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Medien und Gesellschaft

Medien & Gesellschaft


Die Postmoderne im Kino

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


Medien und Gesellschaft

Gliederung |

1.Allgemeines zur Postmoderne


1.1.Versuch einer Definition der Postmoderne
1.2.Entstand des Begriffs „Postmodern/e“.
1.3.Kennzeichen der Postmoderne.

2.Postmoderne und Kino


2.1.Eine neue Ära des Films
2.2.Beispiele des Postmodernen Films
2.3.Bestimmung der Postmodernität im Film

3. der Action-Blockbuster nach dem «Die Hard» Prinzip

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


Medien und Gesellschaft

„Vielleicht reden die Leute von der Postmoderne, weil sie


mitten in der Moderne stecken, die ihnen zum Hals her-
aushängt, und vielleicht ist das Reden vom Ende der Post-
modern nichts als die ernüchternde Entdeckung, dass wir
mitten in der uns zum Hals heraushängenden Moderne
stecken?“

Vilém Flusser (1991): Nach der Post-moderne?

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Versuch einer Definition der Postmoderne

- Postmoderne: [lat. post ,,nach“], ,,zentraler Begriff der Kultur-


theorie, der der Annahme Ausdruck verleiht, die als modern be-
zeichnete Periode sei abgelaufen, müsse überwunden werden,
oder enthalte selbst schon Elemente ihrer Aufhebung.
- Zustand der Moderne wird als Krise verstanden: aufgrund der
Relativierung von Wertmaßstäben und gültigen Gewissheiten
kann keine vernünftige Legitimation von Wahrheit und Gerech-
tigkeit, noch die Annahme von Fortschritt durch Aufklärung
verteidigt werden
- Postmoderne als Verwirklichung uneingelöster Chancen der
Moderne
- Phänomene und Erfahrungen wie Unbestimmtheit, Pluralität,
Spontaneität, die in der Moderne negativ betrachtet werden,
stellen in der Postmoderne menschliche Schlüsselerfahrungen
dar.

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Wie Entstand der Begriff „Postmodern/e“?

- schon Nietzsche zielt mit seiner Philosophie auf die


Überwindung der Modernität
- erste Erwähnung durch Pannwitz in ,,Die Krise der eu-
ropäischen Kultur“ 1917 im Bezug auf Nietzsches Philo-
sophie: ,,Postmoderne als Überwindung der Moderne im
Zeichen des Übermenschen“
- „Postmodernismo“ als Kritik des „Modernismo“ in der la-
teinamerikanischen Literaturgeschichte seit 1934
- „Postmodernism“ in Zusammenhang mit Literatur und
Architektur in den 40‘er Jahren in den USA allerdings als
negative Wertung; Umschwung in der Bewertung ab den
60‘er Jahren
- Synonyme: Transavantgarde und Spätmoderne

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Was sind die Kennzeichen der Postmoderne?

- Distanzierung zeitgenössischer Künstler von den ästhetischen


Verfahren der Moderne
- Ablehnung des Innovationsstreben der Moderne
- Extremer Stilpluralismus, oftmals in einer Anhäufung von Zita-
ten verschiedenster Kunstperioden Grundsatz, dass in Literatur,
Film, Architektur und bildender Kunst nichts Neues mehr zu
schaffen sei - spielerischen Umgang mit vorhandenem Material
- Rückbesinnung auf Geschichte und Traditionen als Versuch,
die überlieferten Verfahrensweisen zu einem neuen Ganzen zu
vereinigen
- Grenzen zwischen Kitsch und Kunst, Massenkultur und elitärer
Kunstauffassung werden bewusst verwischt
- ,,Postmoderne keine Anti-Moderne, sie löst nur die Verspre-
chen der Moderne radikal ein“ (Welsch, ,,Unsere postmoderne
Moderne“)

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Postmoderne und Kino

- 80er Jahre, eine neue Ära des Kinos begann (Autoren-


bzw. Independentfilm)
- die postmoderne Filmästhetik wird als Konventions-
bruch wahrgenommen
- 90er Jahre, zunehmend konventionalisiert, das Mainstre-
amkino wird erfasst

Postmoderne Stilelemente sind heute integraler Bestand-


teil von Produktionen jeder Größenart.

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Beispiele des Postmodernen Films:

„Apocalypse Now” (Regie: Francis Ford COPPOLA, 1979),


„Blade Runner” (Regie: Ridley SCOTT, 1982),
„Blues Brothers” (Regie: John LANDIS, 1980),
„Casablanca“ (R. Michael CURTIZ, 1943),
„Clockwork Orange“ (Regie: Stanley KUBRICK, 1970/71),
„Easy Rider“ (Regie: Dennis HOPPER, 1959),
„Einer flog übers Kuckucksnest“ (Regie: Milos FORMAN,
1975),
„E.T. - Der Außerirdische“ (Regie: Steven SPIELBERG,
1982),
„Für eine Handvoll Dollar“ (Regie: Sergio LEONE, 1964),
„Goldfinger“ (Regie: Guy HAMILTON, 1964),

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„Jäger des verlorenen Schatzes“ (Regie: Steven SPIEL-


BERG, 1981),
„Krieg der Sterne“ (Regie: Georg LUCAS, 1977),
„Leben des Brian“ (Regie: Terry JONES, 1980),
„Pulp Fiction“ (Regie: Quentin TARANTINO, 1994),
„Shining“ (Regie: Stanley KUBRICK, 1980),
„Spiel mir das Lied vom Tod” (Regie: Sergio LEONE,
1968),
„Taxi Driver” (Regie: Martin SCORESE, 1976),
„The Matrix” (Regie: Larry and Andy WACHOWSKI, 1999),
„The Rocky Horror Picture Show” (Regie: Jim SHARMAN,
1973),

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vier Merkmalsbereiche zur Bestimmung des Grades der


Postmodernität eines Films (nach Eder):

- Intertextualität

- Spektakularität und Ästhetisierung

- Selbstreferentialität

- Anti-Konventionalität und dekonstruktive Erzählverfah-


ren

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„Wie immer man das postmoderne Kino ein- oder abgren-


zen mag: ob als Formenflimmern oder Oberflächenrau-
schen, ob über die Logik des Zitats oder im Kontext einer
durch MTV, Viedeorecorder und Computer veränderten
Medienkultur- zumindestens dürfte außer Frage stehen,
dass das Kino der Postmoderne die zunehmende Mediati-
sierung unserer Selbst und Weltbilder reflektiert.“

Jürgen Felix (2002): Die Postmoderne im Kino

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Der Action-Blockbuster der 90er Jahre

Der Aufbau des Actionfilms am Beispiel «Die Hard»

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«Hollywood produziert nur noch Scheiße» ...philosophiert John


Travolta in «Swordfish»

...und liefert somit dem Kritiker gleich selbst die Munition.

Im Unterhaltungskino dominert seit Mitte der 80er Jahre das


Genre des Actionfilms.

Es garantiert mit Vielzahl an Effekten und in einer Kontinuität von


spektakulären Szenen hohe Einnahmen.

Das Kriterium «Action» war bisher vielen Genres zuzuordnen, je-


doch nie Hauptmerkmal.

Actionfilm stellt dieses Merkmal in den Vordergrund.

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Dies änderte den Filmmarkt.


In letzten 10 Jahren - nur wenige besonders erfolgreiche Filme
(Einspielergebnis: 100 Mio. US-$) die nicht zum Genre des Ac-
tionfilms gehören.

Wie Genre-Film (seit 1910) ist auch Actionfilm ein «Industriepro-


dukt» das mit standardisierten Verfahren von spezialisierten Pro-
duktionsgruppen realisiert wird.

Im Gegensatz zum Genrefilm (Konzentration der Kräfte für


schnelles Produzieren von Massenware), konzentriert sich es sich
beim Actionfilm auf einen einzigen aufwendigen Film.

Dieses führte dazu, dass der Actionfilm den Studios, trotz kosten-
intensiver Produktion und hohen Werbebudgets, eine neue si-
chere Basis schuf.

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Actionfilme sind ein Quasi-Garant für Erfolg, denn ihre entschei-


dende Qualität ist planbar.

Es bedarf nicht genialer, sondern handwerklicher und logisti-


scher Fähigkeiten um die angestrebte hohe Qualität zu errei-
chen.

Dies soll nicht heißen, dass es dem Actionfilm an Einfallsreichtum


mangele, sondern, das es notwendig ist, bei den immens hohen
Budgets von nicht selten mehr als 100 Mio. Dollar ein Element
der Verläßlichkeit zu bringen.

Gerade Special-Effects und immer aufwendigere Computerani-


mationen verschlingen Unsummen. Auch die immer höheren
Gagen für ein weiteres wichtiges Element des Genres, die Stars,
müssen einkalkuliert werden.

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Actionfilm ist häufigstes Genre unter den Filmen, die der Postmo-
derne zugeordnet werden.

Wo die Moderne versuchte neue Wege zu gehen, setzt der post-


moderne Film wieder auf Konventionalität, gar auf die Trivialität,
als Stoff für eine breite Massenkultur.

Die Trennung von «höherer» Kultur und Massenkultur (Main-


stream), die in der klassischen Moderne proklamiert wurde, wird
durch die Postmoderne aufgehoben.

Der postmoderne Film bedient sich ungeniert vieler Klischees,


das Gute ist immer als das Gute und der Böse als der Böse zu er-
kennen.
«[...] Das Klischee ist nicht das, worauf der Film hinaus will, son-
dern das, woraus er besteht.[...]» (Peter Greenaway)

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Elemente des postmodernen Films am Beispiel «Die Hard»

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Tourismus und Terrorismus als Basis des postmodernen Ac-


tionfilms spielen eine grundlegende Rolle im Aufbau dieser Fil-
me.

Die Großstadt, aus touristischer Sicht, spielt in vielen Filmen


eine Rolle. San Francisco, mit cable car und Alcatraz, als zen-
tralen Punkt der Handlung, in «The Rock»
Die Prager Altstadt in «Mission Impossible» oder
die New Yorker Innenstadt in «Die Hard: With A Vengeance»

Touristen treten dabei häufig unvermittelt in die Opferrolle. Als


anonyme, verwundbare Masse.
Der Terrorist richtet seine Aggressionen nicht wie meist üblich,
gegen die Obrigkeit (Präsident, Banker), sondern gegen das
Volk in seiner Beliebigkeit. Für jeden Menschen, kann jeder
Ort zur Falle werden.

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VIDEOPLATZHALTER
Einführung >Die Hard: With A Vengeance !<

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Die Aggressoren stellen im Allgemeinen Nicht-Amerikaner dar.


Die Banden in «Die Hard» und «Die Hard: With A Vengeance»
sind multinational und rekrutieren sich zum Teil aus bundes-
deutschen Linksterroristen bzw. aus ehemaligen Ostblock-
Agenten.

Auch die Terroristen in den Actionfilmen reisen gerne.


Meist mit immensen Fuhrparks und ausgestattet mit moderns-
ter Kommunikationstechnik, und riesigen Waffenarsenale die
in ein paar kleinen Taschen versteckt werden kann.
z.B. die LKW-Flotte in «Die Hard: With A Vengeance»

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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VIDEOPLATZHALTER
Zusammenschnitt Fuhrpark aus >Die Hard: With A Vengeance !<

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Die Protagonisten im Actionfilm sind kaum je zu Hause. Es


kommen, bis auf wenige Ausnahmen keine Privathäuser vor,
der Held ist quasi heimatlos. Sie sind stets auf Reisen und ge-
raten als Zufallstouristen in die Situation, sich und die anderen
Touristen verteigigen zu müssen.

Der Held verteidigt nicht seine Familie wie es in Action-Thril-


lern wie «Patriot Games» oder «Blown Away» der Fall ist. Es
werden beliebige öffentliche Räume umkämpft.

Nicht nur die Handelnden sind ständig in Bewegung sondern


auch die Räume in denen sie agieren: Aufzüge, Flugzeuge,
Busse, U-Bahnen, oder die Schneescooter in «Die Hard 2».

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Das Set des Actionfilms gleicht einem Computerspiel. Es gibt


Level, mit höheren Schwierigkeiten, den Gewinn und Verlust
von Waffen und Lebensenergie etc.

Man kann grob 2 Ausprägungen unterscheiden.


1. Linearität - der Held kämpft sich von Level zu Level, er kehrt
nie zu einem Ort zurück (Vgl. Shooter)

2. Zyklizität/ Richtungslosigkeit - der Held kehrt immer wieder


an die Orte der Handlung zurück bzw. läuft ohne festgelegte
Richtung über die Stage. (Vgl. Rollenspiel)

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Der Ausgang eines jeden dieser Filme ist nichts neues. Man
weiß quasi schon zu Beginn, wie er ausgeht. Der Film endet
dann, wenn auch der letzte Gegner erschossen, zerschmet-
tert, oder explodiert ist und das Gute endgültig gewonnen
hat.

Der Handlung eines jeden Action-Blockbusters ist zwar


klar determiniert. Doch das eigentlich interessante ist
nicht das Ziel, das schon vorher feststeht, sondern der
Weg dorthin.

Remo Fyda | Sebastian Goedecke


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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Remo Fyda | Sebastian Goedecke

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