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506 UTOPIE kreativ, H. 152 (Juni 2003), S.

506-519

HANS JÜRGEN KRYSMANSKI


Wer führt die neuen Kriege?
Globale Macht- und Geldeliten
machen mobil

Die Strukturen, in denen der gegenwärtige Krieg und die Militari-


sierung des Globalisierungsprozesses sich vollziehen, sind komplexer
als die Fähigkeiten der Hauptakteure (Regierungen, Kapitalfraktio-
nen, Politiker etc.), mit dieser Komplexität adäquat umzugehen.
Auch die Linken in unserem Lande sind überfordert. Besonders pro-
blematisch sind Versuche, das gegenwärtige Geschehen auf einen
Gegensatz zwischen Europa und den USA zu reduzieren. So stellt
der US-amerikanische Ideologe Robert Kagan unsinnigerweise einer
»weichlichen Venus-Kultur« Europas die »harte Mars-Kultur« Ame-
rikas gegenüber. Und mancher »gute Europäer« möchte den »bösen
Amerikanern« etwas beibringen. Mit solchen Reden aber landet man
schnell im falschen Boot.
Es sind schließlich Amerikaner, linke Amerikaner und gute De-
Hans Jürgen Krysmanski – mokraten, die das amerikanische Verhängnis am besten beschreiben.
Jg. 1935; em. Professor Norman Mailer1 spricht von einer präfaschistischen Atmosphäre in
für Soziologie an der Uni- den USA, Senator Robert Byrd von »Rücksichtslosigkeit und Arro-
versität Münster; Autor
ganz«2. Und Kurt Vonnegut, der Altmeister der Science Fiction, sagt,
zahlreicher TV-Reportagen
(Spiegel TV, NDR); Buch-
die gegenwärtige US-Regierung sei in der Hand von mediokren
publikationen u. a. »Sozio- Yale-Studenten ohne Geschichts- und Geographiekenntnisse, von
logie des Friedens« (Wies- weißen Suprematisten in christlichem Gewand und, »am er-
baden/Opladen 1993), schreckendsten, von psychopatischen Persönlichkeiten, die genau
»Popular Science. Medien, wissen, welches Leid ihre Handlungen verursachen, die sich aber ei-
Wissenschaft und Macht nen Dreck darum scheren.«3
in der Postmoderne«
Eine Definition der Akteure des Weltneuordnungsprozesses mit
(Münster/New York 2001).
Zuletzt in UTOPIE kreativ: Hilfe von Schemata wie USA vs. Europa, Zivilisation vs. Barbarei,
High-Tech-Anti-Kapitalismus: Gut vs. Böse, Dollar vs. Euro usw. mag für konkurrierende Macht-
Ein Widerspruch in sich?, eliten einen gewissen Sinn machen.4 Der Bush-Gruppe etwa wäre
Heft 133 (November 2001). sicher nichts lieber, als vollkommen mit den USA als solchen identi-
Homepage: fiziert zu werden. Für Globalisierungskritiker und die Friedens-
www.hjkrysmanski.de. bewegung aber ist ein derartiger Einverständnis heischender Sprach-
gebrauch verheerend. Wir haben nichts zu tun mit einem Hegemo-
1 International Herald nialkrieg zwischen den USA und Europa. Unser Feld ist nicht die
Tribune, 25. Februar 2003. Konsenspolitik der Machteliten, unser Feld sind die vielfältigen,
gleichberechtigten »Kulturen der Globalisierung«5.
2 International Herald Ja, mehr noch: »Von unserem Standpunkt aus«, schreiben Michael
Tribune, 19. Februar 2003. Hardt und Antonio Negri, »ist die Tatsache, dass sich gegen die al-
3 In These Times,
ten Mächte Europas ein neues Empire herausgebildet hat, nur zu be-
27. Januar 2003, http:// grüßen. Denn wer will noch irgendetwas von der angekränkelten
inthesetimes.com/comments. und parasitären herrschenden Klasse Europas wissen, die vom An-
php?id=38_0_4_0_C. cien Régime direkt zum Nationalismus überging, vom Populismus
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zum Faschismus und die heute auf einen generalisierten Neo-Libe- 4 Herfried Münkler reprä-
ralismus drängt? Wer will noch etwas wissen von diesen Ideologien sentiert diesen Duktus der
und bürokratischen Apparaten, von denen die verrottende euro- Politikberatung derzeit
besonders eklatant, wenn
päische Elite so gut lebte? Und wer erträgt noch diese Systeme der
er den europäischen Eliten
Arbeitsorganisation und diese Unternehmen, die längst jede Leben- nahelegt, mit den USA auf
digkeit verloren haben?«6 den Gebieten wirtschaftlicher
Die zentrale Frage ist also, ob wir mit unserem derzeitigen Begriffs- Stärke, zivilisatorischer
arsenal, mit unseren braven Kapitalanalysen und hochabstrakten Attraktivität und militärischer
Strukturbegriffen wie Global Governance oder Empire, genau genug Macht offensiv zu konkur-
die Akteure der neuen Kriege identifizieren können.7 Unterliegen rieren. Die Konsequenzen
dieser politologischen
nicht die Strukturen, unter denen es noch sinnvoll war, von den
deformation professionelle –
»USA«, von »Europa«, von deutlich konturierten Kapitalfraktionen, der Horror einer »bipolaren
von staatlichen Institutionen, stabilen transnationalen Organisatio- Welt« – wären für den
nen oder von »Hegemonie« zu sprechen, einem dramatischen Auflö- Globalisierungsprozeß
sungsprozeß? Beginnt der Kapitalismus im Augenblick der Globali- katastrophal. Vgl. Der neue
sierung sich nicht schon von der Spitze her selbst zu verlassen? Das Golfkrieg, Reinbek 2003.
heißt, ist das, was uns heute als eine neue Geopolitik der Zerstörung
5 Jameson, Myoshi 1998.
begegnet, überhaupt noch »Kapitalismus«?8 »Regiert« das uneinge-
schränkte, hochkonzentrierte Privateigentum nicht längst spätrömisch 6 Hardt, Negri 2002, 383.
in einem Raum grenzenloser, entfesselter Korruption?
Jedenfalls treten aus den konkreten Vorbereitungen zum Irak- 7 Vgl. H. J. Krysmanski:
Krieg und zu den folgenden Kriegen in einem ganz ungewöhnlichen Akteure der neuen Kriege,
Maße Kenntnisse über die wirklichen Akteure der neuen Unfried- in: Kritik der Globalisie-
lichkeit zu Tage. Man trifft auf die seltsamsten Gestalten. Viele von rungskrieger – Texte zur
Chronik eines angekün-
ihnen sind unter strukturell ungesicherten Bedingungen, wie etwa ei- digten Krieges. Erstes
ner manipulierten Präsidentenwahl, nach oben gekommen. Und die Arbeitspapier aus dem
meisten Erkenntnisse über diese Machteliten stammen aus der Mitte wissenschaftlichen Beirat
des Empire selbst, aus Medien, Organisationen und Think Tanks des von Attac Deutschland,
traditionellen amerikanischen Establishments. März 2003.
Auch dem oft geschmähten Power Structure Research 9 – Begleiter
des amerikanischen Establishments seit Mitte des 20. Jahrhunderts 8 Vgl. die ungewöhnlich
scharfe Kritik von Norbert
beim Weg in dessen heutige globale Rolle – werden in den Spitzen- Walter, Chefökonom der
etagen kapitalistischer Weltorganisationen die Ergebnisse mittler- Deutschen Bank, Bush
weile aus den Händen gerissen. Das erklärt die enorme Verunsi- abdicates America's global
cherung auf dem letzten World Economic Forum in Davos, als die leadership role, New York
Herren in den dunklen Anzügen auf einmal nicht mehr wußten, wo Times, 29. August 2002.
ihnen angesichts des neuen Washington der Kopf steht. Das erklärt
aber auch die Getriebenheit und Brutalität der Clique um Bush, die 9 Power Structure
Research, ein Ansatz zur
genau weiß, daß sie schon durchschaut ist und aus dem bis dato Ge- Erforschung von Macht-
raubten noch das »Beste« machen will. strukturen, wurde von dem
Durchschaut? John Pilger, der bekannte britische Journalist (sein Soziologen C. Wright Mills
neuestes Buch: The New Rulers of the World), schreibt, der Aufstieg in den fünfziger Jahren
Rumsfelds und seines Stellvertreters, Paul Wolfowitz, sowie seiner entwickelt. Mills 1956.
Mitarbeiter Richard Perle und Elliot Abrams bedeute, »dass ein
großer Teil der Welt heute offen von einem geopolitischen Faschis-
mus bedroht wird«, denn diese Washingtoner Gang bestehe aus
»authentischen amerikanischen Fundamentalisten, den Erben von
John Foster Dulles und Alan Dulles, jenen baptistischen Fanatikern,
die in den Fünfzigern das Außenministerium beziehungsweise die
CIA lenkten, in einem Land nach dem anderen Reformregierungen
– Iran, Irak, Guatemala – zerschlugen, internationale Verträge zer-
rissen und damit geradewegs die Katastrophe des Vietnam-Kriegs
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10 New Statesman, mit seinen fünf Millionen Toten auslösten«.10 Und Johan Galtung
23. November 2001. hält die Außenpolitik der Bush-Regierung schlicht für »geofaschi-
stisch«.11 Was hier so plakativ erscheint, hat einen analytischen Hin-
11 R. Aguigah, Frankfurter
tergrund in der Höhle des Drachen selbst.
Rundschau, 6. Dezember
2002.
The Push for War
Aus dem Zentrum des amerikanischen Establishments beispiels-
weise kommt die folgende Analyse. Anatol Lieven, Senior Associate
des Carnegie Endowment for International Peace (eines der wich-
tigsten und ältesten Think Tanks der Ostküstenelite), schreibt unter
12 Lieven 2002. Die in die- dem Titel »The Push for War«12: Um die Motivation der Bush-Ad-
sem Abschnitt verwendeten ministration zu verstehen, müsse man festhalten, daß der grund-
Zitate sind der Internet- legende und innerhalb dieser Gruppe anerkannte Plan darin bestehe,
version des Aufsatzes
eine unilaterale Weltherrschaft durch absolute militärische Über-
entnommen.
legenheit zu installieren. Dies sei mit großer Stetigkeit von einer
Gruppe von Intellektuellen vertreten und ausgearbeitet worden, die
sich seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion um Dick Cheney
13 Weiteres bei Rainer und Richard Perle geschart hat.13
Rilling: Outbreak. Let’s Take Um die Genese dieses außerordentlich ehrgeizigen Planes zu ver-
Over. American Empire als stehen, fährt Lieven fort, müsse man das moralische, kulturelle und
Wille und Vorstellung,
intellektuelle Milieu des amerikanischen Nationalismus verstehen,
http://www.rainer-rilling.de/
texte/american%20empire. in dem er zustande kam. Diesen Nationalismus habe es lange vor
pdf. dem 11. September 2001 gegeben, auch wenn dieser ihn entflammt
habe. Und ebenso gefährlich sei es, daß er sich mit dem Nationalis-
mus der israelischen Rechten verbunden habe. An erster Stelle der
geopolitischen Ziele stehe die Ansicht, mit den Irak-Kriegsplänen
eine Unterstützung der Öffentlichkeit für viel weiter reichende Ab-
sichten zu gewinnen, nämlich eine freie Hand für amerikanische und
israelische Interventionen im gesamten Mittleren Osten. Damit ver-
bunden sei für die Gruppe um Cheney der garantierte und unbehin-
derte Zugang zu billigem Öl, so dicht an den Quellen wie möglich.
Zugleich sei das alles mit dem Glauben daran verbunden, daß sich
Demokratie nur mit Hilfe der Macht Amerikas ausbreiten könne.
Und dieser Glaube, schreibt Lieven, ist nicht bewußt unehrlich. Er
ist vielmehr untrennbar mit dem amerikanischen Messianismus und
einer darüber hinausgehenden »amerikanischen Weltanschauung«
verbunden.
Und dann ist da China. Anfänglich war die Bush-Administration
überhaupt nicht auf den Mittleren Osten fixiert. »Die größte Furcht
rechts-nationalistischer Gurus wie Robert Kagan bezog sich auf die
künftige Rolle Chinas als einer rivalisierenden Supermacht – recht
plausibel angesichts seiner Größe und der Wachstumsraten seiner
Wirtschaft.« Die Verhinderung jeglicher Konkurrenz auf Augenhöhe
war der Kern jenes berühmten, im wesentlichen von Paul Wolfowitz
verfaßten Strategiemanifests der ersten Bush-Regierung aus dem
letzten Jahr ihrer Amtszeit. Was also die radikalen US-Nationalisten,
fährt Lieven fort, beabsichtigen, ist eine Eindämmungspolitik ge-
genüber China entweder durch militärische Übermacht oder, bei den
wirklichen Radikalen unter ihnen, eine Zerstörungskampagne nach
dem Muster der Destabilisierung der Sowjetunion. Auch die National
Missile Defense gehört in diese Planungen, denn militärische Hege-
monie wird künftig auch den Weltraum miteinbeziehen müssen.
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So wie die Dinge liegen, würde die amerikanische Bevölkerung ein


solches Programm des geopolitischen Ehrgeizes niemals wissentlich
unterstützen – gleiches gilt für das US-Militär. »Selbst nach dem
11. September ist dieses Land, gemessen an historischen Standards,
noch kein militaristisches Land. Und wie immer ausprägt der zu-
nehmend offene Imperialismus der nationalistischen Think-Tank-
Klasse auch sein mag – weder unser Militär noch unsere Bevölke-
rung möchte sich selbst als imperialistisch verstehen.«
Aber hier, so Lieven, beginnt erst die eigentliche Gefahr. Zwei
Strategien der Republikaner zur Perpetuierung ihrer Macht zeichne-
ten sich ab. Die erste sei die klassische moderne Strategie jeder ge-
fährdeten rechten Oligarchie: den Massenunmut in Nationalismus
umzuwandeln. Die zweite, spezifisch amerikanische Strategie be-
stehe darin, die jüdischen Wähler auf Dauer der Demokratischen
Partei abspenstig zu machen, indem eine »kategoriale Verpflichtung
der Republikaner nicht nur gegenüber Israel, sondern auch gegen-
über dessen regionalen Ambitionen demonstriert wird.«
Als diese Allianz vor ein paar Jahren zu entstehen begann, hielten
viele sie für eine unwahrscheinliche Kombination – angesichts der an-
tisemitischen Verschwörungstheorien der christlichen Rechten usw.
Andererseits gab es da immer auch die alt-testamentarischen Aspekte
des christlichen Fundamentalismus. Inzwischen, mit der Jahrtausend-
wende, ist für die fundamentalistischen Christen die Existenz des
Staates Israel zu einer notwendigen Vorbedingung für die Ankunft des
Antichristen, die Apokalypse und die Herrschaft von Christus gewor-
den. Außerdem haben die christliche Rechte und der Zionismus, so
Lieven, die gleichen Haßobjekte: die Vereinten Nationen, die Mög-
lichkeit einer Weltregierung, das alte Europa, die amerikanischen Ost-
küsteneliten. Und beide haben eine instinktive Vorliebe für den Ein-
satz militärischer Macht. Vor allem aber, und am gefährlichsten, sei
die Überzeugung, daß sie die Verteidiger der »Zivilisation« gegen
»Barbaren« seien, mit durchaus rassistischen Untertönen.
Um also, fährt Lieven fort, die radikale nationale Rechte in den
USA zu verstehen, und damit die dominanten Kräfte in der Bush-
Administration, muß man zunächst einmal die absolute (und darin
absolut ehrliche) Identifikation dieser Gruppe mit den Vereinigten
Staaten begreifen, bis zu dem Punkt, wo die Präsenz jeder anderen
Gruppe in der Regierung als ein usurpatorischer Akt angesehen
wird, als zutiefst illegitim und »un-American«. Hinzu kommt, daß
die maßgeblichen »hardline elements« des US-Sicherheits-Establish-
ments und des Militär-Industrie-Komplexes durch den Kalten Krieg
geprägt sind und deshalb ihr gesamtes Denken an mächtigen natio-
nalstaatlichen Gegnern geschult haben. Andererseits, so Lieven,
liegen die Wurzeln für die Hysterie der Rechten viel tiefer als im Be-
reich von Nationalismus und nationaler Sicherheit. Der »pathologi-
sche Haß der Rechten auf die Clinton-Administration« entzündete
sich »eher am persönlichen Stil der Clintons und ihres Milieus, an
den Erinnerungen an die Gegenkultur der Sechziger und Siebziger«.
Die Gingrich-Republikaner, die hardline-Republikaner, vor allem
die religiöse Rechte setzten dagegen die klassische nationalistische
Sehnsucht nach der Rückkehr eines goldenen Zeitalters, in ihrem
Fall die Vor-Vietnam-Zeit der Fünfziger.
510 KRYSMANSKI Macht- und Geldeliten

Keine dieser Phantasien charakterisiere die amerikanische Bevölke-


rung als Ganzes, schreibt Lieven, aber der intensive Solipsismus die-
ses Volkes, die verbreitete Ignoranz über den Gang der Welt jenseits
der Ufer Amerikas und der Schock des 11. September »haben einen
ungeheuren öffentlichen Leerraum hinterlassen, in welchem Grup-
pen, die von den oben skizzierten Phantasien besessen sind, diese
auszuleben versuchen können.« Und »den jüngeren Intellektuellen
ist jegliche wirkliche Kenntnis der Außenwelt entzogen worden,
durch die Vernachlässigung historischer und regionaler Studien zu-
gunsten von Disziplinen, die oft nichts anderes als eine grobe Pro-
jektion amerikanischer Vermutungen und Vorurteile sind (mit der
rational-choice-Theorie als schlimmstem Beispiel) ... So ist diese
Intelligentsia empfänglich für nationalistischen Messianismus unter
dem scheinbar wohlwollenden Deckmantel der ›Demokratisierung‹.«

Aspekte der Plutokratie


»Der wichtigste Wandel unserer Zeit ist die Aufwertung der Rolle
des Geldes bei der Bestimmung der Frage, wie Amerika regiert wird.
Diese Rolle war niemals gering, aber sie gewann eine neue Dimen-
sion, als der Oberste Gerichtshof entschied, dass Geld, welches für
die Wahl von Kandidaten und für die Förderung von privaten und
kommerziellen Interessen in Washington ausgegeben wird, eine
Form der verfassungsmäßig geschützten Meinungsäußerung dar-
stellt. Dadurch wurde eine repräsentative Republik umgewandelt in
14 William Pfaff in Inter- eine Plutokratie«.14 – »Es gab während der gesamten Neuzeit den
national Herald Tribune, kontinuierlichen Zug, öffentliches Eigentum zu privatisieren ...
6. Dezember 1999. Überall auf der Welt bleibt von weiten öffentlichen Räumen nun-
mehr nur noch der Stoff für Legenden ... Das gemeinsame Eigentum,
das einmal als Grundlage für den Begriff der Öffentlichkeit galt,
wird zum privaten Nutzen enteignet und niemand kann etwas dage-
gen tun. Die Öffentlichkeit löst sich auf, wird privatisiert, sogar als
Begriff. Genauer: Das Immanenzverhältnis zwischen Öffentlichem
und Gemeinschaftlichem wird ersetzt durch die transzendente Macht
15 Hardt/Negri 2002, 312 f. des Privateigentums«.15

a) Wealth and Democracy


Kevin Phillips (2002), einst ein wichtiger Berater der Republikani-
schen Partei, thematisiert in einem neuen Buch über »Wealth and
Democracy« die wachsende Ungleichheit in der amerikanischen Ge-
sellschaft. Das gegenwärtige Anwachsen des privaten Reichtums sei
nur mit dem Goldenen Zeitalter der Jahrhundertwende und den
Zwanzigern zu vergleichen. Und in all diesen Perioden, so Phillips,
haben die großen Vermögen die demokratischen Werte und Institu-
tionen unterminiert und schließlich die Wirtschaft ruiniert.
Um 1999 hatte das Ausmaß privaten Reichtums in den USA
schwindelerregende Dimensionen angenommen. Waren 1982 die
400 reichsten Amerikaner im Durchschnitt noch jeweils 230 Millio-
nen Dollar wert, so betrug ihr durchschnittliches Vermögen 1999 das
Zehnfache, nämlich 2,6 Milliarden Dollar. Unter den bekannten Ver-
mögen waren Newcomer wie Sam Walton (Wal-Mart), Bill Gates
(Microsoft), die Fisher-Familie (Gap), der Investor Warren Buffett
und Ted Turner. Aber auch die Rockefellers, duPonts, Mellons,
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Phippses und Hearsts hatten am Boom profitiert und waren zehnmal


reicher als in den Dreißigern. Und diese Vermögen sind auch nach
dem Platzen der New-Economy-Blase nicht geringer geworden. Die
Zahl von Superreichen, die selbst Politiker werden, nimmt zu.16 16 Eine Liste der 10 reich-
Die größte moralische und politische Sorge von Phillips betrifft sten Politiker nach Forbes
aber die Tatsache, daß extremer Reichtum die Demokratie unter- Magazine vom Januar 2003:
1. Michael Bloomberg,
wandert. So war es Ende des 19. Jahrhunderts, als Gerichte und Republikaner, New Yorker
Senat von Wirtschaftsinteressen dominiert waren, und das gleiche Bürgermeister (4,8 Mrd.
geschah in den Zwanzigern. Und heute ist es noch viel schlimmer. Dollar); 2. Stellvertretender
Drei Viertel der politischen Wahlspenden bei Präsidentschafts- und Gouverneur Winthrop
Kongreßwahlen stammen von Familien mit einem Jahreseinkom- Rockefeller, Republikaner,
men von über 200 000 Dollar. Und das beängstigende Absinken der Arkansas (1,2 Mrd. Dollar);
Wahlbeteiligung geht vor allem auf die Wahlabstinenz der unteren Tom Galisano, Unabhängig,
Gouverneurs-Kandidat
Einkommensgruppen zurück. In einem solchen Umfeld ist es keine New York (1,1 Mrd. Dollar);
Überraschung, daß die Steuererleichterungen den Beziehern hoher Senator John Kerry, Demo-
Einkommen zugute kommen. Dazu extreme Ungleichheiten im Bil- krat, Massachusetts (550
dungswesen, die Dominanz einiger weniger Superreicher in den Mill. Dollar); Tony Sanchez,
Massenmedien usw. Vor allem aber nimmt Phillips die wachsende Demokratischer Gouver-
politische Macht nichtgewählter Amtsträger aufs Korn, beispiels- neurs-Kandidat, Texas
weise bei den Bundesgerichten oder in der Federal Reserve Bank. (500 Mill. Dollar); Kongreß-
abgeordneter Amo
Die Macht der außerhalb des Wahlprozesses stehenden Institutionen Houghton, Republikaner,
hat, so Phillips, längst zum Verlust nationaler Souveränität – im New York (475 Mill. Dollar);
demokratietheoretischen Sinne – geführt. Senator John Corzine,
Vor diesem Hintergrund schließt Phillips nicht aus, daß sich das Demokrat, New Jersey
amerikanische Wahlvolk irgendwann einmal »radikalisiert«. Nicht (300 Mill. Dollar); Senator
unbedingt im Sinne des Klassenkampfs. Aber schon jetzt bildet sich Jay Rockefeller, Demokrat,
eine Elite in dieser vorgeblich egalitaristischen Gesellschaft heraus, West Virginia (200 Mill. Dollar);
Gouverneur Mark Warner,
die ihren Reichtum ungehindert an ihre Nachkommen vererben kann Demokrat, Virginia (200 Mill.
und unangemessenen politischen Einfluß ausübt. Es gehöre zur Dollar). Interessant wird es
amerikanischen Tradition, solche Eliten durch Vermögenssteuern übrigens auch auf den fol-
und ähnliches wieder zurechtzustutzen, wie etwa unter Franklin D. genden Plätzen, unter den
Roosevelt im New Deal geschehen. Andererseits fürchtet Phillips, ersten Hundert, wo die
daß diesmal die Macht des Geldes, von Wall-Street-Macht und von meisten Kabinettsmitglieder
der Bush-Administration
Wall-Street-Werten, sich in einer Weise strukturell und überwa-
rangieren.
chungsstaatlich verschanzt hat, dass Widerstand der historisch be-
kannten Art kaum noch möglich ist.

b) The Global Super-Rich


»Getting Away With It?« fragt eine Gruppe britischer Polit-Geo-
graphen (Beaverstock et al.) bezüglich der Rolle jener kleinen
Gruppe von »high-net-worth individuals«, die zusammen über mehr
Geldmittel verfügen als die unteren drei Fünftel der Weltbevölke-
rung. Die Erforschung der Rolle der Macht- und Wissenseliten, wel-
che die Hegemonie des kapitalistischen Weltsystems ermöglichen,
steht immer noch am Anfang, wobei die Informationseliten die
größere Aufmerksamkeit finden. Sklair (1997) hebt hier z. B. fol-
gende Gruppen hervor: CEOs transnationaler Konzerne und ihre
lokalen Ableger; am Globalisierungsprozeß beteiligte Bürokraten;
»globalisierende« Politiker und Experten; Eliten im Konsumbereich
(Handel und Medien).
Konzentriert man sich aber auf diese Gruppen allein, argumentie-
ren Beaverstock et al., kann der Eindruck entstehen, als bestünde die
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neue große globale »Klassenscheide« im Gegensatz zwischen diesen


»wissens-reichen«, global agierenden Dienstklassen auf der einen
Seite und den diese wiederum bedienenden, unwissenden Arbeits-
klassen auf der anderen Seite. So sieht das beispielsweise Castells
(1989). Wem aber dienen jene kosmopolitischen, hegemonialisie-
renden, hochprivilegierten Dienstklassen? Die Autoren setzen da-
gegen, daß die entscheidende »Klassenscheide« gerade im globalen
Strukturzusammenhang die zwischen einer superreichen Elite auf
der einen und dem Rest der Welt auf der anderen Seite sein müßte:
»Es ist deshalb entscheidend, zwischen zwei Gruppen innerhalb der
globalen Elite zu unterscheiden: einerseits wohlhabenden ›global‹
und anderseits Individuen mit einem ›ultra-hohen Nettowert‹, den
globalen Superreichen«.
Die globalen Manager sorgen zwar für Bewegung im Globalisie-
rungsprozeß, lenken die Kapitalflüsse durch die Netzwerke der glo-
balen Ökonomie. Doch die Superreichen bewegen sich in ganz an-
deren Dimensionen und stellen mit ihrer Geldmacht die erste Gruppe
vollkommen in den Schatten. Im Gegensatz zu Castells behaupten
die Autoren, daß nicht die Manager, sondern die Gruppe der Super-
reichen wirklich transnational geworden ist und den Globalisie-
rungsprozeß bestimmt. Es bestünde also eine dringende Notwendig-
keit zu erkunden, wie diese Superreichen die globalen Netzwerke zu
ihrem eigenen Vorteil manipulieren. Auch ihre »Mikro-Netzwerke«
müßten daraufhin untersucht werden, wie sie den »global space of
flows« zu definieren vermögen. Langfristig könnte das in sozialen
und ökonomischen Politiken resultieren, mit denen man den exzes-
siven Reichtum, die Willkür und Verschwendungssucht der Super-
reichen eindämmen könnte – zugunsten einer sozial gerechteren
Welt.

c) Privatisierung der Kriegführung


Und die Plutokratie militarisiert sich. Leslie Wayne berichtet in der
17 New York Times, New York Times17 unter dem Titel »Private contractors step in for
14. Oktober 2002. Pentagon«, wie mit dem Krieg gegen den Terror und dem möglichen
neuen Irak-Krieg eine uralte Kriegspraxis im Pentagon wiederaufer-
steht: das Anheuern von Söldnern. Nur, heute heißen sie »private
military contractors«; und einige dieser Söldnerfirmen sind Sub-
unternehmen von Konzernen aus der Liste der Fortune 500. Wayne:
»Das Pentagon kann ohne sie keinen Krieg führen.« Oft werden sie
von pensionierten Offizieren geleitet, auch Drei- und Vier-Sterne-
Generalen. »Private militärische Vertragsnehmer sind das neue ge-
schäftliche Gesicht des Krieges.« Sie verwischen die Trennlinie zwi-
schen militärischem und zivilem Bereich und liefern alles, von der
logistischen Unterstützung bis zur Kampfausbildung und militäri-
schen Beratung im In- und Ausland.
In den dunkleren Winkeln der Welt, wo das Pentagon lieber nicht
gesehen werden will, bewegen sich diese Privatunternehmen und
führen militärische Aufträge aus. Sie haben ihre Leute nach Bosnien,
Nigeria, Mazedonien, Kolumbien und in andere Brennpunkte ge-
schickt. Es ist weniger die Politik als der Profit, der sie motiviert.
Dennoch brauchen diese Unternehmen – ungefähr 35 an der Zahl in
den USA – eine Regierungserlaubnis für ihr Geschäft. Einige haben
KRYSMANSKI Macht- und Geldeliten 513

relativ bekannte Namen, wie Kellogg Brown Root, ein Subunterneh-


men der Halliburton Co., das für die US-Regierung in Kuba und
Zentralasien tätig ist. Andere haben weniger bekannte Namen: Dyn-
Corp Inc.; Vinnell, ein Subunternehmen von TRW Inc.; SAIC; ICI of
Oregon; Logicon Inc., ein Unternehmen der Northrop Grumman
Corp. Eines der bekanntesten Unternehmen, MPRI, brüstet sich,
»mehr Generale per Quadratfuß als das Pentagon zu haben«.
Während des Golfkriegs 1991 war eine Person von 50 auf den
Schlachtfeldern ein amerikanischer Zivilist unter Privatvertrag. Zur
Zeit der Befriedungsversuche in Bosnien 1996 war es schon eine
unter zehn.
Niemand weiß genau, wie groß diese geheime Industrie ist, aber
Militärexperten schätzen den globalen Markt auf einen jährlichen
Umsatz von 100 Milliarden Dollar. Die an den Börsen gehandelten
Unternehmen, die private Militärdienstleistungsunternehmen besit-
zen, sagen ihren Aktionären kaum etwas davon. »Diese Vertrags-
nehmer sind unverzichtbar«, meint John Hamre, Stellvertretender
Verteidigungsminister in der Clinton-Administration. »Wird es in
Zukunft mehr von ihnen geben? Ja.« Der Einsatz militärischer Pri-
vatunternehmen wirft beunruhigende Fragen auf. In Friedenszeiten
können sie unter Ausschluß der Öffentlichkeit geheime Armeeauf-
gaben übernehmen. In Kriegszeiten füllen sie zwar Funktionen aus,
die entscheidend für den Kampfauftrag sind, aber ihre Akteure sind
keine Soldaten. Sie stehen in keiner Befehlskette und müssen kei-
nem militärischen Verhaltenskodex folgen. Ihre rechtlichen Pflichten
beziehen sich allein auf den Arbeitsvertrag, nicht auf ihr Land.
MPRI, früher Military Professionals Resources Inc., ist ein gutes
Beispiel dafür, wie gutausgebildete, pensionierte Soldaten ihre mi-
litärische Ausbildung zu Geld machen. Zur Firma gehören General
Carl Vuono, der frühere U. S. Army Chief of Staff, der die Invasio-
nen im Golfkrieg und in Panama befehligte; General Crosbie Saint,
der frühere Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa; und General
Ron Griffith, der frühere stellvertretende U. S. Army Chief of Staff.
Hinzu kommen Dutzende weiterer pensionierter Spitzen-Generale,
ein Admiral und mehr als 10 000 frühere Militärpersonen, darunter
Angehörige von Eliteeinheiten, die auf Abruf bereit stehen. MPRI
wird dafür gut bezahlt. Die Einkünfte übersteigen 100 Millionen
Dollar jährlich, meist aus Verträgen mit dem Pentagon und mit dem
Außenministerium. Die militärischen Pensionäre beziehen Gehälter,
die das zwei- bis dreifache ihrer Pentagonbezüge betragen, hinzu
kommen Altersrenten, Aktien usw. Die Gründer von MPRI wurden
Millionäre, als sie das Unternehmen im Jahre 2000 für 40 Millionen
Dollar an L-3 Communications Holdings Inc. verkauften, ein bör-
sennotiertes Rüstungsunternehmen. »Diese neuen Söldner«, so wird
David Hackworth zitiert, ein früherer Armee-Oberst und Kritiker
dieser Praktiken, »arbeiten für das Pentagon und das State Depart-
ment, und der Kongress macht beide Augen zu.«

d) Wall Street und Pentagon


Die Privatisierung der Kriegführung verbindet sich mit der Militari-
sierung des Globalisierungsprozesses, der seinerseits durch das Pri-
vatisierungsprinzip bestimmt ist. Mark Siemons berichtet in der
514 KRYSMANSKI Macht- und Geldeliten

18 Frankfurter Allgemeine Frankfurter Allgemeinen Zeitung18, Thomas P. M. Barnett, Professor


Zeitung, Krieg als Chance, für Miltäranalyse am US Naval War College, habe schon gleich nach
4. April 2003, 35. den Anschlägen des 11. September dafür plädiert, daß der Dialog
zwischen Wall Street und dem Pentagon entschieden intensiviert
wird. Inzwischen zum Berater des Verteidigungsministeriums aufge-
stiegen, sieht Barnett »die Mission des amerikanischen Militärs
heute darin, die Kluft zwischen den an die internationalen Finanz-
ströme angeschlossenen Ländern und dem Rest zu schließen. Alle
Regionen, die nicht mit der von der amerikanischen Wirtschaft
dominierten Globalisierung verbunden sind ... stellten also ein ein-
deutiges Sicherheitsrisiko und mithin einen Fall für ›unsere Streit-
kräfte‹ dar.«
Der US-amerikanische Militär-Industrie-Komplex übernimmt also
die globale Rolle eines »Vollzeit-Leviathans« (Barnett). Noch gibt
es im amerikanischen Establishment Gegenstimmen. So verlangt ein
Direktor des Council on Foreign Relations, Robert Orr, daß nach
19 After the war, bring in a dem Ende des Irak-Kriegs zivile Kräfte das Sagen haben müssen.19
civilian force, International Doch mutiert das Militär nicht selbst zur Privatarmee von Wall
Herald Tribune, 3. April Street? Wird es durch die Übernahme dieser allgemeinen zivilen
2003.
Aufgabe nicht selbst in einem völlig perversen Sinn »zivilisiert«?
Wie weit dieser Prozeß faktisch schon fortgeschritten ist, zeigt Orrs
Klage über den Niedergang der staatlichen Apparate, die für Nach-
kriegsordnungen zur Verfügung stehen: »Auf den Korridoren der
zivilen Agenturen der US-Regierung, deren Auftrag die Friedens-
sicherung nach einem Krieg wäre, klingen die Schritte hohl. Jahr-
zehnte der Unterinvestition haben die U. S. Agency for International
Development, das State Department und die entsprechenden Abtei-
lungen anderer Bundesbehörden zu Schatten ihrer selbst gemacht.
USAID zum Beispiel verfügt heute weltweit über weniger als 2 000
reguläre Angestellte, kaum ein Drittel der Zahl, die einst Präsident
John F. Kennedy zur Verfügung stand. Im State Department, wo ein
großer Teil der US-Besetzung Japans geplant wurde, gibt es über-
haupt keine operationalen Planungskapazitäten mehr. Insgesamt ist
das US-Budget für ausländische Unterstützungs- und Hilfspro-
gramme seit den Sechzigern kontinuierlich geschrumpft und beträgt
heute ein kümmerliches Zehntel-Prozent des Bruttosozialprodukts.«
Selbstverständlich wird auch in dieser Situation der Wiederaufbau
in den neuen besetzten Territorien nicht direkt vom amerikanischen
Militär betrieben werden können. Das hat z. B. auch Condoleezza
Rice betont. Aber von wo sollen die zivilen »Direktoren der Rekon-
struktion« (Orr) kommen? Es wird nichts anderes übrig bleiben, als
sie direkt, unter Umgehung aller staatlichen Strukturen, aus der Pri-
vatwirtschaft zu beziehen. In gewisser Hinsicht hat die »Treuhand«
dies ja bei der Abwicklung der ehemaligen DDR vorgemacht. Und
in den neuen Nachkriegsszenarien dürfte diese Privatisierung öffent-
licher Neuordnungsaufgaben bis weit in die Polizei- und Über-
wachungsfunktionen hineinreichen – mit enormen Profitchancen,
versteht sich. Das gleiche gilt für andere Nachkriegsaufgaben, die
Orr nennt: die Schaffung von Erwerbsmöglichkeiten für die Zivil-
bevölkerung, die Einwerbung von Experten für den Wiederaufbau,
nicht zuletzt aus den USA selbst (etwa in Gestalt von Re-migranten).
Den globalen Auswirkungen einer solchen von den USA ausgehen-
KRYSMANSKI Macht- und Geldeliten 515

den Privatisierungswelle öffentlicher Aufgaben stünden die Euro-


päer hilf- und fassungslos gegenüber. Keine Marshall-Pläne also:
den militaristischen Praktiken folgen militante Markt-Pläne.

Akteure der neuen Kriege

a) Eine Systematik der Machteliten


Eine Taxonomie der Machteliten im Globalisierungsprozeß ist
heute allenfalls in ihren Anfängen und nur unter großen empirischen
und theoretischen Schwierigkeiten voranzubringen. Empirisch ge-
hört es zur »Natur« dieser Gruppen, nicht unbedingt unter öffentlich
zugänglichen Bedingungen zu operieren. Und angesichts der Ver-
fangenheit der Klassentheorie in der Modernisierungsfalle ist es
schwierig, »Klassenkampfwissen« für »postmoderne« Zustände
fruchtbar zu machen. Ich meine aber, daß man die Akteure der neuen
Kriege in einem Geflecht wie dem folgenden dingfest machen
könnte. Es werden vier Gruppen unterschieden, die man sich – auch
was ihren Umfang betrifft – in vier konzentrischen Kreisen ange-
ordnet vorstellen kann.
1. Die Superreichen, der innerste Kern: Diese Population von
Dollarmilliardären (ca. 400 in den USA und 2000 weltweit) plus
einer weitaus größeren Gruppe mit Vermögen oberhalb der 300-Mil-
lionen-Grenze unterliegt, unterstützt von den Massenmedien, einer-
seits der Mythisierung, andererseits der Verharmlosung. Bei einzel-
nen, wie Rupert Murdoch oder George Soros, ist ihr Einfluß auf
Politik, Kultur und Wissenschaft in Teilen bekannt. Doch über »Phi-
lanthropie« und vor allem über die Machtmaschine des Stiftungswe-
sens wird – mit gleichsam höfischen Strukturen – von vielen solchen
Milliardärsgruppen auf alle (auch die abseitigen) Bereiche des ge-
sellschaftlichen und weltgesellschaftlichen Lebens ein enormer Ein-
fluß ausgeübt. Insbesondere in den USA hat sich die Macht des
»alten Geldes« zu einer echten Plutokratie verdichtet (wie einer, der
es wissen muß, Gore Vidal, nicht müde wird zu erläutern). Diese
neue Form des Gottesgnadentums steht, was seine gesellschaftliche
Funktionsweise angeht, oberhalb der üblichen Kapitalverwertungs-
prozesse, kann nicht bestimmten »Kapitalfraktionen« zugeordnet
werden, ist vornehmlich mit transkapitalistischen Formen der
»Kapitalvernichtung« zwecks Verhinderung von Machtkonkurrenz
beschäftigt usw. Und das heißt, auf den Begriff gebracht: Nur diese
Gruppen, als einzige, sind souverän!
2. Der CEO-Komplex 20, der erste Ring um den Kern der Super- 20 CEO – Topmanager der
reichen: Die Chief Executive Officers aus Industrie und Finanz sind mächtigsten und reichsten
vorrangig mit der Mehrung und Verwaltung des Vermögens der Institutionen. Die Red.
Superreichen beschäftigt und wissen ihrerseits viele Multimillionäre
unter sich. Als Spitzenmanager großer Unternehmen, Versicherungen,
Investmentfonds usw. bilden sie zusammen mit den Superreichen
den magischen Zirkel der Corporate World. Dabei kann noch immer
mit einem gewissen Recht zwischen nationalen und transnationalen
Unternehmen mit z. T. ganz gegensätzlichen »corporate cultures«
unterschieden werden. Für unser Thema ist zentral, daß auch die
Chief Executive Officers der größten Militärorganisation aller Zei-
ten, die US-Generäle, zum CEO-Komplex gehören. Schon 1960
516 KRYSMANSKI Macht- und Geldeliten

hatte Dwight D. Eisenhower gewarnt: »Die Verbindung eines riesi-


gen Militärestablishments mit einer gewaltigen Rüstungsindustrie ist
eine neue Erscheinung in der Geschichte Amerikas. Der Einfluss –
ökonomisch, politisch, sogar geistig – ist spürbar in jeder Stadt,
21 Zitiert nach Vexler jedem Bundesstaat, jedem Regierungsbüro.«21
1970, 235. In den Sechzigern wurde gegen den Militär-Industrie-Komplex
protestiert; in den Siebzigern, nach der Vietnam-Niederlage, wurde
er perfektioniert, in den Neunzigern elektronisch aufgerüstet; und
jetzt scheint es kein Halten mehr zu geben. Diese Gesamtgruppe der
Corporate Elites – selbstverständlich mit der ersten Gruppe vielfach
verflochten – kann als Kapitalistenklasse im traditionellen Sinne be-
griffen werden, in welcher Kapitalfraktionen und folglich ökono-
misch begründete Interessengegensätze eine Rolle spielen.
3. Die politische Klasse bildet den zweiten Ring um den Kern
des »private wealth«. Hier handelt es sich, auch von der Bedeutung
her, schon um eine echte Dienstklasse, zuständig für gesellschaft-
lichen Konsens und für die Aufrechterhaltung eines Anscheins von
Verteilungsgerechtigkeit. Zu ihr gehören auch andere Gruppen,
die mit politics befaßt sind: Lobbyisten, Verbandsfunktionäre,
Rechtsanwälte, politische Beamte und die maßgeblichen Medien-
leute.
Mit dem Globalisierungsprozeß kommen »globalizing bureau-
crats«, »globalizing politicians and professionals« usw. dazu (Sklair
1997). Oberhalb dieser Gruppen finden wir Strukturen, die C.
Wright Mills bezüglich der US-Gesellschaft als das »politische
Direktorat« bezeichnete. Inzwischen ist daraus möglicherweise
ein »Unified Global Command« (Hardt/Negri) geworden, doch
strukturell gilt Mills’ alte Beschreibung noch immer: Das Direktorat
besteht aus einer kleinen Gruppe von Männern, welche die exe-
kutiven Entscheidungen treffen. Zu diesen ungefähr 50 Männern
gehören in den USA der Präsident, der Vizepräsident, die Kabinetts-
mitglieder, die Chefs der wichtigsten Ministerien, Behörden und
Kommissionen sowie Mitglieder des Beraterstabes des Präsidenten.
Die Wahlkämpfe drehen sich letztlich immer nur um die Besetzung
dieser Positionen. Hier finden zwischen den verschiedenen Fraktio-
nen der Geld- und Machtelite Interessenkämpfe bis aufs Messer
statt.
4. Die Schicht der Technokraten und Dienstleister, der Außenring:
Dieses Heer von Beratern, Experten, Helfern aus allen Bereichen der
Gesellschaft (Wissenschaft, Medien, Kultur, Technik usw.) geht in
die Millionen. In dieser Schicht, oft vielleicht auch nur mit einem
Bein, bewegen sich auch die globalisierungskritischen Intellektuel-
len, wenn sie beispielsweise auf ihre Widersacher aus der »Think
Tank Class« treffen. Hier operieren das Fußvolk der Stiftungen, der
Weltbank, des IWF, der WTO ebenso wie die Sprecher von NGOs
und die Scharen der Medienarbeiter. Möglicherweise lassen sich
auch hier »Direktorate« identifizieren, flüchtigeren Charakters als im
politischen System. In dieser Gruppe sind, was nicht uninteressant
ist, genaue Kenntnisse über die Funktionsweisen des kapitalistischen
Weltsystems und seiner Subsysteme mit kritischen und zum Teil
subversiven Tendenzen vermischt, so daß hier Widersprüche zur
Handlungsreife gelangen können.
KRYSMANSKI Macht- und Geldeliten 517

b) Kriegseliten im Globalisierungsprozeß
Innerhalb des eben beschriebenen Geflechts von Machteliten nun
lassen sich bestimmte Gruppen von CEOs und Militärs, von Politi-
kern, von Angehörigen einer »nationalistic think tank class« (Lie-
ven), von Kommunikations- und Waffenexperten und nicht zuletzt
von »ultra-high net worth individuals« (Beaverstock et al.) ausma-
chen. Sie gehen innerhalb und außerhalb politologisch fixierter, in
jedem Fall sich verflüssigender Strukturen dem Kriegsgeschäft of-
fensiv nach. So wie es Paul Krugman von der Bush-Administration
sagt: »Diese Administration hat martialische Pläne, keine Marshall-
Pläne: Milliarden für die Offensive, keinen Cent für den Wiederauf-
bau«.22 22 These American states-
Und gerade an der Bush-Administration läßt sich auch zeigen, wie men prefer the martial plan,
so ein kriegselitäres »Mikro-Netzwerk« (Beaverstock et al.) aus- International Herald Tribune,
22. Februar 2003.
sieht: mit CEOs, Exmitgliedern des »Politischen Direktorats« der
USA, käuflichen Mitgliedern der politischen Klasse wie John Major, 23 Vgl. u.a.
saudi-arabischen Potentaten, und sicher auch dem einen oder ande- http://www.hereinreality.
ren weiteren Milliardär im Hintergrund. Ich meine insbesondere die com/carlyle.html.
Carlyle Group, eine vornehmlich im Rüstungsbereich und im Öl-
geschäft tätige internationale Investmentgruppe.23
Der »Vierte Weltkrieg«24 wird die größte »business opportunity« 24 James Woolsey, CIA
aller Zeiten. Frühere Spitzenpolitiker, Washingtoner Insider usw. be- Direktor unter Clinton,
reichern sich ungebremst am Krieg gegen den Terrorismus. Diese schwadroniert von einem
»Vierten Weltkrieg«, der auf
Geschäfte werden auch George W. Bush zum Milliardär machen.
jeden Fall «erheblich länger
Und zwar auf ganz einfache Weise: durch Erbschaft. Denn sein Va- als der erste und zweite,
ter ist der strategische Kopf der Carlyle Group. Er hat seinen ehe- wenn auch hoffentlich nicht
maligen Verteidigungsminister, Frank Carlucci, zum CEO des Un- länger als der Kalte Krieg
ternehmens gemacht; seinen ehemaligen Außenminister James dauern« werde. Für Wool-
Baker zum Spitzenberater; seinen ehemaligen Budget-Chef im sey ist eine Schlüsselposi-
Weißen Haus zum Managing Director. Neben John Major, Carlyle tion beim Wiederaufbau des
Irak vorgesehen. Der neue
Chairman für Europa, finden wir den früheren Präsidenten der Phi-
Weltkrieg, so Woolsey,
lippinen, Fidel Ramos, als Carlyle Chairman für Asien usw. richte sich »gegen drei
«Es ist schwer, sich eine Adresse vorzustellen, die näher am Her- Feinde: die religiösen Herr-
zen amerikanischer Macht liegt. Die Büros der Carlyle Group liegen scher des Iran, die ›Faschi-
auf der Pennsylvania Avenue in Washington DC, auf halbem Wege sten‹ des Irak und Syriens,
zwischen Weißem Haus und Capitol, nur einen Steinwurf vom und die islamistischen
Hauptquartier des FBI und zahlreicher Regierungsbehörden entfernt. Extremisten der al Qaeda.«
Aber auch die Regime in
Diese Adresse spiegelt die Rolle von Carlyle im Zentrum des Wa- Ägypten und Saudi-Arabien
shingtoner Establishments ... Seit dem Beginn des ›Kriegs gegen sollen nervös gemacht wer-
den Terrorismus‹ hat diese Firma – nach inoffiziellen Schätzungen den: «Wir wollen, dass sie
13,5 Milliarden wert – zusätzliche Bedeutung gewonnen. So war merken, dass dieses Land
Carlyle der Faden, der die amerikanische Militärpolitik in Afghani- zum vierten Mal in hundert
stan indirekt mit den persönlichen finanziellen Geschicken ihrer Jahren zusammen mit
berühmten Angestellten verknüpfte.«25 Bis vor kurzem war Carlyle seinen Alliierten auf dem
Marsch ist, und dass wir auf
noch auf eine weitere kuriose Weise in die Hintergründe des Terro- der Seite derjenigen sind,
rismus verwickelt: zu den Multimillionären, die in dieses Unterneh- die ihr – die Mubaraks, die
men investierten, gehörte auch die Familie von Osama bin Laden. saudische Königsfamilie –
Mit Billigung der Bush-Regierung wurden noch nach dem 11. Sep- am meisten fürchtet. Wir
tember 2001 24 Mitglieder der bin Laden Familie mit einem saudi- sind auf der Seite eurer
arabischen Jet aus den USA ausgeflogen, um sie der Befragung eigenen Völker.« CNN,
durch das FBI zu entziehen.26 Michael Moore, der Regisseur von 3. April 2003.
»Bowling for Columbine« und Autor der vernichtenden Bush-Kritik
518 KRYSMANSKI Macht- und Geldeliten

25 Burkeman, J. Borger: »Stupid White Men« hat angekündigt, seinen nächsten Dokumentar-
The ex-presidents' club, film diesem Mikro-Netzwerk im Milliardärsmilieu, der Bush-bin-
The Guardian, 31. Oktober Laden-Connection, zu widmen.
2001.
In diesen korrupten Netzwerken tummeln sich auch Figuren wie
26 Jane Mayer, The New Silvio Berlusconi, der von Milliardären, die den politischen Raum
Yorker, November 2001. kontrollieren wollten, zum Milliardär gemacht wurde; oder kleine
Inspektoren bzw. Rechtsanwälte wie José Maria Aznar und Tony
Blair (aus der untersten Kategorie der oben benannten Dienstklas-
sen), deren megalomaner Ehrgeiz die Strukturen, innerhalb derer sie
aufgestiegen sind, offensichtlich transzendiert. Schon geht das
Gerücht, daß auf Blair und Aznar nach ihrem Ausscheiden aus der
Politik ebenfalls Direktorenposten bei Carlyle warten. Alle diese
Dienstboten ziehen, wie Bush, auf der Medienbühne die nationale
Karte, obgleich man die internationale Korruption, in der das ge-
schieht, förmlich riechen kann. Und das alles unter den Bedingun-
gen einer monopolistischen Kontrolle der Kommunikation, die es
Leuten wie Rupert Murdoch erlaubt, dreist seine Unterstützung des
27 Newsweek, US-Angriffs auf den Irak in die Welt zu posaunen.27
17. Februar 2003. Wie das alles jenseits der Erscheinungsebene zusammenhängt, das
ist eine Frage an viele Wissenschaften, ein Problem des »cognitive
mapping« (Fredric Jameson) des Globalisierungsprozesses. Franz
Neumanns Analyse der Strukturen des nationalsozialistischen Herr-
schaftssystems, 1942 in den USA unter dem Titel Behemoth erschie-
nen, zeigte dem Amerika des New Deal, daß die Bildung großer
Monopole, die Bürokratisierung aller Bereiche, die Prägung des par-
lamentarischen Systems durch Berufspolitiker und eine Politisierung
des Militärs die Voraussetzungen für das Entstehen des national-
sozialistischen Systems in Deutschland gewesen waren.
Die amerikanischen Intellektuellen mußten sich damals schon die
Frage stellen, ob während des Krieges im New Deal selbst nicht eine
ähnliche Konstellation herangereift war. Das nach Kriegsende zu be-
obachtende neue Zusammenspiel der Spitzen von Großindustrie und
Washingtoner Bürokratie mit einer neuen Klasse von Berufspoliti-
kern und mit »politischen Generälen« jedenfalls weckte Mißtrauen.
Mit seinem berühmten Buch The Power Elite (1956) brachte der So-
ziologe C. Wright Mills diese Befürchtungen auf den Punkt. Es ging
ihm nicht nur darum, daß in den USA eine Machtelite »aus Männern
der Wirtschaft, der Politik und des Militärs« entstanden war,
die »etwas Neues im politischen System der USA« darstellte. Das
Power Structure Research hielt vielmehr auch die Frage der Mög-
lichkeit des Faschismus offen. Der deutsche Nationalsozialismus
war ein besonderer Horror innerhalb des faschistischen Entwick-
lungsweges der Moderne. Doch faschistische Herrschaftsmuster wa-
ren keineswegs eine Sache der Vergangenheit, sondern ein perma-
nentes Potential sogenannter moderner Gesellschaften, basierend auf
hemmungsloser Korruption und umfassender Kontrolle der Kom-
munikation.
Jetzt allerdings hätten wir es mit einem postmodernen, durch die
Virtualität des »global space of flows« geprägten Globalfaschismus
zu tun – oder, wie Arthur Kroker und Michael Weinstein es schon
1995 ausdrückten: mit einem vom »Pan-Kapitalismus« erzeugten
»Retro-Faschismus«. Ich hatte mit dem folgenden Satz der beiden
KRYSMANSKI Macht- und Geldeliten 519

Kanadier immer meine Probleme. Aber in einer bestimmten Weise


hat die Realität ihn eingeholt: »Das ist die materielle Situation:
Überschuldungskrisen führen zu Handelskriegen und zu etwas ganz
Neuem: Pan-Kapitalismus und seiner unausweichlichen mörderi-
schen Alternative – Faschismus. Und dieser Kapitalismus muß sich
des Faschismus erwehren ohne die Hilfe des Sozialismus – denn der
ist in jeder Beziehung tot. Das ist der politisch-ökonomische Kon-
flikt der Gegenwart, durchschossen an jedem Punkt durch die Pro-
zesse der Virtualisierung. Gibt es einen virtuellen Faschismus? Aber
sicher: Pan-Kapitalismus, der die Virtualisierung auf die Spitze
treibt, erzeugt sich mit dem virtuellen Faschismus seinen mörde-
rischsten Doppelgänger.«28 Wir haben es mit Fiktionen, zum Beispiel 28 Kroker, Weinstein 1995,
mit einem »fiktiven Präsidenten« zu tun, sagte Michael Moore bei 69.
der Oscar-Verleihung.
In genau diesem Sinne hat sich ein bestimmtes Zusammenspiel
von privatem Reichtum mit »Direktoraten« aus Konzernwelt, Poli-
tik, Militär, Kultur usw. heute zu einem Schwarzen Loch, zu einem
Gravitationszentrum der Macht verdichtet, das die Institutionen der
Demokratie und die checks and balances der Zivilgesellschaft nicht
nur in den USA mit unheimlicher Gewalt aufzusaugen droht. Die
korrumpierten Nationalisten um Bush und ihre Kumpane in Europa
und weltweit sind auf einem Entwicklungsweg, der, um mit Al
Pacino zu reden, an den des Arturo Ui erinnert.29 Nur: die Übertöl- 29 Al Pacino inszeniert in
pelungsversuche sind nicht mehr auf eine einzelne Stadt wie Chi- diesen Tagen Brechts
cago oder München oder auf ein einzelnes Land gerichtet. Sie »Arturo Ui« nicht ohne
Hintergedanken mit vielen
beziehen sich auf den globalen Raum insgesamt und letztlich auf die
Hollywood-Größen vor aus-
Weltgeschichte. In dieser Dimension müßten sich dann auch die US- verkauftem Haus am New
amerikanischen und europäischen Bewegungen gegen Angriffs- Yorker Broadway.
kriege und private Beutezüge treffen. Und diese Dimension müßte
positiv bestimmt werden: als die neue Welt der Kulturen der Globa-
lisierung.

Literatur

Beaverstock, P. J. et al.: Getting Away With It? The Changing Geographies of the Global Super-
Rich, GaWC-Research Bulletin 93, http://www.lboro.ac.uk./gawc/rb/rb93.html
Castells, Manuel (1989): The Informational City, Oxford, Blackwell.
Hardt, Michael, Antonio Negri (2002): Empire. Die neue Weltordnung, Campus Verlag.
Jameson, Fredric, Masao Miyoshi (1998): The Cultures of Globalization, Duke University Press,
Durham.
Kroker, Arthur, Michael A. Weinstein (1994): Data Trash: The Theory of the Virtual Class. New
York, St. Martin's Press.
Lieven, Anatol (2002): The Push for War, London Review of Books, 3. Oktober 2002.
Mills, C. Wright (1956): The Power Elite, Oxford University Press, New York.
Moore, Michael (2002): Stupid White Men. Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W.
Bush, Piper, München.
Neumann, Franz (1942/1984): Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-
1944, Fischer, Frankfurt/M.
Phillips, Kevin (2002): Wealth and Democracy: A Political History of the American Rich, Broad-
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Pilger, John (2002): The New Rulers of the World, Verso, London.
Sklair, Leslie (1997): Social Movements for global capitalism: The transnational capitalist class
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Vexler, R.J. (1970): Dwight D. Eisenhower 1890-1969. Chronology, Documents, Bibliographical
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