestsanierung 613, 644, 809 Auskunft
Asthma 591, 606, 609, 612, 679 – Finanzamt 1075, 1084
Asylberechtigter 621 – zur Lohnsteuer 1076
Aufbewahrungsfrist 468 – Lohnsteuerstelle 1076
Aufbewahrungspflicht 468, 932, 1082 – verbindliche 1075
Aufklärungspflicht 1085 Auskunftspflicht 1073 f.
Aufmerksamkeiten 33, 74 Ausland, Filiale 1021
Aufteilungs-/Abzugsverbot 290, 332 f., Auslandsanleihe 914
513 Auslandsaufenthalt, Haushaltshilfe
Aufwandsentschädigung 20 f., 29 670
Aufzeichnungspflicht 468, 925 Auslandsbeschäftigung 414
Au-pair-Mädchen 769 Auslandskind
Ausbilder 20 – Freibetrag 645, 706, 729 f.
Ausbildung, Kinderbetreuungskosten – Lohnsteuerkarte 730
759, 763 Auslandskorrespondent 552
Ausbildungsdienstverhältnis 293, 297 Auslandspraktikum 321
– Angehörige 305 Auslandskur 634
– Meisterkurse 965 Auslandsreise 946 f.
Ausbildungsdienstvertrag 965 – Pauschbeträge 215, 946
Ausbildungsfreibetrag 447, 657 ff., – Vorsteuer 950 f.
706 Auslandssprachkurs 310 f.
– Berechnungsschema 658 Auslandsübernachtung 215
Ausbildungskosten 293, 544–552, 644, Auslandsumzug 400
965 Außendienst, Arbeitszimmer 265
– Arbeitsgemeinschaften 546 Außenstände 1016
– besondere 722 Außergewöhnliche Belastungen 447,
– Computer 546 572–702
– doppelte Haushaltsführung 546 – Abc der 644
– Fahrtkosten 546 – Beerdigung 636 ff.

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768 Stichwortverzeichnis

– Bekleidung (Ersatzbeschaffung) Auto siehe Kfz


621 ff. Autonarr 990
– Berechnungsschema 581 Autotelefon 375
– Berufskrankheiten 584, 629 Autowäsche 209
– Besuchsfahrten 593 ff.
– Checkliste 644
– Darlehen 623 B
– Definition 573 Bäderpraxis 605
– Erpresserschäden 635 BAföG 657 f., 755
– erweiterte Krankheitskosten 608 Bahnhofsmission 23
– Fahrtkosten 582, 589 ff. Balint-Gruppe 301
– Führerscheinkosten 690 Bandscheibenmatratze 644
– Geburt 626 f. Bank
– Haushaltsersparnis 614 f. – Gebühren 922
– Hausrat 621 ff. – Sparbrief 881
– Heimunterbringung 614 ff. – Steuerbescheinigung 900
– Kinderkur 631 Bankangestellte 285
– Krankheitskosten 583–620 Bankgeheimnis 917
– Kurkosten 628 ff. Barbesuch 988
– Möbel 612 Barlohn 754
– Pflegepauschbetrag 698 ff. Barunterhalt, Mietzahlung aus 848
– Prozesskosten 635 Barzuschuss 60, 65
– Renovierung 613 Bauarbeiter 110, 175, 197, 430, 457
– Scheidung 640 ff. Baudarlehen an Kinder 902
– Todesfall 636 ff. Bauerwartungsland 819
– Umbaukosten 608, 644 Baugenehmigung 782
– Umzugskosten 625 Bauherrenmodell 855
– Unterhaltszuwendungen 645 ff. Baukindergeld 706, 771
– Vorrang von Werbungskosten 577 – Einkommensgrenze 466
– Wiederbeschaffung von Hausrat Baukostenzuordnung 860 ff.
621 ff. Bauleiter 186, 249 f.
– Zinsen 579, 623 Baumängel/-schäden 1047
– zumutbare Belastung 576, 580 ff., Baumängelbeseitigung 811 f.
648, 677 Baumaterial, geschenktes 796
– Zwangsläufigkeit 578 Bausparkassenbeitrag 7 ff., 16
Aussetzung der Vollziehung 1060, Bausparen 8–17
1078 – Abschlussgebühr 10, 922
Aussetzungsantrag 1060, 1078 – Einkommensgrenzen 9, 13
Aussteuerversicherung 514 – Freistellungsauftrag 904
Auswärtige Unterbringung 657, 659 – Guthabenzinsen 11
Auszubildende 248, 267, 297 – Prämie 9 ff.

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Stichwortverzeichnis 769

– Sperrfrist 12 – Kfz-Steuerermäßigung 697


– unschädliche Verfügung 15 – Kurkosten 691
– vorzeitige Kündigung 14 f. – nachträglicher Antrag 611
– Wohnungsrenovierung 14 – Parkerlaubnis 697
– wohnungswirtschaftliche – Pflegeheim 682
Zwecke 14 – Privatfahrten 685
Bausparvertrag Behindertenpauschbetrag 447, 614,
– Abtretung 17 617, 679–697, 745
– Angehörige 17 – gutachterliche Stellungnahme 696
Beamte – Kinder 694 f.
– Abfindung nach Scheidung 642 – Nachweis 683
– Anwärter 293, 331 – Rückwirkung 695
– Ehegatten, Vorsorgeaufwendungen – Tabelle 680, 713
494 – Übertragung 617, 694, 706
– Vorsorgehöchstbetrag 505 Beihilfe
Bedienungsgeld 70 – Erholung 80, 138
Bedienungspersonal 44 – Heirat/Geburt 33
Beerdigungskosten 574, 636 ff., 644 – Lehrgang/Tagung 67
– Nachlass 574, 637 – Notstand 56
– Versicherungen 636 – verbilligte Krankenversicherung 57
– Zinsen 637 Beiträge 53, 558
Beförderungskosten 384, 397 Beitragsbemessungsgrenze 885
Befruchtung, künstliche 644 Bekanntgabe, fehlende 1067
Begabtenförderung 722 Bekleidung siehe Kleidung
Begleitperson Kur 631, 644 Belege 36, 468 f., 806, 1080
Behinderte/Behinderung – Aufbewahrungspflicht 1082
– außergewöhnliche Belastung – Abzug ohne 469
679–697 – Nachweis 1080, 1083
– Ausweis 614, 683 Belegschaftsaktien 79
– Begleitperson 598, 602, 631, 644 Beleuchtungskörper 387
– Bescheinigung 695 f. Benzingutschein, steuerfreier 101, 154
– Einzelnachweis 682 Benzinkosten, Schätzung 938
– Entfernungspauschale 223, 231, 406 Berater für Datenverarbeitung 927
– Fahrtkosten 102, 406, 644, 685 ff. Beraterhonorar 973
– behinderte Kinder 689 Beratervertrag 973
– Freifahrt 697 Beratungslehrer 301
– Führerschein 690 Bereitschaftsdienst, Arbeitszimmer
– Kilometerpauschale 687 267
– Kinderbetreuungskosten 759, 763 Bergmannsprämie, Erschleichung
– Kinderfreibetrag/-geld 713 ff. 1029
– Kfz-Kosten 685, 690 Berufsausbildung 447, 544 ff., 709 ff.

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770 Stichwortverzeichnis

Berufsgenossenschaft 864 – Umzugskosten 396


Berufskleidung siehe Arbeitskleidung – Verpflegungsmehraufwand 944
Berufskraftfahrer 215 Betriebseinnahmen 927, 930
Berufskrankheit 584, 629 Betriebsfest 35, 59
Berufsreiter 346 Betriebspension 76
Berufsschule 248, 297, 331 Betriebsprüfung 1022 ff., 1029
Berufssportler 927 – Anlässe 1022
Berufsständische Versorgungswerke – Datenverwertungsverbot 1024
870 – Datenzugriff 1024
Berufsunfähigkeitsrente 870, 874, 884 – EDV-Programme 1024
Berufsunfähigkeitsversicherung 488 – Mitwirkung 1024
Beschäftigung im Privathaushalt – Prüfungsanordnung 1024
– Krankenversicherung 150 – Prüfungsraum 1025
– Rentenversicherung 148 – Prüfungsschwerpunkte 1022
Beschwerde 458, 1063 – Prüfungszeitraum 1022 f.
Besichtigung 397, 818 – Selbstanzeige 1025, 1029
Besondere Veranlagung 462 Betriebsrat 48
Bestattungsunternehmen, Arbeits- Betriebsratsvergütung 69
kleidung 284 Betriebssport 54
Besteuerung Betriebsveranstaltung 59 ff., 138
– ermäßigte 34 – Barzuschuss 60, 65
– gleichmäßige 1077 – Begleitperson 62
– nachgelagerte 485, 865 – Bewirtungskosten 953
Besteuerungsanteiltabelle 870 – Lohnsteuerpauschalierung 61, 138
Besteuerungsgrundlage 1059 – Organisator 62
Bestrahlungsgerät 644 – Reisekosten 62
Besuchsfahrten 596, 644 Betriebsveräußerung 1014 f.
– ärztliches Attest 594 – Buchführungswechsel 1015
– doppelte Haushaltsführung 419 – Freibetrag 1014, 1017
– Krankenhaus 593 – Fünftelregelung 1018
Beteiligung, stille 8, 79 – Schuldzinsen 1020
Beteiligungsvertrag 8 Betriebsvermögen
Betreuer, ehrenamtlicher 20 – Arbeitszimmer 280
Betreuungsfreibetrag 703 ff. – Dividenden im 1033
– Übertragung 731 – notwendiges 980
Betreuungsleistung 674 Betriebsverpachtung 1018 f.
Betriebsaufgabe 1018 Betrug 635, 644
Betriebsausflug 59 ff. Bettwäsche 413
– Kostenaufteilung 64 Bewegliche Gegenstände, Vermietung
Betriebsausgaben 927 f., 930, 976, 988 823
– nicht abzugsfähige 935, 953, 997 Beweis des ersten Anscheins 1086

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Stichwortverzeichnis 771

Beweisbeschluss 1064 – doppelte 925


Beweislast 1073, 1085 f. – elektronische 1024
Bewirtung von Arbeitnehmern 953 – Unterlagen 932
Bewirtungskosten 952 ff. Buchführungspflicht 925
– Barbesuch 988 Buchhalter 963
– Begrenzung 953, 955 Bühnenvermittler 927
– Feier 954 Bund für Gesundheit 538, 606
– Gartenparty 191, 988 Bundesfinanzhof 1063
– Mitarbeiter/Kollegen 190 f. Bundesknappschaft 151
– Nachweis 952 Bundesschatzbrief 881, 907 ff.
– nicht abzugsfähige Betriebsaus- Bundesschuldenverwaltung 910
gaben 953 Bundesseuchengesetz 456
– Versetzung 191 Bundeswehr 656
– Vorsteuerabzug 953, 1041 – Soldatenbezüge 656
Bezüge siehe Einkünfte Bürgschaft 644, 968
Bilanz 925 f. Büroeinrichtung 336
Bildhauer 992 Büromöbel 336, 355
Bildschirmarbeitsplatz 55, 83
Biorelease-Kurs 301
Bioschlafzimmer 612 C
Blähsucht 606 Cafeteria 44
Blasenleiden 679 Campingkur 634, 644
Blaumann 82 Cellistin 284
Blindengeld 714 Cello 367
Blindenhund 681 Cembalo 345, 367
Blindenschule 609 Chauffeur 285
Blockunterricht 248 Chorleiter 22
Bodenbelag 795 Chronische Leiden 606
Bodenrichtwert 783 Cola 74
Boot 997 Colitis ulcerosa 606
Börsendienste 922 Computer 348 ff., 361, 367
Botengang 234 – Abschreibung 336 f., 354
Boxenmiete 346 – Ausbildungskosten 546
Brandschaden 621 f., 1047 – betrieblicher 88, 348 ff., 977
Brieftaubenzucht 993 – Buchführung 937
Brille 83, 586, 644 – Kostenaufteilung 351
Bücher 367 – Multimediaausstattung 352
Büchergeld 722 – Nutzungsdauer 354
Bücherregal 356, 367 – private Nutzung 139
Buchführung 927 ff., 937 – Sachzuwendung 139
– Computerprogramme 937 – Teile 335

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772 Stichwortverzeichnis

– Werbungskosten 348, 351 f., 922 – Arbeitsmittel 343


– wirtschaftliches Eigentum 350 – Kfz 344
Contergankinder 608 – Kosten 621 f.
– Werbungskosten 337
Dienstjubiläum, Bewirtungskosten 191
D Dienstkleidung 285
Dachausbau, Arbeitszimmer 264 Dienstleistungen siehe Haushaltsnahe
Damnum 861, 922 Beschäftigung/Dienstleistung
Darlehen 66 Dienstreise 62, 71, 99, 171
– Absicherung 515 – Abgrenzung zu Fahrtätigkeit/Ein-
– Angehörige 969, 1022 satzwechseltätigkeit 174
– Arbeitgeberdarlehen 66 – Abwesenheitszeit 179
– Forderung 8 – Autokosten 198
– Lebensversicherung 515 – Autokosten/Kilometersatz 204, 208
– Policendarlehen 515 – Autokostennachweis 201
– privates 902, 967 – Autokosten/Teilschätzung 206
– aus Schenkung 746 – Bauleiter 249 f.
– Tilgung 579 – Bewirtungskosten 182, 190
– Verluste 967 – Dauer 178 f.
– Wiederbeschaffung von Hausrat 623 – Diebstahl 221
– Zinsen 623, 832 – Dreimonatsfrist 184 f.
– Zinsen nach Immobilienverkauf 857 – Ehegatte 218
– Zuordnung 860 ff. – Fahrtkosten 198–212
Darlehensvertrag 836 – Gemeinschaftsverpflegung 183
– Kinder 746 – kostenlose Verpflegung 181, 182
Das Tier 345 – Kundenbewirtung 179, 183
Datenzugriff Betriebsprüfung 1024 – Lehrgang 187
Dauernde Lasten 447, 526–537, 837 f., – Marinesoldaten 180
849 – Mindestdauer 178 f.
Dauerschuldzinsen 1035 – Pauschale 184
– Leasing 1035 – Reisekosten 174–221
Delphintherapie 644 – Reisenebenkosten 212
Depotgebühren 910 – Reisespesen/Werbungskosten 176
Depotverwaltung 922 – Saldierung von Arbeitgeber-
Dermatitis 606 zahlungen 200
Detektiv 640, 644, 927 – Übernachtungskosten 212 ff.
Diabetes 606 – Unfallversicherung 72
Diakon 265 – Unterbrechungsklausel 248
Dias 367 – unzutreffende Besteuerung, Fahrt-
Diätverpflegung 644 kosten 208
Diebstahl 221, 236, 578 – Verpflegungspauschale 176

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Stichwortverzeichnis 773

– Vollkaskoversicherung 219 – Blockunterricht 248


– Vorsteuerabzug 199, 1041 – dreifache Haushaltsführung 432
Dienstwagen siehe Firmenwagen – Ehepartner 432
Dienstzimmer 367 – Eheschließung 420
Differenzbesteuerung 1044 f. – eigener Hausstand 402, 404, 410 ff.
Diktiergerät 366 f. – Eigentumswohnung 423
Direktversicherung 142, 158 ff., 871 – Einrichtungsgegenstände 413
– Arbeitgeberwechsel 160 – Einsatzwechseltätigkeit 430
– Aufstockungsbetrag 163 – Entfernungspauschale 225 f., 230,
– biometrische Risiken 163 403
– Ehegattenarbeitsverhältnis 162, 957 – Fahrtkosten 403, 406
– Gehaltsumwandlung 161 – Familienheimfahrten 225
– Gehaltsverzicht 161 – Ferienwohnung 421
– Lohnsteuerpauschalierung 159 – Gemeinschaftsunterkunft 415
– Miniversicherung 163 – ohne eigenen Hausstand 402
– Vertragserweiterung 163 – Heimfahrten 230, 403, 405 ff., 419,
– zusätzlicher Vertrag 163 426 f.
Direktzusage 158 – Heimfahrten/tatsächliche Fahrten
Dirigent 22 429
Disagio 785, 801, 861 – Hotelzimmer 415
Dividende 893 f., 919 ff. – Kostenaufstellung 405
– im Betriebsvermögen 1033 – Künstler 417
– Halbeinkünfteverfahren 894, 919, – Lebenspartnerschaft 404, 418
924 – Ledige 402, 404
– verdeckte Gewinnausschüttung 920 – Mehraufwendungen 405
Doktorprüfung 298, 549 – Mindestzahl an Heimfahrten 427
Doktortitel – Selbständige 417
– Kosten 298 – Telefonkosten 407, 416
– gekaufter 551 – umgekehrte Familienheimfahrt 419
Dolmetscher 552, 927 – Umzugskosten 376, 421, 431
Doppelbesteuerungsabkommen 456, – Unterkunft 415
903 – Verlegung des Familienwohnsitzes
Doppelte Haushaltsführung 184, 187, 421
195, 299 f., 311, 401–432 – Verpflegungsmehraufwand 408,
– Abzugsbeschränkung 402 f. 414
– Alleinstehende 402, 404 – Wahlrecht Fahrtkosten 426 ff.
– angemessene Wohnung 424 f. – Wohnmobil 415
– Ausbildung 546 – Wohnungseinrichtung 413
– Ausland 414 – Wohnungseinrichtung/AfA 413
– Behinderte 406 – Wohnwagen 415
– Besuchsfahrt 419 – zwei Wohnorte 409

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774 Stichwortverzeichnis

Doppelte Mietzahlungen 384, 398 – Aushilfe 961


Doppelzimmer 218 – Direktversicherung 162
Dreifache Haushaltsführung 432 – Riester-Förderung 957
Dreimonatsfrist – Stellenbeschreibung 960
– Dienstreise 184 f. – Wochenarbeitszeit 961
– Einsatzwechseltätigkeit 194 Ehegatten, getrennt lebende
– Gleis- und Straßenbau 186 – Mietvertrag 851
– Lehrgang 187 Ehegattenunterhalt 518–525
– Neubeginn 185 – Höchstbetrag 521
– ständig wechselnder Arbeitsort 186 – Mietvertrag 851
– Unterbrechung 185 – Sonderausgabenabzug 524 f.
– Urlaub/Krankheit 185 – Verweigerung der Zustimmung 524
– wechselnder Kundenkreis 186 – Wohnungsüberlassung 522
Drei-Objekt-Grenze 841 Ehescheidung siehe Scheidung
Drillinge 627 Ehrenamtliche Tätigkeit 21
Drittaufwand 238, 382, 1001 Eidesstattliche Versicherung 1076
– Arbeitszimmer 278 Eigenbeleg 1066, 1080
Drogenabhängiges Kind 715 Eigener Hausstand 402, 404, 410 ff.
Durchgangszimmer 271 Eigenheimzulage 771–775
Durchlaufspende 561 – Antrag 775
Durchschnittssätze Vorsteuer 1043 – Einkommensgrenze 466, 772
Düsseldorfer Tabelle 732 – Objektverbrauch 773
– räumlicher Zusammenhang 773
– Selbstnutzung 774
E Eigennutzung (Wohneigentum)
EB-FAGO-Tabelle 469 – beabsichtigte 813 ff.
Edelmetall 1044 – Reparaturkosten 821
Edelstein 1044 – Schuldzinsen 858
Ehegatten Eigentum, wirtschaftliches 1001
– Dienstreise 218 Eigentumswohnung
– Drittaufwand 1001 – doppelte Haushaltsführung 423
– Entfernungspauschale 242 – Wohnungstausch 844
– Gehalt 957 f. Eigenverbrauch 930, 998, 1040
– Haushaltshilfe 663 Einbauküche 788, 794
– Mietvertrag 1001 Einbaumöbel 14
– Mitunternehmerschaft 969 Einbauschrank 791
– Scheidung 464 f., 467, 640 ff. Einbruch 621, 635
– Veranlagung 461 ff. Ein-Euro-Job 155
– Vorsorgeaufwendungen 493, 495 Einfriedungskosten 788, 793
Ehegatten-Arbeitsverhältnis 956–961 Einheitswert 1047
– 400-€-Job 157 Einkommensgrenze

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Stichwortverzeichnis 775

– Arbeitnehmer-Sparzulage 7 – Dreimonatsfrist 194


– Bausparen 9 – Entfernungspauschale 230, 244
– Eigenheimzulage 466, 772 – Fahrtkosten 194 f., 243
– Wohneigentumsförderung 466 – Gewerbetätigkeit 944
Einkommensnachweis 755 – Pauschalversteuerung von Verpfle-
Einkommensteuererklärung 450–470 gungskosten 197
– Abgabefrist 473, 818 – Rechtsreferendar 189
– Beschwerde 458 – regelmäßige Arbeitsstätte 250
– Fristverlängerung 474 – Unterkunftskosten 195
– Nebeneinkünfte 471 f. – Verpflegungsmehraufwand 194 f.,
– Pflichtveranlagung 471 944
– Progressionsvorbehalt 455 – Verpflegungspauschale 176
Einkommensteuerveranlagung, – Werbungskosten 192
Antrag auf 818 Einspruch 1059 f., 1065, 1076
Einkünfte/Bezüge – Entscheidung 1062, 1072
– besondere Ausbildungskosten 722 – Frist 1059, 1061, 1066
– Einmalzahlungen 718 – Fristversäumnis 1061
– Kind 713 f., 718 ff., 740, 752 – Verfahren 1059
– sonstige Bezüge 137 Einsturzgefahr 811
– Sozialversicherungsbeitrag 721 Einzelunternehmer 940 f.
– Übertragung 744 ff. Einzelveranlagung 461, 466
Einkünfteerzielungsabsicht 800, 855, Eisenmangel 606
998 Elektrizität 933
– kurzfristige Vermietung 814 Elektroinstallation 273
– Renovierung 817 Elektromeister 944
Einliegerwohnung 859 ff. Elektroorgel 367
Einmalzahlung 137 Elementarschadenversicherung 622
Einnahmenüberschussrechnung Encyclopaedia Britannica 345
925–939 Endpreis 47
– Anlage EÜR 930 Enkelkind, Kinderfreibetrag/-geld
– Anlagenverzeichnis 931 706, 738
– Formvorschriften 931 Entbindungskosten 626
Einrichtung Entfernungspauschale 102, 222–235
– Abschreibung 824 – Abgeltungswirkung 223
– Arbeitszimmer 272 f., 273 – Arbeitstage 232
– doppelte Haushaltsführung 413 – Berechnung 224
Einsatzstelle, ständig wechselnde 103 – Behinderte 223, 231
Einsatzwechselberufe 193 – Berufsschule 293
Einsatzwechseltätigkeit 170, 173 f., – doppelte Haushaltsführung 225 f.,
193 ff. 403
– doppelte Haushaltsführung 430 – Ehegatten 242

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776 Stichwortverzeichnis

– Einsatzwechseltätigkeit 244 – Kirchensteuer 1052


– Entfernung 229 – Säumniszuschlag 1069
– Fahrten zwischen zwei Arbeitsstät- Ermäßigte Besteuerung, Jubiläums-
ten 247 geschenk 34
– Fahrgemeinschaft 251 Erpresserschäden 635
– Firmenwagen 223, 228, 233 Erpressungsgelder 644
– Kilometerkappung 223 Ersatzschule 570
– Kundendienstmonteur 246 Ertragbringendes Vermögen 528
– Leihwagen 252 – Zinsersparnis 529
– maßgebende Entfernung 229 Ertragsanteil 801, 868, 871, 873
– maßgebende Wohnung 253 – Tabelle 871
– Mindestanzahl an Heimfahrten 253 Erwerbstätigkeit 760
– öffentliche Verkehrsmittel 225 Erwerbsunfähigkeitsrente 870, 874, 884
– tatsächliche Kosten 223 Erwerbsunfähigkeitsversicherung 488
– Umwegfahrt 244 Erzieher 20
– Verfassungswidrigkeit 224 Essenszuschuss 138
– Verkehrsmittel 227 EU-Quellensteuer 917
Entlastungsbetrag für Allein- EU-Zinsrichtlinie 916
erziehende 435, 734 ff., 745 Existenzgründer 1011
– doppelter 736 Existenzminimum 3, 434
Entnahme 935 Existenzsicherndes Vermögen 527
– Spende 568
– Tabelle 923
Entwicklungshelfer 716 F
Entzündung 606 Fachberaterin 265
Erbbaurecht Abstandszahlung 798 Fachbuch/-literatur
Erbbauzinsen 801 – Arbeitsmittel 345, 356 f., 359 f.
Erbfolge, vorweggenommene 837 – Fahrtkosten 359
Erbschaft – gemischte Aufwendungen 360
– Behindertenpauschbetrag 696 – Kapitaleinkünfte 922
– Haus/Wohnung 843 – medizinische 588, 644
Erbschaftsteuer 517, 898 – Pauschale 1083
Erfahrungssätze 1076 – Steuerberatungskosten 542 f.
Erfrischungen 74 – Zeitungen/Zeitschriften 356, 358
Ergänzungspfleger 746, 750, 836, 962 Fachkongress 327, 948
Ergänzungsschule 570 Fahrberufe 192
Erhaltungsaufwand 777, 804 f. Fahrgeld 100–107
– Bagatellgrenze 804 – Minijob 154
Erholungsbeihilfe 80, 138 – Pauschalversteuerung 102
Erlass Fahrgemeinschaft 251
– Antrag 1052, 1077 – Ehegatten 242

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Stichwortverzeichnis 777

Fahrkarten 41 f. – Arbeitgebererstattung 211


Fahrlehrer 123 – Ausbildung 546
Fahrplan 367 – Bauleiter 249 f.
Fahrstuhl 608, 644 – Behinderung 598, 685 ff.
Fahrtätigkeit 170, 172, 174, 192 – Benutzung fremder Pkw 252
Fahrten zwischen Wohnung und – Berufsschule 248
Arbeitsstätte 100–113, 140, 198, – Botengang 234
222–254 – Dienstreise 198–212, 235
– Behinderte 231 – doppelte Haushaltsführung 403,
– Betriebs-Pkw 228, 233 405, 426 ff.
– dienstlicher Umweg 104 f. – Dreimonatsfrist 184 f.
– Dienstreisepauschale 235 – Ehegatten 236, 688
– 1%-Regelung 110 – Ehegatten/getrennte Fahrten 242
– Entfernungspauschale 222 ff. – Einsatzwechseltätigkeit 243 f.
– Filiale 247 – Fahrgemeinschaft 251
– Firmenzuschuss 230 – Firmenwagen 233
– Flugkosten 227 – Hausbau/-kauf 782, 818
– Leerfahrt 231 – Kilometerkappung 223
– Lohnsteuerfreibetrag 107 – individueller Kilometersatz 204
– mehrere Einsatzstellen am Tag 247 – Kilometersatz 198, 204, 208
– Sammelbeförderung 103, 230, 245 – Kostennachweis 201
– Wahlrecht doppelte Haushalts- – krankheitsbedingte 589 ff.
führung 426 – Kur 591
– Zahl der Arbeitstage 232 – Leasing 207
– Zweigniederlassung 247 – Leihwagen 252
Fahrtenbuch 1040 – mehrere Wohnungen 253
– Aufzeichnungserleichterungen 119 f. – Mittagsheimfahrt 234
– Einkommensteuererklärung 115 – Mittelpunkt der Lebensinteressen
– elektronisches 117 254, 403
– Firmenwagen 114 ff., 126, 986 – Nahzone 244
– Form 117 – Pauschale 198, 200
– kleinere Mängel 118 – Restnutzungsdauer 205
– Methodenwechsel 125 – Spende 566
– Mindestangaben 116 – Teilschätzung 206
– Muster 117 – Umzug 397
– Sozialversicherung 115 – Unfallkosten 236
– Tankbeleg 118 – unzutreffende Besteuerung 208
Fahrtkosten 99, 170, 359 – Vermietungseinkünfte 806
– Abschreibung 205 – weiträumige Arbeitsstätte 175
– Alkoholiker 597 – zum Zahnarzt 582
– Angemessenheit 198 – Zweitwohnung 254

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778 Stichwortverzeichnis

Fahrtkostenerstattung 230 Finanzgericht 1062 ff., 1072, 1085


Fahrtkostenzuschuss – Prozess 1064
– Bescheinigung auf der Lohnsteuer- Finanzierung
karte 106 f. – Beratung 786
– dienstlicher Umweg 104 f. – Kosten 784, 922
– Lohnsteuerpauschalierung 140 – Zinsabzug 858 ff.
– Pauschalsteuer 102 Firmenbeteiligung 758
– Sammelbeförderung 103 Firmenfest 988
Fahrzeitersparnis 376, 381 ff., 399 Firmenwagen 108–128, 976, 979–987
– Saldierung 382 – Abschreibung 126
Familienheimfahrt siehe Heimfahrt – Einkommensteuererklärung 115
Familienkasse 704, 739 – 1%-Regelung 108 ff., 112 ff., 233,
Familienkrankenversicherung 747 f. 980 ff., 1040
Familienleistungsausgleich 703 – Entfernungspauschale 233
Faschingsprinz 998 – Fahrtenbuch 114 ff.
Fehlgeldentschädigung 77 – Fahrzeugpool 113
Fehlplanung 811 – Garagengeld 85 f.
Feiertagszuschlag 129 ff., 134 – Geländewagen 109
Fensterputzer 669 – Kostendeckung 983
Ferienwohnung/-haus 421, 825 f., 855, – Lkw 109
1028 – Methodenwechsel 125
Fernfahrer 215 – Nachweismethode 114
Fernsehgerät 367 – notwendiges Betriebsvermögen 980
Fernsehansagerin 283 – Nutzungsverbot 110, 128
Fernsehantenne 387 – Park and ride 110
Fernsprechgebühren siehe Telefon- – Oldtimer 986
kosten – Pauschalierung der Lohnsteuer 111
Fernzone 174 – personenbezogene Berechnung 112
Festgeld 892, 907 – Pick-up 109
Fettabsaugung 644 – Privatfahrt 108, 114, 233, 980 ff.
Feuchtigkeitsschaden 1047 – Routenplanung 110
Feuerschaden 622 – Sportwagen 979
Feuerwehr 309 – Umsatzsteuer 985, 1040
Finanzamt – Unfall, Privatfahrt 987
– Aufklärungspflicht 1085 – Urlaub 127
– Aufstellung 1081 – Vorsteuer 1040
– Auskunft 1074, 1084 – Werkstattwagen 109
– Beweislast 1085 f. – Wohnmobil 109
– Lügen 1079 Firmenwert 1014
– rechtliches Gehör 1071 Fitnesstraining 605
– Vorladung 1084 Flight 367

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Stichwortverzeichnis 779

Flohmarkt 1044 – Rente 867


Flug Revue 367 – vereinfachter Antrag 449
Flugbegleiter 216, 285 – Verlustabzug 447
Flügel 345, 367 – Verluste 447
Flugschein 42, 308 – Vorsorgeaufwendungen 448
Flugschneise 1047 – Werbungskosten 169
Forderungen 1016 – Wohneigentumsförderung 447
Förderungsprogramm 302 Freifahrt 697
Formaldehydsanierung 613, 644, 809 Freigrenze siehe Sachbezug
Forschungsreise 322 Freistellungsauftrag 903 ff.
Forstbeamte 285 Freiwillige Steuererklärung 451, 471
Forstgebiet 175 Fremdsprachenkorrespondent 323
Forstwirte Freibetrag 720 Fremdvergleich 959
Fortbildungskosten 67, 293–315, 544 – interner 305
– Abc der 315 Freundschaftsdienst 790
– Arbeitsgemeinschaft 312 ff. Frischzellentherapie 588, 644
– Arbeitslose 294 Fristverlängerung 474
– Erfahrungsaustausch 314 Fristversäumnis 1067
– Führerschein 307 Frühstück 947
– interner Fremdvergleich 305 Führerschein 75, 210, 644
– Meisterlehrgang 296 – Arbeitgeberzuschuss 309
– Sprachkurs 310 f. – ausländischer 397
– Studium 293 f., 544 – Behinderte 690
– Umschulung 296 – Feuerwehr 309
– vorweggenommene Werbungs- – Fortbildungskosten 307
kosten 295 f. Fünftelregelung 93, 872, 1018
– Zweitstudium 294, 296 Fußballschuhe 367
Fortbildungslehrgang 299 f., 302 f.
– Teilnahmegebühr 299, 303
Fotograf 475, 548 G
Fotomodell 927 Gallerückfluss 606
Freiberufler 2, 29, 417, 868, 925 ff. Garagengeld 85 f.
Freibetrag 435, 441, 692 f. Gardinen 413
– Abfindung 91 Gartenparty 191, 988
– Behindertenpauschbetrag 447 Gartenpflege 810
– Betriebsveräußerung 1014, 1017 Gaskosten 801, 933
– eintragungsfähige Kosten 446 ff. Gastarbeiter Unterhaltsleistung 651,
– Existenzminimum 3 655
– Fahrten zwischen Wohnung und Gastritis 606
Arbeitsstätte 106 f. Gebäck 74
– Lohnsteuerkarte 446 ff. Gebäude

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780 Stichwortverzeichnis

– Abschreibung 779 f. Gemeinschaftsverpflegung 188


– Anschaffungskosten 781, 783 Gemischte Aufwendungen 256, 290
– Aufteilung des Kaufpreises 783 Genossenschaftsguthaben 8
– Einsturzgefahr 811 Genussmittel 74
– Haftpflichtversicherung 488 GEO 345, 367
– Herstellungskosten 781 f., 796 Gepäckaufbewahrung/-transport 219
– Mängel 811 f. Gerichtsbescheid 1064
– Versicherung 622 Gerichtskosten 635, 801, 1063
– Wertminderung 811 Geringfügige Beschäftigung/
– Zinszuordnung bei Herstellung/ Dienstleistung 146–157, 961
Kauf 861 f. siehe auch 400-€-Job, Mini-Job,
Gebrauchtwagen 50, 205, 981, 986 Teilzeitarbeit
Gebrauchtwaren 1044 – anzurechnende Einkünfte 153
Gebühren 387, 397, 782, 922 – Beispiel 146
Geburt 626 f., 644 – Ehegattenarbeitsverhältnis 157
Geburtsbeihilfe 33 – Ein-Euro-Job 155
Geburtstagsfeier 35, 191, 954 – haushaltsnahe Beschäftigung 673
Gefängnisaufenthalt 650 – Kirchensteuer 151
Gegenwert 575 – Krankenversicherung 150
Gehaltsumwandlung – Lohngrenze 147
– arbeitnehmerfinanzierte Pensions- – Lohnsteuerpauschalierung 141
zusage 164 – Personalrabatt 49
– Direktversicherung 161 – Rentenversicherung 148 ff.
– Direktzusage 158 – Rentenversicherungsbeitrag
– Kindergartenzuschuss 37 aufstocken 149
– Pensionszusage 158 – Rentner/Pensionär 156, 883 ff.
Gehaltsverzicht 158 ff., 445 – Solidaritätszuschlag 151
Gehaltswechsel 882 – Sozialversicherung 146 f.
Gehbehinderung 591, 686 f., 697 – Steuer 151
Geige 339, 367 – Steuerfreiheit 972
Geländewagen, 1%-Regelung 109, – Steuerpauschalierung 151 ff.
984 Geringwertiges Wirtschaftsgut 928,
Geldanlageverlust 926 1033
Geldbeschaffungskosten 784, 786, 801 – Arbeitsmittel 335, 340, 355
Geldbußen, Steuerschuld 1027 – Abschreibung 340, 1016
Geldgeschenk 65, 68, 1013 Gesamtgewinn 995
Geldstrafe 644 Geschäftsanteile 79
Geldverkehrsrechnung 1073 Geschäftsführer 130 f., 190
Gelegenheitsgeschenk 68 Geschäftsjubiläum 34
Gemälde Wertverzehr 1000 Geschäftsreise
Gemeinschaftsunterkunft 415 – Abrechnung 949

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Stichwortverzeichnis 781

– Ausland 946 f. – Rückstellung 1035


– Dreimonatsfrist 944 – Steuermesszahl 1036
– Gruppenreise/Kongress 948 – Zinsen 1035
– Inland 943 Gewerbetreibende 2, 925
– Privat-Kfz 945 Gewerkschaftler, Studienreise 318
Geschäftswagen siehe Firmenwagen Gewinn 930
Geschenk 1013 Gewinnausschüttung, verdeckte 920
– Arbeitsmittel 364 Gewinnermittlung 1015
– Baumaterial 796 Gewinnerzielungsabsicht 994 f., 998
– Geld 65, 68 Gewinnschuldverschreibung 8
– Gelegenheitsgeschenk 68 Gewinnverlagerung 936
– Jubiläum 34 f. Gewinnzuschlag 1010
– Sachgeschenk 68 Gitarre 367
Geschirr 413 Gleichmäßigkeit der Besteuerung
Gesellschaft bürgerlichen Rechts 916 1077
Gesellschaft mit beschränkter Haf- Gliederschmerzen 605
tung (GmbH) 916, 918, 940, 942 GmbH siehe Gesellschaft mit
– Anteile 8 beschränkter Haftung
– Gesellschafter 131 GmbH & Co. KG 916, 940, 942, 1019
– Pensionszusage 501 GNOFÄ 470
Gesellschafter-Geschäftsführer 130, Gobelinbild 272
501 Grabstein 537, 639
Gesprächsführungskurs 301 Gratifikation 134
Gesundheitskosten, vorbeugende Greenpeace 538
599 ff., 809 Grippeschutzimpfung 588
Gesundheitsliteratur/-seminar 588 Großeltern
Getränke 68, 787 – Kinder-/Betreuungsfreibetrag 731
Getränkegroßhandel 993 – Kindergeld 738
Getrennte Veranlagung 466 f. Grundbesitzabgaben 801
Gewerbeanmeldung 669 Grundbuchkosten 781, 783
Gewerbebetrieb Grunderwerbsteuer 783, 786, 1048 f.
– Liebhaberei 989 Grundfreibetrag 3
– ruhender 1018 Grundlohn 134
– ständig wechselnde Einsatzstellen Grundsteuer 1047
944 – Ermäßigung 1047
Gewerbeerlaubnis 990 – Reihenhaus 1047
Gewerbesteuer 940 ff., 1034 ff. – Senkung 1047
– Anrechnung 941, 1035 f. – Überalterung (Gebäude) 1047
– Berechnungsschema 1034 Grundstück
– Freibetrag 1034 – Anschaffungskosten 781, 786
– Pflicht 1035 – Aufteilung des Kaufpreises 783

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782 Stichwortverzeichnis

– Drei-Objekt-Grenze 841 Hausangestellte 673


– Spekulationsfrist 843, 887 Hausbau/-kauf 818
– teilentgeltlicher Erwerb 533 – Besichtigung 818
– Verkauf 839 ff. – Vorsteuerabzug 1042
– Wert 783 – Zinszuordnung 861 f.
– Wertverzehr 1000 Hausbesitz 770
Grundstücksgeschäft, gewerbliches – vermieteter siehe Vermietung
839 ff. Hausgehilfin siehe Haushaltshilfe
Gründungskosten 996 Haushaltsersparnis 614 f., 618 f.
Grünzone 1047 Haushaltsgemeinschaft 735
Gruppenreise 948 Haushaltshilfe 447, 644, 662–678
Gruppenunfallversicherung 73, 142 – Angehörige als 664 ff.
Grzimeks Tierleben 345 – Beschäftigung im Ausland 670
Günstigerprüfung 496, 505 ff., 742 – Drillinge 627
Gutachterliche Stellungnahme 696 – Einkünfte der 668
Gütergemeinschaft 969 – Krankheit 663 f.
Güterstandsvereinbarung 969 – Ledige 665
Gütertrennung 969 – Lebenspartner 667
– Lohnsteuer 665
– Pflegeheim 663
H – Selbständigkeit 665
Haarausfall 610 – Sozialversicherungsbeiträge 665
Haartransplantation 610, 644 – Verheiratete 663
Habilitation 550 Haushaltsnahe Beschäftigung/Dienst-
Hafenarbeiter 175 leistung 662 ff., 672 ff.
Hafengebiet 175 – Angehörige 673
Haftpflichtversicherung 488 – Betreuungsleistung 674
Halbeinkünfteverfahren 894, 919, 924 – Kinderbetreuung 765
Halbteilungsgrundsatz 733 – nicht eheliche Lebensgemeinschaft
Hälftiger Höchstbetrag 500 673
Handelsblatt 358, 367 – eingetragene Lebenspartnerschaft
Handelsvertreter 121, 186, 927 673
Handwerkerleistung 676 ff., 821 – Mieter/Eigentumswohnungs-
Handwerkerrechnung 782 besitzer 678
Handy 220, 372 f., 375 – Mustervertrag 673
– betriebliches 89 – Pflegeleistung 674
– privates 373 – Pflegepauschbetrag 675
Härteausgleich 472, 479 f., 787, 822 – Steuerermäßigung 674 f.
Häufigkeitszuschlag 393, 397 – Umzug 674
Hauptversammlung 922 Haushaltsscheckverfahren 673
Haus, schlüsselfertiges 1049 Hauskosten 801

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Stichwortverzeichnis 783

– laufende 781 ff. Herd 387, 397, 413


– sonstige 806 Herstellungsaufwand 804
– vergebliche 819 – anschaffungsnaher 805
– vor Bau/Kauf 818 f. Herstellungskosten 781–798
Hausmodernisierung 803–810 – anschaffungsnahe 812
Hausrat 644 – Bagatellgrenze 804
– doppelte Haushaltsführung 413 Herzleiden 591, 606
– Ersatzbeschaffung 621 ff., 644 Herzschrittmacher 692
– Versicherung 511, 622 Heuschnupfen 606, 634
Hausstauballergie 644 Hilfeleistungen, gelegentliche 753
Hausverkauf 841, 842, 857 Hilflosigkeit 614
Hausversicherung 801 Hilfsgeschäft 930
Hausverwaltung 801, 833 Hinterbliebenenversorgung 163
Hauswirtschaftliches Beschäftigungs- Hinzuschätzung 1030
verhältnis 667 Hobby 990–999
Hauswirtschaftliches Leben 404 Hochbegabtenförderung 609
Hebamme 927, 1035 Hochschullehrer 326
Hebeapparat 608, 644 Hochwasserschaden 56, 1047
Hebesatz 1034, 1047 Höherversicherung in der gesetz-
Heilkur 644, 691 lichen Rentenversicherung 868
Heilmasseur 1035 Holzschutzmittelsanierung 613, 644
Heilmittel 586 Home-Office 89
Heilpraktiker 582 Hörgerät 586, 644
Heilpraxis 992 Hotelkosten 592, 947
Heimarbeiter 265 Hotelrechnung 217
Heimarbeitsplatz 270 Hotelzimmer 415
Heimaufenthalt 631 Hufschmied 346
Heimdialyse 644 Hund 367
Heimfahrt 253, 406 f., 415 – Haftpflichtversicherung 488
– Besuchsfahrt 419 Hypothek 902
– Flugkosten 227 – Grundbucheintragung 861
– doppelte Haushaltsführung 225 f.
– kein eigener Hausstand 426
– Lebensmittelpunkt 426 I
– maximaler Umfang 428 Immobilienmakler 927
– Mindestumfang 427 Immobilienverkauf
– Wahlrecht 426 f., 429 – Spekulationssteuer 888, 924
Heimunterbringung 671 Incentive-Reise 328
Heiratsbeihilfe 33 Industrieclub 53
Heizgerät 387, 397 Inflation 891
Heizkosten 801 Informationspflicht

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784 Stichwortverzeichnis

– Geringfügigkeit 152 – Abgeltungssteuer 725, 887, 889, 924


– Krankenkasse 152 – Abschlussgebühr Bausparvertrag
Ingenieur 265 922
Inlandsreise 943 – Bankgebühr 922
Inserat 387, 397 – Bundesschatzbriefe 909
Insolvenz 819, 926 – Depotgebühren 910
Insolvenzverfahren, privates 1032 – Depotverwaltung 922
Instandhaltungskosten 801 – Dividenden 919 ff.
Installationskosten 387, 397 – Fachliteratur 922
Intensivprüfungsfall 470 – Freistellungsauftrag 903 ff.
Internetkosten 348, 352 – Kapitalertragsteuer (Steuerab-
– Ausbildung 546 schlag) 900 ff.
– betriebliche 88, 139, 349 – Lebensversicherung (Zinsanteil)
– Pauschalierung 139 915
– private 139 – Reisekosten 922
– Werbungskosten 351 – Seminarkosten 922
Inventurschwierigkeiten 939 – Spekulationsgewinne 921
Investition 1010 – Sparerfreibetrag 897 ff.
– Anlaufverlust 926 – Steuerbescheinigung 900
Investitionsabzugsbetrag 1012, 1033 – Stückzinsen 912 ff.
Investitionsplan 1010 – Übertragung der Einkünfte 898 f.
– verdeckte Gewinnausschüttung 920
– Vermögensverwaltung 922
J – Werbungskosten 922
Jahresabschluss 930 – Werbungskostenpauschbetrag
Jahresabschnittsbesteuerung 2 897 ff., 922
Jobticket 41 f., 78, 101, 154, 230 – Zinsabschlagsteuer 900
Journalist 265, 927 – Zinserträge 907 ff., 924
Jubilarsfeier 63 – Zufluss 907
Jubiläumsfeier 35 Kapitalertragsteuer 892 f., 900 ff.
Jubiläumsgeschenk 34 – Anrechnung/Erstattung 903
Jugendfreizeiten 301 – Ausländer 903
Jugendlicher, verhaltensgestörter 644 Kapitalflucht 1029
Jugendschutzgesetz 751 Kapitallebensversicherung 511, 514 f.,
Jugendseelsorge 301 915
Kapitalübertragung siehe Vermögens-
übertragung
K Kapitalversicherung 514
Kaffee 74 Karnevalsprinz 998
Kantinenmahlzeit 58, 138 Kaskoversicherung 511
Kapitaleinkünfte 891–924 Kassierer 77

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Stichwortverzeichnis 785

Kaufkraftausgleich 87 Kilometersatz 198, 204, 208, 687


Kaufmann 925 Kind
Kaufpreisrente 871 – Arbeitslosigkeit 708
Kautionszahlung 644 – Arbeitsverhältnis 749 ff.
Kehrbezirk 175 – Arbeitsvertrag 962 ff.
Keller Arbeitszimmer 259, 262 f. – Ausbildungsdienstvertrag 965
Kellner 44 – Ausbildungsfreibetrag 657 ff., 706
Kellnerfrack 282 – Ausbildungskosten 721 f.
Kfz – Ausbildungsunterbrechung 660,
– Abschreibung 202, 205 710 f.
– Angemessenheitsprüfung 979 – auswärtige Unterbringung 657, 659
– Behinderte 644, 687, 697 – Barauszahlung von Arbeitslohn 754
– Benutzung eines fremden 252 – Baudarlehen 902
– berufliches Arbeitsmittel 237 – Baukindergeld 466, 706, 771
– Diebstahl 236, 344 – Behinderung 706, 713 ff.
– EU-Import 1046 – besondere Ausbildungskosten 722
– Fahrtenbuch 114 ff., 126, 986, 1040 – Darlehensvertrag 746
– Haftpflichtversicherung 488 – drogenabhängiges 715
– hohe Fahrleistung 208 – Einkommensbezugsgröße 748
– Kauf 51 f. – Einkünfte/Bezüge 713 f., 718 ff., 725,
– Leasingsonderzahlung 207 743–754, 899
– Oldtimer 986 – Einkunftsgrenze 718, 721, 723 f.
– privates 945 – Fahrtkosten Behinderung 689
– Sachverständiger 1035 – fehlender Ausbildungsplatz 709
– Steuerermäßigung 697 – Freibeträge 836
– Totalschaden 240 – Kapitalübertragung 528, 744 ff.
– Umsatzsteuer 1040, 1046 – Kirchensteuer 1051
– unzutreffende Besteuerung 208 – Lohnsteuerkarte 728
– Verkäufer 358 – magersüchtiges 715
– Wertverlust 239, 344 – Mietvertrag vor Selbstnutzung 815
Kfz-Kosten 198, 209 – Mietzahlung aus Barunterhalt 848
– Abschreibung 202 – pflegebedürftiges 617
– Behinderte 685, 690 – Sozialversicherungsbeiträge 721
– Betriebskosten 233 – stille Beteiligung 966 f.
– Einzelnachweis 201 – Telefondienst 963
– Fahrtkostenersatz 211 – Verlängerung von Dienstzeit 716
– Gebrauchtwagen 205 – Vermietung 845 ff.
– individueller Kilometersatz 204 – Verträge 810
– Teilschätzung 206 – Wehr-/Zivildienst 716 f.
Kidnapping 635 – Wertpapierkauf 725
Kilometerkappung 223 – Zuschüsse 714

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786 Stichwortverzeichnis

Kinderbetreuungskosten 36 ff., 447, – Pflegeheim 617


759–769 – Studium 661
– absetzbare 766 – Tabelle 704
– Alleinerziehende 759 – Übertragung 731
– Angehörige 768 – Urlaubs-/Weihnachtsgeld 723
– Arbeitgeber 36 – vollstationäre Unterbringung 706
– Arbeitnehmerpauschbetrag 761 – Wahlrecht 742
– Arbeitslosigkeit 760 – Wehr-/Zivildienst 661
– Au-pair-Mädchen 769 Kindergarten 36 ff., 764
– bei Ausbildung 759, 763 Kindergartenkinder 759, 764
– bei Behinderung 759, 763 Kindergartenzuschuss 37 f.
– Betriebsausgaben 762 – Gehaltsumwandlung 37
– erwerbsbedingte 759 ff. Kindergeld 703–742, 899
– mehrere Erwerbstätigkeiten 762 – Anspruch 741, 752, 966
– haushaltsnahe Beschäftigung 765 – Antrag 739 ff.
– Kindergartenkinder 759, 764 – Ausbildungsunterbrechung 710
– bei Krankheit 759 f., 763 – behinderte Kinder 713 ff.
– Lebenspartner 36 – berücksichtigte Kinder 706 ff.
– Minijob 760, 762 – Einkünfte/Bezüge der Kinder
– Nachweis 36, 767 718 ff., 740, 752
– Sonderausgaben 759 – Günstigerprüfung 742
– Urlaub 760 – Halbteilungsgrundsatz 733
– Zuordnung 762 f. – nachträgliche Beantragung 721
– Zuschuss 37 f. – suchtkrankes Kind 715
Kinderfreibetrag 435, 449, 703–742 – Tabelle 704, 737
– Altersgrenze 661 – Übertragung 738
– Anrechnung von Kindergeld 733 – Unterhaltszahlung 641
– Ausbildungsunterbrechung 660, – Verjährung 741
710 f. – Urlaubs-/Weihnachtsgeld 723
– Ausland 729 f. – Wahlrecht 742
– behinderte Kinder 713 ff. – Zeit zwischen Ausbildungsende
– berücksichtigte Kinder 707 ff. und Wehr-/Zivildienst 712
– Einkünfte/Bezüge der Kinder Kindergeldkasse 739
718 ff. Kinder-Psychotherapeut 301
– Eintragung auf der Lohnsteuer- Kindervergünstigungen 706
karte 730 Kindesunterhalt 732
– Grenzbetrag Behinderte 713 – Anrechnung von Kindergeld 733
– Günstigerprüfung 742 Kirchenaustritt 538 f., 1050, 1053
– Halbteilungsgrundsatz 733 – Ehegatte 541
– Kirchensteuer 540 Kirchengeld 1054
– Monatsprinzip 727 Kirchenmusiker 345

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Stichwortverzeichnis 787

Kirchensteuer 447, 538 ff., 703, Kosmos 345


1050–1055 Kost und Wohnung 971
– 400-€-Job 151 Kostenpauschale Tagesmutter 39
– Abzug für Kinder 540, 728 Kostenvorschuss 1063
– Ehegatte ohne Kirchenzugehörig- Kostkind 706
keit 1054 Kraftfahrer 192
– Erlass 1052 Krankenfahrt 589 ff.
– Kappung 1051 Krankengeld 454 ff., 574, 872
– Kind 1051 Krankengymnast 927
– Kirchenaustritt Ehegatte 541 Krankengymnastik 605
– konfessionsverschiedene Ehe 1055 Krankenhaus
– pauschale 144 – Besuchsfahrt 593
– Sätze 1050 f. – Gasthausessen 644
– Zuschlagsteuer 540 – Kantinenmahlzeit 44
Klage 1062 f. – Kosten 644
– Zurücknahme 1064 – Personalrabatt 52
Klassenausflug 301, 330 f. Krankenhausarzt, Arbeitszimmer 267
Klassisches Naturheilverfahren 606 Krankenhaustagegeldversicherung
Klavier 345, 623 570
Kleidung Krankenkasse Informationspflicht
– Beruf 367 152
– Ersatzbeschaffung 621 ff. Krankenpfleger/-schwester 20, 44,
Kleinunternehmer 929, 999, 1038 175, 927
– Option 999, 1039 Krankentagegeld 574
Klimakur 633 Krankenversicherung 488, 747 f.
Kneippkur 599 – Beitrag 684, 721, 876
Koch 44 – Ehegattenarbeitsverhältnis 961
Kochgerät 397 – geringfügig Beschäftigte 150
Koffer 367 – Pauschalbeitrag 150
Kohorte 865 f., 868 – private 57, 721
Kommanditgesellschaft (KG) 916, – Selbstbeteiligung 57
940, 942 – Tarifermäßigung 57
Kongress 327, 948 Krankheit 606, 882
Konkurs 819, 926 – Haushaltshilfe 663 f.
Kontaktpflegeaufwendungen 644 – Kinderbetreuungskosten 759, 763
Kontokorrentkonto 1035 Krankheitskosten 577, 583–620
Kontrollmitteilung Renten 869 – alternative Medizin 604
Konzertbesuch 301 – nicht beruflich veranlasste 585
Körperbehinderte siehe Behinderte – Berufskrankheiten 584
Körperschaftsteuersatz 1033 – Besuchsfahrten 593 ff.
Kosmetische Operationen 644 – Bioschlafzimmer 612

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788 Stichwortverzeichnis

– Entbindung 626 Kurierdienstfahrer 121


– erweiterte 608 Kurkosten 628–634, 644
– Fahrtkosten 589 ff. – Begleitperson 602, 631
– Hotelkosten 592 – Berufskrankheit 629
– Körperbehinderung (Pauschbetrag) – Fahrtkosten 591
679 – Kururlaub 634
– Kurcamping 634, 644 Kurzarbeitergeld 456
– Kurkosten 602, 628–634 Kurzfristige Beschäftigung 141, 146,
– Medikamente 582, 586, 644 884
– mittelbare 608
– Pflegekosten 614 ff.
– Schönheitsoperation 610, 644 L
– Selbstbeteiligung 587 Laborkittel 82
– Umbaukosten 608 Lampen 413
– Urmedizin 606 Landwirte 2
– Vorsorgemaßnahmen 599 ff. – Freibetrag 720
– Wohnungswechsel 608 Landwirtschaftliche Alterskasse 487,
– zumutbare Belastung 580 ff. 865, 870
Krebs 606 Laptop 336, 353
Kredit siehe Darlehen Lärmschutz 644
Kreislaufleiden 606 Leasing 207, 1035
Kreuzschmerzen 605 Lebensgemeinschaft 653 f., 734
Kriegsbeschädigtenrente 864, 879 – Arbeitsverhältnis 654, 959
Kriegsschäden, Beseitigung von 621 – doppelte Haushaltsführung 404, 418
Küche 623 – Haushaltshilfe 667, 673
Kühlschrank 413 – Kinderbetreuung 36, 760, 768
Kulturgüter 644 – Sozial-/Arbeitslosenhilfe 653
Kundenbewirtung 183, 190, 952 – Unterhaltsleistungen 653
Kundendienstmitarbeiter 186 Lebenshaltungskosten 332
Kundendienstmonteur 110, 121, 246 Lebensmittelpunkt 254, 403
Kündigung 882 Lebenspartnerschaft, eingetragene
Kunstgalerie 993 f. 653 f., 673, 768
Kunstgegenstände 272, 273, 367 Lebensversicherung 158, 488, 492, 514,
Künstler 24, 417, 927, 991 636, 915, 918
Künstleragent 927 – Ehegatten 517
Kunstmaler 992 – Erbschaft 517
Kur 596 – mit Sparanteil 514, 516
– ambulante 634 – sonstige Vorsorgeaufwendungen 516
– im Ausland 634 – Todesfallrisiko 514
– Bedürftigkeit 630 – Zinsen 915
– Behinderter 691 Leerfahrt 231

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Stichwortverzeichnis 789

Leerstandszeiten 800, 825 Lohnsteuerkarte 19, 433


Legastheniker 609, 644 – Auslandskind 730
Lehramtsprüfung 301 – Eintragung Kinderfreibetrag 730
Lehre 709 – Fahrtkostenfreibetrag 107
Lehrer 267, 316 ff., 356 – Kinder auf der 728
– nebenberuflicher 29 f. – Kirchenzugehörigkeit 144
Lehrgang 299 f. – mehrere Arbeitsverhältnisse 441 ff.
– Beihilfe 67 – Vorsorgeaufwendungen 448
– Dreimonatsfrist 187 Lohnsteuerpauschalierung 44,
– Kosten 248, 295 135–145
– Teilnehmer 294, 299 ff. – Abwälzung 136
Leibrenten siehe Rente – Aushilfen 141
Leih-Lkw 384 – Betriebsveranstaltung 61, 138
Leistungsabschreibung 1005 – Direktversicherung 159
Lernarbeitsgemeinschaft 312 ff., 546 – Fahrtkostenzuschuss 140
Letzte Rückfahrt 406 – geringfügig Beschäftigte 141
Lexikon 367 – Kirchensteuer 144
Lichtschutzbrille 367 – Solidaritätszuschlag 145
Liebhaberei 476, 989–999 – Steuersatz 137 f.
– Gewerbebetrieb 989 – Teilzeitbeschäftigte 141
– Vermietung 825, 855 – Verpflegungsmehraufwand 177
Listenpreis 47, 980 f. – Zukunftssicherungsleistung 142
Lkw 384, 984 Lohnsteuerpflicht 434
– 1%-Regelung 109 Lohnsteuertabelle 433 f.
Lodenmantel 285 f. Lohnzuschläge 129–134
Logopädische Behandlung 644 – Abschläge 131
Lohngrenzen 147 – Abgrenzung Arbeitslohn 131
– geringfügige Beschäftigung 974 – Geschäftsführer 130
Lohnsteuer 19, 433 – Grundlohn 134
– Freibeträge, Pauschbeträge 435, 730 – Nachweis 133
– mehrere Arbeitsverhältnisse 441 ff. Lösegeldzahlung 644
Lohnsteuerabzug 433–445 LUVOS-Heilerde 606
Lohnsteuerauskunft 1076
Lohnsteuerbescheinigung
– Fahrtkostenzuschuss 106 f. M
Lohnsteuerermäßigung Magengeschwür 606
– vereinfachtes Verfahren 449 Magersüchtiges Kind 715
– Verfahren 446 Mahlzeiten 44 f., 58, 188
Lohnsteuerhilfeverein 1063 – bei Dienstreisen 179 ff., 183
Lohnsteuerjahresausgleich 446, – Gestellung bei Dienstreisen 182
450 ff. – Kundenbewirtung 183

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790 Stichwortverzeichnis

– Rabattfreibetrag 44 f. Mietsenkung 847


– Sachbezugswert 58 Mietshaus
Makler 927 – geerbtes/geschenktes 835
Maklergebühr 384 f., 397, 781, 786 – Verkauf an Ehepartner 835
Malermeister 944 Mietspiegel 1047
Mängel 811 f. Mietstundung 845
– Beseitigung 796 Mietverbilligung 45
Margenbesteuerung 1044 Mietvertrag 847
Marinesoldaten 180 – Angehörige 264, 815, 845
Markenporzellan 623 – kurzfristiger 814
Marktmiete 799 – Sicherungsnießbrauch 850
Marktordnungswaren, Hinterziehung – Unterhalt 523
von Abgaben 1029 Mietzahlungen, doppelte 384, 398
Massage 55, 605 Migränebehandlung 582
Maurermeister 944 Milderungsregel 479
Medikament 582, 586 ff., 644 Mineralien-/Fossilienhandlung 992
– Zuzahlung 586 Mineralölwirtschaftsverband 938
Medizinischer Dienst 586 Minijob 475 siehe auch 400-€-Job,
Mehraufwand für Verpflegung siehe Geringfügige Beschäftigung, Teil-
Verpflegungsmehraufwand zeitarbeit
Mehraufwandswintergeld 457 – Ehegattenarbeitsverhältnis 157
Mehrwertsteuer siehe Umsatzsteuer – Ein-Euro-Job 155
Meisterlehrgang 296 – Fahrgeld 154
Meisterprüfung 306, 365 – haushaltsnahe Beschäftigung 673
– Vorsteuerabzug 306 – Kinderbetreuungskosten 760, 762
Meisterschule 965 – Lohnsteuerpauschalierung 136, 444
Meisterstück 365, 367 – Rabattfreibetrag 46
Meistertitel 304 – Rentenversicherung 148
Metergeld 70 – Rentner 156, 972
Metzger, Berufskleidung 285 – Steuerfreiheit 972
Mietabfindung 608 – Überschreitung der Lohngrenze 974
Mietabfindungskosten 644 – Zweitjob 445
Miete Mischgesellschaft 940
– Handwerkerleistung 678 Mitarbeiterbewirtung 191
– haushaltsnahe Beschäftigung/ Mitarbeitspflicht 753
Dienstleistung 678 Mitgliedsbeitrag 53, 558, 562
– doppelte Haushaltsführung 424 Mittagsheimfahrt 234
– ortsübliche 799, 846 f. Mittelpunkt der Lebensinteressen 254
Mieteinnahmen siehe Vermietung Mitunternehmerschaft 969
Mieterhöhung 803 Mitwirkungspflicht 1031, 1073, 1085
Miethöhe 803 Mobiliar 272, 273, 413, 623, 794, 824

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Stichwortverzeichnis 791

Mobiltelefon siehe Handy Nebenkosten 170


Möbliertzimmervermietung 822 f. Nebentätigkeit 20, 28 ff.
Modernisierungskosten 801, 804 f. – Arbeitszimmer 267
Modernisierungsverlust 926 Nervenschock 630
Monatsprinzip 727 Neue Bundesländer Wohneigentum
Monopolhinterziehung 1029 780
Montagearbeiter 110, 197, 430 Neue Tatsachen 1066
Morbus Crohn 606 Neurodermitis 633
Motorboot 1028 Nichtbeanstandungsgrenzen 1083
Motorrad 367 Nichtprüfungsanweisung 469 f.
Motorsäge 367 Nichtveranlagungsbescheinigung 906,
Motorschaden 203 917
Müllabfuhr 801 Nichtzulassungsbeschwerde 1063
Multimedia 352 Nierenoperation 692
Multiple Sklerose 606 Nießbrauch 757, 774, 838 f., 850
Mundgeruch 606 Notaranderkonto 862
Musiker 20, 24, 284, 345 Notarkosten 778, 781, 783, 801, 831
Musiklehrer 345 Notebook 353
Mütterberatung 22 Notfallunterstützung 56
Mutterschaftsgeld 456 Notlüge 1079
Notstandsbeihilfe 56
Nullkuponanleihe 907 f.
N Nutzung, gemischte 777
Nachbarschaftshilfe 787 f. Nutzungsdauer 337, 342, 928, 1002 f.
Nachgelagerte Besteuerung 485 – Computer 354
Nachhilfeunterricht 384, 394, 397, 644
Nachkur 632
Nachtarbeitszuschlag 129 ff., 134 O
Nachträgliche Ausgaben 1066 Oberfinanzdirektion 1086
Nachversteuerung 137 Objektbeschränkung/-verbrauch 773
Nachweismethode Ofen 387, 397
– Firmenwagen 114 Offene Handelsgesellschaft (OHG)
– Sonderabschreibung 126 916, 940
Nahzone 174, 244, 246 Öffentliche Verkehrsmittel 224 f., 227
Naturkatastrophe 622 Öffnungsklausel 868
Nebeneinkünfte 471–483 Ökosteuer 1058
– Ehepartner 477 Oldtimer 986
– Rentner 883 f. Operationskosten, übernommene 648
– Steuererklärungspflicht 471 Option Kleinunternehmer 999, 1039
– Verluste 475 Organisation, gemeinnützige 25 f.
– zeitliche Verschiebung 482 Orgel 345

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792 Stichwortverzeichnis

Orkanschäden 622 Pensionsfonds 158 f., 160, 163, 957


Orientteppich 274 Pensionskasse 142, 158 f., 160, 163, 957
Ortsbesichtigung Arbeitszimmer 271 Pensionszusage 158, 164
Ortsübliche Miete 799, 846 f. – arbeitnehmerfinanzierte 164
Outplacement-Beratung 94 – Gehaltsumwandlung 164
– GmbH 501
Personal Computer siehe Computer
P Personaleinkauf 46
Pächterwechsel 1018 f. – Beziehungskauf 48
Papageienzucht 992 Personalrabatt 43, 45 ff.
Parkerlaubnis Behinderte 697 – begünstigte Rabatte 43
Parkgebühr 219 – beschädigte Waren 51
Parteispende 558 – Beziehungskauf 48
Patentberichterstatter 1035 – doppelter Freibetrag 46
Pauschalierung der Lohnsteuer siehe – Endpreis 47
Lohnsteuerpauschalierung – geringfügig Beschäftigte 49
Pauschalsteuer 25 f., 972 – maßgeblicher Preis 47
– Abwälzung der Lohnsteuer 136 – Mietverbilligung 45
– Berechnungsgrundlage 153 ff. – Teilzeitbeschäftigte 49
– Betriebsveranstaltung 61 – Unfallschaden 51
– Direktversicherung 159 Personalvertretung 56
– Fahrtkostenzuschuss 102 Personengesellschaft 940, 941
– Firmenwagen 111 Persönlichkeitsentwicklung 301
– Kirchensteuer 144 Pfändungsgrenze 1032
– Sachgeschenke 143 Pferd 346
– Sozialversicherung 25 f. Pferdehänger 346
– Teilzeitbeschäftigte 141 Pflege 22
– Verpflegung 177–181 – haushaltsnahe Dienstleistung 674
– Zukunftssicherungsleistungen 142 Pflegedienstmitarbeiter 110
Pauschalsteuersatz, fester 138, 140 Pflegeeltern, Kinderfreibetrag/-geld
Pauschbeträge 435 707
Pauschbeträge für sonstige Um- Pflegegeld 620, 700
zugsauslagen 389 ff., 397 Pflegeheim 614 ff., 644, 682
– Häufigkeitszuschlag 393, 397 – Haushaltshilfe 663, 671
PC siehe Computer – Kind 617
Pension 76, 485, 877 f. siehe auch Pflegekind, Kinderfreibetrag/-geld
Rente 706 f.
– außerplanmäßige Erhöhung 877 Pflegekosten 614 ff., 674 f.
Pensionär Pflegekraft, ehrenamtliche 21
– Abfindung nach Scheidung 642 Pflegepauschbetrag 447, 595, 614, 617,
– Vorsorgehöchstbetrag 506 698 ff.

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Stichwortverzeichnis 793

Pflegestufen 614, 700 Provision 480


Pflegeversicherung 488, 620, 702, 876 – Unterprovision 481
Pflichtveranlagung 451, 471 Prozesskosten 236, 635, 640, 796, 811
Pick-up, 1%-Regelung 109 Prüfungsanordnung 1024
Pkw siehe Kfz Psoriasis 633
Planungskosten 797 Psychotherapie 603, 644
– vergebliche 819 – Kurs 301
Platzkarte 219 Psychagoge 301
Policendarlehen 515
Polizeivollzugsdienst 716
Polizist, Führerschein 309 Q
– Rennrad 345 Quecksilbervergiftung 606
Porto 806 Quellensteuer 916 ff.
Posteingangsbuch 1065 Querschnittslähmung 608
Postzustellungsurkunde 1067
Praktikum 321
Praxis 258 R
Praxis-Consultant 265 Rabatte 43 ff., 48
Praxisgebühr 587 Rabattfreibetrag 43 ff., 46 ff., 52
Praxisgründung, Verlust bei 926 – Mahlzeiten 44 f.
Praxisverkauf 1014 f. Rallyesport 993
Privatanteil 930 Räumlicher Zusammenhang 773
Privatdarlehen 967 Realsplitting 641, 972
– Zinsabschlagsteuer 902 Rechnungsbezahlung Zuordnung 860
Private Krankenversicherung 57, Rechtliches Gehör 1071
721 Rechtsanwalt 992
Private Nutzung – Gerichtsverfahren 1063
– Arbeitskleidung 290 Rechtsbehelf, Fristablauf 1067
– Arbeitsmittel 332 Rechtsreferendar 189
– Arbeitszimmer 256 Rechtsschutzversicherung 511, 513
– Entfernungspauschale 233 Referat 327
– Firmenwagen 108, 114 Referendar 297, 301
Private Veräußerungsgeschäfte, Ein- Regelarbeitszeit 134
künfte aus 887 ff. Regelbesteuerung 999
Privatschule 609 Regelmäßige Arbeitsstätte 174, 184,
Professorenprüfung 550 250
Progression 2 Reihenhaus 1047
Progressionsvorbehalt 455 Reinigungskosten
Promotion 298, 549 – Arbeitszimmer 281
Propyläen Weltgeschichte 345 – Kleidung 289, 292
Prospektverteiler 235 Reisegepäckversicherung 219

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794 Stichwortverzeichnis

Reisekoffer 367 – Anpassung 867


Reisekosten 99, 170 ff., 384, 397, – Bezugsmitteilung 869
943–951 – Einkommensteuergrenze 875
– Abwesenheitszeit 176 – Einkünfte 866
– Arbeitsessen 179, 183 – Ertragsanteil 801, 868, 902
– Ausland 946 f. – Ertragsanteiltabelle 871
– Beerdigung 637 – Erwerbsunfähigkeit 874
– Begleitung 644 – Freibetrag 866 f.
– Betriebsausflug 62 – Hinzuverdienst 883
– Diebstahl 221 – Kohorte 865 f., 868
– Gestellung von Mahlzeiten 181 – Laufzeit-Tabelle 873
– Hauptversammlung 922 – Lohnsteuerkarte 447
– Hauskauf 806 – Nachzahlung 872
– Hotelrechnung 217 – Nebeneinkünfte 883
– Inland 943 ff. – Öffnungsklausel 868
– Kapitalerträge 922 – steuerfreie/-pflichtige 864, 866, 875
– Rechtsreferendar 189 – Steuerhinterziehung 869
– steuerfreie Erstattung 200 – Teil- 883
– steuerfreie Leistungen 99 – vorzeitige 883
– Übernachtungskosten 213 ff. Rentenbesteuerung, nachgelagerte
– Übungsleiter 29 865
– Verpflegung/Pauschalierung Rentenversicherung 487, 865, 870 f.,
177–181 923
– Verpflegungsmehraufwand 176, – Ehegattenarbeitsverhältnis 961
943 ff. – geringfügig Beschäftigte 148 ff.
– Vorsteuerabzug 199, 950 f., 1041 – Höherversicherung 868
Reiseleiter/-organisator 328 – mit Kapitalwahlrecht 511, 516
Reisenebenkosten 99, 203, 219 – Nachzahlung 652
– Unfall 71, 219 – Pauschalbeitrag 148
Reisespesen 176 Rentner
Reitlehrer 346 – geringfügige Beschäftigung 156,
Reitpferd 367 884 f.
Renditestar Bausparvertrag 11 – Hinzuverdienst 883
Rennrad 345 – Vorsorgehöchstbetrag 507
Rennstall 993 – Versicherungsbeiträge 876
Renovierungskosten 813 ff. Reparaturkosten 801, 805, 832
– krankheitsbedingte 613 Repräsentationsausgaben 976
– vor Selbstnutzung 817 Restabschreibung 355
Rente 485, 526–537, 864–885 Restnutzungsdauer 342
– abgekürzte Laufzeit 873 Restwertmethode 783
– Abschläge 883 Revision 1063

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Stichwortverzeichnis 795

Rezeptgebühr 587 Safemiete 922


Rheuma 606 Saisonbeschäftigung 146
Richter Saison-Kurzarbeitergeld 456 f.
– Studienreise 223 Sammelbeförderung 103, 106, 230, 245
– Arbeitszimmer 266 Sanierungsmaßnahmen 803
Richtfest 782, 792 Sanitäter 22
Riester-Förderung 165 ff., 489 Sattelzeug 346
– Anspruchsberechtigte 165 Säumniszuschlag 1060, 1068 ff.
– Besteuerung 168 – Erlass 1069
– Ehegattenarbeitsverhältnis 957 f. Schadenersatz 644
– Ehegattenzulagenanspruch 166 Schadenersatzprozess 635
– Mindestbeiträge 166 Schadensfreiheitsrabatt Verlust 240
– Sonderausgabenabzug 167, 489 Schätzgebühren 801
– Zulage 158 f., 166, 489 Schätzung 1030, 1078, 1085
Risikolebensversicherung 488 Schätzungsgrundlage 1085
Risikoversicherung 514 Schaustück Wertverzehr 1000
Robin Wood 538 Scheckzahlung 1070
Roh-/Reingewinn 1022, 1027 Scheidung 640 ff.
Rollo 387 – Folgeregelungskosten 642
Rollstuhl 644 – Getrenntleben 464 f.
Rückkaufangebot 855 – Mietvertrag 851 f.
Rückstellungen 1016 – Prozess 635
Rufbereitschaft 132 – Splittingtarif 465
Rundfunkantenne 387 – Unterhaltszahlung 641
Rundfunkgerät 367, 623 – Veranlagung 464 f., 467
Rürup-Rente 487 f., 502 f., 865 – Versöhnungsversuch 465
Scheinselbständigkeit 790
Schenkung 746
S – existenzsicherndes Vermögen 527
Sachbezug 40, 971 Schichtplan 133
– Fahrgelder 102 Schiffsmakler 1028
– Freigrenze 40 Schlafzimmer 623
– Preisabschlag 40 Schlüsselfertiges Haus 1049
Sachbezugswert 58, 181, 183 Schmiergeldzahlung 1013
– Tabelle für Mahlzeiten 58 Schmuggel 1029
– Kundenbewirtung 183 Schmutzberufe 288
Sachgeschenk 68 Schneeschaufel 806
– Pauschalierung 143 Schonfrist 1070
Sachspende 553, 567 Schönheitsoperation 610, 644
– aus Betriebsvermögen 568 Schönheitsreparatur 273, 387
– Höhe der Spende 567 Schornsteinfeger 175

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796 Stichwortverzeichnis

Schranktrennwand 791 Skiausrüstung 290, 345, 367


Schrankwand 794 Skifreizeiten 301
Schreibmaschine 345, 367 Skilehrer 290
Schreibmaterial 806 Snowboardlehrgang 301
Schreibtisch 272, 367 Sodbrennen 606
Schreibtischlampe 367 Sofortabschreibung 335, 340
Schreibtischstuhl 367 Soldat
Schreibtischuhr 366 f. – Ausbildungsdienstverhältnis 293
Schriftsteller 267, 927, 991 f. – Bezüge 656
Schuhgeschäft 1018 Solidaritätszuschlag 145, 703, 728,
Schulausbildung 709 1056 f.
Schuldentilgung/Schuldübernahme – 400-€-Job 151
644 – Freigrenze 1056 f.
Schuldnerberatung 1032 – Härteregelung 1057
Schuldzinsen 66, 644, 801 f., 858, 922, Sonderabschreibungen 720, 801,
1020 1007 f.
– fiktive 935 – Firmenwagen 126
Schuldzinsenabzug, privater 935 Sonderausgaben 484–571
Schulfahrten 644 – Abzug 167, 524 f.
Schulgeld 571, 644 – Kinderbetreuungskosten 759
Schuppenflechte 633 – Pauschbetrag 4, 435
Schusswaffe 367 – übrige 518–571
Schwangerschaftsabbruch 644 Sonderausstattung zu Hause 617
Schwarzarbeit 787, 790 Sonderbekleidung 388
Schwerbeschädigtenrente 864 Sonderbelastung 521
Schwimmbad 644 Sonderfahrzeug, 1%-Regelung 109
Secondhandshop 993, 1044 Sonnenbrand 606
Seelsorge 22 Sonnenbrille 367
Segelboot 935, 993, 1028 Sonntagsarbeitszuschlag 129 ff., 134
Selbständige 417, 868, 927, 977 Sonstige Umzugskosten 384, 387,
Selbstanzeige 1025, 1029 389 f.
Selbstbeteiligung, Krankheitskosten Soziales Jahr, freiwilliges 709, 713
587 Sozialleistungen 653
Selbstgenutztes Wohneigentum 447, Sozialversicherung
774 – Beitrags-/Entgeltgrenzen 885
– Reparaturen/Renovierung 821 – Fahrtenbuch 115
– vorherige Renovierung 813 ff. – Freundschaftsdienst 790
Selbsthilfegruppe 22 – Haushaltshilfe 665
Seminar Auslandsvorbereitung 326 – Pauschale 25 f.
Seminarkosten 248, 297, 922 – Rentner 884 f.
Sicherheitsgefährdete Personen 124 Sozialversicherungspflicht 146

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Stichwortverzeichnis 797

Sozialversicherungsträger, Informa- Sportlehrer 290, 332, 345


tionspflicht 152 Sportverein
Sparbrief 892, 907 f., 911 – Fahrtkosten als Spende 566
Sparbuch 907 – Mitgliedsbeiträge 562
Sparerfreibetrag 720, 897 ff., 924 – Spende 561 ff.
– Vermögensübertragung 898 Sportwagen 979
Sparerpauschbetrag 924 Sprachkurs 310 f., 317, 323 f., 552
Sparguthaben 892 – Grundkurs 324
Sparkonto, privates 1073 Sprachlehrer 323
Sparprämien-Erschleichung 1029 Sprachreise 310 f., 317, 323
Sparvertrag 8 Springreitsport 993
Spätaussiedlung 621 Squash 54
Spediteur 384 Staatsanwalt, Studienreise 318
Speisen 68 Stärkungsmittel 74
Spekulationsfrist 887 f. Startgeld 346
– Grundstück/Haus 841, 843, 887 f. Stempelkarte 133
Spekulationsgewinn 843 Sterbegeldversicherung 514, 636 f.
– Kapitalerträge 895 f., 921 Stereoanlage 345, 367
Spekulationssteuer 888 f. Sterilisation 644
Spekulationsverlust 895 f. Steueranrechnung 901
Spende 553–569 Steueranspruch 1059, 1074
– Belege 554 Steuerbelastung 4
– Bescheinigung 554, 562 ff., 567 ff. Steuerbelastungstabelle 5 f.
– Durchlaufspende 561 Steuerberater, Gerichtsverfahren
– Entnahme 568 1063
– Fahrtkosten 566 Steuerberatungskosten 447, 542, 934
– gebrauchte Kleidung 567 – Abzugsverbot 542
– Haftung 564 – Fachliteratur 543
– Höchstgrenze 555, 560 – Fahrten zum Finanzamt 542
– statt Kirchensteuer 1106 Steuerbescheid 1059 f., 1071
– Missbrauch mit Quittungen 564 – Aussetzungsantrag 1060
– Mitgliedsbeiträge 562 – nachträgliche Änderung 643
– Nachweis 569 Steuerbescheinigung 900
– Parteispenden/-beiträge 558 Steuerermäßigung 1076
– Rück-/Vortrag 557 – Gewerbesteuer 1035
– Sachspende 553, 567 f. Steuerersparnis 4
– Stiftungsspende 556 Steuerfahndung 1028
Spielbankgewinn 1073 Steuerfreibetrag 19 ff.
Sponsor 565 Steuerfreiheit
Sport 291, 600 – siehe Abfindung
Sportbekleidung 290, 345 – siehe Arbeitgeberdarlehen

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798 Stichwortverzeichnis

– siehe Bahnhofsmission – Selbstanzeige 1025, 1029


– siehe Arbeitskleidung Steuerkarte 433
– siehe Betriebsratsvergütung Steuerklasse 433–445
– siehe Betriebssport – Kombination 437
– siehe Betriebsveranstaltung – Wechsel 436 f.
– siehe Eintrittskarten Steuerklassenwahl 436
– siehe Erfrischungen – Arbeitslosengeld 438
– siehe Erholungsbeihilfe – Tabellen 439 f.
– siehe Existenzminimum Steuerlastminderung, kurzfristige 807
– siehe Fehlgeldentschädigung Steuermessbetrag 1034
– siehe Fortbildungskosten Steuermesszahl 1036
– siehe Sachbezug Steuerpause 939
– siehe Führerschein Steuerprogression 2
– siehe Geburtsbeihilfe Steuerrückstände 1069
– siehe Gelegenheitsgeschenk Steuersätze, besondere 137
– siehe Heiratsbeihilfe Steuerschuld-Geldbußen 1027
– siehe Job-Ticket Steuervergünstigungen 1
– siehe Kaufkraftausgleich Steuerzahlung, Schonfrist 1070
– siehe Kindergartenzuschuss Stewardess 216
– siehe Krankheitskosten Stiefeltern Betreuungs-/Kinder-
– siehe Mitgliedsbeitrag freibetrag 731
– siehe Nebentätigkeit Stiefkind Kinderfreibetrag/-geld 706
– siehe Notfallunterstützung Stiftung Spende 556
– siehe Pension Stille Beteiligung 8, 79, 966 f.
– siehe private Krankenversicherung Stille Gesellschaft 940, 966
– siehe Riester-Förderung Stille Reserve 1018
– siehe Sammelbeförderung Stipendium 722
– siehe Sanitäter Strafprozess 635
– siehe Tagesmutter Strahlungscolitis 606
– siehe Telefonkosten Straßenbenutzungsgebühr 219
– siehe Übungsleiter Straßenanliegerbeiträge 781
– siehe Vermögensbeteiligung Streitwert 1063
– siehe Verpflegungspauschalen Streusalz 806
– siehe Volkshochschule Stromkosten 801, 933
– siehe Vorträge Stückzinsen 725, 912 ff.
– siehe Werkzeuggeld Studiengebühr 722
Steuerhehlerei 1029 Studienreise 316–331, 992
Steuerhinterziehung 1023, 1029 – Abgrenzungskriterien 318
– gewerbsmäßige 1026 – Ärztekongress 325
– leichtfertige 1029 – Begleitung 329
– Rente 869 – Besuch von Geschäftspartnern 320

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Stichwortverzeichnis 799

– Kostenaufteilung 319 – Gebäudeabschreibung 780


– Übernachtungskosten 330 – Kfz-Kosten-Nachweis 201
– Verhältnismäßigkeitsgrundsatz – Kinderfreibetrag 704
327 – Kindergeld 704, 737
– Vortragsreise 320 – Kindesunterhalt 732
Studio 258 – Kirchensteuerpauschalierung 144
Studium 293, 549, 709, 716 – Kirchensteuerkappung 1051
– berufsbegleitendes 544 – Lohnsteuer 434
– Fahrtkosten 546 – Rentenabschläge 883
– Sonderausgaben 293 – Rentenbezüge (keine Einkommen-
– Werbungskosten 294, 545 steuer) 875
Stundenzettel 133 – Rentenhinzuverdienstgrenze 883
Stundung – Rentenlaufzeit (Ertragsanteil) 873
– Mietzahlungen 845 – Sachbezugswert für Mahlzeiten 58
– Steuern 1068 f. – Soldatenbezüge 656
Stundungsantrag 1060, 1077 – Sozialversicherung, Beitrags-/Ent-
Sturmschäden 622 geltgrenzen 885
Subventionsbetrug 1029 – Steuerbelastung, Grundtabelle 5
Suchtkrankheiten 644, 715 – Steuerbelastung, Splittingtabelle 6
Supervisionskurs 301 – Steuerklassenwahl 439 f.
Surfausrüstung 332 – Steuerschuld-Geldbußen 1027
– Umwandlung von Arbeitslohn in
Direktversicherung 161
T – Umzugskostenberechnung 397
Tabakwaren 68 – Umzugskostenpauschbeträge,
Tabellen sonstige 390 f.
– Abschreibung linear/degressiv – Vermögensentnahme 923
1003 f. – Verpflegungsmehraufwand-Pausch-
– Altersentlastungsbetrag 879 beträge 176
– Arbeitsmittel-Abschreibung 337 – Versorgungsfreibetrag 878
– Bausparprämie 10 – Wäschereinigungskosten 292
– Behindertenpauschbetrag 680, 713 – zumutbare Belastung 580
– Besteuerungsanteil für Leibrenten Tabellengrundfreibetrag 435
870 Tafelpapiere 900
– Bilanzierung/Einnahmenüber- Tagesmutter 36, 38 f.
schussrechnung 925 – Kostenpauschale 39
– Düsseldorfer 732 Tageszeitung 358, 367
– EB-FAGO (Abzug ohne Belege) Tagung 948
469 Tagungsbeihilfe 67
– Ertragsanteil 871 Tankbeleg 118
– Finanzgerichtskosten 1063 Tankwartskombination 282

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800 Stichwortverzeichnis

Taschenrechner 366 f. Telefonische Anfrage 1084


Tätigkeit, selbständige 927 Teleskop 345
Tätigkeitsmittelpunkt 265 Tennis 54, 291, 367
Taubstumme 609 Teppich 272, 273, 623
Taxifahrer 122, 172, 210 Teppichboden 788, 795
Technische Abnutzung 337, 347 Terror 621
Tee 74 Theaterbesuch 301
Teileinkünfteverfahren 1033 Theaterkarte 68
Teilkaskoversicherung 241 Thesaurierungsvergünstigung 1033
Teilrente 883 Tierausbildung 22
Teilzeitarbeit 49, 141, 146–157, 974 f. Todesfall 459
siehe auch 400-€-Job, geringfügige – außergewöhnliche Belastung 636 ff.
Beschäftigung, Minijob Tonbänder 345
– geringfügige Beschäftigung 146 Tonbandgerät 345, 362 f., 367
– Großeltern 970, 973 Tonstudio 258
– Kategorien 146 Töpferei 992
– Kirchensteuer 144 Totalschaden 240
– kurzfristige Beschäftigung 141, 146, Toupet 610
974 Trainer 20
– Land-/Forstwirtschaft 141 Trainingsanzug 290
– Lohnsteuerpauschalierung 141 Trauerfall 636 ff.
– Saisonbeschäftigung 146 Treppenlift 608, 644
– Sozialversicherung 146 Trinkgeld 70, 219, 387, 397, 644, 952
– Weihnachtsgeld 974 – Steuerfreibetrag 70
Telefax 88 f. Trödelmarkt 1044
Telefonkosten 220, 368–375, 387 Tropenbekleidung 287
– Anschluss 273, 367 Turnschuhe 367
– Arbeitgebererstattung 89
– Ausbildung 546
– Autotelefon 337, 375 U
– Doppelte Haushaltsführung 407, Überalterung (Gebäude) 1047
416 Überbrückungsgeld 456
– Einzelverbindungsnachweis 368 f., Über-/Unterentnahme 935
371 f., 375 Überführungskosten Verstorbener
– Handy siehe dort 638
– Hauskosten 806 Übergangsgeld 456
– Nutzungsdauer 337, 375 Übergangszeit 709, 712
– pauschaler Werbungskostenabzug Überkreuzvermietung 853 f.
370 Übernachtungskosten 99, 170, 212 ff.
– Zweitanschluss 374 – Ausland 947, 951
Telefondienst 963 – Begleitperson 218

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Stichwortverzeichnis 801

– Berufskraftfahrer 215 – Pkw 1040


– ohne Dienstreise 216 – Steuersatz 1037, 1044 f.
– bei Freunden/Verwandten 214 – Voranmeldung 997 ff., 1026
– Frühstück 217 – Wiederverkäufer 1044
– Hauptversammlung 922 Umschulung 294, 296, 544, 547
– pauschale Arbeitgebererstattung Umstrukturierungsmaßnahmen 995
214 Umwegfahrt 104 f.
– Studienreise 330 – Nahzone/Fernzone 244
– Vorsteuerabzug 1041 Umweltkatastrophe 56
Übernachtungspauschale 214 Umwidmung 341
Überschuldung 1069 Umzugshelfer 384, 674
Überschussprognose 799, 826, 847 Umzugskosten 376–400, 625, 644, 834
Überschuss-Rechnung siehe Ein- – abzugsfähige 384
nahme-Überschuss-Rechnung – Auslandsumzug 400
Überschwemmung 622 – befristeter Arbeitsvertrag 379
Übersetzer 927 – Berechnungsschema 397
Überstundenvergütung 130, 134 – Bereitschaftsdienst 383
Übertragung – Berufsanfänger 392
– Arbeitszimmer 976 f. – Besichtigungsfahrt 397
– Behindertenpauschbetrag 694 – Betriebsausgaben 396
– Einkünfte 744 ff. – Checkliste 397
– Immobilie 850 – doppelte Haushaltsführung 376, 431
– Kapital siehe Vermögensüber- – doppelte Mietzahlung 384, 398
tragung – Fahrzeitersparnis 377, 381 ff., 399
– Kinder-/Betreuungsfreibetrag 731 – Häufigkeitszuschlag 393
– Kindergeld 738 – in eigenes Haus 381
– Zinseinnahmen 745 – haushaltsnahe Dienstleistung 625,
Überziehungskredit 1035 674
Übungsleiter-Freibetrag 20 – ohne eigenen Hausstand 392
– Reisekosten 29 – krankheitsbedingte 625
– Sozialversicherung 25, 27 – nach Kündigung 378
Uhr 366 – leerstehende Eigentumswohnung
Umbaumaßnahmen 803 398
Ummeldekosten 387 – Maklergebühr 384 f.
Umsatzsteuer 929 f., 1037–1046 – Mehrfachumzug 393
– Befreiung 1038 f. – Möbellager 386
– Differenzbesteuerung 1044 f. – Nachhilfeunterricht 394
– Durchschnittssätze 1043 – Pauschbeträge f. sonstige Um-
– Eigenverbrauch 1040 zugsauslagen 389 ff., 397
– EU-Import von Kfz. 1046 – Saldierung der Fahrzeitersparnis
– Option zur Regelbesteuerung 1039 382

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802 Stichwortverzeichnis

– Sonderbekleidung 388 – Berechnung 646


– sonstige 384, 387, 389 ff. – eigenes Vermögen 645
– Umzug in Raten 386 – Einkünfte aus 886
– vergebliche 380 – Kindergeld 641
– Versetzung ins Ausland 400 – Kopfaufteilung 649
– Versetzung auf eigenen Wunsch 377 – Krankheitskosten 521
– Wohnungsinstandsetzung 395 – Lebenspartner 653
– Wohnungssuche 399 – Lohnsteuerkarte 447
Umzugsreise 397 – Mietvertrag 523, 851 f.
Unfallkosten 71, 203, 219, 236, 238, – Opfergrenze 647
686 – regelmäßige Zahlungen 655
– Alkoholunfall 236 – Sonderausgaben 518–525
– begünstigte Fahrten 236 – Wehrpflichtige 656
– Fahrt zur Arbeit 236 – Wohnungsüberlassung 522
– Fahrzeug des Lebenspartners 238 – zeitanteilige Kürzung 655
– Glasbruch 241 – Zusatzkosten 648
– Kostenersatz 71 ff. – Zustimmung des Ehegatten 520
– Krankenfahrt 590 – Zustimmung zum Abzug 524
– Reparaturkosten 239 Unterhaltsverpflichtung 635
– Restwert 240 Unterhaltszuwendung siehe Unter-
– Schadenersatz 236, 238 haltsleistung
– Teilkaskoschaden 241 Untermieter 822
– Vandalismus 237 Unternehmensformen 940 ff.
– Wertverlust 239 Unternehmer 1035
Unfallrente 879 – Vorsteuersätze 1043
Unfallschaden, Personalrabatt 51 Unterprovision 481
Unfallversicherung 72 ff., 488, 512, 864 Unterstützung
Ungezieferbefall 621 – Angehöriger 645 ff.
Uniform 282, 285 – ausländische Angehörige 651,
Universitätslektor 326 655
Universitätsprofessor, Arbeitszimmer – in Notfällen 56
267 Unterversicherung Hausrat 622
Unterbrechungsklausel 248 Unwetterschäden 621
Unterhalt Kinder 732 f. Unzutreffende Besteuerung
Unterhaltsfreibetrag 447, 619 – hohe Kilometerleistung 208
Unterhaltshöchstbetrag 521, 645, Urlaub 127, 319
648 Urlaubsgeld, Kindergeld/-freibetrag
Unterhaltsleistungen 641 723
– Ausland 651, 655 Urlaubsreise, Begleitung 644
– außergewöhnliche Belastung 640 ff., Urlaubsvertretung 974
645–661 Urmedizin 606

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Stichwortverzeichnis 803

V Verlustvortrag 296
Vandalismus 237 Vermietungsabsicht 800
Vaterschaftsprozess 635 Vermietungseinkünfte 776–857
Veranlagung – Angehörige 756, 845, 856
– besondere 462 – Arbeitszimmer 808
– Ehegattenveranlagung 461 ff. – Berechnungsschema 778
– getrennte 466 f. – bewegliche Gegenstände 823
– Scheidung 464 f., 467 – Drei-Objekt-Grenze 841
– Trennung 467 – Eigenbedarfskündigung 625
– Zusammenveranlagung 463 f. – Eigennutzung 817
Veranlagungsart 461 ff. – Erbbauzinsen 801
Veranlagungsschwerpunkte 801 – Fahrtkosten 806
Veräußerungsgewinn 720, 1014, 1017 – Ferienwohnung 825 f.
– halber Steuersatz 1017 – Gartenpflege 810
Veräußerungsrente 875 – Gebäudeabschreibung 779
Verdauungsbeschwerden 606 – Gestaltungsmissbrauch 853 f.
Verdeckte Gewinnausschüttung 920 – Hausmodernisierung 803–810
Verdienst, steuerfreier 434 – Hausverkauf 831
Verdienstausfallentschädigung 574 – Herstellaufwand, anschaffungs-
Vereinsbeitrag 53, 561 f. naher 805
Vereinstätigkeit 25 f. – Leerstand 800, 825
Vergeblicher Aufwand 797 – Liebhaberei 825, 855
Vergleichsrechnung 742 – Mitarbeit von Angehörigen 810
Vergütungsanspruch (Ökosteuer) – möblierte Zimmer 822 f.
1058 – Nebeneinkünfte 482
Verhandlung, mündliche 1064 – Nießbrauch an einem Grundstück
Verjährung Kindergeld 741 838 f.
Verkäuferin, Berufskleidung 285 – Schuldzinsen 801
Verkaufsgewinn 1014 – Überkreuzvermietung 853 f.
Verkaufshilfe 963 – Umzugskosten 834
Verkaufsleiter 265 – verbilligte 799, 846 f.
Verkehrsmittel, öffentliche 224 f., – vergebliche Planungskosten 819
227 – Verluste 818 f., 825, 845, 847, 853 ff.,
Verlagerung von Einkünften 483 926
Verletztengeld 456 – Versorgungsverträge 837
Verlust 447, 475, 989 – Werbungskosten 799 ff.
– Aktienveräußerung 896, 924 – Wohnungstausch 844
Verlustabzug 447 – Zinsen nach Verkauf 857
Verlustausgleich 896 – Zwei-Konten-Modell 935
Verlustbeteiligung 967 Vermittlungsprovision 480 f.
Verlustrücktrag 295, 926 – Unterprovision 481

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804 Stichwortverzeichnis

Vermögen Verpflegungspauschalen 176, 177–181,


– eigenes 645 184, 217
– Entnahmetabelle 923 – -Fortbildungslehrgang 299 f.
– geringfügiges 645 – kostenlose Verpflegung 181
Vermögensauseinandersetzung 644 – Kundenbewirtung 183
Vermögensbeteiligung 7 f., 79 – Lehrgemeinschaft 314
Vermögensbeteiligungsvertrag 8 – Mahlzeitengestellung 182
Vermögensplanung 923 Verschleiß Arbeitskleidung 288
Vermögens-/Depotverwaltung 922 Verschulden, grobes 1066 f.
Vermögensschaden 635 Verschwiegenheitspflicht, Fahrten-
Vermögensübertragung 816, 836, buch 119
837 ff. Versetzung 377, 400
– Abtretungserklärung 744 Versicherungen 511 f.
– Kind 744 ff., 898 f. – keine Vorsorgeaufwendungen 511
– Scheidung 852 – Vorsorgeaufwendungen 487
– Schuldentilgung 529 Versicherungsangestellter 265
– selbstgenutzte Immobilie 531 Versicherungspflichtgrenzen 885
– Übernahme von Schulden 533 Versöhnungsversuch 465
– Versorgungsleistung 527 ff. Versorgungsamt 683, 695
Vermögenswirksame Leistungen 7 f., Versorgungsfreibetrag 720
460, 964 – Altersversorgung 877 f.
Verpachtungsbetrieb 1018 f. – Tabelle 878
Verpflegung von Helfern 788, 792 Versorgungskassen 487, 865, 868, 870
Verpflegungskosten 99, 138, 951 Versorgungskrankengeld 456
Verpflegungsmehraufwand 170 Versorgungsleistung 526, 837
– Abwesenheitszeit 196 – Belastungsvergleich 535
– Auslandsreise 946 – Übertragung Wohneigentum 531
– Dienstreise 176–181, 184 – Vermögensübertragung 527 ff.
– doppelte Haushaltsführung 408, 414 Versorgungsvertrag 534 f., 837
– Dreimonatsfrist 184 f. Verstopfung 606
– Einsatzwechseltätigkeit 194, 944 Verträge mit Angehörigen 810,
– Fortbildungsveranstaltung 299 956–975
– Gemeinschaftsverpflegung 183 – Mietvertrag 845
– Geschäftsreise 943 f. – Sicherungsnießbrauch 850
– Handwerker 944 Vertreibung 621
– Hauptversammlung 922 Vertretungszwang 1063
– Herstellungskosten 782 Vervielfältigungsregel 162
– Nachweis 176 Verwandte 18
– Pauschbeträge 176 Videorekorder 345
– Pauschalversteuerung 177, 197 VIP-Autovermietung 992
– Rechtsreferendar 189 Volkshochschule 22

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Stichwortverzeichnis 805

Volksmusiker 31 – Durchschnittssätze 1043


Vollabschreibung 1008 – Liebhaberei 998
Vollabzug 499 Vorsteuerabzug 997 f.
Vollpension 182 – Bewirtungskosten 953, 1041
Vorbehalt der Nachprüfung 1023 – Dienstreise 199, 1041
Vorbeugekosten 600 – Firmenwagen 1040
Vorgründungskosten 996 – Hausbau 1042
Vorhänge 387 – Meisterprüfung 306
Vorladung 1084 – Reisekosten 951
Vorschuss 807 – Übernachtungskosten 1041
Vorsorgeaufwendungen 448, 484–517 Vorsteuererstattung 929, 933, 950 f.
– begünstigte Versicherungen 487 Vorträge 22
– nicht begünstigte Versicherungen Vorwegabzug 498
511 – Kürzung 501
– Altersvorsorge 487 Vorweggenommene Werbungskosten
– Arbeitnehmer 504 295
– Günstigerprüfung 496
– Höchstbetrag 490 ff.
– Höchstbetrag Ehegatten 493, 495 W
– Lebensversicherung 514 Wachhund 367
– Selbständige 503 Wählervereinigung 558
– sonstige 488 Waisenrente 722, 864
– sonstige, bei Beamten 494 Waldarbeiter 235
– Übergangszeit 490 Waldorfschule 570
Vorsorgehöchstbetrag 490 ff., 497, Wandelschuldverschreibung 8
502 ff. Wandertag 301
– abzugsfähige Versicherungen 487, Wandschmuck 273
511 Wappenkunde 992 f.
– Arbeitnehmer 504 Wäscherei 292
– Beamte 505 Waschkosten 292
– Grundhöchstbetrag 498 Wasserkosten 801, 933
– Pensionär 506 Wasserschaden 622, 644
– Rentner 507 Wechsel der Abschreibungsmethode
– Selbständiger 503 1004
Vorsorgekur 599, 632 f. – der Gewinnermittlung, Betriebsver-
Vorsorgepauschale 4, 435, 448, 508 ff. äußerung 1015
– Berechnung 510 – der Steuerklasse 436
– gekürzte 509 Wechselkursgewinn 914
Vorsorgeuntersuchung 90 Wechselschulden 1035
Vorstand 130 Wehrdienst/-pflicht 656, 660, 711 f., 716
Vorsteuer 820, 930, 1037 ff. – im Ausland 717

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806 Stichwortverzeichnis

Weihnachtsfeieraufwand 59 – Spekulationsgeschäfte 889, 924


Weihnachtsgeld 134, 164, 723, 882 – Stückzinsen 912 ff.
– Teilzeitkraft 974 Wertverlust siehe Abschreibung,
Weiterbildung siehe Fortbildungs- außerordentliche
kosten Wertverzehr 1000
Weiträumige Arbeitsstätte 175 Whirlpool 644
Weltatlas des Tierlebens 345 Wiederbeschaffung von Hausrat
Werbungskosten 4, 169 f., 175, 447, 894 621 ff.
– Arbeitszimmer 808 – Darlehen 623
– Disagio 785 – Fristen 624
– Dividende 894 – notwendige Kosten 623
– Einsatzwechseltätigkeit 192 Wiedereinsetzung in den vorigen
– Fahrtätigkeit 192 Stand 1061
– Fahrten zur Arbeit 232 Wiedergutmachungsrente 864
– Finanzierungskosten 784 Wiederverkäufer 1044
– Gartenpflege 810 Winterbeschäftigungsumlage 457
– Halbeinkünfteverfahren 894 Wirbelsäulenschaden 600
– Kapitalvermögen 897 ff., 922, 924 Wirtschaftsjahr, abweichendes 939
– Maklergebühren 783 – Umstellung 939
– möbliertes Zimmer 822 f. Witwenrente 864
– Pauschbetrag 897 ff., 922 Wochenendbereitschaft 963
– Planungskosten 797 Wohlfahrtsorganisation 25
– Promotion 298 Wohneigentum, neue Bundesländer
– Renovierungskosten 803 780
– Studium 294 Wohneigentumsförderung siehe
– verbilligte Vermietung 799 Eigenheimzulage
– Vermietung 799 ff. Wohngruppe 644
– vorweggenommene 295 f. Wohnmobil 415
– Wohnungsleerstand 800, 825 – 1%-Regelung 109
Werksgelände 175 – Vermietung 997
Werksrente 158 Wohnraumförderung siehe Eigen-
Werkstatt 258 heimzulage
Werkstattwagen, 1%-Regelung 109 Wohnrecht 757, 774, 838 f., 849
Werkswohnung 96 Wohnsitzaufgabe 621
Werkzeug 796, 806 Wohnung, leerstehende 800, 825
Werkzeuggeld 84 Wohnungsbauanlage 8
Werkzeugpauschale 1083 Wohnungsbauprämie 9 ff.
Wertminderung bei Gebäuden 811 – Erschleichung 1029
Wertpapiere 8, 725 Wohnungskosten Unterhalt 522
– Abgeltungssteuer 725, 887, 889, 924 Wohnungsrenovierung Bauspar-
– Kaufvertrag 8 darlehen 14

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Stichwortverzeichnis 807

Wohnungssuche 399 Zinsschranke 1033


Wohnungstausch 844 Zinszahlungen, monatliche 66
Wohnungswechsel (Krankheits- Zinszuordnung
kosten) 608 – Gebäudeherstellung 861
Wohnwagen 415 – Hauskauf 862
Wohnzimmer 623 Zivildienst 656, 660, 711 f., 716
World Wide Fund for Nature 538 – im Ausland 717
Wunde, nässende 606 Zivilprozess 635
Zu- und Abflussprinzip 927
Zukunftssicherungsleistung 142
Y Zumutbare Belastung 576, 580 ff., 677
Yacht 997 Zusammenveranlagung 463 f.
Yoga-Lehrgang 301 Zuschlag 129 ff.
– Aufzeichnungen 133
– Beispielberechnung 134
Z – Umzugskostenpauschale 393
Zahlungsaufschub 1068 Zuschlagstabelle 131
Zahlungsfrist 1067 Zuschuss 714
Zahlungstermin 1068 – Betriebsausflug 65
Zahlungsunfähigkeit 1069 Zuschusswintergeld 457
Zahnarztkosten 581 f. Zustellbezirk 175
Zahnschmerzen 606 Zustellung 1067
Zaun 788, 793 Zuwendungsnießbrauch 838
Zeichengerät 367 Zwangsläufigkeit 578
Zeitmietvertrag 814 Zwangsveranlagung 475
Zeitrenten-Ertragsanteil 873 Zweifamilienhaus 859 ff.
Zeitschriften 358, 367 – Arbeitszimmer 264
Zeitung 358, 367 Zwei-Konten-Modell 935
Zeitungszusteller 175, 235 Zweitstudium 294, 296, 545
Zerobonds 908 Zwölffingerdarmgeschwür 606
Zinsabschlagsteuer 900 ff., 912
Zinsen 66, 832, 892, 1035
– Bausparvertrag 10
– Beerdigungskosten 637
– Lebensversicherung 915
– Werbungskosten nach Immobilien-
verkauf 857
Zinsersparnis 66, 529
Zinserträge 907–918
– Übertragung 744 f.
Zinsrichtlinie 916

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Alles über die Tricks
und die Täuschungen
der Discounter

 Erstmals enthüllt: Die Geschäftsmethoden


der Discounter
 More Logo: Die Verbraucher wollen wieder
Qualität
 Trendwende: Hin zu mehr Moral an der
Ladenkasse, weg von der Geizmentalität.

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Thomas Wieczorek zeigt den Beamtenapparat, wie er


wirklich ist:
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Wenn sich nichts ändert, sind die Beamten unser Bank-
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