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Lucien Tesnière
(1893-1954)
• Hauptwerk des französischen
Sprachwissenschaftlers Lucien Tesnière [tenyier]:
Éléments de syntaxe structurale (dt. Grundzüge
der strukturalen Syntax, engl. Elements of
Structural Syntax) 1959 posthum veröffentlicht
• Satz besteht aus den isolierbaren Wörtern UND
den unsichtbaren Verbindungen zwischen diesen
Wörtern
• lineare Ordnung im Satz ≠ strukturale Ordnung
• primär ist die strukturale Ordnung, sie bildet den
eigentlichen Gegenstand einer strukturalen
Syntax
Alfred spricht.
• Aus wie vielen Elementen besteht dieser Satz?
→ aus 3, nämlich Alfred, spricht und der Konnexion
(Verbindung) zwischen ihnen
• graphische Darstellung der strukturalen Ordnung
in einem Stemma (Stammbaum):
• das Stemma repräsentiert die Struktur eines
Satzes
• seine Knoten repräsentieren Wörter
• seine Kanten repräsentieren die Verbindungen
zwischen den Wörtern, die Konnexionen
Dependenz (Abhängigkeit) ↔ Rektion
• r Nucleus, e Nuclei / r Nukleus / r Kern: ein
Element, das in einer Abhängigkeitsbeziehung
zu einem anderen steht
• s Regens, e Regentien: das jeweils
übergeordnete Element
• s Dependens, e Dependentien: das jeweils
abhängige Element
• e Konnexion: strukturelle, unsichtbare
Verbindung zwischen einem Regens und
einem Dependens, im Stemma mit einer Kante
/ einem Konnexionsstrich graphisch
dargestellt
• r Nexus / r Knoten: Gesamtheit aus einem
Regens und seinen Dependentien
• Dependenz: asymmetrische Relation
• hierarchische Struktur
• der Zentralnexus, der oberste Knoten in einem
Satz, von dem alle Elemente mittelbar oder
unmittelbar regiert werden, abhängen, ist das
Verb
• (im Gegensatz dazu: Zweiteilung des Satzes in
Subjekt und Prädikat in der traditionellen
Satzgliedanalyse bzw. in NP und VP in der
Phrasenstrukturgrammatik)
Alfred gibt Karl Bücher.
Alfred gibt Karl interessante Bücher.
Alfred gibt Karl viele interessante Bücher /
diese interessanten Bücher.
Der Flüchtlingszug Der Flüchtlingszug aus
kommt aus München. München kommt.
Der Mann beobachtet die Frau mit dem Fernglas.
- 1. mit dem Fernglas: Instrumentaladverbial
Der Mann beobachtet die Frau mit dem Fernglas.
- 2. mit dem Fernglas: Attribut zu Frau
Das Unsicherheitsgefühl hat viele Ursachen.
Konstituentenanalyse Dependenzanalyse
Konstituentenanalyse Dependenzanalyse
• Teil-Ganzes-Relationen • Abhängigkeitsrelationen
• lineare Ordnung • strukturale Ordnung
• Verb: Kopf der VP • Verb: Zentralnexus
• Subjekt: Struktur mit • Subjekt
Subjektfunktion (meistens Dependentien
NP oder ProP) bildet des Verbs
zusammen mit VP den S
• Objekte: Strukturen mit • Objekte
Objektfunktion (meistens
NP oder ProP) bilden
zusammen mit dem V die
VP
Valenz (Wertigkeit)
• Verb
– Organisationszentrum des Satzes:
Zentralnexus, Zentralknoten
Engel, Ulrich:
Deutsche Grammatik. (11988,
Neubearbeitung 12004)
Syntax der deutschen Gegenwartssprache.
(11977)
Eroms, Hans-Werner:
Syntax der deutschen Sprache. (2000)
Heringer, Hans Jürgen:
Deutsche Syntax Dependentiell. (1996)
Valenz und Satzgliedfunktionen – erster Vergleich
- Angaben: frei
Tests zur Unterscheidung von Ergänzungen und Angaben
• 1. obligatorisch oder nicht? Ermittlung des
strukturellen Minimums: Reduktionstest
Am liebsten aß er Peanutbutter-Bananen-Sandwich.
Am liebsten aß er mit seinem Taschenmesser.
Am liebsten aß er.
Er aß (und trank und kochte leidenschaftlich gerne.)
→ Erstaktant / Nominativergänzung /
Subjektkomplement obligatorisch
• 2. fakultative Ergänzung oder Angabe? vom
Verb gefordert oder nicht?
• Anschlusstest (und das geschieht / und das tut
er)
Er aß, und das tat er (am liebsten) mit seinem
Taschenmesser / leidenschaftlich gerne.
*Er aß, und das tat er Peanutbutter-Bananen-
Sandwich.
→ multidimensionales Valenzkonzept
Satzglieder – Komplemente
Prädikativ ≠ Prädikativkomplement
Adverbial – Komplement oder Supplement?