You are on page 1of 52

FLEISCHATLAS

Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2018

ÜR
REZEPTE F
ERE
EINE BESS
UNG
TIERHALT
IMPRESSUM
Der FLEISCHATLAS 2018 ist ein Kooperationsprojekt von
Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
und Le Monde Diplomatique.

Inhaltliche Leitung:
Christine Chemnitz, Heinrich-Böll-Stiftung (Projektleitung)
Christian Rehmer, Katrin Wenz, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Projektmanagement: Dietmar Bartz


Art-Direktion und Herstellung: Ellen Stockmar

Textchefin: Elisabeth Schmidt-Landenberger


Dokumentation und Schlussredaktion: Infotext Berlin

Mit Originalbeiträgen von


Reinhild Benning, Christine Chemnitz, Nuray Duman, Sophie Herr, Bernhard Hörning,
Anita Idel, Ulrich Jasper, Pierre Johannes, Jörn Kabisch, Peter Kremer, Alexander Mahler,
Ludwig Maurer, Christian Rehmer, Tobias Reichert, Thorsten Reinsch, Wolfgang Reiter,
Hanni Rützler, Achim Spiller, Christoph Then, Katrin Wenz

Agrarstatistische Fachberatung: Jonas Luckmann

Die Beiträge geben nicht notwendig die Ansicht aller beteiligten Partnerorganisationen wieder.

V. i. S. d. P.: Annette Maennel, Heinrich-Böll-Stiftung

1. Auflage, Januar 2018

Produktionsplanung: Elke Paul, Heinrich-Böll-Stiftung

Druck: Bonifatius GmbH Druck – Buch – Verlag, Paderborn


Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier.

Dieses Werk steht unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung –


4.0 international“ (CC BY 4.0). Der Text der Lizenz ist
unter https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode
abrufbar. Eine Zusammenfassung (kein Ersatz) ist unter
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de nachzulesen.

BESTELL- UND DOWNLOAD-ADRESSEN


Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin, www.boell.de/fleischatlas
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, www.bund.net/fleischatlas
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel

2018
INHALT

02 IMPRESSUM 18 SCHLACHTABSCHNITTE
VON KOPF BIS SCHWANZ
06 VORWORT Wer möglichst viele Teile eines Tieres in
Speisen verwandeln will, ist in Hofschlachtereien
richtig – und bei Spitzenköchinnen und -köchen.
Sie sagen: Wer Innereien, Knochen und Knorpel
verachtet, wird auch Fleisch nicht schätzen.

20 FLÄCHENBINDUNG
GRENZEN FÜR NUTZTIERE
Ein Konzept gegen die Übernutzung der
Natur, die „flächengebundene Tierhaltung“,
08 ZWÖLF KURZE LEKTIONEN legt für eine bestimmte Fläche fest, wie viele
ÜBER FLEISCH UND DIE WELT Tiere pro Hektar sie höchstens verträgt.

10 GRENZEN 22 KOMBIHALTUNG
ENDLICHKEIT DER LANDWIRTSCHAFT MEHR ALS EIN EINKOMMEN
Die wachsende Produktion von Fleisch und Bäuerliche Betriebe experimentieren
Milch hat fatale Folgen. Sie kollidiert mit fantasievoll mit neuen Formen der Nutzung:
der Bekämpfung von Hunger und Armut. Tiere weiden auf Obstwiesen, in Wäldern
Und sie erschwert Klima- und Artenschutz. und zwischen technischen Anlagen.

12 INSTRUMENTE 24 TIERWOHL
MARKETING FÜR GUTE ERNÄHRUNG SCHMERZ UND LEID IM STALL
Um weniger Fleisch zu essen, brauchen Es gibt viele Ideen, was zu einer
die Konsumentinnen und Konsumenten „tierwohlgerechten“ Haltung nötig ist.
Anreize und Unterstützung – auch Sie kann Erkrankungen und
eine Aufgabe der Kantine von morgen. Verletzungen im Stall vermeiden und die
Gesundheit der Herden verbessern.
14 LABEL
SUCHE NACH DER HALTUNGSNOTE 26 NITRATE
Viele wollen wissen, unter welchen WAS NICHT GEBRAUCHT WIRD,
Umständen das Tier gelebt hat, dessen KOMMT INS GRUNDWASSER
Fleisch sie kaufen. Aber noch fehlt Mit zahlreichen Ideen wollen EU-Länder die
eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht. Stickstoffbelastung ihrer Böden senken.
Ein Weg dorthin führt über die stete Kontrolle
16 FISKUS der Tierhalterinnen und Tierhalter.
REGULIEREN DURCH KASSIEREN
Fleisch und Wurst zu produzieren belastet 28 LANDNUTZUNG
Umwelt und Klima. Wie hoch sind die DAS FLEISCH UND SEINE FLÄCHEN
tatsächlichen Kosten dieser Produkte? Der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln
Welche Anreize könnten die Schäden führt zu einer Expansion des Agrarlandes. Das
verringern? Abgaben, Steuern, Zölle – wäre unötig, wenn der Verzehr von Fleisch
der ideale Weg ist noch nicht gefunden. sinken würde – und damit der Tierbestand.

4 FLEISCHATLAS 2018
30 ZUCHT 40 KLIMA
GESUCHT: ZWEINUTZUNGSTIERE VIEL WENIGER EMISSIONEN
Männliche Geschwister von Hochleistungs- NUR MIT VIEL WENIGER TIEREN
Legehennen werden umgehend getötet, Die Klimapolitik kann zu einer besseren
die der -Milchkühe oft vernachlässigt. Tierhaltung in Deutschland beitragen.
Die ökologische Tierzucht will das ändern Umgekehrt kann die Landwirtschaft auch
und beide Geschlechter nutzen. den Klimaschutz fördern.

32 ANTIBIOTIKA 42 GENTECHNIK
WENN DAS VIEH DIE GESUNDHEIT DNA-SCHEREN AN DER ARBEIT
DER MENSCHEN BEDROHT Rund um die Welt arbeiten Firmen daran,
Bakterien, die durch die Tierhaltung das Erbmaterial von Nutztieren zu verändern.
gegen Antibiotika resistent wurden, Oft machen ihnen Risiken und Wechsel-
bedrohen Millionen Menschen. Vielerlei wirkungen einen Strich durch die Rechnung.
Maßnahmen können dazu beitragen,
die Gefahr zu verringern. 44 INSEKTEN
ALTE UND NEUE NÜTZLINGE
34 VERMARKTUNG Mit Eifer propagiert, aus Ekel verweigert –
ALTE RASSEN UND NEUE TECHNIK wo Insekten nicht traditionell verzehrt
Für kleinere Hersteller von Biofleisch werden, verbreiten sie sich als neues
gibt es viele neue Möglichkeiten, Nahrungsmittel für Mensch und Tier nur
ihre Produkte abzusetzen. Zu den langsam. Dabei sind die ökologischen
Hofläden kommen Webshops und Vorteile enorm.
Onlineplattformen. Die Produkte
müssen interessant, transparent und 46 LABORFLEISCH
am besten aus der Nähe sein. BIOLOGEN ZEIGEN IHRE MUSKELN
Mit In-vitro-Fleisch wollen Biotechnologen
36 EINZELHANDEL das Bedürfnis der Welt nach immer mehr
TIERHALTUNG – EIN THEMA tierischem Protein stillen. Während die
FÜR DEN SUPERMARKT Kosten sinken, steigen die Kenntnisse über
Mit Information, Preissetzung und den Aufwand und die Risiken der Produktion.
Einkaufspolitik können die großen
Filialhändler für artgerechtere
Haltung bei ihren Lieferanten sorgen.
Aber oft dienen die Schritte eher
der eigenen Profilierung.

38 EU-AGRARPOLITIK
IDEEN FÜR DAS GELD AUS BRÜSSEL
Auch mit den derzeitigen EU-Mitteln könnte 48 AUTORINNEN UND AUTOREN,
der Umbau der Tierhaltung beginnen: QUELLEN VON DATEN, KARTEN
bessere Ställe, eine andere Haltung und UND GRAFIKEN
schonende Nutzung der Acker-
und Grünflächen – die Gelder sind da. 50 ÜBER UNS

FLEISCHATLAS 2018 5
VORWORT

W
er hätte gedacht, dass
gleichzeitig so viel und doch so
wenig passieren kann: Etliches
„ Mittlerweile werden
überall in der Gesellschaft
die verschiedensten Aspekte
hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung der Fleischproduktion diskutiert.
der industriellen Fleischproduktion in
Deutschland verändert. Noch im
Januar 2013, als wir den ersten Fleischatlas
veröffentlicht hatten, zeigten
die Reaktionen, wie wenig die meisten D ie ersten drei Fleischatlanten aus den
Konsumentinnen und Konsumenten vergangenen Jahren sind auf ein
davon wussten, unter welch schlechten großes öffentliches Interesse gestoßen.
Bedingungen die Tiere gehalten In insgesamt sieben Sprachen haben
werden, und wie weitreichend die wir mehr als eine halbe Million
negativen ökologischen und sozialen Exemplare verbreitet. Die Atlanten
Auswirkungen der industriellen erscheinen im Vorfeld der Demonstration
Fleischproduktion sind. Die schiere Zahl „Wir haben es satt“, bei der alljährlich
der Tiere, die in Deutschland Zehntausende Menschen in Berlin
geschlachtet und gegessen werden, hat auf die Straße gehen, um für eine
Entsetzen und ein riesiges Medienecho gerechte und nachhaltige Agrarpolitik
hervorgerufen. zu demonstrieren.

D
Mittlerweile werden überall in der em steht eine handlungs-
Gesellschaft die verschiedensten Aspekte unwillige Politik gegenüber.
der Fleischproduktion diskutiert. Abgesehen von Ankündigungen,
Lehrerinnen und Lehrer greifen das Thema runden Tischen und Konzepten ist auf
im Unterricht auf. Wissenschaftlerinnen Bundesebene kaum eine politische
und Wissenschaftler beschäftigen sich Veränderung eingetreten. Vom bisherigen
mit den Folgen der industriellen Modell der Fleischproduktion, das
Tierproduktion und den Voraussetzungen auf unterschiedlichste Weise immense
ihrer Umgestaltung. 2016 zeigte eine Kosten und Schäden verursacht, profitieren
Umfrage des Bundeslandwirtschafts- einige wenige Großunternehmen.
ministeriums, dass inzwischen 88 Prozent Kleine und mittlere bäuerliche Betriebe
der deutschen Bevölkerung bereit haben das Nachsehen – nicht nur
sind, mehr Geld für Fleisch auszugeben, hier in unserer Nachbarschaft, sondern
wenn die Tiere besser gehalten werden. auch global.

6 FLEISCHATLAS 2018
Immer mehr Menschen lehnen das
ab. Wandel ist nie einfach – aber die Dinge
müssen nicht so bleiben, wie sie sind.
„ Es bedarf politischen
Mutes, sich mit denjenigen
anzulegen, die am heutigen
Vor allem nicht, wenn sie so offensichtlich Produktionsmodell verdienen.
falsch laufen wie im Fleischsektor und
es so viel öffentliche Unterstützung
für eine grundlegende Veränderung gibt.

M
it diesem neuen Atlas möchten Den Umbau der Tierhaltung gibt es
wir zeigen, dass es viele politische nicht umsonst. Im Atlas erklären wir daher
Instrumente gibt, die zu einem auch einige Finanzierungsmodelle. Es
vernünftigen und grundlegenden bedarf zudem der Aufklärung, vieler
Umbau der Tierhaltung führen können. Kampagnen und vor allem politischen
Auf Bundes- und EU-Ebene müssen Mutes, sich mit denjenigen anzulegen,
dafür die politischen Weichen gestellt die – auf Kosten von Mensch, Tier und
werden. Uns ist bewusst, dass es nicht das Natur – am heutigen Produktionsmodell
eine, einzelne, wirkungsvolle Instrument verdienen. Aber welche politischen
gibt. Es muss und wird immer ein Kanon Instrumente auch immer für den Wandel
sein, der sich an die Konsumentinnen eingesetzt werden: Eine nachhaltige
und Konsumenten, an den Handel und an Fleischproduktion gibt es nur, wenn sich
die Produzenten und Produzentinnen der Konsum verringert, hier in
wendet. Ebenso ist uns bewusst, dass wir Deutschland und auch in vielen anderen
in diesem Atlas nicht umfassend und Ländern auf der Welt.
erschöpfend alle Instrumente dargestellt
haben, die beim Umbau eine Rolle spielen
könnten. Wir haben die Auswahl so
getroffen, dass auf jeder Ebene der
Wertschöpfungskette ein oder zwei
Beispiele beschrieben werden. Es sind nicht Barbara Unmüßig
nur politische Instrumente dargestellt, Heinrich-Böll-Stiftung
die wir als Organisationen unterstützen,
Hubert Weiger
sondern auch diejenigen, die in der
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Öffentlichkeit diskutiert werden, selbst
wenn wir von ihrer Wirksamkeit nicht so Barbara Bauer
überzeugt sind. Le Monde diplomatique, deutsche Ausgabe

FLEISCHATLAS 2018 7
12 KURZE LEKTIONEN

ÜBER FLEISCH UND DIE WELT


1 Ein GERINGERER FLEISCHKONSUM, weniger Tiere und eine
umweltschonende Tierhaltung – das sind klimafreundliche,
wirksame Mittel für globale NACHHALTIGKEIT UND GERECHTIGKEIT.

2 Eine bessere TIERHALTUNG funktioniert nur


mit weniger Fleischkonsum. Industrieländer
sollten ihn UM DIE HÄLFTE reduzieren.

3 Die GRÜNDE müssen überzeugend


erklärt werden. Viele Menschen
in Deutschland sind OFFEN dafür.

4 Damit die TIERHALTUNG DER ZUKUNFT gesellschaftlich


akzeptiert wird, muss sie den Bedürfnissen der Tiere
besser angepasst werden.

5 Auf Fleisch und Wurst sollte eine


verpflichtende staatliche KENNZEICHNUNG
über die Art der Tierhaltung gut sichtbar
angebracht sein.

6 Die knapp 60 MILLIARDEN EURO, die die EU jährlich im Rahmen


ihrer Agrarpolitik ausgibt, sollten vorrangig in eine
ÖKOLOGISCHE UND TIERGERECHTE LANDWIRTSCHAFT fließen.

8 FLEISCHATLAS 2018
7 Das GRUNDWASSER kann vor den Nitraten aus der Tierhaltung
geschützt werden, indem die Zahl der Tiere pro Fläche
begrenzt und ein STRENGERES DÜNGERECHT eingeführt wird.

8 Das TIERWOHL kann gesichert werden,


wenn strenge Standards für alle
Nutztiere definiert sind und die Behörden
deren Umsetzung kontrollieren.

9 SUPERMÄRKTE haben aufgrund ihrer Marktmacht viel


Gestaltungspotential. Ihre Initiativen zum Tierschutz
müssen ambitioniert und MEHR ALS WERBUNG sein.

10 Das INTERNET kann für kleine und mittlere Betriebe ein lukrativer
Marktplatz sein. Sie KOMMUNIZIEREN intensiv mit ihrer
Kundschaft – das unterscheidet sie von den Massenanbietern.

11 Vom LABORFLEISCH bis zur INSEKTENZUCHT –


auf vielen Wegen kann die Fleischproduktion
mit technischen Mitteln nachhaltiger werden
und OHNE TIERLEID auskommen.

12 Wird DAS GANZE TIER gegessen und


nicht nur seine besten Stücke, steigt
dessen Wertschätzung – und das
Verscherbeln der VERSCHMÄHTEN TEILE
in die ganze Welt geht zurück.

FLEISCHATLAS 2018 9
GRENZEN

ENDLICHKEIT DER LANDWIRTSCHAFT


Die wachsende Produktion von Fleisch und mittelfläche wachsen muss. Konkrete Aussichten auf eine
Milch hat fatale Folgen. Sie kollidiert mit weitere Zunahme des Ertrags durch agrotechnische Innova-
der Bekämpfung von Hunger und Armut. tionen oder neue Anbaumethoden gibt es aber nicht. Global
steigen die Hektarerträge seit Jahren immer weniger. Die
Und sie erschwert Klima- und Artenschutz.
maximale Steigerung durch Dünger und Pestizide endet
vielerorts in ausgelaugten Böden, Krankheiten der Landbe-

D
ie Weltbevölkerung hat sich in den vergangenen völkerung und Wasserknappheit. Mehr noch: Prognosen
50 Jahren verdoppelt und die globale Fleischproduk- über die Auswirkungen des Klimawandels sagen Ernteaus-
tion mehr als verdreifacht. Bis 2050 wird sie noch fälle und weniger Produktivität nicht nur für Asien und Afri-
einmal um 85 Prozent wachsen, erwartet die Ernährungs- ka, sondern auch für den „Corn Belt“ der USA und weite Teile
und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen Europas vorher. Hinzu kommt, dass beim Sojaanbau die Un-
(FAO) – wenn politisch kein neuer Kurs angesteuert wird. kräuter nach Jahrzehnten der Unkrautbekämpfung mit Gly-
Die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen phosat Resistenzen gegen die Spritzmittel entwickeln.
der industriellen Fleischproduktion sind bekannt und wis- So bleibt nur die Ausweitung der Fläche mit gravieren-
senschaftlich belegt. Fortschreibungen bis 2030 und 2050 den Folgen. Wenn Wälder und Grasland, eigentlich Hot-
zeigen, dass unter diesen Bedingungen die wichtigsten spots der Biodiversität, zu Monokulturen werden, weicht
globalen Entwicklungsziele nicht zu erreichen sind: die der im Boden gespeicherte Kohlenstoff als CO2 in die Atmo-
Abschaffung von absoluter Armut und Hunger, eine bes- sphäre und die Biodiversität nimmt ab durch den massiven
sere Gesundheitsversorgung, der Schutz der Meere, die Einsatz von Dünger und Pestiziden. In einem 2017 veröf-
nachhaltige Nutzung der Böden, aber auch die Einhaltung fentlichten Bericht macht das UN-Umweltprogramm UNEP
der vereinbarten Ziele für den Klimaschutz und die Biodi- die Ernährungssysteme für mehr als sechzig Prozent des
versität. Biodiversitätsverlustes weltweit verantwortlich. Vorn dabei:
Für kein anderes Konsumgut der Welt wird so viel Land die Fleisch- und Futtermittelproduktion.
benötigt wie für die Herstellung von Fleisch und Milch. Ob- Ähnlich sieht es mit der Erderwärmung aus. Die Bedeu-
wohl nur 17 Prozent des Kalorienbedarfs der Menschheit tung der Fleischproduktion ist in der Öffentlichkeit kaum
von Tieren stammt, benötigen sie 77 Prozent des globalen bekannt. Sie spielt auch bei den politischen Bemühungen
Agrarlands. Knapp zwei Drittel davon sind Weiden, die um die Einhaltung des Klimaabkommens kaum eine Rolle.
durch die Tiere effizient genutzt werden. Doch das restliche Dabei emittieren die fünf weltgrößten Fleisch- und Milch-
Drittel ist Ackerland, das durch den Anbau von Feldfrüchten konzerne mehr klimaschädliche Gase als der Ölriese Exxon.
viel besser zur globalen Ernährung beitragen könnte. Das liegt nicht allein am Methanausstoß verdauender Kühe,
Jedes Jahr wird die Ackerfläche für den Futtermittelan-
bau größer. Für Soja lag sie 1997 bei 67 Millionen Hektar,
inzwischen sind es 120 Millionen. Wenn der Konsum auf Wird die Belastungsgrenze eines Ökosystems
jährlich mehr als 600 Millionen Tonnen Fleisch steigt, hängt überschritten, drohen plötzliche
es vom Ertragszuwachs pro Hektar ab, wie stark die Futter- und irreversible Umweltveränderungen

PLANET MIT GRENZEN Abholzung und andere


Belastung des Systems Erde Landnutzungsänderungen
in neun ökologischen Dimensionen, 2015
Süßwasser- Schäden an der Biosphäre
verbrauch Verlust ökologischer Biodiversitätsverlust
Funktionen (mit Artensterben)

Stickstoff- und
FLEISCHATLAS 2018 / STOCKHOLM RESILIENCE CENTER

Phosphorkreislauf

Klimawandel
Versauerung
hohes Risiko der Ozeane
zunehmendes Risiko
sicher Aerosole in Verschmutzung
der Atmosphäre durch Chemikalien
unerforscht Ozonloch

10 FLEISCHATLAS 2018
EIN WELTACKER VON 2.000 QUADRATMETERN
Globaler Anbau von Nutzpflanzen auf Äckern und in Dauerkulturen, Fläche pro Kopf der Weltbevölkerung, 2014, Auswahl

Meter 0 5 10 15 20 25 30 35 40
50 50
Oliven

Ölsaaten 436,4 m2
Sonnen-
45 Sojabohnen Raps Baumwolle Erdnüsse blumen 45
andere
169,89 m
2
52,20 m 2
50,22 m2 38,36 m2 36,43 m2

40 40

Genussmittel 42,0 m2
Hülsenfrüchte 123,1 m2
Speiseerbsen Gartenbohnen Zuckerrüben
35 Nüsse3518,9 m2
Tee
Obst 91,2 m 2
Zucker 45,9 m2
Kirschen Birnen Gummi 16,0 m2

30
Gemüse 81,9 m2 30
Tomaten Auberginen

Gewürze 8,6 m2
Wurzeln 89,4 m2
Kartoffeln Yams Zuckerrohr Hopfen
Fasern 4,0 m2
25 25

20 Getreide 1.042,6 m2 Hirse 20


110,41 m2

15 15

Weizen Mais Reis

FLEISCHATLAS 2018 / FAOSTAT, ZUKUNFTSSTIFTUNG LANDWIRTSCHAFT


318,57 m2 267,09 m2 235,18 m2
Gerste
71,44 m2
10 10

5 5

andere

Hafer
0 0
0 5 10 15 20 25 30 35 40 Meter

Die Erde kann die Welt ohne Weiteres ernähren –


sondern vor allem daran, dass aufgrund der Futtermittel- nur darf fruchtbares Land nicht für
produktion riesige Landflächen zusätzlich in die Intensivbe- Futter- und Energiepflanzen vergeudet werden
wirtschaftung genommen werden. Die 20 größten Konzer-
ne der Branche übertreffen mit ihren jährlichen Emissionen
sogar Deutschland, das viertgrößte Industrieland der Welt. Frauen in Entwicklungsländern. Doch die schnelle Indus-
Halten die anderen Wirtschaftsbereiche ihre Vorgaben ein trialisierung der Tierhaltung mit ihren Preisvorteilen ge-
und entwickelt sich der Fleisch- und Milchsektor im Trend genüber der lokalen Produktion und der globale Handel
der vergangenen Jahre weiter, steigt sein Anteil an den kli- mit Fleisch zerstören die Lebensgrundlage kleinbäuerlicher
maschädlichen Gasen von heute 14 auf über 30 Prozent im Produzenten und Produzentinnen in vielen Ländern, beson-
Jahr 2030 und auf mehr als 80 Prozent im Jahr 2050. ders in Afrika. Damit rücken dann auch die sozialen Ziele
Es kommt zudem nicht nur auf die Mengen, sondern der Agenda 2030, die Bekämpfung von Hunger, Armut und
auch die Art der Produktion an. Die FAO sieht in der klein- Geschlechtergerechtigkeit, in weite Ferne. Für die Mensch-
bäuerlichen Tierhaltung eine wichtige Einkommensquelle heit ist die Parole „Mehr Fleisch!“ kein Versprechen, sondern
für Menschen mit geringem Einkommen, besonders für eine Drohung.

FLEISCHATLAS 2018 11
INSTRUMENTE

MARKETING FÜR GUTE ERNÄHRUNG


Um weniger Fleisch zu essen, brauchen zur Halbierung des Fleischkonsums gibt es eine Vielzahl von
die Konsumentinnen und Konsumenten Kampagnen aus der Zivilgesellschaft, bisher aber nicht von
Anreize und Unterstützung – auch staatlicher Seite. Die Forschung zeigt, dass Informations-
kampagnen zu Ernährungsthemen nur langsam greifen,
eine Aufgabe der Kantine von morgen.
abhängig von dem medialen Druck, der Kreativität und
der Überzeugungskraft der Argumente. Zwei Dritteln der

G
ewichtige Gründe sprechen dafür, weniger tierische Verbraucher und Verbraucherinnen ist der deutliche Zu-
Produkte zu konsumieren: umwelt-, klima- und tier- sammenhang zwischen dem Konsum tierischer Erzeugnisse
schutzpolitische. In Deutschland stieg der Fleisch- und dem Klimaschutz bisher nicht bewusst. Gefragt nach
konsum pro Kopf von 1950 bis in die 1980er-Jahre stark an, Maßnahmen zum Klimaschutz bei der eigenen Ernährung,
ging in der Zeit des Rinderwahnsinns und der ersten gro- nennen nur 36,4 Prozent eine Verminderung des Fleisch-
ßen Fleischskandale von Mitte der 1990er- bis Anfang der konsums. Wichtig sind bei dem komplexen Thema Informa-
2000er-Jahre etwas zurück und sinkt seit 2011 erneut. Der tionskampagnen, die Tier-, Umwelt- und Gesundheitsziele
Anteil der Vegetarier und Vegetarierinnen hat sich in den gleichermaßen adressieren.
vergangenen zehn Jahren auf über vier Prozent verdoppelt. Tierschutzlabel, eine Ampelkennzeichnung für den
Rund zwölf Prozent bemühen sich, als Flexitarierinnen und Gesundheitswert und CO2-Footprint-Label würden den
Flexitarier ihren Konsum zu reduzieren. nachhaltigen Einkauf erleichtern. Als „Anstupser“ könn-
Dennoch ist der Pro-Kopf-Verzehr im gleichen Zeitraum ten Schul- und Unimensen sowie Kantinen vegetarische
kaum gesunken. Offensichtlich hat also ein anderer Teil der Angebote besser platzieren und bewerben. Dazu gehören
Bevölkerung den Fleischkonsum parallel erhöht. So gibt es auch kleinere Fleischportionen mit der Möglichkeit, einen
eine Gruppe von rund fünf Prozent Vielfleischessern unter kostenlosen Nachschlag zu erhalten. Solches „Nudging“,
den Männern, die fast dreimal so viel Fleisch verzehren wie wie die Methode in der Verhaltensforschung heißt, kann
die Durchschnittsdeutschen. Sie folgen Trends und Moden die Speisen fleischärmer machen und langsam alte Ernäh-
wie Wintergrillen, „Paleo-Diät“, Protein-Drinks und Body- rungsgewohnheiten ändern.
builder-Ernährung. Subventionen für gesunde, fleischfreie Alternativen wie
Eine Politik, die den Fleischkonsum verringern möchte, Obst und Gemüse würden zwar zu einer besseren Ernäh-
kann verschiedene Instrumente nutzen, die unterschiedlich
stark in das Verhalten der Verbraucher und Verbraucherin-
nen und in den Markt eingreifen. Sehr niedrigschwellig sind Ernährungsbewusst wollen viele sein. Es fällt
Bildungs- und Informationskampagnen. Gestützt auf Emp- viel leichter, wenn die Mahlzeiten an
fehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) der Speisetheke entsprechend präsentiert werden

ANSTUPSER AM MITTAG
Beispiele für eine auf geringeren Fleischverbrauch ausgerichtete Kantine
Infos über
Produkte und
geschultes die Kantine
Personal DANKE
MORGEN BIRNEN
VEGGIEDAY HEUTE
GRATIS
FLEISCHATLAS 2018 / SPILLER ET AL.

kleine
günstige freundliche Fleisch- Fleischportionen
Platzierung Gestaltung speisen nicht mit Gratis-
gesundheits- dominant Nachschlag
fördernder
Speisen

12 FLEISCHATLAS 2018
Der Markt bietet
ERNÄHRUNGSPOLITISCHE LEITER
Anreize für mehr Fleisch­
Stufen möglicher staatlicher Eingriffe zur Senkung des Fleischverbrauchs, Schema
verzehr – der Staat sollte
Maß Mittel Beispiele Anreize für mehr
Verbote Werbung für XXL-Portionen untersagen Fleischverzicht geben
beschränkte
Entscheidung
neue Standards Fleischanteil in Mensen und Kantinen begrenzen

negative Anreize teureres Fleisch, um Konsum zu senken

gelenkte
positive Anreize billigeres Obst und Gemüse, um Konsum zu steigern
Entscheidung

indirekte Anreize Lockmittel zur gesünderen Ernährung („Nudging“)

FLEISCHATLAS 2018 / SPILLER ET AL.


erleichterte Auswahl Informationen beim Einkauf, Apps, Label

unterstützte
informierte Auswahl bessere Verbraucherbildung und -aufklärung
Entscheidung

unregulierte Auswahl Monitoring des Fleischkonsums

rung in prekären Haushalten und von Kindern beitragen; Meinungsumfragen zeigen, dass die Mehrheit der Bevölke-
doch Studien zeigen, dass die Subventionen relativ hoch rung solchen Schritten zustimmen würde. Später wäre der
sein müssen, damit sie wirken. Sie werden also teuer. Eine Wandel durch einen Mix von Subventionen und Steuern zu
Steuer auf Fleisch hingegen bringt dem Staat Geld. Mo- forcieren. Die bisherigen Versuche, Veggiedays einzufüh-
dellrechnungen zufolge würden Fleischkonsumenten und ren oder gar eine zusätzliche Besteuerung von Fleisch zu
-konsumentinnen auf eine Preiserhöhung um 1 Prozent mit diskutieren, haben zu viele Stufen übersprungen und ent-
0,37 Prozent weniger Verzehr reagieren. Würde also der re- sprechenden Widerstand hervorgerufen. Die Politik muss
duzierte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent wegfallen und jetzt den Mut finden, nachvollziehbare Strategien zu entwi-
für Fleisch der Normalsatz von 19 Prozent gelten, sänke der ckeln, anstatt sich – wie derzeit – auf die Freiwilligkeit der
Konsum rechnerisch um 4,4 Prozent. Konsumenten und Konsumentinnen zu verlassen.
Während solche Erlöse in der allgemeinen Staatsfinan-
zierung untergingen, wäre das mit einer gezielten finanzi-
ellen Belastung des Fleischverbrauchs anders. Sie müsste

FLEISCHATLAS 2018 / AMI
ETWAS WENIGER IST NICHT GENUG
gut begründet und gleichzeitig gezeigt werden, wofür die
Entwicklung des Fleischverzehrs in Deutschland
Einnahmen verwendet werden. „Tierschutzabgabe“ wirkt in Kilogramm/Jahr, 2016 vorläufig
positiver als „Fleischsteuer“. Die größte Herausforderung ei-
nes solchen Preiszuschlags ist aber zu verhindern, dass – wie 65 gesamt
61,5 62,8
bei der Mehrwertsteuererhöhung – ärmere Bevölkerungs- 60,6
60
schichten mit ohnehin ungesunden Ernährungsmustern
59,6 59,0
auf billigeres und fetteres Fleisch ausweichen. 55
Auch Gebote und Verbote greifen stark in den Markt
50
ein. Überraschenderweise zeigen aber Studien, dass Verbo-
te teilweise eher akzeptiert werden als neue Steuern. Dazu 45
gehört eine Obergrenze für den Fleischanteil in Kitas, Kanti- Schweinefleisch
40
nen und Krankenhäusern. Verboten werden könnten „XXL-
Schnitzel“ in Restaurants. Solche XXL-Portionen sind größer, 35

als Gäste sie überhaupt verzehren können, und sollen die


30
Maßlosigkeit fördern. Reste können, in süffisant so genann-
te „Schwächelfolie“ verpackt, mitgenommen werden. 25

Um breite Schichten der Bevölkerung mitzunehmen, 20


muss die Ernährungspolitik zunächst Informationskampa-
gnen starten, darauf dringen, dass Verbraucherlabel an- 15
Geflügelfleisch Rind-/Kalbfleisch
gebracht werden, und auch das Nudging weiterverfolgen. 10

5 sonstiges Fleisch
Nach der Erholung von den großen Fleischskandalen 0
nimmt der deutsche Fleischverbrauch seit 2011 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

wieder ab – doch nur um 6,1 Prozent in fünf Jahren

FLEISCHATLAS 2018 13
LABEL

SUCHE NACH DER HALTUNGSNOTE


Viele wollen wissen, unter welchen auf 20 Prozent im Jahr 2020 zunehmen, bei Hühnern soll die
Umständen das Tier gelebt hat, dessen Abdeckung von 34 auf 60 Prozent steigen.
Fleisch sie kaufen. Aber noch fehlt Die Vorgaben dieser Initiative sind schwach. Bindend
sind ein Stallklima-Check mit Kontrollen von Lüftungssys-
eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht.
temen, Schadstoffen und Temperatur sowie ein Tränkewas-
ser-Check mit Proben auf Verunreinigungen. Vorgeschrie-

D
ie Politik ist noch nicht so weit, wie es die Konsumen- ben sind Tageslicht für die Tiere sowie die Teilnahme der
tinnen und Konsumenten bereits sind. Viele essen we- Bestände an einem privatwirtschaftlich geführten Antibio-
niger Fleisch, und 88 Prozent der Deutschen würden tika-Monitoring. Mit dem Programm 2018 – 2020 kommen
auch mehr Geld für Fleisch ausgeben, wenn dies die Umwelt „10 Prozent mehr Platz“ und „zusätzliches organisches Be-
schont und es den Nutztieren wie Schweinen und Hühnern schäftigungsmaterial“ hinzu.
besser gehen würde. Eine repräsentative Umfrage des Bun- Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt kün-
des für Umwelt und Naturschutz (BUND) ergab zudem, dass digte im Januar 2017 ein eigenes Tierwohllabel mit zwei Stu-
mehr als zwei Drittel der Befragten strengere Vorschriften fen an. Die Kriterien der Eingangsstufe sind – abgesehen von
zur artgerechteren Haltung von Nutztieren wünschen. Vier etwas mehr Platz – kaum höher als beim gesetzlichen Stan-
von fünf Befragten bejahen eine gesetzliche Kennzeich- dard. Die Premiumstufe erfordert für Schweine einen Qua-
nungspflicht für alle tierischen Lebensmittel, aus der die dratmeter Platz, Auslauffläche und Beschäftigungsmaterial
Form der Haltung hervorgeht. und schließt das Kupieren der Schwänze aus. Doch auch hier
Inzwischen sind auch die Anbieter aktiv geworden. Bau- sind die Kriterien zu schwach. Weil das Ministerlabel freiwil-
ern- und Raiffeisenverband, die Fleischwarenindustrie und lig sein soll, wird es nur einen kleinen Anteil der Produktion
die Geflügelwirtschaft sowie eine Reihe weiterer Organi- abdecken.
sationen haben die „Initiative Tierwohl“ (ITW) gegründet. Für Transparenz beim Fleischkauf würde nur eine staat-
Sie werden von allen großen deutschen Supermarktketten liche Kennzeichnung sorgen, die verpflichtend ist. Vorbild
und Discountern unterstützt. Diese führen pro verkauftem Eier: Die vier Stufen von 0 für Ökoerzeugung bis 3 für Käfig-
Kilogramm Fleisch und Wurst vier Cent an einen Fonds ab. haltung haben das Kaufverhalten fundamental beeinflusst.
Bauern und Bäuerinnen können bei diesem Fonds Gelder Es löste Entscheidungen über das Sortiment im Einzelhan-
beantragen, um die Haltung ihrer Tiere umzugestalten.
Für die Jahre 2018 bis 2020 ist eine Erhöhung um mehr als
50 Prozent auf ein Gesamtvolumen von jährlich 130 Millio- Nach großer Dynamik in den ersten Jahren
nen Euro vorgesehen. Die Reichweite der Initiative soll von verringert sich in der EU die Haltung von
jetzt 12 Prozent der in Deutschland gehaltenen Schweine Legehennen in Gruppenkäfigen nicht mehr

FLEISCHATLAS 2018 / CIRCABC, MEG


EINE KENNZEICHNUNG UND IHRE FOLGEN
Haltung von Legehennen nach Haltungsklassen Verteilung der Haltungsformen in EU-Ländern mit über
in der EU 2009 bis 2015, in Prozent zehn Millionen Legehennenplätzen, 2015, in Millionen

2,7 3,0 4,1 3,7 3,8 3,8 4,2


Haltung
9,7 10,6 9,4 12,5 12,2 13,9 13,6 Öko (0)
Freiland (1)
16,8 20,8 26,6
25,9 26,4 Boden (2) Großbritannien 39,0
26,6 26,1
Käfig* (3)
70,8
20,1 Deutschland 51,8
40,5 57,8 Niederlande 32,8
57,4 55,7 56,1

45,5

Frankreich 46,8
19,4
Spanien 41,3
0,2 Italien 48,2

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

2012: EU-weites Verbot konventioneller Käfige, bis 2009 gemeinsam mit ausgestalteten Käfigen (engen Kleinvolieren) erfasst *ausgestaltete Käfige, bis 2011 auch herkömmliche Käfige

14 FLEISCHATLAS 2018
EIN ENDE DER ZERSPLITTERUNG
Komponenten für ein einheitliches Label zur Haltung von Mastschweinen analog der Kennzeichnung von Eiern,
Auswahl aus den Kriterien von Behörden und Anbauverbänden

gesetzlicher Standard Höchstanforderungen


3 2 1 0

Platz

0,75 m2 pro Schwein 1,0 m2 pro Schwein 1,3 m2 pro Schwein

Auslauf

nein 1,0 m2 pro Schwein

Einstreu

nein ja

selbst
angebautes
Futter
nein ja

Gentechnik-
Soja im Futter
ja nein

Futter in
Bioqualität

FLEISCHATLAS 2018 / BUND
nein ja

Viele Kriterien müssen in einer Kennzeichnung


del aus, die zu umwelt- und tierwohlgerechteren Formen zusammenfließen. Dazu gehören
der Haltung führten. Gegenwärtig müssen allerdings nur nicht nur die Ställe, sondern auch das Futter
frische, unverarbeitete Eier gekennzeichnet werden, und
für verarbeitete Produkte können weiterhin Eier aus Käfig-
haltung verwendet werden. ihre Nachfrage Anreize für bessere Haltung geben. Das al-
Dennoch kann sich eine Kennzeichnung für Fleisch an lein in Deutschland umzusetzen, ist wegen des freien euro-
diesem Vorbild orientieren: 0 für Bio, 1 für einen gesetzlich päischen Binnenmarktes nicht einfach. Eine verpflichtende
definierten Premiumstandard, 2 für ein darüber liegendes Kennzeichnung entfaltet ihre größte Wirkung, wenn sie
Niveau und 3 für die gesetzlichen Mindestanforderungen. innerhalb der EU eine Mehrheit hat. Bei der Kennzeichnung
Eine solche Information erlaubt, sich beim Einkauf für mehr der Eier hat Deutschland das erreicht: In der ganzen EU sind
Umweltschutz und Tierwohl zu entscheiden. Transparenz die im Regal jetzt gekennzeichnet.
und Differenzierung würde auch die Situation für die Land- Im Hinblick auf Importe müssen die Regeln der Welt-
wirtinnen und Landwirte verändern. Wer besser produziert, handelsorganisation (WTO) beachtet werden, damit ein
als der gesetzliche Standard es vorschreibt, aber beispiels- obligatorisches Haltungslabel nicht als Handelshemmnis
weise Bioqualität nicht erreicht, hat heute keine Vorteile in verworfen wird. Aber wiederum zeigen die Eier die Lösung:
der Vermarktung. EU-Juristinnen und -Juristen haben entdeckt, dass Codes aus
Mit einer gestuften Kennzeichnung können Kundinnen Haltungsform, Herkunftsland und Erzeugerbetriebs- oder
und Kunden bessere Qualität einfacher erkennen und über Stallnummer WTO-verträglich sind.

FLEISCHATLAS 2018 15
FISKUS

REGULIEREN DURCH KASSIEREN


Fleisch und Wurst zu produzieren belastet sungsgrundlage sollte sich an der ausgebrachten Menge
Umwelt und Klima. Wie hoch sind die des Düngemittels Stickstoff – oder auch Phosphor und Kali
tatsächlichen Kosten dieser Produkte? – ausrichten. So trügen Importeure und Hersteller die Steu-
erlast – dafür würde die Kontrolle billiger. Agrarbetriebe
Welche Anreize könnten die Schäden
hätten einen Anreiz, Mineraldünger sparsamer einzusetzen
verringern? Abgaben, Steuern, Zölle – und auf weniger energieintensiven, organischen Dünger,
der ideale Weg ist noch nicht gefunden. also Mist oder Gülle, zurückzugreifen. In der Folge würde
der Stickstoffeintrag sinken.

F
ür Verbraucherinnen und Verbraucher ist Fleisch sehr Futtermittel, die nicht in Deutschland angebaut wer-
billig zu bekommen. Der Preis wäre höher, würden die den, wären von dieser Abgabe zunächst nicht betroffen.
Schäden durch die Produktion an Umwelt und Klima Um entsprechende Importe teurer und damit unattrakti-
eingerechnet. Das passiert aber nicht; die Folgen werden ver zu machen, könnte die EU theoretisch einen Einfuhrzoll
der Gesellschaft indirekt angelastet. Solange diese „exter- erheben Der allerdings verstößt gegen heutiges Recht der
nen Kosten“ nicht im Preis enthalten sind, geht jeder Kauf Welthandelsorganisation. Die gesellschaftlichen und öko-
zulasten von Umwelt und Klima. Wie können die tatsäch- logischen Folgen der Futtermittelproduktion verringern
lichen Kosten stärker in den Preis des Endproduktes aufge- sich im Ausland durch die Einführung eines solchen Zolls
nommen werden? Man könnte bei der Herstellung anset- natürlich nicht, wenn der Anbau dort mit diesen Methoden
zen, indem besonders schädliche Produktionsbedingungen weitergeht.
teurer werden. Oder beim Preis des Endproduktes. Sehr zielgenau, aber aufwendig wäre eine Abgabe auf
Viele Ackerflächen werden intensiv gedüngt. Der Ein- alle Stickstoffüberschüsse der einzelnen Höfe. Zur Erhe-
trag von Stickstoff in Böden, Gewässer und Luft ist eines der bung müsste eine Stickstoffbilanz aller 250.000 landwirt-
größten Umweltprobleme. Eine Abgabe auf Stickstoff in schaftlichen Betriebe in Deutschland erstellt werden. Eine
mineralischen Düngemitteln würde diesen Prozess verteu-
ern. Diese Mineraldüngerabgabe wäre vergleichbar mit der
Strom- oder Energiesteuer auf Kraftstoffe. In Form eines fes- Eine Stickstoffbilanz für jeden einzelnen
ten Betrages oder eines Prozentsatzes könnte eine Steuer auf Agrarbetrieb wäre aufwendig. Aber sie
den Verkaufspreis des Düngers erhoben werden. Die Bemes- würde zielgenau zu mehr Sparsamkeit führen

DIE STICKSTOFFÜBERSCHUSS-ABGABE
Schema einer hofgenauen Erfassung; aus Betriebsart, bewirtschafteten Flächen und
Aufnahmefähigkeit der Böden ergibt sich die Bemessungsgrundlage für die Abgabe

KALI SOJA

organischer Dünger Mineraldünger mehr Tiere Futtermittel von außen Leguminosen

Zufuhr

Luft

Zufuhr
– Abfuhr
= Überschuss

Boden
Grundwasser
FLEISCHATLAS 2018 / GREENPEACE, FÖS

Abfuhr

pflanzliche Produkte Fleisch und andere tierische Produkte Gülle, Futter, Tiere

16 FLEISCHATLAS 2018
SPÜRBARE FETTSTEUERN GEGEN STARKES ÜBERGEWICHT
Adipöse Menschen in Prozent sowie fiskalische Reaktionen in einzelnen Ländern, ohne Maßnahmen gegen Getränke

Dänemark. Fettsteuer 2011–2012: ca. 2,15 Euro pro Kilogramm,


u. a. auf Fleisch und Butter; durch Einkaufstourismus abgebrochen

bis 16,7
über 16,7 bis 33,3
über 33,3
keine Angaben Japan. Metabo-Gesetz
gegen Übergewicht, seit
2008: Strafen für Arbeit-
geber, wenn sie nicht für
abnehmenden Hüftumfang
der Beschäftigten sorgen

Mexiko. Sondersteuer seit 2014:


8 Prozent auf Fertignahrung mit

FLEISCHATLAS 2018 / NEJM, ARCHIV


hohem Kaloriengehalt („Snacks“) Frankreich.
Mehrwertsteuer
Indien, Bundesstaat Kerala.
in der Diskussion:
Fettsteuer seit 2016: 14,5
Anhebung des
Prozent auf Burger, Pizza usw.
Satzes von 5,5
in den 50 bis 75 Markenres-
auf 20 Prozent
taurants des Staates
für ungesunde
Nahrungsmittel

Damit Fettsteuern wirksam bleiben,


Stoffstrombilanz wird voraussichtlich ab 2023 für viele Höfe sind begleitende Aufklärung und Werbung
zur Pflicht. Die Bemessungsgrundlage der Abgabe könnte für Gemüse und Obst erforderlich
sich nach der Art der Betriebe und ihren bewirtschafteten
Flächen richten. Sie würde dann nach der Stoffstrom- oder
Flächenbilanz erhoben und könnte sich auch an den Boden- ke mit dem vollen Steuersatz zu belasten. Aber in seiner
eigenschaften orientieren. Entscheidung hat das oberste deutsche Finanzgericht auch
Unter den Instrumenten, die direkt beim Konsum an- einen Weg genannt, um „nicht gewünschte Konsequenzen
setzen, wird immer wieder die Mehrwertsteuer diskutiert. des strengen Zolltarifrechts“ zu vermeiden: in die betreffen-
Auf die meisten Grundnahrungsmittel, so auch auf Milch den Bestimmungen einfach eine Ausnahme einzufügen.
und Fleisch, wird nur der ermäßigte Mehrwertsteuersatz Mineraldüngerabgabe, eine Abgabe auf Stickstoffüber-
von 7 Prozent erhoben. Würde der Satz auf die regulären schüsse, ökologischere Mehrwertsteuersätze – alle diese
19 Prozent steigen, würde sich Fleisch im Vergleich zu an- ökonomischen Instrumente haben das Ziel, etwas mehr
deren Lebensmitteln verteuern. Ein leichter Rückgang des Wahrheit aufs Preisschild zu bringen. Denn auch wenn es
absoluten Fleischkonsums wäre zu erwarten. Da sich die Bio-, Fair-Trade- und Umweltsiegel gibt, ist das Preisschild
Mehrwertsteuer aber auf den Preis bezieht, würde der Preis für eine Kaufentscheidung das effektivste Label.
von teurem Fleisch stärker steigen als der von billigem.
Dann würde es sich für Verbraucherinnen und Verbraucher
noch mehr lohnen, billiges Discounterfleisch statt teureres
WENN BILLIGFLEISCH NOCH BILLIGER WIRD
Biofleisch zu kaufen.
Preisnachteile für hochwertigere Produkte, wenn
Das Umweltbundesamt hat die Begünstigungen bei der die Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent steigt,
Mehrwertsteuer für tierische Produkte erstmals 2017 als Preise für 700 Gramm Schweinekotelett
umweltschädliche Subventionen beziffert. Sie belaufen sich in vier Gütestufen (vereinfacht)
+ 0,94 €
auf 5,2 Milliarden Euro. Als allgemeine Steuereinnahme
sind diese Mittel nicht zweckgebunden. Eine zweckgebun- Bruttopreis mit 19 % MwSt.
dene Abgabe hingegen könnte gezielt dem Umbau der Tier- Bruttopreis mit 7 % MwSt. 9,34 €
+ 0,70 €
haltung dienen. EU-Parlament und EU-Kommission fordern, Nettopreis 8,40 €
keine ermäßigten Mehrwertsteuersätze mehr für Produkte
+ 0,54 €
zu erlauben, die der Umwelt Schaden zufügen. 6,90 €
6,20 € 7,85 €
Ein kleiner Schritt wäre, Lebensmitteln wie Hafer- und + 0,43 €
Sojadrinks, die auf tierische Inhaltsstoffe verzichten, den 5,34 €
4,80 €
gemäßigten Mehrwertsteuersatz zu gewähren. Milch­ 4,23 € 5,79 €
ersatzprodukte, so der Bundesfinanzhof 2006, sind keine 3,80 € aus
4,49 € ökologischem
tierischen Erzeugnisse und daher wie viele andere Geträn-
FLEISCHATLAS 2018 / ARCHIV

3,55 € besonders Landbau


gehobenes artgerecht
Tiefpreis, Standard-
Standard- angebot
Unerwünschte Folge: Der Normalsatz der angebot
Mehrwertsteuer auf Fleisch könnte einen Teil
der Kundschaft in billigere Segmente treiben

FLEISCHATLAS 2018 17
SCHLACHTABSCHNITTE

VON KOPF BIS SCHWANZ


Wer möglichst viele Teile eines Tieres in Handwerk verwendeten das ganze Tier. Doch als Fleisch als
Speisen verwandeln will, ist in Massenware in die Supermärkte kam, begann der Siegeszug
Hofschlachtereien richtig – und bei der Filet-Kultur. Durch die industrielle Tierhaltung sanken
die Preise auch für die teuersten Stücke des Tieres und ste-
Spitzenköchinnen und -köchen. Sie sagen:
hen nun jederzeit in beliebigen Mengen zur Verfügung. An-
Wer Innereien, Knochen und Knorpel gesichts der rosaroten Packungen im Kühlregal verloren die
verachtet, wird auch Fleisch nicht schätzen. Konsumentinnen und Konsumenten die Vorstellung, dass
sie ein Tier verspeisen und dass da mehr ist als reines Fleisch.

U
nter Menschen, die sich bewusst für den Verzehr von Die Wertschätzung für alle anderen Teile des Tieres ließ
Fleisch entscheiden, ist immer öfter von „Nose to Tail“ schnell nach. 1984 aß jeder und jede Westdeutsche 1,5 Kilo-
die Rede. Was damit gemeint ist, hat sich in der Gas- gramm Innereien. 2002 waren es in ganz Deutschland noch
tronomie und in einzelnen Schlachtereien zu einer ganz 650 Gramm und im Jahr 2015 nur noch rund 100 Gramm.
eigenen Sparte entwickelt. Sogar Köchinnen und Köche Viele Starköchinnen und -köche, unter ihnen Eckart
aus der Sternegastronomie haben die Tradition wiederent- Witzigmann, haben sich und ihren Gästen jedoch die Wert-
deckt, von einem geschlachteten Tier möglichst alle Teile schätzung und Kreativität erhalten. Sie haben nie nur die
zu schmackhaften Gerichten zu verarbeiten. Üblicherweise Edelteile verwendet. Auch das Restaurant Tantris von Chef
werden je nach Art nur 40 bis 55 Prozent eines Nutztieres Hans Haas in München verarbeitet schon immer halbe
verwendet, und nur etwa ein Drittel macht „edle“ Teile wie Rinder und „von der Schnauze bis zum Schwanz“ als einzig
das Muskelfleisch aus. vertretbaren Grund für das Töten der Nutztiere. Mit den Bü-
Auf landwirtschaftlichen Betrieben wurde früher ge- chern über das „Nose to Tail Eating“, die der britischen Kochs
schlachtet und jedes Teil vom Tier genutzt. Auch die traditio- Fergus Henderson seit 1999 veröffentlicht, hat die ganzheit-
nelle Kronfleischküche und das Metzger- und Fleischhauer- liche Verarbeitung von tierischen Lebensmitteln eine neue
Bühne gefunden. So mag sich das Verhältnis des Publikums
zu Nieren, Kuddeln, Pansen und Zunge durch den Einsatz
der gastronomischen Spitze wieder ändern.
FLEISCHATLAS 2018 / USDA, EUROSTAT

WELTHANDEL JENSEITS DER FILETS


In den vergangenen zehn Jahren hat sich ein weiterer
Exporte von Hühnerteilen aus der ganzen Welt nach Afrika,
in 1.000 Tonnen, nach Empfängern Trend etabliert: die Zubereitung von Barbecue im Smoker,
Afrika einem Grillofen, nach der aus den USA kommenden „Low
Südafrika Ghana Hühnerteile, die in den reichen
and Slow“-Technik. So werden aus dem Bauchlappen, der
Ländern nicht mehr verkäuflich
Angola Kongo hierzulande wenig Beachtung findet, Spitzenschnitte wie
sind, zerstören die einheimische
500 Benin Geflügelwirtschaft
das sogenannte Inside Skirt. Aus dem Schaufelbug des Rin-
400 des, der in der mitteleuropäischen Küche üblicherweise zu
300 Schmorbraten verarbeitet wird, entsteht durch eine ande-
re Schnittführung Flat Iron. Vergessene Stücke wie die im
200
Schlossknochen – dem Hüftknochen des Rindes – sitzende
100 Fledermaus, auch Kachelfleisch genannt, werden zum Spi-
0 der Steak mit seiner netzartigen Struktur. Und auch die bei
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 uns oft nur gekochte Rinderbrust wird durch eine langwie-
Exporte von Innereien aus der EU, rige Zubereitung im Smoker zu einem Edelstück.
in 1.000 Tonnen, nach Empfängern Die Arbeit der Köchinnen und Köche, die sich dem Nose-
900 China to-Tail-Prinzip verschrieben haben, ist eine Kombination
Das Land ist Großabnehmer
Russland aus Tradition, Advantgarde, Kreativität und Nachhaltigkeit.
800 von Innereien, Köpfen und
Sanktionen wegen der Schwänzen vom Schwein Die neue Wertschätzung ihrer Gerichte erfordert aber auch
Krim-Annexion ließen
700
den Markt verschwinden ein Umdenken in der Fleischverarbeitung. Nur so kann in
600 Zukunft wieder das ganze Tier für den Verzehr bereitet wer-
den, statt nur die „Edelteile“ auszuliefern und den Rest in-
500 Subsahara-Afrika
Die Billigexporte aus der EU dustriell zu verwerten. Auch wenn die Nutzung des ganzen
400 zerstören die lokalen Märkte Südostasien Tieres heute meist in der Sterneküche praktiziert wird, ist sie
Wie in China gelten dort
300 Innereien vom Schwein nicht nur für Hofmetzgereien oder Sternerestaurants inter-
als Delikatesse
essant. Auch Fleischereien ohne Eigenschlachtung können
200

100

0 Hunderttausende Tonnen Hühnerfüße und


2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Schweineköpfe verlassen die EU Richtung
Fernost – die Globalisierung macht’s möglich

18 FLEISCHATLAS 2018
DELIKATESSEN VON FRÜHER
Aus dem Schlachthaus, aber kein Fleisch: Greenpeace hat fast vergessene Produkte von Rind, Schwein und Huhn zusammengestellt

1 Rindernieren waren Arme-Leute-Essen, 3 Aus der Lunge vom Rind wird Suppe
Schweinenieren sind durch das Speichern und Haschee, als Zutat kommt sie in
2 Der aromatische 4 Rinderbacken werden
von Schadstoffen unbeliebt geworden. Blut-, Leber- und Lungenwurst.
Nieren- oder geschmort oder für einen Fond,
Inzwischen sind Bio-Nieren erhältlich.
Herzzapfen landet als Curry oder in Rotweinsoße
meist im Gehackten. genommen. Schweinebacken
waren gepökelt zu Sauerkraut
Backe oder Grünkohl beliebt.

4
1 Niere Lunge
13 5 5 Rinderzunge gibt
3 es als Aufschnitt
Nierenzapfen Zunge oder gekocht, und
Schwanz sie ist Zutat in Leber-
11 2
Leber wurst und Sülzen.
10 Schweinszunge
6 6 Rinderherzen eignen
Kutteln Herz sich zum Kurzbraten, ergibt Zungenwurst
Schweineherzen werden und ist in Süd-
sauer oder als Ragout zu- deutschland noch
bereitet, Hühnerherzen frisch oder gepökelt
9 Saum- oder
in Eintöpfen und ebenfalls zu haben.
Euter Kronfleisch 7 Ragouts.
8

8 Regionalgerichte wie Markknochen


7 Aus dem Mark der großen Knochen entsteht
„Fränkische Schnickerli“ in 9 Saum- oder Kronfleisch, eine kräftige Brühe, und Mark mit Semmelbröseln
Soße oder panierte „Berliner das Zwerchfell des Rindes, kann zu Suppenklößchen werden.
Schnitzel“ basieren auf Euter. wird als Suppenfleisch oder
Gulasch verwendet und ist
12 Schweinehirn gehörte
auf Brot ein traditionelles 11 Rinds-, Schweine- und
in Bregen-, Gelb- und
bayerisches Mittagessen. Hühnerleber werden gebra-
Zervelatwurst, ist heute
10 Kutteln, der Pansen vom ten oder kommen in Ragouts,
kennzeichnungspflichtig und
Rind, war in Baden beliebt, Terrinen und Pasteten.
wird kaum noch verwendet.
gebraten, mit Essig abgelöscht
und in Brühe gekocht.
Pansensuppe heißt in türkischen
Imbissen İşkembe Çorbası.
Schwanz
Hirn
1
Niere
13 Ochsenschwanzsuppe ist noch 12
Leber
recht bekannt. Schweineschwänze 13 Därme
landen in Brühen oder Sülzen und 14 11 15
eignen sich als Grillgut.
4
Backe 5
Zunge
Magen 6
Herz
17
Kopf
19
Karkasse
16 Schwarte
Herz
15 Der Schweinekopf war
6
11 früher der Blickfang am Buffet.
Füße 14 Verschiedene
Leber 17 18 Das feine, feste Fleisch landet
Schweinedärme heute in Sülze oder Leberwurst.
Magen umhüllen Brat-, Bock- Schweineohren kann man grillen.

FLEISCHATLAS 2018 / GREENPEACE, ISS WAS?!


und Weißwürste, Blut-
und Leberwurst.
Füße 17 In der Pfalz dient der 19 Speckschwarten vom Schwein dienten
Saumagen als Kraft- zum Einfetten von Pfannen. Der Speck
18 speise. Hühnermägen 18 Schweinefüße kommen in die Suppe als Fett zwischen Haut und Muskeln
kommen meist in Suppen oder werden wie Eisbein gepökelt. ist als Frühstücks-„Bacon“ beliebt. Ein
und Ragouts. Hühnerfüße geben Suppen mehr Brotaufstrich aus Haut ist Griebenschmalz
16 Ein Drittel bleibt vom Huhn nach dem
Geschmack. Frittiert als Knabberei sind mit Zwiebeln und Äpfeln.
Herausschneiden von Brust, Keulen und
Flügeln übrig; aus der Karkasse kann sie in Deutschland noch selten.
eine kräftige Hühnersuppe entstehen.

Manche Schlachtabschnitte sind in


Teilstücke, die sonst kaum gefragt sind, anbieten: Innereien, Deutschland innerhalb weniger Jahrzehnte schon
Flomen – ein Schweineschmalz –, Blut und Fleischteile mit fast zum Nahrungsmitteltabu geworden
hohem Bindegewebsanteil wie Kopf, Eisbein oder Füße. An-
sprechend verarbeitet und gut gewürzt können solche Pro-
dukte neue Popularität gewinnen. Hier ist die Sterneküche handel könnte mitziehen, in den Fleischtheken auch Platz
auch weiterhin gefragt, Trends zu setzen und alte Bräuche für Produkte vom ganzen Tier schaffen, diesen Trend bewer-
wieder bekannter zu machen. ben und nicht mehr ausschließlich Edelteile vermarkten.
Sie können Menschen dazu bringen, in den Genuss von Kantinen oder auch Mensen sollten alte Rezepte mit „uned-
Teilen zu kommen, die man sonst nur bei Bäuerinnen und len“ Teilen neu aufnehmen und ihre hungrigen Gäste auf
Bauern mit eigener Schlachtung sieht. Der Lebensmittel- den Geschmack bringen.

FLEISCHATLAS 2018 19
FLÄCHENBINDUNG

GRENZEN FÜR NUTZTIERE


Ein Konzept gegen die Übernutzung destag eine Obergrenze für den Bestand von Tieren. Zu gro-
der Natur, die „flächengebundene ße Ställe an einem Standort oder zu viele kleinere Bestände
Tierhaltung“, legt für eine bestimmte in einer Region – mehr als 30 Jahre danach ist das Problem
noch immer ungelöst. Doch es findet nun mehr Aufmerk-
Fläche fest, wie viele Tiere pro Hektar
samkeit als damals.
sie höchstens verträgt. Eine Lösung ist die „flächengebundene Tierhaltung“.
Das Konzept benennt für eine bestimmte Fläche die maxi-

I
m Jahr 2017 wurden in der Bundesrepublik 27,1 Millio- male Zahl der Tiere bei ökologisch gerade noch verträgli-
nen Schweine, 12,4 Millionen Rinder, 1,8 Millionen Scha- cher Belastung. Eine solche Obergrenze könnte sich an der
fe und 41 Millionen Legehennen gehalten. Dabei entstan- EU-Verordnung zum Ökologischen Landbau orientieren:
den 208 Millionen Kubikmeter Gülle, Jauche und Gärreste, zwei Großvieheinheiten auf einen Hektar. 2 GVE – das ent-
die auf Weiden und Äckern als Dünger ausgebracht wur- spricht zwei Kühen, zehn schlachtreifen Schweinen oder
den. In vielen Regionen kamen dadurch mehr Nährstoffe 666,6 Masthähnchen. Flächengebundene Tierhaltung für
auf die Böden, als diese aufnehmen konnten. Dies trägt dazu ganz Deutschland kann nur gelingen, wenn die Tierbestän-
bei, dass das Grundwasser verunreinigt wird, und treibt die de reduziert werden. Diese Abstockung muss beginnen, wo
Kosten der Trinkwasserproduktion in die Höhe. Um bis zu die intensive Tierhaltung besonders verbreitet ist.
62 Prozent könnte der Preis steigen. Dabei sind einige Details festzulegen. Dazu gehört etwa
Wo besonders viele Tiere gehalten werden, sind die die Frage, ob die geforderte Fläche direkt beim Bauern-
Grenzen der Umweltbelastung seit Langem erreicht. Spit- hof liegen muss oder auch weiter entfernt dazu gepachtet
zenreiter sind die niedersächsischen Landkreise Vechta mit werden kann. Ferner: Nur wenn die Gülle dort ausgebracht
3,64 Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlicher wird, wo vorher die Futtermittel angebaut wurden, ist eine
Nutzfläche (GVE/ha), gefolgt von Cloppenburg (3,05) und Flächenbindung wirksam. Unter welchen Bedingungen
Grafschaft Bentheim (2,55). Dazwischen liegt der Kreis Bor- darf auch Pacht- oder fremdes Land genutzt werden? Eini-
ken in Nordrhein-Westfalen (2,66). ge Bundesländer haben bereits ihre Stall-Förderprogramme
In der Gesellschaft werden große Tierhaltungsanlagen an die 2 GVE/ha gekoppelt. Die Bundesregierung hat sich im
immer weniger akzeptiert. Ausgelöst haben das die Mängel Klimaschutzplan 2050 dazu bekannt, ihre Förderung stär-
dieser Form der Tierhaltung selbst: die Anreicherung von ker an diesem Verhältnis auszurichten. Grundsätzlich könn-
Nährstoffen in Böden und Gewässern und die Belastung te dieser Tierbesatz auch Grundlage für die Genehmigung
durch Geruch. Bereits 1985 forderten die Grünen im Bun- neuer Stallanlagen sein: Wer mehr Tiere halten will, muss
mehr Fläche nachweisen.
Anlagen, die bereits bestehen, hätten Bestandsschutz,
Modernisierungen oder Zubauten jedoch nicht. Rechtlich
ZU VIEL SCHWEIN IN DER BILANZ
verankern könnte man die Flächenbindung im Baugesetz-
Eigenerzeugung, Importe und Exporte von Fleisch in
Deutschland in 1.000 Tonnen Schlachtgewicht, und Deutschlands buch. Daneben wären absolute Obergrenzen für Megastäl-
Selbstversorgungsgrad 2016 le zu definieren. In den Niederlanden wurden sie für die
1.186 510 Ausbringung von Gülle eingeführt und haben direkt dazu
2.575 geführt, dass weniger Tiere gehalten werden. Sogar der Wis-
Rind 4.985 senschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundeslandwirt-
Schwein Exporte schaftsministerium hat 2015 betont, dass die Tierbestände
Geflügel in ihren Ballungsgebieten reduziert und Obergrenzen nach
andere
1.141 niederländischem Vorbild eingeführt werden sollten.
Problematisch am Konzept ist aber, dass einheitliche
Produktion 761 103 %
Werte nicht den unterschiedlichen Naturräumen entspre-
chen. Einerseits wächst nicht überall so viel Futter, dass
zwei Großvieheinheiten davon ernährt werden könnten.
1.776 121 % Andererseits sollen nicht alle Standorte gleich stark ge-
düngt werden, weil dies die natürlichen Bodenverhältnisse
701 durcheinanderbringt. In den vergangenen Jahrzehnten ist
479
103 % viel nährstoffarmes oder sehr artenreiches Grünland durch
1.715 Überdüngung verloren gegangen.
FLEISCHATLAS 2018 / DFV

Importe Selbst-
versorgungs-
1.086 grad Schon über ein Fünftel aller Schweine
295 werden in Deutschland für den Export gehalten.
Der Anteil steigt von Jahr zu Jahr

20 FLEISCHATLAS 2018
FLEISCHATLAS 2018 / LUCKMANN, DESTATIS
AN WENIGEN STELLEN ZU VIELE TIERE
Abstockungsbedarf in Deutschland nach Landkreisen, Überschreitung der Besatzdichte
von 2 Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche auf Gemeindeebene, 2016 Schleswig-Holstein
1 Nordfriesland
2 Schleswig-Flensburg
3 Dithmarschen
4 Rendsburg-Eckernförde
1 5 Plön
2
Kiel
101.384 105.790
6 Steinburg
7 Segeberg
Emsland 4 5 8 Pinneberg
3
Cloppenburg Vechta 6 7

74.345 9
10
8 Schwerin

13 Hamburg
11 12 14 15
20.724
16 Bremen
33.635 Osnabrück
17 Berlin
Potsdam
Grafschaft Bentheim Hannover
Magdeburg
21
Steinfurt
20
15.294 18
19

Borken
22 23

57.891 12.210
Düsseldorf
Dresden
Erfurt
Coesfeld 24
25 Sachsen-Anhalt
21 Börde
Niedersachsen 22 Saalekreis
9 Cuxhaven Wiesbaden
10 Stade Sachsen
11 Leer 23 Bautzen
12 Ammerland Mainz 24 Zwickau
13 Wesermarsch 25 Erzgebirgskreis
14 Osterholz
15 Rotenburg Saarbrücken Bayern
16 Oldenburg 28 Regensburg
17 Diepholz 28 29 Augsburg
30 Unterallgäu
Nordrhein-Westfalen
Senkung in Großvieheinheiten 31 Ostallgäu
18 Kleve keine Änderung Stuttgart 32 Erding
19 Recklinghausen bis unter 1.000 33 33 Passau
20 Warendorf 1.000 bis unter 10.000 34 Ebersberg
29 32
München 35 Rosenheim
Baden-Württemberg
10.000 und mehr 36 Traunstein
27 30 34
26 Breisgau-Hochschwarzwald 26 35 37 Berchtesgadener
36
27 Biberach Land
37
31

Zwei Großvieheinheiten sind 2 Rinder oder 10 schlachtreife Schweine oder 666,6 Masthähnchen

Kartografische Zuweisung der Haltungen zu den Landkreisen nach Betriebssitz; Abstockungszahlen aus der Addition nach Gemeindezahlen

In einem Streifen vom nördlichen Westfalen


Eine umweltpolitisch zielführende Flächenbindung über das westliche Niedersachsen bis nach Schleswig-
muss sich also an den Bedingungen der jeweiligen Standor- Holstein ist die Intensivtierhaltung konzentriert
te orientieren, nach Landesrecht auch eine geringere Dichte
des Bestandes vorsehen sowie eine verbindliche Futterpro-
duktion und Nährstoffausbringung vorschreiben. Das Inst- nach Europa zu reduzieren und Naturgebiete in den bisheri-
rument kann dazu führen, dass die in Deutschland benötig- gen Herkunftsländern zu schützen. Es hilft dort auch dabei,
ten Futtermittel wieder stärker vor Ort angebaut und dafür Hunger und Armut zu bekämpfen und Ländern im globalen
weniger Flächen in anderen Ländern beansprucht werden. Süden die dortigen Ackerflächen für den Anbau ihrer eige-
Das ist nicht nur ein Beitrag, um die Futtermittelimporte nen Lebensmittel zu lassen.

FLEISCHATLAS 2018 21
KOMBIHALTUNG

MEHR ALS EIN EINKOMMEN


Bäuerliche Betriebe experimentieren Dabei sollen die landwirtschaftlichen Huftiere die frühere
fantasievoll mit neuen Formen der Nutzung: ökologische Rolle großer Huftiere wie der Hirsche überneh-
Tiere weiden auf Obstwiesen, in Wäldern men. Da die Zahl der Tiere gering gehalten wird, entstehen
auch Busch- und Baumstrukturen. Diese halboffenen Land-
und zwischen technischen Anlagen.
schaften mit einer Fülle von Übergangsformen bis hin zum
Offenland ermöglichen eine hohe Artenvielfalt. Für die Be-

W
eil die Erzeugerpreise so niedrig sind, hören vie- weidung wurden in bisherigen Pilotprojekten meistens ur-
le Landwirtinnen und Landwirte mit Tierhaltung sprüngliche, robuste Rinder- oder Pferderassen eingesetzt.
auf, insbesondere kleine Betriebe. Doch wer Tier- In den Niederlanden werden in solchen Landschaften auch
haltung mit anderen Nutzungssystemen kombiniert, zum Wild- und Nutztiere gemeinsam verwendet, zum Beispiel
Beispiel mit Naturschutz, dem Anbau von Pflanzen oder er- Hirsche, Rinder und Pferde.
neuerbaren Energien, kann sich neue Einkommensquellen Die Agroforstwirtschaft kombiniert Holz- und Agrarnut-
erschließen. zung. Sie wird als nachhaltiges System schon seit Langem
Ein bereits klassischer Ansatz ist die Biotop-Pflege. Die Be- für die Tropen empfohlen, um die positiven Wechselwir-
weidung mit Nutzieren soll eine typische Zusammensetzung kungen von Bewässerung und Düngung zu nutzen. Das
von Arten in Flora und Fauna erhalten. Manche erhaltens- EU-Forschungsprojekt „Agforward“ befasst sich mit den
werte Biotope sind sogar erst auf diese Weise entstanden, Vorteilen der Schweinemast in den Eichen- und Kastanien-
etwa Heiden oder Magerrasen. Für die Beweidung kommen wäldern Südeuropas, kleinräumiger auch mit der Ergiebig-
vor allem Schafe wie Heidschnucken oder Moorschnucken keit der Milchvieh-Weidewirtschaft im Spreewald.
infrage. Meist erfolgt nur eine kurze, intensive Nutzung, um Aus heutiger Sicht interessante historische Nutzungsfor-
zu hohe Einträge von Nährstoffen zu vermeiden. Pflanzen in men in Deutschland sind Waldweiden und die Beweidung
diesen Biotopen vertragen keine Überdüngung. von Streuobstwiesen. Waldweiden mit ihren offenen Flä-
Ein noch recht neues Konzept sind halboffene Weide- chen erhöhen die Artenvielfalt, können alte Tierrassen er-
landschaften, auch „wilde Weiden“ genannt. Große Flä- halten und zur Züchtung gefährdeter Arten anregen – wie
chen, bislang noch ohne Nutztiere, sollen das ganze Jahr der des Schwäbisch-Hallischen Landschweins auf seiner
über mit wenigen Tieren beweidet werden, um für den Eichelmastweide. Im Gegensatz zu Wäldern prägen Streu-
Naturschutz wertvolle Flächen zu schaffen. Teilweise wird obstwiesen hingegen Kulturlandschaften. Eine Beweidung
sogar eine „neue Wildnis“ angestrebt. Die Nationale Stra- mit Nutztieren spart das Mähen und dient der Nährstoffver-
tegie zur biologischen Vielfalt (NBS) der Bundesregierung,
2007 auf den Weg gebracht, sieht vor, dass auf zwei Pro-
zent der Fläche in Deutschland wieder Wildnis entsteht, Die Nachfrage nach Bioweihnachtsgänsen
unzerschnittene, nutzungsfreie und vom Menschen un- steigt. Das erlaubt eine attraktive
beeinflusste Gebiete. Derzeit sind es nur etwa 0,6 Prozent. Kombination von Gänse- und Obstwirtschaft

FLEISCHATLAS 2018 / STÖCKL, AELF

GÄNSE AUF DER STREUOBSTWIESE


Wirtschaftlichkeitsrechnung einer Weidegänsemast, Streuobsthof Stöckl, Bioland, Rohr in Niederbayern,
alle Angaben pro 200 m2 (2 Obstbäume, Futterfläche einer Gans)

Festkosten

61 € – 31 € – 6 € 24 €


Kosten für Küken, Gewinn
Erlös pro Gans Futter, Schlachtung
1,7 Stunden Arbeitszeit

40 € – 20 € 16 € 36 €


Kosten Baumförderung
Erlös je 2 Obstbäume Gewinn
2 Stunden Arbeitszeit

22 FLEISCHATLAS 2018
SOLARGÄRTNER IM SCHAFSPELZ Auf Konversionsflächen mit Steinen oder
Beweidung von Photovoltaikanlagen mit Schafen, Kostenspannen Metall im Boden haben Schafe erhebliche
pro Hektar, Umfrage zu 27 Standorten, 2013 Vorteile gegenüber der mechanischen Pflege.

Die Wirtschaftlichkeit der Beweidung


hängt unter anderem von Fahrtaufwand,
Weideertrag und von den Wasserkosten ab.

360 € mechanische
Pflege 1.369 €

Beweidung
1.800 €

FLEISCHATLAS 2018 / JURKSCHAT, SCHALOW


194 €
mit Schafen

Die Landwirtschaftskammer Niedersachen


empfiehlt Schäferinnen und Schäfern als
Konkurrenz zerstört das Geschäft.
Mindestforderung 350 bis 400 Euro pro Hektar.
Wo nur ein Schäfer Pflege anbietet,
können die Erlöse deutlich höher sein.

Für die rentable Beweidung technischer Anlagen sind


sorgung der Obstbäume. Das Bundesamt für Naturschutz die Pflegeentgelte der Anlagenbetreiberinnen und
plädiert für eine Ausdehnung von Agroforstsystemen, auch -betreiber an die Schäfer und Schäferinnen entscheidend
in der noch neuen Form des Energieholzanbaus auf land-
wirtschaftlichen Flächen. Er liefert erneuerbare Energie,
bietet Windschutz, eine Speicherung von Kohlenstoff und Biotop-Pflege wird als Vertragsnaturschutz meist über Prä-
erhöht die Artenvielfalt durch neue Lebensräume. Eine mien für die Landwirtinnen und Landwirte finanziert. Die
Beweidung der Energieholzflächen mit Nutztieren drängt Wirtschaftlichkeit solcher neuen Nutzungsformen ist nicht
auch hier den Grasaufwuchs zurück und spart den Einsatz pauschal zu beurteilen. Aber wo diese vor allem bäuerliche
von Unkrautvernichtungsmitteln. Betriebe davon abhalten, sich von der Tierhaltung zu ver-
Eine weitere interessante Kombination ist der Einsatz abschieden, ist der Gewinn für den Natur- und Artenschutz
von Hühnern zur biologischen Schädlingsbekämpfung und beträchtlich.
zur Nährstoffversorgung in Nuss- oder Obstanlagen, Wein-
bergen und Baumschulen. Dies praktizieren bereits einige
Winzerinnen und Winzern, die keine Pestizide mehr sprü-
NEUE BEWOHNER FÜR HALBOFFENE LANDSCHAFTEN
hen und den Einsatz von Kupfer und Schwefel auf Mindest-
Weideprojekte in Gehölzbeständen und traditionelle Waldweiden
mengen reduzieren. Wenn keine Mobilställe zur Verfügung
stehen, müssen die Weinberge allerdings nahe am Hof oder Einzelprojekte
Stall liegen, um die Hühner vor Greifvögeln, Füchsen und traditionelle
Waldweiden
Hunden schützen zu können.
In der Landwirtschaft nehmen auch Freiflächenanla-
gen mit Photovoltaik zu. Auch hier muss der Aufwuchs von
Grasflächen zurückgedrängt werden. Dafür eignen sich
Schafe gut. Einige Betriebe kombinieren Photovoltaik mit
Hühnerhaltung. Die Anlagen dienen als Unterstände für die
Hühner. So sind die Tiere besser über die Fläche verteilt und
drängen sich nicht nur in der Nähe der Ställe.
Durch die Kombination etwa von tierischen Produk-
ten plus Energieholz oder Streuobst lassen sich höhere
Einnahmen je Hektar erzielen. Durch ein entsprechendes
Marketing sind höhere Preise für tierische Produkte wie
etwa den Eichelschinken möglich. In Luxemburg gibt es
ein staatliches Label für „Naturschutzfleisch“. Einige Wei-
FLEISCHATLAS 2018 / RUPP, LECHES

deformen werden von den Bundesländern gefördert. Die

Unauffällig, aber überall probieren


Tierhalterinnen und Tierhalter alte und neue Sammlung von Projekten mittels Internet 2008/09, keine neueren Daten vorhanden

Weidetechniken aus – vielfach mit Rindern

FLEISCHATLAS 2018 23
TIERWOHL

SCHMERZ UND LEID IM STALL


Es gibt viele Ideen, was zu einer „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhal-
„tierwohlgerechten“ Haltung nötig tung“, das der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik
ist. Sie kann Erkrankungen und (WBA) beim Bundeslandwirtschaftsministerium 2015 veröf-
fentlichte. Bei Mastschweinen sind bis zu 80 Prozent der Tie-
Verletzungen im Stall vermeiden und
re verletzt oder an den Atemwegen erkrankt. Bis zu einem
die Gesundheit der Herden verbessern. Drittel der Milchkühe leidet an lahmen Gelenken – Störun-
gen des Gangbildes –, 38 Prozent an Euterentzündungen.

D
ie Haltung von Nutztieren ist in Deutschland detail- Bei bis zu zwei Dritteln der Masthühner haben sich die Fuß-
liert geregelt – jedenfalls auf dem Papier. Eine EU- ballen verändert, ebenso viele leiden unter Kahlstellen we-
Richtlinie löste 2001 die Verordnung zum Schutz gen Federpickens. Brustbeinschäden weisen 40 Prozent auf,
landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung Knochenbrüche 53 Prozent. In der biologischen Nutztier-
tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung aus. haltung sind die Schäden, die durch die Haltung entstehen,
Sie regelt in 46 Paragrafen, wie es in den Nutztierställen für geringer.
Kälber, Legehennen, Masthühner, Schweine, Kaninchen Deutschland ist beim Schutz der Nutztiere kein Vorbild
und Pelztiere um Platz, Futter, Licht und Temperatur bestellt in Europa, sondern allenfalls im Mittelfeld angesiedelt. An
sein muss. Die Verordnung fußt auf dem Tierschutzgesetz den Regelungen in Schweden oder der Schweiz könnte man
von 1972 und seiner Neufassung von 2006. Dessen Gebot sich hierzulande orientieren. Doch es wird gerade einmal
lautet: Die Tiere müssen verhaltensgerecht untergebracht das umgesetzt, was seitens der EU zwingend vorgeschrieben
werden, sie dürfen keine Schmerzen haben, leiden oder ist. Und das ist so unzulänglich, dass der deutsche Gesetzge-
sonst wie zu Schaden kommen. ber gegen seine eigenen Tierschutzprinzipien verstößt.
Doch keinesfalls wird dieses Gesetz überall befolgt. Be-
richte über verletzte, kranke oder apathische Tiere in der
Nutztierhaltung gehören zum Alltag. Der Tierschutz muss An vielen Stellen reichen die Vorschriften nicht
also deutlich verbessert werden. Wie gravierend die Pro- aus, um Tierhaltung deutlich stärker am Tierwohl
bleme sind, zeigen Literaturstudien wie in dem Gutachten auszurichten. Viele Schritte sind möglich

EIN SCHWEINESTALL DER ZUKUNFT


Elemente einer Tierhaltung, die nach Ansicht des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik in weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert würde

Angebote zum Spielen,


Fressen, Putzen

verschiedene
Bodenbeläge

genügend
Platz

qualifizierteres Klimawechsel,
Personal vorzugsweise ins Freie
FLEISCHATLAS 2018 / WBA, STOCKMAR

qualifizierte Selbst- keine weniger


kontrolle des Betriebs Amputationen Medikamente

24 FLEISCHATLAS 2018
EINE FRAGE DER HALTUNG
Ställe und Weidegang von Milchkühen und Rindern, 2010

Anbinde- und Laufstallhaltung Herdengrößen nach Tierzahl und


in Prozent Tiere nach Weidegang in Millionen

1 132 164
1–19
27 280 218
Milchkühe mit Weidegang
72 470 671 Milchkühe ohne Weidegang
20–49
600 876 Rinder mit Weidegang
Milchkühe Rinder ohne Weidegang
689 670
50–99
Anbindestall 686 1.484
Laufstall
sonstige 343 337
100–199
670 1.304
5

FLEISCHATLAS 2018 / WBA, DESTATIS


21
99 302
200–499
470 955
74
22 303
Rinder 500 und mehr
250 655

Deutlich weniger als die Hälfte aller


Um etwas zu verändern, müssen die erforderlichen Daten Milchkühe und Mastrinder
über die Gesundheit der Tierbestände nach einem standardi- in Deutschland dürfen auf die Weide
sierten Verfahren erhoben werden. Denn in der politischen
Auseinandersetzung argumentieren die Agrarlobbyverbän-
de, die Verletzungen seien nicht durch die Haltung verur- sind, könnte er oder sie Fördermittel verlieren oder Geldstra-
sacht, sondern durch das schlechte Management einzelner fen zahlen müssen. Die Tierhalter/-innen hätten dann ein
Betriebe. Anders formuliert: Das Recht sei in Ordnung, es eigenes Interesse daran, dass ihre Tiere sich nicht verletzen
werde nur schlecht umgesetzt. Ließe sich aber in einheitli- oder krank werden. Finanzielle Anreize und Strafen würden
chen und repräsentativen Untersuchungen feststellen, dass dann auch den Tiergruppen zugutekommen, für die es bis-
die Verletzungen der Tiere auch nur annähernd in den ge- her keine Haltungsvorgaben im nationalen Recht gibt, etwa
nannten Größenordnungen des WBA-Gutachtens liegen, Rinder, Milchkühe, Puten, Enten oder Gänse. Dazu müss-
stünde fest, dass die gesetzlichen Vorgaben für die Haltung te der Zustand aller Tiere vor der Schlachtung kontrolliert
nicht ausreichen. Das Dauerargument, dass es sich nur um werden. Der Aufwand dafür ist überschaubar. Und weil der
Einzelfälle handle, wäre auch statistisch belegt vom Tisch. Tierschutz als Staatsziel in der Verfassung steht, ist dies auch
Die Tierschutzverbände sollten zudem ein Verbands­ zumutbar.
klagerecht erhalten, um eine Nutztierhaltung durchzuset-
zen, die den Vorschriften zum Schutz der Tiere standhält.
Auch dafür braucht es belastbare Zahlen. Sobald vor Gericht
FLEISCHATLAS 2018 / KAYSER ET AL.

VOLLKOMMEN RAMPONIERTER RUF


nachgewiesen ist, dass mangelhafte Vorgaben für die Nutz-
90 Prozent der Befragten für eine Untersuchung*
tierhaltung zum Verstoß gegen das Tierwohlgebot führen, vermuten „Massentierhaltung“
ist der Gesetzgeber zum Handeln gezwungen. Die entspre- von Geflügel bei einer Tierzahl von:
chenden Vorschriften wären so lange nachzubessern, bis
die Schutzvorgaben eingehalten werden. Unverzichtbar
sind strenge, unangemeldete Kontrollen. Bisher wird kaum
überwacht, ob die Tierschutzvorschriften eingehalten wer-
5.000 14.900
den, sei es aus Personalmangel, sei es aus Konfliktscheu der tatsächliche durchschnittliche
Aufsichtsbehörden gegenüber den Tierhalterinnen und Bestandsgröße in Deutschland
Tierhaltern.
Eine dauerhafte Verbesserung der Zustände könnte mit
finanziellen Anreizen erreicht werden. Wenn die Tiere eines tatsächliche durchschnittliche
Bestandsgröße in Niedersachsen
Halters /einer Halterin besonders häufig verletzt oder krank

Wortpsychologie: Aus Verbrauchersicht kommt


das meiste Geflügel aus „Massentierhaltung“, assoziiert
35.100
* 287 Personen, nach soziodemografischen Quoten ausgesucht

mit „Quälerei“ und „Käfigen/Legebatterien“

FLEISCHATLAS 2018 25
NITRATE

WAS NICHT GEBRAUCHT WIRD,


KOMMT INS GRUNDWASSER
Mit zahlreichen Ideen wollen EU-Länder die linie gibt derzeit einen Trinkwassergrenzwert von 50 Milli-
Stickstoffbelastung ihrer Böden senken. Ein gramm Nitrat pro Liter vor. Doch trotz der EU-rechtlichen
Weg dorthin führt über die stete Kontrolle Obergrenze für Wirtschaftsdünger von 170 Kilogramm
Stickstoff pro Hektar und Jahr wird in Deutschland an vielen
der Tierhalterinnen und Tierhalter.
Messstellen der 50-Milligramm-Grenzwert bereits seit Jah-
ren überschritten.

I
n vielen Regionen Europas ist das Grundwasser mit Stick- In Dänemark, wo die exportorientierte Tierproduktion
stoff belastet. Eine Hauptursache ist die Nutztierhaltung, einen bedeutenden Wirtschaftszweig darstellt, steuern die
bei der große Mengen von Gülle und Mist anfallen, soge- Behörden seit 1985 wirkungsvoll gegen. So sanken die Kon-
nannte Wirtschaftsdünger, die als Düngemittel für Kultur- zentrationen von teilweise über 200 Milligramm Nitrat je Li-
pflanzen genutzt werden. Der in ihnen enthaltene Stickstoff ter im grundwassernahen Bodenhorizont innerhalb der ver-
sorgt für das Wachstum der Pflanzen. Er dringt jedoch tief gangenen zehn Jahre um die Hälfte. Die Landwirtinnen und
in den Boden ein, wenn zu viel gedüngt wird, und gelangt Landwirte sind jetzt verpflichtet, ihre Düngeplanung digital
unter ungünstigen Standortbedingungen als Nitrat ins zu dokumentieren. Sie muss sich nach den erwarteten Erträ-
Grundwasser. Je weniger Stickstoff die Wirtschaftsdünger gen richten und liegt zehn Prozent unterhalb des berechne-
in die Umwelt abgeben, umso mehr erhöht sich ihr Dünge- ten ökonomischen Optimums. Die Ausbringung von Gülle
wert, und das Grundwasser ist weniger gefährdet. im Herbst, nach der Ernte der Hauptfrucht, ist weitgehend
Das optimale Düngen hängt stark vom Zeitpunkt und untersagt, weil Pflanzen dann kaum Stickstoff benötigen.
vom gewählten Verfahren ab. So verringern sich die gasför- Diese Einschränkungen lösten eine umfassende Moder-
migen Verluste von Stickstoff – die Ammoniakemissionen in nisierung des Maschinen- und Geräteparks zur effektiven
die Luft –, wenn Mistlager im Freien abgedeckt sind oder die Einarbeitung des Düngers in den Boden aus. Der Einsatz
Gülle nach ihrer Ausbringung sofort in den Boden eingear- emissionsarmer Ausbringtechniken ist heute in vielen west-
beitet wird. In stehenden Pflanzenbeständen soll dies mög- europäischen Ländern verpflichtend, zum Beispiel in Belgi-
lichst per Bodeninjektion geschehen, anstatt sie breit ober- en, Dänemark und den Niederlanden. In Deutschland wird
flächlich zu verteilen. Mit der richtigen Technik können die dies ab dem Jahr 2020 auf Ackerland und ab 2025 auf Grün-
Betriebe ihre Verluste deutlich verringern. land der Fall sein.
In der Praxis gilt der Wirtschaftsdünger oft nicht als
vollwertiger Pflanzendünger. Deswegen wird auf land-
wirtschaftlichen Flächen zusätzlich Mineraldünger ausge- Große Düngermengen führen dazu, dass der
bracht. Auch dadurch kann es zu Überschüssen an Stickstoff Nitrat-Grenzwert im Grundwasser bei mehr als
kommen, der das Grundwasser belastet. Die EU-Nitratricht- einem Viertel der Messstellen überschritten wird

ÜBERDÜNGUNG – ABWÄRTS IM SCHNECKENTEMPO


Jährlicher Stickstoffüberschuss auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland, Prozent der EU-Messstellen
Kilogramm pro Hektar in Deutschland, nach
Nitratgehalten im
160
Grundwasser, Milligramm
gleitendes Fünfjahresmittel Zielwert 2030* pro Liter, 2012–2014
140
118 bis 25
120 über 25 bis 50
97 über 50
100

80
70

60 28,0
40 49,3
FLEISCHATLAS 2018 / BMEL

20 22,7
0
1990 1995 2000 2005 2010 2015 2030

1990 unsichere Daten, 2015 vorläufig. *2030: Wert des Fünfjahresmittels von 2028 bis 2032

26 FLEISCHATLAS 2018
NIEDERLÄNDISCHER GÜLLETOURISMUS
Entwicklung der Ausfuhren tierischen Düngers aus den Niederlanden nach Empfängerländern, 2012–2016,
in 1.000 Tonnen

1.734 1.837 1.938 2.110 2.164


Deutschland 2012 2013 2014 2015 2016

325 239 358 545 635


Belgien 2012 2013 2014 2015 2016

201 230 256 363 389


Frankreich 2012 2013 2014 2015 2016

FLEISCHATLAS 2018 / RVO
2 5 11 46 74
sonstige 2012 2013 2014 2015 2016

Gülle von zu vielen Tieren ist in den Niederlanden


Um eine ungebremste Zunahme der Tierhaltung auf ge- so teuer geworden, dass immer mehr
fährdeten Böden zu verhindern, gelten in den Niederlanden davon ins kostengünstige Deutschland schwappt
regionale Obergrenzen für den Anfall von Wirtschaftsdün-
ger. Bei zu hohen Mengen pro Hektar ist eine Weiterverar-
beitung verpflichtend. Der Wirtschaftsdünger kann dann Tierhalter und -halterinnen auszahlt und sie ihn langfristig
effizienter in Regionen mit weniger Tierhaltung exportiert einkalkulieren können. Aus Sicht des Grund- und Gewässer-
und im Ackerbau eingesetzt werden, wenn nötig auch über schutzes kann eine umweltverträgliche Tierproduktion nur
die Landesgrenzen hinaus. Neben der Deckelung der Dün- durch politische Instrumente gelingen, etwa durch die De-
gemengen sind auch Schritte beim Pflanzenbau sinnvoll. ckelung der betrieblichen Überschüsse an Stickstoff – und
In Dänemark ist auf sechs Prozent der landwirtschaftlichen bei Überschreitung durch die Kürzung der EU-Agrarsubven-
Nutzfläche der Anbau von Zwischenfrüchten verpflichtend. tionen.
Dies sind Kulturen, die über den Winter Stickstoff in der Bio-
masse binden und vor Auswaschung schützen.
Ein Schlüsselelement bei allen Maßnahmen ist die regel-
ROTE ZONEN
mäßige Kontrolle der Betriebsdaten. In Dänemark wird bei
Stickstoffbelastung der Böden in der EU*, 2010
einer Überschreitung der gesetzlich festgelegten Stickstoff­
obergrenze eine Abgabe in Höhe von mindestens 1,30 Euro
pro Kilogramm Stickstoff erhoben. Neben ordnungsrecht-
lichen Instrumenten wird in vielen EU-Ländern auch eine
kostenlose Gewässerschutzberatung für die Landwirtinnen
und Landwirte angeboten. Bei im europäischen Vergleich
niedrig
vergleichsweise hohem Ausgangsniveau konnte so in den mittel
Niederlanden der Einsatz von mineralischen Stickstoffdün- hoch
gern seit 1990 um 50 Prozent reduziert werden. sehr hoch
Trotz solcher Erfolge wird die behördliche Förderung
freiwilliger Maßnahmen nur zu einer wesentlichen Ver-
FLEISCHATLAS 2018 / EUROSTAT

besserung führen, wenn sich der Umweltschutz für die

Zu viele Tiere, zu viel Stickstoff: Auch wenn


die Überdüngung endet, werden Europas Böden * außer Schweden und Finnland

Jahrzehnte brauchen, um sich zu erholen

FLEISCHATLAS 2018 27
LANDNUTZUNG

DAS FLEISCH UND SEINE FLÄCHEN


Der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln und 2050 – je nach Entwicklung der landwirtschaftlichen
führt zu einer Expansion des Agrarlandes. Produktivität – mit einer Ausweitung von 300 Millionen bis
Das wäre unötig, wenn der Verzehr von Fleisch zu knapp einer Milliarde Hektar.
Ob Flächenausweitung oder Steigerungen der Erträge –
sinken würde – und damit der Tierbestand.
für Natur und Umwelt ist beides problematisch. Wertvolle
Ökosysteme wie Regenwälder und Savannen würden durch

B
is zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung um ein neue Agrarflächen verdrängt. Höhere Produktivität bedeu-
Drittel zunehmen, schätzen die Vereinten Nationen: tet meist auch mehr Monokulturen sowie hoher Einsatz von
von heute etwa 7,5 Milliarden auf knapp 10 Milliarden Düngern und Pestiziden. Doch es bleibt nicht nur die Wahl
Menschen. Gleichzeitig werden ihre Einkommen steigen. zwischen Wachstum der Flächen und Intensivierung. Der
Wegen der zunehmenden Kaufkraft wird die Nachfrage Konsum insbesondere von Fleisch ist eine Schlüsselgröße.
nach Lebensmitteln stärker wachsen als die Bevölkerung: Die FAO schreibt die bisherigen Trends der Nachfrage fort.
von 2006 bis 2050 insgesamt um 70 Prozent, bei Fleisch so- Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in den Industrieländern
gar um 85 Prozent, kalkuliert die UN-Ernährungs- und Land- stiege demnach zwischen 2006 und 2050 von 77 auf 95,7
wirtschaftsorganisation FAO. Kilogramm Schlachtgewicht, in den Entwicklungsländern
Derzeit werden weltweit etwa fünf Milliarden Hektar von 31 auf 44 Kilogramm.
Land landwirtschaftlich genutzt. Davon sind knapp 1,5 Mil- Der Fleischkonsum der Industrieländer ist damit extrem
liarden Hektar Äcker und gut 3,5 Milliarden Weiden, wei- hoch. Hier konsumieren 20 Prozent der Weltbevölkerung
tere vier Milliarden Hektar sind Wälder. Um die künftige etwa 40 Prozent der globalen Produktion. Weniger Fleisch-
Nachfrage nach Lebensmitteln zu decken, müssten entwe- konsum würde den Flächenbedarf senken. Dies hätte auch
der die Agrarflächen ausgeweitet oder ihre Produktivität Vorteile für die Gesundheit, weil schon bislang mehr verzehrt
müsste gesteigert werden. Oder beides: Je effizienter die wird, als für eine ausgewogene Ernährung zuträglich ist.
Landwirtschaft, umso weniger Expansion ist nötig. Und wenn der Konsum tierischer Lebensmittel in den
Tatsächlich geht die FAO in ihrer Analyse davon aus, dass Weltregionen sänke, in denen er besonders hoch ist? Wel-
bei pflanzlichen Produkten 91 Prozent der zusätzlichen Pro- che Folgen hätte das? Dieser Frage ist das World Resources
duktion durch weitere Intensivierung erzielt werden und le- Institute (WRI) in Washington nachgegangen. Der von der
diglich 9 Prozent durch mehr Ackerland. Dies wären 71 Mil-
lionen Hektar, eine Ausweitung um 5 Prozent im Vergleich
zu heute. Allerdings gehen andere Studien von viel größe- In den reichen Regionen der Welt wird am
ren Flächen aus. Die US-Wissenschaftler David Tilman und meisten Fleisch verzehrt – darum liegt hier auch
Michael Clark rechneten 2014 für die Jahre zwischen 2009 die größte Verantwortung für ein Umsteuern

FLEISCHATLAS 2018 / WRI
TIERISCHE PROTEINE ALS EINSPARPOTENZIAL
Szenario*: 1,9 Milliarden Menschen in Regionen mit Proteinüberversorgung senken ihre Einnahme von Proteinen auf insgesamt 60 Gramm
täglich und reduzieren nur tierisches Protein; empfohlen: 50 Gramm. Wie groß sind die Einsparungen an Land und Emissionen?

eingespartes Land, eingesparte Emissionen, zum Vergleich:


Millionen Hektar Millionen Tonnen CO2-Äquivalent weltweite Flächen
und Emissionen der
Landwirtschaft

3.400 715
Weideland
1.600 Emissionen

508
* Datenbasis: 2009
133
Ackerland

6.900
28 FLEISCHATLAS 2018
ANBAU OHNE NAHRUNGSKONKURRENZ
Weltweiter Bestand an Nutztieren und weltweite Flächennutzung, Prognose 2050 und
Szenario 2050 ohne Futtermittelanbau (Tiere nur auf Flächen, die nicht zur menschlichen 33,85
Ernährung genutzt werden, zuzüglich Pflanzenresten aus der Lebensmittelproduktion)

Milliarden Tiere Milliarden Hektar


Prognose 2050 Grasland, Futterweiden
Szenario 2050 Ackerland für Nahrung
Ackerland für Futtermittel

1,85 3,4 0,43


1,2

1,60
1,45 Prognose 2050
1,39 1,34
1,17 1,18

3,4
Rinder Schweine Ziegen Schafe Hühner

FLEISCHATLAS 2018 / SCHADER ET AL.


1,54
5,19

Szenario 2050
0,11

Um sie zu füttern, werden viele Hunderte


FAO geschätzte durchschnittliche Bedarf pro Person und Millionen Nutztiere auf Kosten des Anbaus
Tag liegt bei 50 Gramm Protein und 2.353 Kilokalorien aus von Lebensmitteln für Menschen ernährt
tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln. Das WRI er-
mittelte alle Länder, in denen die Menschen täglich durch-
schnittlich mehr als 60 Gramm Protein – sowohl aus tieri- reduziert werden. Trotz aller Unsicherheiten solcher Prog-
schen wie pflanzlichen Lebensmitteln – zu sich nehmen. nosen und der Widersprüche im Detail ist klar: Die Art der
Im Modell wurde nun in diesen Ländern die Einnahme von Ernährung hat einen erheblichen Einfluss auf den Bedarf
Proteinen aus Fleisch, Milch und Eiern so weit reduziert, der Landwirtschaft an Flächen und Ressourcen. Die Schluss-
dass die gesamte Proteinzufuhr 60 Gramm pro Kopf nicht folgerung: Der Planet kann alle satt machen, wenn die Men-
überschreitet. Zugleich sollte die Energiezufuhr nicht unter schen in den Industrieländern weniger Fleisch essen und die
2.500 Kilokalorien sinken. Nachfrage in den bevölkerungsreichsten Schwellen- und
1,9 Milliarden Menschen würden drastisch weniger tie- Entwicklungsländern nicht drastisch ansteigt.
rische Proteine zu sich nehmen, so zum Beispiel in den USA,
Kanada und der EU. Global würden 17 Prozent weniger tieri-
sche Lebensmittel verzehrt. Der Flächenbedarf für Nutztiere
FLEISCHATLAS 2018 / FAO

DIE VERDRÄNGUNG GEHT WEITER


sänke um 508 Millionen Hektar oder 15 Prozent Grünland,
Globales Nutzland, Aufteilung 2015 in Prozent,
und für Futtermittel um 133 Millionen Hektar oder 8 Pro- und Schema der Umnutzungsrichtungen
zent Ackerland. Sänke also der Fleischkonsum in den In-
dustrieländern auf ein Maß, das noch immer um 20 Prozent Ackerland
oberhalb der empfohlenen Proteinzufuhr läge, könnten die
12,2
derzeitigen Flächen selbst bei gleichbleibender Produkti-
vität deutlich mehr Menschen ernähren. Insbesondere die
32,1
Umnutzung der Wälder und des Graslandes, die für den Kli-
maschutz und die biologische Vielfalt enorm wichtig sind, anderes*
25,2
könnte so verhindert werden.
Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Da-
Grasland
her müssen entweder die Erträge massiv ansteigen oder die
Anteile tierischer Lebensmittel in der Ernährung deutlich 30,5

Wald

Wälder werden zu Weiden, Weiden zu Äckern,


Äcker zu Städten – Landnutzungsänderungen * u. a. Siedlungen und Buschland

sind kaum rückgängig zu machen

FLEISCHATLAS 2018 29
ZUCHT

GESUCHT: ZWEINUTZUNGSTIERE
Männliche Geschwister von Hochleistungs- Rinder bis weit ins 20. Jahrhundert als Dreinutzungstiere:
Legehennen werden umgehend getötet, als Arbeitskraft sowie zur Produktion von Milch und Fleisch.
die der -Milchkühe oft vernachlässigt. Die Doppelnutzung von Hühnern war selbstverständlich:
Nicht nur die Hähne wurden gegessen, auch die Legehen-
Die ökologische Tierzucht will das ändern
ne diente als Suppenhuhn. Anstelle der Mehrfachnutzung
und beide Geschlechter nutzen. muss heute das spezialisierte Einnutzungstier in kürzester
Zeit enorme Leistungen bringen – entweder viel Milch be-

O
b Huhn, Schwein oder Rind: Die Zuchtziele in der ziehungsweise viele Eier oder viel Fleisch. Das führt zu hoher
Landwirtschaft führten besonders in den letzten Krankheitsanfälligkeit der Tiere.
Jahrzehnten zu extremer Spezialisierung. Noch mehr Doch endlich weiß auch die Öffentlichkeit um die weit
Milch, Eier und Fleisch – in immer kürzerer Zeit erzeugt ein darüber hinausgehenden Grausamkeiten der Spezialisie-
einzelnes Tier höchste Produktmengen. Dabei gab es sie rung. Allein in Deutschland werden jährlich bis zu 50 Mil-
früher auch in unseren Breiten: die sprichwörtliche „eierle- lionen männliche Küken am ersten Lebenstag getötet, in
gende Wollmilchsau“. Damit sind Tiere gemeint, die gleich- der EU sind es über 300 Millionen. Der Grund: Die Brüder
zeitig zu verschiedenen Leistungen fähig sind. So dienten der Hennen der Legehybridlinien setzen kaum Fleisch an.
Im Vergleich zu den auf extrem schnelles Wachstum ge-
züchteten Masthybridhühnern gelten sie als ökonomisch
wertlos. Masthybriden wiegen nach 30 bis 35 Tagen etwa
FLEISCHATLAS 2018 / LFL

DER GESAMTZUCHTWERT IST GEFRAGT


2.100 Gramm, die männlichen Legehybriden nur etwa 850
Konventionelle und ökologische Zuchtziele bei Milchkühen,
Gewichtung und Wirtschaftlichkeit, in Prozent Gramm.
Zwar zeigt der öffentliche Protest Folgen: Industrie und
Milchleistung Staat investieren erhebliche Summen. Aber nicht für wirk-
Fleischleistung liche Lösungen im Sinne einer verantwortbaren Tierzucht,
Fitness (Tiergesundheit) sondern in Methoden zur Identifizierung des Geschlechts
bereits im Ei. Das Ziel dieser In-Ovo-Geschlechtsbestim-
Gewichtung mung: Während die Hähnchen noch vor dem Schlüpfen be-
seitigt würden, sollen die Hennen unvermindert Höchstleis-
20 tungen erbringen. Angesichts der auch in der Zucht extrem
37,8 entwickelten Geflügelindustrie und der Bilder vom Töten
45,7 15 von Eintagsküken reichte die Rat- und Hilflosigkeit so weit,
65 dass selbst Tierschutzorganisationen die Entwicklung die-
ser „End of the Pipe“-Technik lange befürworteten.
16,5
Bei allen Tieren, bei denen einseitig auf die Leistung
– Milch oder Eier – des weiblichen Tieres selektiert wird,
konventionelle Zuchtziele ökologische Zuchtziele werden die männlichen nach den herrschenden Kriterien
Fast 50 Prozent Fitness- langlebigere Tiere, bessere zwangsläufig „unökonomisch“. In Neuseeland etwa werden
Zuchtziele sind zwingend, damit Fitness (z. B. Fruchtbarkeit, Bullenkälber von Milchrassen getötet, in Europa leiden sie
die Milchleistung nicht sinkt. Kalbeverlauf, Melkbarkeit)
unter mangelnder Fürsorge. Weil sie zu niedrigsten Preisen
in der Fleischindustrie landen, ist an ihnen weniger zu ver-
dienen, als ein Tierarztbesuch kosten würde.
Wirtschaftlichkeit Eine nachhaltige Lösung ist nur mit einer Abkehr von
10 einseitig genutzten Hochleistungstieren möglich. Durch
8 den Einsatz von angepassten Rassen, die für artgerechte
43 Haltungssysteme und Freilandhaltung geeignet sind, kann
48 ein echter Beitrag zu tier- und umweltverträglicher Nutz-
tierhaltung geleistet werden. Dies bedeutet eine Wende
82 von der reinen Milch- oder Eierproduktion hin zur Zweinut-
9 zungszucht.
Ein Brückenprojekt ist die Bruderhahn-Initiative. Sie
konventionelle Zuchtziele ökologische Zuchtziele macht den ersten Schritt: Mit dem Erlös eines Preisaufschla-
Finanziell liegt der Finanziell attraktive Zuchtziele sind
erwartete Selektionserfolg u. a. hervorragende Fitness, guter
maßgeblich in der Bewegungsapparat, gute Euter- Für die „Öko-Kuh“ setzen Zuchtbetriebe auf
zunehmenden Milchleistung. gesundheit, längeres Leben.
eine Kombination von mittlerer Milchleistung, mehr
Fleisch und weniger Risiko von Tierkrankheiten

30 FLEISCHATLAS 2018
ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN FÜR BEIDE GESCHLECHTER
Ökologische Tierzucht mit dem Ziel, Lege- und Mastleistung zu kombinieren

Hennen sind auf extreme Die „unbrauchbaren“


Legeleistung gezüchtet. männlichen Küken
Die Hähne mit unter werden daher nach dem
1 Kilogramm Endgewicht Schlüpfen identifiziert
nach 20 bis 25 Wochen und geschreddert oder
gelten als unwirtschaftlich. vergast. Das soll aufhören.

Legeleistung Mastleistung

chen
18 Wo

240
Eier/Jahr
3 kg

FLEISCHATLAS 2018 / ÖTZ
Bioanbauverbände erforschen Rassen und Kreuzungen, von denen Dafür sollen die Hähne deutlich mehr Mastgewicht
beide Geschlechter nutzbar sind. Die Hennen legen weniger Eier. erreichen und haben dafür 18 Wochen Zeit.

Die Zweinutzungshühner kombinieren die


ges bei den Eiern werden die Konsumentinnen und Kon- Eierproduktion der Hennen mit dem Fleischansatz-
sumenten an den Futtermehrkosten für die Aufzucht der vermögen von Masthähnchen und Suppenhühnern
Hähne beteiligt. Für die nächste Phase haben sich 2015 die
beiden Anbauverbände Bioland und Demeter zusammen-
getan und die Ökologische Tierzucht gGmbH gegründet. Sie dessen erhalten sie Hochleistungsfutter und werden dann
wollen die Zweinutzungshühner von morgen sowie „alter- wegen der intensiven Fütterung für schlechte Futterverwer-
native Legehennen“ züchten. Dafür sind vorerst die Rassen ter gehalten. Doch artgemäß gehalten können Kühe auf der
White Rock, New Hampshire und unterschiedliche Linien Weide durchaus als Klimaschützer wirken. Denn ein nach-
der Rasse Bresse im Einsatz. Dies wird umso schneller gelin- haltiges Beweidungsmanagement führt, weil es zur Wurzel-
gen, je mehr Betriebe sich beteiligen und Daten liefern. Aber und damit zur Humusbildung beiträgt, durch die Speiche-
auch der Staat ist gefragt. Anstatt mit Millionen das „Se- rung von CO2 zur Entlastung der Atmosphäre.
xing“, die Geschlechtserkennung, bei Hühnerhybriden zu
forcieren, müssen mehr staatliche Forschungsmittel für die
gemeinnützige Zweinutzungszucht bereitgestellt werden.
FLEISCHATLAS 2018 / BRADE, DESTATIS
IM TURBOTEMPO
Während des Umbauprozesses weg von den Hybriden
Legeleistung von Hennen und Milchleistung von Kühen
und hin zu einer flächendeckenden Zweinutzung müssen in Deutschland*
nicht nur die Landwirtinnen und Landwirte, sondern auch
die Verbraucherinnen und Verbraucher umfassend infor- Stück pro Jahr
289 294 290
miert werden. Auch der Handel muss zu diesem Prozess Kilogramm pro Jahr
durch Transparenz beitragen, wenn für das Fleisch der „Brü- 258
242
der“ von Weidemilchkühen und Freilandhennen bessere 218 8.563
Preise erzielt werden sollen. 8.091
Wie groß der Beitrag von Zweinutzungsrassen nicht 7.091
nur für das Tierwohl, sondern auch für den Umweltschutz 148
sein kann, zeigen die Rinder. Sie werden in Wissenschaft 5.897
und Medien oft als „Klimakiller“ verunglimpft. Doch erst
4.553
die einseitige Selektion auf Hochleistung hat aus artgemäß
3.797
grasenden Rindern Nahrungskonkurrenten des Menschen 3.395
gemacht. Immer weniger kommen sie auf die Weide. Statt-

Züchterinnen und Züchter haben die Erträge 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2016

weiblicher Tiere gesteigert. Zuchtziele für ihre männlichen * 1960–80 ohne DDR

Geschwister würden dies nur einschränken

FLEISCHATLAS 2018 31
ANTIBIOTIKA

WENN DAS VIEH DIE GESUNDHEIT


DER MENSCHEN BEDROHT
Bakterien, die durch die Tierhaltung Forschungsförderung und die Entwicklung nationaler Akti-
gegen Antibiotika resistent wurden, onspläne. Auch die Gruppe der 20 wichtigsten Industrielän-
bedrohen Millionen Menschen. Vielerlei der hat 2017 Schritte gegen eine weitere Entwicklung der
Resistenzen eingeleitet. Darüber hinaus soll der Einsatz von
Maßnahmen können dazu beitragen,
Antibiotika als Mastbeschleuniger in der Tierproduktion
die Gefahr zu verringern. auch außerhalb der EU verboten werden.
Dänemark und die Niederlande haben in den vergan-

J
ährlich werden derzeit 131.000 Tonnen Antibiotika genen Jahrzehnten nationale Reduktionsstrategien um-
bei Tieren eingesetzt, die als Speisen auf den Tisch gesetzt. Das Überwachungssystem in Deutschland soll erst
kommen – etwa doppelt so viel wie bei den Menschen 2019 überprüft werden, fünf Jahre nach dem Inkrafttreten.
selbst. Diese Menge wird sich bei fortschreitendem Trend Dänemark und die Niederlande melden Erfolge. Wie in Dä-
bis zum Jahr 2030 weltweit um 53 Prozent erhöhen. Rund nemark müssen in Deutschland nun die Halterinnen und
zwei Drittel der global steigenden Mengen an Antibiotika Halter von Masttieren die Mengen eingesetzter Antibiotika
gehen auf das schiere Wachstum der Fleisch- und Milch- melden. Wer deutlich mehr verbraucht, muss aktiv werden,
produktion und rund ein Drittel auf die zunehmende In- um Erkrankungen stärker vorzubeugen.
dustrialisierung der Haltungssysteme zurück. Doch nun werden einige Reserveantibiotika mehr ge-
Fachleute schätzen, dass 2050 über zehn Millionen Men- nutzt. Das sind Antibiotika, gegen die es in der Humanme-
schen jährlich sterben, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr dizin weniger Resistenzen gibt und die eigentlich als sichere
wirken. Neben einem zu laxen Umgang in der Humanmedi- Reserve wirken sollen, wenn herkömmliche Antibiotika ver-
zin, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO), gehöre der sagen. Die WHO und zivilgesellschaftliche Organisationen
massive Einsatz von Antibiotika in der Tierproduktion zu fordern, diese Mittel nicht in der Tierhaltung einzusetzen.
den wichtigsten Gründen. So steigt die Gefahr, dass Keime In Deutschland fehlt aber bislang eine klare gesetzliche Re-
Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln, die damit gelung.
ihre Wirksamkeit verlieren. Im Angebot deutscher Super- Wie der Verbrauch global zu senken wäre, untersuchte
märkte fanden sich bei staatlichen Untersuchungen auf 66 2017 eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hoch-
Prozent der Hähnchenfleisch- und auf 42,5 Prozent der Pu- schule Zürich. Weltweit gültige Grenzwerte wären wün-
tenfleischproben resistente Keime.
Die Entwicklung neuer antibiotischer Mittel ist zeitauf-
wendig und teuer. Die Vereinten Nationen haben daher Oft als Futterbeigabe oder seltener tierärztlich
einen globalen Aktionsplan entwickelt. Er beinhaltet Auf- verordnet, wandern die Antibiotika vom
klärungskampagnen, eine bessere Datenerhebung, mehr Stall ins Fleisch, in die Gülle und in die Gewässer

VIELE SCHRITTE FÜR WENIGER RESISTENZEN


Globale Verteilung von Antibiotika auf die wichtigsten Nutztierarten, 2013,
kein
in Prozent, geschätzt, und Maßnahmen zur Senkung des Verbrauchs
Veterinär darf vorbeugender
nur verschreiben, Einsatz gegen
nicht verkaufen Erkrankungen

Schaf

Rind 4
17 strenge,
Schwein unangemeldete, bessere Haltung
unabhängige für mehr
Kontrollen Tiergesundheit
FLEISCHATLAS 2018 / VAN BOECKEL ET AL.

29 50

„Gelbe Karte“
Hühner kein
für auffällig
Einsatz für
häufige Gaben
beschleunigtes
Wachstum

32 FLEISCHATLAS 2018
FALSCH VERSTANDENES WACHSTUM
Staaten mit mehr als 1.000 Tonnen Antibiotika-Verkäufen für die Produktion tierischer Nahrungsmittel, 2013 und erwartete Zunahme bis 2030,
in Tonnen

1.850
1.581
11.561 1.285 1.603
9.476 1.127 1.527
2.334
Russland
2.202 2.349
Kanada Deutschland
1.807
1.398
2.285 Spanien
USA 1.319
1.385 Iran 124.338
4.792 China 78.200
Italien
2.633
Mexiko
9.092
6.448

Indien

FLEISCHATLAS 2018 / VAN BOECKEL ET AL.


Brasilien

2030
2013

Vor allem als Wachstumsmittel geben


schenswert, sind aber nicht kontrollierbar. Dabei würde Chinas Fleischerzeuger ihren Tieren
eine Höchstmenge von 50 Milligramm Antibiotika je Kilo- Antibiotika – die Hälfte des Weltverbrauchs
gramm Fleisch allein in den Industrieländern der OECD und
in China den weltweiten Verbrauch um bis zu 60 Prozent
reduzieren. Eine fiskalische Abgabe auf Antibiotika für Tie- Regeln. So erlaubt die EU-Verordnung zum Ökologischen
re wäre am leichtesten einzuführen, weil sie direkt bei den Landbau, dass die Tiere erst mit Antibiotika behandelt wer-
Herstellern erhoben werden könnte – bei einem Satz von den dürfen, wenn andere Maßnahmen ausgeschöpft sind.
50 Prozent könnte sie den Weltverbrauch um 31 Prozent Eine Behandlung darf nur drei Mal während des Lebens
senken. Den größten Effekt hätte aber eine drastische Re- stattfinden. Lebt ein Tier weniger als ein Jahr, darf es nur
duktion des Fleischkonsums. Notwendig wären dazu geziel- einmal behandelt werden, sonst fällt es aus der „Bio“-Stufe.
te politische Maßnahmen. Einige Anbauverbände haben noch strengere Regeln – Bio-
Tiergerechtere Haltung und Zucht lassen das Vieh we- bäuerinnen und -bauern zeigen also, dass eine Produktion
niger häufig erkranken. Doch eine Änderung der Intensiv- mit Grenzen für den Antibiotikaeinsatz möglich ist.
haltungssysteme verlangt hohe Investitionen. Sie würden
letztlich das Ende des Billigfleischs bedeuten. Ob industri-
elle Tierhaltung mit wenig Antibiotika überhaupt möglich
PRIMUS DÄNEMARK, SCHLUSSLICHT SPANIEN
ist, lässt sich bislang nur aus den wenigen Untersuchungen
Antibiotika-Verkäufe für den tierärztlichen Einsatz 2010–2015, größte
schließen, die die Antibiotika-Resistenzen der Haltungssys- fleischerzeugende EU-Länder, in Milligramm pro Kilogramm Tiergewicht
teme vergleichen. Sie zeigen, dass in Ökobetrieben kaum
multiresistente Keime gefunden wurden. Eine Studie legte Italien Belgien Polen
Spanien Niederlande Großbritannien
2013 offen, dass bei 13 Prozent der Herden von Bioschwei-
450 Deutschland Frankreich Dänemark
nen resistente Keime gefunden wurden. Viele Biobetriebe
400
müssen Ferkel zukaufen; das erhöht die Wahrscheinlichkeit
für solche Belastungen. Im Vergleich dazu weise mehr als 350

die Hälfte aller konventionellen Schweinebetriebe multire- 300


sistente Keime auf. In Anlagen mit über 5.000 Tieren sind es 250
sogar mehr als 70 Prozent.
200
Die ökologische Landwirtschaft setzt nicht nur auf bes-
150
sere Bedingungen bei der Haltung, sondern auch auf klare
FLEISCHATLAS 2018 / ESVAC

100

50

In der Europäischen Union mit ihrem Binnenmarkt 0


ohne Grenzen entwickelt sich der 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Antibiotika-Einsatz vollkommen unterschiedlich

FLEISCHATLAS 2018 33
VERMARKTUNG

ALTE RASSEN UND NEUE TECHNIK


Für kleinere Hersteller von Biofleisch gibt Sattelschwein und knapp 180 beim Bunten Bentheimer
es viele neue Möglichkeiten, ihre Produkte Schwein. Bekannt ist die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft
abzusetzen. Zu den Hofläden kommen Schwäbisch Hall, die die Züchtung des Schwäbisch-Hälli-
schen Landschweins, einst vom Aussterben bedroht, wie-
Webshops und Onlineplattformen. Die
derbelebt hat und beim Marketing neue Wege geht. Neben
Produkte müssen interessant, transparent der Besonderheit des Produkts und den selbst gesetzten
und am besten aus der Nähe sein. Qualitätsstandards führen hier die regionalen, bäuerlichen
und handwerklichen Produktionsketten zum Erfolg – von

D
ie meisten schlachtreifen Tiere werden an Schlacht- der Zucht über das Schlachten und Verarbeiten bis zum Ver-
höfe verkauft, von wo aus sie in die großen Vertriebs- markten.
kanäle gespeist werden und in den Supermärkten lan- Viele Betriebe setzen auf den Direktvertrieb. Sie verkau-
den. Doch immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher fen ihre Produkte auf Bauernmärkten, in eigenen Hof- oder
kaufen ihr Fleisch bewusster. Das eröffnet Betrieben, die zentral gelegenen Bauernläden oder mit einem eigenen
neue Wege in der Vermarktung gehen und wieder stärker Lieferdienst: sechs bis acht Prozent der landwirtschaftlichen
in die Wertschöpfung eingebunden sein wollen, neue Per- Betriebe in Deutschland machen dies bereits. Kleinere Be-
spektiven: Der Kauf von Fleisch und Wurst muss der Kund- triebe, ökologische oder konventionelle, können ihr Fleisch
schaft einen anderen Anreiz als den billigsten Preis bieten.
Einige Betriebe spezialisieren sich auf seltene Rassen. 30
Bäuerinnen und Bauern in Deutschland züchten das Rot- Gefährdete Nutztierrassen leben über
bunte Husumer Schwein, auch Protestschwein genannt, ganz Deutschland verstreut,
rund 60 Züchterinnen und Züchter sind es beim Deutschen die meisten in nur wenigen Regionen

FLEISCHATLAS 2018 / GEH, BLE, VIEH


RETTUNG NUR DURCH NEUE NACHFRAGE instabile Population erheblich gefährdet gefährdet
Verbreitungsgebiete und Werte der genetischen Vielfalt Rinder 26 32–196 282–918
gefährdeter Rinder- und Schweinerassen, Rote Liste, 2015 Schweine – 4 46–972
Indikator der genetischen Vielfalt*, Skala von 0 bis 1.000; je niedriger, umso gefährdeter
Deutsches Shorthorn

56 Angler
72 Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung
37
Rotbuntes Husumer
Rotbunte in Doppelnutzung
57
282 46
Schleswig-
Angler Sattelschwein Holstein Mecklenburg-
Rind
Schwein Vorpommern
32
Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind

Buntes Bentheimer 274 Niedersachsen


4 Leicoma
Deutsches Sattelschwein
Sachsen- Brandenburg
Nordrhein- Anhalt
Sachsen 177
376
Westfalen
Thüringen

Glanrind
Rheinland-
Hessen

196
503 in Höhenlagen
Pfalz
87 Pinzgauer
Limpurger Rotes Höhenvieh
Bayern
127
350 701
Hinterwälder Baden-
Württemberg 100 Gelbvieh

26 Murnau-Werdenfelser
74
Ansbach-Triesdorfer
Schwäbisch-Hällisches deutschlandweit
88 Deutsches Edelschwein

Vorderwälder
918 Braunvieh alter Zuchtrichtung
*entspricht nicht der Zahl der lebenden Tiere
Deutsche Landrasse 972
34 FLEISCHATLAS 2018
Smartphones, digitale Marktplätze, Lieferdienste –

FLEISCHATLAS 2018 / MEINEKLEINEFARM, OLIVER WYMAN


FLEISCH UND WURST AUS DEM INTERNET
neue Schlüsselbegriffe beim immer beliebter
Durchschnittliche Online-Endverbrauchspreise für 1 Kilogramm
werdenden Kauf von frischem Fleisch im Netz Schweinekotelett und Haltungsdauer bis Schlachtreife, 2017

industriell produziert, Discounter mit Webshop


Bioverbandsware, Naturland/Bioland
direkt in der Region absetzen, indem sie dort mit Metzgerei- Schwäbisch-Hällisches Landschwein,
selten, strengere Auflagen als
38 €
en und dem Einzelhandel kooperieren. Sie können auf ihren konventionell, nicht notwendig bio
Produkten auch auf die kurzen Wege hinweisen und ihren Märkisches Sattelschwein*,
Kundinnen und Kunden Auskunft darüber geben, wo das selten, extensive Biofreilandhaltung,
Fleisch herkommt. handwerklich verarbeitet
in Bioland-Schlachterei 37
Die Direktvermarktung ist für Betriebe am Rand von Bal-
lungsräumen mit ihrem großen Potenzial an Nachfrage be-
sonders interessant. In Brandenburg ist eine starke Bioszene
25 €
entstanden, die die Möglichkeit nutzt, in Berlin ihre Ware zu 18 €
5 €
verkaufen. Betriebe fern größerer Städte haben es schwerer.
Weitere Belastung: Die Direktvermarktung ist mit zusätzli-
chen Kosten für Personal, Ladenmiete, Kühlung und mehr
5–7 6–8 8–10 20–24
Verwaltungsaufwand etwa für die Dokumentationspflich- Monate Monate Monate Monate
ten verbunden.
Kreativität und Risikobereitschaft haben das Schwei- *Kreuzung aus Deutschem Sattelschwein und Wildschwein
ne- und Kuh-Leasing hervorgebracht. Die Kundschaft zahlt
nicht für ein bestimmtes Stück Fleisch, sondern finanziert Fleisch des Vertrauens – das Netz macht’s möglich
mit regelmäßigen Beiträgen die Aufzucht eines Ferkels oder
Kalbs. Dafür gibt es das ganze geschlachtete und verarbeite-
te Tier oder einen Teil davon. Die Abnehmerinnen und Ab-
nehmer entscheiden mit, wann es geschlachtet und zu wel-
chen Endprodukten es verarbeitet wird. So bauen sie eine SHARE A PIG
Beziehung zum Tier und zum Hof auf.
Für Interessierte, die dazu keine Gelegenheit haben, er- Schwein 218
öffnet der Internethandel jetzt gute Perspektiven. Seit eini-
72 %
gen Jahren entstehen auf Onlineplattformen immer mehr
Initiativen für das sogenannte Crowdbutchering oder Cow-
Sharing. Hier bestellen die Kundinnen und Kunden vorab
das Fleischpaket eines bestimmten Tiers, das geschlachtet
Lieferung geplant: 21. 2.
wird, sobald alle Fleischteile verkauft sind. So hat der bäu-
erliche Betrieb eine garantierte Abnahme zu vorab verein-
5 kg X 7 kg
barten Preisen. Die meisten dieser Onlineplattformen ver-
senden das Fleisch in ganz Deutschland. Ihren Kundenkreis 10 kg 15 kg
können sie über Suchmaschinenoptimierung und Online-
werbung vergrößern.
Dass dieses Konzept auch regional funktionieren kann,
zeigt das Cowfunding Freiburg. Die Onlineplattform infor-
miert über die Partnerhöfe im Schwarzwald und nimmt
Bestellungen von Rind- und Lammfleisch entgegen, das
frisch in die Stadt geliefert wird. Dieses Konzept beschert
Für und Wider von Onlinebestellungen von Frischwaren
den Landwirtinnen und Landwirten 30 Prozent mehr Ein- einschließlich tierischer Produkte, Umfrage 2017*
kommen.
Eine Vermarktungskooperation bietet auch Meine- hält vom Kauf ab hält vom Kauf nicht ab
kleineFarm.org. Die Onlineplattform vertreibt Fleisch und
Wurst von Partnerbetrieben. Auf der Website wird jeder die- 44 56 unklare Produktqualität
ser Höfe vorgestellt und jedes geschlachtete Tier porträtiert.
34 66 Lieferzeit
Das soll maximale Transparenz schaffen und den Fleisch-
konsum aus der Anonymität herausholen. Im Angebot ist 32 68 Preis
Schweinefleisch in Freilandqualität, ein in Deutschland sel-
tenes Produkt. Die kooperierenden Höfe brauchen weder 19 81 Anfangsaufwand
eine Website zu betreuen, noch sich um die Versandlogistik
zu kümmern. Auch mit solchen Dienstleistungen baut die 11 89 Auswahlmöglichkeit
digitale Technik Brücken zwischen Konsumentinnen und * 1.003 Befragte mit Einkaufsverantwortung für den Haushalt, vor allem in den
Konsumenten einerseits, Bäuerinnen und Bauern anderer- internetaffinen Altersgruppen zwischen 18 und 49 Jahren, Mehrfachnennungen möglich
seits. Sie waren noch vor wenigen Jahren undenkbar.

FLEISCHATLAS 2018 35
EINZELHANDEL

TIERHALTUNG – EIN THEMA


FÜR DEN SUPERMARKT
Mit Information, Preissetzung und Einkaufs- Ansprüche schon kaum oder zu langsam reagiert, kann der
politik können die großen Filialhändler für Einzelhandel viel dafür tun, dass sich diese Situation ändert.
artgerechtere Haltung bei ihren Lieferanten In Deutschland teilen fünf Supermarktketten fast 70 Pro-
zent des Lebensmittelmarktes unter sich auf. Ihnen kommt
sorgen. Aber oft dienen die Schritte eher der
in ihrer Position zwischen Herstellern und Kundschaft eine
eigenen Profilierung. entscheidende Rolle zu: Sie bestimmen mit, welche Pro-
dukte in die Regale kommen und wie sie im Laden präsen-

B
ehörden setzen Vorschriften, die die Haltungsbedin- tiert werden. Mit ihren Eigenmarken sind sie zudem selbst
gungen von Nutztieren in der Landwirtschaft verbes- Produzenten und Anbieter mit relevanten Marktanteilen.
sern, nur langsam um, oder solche Bestimmungen Wenn sich auch die über viele Jahre etablierten landwirt-
fehlen ganz. Dabei haben Meinungsforscher und -forsche- schaftlichen Strukturen nicht einfach ändern lassen, so
rinnen herausgefunden, dass sich Verbraucherinnen und kann der Lebensmitteleinzelhandel dennoch seine Markt-
Verbraucher für Fleisch interessieren, das aus artgerech- position nutzen und über Kommunikation, Preissetzung
teren Haltungsformen stammt. Wenn die Politik auf diese und Einkaufspolitik für mehr Tierwohl sorgen.
Ein wichtiges Element ist, die Bereitschaft von Verbrau-
chern und Verbraucherinnen zu aktivieren, mehr Geld für
gute Produkte zu zahlen. Dazu müssen diese eindeutig ge-
SCHWERE KETTEN
kennzeichnet und besondere Qualitäten klar kommuniziert
Die größten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels
in Deutschland, 2016 werden. Umfragen zufolge wissen 45 Prozent der Kund-
schaft nicht, woran sie Fleisch aus artgerechter Haltung
Umsatz, in Milliarden Euro erkennen können. Verbraucher- und Tierschutzorganisati-
onen setzen sich seit Jahren dafür ein, das Fleisch besser zu
53,8 kennzeichnen und so die Haltung der Tiere transparenter zu
machen. Der Einzelhandel könnte sich klar zu einem ambi-
tionierten staatlichen Tierwohllabel bekennen und es bran-
Edeka- chenweit einführen. Er könnte auch direkt am Regal oder an
Gruppe der Truhe die Kriterien etwa von Bio, dem staatlichen Tier-
37,8
35,8 wohllabel und konventionellen Produkten erläutern – eine
Entscheidung für mehr Information und weniger Werbung.
Schwarz- 28,3 Das wären wichtige Schritte.
26,3
Gruppe Rewe- Tierwohl hängt auch von der Preispolitik ab. Bislang
Gruppe liefern sich die Handelsunternehmen einen harten Preis-
Aldi- kampf. Sonderangebote für Fleisch sind im deutschen Markt
Gruppe Metro-
Gruppe ein traditionelles Mittel, um Verbraucherinnen und Ver-
braucher in die Geschäfte zu locken. Insbesondere Händler
mit Vollsortiment, also Super- und Verbrauchermärkte, wer-
ben oft mit sehr günstigen Fleischpreisen im Rahmen einer
Mischkalkulation mit anderen Produkten ihres Sortiments.
Marktanteil, in Prozent So werden knapp 25 Prozent aller Rotfleischprodukte wie
Schweine- und Rindfleisch über Sonderangebote abgesetzt.
Das suggeriert der Kundschaft, Fleisch sei zu Spottpreisen er-
Edeka-Gruppe
20,1 hältlich, und erschwert die Bemühungen, die realistischen
Schwarz-Gruppe,
mit Lidl, Kaufland Kosten einer tiergerechten landwirtschaftlichen Produkti-
32,1 Rewe-Gruppe, on zu vermitteln. Würde sich der Einzelhandel branchen­
mit Penny intern darauf verständigen, auf extreme Sonderangebote
14,1 Aldi-Gruppe, im Fleischsegment zu verzichten, könnte sich auch die
-Nord, -Süd
Wahrnehmung der Kundschaft von den Kosten wandeln.
Metro-Gruppe,
9,8
FLEISCHATLAS 2018 /  LZ

13,3 mit Real


10,6 andere
Fünf Konzerne beherrschen den deutschen Einzelhandel
mit Lebensmitteln. Kaiser’s Tengelmann, 2017 zwischen
Rewe und Edeka aufgeteilt, ist noch nicht eingerechnet

36 FLEISCHATLAS 2018
FLEISCHATLAS 2018 / ZÜHLSDORF ET AL.
GUTER WILLE, WENIG WISSEN
Verbrauchermeinungen zu Produktion und Konsum tierischer Lebensmittel, 1.024 Befragte, 2016, Antworten in Prozent

stimme voll und ganz zu stimme zu teils/teils stimme nicht zu stimme überhaupt nicht zu

1,2 1,4
Wenn Tiere für unser Essen sterben
41,8 43,3 12,3
müssen, sollen sie vorher gut gelebt haben.

Ich bin bereit, mehr Geld für Fleisch zu bezahlen,


wenn ich sicher wäre, dass die Haltungs- 26,1 37,9 22,3 8,7 4,9
bedingungen für die Tiere wirklich besser sind.

Ich weiß nicht, wo ich Fleisch aus


6,8 20,3 32,4 27,2 13,3
artgerechter Haltung kaufen kann.

Ich weiß nicht, woran ich Fleisch aus


14,8 30,3 33,5 15,8 5,7
artgerechter Haltung erkennen kann.

Auch wenn viele Verbraucher behaupten, 1,3 0,5


dass ihnen Tierschutz wichtig ist – beim 31,8 48,8 17,8
Einkaufen achten sie doch nur auf den Preis.
Als einzelner Verbraucher
kann ich am Tierschutz 7,7 15,2 33,4 28,7 15,1
SUPER
ohnehin nichts ändern.

Das ganze Gerede um


5,0 8,4 26,3 30,1 30,3
Tierschutz nervt mich!

!!! Beim Fleischeinkauf


achte ich sehr auf 14,4 19,9 39,3 16,9 9,5
Sonderangebote.

Abweichungen von 100 Prozent durch Runden

Viele der Befragten würden mehr Geld für


Darüber hinaus kann der Lebensmitteleinzelhandel Fleisch aus artgerechter Haltung
auch direkt für mehr Tierwohl sorgen. Schon heute machen ausgeben – aber sie finden die Ware nicht
Unternehmen ihren Lieferanten Vorgaben, die einigen ge-
setzlichen Änderungen vorgreifen. Verschiedene Händler
haben angekündigt, das Fleisch von Schweinen, die ohne len. Doch die Maßnahmen der Initiative reichen nicht aus.
Betäubung kastriert wurden, bereits vor dem gesetzlichen Zudem ist die Kennzeichnung für Käuferinnen und Käufer
Verbot ab 2019 aus ihrem Sortiment zu verbannen. Andere irreführend – es tragen nicht etwa nur Produkte aus den
wollen den Verkauf von Eiern von Hennen mit gekürzten verbesserten Ställen den Hinweis auf die Initiative, sondern
Schnäbeln einstellen. alle. Die Käuferinnen und Käufer können also weiterhin kei-
Mit solchen Schritten wollen sich die einzelnen Ketten nen Unterschied erkennen.
vor allem profilieren und von anderen abheben. Wirksamer
wäre es, wenn sie sich zu einem branchenweit koordinierten
Vorgehen entscheiden, sich mit Tierschutzorganisationen
DREI VIERTEL KAUFEN NICHT IM FACHGESCHÄFT
abstimmen und ihre Einkaufspolitik entsprechend ändern.
Verteilung der Ausgaben für Frischfleisch nach Betriebsformen,
Dann erhalten Lieferanten klare Signale, was von ihnen er- 2013*, in Prozent
wartet wird, und die Handelsunternehmen können die Leis-
tungen der Landwirte durch höhere Preise würdigen. 6,9
Food-Vollsortimenter,
Dass eine Branchenkooperation möglich ist, zeigt die In-
z. B. Edeka, Rewe
itiative Tierwohl (ITW). Nahezu alle großen Supermarktket- Discounter, 15,4 30,6
ten führen seit 2015 pro Kilogramm verkaufte Fleisch- oder z. B. Aldi, Lidl, Netto
Wurstwaren 4 Cent – ab 2018 sind es 6,25 Cent – an einen Fleischerei-
Fonds ab. Der vergibt Mittel an Bäuerinnen und Bauern, Fachgeschäfte
SB-Warenhäuser,
die ihre Haltung im Sinn des Tierwohls umgestalten wol- 22,5
z. B. Real, Kaufland
FLEISCHATLAS 2018 / AMI

sonstige, 24,6
z. B. Stände
In Deutschland locken die Lebensmittelketten ihre
Kundschaft oft mit Sonderangeboten für Fleisch. * Jüngere Daten sind bisher nicht veröffentlicht.

Die können sich kleine Fachgeschäfte nicht leisten

FLEISCHATLAS 2018 37
EU-AGRARPOLITIK

IDEEN FÜR DAS GELD AUS BRÜSSEL


Auch mit den derzeitigen EU-Mitteln könnte ordnung ein, insbesondere bei tierischen Erzeugnissen wie
der Umbau der Tierhaltung beginnen: der Milch. Die EU kann Magermilchpulver und Butter von
bessere Ställe, eine andere Haltung und Molkereien aufkaufen und einlagern, wenn der Marktpreis
stark abrutscht. So suggeriert sie Nachfrage, bremst weite-
schonende Nutzung der Acker-
ren Preisverfall und sichert die Hersteller ab. Meist zu spät
und Grünflächen – die Gelder sind da. setzt die EU finanzielle Anreize, um etwa die Milcherzeu-
gung zu drosseln, damit Überschüsse und Preisverfall gar

W
ie kein anderer Wirtschaftsbereich in Europa ist die nicht erst entstehen. Die Marktordnung formuliert auch
Land- und Ernährungswirtschaft auf der Ebene der die Rechte von Bäuerinnen und Bauern, sich zusammen-
Europäischen Union (EU) geregelt. Diese Gemeinsa- zuschließen, Qualitätsstandards einzuführen und mit den
me Agrarpolitik (GAP) umfasst eine eigene Marktordnung Verarbeitern und dem Handel über Preise und Mengen zu
und eine umfangreiche Förderpolitik. Seit der EU-Vorläufer, verhandeln. Genutzt wird das in Deutschland nur wenig.
die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, 1957 gegründet Die Förderpolitik steht heute im Mittelpunkt der GAP. Sie
wurde, gelten die dafür vertraglich festgelegten Ziele un- verfügt über knapp 40 Prozent des EU-Haushaltes, jährlich
verändert: Die Förderung von technischem Fortschritt und fast 60 Milliarden Euro. Ihre Förderpolitik ist aufgeteilt in
Rationalisierung soll die Produktivität der Landwirtschaft zwei Säulen. Die erste umfasst 75 Prozent des Agrarhaushal-
steigern und die Versorgung der Verbraucherinnen und tes. Der Großteil davon geht als Direktzahlungen an land-
Verbraucher zu angemessenen Preisen sicherstellen. Die in wirtschaftliche Betriebe, nach Deutschland fließen pro Jahr
der Landwirtschaft arbeitenden Menschen sollen von ihrem rund fünf Milliarden Euro. Da sie pauschal pro Hektar land-
Einkommen leben können – und, um all das zu erreichen, wirtschaftlicher Fläche ausgezahlt werden – etwa 280 Euro
die Märkte stabilisiert werden. je Hektar –, profitieren flächenstarke Betriebe davon am
In den Nachkriegsjahren dominierte die Sorge darum, meisten. So gut wie keine Rolle spielt, wie ökologisch vorteil-
die Ernährung zu sichern. Heute, da die Binnenmärkte ge- haft die Fläche bewirtschaftet und wie tiergerecht das Vieh
sättigt sind, stehen wachsende Exporte der Agrar- und Er- gehalten wird.
nährungswirtschaft im Fokus. Längst ist die EU einer der Die zweite Säule ist mit 1,2 Milliarden Euro für Deutsch-
weltweit größten Exporteure für Fleisch – überwiegend land deutlich kleiner und heißt „Förderung der ländlichen
Schweinefleisch – und Molkereiprodukte. Und sie bemüht
sich, über bilaterale Freihandelsverträge weitere Absatz-
märkte zu erobern. Knapp 60 Milliarden Euro Finanzvolumen
Damit große Schwankungen auf den Weltmärkten die sind heute nur noch 40 Prozent des EU-Haushaltes.
Produktion nicht gefährden, greift notfalls die EU-Markt- Vor 30 Jahren waren es fast doppelt so viel

ALTE UND NEUE INSTRUMENTE


Gemeinsame Agrarpolitik der EU, Phasen nach Zahl der Mitgliedsländer, in Milliarden Euro

Exporterstattungen (Subventionen) Prämien für Agrarprodukte Förderung der ländlichen


Marktunterstützung durch Preisgarantien Direktzahlungen für Flächen, ohne Auflagen Entwicklung
für viele Agrarprodukte Direktzahlungen für Flächen, geringe Auflagen verlagerbar zu den
Marktunterstützung bei Preis- und Wetterkrisen verlagerbar zur Förderung der ländlichen Entwicklung Direktzahlungen

60 EU-12 EU-15 EU-25 EU-27 EU-28

50

40

30

20
FLEISCHATLAS 2018 / EU

10

0
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

38 FLEISCHATLAS 2018
FLEISCHATLAS 2018 / EU, BAILEY ET AL.
FÜR DEN UMBAU NICHT GENUG – ABER DURCHAUS FÜR ERSTE SCHRITTE
Verteilung der Mittel aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in den EU-Mitgliedsländern, 2016,
in Millionen Euro, und Bilanz (Beiträge minus Auszahlungen) in Prozent der Wirtschaftsleistung
877
Bilanz 1.067 Finnland
minus 0,3 bis 0 Prozent Schweden
mehr als 0 bis 0,5 Prozent 3.973
mehr als 0,5 bis 2 Prozent
Großbritannien 234
Estland

Zahlungen 1.702
6.747 1.012 343
Lettland
nicht zielgerichtet Dänemark
Irland 671
932 Litauen
wenig Schutz vor
Preisschwankungen und Niederlande
niedrigeren Standards Deutschland
außerhalb der EU 710 Belgien Polen 4.797
1.365
unfair, weil arme Betriebe 56
Slowakei
benachteiligt werden
10.055 Luxemburg Tschechien
651
zu wenig 2.058
1.283 Österreich
umweltfreundlich
Frankreich Ungarn 3.320
266
oft geringe Slowenien Rumänien
Effizienz
1.336 638
zu wenig 1.248
Kroatien
innovations- Spanien
Portugal Italien Bulgarien
freundlich
6.727
kostentreibende
Bürokratie
7.431 Griechenland

Kritik am GAP-System 3.160


Malta 26 Zypern 86

Landwirtschaft, Verbraucherschutz,
Entwicklung“. Unterstützt wird damit beispielsweise beson- Natur- und Klimaschutz: Alle wollen bei der
ders umwelt- und klimaschonendes Wirtschaften, der Öko- Verteilung der GAP-Zahlungen mitreden
landbau und die Arbeit in Gegenden mit erschwerten Bedin-
gungen, etwa in den Bergen. Auch für Investitionen in Ställe,
Maschinen, Schlachthöfe oder Molkereien kann eine Förde- Tierhaltung einzuführen. Bisher nutzt Deutschland nur sie-
rung beantragt werden. Einzelheiten legen in Deutschland ben Prozent der Direktzahlungen hierfür.
die Bundesländer fest. Sie könnten zum Beispiel Schweine- Drittens kann der Bund bis zu acht Prozent der Direkt-
ställe nur noch dann fördern, wenn sie eingestreute Liege- zahlungen – 400 Millionen Euro – für gekoppelte Weide-
flächen, mehr Platz und einen Außenklimabereich oder gar tierprämien einsetzen: Damit könnte die tier- und umwelt-
einen Auslauf nach draußen aufweisen. Kuhställe könnten gerechte Weidehaltung von Rindern, Schafen und Ziegen
nur noch als förderfähig gelten, wenn die Kühe im Sommer- unterstützt und auch dem Trend entgegengewirkt werden,
halbjahr auf der Weide grasen dürfen. Doch davon sind die Milchkühe das ganze Jahr über in Ställen zu halten oder sich
Länder noch weit entfernt. aus der Schafhaltung zurückzuziehen. Deutschland verzich-
Auch bei den Direktzahlungen der ersten Säule gibt tet als einziges EU-Land auf gekoppelte Zahlungen.
die EU den Mitgliedstaaten viel Spielraum, eigene Schwer- Auch wenn diese Umschichtungen nicht ausreichen, um
punkte zu setzen. Auch Umschichtungen von der ersten zur die geschätzten drei bis fünf Milliarden Euro für den Um-
zweiten Säule sind möglich, um die Förderung zu stärken. bau der Tierhaltung zu decken, so bietet Europa bereits viel
Das nutzt Deutschland bisher unzureichend. Anstatt wie mehr an, als Deutschland bislang umsetzt. Für die Jahre nach
augenblicklich nur 4,5 Prozent könnten 15 Prozent der Di- 2020 wird die nächste Reform der EU-Agrarpolitik vorberei-
rektzahlungen in die zweite Säule umgeschichtet werden. tet. Es wird neu darüber verhandelt, wie die Marktordnung
Damit stünden den Bundesländern weitere 525 Millionen in Zukunft Marktkrisen möglichst vermeiden kann. Und es
Euro jährlich zur Verfügung, um tier- und umweltgerechte gibt einen großen öffentlichen Druck, die Direktzahlungen
Ställe und Haltungsverfahren zu fördern. an gesellschaftliche Leistungen und nicht an Flächen zu
Zusätzliche 30 Prozent der Direktzahlungen – bis zu 1,5 binden. Dazu gehören eine besonders tier- und umweltge-
Milliarden Euro – könnten nicht mehr auf alle Hektare, son- rechte Tierhaltung und eine umwelt- und klimaschonende
dern nur noch auf maximal 46 Hektare je Betrieb verteilt Nutzung von Acker- und Grünland. Je stärker Deutschland
werden. Profitieren würden die kleineren und mittleren Be- schon jetzt seine Möglichkeiten dazu nutzt, umso größer
triebe, auf die der Großteil der Aufgabe entfällt, eine andere sind die Erfolgschancen dafür auf EU-Ebene.

FLEISCHATLAS 2018 39
KLIMA

VIEL WENIGER EMISSIONEN


NUR MIT VIEL WENIGER TIEREN
Die Klimapolitik kann zu einer besseren Agrarpolitik bleibt im Kern unverändert. So gibt es im Kli-
Tierhaltung in Deutschland beitragen. maschutzplan keine Aussage darüber, dass die Tierbestände
Umgekehrt kann die Landwirtschaft auch kleiner werden müssen – obwohl anerkannt wird, dass die
deutschen Emissionen seit 1990 vor allem deshalb um 18
den Klimaschutz fördern.
Prozent gesunken sind, weil die Tierhaltung in den neuen
Bundesländern stark zurückgegangen ist.

D
as Klimaabkommen von Paris will den Ausstoß von In den vergangenen Jahren jedoch sind bundesweit die
Treibhausgasen so senken, dass sich die Atmosphä- Fleisch- und Milcherzeugung wieder deutlich angestiegen,
re um höchstens zwei Grad erwärmt. Ab Mitte des weil viele Fleischunternehmen und Molkereien auf wach-
Jahrtausends darf es praktisch keine neuen Emissionen sende Exporte setzen. Die Bundesregierung fördert diesen
mehr geben. Damit dieses Ziel erreicht wird, muss sich auch Trend. Höhere Exportmengen durch eine schnell wachsen-
die Landwirtschaft grundlegend verändern. In ihrem Kli- de Tierproduktion und gleichzeitig eine Verringerung der
maschutzplan 2050 stellt die Bundesregierung fest, dass Emissionen: Dieser Zielkonflikt ist nicht durch höhere Pro-
die Landwirtschaft acht Prozent der gesamten deutschen duktivität aufzulösen. Wäre die Klimapolitik hingegen in-
Treibhausgasemissionen verursacht. Davon ist mehr als die tegraler Bestandteil der Agrarpolitik, könnte sich die Land-
Hälfte direkt auf Tierhaltung zurückzuführen. Nicht mitge- wirtschaft grundlegend anders ausrichten.
rechnet sind die Emissionen, die durch den Anbau impor- Ein großes Potenzial haben Gelder, um Landwirtinnen
tierter Futtermittel in anderen Ländern und aus dem Ab- und Landwirte zu motivieren, ihre Erzeugung auf eine ex-
bau von Humus vor allem in landwirtschaftlich genutzten tensive Bewirtschaftung der Moorböden umzustellen. Sie
Moorböden entstehen. sollten umfassend geschützt, nur gelegentlich mit Schafen
Der Klimaschutzplan der Bundesregierung benennt beweidet und für den Anbau von Pflanzen genutzt werden,
zwar die Tierhaltung und den daraus resultierenden Einsatz die – wie Schilf – optimal an feuchte Bedingungen angepasst
von Stickstoff als Problem, sieht aber als Lösungen kaum sind. So können die in Moorböden gespeicherten großen
mehr als ein verbessertes Nährstoffmanagement und all- Mengen Kohlenstoff erhalten bleiben. Und weil Moorböden
gemein eine höhere Effizienz der Produktion. Klimapolitik nur etwa fünf bis acht Prozent der landwirtschaftlichen Flä-
wird lediglich als eine Art Zusatzaufgabe verstanden. Die chen in Deutschland ausmachen, würde sich das Ausmaß
der Produktion insgesamt kaum ändern.
Generell kann die Politik wichtige Weichen stellen,
indem sie die Vergabe öffentlicher Gelder, besonders die
WENN DIE VIEHWIRTSCHAFT SICH NICHT BEWEGT
Milliardenzahlungen aus der Agrarpolitik, an Klima- und
Globale Emissionen in Gigatonnen Kohlendioxid-Äquivalent
und steigender Prozentanteil der Fleisch- und Milchindustrie Umweltschutz koppelt. Wenn Mittel so vergeben werden,
daran, wenn nur diese Branche die Ziele des Pariser dass lokale und betriebliche Nährstoffkreisläufe geschlos-
Klimaabkommens nicht einlöst sen werden und die Zahl der Nutztiere reduziert wird,
würden sich die Emissionen deutlich verringern. Weniger
23 % Tiere verursachen weniger Emissionen, aber auch klima-
45 % schädliche Importe von Futtermitteln können verringert

14 %
38 23 werden. Eine solche Reduktion würde es leichter machen,
Tiere klimafreundlicher und artgerechter zu ernähren und
zu halten. Eine spezielle Förderung der Weidehaltung wirkt

51
sich positiv auf die Emissionen aus, weil bei einem guten
2030 2050 Herden- und Düngemanagement Kohlendioxid aus der
Atmosphäre dauerhaft in den Wurzeln unter der Grasnar-
be gebunden wird. Boden ist nach den Ozeanen der größte
27 %
Kohlenstoffspeicher der Welt.

31
2016
13
81 %
Eine Förderung von stickstoffbindenden Pflanzen wie
Bohnen, Lupinen oder Klee würde den Einsatz von klima-
schädlich erzeugten Mineraldüngern reduzieren. Viele
FLEISCHATLAS 2018 / HBS

aktueller Stand
Szenario: Erderwärmung maximal 2 Grad
Szenario: Erderwärmung maximal 1,5 Grad Die Agrarlobby beteuert, zur Senkung der globalen
jeweiliger Emissionsanteil der Fleisch- und Milchindustrie Emissionen kaum beitragen zu können. Dann
wären die Tierhaltungen bald das Hauptproblem

40 FLEISCHATLAS 2018
FLEISCHATLAS 2018 / LUCKMANN, GLEAM
SO SCHÄDLICH WIE EIN KOHLEKRAFTWERK
Vergleich dreier Modelle zur Verringerung des Viehbestandes in Deutschland mit drei Stromerzeugungsanlagen nach Klimawirksamkeit, 2016

Emissionen in Millionen Tonnen Kohlendioxid


vermeidbare Emissionen von Nutztieren
in Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent
Kohlekraftwerk (mit allen klimawirksamen Schadstoffen) Rinder Mastschweine Schafe, Ziegen Hühner

18,7
4,9
5,1
Weisweiler

20,8 Schkopau
Szenario: Der deutsche
4,8 Mio.

Selbstversorgungsgrad bei Schweinen


Szenario: Der deutsche Nutztierbestand kann soll von 121 Prozent auf 100 Prozent
um 20 Prozent je Tierart verringert werden fallen; entsprechend sinken die
(durch entsprechend gesunkene inländische Exporte und damit die Produktion.
Nachfrage; Abstockung anteilig je Tierart).

2,5 Mio.

0,4 Mio.
0,5 Mio. 0,9 Mio.

5,6 Mio.
3,9 1,0 Mio.

1,8
6,4 Mio.

Szenario: Der deutsche Nutztierbestand


wird so verringert, dass auf Gemeindeebene
München Nord 2
31,8 Mio. nicht mehr als zwei Großvieheinheiten*
pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche
stehen (Abstockung anteilig nach Tierarten
und Zahl der Tiere).

* Großvieheinheit: 1 GVE entspricht 1 Rind, 5 schlachtreifen Schweinen oder 333,3 Masthähnchen.

Ein Fünftel weniger Fleisch würde so viel weniger Klimagase


dieser Pflanzen sind gut als Eiweißfutter für die betriebliche bedeuten wie die Stilllegung des Braunkohlekraftwerks
oder lokale Tierhaltung geeignet und tragen so zu geschlos- Weisweiler, des viertgrößten deutschen CO2-Emittenten
senen Nährstoffkreisläufen und geringeren Importen vor al-
lem von Soja bei. Viele intensiv wirtschaftende Betriebe, die
ihre Erzeugung umstellen wollen, benötigen gerade in der träge niedriger. Daher ist es wichtig, dass die Bauern und
Übergangsphase gezielte Hilfen. Allerdings wird es nicht Bäuerinnen faire Preise für ihre Produkte erhalten. Nur eine
möglich sein, den Umbau zu einer klimafreundlichen Land- Kombination aus zielgerichteten öffentlichen Zahlungen
wirtschaft allein mit öffentlichen Geldern zu finanzieren. und angemessenen Verkaufserlösen für klimafreundlich er-
Besserer Klimaschutz führt bei Fleisch und Milch zu ei- zeugte Lebensmittel bietet Landwirtinnen und Landwirten
ner geringeren Produktion. Auch im Ackerbau sind die Er- ausreichende Anreize, ihre Erzeugung umzustellen.

FLEISCHATLAS 2018 41
GENTECHNIK

DNA-SCHEREN AN DER ARBEIT


Rund um die Welt arbeiten Firmen daran, werden aufgrund von Gendefekten nicht lebend geboren
das Erbmaterial von Nutztieren zu verändern. oder müssen getötet werden. Klonverfahren, oft als Zwi-
Oft machen ihnen Risiken und Wechsel- schenschritte genutzt, führen zu weiteren Verlusten und
Krankheit. Insgesamt sind die Erfolgsraten der gentechni-
wirkungen einen Strich durch die Rechnung.
schen Manipulation von Nutztieren immer noch gering,
und die Effekte können nur mangelhaft vorausgesagt wer-

A
uf der Grundlage neuer Verfahren proklamieren den. So kam beispielsweise in Neuseeland nach vielen er-
manche Expertinnen und Experten eine neue Ära der folglosen Versuchen ein gentechnisch verändertes Kuhkalb
Super-Gentechnik. Im Fokus stehen Nukleasen. Das („Daisy“) auf die Welt, das Milch mit weniger allergieauslö-
sind Enzyme, die die DNA, die Trägerin der Erbinformation senden Eiweißstoffen produzieren sollte. Diesem Kalb fehlte
von Lebewesen, schneidet. Nukleasen können die DNA an aufgrund unerwarteter Nebeneffekte der Schwanz, und sei-
mehreren Stellen des Erbgutes verändern oder Erbmateri- ne Milch war fast ungenießbar.
al einfügen, für das es keine natürliche Entsprechung gibt. Getrieben werden solche Entwicklungen von wirtschaft-
Die Verfahren – von den Fachleuten wird am stärksten eine lichen Interessen. Mit den Gentechnik-Tieren halten Paten-
DNA-Schere nach der „CRISPR/Cas9“-Methode beachtet – te ihren Einzug in die Kuh- und Schweineställe. Nach der
sind längst nicht frei von Risiken und Nebenwirkungen. Oft Industrialisierung zeichnet sich eine weitere Umgestaltung
führen sie auch zu ungewollten Veränderungen im Erbgut. der Tierzucht ab. Diesmal wird sie von Firmen bestimmt, die
Die Eingriffe zielen darauf, dass die Tiere mehr Fleisch ihre patentgeschützten Hochleistungstiere verkaufen wol-
produzieren und Milch abgeben, und darauf, sie den Hal- len. Sie bedrohen die Existenz von Landwirten und Landwir-
tungsbedingungen anzupassen – statt umgekehrt. Gear- tinnen sowie mittelständischen Zuchtunternehmen.
beitet wird auch an einer veränderten Zusammensetzung Auch die Idee, Nutztiere per Gentechnik gegenüber
der Milch und an besseren Resistenzen gegen Viren und Krankheiten resistent zu machen, ist fragwürdig. Afrikani-
Parasiten. Die Erhöhung der Muskelmasse oder die Be- sche Rinder sollen auf diese Weise gegen bestimmte Erreger
schleunigung des Wachstums wird gerne mit ökologischen der Schlafkrankheit gewappnet werden. Die dafür gesuch-
Argumenten begründet. Man könne die Tiere mit weniger te Genvariante kommt auch beim Menschen vor, führt bei
Futter mästen, was die Ressourcen schone. Doch das stimmt ihm aber zu einem erhöhten Risiko einer Nierenkrankheit.
nicht. Zwar werden Futterkosten gespart, doch nun bringen Unklar ist nun, ob das bei den derart gentechnisch verän-
Mäster im selben Zeitraum mehr Tiere zur Schlachtreife und
verbrauchen die begrenzten Ressourcen unter Umständen
noch schneller. Höherer Ertrag, weniger Verluste – so lautet
Für die Erzeugung gentechnisch veränderter Säugetiere das Versprechen der Forschungs-
müssen hohe Tierverluste in Kauf genommen werden. Viele unternehmen bei fast allen diesen Projekten

GEPLANTES VIEH
Gentechnische Veränderungen an Nutztieren, Stand: 2017, Auswahl
Das Ausschalten von Genen verändert Hühner, die
Mit Genen, deren zu wissenschaftlichen Modellorganismen werden.
Ein mutiertes Gen, das Hornlosigkeit Vorlage bei Wild-
programmiert, wird mit dem gentech- schweinen gefunden Das Gen BCO2 löst Pannikulitis,
nischen Instrument TALEN in die Zellen wurde, sollen Mit dem CRISPR/ eine manchmal tödliche Ent-
gehörnter Holstein-Rinder eingeführt. Mastschweine wider- Cas9-System wird in zündung des Fettgewebes, aus.
standsfähiger gegen Kaschmirziegen das Eine Veränderung von BCO2 soll
Das Gen Myostatin, das das Muskel- die afrikanische Gen FGF5 verändert, das verhindern.
wachstum hemmt, wird vollständig Schweinepest damit ihre Haare
abgeschaltet („Gen-Knock-out“). gemacht werden. länger wachsen. Mit dem CRISPR/Cas9--System
FLEISCHATLAS 2018 / AGFRONT, EENENNAAM, WIKIPEDIA

kann das für die Farbverteilung


Das menschliche Lysozym-Gen, das der Abwehr von Bakterien dient, soll auf Schafspelzen zuständige
Rinder, Ziegen und Schweine vor Euterinfektionen (Mastitis) schützen. ASIP-Gen manipuliert werden.

42 FLEISCHATLAS 2018
Das CRISPR/Cas9-System

FLEISCHATLAS 2018 / ARCHIV


SCHNEIDEN, EINFÜGEN ODER AUSSCHALTEN
umfasst die derzeit in den Labors
Genome Editing mit der CRISPR/Cas9-Methode, schematische
beliebteste DNA-Schere Darstellung

DNA-Scheren (Cas9-Proteine) aus


Bakterien werden gerichtet eingesetzt,
derten Rinder auch der Fall wäre. Hinzu kommt: Um gegen
die Schlafkrankheit bei Rindern tatsächlich wirksam vorzu-
gehen, müssten große Züchtungsprogramme in einem Aus- um eine Zielsequenz im Erbgut zu finden
tausch des bestehenden Bestandes durch resistente Tiere
münden. Das aber könnte zu einem erheblichen Verlust der
genetischen Vielfalt in den Rinderpopulationen des Konti-
nents führen. Und: Die Tiere sollen in Afrika neu auf Milli- und dort den DNA-Strang zu schneiden.
onen Hektar Weiden eingesetzt werden. Dies kann zu sehr
vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Tier, Mensch und
Umwelt führen. In der Summe ist eine glaubwürdige Risiko-
abschätzung für dieses Projekt unmöglich.
Eine Freisetzung und Nutzung von gentechnsch verän-
derten Tieren geht mit erheblichen Risiken einher. Gentech-
nisch veränderter Lachs kann trotz Vorsorgemaßnahmen
entkommen und sein Erbgut in natürlichen Populationen Dort können nun DNA-Bausteine eingefügt und vorhandene
entfernt werden, um Eigenschaften des Erbgutes zu ändern
verbreiten. Schweine, obwohl durch gentechnische Verän-
oder neue Eigenschaften einzuführen, etwa Resistenzen.
derungen resistent gegen bestimmte Viren, können trotz-
dem zu Überträgern der Erreger werden. Unter Forscherin-
nen und Forschern ist unstrittig, dass sich bei der Prüfung
gentechnisch veränderten Tiere im Vergleich zu gentech-
CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats): Abschnitte sich
nisch veränderter Pflanzen ganz neue Umweltrisiken erge- wiederholender DNA in Bakterien
ben. Sie entstehen durch die Mobilität der Tiere, durch ihre Cas9 (CRISPR-associated, durchgezählt): DNA-Schere aus
Interaktionen untereinander, durch ihre Ausscheidungen
und durch die mögliche Übertragung von Krankheiten auf
den Menschen. Die Probleme, diese Risiken einzuschätzen,
werden künftig noch deutlich zunehmen, wenn sogar gen- Bald sollen viele Gentechnik-Tiere reif für den Einsatz in
technisch mehrfach veränderte Tiere kreiert werden. der Landwirtschaft sein. Politik und Gesellschaft stehen vor
einer grundlegenden Weichenstellung. Nach allem, was
sich abzeichnet, wäre der Einsatz der Tiere ein Albtraum
Gentechnische Veränderungen sollen für die Lebensmittelwirtschaft und den Verbraucherschutz.
Tiere gesünder machen. Doch oft werden Denn die Risiken lassen sich auch bei sorgfältiger Prüfung
sie an unerwarteter Stelle geschädigt zu wenig ausschließen oder auch nur kontrollieren.

ERKRANKTES VIEH
Folgen gentechnischer Veränderungen an Wiederkäuern, Resultate 2000 bis 2014, Auswahl

Schwer- und
Totgeburten,
höhere Missbildungen
Anfälligkeit für Verhaltens-
Krankheiten änderungen
Unfruchtbarkeit
geschwollener
Verlust des Unterleib
geschwollene
Schwanzes Ovarien

ungewollte
unerkannte
FLEISCHATLAS 2018 / GE FREE NZ

Lahmheiten Veränderungen
Schäden der Milch Ausscheidung
an inneren von Krankheits-
Euter-
Gelenk- Organen erregern
entzündungen
schäden

FLEISCHATLAS 2018 43
INSEKTEN

ALTE UND NEUE NÜTZLINGE


Mit Eifer propagiert, aus Ekel verweigert – wo Mehr als 1.900 unterschiedliche Arten von Insekten
Insekten nicht traditionell verzehrt werden, werden derzeit weltweit konsumiert. Allerdings gibt es
verbreiten sie sich als neues Nahrungsmittel kaum wissenschaftliche Zahlen, welche besonders begehrt
sind. Die FAO geht davon aus, dass mit mehr als 30 Prozent
für Mensch und Tier nur langsam. Dabei sind
vor allem Käfer gegessen werden, gefolgt von Raupen, Bie-
die ökologischen Vorteile enorm. nen, Wespen und Ameisen.
Seit einigen Jahren ist der Genuss dieser Tiere auch in

I
nsekten zu essen ist für viele Europäerinnen und Euro- europäischen und amerikanischen Medien ein Thema, ent-
päer noch immer eine gruselige Vorstellung. Da helfen weder mit missionarischem Eifer oder abwertender Ironie
auch ernährungswissenschaftliche und ökologische behandelt. In Europa geht es dabei weniger um die Frage,
Argumente wenig, die für den Verzehr von Krabbeltieren, wie gut oder weniger gut sie schmecken, es werden vor al-
Raupen und Larven sprechen. Immerhin schaffen es einige lem ökologische, wirtschaftliche sowie tierethische Gründe
wenige Sterneköche, mit Mehlwürmern und Grillen zu ex- diskutiert. Ernährungsphysiologisch betrachtet zählt ein
perimentieren. Gelassen führen sie vor, dass solche Insek- Großteil dieser Kaltblütler tatsächlich zu den wertvollen
ten auch bloß aus Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten, Vitami- Nahrungsmitteln, auch wenn ihr Gehalt an Proteinen, Vit-
nen und Mineralstoffen bestehen. Mit anderen Worten: Es aminen und Mineralien je nach Spezies, Fütterung und Le-
sind die ganz normalen Nähr- und Wirkstoffe, die wir auch benszyklus – Ei, Larve, Puppe – stark variiert.
in unserer gewohnten Nahrung finden. Mit Weizenkleie gefütterte Heuschrecken weisen zum
„Humans Bite Back“, Menschen beißen zurück: So lau- Beispiel einen doppelt so hohen Proteingehalt auf wie Art-
tete – in Anspielung auf die Wahrnehmung in der westli- genossen, die mit Mais gefüttert werden. Termiten und
chen Welt von Insekten als eine Plage – der Titel einer von Ameisen sind extrem energiereich, je nach Art zwischen
der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO 400 und 1.300 Kilokalorien pro 100 Gramm. Der Energie-
organisierten Tagung in Thailand im Jahr 2008. Zum ersten gehalt von Mehlwürmern dagegen gleicht jenem von ma-
Mal wurde auf internationaler Ebene die Bedeutung der In- gerem Rinderfilet, und der von Heuschrecken liegt deutlich
sekten für die Ernährung, die Gesundheit, die Umwelt und darunter.
die Existenzsicherung von Menschen in den ärmsten Län- Auch wenn Insekten also unterschiedlich bewertet
dern der Welt thematisiert. Die FAO geht davon aus, dass In- werden müssen, sind sie unzweifelhaft eine brillante Al-
sekten zukünftig eine immer wichtigere Rolle in der Ernäh- ternative zu Fleisch. Als Proteinlieferanten übertreffen sie
rung der Weltbevölkerung spielen werden, zumal sie das auch pflanzliche Nahrungsmittel wie etwa Hülsenfrüchte,
in vielen Teilen der Welt heute schon tun. In Asien, Afrika
und Lateinamerika gehören Mahlzeiten mit Heuschrecken,
Schaben, Ameisen & Co. zumindest in der jeweiligen „Ern- Für den menschlichen Verzehr oder als
te“- oder „Jagd“-Saison für einen – oft den ärmeren – Teil der Futtermittel in der Tierzucht – beim
Bevölkerung zum Alltag. Einsatz von Insekten ist die Ökobilanz günstig
FLEISCHATLAS 2018 / INSEKTENESSEN.AT, FAO

NISCHENPRODUKT MIT VORTEILEN


Effizienzvergleich von Rindfleisch und Insekten in Prozent und Kilogramm Körpergewicht,
Insekten aus Zuchtbetrieben, schematische Darstellung

Futter Emissionen
CO2

80 %
essbarer Anteil

40 %
1: 4 1: 100
Platz Wasser*

60 %
Proteingehalt

50 %
1: 12,5 1: 15.500
* mit Niederschlägen auf Weiden

44 FLEISCHATLAS 2018
KLEINE TIERE AUF DEM SPEISEPLAN
Zahl der Insektenarten, deren Verzehr dokumentiert ist, nach Ländern, 2017

Europa: Der Verzehr von Bienen ist nicht üblich, doch


der ihres Ausscheidungsproduktes Honig sehr wohl.

kein Verzehr,
keine Angaben
1 bis 99
100 bis 199
200 bis 299 Thailand: Getrocknete
300 und mehr Wanzen verdrängen als
Knabberware die Erd-
nüsse in Bierkneipen.
Ghana: Termiten,
besonders in der
Mexiko: Als Snacks an
Regenzeit aktiv,
mobilen Essständen sind
werden auf vielerlei
Käferlarven beliebt, ferner
Arten zubereitet.
Chinicuiles, die auch als
„Mezcal-Würmer“ bekann-
ten Schmetterlingsraupen. Australien: „Witchetty grubs“,

FLEISCHATLAS 2018 / JONGEMA
Holzbohrerlarven, schmecken
nach Nüssen und Mandeln. Sie
sind traditionelle Speise der
Aborigines.
Südafrika: Häufig erhält der Maismehlbrei
ein Topping aus gerösteten Heuschrecken.

In rund 80 Prozent aller Kulturen werden


Getreide- und Pseudogetreide, Nüsse und Sprossen, da tieri- Insekten verzehrt, am meisten in
sche Eiweiße dem Bedarf des menschlichen Körpers besser subtropischen und tropischen Regionen
entsprechen. Insekten ergänzen deshalb vegetarische oder
vegane Ernährung optimal.
Auch ökologisch und mit Blick auf das Wohl der Tiere hier sehr unpräzise) sind in fast allen europäischen Ländern
spricht vieles für die Insekten – im Vergleich zu der traditi- vorerst nur Insekten in unverarbeiteter Form, also ganze
onellen Viehhaltung. Noch wissen wir wenig darüber, ob Heuschrecken, Grillen und Würmer.
und wie schmerzempfindlich Insekten sind; die übliche Tö- Vorreiter bei der schrittweisen Zulassung von verar-
tung durch Einfrieren kommt dem „natürlichen Schicksal“ beiteten Insekten sind Belgien, die Niederlande und die
der Kaltblütler, die bei geringen Temperaturen in „Winter- Schweiz, wo entsprechende Produkte seit Mitte 2017 im Su-
schlaf“ fallen, aber sehr nahe. permarkt zu kaufen sind. Sobald verarbeitete Insekten auch
Um sie zu züchten, könnten viele Arten auch in großen in Deutschland und Österreich zugelassen werden, verspre-
Mengen artgerechter gehalten werden als Schweine, Rin- chen sich Produzenten rasche Erfolge in dem boomenden
der und Geflügel. Unbestritten ist die hohe Effizienz bei der Markt der High-Protein-Produkte und der Spezialnahrung
Verwertung von Futter: Während Rinder rund acht Kilo- für Sportlerinnen und Sportler.
gramm benötigen, um ein Kilogramm Fleisch aufzubauen,
Schweine etwa fünf Kilogramm, reichen den Insekten dafür
durchschnittlich zwei Kilogramm Futter. Auch der Wasser-
ESSBARE VIELFALT
verbrauch, der bei der traditionellen Viehzucht sehr hoch
2.111 dokumentierte Arten, Verteilung auf Gruppen, 2017,
ist, fällt bei der Insektenzucht gering aus. in Prozent
In Europa gibt es primär ein Interesse daran, Insekten
als Futtermittel für die traditionelle Fleisch- und Fischzucht Heuschrecken, 278 Arten
zu nutzen, um den Importbedarf an Soja zu verringern. Das 13
ist derzeit nicht erlaubt. Als ersten Schritt für die Zulassung
gab die EU im Juli 2017 grünes Licht dafür, aus Insekten ge- 31
Wanzen, 237 Arten
wonnene Proteine in Aquakulturen zu verfüttern. 11
Käfer, 659 Arten
Auch für den menschlichen Konsum gibt es in vielen
europäischen Ländern Vorbehalte. Die Forschungen zu Libellen, 61 Arten 3
3
möglichen mikrobiologischen und toxikologischen Ge- Termiten, 59 Arten
2
fährdungen seien noch nicht ausreichend, heißt es. Für den Fliegen, 37 Arten 2 1
2 Raupen, 362 Arten
Schaben, 37 Arten
FLEISCHATLAS 2018 / JONGEMA

menschlichen Verzehr geduldet (das Lebensmittelrecht ist


Spinnen, 15 Arten 15 17
andere, 45 Arten
Was in Europa fast als Speisetabu gilt, Ameisen, Bienen, Wespen, 321 Arten
ist in weiten Teilen der Welt ein
selbstverständliches Nahrungsmittel

FLEISCHATLAS 2018 45
LABORFLEISCH

BIOLOGEN ZEIGEN IHRE MUSKELN


Mit In-vitro-Fleisch wollen Biotechnologen vielfältigung und Gewebezüchtung. Sie verläuft wie das
das Bedürfnis der Welt nach immer mehr sogenannte „Tissue Engineering“, ganz ähnlich der In-vitro-
tierischem Protein stillen. Während die Produktion von embryonalen Stammzellen. Diese Zellen
können sich unendlich oft teilen, wodurch immer neue,
Kosten sinken, steigen die Kenntnisse über
identische Zellen entstehen – theoretisch ein grenzenloses
den Aufwand und die Risiken der Produktion. Wachstum. Durch eine Biopsie werden einem lebenden
Tier Muskelstammzellen entnommen. Diese Zellen werden

I
m Juli 2016 schaltete ein israelisches Start-up namens in einem Nährmedium kultiviert und vermehren sich. Billi-
SuperMeat eine Crowdfunding-Kampagne im Internet. onen von Stammzellen bilden anschließend Muskelzellen,
Es warb für die Finanzierung eines Gerätes, für das noch die zu Muskel- und Fleischfasern zusammenwachsen. Das ist
nicht einmal ein Design oder ein Bauplan vorlagen – einen eine Sache von Wochen. Um einen Hamburger zu formen,
Bioreaktor für den Hausgebrauch, der Hühnerfleisch pro- braucht man etwa 20.000 solcher Fasern.
duziert. Die Maschine, so warb ein Video, lasse sich in Super- Die In-vitro-Metzger haben den moralischen Vorteil im
märkten, Restaurants oder sogar in Privathaushalten auf- Auge, aber sie argumentieren auch ökologisch. Fleisch aus
stellen. Nach nicht einmal zwei Monaten war die Zielmarke Fabriken, die eher Raffinerien oder Chemieanlagen entspre-
von 100.000 Dollar erreicht. Inzwischen hat SuperMeat den chen, machen mit der Massentierhaltung Schluss. Die Er-
Betrag auf eine halbe Million Dollar erhöht. Noch bevor der nährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten
Schritt von der Vision zum Plan gemacht war, fanden sich Nationen erwartet, dass sich bis 2050 die weltweite Fleisch-
genügend Leute, die das Verfahren finanzieren. produktion auf 465 Millionen Tonnen jährlich nahezu ver-
Das zeigt, wie faszinierend die Idee für viele sein muss, doppelt. Bis dahin wird es wohl noch immer viele Fleischesser
Fleisch zu produzieren, ohne dass dafür ein Tier leiden geben. Daher die Argumente: Kunstfleisch aus dem Bioreak-
und sterben muss. „Cultured meat“, „clean meat“ oder zu tor sei nachhaltiger herzustellen. Der Energieverbrauch las-
deutsch „In-vitro-Fleisch“ sind die Schlagworte, mit denen se sich um bis zu 45 Prozent gegenüber der konventionellen
junge Biotechnologie-Firmen aus den USA, den Niederlan- Fleischherstellung zurückdrehen. Die Emissionen von Treib-
den und eben aus Israel derzeit um Investorinnen und In- hausgasen, der Flächen- und der Wasserverbrauch sänken
vestoren werben. Science-Fiction ist das nicht mehr. Laut sogar um über 95 Prozent. Aber solche Angaben haben
den Unternehmen ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis schon revidiert werden müssen, und der Energieverbrauch
Hühnchen-Nuggets, Fischstäbchen oder Burger-Pattys aus der Bioreaktoren könnte deutlich höher sein als der der in-
der Petrischale in den Supermärkten liegen. dustriellen Geflügel- und Schweinehaltung.
Die eigentliche Technologie dahinter ist erprobt. Schon
seit Jahren werden Herzklappen, Hautgewebe oder Ohrmu-
scheln im Labor gezüchtet. Also sollte das auch bei Steaks Entgegen früheren Annahmen erfordert
und Schnitzel klappen, sagten sich die Forscherinnen und Laborfleisch wesentlich mehr Energie als Tierfleisch.
Forscher. Die Erzeugung basiert auf Techniken der Zellver- Revidiert wurde auch der Wasserverbrauch

FORTSCHRITT MIT FRAGEZEICHEN


Umweltbelastungen durch die Herstellung von In-vitro-Fleisch;
neue Angaben aufgrund verbesserter Analytik, 2011 und 2014. Rind Schaf Schwein Geflügel Laborzucht
100 Prozent: Europäisches Rindfleisch

100

80

60

40
FLEISCHATLAS 2018 / TUOMISTO ET AL.

20

0
2011 2014 2011 2014 2011 2014 2011 2014

Energie­verbrauch Ausstoß von Treibhausgasen Landverbrauch Wasserverbrauch

46 FLEISCHATLAS 2018
FLEISCHATLAS 2018 / VIER PFOTEN, STOCKMAR
BURGER AUS DER PETRISCHALE
Herstellung von In-vitro-Fleisch, vereinfachte Darstellung

In einer Nährlösung aus Zucker,


Aminosäuren, Mineralien und Vitaminen,
gefüttert mit dem Wachstumsserum,
wachsen die Stammzellen heran.

Einer lebenden Kuh wird Das Wachstumsserum stammt


Muskelgewebe entnommen, aus dem Blut lebender Föten. Das
um daraus adulte Muttertier wird geschlachtet, der
Stammzellen zu gewinnen. Fötus stirbt durch die Entnahme.
Vielleicht können Algen schon
bald das Kälberblut ersetzen.

In Bioreaktoren
wachsen die
Muskelfasern Im Fleischwolf werden die
heran. Gerüste üben Fasern zu einer Fleischmasse
Zug aus, der die für Burger oder Wurstwaren,
Muskeln trainiert. ein übliches Verfahren.

Vielleicht kann Laborfleisch ohne das Töten


1997 erhielt der niederländische Forscher Willem van von Tieren auskommen. Ein Problem bleibt: Es
Eelen das erste Patent zur Herstellung von In-vitro-Fleisch. droht die Fusion von Bio- und Gentechnik
1998 folgten Patente in den USA. Einige wenige Biotech-
Firmen könnten nun den Markt unter sich aufteilen. 2013
ging der niederländische Biologe Mark Post mit dem ersten 2017 geriet die US-Firma Impossible Foods mit ihrem fleisch-
künstlichen Burger an die Öffentlichkeit und lud zur Verkos- freien Burger in die Kritik. Ihr Geschmacksträger stammte
tung. Die Kritik war wohlwollend, der Preis des Gerichts ex- aus einer genetisch veränderten Hefe, die keine Zulassung
orbitant. Die ganze Entwicklung eingerechnet, kostete der erhalten hatte. Umweltorganisationen kritisieren, dass die
erste In-vitro-Burger rund 330.000 US-Dollar. Als Finanzier gentechnischen Verfahren für die In-vitro-Fleischprodukti-
stand der Google-Gründer Sergey Brin hinter dem Projekt. on nicht transparent sind. Dennoch – oder gerade deshalb –
Eine der größten Herausforderungen für die Biotech- haben die Technologinnen und Technologen in den ver-
nologen ist derweil das Nährmedium, in dem das Fleisch gangenen vier Jahren deutliche wirtschaftliche Fortschritte
wächst. Bislang ist es Kälberserum, das aus den Föten ge- gemacht. Die Kosten von Mark Posts Burger, heißt es, lägen
schlachteter schwangerer Kühe gewonnen wird und vol- inzwischen bei nur noch elf US-Dollar.
ler Wachstumshormone steckt. Aus tierethischer Sicht ist
dies problematisch, weil wahrscheinlich auch die Föten
zu diesem Zeitpunkt bereits Leid empfinden. In Deutsch-
BIOTECH GEGEN ERDERWÄRMUNG
land ist seit Mai 2017 die Schlachtung von tragenden Tie-
Bandbreite der Klimabelastung durch Nahrungsmittel,
ren im letzten Drittel der Schwangerschaft untersagt. Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalent pro Kilogramm Protein
SuperMeat gibt an, bereits auf rein pflanzlichen Nährböden
Zellen vermehrt zu haben. Noch immer erfordert die Her- Rindfleisch
stellung auch die Zugabe von Antibiotika, denn Bakterien Schaffleisch
machen auch vor künstlichem Fleisch nicht halt. Die For- Schweinefleisch
scher beschäftigen sich derzeit mit der komplexen Struktur
Geflügelfleisch
ihres Objekts, um dem Original noch näher zu kommen.
Fleisch besteht nicht nur aus Muskelfasern, sie werden von Fisch
Colagenen gehalten und von Fettgewebe umhüllt, das auch Eier
für den Geschmack verantwortlich ist.
Milch
FLEISCHATLAS 2018 / TUOMISTO ET AL.

Einige Unternehmen haben Verfahren entwickelt, um


Fleisch aus Zellen pflanzlicher Herkunft zu gewinnen. Mitte Fleischersatz*
Hülsenfrüchte
* pflanzlich, z. B. Sojaprodukte
Ersatzfleisch
Der Kohlendioxid-Fußabdruck des In-vitro-Fleisches ist
kleiner als der durchschnittliche für Fleisch. 0 50 100 150 200

Nur pflanzliche Produkte sind nicht zu schlagen

FLEISCHATLAS 2018 47
AUTORINNEN UND AUTOREN,
QUELLEN VON DATEN, KARTEN
UND GRAFIKEN
Alle Internetquellen wurden zuletzt im 18–19 SCHLACHTABSCHNITTE:
Dezember 2017 abgerufen. Der Fleischatlas ist VON KOPF BIS SCHWANZ von Ludwig Maurer
im PDF-Format unter den Download-Adressen S. 18: Global Poultry Trends, 15.3.2016, Table 7,
herunterzuladen, die im Impressum aufgeführt http://bit.ly/2jh1OVP. EUROSTAT-COMEXT, EU-28 Export of
sind. Im PDF sind alle Links anklickbar. Animal Offal Total, 1.3.2017, http://bit.ly/2nwNi0y.
S. 19: Greenpeace Magazin 5/2015, Ist uns Herz inzwischen
Wurst? http://bit.ly/1NybB3z. Iss was?! Tiere, Fleisch & Ich,
Heinrich-Böll-Stiftung 2016, S. 6, http://bit.ly/2y6bFHn

20–21 FLÄCHENBINDUNG: GRENZEN


FÜR NUTZTIERE von Christian Rehmer
S. 20: Deutscher Fleischer-Verband, Geschäftsbericht
2017, S. 42, http://bit.ly/2BBUAlR. S. 21: Jonas Luckmann,
International Agricultural Trade And Development
Group, Humboldt-Universität Berlin, eigene
Berechnungen. Destatis, Agrarstrukturerhebung 2016,
10–11 GRENZEN: ENDLICHKEIT DER Abfrage 29.11.2017, http://bit.ly/2nv6VX8.
LANDWIRTSCHAFT von Christine Chemnitz
S. 10: Stockholm Resilience Centre, http://bit.ly/2BJfyQF. 22–23 KOMBIHALTUNG: MEHR ALS EIN
Steffen et al., Planetary Boundaries. Science, 13.2.2015, EINKOMMEN von Bernhard Hörning
http://bit.ly/2A6pkPI. S. 11: FAOSTAT Crops, Land Use, S. 22: Georg Stöckl, Unternutzung von Streuobstwiesen,
Abfrage 15.11.2017, http://bit.ly/2q6A3l6, Folien 29, 30, http://bit.ly/2jhV5Lh, und persönliche
http://bit.ly/2q6A3l6 Auskünfte. S. 23: M. Jurkschat, L. Schadow, Beweidung
von Fotovoltaikanlagen mit Schafen. VDLUFA-
12–13 INSTRUMENTE: MARKETING FÜR Schriftenreihe 69, S. 552, http://bit.ly/2BBB0GE, und
GUTE ERNÄHRUNG von Achim Spiller persönliche Auskünfte. – Mattias Rupp, Beweidete
S. 12, S. 13 o.: Spiller et al, Instrumente der lichte Wälder in Baden-Württemberg, Diss. 2013, S. 77,
Ernährungspolitik, Teil 1, 15.3.2017, http://bit.ly/2AQIkBz, Kartenrecherche: Nils Leches, http://bit.ly/2jhVxsX.
Teil 2, 12.4.2017, http://bit.ly/2inPRgf. S. 13 u.: Deutscher
Bauernverband, Situationsbericht 2016/17, S. 165, 24–25 TIERWOHL: SCHMERZ UND LEID
http://bit.ly/2jT7DZ3 IM STALL von Peter Kremer
S. 24: Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik
14–15 LABEL: SUCHE NACH DER (WBA), Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten
HALTUNGSNOTE von Katrin Wenz Nutztierhaltung, 2015, S. ii, http://bit.ly/1LZlvLW.
S. 14: CIRCABC, Abfrage 5.11.2017, http://bit.ly/1jULTYI. Illustration: Ellen Stockmar. S. 25: WBA (wie S. 24),
Marktinfo Eier & Geflügel, Mehr Biohennen in der EU. S. 92. Destatis, Weidehaltung von Rindern,
Meldung, 12.7.2016, http://bit.ly/2BKyfDK. S. 15: BUND, http://bit.ly/2kpl4DZ, und Milchkühen, http://bit.
Haltung zeigen – Kennzeichnungspflicht einführen. ly/1KG1uVR. – Maike Kayser et al., Die Wahrnehmung
http://bit.ly/2zPwfbM. des Begriffs „Massentierhaltung“ aus Sicht der
Gesellschaft, Berichte über Landwirtschaft, Bd. 90,
16–17 FISKUS: REGULIEREN DURCH Dezember 2012, S. 421, http://bit.ly/2iXubf1.
KASSIEREN von Alexander Mahler
S. 16: Greenpeace, Ökonomische Instrumente für eine 26–27 NITRATE: WAS NICHT GEBRAUCHT
Senkung des Fleischkonsums in Deutschland, Studie WIRD, KOMMT INS GRUNDWASSER
des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS), von Thorsten Reinsch
2013, S. 24, http://bit.ly/2ARC8Jx. S. 17: New England S. 26: BMEL, Nitratbericht 2016, http://bit.ly/2sYEGRa.
Journal of Medicine (NEJM), Health Effects of Overweight S. 40, Umweltbundesamt, http://bit.ly/2AU3n66.
and Obesity in 195 Countries over 25 Years, 6.7.2017, S. 27: Rijksdienst voor Ondernemend Nederland,
http://bit.ly/2tcHUOl. World Obesity, Obesity Export dierlijke mest per jaar, 13.2.2017, http://bit.
prevalence worldwide – Adults, http://bit.ly/2xihDEK. – ly/2AxkCYh. – European Atlas of Soil Biodiversity, S. 64,
Archiv/eigene Erhebung. http://bit.ly/2koZ6B0.

48 FLEISCHATLAS 2018
28–29 LANDNUTZUNG: DAS FLEISCH 36–37 EINZELHANDEL: TIERHALTUNG – EIN
UND SEINE FLÄCHEN von Nuray Duman THEMA FÜR DEN SUPERMARKT von Sophie Herr
und Tobias Reichert S. 36: LZ Retailytics, Top 30 Lebensmittelhandel
S. 28: World Resources Institute, Shifting Diets for Deutschland 2017, http://bit.ly/2AZHMJP. S. 37:
a Sustainable Food Future, Working Paper, April Anke Zühlsdorf et al., Wie wichtig ist Verbrauchern
2016, S. 39, http://bit.ly/280j5oK. S. 29: Christian Schader das Thema Tierschutz? 2016, S. 20, 22,
et al., Impacts of feeding less food-competing http://bit.ly/2AUEJCp. – Agrarmarkt Informations-
feedstuffs to livestock on global food system Gesellschaft (AMI), Verteilung der Ausgaben für
sustainability, Journal of the Royal Society Interface, Frischfleisch im Lebensmitteleinzelhandel in
16.12.2015, http://bit.ly/1UkVLHY. – FAO, Looking Deutschland nach Betriebsformen in den Jahren 2007
ahead in world food and agriculture: Perspectives to bis 2013, Statista, Metered Paywall, http://bit.ly/2B0u3Tb.
2050, S. 243, http://bit.ly/2klWS5l.
38–39 EU-AGRARPOLITIK: IDEEN FÜR
30–31 ZUCHT: GESUCHT: DAS GELD AUS BRÜSSEL von Ulrich Jasper
ZWEINUTZUNGSTIERE von Anita Idel S. 38: EU, Overview of CAP Reform 2014-2020, Dezember
S. 30: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft 2013, S. 4, http://bit.ly/2BJztPs. S. 39: Statistical Factsheet
(LfL), Dieter Krogmeier: Der ökologische European Union, Juni 2007, S. 7, http://bit.ly/2ioSLRL.
Gesamtzuchtwertfür Kühe, 2009, http://bit.ly/2jhNkoz. capreform.eu, ¬Net gainers and losers from CAP
S. 31: Ökologische Tierzucht gGmbH, Was sind expenditure, http://bit.ly/2AyYY5Q
Element einer ökologischen Geflügelzucht?
http://bit.ly/2jjVQDQ. – Destatis, Legehennenhaltung 40–41 KLIMA: VIEL WENIGER EMISSIONEN
und Eiererzeugung von 1995 bis 2004. Wirtschaft NUR MIT VIEL WENIGER TIEREN von Tobias
und Statistik 6/2005, S. 588, http://bit.ly/2BKx1Zd. Reichert
Wilfried Brade, Eiererzeugung und S. 40: Heinrich-Böll-Stiftung, Die XXL-Klimabilanz der
Legehuhnzüchtung in der ehemaligen DDR und den Fleisch- und Milchgiganten, http://bit.ly/2j9svi1.
neuen Bundesländern, Berichte über Landwirtschaft, S. 41: Jonas Luckmann, International Agricultural Trade
Band 92, August 2014, http://bit.ly/2jfNWeE. And Development Group, Humboldt-Universität
Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport Berlin, eigene Berechnungen mit Gleam-Simulationen,
1999, S. 281, http://bit.ly/2iXDdsr. Arbeitsgemeinschaft http://bit.ly/2B0EM04. European Union Transaction
Deutscher Rinderzüchter, Entwicklung von Log, Abfrage 1.11.2017, http://bit.ly/2knwk3V.
Rinderbeständen und Milchleistung in Deutschland,
http://bit.ly/2Az9rOE. 42–43 GENTECHNIK: DNA-SCHEREN AN
DER ARBEIT von Christoph Then
32–33 ANTIBIOTIKA: WENN DAS VIEH S. 42: AgFront/Alison Van Eennnaam, Genome Editing:
DIE GESUNDHEIT DER MENSCHEN BEDROHT What’s the Big Deal? http://bit.ly/2AtdsGu. Wikipedia.
von Reinhild Benning S. 43: Heinrich-Böll-Stiftung, Konzernatlas, 2017,
S. 32: Thomas P. Van Boeckel et al., Reducing S. 23 f., http://bit.ly/2AzHfvj. – Christoph Then, Gentechnik,
antimicrobial use in food animals, Supplementary Patente und die Tierversuchsindustrie, 2016,
Material, Science 357 (2017), S. 17, http://bit.ly/2hjwAx3
http://bit.ly/2iW0JFW. S. 33: wie S. 32, Tabelle S2. –
European Medicines Ageny, Sales of veterinary 44–45 INSEKTEN: ALTE UND NEUE
antimicrobial agents in 30 European countries NÜTZLINGE von Wolfgang Reiter und Hanni
in 2017, Seventh ESVAC report, S. 58-61, Rützler
http://bit.ly/2kSZFmo. S. 44: insektenessen.at, http://bit.ly/2BCr4g4. FAO,
Edible insects, S. 60, http://bit.ly/1ixCl5P. S. 45: Yde
34–35 VERMARKTING: ALTE RASSEN Jongema, List of edible insects of the world (April 1, 2017),
UND NEUE TECHNIK von Pierre Johannes http://bit.ly/2BCDWTv.
S. 34: Gesellschaft zur Erhaltung alter und
gefährdeter Haustierrassen (GEH), Rote Liste der 46–47 LABORFLEISCH: BIOLOGEN ZEIGEN
bedrohten Nutztierrassen in Deutschland, mit IHRE MUSKELN von Jörn Kabisch
Verbreitungsnachweisen, Stand Januar 2016, S. 46: Hanna L. Tuomisto et al., Environmental Impacts
http://bit.ly/2AZEKFr. Bundesanstalt für of Cultured Meat Production. Environmental Science &
Landwirtschaft und Ernährung, Rote Liste. Technology 2011, S. 6117-6123, http://bit.ly/1ktmchR.
Einheimische Nutztierrassen in Deutschland 2015, Dies., Environmental impacts of cultured meat:
S. 197 f., eig. Berechnungen, http://bit.ly/2BBwlUX. alternative production scenarios, LCA Food 2014.
VIEH, Landkarte zum regionalen Schwerpunkt S. 1360-1366, http://bit.ly/2BHBCex. S. 47: Vier Pfoten,
gefährdeter Nutztierrassen, http://bit.ly/2nuwlEj. In-Vitro-Fleisch, http://bit.ly/2kpmFJX. Illustration:
S. 35 o. M.: Meine Kleine Farm, http://bit.ly/2koOeTC, Ellen Stockmar. – Hanna L. Tuomisto et al.,
eigene Erhebungen. S. 35 u.: Oliver Wyman, Environmental impacts of cultured meat: alternative
Frisch oder stirb. Sechs Kategorien für Frische der production scenarios, LCA Food 2014. S. 1364,
Weltklasse, Abbildung 2, http://bit.ly/2AWyQVm. http://bit.ly/2BHBCex.

FLEISCHATLAS 2018 49
HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG
Demokratie und Menschenrechte durchsetzen, gegen die Zerstörung
unseres globalen Ökosystems angehen, patriarchale Herrschafts-
strukturen überwinden, die Freiheit des Individuums gegen
staatliche und wirtschaftliche Übermacht verteidigen – diese Ziele
bestimmen das Handeln der Heinrich-Böll-Stiftung. Sie steht zwar
den Grünen nahe, ist aber unabhängig und geistiger Offenheit
verpflichtet.

Mit derzeit 32 Auslandsbüros verfügt sie über ein weltweites Netz für
ihr Engagement. Sie arbeitet mit ihren Landesstiftungen in allen
deutschen Bundesländern zusammen, fördert gesellschaftspolitisch
engagierte Studierende und Graduierte im In- und Ausland und
erleichtert die soziale und politische Teilhabe von Immigrantinnen und
Immigranten. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Verwirklichung
einer demokratischen Einwanderungsgesellschaft sowie einer
Geschlechterdemokratie als eines von Abhängigkeit und Dominanz
freien Verhältnisses der Geschlechter. Darüber hinaus fördert die
Stiftung Kunst und Kultur als Element ihrer politischen Bildungsarbeit Heinrich-Böll-Stiftung
und als Ausdrucksform gesellschaftlicher Selbstverständigung. Schumannstr. 8, 10117 Berlin, www.boell.de

BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND


Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND)
ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verband, der auf regionaler,
nationaler und internationaler Ebene arbeitet. Der BUND setzt
sich ein für den Schutz der Natur und Umwelt – damit die Erde für
alle, die auf ihr leben, bewohnbar bleibt. Wir engagieren uns für
eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft, gesunde Lebensmittel,
für den Schutz des Klimas, der Wälder und des Wassers, für den
Ausbau regenerativer Energien und für bedrohte Arten. Wir fordern
den zügigen Umbau der Nutztierhaltung sowie eine Agrarwende
hin zu einer umwelt- und klimafreundlichen Landwirtschaft.

Der BUND ist mit über 584.000 Mitgliedern und Unterstützer*innen


einer der größten Umweltverbände Deutschlands. Wir verstehen
uns als treibende gesellschaftliche Kraft für ökologische Erneuerung
mit sozialer Gerechtigkeit. Mit 16 Landesverbänden und über
2.000 lokalen Gruppen ist der BUND im ganzen Land aktiv und
erreichbar. Der BUND ist Mitglied des internationalen Netzwerks
Friends of the Earth International (FoEI) und hat Partnerorganisa- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
tionen in rund 70 Ländern. Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, www.bund.net

LE MONDE DIPLOMATIQUE
Hinter dem Atlas der Globalisierung steht die große internationale
Monatszeitung Le Monde diplomatique (LMd), deren deutsche
Ausgabe in Berlin unter dem Dach der taz produziert wird. LMd
berichtet aus aller Welt, wird von Leuten in aller Welt gemacht
und auch – einzigartig – in aller Welt gelesen. Von ihren weltweit
1,5 Millionen Leserinnen und Lesern haben viele die Zeitung
auf Arabisch vor Augen, andere lesen sie auf Japanisch, Polnisch,
Portugiesisch oder Farsi. Denn LMd ist längst zu einem
internationalen Netzwerk geworden, mit über 40 Print- und
Onlineausgaben in mehr als 20 Sprachen.

In Zeiten der medialen Beschleunigung ist eine Zeitung wie LMd


unverzichtbar. Sie erklärt die Ursachen aktueller Konflikte,
berichtet über die Wirklichkeit in Ländern und Regionen, die
weniger im Fokus stehen, und schaut auf künftige Entwicklungen.
So hat LMd früher als andere die neokoloniale Ausbeutung des
globalen Südens beschrieben, vor der Kettenreaktion der
Finanzkrise gewarnt und über das zerstörerische Fracking oder Le Monde diplomatique, deutsche Ausgabe
die fatale Biospritlüge berichtet. Rudi-Dutschke-Str. 23, 10969 Berlin, www.monde-diplomatique.de

50 FLEISCHATLAS 2018
BISHER ERSCHIENEN

FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2013
MEAT ATLAS
Facts and figures about the animals we eat
La réalité et les chiffres sur les animaux
que nous consommons
ET ATLASI
Yediğimiz hayvanlar hakkında gerçekler ve rakamlar
ATLAS CARNE DE
LA
Hechos y cifras sobre los animales que comemos

ATLAS CARNE DA
Fatos e números sobre os animais que comemos
ATLAS MASA
Příběhy a fakta o zvířatech, která jíme
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2014
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2016

NEUE THEMEN DEUTSCHLAND REGIONAL

EXTRA: ABFALL UND VERSCHWENDUNG

KONZERNATLAS
Daten und Fakten über die Agrar- und Lebensmittelindustrie 2017
AGRIFOOD ATLAS
Facts and figures about the corporations that control what we eat 2017
MEERESATLAS
Daten und Fakten über unseren Umgang mit dem Ozean 2017
OCEAN ATLAS
Facts and Figures on the Threats to Our Marine Ecosystems 2017

BODENATLAS
Daten und Fakten über Acker, Land und Erde 2015
SOIL ATLAS
Facts and figures about earth, land and fields 2015
L’ATLAS DU SOL
Faits et chiffres sur la terre, les sols et les champs 2016

KOHLEATLAS
Daten und Fakten über einen globalen Brennstoff 2015
COAL ATLAS
Facts and figures on a fossil fuel 2015
COAL ATLAS
Facts and figures on a fossil fuel 2015
ATLAS UHLÍ
Příběhy a fakta o palivu, které změnilo svět i klima 2015
ATLAS WEGLA
Dane i fakty o globalnym paliwie 2015

NIGERIA

WIE WIR HOW WE ARE HOW WE ARE JAK SI JAK


DAS KLIM
A COOKING COOKING OHŘÍVÁME PRZEGRZEW
AMY

VERHEIZE
N THE CLIMATE THE CLIMATE PLANETU KLIMAT

KOHLEATLAS EUROPA-ATLAS
SACHSEN
Činjenice i podaci o fosilnom gorivu 2016 Daten und Fakten über den Kontinent

Daten und Fakten über einen verhängnisvollen Rohstoff 2017

KAKO
ŽRTVUJEMO
KLIMU
KLIMA
WIRTSCHAFT
ARBEIT
Grenzen bei der Düngung
lösen eine technische Modernisierung aus.
aus: WAS NICHT GEBRAUCHT WIRD, KOMMT INS GRUNDWASSER, Seite 26

Auf einer Website wird jeder Hof vorgestellt


60 EU-12 EU-15 EU-25 EU-27 EU-28
und jedes geschlachtete Tier porträtiert.
50 aus: ALTE RASSEN UND NEUE TECHNIK, Seite 34

1.850
40
1.581
11.561 1.285 1.603
9.476 30 1.127 1.527
2.334
Russland
2.202
Kanada
20 Deutschland
4
1.398 17
85 10
Spanien
USA 1.319
85 124.338
4.792 China 78.200
0 Italien
29 502.633
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2014 2016 2018 2010 2012 2014 2016 2018 2020
iko
9.092
6.448
Sterneköchinnen und Sterneköche haben die Tradition neu belebt,
möglichst alle Teile eines geschlachteten Tieres zu verarbeiten.
Indien
Brasilien
aus: VON KOPF BIS SCHWANZ, Seite 18

Einige Agrarbetriebe kombinieren bereits


Photovoltaik
2030 mit Hühnerhaltung.
2013
aus: MEHR ALS EIN EINKOMMEN, Seite 22

You might also like