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Vergleichende grammatik des sanskrit, zend, armenischen, griechischen u. s. f.

, Zweite
gänzlich umgearbeitete ausgabe. Ersten bandes zweite und zweiten bandes erste hälfte by
Franz Bopp
Review by: H. Schweizer-Sidler
Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen
und Lateinischen, 8. Bd., 3. H. (1859), pp. 221-236
Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)
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Vergleichendegrammatikdes sanskrit,zend, armenischen,griechischen


u. s. f., von Franz Bopp. Zweite gänzlich umgearbeiteteaus-
gäbe. Ersten bandes zweite und zweiten bandes erste hälfte.
Berlin, Dumniler'sche Verlagshandlung.1858.
Diese beiden hefteumfassen die declinationder substantiva,
die flexionund Steigerungder adjectiva, die gestaltungder zahl-
wörterund einen theil der pronominalformen«Wie in der laut-
lehre, so auch in diesen abschnittenist die erweiterungder frü-
hem anläge so bedeutend (wir mahnen nur an die herbeiziehung
und von ungewöhnlichemScharfsinnzeugende behandlung des
armenischenu.a.), und die neuen Zusätze im einzelnen sind so
wesentlich, dafs diese zweite ausgäbe mit recht eine durchweg
gänzlich umgearbeitete heifsendarf; wir wiederholenes im
interesse der Wissenschaftund des Verfassers , dafs, wem es
darum zu thun ist, Bopps, des begründers und bleibenden för-
derers der vergleichendenSprachforschung,heutigenStandpunkt
kennen zu lernen und sich eine Vorstellungdavon zu gewinnen,
über welch reiche masse von sprachlichemstoffeder altmeister
mit klarem, sichtendemund trennendemwie einigendem blicke
gebietet,sich durchaus nicht mit der ersten ausgäbe der verglei-
chenden grammatikbegnügen darf. Mehr und mehr dringtdie
ansieht durch, dafs die grammatischeund lexicalische forschung
auch auf dem gebiete des griechischen,italischen und germani-
schen ohne vergleichungder verwandten nicht mehr bestehen
könne, und so trefflichebûcher, wie die eben erschienenenvon
Corssen für die italischensprachen und von Curtius für das hel-
lenische, deren wohl kein ernsterphilologeentbehrenkann, zwin-
gen selbst den hartnäckigen zur comparativen Sprachforschung
und ihrenquellen hinüberzublieken, J, Grimmsunsterblichewerke
aber, vom ersten bis zum letzten, haben sie dem auf germani-
schem Sprachgebietesich bewegenden längst als unabweisbar er-
scheinenlassen. Ist nun hier der ausgangspunktvon Bopp ans
licht gestellt,und ist's Bopp, der die Schöpfungmit meisterhand
fördert,so dürfenwir uns der hoffnung hingeben,dafs sein haupt-
werk bald jede gut ausgestattetephilologische bibliothek eben-
sowohl zieren werde als Lobecks riesenhaftearbeiten, als Lach-
manns und Ritschis tiefeindringende und emsige forschungen.
Einleitend zu der darstellung der declinationbesprichtder
Terf.mit aller wünschbarenpräcision einmal im allgemeinen die

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2W Schweizer-Sidler

Verhältnissedes geschlechtes, den numeras, die bedeutungder


casos als ganzes, anderseitsin notwendiger ausführlichkeit die
der themata. - Unter den bemerkungenüber das
gestaltung
geschlechtist besonders die treffend,dafs hiebei die individuell
anscbauungsweisegegenüber und trotz der realität eine grofse
rolle spiele. Es ist eines der vielen VerdiensteJ. Grimms, eine
angemessene behandlung dieses tiefgreifenden sprachlichen Ver-
hältnissesangebahntzu haben; in neuerer zeit hat sich Pott auf
demselben gebiete in seiner weise bethätigt,und voll feinerbe-
merkungenist Steinthalsbesprechungder Pottischeuleistungvom
sprachphilosophischen Standpunktein den beitragen zur sprach-
vergl.I, 292 ff. Das sanskrit,das ja überhauptund oft über das
bedürfnifsformenreich,hat es wohl unter seinen Schwesternmit
dem ausdrucke des geschlechtesan stammund flexionam wei-
testengetrieben.- Der plurali s ist nach Bopps ansieht in den
sanskritsprachennicht durch einen besondernzusatz vom singu-
laris unterschieden,sondern nach ihm wird der numeruseinzig
und allein durch die wähl oder modificationder casussilbe be-
stimmt. Darf ein so festes prineip aufgestelltwerden? Aller-
dings trägt die endung des locatives im pluralis nicht etwas ent*
schieden pluralischesin sich; aber auffallendist uns das im plu-
ralis mehrfacherscheinendes, so im nominativus, instrumenta-
lîs und aecusativus. Wir möchtendoch im nominativusund ac-
cusativus der mehrzahl nicht nur eine symbolischeerweiterung
der entsprechendensingularcasussehen, und Lassen und Benfey
sind innerlich berechtigt,in diesem s etwas die mehrheit,die
Verbindungausdruckendeszu suchen. Auch lautlich stehtja gar
nichtsentgegen,darindas skr.sa, griech.a „ zusammena zu finden,
ist doch gerade so im nominativussingularisdas sa des demon-
strativumszum blofsens verstümmelt. Im du al i s können wir
auch den endungen nach nur eine modificationdes pluralis se-
hen. Dafs ihn so scharf abstrahierendestamme, wie die itali-
schen, fahrenliefsen,ist ein stück der Völkerpsychologie,lieber
den dualis im germanischenist aufser dem von Bopp gesagten,
noch Grimm gesch. d. d. spräche 8, 966 ff.zu vergleichen. Dafs
die casus endungen ursprünglichausdruck von räumVerhältnis-
sen gewesen,nnd erst von da aus auf zeit und Ursache übertra-
gen worden, sich also ähnlich den übrigenzeichen der spräche
entwickelthaben, das kann nur eine logisierendeund von unbe-
fangeneranschauungder Schöpfungsprachlicherformenweit ent-

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anzeigen. 223

ferntegrammatikbestreiten; aber ihr streit stellt sich immer


mehr als der eitle der ignoranz heraus. Schlagende beweise lie-
gen in der geschieh te der Sprache, wie das neulich wieder
Régnier in seinem trefflichen und instructionbuche „sur l'idiome
des Vedas* s. 143 und a. a. o. gezeigt hat.- Wie außerordent-
lich bedeutsam fur die erkenntnifsder declination und die be-
stimmungihrer arten - denn die gattungist ja nur eine -
die betrachtungund abschälung des thema9 sei, darauf brauchen
wir heute kaum noch aufmerksamzu machen, nachdem die re-
sultate von Bopps forschnngenin dieser richtung, gegen die
selbst kurzsichtigenichtblind sein konnten,so ziemlichgemein-
gut geworden, nachdem J. Grimm dieselben in der deutschen
grammatikmeisterhaftverwendet und sie von da aus selbst in
die deutsche schulgrammatik gedrungen. Aber Bopp hat in die-
sen abschnittnoch manche interessante,bald mehr, bald minder
sichere einzelheit verflochtenund auch weitreichendeprincipien
der Wortbildungmit berührt. Zuerst sind die vocalisch auslau-
tendenthematabehandelt,und ein gröfsererräum ist da der femi-
ninbildungî des sanskritund ihren Vertretern in den verwand-
ten sprachen gewidmet. Es mag sein, dafs im griechischenin
den femininenauf ia (ria) a a u. s. f. das a erst spater wieder
angetreten,wie wir denn nichtläjugnendürfen,dafs da und dort
in relativ später zeit ursprünglicheformen, die inzwischenun-
tergegangen,wieder hergestelltworden; aber sehr wahrscheinlich
ist es und durch manigfache,namentlichvedisene analogien be-
stätigt,dafs auch das sanskritisehefemininzeicheni erst aus ya
i a entsprungensei. Das wird kaum je bis zur evidenz entschie-
den werden können, ob das -Ö, -t in griechischenWörtern,wie
Xqatçíç (íÔoç), %¿Qic(~itoç' das c im lateinischengenetrix(icis)
u.s. f., wie Bopp, Curtius und andere annehmen, rein lautliche
und von anfang an bedeutungslosezusätze gewesen, oder ob
darin mit Benfey und Ebel ursprünglichbedeutsameres,wortbil-
dendes zu, suchen sei, eine ansieht, für die auch wir eher ge-
stimmt sind uod sie schon mehrfach zu unterstützenwagten.
Ob zur^entscheidung dieser frageetwas beitrage,was Benfeyjüngst
am ende òeiner reichen besprechung von Webers Y. V. prâti-
çâkhya in den GG. A. beigebracht, möchtenwir nicht bestimmt
aussprechen.*Wer aber auf dem gebiete. des griechischenund
lateinischendie . meinungverficht,dafs df r, c wortbildendezu
sätze seien, der mufs wohî auch für das germanischen nach

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224 Schweizer-Sidler

goth.ei, ahd. î dasselbe thun,und wie durfteman läagnen, dafs


die analogie der participialenformenauf an hier weiter greifen
konnte? Unter den au -themata, die im lateinischenin die i -de-
clination hinübergewandert,ist Jovi aufgeführt.B. meint, in
Jupiter furJovpiter noch das reine Jov erkennenzu dürfen,
was aber gegen die analogie des lateinischenstreitet; ist doch
nicht nur navifragus zn naufrague, auch aviceps zu au-
ceps und sogar manuceps zu manceps geworden. Jupiter
mag „himmelsvater"bedeuten und insofernvon Zeig nanfe and
dyâus pî ta zu trennen sein, aber Diespiter ist wohl nicht
mit Corssen als divaspiter (divas als neutralesthemagenom-
men) zu fassen, so wenig als dies selbst erst aus diesem neu*
trum hervorgegangenist» Selbst di urn us berechtigtnicht zur
annähme eines lateinischen neutrumsd i us = divas, vielleicht
eher interdius und perditi s (Lachmann zu Lucret 227), wenn
es nicht erlaubt ist in diesem dius einen adverbialen genetivus
zu sehen, wie in dui das skr*diva. Neben einem inasculinum
dies existierteoffenbarauch ein dius, wie es sich in nudius
tertius, quintus, sextas zeigt und vielleichtauch im ältesten
sanskrit(Benfey glossar zum S.V. g, v. dyu) nicht fehlt. Ne-
ben sub divo findenwir in Plautus mostellariav. 756 ed. Ritschi
und in Lucretius (Lachmann zu Lucrez 226 f.) ein handschrift-
lich wolgesichertessub diu, dessen ü wir kaum anders denn
als für 5#stehend erklärendürfen. Sehr einläfslichbesprichtB.
§. 123 das thema gau, ßoj:, bovi, welches er schon früherauch
als ersten theil von y¿laut angenommen(Corssen und Curtius
statuierenraitrecht im lat. lac, lacte aphäresis von ga oder g).
Sowohl diese scharfsinnigedeutungwird durch die formeny'a-
yog und ylayao- zweifelhaft,als auch ist Benfeys erklärungaus
play, fieXyum des anlautes willen bedenklich. Ob nichtyXdyog
das „glänzend weifse" bezeichne? Das spricht weder für noeh
gegen Bopps ableitung,dafs gau nicht zwar blofsim zend, auch
im sanskritrecht oft schon allein „milch" bedeutet,freilichauch
„rindfleischund rindsledertt,wie im griechischenßovg> Es be-
weist nur, dafs auch in diesem worte das ganze für das ein-
zelne aus und an ihm stehen kann. Ueber das verhältnifsvon
gav, go zu yala, yi¡ haben wir uns zeitschr.II, 304 ausgespro-
chen, wozu man noch AufrechtsbemerkungenI, 190 vergleichen
möge. Sehr einleuchtendist die herleitungvon nâvis und des-
sen, was damit zusammenhängt,von wrz. snu, die sich im goth.
snivan, in unserm „schleunig* wiederfindet.Mit §.144 geht

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anzeigen. 225

der verf. zu den consonantischauslautenden themata über, in


welchen die sprachen naturlich scheinbar oder thatsächlichsich
verschiedenergestalten. Plebs läfst der yerf.mit rechtzunächst
aus plebis entstehen,aber die-noch ältere formist offenbarple-
bes. Ueber den Wechsel und die allmählichen Verkürzungen
dieser formen spricht Ritschi in seiner gründlichenweise im
26. plautinischenexcurse, rhein.museum bd. X. Sehr wichtigt ist
die thatsacbe, die Bopp längst herausgehoben, dafs im lateini-
schen die consonanten-und i - deklinationsich gemischtund ver-
wirrt, während sich das oskische und namentlichdas umbrische
hierin reiner gehalten hat. Bei anlafs der auf -r auslautenden
themata kommt der verf. auch auf sûrya = svârya au spre-
chen, und führtrjliog auf diese wortformzurück. Die formen
¿ßtlioc, ¿éliQç, q&ioç ,und das ital. au s il leiten auf andere
fährteund machenCurtius' deutungvon fjhog aus ájraüioc mehr
als nur wahrscheinlich. Der Zischlaut s schliefsteine, beson-
ders wenn wir die spräche der veda hinzunehmen, gewaltige
masse von thematenauf as, o s , is, us, welche in ihrem baue
erst durch neuere forschungen,besonders von Kuhn, klar ge-
worden sind and dadurch ein kräftigeslicht in das verständnifs
der Wortbildungüberhaupt ausströmen; aber längst hat Bopp
dieses s als stammhaftnachgewiesen. In viel ausgedehnterem
maíse als in der ersten ausgäbe bespricht dann Bopp das ver-
hältnifsvon starken und schwachen casusformenim sanskrit
und in den verwandtensprachen. Sinnig ist die hier gelegent-
lich gegebene deutung von nox, vvxt „nacht" aus wrz. naç
im sinne von nöcere, währendandere, wenn wir uns recht er-
innern, sofern sie nicht an Zusammensetzunggedacht, welche
höchstens für skr. niç statuiertwerden dürfte,entwederwurzel
naç, naksh (im sinne von kommen, ingruere) oder wrz.
naj (Régnier étud. des Vedas), verleitetdurch deutsches nackt,
ahd. nachat, neben naht, zu gründe gelegt. Die nacht ist
nicht nur die arbeitlöserinund insofern„ erfreuende tt,sie ist na-
mentlichim höhern und natürlichenalterthum ein bild des dun*
kels und der sünde (im mittelhochdeutschen;trüebe und vinster
als dia naht) und niemandes freund; vergi, noch Régnier 1.1. p.
119 ff. Wollte aber Bopp auch vïxq hieherrechnen, und wir
meinen, er hat recht es zu than, dann müfstenwir in víxr¡eine
verstümmeltereduplication,in dem stammeeine art intensivstamm
sehen, wie vivaxt¡t nvt'xrj,fixij,
VIII. 3. 15

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226 Schwrizer-Sidlor

Vom §. 130 an sind die einzelnen casas nach ihrer bildung


besprochen. .Es scheint uns diese Zeitschrift nicht der ort, der
cine art auszug des ganzen gestattete« Wir werden besonders
die classischen sprachen des alterthumsund das germanischebe-
rücksichtigend kurz berichten,einzelnes interessanteherausheben,
kleine nachtrage liefern und da und dort abweichende meinem-
gen äufsern. Ueber die deutrtngdes nominativzeichens ist wohl
keiner mehr zweifelhaft,dafs es eine formdes pronomendemon-
strativumcei. Sehr wichtig ist, was ß. über die germanische
declination auf -ja, besonders über die declination solcher,ad-
jeetivstämme, vorbringt. Aber ist dabei Grimmsgescüiehteder
deutschen spräche s. 919 beachtet? Danach scheinen adjecüv-
stämme auf i nichtabzuweisen, und die casus .obliqui können
dessen ungeachtetdie erweitertenformenauf -ja annehmen«.Es
folgen einige feine bemerkung^nüber abwerfungder endung au
goth. und lat. -ra- und -ri-stärnmenu.a. Hier verdienenauch
die übrigenitalischensprachenberücksichtigung, wir meinenfäiie,
wie O8kischesfa mei, umbr. katel, unibr.ocar f. oeris T/col-
listtU.S. f. Dafs im oskischen und uœbriscbenüberhaupt(und
spuren solcheh Verfalleshaben wir ja auch im lateinischenge-
nug) der Stammvokala und i vor der endung des nominativa
nur ein schwaches leben gelebt, hat schon Kirchhoff in der
schönen arbeit in der allgemeinenmonatsschrift vom jähre 1852
hinreichendgewiesen. Das a im nominativas des femininums
ist im lateinischenerst sehr allmählich und langsamerals in den
übrigenitalischendialecten verkürztworden, und wir habenjetzt
noch stellen in nicht sehr alten, aber doch den fur uns leider
ältesten denkmalenlateinischerzunge, wo der vokal gedehnt er-
scheint, Corssen ausspräche, vokalÍ9musu. s. f. s. 330 f. Auf-
fallend ist die endung s in den Wörternder lateinischenfünften
declination,und Bopps ansieht,es sei dasselbe erst später resti-
tuiertworden, mag um so eher richtigsein, da das latehiisch«*
in der that sehr viel auch notwendiges zu restituieren hatteund
leicht in Verwirrung gerathenkonnte. Sehr beachtenswerthsind
die klaren winke, die der verf.über die lateinischenWörterauf
-es in declinationIII gibt, über Wörter,wie caedes, nubes,
sedes u.a., wofür später die formencaedis, nubis, sedis
erscheinenund, wie wir schon oben bemerkt,auch noch weitere
Verkürzungen eintreten.Der verf.nimmthier einmal einwirkung
der analogie von den Wörternauf -as, -os u. s. w. in ihrer

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anzeigen. 227

männlich- weiblichengestalt-äs, anderseitsein eindringen des


nominativus der fünften declinationin die drittean, dieses in
famés u. ä. Wörtern.Dann hättenwir im lateinischeneine
wunderbarweite Verbreitung der -as-stämme, da aufser den
neutrenauf -us auch die masculinaauf -os, -or dahingehören.
Ein abfalldes -s und ein Übergangin die vokalischedeclination
könntekein grundsein diese ansiehtzu verwerfen,da ja das-
selbe schon im sanskritauftritt.Uebrigensist doch wohl zu
beachten, was E bel in d. zeitschr. V, 191 beigebrachtund wo-
durch Bopps zweite annähme von einer einwirkungvon ia-
stämmenbesonderesgewichterhielt; es dürfeneben auch die
von Ritschi nachgewiesenen formensuáveis, hostis, quis-
quís nichtunberücksichtigt bleiben, Ritschiüber den tit.Mumm.
p. XVI. Die lateinischenstammeauf -tion nenntBopp wahr-
scheinlicheerweiterungen von solchenauf -ti; aber dabei ist un-
beachtetgeblieben, was Aufrecht und L. Meyerim VI. bd. dies,
zeitschr.wahrscheinlichgemacht, dafs vielleichtdas n im latei-
nischenzusatz sein möge, tio aber seine begründung im skr.
tvâ, tyâ habe, indem v in consonantengruppen nichtnur im
sanskrit,sondernauch auf italischemboden (cf. osk.tio m für
tvâm) in i übergeht. Bopp hat sicherrechtgoth.hair ton a
gegenübernamna aus dem gewichtder erstensilbe zu erklä-
ren; aber er durftenichtdie Verkürzung des a nach dem einfa-
chen consonanten d in dare nebenbleibendemâ in stare, wo
st vorausgeht,als ähnlichebeispieleaufführen.Es findetsich
stati m neben statini, osk. anterstatae wohl mit a u. ä.,
litteratis
v^l. Ritschide fictilibus p. 14 sq. Aus wohlerwogenen
gründen nimmt der verf.im nominativus von Wörtern,wie ev-
öaifACov^ das
evdaifjiov v als ein erst auf griechischem boden aus
den cass. obliquiswiederzugenommenes an, währendin den fe-
mininstämmen auf ov, cov das auslautendem des nominativa nur
nichtausschliefslich unterdrückt worden sei. Noch nichtausge-
machtist uns die s. 295 statuierte vokalisierung des v in i im
vokativusund in nominativen wieXqx£¡mu u. ä., obgleichso viel
klar ist, dafs B. mit hinreichenden gründendie meinungvon
Ahrens, als liegen hier feminalthemata auf <u zu gründe, be-
kämpft hat. Unter den stammen auf tar sind von jeher als be-
sonders wichtigdie Wörterder Verwandtschaft hervorgehoben
worden, die auch J. Grimmin seinergeschienteder deutschen
Spracheals eine hauptstütze fürden indogermanischen völkerver-
15*

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228 Seliweiror-Sidler

band aufgeführt, hat. Bopp hat einige neue erklärungenvielleicht


absichtlich unberührtgelassen. Die Schwester steht allerdings
zütn bruder in einem rechtlichsehr ähnlichen Verhältnisse,wie
die gattití zum gatten, d.h. sie steht unter seinem schütze und
üiufßvon ihm erhaltenwerden: darum ist die bezeichnung„sein
weib" oder „das eigens weib" nicht gerade ungereimt;aber des
bruders Weib ist sie eigentlichnicht,nur seine genossin, welche,
so lange sio keinen andern genossen hat, bei ihm wohnt,darum
ist die von Benfey grofsesanskritgrám m. s. 159 vorgeschlagene
tt
erklärungvon svasi* aus sa + vastr „ zusammenwohnendganz
treffend. In duhitr, dvy¿rr¡Q,daúhtar sehen wir, gestützt
namentlichauf goth. daug „ich bin gewachsen" und sein ver-
hältnifszu daúhtar noch immer dasselbe, was in mavì „die
wachsendea; dagegen in filias und filia, umbr.felio „ferkei,
Spanferkel"Säuglinge. Dio wurzel findet sich im skr. dhê,
grieeh.&aoj, die ableitungist dieselbe als im skr.pala von pâ,
im lat. Pâles, in halare u. s. f., d. b. es ist eine ableitungdurch
ein participium.Ueber die griechischensubstantivaauf -tyg und
-77/Vhaben wir gründliche und besonnene Untersuchungen von
E bel zeitschr.IV, 155, und referentgesteht selbst für die for-
men auf -*r¡Qu. s. f. nicht mehr von der ursprünglichkeit von
Q, r, also nicht mehr von einer Zusammensetzungmit wrz. tar
überzeugtzu sein.
Ganz entschiedenläfst sich nicht behaupten, ob die endung
des accus. sing, -am d.h. pronominalstamma-j-m oder blofses
-m sei; nehmenwir letzteres und damit des verf.meinungan,
so ist immer so viel einzuräumen, dafs die mit bindevokal
versehene form sich weit über ihr notwendiges gebiet aasge-
dehnt hat, denn nichtnur findenwir vedisch tanvam statt ta-
num u. ä., sondern namentlichin den italischensprachen scheint
diese erweiterungdas gewöhnliche: Quintil.IX, 4, 39 meldet,
dafs Cato di e e ha ne gesagt statt diem haue und erklärtselbst
diese érscheinungrecht schief. Und der Wechsel zwischen den
accusativfòrmen auf -im und -em könnte doch eben darauf be-
ruhen,dafs bei dem zusammenstofsenden i e der erstereoder der
letztere vokal die oberband behielt; ie selbst ist aber erst aus
ia, io entstanden, vergi,mahy am, mehe, mehi, mihi u. s. f.
Im umbrischen,das, wie schon bemerkt,seine consonantendecli-
nation noch ziemlichrein erhielt, erscheintdas skr. und grieeb.
a als o, kvesturo(m) r=; quaestorem, curnaco -zz cornicem

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anzeigen. 22ÎJ

und ebenso im osk. tangi nom. Im umbr. sim =. suem und


im volskischenbim statt bovem, umbr. bum läfst sich nicht
ganz evidentnachweisen, ob da stamme auf -i (sui, si, bovi,
bui) anzunehmenoder ob das i als vokal der endung zufassen
sei. Das û im ^aominativusund accusativus der neutralstämme
auf u erklärtder verf.als unorganischund aus den übrigencass.
obliquis, wo es wohlbegründetist, eingedrungen,und das ist
eine sehr naturgemäfsehypothèse; doch haben wir zu erwägen,
dafs dieses û, wie uns genus neben yovpajoç d. h. yóvjrarog
u. s. f. beweist, immer aus va, vat hervorgegangenist. Ueber
accusative wie U(axQáTr¡v statt 2œxQazi] sprichtsich. B. nicht
aus: man könntehier nur einflufsdererauf tjgin declin.I sehen
wollen; aber manches, so Çatjv in der Odyssee, u4qr¡vu. ä.
stimmtdenn doch dafür,dafs hier ähnlicheformenerhaltenseien
wie -im vedischen usharn und mahâm, d.h. dafs t]Vfur eaafjt,
stehe. Endlich fragt der verf>, ob nicht ursprünglichalle neu-
tralstämmeim nominativusund accusativus die endung -m ge-
habt, die nur in den a -stammen sich klar erhalten, und die
formkim „quid" neben altem kat quod, quid machte ihm das
wahrscheinlich. Ein anderes zeichen liegt in der Zusammenset-
zung vasundharâ „die (schätze tragende) erde". Noch kürzer
als über den accusativuskönnenwir uns über den instrumen-
tali s fassen, der in den §§. 158 ff.zur behandlungkommt.We-
sentlichespuren hat er unter den uns Bier zunächstberührenden
sprachen nur in den germanischenzurückgelassen. Seine grund-
bedeutungist historischnachweisbar die, dafs er eine begleitung,
ein nothwendigesnebeneinanderim räume ausdrückt» Wir ver-
gleichen diese grundbedeutungund ihre fernereentwickelung ge-
wifs richtigmit dem gebrauche der deutschenpräposition„beiu>
zumal wenn wir diese in den verschiedenengermanischendia-
lecten verfolgen.Und Benfeykleine sanskritgram m. §. 457 macht
es wahrscheinlich,dafs das a, welches den sanskr.instrumentalis
bildet, ein -bhi verlorenhabe. Die endung des dativus singu-
laris (§. 164 ff.), ist è, d. h. ai, wie sie ma* immer entstanden
sein möge, ob aus blousererweiterungdes pronominalstammes a,
wie B. meint,ob aus gunirnngdes locativeni, wie Ebel vermu-
thet,ob endlich durchzusammensschmelzung von abbi, ahi, wie
âis sicher aus êbhis, êhi s geworden, was Benfeysscharfsin-
nige ansieht ist. Ueber die ursprüngliche,mindestenshistorisch
nachweisbarursprünglichebedeutungdes datives sprichtRégnier

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230 Sf'hweizer-Sidler

1. 1. p. 144: L'ablatif marque le point de départ l'accusatif in.


que le but, le point d'arrivée, te datif était le cas intermé-
diaire: il exprimait et exprime encore métaphoriquement,dans
la pluspart de ses emplois, la tendance d'un de ces points à
l'autre. Da im dativus zum ersten male in Bopps daretellung
der casus der znsatz s ma vor der endung eintritt,so nimmtder
verf.davon Veranlassungdie geschientedieser gruppe, die eigent-
lich,selbst schon ein zusammengesetztespronomenist, innerhalb
der indogermanischenund namentlichder germanischensprachen
zu verfolgen,womit er uns, mag er auch hie und da zu weit
gehen, doch manches räthsel in wunderbartreffender weise lost.
Noch nicht klar ist uns namentlichnicht nur etwa h, sondern
vollständig ausgebildete gutturalisk. und qu im goth. unkar
u.s.w. an der stelle von s in s ma, nt»a, und lieber erkennen
wir in diesen gutturalendasselbe element wie in mik, thuk.
Was den lateinischendativus betrifft,so hat der verf.schon in
der ersten ausgäbe s. 1227 anm. und in seiner schriftüber den
accent s. 257 seine frühergeäufsertemeinungberichtigtund hat
ê, ai, nicht blofses i, als dessen zeichen angenommen. Wir
sprachen uns übereinstimmend und ergänzend in d. zeitschr«IV,
303 darüber aus. - AI im dativus der femininascheintnie mehr
getrenntvorzukommen,also kein familiãê,familial, sondern nur
familiai als andere Schreibartund oft zur Unterscheidung vom
nom.pl. familiae, oder auf alten inschriften familia, Matuta
u.a., vergi.Lachmann zu Lucrez p. 40, Mommsen unterit.diali.
365 f., Orelli inscr.lat no. 1500. In der alten zeit und in der
Volksspracheschmolz das ae, ai des dativus oftin ê zusammen,
Ritschi de fict litt.22, Gorssen 1. 1. 185, und ebenso im diphthon-
genarmen umbrischen. Im dativus der oskischen(und, denken
wir auch, der umbrischen)i -stamme z. b. osk. aedi lei, umbr.
edile, ist nach Bopps meinung, s. 386, anm. 2, keine endung,
sondern diese formen sind die gunierten Stammformen,also
aidilei fur aidileiei u. 8. f., und ebenso sei im dativ der umbri-
schen u-declinationdas casuszeichen abgestofsen. Bopps ansieht
hat eine innere berechtigung,da auch im osk.-umbr.genetivus
sich zulaut spürbar macht. Aber consequentmuíste er auch den
lat. dativ der i-stamme so ausdeuten,da hier der nom.plur.guna
weist. Dafs der germanischedativus ein wirklicherdativus und
nicht ein instrumentai gewesen, hat der verf.seibat in der er-
sten ausgäbe s. 511 nachträglichgezeigt. Hat er damit recht,so

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anzeigen. 231

mufsman im germanischen Schwächung von ê, ai zu i anneh-


men. Dative wie fiska, ans ta i, handau habengar kein ca-
suszeichen.Vergi,noch die schönearbeitvon Westphalin d.
zeitschr.II,173 ff.und besondersEbel IV, 138 ff. Warumsollte
endlichnichtauch der griech., dativus ein aus ê verdünntes i
bietendürfen?Die gestaltung des pluralisläfstdoch nichtunbe-
dingtauf die des singularisschliefsen. - In §. 179 ff.behandelt
B. den ablativus. Wir nährendie hoffnung, dafs die zeit nahe
sei, wo alle philologenauf dem gebietedes klassischenalter-
thumsdie ursprünglichkeit des ablativesanerkennen und aufhö-
ren von einemdativ-ablativ zu träumen,wozu die meinungvon
dem griechischen als mustersprache des lateinischenveranlassuug
gab. Die ablativendung ist nach dem verf.ein blofsest, es
sprechenaber viele gründedafür,dafs sie at gelautet,wie Ben-
i'eyannimmt.Dafs die italischensprachen,das oskischelUid
in erbaltungdieses auslautenden
altlateinische t, d sich sehrzäh
bewiesen, während im sanskrit dasselbe nur in der a*declination
unversehrt blieb und sonst,so scheintes uns,in s übergieng, in
andernindogermanischen sprachen und auch im spätemlatein,.
im umbrischen und volskischenganz verschwand,wissen alle,
die sich mitseinergeschicliiebefafsten.Für das lateinische ist
die ursprüngliche des vokales in allen vokalisch--undauch
länge
in den consonantischauslautenden stammenvordemablativischen
d gesichert, also nichterstdurchdessenabfallerzeugt(die con-
sonantischauslautendenfolgtendabei der i-declination),vergi.
CorssenLI. 332 ff.,wonachsichdie auseinandersetzung vonBopp
auf s. 349 etwas modifieier°n dürfte.Wir haben hier also in
der i- und u- declinationdieselbe erscheinung der vokalsteige-
im
rung ablativus, wie im oskisch-umbr. genetivus singularisund
iin lat. nominativus pluralis. Besonders merkwürdig sind die von
Corssens. 335 angeführten und trefflich erläutertenformenpro
magistratuod (wie im genetivusmagistratuos) und faci-
1umeck Im oskischenist die quantitätdes dem d vorausge-
benden vokales nichtsicherausgemacht,im umbriöchen sind
spurender länge in der i- und consonan tischendeclination vor-
handen, i aber im umbr ma.ni u. s. f. kann ebensowohlder
dem o in magistratuod entsprechende vokal der endungals
ejne Schwächung des stammhaften u sein. Das lat met steht
zunächstzweifelsohne fürs mat, was nui: s ruat (ablativus)oder
s mat (neutralernominativus und accusaíivus Y sein ksym; nach

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23? Sclrwfcizer-Sidler

der analogie von sed ist uns das erstere ausgemacht: (s)met
ist „ aus - selbsttt. Trefflich hat Bopp längst die grieoh.ad-
verbienauf wg und co mît der ab)ativendung -ât vermittelt;die-
ses ergebnifssteht sachlich und lautlich so sicher, dafs es in
jede schulgrammatikaufgenommenwerden darf und also aufge-
nommenwerden soll. Sind aber im griechischendie alten abla-
tivformennur noch im adverbium erhalten, so hatte der verf.
recht sie auch im goth. sniumundó n. s. i. zu finden. Daran
zweifelnwir, dafs die lat. quo, ilio, hoc „wohin" u. s. f. abla-
tive seien; wir suchtensie früherals dative zu erklären,woit/p
auch das griechischeführt,wiewohl wir nichtläugnen, dafs au
einem „von datt ein „in der richtung"und „dahin" entstehen
konnte. Aufseroidentlich wichtig und von glänzendem Scharf-
sinn zeugend ist die darStellungBopps vom armenischenabla-
tive und von demjenigen, was gelegentlichaus der armenischen
lautweit beigebrachtist Wenn im armenischen(s. 366) mardo
u
„sterblicher heifst, so stütztsich das allerdings auf skr.mar-
tas, und dieses erscheintin den veden vielleichtgegen hundert
male in der bedeutungmort ali s , homo.
Die §§• 184 ff.verbreitensich über den genetivussingularis.
Seine endung scheint ursprünglich-as zu sein und dieses nur
eine Veränderungdes ablativischen-at darzustellen. Der grie-
chische und germanischegenetivusbietenkeine besondernSchwie-
rigkeiten,mehr fragtes sich um den lateinischen,der von dem-
jenigen der übrigenitalischendialekte abzustehenscheint Bopp
hat nämlich längst als sicher angenommen, dafs in der lateini-
schen ä- und ä-declination in der regei geneíivusund locativus
auch ihrem Ursprüngenach, nicht nur lautlich, zusammenfallen.
Wir haben unsre gründe gegen diese rneinungschon frühervor-
gebracht, und Corssen 1. 1. 183 ff.bestärkt uns in unserer auf-
fassung, dafs familias, famihaes und familiae dieselben
formenseien. Vergi, auch noch Ritschi rh. museumVIII, 494 ff.
Das altlateinischauslautende s ist ein schwacherlaut, und erst
neulich hat Mommsen in der zweiten ausgäbe seiner römischen
geschiebtewieder ein Màjo und Mino für Majos(r) und Mi-
nos(r) aufgeführt.Von genetivenauf äs und aï bietet Corssen
s, 184 beispiele und sucht den Wechsel von ais, aes, äs, ai
und a e zu erklären; die masculina Charm id ai u.a., die Ritschi
in den prolegomena zu Plautus nachgewiesen, konnte er dabei
tuglich unberücksichtigt lassen. Uns fällt das ï in der formaï

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anzeigen. 233

auf, da wir nichtunbedingteinen Übergangvon a, e in ï anzu-


nehmen vermögen. Man könntedarauf verfallen, î aus skr. y a
in a- y-as zu deuten oder darin einen rest von der breitenfe-
mininendung-äs zu sehen; aber wir kennen sonst kein sicheres
beispiel von j als vokale trennendim lateinischen und ebenso
wenig von einer breiternendung im femininum.Ist es zu kühn,
bei lat. aï an die messapischen formen auf ai hi zu denken?
Heute noch ist die genetivendung-îus, -jus in hûjus, quoius
u. a. nicht im klaren und am wenigstensagt uns die erklärung
der specielien lateinischenphilologen zu, dafs hierin-us stecke,
wie in nomin-us u.a., da uns dabei die Stammform ganz im
dunkeln bleibt. Wir selbst haben eine ansieht geäufsert, die
vielleichtdoch nicht so ganz ungereimtist, dafs im -jus das
neutrumdes comparativaliege, indem der comparativusund das
possessive sich mannigfachberühren. Der umstand, dafs die
genetivendungsya oder asya in den a -themata herrschendist,
macht die erklärung des verf.vom osk, eis und umbr. -es in
o -stammen(z. b. taureis, umbr.tores = tauri) zu einermin-
destens nichtunwahrscheinlichen,wenn auch die angenommene
Umstellungvon -si in -is etwas bedenklicheshat. Wie ist end-
lich lat. î in der o -declination zu deuten? Wir finden freilich
einige lateinischegenetiveder zweiten declinationauf s (s. diese
zeitschr.II, 378 ff.)aber nimmerso sichere Zeugnisse als fürdie
a-stämme, und wer verwehrtuns die vermuthung,es sei lat.
ei, î ein nebenbild des griech. oio, des messap. oihi, eihi,
ibi? Ebel hat 1.1., wie uns scheint, bewiesen, dafs auch goth.
-is in fisk-is, dag-is u. s. f. aus iza d. h. asya hervorgegan-
gen. Darin hat B. unrecht,dafs er den stamm vom umbr.er er
im skr. adas sucht und Übergangvon d in r annimmt; längst
haben Bugge u. a. hier den rechten weg gewiesen. In den §.
195 ff.kommt der locativus sing, zur spräche. Wir reden hier
nichtvon seinem ausdrucke im sanskrit, der verschiedenartigist
und verschiedenartigedeutung hervorrief. Dafs das locativzei-
chen i sich auch im griechischenupd den italischensprachenfin-
det, ist unbestreitbar; aber unrichtig,wie schon facilumed
weist, nimmt es Bopp auch in den adverbien auf ê im lateini-
schen an. Dagegen hat auch Corssen 1.1. 226 ganz richtigdie
quarte u.a. als locativfornjen bezeichnet,und mit rücksichtauf
die trefflichearbeit desselben gelehrtenin d. zeitschr«V, 119 ff.
hättennoch andere formendieses casus auf italischemsprachge-

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234 Scliweizer-Sidler

biete liier abgehandeltwerdenkönnen. Der verf.greiftbeson-


ders eine dieserandernformen,den urnbriscben locativus,her-
aus, um die von den herausgebe™der urnbrischen denkmale
geäufserte und seine eigenefrühere ansiehtzu widerlegen.Audi
Ebel in d. zeitschr.IV, 198 und ihmfolgendCorssenV, 127 äu-
l'sernstarkezweifeizunächstüber die richtungslocative im um-
brischen;Ebel erklärtaber ganz anders,und, wie uns scheint,
einfacher als mitderproposition
als Bopp diese richtungslocative
en zusammengesetzte accusative.Dagegen werdenwir die ruhe-
locativeauf -men nichtläugnenkönnen, sei dieses nun dem
skr.-smin in tas min u. s. f. gleichodersetzees, was wirnicht
unwahrscheinlich finden,eine eigenthümliche endung-mam vor-
aus. Dahin dürfteman denn auch lat. cume im saliarischen
liede, tarnen, oftbeiPlautusin der formtarn, z. b. tarn gra-
tia e, erscheinend rechnen,stände nur nichtdas a entgegen.
Endlich ist unterden singularcasusnoch der vokativusübrig,
der uns ah sich zu keinenbemerkungen veranlafst.Beiläufig
sprichtBopp in einer anmerkung àvifeund nimmthierwie-
von
der nar als die ursprüngliche, àvijQals die um ein a erweiterte
forman. Wir wiederholen unsrezweifei:avr¡Qist eine einfache
participialableitungvon an „athmen44, woherwohl auch atinan,
wie aiO'-tfQaus aïOco.
Gernewürdenwir unseremmeisterin bisheriger weise auch
über die andern theileder declinationder substantiva,überdie
der
darstellung adjectiva, numeralia und pronominahin folgen;
aber schonjetzt überschreitet unsrearbeitfast das mafs einer
anzeigeund wir sehenuns genöthigt nurnoch über einzelnesin
den folgenden die substantivdeclinationbetreffendenpartieenein-
zutreten.Dafs h in mihi (s. 441) aus mifi entstanden,nimmt
auch Corssens. 48 an und lieferteine mengebeispieleähnlicher
art. Eine sehr wichtigegruppeim casuslebenist bhi mitsei-
nen Veränderungen, und es lohntewohl der mühenach seinem
Ursprünge zu suchen. S. 440 äufsertB. die scharfsinnigevermu-
thung, es möchte dasselbe aus -sva, -svi entstandensein. Es
ist namentlichdurchKuhnsgründliche forschungen über s, die
in der thatzu den feinstenund fruchtbarsten derneuernSprach-
vergleichunggehören,ausgemacht,dafsgriech.çp und lat. f gar
nichtseltenaus sv hervorgegangen, ein résultat,das mindestens
die vermuthung des verf.als eine sprachlichgerechtfertigte er-
scheinenläfst. Auf ganz andereweise deutendiejenigengelehr-

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anzeigen. 235

ten, welche den zweitentheil solcherpräpositionen auf allge-


meine verbalstamme wie
zurückfuhren, Benfey, dem -dhi in
adhi von dhâ, -bhi in abhi von -biià kommt. - Ein Streit-
punktin der wissenschaftlichen grammatik es,ist ob der nom.
plur. der ersten und zweiten lateinischen declination ursprünglich
in pronominaler art wie im griechischen, im litauischen und kel-
tischenmindestens in den ä- stammen,auf ai, oi, ae, î gebildet
wordensei oder ob hierdas pluralisches abgefallen.Nehmen
wir das craterean, so trenntsichhierdas lateinische in auffal-
lenderweise von den übrigenitalischendialectenab; anderseits,
findetsich auch vom nom.plur.auf -äs vielleicht nurnochein
einziges beispiel in der ganzen übrigen lateinischen litteratur,
nämlichquot laetitias, Pomponiusv. 141 ed. Ribb.,und die-
ses wohl im mundeeiues Oskers, so tretendie plur.auf -es,
-eis, -îs von der ältestenzeit bis auf Cäsar sehrhäufigauf.
Ritschide epigr,Soran. pw18 sqq., rhein.mus.IX, 156, programan
fürdas sommersem. 1855. Und merkwürdig, wie im oskischen
und umbrischen, ist diese lateinischeendung-es, -eis, -is ge-
rade in pronomi nalstäm mennichtselten,in EEIS u. s. f. Ueber
die bildungdes nom.plur.von consonantisch schliefsenden Stäm-
men im oskischengibtuns Kirchhoff in seinerschrift über das
stadtrechtvon Bantia 8. 12 ff.treffliche auskunft,nach welcher
s. 454 zu berichtigen ist. Auch die annähmevon medici m als
acc. v. medix scheint irrthüiulich, diesesvielmehr fürme di ciò m
(neutr.nom.od. acc.) zu stehen,indemdas oskischeähnlichdem
umbrischen den acc. sing,an consonantischen stammenauf -om
bildete; vgl.Buggein d. zeitschr. VI, 22. - Der acc. plur.scheint
aus dem des sing,mit pluralischem s gebildet,und Bopp hat
sicherrechtsolcheformen auf ans, ons, ins, uas auchfürdas
lateinische vorauszusetzen. Gerade imlateinischen, wiewirschon
früherberichteten, entwickelt sich vor ns der vokal zum lan-
gen, und dann fälltdas n vor s in hunderten von Beispielen.
Aber wie im lateinischen,so erscheint ja auch in der veden-
sprache vor fir immer langer vokal. - Im gen.plur.auf sqm
siehtder rerf.das genetivzeichen 8 mit der endung-âm ver-
bunden. Im gründeist also seine ansiehtdieselbe,wie die von
Benfey,nurdafsdieserin s des genetivesnichtunmittelbar das
a des nominatives wiederfindet: s am lat.ruin, alt rom scheint
in der that sor eia angehängter genetivusvom pronominal-
stammesa.

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236 Diefenbach

Damit sehliefsenwir unsereanzeige. Wir Laben aus dem


buche unendlich
viel belehrunggeschöpftund wünschenherzlich,
dafs es anderndenselbenreichengeuufsverschaffe.Unsrebei-
und nebenbemerkungen , die nebendem grofsenso kleinausse-
hen und auch nichtgrofsaussehenwollen, wird gewifsam we-
nigstenBopp selbstuns verübeln,da er weifs,mitwelcheryer-
ehrungwir ihmergebensind, mitwelcherliebe wir seinenfor-
schungen folgen,
Zürich, in den weihnachtsferien1858.
H. Schweizer-Sidler,

Wörterbuch derniederdeutschen mnndart tierfurstenthümer


Göttin-
genundGrubeniiagen usw. vonG. S chanabach. 8. XVI u.
323Seiten.Hannover, Rümpler. 1858.
Wir freuenuns in kurzerzeit bereitsdas zweiteniedersäch-
sischeidiotikon anzeigenzu können,und zwar ein.ebensoreich-
haltiges, als trefflich ausgearbeitetes.Ein kennenund freund
seinerschönenMuttersprache hat einengutentheilseinergerin-
gen mufse viele jähre lang verwendet, um mit eigenenohren
und sinnendem volke die schon allmählichverklingende rede
abzulauschen,und das gesammelte zu ordnen<- geleitet,aber
nichtbestochenund präokkupiert, durchdie kündeder älteren
aprachperioden und der ganzen sippsebaft.Wir stimmenihm
vollkommen bei in hochschätzung der inundaitenkunde in ihrem
zwiefachen für
werthe Sprachforschung, vie für kulturgeschichte;
und erlaubenun9 den wünschauszusprechen: demwürdigen ver-
fassermöge v-i>nden leiikernseinesengerenVaterlandes reich-
liche mufsezu seinenvaterländischen Studien werden
verschafft !
Die kleinesprach-und gedankenweit, welchejedes lexicon
in sich schliefst,stehtimmermit so vielenandernSphärenin
Verbindung, dafs sich selbstfür das vollständigste Wörterbuch
Zusätzeund erörterungen fastvon selbstergeben. Die folgen-
den wenigenzu einigenWörtern aus den erstenbuchstaben wol-
len wir nur als eine zugäbe
gelegentliche zxxder vorstehenden
anzeigebetrachtet wissen.
Zu dem erstenwerteabar, einer der zahllosenVarianten
einesuraltendeutschen namensfürden storch, gehört auchder
ebere nebstnachtrag,in welchemallzu kurz und be-
artifcel

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