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Seittfdjen ©efdjidjte.

5ed)öjel)nter ßanb.

AUF VERANLASSUNG HERAUSGEGEBEN


UND MIT DURCH DIE
UNTERSTÜTZUNG HISTORISCHE COMMISSION
SEINER MAJESTAET BEI DER
DES KÖNIGS VON BAYERN KÖNIGL. ACADEMIE DER
MAXIMILIAN IL WISSENSCHAFTEN.

Scrlag bcr 3Metertd)fdjen Sud^anMung.

1876.

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3 n ö a l t.

3&$t ©tiefe aMandjtfjonä. 3mtgetfjeilt tum $tof. <£. Satten*


trapp in 37lat6utg @- *

SBeittftge aut tfritif bu ©efdjidjte ßaifet Subtoigä


bet QuelTett für
be8 SBaietn. 9)on Dr. 5tf). ff. «. Söidjett in Äönig&eta,. . — 27
I. Monachi Fuerstenfeldensis Chronica de gestis princi-
pum ©. 28—56. II. Vita Ludovici quarti imperatoris
@. 57—63. III. Chronicon de ducibua Bavariae @.
63—70. IV. Albertini Muasati Ludovicus Bavarus @.
71-82.
£aifet=tlrrunben be§ @taat§=2ftdjir.§ au 3Wein. Sttttgetfjetft bon
mrdjibfectetat SB. Wl. 33 et! er in 3bftein. . . — 83
2>ie £reuaaug§betoegung im Raffte 1217. Söon Sic. Dr. fö. fööfy
ridjt in Berlin — 137
Älehtete Mitteilungen.
lieber bit ©erfunft ^ipolbs be§ ©rafen bon Stcerta unb ©etjogS
bon Spoleto. Ston !ßrof. (Sb. Sötnfetmann in ©eibetberg. — 159
Heber bk ftamitit beS 3Jtotfgrafen tlltidj bon ßftrntfjen unb beS
£etsog 2ttagnu§ bon ©adjfen. 2hm Dr. 21. $aufdjet. . — 164
3Iu3 einer ffutbifdjen ©anbfdjtift. 2hm 5ßtof. <5. Tümmler in
©olle — 168
3ur ©efdjidjte be§ ©anber^eimer @trette§. 2*on Dr. 2). 33a^et
in %&izn — 178
Hebet bie ©efdjicbte be§ 2frdjiepi3copate§ unb be§ 3Mtopotftan*
langes bet £riertfcben ßitcbe. 2hm Dr. ffr. ©ötte§ in
Süffeiborf - 194
&tüßi$)nk 5pienat=2*erfammlung bet fjiftortfdjen (Sommiffton bei bet
Äöniglidj SSa^etifdjen %faberntet
be§ ©ectetatiatä. . . .
™ 2öiffenfdjaften. 1875. SSetidjt
— 207
©djtoaben unb SHemamten, ifjre ©etlunft unb Sbentitftt. 2hm 3te
djibfectetdt Dr. ff. ß. SS au mann in Donauefdjtngen. ... — 215
Uebet btn £ta!tat De investitura episcoporum. 2hm Dr. @.
SBetnfjetm in ©öttingen —279
f)ie btei 2$iogto#jien £)tto3 I. bon 2tombetg nadj intern gegenfeiti=
gen 2*etf)attni§ , tfjten Quellen unb itjrem 2öettf) untetfudjt bon
Dr. £. t). Sttttotfc in üatiban — 297
(Sfjtontf übet ©tgmunb Äönig bon Ungarn. 9Jlitgetf)ettt bon Dr.
£. 6atbaun§ in Äötn — 335
Äleinete SDtittfjeüungen.
2>a§ ©cbiSma untet #. SBen^e! unb bte beutfdjen ®t&btt. 2hm
Etc^tbfecretdt Dr. ®§x. Stte^et in @djle§toig — 353
3ut beutfcfjen ÄönigStoa^I bom 3fa$te 1308. 2hm Dr. SR.
$öljlmann in Sötündjen — 356

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IV

Stoct Htfcmben ßönig 2tbotf§ bon ftaffan füt ba§ botmatige


Stift ßaifet§toettfj. 2JMgettjeiIt ton 2ltd[)tbfectetöt Dr. 2B.
3K. «etfet in Aftern 8. 365
3u bcm ©ebidjt übet ben 2JtongoIetteinfaff. S3on $tof. Dr. 20.
Söattenbadj in «Berlin — 370
liebet bie Htfcmbe gtiebtid)§ II. bom 6. SRob. 1238. S3on Dr.
£. ©effelbattfj in Golmat — 371
Hebet bie ©etftmft $tyoIb§ bon 5tcetta. 33on $tdjibtatf) Dr.
®. föieatet in ^onanefdjingen — 373
liebet bie Söafjl ßotfjatä III. jum bentfäen Könige. SBon Dr.
2$. fjf. 51. SBitfjett in ßöntgsbetg — 375
(£f)tonotogie bet ©Stiften 9Jlanegolb§ bon ßantenbad). 23on Dr.
$. <£toalb in f&nlin — 383
Hebet bie $nnalen bon 9iiebet=9tftaidj. 33on $tof. 33). ßinbnet
in fünfter — 386
3n ben »Teibenftabtet 2>en!mftletn. 25on Dr. '©. SBtefclan in
SBetlin — 394
33i§tfjmn (Sicpäbt nnb fein ©labenfenbtedjt. 23on 2ltdjibtatfj Dr.
®. föieatet in $onanefdjingen — 397
Hebet bie <£ntfief)nng§3eit bet Lex Baiuwariomm. SBon 2ttd)ibtatl)
®. ^Rieatet in £onanefd)ingen — 409
Seittäge jnt $titif bet Vita Meinwerci. 58on Dr. $. bieget in
mm — 447
e
£>ie äSetagetmtg bon 5fffä (1189—1191). $atgefletft bon Sic. Dr.
R. ftöt)tid)t in Setlin — 483
Seitt&ge gnt gtage natfj bet SBebentnng bet Sanbgtaffdjaft. Söon
Hauptmann 3. 2). ©uftab gftfjt. ©djenf an @(|toein§betg in
SDatmftabt — 525
ßteinete 9Jlitf(jetInngen.

Hebet 2öaHenftein§ (£ttjebnng anm ©etaog. Söon toeil. Dr. $t.


Äatt in Lettin — 559
SttarimiHan II. nnb £>cm§ bon auftritt. S5on 9ltdjibfectetät Dr.
(Sfyc. Wl et) et in 6^te§toig — 562
Su 5llbetid§. SSon $tofeffot 3*. ßatntfe in Seidig. ... — 571
$nt ©eföidjte be§ töetd^ofgetup. S5on ©oft. ^tofeffot $i*
äex in Smtlbtutf — 573
©ebidjte an3 bem atoötften Safjtfjnnbett. 9JlitgettjeiIt bon Sßto*
feffot <S. kümmlet in ©alle — 576
$ie 2ft>faffnng§aeit bet Leges Henrici I. S5on Dr. $. Sieben
mann in (Stöttingen — 582
SBeittäge 311t ©efebitöte ©einticb§ II. 23on Dr. 3nl. ©atttnng
an (Slifenfjof - 587
$ie gftettaffnng an botfet Hnabfjängigfeit in ben bentfdjen 33oIf&
testen. S5on $. SBinogtaboff in 2tto3fan — 599
SSeittäge 30t @ntfte^nng§gef^t^te be§ faüfe^en $edjt§. 35on 3f.
©attmann in Lettin — 609
ftotmetn an ©otte&tttfjeiten. SJlttgetfjeilt bon ©ef). $eg.=föatf)
SBaifc in SSetlin - 619

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3ld)t Briefe 9Relam$tym*.

WltQifytiÜ oon

XVI. 1

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$)er toertljttotte @rgänjung$banb , ben -Söinbfett fürgtidj ju ben
erften y&)\\ SBfinben be$ Corpus Reibnnatorum üeröffentfidjte \ Ijat

unfragüd) £)iftorifer tüte £l)eofogen 51t lebhaftem £)anfe üerpflidjtet;


cö bürftc bem Herausgeber am @raiinfd)teften, ber@ad)e am&örber*
tieften fein, tüenn fotdjer ÜDanf burd) bie ^5ubtifatton Weiterer ©riefe
3ftetand)tf)on$ bejeugt ttrirb, auc^ SinbfeU nidjt jugängttd) ge*
bie
roorben. @o mödjte andj an biefer ©teße auf bie nadjfteljehbett
td)

adjtSriefe be$ {Reformator« aufmerffam madjen, unter benen toenig*


ftenS einige mir für bie ®efd)id)te ber 3eit tofe f ür bie (Sfjarafteriftif
be8 ©Treibers nid)t oljne 3»ntereffe 311 fein fdjeinen. ©ämmtfid) finb
fie ben mir üorftegenben Originalen entnommen, einer bem ©totberger,

fiebeu bem 9ttarburger Slrdjto. 2Bte befannt, ift jloar fdjon burd)
SRommef baß ledere feiner Leitung früher unterteilte Slrdjto gerabe
für bie 33eröffenttidjung ber Sörrefoonbenj SMandjtljonS mit 8anb*
2
graf Wtipp im Corpus Reformatorum burdjfndjt toorben ; tnbe§
§at fid) bereite früher ^erauögefteöt , bafj 9?ommel$ SDWtttjeitungen
8
aud) fyier heiteres ©ndjen feineStoegS überflüffig gemadjt f)aben .
£)em freunbtid)en Sntgegcnfommcn ber gegenwärtigen Beamten be$ Sftar*
burger SlrcbtoS, üor allem ber unermübtidjeu ©efälligfeit Don ©uftat)
Söunede banfe td), ba§ mir mehrere eigenl)äubige ©djretben 3Ke*
tandjtfjonS befannt mürben, üon beuen cht STEjetf, foroeit tdjmeifj, nodj
gar nicfyt, anbere toeuigftenS nid)t nad) bem Original gebrucft finb.
(Sine @infid)t in biefeS ergibt bei jmei ber festeren einige nidjt bloß
4
ortf)ograj)f)ifd)e SSerbefferungen ; idj füljrc biefetben unten an , ®ie
1
Philippi Melanchthouis epistolae, judicia, consilia, testimonia
alioruraque ad eum epistolae, quae in Corpore Reformatorum deside-
rantur. Collegit H. E. Bindseil. Halis Saxonum 1874, G. Schwetschke.
2
SB9I. Bretschneider Corpus Ref. I, CI.
,

8
2Wel)rere öon Jpeppe unb Stabeder ouö bem Sütorburger &r$tü publi*
cirte ©riefe ftnben ftdj bei SBtnbfeil nueber abgebrudt; entgangen ift iljm, baß
aus berfelben Duelle Jpaffencanu; (4>c[ft[d>c Äirdjengejdjtdjte I, 569) unb $od)fjutij
(Seitfdörtft für Ijiftorifdje Geologie XXXI (1861), 267 f.) ycoti (Schreiben ÜRe*
land)tl)on« an beu Sanbgrafen toom 12. gebvuar 1543 unb öom 28. 2Kär& 1553
mitgeteilt Ijaben, toon benen erfiereS neuefienö audj Srafft (fcljeofogifdje arbeiten
be« rljetntfdjen ^rebtger-SBevetn« II, 56) uevöffentlidjte.
4
3n 2K.« ©rief Dom 11. tyril 1536 (C. R. III, 54, Wx. 1411)
Iie«3. 1: inllntertljentfett, flatt: &u Untertljentf eit ; @. 54 3. 5 to.u. toertniSt
S3retfdjneiber ein „üebev" ober „eljev" wegen be8 fofgenben „benn", im Drigmal

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fiebert btSljer ungebrndten ©riefe (äffe id) im ©ortfaut folgen ; idj füge
ifjnen ein ©djreiben 9ttetand)tl)on$ tom 1. Januar 1544 bei, ba$,
irre id) nitfjt, bisher ebenfalls ntrf)t publtcirt unb nur neuerbingS
1
tnxi, ofyne nähere 3nljatt$angabe, ertt)äl)nt ift . £)a$ Original be*
finbet fid) im ©totberger Strdjto ; nad) gütiger (Srlaubnig be$ ©rafen
Sttfreb ju ©totberg |atte Slrdjforatl) S3et)er bie greunbüdjfeit mir
baffetbe jur ©nftdjt unb Slbfdjrtft ju überfenben.

C. R. 9fr. 439b (I, 864).


1.

Pelandiilion an fanbjjraf trf)Utpp, [15271] »yrtt 20,


Illustriss. Principi ac Domino D. Philippo Landgravio
Hassorum et Principi in Catzenelbogen etc. ; Domino suo cle-
mentissimo.
S. Ego Celsitud. v., Princeps illus., versanti in gravissi-
mis oecupationibus invitus obstrepo. Sed quia puto adPrin-
cipem hoc quoque pertinere, ut suorum sabditorum studiis
consulat, ausus sum ad v. cels. de cujusdam juvenis ex ve-
stra dicione, Henrici Hessi, sie enim eum vocant, studiis
scribere. Ille quoad hie vixit et graviter est in literis ver-
satus et visus est mihi singulari modestia ac pudore esse,
quae virtus hoc tempore in his, qui se perhiberi eruditos vo-
lunt, rarissima est. Videturque ingenium ejusmodi esse, quod
olim magno ornamento Hassiae sit futurus, si quis Maecenas
benigne foverit. Intelligo autem ali eum liberalitate v. cels.
Id beneficium, nisi valde fallor, bene collocari existimo pre-
corque, ut pergat v. cels. adjuvare hominem flagrantem amore
literarum et cupiditate discendi. Non potest v. cels. melius
de suis gentibus mereri quam si dederit operam, ut honestae
diseiplinae in patria serantur atque propagentur. Christus
servet cels. v. ac gubernet. Witebergae 12. cal. Maii.
V. Cels. deditissimus
Philippus Melanchthon.
£)em üorfteljenben ©rief ift eine Stngabe be$ 3al)re$, in bem
er gefdjrieben, nidjt beigefügt. £)afj berSBrief juben erfteu ©^reiben
gehört, bie 9JMand)tljon an ben ßanbgrafen gerietet Ijat, bafür fprid)t
bie Unterfdjrift „äMancfytfjon" ftatt ber feit 1531 gebrauchen
2
„9ttetantf)on" ; bafür fprid)t audj bie tateinifdje Slbfaffung. 3Son

jWjt ober nidjt „benn", fonbern „item" ; @. 55 3* 8. ti. u. He« : gut unb
netig, flatt: gut unb ewig. —
3n 2K.« ©rief toom 7. Oftober 1551 (CR.
VIT, 844, 9fr. 4964) futb im SDrucf 3. 2 jmifc^en oliin unb declaravit bie
SBorte in suis periculis ouSgeloffen.
1
S$ou flrafft, Sljeologifdje arbeiten bed rfjeinifdjen ^rebiger herein« II,
60 2lnm.
2
SSgt. Bretschneider, Corpus Ref. I, @. CXXXI.

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fmnmttidjeu bi$f)er befannt geworbenen ^Briefen 9Ketancfytf)on$ an
$f)iltyp finb nur bie beiben erften üon 1524 tmb 1525 tateimfd) 1 ,
alle fpäteren fittb beutfef) gefdjrieben. Slber toir Ijaben jur öcfttm*
mung ber >$eit uufereö ©djreibenS einen nod) beffereu Sln^altöpuuEt
in ber äBittenberger SDfatrtfet. 2tm ©cfytug ber bort im SBinterfe*
mefter15 26 /27 ^ufertbirten begegnet Heinricus Hessus 2 .

2Ba$ ift au$ ifym fpäter geworben? $)ie Slnnafjme Hegt natje,
ba% er ibentifd) mit bem §eiurtd| §effe", toetdjer im grüfyjafjr
ff

1528 at$ Sffittgtteb einer intereffanten fjeffifdjen ®cfanbtfd)aft nad)


granfreid) erfdjeint. 2ßie befannt, finb wir teiber über bte früheren
öejiefjungen gimfdjcn grauj I. unb ßanbgraf ^ß^tttpp nur fe^r unge*
nügeub unterrichtet; enthält ba$ SKarburger 2lrd)to für bie £eit feit
1537 , fpeciett bie entfcfyeibuugSüotten 3af>re 1544—1547 eine ftütte
mistiger Steten, bie Don 9?ommet, 9?eubecfer, §affencamp nod) ntd)t
benufct ftnb, fo fanb id) aud) Ijier bisher nur ungenügenbe StuSfttnft
über bie SSer^anblungen jttnfdjen granfreid) unb §effen in ben 20er
3al)ren. Um fo Ijöljer ift ber Sßertf) be$ nn$ au$ biefer 3eit Sr*
fyattenen anjufdjfagen.
SSor mir liegt ein Umfdjlag, auf bem öon öerfdjiebenen §änben
be$ bor igen (Ja^unbcrt« bemerft
„Sonigf. granfc. ©adjen 5Wr. I
ift:

betrifft £>anbtung unb Werbung £>octor SBaltljerfj unb £einrid)


Reffen« iu granfreid) de a. 1527, in specie: 1) Driginatfdjreiben
ftönig granciSct I. in graufreid) an tfanbgraf ^itipg ju Reffen.
dat. S. Germain en Laye 20. Mark 1527 ; 2) Driginatinftruction
Sanbgraf ju Reffen auf feine an Sönig in granfreid) abge*
*ßt)itty$
orbnete ©efaubten Dr. SBatter unb £>einrid) |>effe, baß, anftatt be«
bem Sanbgrafen befdjefjeuen fönigt. antragend, tt)an ber ßanbgraf
9tömtfrf)cr Sönig »erben toott, aföbatt beibe ßronen granfreid) unb
ßugeüanb if)tn baju mit atter 3flad)t Reffen motten, ber Sönig bem
Sanbgrafen mit einer genriffeu Summe ®etb affiftiren, atsban er
König gerbinanb angreifen motte; 3) @ojria bc$ $eff. (SrebitifS an
Sönig in granfreid) d. 1. 9flai 1528".
23on biefen Stftenftücfen finben erfrentidjer SBeife foeuigftenS bie
beiben erften fid) nod) üor. ©ei iljrer SBtdjtigfeit mag if)re 9)?ittl)ei*

tung im Sßorttaut geftattet fein:


a) granj I. Don granfretd) an ^jjitipp öon Reffen. 1528,
9Kärj 20.
Franciscus Dei gratia Francorum rex et Genue domi-
nus. Clarissimo ac potentissimo prineipi Philippo eadem
gratia landgravio terre Hassie etc. amico consanguineo et
confederato nostro dilectissimo salutem. Sincerus animi
affectus et singulare nostrum Studium in rei publicae christi-
anae commodum tranquillitatemque nos ad has literas per

1
Corpus Ref. I, 703 (ftr. 313). 818 (Sflx. 406). 33gl. Bindbcil,
Indices jum C. R. 319.
2
Foersteuiann, Album academiae Vitebergeuais 128.

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generosum etcarissimum amicuinnostrum comitem Sigismundum
Hohenloe in presentia mittendasinducunt, uttibi amico carissimo
consanguineo et confederato ob oculos ponamus, quot mala,
quot scelera passim bellorum causa in dies committuntur non
sine gravissima Dei optimi maximi offensione. Ex quo factum
est, ut inter hec dissidia Turcis ita creverit audatia, ut preter
multas alias regiones Rhoddum et Belgradum oppida muni-
tissima interim vi expugnarint, nemine fere nisi ipsorum
locorum possessoribus resistente, dum ceteri christiani princi-
pes bello inter se crudelissime gerendo intenti sunt. Etenim
Imperator, qui christianorum omnium patrocinium suscipere
tenetur, tantum abest, uttot calamitatibus pro viribus obviam
ire conetur, ut bella ultro ipsemet foveat nee ullis licet am-
plissimis conditionibus ad paeificationem adduci queat, quin
obdurato animo pacem aspernatus est universalem, ad quam
quidem nos inprimis, Serenissimus item rex Angliae frater
et perpetuo federe conjunetissimus, cetere pariter Italie con-
federate civitates modis omnibus, summo etiam nostro di-
spendio eundem dudum invitabamus, ut belli incommoda de-
clinaverimus. Quod tibi dilectissimo amico et confederato
nostro significare opere pretium esse duximus, presertim cum
oratores nostros contra jus gentium nuper detinendos jusserit
perniciosissimo sane exemplo ; nunc vero confictos quosdam per
universam Hispaniam et vulgo rumores disseminandos curat,
non stetisse per se, quominus paxfieret, scilicet ut peeuniam
hujusmodi artibus ad bellum acrius quam antea gerendum
inde colligat, suam ipsius eulpam in alios derivans. Deum
itaque Optimum maximum testati jam sumus iterumque coram
tua circumspectione testamur, non esse nos hujus belli denuo
suscitandi causam, quod nobis est necessario sustinendum,
nihilque inexpertum pene reliquisse, quod ad pacem concili-
andam pertinere arbitraremur, ut sane mentis nemini dubium
esse potest, si modo conditiones pro pace redimenda per nos
sepius oblatas consuluerit. Quod ut liceat, mittimus ad te
exemplum tum oblatarum conditionum tum belli indicendi
formule. Quod nisi piis consiliis nostris adversatus fuisset
ipse imperator, profecto vires eas omnes, quibus ejusdem cona-
tibus obsistere cogimur, in Turcas sevissimos orthodoxae
fidei hostes jam convertissemus. Neque enim ulla nos latius
dominandi cupidine tenemur, quominus tantum abhorreamus,
quantum debemus, a christiana republica diutius vexanda,
quippe pro cujus defensione bonam patrimonii nostri partem, ut
videre est, impendere obtulerimus. Potentissime prineeps, amice
et confederate carissime, te quam maximo possumus studio
per honorem reverentiamque illius, qui pro nobis redimendis
passus est mortem, rogamus obtestamurque, ut pro Christiane
fidei et reipublice incolumitate commemoratarum rerum om-

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nium eam, quam par est, rationem habere velis nee commit-
tere, ut unius hominis inexplebili imperii ampliandi libidine
christiana respublica a Turcis gravioribus amplius conflicte-
tur procellis. Cui quidem non minus pio quam necessario
operi juvando nos personam opesque omnes profundere con-
stituimus, quod idem facturum se profitetur potentissimus
prineeps frater charissimus eterno federe conjunetissimus rex
Anglie, egregiorum quorumque operum fautor acerrimus.
Potentissime prineeps, amice et confederate carissime, Deum
Optimum maximum te ac res tuas perpetuo fortunare preca-
mur. Datum apud Sanctum Germanum in Laya die 20. mensis
martii 1527.
Francis.
Kobertet.
£)eu bebeutfatnfteu SC^etC feines 2luf traget tjatte£)ol)en(olje-münb*
tid) gu überbringen; bie$ $eigt bie fotgenbe Don Sß^iftp^ eigenfyänbig
gefd)riebeue
b) Sfnftruction , voaQ ÜDoctor SBafter unb §einridj §effe an
fonigtid) magiftat ton granfreid} bringen foßen.
3um erften bieuft(id) erbietung gu tfjun. 'Pamad) angujeigeu:
9?ad)bem ir ntagiftat ein Werbung an mid) burd) bett grafen Don

£oÜod) fjab tljim (offen, betreffen wie feiner magiftat fei angegeit, ba$
irf) fott fein in entperung mit friegSüotf, ba$ idj mett romifdjer fo*
uig gu werben, unb wo id) be$ geueit, fo wott fein magiftat bargu
Reifen mit madjt fampt beut fonig öou (Sngeöaub: Uf foft ir
afler
feiner mageftat angeigeu, ba& e$ bie meinung gar nit fjab, fonber
ein fotid) fad) wott mir nit geburn meiner ptidjt nadj. 9lud) fott ir
feiner magiftat angeigen, ba$ id) mid) nichts terbinben Witt fegen fety.

magiftat gu tfjun, e$ fei ben fad), ba$ fety. magiftat fe^en mid) ttjuu
Würbe. Slber banebeu fott ir fonigtidjer magiftat angetgen, ba$ idj

jefct in großen friegSljanbetn ftefje, at$ nemlid) ba$ mir ettidj furften,
ha funig gerbmanbuä aud) iuue begriffen ift, bermaffen fegen mid)
gu fjanbetn üorljaben, ba$ idj geneit bin fegen biefetbigeu gu tjanbetn
unb jefet ued^ft fomttag über mrgefjn bage im fetb gu fein unb fegen
fotrf)e meine wiberwertige gu ljaubefn. 3»d) gebebt aber nit fegen
fonig gerbinaubum gu tfyun, e$ gefdjege mir ban ein ftattidj tjulf
mit gelb. ÜDan fott id) mit gerbinanbo anheben umb eins monatS
Witten, ba$ wer mir gar nit gu ttjun ober gu ratzen, 2öutt aber
fein magtftat ein fotd) fum getbS, bie bau nit ftein muß fein, aufs
aflerforberttdjS ljerauSfdjtcfen, fo wuft id) feiner magiftat jufageu ben
gerbinanbum mit madjt anzugreifen.
fie f ollen aud) feiner magiftat angeigen, uff ba8 fein ma*
3>tem
giftat möge merfen, ba% ein groß getb bargu geboren Witt werben,
fo fyabe id) allein im fetb 4000 perbe unb 10,000 fned)te, bargu fo
werbe mir ber corfurft gu @ad)fen gufd)icfeu 1500 perbe unb 4000
Inerte an bie attolarei, bo bau ein groß gelt aufgeben muß, ba$ i#
jum wenigfteu ein monat lOOtauffent gutben Ijaben muß. 2luß bifem

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8

afiem ift mein beger an fein magiftat, woü 400tauffent gofben fjer*

au«fd)i<fen fen SKannfen [Sftanctj] ben Ijergog gu Sotringen. @o


ttnü tdj mid) üerpltd)ten ben gerbinanbum bermaffen angugretfen, ba«
er fegen fein magtftat nit öi( au«ridjten fott. £)ar$u f)at fein ma*
giftat ba« aud) gu bebenfen, folt ba« fng«fo(f anlaufen nnb oißidjt
fidE) mein fcribcrtoertigen mit mir vertragen unb ban fonigüdjer ma*
giftat tmbemerttgen frtg«fo(f gu iren Renten bringen, toa«
foüd)
ttad)teü« ba« bringen ttmrbe, f)at ir magiftat (etd)ttid>
irer magiftat
gu ermeffen. Uf bat aud) ir magiftat feljeu möge, ba« fein betrog
tu biefem ijanbet fein foü, fo mog tdj (eiben, ba« fein magiftat ein
ljerau«fd)icfe, ber ba felje, toa« id) t>or ein frig«folf Ijabe. ©ein ma*
giftat fottnidjt« ben trauen uttb glauben bei mir befinben. Unb foü
weiter anzeigen, ba« fid) tre magiftat be« gettö nit beftoere unb bis
forber(id) f)erau«fd)Uf. SDchn e« lüiü fein bette fjaben, toie oben ge=
mett. SDenu »an fotdj« gelb nit ferne, fo totfl fid) fein gnabe in
ben Raubet gar nit begeben. Unb btö gelt fofl gu üftanffe gctibert
toerben. ffia« tr erlangt, ba«geit mir mmftunb an euer einer auf«
aüerforberüd)«. @« ttnö fein beite Ijaben. $x fott aud) feiner ma*
giftat angeigen, ba« bie oornemigeften forften unb ftet an mir fangen,
be«getid)en jeher gemein mann oon abef unb gemeinem ootf mir ge*
neit ift. 3Ketn fjanb.
3>r moget au$ feiner magiftat bie tnftruetion toof tran«feriren
faffen, aud) toof oortegen.

$$i(fy* 8. ju Reffen.
Uf ber erften tnftruetion fott tr fjart Ratten. @o aber e« ja
nit fin toott, fo mögt tr ud) benrifligen gu nemen bret mal 100,000
gotbeu unb baruf fjart Ratten. 2Bo aber ba$ aud) nit oofgen tooft,

fo Ijalt uf 2mat 100,000 fronen nnb bleut baruf |art ftdjen. ©an
ba« ift biütdj. @o aber ba« aud) nit fein ttmtt, fo nemet uf« left
100,000 fronen, aber oerpttdjt udj nidjt« mer, ban ir oerfe^et
udj, td) toerbe e« annemen, unb feit bar an, toa« er mir geben ttrifl,

ba«felbige fen 9?affe geübert toerbe. £)o nriö tdj e« f)okn unb mein
Ijanfdjrift toieber übergeben, gorbert ud) uf« etfenb« toieber Ijerau«.
£)an e« toiö fein beit Ijaben unb reit feer hinein.

«pljitty« 8. gu Reffen.

2luf ber JKüdfeite biefe« ©djreiben« ift üon auberer$anb, tooljt

ber eine« tanjtiften be« 16. 3^rf)ttnbert« , bemerft: „2lnno 1527


SBerbung in granfreid)". Unb ebenfo ift and) auf bem oben er*
tträfjnteu Umfd)(ag 1527 at« ba« 3aljr tiefer frangöftfdj *ljefftfdjen
Unterljanbfung 3lnla§ gu biefen Angaben Ijat toof)( ge*
begeidjnet.
geben, baß ba« ©djretben ®önig grang I. Dom 20. 9ttär$ 1527 ba*
tirt ift; e« ift überfein, bafj ber 20. SJlärg 1527 more gallico
nad) unferem ©ti( ben 20. 2ttärg 1528 bebeutet. S)ag in ber£l)at
1528, nidjt 1527, biefe iutereffante ßorrefponbeng angufefeen, bafür
fpridjt bieSKotig be« genannten Umf^(ag«, am l.SÜJai 1528 fei ba«
^^effifc^e Srebittf an ^öntg in graufreid^" an«geftettt, bafür fpri^t

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9

1
üor allem bcr 3nljalt unferer betben ©djreiben . <S^on SRommel*
ijatauf einen Sörief granj I. t)om 1. 3»uni 1528 l)ingewiefen , in
toeldjem biefer bem ?anbgrafen mtttfjeilt, beffen Drator gtfdjer (Dr.
SBattfjer) ijabe fein ®efd)äft bei iljm fo audgef tt^rt r bafj be$ SömgS
greunbfdjaft gegen bett l*anbgrafen uod) ert)ö^t fei, imb JRanfe fjat

biefe9JUtti}eüuug für feine ©djilberung ber eigentljümtid) oerwidfeften


Sage öon 1528 öerwertfjet. @r mad)t auf ba$ „merfmürbige" 3 W *
3
fammentreffen aufmerffam : eben bamals, ba bie baierifdjen §erjoge
enge ^Begleitungen ju ben europäifdjen ©egnern SarlS V., ju granj L,
ju bem Sßotwoben, bem Sßapft pflogen, eben bamals trat and) bie
entgegengefefcte, bie eoangelifdje Partei in 23erbinbttng mit ben Oppo*
fitton$mäd)ten. 3Die obigen Slftenftüde geigen uns uod) frappanter
biefeS ,3ufammentreffen : 9 enau * n berfelben 3ett, & a bie fatf)olifd)en
93Bitteföbad)cr fldj an granfreid) wanbten, burd) beffen Unterftüfeung
fid) bie Sai) erfrone ju gewinnen , genau in berfelben &tit 6ot ber

franjöfifdje Sönig feinerfeitS bem eüangetifeben Sanbgrafen wm §effeu


feine §ütfe yax ßrwerbung ber römtfdjen ^bnigötpürbc an. ÜDieS
Slnerbictctt, fefjen, wir weift W^W
ab; bagegen bittet er gleidföeittg
granj I. um Bewilligung oon ©uboentionSgetbern gegen Sötüg ger*
binanb, ber ifjn bebrolje; fo gewinnt unfer ©ocument ©ebeutung
aud) für bie ©efdjidjte ber SßadEifd>en §cmbef.
SSon ben beiben t)ier erwähnten f)effifd)en©efanbten ift ber eine,
Dr. 3»oljaim Sßattljer, aud) gifdjer genannt, eine burd) anbere
Quellen=,3eugniffe twfy befanute Ijiftorifdje *ßerfönlid)fett, ßr würbe
Ijeffifdjer SSicefanjler; bei öerfdjiebenen wichtigen ®efd)äften feljen wir
ü)n bie @adje Klipps
führen; er wirb 1534 an ftranj I. gefdjidt;
als 9iatl) be$ Sanbgrafen erfdjeint er auf ben Sagen t)ou Nürnberg
4
1532, uon^ageuau 1540, toou Nürnberg 1543 ; am 18. 1)ecember
1545 bitten bie nad) ftranffurt toerorbneten SKätlje ^UippS iljreu

Ferren, „bieweil bie fachen nun mefjr alle tage alfo widjtig unb be*
fdjwerlid) furf alten,ba$ wir ÜDoctor SBaltljerS barju wol bebürffen",
fo möge er Ijieljer fdjiden, bamit @. fjf. ©.
„boctor SQßaltljer furbertid)
5 '1
be§ weniger Derfäumet werben mögen . @el)r tuet fd)(ed)ter ift e$
mit unferer Sunbe über §>eiurid) §>effe beftellt. @d)on oben äußerte
td} bie SSermutljung , er fei wofyf als ibentifd) mit bem Don' 9We*
landjtfjon nid)t lange juüor fo warm empfohlenen Heinricus Hessus
aufjuf äffen; eben weil bte8 mir watjrf djeinlid) , glaubte idj an feine

1
$g(. namentlich aud) baS üon Brewer, Letters and papers of the
reign of Henry VIII. IV, 2, 1784 (SRx. 4019) mitgeteilte ^reiben granj I.,
ba« au« bem 9Härs 1527 batirt üon SB. ebenfatt« richtig 1528 eingereiht ift.
8
kommet, W^PP
»on Reffen II, 205 ?tnm. 76.
8
föanfe, eämmtlic^e SBerfe III , 27. $gt. auc^ ©. 2B. XIV ((Sngti*
fc^e ©ef^ic^te I), 117 ff. ©. aud) §affencam^) f §cfM^c ^tre^engeic^ic^te I,
154 ff.
4

auc^ III, 61.


33gl. kommet,
über i^n W^W
II / 274; befonber§ 635. 636. ©.
^eubeder, Ur!unben auö ber 9*eformattott«*eit 206. 212. 254.
2(cten(Hic!e 302. Seckendorf, Lutheranismus III, ©. 25 §. 102.
6
fteubeder, Urfunben 759.

A
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,

10

»Erwähnung bic SKittfjeituug ber auf bie fjeffifdje ©efanbtfdjaft t)on


1528 bejügtidjeu SKctenftüde anfuüpfen ju bürfen. ^aS mir t)or*
liegenbe ÜKaferiat geftattet bagegeu feine ßefttmiutc Stnnaljme fjinfidjt*
tief) ber grage , ob unfer §>etnrid) §effe tbentifd) ober öerwanbt mit
Slmtmann, ber in ber fpäteren 9Jegie*
eittem gleichnamigen Ijejftfdjen
rungSjeit ^IjttippS Qn bem Üflarburger 2lrcf)to werben
begegnet.
mehrere SBericfjte Don §)emrtd) £>effe, Slmtmann jur ÜDrenbetbnrg
aufbewahrt; furje SluSjüge aus tiefen , wie manche anbere SRottjeu
über SEräger be$ gleiten tarnen« fjat neueftenS §err Sanfbirector
3. @. § e 6 öon SBH^orf ju ©otlja in eiuer Arbeit über bie ®e*
1
f3)id)te feiner ftamtfie abbruefen taffen .

C. R. ttr. 626b (I, 1087).

2.

Pelandjtljon an fanbgraf ^ijiüpp ; [1529], Jlugufl 23.

£>em burdjfeudjten Ijodjgepornen furften uub Ijerrn, tyerm $l)t*


HppS, Sanbgraöen ju Reffen, ©raüen ju ßafcenetbog, SKiba unb &i*
genfjetyn, meinem gnebigen fjem.
©urdjfeudjter fjodjgeporner furft unb l)err. <§. f. g. finb metyt

arme untertänige bienft jiwor. ©nebiger furft unb fyerr. 3$ fjab


e. f. g. ju @ptr ueben etynerüberantworten supplicatio uutertlje*
nigftd) für etyu gefeflen, fo in jure etyn jelgtt (ang ftubirt Ijat,
aüljie
gebetten unb angejetygt, ba$ berf eibig mit namen EunrabuS -KefenuS
unter e. f. g. geporn fid) gern wölbe gepraudjen faffen bei) e. f. g.,
ate ju tyoffe ju patrocinirn ober ju tefen ju SDiarpurg. 9?acf)bem
aber e. f. g. bajumaf beüotten wiberumb anjuregen, fo e. f. g. tyefyin
fernen, l)ab folc^ö gebautem üftefeuo angejetyget, ber fid) jefeunb
tef)

berljafb feto ju e. f. g. Derfuget, ob e. f. g. gebauten tyfjneu gnebig«


tief) ju gepraurfien. £)wet)f efyr mir aber fange jetyt befant gewefen
unb befunben fjab, ba$ et)r etyt judjtig wefen gefurt unb ötetyfftg
ftubirt ljatt, bitt idj in alter untertfjentfetyt, e.
f. g. wollen baffet'b
anfeljen, baju ba$ efjr in e. f. g. (auben geporn, unb fid) gnebiglicf)
gegen #jm erjeigen. $)enn e. f. g. feer tobfiefy ift, fonberftcf) ju
biefer jeijtt, getarte teut auffjijjen, tanben unb (euten ju gut. ©ott
bewar e. f. g. attjetyt gnebigttdj. 5Dat. SBitteberg, 2Kontag$ ben
abent ©t. SBartäofomei.
«. f. fl.

untertäniger biener
WU^uS SDiefan^Üjon.

1
lud) bie ftenntmß biefer ntdjt burdj ben 33udjl)anbet verbreiteten
©djrtft banfe idj {reunblidjer 9RittljeUttng aus ber 93ibftotljel be$ SWorburger
SlrdjiöS.

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11

2lu<fj 6et biefem Sriefe uermiffen mir in bcr £>atirung$jeife eine

Slngabe be$ SofyxS. £>od) lägt fiel) baffetöe l)ier mit ootter ©idjerljett
feftftetten. £>er 23. Sfaguft fiel in ber 3eit, &<* bcr tfanbgraf unb
2Mand)tljon mit einanber in ßorrefoonbenj ftanben (1524—1560),
auf einen Sftoutag in ben S^ren 1529, 1535, 1540, 1546 unb
1557. ÜDa§ üon biefeu ^aljren l)ier nur 1529 inSetradjt fommen
fann, bafür Uege fid) aud) Ijier bie Unterfdjrift „SDWandjtljon", liege
fid) ferner auf bie vorangegangene Begegnung beiber
ber £intt)ei$
QEorrefpoubenten in @peier gettenb madjen; entfdjeibenb ift, toa$ toir
au« anberen Quellen über Sonrab Sftefen toiffen. gleigtg ftnb bie
un$ erlittenen 9?ad)rid)ten über ifjn ttrie über feinen ©ruber Sßilfjelm
Don ßrnft griebrid) ^aupt 1 gufammengeftettt ; fd)on er Ijat barauf
l)ingettriefen , bafj 1525 in beut SBittenberger 2ll6um Conradus Ny-
senus Nastädiensis begegnet. 1533 mürbe liefen als ©tynbtfuS
nad) 3ittau berufen unb fdjon ad)t 3^re barauf gum ©ürgermeifter
getüäljtt; er Ijat in tiefen Stellungen bie poftttf^en unb nnrtljfdjaft*
ttdjen Qntereffen £ittau$ energtfd) unb gefdjidft vertreten, aud) in ber

für bie ©tabt fcefonberS bebenfftc^en Sage nad) bem @ieg ber $ab$*
burger im fdjmalfatbifdjeu Stieg; toefenttid) burdj feinen ßinflu§
ift in 3ittau bie @a^e ber Deformation gefördert. @8 ift befannt,
wie 1524 ber fritye SCob von SBilljelm liefen Sitt^er unb SMandj*
tljon auf ba$ £ieffte erfdjütterte *. Salb nadjfjer fdjeiut fein ©ruber
Sonrab nad) Wittenberg gefommen ju fein. 2lu$ unferem ©riefe
feljen toir, er trieb bort jurifttfdje ©tubieu unb getoaun aud) bie per*
fönltdje Sichtung SHetandjtfjonS ; eben biefer empfahl iljn fpöter nad)
Zittau, 9?odj a\\$ ben testen 8eben$jal)ren be$ . Reformator« finb
3
un8 jtoei ©riefe von tljm an Sonrab 9iefen erhalten ; in beiben
tt)ünfd)t er bem greunbe Siuberung in feiner Sranffjett. Sin 3af)r
nad) beut fefeten @d)reiben ftarb S^efen im 65. SebenSjaljre am 25.
3uni 1560, wenige SJlonate nad) Söfctandjtfjön.

<S. g. $aupt, Sßil^elm unb Äonrob ©ruber SRefen, SKifofou« öou 3)orn«
1

tya$ unb 9fl. ?rofopm6 Wafo. 3ittau 1843. 33gl. aud) ^efdjerf, @efd)id&te
»on 3ittou I, 273 ff. 394. 446 unb bie bort unb @. 667 üerjeidjnete fiitc
ratur über SR. unb feine gomilie.
2
©. außer ben öon $aupt a. o. D. ©• 72 ff. äufammengefhtften 2teuße-
rmtgen aud} ben neuetfen« »on SBtnbfcil ftr. 29 (6. 18) mitgeteilten ©rief
3Mant$tl)on$ on Decofampabiu«. Gravissime, lefen wir Ijier, adflixit me
hie Neseni optimi viri interitus, et haud scio, an in vita quid-
qnam acerbius aeeiderit. Erat enim ille cum propter singularem
probitatem dignus meliore fortuna, tum mihi nemo hie fuit con-
junetior.
8
SSom 16. 3uni 1558 unb 30. 3mü 1559. C. R. Wx. 6550 unb
6777 (IX, 569. 836).

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12

C. R. 9k. 2450t (IV, 781).

Pelattdjtljon an Philipp tion Ü#n, 1542, f ebruar 16*

1)em bnrd)(eud)ten Ijodjgebomen furftcn itnb tyerrn, fyerrn ^i*


tipfen Sanbgraoen gu Reffen, ©raüen gu ßattfenetnbogen äigenljein
©iefe unb 9?ibba, meinem gnebigen §errn.
©otteö gnab burd) unfern $ernt 3>efum ßfjriftum gtwor.
£)urd)teud)ter tjocfjgeborner gnebiger f urft unb Ijerr. (5. $. ®. fdjrtft

Ijabe id) in untertijenigfeit empfangen, l)ab aber warlid) ©wenfeufetb«


bud) int gern gefeljen. ÜDenn wiewot id) barin nod) nit richten fott,
fo merd icf) bod) wo(, ba« e« ein fe^r unridjtig gejenf ift. Sflir
madjet aud) attertei gebanfen, ba« efjr mid) farnimpt unb tute er«
nennet mid) gu einem prtneipal madjet. 2lu« wa« urfadjen ober an*
Jjefcuug btfe« gefdjiljt, fa§ td) in feinem wert, erfdjredfe aud) meiner
perfon falben nit fefjr für folgen fdjrifteu. @o Ijat ber e^rtid^
unb getarte man boctor SJabianu« 1 mein guter freuub guoor
djriftli^)

gnug unb djrifttid) baoon gefdjriben, nütwetdjem td) einig, ad)t aud),
wer ein gimttd)en djriftfidjen öerftanb fjatt, form bife fad) (eicfyttid)
richten. S5tfe weit ift fefjr mutwillig unb wtrt epicurifd), fpottet ber
Religion. ÜDarumb fefjcn etfid) gern, bei« man mandjevtei gewirr
Wiber redjte prebicanten unb teurer anrichtet. 333er ba« Soangelium
für warljeit l)eft, ber fudjet barin ernftüdje Ijeitfame nufcUdje (aljr,
Ijtfft biefelbigen pflangeu unb bie taft be« öffentlichen rechten ampt«
tragen, dagegen
©wenfefetb ein befonbere weiß, el)r üerbammet
Ijat

alte firdjeu, ©traßburg, Ulm *c, unb fudjet nur materien, ba mau

wenig au« lernet, ba« gu redjter gotte«ford)t ober glauben bienet.


©teidjwot Wirt efyr gefurbert unb Dtttetdjt wiber un« gefterft. $ä)
bitt aber ß. g. @. umb ©otte« Witten, fie wöße fidj umb fyeHfame
uufetidje tafjr, bte gotte«ford)t unb redjte Übung be« glauben«, troft
unb rcdjte anrufung ©otte« (eljret, annemen unb fid) nit t)on fofdjer
Ijeilfamer nufelidjer tafjr, bie fie gefaffet, fahren faffen. ©weneffetbt
ift in bie alten feribenten geraden unb gießet tuet berfetbigen fprud)
au, bie figurate gerebt, madjt fid) fett bamit irr, fo bod) eim gott*
fordjtigen bie gang djriftücfye taljr, fo öiet mm nötten, t)erftent(id) unb
ridjttg unb bebarf be« gerieften bing« unb fofdjer
ift fabtyrinten nid)t,
bie ©wendfetbt fudjet. @o wiffen @. g. ©., ba« öiet unter im«
mit trewen rieig gearbeitet, ba« bie jugent reine faljr dar unb rid)tig
lernen unb faffen fönten. £)odj baöon gu anber geit. @. g. ®. fuge
2
id) aud) unterttjeuigtid) gu wiffen, ba« ©eorg §enniug« fon eim fe^r
frommen gefarten SRagifter beüolljen. 3^ l)ett aud^ beüol^eu, ba«

1
SBgt. £lj. «ßvcffef, 3oa(^im «abiort ((Sibevfelb 1861) 91 ff. 103.
* 6. über tiefen auger bem fotgenben ©rief 3Welanc^t^on§ ouc^ Seeland)'
t^on« @c^rctbett öom 4. Slprtl. C. R. 9lr. 2467.

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13

bcr jung <§. 8f. @. gefdjrtbeu Ijett, fo ber bott nit fo fetyr cttet.

©Ott bewar <£. fr ©. S5at. Sßtteberg 16. gebruarti 1542.


<£. ff. ©.
untertäniger bicner
$l)Htptm* üttefandjtljon.
SBeranfajjt ift biefer 33rief, in bem oon 9)?etand)tf)on$ eigener
£>anb nur bie Uuterfdjrift getrieben ift, burd) ein ©djreiben be$
Sanbflrafen oom 7. gebruar, in wefdjem er ÜWelandjtfjott mitteilt,
„baf? ifcuub (Safparu* ©djwendffelbt jegeuwärtigen brieöeS jeigern an un$
gefertigt, mit einem b\\6), fo nnb und bitten
er eudj jugefcfyrteben,
taffeu ijat, baffetbig burf) jn toertefen unb barnad) brteöeä jeigem an
eud) mit bemfetbigen ju beforbern, wefd)$ wir ime abjufd)(agen nod) ju
weigern nit gewoftet. $ai>m bemnad) fold) bud), Wtewot e$ ein efc*
wa$ lang ift, burefjtefcn unb befunbeu, be$ e$ ein öaft fdjarpfe unb
Ijolje maeret ift, bie unfern tterftanb ubertriffet. Sftodj bannoft fooit

wir barob tjernemen, fo bundfet un$, wo e$ feiner meinung nad) geen


folt, ba$ baburd) ber einigen gotfjen gu ütl abgelegt unb ba$ barnS
ein teKung ber gotljen oolgen würbe, SDweil nun wir aber wiffen,
t>a% @d)Wendffelb im grunb fein böfer menfd) ift, fo munfd)ten unb be*

gereu mir jum ljod)ften , ob er in bifer feiner meinung in efcwaS


irrete, ba$ er barin gutltd) mochte unterrichtet unb unterliefen werben.

Unb bweit bann ^ßaulud fpridjt, ba$ man aße bing probiren foß, fo
ift unfer gnabigeS begereu, ir wettet unbefdjwert fein, fampt boctor
•äftartfjmo Sutfjero uberjufi^en, fo(d) bud) ju beriefen, unb ba er
©djwenffelb in was irrete, inen beffetbigeu gutlidjen gu unterrid)ten,
aud) und ewer bebenfen uf fein meinung ju eroffnen. ÜDan man je
ein d)riftlid)$ guts werde baran tfjete, wan er fid) irrete, ba« man
ine befj gutlidje unterridjte unb wiber uf bie redjtebeine preßte ". Sine
9?ad)fd)rift ju biefem im ßoneept oorliegenbeu ©rief lautet: ,,2lud)
lieber flippe, wie uns bunfet au« ©cfywenffelbs bud), fo ift er
e$
bem Sucero in efcwaS juwiber. ©iewot nun wir bem ©ucero Wof
geneigt fein, fo wotten wir boefy ungern bifeä prtoatobii inen entgelten
laffen, fonbem wotten inen oit über an benen orten, ba er irrete,
wiberumb uf bie rechte ban unb gewif Ijett gerietet unb pradjt fel)en\
Sin bemfelben £ag, an bem $l)i(ipp biefe feilen an 9flefandjtf)on
ridjtete, fdjrieb er an @d)Wenffelb felbft, in (Srwtberung auf beffen
©djreiben öom 5. Stanuar 1542 *, ben au$fül)rlid)en intereffanten

1
3)te« ©djreiben ift gebrudt im „jweiten SBudj be§ anbern 2$cil« bc«
(Spiflolor« ^errn (Safpar ©^lueiuffclbt«" (1570) @. 684 f. Slu« bem mir
torliegenben Original ergibt ftdj, baß bei bem üom legten 5lb(a^ be«
2)ru(f
©rief« einige SBorte audgetaffen, bie, auf bie eben bamal« erf^ienene @djrift
bt* Sanbgrafen gegen ©einriß oon iBraunfc^ttjeig be^ügüc^ , 28 Saljre fpäter
too^l ntc^t me^r allgemein toerjiänblidj unb intereffant erf djtenen. 3luf ben im
abgebrudten ©a^
(S^iflolar : „weiß aud), baß biß mein betanntnuß, unb glaube
öon ©jrifio für ©ott unb Bei allen unparteifäeij ?ieb^abern gottli^er ©arbeit,
bie bie (5ljre (Script fnd^en, wo$t ret^t unb war wirb Bleiben", folgen bie Sorte:
„©otool al« im gleic^nu« unb one Ijeudjelei gu reben (§. g. ©. ^anbel mit
beme öon sBraun|(^weig f
benen td) onc^ mit fleiffe gelefen , bei allen , bie einen

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14

1
©rief, beu fdjon früher Sftommet abgebrucft Ijat . 9!)?eIaud)tI)on
fonnte fid) ju fo freitnbf^aftlid^cr eiugefyenber (Srwibernng nicfjt ent*
fd^tießen ; auf ba« ©djreiben, ba« @d)Wenffe(b an Ujn perföutid)
2
ebenfalls am 5. Januar gerietet Ijatte , antwortete er biefem am
16. gebruar, er wünfdje wof)t, ba§ „wir, bie wir bod) nidjt Spifuri
feinb, fonberu ®ott fürchten unb anrufen unb beu SSlitUt ben @oljn
©otte« 3efum ßtjriftum befenneu, bod) mit gteidjer ftimm unb ein«
tredjtigeu Ijerjen anrufen möchten; Wunbert mid) aud), ba§ ir an
mid) tt»acf)fct, beuen ir feljet fonft genug betaben fein, unb ijabe mit
ben groben idolatris ben ^ßapiften ju ftreiten genug. ÜDod) Witt tdj

ewre fdjrtft, fo ba(b id) Diel räum Ijabe, lefen unb eud) mein fitrje
Kare antwort baruf gufcnbeu unb bife fadje neben anbern ©Ott be*
Reifen. @« ftl)et mid) an, a($ fei eS practicirt biug, fo bod) toiet
fromme öerfteubige (eut wtffen, bag id) nid)t ffeinen flei§ getljan,
3
Ijeitfame laer ju erffären" ®feid)jeitig äußerte er fid), Wie fein oben
.

mitgeteilter ©rief an ben Canbgrafeu geigt, biefem gegenüber wenig


günftig über <Sd)Wenffefb. ©er Sanbgraf antwortet üjm au« Saffet
am 9. SOtäv? ,,£>a« wir tnä) in berfetbigen fachen getrieben unb
:

im« barein gefaffen fyaben, fo(d)« ift nit barumb befd)een, ba« wir
feiner ©djwenffetbt« meinung unb opinion gewefeu ober uod) feien,
foubern nur au« bem ermrfgt, ba« wir, wo e« mugüd) were, gern
ein djriftfidje tiergtetdjung gwifd)en uufer retigion prebicanten unb im
@d)Wen<f fetben gefefyen fetten. ÜDann Wir wiffen , ba« im baunoft
trit unb nit geringe (eut im obertanb anfjeugig unb beifettig fein, bar*

umb e« nit ungut gewefen, wenn man inen unb atfo anä) biefelbigen
feut Dom gefaßten abweg wiber gu red)t Ijette priugen mugen". $u*
gteid) fegte er eine 2lbfd)rift feine« au«fül)rfid)en Schreiben« an

gefunben unpavteüfe^ett unb aufrichtigen urtaits ftub , bcfleen ttnrt. 2)ie pav-
teiifc^en fdjtteffcn ober fagett gteid) anberm (ex affectibus) fonft
in biefem ober
toa$ fte motten". Sßeggelaffen tfl audj im 3)rud ber Ort, öon bem unfer
©rief batirt ifl; nad) bem Original lautet bie lefcte 3 eiIc öoßfiänbig „2)atum :

ben 5. Sanuarii 1542. Sluff Suflingen".


1
WKW *>er ©roßmütljige III (Urfunben*93anb), 340 ff. 2>odj ifl Ijier

öon fö.
®. 342 3. 16 ü. u. gebrudt: wie Lantus fagt, flatt: wie <ßetru8 fagt
„ 343 „ 7 ü. o. „ aber fpredjen Wotlet, flatt: aber wollet
fagen
„ „ „ 19 b. u. „ wo« ir feljet, flatt: tüte ir feljet

„ 344 „ 8 ö. o. „ fagen mottet, flatt: fagen mottet


„ „ „ 11 ü. „ im Ict. 1, flatt: in SIcti« 1
„ 346 „ 3 ö. o. „ bcö 2Beib« juefamen, flatt: beö Seib« (Söe
famen
„ „ „ 2 ö. u. „ unlefentU^, flatt: unlef er tieft.
8 689
2)affelbe ifl abgebrudt im (Spiflolar II, 2, ff. Söofti nur eine an*
bere gaffung^ beffelben ifl ebenbort @. 698 f. jmblidrt, bana^ üeröffentücftte

ber öorigen Slnmerfung genannte (Schreiben ®cfttt)en!felb« , finbet fi^ tveber im


Corpus Reformatorum noeft in ©inbfeit« (Srgänjungebanb.

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15

©djwenffefb bei. £ierburd) würbe 9Matt$tI}on }u beut nad^fte^enben


©rief toerantagt.

C. R. 9lv. 2457b (IV, 788).


4.

plelandjtljon an $fl)ütpp t,on $#*> 1542, Plnr? 23.


£)em burd)feud)ten l)od)geporneu furften unb fyerrn, Ijerrn Sßfo
Kpfen, Sanbgratoen ju Reffen ^ ©ratoen gu (Sattfeuenf bogen, Riegen*
ijain, SHtbba unb Dtcfe :c. meinem gnebigen Ijerru.
©ottcS gnab burd) unfern Ijetfanb Qljefum ßljriftum gtttior.

£)urd)teud)ter ^o^geborner gnebiger furft unb Ijerr. (5. g. ©. djrift*

Kdje üermannng unb wofgegrunbten itnterridjt an ©djweudffefbt l)ab


id) in unbertfjenifett empfangen unb biefefbige algbalb mit ÜDoctor
?utl)ern getefen, bem bie fdjrift au ifyr feto unb e. f. g. toteis Ijierin
feer wofgefatteu, unb fo ©djwentffetbt ein man were, ber fid) funt
berieten taffen, Ijette efjr toaxlid) an e. f. g.
genugfame unter* fdjrift
weifung. Slber wie Wot id) @d)Wendfett nie
gefefjen, l)ab audj mit
ü)m fein ganef üorgeljabt unb ift fein unfruublid)er Witt in mir gegen
tym, fo wet$ id) bod), wie fyart e!)r gutior etliche frome prebicanten
befd)wert unb unnötige unb üertteinerung itjreS bienftö ange*
gauef
ri^t. @o föetnet fein natur dar in biefer opinton, bie ganfe toer*
wiefeft unb ir fetb wiberwertig. üDarumb tdj and) e. f. g. nie toer*
bad)t, ate fofte baran Ijabeu.
fie gefallen ÜDenn e. f. g. Ijaben ein
Ijöljern unb richtigem unb mögen wot in anbern üemunf*
toerftaub
tigern btfputation anfedjtung Ijaben, batoor ©Ott e. f. g. bewar. JDicfc
ungereimbten abfurbitateS J^offc id) werben wenig toernunftige leut ir*
ren. £)a$ id) aber in meiner nefjiften fdjrift etwa« Raget, ift biefe*
meinung, ba$ id) felje, ba$ toiet finb, bie fid) fanft bamit fifeetn, fo
fie jemanb finben, ber bie armen betabnen perfoneu in djriftfidjen
emptern, firmen unb faulen nur wot unb fptfeig toejtrn fan. Unb
waruinb fo(d)8 toon ifjnen gefd)il)et, fefje id) aud) wof. SDenn bie weft
ift ber reinen taljr, fo burd) gotteS gnaben in toieteu firdjen teuftet,
mueb. Sftu bin id) für mein perfon mit arbeit gimtid) betaben, unb
ob id) nufefid) gearbeit, ba$ faffe id) e. f. g. fetb bebenden, fteß e8
aud) gu ©Ott. ©tetdjwot Witt tdj ©djroeudfelbt, fo batb id) fan,
antworten. Unb wtewot feine bifputation an \i)x fetb tut laug ift, fo
woft tdj bod) gern babei ein gimüdje nufetidje erHerung tjpm toon
bem erften ßapitet im ^oljaune, barin toon beiben ngturn in ßfjrifto
ffar unb unwiberfpredjtt^) gefdjribeu. Wid) betrübt 'aber nit wenig,
fo id) fotd) bing gebeuf, ba$ ernadj btefetbigen Epicurei, bie un$
jjeimtidj toerüotgen, newe gegeuf anridjten. 5Der ewige ©Ott unb
toatter unfern ^eilanbts 3^fu ß^rifti bewar @. g. g. aöegeit in
redjtem toerftanb unb leben unb er|alt gu gutem unb gu fc^ufe
e. f. g.

Dieter Sljriften. Unb e.


f. g. untert^enigti^ gu bienen bin id) willig.
S)at. SBitteberg 23. 2Kartü anno 1542.
@. g. ©. fuge id) and) unbert^enigli^ gu wiffen, ba« fi^ ©eorg

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IG

£>enning$ fon judjtigtid) tylt, unb Bericht mid) fein ^reeeptor , ber
fnab tljii stmlirf)en DleiS, ftubtre wot, fjab aud) cht gut ingemum.
C. fr ®.
unbertf)eniger bieuer
^KippuS 9JMantf)on.
yiafy einer ©emerfung auf
würbe biefer ©rief, bei ber Slbreffe
bem ebenfaßS Don 2tte(and)tl)on$ eigener ipanb nur bie Unterfdjrift
getrieben ift, bem ßanbgrafen in ©paugenberg am 29. SO^ärj prä*
fentirt. tyßtyp war über benfetben fel)r erfreut, (S* ift befannt,
wie argen Änftoß eben bamate ber ©ruef mib bie bffent*
tuetfatfien
lidje Slustljeitung be$£)iafog$ erregt ^atte, ber unter bem ^ßfeubontym

§utbreid) SKeobufuS ausgegangen, jur 33ertfjeibigung ber ^Bigamie be$


Sanbgrafen beftimmt war \ 2lu^ üBufcer, bem fätfd)tid) bamatS unb
fpäter oft bie 2lutorfd)aft ber @d)rift beigemeffen ift , beftagte tebljaft
baS ©erfahren feines fürftlidjen ©önnerS. „@. f. g., fdjrieb er am
30. üftoöember 1541 2 , wiffen fidj gnebigtid) ju erinnern, Wie mir
atwegen graufet Ijat Don bem brud beS biatogi; bann id) gnugfam
erfaren, btö ©ott ben toerftanb in bewnfter fadje im gemein biefer
3
geit nit geben woße , unb baS man bie facfjeu bei guten unb bog*
willigen mit fit elfteren unb üerteibigen immer nur erger madjet".
©er Öanbgraf fudjte Sufcer gegenüber bie Verbreitung ber ©cfjrtft
4
ju rechtfertigen ; er forbertetfjn auf, „baS ir baS beforgttuS in bifer
fadje abfeget, bann beSfjatben wirb man an eud) nidjts Ijaben fennen;
wir befinben warltd) in tiefen lanben, aud) bem @ed)fifd)en Wenig
teute, fomt wir wiffen, bie t)on bem bialogo nbef reben, fonbern loben
inen Dil mer, bann fie inen freiten, ©ir fjaben aud) nie feinen
gehöret, ber mit grunb Ijat fagen tonnen, baS bifer biatoguS wiber
®ott unb unredjt feie", SBufeer Würbe burd) biefe Ausführungen
nid)t überjeugt. „£)a$ t)or e. f. g. wenig finb, erwiberte er^ifipp
am 4. Januar 1542, bie nit altes für gut fjaben, muffen e. f. g.
gebenden, baS fie ein furft ift. 93or furften pfleget nit iebermann

1
$gt. bie C. R. IV 797 2(nm. unb
toon @eibemann (SutijerS «riefe
,

VI, 294 ff.) namentiid) §affencatmp, $efftfdje Äirdjen*


öerjeidjnete Siteratur,
gefäidjte I, 508 ff. unb Sufcer« Sleußerungen in feiner ©djrift über ben 120.
«Pfatm (Saum Wr. 79).
8
2)aß bo8 intcreffante ©djreiben, ans bem fdjon §affencamp 509 2tnm. 2
unb 513 $nm. 1 bie tmdjtigfkn Stellen mitgeteilt Ijat, bem «rief 33ufeer«
Dom 30. Sftobember 1541 beigefügt war, ben Sfteubeder (Urfunben au« ber föe«
formation«jeit @. 644 ff.) öeröffentiidjt Ijat, ergibt ftd) au« $t)üty$>§ (Srwibe*
rungsfdjreiben, in bem beibe @d|reiben SBufeer« beantwortet werben.
8
@o lefe idj flott ber bei §affencamp a. a. D. gebrudten SBorte: „wie
mir atroeg gewuft Ijat . >; ban id) erfaren, bas Sotten ben toerfanbt in be*
tmijkr farfje um gewinn biefer geit unb gaben tt>il(e".
4
3n feiner Antwort, §affencamp
ejeeer^irt ^at.
bie S)ag bie*
tljeilweife
fel6e aus bem 2)ecember, Dom
31. Sftoöember 1541 flammt, ift fdjon ben
nic^t
erjlen 3eilen ju entnehmen, in benen ^ilipp für ©ufeerS r "ben banf t, „toU^S ©4
ju @trag^)urg ben legten 9?oöember8 gegeben ifl" aus S3u^er« SBrief Dom
4. 3anuar 1542 ergibt ftd} beftimmt aU S)atum be« Briefes be« ?anbgrafen
ber 17. 2)ecember.

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17

§u reben, ba8 er adjten mag inen juwiber fein". 311« er öon feiner
Steife nad) SBonn unb ©peier im SÜiärj 1542 nadj ©traßburg fyetm*
töjrte, fanb er, wie er bem Sanbgrafen am 21. 9ttär$ metbet, „ben
gaujen raljt unb fiel gutherziger frommer burger burdj ettidje junger
be$ ©djwenffetbS ganfe befdjwerlid) wiber mid) bewegt. £)ann biefef*
bigen ©djwenffetbs junger außgebeu, ba$ idj 400 ta(er üon e. f. g.
genomen unb ben btatogum öon ber poftjgamie in brud gefdjribeu
|obe, unb ba$ fotidjä ju 9?urenberg unb im ©djwabenlanb bie ge*
meine fage unb Haftung fein. £)al)er bann uttfere fromme teut Ijier
beforgen, i>a$ nit aöeiu mein bienft l)teburd) unfrudjtbar , fonber fo*
lieber anflog wiber ba$ (Soangeti erroeefet werbe, ber bemfetbigen wot

fo fit tierljinberung bringen möge, afß ber bauren aufrufyr, gan! öom
©acrament ober SKunfterfcfye entpörung. 3dj fjab und} tterantwortet,
ba$ td) fotidjer fdjriften Weber anftifter feie nodj fie in bruef geben
J)abe, mir audj leibt fein, ba$ bieleut baburef) oerergert »erben, audj
Weber mm e. f. g. ober jemanbS anberä einig« gelt je genomen fo*
tid)e ober anbere fünften ju fdjreiben". @r bittet ba^er aud) ben
fianbgrafen bafür ©orge ju tragen, baß nidjt fatfdje SluSfagen über
ifjn würben.
verbreitet Sluf einem biefem ©rief beigefügten 3ettet
tefen wir: „<£$ fagen groß unb fiet teut, wie£). Sutljer wolle wtber
ben bialogum treiben , wetd)e$ e. f. g. wot werben burd) 2ft. Wfo
Cippum ober anbere erfaren unb aud) burd) ben djurf. &erl)inberen, weil
e$ ein befdjwerlidje Weiterung bringen würbe. £>tefer fachen fann
baß nit geholfen werben, bann mit ftittfdjweigen unbreb unb fdjriften
Caffen furuber gel)n\ Unter folgert Uraftänben, begreift man, mußte
e$ bem ßanbgrafen boppelt erwünfd)t fein , in benfetben Jagen , in
benen er biefeu Srief SufeerS erhielt, tum 9)taand)tljon ju fjören,
tt)ie günftig nidjt bloß biefer, aud) Sutfjer über ^ilipps grwiberung

an ©d)tt>en<ffe(b urteilten. <Sr überfanbte am 3. Styril eine ßopie


Don 2Ketand)tl)on$ ©djretben an Sufeer. „5Dtt)eit nun bief eibig ant*
toort, fdjrieb er, Daft wot wir uns nit öerfeljen, baS
lautet, fo wollen
£utf)eru$ was wiber ben bialogum fdjreiben werbe, ban e$ üaft un*
flereimpt were, ba$ biefe teut un$ fo gut wort geben unb boc^ ba*
neben ttriber bife \aä), fo uns funtemtid) betrifft, fc^reben, ^aben aber
boä) tttc^tö befto minber ein fd)rift be« bing tjatben, fo ttriber ben bia*
Togum außgeen moc^t, an 9Hetant^onem getrau". SBufeer, bem ^ß^itipp
auä) öon biefem feinem ©^reiben eineßopie mitteilte, gefiel baffetbe
tto^t, w ^offe & fofle auc^fru^tbar fein" .
1
3n ber SCtjat fonnte
SDJetan^t^on am 5. Slprit bem ?anbgrafen melben, 8ut^er ^abe fic^
betoegett faffen feine Slbfidjt aufzugeben, eine ©egenft^rift gegen ben
SDiatog gu öeröffentti^en , „ttrie tool er wartic^ gern ttrööt, baö ber
SDiatoguS nit war auögangen, wie id^ au^ @. f. g. gebeten ju SRe*

@o ©u^er in ber ftadtfdjrift (tiom 15. «prtl 1542) 31t feinem ©rief
1

Dom 14. Styrtf 1542, ou« bem ©affencamp einige ^««jüge gegeben ^at a. a. D.
©. 514 Inm. 1. $udj ^ter wie in bem Dorangegongeuen ©rief üom 2. 2tyri(
f^iibert er fe^v einbriugU^ Um Sanbßrofeu bie Abelen golgen ber ^ubttcotiaa
be« 3)ioIog«.

XVI. 2

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18

geuSfburg" K Cutter fetbft üerftdjerte am 10. Sfyrtt beut gaubgrafen,


tv f)ege feinen SBiberwitten gegen ttjn; nur „ba$ bofe bud) fmtbridj
2
Ufeobult Ijette e$ fd)ier Derberbet" . £)er t>on betben Seiten gehegte
lebhafte SBunfö, bie eben im 9lprit 1542 befonberS bringenbe Wotl)*
wenbigfeit gemeinfameu 93orgeljen$ be$ Sanbgrafen unb ber SBitten*
berger 5H)eo(ogeu gur Vermittlung gwtfd)en 3oI)ann ftrtebrid) unb
3
9Äorife in ber ©urgener gefjbe trug wofyt baju bei, beu 2ln$brud)
eines geberfampfa gwifdjen ßut^er unb bem l)efftfd)en Surften gu toer*
fjinbern.
ÜMandjtljon* ©rief Dorn 23. SÄärj ift fo ber 2lufred)terl)a[tuug
eines perföntidjeu (ShwernefjmenS gwifdjeu bem Saubgrafen unb beu
SBittenberger SCfjeofogeu förbertid) gewefen; anbererfeitä ift aber wol)I
nid^t gu oerfemtett, aud) er geigt bie ©iffereug beiber ßorrefaonbenteu
gerabe in ber Seurtljetfung ©djwenffetbs. T)a§ 3Re(and)tI}on bie
abfielt fjatte, eine (Srwiberuug auf <S«^tuettffeIbt6 ©djrift gu Der*
f äffen, äußerte er au$ fonft ; am
1542 fdjreibt er an Seit
4. Styrit
Dietrtd) Svenkfeldius longum volumen contra me scripsit,
:

quod cum responsione mea vobis missurus sum 4 £ux 9tu$* .

füljruug biefer Slbftdjt aberfamcS nidjt; ©djweuffetb berietet: ,,3d)


f)abaud) Don Sß^tttppo auf fein gufageu fein weiter antwort nod) ju*
bicium über mein bud) befommeu, nod) iljneu mefyr weiter barumb
5
wollen bemühen" .

gine äfjnlidje T)iffereng ber Slnfdjauung, wie 1542, tritt un8


audj in ben ©riefen entgegen, bie in fpäteren 3aljren 9flefand)tl)on
unb ber Sanbgraf über @d)Wenffe(b mit einauber gewedjfett Ijaben.
Slm 4. Oftober 1557 fdjrteb 2fletand)tl}on üon bem (Moquium gu
SßormS: „93on ©wenfefelb fyaben wir ein einfältige warljaffttge an*
geigung gefieflet, bamit @. f. g. t)on ben furnemiften fadjen, baöon
ef)r ftreit, be« meljr bertdjts Ijaben, unb ift war, ba$ wir nid)t ganf

fud)en, wölben aud), ba% el)r unb fein anljang ben armen betrübten
ftrdjen rulje ©iefer Srief 9)Maud)tl)on$ wie ba$ Don iljm,
tieffen".
33renj, SJttarbad), 3. Slubreä, ^tftoriuS, Äarg unb (Sber untergeid)*
6
nete ®utad)ten über ©djweuffelb, \\a$ £affencamp$ Slnfidjt „ba$
eingige gang geregte Urteil" über tiefen, ift fd)on früher nad) einer
Slbfdjrift 9ieubecfer$ aus bem Original im Corpus Reformatorum
7
öeröffenttidjt . 3»n ten SSorbemerfungen gu bem gweitgenaunten £>o«

1
C. R. ftr. 2469.
8
©eibemann, SutljerS «riefe VI, 312.
3
©. außer ben bei @eibemann, SutljerS ©riefe VI, 811 mitgeteilten
©djreiben aud) beu ©rief Sutljer« unb 2Mandjtl)on« an ben Sanbgrafen Dom
8. ttyrtl 1542 bei Eurfljarbt, fiutljer« ©rieftoedjfel ©. 410. ©gl. auc^ ü.
2angemt r Wqx\% bon ©at^fen I, 150 ff. ©urfyarbt, «r^io für fädjftfdje @e-
f^te IV, 79 ff.
* C. R. ?Rr. 2468 (IV, 797).
6 epiflolar II, 2, 700.
6
Saffencamp, $efftfd)e Äir^engeft^i^te I, 766 «nm. 3.
7
C. R. 9k. 6367 unb 6368. 2>odj ifl in teuerem ©^reiben (IX,
324-326) fatfdj gebrudt:

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19

cumente ttnrbfyier bemerft: Intelligitur Schwenkfeldium vel ejus


adseclas a Landgravio Hassiae petiisse, ut eos in sua actione
quiete habitare pateretur, principem autem Theologorum in
conventu Wormat. sententiam de libris et de doctrina
Schwenkfeldii quaesivisse. £)iefe 2lnnal)me h)trb burd) ba« mir
aorftegenbc ßoncept cincö SBricfS be« Sanbgrafeu an SMmdjtljon
beftätigt. 9lm 28. September 1557 Reifte er biefem abfe^rtfttie^ ein
©^reiben mit, toetdje« @d)toenffefi> am 2. September an i^n ge*
rietet Ijatte \ „3Ba« Safpar @d)tt>enffelb, Ijei&t e« in biefem «riefe
^itipp«, an n\\Q getrieben Ijat, baüon föttfen mir eud) tytrmtie*
genbe Kopien. Unb tüoßen eud) barbei gnebiglid) nid)t pergen, ba$
wir ime ©djtoeuffetben uf fottid) fein fdjreiben geantwort l)aben, ba«
wir toor gut anfefjen, ba« er fefbft fofd&ebing an cud) gelangen laffe.
Un« beulte gut fein, tnetf er @d)toenffeß> in foflidjem feinem ftfjreiben
bie wäre menfdjeit ©jrifti befennet unb glaubet, ba« ßfjriftu« SJefu«
uodj Ijeut im fjimmet einen waren (eib fleifd) unb b(ut ^abe unb
ßljriftum, ©ot unb menfdjen ganj unjertctft al« bie anber perfon in
ber ©otttdjen bretyeinigfett befennet unb in beme mit un« in unferm
glauben ubereinftimmet , ba ir uu bebecfytet, ba« er in beme genug
tljete, fo tooüte« bafyin befurbem, ba« bieTheologi unb prebicanten,
fo unfer Soufcffion fein, mit ime @d)wenffetben jufrieben feien, wie
wir benu uicfyt jtoetoeln, ir werbet tnfy inbemewot gu Ratten ttriffen".

©ofdjen Erwartungen entforadj bann freiließwenig ba« ©utadjten


ber in SÖorm« üerfammefteu Geologen. £)a§ berßanbgraf trofebem
an feiner ©djwenffetb gtinftigeren 2lnfid)t feftfjieft, geigt fein interef*
2
(ante«, oft citirte« Schreiben öom 7. üttärj 1559 .

C. R. Wx. 2841* {V, 281).


5.

8teland)tl)0tt an (Braf $jemrid) tion Stoibers , 1544, Sanum 1*

Illustri Comiti ae Domino, Domino Henfrico cjomiti in

€>. 325 3. 11 ö. o. be« ©tentffetbt« $l)antafet), ftott: bie ©djwenffetbtfdj


gantafety
If 91 18 t). o. ernftttdjen, flott: ernfttkfjer
326 „ 10 „ würben wir raeljr berieten, fiatt: fönten
n 11 16 „ bannod), fiatt: bennod)
li ii 17 „ wie t>iet, fiott: wie wir tne(
ii il 21 „ in ©djteften unb &u 2fag«burg, Ulm, ju @traß«
Burg, flatt: in ©tieften unb ju Augsburg unb ju
(Strasburg.
1
2)tefcr ©rief ifl gebrwft im (gjriftolar II , 2, 688. $$ÜiW antwortete
il)m an« üWarburg am 26. September: „Un« beulte gut [ein, ba« ir ^tUppo

SRefontljont felbft triebet uub ime ewere meinung anzeigtet. 3weifeln wir
nid>t, wie wir benn aud) $l)iUppmn alfo kennen, ba« er ftdj barauf jegen eud)

aller gebur öernemen laffen wirb, fonberlid) in ben fetten, fo nit wiber ©Ott
trab bie gewiffen fein".
» C. R. IX, 754.

4
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20

Stolberg et Werngerod acDecano summi collegii Colbniensis,


Patrono suo.
S. D. Illustris Domine. Etsi legere calumnias et sophis-
mata homini natura non amanti mendacia insuave est, tarnen
non poenitet me vidisse ea, quae collegium Coloniense con-
8

tra Episcopi Reformationem congessit. De Justificatione non


procul a nobis discedunt et tarnen nosträ calumniantur ; de
Missa etiam dicunt, valde pium fore, si presbyter non solus
sumeret coenam Domini, sed haberet alios pios simul su-
mentes et agentes gratias. Sed de invocatione mortuorum
hominum pugnant rabiosius, excusant etiam canticum: Salve
Regina. Hoc modo, si ludere liceat, possithomo argutus ex-
cusare etiam cultum Palladis, Cereris, Diane, sicut certe sa-
pientes ethnici cogitarunt. Stabiliuntcelibatum etmulta ma-
nifeste falsa. Quare non longa refutatione opus est. Nee
ego ignoro, consuetudinem longi temporis magnum tyrannum
esse et difficile nobis esse convellere ea quae tarn longa ve-
tustate confirmata sunt et tot patrum ac sanetorum exemplis
excusantur. Sed seimus, tales in ecclesia pugnas esse inevi-
tales cum longa vetustate. Ideo contra praetextus et fueos
confirmemus animos voce aeterni dei, qui de filio dixit: Hunc
audite, item jussit vitari idola. Fugite idola, scriptum est
aliquoties. Haec simplici studio scripsi ad celsitudinem ve-
stram, ut geiret in summa, quid de capituli scripto mihi vi-
deatur. Ecclesiam dei vobis commendo ac deum aeternum,
patrem domini nostri Jesu Christi oro, ut vos servet ac regat
et det vobis et reipublicae annum faustum et felicem. Cal.
Januarii 1544.
Philippus Melanthon.

ÜDcr t)orfiel)enbe 33rief gehört in bie 9?eil)e intereffanter @d)rift*


ftüde, ju beuen ÜJMandjtljon burd) ba$ $Reformatton$untcrnc(>men
§ermann8 t)on SBieb Deranfafjt ift. ßr entfjäft ba$ ©utad)ten be«
{Reformators über bte ©egenfdjrtft, btc Soljann ©ropper im Tanten
feiner ©eftnnnngSgenoffen im Mner üDomcapitet gegen ba$ unter
9JMand)tl)on$ SÜJitttrirfung erfaßte 9?eformation$*©ebenfen be$ ©rj*
btfdjofS 1543 aufgearbeitet l)atte; in bem Sapitet fetbft ftanb wie
befannt ber ©ecatt beffeföcn, eben ber Sbreffat unfereS Briefes, @raf
#eutrid) üon ©tolberg auf §>ermann$ ©eite unb ift eben bejftato
1
wie ^ermann fpätcr entfefct .

1
$gl.über iljn 3cttfucft« , ©toftergtfdjt Atrien? imb ®tabt*$iflorte
®. 69 ff.$affencaml>, $efftfdje Ätrdjengefc§id)te II, 1, 232 ff. (Stuten, ©e-
fd)t*teÄ5fo« IV, 425 ff. flrafft, Sfofoeidjmntgen »uflingtr« 85. 127. 2$«*
Togifdje Arbeiten be« rljemifdjen $rebtgert>eretn* II, 60.

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21

C. R. 9lx. 3431c (VI, 97).

6.

fHelandjtfjon an £attbgraf ^Ijilipp, 1546, Hpril 4.


£)em unb J)errn, tyerrn $f)i*
burd)feud)ten Ijodjgcbomen furftcn
tippfen ßanbgraoen gu Reffen, ©raöen gu Sattfenefabogen, 3 i Ö cn ^ ail| f
9iiba mtb £>iefc, meinem gnebigen Ijerni.
©otte« gnab burd) feinen eingebomen @on 3tfjefum ßljriftum
unfern Ijeilaub guuor. £)urdj(endjter Ijodjgeborner furft, gnebiger tjerr.
£a$ e.
f. g. ct)riftlid)er lafjr unb gudjt unb rechter er*
gu erljalhmg
fantnuS unb anruffung gottcö bie unfoerfitet gu Sttarpurg gu er*
falben unb gu beffern furfjaben, bagu wöüe ber aümedjtig gott feine
gnab öerfetfjen unb e. f. g. tyieriu ^uff tfjun, wie bie ganfee firdje
im pfatmen bittet: Confirma hoc deus quod operatus es in no-
bis propter templum sanetum tuum, ba$ ift, ba$ attegeit ein redjt
gotteS üo(1 fety, ba$ gott red)t erlernte, anruffe, preiffe, gud)t unb tu*
gent im menföfidjen gefd)(ed)t erljafbe. £)a$ nu e. f. g. arbeit unb
riete ju folgern fjofjen werd feligtidj biene, ba$ wöfle gott gnebigüdj
geben.
£)a$ bebenfen, fo mir gugefanbt, f)ab id) gefefen unb wet)§ nid)t
met tjerenberuug barin gu madjen, iebod) Ijab id) ttliä) artifel aud)
toergeidjnet, bie td) Ijiemit e. f. g. gufenbe. Unb wtewol-bei) unfj bie
©ttpenbiaten nod) nidjt gufamen in eine Wohnung gebraut , fo t}ett

man iarlidj gwet) (Sjamina, jebeS bety Dicr wodjen, barinn wir iebeS
ftubia fyeren nnb i$nen orbnug fteßen. 3d) fenbe audj fjtemtt e. f.

g. untere Statuta, barauä e.


f. merfen Rennen, wie bie tectioneä
g.
unb beibe faculteten atyte georbnet finb, ob t)ißcid)t etwa« barin gu
fmbett,ba$ e. f. g. erinnern mödjt.
Unb fo mid) e. f. g. erforbert, binn wiüig in untertljemfeit
id)

gu e. f. g. gu tyomen, benn id) feer gern fadjen mit e. f. g.


ettid)

reben wött. 3$ 6eforg aber, td) werbe fweerfid) erlaubnuS gu fotd)er


ratyfe wie id) jefeunb uff m. g. I). pfalnfegratje gribridjS
erlangen,
anfudjen aud) nit ertawbnuS erlanget. 3d) |offe aber bennod), gott
werbe ettwa bequemüfeit geben, ba$ id) gu e. f. g. Björnen mege.
Der aÜmcd)tig ®ott, üatter unferS l)et(anb$ 3efu ©jrifti, bewar unb
regir e. f. g. aflejeit gnebtgttcfy. 2lmen. £)at. amüierben tag9tyriti$
1546.

untertäniger biener
?ßfjttlMm$ üKetant^on. .

Slud) au« anberen Quellen wiffeu wir, baß 1546 eine neue
©tubienorbnung für bie ©tipenbiaten in Sttarburg aufgearbeitet unb
ücröffentlid)t würbe. 3n ben 2Iufgeid)nungeu , bie ber bamatfge
9?ector Coniceru« in ba« Album academicum eintrug, lefen wir:
He administrante rem scholasticam domus Gugulitica [ba$
$au« ber fiugetljerreu] est adsignata solis stipendiatis , leges

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22

novae item latae sunt, prioribus tarnen bene sancitis haud


abrogatis.Datusque est eis praefectus l £)ie . neue @tubien*
orbnung für bte ©tipenbiaten ift uns nod) ermatten; fie ift t)om 20.
2M 1546 batirt
2
.

C. R. SHr. 3667b (VI, 327).

7.

Pelandjtljött an fanbgraf $f|)Ut}>}>, 1516, Jecembcr 17.

£)em burd)teudjten Ijodjgebornen furften unb fyerrn, fjerw ^ßtjt*

i\pp$ gu Reffen, ^rren gu (Sattfenefnbogen , Begenfyaht


tfanbgraüen
Sftibba unb SDiefc, meinem gnebtgen l)errn.
@otte$ gnab burdi feinen eingebornen @on 3$efum @l)riftum
unfern tjeifanb guüor. £)urd)teudjter Ijodjgeborner furft, gnebiger
fyerr. SBenn gteidj ber faifertid) frieg nid)t fnrgef aßen toere, fo ift

bod) fo tuet furttnfe unb unnötiges gegenfS groifdjen ben Ijergogen gu


©adjfen ettücty jar getoefeu, tote e. f. g. nriffen , ba$ bife lanb nu|t
fang frieben gehabt fetten. Unb tute mott biefetbigen urfadjeu etttoaS
gu bifem frieg gefjotffeu, fo tftS bod) ein ftraff über un§ t)on ©Ott
üerfjenget Don megen unfer funben, bic öiet unb groß ftnb, mein unb
anbere. Stadjbem aber bifeS grofj efenb über bie taub Björnen ift

unb groffe gerfterungeu gu beforgen fiub, fljont jemanb mittet mit


gutem gettnffen gu einem frieben fiuben, ba$ toere red)t unb djriftiid),
toenngtetd) in toetttidjen fadjen ein nadjteif ober bemut fein fott. 3?dj
luott and) fetb gern mit meinem tob anbern friben madjen, fo barmit
gu Riffen toere. £)U)etf id) aber feinen menf^en uff erben meig,
gn bem id) midj t>erfc^c, t>a$ eljr gu friben geneigter fei unb fmdjt*
barer baruff arbeiten flenne bann e. f. g., Ijab ic^ bebadjt an e. f.
g. uutert§enigtid) gu fdjretbeu, unb toietoot one gtoetfef e. f. g. fetb
gern gerfterung ber lenber toerljuten toolten, bitt idjbod) aud) in alter
bemut unb umb gotteS toiüen, e. f. g. »ölten fo Diel e$ mogtid) unb
tt)o es mog(id) uf einen gimti^en friben arbeiten.
ift <S. f. g. ttriffen

getegenljeit unb umbftenb aüer bifer fyenbet, bie id) uit tt>ei§, barumb
idj nit roeg bagu angeigen fljann. 3d) toeig aber tont, ba$ biet t>cr*

bitterung au§ unnötigem gegen! erfolget unb baneben nötige bing unter»
taffen finb. 5ftu fotte jefcunb bißid) unfj alte ba$ groß etenb bemutiger

1
Caesar, Catalogi studiosorum scholae Marpurgensis antiquissimi
particula altera (flßarburger UntüerfttätS * Programm jum 22. 2Rärj 1874)
©. 30.
8
©ie ijt jueifl gebrudt üon §tlbebranb, Urfunbenfammhtng über bie
33«foffung unb Seriüattung ber Untoerfität 2Rav6urg unter ?l)UiW bem ©roß-
mürtjigen @. 42 ff. ®. ebenba anty bie älteren @ttyenbtaten*Drbnungen öon
1539 unb 1542 unb bie foätere üon 1560, @. 30 ff. 39 ff. 63 ff. «gl. audj
(SurttuS, ©efd)td)te be« ©ttyenbtatenwefen« ju 9Worburg (Harburg 1781)
e. 3 ff.

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23

madjen. Unb wiewot bie frieg fdjretftidj burd) einanber oerwitfett


finb, ba$ id) nit weift, ob ba$ fctor in bifen tauben fljonne gefefdjet
werben , e$ fei bentt frib mit bem feifer, fo bitt id) bodj untertänig
unb nmb gotteS Witten, e.
f. g. wollen bod) fonbertid) ifjr bie arme
ftabt Witeberg taffen beüofjten fein unb für fie bitten. £)enn obgfeidj
ein artifet in unridjtigfeit fteefet, fo finb bod) fünft alle artifet cfyrift*

tidjer Iaf)r redjt unb nufetid) erfteret burd) gotteS gnaben. 35tfer ar*
beit foflt bittid) gefdjonet Werben. Wa$ Wirts botf) ben feinben djrift*

lieber warljett für triumpl) machen, fo ba$ arm Witeberg gerfteret


Wirt. 2ld) ©Ott gebe gnebig frib unb leite ber furften gemut gu bei*
ner efjr. £)er wotte aud) e.
f. g. gnebigfidj bewaren erljatben unb
regirn. ©atum gu 3ert>eft 17. £)ecembri$ 1546.
«. f. ö-
untertäniger biener
^ittppu* 2We(antl)on.

Stuf ber nadj ber Sluffdjrift auf ber Slbreffe in


biefen 33rief,
Raffet am
25. £)ecember präfentirt würbe, antwortete ber 2aubgraf
aus Söffet am 26. ÜDecember 1546: „Wo bie ifcigen friegSfadjen
nad) unferem fopf gefuret, fo würben one gweifet bie bing burd)
fdytadjt ober gutfidje Ijanbtung, fo un$ im tager manigmat furge*
ftanben, tangeft gu anbern wegen geriet fein. Wittenbergs falben
Wirts ob ©ot wot btSmatS fein notf) Ijaben, fonbern fic^ wot ermatten
tnugen. St(ö aber ir uns f treibt, ob gfeid) ein articut (baS Der*
fte^en wir gu Wittenberg) in unridjtigfett fteefet, fo feien bod) fonft
alle articut djriftttdjer tef>r red)t jc. , wo nun ir mit bemfetben nit
baS ©acrament beS tetbs unb Muts ßljrifti meinet, fo begeren »ir
gnebigfid), ir wollet uns Derftenbigeu/waS ir barmit gemeinet, bann
wir fofdjS infonberljatt gern wiffen woften. SJetangenb aber fonft
ingemeine bie friegSfadjen unb ben guttuen »ertrag berfetben, jubitirn
on gweifet bie papiften nit wenig, baS bie beiben §eufer gu ©adjfeu
einanber atfo oerberben, unb fagen, baS fei eben redjt, baS ftdj bie
Sautfjeraner, wie fte unfere retigtonS&erwanbte nennen, fefbft gerren
unb frtegen. ÜDie fadjen gwtfd>en benfetben beiben Ferren feint weit
gelaufen, flehen in eytrenüs. £ergog2Worife wit fidj beS ßtjurfurften
unfern lieben oettern Ijatben in fein fjanbtung taffen, fagt audj, baS
@. 8. Ijatben beim faifer nid)t$ werb gu Ijanbten fein. @o wit Ijer*
wiber ber ©jurfurft ftdj nit abmatten taffen, §erjog Sttorifeen in
feinem aigen taub angugreifen , atfo baS wir wartid) nit afwege bie
toofge bei ben Parteien Ijaben. ÜDerwegen Wir Vertrags Ijatben bie
fad) ©ott Ijeimgeben unb beüetfjen, ber mu§ ein mittet bargu f Riefen ".
Was er bagu tfjun fönne, fei er aber gern erbbtig gu tljun.
1
2Bie fe^r bei bem Sriege gerabe auc^ Wittenberg« ©efc^id 3)?e^

1
$gt. Söentruj), SDie ©efogenmfl SEBittcitbetg^ im 3. 1547, im ?ro-
gramm beö O^mnopum« gu. Wittenberg, Dflern 1861; f.namentü^ bie ©.12 ff.
anflegogenen Ouettenjletten. S3qI. audj J. Camerarii de vita Melanchthonis

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24

foncf)tl)<m befümmerte, crfe^en ttrir a\xij an$ anbcrcn in bcr gleiten


3eit t>on il)m getriebenen Briefen, ©eorg Don 2luf>att gegenüber
fprtdjt er feinen ©djmerj au$ , talem scholam nunc deleri et
qnidem ab iis, qui tot vinculis nobiscum conjuneti Bunt.
Quod autem, fagt er in bemfetben ^Briefe, Cels. V. judicat fore
commodius, si nunc proficiscar Dessam et ibi congressum
prineipum expectem, decrevi, hinc non proficisci, nisi prius
1
literas a Camerario aeeepero Da§ 3ft. audj am 13. 35e*
.

cember nodj auf bon (SamerariuS wartete, jeigt un$ ein an


Sftadiridjt

biefem S£ag üon i^m ebenfaüS lieber an ®eorg gerichtetes ©^reiben.


@r Ijätte vernommen in ©djttaben fei ein SBaffenfttüftanb auf 4
Sftonate gefdjfoffen j interea erunt ut spero deliberationes de
pace: in quibus, si meam etiam opinionem audire noster
Princeps volet, dicam vere quod sentio. Ad Landgravium vel
in hac regione vel in sua accedam 2 . 2ln biefen , an ?l)üiW, ,

fcfyrieb er bann am 17. ben oben mitgeteilten SJrief; an bemfetbeu


Sage unterrichtete er l)iert>on aud) SamerartuS 8 . 3n einem ©^reiben
toom 2. Januar 1547 gebenft (efeterer ber Slnttoort be$ Sanbgrafeu
4
auf SDMandjtfjonS Srief . Macedo, fdjreibt 9JMandjt()on fetbft am
5
5. Januar gravissime mihiscripsit de iis impedimentis, quae
,

ipsum ad Danubium remorata sunt et de pertinacia cogna-


torum, inter quos pacem facere conatus est. Vincit igitur
vis fati, quod saepe metui. Cumque moderatis consiliis in
pace non fuerit locus, minus miror nunc sumptis armis non
audiri eos, qui mallent utrosque aliquid de suo jure remit-
tere, quam parrieidiis polluere patriam.
®(eid)jeitig l)atte (SamerartuS bem greunbe nod) einen anberen
©rief be$ ßanbgrafen mitgeteilt, an ®eorg Don 2lnljatt. ßbeufo
tote 9)Wand)tf)on fyatte biefer $f)ttiw gebeten, gtmfdjen Sttortfe nnb
3fol)ann griebrid) gu vermitteln; er lief fid) aud) burdj bie 2lnth>ort
be$ Sanbgrafen nid&t abmatten, ba$ gleite (Srfudjen am8. Januar
1547 nodjmate tljm öorjutragen. ßr Ijabe, melbete er Wttyp, »un*
fern lieben fragen unb mul)men, be$ djurfurften ju ©adjfen unb aud)
jjerjog Üttorifc gemahn, berg(eid)en f. t. fraumutter öor etfidjen tagen
gefdjrieben unb fie gebeten fid) be« djriftßdjen fjanbetö angunef)men.
^Dielpeit aber on jtoeifel <£. ?. fein tu folgen anfef)en bei beiben fyer«»

ren, ba$ atteS baSjenige fo menfdjüd) nnb muglid) burd) ©. S. au«*


geridjt unb erhalten toerben fotte, fjaben mir nit untertaffen tootten

narratio rec. Strobel. Praefatus estNoesselt ©. 244 ff. ©trobel, SReue


©eitröge jur Sitcrotur I, 2, 127 ff.
1
C. R. Wx. 3657. »gl. aud) ben ©rief öon SRarcettu« C. R. SRr.
3659.
2
C. R. Sflx. 3660. fßfi. aud) 2JU ©riefe an (Sber unb (Sameroriu«
C. R. ftr. 3661. 3662.
8
C. R. <Rr. 3667.
4
C. R. ftr. 3687.
5
C. R. Mr. 3689.

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25

über aorgetljane« fdjreiben an <£. 8., barauf uuö berfefben biefer tage
freuntttd)e antwort gufomen, <£. 8. al« in ber legten not!) au<$ mit
biefer fd)rift gu erfudjen, unb »er imfer btbenfen, fo e« tanb unb
feute unb ir eigner gefaljr falben unb auffer berfefben befdjwerb unb
üerfeumung mit irf)ten gefdjeljen ftmbe, fetten ftd) uodjmaf« eigner
perfon Ijerein oerfugt unb in gegeuwart, al« ber aud) in erb^ulbung
bifer lanb mitfteljenb, be« Raubet« beöliffen, ob bod) au« ©ottcö gnaben
beiber Ferren gemutf) oerfunet unb ber lanb unb leute entlu| t>er*
terben, aud) ir felbft toorftelpber eufferfter fdjabe öorlonwneii werben
mod)t". $n einer SWacfyfdjrift beflagt ©eorg, wie burdj bie wmüÄortfr
gur 93ertl)eibigung 8eipgig« ergriffenen SDZafjregeln * „nit allein nit
in unb öor ber ftatt, fonbent aud) bei ben nedjftgetegenen borfern,
wie leiber gleidjergeftalt mit ben öorftebten gu SBittenberg burd) be«
djurfurften oberften and) gefeiten, burdj brant unb üerljeerung bem
lanb langer geit unwiberbringtidjer fdjabe gugefugt unb t>iel elenber
betrübter teut gemalt. äßiewot nun fotd)« bie frieg«notturft erfor*
bert, fo ift bannodj bei un« erfdjrecf lid) , ba« ljieb.urd) bie djriftlidje
gemein mit gerftreuung beiber djrifttidjen fyofjen faulen unb in anber
öietfeltige Wege fo fyart fofle bebrengt werben burd) berjenigen irrung
unb öljeb, fo beibe ber wahren retigion gugetljan fein''.
¥$i(iM> beantwortete biefen am
15. erhaltenen ©rief am 16.
Januar. ®ern l)öre er oon ©eorg« ©emitfyungen für ^erfteßung
be« trieben«, ungern t>ou beren ßrfolgloftgteit. ßr felbft fjabe audj
„bergteid)en gwetmal burd) potfdjaft unbetltd) biet malen burd) fünften
angehalten, aber gleich wie S. 8. ntc^tö erhalten mugen. ©onbern
bie fadjen fein t>on bem ein teil auf ben feifer unb tonig gehoben,
e« bei benen gu fu$en. ©ei bem anbern teil Ijat man aud) nit er*
langen mugen einen ftitftanb unb in fein (anb gu gtefjen, bi« ba mod)t
weiter Ijanblung toorgenomen werben, ©weit nun bie gemuter ber*
maffen uf beiber feiten geftanben fein unb nod) fteljen, fo ift unmuglid)
gewefen unb nod) etwa« gu fjanblen. Da« nun @. 8. begeren, ba«
wir felbft un« wolten Ijineinf ugen , ba« weren wir gu tfjun wol ge*
neigt, wo wir wuften, ba« wir einige Dolg fetten ober gum wenigften

fo ötf wiffen« trugen, ba« man unber^anblung geftatten wolt un«


allein ober anbern neben un«". £)a«, fürd)te er, werbe nid)t ber
fjaü fein; gubem fei er in feinem eigenen 8anb fo bebrängt, ba« er
baffetbe faum toertaffen bürfe. „Silber be« aüe« unangefefjen, fo wir

tonten toermerfen, ba« wir ben willen bei beiben teilen, bem djurfurften
unb fjergog Sftorifc gu @ad)fen Ijaben modjten, ba« fie unfer unber*
Ijanblung neben anbern leiben fönten, fo wolten wir nit unberlaffen
bargu allen olei« toorguwenben, audj felbft auf« eilenbft hinein gu reiten.
Unb berljalben beutet un«, ba« fid) @. 8. furberfid) eigner perfon
unb
wen mer bagu öermugen gu Ijergog SDiorifeeu unb gum ßfjurfurften
fie

oerfugen unb fooil bei ineu abfyanblen, ob fie unber^anblung leiben

1
8gL «oigt, ©clagcrung fiei^tg« 1547, Slrdjib für fä^ft^e ©cf^t^te
XI, 265 ff.

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26

motten uttb ob G. 8. ein furgen auftaut cttirf) tag machen tonten,


fo feiut mir erbietig eigner perfou, unangefetjen tüie e$ in unferem
tanb fteljet, un$ barjufugen unb üleiä anjutoenben, ob ©Ott guab ge*
ben toott, ba$ bie fachen mochten vertragen wcrbeu\

C. R. Wt. 5620b (VIII, 303).

8.

Pelandjtljott an Philipps Statthalter unb Jlätlje ju Raffel, 1554,


Sunt*

SDen ebten ernt>eften unb geftrengeu Ijerrn ftabtljalbern unb reben


ber furftUtfjen {Regierung gu @affet, meinen gunftigen Ijerrn.
©ottcö gnab burdj feineu eiugebornen fön ^Ijefum ßljriftum
unfern unb toarfjaftigen Reifer juoor. @ble ern&efte geftreuge
Ijeitanb

gunftige fjerrn. ßtoer (Srnüeften unb gunften feube idj Ijiemit ant*
»ort uff beibe fragen, bie un$ etter @mt>. gugefant fjaben. Unb
Ijaben nid)t groeifel, bie anttoort uff bie frag Dom ftupratore, baüon
offt bifputirt foirb, ift redjt unb too( gegruubet, ob gteidj et(id) Ijcfftig

ftreiten oon beut tejt in SDiotfe. ÜDer anber fatt ift nid}t atfo ge*
mein, fteüen bodj fotdjs ju öerfteubigen prebicanten bieanbern tauben,
bie d)rift(id)e reine tctjr prebigeu, unb erbietten un* gegen bem burdj*
teuften tjodjgebornen furften unb Ijerrn bem ganbgrawn gu Reffen,
unferm gnebigen fjerrn, ju untertänigem gefjorfam unb gegen en?r
grnt>eften ju bienen nacfj unferm geringem vermögen unb fonberli^
gu gut ben firdjen unb djriftüdjer teljr. ©er aümedjtige @on ®otte$,
31)efu$ ©jriftuS, ber t$m gcttufclicf) ein ewige firdjen famlet im
tnenfdjtidjen gefdjfedjt , burd)S (Söangetium unb nidjt anberS, tuotte

ben bnrd)teud)ten ljodjgebornen furften unb Ijerrn ben 8anbgrat>en ju


Reffen, unfern gnebigen Ijerrn unb Stoer Srnoeften unb bie (Stüern
[attejeit gne ^bigüdE) betoarn unb regirn. Der Ijeffifdj bott ift anljer
Jörnen 13. 3f"nü unb ift toiberumb tt)eg gebogen 16. 3>unii a.
1554.
Gr. (Srnüeft toittiger
?lji(iMm$ 9D?elautljon.

1
2>a$ Rapier obgcriffcn.

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Beiträge pr ßritif ber Duellen für bie

©efd)id)te M\tx SubttnaS be$ 23aiern.

S3ou

®l). ,£ X Widert

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:

Unter *ben triefen unb guten Queflenfdjriften be« XIV. 3al)r*


Ijunbert« finb bie fyerborragenbereu , toie SDtottljia« Bon Neuenbürg,
$eter mm 3tttau, Qoljanne« oon Sßictrtug ^ Qoljaune« öon äßinter*
tfjur, bereite einer etngefyeuben frittfd>eu Unterfudjuug getüürbigt toorben
ober gerabe biejemgen, toetdje in ber §)eimatl) Äaifer tfubtmg be$
Odern gefdjrteben unb barum für beffen ®efd)td)te fjter etgenttid) am
aöererften in 33etradjt foutmen, würben meines @rad)ten$ bisher in
unoerbtenter SBeife üernadjläffigt. SltterbingS bürfen fie aud) nid)t
ben SBertl) ber oben genanuten in gleichem 9flafje beanfprudjen, ba fie

üorgufl^ttjetfe jener parttcutaren Stiftung ber fiiftoriograpljte äuge*


fyören, ba« üoruefjmfte unterfd^eibenbe SDcerfmal ber Guetten*
toorin
f Triften feit XIII. ^afjrfjunberts überhaupt befte^t ; ben*
ÜRtttc be«
noefj möchte eine fpeciett auf bie teueren —
bie b a i r i f d) e n Duetten —
gerichtete Äritif, wefdje iljreu ^ufjaft uid)t b(o« im ungemeinen be*
rüdfidjtigt fonbern jugteidj im (Sinjefnen prüft, ntd&t of)ne einige
neue SRefuttate aud) für bie 9?eidj$fjtftorie bleiben, baneben aber jur
richtigeren Sluffaffung iljrer fetöft unb toefentfidjen ^Bereicherung be$
gegenwärtigen ©tanbeä unferer Quetteuforfdjung im XIV. Scfyx*
(junbert beitragen. — SQBir f äffen nun naeö etuanber bie brei bairi*
fdjen SBerfe in« Singe, beren gegenfetttgeS SBcr^ältnig in Sejug auf
ben l)iftorifd)en SBerttj fid) au$ ber folgenben Unterfudjuug wn frfbft
ergeben toirb: ben Monachus Fürstenfeldensis, bie Vita
Ludowici, unb ba« fog. Chronicon de dueibus. (SrfteS
jap JD. ßorenj (@efd)id)t$queüen ®. 77) „oljne 3^ifrf J« ben bor*
jügtid)ften SBerfen be$ XIV. 3al)rljunbert$" ; bie beiben anbern finb
too^l me^r untergeorbneten 9?ange$, ba« Chronicon ein burdj
aber
feinen ^nljatt $um £l)etl fel)r merfwürbige« @tü(f, in bem (tt>ie
©bunter fagt) ftrenge Prüfung crforbcrltdj ift, bie Vita enblid),
Ä
„beren Sroägung md)t Ieid)t ift
be« SBert^e« (tforenj a. a. O.),
eben bamm ben gorfdjer ju einer enbgüüigen Unterfudjung reijt.
§ieran refljt fid) eine llnterfudjung über ben Ludovicus Ba-
varus be« Albertinns Mussatus, ber atterbing« fdjon öfter (Segen*
ftanb einer eingeljenberen 33etrad)tung getoefen, aber oljne bafj fold&e
eiue in allen fünften jufriebenftettenbe unb erfäöpfenbe genannt
»erben fitante.

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30

I.

Monachi Faerstenfeldensis Chronica de gostis prineipum \

1. £)a« Seben be« 93erfaffer$.

Die Dorlicgenbc @I)ronif ift bie Slrbeit eine« gürfteufetber 9ttönei)e$,


ber un« feinen üWameu t)erfd)tt)eigt 2 .

£>a$ Älofler gürftenfetb (toeftfid) Don 9ftünci}eu an einem £u*


fing ber 3far gelegen) toar i. 3. 1263 öon §>erjog Cubtüig bem
Strengen oon Dberbaiern $ur ©üfjne für bie £)inrid)tung feiner ei*
8
genen ®emal)(m geftiftet unb mit ßiftercienfer*9!Jiönd)en an« Silber«*
badj (fübtt). mm 35it«^ofen) befefet roorben
4
. $)a$ Softer Surften*
felb gehörte in ben 33i$tl)um$fprengel greiftug. 8J?eid)ti(j&e SDota*
5
tionen unb Privilegien, bie iljm fortan ju £ljeit ttmrben , bereifen
bafj bie oberbairifdjen dürften, t>or aßen aud) ber fpätere Satfer 8nb*
ttrig, iljre befonbere gürforge unb @unft biefem gamilienftifte gu*
toanbten, in beffen ©ruft iljre Selber jur eroigen SRnfye beigefefet
ttnirben
6
. — Die 9)iöud)e felbft ftauben barum auet) iro^t in per*
fönlicfyen Sejteljungen gum §>errfd)erl)aufe.
3$re fnüpft fiel) an einen Don bem
üterär*|iftorifrf|e Styä'tigfeü
überfommenen Martin oon £roppau, beffen ßljronif
üDiutterffofter
bamats überaß, nrie befannt, als ©runbtage unb 35orbilb für weitere
7
gortfefcuugen biente .

1
Böhmer, Font. rer. Germ. I, ©. 1—68. — lieber ben etilen, feljr
fehlerhaften Slbbrucf ber Sljrouif nad) einer toerfffimmelten ^ßapier^anbf^rift be«
XVII. 3af)rf). bei Oefele, SS.rer.Boic.il, 529-555 [ed. 1763], f. Böhmer
ibid.©. XI— XIII. —
33öt)mer8 eingig brauchbarer Ausgabe liegt ein Silber«*
badjer ^ergamentcobejc bed XIV. Saljrl). gu ©runbe, ben er in feiner SSorrebe nä'ljer

betrieben Ijat.

ülefctere läßt atterbing« (wie id? weiter unten geigen werbe) eine abermalige
Ijanbfdjrif tlidje Unterfudjung notljwenbig erfdjeinen: aber nid)t nad) ber ©eite
Ijin ober au« bem ©runbe, welken D. Soreng, 2>eutfdjl. ©ef*idjt«q. im 9ft.*3l.
©. 77 3, angibt. S5enn bie als Sftr. 2 bezeichnete Cronica Romanorum
9fr.

ift toon Söljmer felbfl nadjfjer in Fontes II, ®. XLIII sq. berficfftdjtigt unb
ebirt worben (©. 457—464); außerbem Ijat au* 3affe'« (Sbition be« betreffen*
ben ©tücf« als Ann. Aldersbacenses eben iener <5ober üorgelegen (f. M. Gr.
SS. XVII, ©. 535).
8
Oefele glaubte in berfelben ba« Serl S3olcmar«, be« $bte« üon gür*
flenfelb, gn erfennen; baljer fie früher allgemein unter biefem tarnen ging.
S)er 2lbt ftarb aber 1314, wäljreub unfere <£l)ronif bis 1326 reicht: f. im übr.
©ötymer« Sorrebe ©. X unb and) fioreng ®. 76 f. fiefeterer begeidjnet fte
al« Grimoldi chronica, Worüber unten.
8
©. «udjner, ©efdj. ö. SBaqem, SBud) V, ©. 140. £>ie un« erhal- —
tene ©tiftung«urfunbe be« älofier« batirt au« SDtündjen 22. gebr. 1266 , f.
©öljmer« 2Bittel«b. föeg. ©.31.
4
©. außer ©ö^mer« «orrebe, Font. I, @. XIII, au* Font. II,
©. XLV.
6
Mon. Boica IX, 337—340: Mon. Fürstenfeldensis.
6
@. bie betr. ©teilen ber <5f)ronif ©. 15. 18. 43.
7
SBattenbad}, 2)eutf*l. @ef*i*t«q. im 2K.*3t. II, ©. 329 (3. flufl.).
-
Sorenj in ber Einleitung.

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31

SDer 3Serfaffer unfcrer @f)romf nun ftommte getoig au$ SB^


men$ £wuptftabt, *ßrag. Denn am anfange ba§ bcrfclbcn fagt er
1
,

er ba$ ga§ &on ©itber mit eigenen Singen gefel)en ijabe, tt)etd)e$
(i. 3. 1277 ober 1278) Jtönig Dttofar nadj Straubing an ben
§erjog £etnricl) Don SKieberbaiern gefdjidt, um biefen im Kampfe
gegen SRubotf t)on §>ab$burg auf feine ©eite ju gießen 2 2lucf) fein .

Sertd)t über Ottofar« gatt in ber ©d)tad)t auf bent 9ttard>fe(be unb
über beffen toon Sönig 9?uboIf aeranftaltete öffentliche Stobtenfeier
(1278), toie feine genaue Senntniß ber am Präger £>ofe umgefjenben
©erüdjte über bie oerttutttoete Sönigin Suniguttb unb üjre anftöfcige
SSerbtnbuug mit bem mächtigen böljmifdjen ®ro§en 3au>ifd) 8 taffett
barauf fließen, gerner roirb auSbrüdlid) erwähnt 4 , bag er felbft
unb feine ©enoffen, ©Notaren bamafö (1278) in^ßrag, tjott fnaben*
^after Neugier in ben fönigtidjen ©cfjfofjfjof gebrungen unb bafetbft
ben für vergiftet gehaltenen jungen SBenjet öon ben Slerjten an ben
gügen aufgefangen gefeljen l)aben. Gntbttd) fdjitbert ber Sßerfaffer
eine ba(b nad) Ottofar« £obe in Söfjmen aufgebrochene £uuger$noti)
5
bis tu* Sfteinfte unb mit fo büftern garben ba§ er biefelbe mof)t
nod) perfönfid) burdjfebt unb bann Der*
gelitten fyaben mu§.
,

— St6cr
ftummen bie anSfütjrfid&eren unb eingefjeuberen Angaben über JBölj*
men; —
ein 33emei$, bag er nidjt metjr afö Sugengeuge berietet,

1
©. 6 : vidi enim ,
quod misit onustum plaustrum cum argento
in vase continente mensuram septem urnarum de Bohemia in civita-
tem Strubingam, tantam peeuniam vidissem, proeul dubio alii
et nisi
referenti nullatenus credidissem. 2)iefe SBorte finb bisher Don bem erflcu
Herausgeber Defefe (er fdjreibt ©. 525 juvenem Straubingae, veteri tum
:

Ducuni ad Danubium sede, egisse —


sc. chronicorum autorem) unb
2orenj (©. 78: bie $eimattj be« Sütanne« fdjeint Straubing ju fein) fo
üerftonben tnorben, al« ob hrirflid) au« ifjnen (Straubing al« bie urtyrünglidje
§eimat1j be« ÜWöndje« Ijeroorginge. Obige Sorte fagen aber blo« unb laffett
barüber gar feinen j$mtftl, baß ber SRönd) bie $b[enbung de Bohemia ge-
fetjen Ijabe , nid)t bie Hnfunft in civitatem Strubingam Wäre fein Sfafeut* ;

IjaltSort bamal« (Straubing gewefeu, fo t)ätte an ber ©teile ntd)t mittere ßetjen
tömteiu — Slufierbem tyridjt ein innerer ©runb
gegen bie Slnnaljme ber
beiben ©eteljrten. Defeie unb Sorenj laffett ben 2ttönd) in bem*
na'mltdj
fclben 3a1jre nod) ober im folgenben (b. i. 1278) in *ßrag Derweilen: gang
ridjtig, ba er felbji öon ftdt) auSfaqt, er fei bamal« in ?rag Scolaris gewefen.
9lun bleibt cd aber bodj ^öct)ft unwaJjrfdjeinlid) , bag ein änabe Don c. 10 bis
15 3aljren , ber ja in ben nahegelegenen bairifdjen ©i«tljfimern föegen«burg
ober $affau Ijinretdjenbe ©elegenljeit jiu feiner SluSbilbung ftnbctt unb fueften
mag, jumal in Ärieg«jetten nadj ber böljmifdjen Jpauptftabt Ijinüberwanbern
»erbe. 2>a erfdjemt e« gewiß beffer, thtn $rag al« bie eigentliche #eimatlj
be« SRöndje« ju bejeidjnen.
» »gl. S3ud)ner V, 182.
8
'Supanus dictus Zawiscb .
1

3)en böfjmifdjen Zupan flettte man
einem beutfdjen ©rafen gleid^; f. ^augerl, 5Die SBitigonen, im Slrc^iü f. öjlerr.
®eW. ©b. LI, @. 535. Ibid. @. 543 sq. wirb über biefen merfwürbigen
unb berühmten 3^n)if^ üon galfenflein weiter etngeljenb ge§anbelt.
4
@. 9.
5
e. 12.

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32

unb feine urfprünglicfye §>eimatl) bereits mit ber mtbern, ber batri*
fc^en, öertaufdjt fyabt.
SBann aber teueres gefdjeljeu, ift unbeftimmt. Sutxft * m 3M&W
1290 treffen wir if)ti im Softer gürftenfetb an: er felbft ift Ijier

,$äugenjeuge bei ber feierlichen Seftatturtg be$ toon ifjm gepriefenen


jüngeren SubwtgS £erjog$ Don 33aiern, ber an einer im furnier gu
Nürnberg erhaltenen SBunbe ftarb K 3>n biefem Ätofter ift bann ber
SDfönd) bis ju feinem 8eben$eube geblieben : bafür liefert feine Sfjronif

mehrere Selege. ©o jäljft ber 2lutor genau bie Warnen fämmtfidjer


tyoljen &ibtragenben auf, bie üier^aljre fpäter (1294) bei ber lobten*

feier SubwigS be$ Strengen, be$ oorigen 93ater, im Slofter anwefenb


2
waren . @o fprid)t er bei bem 3aljre 1313 oon ben angelegen*
Reiten beffetben gerabeju als feineu eignen: er berietet, wie feljr feiu
Softer unter bem unljeifoollen öruberjwifte SRubotfS unb CubwigS,
ber ©öljue unb 9?ad)fofger ßubwigS be$ Strengen in Dberbaiern,
8
gwei üolle $al)xt fyinburd) (1311 unb 1312) Ijat leiben muffen .

ÜDann weiter unten jum^re 1322 nennt er e$ wieber claustrum


nostrum, in beffen 9iäl)e t>ou feinen S3rübern gweiS3oten be$ $önig$
griebrtdj, für £erjog ßeopolb nad) ©djwaben birtgirt, furj t)or ber
4
SDiüljtborf er @cfjlad)t aufgehalten würben ©aburd) l)at bamafö baQ .

Softer feinem SanbeSfjerrn einen großen Dienft geleiftet, ben ber


Sljromft Ijeröorfjebt : bie redjtjeitige ^Bereinigung griebridjS mit bem
ßecre feine« Vorüber« ?eopolb würbe öerfjinbert unb fo wefentlidj) jum
Siege Söuig SubwigS beigetragen. ©ogtetd) nadj festerem (28. ©ept.
1322) jog aber Ceopolb oon ©djwaben j)er plünbemb bis in bie
SKäfje be$ gürftenfetber SlofterS, unb ba tritt nun be$ 25erfaffer$
sßerfon ganj offen in ben 95orbergrunb. 2Bir wieberf)oten feine —
aud) in anberer Sejie^ung merfwürbigen — Sorte 5 Sed ego
:

cum essem tunc temporis et eadem nocte in Puoch proxima


villa et ibilaboriose , grangiam custodirem 6
multi quasi
furiosi transibant incendentes villas,
ut ignis luceret eis per
noctem, duo ceperunt me, tertius lancea me plagavit, et illa
nocte quasi unus de scurris fui duabus vieibus denudatns.
Que tarnen omnia parvi pendi, cum viderem illos [bie
Defierreidjer unb ©djwaben] versos in fugam et regem nostrum
nobiliter triumphasse.
9iod) einmal wirb gegen ben Sdjfufj ber ©jronif ba« Slofter
gürftenfelb &om SSerf affer erwaljnt, inbem üier noä) (ebenbe 3Kbn^e

1
6. 15.
8
@ 18
-
-

8
@. 32 nobis ablata fuerint optima pecora et jumenta ....
:

* @. 61. 62.
6
@. 63. -
»gl. ©ud&ner V, 331.
6 Grangia i. e. praedium, villa rustica, ubi reponuntur grana ut
sunt horrea [Du Cangel. —
2)er 2Rönd) Ijatte al(o bamal« gerate bae Statt
eine« ©rangtarm« b. t. SirtljfdjafterS ober „ÄafhterS" imte, woljer üjm Storenj
a. a. O. ben utfunbltd) beglaubigten dornen Grimoldus öinbtrirt.

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33

beffetben bic feierliche @inl)olung bcr SRcidjSinfigmen nadj Sftflndßn


übernahmen (1323) K — SßcitereS aber erfahren toir über be$ 2lu*
tor8 äußere ?eben8umftänbe au$ ber ßljromf nidjt.

2. £)a$ SBerf. — Umfang unb gönn bcr ©arftettung.


2
SDie erften (ob t>om SSerfaffer fetbft Ijingefekten ? ) SBorte bcr
(Sljronif lauten: Incipit cronica de gestis prineipum a tempore
Rudolfi regia usque ad tempora Ludwici imperatoris.
Unb in bcr fnrjen (Einleitung giebt er un$ fein
nun fofgenbeu
reges nobilissimos seeundum se-
35orl)aben näljer fünb: scribere
riem qui sibi vicissim sueeedunt, cum quibusdam notulis et
actibus eorundem. 2ltfo bie ©eftfjidjte öon Sönig JRubolf an bis
auf Saifer Subtoig in Üjrcr Stufetnanbcrfotgc toiü er üor unfern
Sfugen entrollen, aber Senn, fo
auf ffioüftänbtgfeit üerjidjtet er,
fügt er hujusmodi
nodj au$brüd(id) fjinju: si quis melius de
scire voluerit, scrutetur apud eos qui de annalibus habent
experienciam pleniorem. ©er SSerfaffer bejetdjnet atfo feine eigene
ftenntnifj gerabeju als unjureidjenb, er t)er^et>It uns ntcjjt bie UnDoQ*
fommenl)eit feine« Sßerfä. — Xußerbem tt>etft er fjier g(eid), um
fo bem bejttgfidjen SSortüurfe ju begegnen, auf biegorm feiner t)ar*
fteflung mit ben ^Sorten fjin: Sed quia de negligencia vel im-
pericia indicabor, si ea quae scribenda sunt neglexero annis
singulis assignare, ideo fateor me non posse de ignorancia
excusare. £)er üöiöndj ijat atfo abjtdjtfid) eine b(o$ annatifttfdjc
©arfteßung ber ©efdjidjte feiner 3*ü aufgegebeu; er to&fyt bafür
(ieber bie freiere gorm ber Srjäljfang, rotityc bie SÖjatfadjen in ifjrem
3ufammenljange ttorfüljrt.
SQBeun nun teuere ffin unb tüieber audj einige ©djtoerfatttgfeit
anbern ©tetten tritt 8tnfd)auttd)fett unb Sebljafttgfctt um
8
jeigt , an
fo mefjr ^eroor: fo too er bie troftfofe Sage be$ SReidjeS üor Sönig
9hibo(f$ ©rljebung Gilbert, too er bie ©djrecJniffe ber bitymifdjen
§unger$not!) ausmalt, ober too er ben Sampf unb bebeutenben @icg
MtoigS bei ©ameteborf entfaltet. Dratorifctyer @d)mucf üertet^t bcr
4
Sqäfjtung baju öfter« erstes ^ntcreffe benn „nidjt fetten ergebt :

fid) ber ©djriftftefler gu einer Wct bia(ogtfd)er ©arftettung , äljnüd}


110
ber ©otmarer ©jronil 2lud) einige tateinifdje ©ebenfüerfe finb
.

angebracht, aber öon pruufenber ©eteljrfamfeit Ijätt fid) bie ©arftet*


Cung fern.

1
&• 64 -

* ober audj nadjtr8a.Ud) t>on einem «ttbereti übertriebenen, ber bie föein«
fdjrift fertigte? f. barfiber tu. u.
8
e. @. 77.
fiorenj
4
@. 7 föebe eine« SRinoriten bor ßontg föuboife #eer. ©. 57
ftebe
g. SB.
unb ©egenrebe im Shtgeftdjt ber bairifdjtn unb öfUrreidjtfdjen ©treiter. —
©elbftoerfiänblidj ftub btefe Neben Ijier, wie bei ben mti(ten ©^riftfieflern be«
2».-«., ofme ^iporif^en Sßertlj.
6
gür ttjelc^e eben djaraftertfUfä , baß fte — eine £auptqueße für bie

©cf^te Äimig SRuboIfS — mit Vorliebe bie ^erfonen felbft f^re^en ISfjt.

XVI. 3

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;

34

Der ©til be$ 33erfaffer$ ift fcineStoegS fliegenb unb fc^ön


fdjon 33öl)mer (in ber SJorrebc) l)at richtig bemerft, er ift „im 2lu$*
bruef ttidjt altju getoaubt unb fjäufig in unpaffenben 'jßartietpiatcon*
ftrnctioncn verfangen". Daljer rüljrt ber fehlerhafte 33au fetner

©äfce, beren ©tnn aud) nidjt immer auf bett erften 33li<f beuttiel)
1
erfennbar ift . ferner fällt un$ feine SBortarmutI) auf: gefoiffe
2lu$brücfe feljren bei ©efdjreibung äf)nficf)er Vorfälle faft fte^enb
nrieber
2
. Den unbeftimmten Strtifct „ein", um
barauf Ijier nod)
anfmerffam ju machen, uertoedjfelt er tu ber 9?cgcl mit bem &ofyU
roortunus.

3. Die 3eit ber Slbfaffung.


Der SSerfaffer l)at feine (Sfjrontf im SRüdfbtid auf einen größeren
vergangenen 3eitraum aufgejeidjuet; betin überaß begegnen wir nufyt*
gleichzeitigen Üfltttfjettungen.

3d) fteüe fte tooüftänbig ber SReifje nad) jufammen. ©. 6:


tunc temporis [1277 ober 1278]. ©. 23: Bonifacium sum- —
-mum pontificem, qui tunc Romane prefuit ecclesie [1298]. —
©. 29: omnes postea misere perierunt [nad) 1308J. ©.30: —
et abhinc [1308] orta est inter eos [Sttubotf uub ?ubtmg $erjoge
öon Dberbaiern] seva contentio, que nunquam ambobus viven-
tibus [SRuboff ftarb 1319] expirare potuit usque .... sicut
postea. —
©. 31: annis duobus inter se proeliantibus, unb
©. 32: illo in tempore [1311—1313]. — 3Jon größter SBidjtig»
feit ift ba$ ©.31 (Ludwicus) enim tunc
angeführte: didicit
quod postea suo in tempore explevit. Nam processu tem-
poris coactus laboriosa certamina Deo propitio persolvit. 3>n
biefen ©orten liegt bereit« eine offene £>inbeutung auf ba$ toa$ 8ub*
toig at$ $önig beoorftanb: 'coactus' bejeidjnet ^ ba$ berfelbe bem
©egenföntge #riebvid) gegenüber feinen Stljron oertljetbigen mußte,
unb 'persolvit' läßt btefe SSertljeibtgung at$ eine unter ©otteS
Sei*
ftanb jugleid) üoüenbete erfdjeinen. Sllfo fann ber ©fjronift nidjt Bor
bem eutfdjeibenben ©iege ?ubnrig$ bei SDZüljlborf (1322 September)
gefdjrieben ljaben. — 9iodj barüber aber f)ittau$ muß ber Termin
ber Sttbfaffung gerüdft toerbeu gemäß bem toeiter unten ©. 39 Sr*
mahnten. nämlid) folgte bem $önig ipeiurid) VII.,
§>erjog ^"bolf
toeldjer um 3 U J«9
au $ Deutfdjtanb bringenb gebeten, unb unternahm
bie £eerfafjrt nad) 9?om [1312], toäljrenb fein ©ruber tfubtmg au$
8
SBibermilfeu gegen ben König jurüdfblieb ?htn mögen toir bie« für .

1
Wlaix£. 36: Elegerunt
togt. j.clam dicens ....
SB. —
* @. 35: magnum
exercitum de Omnibus visceribus provincia-
rum . exercitum iuestimabilem, cf. @. 59 de Omnibus visceribus
. . :

ditionis sue magnum exercitum numerosum exercitum. &ort bie . . .

(SamelSbovfer, Ijier bie 2ttül)Iborfeu ©djtadjt.


8
Sed frater ejus dux Ludwicus, exempto suorum consilio, ex
quadam egra voluntate contra regem sibi servire noluit et nihilomi-

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35

ttu bebeutfameS Jßorjeidpti bcr 3ufuuft Rottet, fefct bcr tS^röittft Ijin«
nam servitium quod ipse regi denegavit, postea suo
311:
tempore, justo Dei judicio, in statu et casu consimili,
«icut mendicus a pluribus postulavit. $önig £ubnng ber Saier
aber unternahm fehlen SRömerjtig im gebruar 1327, jog fiegreidj
burd) bie 8ombarbei unb £uScicu bis nadj 9?om unb mürbe f)ier im
3anuar 1328 jum Äaifer gefrönt; fc^r bafb jebod) t»erticg tyn baS
Olüd , fein ipeer ttmrbe beeimirt, unb feine 2lufjänger fielen gum
großen ab^eil uon üjm ab (um bie SJiitte beS 3af)reS 1329)*, fo
ba§ mir il)n feitbem unb bis gu feinem Austritt ans Dberitatiew
(Anfang beS 3aljveS 1330) nrirfltd) in Jener ^ifftofen £age erbliden,
too ifym 9Wemanb mel)r beifyrang, unb toefcfye barum im Sinne beS
<51}W>nifteu I)ier gelegen ljabcn mu§. Um jeben Bmeifel baran ju
tjtbm, fo fjat er fefbft auf berfrfben Seite bereits t)orf)er Subttrig ge*
rabegu als Saifer bejetdjnet: profecto ho die esset potentissimus
imperator! fiefeter SluSbrudE ift ober nidjt oratorifcfje gloSfet ; beim
ftreug tüirb berfetbe oon rex gefdjieben, beibe nie in eins gufammeu*
gemorfen. £)aju ijaltc man nod) bie SlnfangStoorte ber ß$rouif, bie
xooi)i öom 33erfaffer felbft Ijerrüljrcn; unb es barf als vorläufig
ausgemalt gelten, bafj bie 3al)re 1328 unb 1329 biejenigen ftnb
cor welchen ber ßljronift nid)t an bie Ausarbeitung feines SBerfeS
gegangen fei.
@S folgen berartige weitere ,3eitaugaben, fo @. 42: usque ho-
die rex ab omnibus appellatur (nämlidj ber £>ergog ipeinrid) üon
Kärnten, ber erft i. 3. 1335 ftarb). ©. 59: <jue etiam Deus—
postea (i. e. uad) 1322) in dueibus Austrie, ut estimo, vindi-
cavtt. —@, 63: tunc temporis [1322]. @. 64: quatuor —
monachis de cenobio Fürstenveit presentibus [1323]. —
(Snblid) fcfyfiefct bie (Sfjronif mit bem £obeSfall £erjog SeopolbS, beS
jahrelangen erbittertften unb mädjtigften geiubeS SubnrigS, mit bem
28. Februar 1326 ab, SSor tiefem (Sreiguifj aber trat bie 33erföl)=
uung SubmigS mit feinem ©egeufönige griebrid) (1325) ein: beibcS
mag bafyer ben frommen Sftönd) toeranfaßt Ijaben, eine ^Betrachtung
über ben mehrmaligen 2Bed)fe( beS OlücteS, ber gerabe im Stbtn
8ubtt)igS fo beuttid) erfennbar, Ijier mit feiner @rgäi)fung ju toerfled&ten.
Unb babei Ijätte iljm ber früljjeitige §eimgang aud) griebridjS beS
@d)önen (am 13. Januar 1330) feljr gut jur tt)eiteren 3Jttuftriruug
bienen fönnen; — offenbar aber mu§ er tyn nidjt mefjr erlebt fja*
ben, weil er uns tyn Derfdjtoeigt. — 311s fpätefte Qaljre ber Slbfaf*
fung ber ßljrouif Ijatten mir nun üorljer 1328 unb 1329 anfge*
funben: barüber IjinauS bürfen mir alfo nid)t gefyen. Unb ba feine
@pur in ber (^rontf barauf Ijinbeutet, bafj biefe in längeren fltoi*

nus a die ,
qua ipse factus est rex , nunquani in ejus conspectu voluit
comparere.
1
@. Albertini Mussati Ludovicus Bavarus, bei Böhmer, Font. I,
6. 187. — Dlenfcfyfoger, @taat8öefd)id)te be« röm. Äoifcrt^. in ber erpen §älfte
be« XIV. 3*W., c. 87 €>. 210.
3*

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36

fc^enpaufen unb tfyeitoeife entftanben, fotmtg fic mit ba$3al)r 1329


itad) einanbcr unb in einem 3uge & om 2Wönd)e niebergcftfjrieben
1
ttorben fein .

@$ fragt fid) nur nod), toarum ber SSerfaffer feine Arbeit ge*
rabe mit bem 3fal)re 1326 abgebrochen unb ntt^t bis 1328 ober
1329 fortgeführt Ijabe. 3Dtc ©riinbe hierfür motten fotgenbe fein.
©umat tüirb ber SRönd) über ben 9tömerjug SubtmgS, ber Sin«
fang 1327 angetreten unb beffeu @nbe ber SBerfaffer nodj nitfjt über*
fal), nufjt ^tn(ängtid) unterrichtet toorben fein, um barüber gteid) ein*
geljenb wie über be$ ÄönigS Saaten in ÜDeutfdtfanb ju berieten;
bann aber — unb
ba$ ift gewiß ber §>auptgrunb er freute fid> —
ben ©treit SubfoigS mit bem Zapfte 3>o^ann XXII. (ber nun nitfjt
metyr ju umgeben) näljer jn berühren. $>en Tanten be$ teueren
Ijat er überhaupt nidjt ber ßljronif überliefert unb äufcerft flüchtig
(erft gum ©c§(u§ auf ber Utytn (Seite) eilt er barüber Ijinroeg, ba§
ben $önig ßubtoig, feinen augeftammten SanbeSljerrn , ber päpftfitfje
JBannfludj unb
(Sjcommunication getroffen.
bie Sotglic^ ftimme —
td) barin ber Slnftdjt bon Sorenj bei, ba§ ber Stbftfjtufj ber ßfjronif,

welche „8ubtmg bis auf ben ©ipfel be$ ©(tiefet angelangt" finbet,
abfi^tli^ gettäljtt toorbeu fei

4. ÜDie Quellen.
Sfnbem ber mit Sönig 9?uboff ton §>ab$*
SSerfaffer fein Sutf)
bürg (1273) beginnt, ba§ e$ nidjt feine 2lb*
fefet er foglei^ Ijingu,
fitf)t fei, über biefen Ijier eingeljenber ju berieten; benn fotdjeä fei
fdjon hinter ber ßfjrotüf be$ Martinus am (Snbe in notulis preno-
tatis gefdjeljen. — Unfer @l)romft begießt fid) atfo ntdjt eigentlich

auf ben Martinus Polonus felbft, fonbern auf bie gortfefcungen be$
2
(efeteren bie tljm toorgelegen .

@$ gef)en nun (nad) SBöljmerS 53efd^rctbung be$ betreffenbeu


*ßergamentcobey , ber ben Monachus F. tjoüftänbig enthält) biefem
folgeube ©tüde Cronica de summis pontifieibus et
toorauä: 1)
imperatoribus .... per fratrem Martinum compilata, auf 33t.
1—26 bie 3. 1-1276 umfaffenb; 2) auf ©l. 27—32 Cronica
Romanorum, bis gum SlugSburger 8?eid)$tage 1286 8 ; enbtid) 3)
1
Stogegen ttriff Sorenj ©. 59 hierin offenbar fc^r ttjiflfürlidj — —
ben ©eginn bev <£!jronif um 1325 «nb ben ©cfytaß berfelben um 1330 gefefct
wtjfen.
* 2)ie« Ijat fdjon Sorenj @. 79 ganj richtig bemerft gegenüber ©bljmer.
* 2)iefe8 jtt)ette@tü(f l)at SBöfjmer (F. II) nadjträgttdj ebirt: Excerpta ex
ohronico Martini Poloni una continuatione Alderepacensi 1245—
cum
1286 au* Jaffa (SS. XVII) als Ann. Aldersbac. 1273—1286. (SS futb anno-
;

liflifdje lufjeidjnungen üon bifiorifdjem 3öertl), bie fid) befonber« burd) Ujre ©e»
nanigfeit aufyeidjnen. ©er SBerfaffer fdjeint in 2ttber8badj felbfi gelebt gu Ijabcn unb
fing an jn fdjreibcn, at« Äöuig föidjarb (t 1272) nod) am Sieben war (f. Se-
iner* Sovrebe ibid. ©. XLV). SDic Slnnalen berieten jum 3. 1286 ben für Ober;
baiern Ijodjtmtytgen griebenöfdjlufi , ber auf bem SlugSburger ^eid^Stage bur*
Vermittlung flönig ^ubolfß mit bem @aljburger @rjbifd)of ju ©tanbe !am, mib

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37

auf 33fatt —
33 45 Compendium chronicarum ab origine mundi
usque ad annum domini 1330, mefdje aber fdjon mit bem 3.
1276 in ber Witte einer ©eite abbrechen * 2ln ba$ jweite unb
britte ©tue! fdjücßt fid) atfo ber gürftenfetber ÜÄönd> mit fetner
ßfjronif an, gibt aber btefetoe ntc^t als eine unmittelbare gortfefcung
jener, fonbern er ljo(t metter au$, inbem er tljettwetfe bie 9tegie»
rmtg 9?ubotf8 feit beffen 95$af)t jum römifdjen Könige berüdfitytgt. —
Da aber unmöglich anjitnel)men , ba§ bie folgenbe ßrjäljlung (etwa
bis gum 3. 1314) b(o$ an« bem ©ebäc^tniffc 40 3al)re rücf*
märt« Ijergefdjrieben fei, fo merben motjt aud) über jene notulae
praenotatae fjinauS nod) anbermeitige Sflittfjettungen, bie tiietteidjt im
Slofter gürftenfetb mit ben ßreigntffen g(eid)jeitig aufgezeichnet waren,
2
oom S3erfaffer bei ber SütSarbeityng feiner ©jronif benufct morben fein .

enbigen mit ben Sorten: ibi etiam comitem de Tyrol ducem Karin thie
fecit. —
galten mir nun btefelben unferer GEtyronif gegenüber, fo ftnben wir
in ber (Srsäilung Derjenigen 3«ten, weldje betbe arbeiten gugleidj berüäftd)tigen,
bod) nidjt« Uebereiuftimmenbe« ober ©emeinfame« bor: wa« Jenen fefyt, l)at
btefe (t>orjug«wetfe bie feljr breite (Srjäljlung über bie (Sreigniffe in SBöljmenj;
wa« biefe nidjt weiter berücfftd^ttgt ober wenigßen« nur fummarifd) ber Ueber-
ftdjtwegen berührt, ifi in jenen feljr au«fül)rlid) erjäljlt. @o erföeint offenbar
bie©emerfung be« gtirßenfelber SWöndje« böttig gerechtfertigt: ecribere plura
non est necesse . obmittenda tarnen non estimo sequencia, que ut-
. .

eunque temptabo addere antelatis. Unb aud) bie anbere einlettenbe 33e*
merfung —
er Witt in jufatnmenljängenber gorm ber (Sr^äljfung *bericf)ten —
gewinnt erft jefet red)te 33ebeutung, bo ber 9Hönd) fld) felbjl bewnßt ift fo in
gegenfäfclidje SBejieljung gu feinen Vorlagen getreten ju fein.
1
Ob fte nochmalige bloße Bbfdjrift ber Sljronif Stftortin« feien?
eine
Sefctere reifte in tljrer legten Sluögabe bi« 1276 unb 1277, f. Seilanb im Slrdjto
©b. XU, ©. 2 u. 3. —
©ann wäre bie« britte @tüd wofjt im älotfer gürften*
felb, welche* bi« baf)in eine« eigenen (Sjrempfar« entbehrte, abgetrieben in ber
ftbftdjt, baran ganj furje 2fofjeidntungen (notulae) im föaljmen eine« (Sompen*
bium« bi« jutn 3a1)re 1330 anzufügen. 3)ie in 2Uber«bad) entßanbene gorfefcung
(b. i. ba«®tüd 2) würbe aber uid^t fortgeführt.
2
©« liegt barum nafye anjunfljmen, baß jene« britte ©türf , auf wetdje«
1326 folgt, eben foldje annaUßifdje Stuf jeidniungen bi« 1330
unfere <£f)ronit bi«
Don oerfd)iebenen $änben Ijerrüfjrenb (oiefleidjt bi« 1314 öon bem .befannten
Bbt $oifmar, f. fiorenj @. 79 iß. 1; bann öon ba ab bi« ju (Snbe üon
nnferm anonymen 2Jiönd)e felbft) urforünglidj enthalten Ijabe, unb bog auf fes-
teren ba« eigene unb felbflänbige SBer! uufere« SWöndje« In'er beruhe. 511« bann
bie 3fceinfd)rift —
benn ber autogra^e Entwurf be« SSerfaffer« liegt un« nid)t
meljr bor, foubern eine SÄeinfc^rift , weldje noc^ bem XIV. 3a^v^. angehört; f.
©ö^mer @. XII, F. I —
in unfern ^ergamentcober gemalt würbe, ba ließ
man woljl bie bie übcrflüffig geworoen waren,
annaliftifdjen ?lufgeic^nungen
,

gänjlt* weg, o^ne bod) ben Xitel mit ber 3al)re«galjt 1330 gu änbern, unb
fdjob an beren ©teße fogleic^ ba^ ausgearbeitete Sßerf unfere« 3Jiönd)e« ein.
@elbfh>erftönbltdj wäre folt^e Slnna^me nur burd) eine neue ^anbfc^riftlic^e
Unterfudmng ju begrünben unb ^inge jugleidj üon enbgüttiger @ntfc^eibung ber
aubern grage ab, wa« Sloentin mit hm Sorten *res gestas quibus interfuit
aecurate perscripsit' gemeint Ijabe: f. 2orenj ©. 79 $1. 3: aber ge- —
wiß nid)t, wie berfelbe meint, ba« al« 9ir. 2 be« <5obe* bezeichnete <BtM (wel-
che« un« ja fc^on gebrudt borliegt), el)er üietteic^t
(^offene @tüd iRr. 3. —
M
fortgefallene ober öer*

3ur @tüfte für meine obige Skrmutljung fä^re ic^ übrigen« folgenbe Sorte

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— :

38

Serner fd)ifyft berfctbe — fotoeit er perfönlid) @rlebte$ mitteilt


an$ unmittelbarer ßrfa^rung als 2lugen= ober Ojreujeug*; batm
fugt er aud) auf münbtidje ©eridjte feiner Beitgeuoffen. ©iefc betbe
Slrten üou Quellen beutet er oft au$brü<fltd) in feiner ßrjcitjfang
an 1
. — Sluf ein urfuubüdjeä ,3eugttif$ aber, ba$ er fetbft eingefeuert,
beruft er fid) nirgenbä.
Stußer bem oben citirteu Martinus unb beffen Sfortfefcungen int
Älofter — feinen fd)rifttid)en Vortagen atfo — leimt imfer 2Köudj
fein anbereS ältere^ Slnnalentoerf, unb- e$ fägt fid> in ber £ljat au4
leine S3ejiel)ung }u einem folgen nacfymeifen. — ÜDarum ftcflt fiefy

un$ feine Slrbeit ifyrem ganzen Snfjalt nadj als eine üöflig felbftän*
bige unb eigenartige bar.
SefctereS ift aud) barauS t>or allem fdjon erfidjtlidj, ba§ ber 2futor
für biejenige 3eü, toeldje er nur erft als Änabe erlebte, unmittelbar
an$ feinem eigenen Seben aufgenommenes unb tfjm baljer (Sigentyüm*
2
lidjeS jur SDarftellung ber SRetd)$gefd)tel)te toermerttjet unb mit ifjr

uerflidjt.

5. Sljarafter be$ Tutors.

©er ©tanbpunft, metdien ber Slutor feinem Stoffe gegenüber


einnimmt, ift ein fpecififd) bairifd)er.
3Sou tiefem aus beurteilt er baljer bie (Srlebniffe feiner 3eit,
gibt aud> unoerljoljten , mo eä barauf anfommt, feiner „gutbairifdjen
©efinnung" eutfcfytebenen SluSbrud : ganj befonberSan ber (üorfjer öott
uns unter 1 citirten) ©teile, mo er erjagt, bafj er bie ifym angetane
Unbill ber geinbe letd)t ertragen l)abe, mett biefe in bie gtudjt ge*
fdjlagen wären unb fein König triumpfyirt Ijätte. 2tud) au8 ben —
fonftigen Mitteilungen be$ SBudjeS liege fid) biefelbe potittfd)e gartet*
3
nafyme nadjmeifen : fo ift einftimmig üon alten unb neuen Sritifero

be« gürftatfefber Stftöndje« fetbß am anfange feiner Ctyronil (tt>eld)e jefet erfi
einen ®mn erholten, lüäfjrenb fte SBöljmer in ber betgefügten ftote bodj lieber
@. 9: Causam vero erroria inter regem Bohe-
roegtaffen mödjte) fjier an,
mie uxorem suam promisi auperius suo in loco explanandam. Hie
et
ergo breviter declaretur. Hie comrenit explanari quod superius pro-
rogavi vel intermisi. —
Slußerbem ögl. @. 58: multa praeterea
gerner würbe nun biefelbe SBermutfjung und aud) ben Umftonb erttären, tag
ber SJiöndj in ben Stoljren 1328 unb 1329 (wie icf) oben nadjgetmefen) feine
(Sljronif in einem 3 U 9 C ^ fl be nieberfdjreiben tonnen: Die Vorarbeit in anno*
liftifdjer gorm lag il)m ja bereit« fertig t?or, unb er brauste berfetben nur nod*
eine aubere gaffung $u »erleiden.
1
@o @. 6 : vidi enim ... et nisi vidissem etc. @. 40 . . . —
ut ajunt. @. 49. — ©. 51. —
2
3- ©• baß ber iunge flönig SBenjel, bem bie eigene Sftutter nad) beut
fieben getrautet, im ©^log^ofe aufgefangen getr-efen: er muß ftd) beffen, wa«
er in feiner ft^rifttidjen Ouefle ntdr)t öorgefnnben f felbfl im ljo|en Älter noeft er-
innert Ijaben.
8
©. Sorenj @. 78, ber bie« in SBejug auf bie ©djlad)t bei ©ött^eim
(1298) tljut, — @in neuerbing« an« Xage«Kd)t gejogener unb in gorfdjungen

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39

bic SSorltcbe be$ 93erfaffer$ für ba$ bairifdje $au$ jugcftanben K


?efetere aber tft fe^r (eid)t erflär(id).
£>ie beiben redjtma&igen Könige griebridj &on Defterreid) itnb
?ubwig tum Cberbaiern befämpften fid) bamate gegenfettig,unb ba$
9?etd)war in jroei £eer(ager gehalten: fonute alfo ber SDiönd) wofjl
anberS ate Partei für feinen SanbeSIjerw nehmen? £)aburd) er* —
l)ä(t nnn Dorueljmlid) ber fefete ST^cit ber (Sljrouif oon ber Goppel*
fömge=3ßal)( ab eine bairifd)e gärbuug, imb bie Slenbenj, £ubwig ljer*
auSjuftreidjen gegenüber bem Ocftcrrcid^er f tritt bort unoerfennbar
Ijerüor, £>odj)mutf), @d)(aul)eit unb §)interfift finb bie d)arafteriftifd)en
Attribute für festeren —
ben er uid)t einmal afö S'önig anerfennt
2 —
unb feinen 93ruber Seopolb 3 , 9lu$brü<fe bie in ber ßljronif öfters-
wieberfefjren, — 3a fo feljr fteigert fid) ber fw& gegen bie Oefter*
reifer aflefammt unb tyre Sfaljätiger, mrfdje uad) bent ©iege bei
©ametsborf in bie §änbe §erjog SubwigS gefallen, aber bann f reige*

laffett waren, bag ber Sftönd) einmal ausruft (@. 39) : quantum
profecisset, si aliquos decapitasset , alios usque ad ultimum
quadrantem depeeuniasset (sc. Ludovicus)! $)ie — S3erbienfte
SubwigS derben bagegen überaß in« red)te fiidjt gefegt.
-SBenn alfo bie $arteüid)feit be$ HutorS für tiefen fid) hierin
gur ©enüge offenbart, fo erfdjeint er anbererfeitä gegen beffen gef)(er
unb ©djwädjen bennod) uid)t üöflig bfinb unb oerf Stoffen. @o ta*
belt er wofyl mit 9?ed)t SubroigS unerfättüdje SampfeSwutf) unb un=
uerföljnlidjen £ro| im .Stifte gegen feinen älteren ©ruber 9tubotf,
ber löffiger unb nur gelungen feinen eignen Canbe^t^eit toor ben fort*
baueruben Angriffen be$ anberri befdjüfcte (f. ®. 31). 21(3 aber
festerer König geworben, unb §erjog Sinboff, anftatt biefem fidj an»
jufd)(ie&en, üott alten ©rotte unb neuer SfliSgunft fidj trofebem ben
©efterreidjern , feinen tfanbeäfeinben , in bie Slrnte warf: t)a wallt
wieber beö SftöndjeS ©tut in patriottfd)em Gnfer auf, unb nun wen*
bet er ftdj mm (euerem ab unb feine ©unft ßubwig ju
4
Slber . —
bod) tft er mit biefem nid)t immer ganj unb gar aufrieben, wie feljr

XIII, 587 toeröffentlidjter SBertc^t de schismate regum Adolfi et Alberti


bürfte bei einer $ergteid)ung nur nod) ot« öerftärfenber ©eleg bofür bienen.
1
Defeie djarafteriftrt ben (Sfjronifien mit fotgenben SBovten in redjt präg-
nanterSGBetfe: Veri amans, nisi ubi minore populari deeeptus fallit,
Bavaris suis, ut fit animis praesenti bello accensis, faventior, non us-
que adeo tarnen affectui indulgens, ut non stricturas subinde in vitia
mittat, principuni etiam, quorum nee yirtutes extenuat nee atteuuat
vitia.
8
@r beaetdjnet iljn überaß fd)tedjtljin als dux Austriae, dux Australis.
8
Huf ben amneiji ber GHjronift bie @d)afe feine« £oxnt% unb §affe« aus-
gießt: il)n ben @terbenben djaraftertprt er mit ben (Schlußworten ber (S^ronit
fo: Leupoldus ferus homo, inimicus pacis, jam inulta in animo con-
cepta malitia, correptus infirmitate diem clausit extremum.
4
3n ber £ljat für ben Stööndj felbft bodj fein SSorttmrf, nrie er auö ben
3ei(en ÄoW«, ©efefc. b. eibgenöff. SBünbe IV, 2, @. 16 Sil. h, ^evau«julefen
ijl. 8c^on geigt ftc^ hierin bie ganj ungerechtfertigte Hnimofttät be« $iftorifer&
Äopp, wie fie im ganjen 5öuc^e gegenüber ?ubtt)ig b. 33. üorljerrfdjt.

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40

tt and) bcffen SScr^attett gern rechtfertigen möchte : er ttrirft tym 3ag*


Ijaftigfett im unb Uneutfcf)(offenljeit jutoeileu toor K
rid)tigen Slugenbticf
£)e$ 9JJöud)e$ 2lnf)änglid)feit an Subtoig ben SBaier ift offenbar
and) ber ©rnnb fetner Sxeue für ba$ Sfteidj, unb ba$ bie 9?eidj$ge*
gefd)icf)te allein btn 3nl)att feiner ßrjäfjlung auSmadjt; ber ^ßapft*
gefd)id)te bagegen unb ber fird)lidjen ©irren, toor benen er toofyt ab*
fidjtlid) feine Singen öerfd)lie§t, gebenft er fanm mit mehreren ©orten
*.

6. Der 3nl)a(t be« SBerfeS,


955tr tontben m\% nun jur ^Beurteilung ber Stjronitim Stfge*
meinen. £>iefe(be tritt uns ate ein fertiges unb in fid)jufammeu«
fjängenbeä ®anje$ entgegen: gleicfyroofyt laffen fid} jmei an Sßertlj
8
üerfdjiebene £>auj>ttljeite au$einanberf)atten. £)er erfte umfafjt bie 9?eidj$*
gefd)id)te feit Äifctig {Rubolf (September 1273) bis jum £obe taifer
4
©einriß VII. (Sluguft 1313), ber jtoeite biefelbe Äönig SubfcigS
bi* 1326.
3n erfterem berietet uns ber SSerfaffer nur bie fyauptfädijlidjftet!
unb jugleid) tt)a$ er ha
befannteften £f)atfad)en ber 9teid)$gefdjicfyte
:

über Habsburger 9?ubotf unb 2Ilbred)t, über 2lboff üon sJiaffan


bie
unb ben Snjembnrger §einrid) berietet, ift freiließ an fid) brauchbar
unb audj im ©anjen juoertäffig unb ridjtig, aber fcrir erfahren an*
berätooljer (3. 33. au« ber Gtofmarer ©jronif u. f. w.) weit (genaueres
unb SeffereS. 35aS SBenige, toa$ ifjm cigentl)ümlid) bleibt, ift für
bie 9?eid)$gefcf)i{fytc nur Don untergeorbneter SfJebeutung unb bejieljt
5
fid) toorjugämeife auf Söhnten , aufterbem SJaiern. £)a3 @rjäf)fte
trägt burdjtoeg ben (Stempel fpaterer Sluffaffung an fidj. £)ie —
d)rono(ogifd)e Drbnnng ttrirb in biefem erften Steife nid)t eiuge*
6
galten , fonbern bnrd) öftere ßinfügung weit hergeholter Dinge un*
terbrodjen; audj) finb bie 3^angabeu jutoeilen ungenau ober fogar
7
unrichtig .

1
©0 bef. bei ber ©ctogerung ©uvgau«, ©. 65.
* SSgl. ©. 68. —
(©, 24) fyrid)t er Dorn £obe
2lu einer ©teile öorfjer
f.

$apjt 93onifaciu8 VIIL, unb ixoax mit bem bloßen ßnfafc: Hie si Deo pro-
pitio amplius vixisset, proeul dubio de sua industria multas ecclesie
negligentias correxisset.
a
©. 1-46.
4
©. 46-68.
6
© fjierf. 1. ©eine Sföittfjeuungen , fcI6fl tx>o fte auf ftugenfdjein be-
rufen, jinb ober nur mit Sorftdjt aufzunehmen. SBon ber 93ergiftung«fcene be8
jungen Königs SBenjel weiß 5. SB. bad Chron. Aulae regiae 2tbt$ $eter M
(bei Dobner, Mon. Bohemiae, T. V, ©. 38 sq.) gar nicf)t«, trofebem
hist.
beffen erper Streit, vita Wenceslai, üon einem fixeren ©eroätyrSmanu , bem
Vorgänger be« 3lbte«, bem SWön^e Otto fjerrüfjrt (f. Äönigfaater ©ef^i^t«*
quetten :c. öon ?ofert^ , im 2trd)to für öperr. ©efc§. ©b. LI, ©. 461).
6
@o am auffaüenbfien in ber ©efdjtdjte £emrid)8 VII., @. 33 anfan-
genb unb barin ©. 39 fortfaljrenb igitur cum rex Heinricus Longobar-
:

diam intrasset (iRoö. 1310). 2)ajtt>ifd)cit aber @. 33—39 bie ©d^tlbenrng


ber ©ametöborfer ©c^la^t, luel^e in« äaljr 1313 fällt.
7
©. 6. ©. 10 W. 4. - ©. 18 SR. 1. -
©• 40 ». 2, -

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41

ÜDcr cmbere $auptH}eit bagegen getestet fid) burdf) oottftänbigere


utib in ficö georbnetcre ®efd)id)t$eriäl)tung an$, unb Ijier Ijölt fid)
ber SJerfaffer ftreng an ben d)rono(ogifd)ett ®ang ber (Sreigniffe.
Seibe $aupttf)tik Ijaben alfo ungleichen 2BerH), leeren aber
beaufprud)t unbebingt ber jroeite, too ber SSerfaffcr ben ertoäfjnten
Grreigniffen fdjon jeitttcfy nätyer geftanben. Unb nidjt bfo$ jeitUdj,
fonbern auefy ört(id). — 'Denn fo üiefe ber (enteren, unb nidjt bie un»
roidjttgften, concentrirten fidj gerabe entroeber in unmittelbarer Wäfjt
ober im großen Umfreife be$ ÄtofterS gürftenfefo, torfdjeS jwifdjen
ben burd) tfjre Sage auSgejeidjueteu ©täbten 2lug$burg unb 9Rfiu$eu
gelegen: be$ 2Iutor$ eingeljenbfte ftenntni§ umfpannt fo(gfid) öftlid)
SBiündjen bis SanbSfjut hinunter unb roeftlicfyerfeits 2lug8burg bis
Surgau. SBföer and) bie Vorgänge in ben übrigen Sfjetten be$ SReic^S,
roettn aud) nidjt mit gteidjer ©idjerljett, oerfotgt ber SSerfaffcr ge*
fpannten SBlicfeS ;

immer nur fotücit fie in mittelbare Se-
freiCtd)

rü^rung mit SBaiern fommen unb ba$ auftreten Äönig SubtoigS ba«
fribft betreffen. —
lieber bie 23erf)äftniffe SöfjmenS unter tönig 3o-
Ijanu erfdjeint ber SSerfaffer üöflig ununterridjtet ; ebenfo bleibt $orb»
beutfdjtanb unbertid fidjtigt , toeif e$ auf bie Regierung 8ubtoig$ be$

JBaiern oljne jebett ©influß geioefen.


ß$ fommt aber nod) ein anbereS üfloment f)ier in Setradjt,
toefdjeS freiließ nidjt b(o$ bem SBerfe be$
f^ürftenfetber SNöndjeS ei«
gentlümitdj ift, aQen übrigen be$ 14. Sfaijrfjun*
fonbern auefy tneift

bertä. $)a Jener namtid), uieberu ©tanbeS, fidj fern Ijiett bem £>ofe
ber dürften unb nie perfönüdjen 2lnttjeif an ben SfteidjSgefdjäfteu
naljm : fo getoö^rt un$ feine ßfjrouif feinen Sinbttd in bie 35erf)anb*
htngen, toeldje bie Grreigniffe vorbereiteten, fie beeft und nirgenbä bie
btpfomatiföen Vorgänge auf. Severe entjogen fid) fd)on bem ®c*
fid)t8frcife aüer mönd)ifd>en ©efd)id)t$fd)reiber.

7. £ljatfad)en*Äritif.

(5$ folgt bie fpeciette Prüfung be8 3nfja(t$ ber ßfjronif. —


Qf)t erfter £aupttf)eit, fotoeit er bie 9?eic|$gefd)id)te betrifft, bleibt

tyier unberüdtfidjtigt; aber er umfaßt jugteidj bie bairifd&e 8anbe$ge*


fd)idjte feit bem 3. 1308 in au$f üfyrlidjer , jufammenf)ängenber unb
woljlgeorbneter ©arfteöung. SSon ba ab gewinnt bal)er bie @(jrouif
ntdjt nur erstes 3»ntereffe unb Sebeutung: fie tt)irb £>auptquetfe

für bie bairiföe ®efd)id)te.


Severe nun bejiefytfid) auf ba$ gegenfettige 33erl)alten ber beibeu
Sriiber, SRubolf be« ättereu unb 8ubtt)ig be$ jüngeren, loet^e feit bem
£obe i^re« SSater« Subtüig« be« Strengen (1294 gebr. 1) in ben
gemeinfdjaftfidjen öefife oon OOerbaieru unb ber SRfjeinpfafj getaugt

waren, unb bann auf bie fcfbftänbige Slbmeljr ber Defterreic^er unb
s
D?ieberbaieru bttrdj (efeteren. — 33Bir ge^eh im fofgenben auf beibed
nä^er ein.

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42

1
£)er Vorüber jtüift jwifdjen föubolf uttb tfubwig .

Derfefbc brad) au« — tüte ber ©jronift richtig bemerft — , weif


erftercr feinem @of)ne Cubtütg bei beffen ©erfobung mit Sönig £ein*
rid)« VII. £od)ter al« SRitgift fein ©gentium an ber Styempfatj
1308 2), unb gwar eigen«
abzutreten urfunbücfy üerfprad) (28. 9fot3.
mächtig unb SBißen
oljne SBiffenfeine« eigenen ©ruber« 8ubwig.
Dbwofjf nun ber ©ertrag nid)t $u ©taube fam, ba jener nod) uner*
wadjfene tfubwig fdjon 1311 ftarb
3
fo fyörte bodj — - nadj be«(Sl)ro*
lüften au«brü(flicf)em ©orbemerf — ,

ber einmal barüber fjeröorgeru*


fene £wift tofe einiger Unterbrechungen , fotange bie beiben ©ruber
lebten nid)t meljr gauj 3uerft er burdj eine Reifung
ber
,

oberbairifdjen tfanbe —
auf.
welche ber
fottte

ßljronift genau cmgiebt —


beigelegt werben (1310); biefe fefbft tjatte jebocfy nur fuqe 3)auer,
unb um bie Sftitte be« 3. 1311 würbe ber Äampf wieber aufge*
nommen unb $mei toofle 3»al)re fjinburdj fortgefefct, bi« enblid) be«
§aber« überbrüffig bie ©rüber ftdt) (fcfyeinbar) üerföijnten unb Ober*
baiern befuütto wieber in ben gemeinfdjaftlidjen ©efifc beiber über*
ging (21. 3«ni 1313 4). —
Ijter au« un*
Unfere @l)romf berietet
mittelbarer Sftälje, unb, wie nur 3uöertafftge«.
fdjort Ijerüorgeljoben ,

Sludj tagt fie nid)t unfdjwer burd)btitfen, ba§ §erjog Subwig ber an*
greifer gewefen unb biefen gerabe ber ©orwurf einer ©erwüftung be«
Sanbe« treffe; aber fie fyat feine Senntni§ über bie fowof)( uoii $er*
5
30g Swbridj üon Oefterreid) a(« audj) üon ©eiten be« Saifer« unb
SReidje«
6
mehrere 9Me angefteflten ©üfyneüerfuefje jwifdjen beiben
7
©rübern .

ÜDer ©ieg Subwig« bei ®amef«borf am 9. $ftoö. 1313 8 .

£>ie tterantaffenbe Urfadje baju (ag in ben uieberbairifd)en ^fleg*


fd)aft«üerl)ä(tmffen : hierüber urtfjeilt aflerbing« unfer SÜföncf}, ber in
bie gefdjäftfidjen ©erljanbhwgeu überhaupt nidjt eingeweiht ift, ganj
atteiu bem äußern Slnfdjeine ber ©egebenljeiten naefy— infofern
griebrid) t)on Oefterreic^ Wirflid) at« ber Slugreifer tum unb Subwig
©aiern al« ber mit Wtfy Slbweljrenbe erfcfjeinen baju muß — unb
Don feinem fpecififdj oberbairifdjen ©tanbpunfte au«. 2Ba« er atfo
berietet, ift unwahr: baf? nämüd) £>erjog ftriebridj ftd) in bie nie*

1
©. 30-32.
9
SBöIjmer, Reg. Wittelsb. @, 60.
8
@. 43 ber <5f)ronif.
4 SBöfjmer, Reg. Witt. @. 61. Urfunbe in neucrem unb
S)tc tfl Bef-
ferem TOrwf t>on äfluffat in Mon. Wittelsbac. (Ctuett. u. (Srörter. 33b, VI r

1861), Ijrg. ö. Sötttmann, II. Slbtlj. Vit. 248.


8
Mon. Witt. ibid. ftr. 237 unb 9fa. 240. 8u$ nid^t mit einer —
©Übe wirb in ber SftronK be« berühmten griebenöcongreffe« ^u ^offau öom
25. Wärt 1311 gebaut, f. Ann. Osterhov. in M. G. SS. XVII, Sf„ 557.
6
Mon. Witt, %bti). II Ur!. SRr. 245.
7
@. borüber «udjner V r 249 ff.
8
@. 33-39 ber (S^rontt.

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43

berbatrifdfjen SRegierimgSüerljcittuiffe , um t)interl)er ba$ gange Sanb


t)intertiftigertt>eife einjugiefyen , eigenmächtig eingemifd)t Ijabe, unb bafr
£erjog Snbttrig t)on bcn Herzoginnen * SJMttocii bafefbft jnm ©djufee
gegen ifjtt herbeigerufen korben fei. 23ie(mel)r ift bie ©abläge gerabe
nmgefetjrt : bie brei miuberjäljrigen §ergoge oon 9iieberbaiern unb ifjre

Sftütter rufen ben ©eiftanb unb bie ^flegfdjaft be$ DefterreidjerS an


gegen bie 9Sergett)aItiguug SubttrigS (unb SRitoolf*) toon Oberbaiern \ —
9hm folgt guuädjft bie 3 ll föinmenfunft griebridjS unb SubttngS gu
2
Sanbau (an ber Sfar in SKieberbaiern) : eine SKadjridjt bie unferm
ßljroniften eigeutf)ümlid). ©egner Dergleichen fid) bafelbft
£>ie beiben
uicf)t, unb griebrid) gel)t brotjenb ju feinem ©ruber nadj @d)tt)aben
ab. 9tod) feftgefefcier furjer Sßaffenru^e oon 8 Sagen beginnen bann
auf beiben ©eiten bie Lüftungen gnm offnen Kriege, tiefer aber
nrirb fdjneU entfdjiebcn burdj ben @ieg 2ubtmg$ bei ®ame($borf (un*
weit ber <Stabt ättoSburg am Crinfluffe ber 2lmper in bie 3far) über
ba$ aus Defterreidj unter bem Oberbefehl be$ ©retfen (tUridj) t)on
SBalfe l)erangief)enbe unb mit bcn nieberbairifdjen Gittern bereinigte
8
gaf)(reid)e §eer Unfer ßljronift weiß fyier bie Gnngeßjeiten be£
.

Kampfes fefbft —
ba$ unvermutete, burdj ben 9ttorgeunebet ge*
fdjüfcte Sfarüden 8ubtoig$, bie 2luf nannte ber <Sd)(ad)t um üttittag
unb ba$ metyrftünbige ©cfyüanlen be$ ©iegeS, fd)tiej$(idj ba$ enifd)ei»
benbe unb redjtgeitige 93orbred)en ber ©fen üon @tüggetberd)$ an*
einem $interl)a(t —
afle biefe (Singetljeiten red)t au$füfjr(id) unb
lebhaft ju fd)itbern ;
frei(id) laffen fie fidj nidjt anberStooJjer controt»
Ihren, weit bie übrigen Quellen nur ba$ @reigni§ als fo(d)e8 oljne
4
jebe2lu$fd)mü<f ung überliefert Ijaben . Slber bennod) tragen toir lein
SBebenfen, obige ßingetyeiteit and) afö maf)rl)eit$getren fingunef)men,
weit einmal biefe felbft in fid) ttriberfprudjSfoS ftnb, bann audj fonft
ber ©fjronift (toie fd)on gefagt) über 2lfle$ toa$ im großen Umfrcife
feine« StofterS Dor fiefy ging — unb ©amelsborf getjört ba^in —
5
üortrcfflid^ unb feljr geuau orientirt erfd)emt .

1
Urfunbe öom 1. (Sept. 1313, f. ©öfcmet, Reg. Witt. ©. 106.
8
©ie ijl enttoeber in bie 3ttonate ©eptember ober Dctober 1313 gu
fefcen: f.IV, 2,
Stopp ©.15 ft. 3, — 3)te ftadjridjt ift überfein öon
Sommer, Reg. Witt. ©. 72.
3
SBöfjmer in einem feiner ©riefe on Sopp (fyrg. o. Sanffen II, @. 280)
behauptet: „boö treffen bei ©atnelsborf fcfyeint nur ein Ueberfatf ofjne Äriege-
ertlärung gemefen gu fein". 2)teS tji aber ein 3rvtljmn, ber bur^ bie gn
Sanbau berichteten Vorgänge unb bann burd) bie auöbrücfüc^e ©eröor^ebung,
ba§ ber Äampf oon Mittag bis (Sonnenuntergang gebauert, oon felbft toiber-
legt toirb.
4
®te finben fid) gufammenöejleflt bei ©ö^mer, Reg. Witt. ©. 73.
5 Äopp IV, 2, ©. 16 9t. 4: „aber ftnb ^ter bie garben ntc^t ^aupt-
fäc^tic^ au« bem ©emälbe öon fDiüblborf öortoeg- unb binübergenommen?"
(Sine grage, beren Berechtigung toon Sopp burc^ feinen ftidj^attigen ©runb be^
legt wirb. —
greilid) ^at bie ©amel«borfer ©djladjt mit bei* 2Jiüblborfer im
(Singeinen manche 3ügc gemeinfam; aber mebr ober toeniger ähneln ftc^ alle
@d)lad)tberi<i)te, gumat biefe beiben, loo bie Sage Subwig« in 2BirtUd)feit fo giem*
lid| biefetbe war. Obige grage oerliert außerbem jeben ©runb unb ©oben,

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:

44

ßbenfo richtig, jugleid) aber anbertoeitig belegt, ift ba$ golgenbe


bie reiche Seute, bie im öfterreid)ifd>en i'ager öorgefunben toirb, unb
bie ®efangeunaf|me einer feljr großen Sfajaljl öfterreicfyifd)er unb nie*
berbairifdjer 9?itter.
Ueber £>crjog fÄubotf bann, ber an biefem Kampfe nid)t £ljeil
genommen, n>irb misbiüigenb bemerft, ba§ er, anftatt ftd^ mitjufreuen
über ben @ieg feinet ©ruber«, gleidjfam ate einen nationalen, Ober*
baiern fogfeidj oerfoffen unb fid) naefy feiner r^cin^fätjif^cn SRefibenj
£eibe(berg gurüdtgejogen f>abe. £)enn er felbft tt>ar bamal* im öfter-
reic^ifd^cn Sntereffe tfjätig.
Subtid) toeiß unfer Gttyronifi, ba§ auf inftänbigeS Semiten ber
Subtoig bie (gefangenen nad) einem Ijafben
öfterreid)ifd)en
Stotjre
1

f>erjoge
ju feinem eigenen 5ftad)tljeM, fügt er au§erbem Ijtnju —
tmeber frei gegeben Ijabe. SDoc^ (genauere* über bie jmifdjen beiben
vorhergegangenen SJer^anblungen , metdje (tüte anbere Quellen be*
rieten) }ur Beilegung aUer ifyrer ©treitigleiten bnrdj bie ©aljbnrger
@ül>ne führten (17. Styril 1314)*, öermiffen mir: [0!^' ©feigen
be$ SlntorS barf un$ freiließ nidjt meljr auffällig fein.
Kun fdjliefjt mittelbar ber jmeite §anptttjeil ber (Stjronif
an. — £)ie bairifdje
fiefy

Sanbeägefdjidjte erweitert fid) jur beutfdjen


SReicfySgefdjidjte. 8lurf) für biefe ift ber Monachus Fürstenfeldensis
fortan eine £>auptquette.

SDie ©oppetmafjl ber Könige 8ubmig oon ©aiern unb


griebridfo öon Defterreid} unb ifjre Krönungen 3 .

£)er ©jronift
fieljt —
unb mie er felbft aud) alle übrigen
@d)riftftetler —
bem ©iege beS erfteren bei ©ameteborf bie offen*
in
bare SSeranlaffung, foarum um bie SWitte be$ 3al)re$ 1314 fid) bie
4
Surfürften an Submig ben Saiern menben , um ilju an bie ©pifee
6
be$ 9?eic^c0 gu fefcen 5Da§ nun §erjog i*ubmig nad) einigem
.

(Sträuben auf bie Hufforberung eingegangen, ba{? fd)fie&tidj bie (£r$*


bifdjöfe Don 3ttaitti unb £rier unb ber Üönig Qoljann Don S3öl)men
6
nebft einigen anbern itjn ju grauffurt jum Könige mähten (20.

wenn wir bebenfen, baß ÜTiü^tborf, ein fafsbnrgifdjeS ©täbtdien, bem @tanb-
punft be« jdjreibenben Sflöndje« t»iet ju ferne gelegen, als bog er ein anfdjan-
lidje« 33tfb Don ber @d^(ad^t bafelbjt gewinnen «nb Ijier üertoerrtjen fonnte ; an
anberer 6tefle fjat er barum gar md)t t>erfud)t ein foldje« ju geben.
1
Post dimidium annum vel paulo plus, f. @. 38 ber (Sljroiüf.
8
©. «ötjmcr , Reg. Witt. ©. 73.
8 ©. 46-49.
4 S3gl. bie befannte Stelle bei Johannes Victoriensis ( Böhmer, Fontes
I, @. 381), nnldje bie Slufforberung in fitynlidjer XBetfe bringt
6
@. 93öf)mer, Reg. Witt. ©. 74. —
Regesta Imperii @. 236
2)erf.,
sq. unter bem Xitel „SBaljfacten". $ier t^eilt ©. Wx. 28 ((grjbtfcijof $eter
öon 9Rainj gelobt am 20« @ept. 1314 ju (Soblenj Subtvig jum römifd^en Äöntg
HU wählen) nur an« etilem 2fa«guge bei Su^ner mit: ie^t liegt bie betr. Ur-
lunbe üottftänbig gebrurft öor in Mon. Witt. II, 231 (Ouetten unb Erörte-
rungen VI).
1
e
'Pars sanior vel melior brüdt ftc^ ber CHjronijt über fte im Gegen«

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45

October 1314), mirb Im Allgemeinen richtig bemerft. Aber tiefer


eingemci{)t geigt ftcfy ber ©(jronift hierin nidjt.
2Bir Dermiffen bor ottem bie SluSfunft barüber, obSubmig nid)t
burd) ein frühere« SBerfprec^cnan bie Unterftüfeung griebriefj* oon
Defterreid) , Wetter fdjon löngft fid) nm bie 3Baf)l jum römifäen
Könige ojfen beworben, gebunben gemefen K SBenigftenS berieten uns
anbere burdjauS gtaubmürbige unb juoerläfftge Ouetfen au$brü<füd),
ba§ fo(d)e« bei ber ©ofjburger @ttf)ne gef diesen; ein urfunbtidjer
SJetoeiS bafür liegt freiließ nidjt öor*. 9?ic§t$be[tomeniger würbe ein
fold)e$ 33erfpred)en mit bem in unferer ß^ronif gefd&itberten 95er*
Ratten SubmigS tooljl oereiubar fein, ba festerer *erft bann ©dritte
für (Srlangnng ber Srone tljat, als man Qu öon au&en bajn auf*
8
forberte" .

gerner berührt ber ßljronift mit feiner ©ifte, baß oorljer bie
beiben @rjbifd)öfe öou Strter unb nad) einigem Sträuben 4 — —
au<$ Don 90?ainj ben Äönig Sodann Don Söhnen, ©ofyn be$ Der*
ftorbenen Saifcrö £>einrid| VII., ber neben griebrid) bon Oefterreidj
6
oon Anfang an als 2^ronbetoerber aufgetreten , für bie römifäe
SömgSfroue in 2lu$fid)t genommen ijatten, ba§ biefer aber megen
6 7
feiner 9JJ inberjäljrigfeit fallen gefoffen (Anfang 3uni 1314 ), unb
atte brei in fid) nun
auf ben ©ieger &on Oamete*
gotge beffen erft

borf Dereinigten: bie eigentliche, metf unmittelbare Urfad)e Don beffen


Sßaljt »ar alfo bie@infid>t jener, bie mit iljrem urforttngüdjen (San*

fafe ju ben anbern SBfiljtent griebridj« au$: rooljl nur eine Ijerfömmtidje Le-
bensart, bie un« aud) fonft no$ öfter« Begegnet. ©gl. Ä. 3öpffel, bie ya$ft* —
toaljlen k. @. 57 ff. über benfelben bei ben tytyfhtmfjlen gebrausten tfoebrud,
ber ba in feiner ©ebeutung feljr fd)tt>anfenb \ft.
1
©eine Söaljljtfmme ljat er griebridj allerbing* nidjt üerforedjen fönnen,
»eil foldje feinem -filtern ©ruber föubolf auf ÜebenSjeit unb nidjt iljm fefber
guftanb; f. hierüber bie Urfunbe beiber©51)iner8 Reg. Imp. SRr. 129,
in
@. 247. — ©gl. ©öfjmere ©riefe
Sanffen II, 281. Ijrg. ü.
* 2)iefe« —
freiltdj feljr genndjtige —
©ebenfen als burdjfdjlagenb gegen
bie (Srjjlenj eine« foldjen ©erforedjen« j)ebt fyröor ö. ©eed), Äaifer Subttng b.
©aier unb Sönig 3oljann ü. ©öfunen, SRündjen 1860, @. 6. Slber wenn —
lefctere« audj nid)t in einem 2>ocutnente foirt tvarb, bie Slnnaljme bleibt bodj
immer befielen, baß es münblid) gefdjeljen; unb baran ju fttueifeln ift fein trif-
tiger ©runb öor^anben.
3 @. ©ö^mer, Reg. Witt. ©. 73, tt)o alle« barauf be^ügli^e Ouellen-
materiat gufammengcßeu't ift.
4
©. ©ö^mer« ©riefe 1. c.
8 @. &>W IV, 2, @. 37. — ö. SBeec^ @. 3. — 2>ie ^au^tqnette ^ie-
für, toel<f)e ben ©tanb ber Parteien oor ber Sßaljl nad^ bem Hugenf^ein (ut
ego tunc ibidem presentialiter constitutus vidi . . .) angibt, ift <ßeter8
Chron. Aulae Regiae, in Dobner Mon. Boh. V, ©. 337—339.
6 @o —
dagegen behauptet ^^ilip^«, 3)ie beutfd^e Ä8-
nad) öor. Duette.
uigeroafjl bi» (eifcungöber. b. Siener Slfab. ©b. XXVI,
gur golb. ©utte
©. 161), in S33irfli(|feit ^abe kr>o|l nic^t barin ba« $inberniß gelegen, fonbern
baß 3o^ann ber ©oljn be« legten Äönige toar.
7
%uf ber Bnfantmenfunft ber brei rljemifdjen (Srjbif^öfe ju 9lenfe, f.
©ö^mer, Reg. Imp. ©. 236.

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46

bibaten nidjt gegenilöcv bem Defterrcidjer burdjjubringen öermoditen.


©beufo btctöt ber nähere unb genauere Snfjalt ber folgctibcu Unter*
Ijanbtungen (3ufid)erungen SubmigS an feine SBäljfer), toefcfye mehrere
s
iWouate bis jur befinittoen SSBat)t ausfüllten , bem Gljroniften toöflig
verborgen.
2tud) über §erjog 9tuboIf& Don Dberbaiern SSer^aftenüor ber
SömgStoaljt ift er £>enn nur fo
burdjauS unjuläuglid) unterrichtet,
ml ertüätjnt er l)ier, ba§ berfetbe burd) Oetbfpenben uon ben öfter»
1
reidjifdjen £>erjögen gewonnen fei unb baju au$ liefen ©rünben
überzeugt geroefen, tüte Ijödjft mmortl)eitt)aft für feinen eignen 23ruber
bie Saft be$ öffentlichen SReidjSregimcntS fein müßte. Urfunbtidj —
ftef)t nun junäc^ft feft, bafj SRubotf balb nad) feiner Ueberfiebehtng
nad) §eibetberg (bie er genug in biefer 2lbfid)t eben ausgeführt) mit
ben 9Kad)tboteu be$ SRainjer (SrjbifdjofS $eter, ber tum aßen am
Ijefttgften griebrid)$ SBaljt ju hintertreiben fitste, in SJadjerad) ju*
fammengetroffeu ift (1313 £)ecember 20 2 ) unb Ijier übereingefommen,
ber ßrjbifdjof fotfe einen ber beiben §erjoge 9?ubotf ober öubttrig jum
römifdjen Äönig toasten. 2l(fo oljne 3tt)eife( ftrebte SRuboff felbft nadj
3
ber SbnigSf rone , bie il)m bamafö, roo eben ber Defterreidjer burd)
feinen ©ruber eine ©ertappe erlitten Ijatte, nod) nid)t unerreichbar,
am aücrtoenigften untoo.rti&eifljaft erfdjeiuen mochte. 2H$ er aber
barauf erfuhr, baß Subttrig am 17. Slprtt 1314 in @a(jburg fid)
mit §>erjog ^riebrid) öbflig auägeföljnt unb biefem fogar feine ütttt*
fyütfe jur Bewerbung um bie $bnig$frone jugefidjert: ba (unfer eU
geneu 23ermurt)uug nad)) lieg er — biefem mächtigen ©egner gegen»
über nun of)ne 2fu$fid)t auf (Srfofg — feine ßanbibatur tooljl aus
freien ©tüden fallen unb fdjlofj fid) jug(eid), ba er fid) felbcr größere
SBortljeUe t)on einer SSerbinbung mit bem Oefterreidjer üerfpredjeu
mußte, (euerem an: er gelobte nämlidj am 28, 2fyril jit ©peicr,

1
Dux Rudolfus fratrem suum noluit eligere, aeeepta ante a du-
eibus Austrie peeunia copiosa ... —
(Sbenfo lefen tmr bei ©einrieb ü,
SÄebborf, ber ben Martinus Minorita feit 1294 fortfefet unb ba erjäljlt, 'prout
in quibusdam scriptis et authenticis et etiani minns authenticis legi
et a personis fide dignis audivi' (bei Böhmer, Font. IV, @. 514): Ru-
dolfus autem frater suus ratione comitatus Palatini, aeeepta peeunia
a predictis dueibus Austrie avuneulis suis, contra fratrem elegit Fri-
dericum predictum. —
€ot(te alfo üiettetdjt ber Monachus Fürstenfel-
densis ober beffeu ©runbfage bem fräitfifdfjen SKöndje, ber in ber üftälje öon
(Stdjjläbt fdjrieb, öorgefegen Ijaben?
*Sommer, Reg. Witt. @. 65.
8
$oW IV, 2, @. 36 uub auef) ö. 5öced) <S. 5 Ratten hieran fcfh —
(Sin erft neuerbingS bei Theiner, Codex Dominii I, 470, oerbffentHdjteö unb
in Regesta Imp. add. III ©. 413 (ed. 3. giefer) übergegauante« Antwort*
,

^reiben be« Kölner <§r*bifdjof« (d.d. 15. San. 1314) on ben Skpjl (S(emeu8 V.
t^eitt un« mit, baß bamal« öevl^iebene Magnaten tüte SöiUjetm ©raf öon $ol*
lanb unb ©ennegau , _ber perjönli^ anroe|enb mar, be«glei(^en ber Äönig uon
S3öftmen, ber ^erjog oon 93aiern (boeft iebenfatt« SRubotf!), ber §erjogtjon Oefter*
xt\6) unb ber ©raf öon fteüer«, bie i^re SWa^tboten gefanbt Ratten, ftc^ ade TOü^c
gaben, um gewägt ju werben.

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41

griebrid) ober ebentueö beffen ©ruber ßeopofb jum tfönig ju xotyttn \


Um bie Grrljebnng feines eigenen ©rubere aber, ber ber ganjen £)e*
cember=33erl)anb(ung toofjl ferue ftanb, fdjeiut e$ il)m &on Anfang an
2
gar ntt^t ernfrtidjju tljun gettefen ju fein baS jetgte fid) ja fpäter,

;

af$ er bemfrfben feine ßtjurftimme ueweigerte. @o erffärt fid)


un$ einerfettä ber bisher nutösbar fdjeinenbe SBiberfprucfy in 9?ubotfö
93erl)a(ten, anbererfeitä behalten bann bie SBorte unfereä (Sfjronifteu
l)ier, ber nur ba« 9?efuttat ber 33erljanblungen, nid)t biefe fetbft fennt,
üoüe ©itftigfeit.
ßmb(id) über ben £erjog griebrid) Don Defterreid) foeifc fetbft*
üerftänblidj , ba er il)m ferne ftet)t, ber ßfjronift nic^tö weiter gu be*
richten, als baß biefer im ©egenfafe ju ?ubioig fid) abfidjtfid) jum
Sprotte gebrängt, toeber ^Befreiungen nod) flingenbe ^nfidjerungen
au unb an&erljalb ber ©tabtmauew granf*
feine 3Int)änger gefpart,
fürt« oom Srjbifdjof oon $ö(n unb §)er$og 9tubo(f &on ©aiern jum
Äönig gewägt »orten fei (19. October 1314^.
g$ folgen nun in ber £>arftcttung bie Krönungen ber beiben
©egenfönige, bie Subtoig* unb feiner ©emafjfin 53catriy ju Slawen
oom Sftainjer unb Trierer 4 , bie griebricfys ju Sonn toom Mner
5
(Srjbifdjof ooüjogen (beibe am 25. 9?0öember 1314 ). Dabei
merft ber ©jronift ba« ttridjtige ^rtoifeg an, ba« biäfjer wenig be*
achtet »orten: ut quandoeunque episcopus Coloniensis cum in
electum regem non concordat, ipsi (sc. Moguntinus et Tre-
verensis) possint electum suum in plenaria potestate in regem
pariter coronare. Unb bem gegenüber bergi&t er audj nidjt ben
»on SllterS J(er begrünbeten 9?edjt$anforud) be« Kölner« (jeroorju*
6
Ijeben .

©er Sürgerfrieg ber 3aljre 1314 bis 1316 7 .

9tod)bem ber SSerfaffer borerft feinem Unsitten 8uft gemalt,


ba§ ba« 9?eid) burefy bie beiben ©egenfönige jerriffen unb unter beren

1
Eöfimer, Reg. Witt. @. 65.
f (Sine 33ermutfung SBöljmer« (Reg. Witt. @. 74), bie id) aboptire.
9 2)ie 3)ata ber 2öaI)Uage Subnrig« unb griebrid)« ftnb beibe Sttale in ber
(Strömt ntdjt angemerft; jie ergeben ftdj au« Dem 5Berfunbigung«färei6en ber
©aWürflen an ben sufünftigtu $a*>(i (bei Dlenfölager 9fr. XXVI, ©. 67).—
Hebrigtn« Ijat ber ©jronift ben angelegten Söaljttag ju granffurt fälfdjftd) auf
ben 16. anjtatt 19. October »erlegt.
4 föidjtiger, öom SWatnjer attem, wogegen ber Trierer (Sintyrud) erljob;
f. f. «.
6 $8ö!)tner, Reg. Imp. @. 1 unb ©. 164 mit ben Oueßencitaten.
Unter biefen ifl roegeu feiner $rägnanj Matthias Nuewenburgensis (Böhmer,
Pont. IV ed. Huber, ©. 188) Ijier befonberö ljertoorjuljeDen Fueruntque :

Ludowicus Aquisgrani a Moguntino et Treverensi in loco quo debuit,


sed non a quo debuit; Fridericus vero in Bunna a Coloniensi a quo
debuit, sed non in loco quo debuit coronati.
6 Ueber biefe grage, bie fveilid) einer abermaligen Unterfudjung bebürftig
erf^etnt, f. Dlenfc^Iager @. 88. 89 mit Urfunben««n^ang.
7 ©. 49-54.

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48

1
9toub* unb ©eutqügen unenbttdj titel leiben muffen nimmt er
fyat

ben gaben ber fortfaufenben (Srjäfjhuig bcr ^Begebenheiten totebcr anf.


,


£>iefe aber ^tcr in ttyrer üotfen 2lu$bet)nung nnb 2lu$füf)rltd)feit &or*
jumat toir ü6er beren 3uüer*
gufül)ren, mödjte überflüfftg erfdjcmcn;
läffigfeit im allgemeinen fdjon nnfer Urzeit abgegeben §aben. SBir
befdjränfen un$ baljer anf (SinjefoeS, roa8 befonbere Slufmerlfamleit
öerbtent, unb rennen baju &or allem aud) bie genaue geftftetfung in
ber djronologifdjen Slnorbnung ber Jljatfadjen. £)a§ übrigen« (entere
Dom ßfjrontften ftreng befolgt toorben, betone td) fjier nodj einmal,
fefee aber jug(eid) Ijinju, bag er babei im allgemeinen ficfj mit 2Ben*
bungen tüte porro, dehinc, posthec, ceterum, Interim, preterea
begnügt, unb nur bie £)anptab[d)nitte nad) 3aljren tion einanber ge*
2
fonbert unb nur feljr wenige §auptbata beftimmt angemerft l)at .

Waü) ju Slawen erfolgter Krönung jog Subtoig nad) Mn uttb


toarb trofe be$ feinbtidjen (Srjbifdjofs auf ba2 eljreubollfte bon ber
S3ürgerfd)aft aufgenommen (© 49). SDafeföft Ijätte er, lote bcr
@l)ronift bemerft, leicht ben Defterreidjer gefangen nehmen fbnnen,
aber Söln einem großen £eere Derlaffenb lieg er griebridj tut*
mit
loifdjen, nad) @e(j gurüdjog
ber ftd) —
1314 Slnfang £>ecember s .
$)ie ^eerjüge ber beiben Söuige am 9Witte(=^ein werben nun
öom SJerfaffer nid)t uäljer augegeben, aud) oerfc^weigt er gewiß —
weil er« nid)t erfafyreu ,

4

ba§ biefelben fid^ jum erften oor 3Me
©peicr (1315 Anfang 3JJärj ) gegenüberftanben , uon wo Subwig
ber @d)lad)t mit griebrid) burc| 91M jug auSttncty. SSiefme^r bc* —
gnügt fidj ber Sßerfaffer, bie injurifdjen öoßgogene (Sonftettation ber
beiben Königef)ter fummarifd) anjubeuten: (Fridericus) oeeiden-
tem regni cepit oecupare et quasque civitates sibi attrahere,
ut sue subiciat ditioni. Ludwicus rex orientem possidens,
et omnes civitates a Colonia usque ad erntetem Augustam
suo parent imperio et secum usque hodie perseverant 6. £)ar*

1
(Sigentltd) nur bcr ©üben be« beutfdjen föcidjeö, unb jwor öorjugöluetfe
bie (Srbfanbe ber ©egenfönige; benn 5föorbbeutfd)fonb blieb öon iljrem 3tt>iße
unberührt.
* 2)o8 Ijier jufefet ©efagte gilt au* fä>n com 1. $au}>tt!)etf unferer
meifien« nur bie StfegierungSanfänge ber Äönige unb bie bebeutenb*
<£ljronif, tt)o
pen ©djladjteu auf Sag unb 3af)r angegeben tüorben ftnb.
8
$om
1. bi« 5. 2>ec. ift Subtuig in ßötn urfmibüd) nadjtt)ei«bar, f.
Reg. Imp. ©. 269. — 2lm 17. £ec. bittet griebrid) üon ©etj an« bie ©trag*
burger um *ftad)fenbung öon Lebensmitteln, ibid. ©, 164.
4 griebridj prope Spiram 'in castris* 12. SDiäq, Reg. Imp. ©. 165. —
Subttng prope Spiram 'in castris' 27. gebr., Spire 17. Sftärg, apud Spi-
ram 'incastris' 18. Wlixxt. 3lm 17. 9)»ärj bena^rtdjtigt Subwig bie©*njifeer,
t>a§ er in8 ©ifaß ^abc gießen moKen unb fc^on bis ©peier gelommen fei, at*
auf Sluöbteiben Don auöreidjenber $iife ber SRainjer (Srjbifiof i^m geraden
^abe, auf ^ßftngften einen S^eidjötag nad) Nürnberg au«juf*reibeu, um bort bie
jum
SWittei SSiberftaub gegen htix §erjog öon Oefterreid) ju bebenfen. Reg.
Imp. ©. 5.
8
Cf. Matth. Nuewenb. (Böhmer, Font. IV, 188): Adheserunt au-
tem Ludowico civitates inferiores Reni usque Sels, Friderico autem

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49

an$ ge1)t affo Ijeruor, baß ftdji 8iib»ig ^auptfäc^lic^ auf bie Irene
ber $eid)8ftäbte , bie Ujm jaljtretd) antjütgeit, ftüfcte; unb eine 9?otij
nmter unten bezeugt jugteid), ba§ e$ gerobe ber niebere Sljetf ber
4Bürgerfd)aft, ber populäre in benfetben, lüar, beffen ©uuft ftd) Äöuig
1
8ubtt)tg erfreute .

SSJa^renb bem ^atte aber §erjog 3tuboIf — tt>a$ ber S3erfaffer


Dorauäfdjtcft {©. 50) — auf feiner 9tüd£fe^r itadj öatern bis
9ieid)$ftobt SlugSburg für grtebrict) ju gerönnen oerfiirfjt unb war
2
feann 9Künd)en
in eingejogen . SKidjt fange barauf (non multo
post) Sönig fiubmig Dom Si^eine nad) feinen ßrblauben
brad) aud)
auf, unb a(S er-bwd) 2tug$burg, wo bie ©ürgerftfjaft in jwei *ßar=
5
teteu gefpatten war, ging , fdjlofc er mit berfclbeu ein ©üubnifj auf
Dier Saljre ab — 1315 üttitte 2lprü
4
. — toteres ift mi$ freiließ
imrd) feine Urfunbe biäfjer beftätigt toorbett, aber fid)er richtig 5 , »eil
tyreS Sibeä eingeben! bie Sürger nad)t)er bem Könige in ben äftaueru
tyrer Stabt felbft 3ufhtd)t unb ©djufc gewährten (f. @. 52).
3>m 2lnfcf)luff e an baS oorige beteuertet nun (<S. 51) ber ßfjro*
«ift baS eigcutt}ümttd)C 93erf)ättnifj, in tt>etd)e8 Sönig Cubtoig in feineu
6
<5rbfatiben }um älteren ©ruber 9tubo(f geratyeu . Sefeterer Ijatte ben

Sels et superiores regni civitates, exceptis Berna et Solodoro, que


neutrum curarunt. —
Joh. Victor, bei Böhmer, Font. I, @. 384.
1
©o <m«brü<flid) oon ©trafjburg (©. 57): communitas et major
pars civitatis favebat ei (Ludovico) , sed majores et potentiores , qui
videbantur regere populum, clam Australibus adherebant. 3)er gut —
unterridjtete Matthias Nuewenburgensis (©ecretär beim SMfdjof oon ©traft*
bürg) nennt bie beiben qkrteiungen ber ©tra&burger SBürgerfdjaft (Font. IV,
©. 198), unb il)m folgt Sacob Zwinger toon Äönig«ljofen in feiner Sljronif
{Ijrg. bon$egel, «b.VIIl, ©.466 ber ©täbtedjronifen) : „bte ßörne tjiettent e«
mit funig griberidje, aber bie öon SRülnljeim unb bie iren Ijieftent e« mit fu-
nig ?ubett)igc unb (mlfent ime aud) alfo". ©. aud) b. SÖeedj @. 14 9t. 43,
ber eine Ijanbfäriftlidjc SRotij au« Nürnberg bietet. SBefanntlidj falten in —
bie föegicrungSjeit Shibnrig« be« 93aiem SSerfaffungöüerSnbemngen einjetner 9?eid)«*
fläbte, wie ©traßburg unb Nürnberg.
a
2>a[elbji urfunblid) am 28. gebr. 1315, f. Reg. Witt. 66. ©
8 Et cum Augustam etiam pertransiret ©.51. ,

4 SBeber öölmter in Reg. Imp. nod) gider in Addit. erwähnen baffelbe. —


«öitig fcibnrig 1315 Styril 11—14 in Sngolfiabt (f. Reg. Imp. 9lv. 83 unb
84), bann 18. in 3Hünd&en (ibid. 9tx. 85): bajtmf(f)en f«ttt folglich fein 8uf.
enthalt in Augsburg. 2)anadj bebarf audj ba« oon §öutte in gorfdjitngen
XIII, 510 aufgehellte Stinerar 2ubtoig« einer JÖeroott(länbigung.
6
3)a« getreue Augsburg blieb immer eine ^auptflfifce für Subtoig«
SRac^t; f. §erberger, Äaif. Subwig unb Augsburg, im 3aljre«berid)t beö 9Ser«
ein« für ©djroaben unb Weuburg, 1851 unö 1853 (mir kiber utc^t pr —
^anb gemefen).
6 au« ber mir ob*
hierüber bie einjige Ouette, (Sinjelnljeiteu f^öpfen,
mol)l aueft biefe nidjt Ijinreidjen. S)ie Sqä^Iung Johannes Victoriensis
be«
ift ganj allgemein ge^a(ten : (e^terer erbtidt nur $ärte unb ©raufamfeit in bem
feinblidjen $orgei)en Üubmig« gegen Äubolf, nid)t einen Slct ber ^ot^me^r (f.
©. 385 bei SBöljmer I). —
&uf fold^e früher nie genug betonte $arteiUa)teit
be« färntnifc^en 2lbt« für Oejlerrei* ^at juerfl 3Äat)reufjolfc , in goric^ungen
XIII, 570, aufmerffam gemadjt. 2)ie neufte ^öc^fl oortrcfflid)e Unterfu^ung

XVI. 4

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;

50

Stöntg bei feiner Slnfunft in üWünc^cn anfangt freunblidi) empfaugeft


at$ Ujtt aber gubttrig mit gemaffneter £>anb angreifen moflte — moran
er nur burd) bie ^Bürger SflündjeuS geljinbert mürbe — , ba $og fid)

Sttubotf mit feiner ganjen gamiüe fdjliefHid) auf 33itrg SBotfratfjS*


Raufen (6 ©tunben fübf. wm 9ftünd)en) jurüdf, 1315 Snbe «uguft .
l

©ann erwähnt uufer Gtljronift ben erfolgfofen SBerfudj be$ 23ifd)of$


$onrab üon Sreifing, beibe ©ruber mit einanber ju aerföljnen. £efc s
terem fdjtebt er babei bie unrebüdje 2lbfid)t unter (bie bod) mofjt fefjr
2
unmatyrfdjeinticfy ift ), baburdj ba§ ber ©ifdjof bie Verätzungen in
bie tfänge jielje, 8ubmig felbft feinen geinbeu gegenüber nnberftanbS*
lo$ erfdjeinen ju laffen. —
3fn meldje 3eit aber ift biefer SJorgaug
gu 3Son ber am 6. üflai 1315 erfolgten umfangreichen
fefeen?
©üljne 8ubmig$ mit feinem ©ruber 3 mei§ ber ©jronift ntd)t$. 3n
ber £l)at ift (entere auefy nidjt t)on einiger Sauer unb nachhaltigem
4
@rfo(ge gemefen, weit fidj bie ©ruber wm Älter* Ijer ju tief faßten .

5
2Bir fe^en baljer beibe affobalb mieber im offnen 3ti>ifte unter ein*
anber, ber nun Jahrelang ununterbrochen bauern fottte; unb biefen
3toift eben berührt oben ber SSerfaffer. 3Mg(id) merben hrir audj
ben 23erfud) be8 greifinger SBifdjofS unb einiger ßbten, bie iljn barin

muffen,
6
unterftüfeten , in biefe £eit,
aber nid)t in
^ ^a
in ben Sluguft Ijin üertegen
etma 9Kai 7 . £ier$u
bie 3eit fcor ben 6.
lommt als neuer ®runb, Srmäfjnung be$
bafj bie (Sljronif furj cor
betreffenben 33erfud)$ bie 33ebrängni§ Augsburg« Don Seiten be$
DefterreicfyerS (grtebrid)8) —
bie ßnbe 2luguft ober Anfang @ep*
tember ftattfanb —
erjagt unb bann erft ju jenem Vorgänge mit
1
btn Sßorten 'illo in tempore übergebt.
Sluf bie mmermutf)ete 9?acf)rid)t com Änrütfen ber geinbe
(@. 51 ff.) üerttefc Subtoig fd>nett 9Wünd)en unb begab fidj nad) ber
gefte gribberg (unweit 2lug$burg); bamit er aber bafetbft nicfyt um*
gingelt würbe, öffnete iljm SlugSburg bie £l)ore unb naljm üju auf:
fo ftanben \iä) bei 2tug$burg bie Könige gum feiten gegenüber UM —
öon $. gourmer über „$bt Sodann öon SBictring unb fein liber certarum
historiarum" Ijebt Jene« SKoment nidjt in gebüfjrenber SBcife fjerüor, ja ber*
fd)tt)eigt es abftc^tüc^ (f. @. 20 f.); audj im übrigen ift ber 5(uffa^ Don Wlob*

renljolfe burdj gourmer nod) nidjt tiberflüfftg gemalt tcorben, wie le&terer bo^
©. XI Einleitung meint.
1
©c^on 31. Sttat urtunblt^ anzutreffen; aber bann
tfl fRubotf bojelbfi
toieber in 9Ründjen f bi« i^n
29. Sfagujl fortan in SBoIfrat^ß^aufen
tt)ir fett

üertDeilen feiert. Böhmer, Witt. Reg. ©. 67.


2
@. Böhmer, Witt. Reg. ©. 67.
8
@. Reg. Imp. 9^r. 99.
4
Non tarnen sincerus amor erat inter eos ab heri et nudius ter-
tius, unde crasso causante rancore non quibant paeifice pariter habi-
tare, ©. 51.
5
©c^on am 19. 3ult 1315 toerfpri^t ?ubtt)tg ben bürgern guSWünc^en,
feine @ü^ne mit feinem SBruber ju ma^en, o^ne festere mit einsufc^ließen.
Reg. Imp. 9fr. 143.
6
S)ie tarnen ber festeren gibt ber (Sr)ronift ntdjt an.
7
SBie bieder angenommen nadj ©udjner V f
296.

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51

1315 6nbe 2foguft\ ©afb aber mudjfen bic Streitfrage Subtoig*


fo jaljtreid) an, bog er fid} mit ifjnen auf bie offene ebene bor bic
Sflauem 2lug$burg$ roagen lonnte: Ijier Hieb er mm längere 3eit
beobatfytenb fteljen. griebrtd) bagegen rüdfte unter ^ßlünberung ber
jum SlugSburger ©tabtgebiet gehörigen ©efjöfte ab unb fd)(ug barauf
fein Sager bei Shtdjfoe (10 ©tanben füM. oon ?(ug$burg) auf, wo
er oon Ueberfdjmemnutng ber Sßertad) ju leiben tjatte 2 ,
8
1315 —
Sfafang September . (Snblid) gingen bie §>eere beiber Könige refnl*
tattoS auSeinanber.
3nt fofgenben 3aljre 3 U 9 SubtoigS gegen Sraft oon £>ot)en(ol)e,
befTeit Surgen Verrieben unb ©diifltngSfiirft (beibe fübmeftf. oon
2lu$badj) betagert würben. ÜDer SJerfaffer irrt fid) fjicr bfoS in ber
Zeitfolge: juerft fiel Verrieben — 13 IG 9flärj, unb bann @d)itting$=
fttrft — 1316 Slpril
4
.

hierauf $ug ?ubtt)ig$ gegen feilten SBruber JHubotf unb einige


aufftanbifdje 3Küüfteriafen. jguerft roarb 33ol)burg (eine gefte an ber
$)onau) belagert unb eingenommen, bann fielen mehrere anbere Surgen
in SubmigS |)äube; enbftc^ belagerte er SKubotf in 2Botfl)art$ljaufen
imb eroberte nad) beffen @nto)ctd)en bie 33urg — 1316 3uni 5 .

1
2)te letzte Urfunbe, bie Suburig ju SRündjen ausgepellt, batirt öom 25.
Sfoguft 1315; f. Reg. Imp. © 270.
* SRidjt §erjog Üeopolb, auf ben ©ndjner V, 293 bie« in irrtljfmtltd)er
Buffaffung be« dux Austrie (f. öorljer) bejog; fdjon betSBöfjmer in Reg. Imp.
corrigirt.
8
3). 4. @ej>t. ijl griebrid) 'in castris' öor 2anb«berg (in gleich« öfil.
Stiftung öon 93ud)foe am 2ed)) f f. Reg. Imp. ©, 167 Wx. 50.
1
Subttrig —
fieljt nod) am 18. ©ept. "in den gezelden bei Augsburg, f. Reg. Imp.
@. 317.
4
SRadj ben öon Üubtoig au«gefhu"ten Urhmben: 'in obsidione oppidi'
1
$errtben d. d. 23. SHärj u. ff. , 'in dem besezze öor @djtflinge«firft 23.
2tyrU, f. Reg. Imp. ©. 12 ff. —
Waä) bem öon $äutte mitgeteilten 3ti*
nerar ift Äöntg Subttrig f$on ben 3. 97tärj 1316 'in dem besäzze vor
Hemde'.
5
Hu« bem SDionat 3uni biefe« 3aljre« beftfeen totr leiber feine eutjtge
(gebrückte) Urfunbe Subnrig«, bie obiges (Sreigniß belegen fönnte. @. Reg.
Imp. ©. 270, aud) Reg. Witt. ©. 67 ©ö|mer l)at nad) bem Ott be« Soor» :

gang« bie fcljatfadje in ba& 3tinerar eingereiht, ttrie e« iljm am paffenbfkn fd)ien. —
gider, Addit. III ju Reg. Imp. @. 350, l)at bagegen nadj einer 'in dem
gesezze' öor 2öolfratlj«baufen ausgepellten Urlunbe Subtoig« öom 27. Dctober
1315 bie einnähme ber SBurg anf biefeS SDatum ^in öerfe^t. S)amit fann \$
m\6) ^ier nid)t einöerflanben erflären. 2)enn unftr (Sljronift, ber (tuie xvxx
nriffen) bie djronologifdje gotge ber ^atfac^ett feftyätt, jagt auöbrüdli^ 'post
hec', nämlid) na<^ ©eenbtgung beö öor^er erwähnten Äriegeguge« gegen $o^en-
lo^e; außerbem fie^t ni(^t« im SBege anjune^men, 2nbtt)ig bäte im Dctober
1315 bereit« cor ©otfrat^«^aufen einmal gelagert tute obige Urfunbe öom —
27. Dctober unb eine anbere öom 31. Dctober 1315 ebenfafl« öor SBolfr.
(Reg. Imp. @. 10 iRr. 154 unb berichtigt öon Ri(fer r Addit. III, @. 421)
au«geflettte bemeifen , fei—aber bamat« unöerria^teter ®ad)e abgezogen unb
^abe fpäter im 3uni 1316 bie SBefagerung mit (Srfolg toieber^ott, fo ba% bie«-
mal bie gefie fiel, ©enriß mirb 2ubtt)tg öevjönUd^ ober burdj einen ber ©aupt«
(eute feinen ©ruber öon Anfang an in Sotfr. eingefd)toffen gehalten ^aben, um
fo beffen öerrätljerifdje JBerbtnbung mit ben Defierreidjem ^u ^inbern.

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32

Wxt grwäljttmtg btefer furjen ÄrtegScptfobe fc^ttcgt bie ©jrontf i^rc


Sftadjridjtett über 9?ubotf felbft jugleid) ob. ©o erfahren wir au$
tfjr md)t mefjr, bafj btcfcr ber fefbftänbigen Regierung über Ober*
batern ttnb 9?^ctnpfatj etttfagte unb fte an Subwig abtrat (26. %tbv.

1317) \ dagegen wirb weiter unten nodj tabelnb öom ßljrontftett


Ijer&orgeljobett (@. 58) , baß SRecfytUb bie feinbfeltge <ßofittf tljreS
2
injwtf<$cn beworbenen ®emal)f$ fortjufefcen beftrebt war, tnbetn fte
tyren äfteftett @oI)n Slbolf mit ber Sodjter be$ ®rafen (Subwig) &on
8
Oettingen, eines geinbeä tfubwigS, Dermalste (um 1320) .

SubmigS 3 U 9 3 U ™ Gntfafte Don ß&Ungen, weldjeS non gfriebrid)


bebrängt würbe, unb $ufäfltge$ treffen im 5fte<far ofjne eine @nt»
[Reibung ,
4

1316 September 19 5 .

ÜDie gortfefcung be$ ©ürgerfriege« 1319 unb 1320.


£>ie Srgä^tung bc$ ßljronifteu fdjtießt fid) unmittelbar an ba$
SSorige mit fotgenben ©orten an (@. 54): „hierauf betrat (Sönig)
griebridf) Defterretd) unb verweilte bafefbft in jenem 3al)re, wäfjreub
§erjog &opofb in ©djwaben jurütfbtteb. Waä) 3al)re$frtft bereiteten
fld} beibe ben ganzen ©ommer fymburd} mit aller 3Kad)t barauf öor,
Äönig Subwig in Unb fotdjeS betreibend, rücfte
Saiern anjugreifen.
grtebrid) mit feinem £>cere jnm 3»nn fjeran, fein ©ruber aber
bis
©renje Schwaben* am 8ed) fein Sager auf'
4
fcfylug auf ber .

©prungweife ift Ijter ber SBerfaffer über meiere Saljre Ijinweg*


ßceitt ; benn griebrtdj l)ie(t fid) nod) bis jitm 3)2ai 1317 tn@djwaben
6
bei feinem ©ruber
auf unb ging bann erft nad) äßten , wo er bie
beiben folgenben 3al)re verblieb. Sfnjwiföcn |atte er ftdi) in bie
tnner*po(itifd)en 3$erl)ältmffe ©öljmenS etnjumtfdjen oerfuä)t, meSIjatb
audj ßubwig bafdbft ju ©unften feine« befreunbeten Suubeögcnoffen
7
fiönig 3»of)ann$ interoenirte bod) barüber Ijat ber fernfte^enbe 35er*
faffer nidjtS in (Srfaljrung gebracht.
:


8
©egenüberfteljen ber Könige bei SWüljfborf am 3mt unb pßfe»
tttfjeS entweichen SubwtgS — 1319 September 29 9
. — 8efetere$

1
Böhmer, Reg. Witt. ©. 68. — ©. Smtyter V r
302.
* föubolf (torb 13. Sfogufr 1319, (. ©öljtner a. o. O. 2>a« £obe«jaljr
dürfte aud) nad> ber Wotij be« Heinricas Rebdorfensis (Font. IV, ©. 514)
fejIfWjen: ipse Ludewicus eum (Rudolfum) expulit, et quinto anno regni
ipsins Ludewici obiit.
8
(Sin weitere« 3niöntf*, bog bie #erjogin 3Red)tüb mit iljretn @<f>mager
in offener geinbfdjaft jtanb, ift bie Belagerung gürfienberg« (einer SBurg in ber
följeinpfafä) burdj Äönig Subwig, wie beffen Urfunben ergeben, 2>ecember 1320.
Reg. Witt. @. 133.
4
@. 53 ff. ber SBafjrtjeit gemäß erjagt , wie fidj au8 einem »ergleic^
mit ben übrigen ©eridjten Slnberer ergiebt.
8
Reg. Imp. @. 14.
6
Reg. Imp. @. 384. Urfunbe d. d. 8. SWoi, Sien.
7
•©. ü. Söeed^ e. 9 ff.
8
©. 55 ben Ort felbfl nennt ber SScrfaffer nid)t.
9
Reg. Imp. @. 173. —
@(%on am 2. Oct. pettt SubWig wieber in
2Hündjen eine Urfunbe <m$, ibid. @. 353.

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53

fudjt freilid) ber SBerfaffcr burd) 33erratlj im £eere 8ubtmg$ uub ba£
für toafjr gehaltene @erüd)t non beffen Srmorbtmg, mfyalb ifyx aud>
£>einrtd) toon 9Meberbaiern im ©tidje liejj, möglidtft ju befdjönigen.
1
§nbeffen »erben wir barauf feljr tuenig ©ettncijt legen bürfen ; bie
eigentlid(e Urfadje be$ immer bie toofjU
SRücfjugS &tbttng$ bleibt bod)
gegrünbete gnrdjt, toon feinen übermächtigen ©egnern (ber flauere
unb friegStüdjtigere ßeopolb toar tjier mit feinem ©ruber bereinigt, —
mit Jenem aber fdjlug fid) Subtoig nie) Ijier üöflig erbrüdt unb für
immer fampfunfäfjig gemalt ju »erben.
3m folgenben Starre begab ftd) Subtoig an ben 9?l)ein*, —
1320 gebruar 8 . $)ort traf er mit feinen ©unbeägenoffen Sönig
3>oI)antt t)on ©öljmen unbSatbuin Grrjbifdjof tum Srier jufammeu 3 ,
4
unb ein ftattttdjeS |>eer fammelte fid) um iljn .

9?cfnltatlofe$ ©egenüberfteljen ber Defterreidjer (unter Seopolb)


5
unb ber ©aiern an ber ©renf dj , SubtoigS Grinjng unb fcfynefler 2lu$=
trittaus ©tra&burg, griebrid)$ eilige« 2lnrü<fen unb Bereinigung
6
mit feinem ©ruber , toorauf 8ubtt)ig bie iljm angebotene @d)tad)t
an ber33reufdj öermeibenb mit feinem £>eere fid? jurüdjog, 1320 —
7
Anfang September .

SDie gortfefeung be$ öürgerfriege« 1322.


Jiadjbem unfer ©jronift bie toedjfetnbeu SricgSjüge ber beiben
©egenfönige uadj eiuauber ergäbt, benufet er nun bie eingetretene (an*
gcre <ßaufe in benfelben (uon @ept. 1320 bis ©ept. 1322 reic&enb),
um tjier offen ju befennen, ba§ er DieleS übergangen unb abgetütet
tjabe, um bem Scfer uidjt Sangetneile unb (Hei ju bereiten (@. 58).
Unfere 33crmutl)ung tmrb tnol)l ba$ 9?id)tige treffen, toenn tnir bafjiu —
au&er anberem, toa$ fdjtoer ju erraten — bie inuerfteu gamilien*

1
2)er ©aljburger Hnnaüft, ber bie (Sreigniffe gfeidjjeitig auffdjreibt unb
über beu bei ättfiljlborf üerfudjten gut orientirt geigt, gefleht bod)
äatmpf ftd)

offen feine Unttnffenljeit über ba$ rätselhafte ßntw eidjeu Sublüig« unb ©einriß«
ein: ... et finaliter nescio quo dueti spiritn in die saneti Michahelis
terga vertentes hostibus . . . (Contin. Canonic. S. Rudberti Salzb., M.
G. SS. IX, @. 822).
* 56.
€>.
8
Urtunbe üom 21. gebr. 1320 ©iugeu, f. Reg. Imp. ©. 23, Wr. 386.
4
Fertur enim ibi tria millia equitum convenisse electorum vi-
rorum, 1. c. —
Matth. Nuewenb. (Font. IV, @. 193) giebt eine uoo) grö*
jjere IHnja^l berfetben an: cum quatuor milibus galeatorum electis.
5
@. 57: in superioribus partibus apud Renum. 2)en Ort fclbft
bejeia^net alfo unfer <£l)ronift nidjt; bod) befielt nadj Mathias Nuewenbur-
gensis 1. c. fein 3weifet barüber, baß ftd) bie geiube bamals gegenübevftanben
'ad Bruscani' (bie Skeufd) ifi ein gtüßd)en, tneldje« fid) bidjt üor ©traßburg
in bie 3Ü ergießt). 3)cun beibe Tutoren entwerfen üon ber Sage berfelben ein
gleid^eö. 53Ub , beibe fdjreiben aud) baffelbe: se nolle cum rusticis pugnare.
6 Matth. Nuewenb. 1. c.
7
Subnng bei ?anbau d. d. 27. 3lucj., banu nad^ feinem
'in castris'
«ürfjug in @peiev d. d. 12. <&tyt, Reg. Imp. ©. 24, 9iv. 405 unb 406. —
grtebrid) in ©bevfird) (norböpf. Dffenburg) d. d. 2. ©ent., ibid. ©. 386.

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54

intb 25ertrauen$angelegenl)eiteu rennen, fomie bic öerfdjiebenen ©e*


rückte über üttorbanfdjtäge gegen ba$ geben beä Äönigä 8ubwig.
33on (enteren freiließ fjat er und bisher nur allgu oiete aufgetifdjt,
bereit ©laubwürbigfeit in jebem eingetnen $aUt fdjwerlid) feftjufteden
fein möchte; in JBegug auf im folgenben eine
erftcre fann er aber
wichtige un$ nid)t vorenthalten.
©egebenfjeit 6$ ift ber treutofe
Uebertritt be$ ©rafen (ßubwig) toon Oettingen, eine« langjährigen
SSertrauten be$ SönigS, in bas öfterreid)ifd)e 8ager (1319) K
darauf fät)rt ber (S^ronift in feiner ßrgäfjlung fort. 2lbge*
brodjen tjatte er biefetbe mit bem refultatlofen ©egenüberftefjen ber
Äönige an ber JBreufd) unb ifjrem beiberfeitigen Slbguge üon ba (@ept.
1320): nun fnüpft er fic wieber mit ber ©emerfung an, ba| nadj
Stopfmtg tt)rer f>eere griebridj über baQ ©ebirge nad) Deftcrreidj
abging, Submig erft gewiffe SReidjSftäbte auffülle unb bann Saiern
betrat, beibe um in itjren Grblanben gu fiberwintern,
i'e&terer aber
feierte }tt ba$ 2Beil)nad)t$feft , worauf balb (non multo
3flünd)en
post, @. 59) feine ®emat)tm ©eatrij ju ewiger SRulje entfc^lief. —
fiier tjerrfcfyt in ber ßfjronif einige 93erwirruug unb Ungeuauigfeit.
jbvxa griebrid} öcrblieb, wie urfunbltd) feftftefjt, and) nod( Ben SBinter
1320 gu 1321 in(5(fap unb@d)Waben a unb überwinterte erft 1321
gu 1322 in äßien, mit neuen Lüftungen gur Söteberaufnatjme be$
Krieges befestigt. —
Die ßrinnernng be$ Qtynmiften baran Ijat fidj
alfo &ermifd)t.
tfubwig hingegen feljrte gu Anfang gebruar 1321 nad) Sftündjen
gurüdf, ofyne fid) f)ier lange aufgufjalten , unb warbann wieber im
Slpril unb Slnguft 1322 in feiner Sanbe^auptftabt anwefenb; ba$
aBetfjnadjtfeft l)at er alfo bafelbft nic^t gefeiert*. SSielleic^t nun aber,
ba§ ber (Sjrouift ba$ natale domine mit bem natale domini be$
4
3al)re$ 1322 öerwedjfclte . 2ll$bann wäre mti) ba« obige *non
1
multo post gang ridjtig, weil ber £obe$tag ber Königin SSeatrijt
4
Ijödjft wal)rfd)eintid} auf ben 25. Sluguft 1322 gu fefeen .

@3 folgt enbfid) bie (Sntf^eibung«frf)la^t bei 2Rüf}lborf am 28.


September 1322: „was ^ier (©. 59—62) ber 2Rönd) mitteilt, ift

oljneZweifel richtig, begießt fid) aber öie(mel)r auf bic Sage be$
Saiernfönigä unb bie Sreigniffe oor unb nadj ber @djtad>t, ate auf

1
@. 8udnter V, 309.
8
SBäljrenb er feine ÄriegSmadjt am ©bluffe be« 3aljre* 1321 burdj
feinen jüngfhn ©ruber ©einriß in Dber=3tatten üerwenben ließ, f. 8ud)ner V,
318. 2)awm fielen aud) in biefem 3al)re jwifdjen tljm unb Subnrig feine geinb*
fettgMten bor.
8
Sin ba« 2BeUjnad)t$fe)t be« 3. 1322, wetd)e« ©öljmer @. 59 9lx. 1
im ©utne ^ot (ba Subtotg in biefem 3al)re bi« gum 21. S)ecember mSWüudjen
na(^mei«6ar üerblieb), if! Ijier gar nic^t ju benten au« bem ©runbe nieil baf-
felbe nidjtin ben d^ronologifc^en 3ufammeu^aug ber (Srgä^lung paßt, bie im
fotgenben auf bie änrüjlungen gur ajiü^lborfec ©(^la^t (in ben (September
1322 faflenb) übergebt.
4
@. 3ufä6e ©ö^mer« in Font. I, ©. 486.

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55

1
biefe ba§ ttrir uns ans biefem Sendete
felbft, fo nidjt einmal ttt
"
groben &üQtx\ ein ötlb ju conftruiren vermögen *.

3Me übrigen (Sreigniffe bis jumSlbfdjluffe berßtjronif


1326 3 .

9htr fofgenbeS l)abeu wir fjier als einer grörterung bebürfttg


J)injufefeen.
£)er üttönd) giebt nidjt anSbrücffid> ben 3cüpiinft an , wann
§er$og tfeopolb bie SfteidjSinfignteu, bie er fo lange in ©ewafjrfam
jurücf gehalten , bem Könige ßubwig in Nürnberg auSgcfjänbigt Ijabe
(©. 64). £)od) lä&t fid) bieS wenigftenS ungefähr aus bem,3ufam=
tnenfjange ber ©rsäljlung felbft feftftetlen, wenn wir — was früher
begrünbet — annehmen, baß ber SSerfaffer audj fjicr ben djronolo*
giften ©ang ber (Sreigniffe ftreng eingehalten Ijabe. 93ort)er nämlid)
erwähnt er bie greilaffung beS in ber 3ttiH)(borfer @d)lad)t gefon*
genen $einrid)S üon Öefterreid} burd} ben Söljmenfömg 3>ol)ann,
4
wetdje auf ben 18. ©cptember 1323 faßt : baranf erft gef)t er ju
jenem ßreignifj über, baS fofglid) fpätcr unb jwar — »eil in ber
Stfjat Sönig 8ubwtg Dom 6. 3?ooember ab bis 19. £)ecember 1323
in Nürnberg fid( anfielt
5 —
nur in biefe gmiföenjeit gefefct »erben
muß 6 .

Sftadj ber ÜDarftettung unferS SWöndjeS ferner fdjetnt tfubwig bem


£>erjoge Seopolb üor ber Verausgabe ber 9tetd)Sinfiguicn SefttmmteS
oerfyrodjen ju Ijabcn, was er nidjt f)iett. Unb nun begann Seopolb,
Dom Könige überfiftet
7
,
— beSl)a(b oon neuem ben Ärieg. £>iefe
$)arftetlung aber ift nad) jwei ©citen tjin unrichtig.
ginmal berietet uns öortjer ber SSerfaffer auSbrücfltd) folgenbeS:
Seopolb ftiejjj baS ©djwert in bie ©treibe unb ücrfudjte beim Könige

für feilten gefangenen ©ruber burdjauS jn gefallen. 35er Sönig aber
wollte gerabe barüber itjn felbft nidjt cfjer erhören , bis er ifjm bie
$Reid)Sinftgnien jurücfgeben Würbe. Unb baS tfjat geopolb nad) reifer
Ueberlegung. — ©aranS get)t alfo Ijeröor, ba§ Subwtg fidj ööllig

freie §anb gelaffen, nad) (Smpfangnatjme ber 3»ufiguieu weiter über


bie greilaffung griebrid)S mit Seopolb ju öerl)anbeln , unb ba§ biefer
nidjt baju berechtigt war, jene als eine il)m feft tterfprodjene nun fo*
gleich broljenbju öerfangen. eine fofdje üerbiublidje 3ufage fjatte fid)
8
gubwig gegenüber Seopolb bodj nidjt auferlegt .

1
@.
and) Dornet meine 23euiertung @. 34.
8 &rittf$e ©emerfungeu
Sporte
ö. Söeed)« in goridjungen IV, 6. 82:
über bie @d>lad)t bei SKüljlborf.
8
@. 62-68.
4 ©. Stopp V, 1, <B. 94.
6 Reg. Imp. @. 38.
6 ©. 101
3)iefe geit ^ält übrigens aus anberm ©runbe aii^ ÄoJ)p V, 1,
9^. 1 für bie ^mffenbfte.
7
<£o Äopp V, 1,@. 100.
8
©ans abgelesen baüon, baß bie ßufidjeumg urlunblt^ nid)t ejcißirt: ba*
öon wiffen au^ bie übrigen Ctuetten nichts, tüelcfte bie Untcrljanbfangen wegen

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56

2Benn batjer ber ©jronift an atiberer ©teile unten tfeopotb rnfeit


faßt: 'si integre non fuerint adimpleta que mihi promissa
sunt ':
fo fann er ba$, menn er nidjt mit feinen eignen
Sorten öorl)er in SBiberfprmf) geraden folf, t)ier nur im @inne
Seopolbö getrieben fjaben, ber bereits fixere SSerljetgungen ba ju er*
btiden mäfjnte, mo iljm felber bod) nur bie erfte SBorbebmgung jur
SSerftänbigung überhaupt ober frieblid)en ^Beilegung ber ©ürgerfrkge
eröffnet morben mar. ÜDenu Sönig Submig forberte nun, unb jmar
mit öodem 9tedjt, at$ smeite Sebingung, elje er griebrid) freigebe,
ba§ Ceopotb bie 8?eidj$ftäbte, meldje if)m gefroren, iljrcS GnbeS ent*
laffe unb ber vorigen greifet jurüdgebe, Slbcr ber ©djmabeu*
l

Ijerjog mochte fid> baju nidjt öerfteljen , er flagte lieber öffenttidj über
ireubruef) be$ Königs, als ob ein foldjer ttJtrftid) öorläge, unb fetyrte

laut, fief) bafür rädjen ju motten. 'Demgemäß fjätte nun auef) ?eo*
polb ben Srieg felbft öon neuem beginnen muffen , menn er ber S3c«
leibigte unb Ueberiiftete gemefen märe» 2Iber nein — unb ba$ ift
ber anbere ^Junft, morin bie ©arfteHung unfereS (Styrouiften berichtigt
merben muß —
8ubmig mar e8, ber feinerfeits ben mit |>er$og 8eo*
polb abgesoffenen SBaffenftittftanb mieber aufhob. 35a« geljt au$
einem Dom 4. 3Äai 1324 batirten ©^reiben be$ SönigS 8ubmig£
an bie ©djmtföer Ijertjor, morin er teueren anjeigt, baß er bem§er*
30g Seopolb ben SBaffenftittftaub aufgefünbigt l)abe unb um Sßfingften
2
(alfo am 3. 3ftmi 1324) ben getbjug eröffnen merbe .

gelterer concentrirte ftdj am ©cfjluffe be$ 3al)re$ unb Slnfang,


3
be$ folgenben (£)ecember 1324 bis Januar 1325) um S3urgau r
einen an ber ©renje t)on Saiern unb @d)tt>aben gelegenen öfterreidjt*
fdjen SBaffeuptafe. @cf)r ausführlich unb betaißirt, aud) juoerläffig
unb glaubmürbig mirb bie frudjttofe ^Belagerung üon ©eiten ?ubmig$ r
bis §cr$og Seopolb jum ßntfafce ber ©tabt herbeieilte, Ijier Dom
6^rouiften gefdjtlbert (©. 65—67). —
£)aran fliegt fid) cnbticfy
bie Grrjäfjtung, mie Sönig griebrid} au« feinem ©efängniffe ju £rauS*
4
nifc burd) 8ubmig befreit movben (1325 Slpril 23) £)ie tiefer .

liegenben SD?otiüe für SubmigS |>anbtungSmeife bleiben jebodj bem


SSerf affer öerborgen, ebenf omenig fennt er ben Snljatt ber einjelnen
4
jmifdjen betben Königen abgesoffenen Verträge , t'efetere finb frei*
5
lid}, meil geheimgehalten , allen jeitgeuöffifdjen ©c^riftfteüeru nur ge*
rüdjtmeife ju £5f>ren gefommen.

©crouögabe ber 3nftgmen berühren, fo Joh. Victor. (Font. I, 396) unb Matth.
Nuewenb. (Font. IV, 201). föur fo üiel ge^t ^erüor: Seoöolb (burdft feine
Untcr^änbter) unb Subnrig ^aben mitetnanber über bie greiiaffung griebrtdjS
unterbanbelt, erficrer wo^l biefelbe gegen Verausgabe ber ^ei^«inftgmen gefor^
bert, aber feinerfeitö nic^t als $reis bafür anertannt.
lefcterer
1
Et needum se victum propter fratrum angariam affirmavit
(raä^renb ber 93erl)anblungen): Joh. Victor, a. a. D.
2
Reg. Imp. Wx. 716, ©. 41. - Sfll. Stopp V, 1 a. a. O.
8
@. Äo\)b V f 1, e. 162 S«r. 1. ©afelbjl atteS übrige Ouettenmateriaf.
4
@. Böhmer, Reg. Imp. ©. 177.
* ©. ben ©rief Subnugs an ben ©ergog Sodann oon ©rabant, d. d.

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57

IL
1
Vita Ludovici quarti Impcratoris

1. 35er 2tutor.
£>er anonyme SSerfaffer offenbart fid) nn8 a($ entfdjiebener 3Cn=»
pnger be$ SatferS Subttrig — fowol)! burd) bett ©efammtinfyatt fetner
Vita als and) inäbefonbere an ber einen ©teile, wo er feinem per*
2
föntidjen £affe gegen bie Defterreidjer energifdjen 2lu$brucf üerteüjt .

£>er (Srnnb fjiefür — er ttrirft jenen Söortbrucf) t)or — mag in ber


£t)at ftidtfjaftig fein, iftaber einem ©djriftfteüer, ber fonft an feiner
bei
jttjriten @teüe irgenb eine ©ejtefjung ju ben berichteten
perfönlid)e
Stfyatfadfoen Ijerüortreten tö&t, unferer 5Sfafid)t nadj bodj nnr bann ganj
begreiflich, toenn ttrir annehmen, er fei fetbft antüofynenber ©renjnadj*
bar ber gesagten Defterreidjer gewefen unb burd) toieberfjotte unmittri*
bare ©erüljrnng mit iljnen ju fote^er Srfafjmng als einer ttrirflid)
perföntid) über fie erlebten gelangt.
3ßa$ ferner unfere annähme ftüfet, ja faft bis jur ©ettri§t)eit
ergebt, ift ber Umftanb, bajj ber ©djriftftefler ein Saier {a gmei- —
fefoljne —
ganj befonberä mit ben im öfttk^ften Steile JBaiernS
gtoifdjen ^affau nnb Salzburg vorgefallenen ßreigniffen fid) oertrant

3anuar 1327, 3nn«bru<! (bei Böhmer, Font. I, 194): traetatus et pacta


inter dos et fratrem nostrum ducem Austrie, que hueusque se-
. . .

creta faerant et sub silentio latuerunt.


1
»ei Böhmer, Font. rer. Germ. I, @. 148-161. $>a« 2Ranufcript,
welche« ©öljmer nidjt coüationirt Ijat (f. u.), ift überfdjriebeu : Hec est chro-
nica Ludovici incliti imperatoris quarti, unb unter biefetn Xitel gab e«
im 3. 1725 $ej in feinen SS. rer. Austriac. II, 415—426 jutn crflen 2Noi
ljerau«. <g« jtommte, tote berfelbe in ber Storrebe fagt, and ber ©ibliotljet be«
SfagufKncrdjorljerrnfh'ft« in Btoitenbud). — 8emertung bon So«
Stber nad) einer
ren$ @. 80 9*r. 2 „fdjeütt e« [d^on jnr 3eit 3irngibt« unb 2Rannert« (b. i.
otfo im Anfang biete« 3aljrl)nnbert«) oerfdjofleu gerne Jen ju fein". S3Sie fo
mandje« anbere wertvolle SDtonufcrtyt (j.8. ber älteren SBeiljenficpljaner <£Ijronil
nad) einer au«brü<f(id)en 8emerfuna t>. SBeedj« @. 61 9i. 257) wirb baljer
and) biefe« ^5<^ft waljrfdjeinlid) ein Opfer ber @äcufortfation unb ber bamit
oerbunbenen <ßlünberungen geworben fein. Unb ber S$erluft be« SRattufcriöt«
ber Vita Ludovici ijl für un« um fo beflagen«wertljer , al« bie für ?e& be?
forgte ^tbfe^rift be« Serted au« bem einigen bamat« borljanbenen (Sober „fdjledjt
nnb nidjt einmal in ftd) richtig georbnet" toax, ©öljmer baljer in fetner fetten
©rition nad) ?ej jid) nur auf Stabefferungen einiger ber gtöbften geljler unb
nötigere Stnorbnung be« ©anjen befdjränten tonnte.
9Ba« nun lefetere betrifft, fo erfdjeint fte in 8ejug auf ba« eine ©tü<!
1
('inter alia . . . bi« 'notum et certum' f. <B. 154) ftdjer gerechtfertigt; ob
1
aber auc^ in 33ejug auf ba« anbere ('quieunque vult . . . bt« 'noli pec-
care' f. <^. 160), ba« 8öljmer att Epilog ganj ans <5nbe gefegt unb fo au«
bem 3afam nieu^ange ber Vita bcrau«geriffen ^at, bleibt fe^r ba^tngef!etlt. —
3dj meine« S^eil« billige e« nid)t unb beharre barauf, baß biefe« an bie ur»
forünglify ©teile , wo e« $e& (col. 423—424) mitteilte, b. I). oor ba« 3a^r
1346, ljmgef)Sre.
8
©. 152: Sed de Australibus hoc dico: ipsos parum diligo nee
multum curo, quia nunquam fideles habiti vel inventisunt in testa-
mento suo. — ©ewig i(! ^ier beffer^estimonio' ju lefen, wie ia auc^ ©ö^mer
Ueberfefeung „3«wgn ^" fliebt.
:
n ber beigefügten 9*ote bie

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58

geigt. ÜDenn was feine anbere Ouefle außer ber uns borftegenbett
erjagt, felbft itidjt einmal ©afjburger 1 ,
bie fonft gut unterrichtete
berietet jene (©. 151), itfim(i$ ^ c ,3ufammenhmft be$ ©atjburger
ßrjbtfdjofä mit §>erjog Cnblüig im Softer ju SRanSfjofen (am $nn,
unweit t)on JBraunau fübfttf} gelegen jefet öfterreidjifd}). 2lu§er*—
bem bocutnentirt \\6) bie ^ofaffenntiüß be$ 33erfaffer$ an einer aubern
@teße (©. 157), wteber ba wo bie Sreiguiffe firfi gerabe in bem
SBinfel abliefen, wetzen bie ©atja jwifdjen JBraunau unb ©aljburg
macfyt. — $)a$ finb jng(eid) bie einjigen Angaben ber Vita öon Dor*
wiegenb Ijiftorifdjem äßertf), aüe übrigen treten bagegen jurüdf; unb
man merft an ber Starfteflung ber teueren jur ©euüge, ba§ fie,
weit in weiter Entfernung Dom ©ifce beä ©cfyreibenben vorgefallen,
barum eben nur flüchtig unb ungenau referirt werben fönuen.
Sftirgenb aber in ber Duette finbet fid) eine ©pur, bie barauf
Ijinbente, bag ber SSerfaffer oietteid)t (wie ©öljmer, äßorrebe ©. XVIII
2
üermutfjet) an bem Orte, wo aufgefuuben ,
bie £)riginafljaubfcf)rift
atfo in 9taitenbud) (fübmeftt. öom SImmerfee in Dberbaiern) gelebt
Ijabe: wäre e$ ber gatt, er mü&te {a gerabe bie oberbairifdjen 35er*
tyattuiffe, gu benen er bann in ©ejieljung geftanben, mit befonberer
S3ortiebe beljanbett, biefe immer im Sluge behalten tjaben.
£)a§ ber bem Äatfer anfyängenbe Saier ein ©eiftttdjer gewefen
fein muffe, geljt clk& ber tl)eo(ogifä)en ©timmung be$ gangen 33ud(e$
ijeröor. — ©o werben wir wofjt nad) attebein auf bie — fefjr wafjr*
fdjeinttdje — 25ermutf)ung gewiefen, ber SSerfaffer gehöre überhaupt
3
einem ber um SKanStjofen fjerumgelegenen Slugnftinerßöfter an ober
unter lederen gerabe JRanSljofen felbft, in bem obige 3ufammenfnnft
ftattfanb.
Unb wenn bafyer irgeubwo nod), fo müßte bie Original^aubfc^rift
4
ber Vita f)ier Wieberauf gefugt werben .

gür bie färiftfteßerifdje Sfjätigfeit im «(öfter SRanSljofen fcj>tt

e$ un$ audj nidjt an einem fidjer üerbürgten 3 eu 9 n t|7 e «*


^ er färieb
früher ber tropft Äonrab feiue ©jrontf
5
(1277 — 1311), bie verloren
gegangen .

1
Ed. Wattenbach : Continuatio Canoniconim S. ßudberti Salis-
burgensis, M. G. SS. IX. — <5. anßerbem SBattenbadj, ©entjdjfonb« ©e*
fdn'djtsquetten II, 215 (3. Slufl.): ©otjburgcr 2)otnljerrn fmb um btefelbe
3ctt tyre SScvfaffcr.
* Ob wirffid) Original, ober nidjt toietmeljr bloße Slbfdjrift? — greiftd)
ba« Täßtftd) jefet mit ©efitmmtljeit nidjt meljr au«mad)en; id) glaube eljer lefcterc«.
8
©te jtnb ©t. SJhfofau«, ©üben, SReidjer«berg, weldje alle (jum 53t«-
tljnm $affau gefjörig) in intimen SBejteljungen &u etnanber fianben. Wlan Der*
gteidje bie @tefle in ber Contin. Magni presbyteri Richerspergensis (M.
G. SS. XVII, @. 531), wo erjagt wirb, wie ber <£ont>ent fämmtUdjer oben
genannten 5luQuftinerftifte ben cellarius öon $Ran«t)ofen jnm $ropß Don 9M«
^eröberg wählte.
4
2)aß übrigen« fte ober üteü'etdjt nur eine Slbfd^rift in« ßlojhr Staiten-
budft überging , ifk ganj natürlich , benn audj SÄattenbu^ war ein 3lugupiner-
djorljerrnjttft ; unb bie Drben«brüber pflegten \a wo^l t^re literarif^en (grjeug*

niffe gu öerötelfälttgen unb ji(^ etnanber mitjutfteUen.


6
9la% bem üon »ö^mer, Font. III, @. LXXI, 9t. 1, mitgeteilte»

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!

. 59

933er un$ in bem SBcrfaffcr ber Vita einen Sin*


übrigen« mit
gufrtner erbtieft, möchte nun tooljt eine neue Seftätigung in beffen —
offenbar nieijt abfidjtsloä —
am @nbe gebrannten Sorten finben
(@. 159): (Ludovicus) . . . bonus catholicus in pace quievit
et est in translatione saneti Augüstini, cui nunquam domina-
tus fuit aliquis inimicus, in Monaco sepultus. £)ie Sluguftiner*
möndje nämtid) weigerten fid), ben toon ben bürgern nad) 9ttünc§en
übergeführten ©arg beä beworbenen Saiferä (f 11. Oct. 1347) in
1
iljre@ruft aufzunehmen . S5a^er fc^eint mit obigen ©orten ber&er«
faffer gegen bie Sluguftiner — welche bod) $aifer tfubttng nie befeinbet
Ijat — jug(eid) einen teifeu SEabel auSfprecfyen jn tooflen, ben er nur bar*
um nidjt fd)örfer formulirt, mil er felbft ein DrbenSbruber berfelben:
getoefen.
Söenn bagegen 8oren$, ber in recfyt eingeljenber Seife bit
Vita beteuertet unb im übrigen audj richtig djarafterifirt £jat, „ju*
nädjft" baran benft, biefetbe einem SWinortten als 3Serfaffer juju»

.

2
treiben , fo muffen foir it)m entfdjieben toiberfpred&en. SDenn
e$ ift nidjt hierfür bejeidjnenb, ba§ ber 9?ame 3oljann$ XXIL
8
ganjlid) toerfdjttnegen toirb . freuen
£)ie fdjriftfteßerifcljeu SDiinoriten
fid) feineStoegS, ben ^Japft mit nennen 4 ; ja
feinem tarnen ju
fie felbft Ijaben meljr als anbere baju ©runb genug, tuenn fie
gegen iljn (oSjiefjen ttoüen unb $önig ?ubtt)ig ergeben. ©egen* 3m
tfjtil gerabe bie Derftecften Slnfjanger Sublüigö ober biejenigen, toetdje
nicfyt ÜKinoriten finb, toerfdjroeigen ängfttid) ben Tanten (Johann* :
eben »eil fie fid) nidjt offen als ©egner bc$ teueren , toof)( aber al£
Slnljanger beö erfteren befennen mögen. —
gerner fönnen mir in ber
6
9?ed(tfertiguug Saifer 8ubroig$ am ©djluffe be$ 23ud)e$ uic^t bie

(gjrcerpt au« einer #anbfdjrift jur Gnjronif be« Magnus presbyter bon föet-
d>er«berg. — ©. au* SBattenbadj Sorenj @. 62.
©. 264 Wt. 6 unb
1
@. ©udjner V, 549. —
2>e8 Äaifer« Seidje ttmrbe nun am inerten Sage
(affo 14. ober 15. Dctober) in ber Siebfrauenfirdje ju 2Hüncf)en beigefefct, f. bie
(toenig gefannten) Annotata hietorica be« SDttdjael üon 2öürjburg 'de obitu
Ludowici Imperatoris' bei Böhmer, Font. I, ©. 473; rooburd) bie SRote
©öljmer« jur obigen ©teile ©. 159 berichtigt wirb.
2 ©.81. „unb barauf möchte man Hjren3uljaa üietteidjt
(Sr fefct baju:
prüfen fönnen". 216er in biefer föidjtung ergiebt ftdj bie Prüfung nidjt ale eint
öorurtljeUelofe
3
dagegen tmrb bod) ungeuivt unb jtoar in tabelnber SSeife ba« SBor«
1
ge^en (*multos processus et denuntiationes @. 158) be8 Zapfte« (Siemenö VL
gegen ben rechtmäßigen Äaifer Submig ^eruorge^oben. Söarum i(t ber 33er- —
faffer gegenüber 3o^ami XXII. rncfrt^Wüoüer? Offenbar weil er unter feinen
eigenen Älofhrbrübem, ben Sluguftinern, unter benen er fdjrieb, mit feiner ^uf*
faffung über biefen $apft ifolirt bageftonben unb um nic^t bei benfelben anju-
fiogen, lieber ganj unb gar üon iljm unb feinen Sftafinaljmen gegen Subtoig ge*
fc^toiegen fyabtn mag.
4
ber üöffig unöarteiifc^e unb unbefangene ©iftoriograölj 3o-
2Bie felbfl
^anue« oon SBintertljur : er nennt 3o^ann XXIL mit SRameu an me^r als 10
©teilen f. ba8 forgfättige föegifter ber Ausgabe öon SÖB^ß.
:

5 SBie g. 53. ber Monachus Fürstenfeldensis.


6 Sorenj l)at ben Epilog bei ©ö^mer ©. 160—161 im ©inue.

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60

„marfftfyreieriföe 2lrt, toie fie bamate bei ben ©ettefmön^cit ©itte


ti>ar" miebererfennen : toofjl gehört bie burd) ifjre ©erebttyeit uub 8eb*
Ijaftigfeit auSgegeidjnete 2lrt, mit ber ber SSerfaffer fid) an §örcr au«
ftatt Moger Scfcr menbet, bem Sangetrebner an, bod) nimmer bem
ättarftfdjreier. — Slud) »er entließ bie Vita in SSergtei^ung bringt
mit ben SRedjtfertigungSfdjriften ber 3Jiinoriten, »irb bod) gefteljeu
muffen, ba§ lefctere einen toefentfid) anbern ßljarafter tragen, gumat
als publiciftifdje, bie ben Sampf mit bem Sßapftc offen aufueljmen
unb barum ber ^Jofemif ftd) burdjauS nidjt enthalten. £)er 9Scr*
faffer ber nid)t nur fein tabe(nbe$ ©ort über 3>o*
Vita aber bringt
{(annXXIL, erwähnt audj nid)t ben ©egenpapft ober irgenb einen
er
anbern berühmten Sttann au« ber SReifje ber ÜWinoriteu 1 : ljätte er
biefe übergeben fönnen, toenn er ifjrem Orbeu mirftid) angehörte?
Ueberfyaupt tritt an feiner ©teile ber Vita eine ©ejie^ung gu ben
SDiiuoriten Ijeroor; audj geigt fid} ber SSerfaffer gar uid)t befannt
mit ifjren 8el)ren uub ©Triften,, bie ba$ 3eitatter, bem er angehörte,
bod) fo gewaltig in ber £iefe erregten.
2lßerbing$ ba$ fdjcint au« eingehen SRebemeubungen ber Vita
fjeroorgugeljen , ba§ iljr 33erfaffer — eben mil er Slnfjänger föiifer
SubnrigS — mit ber oom Zapfte allein beaufprudjteu ffieltljerrfdjaft
nidjt etn&erftanben, bodj oljue ftd) biefe« ©egcnfafceä gmifdjeu mit*
tiefer unb päpftti^cr SDtodjt redjt eigentlich bettntgt gemefen gu fein.
©o toenu Anfang ba« {Regiment ber Äaifer über bie
er gteid^ gu
Söclt (er lebt alfo uoc§ in ber Ijerfömmlid)en unb burd) ba« 9)iittet*
alter Ijerrfdjenben äuffaffung öon bem römifdjeu imperium muudi)
2
für ba« rü^tnlid)fte tjält ; ober too er im $inbli<f auf einen 2lu$« .

fpritdj be$ StyoftetS ^ßetru« bie toettlidje ©etoatt ebenfalls als uon
©Ott birect Ijerftammenb anfielt
8
216er barauS toirb man uod)
. —
1
©er borljer genannte Soljanne« üoh SBintertljur, ein SRiucrit, ernannt
$eter öon <£orüara (al« $apjt Witofau« V.), toenn aud) nidjt mit tarnen*
©. 78. 2)aljer irrt ftd) Sorenj , toenn er behauptet ©. 44 : „merfroürbig
if*, tag 3o1janne« mm
bem ÜRinoritens^ttyft gar nic^t fpric^t unb alle« über-
haupt mit @tittfd)ttmg,en übergebt, tt>a« bie granci«caner in unfirdjtidje« Sidjt
gu petten uermödjte". Sludj Icfeterc« i(l tfjatfädjlidj unrichtig, benn Sotjanne«
oon 2£intertljur betennt offen garbe unb bocumentirt gerabe an obiger ©teüe
(8. 78 unb 79 ber 2ta«gabe üon SBtoß) feine (gntfdjiebenljeit al« länger
ber toom Zapfte toerbammten unb au« ber Äirdje ausgeflogenen ftnritualijHfdjen
föidjtung innerhalb feine« Drben« f. fibr. 9Retoer bon Änonau, ©eutfd^e SWtno-
:

riten im @treit gwifd^en Äaifer unb fapfi, in ü. etobel* ^ift 3«tWr. (1873)
SBb. XXIX e. 241-253.
r

* per quos Deus colitur, mundus reparatur, vera pax


et concordia terrarum et hominum conservatur, videlicet nobilissimoa
imperatores reges Romani imperii. — gretlic^ i(l bie« audj ber grunb*

tegenbe ©ebanfe be« berühmten defensor pacis üon bem ?ublici(len SRarfttiu«
(feinem SRhtoriten!), ba$ wahrer griebe unb (Sintradjt in ber Söelt nur burdj
ben ^aifer erhalten werben: f. föiejler, 3)ie titerartfd^en ffiiberfa^er ber *Pfipjh
im XIV. 3a^r^. ©. 225. f
8
@. 155: Ludovicus . . . videns se habere potestatem preordi-
natam a Deo.

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-

61

uidjt auf einen ÜKinoriten ober beffen Vertrautheit mit folgen Pe!)ren
1
fliegen bürfen .

2. £)a$ 933er f.

I. Unfer 2lnont)mu$ ift jmeifefloä ,3eitgenoffe Saifer SubmigS,


ljat aber benfelben überlebt: einmal lücil er ungefähr in ber Sftittc
ber Vita bie SBorte ftefjen lägt (©. 155;: Ludovicus Dei gratia
adhuc regnat in sua patria, benn meil er biefe bi$ jum lobe
unb SSegräbntg be$ $aifer$ meiter fortgeführt Ijat.
$)arau$ folgt gugletd^, ba§ bie Vita nieijt in einem 3uge nieber*
getrieben , barum audj nicfyt au$ einem ©uffe fein fann. ©er —
erfte größere £ljett, toeldjer alfo ju SubmigS Reiten öotlenbet tüor*
ben ift, reicht bi$ ju ber oben bejeidjneten ©teile. £ier berietet
nämlicf) ber SBcrfaffer nad) feiner Söeife ben tum 5riebric| beut ©tfjö*
nen bef^toomen Vertrag, burd) toeldjen biefer auf ba$ 9teic^ oerjid)*
tete unb König ßubrotg anerfannte (1325), unb fügt bei: quod ad-

huc observat frater suus Australis dux Albertus, ©aß biefer


gerabe unb nidjt geopotb, ber fdjlimmfte SBiberfadjer l'ubmigS genannt,
beweift motjl ba§ geopotb fdjou geftorben (gebr. 1326) unb erfterer
an feine ©teile, b. i. an bie ©pi£e be$ öfterreidjifcijen £aufe$, getreten
mar, als ber SSerfaffer bie fteber aufefete; ba% er alfo nidjt unnüttel*
bar gfei^jeitig bie Sreigniffe bis ba^in uiebergefcfjrieben, fonberu erft
nad) längerer ^ßaufe bie Vita begonnen l)abe.
ß$ bilbet biefer erfte Sttjeil ber Vita ein toofyl ftilifirteS , abge*
ruubeteä ®auje$, meines fid) nneber in einjelne Steile gliebert: jeber
toon ifjnenenbigt mit ben ftereottypen ©djlnßworteit beS 3tteßgebet$
'per secula seculorum'. ©o bie (Einleitung für bann bieSr*
fid),

gäljliutg j. 3». 1313, hierauf biejenige ber Sßafyl 2ubmig$, ferner ber
Krönung, enbtidj bie ßrjä^lung j. 3. 1325. — 2ln biefer ©teile
Ijinft ba$ 'Ludovicus adhuc regnat . .
.'
nad), ein fixere« 3 e ^ en
ba§ ber SSerfaffer nur öorläufig fyier abbrad).

1
SHefe Unterfudjung war bereit« Anfang borigen 3aljre« abgefdjfoffen
unb abgefanbt, im
legten fcefte ber gorfdj.
al« bie XV beröffentlidjte fritifdje
Erörterung ü6er ben SBcrfaffer ber Vita Ludowici IV. Imp. erfdjien.
$err ^rofeffor Sütolf in Sujern ijl ju bemfelben (Srgebniß gelangt, baß
wir in einem Sluguftiner ben SScrfaffcr ber Vita ju fudjen Ijaben. 9ta in —
einem ?unft bifferiren unfere Slnjtdjten. <g« bleibt audj trofe be« Serfudje«
einer (Srflärung, tüit jte Sütotf (a. a. D. @. 568) gibt, immer umrflnbbar, war-
um ber SSerfaffer bie wedtfelüoffen Äämpfe ber Deffcrretdjer unter ftriebrid) unb
2eopotb gerabe in ber norbwe|ttidjen ©egenb üon föaitenbudj, über weldje er
treffüdj orientirt fein mußte, unb alle bie 93erwüftungen feine« eigenen Älojler«,
wetdje« mit bem ©d)idfal $aifer Subwig« üerffodjten, gän^lid) ignoriren, ba*
gegen anbere —
nidjt einmat bie ttridjtigfien ober an Erfolgen bebeutenben —
an ben öftlid)en ©renjen S3aiern« üor äffen übrigen ^erüorfebeu foffte? ?ebte
ber ©erfaffer njirfüc^ tu 8^aiteubucft unb war er ein „fo ju fagen an feine
©djofle gebunbener HugufUner", fo bätte er nitbt eine foldt)* au«gejeidjnete Ort«*
unb au^ ©etaUfenntniß über weit abgelegene (Sretgniffe, wie bie am SöeUljarbt«*
watb, in feiner Vita berratljen fönnen.

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62

9?adj toeldjer neuen ^anfe mm bie Vita lüteber aufgenommen


uub fortgefefet toorben , ift nidjt gan^ fieser jtt befttmmen. — Slbgc*
fefjen Don ber längeren unb ausführlicheren ©djitberung ber römifd)en
Äaiferfrönung , auf bte offenbar ber SSerfaffer in formeller £>inftdjt
t)ie(en gleiß oertoanbt, tragt ba$ gotgenbe (bis auf ben ©djtuß) ntd)t
me^r ben erjäfjlenben ©jarafter, fonbern ganj unb gar bte annatifti*
fdjegorm an fid). Unb biefe eben toürbe un$ toofjt ju berSfanaljme
berechtigen, baß ber SSerfaffer nad) bem 3taljre 1328 bte geber er*
griffen, um junä'cfyft bte Saiferfrönung in einem $uge nadjjuljolen,
iann aber fyintereinanber ju ben einzelnen 3>aljren gteid) bie il)m benf-
ttürbig erfdjieuenen ßreigniffe in Sürje angemerft tjabe.
Huf bie 9?otij $. $. 1342 folgt fdjließlid) lieber eine lange
unb breite, bnrdjtoeg rtjetorifdje unb p^rafcnreid)c Grjpectoration über
ben religiöfcn Ghtttoidlungögang be$ $aifer$ unb toie biefer feinen
regten fatfjolifdjen ©tauben bisher immer beriefen: offenbar ein —
(Spitog ber barauf fyinbcntet, ba% ber SScrfaffer im 3. 1342 feine
Vita eigentlidj 311 fdjlteßen beabfidjtigte. 33i8 l)iert)in muß er alfo
aud) ben anbern £l)eit ber ßljronif nod) ju Sebjeiten be$ SaiferS ab*
1
gefaßt fjaben .

SDer britte £f)ei( enbtid), ber toieber toie ber erfte, eine meljr
erjäljtenbe gorm annimmt, toirb balb nad) bem £obe be$ $aifer$
»erfaßt toorben fein.
IL 2Ba$ bie ber Vita au ©runbe liegenben Quellen betrifft,
fo finb fie boppetter Slrt. ©djrtftlidje Slnfjeidniungen, tt)ie fie bießeidjt
tmSlofter 9?an3l)ofen toorljanben, muß ber SSerfaffer über bie älteften
Reiten feine« 33erid)t$, benen er jeitlid) ftf)on fefyr ferne ftanb, be*
nufct l)aben: fo über ba$ Qafjr 1313 jur ®d)lad}t toon ©ametäborf
unb jur 3ufammenfunft in 9?an$f)ofen. Severe il)m eigentümliche
9?ad)ddjt barauf fließen, baß bie fd)riftlid)e SSorfage
läßt jugleid)
2
eine feljr gute unb [rfjäfebare gemefen .
Sür bie übrigen in fpätcre 3eiten fatlenben (Sreigniffe berufen
bagegen be$ 23erfaffer$ SRitttjeilungen tool)l nur auf ber allgemeinen
unb unjuöertäffigen $enntnißnal)me beffen, toa$ als öffentliche Sunbe
au« ber gerne ober aud) atlernädjften 9?äl)e bte 31t itjm brang. ©emt
nie füljrt er fid) felbft perfönlid) ober irgenb einen anbern ©etoäljrSs
mann, auf ben er fid) berufe, für bie ©faubroürbigfeit ber übertte*
ferten £l)atfad)en ein. — (Sine 5lu$nat)me Neroon madjt aud) nidjt
feine fefjr ausführliche ©efdjreibung ber Saiferfrönung 8ubtüig$ 31t
9?om, totläjt bod) ©regoroöiuS (in feiner ©efd)id)te Don 9iom lüä^*
8
renb b. 9W. - Ä.) nod) als autljentifdj betradjtet ju ljaben fd)eint .

©ie üerrätlj atlerbing« eine fo gute unb richtige Scnntniß beö aßge--

1
3)cnn biefer Spitog gebentt beö taifer« no(^ nt^t ot« eine« SSerjlor-
benen: fetneöweg« läßt berfetöe feinem SBorttant nac^ folgen ©djluß ?tt. —
S)ieö gegen Jorenj, ber nur jttjet 2(bf^nitte ber Vita mtterfdjetbet, @. 81.
2
@o bem id) hierin übereinftimme, @. 80.
?oreng, mit
8
alSSBele« für feine ©arfküung ©b. VI, ©. 141 iR. 2.
(Sr citirt fte

Sfaf btefelbe beruft ftc^ au^ Dlenfdjtager me^reremate, fo ©. 190 unb 191.

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63

meinen Srönung«ceremoniell«, baß barü6er ber SScrfaffcr möglicher*


lücifc irgenb einen Seridjt ju 9?atl)e gejogen Ijaben mag, mit beffen
§>ilfe er fid) jene ©efdjreibung $urcd)tgemad(t \ aber im Oroßen
unb ©anjen wirb fie bod) audj auf öffentliche ftunbe af« iljre eigentliche
23afi« jurücfjufü^ren fein, toeil fie fo toenig St^atfädjlidje« beibringt 2 .
Uebrigen« finben ttrir im Sittgemeinen eine birecte ©eftätigung
fyiefür in ber toom 93erfaffer öfter ttnebertjolten
'ißljrafe, mit ber er
fdjnetl barüber Ijimoegfommt, 5tuöfü^rttc^creö bieten 51t muffen: näm=
,
lid) ,n ^ 'h° c est omnibus notum et certum (©. 154. 155).
III. £)a§ bie Verarbeitung be« Ouellenftoffe« eine Ijödjft mitl*
fürtidje unb im ©njetnen Ungfeid)mä§igfeiten jeigt, ift oben Ijeröor*
gehoben toorben.
£>iernadj bürfen toir in ber Vita burdjau« feine öoflftäubige ober
änfammenljängenbe ?eben«befd)reibung be« Äaifer« tfubroig ermarten,
Ja nidjt einmal bie ljauptfäd)(id)ften ober Ijerüorragettbften £ateu au«
berfelben finben fid) gefammelt &or. — 2Bie fdjon anfangt gefagt,
üon toirflid) fjiftortfdjem SBertl) un« finb nur bie SEttittljeilnngen
für
be« 93erf affer« j. 3. 1313 unb g. $. 1336; aüe übrigen tragen
gttr Vereiterung unfrer Äenntniffe nid)t« mefentlidje« bei.
£)ie (enteren (5. 3. 1336) betreffen ben förntnifdjen Erbfolge*
Weg, unb gtoar fpeciett ben Selbjug Submig« an ben öftlidjen ©renjen
feine« 8anbe«. Sie Vita giebt ba ben einjigen betaittirten 23erid)t
über ben föücfjug be« Saifer« au« Defterreid). SBenn fie aud) eine
Heine 2öunbergefd)id)te bei ©elegenljeil be« ©afjadj«Ucbergange« auf«»
tifeßt, bie« „nimmt iljrer ÜDarftettung im ©angen nid)t« an ©laub-
mürbigfeit". — SBir oertoeifen be« näheren auf t). ffieed), Saifer
Subttng ber SBaier unb fiönig 3oljamt Don Söhnen, 9)iünd)en 1860.
SDiefer fritifdje ^iftorifer tjat bereit« ba« SRefultat feiner gorfdjungen
(ba« id) toötlig billige) über jene Slngaben ber Vita im 3ufammen*
8
f>ange bargelegt .

6« bleibt un« baljer I)ier nodj übrig, bie Angaben ber Vita ju
ben Sauren 1312 unb 1313 einer eingeljenberen Prüfung ju unter-
bieten. 3Mefe aber ift nur möglid), menn mir jugleid) bie Angaben
ber anbern ^auptquetfe berüdf fidjtigen, nämtidj be« Chronicon de du-
eibus Bavariae.

m.
4
Chronicon de dneibus Bavariae .

I. @o toirb „fefjr unpaffenb unb irrefüljrenb" eine t)on bem


1
Sorenj a.a. C:
„unb bie iljm offenbar mdjt einmal Don einem otogen*
jeugen gefdjtlbert nmrbe".
* ©ie weiß ja eigentlich ntd)t« tteiter &n erjagen, at« mit »eitlen gejl-
Kdjfetten unb (gfrenbejeugungen, mit tneldjem Subel ber 8eüötferung Subnrig
in föom einbog.
8
@. 60 ft. 255 unb @. 61.
4 SBeiBöhmer, Font. rer. Germ. I, ©. 137—147. @ein Hbbrud ift

bloße SBieberljofang be« früheren au« Oefele , SS. rer. Boic. I, @. 40—44.

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64

*ßre$bt)ter ber SRegenSburger Strdje SlubreaS im 15. Qaljrlj. beforgte


Slbfdjrift öon Slnnalen genannt, weldje üom 1311 * biß 1372
3aljre
„in befter Drbnung fortlaufen".
3fyr SSerf affer war unzweifelhaft 3eitgenoffe: benn als folget
*
giebt er fid) nid)t b(o$ jum 3- 1370 ju erfennen (wie bicö Söfjmer
3
unb nad) itjm Sorenj bemerft fjaben), fonbern anä) jutn 3».
1319 4 . — @r färieb wofjl im^re 1372, weil mit biefem 3al)re
bie SInnalen nidjt ofyne $inbcutung barauf 5 abbrechen 6
.

SßeldjeS ift bie £eimatlj be« anonymen SSerf affer«? £)ag er


entweber in JRegeuSburg ober in Ober * Slltaic^ gelebt fjabeu mu§:
barauf beuten meiere ©teilen feiner ßljronif. Sommer @. XVII
entfdjeibet fid) uidjt; bagegen behauptet 8orenj @. 70, ba§ bie
fcorfjerrfdjenbe Serücf fidjtigung , welche SRegeuSburg in ben Slnualen
finbe, e$ wenigftenS wafyrfcfyeinlid) erfd)einen (äffe, ba§ berfelbe ein
SRegenSburger, alfo ein SSorgänger jene« 2lnbrea$ felbft gewefen fei. —
3>dj mufjteuerem f)ier wiberfaredjen. ,3unäd)ft wenn aud) Andreas
Eatisponensis und bie Säuualen überliefert Ijat unb nur fie nur aus
feiner Slbfdjrift fennen, fo beweift bie« nod) nichts für bie §>erfunft
berfetben : jener SMelfcfyreiber unb ©ammler l)at au« bieten anbern
bairtfdjen Slöftern geköpft, ofyne biefe ju bejeidjnen. Soreuj be=
müt)t fid), unfere üorliegenben Slnnalen überhaupt als eine 9?egen$=
burger continuatio ber ännalen üon Dfterfyofen l)in}ufteßen, wa$ —
inbeö, wie id) weiter unten beweifeu werbe, eine wiflfürlidje 2lnnatjme
bleibt. 33on biefer aber im ©runbe auägefjenb , glaubt nun 8o*
renj eine üorljerrfdjenbe 23erücffid(tigiing SRegenSburgS in ben Slnnaleu
felbft ju erfennen. SBenn teueres Wirflid) fo fe|r ber Sali wäre,
Ijätte unfer 9Serfaffer, wie bie Ann. Osterhov. (f. Böhmer, Font.
II, @. 569) jum 3. 1313 berieten, ben Stob be$ 33ifd)of$ Äonrab
üon SRegeuSburg unb bie 5Rad(folge ^Wtcotauö' nid)t ju erwähnen Der*
geffen. aber er nimmt üon lefeterem nitfjt efjer 9?otij, bis eben*
beffelben als eines in Ober * Slttaid) begrabenen im 3». 1340 gebadjt
wirb. Jhm
s
folgt eiue längere SobeSerljebung be$ öerftorbeneu SU
7
fd)of$ (©. 144 ), bie aber gar nid)t auf ein früher perföulid) ge*
pflegtet SJer^ältniß jwifdjen biefem unb bem Slutor fdjliefjen läßt.
(Sbcnfo gebenft ber SBcrfaffer be$ frommen *ßriefter$ Sllbert, ber im
3. 1311 in£)ber*2lttaidj ftarb (@. 139). 2llfo im Oegentyeii, nid)t

1
@oflte bod) richtiger ftetßen 1309.
* I. SSorrebe ©. XVII.
»öfaxer
8
@. 70.
4
©. 141: (in Ratispona frater Arnoldus de ordine Predicatorum)
qui multa predixit futura, que ut vidimus per quinquaginta annos
post ejus obitum satis impleta. —
SDarau« läßt ftd) alfo aud) ein «Sdjluft
auf ba« ^o^c Sllter bcö ©(^reibenben ma^en.
8
©. 147: Urbanus papa jam per spatium unius anni et. . .

diutius remanet inhumatus.


6
©. SBö^mcr« «R. 2 <S. 147.
7
3)ic ©teile ift ifitfenfjaft, ober tieuerbing« burd^ ö. 2Bee* ou^Qefüttt
toorbeu; worauf Screuj ©. 70 S^r. 1 aufmerffom mac^t.

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65

{RegcnSburg fiubet in ben Slnnalen toorjU(j$tt)eife SBerütfftdjtigung,


fonbcrn Dber*2lltaid); unb bcr 9Scrf affer berührt 9?egen8burg nur
fotoeit, at$ oon Ijier au« eine benfrotirbige ©ejiefjung ju £)ber*3l(tai3}
ftattgefunben. nun aber ben ©omiuifanerbruber Slrnolb
SBenn er
als „um btefetbe Bett" (1319) in föegenäburg lebenb einführt
(©. 141), fo tljut er bicö bod) nur im §>inbli<f barauf, baß beffen
SBeiffagung im Qntereffe ßubttng be$©aiern gegenüber grtebrid} bem
©egenfönige fpäter in Erfüllung gegangen: er fagt anSbrüdltd) , Slr-
nolb lüäre ber berüfjmtefte (alfo aud) toett unb breit gefanntefte)
Slftronom (Slftrolog) feiner 3eiten unb SanbeStljeiCe getoefeu, unb nur
infofern, alfo rein gufatttg, toirb jugleidj SRegenSburgS gebaut.
©tfyoanfen tüir folglidj nur gtoifd)en $Regen$burg unb Ober-
ä(taid), fo erfcfyeint bo<$ immer Ober * Slltaid} toorjugStoeife als ber*
jeuige Ort
bejetdjnet, an toelcfjem ber 95erfaffer ber bairtfcfyen ß^rontf
gelebtunb getrieben. —
Sllfo toerben foir biefe auty als Ober*
Slltaid(er Slnnalen bejcid)ncn bürfeu.
IL £>er ifjnen &on Oefete urfprüngtidj beigelegte Sttatne 'Chro-
iricon de dueibus Bavariae anonymi Ludovico IV. Caes. Aug.
synchroni' beutet aber fdjon barauf Ijin, ba$ toir ba$ Srudjftüd
einer bairifdjen £>er3og$d)romf bor un$ ljaben. — 3n ber £f)at er*
giebt fidj auf ben erften ©lief, ba§ unfere Slnnalen al$ gortfefeung
an ein ältere« bairtfd)e$ Slnnalentoerf anfnityfen \ @$ fragt ft$ nur,
in loeldjen engem 3ufammenl)ang fie bamit Ijingelßren.
Sin ba$ toertljüotle 2öerf be$ aud) in anberer ©ejieljung litera*
2
rifd) fel)r tfjätigen Slbtä §ermann &on lieber *3lltaid) fefcen alle jene

gortfefeungen, jum 5tt)eil Umarbeitungen an, toelcfye in 9iieber*SUtaicl>


felbft, in JRegenSburg, in Oftertjofen, überhaupt in aßen ben nieber*
bairifdjen Älöftern ju unb gtoiföen 9iegen$burg, Straubing unb
^affau entftanben: benn aße biefe Slnnatentoerfe ftefjen für bie^atjre
1250 bis 1305 in bem genaueren Sufcntmenljange (tforenj @. 70).
?efetere$ ift nacfyjettuefeu oon @berl)arb$ Arbeit , eines aus SKieber*
SUtaic^ felbft «ftatnmenben ßanontfuS in SRegenSburg, ber nadj ben
3
urfyrüngtidjen ßoutinuatoreu öon §>ermann$ SBerf , aber im Sin*
fd)tu& baran fettte Slnnalen üon 1273 bis 1305 ooHenbete .
4 —
Dann folgeu bic Annales Osterhovenses, toetc^e bis 1298 auf ben
Slnnalen beS Slbts ^ermann oon $ftieber*Sl(taidj unb beffen gortfefeer

1
ffodj ber (bi«!jer gar nidjt beamtete) Umflanb foridjt baffir, totii Ott
einer ©teile ber ©jronif öon ber großen $ejitfenj be$ 3. 1348 mit bem au«-
brüdlic^en 3 u fofe &ie W&t ift: de qua supra scriptum est; aber öor^er ift
nirgenbS üon einer folgen berietet. —
S3Io« ein ©eba^tuißfe^Ier fdjeint ber
3ufaft bo(^ nit^t }u fein? @j)Ster am ©bluffe jum 3. 1372 wirb noc^ ein-
mal bie heftige ¥e[ti!enj ertoäfjnt: de qua superius scriptum est, aber —
bie&nat in gerechtfertigter Seife.
8
Hermanni Altahensis Annales 1152—1273, bei Böhmer, Font. II,
©. 486-526, f. bie Sorrebe ©. XLVIII ff, M. ö. SS. XVII, @. 359—
ed. Jaffa.
8 XVII, ©.591.
©.Sorena©. 69 nadi ber Ouettenanafyfe 3aff^8 in SS.
4
Böhmer, ibid. @. 526-553.
Sfod) bei

XVI. 5

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berufen, \><m ba ab aber fefbftänbig biß 1313 &on einem ober mtfy
rcren £titgenoffen Ijerrüljren *.

SRun lönnte man oerfudjt fein, rnifer Chronicon de ducibus


Bavariae a($ eine weitere gortfcfcung ber Slnnaten oon Dfterljofeu
anjufeljen. Unb in ber SEIjat glaubt ßorenj (©. 70 9?. 2) ben ©e*
»ei« Ijiefür geführt ju I)aben; aber berfefte ift nidjt ftitfjljaftig*
SDenu toa$ fogfeid) ben ßingang be$ Chronicon jum 3. 1310
betrifft, fo ift fein 3nf)aft nid)t nur ein fefbftänbiger unb unab^än*
giger, fonbern er ift jutn £l)etf fogar oerfcbieben toon bem ausfuhr*
tigeren ©eridjte ber Annales Osterhovenses jnm 3. 1311: bcibe
2
ttriberfpredjcn fid) ja, jener ift meljrfaclj unrichtig . $)a& fie aber
beibe am (Snbe bie SluSfbljming mit Defterreidj — ben befannten unb
ttridjtißen griebenScongrefi ju *ßaffau Dorn 25. Sföärj 1311 — er«
gälten, bte Annales Osterhovenses bei weitem genauer unb tüie es
3
fdjeint jugleidjurfunbticl) , önbert baran im ©anjen nid)t$.
gerner behauptet Corenj bie „genug tt)örtlicf)e'' Ue&ereinftimmung
beiber Serid^te ium 3. 1312, „fo ba§ füg(id) an ber »bfid)tttd)feit
be$ 9lnfd^tiiffc« fein Reifet fein fann". Stberman prüfe: bie Annales
Osterhovenses (Böhmer II, 560 ; SS. XVII, 557) fcljreiben : Eodem
anno 5. idus Septembris obiit domnus Otto rex Ungarie dux
Bawarie somes palatinus Eeni, receptis sacramentis eccle-
et
siasticis, inoppido Lanczhnt. Et in claustro monialium ibi-
dem sepelitur, relinquens post se heredem nomine Heinricum
ex domina sua Agnefte uxore sua ducissa Gloavie. Unb —
ba$ Chronicon (Böhmer I, 139) fdjreibt: Anno Domini 1212.
obiit dominus Otto rex Ungarie et dux Babarie
inferioris, relinquens fere tredecim dierum dictum
filium
Hainricum, qui postea a Castro in quo nutritus fuerat voca-
batur dominus Henricus princeps de Naternberckh.
3ßa$ f)aben fie atfo 6eibe gemeinfam? bod) weiter nidjt* af$ bie
feftfteljenben *ßräbicate Otto«, unb au$ bem ibentifdjen 'obiit' fotoie
bem gleiten 'relinquens' — fo häufige unb ftereotype SluSbrücfe —
toirb bod) ©djtugfotgeruug irgenb einer abftdjtlidjen öejie*
nid(t bie
ljung beiber grgS^fungen gu einanber gere^tfertigt erf^etnen fönnen!
(Snbltd) gefteljt goreuj fetbft (@. 70 SR. 3) ein, bafj ein anberer
Umftaub, bie oöttige 93erfd}iebenl)eit ber 9?oti$en ber ©jronif de du-
cibus jum 3al)r 1365 uub be$ oorljanbenen Ofterljofener @obej ba»
für betoeifenb fei, bafj jene nid)t nadj Ofterfyofen Ijhtgeljöre. SHfo,

1
M. G. SS. XVII, @. 558, Ann. Osterh. ed. Wattenbach. — 3tt
biefem SBanbe jtnb eben fcit toorljer genannten SHtaidjer ©efd)td)t$tt>erfe gefam=
melt unb iljr oon bem beworbenen Herausgeber 3affe*
gegenfeitige« Stetjältniß
flargelegt. Chronicon Osterhoviense 1285—1313 ljat Böhmer, Font.
311«
II, ©. 554—569, obige Slnnalen ebirt: „biefe ©jronif ifl alfo toefentUdj nur
eine gortfefeung be« ©ermann unb be« ©bewarb bon iRicber-Ältai^" (@. LV).
©erfetbe Ijat überbte« ®. 571 bie einzelnen BuSjtige angemerft.
1
©. Böhmer, Font. I, ®. 138 ft. 1.
8
Böhmer, Font II, ®. 568. M. G. SS. XVII, @. 557. -

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67

fo folgert berfelbe bann unb begrünbet e$ einerfeits burd) bie Ueber*


üeferung ber Styronit tum ©eiten Andreas Ratisponensis anberer*
fettä burdj bie feljr natürliche SBfonatjme etue$ fteteu SSerfe^r« jWifrfjen
SRegenSburg, Ober* imb 9?ieber=2l(taid) unb Ofterljoöen : e$ müffc eine
SRegenSburger öortfcfeuttg ber Slnnalen be$ letztgenannten ÄtofterS
l)ier vorliegen.
216er wenn Weber ba$ eine, ber 2lnfd)fu§ imfrer (S&rontf an bie
öon Ofter()0üen in 2Btrftid)feit ber gaü, nod) ba$ anbere, bie Ueber*
Üeferung gerabe burd) einen JRegenSburger ^Jre^bgter oon einigem ®e*
toid)t,fonbern —
wie wir öorfjer gejeigt Ijabeu allein bie öftere —
£inweifung ber ßfjromf felbft auf Ober*2l(taidj ma&gebenb bleibt: fo
finb wir genötigt anjuneljmen, ba& in biefem Softer wie in ben
anbem fid) ebenfalls gortfefcungen an £ermann$ oou lieber *2l(taid>
bebeutenbeä 2lnnalenwerf ober an beffen ßontinuatoren anfd)(offen,
unb bajj eine fWdje uöüig felbftänbige unb nebenher gefyenbe, aber ab«
gebrochen im* überlieferte (iubem wir bie Slunalen Ober*8lltaid)$ oor
1311 utc^t fennett) fjier oorliege. —
35ie Slntage unb Sluäfüfjruug
be$ 3nl)att$ be$ Chronicon de dueibus läßt übrigens audj nidjt
öerfetmen, baß fie in folgen 3 u ammcn ^ ai| 9
f fjingeljöre.
III. 35er Söertl) unfrer ßljronif ift ni<$t burdjweg ber gleite:
beim in einigem jeigt fid) ber Slutor feljr gut unterri<|tet, in anberem
ift „5Bal)re$ mit Sagenhaftem gemifdjt" K — 3ene$ begießt fid)
nun aber oor allem 2 auf bie Angaben ju ben Qafyren 1312 unb
1313, burd} wetdje bie oon ber Vita Ludovici übermittelten (welche
bod) oon eiuanber gang unabhängig finb) eine weitere ©eftätigung
erhalten.
@ie betreffen ben ©treit um bie ^flegfc^aft in lieber-
baieru.
ba§ £>erjog Otto III. &on SKieberbaiern
5)ie ß^ronif erwähnt,
furj oor feinem Sobe (7. üftooember 1312 s) bie SBürgerfdjaften üon
ßanbäljut unb Straubing eibtidj oerpflid)tet fyabt, bie 33ormunbfdjaft
über feine uumünbigen grben unb bie <ßflegfd)aft ü6er 9?ieberbaiern
$erjog ßubwig oon 06erbaiem amuoertraueu : bie« wirb un$ burd)
ben Sfnljatt ber Urfunbe ber ©tabt «anbaut oom 22. $ult 1313
4
fidjer beglaubigt . 5Die nun folgenbe ©ntwicfelung ber SSerljältniffe

1
©öljmer @. XVII. SB. !jat Ijier befonber« bie $Rad}ri<$t über ben Ur*
formig bet ©treitigfeiten jtmfdjen Äoifer Subnrig unb ?apjl Sodann XXII. int
Stage; er geljtaber ju weit, wenn erbiefelbe als toöttig „unbegrfinbet" (©. 486)
bejeid)net. —
2)enn bie fonberbare ©efdjidjte (oon einer gälfdjung be« Äonjler«
Ulridj) enthält bennodj einen nidjt unbebeutenben Äern ljißorifd)er Söafjrljeit,
wie burd) ein unanfechtbare« 3eugniß, burd) äaifer Subtmg« eigne <$r!tärung,
barget^an wirb: f. föiejler in ^orfc^ungen 8b. XIV, @. 4 ff.
2)ann außerbem —
tüte in ber Storrebe 8ö^mer fc^on mit töedjt be-
tont ^ot —
barauf , baß ber Autor ba« 3(tt«f^retben tatfer Üubtoigö an bie
ffieidjgfläbte gegen $eqog $finric^ öon S^ieberbaiern üom 24. 3uÜ 1334 lennt;

f. w. ü. SBeed)@. 49 f.
• Böhmer, Witt. Reg. 6. 105.
4
Witt. Reg. ©. 106.

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68

ift eine beretrttge, ba§ emerfeit« bte Sürgerfdjaftett ber betben ©täbte

fid) in „W*9/ @^trm mtb ©nab" ber betben ©rüber JRubotf unb
x
tfubttng ^>crjoge uon Oberbatern begeben , anbrerfetts gegenüber ber
S5ergett)alttgung btefer bte £erjoge Otto imb §>etttrtd) oott lieber*
batern nebft iljren üertüitttoetcn SDJtittern $eut unb 2lgne$ (= 3?uta)
ben §erjog griebrid^ uon Oefterretd) ju £üfe rufen unb in beffen
„@d)trm unb Pflege fid) gemetutidj mitSonb unb Renten fefcen" 2 .

©etbeSfjatfadjenfinb in tyrem SSerlaufe unferm ©>romffen fotuoljf


tote betn Ötogra^eu Suburfg* tüo^lbefannt. fetter (treibt barüber
(@. 139): Comites enim de Hals Alramus et Albertus, et
Ebromus de Degenberg, tunc vicedominus, et Hartlibus Puech-
perger de Wintzer, et Albertus de Schonstain, et fere omnes
8
ministeriales ac milites castellati , nitebantur predictos pueros
una cum prineipatu dueibus Austrie commendare. Predicte
igitur et omnes totius prineipatus civitates fidffliter adunate,
nobilibus viriliter resistentes, domino Ludovico predicto pue-
ros et se ipsos commiserunt, sicut morituro, ut supra dictum
4
est, prineipi promiserunt .

Unb bamit übereinftimmenb bie Vita Ludowici tu ber iljr ei*


gentijümtidjen 9Iu$bru<J$tt>eife (@. 149): Quis eorum (ber grben
DttoS HI.) deberet esse tutor sive defensor? Et placuit
matri, et omnibus nobilibus inferioris Bawarie placuit,
quod 5 dominus Fridericus magnificus dux Austrie. E contra
displieuit omnibus civitatibus et civibus et omni-
bus medioeriter nobilibus inferioris Bawarie, et placuit
prenominatus Ludovicus inclitus dux superioris Bawarie; et
sie vocatus est pro tutore, et assignati sunt sibi parvuli, et
datus est eis pro defensore et terre. Quod mater vehementer
doluit cum omnibus nobilibus, et invocantes auxilium domini
Friderici ducis Austrie, promittentes cum juramento ipsum
habere terre et pueris pro tutore 6.
1
1. o. Urfwtbe toom 15. Wien 1313: $erjog föuboff nimmt bte Betben
@täbte tn feinen <gd)irm, unb Urfunbe mm
22. Statt 1313: baffetbe aefiiebt
auSbtfidlid) öon beiben »rübern.
8

@. flopp IV, 1, @. 205.
Urfunbe öom 1. ©eptember 1313, ttrieberabgebrndt in Mon. Witt.
Sflx. 249.
8 namentlich bejeidjneten unb anbete toerben aud) in bev Urfunbe
S)ie
t»m 1. Septemberjunt SljeU genannt; ferner festen fte in ber fpäteren Ur-
funbe öom 17. Styrü 1314 wieber, weldje bte ©ertatbigung ttjrcr Streitig*
feiten mit Subroig betrifft.
* S3gl. Heinricus Rebdorfensis (bei Böhmer, Font. IV, ©.513), beffen
SBorttaut ber bairifdjen (Sljronif anflingt. (Sr Ijat feine ©ertöte and batrifdjen
Duetten gefdjöpft; f. audj porljer.
5
Statt quod tneüeidjt tutor gu tefen?
• (Sbenfatt« öom bairifdjen ©tanbpunfte au« unb gleiten 3n-
einfeitig
I)att8 ift bte furje SRoti^ be« Chronicon Weihenstephanensc (bei Pez, SS.
II, 406) jum 3. 1313: Hoc anno, praefato domino Ottone rege ac duce
mortuo, relicto parvulo haerede cum aliis fratruelibus filiorum ducis
Stephani, major pars non sane dominorum terrae duci Austriae ad-
haeserunt, et suos nobiles cum aliis in terram introducentea. Tunc

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69

darauf folgt bcr 3 ufammen f*°§ ta Reiben ©egner, 8ubtt)ig$


t>on D&erbatern — bcn fein ©ruber babet tüc^t unterftüfct
1
— unb
grtebrtdjS t)on Oefterreid) — , mit beffen ©treitfräften bte nteberbairi«
fdjen ©roßen ftd) Dereinigt Ratten, bei ©ameteborf am 9. 9tot)ember
1313, Wetter ju einem glänjenben ©iege be$ erfteren füljrt 2 .

3n tuoljl gtaubiDürbiger unb


Seife berieten beibe
guoertäfftger
bairtfdjen Queßeu barüber, aber bie Vita fjiilt ftd) außerbem nod*
in ber umftänbfic^ften SBeife bei ben einjetnen ßrgebniffen be$ ©iegeS
für Subtoig auf. @o itylt fte bie öerfdjtebeneu Surgen fjer, bie in
ÖubwigS §änbe gefallen, begegnet mehrere Dornefjme ©efangene au&
bem unb öfterreid)ifd)en ^eertager; bie tarnen ber
nieberbairifdjen
toteren un$ uvfunbtid) beglaubigt 8 ; ob aber aud) fämmtlic^e
finb
9?amen ber Surgen richtig finb, muffen nur freilief) bafjingefteCt fein
laffen. SKtdjtSbeftotoeniger bürften itjre übrigen Angaben natür- —
lid) abgefe^en fcou ber jur ©genart be$ SlutorS gehörigen ©infeitig*

feit unb baju prafjterifctyeu Uebertreibung int ©runbe (anm ju be- —


gtoeifeln fein, jumal ba ja ber Slutor felbft eine fe§r brau^bare
fartftlidje Quelle t)ier bor ftd} gehabt Ijat.

£)ie8 geigt fic| gfeü$ an ber öon tym einjig überlieferten ftotij,

dominus Ludwicus dux Bawariae misericordia motus super parvulos


patrueles (beffer olfo ttnifc e« ber Hutor nidjt ju begrünben), terram ense
8uo laudabiliter defendit, quosdam oeeidendo, 70 et amplius nomi-
natissinios Austriae ac Bawariae captivavit. SBeiljenftefan iß ein —
bei greiftng gelegene« SBenebictiuerffoßer , beffen Shtnaleti im 12. 3al)rl). ange-
fangen unb bann bis in« 14. 3at)rl). bon berfdjiebenen Tutoren fortgelegt kor-
ben ftnb: nur ©rudjftüde au« iljnen, unb biefe baju feljr bürftige, finb »ou
$ej ebirt warben. 3*)r l)ifiorifd)er SSertlj ifi offenbar ein untergeorbneter.
1
Vita Lud. @. 150; bie föidjtigfett biefer <Rac$udjt bejeugt Monachus
Fürstenfeldensis (f. tn. öor. Untcrf.). --
2H« S^eÜne^mer be« Ärteg«juge«
auf 2ubnrig« @cite nennt bte Vita aud) ben ©rafen üon SBirtemberg: e« iß
(Sbcrljarb, f. etalin, SBtrtemb. ©efä).93b. III r @. 133 91. 1. ®ie beiben an*
bem bort bejeidjuettn ftnb „C&unrat bon ©lüjjelberdj" unb ©ertfjolt bon Stoffen,
weldje in ber Uvtunbe öom 17. Slörtf 1314 öorfommen.
8
Chron. de duc. @. 140 unb Vita Lud. ©. 149. Cf. Cont. ca- —
nonic. S. Rudberti Salzburg., SS. IX, ©.821: Eodemanno (1313) con-
flictus fuit in Babaria, in Gameldorf prope Moeburgam, inter domi-
num Ludwicum palatinum comitem, ducem Babarie, et Australes; et
dominus Ludwicus gloriose triumphavit, 5. Idus Novembris.
Ueber bte bejüglidje ©arfkfluug öfierreidjerfett« burd) Johannes Victo-
riensis (@. 378) f. SWaljrenljolfc in gorfdjungen SBb. XIII, ®. 569 f.: „ein
,

©etnebe oon Unwaijrföetntidjfetten unb blumöen SBerbreljungen, aud benen ber


waljre @acJ)berl)alt gIeid)tnoi)I burdjfdjitnmert". —
$ann alfo bemgegenüber noc^
bte aflerneueße SBefauötnng gouvnier« (f. borljer) aufregt erhalten werben,
®. 21: „unb fo finben mir überall (?) unferm (5§rontjlen bie jum großen
bei
X^eile bur^gefü^rte Slbftc^t getreu ju berieten unb Sebermann gerecht ju werben ? M
(etwa aud) äöntg Sabtnig)?
3luf einen anbern $unft ^at übrigen« f^on ü. Seed^ über bie @(^Ia^t
tri 8Rfi$(borf (in gorfd^ungen IV, 83) aufmerffam gemalt; banad^ gebüßt
Sodann bon ^ictring ba« pe^enbe $räbtcat be« „gut unterrichteten^ etgentlt^
nur tu ©ejug auf feine Mitteilungen, kneife bie Vorgänge in ben öfierretd)t=
ft^en Säubern unb ba« ^abebnrgtf^e ©au« betreffen.
8
3n ber öfter« citivten „^ertaibigung" bom 17. %px\l 1314.

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70

?ubwig aon 33rauuau au« —


wo er urfunbfid) 1 am 9. $5e*
bctf?

cember 1313 toerweilte —


im Softer 9?au$t)o&en mit bem (Srjbifdjof
2
t)on ©atjburg Sßtdjarb jufammentraf , ber einen ^rieben swifdjen bem
Defterreidjer unb bem 33aier vermittelte. Unb berfelbe tarn bann gu
©aljburg (nid)t gu SBien tote bie Vita färetbt) bei perfönfidjer
,

8
Slnwefenljeit ber brei gürften feterfidjft an ©tanbe (17. Stprtt 1314 ). —
£>te baran gefnüpfte @d)ilberung bc$ innigften (SuwerftänbniffeS jwi*
fcfyen ben beiben (Snfefa be$ ertaubten SömgS JRnboff entfpri^t audj
4
ben übrigen Quellenangaben nnb wirb baburd) ate fidjer bejeugt .

IV.
5.
Albertini Dlussati Lndovicns Bavarus
6
©er berühmte unb befannte $iftoriograpl) SHbertino SDhiffato
kbtt feit bem Staljre 1322 au$ feiner SSaterftabt ^Jabua — wo er
gewefen —
.

9?e<$t8anwa(t, SWitgüeb be$ SWatljeS unb jugteid) SJitter t>er*


bannt bis ju feinem £obe (31. 9J}ai 1330) tu bem entfernt an ber
9fleere$füfte ber Slbria gelegenen @ljtoggta. Unb bort in unfrei*
barum itju tief
williger, fdjmerjenber 9Ku§e berljarrenb, fdjrieb er ben
'Ludovicus Bavarus', einen Slbrig über bie ®efdjui)te be$ {Römer*
jugeS SubwigS be$ #aier$ (1327—1329).
SBic im Singange offen gefteljt, ift e$ junfi^ft ber
er fefbft
Summer über feinen ungeratenen ©otjn gewefen, welker ifyi Don
ber Slbfaffung einer Steige öon SKubimenteu für benfelben weg* unb
wieber ber ©efdjidjtfdjreibung jugefüljrt l)at. £)ann aber a\i$ ber
Vorwurf, ber ifjn Don (Seiten ber üßacfywett treffen mödjte, ba§ er
bie ®efd)id)te feit Saifer £etnricf) VII. nid)t weiter fortgefefct Ijabe. —
1
Mon. Boica VI, 374.
8
Söoljl nod) im 3)ecember beffelben Saljre«, woljtn jene 3wfcBnnenfunft
öon Sommer in Reg. Witt. @. 73 berlegt wirb.
Wut ber @al&burger (Srjbifdjof, wie bie Vita richtig aitgteBt, nidjt audj
griebridj Don Defierreid) naljm am
©eforädje ju föaue^ofen Streif; es beruht
,

baljer bie 9lotij SBöjjmerö in Reg. Imp. @. 308 auf einem 3rri!jmn.
8
2)ie betreffenbe Urlunbe in befierem Söieberabbrud nun in Mon. Witt.
SRr. 250 (Duellen k. VI, 224-230).
4
©ie ftub jufantmenflefieKt unb im SBortlaut nriebergegeben in Reg.
Witt, e. 73.
6
<*btrt bei Böhmer, Font. rer. Genn. I, @. 170—189. ©ejügfldj —
be8 Don $ö(;met öerbefferten SBieberabbrucf« beö £erte« au« Muratori (SS.
rer. Italic, T. X) f. ebb. @. XX
ber SBorrebe. 3* citire nur nad) »öljmer.
6
3m
übrigen toerweife id) auf Sinnige«, Äritit ber Duetten für bie
©efdj. ©einriß« VII. @. 37—73, unb auf Sorenj, ®eutf*fonb« ©efdjidjtßq.
im 2R.»«. @. 294—297; neuerbing« Ijat über bie $erfunft be« 2Rujfato and>
getjanbett Äöuig, Ärtt. (Srörter. &u einig, italien. Duett., ©ött. 2)iff. @. 63 ff. —
&ier befdjränfe id) nti#, um ffiieber^olungen gu öermeiben, nur auf ba«
^ot^wenbigfie unb gerabe ba«, ma« bie öorltegenbe OütUt ^araltertftrt.

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71

<§o nimmt er Ijier 33ejug auf feine beiben früheren SBerfe (bte wir
nur nennen wollen), bie Historia Augusta sive de Gestis Hen-
rici septimi cesaris unb baS anbere Gesta Italicorum (beibe bei
Muratori); feiere aber, wetcfye bis jutn Satyc 1329 reiben, be*
gießen fid) in ifjren festen iner JBüdjern allein auf bie ®efd>id)te <ßa«
buaS unb (äffen bie auswärtigen itattenifdjen wie beutfdjen Segeben»
Reiten unberüdfi^tigt. Darum eben jene Slufforberung , bie einem
inneren ©ränge entforingt: was er früher auSgefaffen, nun nad)ju*
Ijoten unb burdj bie bortiegenbe ©cfjrift ju ergSnjen.
Slugerbem ma^t uns Snbe ber ßinfeitung nodj
ber SSerfaffer )it

barauf aufmerffam (@. 171), ba§ er perföntid) au ben inneren wie


äußeren pofittfd)eu Vorgängen feiner SSaterftabt einft tätigen Sintijett
genommen unb üjre'Slugetegenljetten, bie fie mit beutfdjen dürften
unb Königen in unmittelbare JBerüljrung brachten, afs bon iljr S3c*
1
auftragter unb häufig Slbgefanbter gefeitet Ijabe . Sttfo tritt uns —
in ber Duette ein gefcfiäftslunbiger Staatsmann entgegen, bem lang»
Jährige gereifte ©rfaljrung, umftcfytiger unb fcfyarfer 23fidE baS 35er»
ftänbnifj feiner sjett toefciitlic^ erteiltem muffen.
(Snbtidj geljt aus bem 3?nt)aft ber ©djrift, in ber er bie tont»
barbtfdjen ®roßeu, 3tnl)8nger fäufer tfubwigS, burc^weg als rebelies
tyranni ecclesiae unb <ßapfttljum aber finb ifym ibentifdj)
(ßtixfyt
bejeidjuet, befonberS aus beu ©djfufjworten beS ®anjen, wo er fein
Urttjett über ben ©aier gufammenfafjt unb offen auSforidjt, 'nos ma-
jori parti adherentes et Joanni pape ecclesieque deferentes,
quod profecto nobis equius videbatur . . .' (@. 189), beuttidj
unb Har Ijeroor, ba§ 3Jhtffato JRepubficaner, ein ftrenger ©uetfe
unb gugleid) entfdjiebener 2lnt)änger beS ^JapfteS XXII. ift. ^ann
(£S wäre aber bod) voreilig gu folgern, ba§ 9)?uffato burdj
feinen ^Jarteiftanbpunft beeinftugt, barum bie ^Begebenheiten üößig ent*
ftettt, bie ®efd)id)te beS SRömergugeS gefätfdjt Ijabeu muffe, ©ein
©tanbpunft Jjinbert ilju burdjauS nic&t, au$ ber feinbtidjen Partei
gegenüber, ben ®f)ibetlmen geregt ju werben unb bleibt nur maßge-
benb für fein eignes rüdljalttofeS Urzeit über fie; wobei ju beachten,
ba§ ja ber ©cfyriftftetter mitten im gfaffe ber ^Begebenheiten fteljt,
lefetere ats nod) unabgefdjtoffen in itjren 2Birfuugen fefbft nid)t über*
fetjen fann. — UeberbieS fpri^t er offen am Qnbt feiner ©djrtft
aus — uub wir bürfen iljm barin ©tauben fdjenfeu , ba% es iljm —
attein auf lautere ©aljrljeit anfomme, unb appettirt an bie 9?adjweft,
beren Urzeit er ntdjt vorgreifen Witt*.

1
war an Ä'ömg £einrid) VII. im 3. 1311 breimal abgeorbnet,
SO^uffato
1312 jum nad) ©enua, wo er ljunbert Sage blieb unb fid) ber
öierten SWat
befonbern ©nnfi bejfelben erfreute; bann 1313 unb 1324 bei (San ©raube
befla @cala, 1318 in Sudeten, 1321 bei grtebrid) bem ©d)önen. SBöljmerS
»orrebc 6. XIX; f. a. ©önuige« @. 38 ff.
8
. .nil ip8ius (sc. Ludovici) merito dignitati auetoritatique
. .

detrahere intendentes, sed alioruin posterum veritatis Judicium reser-


vantes. ©djon früher einmal Ijat Wuffato baffelbc ©ejtänbnifj au«geft>rodje* #

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72

gel)ft affo aud) SKuffato bic volle Unbefangenheit be$ Urteil«


unb ber 2luffaffung, eine SBcrbre^uug ber £fjatfad)en lä§t er fid) fei*
neswegs ju ©djulben fommen; im ©egentljeit wir muffen fein offen*
bare« Streben nad) größtmöglicher Objecttvität fjier lobenb anerfennen.
©er SBertl) be$ Ludovicus Bavarus ift barum von t)orn her-
ein nidjt gering anjufdjlagcn ; bic ©djrift bleibt als eine feljr fd)afc*
bare, ja als bie mi^tigfte überhaupt für ben SRömerjug befielen.
2Ba$ bie Quellen betrifft, bie ber ©arfteüung be$ L. B. $u
©ruube liegen, fo finb fie in golge be$ beflagenäwertljen UmftanbeS,
ba§ 2ttuffato nidjt mef)r wie früher fetbftänbig in bie ttafienifdje
*ßolitif eingriff, fonbern vom abgelegenen SSerbannungSorte aus if)rer
Grntwitfelung untätig gnfa^, burdjauS nidjt benen äquivalent, wet<$e
er bei Slbfaffung feiner beiben vorangegangenen Söerfe benufete nnb
jum großen SEljeit in bie Srjä^lung felbft aufnahm 1 . SDenn wälj*
renb Üjm tjier in gütte urfunblid)e Belege, ©riefe, ©efanbfdjaftSbe*
ridjte unb bergl. unwiberlegbare 3cugniffe ju ®ebote ftanbcn: fo
mußte er für bie ©efd)id)te be$ SJömerjugeS SubwigS be$ S3ater$
fid) auf minbcr guverläffige unb fixere, auf bie münbltc&en ober fdjrift*
(idjen 9JJittf)eilungen feiner greunbe unb ©efiunungSgenoffeu , mit
benen immer im regen 33erfel)r
er geblieben fein wirb, ftüfcen unb
2
barauf fidj im ©anjen befdjränfen ©ofdje beutet er . freilid) an
feiner ©teile au$brü(f lid)an ; aber bod) waren fie bie einjigen 2tttttel,
woburd) er fid) Sunbe von ben bamaligen (Sreiguiffen verfäaffen
fonnte. —
9?ur eine Urfunbe Ijat tljm gewiß bem SBortfaute nadj
vorgelegen unb er tljeilt fie un$ mit (@. 182): fie ift bic allgemein
befannt gemad)te ©ebetvorfdjrift be$ Sßapftc^ Qoljann XXII. (au$
3
Slvignon batirt vom 21. Qimi 1328) .

©aß übrigen« bie reiche publtciftifdje Literatur feiner 3ett, aud)


bem Qn^alte nad), Sftuffato md)t verborgen geblieben, er fie woljt
jur ÜDarftellung, befonberS ber fird)lid)en Sßirren, verwertet Ijabe,

geljt fcf)ou barauS ijervor, baß er einevon ben beiben föniglidjen


9?ät^en SWarfiglio unb Ubertino Ijerrüljrenbe unb in ben römtfdjen
©afififen verbreitete ©djrift über bie Obergewalt be$ Zapfte« (mit
beren £enbenj 3W. natürlich nid)t einverftanben) namentlid) anführt. —
SDiefe ©djrift felbft aber fennen wir md)t uäljer, wie überhaupt feine

af« Ujm fein bttterfler Siberfadjer bie §eimfefjr in bic SSaterpabt i. 3. 1328
Verwehrte: Gest. Ital. bei Muratori 8. 761: Non putet aut vereaturMar-
silius, se quidquam nisi verum suis inseruisse chirographis. Acta ut
fuere tradita esse posteritati, secundum quae laudes et probra judica-
bit Mussato teste non judice.
1
©. 2)önnige« @. 49.
9
Ob ettoa Sftadjridjten feine« urtyrunglidKn Sugenbfreunbe« , ober nadj'
Mengen polittfdjen geinbc«, be« 2Harjtgtio toonSßabua, welker jur nädjfien Ums
gebnng beS ßöntß« gehörte, Duette für ben Ludovicus Bavarus gewefen, bleibt
bod) feljr mttoaljrfdjeittltd). @. töiejler, S)ie Uterarifdjen SBiberfo(§er ber $ä^pe
@. 44 SR. 2.
3
e. Slow, ©efd). ber etböenöfftf^en »ünbe r
»b. V, W&tij. 2, G. 447
91. 1.

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73

tum jene« beibeu ÜÖtännern geineinfam toerfagte ejtfttrt. ©ewig war


olfo bie Don üttuffato erwähnte nur eine bem Stugcnbttcf bteuenbe
unb für bie Körner beftimmte gfugfd)nft, wefdje bic ©runbfäfee be$
Mannten 'Defensor patis' berfodjt unb bei ©elegenljett in bie
Oeffentlicfyfeit trug.
Slber ba$ 9flaterial, ba$ auf fofdje SBeife uuferm SScrfaffer ju*
ging, fc^eint gugfeid) ber Quantität nadj md)t auSreidjenb genug ge*
»efen gu fein. ÜDenn wofyf ttic^t ber feljfenben ^eit 1 , fonbern ganj
unb gar bem ÜWangel beffelben ift e$ gujufdjreiben , ba§ üttuffato
ber urfprttngfidjen Aufgabe, bie er fid) felber freiwillig gefefet, nic&t
in öoüem ÜJiaa&e »erben fann.
gerecht Dbtn iu ber Sinteitung
feiner ©cfyrift geidjnet er bie ©runblinien unb giebt im gingeinen be*
ftiinmt an, Weidjen Umfang unb 3nf)alt biefelbe faffen fott. Slber —
Weber bie betreffenben itafienifdjen ^Begebenheiten nadj $einrid)$ VII.
£obe bt$ Ijin auf gubwig« SWömergug, nodj bie fämmtlidjen wätjrenb*
bem in 5Deutfd)lanb borgefaltenen (Srciguiffe Ijolt ber SScrfaffer Der«
fprod)enerma§en nad) : er begnügt ftd) mit ber — abgeriffenen —
jtarftetluug ber jüngft toerfloffeneu.
Unb babei öermiffen wir wieber eine genaue unb oottftönbige
äufgäljlung ber einzelnen S^atfadjen: (entere werben nur gaug fum*
marifd> berührt, £)a$ tritt natürlid) ba oorgugäweife gu Jage, wo
er über SBaffenerfofge faiferlidjerfeitä gu berieten l)at; wäljreub bie
öon pftpftfi($er ©eite au$gel)euben ©efdjefjuiffe iljm beffer befannt ge*
toorben unb oerljältnifjmä&ifl mef)r berüdfid)tigt fiub als Jene. ß$
unterfdjeibet ftd) fein lefete« SBcrf eben baburd) aud) oon ben früheren,
too un$ eine überreife gütte fpegieller SKad)rid)ten geboten ift. —
Der ©djtoerpunft unb eigentliche SBertl) be$ Ludovicus Bavarus
liegt atfo anberSwo als in ber tfjatfädjlidjeu 33ertd)terftattung , er ift

in ber
eigentümlichen über bie Sreigniffe reflectirenben Slrt unb
SBeife be$ SScrfaffer« gu fudjen.
£)enn bie« gehört gur befonberen (Sfjaralterifttf ber ©djrift:
9Muffato tagt bie Styatfadjen md)t für ftd) felbft fpred)eu, fonbern mifdjt
meift feine fubjeettoen 2lnfidjten ein. — @o entrollt er bor unfern
Stugen ein Ijod) intereffante« unb im tebfjafteften ßolorit gegetdjttcteS
Silb ber £>eerfal)rt 8ubwig$, wie fie ftd) in feinem ©eifte abriegelte,
unb gibt getreulich ben (Stnbrucf wieber, weldjeu be$ SaiferS perföu*
tttf>c (Srfcfyeinung auf ü)n felbft unb feine geitgenoffen fjeroorbradjte.
2fodj barauf Ijtn, baß SRuffato feine furge £)ar*
beutet alles
fteßung be« 9Wmerguge$ nod) unmittelbar unter ber Sinwirlung jener
Sreigniffe niebergefdjrieben l)abe. — @o ift er barin öon feiner 3Äa«
nier gu arbeiten bttrdjauS uidjt abgewichen. ÜDenu töte feine beiben
öor^ergegangenen SBcrfe juglei^ mit ober feljr balb ua^ btn (Sreig*
niffen niebergefc^rieben, fo and) ba$ un« oorliegenbe, beffen 3^"^
ber Slbfaffung auf @nbe 3uni ober Slnfang 3uli 1329 fijcirt werben

1
SBie S)5nntgc« (o. a. £>. ©. 60) o^ne gutreffeuben ©runb öevmut^ct. —
SRuff. porb afl jwei 3o^rc nad) Äbfoffimg be« Lud. Bav., f. u.

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;

74

mu§. $5enn einmal berietet ber Slutor nodj md)t ben £ob be$
mädjtigen jugteief) oerljafjten Scannen feiner SJaterftabt, be$ San
granbe bella @cala oon 33erona, roeldjer am 22. 3uft 1329 ftarb
fonbern bie Srgäljfung Ijätt bei beffen Semüljungen inne, einen 33er*
gleidj jttnfdjen Sljo 93t$contt Don SWaitanb itnb bem ftaifer 8ubtt)ig
gu betoerfftelligen. Dann bricht fie aud) über (enteren mit btn
Ijier

©orten ab: jamque pene in Alemanniam retrocessurus ab


Longobardis omnibas Italicis putabatur (@. 187). ©oldjeS
fonnte aber SDJuffato nur im ^uubliä barauf fagen, ba§ Subttug,
unfcf)lüffig toxt er fear, per colonias Mediolani pervagatus hinc
atque hinc castra frequentius immutabat, nad) Slufljebung ber
^Belagerung SÄailanbS (15. 3tow 1329) fid) auf mehrere SRonate in
^Jaüia enbltd) feftfe^tc unb ju feiner ÄtiegSunterneljmung in ber8om>
barbei toeiter fdjritt, fonbern untptig bort oerroeilenb ftd) nunmehr
um anbere, uämfid) um bie beutfcfyen Angelegenheiten am Styetn unb
an ber @(be ju befümmern anfing \
@o Diel jur allgemeinen (Sljaralteriftif ber @<$rift; toenben nur
un$ nun, um ifyren Sßertlj aud) im ©pejiellen f eftjufteöen ,
jur n8*
tyeren Prüfung be$ ^n^aft«.
£)ie 33eranlaffung ber f>eerfal)rt SubtoigS nadj Ober »Italien
fietjt SDiuffato ganj richtig in ber großen Sebrangnifc ber Oljibellinen
bafclbft. Qtboä) oljne barauf genauer einjugefjen, berührt er nur tyren
gemeinfamen SBiberftanb gegenüber ber §o^eit einer ^eiligen Sircfye,
toeldp fie oljne frembe $ilfe nidjt meljr geroadjfen feien : barum rufen
fie 'jurata simul pactione' Sönig ftibroig au$ 'Deutfdjlanb gerbet.
Unb biefer tritt barauf mit i^uen ju einem Parlament in Orient jn*
fammen 2, ubi multis gravis aeris desponsis porro ipsi ad pro-
pria rediere. —
©erabe Ijier aber bebauern nur lebhaft, ba§ 9Kuf*
fatuä über ben Qn^alt ber bort geführten SJerfjanblungeu ununter*
rietet bleibt; jumal lefctere audj anbertt)ärt$ nidjt in genügenber
8
Sßetfe un$ überliefert toorben ftub ©ogfeid) berietet er ba^rSub*
.

ttrigS ßinjug unb auftreten in SRaifanb .


4 —
Slber an biefer ©teßc

1
©.
ben 3nljaft ber betreffenben Urfunben , bie in $aöia auSgejhfft, btt
Böhmer, Regesta Imperii €>. 61«
* $gl. ben «rief gubtoug« Dom 24. gebr. 1327 (bei Böhmer, Font I,
®. 195): nunc etiam in pari amen to quod hujusmodi cum Italicis in
Tridento (habuimus).
8
6. gr. SSeber, Äönig Submig ber SBaier in ber Sombarbei, ($iff. §ei*
belberg 1867) ©. 10—28. $ier ifl ba« öorljanbenc gebrudte Ouettenmaterial
too^t berroertljet, leiber aber nodj tiid&t bemifct worben bie „Urfunbeitfamtniung
yax ©eWtc^te be« iRömerjuge« Submig bed S9aiern" (3nn«brud 1865) öon
3. gtefer. Ueber bie Regierungen be« Äönig« gu (£ane Don «erona , bie nodj
eine genauere 2>arfiettung bebürfen, geben ba{elbjl bie Urfunben 9fa. 23. 50. 56
(bie tmdjtiQfie öon allen, betr. bie £rienttner Unter^anMungen) unb 9lr. 78 eis
nigen 2luffd)faß.
4
3"tangaben üermiffen tt)ir beim «erfaffer be« Ludovicus Bavaras fajl
gänjlt^; nur eine einzige begegnet und tt>. u. bei einem $abua betreffenben
Vorfalle. — Subroig« (Singug in bie fombarbifdje ^au^tflabt geft^a^ van bie
S^itte 3Äarj 1327. Söenn SBeber ©• 28 91. 2 bie Angaben ber gut unter*

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75

ift wol)l erfennbar, ba§ 2Wuffato (freilid), wie er fefbft, fo ade übri-
gen Quellen) nur unftdjeren üftittljeifungen, oielletcljt aucf) nur bloßen
©erü^ten, bie quo bemSSoße bis ju tym gebrungen, in feiner jiem*
lid) auSfüljrlic&en ©arftetlung folgt. £)iefelbe nämltdj betrifft ba$
energtfdje SBorgeljen i'ubwigä gegen bie SJiSconti, wofür bcr ©clbpunft
allein ntd)t ber ©runb bleibt, fonbern biefer ift t>ielmef)r in ben 3n*
triguen ber einzelnen SDiitglieber be$ £aufe$ gu fudjen K
iftadjbem nacfygeljoft , bag in$wiftf)en (Snbe 1326) bcr päpftltc^e
2
8egat öeltranb mit feinen ÄriegStruppen befefct, um £ub«
<ßarma
wig$ Vorbringen ju begegnen, unb barauf gegen Raffarin ben SD)*
ranneu oon TOantua 8 mit Srfolg Srieg geführt, tljut nun 2fluffato
ausführlich Gfrwälpmg ber ein jelnen ©dritte ber SRömer (@. 173 ff.).
Unb hierin erfdjeint er wot)t nod) am befteu eingeweiht. Denn er
toeifi, baß jene juerft nacf) Sfoignon ©efanbte mit ber energifdjen
Stoff orberung an ^ßapft 3oljann XXII. getieft Ijaben, biefer foße
eilig *Rom lommen, wtbrigenfalls bie 9Wmer Äönig Subwig in
nad)
ü)rer ©tabt, bem befyerrfcfyenben SKittelpunfte ber Sßett, empfangen
würben; —
ferner tljettt er uns bie Antwort, welche t>on@etten be$
$apfte$ ben ©cfanbteu ju Sljeit würbe, mit. gefctere aber 'egre a
,
papa conciliati discedentes überbrachten bicfelbe nad) 9?om. Unb
bie 9?8uter 'iis frastrationibus ut a papa illusi' entließen eittftim»
mig S3oteu m
ßubwig: Eomam veniat; Romanis imperioque
suo libere potiatur, cui se parituros ferro igni omnibus obse-
quiis spondebant. OI)ne nun Dörfer bie einjclnen SriegSjüge be$
ÄönigS burd) Sombarbei unb SEuScieu, bis er gufefct föom betrat,
nad) einanber ju entwideln, gibt SDluffato fnrj an, ba$ ba$ rönu*
f^e 33oß, welkes fid) barüber freute 'ut Deo ab excelsis ve-
,
niente 7 mit lebhaften SeifaflS* unb tfobeSbejeugungen ben tönig
aufnahm.
£)a$ 6rjäl)(te aber bebarf in einer $3ejiel)ung Ijier beS fritiföen
(SommentarS. —
£)te SRömer namltd), fdjon tangft unwiflig über bie
Slbwefenljeit beS <ßapfte$ ijo^ann XXII., Ijatten fid) meljreremaie an
biefen mit ber Sitte gewanbt, feinen ©ifc öon Sfoignon nad) 9tom ju
»erlegen, iebod) immer erfolglos. 3ucrft wo^ * m §inblid auf bie

richteten Ctuettenfdjriftjhu'er, baß Subttrig am 14. Wläxi Orient »erlieg, mit be-
tten ber Urfunben, »onadj om
15. 3J?ärj au« Orient batirt fmb,
nod) folcfje

nidjt in (Siuflang %n fefcen vermag, fo iß jur (Srtlarung be« 2Biberfprud)8 bar*


auf ljuijutneifen, bafj bie data ber Urfunben (tuoljl aber tri berföecjel bie acta)
in einzelnen gätten für ba« Stinerar tonig Subtoig« nid^t allein mafjgebenb
finb, f. dicker, Add. III, ju Böhmers Reg. Imp., SBorrebe ©. XII.
1
©.
SBeber ©. 42.
8
3n
ben Urfunben lautet fein S^amc Bertrand, trtuli saneti Marcelli
presbyter cardinalis.
8
2)ag biefer gerabe ber bebeutenbfle ©eförberer Don Subwigö 92omfa^rt
gewefen, ge^t auö einer anbern (merlmürbigerweife fafi tjöüig überfeinen) 6tcüe
bei SKuffato ^eroor : Passarinas Mantue tyrannus, vir astutissimus, cujus
maxime duetu consultoque Ludovicus in Italiam tractus extiterat
(@. 182).

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76

iljnen befannt geworbene £ljatfad|e, ba§ ?ubwtg ben töömerjug auf


ben betben {Reistagen ju Ulm unb ©peier $ur ©pradje gebraut
tyatte
1
,
— unb jwar fd)on gegen gnbe be$ 3. 1326 , weif ein com
20. Januar fotgenben Sta^S batirteS 8tota>ortfdjrctben be$ $apfte$
2
öorfiegt : hierin f udjtc Qoljann bie SRbmer gu befdjwidjtigen unb »er*
foradj balbmögttdjft bie ©djwefle ber <ßeter$fird)e gu betreten.
£)anu Wteberfjotteu bie SKörner, als Äönig fiubwtg in Ober*
Statten bereit« fid)tbare gortf dritte machte, atfo oiefleicfyt im SWärj
1327, itjre frühere Sitte fd)rift(id) jug(eid) mit Slbfenbung eiueS 9?eb*
3
ner$, be$ ^ßrebigerprotnnäiafs Sttattjjeo Orfini ; aber auty bieämat
gab i^uen ber *papft in bem ©riefe oom 8. Quni 4 wieber eine t>er*
tröftenbe Slntwort. — ^njwifdjen am 7. 2lprit
5
war eine SWeöotntion
in 9?om ausgebrochen, bie ^atrijter, treibe Sln^änger Sönig 9?obert$
bon Neapel (unter ifynen 9ieapoteo UrftnuS unb @te#janu$ ßo(umna)
vertrieben worben, bie alte Obrigfeit geftijrjt unb an bie ©pifee be8
6
©eutetnwcfenS bie SBoßSpartet getreten . SDiefc erlief* nun einftimmig
obige öon Sftuffato erwähnte 33otfd)aften an ben ^ßapft fowofyt wie
aud) an Sönig £ubwig.
316er ben Snfyait ber t)ou ben ©efanbten mit überreidjten ©riefe
gibt Sttuffato an ber ©teile nid)t wieber; er enrä^ut unb fenut nur
nad) §örenfagen ben ifyuen münbtid) geworbenen Sluftrag. @o wie
er bafjer einerfeit« bie ©efanbten fcfbft fpredjen tä§t, anbererfeitä ben
^Japft if)nen barauf in einer nad) Snfyalt unb gorm leicht ju erra*

1
@.
93u<$ner« ©efd). b. ©aiern V, @. 283. 285.
8
Sei Rainaldi Ann. eccles. ad 1327 §. 4, @. 320.
8
2>er ©rief mit [einem Sntjalt ift bei föainaib (a. a. D. §. 6) äuge»
geben, aber oljne 2>atum. 3weifeflo« muß er bor ben 7. ttyrtl 1327 (bie föe»
Solution in föom, f. u.) gefegt nmben, weil in bem päpfUifyti ^ntroortfdjveiben
uodj bie römifdjen *ßatrijier ©tepfjanu«, 3acobu8, Sciavra unb Sodomie« (So*
lumnete«, Wtapoko UrjtnuS u. 21. ate in föom felbfi anroefenb angenommen
unb augletd) aufgeforbert werben, bie päpflltdje ©adje fernerhin ju fdjüfeen.
ftainalb §. 8, @. 321.
4
§.7.
föainalb
Die inartis 7. aprilis a sepiimana saneta Romani facto magno
6

traetatu ejeeerunt de urbe Stepbanum de Columena et Porcellum de


Ursini8 .... et servant urbem pro imperatore. Notae historicae
bei Böhmer, Fontes I, ©. 169. —
2)er ungenannte SSerfaffer biefer föottjen
(l)rg. aud einem (£ober be« ©erbitutentlofter« &u Verona) ifl jnmfettoS thi $t\U

genofje, ber befonber« burd) biete unb fetyr beftimmte djronotogifdje Angaben ftdj
au8jei<$net. £ro$bem ftnb leitete uidjt immer jweifettoö, ba fte bem burd) bie
Urfunben gegebenen Stinerar be« Äaiferö jutoeilen wiber^re^en. Ueber obige«
2>atum f. übr. ©regoroöiu«, ©e|c^. ber ©tabt 9lom im 2W.*3l. VI, ©. 136
9t. 1.
6 X,
@. SJainalb §. 8, ber ba Villani, Historie Florentine lib.
c. 20 toörtlidj folgt. Sefcterer begeic^net bie 3eit be« Suffianbe« ni(^t , ebenfo*
wenig 2fluffato, toetc^er HS (Sreigniß felbft weiter unten nadjljoU: per eos
die 8 Stephanus de Columna et Ponzellus de Ursinis a Roberto rege
zonis militaribus cineti, pro eo quod ob id populo suspecti baberen-
tur, ab ingressu urbis abstinuere in proximis coloniis subsistentes
(@. 174). f
ber Ponzellus (biefen SRamen ^aben auc^ obige Notae historicae)
jtetyt irrig ftatt Neapoleo.

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77

tljcnben unb anticipirenben SQBetfc antworten: beibeS fann burdjaud


nufyt $utl)enticität beanfprudjen '. —
grctti^ fdjetnt eäridjtig ju fein,
bafc btc ©efanbten mit ber £)rol)ung bor ben <ßapft getreten, fall«
biefer nidjt fofort nadj
firf) aufmale, würben bie 9Wmer 8ub*
9?om
»ig tu iljre ©tabt unb iljr^eU auf biefen fefeen 2 ;
einfaffen aber —
in beut ©riefe fetbft, ber uofler ©fyrfurcf)t &or3ojjanu genauen, fteljt
bauon nidjtS. ßefeterer batirt tont 6. 3uni 1327 8 , unb auf ifjn
l>at ber $apft am 27. Quli färiftüd) geantwortet
4
.

33t$ baf)in tonnten bie Slbgefanbten , bie auSbrüdfid) nur brei


Sage in 9foignon ücrtocttcn foilten 5 , töngft wieber in {Rom jurüct
fein. Slber e$ §at ganj gewig biefe fetbft bie römifäe SJolföpartei
gar nicfyt erft abgewartet (wie botfy Sftuffato ba$ oben angiebt),
fonbern in beftimmter 33orau$fid)t ba$ nad) 9tom gu überbrin«
iljre

genbe 9ia^ri^t nid)t anber$ auffallen würbe afö bie früher iljnen
fo oft ju Jljeif geworbenen antworten be$ <ißapfte$, fd)i<ften fie wol)t
unmittelbar nad) Slbfenbung ber erfteren aud) booten mit einer Sin«
labung an Sönig 8ubwig nad) üftaifanb. £)enu ba$ gel)t au$ btn
©riefen be$ SönigS Aar Ijeroor. Sßäfjrenb er nömtid) in bem au8
6omo Dom 10. 2lprit 1327 (alfo furj nad) SluSbrud) ber SKebofutüm
gu 9?om) batirten ©riefe an feinen ©djwiegerüater , ben ©rafen
6
Sßitljelm noti £>ottanb, fdjrctbt : quod tanta est nobis pars in
urbe Romana, quod quasi pro certo credimus, quod in coro-
natione nostra imperiali in ipsa urbe nullus nobis possit dif-
ficultates et impedimenta procurare, erwähnt er fdjon in bem
nfidtftfolgenben ©riefe an ebenbenfefben, d. d. TOatfanb 20. Qunt
1327 , auger feiner am 31. SJiai bafelbft Donogenen Krönung aud)
7
bie Sotfdjaft ber 9?ömer an iljn : ultra- hec omnia populus Ro-
manus ad urbem pro aeeipienda Corona nostra ibidem nos
concorditer evocat et invitat .... gotgtidj ift bie begegnete
©otfdjaft innerhalb be$ 3eitraum$ jwtfdjen 10. Styril unb 20. 3uni
gu fefeen.
2lm 7. Januar 1328 8 war ber ©aier bei @t. ^Jcter in 9?om
angelangt , am 11. Januar liegen fidj Sönig unb Königin auf bem
concessa populo plebique Romanorum
ßapttot nieber,
de rebus imperii potestate consulendi efficien-
dique quiequid ad statum reipublice pertineret 9 .

1
SSöIjmerS föanbbemerfong ©. 174 „27.3utt" beruht ljier übrigen« auf
einer Stawedjfefang ber münblid) gegebenen Antwort mit bemSfatwortfdjreiben:
fcfctereö folgte aber erft tyäter nad).
1
«iflant a. a. £>. 31jm treibt töatnalb a. a. D. nad).
8
3m SBortlaut mitgeteilt bei töainalb §. 9.
4
Id. §. 10.
6
SStflam a. c. £>. — Sfodj bie SBorte be«
1
Mussatus 'legatos mediis
verbis per dies plures suspensos tenuit (sc. papa) laffen barauf fdjUe&cn.
8
Böhmer, Fontes I, ©. 200.
T
Ibid. @. 201.
8
Böhmer, Eeg. Imp. @. 57.
9
Muss. ®. 175. —
33gt. »iffani X, c. 54.

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78

@o ouerfamtte Äitaig Subtüig bie ©outoeränetät be« römifdjen 9Sotf«


unb begrünbete barauf fetneu Sluforud) auf ba$ Imperium: eine bis*
l)er unerhörte Neuerung, bie freiließ mit jener oben erwähnten ging*
fd)rift grunbfäfclidj übereinftimmte \
£)ie nun unter bem 3ubel be8 S3olf$ erfolgte ftaiferfrSmtng
8
Submig« unb feiner ©emaljlin in ber ^eterSfirdje (am 17. Januar )
toirb tooljl abfid)tlid) mmüHuffato unberührt gelaffen, mie fdjon oor*
l>er ebenfalls bie SRailänber ftönigSfrömmg.
©agegen gibt un8 Ijier SJJuffato ein Ijödjft anjieljenbeS unb
treu bem 8eben nadjgejeidjneteS ©Üb über bie toätjrenb gubnrigS auf*
enthalt l)errfd)enbe Stimmung ber {Römer, gür biefe fällt e$ nidjt
gerabe fdjmridielljaft au$, wenn fie toon bem ©uelfen unb ed)ten
Hriftofraten feinem ßljarafter nad) mit fofgenben ©orten in treffen*
ber SBeife eingeführt »erben: ut eorum moris semper est gau-
dere novis rebus, non modoLudovici nomen extollere, sed et
papam Joannem detestari, criminari in publicum cepere ve-
rumque papam negare. —
9ftuffato unterftfyeibet babei rooljl bie
allgemeine unb tt>üfte©ttmme be«*ßöbef$, toefdje juerft erljobeu wirb,
»on ber be$ populus et patres, toeldje fcon jener fortgeriffen nad)*
geben. Unb tfubroig felbft ridjtet fid) banadj, er meij* fidj fo in
Uebereutftimmung mit bem römifdjen 33olf$ttnllen, bem er ja bie @nt*
fcfyeibung über fein Imperium tfyatfäcfylid) überlaffeu Ijat. — gerner
bejeidjnet mt* SWuffato auSbrücftidj als 'consultatores ac etiam
processuum dietatores* bie beibeu Ijer&orragenbftcu Sttönner in ber
Umgebung be$ Saifer«, ben berebten ber ^itofo^ie funbigen ^abu*
aner 9)larfiltu$ be SKatymunbiuiS unb ben oerfdjlagenen 3Könd) ©e*
8
nuefer Ubertiuu« be ßafaft Sftad) beren 9?atljfd)(ägen nun lägt 8ub«
.

ttig burd) unb


ben Senat
ba$ römifdje SJolf bie SlbfefeungS* unb
33erbannung«ebicte gegen ben fefeerifdjeu $apft 3oljamt XXII. }jro*
mulgireu (am 18. Slpril 1328 4).

1
2)ie ©tele biefe« Umftorje« unb föepräfentant fofdjer töidjtung war
offenbar SRacftgUo, f. föte^ter, 3>te Hterarifdjcn fiUberfadjer , an ber betreffenben
©teile §§. 2 unb 3.
8
©.
ben ©rief, toetdjen bie föuferin an 3tbt (Sgmonb an« föom rtdjtete,
d. d. 15. 2Härj 1328, bei Böhmer, Fontes I, 6. 202.
3
2üfo SWarjtölio @oljn be« SWatteo föaimonbini, cbenfo fein berühmter
(aber öon SJtoffato öietteidjt be«tt)ea,en, nml er fdjon 1328 auf bem föömerjuge
ßatb, ntdjt genannter) ©efäjjrtc 3oljann öon Sanbun, fte ftnb betbe feine ü)ti«
noriten; f. fötejler a. a. £>. — dagegen Ubertino ift ein ÜHutoriten-SKönd),
ebenb. ©. 72.
* Reg. Imp. @. 59 f., SRr. 981 - 983. S)aju nadjtröfllidK ©emerfung
»öfyner« im erften erflän&ungöljeftc @. X
betr. bie Urfunbe 9fcr. 995, d. d.
28. Styril 1328: „$iefe entölt bat £obe«urtljeil gegen «ßapft Sodann XXII.,
aber fte tfi eine irrtljütnlidje unb iljre $auj>tfentenj feine anbere als Wx. 981,
d. d. 18. 3tyril", @. aud^ Soft, ®tfä. ber eibgenöff. »finbe V, l r 6. 280
Slnm. 6; ©regoroöin« VI. r 158 ^at bagegen fälf^Ii^ nad) 5Ricolau« SWinorita
ba« £obe«urt^eil beibehalten.
S)a« gactum ber S5emrt^ei(un^ aber bleibt befielen, unb e« Ijfingt bannt
offenbar bie na^trägft^ ton SRuffato ertoö^nte in effigie- Verbrennung be«

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79

Unter bcn ütcfen ©rünben Ijiefür, bic bcm STcjrte ber ©biete
(otyne \>a% SWuffato beren Sßortfout anführt) einverleibt finb, tjebt

ber SSerfaffer Ijier nur einen fefyr d)arafierifttfd)en Ijer&or unb be*
leudjtet in ofcjectioer bamafS über ßljriftt Slrmutl) ent*
Sßeife ben
brannten ©trett jtoifcfyen ben ÜKinoriten unb *rebigermöttd)eu : jene
Dom Zapfte toerurtljeitt fugten ben ©c^ufe be$ ÄatferS 1 unb Derlei«
bigten biefen, toie wir ttnffen, gegen i^reu nun gemeinfanten SBiber»
fadjer in öffentlichen ©treitfdjrtften, öeranfa&ten and) Subtoig gu ge«
toaltttjättgen ©dritten.
8lu$ ben SDftnoriteu wirb bann jum ©cgenpapft $eter toon ßor*
t>ar(i)a geholt (13. Sttai 1328)
2
,
— nrieberum wie 9Kuffato nidjt
%n bemerfen wrgi^t , traft ber ben 9?wneru gufte^enben (jefefelidjen
Autorität.
Sßeiterljin ftettt ber 3Serfaffer bie öerfrf)iebenen 3lnfid)ten ber ^ar-
teten über ^apft ^ofjann XXII. gufammen. <£r Ijebt and) ben 93or*
tourf, ber lefcterem gemalt wirb, babei Ijeröor, bog er ba$ Sßaljlrecfyt
eine* römtfdjen SönigS fcon Nation auf bie franjöfifdje
ber beutfd)en
Dber fogar römifetje überjufüljreu fei. Offenbar ein ge*
beftrebt —
ttndjttgeä 3eitQittf;, & a ß inan fa)° n bamatS allgemein ba$ ftarre unb
unt>erföl)nlkl)e SSer^alten be$ Zapfte« gegenüber bem Saier burd)*
fdjaute*.
9hm malt 9JJuffatu$ mit ben fdjwärgeften garben bie öerberb*
ticken SBirfungen <m$, bie ber $eerjug 8ubn>ig8 unb ba$ ©djiSma
über Ober« unb TOittet « Statten gebraut Ijaben. ÜDie 3ud)trutf)e
©otteä wiß er barin erfennen, unb e$ Mutet ü)tn baß £>erj wegen
atf ber®räuet, bie er eingeln aufgabt. Bunädtft & on betl potttifdjeu
3uftänben auSgeljeub, branbmarft er bor allen baß fe^ertfdje £>au$
be$ Ußapfyeo SSißconti in SRailaub unb gebenft ber unfeügen Spal-
tung feines 33atertanbe$ bur$ bie alten ^arteiungeu ber ©uelfen unb
©fjibeütnen ; baun ba« ftrd)tid)e ©ebiet bcrüfyrenb unb gerbet Der* —
$at>fte« aufanraten (®. 189). 9HS weiterer S3eTeg ^teffir btene bie (nod) unbe-
achtet im Liber de re-
gebliebene) ausführlichere SRotij §etnrid)$ Don $«rforb
bus memorabilioribus (ed. Potthast) ®. 246: Iste Nicolaus antipapa
simulacrum Johannis pape de lignis et straminibus factum, ornamentis
papalibus Omnibus indutum publice coram omni populo in ecclesia
,

majori Pysana, imperatore Lodewico presente et adnitente, condemp-


navit ad ignem propter hereses plures quas eidem imposuit. Et vi-
dentibus omnibus potestati seculari traditus igne comburitur Johannes
papa sub simulachro tali.
1
lieber bie bieljer offene grage nad) ber 3«t ber erflen 93erbinbung jnri-
fäjtn 2nbtt>ig unb ben äRinoriten f. Öfterer in gorfdjungen jur 3). ©. XIV,
e. 6 Kr. 4: biefelbe fällt bereite in ben ©ecember 1323 ober Sanuar 1324.
f
Reg. Imp. ©. 60.
8
Stoß man päpfilidjerfeit« bem fronsöjtf^en Könige auf Üebjetten bie
bentf^e Ärone jujuiöenben tradjtete, unterliegt feinem 3^«feI «nb war aud)
£nbtt)ig befannt, f. bie ©riefe bed in geheimer ©enbung an grtebri^ oon <Si=
eilten f ben ©unbe^genoffen Subwig« , birigirten 3of)anniterorben$präcej>tor$ %U
bre^t Don @d)tt>arjburg (6. ©cpt. 1325 , Reg. Imp. Kr.« 840) bei Bongars,
Gesta Dei II, 304.

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,

80

U)ci(t er mit SSorliebe, beweift audj eine ausgebreitete ftemitiifö, —


ftttjrt er uns ben ©treit beS ^3aj>fte« in Sfoignon mit bem SJiinoriten*
geueral SBtidjael @efena, mit beffen Orbensbriiberu ©onagratia t>on
Bergamo unb SOSit^clm Dccam in ber ©utwitfelung bis 1328 uor,
gebenft er auty ber innerhalb beS <ißrebigerorbenS ausgebrochen Op*
pofitton unb tabett enblid) bie beibeti fd)iSmatifd)en 33ifd)öfe &ou gorlt
unb SSenebig. — unb wahrheitsgetreue Sutturfd^tt*
(Sine üorjüglidje
berung; Vorgänge im tfager ber $)ominifaner,
bie ftenntniß jeuer
1
worüber SJhtffato ganj allein berietet , täßt ttberbieS ben ©djfnß
jit, baß er intime $3ejiel)ungen }u ben DrbenSbrübern gehabt l)abe.

Sftuffato entwidelt im golgeuben ben tl)atfäd)tid)en Verlauf beS


SWmerjugeS, unb jwar wie toorbem wieber curforifd). £)ie mitge*
teilten gaeta finb gutierfäffig berietet : wir f)eben nur SinjelneS, WaS
befoubere 33ead)tung üerbient, fjerauS.
£)en bisherigen ©tiflftanb in ben friegerifd)en Operationen beS
päpftltdjen Legaten Seltranb mottoirt ber SSerfaffer auSbritälid) (benn
gewiß fonnte er eS wiffen) burd) einen baljin abjiefenben 23efet)t beS
^ßapfteS, ben geinb mefjr ju fdjrecfen als ifjn im offenen Kampfe
aufjufud)en (©. 181).
2>en 3ttiSerfolg beS SaifcrS Jelbft füijrt ol)ne £el)f Sühiffato
auf bie wahren Urfad)eu (woran eigentlich jeber SRömerjug Reitern
mußte) jurücf, nämlid) einerfeitS auf bie Uubeftänbigfeit ber 9Wmer —
roetdje $önig Robert öon Neapel wot)t oorauSfal) unb auSnufcte —
anbererfeits auf bie balb eingetretene £>nngerSnotl) unb große £f)eue=
rung fowie Ghrpreffungen, welche bie {Römer gegen Subwig aufbraßten,
enblid) auf beffen immer fühlbarer werbenbeu SDtfangef an §ilfstru)ppen
unb ©olb. SDaljer fonnte Subwig nidjt ©tanb galten, bem freiließ
in anberer Scjiefjung ber SSerf affer Slnerfennung uidjt toerfagen
lann : cui nulla, quatenus vires suppetiissent, audacia deerat
feine

Unb bajn fam uod) bie um fid) greifenbe 3nd)tlofigfett im eigenen
2
$eere beS SaiferS , and) ber Slbfaß ober £ob feljr Dieler unb Ijer*

twrragenber Slnljanger. SDaS ©djidfat biefer, weldje ber SBerfaffer


rinjefn aufgäbt *% wirb als gerechte ©träfe beS §immets bejeidjuet.

1
©eitere Jjrotofoflarmäfjige «Rotijen au« ben $anbfd)r. ber granffurter
©tabtbibltotf)eI über b. 1325-1331 tljetlt uns
3. DelSner „3ur ©efdjidjte
Äaifer Üubwig«", in gor(djungen I 47-50, mit
f
s
©. ©. 182 'cum suis Germanis gente soluta et licentiosa', unb
1
©. 184 'effrena Germanorum gente .

8
©. 182 ff. 3)te 2>aten fehlen überall: fowett fte anbermeitig befannt,
fefcen nrir fte Ijinju. Raffarin würbe getöbtet im Äug. ober ©ept. 1328, f.

Stopp V,
454. —
(Jaftruccio, ber öom Äoifer am 18. San. junt ©enator ber
©tobt föom erwägt Worten war (Mussatus @. 182), offenbar nadft (Suetiuo
ber bebeutenbfte Sombarbe 'vir robnste fortitudinis* , flarb 3. ©ept. 1328, f.
Reg. Imp. ©.61.
Wetter unten erwähnten SWartgrafen t-on «nfona,
Ueber ben öon SHuffato
einen ta^fem 3)eutWen (e« ifl So^anneS öon (J^iaramonte) erfahren wir Mfr
^ere« au« einer latferttdjen Urfunbe d. d. 7. 3uni 1370 ©feier, f. Reg.
Imp. ©. 320.

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81

Sßad) SubtoigS töücfjug in bie Sombarbet öerfäthnmerte fitf) bie

Sage, dx ljielt $u ÜKarcfyeria (öftlid) &on (Sremona) am 21. Styrif


l
1329 nodj einmal eine ©eratljuug mit ben übrig gebliebenen (om=
barbifcfyen ©roßett:
S0?uffatu« erwähnt biefefbe, auc§ baß Satt
©raube Don- Sßerona, nun ba$ £mupt ber ©fjibeüinen unb bie chijtgc
©tttfce SubtoigS, babei erfd)ienen. 8(ber über itjre 35er^anblmtgen

(wie cinft über bie be$ Stribentiner ^arfaments) ift weniges in bie
2
Öefftuttid)feit gebrnngen . —
(Snbfid) tt)irb nod) ber 23ermitt(erroHe

(üaxi ©ranbeä jwtfdjen 2ljo 93t$couti mm Sttaifanb unb bem $aifer


8 unentfd)iebene £>a(tuug be$ SSeronefen gegen*
gebaut , aud) fd&on bie

über bem päpftttcf)eu Legaten Ijerüorgefyoben : aber bamit bridjt git*

gteid) bic tljatfäcpd&e Seridjterftattung ab.


9?im ttjeitt uns ber SSerf affer feine 9teflcjioiten , feine eigenen
Sfafidjten über bie SRedjtmäßigfcit ber Saiferfrönung SubwigS mit.
@r enttüidfett bie ©rünbe, warum er biefen nid)t Saifer, fonbern nur
ben „SBaier" fdjtedjtweg nennen fönne. ©oljf Ijebt er audj bie per*
fönlidjen 33orjüge, ben oft bewährten 2ttutlj unb bie erprobte SriegS*
tücfjtigfeit geregter SBeife Ijer&or ,
*
er rüljmt überbieS beffen Saaten,

toelcfye ben Saier bem Tanten nad) wie aud) in 3Birftid)feit


fowoljt
al« einen würbigen Säfar «nb Sönig ber SRömer erjdjeinen (äffen 4 :
aber anbrerfeits tabeft er bod) äußerft ljerbe beffen DerwerflidjeS 93er*
#
Rattengegenüber ber Sirene unb bem rechtmäßigen <ßapft ^oljann XXII. :
barin erbtidt er nur Anmaßung unb Ufurpation. @o ift in feinen —
Sugen ber Äaifer oerurtfjeitt \
3um @djtuffe entwirft üßuffato nad) eignem 2lugenfd)ein 6 ein

1
Reg. Imp. ©. 62.
•'Terminata constitutaque per eos dies pacum innotuere', @.
186. — 9tod) Villani X c. 126 Warb ein Ärteg«jug gegen 2Mfonb toerab*
,

rebet; *gl. So^ V, 456.


8 @. Äopp a. a. £>. S5on SWoi bi« SWitte 3uni 1329 lag ber Äaifer
bor SDlailanb.
• @
188. Bber baß Submig (Soufuln, 2>ecurionen unb Tribunen gemäß
bem $erfommen eine« römifdjen Äaifer« gewägt Ijabe, ift bloße giction be«
2Jtoffato, f.
©regorotriu« VI, 145 91. 2.
•dint a1)nlidje ©eurtyeilmtg be« ffaifer« flnbet ftdj übrigen« aud) bei
Henricus de Hervordia, Liber de rebus memorabilioribus, ed. Potthast
© 271. §emridj ift ein Stominifanermönd) , beffen große Kompilation am
(gnbe nidit ofae SBertt) für bie 3eitgefd)id)te ift:
aud) er berbammt bie ^otttif
ber $erfön-
?ubtt>ig«, infofern fte gegen bie äird)e gerietet ift, joflt aber fonft
üAteit be« Äaifer« botte «nerfennung.
Stbcr wann unb bei welcher ©e*
.,.„*„,
6 3)ie« wirb au«brüdU(^ bemerft @. 189.
bleibt eine offene grage. «iettei^t mag
leaenfieit SRuffato ben ©aier gefe^en,
er ibm in Dbef3talien begegnet fein.

2>ie «ermut^ung öon S)önnige«, 3ur

ftritit jc 6. 44 91. 3, ift böfltg au« ber Suft gegriffen unb nnmögli*, baß
gjtoffatu« beim «bf^fuß bc« SBaffenftittftanbe« i. 3. 1324 ju ^oberebo woljl
beibe fiöniae gefer)en. 3)enn griebrid) ber 6*8ne f^ma^tete bamat« no* im
Äerfer xa Krauönife, unb Subnrig toar
ni*t perfönlic^ ju «oöerebo anwefenb,
vertreten.
fonbern ließ fidj bui^ feine Ibgefanbten

XVI. 6

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82

SBtlb öon 8ubfoig$ perfönlidjer grfdjeinung, ba$ man faft allgemein


af$ treu attjuje^en unb nadyujeicfinen pflegt 1 .

9?adjtrag.

Oben @. 37 tft mir, toäljrcnb idj fdjrieb, entgangen, baß Sei»


lanb ben befprodjenen 2llber$bacf)er ßobej in feiner trefflichen Ausgabe
be$ Martinus Oppaviensis , SS. XXII, 385, bereite einer einge*
fjenben Jjanbfdjriftlidjen Unterfudjung nnterjogen Ijat. IDauad) fteUt
fid) bie fflefdjreibung ©öljmerS, an jener ©teile ju ©runbe
bie td)

legte, in ber S^at al$ eine fyödjft ungenaue fjerauS. ÜDenn ba$ als
5Wr. 3 bejeidjnete @tüd auf Statt 33—45 ift Don einer £anb be$
14. 3al)rf). (öon einer anbern ipanb beffelben 3aljrl). ba$ 4. ©tltcf,
ber Monachus Fürstenfeldensis) getrieben unb enthält einen 2lu$*
jug aus Honorius Augustodunensis Spiegel ber SBeft mit einer
feljr foärtidjen gortfefcnng. 5Die mm mir 5W. 1 aufgeworfene gragc
ift alfo im negativen @inn entfdjieben.

1
Sorenj, 2>eutfdjlanb« ©efdjidjt«q. ©. 297. —
£>od) tooty controflirbar
wirb e«, tücnn man ba« ebenfalls na* bem Sfogenfdjetn unb nod) öofljtän»
biger gejetdjnete ©Üb be« ÄatferS im Liber de rebus memorab. 1. c. bage*
genljält. ©etbe ftimmen im ©anjen überein, nur bie garbe ber $aare tt>irb
»erfdjteben angegeben.

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Mfer-Urfunben be$ Staate <2lr$to$ $u

Sbtfetn.

SDiitgetljeUt oon

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©öfjmer flagt in feiner 93orrebe ju bem „£M\ttn grgänjungS*
l)efte ju bett SRegeften be$ Äaiferreidj« öon 1246 bis 1313",
©. XXVII: „35Me üiel jaljlreidjer Knuten bie Ergänzungen fein, ja
wie leidjt wäre e$ gewefen, in ben föegeften unferer alten Saifer ber
93oßft8nbigfeit nalje ju fommen, wenn alle biejenigen, bie Äaiferur*
funben aus ber betreffenben 3eit in Driginalien ober abtriften be*
wahren, in bie 2lrbeit$genoffenfd)aft biefeS öaterlänbifdjen Unternel)*
mens eintretenb, iljre SSorrätfje mit bem bereit« befannten toergtidfoeu
unb baS nodj uu&efannt gebliebene mir mitgeteilt ober fonftwie oer*
öffentlidjt ptten!" SBie begrünbet Sommers Älage war, beWeifen
bie Dielen 9tad)trage, we(d)e, wenn fie audj bei einer folgen Sürbeit,
wie bie Söfjmer'fdie ift, unoermeib(id) finb, boefj für ben Senufeer be$
SRegeftenwerfS weniger unbequem fein würben, Ratten Sitte, an bie
SJöfymerS Sitte erging, bem Ijodjüerbienten unb unermüb(id)en ©ammter
iljreBeiträge umjerjügtid) jufommen (äffen ober fonft oeröffenttidbt.
ßinen gleiten Slufruf, wie Sommer, erlieg @f)me(, ©. VIII
be$ S3orwort$ ju feinen ßegesta Friderici IV. Rom. reg., an alle
©ibtiotljefare unb 3lrd)foare, —
mit wetdjem ßrfotg, erweift bie
Stfjatfarfje, bafj ba$ bamatige |>ergog(id) SWaffau'fdje @taat$*2lrd)fo jn
3bftein 46 Urfuubeu Äönig griebrid)$ IV. beftfct, öon welken fid) —
10 bei ßfjmel finben, unb aud) biefe oljne 33erfdEju(ben ber bamatigen
SKaffau'fdjen 2lrd)to*£)irection.
35a nun Dr. gidfer beabfidjtigt, wo möglich baS ganje Sommer'*
fdje föegeftenwerf neu bearbeiten ju (äffen, fo bürfte jener 9Kaljnruf
SBöljmerS an atte bie welche er angebt, nament(id) aber an alle
Slrdjn) Beamte, im ^ntereffe ber öatertönbifdjen ®efd)idjte abermals
um fo bringfidfoer ergeben.
2lu$ biefem Orunbe werben in bem Söniglidjen @taat$*2lrd£)U)e
ju Qbftcin, wie oon ben pä6ftlid)eu 53uöen uubSreoeu, fo aud) oon
ben Äaifer* Urfuubeu 9?egeften angefertigt unb in befonbere JRepcrto*
rien jufammengefügt. ÜDer 3roe<J biefer Arbeit ift, foweit fid) bie*
felbe über bie Saif er * Urf unben erftredft, ein breif ac^er : $unäd)ft unb
jumeift ber, feftjuftetteh, we(dje Saifer*Urfunben beS SlrdjtoS bisher
nodj nid)t befannt geworben finb, —
fobann ber, ju erfahren, öon
we(d)en 8aifer=Urfunben in Üßaffau'fdjer 3eit ©öljmer unrichtige ober
unoottftänbige 9tegefteu mitgeteilt würben, — eubüd) ber, uadjweifett

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86

ju fönneu, toeldje ßaif er* Urfunben fett SöljmerS £eit nadj ben für
bie ^ßrcugifdjcn ©taats * Särditoe befteljeuben DrbnungS*©eftimmungen
aus ben SSeftänbcn beS @taatS*2lrd)h)S an anbere Staats * Sfrdjioe
*ßreufjenS abgegeben toorben uub fonad^ öon ben ©elefjrten nidjt meljr
in ^bftein ju fucfjen fiub.
5DaS (Srgebnijs biefer Arbeit, toeldje bis jum 3al)re 1378 bereits
iljren Slbfdjlufj gefunben l)at , ift ein fjödtft intereffanteS , toaS ben
föidjtljitm beS SlrdjtoS an $aifer*Urfunben anlangt. ©S befifet baS*
felbe an Urfunben Don
Sönig ?ubtüig IV. (bem Sinbe) 1 Urfunbe Dom 3al)re 910, nnb
jtoar in Original, öon
ffönig 4 Urfunben aus ben Sauren 941—959 (958), 2 in
Otto I.

Original, 2 in ßopie, mm
Äönig Otto IH. 3 Urfunben aus ben^^ren 987—999, unb jtoar
in Sofie, üon
Sönig öeinri^ II. 1 Ürfunbe aus bem ^aljre 1003 in ßopie, öon
Sönig ftohrab IL 1 Urfunbe aus bem 3^re 1035 in ßopie, öon
Sönig £einrid) III. 3 Urfunben aus ben $al)reti 1039—1053, 1
in Original, 2 in (Sofie, tum
Sönig £einricf) IV. 4 Urfunben aus ben Sauren 1059—1088, 3 iu
Original, 1 in ßopie, wm"
V. 1 Urfunbe aus bem 3»a^re 1111 in ßopie, üon
peinrtcf)

tonrab III. 2 Urfunben aus ben Sauren 1144 unb 1145,


1 in Original, 1 in (Sofie, öon
$önig §einrid) VI. 2 Urfunben aus ben 3af)ren 1190—1193, 1
in Original, 1 in Sofie, t>on
Sönig ^iüpp 1 Urfunbe aus bem Sofyxt 1207 in Original, oon
Äönig griebrid) II. 11 Urfunben aus ben $af)ren 1213—1236, 6
in Original, 5 iu Sofie, t>on
Äönig §einrid) (VII.), griebridjs II. @ol)n, 3 Urfunben aus ben
Sauren 1224-1231, 2 in Original, 1 in So*
fie, üon
flöuig Sonrab IV. 3 Urfunben aus ben 3aljren 1246—1251, 1 in
Original, 2 in Sofie, t>on
Söuig SBilljelm 6 Urfunben aus ben 3aijren 1249—1255, 5 in
Original, 1 in Sofie, öon
tönig 9iid)arb 2 Urfunben aus ben 3a^ren 1257—1263, beibe in
Original, Don
tönig SRubolf I. 17 Urfunben aus ben Sauren 1273—1291, 7 in
Original, 10 in Sofie, Don
Sönig öon 5Kaffau 157 Urfunben aus ben 3al>ren 1292—
Slbotf
1298, 17 in Original, 140 in Sofie 1 , tum
Königin 3?magiua, beffen ©emaljtin, 2 Urfunben aus ben 3d^en
1298 unb 1306 in Origiual, Don
1
SBoit bieten 140 Urfunben in 8&fd)rift fmb 120 in bem an einer an*
bern @tefle btefer ju betyredjenben -Codex
3 ( itf4rift diplomaticus vitam
Adolphi imperatoris illuetrans entgolten.

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87

flönig »(brecht I. 20 Urfunben ax\$ ben Sauren 1298-1307, 8 in


Original, 12 in ßopie, öon
Sönig §einrid) VII. 6 Urfunben au« ben Sauren 1309—1312, 3
in Original, 3 in ßopic, Don
Sönig griebriefy bem @d)öncn 8 Urfunben au« bcn Qaljren 1315
1321, 4 in Original, 4 in ßopic, öon
Äönig 33aier 54 Urfunbett au« ben Qa^ren 1314—
2ubtt)ig bem
1346, 43 in Original, 11 in Gopie, öon
Sönig ^o^ann mm Söhnten 2 Urfunben au« ben^aljren 1322 uub
1339, 1 in Original, 1 in ßopie, öon
Sönig Sarf IV. 98 Urfunben ai\^ bm $al»ren 1346—1378, 55 in
Origiuaf, 43 in ßopie,
gufammen 412 Urfunben, toomm 166 in Original, 246 in ©eftäti*
gung«* Urfunben ober 25tbimu« tran«fumirt, in notariellen ober an*
beren Kopien ober in Gopiaren. !£>aju fommett 112 Urfunben ber
Könige 2Benje( (39, 17 in Drginat, 22 in ßopie), fönpredjt (1 in
GEopte), @igi«munb (26, 20 in Original, 6 in (topie), unb grie*
britf) III. (IV.) (46, 32 in Original, 14 inßopie) au« ben$af)ren

1368—1493, beren ©ammtung inbeg nod) nic&t abgefdjtoffen ift, fo*


ba$ btö @taat«=2lrd)to ju $bftein ben reidjen @d&afe öon minbeften«
522 mittefa(tertid)en Saifer- Urfunben unb 2 Urfunben ber Königin
Smagina birgt.

3$ fämmtUcfye mittelalterliche Saifer* Urfunben be«


beabfidjtige,
genannten 5faf)to« in einem befonbern Urfnnbenbud)e ju oeröffenttidjen
unb fo bereu ©enufeung ben ©efefjrten ju erleichtern. 3fabefj fönnte
bie Veröffentlichung biefe« Urfunbenbuc&e« burd) ben SReidjtljum be«
Slrdjto« an folgen Urfunben einerfeit«, anberfeit« burd) meine t>iel*

fachen amtlichen Verpflichtungen länger, a(« e« in meiner 3lbfid)t liegt,


©erjögert loerben.

Um baljer ju bem aüfeitig mit greuben begrüßten Unternehmen


Dr. gider« bie Saifer * Urfunben be« ^bfteiner 2lrd)to«, fotoeit fotdje
Sommer HjeU« gar nid)t, tljeit« un&oflftänbig, tfyeif« unrichtig mitge*
t^eitt Ijat, jeitig ju liefern, (äffe id) biefetben jjier folgen unb bejeidjne
bie bei33ö|mer feljfenben mit **, bie bi«l)er unbefannt gebliebenen
mit * an ber betreffenben Kummer.
ÜDie Urfunben ber Könige unb Saifer bi« &tbtmg bem fflaier
einfdjtteßfid) gebe id) öoflftänbig toieber. 9Son ben Urfunben Saifer
Äart« IV. nur SRegeften, unb aud) biefe nur bi« jum
bringe id)

Safjre 1365, wo^in ba« §uber'fd)e SRegeftentoerf gebieten ift,


bi«
loctfjrenb bie ftegeften ber Urfunben be« Saifer« au« ben 3a$reu
1366—1378 Dr. £uber für bie gortfefeuug feine« SBerf« jugefäidt
toorben finb. $)te bei §uber fe^tenben SRegeften ftnb mit **, bie bi«»
Ijer unbefannten mit * an ber begügUdjen Stummer unterfdjiebeu.

SDie beigefügten djronotogifd)* , bip(omatifd)*, fyiftorifd)*frittfd)en


änmerfungen mufj beren $nf)alt rechtfertigen. §abe \i) in benfefben
einfeitig uub irrig geurtljeilt, fo bitte id) um gütige 33erid)tiguug, id)

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88

neunte {ebe Scfe^rung banfbar an, — Unfel)(barfeit beanfrwcfyt für


fid) ja nur Siner!

I. ttrfiut&en.
1214—1346.
SKr. 1**.

Sönig griebridj II. befreit ba$ Softer ßberbad) in SRacfyaljmuttg


be« bemfetben üon feinem üerftorbenen SSater, Saifcr £>emrtd) VI.
betätigten SBoljfoottcnS Don atten abgaben an ben 8?eid)$$oflftätten
be$ SR^einö. —
$ajs(od>, [1214] \ October 9.

Romanorum rex et semper augu-


Fridericus, dei gracia
stus et rex Sicilie,omnibus Romani imperii fidelibus graciam
ßuam et omne bonum. Audita dementia et benignitate qua
pater noster beate memorie H. Romanorum imperator mul-
tis modis exhibuit ecclesie de Eberbach, dum adviveret, nos
eadem benivolencia indueti indulsimus, ut fratres jam dicte
ecclesie cum navibus suis per alveum Reni descendentes et
ascendentes cum substancia sua liberi et sine omni theloneo
vel exaetione pertranseant in omnibus locis que nostre sub-
jacent potestati. Dignum enim judieavimus specialem graciam
eis indulgere, per quorum orationes nos speramus apud regem
regum posse proficere. Datum apud Haselach VII. id. Oc-
tobris.
2tu« einem Gopiar ber Slbtei Sberbad) saec. XIII.
1
Koffel, Urfunbenbu^ ber Slbtei (gberbad) im Styeingau, ©b. I, Kr. 80,
weift bie Urfunbe bem 3al)re 1213 in, offenbar boju veranlaßt burdj bat be*
flimmte 2)atum einer anbern 'apud Wormatiam a. i. d. MCCXIII. Eal.
Maii, indictione prima', alfo am 1. SKai 1213 aufgeteilten Urfunbe grte«
bridjs II. (Toffel, a. a. £>., «b. I, Kr. 79. —
Sommer, R. I, griebrid) IL,
Kr. 64), »orin ber Äönig bem älofler (Sberbad) gleidjfaflö 3 0Ü f r ^eit an aßen
Keid)$ftäbten be« Kljein« gewährt. 9?offet tjat babei aber überfein, baß unferc
Urfunbe befHmmt öom 9. Dctober batirt t|i, um roeldje 3 e i* griebrid) ü. im
3al)re 1213 auf ber §eerfar)rt gegen Otto IV. fid) tn@ad)fen befanb, alfo feint
Urfunbe bei §aßlod) ausfallen fonnte. 2)iefen SluSflettungSort , bei ©roßgerau
in ber ^ßroöinj ©tarfenburg be8 genügen ©roßtjerjogrtjumS Reffen belegen, tuo*
felbft bie Slbtei einen im 3ar)re 1158 Don bem älofter @t. Sllban gu ütfatnj
erroorbenen bebeutenben $of befaß, fonnte flönig griebridj II. auf feinen 3«9 e n
am 9. Dctober nur im Saljre 1214 berühren, in welkem 3arjre er nadjroeiölidj
am 18. @c£tember bei ber S3effc SanbSfron (SBöIjmer, a.'a. D., Kr. 93) unb
am 23. Dctober bem Küdtoege nad) SBafel bei ©peier weilte (SBörjmer,
auf
a. a. D., Kr. 94). 3n
ba« 3al)r 1214 mürbe bemnadj bie Urfunbe ju fefcen
feiu, roenn anberö fte nidjt falfd) iß, Worüber ein Urteil faum moglid) fein
bürfte, ba fte nur meljr in einem (Soptar ber Slbtei (Sberbad) saec. XIII, bem
fogenannten Oculus memoriae II, öorfommt. 2)er üon Koffel, a. a. D.,
S3b. I, Kr. 80 beforgte SIbbrwf ber Urfunbe ip fefjlerfjaft ; id) ttjeile bicfelbe
alfo normale mit.

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89

5Rr. 2*.

ÄiJmg griebridj II. beftöttgt bcm Äfofter ©Jeröad) bic bemfetbeit


für ben £of §aftfod) öon ben ©Ijefeuten Söigaub Don Sftaufjeim in
^Bereinigung mit SSJattljer Don 9ftörfetben jugetocmbte <&ä)tnh\xiQ
einer SBiefe ju £>ufer6ru<fen unb Don £re6ur
toeift bic ffletoofjner
an, fid) mit ber tyrer Sirene baöou juftefjenben 9?cnte öon j[ä^r(tc^
V» $N& 2Baci)$ ju begnügen. —
SBormS, [1219] *, gebruar 21.
F., dei gracia Romanorum rex semper augustus et rex
Sicilie, fidelibus villanis omnibus In Tri-
suis sculteto et
buren graciam suam et omne bonum. Gratam habentes et
ratam servari perpetuo volentes donationem prati in Huser-
brucken, quod fideles nostri Wigandus de Nuheim cum uxore
sua et Waltherus de Mersevelt dederunt ecclesie in Eberbacb,
mandamus vobis districte preeipientes, ne fratribus qui sunt
aput curiam in Haselach aliquam molestiam faciatis in eo-
dem prato nee heredes illorum qui pratum contulerunt eccle-
sie memorate violentiam aliquam inferre permittatis. Fratres
enim predicti parati sunt censum persolvere, dimidiam vide-
licet libram cere ad ecclesiam vestram, sicut eis est a do-
nantibus impositum. Datum aput Wormaciam IX. kal. Marcii,
VIIa . indicione.
SIuS einem ßopiar ber 2lbtei ßberbac^ saec. XIII.

5»r. 3**.

Äönig §einrid) (VII.) beftätigt bem ffitofter ßberbadj bie bem*


fetbenoou feinem SJater, Saifer griebrid) II. Derlieljene 3oftfreii}eit
bei ©opparb unb an allen föeid)$joüftätten be$ 9?ljein$.
2
3»ngel* —
$eim, 1225, 2luguft 23 .
H., dei gratia Romanorum rex semper augustus, in per-

1
Sludj tiefe Urfunbe ifi nur meljr in bem fdjon erwähnten (Sopiebudje
ber ttbtei (Sberbadj, bem Oculus memoriae II, ermatten. 31jre <gd)tljeit ifi

olfo nidjt ju erweifeu. 2)ie indictio VII. fällt in bie föegterungfyeit Äönig
nur jroeimal, unb jwor auf bie 3al)re 1219 unb 1234. ®a$
griebridj« II.
3aljr 1234 bradjte griebridj II., nad) Unterbriicfung be8 &ufpanbe§ in ^icilien,
in Stauen ju unb batirte baljer aße Urfunbcn biefeö 3al)re« aus ben öerfdjie*
benen 3talienifd)en ©tobten, in tueldjen er fid) gerobe auffielt (t>g(. ©öljmer,
a. a. D., 5Rr. 771—789). $u8 biefem 3al)re tonn alfo bie öorliegenbe Ur*
fuube ntdjt fein. Wogegen öerweiUe er Dom 19.-25. gebruar 1219 juuerläfftg
bei @peier ©öfjmer, o, a. £>.,
(t>gl. 9k. 254-263) unb ftettte bort am 21.
gebruar Urfunbe für ba« Älofier (Sberbadj au« (t>gf. Toffel , a. a. O.,
eine
»b. I f 9k. 110. —
©öfjmer, a. a. O., 9k. 258). SBenn nun bie fn'er in
SRebe fleljeube Urfunbe an bemfelben Xage 'aput Wormaciam' au«gefiettt tt>or*
ben ifi, fo fann biefer Umfianb bei ber geringen Entfernung jttrifdjen ©peier
unb SBorm« (c. 30 Kilometer) uns nidjt Ijinbem, fte ebenfalls bem 3al)re 1219
jujutüeifen.
2
Toffel, a. a. £>., 53b. I, 9k. 49, unb Setjer, (SItejier uub ©örj, Uc-

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90

petnnm. Cum omnes Romani imperii fideles ex collata no-


bis a deo potestate clementi semper respectu defensare de-

funbenbud? jur ©efdjidjte ber u. f. w. mittelrljeimfd)en Territorien, ©b. II,


9fcr. 140, tocifcn bic Urfunbe Äönig $emrtdj VI. &u unb Iöfen baljer bo« Sa-
turn 'X. Kai. Septembri8 anno imperii nostri quinto' al« „23. Slugufl
1195" auf, wäfjrenb ©tumpf, föeid)«fanjler , bie Urhutbe nidjt aufführt, ber-
felben aud) feine (Erwähnung tlmt, woraus id) fdjlteße, baß er Slnflanb naljm,
fte für eine Utfunbe Äönig §eutrid)« VI. $u erftären. 3d) ^alte fte ungeachtet
ber ©djwterigfetten rottet ba« 2)atum Bereitet, für eine Urfunbe äönig ©ein-
,

riß« (VII.), be« unglücflidjen ©oljne« Äotfer griebridj« IL


2>ie SBcrfaffer ber beiben genannten Urfunbenbüdjer Ijaben ju iljrer Hnnaljme
offenbar burdj ben Umflanb ftd) führen laffen, baß bie Urfunbe 'anno impe-
rii nostri quinto' au«geftet(t tfl. 2)iefe Angabe fprtc^t fdjeinbar allerbtng«
für fie unb gegen midj, insofern Äönig ^emrid^ VI. am 15. 2tyril 1191 burdj
$abfl (Söleftm III. in Palermo jum Äaifer gefrönt mürbe, wäljrenb ©einrieb (VII.),
griebrid)« II. ©oljtt, am
23. Styril 1220 ju granffurt unter wefentlidjer 2Rit-
wirfung ber gürflen 2)eutfd)lanb* jum föömtfdjen Könige erwählt unb
geifllidjen
am 8. SWai 1222 bur# (Srjbifdjof Engelbert I. üon Äöln, unter beffen $fleg«
fdt)aft ba« föetd) in ben Sauren 1220—1228 regiert würbe, al« foldjer ju
Slawen gefrönt, niemal« bie Äaiferwürbe erlangte, gür tljn müßte alfo 'anno
imperii nostri quinto 1 gletdjbebeutenb fein mit 'anno regni nostri
quinto*, ein ungewöfjnltdjer ©pradjgebraud), für weldjen idj feine ©elegflelle
beizubringen üermag. 3d) f omme auf biefe Angabe weiter unten wieber jurüd.
Sßidjtöbcfloweniger nämlic$ glaube id) ju meiner Slnnaljme au« nadjfolgenben
©rünben berechtigt ju fein.
3unä#ft ifl baß ©einriß VI., obfdjon er im 3al)re 1195
e« auffaflenb,
bereit« äaifer war unb
Urfunbe öon feiner äaiferfrönung batirte, Weber ju
bie
Eingang ber Urfunbe, nod) in ber ©iegettegenbe ftdj 'imperator' genannt Ijaben
fottte. $on ber Segenbe be« ©iegelfragment« aber ftnb fdjön erhalten bie beut*
lid) au«gebrücften SBörter REX. SEMP. AUGUSTUS.
SBeiter ba« an ber Urfunbe Ijangenbe, jur (Ijeralbifd)) regten Hälfte er-
ifl

haltene fcljronftegel be« Äönig« entfdjieben nidjt ha^ $einrtdj« VI., fonbern ba«
$einri#« (VII.), be« ©oljne« griebrid)« IL S)a« ©taat«-&r#h> ju 3bftein
bewahrt einerfeit« nodj eine jweite Urfunbe $einridj« (VII.) üom 3. 3uni 1231
über ba« ^atronat ber Äirdje ju §erbom (93öljmcr, R. L, $einrid) (VII.),
9Rr. 242), beren S^ronfiegel fd^ön ertjalten ifl. 2Kit genau berfelben ©iegel-
form, mit weldjer biefe« au«gebrücft worben ifl, ifl ba« ©tegel angefertigt,
beffen gragment an ber mir öorliegenben Urfunbe tjängt, e« ifl bem (Siegel be«
flönig« öom 3aljre 1224 genau gletdj, beffen Slbbrud ©untrer, Codex diplo-
maticus Rheno Mosellanus, IL 2%eil, Zab. I unter 9lx. III mitteilt. 2ln«
berjeit« beftfet ba« genannte ©taat«-2lrd)to eine jweite Driginalurfunbe $eiu*
rt^9 VI. oom l.gebruar 1190 (Toffel, a.a.O., SBb. I, 9ir. 45. —
»öljmer,
R. L, ©einriß VI., Wx. 2739. —
©tum^f, a. a. £>., «Rr. 4648). ©on bem
an^angenben S^ronftegel be« äöuig« ifl ber (^eralbifd)) rechte £l)eil fafl jur
§5lfte abgefallen. S)er erhaltene S^eil geigt ben Äönig in genau- berfelben §aU
tung unb Äleibung auf einem Sljronfeffel öon genau berfelben gorm figenb, wie
Äaifer griebrid) L, fein SBater, auf bem ©iegcl bargefleßt ifl, beffen 3lbbrn(f
©untrer, a. a. O., I. S^eil, Zab. II unterer. X gebraut Ijat. S5on ber Se*
genbe ftnb bie Sörter erhalten: t HEINRICUS. DEL GRACIA. . .R. .

SDiefe fcljatfadje fällt fc^wer in« ®ewid)t, will man nieftt ju ber lächerlichen
annähme feine aufluvt nehmen, $einndj (VII.) \)abt in ben Sauren 1224,
1225 unb 1231 genau baffelbe ©iegel benufet, welche« fein ©roßöater, wäre
unfere Urfunbe iljm gujuweifen, im 3a^re 1195 gebraucht ^aben müßte, nack-
tem biefer im3a^re 1190 ein beut ©leget feine« faiferlic^en 55ater« gleite« ge-
führt Ijatte.

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91

beanms, religiosos maxime viros ob cultum religionis, ut li-

berins deo famulari valeant, sab alis protectionis nostre fo-

$einridj VI. tonnte ferner am 23. Slugufl 1195 leine Urfunbe 'apud In-
gelnheini' au«fteu*cn, ba er, anfangs Sult biefe« Satyre« au« Stalten fomtnenb
(ogl. «ötymer, R. I., ©einriß VI., Wr. 2853), am 8. Sult fretlid) in granf-
fürt weilte (ögl. ©tumpf, a. a. £>., SRx. 4953), Don bort aber über Storni«
(ögl. ©tumpf, a. a. O., *Rr. 4954 unb 4955) unb Äatfer«lautern (ogl. ©tumpf,
a. a. £>., Sflx. 4956) nadj ©traßburg jog, bafelbft nactywei«lt(ty Dom 13.— 18.
«uguft ftdj auffielt (bgl. ©tumpf,Wr. 4957 unb 4958) unb bann
a. a. £).,
ftdj naety ©agenau wanbte, wo er am 24. Sluguft angelangt mar, wie urfnnblidty
(ögl. »ötymer, a. a. D., Sflx. 2855. -
©tnmpf, a. a. O., SRr. 4959) fcfl-
ßetyt. S)em gegenüber bereitet bat £)atum ber Urfunbe große ©djwierigfeit in
Sejug auf Äönig ©einriß (VII.). ©ötymer jagt ©. LX ber (Einleitung ju ber
neuen Bearbeitung ber R.I. 1198—1254: „föegternng«iatyre tyat$einricty &war
bann unb mann gejätylt, im ganzen fctywerlicty jwölf mal. ©onfi ftnben ften
meifi Satyr«jatyl unb Snbtction [fo in ber eben erwähnten Urfunbe be« Sbfteiner
9Crdn'b« Dom 3. Suni 1231], aber nktyt immer in Uebereinfltmmung, wo bann
bie lefctere ben SBorjug üerbient. einigemal fetylt bie Snbiction, öfter bie Satyr«*
jatyl. ©ctywierige galle in ber 3ettbeftimmung fommen metyrfaety toor". (Sin
folcty' wenngleich feiner ber feltenen, wie
fitywieriger gatt iß audj ber unfrige,
e« auf ben erften 2lnbli<f fdjetnen fönnte, in melden ber Äönig nadj feinen Sie«
gierungöjatyren batirt. 9Rir ifi unbefannt geblieben, ob $einrid) (VII.) feine
§tegierung«jatyre öon feiner Sßatyl ober üon feiner Krönung ab jaulte. 3n
festerem galle märe bie Urfunbe in ba« Satyr 1226 ju fefeen, wa« nldjt an*
, getyt, ba $einridj am 22. unb 23. 2luguft biefe« Satyre« nad) bem burety bie
Sombarben, beren ©ebingungen be« 2)urdj&ugeö ber Äaifer al« unfctyidlidje ab*
lehnte (fietye ©ubenborf, Registrum I, *Rr. XLII), üereitelten Berfudje, mit
feinem Bater einen gemeinsamen töeid)«tag in Oberitalien ju galten, auf ber
föüdreife au« Stauen bei Stmpfen weilte, wie &wei bort au«gefleüte Urfunben
(»gl. Bötymer, R. L, ©einriß (VII.), <Rr. 111 unb 112) beweifen. 3ätylte
©einriß (VII.) aber feine töegierung«jatyre öon feiner Sßatyl ab, fo würbe bie
Urfunbe in ba« Satyr 1224 gehören, woburety neue ©itywierigfehen entfielen,
wenn man biefe nid)t burtty bie 91nnatyme befeitigen fann, baß ber Äöntg nad)
bem feftlictyen (Stnjuge in Äöln am 14. Sluguft auf feinem 3"8 e nac^ ©octyfen
noety einmal an bem Dberrtyein surüdgefetyrt fei, eine Slnnatyme, welttye, tyiflorifdty
nidjt gu belegen, um fo ift, al« $einrid) auf biefem 3uge <"« 9.
unhaltbarer
©eptember nadjweislid) ©ötymer, a. a. O. , 9lx. 63) fdjon in ©oefl ftc^
(ügl.
auffielt. 6« fragt ftd) fonat^, Wie ba« S)atum 'anno imperii nostri
1
quisto benn &u öerfletyen unb auf^ulöfen fei. hiermit fomme iety guglei^ auf
ben einzigen fa^einbaren ©runb gurtid, ber, wie fdjon erwähnt, für bie $(nftd)t
berer geltenb gemalt werben fann , weldje bie Urfunbe ScinriA VI. juweifen,
um ityn al« einen nid)t unwiberlegbaren ju fennjeidjnen. SBenn fd^on mir
nämftdj ein jweiter gleid&cr gatt au« ber 2)tylomattt nidjt befannt ifi, netyme
i(^ feinen Slnpanb, ba« 2)atum auf bie 9tegierung«jatyre nietyt $einric^« (VII.),
fonbern Äaifer griebrid)« II. ju bejietyen. 3)ie 9teid)«fanslet war unter ©ein-
ri(^ (VII.) bi« in ba« Satyr 1230 gewiffer SWaßen nur eine giliale ber faifer-
li(tyen (ftetye ©ötymer, Einleitung ju R. I. 1198-1254, neue Bearbeitung,
©. LX). £)er faiferlictye Äanjlei-©ctyreiber fonnte alfo leietyt in ben 3rrttyum
öerf allen, bie Urfunbe nadty ber 9legierung«jeit äatfer griebri(ty« II. ju batiren,
unb bie« um fo leietyter, al« itym, wie iety weiter unten nadjweifen werbe, bie
Urfunbe griebrid)« IL, beren ©eflätigung burdty ben taiferlictyen ©otyn, Äönig
©einriß (V1L), er anfertigte, öorgelegen tyabeu muß. Sonig griebriety IL tyatte
am 22. föoöember 1220 ju föom oon ^abfl ©onoriu« III. bie Äaif erfrone em-
24
pfangen. 2)a« fünfte Satyr feine« ffaiferreitty« ift alfo ba« Satyr 12 /w- ®*
fällt bemgemäß bie 3Cu«ftcttung«jeit unferer Urfunbe auf ben 23. Buguft 1225.

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92

vere et in temporalibus promovere volumus, quatenus eo-


rum orationibus adjuti misericordiam etgratiam apud regem

©einriß (VII.) »eilte nad) ber im Koöember 1224 auf ber töeid^grfinje jwi-
fc^cn Xoul unb ©aucouleur« ßattgefunbenen 3ufammentnnft mit Äönig Üub-
»ig VIII. öon granfreid) auf feinem 3^8* &urdj ©übbeutfdjlanb am 2. 3uli
1225 in Nürnberg, tt)ie urfunbftd) feftftefjt (ögl. ©bunter, R. I., £einrid) (VII.),
Kr. 85 unb 86). S3on bort jog er übet Korbljanfen in ^üringen, weld)e
@tobt er öor bem 28. 3uli nt$t »erließ (ögl. ©öljmer, a. o. £>, 9h:. 89)
nad) ©orm«, wo er urfunblid) erwtefener SKafjen am 3. (September bereit« an*
gelangt tt>ar ©öljmer, a. a. O., Kr. 90). Sluf biefem 3ugc öon Korb-
(ögl.
Haufen nad) ©orm« tann ber Äönig, ba er auf bemfelben jebenfaü« granffurt
unb SWainj befugt Haben wirb unb alfo an Sngel^eim öorbeifam, Hier am 23.
Äuguft ftd) aufgehalten unb unfere Ur!unbe au«geftettt Haben.
@in oierter ©runb, weldjer mid) baju füHrt, bie Urfunbe ©einriß (VII.)
jupweifen, tft ber, baß Jtönig §einricH fein ©efdjenf mit ber Kad)aHmung be«
befonbern SBoHlWoflen« motiöirt, 'quam pater noster F. Romanorum impe-
rator multis modis sepius ezhibuit Eberbacensi ecclesie'. Äaifer grie-
brid) I. flatb befamttlid) auf feinem Äreuftjuge am 10. 3uni 1190. 3lm 23»
Auguft 1195 H ä *te fl *f° Reifer ©einriß VI. fagen müjfen 'quam pater no-
ster beate ober pie memorie F. Romanorum imperator etc.*. WäH*
renb er in ber fdjon erwähnten Urfunbe Dom 1. gebruar 1190 rid)ttg fagt
'serenissimus pater noster Fridericus Romanorum imperator et semper
1
augustus etc. , weil Äaifer grtebrid) I. ju biefer 3eit nod) Ithtt. dagegen
tonnte ©einrieb (VII.) am 23. Stugnft 1225 öon feinem JBater nur bie in ber
Urfunbe oorfommenben Sorte gebrauten, ba grtebricH IL, am 22. Koöember
1220, wie bereit« angeführt, jum Äaifer gefront, ü)n um fajt 9 3atyre über-
lebte.
Sa« ben 3uHalt ber Urfunbe anlangt, fo ift eine Urfunbe äaifer
enblid)
griebrid)« I. über bie Befreiung be« Älofter« (gberbad) öon allen Abgaben an
ben KeitHSjolIftätten be« Stfjein« ober su SBopparb ebenfo wenig betannt, al«
eine foldje öon Äaifer ©einriß VI. erhalten ift. $>ötte biefer aber ber Abtei
Oberbau) 3ottfrci^cit auf bem Wtyint gewägt, fo würbe Sönig griebria) IL
eine« folgen ©efa)enfe« bod) gewig (Erwähnung getrau Haben, wenn er in swei
Urfunben öom 1. SWai 1213 (ftelje Toffel, a. a. O., »b. I, Kr. 79. S3öt>- —
mer, R. I., griebria) IL, Kr. 64) unb öom 9. October 1214 (ftelje bie oben
unter Kr. 1 mitgeteilte) ba9 genannte Älofier öon allen abgaben an ben
Kei(H«JolI(tätten be« Kljein« befreit, er würbe in beiben Urfunben uid)t in Kad>
aljmung be« öon feinem 33ater, weilanb tfatfer ©einriß VI., bem Stlofter öiel*
fad) betätigten SoHlwotten« bemfelben 3ottfreiHeit erfi gewägten, fonbern bie
betreiben öon feinem öerflorbenen Sater gewährte betätigen. $on äaif er grie*
brid) IL aber beftfct ba« ©taat«-Ard)iö ju Sbfiein noa) eine britte Urfunbe,
unb gwar öom 8. April (27. «Wärj) 1218, worin ber Äaifer bem Älofier (Sbev-
bad) in KadjaHmung ber bemfelben öon feinem öerftorbenen *$ater, Äaifer $ein*
rid) VI., gewibmeten 3 une*Ö un 9 3°^freiHeit gu ©opparb unb an allen Keid)«*
joflftötten be« Kljein« wieberum erfi öerleiHt, md)t beftätigt (ögl. Toffel,
a. a. £>., ©b. I, Kr. 104. —
»öHmer, a. a. O., Kr. 223). 2)ie Urfunbe ift
boty>elt öor^anben. S)a« (Sjcemplor a in feierlicher gorm, ©iegel abgefallen, be-
nutze id) na(HMenb. (Sjcemplar b, mit @iegelfragment, ift, mit ©jemplar a
gleicHlautenb, bod) in fleiner ©(Hrift, offenbar (Sopteöon (Sremplar a, wobei ber
1
Copifl ba« 3)atum *VI°. id. Aprilis' in 'VI<>. Kai. Aprilis öerfdjrieb. @ine
©epätigung biefer Urfunbe Äaifer griebri(H« IL unter fap wörtüdjer SBieber-
gäbe berfelben ift unfere Urfunbe. 3um ©ergleidje laffe idt) biefelbe folgen unb
bie unwefentttdjen ober not^wenbigen Abweisungen in beiben Herten burd) ben
2)rucf fenutlid) machen. F. dei gratia Romanorum rez semper augustus
et rez Sicilie imperpetuum. Cum omnes Romani iroperii fide-

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93

regum obtinere mereamur. Noverint ergo presentes et futuri


scriptum hoc audituri, quod nos, audita benignitate speciali,
quam pater noster F. Romanorum imperator multis modis
sepius exhibuit Eberbacensi ecclesie, pari devotionis af-
fectu inspirati, indulgentiam patris nostri presenti
scripto confirmamus, concedentes omnibus fratribus
ejnsdem cenobii, ut cum navibus et substantia sua per alve-
um Rheni descendentes et ascendentes liberi sint penitus et
immunes apud Bobardiam et in omnibus locis que nostre
sunt jurisdictionis, ab omni theloneo et exactione que ab
aliis transeuntibus solent postulari, hoc adicientes, si forte
theloneum Bobardie alicui fuerit commissum vel exposi-
tum, ne aliquam potestatem habeat prefatos fratres gravandi
aut quicquam ab eis exigendi, precipue cum eos ante talem
commissionem ab omni gravamine intuitu dei et pro salute
anime nostre absolverimus et contra factum nostmm nichil
ad ipsorum dispendium fieri decreverimus. Datum apud In-
gelnheim X. kal. Septembris, anno imperii nostri
quinto.
Original «Pergament. 9KaJeftät$fiegel an ^ergamentftreif cn jur
§ötftc abgefallen.

les ex collata nobis a deo potestate clementi semper respectu defen-


sare debeamus, religiosos maxime viros ob eultum religionis, ut libe-
rius deo famulari valeant, sub alis protectionis nostre fovere et in
temporalibus promovere volumus, quatinus eorum orationibus ad-
juti mi8ericordiam et gratiam apud regem regum obtinere mereamur.
Noverint ergo presentes et futuri scriptum hoc audituri, quod nos,
audita benignitate speciali, quam pater noster beate memorie H.
Romanorum imperator multis modis sepius exhibuit Ebyrbacensi
ecclesie, pari devotionis affectu inspirati indulsimus omnibus fra-
tribus ejusdem cenobii, ut cum navibus et substantia sua per alireum
Rheni descendentes et ascendentes liberi sint penitus et immunes apud
Bopardiam et in omnibus locis, que nostre sunt jurisdictionis, ab
omni theloneo et exactione que ab aliis transeuntibus solent postu-
lari, hoc adicientes, si forte theloneum Bopardie alicui fuerit com-
missum vel expositum, ne aliquam potestatem habeat prefatos fratres
gravandi aut quicquam ab eis exigendi, precipue cum eos ante talem
commissionem ab omni gravamine intuitu dei et pro salute anime no-
stre absolverimus et contra factum nostrum nichil ad ipsorum dispen-
dium fieri decreverimus. Datum apud Moguntiam per manum
Gunradi Spirensis et Metenais episcopi, imperialis aule
cancellarii, anno incarnationis dominice MCCXVIIL
VK id. April i s. ©et btefer faft tttfrttidjen UcBcreinfHmmung btiber Ur-
fonben fanit t<$ nidjt utnljm , bte l)ier befotoaVite Urfunbc für Äöntg $e|tt*
ri<$ (VII.), ben ®o^n grubrid)« IL, in tfaforudj ju nehmen.

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*

94

5Kr. 4.

ftünig Sonrab IV. belehnt ben ©rafen §einrid) öon ©aarroerben


in Slncrfcnnung feiner treuen ©teufte mit ber ©urg Sirfel nebft^u*
geljör. — §agenau, 1251, Styril.

Conradus, dei gracia Romanorum in regem electus sem-


per augustus, Jerusalem et Sicilie rex, per presens scriptum
notum faeimus universis imperii fidelibus, quod nos Henrico
comiti de Sarwerden, dilecto fideli nostro, pro fidei sue puri-
tate quam ad nos ipsum habere speramus et ut in nostris ,

servieiis debeat ulterius eo fidelius perdurare, castrum no-


strum Kirchel cum pertineneiis suis in feodum duximus con-
cedendum. Ad cujus concessionis nostre memoriam presens
scriptum inde fieri et sigillo nostro jussimus communiri. Da-
tum apud Haganoam anno dominice incarnacionis millesimo
ducentesirao quinquagesimo primo, mense Aprilis, none indic-
tionis.
3n einem auf Slnfteljen be$ ©rafen 3?ol)autt öon ©aartoerben
angefertigten notariellen 33ibitnu$ Dom 27. Januar 1425.

1
Sommer , R. L, Äonrab IV. , Sftr. 105, läßt ben ©rafen §einrid) öoti
©aarbrfief bo§ föeidjsleljn empfangen. 2)ie« tfl ein 3rrtl)mn. 2)enn abgefeljett
booon , baß in ber notariellen (Sopie ber Urf unbe , toeldje SBöljmer nad) (einer
eigenenAngabe borgelegcn Ijat, beutlid) ber Warnt /,©raf §einrid) öon ©aar*
werben" ju lefen tft, jobaß e« eines »eitern *ftad)tt)eife§ be« 93öljmer'fd)en 3rr*
tljum« eigentlich nxdjt bebfirfte, !am bie ©raffdjaft ©aartoerben er(i biel foäter
in ben SBeftfc beö ©aarbrfid'fäen, b. X). be« ftaffau*@aarbrfi(Ffd)en ©rafen*
IjaufeS. Sodann 2ubtt)ig ©raf ju ftaffau * ©aarbrfief (1472—1545) heiratete
nämlid) nad) bem im 3al)re 1500 erfolgten $obe feiner erfien ©emaljtin ©ltfa*
betlj , ber Softer Subtmg beS ©djtoarjen , *ßfalsgrafen bei töfjein unb §er$og«
in SXDtibtMtn, im 3aljre 1507 ©räfin Äatfjarina öon ©aartoerben, meiere
bie
il)m nadj bem Sobe it)rcö SSater« 3o^ann
bie $älfte ber ©raffdjaft ©aartoerben
unb ber $errfdjaften 2a!)r unb SWaljlbera, jubrad)te. 2)iefe ©raffdjaft unb $err-
f haften toaxtn jnnfdjen ben S3rüberu ©rafen 3acob unb Sodann öon 2Kör«
unb ©aartoerben geseilt toorben unb fielen nad) bem um bie 3aljre 1510
1512 erfolgten Ableben berfelben auf Ujre Äinber, auf Sodann 3acob, be«
©rafen Sacob ©ol)n, unb auf $atl)ariua, bc« ©rafen Sodann Softer. 3n
golge ber bann burd) bie SBermittelung be« §erjog« &nton öon Sotljringen im
Saljre 1512 ju ©tanbe gefommenen Teilung ber 2anbfd)aften !am ©raf 3o*
Ijann Subtotg in ben 33eftfc ber feiner ©emaljlin Äatljarina juerfannten §älfte
im Dtttoeiler'fdjen gelegene §errfd)aft Qflingen unb bie
berfelben, ju toeldjer bie
jttrifdjen unb greiburg am regten följeinufer belegenen §errfdjaften
Offenburg
Saljr unb SRaljlberg gehörten. 3U§ bann im Saljre. 1527 Äatljarina« Setter,
©raf Soljann Sacob öon 2ftör« unb ©aarnmben, ImberloS parb fiel bem ,

©rafen Soljann Subtoig al« ©atten ÄatljartnaS aud) bie anbere $älfte ber ©raf*
fdjaft ©aartoerben &u. S5on ba an nannte er ftd) „©raf ju iRaffau-@aarbrücf
unb ©aarwerben". Sergl. Zöllner, gr., ©efd)td)te be« öormaligen iRaffau=@ar*
BrücTfc^en SanbeS unb feiner Regenten, ©. 231—246.

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95

3lx. 5**.

Äbnig 9lbo(f öon 9toffau benadjrid)tigt bcn Äönig Sßenjet oott


SBöljmen , baß er üjm
früher innegehabten 9?etd)$(e!jen bnxä) ben
alle
ßblen SRobin öon ßobern unter ber 93erpfltdjtung öerüefjen Ijabe, fo*
ba(b er bequem ju il)m fommen fönne, bie perföntidje S3elrf)nung
natf)jufu<f)en. — granffurt, 1292, 2ttai 13 K
Adolphus, dei gratia Romanorum rex semper augustus,
inelyto Wenceslao regiBohemie, prineipi suo dilecto, salutem
et syucere regie benignitatis affectum cum desiderio compla-
cendi. Multarum virtutum amica societas, morum ac vite lau-
dabilis conversatio et commendabilis fidei tue presentia, qui-
bus te preeminenter adornari comperimus, nos indueunt, ut
te tanquam prineipem imperii preinsignem amplioribus pre
ceteris nostre beneficentie radiis illustremug. Hinc est, quod
ex speciali favore ad provehenda tui honoris auspicia omnia
feuda, que a nobis et imperio debes suseipere et tenere, per
virum spectabilem Rubinum de Coronee, affinem et fidelem
nostrum dilectum, tibi transmittenda duximus et transmittimus
presentium serie literarum, volentes tarnen, ut cum commo-
dius nostris possis presentari conspectibus, a nobis persona-
liter suseipere debeas feuda memorata. In premissorum igi-
tur omnium testimonium ac evidentiam presentes literas nostre
majestatis sigillo feeimus communiri. Datum Francfurt III.
id. Maii, indictione V., anno domini MCCXCII, regni vero no-
stri anno primo.
3>n ©ernfjctrbS Codex diplomaticus vitamAdolphi impera-
toris illustrans (Mscr. saec. XVIII)., 9fr. XXII. (Statt ae,
ba$ fiel) fytt ftnbet, ift e gefegt.

SRr. 6.

ftütiig Slbolf mm 3?affau gebietet bem ©djuftljeiß unb ber S3ür*


gerfdjaft t>ou ©injig, bie Slbtei üKarienftatt inbem ©enuffe ber biefer
für Üjre [bei ©injig belegenen] ®üter öerfiefjenen SRetfjte unb grei*
Reiten unüerfürjt ju belaffen unb ju fcfyüfeen*. ftriebberg, 1293, —
3uni 22.
Adolfus, dei gratia Romanforum rex] semper augustus,
1
$ic Urfunbe gleiten 3nl)afts üom 10. ÜRoi 1292, beten töegefi ©öl)=
mer, R. I., Slbotf, Wx. 1, mtttljeüt, tft in bem oben ertönten 33ernl)arbtd)ett
Codex diplomaticus unter 92t. XX ebenfaüö oorljanben. (Sine um nur tt>e*
nige Soge festere tfo«ferttgung berfelben in anberer gaffung xfi oljne 3»eifel
bie, bereu Copie mir borliegt, ©öljmer l)at biefelbe in fein SRegefhmuerf ntdjt
aufgenommen, (Sbenfo feljtt fie in Sflnig« föeidjs-2lrd)ib, in bejfen VI. ©onbe
(part. special, contin. I, gortfefeung 1, Sflx. X) bie Urfunbe öom 10. 2Roi
1292 obgebrudt ift. (Bin Stbbrmf beiber Urtunben finbet futy bagegen @. 33
be« 'Appendix documentorum' $u ©olbafi« 'De Bohemiae regni ...
juribus ac privilegiis . . . commentarii', Francofurdiae , 1627.
8 2)o« töegeft btefer Urtunbe, toelfy« ©ö$mer, o. o. D., 9fcr. 138/ bringt,

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96

prudentibus viris . . sculteto, . . scabinis et universis civibus in


Synzege, devotis suis dilectis, gratiam suam etomne bonum.
Affectantes benignitate regia honorabilium ac religioso-
rum virorum abbatis et conventus [d]e loco sancte Marie
ordinis Cysterciensis, quos tanquam devotos nostros sincere
dilectionis ardore prosequiniur, ubilibet pre[cav]ere dispendiis
et commoditatibus providere, vestre devotiom discrete com-
mittimus et mandamus volen[tes], quatinus ipsos in silvis,
pratis, pascuis e[t aqui]s ac exactionibus, angariis sive sturis
in bonis suis p[ropriis] contra consuetudinem hactenus habi-
tam null[atenu]s perturbetis vel etiam molestetis, sed ipsos
eisdem silvis, pratis, pascuis et aquis communibus liberegau-
dere pennittatis, [prolut a divis imperatoribus et regibus
Romanis, nostris predecessoribus illustribus, usque ad hec
tempora sunt gavisi. In f[idem] premissorum sigillum ina-
jestatis nostre presentibus est app[ensum]. Datum Vrideberg,
X. kal. Julii, regni nostri anno secundo.
Ortßtnal^crgament^ t)on üWober meljrfacf) tmrdjtöctyert. ©tegel ab.

5Kr. 7**.

Sättig öon üftaffau forbcrt bett $erjog griebrtd) III. öott


SBfootf

Sotfjringen auf, mit tljm uttb bcm Äöttigc ©warb I. mm Sngfattb


gegen ben raubertfdjett ffbntg $l)tftW IV. öon gremfreid) ein JBünb*
ni| gu fliegen. — [1294] K
Adolphus, dei gratia Romanorum rex semper augustus,

iftnidjt gang gutreffenb. <5r entnahm e« tta<^ fetner Angabe ©untrer, Codex
diplomaticus Rheno-Mosellainis, 83b. IV (II), @. 13 (u. f.), ben ftadjträgen
jum I. unb IL SBanbe. Sßoljer ©untrer, ber übrigen« ba« föegejl richtig giebt,
bie Slbfdjrift genommen l)at, weiß id) 2)er öon iljm beforgte &bbru<f
nidjt.
ber Urfunbe weicht an einzelnen ©teilen öon ber mir öorliegenben, bem Brdjtoe
ber öormatigen $btei Sttarienftatt entnommenen Originoturlmibe ob. 3d) bringe
biefe baljer nodjmal« unb toffe bie Stötüeidmngen burdj ben 2)ru<I fenntttdj
motten. 2)ie in gotge t>e« üRoberfraße« feljlenben SBörter waren, wie man
fteljt, unfdjwer mit SBeflimmtljeit ju ergänzen.
1
©efonnt ift ber ebenfo fcfyöne als energtfdje geljbebrtef flönig 2tbo(f«
öon SRaffau an äönig ^jittw IV. ben ©djönen uon granfreid) oom 81. Sfoguft
1294, »orin er bemfelben erflärt, er !5nne e« oljne ©djam nidjt länger ertra-
gen , baß (owoljt burdj feine ©orfaljren, o(ö burdj iljn ©üter, Seftfeungen,
Siebte, ©eridjtsbarteiten unb 2anbftrid)e bem föeid)e geraubt worben unb wtber*
recfytüdj öorentljatten würben; jur &bweljr fo großer ©djmadj beabftdjtige er,
feine $eere«madjt gegeniljn aufzubieten (Monum. Germ, histor. LL. II,
461. — 2ünig, a. D., ©b. VI, park special, contin. I, $bt!). I,
a.
Str. II. — Martene et Durand, Thesaur. nov. aneed. I, ®. 1270. —
«öfjmer, 213).
a. a. £>., SRr. —
Seiber folgte biefem geljbebrtefe nidjt bie £ljat,
er blieb bie eingige golge be« am 10. Sluguft beffelben Saljre« ju $>orbredjt
&wifdjen ßönig Bbolf unb Äönig (Sbuarb I. öon @ngtanb gegen ¥$tftW IV.
üon%ranfrei(^ gefdjloffenen »ünbmffe«, wenn wir auf biefe« nic^t oudj ba«

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97

duci Lotbaringie, principi dilecto suo, gratiam suam


illustri
etomne bonum. Intellexit nostra serenitas, quod ad juvan-
dum regem Francie contra regem Anglie te disponis. Cum .

igitur propter inauditam temeritatem, qua idem rex et proge-


nitores sui ipsum [imperium] lacerasse noscuntur, bona ipsius,
prout nullum orbis latet angulum, detinendo per violentiam
occupata, nos una cum domino rege Anglie aliisque adju-
toribus nostris oporteat necessario contra regem Francie con-
surgere ad vindictam, ad quod tuo et aliorum principum et
fidelium imperii fulciri presidio indigemus, sinceritatem tuam
rogamus et monemus in ea fide qua nobis et eidem teneris
hnperio, quatinus, omisso prefato rege Francie, ad nostrura
auxilium te accingas, tuos subditos et vicinos inducendo nihilo-
minus ad id ipsum. Nos siquidem tuis utilitatibus taliter
intendemus, quod pro lucri participio, quod ex illa parte spc-
rabas, pro parte üostra congruam recipies recompensam, pro
certo, quod contra eum qui se parti contrarie applicuerit,
tanquam contra bostem imperii procedemus, quod per te ubi
opportunum fuerit, petimus publicari. Datum ....
3n SBernljarbS Codex diplomaticus etc., SWr. CXII.

Ijiermitgeteilte treiben Bbolf« on $erjog griebridj III. bon Sotljringen


jurücf führen. S5cr §eqog Ijatte ftd), tt)ie au« be« Königs 33rief Ijerüorgeljr,
&ur §filf«teifhing für granfreid) bereit erffärt. Ebolf fudjt tyn für ftd) unb
ba« 93ünbniß mit (Snglanb jü gewinnen, tnbem er iljn jwar on bie htm föeidje
föulbige $rene maljnt, gleidjaeittg aber fdjon ba« SSerfjSredjen ^tnjujufiigen ge*
nötigt ift, er tüottc fo für feinen (be« $erjog«) Wufcen forgen, baß er für
ben SSortyetf , ben er öon granfrei* erhoffe , hinlänglichen (Srfafe erhalte (jur
<&a$t ügt. SBagner, Schediasma III, ©. 71. ©djliepljafe , ©efd)id)te üon
i^affou r
III, @. 208 u. ff.). 2)a« @cl)reiben SIbolf«, na* Martene et Du-
rand, a. a. D., ®. 1270, wo e« abgebrueft ijl, in einem SRanufcripte be«
2)omard)to8 ju föeim« erhalten, l)at fein 2)atum. Sebenfafl« ifl e« na* bem
&bfd)faffe be« beutffyengftfdjen Sünbniffe« erlaffen worben unb bürfte alfo tüor>t
bem 3at)re 1294 nod) jujutueifen fein. 3m
3afjre 1295 würbe ba« gemein*
fdjaftlidje Unternehmen 3lboff« unb (Sbuarb« gegen granfreid) nidjt weiter al«
ju neuen $erljanblungen , neuen SSerfpredjen unb neuen $erpfüd)tungen geför*
bert, um bann burd) ba« jubringlid)e unb anmaßenbe (Singreifen be« töömifcf)en
$ofe« unter $abft SBonifaj VIII. planmäßig hintertrieben ju werben , bi« bie
ganje Slngelegenljeit im Saufe unb SSer^anbtungen ju einer fran«
ber (Sreigniffe
5öftfdKnglifd)en ^treitfadje ftd) jufammengog unb al« foldje wenige £age öor
bem £obe Slbolf« an bem @tj$e ber biplomatifdjen @taat«fünfk unb aller föänfe,
in töom if)rcn Ausgang fanb burd) hm befannten @d)ieb«fprud) be« ^ßabjle«
öom 27. 3uni 1298, in welkem be« beutfdjen föeidj« mit feinem SBorte ge*
bad)t Unter ber üfta«fe be« grieben«ftifter« t>attc ber <ßabft in unge*
wirb.
rechterParteinahme Sftittel unb Sßege gefunben, ba« beutfdje tfatferretd), an wel*
djem bie SNadjt föom« öor J&tittn emporgewadjfen war, gu lähmen, um ben
retty«brüd)igen unb räuberifdjen granjofenfönig ju fd)üt$en unb ju förbern.

XVI. 7

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98

92r. 8**.

fäSnig 3lbolf öott Sfaffau öerlci^t ba$ bur<^ 9?eftgnatton bcö


2Ibügfn öbertoeut ßranid) erlebigte $Keid)$lel)Tt SJfündjljol^aufen bei
SDSefetar bcm ®rafcn £etnrid) öon ©ofats, genannt t>on Sßefterburg *. —
1295.
Adolphus, dei gratia Romanorum rex semper augustus,
ad universorum sacri [Romani] imperii fidelium notitiam pre-
sentium tenore cupimus pervenire, quod nos uni versa bona,
homines, judicia ville Holzhausen apud Wezflariam, que stre-
nuus vir Eberwinus dictus Cranich a nobis et imperio tenuit
in feodo ac libere resignavit, ad preces ipsius Eberwini et
instantiam nobili viro Henrico comiti de Solmese dicto de
Westerburg et omnibus suis heredibus ad tenendum eadem
et possidendum eodem jure, quo idem Eberwinus tenuit et
possedit, de speciali gratia et favore liberalitatis regie du-
ximus concedenda et concedimus presentium testimonio litte-
rarum. Datum anno domini MCC nonagesimo quinto, regni
vero nostri quarto.
3n SBernljarbS Codex diplomaticus etc., append. 9?r. 24.

Sttr. 9*.

tönig Stbolf aon 9?affau befreit baQ abliefe Tonnen = Äloftcr


©t. Stomas cor SInbernad) öon allen abgaben 31t ©injtg unb ©0?
benborf. — <5ob(enj, 1297, Dctober 24.

Adolphus, dei gratia Romanorum rex semper augustus,


universis sacri Romani imperii fidelibus presentes litteras in-
specturis gratiam suam et omnebonum. Universitatis vestre
noticie patefiat, quod religiosas personas, prepositum, niagi-
stram, priorissam et conventum sanetimonialium extra muros
Andernacenses, ut earum orationibus adjuvemur apud altissi-
mum, ab exaetionibus, sturis et vigiliarum contributionibus,
quas in Synzeche et in Bodendorf solvere consueverunt, di-
mittimus liberas et solutas, mandantes officiatis nostris qui
in dictis locis pro tempore fuerint, ut a predictis sanetimo-
nialibus nichil de predictis exaetionibus exigant aut a quo-
quam exigi patiantur, presentibus nichilominus ad nostrum
1
Waä) 9t. ©raf ju @olmS»8aubad), ©efdjtdjte be8 ©rafen* unb gürflen*
IjaufeS @otm«, @. 16, fauftc $eiuridj III. ©raf gu ©otms^öraunfet«, genannt
öon Söefierburg, im Saljre 1295 ba$ S)orf Ütffindjtjofrtaufen öon bem $bügen
(Sbertoein, genannt Äramdj öon Äranidjsberg, für 225 Marl, unb Äönig Slbotf
genehmigte biefen ßauf (ögt. aud) Stbtdjt, 2>er ßreis SBefctar, II, ©. 131
u. f.; III, @. 438). (SbertüemS $er$idjt auf bas föeidjsieljn war alfo ein
burdj ben SSerfauf bebingter.

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99

beneplacitum valituris. Datum Confluentie anno donrini


MCCLXXXXVII, IX. kal. Novembris, regni vero nostri anno
sexto.
3» 33ernljarb$ Codex diplomaticus etc. , append. 9?r. 1 \

Sflr. 10*.

Sönigin 3>"^9tna, ©emafyfin Sönig SlboffS bon 9?affau, beftä*


ttgt au$ Siebe gu ifjrer £od)ter Slbetyeib nnb iljrer ©djtoägerin 9?t=
d)arbt$ bte tum iljrem ©emaljl öofljogene Stiftung eines $fofter$ t>om
Drben ber l). ßfara auf einem jum @t. 8lbe(fjeib$=|)ofe ju SSkbxiä)
gehörigen, üon ifjm ßtarentljat benannten ©runbftüdfe in ber ©raf*
fdjaft SRoffoit unb beffen £)otirung mit ©ütern ju SMebrid), 9Wo8*
bad) unb bem £>ofe SBtrmenruf). — ©impfen, 1298, (Januar 27 2
.

Ymagina, dei gracia Romanorum regina semper augusta,


universis sacri Romani imperii fidelibus presentibus et futuris

1
2>a« Original ber Urfunbe flnbct ftd) nad) einer Sftittljeifang be« 2lr*
djtü«9totl)S öon (SIteper ju (£oblen$ nidjt meljr öor, ba ba§ bloßer @t. Stomas
fojl otte alteren Urfunben burd) einen ©ronb im öorigen 3aljrijunbert öerloren
l>at. 3n bem (Staat« - Slrdjtöe gu Soblenj tmrb bagegen ein <£l)artular be« ge-
nannten Älojhr« aufbewahrt, roeldje« jroar ntdjt bem 17. unb in einigen 3n=
fäfeen fogar nid)t bem 18. 3af)rljunbert angehört, gleidjtüoljl, öon einer fad)*
toerßänbigen , $anb ijerritfjrenb (bte Urfunben nament-
tnaljrfdjemltdj jurtfttfdjen
lich ftnb genau unb oljne Sfaflöfung ber Slbfürjungen ttriebergegebeu), öotte
feljr

©toubrofirbigfeit in Hnfyrud) nehmen barf. 2>affelbe enthält aud) bie Ijier in


föebe jkljenbe Urfunbe. 2fttt tljr ftimmt bie mm 93ernljarb einer ©ebuetion be«

ftoljalt'fdjen $ofratl)$ $fi8gen „Status causae u. f. ro. tn@adjen be« abiigen


älofterS ©t. Stomas bei ftnbernadj contra ©eridjt unb©emeinbe öobenborf in
ber $errfdjaft SanbScron u. f. tt)." öom 3aljre 1750 entnommene Sopie roörtlid)
überein; bod) fefylt in lefcterer ba8 3)atum 'IX. kal. Novembris, regni vero
nostri anno sexto', toeldje« idj baljer nad) bem ©jartular tjutjugeffigt fyabt.
2
2)te in feierlicher, bem ©efdjmacfe jener 3«* bei SBerfünbigung frommer
©tiftungen angepaßter gorm abgefaßte ©tiftung« * Urfunbe be« ßöntgS üom 6.
3anuar 1298 tfl befannt (ftelje SBagner, a. a. £)., VITI, @. 153-155. —
Bremer, Origg. Nassoicc, II, ©. 405 u. ff. Sötjmer, a. a. ©., 9£r. —
389. —ed)lietf)afe, a. a. O., IV, @. 41—43). ®ie Urfunbe ber flöuigüt
3magtna öom 27. 3anuar beffelben SaljreS , in toeldjer fte in einfacher gorm
t|re 3ufHmmung gu ber ©ttftung be« abltgen granjiöfaner* Tonnen «Softer«
giebt, ifl ttJeniger befannt; fte ifi auS^ugötneife bei $agelgan8, 9?affauifdt)c ©e-
fc^te^t«tafel beö Sßatrauitfdjen ©tammeö, ©. 8 (9Jr. XI), unb bei @d)Hertafe,
a. a. O., IV, @. 43^, mttgetljetft unb gebrueft bei Söagner, a. a. D., VIII,
©. 155. 2)iefer 2lbbrud ijl aber baburc^, bafjSBörter au«gelaffen unb bie 1b*
fürjungen gar ntdjt ober unrichtig aufgelöft tnorben ftnb, ein fo fehlerhafter,
baß eine nochmalige SBtebergabe ber Urfunoe mir angemeffen fit)ien. 3n ber
Urfunbe t(l neben bem 6. föegierung«iaf)re be« Äöntg« ba« 3aljr 1297 ange-
geben. (§« liegt barin ein Srrt^um be« ©Treiber« oor. 3)a 3lbolf feine $e*
gierung«ja^re immer öom SBaljltage, bem 5. 2Rai 1292, ab jaulte, fo fiel ber
27. 3auuar be« 6. 3a^re« feiner Regierung nic^t in ba$ Saljr 1297 , fonbern
in baö 3o^r 1298.

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100

salutem et graciam suam. Cum Serenissimus dominus noster


Adolphus, Romanorum rex, nostris diutinis desideriis salubriter
acquiescens monasterium ordinis sancte Cläre fundaverit in
comitatu nostro Nassowie in fundo qui ad curiam sancte
Adelheidis in Byburg spectare dinoscitur, cui nomen Clarendal
inposuit, et curtibus sive bonis in Byburg, Muschebach et Ar-
mem, quas vel que sua prompta pecunia ad usum sororum
dicti ordinis comparavit, idem monasterium dotaverit ipsum-
que monasterium cum dicta dote sua libera prenominato or-
dini sancte Cläre donaverit donatione perfecta et irrevocabili
inter vivos ac pro suis et suorum delictis deo sacrificium de-
votum obtulerit, sicut in litteris suis indeconfectis sub regie
majestatis sigillo plenius contineri vidimus et perlegimus, suis
felicibus actibus congaudendoque nos, a teneris annisintimo zelo
sancte religionis antedicti ordinis sancte Cläre ferventes, fun-
dationem prefati monasterii Clarendale et cetera omnia et
singula, que de sepedicto monasterio et sororibus ordinis sancte
Cläre in prefatis litteris domini nostri Adolphi, Romanorum
regis semper augusti, lucide continentur, eterne retributionis
intuitu et amore Aleydis filie nostre karissime et Richardis
germane predicti domini nostri regis nobis amantissime, sol-
kmpniter approbavimus et laudavimus ac tenore presentium
universis et singulis premissorum benivoli consensus nostri
firmitatem et graciam irrevocabiliter impertimur. In premis-
sorum autem omnium testimonium evidens et cautelam ac
memoriam sempiternam presens scriptum sigillo majestatis
nostre jussimus communiri. Datum Wimpine VI. kal. Febru-
arii, anno domini MCC nonagesimo VII, regni vero dicti Se-
renissimi domini nostri regis A. anno VI.
Driginaf^ergamcut. 9)iaieftät$fiege( au ^ßergamentftreifen am
untern 9?anbc ettt)a$ befd)äbi{jt, fonft fdjöu erhalten.

9Zr. 11.

Äönig Slbolf t)on 92affau nimmt bie ©rafen $eittrid) unb ©micfjo
üon 9?affau unb ifjre ©ruber gu SWeidjSuafaÜen an unb giebt ben*
felben 1000 ÜKarf (Sö(mfd) a($ 9Kanngelb, bi$ ju bereu 3al)(ung er
tynen bie freie Betreibung be$ 23ergbau$ in ber ©rube 9?afeenfd)eib
unb in allen <St(6er entijattenben S3ergen ifjrc6 ©ebietS unter ber
SBerpflidjtung gewährt, für jene 1000 ÜJJarf, fobafb biefelben gejagt
fein toürben, ©üter anjufaufeu unb biefe beut 9?eic^e gu &ljn aufju*
tragen. — griebberg, 1298, gebruar 26
l
.

Nos Adolfus, dei gratia Romanorum rex semper augustus,

1
2>a8 üou 93öl)mer, o. o. , Wr. 393, mitgeteilte 9fcgcfl tiefer bamol«

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101

ad universorum notitiam volumus pervenire, quod nobilium


virorum Henrici etEmichonis comitum de Nassau ac ipsorum
fratrnm patruorum nostrorum et fidelium probitatis opera at-
tendentes, ipsos in vasallos nostros et imperii duximus con-
quirendos, dantes eis propter hoc mille marcas denariorum
Coloniensium, tribus Hallensibus pro denario computandis. Et
quia paratam pecuniam non habemus, eisdem comitibus ac
eorum fratribus pro pecunia hujusmodi montes Ratzenscheid
cum omnibus in eis inveniendis juribus et pertinentiis uni-
versis ac alios montes sitos in eorum districtibus, ubi argen-
tum queri et inveniri poterit, obligamus, tamdiu cum omni
utilitate sua possidendos pariter et habendos, quousque dictis
comitibus ac eorum fratribus per nos aut nostros in imperio
successores dicte mille marce fuerint persolute, quibus solutis
eas convertent in predia a nobis et imperio feudali titulo
possidenda, presentium testimonio literarum nostri sigilli ro-
bore signatarum. Datum in Fridberg anno domini millesimo
ducentesimo nonagesimo octavo, IV. kal. Martii, regni vero
nostri anno sexto.
9?id)t begfaubtgtc ßopte au$ ber jtoeiten £>älfte be$ 17. 3aljr=
fyunberts auf ^ßaptcr.

9?r. 12*.

Söiüg «tbredjt I. erteilt bcm 2lntoniter*<Sttft ju 9?o§borf *


bei
granffurt bie ^Berechtigung, au$ bem 9?eic^«tt)atbe ^Drcictc^ toödjenttid)
3 5Bagen£>o(ä jur Weiterung ju f)olen. — ©opparb, 1299, 2tyvi(25.
Albertus, dei gracia Romanorum rex semper augustus,
universis sacri Romani imperii fidelibus presentes litteras in-
specturis graciam suam et omne bonum. Ad universitatis ve-
stre noticiam volumus tenore presencium pervenire, quod nos
honorabilibus et religiosis viris . magistro et fratribus do- .

mus saneti Antonii devotis nostris dilectis apud Frankenford


ob specialis dilectionis favorem, quo ipsorum ordinem et sacre
religionis habitum amplexamur, singularis prerogative graciam
facere cupientes, volumus et ipsis auetoritate regia liberaliter
indulgemus, quod singulis septimanis de nemore nostro Dri-
eich tria plaustra lignorum educere valeant pro suis ignibus

im SDittenburger güiat-, jefct im Sbfteiuer ©taats * 2lrd)ü)e beruljenbenUrfuube


in dopxt ift ein unüoüftänbigeS. 3d) gebe baljer bie Urfunbe ^icr nadj biefer
<£opie ttieber, toetdje fef)r genau, forgfältig unb oljne Sluftöfung ber 3lb!üquugen
gefdjrteben ij*.
1
2)a« Intomter * ©tift ju föoßborf im üormaligen ©anau'fdjcn ©cridjte
SBfidjertfjal beftonb feit bem 3af)re 1235 unb ging 1441 in ba$ in biefem
3afjre öon (Srjbifdjof 2)ietrtd) I. uon SWainj gu$ödjß errichtete gleite Drben«-
t)au* auf. #ergl. unten II. Mr. 12.

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102

applicandis, dantes universis et singulis firmiter in mandatis,


ne quis ipsos fratres in predicta gracia a nobis ipsis indulta
presumat aliqualiter molestare, et si quis secus fecerit, no-
straiu indignationem se sentiet graviter incursurum. In cu-
jus nostre gracie testimonium presens scriptum majestatis no-
stre sigillo fecimus couimuniri. Datum Bopardie VII. kal.
Maji, anno domini millesimo ducentesimo nonagesimo nono,
regni vero nostri anno primo.
$n ber Original *©eftättgung$* Urfunbe König tarl$ IV. Dom
20. 3uni 1349,

9*r. 13*.

Königin ^magina, SBttttoc König 3lbo(f$ öon 9kffau, beurfun*


bet, ba$ i£)r 5tot>afjel)nte im Ktrdjfptefe 9?ob an ber Seit unb ju
Jpaffelbad) ber ^ßfarrfirdje ju 9?ob an bcr SBett gehöre, miäjt öon
i^rem 33ater, toetfanb ©erlad) üon Simburg, unb ifjrem Dfjetm, toei*
tanb £einrtd) üon 3fenburg, bcm (5iftercienfer=granen=K(ofter SWarien-
boru iucorportrt lüorbeu fei
1
. — 1306, SÖtat 21.
Nos Ymagina regina, quondam relicta Serenissimi domini,

1
2)a8 genannte fltofler 2Rarienborn fommt unter biefem dornen
Ijier

fdjon in Urlunben Dom Saljre 1275 öor (Gudenus, Cod. diplom. V,


brei
@. 761—763, Wv. IX. X. XI). (SS fäeint bamal« aud) ben tarnen $augl
geführt ober in einem fööter ausgegangenen Orte biefee tarnen« gelegen ju
laben. Unter beut 17. 3Mrj 1286 beurfunbttt nämttd) ©raf Subtmg I. öon
3fenburg«©übingen unb feine ©attin Jpefnrig bte Verlegung bee üon iljnen ge-
gifteten ftonnenftofter« au6 bem »afferlofen Orte $augf nadj Sftiebernbaufen
(in ber ^roüinj Oberljeffen bee heutigen ©rofjijer&ogtljumö §effen), »eldjem
Orte fte ben Warnen SWarienborn beilegen (Send, $ejftfdje 2anbe8gefd)id)te II,
Sflx. CCVIII. —
Söürbttoein, Dioecesis Moguntina III, fRr. CVI. gi* —
fd&er, ©efdjtedjtSregifter ber Käufer Sfenburg, SBieb unb ahmtet, Urfunbe ftr.
LXXIV. —
föed, ©efdn'alte ber §äufer Nienburg, föunfef, Sieb u. f. ».,
<§. 88 u. f. —
SStogner, ®te Süfhmgen im ©roffterjogtlium $effen, ^roüinj
Oberljeffen, <§. 294). 3)ie Urlunben, womit 3magtna« ©ater unb O^eim nadj
iljrer Angabe bie ^farrfirdje ju föob an ber Söeit bem Äfofter äRarienborn in«
corporirten, ftnb üom 26. Januar 1283, bejtebentlid) üom^aljre 1279 unb ge-
brudt bei Hrnolbi , $iflorifd)e ©enfroürbigfeiten , @. 98 u. f. , bejieljenttidj 97
u. f. Smagina« ©ater, ©erlad) I. ©raf oon Nienburg, $err ju Limburg, wie
er fidj nad| ber im äaljre 1247 mit feinem ©ruber ©einriß II. gemadjten
Teilung ber üon iljrem SSater ©erlad) III. ererbten ©ejifcungen nannte, ifl
ber ©tifter ber Sfenburg'Simburg'fdjen Sinie. ©raf$einrid) II., ber ältere ber
beiben ©rüber, ftorb utdjt üor 1286, ba in ber obeu angejogeneu Urfunbe üom
17. SWärg biefe« SaljreS Subtüig« I. ©öljne $einrid), Subttng unb Sifljelm ftd)
jur Unterzeichnung be8 @ieget« iljre« ©rofjüater« $einridj bebienten ('quia si-
gillis propriis caremus, ßigillo avi nostri Henrici domini de Isenberg
in presentibus sumususi'), ber folglich *u biefer3«t nod) gelebt fyaUix muß.
©raf ©erwarb I. üon Sfenburg * Limburg ber jüngere ©ruber, tooljnte am 12.
,

gebruar 1287 nod) bem Kompromiß bei, melden @rjbifa^of ^einric^ II. öon
VRami mit ben ©erjagen albert, ©einriäl, ©il|elm, Äonrab unb Sut^er öon

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103

domini Adolfi regis Romanorum , ad noticiam universorum


tarn presencium quam futurorum pervenire cupimus publice
profitentes, quod omnis decima de novalibus exstructis aut
exstruendis in propriis nostris silvis aut rubetis intra parro-
chiam de a> Rode et b ) in Haselbach sitis e > proveniens d > pleno e>
jure pertinet ac perpetuo pertinere debet ad ecclesiam pairo-
chialem in Rode, que incorporata existit f ) per patrem nostrum
dominum Gerlacum quondam dominum de Lymperg et pa-
truum nostrum dominum quondam dominum Henricum de
Ysenburch*) monasterio sanctimonialium fontis beate Marie
ordinis Cysterciensis dyocesis Moguntine.. In cujus rei testi-
monium et perpetuam firmitatem sigillum nostrum duximus
biis litteris apponendum. Datum anno domini MCCCVI, in
vlgilia Penthecostes.
Original Pergament. 3n boppetter Ausfertigung 1 ©tegel .

2
betber Urfrtnben an ^ergamentftreifen am 9?anbc ftarf befääbigt .

SRr, 14.

Söuig @d)öne öerfpridjt ben ©rufen ©ertadj,


griebrid) ber
SMram, unb 3oljann Don 9?affau, ben ©rafen
$einrid), Grmidjo
©imon unb 3»o^ann oon ©ponljeim, bem ©erfad) $erru ju 8im*
bürg unb bem Sutljer üou 3fenburg in 9luerfennung tfjrer SBcrbienfic

«raunfdjweig fdjlofj (©ubenuS, o. o. O., I, ©. 824 u. ff., Mr. CCCXC).


(Sr fann affo frü^epenö im 3al)re 1288 am 15. gebruar geworben fein, ba an
biefem £age ba$ öon feiner Xodjter unb beren ©emaljl, tföntg Hbolf öon Sftaffau,
gegiftete Älofter <£larentf)al fein 3aljrgebä(i)tmß feierte. 3n bem wegen ber
Dielen Ijijtortfdjen ft otijen biefer %xt für bie ©e[djtd)te be« Waffau'fdjen ©rafen»
fyaufeS Ijödjjt nndjttgen, in bem <§ taat« * Slrdjiüe ju 3bftein beruljenben Mecrolo*
gium Pergament *$anbfd)rift be& 14. 3a|rljunbert8 mit
btefe« ÄlojlerS (einer
sßadjträgen öon öerfdjiebenen £änben beö 15. unb au« ber erflen $älfte be$
16. 3al)rfjunbertS, au«äitg$tt)eife mitgeteilt üonÄremer, a.a.O., II, @. 412—
422, nid)t @. 410-422, wie Söattenbadj, 2)eutfd)lanb8 ©efdjitftSqueu'en im
Mittelalter, ©b. II, @. 345, trrtljümlidj angtebt; @. 410—412 ift bielmeijr
ein 2lu8$ug aus bem gleichfalls in 3bftein beruftenben föecrologium be8 $lo|fcr«
&mftein, einer Pergament »$anbfd)rtft saec. XIII. unb XIV., abgebrmft, wie
Sßkttenbad), a. a. O., 53b. II, @. 354, richtig anführt), flnbet ftd) nämlid)
unter bem gejte 'Translacio s. Anthonii confessoria' bie Angabe : Obiit no-
bilis dominus Gerlacus de Limburch pater regine.
1
3)a$ (Sjcemplar B Jjat einige abtoeidjenbe Seearten, weldje in bem oben
mitgeteilten 5£erte mit gleiten Sftoten&etdjen öer|ef)en, Ijier jufammen folgen:
a) in . . b) et intra capellam in . . c) sitis fe^lt; d) cedens . . e) bie
SBörter pleno —
que fehlen; f) existit feljlt; g) Ysenbürch existit . . .
8
2>a« 3ttajeftät8ftegel ber Königin an ber unter Sflv. 10 beforodjenen
Urlunbe trögt YMAGINA. DEL GRACIA. RO
bie Umfärift: t
REGINA. SEMPER. AVGVSTA. SDie ©tegel-Segenbe ber l)ier in föebe fte-

Ijenben Urfunbe bagegen läßt fid) au« ben Siegel -gra.^menten ber beibe n %u6*
fertigungen in biefer gorm jufammenjletten : f S. YM DEL GRA.
QVONDAM. R . . . NO . . . REGINE.

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um bctS 9?eid) je 1000 ÜJiarf ©Über unb t»erfc^rci6t tljnen bafür bt$
ginn SCagc ber Ballung ba$ tfjm üon £erjog 8ubteijj fcon 33aicrn
üorentljattene 9teitf)$gut, inbem er jug(eid) {eben verpflichtet , an beut
Sage ber 3a ^ uu 9 l encr ©uinme bem SReidje 100 9JJarf ©Über auf
irgeub einem eigenen (Sute ju £eljn aufzutragen, wogegen er üjnen
bie Skftätigung ber genannten ^fanbfc^aft feiteuä ber 9?eid)^fürftcn
gujtycrt
1
. — ffiien, 1318, 3Jiär$ 12.
Wir von gotes genaden Romischer kunich,
Friderich,
allezeit merer des riches, veriehen offenlich an disem
ein
brief und tun chunt allen den, die in ansehent, lesent oder
horent lesen, daz wir angesehen haben die getrewen dienst,
die uns und dem riebe getan habent und noch tön sullen
unser getrewe Gerlach, Walrab, Heinrich, Emche, Johan
grafen von Nassowe, Symon, Johan grafen von Spanheim,
Gerlach herre ze Lympurch und Lutter von Eysenburch, ha-
ben wir ir ieglichem gelobt ze geben tausent march lötiges
Silbers. Und auf swelherlay gut, daz daz reich angehöret, und
daz uns hertzog Ludwich vor hat, ir ieglicher sein tausent
march haben wil, daz im aller beste gelegen ist, daz sullen
wir in setzzen. Und swenne si uns dar umb brief sendent,
die sullen wir in besigeln mit unserm insigel an Widerrede
und aufschub, an geverde. [Willich] auch daz ist, daz wir
oder si daz selbe gut betwingen, also daz ez in unser gewalt
chumt , so sullen si ez inne haben und niezzen mit allen
rechtten, gewonheiten und diensten, als ez an uns her von
dem reiche chomen ist, als lange ie der man daz im ver-
setzzet ist, biz wir ez von im losen umb die tausent march
Silbers. Und swenn wir ez wider losen, so soll ir ieglicher
umb sein tausent march uns beweisen auf seinem aygen gut
hundert march silber geltes, oder ander gut chauffen, als vil
da für geburt, und sullen daz von uns und dem reiche ze le-
ben haben und da von unser und des riches man sein. Swaz
gutes wir in auch setzzen, daz sullen si nicht hoher dringen,
danne biz ez von gewonheit her chomen ist. Und loben in
auch des besten ze werben, so wir mugen, an geverde an
die fursten, daz in die phant bestetiget werden. Und des ze
einem offen urchunde geben wir in disen brief versigelten
mit unserm kunichlichen insigel, der ist geben ze Wienne an
sant Gregorii tak, do man zalt von Christes geburt druize-
hen hundert jar, dar nach in dem achtzehenden jar, unsers
riches in dem vierden jare.
Origiuat^ergament. SDiajeftätSfieget an ^ergamentftreifen fd)öu
ermatten.

1
2)a« Sommer, R. L, griebrid) ber @djöne, Stfr. 109, au« 3bfieitt ob»
fdjriftüd) mitgeteilte föegejt ijt wibottftäubig. 3nr öeurtfjetfang beffdben bringe
\dj baljer ben £e$t ber Urfunbe.

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105

SRr. 15**.

Äöttig 3foljann toon 23öf)men befielt feinem £$ü\\tT $u ©ad)a*


rad), bem Sfofter (Sberbad) bie bemfetben t>on U)m beftätigte Slbgabe*
freist auf bem JKljctn an ber borttgen 3öflftätte ju gemfi^ren 1
.

öadjaracl), 1322, $uü 17.
Johannes, dei gracia Boemie et Polonie rex, Lucembur-
gensis comes marchieque Budissinensis dominus, fideli no-
stro • • thelonario in Bacheraco, qui nunc est et pro tempore
fuerit, graciam suam et omne bonum. Exposuerunt nobis bo-
norabiles et religiosi viri . abbas et conventus monasterii
.

Eberbacensis, quod virtute privilegiorum suorum, quibus sunt


muniti, per alveum Reni cum vino, blado et aliis rebus suis
sine aliqua thelonei solucione descendere et ascendere vale-
ant atque possint. In qua gracia et libertate ipsos preser-
vare volentes, vobis preeipimus et mandamus, quatinus bona
et res predictorum abbatis et conventus monasterii Eberba-
censis sine omni thelonei exaetione descendere et ascendere
libere permittatis, nichil ab ipsis in prejudicium privilegio-
rum ipsorum penitus exigentes. Datum in Bacheraco, XVI.
kal. Augusti, regnorum nostrorum anno undeeimo.
Original^ergament. SRidjt befiegeft.

9?r. 16*.

ftömg ßubttng ber ©der erflärt, baß bie @d)enfungen, toeWje


er Slnbern gemalt, unb bie grciljeitsbrtefe, foelcfye er mehreren Orten
erteilt fjabe, bem ©rafen ©erfadj üon 9iaffau an beffeu beuten nid)t
jum 5Wad^t^eifc gereichen foflen. — SDonautDörtlj, 1323, October 31 2
.

Nos Ludowicus dei gracia Romanorum rex semper au-

1
a. a. C, «b. II, 2, 9lv. 781, giebt bie Urtunbe unöoHftönbig
föoffel,
ttrieber. 3dj bringe fte beäljatb normal« jum Slbbrud.
* 3)ie Urlunbc tjl botirt 'pridie id. Novembris' unb Ware bemjufotge
am 12. Sfcoöember 1323 ausgefüllt. Sin biefem Sage aber »eilte Äönig Subnrig
ber ©aier, wie eine Urlunbc (©öljtner, R. I., Subtmg ber ©aicr, Wr. 657) be-
toeift in Nürnberg, roäljrenb tn unferer Urfunbe ©onauwörtb att 2fo«fleuung8*
ort angegeben ift. 3dj glaube, es liegt bier ein Srrtljum be« ©djreiber« öor;
1
benn änberu wir 'pridie id. Novembris' in 'pridie kal. Novembris , fo ift
bie Urlunbc am 31. October 1323 ausgepellt, unb bann paßt ber HuSfietfungS*
ort, ba Äönig Subttrig urlunblidj ertmefener ÜKafien (93öi)mer, a. a. D., 9lx.
645—655) öom 18. bis 31. October 1323 in 3>onautt)örtlj ftd) auffielt. 2>aS
bier gegebene Skrforedjen erfüllte ber Äönig al« ftaifer, inbem er burd) Urlunbc
öom 27. 3M 1336 (SBöbmer, a. a. O., 9k. 3378) auf bie SSorfkuungen be«
©rafen ©erlad) öon ftaffau bie bem ©rafen ©ottfrieb öon S)iej unb beffeu
©oljne ©erladj für Bamberg, Hltentoeilnau miti Seljrljeim (©öbmer, a. a. ©.,
giebt nur ben alten tarnen „SBern") erteilten greUjeiten jurüdnimmt , foiueit
biefelben bem ©rafen ©erfad) öon S^affau @d)aben jufügeu fottten.

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gustus. Cum in conferendis beneficiis sie velimus aliquibus


existere liberales, quod aliorum jus et justiciam non ledamus,
cum non expediat aliquem alterius beneficiis vel odio pre-
gravari, hinc est, quod per libertaciones quorumeumque loco-
rum per nos hactenus faetas, vel quas nos continget facere
in futurum, nolumus nobili viro Gerlaco comiti de Nazzoya,
fideli nostro dilecto, in suis hominibus prejudicari vel aliqua-
liter derogari. In cujus rei testimonium presentes conscribi
et majestatis nostre sigillo jussimus communiri. Datum in
Werdea prope Danubium, pridie id. Novembris, anno domini
millesimo trecentesimo vicesimo tercio, regni vero nostri
anno nono.
Original Pergament, ©icget ab.

9Jr. 17*.

Sättig Subttrig ber ©aier t>erleif)t ben ©ntooljnern Don Öfter«


fort) be$ JKeidjeS ^Bürgerrecht xok fo(d)e$
, btc Setooljner öon 33op*
paxb befifeen. — <5aub, 1326, «Juli 14.

Wir Ludowich, von


gots gnaden Romischer chunig, ze
allen zeiten merer dez riches, veriehen offenlich an disöm
briefe, daz wir die wisen laeuten von Osterspey, unser lieben
getrewen, ze unsern und dez riches pürgern genomen haben,
also daz sie alle recht haben sullen gentzlich und glicher
wise, als unser purger von Boparden, und haben daz getan
von unserm chunielichem gewalt und von besundern gnaden.
Dar über zö urchund geben wir disen brief mit unserm in-
sigel versigelten, der geben ist zö Chube an dem montag
nach Margarete, do man zalt von Crists geb&rt dreutzehen-
hundert jar, dar nach in dem sechs und zweintzigistem jare,
in dem zwelften jare unsers richs.
Original Pergament, ©ecretfieget an ^ergamentftreifen mfy*
ermatten.

SKr. 18**.

Saifer 8ubürig ber SJaier beut ©rafen $Ijt(ity> mm


toerforidjt
©pouljeim aße 9?eid)$lel)en , mit welken ber SRaugraf 9?upredjt be=
lef)nt fei, fall« biefer oljne &tbe$erben fterbe. —
üttündjen, 1330,
October 10 l .

Wir Ludowich, von gots genaden Romischer cheyser, ze


1
(Srroäljnt toirb biefe Urfunbc nad) Äremer, $otanb. Urtunben'Wadjfoß,
bei Seemann, 2>ie ©rafföaft unb bie Grafen Don ©panljeim, @. 92.

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allen ziten merer des richs,


tun chunt allen den, die disen
brief sehent, hörent oder lesent, daz wir dem edlen manne
Phillippen grafen von Spanheim, unserm lieben getrewen, und
seinen erben verlihen haben und verleihen mit disem brief
alle diu gfit, die der edel man Ruprecht der ruchgraf von
dem riche inn hat, swenn er nicht ist und an leiplich erben
ververt, die uns und dem riche dannledich worden sind, und
sol auch der vorgenant Phillipp von Spanheim die gfit haben
und niezzen, swie die genant sein, ze gelicher weis und in
allen dem rechten, als si der egenant ruchgraf gehabt und
genozzen hat. Und dar über ze urchund geben wir in disen
brief mit unserm cheyserlichem insigel versigelten, der geben
ist ze München an der mitwochen vor sand Gallen tag, da
man zalt von Christes geburd druitzehenhundert jar, dar nach
in dem dreizigstenjar, in dem sechtzehenden jar unsers richs
und in dem dritten des cheysertums.
Drigtual Pergament. 9D?aieftcit$ftegc( mit ©ecrctfiegel an ge*
Polterten grünen unb rotten feibeneu Strängen gragment.

SKr. 19**.

tfubttrig ber ©der fteßt bem ®rafen ^tttyp öon@pon*


$aifer
fjeim,@ol)u be$ ®rafen §emridj Don ©ponfyeim, bie burdj feine ($e*
burt öon einem „£)ienfto)ei&e" gefdjmäterte abttge SQBürbc unb greifet
nneber Ijer. —
Nürnberg, 1331, 2tynl 23 x .

Wir Ludowig, von gots genaden Romischer cheyser, ze


allen ziten merer des richs, veriehen offenleich an disem brief,
daz wir dem edlen mann Phillippen grafen von Spanheim,
graf Heinrichen sun von Spanheim, die besundern genad ge-
tan haben und auch tun mit disem brief von unsern cheyser-
lichem gewalt, wan er von seiner m&ter Chunigunden von
Bonlant, einem dinstweybe, geboren ist, und daz in ettwie
vil geindert hat an der vreyheit und wirde, die er von sei-
nen vordem, grafen von Spanheim, gehabt hat und auch hat,
und geben im wider alle die vreyheit, ere und reht, die alle
sein vordem gehabt habent, von unserm cheyserlichem gewalt
mit disem brief. Und dar über ze urchunde geben wir im
disen brief versigelten mit unserm cheyserlichem insigel, der
geben ist ze Nurnberch an sand Georgen tag, da man zalt
von Christes geburd druitzehenhundert jar, dar nach in dem

1
©öljmet erlieft ba« a. a. £)., 9*r. 3308, aufgeführte föegejt öott bem
bamaHgen Hrdjto = 2>irector griebemann ju Sbftetn. Sie ungenau baffelbe ifi,
erljettt au« bem mitgeteilten £e;t ber Urfunbe, beten Seljmann, a. a. £).,
@. 92 u. f., aus ber genannten OueUe (Srtualjnung tljut.

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ein und dreizzigsten jar, in dem sibentzehenden jar unsers


richs und in dem vierden des cheysertums.
DrtginaWßcrQament. SttajeftätSfieget mit ©ecretfiegel au rotfjen
feibeuen ©träugeu jerbrödeft.

5Kr. 20**.

$aifer gnbtoig bcr Saicr befielt bcu ©efifcern bcr £eljngüter,


tucldje ©raf Wtipp »Ott ©ponfjcim, genannt öon SJofanben, üor iljni

erflagt t)abe, biefetben üon bcm ©rafcn ju 8e!jn ju nehmen, unb er-
mäd)tigt tiefen, gegen bte SBiberttußigen mit ©etoaft toorjugeljen, be=
äiefyentlid), bte Sefjngüter an Slnbere ju beriefen. — Rotenburg, 1333,
3»al 15 K

Wir Ludowig, von gotes genaden Romischer keyser, ze


allen ziten merer des richs, vergehen offenlich an disem brief.
Wan der edel man Philippe grefe ze Spanheim, den man
nenet von Bolanden, unser lieber getruwer, sfimlich lehen,
daz er si lihen sol, vor uns und unserm hofgeriht erclagt
hat, die er von unserm hofgeriht und
als die brief sagent,
ouch von unserm anherren und vorvarn kunig Rudolf dar über
hat, gebieten wir allen den, die die lehen inne habent, ve-
sticlich bi unsern hulden, daz sis von im enphahen und gen
im tun, daz ein man durch reht gen sinemherren von sinem
lehen tön sol. Teten si des niht, so mosten wir im mit dem
rehten beholfen sin und geben im dar zu gewalt, wenne er
es ouch mit dem rehten vor uns behebet hat, weihe die le-
hen niht enphahen wellent, daz er die dar zu twingen mag
und angriffen an Hb und an gut, und ouch die lehen furbas
lihen mag andern ob er wil, und wer in dez irret, der tut
swerlich wider uns. Dar über ze urkund geben wir im di*
sen brief versigelten mit unserm keyserlichen insigel, der ge-
ben ist ze Rotenburg an samzstag nach dem Uffert tag, da
man zalt von Cristes geburt druzehenhundert jar, dar nach
in dem drui und drizzigesten jar in dem nunzehenden jar
,

unsers richs und in dem sehsten des keysertumes.


Original Pergament. aflajeftötsfiegel mit ©ecrctfiegel an ge=
flod)tenen grünen unb rotten feibeuen Strängen gragment.

Mr. 21.

Saifer Subtoig ber SJaier tfjetft bem ©rafen ©ottfrieb üou <Sa\)\\*

1
Sludj bieje Urhmbe erttciljnt Seljmann, a. o. D.; @, 94, uadj bcr an-
gezogenen Duette.

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Saftcnbar,bem 25M(f)e(m öon JSraunS&erg, bem©erfad) toon 3fen6uvg


unb bcm Burggrafen tum 9?^eined mit, ba§ ©erfadj §crr ju 8tm*
bürg U)nt feine SWec^te auf bie 3>»ben gu 8tmbttrg, tocfd&e iljm $u
$fanb gegeben toorben feien, nacfjgennefen Ijabe, unb verbietet iljuen,
biefen in bein ©efifce berfelben 3U ftörett.
l
— 3m ?ager bei ftefljeim,
1336, 3uli 20 .

Wir Ludowig, vongotes genaden Römischer keiser,


ze allen Zeiten merer des riches, enbieten den edeln man-
nen graf Gßtfriden von Valende, Wilbalm von Brawnsberg,
Gerlachen von Eysenburg und . dem burggraven von Ein-
.

egg, unsern und des riches liben getrewen unser huld und ,

alles gut. Wir lazzen iueh wizzen, daz der edele man Ger-
lach von Liemburg beweiset und für bracht hat mit guten
briefen, di sinen vordem und im geben sind von den durch-
lauchtigen kunig Rudolfen und kunig Adolfen unsern vorva-
ren an dem riche, daz di Juden ze Liemburg sein phant sind
zu einem burchsezz ze Kalsmont, alz lang bis daz wir oder
unser nachkomen an dem riche si von in erledigen und er-
lösen gar und gentzlich umb vierhundert marck Silbers, und
daz haben keiser Hainrich selig und wir in bestetigt mit un-
sern offen briefen. Di brief all mit gantzen insigeln hat ge-
sehen der edel man graf Gerlach von Nassawe, unser über

1 Ä
3m3af)re 1336 fiel „3Rargaretlja (13.3uli) auf @am«tag; ber@am8*
tag nadj tiefem gejte, qu tueldjem unfere Urfunbe auSgefieflt nmrbe, ifi olfo ber
20. 3uti. 93ö^mer üerbanft bae 0. a. O. unter 9lx. 3032 mitgeteilte 9tege|r
wieberum beut bamaligen Slrdn'ü^irector grtebemaun in 3bfletn. SDieSmal |at
berfetbe tljm ba8 2)atum ber Urfunbe falfd) aufgelöfr, inbem er e$ auf ben 19.
3uli beflimmte. S)a« 3al)r ber 2to«fleüung iß au« „beut 22. 3aljre" nad) bcm
Sage ber Ärönung be« Äönig« (25. ftoüember 1314) unb „beut 9. 3*W
üom £age ber Äaifertofirbe (17. 3anuar 1328) ah leidjt auf ba8 3aljr 1336
ju befttmmen. 2Ba8 ben 3nl)alt ber Urfunbe anlangt, fo tjatte tfönig föubolf
üon §absburg mittetjl Urfunbe üom 5. 2Kai 1287 (Sööljmer, R. L, föubotf,
ftr. 925) ben ©rafen ©erlad) I. üon 3fenburg = Limburg jum ©urgmamt ber
töetdjSburg ftatemunb bei SBefclar angenommen, iljm bafür 300 Sftarf ©über
ücrforodjen unb bis &u bereu 3°W« n 9 i*) m Dic 3taben 5« Simburg üerpfänbet.
ÜDiefe ^ßfonbfcftaft tjatte $önig Slbolf üon Sftaffau bem ©rafen 3oljanu üon
'

3fenburg«2imburg mit Urfunbe üom 23. gebruar 1298 (©ö^mer, R. L, t5Cbotfr


Wx. 392) betätigt, ba« 2Kanngett> gleichzeitig auf 400 2Rarf erljöfyenb. 2)ie
in ber üorliegenben Urfunbe angebogene öejiätigung biefer beiben ^fanbbriefe burd)
äönig ©einriß VII. i(l mir unbefannt geblieben. 2)ie ©eflätigung« * Urfunbe
äönig Subnrig« für ben ©rafen ©erlatfy II. üon 3fenburg=2imburg ifl ücm 15.
üWörj 1324 (©bunter, R. I., Subttrig ber ©aier, Wr. 702). Unter bem 30.
2Rai 1336 Ijatte nun Saifer Subroig ber SBaier ben ©rafen ©ottf rieb üou^alm,
©eriad) IL üon 3fenburg * m^renfel« , SBilf)etm I. (oou ©raunöberg) ju 2Meb
unb bem ©urggrafen 3oljaun ^u üt^etneef für 6000 $funb fetter, bte er ben-
felben für geteiftete 2)ienfte fdjulbete, bi« jur 3 a ^ uu 9 twf« ©nmme bie $älfte
ber Suben gu Limburg üerft^rieben (©ö^mer, a. a. D., 9ir. 3030). 2)er ^ßrotejr
be« ©rafen ©erlad^ II. üon 3feubnrg Limburg gegen biefe in feine üerbrieften
fötfyt eingreifeube neue 93erpfänbung nötigte bem ßaifer HS ^ier mitgeteilte
©^reiben ah.

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110

swager, als er uns gesagt hat bei seiner warheit, und ob ir


wellend, so m&gend ir ew di selben brief auch heizzen zaigen,
wan wir auch ir abgeschrift von wort ze wort gesehen ha-
ben und auch gelesen. Da vonbechennen wir, ob dem also
ist, daz wir ew dann auf den vorgeschriben Juden ze Lim-
burg mit recht nichtz verschafen noch verschriben solten noch
mochten, und wellen, daz ir den obgenanten Gerlach von Lim-
burg an den selben Juden furbas mit cheinen Sachen irrent,
hindernt noch beswerent. Datum in castris prope Kelheim,
die sabbati post Margarete, regni nostri anno vicesimo se-
cundo, imperii vero nono.
Original »Pergament, ©ecretfieget , auf ber JKüdfette ber Ur*
funbe aufgebrüdt, bis auf toemge gragmente abgefallen.

S»r. 22*.

Äaifer ßubtoig ber ©aier überträgt auf Sitten be$ GrrjbifdjofS


§emrid) III. Don SÜlainj bem Sfofter Sberbad) ba$ ^ßatrouat ber
<ßfarrftrd)e ju Siebrid).— granffurt, 1339, gttärj 20.

Ludovicus, dei gratia Eomanorum imperator semper au-


gustus, universis sacri Romani imperii fidelibus präsentes li-
teras inspecturis gratiam suam et omne bonum. Serenita-
tem serenant augustalem atque magnitudinem magnificant im-
peratorig majestatis beneficia, quae religiosis personis et ip-
sarum locis divino cultui deputatis recta mentis intentione,
munifica deyotione, largitate manuum et hilaritate cordium
impenduntur. Cum enim omnis gloria sive potentia princi-
patus in subditorum suorum consistat solidata fortuna, expe-
diens arbitramur, ut simus subditis precipue religiosis in
gratiis liberales. Proinde noverit omnis prgsens aetas et fu-
turi temporis successiva posteritas, quod nos sinceram devo-
cionem religiosorum virorum abbatis et conventus monasterii
in Erbach Cisterciensis ordinis diocesis Moguntinensis , qua
sub religionis spetie regi regum humiliter militantes pro no-
bis orationes frequenter effundunt, pie nostrg mentis oculis
gratiosius intuentes, inhärentes etiam inclitg recordationis
divorum imperatorum et regum Romanorum predecessorum
nostrorum vestigiis, qui monasteria suis construxerunt opibus
et constructa liberaliter confovebant, precibus et venerabilis
Heinrici Mogunting sedis archiepiscopi, principis nostri dilecti,
in hac parte gratiosius inclinati, prgfatis abbati et conventui
jus patronatus ecclesig in Bibrach, oppidi nostri, Constantien-
sis diocesis, quod nobis et sacro Romano imperio ut vero
patrono pertinet et pertinuit ab antiquo, ad mensam et usum
eorum, quantum in nobis est, donamus et de plenitudine im-

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111

peratoriae potestatis in eos transferimus pleno jure ac ipsum


eisdem appropriamus cum quibuslibet suis honoribus, redditi-
bus, juribus et proventibus tenendum, habendum et perpetuo
possidendum, vobis et singulis sub Romani imperii limitibus
constitutis mandantes et districtius injungentes, ne quis vestrum
ipsos super eodem jure patronatus ac ecclesia prgfata occa-
sione, causa vel lite quacunque qu§sitis quovisniodo perturbet,
impediat yel molestet, sicut nostr§ majestatis indignationem
cupitis evitare nostramque ^gratiam cönservare. In cujus rei
testimonium präsentes conscriptas nostr§ majestatis sigillo jus-
simus communiri. Datum in oppido nostro Franckenfurdt,
vicesima die mensis Martii, indictione sexta, anno domini
millesimo trecentesimo tricesimonono, regni nostri anno vice-
simoquinto, imperii vero duodecimo ! .
3n einem £)rigina(=a3ibimu$ Saifer Sari« V. w>m 8. gebruar
1521.

5Kr. 23*.
Sönig Qoljann Don Söhnen confcntirt ju ber bon Satfer Kub»
»ig bem ©ater gct^ättgtcn SSereignung be$ '»ßatrcmatS ber ^farrftrdje
gu SBtebrid) an ba$ Softer (Sberbad). —
©dpbt, 1339, 2Rai 3.
Nos Joannes Dei gratia Boemig rex, Lucemburgensis
comes, ad universorum et singulorum praesentium et futuro-
rum noticiam deducimus per praesentes, quod, cum Serenissi-
mus dominus noster, dominus Ludovicus Romanorum impe-
rator semper augustus jus patronatus ecclesiae parochialis
in Bibrach, Constantiensis diocesis, quod ad praefatum domi-
num imperatorem seu ad imperium dinoscitur pertinere, do-
naverit, appropriaverit et cum juribus suis omnibus transtu-
lerit in religiosos viros abbatem et conventum monasterii in
Erbach ordinis Cisterciensis, Moguntinensis diocesis, perpetue
et irrevocabiliter possidendum. Et 2 nihilominus ipse dominus
imperator expresse consensit, quod praedicta parochialis eccle-
sia in Bibrach possit et valeat eidem monasterio in Erbach
cum juribus, redditibus et obventionibus suis universis uniri,
incorporari et annecti per episcopum ordinarium, cüi hoc de
jure competere dignoscitur, solennitate juris et forma debita
observata. Nos vero ad supplicationem eorundem religioso-
rum virorum abbatis et conventus monasterii in Erbach do-
1
3d) Ijabe bie ©djretbmeifen be8 ae, e unb gefdjroanäten e uttb be8 t unb
c , bic in ber Urfunbe fettfam tmflfttrfidj abroecfyfetn ,
genau beibehalten. 2>er
3eit SubroigS entfyredjenb luäre e8, für ae unb e, ein einfache« e gu fefcen.
offenbar baß 'quod, cum . . .' be8 üor*
2
@o! 2>er ©Treiber tjat Ijier
Ijergdjenben @afee« oergeffen unb fäljrt, bie (Sonjtruction öertaffenb, mit einem
neuen @afce fort.

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112

nacioni, appropriacioni et translationi juris patronatus factae


et nihilominus unioni, incorporationi et annectioni de pr§fata
ecclesia factae vel faciendae suprascriptis consentimus, et
quantum in nobis est , nostrum consensum adhibemus volun-
tarium et expressum ipsaque omnia et singula supradicta ra-
tificamus et praesentibus approbamus. In cujus rei testimo-
nium sigillum nostrum praesentibus duximus apponendum.
Datum Eystett, anno domini millesimo trecentesimo tricesimo
1
nono, in die inventionis sanctae crucis .

3?n einem OriginaI-S5ibttnu6 Saifcr Sartö V. üom 8. Februar


1521.

9?r. 24.

Äaifer Subttrigber S3atcr üerfprtc^t bem ©rafen 2lboff üon


9iaffau, @ot)tt be$©rafen ©erfad), für bie geleiftcten treuen SMenfte
4000 $fmib §>cfler uub t>crfrf)rcibt i^m bis $ur Bafjhtng M*ft*
(Summe auf beu £oil ju SBadjarad), auf toeldjeu er bem ©rafen für
eine frühere ©djulb bereite 1 Stuntofcit t>erfd)rieben !jabe, nod) 1
großen Sturnofen. —
granffurt, 1341, Qunt 15 .
2

Wir Ludewig, von gots genadin Romischer keiser, ze


allin ziten merer des riches, tön kunt offinlichin mit diesem
brief, daz wir dem ediln manne Adolfen, graf Gerlachis van
Nazzaw sün, unserm üben getruwen, durch der danchberne
dienst willin, die er uns und dem riche getan hat und noch
tun sol und mag, und ouch durch besunderer genad und
fruintschaft, die wir zu iem habin, verschaffet und geben
habin uf dem zolle ze Bacherach uf einem grozzen tournos
zu dem turnos, den wir im vor dar uf verschriben habin,
vier tusent pfunt haller, also daz er zehant an die seibin
zwen turnos stan sol und die bad einnemen und inne ha-
ben als lang, biz daz er der vorgenantin vier tusent pfönt
baller an dem seibin zolle zu anderm gelt, daz wir iem vor
uf einin turnos verschaffet und verschriben han, gentzlichin
ane allin gebrestin gericht und gewert wirt, und gebiten al-
lin unsern fursten, geistlichen oder wertlichen, grafen, freyn,
dienstmannen und andern, zwie si genant sin, daz si in an

1
2lud) iu btefer Urfunbe Ijabe idj bic tmttfürttd) abwedjfelnben 3djreib«
weifen be« ae uttb gefdpDfingten e unb be« t unb c genau beibehalten.
2
2>a« üon Böhmer, a. a. £)., unter 9lx. 2172 aufgenommene, ifjm au«
3bfietn a&fdjtiftlid) mitgeteilte föcgefl ift lu'nfictytidj feine« Snljalt« unb feiner
gaffung gleidj mangelhaft. 3«* Beurteilung meiner Behauptung laffe id) bie
Urfunbe im Sortlaute folgen. 2>er f)ier genannte ©raf ©erfad) üon föaffau
ift ber ©oljn Äönig $bolf« üon ftaffau. ©raf Slbolf, bemnad) ein @n!el be«
Königs, ift ber ©tammüater ber ^affau*2öie«babener Sinie.

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m
dem seibin zolle, als wir im den verschriben habin, nicfct
hindern noch irrin mit dheinin sachin. Besunder wollin wir,
daz si im durch unsern willen dar zu bebolfen sin und in
fordern als verre si mügin, daz er dar aniht geirret werde.
Wolt in abir ieman dar ubir an disme seibin zolle irrin, der
sol wizzen, daz er swerlich wider nnse huld tat und in unse
ungenade dar um viele. Und dar ubir ze urkund gebin wir
disen brief versigelten mit unsem keiserlichen ingesigel, der
gebin ist ze Franchenford an sand Viti tag, nach Christus
geburt druizehen hundert jar und in dem ainen und vierzig-
stem jar, in dem syben und zweinzigstem jar unsers riches
und in dem vierzehenden unsers keisertüms.
©tetd)jettige @opie in bem (Sopiaflmdje be8 ®rafen ©ertad) mm
Stoffau, be$ ©oljne* $8nig Slbotfö oon 5»affau.

5Kr. 25.

Äatfer ßubtoig4er SÖakv toerfdjreibt bcm ©rafen Slbolf Dort


5ßaffau bie 2 Surnofen, toe(d)e biefer Don bcm 3otte ju S3ad)arad)
ergebe, für 1000 ^funb geller, bte er bemfelben für geteiftete ÜDtenfte
fdjutbtg geworben fei, auf fernere 3eit, bis anty biefe Summe gejagt
fein »erbe. — 2Äergentfjeim, 1343, 3funi 5 \

Wir Ludewig, von gots genadin Romischer keiser, ze

1
©ejfigttd) be« Bei ©itfjmer, a. o. D., 9fr. 2327 gebtudtra, i§m aber*
mal« auö Sbftcin mitgeteilten föegefi« fann id) mein in tfnmerfung
abfdjriftttd)
ju 9ftr. 24 gefällte« ttrfyeü nur wieberljolen unb öerweife ju meiner 8fcd)tferti»
gung anf ben folgerten £e$t ber Urfunbe. ©öljmer fügt a. a. O. bem föegeft
jjmjn: „3)a$ Saturn „an ©t. ©onifacii tag" bejie^e idj bieSmat auf ben mat-
terer, nidjt anf ben bifdjof ", unb fcfct bafjer bte Urfunbe anf ben 14. 2flail343.
Söamm ©öfymer bte&> tljut, fefje id} nidjt ein, glaube ütelmetyr „©ontfaeü Sag"
olnte wettern ßufafc immer als 5. 3uni auflöfen ju muffen. $ermutljlid) Ijat
Böljmer ju fetner annähme fidj butdj ben Umflanb führen laffen , bafj bte Ur-
funbe, bereu Äegef* er unter ber gteidj folgenben Kummer (SRr. 2328) mittljeUt,
öon Äaifer Subtoig ju 5flergentl)eim, unb jwar am 16. Sftat ausgefüllt worben
ift SReiner 2fafxdjt nadj tft aber biefer Umflanb ein jur »ö^mer'f^cn Sfanaljme
jteingenber nidjt. SOBenn Subttrig ber ©aier nadjttmsftd) am 30. Styrit in
SKündjen »eilte (Böhmer, a. a. D., *Rr. 2326) , am 16. 2Jtot in 2flergentljeim
(«öljmer, a. a. D. f SRr. 2328), am 17. 2Rai in Rotenburg (©öljmer, a. a. £).,
SRr. 3491), am 25. 2Rai in Nürnberg (©öljmer, a. a. D., 9fr. 2329), am
26. 2Rai in ©tnbsljeim (Ebljmer, a. a. £)., 9fr. 2330 unb 9fr. 2331), am
1. nnb 2. 3uni in ©ürjburg («öljmer, a. a. D., 9fr. 2332, 9fr. 2333, Mr.
2334 nnb Str. 3492), fo tonnte er am 5. 3uni fe^r gut bie ljier in Hebe fte»
Ijenbe Urfunbe gn SRergentljetm auf feinem 3uge öon Söürjburg nad) Nürnberg
ausfleugt nnb in lefeterer @tabt am 7. 3unt ein (Sbict an feine Sanbbögte er-
laffen unb eine ©fifne jttrifdjen (grgbif^of $einri<fc III. oon SWainj unb beffen
©egaem fc^Ue^en (©ö^mer, a. a. D., 9tr. 2335 unb 9fcr. 2336), bte Entfer-
nungen jtoiffyn Söürjburg unb 93tergent^etm etnerfett«, anbererfett« SWergent^etm
nnb ^lürnberg betragen c. 45 be&teljentüd) c 105 Ätfometer , waren alfo in

XYL 8

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114

allin merer dez riches, bekennen offinlich mit disera


ziten
brief, daz wir dem ediln manne Adolfen grafen zu Nazzauwe,
nnserm Üben getruwen, umb die dienst, die er uns und dem
riche lang zit her truwelich getan hat und noch furbaz ge-
tün sol, schuldig wordin sin und gelten sollen tausent pfunt
haller. Und di seibin tusent pffint verschaffen wir im und
sinen erbin uf den zwayn turnosen, die si jeizo ze Bacherach
nemend, also daz si di seibin zwen turnos inne habin und
in nemen sullen ane alle irrunge und hindernisse als lang,
biz daz si der vorgenantin tusent pfunt haller da von gericht
und gewert werdent gar und gentzlichen. Und dez zu eim
Urkunde gebin wir disen brfiefj versigelt mit unsme keyser-
lichen ingesigel, der gebin ist ze Mergentheim, an sant Bo-
nefacii dag, nach Christus geburt druzehen hundert jar dar
nach in dem drey und veirzigstem jar, in dem naewn und
zweinzigstem jar unsers riches und in dem sechzehenden des
keysertums.
©lei^jcttige Sopte in bem Soptatbudje be$ ©rafcn ©er(ad) üon
9taffau, be« ©oljneS Sönig 2lbolf$ üon 5Tiaffau.

5Wr. 26*.

Saifer Subtütg bcr JBaterbem SRaugrafen SRupredjt,


geftattet

feine «eibeigenen, tooimmer pfalburger leben mögen, ju*


btefefben a($

rü<fjuforbern unb gegen bie SBiberaitttgen ©etoalt ju gebrauten. —


granffurt, 1344 \ 5Koüember 17.

Wir Ludowig, von gotes gnaden Romischer cheiser, ze


allen ziten merer des riches, bechennen offenlichen mit disem
brief, das wir dem edeln mann Ruprecht dem ruhgrefen gun-
net und erlaubt haben, das er sein aigen lute, in weihen
steten si pfalburger wern oder sein, wider vordem sol und
mag, und welhi seiner aigem lute von seiner vorderung wegen
purger reht niht uf geben wolten und hinder in widervarn,
das er die an leib und an gut und mit allen Sachen dar zu
nöten und drengen mfig und sulle, und sol dar an niht ge-
frevelt haben noch getan in dhein weis wider uns und das
reich noch an ieman anders, wan wir mit der kurfursten rat
die pfalburger abgenomen haben und erlaubt, welhi aigen

eöentuefl je 3 Stoßen redjt gut jurüctjulegen. @onadj Ijatte td& bie ©öljmer'fdje
Annahme für eine burd) äufcere Umftänbe nidjt gebotene unb teineswegö begrün*
1
bete unb weife alfo, ba« 3)atum 'an s. Bonefacii dag oljne jeben weitem

3ufafe wie gewö&nlid) auflöfenb, bie Urfunbe bem 5. 3uni 1343 ju.
1
Utodj bem, wo« id) in 2famertung ju 9fr. 21 über bie ©eredjnung ber
töegierungSialjrefiubttHg« be« «aiern gefagttyabe, ergiebt fid) au« ben bejüglt^cn
Angaben ber Urfunbe \>ai 3a$r 1344.

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115

lute des wider wern, das die ir herren dar zu n8ten mugeu,
das si zu in widervarn. Geben ze Franchenfurt, an mitwo-
chen nach Martini, in dem drizzigistem jar unsere reiches
und in dem sibenzehendem des keysertumes.
Originals Pergament, ©ecretfieget an ^ßergantcntftrcifcn tooljl
erhalten.

ftr. 27.

Saifer ßubtüig ber Saier tljeUt feinem Sanbüogt in ber Sßetterau,

bem ©rafen SBalrain bon ©ponljeim, nnb bern 9?atlj ber ©tabt
granffurt mit, ba§ er ba$ graueuflofter £ljron in feinen befonbern
@ct|ufe genommen fyabe, nnb beauftragt fie, biefen @d)ufe in feinem
tarnen ben Äfofterfrauen ftet« angebeifjen ju (äffen, »obei iljnen im
gaüe ber Sftotl) bie ©täbte ©einkaufen, Sßefclar unb griebberg §ülfe
leiften würben
1
. —grauffurt, 1346, Wdxi 12.

Wir Ludowig, von gotes genaden Römischer keiser, ze


allen ziten merer des reichs, enbieten dem edeln manne graf
Walramen von Spanheim, nnserm lantvogt in der Wetrey,
oder swer nach im da selben lantvogt wirt, und den wisen
luten . .den burgermeistern den schepfen und
, . . den . .

burgern gemeinlichen ze Franchenfurt, unsern lieben getrewn,


unser huld und alles gut. Wir lazzen iueh wizzen, daz wir
die ersamen geistlichen frawen die abbtissin und den
. .

convent des closters ze Trone, unser lieb diemfitigen, mit ir


lute und gut in unsern besundern schirme, genade und Sicher-
heit genomen haben und nemen auch mit disem brief also,
daz wir wellen, daz sie, ir lute und gut, swie die genant,
oder swo si gelegen sind, nieman, er sei edel und unedel,
an reht mit dheinen Sachen laidig noch beswar. Da von
wellen und gebieten wir ev allen gemeinlichen und ewer
ieglichem besunder vestielich und ernstlichen bei unsern und
des reichs hulden, und manen iueh der trewn, der ir uns und
dem reiche gebunden seit, das ir die selben closterfrawen
mit ir lute und gut von unsern und reichs wegen gen aller-
menclich schirmt, schürt und niht gestatt, daz si ieman an
reht leidig noch beschedige in dhain weis. Und war, das ir
darzü hilf bedörft, so haben wir den burgermeistern,
. . . .

den schepfen und den burgern gemeinlichen ze Geyln-


. .

husen, Wepflarn vnd Fridberg ernstlich enpfolhen und ge-


boten, das si ev darzu beholfen sullen sein, swenn ir si des

1
3n bem oon SBöljmer, a. a. ©., SRr. 2483, gebrachten, iljm abfdjriftftdj
au« Sbftein mitgeteilten föegefte, benufet oon Sefjmann, o. a. D., @. 196,
fefjlt eine meine« (gradjten« wichtige ©efttmmung beä Äaifer«. 3$ tljetle ba^cr
bie Urfunbe Ijier mit.

8*

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m
enaanent Geben ze Franchenfürt, an saut Gregorien tag, In
dem zwei und dreizzigstenjar unsere richs und in dem neun-
tzehenden des keisertüms, anno domini millesimo CCCXLVL
Original * Pergament Sieget ab.

3lx. 28**.

fiaifcr Subtoig ber SBater freftimmt auf Sitten ©erfodjs £>errn


gu 8im6urg, bag bie Bürger ber ©tabt Limburg nur üor bem faifer*
Udjen ©ertöte ju gfrmiffurt berftagt »erben bürfen,unb befreit bie*
fetben öon attem £oü jit)ifd)cn Simburg unb üftatnj unb ben wer
©täbten granffurt, 2Be$for, griebberg unb ©einkaufen in ber SSJet-
terau. —granffurt, 1346, Sluguft 26 \

Wir Lodewig, von gots genaden Römischer keyser, zu


allen czijden merer des ryches^ bekennen und dun kunt uf-
fenlichen myt dysem bryffe, daz wir den burgern gemeyn-
lichin und der stad zu Lympburg durch flyssezige bede des
edeln mannes Gerlachis hern zu Lympburg und durch der
dynste wyllen, dye er uns und dem ryche byss her gethan
bat und auch noch thun mag, und durch besunder gonste,
djye wir zu den burgern und der stad zu Lympburg haben,
dye genade und frybeyt von unserm keyserlichen gewalt ge-
than haben, daz wir wallen, daz dye selben burger gemeyn-
liebin und besunder nyeman fordern noch laden mag noch
sal umb keynerleye sache adder bräche, dye yemant zu yne
zu fordern adder zu sprechen hette, vor uns noch vor unser
gerichte noch vor keyne ander gerichte, dan vor unsern schult-
heyssen zu Frangkenfurd, also, were yne icht zu sprechen
habe, daz der zu Frangkenfurd von yne rechte nemen sal,
wye dye scheffen da orteylent, zu glycher wyse als von des
rijches burgern da selbes, ess weren dan so gethan sache,
dye uns und daz rijche ane rurten und gyengen, und auch
abe sye den clegern rechte vierezehen und ussgeve walden.
Auch thun wir den vorgenanten burgern und der stad zu
1
Sftefe auf ©itfert ©erlad)« III. oon 3feniurg«2imburg gegebene Urfanbe
ijt meine« SöiffenS nur meljr in bem mir oorUegenbeu, im Staats *2lrd)toe ju
Sbflcin beruljenben (Sopiar ber @tobt Limburg erhalten, einer $ergamcnt*$anb5
fdjrift be« 14. 3aIjrljunbertS mit üftadjträgen mm üerfdjiebenen §änben be$ 15.,
16. unb 17. 3al)rijunbert« f Waä) einer Sfcotn in Act. Acad. Theod. Palatin.
III, @. 2a, toorauf gifdjer , a. q. D., @. 183, $e$ug nimmt, fd)eint freiließ
gegen (Snbe be« öortgen ^aljrljttnbert« nodj t>aQ Original biefe« grci^citöbricfcö
im ©tabtardjioe ju Limburg aufbewahrt worben &u fein; bie Utotij lautet: In
tabulario oppidi (sei. Limburgii) servatur Privilegium Ludovici IV.
imp. vernacule scriptum, quod civibus datum est Prancofurti die Sat
post S. Barthol. an. 1346, rogante viro nobili Gerlaco domino in
Limpurg.

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117

Lympburg dy besunder genade, daz sy vor den herren von


Lympburg, wer dan herre ist, von keynerleye schulte adder
geldes wegen, daz er ymant schuldig ist adder gelden sal,
gemeynliche adder besunder, nicht phante noch pfantber syne
sallen: were sye dar obir myt pfandenuge vor yne angryffe
und bekammert, der ist dar umb in unser und des rijches
grasse ungenade kommen und gefallen. Wir thun yne auch
von besundern genaden und gonste von unserm keyserlichen
gewalt dye genade, daz sy tzuschin Lympburg und Mencze
und tzuschin den fyere steden in der Wetroye, Frangken-
furd, Weczflare, Frydeberg und Geylnhusen, czollefrye sin
sallen und magen, da tzuschin uff der selben strasssen unge-
czallet vor allermenlichis yrrunge varen und wandeln aen,
wo ess dye vorgenant fyere stete tryffet und anegeet. Und
des zu orkonde geben wir yne myt unserm keyserlichen in-
gesigel vorsegelten dysen bryffe, der gegeben ist zu Frangke-
furd, an samsstag noch sancte Bartholomeus dage, noch Gristus
geburte druczehenhandert jare, dar noch in dem sesse und
fyerczigisten jare, in dem czweye vnd dryssczigisten jare
unsere rijches und in dem nuneczehenden des keysertüms.
ßopte be$ 15. 3al)rl)unbert$ in bem (Soptar bcr ©tabt ßimburg.

II. töegefteiu
1347—1365.
9ir. 1*.

1
1347. 9?oücmber 5. [Nürnberg] . ßönigßarf IV. beteljttt

3utta, bie SKMtttoe be« ©rafen ©erwarb mm ©tej, auf tyre


Sitte mit ben föetd)« * &Jjngtiteru , metdje bcrcn wrftorbener
©atte tfjr afö SBtttfjum, Sßorgengabe unb 933tberfage bcr mit*
gebrauten Sluöfteucr öerfdjrteben l)atte.

G. an montag vor s. Merteins tag 1347, in dem an-


dern jare unserr reyche.
Ortginat^ergament. 9flajeftät8[ieget an geflogenen rotten
unb grünen (eibenen Strängen Fragment.

5Kr. 2**.

1347. ÜDecember 8. ©cfjornborf. ®ömg Sari IV. fäenft


1
3n bev Uttunbe i# ein SluSßeu'ungSort nic^t angegeben. $u$ ben Don
$u&er, R. L, Sari IV., nnter Wt. 384a ftt« gr^ r 467 mitgeteilten «elften .

geljt Ijeruor, baß flönig $arl IV. Dom 31. Dctober br8 3. ©ecember 1347 in

tHtatbetg »eilte. $t*r wirb alfo audj bie üorliegenbe Urfunbe ansgefiettt kor-
ben fein.

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bem ©rofcn (Johann Don Stoff au, genannt Don ÜÄerenberg,


in Slnerfennung ber getrifteten treuen ©ienffe 4000 ?funb
gellerunb Derft^retbt Ujm bis jur 3 a #un 9 M*fc* ©umtue
bteüon ber 9faid)$ftabt ©efctar ju entridjtenbe ©teuer.
G. zu Schorndorf^ 1347, an sonabinde nach s. Nyclas
dage, in dem andern jare unsere riches.
,
(tojne be$ 15. 3>aljrljunbert8 in einem 9?affau*2Beilburg s
ft^en ßopiar, betitelt „Ueberrljeinifd)e$ ©aalsSopialbud) oon
allerfjanb brieflichen £)ocumenten" \

5Rr. 3.
^
1347. SD ece mb e r
1 7. ßol m a r. Sönig Sari IV. befielt bem
<Sd)uIt{jei§ unb bem 9?atl) ber 9tetd)«ftabt SBefclar, wm ber
gu entricfjtenben" Steuer bem ®rafen Sodann üon Sftaffau 400
©ulben unb beffert 25etter, bem ©rafen Otto wm 5»affau 320
2
©ulben jäbrtidj bis auf »eitere« ju jaulen .

G. zu Colmar, den negsten montag vor s. Thomas


des h. zwölffbotten, in dem andern jähr unserer reiche.
9ttdjt beglaubigte 6opie au« ber gleiten f)älfte be$ 17.
3aljrf|unbert$ auf Rapier.

SWr. 4*.

1348. Januar 15. 9ft a i n }. Sönig Äarl IV. tibertragt bem


Slbte 9?icolau$ tarnen« be$ Älofter* Sberbad) ba$ ^atronat
ber ?farrfird)e ju SBiebrid).
D. Magunti§, a. d. 1348, indictione prima, deeimo
oetavo kal. Februarii, regnorum nostrorum anno se-
eundo.
$n einem £)riginol*33tbimu$ $aifer tarte V. Dom 8. ge*
bruar 1521.
1
©ebrueft finbet ftd) bte Urfirabe in „Kn 31jro föom. Äa^ferlttfic 3Jto*
jepät afleruntertlja'nigfle« SRemoriale mit betgefügter facti specie unb grünb*
ltdjer ©ebuetton ber bem ©odjffirftf. $auß Reffen * ^armftobt Bei) unb in
ber Äatferl. föeid)« * (Stobt SBefelar $ufleljcnben . . . Regalien u. f. tt>." 1724.
plagen @. 10.
8
3)a« oon ©über, a. o. D., 9fr. 508, mitgeteilte föegefi ifi unöoflfffin-
big unb aud) in ©eaieljung auf ba« öorljergeljenbe (a. a. £)., 9fr. 507) unge*
nau, infofern äöntg Sari IV. in tefeterer Urfunbe bem ©rafen Otto öon 9toffau
für eine @d)ulb üon 3000 $funb fetter eine föente öon iäbrlidj 320 ©ulben
auf bte 9freid)«ftabt S&efclar bi« jum Sage ber äafjlung biefer @umme öcrfd&reibt,
in ber üorltegenben Urfunbe aber, tueldje Ulmenftcin, ©efdjidjte ber föetdjsftabt
SBefclar I, @. 634, Urt. VI, au«&ug«toeife richtig ttriebergiebt, bem föatlj öon
SBefelar nidjt nur
bte« notifteirt, fonbern jugleidj audj, baß an ben ©rafen 3o*
Ijann öon üftaffau ebenfo bi« auf wettere« öon ber 31t entrtdjtenben ©teuer iäljr*
lid) 400 ©ulben abjufüljren feien. 93ermutljlt<$ Ijaben wir bierin eine genauere
SBefrimmung ber bem ©rafen Sodann gegenüber in ber Urfunbe öom 8. 2)e*
cember beffelben Safjre« (ftebe II, 9fr. 2) übernommenen SSerpflidjtung ju er*
lennen. 2)a« 2lu«fiellung«iabr ber Urfunbe, ba« 2. be« Äönigtjjum« (11. 3utt
1346), ift mit $Rfi<fftd)t auf ba« $atum ba^ Safjr 1347.

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119

5Kr. 5*.

1 348. 3utt 26. «paff au. flönig ffari IV. beleljnt bcn ©rafen
9lboff ju SKaffauunb beffen (Srben männfidjer unb tüetbli^cr
Sinie mit bcm §mufe ©fcibcrg unb bcftätigt bie Seljnbriefe,
mefdje bcffcn ©ruber 3»ol)ann unb beffen ©attut, ©ertrub
grau Don 9Berenberg bemfefben über baS §au$ gegeben Ijaben.
G. zu Passawe, 1348, an dem nehesten samstage nach
s. Jacobes tage des h. zwölf botten, in dem 3. jare un-
serer riebe.
Driginal*<Pergament. SWajeftätSfiegef an geflogenen gelben
unb rotten feibenen Strängen jerbrödett.

5Kr. 6*.

1348. 3uli 26. äff au. ßönig Sari IV. ertaubt ben»rü*
<$

bern ©rafen 3Tboff unb 3ol)ann ju 9?affau, auf iljren ©ütern


Sftaffau, ©feuern unb £>aufenau brei ©tobte ju errieten
unb ju befeftigen, unb »erlebt biefeu brei@täbten atteföedjte,
®erid[)t, @tod unb ©algen, Saufmannfcfjaft unb fonftige gfrei*

Reiten, tocfdje bie benachbarten 9?eid)$ftäbte Ijaben.


G. zu Passawe, 1348, an dem nesten samstage nach
s. Jacobs tage des h. zwolfboten, in dem 3. jare unser
riche.
©teidjjeitige ßopie in bem Gfopiatbudje über bie ben ©rafen
Don 9?affau &on ÄaiferÄart IV. unb bem Surf ürften ©erlad)
üon OWainj erteilten <ßrtoi(egien.

SRr. 7*.

1349. gebruar 12. Ä8ln. Sönig ftari IV. getobt ben »rü-
bern ©rafen Slboff unb 3ol)atm juWaffau, toetdje üjm gegen
feine unb be$ SReidjS geinbe mit aßen itjren ©<f)föffern ju
SDienft fein foöen, üon feinet* unb be$ SReid)$ toegen
iljnen
nehmen, ju erfefeen.
allen ©cfyaben, ben fte babei
G. zu Colne, an dem nesten dunristage nach s.
Agathen dage des jares 1349 , in dem 3. jare unser
riche.
©teitfjjeitige Sopie in bem 9h\ 6 angeführten ßopiatbudje.

5»r. 8.

1349. 2Rai 15. 3m Cager bei Saftet, fiönig Sari IV.


benrfnnbet, baß fein ©djmiegertjater JRubotf *ßfaf$graf bei
JRfjeinunb $erjog in SBaiern auf feine Sitten 2 große £ur*
nofen an$ feinein 2lntf)eife an bem 3otte $u Saub bem @uno
l
üon SReiffenberg, resp. beffen Grrben für 5000 ©utben üon

1
SBetbenbadj tljetft in feinem Sfoffafce „2>te ©urg <£<mb ober ©ntenfet«

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120

gforenj, bte Sönig) bemfetben für getriftete ©ienfte


er (ber
fdjutbe, unb gelobt, biefe 2 STurnofen aor
üerpfäubet Ijabe,
bem fommenben ©eiljuad)t$fefte Don @uno mieber einjutöfen.
G. zu feld bei Castel, 1349, des nehsten freitags
noch s. Pancracien tag, im 3. jare unsirr reiche.
Origina(=*ßergament. SßajeftätSfiegel an ^ergamentftreifen
am 9?anbe unbebeutenb befd)äbtgt.

5Kr. 9*.

1349. ÜÄat 22. 3m 8ager toor (£(tü»(e. ftBtttg Sari IV.


toerf djreibt bem ©rafen ©erwarb tum ba§ biefer
$)iej bafür,
ftd) t>erpfltcf)tet, iljm innerhalb be$ ?anbe$ mit 10 ©otbaten
('zehen mannen mit helmen') unb feinen Surgen gegen
jeben 9?eidj$feinb beijufte^en, 3000 Heine ©utben, jal)t6ar in
gtoei Wattn, unb fidjert bemfetben bei mirftidjer ©ienftteiftung
für iljn unb feine Seute ©olb unb ©cfyabtoSljaftung ju.

G. ze velde für Eltvil, 1349, des nehisten vreitags


nach dem h. Auffart tag, im 3. jar unsirr reiche.
Originat^ergament. 3ttajeftät$ftegel an ^ßergamcntftreifen
befdjäbigt.

Sflr. 10*.

1349. 9D?at 25. 3m 8ager bor <§ftbttfe. SönigSarilV.


beftätigt bem ©rafen ©erwarb toon £)iej ben ©efifc be8 3°ß$
ju tirborf.
G. ze velde vor Eltvil, 1349, an dem nehsten montag
vor Pfingsten, in dem 3. jar unserer reiche.
£)rigina(*$ergament. äßaieftötöfieget an geflochtenen rotjjtn
unb gelben feibenen Strängen befdjäbigt.

5Kr. 11*
1349. 3uni 5. 9»atnj. Sönig Sari IV. toerfcfjreibt bem ©rafen
3ol)amt toon 9?affau, genannt t>on SJierenberg, ber ifjm ge*
teifteten treuen $)ienfte toegen auf SBtberruf bte $ubtn ber
@tabt SBefelar mit ben £)ienften unb Stbgaben, toetifte fte öon
9?ei<f)$ toegen ju feiften {jaben, baju t)on jebem Stoben ber
brei 9?eidj$ftäbte ©einkaufen, griebberg unb granffurt ben
fogenannten goftenen Pfennig, ben fte an ben Sönig ju ent=

unb bcr ^fat&grafenfiem" im IX. 93aube bcr „2(nnafen bc« SScrcin« fürUfaffam*
fd^e 2lttertf)wnstunbe unb ©cfdjidjt8forfd)ung", ®. 309 ba8 föegefl bcr Original*
Urfunbc infottjeit unridjrtg mit, at8 er bc« 3U5nig8 (gdjutb auf 500 ©ulben öon
gtoren* angtebt. 2>erfefbe Sfrrtljum tfl bann in ba« föegefl üftr. 951 bei $uber,
a. a. £)., übergegangen. 2)ic betreffenbe @teffe berllrfunbe tautet: für fuinf-
thusent gülden von Florentz, die da genge und gebe sein, die wir in
schuldig sein und geben haben für iren dienst etc.

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121

rtdjten berpfßdjtet finb ('uf ie dem Juden der dreier stete


unsern guldenn pfennig').
G. zu Mentz, 1349, an dem freitag in der pfingest-
wochen, im 3. jar unserr riche.
Driginal^ergoment. 2«ajcftätöfieflct an «ißergamentftreifett

jerbrtdWt

5Kr. 12*.
1349. 3utu 20. granffurt. Sörng Sari IV. bcftättgt bem
9lntomter*@tift ju 9?-ogborf bei ftranffurt ba$ tranSfumürte
«ßrtoHqjtom «önifl Stbred^ I. Dom 25. «pr« 1299, betreff

fenb bie 33ered>tigung, au« bem 9?etdjSf orfte ©reieid) toöc^eut«


1
lidj 3 guber ©rennfjotj $u Ijolen .

D. Frankenford, 1349, indictione secunda, XII.


a. d.
kal. Julii, regnorum nostrorum anno tercio.
Original* «Pergament. 9ttajeft5t$fieget an grüner feibener
©d)nur gragment,

Sßr. 13*.
2
1349. Stuguft 16 . Äöln. Äönig Sari IV. öerföreibt ber

1 Bergt oben I, 9frr. 12.


* 'unser frauwen tag' oljne »eitern 3ufafe
gehört ju ben nnbepimmten
Stoten. $aftau«, 3ö^rjeitbÄd| ber fceutftben be« SRtttelalter«, läßt @. 97 (ber
Ueberfefeung) bie grage, weldje« SKarienfefl bamit bejeidjnet »erbe, unbeant*
»ortet, tnbem er fidj barauf befdjränft, bie oon ben oerfcbiebenen ©ehrten
geftenb gemalten, ^tt»tfc^en ben gefhn Ataxia Berfünbigung (25. 2flärj) f SKartö
$ei*nfncfung (2. 3uli) unb SWariä ©eburt (8. September) fdjwanfenben Hu«
fcfjten mit ben be^üglid^en 93eleg(ietten an&ufübren, bejie^t bann aber @. 114
bie unllare ©ejeidmnng eines Sftarienfefte« benimmt auf ba« gefi SRariä #eim-
fndjuiig. 2)er alte 3™fewagel jlettt in feinem $anbbu<f) für angebeube Slrcbi*
öare u. f. »., <§. 248, bie tlnftdjten oon Jpaltau«, »eldjer ba« gefi ber $ehn-
fudntng SKariS, oon Safer, »eldjer HS gefi 3R<mä £id>tmeß (2. gebruar), unb
öoä $el»ig, »eldjer ba« gefi Wlanä §tmmelfabrt (15. Sluguft) barunter öer-
fkbtn »iff , jufammen , fcbeint aber Safer« Hnfidjt beijupfüdjten. Seibenbadj
giebt feinem Calendarium histor.- Christian, medii et novi aevi,
in
©. 192i>, bie eben angeführten Slnftdjten üon Jpaltau«, Safer unb #el»ig »ie*
ber, obne felbft $u ber einen ober anbern berfelben fta) ju betennen. 2)affe(be
finbe id) bei @djer$, Glossarium germanicum medii aevi etc. I, ©. 412,
in ber Angabe, bog unter bem in grage fiebenben 2lu8bru<fe balb ba« geft
SRarifi ©erfünbigung, balb ba« 2Rariä ^eimfudlung, balb ba« SKariä Sidjtmeß
öerftanben »erbe. Sa'brenb bei ©rotefenb, #anbbudj ber ^tpor. (Sljronofogie,
©. 99 auf »efa>n bie toerfdjtebenen mittelalterlichen tarnen für bie 2Ra-
u. ff.,
rienfefie gufammengeftettt finb
, biefer bodj öfter öorfommenben 33e&eid)nung gar
!eiue <Sr»äbnung gefdjiebt, beißt e« bei Srinfmeier, «ßraftifdöe« $anbbud) ber
bifior. (Sbronologie, @. 160: „grauentag, gra»entag. #el»ig »iberlegt $alt*
au«' SReinung, t>a%, »enn fein Sufafe babei, äftariä $eimfu<bung gemeint fei;
ebenfo Safer« Meinung, e« fei 3J?oriä Stcfjtmeg. SSabrf^einlidöer ip e«3Wariä
©iamelfabrt, weil biefe« ba« erffc große grauenfefi ip", »elcbe Hnftc^t er in
feinem Glossarium diplomaticum I, ©. 849 faft »örtlicb »ieberbolt. gaffen
»ir ba« ©efagte jufammen, fo erbettt, baß bie Stnftalten ber©elebrten bejiüaJufj
4
ber 2)eutung ber Seäeidjnung unser frauwen tag' 5»sf<ben ben geßenäWartä

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122

©räffa 2lbeff>etb, Otto« mm 9toffau ©emaljltn , unb bcrett


1

«tnbent 2000 <§d)ilbgu(ben.


G. zu Collin, 1349, an dem liebsten sontage nach
unser frauwen tage, nnsir ryche des Römischen im 4.
und des Behemischen im 3. jaren.
ßopie be$ 15. 3>a^r^unbcrt« in bcm SnüttePfdjen ßoptal*
bufy Tlegistratura documentorum de causis Nassovien-
sihus\

Sttr. 14*
1350. 9Kärj 20. $rag. Äönig Äari IV. erneuert unb be*
ftötigt bem Stftcrctcnfer = Softer SSotferobe bte etngerücfte Ur=

$i*tmeß, SWorifi Serfünbigung , SWarifi ©eimfu*ung, SWarifi ©immelfaljrt unb


SWariä ©eburt f*wanfen. 2Btr Ijaben alfo, um feftjufiellen, wel*e« biefer gefte
in unterer Urfunbe bejei*net fei, ju prüfen, ju weldjem berfelben, unter 3n*
gäbe ber £age bis $um barouf folgenben ©onntage ('an dem nehsten son-
tage nach u. fr. t.')\ auf ©runb ber fonfl befannten Urtunben Äbnig Äarl« IV.,
ber Slu«fieflung«ort Äofn paßt. $er ©onntag na* 2Rariff 2i*tmeß war im
3<*re 1349 ber 8. gebruar. Sin biefem £age weilte Äarl IV. in Ä5ln unb
fteflte bort mehrere Urfunben au« (©über, a. a. O., 9to. 848—855). Am
Sonntag na* ARariä* Serffinbignng beffelben 3af»re«, am 29. SRärj, war
8arl IV. in Speier, wie bur*fieben üon bort batirte Urlunben (©über, a.a.O.,
9lx. 897—903) bargetljan wirb. 2lm 5. 3uli, bem Sonntage na* SWarifi
©etmfu*ung 1349, erließ Äarl IV. öon granffurt au« ein S*retben an bie
©ürger üon Straßburg unb aller übrigen ;mm Sanbfrieben geljbrenben Stäbte,
worin er benfelben bie feiner Äammer großen €*aben jufügenbe Vertreibung
ber Suben frrenqflen« unterfagt (©über, a. a. £)., 9lx. 1061). S*on feit bem
9. Sluguft 1349 weilte Äarl IV. urfunblt* erwiefener Sütoßen (©über, a. a. O.,
9lx. 1108), üon Badjen fommenb, in Äöln, wofelbft er am 16. Buguft, bem
Sonntage na* SWarifi ©immelfaljrt, fünf Urfunben aufteilte (©über, a. a. O.,
9lx. 1126—1130), wfifcenb er am Sonntage na* üWarifi ©eburt beffelben
3aljre«, am 13. September, bereit« na* Speier jurüdgefeljrt war, wo er na*
2tu«wei« ber üon bort batirten Urfunben (©über, a. a. O., 9frr. 1141—1160)
üom 7. bi« 18. September üerblieb. Sona* fann mit föü<ffi*t auf ben 9fo«*
ftel!ung«ort Ä8ln in ber oorliegenben Urfunbe 'unser frauwen tag' nur
9flariä ?i*tmeß ober Wariä ©immelfaljrt be&ei*nen, unb ift bie Urfunbe folge*
ri*tig entweber bem 8. gebruar ober bem 16. Sfuguft 1349 amuweifen. $)ie
Urfunbe ift im 4. 3af)re ber SR5mif*en unb im 3.* 3<*re ber ©öimif*en Ä5*
nigswürbe Äarl« IV. au«geftellt. Äarl IV. würbe befanntli* am 11. 3ult
1346 bei följenfe &ttmÄ5nige erwählt unb jäblte bie anni regniRomani com
£age ber SBaljl, bte ber ©öljmif*en Äönigöfrone aber üom 26. Sluguft beffelben
Saljre« ab. SBäljrenb bem^ufolge fowoljt ber 8. gebruar, al« au* ber 16.
Shtguft 1349 in ba« 3. 3af)r be« ©öl)mif*en Äönigtt)um« fallen, fällt im ©i«
berfpru* mit bem S)atum ber Urfunbe ber 8. gebruar 1349 in ba« 3., ber
16. Bitguft bagegen in Uebereinftimmung mit ber Angabe ber Urfunbe in ba«
4. 3aljr ber föömif*en Äönig«wtirbe. 2lu« biefen meine« @ra*ten« jwingenben
©rünben löfe i* ba« ®atum unferer Urfunbe '1349 an dem nehsten son-
tage nach unser frauwen tage' al« 16. Buguft 1349 auf.
1
$ie bier genannte ©röfln 3lbelbeib f ©attin be« ©rafen Otto II. üon
Waffau'SMflenburg, ber gegen @nbe be« 3aljre« 1351 in einer ge^be gegen bie
©rüber ©ottfrieb unb SBilljelm üon SBalberborf fiel, war bie ©*wefter be«
©rafen ©einri* üon Vianben.

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123

funbe Äönig $einrid)$ VII. oom 2. Januar 1310 S worin


btefer baSßfofter in feinen befonberu @d)ufe nimmt unb bem*
fetben ben ©eftfe ber iljm üon ffönigHboIf üon üKaffau über*
ttriefenen 9fente oon jä^rtic^ 3 9Karf beftätigt.
D. Präge 1350 jubileo, indictione tereia, XIII.
a. d.
kal. Aprilis, regnorum nostrorum anno quarto.
3n SernljarbS Codex diplomaticus etc., 3tx. CXXVTL

5Kr. 15*.

1352. STpril 26. $r ag. ®önig ffartlV. geftattet bem©rafen


Slbotf dou baffem, bie 33urg unb @tabt SßieSbaben für @rj*
bifdjof Safbuin öon £rier unb beffen Itomcapitet gegen 3e=
bermann auger gegen iljn fetbft unb ba$ 9?eidj ju einem
Dffenfyaufe ;ju machen.
6. zu Präge, 1352, am dönristage nach b. Jorgin
tage, in dem 6. jar unser riche.
©teidjjeitige Sopie in bem SKr. 6 angeführten (Sopiafbudje.

Sflx. 16*.

1352. Dctober 3. $rag. ßöntg ffart IV. fefet bie3oö* unb


©efeit« abgaben im ©ebiete ber «rüber Slbotf ©raf gu
9?affau unb 3tol)ann ©raf ju SWaffau, ©erren tum Stterenberg,
toetdje er früher um feiner unb be$ 9?eid)$ üKotljburft ttntten
erl)öl)t l)atte, auf ben frühem ^Betrag herunter.
G. zu Präge, 1352, an der nesten mittewochin nach
s. Michels tage des h. ertzengils, im 7. jare unser
riche.
©teid)$eitige (Sopte in bem 9fr. 6 angeführten @opiatbud)e.

Sflv. 17*.

1353. 5Roüember 20. ©peier. fiönig Sari IV. geftattet


bem ©rafen Slbotf toon9?affau, jurSEitgung ber 16000 $funb
$efler, toefdje er bemfetben fdjufbig ju fein befennt, einen 3ott
öon 2 großen SEurnofen gu S3ad)arad) fo taug ju ergeben,
bis ber @rtö$ jener Summe gteidjfomme, unb gewährt il)m
gteicfyeitig ba§ SRedjt, biefen 3ofl i u öerfaufen unb ju öer*
pfänben.
G. Speyer, 1353, des nesten mittewochin nach s.
Elzebechten tage, in dem 18. 2 jare unser riche.
©teid^eitige ßopie in bem 9?r. 6 angeführten ßopiatbucfje.

1 201.
SBoljmer, R. L, ©einrt* VII. f
«Rr.
2
3n ber Utlunbe |eißt es, fic fei im 18. 3a!)re be« Äöntadjums ausge-
pellt. <§« ijl bie« offenbor ein 3rrtljmn be« @djreiber« ober ein ©djreibfeljler

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124

9?r. 18*.

1353. ©ecember 18. SWainj. Äbnig ßart IV. befielt bcm


ftfoftcr Grberbadj, Sßefcefo, Un @ol)n $eimnann$, genannt
Äamberger, üon ©teiberg in bie 3af)l feiner SBWndje aufju*
nehmen.
D. Moguncie, a. d. 1353 indictione sexta, XV.
, kal.
Januarii, regnorum nostrorum anno oetavo.
Original »Pergament, ©tegel ab.

9lr. 19*.

1353. SDecember 31. SönigftarilV. beftatigt bem


9ttatnj.
Softer gberbad) ba$ Sönig 9?uboff$
eingerüdte *ßrhrifegium
oott #ab$burg öom 3. ftoüember 1273, betreffenb 3eßfreiljeit
ju SBopparb unb SaiferStoertlj unb an allen anberen 9?eid)$*
3ottftötten am 8tt)ein, erneuert in ber tranSfumirten Urfunbe
ßöntg $einrid)S VII. üom 1. Wir* 1309.
D. Moguncie, a. d. 1354, indictione septima, II. kal.
Januarii, regnorum nostrorum anno oetavo 1.
Original^ Pergament. SKajeftätSfieget an geflochtenen
grünen unb rotten feibenen Strängen gragment.

5Rr. 20*

1353. ÜDecember 31. 3Kainj. ßönig Sari IV. erneuert unb


beftattgt beut Softer Grberbadj bie tranSfutntrten Urfunben

be« (Eopiften; benn bat 3al)r 1353 war nadj ben in Slnmerfung ju 9fcr. 13 Bei*
gebrachten ©aten jur 33eredjnung ber 3a!)re ber Betben Stönigrcidje Äart« IV.
nid^t ba« 18., fonbern ba« 8.
1
3>te Urhtnbc ifi oom 3aljre 1354 batirt, ba bie faiferlidje flan&Iei ftd)
Befanntfid) be« 2Beiljnad)t«-3aBre«anfange« Bebientc. 3)ie Urfunbe tfl alfo bem
31. ©ecember 1353 unterer 3titred)nun8 aujuweifen. Sieben ber 3aljre«jaljt
1354 wirb nämlicfj junfidjfi bie 7. 3nbtctton angegeben. 3)a nun bie faifer*
ftdje Anfang ber Snbiction amf) auf ben 25. ©ecember fefcte, fo fiel
Äanjtet ben
ber 31.2)ecemBer 1353 rtdjtig in bie 7. 3nbtction. 2)a Äarl IV. ferner, wie id)
fdwm in Slnmerfung ju Sflv. 13 erwähnt, bie anni regni Don ber 2Baljl, bie ber
Söljmifäen #öntg«wfirbe aber öom 26. Sfagufl 1346 ab jaulte, fo fianb er am
31. 3)ecember 1353 im 8. 3a^re Betber 9fai*e. 3taf ben 31. 2)ecemBer 1353
paßt bann aud) ber 2fo«ffruung«ort ber Urfunbe. Sßßljrenb nämlid) äarl IV.
in ben legten SKonaten' be« 3<4r« 1354 Bi« in« 3aljr 1355 unferer 3ritred)*
nuna, hinein in Statten weifte unb frfjon Dom 27. OctoBer an au« toerfdjiebenen
©täbten biefe« Sanbe« feine Urfunben batirte (§uber, a. a. D., *Rr. 1935 u. ff.),
am 31. 2)ecember aber auf ber ©ränje be« ©eBtet« t>on (Sremona granj üon
GEarrara $um bitter fdjtua, (©über, a. a. D., 9fr. 1962»), war er im 3aljre
1353 erwtefener SKagen öom 10. ©ecemBcr aB ($uBer, a. a. £>., 9fr. 1674)
in Sftaina unb BHcb bort Bi« gum 12. 3anuar 1354 (©über, a. a. £)., 9fr.
1751), um ftdj bann öon bort über Wieber»3no,enjeim nad) granffurt ju Be«
geben. 2)ie tran«fumirten Urfunben finben ftd) Bei ©öljmct, R. L, töubolf,
9fr. 16, unb fceinridj VIL, 9fr. 34.

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Äöntg S^ubolf« üon £>ab$burg bom 18. $ecember 1274 unb
fiönig £einrid)S VII. öom 1. 2ttärj 1309, bctreffeab @e*
mäJjrutig eines befonbern ©d)ufce$ unb allgemeine SBeftätigung
ber bem fitofter oertietjenen SRedjte unb greiljeiten.
D. Maguncie, a, d. 1354, indictione septima, ILkal.
1
Januarii, regnorum nostrorum anno octavo .
Driginat^ergament. SWaieftätSfiegel an geflochtenen grünen
unb rotten feibenen Strängen Fragment.

5Kr. 21*.

1354. Januar 11. SKainj. fiönig fiart IV. nimmt auf


Sitte be« SrjbifdjofS SBaibuin üou SCrier bie ©tabt unb ba$
. ©tift Simburg in feinen befonbern ©d)ufc, beftätigt benfetbeu
alle greiljeitcn unb 'ißrtoitegicn, beftimmt, ba$ fienur oor bem
faiiertidjen ©eridjte ju grauffurt oerflagt »erben fönnen,
unb befreit fte tum aüem 3oB Jtoifd)en Siinburg unb Söiainj
unb ben üier ©tabten granffurt, griebberg, SBefetar unb
©einkaufen in ber Sßetterau.
G. zu Mentze, 1354, an dem nehesten samsstage
nach der h. dryer konige dage, in dem 8. jare unser
ryche.
Sopie be$ 15. Sialjrljunberts in bem Sojnar ber ©tabt Limburg.

9tr. 22.

1354. gebruar 2. TOainj.


fiönig fiart IV. geftattet bem
©rafen oon üKaffau auf SBiberruf, in feiner ©tabt
Slbotf
3Bie8babeu ©itbermünjeu nad) bem fiorn ju Nürnberg ober
granffurt ober üi anberen 9ietd)$ftäbten fragen ju foffen,
unb gewehrt ber Sßiünje fiur$ burdj baS gauje föeidj.
G. ze Meintz, 1354, an unserer frowen tag zu licht-
messe, in dem 8. jar unserr reiche.
Driginat^ergament. 9Kaieftät$fieget an ^ßergamentftretfen
jerbrödeft.

«r. 23*.

1354. ftebruar2. 9ttainj. fiönig fiart IV. üertet^t bem


©rafen 3ot)ann öon ©aarbrücten, £>errn ju ÜWerenberg, bafür,
baß er tfjrn alle« ftfjutbige @e(b bis auf eine Summe öon
400 Sftarf SOBefelarcr SBäfyrung, tt>e(d)e beinfetben auf bie ©tabt
SBefelar betrieben fei, ertaffen Ijabe, auf l'ebenSjeit einen

1 au$ ben iu ber öorfhljenben Sliunerlunfl eattoidelten


Sfod) fyer ift

©tfinbtn bi« Satyreesaljl 1354 ber Urlunbe in 1353 unferer äeitredjnuna. auf-
juöfrn. 2)ie eingerüdtett Utfunben bringt ©öljmer, R. L, töuboif, 9Kr. 1262.
unb Seinridj VIL, ftr. 605.

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126

früher betn ©rafen 9?upredjt Don 93irtte6urg berfiefjenen großen


SCurnofen üon bem $011 31t galjnftein.
D.: zuMeintz, 1354, an unser vrowen tag der liecht-
messe, in dem 8. jar unser reiche.
£)rigina(*$ergament. SttaieftatSftegel an ^ergamentftreifen
jer&röddt.

9?r. 24*.
1354. gebruar 19.
SErier. Sönig Sart IV. beftätigt unb
erneuert anf Sitten be« 2lbtS SOBaltcr öom ©t. SttatljiaS*
Softer ju Strier bie tranSfumirte Urfunbe Mfer £>einrid)8 V.
öom 22. Dctober Uli 1 , toorin biefer auf bte' ©Ute beS
ßrjbifd)of$ Sruno &on £rier unb be$ 21bt« ßberljarb üom
@t @ud}ariu$* ©tifte bafefbft bic bem ©tifte öon Saifer
£>einridj III. auf SSeranlaffnng fetner ©attitt SlgneS als
Ghttfdjäbigttng für ben Körper be« f). 33ateriu$, ba$
toefdjen
©tift betn Äaifer burdj aSermittefung be$ (Srjbif^of« Sber*
Ijarb oon £rier für ba$ neu erbaute ©tift ju ©oSfar über*
laffen Ijat, gemalte ©c^enfung ber im gaJjngau belegenen
SMfmar mit allen jugeljörigeu ßeibetgenen,
fönig(id)en SStüa
$irdjen, ©ütern,Bunten, greüjeiten unb SWedjten beftätigt.
D. Treveris a. d. 1354, indictione VII a , XL kal.
Mareii, regnorum nostrorum anno oetavo.
Origtnaf^ergament. 3ttaieftät$fiege( an geflochtenen rotten
unb grünen feibenen ©trängen unbebeutenb befdjäbigt.

9?r. 25*.
1354. gebruar 20. Srier. fönig Sari IV. beftätigt unb
erneuert auf Sitten be$ 2lbt$ Satter üom ©t. 3Ka«jia$s
Ätofter ju Strier bte eingerüdte Urfunbe f aifer §etnridj$ III.
Dom 5. Sluguft 1053 2 , toomit biefer unter 3uftimmung feiner
©attiu 2lgne$ bem @t. ßudjariuS = ©tifte ju SCrier af« ßnt*
fdjäbiguug für ben Üjm burdj 2Sermttte(ung be$ @r$btfd)of$
(Sberljarb öon £rier für ba$ neu erbaute ©tift #i ®o«lar
überlaffenen Körper be$ Ij. 33a(eriu$ bie im Saljngau belegene
fönigüdje SSitta SSUmar mit aßen baju gehörigen leibeigenen,
firmen, ©ütern unbgeljnten ju®rofj= unb 2Benigen»25itmar,
s
Sirfurt, gatfenbact) ('Zultebach') , ©dbaef), Ober- unb Weber*
2lumenau, £>umtenberg, Dernbad), Ober* unb 9lieber*®tab*
bad), ftürfurt, Streif urt, Selben, Sßetyer unb Oberbredjen
fdjenft.

1
@ief>e SBöfjmer, R. I., $eumdj V., «Rr. 2013.
8
@i4e «öljmer, R. L, $einvidj III., ittr. 1643.
8
Db ba8 in ber Urfunbe genannte 'Zultebach' ttrirttid) ba« heutige
gaifen&ad) im ftaffau'fd&en $mte föunfel ift, laffe id) baljingefleflt, i$ gebe ba*
mit nur eine $ermutljung Mogele, SSefdJreUmng be* Jperjogtljums SRaffau, >

@. 796, tmeber. /

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127

1354, indictione VIT


1
D. Treveris a. d. , X. kal.
Marcii, regnorum nostrorum anno octavo.
Ortginat^crgament. 9)iaieftät$[tegel an geflochtenen rotten
unb grünen feibenen ©trängen am SKanbe befdjäbtgt.

9ir. 26*

1354. 9J?at28. öabenljaufen. Äönig Sari IV. geftattet


bem ®rafen Slbolf üon 9?affau auf äßiberruf, einen £ur*
nofen &oü üon Jebem guber SBetn unb anbernt Kaufmanns*
gut ju ertjeben, toefctieS bei ber 3oltftätte ju 8aljnftein btn
SRijein auf* ober abtoärtä gefje.

G. zu Babinhusin, 1354, des nesten mitwichins vur


dem h. Pingstdage, in dem 8. jare unser riche.
©teidjjeitige @opie in bem $ftr. 6 angeführten @opiafbud)c,

9ir. 27*.

1355. © e j> t e m b e r 2 5. $ r a g. Saifer Äarl IV. beftättgt bem


©rafen 3ol)ann öonStaffau auf feine Sitte alle ü)m bt$ ba*
^in üerfieljetten 9?ect)te, greiften unb Privilegien.
G. zu Präge, 1355, an dem nechsten freitag vor s.
Michels tage, unsirr reiche in dem 10. und dez keiser-
tums in dem 1. jare.
Original Pergament. 90? ajeftätöfiegel mit ©ecretftegel an
geflochtenen fätoarjen unb gelben feibenen ©trängen Wolter*
galten.

9fr. 28*.

1355. © e p t e m b e r 2 5. $ r a g. Saif er Äarl IV. »erlebt bem


©rafen 3ol)ann Don SRaffau, £>errn ju SKerenberg, unb beffeu
©djtuager Ulrich £crrn ju £anau auf äßiberruf 1 £nrnofeu
auf bem &oüt ju ©jrenfets, welker bis bafyin bem granf*
furter ^Bürger 3oljann ©ertener für eine ©umme ©elbeS
aerpfänbet getuefen, nunmehr aber burd) $3e3al|tung biefer
©umme toieber frei geworben fei.

G. zu Präge, 1355, an dem nechsten freitage vor s.


Michelis tage, unsir reich in dem 10. und dez keiser-
tums in dem 1. jare.
Original »Pergament. SWajeftätSfiegel mit ©ecretfiegel an
geflochtenen fdjtuarjen unb gelben feibenen ©trängen am&tanbe
unbebeutenb befcfyäbigt.

S»r. 29*.

1355. © e p t e m b e r 2 5. $ r a g. Äaif er Äarl IV. geftattet bem


©rafen Sodann von 9taffau, §errn ju SDiereuberg, einen

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m
fyAbtn ©ufben tum jeber Saft anfiatt gu SieSbaben an ber*
fclben ©trage gu Äirberg gu ergeben, unb ertaubt bemfelben
auf 35$iberruf, an (euerer Stelle fortan bie ©cteit = ©cbü^r
gu berboppeln.
G. zu Präge, 1355, an dem nehsten fridag vor s.
Michels dage, unsere riche in dem 10. und des kei-
serdfims in dem 1. jare.
(Sopte be$ 15. ^aljrljunberts in einem Sftaffausäßeitburg*
fdjen ßopiar, betitelt „UeberrljeinifdjeS ©aaUßopiatbudj bon
aßerljanb brieflichen ©ocumenten".

5Kr. 30*
1355. Secember15. Nürnberg. Saifer SarllV. geftattet
bem ©rafen ©erwarb öon SDiej in Slnerfennung feiner 33er=
bienfte um ba$ SReicfy, ba$ ®efeit=®etb, toetcfyeS beffen 25or*
fahren unb er fetbft bis baljin gu Sirborf bei SDieg erhoben
Ijaben, fortan gu ©rieborf ober gu 9?affau, aber nur an einem
ber beiben Orte, gu ergeben.
G. zu Nuremberg, 1355, an dem nehesten dinstage
nach s. Lucien tage der h. jungfrawen, unsirr reich in

dem 10. und des kaisertums in dem 1. jare.


Original = Pergament. 9Wa{eftät«ficgct mit ©ecretfieget an
^ßergamentftreifen am SRanbe etwa« befdjäbigt.

5Rr. 31*.

1355. ©ecember 16. Nürnberg. Äaifer tari IV. ertaubt


bem ©rafen SKbolf 2 £urnofen am 3oße gu
t>on Sftaffau,
Sacijaradj unb 2 £urnofen am $oüt gu Äaljnftein fo lang
gu ergeben, bt$ er a\\Q Jenem 18000 ©utben, a\i$ biefem
2400O ©utben gelöft fjaben werbe.
G. zu Nurenberg, 1355, an der nesten mitwochin vur
s. Thomas dage, in dem 10. jare unser riche und des
keysettüms in dem 1. jare.
©fetdjgeittge ßopie in bem 9far. 6 angeführten ßopiatbudje.

STCr. 32*.

1355. ©ecember 16. Nürnberg. Saifer Sart IV. erljötjt


bem ©rafen 2lbotf Don Sftaffau gur SBefferung ber 8eljen ba$
©efeit unb ben 3°tt gn SBieSbaben, tt>ett^e berfetbe oon SItterS
f)er at$ 9?eitf)$teljen gehabt fjabe, berartig, ba§ er 1 Keinen
©utben t)on {ebem Saftfarren nehmen foüe, unb erteilt bem*
fetben gugteid) bie ^Berechtigung , ben goß , weisen er früher
auf ber ©trage öor @teen erhoben fjabe, fo lang, aU biefefbe
rndjt gangbar fei, öor SßieSbaben, boefy nur an einem ber
beiben Orte, gu ergeben.
G. zfi Nürmberg, 1355, dez nehsten mitwochens vor

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129

8. Thomas tag, in dem 10. jar unserr reich und dez


keysertums in dem 1. jare.
Original «Pergament. 9J?a|eftät$fiegel mit ©ecretfieget an
^ßergamentftreifen gragment.

SKr. 33*.

13 55. ©ecember 17. Nürnberg, ßaifer Sart IV. belehnt


btn ©rafen üon Sftaffau jur ©efferung bcr ifjm bertteljenen
SReicfyStefjen mit bcm ©ebüfcfye rf bc Sa^ont" gttnfdjen Sangen*
fjain unb äßaüau nebft ,3ugeljör.
G. zu Nuremberg, 1355, an dem nehesten donrstag
vor s. Thomas tag unser reiche in dem 10. jar und
,

des keysirtums in dem 1.


Drigina^ergament, befdjäbigt. 9Äaj[cftätöficgcI mit ©ecret»
fiegel an ^ßergamentftreifen gragmcnt.

5Kr. 34*.
1355. SDecember 17. Nürnberg. SaiferSart IV. beftätigt
bcm ©rafcn Slbolf btm SKaffau alle greiljeiten, 8efjen, ©eteite
unb 3ößCf roeldje er in feiner ©genfdjaft als Äönig unb Saifer
il)m »erliefen unb beftätigt Ijabe, audj in feiner @igenfd)aft
at$ Sönig mm Söfjmen unb $urfürft be$ 9?eid)$.
GL ze Nurmberg, 1355, dez nehsten donerstags vor
s. Thomas tag dez zwelf boten, in dem 10. jar unserr

reiche und dez keysertums in dem 1. jare.


Original * Pergament. 3Ka|eftät$fteget mit ©ecretfieget an
^ergamentftreifen befdjäbigt.

9fc. 35*.
1355. SDecember 19. ftürntarg. Saifer Äarf IV. beftätigt
bem ©rafen 3of)amt gu 9?affau, §errn gu SWerenberg, afie
greüjeiten, 8eljen, ©eteite unb goße, toetd)e er in feiner ©gen«
fdjaft af$ Sönig unb Saifer iljm aertieljett unb beftätigt Ijabe,
audj in fetner ßigenf^aft at$ Sönig toon ©öljmen unb 8ur*
fürft be$ 9Jeicf)$.
G. zu Nuremberg, 1355, des nehsten samstages vor
s. Thomas tag, unserr reiche in dem 10. jar und des
keisirtums in dem 1.
Original * ^ergament. äftaieftätsfieget mit ©ecretfieget an
^ßergamentftreifen am SRanbe befdjäbigt,

5ttr. 36*.

1356. Januar 7. Nürnberg. taifer Sari IV. geftattet


bem £errn gu Limburg, bie £>ebefteße für ba$ ©eteit
©erfaefy
auf ber ©trage Don Söfn nad& granffurt, toddjeS er fcon feinen
SSorfa^ren ererbt fjabe, üon gimburg na^ §adjenburg ober

XVI. 9

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130

Dierborf gu toertegen, unter 2tnbrol)ung be« 93erluft$ biefer 33er*


günftigung, faß« er an beiben Orten ba$ @e(eit$gefb ergebe.
G. zu Nuremberg, 1356, des nehsten freitages nach
dem obirsten tag, unserer reiche in dem 10, jar und
des keisertums in dem 1.
DriginaHJergament. SttajeftätSfiegel an geflochtenen fdjwargen
unb gelben feibenen Strängen bis auf ein Heine« ©tttdd)en
abgefallen.

5Kr. 37*.

1356. ©ecemberll. 9K e fe. ©ofbene »ufle Saifer Sarte IV,


für ©tabt unb ©tift Limburg, worin er biefetben in feinen
befonbern ©djufc nimmt, tfjnen aße ftreiljeiten unb Privilegien
beftätigt, beftimmt, ba§ fie nur t>or bem faiferlidjen ©eridjte
gu granffurt üerflagt werben btirfen, unb fie toon aßer £oÜ*
abgäbe Simburg unb üftaing unb ben ©täbten granffurt,
gttrifdjen

Sfriebberg, Sßefefar unb ©einkaufen in ber SBetterau befreit.


D. Metis, anno domini 1356, IX. indictione, III. id.
Decembris, regnorum nostrorum anno lindecimo, im-
perii vero seeundo.
©(etcfygeittge ßopie in bem ßopiar ber ©tabt Limburg.

5Rr. 38*.

1356. 35 ece mber 1 3. SM e fe. taifer Sari IV. beftätigt bem


(Srgbifdjofe S3oemunb II. »on £rier ben S3cftfe be$ bereit«
toon beffen Vorgänger, bem Ghrgbifcfyofe ©albuin erhobenen
Slnt^ctte an bem ©efeit gu Limburg, 4*/2 ©c^ifling toon jebem
^ferbe, bis gu bem £age, an roddjem ba$ ©rgftift Strier
SJurg unb ©tabt Limburg mieber eintöfen werbe.
G. zu Metz, 1356, an der h. jungfrowen s. Lucien
tag, unserr reiche in dem 11. und dez keisertums in
dem andern jare.
Origina(*^ergament. ©djtoarge unb getbe feibene ©teget*
ftränge. ©iegel ab.

5Wr. 39*.

1356. ©ecember 30. 2Kefe. Saifer Äart IV. erlaubt ben


^Bürgern ber ©tabt Montabaur, bie iljnen gemährten grei*
Qebermann gu oertfjeibigen.
Reiten gegen
G. zu Metz, 1357, am fritag nach des h. Crists tag,
unserr reiche in dem 11. und keysertüm in dem an-
dern jar 1 ,

1
2)te Urtonbe ifl öom 3al)r 1357 battrt. 9fo« bem in 2famerfung ju
9lv. 19 beigebrachten ©runbe ifi biefc 3al)r«$al)t in 1356 unferer 3«fr*djnung
aufjulöfen, e« gaffen bann anty bie in ber Urfunbe angegebenen 3a1jrc ber Äö-
nigen>ürbe unb be« Äoifert^um«.

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131

Original Pergament, ©ecretfieget an ^ergameutftreifen


unbebeutenb belobigt.

SKr. 40*.
1357. Januar 6. 3tt e fc. ffaifer ff art IV. üerfeiljt bcm ©rafcn
Sriebrid) oon ©aarmerben af$ Söetoljnung für beffcn treue
Dtenfte auf feine (be$ ffaifer«) £eben$jeit \>a$ ®eteit$red)t
burd) bie ©raffdjaft ©aanoerben nadj 9tta§gabe beseitigen,
widjrt bcm ©rafen dou ©aarbrüd ucrlie^en rcorben fei.
D.: zuMetze, 1357, an dem h. obristen dage, unser
riche in dem 11. und des keyserstoms in dem an-
dren jare.
3n einem Original *93ibimu$ beS SKefcer OfficiafatS Dom
13. Januar 1357.

9fc. 41*.

1357. gebruar 24. 2)?ainj. ffaifer ffarl IV. überträgt bem


2lbte £>einritf) SftamenS be$ fffofterä gberbatf) ba$ ^atrouat
ber ^farrfirdje ju ©iebritf).
D. Maguntie, anno domini 1357, indictione deeima,
sexto kal. Martii, regnorum nostrorum anno undeeimo,
imperii vero seeundo.
3n einem Origina(*33ibimu$ ffaifer ffarl« V. 8. Fe- wm
bruar 1521.

5flr. 42*.
1357. 3uni 5. gr an! fürt, ^atfer ffarl IV. öerleiljt bem
©erfad) £>erw ju ßimburg auf SBiberruf bie ^Berechtigung, mm
ben grudjttoagen, tt)e(tf)e ben Warft ju Sitnburg befahren, 1
unb oon bm grudjtfarren V» alten SEurnofen 3°ö ju ergeben.
G. ze Frankenfurt, 1357, auf des h. s. Bonefacius
dem 11. und des keisertums in dem
tag, unser reich in
3. jare.
Original * ^ergament. 9ttaieftät$fieget mit ©ecretfiegel an
^Jergamentftreifen bcftfjäbigt.

3fc. 43*.

1359. Sprit 12. SKainj. ff aifer ff arf IV. geftattet ber ©räfiu
»beweib oon 9?affau, SBittwc Otto« toon 5ftaffau, unb beren
ffinbern, für 2000 ©cf)t(bgu(ben unb 3200 $funb fetter,
1
metdje er benfetben fdjutbe, l /* öften großen SEurnofen oon
iebem guber Sßeiu ober anberer ffaufmannSroaare an jebem
3oüorte beö 9?etcf)ö fo lang ju ergeben, bis jene
beliebigen
©djutb abgetragen fein werbe.
G. tzu Mentze, 1359, an dem nehisten fritage vor

9*

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132

dem Palmtage, unserr riebe in dem 13. und des key-


sertums in dem [5.] jare 1 .

Original * Pergament, SKateftätSfieget mit ©ecretfteget an


^ßergamentftreifen jerbrodjen unb tljeifamfe abgefaßen.

9lr. 44*
1359. Stprit 14. ©teburg. torifer Jtorl IV. geftottet 9ta-
predjt bem Jüngern <ßfatjgrafen bei SRI)eiu unb £>erjog in
öaiern, jußafjnftein am SRljein Don iebem guber SBcin ober
anberer SaufmannStoaare, toetd)e$ ben Sttljein tyinauf ober
tjinab gefje, einen £ott öon 1 alten großen SEurnofen fo fang
ju ertjeben, bis üjm ein gteidjer «ßoß 3 U 9Äainj> Oppenheim
ober an einer anbern föeu^Bollftätte be$ 9?^einö angetmefen
fein toerbe.
2
G. zu Dypurt , 1359, an dem h. Palmetage, unserr
8
reiche in dem 13. und dez keisertums in dem [5.] jare .
Original ^ergament. SHajeftatSfieget mit ©ecretfieget an
^ergamentftreifen fdjön ermatten.

5Kr. 45*.

1359. 2lprit 15. ©ieburg. Saifer Sari IV. betoitfigt bem


©rafen Slbotf tjon Waffau einen Don ben 2 Satrnofen, toeldje
berfetbe aus bem 8fljein*3ott bei tfafjnftein auf beftimmte 3 cit
4
ju ergeben Ijabe , auf ewige ,3ett afö 9Kanntelju, 'und sal
auch der egenante turnosz ein ledig turnosz sin'.
G. zu Dyppurg, 1359, an dem nesten mantage nach
dem Palmtage, unser riche in dem 13. und des key-
sertöms in dem [5.] jare 5.
©(einseitige (Sopie in bem Stfr. 6 angeführten 6opiatbu<$e.

5Kr. 46*.
1359. Sprit 15. ßü m. Saif er Äart IV. erlaubt bem
fj ( $ t) e t

©rafen 3»oljann »on 5Waffau, §erm ?u SÄercnberg, jur Se*


lotjnung für treu geleiftete £>ienfte, an bem 3oß ju ®ern$*
Ijeim am SRJjein öon iebem fjuber Sßetn unb fonftigem Sauf*

S)a Äaifer Start IV. bie anni imperii öom 5. Stprtt 1355 ab redj»
1

nete fällt ber 12. Sprit 1359 in ben Slnfang be* 5. 3aljr« feine« Äatfer-
fo
f

tfjum«, mdjt nodj in ba« 4., tote in ber Urfunbe irrtljümltd) angegeben ift. —
Ueber bie in ber Urfunbe öorfommenbe ©räfto Slbetbeib tum ftaffau ftelje oben
Slnmerfung jn Wx. 13.
8
2>er 3fo«jhuunö«ort biefer Urfunbe betätigt bie Angabe $uber«,
a. a. 0., ftr. 2942», baß Äarl IV. am 14. Sprit tum SRainj nad) Nürnberg
aufgebrodjen fei.
8
3« ber Urfunbe tft ba* 4. Saijr be« Äaifertljum« irrt^ümti^, wie auQ
Sfomerfung jn iWr. 43 folgt, ftott be« 5. angegeben.
4
33ergteid)e ba« unter <Rr. 31 mitgeteilte Urfunben*töegefh
5
«Radj Humerfung gu «Rr. 43 ift e« ein 3rrrt>um be* ©djjreiter«, »ei;itn
er in ber UrTunbe Patt be* 5. ba« 4. 3afjr be* Äaifertljum« angiebt.

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133

mannSgut 1 £urnofen bis jur ©umme öon 6000 Keinen


©ufben ju ergeben.
G. czu Eulsheim, 1359, an dem nehisten mantage
nach dem h. Palmtage, unserr riche in dem 13. und
des keisertum8 in dem f5.] jare 1 .
Original »Pergament. ÜÄaieftätäfteget mit ©ecretfiegel an
^ßergamentftreifen befdjäbigt.

SKr. 47*.

1359. 3uli 24. ßartftein. Saifer Sari IV. beftätigt auf


Staftefjen be$ töubolf öon griebberg, $robfte$ ju Sßefefor,
tyanbetnb für ba$ 6iftercienfer=grauen*Stofter £l)ron, bie bie«
fem verliehenen unb erteilten ©eneljmigungen Don
'ißrtoMegien
£aufdjt>erträgen, in ben tranSfumirten Urfunben
enthalten
Sönig mttyimS Dom 9. 3Kat 1249 *, Äönig SRubolfS Dom
27. 2Härj 1287, t>om 5. Januar 1288 unb Dom 1. ge*
bruar 1288 3 , Äönig 2l(bredjt$ I. jtoet öom 12. gebruar 1299,
4
gtt>ei Dorn 13. gebruar 1299 .

D. Karlstein, a. d. 1359, indictione [duodeeima], IX.


kal. Augusti, regnorum nostrorum Romani quartode-
eimo, Boemie tredeeimo, imperii vero anno quinto.
3n einem Original*2$ibimu$ ber Surgteute öon griebberg .

toom 26. Dctober 1359.

5Rr. 48*.

1360. gebruar 26. $rag. ßaifer «arf IV. tljeitt bem


Utridj £errn ju §anau, Canböogt in ber Sßetterau, unb ben
©tobten griebberg, granffurt, SBefctar unb ©einkaufen mit,
bajü er ba$ ßiftercienfer* grauen Softer Jfjron in feinen be»
fonbern ©djufc genommen fjabe, unb befielt benfelben, biefen
©djufe in feinem tarnen ben fifofterfrauen gegen Qebermann
angebeiljen ju (äffen.
G. zue Präge, 1360, an dem nechsten mittwochen
vor Reminiscere in der vasten, unser riche in dem 14.
und des kaiserdumbs in dem 5. jähr.
Üßidjt beglaubigte ßopie au« bem gnbe be$ 16. ^aljrljim*
bert$ auf Rapier.

SRr. 49*.

1361. SKärj 28. Nürnberg. Saifer Sari IV. getoatjrt bem


Softer (Sbttbaä) ©teuer» unb 3°öfrci^ctt bur$ ba$ ganje

1
®ielje toorige Sfamertung.
1 R. L, ©ityetm, Er. 64.
@itl)t ©itymet,
8
R. I., Eubolf, Er. 913, Er. 940 unb Er. 944.
©iefjc ©öfjmer,
4
@itfc ©öfoncr, R. L, *lbu$t, Er. 123, Er. 124, Er. 125 unb
Er. 126.

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134

SReid) für alle guljren, toeldje grüßte, Sßein, SBaaren u. f. m.


für ben eigenen Sebarf be$ Softer« enthalten.
G. zu Nuremberg, 1361, andern h.Ostertage, unsirer
riebe im 15. und des keisertums in dem [6.] jare 1 .

Original * Pergament. SttaieftätSfieget mit ©ecretfiegel an


*ßergamentftreifen fdjön erhalten.

5Rr. 50*.
1362. 9ttärjl7. Nürnberg,
fiaifer Sari IV. betätigt bem
©rafen Qoljann öon 9laff au * SBetfburg bie 3»ubenfteuer $u
2Be£far mit bem $injufügen, baß er bie bortigen 3>uben an*
bermetttg nicfyt meljr befeueren motte.
G. zu Nuremberg, 1362, an dem durnstage nach s.
Gregorius tag, unsir reiche in dem 16. und des kei-
sertums in dem 7. jare.
Original = Pergament. SDlaieftätSfiegel mit ©ecretfiegel an
^ergamentftreifen am SRanbe befdjäbtgt.

«Rr. 51*.

13 62. 3ftäri28. kaufen. Äaifer Sari IV. ertaubt bem


©rafen Slbolf toon 9iaffau, SBieSbaben unb bie ifym bort ju*
fteljenben greiften unb 9?ed)te auf Sßieberföfc ju üerfefcen,
an men er motte.
G. zu Laufen, 1362, am mandage dem nehesten nach
deme sundage als man singet Letare, unser riche in
dem 16. und dez keysertums in dem 7. jare.
©tei^jeitige ßopie in bem 9£r. 6 angeführten ßopiaftwdje.

9ir. 52*.
2
13 63] Januar 17. ättainj. Saifer Sari IV. notificirt
.

ben ©Treibern unbSBärteru be$ 3ott$ J u


Stofter eberbad)
n f ^ a § er ^ em
bafelbft ^ottfretyeit gemährt
^ fyabe für alle
grüßte, allen SBein eigenes 2Batf)$tl)um$ unb atte fonftigen
SBaareu, foroeit biefe für ben SBebarf be$ StofterS beftimmt feien.
G. zu Mentze, oflf s. Anthonien dag.
Original = Pergament, ©ecretfieget, auf ber 9tücffeite ber
Urfunbe aufgebrüdt, bis auf mentge gragmente abgefallen.

5Kr. 53*.
s
[1363] . Januar 17. ÜÄainj. Äaifer SartlV. benachrichtigt

1
2)er 28.
tljümttd) angegeben tfi,
Wörj 1361
fonbern
fällt
itod>
in
nidjt m
7., wie in ber Urfunbe irr-
in ba« ju (Snbe geljenbc 6. 3afjr be8 mit
bem 5. 2tyril 1355 begmnenben äaifertljum« Äarl« IV.
2
Urfoube feljlenbe 3al)r«$al)l ift mit $3e|Hmmrt>eit ou« bem
3)ie in ber
2>atum ber unter «Rr. 54 auSjugsmetfe mitjnt^eilenben Urfunbe gu ergänzen.
8
©tefje bonge Slnmertuug.

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135

bcn föaty ber ©tobt ®ö(n , bag er bcm Softer Sberbarf) für
alle grttdjte, SBein unb fonftige SBaaren, metdje für bett ei*
genen Sebarf be$ ftlofter« beftimmt feien, an ber bortigen
jgollftätte Slbgabefreiljeit öerlieljien tyabe.

G. zu Mentze, off s. Anthonien dag.


Original * Pergament,
©ecretfiegel , auf 4er 9?ü<f feite ber
Urfunbe aufgebrücft, bi$ auf menige Sra&mente abgefallen.

9ir. 54*.

1363. 3auuar 18. aKaiuj. taifer Sari IV. öerleü»t bem


Stofter ©berbatf) für alle gtüdjte, SBein unb fonftige SBaaren,
»eldje für ben eigenen Sebarf be$ SlofterS beftimmt feien,
Slbgabefreifjeit an ber 3ollftätte ju Söln.
D. Moguncie, anno domini 1363, indietione 1%
XVIII» die mensis Januarii, regnorum nostrorum anno
deeimo septimo, imperii vero anno oetavo.
Original «Pergament. SDtajeftätSfiegef mit ©ecretfiegel an
^ßergamentftreifen am untern 9tanbe befääbigt.

9Jr. 55*.

13 65. 3 ü
u 1 5. ©
«atf er Sari IV. geftattet bem ©raf en
e t j.

©erwarb Don ba$ ©orf ßamberg ju befeftigen, unb


£)iej,
erteilt ber neuen ©tabt bie greifjeitett unb 9fed)te ber Üieid^
ftabt granffurt.
G. zu Sels , 1365, am nehestem dinstage noch s.
Margareten tage, unser riebe dez Romischen in dem
20. dez Behemischin in dem 19w und dez keysertuns
,

in dem 11. jare.


Original * Pergament. SftajeftätSfieget mit ©ecretfiegel an
^ßergamentftreifen lüofylerljalteu.

Jtadjfrag.

3)ie üorftefjenbe Strbeit mar


fcfyon anfangt 3"li &• 3« brutffertig,
tonnte aber erft in bem öorttegenben £>efte ber gorfdjungen jur
Deutfdjen ©efdjicfyte jum Slbbrud gelangen.
Snjmifdjen ift im Sluguft b. 3. ber 8. §>albbanb ber ©c^tiep^
tjafe'f djeu ©efdjitfjte Don SZaffau erf djienen, beffen Verausgabe natf)
bem nadjgelaffenen Sftauufcrtpte ©cfytiepljafeS ^ßrofeffor Dr. Sari
9Jienjel in Sonn beforgte, mettfjcr jene« Sßerf in felbftäubiger Slrbeit
fortfefcen mirb.
21(6 @d>(u§ be$ 8. £albbanbe$ tagt Dr. 2Wenjef 21 Urfunbeu
au« bem ©taat$ard)it> ju 3bftein folgen, meiere, feitljer tfyeits gar
nid)t, tljetls nur un&otlftänbtg befannt, nicfyt allein auf ben 4., fon«
bem audj auf ben bemnädtft folgenben 5. SBanb ber Staffau'fcfyen
@efd)id)te SBejug ^aben.

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:

136

Unter tiefen Urfunben befmben fidj 14 Urfimben 8. Sarte IV.,


beren föegeften id) in ber öorfteljenben Arbeit ate bis bo^in unbefannt
mitgeteilt fjabe. 6$ finb bieS bie 9iegeftcn
H. 9fr. 5 bei 9Renjet, o. a. £)., 9fr. III ,

IL 9fr. 6 bei Wltnitt, a. o. £)., 9fr. II ,

II. 9fr. 7 bei 2Renael, a. o. £)., 9fr. IV,


IL 9fr. 15 bei äRenjet, a. o. £)., 9fr. V,
IL 9fr. 16 bei aRenjet, a. a. £)., 9fr. VI,
IL 9fr. 17 bei äRenjet, o. a. £)., 9fr. VII,
IL 9fr. 22 bei SReujel, a. o. ©., 9fr. VIII,
IL 9fr. 26 bei 2Renjet, a. a. £)., 9fr. X,
II. 9fr. 31 bei 2Renjet, a. a. iD., 9fr. XII,
IL 9fr. 32 bei SKenget, a. o. £)., 9h. XIII,
IL 9fr. 33 bei äRenjet, a. a. £)., 9fr. XV,
IL 9fr. 34 bei 2Renjet, a. cu £)., 9fr. XIV,
IL 9fr. 45 bei SRenjel, a. o. £)., 9fr. XVIII,
IL 9fr. 51 bei 2Renjet, a. a. £)., 9fr. XXI (mit falfö aufgetöftem 2)atum).

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$>te ftreupgtöetoepng im %ofyxt 1217.

93on

tkinljolb Il9t)n4)t.

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9tod) bem unglüdtidjen Verläufe ber $reujfal)rt unter ftaifer
Sriebrt^} unb £>einricfy war ba$ Verlangen, bic Ijeiligen Statten wieber
gu gewinnen ftärfer benn je geworben, unb fetbft eiuSrfolg ber au$*

»artigen päpftfidjen ^oßtif, tt)ie bie©rünbung be$ tateimfd)en Saifer*


tfjumS, toermodjte nidjt ben SJerfaft ber *ßaßabien ber <S$riftetif}eit,
3>*rufafem$ unb be$ fjeiligen ßreuge«, gu erfefcen. £)er ^5apft fjätte

feine ©teßung in ber Sßeftgefcfyidjte als Jpüter unb gü^rer be$


„93oIfe$ ©ottcö" fdjledjt öerftanben unb ftdj eine« ber bewäljrteften
unb gewaltigften §ebel feiner 3ftadjt begeben, wenn tljm nidjt bie
Eroberung be8 fjeiligen 8anbe$ als eine Hauptaufgabe erfdjienen wäre.
SDatjer traf ^nnocenj auf bem großen StateranconcU 1215 eine 9?ei^e
ber umfangretdjften unb Wtdjttgften Seftimmungen für bie 2lnorbnung
be$ {»eiligen SriegeS; im ©ommer be$ QaljreS 1217 foflten au$
ben §äfen öon SBrinbifi unb Sfteffiua bie Steujflotten in @ee ftedjen.
£)od) erlebte er bie Verwirflidjung feine« grogeu planes nicfyt; am
16. 3>ufi 1216 galjlte ber ©ewalttge, bem aßeSÖBcft untertänig unb
letjnSpfßdjtig war, ber sJtatur feinen Tribut, ©ein Sftacfyfotger §o*
nortuS III. natjm ba$ begonnene aßerf feine« 93orgänger$ mitßnergie
auf ; nadj aßen £>hnmef$gegenbeu flogen Süßen unb SKöndje, um bie
1
ßtjriftenfjeit unter bie ÄreugeSfaljne gu rufen . Siner feiner bewäljr*
teften unb tljätigften fireugprebiger war 3acob t)on SSitrtj, wegfjalb
geworbenen 33eridjte über ben ©rfofg feiner
feine erft fttrjlid} befannt
©enbung m
(Suropa unb©t)rien gang befonberS ©eadjtung öerbieneu .
2

$ftad)bem er in granfreidj gegen bie Sltbigenfer mit großem 9iadj*


brud ben fettigen Srieg geprebigt fjatte, würbe er nad) SRom berufen,
wo er feine 3nftructionen empfing. ®ern toertteß er bie ewige ©tobt,
wo iljn ba$ weltliche treiben ber ßarbtnäle in tieffter ©eete ärgerte,
unb begann juerft in ©enua feine £l)ätigfeit. 3 un ^c^ft fanb er freitidj
nur Slnffang in ber grauenweit, aber balb wirften feine begeiftern*
ben ^Jrebtgten audj unter ber übrigen SöetJölferuug. 9?ad) bem Sßi*
djaetiSfefte 1216 fegelte mit breimonatlidjem, reidjem 33orratlje für
er,

Südje unb Äefler auSgerüftet unb mit galjlretd)er IMenerfdjaft oer*


c
feljen, ab, um in 3lffä ben bort ertebigten SSifdjofSftuljt einguneljmen.

i
fööljridjt, Beiträge jur ©efdjidjte ber Äreujjüge I, ©. 5 f.
* St. Genois in \>tn Nouv. Memoires de l'acad. de Bruxelles
XXIII, e. 29-42.

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140

Die Heine gtotte (anbete auf ber Qnfel STOonte (S^rifto , wo bie @e*
nuefen einem Ijeerbenreid&en SinfieMer 24 ©tücf raubten, entging mit
fnapper Sftotl) einem 3ufammenfto§ m {t einem fremben Saljrgeuge unb
madjte bann 15 £age (ang Stfti §att f wo bie ©Ziffer
bei einer
aße ärmeren Pilger, wetdje nidjt genügenben 2Wunbvorratl) mit fid)
führten, burd)au$ gurücf(äffen woßten, fo ba$ 3acob fie nur burdj
energif^e SRa^nungen batjon abzubringen vermochte, ßin gwet Sage
lang wtttljenber ©türm folgte unb braute bie {Reifenben in foldp
Slngft, ba§ aße Äaufleute unb {Reiferen fofort ba$ fireuggetttbbe ab*
legten. (SnMidj am greitage nad) äßerljetligen (4. November) (anbete
c
3>afob in ©er gmpfang, we(d)er bem neuen geiftlidjen §irten
8lffä.
bereitet würbe, war glängenb, bod) erlannte er ba(b, baß e$ §ier ber
voßen $raft unb Eingebung eine« 9Kanne$ bebürfc f um in biefem
©ewirr feinbtidjer ^Rationen unb ftrdjltdjen ^arteten bie anvertraute
©teflung mitSBürbe unbäfofeljen gu behaupten, ©efonberS trat ü)in
in ben itntienifdjen Saufleuten ber ©tabt jener niebrige Ärämergeift
entgegen, wefdjem afler ©inn für SRetigion unb Sirene (ängft ent*
fdjwunben mar. 5ln fie wanbte fid} 3>acob trofebem gute« äßutl)e$,
unb nad) mandjer fpöttifdjer Slbweifung gelang e$ ifjm nidjt nur, fid)
bei Üjnen Eingang gu verföaffen, fonbem fogar Diele gur 2tb(egung
be$ $reugge(übbe$ gu belegen. SRodj flimmeren ©taub tjatte er je*
bodj ber eigentlichen ©eoölferung gegenüber; benn in ben Familien
waren unb Ungudjt, SWeineib unb 3Korb an ber £age$orb*
©fjebrud)
nung. ©iftemürben na<$ 2lu$wal)l, je nadjbem fie fdjneßer ober
(angfamer Wirten foflten, öffent(id) verfauft, unb fetbft öiefe ©eiftli^e
reiften gu biefem verbredjerifdjen treiben bie £anb. £)od) aud) l)ier
ge(ang e$ bem unverbroffenen ©tfdjofe, aflmäflic^ fid) eine ©teßung
gu erfämpfen; bie grauen waren balb gewonnen, nahmen fogar vie(*
fad) ba$ fireug. $i$ gum Seginn ber gaftengeit be$ f ofgenben 3aljre$
(1217) Wieb 3fafob in '3Mfä, ba an aßen Sßegen unb ©tegen fara*
cemfdjeS 8toubgefinbe( lauerte, bann aber machte er fieft auf oljne öe«
benten, um nun aud) bie ftyrifdje ©jriftenljeit für ben neuen Jtreuggug
gu begeiftem.
3n StyruS fanb er gute Aufnahme, unb feine $rebigt l)atte reiefc

liefen @rfo(g, hingegen vertieften fief) ©nwotyner von ©arepta


bie
ß(eic$gü(tig unb abweljrenb. 3« öeirüt nafjm ber öefifeer ber ©tobt
fott)ie ein groger £l)ei( ber ©ürgerfd)aft ba% Äreug, ebenfo fam iijm
bie ©evötferung in £ripo(i$, mit ber er freitid) nur burd) einen ara»
bifd)en $)otmetfd)er verfeijren fonnte, fowie be$ Surbenf Stoffe« , in
©afitä, SlntarabuS unb üWarfab freunblid) entgegen. £>ter aber
mußte er in golge eine* ©riefe« be$ ?ßatriard)en umfe^ren, ba in
l
8lHä nä^ften« bie erften Wgerföiffe erwartet würben. @r begab
ft$ be^alb nac^ Sripoli«, um erft noc^ nac^ (Stjpern ^inübergu*
fegein unb Äönig §ugo I. gur 2^eUna|me amSreugguge gubeftimmen;
aU er Jebot^ 15 Sage vergeblich auf günftigen fflBtnb gewartet unb
gu feiner greube gehört tjatte, ba§ Äönig^ugo bereit« auß ber$anb
eined Eremiten baö^etc^en beöSJreujeö empfangen Ijabe, eilte er o^ne

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141

weiteren aufentyolt nadj 'Stffä gurütf. —


SEBie wir au$ feinen Sc-

ripten unb bem gleidjgeitigen ©djreiben be$ £emplermeifter$ SBilljelm


toon ©fjartreS wiffen, waren bie SSerl)ältniffe be$ SanbeS einem an-
griffe be$ ÄreugfjeereS im allgemeinen günftig. atlerbingS Ijatte man
im oortgen Qatjre in Serien eine fd)led)te Srnte gehabt, unb wegen
be* beborfteljenben ÄriegeS fegten feine Sornfdjiffe an, ebenfo waren
uferte nidjt für fernere« ©elb gu Ijaben, wföaib £onoriu$ bie
Äreugfafyrer eigen« barauf IjinwieS, baß fte ftd) burcfyauä mit ^ßro-
oiant unb ^ßf erben oerfeljen müßten \ aber bie Öfjmnadjt unb ©djwädje
l
ber geinbe war allgemein befannt. ©er ©ultan at- abif Ijielt fidj
trofe ber Äunbe mm ber tägfid) fdjwellenben 3al)l uon Äreugfaljrent
in Siegten; nur fein ©oljn ai'ÜHuaggam öon©ama$fu$ wagte e$,
bie 9Äarfeu be« SönigreidjS 3emfa(em gu beunruhigen. 3Ja, ber
c 2
©ifd)of öon aßä erflärtauSbrüdflidj , bag nad) feiner Meinung 4000
djrtftlidje SRitter ööflig ausreißen würben, um bie getnbe über ben
Raufen gu werfen. <£r berietet ferner, baß Saufenbe öon
Biete

(Sljriften, weldje gerftreut unter ben ©aracenen unb im föetdje be$


^ßriefterä QoljanneS lebten, be$ augenblicf $ gewärtig feien, wo bie er-
warteten großen Äreugfaere einträfen, um fid) fofort auf bie geinbe
il)re$ ®fauben$ gu
ftürgen. (Snblidj aber feien äße 9Ku$limen in

furchtbarer Mngft üor bem Äönig anbreaä Don Ungarn; Diele Zau*
fenbc Ratten fid) in gofge beffen gur Saufe gemefbet, unb fogar ber
fdjiämatifdje *ßatriard) ber ÜKaroniten l)abe feine Unterwerfung unter
bie f>ol)ett be$ päpftlidjen ©tutyteä tym angegeigt.
©te (Stiften benufcten bie £zit gu Verätzungen über anorb-
nung unb £iel ber neuen Äreugfaljrt. ©er Sönig 3oljann unb bie
SWeifter ber brei Orben befdjloffen, fofort nad) ber ?anbung be8 Kö-
nig« anbrea« unb ber ©eutfäen gegen 5Wäbtu$, wo ai*9Kuaggam
8
ftanb , um Qerufalem gegen einen $anbftreid) gu beefen, auSgurüdfen
unb ben ©ultan öon ©ama$fu$ bort feftguljalten, wäljrenb ba$ ©ro$
be« SreugljeereS auf ©amiette fic^ werfen foHte, um aegtyrteu gu er-
c
obern unb bamit bie ßauptetappe auf bem ©eewege naü) 2Iffä gu
4
gewinnen , ©iefer $(an würbe Waljrfcfycinltd) gegen 9Kitte be$
3tol)re$ 1217 gefaßt unb würbe aud) ben foäteren Operationen gu
©runbe gelegt. — 3ftgwifd)en Ijatte man in (Suropa ungeheure Lü-
ftungen für bie neue Sfreugfaljrt gemalt, aüerbing$ famen bteämal
au« granfreidj nur Heine 'ißilgerfdjaaren , weil bort ber aibingenfer-
frieg näfjer (iegenben 93ortijetl bot unb „Weil bie reiben Ferren au«
Shrcnfreid) burd)au$ nid)t in ^Begleitung ber ©entfdjen unb Ungarn
5
überfahren wollten ", aber befto fräftiger Ratten Sönig anbrea« mit
$ergog Seopolb unb bie ^riefen gerüftet.
1
Kaynaldi Annales 1217 §. 80.
f St. Genois @. 42.
8
Reinaud, Extraits 387.
4 @o nad) bem ©riefe M
Xcmplennetjlcr« bei Rayn. 1217 §. 80, fo-
mit ifl ^od^ri^t Dltocr« (@. 1402), ba% bereit« bcö Soteronconcil 2)a«
bie
mtette al9 3iel ber ihreusfa^rt begegnet f)abt, ni^t richtig.
5 L'estoire d'Eracles 322.

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142

Söntg Sßtta III. öon Ungarn Ijatte fterbenb (20. Slpril 1196)
feinem ©ofyn SlnbreaS aufgetragen, ba$ Äreuggetübbe, welcbeS er felbft
md)t gu töfen öermodjt, naef) feinem Stöbe gu erfüllen, allein bie Un*
rufjen be$ Sanbeö Huberten 2lubrea$ an ber balbigeu SluSfüfyrung
jener 93erpflidjtung , unb Qmtoceng willigte oljne 2Beitere$ in einen
Sluffdjub ber Sreujfafjrt, im Qnnern be$ 9?eitf)e$ wieber SRulje
bis
unb triebe werbe eingeteert fein. 3in Qaljre 1200 Ratten SBfebreaS
unbSmmeritf) fid) feft entfdjtoffen, nadj bem ^eiligen ßanbe gu gießen,
allein auä) bieSmal fam e$ gu leiner 2lu$f üljrung , bi$ enblut) 2ln*
breaS als Sönig im 3al)re 1217 @rnft mad)te, fein ©elübbe gu
1
töfen . ©einen brei Söhnen SBela, (Solomau unb SlnbreaS übergab
er bie ^errfdjaft, wäfjrenb er für Ungarn ben grgbtfdjof 3fol)anne$,
für Kroatien unb ©atmatien ben £emplerprior ^ontiuS be ßruce gu
(Statthaltern erfjob. £)en ©ebetsbeiftanb ber ^ßriefter unb üftöndje
2
ftrebte er burtf) reidjlitfje ©djenfungen gu gewinnen , bie Soften fudjte
er burd) leichtere Ausprägung be$ ©elbeS, burd) Slnleiljen unb *ßlün*
berung ber $ird)en gu beftreiten; fo beraubte er bie Hbtei £Ujant) unb
bie Satfjebrale ton 33e8gprtm ttjrer tjerrlidjen Sleinobien. Sttit iljm
gogen ber (Srgbifdjof Ugrin Don Solocfa, bie 33ifd)öfe Stomas öon
(Srlau unb Sßeter t>on &aab, ber 3lbt UriaS Dom 3Kartin$berge , ber
©cfyafcmeifter £)ioutyfiu$, ber Slrucbfefc Demeter, ber ©tallmeifter 8a-
biSlauS, bie Obergefpäne sJticolau$ t>on Oebenburg unb ©maragb öon
<ßre&burg, ©tyuta, ber »ruber be« $alatin 3ftofe$, SRatljofb unb ©e«
bo$, bie ©öljue beö ©rafett Stomas, ©ijtuS, ber £err toon Sipotfj,
Saboneg unb ©tepljan, bie ©öljne beö ®rafen ©tepljan mm 333o*
rtdja, weldje mit 250 Gittern erfreuen waren, bie £>ergöge Dtto
toon SWeran unb ßeopolb öon Defterreidj, ferner bie ©rafen ßeutfjolb
öon ^ßlaien unb SBertljolbt öon Sogen, §abemar bon Suenring mit
bem 2lbte £mbemar dou 3Ketf, Ulrich t>on ©tubenberg, ßugelbert Don
Slueräperg, enbtidj bie 33ifd)öfe öon Bamberg, fünfter unb Utrecht s .
3m ©angen folt ba$ §eer außer einer ungegarten 9ftenge gugoolfS
allein ge^ntaufenb Seifige gehabt fjaben. £uerft öon aütn waren
mehrere SCaufenbe Don fiebenbürgifdjen ©adjfen aufgebrodjen unb Ratten
©palato Anfang Sfoguft erreicht ; am 23. traf $önig SlnbreaS felbft
ein. £)er $leru$ mit ber ©ürgerfdjaft gog in feierlichem ^ßomp unb
unter gobgefängen U)tn entgegen; als ber U 9 «5^t gefommen, ftieg 3
SfabreaS öom ^ferbe unb ging mit gu gug nad) ber ©t. ÜDomninu««
fir^e^ wo fofort ein feierliches §oc^amt celebrirt würbe, hierauf
begab er \iä) nac^ ber für ifyn üor bem nörblidjen I^ore ber ©tabt
prä^tig ^ergeftellteu SBo^nung unb würbe feftfi^ bewirket. ÜDaS
§eer ^atte gum Iljeit fi^ in btn SBo^nungen ber ©tabt gnfammen*
1
Äatono IV, 449, 588.
8
Fejer III, A, @. 194—207ff.; tgl. Tkalcic, Monum. Zagrab.,
1873, ©. 46-48.
8
Äatona V, 264; »gl. geßler, ©efd^. Ungarnö ed. Älem 316; @jolo^
348; Calles, Annal. Austr. II, 201. 2>ie genoueren ^ac^wetje über bie
beutfäen W%tx ftc^c in 3o*er« 3«tfd)rift f. 2). ^U. 1876: fööJjridjt, $)ie
SDeutfd^en im ^eil. Sanbe ad ann. 1218-1222.

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143

1
gebrängt, bodj mußten bic metften Pilger campiren . Der $önig
eljrte unb belohnte bic liebenStoürbige ©aftfreunbfdjaft bcr (Stnmoljner
unb bic auferorbenttidje ftreigebigfeit , momit bcr SferuS bcm Sönigc
größere ©ummen übergab, burdj reid)fid)e ©djenfungen *. üDcr §er*
gog Seopolb fegefte ofjne Stufentljalt balb nad) feiner Sfortunft ab, ba,
ttrie £>onoriu$ au$brü(f lidj beftimmt fjatte, bie Sreugfabrer am 8. @ep*
8
tember in Supern eintreffen foflten , unb erreichte nad) einer beifpiel*
c
lo$ f^neßen fjatjrt Don 16 STagen 2lffä. IDer Slufcnt^att be$ SönigS
gog fid) Jebod) nod) länger Ijin, unb al$ er enblid) fid} einfd)iffen
fottte, fteüte e$ fid} IjerauS, ba§ bie 3al)l ber Don SScncbtg unb an*
bereu Süftcnftäbtcn gemieteten ©djiffe für bie große üftenge ber
Pilger nid)t ausreichte , fo baß Diele berfelben mieber ijeimfeljrett ober
bis gum näd)ften Qaljre auf ©efegenljeit gur Ueberfaljrt »arten mußten.
£Me ©pafatenfer gaben bem Sönig auf gtr»ei ©afeen bis S)urajjo
c
ba$ (Sljrengeteit im October toirb er in 5lffä gefanbet fein.
;

3njtoifd)ett Ijatte ?eopofb fofort nad) feiner 2anbung an ben


Surften Sofjemunb IV. Don äfatiodjien eine ©efanbtfdjaft abgefdjidft
unb iljn gebeten, nad} 'Slffä gu fommen. ©r erfd)ien aud) an ber
©pi£e einer ftattlidjen ©djaar Don Seifigen, unb iljm folgten auf bem
$uße ©uibo Don ©ibel fotoie Sertranb unb SBi^elm Don ©ibel,
©irarb unb Qo^ann, ber Sonnetabte unb 9Karfd)afl Don STripoliS,
unb Diele anbere tyrifdje Magnaten, ©ie fanbten gtoei beutfdje SRitter,
Sßerner ben SDeutfdjen unb „Serri be 33eto"(?), an ben Sönig 2ln*
breaS unb ließen il)n inftänbigft bitten , beu antritt feiner Sreugfafjrt
gu befd)leunigen. yiitijt lange nadjljer traf and) ÄBnig §>ugo ein mit

Dielen {Rittern unb Xurfopulen; in feiner Segleitung befanben fid)


SBalter Don Saefarea unb ber Sonnetable Don ©jpern, 3of)anne$ Don
SBetrüt, fomie beffen ©ruber ^ilipp Don Qbelin, ©alter DonSeifän
mit feinem Neffen ©remont Don ©eifän unb ber Srgbiföof ßuftor*
4
giu$ Don SKicofia Surge 3 e ü barauf lanbete aud) Sönig 2lnbrea$,
.

unb nun fanben fid) ber ^atriard) Don Qernfalem SKabutf, bie Grrg*
bifcfjöfe ©imon Don £tyru$, ^ßeter Don Saefarea, Robert Don 9?aja*
c
retf) unb anbere ©ürbenträger in 2lffä ein, um ben SlugriffSptan
ju beraten (Snbe October).
Sie DliDeriuS ergäbt 5 , erhoben fid) balb bittere klagen über
ba$ auftreten ber Pilger. 5Die Surften, Don benen nur §ergog 8eo*
polb eine rü^mli^e Sluöna^me mad)te, gaben burc^ au^fdjtueifenbeö
unb brutale« 333efen i^ren Untergebenen ein fd)(ed)te$ Seifpiel; biefe

1
Thomas Archidiac. bei Schwandtner III, c. 26, @. 573.
* Äatona V, 262—264.
8 Äatona V, 268 ; bic ©uttc be« $onorm« bei de Mas Latrie, Histoire
de Cypre II, 36.
4 I/estoire 322 f.
5 c. 1 unb nadj t^m Jacobus de Vitr. @. 1120.
Histor. Damiet.
c
©ic Annal. Ceccan. @. 302 erjagen, wäre im ©eptember in OTä eine
bic
fo furdjtbare S^eurung ou«öebroc^en baß allein 66
, ©cfyiffe öott armer Pilger
nac^ ©aufe gefd^idt ttmrben, ferner wären um biefelbe 3eit über 100000 Pilger
bort öor junger g«Porben; offenbar ftart übertrieben l

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144

ließen c$ in golge groger £l)eurung an SluSfdjreitungen


jebenfafl$
aßet Slrt and) ni^t fehlen, unb gtoar toerben gang befonberS in biefer
JBegietjung bie Satern ftfjarf getabelt. ©a$ Stgentljum ber ©imooljner
tourbe jerftört unb öertoüftet, SQWndje unb Tonnen au« Hjren 3eUett
aerjagt, in toetdjen bafür bie Unruljeftifter fid) einnifteten, unb, too
ber minbefte Sßiberftanb geteiftet tourbe, fdjfug man unbarmherzig
brein.
Sir ftnb nidjt genügenb über im StngriffSptan ber Stiften un*
terrtdjtet, inbeß ift e$ füfjer, baß man
baran badjte, ^erufalem
nicf)t

gu belagern, toa$ tooljt am Ijätte. hingegen fdjeint


nädjften gelegen
aus ber gangen 9?ic^tung be$ erften getbgugeS Ijeroorgugeljen , baß
man af$ eigentlich 3iel 'DamaSfuS im Sluge ^atte f unb baß nur
burcf) bie ßopflofigfeit ber güljrung ober fonftige §inberniffe biefer
$(an vereitelt tourbe.


Sluf bie ffunbe Don ben Stiftungen ber
Triften in 3lffä toar inbeffen ber ©ultan Sit Slbit öon Slegtyrten
aufgebrochen unb Ijatte in SRamta vorläufig fein 8ager aufgefdjlagen.
3Kit größter ©eforgniß l)atte er mm bem großen £eere ber Stiften
9tod)rid)t empfangen unb befdjloß, too irgenb möglich einem Singriff
berfelben auSgutoeidjen, hingegen burd) 9Äärfdje ^erufalem uub £)a*
maSfuS gu bedfen; benn too|in eigentlich ber üßarfdj be$ <ßifgerl)eere$
fid^ rieten tourbe, blieb iljm anfangt gang unbefannt.

3)iefe$ Ijatte inbeffen fid) in föicarbane, einem ÜDorfe fübtidj oon


c
8lttä am SefuS, gelagert K Slm 3. Sftooember erfdjten bort ber <ißa*
triard) öon Qerufalem mit bem nad) ber ©djladjt bei £attin nodj
übrig gebliebenen ©tücfe be$ ^eiligen $reuge$, unb ba$ gange £eer
gog iljm mit bloßen ftüßen friebtid) entgegen; bem Sönige SlnbreaS
unb bem §ergoge Seopolb tourbe e$ fogar gum Suffe gereift. §ier*
auf rüdfte ba$ §eer, beffen ©tärfe oon djriftlidjen Quellen auf
53000, Don arabifdjen hingegen nur auf 15000 9Kann angegeben
toirb, ba$ Ijcifige Äreng tooran, burd) bie ebene 3ll*güla nad) ber
2
Quelle ffubania ('Slm SDjafüb) . 1)ie Pilger litten ijier furdjtbar
burdj bie §ifee, ebenfo betauten flc ben geinb toor ©taub niemals gu
©efid)te, fo baß fie unaufhörlich in Slngft fdjtoebten, ob fte nidjt ptöfe*
ttdj au« überfallen toerben. Hm fot*
toürben üon einem Hinterhalte
genben £age gogen fie gtoifdjen bem ©ebirge ©ilboa unb bem gati*
8
tötfd)en 2Keere nad) Seifän , too Sirsibil unb fein@oljn 3lt*3Wuag*
gam furge £eit Dörfer gelagert Ratten, um 3?ama$fu$ gu bedfen.
Qljne SBiberftaub gu üerfu^en gog fid) ber ©uftan gurüdt nad)

1
2>iefer Script über bie brei äriegsgüge ber ©jrijlen ifl, öon ben An-
nales Golonienses maximi 830 toörtltd^ an$ bem Schreiben bcö olö Slugen«
geugen gegenioftrtigen DUöer an boö Äölner S)omca^itcl entlehnt; bicö ©^reiben
flnbet ftdj in einer ©olfenbüttcler ©anbf^rift Guden. lat. Wx. 131 Fol. 5—9.
»gl. aud) äorntfc in ben @ife.-S3er. ber Setyj. ©c(. b. Sßiff. 1875, @. 139.
8 c e
2He Duette «in 2>iolüb liegt bei 3er in in ber SRälje ton «eifan.
fflobinfon, teuere bibl. gorf^. @. 429.
8
Seifan (©c^t^o^oli«) liegt fübtoeftttd) öom @ee Liberias an ber S)a=
ntaefndfhraße.

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145

9Karbj a$*Suffar * uttb gab bem ©ouöerneur mm £)ama6fu*


8efelj(,
bte ©tabt gu oerproöiantiren unb ju befeftigen, bie ©egenb ju Der*
toüften unb ju überfdpemmen, aüe betüeglidje Softbarfeiten bei ©eite
ju bringen, ba bie granfen tjeranrüden mürben. Sßitbe 93erjweiflung
bemädjtigte fid) ber ©emüttjer; auf ben ©tragen unb in ben äfto*
fd&een fdjrie aße$ ängfttid) burdjeinanber, toer tonnte, rüftete fidf) jur
c
gtudjt. ^nbeffen trafen bei Sil 2lbil uon alten ©eiten $tttfstruw>en
ein, in £)ama$fu$ erftfjien2lfab ab* bin üon £im$ mit einer ftatt*
lidjen ©djaar Leiter, unb balb ernannte mau, bag aüe gurdjt un*
2
nötljig gewefen .

Stiften Ratten inbeffen am 10. Sftobember ben Qorban


£)ie
über bie ©rüde al-ÜÄojamie paffirt 3 , babeten nad) alter ptgerweife
in beffen Karen Stützen unb ruhten hierauf 2 Sage aus, ba bie
©egenb reid)tid)e Sebenämittet für SO?cnf^ctt unb 23iet) bot. hierauf
c
gogen fie nad) Soffair ibu 3D?oiu eb=biu 4 , wäfyrenb 211 3lbil fid) nad)
8tö$ aUmä 5
toanbte, unb tum ba über
-Surft bis ©)urbaf) at* Sit
6
tufu$ , »o fie brei Sage lang ptünberten unb raubten; it)r 3Sortrab
7
erreidjte fogar ben £üget gif SJon f)ier iebodj giugen fie tuieber
.

über bie ©rüde „ber £öd)ter ^afob" gurüdf 8 unb gogen, toöljreub
Stt'Xbtt beobad)tenb bei Sltefin ©tettung nat)m, amSBeftufer be$ ga=
litäifd&en ©ee$ hinunter. £>ier toeilteu fie 3 Sage taug an ben burdj
1
Sflarbj a«»@uffar ijeißt btc große (Sbenc, gegen 40 SReiten ffibweptidf)
bon 3)ama«fu«, norböpitdj Don Waxüä,.
8
Sitten VI, 146.
8
2)iefe SBrüde fiberfdjreitet ben Sorban wenige SWctfen fübtidj öon beffen
auspuffe au« bcm See Siberta«.
4
äoffair ibn SD^oitt eb=bin, ebenfo (SljurBalj aMufu«, wefdje 2lbü @djämalj
bei Sßilfen VI, 147 nennt, ftnb nidjt nadm)ei«bar, bodj läßt ftd) iljre Soge
jiemlid) feft bepimmen, bo wir bie Soge öon 8t«fturß ganj genau fennen.
2)iefer Ort nämltd) (bei SSan bc 93elbe äerfa getrieben, waljrfdjeinlidj ba«
ncuteftamentltdjc ©erafa) liegt auf ber Dpfcite bc« Stiberia«fee« unb jwar jiem*
lidj genau in ber 2Jtttte am Ausgange bc« Sßabi @emaf. Sßie §err ©enerats
lonfut Dr. SBefcpein mir berietet, ip fogar nodj bie beuttidje @pur einer SWS-
merpraße öon SRawä nad) Äurfi ftdjtbar. 2>te SBidjtigfeit biefer geograpljifdjen
gi^irung ip bie, baß wir alfo flar bepimmen fönnen, baß ba$
ßljripenljeer ben flartjen ©ee Liberia« umjog; fomit erhält ber
lücfcn^afte Q3eri^t Dliöer« erp feinen richtigen (Kommentar.
5
9lä« at»mä tiegt an ber großen bamaScenifdjen ©eerpraße nad^ ©aja,
unb jwar genau jwifc^en ©anamin unb £af«, jtemltd^ naty bei @djeid)«9Jü8*
fin (Quatremere Makrizi II, ß 92 SRote; bgt. 3i^wermann« Äartc gu
,

föttter« Slpen, ©ecHon IV).


6
(Sljurbalj al»lufu«, „bie SRänber^ö|te", wirb nad& bem 3ufammen^ange
weptid^ öon (Sb'll, füböpiic^ öom Äafr et«8arbowil, an ber 5RorboPfeite be«
galüätfdjen Speere« ju fud^en fein. Buckingham, Travels in Syria @. 280.
7
git 2tyf)ef) liegt an ber großen 2>ama«fu«praße
(ba« aittepamentltd)e
e
fübwepii^ uon S^awä; bt*t gif liegt riefln.
bei
8
S)iefe 23rfidfe überf freitet ben Sorban bidftt unter bem @ee (51 * $>ü(et)
im Sorben be« galiläif^en Speere«. Stbü @d^äma§ bei SGBUfen 147 nennt al«
Hauptquartier be« ©ultan« ?aban. 2Bil!en erflärt, einen folgen $figet gebe e«
ni(^t bet3erufalem; e« ip aber offenbar bamit ba« afttepamentUd&e Sebona, ^eut
Subbän, awifcfyen Serufalem unb S^äbtu«, gemeint, ba« öon bem gleichnamigen
$ügel, auf bem e« liegt, beuanut ip.

XVI. 10

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bie Jjetfige ®efdji<$te geweifte« Orten; bie bortigert Triften geigtet
tynen bie Statten, wo ©jrtftu« bie jünger gu ftdj rief, wo er auf
bem SKeere wanbetnb erblidt würbe, wo er bie günftaufenb Reifte,
atiein betete unb nad) feiner Sluferfteljung mit feinen Jüngern afj.
fiierauf wanbten ftd) bie ßljriften mit einem ftarfen Transport t>on
c
firanfen unb ©tfywadjen wieber gurüd nad) 8ttfi. £)er gange änq,
auf weitem ber geinb fid) überall nur in ber fterne geigte, braute
Diel Seute ein; benn tu ©eifän fielen ben Stiften ungeheure SJor-
rätlje an ßebenSmittetn unb Kriegsmaterialien, weldje ber ©ultan bort

aufgehäuft Ijatte, in bie^jänbe, aber bennod) war er gang oljue widj*


c
tige militärifdje erfolge geblieben. 2Bot)l Ijatte 3lt- SlbU oft ben Sam*
pfeämutt) feine« ^einblütigen ©oljne«, be« größten ßljriftenfeinbe«,
gügetn muffen, wenn eine günftige ©etegenljeit gum Singriff gegen bie
ßfyrtften fid) bot, allein in ber ©djufe unb in ben Schupfen ©alabin«
mit ben Triften groß gewad)fen, erflärte er, Jene feinbüdjen ©paaren
Würben batb ber befdjwerlufjen unb fampflofen Quergüge mübe werben
unb rul)ig wieber ^eimfeliren. 2Bie ber weitere Verlauf leljrt, Ijatte
er fid) nid)t geirrt, bodj l)iett er für nötfjig, ^erufatem Don neuem
gu beden, unb befahl 2lt*3Kuaggam, wieber bei Nablus feine frühere
©teUuttg eingune^mett \
Sßad) ungefähr 8—14 Jagen
SKulje unternahm \>a$ §eer ber
Steiften einett unb gwar bieSmal gegen bie geftung
gweiten Selbgug
£abor, weldje ber ©ultan bereit« tmQaljre 1213 gum £wed für bie
c
2
^Beunruhigung ber Umgegenb Don 2lffä erbaut Ijatte . ©ie Ijatte
77 Stürme unb ©aftiouen fowie 2000 ättann 93efafcuug, aufcerbem
war fie fo Ijod) unb fteil gelegen, bafc alle Sßerfuc^e einer Eroberung
als toergebticf) erfdjeinen mußten. 5Die (S^riften liegen fid) jebodj nidjt
abföreden, gumal ein gefangener ©aracenenfnabe, Weimer natürlidj
fofort getauft würbe, iljnen entbedte, bafj bie Surg nidjt unetnneljms
bar fei. Kalbern fie am 30. Slooember' bid)t unter ber ©urg üjr
?ager aufgefdjlagen, befdjloffen fie am 1. Slboentfonntage (3. £)ecemb.),
an welkem btö ßoangelium bie Srfolg oerljeifjenben SBorte enthielt:
„Oeljetljitt in ben gleden, ber oor Sud) liegt !" (2flattlj. 21, 2) angu*
greifen, ©in bidjtcr =Kebef begünftigte ben Singriff ber (Stiften, ©er
*ßatrford) fcfyritt mit bemSreuge toorau«, wctyrenb bie öifdjöfe
Ijeiligen

unb ©eifttidjen unaufl)örtid) beteten unb fangen, unb wirflidj würbe


nadj unerme&lidjen Slnftrengungen ber 33erg erftommen. 3Die 33e*
fafeung fteüte ben Angreifern einen matmljaften SBtberftanb entgegen,
©er ÄÖnig ^o^aun Ijieb ben ßommanbanten unb einen Smir uieber 8,
allein oljne auf SSerftärfung gu warten, ftieg er mit feiner ©d)aar
auf ber anbereu ©eite be« Serge« wieber hinunter, fo bafjj bie 33e*
lagerten ben fpäter auffteigenben Templern unb §ofpitalitern fdjwere

1
L'estoire 323f.; föetnaub 387.
* 3§rc (Srbouuiifl erwähnt Snnoccnj in einer )©ut(e öon 1213 (Baluze,
Epistolae Innocentii II, 752). Sinfotefang ouf bie Ääntpfe um Sabor finbet
SRütten^off im Drtnit ($ou^t äetti^r. XIII, ©. 189).
8
3*>re M*wn nennt %m
e^äma^ bei Stilen 151.

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SScriuftc beibrachten imb ftc jum SRüdfjuge jmangen. 5. Se» 9m


cember unternahmen bie Stiften einen jmetten Singriff gegen bte ge*
ftung, unb jwar mit Sturmleitern. 211$ e$ jebod| einem ber feinb*
Jidjen Jöogenftfjüfeen gelungen mar tmrdj einen iftapljtljapfeit eine ber«
felben in Söranb }u fteefen unb biefe mit ben barauf fteljenben 2ln*
greif ern jufammeubrad}, gaben fie jcben weiteren SScrfut^ gegen bie
geftung auf. £)ie muStimiftfjen SSert|eibiger verloren wenig 8eute; fie
Ratten ftd), wie bie arabifdje Quelle erjagt, gegenfeitig baäSort ge*
geben, bt$ auf ben tefeten üttann ju ftimpfen, ba fie baran bauten,
c
wie Sönig SRidjarb einft bie Kapitulanten uon 2lßä ju SCaufenben
^atte Ijinfd&ladjten (äffen. 21m 7. ©ecember erreichten bie ©jriften
c
3üfä; iljre §auptbeute waren Keine muSlimifdje Sinber, meldte ber
Stfdjof 3afob toSfaufte unb buref) Tonnen im ßf)riftentl)um unter*
rieten lieg.

3nbeffen traf naef) bem Slbjuge ber Triften 8H*2ttuajjam in ber


SBurg ein. Sr belohnte burd) reiche ©efdjenfe bie Sapfern, erhielt
aber batb barauf Sefeljf, bie fteftung ju f Reifen, ba fie fonft bie
geinbe immer wieber jumÄriege anreijen würbe. @o fan! benn bie
ftofje Jöurg iu SCrümmer, unb bie Stiften fonnten mit biefem mittel*
baren ßrfolge iljreS jweiten gelbjuge« wol)l jufrieben fein.
hingegen lief iljre britte@£pebitionäu§erft fläglidj ab; ber^ßa*
triard) unb bie ©ifdjöfe blieben waf)rfcf)ein(td) wegen ijjrer firdjlid)en
Obliegenheiten jum beöorfte^enben 303eil)nacl)t$fefte gurüd. £)a$ 3tel
war bieämat bie geftung ©eaufort jum ©djufe ©tbonS, beffen Sin*
woljner trieKeity überhaupt burdj bie Uebcrfälte ber in ben ©ergen
unb @d)lud)ten be8 ßibauon {jaufenben Jöanben oft ju leiben Ratten.
®er $>err tnm ®ibon warnte ben Söntg 8lnbrea$ toor einer folgen
Unternehmung jumat im hinter, allein biefer lieg fidj rüc^t abmatten,
unb fo brauen fünfljunbert Sülann auf, aber in $>arin bei äRefdj*
1
gfytrafj würben fie üon ben Sinwo^nern überfallen, juf ammenge*
lauen unb uerloren öiele ©efangene. SSon einem äftufetmann burdj
unwegf ame ©egenben geführt verloren fie buref) iljre SSerf olger gebröngt
ebenfall« ütel SCobte unb ©efangene; ttic^t meljr als 3 9ttann foücit
Don biefem flägtidjen 3«8e ©ibon erreicht l)aben. 9itd)t minber große
SBerfufte erlitten bie Pilger burd) bie ftrenge Mte unb anljattenbe
SRegengüffe. 3n ber ^eiligen 5Wad)t übetrafdjte fie bei Sarepta Si-
doniorum ein wahrer äßotfenbrud) ; Diele Saufenbe erlagen ben ©tra*
c
pajen, unb nur fümmerltdje 9?efte erreichten 2lttä wieber.
@o fd)(o§ ba« 3af)r 1217. ©egen Snbe Januar 1218 jogen
Äönig SlnbreaS unb |ntgo mit ©oljemuub nad) Sxip'otiS, wo lefe*
terer fidj mit 9Ketifenbe uon Sufignan uer^eirat^ete; fein ©djroager
1
äflefdjgljaralj liegt in btrecter SuftUnie beinahe in ber ÜRitte jwif^en
©ibon unb 2)oma6fnö. 2>en ^ier erjagten 3"9 weitet nur SRuwetrt, bei Ha-
maker, Expedit, contra Damiatam suseept. @. 69. I/estoire 324 f. be»
rietet, tie ¥%r c
feien 6 SBo^en in 2lffä geblieben öor antritt ifjre« äuge«
nad^ ©iton, ober tem nriberfpred)ett Dliöer unb SDRafrigi (bei Hamaker ©. 25),
hingegen weiß Oliter nichts öon bem Stammt um ©eaufort ober, wie e9 bie
Araber nennen, ©d^ofif 3(rnün (bei S^ru«).

10*

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1
$ugo ftarfr aber batb ttad) ber ^o^jctt . Sin einen neuen Äreujjug
lonnten bie Stiften um Söntg Slnbreaä nad)
fo toeniger benlen, a(S
bem geft ber bret Röntge im ber großen Sp*
folgenben 3al)re trofe
fommumfatton, toetdje ber <ßatrtard) SRabulf über iljn oerjjängte, ba$
^eilige 8anb oerfieg. §erjog &opolb hingegen befeftigte im grüljjaljr
1218 ben ^ßilgerberg bei ßjjatfä mit ben £emptern unb £>o$pitatt*
tern, unb am 24. Slprtf 1218 traf bie beutfdj * friefifc^c gtotte ein,
»orauf ba$ Güjrtftenljeer an bie ^Belagerung oon ©amiette ging.
SBäljrenb $önig 2lnbrea$ mit £>erjog geopotb fid) jum 3uge
rüftete, Ratten audj bie ^riefen, unter benen ÖüoeriuS, 3of)anne$
oon Xanten unb anbete Äreujprebiger mit burd)fd)tagenbem Srfolge
tljätig getoefeu waren, mit großem Stfer Vorbereitungen für bie Sreuj*

faljrt getroffen. 2lu8 ben ©prengeln oon Solu, £rier unb ©remen
Dereinigten fid) bie ©djiffe unb fegelten nad) bem engttfdjen £afen
2
SDartmoutl) ab fid) fd)on feit ^unbert Sauren bie ©djtffe ber
, too
norbifdjen Pilger fammeln pflegten. 2lm 31. 3ttat oertteß bie
ju
griefenflotte ben ßautoerjee unb lanbete am 3. Sage in ÜDartmoutlj,
wo bie ©rafen ®eorg oon SBieb unb SBilljetm oon £ottanb, toeldje
fd)on am 29. Sflat oon Sftaarbmgen abgefegelt unb am 1. Quni ge*
lanbet waren, iljrer mit 112 ©Riffen warteten. £>ier würben beibe
ju güljrern ber glotte erwögt, unb barauf bie ©djtffäorbnung 6e*
fannt gemalt. 2lm 4. (Jum &rad) ber ©raf oon SBicb juerft mit
einem Z^üi ber gtotte auf. £)ie ©ee war ftarf bewegt, bod) er*
fttteu bie ^ßifger feine fdjtoerere SSeriufte; nur ein 3Jiütt)euner ©d)tff

ftranbete. SDeu folgenben Jag fegelte aud) ber ©raf oon £ottanb ab
unb lanbete in bem. bretonifd)en §afen ©t. 3)Jatf)ieu, wo bie ©eftim*
mungen ber ©djiffSorbnung oon feuern oerlefen, unb bie ^JHger auf
beren pünftttdje Erfüllung oerpflidjtet würben, ©onntag ben 11.
3uni übernahm ber ©raf oon $ottanb bie Sprung ber ooranfe*
getnben ©djtffe, toäljreub ber Kölner äßarfdjalt bie folgenben führte.
Die ^ßttgcr erreichten bann greitagä im 16. @ap 33are$ in ©aücien,
pilgerten oon ba am folgenben Sage nad) ©an Sago unb teerten

1
L'estoire 325; De Mas Latrie I, 196. Ueber bie ©djenfungcn be«
Äönig«, toeWjc er bor feiner Greife ben §oft>itaUtern mochte ftelje geier III A
237-242.
* Ann. Colon, max. 829-830; (Smo, SS. XXIII ©. 478-481,
fotnie bie SBriefe be« ©rafen SBittjefat unb ber an \>tn
portugteftfdjen ©tfdjöfe
$<H)ft §ouoriu« bei Raynaldi 1217 §.§auptqueüen für bie im
32 ff. ftnb
golgenben erjagten (Sreigniffe. (Saefariu« bon $eij*erbadj, 2)talog VIII, c. 66
(ed. ©trange II, 137) giebt tüte SUbericu« 905 nur fagenfjafte SBeridjte. ^erfc
|atte bereit« in einer ftote gu Annal. Colon, maximi 830 bewerft, ba$ ber
©ertdjt über bie (Sroberung bon SUcacer bo ©at (am rechten Ufer be« 9?io @abo
im ©. O. £). oon ©etubal) bielfac^e metrifdje ©^uren enthalte; ber 53eri^t ber
2lnnalcn barüber ru^t nämlic^ auf Gosvini de expugnatione Salaciae Car-
men, in ben Monum. Portug. I, 1856, ©. 102—104. ^erculano jjcüt für
ben SBerfaffer ben (Sifiercienfercantor eine« Älofier« au« ©rabant, allein biefe
Scrmut^ung ifl üage; e« ftnb um jene 3eit gegen 10 ©oftoine au« ber följein»
gegenb na^njei«bar g. 53. ©o«tt)in oon SRanberat^ in Äöln, ein (£iftercienfer*2lbt
©o«toin au« ^eifierba^ u. f. ro, Ueber einen anbern $3eri$t tgl. hinten Beilage,

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149

toteber *urfld( ; mußten aber in ftofge wibriger Sßinbe 9 £age fang


Hegen bleiben. 2Tuf ben 9?at§ ber bortigen Sfjriften, toetc^c erfffirten,
baß man cm$ if)rem §>afen nidjt birect nad) ßiffabon fegefn fönne,
fc^ifften bie Pilger norbwärtä unb (anbeten in einem an*
eine 9Weife
berenfmfen (£ut) amüWinfjp?). 2lm 2. 3ufi überfiel fie ein furdjt*
barer ©türm, fo baß aßiffjefm Don $oflanb uor ^Jorto Slnfer warf,
bod) fonnte bie gan$e ftlottt wegen ber ffippenreidjen ©nfaljrt nidjt
in ben fmfen einlaufen, fonbern mußte jum £6eit auf offener ©ee
bleiben ; brei ©d)iffe würben SBrafS. 3fn aüer grü^e be$ 5. 3?u(i
fegefteu fie wieber ab unb fegten bei ©afir bo ^ßorto fübfid) Don
Sltcobaga an, beffen Slbt $etru$ ben pilgern über bie JBefdjaffenljeit
be$ SanbeS unb feiner £ä'fen biet mitteilte. Sr cr^ä^fte iljnen aud),
baß einer Don ben ©roßen be$ maroffanifdjen ©uftanS ßfjrift ge*
Worten unb feinem Ferren ben batbigen ©turj propljejeit Ijabe; er
fei mit feinem ©oljne in gofge beffen hingerietet Worten, aßein ber

babei bewiefene JobeSmutlj be$ 9Wärtt)rer$ fowie ein große« Sßnnber


Ratten ben ©uftan bewogen, bie Ausübung ber c^riftU^cn 9?efigion
in feinem ganzen 9?eicftc freizugeben.
9?ad) furjer 9?aft fegeften bie ^ifger Dienftag ben 11. 3uti ab
ntA fanbeten am fofgenben Freitag in ßiffabon, wo injwifdjeu fdjon
ein Stljeif oor 3 Sagen eingetroffen war.
ber glotte Der Sifcfiof
©ueiro Don giffabon unb ber Don ßfoora fowie bie SWeifter be$ Or-
ben$ Don ^afmetta, be$ Stempels unb be$ ©pitafS gaben fid} ötte
erbenffidje Sftülje bie Sßtfger feftjnljaften unb jum Kampfe gegen bie
Üttauren ju bewegen, aber bie meiften beftanben baranf , unoerjügfid)
nad} bem fjeifigen Sanbe abjufepefn, unb erinnerten ©ueiro baran, baß
iljm ja ber ^ßapft trofc feiner Sitten nidjt geftattet Ijabe, ^ßifger auf
tyrer ffabrt nadj Sanbe jurücfjuljaften unb jum Sampfe
bem Ijeitigen
gegen bie SWauren ju beftimmen. Qnbeffen f anben fidj bod) bie ©rafen
toon SBieb unb $offanb bereit mit 180 ©Riffen jurücf jubfeibett
unb mit ben Orben«rittern an bie Grrftürmung ber 8 SeguaS weftfidj
Don ©etubaf am 9?io ©abo gefegenen S3nrg STIcaccr bo©af ju gefjen,
wefdje öon ben ©aracenen ben ©djwertrittern entriffen worben war *.

Der §>auptgrunb für bie jurücf bfeibenben Pilger war bie Ueberfegung,
bag Weber ber Saifer nod) bie dürften £)eutfd)fanb$ im Ijeifigeu ?anbe
eingetroffen feien unb öor beffen Sfofnnft bie Triften bod)
fönnten ,

nic^tö ßrrnftfjafte« juunternehmen im ©taube fein würben.


5(m 30. 3ufi fangten bie ^üger öor ber SBnrg an, allein eine
ernfte SSefagerung würbe erft mögfid), af$ bie SKitter oon ©anet 3»ago
unb be tfongafpatfja mit einem jafjfreidjen §eere erf^ieuen (3. Sluguft).
3Kan fu^te bur^ Seinen bie SRauern ju unterwürfen , affein bie
ßljriften würben burd) Sontreminen vertrieben; am meiften aber
brüdte fie ber 90?angef einer auSreidjenben £afy Don ^ferben für ben
1
Herculano, Historia de Portugal II, 199. Conde, Historia de
la dominacion II c. 56, gtebt in ©eüug auf bie SÖefagenmg t?on 3ltcaccr
,

mehrere 2)etattß; allem feine 3uöerläjjig(eit tfl öon neueren 3. 9. ©a^angoß


mit ftedjt in 3weifel gebogen worben.

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*

150

Äampf unb bie §eranf djaffung Don SÖhtnb&orratt). Snblid) toarb am


24. Sluguft nadj langem Bemühen ein Srijurm ju ftatle gebradjt,
allein, ba ber innere £fjeit ber ^flauer ftefjen blieb, entffanb feine
Brefdje. hingegen machte ben Belagerern ba« griedjifdje ftener unge*
Ijeuren ©traben, unb bie SRinen, in benen oft tottbe Sämpfe fidj ent*
faannen, förberten wie bisher bie Belagerung ntd)t imminbeften. 3Me
Berjtoeiflung ber Belagerer ftieg, a(« am 9. ©eptember bie gmire
öon ©etrilla, ßorbuba, 3>aen mtb Babajoj mit einem furdjtbaren £eere
öon 55000 9JJann jum Sntfafee ber Burg Ijeranrüdften. £)ie geift*
liefen Berid)terftatter ertffjfen, bie fteinbe feien burd) SBunber crfc^rccft
toorben, nämtid) eine 9Kenge glönjenber Ijimmtifdjer §eerfd)aaren fei
biefen broljenb erfd)ienen unb tjobt aud) im £>eere ber griffen mit*
1
gefämpft Stobeffen erretten bie Belagerer ftarfen 3ujug in bem
.

STemplermeifter ^Setru« 2lfoifc, toetd)er mit einer ©djaar öon 500


Gittern fürs oor bem broljenben Kampfe ersten. Slm 11. ©ep*
tember griffen bie oierSnure bie Triften an. (§« ttmrbe auf beiben
©eiten mit groger Erbitterung unb £obe«öerad)tung gefämpft; bie
SÜMfter be« Orben« ^ßatmefa unb be« Simpel« tjcrrtc^tetcn SBunber
Don £apferteit, ?Beftfalen, ©adjfen unb ^riefen wetteiferten mit cht*
anber in £apf erfeit, Don allen aber am meifteu jeidjneten fid) bie
Pilger au« 9?eu§ au«.
5Die fliegen; brei ßmire unb 14000 Sftann
9Ku«fimen mußten
waren gefallen, ©efangene fottrie ba« ganje feinblidje
unjäljlige
Sager fielen ben Stiften in bie §änbe. 3efct gingen biefe tum
neuem mit frifcfyem 9Kutlj an bie Belagerung. 2lm 21. Dctober
fanf ber jtoeite ^aupttljurm in krümmer, fo ba§ bie Befafcung,
2050 SWann ftarf, fid) ergab; fie nmrben fämmtlid) ju ©flauen ge*
mad)t unb al« Beute unter bie Pilger öertljeift, trofcbem biefe 3ln*
fang« iljnen bie ©idierljeit ifjrer ^ßerfon garantirt ljatten. (Sinjelne
Pilger ftarfen fid) Biete« Don ber Beute unb fonnten nur burd) bie
ÜDroljung be« Banne« jur §>erau«gabe gelungen werben. 3?nbe§
ging e« mit ber Bertljeilung berfelben feljr ungerecht ju; ber aufopfe*
rung«öol!e Bifdjof ©ueiro erljiett faft nid)t«. 9iad) bem l.üttooember
übergaben bie Pilger bie Burgben ©ebtoertbrübern jurttd unb sogen
nad) 2iffabon, mo fie ben ganjen SBinter fjinburd) ein äufjerft beljag*
2
lid)e« geben führten .
üDiefe glänsenbe SBaffenrtjat ber Pilger öeranlagte bie Bifdjöfe
Portugal« ben <ßapft um bie grtaubnig ju bitten , bag fie für ben
Stieg gegen bie 9D?auren wenigften« nod) 1 ^aljr in ©panien jurüd
bleiben bürften unb ein 3toan$igftel ber für ba« ^eilige Sanb gefam»
1
S)tcfc SBunbcr erjagt ber SBrtef ber SBtfrfiöfc unb borou« bie Äörner
Slnnolen 830; audj Caesar. Heisterb. Dialog. VIII, c. 66 (ugl. beffen $o*
milten I, ©. 119) toieberljott i^n furg.
2
S(u8 jener SBeute mögen tt)o^l ou^ bie bieten ara&ifdjen ©olbflüdc
flammen, welche j. SB. in Sorben gefitnben roorben fmb (3eitfd^r. be« Wor.
herein« für iRiebcrfac^fcn 1853 @. 414—416); bie bort flefunbenen SWünjen
flammen alle au« ber Bett be« SMmoljabenfuttan« S(bu Swfuf 3afnb (1213—
1223).

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151

meöctt geiftftdjen ©nfflnfte jnm Ärtege gegen bie Sötouren &em>anbt


»erben möchte; bie armen unb franfen ^Jitger ober foßten mit Dotter
SBergebung tyrer ©ünben wie nad) richtig oottbradjter Äreutfaljrt l>eim*
gefault toerben. Der ^Sapft jebodj befahl tljnen, bie ^JUger an ber
gortfefeung iljre$.3uge$ nidjt länger ju Ijtnbern, fonbem, tote e$ fid)

gebühre, mit reiben £)anfe$ertoeifungen ju enttaffen \ 2lm 31. 2W8rj


fie
1218 fegefte bie ^Mlgerffotte ab unb erreichte naef} mannigfachen öe«
c 2
fätoerben @nbe «prit 2ßfä .
SBätjrenb fo ein SEljetf ber Pilger fid) an ber Eroberung ber
JBurg Sttcacer mit $u beteiligen befcfjtoffen unb bann in ßiffabon
SBinterquartiere genommen waren bie übrigen am 27. 3fult
Ijatte,

1217 oon tftffabon ©ie fuhren an ber Äüfte Portugal*


abgefegelt.
entlang, an äföufeiro, Sttmabra unb ©tfoeS oorüber, unb erwarteten
35 ©eget ftar! oor ber ©tabt ©. Sttaria 8 bie übrigen oom ©türme
toerfdjtagenen ©djiffe. 2lm 9Worgen Ijatte fid) wieber bie ganje ftfotte
gufammengefunben unb wollte eben bie Satyrt antreten, ate ein furd)t»
barer ©türm fid) crljob. @$ würben Soote auägefefet, unb ein S^eit
ber Pilger ging an« 8anb. ©ie beriefen fidj, ob fie nidjt bie oor
tljnen liegenbe ©tabt belagern fottten, unb man war nodj ju feinem
feften @ntfd)tuffe gefommen, ate gegen Slbenb ptöfcttdj ein §aufe tott*
lüljner ^riefen unter Anrufung ber Söiutter ®otte$ fidj auf bie ©tabt
ftürtfe. gittern ber Äüljnften, toetdjer einen ©aracenen Ijatte an einem
©eile an ber 3Wauer herunter gleiten feiert unb biefen fofort er»
fragen Ijatte, gelang e$, an bemfefben ©et(e bie üftauer ju erfttm«
tuen, auf ber 3hm* ba$ ©anner auffttipffanften unb feinen Äatnpfge«
noffen bie Jljore jit öffnen. (Sin ttrifbe« TOorben begann, bie ©tabt
würbe bem Steuer übergeben, unb bie ^riefen lehrten mit ungeheurer
©eute nadj ben ©Riffen jurüd. ffiie erjagt wirb, Ratten bieÄreuj«
fairer in biefer SWorbnadjt ba$ ©Hb berSötorta über ber brennenben
©tabt gefe^ett, unb biefe (Srfdjeinung würbe alt Betdjen HJrer fl an J
befonberen fmfb unb £)anfbarfeit aufgefegt. 9fat 1. Sluguft fegetten
bie Pilger weiter, fuhren an einer föeifje oon ©tobten vorüber* unb
1
Rayn. Annal. 1217 §. 34.
* (Stnra inteteffanten SBerid^t über bie ®djidfate eine« flehten fcljette« ber
«Pilgerftottc ogt. in »eitage I Fol. 4.
8
Emo, SS. XXIII, 480. Sancta Maria (de Hairin ober Harun),
fo genannt wegen eine« bort früher aufbewahrten ttmnberiljätigen SRarienbitbeS
(Benedict. Peterb. II, 121) fjeißt jefct nur nodj ein 'cabo e ponta mais
meridional de reino no Algarve na ilhota do mesmo nome quäl tam-
bem cbaniao do Caes em frento de Faro. Perestrello, Diccionario
geogr. de Portugal II, ©. 328.
4
(Smo nennt Odiamo, Harmund, Kazala, Saltes, Arena St. Eulaliae
unb Rodete, ©idjer laffen ftdj nur tbentiftatren Kazala mit (Sacetfo an ber
©fibffifle Don 5llßartoe, norböfittdj öon Saöira, unb Rodete mit föota nBrbtid)
Don (5abi& an ber 5J»finbung be« ©uabalqutötr; Odiamo ift ütefletdit Dfljao,
Harmund SKtjamonte (am redeten Ufer befi btd^t babei müttbenben ©uabiana ge»
genüber bem castro Maria). S)ie beflen harten geben feinen Äuff^luß über
biefe geograpbifdjen @^tt)ierig!etten. Saltes ifl triefletdjt ju ibentifetren mit
@atajar nörbttdj öon (£abig, bie Arena Eulaliae toirb eine ber bieten SBarren
fein, mlfyt bie großen @eefarten in berfelben ©egenb öerjeid^nen. Sir toerben

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152

1
erretteten am fofgenben Jag SRobete . §ier Warfen fic Slnfer unb
gingen an« 8anb. Sil« bic ©nrooljner bic rieftgen ffremMhtge au«*
fteigeu faljen, ergriffen fie bie gtud)t unb überließen ifjnen bie ©tabt
jur ^fünberung. £)ie Sfjriften brockten bte Sftadjt in ber ©tabt gu,
at« aber einige öon ifjnen am SKorgen braußen öor ber ©tabt bie
Sßeinberge nad) Seute burdjfudjten , würben biefe Don einer überlege*
nen Slnjaljf fteinbe ptöfefid) überfallen. Da« £äuflein üertfjeibigte

fid> auf« Japferfte unb wie« alle Singriffe nad)brücflidj jurücf , bi«
enblidj ifjre 33ogenfd)ü£en gegen Sonnenuntergang bie 9?ieberlage unb
gludjt ber geinbe cntfdjieben. Unter lautem 3fubel unb ©iege«gefd)rei
festen bie ßfjriften nad) jurüdf unb fuhren am 4. nadj
bem §>afen
(Sabij fyinab. wagten bie Sinmoljner feinen Sßiberftanb,
Sludj Ijier

fonberu flogen nad) ber 3>nfel ©t. tfeon. Sie überall brannten unb
fengten bie Sreujfaljrer furdjtbar ; bie ©arten unb SBeinberge würben
toerwüftet, bie prad)toolIe 3Kofcf)ee bemolirt unb ifjrer l)errlid)en 3toben
beraubt. Slm 7. Sluguft fuhren fie ab, mußten aber lurj öor ber
©trage öon ©ibraltar, burdj wibrige SBinbe aufgehalten, Sinter
werfen unb am fofgenben Jage fogar wieber nadj@abij jurütffeljren.
grft am 12. Sluguft tonnten fie mit 86 ©egefn nad) ©eöilla auf«
bredjen, wo fie Don neuem 2 Jage liegen bleiben mußten. Slm 3.
Jage fuhren fie ab, paffirten gegen Slbenb bie ©traße Don ©ibraltar,
erreichten am 19. Sluguft 3toi$a, merften aber l)ier, baß fie ben ßour«
verloren Jjätten, unb wanbten fid) hierauf nadj Jortofa. §>ier
matten fie 2 Jage SKaft, ba lieber unb Styffenterie unter ben mei*
ften au«gebrodjen waren. 9Stcfe beutfdje *ißi(gerfd)iffe, weldje oor iljnen
Ijier eingetroffen waren, fdjloffen fidj iljnen an, unb fo fegelten fie am
britten Jage nad) bem catafonifd)en $afen ©an ^efice. §ier fanben
fie ju i^rer großen greube abermat« Sanb«feute unb fuhren bann
nac^ 9J?arfeilIe; bodj wibrige Sßtnbe Ijinberten fie am (Sinlanfen in
ben £afen, fo baß fie im §afen ©t. Sßanbrian
Jouton ©d)ufe bei

fudjen mußten. 9kdj trierjeljntägiger über ©arba,


föulje fegelten fie

©era, Slntibe« nad) Olita, Don' ba an ©enua unb <ßtfa vorüber


nadj <ßiombino, welche« fie am 9. Jage erreichten, £>ier blieben fie
8 Jage, bann fuhren fie nad) ÜWefftna ab, allein fie würben burd)
Wibrige ffiinbe gezwungen nad) ßtoita 93ecdjia um^ufeljren (9. Dct),
wo Jebodj ber §>afen ju eng war , fo baß 18 ©djiffe Sorneto an*
laufen mußten. Die Pilger würben Ijier freunbfidj empfangen be* ,

fonber« aber in SRom üom Zapfte, weldjer iljnen eine 9Kengc 9Mi*
quien jeigte, wie j. 33. ba« fflilb ber Ijeiligen 3Seronica, unb außerbem
bei ben Sinwofytem Don ßorneto, SSiterbo unb anberer 9?adjbarftäbte
burdj gm}jfel)tung«fdjreibett für iljre freunbtidje Slufnaljme unb Unter*
ftüfcnng beften« beforgt war. Den ganjen SBinter Derbrac^ten ^ier
bie Pilger, bi« fie am 25. 9tt8r$ 1218 naä) bem ^eiligen ?anbe ab*
c
2
fegelten; am 26. Styril (anbeten fie in 3Tffä .

waljrfdjeinttdi für immer borouf öcrjtd^ten muffen , biefe ©^wtertQfeiten Befrie*


bigenb gu töfen.
1
@mo 482 f.
* (Smo 482 f.

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153

beilege
£)urdj bie entgegenfommenbe ©üte uttb Srcunbfi^feit be$ §errn
$rof £>u
. JRieu , Sonfertator« ber ^anbfcftrtften ,ber ?et)bener Uni*
toerfitätsbibtiotfjef, empfing ber SSerfaffcr uadjfofgenbe Sefdjreibung unb
Slnafyfe einer in ßetjben (Cod. Voss. lat. fol. 95) befinbfidjen
§anbfd)rift , toefcfie nad) ben öorjufüfjrenben groben entfliehen eine
grünbficfje Unterfucfjuug üerbient, ba fie bie großen Kölner Slnnalen
an mehreren fünften ergänzt unb trief SfteueS bringt. 9?ad& äffen
Snbicien ift bie betreffenbe £)anbfd)rift fefjr jungen ?Uter$ (XIV ober
XV saec); ber 2ejt forberte toegen feiner nadjfäffigen ©djrift bie
§anb eine« bewährten ^ßatöogra^en, tt)e§f)atb ber SSerfoffer £>errn
Dr. Slrnbt bat, bie triefen Don £u 9?ieu treu öerjeidjneten patäogra*
pfjifdjen @cf)ttHerigfeiten überttrinbeu ju Reffen.
Fol. i_2 rectoa ftitnmt genau mit ber t)on ®ife$ IjerauSgege*
benen Incerti scriptoris narratio de rebus in bello saneto ge-
stis a. D. 1217—1218. Londini 1846 [b. I). beut «eridjte beS
Oliverius Scholasticus, tüte er bei Grccarb unb in ben Söfner
SBfnnafen über ben Sreuj?ug nad) ©amiette fianbett ; benn ber <in-
certus scriptor' giebt nur auf ben fefcten Seiten einige toenig be-
merfensroertije Slbmeidnmgen öon bem 33erid)te Ober«].
Fol. 2 rect0 a bi« 2 vereo de processu navium, ftimtnt
:

mit ben Annales Colonienses maximi, SS. XVII, @. 829


830 3ette20 recesserunt, bann fofgt: Et sicut postea per effec-
tum patuit, solus ex eis eo tempore non transfretavit. Multi
tarnen nebula palpabili cecati ad portum Algazer praeter pro-
positum inviti cum aliis applicuerunt.
Fol. 3. De
obsidione castri Algazer et pugna
ibidem facta, ftimtnt mit Ann. Colon, max. 838 3eife 20
tertio igitur; Ijinter castrum fofgt: quod in dulcedine terre su-
per multitudine piscium ac ferarum est situm £)a«??of* . . .

genbe ftimmt nicf)t biuf)ftäbfid) mit bem £ejte öon <ßerfe: festerer ift
entfliehen t)orju^ie^en. ©tatt i^eife 28 pars mansit ftefjt pars
perstitit, qui (paries) propter latitudinem decemet octo pedes
continentem non poterat accingi.
3eife 29 ftefjt hinter multitudine gravi nod) nimia ad cen-
tum milia taxati. IDer fofgenbe Je^rt toeidjt anfangs nur unbebeu*
tenb, auf fol. 3 vers0 aber faft ooffftänbig ah. Isti prope chri-
stianos ad unam leucam fixere tentoria volentes eos fugare
aut penitus captivare. Christiani de pugna propter equorum
indigentiam diffidentes, fossato citissime facto, se et sua po-
stea incluserunt. Sed omnipotens deus, qui superbis resistens
hnmilibus suam dat gratiam, dignatus est suos confortare
in tantum, ut in ipso medie noctis spatio nobis in auxilium
mitteret Petrum magistrum milicie templariorum circa mare
deo militantium. Mane autem facto festivitatis Prothi et Ja-
cinti (11. @ept.) in elatione maxima predicti reges a parte

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154

Orientali ad pugnam sunt ordinati. At christiani, minores


quidem numero, sed fortiores merito, suas acies debito stru-
xeruntordine a parte occidentali. Uli viribus, isti fide confi-
dunt. At Martinus commendator Palmele, parvus quidem
,

corpore, sed non impar leoni cordis ferocitate, vexillum dex-


tra vibrans, ruiture gentis medium prorumpit in agmen. Cui
non minor ipso jungitur in pugna Petrus milicie templi prae-
latus, quos audacter sequitur non segnis turba suorum. Hie
equus opponitur equis, hie ensibus ensis. Hie clipeus clipeis,
hie obruta casside casßis. Quid multis moramur? Virtusdi-
vina superbos humiliavit humilesque suos victores effecit.
Nam unus ibi regum in proximo congressu cecidit et cete-
rorum ffol. 3 verso] interfectorum est numerus, preter capti-
vos, qui infiniti erant. Nee reticendum, quod, dum captivi
per exercitum ducerentur, querebant signa victorum, asseren-
tes, candidissimam aciem cruces rubeas gerentetn suorum ca-
tervam in fugam convertisse. Insuper et galee, quas per
mare contra nostros adduxerant, sunt fugate, relinquentes no-
stris equos, kemmelinos et tentoria cum tota supellectile sua.
Deinde nostri comite Girardo 1 semper duce ad insultus mu-
rorum sunt reversi, et interfecti sunt tarn de christianis quam
de Sarracenis, istilapides(?), Uli sagittis. HicWestfali etSa-
xones audaciam suam more suo profuderunt, et Renenses in-
genio et facto vero impares ad eam viriliter convolabant.
Nussiensium quoque clipei sub alba cruce rosei in muro suc-
eidendo non modicum sunt incensi. Erexerunt etiam nostri
instrumenta diligenti studio ducenta que de heneho (sie)
nuneupantur. Circa festum vero undeeim milia virginum per
fossores cecidit altera turris. Tunc demum perterriti infelices
Uli castrum reddiderunt, dantes se et sua in manibus peregri-
norum eo pacto, quo singuli totidem christianos de captivitate
restituturi vitam redimerent. Sed dominus castri, Abur dic-
tus, cum pluribus obsidibus super pacto servando aeeeptis
baptismum petiit, nee longe post in errorem pristinum est re-
versus. Invente sunt in hoc Castro tarn de viris quam de
mulieribus, parvulis et majoribus circiter tria milia persone,
que omnes venumdate sunt et inter peregrinos partite. Hie
omnis ubere confusus est raptus, et sponsus a sponsa, prout
sors dietavit, est divisus. Nee omittendum, quod quidam ex
christianis odorem lucri seetantes contra interdictum muros
transcenderunt ,
purpuras cum ornamentis aureis et argenteis
distrahentes. Sed admonitione sub pena exeommunicationis
facta, singuli, quod rapuerant, retulerunt sibique communiter
diviserunt. Quidam tarnen eorum, pulchritudine rei rapte
seduetus , obedientie jura temerare presumpsit ,
qui , dum ci-

1
©erwarb öott Sieb, ber ©ruber be« ©rafen ©eorg ö. ©.?

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155

bum capere debuisset, ad primam statim bucellam pene suf-


focatus, periculum per confessionem miserante deo, evasit ,

et post hec sublata fideliter restituit. Post festum omnium


sanctorum (1. iftotoember) universus exercitus christianorum,
cum reddidissent castrum fratribus de gladio, reversus est
TIlixibonam, ubi tostularia bonis omnibus redundabat. Et
commune (?) miraculum semper advertendum. Cum singule
enim regiones et loca copiam peregrinis prebebant omnium,
(sed) in tota eorum patria post suum discessum penuria est
subsecuta. Nam in Ulixibona tbeologum litteratissimum in-
venimus, qui relictis temporalium curis soli contemplationi
studiosius intendebat, per cujus doctrinam in dulcedine sacre
pagine refocillati sumus.
hierauf folgt ein ©erid)t de expeditionibus in terra
sancta facti s, torfdjer nur in gebrängterer $orm, aber meift in
benfetben Sorten toie bie ffiöfner 2lnnafen, ober, toie wir richtiger
fagen muffen, Oliverius Scholasticus in feinem bort aufgenommenen
©rief über bie brei @#ebitionen ber (griffen in ©tyrien (1217), er*
jäl)tt. hingegen tf* Me min folgenbc grjäfjfung Don ber abfahrt
ber <ßitgerflotte aus ©Manien unter bem ©rafen Don §oßaub burd)*
au« fetbftänbig unb l)öd)ft toal)rfd)ein(icf} bie ^Bearbeitung eine« bar*
über geführten £agebudje$.
Pol. 4. De
passionibus navigantium. His ita-
que in domino citra mare et ultra feliciter peractis, jam Mar-
tius evocaturus instabat. Et ecce populus navalis, qui apud
Ulixibonam hiemaverat, ad mare properare festinat. Et con-
silio babito ordinatum est, ut comes de Wide in navi sua
duas ferendo laternas cum duodeeim navibus precederent et
comes Hollammensis [Hollandensis] cum nnica lucerna in Si-
gnum [Fol. 5] sequentium pro tutela medius viginti quattuor
coggonibus adjungeretur * igitur in passione velis oppan-

sis ordinate mare conscendimus. Venientesque ad portum


Cadis, comes de Wide a via reeta devians, ipsum portum post
crepusculum cum paucis intrat navibus, ibique caritatis opus
laudabiliter exercens, fratres suos, qui in duabus navibus ibi-
dem naufragium passi sunt salvi tarnen rebus et corpore, cum
magno labore et timore paganorum litora undique cingentium
colligebat. Interea comes Hollensis majorem partem navium,
que jam strictum mare pertransierant, cum decem et octo na-
vibus cominatur. Hujus autem latera astrieta et in Europam
terminata montibus altissimis precinguntur, castris etiam ac
villis, opidis et civitatibus septa, quoque mercatoribus nota,
decorantur. Latitudo vero orizuntha, id est apprebensionem
hominis oculis tantum intelligibilem, parumper excedit. Cum-

1
$ie« 5öort ifl nidöt beutftd) *u fefen ; e« fBnnte Sabbati Reißen, fcößt ober
uid)t. 3>em 2>atum ber Äölner flmtalen gemäß toärc Sabini (31, 9Kärj) <>affenb.

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156

que jam primi maris alvum [?] * secura puppe sulcarent, ecce
due naves paganorum diversis rebus onerate ex improviso
nostris occurrerunt. Nee mora, in hostes vertitur prora.
Statimque inimici capiuntur, naves aquis et ignibus peri- et
ture relinquuntur. Postquam autem ex praeda tanta exhyla-
rati, de comitistum 2 absentia magis anxii, longius procedere-
mus, ventum est ad montera qui caput Martini 3 nuneupatur.
Et sequenti die, videlicet in cena domini (12. SlprU), agr le-
vior apparuit, nubes ut argentum purissimum bene politum
rutilabant, et omne vaporabile inventum est resolutum. Orta-
que est tempestas modernis inaudita, que etiam diebus quat-
tüor continue perduravit. Illic navium malos ruere vidimus,
vela scissa et bachi ruptis cordis de navibus sunt soluti.
Minatur mare mortem, terra circumquaque Sarracenorum oc-
cupata raartyrium promittebat. Naves itaque sui guberna-
culi freno carentes cum procellis rapte sunt et ad diversos
portus querendos longe lateque sunt disperse. Attamen Nus-
sienses cum paucis navibus advocatione patroni sui beati
Quirini aliorumque ffol. 5 verso ] sarictorum interventu apud
insulam prope Minortie Biporure 4 dietam, Saraceno mon-
strante, quem quidam detinuerunt captivum, portum in pa-
rasceve (13. Styrit) feliciter adierunt. Confugerant autem
mercatores ad eundem portum ob eandem causam, quinobis-
cum in die pasche sanetissimo Christi corpori et sanguini
communieaverunt. Secunda feria (16. 2tyri(), duetoribus ab
eisdem aeeeptis, gressus nostros versus Messanam leto pede
direximus. Venientesque prope Siciliam, divina potentia to-
tius boni causa , que jam nos aquarum et aeris commotione
turbulatos probaverat, suos ad hoc igne castigari dispo-
nebat. Proxima naraque nocte post oetavas pasche (22. jum
23. Sfyrit) choruscationes super nos orte sunt, et cite 5 toni-
trus in sonu ac motu acutissimus omnes nostros in exstasim
rapuit, et aliqui, quos deditos somno putabamus, in domino
dormierunt. Multi etiam ex fulminum ustionibus cicatrices in
memoriale pereeperunt et tenuerunt.
De expeditione ad Damiatam.
1
SScrB. arvum (nadj SSergtt).
2
S3iefleid)t tarnen. ©. 2B.
3
Caput Martini norböfttid) t?on <£artljagena ; togt. bte ftljntidje föoutc
bei Eog. Hov. III, 46 ff.
4 an SWinorca
(Sine gern* Heine 3nfefgntWe ber *ftorbojttü|h Ijeißt

II os Porroß a Santigue , tote bie @ecforte Don SHinorfa öon S3olbej an«
giebt.
5
S3?oW cito ju (efm. ©. 2ö.

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kleinere äRittfyeUungen.

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Hebet bie $erftotft Sipolfö be3 ©rafen Don 2lcerra unb

23on ffib. SSinfelmann.

föteb in feiner ©eiteafogif^=bip(omatif^en ©efd)td)te ber ©rafen


oon £>oljenburg (SR egenSburg 1812) ift, nue e$ fäeint, ber ßrfte ge*
toefen, wef^er beit berühmten ÄrtegSmann §etnrtd)$ VI., ben 9flit*
Reifer bei (Eroberung be$ normanmfd)en Steige«, mit jenem
ber
©rafen SDipotb toon 33ol)burg ibenttficirte, ber nad) ber 25erljetratl)ung
mit ber SBittme be$ testen SWarfgrafen &on £>ofjenburg fetbft ben
marfgräfltäjen £itet geführt fjat. ÜDer oon £>etnrid) VI. $um Saftet*
tan &on SRocca b'3trce beftellte, fpäter oott iljm jnm ©rafen &on
Slcerra nnb t>on Otto IV. jnm §er joge oon ©poteto erhobene Srteger
galt feitbem allgemein für einen 2ftarfgrafen öon 93ot)burg, nnb biefe
anficht Ijat ftdj namentlich burefy bie Slntorität ©öljmerS, Reg. Imp.
1198—1254 @. 66, fo befefttgt, bafj bt$ in bie neuefte £eit alle
SDarfteöer ber betreff enben *ßeriobe — id) muß neben 2lbet, @djtrr*
tnad>er, iEoedje, £eo nnb bem SSerf affer be$ Stegiftcr^ jum XIX,
©anbe ber SS. Mon. Germ, aud) mid) fetbft f djutbig nennen ; mo fie —
öon S^tpofb öon SRocca b'2lrce ober &on Slcerra ljätten fpred)en follen,
öon einem £)ipotb &on 33ol)burg ober Sftarfgrafen t>on SSo^bnrg re*
beten. 3$ bin nun aßerbingä fpäter an btefer 3?öentiftctrung toieber
irre geworben, unb f)auptfäd)ttc| baburd), bafj £)tpotb öon föocca
b'Slrce, wo er in faiferli^en Urfunben neben anberen $)eutfd)en atö
3enge erfäetnt, biefen regelmäßig nad)gefefct ttnrb, ja fetbft ben 9ieidj$*
minifterialen (ogl. Böhmer, Acta imp. JJr. 200; Stumpf, SftetdjS*
s

fonjter III, 590) alfo nid)t gut einen teeren, biet tt)al)rfd)euttic|er
fogar nur einen niebrigeren SRang als biefe gehabt Ijaben tonn. 2öir
bürfen feinen Urfprung mit gider, gorfd). j. 9?e t «j^« gef djic^tc Stalten^
II, 415 2lnm. 36, ber juerft bie toödige Unljattbarfeit jener älteren
Slnna^me nad)gett)iefen fjat, nid)t über bie 9fttniftertatität IjtnauS
fudjen, unb idj meinte be$f)atb ($. ^ijilipp @. 37) i^n tooljt für
einen urfprünglid)en ©teuftmamt ber ©rafen öon 33ol)burg anfetjen
ju bürfen, tt)ie e$ benn foldjer, bie fidj nad) ber 33ol)burg nannten,
alterbingS gegeben Ijat @. 16). ^nbeffen ift aud)
(gider, 8feid)$I)ofb.
ba$, tote überhaupt ber ganje 33of)burgtfd)e Urfprung, bod) nrieber nur
eine 9lnnaljme, bie in Srmangefung einer befferen fo lange gelten

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160

mochte, bis ein gflldH^cr 3u f<*fl utt$ irgenbttne jur ©ett)i#)ett über
ben nnrftidjen ©efcfytedjtSnamen be$ 9ttanne$ oerljalf. ©enn bic utt*
terttatifd)en Slnnaüften ber 3 e '^ welken er atterbingä genug 2tntafj
gab, (tdj mit üjm ju befd)äftigen, bieten au« begreiflichen ©rünben
9iid)t$, toa$ feine §erfuuft aufbetten fönnte: fein ßeben begann für
fte mit feinem auftreten in üjrem Canbe, unb im Uebrigen mar er iljnen
nur quidam Teutonicus (Rycc). £)arf man au$b iefer ettt)a$ nityt*
aetytenben ®rtt)ä^nung gotgerung gießen, fo ift e$ f)öd)ften$ bie,
eine
bafj er jenen Slutoren ben anbereu öorneljmeren beutfe^en Sa*
neben
pitänen anfangt nur eine untergeorbnete ©tettung einzunehmen festen.
Unb ba$ mürbe ganj feinem SKange als ©tenftmann, obenbrein toiet*
leid)t nid)t einmal ÜDienftmann be$ 9teid)$, entfprod)en i)abeu. @rft
bei feiner Srljebung jum ©rafen &on Slcerra tt)irb er au« ber £)ienfi-
mannhaft enttaffen toorben fein; erft bie ©eteljnung mit bem §er*
gogtfjume ©poleto im gebruar 1210 burety Otto IV. öerfdjaffte iljm
eine fürftttd)e ©tettung. Die 2Je(eljnung$urfunbe felbft fet)lt un$
(eiber toieber.
3ener gtütftfdje 3 l*fatt iß Ffet eingetreten, unb id) bin mit feiner
£>ütfe im ©taube, bie grage nad) ber §erfuuft £)tpo(b$ toenigftenS
um einen guten ©d)ritt toeiter, öietteid)t fetbft ber ßöfung entgegen
ju führen. $m
jroeiten SBanbe namttd) ber Collezione di docu-
menti storici antichi delle cittä e terre Marchigiane per cura
di C. Ciavarini (Slucona 1872), toeldjer bie Carte diplomatiche
Fabrianesi, racc. a cura del Dr. Aurelio Zonghi, enthält, ftefyt
eine bisher uubefanute Urfunbe Otto« IV. (in einer SSibimatiou oon
1213) : d. apud Montemflasconem X. kal. dec, XV. ind., anno
regni quarto deeimo, imperii vero tertio (= 22. 9?o&. 1211).
£)a§ ber Äaifer in biefen Jagen in SKontefiaScoue mar unb ebenfo
bie in jener Urfunbe aufgeführten 3 eu 9 cn > ba$ ftetjt aud) fonft fdjon
feft. Otto IV. erneuert aber in biefer Urfunbe bie frühere ©etelj*
nung $)ipofi>$ mit ©poteto, anfdjetnenb au$ bem ©runbe, weit ber*
felbe in bem ©efifce be$ §erjogtfjum$ burd) bie Stnfprüdje ber ©öljne
be$ früheren §erjog$ Sonrab Don UerSliugen gefätjrbet Sorben tt)ar,
unb bei biefer ©elegenfjeit mtrb nun ÜDipolb oom $aifer bejetdjnet
(I.e. ©.69) als fidelis noster Dyobuldus deSuynespont
dux Spoleti. Sine ßorruptet burd) ben öibtmirenben Siotar liegt
l)ier {ebenfalls nidjt öor: e$ tt)irb bas erfte Sßort in bem jufammen*
gefegten ®efd)fed)t$namcn tuctmeljr burd) ba$ SBappen beglaubigt,
xoüäjtQ £)ipotb toäfjrenb feiner uuterttatifdjen gelbjüge geführt fyaben
folt, ein ©djroein im metgen gelbe. SDtit btefem SBappen namltd)
ftitben auf ben ©ilbfeiten 37. 39. 40 ber Originatljanbfdjrtft
toir ii)n
be$ ^etruS be Sbuto (f. meine SluSgabe ©. 78. 79) bargefteüt, unb
wegen be« SBappeuS nennt ber Stdjter iljn fetbft aper, j. 33. SSerö
1116:
Dentipotens comitem denique vicit aper,
unb (ä§t i^n ^. 1218 mit 33erad)ttmg öon ben Slnpngern Xanfrebö
fpred&en:

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161

Hü pecudes, sed nos dicimur esse sues.


Sus agat in pecudes etc.
©rögcre ©djtmerigfetten fdjetnen ftc§ an ben jtoeiteu öeftanbtljeil
feinet SWamen«, an ba$ pont ju frtüpfen. 1)a unter ben beugen
ber faifertid)en Urfunbe ®raf griebridj öon ©aarbrüden at« comes
de Saraponte bejeidjnet tft, fömtte man oerfudjt fein, aud)Suynes-
pont at« eine öon „<&ä)W\nQbxM u anjufeljen.
Ueberfefcung ÜDem
fteljt jebod) ber Umftanb entgegen, ba§ pons t)ier mc|t bectinirt tft,
baß nid)t Dyob. de Suynesponte, fonberu de Suynespont gefagt
ttnrb, unb bie Oertltdjfetten in £)eutfd)tanb, toeldje @d)mein«brü<f ober
atynttdj Reißen, (inb obenbrein ntdjt ber 2lrt, bafj man öon tljnen ein
ritterlich tebenbe« ©efc§led)t ber §erren öon @d)toem«brü<I ableiten
möchte.
Suynespont mu§ fetbft ein beutfdjer Ortsnamen fein, unb in
3ebler« Unh).*8ejtfon finbe id) in ber £t)at ein@d)tt)etn«peunbt
al« „abliefen 9iitterfifc in bem ^erjogtljum üfteuburg an ber $)onau
etwa« unterhalb Oanfa ober @an«f)etm, an bem SBaffer Ufet" ange-
geben, „toetdjer öon taugen £etten fjer bem §aufe ^appenljetm ge=
Ijöret". 3Dic §omanufd)e Sarte öon Sftieberbaiern jetdjnet <&d)mint$*
peunt ein al« JBurg be« nörbtidjeu £)onauufer« etroa« öftttefy mm
8ed)«gemüub unb gerabe gegenüber ber ©nmüubuug ber mit bem Sed)
parallel fliefjenben 2ld). 9?ad) ber ©atoaria beftetjt bort ein Strcfc
borf biefe« -Kamen«. SWun fann td) tjier tooljl für bie jtoeite §älfte
be« 13. ^aljrljunbert«, b. Ij. feit 1274, ein £)ienftmannengefd)led)t öon
©djtt)etn«peuut nad)tt)etfen; ögt. Mon. Boica XVI, 280 ff.; aber
mdjt für bie jtoeite #älfte be« 12. 3al)rljunbert«, in toefdje £)ipolb«
$ugenb fallen mu§; id) ljabe ältere 9Jittgtieber ber gamitie au« ber
unüberfid)tltd)en SKaffe ber Mon. Boica bi«l)er toenigften« nid&t ^er*
au«jufinben öermodjt. Ferren öon <Sdjtoetne«peunt feigen
gerner: bie

im 13. 3»aljrf)unbert ßberljarb, 9?cin&ot unb anber«, ber 9?ame 5Di*


polb aber fommt bei tljnen ntc^t öor, unb bod) foHte man emarten,
bog fte bie ßrinnerung an ben berüljmteften ®efd)led)t«genoffen burdf)
gortpflanjung fetue« tarnen« gepflegt Ijaben mürben, menn fie uäm*
(i$ mit unferm SDipotb öon Slcerra nnrHtd) eine« Stamme« toaren.
aßßaren fie e« mdjt, bann liegt bie @ad)e freiließ öief einfacher, unb
gtoar fo , ba§ ba« ältere $)tenftmannengefd)tedjt öon @d)tt)eine«peunt,
bem £)ipolb unb feine ©rüber Otto unb ©igfrib angehörten, bie
beutfdje §eimatlj ganj unb gar aufgegeben Ijat unb eben in Italien
mit £)ipotb« ffoti 5Eöd)tern unb feinem ©oljne Sonrab (f. Otto IV.
1210 Slug. 21. Acta imp. 9ir. 250) au«geftorben ift, mobet natür*
ttd) @d)tt)eiue«peunt fetbft in anbere §änbe überging unb f(^lie§li^
auf jene (Sbertjarb unb 9?cinbot ftd) »ererbte. SWag nun bie SBafyr*
fc^einti^feit eine« berartigen $ergang« aud) noc^ fo gro§ fein, fo toäre
ein tt)ir!ti(^er öemei« bod) üiel ertoünfe^ter, unb ic^ nritl bie Hoffnung
nid^t aufgeben, ba& e« ber ?ofalforfc^ung öieHeic^t nod) gelingen wirb,
jene fiüde au«xufüßen, toel^e i^ iefet uot^gebrungen offen laffenmug,

b. f). bag e« gefingen toirb jene« ältere ©ef^tec^t in £)eutfd)tanb felbft

XVL 11

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162

unb mmBgßd) aud) üDipofbS 23örjjefd)id)te öor feinem SSCüftreten (n


Stauen nad)$utt)eifen.
3Mc jüngeren ©tenftmannen öon ©d&toemSpeunt eigneten ben
©rafen &on 8kai$bac§*8ed)$gemünb, unb nad) ber Sage ttjrer ©arg
bttrften aucf> bie älteren be$ 12. ^aljrljuuberts faum einen anbern
iperrn gehabt Ijaben K 8ed)$gemunb fommt in
©et ben ©rafen t)on
ben 3a|ren 1150—1185 (ögl.Acta
ebenfalls ber Staute ÜDipolb &or
imp. Sftr. 148; Stumpf, SKeidjSfanjler III, 228; 8eo, SSortef. V,
1304). ©efefet nun, ba§ SDipolb Don2lcerra urfprüngttd) ein 8e$$*
gemünber £)ienftmann tt)ar, tote !am er als fotdjer in ben unmtttel*
baren $)tenft be$ ÄatferS, unb tme gefd)alj feine greitoerbung &on jener
üDtenftmannfdjaft, bie {ebenfalls feiner Grrljebung jum ©rafen &on
Slcerra oorauSgeljen mußte? 2lud) ljierfomme td) oortöufig über eine
93ermutljung md)t IjtnauS, bafj nämtid) §einrtd) VI. bie greilaffung
feines tapfern Kapitäns bewirft Ijaben mag, at$ ©raf ©ertljolb öon
&d)$gemünb ftc§ ju Slnfang 1197 am faifertidjen §ofe in Stputicn
auffielt (Stumpf III, 287). ÜDenn in eben biefe £eü muß aud)
£)ipolb$ Srljebung jum ©rafen Don Slcerra fallen, nadj Rycc. de
S. Germ. a. a. SBte bem aud) fei, ber lange üermißte ®efd)ted)t$s
namen ÜDipolbS, feine §erfunft öon ©ienftmannen &on ©djmetnSpeunt
tft jefct gefiebert unb jieutfidp 3Ba£)rfcf)einltd)feit toorfjanben, ba§ bie«
@d)t»ein$peunt ba$ led)$gemünbifd}e ift.

S3ei biefer ©efegenijeit fei es mir öergönnt, no$ jtoei anbere


fünfte ju berühren, wltyt jmar mit ber f)ter beljanbefteu grage nadj
ber §erfunft £)ipolb$ nid(t$ ju t^un Ijaben, aber für feinen unb
feiner $amUie 8lu$gang, ber ganj burtfel ift, in ©etradjt fommen.
(Sine ,,atte Sljronif mmgoltguo* (gicter, ftorfdj. II, 415 2lnm.
ä4) nennt ben iperjog &on ©pöteto Dragoni, unb gider, a. a. D.
III f 449, bringt mit biefer „bodj fdjwertidj gang aus ber Suft ge=
griffenen ©ejeidjuung" bie 5Efjatf<u|e in SSerbinbung, bajj bei Rycc.
de S. Germ. @. 381. 383, a. a. 1241. 1242 f ein Tybboldüs
de Dragone ober Dragune tjorfömmt, ben er für einen ©o^n un*
fer$ SDipotb ju galten geneigt ift. 3>ene JBejeidjnung besser jogS in
ber (kljronif, oorauSgef efct , ba§ bie (entere juoertfiffig ift, fann in*
beffen bod) auf einen i^m tion ben ^tafienern gegebenen
tooljl eljer

^Beinamen jurüdfgefüfyrt »erben, tt)ie folgen audj anbere beutfdje $a*


pitäne befamen; »aS aber ben Tybboldüs de Dragone betrifft, fo
ift biefer Ijödjft toaljrfd)emtid) nad) ber JBurg in ber £erra bi Saooro
benannt, toefdje feit 1220 in baS ©gentljum ber ßrone übergegangen
ioar (Rycc. @. 340). £)ie Uebereütftimmung ber ^ßerfonennamen
fann nun toofienbs eine ganj jufätltge fein, fo baß td) aus ü)r feinen
©djtufi jie^eu möchte.
©ipolb fefbft »ar im 3a^re 1218 auf »efe^t griebric^S II.
gefangen genommen unb tourbe Don biefem erft 1221 ad preces

1
2>od) Rotten bie ©taufer »o^t aud) in leiten ©eaenben ©üter. ©tSfitt,
mxt Oef4. H, 237.

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163

Teutonicorum freigegeben, nadjbem fein ©ruber ©igfrib bie nodj in


iljrer fianb befinbtic^en Surgen ausgeliefert f)atte(Rycc. 1. c). Die
ganje gamilie entfd)toinbet feitbem unfernt ®efid)t$f reife , unb wenn
ba$ rütf fidjtlidj ber übrigen SKttglteber nicfyt fel)r auffattenb ift, toeldje
nie eine ljerüorragenbe 9Me gefpielt Ijaben, fo ift e$ bod) fetyr merf*
lüürbig rüdfidjtßd) $)ipotb$ fetbft, ber genug &on fid) reben gemadjt
tyatte unb gürftengenoffe geworben war. 2tu$ biefem ©runbe bin td)
ganj geneigt auf eine öon SUbericuS (M. GL SS. XXIII, 879) ge-
botene Stadjridjt ©emidjt ?u legen, nad) welker SMpotb jutefct in ben
beutfdjen Orben getreten fein foü, unb gmar wegen be$ jüngeren ©rafen
SBalter toon örienne, eines @of)ne$ be$ im Kampfe gegen ©tpolb
1205 gefallenen Söatter: cujus timore idem Theobaldus in ho-
spitale Alemannorum se reddidit et postea diu vixit. ÜDipofb
aber ljat ben jüngeren 2Mter an fi$ fäwerfid) gefürchtet, unb aud) moljl
ntcfyt beäljatb, toeif berfelbe burd) bie jtoeite (£fy feiner äflutter mit
ber lüeitoerjtoeigten ©typfdjaft ber ©rafen öon Stricarico in SSerbtn*
bmtg gefommen war , fonbern üiefmeJjr toett ber Saifer griebri^ II.
fetbft fi<$ 1223. mit SBafterS Soufine 3fabeßa Don Serufalem bertobte.
ÜDag bie ftreunbfäaft gtoif^en bem ßaifer unb ben ©rienne nid)t üon
langer Dauer fein werbe, tonnte SDipotb atterbtngS nic^t DorauSfeljeu.

11*

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lieber tue gamtlte be« Sttarfgrafen ttlrid) Don tarnten
unb be3 #erjog SWagmi« Don ©adjfen*
SSon Ä. Sauftet.

$err ©raf Don SßatberSborff ijat in SÖani XIII ber gor«


fd)ungen jur ©eutfdjen ®efd)i3)te <S. 591 ff. bie 2$ermutljung
aufgeteilt, ba§ toon ben bei bem Anonymus Weingartensis (Hi-
storia Welforum, Mon. Germ. SS. XXI) erwähnten öier £öd)tern
be$ §er$og$ 9flagnu$ &on ©adjfen unb üon Ungarn nur
ber ©ofie
(Stltfa, @ental)tin Otto« be$ $Retd)en oon Saßenftebt, unb äßutfpbc,

©emaljlin ^etnrid)$ be$ ©diwarjeu &on öaiew, 5Eöd)ter be$ §erjog$


9Kagnu$ — tt)ie Annalista Saxo (Mon. Germ. SS. VI) cwd)
angibt — , hingegen äßitburga, bie ©emaljtin SonrabS oon SKcüjren,
unb $fttd)arbi$, bie ©emaljtin (SffjartS oon ©feiern, lödjter au« ber
erften @^e ber ^rtnjeffin ©ofie t>on Ungarn mit Sftarfgraf Utrtdj
üon Särntljen (SBeimar) waren.
@$ fei mir geftattet, bie Saljrfdjeinttdjfett, ja naljeju ®ewij$ett
btefeS SSertjältniffeS burd) fotgenbe, a\\$ ben perfönltctyen &ben$&er*
Ijäftniffen ber gebauten perforiert geköpfte ©rünbe barjutljun.
©ofie mm Ungarn würbe nad) ber (Srjäljtung be$ Ann. Saxo —
ber fein SBerf um ba$ 3taljr 1140 fd)rieb, atfo ber 3ett wie bem
Orte uad) ben fraglichen ^Jerfouen natye genug ftanb —
bem ©rafen
Ulrich öon äßetmar, SWarfgrafen wm ßarntfjen, jur ©emaljlin gc*
geben, nadjbem ber juerft iljr beftimmte ©emaljt, SDJarfgraf Sßityelm,
ptöfcftcty geftorben. Ann. Saxo fefct ben£ob 3Bitljetm$ in ba$ 3a^r
1061, bie 33ermäljfung UtrtdjS fonnte atfo etwa im 3aljre 1062
erfolgen, unb bie SEödjter Sßttburga unb 9tid)arbi$ fonnten in ben
Sauren 1064—1070 geboren worben fein. SJiarfgraf Utridj, @often$
erfter ©ematjl, ftarb —
nadj Ann. Saxo —
im 3aljre 1070; iljr
jweiter ©emaljf, §erjog 2ßagnu$ Don ©a^fen, würbe aber uad) bem*
felben erft 1073 au$ber§aft be$ Saifer §einridj I V. enttaffen, fonnte
atfo woljt uidjt eljer 3ur ©je fdjretten, bafyer bie Siuber au« biefer @lje
md)t wofyt üor bem 3>af)re 1074 ba$ tftdjt ber SBett erbtiden fonnten.
Sluf bie 2$erljättniffe (StttCa« unb 3Butft)itben$ paßt bieg nun
ganj woljt. 'Der ©oljn ©ttfen$ —
2llbred}t oon ©aüenftebt —
würbe 1106 geboren, wo atfo feine SÜtutter etwa 30 Starre alt fein
fonnte, unb ber ©oljn 3Butfljttben$, #etnrid) ber@tofje, ftarb 1139,
noc$ nidjt tuerjig 3^re alt, warb atfo auefy naefy 1100 geboren.

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16Ö

3fod) ftob bie tarnen ©fifa unb SDSutf^ttbe norbifd)e fädjtfföe — —


Kamen, unb be$ 3Äagnu$ ättutter
l)teg nad) Ann. Saxo —
SDButf- —
J)ilbe, eine £od)ter Olaf* üon Norwegen, unb feine ©rogmutter (bie

©emaljlin £>erjog JBernljarb II.) giftfa, eine £o$ter $>einrid)$ üon


©(tywetnfurt.
Die gamtlienbertyäftniffe ber beiben anbern im Anon. Weingart,
angeführten Softer ber ^rittjeffin ©ofie — Sßtlburga unb 9Md)arbi$*
bebingen aber eine frühere ©eburt, unb weifen affo — wie beren
tarnen — auf @ofien$ erften ©atten als Später l)in. Sßäljrenb in
ber ftamilie &on ©adtfen bie Tanten Sßilbnrgt« unb
ber SBiflunge
9ttd)arbi$ nid)t nad^uweifen finb, fommen fie in ber gamifie ut*
rieft« oon Sßeimar * Äärntljen (um babei ju bleiben, obwot gegen bie
Stöftammung UIrtcft« au« £ljüringen feljr Diel forid)t) &or ; Ulrid)$
SDhitter, bie ©attiu be$ SfWarfgrafen ^ßoppo war H$}tfa, bie £odjter
ber SBittiburg Don @anct=@6er$berg, unb beren 3ftutter war 9?td)arbi$
(eine ©cfywefter SKarquarbS oon (£ppenftein=Äärntl)en). Sei ber l)er*
fömmftdjen, tridjt erft ju erwetfenben, 93ererblid)feit ber tarnen in ben
gamttien würbe wof)f biefer Umftanb allein fdjon fdjwer für bie 93a*
terfdjaft UtridjS ba&
®ewid)t fallen
in 9?id)arbi$ fott nun bie —
©attin @fbert$ öon ©djetern gewefen fein; biefer Derftarb aber fdjon
1096, unb ber ©oljn Otto —
ber nid)t ba$ einige Äinb biefer ©)e
war — würbe um 1092 geboren (nad) ©raf 35. §unbt; nadj
Squißn §oljinger wäre jwtfdjen biefem Otto unb Grfljart nod) ein
Otto, ber affo um 1070 geboren fein müßte). £)teg lägt fidj aber
md)t woljl bamit vereinigen, bag SKidjarbiS erft um 1075 geboren
worben wäre. 9?od) fdjfagenber fteflt fidj bie« IjerauS, wenn man —
na$ Anon. Weingart. —
bie SCodbter SBMlbtrge als ©emaljtin eine«
§erjog$ uon üftäljren annimmt. @$ famt barunter nur $er*og Äon*
rab öon Srünn, @oI)n JBretiSlaö I. unb ber Subita Don @d)Wein*
fürt gemeint fein, ber um 1040
im Qänner 1092 ben£er*
geboren
jogftuljl öon fflö^men am 8. @e#. 1092 ftarb
beftieg, bod) febon
(Cosmas, Mon. Germ. SS. IX, @. 100). 211$ ©öfjne Äonrab*
finb \xn$ Ulrtdj nnb ßiutofb befannt, bie in ben 3al)ren 1112 unb
1115, in männtidjem 5ttter, mit £intertaffung üon fiinbern öer*
ftarben. Ulricty wirb — nadj ßo$ma$ — fdjon 1097 öom §cr*
joge als ftaatSgefäfjrlicty toerljaftet, ?iutotb erfdjetnt fdjon 1100 ate
Krieger, ber bie fflurg ©ottfriebs üon SRaabS (SRa^onq) burd) einen
§anbftreid) befefet. SiutofbS ©emafjfin —
$ta üon Oefterrefd» —
ift um 1080 geboren fowoljt Siutotb als
: fein SBruber muffen affo
ebenfalls um biefeS 3a^r ^erum ba$ 8ic^t ber 2BeIt erbfitft Ijaben,
bieg ift aber natürfi^ unmögtid), wenn i^re SWutter SBilburgiS at«
Stocfiter be« $erjog SKagnu« fetbft erft 1074 geboren würbe. Site
Softer Ulrid)$, etwa 1063 ober 1064 geboren, fonnte fie aber feijon
im 3-a^re 1080 ein Äinb erjeugt ^aben, namentlich bei ben bamafS
übti^en frühen SJermä^lungen.
£)ocf> fann i^ nid^t unterfaffen, meine ©ebenfen gegen biefe @^e
überhaupt au^jubrütfen. 3»n ben genealogift^en Tabellen erfd^eint ate

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166

©attin ÄonrabS öon Srttnn eine §itbburg toon £engttngen (tooljf


öon £englingen ober ^eilftem, ber um 1080
eine £oc$ter griebrtd)*
ftorb), unb ba Äonrab nadj @o$ma$ —ben fübtocftf tdjett , an —
Ocftcrret^ ftofjenben Jljett rodens eben befföalb erhielt, weit er
beutfd) forad), atfo tool)I beutfd) geftnnt fear, fo ift biefe $$ermöl)lung
mit ber ben SBabenbergern üerfippten batrifdjen ©rafenfamitte gan$
3tud) fallen bann aße JBebenfen betreff« be$ 2ltter$ ber
erftärttcf).

@öf)ne ßonrabä. Sine jtoeite SBermctytung ÄonrabS anjuneljmen —


bie erft in feinen tefetcn ^aljren erfolgt toäre — geljt nidjt gut an,
ba ber fonft ausführliche fo$ma$ ba&on tool)t grtoäljnung gemalt
fyätte. Sud) üerbient JBeadjtung, ba§ Sonrab als £er*og t)on Sölj*
men ftarb, baljer ber Anon. Weingart, iljn too^t als folgen bejeicf)*
net Ijätte. Sßoljt aberUmftanb, bag e$ bei bem Anon.
feitet ber
Weingart, (nad) Mon. Germ. SS. XXI, ©. 463) tjeigt: terciam
quam duxit dux Maravie, baljin ju öermutljen, e$ foflte feigen:
M
dux e r a n i e. 9tod) ©r gr. 35. £mnbt, Softer ©feiern (»btjanb*
.

tungen ber Ijiftor. Stoffe ber bair. 9Mab. IX. 33b. 1860) l)atte aber
Sonrab üon ©adjau, SSater be$ Äonrab £>erjog$ uon Dal*
matien unb Sfleran, eine 3ßi(&irgi$ jur ©atttn, ol)ne ba£j bercn
gamttte angegeben toäre. Sine gamitienüerbinbnng ber @djeiern*!Da*
djau mit ber ©tiefto^ter be$ Sttagnu« oon @ad)fen, toöJjrenb bie an*
bere Stieftochter ben ©Kjart tum ©feiern (toaljrfdjemtidj Äonrab*
SBaterbruber) Ijeiratljete, ift aber gang natürtidj unb toofjt anjnneJjmen.
$&) glaube §^ot^efe ate
baljer, biefe Ijödjft toaljrfdjeinfid) betrauten
jn fönnen, unb bürften fid* au$ biefer ffierbinbung fetbft ©ejieljungen
ber £)ad)au$ auf Ärain, 3ftrien u. f. to. herleiten laffen.
(5$ fteUt ficty atfo folgenbe* genealogifäe* ©djema bar.

SBejelin — SHtbtrgi* t 1064 »crnljarb — (Stlifa


üon3f*rten. £.Utridj8üon@anct* üon@ad)fentl059. üon ©djttmnfurt.
(Sber«bergunbber9H* I

djarbi«öott<8w>enf!etn.
»aailo. — ?o^o SWarfgraf Don Drbulf&on@ad)fett--SBtitf&Ube, £.
|

Äärntljen. f 1078. Olafs ü, ftortoegen.


I I

Ulrtd), SDtorfgraf ton 1063 @ofte ?rtnjeffUt


Äffrntljen f 1070. üon Ungarn.
1074 StfagnuS $er*og
öon ©adjfen t H06.
SBUburge fci^arbi* SBulfljUbe (SitUa

Äonrob
II
(Äonvobö. ©feiern)
©rof üon 2>ad)au.
I

©erjog öon SWcron-


Dtto
©em. @r.

?foljgrof geb. c.
2)olmotientH59(?). 1080-1092fll55.
I

^einrt*
(Sfljarb

ber ©tot&e ton «oi-


ern t 1039.
©em. #einrid) ber
Don ©feiern f 1096, ©djwarje üon ©atern »ci(^c üon %aU
f 1026. lenflcbt f 1123.
II
©cm. Otto

%fbxt$t
ber $fir,
1106 f 1170.
ber

geb.

2lgne*($ebtt)ig)tll76
©em. »erdfttolb
ö.anbe^«(SWcrem).

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167

©dtfiegfid) fei nod) Benicrft, bog bie frühere ©eburt $Rid)arben$


at$ £od)ter UfrtdjS &on Äarntljen ben §auptgrunb begebt, toarum
Äquttin $oIjinger (93erbefferte ©tammreilje u. f. to., §iftor. 2lbl)anb*
fangen ber bairifd)eu 3lfab. V, 1823) $tmfd)en Sßfaljgraf Otto unb
Sf^art Dort ©feiern einen Otto einrieben toitt, als beffen ©attin
er bie 9?id)arbi$oon ©adtfen (ftrain) betrachtet ; bie 33ertoanbtfd)aft
ber ©taufer unb ©feiern af$ 2lbfömmtinge #oütv ©djtoeftern fteßt
aber fdjon £oItfnger richtig bar, $)er Umftanb, ba§ Farben«
SSater fcfyon öerftorben unb il)re SWutter anbertoettig toerfjeiratyet toar,
erffärt e$ tooljt and), bafj 9?i^arbe im Sfofter 'moribus et vita
fuit instracta\ unb at$ fübbeutfd)e Ärainföe — —
gürftentodjter
im bairifd)en fifofter SKegenSburg, mm too (a quodam monasterio
sanetimonialium in Ratispona) ßfljart fle entführte Ottonemque
palatinum ex ea progenuit (Anon. Weingart. Hist. Weltforum). —
fflejüglid) beö S3orfd)fage$ ftatt Maravie ober Moravie ju (efen
'Meranie' brause ic^ tool)( faum ju eroäljnen, bag ber norbbeutföe
Sfanafift ben Tanten unb bie Staaten be$ berühmten IhriegSljerrn
Sonrab t)on ©almatien, beffen Sttutter nad) biefer SSerbefferung %8>iU
burgis fear, gettriß Diel beffer fannte afö beffen gamitiennamen „SDa*
djau", batjer e$ tooljt begreiflich ift, bafj er aud) ben SSater — be*
^tigfic^ ©atten ber SBiflburgiS — als dux Meranie bejetdjuete.
S3erd)toIb wm9fabed)$ ate®emaf)t einer fötfetin Utrid&S üon Särntljen,
einer Urenfefin eine« SKartgrafen üon Sfftrten, mod)te auf biefe Cänber
immerhin begrünbete Auftrüge ju Ijaben glauben.

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2ltt$ einer gulbtfdjen ^anbfdjrift

8oit <g. Summier.

S5ie ^ergamentljanbfcfyrift bcr Setbener Umöerfitöt«btbttotf)ef,


MS. Scaligeri Quart, Martirologium cum computo
$ftr. 49 itt

betitelt, bereit SBenufcung an meinem Söo^nortc mir burdj bie gütige

23ermittetung meine« (Megen Seit mögttdj gemalt tourbe, ftammt,


toie il)r Qn^att tel)rt, au« bem Softer gutba unb l)at jumaf in ilj*

ren öorberen Sagen bttrd) geudjtiiifeit feljr ftar! gelitten. @ie ent*
Ijalt auf f. 1—47 über je jtoei «Seiten gufammenljcmgenb getrieben
ba« SfWartijroIogium be« S9eba. ©er SRanb beffetben je auf
red)te
ber gtoetten ©eite ift öon f. 2 an ju nefrologtfdjen Sintragungeu
benufet Sorben, £)iefe öon oerföiebenen $änben Ijerrüljrettb fallen
burdjtoeg ba$ Snbe be« jefynten ober bie erfte §ätfte be« ettften
in
3tal)rf)unbert«, inbem bie öfteren öon i^nen ber Sntfteljung ber £>aub*
fd^rift gleichzeitig finb. SMc bejiefjt fid) auf bie
jüngfte SRanbfdjrift
Sftiebertage be« beutfdjen auf bem SRücfjuge au« Söfjmen am
§eere«
22. unb 23. Stugnft 1 1040, öon ben aufgenommenen tarnen aber
reidjt feiner, fotüett nrir fie beftimmen Ohmen, über baffefbe ^aljr
Ijcrab, in toetö)e« nad) ben größeren gulber £obtenanna(en ber am
25. 3uni öerftorbene 3lbt ©unjo gu fefeen ift. Stber aud) in bie
SSergangenljeit greift unfer £obtenbucf) nid)t toeit jurüdf. Hu« bem
neunten S^r^unbert finben toir nur $art ben ©roßeu, tfubnrig ben
J)eutfd)en (ben auef) ba^ Necrol. Merseburg, irrig imperator nennt),
föabatm« öon Sttainj unb Slbt ©tgeljarb öon gulba, au« bem jeljnten
bi« gum £obe Otto« be« ©roßen nur Äönig $einrid) I. unb 55c-
rengar öon Italien, bie (Srjbifdjöfe $i(bibert, Söityetm uub £>atto IL
öon Sftainj, bie 33ifd)öfe ^oppo I. t)on ©irjburg unb ©ibo, bie
Siebte £abamar öon gufba unb ©erbobo öon Sorfcf). ©erabe bttrd)
bie enge jeit(id)e ©egrenjung, bie Ijierau« für bie übrigen tarnen ge-
folgert toerben barf, erhalten biefe Sinjeidjnungen Doppelten Sßertlj.
ÜDem Snljafte nad) berühren fie ftdj am meiften mit ben großen
gulber £obtenannaten unb einigermaßen mit ben £obtenbüdjern öom
Srauenberge bei gutba unb öon SBeißenburg.
3tuf ba« SDtartt)rofogium folgen (f. 49—61) in unferer $>anb*

1
$9*. etetabttff, ©einriß in. I, 94.

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169

färtft @l)Äett (bortyer f. 48v. Versus de terminis quadragesima-

libus), benett bie tarnen ber&aifer unb köpfte beigefügt finb. Dtefe
gefeit (f. 53v— 55v) unmittelbar in bie tion $erfe fo genannten An-
nales S. Bonifacii über. &u feiner 2(u$gabe (Mon. Germ. SS.
m, 117, »gt. «ißerfe, 9lrd)to VII, 273) ift nachtragen:
688. Pipin primus regnavit. 740. Soxoniam (für Sax.).
742. Pipin. 744. Fundensis. 745. Roma. 751. consecratur
et possedit XL annos. 760. Eclipsis solis. 764. Eclipsis so-
lis. 768. Pipin . Karl. Karlomannus. 797. et Karolus.
. . .

815. VIII. Id. Iul. Baugolfus Fuldensis obiit. 816. Leo papa
obiit. 973. . in regnum. ©te ju 1015 gefefeten SBorte ftetjen
.

gttuföen 1014 unb 1015. 1033. III. kal. iulii eclipsis solis VI.
hora. £)ie annafiftifc^en ftotijen üon 910 cm bis 1024 (mit 2lu$*
fd)Iu§ be$ 3. 955) finb mit auffaflenb getber 'Dintc Don berfetben
§anb getrieben, lüetdje in bem £obtenbnd)e bie ©utragungen $um
23. 3tyril, 10. 9Kai, 29. 3uti, 4. 3luguft (nur T)ttba), 28. Ofto-
ber, 1. 9totoember (abgefe^en t)on $eritnan), bewirft Ijat. daraus
ba§ erft t)on 988 — 1595 ju ben anni domini bie Qnbtctionen,
(Sparten, (Soncurrenten , SfWonbctyffen, Dftertage u. f. to. ganj nad)
SMontyfiuS Ijtnjugefügt finb, bürfte man biefletdjt fließen, bie £>cmb*
fcf>rift fei in bem erfteren 3al)re angelegt toorben.
£)en auf f. 63—65 unterhalb ber tooranftetyenben aftronomt*
fd)en ^Beregnungen unb Figuren freigebtiebenen 9taum Ijat eine §anb
aus bem Snbe beS eilften 3»al)r!). etwa 1 beultet, um einen StuSjug
aus bem fehlen £f)eife ber (lljronif beS Marianus ©cotuS ju geben,
wenn es in ber 5E^at ein SluSpg ift 2, ber wegen mancher auffallen*
ber 2lbtt)eid)ungen unb einiger SJerbefferungen Ijter mitget^eitt ju wer*
ben oerbient.
s
1087
Sigefrido episcopo Ierosolima petente multi oc-
.

cisi sunt in parasceue iuxta Iherosolima et de VII milibus


vix II sunt reversi.
1088. Hetbardus rex Anglorum in natali domini obiit.
Araldus succedit. Quem occidit Willihelmus, qui et bastat,
et regit Anglos.
1091. Scottis et Francis vastantibus, Angli dispergun-
tur et fame moriuntur, homines occidere condire et mandu-
care coguntur.
1094. Episcopus Constanti§ Karl nomine quia episcopa-
tum comparavit, sinodaliter in Mogontia deponitur.
1095. Alexander papa obiit XI. kal. mai. Hellibrand
succedit.

1
©on berfelben $cmb if* unmittelbar öorfjer auf bem leer gebliebenen

föamne öott f. 62—64 bie Epistola Paschasini episcopi ad papam Leonem


eingetragen.
* 3dj mödjte e$ efjer für eine onbere föebaction öon 9Karian« (Sfjronif

polten. ©. SB.
8
b. t. 1065, nrie SWortonu« rennet.

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170

1096. Hellibrant papa sinodaliter presbiteros et diaco-


nos uxoratos excommunicavit. Emptores et venditores etiam
officii ecclesiastici, id est episcopatus presbiteratus diaconatus
prepositur§ decanti§ ecclesie decimationis, et socios item trans*
gres8orum, sicut dominus dixit: Gratis accepistis, gratis date\
Unde de predicta synodo legati pap$ missi ad Heinriqhum
regem, id est duo episcopi cum matre regis, ut in universali
concilio coram rege communi omnium episcoporum interdictu
feminas separarent a clericis et maxime a presbiteris, noluer
runt esse in paschaoum rege in civitate Babenberc, necibum
vel societatem Hermanni eiusdem civitatis episcopi servientis
regi in pascha, qui olim comparavit episcopatum, haberent.
Cum quidam clerici excommunicationem magis quam feminis
carere elegissent, ut per alios castigarentur, excommunicati
sunt, qui audirent missam uxorati presbiteri.
1098. Octoginta CC necnon milia V constant omnes anni
temporis usque hunc annum. Bilis, Bobbonis et Godeboldi
frater, sancti Kiliani canonicus, moribus §tate et cantatione
laudabilis, dum decembri mense iacuit moriturus, clamans et
gemens de terroribus et minationibus calumnisque presentis
diaboli ob suam cantationem miserabiliter laboravit. Non
enim vacua vociferatione falsaque multarum litterarum ad-
iectione super unam literam vel pulchritudine soni, sed corde
contrito intentis verbis placatur dominus. Quod quasi ange-
lus Bilis pulchre semper in choro cantavit, a diabolo turpiter
acriterque moriturus audivit.
1101. Heynrichus rex et Hellibrant papa convenerunt
in Italia mense martio rex a papa solutionem banni si ob§-
:

diret, papa vero sedem apostolicam cum conseusu et sine


contradictione regis accepit. Eodem anno convenientes Suevi
et Saxones et Welph dux Baioariorum, episcopi VII, id est
Salzburgensis archiepiscopus , Pataviensis , Mogontinus archi-
presul, Wrzburgensis, Wormacensis, Magdeburgensis, Halver*
stadensis, et alii plures in villam Forheim iuxta Babenbere
dominica tertia quadragesim§, Ruodolfum ducem Suevorum
pro Heinrich o faciunt regem et media quadragesima in Mo-
gontia in regem ungunt montesque Alpium contra eum muni-
unt. Hoc cum Heynrichus cognovisset, per Aquileiam Ratis-
bonam ingressus, post pascha mox ad Ruodolfum in Sueviam
contra se certare temptantem festinavit, sed cum Rodolfus
fugit, Heynricus Sueviam predavit. Convenientes quoque
circa Renum inter Mogontiam et Wormatiam, non pugnave-
runt in augusto. Conventione etiam in eodem loco facta in
novembre, quia Ruodolfus non venit, Heynricus rex Sueviam
predavit et octo castella per hiemem fregit.
1103. Heynricus rex in conventione episcoporum abba-
tum ceterorumque regni primatum ac clericorum Teutonico-

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171

nun in pentecoste Mogontie deponit HeUibrand papam et


Wigberdum Ravenn§ episcopum in natali Iohannis baptiste
in Brixina pro eo papam designavit. In autumno Ruodolfum
fegem Saxonum bello superavit et occidit iuxta Mirseburc,
nbi est sepultus idus octobris. Magontia in kal. decembris
terr§motu cum muris plus vel minus uno miliari terribiliter
est concussa.
1104. Heynricus rex cum multo milite denuo Italiam
ingressus, a media quadragesima Romam non intravit usque
pentecosten papa prohibente. Mogontia civitas VI. kal. iunii
feria quinta post pentecosten m( ex) parte et mona-
sterium episcopale aliaque tria monasteria igne sunt con-
sumpta. Sue(vi) Cuonradi fratrem Herimannum
pro Ruodolfo regem faciunt, et natali domini in S(axonia) a
Sigefrido episcopo ungitur.
11(05). (Prim)a paschalis luna IUI. nonarum aprilium
toto orbi apparuit, cum pridie nonarum aprilium esse deberet.
M(ulta homicidia et) predationes inter Illibrand papam et
Heinricum regem facta sunt, itaut in multi sint
occisi.

§termtt enben biefe Hnnalen, in bcrcn testen Qaljren burd) ein


8odj im Pergamente eine Slnjaljl öon ©orten ausgefallen ift. Un*
mittelbar hinter ienen Veredlungen folgt f. 74—79 ein <ßa:pftlata*
log: Incipiunt nomina episcoporum quifuerunt urbisRom§, id
est beatus Petrus —
MXCV. Alexander obiit. Gregorius qui
etHildibrant succedit. 93on 779 an: Paulus sedit annos XII
mensem I finb bie Qatyrefyaljfen tiorangefteflt, Don 855: Eugenius
papa an bie 9?egierung$jeiten fortgetaffen. ©obann auf berfetben
©eite Nomina abbatum Fuldensium. Sturmi abbas Ruot- —
hardus felicis memoria, herausgegeben mm ^erfe (SS. III, 117
9?. 1) ber jebod) hinter Ruohingus Egberdus auägetaffen Ijat. SRuot*
Ijarb, ber tefcte in biefer Steige toar 2lbt öon 1075 bis 1096, fein
9?ame fd)eint ben 3eitpunft )u bejeidjnen , in toefdjem bie SBenufcung
btefeä S3anbe$ für ben ©cfyriftgebraud) aufhörte.

NECROLOGIÜM FULDENSE.
Januar
7. VII Id. Ian. Weris presbyter et monachus obiit (998)*
8. VI „ „ Sarhelo diaconus et monachus obiit.
10. Uli „ „ Buobo presbyter et monachus obiit (1019).
11. III „ „ Adelfridus laicus obiit.
12. II „ „ Wigmannus presbyter et monachus obiit.

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172

lö. XVII Kai. Febr. Rado pius pater et abbas obiit (tion
üKt^cteberg in ^Bamberg, 1020).
Burchardus comes obiit »(981, 993?).
17. XVI Hatto archiepiscopus obiit (II, t)on äWcum
970).
18. XV Waltherius abbas obiit (mm ©dtoanad»,
1026).
20. xra 11 11
Uroldus abbas obiit (1017?).
22. XI 11 11
Diodo diaconus et monachus obiit (1023).
23. X 11 » Otto imperator III. obiit (1002).
25. vm 11 11
Obiit Wizo presbyter et monachus.
26. vn 11 11
Beatrix monialis obiit.
27. VI 11 11
Sophia abbatissa obiit (üon ©anberSfietm,
1039).
28. V Karolus imperator obiit (814).
29 im Adalhardus presbyter et monachus obiit
(1029?). Otto imperator augustus obiit.
30. m „ „ Ruotgerus diaconus obiit.
gebruor
2. IUI Non. Febr. Woffo presbyter et monachus obiit.
3. III „ „ Bernhart abbas obiit.
4. n 11
Rabanus episcopus obiit (öon SDtaitt}, 856).
6. VIII Id. Jta monialis obiit.
9. V Werinherus presbyter et monachus obiit
(1011?). Sarhelo presbyter obiit.
12. II „ „ Gregorius summus pontifex obiit (V., 999).
13. Idus „ Bebo laicus obiit et Aribo.
14. XVI Kai. Mart Bobbo episcopus Wirceburgensis obiit
(961).
16. xira „ 11
Otheri laicus obiit.
18. xn „ 11
Meginolt laicus obiit (1013).
19. XI „ 11
Albericus presbyter et monachus obiit
(997).
23. VII „ Willigisus archiepiscopus obiit (Don Sttcunj,
1011).
26. IUI „ Salemannus abbas obiit (öon 8orfd), 999).
Wien
2. VI Non. Willihelmu8 archiepiscopus obiit (&on
aWainj, 968).
9. VII Id. Theodericus abbas obiit. Bobbo abbas
obiit.
12. im „ Humbertus abbas obiit (t)on ßorfä 1037).
Izzo monachus obiit.
16. XVII „ Heribertus archiepiscopus in Colonia
obiit (1021).
21. xn Cristianus abbas obiit (öon ©t. ^antateon
ju CHtt, 1001).

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173

23. X Kai. Apr. Wido episcopus obiit (971). MegeüW


lar-
dus episcopus obiit (oott Sßtrjburg, 1034)
24. vnn >i ii
Adelhart comes obiit.
Stpril
2. iin Non. Reginoltus episcopus obiit (ü. ©djftebt, 989).
6. VIII Id. i}
Aribo archiepiscopus (üon SDiainj, 1031).
7. VII 11 ii
Benedictus x papa obiit (VIII., 1023). Dan-
colfus presbyter et monachus obiit.
Bobbo abbas obiit (üon gutba unb $ox\§,
1018). Sigizo abbas (1029).
10. im „ „ Burghardus abbas obiit (t)0n @t. (Sm*
meram, 1037) et Werinhere laicus obiit.
n. m „ „ Gozbrahtus abbas obiit (987). Rihhardus
presbyter et monachus obiit.
13. Idus „ Hemmo presbyter et monachus obiit.
14. XVIII Kai. Mai. Adalhal(m) laicus obiit. Sigiberdus dia-
conus et monachus obiit.
15. XVII » » Isanleib presbyter et monachus obiit.
19. XIII ii ii
Gisila monialis obiit.
23. Villi n ii
Brunig presbyter obiit.
24. VIII ii ii
Ellenbertus presbyter et monachus obiit.
25. VII ii ii
Erpheri laicus obiit. Hatto abbas obiit
(üon gutba, 997). Gerbertus abbas obiit
(üon @t. 2Ubatt ju Sülainj). Berengerus
abbas obiit (1028).
28. IUI ii
Gerbrig monialis obiit.
30. II ii
Hemedo presbyter et monachus obiit
(1030).
awot
1. Kai. Mai. Bebo presbyter et monachus obiit.
3. V Non. Mai. Kunigunt monialis obiit.
5. III „ „ Gotehardus episcopus obiit (aon §ttbe$*
Ijetm, 1038).
,# V 11
Otto imperator obiit (973).
9. VH Id. 11
Gerbirg abbatissa obiit (1038?).
10. VI 11 11
Kuotsuint obiit.
11. V 11 11
obiit Irmingerus presbyter et monachus.
12. IUI „ „ obiit Badegunda sanctimonialis.
19. XI11I Kai. Iuni. Gisila monialis obiit.
20. XIII „ „ Fridericus dux obiit (üon Dberfotlmngeu,
1033).
25. VIII „ „ Hadamarus abbas diaconus et monachus
obiit (üon gulba, 956).
29. Uli ii ii
Titwardus presbyter et monachus obiit.
30. III » ii
Ruoger presbyter et monachus obiit.

1
2Rit großen 93udjjto&en gefc^rtebetu

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174

31. II Kai. Iuni. Hiltibraht archiepiseopus obiit (tion


ättaina, 937).

Sunt
2. IUI Non. „ Adalungus presbyter etmonachus obiit.
3. III „ „ Mengoz laicus obiit.
4. II „ „ Kuonradus pius imperator secundus
obiit (1039).
5. Non. „ Gozmunt presbyter et monachus obiit.
Meginuuerc episcopus obiit (üon ^5ober-
born, 1036) et Otto comes obiit (ügt.
Necrol. Weissenburg.).
9. V Id. „ Egiluuart obiit.
10. IUI „ „ Ebergerus archiepiscopus obiit (öon @5tn,
999).
12. II „ „ Irmenhun presbyter et Sarhilo laicas
obiit. Wiggerus abbas obiit (togl. Necrol.
b. Mariae Fuld.).
13. Id. „ Adalgerus abbas obiit (1016?) et Alge-
ras diaconus obiit.
17. XV Kai. Iuli. Ramuuoldus abbas obiit (üon @t. Sm*
tneram, 1001).
23. Villi „ „ Ermbertus presbyter et monachus obiit.
24. VIII „ „ Albain laicus et monachus obiit
25. VII „ „ Sunzo abbas obiit (1040).
27. V „ „ Dyodoldus presbyter.
3uU
2. VI Non. „ Heinrichus rex obiit (936).
3. V „ „ Engildier presbyter et monachus obiit
6. II „ „ Ruozela.
7. Non. „ Salemannus presbyter obiit
8. VIII Id. „ Gebehardus episcopus obiit (toon 8lug8*
bürg 1000).
11. V „ Iuli. Iohannes abbas obiit
13. III „ „ Obiit Heinrichus imperator (1024).
15. Id. „ Bobbo episcopus obiit (üonäßirjbnrg, 983).
16. XVII Kai. Aug. Adelhalm diaconus et monachus obiit
Bertdoltus comes obiit.
18. XV „ „ Gunhildis regina obiit (1038).
19. XIIII „ „ Kichardus abbas obiit (üon fjufta, 1039).
21. XII „ „ Irmenolt laicus et monachus obiit
24. Villi „ „ Kadolfus abbas obiit (üon £)eufe, 1039).
26. VII „ „ Erluinus presbyter et monachus.^ Liob-
gerus presbyter et monachus obiit.
28. V » n Herimannus dux obiit (üon ©djfoaben,
1038).
29. IUI „ „ Mathilt nobilis matrona obiit

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30. Hl Kai. Äug. Egilolfus et Unan diaconus et monachuB
obiit (1015).
31. II „ „ Adelhalm diaconus et monachus obiit.
Heinrichus diaconus et monachus obiit.
ggelt presby ter et monachus obiit (1019).
Sfoguft
1. Kai. Aug. Gerbodo abbas obiit (t)on 8orfd), 972).
2. IUI Non. Aug. Ruotboldus subdiaconus et monachus
obiit.
4. II „ „ Berengarius rex obiit (966). Detda
obiit.
5. Non. „ Hiltibaldus episcopus obiit (*>on 2Borm$,
998).
8. VI Id. „ Dietgoz presbyter et monachus obiit.
9. V „ „ Adeluin monachus obiit.
10. IUI,, „ Ruoger abbas etBebo laicus obiit. Ob-
bertus abbas obiit (üon ©mangen, 1035).
11. III „ „ Humbertus presbyter obiit.
15. XVIII Kai. Sept. Hecil presbyter et monachus obiit.
17. XVI „ „ Erkanbaldus archiepiscopus obiit (tjon
SSÄaiuj, 1021). Uozi ex laico conversus
obiit.
21. XII » „ Willeheimus diaconus et monachus obiit.
22. XI „ „ Werinherus et Reginhardus comites,
Reginboto, Wolfram, Uotilo, Ruotbertus,
Liutfridus cum aliis plerisque obierunt
(1040).
23. X „ „ Wolfram, Gebene, Adelbertus cum mul-
tis aliis obierunt (1040).
25. VIII „ „ Meginoldus presbyter «t monachus obiit.
Pilegrimus archiepiscopus obiit (üon
(Söln, 1036).
27. VI „ „ Gebehardus episcopus (öott ßonftanj, 995)
et Heinrichus dux obiit (995). Branthoh
episcopus obiit (tjon £>a(6erftabt , 1036).
28. V „ „ Luodouuicus imperator obiit (876).
31. II „ „ Alberat presbyter et monachus obiit.
(September
1. Kai. Sept. Branthoht abbas obiit (üon ftulba, 991).
Wirdiga monialis obiit. Bobbo comes \
2. im 1 Ion. Sept. Rihlint monialis obiit (1035).
5. „ „ Weringisus presbyter et monachus obiit.
Sigihardus abbas obiit (üon gutbct, 899).
8. VI „ „ Rihboldus presbyter et monachus obiit.
9. V „ „ Gunzelin. Uodalricus presbyter obiit

Bobbo comes mit großen SWimtSfefa.

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116

11. HI Id. Sept. Landeradus presbyter et monachus obiit.


12. II „ „ Geruuart presbyter et monachus obiit.
(1021).
14. XVin Kai. Oct Ruodecar diaconus et monachus obiit.
17. XV „ 77
Emeradus abbas et presbyter obiit.
19. XIII 77
Obiit Bernhardus presbyter et monachus.
Obiit Richoldus abbas (t)on @t. ©mme*
ram, 1036).
26. VI Hartman presbyter. Werinharius dia-
conus et monachus obiit. Danco epi-
scopus. Beatrix filia Kuonradi impera-
toris obiit (agt. Necrol. Merseburg.,
Weissenburg.).
30. II Wolfkangus presbyter obiit.
Dcto&er
5. III Non. „ Obiit Ougo abbas (1033?).
9. VII Id. „ Frumiherus presbyter obiit. Heinricus
abbas obiit (t)on SttidjelSberg in Bamberg,

10. VI 77 77
Hersuint obiit.
14. II 77 77
Idisburg obiit. Reginboldus episcopus
obiit (üon <Speicr, 1039).
18. XV Kai. No\ Adalradi presbyteri et monachi.
20. xm 77 77
Ido presbyter et monachus obiit (1029).
26. VII 77 77
Engilbertus abbas obiit (1025).
28. V 77 77
Werinharius episcopus obiit (aon ©trog«
bürg, 1029).
29. IUI 77 77
Dioderichus diaconus et monachus.
Hogger laicus obiit.
30. in 77 77
Werinharius abbas (üon gußm, 982).
Williger monachus obiit.
31. 11 79 n Wolfgan. episcopus obiit (toon SttegenSburg,

SKooembet
1. Eal. Nov. Heribertus presbyter et monachus obiit.
Guncelinus archiepiscopus obiit (üon
©afjburg, 1025). Herimannus marchio
obiit (t)ou 9Ket§en 1038 ?).
4. II Non. Nov. Thankarates presbyter et monachus obiit
(996).
6. VIII H. „ Druda monialis obiit.
7. VU 77 77
Adalbertus diaconus et monachus obiit.
Folgger abbas obiit.
11. in „ „ Frumeheri laicus obiit.
13. Id. Nov. Heinrihchus episcopus qui et Heribertus
obiit (üon Sßtraburg, 1018).
16. XVI Kai. Dec. Adalgerus presbyter et monachus obiit.

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18. XUHKal. Dec. Wecel diaconus et monachus obiit.
23. Villi „ „ Buobbertus presbyter et monachus obiit.
30. II „ „ Lando presbyter et monachus obiit.
£ecem6er
7. Vn Id. Dec. Bruninc presbyter. Hartman diaconus
et monachus obiit. Otto imperator au-
gustus obiit (983).
Hildegart obiit.
Hiltdibolt laicus obiit (1039).
ii£ ;: Albun obiit.
14. XVIII Kai. Jan. Hadalthart presbyter et monachus obiit.
Adalberen episcopi obitus (II. tum SWefe,
1005).
16. xvn n n Bedingus presbyter et monachus obiit.
18. XV n n Obitus Arnolfi abbatis (öon $er$felb,
1032).
20. xm n n Badina monialis obiit.
21. XII n n Kuonrat obiit.
22. XI ii ii
Allo presbyter obiit.
23. X ii ii
Iezo abbas obiit. Sabina monialis obiit.
24. vim ii ii
Wolerat presbyter obiit. Gerolt abbas
obiit (wn Sorfö, 1005).

XVL 12

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3«* @eft}Mjte be* ®a»fcer*$eimet Streitet
33ou &ktmr ©ityer.

$)er ©anbetSljeimer ©treit.ljat in ber beutfdjen ®efdjic§te, Dar*


neljmlicfybe$ X. unb XI. 3a§rf)unbert$ , eine große föotte gefyielt.
©einem Urfprung nnb SBefen nadj rem tocaler Sftatur fjat er balb
in ftotge ber tyerüorragenben ©teßung ber beiben }unäcf)ft beteiligten
Parteien, ber @rjbtfd)öfe öon Sftainj unb ber S3ifd)öfe üon §ilbe$*
fyeim, retd)$gef(f)id)tlidi)e SSebeutung erlangt, bie Surften be$ bamaligen
©eutfdjlanfr unb lebhaft befdjäftigt unb Äaifer ttue *pa^ft
mieberfjott
meljr alö einmal genötigt i^m iljre Sßtigfett jujulüenben.
Unfere I)iftorifd)e £itteratur Ijat ber Sebeutung biefeS ©treiteS
aud) {Rechnung getragen unb iljm ttneberfjolt etngeljenbe 33ead)tung ge*
1
fdjenft , inbeß lof)ttt e$ fid) trofcbem eine ^afe beffetben nochmals
tn$ Sluge ju faffen. 3dj meine ba« erfolgreiche Singreifen Sönig
#einricf)$ IL ßnbe be* 3al)re$ 1006 unb Slnfang 1007, toelc&e*
ben langwierigen unb argertidjen (Sonjüct jttrifdjen bem SJiainjcr unb
feinem ©uffragan jur ©efriebigung beiber 'Parteien beigelegt unb me*
nigften* für eine 9?eif)e mm 3>aljren üoüftänbig jur SRulje gebraut
tyat. Sin l)iefür befouberS ttridjtigeS 2)iplom, toeldjeS öon ber biSIje*
rigen gorfdjung beworfen ttmrbe, glaube id) nämtidj als ed)t er*
toeifen ju ffimten, unb magbarin bie SRedjtf ertigung für bie folgenben
feilen gefunben werben. SSor^er aber fei e$ geftattet, bie ©tellung
#einrid)$ II. jum ©auberSljeimer ©treit, beffen ©egenftaub id) at$
befannt üorauSfefee, üor bem 3»aljre 1006 in Sürje gu ffijjiren; id>
folge babei unferer £>auptqueHe, ber Vita Bernwardi be$ SEfjangmar
2
gap. 22 ff.
.

©djon als §erjog Don ©aiern mar §emrid) in ber ©anberS*


Reimer Angelegenheit tätig. 33ei ber am 1. gebruar 1001 in ©.
©ebaftian gu föom unter 33orfifc ©ifoefter* II. unb in ©egentoart
Otto« III. abgehaltenen ©tjnobe, meldje ben ©treit ju ©uuften Sern»
toarbS entfdjieben Ijat, fear £einrid) unter ben 2lntt)efenben. (£r

1
3d) öerwctfe nur auf ©tefebredjt, Äaiferjett I (4. Sfofl.) 751 ff.,
Ijter

II (4. Bufl.) 26, 55 ff., 229 ff. 256 unb 299; unb auf #. §üffer in beffen
SSorrebe jur Ueberfefcung öon ©ernworb« unb©obefjarb$$!ebett: ©efcfytdjtfdjretber
ber beutfdjen »orjett XI. 3aljrljunbert 2. unb 3. ©b.
* Mon. Germ. SS. IV, 768 ff.

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ft&efotbomate«auf ©eite $i(be$l>eimS , bem er fett fetner Qugenbgett
eng öerbunben mar, geftanben gu Ijabeit. Sltt ben SJerijanMungen ber

©tynobe gu pljlbe im 3unt 1001 unb be* (Soncits gu £obi Anfang


Januar 1002 Ijatte er feinen Stnteif. $)er ptöfctidje £ob, toeld>er
batb barauf — ant 23. Januar 1002 — Otto III. in ^aterno er*
eilte unb ber Uebergang ber SReidjStegierung auf ben bairtfdjen §er*

gog Hegen ben ©treit ber 25ifd)öfe eine $ett fang ruljen. Sötte bann

$emrid) gum erften 9M


als tönig ©eiegenljeit fanb fid) mit bem*
fetben gu befaffen, ergriff er entfdjieben fcie Partei be$ ÜWaiugerS.
STm 10. Sluguft 1002 lieg ^aberborn bie 3Beit)e ber
er näm(id) gu
©djmefter Otto« III V ©opfjie, gur Slebtiffin Don ®anber$ljeim burd)
SöiütgiS t>on 9Mng toornetymeu in ©egenmart ©ermuarbs, toeldjer nt$t
im ©tanbe toar fid) biefem (Singriff in feine SRecfyte gu roiberfefcen unb e$
öorgog fid) ruljig gu fügen. #emrid) IL wirb fid) ju biefer Gattung mot
burd) ben Umftanb Ijaben bestimmen taffen, ba§ ^Billigte feine Sfyron*
betoerbung öon allein Slnfang an unterftüfct, mäfjrenb SSernmarb ben
SKarfgrafen ©ffefyarb Don Steigen in beffett ©eftrebungen nad) ber
beutfd)en trotte begünftigt ^atte. Söerntoarb anbererfeits tyatte eben*
beSfjalb allen ©runb bem SSerfa^ren be$ SömgS nachgeben unb fid)

gumartenb gu »ermatten.
Site fldj bann im ©erlaufe ber 3al)re ba$ 93erijältni& Sern*
toarb$ gu §einrtd) IL gebeffert l)atte, lieg biefer ftdj aud) in ber
©anberaumter ©adje f ür £itbe$ljeim günftig ftimmen. Sit bemfetben
<ßÖl)tbe, in toetdjem einft ber ©treit mit erneuerter #eftigfeit au$ge*
brodjen fear, fottte fefct ber griebe gtoifdjen ben Ijabernben Parteien
gefd)toffen merben. Stuf einer ftattfidjen a3erfamm(ung geiftiicfyer unb
roeUti^er ©rogen be$ SReidjS, welche fidj 2Beiljnad)tett 1006 in Jener
SöntgSpfatg am £>arg bei §einrid) II. eingefunben Ratten, braute ber
Sönig ben ©anberaumter Streit gur ©pradje unb gur SSer^anbtung.
<£r tomrbe Jefet einmütig gu ©unften MbeSl)eim$ entfd)teben, im 3a*
nuar 1007 nad) ben ®efd)tüffen be$ *ßöl)lber £age$ bie (Sinmeiljung

ber neuen Äfofterfirdje gu ©anber^eim vorgenommen unb bei biefer

(Gelegenheit bie 33erföljnung ber beibett ftreitenben gräteten öffentlich


tioftgogen.
Ueber biefe Sßö^lbe unb ©anberSljeim unterrichtet
Vorgänge in
un$ nun in üDtylom $einridj$ IL au$ bem 3a§re
erfter 8inie ein
1013, eben Jenes oben ernannte angebliche Spurium, meldjeS ben
©egenftanb unferer (Erörterung bittet, £)a bie SDrude biefer merf*
toürbigen Urfunbe nic^t correct unb auc^ nid)t aKgemein gugängti^
1
finb , fo laffe ic^ biefetbe ^ier nac^ bem im fiönigt. Slr^io gu §an*
2
noüer befinbtic^en Originale folgen:

1 am ©eflen gebrudt iß bie Urfunbe bon Äofcn im


$er!)attui£mfi£iQ
Steuert üoterl. »r(^tö,Sa^rgong 1828, 13. »b., 2.©eft, 268 ff., nadj ©ofmattnS
«bf^rift; fehlerhafter bei Hartzheim, Concil. Germ. III, 40; om ©djfedjtefiett
Bei Harenberg, Historia dipl. Gandersh. 526.
a
ttußer bem Originot liegt in ©onnoöer nod^ eine Cojrie be« XL 3a^r-
ljunberts unb bie barau« unb ou« bem Original im XVII. 3at)rljunbert angefer*

12*

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löö

C. In nomine 1 sanctae et perpetuae #


trinitafis,
patris et filn et Spiritus sancti. Heinricus se-
cundus dei gratia rex. Omnibus fideübus salu-
tem et pacem in Christo perpetuam. Servus
Jesu
Christi, dei et dominimei, etfilius ancillae suae recogno-
|

scentes, non nostris meritis huius terreni regiminis


culmen
quantulumcunque est nos conscendisse, sed solo respectu di-
vinae pietatis, totum nostrum velle et sapere divino
cultui
animo et ingenio contradere statuimus et, sicut episcopis et
precipue patri nostro spirituali Willigiso archiepiscopo
pro-
misimus, ecclesiam dei et sacerdotes Christi sublimare et
ex-
altare vigilantissima devocionepro scire acposse
studebimus.
Perpendentes itaque veternum odium inter familiäres et pre-
cipuos episcopos grassari, W. videlicet Mogontiensem archi-
episcopum et Bernwardum Hildeneshemensem antistitem, fide
eque ac caritate probatum, anxie nobiscum volventes quoinodo
illos ad concordiam revocaremus, difficile timentes,
quia se-
pius ab apostolica sede atque imperiali maiestate archiepi-
scopus commonitus ut ab invasu Gandeshemensis aeclesiae
desisteret persuaderi non potuit, tandem tarnen,
quia utros-
que amantissimos habuimus, coram episcopis qui Palithi in
natale domini ad nos convenerant causam detulimus
atque
utrosque ita ad caritatem et concordiam infleximus, ut
in
cunctis 2 se nostro atque episcoporum iudicio
optemperaturos
promitterent. Dehinc reedifficatam ibidem ecclesiam,
que ul-
tra modum et nostrum velle benedictione caruit,
ccnsecran-
dam prefati monasterii IL idus ianuarii indiximus. B. quo-
que episcopus, noster fidelis, ex nostro suasu W. archiepieco-
pum et universos episcopos in auxilium sibi convocavit, tan-
taque concordia et unanimitas dei gratia inter dissidentes
fratres facta est, utillud sollemne officium dedicationis
maxi-
ma caritate fieret, archiepiscopo nil suo iuri presumente, nisi
quantum episcopus B, concedendo postularet. Neque enim
ut ante, veritatem pro reverentia vel gratia archiepiscopi
sub-
terfugimus, verum firma auctoritate sententiam B.
episcopi
quia iudicio omnium fixa claruit, firmavimus, donec
suasu
communi archiepiscopus ad clerum populumque nobis subse-
quentibus processit, et facto ante ianuam catholico sermone
factaque dotali terminatione, utmoris est, prescriptum coeno-
bium a principio ab antecessoribus B. episcopi legitime abs-
que omni contradictione possessum publice cognovit sese

tißtc «bWrtft 3. ©ofmann« tn beffm J&anbfc^rtftli^cn Antiquitates Hil-


J>.
desienses. 2)tc ©ottinficr ©tMtot^cI beftfct eine
am
Original unb ber (So^te
1
Dr. nominae.
M XI; 3a^r^unbert«.
«6f(^rift ©tfieib« htm

% Dr. euntis.

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:

181

*
postmodum in id officii retraxit et, ut nullam reclamationem
aut repetitionem ipse vel saccessores eins in prefata ecclesia
cum terminis suis ullo unquam tempore habere potuissent,
episcopalem ferulam, quam ex more gestabat, nobis roboran-
tibus, episcopis quoque auctorantibus, B. episcopo tradidit, ita
inquiens: 'Cedo, frater, liti et iuri, in quibus hucusque per-
stiti, et, quia mihi meisque successoribus in hac §cclesia vel
terminis canonice 2 nil sine tuo consilio competere scio, tibi
tuisque successoribus plenariam potestatem in ea cognosco et
me meosque saccessores sub presentia domini nostri regia,
testimonio quoque fratrum nostrorum coram Christo abalie-
nabo et, ut nulla interpellatio futuro tempore a-me»vel meis
successoribus fieri possit, hanc ferulam in Signum firmitatis
tibi dedo\ His actis ecclesia ipsa die ex more consecrata
est et sequenti die velatio ancillarum dei eelebrata auctorante
B. venerabili episcopo. Et quia perpetuam pacem ecclesiae
dei cupio, hanc paccionem conscribi anulique mei impressione
muniri feci meaque subscriptione roboravi.
Signum domni Heinrici(M) regis invictissimi.
Guntherius cancellarius vice Ercambaldi ar-
chicappellani recognovit.
s
Data indictione XI, anno dominicae incarnationis
. . .

millesimo XIII, anno vero domni Heinrici secundi regnantis


XI; actum Werla, feliciter amen.
8tnf$ üon bcr @igttum$* utib Sattjterjetfe unb Don tiefen burc^
einen [entrechten ©trid) getrennt tefinben fid) bon berfefben $cmb tote
4
bie ganje Urfuube getrieben fotgenbe 9?amen$unterfertiguugen
EgoHeinricus seeundusdei gratia rex huic reconciliationi
vel pactioniconsentiens signo sanct$ crucis gaudens sub-

1
Dr. reclationem.
1
3m Dr. corrigirt au9 canonicae.
8 gür bo« £ao.e$- unb attonatöbatum tfi tat Dr. eine Sü<fe getaffeu.
4 $ie« tagt fldj mit naljeju apobicttfdjer ©ewifföeit behaupten. 2)o bie
SRamenSunterfertigungen nidjt in btytomatifdjer 9Rmu$let tote bie Urfunbe, fon*
bern in ber um jene 3"* in ©anbfdjrtften gebräud&lidjen HRtnuöfet gefdjrieben
ftnb r fo ergeben ftd) borou« atferbing« einige 33erfd)iebenljetten toon ber ©djrtft
be« £e$te«. Stttein im S)uctu« $errfd)t, wie icfy nad) genauer $3ergTetd)ung
fagen barf, große SBerwanbtfdjaft, in ber Xinte i(l gar fein Untertrieb, ©djreib*
fester flnben ft<| häufig wie im fcejet. Unb baju fommt , baß einige djaracte;
rijiifdje <£igentfimltd)fetten , wetdje bie ©djretbwetfe in ben WamenSunterferti*
gungen jeigt, in einer Drtgtnaturfunbe ©einriß« II. ©tuntyf *Rr. 1578 wies
berteljren , wefdje üon berfetben $anb gefdjrteben i(l wie ber £ejtt unferer Ur*
funbe. @o wirb in ben (Sigenuamen : Aerlugin, Aeggihardus unb Aegizinis
ba« a mit oben angehängtem e getrieben wie bei Aeler? fluminis in (St.
1578; in ben (Sigennamen : Thiadricus, Berngerus, Hildiwardus unb Hiri-
mannus erfdjeint bie ©t)lbe us ol« Abbreviatur Wie bei Munelburgas in @t.
1578. Wadf) attebem ift mir bie 3bentität be« @djretber« be* Xejtte* unb ber
Wamen$unterfertigungen in unferer Urfunbe unzweifelhaft.

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182

scripsi t« Ego Willigisus Mogontine * sedis gratia dei archi-


episcopus huic cathoUc§ vel canonici reconciliationi 2 ettaxa-
tioni gaudens signo crucis subscripsi f. Dagino sanct§ Par-
thenopolitang aecclesiae archiepiscopus signo sanct§ crucis
subscripsi f- Retharius sanct§ Patherbrunnensis ecclesi§ epi-
scopus subscripsi f. Bruno sanctg Augustburgensis ecclesi§
episcopus subscripsi f. Thiadricus sanctcj Mindensis ecclesi§
episcopus subscripsi f. Arnulfus Halberstadhensis ecclesi§
episcopus subscripsi f- Berngerus Farthensis ecclesi§ epi-
scopus subscripsi f. Aeggihardus Slieswiccensis ecclesi§ epi-
scopus subscripsi f. Hildiwardus sanct§ Citicensis 8 ecclesi§
episcopua subscripsi f. Wigo sanct§ Brandeburgensis eccle-
si§ episcopus subscripsi f. Aerlugin Camaracensis ecclesig
episcopus subscripsi f. Bernhardus dux Westvalorum 4 sub-
scripsi f« Hirimannus dux Suevorum subscripsi f« Burg-
hardus palatinus comes subscripsi f. Heinricus comes sub-
scripsi !• Sigifridus comes subscripsi f« Aeggihardus comes
subscripsi f. Gero comes subscripsi {• Thiaedericus comes
subscripsi f« Cristan comes subscripsi f- Gevuzo comes
subscripsi t- Bodo comes subscripsi f- Liudulf comes sub-
scripsi f- Dodico comes t« Sigubodo comes subscripsi f-
Udo comes subscripsi f- Sigifrid f. Bernherd comes }•
Hiriman comes subscripsi f« Herp Aegizinis filius subscripsi f.
Hernust comes subscripsi f.
£)o$ ©teget toor, tote ein ©djnitt unb gfeef ttod) jeigen, red)t$
wm ber Sonjterjeile burc^gebrüdft f ift ober Jefet uerforen.
SDiefe Urfunbe ift, tüte oben ertoäljnt, btSljer ot$ unecht ange*
6
fetjett toorben . §orettberg a. o. ©. 526 u. 528 bejtoeffeft bte
Scheit wegen ber Unterfdjrtften. ©öljmer Ijat bte Urfunbe gor nnfjt
in feinem JRegeftentoerf ücrjctc^nct f Stumpf 6 öerbädjtigt fte ol)tte
7
nähere Segrünbung, ©iefebredjt erftört fte für etngobrtcot ou$ ber
8
Vita Bernwardi be$ Snjottgmor. äfat (Smgejjenbften fudjt §irfd)
bte Unedjtljett btefeS SDtptomS, »etöje« er eine „etenbe (Srfiubung"

1
@o im Dr.
* Dt. reconciliatione.
8
Dr. Titicensis.
4
Ueber biefe Benennung be$ öittungerS bgf. SBatfc, 2>eutfd)e Serfaffungfc
gefötd&te V, 174.
5
2>er fdjüdjterne8crfu4 Sünfcets (©efdjidjte ber ©töcefe unb ©tobt
$ttbe$ljehnl, 164 2htm. 1 unb barem«: 2)er Ijetf. ©ernworb 48, SCnm. 1) Ur*bte
funbc mit ©tnwegtaffung ber Unterfdjriften für edjt ait erltären barf fügttd) un»
beamtet bleiben, um fo meljr bo er fte ni<f>t feiner 2>or)lettung ju ®runbe legt,
fonbern bem ©eridjt £$angmar8 folgt.
6
föetdj«fcma(er II, 128 9lx. 1572. Unter bem Ijter aufgeführten angeb-
lichen Original au« bem XII. 3aljrljunbert in $annoüer bürfte bie oben ge-
nannte Sojrie be« XI. 3aljrl)unbert« gemeint fein.
7
flatteret II, 598.
8
3a1)rbüd)er be* beuten »etd)« unter ©einriß IL II, 2 9nnu 2.

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183

u«b an anbetet ©tefle (a. a. O. 408 8tnm. 2) „monftr»*" nennt,


gu criDctfen. Slbgefeljen t>on einigen groben gestern, toeldje ber mm
x
£irfd) bemifcte $)ru<i bei £>arenberg enthält unb oon ber Hjw auf*
,

fäfligen SJermanbtftftaft mit bem $Bertd)t be$ $l)angmar, entf Reibet


fein abfpredjenbe* Urteil toor Slflem ber freilld) fdjiöer in« @ett)id)t
faßenbe Umftanb, ba§ bie Unterfdjriften gum £eif tarnen öon 9Kän«
nern enthalten, türfc^c gur 9lu$fteflung$geit ber Urfunbe im Qaljre
1013 bereit« oerftorben maren, fo SBißigiS ton 9)?aing, £agino ton
3Kagbeburg, SRettjar ton ^aberborn, (Srfoitt ton (Sambraty nnb $er*
jag ^ermann ton @cf)tt>aben.
ÜDem Ijabe idj entgegenhalten, ba§ bie ton mir im Sönigf. Slrdjto
ju $annooer geprüfte Ausfertigung ton ©t. 1572 alle äugeren
SWerfmale ber Originalität an fid) trägt. SMe©djrift toör Slßem ift

öoflftänbig fangfeigemäg unb geigt —


mit (gtnfc^fug ber 9?amen$im*
terfertigungen — bie £anb eine« ©Treiber«, toelctyer mit ©t. 1572
gum erften üflaf in ber Äanglei §einrid}$ II. auftritt, auger biefer
gunädjft äße um biefelbe 3eit für ba« ©ietum §ilbe$I)eim unb bie
$eiligenfreugca»)eße bafelbft ausgefertigten Urfnnben @t. 1574—1578
unb @t. 1581 (bie Originale fämmttidj im Ägt. Streit) gu #an*
notoer) unb ton ba an bi« jum $a§vt 1024 bie übertoiegenb größere
Sfnga^I ton Diplomen £eiurid)$ IL —
mie bie nod) erhaltenen Ori*
ginate auStoeifen fdjreibt.— 9Äit ©t. 1572 ftetjen unb faßen ba*
|er äße ton biefem in ber Äanjlei |>etnridj$ II. oielbefdjäftigten
©djreiber fjerrütjrenben ©iptome, an beren gdjfl&eit bisher nod) -ftie*
2
manb gegtoetfelt Ijat . 3$ bemerfe ferner, bag ba$ @|rt$mon &or*
banben ift, bie erfte 3^ be$ SontejteS mie bie ©ignumS* unb
©udjftaben auftoeifen, ba« Sono-
ffangfergeite bie übfidjen verlängerten
gramm nnb bie ©eftegelung aoflftänbig in Orbnung finb. £)a$ 3"*
fammentreffen aßer biefer fanjleigemägen äugeren SWerfmate reidjt
bin bie Originalität unb bamit bie @d)tt)eit bon ©t. 1572 über {eben
Jjtoeifel gu ergeben; Üjr gegenüber vertieren aße bie ßigentümfidjfetten,
an toetöjen unfer ÜDiplom aflerbing« reid) genug ift, iljre Sfeffäßig*
feit, fie finben vielmehr gerabe in ber Originalität i^ren ©cfyufe. ßS
bleibt mir baljer nur übrig, eine (Srftärung bafür gu finben, tt>ie ein
©djreiber ber fönigfidjen ffianjtei $einrid)$ II. bagu fommen tonnte
unter bicfcö ÜDiptom bie tarnen von Scannern gu fefeen, von toeldjen
einige gur 2ln$fteflnng«$eit beffelben nicfyt metjr am Seben toaren.
3$ erinnere baran, bog bie in ber Urfunbe ergäben Ijiftorifdjen

ftacta @nbe be$ Starre* 1006 unb Anfang 1007 faßen unb afö

1
$aBft gibt au« ber oben cttirtett Hbfdjrift ber ©ötttoget ©ibftotljef toot
etmgc $erbeff erungen , üenoirft bie Urfunbe ober ebenfalls.
8
3« biefen 93eljau*>hingen glaube idj beredjtta.t ju fein, ba mir toen ben
ho* erWteneti Driginalbtyfotttert ©einrtdj« II. nalje&u fämmtltdje bur# Hu*
to^e belanut ftnb. (Sine bemttftd||i erft^einenbe Hb^änblung übet ba« Stctat
in ben tttfunben $einri*« IL wirb biefe unb anbete Ijier an«gefpto(^ette 9n*
fidjten nä^er begcünben.

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184

Beugen biefer (Sreigniffe oße in ben Unterfc^riftett genannten SDtön*


ner gelten Binnen, ba fie 1007 nod) gelebt Ijaben. ß$ toäre nun
nidjt unbenfbar, ba§ ber Sönig bem ©ifd)of tum $ifbe$l)eim erft
1013 eine Urfunbe über bie 1007 erfofgte (Sntföeibung beS ®an*
berSjjeimer ©tretteä erteilt nnb man in ber fönigtt^en Sanjtei feinen
9tnfto§ genommen Ijat bie üftamen Don ^erfonen Ijtnjujufügen, toetdje

nidjt biefem Stet ber ©eurfunbung, toot aber ber in bem SMptome
gefdjüberteu SSerfammlung ju^öljtbe unb ber ©onber^eimer $ird)en*
toeilje beigemo^nt §aben. nidjt einmal ba$ anju*
SßJir brausen aber
nehmen, e$ ift üiefmeljr baß §einrid) IL fogfeid)
m^rfdjeinfidjer,
1007 bem JBifdjof Serntoarb Don $ilbe$l)eim, toetdjer ba$ brtn*
genbfte 3fntereffe an einer fofortigen urhmbfidjen ^Beglaubigung be$
ju feinen ©unften entfdjiebenen ©treite« ^aben mußte, eine Urfnnbe
barüber auögefteüt Ijat, ba% biefetbe aber öerforen gegangen unb im
3?al)re 1013 üon ber föniglidjen Äanjfei in iljrem ganjen Umfange
erneuert toorben ift. 5Da$ toirb naljeju jur ©etmfföeit burdj folgen*
ben Umftanb. SMpfom (Sin IL für ^itbe^eim 1 unb bie
$einridj$
Annales Hildesheimenses ju 1013* berieten bon einem ©raub,
tottytt in ber Waty be$ 21. Januar 1013 in ber #ifbe$!jeimer

1
®t. 1575: Omnium fidelium nostrorum presentiam scilicet et
futurorum industria noverit, qualiter fidelis noster Bernwardus, Hil-
deneshemensis aecclesiae venerabilis presul celsitudinem nostram ,

adiit miserabilem conquestus querimoniam , eo quod peccatis id me-


rentibus in loco superius memorato ab antecessoribus suis collecta, suo
quoque ingenio maxime et decenter elaborata eunetorum ibidem volu-
min um scripta vorax ignis absorbuit, in cinerem namque euneta re-
degit. Unde prefatus ille pontifex regalem nostram exoravit clemen-
tiam, ut monasterium predietam, super ripam fluvii Indrista construc-
tum, sub tuitionem nostram et mundiburdium reeiperemus etc. (§8
fei baß btefe Urfnnbe oon ber fönigl. Äanjlet ntdit apptobirt toorben
bemerlt,
ifi,benn e« fehlen iljr ein Seit ber ©tgnumSjeite , ber 33oÜ*jieljung«ffridi im
Sonogramm unb bie ©eftegefang. $er ®runb Hegt bermutlid) bartn, baß ber
©Treiber berfelben, toetdjer, toie oben ertöäljnt, nen in bie äanjfet eingetreten
war, in Unfenntntß be* Äanjletgebraudje« ju toiel $tlbe«ljeimer Socatgefdjidite,
ferner bie ungettJöljnfidje feljr betoilirte ©renjbefdjretbung be« ©t$tum« in fein
aufgenommen unb
(Elaborat bie Urfunbe außerbem fdjledjt genug fHtiftrt Ijatte.
@t. 1575 nmrbe in Rotge beffen cofftrt unb an iljrer ©teile mußte berfelbe
Sdjretber eine zweite Urfunbe gleiten 3n!jaft« ausfertigen, toetdje und in @t.
1574 erhalten ift. In bem Söert bon @t. 1575 a(« Ijtftorifdjer Duette änbert
ba« natfirftdj ntAt«.
1
Mon. Germ. SS. III, 94: Regnante Heinricho 12. anno, ind. 11,
1013. incarnacionem Domini rex Palidi feriavit. Postea 12. kal. Febr.
peccatis agentibus (togt. ba« 'peccatis id merentibus' in@t. 1575) prin-
cipale templum Hildineshemensis ecclesiae diabolo insidiante per noc-
tem igne succensum, sed solo divinae miserationis subsidio velociter,
deo gratias! est exstinetum. Sed hoc ah! ah! nobis restat lugendum,
quia in eodem incendio cum preciosissimo missali ornamento inexpli-
cabilis et inrecuperabilis copia periit librorum. ©gl. nodj ben 8eri4t
über biefen ©ronb tn ber Ueberarbeitung ber Vita Bernwardi aut bem (Snbe
be« XIII. ober «nfang be« XIV. Sa^r^unbert«, Mon. Germ. SS. IV, 776
9(nm. a.

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Ütomtirdje mt«6radj, tt)ot ßatb getöfdjt würbe, aber eine große 9Kettße
toon $anbfd)riften unb Urfuuben be$ 2M$tum$ jerftörte K
jugleid) bie
Qm 9W8rj* beffetben 3>al)re3 bann ©emwarb am §ofe be*
toeift

Äönig« in SCBerfa, flogt il)m feinen ®d)aben nnb crJjäft mm §etn*


rid) IL für fein ©tetum am 2. ÜÄärj 1013 eine (Srneuernng ber
verlorenen 3mmunität$urfunben (@t. 1575 u. 1574) unb hierauf
Seftätigungen Dttonifäer ©t^enfungeu (@t. 1577 u. 1578). SBaljr*
fd)einti<$ ift nun aud) bie im 3?aljre 1007 erteilte Urfunbe über ben
©anberSljeimer (Streit ein Opfer Jenes ©raube« geworben, unb ba
iljr JBefife für $ifbe$l)eim üon ber attergrögten ©ebeutung fein mußte,

fo wirb fid) §einri4 IL Ijaben bewegen faffen bem Sifdjof ©ent-


Warb Im 9Kärj 1013 in SBeria 3 eine toörtücfce SBieber^ofung Jene«
öerforen gegangenen ÜDipfomS, weldje wt« in @t. 1572 erhalten ift,
auäjufteflen. $>a bie fömgfidje Äanjfei {ebenfalls einen (Stttttmrf
4
ober eine »bfdjrtft ber erften Ausfertigung im fömgtidjen 3lrd)to

1
©aß aud) Urfunben berbrannt finb, tri wirb
ben Duetten afferbing«
nid)t gerabeju gemetbet. allein bie Art unb wie in @t. 1575 bie 8itte
SEBeife
©ernwarb« um (grneuemng ber Immunität mit bem ©ranb in 33erbinbung
gebradjt wirb, nnb ber Umftanb, baß fid) ©ernworb in ben 8eftfittgung«ur-
fnnben Dttonifdjer €djenfungen an fein ©i«tum (®t. 1577 unb 1578) ntfinb-
lieb auf Otto* III. Serleiljung beruft , einen 'libelW aber (Wer ift an Ur-
funbe, nid)t (Sobialbucb, wie «ßabft, in ©irfcb, 3af>rbüdjer II, 406 Hnm. 4, ber»
mutet, ju benfen; man bergfeidje nur ©t. 1755 unb ©u Gange) nur bei €t.
1576, wefdie niebt für ba« 33i«tam, fonbern für bie ©eifigenfrenjeapeffe in §\U
be«beim au«geftettt ift, öorjnweifen bermag, machen e« unjwetfelbaft, tag bie
Urfunben be« 8i«tum« &um größten Seil bei bem Sranb üon 1013 unterge-
gangen finb. 3n ber £at beftfeen wir audr, mit 9tu«nabme bon ®t. 1248,
feine Äoiferurfunben für ba« ©i«tum $i(be«ljeim bor 1013. ©gl. hierüber
aud) $irfcb, 3abrb. II, 406.
* 2)iefe« 2Ronat«batum ergibt fidj au« @t. 1574, wSbrenb bie anberen
in SSerfo au«geftefften Urfunben für $ilbe«beim in ben Originalen eine fiücfe
für ba« Sage«« unb 9Wonat«batum getaffen baben.
8
©aß @t. 1572 audj im Wärj wie bie anberen $Ube«beimer Original*
bibfome ©einrieb« IL bon 1013, mit benen fie ba« gelten be« Sage«* unb 3tto*
nat«batum« teilt, au«geftefft worben ift, unb nidjt am 23. 3anuar 1013, wie
bie oben citirte (Sopie be« XI. 3abrbunbert« in $annober unb barau« @tumbf
angenommen baben, ift unjwetfelbaft. $enn wie Sbietmar (Mon. Germ. SS.
III, 832) metbet, bält fldt) ber Äönig, naebbem er ©eibnadjten in «ßöbtbe &uge-
gebraebt bat , am 6. 3anuar 1013 in Httftebt , hierauf in HRerfeburg , am 2.
ftebr. in SWagbeburg auf unb fommt erft in ber ftafteujett nacb Söerta. ®en
«ufentbatt in üRagbeburg bezeugen außerbem ©t. 1573 (Dr. in $erganto) unb
bie Annales Hildesbeimenses unb Quedlinburgenses ju 1013. ©a« Sa-
turn be« 23. 3anuar für ©t. 1572 ift bietteidjt au« bem Saturn be« $ranbe«
(21. 3annar), tt)etcbe« bie Annales Hildesheimenses fiberliefern, entftanben,
inbem ber (Eoj>ift be« XI. Sabrbunbert« bie 2fa«ftettung«jett biefer Urfunbe mit
bem ©ranb in 33erbinbung gebraut böben bürfte.
4
Ueber ba« 53orbanbenfein eine« fofeben ^Trc^tüf« in ber Äarolingerüeit
banbett ©iefet, Acta Karolin. I, 9; für bie fbätere3eit erweift e« giefer, 2>ie
Ueberrefte be« beutfeben 9^ei(b«arcbib« *u $ifa, in ben ©i^ung«ber. ber pbif.*
bift. (Sfaffe ber faiferl. Hcab. b. Stff. XIV. 55b., 142 ff. SöiA man nidjt an—
bie Ausfertigung be« Stabtfcate« mit ^ütfe eine« im fönigf. Krcbit) aufbes
wahrten (Entwürfe« ober einer Slbfdjrift benfen, fo wäre e« möglid), baß fieb bie

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jurttdfbeljaftm fytben toirb, fo tonnte bie Sudfertigung eine« fotdjen


©upticate« feine ©cfroierigfeiten für fie Ijaben, unb baß man babci
bie Unterfdprtften jener ÜRänner, toefdje «Beugen ta* Hd« oon 1006
unb 1007 »aren, im 3af)re 1013 aber bereits unter bie £oten
gälten, in @t. 1572 »teberljott Ijat, war nidjt etwa ein SJerfeljen
ber ftanjlei, fonbern notroenbtg, e« gehörte gerabeju jum SBefen eine«
©upftcate«, unb mir bfirfen baran nic^t ben geringften 2lnfto§ nehmen.
Ueberbie« würbe man faum in ber fönigtidjen Äanjtei einen uner-
fahrenen Stteufing im fianjteigebraud), tote e« ber ©djreiber bon @t.
1572 toar, mit ber Sbfaffung eine« fo fdjroierigen SDiptom« betraut
l>aben, toa^renb er bei ber äbfdjrift einer bereit« ooliftänbig au«ge>
arbeiteten Urfunbe gut feine erfte SSertoenbung pnben fonnte.
fe§r
SBettn in ben fpäter Don bemfe(6en ©Treiber gefdjriebenen £)i#omen
§einrid)« IL emjetne ©ebanfen unb SBenbungen au«@t. 1572 toie*
berfeljren, fo jtoingt un« ba« iticf)t anjuueljmen, bog er aud) @t.
1572 bictirt l>at; üielme^r Ijat er al« Anfänger gerabe au« biefer
üon ü)tn bfo§ abgetriebenen Urfunbe einige« in feine foäteren ÜDic*
täte tytnttbergenommen. 9lu« bem bloßen ßopieren erffären fid) au$
einige ber beim äbbrud ber Urtunbe bemerften ©djreibfeljter
oben
feljr gut. ®emerfen«toertb ift enbfid), ba§ e« bie Äanjfei in @t.
1572 bem UrfunbenfTreiber überfoffen Ijat, bie UnterfTriften ju
treiben; in ber erften Süu«fertigung mm 1007 bürften fie autograpl)
getoefen fein, toie bie ber @eridjt«urfunben. Die« toar aber 1013
nid)t mefyr ju ermögf idjen *.

fönigl. äanjtei toon attainj, meiere« toieffeidjt 1007 eine gteidjtautenbe Urfunbe
über bie (Sntfdjeibung be« ©anbereljetmer Streite« ermatten Ijat, btefe« (Sjeutylar
fjat lommen unb barnad) bie fttoeite Ausfertigung für $Übe«ljeim im 3a!jre
1013 Ijat färetben (äffen. 3nbefj bleibt e« fe^r anxifetyaft, ob HRainj al« un-
terliegenbe Partei überhaupt eine Urfunbe erholten Ijat. Set ber entfdjetbmtg
ber ©tretttgfetten jttrifdjen ben Angehörigen toon 2Borm« —
Sorfdj unb gutba —
$er«fe!b , mo un« öon @t. 1816 ba« an 2Borm« gegebene (Sremptar in bem
Chartularium Wormatiense in ©onnoocr nnb ba« an Sorfdj gegebene im
Chronicon Laureshamense überliefert ift, Don ©t. 1823 baß §er«feiber (Sr-
entytar nadj einem jefct ntdjt meljr öorljanbenen Original in SBencf unb ba«
gulber erem^lar nadj einem iefct in Harburg befinbtidjen Original in 2>ronfe
gebrucft öortiegt , fte^t bie ©ac^e bod) anber«. $ier Ijatte jebe ber beiben $ar*
teien ba« 3ntereffe eine Urfunbe ju ermatten.
1
2>er fidjerfte ©eroei« baffir, ba% ©t. 1572 nur eine Bieberljofang einer
früher ausgefertigten Urfunöe ift, ttäre freiließ, toenn f\6) an« ben gormein
nad)tt)etfen liege, bag biefe nidjt bem Pietät eine« nur um ba« Sa^r 1013,
fonbern bem eine« nur um ba« Saljr 1007 in ber fönigftdjen äanjlei befcfiäf*
tigten @d>relber« angehören. Leiber i(t nun in ®t. 1572 fo »enig formel-
hafte« enthalten, bag man hierüber ni^t mit ©ejtimmt^eit entfd^eiben fann.
Sine Vermutung lägt ftc^ aber bod) au«tyre$en. 2öenn man nämtid) ben im
beginn ber Urfunbe ausgeführten ©ebanfen, ©einriß fei ni^t burtft eigenerer«
bienfte, fonbern burd> (S^rfurd^t tor ©ott auf ben jt^ron erhoben roorben, er
tjabe bef^loffen atV fein ©offen unb Siffen bem göttlichen bienfte &u unter«
werfen unb fei beftrebt für bie Äirc^e ©otte« unb tyre $riefler nac| feinem
SBtffen unb können )u forgen, einen ©ebanfen, ber ungä^tige SWale in stren-
gen ^einricianifd^er ^i^lome tmebevfefpt , feft^ält, fo fommen ü)m faum anbere

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Qtefe Ausführungen mögen vorläufig genügen bie (Sdjtljeit öoit


®t. 1572 aud) in feinen am SHeiften beftrtttenen »eftanbteiten gegen
{eben 3ti>eifet gu fiebern. Die Urfunbe bietet aber nod) «ntag gu
»eiteren Erörterungen junäcbft in bipfomattfdjer §tnfid)t. 8Bie oben
angebeutet, jeigt fie eine SReilje toon ©gentümtidjfeiten, toefdje ©eadj*
hing uub Srftörung oerbienen. 3fn beu äußeren 9Kerfma(en
l)at fie, toenn man bon ben 9iamen$unterfertlgungen, bie toeiter
unten befprodjen werben f ollen, abfielt, toot nidjts 3tuffaflenbe$.
@ie unterfdjeibet fid) hierin nfdjt im ©eringften t)on ben übrigen
Driginalbiplomen ber fönigfidjen Ranglei $emridj$ II. Die jiem*
tid) häufigen @d)retbfeljter : nominae ftatt nomine; euntis ftatt
eunetis; reclationem ftatt reclamationem; reconciliatione ftatt

reconciliationi; Titicensis ftatt Citicensis, erflären fid) einfach


barau«, ba§ ber ©Treiberöon @t. 1572 ein Anfänger toar unb
nidjt einmal feine SSortage abzutreiben ffiljig loar. $teljn*
correct
tidjeä begegnet un* nod) in anberen Originalbiptomen au« ber Sin*
fangSjeit beffetben ©Treiber«, j. ©. in @t. 1574: eliendi ftatt
eligendi; actoritas ftatt auetoritas 1 ; in ©t 1577: induae ftatt
individuae; eiius ftatt eins. Um fo jaljtreid)er finb bie Äbioei-
djungen oon ben geioö^ntic^en Äanjfeiregeln bei ben inneren SRerf*
malen. £>ier ift $uuäd)ft bie Qnoocation: In nomine sanetae et
perpetuae trinitatis, patris et filii et spiritus saneti, gu beadjten.
@ta>a$ 8lei)nfid)e* flnbetfid) nur in ber Urfunbe £>etnrid)$ IL für
bie römifdje Strd)e @t. 1746: In nomine domini dei omnipo-
tentis, patris filii et spiritus saneti, ge^t aber Ijier auf bie SSor*
urfunben Otto« I. unb flubtoig be$ frommen jurüdf , unb in ®t.
1779: In nomine patris et filii et spiritus saneti, toa$ Ijier

freiließ ein gel)ter ber fpöten Ueberiieferung ber Urfunbe (ßopie be$
XVI. 3a^r^unber« im @apitet$ard)to oon ©. Sorenjo in gtoreng)

SCvengett nfiljer oft bie eine« ©djreiber«, wetöjer im 3aljre 1006 unb 1007
febr biete Urlauben $einridj« IL bictirt Ijat unb bann avß ber Äanjtei aus-
treibet. 2Ran nergtetdje unter benfelben nor allem folgenbe ©teile au« ber
Strenget ton ®t. 1456: Gloria enim praesens fugitiva est et vana dum
po8sidetur, nisi in ea aliquid de celesti eternitate cogitetur; sed dei
miseratio humano generi utile providet remedium, quando parte ee- m
lestis patriae terrenae substantiae fecit esse pretium. Huius ergo nos
dementia non inmemores, nee ignorantes nos gratuito divinae rrise-
rationis respeetu regali dignitate sublimatos, congruum esse dueimus
non solum ecclesias ab antecessoribus nostris construetas ampliare, sed
ad maiorem dei gloriam novas edificare easque devotionis nostrae
donis gratissimis exaltare. Stornad) unb nad) einigen anbern biefem
(Schreiber geläufigen ^Beübungen fdjetnt e« mir roaljrföeinftd), baß berfefbe aud)
bie erfte Endfertigung t>on @t. 1572, weldje ia in bo* Staljr 1007 fallen würbe,
btetirt fjat; unb baß gerabe iljm biefe fdjttrietige Aufgabe bon ber Äantfei Über*
tragen würbe, ift leicht moglidj, ba er wenige Monate barauf aud? bie fo
ttridjtige ©rünbung«nrhmbe für Bamberg @t. 1456 btetirt $at.
1
SRadj biefen gormen unb bem 'euntis* fönnte man geneigt fein an
einen Stalienet &u benfen. 2(udj bie gorm Aerlugin läßt ftdj öielleidjt bafür
anführen. ©. 83.

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188

fcttt fonti. 3m Sitef ift ba$ seeundas ganj ungetüö^nftcö unb


tommt nur in ben üerbädjtigen Urfunben ©t. 1431 unb 1675 bor,
Wäl)renb e$ in ber @ignum$jeüe ^äufig ift. <£$ (ä§t fitf) bei @t.
1572 etwa baburef) rechtfertigen, baß man bei biefem wichtigen gatt
jebe 93erwed)$(ung mit §einrid) I. tjonüorn^erein au$fd)tie§en wollte,
©ingutär ift ferner bie ©atutatio: omnibus fidelibus salutem et
pacem in Christo perpetuam, ftatt ber fonft in Diptomen §ein*
rid)$IL gewöhnlichen ^romutgationSformet. 3$ vermag fie Weber
in Diplomen nod) in anberen 2lcten $einridj$ IL nad)jnweifen.
Unter Sonrab IL jeigt fidj eine ©ritfjformef in etwa« anberer gaf*
fnng in ber Inscriptio ber JBreben
1
. — SRidjt fo ganj ungewöhnlich
ift e$, wenn ber Äönig in @t. 1572 an mehreren ©teilen im ©in*
gutar rebenb eingeführt wirb, ©affetbe finbet fldj in ©t. 1746
unb in ben Urfunben §einrid)$ IL, welche bie ©treitigfeiten jwifdjen
ben Angehörigen uon 938orm$ 2orfd) unb gutba —§er$felb entfdjeiben —
©t. 1816 unb 1823. 2Iud) fonft fommt e$ nodj jnweiten toor,
*
3. ©. in ber 3mmunität$urfunbe für ©. $3at>o in ©ent ©t. 1343

unb in ber ©eftätignng einer ©djenfung Otto« III. an üflagbeburg


©t. 1410.
Die allergrößte ©eadtfung toerbient aber in ©t. 1572 bie 9Kit*
Unterzeichnung einer beträchtlichen 9lnjal)f t>on geifttidjen unb weit*
liefen ©roßen be$ $Reid)$. (Sine Analogie finbet bie« unter Dipto*
men |>einruf)$ IL nur in @t. 1746 3 , bem factum mit ber römi*
4
fd>en Sirene, welche«, wiegider überjeugenb bargetan Ijat, mit Au«*
nannte einer ©teile feinem Ön^atte nad) edjt ift unb an beffen Un*
terfdjriften man feinen Anftoß ju nehmen Ijat. @$ ift Ijier meiner
9Keinung nad) nidjt an eine eigentliche 3eugemmterfertignng au benfen,
Wie fte in Äaiferurfunben juerft 1028 bei Äonrab IL (©t. 1975
©r. 118) 5 Dorfommt, fonbern tnefmeljr an Sfftttunterjeidjnungen, wie
6
P* jur 3*ü §einrid)$ IL beffen Leges Papienses ober bie Don
Notaren getriebenen faifertieften *ßtacita (©t. 1614. 1777, ©tumpf,
Acta 5Wr. 271 unb ©t. 1781) geigen. Au* an (Sonett* unb ©t)*
nobatacten jener £eit mit ton Unterfdjriften ber Anwefenben barf
7
man Riebet erinnern . 6twa$ Ungewöhnliche« bleibt eine fotdje 9Kit*

1
Skeßlau, 2>ie flanket Äotfcr äonrab« II. 90.
1
Original in ©ent. ©ebrudft Bei van den Bergh, Oorkondenboek
van Holland en Zeeland I, 46, Sflv. 75.
8 IL öor-
398o eine ÜRitunter&eidjnung fonft nodj in SMfclomen $einrid)8
tommt, ift e« entweber foötere Interpolation tvie 5. $3. bei ben 3 e «Ö ett * n @t.
1346, ober fteljler ber Uebertieferuna, wie in @t. 1604 unb 1691, ober ein
3ei*en ber gätfdiung wie in 6t. 1710, 1727, 1787 (gebrueft bei Stumpf,
Acta imperii inedita $Rr. 272) unb 1788.
4
gorftfungen $ur töeid)«- unb 9ted)t«gef<f)idjte Statten« II, 332 ff. fßtf.
audj $irfd)-$3reßlau, 3af)rbfid)er III, 168.
6
«gl. «refilau, äanjlei äonrab« IL 48.
6
Mon. Germ. LL. II, 561 ff.
7
Hcten ber granffurter @tynobe
8gf. bie öom 1. SRo&em&er 1007 bei
Jaffa, Monumenta Bambergensia 27.

;
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180

uflfergeidjnung in ©iplomen immerhin, unb fie mag fid) bei @t. 1572
barauf gurücf führen (äffen, ba§ i)ier bic Sefdjtüffe eine« üon tofyU
reiben ©ro&en be$ 9teid)$ befugten JpoftageS in urfitnbtid)e gorm
gebraut Worten finb, wäl)reub man fid} bei ©t. 1746 Jjcmptfädjttd)
burd) bie SSorurfuuben £>tto$ I. unb tfubwig be$ frommen gur SD^it=
uuterfertigung burd) bie Slnwefenben wirb fyaben beftimmen (äffen.
£>a§ ber fönigticfyen Äangtei biefer ©ebraud) in Diplomen fremb war,
geigt fdjon bie merfroürbige ©tettung, mity fie ben Unterfd)riften
angewiefen l)at, unb nic^t minber, bafj man trofe ber ©iguumSgeite
nod) eine Unterfd)rift be$ fiönigS hinzugefügt fyat. @$ mar eben
feine teilte ©adje für bie Äangtei, ba$ bebeutuugstjotte @reigni§ ber
Sntfdjeibung be$ ©anberäljeimer ©treiteä in biegorm eines gewöhn*
ticken £)ipfom$ gu Reiben; man mußte t(ier einige SluSnaljmen t>on
ben atigemein gütigen Regeln eintreten taffeu. £)aß bie Äangfei
babei aber nid)t oljne ©orgfatt gu SBerfe gegangen ift, erweift bie
ftftematifcfye Orbuuug in ber Reihenfolge ber 'Unterfdjriften. 9?ad)
bem Äöuig erfdjeinen bie tarnen ber geifttidjen ©roßen, unb gwar
gunädjft bie beranwefenben ©rgbifdjöfe nad) iljrem {Rang,
betben
guerft 2BiHtgi$ uon SWaing, bann £agino Don 9J?agbeburg. 3tynen
fließen fid) bie 33ifd)öfe t>on 'ißaberborn, SUtgSburg, 9Jlinben, QaU
berftabt unb Serben at$ ©nffragaue t>on Sftaing, aber o^ne 9?üdE*
fid)t auf ityr 2lmt$atter, an; beigefettt wirb tynen JBifdjof 6cfarb öon
@d)te$mig, weiter au$ feinem $öi$tum öertriebeu im ©ienfte £>i(be$*
l)eim$ ftanb unb fomit aud) ben Angehörigen be$ Sftainger @prenget$
werben
beigegityft fonnte. (5$ mm 3eife unb
folgen bie 33ifd)öfe
Jöranbenburg at$ ©uffragane unb enbticfy -@rfoin
üon Sötogbeburg
Don (Sambrat). £>ie JReilje ber weltlichen ©roßen eröffnen hierauf
bie $>ergoge ©ernt)arb uon ©adjfen unb ^ermann Don ©cfywaben
unb ber ^Jfatggraf SBurgfjarb; eine 9?ci^e uon ©rafen bifbet btn
©djtuß. SDie formet, in wetdje bie Unterfdjriften be$ Äönig$ unb
ber beiben (Srgbifdjöfe gefteibet werben unb wetdje bei ber be$ Sönig$
unb be$ (Srgbifdjofs mm SÄaing einen befonber* feierlichen (Sljaracter
Ijat, vermag id) in £>eutfd)fanb um jene 3eit ni^t nad)guweifen.
gtwa« 33erwaubte$ geigen gleichzeitige angetfäcfyfifd)e Urfnnben. ÜDie
gorinet bei ben Unterföriften ber S3ifd)öfe unb Säten ift bie ge*
wötyntitfye.
2ltte bie ^ier befyrodjenen ©igentümtit^feiten berechtigen un« aber
ntdjt in ©t. 1572
ba$ ©eifertet für eine befonbere Urtunbenart gu
erbtidfen. 3n ber 6orroboratton«formet nennt fid) @t. 1572 wot
fetbft eine pactio, wetc^e ^Benennung und in feinem anberen ©iptome
1
fiemricfys II. begegnet , atiein bamit fott Weniger eine befonbere Ur*
funbenart at$ uietme^r ber 3n^a(t uon ©t. 1572 begegnet werben.

1
3n ©t. 1575 ^ottc ber ©djreiber pactio ebenfott* in ber (Sorrobora-
tton*formel gtctd^bebeutcnb mit auetoritas ober praeeeptum gebroud^t; gewiß
au* Unfenntniß unb in ^o^o^mung öon @t. 1572, weld^e er üorljer gefc^rteben
^oben wirb, ©ir wiffen ober, bog ®t. 1575 wegen mannigfaltiger SWänget
öon ber Äangtet cafftrt unb burc^ @t. 1574 erje^t wovben iß«

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190

$t. 1572 ift hl tat fingeren ÜÄerfmafen ein getoffljnttdjeS !$)tyfonr,


unb bie Slufcnaljmen mm ber regelmäßigen gaffung, toeldje bei ben
inneren 3Äerfmalen unb *>or Slttem bei ber #injufügung ber Unter»
fünften Ijeroortreten, muffen in beut außergewöhnlichen 3>nljalt iljre

Srflärung fud)en,
Sie ©tilifirung öon @t 1572 ift an einigen ©teilen eto>a$
fötoerfälüg unb unfiarj man fieljt aud) ^ter, wie wenig bie Äanjlei
gewohnt war Urlunbe Don berartig freier gaffung auäjuftellen.
eine
Sluffällige* finbe id) aber in feiner ber gebrausten SBenbungen. ©er
im Slnfang ber Urlunbe ausgekrochene ©ebanfe ift, wie oben äuge*
beutet, feljr häufig in Strengen fyeinricianifcfyer SDtylome unb mit bem
©ictat eines ©Treibers ber Äaujfei £>einrid)$ II. gerabeju eng Der*
Wanbt. Sie ©orge £einrid)$ ben gefiörten grieben jwifd^en ben
ftreitenbeu Söifdjöfen wieber^erguftellen unb bie Ijotye greube über ba$
©elingen feines 93orljaben$, welken ©t. 1572 lebhaften SluSbrucf
gibt, fiub ganj in bem (Seifte biefeS SöttigS getrieben, welker für
alle fird)lict>en SBerfyältniffe fo t>iel Siebe unb S5erftänbui§ au ben

Sag gelegt Ijat. Slucfy bie SSerwanbtfc^aft, welche in allen tiefen


©orten unb in ber ÜDarftettung beS ganjen SreigniffeS mit bem ©e*
l
richte ^fjangmarS in beffen Vita Bernwardi (Sop. 43 liegt unb

1
Hon. Germ. SS. IV, 777. ©tt bem folgenben Hbbrutf fhib bte
mit ®t. 1572 cortefponbierenben fßorte unb Senbungen gefperrt gebrueft.
Anno autem incarnationis domini nostri Jesu Christi millesimo sep-
timo rex venerandus Heinricus, totius Romani imperii potentissimus,
Falithi natale Domini cum maxima gloria celebravit. Quocumque
v«ro sspientissimus imperator ora sui sacratissimi vultus circumtulit,
si quoe dissidente» forte r-epperit, aut statim reconciliabat, vel si
qnicquam obstitit ut id non posset efficere, numquam mente feriabat,
donec violatam caritatem reformabat. Quod etiam tunc in ipso festo
singularis nativitatis facere prudenter institit. Nam vetüs odium,
quod archiepiscopus Willegisus ad Hildenesheimensem Bernwardum
episeopum , levibue de cauBis coneeptum , saevia irarum stimulia inre-
mediabiliter 8ub mente nutriebat, saepius delinire cupienB, animo-
sitate illiua victus destitit. Veruntamen coram multis episcopis
aliisque prineipibus, qui ad palatium in illa praeeipua festivitate
confluebant, illüm conveniens, tanta auetoritate pertinaciam animi
illius digna invectione confregit, ut se totamque controverBiam illius
ju diclo et fratrum submitteret, et in nullo vel ejus jussis vel fra-
trum votis obstaret Deinde sapientissimus rex saepius intereeptam
Gandenesheimensis aecclesiae dedicationem in vigilia epiphaniae Do-
mini indixit, quae tunc prima feria dominicae resurrectionis acci-
dit; velationem etiam ancillarum dei in ipsa die epiphania-
rum. Venerabilis igitur episcopus Bernwardus Willegisum
archiepiscopum et caeteros fratres in auxilium sui ad conse-
crationem praescriptae aecclesiae invitavii Nee mora adest sacra
ßollempnitas; consecrationis misteria a praeeepto domni Bernwardi
episcopi disponnntur; fiunt omnia fraterna caritate, ita ut archi-
episcopus in aspersione primum locum teneret et cum illo episcopus
Bernwardus. In aecclesia vero ipse, cujus parroohia erat, misteria
consecrationis fratribus dispensabat; primum namque gradum ille ob«

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101

©tefebredjt tote #irfdj Bebenfiid) erfd&etaen mugte, tarnt jefct ntdjf


raeljr auffaHen. ß« toirb au« tyr eben nur gefc^Coffen toerben bürfen,
b*f$ <St. 1572 öon Z&asgmar bei Slbfaffung feine« SBerfe« benufci
»orten ift ÜDer ©iograpl) ©erntt>arb« Ijat fid^ $er nidjt nur im ©rofjjen
unb ©anjen an btefe feine Quelle Ratten, fonbern eine föeifp oon
SBtntotngett berfelben toörtluty aufgenommen, £ingugetan tyat er eU
nige SDetait«, unb abtoetdjenb bon @t. 1572 ift bei il)m einmal ba«
Datum ber ©anber«l)eimer Sirdjeiüoetye unb bann bie SRebe be«
Sönig« angegeben; allein biefe $)ifferengen finb leicht gu erflären.
SRa$ @t. 1572 ttmrbe bie SScilje ber ®anber«l>eimer Äirdje für
ben 12. Januar 1007 w>m fiönig angefagt; ob fie bann aud) an
biefem Zage tirirftiefy abgehalten mürbe, ift ftreng genommen nid)t au«
ber Urfunbe gu entnehmen, roetdje nur berietet, ba§ bie SBBei^c an
bem einen unb bie Sinfletbung ber Tonnen an bem nädjftfotgenben
Zage ftattgefunben Ijat. 35er Äönig fonnte immerhin bie Sßeiije für
ben 12. Januar anfagen unb btefelbe bann bod) am 5. Qanuar oor
fidj gegangen fein. 2)a« Datum be« 5. Januar für bie SBci^c unb
be« 6. für bie ßinffeibung ber Tonnen Ijat Zl)angmar, unb toir »er*
ben bie angäbe eine« fo »otunterrtd&teten Socatfjiftorifer«, toelcfye er
anßerbem mit ben Annales Hildesheimenses ju 1007 teilt, nid)t
gu begtoeifeln Ijaben, *>or HUem ba er al« 2lugengeuge berietet unb
feine angäbe fid) überbie« red)t gut mit bem 33erid)t öon @t, 1572
in ©nßang bringen lägt. 5Da§ Zljangmar ben fiönig bie SBeüje

tinebat. Expletis itaque dei gratia Omnibus fraterna caritate,


rex cum archiepiscopo et caeteris ad populum progressus sie pro-
8ecutus est: 'Diuturnam peccatis agentibus controversiam karissimi,
hodie deponere et terminare debemus. Agnosco enim et scio , hanc
aecciesiam et adjacentes vi] las ad Hildenesheimenses episcopoB semper
pertinere et ab Ulis absque contradictione possessam esse*.
Ad baec verba imperatoris Willegisus arebiepiscopus tandem dei pie-
tate in se rediens et quiequid proprio reatu vel aliorum instinetu in
deum et sanetam ejus genitricem exerenisset , videlicet in injusta in-
vasione parrochiae Gandenesheim ad titulum sanetae Hildenesheünensift
aecclesiae pertinentis publice confitens , juri et repetitioni ejus-
dem loci abrenunciavit et in testünonium bujus abrenunciationis fe-
rulam episcopalem domno Bernwardotr adidit, dicens: 'Fra-
terkarissime et coepiscope, abrenuncio juri istius aecclesiae et hanc
pastoralem ferulam, quam manu gesto, tibi sab testimonio
Christi et domini noatri regis et fratrum nostrorum trado
in testimonium ut post hoc neque ego neque ullus successor meus
,

aliquam interpellationem vel repetitionem de hac re habere


possit'. Sicque officium missae a Willegiso archiepiscopo cum con-
sensu domni Bernwardi episcopi sollempniter peractum est. Se-
quenti autem die epiphaniae domini velatio virginum sollempni
celebratione praesente rege et omnibus episcopis a domno Bernwardo
facta est; sicque dei gratia rebus in pace et caritate sapientia piis-
simi prineipis compositis discessum est. Archiepiscopus vero hac lite
sedata praesulem nostrum omni honore et caritate ultro dilexit, et in
nostro mooasterio fraternitate honorifice acquisita, summam dilectio-
nem et loco et fratribns providit.

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192

ßfetd) öduöornljcrein auf bett 5. Januar attfageit lagt , brdud)t un$


tüd^t Söuuber ju nehmen; l)ter l)at er bic Urfunbe nad) ben %aU
fachen corrigirt , ba* urfprttngfidje ^rojeet be* Äönig*
ttrttyrenb biefe
melbet unb fid) über ba* SDatum ber Sßeilje
fctbft md)t beutfid) genug
1
auSfprtdjt . ©ic ©orte enbfic^, toeldje £f)angmar bem ßönig in
ben ÜJhmb fegt, Ijat uad) ®t. 1572 Sßiüigi* geforod)en gerabefo
nne bic fotgenben; f)ter Ijat Sljangmar offenbar bie Urfunbe mijfaer*
[tauben unb bei iljrer eto>a* unbeholfenen ÜDarfteünug mar ba* tetd)t
möglid).
Slber uidjt nur £$angmar, fonbern aud) ©olfljere Ijat in feiner
Vita Godehardi prior @ap. 24 * ©t. 1572 bennfet. @r folgt toot,
toie in feinem ganjen 33erid)t über ben OanberSljeimer ©treit, fo
aud) in feiner @rjä|lung ber *ßöl)(ber unb ©anber*l)eimer (Sreigniffe
bon 1006 unb 1007 faft toörtlid) ber Vita Bernwardi, erlaubt fi$
aber gerabe bei ber festeren eine 2lbtoeid)ung. ÜDie SReben, n>efd)e
S^angmar ben Äönig unb SiHigiS Ratten lägt, fcfyreibt er allein
bem ßrjbifdjof uon SÜiainj ju, folgt alfo genauer ber Urfunbe unb
in ber ©teile: Qua (sc. dedicatione) expleta, rex cum episco-
pisad januam, ubi tarn clerus quam populus cum reli-
quis expeetabat, progreditur; in quorum omnium praesentia
metropol i tan us Mogonciacus Willigisus hujusmodi verba pu-
blice proloquitur, fd)lie&t fid) SBolföere enger, af* S^angmar in
bem entfpredjenben ^ßaffu« tut, fogar Seif toörtficfy an ©t. 1572jum
a\u Unfer ©ipfom fefet uu*
©tanb, an ben §tfbe*l|eimer
Ijier in ben
©efdjicbtfdjreibern be* XL 3al)rf)unbert* , ben einzigen Quellen für
bie ®ef$id)te be* ®anber*ljeimer ©treite*, firitif ju üben. Unb ba*
ift nidjt unwillig. £)enn mag e* aud) nod) fo bebauerttd) fein, ba§
8
toir neben iljnen über feinen ÜWainjer ©ericfyt verfügen , in ber Gh>
gäfylung ber Sutfdpibung be* ©treite* burdj $einrid) IL ertoeifen pe
fid) af* guüerläfjlg unb n>aljri)eit*getreu. Sfair ber £on, in »eldjem

Stymgmar Don 2Migi* frridjt, flingt leibenföaftltdjer, al* ftd) bie


Urfunbe öerne^men lögt, toenngleicfy aud) biefe fcfjarf genug ba* Un*
red)t be* SWainjer* fjeroorljebt.

©o erfdjeint ®t. 1572 in meljr af* einer ©egietjung tt>id)ttg'

unb intereffant unb uerbient at* ed)t anerfannt ju »erben. 211* £)t*
plom merftpürbig, ift biefe« Hdeitftüdf für bie (5ntfd)eibung be* (San*
ber^etater ©treite* burd) £einrid) IL t)iftortfd)e Quelle erften Stange*,
bie e* un* ermöglicht ein nid)t burd) <ßarteilid)feit getrübte* ©Mb

fonfl über bd$ Sttnetat be* ftöntg« im danttar 1007 befattnt ift
1
SBa«
befttmmte (gntf^etbnng übet bo* 2)otum ber @anber*^eimer SMrd^cn-
Ifißt feine

mtyt in. Wafy ©t. 1438 war ©einriß IL am 24. Sanuar 1007 in Wl^U
Raufen in S^üringen; bo« tonnte er, mag nun bie SBet^e am 5. ober 12. 3a=
trnar flattgefunben Ijaben. SDte übrigen Oueffen nielben über ben SfofentljaTt
be« Äönig* im 3annar 1007 nid&t« «Wä^ere«.
1 Mon. Germ. SS. XI, 185.
8 »gl. Stefö, Sa^rb. II, 1. $. pfiffet, a. a, O. »orrebe IX ff.

©attenba^, ©ef^i^Wqueffen I (3. flttfU) 257.

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193!

üon fettem bcnfwürbiflcn @reigni§ ju !©te Urfunbe er*


entwerfen.
vettert aber jugtetc^ unfere f)iftorifd)e inbem fte allein in
$enntnt§,
üjren Unterfdjrtften bie Rauten atter ber geiftfidjett unb »ettfidjen
©roßen be$ 9teid)$ überliefert l)at, toefdje unter SSorfife Äönig £ein*
rid)$ II. SBetljnadjten 1006 in ber $fat$ ju ptytbe ba$ ©<f)icffat
be$ ©anberäljeimer Ä(ofter$, toenigftenä für bie näcfyfte 3ufunft, en * s
Rieben Ijaben.

XYL 13

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lieber Me ©ntftefjung^ett beö #r<$te#gcoj)ate3 itnb be«


SKetM^oIitaa langes ber Sriertfdjen ttrdje*

SSon gtanj ®SmS.

g$ iftnidjt meine 2K>ftd)t, l)ier nod) einmal anf eine öoftftän*


btge (Erörterung ber ganjen fo fd)Wer gu entwirrenben Streitfrage
einjugetyen. 3$ befdjränfe mid) im 2Befentlid)en barauf, einfach bie
©efd)id)te be$ £rierifd)en Oberljirten SfticetiuS (reg. Don c. 528
566) auf unfere Streitfrage ju prüfen. (Sine fo(d)e 33efd)ränfung

barf a($ gerechtfertigt gelten, nidjt b(o§ im £inblicf auf bie fjeröor*
ragenb bebeutfame $erfönlid)feit jene« Sird)enf ürften , fonbern auefy
t)infid)t(id) ber @ontrot>erfe felbft.

£ontf>eim (Hist. Trevirens. diplomat T. I, ©. 41, Sftote b ;


@. 49, SKote a; @. 52, SRote b; ©. 74 f.; Prodromus historiae
Trevirensis, T. I, ©. 312. 313, ss. V), föettberg (Sird)engefd)id)te
5Deutfd)(anbS II, @. 597—600), 3ttary (@rjftift Srter I, ©. 82;
II, @. 377. 378), griebrid) (£>rei unebirte ßoncilien, ©. 17—
20; Sir$engefd)id)te £)eutfd)lanb$ n, ©. 167, 3t. 347; @. 190.
191, 5K. 401; @. 197—199) unb 2lnbere Ijaben fid), wie mir
fd)eint, bie ßrlebigung unferer ßontrooerfe nicfyt wenig erfd)Wert, in*
bem fie wm ber 33orau$fefeung ausgingen, als fei fd)on für bie 3eiten
bor bem 9. 3>aljrt)unbert ber Strc^iepi^copat ber £rierifd)en $irdje
Don beren aÄetropotitan^Sfang untrennbar gewefen, unb bemgemäg
Ijaben jene gorfd)er beibe fragen at$ ein einl)eitUd)e$ ®anje$ jufam*
men beljanbett 9?un tagt fid) aber nadjweifen, bafj bie gatfifdjen
üüietropotiten jum minbeften bi$ tief in'$ fiebente Qaljrljunbert hinein
nicfyt archiepiscopi waren, fonbern einfad) ben Site! episcopi
führten. 2lu$ ßanon II unb XIII ber ^arifer ©tynobe tum 614
geijt uämfid) unjweibeutig ljert>or, bog biefem ßoncit aud) bie ÜKctro«

potiten ©attieuS beiwohnten, unb bod) finben fid) in ben DoÖftänbig


aufbewahrten Unterfcfyriften eben nur episcopi, fein einjtger archi-
episcopus 1 . ©iefer £ljatfad)e gegenüber mufj bie Slrgumentatiou

1
©gl. grtebridj, 2)rei unebirte Goncilien, @. 9. 10. 12. 13. 14—16. —
griebtidj (in ber genannten @djrift) gibt ben correctefhn £e$t ber Acta
ber *ßarifer ©iniobe üon 614 nnb be« weiter unten ju erwäljnenben (Sonett«
»on QEticfj^ Don 626. <Sr ^ot biefelbeu naty einer burdjauS $uberlä[ftgen bem

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1Ö5

trtcbrtdj«, ber fid> (Sird>engefd)id)te II, @. 199) jum «fetoeife, baj*


umerian mm SEricr 9Ketropolit mtb grjbtfcfyof mar, auf bie Steten
ber Slquitcienfer ©tynobe *>on 591 beruft, al« Ijinfäflig erfdjeinen.
Sllterbing« begegnen btc 33äter Jencö i^rem ©^reiben on
(Sonette in
ben oftrömifdjen $aifer SKauriciu« nidjt blofc iljren eigenen ^atriar*
$en, fonbern aud) bie fräufifdjen 9Äetropoliten al« archiepiscopi.
£)afj erftcrer biefe SEitufatur erhält, t ann nidjt auffallen, ba in Statten
äjjnlid) wie im Orient unb im ®egenfa£ junt übrigen Dccibent fcfyon

im fünften ^aljrljunbert ber SEitel ©rjbifdjof oorfornrnt K Senn aber


audj bie gallifdjen SDietropofiten archiepiscopi genannt werben, fo
ift bie« tooljt nur au« £öflid)fett ober au« 3rrtf)um ju erfiären.
3$ bettle, bie ©tynobe uon 614 wirb bodj gewußt Ijaben, ob e« in
iljrer SJiitte archiepiscopi gab, unb wenn bie« ber gatt War, fo
lag audj nitfjt ber geringfte ©runb für bie betreffenben Prälaten oor,
öon ber iljnen jufommenben fjöfjeren Titulatur feinen ©ebrauefy ju
machen. §ür
Slnna^me, toonad) e« im fränfifc^en föeidj bi« in«
bie

fiebente archiepiscopi gab, bafür fpredjen


3>aljrljunbert hinein feine

aufy bie analogen SBerljältmffe auf ber ptyrenatfdjen £a(binfel. 2ludj


auf ben fyanifdj * weftgotyifdjen ©tynobeu be« fedjften unb fiebenten
^aljrljunbert« begegnen wir niemal« ber SEitolatur archiepisco-
pus. £)od) ift ju bemerfen, bag bort bie SÖietropoliten, entfpre^
d)enb ber föarfen 2lbgreu$ung ber Sirdjenproüinjen , bie mit ber po*

(itiföen ©ntljeituug genau übereinftimmte , im ©egenfafe


befattntttd}

gu ben ©uffraganbtfdjöfen al« 'episcopi metropolitani' untertreiben 2.


SWadf) ben foeben gegebenen 2lu«füljrungen bin id) atfo berechtigt, mei*

neu Unterfudjungeu über 9Wcetiu« &on Syrier folgenbe jwei deficit«*


fünfte ju ©runbe gu legen.
L gurrte Siicetiu« bereit« bie atntlidje Titulatur archiepi-
scopus ober barf er nur al« einfacher 23ifd)of gelten?
II. SDarf SKicetiu« SDJctro^oüt ber £rierifd)en Sirdje genannt
werben?
I. 3$ beginne mit ber Darlegung be« Ittterartfdjen ©tanb-
fünfte« ber erften §rage.

8. ober 9. Qaljrljunbert äugeljörenbett $anbfdjrift bet SWündjener <Staat36t6lto*


t^ef (Cod. lat. 5508) ebirt unb bejfigttcfj bcr Slctcn ber $orifer @t)nobe audj
ben ÜHanjlf^ett £e$t jur ^erglet^ung Ijerangejogett (ögl. grtebrtdj a. a. £>.
e. 6-9).
1
P. $iu8 ©am« 0. s. B. (Series episcoporum ecclesiae catholicae,
Ratisbonae, 1873 unter ber föubri! 'episcopi Italiae') fü^rt 'archiepiscopi'
üon Bologna au« ber SWttte be« fünften 3aljrfjunbert« on.
2
©gl. j. SB. Concil. Tolet. III öon 589: Mausona ecclesiae ca- —
tholicae Emeritensis metropolitanus episcopus subscripsi. Euphe-
mius —
ecclesiae catholicae Toletanae —
metropolitanus episcopus —
subscripsi (Mansi concilior. coli. T. IX, @. 1000); Concil. Caesarau-
gust. II öon 592: Artemius —
episcopus Tarraconensis provinciae me-
tropolitanus —
subscripsi (Mansi X, @. 472); Concil. Tolet. IV Don
633: Ego Isidorus —
ecclesiae Hispalensis episcopus metropolitanus —
subscripsi etc. (Mansi X, @. 641).

13*

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1ÖÖ

f>ontl>eun (ffist. I, ©. 35. 49, 5». a; Prodromus I, P. VI.


VII, @. 313), SWarr (a.a.O., I, @. 82; II, ©. 377), griebri^
(S)rci uneb. (Sonett. @. 19. 20; Äird)engef<f)id)te II, ©. 167, SR.
347 ; ©. 190. 199) unb ©am$ (Series ©. 317) öerfefeen bic Sn*
fange be$ (5rjbi$tf)um$ £rier fdjon ins Dtertc ober fünfte 3al)rf)un*
bert unb (äffen bemgemäjj auefy fd^on unferen 9?icetiu$ als ©rjbifoof
gelten, dagegen tootten öouquet (Gregorii Turonensis opera,
@. 1239. 1240, 5». a), ©amuet «abnage (Annales politico-ec-
clesiastici T\ III, @. 686, 5Rr. vni; ©. 783, 5Rr. ix; ©. 784,
SKr. xn), SRettberg (I, ©. 461. 466; II , ©. 599) unb fconarbl)
(®efd)id)te be$ SCrierifdjen SanbeS, ©. 357—360) in bem berühmten
Dberljirten ber Srierifcfyen Sirene bloß einen einfachen Sifäof erblid en.
©amartyant (Gallia Christiana T. XIII) fdjtoanft: 3uerft (©.
371) lägt er ben ärdjiepiScopat ber £rierifd)en Sirene fdjon mit bem
mtytl)if(f)en ^eiligen @ud)ariu$ beginnen, fo ba§ SRicetiuS in berSReilje
ber <5rjbifd)öfe gewiß miteinbegriffen erftfyeint; fpäter aber (©. 379)
fnüpft er an bie^erfon be$ lefeteren f olgenbe ©emerfung : Miraculis,
pietate zeloque fidei inter alios Trevirenses episcopos
conspieuus Nicetius etc.
1
. 3$ »erbe nun, inbem id)

©d)ritt für ©djritt bie gegnerifdjen (Simoänbe toiberiege, auf ©runb


einer forgfältigen Prüfung be$ Quellenmaterials nadjtoeifen , bafj
SWicetiuS unb audj fieser nodj manche feiner 9iad)foIger bt$ tief in«
nur ©ifd)öf e, tttc^t (Srjbif djöfe getoefen finb.
fiebente 3>aljrf)unbert hinein
5Da$ toidjtigfte Argument, toomit gxiebrid) (a. a. ©.) feine
©eljauptung, toonadj üRketiuä at$ archiepiscopus gelten mu§, ju er*
Ijärteu fud)t, ift ber ©aß: Da er Metropolit toar, fo Ijatte er ge=
ttnjs aud) föontöang unb Xitel eme$ ©rjbifdjofs. Ob 5Ricetiu$ tirirf*
tid) Süietropolit getoefen ift, toerben nur fpäter fefyen. Slttein felbft

loenn er biefe SBürbe ttrirflid) beffeibet fya6en fottte, fo folgt barauS,


toie id) fd)on üorljin anbeutete, itod) feiueätoegS, ba| er fdjon amttid)
archiepiscopus genannt ttmrbe. 3m ®egentf)eit, au$ ben autljen*
tieften officiellen 'Documenten, nämlid) au$ ben @oncil$unterfd)riften,
geljt unjtoeifetljaft fyeröor, ba§ SRicetiuS bloß £itet unb SRang eine«
einfachen öifdjofs befafj. 2luf fämmtlicfyen oier ©tynoben, benen ber
£rierifd)e Oberste beigewohnt l)at, unterjeidjnet er [tet$ bloß at$
episcopus, nie al$ archiepiscopus. 2luf bem concilium Arver-
nense I (ßlermont in ber 8lut>ergne) öon 535, lautet feine Unter*
Nicetius Deo propitio episcopus ecclesiae Trevero-
fcfyrift:
rum consensi et subscripsi. 2luf bem concilium Aurelianense
V (Orleans) Don 549: Nicetius gratia domini episcopus
Trivericae civitatis consensum meum vel domnorum meorum
relegi et subscripsi. £)en (SanoneS be$ concilium Arvernense
II öon 549 ftimmt er mit folgenber Unterförift ju: Nicetius ec-

1
%n$ »rotoer (Annales Trevirenses T. I, @. 311. 313 sqq.) unb
üRofenm« (Notae et additamenta ad Broweri Annal. Trevir. T. I,
©. 602- 606) besetd)nett ten ^icctiuö bolb al« »ij(^of als @rjWf^of. Mb

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clesiae Trevericae episcopus subscripsi. GrnMitft ouf ber


^wetten ^ßortfcr ©tjnobc Don 555: Nicetius episcopus ecclesiae
Trevericae subscripsi \ gerner — fueften £>outfteim (Prodromus I,
@. 313) unb griebrieft (Äircftenaefcft. II, @. 199) iftre ßombination
auf eine ©tefle bei SJenantiu« gortunatu« (Carmin. 1. III, c. 13,
ed. Browerus) $u ftüfcen, too SWagnericu«, ber näcftfte 9to(ftfotger
be« 9?icetiu« auf bem ©tuftte ju Srier, archisacerdos , b. i. naeft
bem ©praeftgebraueft jener 3ctt archiepiscopus, genannt nnrb. aber
fefton 9tett6erg Ijat über biefe unb äftnticfte Sleugerungen be« 35i<ftter«
gortnnatu« (II, @. 599) fotgenbe bunftau« gutreffenbe ©emerfung
gemalt: „£>öfli(ftfeiten bureft Dicftter ausgebrochen —
betoeifen afferbing« eine $ocftacfttung t>or ber ^Jcrfon f autft tooftl t>or
bem ©ifce, nur wirb babureft am toenigften ein amttiefte«
93erftältni§ erftärtet". Daß Sttagnericu« nie officiett SRang unb
Stitef eine« ßr*bifcftof« befleibet Ijat unb baß er nur au« 9lrtigfeit
öom SDitftter bie eftrenbe ©ejeicftmmg al« archisacerdos erhält, ba*
für fpridjt jum Ueberflng noeft golgenbe«. 2luf ber ^arifer ©tynobe
öon 614, ja fogar nodj auf bem concilium Clippiacum (@ti(ftt) bei
*ßari«) öon 626 unterzeichnet ber betreffenbe Dberftirte öon £rier
2
jebe« 5DM b(o§ at« episcopus . 2ftan fieljt alfo, fetbft einige £eit
na dj bemSlbfeben be« 9ftagncricu« Derrätft bie £rierifdje Ätrdje noeft
feine ©pur
eine« officießen ardjiepi«co:pa(en ©jarafter«. @inen —
»eiteren 33etoei« für ben eqbifcftöflicften JRang unfere« TOcetiu« tt>iö
§ontt)eim (Prodromus I, @. 313; t>g(. Hist. I, # 35) in ben ©
angeblichen @ingang«tt>orten be« ©eftreiben« finben, toefdje« ber norb*
itatienifdje 9Ibt ftforiann« an 5fticetiu« richtete. Die fragliche lieber»
fdjrift jene« ©riefe« (autet : Domino suo beatissimo et apostolico
8
patri Nicetio archiepiscopo Florianus servus Christi .

Stfeljmen toir junäcftft an, ba§ biefe SBorte toirf tieft jum urforüng*
tieften STeyte jene« ©eftreiben« geftören , fo toürbe man in ber Slnrebe
mit JRettberg (II, ©. 599) bodj nur ftöcftften« eine 2(rtigfeit, einen
Sftrentitet erbtiden fönuen, infofern Ja au« obigen 2lu«füftrungen über
bie ßonci(«nnterfcftriften feftfteftt, ba§ üfticetiu« uiemat« amttitft ben
£itet archiepiscopus gefüftrt ftat. Griten« muß itft aber ent*
feftieben üerneinen, baß 2Ibt gforianu« überftaupt unferen Wcetiu« in
jenem ©djreiben af« Srjbifcftof betoiüfommt. $)ie betreffenben ©orte
ftaben nämttdj mit bem ffejte be« ©riefe« gar nieftt« ju tftun, fte
finb eben nur ein Dom £erau«geber fterrüftrenbe« JRegeftum Jene«
©djreiben«, eine t>on £)ucfte«ne (Script. Franc. T. I, @. 852) jur

1
SMe etttfiljnten ©tjnobafanterfiftrtften be« SRtcetiu« finb abßebntdt bei
Mansi Vni, @. 863; IX, S. 135. 144. 740 unb tfteitn>eife bei Hartzheim,
Concilia Germaniae I, ©. 21.
2
2faf ber $arifer @t)nobe öon 614 mtterjeidjnet : Ex civitate Treveris
Sabaudus episcopus (ögl. griebri(ft,(£onctUen@. 14). 3n ben @ubfai^)-
ttonen be« (Sonett«öon (Sli(ftlj öon 626 Reifet e« u. 3t.: Ex civitate Treve-
ris Anastasius episcopus (»gt. griebrtc^ o. a. O. @. 67).
8
«et Hontheim, Hist. I, @. 35.

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Örientirung für bett ßefer wittfürfidj bcm @d)ret6en toorangefdjidfte


Ucbcrf c^rtf t ; £)ud)e$ne nennt in feinem SRegeftnm ben 9?icetiu$ ar-
chiepiscopus, weit er ifjm irrtl)ümtidj biefe SSJürbe tnnbicirt. Der
richtig e STejt jener (SingangSworte tautet: Domino suo Nicetio
papae Florianus etc. SRettberg (a. a. D.) ift alfo im 3»rr*
tljutn, wenn er ben Dorljin erwähnten £ejt für ben eckten anfielt.
SRcttberg (a. a. D.) lägt fid) übrigen« in golge feiner an biefer —
©teüe wenigftenä — ®emt$ung $ont|eim$ einen nod) auf*
forglofen
fattenberen 23erftofj gegen bie Ijiftoriföe Sritif *u ©Bulben fommen.
Der 5trierifd)e ©cfd)id)tfrf)reiber brudft (a. a. O.) unmittelbar nadj
einanber juerft ba$ JRegeftum £)ud)e$ne$ unb bann ben edjten STejt
ber©ngangäworte ab. Da mmSKicetiuS in erfterem archiepiscopus
unb in festerem papa genaunt wirb, fo läßt fid) SRettberg $u ber
gänjttc^ unfaßbaren Sfanafjme t»er(eiten, als eyifttrten jtüci ©djreiben
be$ 9lbt$ glorian an TOcetiuS (!) : er meint (a. a. D. 5». 8), in
feinem erften ©riefe Ijötte 'Domino
gtorian ben Dberfjirten nur mit
suo Nicetio papae', bagegen im jweiten ©treiben mit 'Domino
patri Nicetio archiepiscopo' angerebet. 3>n bem —
©riefe ftlorianS wirb alfo SWicetiuS 'papa* genannt, e$ ift bie$ aber nadj
ben Don Du
ßange fs. v. papa, ed. Henschel V, ©. 65) gefammeften
Duetfenbelcgen in Jenem 3eita(ter eine ©ejeidjnuug für Je ben SSu
1
fdjof ; bemgemä§
ba$ ©treiben bejügfid) unferer ßontroüerfe al$
ift

inbifferent gu Diefelbe föwanfenbe für unferen $wecf


betrachten.
nid)t$ bewetfenbe Stititfatur papa erfjätt 9?tcetiu$ audj uon bem
SBifdjofe 9tafu$ üon Dctoburum (5D?artignt) ; Hontheim, Hist. I,
©. 37, 9?r. VI) unb in bem (Schreiben be$ 2Mfd)of$ SOTappiniuö
öon JReimS (ibid. ©. 38. 39, 5Kr. VII). 9tud) bem »riefe be$
9htfu$ gel)t bei $ontljeim ein SWegeftum ooran, worin 9Wcetiu$ Dom
©eranSgeber ber Grpiftel fälfdjtid) archiepiscopus genannt wirb.
Derfetbe Qrrtljum finbet fid) in bem JRegeftum, we(dje$ £>onti)eint
(1. c. ©. 47, Sftr. XII) bem befannten ©riefe be$ TOcetiuS an ben

bt)jantinifd)en Satfer Suftinian I. üorau$gefd)i(ft l)at. Der auttjenti*

fdje £ejt ber betreffenben Ueberfdjrift lautet aber (ogf. £>ontf)eim a.


a. £).): Domino semper suo Justiniano imperatori Nicetius
cum suis humilis, sed misericordia Domini episcopus. £>ier
be$eid)net fid) alfo SfticetiuS felbft ebenfo wie in feinen fynobafen
2
tlnterfdjriften einfach ate ©ifdjof .

1
Ueber papa =
episcopus überbauet, bi« e« feit ben Sogen ©regor« VII.
fap ausfdjttefcttdj eine Situfatnr beö römifdjenSBifdjofä würbe, öergleidie man
audj bte orientirenbe SBemerfung 93ouquet8 (Greg. Tur. ad H. Fr. IV, 26
e. 166, «Rote i).
2
3n feinem ©djreiben an bie Songobarbenfönigin (Eljlobofuinba bebieut
er ftd) ber bemütbigen Titulatur 'peccator' (bei $ontl)eim a. a. O. <§. 49,
Sflx. XIII: Dominae clementissimae in Christo filiae Clodosuindae re-
ginae Nicetius peccator). 'Peccator' al« befdjetbeneS @urrogat Patt
'episcopus' ift übrigen« audj fonß in jenem 3*itafor in bifc^öflic^en (Sdjreiben
nnb fetbf! in (5ondt«nnterf(6riften nidjt gan^ ungettJöbnlidj. ©o beginnt 5. 55.
©ermanuS, 53if^of Don $ari$, ein ©^reiben an bie Königin SBrnn^ilbe mit

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(Scroti bie bisljerige Prüfung bcr &ejfig(id>en Queflenberidjte fyd


ba$ föefultat ergeben, ba§ man nidjt berechtigt ift, bem &. Sfticetiu«
£itel uhb 9?ang eine« Grrjbifäef* ju trinbiciren. 9?ur ber SMftän*
bigfeit falber madje id) nod) ein toeitere* Argument gettenb. ©regor
oon Stour«, ber ©togro^ unb jüngere .ßeitgenoffe be$ 9?icetiu$, be*
3eid&net in ber (Vitae patrum, ed.
betreffenben SebenSbefdjreibung
Ruinart, c. 17, &g{. $. prologus, c. 1—4) ben ^rätaten
SS.
ftet$ a($ episcopus unb sacerdos 1 , nie of$ archiepiscopus.
SDiefeö 3eugm§ ift um fo bebeutfamer, ate ©regor feiner öiograpljie
bie münbtidjen 9D?ittf)ei(ungen be$ i*iebting$fd)ü(er$ unb eifrigen 33er*
eljrerä be$ £rierifd)en Dberljirtenbe$ fpäteren 2(bte$ Slrebiu«, gu
,
2
©runbe gelegt I)at . £>te Vita
Nicetii beim fränfifdjen ©efdjidjt»
s.

fdjreiber beruht alfo auf autfjentifdjen Materialien. 6$ läfjt fidj fo*


mit nidjt annehmen , baß bem SBifdjofe &on £our$ ber l)ierard()if$e
JRang be$ Prälaten unbefannt geblieben ober öon iljm abfidjtficfy Der*
fd)toiegert toorben fei.

£)a$ ©efammtergebnig obiger Unterfud)ung ge^t atfo bal)in, ba§


bie £rierifd)en Obersten jum minbeften bis tief in$ fiebente 3faljr*
ljunbert hinein nod) nid)t officieü Stitet unb JRang *>on gr$bifd)öfen
befagen. SIber audj im <J5rh>atoerfel)r fear, hrie au& ber Sorrefpon-
beng be$ $icetiu$ beuttidj Ijeröorgefjt, jene Titulatur bis jum ge*
nannten .Beityuufte nod) fo gut tt)ie unbefannt; nur ber J)öfifd)e
£)id)ter SSenantiuS gortunatn« begrüßte tvofjl jumetlen ben Vertreter
ber £rierifd)en Sirene mit ber fcf}meicf)etnben unb bamals mef)r nod)
proptjetifdjen Hnrebe „(Sr^bifd^of **. —
IL £)ie jweite grage ift: $)arf 9?fcetta$ SWetropofit ber £rie»
rifc^cn ®ird)e genannt toerben?
Sßie Sörower, #ontl)eim, griebriety, SÖtorj u. 31. ben SWicctiu«

fofgenben Sorten: Dominae clementissimae —


Brunichildi reginae Ger-
manus peccator (Bei Bouquet,
Greg. Tur. ©. 1343). (Sföenfo unter-
jeidjnet ber befannte (Eljronifl öon ©tcloro att ©ifdjof öon ©erimba auf bem
concilium Barcinonense (^Barcelona) öon 599: Joannes peccator de
Gerunda —
subscripsi (cf. Mansi X, @.484). —
(SnMid) bebient jidj <mä)
ein 93tfd)of Sulianuö (551) auf ber ©tjnobe be« Metropoliten &foafhi« öon
(Stufa ber befdjeibenen Unterfdjriftöfortnel subscripsi Julianus peccator
:

(bei fcrtebrid), (Sonritien, @. 71).


1
Heber bie Sbentttät sacerdos unb episcopus in Jenent
ber SBcgriffc
aus ©rea;or öon £onr« in meinem 2(uffafce „Seo*
3eitötter Ijabe td) nametttlidj
/
ötflitb« ©teffung jum ^ot6oItci«mu« n. f. w. (in ber SfitW^rift f. b. Wor.
'

2^eol. 1873, $.4, ©. 568 unb Slnm. 36 bofelbp) eine 9?ei^e öon ©eleg*
petten beigebracht, j. ©. Greg. Tur. H. Fr. I, 39; II, 7. 13. 21; V, 19;
IX, 15.
2
Cf. Greg. Tur. Vitae patrum c. 17, Prologus: Norerlnt igi-
tur a beato Aredio abbate urbis Lemovicinae, qui ab ipso Nicetio an-
tistite enutritus et clericatus ordinem sortitus est, haec quae subjeeta
sunt (seil, de s. Nicetio) me audisse etc. —
®regor öott %outt bejeid^net
übrigen« nidjt Moß ^ier, fonbevn aud^ an anberen ©teilen (H. Fr. X, c. 29;
De gloria confessor. c. 93. 94) &en fcriettfdje* ^icetin« jht« nnt at* ©i-
fäjof, niä)t al* archiepiscopus.

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;

200

fdjon ote Srjbifdjof gelten faffett, fo räumen fte üjm <m$ Bereit«
SÖJetropotitan* JÄed^te ein unb ftetten Üjm bie Obersten oon 9ftefe,
Stouf unb 9?erbun al$ ©uffraganbifdjöfe jur (Seite *. Sind) biefe Kom-
bination beruht aber auf l)öd)ft unfidjerer ©runbtage. £)ie unooö*
fommene ©efdjaffenljeit be$ betreffenben QuettenmateriatS geftattet unS
nur nid)t, l)ter mit abfoluter ©tdjerljeit ju entfdjeiben.
SroWer 2 unb £ontl)eim (Hist. T. I, ©. 41, 9*. b ; Prodro-
mus T. I, ©. 135) woüen junädjft in einer ©teile bei SBenantiuS
gortunatuS (Carm. 1. III, c. 11), wo 9?icetiu$ 'pontificum caput'
genannt wirb, einen ©ewei$ für ben 2ftetropoUtan*9?ang be$ SCrtert«
fdjen Obersten erbfidfen, ja £>ontl)eim folgert au« biefen Sorten
fogar, fdjon SfticetiuS fei $rima$ oon ganj ©aflien gewefen. Slber
bie 2lu$brudf$weife be$ ©irf^terö barf l)ier nidjt in einem ftreng ted)*

nifd)cn@imte genommen werben: 93enantiu$ üerljerrtidjt fjier eben nur


bie gewaltige $erföntid)feit unb ba$ t^atfädE)(id)e 2lnfeljn be$ Sirdjen*
fürften im littgemeinen. £)a§ biefe Interpretation bie richtige ift, wirb
Kar, wenn man Greg. Tur. Vitae patr. c. 17 unb De gloria con-
fessor. c. 94 $n 9?atl)e jieljt, wo
Don ben großen ©genfdjafteu
woljt
unb bem bebeutenbeu ©nfluffe be$ Don einem {u*
©ifcf)of$, aber nie
rifttfd) georbneten Sftetropotitan* ober gar ^rimatrang ber ü)m unter*
ftettten Äirdje bie 9?ebe ift, unb wenn man fid) bie ganje ©tette be$
93enantiu$ bejügfid) be$ i)tftorifd)en ^wf^mmen^ange« näl)er anfielt
(Sntfdjeibenb für ben aflgemeiu ^ancgtjrtfc^en Qjarafter be8 ®ebtd)te$
finb fotgenbe Sorte, in beren Umgebung fid) ba$ 'pontificum Ca-
put* öorfinbet:
Splendor, apex fidei venerabile mente Niceti,
Totius orbis amor pontificumque caput.
Summus apostolico praecellens pastor ovili,
Auxisti meritis quidquid honoris habes etc.
®enau inbemfetben@inne aufjufaffen ift eine zweite ©teile be8
93enantiu$ (1. III, c. 13) , bie üon #ontt)eim (Hist. I, ©. 52, 3h b
Prodromus T. I, 1. c.) gleichfalls auf bie angebttd) fdjon im fedj*
ften 3al)rl)unbert beftel)enben SWetropolitan* ober gar $rimatred)te
ber £rierifd)en Sirene belogen wirb. £>ier wirb 9ftagnericu$ freiließ
patrum pater genannt. ffienn man aber ba$ oor^in ©efagte berüdC *
fidjtigt unb jene SOBorte nidjt bfofj an unb für ftd), fonbern in tyrem
3ufammen^ange betrachtet, fo wirb man ber Argumentation £ont*
IjeimS nidjt guftimmen fönnen. Sttafjgebenb finb folgenbe SBorte im*
ferer ©tette (III, 13):
Culmen honorificum, patrum pater, archisacerdos,
Pontificale decus proficiente gradu.
Quem fidei titulus meritis erexit in altum,
1
Sfotf SOtofenm* (o. o. D. @. 603) lögt ben Srterifdjen DBettjirten
fdjon ol« 2Rettoj)ottten gettttt.
* Ed. Ven. Fort. Annotatio ad carm. III, 9 bei Hontheim, Hist.
Trev. I, @. 32-34.

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201

Ecclesiaeque caput, distribuente Deo.


Discipule egregii bone Magnerice Niceti,
Nominis auspicio Magne canende tui etc.
§ternad) ift e$ getiotg correct, wenn 9?ettbcrg (II, ©. 599) tit

Beiben ©teilen be$ DtdjterS feinen ^Beweis für ein amtltd) feftfte*
IjenbeS 9Äetropolitan = 93erf)8ftni§ ber £rierifd)en Sirene ju erbfidfen
öermag. 'Durchaus jutreffenb ift ferner bie Interpretation $Ba&*
nageS, ber (1- c. ©. 783, 9?r. ix) Ven. Fort. III, 11 fnrj fo
toertt)ertl)et : —Nicetius Trevirensis, vir quoque magnae
in Gallia famae, epigrammate. .Dagegen
teste Fortunati
muß e$ at$ Snconfequenj gerügt »erben, wenn SBroroer in feiner
SluSgabe be$ SBeuantiuS gortunatuä (1. c.) au$ bem 'pontificum
caputf SSWetropoIitan* ja fogar ^rimatrecfjte be$ 9?icetiu$ herleitet
nnb faäter (Ann. Trevir. T. I, ©. 323. 336) gfeict)Wol)( beibe
©teüen ganj aügemein auf bie £ngenben uub bie SSerbienfte ber
Beiben ©ifdjöfe bejieljt. aud)9ttarj: juerft (I, ©. 82. 83)
äefjnticf)

erbfidft er in Ven. Fort. III, 11 ganj richtig nur eine generelle 2(n*
erfennung ber Ijerrticften SSorjüge unb be$ woljftegrünbeten tljatfädj*
liefen »nfeljnS be8 SifäofS aber (II, ©. 378)
9?icettu8; fyäter
faßt er ba$ 'pontificum caput* irrtfjümtidj im ted)nifd)en ©inne auf.
SBeiter Ijat man au$ bem befannten ©treiben be$ öifd)of$
9Wawinin$ t>on 9H)eim$ an 9Wcetiu$ (bei Hontheim, Hist. I, ©. 38.
39), worin erfterer fid) barüber befcfjwert, ba§ teuerer ifjm bie Ur*
fadje einer Dom granfenfönige £f)eubebert naef) £out auägefdjriebe*
nen ©tynobe nicfjt mitgeteilt, festlegen Woöen, TOcetiuS fei Sftetro*
pofit ober gar^atriard) mm©aüien gewefen (ttgl. ftriebrief), Äirdjen*
gefd)i<f)te II, ©. 188, W. 394). 2Mein toa& bie angebliche Unter*
orbnung ber följeimfer Sirene unter Jrier betrifft, fo Ijat fcfjon ber
3efuit ÜWafenut* (1. c. ©. 603, 9?r. v. vi) nadfaewiefen , ba§
beibe$ ©djwefterfird&en aequi juris waren. Unb bie fmuptfadje be-
treffenb, fo madjt Sftettberg (II, ©. 599) mit gug barauf aufmerf*
fam, ba$ SWappiniuS fid) nidfjt über Serfäummtg irgenb einer Sfte*
tropotitan* ober ^rimatenpflidjt , fonbern über Sff?ange( an ßoflegia*
tttät befdjwert. —
3Rafeniu* wttl au« ber epistola Mappinii jwar
leine ^rimatenred^te, woljl aber bie 99?etropotitenwürbe ber Jrierifcfjen
Äirdje unb beruft fid) in biefer $inpd}t (1. c. ©. 603,
Verfetten
9?r. v) auf Umftanb, baß ber granfenfönig auf ben SBunfdj
bett

be$ WcetiuS bie ©tjnobe gerabe für £ouf angefagt Ijabe. £>ierau«
glaubt 9)?afeniu$ fd)tie§eu ju muffen, baß bamatS fdjon bat ©iStljum
STout ber geiftfidjen QuriSbiction Don Stier unterworfen gewefen fei.
9lber btefeS Argument bürfte nidjt gerabe fdjroerrotegettb fein. 9Äit
bemfelben {Rechte fönnte man ja aud) $ari$, Orleans unb ©ermont
at$ ©uffraganbisttjümer be$ Srterifdjen 9?icetiu$ reclamiren; benn
auc^ in biefen ©tobten fjat er ßoncitien beigewohnt.
©iefttiger ift ein weitere« Argument, ba6 griebric^ (Sird^euge*
f^tell, ©. 190. 191) gettenb mad)t. (Sr bejie^t nämtic^ bie
f(^on oben(©. 196) erwähnte Unterfd^rift be« J?icetiu« auf bem@on=
s

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202

vi toon DrfeanS (549): Nicetius — episcopus Trivericae civi-


tatis consensum meum vel domnornm meorum relegi
et subscripsi, auf bte 9Ketrol>o(itantt)ürbe ber £rierif(f)en Sirene,
äfober« 9?cttbcrg : er toerfteljt (I, @. 464 , 2lnm. 27) unter im
'domni mei' bte toerfammetten 33ifd)öfe fetbft unb meint, biefe formet
be^eidjne nur, ba§ ber @t)nobatbefd)lu§ gemeinfam gefaßt tft. 9?ett*
berg gibt unjtt)eifctf)aft bte richtige Interpretation ber fdtfmerigen
©teile; id) unb ©eife feiner Argumentation nidjt
fann aber ber Slrt
ganj juftimmen. @r toitt nämfidj in bem SluSbrude 'vel domno-
rum meorum' au« bem ©rnnbe feine 2lnfpielung auf bie ©uffra*
ganen ber £rierifd)en $ird)e erbtiden, weit ber 33ifcf)of *>on ©ufa
(Sauje) unmittelbar nad) 9?icetiu$ fidj berfelbeu formet bebiene. 9hm
finbet fidj aflerbingS birect hinter ber ©ubfcriptiou be$ genannten
£)berf)irten (bei Mansi IX, ®. 135):
folgeube Unterfdjrift Aspa-
sius in Christi nomine Elusae episcopus consensum nostrum
vel domnorum meorum relegi et subscripsi. Mein gxieb*
rid) (a. a. £).) Ijebt mit SRedjt Ijerüor, ba$ gerabe ber Oifdjof t>on
Sfufa fdjon bamals bie 9fletropo(itantoürbe befa§ *. Slber freiließ jene
Unterfdjrift be$ 9iicetiu$ bürfte man nur in bem gafle auf bie@uf*
fraganbiätljiimer ber SLxiertfdjen Sirdjenpro&inj bejieljen, toenn fid)
nadjtoeifen ließe, bafj 9?icetiu$ bamals $u Orleans im 5Ramen ber
SMfdjöfe Don 23erbun unb £ouf — ber Dberljirte. oott Sftefe tootynte,
wie e$ fdjetnt, ber@tynobe nidjt bei — mitunterjeidjnet Ijätte. SKun
finb jeboef) bie 33i$tf)ümer SSerbun unb £ouf auf jenem Sonett burdj
fetbft Snbige Unterf Triften ber betreffeuben 5Bifd>öfc vertreten (fcgt.

Mansi IX, @. 136. 137: Desideratus in Christi nomine epi-


scopus ecclesiae Veredunensis subscripsi. Alodius — —
episcopus ecclesiae Tullensis subscripsi). Die in 8tebe fte*

fjenbe Unterförift be$ 9?icetiu$ lögt fidj atfo in feiner Seife mit bem
angeb(id) fdjon bamals t)orl)anbenen SWetropotitan - SRang ber £rieri*
fdjen Sürcfie in SSerbinbung bringen.
gerner madjt griebrid) (Soncifien @. 20) barauf aufmerffam,
ba§ WicetiuS ftetS auf ben ßondtien unter ben SHetropotiten unter*
jeidjne. 9Iber aud) biefe« Slrgument ertreift fid) bei näherer Prüfung
at$ untjattbar. £)aß ber Arafat foenigftenä nid)t auf bem concilium
Arvernense t»on 535 jug(eid) mit ben SWetropotiten unterfdjriebett
Ijabe,mufj griebrid) fetbft einräumen. 9kd) SKicetmS fotgt nämtid)
Deuterius ecclesiae Lutensis episcopus (Sobfoe, alfo fidjer
fein üttetropotit!), unb hierauf unterzeichnet wieber ein 9Q?ctropottt,
nämtidjDalmatius ecclesiae Rutensis (SRobej) episcopus (bgt.
Mansi VIII, @. 863). ßbenfo wenig läfjt fid} aber aud) behaupten,
SfticettuS Jjabe auf ben brei übrigen @tynobeu, beren Steten erhalten

1
griebrid) bebient ftdj freitid) be* Hu«bru<f$ „(Srabifdjof", et bettft aber
offenbar an bte SftetropoIitan'Silrbe, unb tta« tm £ttel arebiepiscopus be*
trifft, fo fyabeicf) bereit« (oben@. 194—196) nadjßetüiefen, \>a§ berfelbe Bio tief
in« ftebente So^r^unbtrt hinein für bie gatttfdjen SWetro^oliten ni^ft ejctflirt ^ot.

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203

finb, unter bett Metropoliten unterjeidfnet. $)ie fotgettbc Bufammen*


fteflung toirb ergeben, ba§ bie gaüifdjen ©ifdjöfe im fcdbften 3faljr*
I)unbert in iljren ft)noba(en ©ubferiptionen überhaupt nidE)t stricte
bie Reihenfolge $u beobachten pflegten, toie eine fotd^c bem Sttter unb
SRange ber betreffenben ©ifce entfprodjen {jaben toürbe. mit bem Um
concilium Arvernense II bon 549 ju beginnen, fo unterzeichnet
l)ier gucrft freitid) ein Metropolit, Honoratus episcopus ecclesiae

Bituricae (33ourge3), bann folgen aber Dicr 9?id)t*Metropo(iten,


nämtidj Gallus episcopus ecclesiae Arvernensis (ßfermont),
Gregorius ep. eccl. Lingonensis (SangreS), Hilarius ep.
eccl. Gabalitanae (3»aboutj:) unb Ruricius ep. eccl. Lemo-
vicensis (?imoge$), bann erft unterzeichnet 9ticetiu$ bon STrier.

Stuf biefen angeblichen Metropofiteu folgt nun ein notorifdjer 9Md)t*


Metropolit, näm(icf) £)euteriu$ bon Sobäbe (Lotenensis) , erft ein
Metropolit $)atmatiu$ bon SRobe* (Ruthenensis) unb bann gtabiuä
bon SRljeimS (Rhemensis). 9?otf) ungleich weniger fdjeint man auf
bem Concilium Aurelianense V
bon 549 in ben Utttcrfrfjrtftcn
bie Rangfolge ber SBifdjöfe beobachtet ju Ijaben. $ier unterzeichnen
juerft bie Metropoliten ©acerbos bon ?t)on, 2luretiu8 bon Sirfes
unb $fpafiu8 bon Sfufa (Elosaticensis), bann folgen mehrere 9?tcbt*
Metropoliten, Antonius ep. Olorensis (Dferon), Aredius ep. Di-
niensis ($)igne), Agricola ep. Cabilonensis (©jäfonS), Avolus
ep. Aquensis (3%), Ambrosius ep. Trecensis (üTrotjeS), Basilius
ep. Glandetensis (®tanbebe$) unb Beatus ep. Ambianensis
(2tmien$). 3»e|t erft !ommt ttrieber ein Metropolit, Constitutus ep.
Senonensis (©en$). hierauf unter jeiefmen lieber jmei 9?id)t*Me*
tropotiten, Clementinus ep. Nivernensis (SfteberS) unb Cronopius
ep. Meldensis (Mcauj). $ad) biefen folgt tbieber ein Metropolit,
Desiderattrs ep. Bituricensis. ^cetiuS' yiamtw begegnet un8 erft
nddj einer SKeilje weiterer Unterfdjriften unmittelbar nadj bem 59ifd)of
bon 9tutun (Augustodunensis), affo einem Wd^Metropofiten, unb
bor bem Metropoliten bon Sftobej. 2Iuf ber <ßarifer ©tjnobe bon
555 unterjeidjnet zuerft ©abaubuS, ber Metropolit bon StrteS, bann
folgen aber tfoei ^i^NMetropoItten, SIgricola bon StjäfonS unb Are-
dius ep. Dienensis (£)igne). ©obann unterfdjretbeu *mei 55ifrf)5fe,
oljne i^re ÜDiöcefen aujugeben. hierauf folgt ber Metropolit bon
©enS u. f. to. 9?icetiu$ uuterjeidmet erft fpSter, unb *toar naef) einem
JBifdjof, beffen ©tfc nid)t genannt ift, unb bor bem 9tid)t*Metropotiten
^(acibttS bon Macon 1 .

1
3n bcit ftntobafen Unterfd&riften be« fedjfien unb ftebenten SaljrljuubertS
flnbeit ftd> bie Warnen tnandjer gaflifd&er S3i«tljfinter in berftfimmefter ftorm, fo
haft e3 mitunter fdjtuierig ift, biefelben im ntöbernen ftranfreidj %u recogno»
feiren. 3d) Bin in obte^er 3ufatntnenftetlung im Sßefenttidjen ber SRomencfatur
ftriebridj* (Soncitien, @. 14—16, au ben @u&fcrtytionen bc« $arifer
Sßoten
(Eoncifs öon 614) gefolgt, bie ba« (Srgebniß ber grfinbtid)ften Unterfit-
ol«
djungen gelten barf. ((ShtigeS Bericfjtigt nadj ber Ueberftdjt im Annuaire histc-
rique öon 1838, bie unter ©nerarb« Wnffldjt gemalt. ©. SB.).

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2tuS ber bisherigen Unterfudjung bürfte faft mit abfotutcr ®e*


toifjljeit Verborgenen, bag £rier ?ur 3eit krt 9ttcetiu$ n i d) t Metro*
pole getoefen ift. g$ ift nun bie ftrage: Dürfen mir ttießeidljt für

eine ettoaS fpätcrc 3eit ben £rierifd)ett ©tfdjöfen bie Metropolitan*


SBürbe binbiciren? @3 fommen l)ier bie beiben ©tytoben Don $ari$
(614) unb S(id)t) (626) in #etracf)t. STuf erfterem goncit unter*
gctc^ttct ©abaubuS toon Syrier un$n>eifelbaft unter ben Metropoliten
(bgt. griebridlj, @oncitien, ©. 14). Dagegen läßt fid) bie« feines*
toegS bon bem fpäteren SMerifdjett Sifdjof SlnaftafiuS behaupten, ber
(626) *u ©Mfo antoefenb ift (bgt. f^ricbrid> a. D., a. ©. 67).
©etbft griebricf) (ebenbaf. ©. 18) muß zugebenbaß e$ bier in ben
,

UnterfcbriftenUnregefmößigfeiten gibt, inbem nad)S(ofa fofort 9lgimto,


bann Visontione , Lauduno, Treveris folgen. Man fiefjt atfo,
nocf) in ben erften Qecemtien be$ fiebenten 3faijrbunbert$ erfreute fidj
bie £rierifcbe Sirdje entoeber nodb gar feine« Metropolitan * 9fange*,
ober biefeS SBerljfittaifj war bodb nod) feine$roeg$ befinitib geregelt.
2£ann erfdfjeint aber SCrlcr gum erften Mal ficber im Oefifee
be$ Metropolitan =9?ange«? Diefe ffcage ift entfdbieben, toenn man
in ber Sage ift, ba$ biefbefprodjene fogenannte Privilegium be$ STrie*
rifdfjen Dberfjirten SRiunertanu* für baS ftf öfter @t. ©eobat (Ijeute:
Motjenmoutier in ben 23ogefen) bon c. 664 für edjt anheben. 3n
biefer Urfunbe (abgebrudtt in ber Gallia Christ, ed. Samarthani
T. XIII, Instrumenta ecclesiae Trevir. ©. 291. 292, 5». V)
erftJjetnt ber 'archiepiscopus* 9?umerianu$ Don £rier offiziell an ber

©pifce feiner brei ©uffraganbifdjöfe bon Mefe, 5Tout unb SSerbun.


»efanntfidb ^at nodb »fettberg (I, @. 467. 524; II, @. 599) bie
SBfotfjentie beS fraglichen ^ßriöifeg« beftritten. ftriebridj (Äir^engefcft.
II, ©. 198—203) tritt für bie @d)tfjeit be$ "DocumenteS ein. 2tud)
idf) ^atte es im SBefentttdjen für autljentiftf) , freUidj au« anberen
©rünben a(S griebrid), ber bon ber irrigen 2lnficf)t ausgebt, at$ fei
Syrier feit ber 9WmerJieit eine Metropole getoefen. SßaS midf) ber*
anfaßt, im 3lttgemeinen an ber 2Iurtjentie jener Urfunbe feftytljaften,
ift Umftanb, ba§ toeber Üjr Söortfaut bem franfifrfien ©prange*
ber
braudj beS feebften unb fiebenten SfabrfjunbertS nodb Hjr 3nbaft ben
©efammtanfebauungen jener 3*it ttriberfpridbt. SIber bürfen toir aud)
benJitet archiepiscopus, ben Üftumerian in ber Urfunbe erljätt, ate
1
autfjentifdjanfeljen ? Ttan fönnte fotoo^I in bief ein fünfte af$ aud)
bejügtidj ber bem 9lumerian binbicirten Metropolitan » SBürbe ba$
toenigftenS fdfjeinbar 3^«9"iß be$ b- 33onifaciu$ gel*
entgegengefefete
tenb madben. Örganifator ber beutfd^en Sirdbe beftagt fid^
tiefer
nämfid^ in einem ©dfjreiben an ben ^apft B^dbaria« Dom 3faf)re
742 barüber, bie $™nfen Ratten feit mebr afö acbfyig Qabren feine
©^noben me^r gehalten nodb @rjbifd^5fe gehabt (Franci enim, ut
1
Streng genommen mußte bo« fogenannte privilepinm Numeriani
fdjon einmal oben jur 53efpredjung gelangen. Um jebod) SBteber^otungen %u
öermetben, ^abe idft oorge^ogen, jene« ©ocument ^ter im 3ufammen^ang auf
Beibe uit« bef^äftigenben gragen ju prüfen.

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göniores dicunt, plus quam per tempus octogintä atf-


norum synodum non fecerunt nee archiepiscopum habuerunt
nee aecclesiae canonica jura alieubi fundabant vel renova-
bant etc. in ber Bibl. rer. Germ. ed. Jaffe T. III, ©. 112,
Bonifacii epist. s)tr. 42). Mim eS war bem % ©onifaciuS an
biefer ©teile, bie, wie griebriefy (tirdjengefd). II, @. 203) mit 9fed)t
Ijeröorfyebt, nur eine ganj allgemein Eingeworfene Semerfuug enthält,
femeSwegS um eine ganj genaue ßljronotogie ju tljun. £)te$ beweift
fdjon ber Bufafe: nt seniores dieunt; jubem fteljt Sftumerian mit
feinem *ßrtoi(eg fo jtemlitf) nodj an ber ©djwette be$ öon bem
SDiatnjer Obersten angebeuteten jfritcavaxtö, ber burd) bie tiefe fitt*

lid)e Entartung be$ fränfif^en SteruS fein ©epräge erhält. ®(eid|*


wotjt bin id) aber ber Stteinung, ba§ Sftumertan nod) nidjt bett £itet
Srjbtfd)of geführt Ijat, unb baf$ ba$ archiepiscopus burd) ben geiler
eine« SlbfdjreiberS in bie Urfunbe geraden ift, unb jwar Ijege id)
biefe 2lnftd)t nic^t nur bej^atb, Weil nod) um 630 3Woboatb oon
£rier in einem ©djreiben b(o§ 'papa' unb Später* angerebet wirb
(bei Hontheim, Hist. I, ©. 75. 76), fonberu aud) unb t)auptfäd)(id)
au$ bem ©runbe, weit erweistid) nod) in ben erften ^afprjetynten be$
neunten 3al)rf)unbert$ bie £itu(atur ber £rierifd)en Dbertjirten gwi*
fcfyen archiepiscopus unb episcopus beftänbig fd)Wanft. @o rebet
j. £5. Sari ber ®rofe in feinen ©^reiben ben 2tmatartu$ (809 —
c. 814) Wog mit Venerabilis episcopus* an (epist. 32 unb 35

bei Jaffe, Bibl. rer. Germ. T. IV, ©.402.403. 409). Slud) in


einem ©riefe an ben bi)jantinifd)en Saifer 2flid)aet I. fpridjt ber fräu*
fifdje Imperator t>on jenem 2lma(ariu$ nur at$ bem 'venerabilis
Treverorum episcopus' (betJaffS, I.e. T.IV, ©. 416). £)a$
3eugnig Sari« be$ ®ro§en ift um fo bebeutfamer, als iljm fonft bie
Titulatur archiepiscopus nid)t ungetöufig ift. ©o rebet er in ei*
nem ©riefe einen Sinfyenfürften unbefannten SWamenS fo an: rex —
(Francorum) —
archiepiscopo patri nostro, unb ebenfo be-
grüßt er ben DMtbert Don 9Jiaitanb in einem ©djretben mit Vene-
rabili archiepiscopo' (bei Jaff6 1. c. T. IV, ©. 369, epist
16; ©. 401, ep. 31). Senn alfo £on«)etm (Hist. I, @. 82,
2lnm. b; Prodromus I, @. 313) mit SÖJabilton (De re dipl. 1.
II, c. 2, n. 13) bem Sftumerian ba$ ^ßräbtfat archiepiscopus
au« bem ®runbe öerfagt, weit biefer £itet bor bem neunten 3al)r*
ljunbert äugerft fetten oorfomme, fo ift er materiell gewig im 9?ed)t,
fann aber bon einer auffattenben ^nconfequenj uidjt fretgefprod)en
werben, infofern er in feinem Prodromus (@. VI) fd)on £rierifd)e
©bewirten be$ fünften 3at)rt)unbert$ unter ber SRubrit archiepiscopi
aufführt.
6$ fei mir geftattet, fd)tteß(id) no<§ einen Sinwanb jurüdCju«
weifen, ber wol)t gegen bie föefultate obiger Unterfudjungen erhoben
werben bürfte unb in gewiffer £infid)t aud) bereit« gettenb gemalt
worben ift. £)a nämtid) griebrid) (ßoncitien, ©. 17) in bem 2lu$*
brude sedes apostolica eine bem 6. 3>at)rljunbert eigentljümtid)e

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206!

Öejeidjnung ber Wtttvopokn ocrfte^cn miß, fo fönnte er Don fernem:


©tanbßuufte aus mit gug audj in bem Umftanbe einen 33etoet$ für
bie 9Äetropo(itan*Slirbe be$ £rierifdjcn 9ticetiu$ erblideu, ba§ er felbft
in ©riefen unb ^ufdjriften rattunter vir apostolicus unb fein 2M*
fd>of$fife sedes apostolica genannt ttnrb \ sedes apostolica
$)afj
auf 9Ketropolen ju begießen fei,
btoj* folgert griebrid) eljennur au«
Greg. Tor. H. Fr. IV, 26. 5Ttun ift an biefer ©teile freiließ txm

einem OJJctropoliten, bem ©ifcfyofe SeontiuS öon öorbeaur, bie föebe.


5Darau$ bilrfen toir aber noej) feineStoegS fließen, ba§ bie 2lu$brüde
sedes apostolica unb apostolicus in jenem Jjettalter nur bejügtu^ ber
SBtarofeoien angetoanbt toürben. 9lac^ ben öon 5Du gange (s. v.
apostolica sedes et apostolicus) gefamtnelten Quellenbelegen tour*
ben biefraeljr biefe Termini öon ber älteren $ird)e ganj allgemein auf
jebeu £5tfcJ)of8fifc belogen 2 . Qn btefem Sinne tntetpretirt £)u (Sauge
(s. v. apostolicus) aurf) mit 9?cc3^t bie un$ l}ter fpecietl intereffi*
mibe ©ieüe Venant. Fort. III, 12, too es Ijetjst: vir apostolicus
Nicetius.

1
Vea. Fortun. carm. 1. III, 12: vir apostolicus
Nicetius.
*Btfd)of 3tofu8 nennt tu ber Ueberfdjrift feine« ©riefe«
ben SRicctiu« 'aposto-
licus' unb im ©erlaufe biefe« (gdjreiben« rebet er iljn an: Domine sanete
et a'postolicae sedis dignissime (bei Hontheim Hist. Trev. I,
©. 87). —
(Snblidj rietet ein 5luoM)mu« in feinem ©djreiben an t>tn Strieri-
tdftn Obersten u. 21. fofgenbeStyoflra^e: 'Humilitati meae corona ve-
stri apostolatus veniam dare dignetur etc. (Incerti epistola gra-
tulatoria ad Nicetium ab exilio reducem, bei Hontheim 1. c. ©. 40).
2
$gt. audj bie ©emerfung töuinart« ju biefer (Stelle (ed. Greg. Tur.
&. 166, ftote i).

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<Sed)^ef)nte <ßlenar*2$erfammlimg

ber fyifiorifdjen (Sommifiton bei ber f önigttd)

ba^erifd^en Slfabemie ber SBiffenfdjaften.

1875.

$ertdjt bes Secretartats*

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:

3Ättndjen, im Oftober 1875. ©ie bie«jäl)rige ^(enartoer*


fammtung ber Ijiftorifdjen Sommiffion würbe in ben £agen t)ont 30.
©eptember biö 2. Dctober abgehalten. Sin ben ©jungen beteiligten
fid) ber SSorftanb ber f. SUabemie ber 355iffenfd)aften WätyQvati) t>on
Dötünger, ber SSicepräfibent ber t t Slfabemie ber SBiffenf^aften ju
2Bien, £>ofrat§ unb 3lrd)it)birector bitter t>on Slrnetlj, ber ÜDirector
ber preuftfd)en @taat«ard)toe ^Jrofcffor t>on ©tybel aus SJerlin, ber
©efjeime SRegierung«ratl) ^ßrofcffor äöaifc aus Berlin , ber SKeid)«ar*
d)fo«birector ©eljeimratl) mm Ötyer, ber Dberbtbtiotljefar geringer,
ber SReid)«arcf)to«ratf) 9ttuffat, ber ©etyetme @abinet«ratl) a. 3X ftrei*
fjerr üon SHtiencron, bie ^ßrofefforen SDümmter au« £>atle, £>eget au«
ßrlangen, @i<fet au« Sien, Sßattenbad) au« Jöerlin, SBegele au«
SBürjburg, SBeijfcufer au« Strasburg unb Sludf)oIjn öon Ijter, ber
9ieid)«ard)fo«affe(for ^ßrofeffor SKodinger unb ber ftänbige ©ecretär
ber ßommiffion ©eljeimratl) üon ©iefebredjt, ber in 2lbti)efenl)eit be«
SSorftanb« , ©eljeimen SRegierung«ratf)« t)on SRanfe, bie Leitung ber
33erl)anbtungen übernahm.
£)er über bie arbeiten be« abgelaufenen ^r« w>m ©efretär
erftattete ©efcfyäft«beru$t jetgte, Unternehmungen, mm ben
ba§ bie
SSorftanben ber 2lrd)toe unb Jöibtiotijefen überaö auf ba« 3worfom*
menbfte unterftüfct, in ertoünfdjtem gortgang finb. ©eit ber öorjalj*
rigen ^tenaroerfammlung famen in ben Öudjljanbet folgenbe neue
*ßubticationen
1) ®efd)id)te ber SSJiffenf^af ten in SDeutf^fanb. teuere £eit. ©b.
XIV. SßationaWDefonomif öon Sßttljelm 9?ofc^cr.
®efd)id)te ber
2) ÜDie 9Jeccffc unb anbere Mtn ber fianfetage üon 1256—1430.
«b. ni.
3) ^aljrbüdjer ber beutfdjen ®efd)id)te. 3M)rbiidjer be« SDeutfdjen
föeid)« unter £>einruf) II. öon ©. £irfd). $b. III. §er*
au«gegeben unb öoflenbet üon £>arrty ©reflau.
4) Saljrbüdjer ber SDeutf d»en @efd)i(f»te. 3al)rbüd)er be« SDeutfdjen
föetd)« unter $einridj III. üon ßrnft ©teinborff. Sb. I.

5) gorfdjungen jur £)eutfd)en ®efd)id)te. 53b. XV.


6) öaijerifdje« Sßörterbudj öon 3f. SBfabrea« @d)meller. Smtitt,
mit be« SSerfaffer« Sftad)trögen öermeljrte 2tu«gabe, bearbeitet
öon ©. Äart grommann. Cieferuug XI.

XVL 14

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210

7) aCgemeinc 2)eutfd)e ©iograpljie. ©b. I (Sieferung I— V) unb


gtoei #efte Don ob. II (Sieferung VI unb VII).
2lu§erbem finb gur SluSgobe fertig:
1) ®efd)td)te bcr äßiffenfdjaften in ©eutfdjfanb. teuere 3eii.
©b. XV. ®efd)id)te bcr ©otanif Don Dr. Julius @ad)$.
2) ©riefe unb SKten gur ®efd)id)te be$ fed>$gel)ntett ^aljrljunberts
mit befonberer 9tü<ffid)t auf ©atyernS gürftenljau*. ©b. m.
2tötl). 1. ©eiträge gur *Reid)$gefd)id)te 1546—1551. ©ear*
bettet Don Sluguft Don SDruffct.

3) Slttgemeine SDcutfc^e ©iograpljie. Lieferung VIII.


£)ie ©eridjte, toe(«|e im ©erlaufe ber ©erljanbtungen Don ben
Settern ber eittgefaen Untetneljutttftgen erftattet »urben, fteflen nod)
anbre 9$ubtfcatfonen in nafc «uSftifct.
3m Drucf ift ba* @^tu^ft be* @<JjmeQerfd)en 333örterbut$$;
bie w^ate beffetöen »trb nur burdj bat SKegifter nodj ettoaS Der«
gpgeri toerben, ba ber Herausgeber Dr. grommaun int ^ntereffe be3
*ßuWtetm$ mögti^ft erweitern unb Derooüftänbigen totö.
baffette
Stiid) ber fögifterbanb gu ben ©eutfdjen &ei$tijümern , toetöjer bie
©eaufcuttg biefeS reittyjalttgen Söerfa aufjerorbentttdf erteiltem toirb,
tft im S)ru<f begonnen, ß« ttnrb In gtoei Abteilungen erfdpinen,
fcOn betien bie eine ba^ tarnen* unb ©adjregtfter, bearbeitet Don $ro«
feflär 9t ©gröber in SJürjburg, bie anbere bat äöortregifter, bear-
beitet bon $rofeffo* ©irftnger in ©onn, entsaften Hnr& SSJie bit
neue ausgäbe be$ berühmten batyerifdjen ffiörierbud)*, »irb aud) bk
to<*3. ®rtmm begrünbete ©ammlung ber SDentfäcn Setetijttmer
te «Soften Qcäjti Docau3fh$tßd) gunt ätofdjtujjt gelangen»
äud» bie ®ef$a$te ber SBtffenf^öften ge&t tljrer ©ofienbuag
entgegen. SRadjbem bereit« 15 ©änbe bie treffe Derfaffen Ijabei^
toerbat bemmö^ft bie ®ef<$tdjte ber SÖtotljematit, bearbeitet Doct <ßro*
feffor ©erwarbt in e&tebät, unb bie ©efd)ic$te ber ®efäi^t«toiffen*
fdjaft, bearbeitet Don $roftffor Segelt in SBürjburg, gur ^uWicatüwt
gefangen; bie ©eftfyMfote ^
r ®eofogie, ber ffaffifd&e« f^totogfe unb
ber SÖkbicirt werben ftatb i|etm folgen, ©a bie ©eteljrten, mifyt
früher bie ®efd)idjte ber $ftflf unb ber ÄriegStoiffenfäaftett über*
twmtmcn Ritten f bie ©eatbtttung aufgegeben $aben, mxfetm für biefe
Sftäjeitongeh neue Äräffe gciDonuen »erben. $)fe ®ef#$te ber
Sri%emifKttf^c^tett Ijat je$* ©enerafifetttetwat företyetr Don Strofäfe
in ©eriin übernommen; megen ber ®efd)td)te ber^fif fdjtoeben nod)
©etljmtb&tngeft, bie ^ffentti^ betitnö^ft ^tm Wbfd)<ttj gefangen toerten.
©on ber gro^tt unter ^rofejji* $eget« Seitung ljer<tu$gegebe-
nen Sammlung ber beutföen ©täbtedfrromfen tft ber gtttöffte ©anb,
ber trftt ber dWnifcfcen (5t)rontfen, im leitet tra^egu Dottenbet unb
loirb in fitrjergrift aö«gjegeben toerbett. Verfette etä^itt Srjö^fungen
unb ^iftorifc^c ©eri^e au« bem lä. m 15. -Öa^r^umbert : bie 6e«
fannte SReitn^ronif Don ©oltfrieb ^agen, bie ^berf$fad)t, bat fo=
genannte 9?cne ©trtf) ufrb 8li^a^ Reinerer fyif*orifdjer ©ertöte,
eine
bie unter km -Kamen:
u
„SRemoriate be« lö. $cfyxf)utitext$ gufam«

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211

tttengefafjt fiub. 25orau«gefd)uft ift eine allgemeine (Sitttettuttg, erften*


über bie ©efötcfjte unb «erfaffung ber ©tabt im aWittelatter, bie
foäter weiter fortgefefet Werben wirb, unb gweiten« über bie ©Jtnifdje
©efdndjtöfdjreibung unb Literatur. Die biftorifäe Bearbeitung ift

mit 3lu«nal)me be« erften ST^cttß ber Einleitung, wetdjen ^rofeffor


#egel felbft öerfagt bat, bon Dr. §. garbaun« in ©onn, bie forad)*
Kd)e tum Dr. @. ©gröber au« ©djwerin unb $rofeffor Jöirtingcr
in JBonn au«gefüljrt. 3wei wettere ©änbe (Söfnifc^cr (äjronüen,
wefdje ^rbüd^er au« bem 14. unb 15. StofjrJjunbert unb bie Äoet*
ijofffdje Sljrontf üon 1499 entsaften folten, werben fdjnefl bem erften
folgen, gür bie batjertföen ©täbtedjironifen Hegen gwei fertige 9lr«
beiten w>r: Die 9?egen«burger Gtljronif tum Ceon^arb Sßibwann
(1511—1555), bearbeitet öom arcbto«fecretär gretyerrn S. üonOefele
in Bamberg, unb bie bi« 1400 reid&enben üßüljtborfer Ännalen, be«
arbeitet bom §lrd)it>$fecretär Dr. £1). geiget. SDJit btefen ©tütfeti

foö toerbunben werben, wa« bie ©tabt SWündjen an Ijiftoriföen Den!«


würbigfeiten unb djronifartigen Slufjeid&nungen au« bem SÖiittetatter

bietet, namentfid) bie tafematr'fdje Denfförift, mit bereu Bearbeitung


9?ei<f)«ard&to«ratl) üttuffat befd&äftigt ift. gür bie £erau«gabe ber
Sübeder ßljromfen ift ^rofeffor 3Wantel« in Sübedf unau«gefefet tljätig

gewefen unb ^offt ben erften ©anb bi«(£nbe biefe« 3al)re« brudffertig
|erfteßen gu fönnen. ©tabtarcfjtoar ^änfefmann in ©raunfebweig
eröffnet für ba« fommenbe 3aljr auf bie SJoUenbung be« gweiten
Banbe« ber ©raunfdjweiger ©jrontfen 8lu«fi<f}t. Dr. öon Bippen
in Bremen ijat bie Neubearbeitung berßljrontf &on 8tyne«berg*©d()ene
begonnen.
Bon bem umfaffenben Unternehmen ber 9feid)«tag«aften, Wet$e*
unter Leitung be« $rofeffor« SBeijfädfer fteljt, wirb ber britte Banb
in einigen SBoc^ctt gum Dru<! gelangen, Derfetbe begießt fidj auf
bie ©enget« unb bie 2Bal)l töupred&t«. ©er erfte
legten 3af)re Ä.
Banb für Ä. ©igmunb«, bearbeitet Dom Biblie*
bie 9legterung«geit

äjefar Dr. Äerfer in Erlangen, wirb bi«£)ftern nädjften Qofyxt gum


Drudf ooßenbet werben. Die gortfe&ung ber ©igmunb'fdjen Slbtijei*
lung foö audj in 3ufa«ft n*en ber SengeteRupred&t'fdjien bearbeitet
werben. Die arbeiten für bie «ften ft. grtebrtd)« III. bat Dr,
(gbrarb in ©tra&burg fortgeführt. «ud& in Mefem 3abre fuib »on
ben SRitarbeitem me|rere beutfäe Slrd&foe uuterfudjt worben.
Die ©ammlung ber £anfereceffe, bearbeitet öon Dr. ft. ftow*
mann, wirb bemnöd&ft um ben inerten Banb bereichert werben, weiter
bie 3eit öon 1391 bi« 1400 umfafjt. Der Drudt Mefe« Banbe«
ift bereit« erljeWid) toorgefdjrttten unb bie ©eenbigung beffdben im
fünftigen 3aljre gu erwarten.
Die arbeiten für bie $KMtte!«bad)fd>e gorrefponbeng finb au$ in
biefem Qabre nad) verriebenen ©eiten geförbert worben. gür bie
ältere pf8tgif*e «btbeilung ^at Dr. gr. öon »egolb unter »ei&Uft
be« ^rofeffor« Älud^o^n bie ©ammfungen fortgefe|}t, gür bie 6or-
refoonbenj be« ^fafggrafen 3o^ann (Safimir würben bie SWateriaUen

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212

fm Ijiefigen ^taaWarc^tü , wie Stuttgarter unb ®artnftäbter Streif


bauen burdjßcarbeitet ; mef)r oberminbcr reidfje ausbeute ergaben aud)
bie Sfrdjfoconfertoatorten gu Nürnberg unb SBürgburg, ba$ ftäbttfdje
Strrf)tt> in granffurt a. 33?., ba$ ©taat8ard)to gu Sftarburg, bte Sir*

d)toe in ©otlja, Seimar, ©reiben nnb SLMen, Weldje fämmttid) Dr.


toon ©egolb in biefem Sommer bereifte. Um mit ber ßorretyonbeng
Sodann (SafimirS gum Sübfdjtuß gu fommen, wirb nodj ein längerer
Slufenttjatt in Bresben unb pfeifen nadj ber Sdjweig unb $ranfreit$
erforberttt^ fein. $ür bie ältere batyerifdje Slbtljeilung, wetdje unter
Leitung be$ föeidfjSardjtoäbirectorS ©efjetmraty bon gö^er ftef)t, ijat
Dr. bon ÜDruffel bie arbeiten fortgeführt. 9Son bem britten JBanbe
ift bie erfte Sübtyeifung öoöcnbct ; fie ergängt bie Beiträge gnr föeidjS*
gefönte 1546—1551, wefdje ber erfte SBanb enthielt, burdfj bie um*
faffenberen bort auSgefdjIoffenen StftcnftüdC e unb beruht gum großen Stljetf

auf ben 2Ibfd)riften unb SffuSgügen, mcldjc bie ^rofefforen (SornetiuS


unb ©. aus norbbeutfdjen 2lrdjtoen gefammelt Ratten unb tu
SSoigt
liberaler SQBeife gur ©enufeung überließen, gür ben nodj rüdfftän*
bigen gweiten öanb unb bie gweite Sübtyeilung be$ britten JöanbeS
Würben bie Sammlungen fyier unb in Srüffet fortgefefct; gur 93er*
tooßftänbigung berfefben werben im näcfjften 3al)re nod) gorf^ungen
in ben Slrc^bcn gu £)re$ben unb SBien ttötfjtg werben, gür bie jün*
gere pfäfgifdje unb bte jüngere batyerifdje Sübtljeilung , beibe bon $ro*
feffor ßornetiuS geleitet, t onnten bie arbeiten wegen ber SfmtSgefdjäfte
be« ^rofeffor« 5R bitter in ©onn unb ber ®efnnbl)ett$beri)ältniffe
be$ Dr. ©Hebe teiber nidjt gang nadj SBunfd) geförbert werben. SDod)
Wirb ^rofeffor bitter ben britten Saub ber jüngeren pfälgifdjen Slb*
tfjeilung im Saufe beS uädtften Sintert ber treffe übergeben, unb
Dr. Stiebe tjat bie Sammlungen für bie Jüngere baljerifdje Slbtljet*
tung, namentlich auf 9?ctfen nadj SHiffetborf unb SBrüffel, fo weit
berboflftänbigt, baß atuf) ber erfte 33anb biefer 2lbtl)eitung borau$fid)t*
tid) im $rül)jal)r 1876 brudtfertig Ijergefteßt fein wirb.
£)ie 3al)rbüd)er ber £)eutfd)en ®efdjid)te werben bemnäd)ft eine
wefentltdje ^Bereicherung ermatten, ba ^Jrofcffor ©ümmler ben Drncf
ber ©efd)id)te OtoS beS ©roßen Ijat beginnen laffen. *ßrofeffor JB.
Simfon in greiburg fteflt ben Slbfdjtuß feiner ©efdjidjte SubwigS be$
grommett für ben SInfang be$ närf)ften 3af)re$ in 2lu$ftd)t. ®ie ©e*
arbeitung ber ©efd)id)te iSonrabö II. Ijat Dr. §. ©reßfau in ^Berlin
übernommen.
5Die 3eitfdfjrift: „gorfdjungen gur ©eutfdjen ©efdjidjte" wirb
in ber bi^^erigen SBeife fortgefe^t werbett. ©ie 9?ebactton toerbfeibt
in ben f)änben be« ©el). 9?egierung«rat^ S33ai^ ber ^Jrofefforen
SBegefe unb Summier.
5Da« {üngfte Unternehmen ber ßommiffton, bie 2lßgemeine SDeutfdje
©iogra^^ie, ^at im berfloffenen ©efdjäftsjaljre einen fe^r erfreulichen
Anfang genommen. 9?id)t aßein, bag bie Sljeilnaljme ber ©ele^rten*
weit an ber ©urdifüljrung beö SBerfö ben föebactoren, grei^errn Don
Stliencron unb ^Jrofeffor Segele, fortwä^renb auf ba^ ©anfenäwer*

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tiefte jur ©eile fte^t unb bic gifte ber 5D?itar6citer fidj unauSgefefet
meljrt, aud) baS publicum bie SKüfetidjfeit unb nationale ©ebeu*
l)at,

tung be$ Unternehmens erfennenb, baffetbe in günftigfter SBeife aufge*


nommen. Sftadjbem ber erfteöanb (in 5 Lieferungen) unb bie beiben
erften Lieferungen be$ jweiten ©anbeS bereit« in ben 33udjljanbet ge*
fommen finb, ift aud) ber 1)ru<f ber nodj rüdftänbigen Lieferungen
be$ jweiten S3anbe$ {efet öottenbet, fo bafj biefer ©anb in Äurjem
Dottftänbig vorliegen wirb. £)er brttte Sanb wirb ttoranSfidjttidj bis

Oftern, ber toierte bis 9ttidf)ae(iS 1876 bottenbet fein, £)a fidfj {efet

überfein tagt, wefdjer £ljeit be$ 9Äateriat$ in biefen toier Sänben


tytai finben wirb, ift aud) bie gewiffe SluSfidjt gegeben, bog baQ ganje
SBerf mit ben beabfidjtigten 20 SBänben jum Slbfcfjtug gefangen wirb,
gür eine rafdje ftofge biefer Sänbe finb aße 9ttagregetn getroffen.
Ueberfieljt man bie SKetye ber ebenfo wertvollen wie umfang*
reiben $ub(icationen , wetdje bie Ijiftorifdje ßommiffion tljeifS bereit«
beröffentfidjt l)at, tljetts in ben nädtften Qaljren herausgeben wirb,
fo tritt bie grud&tbarfeit beS fönigfidjen ©ebanfenS, welker bie @om*
miffion in baS Leben rief, in baS ^cttfte Lid)t. Unentbehrliche SBerfe
für bie beutfdfje ©efdjidjtswiffenfdjaft, wefd)e auf anbere SBeife faum
Ijerjuftetten waren, finb burd) bie Ijodföerjige Liberalität ber ßönige
Sägern« gefdjaffen worben. ©urd) bie ©rünbung ber l)iftorifd)en
ßommiffion würbe SWündfjen ein 9flittefpunft für bie l)iftorifdfjen ®tu*
bien tn ganj ÜDeutfd^Ianb unb wirb Ijoffent(idf) ein fof^er audj in ber
golge bleiben»

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€d>toaben unb Sllamannen,

i^re £erfunft unb 3bentttat

SSon

JTran? fubmig tamann.

XVL 15

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4
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$orbemerfnng.
£)a« ©tubium Don ©tälin« toirtenbergifdjer ©efdjidjte ertoecfte
in mir ftfjon toäfjrenb metner» Uttiocrfitätöjcit öebenfen gegen bie
SRid)tigfeit ber f o jiemlitf) altgemein rectyirten annähme, bag ©djtoaben
unb 2ltamannen jtoei öerfäiebene, wenn gleid) nalje bertoanbte Stämme
feien. 3$ wagte fc^on 1871 bei meiner Promotion in 3ttünd)en
bie 23jefi« anfjitfteHen, bafc biefelben einen unb benfelben ©tamm bi(*
beten, an ber Berechtigung biefer £ljefe jroeifelte id) öon ba an um
fo weniger, af« fie bamal« feinen ©egner fanb. 3 ur traeuten Unter*
futtyung be« SBerfyättniffe« jtmfäen ©tfjwaben unb SUamannen aber
ermutigte mid) ein ©eforäd), ba« ^Jrofcffor SMrlinger au« Sonn
mit mir barüber im £erbfte 1873 ju Ueberlingen am SBobenfee
führte, angeregt burd)
biefe Sefpred)ung entfd)lofc id) mid), bie bi«*
jjerigen 2tnfid)ten Slbftammuug unb 33ermanbtfd)aft ber Sita*
über
mannen unb @d)tt)aben normal« eingeljenb ju prüfen unb ju Diefem
3»edte üor allem bie einfdjfägige ßitteratur be« Slltertyum« unb be«
SWittelalter«ju Ijören. Stuf biefem SBege gelangte id) jur feften
Ueberjeugung, bajjj bie 2lnna|men über @d)tt)aben unb
bisherigen
Slamannen unhaltbare Behauptungen feien. 5Wid)t befriebigt burd)
biefe« negative SRefultat fud)te id) ba« tmrflidje SJcr^äftntg biefer jwei
©tämme ober beffer gefagt biefer Steile eine« unb beffefben Stamme«
ju erforfd)en. SMe ffirgebniffe biefe« ©tubium« fege id> Ijiemit bem
geehrten Seferf reife öor, mir tooljl bewußt, ba§ aud) meine 8tnfid)t
feine ftreng ernriefene ttnffenfdjaftlidje SBaljrljeit, fonbern nur eine
#ty)otl)efe ift,für bie aöerbing«, wie id> l)offe, einige« foredjen bürfte.
©d)Uefj(id) ertaube id> mir, allen §errn, toetdje mid) bei biefer
Unterfud)ung fo bereitwillig unterftüfet tyaben, j)ier meinen gejiemenben
©auf au«jufrred)en.

I. $etftmft ber Wutauteii*

1) 3m
britten 3fal)rijunbert erflärte ber SRömer Slfiniu« Qua*
bratu« ben tarnen ber 2tlamannen burd) JSvynlvdsg äv&Qanot xal
tiyyddsg, unb Don ba an galt fo jiemlid) allenthalben für felbftoer*

15»

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218

ftcmblidj, baß biefer Stamm um 214 n. @ljr. au$ einem JBunbe


Heiner Suebenoöff er , bic am Untermaine unb am £annu« fagen,
r
Ijeroorgegangeu fei. 211$ ©rünber biefe« 33unbe« nennt 3eufc bie
Ufipier, Jenfterer, Spionen, Äaritner, SBargionen, 3?utuergen,
2
SUtorwinger unb Jubanten, Stäün biefetben SSölferfdjaften unb jn*
bem nodj §ermunburen unb äljnlidje Stämme, bereu Sftame im 3. 3a|r*
fyunbert öerfdjwinbet manche im föömergebiete angefiebelte
, be«gteid)en
©ermanen. @. 8 enblid) fdjließt au« ber Üfteungaljt ber atamannifdjen
Könige, bie er bei SSopifcu« unb Slmmtanu« 9ftarcellinu« ,ju finben
glaubt, ba§ bie Sllamannen au« neun Stämmen jufammengefloffen
feien, nämlidj au« ben Saritnem, Sßargionen, 3»ntuergen, 3»ngrionen,
üttarwingern, £ubanten unb ben überrfjeuufdjett $iemetern, Striboffern
unb Sßangionen.
SSon biefen SJöffern fönnen jebodj bie Ufipier, £enfterer unb
Zubauten, weldj' (entere (§. ganj willfürlid) mit ben alamannifcfyen
©ucinobanten 4 ibentipeirt, nidjt unter ben Sltamanneu aufgegangen
5
fein, wie 3»afob ©rimm be« weitern nadjgewiefen Ijat . Sludj bie
§ermnnburen l)aben fein Kontingent ju einem Sltamannenbunbe ge*
ftellt, benn fie waren, wie wir balb fe^en werben, bie geinbe ber
Sllamannen, at« biefe in ber ©efdjtdjte auftauchten, ßbenfo unftattfyaft
ift ferner bie 2lnnaj)me, ba§ unter ben lefctern bie Demeter, SCriboffcr

unb Sßangionen, alfo bie Sueben ber ©ermania prima, fidj oerloren
§aben, benn biefe Stämme waren $ur 3eit, al« bie Sllamannen auf«
traten, jWeifet«oI)ne romauifirt unb würben oon ben (entern im 4.
Scfyxf)., wie 2lmmianu« 9KarceQinu« jetgt , al« geinbe bejubelt.
£)ie Sllamannen ttermd)teten im ©egentljeile bie alte Seoölferung öon
Obergermanien, wie Ijätten fie fonft iljr überrljeiuifrfje« ©ebiet „dlifaj,
gremblanb" nennen fönnen, wenn beffen alte 33eWoi)ner ebenbürtige
©lieber iljre« 93olfe« geworben wären?
Somit bleiben als präfumtioe alamanuifc^e ©bgenoffen nur bie
3(ngrionen, Saritner, Sßargionen, SWarwinger übrig, leiber aber nennt
nur ^ßtolemäu« beren tarnen, unb alle Angaben, welche biefer ®eo*
grapf} allein un« überliefert, flnb für bie äßiffenfdjaft faum braudj*
6
bar . Sjiftirten biefe Stämme um 200 n. Ö)r. Wirflid) am 5Tau=
7
nu« unb9ttaine, fo waren fie bod) feine felbftänbigen 33ölferfdjafteu ,
8
fonbern febiglid) ©auabtfjeitungen ber Statten unb finb mit biefen
nidjt unter ben Sllamannen, fonbern unter ben granfen ju fudjen.

1
Stte 2>eutfd)en unb tyre SRadjbarjtämme 305.
SBirtemberg. ©efdj. I, 116.
8
«njeiger für f^weij. ®efdj. unb Hltertljumefunbe für 1855, 41 ff.
4
2)te notitia imperii, ed. ©öding I, 22, nennt beibe ©tämme neben
einanber.
5 @prad)e
©efdjidjte ber beutfdjen I, 535. II, 593. »gl. Slrdjto für ba«
etubtum neuerer ©pradjen ©b. XLVIII, 140.
6
ü. SBietereljetm, ©efd). ber «ölferwanberuug II, 78.
7 ö. Sötetereljetm II, 85.
8 ©ermanen
SBatterify 2)ie be« 9tyeiu$ 33 ff.

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219

ffiott afl ben ©tämmen, ®rünber einer atamannifd&eit


toetdje af«

©bgenoffenfd)aft genannt werben, un« fomit and& ntc^t einer übrig


ift

geblieben. SSon 2Bieter«l)eim \ ber ebenfaß« an ber Angabe be« 2lfiniu«


Quabratu« feftl)äft, tarn be«l)a(b ju einer anbern Sluffaffung ber
SBünbe«l)typotl)efe. 9hd& i^m finb bie Sllamannen an« [d&attifdjen unb
fjermunburifdjen] @efo(gfd)aften Ijeroorgegangen, eine Slnfidjt, nad)
tyyxivdeg äv&Qamoi, xai luyddeg teuren.
ber biefelben kt)a^r(ic^
ffiären jebodj bie SKamannen au« einem ©nnbe Heiner 93ötfer
ober au« ©efolgfdjafteu jufatnmcngewacl)fen, fo müßten nod) in fpatern
Reiten ©puren biefe« Urfprunge« im 9?e<$te unb in ber@prarf)e fid)
jeigen. SBtr fjaben unten eingefjenber biefen ^ßunft ju erörtern, Ijier

fei nur vorläufig bemerft, ba§ 9?e«^t unb Sprache ntdjt nur ntdjt

für eine @tammt>erfd)iebenf)eit ber Uralamannen jeugen, fonbern ba§


gerabe 9fatf)t unb ©pracfye bie 2tfamannen at« ein öon 2tnfang an
2
einheitliche« 33o(f befunbeu . ^Dagegen fpridjt nidfjt, ttrie £. meint,
bie angebliche SReungaljt ber alamamüftf)en Könige um 350, toeldje

barlegen fofl, ba§ nod) yax 3 eit & c$ Ämmianu* SDkrceßinu« bie
SUamannen au« neun felbftänbigen Steilen benn
beftanben ljätten,
2lmmianu«, auf ben ftd) (5. beruft, fennt um 350 mefjr al« neun
8
atamannifdje 'reges' . 211« $l)eilnel)mer an ber @<#ad)t bei Slrgen*
toratum nennt er nämlid) bie reges Sfjnobomar, SSeftrafy, Uriu«, Ur*
ficiuu«, ©erapio, ©uomar, §ortar. Unbeteiligt blieben ferner nadj
it)tn an biefem treffen bie reges ber Sncinobanteu SWacrian unb £a*

riobaub, ber ?entienfer *ßriari, toäljrenb in bemfelben unter ben wrge*


nannten fieben „Königen" aud& bie Seute ber reges ©unbomab, 33a*
bomar unb breier nitfjt näljer genannten immanissimi reges fodjten.
Slbbiren tt)ir biefe reges, fo befommen ttrir 15 ammianifc|e 9Kaman«
nenfönige, ju benen nod) eine ftattfid&e W\f)t öon reguli ^injutritt
Gionfequent ijätte alfo (5. minbeften« 15 ©tämme annehmen muffen, au«
benen ber 2l(amanneubunb entftanben, unb bie nodj 350 gegenfeitig
unabhängig getoefen teuren. (5. überfalj einfad), bafj ämmianu«
unter rex unb regulus burd&au« mdfjt immer ba« üerfteljt, tea« teir
unter „Sönig" t>erfte^en. 3ttan beadjte nur, ba§ er ebenfo oon re-
ges ber ©atatoer,oon reges ber Surgunber, geteiß ein^eitüdjer
©tömme, ba§ er fogar ben 2Infüf)rer einer in ©aßien um*
fpridjt,
Ijerftreifenben 2llamannenf)orbe rex hostilium agminum, ba% er ben
$abtytenfd)eid) Vilbel regulus per nationes Mauricas potentissi-

1
1. c. II, 204-209.
2
@o and) ©trltnger in feiner „Wemannifdjen <Bpxaty redjt« be«
Mjetn*" 27.
8
SBoptfcue , auf ben fttfi (§. ebenfalls beruft, nennt in ber Vita be«
Sßrobu« <£ap. 14 tmrfltd) 9 Könige, jebod) nidjt ber Alamanni, fonbern ber
Transrhenani ; baß aber tefctere nieftt mit erftem ibentifd) ftnb, jeigt SBoptfcu«
felbfl, benn unmittelbar öor ber ©rtoä^nung ber 9 reguli nennt er jene
Transrhenani omnes; wenn er ferner unfern @tamm anführen ttJtH,
fo nennt er tljn flet« bireft Alamanni, fo 3. ©. Florianus cap. 2, Probus
cap. 12, Procains cap. 13.

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220

mus bo§ er enbtid} ba$ 8anb be$ atamamtifdjen rex @uo<


betitelt,
1
mar pagi, ba$ §ortar$ bagcgcn regna nennt , ©omtt oerbrabet
SlmmianuS ntdjt immer mit rex, regulas unfern SJegriff, fonbern er
öerfteljt barunter aud) ben güljrer einer ©efotgfdjaft unb ben ©au*

öorfteljer. 35er Umftanb, baß er oon reges ber Slfamannen fprid)t,


unterftüfct atfo feineStoegS bie 33uube$f)t)potl)efe. £)aß unfer ©tamm
in ©aue unb baß an beren ©pifee 33orftel)er (reges) ftanben,
gerfiel,

bürfte bie ©tammeäeinljeit ber 3l(amannen ebenfomenig gefäljrben, als


ba$ fetbftänbige §anbe(n ü)rer eingehen pagi, benn beibcS ift atleu
©ermaneu gemeinfam 2 .

Sftodj eine gleite £>t)potl)efe über ben Urfprung ber Sltamanneu


ift l)ier gu ertoäfynen. 3»afob ©rimm 3 erbticft in benfetben
N
3iad>*
fommeu ©ueben 2lriomft$, toeldje nad) il)m bt$ gum auftreten
ber
ber erftern (c. 214) in ben SDtaingegenben fid) gehalten Ijätten.
9lüein nirgenbä finben toir einen 23e(eg, baß nad) bem Stöjuge
ber SWarfomannen namhafte 9?cfte ariooiftifdjer ©ueben am 9ie<far
unb 9Kaine jurüdtgebtieben toören. 2öir muffen beßtyatb fliegen,
baß SKarbob nidjt nur feine SWarfomannen, fonbern a(Ie$, ma$ im*
mer oon ©ueben in biefer ©egenb Raufte, mit fid) gen Söhnten ge*
4
fü^rt §at $)aburd) tourbe ba$ ©uebenfanb am ÜKain unb 9ie<far
.

j)erren(ofe$ ©ebiet, unb als foW)e$ umrbe e$ im Saufe beä 1. 3fal)rl).


n. ßljr. Don neuen Slnfieblern occupirt.
5
5Den fübtoeftfidjen £ljeil beffefben befefcte nad) SEacitu* levis-
simus quisque Gallorum et inopia audax dubiae possessionis,
©eit ber 3ttttte be$ 2. 3»aljrlj. gehört biefer große £ljeil, bie agri
decumates, unbeftritten gur römifdjen ^rootng Obergermanien unb
tt>ar üon einer gattoromanifdjen , nid)t einer fuebifd)en, SJeoööerung
6
betooljnt .

SWörblid) Dom limes, ber ba$ 3eljenttanb mm ©roßgermantett


fdjieb, im 2. 3?aljrlj. au$fd)(ießtid) bie Statten, benn nur biefe,
faßen
nidjt anbere ©ermaneu, erfdjeinen toctyrenb biefer 3*it at$ geinbe be$
römifdjen Oberrl)eine$ unb ipieber^ott at$ ^tünberer ber ©ermania
prima, ein SBetoeiS, baß bamate gnrifdjen iljnen unb ber bortigen rö*
mifdjen ©renge feine anbern ©tämme faßen. UebrigenS muffen fid)
bie Statten Ijöljer herauf im aften 2ttarfomannenfanbe , bis an bie
©renge mm 9tl)ätien angefiebeft Ijaben, benn nid)t nur Obergermanien,
7
fonbern au<$ SRptien l)atte unter iljren (Einfällen gu leiben .

5Den öftlic^en Xtyxl ber 9Warfomanni$ enbti^ befehlen gur 3ett

1
Lib. 16, 12; 18, 2; 27, 2; 28, 5; 29, 5.
8
Könige ber ©ermanen I, 6, unb ^aflmamt, ®efd). ber Stößers
2>af)tt,
»anberunß I, 44.
3
©efd). ber beutfdjen ©pradje I, 497.
4 SBirfltd) faßt ©trabon, baß 2Rarbob na^ ©ö^men führte alkovg n
nliiovg xal opoi&v&s lavitp MaQXOf4avvov{.
6
Germania cap.« 29.
6
©tälm I, abf(|mtt 1 unb 2.
1
©tölin I, 66,

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221

öon Sljrifti ©eburt mit rBmiföer ©enc^mtgung bic fuebifdjen #er*


munburen *, bic wotjt oon bcn Sueben ärtoöifte ju untertreiben finb.
3fm 2. 3faj)rf). reiften bic @ifce ber §ermunburen bis an bie Stonau,
wetdje fie Don matten fdjieb, bis in bie ©egenb öon Siffingen, um
2
beffen ©atjqueöen fie mit ben Statten fdjon 57 n. Gtyr. Mutig gc*

rungen Ratten, unb bis an bie mittlere Stbe, bie fie tum ben @em*
nonen trennte.
gotgtid) tft im üftain* unb SWecf arlanbe nirgenbä Staunt für
namhafte 9?cftc ber ariooiftifd^en ©ueben, bie SHamannen fönnen atfo
üon folgen ebeufo wenig abftammen, afö fie au« einem öuube ger*
manifdjer ©tämme am £aunuS unb Untermain ^«vorgegangen ftnb,
SBir werben befföalb jum ©djluffe gebrängt, bafj fie ju ber 3eit, als
fie im ©efidjtsfreife ber 9?ömer auftauten, eben erft in baS ÜKatn*

lanb eingewanbert waren.


2) SSon Sorben finb bie Sfiamannen um 200 n. @I)r. nid)t an
ben BWain gefommen, benn unter ben ©tämmen jwifdjen 9W)ein unb
@be fanb in ber ^weiten Raffte beö 2. 3al)rlj. fein (Sreignig ftatt,
baS einen berfetben jur SBanberung bewogen ljätte, woljt aber trat
in genannter 3ett eine rabicate Umwäljung im germanifdjen Often
ein, beren Urfadje in einem 33orftogc ber f(aüo*Iettif^en 93öflerfdjaften
8
gefugt werben barf . <ßtöfefid) brängen fid) l)ier aße bie uiefnamigen

gotl)ifdjen unb fuebifdjen ©tämme au« i^ren attererbten ©ifcen, unb


a(S ber ©türm war bie germanif<$e ©eöMferung
ausgetobt tyatte,
jwifdjen Sfbe unb SBeidjfet in neue, jum SEljetf weit entlegene @ifce
t>erfd)tagen. Die ©otyen unb ©epiben j. S. Rauften nun ftatt
an ber untern SßeidtfeC am ©niepr unb am fdjwarjen ÜKeere,
bie Surgunber ftatt in Sommern am Sflainc, bie SSanbaten tljeitS

am {Riefengebirge, tfyeifs in ©acien, bie ßangobarben im öfttid^en


Sarpatljentanbe. Grbenfo bürften audj bie Sfiamannen öon biefem
oftgermanifdjeu SBanberfturme aus Often an ben 2Wain geworfen
worben fein.
©ad 3iet iljrer SBanberung war bauernbe Stieberfaffung in @e*
genben, bie fdjon befefct waren, Die Slfamannen muffen beSljatb,
wenn anberS fie Sinbringfinge im 9BainIanbe finb, auf Soften ber
bisherigen $erren biefer ^ßroüinj, ber §ermunburen ober ber Statten,
fid) 9?aum gefdjaffen ^aben , unb in ber 5Tf)at treten fie mit ben
f>ermunburen fämpfcnb in ber ®ef<$id)te auf. ßaracaßa jog nämtid)
gegen bie Sftamannen um 214 n. ßl)r. t)on 9?l)ätien aus, wie £)io
SaffiuS berietet, ju gelbe, um einem nidjt näljer genannten SSoffe
4
gegen fte SJeiftanb ju leiften ©a Saracaßa auf biefem ftetbjuge
.

1
©tälin I, 12.
* ffltd)t um bie toon @d)tt>äbifd)ljall , benn biete »urben erfl im SRittel-
after entbedt.
8
Sgl. «ßaflmantt II, 80 ff.
4
2Ho (£affiu« (excerpt. Xiphilin.) lib. LXXVII, cap. 13: xai yag 6
*AyTQ)y&vog ig rovg 'Ala/ußavvovg ctQaxtvaag, dtiramv tl nov
u x<t)Qiov Imnjdtkoy nQog ivoixq&v §ldw inavd-a cpQovQtoy n*x*<s&n t(a »

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222

dm TOaine ben Slfamannen eine ©d|tad)t lieferte, fo famt unter beut


SBotfe, bem er beiftanb, nur einer ber beiben ©tämme, wetd)e um
200 aBein am äftaine fa§en, öerftanben werben. Die Statten aber
ßaracaßa,
finb nidjt in bemfefben gu fudjen, benn gerabe fie befriegte
nadjbem er mit ben Slfamannen griebe gefdjfoffen Ijatte, freiließ mit
ungtüdKidjem Srfotge, ba er tum benfefben ben SIbgug in bie^ßroöing
©ermanien um ®o(b erlaufen mufcte 1 @r fann beSljatb nur ben
.

$ermunburen, ben langjährigen grennben 9?om«, gu £üfe gefommen


fein, ©ein Angriff auf bie 3lfamannen fanb fomtt nidjt unterhalb
ßiffingen, benn bi« baljin fafjen bie Statten, fonberu irgenbwo am
Obermaiue ftatt, xoa& bewrifen bürfte, bafj jene wirffidj öon Often
t)er bie $ermunburen, auf bie fie fd)on an ber <5(be Ratten flogen
muffen, bebrängten.
SJon 214 an ücrfc^tüinbct ber Ijermunburifdje 9?ame a\x$ bem
ÜRainfanbe an ; feiner ©tefle erfdjeint Ijier fortan ber ber 3lfamannen
unb Snrgunber. Die £>ermunbnren l)qben fonadj H)r8anb verloren,
wa« wol)( einen langen Stampf mit ben ©iegern öorau«fefct, in bem
il)r Sern aufgerieben würbe. SQBentgftcnö faßt e« auf, ba§ ifjre 9iadj*
fommen, al« fie nad) utetyr benn gwei 3aljrf)unberten wieber genannt
werben, fid) befdjeiben nur nod) „Springer, b. Ij. 9lbfömmfiuge ber
Düren" Ijeifjen. Da« möchte anbeuten, ba§ nur ein SReft ber $er*
munburen in ben JBatbbergen Springen« feine (Sjrtftcnj gn retten
toermodjte.
Sauge erfreuten fid) übrigens bie Slfamannen iljrer ©ifce im
$ermunburen(änbe nidjt, benn bie Surgunber, welche tooi/l gunädtft
iljren 9lu«gug au« ber $ehnatl) öerurfadjt Ratten, erfdjienen fofort
hinter iljnen im fpätern granfenfanbe unb brängten fie gen ©üben in
ba$ 3^«ttanb unb weftwärt« an ben Untermaiu. $ier trafen fie
auf bie Statten , benen fie alle« ?anb bi« SÖfaing unb bi$ tief in bie
2
SBetterau unb in« SWaffauifdje hinein entriffen .
833er finb nun aber bie Sllamannen? SOJo im Often tagen üjre
©tammftfce ?
9iiemat« wirb unter ben Dftgermanen ein 9lfamannent>off ge-
nannt, fotgtidj mu§ baffeföe, folange e« jenfeit« ber ©be weifte, unter
einem anbern tarnen befannt gewefen fein, ©udjen bürfen wir
baffelbe nidjt unter ben gotljifdjen, fonbern nur unter ben fuebifdjen
©tämmen, benn fein ©uebentljum ift notorifd). 3fdj glaube benn

xai tntoyvfdias yi nva$ xolf ronoig aqr>' tavtov in(ov6/Lia&, xwv ln&x<üQi<ov
fit)äkXoiovjuivwv oi /Atv yag r^yyoovv, ol dt nai£uv avtoy idoxovv.
IfoJ cfi} 7taia<pQ0vriOag avTwv ovdi ixtivav ani<5x* t0> "M' °*C
tiVfifAccxyawv d<f>%x&<ti i-lsyt, rovrovs Ja luv nolt fiKürdroip

1
Sin Xcjctc S)to« fic^t Keyyol, baß aber bafür Xdtra* gu fefen ifc »ctg
f^on 3cuß 327. »gl. $oflänber« eitifle^enbe ©arflettung in ber 3eitf4rift f.
©cf*. b. Oberem« XXVI, 276 ff.
1
Ärnotb, fCntiebclungen unb Sonberuugen beutfdjer @tamme, I, 87.

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223

audfi nidfit ju irren, Wenn icfi bie Sllamannen mit bett ©emnonen
ibentificire.
T>tc ©emnonen waren ber bebentenbfte ber jafilreidfien Sueben*
ftämme. $unbert ®aut fdfireibt ifinen Jacitu« \u, wäfirenb ©trabon
jie tufj t<2v 2ovyßa)v avt^v^iya i&vog nennt. ©ie fefbft füllten
fidfi al« bie älteften unb edfiteften ber ©ueben, al« ba« caput Sue-
borum, unb mit SRedfit, benn bog fte ben eigentlichen ©tamm ber*
fefben bifbeten, ba§ aße anbern ©neben nur jüngere Abzweigungen,
fojufagen Kolonien ber ©emnonen waren, bafür bürgt, bag in ifirem
©ebiete ba« ;iKationaIfiei(igtfium ber ©efammtfueben lag, baß in biefem
alliäfirtidfi bie Vertreter aller fuebifdfien SSölferfdfiaften gemeinfam bem

©tammgotte £iu Mutige Stteufcfienopfer barbrarf)ten \


!£er ©emnonenname toerfefiwinbet nadfi bem SWarfomannenfriege
au« ber ©efdfiidfite. ©oßte ba« toolfreitfie caput Sueborum in ben
©türmen ber oftgermanifdfien Sßanberung erlegen fein, wäfirenb fo
jtemtidfi alle anbern ©ueben, fogar bie a\\$ ben ©efofgfdfiaften War-
bob« unb ßatuatba« erwaefifenen tjannianifdfien £)onaufueben an ber
SBaag biefelbe glücflicfi überftanben fiaben? £)a« ift nidfit wafirfefiein*
tiefi, ein SSötf üon fotdfier ©röße unb ©ebeutung berfefiwinbet niefit
Hang* unb fyurlo«. £)ie ©emnonen fiaben trietmefir ebenfaß«, wie bie
anberen Oftgermanen, ifire aßen ©ifee an ber ©pree ju Grube be«
2. Safirfi. toertaffen. Dafür jeugt ÜDio ßaffiu«, ber un« berietet,
baß bie Ouaben (um 178 n. ßfir.) (leTavaötyva* nQÖg Espvovag
2
wollten . Da biefetben, burdfi ben SDiarfomannenfrieg fdfiwer be*
bamat« jcbcnfaöö ju fdfiwadfi waren, um ben öotfreiefien
troffen,
©emnonen 8anb mit ©ewalt entreißen ju wollen, fo fönneu wir
©io« Angabe nur bafiin fcerftefien, baß ba« ©ebict ber ©emnonen
ben Ouaben al« fierrenfo« befannt war, baß atfo bie oftgermanifdfie
SBanbernng, welche ja bie nörblidfieu ©tämme burdfi baffetbe fiinburdfi
nadfi ©üben führen mußte, bie ©emnonen au« bem Sanbe be« £iu*

fiaine« vertrieben fiatte. Diefelben tonnten aber niefit norb* ober oft*
wärt« gießen, benn Don ba fam Ja gerabe ber SInftoß jum Slufbrudfie,
fie finb aber auefi niefit gen SBcftcn au«gewidfien, benn bie SBeftger*
maneu blieben t>on ber mefirgenannten SBanbernng unbefießigt, fie
fiaben fidfi enblicfi audfi niefit gen ©üben gewenbet, binn fiier fifcen im
3. ©ueben, weldfie im 2. Sfafirfi. fiier gefiauft fiatten,
Qafirfi. biefefben
nämfidfi bie 2flarfomannen, Ouaben unb bie tjannianifefien ©ueben.
©omit fönnen bie ©emnonen nur gegen ©übweften abgezogen fein,
in biefer SRidfitung aber mußten fie an ber Slbe fefion auf bie $er»
munburen ftoßen.
Die ©emnonen wanbern atfo im legten Viertel be« 2. 3afirfi.
au« ber Saufifc gen ©übweften , unb 214 fämpfen bie 3l(amannen
am obern 9Waine mit ben §ermunburen, bie fieüon Often fier be*
brängten. Sin fofefie« 3ufammentreffen ift fein jufäßige«: bie 2lla=

1
Tacitus, Germ. cap. 39.
1 Excerpt. Xiphilin. lib. LXXI, cap. 20.

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224

mannen finb ötetmeljr bie üon ber @f ree an ben üttatn


gewanberten ©emnonen.
©a§ festerer 9iame wäljrenb ber Sßanberjeit be$ ©tammeS in
SBergeffenljeit , ift feljr wofyf ju erftären , benn wie nur nnten
geriet!)

wal)rfd)ein(id) machen werben, nannte fid) ba$ caput Sueborum je*


berjeit fd)Ied)tl)in Sueben, unb fegten il)m nur bie fuebifdjen 9iad)*
barn jum Unterfdjiebe üon fid) felbft ben ©emnonennamen bei.
ÜDiefer üftame aber ift ein f)ieratifdjer * , er bejog fidj auf bie alter«*
graue ©itte, ba§ niemaub ben 3i u ^ a ^ n im ©emnonentanbe betreten
burfte, nisi vineulo ligatus, unb bebeutet „geiler". $)erfe(be mußte
erlösen, fowie er gegenftaubSloS mürbe, unb bie« würbe er, als bie
©emnonen ba$ 8anb bc$ 3iul)aine$ »erliegen, jene fiturgifdje SInmen*
bung ber Reffet aber bamit unmöglid) würbe.
@u<$eu wir bie 3»benttt8t ber ©emnonen unb Sttamannen nodj
anberweittg nacbjuweifen.
£acitu$ unb ©trabon mefben un$, baß bie erftern ein ftarfer,
öotfreidjer ©tamm waren, bei ben Sllamannen aber führen bie rö*
mifcfyen Hutoiren wieberf)oft bereu 93olf$menge als befonberS erwal)*
uenäwertl) an.
£)od) ba$ nur nebenbei, Grntfdjeibenb für bie Qbentität ber
beiben ©tämme aber bürfte ber 9tome ber 9ttamannen fetbft jeugen,
beffen bisherige Deutungen fämmtti<$ ungenügenb [feinen.
ÜDie ättefte berfelbeu, welche fd)on SlfiniuS QuabratuS auffteflte,

unb nadj ber ber Sftame ber Sllamannen „allerlei 8eute" befagen fott,

ift jefct wof)I allgemein aufgegeben; wir brausen beSljafb auf bie*
2
felbe uidit nä^er ein^ugeljen
=
.

8
annehmbarer f (ingt bie 2fanal)me §errmann$ , ber an ali
fremb benft unb Slfamann folglich mit „grembting" überfefct. SWein
biefe an ftd) mögfidje grffärunn faßt oon felbft, weil bie fritifd) ge-
fiederte, öou ben alten Tutoren SRomS unb ©riedjenfanbS au$fd)liejjjtid)

gebrauste gorm unfereS 33off$namen$ nie Alimann, fonbern fteW


Alamann tautet.
4
Sine anbere Deutung l)at 3afob ©rimm t>erfutf)t .

3m ©otfjifcben wirb nämlidb bat (ateinifdje 'in omnibus ho-


minibus' burd) 'in allaim alamannam' wiebergegeben, ©rimm
glaubt nun, ba§ man biefen allgemeinen SluSbrucf alamanng, beffen
erfte ©Übe
ba$ oerftarfenbe ^ßräfiy ala fei, an bie ©teile be$ alten
©uebennamenä gefefet unb fomit ben fdjon langft in ber @prad)e
üor^anbeuen 2lu$bntdf auf eine neue Seife angemanbt Ijabe. T>a
aber in jener formet alamanne SJÄenfdjen überhaupt bebeutet, fo
tyätte biefe neue Slnweubung be$ alten 2lu$brudfe$ eine Umänberung,
eine Steigerung feine« ©imtes bewirft, benn e$ öerfte^t fid) mm
1
2Mflenljoff, in $au*>te 3ettfc^rift VII, 384.
8
©rimm 1. c. I, 498.
8
Programm be« (Soflegtum« in SWüljiljaufen i. (Slf. 1872: 2)ie beutfdje
e im (Slfaß e. 29.
«'
Lei, 498; t>gl. $<m»>t« 3citfd)rtft VIII, 392.

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225

fetbft, bag ein 93ott inmitten anberer ©tämme a($ neuen, unterfdpi-
benben Warnen nid)t bie öejeidjnung „SUfotenfäen" befommen fann.
©rimm beutet ben neuen aSotteuamen benn and} toirßid) mit „au$*
gejeidjnete Sttänner, gelben \
©egen biefe Srftärung ergeben fid) jebod) fernere Sebenfen.
©d)on ein äußerer ©runb fpridjt gegen biefelbe. 3m frühen bittet*
alter tt)ar nämlidj ba$ ^Präfijr ala nodj (ebenbig, trofcbem aber beu*
tete bamate niemanb ben 93off$namen nadj jenem 3$räft£, fonbern
iebermann meinte, er fei öon Lemannus, bem Simmatfluffe , abge*
leitet, ©erabe ©rimrnä eigene, fdjöne Definition: „Warne ift ba$,
1
toa$ man nimmt, jur ©abe empfängt ", brängt jur Slnna^me, baß
fein einljeitfidjer ©tamm fid) fetbft einen neuen Warnen beifegt, fon«
bem baß öiefmeljr feine Wa^bartjölfer i^m bie neue, unterfdjeibenbe
Benennung fdjityfen. ÜDieS tt)irb audj üon ben Sllamannen gelten:
ni<$t fie gaben ftd) biefen Warnen, fonbern fie empfiengen il)n uon
Wa^barn. 3ft e$ aber gfaubtotirbig, baß biefe Wa#arn, bie
tljren
§ermunburen, Statten unb SJurgunber, mit benen bie SUamaunen
torieberljott fid) ljerttmferlügen, i^re geinbe „auägejeidjnete SDiänner,
gelben" benannt l)aben?
Um ju biefer Definition ju gelangen, muß ©rimm ferner an*
nehmen, baß fd&on um 200 „9ftann" jenen tnrtueHen @inn gehabt
Ijabe, ben toir biefem SBorte l)eute beifegen; allein bem bürfte nidjt
fo fein, fonft toöre e$ faum begreiflief), tirie 'in allaim alamannam'
,
gleid)bebeutenb mit 'in omnibus hominibus fein fann. ©erabe
biefe gotljifdje gormel fdjeint na^e gn (egen, baß um 200 „SKann"
tebiglitty ba$ genus masculinum be$ homo sapiens bejeidjnete.
©nen »eitern Seleg für biefe Slmtaljme flnbe id) aud) barin, baß bie
beutfd)e ©prad&e nodj Diel fpäter ein eigene« Sßort, nämlich wer, be*
gorm unb @inn bem tateinifdjen vir toefenägteid) ift.
faß, toeldje« in
©erabe aber biefe« intenfiue wer finbeu wir tjänfig in SSötfernamen,
g. SS. in Chattuarii, Chasuarii, Ampsivarii, Angrivarii, Teu-
2
towari, Boructuarii, Kipuarii, Baiuvarii , mäljrenb ba$ farbtofe

1
1. c. I, 153.
8
3euß unb ©rimm ffcflen bie (Snbung varii ntdjt gu wer, fonbern gu
werjan, varjan, defendere, unb folgen au« bemags. vare, altn. weri,
gotl).

al« beren ©tun incola. allein au« bem Segriff be« SBertljeibtgen« folgt feine«*
»eg« fofort ber be« ©enioljnen«, abgefeljen babon, baß varii ben lefetern nidjt
an unb für fid) Ijaben !ann. 2Btr !ennen nämlidj au* Cyuvari, ba« flnb
aber bod) feine SBenjoljner, fonbern bie Seute, bie SSere^rer 3m«. gevner ift
varii eine einfo^e gorm, toon werjan aber, einem felbjt abgeleiteten ©orte,
fann fein einfache«, urforüngltcfie« ©ubftantiö gebilbet fein, gofglid) fann nadj
gorm unb @inn varii nid^t auf werjan jurüdtgefüljrt werben: in bemfelben
fledt öielmefjr ein urforüngltdje« ©au^twort, ba« fotoofjt ben «egriff be« ©e*
»oljnen« oljne @prung au« ftdj ableiten läßt, al« au(^ obige Cyuvari erttärt,
biefe« SSort aber ift wer, ober beffer gefagt, feine ältere gorm vair, benn au«
bem ©egriffe 'mann' folgt oljne Umflanb bie ©ebeutung incola, flnb j. ©.
Romvare bie töomleute, fo finb fie ipso facto al« ©etooljner «om« begei^net.
<5« toäre über^au^t wunberbar, wenn ba« inbogermaniföe ©ort für SKann,
Selb (fan«fr. vira, lat. vir, germ. vair, wer) nid^t in Sfölfernomen erfd^einen

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226

'mann' nur im 9?amen unb SWarfomannen in ger*


ber Slfamannen
ntanifd&en ©tammbenenmmgen SSermenbung
fanb. £>ätten bic $er*
ntunburcn alfo iljre geinbe ttnrflidj Reiben nennen tooßen, fo Ratten
fie jum neuen tarnen nid)t 'mann', beffen Steigerung naä) bem ®e»
,
fagten nid)t „ gelben ", fonbern nur 'omnes homine8 ift, fonbern
bat bem Reiben finnöertoanbte wer genommen , toir tottfjten bann
nichts üon Slfamannen, fonbern oon 9lfatoaren.
3fnbcffcn fefbft toenn unfer ©tamm Alawarii Ijie&e, fönnte in
1
biefem Warnen ala ntd^t ba$ üerftärfenbe ^ßräfif fein, ^acljOrimm
unb ©eftabe 2 foimnt festeres nämlid) in folgenden 2lu$brü(fen m>r:
in aladrati unb in alemaht (vehementissime) , in alafesti (fir-
missime), in alogahi (citissime), in alalichi unb in alawisun
(omnimodo), in alanot (aecuratissime), in alahant unb in ala-
halbon (undiquaque) , in alanahi (proxime), in alerihti (rec-
3
tissime) , Söwrbien alagaro ganj unb gar, alakjo
ferner in ben
(gotl).) inSgefammt, enbtidj in ben Slbjefttoen 4 alahorsk mittag,
alaniwi ganj nen, alawari ganj tt>al)r, alazioro ganj fdjön, ale-
ganz gan? boüftänbig, alachimt aflbefanut, alomabtig aßmädjtig,
alowalto aflroaftenb, alatharba (ßot^.) ganj barbenb. gofgtidj
finbet ba$ Sßr äf if ala nur äntoenbung in Slbiefttüen,
Slbberbien ober $u Slbüerbten geworbenen fubftantioi*
f<$en gormefn, nie aber berbinbet e$ fidj mit wahren,
edjten ©ubftanti&en 5 ©omit fann ala anä) in 'Alamann'
.

nidjt ^ßräfij fein, beim 'mann* ift ein etf)te$ ©ubftantto.


£)iefe$ JRefuttat it>trb ferner Don ber 2lrt unb Sßeife unterftüfet,
ttrie bie aftbeutfd&en Eigennamen fi<$ jufammenfefeen. @$ ift nämlidj
SReget, baß, fowie t)on einem jufammengefefeten aftbeuN
f<$en Grigennameu ein Streit ein cc^teö ©ubftantit) ift,
axxä) ber anbere eine fetbftänbige, concrete, ni<$t ab*
ftrafteSebeutungljat. $n jcber beliebigen 9?amenreilje görfte*
mann« toirb mau biefe SReget beobachtet finben.
£)iefe 9?egel aber forbert, baß in ©gennamen, beren jtoeiter
£ljeit ein e<$te$ f)aupttt)ort ift, ala einen fetbftänbigen , concreten
©inn ljabe. Sofglid) fann e$ t)ier uid)t ein an ft<$ bebeutungäfofeS
^röfij: fein; toir muffen tnefmeljr jener ftets beamteten 9?eget jufotge

fottte, ba toir ja an* ba« farBIofe 'mann' in folgen finben. Dmfcmann


(Hettejie ©efcfjtdjte ber ©aiern 26) benft an wara, foedus, al« SBurjel öon
varii. allein bie gform Cyuvari, fonne ba« ag8. vare totberlegen biefe $er-
tmrtljung.
1
©eutfdje ©rammatt! II, 627—28.
Bltbeutfdje« SBörterbud).
3
3u tiefen aböerbtalen trafen jäljlt, tote föon bie 3ufammenfefcung
leljrt, ba« tneljrgen. in allaim alamannam.
4
3u biefen gehört aud) alegruoni ganj grüne garbe, benn In'er ifl ba«
^bjeftto nur burdj ©ubfiantiö getoorben.
(gfltyfe fcfjetnbar
8 Alod gehört ni<f)t In'efier, benn beffen erfle ©Übe ip, voxt in alchunni
(omne genus) ba9 3lbie!ttü al (totus); alod bebeutet be«^alb integra pos-
sessio f. @d^abe 1. c. 8.

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227

ala m bfcfcrt ©getmamen für ein felbftätibtge^ , concreteS Sßort er*


ffären. ©iefeS fönnen wir aber nid)t in bem SSfoJeftto al fudjen,
benn baS wäre fein wahres ßoncretum,' trielmeljr bürfte ala einfach
eine Äürjung oon „alah, £empel, @ötteri)ain" fein, benn für biefe
$bentität fprec&en S^atfa^en.
(Sin unb berfelbe Dtame oom Stamme alah nämtidj erfdfeiut
einmal oljue h, bann wieber mit h, ja fogar mit berbidjtetem c, eh.
§ier nur einige SBeifpiele aus görftemann: Alafrid unb Alahfrid,
Alabert unb Halacbert, Alager unb Alahker, Alagund unb
Alahgund, Alaher uub Alcher, Alahilt unb Alachilt, Alamoth
unb Alchmod, Alamunt unb Alahmunt, Alarich unb Alcherich,
Alasuind unb Alahswinda, Alesinda unb Alahsind, Allowin
unb Alahwin, ferner nod) ein SBeifpiel, baß eine uub biefelbe ^ßerfon
urfunbtid) Alawic unb Alahwih genannt wirb. (Siue ©djenfung
in SRaitnau bei Sinbau an ©t. ©allen bezeugte 805 ein gewiffer
Alawic, 815 aber fungirte als 3 CU 9 C w berfelben ©egenb Alahwih
1
mitten unter fieuten, bie 805 in SRaitnan teftirt Ratten , fonad) ift

eö jweifelloS, baß wir in bem Alawic bon 805 uub bem Alahwih
öon 815 biefelbe ^erfönttdjfeit üor im* fabelt.
tum anberu Statuen beS betreffenben Stammet , bie bis
Slud)
fefct nur ber gorm ala befanut finb, fönnen wir ein votiere«
in
alah mit @itf)erl)eit erfdjließen; ba $. 83. tum hraban Alacramn
unb Alechram, Don vulf Halaholf gebilbet ift, fo fteljt aud) ba«
analoge Alabern für Alahbern.
$)ie SBefywptung , baß ala in gigennamen, bereu jweiter £f)eit
ein ed^teö ©ubftantto ift, tebiglid) Sürjung t)on alah fei, bürfte alfo
bewiefen fein. 9iur in foldjen ßigennameu, beren jweiter fcljeil ein
Slbjeftio ift, fann ala, wie überhaupt bei Slbjeftioen, baS'ißräfij fein,
ba aber alah audj gu folgen fjutjutritt, j. 33. in Alahbert, Alche-
rich, fo fann ni^t pofitto verneint »erben, baß nidjt etwa ala aud)
in Alabolt, Alaliub, Alazeiz u. f. w. ein aerfürjteS alah fei.
9lad) bem bisher ßrörterten ift aud) im ßigennameu Alamann
ala nur Sürjung tum alah. 3ttan wenbe bagegen nidjt ein, baß
berfelbe f owol|t als *ßerf onen*, wie al« SJotfSname nie mit h erfdjeint,

benn für bie Grjiftenj einer gorm Alahmann bürgt beffen ©tynonljm,
2
ber ^erfonenname Alahwar . SDfam beachte ferner wol)t, baß ©rieben
unb {Römer uns ben tarnen ber Slfamannen überliefert fjaben, unb
baß benfelben ifjre ©pradje bie öejeidjnung eines inlautenben h öer*
bot. SGBie fdjwierig eine correcte ©iebergabe biefeS h überhaupt war,

feljen wir an ber fdjwanfenben @d)reibweife ber 2lttljodjbeutfd)en, bie

bod) baffelbe nod) fpradjen. ©owofjt bei alah, als aud) bei walah,
ferah, marah u. f. w. bejeidjueu fie balb willfürltd) biefeS h, balb
laffen fie eS eben fo wittfürlid) weg ober geben eS mit eh unb c.
3)aß audj fie ben Sltamannennamen auSfd)ließtidj oljneh fdjretben, ift

1
Sßartmantt, Urfanbenbud) t>on @t. ©allen I, 5Rt. 181 unb Wr. 215,
8
görpemann 1258.

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228

teid>t erftörtidj, bettn fdjon im 9. Scfyxf). lebte, toie toir unten ju


geigen ljoffen,' tiefer üWame nur nod) in ber ©djrift, nid>t meljr aber
»aljrfjaft tebenbig im 33otf$munbe fort.
Uebrigen« muß jur SRömerjett toirfttd} Alahmanni geft>ro<f|en
toorben fein, benn bafür bürgt, baß aHe Tutoren berfelben auänaljm««
to« Alamanni Ijaben, toäre nämüd) biefe« a nic^t burdj nadjtönenbe«
h geftüfct getoefen, fo müßten toir toenigften« l)ie unb ba bei ben rö*
mifc^en ©dpiftfteltern einer gorm Alomanni ,
ju ber bat Slnatogon
Marcomanni, Langobardi brängte, ober einem abgeblaßten AJe-
manni begegnen.
©udjen tt)ir enblidj bie ©ebeutung be$ 9lfomannennamen$ feft»
aufteilen.
©ei alten mit mann unb wer jufammengef efcten
SBötfernamen bejeidjnet ber erfte £|eil bie £>erfunft,
ben SKJo^nf ife be« betreffenben Stamme«. ©o finb bie
SDlarfomannen bie ©renjleute, bie ©jafuarier bie SRänner bon ber
$afe, bie (S^attuarter bie ßijattenaWömmlinge , bie Slngrtoarier bie
Männer ber SBefertoiefeu, bie Ripuarier bie be« SRIjeinufer«, bie $bo*
ruetuarier bie öom öoroctragan, bie Saiutüaren bietumfeafa u.f.tt.
analog ttrirb fpmit aud) im -Kamen ber Sllamannen ba« 2öort ala
bie §erfunft be$ ©tamme« anbeuten.
„Seute ber alah, be« ©öttertyaiue«", fo tyaben tt)ir un« ben
SSorgang ju benfen, nannten bie £>ermunburen il)re üon Dften an«
bringenben geinbe. Sfynen at« unmittelbaren SRad&barn ber ©em*
nonen, iljnen atö ©ueben toar aber ber $ain be« fuebifdjen National*
gotteS ^in im ©emnouenlanbe ber ©ötterijain xai? i&xyv, fie
fonnten barum bem caput Sueborum, at« fein Ijieratifdjer SRame
burd) ben SluSjug au« bem 3iw^nbe hinfällig geworben, feinen pro*
gnantern tarnen fdjöpfen, al« ben ber Alahmanna(as), ber Seute
tum 3' ud dvh, toenn anber« fie im neuen -Kamen aud} bie £er*
fünft iljrer Sebränger auäbrüdfen sollten.
©er Sftame ber älamannen felbft alfo bürfte ein berebte« 3^9*
niß für iljre SBefen«glei^^eit mit ben ©emnonen fein»
§ier fei mir nod) geftattet, bie 3»bentität ber Sltamannen unb
©djtoaben fdjon jum üorau« at« beriefen anjuneljmen. SMe Sßeffo*
brunner ©loffe be« 8. Safyxfy erftärt befanntlid) Cyuvari al$ ©ty*
1
nontym Don Suapa . £)a$ toiH bodj befagen, ba§ bie tefctern in
ganj befonberer SBeife bie SSere^rer 3^«, in 2BaljrI)eit beffen ÜWannen
2
finb. 3n ber SHjat beweist fcljeopljil SRufl) bie 9?id)tigfeit btefeS

©afeeä. Sftannen be$ &i\x aber toaren ebenfo bie ©emnonen, bie

#üter be$ fuebifti&en äiuljeiligtijum«. ©omit fpric^t auc^ bie ©lei»

1
®roff f 2)mtt«!a II, 370.
* 3n feiner treffli^en ©djtift: „Wut ber SJorjett Steutlingend unb feiner
Umgegenb", bie freili^ beffer „SBeitrfiße jur f(^tt)fibif(^en SW^t^oIoflie" liege,
»gl. au^ ©rimm, 2)eut^e <0tytl)otogte, I, 180.

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22$

d>mtg Suapa-Cyuvari für bieätonaljme, bog bte SKamamten Me gen


©ttbtoeften gezauberten ©emnonen ftnb *.

II« ^betrittst ber SOamannett unb SfyDtten»

1) @$ ift £l)atfatfje , ba§ Ijeute im alten Sltamanncntanbe tue*


nigftenä jmei, wenn audj fidj naijefte^eube , SDiatefte gefproc^cn wer*
ben: im norböftftdjen £fjei(e (Sßirtenberg , §o^engottern , batjerifdjeS
Schwaben) ber fog. fdjmäbifdje, im fübweftürfjen aber (®faß, SBaben,
©djroeij, 33obenfee, Söeftaflgäu, SSorarlberg) ber fog. atamanntfdje.
9ftan fprid)t be$l)atb bon edjten Sltamannen unb bon @d)maben a($ ©egen*
fäfeen unb glaubt fo jiemlid) allgemein, tag ber Unterfdjieb jmifdjen
benfelben bis in bte alamannifcfye Uqeit hinaufreiche, & Ijabe fid)

nämlid) mit ben SKamannen ein Reiter fuebifdjer Stamm, bte 3u*
jungen, aufs engfte vereinigt, welker im 5. Qaljrlj. feinen ©onber*
namen aufgegeben unb fid) mit bem allgemeinen ber Sueben begnügt
Ijabe.SSon biefen Stotijungen aber fei ber ©uebenname anty auf bie
Söamannen übergegangen, ja Ijabe ben eckten tarnen berfrfben naäj unb
nad) ööttig üerbrängt. Jrofebem fei niemals eine üöflige 93erfd)mds
jung ber 2ltamannen mit ben 3utl)ungen ober ©djwaben erfolgt:
wenn gteidj pofitifd) ein ©anjeS, Ratten Schwaben unb 2ltamannen
bennod) tljre etf|nograpl)ifdje ©onberljeit bewahrt. $)ie 2öiffenfd)aft
2
fei fonadj berechtigt, ben Unterfdjieb jwifdjen benfelben ju betonen .
§ören tt)ir, um tiefe §t)potljefe ju prüfen, bor allem, toa$ ba$
3
tQtertfum über biefe Qutljungen berichtet .

3um erften 9Me »erben bie Qutljimgcti um 270 genannt, ©a*

1
<S« barf Ijier ntd^t berfdjwtegen werben, ba$ fdjon SBeatu« följenanuS
in feinen Rerum Germanicarum libri tres, SBafel 1551, ©. 40, unb SRünfler
in feiner (£o«mograpl)ie (Ausgabe oon 1628 , 700) bte Slfamannen als SRadj«
fommen ber tranSalbinifdjen @ueben anfeljen. SBeibc folgen tnefleidjt ber @oge
öon ber $erfonft ber ©djwaben (gebrudtt in §aupt* 3eitfd)rift XVII, 61. 68).
2 @o befonbers ©irlinger in feiner 2llemamtifd)ett @prad)e redjts beS
följetneS I, 27 unb in feiner 3citfdörift SItemanma I, 88 ff;
3
ben betreffenben Duetten ftnb aber bie notitia gentium, quae
SSon
pullulaverunt sub imperatoribus (TOütCcn^off Germania antiqua 157) ,

nnb 3uliuS ©onoriuS wertlos, wie ^attuicmn (©efdj. ber »ölferwanberung


II, 183) überjeugenb bargettyan Ijat. SDaffelbe gilt ferner aud) öon ber Angabe
ber tabula Peutingeriana über bie Sutljungen. SRad) biefer Äarte foßen bie«
felben nämtid) unter ben Ctuaben, Qlfo etwa int heutigen 9fteberb'fierret$. S)ic
2)onau aufwärt« nennt bie tabula als SRadjbarn ber Ctuaben unb 3utljungen
bie SRarfomamten, hierauf folgen bie 33anbalen, bie ganj unbe!annten Arma-
lausi, cnbUd) Alamannia. 2)iefe Reihenfolge ber 2)onaugermanen lägt fta^
jeboa^ mit ben gefdjidjttidjen ^atfad^en ni^t in (Sinftang bringen, weß^alb
man iefet nadj üWütten^off« Vorgang angune^men pflegt, biefelbe fei einfadj unt-
jubre^en, fo ba% neben ben 2Uamannen bie Sutljungen ju ftften fommen. Hber,
bürfen Wir fragen, i(l es nid)t richtiger, eine Angabe, bie man alfo präpariren
ntug, um jte über^au^t brauchbar ju machen, einfach als wertlos abjuweifen ?

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23G

matt faßen fie an ber obern Donau täng« ber rfjatifdjen ©rcnjc unb
beseitigten fid> an bem fetteren Kriege ber SKamaunen gegen 2lu-
relian, ja na$ £)e$ippo$ crfdjiciteu fie fogar als £>auptträger biefe«

Krieges, ffiäre nun bie Slnnaljme gerechtfertigt , baß bie ^ntfyungen


ursprünglich einen fetbftänbigen ©tatnin biibeten, unb bag fie erft fpäter,
1
ettoa um 270, toie ^ottänber meint, an bie SUamannen an*
fid)

fdfloffen, fo müßte man, ba fie unter bem tarnen ^ntljungen üor^er


nie genannt »erben, einen anberS benannten Stamm mit iijnen tben*
2
tipetren fönnen. 9ttan Ijat bie« aud) öerfurf)t: ÜKüßen^off g. 33.
tjat bie Qutljuitgen für bie gen ©üben geroanberten ©emnonen er*
Hart. Slüein fetbft toenn bie (efetern mit ben SUamannen iben*
nirfjt

tifd) umreit , ließe fid) biefe ©eutung nid)t galten, benn gegen biefelbe
4 5
fpricfyt föon ber SKame ber 3>utl)ungen, welker einfach „Sflatytommtn'
bebeutet, ober ift e$ benfbar, baß man bie vetustissimi et nobilis-
simi Sueborum alfo benannt l)at?
SKüflenljoff felbft gab biefe Deutung lieber auf unb ibentificirte
bie Sitzungen foäter mit ben Eudoses 4 , bereu 9?ame mit bem ber
erftern ein unb berfelbe fei. Slber gegen biefe 2lnnal)me fpred)en bie
©pradjgefefee, benn ber Warne jener erfdjetnt immer mit d, im 3to*
tljungennainen hingegen ftefyt th fritifd) feft, einUebergang üon altem
d in jüngere« th aber bürfte fpradjlidd faum möglich fein.
einem SBorte, e$ ift unmöglidj, einen ©tamm gu nennen,
9flit

ber SUjne ber Qutljungen ift, ober beren einftmalige ©elbftänbigfeit


nadjgutoeifen. Dagegen Ijaben toir 3^«9"iff^ bafür, baß biefelben ein*
fad> öon Slufang an ein £l)eü ber SKamaunen toaren.
g$ ift gtoar jujugeben, baß Dejippo« bie ^nt^ungen öon ben
5
Sllamanuen trennt auf fein ijeugniß ift fein ©etmdjt gu le*
, allein
gen, »eil er fte nad) fpätgried)tfd)em ©pradj*
aud) atö ©fytljen, b. \
gebrauche ald ©otljen bejeidjnet, »eil er fomit mit ben eüjnograpiji*
föen SSerpitniffen ber ©ermanen unbefannt ift. &ubtm nennen
bie anbern ©djriftfteHer, toetdje Don bem Kriege üon 270 reben, 3o*
fimod unb HureliuS SSictor, ate ©ebränger faltend nid)t, tote De*
jtfppoS, bie Satzungen, fonbern bie 2tfamannen, fie geugen alfo für
6
bie 3 u 9 e $Brigfcit jener gu ben ledern .

Mod) beutlid)er tritt biefe« SSer^ältniß in benSttuäfagen ber fpä*


tern rönüfdjen Tutoren gu Jage.
Gmmeniuä g. SS. fagt 7 cum toties perculcata esset Ala- :

mannia, toties obtrita Sarmatia, Juthungi, Quadi, Garpi toties

1
3<ttförift f. ©. b. Obenfym« XXVI, 296.
9
$aupt« 3eitfdjrift VII , 384, cbettfo $oflftnber 1. c.
8
®rtmm, ®efd). ber beutfdjcn @prad)c I, 500,
4
Saugte äeitfdjrift X, 562, ebenfo SWaoc! in Pfeifer« ©ermama
IV , 396.
8
Corp. Script, hist. Byzant. Dexippos 17.
6
@. über biefe (Sretattiffe fcottänber in ber 3eitfd)rift f. ®, b. Dberrljem*
XXVI, 301. 305.
7
Panegyr. Constantino , cap. 10.

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231

profligati.
nia, Quadi,
<Sd)on $eug
Carpi aber Sarmatia
W tttatmt; ba$ Jathungi !)ier

©onad) mußte
näljer beftimmt.
Alaman-

Mefer ötyetor, baß ein Sf fjei( ber Alamannia au$ bem Stamme ber
3utijungen beftefje.
Sein römtfdjer ©djriftfteßer ferner gibt fo emgeljenbe unb au*
gteid) fo juoertäffige 3luffd)(üffe über bie ätomannen, tote ämtnianu*
3Warceflinu$, ber perfönlid) in beren Sanb mar; feine 3lu$fagen über
bie Sfutfjungen wnb iljr 33erl)ä(tniß ju ben äfomannen oerbienen be$*
1
fjatb ganj befonbere ©eadjtung. SSfotmianuS nun berietet jum
3af)re 358: ambigua Juthungi Alamannorum pars Ita-
licis conterminans tractibus, obliti pacis et foederum, quae
adepti sunt obsecrando, Raetias turbulente vastabant. ©erabe
biefer 3 u fafe/ & a ß ^ e 3utt)uugen auf iljre Sitten ^rieben oon SRom
erlangt ijaben, beftätigt bie 2lngabe, baß fie eine 2lbtf)ei(ung ber Sita«
mannen bübeten.
bem gtänjenben ©iege bei Slrgentoratnm nämtid) jog 3>u s
9tod)
(ian über unb jroang bie einjetnen atamannifdjen ©aue
ben SRljein
jum ^rieben. 3l($ er auf biefem 3 u 9 e tan munimentum Tra- W
jani lagerte, famen ju il)m, roie tftnmianu* erjagt, aud) tres imma-
nissimi reges ex his, qui misere victis apud Argentora-
. .

tum auxilia, baten um grieben unb fdjmoren, aU iljnen Qutian


einen jefjmnonatßdjen SBaffenftiüftanb bemifligte, nihil inquietum
acturos, sed foedera ad praestitutum usque diem . . cum mu-
nimento servaturos intacto 2. Unter biefen „Sönigen" Knnen
nid)t 23eftratp, ©erapio, UriuS, UrffcinuS, ©uomar, £ortar, 93abo*
mar, ober bie üftadifolger be£ ©unbomab unb ©jnobomar oerftanben
merben, benn biefe aüe Ratten perfön(id) bei Slrgentoratum gefodjten,
ebenf omenig ferner SBJacrian unb fmriobaub, benn gegen biefe jog
Julian, nacbbem immanissimi reges foedera erhalten
bie tres
Ratten. SDicfctbcn fönnennur reges ber Oft*3Hamannen, b. fj. mit anbern
SBorten ber Sentienfer unb Qutljungen, gemefen fein. £)ie foedera
atfo, toeld)e (entere 358 brauen, finb bie fo eben beforodjenen oon
357 unb bürften mirffufi bie 3u 0^BtigCett ber Qutljungen ju ben
Sttamannen betätigen.
SfounianuS, ber befte Senner ber Intern , meiß fotglic^ ntdjt*
oon einer ©etbftänbigteit ober aud| nur oon einer ©onberfteQung
ber 3»«t^ungen innerhalb be$ 2l(amannenftamme3 , fie finb il)m ein-
fach ein Streit ber tefetern, ganj mie bie Sentienfer unb ©ucino*
bauten, ntc^t mefjr, nid|t meniger.
©ein 3 cu 8 ni § &** ferner unterftüfet oon bem be« grjbif^of^ Sfat*
broftu« oon SKaUanb , ba$ um fo mistiger ift, at« berfelbe an ben

oon U)m gefdjilberten Vorgängen afe fatfertid)er ©efanbter betätigt


mar. ffiir erfahren oon ämbrofiuS, baß ber ©egenfaifer 2Ra$imu8
um 387 bie 3utl)ungen gegen »tyätien Ijefete, mogegen SJatentinian I.
1
Lib. XVII, cap. 6, 1.
1
Lib. XVII, cap. 1, 13.

XVL 16

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232

toibcr bicfettett bie $unnen unb Alanen herbeirief. Den 3ug ber
tunnen nun gegen bie 3utt>ungen
ÄmbroftuS mit ben betreibt
Sorten: Valentinianns puer Hannos atqae Alanos appropin-
qoantes Galliae per Alamanniae terras reflexit 33om Kriege
ber Hunnen mit ben 3utl)ungen enblid) fagt berfetbe mit tnljalt*
fetterer Äürje: (Hannas) proterebat Alamanniam 1.
SRad) biefen Angaben funbiger Autoren ßnnen toir ti>ol)l nidjt
meljr bejtoeifeln, ba§ bie ^utyungen lebigtid) eine ©auabtljeitung be$
alamannifdpn ©tarntne« toaren.
©o toenig man aber betoeifen fann, ba§ biefelben innerhalb be$
(entern eine ©onberftellung eingenommen Ijaben, ebenfomenig fann
man ferner bartfjun, ba§ fie je iljren tarnen mit bem fuebifdjen

fd)led)tl)in oertauft^t Ijaben. ©ie erföchten niemals als ©ueben, oiel*


meljr üon 270 bis ju üjrer lefetmatigen Nennung im 3fol)re 430 je*
bereit als 3>utl)ungen, toenn fie anberS nföt unter bem ©efammt*
tarnen ber SKamannen mitbegriffen merben. 3Son tljnen fann beSljalb
tein ©d)t»abenftamm ausgeben, ber ju ben SHamannen einen ©egenfafc
bilbete, öon iljnen fann beSljalb ber ©djroabenname nföt auf bie (entern
2
übergegangen fein , ©iefer ©afc mürbe fogar bann oolliföaltlfö
gelten, toenu unfere ganje bisherige Erörterung unrichtig tträre, benn
bie 3utl)ungett finb nidjt bie ©tammoäter ber fog.
©d)ti>aben.
ämbrofiuS leunt biefelben nod) in iljren ©ifcen nörblfö oon
SRljätien, aber faum jtoei 3aJ>rjef)nte foäter finb fie gen ffieften ab*

gebogen. Die Donaugermanen gegen ben 8tyein , it>r


35orftö§e ber
s
äbjug wfö ©allien 407, tooljin benfelben bte Surgunber 413 folgten,
lte§ aud) bie 2üamannen, burdj bereit 8anb jene 33ötferfött)ärme
Ratten jiefyen muffen, nföt unberührt; aud) fie fugten jum Steile
neue ffioljnfifce.
©irünger 4 glaubt, burd) ben Drud ber ©urgunber feien bie
SUamannen t>om untern Sttaine, too fie um 370—380 t>erfd)n>änben,
ins @fa§ unb, ba jene iljnen ftetig nadjrücften, nad) $e(oetien unb
s
üon Ijier aus aud) in baS Slögäu gehoben morben. Jfafö il)m mären
atfo bie 3Jiain*2ltamannen um bie fübtföern Steile il)reS SolfeS ge-
rabe I)erumgett>anbert, fo ba§, toaSoorbem füblfö gewohnt, nun jum
nörblföen Steile beS ©tamnteS getoorben märe. Der öfttföe ST^eit
enblfö, bie 3utl)ungen feien unberührt in iljrcn ©ifcen geblieben unb

Notitia dignitatum, ed. Böcking HI, 585.


1
8
überhaupt unglaublid), baß ein ©tamm einen ru^möollen
(58
ift

Kamen aufgibt unb öon einem anbern, ber fidj mit ifjm öerbinbet, beffen
tarnen annimmt 3n unferm Satte iß Med nod) um fo unwal)rfdjeinK<$er,
ol« biefer jwette ©tamm erft aud) nod) feinen alten Tanten Dörfer bertauföt
nnb einen anbem angenommen fjätte. SBo fänbe fidj ein Änalogon ju einem
fo nuge^enerli^en Vorgänge, ber atter 9>iamen«bUbung »iberfprid^t?
9 3a^n f ©ef(^. ber »urgnnbionen I r 309 ff.
4 Blemanmjdje ©prac^c rechte be« 9?^cin« @. 7.

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;

233

Ijfitten öon tiefen au* im Saufe be$ 5. 3a^rt>. audj ba$ anftoßenbe
Ratten $mifd|en 3ßer unb 8ed) in ©efifc genommen.
©iefe ftypotljefe bürfte iebodf) unhaltbar fein, benn ba| bie Sita«
mannen nad) 370 ben untern 3Äain öertaffen l)aben, lann nid|t be*
»iefen »erben, im ©egentfjeil, Strnotb * fjat gejeigt, ba§ bie SUamannen
nodf) im 5. 3fal)rl). tief uad| Sftaffau unb in bie äBetterau hinein
»o!jnten, unb ba% ber nörbüc^e fttüget berfetben j»ar »anberte, nic^t
aber in« @fa§, ba$ benachbarte ©ebiet am 9Kitte(r^ein
fonbern in
unb an ber ÜDJofet. ©arau«
folgt, bag bie fübtid)en 2Uamannen ba$
heutige alamannifc^e ©ebiet ber ©d)»eij unb be$ ©faffeä in ©efifc
genommen Ijaben. Da« erftgenannte ©ebiet befefcten bie Sentienf er
benn nur im alten 8anbe berfelben, am ©üboftabljange be$ ©djfoarj*
toatbeS, unb in ber beutfdjen ©c^toeij finben mir bie djarafteriftifdjen
Ortsnamen, bie t>on 8enj, 8inj, gebübet finb, nne $. ©. 8enjfirdf),
Senjburg, Obertinj, SKieberfinj, ßinjen, ßenjenijorben, Senjifon, Seng*
2
»eil , ©ie redjtärljeinifdjen 2llamannen ferner $aben ba$ gegenüber«
tiegenbe ©faß, nad) beffen ©efife fie fetjon fo fange geftrebt Ratten,
eingenommen; benn ba§ bie ©fäffer gleiten ©tute« mit ben ©rei$*
gauern unb Ortenauern finb, beioeift tyre ©pradje, btebi$ gur@tunbe
mit bem ©iatefte ber tefctem gufammen eine befonbere @d|attirung
be$ 8Mamaunifd)en barfteßt.
Ob bie fübtidjen Slfamannen aber bie ©djioeij unb ©fa§ nad)
getttöl)n(id)er 3lnfid)t 407 ober ettoa 413 in ©efifc genommen fjaben,
bleibt für unfere 3^** gleidjgiltig, feine$faß$ inbeffen toanberten fie
8
lote 3aljn »iß, Ijier erft um 472, ein. Sine eingeljenbe ©efare*
djung ber 2(nfid)t 3al)n$ toürbe inbeffen an biefer ©teile ju weit
führen. 3d) ermähne l)ier nur, ba§ bie toieberfjoften kämpfe ber
{Römer um bie SR^eingränje öon
mit ben granfen unb ©urgunbern
428 an gerabeju bereifen, baf? bie testete fdjon unter äetiuS Der*
toren mar. SDaffetbe bürfte aud) Dom atamannifdjen Oberrl)eine
gelten. 3letiu$ führte nämßd), mie befannt, 443 bie föefte ber©ur*
gunber au« bem ©ormägau in bie ©apaubia ab, eine 3J?a§reget, bie
natürlid) nid)t ju ©unften ber ©efiegten, fonbern im SSort^citc SRomS
öerftanben mar. Offenbar foflten bie ©urgunber bie ©ngänge in
ba8 tugbunenfifdje ©aflien unb bie <ßäffe au$ bem ©aßi* gen
Italien öor ben ©ermanen Ijüten. 8lu8 biefem ©runbe belamen fie
JBofyiftfce in ber ©apaubia. SGBärc nun 443 $efoetien unb ber
füb(id)e StfjeU öon Obergermanien nod) meftrömifd) getoefen, fo mare
nid)t abjufeljen, marum benn 2lettu$ bie ©urgunber nidjt tätigt be$
9?^eine^ ate ©eföüfeer ber SDiajima ©equanorum angefiebett fjätte,
es toäre bte$ um fo untjerftänbßt^er, ate Sletiu« ja forttoäljrenb
lämpfte, um ben alten ©eftanb be$ römif^en ©aßien^ »ieber^ergu*

1
1.c. 87. 161—176. 210 ff., tgL au(^ 3o^n I, 240.
2
©er Sinjgau Ijat mit ben Senttenfern fo wenig ju f^offen, wie Sinj in
Dberöfierreidj.
8
L c. I, 503 ff.

16*

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234

(fetten, unb ote bic 92ä^e ber SWamanncn eine ftarfe $ut am Ober*
rl)eine, um $ebetien oor beren einfallen ju fäüfcen, geforbert Ijattc.

©onad) bürfte gerabe bie 5Rieberlaffung ber ©urgunber an ber 8?l)one


betoeifen, ba§ 443 #efoetien oon ben 2lfamannen bereit« bauernb in
©efifc genommen mar, ein (£reigni§, ba$ nid)t erft in biefem 3af)re,
fonbern im engen 8lnfd)(uffe an bie Sßanberung ber Donaugermanen,
wenn nid)t 407, fo bod) 413, ftattgefunben fjaben toirb.
Dicfc ebengenannte Sßanberuug führte, um auf bie dut^ungen
jurüdjufomtnen, aud) biefe au« üjrem Oebiete an 9fl)fitien$ ©renje.
©ie Ratten am meiften unter aßen Sttamannen ©runb ju toaubern,
benn fie fa§en unmittelbar an ber ©onau, ber furchtbaren 33ötfer*
ftraße, fie Ratten ben £>unnenfd)re<fen, ber bie Oftgermanen bis nad)
Spanien oerfd)eud)te, 387, toie ba$ 2Bort be$ SlmbrofiuS 'Hunnus
,
proterebat Alamanniam befunbet, in fdnoerem ÜWagc fdjon ge*
foftet. ©ie folgten bejftalb bem SBötferjuge unb toanberten Don ber
Orenje 8?f)ätten$, ba« bainal* nod) römifd) blieb, tote toir batb fyören
»erben, nad) Sßeften. £)a bie gentienfer £efoetten, bie 9tyein*2lta*
mannen @fa§ befefcten, fo ttmrben bie Qutyungen über biefe iljre
©tammgenoffen IjiuauS Sanb Ijineingebrängt £>ier
in ba$ gattiföe
Ijören toir in ber SEljat gum legten iljren tarnen. UM
2letiuS befiegte befanntlid) 430 bie 3futt)ungen unb mit ifynen
ein 3Solf ÜKamenä Nori. allgemein nafym man bisher, geftüfet auf
©ibontuä SlpollinariS, an, ba§ ber ©djauplafc biefer friegerifdjen
ßreigniffe SKoricum unb ba$ jtoeite följätien (SBinbelicien) fei, benn
biefer 3)id)ter befingt feinen ©djtmegeroater 2tüitu$ in feinem Carmen
7 mit ben ©orten:
Nam post Juthungos et Norica bella, subacto
Victor Vindelico, Belgam, Burgundio quem trux
Presserat, absolvit (sc. Aetius) junctus tibi.
Dfjne gu prüfen, fyat man bemfelben auf« SQ3ort geglaubt, obtooljt
1
il)m, toie Naumann bartfyut , md)t einmal at$ fecunbäre Quelle
JBertl) beijutegen ift, £)a$ gilt ganj befonberS oon obiger Angabe.
Sluffaüenb f$on, ba§ ©iboniuS auf ben Qutljungenfrteg un*
ift e$
mittelbar bie ©etämpfung ber ©urgunber folgen lägt, benn gtoiföen
beiben ßreigniffen liegt nad) bem Haren ^eugniffe be$ 3fbatiu$ unb
ßaffioboru* ber ftelbjug be« 8letiu$ gegen bie ripuarifdjen granfett,
ferner nennt un$ feine anbere Quelle bie ©urgunber als Gebrüder
©etgienä, toofjt aber erteilten atö fotdje bie fatifdjen unb rtpuari*
fdjen Sranten. ©omit tyat ©iboniuä in obigen SSerfen bie l)iftorifd)e
breite Beriefet. 3ßa$ follen aber nun gar Norica bella unb Vinde-
licus subactus bebeuten? Sann iemanb ernfttidj glauben, bie 33in*
beücier, bie als fo(d)e fd)on feit Qatjrfyunberten nidjt mefjr ejiftirten,
unb bie Sftorifer feien 430 n, (Sfjr. gegen bie römifdje £>errfd)aft auf*
geftanben unb fjätten fi^ mit ben Qutljungen, mit ben ©ermanen
oerbünbet, beren Sfaubjüge fie imi 3a^r|unberte ^inbur^ fo oft er«

1
L c. H, 37-38*

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235

fcutbet Ratten? ©a« ift {Roman, nid)t ©efdjidjte; benn 430 toaren
SBinbeticier unb Sftorifer tängft fd)on romanifirt, (tingft fd&on gute
Patrioten be« {Römerreidj« getoorben. 9Wan tefe nur bie Vita Se-
verini, um fofort ;u erfennen, ba§ fetbft in Jenen entfe^Itc^en £agen
SRoriferunb {Rotier (SBinbeticier) fid) ntc^t at« eigenartige ©tätnme,
fonbero nur nod& at« {Römer füllten.
©iboniu« Ijat, fo büntt mid), einfadj ju @f)ren feinet gelben
Sfoitu« einen nid^t gerabe bebentenben gelbjug }u einem großen Kriege
aufgebfafen unb benfetben [oießeidjt,
»erführt burd& bie 5Ramen 3>n*
jungen unb SRoren, gutem ©tauben] au« ©aßien an bie ferne
in
©onau oerfefet. ©a§ ber 3MI)ungenfrieg nämlid) in ©aßien fpiette,
bürfte au$ bem ©eridjte be« Qbatiu« über benfetben Ijeroorgeljen,
Slflgemein anerfannt ift bie ^uoertäffigfeit blefe« gaflaeeifdjen
JBifdjof«, in unferm gafle aber fteigert ftd) nod) bie ©taubtoürbigteit
beffetben, toeit er toäljrenb ber ©reigniffe tum 430 einige $eit im
Säger be« 3fetiu« perfönlid) antoefenb mar, toeit er atfo $um Streif
Slugen^euge be« oon it)tn (Sraätjften ift.
9lad) 3featiu« jmang Sletiu« juerft bie ©otfjen, bie Belagerung
öon Slrte« auf$nf)ebeu. Unmittelbar barauf fd&tug berfetbe bie $\x»
jungen unb Sftoren, oljne ba§ er, toa« 3(batiu« faum oerfd&miegen
Ijätte, oorljer einen fo meiten 2ttarfd() t>on 2trte« bi« an bie ©onau
gemalt Ijätte. Sß« feine näd&ftfofgenbe £fjat gibt Sfoatiu« jum fot*
genben Satyt eine nochmalige Sefiegung ber 9?oren an, metdje ben
Ärieg erneuert tjatten. ©omit Ijat 3letiu« jtoifdjen ben beiben Sfto»
renfriegen nichts anbere« ooflfttljrt, biefelben muffen be«l)atb rafd) auf

einanber gefolgt fein, benn 2tetiu« fjatte in jenen 3al)ren niemal«


3eit, fid) einer tängern 3Jiuße Ijinjugeben. Unmittelbar nadj bem
fam Qbatiu« ju bemfetben, ber bamat« expedi-
gleiten 5Rorenfriege
tionem agebat in Galliis, unb fofort jog jefct 3letlu« gegen bie
{Ripuarier.
3Jejeid|nete Nori in Sßaljrljett bie ^roöinj 9ioricum, fjätte SCetiu«
bie ^utljungen in SSinbetiden gefdjfagen, obmoljt 3featiu« baoon auf*
fäßigermeife fliege, fo Ijätte berfetbe t>on Strich au« enttoeber burdb
Statten ober burdj $etoetien an bie ©onau jieljen muffen, £)urd&
#efoetien aber ift er fc^werttd^ gebogen, benn biefe«8anb mar 430
fdjon atamannifd), ein Sßarfd) burdj baffefbe wäre a(fo nur mögtidj
gemefen um ben <ßrei« eine« Kriege« mit ben bort eingemanberten
Sttamanuen, loa« Qbatiu«, menn ein fotdjer Srieg toirftid^ ftattge«
funben, faum loürbe. ©er Umtoeg über 3ta(ien aber
oerfcfytoeigen
naef) unb 9toricum, ber Slufent^att in biefen Sanben, ber
SSinbeticien
immer einige £eit er^eifc^te , toeil ja bie Floren gioeimaf geflogen
toerben muften, enbücf) bie {Rüdfe^r nad) ©aßien, ipetd^e au« ben»
fetben ©rünben tote ber ^inmarfc^ toieber über Italien geführt
|ätte : ba« aße« nimmt meljr 3*ü in änfpru^, at« Qbatiu« jmifdjen
bem ßntfafee oon Slrie« unb feiner Sfofunft bei Sletiu«, ben er nad)
feiner au«brüdE(i^en Slngabe in ©aßien fanb, geftatten »iß. 6«
brängt fi^ un« metmefjr ber @d&(u§ auf, ba§ Sletiu« bie 5Roren unb

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236

Sfuttyungen ntd)t in SSinbeticien , fonbcrtt in ©aflten, unb jtoar anf


bcm SBege t>on arte« in ba$ ©ebiet ber {Ripuarier befiegt Ijat.

©ie SRoren femer fönnen nidjt 9ioriter fein, benn biefe Reißen
au$nal)m$to$ Norici, niemals Nori, unb toon bem {Römer 3featiu$
barf nid)t oermutt)et toerben, ba§ er ben Tanten abenb(anbifd)er <ßro*
oiniiaten nid)t red)t gciougt !jabe. 3ubem tüiffen wir nid)t$ öon
einer ßintoanberung au« 5Roricum nad) ©attien im 5. -Safjrlj., Ijätte
aber bennodj eine foW)e ftattgefuftben, fo tträren bie ©nmanberer
pdjtenbe Romanen, nid)t geinbe be$ SRridjeS getoefen. Sie Nori
fönnen fonadj nur ©ermanen fein, bie mit ben 3»«tfjungen in
©attien eingebrungen finb, unb bie fid) auf Soften 9?om$ bort nieber*
getaffen tyaben.
SBtrflid) finbcn ttrir in ber greigraffdjaft, atfo auf bem Sßege
gttrifdjen unb bem rtyuarifd)en {Rheine, nod) im 8. 9. 10.
2lrte8
3fof)rl). einen germamfdjen ©tamm, 5Ramen« Warasci, Warasti 1 .
©iefe Seute mußten, ba§ üjre SJorbern am gfuffe Regnum, b. !j.
am oberpfäfjifdjen {Regen, gemoljnt Ratten, fie finb be$l)alb mit ben
fuebifäen Naristi, Narisci, jufammenjuftetten, benn biefe fafjen gerabe
in ber Dberpfatj unb Riegen fdjon in ältefter 3*ü wd) Waristi,
Warisci. 3$ möchte barum glauben, baß
Nori bie mit ben jene
2
3utl)ungen ba$ ©equanertanb gezogenen SRariften finb , um fo
in
meljr, ate SRamen, ttrie 5Rorbgau (Norigau), Nürnberg (Nuorim-
berg), Norinc, Noriher, Norigas u. f. m. bafür ju fyredjen fd)ri*
nen, bag neben ber 0orm Naristi eine fürjere Nari, Nori, aud) in
ber Dberpfatj im ©ebraudje tuar.
£)ie Qutljungen bagegen »erben ttrir unter Jenen SHamannen
fudjen bürfen, toetdje nad) ber toom Geographus Kavennas aufbe*
toasten fiunbe öorübergeljenb im 5. Stoljrf)- SangreS, 33efan$on,
SRancoi* le granb, äRanbeure befeffen tjaben, benn nod) im 8. 9. 10.
3fel)rl). fa§ untoeit ber SBaraften, füb(td) oon 33efan§on um ©atinS
ein ©tamm 5Ramen$ Scudingi, Scotingi. JBeadjten ttrir, baß in
jener 3^t {Romanen j f$on lange ate 3ifd)faut fyrad)en, fo Ijaben
bie
ttrir in biefen bisher unerftärticfyen Scudingi genau unfere 3utf)ungen

tt)ieber. 35er 5Rame Ijat fogar ba& altertümliche ung in bat jün*
gere ing unb, tt)a$ nodj auffattenber ift, ba$ th nad) bem ©efefce
ber Sautoerfdjiebung in d oerf^oben.
£)ie 3«^ungen finb SHamannen, unb oon btn Scudingi fönnen

1
3*uß 584—585. töod) 1022 wirb ber comitatns Guaraschensis
genannt, $tbber, @d)weiä. Urfunbenregifier, J, 322.
f.
9
2)iefe Warasti jtnb nidjt 9£ad)Iomtnen ber nm 180 im töeidje ange»
flebetten 3000 Triften, wie 3euß will, benn biefe waren 430 tängfl romani*
firt. 303ir wiffen nämlid), baß nod) biel foäter 2Rarfomannen, (Earpen w. auf
rStnifdjen ©oben toerpffonjt würben, nie ^ören wir aber öon SWarlomannen,
dornen olö 53cwo^nem be« Sftei^eß, einfach weil fte ni^t me^r als ©tamm
:c.

e^ifHrten , fonbem unter ben Montanen aufgegangen waren. S)er Seifet —


öon N unb W
flnbet P^ au$ fonft, tdj erinnere nnr an ba§ befannte !Reufta>
SBeflerlaitb.

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237

toir ebenfalls nadjtoeifen , baß fte atamanmfäen ©tamme* toaren,


eine ©teidjung, toetdje ooßenbS bartfjun bürfte.
bie Qbentitöt beiber
©regor oon 5tour$ * erjä^It nämfid) oon ben Zeitigen tfupicinu*
unb 9tomanu$, baß fie (um 450) jtoei Äföfter inter illa Jurensis
deserti secreta, quae inter Burgundiam Alamanniamque sita
Aventicae adjacent civitati, geftiftet §aben. ©iefe ftföfter ftnb,
tote befannt, Condatisco unb Lauconna (tjeute ©t. (Staube unb ©t.
Supicin) im franjöftfdjen 3ura toeftlidj oon ©alinä. ©arüber ober,
toa« unter ©regor* Alamannia an biefer ©teile ju oerftetjen fei,
2
ift biäljer unter ben gorfdjern nodj leine Sinigfeit erjiett , obtootyt
bie ©adje einfad) (iegen bürfte. ©regor gibt Ijier ben 3ura at$
©renje jtoifdjen öurgunbien unb SHamannicn an, tefctere« tann aber
nid)t bfttid^ biefeä ©ebirgeä gefugt »erben, benn ba$ ift nunmehr
feftgefteßt, baß bie SBaabt, 2loenticum unb atte$ 8anb tinfS ber aar
bis ©ototljurn Ijinab nie alamannif i) , fonbern ftet$, feitbem bie
öurgunber ftd) in ber Maxima Sequanorum niebergelaffen Ijaben,
burgunbifd) toar. £>a ferner {ene"©teße bie ©renje in bit SRälje oon
@t. Staube lann aud) nid&t angenommen »erben, bog ettoa
oertegt,
ber nörblid&e 3ura jtoifdjen SBafet unb ©ototfjurn oon ©regor at$
8
bie betreffenbe ©renje gemeint fei; toir muffen oietmeljr mitSBinbing
annehmen, baß jene* SKamannien toefttid) oom 3totu unb jtoar bei
@t. Staube, gelegen fei, toäljrenb bie Oftfeite be$ ©ebirgeä ben©ur*
gunbern jugejjörte. 8ttfo toefttidj oom 3tow im ©üben ber gret*
graffdjaft (ag eine Alamannia, unb genau in berfetben ©egenb
laufen brei Qatjrljunberte fpöter bie Scudingi, beren 5Wame mit bem
ber 3utf)ungen eine« ift ; f ofgf id), glaube \ti), bürfen toir oljne ©prung
fdjfießen, baß ba« ©ebiet ber Scudingi jene Alamannia ©regor«,
baß bie Scudingi atamannifd)en ©tammeS toaren.
Unterftüfct toirb biefer ©djtuß burd) bie Angabe ber Vita s.
Eugendi 4 , baß bie SWönc&e oon ©t. Staube (Condatisco) diros
metnnnt ac vicinos Alamannorum ineursus; benn bie ©ige
biefer atamannifdjen 5Wa#arn toerben auäbrütffid) oon bem SSerfaffer
fofort näljer beftimmt, ba berfetbe mefbet, biefer SHamanneneinfäffe
toegen Ijabe ßonbat ba« ffodjfatj tieber oom ttjrrljenlfcljen SWeere, at$
oon ©atin« (de vicinis Heriensium locis) belogen. $ier erfahren
toir atfo , baß biefe Sftamannen um ©atin« toofynten , ein Ort , ber

fpäter at« bie §auptftabt be« feubingifc^en ©ebiete« erfdjeint.

1
2)ie ^Belege für ba« gofgenbe flnb jufomtnengcftcttt Bei 3al)n, 1. c. II,
384-389. e. aud) Bolland., Febr. in, 746 ff.
8
Unmögtid) bürfte bie neuere ©eutung, bie 3aljn$,
fein, welker an»
nehmen mödjte, ba baß Sfoenticum nie afomannifd) toar r
er felbfl nadjtr-eist,
baß Hier einfadj irrig bie @d)tt>eij a potiori SHamannien Benannt unb ba«
tranSinramfdje 93urgnnbien in biefem mit begriffen ttmrbe (II, 389).
3
©efdjidjte be« burgunbifdj-roman. Königreiche« I, 104.
4
@ottte biefe Vita and) nrirflidj eine gälfdpng fein, toit 3a^n Witt, fo
ifl bamtt i^re ©rau^barfeit in geograjrfjifdjen fingen feinestoeg« in Kbrebe
geflettt.

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238

un$ nod) ©regor öon £our$, bag 9tomamt$ uitb


Snblid) melbet
SupicinuS nad) ©rünbung toon 6onbat unb ßauconna nod) ein
ber
britte* Stofter infra Alamanniae terminos geftiftet Ijaben. £)iefe$
Softer fann nid)t ienfeit« ber Slar ober nörblid) öon @olotl)um int
eigentlichen Sllamannenlanbe gefudjt »erben, ebenfotnenig in {Romain*
moutier ober in ber ©alma bei Drbe ober in ber 2lbtei am 3>oupfee,
benn alle btcfc Softer liegen in Surgunbien unb finb gubem erft
fpäter gegrünbet morben, g. SS. bie lefctgenannte äbtei gar erfi 1126.
SDBir muffen jene* Slofter öiefmef)r, ba e$nad) ©regorä weiterer
Srgäfjtuug in einer Sßilbnig lag, mefttid) Don (Sonbat fudjen, beim
nur auf ben oben 3ura pagt festere angäbe : biefe$ Slofter lag bem*
nad) in jener Alamannia, bie, ttue tonr gefetjen, mit bem 8anbe ber
Scudingi gufammenfäßt l .

S$ bürfte fomit leinem Bmeifet unterliegen, bag bie Sutfjungen


407 ober 413 nad) ©atlien in ba$ 8anb ber ©equaner auSgetnan*
bert unb l)ter 430 oon 8letm$ gefd)lagen morben finb. ©ir miffen,
bag äetiuS bie ©ieber^erfteßung ber alten 5Reid)$grengen begtnedte
unb be$l)atb bie eingebruugenen Barbaren niebergutoerfen ober gar gu
öernid)ten ftrebte. 2ßic bie SBurgunber, fo fdjeint 3letiu$ aud) bie
3uÜ)ungen grögtentl)eit$ ausgerottet gu fyaben, benn ^Jrofper SEiro
metbet ben£ug beffefben gegen lefetere mit ben ominöfen ©orten an:
Aetius Jhutungorum gentem delere intendit, unb ber Umftanb,
bag nur bieSRoren, nid)t bie 3>utl)ungen einen gleiten ftelbgug niftljig
matten, bürfte »o^t bafür fpredjen, bag bie ledern fd)on bei bem
erften Singriffe be$ 2letiu$ ba$ 8oo$ ber ©urgunber ereilt l)at. 3$
möchte annehmen, bag in Sfolge ber totalen 5Rieberlage biefer 3Ha*
mannen ©efan§on, ?angre« u. f. m. Nieber an ba& SReid) gurüd«
fielen, unb bog bie SRefte ber ©eftegten Dom ©ieger in bie oben 3ura*
berge öon ©atinä üerpflangt mürben, in benen nod) nad) 6 3al)r*
l)unberten tfjre 9iad)fommen, bie Scudingi, ernannt »erben. SRing$
umgeben öon {Romanen, öon iljren ©tammgenoffen burd) bie roma«
nifirten ©urgunber abgetrennt, fonnten aber biefe 3utf)ungenrefte ifftt
Nationalität nic^t retten, fie giengen früljgeüig ebenfalls unter ben
{Romanen auf.
2) ffienn bie fog. 3l(amannen unb bie fog. @d)maben alfo toirf»
lid) öon £au$ au« öerfdjieben finb, fo muffen bie lefetern öon einem

©uebenftamme ausgeben, ber im Saufe be$ 5. Qaljr!). in bie Der*


laffenen 3utf)ungenfifce ein jog , unb ber fid) mit ben Silamannen fo
üotlftänbig öerbanb, bog fein SRame ben ber lefctem nad) unb nad)
gängtid) oerbrängte. greiüd) mefbet fein @d)riftfteüer be$ 5. ßfaljrt).

oon einem berartigen Sfafdjfuffe ©uebenftammeä an bie 211a*


eine«
mannen; bie 33ertl)eibiger ber ftypottjefe, bag Sllamannen unb Sueben

1
$gt. ©efyle, ©djtoetj. Äirdjengefdj. I, 148; Sfojeiger für fdjtoeij. @efdj.,
neue 0olge I, 3; 3afjn, 1. c. unb bie §ter genannte umfangreiAe Sttteratur.
Hxtotijntnsmxtf) ijl oneft, bag an ber »orbojlgrenje be* fcubtngij^cn Gebiete«
1
ein Drt mit bem auffattenben tarnen 'les Allemands liegt.

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239

ffommtjerfdjtebeit finb, toerben fid& aber trofebem barauf berufen, bag


*ßrocopto$ unb $orbani$ einen folgen Untertrieb auSbrttdftid) Ijerüor*
Ijeben. frören tote atfo biefe beiben Tutoren.
©er erftgenannte fagt toiröid) 1 Sovelßot %a vnlq QoQlyycov :

xal 'Mctpawol, %ts%vQa Sd-vy. Slßein biefe ©teile fprutyt feine$tt>eg$


für eine @ibgen off enfc^af t biefer ©tämme, jeugt im ©egentfjett gegen
eine fotdje, benn 'procopio* fteflt biefetben ja Kar a($ jmet fclbftäit*
bige, nid)t berbunbene ©anje l)in. ©eine lovdßo* fönnen be$l)atb
2
md)t atamannifdje ©traben fein, fonbern finb, mie Quifcmann
nad)toei$t, bie 20jnen ber JBaJtöoaren; ob aber fpeciett biefetben bie
ttannianifdjen ©ueben ober bie 2Karfomannen finb, (äffe icf) unent*
Rieben.
3ßa$ fobann 3orbaniS betrifft, fo erjagt berfefbe 8 : Theode-
mir, Gothorum rex . . . emensoque Danubio Suavis impro-
.

viso a tergo apparuit. Nam regio illa Suavorum ab Oriente Ba-


joarioß habet ab oeeidente Francos a meridie Burgundiones, a sep-
, ,

tentrione Thuringos. Quibus Suavis tunc juneti aderant etiam


Alemanni ipsique Alpes ereetas omnino regentes . . . Hie
ergo taliterque munito loco Theodemir rex hiemis tempore
Gothorum duetavit exercitum et tarn Suavorum gentem quam
etiam Alemannorum, utrasque ad invicem foederatas, devicit,
vastavitet paene subegit'. SSon biefer ©teile aber fdjeint ber
©aft 'nam regio illa etc.' ein fpätere« @infd)iebfet eine* (Sopiften
ju fein, toetdjer leine anbern ©(tyroaben mef)r fannte, ate bie in Sita*
mannten. 3?orbani$ fagt nämUd) gteid) barauf, ba mal« (tunc)
feien bei ben ©naoen audj 3l(amannen at$ ©unbeägenoffen gemefen,
er roetg folglich l)ier nichts Don einer bteibenben <§ibgenoffenfd)aft bei«
ber ©tämme, fonbern uuterfdjeibet biefetben untmbertegtid). ßonfequent
mug 3orbantö aud) annehmen, bag Ujre äßotjnfifce öerf Rieben feien,
trofcbem toürbe er aber in jenem ©afte ben ©uaoen genau ba$ 8anb
4
ber Sltamannen , unb jtoar in feinem öoflfteu Umfange, af$ ©einet
jutoeifen, erwäre atfo fo öergegtidj, bag er bie beiben ©tämme nid)t
nur als eng öerbrübert, fonbern gerabeju at« ibentifd) tyinftettte unb
unmittelbar barauf einen ©afc nieberf triebe, in bem er beren ©etb*
ftänbigfeit ganj Kar anbeutete! ©ein ?eid)tfinn märe aber nod)
ärger, benn cap. 55 wrfefete er bie ©ua&en in ba$ Sltamannentanb,
toätjrenb er im cap. 54 benfefben voieber eine ganj anbere £eimatl)
augenriefen §ier metbet nämüd) 3ovbam$, bag bie ©uaoen auf
!jat.

bie $itfe ber ©armaten polten, bag fie bie ©etyrenrefte gu fidj ein*
tuben, bag fie öon ben SRugiern im heutigen Sftieberöfterreidj unb Don
ben ©epiben in ©iebenbürgen fntfe erretten, bag fie enbtidj am
gtuffe ®)pd in ^ßannonieu lagerten ; fyier öerfefet er alfo bie ©naoen

1
Bell. Gotfa. lib. I, 12.
8 »aiern« 92
«eitefte ©efc^t^te ff.
8
Cap. 55.
4
3orbam« fennt biefe« redjt ttoljl, benn cap. 12 lägt er bie 3)ouau in
Alamannici8 arvis entformgen.

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240

ttadj Ungarn, ibentificirt fic mit ben toannianifdjen ©ueben. ©n


berartiger Sßiberfprud) ift ntd)t mögfid), eine ber beiben Angaben be«
3(orbani« über bie ©uabenfifce muß eingetrieben fein, wnb gwar ift
e« bie im cap. 55, benn wäre bie 93erfefcung ber ©uaben nad) Un*
gam ba« gange cap. 54, unb Wäre aufjerbem ber
interpotirt, fo fiele
im fotgenben gefd)itberte gefbgug ber ©otljen rein unoerftänbtid).
Sönig Shjeobemir erwartete nämlid) ben SBinter unb ba« 3ugefrieren
ber S)onau, Übertritte bann biefdbe unb überfiele $1 öfctid) bie ©uaben,
unb at« gureidjenben ®runb für biefe abfonberlidje Strategie gäbe
Qorbani« an: „benn ba« 8anb ber ©ua&en wirb t>on ben ©aiern,
ftranfen, Springern, Shirgunbern begrengt". 3ene« erwarten be«
SBinter« Ijat nur ©inn, wenn Jljeobemir t>on ^annonien au« nidjt
bie weit entlegenen ©djwaben an bem ÜDonauurfprunge , oon benen
üjn bie oeröbeten ^ßroüinjen 5Roricum unbtöljätien Rieben, überfallen
wollte, fonbern wenn er e« auf feine unmittelbaren 9tod)barn, bie
öanniamfdjen ©ueben an ber SBaag, abgefeljen Ijatte.
3to« biefen innern ©rünben Ijatte id) ben ©afe 'nam regio illa'
etc. für ein ungehörige« ©nfdjiebfet. Unterftüfet wirb biefe annähme
nod), wie mir fdjeint, burd) bie Sonftruction, benn burd) jenen @a£
Wirb ber Anfang be« folgenben 'quibus Suavis' fdjfeppenb, fowic
aber berfetbe au«gemergt wirb, fdjfieft fid) ber teuere auf ba« f^önfte
an bie frühere ^ßeriobe an. 9Wan Ijöre fetbft: emensoque Danubio
Suavis improviso a tergo apparuit, quibus Suavis tunc juneti
aderant etiam Aleraanni.
Qorbani« weiß a(fo t>on einer fd)Wäbifd)*atamannifdjen ©bge*
noffenfdjaft nid)t«; er erjagt febigtid), ba§ bie £)onau*@ueben, welche
öon ben ©ortjen gefdjlagen worben waren, fidj gegen einen erneuten
Angriff berfetben rüfteten, unb ba% jefet (tunc) aud) Sttamannen Hjnen
gu griffe jogen. Qorbam« meint gwar weiterhin, ba§ S^eobemir bie
ad mvicem foederatas gentes ber ©uaben utfb Sttamannen devi-
cit, vastavit et paene subegit, allein er nimmt l)ier ben fDhinb

etwa« gu t>oH, benn Weber bie ©ueben an ber ©aag, nod) ba« ala*
mannifdje SSolf würben oon STljeobemir „oößig befiegt unb beinahe
unterworfen", ba beibe turge £eit nad) biefer 9?ieber(age mit unge*
brodjenen Gräften wieber auftreten. Qetfyrfb waren bie Slfamannen,
we(d)e ben toannianifd&en ©ueben gugogen, nidjt ber gefammte ©tamm
[bem wäre ber Sßeg Dom SRljeine bi« an bie ffiaag benn bod) gu weit ge*
wefen], fonbern (ebigtid) eingehe ©efolgfdjaften, wie fic im 5. 3al)r!j.
taut ber Vita Severini wieberljott 9?1^ätien unb 9?oricum plünbernb
bnrdtftreiften \
3) gür bie ©djwaben taffen ftd) alfo im ©egenfafee gu ben
SKamannen feine befonberen ©efien wir
fuebifdjen Sinnen nadjweifen.
nun, nadjbem wir biefe« negatioe SRefultat gewonnen l)aben, wer toon
ben 3llamannen benn ba« fd^wöbifc^e 8anb am ?ed) unb an ber Qßer
beoötfert fyobt.

1
S3gt. Outfemann, a. a. D. 57 ff.

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241

#i« ttad) 496 blieb aud) 9tt)ätia fccunba römifd&, erft am gnbe
be« 5. Saljrlj. gogen in biefe ^Jroütnj mit ©rtaubniß be« £)ftgotl)en
SEljeoborid) bie SHamannen ein. gür biefe Se^auptung l)abe td), toie
1
td) f)offe, an einem anbern Orte ben SBetoei« erbracht »

33i« baljin war ba« 3^1 ta 2TC amannen nid)t ber Often, f onbern
ber Sßeften. SBie toir bereit« vernommen fjaben, liegen fie fidj im
Anfang be« 5. 3al)rf). in §efoetien unb in bem ©faß nteber. 2lt«

ferner ber SWittefrljein burdj bie 93erpflanjitng ber JBurgunber frei


2
tourbe, SKamannen,
befefeten bie toie Sbnofb narf)tt)et«t , maffenljaft
toom ©faß unb öom Sßaine au« bie 9?l)eintanbe , ja fie brangen bi«
gen Äöln, 3ütid), Slawen, 9Waaftrid)t t>or. Um 450 faßen bemnad)
bie Sltamannen Don ben ©ebirgen $efoetien« an auf beiben ©eiten
be« SRIjeine« bi« tief in ba« SRipuarentanb hinein. Sine fo umfang*
reidje unb babei fo rafdj erfolgte 2tu«bel)nung mußte aber gugteid) ba«
alte Slfamannentanb jenfeit« be« ©djtoarjtoatbe« entoölfern. ffiir

Ijaben un«ba« ©ebiet an ber $)onau, too bie Qutfjitngen


be«!jatb
burd) feine ©ntoanberer erfefet würben, unb ebenfo ba« am üftedfar
in ber 2. §ätfte be« 5. 3ai)rl). minbeften« fjatbentoötfert öoquftetten.
SMefe SSeröbung aber bürfte ber toaljre ©runb fein, toeßljafb Unter*
rotten toäljrenb ber genannten ^ßeriobe trofc feiner Offenheit unb
©dnifclofigfeit &on ben Sttamannen nidjt befefet, f onbern nur ttrieber*

Ijott mit JRaubjügen Ijeimgefudjt nmrbe.


Sfu« bem ©efagten folgt öon fetbft, baß bie SBejtebter Unterrljä*
tien« feine SRadjbarn biefer <ßrooinj fein fonnten, fteit bie ©egenben
an ber $)onau unb am üWetfar {a fefbft menfdjenfeer toaren. @«
toaren aber aud) feine etfäfftfdjen unb fcfytoetjerifd&en SUamannen, benn
beren ©ebiet erfd&eint öor tt)ie nad) 496 tool)I befefet. S« toaren inet*
meljr 9?orb*3ltamannen, toefdje nad) ber Äataftroplje öon 496 i!jr

ganje« ?anb an bie granfen öerforen unb, um tljre perfönfidje 3xei*


$eit gu retten, ©tammfanbe am Sttedfor unb an ber
in bie öeröbeten
35onau unb, at« biefe iljre &cifjl n
jurüdtoanberten $ v fa ffen
fonnten, mit ©enefjmigung £l)eoborid)« aud) ba« rl)ätifd)e ©ebiet bi«
Wm
gum 8ed) beftebetten. 35iefe Annahme wirb enbti$ awä) burd) bett
Tanten be« SHpgane« beftötigt, benn toären bie TOgäuer, wie Sir*
tinger toifl, au« ber ©djtoeij gefommen, fo Ratten fie tljre neue fiei*
matt} fdjtoerttd) „Sltygau" benannt, ba fie fa ganj anbere« Sttpenfanb
gefeljen Ijatten, al« bie SSorberge biefe« ©aue«. Qenen tarnen ba-
gegen motten ipo^( Sttamannen f köpfen, bie au« flauerem Sanbe
einbogen, atfo bie 9?orb*2ltamannen, loet^e bi« ba^in nod) feine 2ltpen
gefe^en Ratten.
©inb aber bie fog. ©djroaben bie Wadtfommen ber 5Worb*9Ka*
mannen, fo finb bie erftern ipso facto *>on ben fog. SHamannen
Stoben« unb ber ©c^toeij nid)t öerfd)ieben , fonbern untt)iberieg(ic^)

1
2)ie afomannifdje Sfteberfoffmtg in ^ätia fccunba, in ber 3ettfdjrift
be« f)\ft. herein« tum ®$toabtn unb i»eubttrg, »b. II, 172— 186.
2
Sfaflebefongen 161 ff.

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242

Sine« Stamme*, (Sine« ©tute* mit benfetten. $ier iftmtn ber Ort,
für bie Sfbentität &eibcr pofitit>e öetoeife ju bringen.
11
4) ffitr toiffen, ba§ für „atamanne im SWittefalter am$
„Sdjtoabe" gefagt nmrbe, ja ba§ biefer 9tome Jenen jufefct öößig
berbrängte, toir Ijaben femer gefeljen, ba§ ber Sdjtoabenname nid)t
tion einem öerbrüberten Stamme auf bie 3Uamannen übergeben tonnte,
SBir muffen beSljatt, faß« fie mit ben Sdjtoaben toirftidj tbentifd)
finb, biefetten iljrem auftreten in ber ®efd)id)te aud) Sueben
feit

nennen Ijören, toir muffen ebenfo finben, ba§ audj ben fpätern ^aljr*
fymberten eine Untertreibung jmtfrfjen 2ßamannen unb Stäben
gänjtid) fremb toar.
3n ber 2tyrt hm&ten fdjon bie 9Wmer be$ 4. unb 5. 3tol)rlj,,

baß bie Sttamannen aud) Sueben fd)ledjtl)in genannt »erben burften.


Sfufoniu« j. 33. metbet bie 9?iebertage berfetben unter SSalentinian
mit ben Sorten: caede, fuga, flammis Stratos periiöse Suevos.
Grr lägt ferner bie Donau mediis Suevis entfprtngen, er nennt
enbtid) fein gefeierte* 3l(amannenmäbd>en öiffnta Sueva virguncula.
1
£)a* ift tängft befamit, ba« ift aber nidjt, toie ©irtinger glaubt,
ein fünftlidje* §eraufbefd)toören be* atten Suebennamens, benn too«
5er foflte afofoniu* wiffen, ba% biefer feit faft 400 3fef)ren am
Steine toerfdjoflene 5Wame gerabe auf bie Sttamannen paffe? Sttan
beadjte tooljl, 5tnfoniu$ fear nad) einanber ^ßräfeft Don Statten unb
©aßlen, toar Grrjieljer be* Äaifer« ©ratian, ber felbft mit ben Sita*
mannen fämpfte, er toar a(fo in ber ?age, au« befter Ouefle fid)
über biefe gefürdjteten ^Barbaren unterrichten gu fönneu. Snbtid>
lebte, toa$ nod) toidjtiger fdjeint, bei äufoniu« ate beftänbige ®e»
fäljrtin bie gefiebte Stfamannin öiffuta, bie il)m n>of)l aud) öon üjret
§eimatb unb itjretn SBoffe oorgeptaubert Ijat. äufoniu* mu§te be$*
Ijatt ba§ ben ätamannen ber Suebenname foecieQ gufomme,
toiffen,
tt)ir toerben fdpertid) irren, Nenn tt)ir feine Angaben mit föüdfbtidt
auf fein SBert)ältni§ ju ©iffufa ate 3eugniß bafür auffaffen, ba§ bie
ätamannen be$ 4. ^afyrlj. ftd| fetbft Sueben genannt
2
Ijaben .

2lud) SlmmianuS SßarceßinuS, ber betoäljrte Senner unfere*


Stamme«, nennt benfetten einmal Suebi. ßonftantiuS erfuhr, fo
metbet an biefer Steße KmmianuS, ba§ bie Sueben in Statten ein«
8
faflen . Stuf biefe Sunbe entfanbte ber Äaifer ben JBarbatio mit
einem $eere au$ Italien nad) Stouracum. §ier angelangt, fämpfte
biefer fteftljerr aber nid)t mit ben Sueben, ttne aud) toäljrenb feine«
SWarfdjeS au« Mafien il)m feine fofdje entgegen traten, StmmianuS
metbet öietmefjr bie aufgäbe be$ JBarbatio mit ben SBorten: cogi-
tatum est enim solliciteque praestruetum , ut saevientes ultra

1
3Hem. @$>rad)e re^t« bc« ^etti« 27.
8
@o fdjon ©catu« ^enattnd 1. c. 6.
3
Suebos Raetias ineursare, lib XVI, 10, 20; 11, 1. 2>icfe ©teile
beutet bereit« ©eotu« SR^enonu« 1. c. 51 ebenfo.

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*

241

solitumAlamanni vagantesque fusius multitudine geminata


nostrorum forcipis specie trasi in angustias caederentur.
3m 5. 3al)rl). ferner toeig ber ©icfyter ßtaubianuS, bag bie Sita*
mannen ©ueben feigen. @r (ägt j. 25. bte 8?oma ben Saifer
autf)

£onoriu$ anreben:
Ante pedes hamili Franco tristique Suevo
Perfruor et nostrum video, Germanice, Rhenum 2 .
3m 6. 3af)T§. reiben fitf) an ßtaubianuS ßaffioboruS unb
©regor öon £our$. (Srfterer, ber at$ SDiinifter £l)eoboritf($ , be$
©djirmljerrn ber SHamamten, ftdjerlidj mit lefctem amtlid) ju t^un
Ijatte, gebenft einer 'ineursio Suevorum' in Italien, bte er fpäter
mit ben SBorten 'Alamannorum nuper fugata surreptio' citirt 3 *

©regor 4 aber gebraust oon ben Sueben in ©aüaecien ben 2lu$*


brud: Suevi, id est Alamanni. SOiögen jene nun alamannifd)en
©tammeS fein ober nidjt, {ebenfalls beroeiät ber Huftbruc! ©regor$,
ba%man ju fetner £eit im granfenreidje redjt gut wußte, bie ©ueben
fd)(ed)tijm feien eben bie Sltamannen.
3lu$ bem 7. Qaljrl). Ijaben »ir eiu 3 eu 8 ni § öon befonberm
ffiertlje, »eil e$ auf ber SluSfage Don Scannern beruht, bie felbft in
9llamanniett geseilt Ratten. Slbt 3ona$ oonSobbio nämtid) erjagt,
5
ba§ ber 1)1. ßotumba bei Suggen (im (Sauton ©tfyoijj) vicinaena-
ciones Suevorum angetroffen Ijabe. üDamit ftimmt ber 3
e i t 9 eno ffe

biefeS 9lbt$, ber befannte Geographus Ravennas überein, benn ber*


felbe fagt gerabeju: patriae Suevorum, quae et Alamannorum
6
patria .

SSom
8. Qa^r^. an fließen bie Quellen jaljtreidjer. $ören totr
guerft ba$ 3eugni§ einer einf)eimifcfyen. Waä) ber alten Vita s. Galli
beteiligte ftd) an ber SBatjl be« Äonftanjer SifcfyofS 3>ol)anne$ ber
Sllamannen^ergog ßunjo cum prineipibus Suaevorum 7 . $Der San-
gobarbe Paulus $)iacomt$ ferner fagt: Suavia, hoc est Alaman-
norum patria, unb ttneber: Suavorum, hoc est Alamannorum
8
gens . £)ie älteften 9lnnafen biefeS 3>al)rl)unbert$ enblid) (äffen bie
erften Karolinger balb gegen bie Sllamannen, balb gegen bie@d)tt)aben
gießen, g. JB. bie Ann. s. Amandi ergäben gum 3fal)re 709:
Pippinus perrexit in Suavis contra Vilerio, toäljrenb baffetbe
(Sreignig bie Ann. breves s. Galli mit ben Sßorten: Pippinus
Alamanniam ingreditur, bte Ann. S. Col. Senon. mit bem Slu$*

1
b. %
ben beeren be« ©orBatio unb be« (Säfar« Suttanu«.
8
3n(gutrop. I, 394. 395. SBeflen be« 9tyem« lönnen unter ben ©ueben
Ijtet nur SUamannen oerflanben roerben.
8
Variar. lib. XII, 7. XII, 28.
*
Lib. I, 2.
6
Vita Columbae, cap. 53.
6
ed. $inber unb «Partfjei) 230,
7
Mon. Germ. SS. II, 13.
8
Hist. Langobard. H, 15; IH, 18.

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244

brück: Fipinus perrexit in Alamaniam contra Wilhariura


ducem, melbcn 1 .

äu$ tiefer boppelten ©encunung eine« unb beffetben SreigniffeS


in \>tn annolen erftört ftd) jinangtoS, toie ber gortfefeer Sftrebegar*
fcfyreiben fomtte: Carlus (ÜJiartcü) Rhenum fluvimn transiitAla-
mannosque et usque Danubium peraccessit,
Suavos lustrat,
illoque transmeato fines Bajoarenses oecupavit SSon ben U)m
öorliegenben Slnnaten fjatte üermuHjüd) bie eine ben Tanten Suavi,
eine jtoeite Alamanni, morauf ber ßontinuator beibe mit einanber
üerbaub, a($ ob tum jtoei ©tämmen unb (Sreigniffen bie Siebe toäre.
©pätcr aber fagt berfetoe toieber ganj richtig: Suavia, que nunc
2
Alamannia dicitur .

2lu$ bie fpäteren atonalen be$ 8. 3al)rlj. fennen feinen Unter*


fd)ieb jtoifdjen tynen reicht beSfyatb ba$
©cfytoaben unb SUamannen,
8anb ber lefctern melben j. SS. bie Ann. Lau-
bi$ jum &d). @o
resham. 787 : domnus rex Carlas venit per Alamanniam us-
que ad termino8 Paioariorum cum exercitu, ebenfo bie Ann.
Alamann. cont.: per Alamanniam in fines Pauguariorum, bie
Ann. Nazar. cont entließ in fines Alamannorum : et Beiwe-
riorum ad flumen, quod appellatur Lech 8.
3m 9. Qatjrf). toei§ toieber ©nljart, ba§ ber 8e^ Bajoarios
ab Alamannis Reibet. SDcrfclbc tagt ferner bie fäuferin £Ubegarb,
ein ©tieb ber olamannifc^en fterjogsfamitie, de gente Suavorum
4
obftammen . SSon berfelben Äaiferin toeifc ber Trierer ©jorbifd)of
SÖjegan: nobilissimi generis Suavorum puella, nomine Hildi-
garda, quae erat de cognatione Gotefredi, ducis Alamanno-
rum 5. £)ie Cont. prima Adonis ferner erjagt, bog ?ubti>ig ber
©eutfäe feinem ©ofjne Äarl III. Alemanniam et Curwalam gab,
6
g(eid> barauf aber nennt fie benfelbeu Sari rex Suayorum . 2lud)
ber Poeta Saxo ibentificirt SUamannen unb ©djtoaben, benn er be»
jeidjnet toieber ben 8ed) ate certus terminus inter Bajoarios nec-
7
non Alamannos .

SDttt biefen fremben 3eugniffen ftimmen bie SluSfagen ber Slfa*


mannen be$ 9. Qaljrl). 3- ©• Otfrieb non
fettft uöütg überein.
SBeiffenburg fenbet fein Soangelienbud) gen @t. ©atten in Suabo-
8
richi , Srmenridj Don Grttoangen aber fingt t>om ijt. ©aliud:
9
Misit filium Hibernia, reeepit patrem Suevia .

1
Mon. Germ. SS. I, 6. 8. 11. 22. 23. 64. 102. 8gl.<Stfißn I, 169.
* »ei Bouquet n, 454. 458.
3
Mon. Germ. SS. I, 33. 43. bgt. 64.
4
Mon. Germ. SS. II. 449. 453.
5
Mon. Germ. SS. II, 590.
6
Mon. Germ. SS. II, 325. (Sbenfo fagen bie Ann. s. Galli breviss.
877 ganj farj: Carolus Suevis imperat.
* Jaffe\ Biblioth. IV, 568.
8
©rwmt, ©efdj. b. beutf djeu ©prodje, P, 499.
9 Mon. Germ. SS. II, 33. $a* jjeugiiß SBalafrib ©ttaboß f. unten.

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246

©feidj beim beginne be$ fotßcnbctt 3aljt!)unbert$ begtüjfte Sßatb»


ram @t. ©ade« Submig, ba$ ftinb, mit ben Werfen:
in
Francia te Suevis, o rex, direxit alendis,
Jam pecuare taum pasce diu viduom K
©n anbetet 3Könd) oon @t. ©allen, #attmann, (agt in bet
2
Vita Wiboradae getabeju: Alamanni, qui et Suevi . 33altf)et
Dom 1)1. gtibolin, ba§ betfelbe bie {Reliquien be$ $i*
fetnet etjäljlt
lartuS in Alamanniae quondam insulam im 9?^eine (©ädfingen),
ibique Suevorum fidei se commendans, gebracht Ijabe 8 9iad) .

©etljatbS Vita Udalrici liegt 2tug$butg in provincia Alamanno-


rum, in toetcfyet natf) tym aud) bte 3Uet fliegt. Da$ SUamannen*
tanb bejeid)net ©et^atb in betfelben ©etytift aber aud) mit tota
regio Suevorum 4.
3fn Sottjtingen fetner fogt bie Vita Chrodegangi öon^ippin:

Benum solus transmeat, Sueviam transgreditur 5 üDie öe* .

Heiligung bet SUamannen an ber @cf)(ad)t bei SlugSbutg melbet ber


©adjfe äBibufinb mit ben äßotten: sextam et septimam (legio-
nem) construxerunt Suavi, quibus praefuitBurghardus 6 . 8iut»
ptanb öonßtemona enblid) nennt ben alamannifd>en §etjog öutfyatt
potentissimus prineeps in Suevia, ^ermann abet Suevorum dux,
unb bejeietynet ben an Äönig föubolf öonöutgunb abgetretenen 2^eil
8Uamannien$ al$ Suevorum provincie pars non minima 7 .
85on ben 3eugen & e $ !!• 3ö^t^. möge btt eljtmütbige #eti-
mann oon föeidjenau ootantteten. SSon $tinxiä) III. fäteibt bet«
felbe: in Alamanniam veniens in synodo Constantiensi ....
omnes praesentes Suevigenas . . . sibi invicem reconciliavit
$etimann berietet fetnet: Otto, dux Suevorum, obiit, et post
eum Counradus dux Alamanniae factus est, n:ib triebet: Otto-
nem de Suinvurt Suevis ducem constituit (rex) 8 . gtteljarbIV.
Don @t. ©allen weiß ebenfo: Sueviae prineipum assensu sta-
tuitur Alamannis dux primus Purchardus, gentis illius nobi-
lissimus. 2Son bemfelben §etjoge erjagt et aud) Purchardus dux :

Suevorum Sueviam quasi tyrannice urgens, öon ben fiammet-


boten abet: procurabant .... Sueviam autem Pertolt et Er-
chinger fratres, unb im 3ufammenl)ange bamit: Suevia nondum
in ducatum erat redueta. ©feljarb neunt fetnet §abemig Sue-
vorum dux vidua, ben in 3öintettf)ut begütetten ©ifctyof ßanbalolj
oon Sreüifo Suevus, hingegen rennet et Slugäbutg ju Alamannia.
ßnblid) fingt et ju g^ten be$ 2lbt$ Otfjmat oon ©t. ©allen:

1
SWUrtjett. b. antiquor. ©ejeflfdjaft in 3ttri$ XII, 220.
8
Mon. Genn. SS. IV, 452.
8
9Hone, ©ab. Oueflen I, 5. 11.
4
Mon. Germ. SS. IV, 387. 399. 400.
5
Mon. Germ. SS. X, 556.
e
Mon. Germ. SS. IU, 458.
7
Mon. Germ. SS. III, 291. 322. 330.
8
Mon. Germ. SS. VII, 109. 117. 121. 124. 127.

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r

246

Hie flos virtutis Suaevis invernat acutis,


Exaudiat magna rosa sie rutilans Alamannos 1
.

£>er gortfefcer casus betitelt SJKarftoart bon


ber etteljarbifd)en
öregenj, einen ©proffen ber atamamüfd)en SSoIf^erjoge, nobilissi-
mus Suevorum 2. £>er Äonftaujer ©ernotb ferner erjagt : prineipes
Alemanniae .... Berthaldum ducem totius Sueviae consti-
tuerunt, toätyrenb er ett»a$ früher biefetben ©rogen prineipes Sue-
vorum nennt 8 .
2lud} in fannte man im 11. 3al)rf). feinen ©egenfafe
©aiern
jttrifdjen unb ©d)maben.
Sttamannen @o tyeifjt ©ifdjof SMfgang
Don 9tegen$burg beiOttytot) natione Suevigena, beiSlrnolb natione
Alamannus. gelterer fefct a\ui) ba$ Softer Sinfiebefa nad) Suevia 4.
$u gleicher $eit gebrauten in granfen bie Ann. s. Albani
Alamanni unb Suevi at$ gleichwertige ©tynontyma 5 ßffefyarb öott .

äßürjburg nennt ben ©egenfönig SRubotf indigena Sueviae, aber


6
aud) dux Alamannorum . £>enfetben Surften tyei&t Lambert öoti
7
$er$fetb dux Suevorum . 3l($ ©Ijnonljma gebrauten bie SRamen
Suevi unb Alamanni am 9tieberrf)eine bie Ann. Brunwilar., bie
Fundatio Brunwilar. aber rebet oon einem Suevorum ducatus 8.
2lbalbotb öon Utrecht ferner toeifi, bafj StugSburg in confinio Bava-
9
riae et Alamanniae gefegen ift . 3»n ©adjfen nennen bie Ann.
10
Quedlinburg, unb Hildesheim, unfern Stamm auGfdjliefjttd) Suevi .

SBtpo enbtid) rennet einerfeit« 3üridj ju Suevia unb nennt SBetf


comes in Suevia, anberfeit* aber jaljtt er ben ©ctytoarjmatb unb
11
9lug$burg ju älamannien .

Sßir wollen inbeffen nit^t t>erfZweigen, ba% im 11. 3aljrl). toe*


nigftenS ein 3eugni§ f ür eincn ®eflenfa| jwifc^en SUamannen unb
©djtoaben biefleid)t angeführt »erben fann. $mgo tum gfoöignty
fprid)t nämtid) Don Suevia et Alemannia , mobei e$ frei(irf) nid)t
12
fid>er ift, ob er unter (euerem nid)t am Snbe $)eutfd)tanb meint ;

aber fe(bft wenn £>ugo f)ier ttnrHidj unter Alemannia ba$ ©ebiet
be$ ©tammeS meint, fo jeigt boef) ber Umftanb, ba§ nur ein ferne

1
Mon. Germ. SS. II, 56. 82. 83. 87. 104. 122. (SBenfatt« juxten
M Dtmar1)1. im fang fdjon
dignum sanetnm canat Othmarum
10. Satjrlj. eine Sftyeinauer ©equenj: Laude
Suevia mater (Hnjetger für fdjroeij.
©efö. IV , 296).
* Mon. Germ. SS. II, 157.
8 Germ.
Mon. SS. VII, 454.
* Mon. Germ. SS. IV, 527. 556.
8 Mon. Germ. SS. II,239. 242. 244. 245.
* Mon. Germ. SS. VI, 202. 203.
7 Mon. Germ. SS. IX, 199. 226.
8 Germ. I, 100; XI, 404.
Mon. SS.
9 Mon. Germ. SS. IV, 685. 691.
10 Germ.
Mon. SS. III, 78. 104. 105.
» Mon. Germ. SS. XI, 263. 266. 267. 269.
18 *Räl)ere« über berartige »etbinbung beiber Hamen f.®. ©aifc, $eutf$e
SerfaffrotfiSfiefö. V, 165, Slmn. 3.

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247

»oJjnenbet Wommte fotcf)e angaben mad)t, jtoeifeöo«, baf iljr lein


Sßcrtl) jufömmt.
SWcbcn ben 3 eu 9™ffen ber @^rtftficöer flehen un$ aud) urfunb*
ftdje aus bem 11. Qaf)t\). ju ©ebote, j. ©. £>einric§ IL rennet ben
«reiSgau 1018 ju Suevia. gbenberfetbe toerfefete 1005 ba« Sfofter
öofyentttnet nad) @tein in istis Alemannie partibus juxta ripam
Kheni . . precipue Augiensi abbate Warinherio et duce He-
.

rimanno adnitente aliisque Suevie principibus \ 3Bäf)renb enb*


lid) in frühem 3^iten bie atamannifd)en £>erjoge in officietter ©pradje

nur feiten duces Suevorum ober Suevie genannt »erben, fo fommt


bom 11. 3<ü)v\). an biefer XitA immer metyr in Slnmenbung unb
Derbrängt bis jutn ©bluffe be$ 3af)rf). ben ättern faft gänjti&
£>ören wir enbtidj nodj Stimmen be$ 12. unb 13. 3>al)rl). Dem
SBerfaffer ber casus Petrishus. liegt S^euringeu bei griebrid)$f)afen
n terra Suevorum, aber aud) toieber in Alamannia. SSon ber
^jtad)t bei £>öd)ftäbt 1081 »ei§ berfetbe ju erjagen : Herimannus
cum exercitu Suevorum supervenit eosque [ducemSuevo-
Fridericum et Counonem, palatinum de Fohiburch] in
qui vocatur Hoste, comprehendit. Inito autem bello
. . . unus ex parte Alamannorum clamasse fertur
magna vociferatione : 'Eia, inquiens, Suevi, fortiter pugnate'.
SWan beachte mof)(, baß im 2lffefte, ber ba« Sßaljre, SRatürtidje l)er*
üorfeljrt,ein 2Uamaune feine 8anb$teute nid)t at$ SUamannen, fon*
bem ©djmaben anrebet! ©erfetbe 2lutor nennt enblid) 2Bctff
at$
SRubotf uon 9W)emfetben unb ©ertotb öon Beringen duces Sue-
vorum unb melbet Dom Oheime be$ S3ifd)of$ ©eb^arb öon Sonftanj,
2
berfetbe fei lein Suevigena gemefen .

©ertolb öon 3roiefatten f°9* öon £>ftnridj IV.: ex Suevis


sibi repugnantibus . . . Alemanniam vastaturus . . . intravit,
»ä^renb bieAnn. Zwifalt. bie ge^be ber ©regenjer mit ben Sird)*
bergern bellum Suevorum nennen 8 . Stuf SSeranlaffung be$ (Srj*
bifc^ofö SRainalb mm ßöfn befang ber SreiSgauer Saaten 2Battj)er bie

©arbaroffa* in Italien. $n biefem ©ebidjte rebet er feine £>eimatl) an


Vale dulcis patria, suavis Suevorum Suevia 4.
3n feiner Imago mundi fagt $onoriu$ ton Sluguftobunum,
toorunter SBattenbad) nid)t 2lutun, fonbern unfer 2lug$burg öermu*
tljet, öom ©djmabentanbe: regio Suevia a Suevo monte dicta,
bec et Alemannia ab Alamanno lacu appellata, hec et Betia
5
dicta, in hac Danubius nascitur . 3ml3.3a^r|. enbfid) f)aben
bie Ann. Marchthal. 6 nocf) abmectyfefnb Suevia unb Alamannia,

1 UrhrobenBud) I r 241. 253.


Sötrt.
* Mon. Germ. SS. XX, 646. 647. 628. 634. 668.
• Mon. Germ. SS. X, 55. 71. 111.
4
(Spalten ftnb Sßolt^er« ©ebidjte in einem um 1172 im ftfofier ©djaff-
Baufen aefdiriebenen fcobe*. 6. Saupt« 3eitj«rift r 293. 297. V
» Mon. Germ. SS. X, 132. «Battenbadj, 3. SfofL II , 182.
6
greiburger 2>iöc. »rd)to IV , 157. 158.

XVI. 17

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2*8

bagegen ©iirfljart üon ©iberad) unb Sonrab Don 8id)tenau im Chro-


nicon * Urspergense nur Suevia als ©ejeiti&nung für ba$ ataman*
nifd)e 8anb.
3ft granfen lägt (Sbbo bcn ©ifdjof Otto Don ©amberg ex pro-
vincia Alamannorum, §erborb aber ex Suevia, bcr monachus
Prüflingensis enblid) ex religiosa et nobili Suevorum prosapia
2
abftammen . 9Kertoürbig ift eine Singabc bcr Ann. CoL maximi
jum Sofyxt 1198. £)a$©fafj ftanb nämlidj batnalä fdjon in einem
genriffen©egenfafce jum übrigen Sllamannien. ©anj altertümlich
Hingt befftalb bie Söttttf)eilung Jener Slnnalen : episcopus Argentine
et comes de Dasburg Suevo omnia sua devastant eique in
tota Suevia euneta diripiunt usque ad urbem imperialem,
que Haginove dicitur 8 ©er £)efterreid)er 2ln$bert fpridjt tton
.

Suevis seu Alamannis 4 £)ie in 2lbmont gefdjriebenen Segenben


.

©ebfyarb unb £l)iemo ferner rennen bie


ber ©aljburger (5rjbifd)öfe
Slöfter @t.©eorgen im ©djtoarjfoatb unb ©djafföaufen ju Suevia 6 .
$aut üon ©ernrieb fagt in feiner Vita ©regorS VII.: in confinio
Noricorum et Alamannorum, quae Lycus fluvius disterminat.
Otto tum Srctfing enbtidj neunt $Mä) nobilissimum Sueviae op-
pidum, aber aud) Alemanniae oppidum, itjm ift f>erjog f>einridj
Don ©adjfen natione Alemannus ex antiqua et nobilissima Gwel-
forum familia originem trahens. $u Ctto* Reiten war übrigens
bie mißbräuchliche 2lntoenbung be$ 2llamannennamen$ auf ©efammt*
beutfötanb fd)on ganj geroitynlid), n?a$ tyn ju fotgenber, l)öd)ft n>id^>
tiger Definition fene$ tarnen* Derantaßte: (a Lemanno fluvio)
tota illa provinciaAlemannia vocatur. Quare quidam totam
Teutonicam terram Alemanniam dietam putant omnesque Teu-
tonicos Alemannos vocare solent, cum illa tantum provincia,
id est Suevia, a Lemanno fluvio vocetur Alemannia populique
eam inhabitantes solummodo vocentur Alemanni 7 .

(Snbfid) nod) einige urfunblidje «Seugniffe be $ 12. Qaljrf).


£u SRotenadEer bei Ulm fanb 1116 ein generalis conventus
paene totius Sueviae ftatt, auf bem aud) bie $er$öge SBelf unb
Sertyolb, ber 3%inger, M* ©rafen üou ©regenj unb |>ab$burg er*
fd)ienen. 5Die fd)tt)äbifd)en $ cr i°9 e Snebridj IL unb griebridd V.
ferner berief en 1142 unb 1185 universi prineipes totius Sueviae,
unb biefem SRufe leifteten nid)t nur bie Ferren be$ fog. ©d^aben*
8
lanbeS, fonbern aud) bie Habsburger, Senjburger unb Siburger golge .

1192 enblid) ertoirfen omnes comites et barones Suevorum bie

1
'Mon. Germ. SS. XXHI, 333-383.
8
Mon. Germ. SS. XII, 746. 824. 883.
8
Böhmer, Fontes II, 330; Mon. Germ. SS. XVII, 806.
4
©taiin II, 393.
8
Mon. Germ. SS. XI, 42. 54. 58.
6
Watterich, Pontif. Roman, vitae I, 542.
7
Mon. Germ. SS. XX, 357. 359. 361. 391. 404.
8
feiger für fdjtt>eij. ©efdjidjte 1855, SRr. 3.

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U9
geridjttidje SCuerfennuug für bie 3 u 8^örigfctt ©jiaüenna* gum du-
catus Sueviae 1 .
uub Urfunben t>on neun 3fal)rt)unberten, fo bürfen
SDic ©djrif tfteüer
Wir biefeS 3eugenöerf)ör fd)liefjen, fpredjen einftimmig für bie 3fben«
tität ber Schwaben unb 2Uamannen. 2lud) nu$t ein Slutor biefer
langen *ßeriobe luctg gegrünbetertoeife wm einem ©egenfafce gtoifdf)en
benfelben, unb biefeS ©feigen ift um fo berebter, als mit geistig«
feit fi$ ÜDujenbe mm Beugniffeu oom 8. 3fal)rl). an fammefn ließen,
roeldjc bie Grlfäffer ben übrigen ällamannen gegenüberftetten.

$ein ©tamm l)at Je fidj gtoei gleichwertige tarnen beigelegt,


wir bürfen beSl)alb behaupten, ba§ aud) unfer ©tamm gu feiner 3eit
fidj gugleidj Sllamannen unb Schwaben benannte; nur einer biefer
beibeu tarnen fann toirflidj im SSolfSmunbe lebenbig gewefen fein.
9hm ift e$ £f)atfad)e, bajjj ber alamannifdje Don ^ajjrljunbert gu
3faf)rf)unbert immer mefyr auger Uebung fömmt, ba§ er gugleid) feine
ed)te 83ebeutung verliert unb ftynontym oon „beutfd)" wirb, ba§ er
enblidj Dom fdjtt)äbifd)en gang oerbrängt wirb. (Sin .foldjer Vorgang
aber wäre umnöglid) gewefen, wenn unfer ©tamm felbft fid) je 3lla=
mannen benannt l)ätte, ja felbft wenn biefer ÜWame aud) nur bei beu
anbern 1)eutfd)en öolfStl)ümlid) gewefen wäre. SBir muffen bejftatb
fliegen, bag ber ©tamm felbft unb bie übrigen £)eutfd)en nur bie
Benennung „@d)toaben" anwanbten, ba§ ber 2llamannenname ba*
gegen nur ein fünftlidjeS geben in ber Sitteratur als ßrbftüd aus
ber 9Wmergeit fortfriftete, unb bafj berfelbe abftarb, als bie ßitteratur
immer mefjr öom lebenbigen (Seifte beS SSolfeS beeinflußt würbe.
SDiefe SSfonafjme läßt fidj in ber Xfyat, wie idj f)offe, burd) Seweife
erhärten. §ören wir guerft baS 3eugni§ ^ nc ^ ©tammgenoffen, baS
beS töeic^enauer 2lbtS äßalafrib ©trabo.
Veranlaßt bur$ bie ^Benennung ber terra, quam nos Ala-
manni vel Suevi incolimus, mit Altimannia, toeldje Sßalafrib als
moberne ©ilbung abweist, forbert er mit folgenben ©orten gur ©ei»
be^altung beS althergebrachten Doppelnamens auf: quia mixti Ala-
mannis Suevi partem Germaniae ultra Danubium, partem
Raetiae inter Alpes et Histrum partemque Galliae circa Ara-
rim obsederunt, antiquorum vocabulorum veritate servata ab
incolis nomen patriae derivemus et Alamanniam vel Sueviam
nominemus. Nam cum duosint vocabula, unam gen-
tem significantia, priori nomine nos appellant
circumpositae gentes, quae Latinum habent ser-
monem, sequenti usus nos nuneupat barbarorum 2 .

Salafrib betont fomit auf baS ftärffte bie Sinfjeit beS boppelnamigen
©tammeS, feine mixti Alamannis Suevi fönnen beSfyalb nid)t als
beugen für einen ©egenfafc beiber Steile in Slnfprud) genommen

1
Stalin II, 647.
* Praefatio ad abbatem Gozbertum, Mon. Germ. SS. II, 2—3.
17*

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,

25Ö

werbe«. SSofcfrfe trennt ja Mefelben nidft, tute es bie betreffend


£>fc)potljefe forbert, foitbern lägt bic SUamannen unb ©uebett fo unter
einanber aufgeben, baß gu fetner £eit tebigtidj nna gens befttmb.
1
(Sr will tnelmeljr burd) jene Stngabe bie auffallende @rfd>einurig
beuten, baj? fein 33otf gwei dornen trage, (jat aber babei, tüte über«
tyaupt bei feinen etljinotogifdjen grflärungen Ungtüdf. ©o leitet er
g.©. in berfelben SSorrebe an 2lbt©ogbert ben Tanten lacus Po-
tamicus aus bem ©riedjifdjen ab, obwoijt er unmittelbarer 9tod)bar
ber Äaiferpfalg Potamum (©obntan) war.
3ene ©teile tetyrt uns alfo, ba$ ber ätamannenname im SKunbe
ber {Romanen, nid)t aber unter ben £)eutfd)en, fomit aud) nidjt unter
unferm Stamme fetbft, lebenbig war. SDlc beutfd)e ^Benennung beS
tefetertt, ber SKame, welken ber ©tamm felbft gu SBafafribS 3eit ftd)

beilegte, war ber fd)Wäbifd)e. Srinnern wir uns an biefer ©teile,


baß in ber ©djtadjt bei $öd)ftäbt (f. oben ©. 247) ein Slfamanne
im Effecte feinen l'anbsleuten jurtcf : „©djwaben ftreitet tapfer!"
£)iefer unmittelbar aus bem 93olfe fommettbe 3 uru f bürftc beweifen,
baß aud) im 11. Sofyxfy. ber ©djwabenname eittjig unb allein DolfS«
üblich war. Oben fyaben wir ferner fdjon erörtert, baß nadj ben
Angaben beS äufoniuS gu fdjließen, bereit« im 4. 3toljrjj. unfer
SJoff fid> fetbft ©djwaben genannt l>abe (©. 242).
aßieberfyolen wir enblidj normal«, baß biefer @d)Wabenname, je
meljr bie Sitteratur com SBolfSgeifte bef>errfd)t würbe, befto meljr btxt

atamannifdjen üerbrängte, beachten wir, baß legerer niemals in beutfd)


abgefaßten Urfunben ober bei beutfd) bid)tenben SRinrtefingern unfern
2
©tamm baß üielmeljr biefe £)id)ter benfelben auSfd)ließlid)
begeidjnet,
©djwaben nennen, unb baj? fte, }. 33. 2ßof fram oon gfdpnbadj, Alman
41
nur als ©ijnonfcjm für ^©eutf^er gebrauten, fo werben wir gur
annähme gelangen, baß unfer ©tamm jebergeit fid) eingig unb allein
©djwaben nannte. $)afür forid)t weiter bie änwenbung biefeS Sa-
mens in <ßerfonenbenennungen. @S ift nämlidj befanut, baß Stößer*
namen feijr Ijäufig einfadj ober in 3ufammenfefeungen d* ^erfonen*
namen üerwenbet würben, SBöre nun Alamann ber ftame unfereS
©tammeS in beutfdjem Sflunbe gewefen, fo müßten wir tyu ebenfo
Wie bie tarnen Franco, Saxo, Burgund, Thurinc u. f. w. öfters
auf ^ßerfonen angewenbet finben, allein bieS ift nidjt ber gaö, wir
begegnen einem <ßerfonemtameu Alamann ättßerft feiten, was um fo
auffallenber ift, als fein ©imt an
„9Jiann beS ^eiligtyumS" gu
fid)

einer perfönlidjen ^Benennung gang geeignet war. ©ang anberS fteljt


eS mit Swab. liefen SKamett finben wir außerorbentlid) häufig, fo*

1
@d)tt>ebte iljtn etwa ba« iorbamfdje 'quibus Suavis tunc iuneti Ale-
manni' öor?
8
@o fingt j. ©. ber Stuttgarter Äonrab öon Sattbegg:
wunne unde vocelsank ist in Swäben des ich waene ,

unb ttneber üott feiner 2i|urgouer ©eltebten:


diu vil 8ueze reine, wandeis frie zieret Swäbenlant.
e. '«artfdj, Sentfi^e Steberbt^ter @. 231.

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251

mt/t eutfadk att in 3ufammenfefcungen, auf ^Jerfoncn innerhalb unb


außerhalb unfereä ©tammeä angewandt, ©ei ©artmann j. SS. prcn
wir t>on einem Suab, Suabo, Swab, Swabo, Swap, Suabalah,
Suabheri, Suabilo, Suabin, Swabulf, bei ftörftemann finben wir
außerbem Swabinc, Swabizho, Swapold, Swabperaht, Swabger,
Suabgast, Suaphart, Swabahilt, Suaprod, Suabolach, Suava-
rich, Suabrito, Altswab, Adalswab, Erchanswab. Damit ftimmt
überein, baß aud) nid^t ein Ort auf afamannifdjem imb überhaupt
auf beutfdjem 93oben fidj namhaft machen läßt, ber nad) ben 2tla*
mannen benannt wäre \ Dagegen Ijaben tt)ir beitöljeinäu biebabifdje
följeinljatbiufet ©djwaben (Suabowa 9. 3toW-)' bei 3fteilen (ßant.
3üri^) ©d&wabadj (Swabenbach 14. 3tol)i1J.)> bei Kempten @d)Wa*
beföberg, bei Äaufbeuren ©d>wäbifd)I)ofett, an ber bairifdjen tfedjgrenje
©djwabljaufen, ©djwabfoien, ©djwabegg, im Wirt. Dberamte ©Iwangen
©djwabsberg u. f. w. O&enfo finb bie häufigen SWiebertaffungen unferer
©tammgenoffen unter ben anbern Deutfdjen auSfd)fteß(id) nad) bem
©djwabennamen geheißen. 3fn Stttbaiern fyaben wir $. ö. bie Orte
©djwaben, ©djwabenljam , ©djwabering, ©djwabljaufen, ©djwabljof,
©djwabing, ©d)wabmann$berg, ©djwabftetten u. f. w., im babifdjen
granfen ©djwabljaufen unb ©djwabenljeim, im baierifdjen granfen
©djwabad), ©djwabSrotl), ©d)WabtI)a(, @c§wabenmül)(e, in Dberljeffen
©djwabenrob u. f. id.
•Jhtr allein bei ben {Romanen war ber ättamannenname waljr*

Ijaft tebenbig, wa$ ftd) woljt erflären lägt. SBir Ijaben nämtid) oben
gefdjtoffen, baß bie £>ermunburen bereiuft ben ©djwaben ««** itoxfr
jenen Flamen gefdjöpft Ratten. Diefetben würben aber unmittelbar
barauf burd) bie nadjbrängenben ©urgunber u« f. w. öon bm 2t(a*
mannen abgetrennt; feit ber 33ößerwanberung ferner waren an bie
©teCe ber früljern germanifdjen 9iad)barn ber Stfamannen neue ©tämme
getreten , bie, oljne 3u föntmen^ang mit jenen, ben äKamannennamen
nidjt meljr fennen (ernten, fonbern ben ©tamm nad) feinem waljren
tarnen, ben fie öon tljm felbft fyörten, Ijießen. 2lnber$ aber ftanb
e$ mit ben Romanen in ©aflien unb 9?i)ätien; biefe würben $war
oon ben 3lfamannen jurüdf gebrängt , feine$weg$ aber befeitigt. Unter
benfetben mußte ftd) barum ber antife, in iljrer ©pradje ttößig ein*
gebürgerte SRame febenbig ermatten, wobei er freilief) jugfetd) nad) unb
nad) eine jweite, weitere ©ebeutung erlieft, bie julefet aud} in ben ro*
manifdjen ©prägen bie edjte, afte gänjtid) öerbrängte. Unter ben
Deutfdjen aber lebte, wie bereit« erwähnt, ber Sttamannenname nur
fünfttid) in ben ©üdjern fort gerabe fo , wie bie mittelaftertidie @e*
.

teljrtenwett bie JBaiern Norici $u benennen liebte.

Der wafyre, ed)te SWame unfereä ©tammeS ift fo*


mit feit feinem (Eintritte in bie ®efd)td)te ber fdjwäbi*
fc^e, ja wirbürfen öermut^en, baß ber ©tamm fogar fdjon in jener

1
HffmanSborf bei (Sonflanj j. ©. ^eißt 843 Almenesdorf, Ättman«*
wetcr bei Offenbuvg (bab.) im SWtttcfottet Almexwwiler.

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252

3ett, ba er unter bem tarnen ber ©emnonen befannt toar, fidj

felbft au«fdjtießtid) ©^w^ben nannte.


SBie bereit« ertoäljnt, fiub bie anbern ©uebenftämme , bie §er*
munburen, SDiarfomannen, gangobarben u. f. tt). nur Slbgioeigungen
ber vetustissimi nobilissimique Sueborum, ber ©emnonen. golg*
fidj gab e« bereinft eine 3*^ in ber nur ein ©uebenftamm, eben
bie ©emnonen, ejiftirte; in biefer 3ett aber beburfte e« feine« unter*
fd)eibenben ^Beinamen«
für biefefben, befföalb Riegen fte bamat«, fo
muffen toir fließen, nodj ntc^t ©emnonen, fonbern einfach ©ueben.
8l(« aber uon biefem attfuebifdjen ©tamme nad) unb nad) bie mefyr*
genannten Jüngern Slefte ftd) abzweigten, fo befamen biefe at« pofitifdj
fetbftänbige©ueben, im ©egenfafc gu jenem, iljrem 3ftutterftamme,
unterfdjeibenbeSeinamen, unb fie felbft fegten tefcterm, weil fte ja
aud) nad} ber Trennung öon bemfefben it)r ©uebentyum nidjt Der*
(öugneten, um iljn üon fidj gu unterfdjeiben, ben ljieratifd)en ©emno*
nennamen bei. Die SKtfneben felbft aber Ijaben befjljatb fd)tt>er(id) je

aufgehört, fidj fdjtidjt unb einfach ©djtoaben gu nennen, benn e« ift

tooljt ba§ ein galjfreidje« 9Sotf jemaf« feinen attljerge*


oljne ©etfpiet,
brauten tarnen mit einem neuem öertaufdjt Ijat, toenn e« nid)t tttoa
in feiner 3 u fam ntenfefeung ttefgeljenbe 9lenberungen gu erteiben Ijatte.
Ratten biefelben aber gegen biefen @rfaljrung«fafe ben ©emnonen*
namen bod) einmal fefbft gebraust, fo Ijätten fie benfefben fditoertidj
toieber fallen taffen, um gu bem uralten ©uebennamen gurüdC jugreifen.
©erabe ba§ fie in fpatern ^aljrljunberten fidj einjig unb allein
©djioaben genannt Ijaben, ba§ fie fo, toie toir folgern muffen, audj
gu jener 3eit gießen, ba fie bie eingigen ©ueben waren, fpridjt für
eine ununterbrochene Fortführung biefe« uralten tarnen«, für bie 3g*
norirung be« femnonifdjen Don ©eiten ber Slltf ueben, ober, toie biefe
in ben fpätern ©üdjern ber 2ßten Reißen, ber äfamannen.
5) ÜDen ftärfften SBetoei« für bie @inf)eit ber ©djtoaben unb
Stfamannen bürfte enblidj ba« 9?edjt tiefern.
6« ift befannt, ba§ ein germantfdier ©tamm auf fein eigene«
SRedjt feine«roeg« Dergidjtete, toenn er mit anbern Stämmen gu einem
großem S3unbe«Dolfe gnfammentrat. ©o Ijerrfdjte innerhalb be«
granfenbunbe« ein fafifdje« unb ein ripuarifdje« föedjt, ja unter ben
Ripuariern bewahrte fogar ber ®an ber ßfjamaoen nod) in ber Äa*
rofingergeit feine eigene lex. Sbenfo bietet ba« 9?ed)t be« groetten
beulten Snnbe«oolfe« , bie lex Saxonum, „meljre $auptgüge, bie
unter ben toerfdjiebenen ©tamme«abtf)eitungen eine 9?ed)t«Derfdjieben*
1
Ijeit in eingefnen fünften befunbet" , ja ttrir Ijören f)ier fefbft Don
einer lex Westfalensium, einer lex Angariorum, einem ritus
2
Ostersahson . ©ogar bie unbebentenben SKorbfdjtoaben toefdje ftd> ,

erft in fpäterer £dt an bie ©ad)fen angefdjf offen Ijaben, beobadj*

1
@djufte, fceutfdje tted&ttgefd). 2. VttfL §. 34 @. 79.
2
©. Söaifc, 2>eutfdje »etfaffuugsgefdj. V, 151.

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253

teten ttodj in bcr ^eriobe be« ©adtfenfoiegefe, toie befamtt, eigenartige


föedjtsfäfce.
ffiären mm SKamannen unb ©djtoaben ftammtoerfdjteben, Ratten
fle ffd) erfl ftäter an einanber angefdjtoffen, fo mügte nad) bem ger*
tnanifrf>en ©runbfafee ber Sßcrfonatttät be« föedjteS ba$ ber (entern
t>on ber lex Alamannorum fid} fonbern (äffen. Dein tft tnbeffen
ni<f)t fo, im gangen Stfamannentanbe gtft nnr ein nnb baffcfbe föed)t,
ba$ anfangt lex Alamannorum Ijeifjt, mit ber 3eit baneben aud)
lex Suevorum genannt toirb nnb fdjtiegtid), at$ ber edjte Warne be«
Stamme« ben fremben atamannifdjen befiegt l)at, nur nod) ate
„Swäbe§, Swäbe reht 1, fc^ttJäbift^c« Sanbrec^t" erfdjeint. ci* 3$
tire Ijier nur wenige ©etege für biefe Seljauptung.
f)einrtcl) II. taufdjte 1003 mit Sifdjof ©otcfcatc^ öon greiftng
©üter in Ulm [alfo in
Sangenau bei einem fog. fdjroäbtfdjen Orte]
secundum legem Alemannorum 2 . Um 1080 fünfte ber gb(e
£uoto Don £>onftetten feine ®üter im §egau an btö Slofter ©djaff*
Raufen secundum legem Swevorum 3 $n bemfetben ®aue a6er .

öergabte an baffetbe Softer 1083 ©ojbert ®üter secundum leges


Alemannorum 4 sJtod) ©ert^ofb ferner tourben SBetf, SRubotf Don
.

9Wjeinfefben unb ©ertljofb Don ^ringen 1077 secundum legem


Alemannicam Derurtljeift 5 9?ad) Lambert Ijaben bie @d)toaben ben
.

SBorftreit in fjolge eine« peculiare Suevorum Privilegium, nadj


©ernotb aber burd) eine lex Alemannorum 6 1094 ertoirbt ba$ .

Sfofter @t. ©eorgen ®üter bei ^Balingen, atfo in einer fog. fd)toäbi*
7
fdjen ®egenb, secundum legem Alemannorum SBei ber Stiftung .

be« Softer« ÜDenfenborf bagegen tjören toir 1142 Don einem jus Suevo-
rum , ebenfo im 12. Safirl). am ?ed) lieber com jus Suevorum,
1228 aber uou ber lex Suevorum 8 £)affefbe 9ied)t ift aber nid)t .

ettt>a auf ba« fog. ©djtoabentanb befdjränft, e« ftnbet fid) ebenfo im


fog. atamannifdjem ©ebiete. Äonrab uon ©euren j. 33. toirb bem
Softer SReidjenau in SBeifborf im babtfdjen 8in?gau secundum legem
9
Suevorum ju eigen übergeben . 5ftod) ffarer tritt bie« in einer
Urfunbe ffonrab« III. Ijeroor. Wai) berfetben würbe ein ©renjftreit
jttnfdjen bem Softer ©nfiebefn unb ben beuten Don <&fytot)i Aleman-
norum, quibus eiusdem terrae jurisdictio pertinet, judicio unb
Suevorum, qui et Alemanni dicuntur, lege ac judicio 1144
10
entfdjieben . ffienn aber im Danton ©djtttyj bie lex Suevorum

1
»flt. Söotft V, 150-151.
2
Söirt. Urhrabenfoidj I, 238.
8
Mon. Germ. SS. XX, 656.
4
Neugart, Cod. dipl. Alem. II, Wr. 825, @. 34.
8
Mon. Germ. SS. V, 295.
6
Mon. Germ. SS. V, 226. 278.
7
©efä. b. Dberrfoht« IX, 215, §. 78.
3ettfdjr. für
8
SBirt.Urfunbenbudj II, 18. Mon. Boica VI, 519; X, 22.
9
SBirt. UrfonbenBudj n, 143.
10
Herrgott, Geneal. Austr. H, 196, Wr. 246.

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254

$Red)t«fraft l)at, fo tft biefelbe getoifi mit ber lex Alamannorum


ibentifdj, ©orten, im gefammten Sttamannentanbe
ober mit aubern
gab e« nur ein unb baffetbe 9?ed)t. g(u$ für bo& 13. unb 14.
Sofyxf). nod} tyat btefer ©afe ©tttigfeit, benn ba$ SBetetyum ber ©tabt
Sintertf)ur oon 1297 beruft fid) auSbrüdtid) auf Swabenreht \ unb
bie SSfomenbung be$ fdjroöbifdjen 8anbredjt$ in ©$mi)g unb ßinfiebetn
8
1311, im JBreiSgau 1357 l)at 9?id)arb ©gröber 2 nadjgetoiefen .

III. ©djmalerung be$ fdjtofiWfdjen @tammgeffi!)te3*

1) ©djon unter ben 3fterotungern »ar ba& ©fa§ m>m übrigen


Sfiamannien (oägeriffen unb gu einem felbftönbigen £>ergogtljüme er»
tyoben roorben. ©ettbem bitbete fidj ein ©egenfafc groifdien ©fäffern
unb 2ltamannen, ber aud) bann mdjtmeljr üerfdjmanb, at$ bie ©tanfer
ba$ 8anb ber erftern toieber gum fdjmübifd)eu ©tamme«ljergogtf)ume
gurttdtbrad)ten. Stfamannen unb Stfäffer, 35eutfd)e unb Romanen,
©djriftfteller unb Urtunben , fie aße foredpn öon ber Sarofingergeit
an üon Alsatia at$ fetbftünbiger ^rotring, fteflen fie bem ©tamm*
tanbe Stfamannien gegenüber. £)ie Sttatur Ijat aber ba$ ßtfaß nic^t
als gesoffene« ©ebiet gefdjaffen, e$ ift nur bie eine Raffte be$
übern, afamannifdp 9?f)einbe<ien$, erft mit ber babifdjen Styeinfeite
unb mit öafet bitbet e$ ein natürliche« unb gugteid) tyrad)fid)e$
©ange, beffen ©rengen ber SBaägau, ber ©djmargmatb unb ber ©djmeiger
3fttra finb. $ier toaren aße Slnfagen gu einer ©onberentmidttung
inneityatb be$ gemeinfamen Stamme« gegeben, unb biefe trat in ber
SDfjat um fo eljer, um fo entfdjiebener ein, af$ bie f)anbetsintereffen
auf ba« hinter ben Sergen (iegenbe
biefe« afamanntfdje 2:f)aßanb nidjt
Sttamannien, fonbern auf ben bittet« unb Unterrljein Ijinttriefen, ate
gerabe biefer ipanbe($rid)tungtoegen im uörbtidjen Steife beffdben
eine fociate unb merfantUe, batb and) geiftig ba& gange ©ebiet beljerr*
fdjenbe Söietropote in ©tragburg tjerantimdjS, a(« auä) etljnograpljifdj
bie Seimifdjung frönfifdjen ©lutea bie 9fljeinfd)toaben iljren ©tamm*
genoffen entfrembete, als enbtid) burd} bie 3äljringer im babifcfyen
Dberfanbe ein fetbftünbtge* Territorium entftanb, ba$ meljr benn

1
SBfontfäK, töedjtsgefd). Don 3firid) I, 233.
8
$au*>t« 3ettfdjrift XIII, 167. 168.
8
3$om 14., ja öom 13. Saljrl). flehen bie @tatutarred)te rafdj au« ein»
onber. 2ftan fann ftd) aber nic^t auf bereu oft fiarf abtoeidjenbe ©äfce be*
rufen, um bamit bie 3bentttät ber ©djtoaben unb SWamannen ju befänden,
benn biefe ©tatutarredjte roeidjen felbft im engflen Greife, befonber« in ben (Ge-
birgen, außerorbentlt^ öon etnanber ah, nomentli^ in ben einfc&netbenben 2Ro-
terien be« @rb- unb e^eli^en ©üterre^te«. Suf ©runb üerfdötebener ©tarntor»
rechte müßte man fonft g. 33. im ba^erifc^tn ©traben allein etnm 2)u^enb
wrfdjtebener ©tömme conftotiren.

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etnmat bcm ©tammtanbe feinbfid) gegenttbertrat. @o ift e$ bcnit


teidjt ju ertfären, bafi ber Oegenfafc, beffen fid) bic <gtf äffer ben
@d)tt>aben bewußt maren, aud) tyre CanbSteute in bg:
gegenüber
Ortenau, iui 33rei$gau unb im ©afeüanbe fdjou früf) ergriff. @d)on
1139 feljen mir Suevia ben ßanbf(fyaften Ortenau, ©reiägau, <5lfa§
1
gegenübergefteßt . 1215 ^ören wir abermaf« tum Brischaugia vel
ALsatia vel Mortnowa aut Suevia provineiis 2. 1280 ferner
logen bie ©efifeungen ©retf ©gen« öon greiburg in Brisgov, in
Mortnöwe und in Swaben 8 . 3m 14. Sofyxf). rennen fogar bie
übrigen ©djioaben bie töfjeinebene nid)t me^r gu iljrem Sanbe. @o
föloffen j. 33. 1340 bie fötoäbifdjen ©tobte SSiöingen unb föotweit
ein ©ünbni§ mit greiburg im ©reiSgau, in bem ©djwaben unb
4
JBreiSgau als jroei öerfdjiebene ^ßrocinjen bejubelt werben .

am £)berrf)eine treffen wir beäljalb anef) ben erften ©djriftfteßer,


ber ©djtoaben burd) ben ©c^waqwalb begrenjt fein lägt, nämlid) ben
©reiSgauer 3ftatl)ia$ tum Neuenbürg. T)erfe(be fa§t bie 9$ebt»SQa»
mannen ben ©c^waben gegenüber unter bem ©efammtnamen Re-
nenses 5 jufammeu, eine ^Benennung, welche fogar ben öfterreidjifdjen
Tutoren, j. ©. ben Ann. Mellicenses 6 , im 14. 3afy$. geläufig
Würbe. Um fo auffatlenber ift e$, baß bie 9ftjeim2ltamannen, al« fie

ifjr©c^wabent^mn üergaffen, fid) nid)t tljrer 3ufammengel)örigfeit be*


Wüßt würben unb fid) unter biefem tarnen 'Renenses, Obei-rheiner*
jufammenfafjten. ©ie blieben ftet$ ©f äff er, ©reiägauer, Ortenauer,
|a unter ben erftern wollten bie ©untgauer wieber etwa« befon*
bere$ fein.
2) SDtc Slamannen in ber ©djweij bagegen waren fidj bis in«
15. tyerab iljreS ©djroabentyumS bewußt unb würben audj
Qafjrl).
allgemein ju ben ©djroaben geregnet. f>ören wir hierüber nur
wenige 3«*B»tfTe -

©lenljarbS Gtyronif berietet Don töubotf öon fi>ab«burg: Ru-


dolfus versus Sweviam ad terram sne nativitatis anhelans,
venit Constantiam. Sllenljarb nennt ferner 1286 bie Sftontforter
unb Joggenburger comites de terra Swevie 7 92a4 bem Chron. ,

Colmar. fommt man de Basilea inSueviam, unb ift ba« weftaQ»


8
gäuifdje 3$ni) Suevie villa Qn ben unter ©eifrieb fietbtmgS
.

9iamen befannteu £)id)tungen gelangt £>erjog SUbredjt von Swaben


her in Segleitung t)on Swaben nad) Defterreid) 9 . DttofarS {Reim*
äjtonit nennt bie ©rafen t)on gürftenberg, bie Ferren tum £ol)enegg

1
SBirt. Urfunbcnbu* II, 8.
8 Herrgott, Geneal. Austr. II, Wv. 270.
8
3eitfät. f. ©. b. DberrljemS IX, 474.
4
©djretber, Urfunbenbudd &on gretburg I, 348.
5
Böhmer, Fontes IV, 161. 169. 173.
6 Mon. Germ. SS. IX, 561.
7
Mon. Germ. SS. XVII, 124. 126. 138.
8
Böhmer, Fontes II, 44. 60.
9
$ou»>t« 3eitfc^r. IV, 15,

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256
1
(©eftaflgäu) unb ganbenberg (3ttridj) btreft ©djtoaben . 9iad)
fictnricö £>etmburg tourbe bte tfetdje ber ftömgtn Sfana in Sueviam
(nadj ©afct) au« SQBten geführt 2 ÜDie Ann. Mellicenses tnetben
.

3um 3aljre 1292: dux Austrie Albertus ad terram suam, sei-


licet Sweviam, proficiscitur 8. f)irjeftn ferner nennt at$ itytiU
Ijaber an ber ©djfadjt bei ©ößljeim bte „©dfaaben" haftet unb
ffif ingenberg (S^urgauer) ; bte uon SBtrtenberg, Sßerbenberg, ©arganS,

$oljenberg, Stburg, fttoenftem, £oggenburg, ^atfenftein (©d)U)arj«


toatb), SftamStoag (©t. ©aßen)/ Sfdjenbad) unb SBartenfelö aber ftnb
bemfetben gar unphinen Swab 4
di Sodann toon SSictrtng tjet§t .

$ermattn uon Sanbenberg Swevice nationis unb ertfljtt toon 9ht*


botf I. : fulsit in superioribus Swevorum partibus Rudolfus, co-
mes de Habespurg 5 . <ßetru$ Don 3tttau toirft bem £>erjog 811*
bredjt t)or, nationis sue gentem Suevicam nad) Oefter*
er fjabe
6
retcl) gebogen 3Me Contin. Zwetl. tertia redjnet ©aben im 9fr«
.

gau *u Swevia, bte Contin. Zwetl. quarta aber mefbet $um 3aljre
1352: incole de Sweincz circa Sweviam duci Alberto una
cum Zurensibus in Swevia suos invadentes . . . alios detrac-
tabant, alios captabant; üou bemfeföen Sretgntffe fagt enbfttfi ba$
Kalend. Zwetlense: (dux Albertus) ascendit versus Sweviam
. . .pugnaturus contra provinciam, que dicitur Sweintz 7.
Waä) ber Contin. Vindobon. fätnpft §er$og grtebrtdj 1339 in
Swevia contra Sweincenses, unb tft .ßtirid) civitas in Swevia 8 .

3n Skiern ferner be*eid)net ber monaebus Furstenfeldensis , um


nur eine ©teile beffefben anjufüljren, bie ©egenb an ber tfimmat mit
superiores partes Swevie apud Lemannum 9 $etnrtd) Don .

9?c6borf nennt bte SWörber $öntg Slfbred)t$ nobiles superioris


Suevie 10. Der ©adtfe §etnrt^ öon #erforb enbttdj nennt Äönig
11
{Rubotf Rodulfus Rufus, comes de Havekesberge de Suevia .
Sfttt btefen 3^ttc|tttfTctt fttntmen bte ber etnljetmtfdjen Duetten
boüfommen ttberetn. !Die Segenbe be$ ©rafen @bbo toon Neuenbürg
&. 33. nennt tljren Reiben einen Ijoljett ©rafen in Swäbenlant unb
läßt beffen ©üter in Elsass vnd hie obenan in Swäben (nämtid)
um ©djafföaufen) liegen 12. £etnrtd) öon SMeffenljofen rennet Son»
ftanj, Ueberftngen, Stnbau, ©t. ©aßen, ©djaffljaufen, 3 ttr t4 ®ntgg

*
1
Pez, SS. m, 229 ff. 576.
Mon. Germ. SS. XVII, 717.
8
Mon. Germ. IX, 510.
4
Böhmer, Fontes II, 482. 485.
5
Böhmer, Fontes I, 299. 317.
6
@tötut ni r
95.
7
Mon. Germ. SS. IX, 663. 685. 693.
8
Mon. Germ. SS. IX, 672. 676.
9
Böhmer, Fontes I, 67.
10
Böhmer, Fontes IV, 511.
11
Henrici de Herfordia chron. ed. Potthast , 203.
18 85-86.
aRone, SBab. Ouettenf. II,

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1
im »rgau ju ben civitates Suevie . 3of)ann Don 2Bintertf)ur be*
Sanbe gerabeju mitSwevia, berfetbe
jeid)net bic f>ab«burgifd)en obern
rennet aud) ©djaffffaufen, ben $egau, «Mingen u. f. w. jitrn @d)Wa*
2
benfanbe 1366 »erben bie l)ab«burgifd)en obern Sanbe furjweg
.

8
bic ganbe in Swaben und inElsazzen genannt $)en fdjtagenb* .

ften »ewei« aber bafür, baß nod) ju (Snbe be« 14. 3a^.
bie

©djweijer fid) ju ben ©djwaben gejagt l>aben, tiefern woljt bie Sieber
toon ber ©empadjer ©d)tad)t. $ätte näm(id) bamal« ein ©egenfafc
jwifdjen ben ©bgenoffen unb ©djwaben beftanben, fo würben jene
gieber fanm toerfäumen, benfelben ju @f)ren ber ©ieger gebüffrenb
^erüorju^eben : fie fagen aber nnr:
die niederlenschen herren,
die zugent ins Oberland;
nnb weiter:
von den oberlenschen herren
ist inen gar we beschechen 4 .

Dberfönber nnb 5»iebertänber gehören aber xnfamtnen, wie aroet


ßälften eine« ©anjen. Die (Sibgenoffen befannten alfo 1386 iljre
3ugel)örigfeit jum ©djwabenftamme. £>afür fpridjt übrigen« fdjon
iljr SWame wären fie öon ben ©djtuaben etljnograpljifd) uerfdjiebcn,
:

fo Ijätte biefer Unterfdjieb, nadjbem bie Sibgenoffenfdjaft über Sern,


3ürid) u. f. w. fid) au«gebel)nt fjatte, jenen üagen Tanten uerbrängt,
unb wir Ratten jefct für bie Sibgenoffen eine ^Benennung, bie iljre
etI)nograpl)ifd)e ©onberfteüung au«brücfte. £a nun bie« aud) tyr
jweiter Warne „©djweijer" nidjt tljut, fo bewei«t aud) biefer, ba§ bie
©bgenoffeu ju ber 3c ft> ba $ v Stomw entftanben, ein etljnograpljifd)
fetbftänbige« ©anje ;u fein Weber beanfprud)en fonnten nod) wollten,
5
Moä) im 15. 3al)rlj. fefet ^uftinger in feiner ferner ßljronif
nidjt eibgenöfftfdjen ©täbte ben fdjwäbifdjen gegenüber, er fa§t
bie
©tragburg, ©afet, Uebertingen, (Sonftanj, 3ürid), Sinbau,
toietmeljr
©t. ©aßen, Sern unter ber SBejeidjnung ber niebern unb obern
©täbte jufammen. ©etbft nod) in ber jweiten £>ö(fte be« 15. 3aljrl).
regnete man in ber ©djweij 3 ttri $ J u ©djwaben, fo fagt j.SB. ber
©tift«^err uon ©onftetten in feiner Descriptio Helvetiae 1478:
major (Thurici pars) Sueviam versus septentrionemque se
extendit, in cujus etiam fine construeta dicitur,
minor erga Gallicorum latus se erigit 6 £)en aften Umfang .

@d)Waben« Ijätt aud) SRaucteru« in feiner ß^roni! feft, ba er 3 ttrl(l


für oppidum Suevie nobile erflärt unb weiter bemerft: Suevia
sola Alemannia olim dieta, unde et Alemannorum prineipum,
hoc est Suevorum, frequens est in historia mentio 7 Sbenfo .

1
Böhmer, Fontes IV, 64. 81. 85. 118.
* Brd). für fdjttmj. @efdj. II, 76. 118. 133. 151. 152. 164.
8
Oueffeu jur bot)t. ©efdj. VI, 487.
* Sitiencron, $ift. SBolfelieber I, 5Rr. 33. 34.
5
ed. ©tuber, 60.
6 Ut3ürtd)III, 98; 101.
aRtttüeil. beranttquar.©efeüfdjaft ügf. aud) III,
f
ed. ©afefliu« 228-229.

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258

non sunt Galli, sed Snevi


behauptet ßottrab $eutinger: Helvetii
Germani scribuntque se juratos veteris confoederationis Sue-
viae \ $er au« 3üridj gebürtige Ulmer ^Dominifaner geltj gabrt
fcnnt ebenfalls nod) am ©tbe be« 15. $aljrb. ben Umfang ©d)toa*
ben«, tote er fett bem 14 3al>rlj. ettoa beftanb; benn einerfeit« fteöt
er bemfetben Brisgandia unb Alsatia gegenüber , anbererfeit« aber
rennet er £>ieffenljofen a. 8H>. ju Dberfdjtoaben unb anerfennt au«*
brtidttid)ba« ©d)toabentbum ber Urlantone, gabri erjaljtt nämtief)
bie Slbftammung ber ©(^to^jer mm ben ©adtfen unb bemerft bei
biefer ©efegenbeit: sie ergo Switzeri finibus nostris intrusi ab
omnibus finitimis differant moribus et lingua, quamvis ob
temporis longaevitatem sintSnevis Alsatisque facti satis con-
formes. an einer jtoeiten ©teße ober fagt er: plurimum opinio
est, quod Suiceri sive Suitenses, qai alias nominantur Suesii,
a Suevia sint exorti, unb toieber: Suevorum filii sunt (sc. Sui-
ceri), et ab eis originaler descenderunt, nnde hodie inter
Sueyos computantnr*.
3a fetbft Sfoentin nod) nennt SRubotf bon #ab«burg einen
@d)toaben unb rennet ben ©uutgau, ®rei«gau unb bie @d)toei$ gum
fdjtoäbifdjen §erjogtbume .
8
3U fciner 3"* a x b°tte biefe angäbe^
längft fdjon tf^re ©eftttng öerforen, benn bamal« tooflten bie ©djtoeijer
bereit« feit ^aljren nidftt mebr @d)toaben Reißen, unb öertoaljrten
ftd) ebenfo bie (entern gegen bie ©)re, a(« ©tammgenoffen jener ju
geben.
3) 3m 14. Satyf). baben bie gibgenoffen nodj, toie toir foeben
vernommen baben, ityr ©djtoabentljum befannt. Sit« aber Ujr ganb
9
im 15. 3abrb. fidj ;u einem geograpbifd)en ©mtjen abrunbete, unb
tfjr JRubm ein europäifdjer tourbe, mußte bei benfefben naturgemäß
ein befonbere« SWationalbetoufjtfein fid) enttoideln, ba« ebenfo natürfi<|
ba« allgemeine, fcbtoäbiftbe in ben ^intergrunb brängte. Sxofebem
toürben aber bie ©bgenoffen faum t^re etbnograpbifdje 3uge^5rig{eit
)um ©d)toabenftamme jemal« berfäugnet ijabcu, toenn nid)t unfeßger*
toeife am ©tbe be« 15. $abrlj. ba« ©ort „©ebtoaben" einen fatfe^en
Segriff angenommen ff&ttt.

©eit ber ©rünbung be« fdjtoäbifcben ©unbe« uSmtidj, beffen


©ptfce fid) ©bgenoffen richtete , toerftanb
ja ganj befonber« gegen bie
man fo jiemftd} allgemein unter ben ©djtoaben nur nod) jene ©tautm»
genoffen, toetdje tu bem neuen Sunbe gehörten, ©eitbem fyittt ber
©djtoabennauten feinen eH)ttograpbifd)en , eckten ©inn verloren unb
toar ju einer pofitifrfjen ©ejetdjmtng ausgeartet.SU« nun gar jtoi*
fdjen bem fdpoSbiföen Shmbe unb ben ©bgenoffen ber Srieg to«*
brad), a(« bie geinbe ber (entern unter bem ©djtoabennamen ffttan*
brangen, toar berfelbe ju einer ^artetbenennnng b^abgetoürbigt f unb
mußten bie ©bgenoffen biefen bauten, ber ja bei feinem neuen ©inne
1
Set Schardius (©legen 1673) I, 207.
1
Goldast, RerumSuevic. SS. (Ufot 1727) gol. 24—25. 43.55. 74.
8
öoir. Storni (ed. gtontfnrt 1566) gol. 314». 467*. 482b #

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250

nldjt me$r auf ffe jm§te, fortan jurfidfmeifen. @rft dou ba an ftanben
fie in bewußtem ©egenfafce ju ben nörbtid&en ©tammgenoffen, beu
„©djtoaben".
©o fang j. S. £an$ im finftern San 1495 t)on föottoeit, ba*
mal* einem jugeroanbten Orte ber Sibgenoffenf djaf t
sie (sc. ber fdjwäbifdje JBunb) meinen, sie wends bezwingen,
and achtens zum Schwobenland
und in iren band zä bringen
uß der Schwizer hand 1 .

9fm ©djmabenfriege ferner fangen bie Sibgenoffen


Dorneck, da bist ein boches hus,
vor dir schlugent d Schwaben ein kuchi uf
unb:
die eidgenossen hand eine list erdacht,
sie hand die Schwaben gen Dorneck bracht,
unb nrieber:
es zagend die Schwaben uf sant Lucis steig 2 u. f. to.

3n gteidpm Sinne tonnten bie JBewofyner be$ Ijeganifdjen ,


jur
©tobt ©djaffljaufen gehörigen Dorfes Spätlingen um 1499 fagen,
3
ba% fie lieber tobte (Sibgenoffen af$ lebenbige ©djtoaben fein »ollen .

©eit 1499 nennen bie ©djtoetjer ifjre nörbtidjen ©tammge*


«offen, bie jum fdjwäbifäen ©unbe ober fpätcr jum fdjwäbifcbett
ftreifc jagten, um biefetben oou fid) jn unterf Reiben , ©djwaben.
SBie ferner e$ aber faßt, einem afteingetebteu Tanten einen üerfälfd)ten
©inn ju untergeben , ba$ jetgt ftd) aucf) Ijier, benn tpöfjrenb be$
16. $at)tf). tauten aud> in ber ©djroeij nod) oereinjette ©timmet*
auf, toeUf)e btn »a^ren ©inn be$ ©d)tt)abennameu$ anerfennen,
tt>eld)e behaupten, etgcnttic^ feien bie £Mä)tt unb Sljurgauer bocf>
4
audj ©cfyoaben .

Uebrigen*im Sibgenoffen be« 16. unb 17. 3af)rf). feine«*


fiel

weg« ein, im ©egenfafee ju ben „©djtoaben" ettoa ätamannen *ar'


Qoxrjv fein ju looßen, benn in jenen Seiten toar im ©anjen unb
©rojjjen ber atamannifdje -Kante oerfdjoüen. ©ie griffen oietme^r
auf ben Stauten ber £>efoetier jurü<f, iooju ftd) fdjon im 15. 3»aljr|.
änfäfce finben, unb erttärten ft$ enbtid), um ben ©d)tt)aben gegen»
über aud) ein etljnograpt)ifd)e$ ©ange oorjufteßen, gerabeju für bie
(eidlichen Sttadjfommen biefer alten Letten, ©anj ebenfo verbreitete
man Satern jur 9tyeinbunb$jett ex officio bie 8lnfid)t, bafj bie
in
©ajumaren feine ©ermatten, fonbern fettifd)e ©ojer feien, e$ toei§
jebermann, toarunt.
SRad) 1499 war ber £ajjj unter ben fdjttäbifdjen ©tammeS*
gliebern ^rje^nte Ijinburd) grimmig. @S ift be$l)atb feiert erftär«

1
Siliencron II, 371.
1
«ilicncron II, 401. 402. 421.
8 I, 505.
SDtetjer ö. Jtnottau, (Srbfanbe ber @d)tt>eij. (SibSgenoffmfdjaft
4 279. 326*. aRttttffcr, <£o«mo-
©tmnpf, ©djweijerdjrontt Don 1548, I,

gro^ic, (Sfoegabe t>. 1628) got. 664. 700. 701. 985. 1002.

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260

ltd), bag aud) bic nörbtt^en ©c^waben bcn mc^rctwä^nten neue«


©um t^rc« tarnen« aufgriffen unb fortan uur fic|, nidjt aber ben
©djweijern benfelben beilegten, £öl)nenb weist j. 33. ©ebet 1504
in öffentlicher töebe *u Tübingen bie au« ber äftitte ber
lefetern
©djmaben mit ben ©orten: nee ego Helveticos, Confoederatos
modo dictos, Suevos esse admitto, sicuti nee ipsi volunt (Ale-
mannos tarnen non negabo, qui latius extenduntur), licet no-
biles se de Suevis confoederatis aliquando scripserint. Fue-
runt enim dueum Sueviae et Alemannici ducatus (ut vocat
Ludovicus Francorum rex, Ludovici Pii caesaris filius) clien-
tes et sab illorum ditione subditi qaoque non Suevi, qaos
Gallos ante existentes Suevi Alemanni Bhenum traducentes
in servitutem redegerunt et linguam mutare coegerunt ....
Nobiles a prineipibus ptfaefectos oppidorum atque castrorum
impositos etiam ipse Suevos ex origine existimo 1 .
aBic bei ben ©cfyweijern, rührte fidj inbeff en aud) bei ben $eufd)Waben
bat l)iftorifd)e ©ewiffen gegen bie 33erfölf4)ung be$ ©djwabennamenS.
£>eutlid) tritt bie« in bem t oftbaren ©djwanfe oon ben fieben ©djwaben
ju Sage. ÜDiefe ed)t t)otf$tl)ümlidt)e ®efd)id()te, bie in ber ©egenb
oon SRemmingen im 16. Qaljrl). in bie jefeigegorm gegoffen Würbe,
rennet ganj richtig nad) bem neuen, politifdjen ©inne unfereä ©tamut*
namen« ben Slügäuer unb ©ee^afen ju ben ©djwaben, obwohl fie
rec^t gut ben Don bem ©djwäbifdjen abweidjenben ÜDialeft be$ erfteru
Ijerüorljebt. ffibenfo weifi ber ©djwanf nod) com ©cfywabentljume ber
©djroeijer, benn einer jener fieben {Reden, ber 9?eftelfdjmab, repräfen*
tirt bie lefetern. 3)ajjj aber gerabe biefer £>elb al$ ber einfälttgfte Der*
fpottet, ba$ felbft fein SSol&tyum guioeilen l)öljnenb bejweifelt wirb, ba$
bürfte beweifen, tt)ie ber ©d^tDeijer^ag audj bei ben SRenfd)Waben bem
neuen ©egriffe be$ ©tammnamenS auf Soften be$ eckten ju Anfang
be$ 16. 3a\)t\). jum ©iege öertyolfen tjat.
gortan biefer 9?ame innerhalb
be^etd^nete wie auger^atb be$
©tammeS ©tammtl)eüe, welche jum föwübifdjen ©unbe,
tebigtid) bie

resp. Greife jagten ober bo$ in biefem (SnKaöen bewohnten, unb


biefen politifdjen ©inn behielt ber @d)Wabenname bis an ba$ ßnbe
be$ 18. 3af)rl). £>e$l)alb jagten jefet ©djweijer unb ©fäffer nid)t

metyr ju ben ©djwaben, wüljrenb aubererfeits jefct aud) bie JöreiSgauer


2
unb Drtenauer , motten fie felbft fidj audj bagegen oerwal)ren, wieber
allgemein ju benfelben geregnet würben.

1
Goldast, Rerum Suev. SS. gol. 7; Schardius I, 138.
8 ©djwaben ju begann beten
2>iefeiben leugneten forttt)äl)renb, fein, iljnen
Sanb an ber ©renje be« fdjtnäbifdjcn Greife« auf ber $öl)e be« ©djroarj:
erft
walbe«. ©ogar bie nur politifdj jum $3rei«gau gehörigen $auenfkinet (äug*
neten iljt ©djwabentljum, erji ba« 2anb jenfeit« ber (Sdjifidjt lag tynen „im
©djtoaben". 2)amit ttottten biefelben teine alte @tammgtenje bejeidjnen, benn
bie Seute jenfeit« ber ©djlfidjt ftnb ebenfall« fog. SUamannen ,
ja fie bitbeten
mit ben $auenffcinern gemeinfam bi« in« 11. 3a!jrlj. herein benfllbgau. 2>te

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"

261

©n Crnbe naljm btefer faffäe ©egriff be$ ©d)wabennamen$ utft

bcm Slnbruclj be$ neuen 3fa!)rl)unberte$ , benn als beffen £rager, ber
fdjwäbifdje SreiS, 1802/6, üerfäwanb, fdjwebte berfetbe l)altlo$ in
ber 8uft. 3Äan gab nun ben politifäen ©inn be$ sJlamen£ *ißrei$
uub öerbanb mit ttjm abermals einen ett)nograpl)ifd)en , leiber aber
nid)t ben alten, ben gefammten Stamm umfaffenben. ©eit §ebet
nämltd) feine ®ebid)te „afemanmf<I)e" genannt Ijatte, adjtete man bei
bem aufblühen ber fprad)lid)en unb Ijiftorifdjen SQBiffenfc^aft immer
meljr auf ben ÜDtaleftunterfd)ieb innerhalb be$ Stamme«, uub als
man baß £ebel$ Spraye im gangen f üblichen Steile be$
entbecfte,
alten ©djwaben Ijerrfdje, faßte man oljue weiters alle bie ©djwaben,
Wetd)e jenen Diateft feilten,2Uamannen gufammen unb fteüte
als
biefen tyre anberärebenben norböft(id)en 33olf«genoffen als „ Schwaben
entgegen. ©o fam e$, baß man gemeiniglicfy fyeutgutage bie ©djwaben,
weldje ba$ Ijebeffdje 2I(emannifd)e reben, alfo bie ©fäffer, ©djroeiger,
JBabener (fübltd) ber Do$), JBobenfeer, SBeftattgäuer unb 25orarl*
berger Sttamannen neunt, bagegen ben ©cfymabennamen nur ben
SBirtenbergern, £>ol)engoüern uub baterifäen ©d)maben gufdjreibt. ©o
allgemein wirb Ijeutgutage biefer Unterfdjieb in ©djrift unb SBort ge*
lefyrt, ia^ er öotföt^ümü^ ju werben broljt. 3»n 33aben g. 33. ift
„©djwabe" ©djimpfname für ben geliebten Sßadjbarn
naljegu eine 2lrt
äBirtenberger geworben*

1) ©cfyftaben unb Sttamannen, ba$ ift ba$ Srgebniß unferer


Unterfud)ung, finb nic^t gmei ©tömme, fie fiub tuelmeljr tbenttfdj.
£)arau$ folgt, baß ber heutige fprad)lid)e ©egeufafe gwifdjen ben fog.
@d)waben unb ben fog. SHamannen nirfjt in bie Urjeit jurüdrei^en
fann, fonbern baß berfetbe erft in jüngerer 3e^ entftanben fein wirb.
£)afür fpridjt fd)on ber baß ber Unterfd&ieb grotfdjen bem
Umftanb,
fog. fd)Wäbifd)en unb alamannifdjen ÜDiatefte md)t tief geljt, mäfjrenb
g. 33. bie Sntfrembung gwifdjen ber baierifäen unb fcfywäbifd) * ala*
mannifdjen ©pradje, bie bod) beibe au« bem alten fuebtfdjen 3fbiome
entfproffen finb , auf eine feit Janger £eit befteljenbe ©elbftänbigfett
berfelben IjiumeiSt. $Kodj öor brei 3>af)rljunberten wußte man benn
audj rerfjt gut, baß bie fd)Wäbifd)e unb alamaunifdje ©prad)e ein*
anber feljr nalje fte^en. £>er ÜDominifaner gelif gabri, ein geb.
3ürd)er, g. 33. fagt, wie wir oben öernommen Ijaben, Don ben ©djwty*
gern, baß fie ben ©djmaben unb Grlföffern in ©itte unb ©pradje
satis eonformes feien, unb an einer aubern ©teile tiermag er btn

fcauenfleiner nahmen tnelmetyr ben neuen ©djwabenbegriff an, nad) bem fie als
Storberöflerreidjer feine ©djroaben meljr wären, wo^l aber waren bieS i^re ®qu-
genoffen um ©onnborf, benn biefe gehörten bU 1806 gum i^wäbif^en Äretfe.

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262

Untertrieb jtoiföen fc^tüeigerifc^er unb fötträ&tföer üttunbart tmr a(fo


ju beftimmen: mos enim est in Saitensinm locutione, ut, ubi-
cunqueSuevi utuntar a, ipsi dieunt e, et ubiSuevi habent e,
1
Suiceri habent i, ut in plurimis . 9tid)tiger gibt 1555 ber be*
rühmte ^ot^iftor Sonrab @e&ner ben Unterfdjieb , bo
fd)tt>ei$erifd)e

er fdjreibt: Huic Suevica in pleris-


(ber fyefoetifdjen ©pradje) et
que similis est, nisi quod pro u vocali longa profert au et
pro i longo . . enunciat ei et pro dipbthongo ei habet ali-
.

quando ai, pro ü vero eu, pro a in verborum infinitivis po-


nit a, in quibusdam contra. Verba quaedam plenias effert,
ubi nos consonante aliqua vel syllaba abjeeta syncopen faci-
mus, cum alibi, tum in plnrali numero; et in iisdem, ubi
Helvetii d vel t addunt, ipsi omittunt. Verbum habeo aliter
formant. Aphaereses quasdam faciunt, ubi nos plene proferi-
mus, pauca quaedam vocabula profus a nobis diversa
et
habent, cum
alia, tum rerum praesertim substantiva, ut ani-
malium quorundam stirpium etc. in quibus et aliae linguae,
,

uteunque affines, multum differre solent 2. äudj 8a$iu$ meig


nod) 1572: hodiernum Helvetiorum lacusque Bodmanici aeco-
larum linguam habere cum veteri Suevorum similitudinem.
Nam quo nostra tempestate Suevi in Rhaetia ac Wirtenbergia
idiomate utuntur, Alemannorum fuisse crediderim, qui et ipsi
Suevorum gens una fuerat, sed rudior paulo ac magis syl-
vestris barbaraque . . . Equidem hpdie Suevorum lingua, qua
in Rhetiis ac Wirtenbergia homines passim utuntur, magna-
nimitatem quandam veterem illam gentis ac plane (sie ita
dicere possum) virilitatein demonstrat: adeo voces verbaque
omnia ex imo pectore cum sonus vehementia «ac emphasi
quadam singulari efferuntur 8. ©anj äljn(id) fagt in unfern Jagen
äBeinfyotb: „2H$ (Srutibfafe für bie ®efd(id}te ber ©prägen unb
SÄunbarten gttt, tag bie Sttatmidtfaftigfeit im 23erljältm§ ber 3fo^r*
ljunberte toädjft, bie Sinljeit bemnad) mit bem 3urü<JgeI)tt in bieSSer-
gangenljeit juuimmt. 2Ba$ toir jefct at$ alamannifdj unb fcbtoäbifd)
trennen , bilbete urfprünglid) einen einjigen ÜDiateft, benn nodj Ijeute
pnb bie ©runbjüge Mefelben" 4 .
©eljen mir be$I)a(b gu, roa$ benn ate djarafteriftifäer Unter*
fcfyteb ber fog. fdpuäbiftyn unb atamannifd)en Sühmbart fiel) funbgibt.

SMrünger behauptet , ba& £>auptmerfmat aüer Sllamannenfpradje


bie alte Äürje unb ©djärfung ber SSofate fei, wie fie

1
Goldast, Rer. Suev. SS. $ot. 25.
8
Mithridates, Tiguri 1555, ©. 37.
8
De aliquot gentium migratione Fol. 452. 3« r 3"t üon Üajtu*
fügten ftd) bie @d)n>aben nodj, benn er fagt 1. c. 450: Suevos quondam,
ut hodie adhuc sunt, in loquendo arrogantes fuisse ac gloriabundos,
grandia semper elocutos ac caeteros prae se populos contempsisse.
* SHemann. ©rammotif 7, 73* 84.

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263

Saiern, graufeu unb ©djtoaben tangft eingebüßt tyaben \ 3$ toürbe


gerne hierin gufttmmen, benn biefer ©afe toäre eine §auptftü|e für
meine Shtftifjt über ben Unterfd)ieb ber beiben 3>biome. Seiber aber
mn§ id) bie 9?idjtigfeit beffetben aufträten, benn einmal finbet fid)
jene ©(fyärfung nidjt in gleicher äBeife bei äffen fog. alamannifdjen
©iateften. ©ie feljtt g. 33. (um nur öon ben SDhmbarten gu reben,
bie mir fetbft befannt finb) ber ©pracfye am obern 33obenfee, im
Söeftaffgäu unb in SSorarlberg faft gang, ßrftaunt toürben bieSBeft*
affgäuer 5. So. Don einem wagga, iggel, öon einer nassa, öon
badda unb sagga fyören, benn fie fahren auf einem wäga, fürchten
bie ©tacfyelu be$ igl, Ijaben eine naes unb Riffen nur mm bäda
unb säga ober sah. ©obann fyaben bie fog. ©cf)tt)aben, toenigftenS
bie Dberfdjtoaben, jene alte ©cfyärfung burdjauS uidjt Döflig öerloren.
Um 9Winbe(i>eun g. So. tyvityt man ebenfo gut tt)ie am SBobenfee:
vatter, nemma, v'rzella, schmitte, bott u. f. w. äftan barf in
Sßafyrljeit nur fagen, bajj bie 9Kel)rgaIj{ ber fog. Sffamannen alte
$ürge unb ©djärfnng ber SSofafe in ungteitf) grö&ermüKaße ermatten
fyxt, at$ bie ©d)tüaben. ©ie umfaffenbe, faft möchte idjfagen, confe*
quente Slntoenbuiuj biefer ©cfyarfung aber bürfte ein Cljarafterifticum
ber SRunbart in ber iöaar fei« f toetdjeS biefe &on ben übrigen ata*
mannifdjeu £)iateften wefentfid) ntitunterfdjei&et
tAt atatnantüfe^en SÖhmbarten finb feljr galjürcid) unb toeidjen
befanntenna§eu aufjerorbentüd) öon einanber ab (ein (Smmentljater
g. So. bürfte laum einen 2lffgäuer, ein Äingigtljater laum einen 3flanu
be$ Sregenger 9ßatbe$ Derfteljen). ©emeinfam aber ift ü)nen äffen
bie ^Beibehaltung ber alten i, ü, ä, ou u. f. to., toäjjrenb bie fog«
fättäbif^en 9Kunbarteu fämmilkf) an ©teffe biefer 8aute ei, ou, eu,
au u. f. geigen.
tt). £)e$l)atb toirb irrft Sonrab ©efjner unb 2Bein*
l)otb at$ ber djarafterifirenbe Unterfdjieb gtoifdjen ber
fd)tt)äbif($eu unb afamannifdjen ©pradje bie 2lnwen*
bung biefer alten 1, üil f. t». aufgufaffeu fein. SBo biefe
Staute tönen , f)aben ttwr atauiannifdje (unb ofierrljeimf^e) Sttuubart,
tt)o ei unb au fie vertreten f ^aben toir fog. fdjtoäbifcfye ©pra^e-
Sßeniger correfi faun man mit bm SSoße äu<Jj faflen: too baäPart
Perf. be$ fubftauttoen23erbum$gsl 2 tautet, fpruf)t mau alamannifd),
tiM) bafür gsai, gsain, gweacha^ gweafi, gwen tx\d)ti\\t f fpric^t
mau frfjtoäbifd).

©u^en tok femer tjitv ttod) *k heutige ©renge beiber SÜhnA«


arten mögße^ft genau gu beftimmen, um ftautt gu geigen, toaun bie*
feiben au^ einanber gegangen finb.
Sirtinger rennet fo giemti^ äffe« Sanb SHamannien« atrger^aI6
ber SDiöcefc Slug^burfl giun ©ebiete luv fog. afamannifdjett ©^rad)e;

1
2)te ©^ro^e bc« SRotwcitcr @tabtrec^t8 r m ben ©ifeung^cr. b. ba^cr.
Mab. b. SBiff. 1865„ II, fliüjang ©. 15.
2
3c^ f treibe gsi, weit e8 fo Ijerfömmüd) ifl; in SößQ^tfjeit aber lautet
atamanmfd) unb oberfc^tüäbif^ bie StofttBe g« be« Part. Perf. k , alfo ksi,
kfunda, khört u. f. to.

XVL 18

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:

264

nur bie öewoljner biefe« S3i«tl)um« gelten if)tn at« waljre , uou ben
SUamannen fpradjüdj unb bolf«eigenartig &erfd)iebene ©djwaben (3to s
jungen). 9?ä^er bcftintmt er bic Dftgrenje be« 2ltamannifd)en atfo
»Btirifdjw ta Ulm, Sangen ftögt jefet bie ateman*
Cintc $ird)l)eim,
nifdje öfttidje unb®renje an fdjwäbifdje«, b. Ij. attjutljMt*
norböftlidje
gifdje« ©cbict .... £)ie ©renjUnie gefjt t>on ©fingen Ijinauf
gegen SRiebtingeu, §unberfingen, Don ba öftlid) hinüber über 23raunen=
Weiler auf ben §interwatb ; Don ba in ber Stiftung SBalbfee gu, auf
bie Seutfirrfierljeibe nad) Sttönd>rotl), wo mit beut 2lbfatt in« 3»ttertal
bie afemattnifrfie ©pradj* unb alte S3i«tum«grenje aufhört ....
Stuf bairifdjem ©ebiete ift aud) bie 3tter wieber im ®ro§en unb
©anjen fäwabifdj - atemannifd)e ©renje. Da« alemannifdje vertiert
fid) mit bem Auslaufen ber Slügäuer Stfpen ; einige fudjen bie ®rengc
am föroarjen ®rat bei 3«nl), in ber SEat ift e« ßromberg (lies
Sronburg), &gau oberhalb SOJemmingen. £>a« SUemannien inSöaiern
umfaßt bie ©ejirf«ämter 8inbau, ©ontfyofen, Sempten, Dberborf, jum
£l)eit güffen .... 2Ber fidj t>ou ber ©pradjgreuje überzeugen
Witt, gelje na$ 2lpfeltrang (bei ftaufbeureu): ba« obere ©orf ift ate*
mannifdj, ba« untere fdjwäbifd) (sie) .... gttffen ift nod) ftrenge
fd)wabifd), ber SRarft Oberftborf unb bie ganje ©trede ber bair.«
öfterr. ©renje jmneift; ber Sttarft Oberftborf ift ein ÜBifdjwrf!" \
3>n 2Bal)rf)eit aber reicht ba« ©djwäbifäe biet weiter roeft»
fog.
wärt«. 3»dj tr»iü Ijier ben heutigen ©ren^jug 2 fo genau, als möglich
angeben. Surfte fenne id) benfetben in meiner nähern $eimat, htm
Slttgäu, au« eigener Sfafdjauung, tl)ei(« (ernte id) benfetben weiter
gegen SBeften au« üttittf)eilungen tarnen, bie mir Don tofatfunbigen,
gtaubwürbigen Scannern auf« bereitwittigfte gemalt würben.
£)a« füböfflidjfte ®ebiet be« Stamme«, SSorartberg, gehört öott*
ftänbig gum alamannifdjen ©prad)tante, ebenfo ba« oberfte 8cc$*
tl)at, foweit e« Don Sßatfern befiebett ift. ©a« weitere Sediat aber
unb ba« £l)annl)eimer Zfyal finb fd)Wä6tfcf)er gunge, bagegen t>a$
Queögebiet ber Quer : Oberftborf, §inbe(ang, ©ontljofen, ^mmenftabt
gehört bem alamannifdjen ^biome, beim f)kv fjerrfdjen t unb ü,
mag au$ an bie ©teile be« gsi bereit« gweacha au« bem Sedjtljate
eingebrungen fein. Sßeiterljin gehören ©urgberg, 9fauijen$eü, SRaifef»
ftein nod) jum alamannifdjen, bagegen bereu Wadjbargemeinben SBer*
tad), ©tepljan«rettenberg, Ottafer« fd)on jum fdjwäbifdjen ©ebiete.
SJieffeit« ber Qtter tönt i unb ü
Pfarreien gdart«,
nod) in ben
Diepotj, SBeitnau, Sengen, SBotfternang, 3«ni), Stoljrborf, färoäbt*
fdjer Saut bagegen (ebt in ben ©emetnben 3Kartin«jett , 9Heberfont*
^ofen, §eöengerft, SRe^ti«, ©udjenberg, ^reujt^at, griefen^ofen, wei*
ter^in in ben Pfarreien Urlau, §eria^ofen, gngeraj^ofen, ©ebraj^ofen,
s
Äi«Iegg , 9tötf)enbadj, SBolfegg, wä^renb bie anftogenben ^ßfarrge*
x
- S)te otemanni(c^e ©pradje rechts be« ^etn« If 23—25. Alemannia
I, 53orrcbe 4.
2
6. über benfetben bie betfotgenbe Äarte.
8
Wati) ?e^rer üfl. ©rimm in Äi^Iegg.

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265

meinten SSWeneljljofen, ©euren, ßnfenljofen, Sfjriftagfjofen, SWerajljofen,


Jöalteräljofen, Seupolj, Sarfee, 93ogt, SBalbburg alamannifcf) reben.
SBeiterljin tljeilt bie ©renje bie ©emeinben JBainbt, 9Kod)entoangen,
SßofyertSfdjroenbe (}ur £>älfte), gronljofen, ©anfetsmeiter, ßffenfjaufen
ber alamanmftfjen , bagegen alles 8anb nörblidj Dom Slltborfer Sßalb,
ferner Slutcnborf, 3Ilt$f)aufeu, g(eifd)tt)angen, äBalbfjaufen, SKiebljaufen,
SönigSeggtnalb ber fd)tt)äbif(fyen
- 3unge ?u
alten Sinjgau ge-
l
Qm
hören nod) ju festerer Dftrad), ^ßfuttenborf, 8in$, Sladj, SRufjeftetten,
©entenljarb. dagegen fiub l)ier nod) alamannifd) JSurgtoeiler, 2Ba(b«
teuren, £)enfingen, Sautenbronn, 9lffljotberberg, ÜRü^aufcn ©afen* f

bad) (obtooljt gilial oon 8mj), (gberatStoeiler, SiggerSborf unb 3Kin«


2
beräborf . 2Beiterf)in finb bie testen fd)tt)äbifcf)en Orte SRaft, @aul*
borf, ©djroanborf, Siptingen, 9?euijaufen ob@<f, 9Kül)fl)eim a. £)on.,
9tetbingen, Solbingen, 9?enqui$l)aufen , 9iufplingen, <5ge$ljeim; alte«
1 unb ö aber l)errfct)t nodj in Tuttlingen, ©öttingen, SDiaJjtftetten,
3
Sßefyingen, Reilingen . SBon Reilingen an fyören toir gsi, gsin
nod} in ©(fyörjingen, -Keufird), Bepfenljan, ©ietingen, 3r$(iugen,
©Öhringen, fdjroäbifdje SDiunbart aber in ©(fyömberg, £)otternljaufen,
4
SDautmergen, ©Balingen, |>artljaufen . 3enfett$ be$9?edar$ Ijerrfdjt
gst nodj in £errenjimmern , (Spfenborf, JBöfingen, ©eeborf, £>ei(i«
genbronn, 2Iid}l)alben, Saut aber in Slltoberuborf, Obern*
fd)tt)äbifd)er

borf, ©effenborf, Söinjefu, gluoru unb im ganjen


SBatbmöf fingen ,
5
torirtenbergifdjen f injigtljale . S3om ©renjpunfte jttrifdjen ffiirtenberg
unb ©aben im Äinjigt^ale an fällt bie ©pradjgrenje mit ber politi*
fdjen biefer Staaten bi$ an bie |>orni$grinbe jufammen, ido ba$ alte
Sllamamuen enbet unb SR^einfranfen beginnt.
2) UebrigenS läßt ftd) jtt)if(^en ber afamannifdjen unb fdjtoäbi*
fc^en 5ÖJunbart eine boppette UebergangSjone nadjtoeifen. Um aber
beren SBefen beftimmen ju fömten, muffen toir ben Unterfdjieb jener
üühmbarten fdjärfer, als nrir bisljer getfjan, ju faffen toerfudjen.
@cfyte SDiatefte toeidjen nid)t nur in iljreu 35ofaten, fonbern aud)
in iljrem ßonfonantiSmuS mtijv ober weniger Don einanber ai. 2Ba$
aber unfere beiben 9ftunbarten betrifft, fo unterfdjeiben fie ftd) feine«*
toegä im (SonfonautiSmuS , benn ba$ fdjtoeijerifdje anlautcnbe ch ift
burd)au$ nidjt aller ?llamannenfpradje gemeinfam, fonbern e$ erfdjeint
lebigli^i als Srjeugniß ber ©ebirgätuft ber ©c^tpet j , hue toir benn
ch, kh in allen Vorgebirgen etnl)eimifd) finben, in £irol fo gut, tt)ie in
6
ben fd£)ottifd)en §od)lauben unb im SanfafuS . ^iugegen meiert ber
1
9^ac^ Dr. ?Ri^arb 93uc!, öorbem in Hulcnborf, je^t OberamtSarjt in
dringen a. S)on.
8
9io^ ©uralter S)ci6 tn S>onoucf*ingen , gebürtig ans obengen. fitnj.
8 @o^er in SKeSfird) unb SRcntamtmann ©iefer in
SRadj ©tabt^forrer
SRfiljfljetm.
* Sflaä) SSifar ^obric! in @(^ömbcrg, Pfarrer Dr. ©loft in ftmfra unb
Pfarrer ©tauß in 3r8lmgen.
Sflaä) Pfarrer Hma in (S^fenborf , Pfarrer Söfftcr in gluorn , Pfarrer
5

5Eraub in &tyir0ba$, Pfarrer «ratg in@ceborf, unb Pfarrer Dr. ©lafe mlßcufva.
6
©^erlief) ift ba« f^tüetscrif^e ch gortfü^rung be« a(t|o^beut[(^en
18*

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266

ßonfonantiSmuS be$ etfa§*ortenamfd)en SDiafef t$ öott bcm bcr übrigen


1
alamannifd^en unb fömäbtföen SWunbarten ab , fo bafc bic lefetern
jenem Dtalefte gegenüber al$@inl)eit aufgefaßt merben fönnen. ©er
©egenfafc gtüiföen bem 8Uamannifd)en unb ©djtoäbifdjen beruht eingig
unb allein im 33ofali$mu$, unb groar in ber 3lrt, ba$ bie alamannifdjen
gaute i, ü, ö, e im ©djmäbifdjen gefteigert erfd)einen, unb bag lefc*
tereä ber Sftafatirung, bie bem Sfamamufdjeit giemlid), ja ber SBeft*
2
aügäuer unb JBobenfeer 9Kunbart gang fremb ift, ein feljr großem
©ebict einräumt. @$ entfprid}t nämtid)
alam. 1 fdjtofib. ei, g. 33. wib, weib,
„ ei „ ai, g. 83. gseit, gsait (gefagt),
„ ü „ ou, g. S. bur, boar (Sauer),
„ ü öu (eu), g. Sß. mtts, möus (ÜJtöufe),
„ ou „ au, g. JB. koufa, kaufe (taufen),
„ iu(iä) „ ui, g. 33. fiär, fuir (geuer),
„ ö * au, g. 33. brod, braud (33rob),
„ ä au, g. «. jar, jaur (3aljr),
„ oe „ ai, g. 83. höra, haire (f)ören),
s
„ e „ ai, j. 83. er, aihr ((Sf}re) .

!£ie obengenannten UebergangSgonen nun l)aben bie fdjmäbifdjen 8aute ei,


ai, ou, öu, au, ui burdjgefüljrt, fie gehören alfo gum fd)tt>äbtf(fyen,
gum afamannif^en 35ialefte, ^aben aber mit tefcterm gemeinfam,
nict)t

baß fie ö, oe, e, a noef) nidjt gu au unb ai wrfdjoben l)aben. ©er


Unterfdjteb gmifc^en ben beiben £onen fefbft aber liegt in ber 5Kafalirung.

(Sonfonanten, bttm feine gerabeju abfdjeutidje Klangfarbe war gewig nidjt bie
be« altljod)beutfdjen eh. fiefctere« aber bürfte in htm weidjen anlautenben ch
ber fog. @tö<fe bei Hug«burg (©irfinger, 2(ug«burger ©örterbud) 261) erhalten
fein. Stoffelbe mürbe, nad) ben Urtunben ju fließen, nod) im 14. Saljrlj. att-
genuin im fianbe jwif d)en 3ffer unb Sed), ebenfo in Augsburg felbß geforodjen.
1
SSBeinfalb 1. c. 7.
*©irlinger tyridjt öon einem SUIgäuer 2)iatette fdjledjttjin , woburd) bie
3fana1jme ?lafc greifen tonnte, ai« ob im gangen fcttgäu ein SMalett, nämtid)
ber fog. atamannifdje, gefprodjen werbe. 2)em iß jebodj nid)t fo, wie ©irlinger
felbfl wieberljolt anertennt; man fpric^t trielmeljr im Bttgäu brei 3Runbarten.
3m SBeflen unb im 3tterquettgebiete ljerrfdjt ein alamannifdjer 3)ialett, ben td)
flet« „weftaflgäuifd)" nenne. 3n ber SRitte (Seuttird), 2Remmingen, ©rönenbadj,
Äem^Jten, föettenberg) baben wir eine Hbart be« oberfdjroäbifäen 3)ialeft«, wel^e
ö, oe, e", a erhalten ^at unb auefy bie ©c^lußconfonanten bewahrt, g. 53. körn,
durm, nic^t koare, düre, tt)te im untern 3&<rt^al. 3m
Often enbli^ (3Bcr*
ta<^* unb Se^gebiet) wirb ein eigenartiger ©ialett gef^ro^en, ber bie Ktaute
fdjarf fpric^t , ö, oe, e, ä erhalten ^at unb ba« afamannif^e ou nnb ei nidjt
ju au unb ai, fonbern ju ö unb oe öerfdjiebt. 3« ©• in 38n^ Ijören wir
ouh, in Kempten anh, in güffen oh für auch, in SBeüer gseit, in fieutfirdj
gsait, in Obernborf gsoet für gesagt. (Eljarafterifnfd) für bie brei 9tfgäuer
SWunbarten ifl bie gorra für w eu(f>" (vos). 3n SBcitcr lautet biefetbc juh , in
Senaten uih, in güffen uib. S)en 2>iatert be« öftlidjen HttgäuS, ber au(^ in
bem tiroler ?ed^t^al unb in Slltbaiern bis an ben ÄoaVlfee ^errfcr)t, tonnte man
w ted)rainifd)" nennen. @ebidr)te in bemfelben beröffentlid)te Dr. Wla$ Sind
(«engten , Söfel 1874).
8
»gl. Pfeiffer, greie gorf^ung 365.

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267

$)ie erfte, unmittelbar an baQ 9l(amannifd)e attftogeube 3oue itfim(i$


ücrmeibet mit bicfcm bic 9?afa(trung. £>ier Ijören mir gsai (gewefen),
gau, stau, lau (geljen, [teilen, (äffen). Die gweite £oue aber, weldje
gwifcfcen ber erftenunb bem 33reitfd)Wäbifd)eu fidj Ijingiefyt, fjat bie
Sftafalirung angenommen , Ijier fjören wir beSljaJb gsain, gwean,
gaun, laun, staun.
3n ber wirtenbergifdjen 33aar enMidj begegnen wir nod) einem
vettern Uebergange öom SUamamüfdjen gum ©djmäbifäen. 2luf ber
©renge erfdjeinen Ijier bie t uub ö nid)t gleichmäßig ju ei unb ou

gefteigert. Sßir Ijören, wie oben erwähnt, in £)eittngen, ©djörgingen


u. f. w. bis gen ©eeborf unb 2ltd)l)alben nodj gsi, mi, in benfetben
Orten aber fprirfjt man nidjt meljr wib, hus, fonbern f<$on weib,
hous. £>ier tommen SBerbinbnngen öor, wie mi hous, mi weib
u. f. m. ©ang ebenfo lebt in ©ößlingen, ba$ fonft gang uub gar
fd)Wäbifd) ift, nodj öereingett mfn.
SDiefe ftufenweifen , nun , fobann bie
öermittefuben Uebergange
£l)atfad}e, bajj bie fdjmäbifdjen Saute Steigerungen ber afamannifäen
finb, überhaupt freuten mir im Siuftange mit ben oben gewonnenen
gefcf)id)tlid)en (Srgebniffen in ber Xfyat gu beWeifen, bag ba$ ©d)Wä*

bifäe nicf)t eine bem 2Uamannifd)en coorbinirte ättunbart, fonbern


eine SBeitcrentwtdEetung beS tefctern tft. 3$ möchte behaupten , bag
Jenes tebigtid) ein gur neuf}od)beutfd)en Sautftufe gefteigerteS Waman»
ttifö ift.

2) Seit bem Snbe be$ 12. (fcfjri)« begannen bie 5Dta(efte ber £l)ü*
ringer, 9?fjeinfranfeu, Dftfranfen, Bajuwaren Bürgen gu
bie betonten
beljnen unb 1, ö in ei unb au gu fteigern, öon ber
b. I). fie traten
mtttelljodjbeutfdjen gur neufjodjbeutfd&en ©pradtftufe über, benn ba$
uuterfdjeibenbe SKerfmat ber (entern ift eben bie Dehnung ber betonten
Bürgen unb bie erwähnte Sautfteigerung. Sftur ©rudjtljetfe ber gen.
SDialeftc blieben hierin gurüdE, g.
'ö. in JBaiern bie Sühmbart gmifdjen

2l(g uub ©a(gad) \ bie ^eute nodj altfyodjbeutfdjeS iu bewahrt, fobann


im ©ebiete beS 9tl)einfränfif<f)en bie ©pradje an ber SJlieS *, im Oft*
fränfifdjen ber ÜDiateft ber 9M}öu, welche beibe t uub ü bis Ijeute feft*

Ratten. 9tyBtiifd) h ©•
tüsja ($ffu«djen), krtitz (Sreug), suuer
ift
3
(fauer), buhch (SBaurf)), hüt (tjeutc), riech (9?eid)) u. f. w. .

Sin (Stieb beS oberbeutfdjen ©pradjftammeS ift aud) unfer fd)Wä*


6ifd>»afamanmföcr ÜDialeft, es märe beöfyalb l)öd)ft auffaflenb, wenn
nicfyt wenigftenS ein £Ijei( beffetben mit ben übrigen oberbeutfdjeu
SOJunbarten gur neul)od)beutfrf}en ©pra^ftufe fortgefdjritteu wäre. £>a&
war benn au^ ber gatt. Slße ©d^waben unb öon ben fog. Sita*
mannen minbeftenS bie JBobenfeer, äßeftaßgäuer unb SSorartberger Ijaben,
freiti^ nirfjt fo confequent wie bie ^Bajuwaren , öon benen bie neu«
^oc^beutfd)e ©pradje auSgieug, bie betonten Bürgen gebebt , erftere

1
Sabona I, 359.
8
»atmrta IV, 224.
3
©oöaria III, 167 ff* 213. 216, 261.

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gubem nod) bie meljrermctynte Sautfteigerung burdjgefüljrt. SBtc aber


bei ben granfen bie $Rl)öner, fo l)aben innerhalb uttferM ©tammeä
bie fog. 2Uamannen biefe fpradjlidje gortbilbung nid)t mitgemacht,
biefetbeu fteljen beSljalb fyeute nodd, je nadjbem fie bie betonten Sürjen
gebeert l)aben, mefjr ober meuiger auf ber mitteüjodjbeutfäen ©prad)*
ftufe. Grinjtg unb allein ba$ fog. ©djroäbifdje fyat ftdj ben oer*
manbten Violetten ebenbürtig entttridtett, morauä folgt, ba§ mirflidj
biefe SDiunbart nid)t ein ÜDialeft neben bem 2ltamanui*
fdjen, fonbern tebtglid) ba$ jur neul)od)beutfd)en
©pradjftufe normal entroidelte Sllamannifd) ift. £ier
l)aben mir ben SemciS gu erbringen , ba$ ba$ ©d)mäbifd)e mirflid)
in biefer äßeife au« bem mtttell)od)beutfd)en Sllamannifdjen fid) fort*
entmicfelte, mit anbern Sorten , bafj bie fog. ©droben bie atamau*
nifdjen ßaute f, ü u. f. m. ju ei, ou u. f. tt). gefteigert ^aben .
1

©o aufcerorbenttid} ttridjtig biefer SSorgang audj für bie gegen-


feitige äBertfjbefttmmung be$ 2Uamannifd)eu unb @djroäbifd)en ift, fo
laben trofcbem bie 33ert!jeibtger ber ©tamm&erfd)iebenl)ett ber SöLta-

mannen unb ©djmaben benfetben bis jur ©tunbe nod) nidjt ju toi-
berlegen öerfudjt, einjig Sirttnger behauptet : ,@otljifd)em eientfpridjt
r

fdjroäbifdj ttneber ei, b. fy.


uralte tfautfortfityrung l)at aßgem. fd)toä-
2
bifd) ftattgefunben" , oljne inbeffen biefe SBefyauptung irgenbroie mit
6$ toäre ba$ freiltdj eine ©ifi)pl)u$arbeit
Jßemeifen ju unterftüfeen,
gemefen, Sautfteigeruug tagt fid) für jebe ein-
benn bie
jetne ©egenb be$ fdjmäbifdjen 3Ma(efte$ auf ba$ ge»
nauefte verfolgen unb jeittid) feftfefcen.
(Sin reiche«, ja überreife* Quellenmateriat geftattet und biefe
©eljauptung, ein Material, ba$ freilid) nid)t in ben fpärtidjen 60-
bice$ , fonbern in Urtunben aufgefpeid)ert liegt,
ben SCaufenben mm
meldje alleutljatben auf fdjmäbifdjem ©oben, in Dorf* unb *ßfarrre*
giftraturen, in ©tabt- unb @d)lo§ardjtoen unb außerbem in ben grogen
©taatSardjtoen juSJttündjen, Stuttgart unb SartSrulje bemafjrt merben.
Stemmen mir bie Don ben faiferlidjen unb fürftlid)eu Sanjleien
ausgepeilten Urtunben etma au$, fo tritt un$ in jenem Quettenma-
teriafe bie totrftidje ©pradje be$ jeweiligen 3aljrl)unbert$ entgegen;
benn eine beutfdje @d)riftfprad)e gab e$ im Mittelalter nidjt, fonbern
jeher Urfunbenoerfaffer fdjrieb tbtn feilten ÜDialeft. SWodj niemanb
3
|at bis jefet Pfeiffers SluSfprud) in,3meifel gejogen: „Nun Ijerrfdjte
im ättittelalter, ioaS trofc unferer grünblid) öerfdjiebenen ©rjieljung
unb ©duilbilbung felbft jefet nod) jmoeiten in $)eutfd)lanb tiorfommeu

1
@tnc« SBctüdfcö , bog bie ©ofatbe^nung im @djroäbifdjen, wie in offen
oberbeutf^en 2)iale!ten f
moberneti 3)otum«bo eine gegen*
ifl, beborf e« titelt,
t^etltge annähme ber beutf^en ©^ro^entmidlung überhaupt wtberfprä^e unb
be^alb oon iljren etwoigen SSert^eibtgern einge^enb gu erhörten toare.
8
Augsburg. SBörterbu^ 245—46. ©et ü bogegen nimmt aud) ©tr*
linder eine Steigerung gu ou an. S)te Steigerung öon i unb ü fennt ou4
©ein^olb 1. c. 81—86.
8
tfanateiforad)e ^oifer Jubtuig« be« Eaiera (greie gorf^ung 374).

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fofl, btc ©itte, bag 3eber fo fpradj, wie ü)m ber@d)nabe( gemäßen
war ober btc grau 3ttutter iljn gelehrt fjatte, unb ttne er fprad), fo
fdjrieb er aud), man Wußte nid)t anberS unb fonnte nid)t anber$\
3e getoöljnlidjer beSfyalb ber Sntyaft einer Urfunbe, je niebriger ber
$rei$ aus bem fie ftammt, befto wi^tiger ift fie für ben SDia*
ift,

leftforfcf)er, benu befto reiner fließt in ifjr bie ©pradje bed SJotfeS.
(£$ liegt mir ferne, Ijier eine öoßftänbige ®efd)id)te ber @nt*
widtung be$ fd)tt)äbifdjen £)ialefte$ ju uerfudjen: ba$ bürfte bieSluf*
gäbe eine« @prad)forfd}er$ mm gad) fein. £>ier wirb e$ genügen,

auf ©runb jmoerläffig ebirter ober mir im Originale oortiegenber


Urfunben gütigen, baß unb wann bas ©djwäbifdje bie afamannifdjen
SSofatc ju 'Coppeßautern gefteigert l)at.
©iefe fpradjlitfje ßntwidlung begann für ba$ atamannifdje £anb
bejeidjnenb an ber bajuwarifdjen ©renje, in ber ©tabt 2lug$burg,
unb brang öon Ijier au« (augfam bis gegen 1560 in bie ©egenb Don
Tuttlingen öor.
SKodj um 1276 war in 2lug$burg a(amannifd)er Saut l)errfcf)enb,
1
benn ba« bamats rebigirte ©tabtbud) fteljt nod) auf ber ©tufe be$*
fetben, nid)t ei unb ou, fonbern 1 unb ü erfdjeinen iu biefem Oefcfc*
budje. Slber frfjou Dor 1300 bringen bie erftern ?aute in bie SlugS*
burger SKunbart ein, buntem SBedjfet mit
anfangs nodj fetten unb in
ben alten i unb ü, ba(b aber immer
unb immer confe* gal)frei<f)er

quenter. $ier nur einige SJeifyiele: fdjon 1280 Ijören wir Beurer
(neben Biürere), ouz, ouf, kaufft, housfrow, Eulentaler, 1282
baumgarten, aub, 1283 seit, ouz, hous, ouf, bowen, 1286 hous,
ouf, 1290 drouzz, ouf, 1292 housfrow, ouz, ouf, 1295 hous,
verchaufft, baungarten, auf, housfrowen, saeit (fagt), leib,
ouf, bowende, 1296 ouz minem house, 1297 ouz, minen jar-
zeit, 1298 auz, weilent, auf, Hausteter, sein, leihen, beleihe,
hous, aengerlein, Eulentaler, 1299 ouz, hous, ouf, choufman,
naeun (neun), dreizzek, chlain 2. 3>m 14. 3»af)rl). toerben bie neuen
Saute gwar nod) häufiger, bleiben aber bis gumßube beffetben iu ber
9ftinberjal)t.äßir finben j. SB. 1300 ouf, nachgebour, mour,
bouwen, stainhous, 1309weiler, laeut, lauf, eil, saumpt, 1313
hous, jarzeit, 1317 uz irem hous, gwesen, louter, laeut, leib,
meil, zaeunen, 1320 ouz minen baumgarten, housern, darouf,
gebowen, ouf, darouz, 1331 Seitz, Truishain, heuser, auch,
1332 chraeutz, moure, meinen, haeuwezehenden , ouz, 1335
haus, auch, chauffen, rynchmaur, 1339 min haus, auch, seitten,

1
Ed. Wlatyx 1872. ©ogov antautenbe« ch \$ in bemfclben
<£ljri|Uan
getoöljnlicij. gür ou fefct ba« ©tabtredjt regelmäßig au, allem btc« beweift
nidjt, \>a$ 1276 fdjon ou &u au »erhoben war, beren au ift bis ut« 16.3aljr!).
im ganjen fdjtoäbifd) - alamatmifdjen ©ebtete ein inbifferente« 3etdjen für au,
ou, a.
1 Sfortjer, I, 46. 53. 54. 61. 63. 76.
«ugsburger Urfmtbenbudj ö. <£ljt.

87. 91. 96. 99. 114. 115. 117. 121. 124. 126. 128. 131. 134. 135. 136.
138. 139.

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270

baungarten, 1340 mein, priwhaus (33röuljau$), pechkenhans,


auz, 1377 lewten, haus, mein, Oesterreich, Reisispurch, mei-
niu, sein, zuignueß, driuzechen. Damit übereinftimmenb über«
Wiegt aud) itt bett HugSburger 9iatl)$befcf)lüffett toäfyrenb be$ 14..
3afr!). ber atamannifd)e SSofat; \a bi* nadj 1450 tauten in bett*
1
fetten bie i unb ö immer toieber anf .
3»ci 3af}rl)uuberte fjinburd) ringt bie Steuerung innerhalb ber
9ftauern SlugSburgS, bis fie ben enbgültigen . @ieg erringt , beim
erft öon ber jroeiten §älfte be$ 15. 3af)rf). an Ijaben bort bie
ueuen £)oppetlauter bie alten SSofate g8n$ti$ Derbrängt. 5Die in
biefer 3eit abgefaßten Strömten be* SMielid) unb granf jeigen fäott
ootoommen fdjtträbifdje Sautftufe*. £)tefe <£nttt>icftung liegen bie
SlugSburger felbft benn ber ßljronift IL @af*
feineäroeg* unbeachtet,
8
faruS berietet im 16. 3afjrl).: rrtlmb bife jeit (e. 1500) begunbten
bie SlugSburger ire @prad) ju änbem unb etowS öerftanbltdjer ju
reben, alfo bafj fie ju unferer 3^
bei Regierung Saifer gerbinanbi
ganj anberft rebeten, bann bie Sitten. ÜDann ba biefetben üor biefem
in 3luj$fprecl}ung be$ i unb u ba$ 9Wau( toeit auffperrten, brausen
fiejejunber bafür ei unb au im ©treiben unb 9?eben unb fagen
mit falbem 9Kunb altein für attan, aud) für a$
u4.
SlugSburg toar unb ift ber $aubel$uutte(punft be$ SJurgauer
Öanbe*. $)arau$ erflart fidj, bafj auä) in biefer 2anbfd>aft ju gleicher
3eit, ttrieäugSburg, ber Sampf ber neuen Saute mit btn alten
in
begann. @d)on 1291 fteljt in jmei fonft ftreng atamannifdjen Ur*
lunben, bie Sittenljofen unb Slgatpang betreffen, öereingett ouf, 1293
94
Ijören toir in SMnSmaugen ouf unb Heute, 12 /9& in Stteidjen zem
weiler, ze haeuseren, Aeusenhoven, trait (trägt), gehilabt (ge*
5
Ijeiratljet) 3n ßlgau fdjrieb man 1328 friuend, ouz, gaun, ouf,
.

hous, gezuig, in ©ablenbad) 1329 sein, hous, darauf, forstleute,


1334 gotzhauß, 1361 raeutin, geraeut, in SBelben ferner 1332
getzewge, in ,3ufame(f 1333 eingenomen, oh (audj), auf, leute,
ouz, mein, frewnd, vogtey, erchoufft, haws, meiniu, laut,
seinen, gezewknüsse, in SOBeftenborf 1344 kauff, gotzhous,
in ^Sferfee 1345 gotzhous, leute, vleizze, bowe, paungarten,
chauff, in Sangeneringen 1378 gepour, in ©rofjaitingen enblic^
1447 drey, auch, zeytten, weiß, sey, gedeihen, getrawet, seyt-
mals, ausserhalb, außwisung, mein 6 .

3m 9ite$ begann ber ©pra^fampf im 14. Qatyf). ©n* öon


Urf. I, 142. 175. 187. 202. 207. 219. 305. 308. 347. 359.
Mon. Boica XXXIII, 2, @. 22. 501. 8ug«b. ©tabtbudj 234 ff.
* 3fog«b. ©tabtbud) 259 ff. @tetdjcfcf Brd)U> für ©efdj. be« »istljum*
3tuö«bnrg II, 78 ff.
8
fötdjrtger wäre 1450.
4
33ci »trttnger, Bugöburger ©örterbud) 247. ©affar* ©ud) felbft war
mir ntc^t jugäitgltd).
5
Mon. Boica XXXIII, 1, @. 200. 203. 221. 223. 227.
6
Mon. Boica XXXIII, 1, 510. 517. 529; XXXIII, 2, 21. 37. 103.
293; XXXIV, 226.

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271

bec ©emetnbe 33a(gf)etm 1360 auSgefteßte Urfmtbe I)at neben ataman*


aud) gebour, auf, hauslich, tu SDonauhtörtlj erfdjeint
itifc^eu Stauten
1385 zeit, angreiffen, saumig, ba« SßeiStljum Don STrodjtetfingeu
(15. Safjti).) f)at ftarf gemifdjte ©pradje, eine ©toanger Urfe|be
t>on 1426 Ijat mein, Syfrid, sein, gotzhuß, gesein, fruntlich,
amptleut, daruß, flyssig, verlauffen, dhein, wyse, mynem, sei-
nen, blyb, leuten, geziugnüß, trw (treu), ba$ äBeiStfjum &ou
§ofjfird)en enblid) ift 1450 tu toöflig fd)tt)äbifd)en Sauten getrieben K

35on ber 2. £älfte be$ 15. 3a!jrf). an mürbe bte neue ©pradde,
hne tu Augsburg, fo aud) im Shtrgau unb Ate« fjerrfdjenb.
333eiterf)in Über ben Sllbud), ba$ ©rcnjt&at, bte Ulmer 51(6 u. f. to.

ftnben ttrir bi$ in$ 15. ^aljrl). Ijinein ben afamamuföen 93ocali$mu$
2
in ungeftörter §errfd)aft , obmo^t in beut anftogenben ÜDonautljate
fd)onim 14. 3toljd). ber ©ieg ben $)tpl)tl)ongen juneigte. SBä^renb
nämüd) in Staubigen 1302 unb 1303 bte ala*
1280, in ©iflingen
mannifdje ©pradje nod) l)errfd)t, erfdjeint frfjon 1342 unb 1343 in
fefctgenaunter ©tabt unb iljrer Umgebung gotzhouß, zeit, clein,
leuten, 1360 mein, haubgut, 1385 in £>öd}ftäbt zeit, freund,
3
sein, leut, weis , 1418 in ätSttngen leib, lüt, mein, fründ, diu,
triulich, drey, meil, erweisen, freyung, veint, ßütin, triw(brei),
4
sien, Seitz, zeiten, fleisseg, ziuknuß, freitag .
Ulm, im 3ttertl)at unb um äßeiffeufjorn blieb bie ala*
2Iudj in
Sprache bt$ tief in« 15. $a$xf). hinein unangegriffen, nadj
mamtifeije
ben Urfunben ber®rafen mm Arnsberg
5
tauten Ijier erft nati& 1450
unter ben alten SSofaien bie ei unb ou auf, unb erft um 1500
Ijaben bie lefeteru jene gänjUdj öerbrängt. ÜDie Schreiben ber ©a(t*
ringer unb 3üertf>aler Säuern öon 1525 finb öottftänbtg fdjtuäbifd).
3n ber ®egenb jwif^en beut ©urgau unb 2lttgäu ftnben toir
1354 in @d)öneä an ber ®ünj fd)on böwe, leut, gotzhous, 1355
leut, geraeut, luet, haus, ju 3Äattfie$ 1384 verzeihen, weise,
beweiset, zeilen, in Saufbeuren 1389Beuren, byRein, inOtten«
beureu 1410 leut, steuren (neben stiuren). 3ftt 3Kemmingen geigt

ba$ ©tabtredjt öon 1399 uod) bie alten Staute, aber 1448 erfd^einen
l)ier neben benfetöeu aud) laut, getreuwlich, weise, um 1500 ift
6
auef) Ijier bie neue Sprache burdjgebrungett .

SDiemmhtgen unb Äaufbeuren bringt aud) im


©teidjjeitig toie in
eigentlichen 2(ttgäu fd)toäbifd)er &tut öor. $n Kempten tjören mir
1447 ein öereiujette« freuntlich, in Pfronten aber l)at auffaüenber
1
Mon.Boica XXXIII, 2, 283; XXXIV, 33. ©rimm, SßetStljfimei: VI,
221, 250. Orig. Urfmtbe im 2trdjiüe 2)onaucf fingen.
* e. Uvf. M Ätoftcr« ankaufen in @teidjeU« 8etträgen j. ©efd), b. ©.
Sfogöburg 254 ff.
I,
8
Mon. Boica XXXIII, 1, 148. 299. 309; XXXIII, 2, 89. 98. 102.
281; XXXIV, 31.
4
Urf. im f. flrdjtoe S)onaucf djtngen.
5
Seren Btdjiö ift in 2)onauefd)mgen.
6
Mon. Boica XXXIII, 2, 212. 233; XXXIV, 24. 50. 202. 408.
Seon^arbt, 2Remmingen im SHgoro 104 ff.

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272

weife fäon 1459


bie Steuerung bie Dberljanb, in beffen bamat* auf«
gejeidjneten$farrre$te erinnern an ba« 2l(amannifd)e nur nodj we*
nige SBörter, wie drissig, uss, zwyr, rieh, zitten, nütz, errutt,
usserhalb 1 . 1525 gehört ba$ gange Dftaltgäu gum fd)Wäbifd)en
©pradjgebiete, Wäfjrenb in Kempten , ßeutfird) bamat« ba« 2ltaman*
nifdje nod) um fein ÜDafein rang. SBeitertjin (©off egg, ÄiSlegg
2
u. f. W.) war festere« 1525 nod) gar nid)t angegriffen .

3n ber ©cgenb
öon Lieblingen unb 2Re$fird) enbtid) geigen
ftdj (nadj feljr Urfunben au$ berfetben im SDonauefdjinger
gat>treirf)en

Slrdjioe) bie erftcu fdjwäbifdjen Sinbringlinge etwa« öor 1500, 33oü*


ftänbig gefiegt Ijat nad) benfetben Quellen bie neue ©pradje um
Lieblingen 1530—1540, im 3fte$fird&ifäen aber erft c. 1560 8 .

©a« ©djwäbifdje Ijat atfo in feinem gangen ©ebiete einen langen


Sampf mit bem Sllamannifdjen burd)gufed)ten gehabt. Srft nad)
1450 I)errfd)te baffelbe in 9lug$burg, feiner SSMege, im Surgau, SRie«
unb Dftaltgäu, um 1500 finb ferner Ulm, äRemmingen, bie 2llb,

ber SUbucty gur fdjwäbtfdjen @prad)ftufe au« ber alamannifd)en fort*


gefdjritten , um 1540 ftefjen bie ©rengpfäfjte ber erfteru an ber Oft*
rad) unb tfaud^ert, um 1560 cnbltd) finb bie neuen 8aute bi« über
2tte«fird) unb 9flül)tf)eim Ijinan« gegen bie ©aar unb ben §egau
uorgebrungen. £>en ©ruub aber, weSljatb biefetben nidjt wenigften«
\>a& gange atamannifdje ©ebiet, um oom oberrljeinifdj*etfäffifdjen gu
fdjweigen, erobert tjabett, möd)te id) in ber Stellung ber ©djweiger gu
ben ©djwaben im 16. 3al)rf). unb im gwiugtianiSmu« erblidfen.
3ebe« £l)at ber ßibgenoffenf^aft rebete fetbftoerftänbticfy aud) im
ÜWittetatter feine eigene Söhtubart, bie ©unbeSeinigung aber, bie reget*
mäßigen Stigfafeungen , bie öffentlichen SSet^anbtungen in ben Urfan*
tonen unb in ben günfttfd) georbneten ©tobten, ber immer fid) toie*
berljotenbe, gemeiufame ÄriegSbienft ber ffiibgenoffen mußten fcfyon
frülje fogufagen eine allgemeine fdjweigerifdje Staats* unb 93erfef}rS*
fpradje alamannifdjer 2lrt IjerauSbilben* 3n berfetben £eit toerbrangte
hingegen im nörbtidjen Htamannentanbe
gemeine beutf^e Sanglei* bie
fpradje, tt)ie bei ben übrigen oberbeutf^en ©tämmen, ben einfyeimifdjen
©ialeft immer meljr au« ben potitifdjen 5Kten, (Sorrefponbengen unb
S3erf)anb(ungcn, wa« wieber, ba tiefe ©pradje mit bem ©djwäbifdjen
bie neul)od)beutfdjen 8aute gemeinfam Ijatte, gur ©efeftigung unb 33er*
breitung be« (entern woljl aud) beigetragen ^at. 3e meljr ferner
bie (Sibgenoffen fid) bem Leidje entfrembeteu , Je bewußter fie iljrer

potitifdjen 9Kad)t unb Würben, je feinbfetiger ifjre


©onberftettung
Stellung gu ben nörblidjen ©tammgenoffen würbe, befto eifriger
fetten fie an tljrem SMafefte feft, ber ja eine in ber (Sibgenoffenfdiaft
atigemein gültige gorm errungen Ijatte, befto met)r futtioirten fie ben*

1
Mon. Boica XXXIV, 389.
@teid)ele, Beiträge I, 57; n, 354.
9^Qgäuer ©^ro^e ton 1525 fennen tote genau and ben @djmben
2)ie
ber anfftänbtgen dauern, bie t^ an einem onberen Orte raitjnt^eUen gebenfe.
8
Ueber Wtoirtenbergjleljtrair (ein Material ju©ebote, übrigen« ^errf^te
^ter fd^on 1521 bie neue @j>rad)e, f« ©eiu^otb, L c. 85.

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felben ofe ein ©tüd iljre« ©onbermefenS. Remote gebrausten bic


©ctymeijer be$ 15. unb 16. 3foljrf). bic gemeine beutfdje ©pradje:
überaß, in ©taatS* wie in ^ßrtoatgef Säften , in S3üd)ern, tone im
münbttdjen SSerfe^rc gebrausten fie unb
einzig allein ifjre raulje, ala*
mannifdje 3)iunbart. 2Iuf biefe ©eife befam biefelbe bie Äraft, bie
anbringenben neuen Caute abjumeljren \
SDiefe SBiberftanbßfraft mürbe aber mefentti^ burd) ben 3ming*
KaniSmuS SBären nämlid) bie ©tobte 3üric§, Sern,
gefteigert.

Jöafel, ©d)afff)aufen, ©t. ©allen bem Suttjertljume jugefaUen, fo Ijätte


in benfetben trofc be$ potitifdjen Moments bie atamamüfdje ©pradje
bei bem übermättigenben ßinfluffe ber tutJjerifdjen ^Srcbigt, bie ja a(*
lenttyalben bie Don Sutljer auSgebilbete $auj(eifprad)e fiegreid) oerbrei*
tete, ber lefcternbamit bem ©djmäbifdjen faum ju iDtberfte^ett
unb
öermodjt. bafj bie Deformation ber ©djmeij in feinb-
£)aburd) aber,
feligfteu ©egenfafe jum ?utl)ertf}um gerietl), befam ber fdjmeijerifdje
£>ialeft gerabe in bem fritifdjen 2Iugenbti<fe, als ba$ ©d)mäbtfd)c fl$
feinen ÜÄarfen näherte, eine ©tüfce, bie nod) fräftiger mar, als jene
polttifdje, nämlid) eine confefftonelte. Bmingli fdjrtcb unb prebigte
„fämjjjerbütfd}", unb fomeit feine Xnfjänger reiften, mar bie ©pradje
ber Sanjel uub ©d)ule bie alamamufrf)e ber jminglifdjen äBerfe.
©o arbeiteten in ber ©cfymeij ^otttif unb ßonfeffion §>aub in

Sanb, um bie geiftigen 9flitte£punfte , großen ©täbte, ber alten


bie
pradEje ju ermatten, unb als bie« gelungen mar, mar eben bamit aud)
bie ganje ©bgenoffenfdjaft für bie neuen Saute eine uneinnehmbare
SSefte gemorben, ja nirfjt nur bie (Sibgenoffenftfjaft, fonbern ebenfo
aud) bie angrenjenben red)t$rl)etmfd)eu ©aue.
(£ine$ ber einflußreichen SÖftttet jur Spaltung unb aud) jur
Umbitbung ber ©prägen ift ber £anbet$üerfef)r. ©o reben j. SS.
aud) Deute nod} bie Orte, meiere eine ©djranue befahren, einen
SJiarft befugen, mef entfiel biefetbe ©pradje, pflegen mefenttid) ber*
fetben ©itte. 33iel eingreifenber aber mirfte biefe« Sftoment im
SRittetatter bei ben engen 33erf)ä(tniffen be$ bamatigen 33erfel)re$.
3nr SSerbreituug ber fdjmäbifdjen gautftufe fjat ber SSerfe^r ftdjer bei*
getragen , benn genau ebenfo meit, als ba$ 33erfeljrSgebiet ber ©täbte
Ulm, öiberad), SKemmingen im 3flitteta(ter reifte, ebenfo meit gelang
e$ ber fdjmäbifdjen ©prad)e uorjubringen.
2Inbererfeit$ t>ermod)te aber biefetbe aud) fein ©ebiet gu erobern,
beffen £>aubel$centrum um 1520—1540 ben alten Sauten getreu ge*
blieben mar. £>a$ gilt inSbefonbere öom ©üb* unb ©üboftab^auge
1
2Bie mistig ber fiaatttc^e SSerbanb für bic €prad)e ift, jeigt j. SB. Hit*
wirtenberg. 2)er ganje rljeinfränfifd&e £l)eil beffelben Ijat feine urfprünglid^e
(pfäljifdje) flRunbart meljr ober weniger gegen bie nieberfämäbifdje Hftttrirten-
berg« oertaufdjt. 2)offelbe gilt öom led)ramifd)en Hltbaiern, ba« ^eute f^luöbtf^
fpridjt. $ier lägt ftc^ feine f$mäbif$e Seftebetung nac^roeifen, bie Se^ratner
fhtb üielme^r ©ajutooren, bie, 3a^r^unberte Ijinburd) unter toelfif^er unb flau-
fifdjer ©o^eit unb bi« )ur ©tunbe im «ugöburger 2)iöcefanöerbanbe , i^ren
3)talett mit bem be« ©tomme« öertaufdjten , mit wettern fie fo lange politifd)
unb firc^li^ bereinigt gelr-efen ftnb.

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1
be$ @d)toarjti)atbe$, öott ber Saar, Dom £egau, JBobenfee , SBeftafl*
flau, beim beren 33erfel)r concentrirte ftd) bis in bic Sage be$ breigig*
jährigen Äriege* Ijinein in ben bamate jromglifäen, alfo altfpradjigen
©tobten JBafef, äüviä), @d)affl)aufen, @t. ©allen, ßonftanj, ginbau.
SSon bcr ÜÄitte be$ 16. 3fal)rlj. an oermodjte ha* ©ctjmäbiföe
feine bebeutenberen 8anbftrid&e ju erobern. £)afj e$ ober jeberjeit bem
2l(amannif<I)en überlegen blieb bafür jeugt, baß e$ nie eine ©egenb
,

an lefetere* mieber oerlor, fonbern baß e8 fortmäljrenb, freiließ nur in


fef|r befdjeibenem 9Kaf}e, öorrüdfte unb §eute nod) oorritöt.
@o Ift j. 33. in unfern £agen bie a(amaunifd)e 9Kunbart im
Quettgebiete berufter ewftlid) gcfcüjrbet. 3ioar tö » e « ty& fcfct uod)
bie alten 1, ö, ou, aber ifjre äuSfpracfye ift bei toeitem nic^t meljr

fo rein mie in bem angrenjenben 8anbgerid)te äßeiler. gerner bringen


bort bie gönnen ber 8ed)rainer ©pradje fiegreid) oor : für gsi Ijerrfdjt
an ber obern 3Uer bereits auSfäließlid) gweacha, ftatt be$ reinen
h)eftallgäuifd)en ä gilt bort ba$ ledpainifäe ö , alfo j. 33. schmolz
für schmälzu. f. m., enblidj fjat im 3>llerqueltlanbe bie 5Rafalirung

fcfyou ©oben gewonnen. $m 17. ^afyrl}. fjerrfäte berfelbe


breiten
*ßrocefj in bem untern Steile ber 3lug$burger Pflege SRettenberg, bie

jefet ooUftänbig jum fämäbifdjen Sprachgebiete gehört , ganj ebenfa


toirb in nidjt altju tauger £eit audj im obern Steile biefer Pflege
unb überhaupt im Quettbejirfe ber 3tter ber gegeumärtige ©pradj*
fampf .ju ©uuften be$ @d)tt)äbifcl}en entfdjiebeu toerbeu.
SBeiter gegen Sßeften finben mir um
Seutftrd) ba$ Sllamannifc^e
feit bem 16. 3aljrl). £ier fprad) ba$ SSotf nodj
jurüdgelmcfyen.
1525 einen ftarf mit SUamaunifdjem oermengten fdjtoäbifcljen ©ialeft,
Ijeute ift bie gauje Umgebung 8eutfird)$ bi$ griefenljofen unb ©ebraj*

Ijofeu Ijiu rein fätoabifd). 1)a& aber Ijier ber Sampf ju ©unfteu
ber neuen ©pradje erft oor einigen 3Kenfd)enaltern entfdjieben timrbe,
bafür reben einjelne atamaunifd)e SQSortc ^ j. 33. ouh für auch, bie
tyier wie geteblitäe einer tiefer liegeuben Formation ba$ ©djroäbifdje
burd)bred)en.
SBoljl am intereffanteften ift aber in unfern Sagen ber Sampf,
toetrfieu ba$ 3llamannifd)e in ber tonrtenbergifdjen Saar um feine
(Sfiftenj füljreu mu§. Oben mürbe ermäfjnt, ba§ in ©iettngen, 3r$*
tingeu, ©Öhringen, Grpfenborf, Söfingen u. f.
m. nod) gs! ausließ*
Ud) gefprot^en toirb, in biefem &mbftrid£)e loirb aber jugtei^i ni^t
me^r wib, hus gehört , fonbern nur nod) weib, hous, ja in ©Ba-
lingen ^errfc^en nur fäwäbifdje Saute, an frühere alamamüfdje 3Kunb*

1
9uf betten Letten bed ©obenfee« ^ertf^t alamannif^e 3Runbart. 6«
ijl bes^alb unbegreiflich f
wie ötrünger in feiner SUemannia II, 159 ff. eine in
flafftfdjem@^tr»abi(^ gefc^riebeue $offe, bie otterbing« in Ueberlingen 1770
aufgeführt würbe, ol« sJüiufier beS 2)ioIc(te« biefer ©tabt annehmen tann. 2>ie
©peac^c tiefe« fog. Svaucilpiclc« ifl lebiglid^ bie ^untott tc« ftrirtenbergifdjen
2)onout^a(e«. 2)affelbe berrfit^ fo öief «e^nU^feit mit ben 3)ia(e!tbi^tungen
tc« ÜJtordjtüaler Sonbentualen ©ebojUan ©oiler, tag \$ e« gerabegu biefem ju-
fc^reibeu motzte.

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ort erinnert l)ier etngig nod) ein öereingelte« min. @d)on ou« ben toenigert
©eifpielen, bie id) oben gegeben l)abe, ift gu erfeljen, ba§ im 13. unb
14* 3>al)rl). aud) in 3Iug«burg unb überhaupt allenthalben, too ba«
@<fyuäbifd)e fiegte, toötjrenb be« Kampfes bie alten unb neuen Saixte
neben einanber öorfamen unb auf hmnberfidje JBeife fid) vermengten,
g. 33.: ouz minem house, minen jarzeit, ouz minen baum-
garten, min haus, priwhaus u. f. w. ÜDa nun in ber toirten&er*
giften Jöoar biefetbe Srfdjeinung öor un« tritt, ba Ijier gubem bie
alten Sürgeri fid) bi« Ijeute gro§entl)ei(« ermatten Ijaben, fo fteljt btefe
©egenb auf bem ©tanbpunfte, ben 8lug«burg im 13. unb
fprad)(i<|
14. 3af}rl). einnahm. §ter fönnen mir ben ^ßroceft, ber ba« ©djtoö*
btfe^e an« bem 2l(amannifd)en entmicfelte, leibhaftig »erfolgen.
©elbft in ber f üblichen , itt ber babifd)en Saar geigen fid) fc^ott
bie SSorboten be« @d)tt)äbtf<fyen. 3n
5Donauefd)ingen työren toir g. SB.
bereit« bie djarafteriftifdjen fd)toäbtfd)en gau, lau, stau (gelten, (offen,
ftetjen), in SBitlingen I)aben biefe Qnßnittoe fogar fd)on einen teilten
Slnflug t>on 9iafalirung.
3) SBir fteljen am Snbe uuferer Unterfud)ung : ©djtoaben unb
Sttamannen, ba« ift furg bereu ©rgebnig, finb ibentiftfy, fie finb bie
gen ©fibtoefteu gejogenen ©emnonen, gu feiner 3eit nannte fid) ber
©tamm fetbft Sllamannen, biefer Sflamt tüar i^m ftet« fremb, er legte
fid) öielmeljr öon Slnfang an eingig unb aüeiu ben ©djroabennamen
bei. 8lu« ©rüuben ber ^otitif öerläugneten guerft bie ©fäffer, Dr*
tenauer, ©ret«gauer, bann bie Sibgenoffen iijr ©d)toabentl)um, toälj*
renb gugtetd) ber ©tammname einen unberechtigten, politifd)en ©inn
fidj untergeben taffen mugte. @«
geimffermaßen ein gortfdjritt,
ift

ba& feit £>ebel bie SJerlöugnung be« @d)loabentl)ume« im fübtoeftlidjen


Streite be« ©tammgebiete« fid) auf ben ÜDiateftunterfd)ieb innerhalb
be« lefctern ftüfcte, benn bamit timrbe ber ©afc, ba$ ber Stamme«*
begriff ein ett)nograpf)ifd)er fei unb mit Politiken ©eftaltungen unb
SBanbetungen md)t« gu fdjaffen l)abe, toieber in fein föedjt ctngefefct.
Qn unfern Jagen gebührt befonber« ©irtinger bie Sljre unb ba«
SJerbienft, biefen ©afc mit Energie gu vertreten.
Sit« einen öerfjängnifftollen , unfeligen SWiggrtff aber muffen
mir bie 9?eubetebuug be« längft üerftorbenen Sllamannennamen« unb
gar bie JBeföränfung beffetben auf bie ©tammgenoffen, toeldje mittel*
alterlitfye ©pratfye feftljalten, begeidjnen. <£« toar unb ift nidjt geregt*
fertigt, einem ©orte feinen ganj beftimmten ©inn gu nehmen unb
bemfelben eine neue ©ebeutung gu unterfdjieben. ©benbe«f}alb aber
tt>ar e« unredjt, itn Sllamannennamen, toetdjer bei atlett, bie

tljn al« lebenbige« ©ort nod) gebraust tyaben, ben ge*


fammten ©(^tt)abenftamm bejetdjnete, einem Steile be«*
fetben beizulegen, ja mit Jenem ©efammtnamen biefen Steril bem an*
bern gegenüberstellen.
2lm wenigften aber ift e« gerechtfertigt, ben atainannifd)en 5Ka*
men ben fübtüeftlic^en ©tammgenoffen gu öinbiciren , beim bamit er*
Hart man gerabeju biejenigen für bie edjten unb wahren Sllamannen,

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276

toeldje felbft il)r ©cfytoaben* ober Slfamannentljum (bemt ba$ finb nur
jtoei SBörter für benfelben begriff), toeldje itjr SBolfStfjum öerläugnet
i^aben : foaljrfid), toäre e$ in Drbnuug, mit biefem tarnen, ber nur bem
©anjen gufömmt, einen £ljeit ju bejeidjnen, fo bürfte man iljn nur
jenen Sltamauuen beilegen, bie jebeqeit iljr 23olf$tfjum befannt fjaben,
b. % ben fog. ©cfytoaben.
ÜDie fog. SHamannen Ijaben ferner üjre ©prad&e nidjt ben Der«
Stämmen ebenbürtig aiiSgebilbet, iljr 3»biom
toanbten oberbeutfcfyen
ift feine ebenbürtige 9Äunbart ber ueul)od)beutfd)en
©pradje, fonbern nur ein auf ber ßautftufe be$ 2Jlit*
tcl^oc^bcutfc^en fteefen gebliebene« SMateftftücf \ SRur
bie fog. @d)toaben fjabeu ben alten alamannifdfoen ÜDialeft normal
ttmterentttnefeft, ba$ ©djroäbifdje
einfach bie jur neu* ift
Ijodjbeutfdjen ßautftufe gefteigerte unb barum ben an*
bem oberbeutfdjen SÖiunbarten ebenbürtige moberne
alamanntfdje @:prad)e. Sollte e$ nun ttnrflidD gerechtfertigt
fein, ben SWamen ber SKamannen jenem Steile auäfdjfießlid) beiju*
legen, ber bie richtige ©pradjentttrieftung öernadjläffigt Ijat?

1
2Rit tiefet berfdjtebeuen (Stellung be« <Sdjwöbif<f)en unb 2tfamanmf<f)ett
jum föeuljocf)beutf<$en Ijängt toielletdjt folgenbe £l)atfacf)e jufammen, bie idj Ijier
nur in Äürje berühren möchte.
3m üttittetalter, ja felbft noefj in ber erften Hälfte be« 16. Saljrlj. flanben
bie fog. Elamannen (mit (Sinfdjluß ber ©Ifäffer), wa« poetifdje unb Itterartfdje
Sljätigfeit belangt, ben übrigen Dberbeutfdjen ebenbürtig jur (Seite. gaft alle
fdjwäbtfdjen SWtnneftnger gehören bem 2anbe be« gsi an, ebenfo bie fdjwäbtfdjen
©efdjid)t«fdjreiber bt« jum (Snbe be« 13. 3»aljrl)., öon ben foätern literarifdjen
©rööen ber fog. Stfomannen ttifi tdj nnr Sauler , ©ufo , ©eiler öon Äaifer«=
Berg, ©ebafiian ©ranbt, 3 ro i n 9*i> Fabian, 3öfiu« nennen. SBon ber aweiten
Jpälfte be« 16. 3a!jrlj. an aber treten biefelben auffattenb im geifiigen Stbtn
ber Nation surücf. Slußer SBuflingcr, Sfcfjubi, gifdjart (?), Sftoföerofd), €pener
werben wenig anbere fog. Etamannen bor ber 3Jtitte be« 18. Öaljrlj. auf
bem ©ebiete ber *ßoefte unb be« ©ebanfen« einen bebeutenbern SRuf erworben
ftcf)

Ijaben. 2)iefe« Surüdbleiben berfelben ift um at« ber gewaltige


fo auffattenber,
politifdje Sluffdjwung ber (Sibgenoffenfdjaft , als ber energifdje Äautyf ber ober«
rljeinifdjen Sßroteßanten gegen bie Äatfyolifen, ber fdjweijertfdjen 3wingltaner
unb (Salüinifhn gegen bie Sutljeraner unter normalen SSerljaltniffen aud) eine
getftige SBlüt^e im Sllamannenlanbe Ijätte^eroorrufen muffen. 3Rtt ber Religion
§at biefe« 3utücf bleiben woljl nidjt« &u fdjaffen, benn fiat^olüen, Sut^eraner,
3»ingHaner leiben in gfeidjem SHaße baran, baffelbe bürfte öielmefjr ein ©t»
toei« fein, ba$ man ntd)t ungeftraft ber tyradjlidjen unb eben bamit ber get*
fligen @ntwid(ung ber Nation ftd) »erf^üeßen fann. S)ie fog. 2Uamannen blieben
f^ra^ttet) im 9Jlittefatter fteefen, unb rooljt bee^atb pnb iljre Uterarifd^e ?eiftungeu
bt« in« 18.3aljrl). hinein an 3 a ^l unt> ©enridjt fo gering, ©eibft ^eute nodj,
obttJoW fte feit ben iagen Rätter«, SBobmer« unb ©reitinger« nueber regen än-
t^eil am Uterarifdjen itbm ber Nation nehmen , bürften biefelben immer nodj
weniger literarifd^e tarnen fleüen, al« bie anbern ^od^beutfdien ©tämme. 3)a*
mit toergteidje man nun bie gütte ber S)ic^ter unb 2)euifer, meldje bom 16.
3a^t^. bis auf unfere Sage Ijevab ber X^txi be« ElamannenooIFe«, ber feine
©fcradje normal fortentwirfelte , wetdje bie fog. @d^waben unferer Nation ge-
Wenft %aben. SBeHe tarnen wollen bie fog. 2l(amanuen g. ©. ben ©d^wabeti
©filier, $ölbtrlin, U^Ianb, $egel, @^etting, ©tölin gegenüberfefeen?

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277

©etefjrtengopf nannte bie ^Bajuwaren aud) 9?o*


9Wittetatterlidf)er
rifer, ein SKame, ber benfetben natürltd) ebenfo frentb blieb, wie ber
atamannifdfoe unfern mittetatterfid)en ©tammgenoffen. §eute nodf}
Ijaben nnter jenen biePeute gwifdjen 911$ nnb ©afgad) eine attertfjüm*
lid)e SKunbart. @$ wirb aber niemanben einfallen, anf biefe Seute,
nm fie bon ben übrigen ^Bajuwaren gu unterfdfoetben , ben öerfdjolle*
nen tarnen ber SWorifer, ba$ mittefatterticfye ©ijnontjm be$ bajuroa*
rifc^en, auSfdjtteßftd) anguwenben unb gu fagen: „Sieben ben JBaieru
fifecn an ber 2Ilg fprad&lid) unb öolfäeigenarttg unterfd&iebene 9?o*
rtfer", ©o wenig e$ aber gerechtfertigt wäre, ba$ mittelatterti^e
SSBort Norici, ba$ ade ^Bajuwaren umfdfjtofü, auf einen fpradfolid)
gurüdfgebliebeuen ©tammtljeü au$fd)[ieß(icl) anguwenben, ebenfo wenig
fanu e$ ertaubt fein, ben öerfcfyoüenen SUamannenameu wieber auSgu*
graben unb bamit jene ©cfywaben, bie foradjtid) um 400 $a§re gu*
rüd finb, Don iljren 35otf$genoffen gu unterfdjjeiben. Sftein, fönuen
wir wieberljoten , toenn e$ in Örbnung wäre, biefen Stauten auf
einen ©tammtfjeit gu befd)rönfen, fo fjätten auf iljn nnr jene 3Soff«=
genoffen Slnfprud), bie ben fjeutigen oberbeutfdjen ©tä'mmen ebenbür*
tige SUamannen geblieben finb, b. l). ©d&waben.
bie fog.
8lm beftenwäre e$ wofjf, ben Sttamannennamen öoflftäubig wieber
gu befeitigen, ba aber bte$ faum möglid} feinbürfte, fo ift wenigftenä
baljin gu wtrfen, baß berfelbe nur a($ ©tynontym öon ©d)Waben ge*
brauet unb wie biefer nur auf ben ©efammtftamm angewenbet werbe.
SRotljwenbig aber ift e$, bie fpradjlicfyen ©ruppen, in bie bie gütigen

©cfywaben gerfaflen, burd) eigene ^Benennungen gu unterfdjeiben. Sßäfj*


renb id) felbft in biefer Ünterfud)ung mid) not| ber bisherigen irrigen
SBegeicfynung bebiente, weit id) erfit beren Unridbtigfeit nad)guweifen
tyatte, fo wage id) nun, fotgenbe SKomenctatur, bie einerfeit« bie ©in*
l)eit, anberfeits bie 23erfcfyiebenf)eit ber ©tammtfjeite betont, in 23or*

fd)tag gu bringen.
35en ©efammtftamm nenne man ©djwaben ober aud& 2ltamannen,
wie bie atten Slutoreu ein öoßeS 3fafjrtaufenb fjinburd^ getljan Ijaben.
SSon bemfetben fonberten ftd) guerft bie ©fäffer , JBreiSgauer,
SSafferunb Ortenauer ab, beren SKunbart, wie oben erwähnt, öon
ben übrigen fd)Wäbifd)en ^biomen im SonfonantiSmuS öerfd)ieben ift.
ÜDiefetbe ift beSfjalb mefjr att eine SDiunbart, aber bod& audfo fein
fetbftänbiger $)ia(eft. 3$ f dfjtage für biefetbe ben tarnen „rfjein*

fd&wäbifdfje SWunbart" bor.


JDett fog. f djwäbtfd)en 1)iateft femer mödjte idj, ba ber ©d)waben*
name ja nur bem gangen ©tamme eignet, norbfd)Wäbifdje SÖJunbart
unb aus gleichem ©runbe ben fog. alamannift^en fübfd^wSbift^e 9ftuttb«
art nennen.
S$ enbe mit bem frönen SBunfd^e be$ SBreiSgauerS 358a(t!jer,

bamit, wie er, ben gangen ©dfowabenftamm umfaffeub:


Vale dulcis patria
Suavis Suevorum Suevia!

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Ueber bett Sraftat

De investitura episcoporum.

SSon

(Ernjl ßmtytim.

XYL 19

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ftür bert @efdt)id{)t«forf3)er, ber fid) bemüljt, in bem tuet ber*
worrenen ©ange ber ^Begebenheiten ben einljeitlidjen Sntwidfluug«*
gang bc« menfdjtidOen ©eifte« ju erfenuen, ift e« eine woljltljuenbe
öemerfung, ba§ gerabe bie^eüm po(itifd|«focia(er unb retigiöfer Um*
wäfjungen, wo SRedjt unb Sitte, ftuuft unb SBtffenfd&aft unb alle
froren ©üter be« grteben« anfcfyeinenb ju ©runbe gelten, e« finb, in
weldjen ber ©eift ber SSötter bie antriebe ju feinen ma^tigften gort*
föritten erhält. üDiefe Semerfung ift e«, bie ba« ©tubium Jener
@efdt)i3)t«periobe, welche man mit bem tarnen be« Qnoeftiturftreiteö
ju bejeid&nen pflegt, fo anjieljeub mac$t, bie fidt) un« aufbrängt, mnn
wir berfud&en, einer ber ©treitfd&rtften au« Jener *ßeriobe, bem £raf*
täte de investitura episcoporum , iljre Stellung unb JBebeutung
in bem bamafigen Sampfe unb tu ber tfttteratur beffelben anjuweifen.
8Ran pflegt gewöf)n(id) bie ^eriobe be« Sfnbeftiturftreite« meljr
Don bem 9?cfuftat ober bod) bem £öfjepunft be« Äampfe« an& ju be*
trauten, nid&t fo feljr auf bie attmä^ti^e Sntwidflung beffelben ju
achten, unb fteljt ba^er öielfad) nodf) bie brei §auptmomente be«
©treite«, bie ©imonie, ben ßoelibat, bie 3>m>eftitur, wie gleichartige
Statoren an, wäljrenb bod& erft ©regor, unb audf) biefer erft im fpä*
teren Verlauf feiner Sntwtcflung, biefelben ju
ebenbürtigen @onfe*
3uenjen feine« gegen Staatsgewalt gerichteten Kampfe« emporhob.
bie
Der Slemterfauf unb bie g()e be« ßteru« waren ja urfprünglidf) in
ber 5J^at nur fragen ber ür^fi^en $)i«jip(in, würben urfprünglidj
Don ber SReformpartei nur in Singriff genommen als 2Ki§bräud)e,
wel<$e fidf) in bie $raji« berÄirdjen eingefd^li^en Ratten unb au«ju*
rotten Waren. Sine politifdje Färbung befamen biefe beiben an unb
für fidf) nur inneren fird&lidjeu Seftrebungen juerft unb erft ba, al«
fte in eine Bewegung ber bürgerlid&en unb niebereu ©tänbe gegen bie

bifdiöflic^e ©ewalt in 9)?ai(anb Ijereingejogen würben, um al« wirf*


fame« Singriff«* unb fteßmittet gegen ben Srjbifd&of uub ben Ijoljeu,
größtentljeif« aoli^en SIeru« ju bienen ; allem biefe lofalen Vorgänge
Ratten au$ nodj feinen Sinflug auf ben @f)arafter biefer SReformfor*
berungen im Sltfgemeinen, wenngteid) fie bie ©dtjute unb bie SJor*
©regor« fpätere« Sluftreten würben. Sinen allgemein po»
bilber für
gewannen biefetben erft burdj) ba« §injutreten ber
litifd&en ßljarafter

Onüeftiturfrage, unb au$ ba erft allmäljlicty.


19*

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282

©iefebredjt Ijat in einem außerorbentttd) lehrreichen Äuffafe in


bem „ÜHündjener i)iftorifd)en 3ai)rbud) für 1866" entwicfelt, wie bie
SMaßregelu ©regorä in ber 3>nüefttturfrage burdjauS t)on realem,
prafttfdjem, man fönnte faft fagen aufäfltgem 2lnlaß ausgingen, ftd)
an ©tabien ber ftreitigen 3noeftttur be$ ©rjbifdjofeS
bie öerfäiebenen
in ÜÄailanb t)a nämfid) ber Äöttig trofe aller $)ro-
anfd)loffen.
jungen in ber 3Rai(änber grage md)t nadjgab, fein prinjipiefleS Stecht
betonte, erljob ji$ biefer fofale ßonfltct bafb jn einer allgemeinen
^ßrinjipienfrage nadj ber Berechtigung ber weltlichen 3ftweftttur über*
Ijaupt. Unb um biefelbe 3«t nahmen nuu gauj unabhängig t)on
eiuauber Jene beiben biäjiplinären SReformfragen biefelbe SRid)tuug : bie
Stätte $cinri$* waren e$, weldje wegen Simonie, wegen iljrer
SSerbinbung mit bem abtrünnigen ÄleruS ber Sombarbei gebannt
würben; bie gürftbifööfe t)on £!eutfd)lanb waren e$, welche ftd^ t>er=
geblid) mm©regor beftürmen liegen, bem ©ebote be$ ßoetibatä
ernftlidjeVerbreitung in ifjrett ©ebieten ju tjerfdjaffeu ; bit Setter —
unb Vertreter berfelben Regierung, welche in ber n x> e ft i t u r f r a g e3
ber Sirdje ben ©eljorfam aerfagte, gerieten in ßonfltct mit jenen
rein fird)ltd)eu SReformbeftrebungen. Unb iefet erft, um ba« 3al)r
1075, ba bie bret üKomente tu eine Sinte gegen bie Regierung be$
beutfd^en SReidjeS treten, ba gewinnen fte einen einljeitltc&en ßljarafter,
ba fdjemen
l
fte
,
ftd) ju berühren,
,

balb ift e$ baffelbe, ob man
8imoniacu8 *fornicator (b. 1). nur: ©egner be$ @oeltbat$) ober
„©iberfadjer
l

ber Ätrd&e" fagt, — unb mm bricht bei ©regor bie


(Srfeuntniß burd), ba an bel)errfd)t unb ityx fo groß er*
bie tytt t)on
freuten läßt, ßr erfennt in ben üerfdjtebenen üftomenten ber ©ewe*
gung biefelbe ©runbridjtung unb 3bee, welche jugleid) bie feine unb
bie feiner j&tit bie Äird)e unb bereu ©tefltoertreter öon aßetn
ift :

weltlichen unabhängig unb baburd) jur allein tyerrfd&enben


Sinfluß
9tta#t auf Srben gu mad)en; er fagt iene JReformbewegungen ein-
heitlich at$ Folgerungen feine« nun fertigen ©Aftern« ber fird)tid)en
Orgattifation unb füljrt biefelben gemeinfam in ben Äampf mit ber
9ttad)t, welche ftd) naturgemäß folgern ©ijftem wiberfefeen mußte,
bem ©taate. $)amit tritt ber Snöeftiturftreit in eine j w e ite ^3 f) a f e,
wetd)e man füglid) Don ber gaftenftjnobe be$ 3al)re$ 1080 an ba-
tirett fatttt, unb weldje jid} baburd) au$jeid)net, t>a% über ber £>eftig-

feit be« nun entbrannten <ßrinjiptenfampfe$ Jene einjelnen ©treit-


pttnfte ganj in ben ^intergrunb treten. £)ie beiben prinjipietfett
©egenfäfee äußern fid} concret in ber äuffteflung t)on ©egenpapft unb
©egenföntg, tljeoretifd) gewinnen fte Slu$brucf in einem lebhaften
ftampfe ber Literatur, welker }ttm erften 9ttate ganj $)eutfd)lanb
mit politifcfcreligiöfen ©treitfdjriften erfüllt, unb t>ietteidjt folgenreicher
für bie ©efdjtdjte geworben ift, als Jene concreten Sämpfe. 5Demt
burdj biefe ©treitfäriften üofljieljt ft($ ein i)9d)ft bebeuteuber gort*
fdjritt be« pl)itofopl)ifd)en nnb politifdjen "Denfenö, ein gortfe^ritt, ben
wir für unferen &totd nä^er in$ Sluge faffen muffen, e« fällt utt^
faft bei aßen Siteraturprobuften biefer 3«t auf, baß äljnlidj, wie Wir

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283

i^ed«
e« Bereit« in ber Politiken SÖett biefer $ertobe bemerfteit, ber
retifdje ©egenfaft ber Parteien burd)au$ in ben SBorbergrunb tritt
3to aß Jenen ©Triften ift fel)r Diel toon ber leeren Berechtigung
be$ «ißapfteS unb be$ ÄaiferS, tjou ber göttlichen (Sinfefcung be$
Regnum nnb Sacerdotium mm ber @rblid}fcit be$ SReidjeS unb
,

bem 35erfiiguug$red)t be« ©telfoertreterS ßfjrifti barüber, t>on ber


UnauflöSlidfofeit be$ (SibeS unb ber tföfegetoalt Sßetri, üon Sannung,
©acrameuten, 3?ed)tgfäubigfeit unb Jtefccret bie SRebe, aber fefjr fetten
unb bann meift nur beiläufig öou bergrage, bie toir immer als ben
Sern be$ gangen ©treiteS aufefjen, üon ber 3>nöeftiturfrage. @$ ift
ba$ ofjne 3toeifef eine ©rftfjeinung, bie fid) bei äljnlidjeu Xnffiffen in
ber ©efdjidjte toieberljoft, baß, beim 2lu$brud} öon Streitfragen mit
ljofjem pringipieflen ^intergrunb , man in ber barüber eutfieljenben
Literatur ben pringipieflen ©egenfafc guerft in feiner ganjen boftri*
nären ©reite Ijeroorgutjeben unb burd)gufed)ten pflegt, of)ne auf bie
prafttfdjen fragen, toeldje beufelbcu hervorgerufen fjaben, audj nur
einen ©lidf gu toerfen. $)ann entfielen eben jene breitfpurigen, bof*
trinären ©Triften unb 9?eben, toeldje fo oft ben ©pott praftiföer
^ßolitifer auf fid) gebogen Ijaben —
bod) tooljt mit großem Unredjte,
bcnn elje ber praftifdje ^olitifer mit grfofg toirfeu fanu , muß il)m
bie Safjn ber ©ebaufen freigemacht fein ! unb ba$ ift bie Sebeutung
foldjer tljeoretifdjeu 93orarbeiten, ivte bie ©trettfdjriften biefcr gtoeiten
^Mjafe be$ 3Meftiturftreite$ mit iljrer breiten SWaffe fd)toerfäfliger
©elefjrfamfett e$ finb,
SBelcfyeS ift benn aber ber geiftige ©etotnn, toeldjcn biefe 83or*
arbeiten gebracht Ijaben? Saßt fid) berfelbe nadjtoeifen?

3$ glaube, bie uuenbltdj geminnbriugeube JBebeutung biefer


ftarfen Belegung ber ©eiftcr auf fiterarifdjem ©ebiete faßt fid) in
gwei £>auptrefultaten bartljun.
©eun wir uns gunäd)ft umfe^en, mit toeldjen ©ofumenten bie
beiben Parteien iljre SE^eorten ftttfeen, fo bürfen wir natürlich bamate
leine pljilofopljtfcfteu fflegrüubungen Ijöljerer 2lrt erwarten. ©$ finb
öor Allem bie ^eiligen ©äfce ber ff irdjenoäter, e$ finb bie Autoritäten
ber ßougtfien unb köpfte, foefdje man auf beiben ©eiten in« Selb
füljrt. £)a mußte man nun aber balb auf bie SBemerfuug geraden,
unb nid)t nur öorübergefjeub, foubern mit nad)ljattigem, toieberljoltem
(Sinbrmf, baß manche biefer ßeljren unb JBeftimmungen in ffiiber*
fprud) mit einanber ftänben, inbcm {ebe Partei freilid) nur bie iljr
genehmen ©teilen ^eranjog, baß fogar berfelbe tjeilige Autor fid) über
biefelbe ©ad)e t>crfd)ieben äußerte. @$ begegnen un$ ba iu ben
©treitfdjrifteu Slenßerungen, U)ie bie be$ Sarbinal« §ugo (©ubenborf
Eegistrum II, 110), mau muffe $tt>ei ber 3lrt fify U)iber[pre^enbe ©äfee
gu compenfireu unitatem et concordiam omnium amplecti,
flicken :

ober bie ©erualb« (Opuscul. V, bei Ussermann Prodromus II,


352): Consideratio quoque temporum, locorum sive persona-
rum saepe nobis competentem subministrat intellectum, ut
etiam diversitas statutorum nequaquam absurda vel contraria

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284

videatnr (t>gl. aud) Opuscul. XIV, ibid. 405), ober bte SBMbo«
öon gerrara (Mon. Germ. SS. Xu, 168, 15 ff.): saepe enim a
patribus scriptum traditur, quod ipsis eisdem mutantibus va-
riatnr. Et quod ab ipsis prohibitum legitur, ab eisdem fac-
tum postea memoratur! 3>a biefe ©rfenntniß fü^rt gu bcm 25er*
fuc^e, ber in SQBibo« eigentümlichem SBerfe vorliegt , bie Se^attp*
hingen betber Parteien in fdjematifdjer ^Reihenfolge erft mit ©teilen
ber $irt$em>äter unb anberen Autoritäten gu erweifen, bann mit an*
beren ©teilen gum S^eit berfelben Tutoren gu wiberlegcn.
(Sine gweite £>auptftüfee unb *waffe in bem Äampfe mngte na*
türlid) bie ^Berufung auf ba$ SRed)t fein, ©regor felbft brang,
Wie wir Wiffen, unabläffig auf neue, praftifdje gufammenftellungen t> c $
Sirt$enred)te$ , unb er wie feine Slnfjänger wieberljoften immer auf«
9?eue gegenüber ben SlnHagen ber ©egner, ba§ fte feine 9?enerungen
einführen, fonbern nur ba« alte, in Abnahme geratene SRedjt ber
Sanone« unb Stpoftet lieber gu ßrfjren bringen wollten. Slöein toa$
Ijatte man auf ber föniglicfyen ©eite gur redjtfidjen JBegrünbuug ber
toerfodjtenen Stofprüdje Dorgubringen ?
35a$ gange unb befonber« ba$ eigentliche SRegierung«*
öffentliche
rec^t, t*a$ Siecht ber Ärone, beruhte in SDeutfdjlanb {a auf gewofjn*
IjeüSmäfjiger, altoaterifdjer Uebnng. iRun war ber SCag gefommen,
an bem ©regor fid) erfüljnte, biefe Uebung in iljren widjtigften gunc*
tionen ate 3Ki§braud) gu tjerbammen unb fo ben gefammten SRedjtS»
grunb ber föniglidp Staatsgewalt in grage gu ftetfen l Sßa« fonnte .

eö Reifen, baß bie ftöniglid|en eiferten, Hjr alter SJraud) fei aud)
heilig, awty ©regor fonnte üjnen ben 33ud)ftaben
göttliches SRed)t?
getriebener ©efefte entgegenhalten! Unb womit formten fte ifjr ®e*
woljnljeitSredjt aud) nur beweifen, ba feit Qaljrljunberten ba$ getrie-
bene ©efefe Derftummt war unb e$ fein 3 cll 9 n i§ &om SRed)te ber
SSorgeit gab?
3n biefer &t\t war e« gum erfteu ÜMe, bag man ben SWangel
einer continuirlidjen SRedjtS* unb ©efefegebung tief unb empfinblid)
bemerfte, unb um 1080 war e«, baß in Jener ©djrift be$ ßarbinal
<ßetru« SraffuS gum erfteu ÜKate ber rettenbe @rfafc be« SRömifdjen
5Red)t« oorgeftiljrt würbe gugleid) mit ber tief a\\$ jener £tit l)erau$
entyfunbeneu Ätage: Quia leges, per
quas imperatores et reges
iniquitatem malorum hominum compescere debent, abolitae
sunt et nusquam apparent, vexat regnum injustitia (©üben*

1
$fll. bie begei^nenbe ©teile Sfofeltnö toon Succa in fetner ©treitförift
Contra Wibertum (Canisius, Lectt. antiq. edid. Basnage III, 383):
De numero vero annorum, quibus haec damnabilis consuetudo per-
mansisse dicitur, ut saeculi potestas pro suo libitu pontifices promo-
veat, jure causari non potest. Nam de diversis consnetudinibns illa
potissinium seqnenda est, quae cum originem sumeret, catholicos pa-
tres ..... autores habuit ea vero perversitas quae a saeculi
. . . ; ,

principibus superinducta est, non praejudicat eidem sanctae consue-


tudini, quantalibet temporum obtinuerit curricula.

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285

borf, Registrum I, 29 oben). ÜJHt einem ©ort, bie (gmpfinbung un&


(Erfahrung beffetben TOanget«, bamat« gur Anfertigung f offner
ber
Urfunben führte, loooon id) ©b. XV, 618 ff. ein ©eifpiet anfge*
fityrt (abe, gab ben erften Slnftoß gur #erangiel)ung be« SRömifdjen
9ied)te$, loetdje« bereinft unfer beutfc^ed SSolf fo erfolgreich iu feine
gema(tige ©djute nehmen fottte. Unb iubem man genötigt tt)nrbc/
einbringenb über bie Sefugniffe be« Staate« unb bie ©renjen feiner
3J?adjt nad)jnbenfen, fdjarf begrifflich gu trennen, loa« im Saufe ber
realen 33erf}ci(tniffe burdjeinanber geraden mar, lourbe man für bie
fdjtoereren Slnforberungen, loetdje ba« SRömifd&e SRedjt an bie $)enf*
fraft ftcttte, oorbereitet. 35a« finb bie beiben SWomente be« geiftigeu
©eioinne« , loeft^e bie titerarifd)e Setoegung ber gleiten $j>afe be«
Snoeftiturftreite« gegeitigt Ijat — beibe« gang allgemein Sftomente oon
(ödtfter 353icf)ttgfctt für bie geiftige ßntioicf fang 2Deutfd)taub«, bie aber
guuödjft nun aud) ber Sntioidftung be« Äampfe« fetbft, meiern fie
iljre (Sntfteljung oerbanften, jn ©ute fommen mußten, al« man all»
mäf)lid) gur einfielt getätigte, baß man mit ber ootten Stnerfennung
ber ^ringipien nidjt burdjbr tagen fönnte, at« aflmäljüd) bie prafti*
fd)e Seite be« Stoifte« loieber in ben SSorbergrunb trat, ©a« ge*
fd)af) aber eigentlich nidjt frütjer, at« bi« §einridj V. auf bem @d)au*
plafc erfdjieu, benn in feinem SBater, £>einrid} IV., loar jener pringi*
pielte ©egenfafe ja getoiffermaßen oerförpert, unb er, ber ©egner ber
Äurie unb üjrer Slnbäuger oon QuQtwi auf, founte, faum wenn er
e« geioottt, fid) beffetben entfdjfagen. Sttan muß fagen, bog ein @e*
füljl oon biefer ©adjfage bamat« buref) ©eutfdjlanb ging, unb ba« ift

loenigften« eine 2lrt Jnftoriftty er Rechtfertigung, niemat« mora» —


tiföer —
für ba« 93erfaljren §einridj« V. gegen feinen faifertidjen
SBotcr.
£einridj V. nad) allen ©eiten (iu freie S3a(n; er (atte
Ijatte

fid) in ber 3eit Sluffommen« natürlich ber ftrengften Orttyo*


feine«
bofie unb be« ©eljorfam« in firc^lidjen 35ingen befleißigt, 3)a er
auf ben £ljron getaugt loar, (atte fid) fdjon ber ^ringipienftreit aß*
mäfjlidj erfd)öpft; unb nun »arb um fo me(r bie Ijnoeftiturfrage
redjt eigentlich erft ber ©egenftanb be« ©treite«, ba ber neue §en>
fdjer entfdjloffen loar, in biefer grage möglid)ft fein SRed)t gu loaljren,
unb ba er nidjt, loie e« burd) bie uugtüdflidje Bereinigung ber Um*
ftänbe §einrid) beut IV. gefd)e(en loar, in Sonftict mit ben {Reform*
beftrebungen ber Äird)e auf bem ©ebiete i(rer inneren 3)i«giplin
geriet!).

<S« ift bie« bie b ritte <ßljafe be« Sfnoeftiturftreite« , ioetd)e

fid) nad) bem eben ©efagten baburd) djaraf terifirt , baß eine praf»
tifdje 8öfung ber Stage angeftrebt loirb unb baß an bie ©tette be«
boftrinäreu ©ifer« eine pofUtfdje, ftarere, nü^terne Sluffaffung ge*
treten ift, loetc^e oon einem geioiffen —
nac( bem ©efefc ber 9?eac*
tion er!förtic(en —
£ljni«mu« nirf)t frei ift. SBir wiffen, loie^ein»
ri^ fe(r batb nad) feinem Regierungsantritt ben ffampf gegen ^a«
f^ati« aufnahm, unb (ier am (Eingang beffetben, ein Srjeugniß unb

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!

£86

dn Programm Mefer britten Verlobe, begegnet un« bcr £ra!tat


de investitura episcopornm.
£>einricl} V.
^atte gur ©d)licl)tuug aller uod) obfdjwebenben
9Wi§fjelIigfeitenmit bcm ?apft ^afdjali« II. eine 3 u fa ^nenlunft in
granfreiefc berabrebet; er gogaud) nadj Oftern 1107 über ben SRljem,
aber, fd)on feinet SBtbcrfpru^e^ unbbe« barüber entftefyenben Streitet
gewiß, lie§ er bem Zapfte burd) eine ©efanbtf^aft feine ÜKeinungeu
bermelben. 3>nßf)älon« für SWarne trafen bieOefanbten ben ?apft.
$ier fliegen bie wiberforedjenben äBcinungen balb fdjarf aufeinanber
ber ßönig verlangte für tfd) ben ßonfen« gu ben S3ifd)of«wai)len
fowie bie 3fubeftitur mit SRing unb ©tab unb §ulbe, unb berief fid)
babei auf jene« unet^te £>efret §abrian« L, t)on welkem idj an ber
oben ernannten ©teile 1 geljanbelt tjabe. t)er ?apft verlangte 8lb*
ftettung einer Zeremonie, bei ber fird)lid)e ©tymbote, ber SRing unb
<5tab, bon ßaienljanb erteilt würben , unb bie Stbfdjaffung eine«
Slfte«, wie bie §ulbe, bei bem bie geweifte £>anb be« @eiftlid)en bie
Mutige tfaienljanb berühren mttffe. 9Kan fieljt, wie e« fid} bon An-
fang an gang eigentlich um biefe fragen ber <ßraj:i« breite, ©ie
©efanbten ließen broljenbe SBorte l)ören , ber ^Japft gürnte tyeftig —
ber ©treit war am Sage. ©djon tyielt fid) ^einriefy, unb wo^t auf
beffen ©ebot ber beutfdje ßteru«, bon bem ßongil, welche« $afd)afi$
gum ÜJiai nad) £rotye« berief, fern ; fdjon bannte ber $aj)ft ben 6rg*
bifd)of Don SWaing unb Slnbere Wegen mißliebiger ßonfecrationen, ben
Srgbifdjof bon Äöln mit beffen fämmtlidjen ©uffraganen wegen Sern«
bleiben« bon bem ßongil gu ffrotye« —
ber bolle 3(n«brud) be« ©treite«
Würbe nur vertagt, weif <ßafd)ali« bringenb in feinem eigenen $aufe
in ©efafyr geriet^, $ehtri$ abwedjfelnb mit ©öfjmen unb glanbent
gu fd)affen fjatte. SJom fiegreidjen £\xQt gegen ben ©rafeu bon glan*
bem unb Dom weniger glüdlidjen gegen Ungarn raftete ber Äönig
um Oftern 1109 in tfüttid), in ber ©tille bie 3urüftuug eine« an-
griff« auf bie unruhigen 93ö(fer be« Often« abwartenb in biefe —
3eit, nad) Oftern 1109, faßt unfere ©trettfdjrift.
SBa« ift ber 3?nf)alt unb 3wecf biefer ©djrift?
ber anfdjeinenb nur bie aflerbing« redjt entfteßte
@iefebred)t,
Sbition be« Cod. ms. Bambergensis bon Jhutftmamt * berüdfftd&tigt,
meint (in ber ©efd). b. 35. Äaifergeit III, 1050), „ba« ©ange madje
ben Grinbrudf ungeorbneten ÜWaterial«". 1)iefe« Urteil ift nur be*
greiflidj, wenn man ben Sunftmannfdjeu wirren STejt bor Slugen Ijat,
benn ber Straftat de investitura episcopornm geidjnet fid) im 93er*
gleid) mit faft allen ©treiifdjdften jener 3c ^cn 8 cra ^ burd) einen
ungewö^nli^ georbneten ©ebanfengang auQ. 9Wan mug nur be*
8
rüdft^tigen , bag in Jener bia(eftifd) wenig gebilbeten 3 C^ bie ftmtft

1
Rorf*. XV, 618 ff.
8
3n berXübuiöert^cotogiicftenCiuartQlUnft, Sabona 1887, ®. 186 ff.
8
Unb bo« bcrüdfl^ttgte (Stefebtc^t Dtettei^t nid^t genug, ol« er ba«
obige Urtljetl ou«fpra(ft; »gl. au^ bie Sfafidjt beffetben in ber «b^anbtung Aber
SRanegolb üon fioutenbo^ (@. 9. ber SDWn^ener Ktabemie 1868, II, 320),

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287

ber Uebergänge, burd) toefd)e tolr getttöfjnt flnb, ben Iogifd)en 3ufaitt*
meutyang unferer ©ebanfen erfennbar ju machen, nocf) auf niebriger
Stufe fteljt, baß man atfo ofyue biete „benn" imb „weil" unb „an«
brcrfctW bic ©ebanfen neben einanber ftettt, baß man fid) ferner
nidjt ängftigt , gelegentlich JBemerfungen , bie Siuem gerabe paff enb
föeinen, einzureiben, wenn fie and) ntdjt eben ftreug in ben 3ufam*
menljang hineingeboren, eine ©ewofjufjeit, bie wofjl baljer fommt, ba§
man metften« meljr burd) Seifpiefe unb gehäufte (Sitate al« burd)
innere logifdje ©rünbe ju beweifen pflegte, 23erticffid)tigt man fo
ben fiterarifdjen ©tanbpunft jener 3eit, fo wirb man fiuben, baß
unfere ©treitfdjrift in biefen üDingen nod) einett ftortfdjritt gegen
manche ^robufte ber oorljergeljenbeu ^ßeriobe jeigt, baß biefefte iljren
3tüecf unb $auptgebanfen feinen 2lugenbli(f a\\% beut Sluge tjeriiert
unb benfelben nad) atteu ©eiten coufequent entwidfeft — anä) in ber
äußeren gorm burdjau« ein in ©auje«.
fid) gefdjtoffene«
35er £auptgebaufe ber @treitf<|rift ift: ber Sönig unb Jftufer
muß ba« föedjt ber Snoeftitur f)abeu, »eil e« ifjm gebührt unb weit
e« ba« materielle SBoljl ber Sirdje erljetfdjt.
5Da« SRedjt be« $önig«, auf beffeu ©rwet« e« bem SSerfaffer
augenfd)ein(i$ am meifteu anfommt, ftüfct er burd) brei öerfd&iebene
äWomente.
3uerft fü^rt er bie 33ered»tigung ber 3[ntoeftitnr berSifööfe auf
bie angebtidje 33erteiljung £>abrian« I. an Äart ben
©roßen jurüdf, iubem er fid) auf baffelbe gefä(fd)te ^ßriDileg biefe«
Zapfte« beruft, wefdje« bereit« bie ©efanbten §eiurid)« V. ju
ßljäfon« auf bie potitifdje Sityne eingeführt Ratten. SBenn wir nun
aber bie 2lu«jttge au« biefem ^rtoifeg, welche unfer Straftat mittyettt,
mit ber un« t>ortiegenben ©eftalt ber Ürfunbe oergfeidjen , fo fallen
un« mehrere wefenttid)e Abweichungen auf, wetdje einerlei ob —
eigen erfunbene Säuberungen unfere« 93erfaffer« ober fd)ou aorljer tu
bie Urfuube Ijineinbeforgte Qnterpotationen —
auf djarafteriftifdje
SBetfe jeigen, wie anber« feit ber erften gntfteljung tiefer unedjten
Urfunbe um 1084 * bie STeubenj be« ©treite« geworben ift. 5Kid)t
meljr bie unbebingte Verfügung über ben päpftfidjen ©tufjl verlangt
bie fdnigtidje Partei |efet, wie bamat«, fonbern nur 'confirmationem
in electione vel in consecratione pontificis Romani per se
(seil, regem et patricium) vel per nuntios suos'; nidjt meljr
au«na!)m«to« über aße fflifööfe fott [id) bie ©efugniß ber föniglidjeu
Qnbeftitur erftredfen, fonbern man nimmt bie 33ifd)öfe be« römifdjen
©prengel« unb Patrimonium« ju ©uuften be« Zapfte« an^; unb

wo ©iefebredjt öon btefem ©djriftfteü'er fagt: „2)enn ba« ift einmal fein un*
glüdlidjerffialj Ur bog er feine fcljefen um fo beffer geftdjert glaubt, je
tne^t unb je längere $3ett>et«fieum ou« ber älteren Literatur er für biefelben
aufammenfdjretben lann. SHefe für ben Üefer fo läflige SKet^obe, ttjeld^e bie
£raftatenfd)retber jeuer 3eit überhaupt lieben, erfdjetnt ^ter in ber abfd^redenb-
flen ©eftalt".
1
©. hierüber meine o6en erwähnte ^anblung*

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288

aubrerfeit« aerfäumt ber SBerfaffer be« Straftat« ntc^t — bemt biefett

3nfafe bürfcn mir tool)t, ba berfelbe befremblidj nad|ljinft, feiner ei*


genen grfinbung jufdjreiben , —
bie Sefugniß ber 3>nt>eftitur aud)

auf bie imb ^robfteien auszubeuten, ©er ßlja*


föntg(i(^en Slbteien
rafter biefer 2lbtt>eid)ungen öon bem urfprüngfid&en Onljaft be« #a*
brianfdjen nnedjten £5efrtt« ift ein foredjenbe« 3 eu flw& ^on beut
praftifd) politifdjen ©eifte ber mit §einrid> V. angebrochenen $e*
riobe: man §at burdjau« bie realen 93erl)ä(tniffe im ©njelnen öor
Sfagen, man begnügt fid), erreichbare« ju verfangen, verlangt ba«
aber mit um fo größerem 9Jat$bru<f.
@o audj ber 33erfaffer be« Straftaten. üttadjbem er nemlid) ge*
fdjilbert l)at, toie Äarl ber ©roße unb feine
in ftolge biefe« SDefret«
5Kat^fo(ger bie Sirene mit beren 8iegenfd)aften unb SSermögen iuöeftirt
unb bem entfpredjenb &or räuberifdjer 2lnfed)tung gefcfyüfct, }a fie
immer meljr bereichert unb erljöf)t tyaben, nacfybem er ben ©tetfoer*
treter @fjrifti gemannt l)at, gegen biefe, feine Sofioter nidjt in un»
banfbarer unb ungeredjter Sßeife gteid) mit äußerften ÜWaßregeln
breinjufaljren, bie ©anngetoalt nidjt ju mißbrauchen, bie ©efrete |>a*
brian« unb anberer SSorgönger nit$t umjuftoßen, »eil ja bie 93er*
Ijäftniffe im beutföeu Steige ganj anber« feien al« in ben übrigen
9?eic^en (unter anberem ingnglanb!), fteöt unfer Slntor einen gleiten
gewichtigen 9?ed)t«grunb für bie fdniglidje 3nbeftitur auf, gleidjfam
at« fönne bod) ein 3^^ fl*9 en M* angeblichen Defrete §abrian«
unb 8eo« auffommen. ©r flirrt au«, baß fdjon (ange bor $abrian
bie Äönige unbeftritten ba« SRedjt ber 3>uöeftitur befeffen unb geübt
fjaben, unb greift fo auf ba« ©etooljn l) eit«re djt al« jtoeite ©tüfce
feiner anfielen jurücf , toobei e« iljm freiließ im übergroßen @ifer
paffirt, baß er fogar aud} 3toben unb Reiben jum B^gniß uralter
Uebung föniglidjer 3nüeftitur anführt. Sei biefer ©etegenljeit madjt
er aber i)öd)ft bemerfen«foertl)e Sleußerungen über bie ftorm unb Slrt
ber Onöeftttur unb bereu ßorrelat, bie §ulbe, feiten« ber Prälaten,
auf tt)eld)e idj nachher nod) jurücßommen muß.
9?un jebodj —
unb l)ier erfennen toir red)t ben großen gort*
fcfcrttt ber Politiken ©Übung in biefer <ßeriobe gegenüber ber öorfyer«
geljenben 3 C ^ — begrünbet ber SSerfaffer ba« SRedjt ber föniglidjen
3nüeftitur brüten«, inbem er baffelbe unb fefbftänbig at« einen ffiljii

2lu«fluß ber natürlichen SRec^te ber Ärone IjinfteUt, §ier fällt


ba« gettnd)tige ©ort postquam . . .per christianos reges et im-
:

peratores . jura civitatum in theloneis, monetis, villicis et


. .

scabinis, comitatibus, synodalibusbannisepiscopisdelegata sunt,


congruum fuit et consequens, ut rex, qui est unus in po-
pulo et caput populi, investiat et inthronizet episcopum
et contra irruptionem hostium sciat, cui civitatem suam
credat etc.; unb bie Unjuträgtic^feiten, toef^e bie unbefd^ränfte
Verfügung be« Zapfte« über bie ©ifc^öfe im ©efotge ^at f »erben
mit einbringlidjer SWa^nung bem Ober^aupte ber ffird^e öor bie
©eele geführt; ja jutefet Hingt e« toie eine tjerbe Sarnung bor ber

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289

©etoatt be« ©tarieren, ba ber SSerfaffer unferer ©d&rlft $afd»a(i$ Me


»eifpiele Sodann« XU, ©enebict« V. unb bcr Don £etartd> III.
abgefegten ^Jäpftc gu bebenfen gtebt.
Ueberbltdfen wir ben 3n§alt ber ©treitfd)rift fo im Umriß, fo
lägt fid) nid)t Derfennen, ba% biefelbe burd)au« auf ber £>ölje ber ba*
malicfett firdjenpolttifdjen 33erf)äftniffe ftefyt, unb meljr af« ba«: wenn
Wir biefelbe im ©ngelnen betrauten, gefangen wir gu ber Uebergeu*
gung , baß wir gerabegu eine Slrt Programm ber fömgtidjen Partei
Dor un« Ijaben. £)afür foredjen befonber« bie bereit« ermähnten SJor*
fdjläge über bie-gorm ber SfaMfiitur unb be« 8eljn«etbe«, welche ber
SSerfaffer mad)t. Grr Reibet bei biefem gaujen Vorgänge unb —
ba« 93ermögen, fo ju fd&eiben, ift aud) erft eine (Srrungenfcfyaft be«
Kampfe« ber ^rinjipien
Dorljergeljenbeu bic weltliche Selefjnung —
unb ©eamtung, inbem er Dorfdpgt, ber ßanbibat möge
bie geiftlidje
9?ing unb ©tab, bie 3^n
be« geiftlid)en Stmte«, Dom Sil»
tare at« Don ©naben ©anct 'ißeter« eigenljänbig an ficß nehmen, bann
aber mit bem ©tabe, ber ja aud) 3eid)en btx todttidjen üftadjt
1
fei , bie Setetjnung burd) ben König erhalten, of)ne baß e« freifid)

auf gerabe biefe Sform ber SBelrfjnnng anfomme, wefdje aud) Diel»
teidjt burd) eine nur münbfid&e 2tufforberung Don Seiten be« König«

erfefet »erben möge. Slber {ebenfalls folfe bie föniglidje SnDeftitur


ber S33ei^e Dorau«geIjen , unb ebenfo fei e« angemeffener , wenn bie
Seiftung be« dominium« feiten« be« ®eift(id)en Dor ber Sßeifje er-
folge. ÜDiefer tefete SBorfdjlag ift gerabeju ein ©ebanfe Don ttrid)*

tigfter politifdjer Sxagweite, benn hierin tritt un« gum erften 9Kate
ber ©ebanfe entgegen, unb in einer $orm, bie für feine Originalität
bürgt, ben feit 3al)rf)unberten immer lieber unb I)offnung«to« be*
gonnenen ©treitpunft wegen be« 8el)n«Derl)ältniffe« be« 5Wei^«Heru«
praftifdj gu fdjlid)ten, ein ©ebanfe, tt)dd)cr faft eine weltfyiftorifdje
Sebeutnng in fic| trägt. 3n bem Stugenblidf ber Sntftetjung unferer
@treitfd)rift war er gunädtft nur eine feljr gtüdflidje (Entgegnung auf
ben Don «ißafdjali« gegen bie föniglidjen ©efanbten gu ßljälon« wegen
$einrtd)« Stnforberungen gemalten ©nwanb 2 , ebenfo wie fidj in bem
25orfd)lag ber 3nDeftitur nadj ber gegitterten SSCrt ein bircfte« @in*
gel)en auf ba« ebenba Don <ßafd)aft« geäußerte Siebenten uidjt Derfennen
läßt. Stber wenn man ben Sßertauf ber Gegebenheiten im ©angen
anfielt, bemerft man, baß
Don unferem SSerfaffer gemalten 93or*
bie
fd)läge für ben ©ang maßgebenb geworben ftnb,
ber Kird)enpofitif
baß jie ©ebanfen entwidfetn, weldje in bem Sßormfer ßoncorbat bau*
ernbe potitif^e ©ebeutnng unb Realität gewonnen ^aben. 9?o^ ein
anbere« SWoment geigt un«, baß ber Straftat nid)t Dorwiegenb eine
literarifd^e, fonbern eine eminent potitiföe Sebentung fyabtn foßte unb

1
SRatt fie^t ^ierou«, boß fpäter im SBormfer (Soncorbot bo« @ceptcr
würbe,
ßctt)ä^tt nm ein 3nflrument Don gang jtuctfettos n)flt(i(^em (S^arafter
gu gebrauten.
* @. oben. S5gT. Sot^or III. unb ba« SBormfer (Joncotbot, @. 68 ff.
?

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290

fjat: bte ©teile, wo tum bem 8lu$nat)meberl)äftnlß ber beutfdjetrSM«*


tfjtimer gegenüber ben anberett {Reihen bte SRebe ift. SDtcfc ©teile
ift nur Derftänbtid), wenn wir un« erinnern, baß man toon (Snglanb
unb ftraufreid) au« *ßafd)ali« nadjbrüdftidje SBortoürfe machte, weit
er nad) ben Vorgängen be« SofyxtQ 1107 ben beutfdjen fföntg ni($t
fofort gebannt nnb beffen ^^eftiturforberung bnrcfy eine ®ußc ab*
gewiefeu fyabe, weit er benfefben uugeftört in bem fefeerifdjen $3raud)e
fortfahren laffe, wäfyrenb er bem englifdjen unb bem franjöflWen
ffönig ein 93erbrecfien barau« madje. 2ln biefe Slbreffc rietet fid)
ber SSevfaffer unfere« Straftat«, wenn er fagt: episcopatus, qui sub
Romano imperio degunt, majoribus fundis et amplioribus
vigent justitiis et ideo propter majus scandalum a stola
Petri discretius tractandi sunt, unb ebenbaljin giefen aud) bie
JBemerf ungen , bie er gegen öorfdjneße Grjcommunication ber Könige,
aud) wenn fie in ber 3nüeftitur gefehlt Ijaben foßteu, vorbringt.
$)aß ein SDiann mit fo umfaffenb pofitifdjem SSM md)t in ir*
genb einer ftiflen Stoftergeßc gefdjrieben Ijabe, fonbern unmittelbar in
ben Greifen beö potitifdjen Scben« gu £>anfe fei, leuchtet wof)( ein,
unb e« wirb fid) and) nod) au« anbereu ©rünben geigen, baß ber
Straftat ntdjt fem
t)om fönigttdjen §ofe entftanben fein faun.
£>aben wir fonft irgenb wetd)e Slngeidjen für ben ßnt«
toießeidjt

ftel)nng«ort ber©d)rift? 2Bir tyaben aßerbiug« einige, Grrften« ba«


SSorfommen be« Sßorte« 'hominium\ Diefe JBegeidjnung für ben
einen 2Ift ber 8eljn«l)utbe bringt um bie SBenbe be« 11, 3to|jrijun«
bert« toon SBeften f>er nad) ©eutfdrfanb ;
Jenfeit be« SRljein« finben fid)
1
bie erften ©puren biefe« neuen SBorte« , unb erft fpäter begegnen
wir bemfetben im bie«rljetntfdjeu inneren 1)eutfd)fanb. 5Da« SJor*
fommen biefe« 9lu«brndfe« in einer ©djrift be« 1109 in
3?al)re« —
biefem Qofyxt ift nemfidj ber Straftat de investitura episcoporum
abgefaßt — biefetbe mit großer 333aljrfd)einlid)feit naefy jenfeit«
weift
be« SRljeine«. —
3weiten« benufet ber SJerfaffer l)auptfäd)lid) bie
ßfjronif ©igebert« con ©emblouj, wenn er auf tyiftoriföe SDinge
fommt; biefe ßljronif ift 1105 jum erften ÜMe
publigirt, unb bie
fo früfje 33enufcung biefe« im $ütttdjfdjeu ©prenget entftanbenen
SBerfe« faßt barauf fließen, baß ber £raftat nidjt aßgu weit t)on
bort abgefaßt fei. Unb nod) meljr fprtdjt bafür eine l)öd)ft auffal*
lenbe 93erwanbtfd)aft unferer ©treitfdjrift mit bem ©^reiben ©ige-
bert« gur ^Rechtfertigung ber Cüttidjer Sirdje gegen ^JafdjaU« uom
3afjre 1103 (Jaflfö, Bibl. V, 201 ff.), nur in eingehen Wort*
nidjt
Udjcn ^Beübungen unb Sitatcn, bie immerhin wieberfcfjren fönneu,
oljne entlehnt gu fein, fonbern in gangen, gerabe ©igebert eigentyüm*
liefen ©ebanfenreiljen, fo ba^ man am ßiebften an eine nalje geiftige
©emeiufd)aft gwifdjeu bem bamat« bereit« ljod)betagteu SJorfämpfer

1
2). Sß. ©. VI f @. 99.
53gt. SBaitJ, 2>a« Sort hominiuin flnbet
ftdj ou*
in einem ©riefe ©regor« VII. (Jaff^, Bibl. II, 409) unb in einte
©ufle ^afdjalie IL, Jaff^, Reg. 9lx. 4417.

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m
ber SiUttd&er fttrdje uttb bcm SScrfaffcr uttfertf £raftate$ bettfett

motzte. SDtan Dergtetc^e j. 33.:

Sigebert. Tractatus.
Jaff^, Bibl. V, 215.
Ammoneri quidem possunt (seil. Reges enim, si in episcoporum
reges et imperatores) increpari, ar- investituris excesserint, possunt a
gui a timoratis et discretis viris. timoratis viris et a pontifice Ro-
mano argui et ad reetam correc-
Ibid., 216-217. tionis lineam rednei; si autem in
Dominus in evangelio dicit: 'Si promotione et consecratione epi-
male locutus sum, testimonium per- scoporum pontifex Romanus exces-
hibe de malo' Ergo, re- serit vel exorbitaverit et sub verbo
moto Romanae ainbitionis typo, cur summae praelationis ad voluntatem
de gravibus et manifestis non re- suam egerit, non vult, ut repre-
prehendantur et corrigantur Ro- hendatur, cum Dominus Jesus se
mani episcopi? reprehendi concesserit, dicens: 'Si
male locutus sum , testimonium
perhibe de malo*.

Ibid., 216.
Potius, deposito spiritu prae- Notandum est autem pontifieibus
sumptionis, cum suis consiliariis Romanis —
se sine ejus consensu
sollerter recolligat: quomodo a ejusque successorum numquam pa-
beato Silvestro usque ad Hilde- pam electuros. (2)iefer ganje &bfafe
brandnm sedem Romanam papae erfdjeint fafl tote eine ljiftorifdje 2)urdj«
obtinuerint; et quot et quanta in- füljrmtg bo« oon ©tgebert ouögcfpro*
audita ex ambitione illius sedis ebenen ©ebanfene).
perpetrata sint; et quomodo per
reges et imperatores diffinita sint,
et pseudopapae damnati et abdi-
cati sint.

Ibid., 220.
Gregorius, primushujus nominis Sicut enim primus Gregorius:
1
papa, quid omnes ante se papae 'Sivoluissem , inquit, 'hodie gens
super hoc senserint et quid omnes Longobardorum nee regem nee du-
post se sentire debeant, ostendit; ces haberet et quia Deum timui,
scribens Sabiniano diacono: 'Unum in alieujus sanguinem me miscere
1
est, quod humiliter suggeras sere- nolui , ita successores ipsius Gre-
nissimis dominis nostris, quia, si gorii cavere debent scandalum, nee
ego servus eorum in mortem vel contristent noviter reges in suis
Longobardorum me miscere voluis- antiquis juribus . . .
sem, hodie Longobardorum gens
nee regem nee duces nee comites
haberent atque in summa confu-
8ione essent. Sed. quia Deum ti-
meo, in mortem cujuslibet hominis
me miscere formido'.

Ibid., 221—222.
Ut potestatem regni probat vel Omni autem pontifici summo-
improbat causa modusque regendi, pere cavendum est ex ine du IIa
sie potestatem sacerdotii probat scripturarum, ne, quandoligat

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292

Sigebert. Tractatus.
V, 221—222.
Jaffa. Bibl.
vel improbat causa modusque li- in terris, Deus solvat incaelis, vel
gandi et solvendi. Nam Clemens quando solvit in terris, Dens ligat
ßcribit,dixisse Petrum: 'Ligabis, in caelis!
quod opportet ligari, et solves,
quod expedit solvi'; et: 'Quiprae-
est ceteris, oportet agere vicem
medici, non bestiali furore commo-
veri\

Ibid., 216.
Et ibi plus valuit virtus impe- In hoc virtus imperialis egit,
rialis, quam excommunicatio Hil- quod excommunicatio pontificis
debrandi, Odardi, Pascbasii. agere non potuit.

gerner bürftcn einige ^öd^ft merfwürbigeäfaftSnge an ©ebanfeu,


welche 3?üo t>on @!)artre$ in feinen ©riefen über bie ©tetfong be$
SönigS in ber 3?m>eftiturfrage äußert (ögt. befonber* Ivonis ep. 60,
Opera Paris. 1647 @. 27 r. unten: Reges .... in quantum
sunt caput populi' unb 'Qaae concessio sive fiat manu, sive
nutu sive lingua, sive virga, quid refeitf), Slnttänge gerabe an
bie in^alttic^ wid)ttgften Partien unferer ©d)rift, auf nid&t aflju
fernen (Einfluß oon granfreidj t)er beuten.
Unb enbütty jeigt bie ©teile 'Johannes papa investituram
Leodicensis episcopatus — Gisilbertum comitem de Capre-
monte damnat', weung(eid) fie md)t au« goteutnä Gesta abbatum
Lobiensium entnommen ju fein brauet (f. weiter unten), bod) jeben*
fatte burd) bie ©ejeidjnung ®tft(bert$ a($ comes de Capremonte
©enufeung Stttti^er i'ofatqueflen.
SWel)men wir bie« 2ttle$ jufammen unb erinnern un$ nun, bag
ber fönigü^e $of nad) Oftern 1109 längere &txt in 8tttttd) t>er*
roeitte, fo gewinnt bie Slnfidjt eine erljöljte 2Bafyrfd)eintid)feit, baß ber

Xxattat biefem SWtttefyunft be$ potitifdjen 8eben$ nidjt fern ge*


ftanben l)abe.
ätöer wtffen wir benn mc^t, baß SBatram Don Naumburg ber
SJerf affer unfere* SEraftate* ift? Qn feiner SBeife; im
©egentyeif,
e$ ift bewiefen, baßSßatram garniert ber SJerfaffer fein fönne. Us 3
näc^ft l)aben wir feinen formellen ©runb ju biefer Annahme , benn
weber bie $anbfd}riften , nod& ber erfte Herausgeber be$ Straftaten
1
2Katl)ia$ gtaciuS ^Ctyricu*, nennen einen SSerfaffer ; erft ©tmon
©djarb in feiner Sylloge de jurisdictione etc.,.juerft ebirt 1566,
fanb e$ angemeffen, ben angefeljeneu tarnen be$ angeblichen S3er*
fafferä ber berühmten ©trettfärift de unitate ecclesiae conser-
vanda ate gmpfeljfung für bie üorfiegenbe ©treitfdjrtft ju benufeen,
unb nad) ©djarb jäljlte gabriciuä in ber Bibliotheca medii et

1
SHe entgegeugefe^ten tfogaben Swolb« in feiner S)iffertotiott ©olrom
Don Naumburg, $onn 1874, @, 83, ftnb irrig.

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Inf. Änt. ben Straftat de investitura episcoporum einfach unter


ben Serien ©afram« Don Naumburg auf. ÜDajjer nmrbe biefe ganj
h>U(türtid)e 2lnnaljme gang unb gäbe, obtooljt bereite ©retfer in
feinerGenuina adversusM. Goldastum defensio, Ingoist. 1612,
©. 95 ff. (Opp. VI, 306 ff.) gegeigt tytt, baß unfer Straftat nidjt
Dom Slutor bcr ©c^rift de unitate ecclesiae fein tonne. 5Rad(|bem
@d)üfe (P. H., in feinem Commentarius criticus de scriptis et
scriptoribus historicis etc. 3ngotft. 1761 @. 545) bie ©rünbe
©retfer« n>ieberl)oft ^attc, bringt neuerbing« @toatb* erneute unb
neue Setoeife gegen bie Qbentitöt be« Slutor« unferer ©dfrift mit
bem ber ©ddrift de unitate unb, aud) unabhängig baDon, mitSBat*
ram Don Naumburg. Sie gejeigt, ift biefe JBemüljung freilief) faum
nötyig, benn man fönnte fo gut wie Sßatram {eben beliebigen &txt*
genoffen al« SScrfoffer unfere« fcraftat« nennen unb bann beffenSlu*
torfttyaft ju toiberfegen nötljig erachten. 2lud) betreff« ber angeblichen
Slutorfd&aft 6onrab« t>ou Naumburg , toefd&e nod& Diel nnllf ürfid^er
ift al« bie Sßatram«, Dertoeife id& auf ßroalb« Angaben (a. a. O.
©. 86).
SBir muffen un« fomit begnügen, tilgt meljr über ben SJerfaffer
ju toiffen, al« n>a« fid& au« bem fcraftate über benfelben folgern läßt.
SGBir faljen bereit«, baß er ein Sftann Don umfaffenb pofittfd&em
Söiid unb geiftiger @d)ärfe fei, mir Derfutyen, e« toaljrfgeinticif ju
machen, baß er bem £ütti$er Sprenget unb bem ju Jener 3ett bort
koeileuben $ofe nic^t fern geftanben Ijabe, unb baß geiftige JBejie*
jungen }u bem alten ©igebert Don ©emblouj bei ü)m ju bemerfen
feien* — nur fönnen nun nog einige 3^ge jur Sljarafteriftif feiner
geiftigen $erföntid&feitau« bem Straftat gewinnen. @« ift nigt ber
Jon ber frommen, freuen ©emutlj au« ber guten alten &tit in
£)eutfd(jlanb , ber an« biefen feilen be« fcraftate« Dom Qatyt 1109
Hingt. Qene Reiten Ijarmtofer (Sljrerbietuug Dor bem fernen, ^eiligen
Dberljaupte ber Äirdje finb für bie 9ttänner be« pofitifd&en geben«
Dorüber —
e« toeljt ein $ug, toefger ben SWenfd&en Jener £age ge«
n>iß al« ein moberner Dorfam, bürg unfere ©grift. (Sin Wann
Don freiem, fü^nem Oeift muß biefelbe gefgrieben |aben, ein Wann,
ber ein lebhafte« @efül)t für ba« SRegt ber beutfe^en Ärone gegen»
über ben Anmaßungen ber Surie Ijatte, benn me^r al« ba«, ein bit*
terer ©arfa«mu« fprigt fid^ toieberljott in ben 3 e fon ber ©grift
an^, befonber« bitter, faft mit $ol)n, in ber Sleußerung über Jenen
SMfgof oljne ©ut unb Sleib, Don bem ber Sönig „freiließ feineu
Cel)n«eib al« ©arantie ju f orbern brause". Sie toetttragenb bie
Sebeutung ber praftifgsn SJorfgläge in bem Staftat jur Söfung ber
SnDeftiturfrage fei, Ijabe ig bereit« au«gefüljrt e« ift bie« bie —
1
3n bcr ertönten 2>tffettation @. 82 ff.
1
S)ie na$c liegenbe »ermutljuttg,
in ©igebert fetbft bcn Slutor su ber*
mutzen, toirb man au« mehreren ©rünben, beren einleudjtenbfter, ber unctaffi-
föe @til be« fcrattat«, gleid) ju erwähnen ift, dob ber $anb weifen.

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m
ftarffte ©ette unfcre« Autor«. ©wa« fdjwad) cntwitfelt ift bagegett
bei ü)m bcr Ijiftorifd&e @inn. Wan brauet e« iljm jwar nid)t fo
feljr ansuredjnen, wie ©rctfer e« tfjut, bag er bereit« $ippin jum
rex unb imperator frönen lägt, wäljrenb er bod) Sart ben erften
imperator nennt —
ba« ift woljf meljr ein genfer rljetorifdjer Stu«*
fd)tuü<fung; aber er l)at freiließ burd)Weg feinen Karen Solid für bic
golge ber Gegebenheiten : an Sari burd>
bie (Srtljeilung be« ^atrijiat«
fwbrian läßt er auf beffen Srönung gum Saifer folgen; af« ©ei*
fpiete oon Äart« unb feiner 9?ad)folger ©erhalten jur Snoeftitur fityrt
er £f)eubebert unb ©runljitbe unb üftauritiu« an, nidjt al« ob er
gerabeju hierin irrte , —
e« foinmt U)m nur eben nic^t fo genau
barauf an, bie d)ronologifd)e golge einhalten. Stoß er nid)t nur
in ber 9fterowingerjeit, fonbern fogar fd)on im atten £eftament bic
Könige ben ©ifdjöfen Snoeftttur erteilen lägt, barf mau bem Slutor
nidjt jur Saft legen, benu e«ift ein ÜKanget ber bamafigen Ijiftori»
fd)en ©ifbung, ben oerfdjiebeneu 93erl)ältniffen oerfdjiebeuer SSötfer unb
3eiten nidjt geregt »erben ju fönnen. Uebrigen« entnimmt ber
Slutor feine $iftorifd}en 9Äaterialien, wie bemerft, an« Quellen erften
föange«: an« ©igebert« ßljrouif, au« gofcuiu« Gesta abbatum
Lobiensium ober einer auberen ßttttidjer gofalquette, au« ©regor« I.
unb §ieront)mu« ©riefen; aufjerbem benufct er Heiligenleben, ba«
unedjte üDefret $abrian«, fennt ganj genau ©igebert« ©djvift gegen
<ßaf(|ati« (f. oben); nid)t feiten citirt er bie ©ibet. Slber eine«
ftaudje« claffifäer Catinität entbehrt ber SJerfaffer ganj; ©rctfer fagt
(a. a. D.), bie dictio fei inconcinna et invenusta, unb Wenn*
gleidj idj gejeigt tyabe, ba§ bie erfte ©ejeidjnung nur gumStyett trifft,
mu§ man eine gewiffe8io^eit be« Stile« jugeben. SSiefleic^t ift

aud) ba« ein äfojeidjen bafür, bag ber Slutor bie Aufgabe feine«
Sxaftat« meljr in einer politifdjen at« in einer titerarifäen ©eben«
tung falj.

Sftur ber ©oüftänbigfeit wegen fomme idj nodj auf bie formellen
©ebeufen, welche gegen bie ©djrtft erhoben finb. ©retfer freute fidj
nid(|t, in feinem Commentarius exegeticus (Opp. omn. VII,
cap. 5) ben erften £erau«geber, 9Katf)ia« glaciu«, einfad) al« 5äl«
fc^cr unb ©erfertiger be« SEraftate« f)injuftetlen, weil iljm bie £enbenj
beffelben natürlid) nid)t in fein @t)ftem tjon ber papftlidjen Omnipo-
tenj paßte. 3lngefid)t« ber un« üorliegenben §anbfdjriften au« bem
12. unb 14. 3al)rl)unbert ift eine weitere SSMbertegung biefer ©c-
ijauptung ntdjt nötyig.
©walb (iu ber augef. ÜDiffertation @. 85) Ijat gemeint, unfer
Straftat fei gegen ba« @nbe oerftümmelt: „ber ©erfaffer treffe gerabc
SKnftalt bie jfiftorifdjen ©orgäuge bei ben (Sinfefcungen ber köpfte t>or*

gunebmen, nod& bie be« ^5abfte« (Sternen« werbe berietet, bann breche
bie ©arfteltung plöfelidj ab". — 2lber oon welker 'diversio Roma-
norum civium in electione pontificis per imperatores adnihi-
lata' (benn ba«, ni^t bie (Sinfefcung berufte ju berieten ift f)ier

3wed) foUte ber SSerfaffer benn nod) erjagen? etwa Don SSSibert«

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©djtema? er mürbe ftd) Ijüten, biefe* Reifte fcljema, ba$ in Aller


frifdjem Slnbenfen ftanb, nad) bem jämmerfidjen Ausgange btefeä @e*
genpapfte^ ju berühren! Unb toetm ©oalb ineint , bie @d&lu§notij
'ex quo cum imperium Romanum etc.' muffe einmal auf eine
©emerfung über Sarte Äaiferfrönung gefolgt, biefe fomit aufgefallen
fein, fo beruht ba$ auf bem 9Ktßöerftänbni& mm 'ex quo cum , maö
1

j)ier bod) nid&t$ tyetjüt ate „feitbem baj$", o^ne Jebe retattoe 2Je*
Siet)uug.
Daß bie 3eitbeftimmung am @d)fuffe richtig fei, ergiebt ftd)
au6 allem ©efagten unb burtfc bie l)anbfd)riftftd)e ©egfaubi*
toorljer

gung. (Sine SSerftümmetung ober Interpolation anjunefymen, liegt


gar fein ©runb bor: ber Straftat [fließt fo abgerunbet unb con*
cinn tt)ie möglich mit bem @afe 'igitur —
pusillos Christi', unb
baß und ber ©Treiber einmal eine fo genaue 3ettangabe gegönnt ijat,
fott un$ nur beftenä freuen.

Steuer belannte §anbfd)rtften be« £rattat£ ftnb in:


Cod. ms. P. 1, 9 Wr. 64, See. 11—12 i anf ber fgl. ©tbttotljef ju «am*
Cod. ms. Q. VI, 31, See. 12 Iberg (f. »rd»iö VII, 822).
Cod. ms. 5Kr. 532, 10, See. 14. auf ber SSMener f. f. öofbi*
bliotyef (f. Tabulae Cod. mss. in Bibl. Palat. Vindob. I,
5Wr. 532).
£)ie erftgenannte #anbfd)rift l)at Äunftmann uncorrect ebirt, bie
beiben tefeteren ftnb nod) nid&t benufct.
gotgenbe Ausgaben ftnb betannt, in:
Mathias Flaciuslllyricus, Catalogustestium veritatis, 2. Auflage 1 ,
Argentin. 1562 fol.
Simon Sehardius, Sylloge de jurisdietione etc.]
imperii, juerft 1566 erfd>ienen. |@$ finb äbbrücfe
Jo. Wolf, Lectiones memorabiles et reconditae ( nad) glaciuS , bie
(inOpp.omn. theol.-hist.-polit. I). Francof.) beiben festeren ge«
a. M. 1671. Iben nur je einen
J. P. Ludewig, Reliquiae mss. etc. inedit. XII. 1 33)eit be$ traf tat«.
granffurt unb geipjig 1720—31. '

Melchior Goldast, Apologiae pro etc. Henrico IV. Hanov. 1611,


mit Senntmß bertoorljerigen, unb, mie e$ fdjetnt, Söenufcung einer
anberen $aubfd)rift.
2
Äunftmann, Tübinger t^eotogifc^e Quartatfdjrift, 3al)rgang 1837 .

1
9n ber er ften «nffoge be« Catalogus öom 3o^te 1556 fteljt ber
Straftat nod) nid)t
* SBo i$ im Storfleljenbett Steffen au« bem fcraftat citirt T^obc, gefdjal)
e« nad) eigener töecen^on auf ©runb öon Donationen ber $anbfd)riftett ju Bam-
berg unb ©ien, n>eld)e i$ ber ©üte ber Ferren Dr. Renner unb Dr. ©a^er
toerbanfe.

XVI. 20

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£ie bret Sic^ra^ien £)tto$ I. »on Samberg

nad) tyrem ge^nfeitigen Serfyältntö, t^ren

Duetten unb tyrem 28ert& untetfu^t

von

fleiittfd) nott JBittmi^.

20*

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(£ut(ettitttg*

©ie brei ättcften ^Betreibungen beS 8eben$ Otto« toon ©am*


berg erregen ba$ Stotereffe be8 ®efdjid)tforfcf)cr$ nid^t bto§ burd) tf)reu
toidjtigen 3?nljatt, fonbern ebenfo fe^r burd) bie9trt, ttrie bie (Sfiftenj
gweter, ber (Sbboä unb ber §erborb$, nadjgennefen ttntrbe, unb ganj
befonber* burd) ba$ eigeutl)ümtid)e 33erf}äftni$, in bem fie $u einanber
fteljen. 3m 3aljre 1842 t^at nämtid) 9t Stempln 1
bar, ba§ ber
Äbt SfabreaS toon ÜKtdjetSberg au« ben beiben genannten feine brei
8ebenSbefd)reibungen Otto« tu gcifttofefter Sßeife jufammengefd)toet&t
l)abe, unb Fragmente berfelben lieber jufammen, wobei fldj
fefete bie
ergab, bog Grbbo —
nad) SfempinS SWeinung ganj, $erborb —
toenigftenä jmn größeren Streife in Jenen ©Triften erhalten fei. 3u*
gteid) entging bem fdjarffinnigeu ÜWanne nidjt, baß beibe ©iograptjieu

mit einanber unb mit ber britten, bereu SBerfaffer unbefannt ift, in
3lu$tt>al)t, Sfoorbnung unb tljeitoeife fetbft in ber ÜDarfteßuug be$

Stoffs fo bebeutenb übereinftimmen, baß bie« md)t jufäßig fein fanu;


toäljrenb e« anbererfeit« nid^t an 8lbtt>etd)uugen unb SBiberfprüdjen
feJjtt. Stempin naJjm nun an, baß @bbo ben £erborb unb ber britte,
at« beffen §eimatl) er ba« Stofter ^rtefting bei föegenäburg bartyat
unb ber bafer feitbem ber ^rieflinger genannt toirb 2 , jene beiben be*
nufet Ijabe, worin tym Söpfe, ber Herausgeber ber breiSSiten in ben
Monumente Germaniae historica (SS. XII) beipflichtete. 5ftad)*
bem ober bie Originatljanbfcfcrift §erborb$ aufgefunbeu war 3 , ftettte
4
SaffS bie Stnftdjt auf, §erborb labt ben (Sbbo, titelt biefer {enen
benufet, wä^renb er ljinfuf)tfid) be« ^riefünger« bie Meinung Söpfe«
unb ttempin« ttyeitte. £)em ift nun in neufter &tit $aag mit ber
entgegengefefcten «etjanptung entgegen getreten: ber *ßrieftinger fei

1 &on Robert
2>te ©iograpl)ien Otto« toon ©ontberg unb beren SScrfaffer
Stttrtym, ©alt. Stwb. IX, 1, ©. 1-245.
8
3uerjl abgebrneft in §aten unb ©tefebredjt, SReue «Pommerfdje $robüt*
jtalbtötter IV, e. 312 —
363, unter bem Sitel: Ex vita Ottonis B. E.
exBcripta e passionali sec. XIII monasterii S. Crucis in Austria in-
feriori . . . ©päter al* Anonymi Mon. Priefl. in Pertz, Mon. Germ,
hist. SS. XII.
8
M. G. h. SS. XX, ©. 704-769, unb
«bgebrurft Jaffa, Mon. Bamb.
* M. B. 696-703.

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300

ber äftefte , unb fein ©er! Ijabe gbbo unb $ertorb at« Duette
gebiettt *.

Sir feljen: bie ÜWetnungeu geljen fo weit au« einanber wie


mögfidj, unb jebe weiß ©rünbe für fid) beizubringen. Die Urfadje
biefer Grrfdjeinung liegt nun unfere« Sradjten« barin, alle au« baß
bem S3erl)äftni« einiger ©teilen auf ba« ber ganjen ©Triften fließen,
wobei bann Je nad) ber Sluffaffung biefer fid> feljr Derfdjiebene Ur»
tljette über bie ©Triften überhaupt ergeben muffen. Die fttflfdjwei*
genbe 33orau«fefcung ift atfo bei allen: Senn ber fpätere JBiograpI)
mit bem früheren t^eifmeifc übereinftimmt , fo muß er beffen Serf
ganj unb in ber ©eftatt, in meiner mir e« 6cftfecn f getannt unb
benufct tjaben. ©ne S3orau«fefeung, bie offenbar unjutäffig ift; benn
fdjon Don Dom herein erfdjeint e« wal)rfd)einHd)er, baß jemanb jnr
Stöfaffung einer 8eben«befd)retbung fdjreitet, ber nur ©tü<!e einer
fotöjen Dorftnbet, at« einer, ber fd)on eine fotdje ootfftänbig fennt, er
ljabe benn baju befonbere ©rünbe. Sir »erben ba^er bie einzelnen
Steile ber ^Biographien mit einanber Dergleichen muffen, ofyne fogteid)
au« einzelnen SRefuftaten auf ba« ©efammtrefuftat ju fließen, Diel«
mel)r bie« erft burd) Kombination aller ermittelten Saljrnefyutungen
gewinnen, hierbei wirb fid) bann, bamit wir baffetöe gteld) l)ier au«*
fprecfcen, ergeben:
<£bbo unb ber ^rieftinger finb Don einanber unab-
hängig, l)aben aber jum X^eit au« benfelben Duetten
gefdjöpft; $erborb bagegen Ijat beibe SSorgfinger gc-
fannt unb benufet, ift aber jugletd) auf bie beiben
l)auptf8d)tid)ften Quettenf Triften jener jurücfge*
gangen.
Die« gilt e« Jefet ju beWeifen. Sir geben ju bem jw* 3^*
nfid)ft ben $tan ber brei JBiograpljien an; bann unterfud)en wir ba«
erfteJBud) aßer brei; hierauf wenben wirun« fogteid) ju bem britten
JBudje gbbo« unb ju bemfetben £erborb«, woburd> wir eine fefte
Unterlage für bie &efpred)ung be« jweiten JBudje« biefer beiben ge-
winnen, wo wir ben größten ©cfcwierigteiten begegnen. Den ©d>tuß
enbttd) unferer Unterfucfcung wirb bie ^Betrachtung be« jweiten unb
be« britten JBud)« beim ^ßrieflinger machen.

§. 1.

gbbo erjagt im erften SBud&e nad) furjer SBorrebe juerft


Otto« frühere (Srfebniffe, bi« ju feiner (Srljebung auf ben ©am*
berger ©tu^t (@ap. 1—9), im jweiten 2lbfdjnitte (<5ap. 10—16)
bringt er ben JBriefwedjfet mit *ßafd)ati« unb bie 9?eife nad) Statten,
im britten (@ap. 17)* eine fummarifd)e 2fofj8l)(ung ber oon

1
Duette, ©ewfiljrSmann unb SHter ber ätteflen £e6en«6efd)reiDung be6
^ommernapoflel* Otto Don Bamberg, geftförift ber ©efettföaft für $ommer*
fdje ©eföidjte unb SUtertljumStonbe ju tljrem SOjfiljrigen 3ubitöum, 15. 3uni
1874 in Stettin; aud> al* 2>ottorbtffertation $aHe 1874 aebrudt.
9
2)iefe* (Sagtet Ijat Sfabrea* in feine latetnifdjen ©tten nic$t aufgenow*

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301

Otto geftifteten Ätöfter. Den inerten »bfdjmtt be* erftett Sud)«


madjt eine au«fül)rtid)e Darftetlung ber STljätigfeit Otto« für @t.
aRuf)aeJ, bie mit ber (Sinloetyung be« Älofter« fließt. £)a« erfte
Sud> be« trieft in g er« enthält nad) furjer Sinfeitung im erften
äbfdjmtte (Sap. 1—6) Otto« 8eben«gefd&td&te bi« ju feinem Sinjnge
in ©amberg (1103); im jloeiten (6ap. 7—24) bie furje SQRitt^ci*
lung oon feiner S33ei|e burd) beu ^apft unb eine au«füljrtid)e 2(n*
gäbe ber oon tym geftifteten Slöfter nebft ben @onftrmation«urfunben
oon ßalift unb 3nnoceuj, im britten 2lbfd)nitt (ßap. 25—34) eine
©arftellung feiner £i)ätigfeit für bie ©tabt ©amberg nnb ba« ÜWi*
d)aef«flofter, fottne ein 8ob feiner Jreue in Gfrfütlung feiner SRetd)«*
pflidjten. 33ei$erborb finbcn wir nad) einer längeren Gfinleitung,
in ber er ftd) al« gremben einführt unb oon jioei älteren ©rübern,
bie ben $tfd)of gefannt Ijaben, Jljtemo unb ©efrib, SRad)rid)ten über
biefen erbittet, juerft eine loeitfdjioeifige Sobpreifung oon Otto« %u*
genben (ßap. 1 — 11). Darauf folgen bie oon iljm geftifteten ff (öfter
unb eine ^Betrachtung über bie Slrt feiner Äloftergrünbung, foiote bie
@onflrmation«urfunben (@ap. 12—20). 35en britten Slbfd&nitt bittet
eine fe^r furje Darftettung beffen loa« Otto für fein §od&ftift unb
ba« fflofter @t. Wxtyati getfjan, ber £inioei« auf bie treue (Srfül-
lung feiner 9ieid)«pflid)ten unb auf bie ©orge um (Spaltung ber bi*
fdjöfn$en Sinfünfte, enbttdd eine Slufjäljtung ber oon iljm gebauten
«urgen (<Sap. 21—26). 3m oierten »bfdjmtte (<Sap. 27—42)
bringt §erborb 9Kenge einzelner tfnefboten unb äl>ufid)er ®e*
eine
fd&td)td)en, bie jn Otto« ß^arafteriftif bienen follen, unb jum @d)lu§
bie U)m angeblid) gehaltene Seidjenrebe. 8tfle« £l)atfäd(|tid)e loirb bem
23)iemo in ben 9JJunb gelegt.
35a« jloeüeJBud) enthält bei jebem bie ©efdjreibung ber erften
(Reife nad) ^Sommern. @bbo erbficft ben ®runb, ber ben S3ifcf)of

ju biefer 3ftiffion trieb bem oerungtücften SJerf ud) be« ©panier«


, in
öernljarb unb erjäfyft bemgemäß geiotffermajüen al« ßinteitung beffen
Seben«gefd)id)te ßap. 1. Später untertritt er bie ©ef^reibung ber
9?eifc, um einen ©rief SBieganb« oon£ijere«, ber baljin nid)t gehört,
unb bie ®efd)id)te biefe« ätöt« einjufled)ten. $>ie« Sud) ftidjt in
feiner lügenhaften, abgeriffenen gorm oon ben beiben anbern beffetben
SBerfaffer« fel)r unoortyettljaft ab unb bereitet bem ffritifer nid)t
geringe @d)ioierigfett.
£)er ^rieflinger giebt für Otto« erfte {Reife feinen anberen
©runb an at« feinen ©efef)rung«eifer, fprid)t oon bem ^ßofenljerjog
im Anfang fein SBort, oerräti) aber fpäter, baß er oon feinen 3ügeu
gegen Sommern unb feiner Stellung biefem gegenüber feljr loofjt

etioa« loeig. ÜDie SSorgänge bi« jur Slnfunft ber ©efeljrer in <ßt)rifc

Ijanbett er nur ganj furj ab, bann fityrt er bie Grrjätylung bi« )u

tuen; StSpte Ijat e« ba^er au« bem aufammengejogenen (Sbbo aufgenommen;


3aff6 gar nidjt. $aag a. a. O. ©. 19 totxft et in einer ©targarbtet $onb-
fdjtift na^ unb ^at e« auft biefer ftbgebrutft.

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302

Otto* erfter Sfolunft in öefgarb, worauf er eine Qrnctjdica Otto*


über btefe Unternehmung folgen läßt, bie u. a. aud) in (Sßeljarb*
©&ronif ftefyt. Die Stüdreife wirb erft im britten 33ud)e nad>ge*
tragen. Stotty bei biefem ©iograpljeu utad)t gerabe ba* jweite öud>
ben (Sbtbrwf einer abgeriffenen, wenig in fid) toerbunbenen <5om*
Dilation.
§erborb untertreibet ftd) Don ben beiben anbeut baburd>, ba$
er bie potitifd)en ©rünbe ber erften Steife Ijertoorljebt. @r fdjicft eine
Sflameuerftörung unb einen bürftigen, uuftaren Slbri§ ber ©eograpljie
Sommern«, fowte ebenfo unffore ©emerfuugen über bie testen $o(*
nifd)*$ommerfd)en kämpfe toorau* unb giebt bann ben ©rief Sole**
law*, in bem Otto §u bem Unternehmen aufgeforbert wirb (6ap.
1—7). SJon ba an fofgt bann ba* Uebrige bi* ju Otto* föüdfeljr
nad) ^Bamberg, ©efonber* au*fü$r(id) finb feine Slngaben über be*
25ifd)of* Sßirffamfeit in Stettin, wo auty 33ote*Iaw* eingreifen be*
tont unb fein ©^reiben an bie ©tettiuer mitgeteilt wirb. 3U* S3e-
über beibe Reifen wirb ©efrib eingeführt.
ric^terftatter
£)ie § weite
Steife mad)t ben §aupttljeU be* britten ©ud)*
au*. Sbbo erjagt fie fel)r genau nad) bem 2Jerid)te Ubatrid)*, ber
fie mitmadjte; ben @d(j(u§ bittet bei U}m eine au*füljrtid)e fiebeootte

©Witterung oon Otto* Snbe, fowie bie Wadjridjt, «ifc^of Qmbrico


Ijabe at* STejt jur 8etd)enrebe Sferem. 11, 16 benufet.
£)er *ßrieflinger beljanbett bie Gnretgniffe in Stettin unb ba* ba*
mit 3ufammenl)angenbe genauer, alle* anbere mit 8fa*naljme ber
gingang* betriebenen Siüdfeljr t>on ber erften Steife ift meljr ange*
beutet at* aud> nur angegeben. ÜDen @d)fu& bittet eine furje 2(n»
gäbe über Otto* Job unb ©eerbigung.
§erborb folgt Gfbbo im ©anjen, bod) nid)t otyne red)t erf)eblid)e
8lbwetd)ungen imßinjetnen, loa* wir fpäter genauer erörtern werben.
8lud) mit bem ^rieflinger ftimmt er md)t feiten überein, unb ba* gerabe
ba wo biefer oon ßbbo abweist ÜDen @d)(u§ feine* britten ©ud)*
bittet bei iljm nid)t etwa Otto* Job, tiefen fjat er fdjon am @nbe
be* erften tum £f)iemo erjagen taffen, fonbem Otto* <$ugenb unb
feine ßrrfebniffe bi* ju feiner ©etlje in Slnagni 1106.

§. 2.

@d)on au* biefer furjen 3uljaft*angabe wirb Aar, ba§ bie SSiten
im ®an$en über ba* gfeidje Material oerf ügen. ©ei genauerer 93er*
gleid)ung ergiebt fid) bann aber weiter, baß fcljr oft je jwei bem
britten gegenübertreten, unb bafc iljre Uebereinftimmung ju grog ift,
um au* ber ©fei^eit münbfi^er Srabttion erftört ju »erben.
Die* öfter* feljr öerwtcfelte SSerljältni* tritt nun am fdjfogenbften
Ijerbor in bem jwetten unb bem britten Slbfdjnitte be* erften ©ud>*
be* *ßrieflmger* unb in ben entfprecfcenben Slbf^nitten ber anberen
(beißbbo in bem britten unb oierten; bei £erborb im erften, jwetten
unb britten).
$n bem Uebergang Dom erften jum aweiten Slbfc^nitt bei Sbbo

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303

unb bem <ßrtefünger ftimmen bicfe beiben übercin (®>bo I, 16; b.


$rtefl. I, 8),bann äffe brei (<Sbbo I, 17; ^riefl.I, 9; §erb.I, 12).
hierauf gefeit wteber ber $rieflinger unb §erborb jufamuten, unb
fo gel)t e« bic Sfafjäljtung ber «(öfter l)inburd) fort. $n ber S3e*
fdjreibung be« ÜDombauS ober fielen wieber ber ^viefltnger unbßbbo
jnfammen gegen f>erborb , ber in ben Sorten abwetdjt, aber fo bog
man fieljt, er l>at einen bem £eyte jener mtnbeften« fefjr 8fjntid)en

Dor ftd) gehabt unb frei ftimmen Jene im


wiebergegeben. SBeiter
©au 1
oon @t. Sftidjaef wört(id& überein, wäljrenb £erborb Nerton
fo gut wie nid)t$ Ijat, bagegen bemertt, Otto fjabe bie ©nfünfte be*
2
Sfofter« auf me^r af$ neunjig latente gebraut .

§ier muß atfo entweber einerben anberu, ober alte muffen eine
ältere Queffe aufgetrieben l)aben. SWad) Sfempin, fötyfe unb 3aff6
Ijätte nun ber ^rieffinger bie anbem benufet. £>ie$ ift aber fd)on
au« bem®runbe tti$t mögfid), »eil er bem
bann nid)t Wog batb Don
einen jum anbem gedrungen wäre, foubern aud) in ben oon ü)tn
benufcten ©lüden $erborb« fidj mieber nad) (Sbbo gerietet Ijätte, ba
er §ier oft jwifäen beiben fte^t. gerner woljer Ijat er bann ba&
tym @igentljümlid)e, ba« nidjt unbeträdjttid) ift? (Snbfid) wie Wirb
ba« SJerljäftui« @bbo« unb £erborb« ju einanber erftärt? 5Die
gleiten @d)Wterigfetten ergeben ftd) and), wenn n>ir ben <ßrieffinger
Don ben anbern ibenufct fein laffen ober tt)n etwa jwtfäeu ©bo unb
§erborb ftelfen, loa« gar nid)t angebt, g« muß atfo äffen brei {Re-
lationen eine gemeinfame Quelle ju ©runbe fiegeu unb biefe ift, —
wemgften« brudjftüdf«weife , ermatten in bem Äatafog ber Siebte Don
@t, 9ttid)aet, ber bin oben ernannten 8lbt Slnbrea«, jum SSerf affer
Ijat. @ie war eine ©djrift, in ber bie ©Werbungen unb ©rünbungen
Otto« auf ®runb ber oorljanbenen Urfunben jufammengeftelft unb
Dief au«fül)rfidjer oerjetdjnet waren af« in jeber ber brei Sßiten unb
in aöen jufammen. SScrfagt würbe fie wafjrfd&einfidb auf SBeran-
faffung be« Slbt« $ermau oon ÜKid&ef«berg, um an Otto« £obe$tag
ben SDtöndjen oorgefefen ju »erben. @ie begann mit einer Stobprei*
fung be« SJerbfidjenen , in ber Ijeroorgeljoben würbe, ba§ er Dom
Zapfte fefbft am ^eiligen ^fingfttag geweift Worten, unb enbete mit
einer äljntidjen, preifenben £mweifung auf feine fonftigen SSerbienfte 8.
Diefe ©enffdjrift nun Ijaben bie brei ©iograpljen feljr Derfdjieben
benufct. 2lm engften f)at fidj ber ^rieffinger an fie gehalten, beffen
erfie« ©ud) Dom 7. ßapitef an jum großen £ljeil wörtfid) au« iljr

1
$on ber (Sintoeiljung gilt ba« nidjt, biefe Ijat <&bbo ganj allein and*
ffiljrli<$.
9 2>ie genaueren Madjtoeife Bei $aag a.a.O.®. 18 Darlegung
ff., beffen
wir ljter ©efentlic^en folgen, befonber« »a« ben ^rieflinger anlangt
im
8
S3gl $aag a. a. O. 64. 65 ff.; ©iefebre^t, ÄaiferßeT*. britte Huffoge
III, 1220; Ä(em\)in a. a. D. 232 ff.; ba« Ijier erwähnte ©ebic^t ^at njo|l
bem »erfaffer ber 2)en!f^rift af« Seitfaben für bie Slufgä^ung ber tflöfkt
gebient.

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304,

1
abgefdjrfeben ift , toogu ben SBerfaffer tooljl feine mangelhafte $err*
fdjaft über bie tateinifdje Spraye veranlagte. Sludj £erborb giebt
in ben brei erfien »bfänitten feine« erften «ud)eS bie 35enfförift feijr
ausführlich toieber, boc^ viel freier als jener. 35er gange erfte Sfb*
fc^nitt ift nidjts als eine toeitläufttge Umfdjreibung beS lobenben ein-
gangs berfetben, verbrämt mit mand&em anberS »oljer erborgten gtitter,
totebieSTuSfaffung über greigebigfett unb2Boljttl)ätigfettI, 2, bieganj
aus StceroS de offieiis abgetrieben ift. 3Me beiben anberen 3lb*
fänttte fid) bann enger an Hjre Quelle,
galten boef) nidjt ol)ue ba§
$erborb ©emerfungen gum Seftcn gäbe, g. SS. I, 18, too er
feine
bie Urfacfcen, warum Otto fo viel Softer gegrünbet Ijabe, beforidjt.
Sßir bemerfen übrigens fäon Ijier, baß $erborb gerabe baS tyervortyebt,
toaS »ir bei (Sbbo nid)t ftnben, bagegen baS von biefem ®ebrad)te
enttoeber gang unterbrüdft ober ftart änbert.
©bbo enblid) Ijat bie gemeinfame Duette am toenigften treu be*
nufet, am ftärfften abgefürgt. j$max im ©c^tug beS jioeiten 8b-
fänttteS I, 16, toetdjer ber Sinleitung ber Denffärift entforidjt,
ftimmt er mit il)r faft nrörtlid), im britten aber giebt er nur eine
feljr furge 2lufgäl)lung ber Ätöfter, unb aud) im vierten Ijat er nidjt
atteS aufgenommen, toaS H)m bie Quelle bot.
SRun finben f!d> aber bei febem ber brei fd)on im erften JBudje
eine JRetye SKadjridjten, ivetdje nid)t ber Denffdjrtft entnommen finb.
SBoljer flammen biefe?
SaS ber ^rieflinger im erften Slbfänitte über OttoS frühere
SebenSfdjidffate mitteilt, elje er Sifäof »urbe, ift ber Slrt, ba§ man
bie Quelle nid)t toeit gu fud)en bxa\\ä)t @S toar bie Strabttton,
tt)etd)e unter ben SDWtufcen beS §od)ftiftS umtief.
Das @teid)e gilt von $erborbS viertem Sttfänitt. Die bort
mitgeteilten 2lne!botcn finb ber gorm nad) fein SBerf, tljrem 3nljalt
naef» loobl ©emeingut ber QKöndje von @t. 9Kid)ael. 2Bie toeit

fte auf SBaljrljeit berufen, ift natürlich mdjt bei allen gu ermitteln;
einige berfelben finb aber im Ijödjften ®rabe verbäd)tig; fo bie An-
gabe beS Sap. 29. £>ier tyetßt es : Otto Ijabe in golge einer ftranl-
Ijeit ben @ntfd)luß gefaßt, in 3Kid)elSberg 9Wönd> gu »erben, W*t
SBotfram Ijabe iljm baS ©elübbe beS ©eljorfamS abgenommen unb
bann befohlen, ©tfd^of gu bleiben. (SS ift befaunt, bag bie gletdje
(Srgäljlung von Saifer $einridj II., bem erften ©rünber von @t.
SKidjael, umlief. @ie tviberfpridjt bei biefem ttrie bei bem jtveiten,
toie Otto genannt nrirb, bem 6l)arafter beS ÜWanneS vottftänbig, aud)
ijätte (Sbbo, ber bodj fonft alles für @t. SWi^ael föüljmlidje gettnffen*

Ijaft anmerft, ivofern bie SRadfrtd&t iva^r iväre, fie fieser nk&t über*
gangen. ä^nli^em ©djlage f^einen aut^
SSon bie SBeifpiete von
Ottos ftreigebigfeit unb ©elbftfafteiung gu fein. 5Weben biefen $er-
borb eigentijümlidjen 9?a^ri(^ten finben fi$ in biefem 8tbfd)nüte no$

1
Oljne ©runb, tote un9 fd^eint, föfteßt $aa$ baS 34. Äapitel tum ber
S)enff(^rift ou*.

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305

eine fetjr furje (Srjitytung über bie Sintoeiljung öon @t. 9ttid)aeC unb
eine be«gteid)en ton Otto« 3Tob, »etd&e beibe burd) bie allgemeinen
$Reben«arten , bie reeüen 3nl)att crfefeen f ottcn f oon ßbbo« ©ersten
^öc^ft uuoortljeiüjaft abfted>en, obtool)t fie an biefe erinnern. ÜDie Seiten*
rebe enbfid) 6ap. 42 ift jtoetfetto« §erborb« eigene« ^robuft.
6bbo nennt gteid> anfangs at« feinen ®ett>äl)r«mann Ubatrid),
einen ^riefter an ber Grgibtenfircfce unb Vertrauten Otto«, bod) ift
bie« bei tteitem md)t auf bat ganje Sud) ju bejieljen. 3ttar ber
erfte Slbfd&nitt beruht, mit 3luSnal)me ber einen SRetation über Otto«
Ueberfiebetung nad> *ßolen, auf feinen üttittbeitungen, unb aud) ton
bem Steife be« inerten, oon ber ©ntoeiljung be« Sfofter« Ijan*
ber
beft, mag ba« gelten, ßbbo Ijier aud) au« eigener Srfaljrung
ttnett>ot)f

berieten fann. 35od? im jtoetten Slbfdjmtt Ijat lefeterertool)! nur bie


@rjäl)lung toon Otto« anfänglicher Steigerung, feinem ffieggange toom
^äpftfidjen §ofe unb feiner enbtidjen Sereitwittigfeit, ba« 33t«tl)um
weiter ju bemalten, ton bem genannten ®etoäl)r«mann. 3?m Uebrigen
ftüfct er ftdj auf bie Don it)m mitgeteilten, aud) imßobej be« Ubat*
rid> enthaltenen ©riefe über biefe Angelegenheit, toomit er bie, toofjil
aud> auf Urfunben beruljenbe 9tod)rtd)t, Otto fei über SärntJjen unb
{Regen«burg jurüdgefe^rt, unb bie 9totij über feine 2BeU)ung in ber
©enffd)rift öerbinbet. Daß enbtid) ber britte unb §um größten £fjei(
audj ber Dierte Stöfdjmtt au« festerer flammt, ift oben angegeben.

§. 3.

ßbbo beginnt fein britte« Snd) mit folgenber Einleitung: Cum


infatigabilem domini ac patris nostri pii Ottonis episcopi
affectum, quo gloriam et cultum Christi non solum in Teu-
tonicis sed et in remotis barbarorum finibus evangelizando
propagavit, assidna meditatione revolverem, nefas judieavi,
tarn laudabilia ejus gesta infrnctuoso tegi silencio. Unde
non praesumtionis sed potius intime caritatis spiritu ductus,
de secundo ejus apostolatu in Pomerania, sicut fidelis coope-
cator ipsius presbyter S. Egidii michi innotuit, scripto tradere
curavi; nam
de primo alias scriptum est. Legat ergo
qui voluerit, invitum et fastidientem nemo legere compellit.
©etoig eine fettfame (Einleitung! ©ettfam befonber« ber tefcte ©afc;
bann ber §mtoei« auf Ubatrtd) al« feinen ®etoäf)r«mann unb bie
Setljeurung feiner (gbbo«) reinen Sbfid)t. Denn
ba« ift fdjon alle«
in ber SSorrebe jum Scripturus
erften S3ud)e gefagt, too e« Ijetgt:
itaque gesta piissimi patris nostri Ottonis, quae ex ore veri-
dici ac Deo dilecti sacerdotis Udalrici audivi, lectores, in
quorum forte manus venerint, peto, ne arrogantiae aut teme-
ritati hoc ascribant, sed Deo teste sciant, me sola caritate
urgente, dum vocem pectori negare non possura, ob noticiam
posterorum haec humiliter depromere.
©eiter faßen gteic^ bie erften ©orte hinter 'legere compellit'

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306

auf. @lc tauten : Beatissimo patre nostro Ottone post primum


gentis Pomeranicae apostolatum ad sedem propriam feliciter
reverso, due exnobilissimiscivitatibus, id est Julin
et Stet in, diaboli invidia instigante ad pristinas idolatriae
sordes rediere, hac videlicet occasione. ©er fcfitte tooljt in
biefer Seife mm (Stettin unb SBoüin gefprodjen, ber bie ©efel)rung
btefer ©täbte föon eqäljlt Ijat? 3a ber toentge Reiten Dörfer am
@d)tuffe be« gtoeiten J9ud)e« getrieben $at: Sed pio praesule in
his partibus (nämlid) Bamberg) toto conamine divinis operibus
insudante, antiquus hostis veneno invidiae tabescens tot ani-
marum detrimenta sibi in Pomerania suecrescere doluit ; ideo*
que illic civitates Julin et Stetin instinetu inimici apostasiam
ineurrerunt, abjeetoque Dei veri eultu, priscis daemoniorum
ritibus se perdendos prostituerunt. 3$ meine, au« ben ange*
führten Sorten be« britten ®u$* lägt ftdf) mit ©ifyrljeit entnehmen,
baß ßbbo biefe« britte Sud) feiner ©djrift bor ben
beiben anberen S3üd)em al« eigene« SBerf abfaßte.
SBer aber in biefen ©teilen eta>a ungefäidfte ©d)önrebneret finben
unb fo bie ©nljeit ber Sbbofdjen ©iograp^ie retten mödjte, ben ber*
weifen nrir auf bie ©ef^reibung ©tettin« III, 2. ©ort ljei§t e«:
Stetin vero amplissima civitas et major Julin, tres montes in
ambitu suo inclusos habebat. Quorum medius, qui et altior
summo paganorum deo Trigelawi dicatus, tricapitum habe-
bat simulacrum, quod aurea eidari oculos et labia contege-
bat . . . Hac itaque potentissima civitate ad veri Dei agni-
tionem per beatum praesulem addueta delubra ydolorum ,

flammis erant absumpta, dueque ecclesie, una in raonte Tri-


gelawi sub honore Adelberti, alia extra civitatis moenia in
veneratione S.Petri erant locate. £)iefe ©efdjreibung fyättt bodj
fid)erlid) in« jioeite ffluef) gehört, baljin, too juerft oon ber 3erftörung
ber Stempel unb ber ßrbauung oonÄirdjen bie 9?cbc toar, nicf)t aber
in« britte, toenn bie {Belehrung ©tettin« tonrttidj fdjon erjagt toar.
SBoüen ttrir nidjt 6bbo ein faft ptantofe« $infd)reiben feiner Äennt*
niffe öon Otto« Seben aufbürben, fo muffen nrir annehmet!, ba« jefct
britte ©ud) feiner SSita ift urfprünglidj eine fetbftänbige @d>rift ge»
tiefen. SSeranfaffung ju iljrer Hbfaffung aber bot ifm einmal bie
©elegenfceit, fixere 9lacf)ricl)ten gerabe über bie &toeite Steife Otto«
öon Ubalrid), ber nur biefe mthnad)te, ermatten ju tonnen, fobann ber
Umftanb , ba§ bie erfte fd)on ein anberer befdjrieben fcatte. Denn
nur auf ba« SBerf eine« anberen 83er f äff er« vermögen nrir
ba« nam de primo alias scriptum est' bei einem @d)riftftefler
(

au bejieljen, ber fonft unb unmittelbar ju&or öon ftdj in ber erften
^erfon treibt.
§ierau« ergiebt fidj banu toeiter, ba§ ßbbo« brtt*
te« JBudjburd)au« primäre Ouette ift, ba§ iljm leine
weitere ©Triften ju Orunbe liegen, ©amifolgt aber au«
bem Umftanbe, ba& $erborb III, 8 mit <£bbo III f 10 unb III, 9

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307

in fefjr * unb bod)


&erbäd)tiger SBeife übereinftimmt toteber abmeidjt,
bie öenufcung $unäd)ft biefe« ©u<!)e« burd) £erborb.
Auf ©runb biefer ©emerfung unterfud)en wir iefet beibe Scripte
neben einanber. SBäljrenb @bbo bie Urfadje, weld)e Otto ju feiner
jweiten {Reife bewog, mit SRedjt in bem Slbfatt oon Stettin unb
ffioüin ffabet unb biefen augenftyinttti) ber Sßaljrljeit gemäß erjagt,
fäweigt §erborb hierüber gänjlid) unb giebt al« ©runb ber SReife
nur bie Siebe Otto« ju feinem neu begonnenen SBerfe an. (Sbenfo
geljt er ganj furj über btc 9?cifc bis ÜDemmin fort: er tagt alle Sin*

gaben über bie SReifeftationen fort, wetdje er bei (Sbbo fanb, iu«be*
fonbere fagt er nidjt ein SBort über ben Aufenthalt in üftagbeburg
unb $aoetberg, folgte über ba« SSerljältnig ju Norbert. (Dagegen
behauptet er im SBiberforud) ju @bbo, Otto l)abe feine (Sinfäufe in
§alle* gemalt unb lägt bie Steife auf ber ©be unb $aoel bis gur
i'eutijifdjen ©renje geljen.
in ber Srwäljnung be« teueren gluffe« eben nur
SBir fönnen
eine SRemini«cen$ an @bbo« 3Kittl)eilung über bie 3lnfunft in $aoet*
berg feljen, bie Nennung öon £alle nur barau« erKären, bag biefer
Ort §erborb al« $auptl)anbel«t)lafc jmifdjen ©eutfdjen unb äßenben
befannt war. Slugerbem geigt ftd) gleid) l)ier bie ©udjt £erborb«,
§u übertreiben, inbem er au« ben breigig Sagen, bie Otto oon $a*
öetberg mit ftdj führte, beren fünfjig madjt.
ÜBon ber 9fof unft in ©emmin an folgt er (Sbbo im allgemeinen,
bo$ nidjt o^ne überall anbere ©orte ju wählen unb bie (Sinjet^eiten
ju *eränbern. 9iad) (Sbbo fennt Otto inüDemmin niemanb; als fid)
ber Sampf jwifdjen ber $ommerf$en heiteret unb bem gugiolfe ent*
fpinnt, fenbet ber ©ifdjof felbft einen ftunbfdjafter au&; biefer burdj*
fdjwimmt einen glug unb bringt neben ber Slufttärung be« ®cfd)e«=
fetten jugteid) bie Slufforberung SBrati«taw«, auf ba« anbere Ufer $u
tommen. 8lm SRorgen reitet bann ber §erjog mit ben ©einen ba*
bon, ptünbert unb wrljeert ba* angrenjenbe Seutijif(^e ©ebiet, feljrt
Äbeub* jurüdt unb nimmt ben ©ifdjof mit nad) Ufebom. £erborb
bagegen weig, bag ber Saftettan oon ©entmin ben ^ommernapoftel
Don früher fennt unb ü)m bie ÜÄittljeilung dorn Snbe be« Kampfe*
jutommen lägt S5on ber öotfdjaft be« §er$og«, ben glug ju über*
föreiten fagt er nid)t«, bagegen lägt er bem ©ifdjof bie Sitte SJra«
tt«taw« jngeljen, auf iljn ju warten. 811« biefer au«gejogen ift, feljen
bie ©eiftli^en bie Stammen ber ©örfer emporfdjlagen , unb at« er
wieberfe^rt, bringt er eine groge &Qfyl ©efangener mit, beren ©djuf*
fat ben gutherzigen Äpoftel ju S^ränen rü^rt unb oon benen er eine
flroge 3^^ freilauft unb tauft. 5Damt folgt bie Dieife na^ Ufebom,
wn ber §erborb wieber fo genau unterrichtet ift, bag er fagen fann,

1
»ergL unten.
1 nt^t in Bamberg flattgefunben
Wati) (Sbbo III, 3 muffen fte, fowett fte

Ratten, in SRerfeburg gef^c^en fein; benn bort traf Otto mit Äönig 2otfjar ju«
fammen unb öerweiltc eine t>oflc.©odje in ben no^en öomberger ^>öfen SJW^eln
imb ©c^ttbnngtn.

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m
ba« ©epädf fei $u Sßaffer in breitägiger ftaljrt bortljin geföafft, ber
Serjog bagegen mit Otto Ijabe ben ßanbmeg eingefdjlagen, SWur
tyabe für feine ©laubmürbigfeit, baf? er mitjutl)eiten öergijjt, tote bie
breijHg —
ober na$ if)tn fünfjig —
Sagen nad) Ufebom gelommen
finb, beim bort muffen fte na$|er getoefen fein. £)ann finbet ftd> bie
$erborb eigentljümlidje Sftotij, baß bie 1124 in Sommern jurücfge*
bliebeuen ©eifttidjen einen fcjjeit oon Ufebom belehrt Ijätten. @ie ift

an fid) nid)t ungtaubtoürbig, bod) fte^t baljin, »oljer fte ftammt.


hierauf fotgt ber Jperrentag in Ufebom, auf beut ßrbbo tüte £erborb
bem $erjog 2Brati«lao eine dicht an feine (Sbeln in ben ÜÄunb legen.
Stber trne öerfdjieben finb fie! (Sbbo tagt tyn bie ©einen auf bie
politifdje ©eite be* ©efeljrungätoerf« Ijintoeifen; nad) iljm tirirb mit
bem 3orne Sotljar« gebroljt, bie STugenben be« ©ifdjof« »erben nur
in jtoeiter 8inie gepriefen. Slud) ift bie 9?cbc ganj furj, man fieljt,

ber SBcrfaffcr null nur iljren ©ebanfengang angeben. §erborb


-Sei
bagegen l)ä(t ber $ommemfürft nad) allen {Regeln rljetorifdpr Sunft
eine SRebe über Otto« Sugenben; bagegen ber £intt)ei« auf 8otl)ar
feljlt. (Sbenfo «egrünbung be« (SntfätuffeS ber
fe^tt bei tym bie
©>etn, bie Saufe anjuneljmen, bie ßbbo feljr fd)ön angiebt (III, 7).
3m SBortlaut ift öon £erborb jtoar alle« öermieben, ba« an ©bbo
unmittelbar erinnern Knute; bodj finbet ftd) ein leichter Slnflang an
i^n in bem@a$e: Itaque consilium hoc nonantea solutum est,
quam prineipes ipsi et omnes, qui cum üb advenerant, bap-
tismi sacramenta pereepissent (!$txb. III, 7); toa« Sbbo IE, 7
mit ben Sorten au«brüdt : Mox lgitur in eaaem civitate bapti-
zatis prineipibus universis.
©anj toie bei (Sbbo folgt nun bie Crjäljtung ber SSorgfinge in
SSJofgaft ; bodj fann $erborb nidjt umljin, einen allgemeinen $fauod*
auf bie berfdjiebenen Meinungen Sommern unb ben ©iberftanb
ber
ber $riefter überhaupt borau«aufd)i(fen. 5Die Sude be« ©olgafter
$riefter* aber malt er bann nod) feiner au« al«@bbo, inbem er ä)n
nad) vollbrachtem ©etruge in bie ©tabt gefeit, bem Säuern juljören,
fid> erft ungläubig fteflen unb fätiefjlidj bie Bürger auftefeen tagt*
<£r meiert von @bbo« Slnorbnung bann aud) barin ab, ba§ er ben
öetrug öor Ubalridj« unb feine« ©enoffen Slnfunft in Sßolgaft er«
gäljtt. ßljronologifd) ift ba« |a richtiger, aber @bbo, ber ben 33or«
gang nad^er mitteilt al« ßrftärung für bie gurd)t ber grau, Ijat
ftd)tlid) ben SSorjug ber Urforünglid)feit, ba feine Slnorbnnng ber Slrt
entfprid)t, ttie Ubatrtd) fie erjagt Ijabeu trnrb. 3ln bie Rettung ber
beiben ©eiftlic^en burd) ©rati«tatt)« unb Otto« Slnfunft fdjließt fic^

bann bei beiben ber gefährliche, aber bodj nod) glüdlic^ abgelaufene
SJerfud^ einiger ftlerifer, einen in ©olgaft beßnblidjen 5£empet ju be«
trauten. §erborb allein aber »eig bie SSeranlaffung ju bem Unter*
nehmen: Ubalridj unb Sllbtoin, ben @bbo nidjt ^ier, tool^l aber bei
SDemmin nennt, »ollteu fic^ Don bem SBortourf ber geig^eit reinigen,
ben bie ©enoffen tynen gemalt Ratten. Seiber aber ge^en fie Ja nic^t
allein, fonbern bie anbern begleiten fie! ^erborb allein toeiji ferner^

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S09

ba§ Otto uttb 8ßratt«fato über ba« ®tüdtö>en bie ganae$»ad>t gelabt
Ratten!
9fo« bem angeführten erljeflt bie Art, toie $erborb ben Ujm
Dortiegenben ©eridjt ßbbo« benufete; mir befdjränfen und ba^er Don
nun an auf $eroorl)ebung ber mistigeren fünfte. SDic {Belehrung
©üfcfoto« ergäben beibe toefentlidj gleich; bagegen jeigt fid) ein be*
beutfamer Unterfdjieb ba, too Don ber ©efanbtfäaft 9Kbre<!)t« be«
öären, bamat« SKarfgrafen ber Sauftfe , Co ift bie«
erjagt toirb.
eine ber oben @. 306 ernannten, Don $aff6 M.B. @. 588 ff. ju*
erft befprod)enen ©teilen. (Sbbo fagt: £o tempore, quo fana de-
struebat, legati marchionis Adalberti statum ejus curiose
investigantes; §erborb bagegen: Dum ea gerebantur, marchi-
onis Ad. de Saxonia supervenere, opera et statum episcopi
studiose inquirentes. Sr Dertoanbett alfo ba« Dietfageube furiose'
in ba« nid)t«fagenbe studiose', tote er überhaupt bie ganje ©efanbt*
fdjaft at« au« reiner greunbfdjaft unb ©eforgni« Sltbredjt« für Otto
gefäeljeu fein tagt. 3in folgenben Sapitel (10), ba« Don ber ©er«
mittefung jmifdjcn <ßoten unb Sommern Ijanbelt, lägt §erborb bie
5Eruppen ©ote«tatt>« fäon innerhalb ber ^ommerf^en ©renjen fteijen;
toä^renb (Sbbo ganj beftimmt au«fprid)t, ©ote«latD l)abe erft mit
Ärieg gebroljt, miijtx Angabe allein auty bie {Reife Otto« unb SBra*
ti«tato« nad) ©nefen entfprid)t. £)a§ leitetet borten gegangen fei,
Derfötoetgt übrigen« §erborb; ftatt beffen bemerft er, nad) feiner
JRütffeljr au« $o(en Jjabe Otto bie ©efanbten be« ÜÄarfgrafen mit
beftem Qanfe unb mit bem Stuftrage entf äffen, jur ©jre ©otte« ju
ergäben, loa« fie gehört unb gefeljen Ratten. (Sine SRotij, bie mtf,
feiner eigenen Kombination entfproffen fein mag. 3m
eilften 6a*
pitel fprid)t er bann Don Otto« 2lbftd)t, bie ©etooljner ber Qnfel
Ucrania ju belehren, toäljrenb Sbbo nid)t« baoon »eig, ba§ biefe 8anb»
fdjaft eine 3nfel getoefen fei. üttit 9?ec^t fielet übrigen« 3aff6 mit

biefem tarnen bie heutige Ufermarf gemeint, bie, tote totr ^injufefeeu,
fid) toeiter nörbtidj bi« an« §aff erftredt Ijaben muß ; $erborb aber
j>at fie offenbar mit ber 3nfel Äugen Dertoedjfett

9fod) ben SJerfud) Otto«, allein Don Ufebom nad) ©tettin ju


jiefjen, erjagt (efeterer fo, ba§ er Don Sbbo abtoeidjt unb babei gerabe

bie bebeutung«Doflften , d>arafteriftifdjeu ÜÄomente in iljr ©egentljett


Derfeljrt. SRadj bem ©ertöte @bbo« unb bem be« ^rieflinger« —
ber Don l)ier an ju Dergleichen ift —
geljt Otto bei Sage nad>
bem ©tranbe, unb jtoar nad) furjer Vorbereitung; bei f)erborb
unternimmt er bie Steife bei SWad)t, nad)bem er ©orge getragen,
ba§ feine «bfidjt nid)t ju frül) gemertt »erbe, unb legt toirftid) eine
gute ©tretf e SBege« ju 8anbe jurüd (!), el)e er Don ben ju gug unb
}u töog $Rad)eitenben eingeholt toirb. 3iun giebt e« aber für Otto«
8)enel)men bei biefer @elegenl)eit nur bie eine (SrKfirung: er »ofltc
burdj einen fc^ned gefaßten unb fdjneö aufgeführten dntfd^Iug bie
©einen mit fic^ fortreißen. 5Damit Derträgt fidj natürlich nur Sbbo«

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310

unb be« $rieftinger«, nimmermtljr be« britten 9?e(ation / bic fidj mit«
J)in aud) Dierburd) at« gefätfdjt fenngeid)net.
©efonber« r um bie ärt tote £erborb arbeitete, gu er*
inftruftit)

lernten , ift über bie äBieberbefefyrung t)on ©tettin , Der*


fein Jöeridjt
gtt^en mit benen ber anbern. Sbbo erjagt III, 15 ff.: Sit« man
ftd) ©tabt näherte, erfdjotl at«balb ber SRuf, ber Se^rer be« a(ten
ber
^rrtljum« fei toieber ba; unb eine 3Äenge SBotf« tief ben Slnfom*
mettben entgegen. ÜDer öifdjof
entflog ficf) fd)nell, üjnen gerabe
entgegengugetyen; man unb fdjritt in feierlicher ^Jrogeffion,
(anbete
bie Äreuje«faljne oorau, um bie ©tabtmauern Ijerum ber^Jeter^aut*
fird>e gu. Säljrenb in biefer bie ÜReffe getefen tourbe, tännte unb
tobte brausen ber §aufe; einzubringen toagte er nid)t. £)a« gefdjal)
an einem greitag. Den ©onnabenb über »erretten \ii) bie $e*
leerer roljig. Slm ©ottntag nad) öottenbeter grüfyneffe betrat Otto
bie ©tabt fetbft. Ubatrid) öerfai) ben T)tenft be« SDiafonu«, Slbat-
bert ben be« ©ubbiafonu« unb ©olmetfdjer«. Stuf bem 9Rarft Dor
ber Slbalbert«fird)e prebigte er Don einer ©äute Ijerab. Äaum Ijatte
er begonnen, al« ein l)eibnifd)er $riefter tyn unterbrad) unb ba«
SBotf aufforberte, bie grembünge gu tobten, ©tljon würben ©peere
unb Änittet gelungen, bod) niemanb wagte fie abgufd)teubern; ba
ergriff ber ^riefter fetbft einen ©pie§: bod) at« er üjn abwerfen
wollte, ftanb er ptöfctidj, burdj ein SBunber gebannt, mit erhobenen
Sirraen ftarr ba; bann ffol) er. Otto benufcte ba« unb entließ mit
bem ©egen bie SBerfammtung. Unmittelbar barauf begab er ftd^ in
bie nalp Äirdjc. Sit« er fie Ijafb gerftört unb ben Tempel be« Strtg-
law neben bem $aufe be« $öd)ften falj, »einte er bitterlich über ben
©räuel ber 83erwüftung am fettigen Orte. (Jnbeffen fam ein neuer
$aufe Reiben, ben ©ifdjof unb bte ©einen gu tobten, bo$ Don 3Bir-
ti«fu« beruhigt, gog aud) biefer unoerridjteter ©adje ab, 2Birti«fu«
aber bat ben ©ebroljten, fid) au« ber ©tabt gu entfernen. SSierje^n
Sage barauf traten bie ßbeln ©tettin« in einem großen ©ebSube auf
bem £rigtaw«berge gu einer ©eratljung gufammen; Otto erfd)ien in
ber SBerfammtung unb ftellte bie fategorifdje gorberung, fid) gu ent«
fd&eiben, ob fie Gtyriftu« ober ben Nomonen bienen wollten. @|e il)m
geantwortet würbe, ergriff einer ber l)eibuifd)en ^Jriefter ba^ ©ort:
ber lange SSerjug fei unnötig gewefen, fie feien entfd)toffen, ben alten
©öttern treu gu bleiben. SDarauf antwortete jener: „3dj fel)e, bag
ber ©atan ©inne gebtenbet l)at, fo baß il)r ba« toaljre i*id>t
eure
nidjt gu ertennettoermögt", unb mad)te ÜWiene, ben großen Sann über
bie SSerfammtung au«gufored)en. Sit« ba« bie (Sbefn faljen, warfen

fie fid) bem Sirdjcnfürften gu Süßen unb baten um furje JBebenfjeit.

JDiefe würbe ü)ncn gewährt; fie »erliegen ba« §au«, in bem fowoljl
bie tyeibnifdjen ^riefter wie 2Mfd)of Otto unb bie ©einen gurüdf*
Jbßeben, unb beriefen fi(^ braugen. JDann traten fie, 2Birti«fu«
ooran, toieber ein, unb biefer öerfünbete ben ©efdjtug, gum Stiften«
fyum toieber gurüdfjul^ren»
©er ^rieftinger bagegen beridjtet HI, 7 ff.: Otto fam in bie

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:

m
Äirdje üor bem fcljore, ba brang ein £aufe Reiben au$ ber &tobi
tyer&or unb umringte ba$ ©otteäljauä; aber auf 3ureben eines alten
unb weifen 3ftanne$ ging bie 5Öienge jurücf. 2lm näd)ften £age,
einem Sonntage , nmgiebt wieberum eine 2lnjal)l geinbe bie Sirdje,
wäljrenb iunen bie SDieffe gelefen wirb, bod) Otto gieljt iljr mit jwei
<ßrieftern, bie il)m als £)iafonu$ unb ©ubbiafonuS bienen, uner*
fdjrocfen entgegen , ba leudjten [eine unb ber ©einen ©ewänber mm
überirbifdjem ©lange, fo ba$ bie Reiben fliegen, hierauf folgt ber
3üg nad) bem SRarfte, bie SRebe be$ $ifd)of$ unb beren Unterbre*
tfyung; ba fragt er feinen ©olmetfdjer ' um 9?at^ unb entläßt auf
beffen bie SSerfammlung.
Sßort ©arauf weubet er fidj nad) ber Slbal*
bertstirdje; unterleg« trifft er fpielenbe Sinber, fie folgen ttjm neu*
gierig, er fragt nadj benen bie getauft feieu, unb oerbietet biefen, mit
ben anbern ju fpielen. £>ieroon wirb bann burd) bie SBorte: Tali
etenim modo ex ore infantium Christi laude perfecta, nonmulto
poet pars inimica et ostensa est pariter et destrueta, ber Ueber*
gang gu ber ©erattjung ber (Sbeln gemalt, bie ben Sefdjlufj faffen,
fidj bem Sfyriftentijum gujuwenben. SDte furjenSBorte lauten: Visis
namque mirabilibus quae fiebant, prineipes civitatis cum reli-
qua multitudine consedentes, habita secum deliberatione, obtem-
perare episcopo et Christo decreverunt, maxime cum eos ad
fidem praedives et praepollens quidam Wirtsca nomine, qui
miraculorum vel magna pars fuerat, incitaret. £)aran f fliegt
fidj bann bie Srjä^lung oon SßirtffaS Befreiung, bie t>ou ben bei
6bbo (uub £>erborb) fidj baburdj unterf Reibet , ba§ nadj unferm
Slutor bem ©djlafenben oljne beffen ©ebet eine tidjte ©reifengeftalt
erfdjeint, bie er für ©ott fjätt unb bie iljm ben SBeg gur Befreiung
geigt, gugteidj awfy ben Stuftrag an bie ©tettiner giebt unb biefen tote

tym felbft, wofern fie feinem ©ebot nid)t getjordjen würben, mit gött*
lidjer ©träfe broljt. SBeiter wirb bann erjagt, bag 333. für bie 2ln*
naljme be$ ßljriftenttjumS in Stettin gewirft, bafj er inäbefonbere in
jener SSerfammlung ben $efd)(u§ burdjgefefct Ijabe, fid) öom Reiben*
ityum abguwenben, unb baj* iljm ba« Slmt geworben, ben $3ifd>of ba*
Don gu unterrichten.
2Jei£erborb nun ift beröifdjofin bertircfye bor bemfcljor; —
Wie er batjin gefommen, wirb nidjt gefagt —
bie ©tettiner umgeben

fie lärmenb, bi$ bie SSernünftigeren —


sapientiores 2 fie über* —
geugen, man muffe ben@lauben burd) orbentlidje ©rünbe oertljeibigen,
unb gum Seggetjen toeranlaffen. £)en uadjften £ag bringt Otto
untersten unb ftaften gu. 9?un wirb bie SDjätigt eit SBirtfdjadjS —
wie iljn §erborb nennt —
uub feine ^Befreiung au« bem Werfer er*
gätylt. Scfetcrc ftimmt fadjtidj mit @bbo überein, ber fie III, 2

1
III, 8: Interpretern suum, virum prudentem, qui nunc eidem
populo praeeßt; ber Staute wirb nidjt genannt.
1
2)er ^rieflinger fagt oon bem ©etreffenben — ben er nid)t nennt —
cui auetoritatem non sapientia solum, sed et senectus addiderat.
HI, 7.

XVL 21

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af« ©tnteitung ju ber fetten 9?eife, bei ©djitberung ber 93erf)8ttn{ffe
in Sommern giebt. Dbtooljt jener fjier tote aud) fonft ntörttid)e Ueber*
einftimmung juoermeibeu fudjt, iftiijm bod) eine, fonft nid)t gerabe
häufige <ßl)rafe
entfdjlüpft. ©ä^renb @bbo nämlicfc bei ©etegenljeit
be« £raume$ fagt: Haec cum dixisset (b. Ij. nad) 93B.Ö ©ebet),
ex multa meroris et inedie defectione in sompnum re So-
lu tus .. ., tefen toir bei |>erborb III , 15: Namque cum diu-
turna oratione fatigatus in sompnum resolutus esset.
SDeuttidjertritt aber nodj be« (enteren 2lbt)ängigfeit in btn ©djtufh
»orten beffelben unb bem anfange be« nädjften ßapitet« Ijerbor. Sr tagt
nämtid) ben au« ber ©efangenfdjaft Sntronnenen fo fpredjen : cives,
doctor noster et magister beatus Otto sie et sie fecit michi,
et haec mandat vobis: Gravis et dura vindieta ab omnipo-
tentiDeo super vos et super civitatem vestram ordinata est,
pro eo quod ejus fidem et eulturam polluitis, partim pro eo
ydolis servitis. Offenbar ift tjiermit ber 2lbfaü af« fdjon gefdjeljen
unb eine baranf fotgenbe beftimmte ©träfe angebeutet. SBetdje biefe
aber ift, geigen bie fofgenbeu SBorte: Nefandi quippe sacerdotes,
dum peste ac mortibus bomines et jumenta quodam anno ex
inequalitate aeris laborarent, a diis malum immissum assere-
bant. £erborb toiü bamit offenbar bie $unger«notf) unb bie $eft
Dom 3afjre 1125 a(« ©träfe ©otte« für ben SRücffaß in ba« #et«
bentljum barftetten, toäfjrenb bie ©öfcenpriefter biefe eben als ©träfe
für ben Slbfatt oom ^eibnifd^en ©tauben beuteten. 3lber inbent er
bie Deutung biefer angiebt, jeigt er fetbft, ba§ ba« Ungtüd bem
9?ücffa£t in« §eibentl)um nid)t gefolgt, fonbern vorangegangen fein
mu§. (Ein 25erl)ättni«, btö nidjt nur an fid) unb burd) bie ß^rono*
togie toaljrfdjeinlidj ift, fonbern aud) oon Sbbo, ber biefe(be Steigerung
nur in anberen SBorten unb anberem 3ufamment)ange l)at, beftätigt
toirb. £)iefer tyeitt e« nämtid) VI, 1 at« STnlag ber fjeibnifdjen
JReaftion in Sommern mit unb fnüpft hieran bie ©arfteüung eben
biefer. Um aber feinen Btoeifet ju taffen, tooljer er biefe 5Wad)rid)t
l)at, lägt anf bie oben angeführten SBorte at«batb ba« SBunber
er
folgen, ba« ju ber 3eit t>or Otto« Slnfunft in Sommern, in SGßottin,
gefdjetyen fein foU unb ba« Grbbo ebenfaß« III, 1, alfo bor SBirti«*
fu« ^Befreiung, erjäljtt. @« ift fein Btoeifet, §erborb Ijat
biefe ßapitet au« Sbbo III, 1 unb 2 entfernt unb ba«
aSoflitter äBunber fo ungefdjtcft tote möglich feinem S3ud)e eingeorbnet,
ba e« ben 3ufammenl)ang jtoifdjen III, 15 unb 17 ftört. 3n biefem
feljrt er nämtidj ju SBirtfc^ad^ unb ben ©tettinern jurücf unb be*
rietet, jener tyabe bt« auf bie <ßrtefter ©tauben in feiner SSaterpabt
gefunben, nur au« ©etooljnljeit fei man bem £>etbeutljum treu geblieben
(praevalente consuetudine a paganismi ritibus cessare non
potuerunt). £>a« tefen toir atterbing« bei U)tn allein , e« ift aber
aud) oon i^m fetbft erfunben unb erlogen, e« ttriberfprid)t aßen ©e*
richten — aud) feinem eigenen j benn toie toffre atebann bie 3furd>t
pon Otto« ^Begleitern ju erftören? darauf fotgt bann »eiterOttW

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m
©njug, bei bem ©irtfdjad) ben «iföof in bie ©tobt fü^rt unb tym
ba$ @d)ifflein über bem SQfjore geigt, wäljrenb ßbbo nur fagt, 2B.
tyabe baffetbe bort angenagelt , feine$weg$ üon einem ©efprädje bei
biefer ©elegen^eit etwas melbet. ÜDann folgt bie Siebe auf bem Sttarf t,
wobei #erborb natürlich au« ben fernen ©tufen ber SRebnerbü^ne
gemauerte madjt unb nid)t unterläßt , ben Schlug ber SRebe fo ju
toeränbern, bafc bie ganje ÜDarftettuug fcfyief wirb. Sr legt nämtidj
nad) bem miSgfüdften Singriff be$ $riefter$ bem ©ifdjof nodj SBorte
in ben 9Äunb, in benen er bie ÜWenge auf ba$ 3Bunber Dinweift!
hiermit würbe fid) aber ber erneute 33erfucf), ben Slpoftef ju tobten,
fd)led)t vertragen , er" lägt il)n ba^er ganj weg unb berietet nur öon

bem *Befud> ber entweihten Äirdje. ©tatt jene« aber bringt er jefet
eine Srgät)lung, bie ßbbo gar nid)t tyat, woljt aber ber
^rieftinger unb biefe mit jum großen £ljeil gfetd)*
l a u t e n b e u 3QS o r t e n K ß$ ift bie @rjät)tung üon ben fpielenben
Snaben , bie baburtfy um nidjts oemünf tiger wirb , ba§ fie §erborb
auf einen fpätereu Sag ju verlegen fdpint, wäljrenb ber anbere fie
unmittelbar hinter bie üerunglüdf te Siebe auf bem 9Karfte fteflt. Wlit
&fcterem ftimmt £erborb bann audj weiter überein in ber Serat^ung
ber 'majores natu et sapientiores quique', wa$ mü)t bloß ber eben
citierte SluSbrucf, ber offenbar an jene« 'prineipes civitatis cum
,
reliqua multitudine erinnert, fonberu nodj me|r ber Umftanb be*
weift, baß ©irtfdjadj, ber, ein anberer SKifobcmuS, bei 9iad)t junt *Bi-

fdjoflommt, biefem mitteilt, ju ben SBunbern, bie ben ©efdjluß ber


SSerfammlung hervorgerufen Ratten, gehöre infonbcrfjeit ba$ £eud)ten
ber Kleiber —
eine SWad^ric^t, bie eben nur beim ^rieflinger fid)
finbet.
3fm golgenben festlegt fid} £>erborb wieber an ßbbo an, unb fo,
baß erljebtid)e Slenberungen be« 3nljalt$ iüd)t gerabe üorfommen,
weil eben feine rechte (Gelegenheit ju folgen üortyanben ift. (Srwälj*
nenäwertl) erfdjeint uur, baß er bie beiben gifdje (SbboS, welche bem
©efetyrer als ©efdjenf bargebradjt werben — allem 2lnfeljen nad)
waren e« £ad)fe — ber größeren ©eftfamfeit wegen ju Sinem mad)t
unb berietet, bie ganje SJürgerfäaft tyabt don feinem gteifd) unb

1
©et bem 19 lauten
^rtcfC. III, $erb. III, 9 fagt: Cumque se-
fie: Proceditinde episcopus et pius eandem frequentaret eccle-
contra ecclesiam beati Adalberti siam, quodam tempore pueros
martyris diseipulis comitantibus in platea ludentes invenit.
properavit. Interea pueri, quos Quos dum lingua barbara salutas-
in platea lüde nt es offenderat, set, veluti conjocando illis etiam
ondique visendi studio cir- crucis signo ... eos benedixit. Et
cumfusi, a tergo episcopum paululum procedens, animad-
conseeuntur, hominum ig- vertit, quod universi, relictis lusi-
notorum, ut ea aetas solet, bus suis, visendi studio col-
adspectum et habitam ad- lecti, a tergo seeuntur episco-
mirantes. pum, hominum ignotorum,
ut est mos illi etati, aspec-
tum habitumque ammiratL
21«

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$ttt gegef|rf. (£« fttyeint, at« l)abe er bunfle ftunbe mm Satfifdpn
gehabt unb biefen für einen folgen ausgeben tootfen.
2lu« unferer bi«t)erigen ^Darlegung ergiebt fid) uffloiberfpredjüd),
ba§ ßerborb ba« britte ©ud) ßbbo« benufct Ijat. 9lmt tyat er aber
am ©d)lug feinet SBerf« bie 3ugenbgefd)id)tc Otto« nachgetragen, bie
bei ben anbern naturgemäßer am Slufang fteljt. ÜDiefe ift alfo nocb
gu unterfudjen unb mit ben ©eridjten jener gu Dergleichen. Da geigt
fid) {unägft, bag er ben Slufentljaft Otto« in $ofen unb feilte Ueber*

fiebelung oon bort an ben faiferütfjeu £>of im Sßefenttidjen mit bem


1
^ßriefUnger gteid) ergäbt, ja e«fmbenfic| fogar gleidjtauteubeäßorte .

gute -Kadjridjt aflerbing« tjat er meljr at« jener, er giebt ben©runb


an, marum ber ^üitgtutg nad) ^Jolen ging: e« toar feine Strmutlj,
ba nad) feiner ßltern frühem lobe fein ©ruber griebric^ a(te Oüter
geerbt unb itjn nur bürftig unterftüfct fyobt. 9lber ba« ift eine ööüig
untoaljre Srftnbung be« trugfüd)tigen ÜWönd)«, benn einmal toiffen
totr nod) oon gtoei anberen ©rübern be«©ifd)of«, unb bann toar er
am 21. <Sept. 1121, oor bem Stöbe Jene« griebridj, im ©efifc eine«
©ute«, auf bem feine ßltern begraben tagen, unb ba« er taut Ur*
funbe geerbt tyatte, atfo enttoeber oon ben Sttern bireft ober tt>enig=
ften« oon bem einen feiner anberen ©ruber, ber aflerbing« bamat«
fdjon tobt toar. Smmer^in Ijat atfo griebridj Jebeufafl« nid)t ba«
gange Srbe allein in ©efife genommen, tone £erborb breift genug be-
hauptet, unb fällt bamit beffen gange (Srgä^lung oon Otto« Slrmutlj
2
in fidj gufainmen . 3n bem ©erid)te über Otto« Aufenthalt am
faiferlidjen £>ofe unb feine (Srtjebung gum ©ifdjof oon ©amberg tt>etfen

ttrieber ©puren auf @bbo, bod) fct)lt aud) nid^t ein


gang beftimmte
fiintoei« auf ben <ßrieflinger. .gtoar ben Slntljeil feiue« gelben am
£)oinbau in ©peier erwähnt er ebenfotoenig wie bie i§m bort er»
feilte Jöeiffagung; aber bei ber (Jnoeftitur gum ©ifdjof faßt er ben
Satfer bie SJBorte brausen : Profecto ego sum ejus pater et Ba-
benberg ejus mater esse debet, unb bie anbere: Me quoque
vivo et in imperio Romanorum posito, qui hunc tetigerit,
tanget pupillam oculi mei (III, 38). SBorte, bie otjue &mi(d
benen Sbbo« I, 8 nadjgebilbet finb, wo e« f>ei§t : Babenberg mater
ejus, ego autem pater ipsius sum, unb : Et vivit Dominus, qui
nocuerit eum, tanget pupillam oculi mei. Stuf ben $rieflinger
aber weifen bie Sorte £>einrid)« tytu, nad) benen er feinem Sangler
bereit« gweimat ©i«tl)ümer, bie oon §a(berftabt unb oon 2lug«burg,
angeboten Ijätte. $)enn nur biefer, nidjt ßbbo bringt biefe ^öc^ft

1
S)cr $r. I, 4: Eo tempore soror regis Judith nomine in fratris
contubernio morabatur, in qua ille sepius, licet alias felix, infelicitatem
fortunae expertus, quia eam servare honeste non poterat, honesta ma-
trimonio jüngere disponebat. gaft genau biefelben Sßorte ©erb. III , 33.
©te ftnb fibrißen« au* Einharti Vita Caroli Magni fcato. 19 entlehnt
1 2>ic Seifige: (Sbbo I, 17 nnb Ex catalogo abbatum S. Michaelis,
SS. XII, ©. 908; öflt. $aag a. a. O. @. 43; ©djweifcer im 7. ©eridjt be*
Ijijior. herein« gu Bamberg.

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315

jtoeifefljafte 9tedjrid)t. Um fo mel)r müßten toir un« aüerbing« imin«


bem, bog £>erborb, ftatt bcn ©rafen ©erengar öon ©ufjbadj at«
©egner öon Otto« ffialjt namhaft ju machen, tote @bbo nur
tljut,

aügeutein fagt / bic ©efanbten feien über biefe traurig gemefen unb
Ratten gefragt, »er ber ernannte fei. Slber biefe Unterbrttcfung be«
Flamen« entfpric^t nur feinem ©erfahren l)infid)t(icl) Norbert« unb
3lfbrc<I)t« öon ber üaufifc. SBeniger bebeutfam, toenn aurf) d)arafteri*
ftifdj genug für tyu, ift bann, baß unfer SScrfaffcr nid)t mie @bbo
ben ©iföof ba& SBerfeljeu begeben läßt, bei feinem ©njug in ©am*
berg bie erfäfteten gfüge in toarmem Sßaffer ju baben, fonbern ßd)er*
fid> in benutztem ©egenfafc gu feinem SSorgönger — ergäbt, Otto
Ijabe tooljlmetelid) falte« gemäht. SDcfto toicf)tiger ift aber, ba§ er
beffen SBerljättni« gum ^apft gang fatfdj barftettt, unb
bie« mit ooUem SBewußtfein. ?Rad) ü)m erftärte nämti<f)Otto
fd)on bei feiner Qnöeftitur bem Saifer gerabeju , er neunte ben bi*
fd)öflid)en ®tab nur unter öebingung an, baß bie ©amberger
ber
Äirdje il)n roäijte unb ber ^Japft
perföntid) toeilje unb inücfticrc * (!),
iljn

unb bat gteidj nad) feinem Eintreffen in ^Bamberg <ßafd)ati« ljierum


in einem ©treiben, ba«£erborb ebenfo toie bieSlntoort auf baffelbe
mitteilt. Slßein nrie fid) au« ben edjten bei ßbbo erhaltenen ©riefen
au« ben Qaljren 1106 unb 1107, fotoie au« galjfreidien anberen im
ßobej be« Ubatridj aufbewahrten ergiebt, Ijat Otto in bem großen
2
Sird)enftreit anfang« eine ganj anbere Stellung eingenommen , unb
finb mithin jene ©cfjreiben öon $crborb fetbft wrfagt, b. % gefolgt.
3u »eifern &mdt er ba« aber getljan, fpridjt er in ben ©djtufj*
»orten feine« ©erf« fetbft au«, tt>o er fagt: Cunctis ergo diebus,
quoeunque statu ecclesie apostolice constanter et fideliter ad-
hesit beatissimus Otto episcopus, adeo ut in illa dolenda ex-
coramunicatione imperatoris Heinrici junioris toto tempore
scismatis cum sacerdocio perstiterit, canonicis non sine in- —
genio quidem — imperio pro conservatione rerum temporalium
faventibus.
äBir l)aben nur noi) über bie festen Äapitet @bbo«, in benen
biefer be« greifen ©ifdjof« Job mit au«fül)rtid)en unb Uebeüottcn
©orten fdjitbert, gu bemerfen, ba§ biefer Slbfdjnitt entt&eber aud) auf
Ubatrid)« 3Kitt^ei(ungen beruht ober, toa« tt)alj>rfd)einUd)er ift, au«
eigener frifd)er (Srinnerung be« ©d)riftftetter« niebergefdjrieben ift.

©teüen toir jefct bie ßrgebniffe unferer Unterfu<|ung über Sbbo«


unb §erborb« britte« 8ud) gufammen.
1. ßbbo fjat fein britte« ®uä) urfprüng(id) al« befonbere
@d)rift Derfagt unb e« erft fpäter mit ben jefct üoraufgeljenben Der«
bunben.

1
©et&. III, 38: nisi et consecrationem pariter et investituram
canonice consensu et petitione ecclesie sue e manu domni apostolici
su8cipere mereretur.
* 8gt. Jaflfe, Mon. Bamb. 701 ff.

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2. & beruht bie« «udj, »a« bie gtoeite Keife Otto« betrifft/
burdjtoeg auf ben ÜWittyetfungen be« äugenjeugen Ubalrid).
3. $erborb Ijat bie«, aber, tt)ie au« fetner 3togenbgefd)id)te
Otto« ^eroorgeljt, aud) @bbo« erfte« ©ud), alfo beffen gange« SBert
gefannt unb beuufct.
4. STn mehreren ©teilen geigt fk§ aber au<§ eine überau« auf*
faüenbe Uebereinftitnmung $erborb« mit bem ^rieflinger, toetd)e toir
Jebod) erft fpäter mit ©eftimmtfjeit erftären fönuen.
5. §erborb l)at feine Duetten, befonber« bie ©d)rift @bbo«
berartig benufct, ba§ er nidjt btog ben 8lu«bru(f änberte roa« —
iljm, toenige derrätljerifdje ©teilen au«genommen, gut gelungen ift

fonbern bag er ftdj audj oieffadj gutftettungen be« 3fnl)att« l)at ju
©Bulben lommen (äffen. SDiefe ßntftettungen ftnb tljett« 2lu«fd}mtt*
dfungen unb Uebertreibungen, biefe befonber« in 3#enangaben, tljeif«

befte^en fie in Unterbrücfung , ja fogar in gälfdjung be« iljm be*


lannten üttateriat«. Unterbrttdft l)at er namentlich ba« üble 23er*
tjättni« Otto unb Norbert, dou bem feine beiben Quellen
jtoifdjen
melbeten, ferner ben Atomen be« ©rafen oon ©utjbad) in ber ©e*
fdjreibung Don Otto« 3noeftitur, enbtid) bie potitifdje 2Ibftcl)t ber @e*
fanbtfdjaft be« Stören, ®effltfd)t l)at er bie beiben Don iljm mitge-
teilten ©riefe an <ßafd)a(i« unb Don biefem unb bamit toir bie« —
Ijier torieberljolen — bie 8eid)enrebe im erften ©udje.

§. 4.

ßbbo« jtoeite« öudj unterfReibet ftd) Don feinem britten in


mel)rfad)er $inficl)t, unb ba« nidjt ju feinem 33ortljei(. «Den Sfafofj
jur erften 9?eife Otto« toitt ber JBiograpl) jtoar nadj Ubalridj« ÜÄtt*
Teilungen erjagten, unb e« ift lein Reifet, ba§ er bie« fyut, fo gut
er !ann. Slber immerhin ift auffällig, bajj berfelbe Ubalrid), ber bie
©ebeutung be« Ufebomer $errentage« feljr tooljl ju toürbigen wei§,
ber ani) in ber ©efdjreibung ber peilen SReife bie SSermittetung be«
grieben« gtoif^en $3ofe«lato unb 3Brati«lato nidjt übergebt, Don ber
äufforberuug be« ^ßoten an ben SBifdjof ni$t« foüte gettmßt Ijabett.
Unb bodj feljlt jeber £>intoei« barauf bei @bbo. SBottte man aber
irgenb eine Sttdfe in bem heutigen Siebte futfyen , fo fteljt bem nidjt
bto§ jeber ©pur oon einer folgen, fonbern audj bie
ber 9Wanget
Sbbo« II, 18 entgegen : Nam dux Polizlaus, sicut erga
2leufjerung
Deum cultoresque Dei religione ae pietate insignis (bie« er*
Hart fid) genügenb bur$ ben audj Don unferm SSerfaffer II, 4 ge»
melbeten Smpfang Otto« in ©nefen) ita erga idolatras et cri-
minosos debiti rigoris asperitate fuit inplacabilis. Singulis
quippe annis collecto exercitu valido terras paganorum de-
vastare solebat, ut vel timore gladii jugo christianae fidei
subigerentur. £>enn biefe äßorte fonnten unmöglidj in einer ©djrift
<ß(afc finben, toetdje bie SBerfjältniffe gtmfdjen $olen unb Sommern
oor^er befarodjen Ijat.

Sßetterljin, too nadj ©bo« eigener erjä^ung Ubalridj fein ®e*

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ttffljrtmann ni$t meljr fein fattn, flögt burd) bie SBergteid^ung feine«
Stejte« mit beut §erborb$, ju welker iptr auf ©runb ber in §. 3
gemalten ©atyrueljmnngen berechtigt finb, ein gewichtige* ©ebeufen
auf. (So E»et§t nämfidj II, 3: Itaque egressas cum nobili suo
comitatu, sequenti die ab illustri viro Gebehardo Waldekkendensi
ad dedicandam ecclesiam suam invitatus est, quam . . . con-
secravit Procedens inde aliam dedieavit ecclesiam, sc. Vo-
hendrezensem in episcopatu venerabilis Hartwici Ratisponensis
episcopi . Post haec ad Cladrunnense coenobium veniens, ho-
. .

norifice illic cum suis exceptus est. Nam et dux Boemiae


Ladizlaus honorabiles legatos . . . praemiserat, qui ei debita
devotionis reverentia obsequerentur ac ducatum praeberent, us-
que dum in praesentiam ducis ad civitatem Pragam venit. £>ier
folgt, ba§ 9Keinl)arb unb ber £>erjog ifjn mit ben Ijödtften Sljren
aufgenommen unb jener eine Stiftung für @t. Sfticfyaet gemalt fyabe.
35ann l)ei§t e$ Weiter: Progressus itaque pius Otto abbaciam
Seizkeam petiit; inde ad Albeam divertit. In quibus locis
dux Ladizlaus certas ei mansiones usque ad terram Poloniorum
constituerat. Ibi quoque legati venerabilis Polizlai ducis Po-
loniorum novo nostri temporis apostolo oecurrerunt. £>erborb
II, 8 fdjreibt: Paratis omnibus que profectioni erant necessa-
räa, proxima die post festum beati Georgii martyris salutato clero
et populo suo, tamquam hoc opere viam sanetificaret, duas
ecclesias, unam in Luckenberge et alteram in Yohendreze,
consecravit. Hinc transito nemore Boemico, per abbaciam
Cladrunam ventum est Bragam, inde per Satischam in Albe
fluminis ripa sitam ecclesiam ad castrum ducis Boemici quod
Mileciam dieunt, ubi a duce ipso magnifice suseeptus et do-
nis honoratus est. Inde per aliud eius castrum Burdan nomine
usque Nemeciam, urbem ducis Poloniae, atque inde per tres
episcopatus Polonie, Brezlawensem videlicet et Calissensem
atque Pozenanensem, usque ad archiepiscopatum Gneznensem
cum gaudio et pace condueti sumus. $ter fällt uor allem auf,
bag £erborb bie SReife anfangt, foweit fie @bbo genauer betreibt,
etwa* abgefürjt erjäfjlt, bann eine föeilje Stationen angiebt, bie teuer
übergebt, am @d)tu§ aber ben £ u 9 burdj ©Rieften unb <ßolen bis
®nefen ganj furj jufammenfaßt, wäljrenb —
loa« wir ljier fjinju*
fügen — biefer bei (Sbbo genauer angegeben wirb, ©ei biefemSSer»
^äTtntö gewinnen nun bie obeu angeführten ©orte ßbboS 'In qui-
bus locis bis constituerat' befonbere ©ebeutung, benu fie weifen
fidjtlid) barauf l)in, baß (Sbbo bie bort gemeinten mansiones genau
gefannt, mit anbern ©orten, baß er eine fdjriftlidje Quelle bor fidj

gehabt l)at, bou £erborb genannten Orte enthielt, bie


bie aud) bie

alfo don beiben ©djriftftclleru benufct unb mm jebem in ftarfer


SBeife ejxerpirt ift. 2öie wäre aud) bie genaue Angabe ber Äird)*
weisen nad) fo langer 3eit anber* möglich gewefeu als auf ©runb
einer fdjrifttidjen Quelle? £urd) bie annähme einer folgen werben

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ferner jwei fteljfer $erborb$ erftärlid) , bie fldj in ben angeführten


Sßorten finbeu. 9lu$ (£cfel)arb$ 9ttittl)ei(ungen über ben SfcidjStag

l\\
Bamberg 1124 ergiebt fid} beutfid), ba§ Otto am OeorgStage
nic^t fann mir werben alfo irgenb ein ©erfeljen $er*
abgereift fein;
borbä bei ber ©enufcung Quelle annehmen muffen, 3Ba$ aber
feiner
ba$ Don iljm ermähnte $atifd)er ©iätljum angebt, ba$ nie ejriftiert
jjat, fo ift bie$ woljl nur auf 9?edjnung feiner @ud)t ju fefcen, feine

geograpljifdjen unb anberen Äenntniffe überall aufbringen, obgteid^


gerabe erftere nidjtä weniger als fieser waren.
©eiter forbert ber 3lbfd)uitt (SbboS, Wetter Don ber ©efeljrung
2BoUin$ unb ben folgenben (Sreigniffen Ijanbelt, ju einer Unterfudjung
auf. Stadlern nämlid) 6ap. 11 erjagt ift, ba§ man fid) in Soflin
willfährig gejeigt unb Otto bort eine ©emeinbe gefammett Ijätte, gef)t
c$ weiter : Computatus est autem numerus baptizatorum illo
tempore 22156 homines, quos pater sanetus pro ignorantia
creatoris et eultu rei insensibilis comparatos jumentis insi-
pientibus et similes factos illis, ad rectum transitum perduxit
et rationabile Deo vivo obsequium exhibere doeuit. Absque
noticia etenim creatoris sui omnis homo pecus est. Qaran
reiljt fid) unmittelbar (ßap. 12): Opere precium est autem ipsa

etiam predicationis ejus tempora hie ob noticiam posterorum


annotare, ne vel hoc curioso desit lectori. @$ folgt nun eine
ßobrebe auf Otto unb jum ©ewetfe ber @d)Wierigfeit feines Unternef)*
mens, „bem bummen93ielj ber Sommern" ba$ Süangelium ju bringen,
ein Slftenftücf, ba$ fid) audj in @dfef)arb$ unb in ber £alberftäbter
(Sfyronif fowie beim ^rieflinger II, 21 finbet unb bie Summe ber
oerfünbeten £eljre enthält. !Dodj weisen bie £eyte infofern ab, aU
ber ^rieflinger bie 3eitbeftimmung f xotl&jt ©bbo mitteilt , wegläßt
unb beibe bie Tanten ber befugten Orte, weld)e bie (tljronifen an*
bem urfprünglidjen SEejte mit aufgenommen, al$ fd)on genannt über-
geben. Sluf bie$ Slftenftücf, welkes nadj ben einleiteten SBorten
(lef eljarbä ein ©enbfdjreiben Otto« an feine Slöfter gewefen fein mufc,

fofgt bann <£bbo Sap. 13 bie ©rjäfjtung, wie nur bie l)eibnifd)en
*ßriefter bem Sirfen be$ 9lpoftel$ wiberftanben unb ein ©ilb be$
iriglaw über Seite brauten, wie aber Otto einen *ßriefter tarnen«
f>erman auäfanbte, es iljnen ju entwenben. $)en Uebergang Don
ßap. 12 ju 13 bilben bie SBorte : Soli autem pontifices ... resiste-
bant. 3>m folgenben 6ap. 14 fpringt bann bie Srjäljlung, mit ber
SBenbung Sed dum fortem armatum, qui eatenus atrium suum,
:

Pomeraniam sc. possederat, . . superasset, plöfclidj juttt ©raube


.

Don Bamberg über, feljrt aber ßap. 15 nad) Sommern jurücf , in«
bem berichtet wirb, in SBoKin feien Diele Sin wo Ijn er nadj iljrer
SRücffeljr bon^eereifen burd) bie toon Otto eingefefcten
^Jriefter getauft worben, woran ftd) bie Üftittljeifung fd)fie§t,
ber ©ifd)of Ijabe bort jwei Sir^en geweift, hierauf folgt bann
wieber ein ©rief SßieganbS , ber Otto aufforbert nad) ©aufe ju
fommen unb bie ®efd)id)te Jene« SlbtS (<5ap. 16. 17). Sfiun fe^rt

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ber ©Treiber ju ber Spigfeit be« ©ifdpf« jurüdf unb betreibt


eine 8?ctfc r welche biefer visitaudi causa nac§ ßammin, ßlobona,
1
©elgarb, ßotberg gemacht, unb fagt habet , in (euerer ©tabt Ijabe

er eine $ird)e dudum a se inchoatam gemeint, ©d&on


2
6(empin ift ber übte 3ufammenl)ang biefe« SC&fd^nittcö aufgefallen,
unb er Ijat Sap. 12 bem @bbo abgefprodjen unb gemeint , Slnbrea«
tyabe baffetbe anber« tooljer eingefdjattet. aber SWangel an 3«fam*
menljang ift nid)t bat einjige ©ebenflidje. 5Die ^auptfättuerigfeit
(iegteinmal barin, baß bie genannte ^aty ber (getauften nid)t bloß
bie in ©oüin, toie e« nadj ber Stellung ber Angabe feinen müßte,
8
fonbern bie in ganj umfaßt , jum anbern barin,
Sommern ©efeljrten
baß ber Seyt auf eine bebeutenbe 8ü(fe toeift. 3n @ot*
berg toeiljt er eine fdjon früher Don iljm angefangene Äirdje , in
SBotlin taufen feine ^riefter, nidjt er fefbft bie Ijeimgef ehrten ©ee«
fairer, unb er toeifjt jwei ®ird)en, ntc^t tme e« beim auf*
erften

enthalte natürlich toäre unb fonft überall gefdjieljt, Slltäre unb ©anf*
tuarien; unb öon einem früheren Aufenthalte in 6ot-
bod) ift toeber
berg, nod) überhaupt au« SBollin bie 9?ebe ge*
oon einer (Sntfernung
toefen. hieran« folgt: öorßap. 15 muß bie erfte JReife Ot-
to« Don SBoltin nad) ßlobona, ßolberg unb ©elgarb
erjäfytt gemefen, aber aufgefallen fein, gür bie Srflä*
rung btefer Südfe reicht bie Slnnaljme, änbrea« Ijabe au« SScrfc^en
ober toeit iljm eine befefte £anbfdjrift @bbo« toortag, biefe Partie oor
«computatus est* au«gelaffen, nid)t au«: benn toie toäre bann bie
©nfäiebung be« äftenftücf« <5ap. 12 unb ber anbern auf ©amberg
bejügfidien 5Rotijen unb befonber« be« ©riefe« @ap. 16 mit be«än*
brea« mectyaniföer äbfdjreiberei ju dereinigen? Sitten toir aber bar*
auf, baß fd)on öon ©amberg nadj Onefen beutlidje
bei ber 9?cife
©puren auf eine ältere oon Sbbo benufcte Quelle fjinbeuteten, femer
barauf, baß er öfter« Aftenftücfe unb 5Koti?en, bie iljm toidjtig ju
fein fdjeinen, aud) »enn ftc nidjt unmittelbar bie ®efd)id)te Otto«
betreffen, aufnimmt: fo gewinnt bie 33ermutf)ung immer größere
©a^rf^einli^feit, er fei audj Ijier ber älteren Quelle gefolgt, aber
burdj ©nfdjiebung ber auf ©amberg bezüglichen 9ftittl)eilnngen @ap.
14. 16. 17, fotoie burdj ©nfdjiebung ober fehlerhafte 93erfefcung ber
(Snctycfica Sap. 12 au« bem ^ufammenljange geriffen, Ijabe er jenen
ganjen äbfänitt übergangen.
£)en urfprüngli<$en äufantmenljang »erben tt)ir bann ertoa fol*
genbermaßen refonftruiren. 8n bie ©efeljrung Don SBoüin Sap. 11
fd)loß fidj bie Angabe, Otto Ijabe bort Altäre unb ©anftuarien ge*
4
toeiljt, bann feine erfte Steife nadj ßolberg unb ©efgarb . hierauf

1
$a« ifi toirfttdj bie bon (Sbbo angegebene Reihenfolge.
» «. a. O. 64 ff.
8
2)er ^riefl. II, 20 giebt genau btefetbe 3aljt am (5nbe ber »efe^rung«-
reife, unb (ier allein entfpti^t fte ben ©eriältniffen.
4 wirb oon ©erb. II, 28 ff. u. b. *P««fL II, 19 ff. betrieben,
2)tefe
M (enteren: Porro inde digrediens visitandi causa adiit Chami-

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320

folgte bie 3<rfj( ber »efeljrten unb oieüeidjt bie (SndpQb (Sa)). 12,
{ebenfalls aber bie ©emerfung, ba§ fid) ba« gange Soft bis auf bie
^rieftet bem Groangefium jugetoanbt fcabe, tooran fidj ßap. 13 reifte.
£)ie bort mitgeteilten Erfahrungen tonnten als ©runb einer SStfita-
tionSreife angefeljen »erben; e$ mürbe baljer biefe f bie in Sefgarb
begann unb junädjft in SBoöin enbete 1 , bis ju Otto« erneuter 9fa»
fünft in biefer ©tobt erjagt, fo baß jefct ©elegen^eit gegeben war,
oon ber SDjätigfeit ber bort jurücfgebliebenen ©eiftfic^en ju foredfen,
mithin ßap. 15 fid) oljne 3toang einfügen lieg. @$ blieb bann nur
nod) bie SRüdreife oon SBoüin uad) ©etgarb u. f. to, übrig, alfo
6ap. 18 ff.
'Die Annahme einer älteren Sbbo oortiegenben Quelle für bie
erfte 8?cifc wirb femer burdj folgenbe SGßaljrneljmungeu berftörft.
Sap. 4 Ijeißt e$: Cumque ad castrum quoddara, quodUzda no-
minatum est, quod est in confinio utriusque terre, cum suis
venisset, comes Paulus, duetor ejus praemisit nuncios ad Wor-
tizlaum, Pomeranie ducem, qui . . . insinuarent . . . Quo man«
dato dux Wortizlaus aeeepto, in Castro Zitarigroda nuneupato ei
oecurrit. Offenbar tritt unä ber ^Begleiter be$ ©ifc&ofs wie eine fdjon
bekannte $erfon entgegen, unb bod) ift oon iljm bei (Sbbo nod) leine
töebe getoefen, au« üjm erfährt man nidjt, bog er ©o(e$(ato$ ©e*
ttoftmädjtigter toar.Seiter machen bie überaus bürftigen angaben
über bie ©efeljrung Don $tjrifc, ßammin unb Stettin in iljrer tofen
SSerbiubung bur^auS ben Sinbrudt eines nidjt gerabe geföidt abge*

nenses jagt feine«weg«, baß bie ganje töeife eine 8ifltation«reife war; btc«
war fte nur für (Eammin.
1
©ewölmlid) nimmt man an , Otto Ijabe feine Sifitationen Don SBoffin,
gfetdjwie oon einem SWittefyunfte aut unternommen unb fei auf bemfelben
fßege über $t)rifc nadj Ufd)tfd) &urüdgelef)rt, auf bem er gefommen. 2>a« iß
aber unridjtig; er fjat auf bem $eimroege bie alte ©trage oon ©elgarb nadj
Ufd)tfdj benufet. 2>ie« folgt 1. barau«, baß (Sbbo II, 18 bie #ifitation«reife in
©efgarb auftören lägt; 2. baß jwifdjen bem 2. gebr. (Cbbo II, 18) al« bem
£age beö Sfofbrud)« oon ©ottin nnb bem 11. gebr. (b. $r. III, 1) al« bem
be« fcufbrudj« oon ©elgarb neben ben (Sbbo II, 18 ergfifjlten Ginweifjnngm
oon &ird)en u. f. w. nidjt nod) 3"* *oar für eine überflüffige Steife oon SBcl-
garb nadj $m*ifc; 3. au« ber oerfdjiebenen 3eitbauer ber Reifen oon unb nad)
Ufdjtf*: bie eine 9 Sage (<5bbo II, 4. 5), bie anbere 3 (b. $riefl.
banerte
III, 1). hiermit bann weiter unfere Bnftdjt über ben erften 2$eil ber
Ijfingt

3$ifltation«reife jufammen. SRadj ber üblidjen SKetnung müßte er fogfeidj auf


bemfelben ffiege nad) SBoffin &urfi<fgefel)rt fein, allein toojn bie 3eitoerfdjwen»
bung, ba er in ben eben befugten Orten nodj nidjt« ju tljun finben tonnte?
SQBoljl aber war ba« in $t)rife, ©arfe, Stettin ber gaff, wo injwifdjen bie
Atrien fertig gejtefft fein nnb geweift werben fonnten. Stagu lommt, baß nur
unter ber 8orau«fefenng , baß ber erfte S^eil ber 93ifitation«reife pc^ unmittel«
bar an bie erfte nadj Selgarb anf^log, (Sbbo« Verwirrung ber 9ladjrid)ten ftc^
einigermaßen erflären läßt (Sr iat eben gar nidjt gemerh , baß nad\ feinen
eigenenSorten —
bie alfo j. %\). feiner Oueffe Wörtlid) entlehnt fein muffen —
Otto injwifd^en oon JEBoffin weggegangen, in allen jpommerfdjen ©tobten gc-
wefen unb jurüdgele^rt fein muß; benn€ap. 18 fagt audj er: Visitatis igitur
omnibus u. f. W.

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321

faßten gjfcetyt«, in ba« ber SBerfoffcr nur aereingette 9tod)ridjten auf-


genommen Ijat. ®a« gilt g. ©. gang befonber« öon ber Sefelpung
Stettin«, bic fdjeinbar tebigfidj burd) bie Saufe ber Äinber Stoma*
gtato« bewirft toirb.
s
JJur unter biefer 3Sorau«fefcung enbtidj toirb auety ber Unter-
fdjteb gttiföen Sbbo« gtoeitem unb brittem ©ud) erflärltd). £)a« tefc*

tere färieb er guerft, tooljt nod) bei Sebjeiten Ubalrid)«, unb fonnte
fid) öon biefem genau unterrichten (äffen; ba« erfte unb gtoeite ba*
gegen, mie au« I, 3 t)eroorget)t, nad) beffen £obe. @o fal) er fid)
neben feinen Erinnerungen lebigtid) auf feine fdjriftttdjen Duetten an«
getoiefen, für ba« gtoeite ©ud) auf bie eben ermittelte ©djrift. Slber
too biefer Ubatrid)« Sttittljeiluugen iljm 31t toiberfpredjen fdjienen, er«
gäfjtte greunbe öertrauenb au« ber Erinnerung unb ließ bie
er feinem
Angaben jener ©d)rift fort. 5Da« gilt in«befonbere öon bem 3lnta§
gu Otto« JReife, ben er in «ernljarb« 2fofenÜ)alt in ©t. attidjaet
fieljt. Slber auä) im Uebrigen giebt er nur ba« iljn ^ntereffierenbe,
bie potittfdjen Vorgänge t>erfdjtt)eigt er, obtooljt fie tym ebeufo tote
bie Slufforberung S3ote«tato« au« feiner Duette befannt toaren. 3ßa«
er jebodj giebt, barin geigt er fid) gm>ertäfftg, unb toerbeu baljer feine
Angaben ber ^rüfftein fein muffen für bie be« $ricflinger« unb be*
ungu&ertöffigen £erborb.
SBenben un« nun gu teuerem. £)aß iljm in feinem gfoetten
toir

®ud)e biefette toie @bbo, ja bog Hjm überhaupt eine fdjrift*


Duette
tidje Srgäljlung ber erften SReife borlag, tagt fidj au« feiner Dar*
ftettung atiein md)t nadjtoeifen, ba er bei feiner ©etoanbtljeit foldje
gelter gu öermeiben toeiß, ttrie fie Sbbo begebt. Slber mir fa^en
fd)on oben bei ber SSergteid)ung mm (Sbbo II, 3 mit£erborb II, 8,
baß beiben eine unb biefetbe ©djrift tortag, bie legerer fo benufete,
baß er ba« Don Sbbo üftitgetljeitte überging ober furg gufammen faßt,
ba« mm
jenem 2lu«gelaffene bagegen Ijertoorljebt; ein 93erfaljren,
toeldje« mit feinem ©treben, feine Slbljängigfeit oon gbbo gu Der«
beefen, feljr gufammen ipaftt grinnern toir un« nun baran,
tooljl

baß er fein gange« britte« ©ud) au« @bbo unb in wenigen fünften
au« bem <ßrteflinger entlehnt Ijat, aber nirgenb« fclbftänbig SDofu*
mente ober 9todjridjten beibringt abgefeljen —
t>on feinen gäl*
fetyungen : —
fo ift bieSlnna^me berechtigte baß er audj bieJBefdjrei*
bung ber erften Steife bem 3tolja(t nadj au« feiner Duette geköpft
Ijaben unb ü)tn nur bie£)iftion fammt ben Ijier unb ba eingeftreuten
Semerfungen eigentfjümtidj fein ttnrb. (Sine Slnnaljme, bie toeiter
unten beftätigt toerben toirb, roenn mir be« ^rieflinger« gtoeite« unb
britte« ©ud) betrauten,
@« ift nun öon Dorn herein gu toermutljen, baß a\\6) im gtoeitett

©ud^e §erborb feiner ®emol)nl)eit na^


fldö toirb Slenberungen unb
Uebertreibungen ^aben gu ©Ruften lommen (äffen; unb biefe finb
aud) (eidjt nac^gutoeifen. 3 ut, ä^P if* ^ Ö<*ng unrichtige ©efc^rei-
bung ber SReife t)on Ufc^tfc^ (Uzda) nac^ ^rife fein eigene« SBerf,
3lu« 6bbo« oben ©. 320 angeführten ©orten ge^t beutüc^ ^eröor,

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322

bo§ SBrattefato in her WSlje *on Ufd)tfd> toeifte, baß aud> bie 8urg
3itarigroba bort gu fudjen ift. gr fagt ferner ganj beftimmt, ba§
3Brati$(att> ben töeifenben güljrer mitgab, bie fte burd) eine fieben
Stagereifen toeite (Sinöbe (desertum) führten, bis fte auf bie erften
Sommern ftiegen, bie getauft ttmrben.£erborb aber madjt an« ber
(Stnöbe einen 3Mb, toermutijtid) um bie Weife befto fdjaucrttdjer bar«
juftcüen, unb SBeg geljen, ben ©oteötam Ijabc
läßt burd) biefen einen
fdjfagen (äffen, um einen $tünberung$jug nad) Sommern ju unter*
nehmen; als tt>enn leine anberen SBege borten geführt fjätten. 9?a*
türttcf) fann bie gefie nic^t Dom eigenen Sanbe burd) einen Urtoatb
getrennt fein, baljer fdjtoeigt er t>on tyr gang unb legt bie 3ufammen*
fünft mit SßratiS(att) ffogS auf bie anbere@eite beSSßatbeS. ffieiter
ift eine offenbare Uebertreibung, baß SßratiStato 500 Weiter bei fid)
^atte, fonric baß in ^tjrifc 7000 üftcnfdjen getauft feien, ba ber
*ßrieflinger baS eine 9Wa( tton 300, ba« anbere gar nur Don 500
weiß, »op nod) Ijmfidjtüd) ber ©etauften fomtrit, ba% in Sammin,
SBottin, ©tettin unb ßfobona biet mefjr üftenfd)en getauft fein muffen
unb bod) bie ©efammtfumme aücr belehrten Sommern nur 22156
betrug. ßbenfo ift bie ©tabt gwifdjen (Slobona unbßotberg, meiere
nadj ifjm öon ben ^Jotcn jerftört fein foß, lebigtidj ein ^robnft tton
$erborb$ ^fjantafie, ba ber ^rteflinger nur üon umljerfdjtoeifenben
uttenfdjen, nidjts öon einer gerftörten größeren ©tabt ergäbt, ©änj*
tid) uttguöertäffig finb enbltd) angaben über bie ©auer beS Sluf«
bie
enthalte« in ben einjelnen Orten 1 äfobere ©teßen, in benen fic$
.

1
2)ie (Eljronologie ber etilen Steife läßt ftdj jiemlidj genau feftfleffen.
9tn 24. Sunt jog Otto öon $t)rifc nadj (Jamurin ((Sbbo II, 5), am 25. Oct.
ttmrben bie äinber ©omajlaw« getauft ($r. II, 9); am 2. unb 11. gebr. 1125
öerließ man jum legten 2Rale ffioHin, bej. »elgarb (@. 320 «um. 1). Sttit biefen
2>aten ftimmen bic übrigen Angaben (Sbbo« unb be« $rief(inger6. 2>ie töeife
öon ^Bamberg nadj ©nefen bauerte 14 Sage ((Sbbo II, 3: Unde digressus
per loca contigua . vix intra 14 dies ad Gnezensem ecclesiani accessit),
. .

ber Aufenthalt in festerer ©tabt 8 Sage ((Sbbo II, 4 fagt gtoar: Polizlaus...
Ottonem per tres ebdomadas in episcopatu Gnezensi secum detinuit;
allein entweber ftnb bamit bie obigen 14 Sage etngefdjloffen , ober e« liegt ein
©erfeljen bor, ba* au« unadjtfamer ©enufcung ber Duette entfprungen ifl).
2>ie fteife Don ©nefen nadj Ufdjtfd) nafjm 2, bie weitere nad) $)rifc 9 Sage
in Slnfprud) (Sbbo II, 3 nnb 4), Ijier blieb Otto bann 14 Soge ((Sbbo 4).
Alle* jufammen, öerffoffen alfo etwa 46 Sage jwifeben ber «breife öon $aufc
unb ber öon $tori$; ba« $&bt für ben Slufbrudj ton ^Bamberg etwa ben 10«
Sprit, womit ftd> au^ (Sde^arb« Angaben über ben ffleid)*tag unb Otto« 3lb*
reife »ereinigen laffen.
3n (Sammin blieb Otto 14 Söoc^en ((Sbbo II, 5; ber $riefL II, 4 fagt
totis tribus mensibus); öor SBoHin 8 Sage ((Sbbo II, 6; ^riefl. II, 7).
^artia^ lam er Anfang October in Stettin an, fo ba§ bie ©efanbten an So«
ledlaw, weldie er gewig balb nadj feiner Unfunft abfanbte, febr wo^l furg nac^
bem 25. October jurüd fein tonnten, wie b. $riefl. II, 10 berietet. 3u ©tetrtn
blieb er im ©angen 9 SBodjen (@bbo II, 8; ^riefl. II, 8) reifle alfo im2>e*
gember alten @til«, b. ^. im Anfang beffelben ober Gnbe be« oor^erge^enben
aJJonat« neuen ©til«, mithin bor Sluftören be« @eeüerfe§r«, nao^ ©ottin ab.

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323

Uebertretbung unb 3lu«fdjmü<fung gu geigen fdjeint, ü&ergeljen tmr


unb trafen nur, um ba« 33orl)anbenfein fote^ec bargutljun, auf bie
SSerfdjiebenljett in ben ©arftettungeu ber JBefeljrung oon £>omagfott>«
Äinbcrn Ijin, bie oon ßbbo II, 8 unb beut ^ßrieflinger II, 9 im
SBefenttidjeu gteie^ unb einfacher ergäbt trieb al« ton unferem
SDfttad), ber fie feljr erbaulid) au«gumalen toerftel)t. £>a§ entließ bie
ben^rtfeeru angeblid) gehaltene 2lbfd)ieb«prebigt über bie SBebeutung
ber fieben ©aframente, in ber bie um bie Sttitte bc« gwötften 3al)r*
ljunbert« burcl) ben Sombarbcn aufgefommene 2Jetrad)tung«weife
gum beften gegeben toirb, oon £erborb fetbft oerfafet ift, öerfte^t fidj
toon fetbft,
£at nun £erborb bie ©efdjreibung ber erften föeife iljrem 3u*
Ijatte naij au« einer älteren ©djrift gcfdjityft, roie fte^t e« mit feinem
Serid)t über bie ©reugen Sommern« unb bie ^ßommerf d) * <ßoluifd)eu
Sämpfe, foroie mit bem «rief 23ole«tatD« an Otto (II, £ap. 1—6).
£)er ©rief beginnt nadj htm ®ru§e mit ben ©orten : Quia in die-
bus juventutis tue apud patrem meum decentissima te hoaestate
conversatum esse me mini et nunc quoque Dominus tecum est
Annans te et benedicens tibi in omnibus viis tuis, si tue
non displicet dignitati, yeteres tecum renovare animo
sedet amicitias ..... Jiun mürbe aber 25ote«fam 1085
s

geboreu, unb 1089, ober, ma« iebod) työdjft untoafyrfdjeinlid) ift, fpä*
tefteu« wenige 3al)re fpäter, feljrte Otto als junger ftlerifer nadj
©eutfölaub gurüd Sie uufinnig finb a(fo bie erften ©orte! unb
tote mel unfinniger nodj bie testen, ba Otto fpäter al« ©ifdjof mit
Sole«tatt> oielfadi inSerüljrung gefommen mar, ja beffen-groeitc©)e
geftiftet $atte (©tefcbredjt, «aiferg. III, 794). SBer ben «rief
fdjrieb, fann ba« fi$t(id) tüc^t getpugt Ijaben; ba« @dj reiben ift
mithin gtoetfello« ebenfo ed)t Otto« ©riefmcdjfet
toie
bei ßerborb III, 40. 41, b. Ij. üon £erborb erbietet.
gaffen wir nun bie ©efdjidjte ber ^olnifc^^ommerf^en Kriege
in« Sluge, SSon bem 3ufammenl)auge berfelben mäljrenb ber erften
3<*t)re 8ote«tan>« mit ben Unruhen in $oten fetbft unb ben gleidj«
geitigeu kämpfen mit Ungarn unb SBitymen toetjjj unfer öeridjter*
ftatter mdjt«, bagegen ergäbt er wm einer SSerbinbung ber Sommern
mit ben Muffen, bie burd) 2}ote«laro« 33erljetratl)ung mit ber
Stodjter be« SRuffifdjen Äönig« geforengt, nadj bem frühen £obe
ber gürftin toieber erneuert nmrbe, bann aber ein (Snbe fanb, at«
$etru«, ein®etreuer ©ofe«fan>«, gu bem Äöuig ber Stoffen ftd) be«
gab, biefem oorfpiegette, er fei bor ©o(e«foto« Jude geflofjeu, unb

2>ie 3eit bi* gum gebrnar normen bann bie ©cfeljrung SBottin« unb bie Steife
oon bort nadj (Eatnmin, (Jobono n. f. w. in «nforudj.
SRit biefen Angaben üergleidje man nun $erborb«, ber Otto am 23. 2tyrit
aufbrechen, in ^tyrifc 20, in (Eatmnin einmal 40, bann aber 50, üor SBoÜm
14 Za%t, in Stettin aber tolle 5 SRonate, barunter 3 na* erfolgter ©efelj*
rung, alfo, mit bem $rieft. combiniert, Dom 25.£)ctober bU (Snbe Sannar üer-
»eilen Iftgt!

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fijn fd>(ieglid> bem stuften in bie #änbe lieferte. hiervon tft nun
nur fo viel anberweit beglaubigt, ba§ bte erfte ©ematjlin ©ole$law$
allerbingS eine Stofftfdje gürftentodjter war, unb ba§ ein SRuffifdjer
gürft SBolobarvon £alicg in bie §änbe be* ^ßolenljergog« fiel,
8Ule$ Uebrige ift 2lu$fd)müäung ober unbegrünbete ^ragmattfterung
be$ Seridjterftatterä, für ben mir bafjer §erborb felbft galten muffen,
ber einige ifjm irgenbwoljer gugegangeue 5Rad)rid)ten fdjleunigft gu
einer fdjöncn ©efdjidjte verbanb, äljnlid) tote er I, 38 einen fdjönen

®>ctftein in feinen JBeridjt einwebt (ogl. ®iefcbred)t, Saiferg. IV, 393).


333a« nun bte Unterwerfung Sommern« angebt, fo fpridjt §erb.
II, 5 Don Ijäuftgen einfallen, bie SBoteSlaw nad) bem ^rieben
gunädjft
mit bem SRuffen gemalt, was genauer unb richtiger gerabe von ben
früheren 3faljren gelten würbe, ©ann erjagt er bie Eroberung von
(Stettin unb 9?acla. 2ßa$ nun bie erfte anlangt, fo ift fie nidjt un*
bebingt jn verwerfen, trenn gleidj bie JBcftätigung berfelben in ben
Mir. Sc. Egidii, Mon. SS. XII, 320, bie 3eit nid)t fo beftimmt,
bog nidjt eine 35erwed)felung mit ber älteren um 1090 gefdjeljenen
möglich wäre (Chron. Pol. II, 2); benn mit einer in bem entfd>ei*
benben gelbjug 1120/1121 gefdjetjencn Eroberung Stettin« lä&t fid)
ber 33erid)t §erborb II, 32 über bie in bem £riglav$temj)et geftm*
benen öeuteftücfe ftdjer ntc^t unb ber burd)au$ glaubwürbige beim
$riefl. II, 12 faum vereinigen. Offenbar unguverläfftg ift aber wa$
^erborb über 5Racla fagt. ©emeint fann nur fein bie oft umftrit*
tene Sftefcefeftung SWafel. ÜDiefe aber gehörte gu Oftpommern, nidjt
gu SBrati$law$ ®ebiet. Unfer üHönd) ton tt>r gehört unb ba$
tyat

Uebrige fid) l)ingugebad)t ; fo inäbefonbere, Wenn er©efrib fagen lägt,


er I)abe nod) nad) brei 3afyren bie ßeidjname ber bort Srfd)lagenen
liegen feljen;benn in 5Ka!el finb Otto unb bie ©einen nie gewefen;
an eine anbere ©tabt aber gu benfen, etwa an bie gerftörte, welche
fterborb gwifdjen (Stobona unb (Solberg legt, ift ntrfjt ber geringfte
©runb. S)a§ enblid) bie 18000 SCobte unb bie 8000 entführten
gamilien audj feine Sürgfd)aft für SRidjtigfeit gewähren, ift faum
nbt^ig gu bemerfen.
S$ erübrigt nun nod), bie geograpl)ifd)en angaben ßap. 1 einer
Äritif gu untergie^en. ©er tarnen Sommern wirb richtig erflärt als
„bem ÜWeere benadjbart" ; bagcgen bie ©rengen geben gu SBebenfen
8lnla§. 3 un äd)f* to ^r e$ 1124 feine$weg$ ein £>reie<f , wie fpäter.
Denn bie Sage von 3^i9r ^ba ba§ bie fpätere 5Keumarf
beweift,
bamalä nod) war, and) erftredte fid) ba$ @e*
nid^t gänjlidj verloren
biet ber Ufrer nod) gwifdjen ©tettin eincrfeitö, ©olgaft anbererfeit«
bis an« §aff. £)agu fommt ferner, bog von einer öerüljrung mit
Ungarn uttb üßäljren fowie mit SRußtanb gerebet unb ein 8anb
„Sfawto" im Often erwähnt wirb, ba$ fein anbere« al$ ^ßolabieu im
heutigen ÜWeflenburg fein fann. SBa$ über ben Sfeidjtyum be$8anbe$
ergäbt wirb, fte^t im Sßiberfprudj mit ben Angaben, bie ftdj in ber
JReifebefdjreibung finben unb gang guvertäffig finb.
9laä) aliebem ift e* gweifeßo«, ba$ biefer Slbfc^nitt von $erborb

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fettfttfnbfg oerfajjt ift auf ©runb ä>m münbtid) gugegangener töad)*
rieten, bog er atfo ber Oueflenfdjrift ntc^t guguweifen ift. ©eadjten
Wir inbeg, baß bie ©ebeutung SBote«taw« au$ fpätcr fe^r ftarf I)cr*
oorgef)oben wirb unb baß, wie weiter unten wirb gegeigt werben, bie«
aud) in ber Ouettcnfdjrift gefdjefyen ift: fo fdf)eint anbererfeit« ebenfo
gewig gu fein, baß fdjon in biefer eine, wenn aud) oietteidjt nur
gang furge Jpinbeutung auf bie 55eran(affung ber erften Steife ntdjt
Faun gefegt tyaben.

§. 5.

£)a« jweite unb ba« britte ©uef) be« «ißrieflinger« ffiSt Steinpin
1
ebenfo wie ba« erfte für eine Kompilation au« (Sbbo unb ^erborb ,
bie freilief) mit einer nidf)t unbeträchtlichen 3ftenge eigener $Kadjricl)ten
oerbunbeu fei. Sie au« bem gangen ©ang feiner Unterfudjung gu
feigen ift, Ijat Ätempin biefe SJÄeinung au« ber ^Betrachtung be« engen

83erl)äftniffe« ber erften $3üd)er geköpft. 92ad)bem bie« aber oon


§aag genügenb aufgehellt ift, entbehrt jene SSerurtljeifang be« <ßrief*
linger« tyre« fyauptfädjtidjften ©rnnbe«. 3lud) bie oben §. 3 oon
un« mitgetf)eifteu ©teilen , in benen ftd) eine Uebereinftimmung be«
$riefttnger« mit $erborb« britten 33udje geigt, genügen nidf)t feine
8bt|8ngigfett oon biefem, gefäweige benn oon (Sbbo aud) nur waljr«
fäeinüd) gu matten ; im gweiten Sudje aber finbet fld) nodf) oiet we*
niger ätaljatt für eine bajjin gietenbe $>1)potf)efe. ©egeu biefetbe aber
fprec&en überwiegenbe ©rünbe, bie $aag a. a. D. ©. 71 ff, gufam-
mengeftettt Ijat unb bie wir in ßürje l)ier anführen:. bie tarnen ber
$ommerfd)en ©täbte werben in ©Catoifd^cr ober bod) biefer nal)e fte*
Ijcnber gorm, nidjt wie bei $erborb unb aud) bei (Sbbo (atinifiert
gegeben, bie tarnen ber neugegrünbeten Äirdjen aber ooflftänbiger at«
bei beiben gufammen. ütogu fommen bann eine Sfeüje Zotigen, bie
nur oon einem äugengeugen ljerrüf)ren fönnen, g. Sß. fe^r genaue
angaben über SBoflin, oon benen bie anbeten nidjt« metben unb bie
bod) einen ®ewä^r«mann oerratljen, ber mit ben Sofalitäten bort wo#
vertraut fein mußte- Diefe Semerfungen, woljl begrünbet, wie fie
frab, reiben ofyie (frage l>in, bie älnfüfct Stempln« oöttig unhaltbar
ju mad>en. Der Sßrieflingcr muß eine Duette gehabt tyaben, welche
über bie ^ommerfc^en 3Ser|ättniffe guten äfoffdjfuß gab. SBetd^e war
bie? $>aag meint, baß gerabe bei bem ^rieflinger Sttbatbert, ber fpä«
tere ©ifdjof oon Sommern, in eigmtljüntfidjer Seife fyeroortrete, unb
fließt tyierau«, wie barau« baß gerabe über Sßottin ber ^rieflinger
fo genau unterrichtet fei, äbatbert fetbftfei beffeu@emäl)r«mann; auf
feiner "Durdjreife burd) Bamberg 1140 Ijabe er iljm 9ftittljeÜungen
über Otto« beibe Steifen gemalt, unb biefer fie in ^ßriefling aufge*
grienet. 2lu« bem furgen Stufentljalt be« ®ewäl)r«manne« in ©am=
berg unb ber Unmögti^feit für ben $rteflinger, ftd) oon iljm näljcr

1
«L a, O. 6. 208 ff.

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m
unterrichten gu (äffen, erftärt bann $>aag bie 9Hi$t>erftänbniffe, toeW&e
uns in be$ ^ricflingerS ©erid)te begeguen.
£)l)ne auf bte ©egroungenljeit
ber $aagfd)en $>t)potl)cfe näljer
eingugeijen, mottenmir nur bewerfen, ba§ ber beftgnierte ©tfd)of ein
ttmnberbar fdjarfe« ®ebädjtni$ müßte befeffen fjaben, toenn er nadj
16 ^afjren nod) bie 3 aW kt in @antmin ©etaufteu fo genau mußte.
Uub meun er bie$ Ijatte, tnie t>iet nmnberbarer finb bann nid)t bie
2ßiberfprü$e mit Ubalridjö ÜÄittljettungen an (Sbbo, ba bod) auf ber
gweiten Steife beibe bem SBifdjof gfetcf) nalje ftanben. SBiberfprüd)e,
bie mit eiuem groben 5Öii$Derftänbni$ unfercS ÜHöndjS gu löfen, bodj
gu gewagt erfdjcint. 3$
tertneife bafiir auf bie bietfad) üerfdjiebene
ßrgäfjlung üon ©tettiuä gmeiter JBefefjrung im ^aljre 1127 (üergt.
oben ©. 310) unb barauf, bafc ber ^rieflinger III, 11 e$ gnrifdfjen
ben SDlörbern unb ben ^Begleitern be$ ©ifdjofä jum Kampfe fommen
tä&t, mätyrenb bie« Sbbo auSbrütfüdj au$fdjlie§t. 5Kur auf fo(c^e
JBiberfprücfye oerwetfen mir, meldte im britten öudje firf) finben, ba
im jtoeiteu beren faum oorlommen ober fid) leidet auflöfen (äffen.
@$ ift $aag ööllig entgangen, baf? bie guten 9ia$«
namlid)
ridjten bc8 *ßrieflinger$ über Sommern fid) nur in
ber SBefdjreibung ber erften 9? et f e befinben, ber 8c«
ri$t über bie groeite aber ton bem über Jene feljr ab«
ftidf)t. Sßir muffen baljer beibe gefonbert uttterfudjen.
9hm fycifct e$ <ßriefl. II, 10, nadjbem toorljer bie laufe ber
Äinber JJomagfam* in einer SBeife ergäbt ift, bie mitßbbo im äße*
{entließen übereinftimmt : Vixque ista transierant, et ecce legati
antistitis, quos ad ducem Poloniorum ad conquerendam üla-
tam sibi injuriam et repulsam paulo ante direxerat, redierunt,
cum quibus et alii ex parte ducis adveniunt tarn dura paganis
quam grata pontifici portantes. Ajuntnamque, dominum suum
debita quidem indignatione moveri, quod ab eis episcopum
quibusdam injuriis lacessitum fore comperit, praeeipere tarnen,
ne quid deineeps molestiaesustineret; alioquinet secumexer-
citu quantocius affnturum et summum de eis supplicium victorum
more sumpturum. Si vero audire episcopum et verbum Dei reci-
pere consensissent, nichil a se vela quoquam suorum adversi
passuros, sed sicut ceteros christianos pacem perpetuam habi-
turos, dummodo servare se fidem ac secum ire in
hostein, quotiens id vel illius privata necessitas
vel rei publicae poposcisset utilitas, nullatenus re-
cusarent. fiier liegt offenbar eine 3nl)alt$angabe bc$ Don $erborb
mitgeteilten ©rief* JBoteSlawS au bie ©tettiner üor; biefeaber tt>ie bie
gange (Srgäfjtung überhaupt unb befonber* ber ©d)tu§ ift bei bem
sßrieflinger ttöttig unmotimert unb unoerftänbüd), ba er Don JBoteSfamS
SSertjäitni^ gu ben Sommern nod) nid)t ein ©ort gefagt t>at. ©arauS
folgt: e$ muß bie gtocite SReife eine fd)riftlid)e
il)m für
Quelle vorgelegen Ijaben, bie er ejeeerpirt Ijat. Darauf
reifen au$ bie genauen angaben über bie £alj(en ber ©etauften:

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327

fai qfyrtfe 500, in Sammin 3585, in Sommern überhaupt 22165,


barauf bte Angabe bcr ÜDaten, 25. October unb 11. gebruar, bar*
auf entließ btc (ofe Slufjäljlnng bcr juerft belehrten ©täbte: Prima
• . . Tertia (II, 4 unb 5).
S5$ar nun cttoa Slbatbert bcr 33erf affer biefer ©djrift? Dafür
lögt fief) fein ®runb öor allen Dingen bit
geltenb matten, bagegen
genaue 9Kittl)eitung über bie Slbrcife ton ©etgarb nad) Ufdjtfd)
(III, 1). 2ßof)t aber muß bie grage aufgeworfen werben, ob fie
biefette Quelle toar , toetdje (Sbbo unb §crborb benufeten. ©agegen
fdjeint bie große gütle ber jenem eigentümlichen SKadjridjten ju
fpredjen. allein biefc treffen nur Sinjett)eiten, bie ber feljr ftarf abf ür*
jenbe Sbbo ebenfo ttrie bcr jiemltd) frei feine Quelle benufcenbe £er*
borb fefjr tool)l tonnen übergangen fyaben. ÜDaljtn gehört j. 25. bie
Sftotij, ba§ Otto unb SBratiSlatt) fid) juxta Wrtam getroffen fjaben,
tt>a$ £aag au« einer a3ertt)ed)felung 3i tar ^9 roba^ ^ 3 a « t0 ^ ers m
Hären null, ba ber ^riefliuger
beu ^ßotnifdjen ©taroften einen
allein
comes Zutochanas nennt, (Sbenfo gut fann bie 9iadjrid)t ganj
richtig fein unb ber 5KameWrta bie $)rage ober irgenb ein unbebeu*
ttnb& 5Kcbenpü§d)en bcr5Kefee bebeuten, an bem bie berfWollene 33urg
ba§ Otto auf ber Ober mm
1
lag . ©anj afynltdje Zotigen finb,
SBollin ba§ er jeben ©onnabenb bort
nad) ©tettin gefahren ift,

auf bem SDiarfte prebigte, toa$ bie anbern nidjt ober bo$ nidjt fo
genau fagen; ba§ er mm ©arfc unb ßübjtn balb uad) ©tettin jurüdt*
gelehrt unb bann nad)S5Min gefahren fei, n>a$ nur für@ar|, nid)t
für 8übjin richtig fein fann, alfo wol)t — eine neue ©eftötigung
nnferer Stnnafyme einer fd)riftlid)cn Quelle — auf incorrefter £u*
fammenjieljung beruht. Desgleichen gehört baljiu ba« burd) bie ßofaf*
jage tooljl beglaubigte, oom ^rieflinger at$ SBunbcr erjagte £uxM*
©rünbung ber 2lbafbert$firdje in SBolIin 2
treten be$ ftluffeä bei .

SBir fönnen ba^er in bem Umftaube, baß ber ^ßrieflinger fo biete


3üge allein Ijat, feinen ©runb feljcn für Ü)n eine anbere fdjriftlid&e
Quelle anjunef)men at$ bie Don $erborb unb (Sbbo für bie erfte 9?cifc

1
$aag a. o. 0. ©. 92: „©ewiß Ijatte ber ©ewäljrsmann nur ergäbt,

?. fei ©rof üon 3 antod J


ö * °- ^Bartlje gctücfcn. 2)er $riefl. ober öerfieljt fo,
al« Ijabe nun aud) bcr *ßommerfdje gürft Otto fdjon an ber SQBartlje getroffen,
toaljrettb ber Ort ber 3ufammenfunft erfl an ber faulen 3ljna, ber alten Orenje
jwtfdjen $olen unb Sommern war". Mein 3antodj Hegt, nrie fdjon ber Warnt
jcigt, nid)t an ber ffiartlje, fonbern an ber Wefce eine ©trede öon bem 3ufam-
menffoß beiber entfernt. 2>er Ort ber 3uf fl mmenfunft war, wie oben @. 322
gtgeigt, nalje Ufdjtfdj, bie Verlegung an bie 31jna ifi nur eine golge öon
$erborb« ebenbort nadjgewtefener gölf^ung. S)ie ältepe ®un\t gttnf<$en ^olen
unb SBeflpouimem lief audj nid^t läng« ber 3^na fonbern läng« ber unteren ,

ffiartlje unb ber SRefce, etwa öon Äüfhin bi« Uf(^tf(^, wie au« ben Kriegen ©o»
lefilaw« l)eröorgel)t, bie SKaitinu« ©allu« ergäbt. ($Kan oerglei^e befonber«
bie bort II, 17 erjagten kämpfe um 3<ntto4))> u«o ^aß bie fpötere SReumarF,
urfprüngli^ ?ommerf(^e« ©ebiet, 1124 bereit« faß unbewohnt war, ^inbert
nid)t, baß no^ §ier unb ba eine ©urg beßanb, bie fpSter au^ no(^ ber*
loren ging.
9
«gl. $aag a. a. O. ®. 83 ff.

XVL 22

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328

benufete. Sbenfotoenig gtoiugt un$ baju ber Mangel toörtttdjer


Ucbereinfttmmung, ba $erborb, fonbcrn audj Sbbo
fidjtlidj nid)t bto§

fte fe^r frei bemifcte unb bic ©teile, too teuerer fie toenigftenä an«
näljernb toörtttd) ausgetrieben ju Ijabcn fdjetnt, Sbbo II, 18 ff.
wm bem <ßrieflingcr gang übergangen ift.
gür bie Slnna^me berfetben Quelle aber lä§t fid) SSerfäiebeneS
anführen. Sinmat fefct bte obeit @. 326 Gitterte ©teile fidjtlid) ttidjt

b(og ben ©rief S3ole$lato8, überhaupt eine vorauf gegangene


fonbern
£)arfteflung bc$ $o(nifd} * ^ommerfdien SSerpItniffc« oorauö, toeldje
aud) in £>erborb$ Quelle muß geftanben ijaben. ©obann evmecft
eine anbere ©tefle ben ooltfornmenften Siubrudf einer bürftigen unb
unKaren 3ufammcngicf)ung , ber bei Sbbo II , 4 unb §erborb II,
12 ff. mitgeteilten SWadjridjten. ©ie ftefyt II, 4 unb tautet: Jam-
que extremos Pomeranoruin prima se
fines intraverat, ubi in
fronte Petris civitas offerebat Vixque episcopus vocem primam
praedicationis emiserat, et ecce homines quidam, qui haud
proeul ab urbe consederant, divina inspiratione compuneti, cer-
tatiin ad pereipiendam sacri baptismatis gratiain conflaebant.
Quod quidem alto divinitatis consilio actum est, ut, dum
gentes gratia divina praeventas capaces verbi fore seiltiret,
de bono initio meliorem sperans exitum proventurum aeeep-
tum, praedicationis instantia nequaquam aut labore devictus
aut fractus desperatione cessaret. Omnibus ergo quos ibidem
invenerat baptizatis, sie demum Petris civitatem ingressus, prae-
dicatione peraeta, quingentos fere utriusque sexus homines
baptizavit. Quibus servandae fidei regulam tradens, ad aliam
nimlominus quae Cbamin dicitur civitatem Domino favente
pervenit.
Offenbar Ijat Ijier ber ^rieflinger bie £aufe ber erften ^Jom*
mern im ©inn, ©orte burd) 2Beg*
aber toie oertoorren »erben feine
taffung ber bei Sbbo gegebenen Daten; faum meig man, ob er guerft
bie in ^tyrifc ober bie Dörfer ©etauften meint, unb anbererfeit* ift
ber Uebcrgang gur Slbrcife nad) Äammin toieber ber 2lrt, bajjj man
berfudjt fein fönnte anguneljmcn, £erborb fei burd) biefe Sßorte »er«
leitet luorben, feine ^ßrebigt über bie fieben ©aframente gu üerf äffen.
Unfere annähme begünftigt aud) bie mitßbbo genau übereinftimmenbe
Angabe ber in Sommern
©etauften, fotoie bie aufnähme ber @nd)*
difa, eublid) ber Umftanb, ba§ ber ^ricflinger, »ie er überhaupt in
ber JBefeljrung Stettin* mit £>erborb im SBefcntlidjen übereinftimmt,
fo ben ©efretär Otto« gum eigentlichen SBefefjrer ber Äinber £)oma*
jtatoS mad)t, babeiaber ben Hergang biefer öefefyrung, toenngteid) mit
anberen ©orten, bodj im ©adjlidjen gleich mit (Sbbo erjagt, äße*
niger bebeutfam, boc| immerhin oon ®ett>id)t fdjetnt aud} gu fein,
ba§ unfer Slutor fo ttmüg roie £crborb unterlägt, auf bie ©orgfatt
Ijingmoeifeu, mit ber Otto bei ber Saufe ber Sommern »erfuhr, wenn*
g(ctd) er bic« nid)t wie jener bei ber 2Jtfe§rung t>on ^ljrifc, fonbern
fpäter bei ber ©tetttas tyut.

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320

2lu« aßen Mefen ©rünben cntfReiben mir un« für bte Sin*
natjme einer Ouettenfdjrift, au« ber ade brei il)re
Sftadjridjten über bie erfte SReife fd)öpftcn.
äßeldjer 2lrt biefe mar, mirb fidj mit »ottcr ©eftimmtljeit frei*
tid) faum ermitteln laffen, inbeffen geben bod) einige SWomente einen
Slnljatt für eine 33ermutl)ung. (Sbbo II, 1 fäfjt ben SBifdjof oon
Ubalrid) auf ©efrieb Ijingemicfen »erben unb fteüt U}n neben ben
„©otmetfdjer* Slbalbert; ber *ßrieflingcr nennt tljn Otto« ©efretär,
fterborb tyat üjm ben ©erid)t über bie <ißommerfdjen Reifen in ben
ÜWunb 92un miffen mir aberntet, bog er eine Ijerüorragenbe
gelegt.

Sßirffamfeit entfaltet fyabe, außer jener ©eminnung ber beiben ©tet*


tiner Jünglinge. Da liegt ber @d)lu§ nalje: 2U« ©efretär Otto«
tyatte er ein SCagebudj über bie SReife ju führen, in ba« er bie SReife*

ftattonen, bie {jauptfädjüdjften Srfebniffe, bie Dauer be« 2(uf enthalt«


in ben einzelnen Orten, bie $al)t ber ©etauften u. f. m. eintrug.
3fn biefe« £agebudj Ijat er at« Einleitung eine furje Slngabe über
Unterwerfung Sommern« burd) 33ofe«(am aufgenommen, iljm audj
ben ©rief be« <ßiaften an bie ©tettiner unb bie Snctycttfa Otto« ein*
oerteibt.
gür biefen ©jarafter ber aufgefunbenen Oueffenfdjrift foridjt aud)
bie Sülle öon Sinjelnadjrtdjten unb genauen angaben ber Daten
u. m., meiere mir nur für biefe SReife, nidjt für bie jmeite fjaben,
f.

meldje Sbbo ja erft baljeim nad) bem 23erid)t Ubalrid)« nieberfdjrieb,


unb ba« mof)l erft nad) längerer £eit, t>iclleid)t erft nad) Otto« STobe.
Durd) biefen (Sljarafter mirb aud) bie genaue SSefanntfdjaft mit ber
SöoÜin« unb jum 5ri)cit Stettin«
Oerttid)feit erflärlid), ebenfo bie
Angabe ber tarnen in ©tamifdjer gorm unb bie Äenntni« ber S3e*
beutung mancher, j. 23. Selgarb« (<ßriefl. II, 20). $a felbft ein
geiler be« *ßrieflinger« ließe fid) fo oiel einfacher erftären al« auf
bem Sßege, ben §aag einfdjtägt Der *ßrieflinger II, 12 fagt, Otto
Ijabe bie berfifberten Söpfe be« £rigfambifbe« mit fidj genommen unb
fie fpätcr bem *ßapft ßalijct überfanbt. SKun ftarb aber biefer am
12. Dejember 1124; nidjt an iljn, fonbern nur an feinen 5Wadj*
fotger $>onoriu« fann barnad) Otto fie gefd)i<f t Ijabcn. §aag a.a.O.
©. 93 meint nun, Slbalbert Ijabe bem $rieflinger ergäbt, Otto Ijätte
biefe Slbfidjt in ©tettin gehabt, unb ber Ijätte au« ber 2lbfid)t bie
boflenbete 5tljatfad)e gemalt. 3>ft c« nid)t oiel einfacher anguneljmen,
ba§ biefe 2lbfid)t in bem £agebuct)e ju ßatijt« Sebjeiten aufgejeidjnet
mar? SBenn bie gemeinfame OueHenfdjrift eiu £agebud) ©efrib«
mar, fo läßt fid) enblid) bie toerfdjiebenartige SBenufeung beffelben burd)
bie brei Siograpljen unb baljer ü)re in ber 2lu«mal)l be« ©toff«, be*
fonber« aber im 2lu«bru(f fo geringe Uebereinftimmung am feidjteften
begreifen: au« ber gülle be« Material« eben ba« ma«
jeber gog
ifjn am unb er fonnte bie« um fo (eidjtcr, ba
meiften intereffierte,
bie einjelnen 9Kitt^ei(ungen eben ntd&t innerlid) üerbunben maren.
®a ^at nun Sbbo bie Quelle am ftärfften oerfürjt; §erborb ben
^auptfäc^li^ften 3n^a(t: bie politif^en SSer^ältniffe unb ben ®aug

22*

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m
ber SRetfe mit SBcrftänbnt« unb großer @etoanbtl)ett, freittd) aber audj
mit ben gett)ol)nten Uebertrcibungen gu einer aufzuliegen unb tef)r*

retten 33efd)reibung ber föeife verarbeitet. Der *ßrieflinger hingegen


t)atficö fidjtüd) metjr an bie Stngetljeiten gehalten unb biefe tvoljt in
engem 2lnfd)tu§ aud) an ben 2lu8bru<I feiner Quelle, gtvar oft redjt
ungefdjicf t, aber bod) im (Sangen treu tviebergegeben ; ba^er benn aud)
feine ßrgäljtung bc$ regten 3ufammenl)ang« entbehrt unb ätynftd)
ber im gtoeiten SJudje @bbo$ ben Sinbrud tofe an einanber gereifter
9ttittl)eüungen maä)t. Sreiüd), alle«, toa$ er giebt, bürfen mir feiner
Ouette ttidjt gufdjreiben. (SinigeS l)at er anberStooljer unb felbftänbig
mit iljr verbunben. 35al)tn gehört ber §anbct um bie Sänge ber
äöottitter (ßap. 6), toetdje fid) at$ @infd)tebung aud) baburd) gu er*
foeifen fd)eint, baß gerabe über biefen erften ©efud) äßottinS beröe*
ric^t be$ *ßrieflinger$ von bem (SbboS unb §erborb$ in meljrfadjer
S3egiel)ung abmeiert, unb nidjt gu feinem 35ortJ)etf. 35e$gfeid)en finb
folcfye (Sinfdjiebungen bie ßapitet 17 unb 18, tvetdje ba« erft nad)
1124 gefdjel)ene, von Sbbo III, 1 ergäbe SBunber enthalten, atfo
nimmermehr in bem STagebudje ©efribS founten geftanben fyaben.
Sßoljer f)at er biefe Grrgäfylungen ? 35$ir toenben un$ mit biefer

gragegu feinem S3erid)t über bie gtveite SRetfe. Uebcr biefe ift er fid)t*
tid) fef|r tuet fdjtedjter unterrichtet als über bie erfte. 23on bem $uge
bis nad) Sommern fagt er nur, ba§ er burd) Saufen ging, inbem
ber SBifdjof fid) über 9Wagbeburg nad) §avetberg begab, bort aber
burd) geheime Umtriebe SWorbertS , ber ba$ 33otf gu feiner Diögefe
regnete, getyinbert tourbe, ba$ ßvangeüum gu prebigen. SSon bort
fei er bur$ Seutigien reifenb, in bie *ßroving ffingtotü gefommen unb
fyabe in beren brei bebcutenbften Orten Ugnom, St)ojgon), Otogaft ge*
leljrt, getauft, Sirtfyen geftif tet unb beren Dotierung burd) öergog
2Brati$tatt) erlangt, bie vierte ©tabt fei £imin getoefen (II, 4).
35ann geljt bie Srgctylung fogleid) gu Stettin über. SDcr Unterfdjieb
biefer f urgeu 9iad)rid)ten auf ber §anb,
von benen ©bboä liegt fo fetyr

ba§ eine JBcnufcung von beffen brittem Sud) vößig au$gefd)loffen er*
fdjeint. 3>n$befonbcre ift fcfytver gu glauben, ba§ ber für SBunber
unb bergteidjen fo empfängliche SSerfaffer bie SSorgänge in Oüfefoto
übergangen fjätte, tvenn fie il)m überhaupt befannt waren. 3?un
ift leicht gu erfeunen, baf? bie unftaren unb übertriebenen Weiterungen
über ba$ 9tti$verf)ättni« Otto« gu Norbert fcljr iool)l ber STrabition
in ^Bamberg fönnen entnommen unb c$ altem Sfofdjein nad) finb.
fein
SBofjcr aber I)at unfer SSerfaffer bie tarnen ber vier von Otto be*
fugten Orte in ©tavifdjer gorm unb in djronologifd) unrichtiger
SReifje? £erborb fd)(ie§t feinen ®crid)t von ber erften Steife mit
fotgenben Sorten II, 39: Quod ubi factum est, visum ei est
bonum esse, omissis quatuor quae supererant civitatibus cum
pagis, viculis et insulis suis, Uznoimia videlicet, Hologasta,
Cozgougia et Timina . . . 35a§ §erborb biefe ©teüe üjrem fac^«
ticken 3»u^att nac^ jenem von un$ ermittelten 2:agebud)e @efrib$ entlehnt

fyat, ift ungtveife(|aft. @3 (iegt ba^er bie SSermut^ung fef)r na^e,

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331

ber $rteftinger, lüctc^er flBer bie 35org8nge in btefett Orten nfdjtt


*9eftimmtere« Wußte, ljabe bie Tanten au« jener Oueße feine« jweiten
©ud)e« aufgetrieben unb hierbei ba« 33erfeljen begangen, bie
einfach
^ßroötnj SBnjtow auf ©tifefow unb Sßotgaft au«}ubel)nen , wäljrenb
1
bei ©efrib wofjt nur t>on Ufebom gefagt war, e« tage bort .

Den £)aupttljei{ be« britten 33nd|« bitbet bie @d)ilberung bon


Stettin« 9Ibfaü, bie SReife Otto« borten unb bie Sßtebergewinnung
ber ©tabt (III, 5 10). —
£)en Seridjt über teuere tjaben wir
oben®. 310 ff. feinem 3nl)alt nad) angegeben; unb eine 33ergteid)ung
mit bem entfpredjenben dbbo« jeigt, wie feljr er biefem an ©eftimmt*
ljeitunb SDeuttidjfeit nadjfteljt. Steinen wir baju ba« angebliche
wunberbare tfeudjten ber fiteiber unb bie tfjöricfyte änefbote bon Otto«
©erfahren mit ben fpietenben Stinbern (f. oben ©. 313 2fam. 1), fo
erfd&eint e« unjweifetljaft, bafj ber ^rieflinger l)ier leine fonberlidj
juücriäfftgc OueÜe £)a« Oteidje tritt nodj beuttidjer fyerbor
Ijatte.

in ber Srjäljtuug, wie Otto bie ©einen jur 9?eife nad) Stettin Der*
antagt: Ijier weiß ber ©ericfyterftatter nidjt einmal genau anjugeben,
wo ftd) ber SBifäof befanb 2 , ba« Singige, woran« bie Oerttidjfeit
einigermaßen burdtfdjimmert, ift bie Angabe, er fei au ba« SWeer ge*
gangen, ^idjt beffer fte!)t e« bann mit ber 9?eife t?on ©tettin nad)
SQBofltn. £>ter weiß ber <ßrieflinger nur t?on einem STnfttftcr be«
3Korbanfdjlag« unb läßt e« jwifdjen ben SWörbern unb ben ©tettinern,
bie Otto begleiten —
an9 weldjem ©runbe fte e« traten, wirb nidjt
gefagt — $um Sampf fommen; nad) bem £obe be« ^riefter« aber,
ber bie SRörber au«gefanbt, behauptet er, Ijabe Otto ben ©einen
8
©djweigen über ben SSorfatt geboten ; drbbo bagegen berietet t)on
jroei ^rieftern, bie ben Slnfdjfag erfonnen, fagt au«brü<flidj, e« fei
nidjt jum Kampfe gefommen, bagegen nidjt« mm Otto« ©efcfjt, Ijier*
über ju fäweigen. 9?adj biefer ßrjäljtung folgen bann nur nodj jwei
3Bunbergefd)id)ten, bie unfer ©iograplj Ijier anführt, weit fie iljm ge*
rabe einfallen (quia ad praesens memoriae oecurrit) unb fließt
bamit feine ©efdjreibung ber jweiten 9?eife.
3n
ben beiben testen, feljr lurjen Samueln feine« SBerf« (15
unb 16) tljeitt er mit, Otto fei nad) SSoBenbung be«@rjäfjlten 4 nadj
$aufe jurücfgefeljrt unb ljabe bem <ßapft $onoriu« einen 9?ing ge*
fanbt, mit ber SBitte iljn gu Weisen, bamit er mit tljm ben ju er*
wäljtenben ©ifcfyof Don Sommern weisen Knute. 9?adj erfolgter £u*

1
»gl. Äb>!e« 2fomettong 44 in Mon. Germ. SS. XII, 898.
9
III, 6: Episcopus aberat proeul, et mirum inmodumhis agnitis
tabescebat. 9lad) ber 3"* muß Otto in Bamberg gewefen fein, nadj be«
^riefttnger« (grjätjtung müßte e« fc^cinen, er wäre fdjon in Sommern gewefen,
wo aber, fagt er ebenfowentg wie öon wo er nad) Stettin abreifte.
• $aag o. a. O. @. 82 Ijäit biefe Wafinty für ein 3etdjen, baß be«
^riefflnger« ©ewfi^römonn Sfogenjeuge ber SReife gewefen. ©ie fdjtint öiel
e^er eine öerunglüdte Dfcadjbtlbung öon iWatt^. 8, 4 unb ä^nli^en Sorten be«
©errn gu fein.
4 His rite peractis, reversus ad propria est, III, 15.

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332

tüdffenbung ^oBe er ifin forgfam aufbetoaljrt, {ebotfi fein Sorljaberi


niefit au«füljren fömten, ba ifin ber £ob ereilte. SDamt toirb fein
£obe«tag — ober niefit ganj riefitig, toie e« ftfieint — mitgeteilt
unb berietet, er fei in ©egentoart be« Söürjburger ©iftfiof« in ©t.
SfHicfiaet beerbigt toorben, too er fi<fi fefbft fein ©rab fiatte bereiten

laffen. Sßir feljen: in bem ©eridjt be« «ßrieflinger« über bie jfoeite
9?eife finbet ftcfi nufit eine einzige 5Rotij, metefie genanere Sdtt anntfefiaft
feine« ©ett)äfir«manne« mit ben Dertlitfifeiten Sßottin« ober *ßom*
mern« überhaupt ober Äenntni« ber SSorgänge oerrietfie. ©eine Sfaufi*

rieten finb entmeber äßunbergefcfiicfiten nnb 2lnefboten, ober too bie«


niefit, leiben fie an größter Unflarfieit unb 33erfefitt)ommenl)eit. SSon
genauerer Datierung unb gehöriger, toenn au<fi niefit innerliefi oer*
bunbener, 2lneinanberreifiung ber einjelnen SSorgänge, toie toir fie boefi

im Seriefit über bie jtoeite föeife im Sittgemeinen feftgefialten fanben,


ift fiier feine Dfebe. 2ltte« loa« unfer ©iograpfi über Otto« jtoeiten
Slufentfialt in Sommern mitteilt, ift ber 9lrt, ba§ toir feinen ©runb
fiaben, ifim einen befonber« juoerläffigen ©eto8fir«mann jujufdjreiben.
SMelmefir cfiarafterifieren fitfi feine Sftittfieitnngen burifitoeg al« folefie,

toie ein fÖJöndft ber ©amberger ©iöjcfe fie öon $örenfagen erhalten
fonnte. SBir »erben bafier ntc^t fefil geljen, toenn toir befiaupten:
ben über bie jtoeite Steife
SBeriefit nebft bem II, 17 —
unb 18 enthaltenen Sßunber, ba« feinem 3nljatt naefi
eben in ba« britte ©utfi gehört fiätte fiatber <ißrief* —
linger au« ber im ©amberger §o<fiftift umtaufenben
Srabition entnommen 1 Unb ba« ©teitfie gilt oon ben .

beiben ©efitußcapitetn.
©od) fönnte er niefit in biefem ©eriefite bie beiben anberenJBio*
grapljien ju ©runbe gelegt unb
Seife compiliert fiaben?
in geiftlofer
S5on ßbbo gilt bie« benn mit ifim berührt er fiefi
ganj getoig niefit,
2
nirgenb« . Crfier fönnte man an £erborb benfen, mit bem er }a
aüerbing« nitfit bloß in (Sinjetfieiten materiell, fonbern in einer ©teQe,
toie oben gezeigt, fogar toörtlidj übereinfttmmt. Slttctn auefi bie« ift

gang unbenfbar, ba er al«bann mit eigentfiümlitfier Sonfequenj alle«


ba« müßte au«gelaffen fiaben, toa« feine Duette oon @bbo entlehnt
fiat, unb ba« ift ja toeitau« ber größte £fietl oon $>erborb« brittem

1
hiergegen botf nitfit eingetoenbet »erben, baß ber ^riefflnger in bem
Konten Wirtska bie ftonuftfie, (gbbo in Wirtisca nnb ©erborb in Wirtscha-
chus eine lotinijtertere gorm Rotten; benn (Sbbo« Wirtisca fiefit beut ur*
tyrünglidjen Wiriska jtcfitütfi ebenfo nolje toie be« ^riefltngerS Wirtsca,
$erborb ober fotmnt hierbei niefit in Setrodjt. SSgl. $aag <S. 75.
2
§aag@. 99 »tu, trofcbem er ben Untertrieb *toif<fien be« ^rieffinger«
nnb (Sbboe Delation öon Sirisfa« Zxaum fc^r fiorf betont, bennoefi aud einigen
gleitfifoutenben Sorten bie Ibljängigfeit biefe« öon jenem bort^nn. (Sbbo
III, 2fogtnömlicfi2B.: Domine Deus omnipotens, quinosad cognicionem
tui nominis . . venire tribuisti. SBei b. $r. III, 10 fieißt eß: Domine
.

Deus, qui gentem nostram . . ad agnitionem tui nominis venire fe-


cisti. 2)ie UebereinfHmmnng ift botfi gu geringfügig, um borou* trgenb etwa*
gu ftfiliegen. «n «b^ongigfeit @bbo« ip ober am aüertoemgftat )u benfen.

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333

SJurfje. $at nun aber ber fyrieftinger feine Wad>rid)ten ü6et Otto«
gfoeite Weife toie bie über feine ^ugenb auf ®runb münbtidjer Sttit*
Leitungen niebergefdjrieben, für bie (SrKärung feine« 33er«
fo bleibt

tyältniffe« gu £erborb nur bie8fanaJ)me mögtidj, baß biefer jenen ge*


tannt unb au«gefdjrieben Ijat. (Sine SInnafjme, toetdje mit §erborb«
SJerfaljren gegen gbbo« 333er! burdjau« jufamtnenftimmt unb nad) ber
fid) beffen brüte« Bud) — nidjt btoß in ber Betreibung ber gtoeüen
Weife, fonbern aud) in ben Wadjridjten über Otto« Qugenb — at«
Gtompofüton an^ dbbo« unb be« $rieflinger« entfaredjenben 2lb*
fdjnüten gang gfoangto« erftären läßt.

gaffen toir ba« Wefuttat nnferer ßrmittetungen gufammen.


6« Ijat ftd) gegeigt, baß bie un« öortiegenben Biographien gum
toeitau« größten £I)eü auf älteren ©djriften berufen, in benen ein*
gelne ]$m\§t ber Stfjätigfeit be« großen Bifäof« bargeftettt waren,
g« waren bie« bie SDenffcfyrift über feine 33erbienfte um bie ÜHögefe
Bamberg, ba« fcagcbud) ©efrib« über bie erfte Weife unb gbbo« Be*
fdjreibnng ber gtoeüen. üDagu fommen nod) bieUrfunben, wetdje ber
tefete in fein 2öerf aufgenommen l)at. S5on Jenen ift nun ©efrib«
£agebud) wotjt gteidjjeüig mit ben Sreigniffen entftanben, bie beiben
anberen ©Triften finb tooljt fef)r batb nad) Otto« £obe abgefaßt
Worten, bie ©enffdjrift jebenfatt« oor 1147, in wetdjem 3al)re W)t
§erman ftarb, auf beffen ©eljeiß man fie gufammenfteüte.
Bon ben erhaltenen ?eben«befd)reibungen nun l)at @bbo fein
SOBerf in ber ärt üerfaßt, ba^ er fidj für bie beiben erften Büdjer
ber ©enffdjrift unb be« STagebudj« bebieute, mit benen er bie toon iljm
mitgeteilten Urfunben unb bie Wadjridjtcn vereinigte, welche ifjm t)on
bem ingwifdjen oerftorbenen Ubatrid) gugegangen waren. Sit« brüte«
Bud) fügte er bann bie früher oon iljm oerfaßte ©d)rift über bie
gweüe Weife fjingu. Qn ben beiben erften Büdjern Ijat er nun bie
üjm ooriiegenben OueBen gwar fel)r ftarf oerfttrgt, er geigt ftd) aber
in bem oon ifjm ©egebenen überall guoerläffig unb oerbient bafjer
überall in erfter Siuie befragt gu werben, gür bie 3eit ber Slbfaf*
fnng ergiebt fldj at« frütjfte« 3al)r 1147, ba er in bem foäter Der*
faßten SD^eil ber ©djrift ben 2lbt £>erman at« oerftorben begegnet.
Die fpätefte ©renge Benufeung burdj §erborb, ber 1158
giebt feine
ober 1159 färieb. (Sbbo ftarb 1163.
SDer ^Jrieflinger Ijat im erften unb gweiten Budje fammt ben
baljin gehörigen (Sapüetn be« brüten ebenfalls bie £)enffdjrift unb
©efrib« £agebudj benufet unb hiermit bie iljm bef annte SErabition t>on
Otto« Seben bi« 1103 unb feiner gleiten Weife nadj Sommern t>er-
bunben. SDiefe £rabüton widj toon ber Sbbo burdj Ubatrit^ mitge*
t^eitten öietfadd ab, toa« fid) für Otto« frühere 3a^re, über bie aud)
Ubalri^ febeint ni^)t attgu gut unterrWbtet getoefen gu fein, burd) bie
S5erf(^ieben|eü be« Ort« —
benn ber eine lebte in ©t. SRidjaet bei
Bamberg, ber anbere bei Wegen«burg ,

für bie gweite Weife au«
ber äfogengeugenfäaft Ubatridj« Ijinreidjenb erftärt.

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334

dürfen tohr üjm baljer in triefen Stbfdjnitten nid&t gu Diel glauben,


fo berbient er bod) meljr Slnerfennung, at« ifjm bisher gu 23jeU ge-
worben, itt bcn 2lbfd)mtten , in benen er fid) auf bie genannten
@d)rifteh ftüfet; benn biefe f>at er, wenn aud) oft md)t gerabe ge*
fd)itft, bod) feljr treu unb otet boßftänbiger benufct at« ©bbo. 2)a
er ben SBtfdjof Slbatbcrt nod) tebeub nennt unb ba« in einem 216*
fdjrtitt, bcr t>on ifym frei niebergefdjrieben ift (III, 7), fo ift bamit
bie äugcrftc ©renge für bie 2lbfaffung«gett ber ©d)rift gegeben im
3>aljre 1158. ffiie lange oorljer er fdjrieb, fteljt ba^in 1 .

§erborb fannte beibe Vorgänger f gugteidE) aber beren Oueflen.


Stuf biefe ift er gurüd gegangen , nur tt>o fie nidjt au«reid)ten, Ijat er
jene benufct ©eitere Sftadjridjten bon 3ut>ertäffigfeit ftanben iljm
jebod^ nidjt gu ©ebot. S3ei berSBenufcung feiner Vortagen aber geigt
er, baß e« ifjm nidjt auf SBaljrfjeit anfam, fonbern barauf, einerseits

feine 2lbl)ängigfeit t>on gbbo, feinem B^tgenoffen unb 3Kitbeti>ofyner


be« Sfofter« @t. 9Kidjacl, gu toerbeefen, anbererfett« eine ooflftäubige,
fd)ön unb Junftooß gearbeitete, bem ©efdjmatfe unb ber firdjlidjen
9?id)tung feiner 3ett entfpredjenbe $efd)reibung öon bem geben be«
t>eref)rten Sntfd)fafenen gu geben. 3Diefem 3wetfe bientbie mit großem
©efdjid! geljanbljabte gorm be« Dialog«, bei tt>etd)er fid) Ujm gugleidj
©elegcnljeit bot, feine fonftige ©eteljrfamfeit gur ©djau gu fteßen ober
aud) ©egner gu geißeln, »ie in berSßorrebe gum erften S3ud); triefem
3toecfe biente ebenfo feljr bie arge ßntfteßung ber 9ßaljrl)eit, ti>etd)e

fidj faft überaß weniger finbet, iljm audj bie offenbare


meljr ober
gätfdjung be«S3riefe« t>onOtto an*ßafd)aü« unb berer t>on ^afdjati«
unb SoteSlatt) an Otto.
Der Sßertij ber brei ©iograpljien für bie ©efdjidjtfdjreibung
nun ift in ben eingehen Slbfdjmtten fefjr oerfdjieben. gür Otto«
SSerbienfte um @t. 9Ktdjact, unb feine
feine gtoeite «ißommerfcfye töeife
legten SEage, fottrie ©rabe für feine früheren
bi« gu einem getoiffen
3aljre ftefjt ßbbo ben anbern roeit borau unb ift burdjau« gtaubwür-
big. £>infid)tlidj bcr Äfoftergrünbungen unb fonftiger SSerbienfte um
©amberg ergangen fidj bie brei ©eridjte, bodj finb |>erborb« Angaben,
fotoeit fie nic^t ber SDenffdjrift entflammen, mit großer SBorftd^t gu
benufcen. lieber bie erfte Steife nad) Sommern giebt £erborb aflein
ausführlichen Sluffätuß, unb muffen ttrir iljm baljer ljauptfädjlidj
folgen, bodj ift er in ben ©ngeßjeiten, befonber« in ben iDaten unb
3al)len überaß burdj Sbbo unb ben ^ßricflinger gu controfliereu unb
»o ftdj 3ßiberfprüd)e ftnben, gu bewerfen.

1
S)o« gwifdjen biefer ©d)rift unb ber vita Theogeri, tteldje
ateljfiftttt«
nodj $oog @. 120 Don bemf elften 33erf offer fein (offen, tß bnrdj bie eine
ff.
Qlctd)foutenbe ©teile unb ben behaupteten gleiten ©til gu wenig aufgeteilt, um
boron« irgenb weisen ©djlnfi onf bie abfoffungöjeit gu gießen.

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ßfyrontf über «Sigmunb Äönig twn Ungarn.

SWitgetljetft öon

I). faxUmt.

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' ,

r^
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£)ie nad)ftei)enbe S^ronif entnehme idj einer £anbfdj. ber Igt.

©ibt. ju ßopenfjagen, ®l. $g(. @am(.


666. <ßap. ftot. 15. 5Kr.
3al)rl). *. SDiefetbe gehörte ju Snbe be$ 15. unb ju Slnfang be$ 16.
3<*f)rl). bem ßöfner ©ürger §ifbrant ©uberman, ber bie festen Ott.
mit ^otijen ü6er bie 3ai)re 1489—1504 füttte, im 17. 3a£ri).
ging fie, taut ©intragungen auf bem SSorfegeöfatt , burd) bie £änbe
verriebener ©efifcer; wann fie in ©efifc ber fgt. SBiM. gelangte, faßt
fid) nidjt erfeljen. £)ie erften57 SBtt. enthalten eine burdjauS gteicfy*
mäßig getriebene 9fti$ceßandjronif bis 1419. Die festen Slbfdjnitte
bejte^en fl<f) au$fd)fiefjnd) auf Kölner 93org8nge, eine lurj &or bem
@d)tu& fteijenbe 9?otij ift nod) 1419 »erfaßt *. 3ebod) ift ber oor*
liegenbe £qrt nid)t ba$ Stutograplj, fonbern gehört einer etwa« fpä*
teren £eit an. SBaljrfdjeinUd) tourbe er \>ox Sttitte ber breißiger $cfyxt
gefärieben, benn SM. 60*—65 a
finben fid) oon anberer, toieber burd)*
au« gleichmäßiger §anb Wotijen ju 1426 unb 1433 1435, bie ju* —
fammen im tefetgenannten 3af)r ober furj barauf gefdjrieben ju fein
freuten.
Die @igmunb$d)ronif ift ©f. 37 b—43 b
atmfdjen greigniffen
be$ 3. 1414 eingefdjoben. @ie begleitet, in feljr toedjfetnber 9tu$*
fül)rfid)feit, ben 8eben$gang ©igmunb* bi$ ju feiner §eiratlj mit
©arbara oon ßitti (1408), bie freiließ in einem 3ufammenl)ang er»
bem, genau genommen, nur oon ber mehrere $af)tt
toäljnt ttrirb, in

früher faßenben Verlobung bie 9?ebe fein fönnte. Die einfeitenben


SBorte 'Item hi yortan' etc. nentien ©igmunb römifdjen ßönig (feit
1410) unb fpredjen oon feinem erften $ug n ad& Otolien (1412), in*

1
&ur$ ertoSljnt ifl fie in bem (gttdjfenfdjen $anbfdjriftenfotolog ber äo-
Jjenlj. 8iM. bon 1786, @. 85. ®ann 8rdj. VII, 153. $ierburcfc
b. @ef.
anfmertfam gemadjt, tooubte idj mid) an ©rn. <Stat«rot( Dr. 8ruun, (S^ef ber
Igt. ©i&liotljef , ber mir tri jutoorfommenbfter Sßeife nähere 2fo«funft ertljeitte.
Huf Vermittlung be« auswärtigen «rate« ttmrbe mir bie $anbfd). %n längerer
Venufeung nadt) SBonn übertaffen. 8ud) für ttteberrljeimfdje Socalgefdjtdjte ent*
(SU fie toertljtiotte Veitrfige, bie im 2. SBb. ber ©jrontfen ber @tabt Äöln jur
Veröffentlichung fommen »erben.
9
SRadjbem erjSljU »orben ifl , bie (Sntfäfibuttfl eine« 3tt>ifie« ber ©tobt
ftötn mit ben rljeinifdjen äurfürfien fei grü(jo(r 1419 bem (Srjbifdjof bon
Xrier übertragen »orben , (eißt e« weiter „got gebe , bot er ein gut redjt
:

fpredje". gotgen noc( einige bi« ^erbft 1419 reic^enbe Angaben.

i
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338

bcffen geftatten fie feinen <§d)tug auf bentenninus a quo ber Gnt*
fteljung, ba fte Don beut Somptfator ber 9Ki«cetfand)ronif
fc^r mof)t
beigefügt fein fönneu. SBenn e« 9&1 42* nad) ber gtud)t äßenjet«
au« ber ©efangenfdjaft $u SBien (1403) Ijeigt: aber der konink
Siclimunt und de van Oistrich haben seit darumb vil Unwillen
mit einander darumb gehabt, fo ift ba« gu unbeftimmt, um einen
fixeren @d)fug ju erlauben, gür ben tenninus ad quem ergibt ftd) ein
ttjeiter ©piefraum: iebenfatt« oor bem £obe ©igmunb« (1437), ber

©f. 4H, unb oor bem jobe feinet ©djtmegeroater« ^ermann ©rafen
üonßitti (1434) \ ber 59t. 43 b al« nod) tebenb ertüäljnt toirb. 2tu«
b
ber Slngabe (©f. 41 ), ©igmunb Ijabe ©o«nien erobert, und hat is
auch noch hude. Da sint wider kristenlude genoch, läßt fid) nidjt«
Sßeitere« entnehmen. &\r>av würbe ©o«uien 1415 toon ben Domänen
überflutet, aber fdjon nadj menigen 3al)ren toieDererobert unb feit*
bem bauernb Don ©igmunb behauptet 8 SBottte man annehmen, bag
.

bereite ber gfetdjjeitige Mner ßljronift, ber ©reigniffe be« 3. 1419


Bezeichnete, bie©igmunbsdjronif ber ßompifation einverleibte, fo märe
bie Sntfteljung vor 1419 ;ju fefcen, ma« mir autf) maljrfcfyeinficlj ift.
3?mmerljin bleibt bie 3Kögttd)feit, bag fie erft oon einem Sfbfdjreiber
aufgenommen mürbe.
Ueber ben Ort ber (Sntfteljung unb bie ^erfon be« 93erfaffer«
finb t)öd)fteu$ 93ermutljuugen allgemeiner Sftatur jutäfftg. -Kur bar*
auf fei Ijingemiefen, bag ber feinem ©runbdjarafter natf) nieberbeutfdje

Stejrt mieberljott oberbeutjfäe Sautf ormen aufmeift (j. ©. leiben, leber.


Prespurg. Pehem. Pehemlant. polde. pit), atfo ttjo^l einer ober*
beutfdjen SSorfage folgte.
Da mir üon neueren Ouettenpubticationen unb Bearbeitungen
ber mittelafterfid^en ©efdjidjte Ungarn« faft nidjt« gu ®ebote ftanb,
falj mid) genötigt, auf eine ttrirfltd) einge^enbe ßritif ju fcerjidjten
id)

unb midj in ber $auptfadje auf eine 93ergleid)ung mit ben arbeiten
8 4 5
Don 3Ifct)bad) , ^ßafodfy , tfinbner 311 befdjränfen. ©in allgemeine«
Urzeit ift au* fo bereit« möglid). Die ÜDarfteßung ift l)öd)ft lüden*
6
Ijaft unb Dermeift mit SSortiebe bei anefbotenfjafter §lu«matuug ro*
manttfdjer ©pifoben, fie ift djronofogifd) Derfoirrt unb burdjau« $u
©igmunb« Ounften gefärbt, $)a« ®anje mad)t ben ©nbrucf, at«
fei e« au« ber Mögen Srinnerung ober botf) mit gänjfid) ungenü*
genben £ütf«mittetn flüchtig Ijingemorfen. £)ie Gmtfdjeibung, ob ein*
getne &on ber gemöljnfidien Ueberiieferung abfoeidjenbe !Detatt« nid&t
bodj ju beachten finb, mug id) fadjfunbigerem Urzeit überiaffen.

1 ©rafen üon (Eiffi Bei Hahn, Coli, monum. II, 686.


(Hjronit ber
8
©tgntunb« II, 404. 411. IV, 265,
2lfä&ac$, ©efä. Äaifer
8
©efdj. Äaifer ©igmunb« ©b. I.
4
©efd). bon ©itymen ©b. III, Hbtl). 1.
8 ©raun«
©efdj. be« beutfdjen föeidje« unter *öntg SBenjeL S3b. I.
f^toeig 1875.
6
$etfytet«»eife »trb ber ©tettung ©igmunb« at« SWarfgraf Don ©ran-
benburg unb Regent öon ¥o(en, feine* #erf}ältmf[e« jum @(^i«ma, ber Snter*
öentton SBenjet« in Ungarn (1386) mit feinem ©orte gebaut.

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m
$tanfenb ljebe id> Me freuubttdp £>tt(fe Ijeroor, tue mir bei bet
ßonftituhrung be$ £erte$ Dr. 31. JReifferfdptb inSBonn teiftetc. £)te
l
2Bortfd>reibimg folgt bem üou
*
SReiffcrf^cib aufgehellten unb nod)
2
fürjtid) als muftergültig empfohlenen ©Aftern .

Hi yint man des koninks Sigmnndas cronica a zu Ungern.


fitem hi vortanvint man geschreven des konik cronica b
van Ungern, genant Sigmundus, ganz ind gar van sinen
kintlichen dagen bis up den datum als vurg. steit, do er zu
Roemschen konik gekoren wart und in Lamparden zuch etc.].
Item in jaren uns heren 1372 jar, do was konink Sig-
mundus gegeven zu Ungern, zu leren Ungers sprach, und
was bi dem konink Lodwich van Ungern in simehofe 8 der .

seif konink Lodwich was ein mechtich here. der betwank


de Venediger, daz si ewelich der krönen van Ungeren al jar
geben müsse 7000 dukaten. item dan so was keiser Karl
van Behem des jungen vater Sigismundus vurg., ind bi des
konink Lodewich vurg. und bi des keiser Karl ziden wart
ein hilich gedadinkt, also dat Sigismundus vurg. des ko-
ninks Lodewich dochter heben salt. zur stunt do man screif
1386 jar 4 , do starf konink Lodwich ind leis nicht mer dan
1 kint 5 dat was de dochter, de dem c konink Sichmunde
.

versprochen was van irem vater, de heische Maria und was


ein gar weidlich d junfraue. ind de zit ind wile der konik
Sigmunt alda was zu Oven in der stat, doi kreich de jum-
frauwe Maria den vurg. Sichmunt gar leif ind er si wider,
daz wart gedadingt mit den lantherren zu Ungern, daz man
si zusamen gaf , und do wart ein kostlich herlich brutloift.
da was maniche vurste und here van manchen landen, und
zu Oven wurden si zugelacht, item also wart er auch ge-
kroent mit de Ungers krönen, und al heren hulden und zwo-
ren im als irme rechten heren. dat gescach in dem jaren
unses heren 1386 jare zu Wisenburg in der stat, da is de

* Ca ca $«. t>
canonic» $«. c de der $S.
d weildlich $8.

1
y unb ii, u ftott w, s öfter ftatt z, z ftatt tz u. f. tt).
i ftatt
9
*ifc 3ettfär. XXXIII, 168.
»fll.
8
3« ba* Saljr 1372 fallen bie erften Verkantungen toegeit ber Verlo-
bung SigmunbS mit 2Rarie. SDtc Verlobung felbft erfolgte na$ Sinbner 58
im 3<ri)r 1374, ttmrbe aber balb bureft ein franjöfifäe« ©eiratbsprojeet nrieber
groeifelbaft, na* %fäba$ I, 12 erft 1380, alfo na* äarl« IV. £obe. Seines*
falls ift ©igmunb fdjon 1372 an ben ungarifdjen $of gefommen.
4
»cretts 1382.
6
Unnötig. 3)ie anbere fcodjter ift $ebttng, Äönigin Don ?olen.

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340

kröne 1, ind also Weif im dat koninkrich, und regneirde


alda in Ungern ind beheilt vil gest bi im, dat waren Pehem,
Pollner, Deutscher und anderen vrömde gest. darumb dat
de Ungers lantheren zornten und hatten vil tading mit dem
konink*, we si der gest quit werden wolden, daz der ko-
nink nicht doin wolt. do gingen si alzit heimlich zu rade,
we si in aus b dem lande triben wolden, of si wolden in doit
slain. dat stunt als lang, bis si sich darup gericht hatten.
Van conink Sichmunt.
Item anno 1389 jar 2 do hatten si heimlich gross vulk
in der stat zu Oven und hatten vil vulks in dem velde. do
was der bischuf van Gron ind der bischuf van Erla ind der
van Fejanus ind der Kratziger ind der Zakelispan ind vil
ander lantheren, ind waren auch da 2 waidan, dat sint 2
herzogen 8 ind der konink wüst hevan nichts, si hatten
,

den konink ind al man lassen verstan, si wolden ein hof


haben mit stechen ind danzen ind wolden vrolich sin. is
was zu halben mei. de Behem ind de Polner ind ander vil
gest de richden sich darup und machden sich kostlich aus
ind stachen ind waren gar vrolich in dem sloss. nu hatten
si iren upsatzt gemacht, daz si den konink des nachts in
dem sloss ader bürg zu Oven ubervallen wolden ind wolden
in morden, und wolden dan c furbaes sakman über de gest
machen, nu hatte de koninkin d einen getruwen deiner, daz
was ein Ungern, der gink zu ir des ovents, do man gessen
hatte, ind sachte ir desen upsatzt genzlich und gar, we si
irren heren des nachts vangen ind morden wolden. si sweich
stil und sacht is dem konink nicht, want de lantheren hatten
wal alsulchen grossen macht, daz er 6 in mit gewalt nicht
mocht entkörnen sin. des nachts, do der konink slofen solde
gan und ederman was auch slofen, ausgescheide f de lant-
heren, de waren heimlich bi einander, zu volvoren iren up-

» mit den lantheren $8. b im ans £8. c nnd


wolden dan jtt>eimal $S. d koninknyn £«. e macht da
waz er $S. f angescheide #S.

1
3)tc Sermäljfong mit 2Raria fällt $erbft 1385, bie Ärönwtg in @tul)t«
toetfcenburg crfl 1387 äRärg 31. fcfdjbadj I, 25. 47. Stabiler 258.
8
2>te gludjt ©tgmunbs nadj SBötjmen fällt fdjon toenige SBodjen nadj
fetnerS3ermäl)Umg, SRoüember 1385, toomit ftdj frettidj bie Zugabe 'is waz zu
halben mei' nidjt »erträgt. 2Ufo audj Ijier, tote oben beim £ob tönig 2ub*
Wtg«, ein genfer tion titer 3at)ren.
8 19 unb 251 an
Watii ber Starfteflung bei Hfdjbadj I, ff. fiinbner ff. ftefjt

ber ©pifce btefer erfien SBerfdjroörung bie gamilie §ortt>ätl)l) , namentlidj ?aut
#. SBtfdjof oon Slgrom , ber perföntidt) nad) Stauen ging , um tönig ftart tion
Neapel bie ungarifdje Ärone anpbieten. 3)en (Srjbifdjof Sodann tion ©ran
nnb S3ifd)of Storno« tion (Srlan ftnben mir als Häupter ber Rebellion tion
1402. «gl. Hfdjbadj 215.

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341

satz, doi sacht si dem konink al sache, we it was gelegen,


de wil si sust jamerlich standen bi ein in dem sloss, do drungen
de lantheren in mit grossen volk. doi leis de koningin und
2 man van iren kemerling den konink af aus dem torn mit
seilen und mit slaeflachen ind ander dink was si hatten,
want der turn was gar hoi \ dat was ein jemerlich scheiden
van sulcher herlicheit ind van sulchem leiben menschen, want
si was ein aussermassen weidlich wif. also quam der ko-
nink in ein dorp dabi, da vant he einen buren, der im 2
pert bestalt. de konink vermachde sich also, daz er quam
binnen der selver nacht ind binnen des nesten dags darna
zu mitdage gan Prespurg 2, de licht up dem gemerk bi Oest-
rich und licht wal 14 mile van Oven, alda was hei sicher,
und reit van den furbas gan Präge zu dem konink van Be-
hem, der was der wile Romscher konink, ind clagede da
sin leit. ind bleif da gude wile, ee er vulk kreich, sich ent-
gan de lantheren zu vechten ind zu striden, want des Un-
gers vulks was gar vil. item dan vort, als vurg. steit,
we de lantheren in dat sloss drungen und suchten den ko-
nink und vunden siner nicht, do hatten si grossen unmut,
und do vingen si de alde a konikin ind auch de junge ko-
ninkin Maria und heilten si al beide gar smelich. ind mach-
den furbaz sakman über al de geste de da waren und plün-
derten de al, also daz si al in bösen kleideren darvan qua-
men al zu voes mallich in sin heimunc b.
Van conink Sichmunt.
Item do veingen si de aide koninkin und de junge ko-
ninkin Maria und heilten si garsorelich gevangen c daz er- .

barmde den grossen grafen 8, de hat de wile Windiche lant 4


in. der selber tadingt d mit der alden koningkin und mit der
junge koninkin, daz si mit im solden varen gan Windische
lande, alda wolt er si erberlich halden, und wolt si auch
wal sicheren vur den anderen lantheren. also machden si
sich up de vart e gan Windischen lande, dat wart verspiet

* alda #8. b heymunt $8. c gavacgen $8.


d tadingt er #8. • vurt $8.

1
(Sine ganj ttfjittidj* @efd)id)te, fteitidj unter Hnga&e gan) anbetet SDio*
ttoe unb anbetet golgen, et&äljlt »on betÄönigin SWatia au$ ©etmann Äotner
(Eccard II, 1155) ju 1387.
8
#gl. Appendix au $agenö Ctytomf J. 3. 1385 (Pez, SS. rer. Austr.
I, 1162): und auf sant Merten tag (9iot>. 11) floch der Sigmund aus
dem land zu fuessen, und khom gen Prespurg. $lbet am 14. Sftoö. ut<
tunbct ©igmunb f$on in $tag; Sinbnet 259 $lnm.
8
$et $alatm «Ri!olau8 ©ara. SSon Ijtct ah ifl bie Reihenfolge total
öertüittt, bie (Stmotbung beö $alatin unb bet tönigin ©ftfabctl) fällt nidjt uor
bie (Stmotbung äarl« Don SReaöel, fonbetn fnätet.
4
Slawonien.

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342

den* anderen lantberen. de warden np si und heilten in


eim walde und ranten aber si, and veingen deizwa konink-
innen und auch den grossen grafen, and slogen dem grossen b
graien sin häuft af vor den zwen koninginnen in dem velde
als vort 1 , und vorten de zwa koninginnen heimlich wider in
dat lant, and vorten si in dat sterkste slos, genant zu der
Blinderbarg c *, das irgen in Ungeren licht also heilten si
de zwa vurstin da gevangen, und in wart vil smaheit van
den lantheren erboten, und zur stunt darna erwurgden de
lantheren mit einre hantzwelen de aide koninkin und spra-
chen d , si wer sust geliehen gestorben 6 .
Vanconinc Sichmunt.
Item do gingen si zu rade, wen si eine andern konink
upwerpen wolden. und santen richlich botschaf in Pullen
nach Karl f Vree* des koninks sun van Pullen 3 , und gaben
im dat konikrich van Ungern, und versprachen im, si wolten
im zu wibe geben des koninks dochter van Ungern genant
Maria 4 de doch konink Sigmundus oft Sigismundus vur be-
,

slafen hat wol 3 jare 5 also quam Karl Vree in Ungarn


.

mit grosser macht, und dei lantheren entfingen in als vur


einen konink, und drungen de koninkin Maria darzu, daz si
sin wif solde werden, darumb si h grosse noet ind jamer
dreif, da lang van zu scriben were. item do was lebendich
des grossen graven son 6, dem de lantheren sinen vader ent-
hoift hadden. den erbarmte de koninkin , want dreif grosse
» dem $8. * den grossem §8. c €>o Don anberer
$anb au« Blyndeburg geänbert $8. d sprachten $8. • ge-
starben $8. f Karllz §8. * SWit Sto8nal>ine weniger, bc=
fonbet« be merfter ©teilen, fte^t regelmäßig vre, ein jwort8 e ift übergefdjrieben.
* so $8.
1
3)er UcberfoK öon ©iafoüar, bei »eifern bie Königinnen Clifabetl) unb
flföaria gefangen würben unb ber $alatin beut $afj bev ^omät^f^en gartet
jum Opfer fiel, fanb fiatt 3uli 1386. Bfäbad) 40.
8
©iffegrab, wcld)e8 au$ bei (Sberljarb SQBinbecf wieberljolt unter bem
9tamen ©linbenburg begegnet. Vicegradu vulgariter Plintenwurkch Ijat

Andr. cron. bei Eccard SDa8 ©efängniß ber Königinnen war


I, 2143.
übrigens nidjt Söiffegrab, fonbern SRobigrab in SDalmatien, wo (SUfabety Anfang
M nädjfien 3a1)re8 erwürgt würbe.
8
Karl öon ©ura^o, feit 1384 König öon Neapel, aber nidjt neapolita*
nifdjer Äöntg8fol)n. (Sr ift belannt unter ben ©einamen ber Kleine (brevis)
unb della pace, au8 einem berfelben muß ba8 in unferer (Sljronit feinem 92a«
1
men regelmäßig beigefügte 'Vree (bielleidjt =
griebe) burdj Korruption ent*
jlanbcn fein.
4 verbreitet ber ©taube an bie (Srifienj biefe8 fonberbaren $roject8
SBie
(fowoljl Karl wie SWaria waren berljeiratljet) gewefen fein muß, geigen bie Zi-
tate bei fiinbner 255.
6 3)ie Slntunft Kar(8 in Ungarn erfolgte nodj im gleiten 3aljr wie bie
»crmfiljlung ©igmunb8 mit SRarta, 1385. Sgl. $fd)badj 28.
6
Sie folgenbe <Sr$äfjtung aber bejieljt ftdj auf ben $alatin $Rifolau8
felbft, ber erjt fester ermorbet wirb« Sgl. oben.

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343

jamer , daz si bi Karl Vree slafen solde. darumb der selb


jung grosgraf dach und nacht gedacht, we er de koninkin
moecht erlosen und auch sinen vader rechen, und vunden
einen man, der was der koninkinnen kamerer 1 der sprach: ,

er wolt sin leben daran wagen, of a er must sterben, als auch


dat geschach. es vogent ein zit, daz vil herschaft zu Oven
in dem sloss essen solden mit Karl Vree, do gink der selber
kamerling dar , do der Karl Vree über tafel sas mit vü he-
ran, und zoech ein lang houeden metz aus, dat heist dar ein
kardinal 8, und sloch durg sin boift bis durg sinhirnen, also
dat er sterben moist. do dat des Karl Vres b dener verna-
men, de wolden sich darvan machen 6 und de Unger über ,

si al und machden sakman aus in al und leissen si zu voesse


wider heim laufen, alda leissen si verloeren manche kost-
lich kleinode und vil schonre hengst. alda moisten grossen
heren, ritter und knecht in boissen d kleideren heim laufen,
und der selber kamerling, der ditz gedain hatten, der wart
zur stunt zu stucken in dem selben sale zehauen s und de .

grosse graf reit zur stunt bi der nacht darvan 4 , quam gan
Fresburg und screif do dem konink Sigmundus, daz er zer
stunt queme mit der meister macht, so er hatte, er wolt im
wider in dat lant helpen. und screif im , we der Karl Vree
erslagen were. binnen des do alsus sakman gemacht wart
über des Karl Vres f vulk, als vurg. steit, und si leissen
soiken den grossen grafen, doi si vernamen, daz der darvan
komen was, do veingen de lantheren aber de koningin Maria
undvurten si gan der Blinderburg 5 alreirst geschach ir da .

vil smaech und vil kummers. item binnen der zit quam ko-
nink Sigmunt mit gewalt wider in dat lant und quam zu dem
grossen grafen gan Presburg, und bracht vil Behem und
Deutzschen mit im. und der herzöge van Oestrich hulpen

» äff $8. b vrs $S. c machden $S.


d
knecht und boyssen$$. e zn allen stukken$S.; ift ju tefeu
1
'von allen zn stucken ? f vrs mit fibergefdjr. e $S.

1
2>er Dbermunbfdjenf SBlaftuö gorg&q. flöuig Staxl mürbe burdj tyn
am 7. gebruar 1386 ferner öertmmbet, ftorb iebod) erfl einige SBodjen fpäter.
3lfd)bad) 30 ff.
* »ermutljfidj ift ber ©treiüjammer (<£jäfän, ugl. Hfdjbadj 31) gemeint.
8 2)a« entfdjteben unrichtig. tourbe bei bem SWorbanfoff auf
ift ©laflu«
Statt nur fetter öerttmnbet uub fanb erjt im 3ult 1386 gleidfoeitig mit bem
tßatatut feinen £ob. Slfdjbadj 41.
4
2>ie folgenben Zugaben finb gänjlidji confu«. ©er^atatin, ba« $aupt
ber gegen Äart Don Wtaptl gerichteten SJerfdjtttörung , trat iefet felbft an bie
©Jrifce ber Regierung, bi« ju feiner (Srmorbung 3uli 1386. SBgt. Sfdjbad) 40
uub oben.
6
jtbmgin SHaria ift nur einmal, nadj bem Uebcrfafl öou ©iafoöär, ge«
fangen gefefct toorben. 2>er Srrtijum ift einfache golge ber djrouologtfdjeu Ser-
wirrung.

XVI. 23

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344

im, also daz er in kurzer zit al sloss und stede mit dem
swerde gewan, also daz de lantheren, de dese tading ge-
macht hadden, ein deil fluchtich wurden aus Ungerlant, ein
deil gaf sich zu gnaden, alsoe gewan er dat lant alre gair.
Van konink Sichmunt.
Item der konink zuch zur stunt vur dat sloss genant
Blinderburg, da lach sin vraue vurg. Maria up gevangen 1.
der selver burgraf gaf sich in genade und gaf dat sloss up,
dat ne a in geins koninks hant komen moecht an zu der zit.
we er sin fraue do entfeing und si in wider, da were vil
van zu schriben, als dat wol merklich is, want si waren beide
van ein jamerlich verdrehen, as vurg. steit. do vort er de
selber fraue mit grosser freueden und heirlicheit wider gan
Oven, do sacht si im, wer de lantheren weren, de ir als
smelichen hatten mit gevaren und unzocht erboden. de sel-
ben lantheren wurden in korzer vrist al gevangen, de alre
snoistgde under in, der was rittermessich, der waren wal
40, de wurden al up einem acherunden gekopt zu Oven in
der s tat 2 und also reignerde der konink vurbas wal 2 jar.
,

und de koninkin Maria wart zwanger in der zit, und was ir


zit mer dan half der geburt. und si solt eins dags jagen
riden im dem walt, licht bi Oven, genant der Schiltberg, ind
alda solt si dem wilde narennen. der hengst viel mit ir, und
si wart der geburt in dem walde quit, und stürben zerstunt
8
al beide . der konink dref grossen jamer umb iren doit, da
lang van zu schriven were.
Van konink Sichmunt.
Item darna doi man schreif 1399 jar 4, do sant der sel-
ben konink aus botschaft in alle lant, we er ein hervart doin
wolt up de heiden genant Türken, de hervart geschach,
darzu quamen vil heren. der konink mit alre sinre macht,
der herzog vanBurgonien 5, der konink kanstabel vanFrank-
rich 6 ; vil mechtiger heren, ritter ind knecht aus Behemlant;
item vil heren aus Oestrich; item vil heren aus Beieren;
item vilZwabischer b heren und ander heren van vü landen,
alda was ein blum van kristenlant. und der heiden konink

* da $8. b zwabihscer $3.

1
3m3toni 1387 nmrbe flßnigin SWario bon SRobigrab entfoffen. 3fd}«
fad) 73. gmbtter 269.
9
Bfdjbad) 85 foridjt öon 32 ungarifgen (Sblen, bie @igmunb nad) ber
»etoältigung be« ©orttä,t^f(^cn 2lufjtanbe* in Ofen Ijinridjtcn ließ.
8
Bfdjbadj 83 tennt biefe ganje öcrflon nidjt, fonbem fpric^t nnr bon
einer Äranfyeit.
»iefaicljr 1396.
6
3o^onn @rof oon SReöer«, @o$n $erjog $l)Üit>t>« uon »urgunb.
9(iliM> bon Hrtois, Orof Don <Sn.

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345

van den Tarken, genant de Amarat \ der samenet sich auch


mit grossem vulk. do si zu velde quamen, do wolden de
Franzosen a ee mit allen Sachen iren willen hain in dem here,
want si waren mechtich da mit vil ritterschaft 2 und der .

heiden hadden grossen listigen upsatz entgan de kristen, dat


allit der konink Sichmunt wol wist, want it wart im kunt
getaen. nu wolden de Franzosen dem konink nicht volgen
und wolten ee den vurstrit haben mit dem heiden. und griffen
den strit an mit grosser hochfart und hoemoit, want de Deut-
schen solden sent Joris banner gevort hain, dat vorten de
Franzosen, daz ne geschehen was vurziden. da wart manich
man erslagen. doch de kristen verloren den strit und fluwen
van dem velde. alda wart gevangen der herzog van Bur-
gonien, und ander Polnische herzogen wal 2, und vil heren
ritter ind kriecht, de alseit darna grosse noet liden im dem
heidenische lande, und de kristen musten den heiden ir
ploge trecken gelich dem veich. der Ungerischen heren wur-
den gar vil erslagen und auch gevangen. der was, als man
sagt, me dan 21000 man. der konink selber quam neulichen
darvan mit grosser noet und quam zu wasser darvan. und
der Türken wurden des gewar und zogen im na auch zu
wasser und züchten in up dem mer. nu was ein behende
schifman up dem mer ader ein marner, der was kundich up
dem mere. der underwant sich des koninks und vort in ein
ganz jar 8 up dem mer enfluchten, also dat nemant wist, ob
er leifde of tut were. und der marner, der in also vorte,
der was genant Pipo 4 er und al, de in dem schif waren,
,

liden grosse noet an vitalien und an weder, want si sich


nirgen dorsten sehen laessen, noch zu luden komen vur den
heiden, de in allit navoren, also dat in got halp, daz si zu
lande chamen zu Sadrosz 5 und also nam der konink den
.

vurg. Pipo mit im und quam gan Oven mit grossem vrei-
den. in der zit de wile der konink also up dem mere was,

& Franzzossen $«. uttb fo öfter.

1
©ultan «aiajetl}.
* 2>aß ber Uebermntlj bcr fratt&öftfdjen töitter am »erlufl bcr @djladjt
ton (1396 @cpt. 28) einen großen fcljeil ber @d)ulb trug, fagen bie
9litopoli9
meißen$3erid)te. »gt&fäbad) 102 ff. 3>en3anf um ben»orfircit fennt audj
Aen. Sylvius de viris ill. («ibl. be« @tuttg. Sit. »er. 1842) ©. 60.
8
2)o« iß übertrieben. @igmunb entrann bie SDonau hinunter, naljm
ben töüdweg über fconftantinopel unb ffiljobuS, (anbete aber fdjon (Snbe 1396
an ber balmatinifdjen Äüfte. Bfdjbadj 112.
43ebcnfafl« ifi berglorcntiner ^ippo gemeint, öon@igmunb jum©rafen
öon 2eme«tt)ar erhoben, einer ber beften nngarifdjen gelbljerrn. »gl. afdjbad)
255. 337, ber aber öon feinen angeblichen »erbienften um @igmunb« ScbenS*
rettnng nidjte weiß.
£ara, bei (Sber^arb SBinbed c. 17 Saderes.
23*

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346

do waren de Ungers lantheren aber umbgeslagen und wol-


den einen andern konink up hain geworpen*. de darvan
schuldich waren, de veilem al dem konink zn gnaden, und
er nam si auch zu gnaden, sunder 2 man rittermessich, de
leis er koppen K und also zur stunt darna zochen im de
Türken in sin lant und daden im grossen schaden an luden
und an dem lande, do samende sich aber der konink mit
sinen Ungern ind Pehem ind Jagden de heiden wider aus
dem lande, ind bezatzt do sin lant mit rittern und mit knechten,
daz de heiden in dat lant nicht me mochten komen. dat
stunt also wal 2 jar.
Yan konink Sichmunt
Item als vurg. steit, do der konink den strit verloren
hatte, doi waren gezogen de heiden in dat koninkrich genant
Bussen 2, dat gewunnen si alre gar und dreben de kristen-
lude al hinder sich in dat heidenische lant. nu besant aber
der konink al sin macht und zuch wider zu dem lande Bussen
genant, und streit mit dem heiden b und gewan den strit,
und de heiden gafen de flucht, also gewan der konink dat
koninkrich wider und besatzt dat mit rittern und knechten
vestlich, und hat is auch noch hude. da sint wider kristen-
c
lude genoch . also zuech der konink wider gan Oven ind
besatzet d al sin lant mit sinen luden, und zuech gan Pehem
und bleif da wol V* jar, und machde verbuntnisse mit den
lantheren van Behem, also dat si meinten den konink van
Behem zu dringen, dat er dat keiserich behalden solde und
solt darna werfen, des der konink Wenzla neit doin en-
wolde. da bestalt sin bruder konink Sichmunt einen upsatzt,
also dat er den konink Wenzla aus der stat zu Pra da-
dinget, und veing in do in dem velde 8 , und vort in 6 mit
gewalt vam Pehemlant, und bracht in zu Presburg 4, ein stat
licht in Ungern, do bat der konink van Behem sinen bru-
der, dat er in wolt voren gan Oistrich, want de luft wer im
zu stark in Ungerlant. dat geschach. der konink Sichmunt

a gewarpen $8. b heydem $8. c genach $8.


d besatzat $8. e im $8.
1
(Semeint ift wafcfdjeiufidj ber Anfang 1398 enthauptete ftebenbfirgifdje
SBoiwobe ©tepljan Saqfofo uttb fein SReffe «Stefan ©unontotnija. $gl »fö-
ba$ 118 unb 119 3lnm.
2
#o8nien. SRadj ber 2)arfietfong bei Ifdjbad) 119 unb 231 waren bie
erflen 3üge ofae größeren Erfolg, bie wirflidje Eroberung be8 2anbe8 fällt etfl
1404 ff.
8
würbe 1402 SRärj 6 in ber ftltftabt $rag feftgenommen , im
äQBenjel
3nm @igmunb öon bort weg. $alach) III, 1, 141.
führte iljn
4
3n $re8burg fefcte Sigmunb ben SWarfgrafen $rofop Don SDtäljrett fefh
2>aß and) SBenjel üor ber SBiencr ©cfangenfdjaft nad) $re«burg gebraut Worten
fei, wirb fonfi nirgenbwo erwähnt.

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347

gaf in den forsten van Oistrich zu treuer hant zu bewaren,


und getreude in des genzlich \ also quam er gan Wiem» in
de stat und was alda gevangen mer dan 1 jar in eim schonen
hos. und hatten de b vursten van erber lüde van rittern und
van knechten im huter gesatzt, de in tag und nacht hoden
solden, dat er nicht davan queme. doch so was ein listich
man bi dem konink, der heis Sichmunt Holer, und was ein
kaufman gewest und was mechtig in al dem koninkrich®.
der vant einen list und brachen ein loch dorge ein geboene.
dat loch stunt under dem bette, da der konink up sleif, also
daz is nemants gewar wart und van dem machden si vort
ein loch durg ein prevei bis in einen stal, da stunden pert
in. und bi schonen tag dede sich der konink verwandelen in
eins buren kleider. und do de hoiter meinten, er lege en sleif,
alz er alwege zu mitdach plach zu doin, dewile leis er sich
durg dat loch und durg de preivein ind quam in den stal.
alda was im ein pert bereit, und reit also aus der stat van
Wein, daz in nemants kante 8 und quam an dat oirbore zu
.

Stadelaue 4, alda wart er zur stunt oiverDoinaue gevort, und


alda warden sin ein lanthere van Oistrich mit macht, und vort
in also wider in Pehemlant. also wart er des gevengnisse
ledich. aber der konink Sichmunt und de van Oistrich ha-
ben seit darumb vil Unwillen mit einander darumb gehabt.
Van konink Sichmunt.
Item da binnen den selben jair hatte der selber konink
Sichmunt 2 grosse strit gehat mit den Türken, de er al ge-
wunnen hat. und also stunt Ungerlant in guden vriden wal
2 jar mit den heiden. do 5 wurden de lantheren aber zu
rade, und schikten zu dem konink und baden in, daz er de
gest aus Ungern lassen wolde. de konink meinte, si hatten
im treulich bigestanden in manichen stride, daz stunde im
nicht zu doin. darumb de lantheren aber heimlich einen
raet hatten bussen den konink, und meinte, si wolden den d

» Ober Wiein. b der $«. c lantheren $«.


d dem $S.

1
Stordj Sertrog Don 1402 3tog. 16 Bei ftfdjfcad) 177.
* 2>er Unterfämmerer @igmunb $uler, »gl. ^ßalacfy a. a. O. 82. 153.
@r Begegnet 1397 unb 1398 in Urfunben SBenael«, ©eutfdje töetdjstageaften
II, 350. 393.
8
Ueber bie gtnty (1403 Hob. 11) »gl. Bföbad) 191; $ala<ft) 153.
©an) äljnttd), aber weit fürjer, wirb flc erjätyt im Appendix $u$agcn (Pez f

SS. 1165); 'durch ein privet' fagt audj Chron. Austr. (eb. II, 547).
I,
4
©tablau, wo t!)tt Sodann üon Sidjtenficin in empfang na^m.
5
%ud) Ijier tft bie Reihenfolge wieber öerwirrt. £>er Sfofflanb gegen
©igmunb fällt fdjon grfifta^r 1401, alfo lange bor ber ©efangenne^ntung
Söenjel«. Bfdjbadj 122. ?ala<fü 133.

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348

konink dar zu dringen, dat de gest ans dem lande qnemen *,


dat waren Pehem, Pollakken und Deutzchen*. und verga-
derden b einen grossen hoifen der Unger, und voeren van
Altenoven over bis zu Oven in de stat *. in kurzer wil wart
de stat vol Unger. nu hat der konink gein vulk bi im, und
de Unger waren auch in de bürg zu Oven komen, dat allit
mit grossen upsetzen zuging, also dat sich der konink nicht
wist zu hoeden. und der konink wist anders nicht, den daz
is umb sin leben were. do der konink sach, dat si in der
stat und in der bürg waren mit grossem vulk, und gein wer
entgan si haben moecht, noch erenmocht auch nicht darvan
komen, do gink er in sin kamer 8 und leis sich andoin mit
den alrekostlichsten ° kleideren de er hat. und gink heraas
under si an wer, ausgescheiden einen dol, den hat er an im
hangen an eime kostlichen smalen gurdel. und gink also
mitz under si und sprach: 'ich bin eur konink, und ir hat
mir al geswaren, warumb ubervalt ir mich alsus?' nu was
under in ein mechtig lanthere, dem was bevolen, daz d er in
angrifen und vangen solde, der heische Simon Frank, und
was ein oissermassen stark man. der Simon sprach alsus:
'genadiger here, wir sin darumb herkomen, dat wif der Pe-
hem und der Pollaken • und suelcher gest willen quit sin
aus desem lande, wolt du dat doin, so willen wir dich gern
vur einen konink halden, woltu des nicht doin, so saltu uns
konink nicht me sin und salt darzu nu uns gevangen sin',
,

alda zogen de Unger al van scheide, mer dan 1000 blosser


swert. do dat der konink sach, aberlut zu in sprach: 'ich
bin euer konink. mordet er mich, dat blift nummer unge-
rochen f dat solt ir vinden\ und zuch eraus sinen dol ind
,

reif: 'wol hin ich hain mich es vergewen, der erst, der mich
!

1
angrift, den stues ich desen dol in sinen hals do sprach ,

der Simon Frank: 'gnadiger her! ir solt gevangen sin be-


heltenisse eur lebens, darumb wil ich bi uch sterben und ge-
nesen', und also gaf er sich gevangen. und zur stunt wart
er van wegen alre lantheren bevolhen dem grossen grafen 4,
und der vort in gan Windischen landen, und zur stunt als

» Dewchtzen $3. b vergarden #8. c alrelost-


lichen $«. d
beualen dar #«. • Polkaken $8.
* ungerachen $8.

1
%udj Don anbetet, tooljfonterrtdjteter @eite toirb bet $aß bet Ungarn
gegen bie gremben al8 ÜRotto be8 «ufftonbe« betont $afocfy 133 3nm.
9
2lber SHtofen liegt ebenjo wie Ofen felbfi auf bem redjten 2)onatmfer!
8
2>ic folgenbe ©cene wirb and) ton anbeten ganj fflfjnfidj ausgemalt.
Sgl. «fc^ba* 122.
4
SBirflidj umrbe ©igmunb bem ^alatin 9ftfotau8 @ara (bem 3üngercn)
übergeben, ber iljnjuer|t nadj SBtffegrab, bann nad) @i«o« (an ber 2)tau,
alfo richtig 'gan Windischen landen') führte. Hfdjbad) 123.

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349

palde dat geschach, do machden de Unger sakman aber al


de gest vurg., de si in dem lande vunden. aber waz wal
geslost was oder guter slos inhatten, de beheilden sich.
Van konink Sichmunt.
Item darna doi gaf in oiver der grosse graf und gaf in
dem grafen van Zil, de was gar wal geslost l. de beheilt in
lang gevangen. in der zit gingen de lantheren al zu rade,
we si in van dem leben brengen mochten, und worden eins,
daz man im vergeben solt mit venin. dat wist der konink
allez wol, und hat sich auch des lebens vergeven gans
und gar.
Van konink Sichmunt.
Item des aufzats wart geware des grafen van Zil moeter,
dat was gar ein aide wise fraue. de sant na irem sone dem
grafen van Zil und sprach zu im: 'son! ich hain vernamen,
dat ir lantheren al eins wurden zit, daz ir dem konink ver-
geben wilt. leber son! nu haestu den konink in dinre ge-
walt, und er is din here, und du hast im gesworen treu und
holt zu sin. woltu nu treuloes an dime rechten heren wer-
den, got salt is noch rechen über dich, über al uns gesiecht,
nicht furcht de lantheren, furcht got, der dich darumb plagen
moecht'. der wort waren vil, also dat si den* grafen under-
wist, daz er dem sin entfeil und meint, er wplt im helpen
aus der noet. und ging mit sinre moeter zu dem konink und
sprach: 'gnadiger here bekents du, datdunu in minen hen-
!

den stest, als umb din leben und umb din sterben? der 1

sprach 'ja ich ken is, dat it wäre is. doch so bin ich din
: !

here, und du hast mir geswaren treue und holt zu sein', der
graf sprach: 'ich wil dir auch treu und holt sin, des salt
tu gewar werden, und dar wil umb zu eventuren stan, waz
mir und van dinen gnaden derumb widervaren mach, und
ich umb al min erben des in grossen anxsten und varen stan
entgan al lantheren'. der konink sprach: des solt allez gut
raet werden, als verer er wider zu sinre macht komen mocht.
und also vort in der graf mit gewalt wider gan Oven in dat
sloss. zur stunt worden des de Deutschen und deBehem al
gewar und de Pollaken b und sament sich und zugen wider
,

zu dem konink gan Oven, also dat der konink als stark
wart, daz sich al lantheren zu gnaden gaven und quamen
zu Oven und veilen im zu voisse umb gnade, er gaf in alle

» dem $3. b Polkaken $*.

1
Sttt folgenbe <Srjäl)fong mifdjt Saures unb galfdje« Bunt burdjein*
onbcr. SBieberljoft töctben bcr ^atatin SRttolau« unb bcr @rof ©ermann Don
(Eittt öeroedjfelt. öfterer mar es, ber ben Äöntg na$ mefjrmonatlidjer ©c-
fangenfdjaft öon @tftoS entließ, für bte grettaffung tya&en fld) ©raf ©ermann
unb $efena, Die SDtottcr bes $a tatin 3, oeroenbet. flfd)Ba$ 129.

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350

gnade und dede in geine leit weder» an leben noch an gude*


do gink der konink zu rade, we erforbas sin sach ankeren
wolde. und meinte, nummer* were er sins lebens sicher vor
den lantheren, er wolt sich nnder si bestaden, dan so wort
er in leib, und wer auch desde sichrer vur in. und spräche
zu dem graf van Zil, daz er sent na sime wif und na sinre
moeter und na sinre dochter Barbaren, der selber junfraue
Barbara hat der konink wal gesehen und gemirkt, de wil in
der graf gevangen hat up irem sloss. der graf verstunt sich
der meren etswas und sprach 'genadiger here! ich weis neit,
:

waz min moter wif und kint hie doin sal. und pit eure
1
gnaden, daz ir mich des erlassen wilt . der konink sprach:
it moest sink kurtlich d zu scriben, de moter und dat wif
quam do mit drin dochteren. alda nam der konink zu der
ee de ein dochter Barbara 1, de ander gaf er dem konink van
Krakau 2 zu der ee, de drit dochter gaf er zu der ee dem
grossen grafen 8 nu gedenk ein eiglich mensche in im sel-
.

ber, of dem
grafen van Zil sinre treuen geloent si worden
ader nicht: de vur sin dochter was, vur demoes er nu kneen
und moes si fraue heischen.
[Item als da bevorents geschreven steit, we der selber
konink Sichmunt zu Roemschen konink gekoren wart, ind
we er zer stunt darna zuch in Lamparde mit grosse macht
und was also bi zwen jaren, und we id nu vort mie gegan-
gen hat, dat vint man herna eigenlich geschreven].

a wyder $«. * nunmer $3. c sprasche $8.


* kurlich $8.
1
SRadj (einer Befreiung $at ftdj ©igmuub mit Barbara bon (Eifli, bie
bamals er|t ein Äinb mar, öerfobt, bie $eirat$ ffittt erft 1408. Bat. Hfibadb
132. 262.
* 2)amit tann bodj nnr ber äönig bon ?olen gemeint fein, beffen erfle
©emaljUn aber mar£ebmig, @djn>efto berSHaria, ber er Pen grau @igmuub«.
3n jtoeiter <S$e mar er mit einer ftidjte ©ermann« Don (Eifli bermä§ft.
8
eine filtere ©djmefter ber Barbara mar in ber £tjat an Ättotau« <9ara
öerfyiratljet. 3fd)ba$ 132.

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kleinere 2RittfyeUungen.

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$a* @d)i«ma unter ®. Settjel not) bic beulten ©töbte.
93on ©IjrifHim SRe^er.

Die ©teflung bcr beutfdjen ©täbte ju bem ©d)i$ma unter


Sönig SÖBenjet ift audj Ijeute nodj, trofe ber ^ubtifation ber einfdjtä*
gigen 9?et^)^tagdacten / nid)t genüget* aufgeftört. ©efannt(id) erftörte
fid) feinem erften SRetd)$tag ju granffurt unterm 27.
SÖBenjet auf
gebruar 1379, vereint mit ben brei getftßdjen Äurfürften unb bem
^Pfaljgrafen SRupredjt für Urban VI. at$ ben rechtmäßigen römifdjen
1
^ßapft . @$ fear jtoeifeüjaft , ob biefer SrKärung fdjon bamate an*
bere SReW)«ftänbe, namentlich audj bie ©täbte, folgten. SOBeigfädCer
bejtoeifett bie« unb fügt bei, ba§ tooljt nur ber SJerfudj gemalt
»orben Urban geflogenen ©unbe eine
fei, bem für »eitere 2lu$*
beljnung ju geben: bafür fpredje ber vorläufige gntamrf be$ beitritt«
ber ©tabt SRainj, toetdjer {Reistag fetbft ober
enttoeber auf biefen
bodj in bie 3tmfdJ en X e ü jtoifdjen iljm unb ber SSerfammlung oom
©eptember b. 3f. fafien muffe 8 . 9Kit ©idjerljeit fennen wir nur
ben ©eitritt ber ©täbte Strasburg, Söorm«, unb 9Kainj 8 : Mn
ben ber beiben erftgenannten ate nod) üor bem 27. Styrit 1380, ben
ber beiben anberen at$ jebenfatte nidjt Biet foäter erfolgt. Ob bann
biefen trier ©täbten fidj in ber golge audj bie übrigen öerbünbeten
rljeinifdjen ©tobte (©peier, granffnrt, §agenau, Sßeigenburg) ange-

flogen Ijaben, muß baljingefteüt bleiben: bie toon SBeijfäcfer mitge*


4
feilte Sftotij bon einer einmütigen Sfaerfennung
SöenderS , toetdje
Urban« VI. burdj ben rfjeinifäen ©täbtebunb fpridjt, befeitigt boc$
femeätoegS afle ©ebeufen.
5
5Der neuefte ©arftefler ber 9?eid)$gefdjidjte unter Ä. SBenjet
nimmt an, ba§ überhaupt bie anberen ©täbte mit iljrer Srftärung
für Urban nidjt »erben jurücf gehalten Ijaben, oljne Jebodj hierfür
irgenb »etdje ©etege beibringen ju fönnen.
®inen nidjt unttnd)ttgen ©eitrag jur ©efdjidjte biefer ©ejieljun«

1
2)eutf<fic töeidj«tag«actcn »b. I, ®. 232—36.
*
a. a. D. ©. 227.
8
a. o. O. @. 274-76.
4
a. o. D. @. 274. tt. 1.
5
2$. Sinbner, ®efdji$te bc« beutfdjen töctdjc« unter £. ©tnjet I, @. 103.

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354

ftett fdptttt mir ein in bem fflteften (Soptoftudj ' bt* afogÄurger

©tabtordftrt entfalteter ©rief SBenjete ait »totij unb ©emeinbe biefer


©tobt D. 3. 1382 gu geben. 3$
Üjeite baijer Dorerp benfetten
nad> feinem Sortfant mit, um bann bie Folgerungen, bie mir au«
Ü>m für ba* mefcrfad) angeführte »erfjfiltniß entnehmen bürfen, mit
ftirjen ©orten barjupeflen.

3>er «rief lautet, mit ©egfaffung be* fibfidpn @ingang«, fof*


genbermaßen:
Wir Wentzlaw etc. Lieben getriuwen!
Euch ist wol wissentlich, wie vor langen zeiten wir
miteampt den kurfttrsten dez hailigen Römischen reichs, alz
ain vogt und ain schinner dez hailigen gelauben, unsere
heiligen vatters dez pabst Urban dez sessten und der seligen
Römischen kirchen, gentzlichen erkant haben, alz uns daz
zugehöret, daz selbe unser hailiger vatter Urbanus ain rechter
babst ist, do ir ouch bey gewesen sind und den für ainen
waren pabst czu halden uns czu Franckenfurt verhaissen
habt, alz wir nicht gelauben daz ir sein habt vergessen.
Nu ist uns czu wissen worden, daz etlich verdampt lüte,
undenksam ires heiles, durch irer gitickeit (?) willen in
sölich irrung gevallen sien, daz si gottes vorhte tzurucke
legen und die unwarhait fürsetzzen der warheit und Robert
von Gebenne ainen rechten pabst predigent, der ain wider-
pab8t ist , und darumb ampt nemen und empfahen von Wil-
halm von Agrifolio etwenn cardinal verdampt von dem vor-
genanten unsern haiigen vater pabst Urban dem sechsten.
Under den sunderlich eyner ist bruder Liebhart genant von
Regenspurge, sant Francissen orden, der nicht allain wider
gehorsam desselben sines ordens, sunder wider got und den
eyt, den er offenlich in ainem gemainen capitel vor sinem
obrosten gesworn haut, den vorgenanten Robert von Gebenne
ainen pabst leret, saget und prediget heimlich und offenbar,
alz uns czu wissen worden ist. Wann nu sulich sache wider
den hailigen glauben ist irrsal der haiigen cristenheit und
verdamptnttsse der sele, davon gebieten wir euch ernsteclich
und vestenclich bey unsern und dez reichs hulden und bey
den aiden, alz ir uns und dem hailigen reich gebunden sint,
daz ir dem vorgenanten Liebharten, Peter von Lauffen,
Johans Elingenberg noch dehain andern bey euch in ewer
stat nicht predigen oder leren lazzent haimlich oder offenbar,
daz der vorgenant Robert ein pabst sie, der ain widerbabst

1
©affelbe toirb jum erjten 2M
in bem bemnädjft erfdjeinenben jtoeiten
©anbe meine« Sfagsburger Urtonbenbudje« #ertt>ertljnng finben. (SS bleibt
immer ju bebauem, baß btefe toflbare Sammlung bem öerbienftootten Heraus-
geber ber Sfagäburger (Strömten bei fetner tmeberfjoften ©ennfcung be« 6tabt*
ardjto« in einer gar ntdjt qnaliftjtrbaren ©eife vorenthalten morben ift.

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365

ist, noch husen, hoffen, hegen, halten, schützen oder schir-


si
men und ouch nit gestatten, dazieman der ewerdaz
süllent,
tu, sunder wa ir daz gewar werdet, daz ir dieselben Lieb-
hart und alle ire Feter und Johansen czuleger vahet und
uffhaldent vesticlich untz an uns, alz lieb euch sie unser und
dez reichs swär ungenade und die penen die pabstlich und
keyserlich geschriben reht und gesetzte wider die uffweisent
die gunner und beheiter, eynemer oder zuleger sein der die
ungelauben haimlich oder offenbar leren, predigen oder
sagen, und ouch die begriffen seyn in dez vorgenanten un-
sere heyligen vater Urban dez sechsten processen, wollet
vermiden.
Geben czu Rabenwiek, an sant Lucientage der hailigen
junckfrawen, unser reiche dez Behaimschen in dem czwentzi-
gisten und aez Römschen in dem sibenden jare.
Per dominum Joannem archiepiscopum
Pragensem cancellarium Conradus episcopus
Lubicensis
2Ba« nun juüörbcrft ben in bem ©riefe genannten granffurter
9?etdj«tag anfangt, fo fann unter biefem nur ber ootn gebruar 1379
gemeint fein. SDarauf beutet, auger bem 2lu«brud Vor langen zeiten',
fdjon bie ©teile, baß ber Äönig in ©emeiufdjaft mit ben Surfürften
bie änerfennung Urban« au«gefprod)en l)abe, toa« eben auf jener
granffurter ©erfammlung oom gebruar 1379 gefdje^en ift. ©ityrenb
aber bejüglid) be« SBtofdjluffe« ber übrigen föeid)«ftänbe an biefe <£r*
flärung bi«l)er nur bie SSermut^ung au«gefprod)en »erben fomtte, e«
muffe ein foldjer SBfofdjtuß ober toentgften« bie Vorbereitungen fyieju
auf ber genannten ©erfammlung erfolgt fein, erfefyen wir jefet au«
bem mitgeteilten ©riefe SBenjel« an 2lug«burg, baß aud) bie übrigen
9?eid)«ftänbe — 2lug«burg wirb faum eine ifotirte Stellung
hierin
eingenommen Ijaben — bem Könige ju bem ©erfpredjen toenig*
fid)

ften« oerpflidjteten, bie Slnerfennung Urban« in ifyren ©ebieten burd)*


jufefeen. 'Daß Sßenjel folgen ©erforedjungen feinen atlju großen
äßertl) beilegte, geljt an« ben bei äßeijfäder mitgeteilten Urtunben
Ijeroor, mittelft beren einzelne 9fei^«ftänbe förmlid) bem belauf« 2ln*
erfennung Urban« jttnfdjen bem fiönige unb ben oier genannten Sur*
fürften gefc^foffenen ©unbe beitraten \ Ob bie übrigen 9feid)«ftänbe
einen folgen förmlichen ©eitrttt oertoeigerten ober bie eintägigen
2lufna^m«urfunben oerloren gegangen bej. nodj nid)t entbedt finb,
lägt fid) mit @id)erljeit ni^t beftimmen. 2luf ®runb be« oben oon
mir mitgeteilten ©riefe« möchte id) mi^ für bie erftere Slnnaljme
entleiben. £)te oon SBenjel bem 2Iug«burger Statte vorgehaltenen
£l)atfad)ett jeigen un«, auf toie fd)toad)en Süßen toenigften« im 2lug«*
burger ©ebiete bie 2lnerfennung Urban« ftaub. ®eifttid)e nehmen
ungefdjeut unb ungeljinbert Remter unb ^ßfrünben au« ber §anb be«

1
$cutfc$c;föctd)«tag«actcn I, @ # 260-262 unb 274—276.

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356

©egenpapfte« unb feiner Slnljänger, ja nod) meljr, Me alleinige Vltfyt*


mä|tgfeit be$ erftcren wirb öffentlich oon ^erumjie^enben <ßrebigern
öerfünbet. Denn ba§ Sßenjel bie 2Iug$burger nid)t bloß »arnen
»iö, fo((|e SSorfommniffe in iljrem ©ebiete nidjt ju bulbeu, fonbern
bag er oiefme^r bereit« bei tynen biefer SSCrt ®efd)ef)ene$ im 2luge
Ijat, ba$, glaube id), gel)t beuttidj au« ber ganjen gaffung be$ ©riefe*
jjeroor, bie offenbar eine meljr jürnenbe als toarnenbe ift. S35enn
aber bie ftäbtifd^en Dbrigfeiten in ber {frage ber Slnerfennung be$ öon
SQJenjcI geftüfeten Sßapftc« nod) @nbe be$ Öa^reS 1382 — alfo faft öier
^aljre nad) tyrem bem Sönige gegebenen SSerfpredjen — eine fofdje,
gelinbe gefagt, tfaufyeit in ber ©etfyättguug beffelben an ben £ag fegen,
ba§ fie bje ©egenpartei ungefjinbert ^ßropaganba für iljren ^petpft
machen (äffen, bann ift e$ bodj untt)af)rfd)etult3) , bafc fie fid) bem
Könige gegenüber in ber 2lnerfennung$frage förmig gebunben fyaben.
bem ©riefe namentlich aufge*
lieber bie ^erfönfidjfeiten ber in
führten Giemen* VII. bin id) nidjt im ©tanbe toeitere
2lnf)änger
•Kotijen ju geben. Sitt §an$ oou Slingenberg toirb a($ einer Don
1
benen genannt welche im 3taf)W 1372 ben ©rafen oon §elfenftein
bei feinem ^eintritt oon pfätjer £of aufgriffen unb gefangen nal)*
men. @$ ift jebodj faum anjuneljuten, baf biefer unb ber in unferm
©riefe genannte §an$ Stingenberg eine unb biefelbe ^erfon ift.
SKod) oerbient au« jenem Ijeroorgeljoben ju werben, bag ber granjis*
canerorben in feiner ©efammtljeit auf UrbanS @eite geftanben ift.

1
(Strömten ber bcutfdjen ©täbte IV, @. 25 ftnm. 4.

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3t» bentfdjen «8nig3tool)l toom 3^ie 1308.
SBon »oieti «Pilomann.

I. Sie 88^1 geinrtdjs VII.

Sftadj bem was man bis jefet über bie SBafjt §einrid)$ toon
fiujenburg wußte, war e$ nur burd) a3ermutl)uugen , fowie burd)
föüdfdjfüffe aus fpäteren $anbtungen be$ ®ewäi)tten mögtid) , fi$
ba$ SRefuÜat ber S33al)foerl)anbtungen ju erfiären, wetdje jur einftim*
migen grroäl)fong $einrid)$ geführt f)abeu. ©djien ja bisher nur
ba$ f eftjufteljen , baß bamate im SReidje auf ber einen Seite bie brei
geifttidjen Äurfürften bie (Sanbibatur §einrid)$ aufregt fetten, wäf)*
renb un$ auf ber anbern „brei wettfidje 2Bal)tl)erren mit einer fangen
Äanbibatentifte" * begegnen; auf bie grage aber, wie fid) biefer ®e*
genfafe in eine fo tjottfommene Harmonie aufgelöft fyat, gab un$ ber
einzige ©eridjt über bie £age oon SRenfe, ber be$ SltbertuS 3Wuffatu$
toon $abua*, eine ganj irrefüfjrenbe Antwort. §eibemann !jat bieg
bereit« erfannt, aber benfetben bodj wenigftenä foweit ju retten ge*
fudjt, at« tljn unfere anberweitige Äenntniß ber allgemeinen ©abläge
ju betätigen fdjien ; wie §. annimmt, ber gatt bei ber
unb Meß ift,

5Rad)rid)t be« Italieners, baß bie 3Bäl)(er in SRenfe brei Sage lang
über einen Kompromiß unterffanbelt Rotten. S)enn einerfeit« meint
er, baß „bie 33erl)anbtungen ber brei weltlichen SBäljler mit ben geifi*
tid&en fid) otelfad) jerfplittern unb ein complicirteä ermübenbeä ®e*
11
fdjäft werben mußten unb anbererfeits, baß „bei ber Stimmengletd)*
Ijeit auf beiben Seiten nur burd) einen Kompromiß eine Einigung
8
erjielt werben tonnte" .

Slttein e* fragt fid) tbtn, ob in SRenfe wirflid) brei Stimmen


gegen brei Stimmen ftanben, unb jwar in einem ©egenfafce, ber nur
burd) einen Kompromiß ju fd)ltd)ten war. Ratten ja bod) bie weit»
4
ticken 2Bäl)ter bei iljrer Einigung ju ©opparb am 25. Df tober
au$brü<fli<$ er Hart, baß nur berjentge iljrer Sanbtbaten fämmt(id)e

1
fceibemamt, 2>ie ÄönigStoaijl ©einriß« Don Sujcnburg im 3a§rc 1308.
gorfdjmtgen j. 2). ©. XI, 71.
* Muratori X, 209.
8
*. a. O. 71, 72.
4
Riedel, Codex diplomaticus Brandenburgensis II, I, 274.

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358

wettfid>en ©timmen auf fld) vereinigen fofle, bcr Mc 9Wel>r$aljt bcr


geiftli^en erlangen mürbe. Sludj fdjloß man in öopparb feine«weg$
bie 333af)( eine« Slnbern au«, oietmejjr liefen bie Vertreter ber betbett
SKarfgrafen oon ©ranbenburg uub be$ $erjog« SRubolf oon ©ad)fen,
ber feine ©timme bereit« Dörfer auf erftere übertragen Ijatte, mit
beutlidjen, wenn audj früher nidjt richtig ertannten SQJorten auf bie
3DWg(id)feit l)in, baß mit llnterftüfeung ber SÄarfgrafen aud) ein3ln*
1
berer auf ben S£l)ron ,fommen fönne
atterbing« unter ber 33orau$*
fefeung, baß er ben baierifd)en ^fatjgrafen atte iljre Äedjte beftätigen
unb bie SSJa^tfoften erfefcen würbe.
@« ift Kar, baß ber Äanbtbat, ber feine Srljebung gerabe ber
©ranbenburgifdjen ©timme oerbanfen foö, nidjt <m& ber 3a!jt &er
fed)« fein fann, für wetdje ja fämmttidje we(tticf)e SBäljter oon Sin*
fang an unter gegebenen «ebingungen eintreten wollten, waljrenb für
einen Slnbern bie .ßuftimmung ber pfätjifdjen Äur, unb jwac um
2
ben genannten $rei«, erft eingeholt werben muß .
3fa wir bürfen wo^t behaupten, baß bie Vertreter ©ranbenburg«,
at« jenen £tnwei« auf bie 2ft9gli$feit ber SßaJjt eine« Slnbern
fie

in bie Sopparber Urfunbe aufnahmen, bereit« eine ganj beftimmte


<ßerfönli($fett im 2luge Ratten, unb jwar feinen Slnbern al« benfetben
SDlann, ben bie brei geifttidjen ft'urfürften auf tyren @d)itb erhoben
Ratten. £)ieß bejeugt ein nod) unbefannte« fpäter ju befpredjenbe«
urfunblidje« 3eugniß, welche« bereit« 14 £age nadj bem ©ertrag
oon©opparb unter gewiffen ©ebingungen bie branbenburgifdje ©timme
bem ©rafen $eiurtdj gefidjert geigt* SDie ©ranbenburger wußten
bemnad) fe^r woljl wa« fie traten, wenn fie bie ffialjl eine« SInbern
offen fetten, ©ie gingen eben ifyre eigenen ffiege, unb biefe Ratten

fie bereit« in ben Sereid) be« Sager« ber geiftfidjen Sanier


s
geführt. Ratten tf$ to$ beibe, Oljeim Otto am 29 3uti
ber
unb ber ÜReffe SBalbemar am 21. Oftober 4 mit bem Srjbifdjof
wmÄöln ba^in geeinigt, baß bie fötner unb branbenburgifdje ©timme
concorditer abgegeben werben fotte.
3Bir wiffen md>t« über bie SKotioe biefe« Vertrag«, nidjttbe*
ftoweniger foU er nadj $. auf anbern „Intentionen" berufen al«
bie ©opparber ©niguttg, ®runb genug für iljn, bie 8lu«ftettung««
6
gett ber Urfunbe ffialbemar« anzufechten . 5»un Ginnen wir , wenn

1
si aliquem ex marchionibus praedictis vel alium ad eorum
promotionera in regem eligi contigerit. ib. 275.
1 $* baß ©aljl ©einrieb
bie weltlichen Äurfürjten bie
ift alfo unrichtig,
wie $. meint (69). <£« taxin ja audj
„jetbftoerftänblidj'' anSgefdjloffen |ättett r
ein Anbeter gewählt werben , freilidj coneurrentibus votis comitum pala-
tinorum et nostris, b. 1). Don ©ranbenburg unb ©adjfen. ib. 275.
8
Riedel 272 $. fieljt ffilf<f)lidj in Otto ben ©ruber S&albemar«, wä>
renb mir e« bodj ^ter mit Otto bem $fett ju tfjun Ijaben.
* ib. 274.
6
@. 71. Um ein ffledjt gu folgern ©erfahren an gewinnen, wfire bo$
minbejten* bie Prüfung ber im Ortginale (fgl. gel). ftabinet*avd)U> 248 30;
»gl. Äiebel 274) öorljanbenen Urfunbe notljwenbig gewefen.

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350

wir nadj ben „3nfentfetten" bcr ©o Warber Urfunbe fragen, bcn


©afc £eibemann$, ba§ biefetbc wef entlief) oon einem 3ntereffe für
bie öfterreidjifdje £)ljnaftie inftririrt toax, burdjauä niä)t in biefer
9lu$bef)nung anerfennen; ba$ Habsburger 3ntereffe fommt im
benn
$opparber Vertrag in feinem teeren ©rabe $um SluSbrud , a($ ba$
ber übrigen (Sontrafjenteu; berfetöe ift oielmeljr eine ©nigung Der*
fäiebener 3>ntereffen, bie, weit in gefonbertem 33orgel)en feine 3lu$fid)t
log, einen ßompromiß ju fd)üefen gejwungen waren. <£$ ift bod)
feinen Slugenbüdf jweifefljaft, bafj e$ ben ©ranbenburgern in öopparb
nicf)t fowofyt um eine baierifdje ober l;aböburgifcf)c (Sanbibatur, fon*
bern oietmeljr um ba$ eigene §au$intereffe ju tf>un toax. £)te$ be*
toctft f^ou ein freiüd) audj oon §. überfeines SWoment, netntid)
bie aufnähme be$ ©rafen 2llbred)t oon 2lnl)a(t in bie (Sanbibaten*
ber bieg fidjerlid) oor 2lttem bem Umftanb oerbanft, bag er
ttfte,

©djwager SßalbemarS war 1 .

§aben bemnadj bie öraubenburger ba$ öopparber öünbniß


nur in branbenburgifdjem Ontercffc gefdjloffen, fo ift fein ©runb
abjufeljen, warum fic ntdjt ju gleicher £ett to bemfetben 3ntcrcffc
an ber ©teile Ratten wirfen fönuen, oon bcr ja fäüefjttd) nad) biefem
genommenen Bewerber
SSertrage fetbft ba$ ©djidfal ber in 3lu$fid)t
abging. 3wei &* r geifttt^en Äurfürften mußten gewonnen werben,
junädjft für einen Sanbibaten ber öopparber (Soatition unb jwar —
oon branbenburgifdjem ©tanbpunft <m$, wo nidjt für einen ber 3Warf*
grafen fetbft, fo bod) wemgftenä für ben oerfdjwägerten 2Ubred)t oon
»n^alt.
£)a§ bieg bie wirftidjen Intentionen ber 33erl)«nMungen ber
SWarfgraf en mit bem Srjbifdjof oon Äöfn waren, gefyt au« ber bereit«
erwähnten Urfunbe l)eroor, wetdje oon entfdjeibenber ©ebeutung für
2
bie (Srftörung be$ $Bal)Irefuftat$ oon 9?enfe fein bürfte .

9iad) berfelben war e$ in ber Jljat am 10. Sftooember bem


ÜMarfgrafen SGßalbemar gelungen, bafj ber Äöfaer fein SSotum für
8Ubred)t abjugeben oerforad), wenn e$ ben Sranbenburgern gelänge,
einen ber beiben anbern geiftlidjen Surfürften für benfetben ju ge*
8
Winnen . SDicfe fitaufel ' Ijatte für bie Sranbenburger nid)t$ öe*
fdjränfenbeä, benn U)re SJerwirftidjung war ifjnen fdjon burd) ben
©opparber SSertrag geboten, für ben ©rjbtfdjof oon kttn aber war

1 geneafogifdje Tabelle bei Ätöben, ©tyfomatifcfje ©efdjidjte be«


$gt. bie
SDtortgrafen Sßotbcmar öon ©ranbenburg (1295—1323) I, 430.
8 gebrueft in ber eine gütte neuer Sluffdjlfiffe gewälj«
©iefetbe i|l jnerjt
renben ©ammlung ber ungebrueften £einrid)$ VII. 3«t betreffenben Urfunben
oon ©onaini.
8
H. a. O. I. Appendix S. 373: quod idem archiepiscopas —
Coloniae promisit et promittit nobis , quod , si nos poterimus habere
aut dominum Petrum Moguntinum archiepiscopum vel d. Baldewinum
Trevirensem archiepiscopum, qui nobiscum nobilem virum Albertum
comitem de Anhalt eligere velit, quod et tunc ipse archiepiscopus G.
nobiscum in hac proxima electione Romanorum regis eundem Alber-
tum in Romanorum regem eligere teneatur.

XVL 24

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w
ffe ÜDenu btefem, bcr bereits am 20. ©eptetn«
gerabeju nottywenbig.
ber Don grjbifc|of öaßmin öon Sxter für bcffcn ©ruber $einridj
gewonnen mar, ftanb es ja fieser feft, bajjj bie an fein SSotum für
SUbredjt gefnüpfte ©ebingung bei ber Stellung, bie SErtcr unb üKaing
bereit«, ju ©unften $einrid)$ eingenommen, nimmer in Erfüllung
ge^en Würbe; unb fo fonnte er um fo teidjter ben branbenburgifdjen
SBünfdjen mit fäeinbarer Sereitwittigfeit entgegenfommen, jumat bie*
felbe feinen anbern 3wedf l)atte, afö eben bie ffanbibatur $einridj$,
bereu Srfofg ifyn großartige 23ortljeile oerfprad), ju förbern.
£)te§ gelang ifjm aud) ooflfommen. SDenn für jene« fein 33er*
1
fpre^en erlangte er Steige , baß bie ©ranbenburger Surftimme
bie

für |>einridj oon 8uf embnrg abgegeben werben fofle für ben goß, ba%
feiner ber beiben anbern (Srjbtfdjöfe für 2llbred)t ju gewinnen fei.
£)iefer Srfotg war für £etnrid) um fo wichtiger , als mit ber
branbenburger ©timme jugtei(| bie Don ©adjfen für il)n gewonnen
war 2 .

@o ftanben bie SDingc , ate fid) bie 2Bäf)ter in 9?cnfc oerfam*


metten. §ier jeigte fid) natürlich balb, bafj bie Hoffnung, SEricr
ober SÖiainj für Sllbredjt ju gewinnen, eine Dergeblidje gewefen.
gfotglid) mußte fidj Sranbenburg für ben ffianbibaten ber geifttic^en
SBäljter erflären, fo baß a(fo mit @ad)fen auf ©runb ber früheren
Abmachungen fünf Stimmen £einrid) waren,
gefiebert ß$ Rubelte
fid) atfo nid)t um oielfacf» fief) jerfptitternbe unb compli jtrte 23erl)anb=
fangen jweier fid) gleid) ftarf gegenüberfteljenber Parteien, fonbern
einfach barum, ba$ nod) übrig bteibenbe SSotum, ba$ ber ^f atj&rafen,
an weldjeS ja ber ©opparber SBertrag bie branbenburgifdje unb fäd)=
fifd^e Stimme banb, für $einrid) ju gewinnen. £)tefe mit ber ©e*
faljr völliger 3fofirung bebroljt, waren baju fidjertid) um fo teidjter
ju beftimmeu, ate bie fdjon im Vertrag oorgefe^ene 3Kögüd)feit ber
ßanbibatur eine« 2lnbern a($ ber in SluSfidjt ©enommenen bei ber
Stellung ber geiftli^en SBäljter ju einer unabweisbaren 9iot^wenbig«

1

si vero neutrum archiepiscoporum praedictornm pro nobis
ad eligendum ipsum Albertum habere poterimus, tunc nos Waldemarus
vice dicti patrui (fo ift ju Icfenf nidjt patris, wie©, lieft) nostri(marchio-
nis Ottonis et nostra una cum praedicto arch. Goloniensi nobilem
yirnm Henricum comitem Littzelburgensem in Romanorum regem
— eligere tenebimur, in ipsum et non in alium dirigendo votum
noßtrum.
8
Uebrtgen« Ijat offenbar $etnrtdj felbfi, unb jwar burdj reellere ©er«
Neigungen, ole bie be« Äölner« waren, jur ©ewinnung beiber Stimmen beige«
tragen; ögt. ©öljmer Acta imperii selecta I, 418, wo §einrtd) befennt, baß
©albuin bon %xxtx ©ürgfdjaft geleitet für gorberungen, bie ©tolbemar öoa
©raubenburg unb föubolf bon @adjfen an tyn ju fteflen Ratten. — 2ludj bon
$eter bon SWainj fjören wir, baß er im Slugufi unb ©eptetnber tfjätig war,
um ©ranbenburg unb @ad)fen für ©einriß ju gewinnen unb jwar mit ent*
fd^iebenem (Srfoig, wie 3o^. ö. ©iftring er^lt (Böhmer Fontes I, 358) unb
ber ©ertrag öom 10. 9^oo. urfunbltc^ betätigt. §. freilief» läugnet ben (Srfoig,
weil na(^ fetner SReinung ber ©opparber ©ertrag iener gürten ^beweifen"
fofl, baß ,fte feine«weg« für $emri^ gewonnen waren".

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:

361

feit geworben fear, unb ber auf eine fo erbrttdettbe SDWjrjaljt ge*
[tilgte ^roubelüerber in ooüftem Umfang bie Sorberungen erfüllte,
toetdje nad) bem Jöopparber Vertrag erfaßt »erben mußten, wenn
fid) bie pfätjtfdje ©timme ber mm ©ranbenburg anfc^liegeu fottte.
UebrigenS ift e$ faum benfbar, baß bie Äurfürften Don @ad)fen
unb ©ranbenburg, bie nidjt nur iljre Stimmen §einrid) jugefidjert,
fonbern oon bemfetten jugleid) materielle SJortljeite gu erwarten jjatten,
jefet too pe mit ben geifflidjen Sßäljtern bie übertoättigenbe üKajorttät
bifoeten, burd) ein etwaige« Sßiberftreben ber Sßfätjcr ©timme oeran*
anfaßt worben wären, einjig auf ®runb jener Sopparber ßtaufet
oon biefer SWajorität jurütfjutreten unb fo bnrd) einen unheilbaren
9?t§ einen bereit« gefiederten ©ewinu Dööig au« ber $anb ju t»er=

lieren; baß pe, um nid)t gegen ben erften SSertrag gu öerftoßen, ben
jweiten gebrochen ptten, wä^renb pe fidj bod) gegen jeben au« bem
erften abjuteitenben Vorwurf mit
barauf berufen fonnten, baß
9?edjt
i^r Sanbibat ja 2lfle« ju erfüllen bereit war, wa« in JBopparb tum
marfgräfftdjer ©eite ben ^ßfafjgrafen jugefidjert worben.
©o ergibt fid) mit gotgeridjtigfeit, baß ba« ©djidfal §einridj)$
feine«weg«, wie §. annimmt, baran l)ing, baß bie ©timmen oon
©ranbenburg unb ^falg fidj einigten, fonbern bereit« oor ber ffia^l
ju SRenfe burd) bett Vertrag jtoifdjen öranbenburg unb Äöln toom
10. 9fa>t>. entf^ieben war.

IL 3ttei nngebmtfte bie $Sntg3tDaljl tum 1308 betreffettbe


»riefe $8nig 9PW IT. uon granfreidj
l
.

Sic scribit rex personis subscriptis


Philippus etc. amico et speciali nostro P. 2, eadem gratia
Maguntinensi archiepiscopo , sacri imperii per Germaniani
archicancellario.
.... Amico et speciali nostro H. 8 , eadem gratia Colo-
niensi archiepiscopo, sacri imperii per Italiam archicancellario.
.... Amico et speciali nostro B. 4, eadem gratia archie-
piscopo Treverensi.
Inclito prineipi H. 5,
Dei gratia regi Boemie illustri, amico
nostro carissimo, Philippus etc.
Strenuo viro Raol 6, eadem gratia duci Baverie, amico
nostro karissimo.
Strenuo viro H. 7 , eadem gratia duci Saxonie, amico nostro
karissimo.
1
an« Cod. Lat. 10119 (Ijierljer Cart. 170) üerbanfe tdj
2>te Hbfdjrtjt
ber Vermittlung Don $errn ^rofeffor ©abriet Sföonob in $ari«.
frennbftdjen
»gl. im allgemeinen Äopp IV, @. 17, $eibemann a. a. D. @. 48.
* 8 4 6
Petro. Henrico. Baldewino. Henrico.
6 Radulfo. 7
Henrico.

24*

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262

Strenuo viro Othoni, eadem gratia marchioni de Bran-


debourc, amico nosto carissimo.
Jsti prenominati eligunt regem Romanornm.
b. Infrascripti sunt barones regni Romanorum.
Dilecto et Meli nostro J., duci Brabancie.
Dilecto et fideli nostro H., eomiti Luceburgensi.
Dilecto et fideli nostro Th., duci Lothoringie.
Dilecto et fideli nostro 6., eomiti Hau. 1
Dilecto et fideli nostro R., eomiti Guelrensi.
Dilecto et fideli nostro 6., eomiti Julliacensi.
Dilecto et fideli nostro EL, eomiti de Lynengiis.
Amico et speciali nostro R., eomiti Wernebourc.
A nostre am6 et 16af J. de Chalon, seigneur d'Arlay.
Amico et speciali nostro Theobald, episcopo Leodiensi.
Item Arnoldo Gloseu*
j
Adulpho de Montibus A .,I . . . . .

comitibus amicis nostns


Symoni de Spaenhem \
kanssimis.
Johanni de Spaenhem
Symoni de Katenellembohe, j
Item Jo. domino de Erpherscheit militi.

H. Philipp tjon lErankretdj an H. Seinridj tjon ftitymen, 1308,


Ptai 20.
Inclito prineipi H., Dei gracia
regi Boemie illustri,
Philippus, ejusdem gratia Francorum rex, salntem et cum sin-
cere dilectionis affeeta votivorum snecessaum incrementa.
Effrenata mortis severitas dignitati parcere nescia vel etati,
serenissimum prineipem A., clare memorie qaondam regem
Romanoram illustrem, nuper tulit de medio, sicut fame dis-
currentis preloquium nos doeuit et fidelis nunciorum assercio
propalavit. Cujus mortis cognitio intima mentis nostre gravis
doloris aculeo sauciavit; vim tarnen doloris hujus curavimus
freno racionis compescere, cum regulariter universe carnis
lubricum in hac parte quemeumque neccessitet, et presertim
ne divine potencie, que supra euneta tenet imperium, resistere
videamur. Verum quia ejus dem regni nostro regno conter-
mini, ut tenemur ex debito caritatis, honoris et comodi titulos
appetimus ampliari, ipsius regimini personam ydoneam, stre-
nuam, reipublice utilem et opere fruetuosam eultus divini
muneris fidei orthodoxe universalis sanete matris ecclesie ae
promotionis negocii Terre Sanete, quam proh dolor conspi-
eimus nationum abominabilium pedibus conculcari nostrorum
exigencia peccatorum, circa cujus oppressionem celeriter
amovendam catholicorum prineipum quorumeumque anxie
versari debet intencio, zelatricem ardenti desiderio prefici
cupientes. Quia tarnen oecupacio negotiorum urgencium, pro
1 *
VDO^t Hanonien8i. Lossensi?

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363

quibus expediendis presentiam sammi pontificis hiis diebuö


adivimus, nos detinet irretitos, quominus saper electione fu-
turi principis et litteris et nunciis yaleamns vobiscum habere
plenius colloquium et tractatum, amiciciam vestram nobis
karissimam, de qua plene confidimus, attente requirendam
duximus et rogandam, quatinus de prefixione diei super elec-
tionis dicte negotio facienda seu de tractando super hoc
quoquo modo placeat precum ijostrarum obtentu desistere et
per vos, electores et amicos vestros, quos futura tangit elec-
tio, viis et modis quibus poteritis comode faciatis desisti,
quousque super hoc propositum mentis nostre vobis duxeri-
mus aut litterarum affatibus vel nunciorum oraculo lacius
explicandum , quod disponente Domino ad utilitatem tocius
rei publice facere proponimus e vicino. Datum Pictavis, die
lune ante Ascensionem Domini.

|l. Philipp tum frankretdj an H. geintidj tum lötjmen, 1308,


Sunt 9.
Item alias eidem regi Boernie, ex parte dicti domini
Francorum regis.
Ad nos tarn ex fide dignorum litteris nobis missisquam
plurium fide dignorum veris relatibus mestus rumor pervenit
de flebili obitu clare memorie A., quondam Romanorum regis
illustris, cujus anima cum sanctis regnatura perpetuo sempi-
terne quietis obtineat mansionem. Cum autem regni Roma-
norum, cui rex ipse prefuit, honorem eo fervencius zelemus
et comodum, quo ex sui circa nos contiguitate illud habe-
mus vicinius, nostrique cordis desideriis summe insideat,
quod eidem regno princeps subrogetur accomodus, sub quo
crescat fides catholica, Terre Sancte prosperetur negocium
ac regnum illud totaque respublica, prout augustalis dignitas
exigit, grata semper augmenta suscipiat, quique nobis ac
regno nostro gratus inita diu inter regnum illud et nostrum
pacis et amicicie federa benigne conservet: nos adpersonam
karissimi germani nostriK., Valesie et Andegavensis comitis,
nostre considerationis intuitum reducentes, ac nedum ex car-
nali affectione inducti set factorum experientia magis edocti,
,

credentes eum ad illius regni regimen, si ad hoc ipsum ve-


stra et coelectorum vestrorum vocaret electio, fore perutilem
ac zelum habentem fervidum ad exaltationem fidei catholice
et promotionem negocii Terre Sancte, ipsum in serenitatis
vestre memoriam in facto future electionis de Romanorum
rege proximo celebrande reducimus ac etiam nominamus;
serenitatem vestram cum plena fiducia requirentes et quan-
tum plus care possumus deprecantes, ut, quatenus nostram
desideratis amorem et affectatis ea que nobis sunt placita
procurare, per vos etquoscumque alios amicos vestros, qui in

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864

electionis predicte negotio vocem vel quamvis aliam pote-


statem habent vel possent modo quovis habere, quesitis ad
hec viis et modis quos comode invenire et investigare pote^
ritis, ipsius germani nostri promotionem cum effectiva dili-
gencia procuretis, com alias aut quo vis aüo modo non pos-
setis rem nobis tarn gratam facere aut que nostro magis
posset animo complacere. Unde serenitati vestre placeat ve-
strum quoad hec votis nostris coaptare desiderium et factum,
quod querimus, sie diligenter exequi et efficaci studio taliter
promovere, quod illa de qua confidimus nunc in vobis clare
pateat vere dilectionis affectio, quam ad nosgeritis, cum rem
istam talem reputemus et tantam et sie honori nostris et
comodis profuturam, quod spes nobis non esset, quodalius in
tanto casu pateret vobis aditus faciendi negocium nobis tarn
placidum et ex quo tantus posset nobis honoris et comodi
cumulus provenire, et ecce quod pro hujus promocione nego-
cii ad vos et ceteros coelectores vestros intendimus cito sol-
lempnes nuncios destinare, qui plenius sinceritate vestre refe-
rent nostre super hoc voluntatis intentum. Has autem pre-
sentes vobis premittimus, rogantes toto nostre mentis et cor-
dis affectu, quatenus sie interim in pretacto negocio vestra
velit operari nobis cara dilectio, et sie circa illud taliter ex-
1
periri, quod orditum per vos negocium grate promotionis
effectum suseipiat, et nostra propter hec semper tendat affec-
tio ad ea, per que persone vestre et vestrorum incasibus qui
possent contingere honores et comoda procurentur. Et si
vestro mediante juvamine idem germanus noster ad tante
dignitatis apicem exaltetur , hoc pro firmo promictimus et in
verbo veritatis asserere possumns, quod ipsum ad ea que
tanto ineumbunt officio invenietis ydoneum vobisque et regno
vestro gratiosum, humilem et benignum, ac prefatis 2 effectibus
qui sequuntur vestra gaudebit serenitas ipsum germanum nostrum
in Bomanum prineipem elegisse. Datum Pictavis, dominica
in oetavis Penthecostes.

1 8
provictionis $$.? prefectis #«.

Ueber bie Ijier nidjt beljonbelte grage nadj ber Stellung bet (Surie unb
grantreid)« jur tfbnigsmaljl mir erft wfitjrenb be« ©rode« befamtt
ögl. bie
geworbene ©iffertotion öon £ljoma« (@traßburg Xrfibner 1875), 3"* Äönig«*
toaljl be$ ©rofen ©einriß tum Sujcemburg, roorin bie t>on ©etbemann a. o. D,
enttmdelte Slnftdjt im allgemeinen glüdlidj befämpft ijt, ttäfpenb in ber oljne«
$in forden StorjteÜung ber beutfdjen Serljanblnngen in golge ber Unbefannfc
fd^aft mit ber ttndjtigen SertragSnrfunbe Dom 10. Sßoü. eine toefentfidje Sfide
geblieben, toeldje obige 2to«fül)rung anSjuffitten üerfudjt Ijat.

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;

£toci Urfunbeu tauig «bolf* tom ^rrffou für H9 i>or*

ntaltge ©ttft «atferStoertlj.

2Witgetl)eift üon 2B. SR. »etfet.

S5on ben ja^trcid)cn ßaifer*Urfunben, toeld)e in bem föniglidjen


©taat$=9lr<f)toe ju Qbfietn aufbetoaljrt tt>erben, gehören aerljältniß*
mäßig tücnigc bem Könige Slbolf Don 5Raffau an. £)a$ Strato be*
fifct bcrcn nur 17 itt Original unb 20 in Slbfdjrift. Cefetere fm&
fämmtlid), eine freittdj utmollftänbig, burdj ©öljmerS JRegeften befannt
Don erfteren Ijabe id) eine, »eldje in ber mir aorfiegenben Raffung unbef anut
geblieben fear, an einer anbern ©teile biefer 3citf<fr iß * bereit« mitgeteilt.
dagegen betoaljrt ba$ genannte Slrdjtotoon ber §anb be$ 9?ec*
tor$ unb nachmaligen $eiTcn»$anau'fc$en 2lr<f)toratl)$ ©ernljarb a\\Q
ber jtüeiten §älfte be$ oorigen ^aljrljunbertS neben ber t>on ©djfiep*
Ijafe in feiner „@eföid)te oon Sftaffau" benufcten „8eben$befd)reibung
be$ $at)fer« Adolphi Nassoici" ben ju biefer £anbfdjrift gehörigen
'Codex diplomaticus vitam Adolphi imperatoris illustrans*.
ÜDiefer enthält auf 72 gölten auger anberen auf bie ©efdjidjte Äönig
SfoolfS bezüglichen ÜDocumenten unb ©riefen 118 unb in einem 25
golien umfaffenben 'Appendix* beSgleidjen 24 Urfunbeu be$ ÄönigS.
©on lefeteren finb 3 SBieberljolungen Don folgen be$ $aupttljeil$.
2We biefe Urfunben finb mit 3fa$nal)me toon 5 in bem ©öljmer'fdien
SRegeftentoerfe ju pnben.
©on ben bisljer unbefannten 5 Urfunben nun ttmrben 4
einem anbern ©eitrage ju biefer 3eitfdjrift eingefügt *. $)ie 5. Ur*
funbe aber, bie ©eftätigung eine« Privilegium« (Srjbifc^of Slbolf« I.
dou Äöln für baS üormalige Sanoni^en*@tift }u ÄaiferStoertlj ent*
fyaltenb, tljeile id), »eil fle an eine jtoeite $aifer*Urfunbe beffelben
@tift$, bie tt)ie fie in Sacombfet« „Urfunbenbudj für bie ®efd)id)te
be$ Weberrljetn«" feine Slufnaljme gefunbeu Ijat unb bafyer ebenfalls
unbef annt geblieben tft, fiel) beffer auffliegt, jugletd) mit biefer tyier

gefonbert mit. .

©etbe Urfunben befinben fid) in Original im fönigli^en Staate


Slrdjtoe ju SDüffctborf, »rd)it> be$ ©tift« SaiferStoertlj.

1
gorfdjungen jur ©eutfdjcn ©cfdjidjte, XVI, @. 95 u. f.
1
(Sbenba, XVI, 6. 95; 96 u. f.; 98; 98 u. f.

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366

I. $ontg Hbolf oon gaffon betätigt beot Stifte $aifet0ioertl)


tue transfumirte Ifrkunbe «qbifdjof JLbolf« I. oon &öln oom 10.
Parj 1202 \ toorin bietet: bent Stifte ben Jtottjeljttten be« Halbes
3Uj> * bw |tt 12 #8nig«gufen überläßt unb bentfelben ben tym oon
Ätfbifdjof phxlifp oon #öln gefdjenkten Jloooljeljnten tmfÜrd)=
I.

foiele fank
Höltt, 1292, Unguft 23.
beftötigt -
Adolfus, dei gracia Romanorum rex semper augustus,
universis sacri imperii Romani fidelibus presentes litteras in-
specturis imperpetuum. Noverit presens etas et successura
posteritas, quod nos Privilegium pie memorie Adolphi quon-
dam sancte Coloniensis ecclesie archiepiscopi honorabilibus
viris . . preposito, . . decano . . totique capitulo Werdensi
traditum et concessum vidimus et audivimus in hec verba.
In nomine sancte et individue trinitatis. Adolphus di-
vina favente clemencia sancte Coloniensis ecclesie humilis
minister. Ad eterne vite premium scientes nobis certissime
profuturum, quod ecclesias dei et earum personas pio sincere
dilectionis respicientes affectu, ipsarum paci et promocioni
utiliter intendamus, notum facimus universis Christi fidelibus
tarn presentibus quam futuris, qualiter nos propensum geren-
tes animum circa dilectos nobis canonicos ecclesie sancti
Switberti in insula, ad constituendam in evum anime nostre
memoriam et perpetuam ipsius ecclesie promocionem, pia lar-
gitate concedimus et damus ipsi ecclesie et fratribus omnes
decimas in novalibus, que de foresto Ap jam provenerunt
vel adhuc provenire poterunt, usque ad duodecim mansos
regales, quos duodecim mansos ad prebendas fratrum tarn
nostra quam successorum nostrorum archiepiscoporum largi-
cione et auctoritate ex consensu et connivencia priorum . .

Coloniensis ecclesie volumus inviolabiliter pertinere, statuentes,


ut omnia que [in] 8 parochia Werde in decimis perceperunt,
sicut hucusque possederunt, imperpetuum quiete teneant et
percipiant. Ad hec concessionem eam, quam antecessor noster
beate memorie Philippus archiepiscopus ipsi ecclesie et fra-
tribus fecit super decimis novalium in parochia de Lanke,
ratam habemus et presenti pagina confirmamus tarn nostra
quam beatorum apostolorum Petri et Pauli auctoritate, statu-
entes et precipientes sub interminacione perpetue excommu-
nicacionis, ne aliqua umquam persona secularis vel ecclesia-
stica hanc nostram concessionem et confirmacionem audeat
violare. Ut autem hec omnia imperpetuum rata permaneant
et inconvulsa, presentem exinde paginam conscribi jussimus

1
©ebtudt mit einem nidjt jutteffenben föegejl bei Sacomblet, o. o. C,
n, SRr. 6.
9
»ei Oerre^eim Bei 2>fiffetborf.
1
8
'in feljtt in ber Urfunbe, tft ober offenbor ju ergänzen.

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361

et nostro sigillo communiri. Hujus rei testes sunt Udo major


in Colonia decanus, Bruno prepositus Bunnensis, Thfeoderi-
cus] prepositus Sancti Gereonis, Hermannus prepositus Sancti
Severini, Thfeodericus] prepositus Sancti Andree, G[erhardus]
decanus Sancti Gereonis, Ludowicus decanus Sancti Severini,
Hildebrandus decanus Sancti Kuniberti, Giselbertus decanus
Sancti Andree, Ivo decanus Sanctorum Apostolorum , Gfode-
scalcus 1 decanus Sancti Georgii, Heinricus decanus Sancte
Marie ad gradus, Olpverus] scolasticus majoris ecclesie, Bruno
de Bensheim, H[einricus] dux Lovaniensis, Arnoldus comes
de Altena, Gerhardus comes de Are, Hermannus advocatus
Coloniensis, Otto camerarius, Adam pincerna et alii quam
plures. Acta sunt hec anno dominice incarnacionis M. CG.
IL indictione V. Datum Colonie, VI. id. Marcii.
Nos igitur, volentes memoratam ecclesiam cum personis
ibidem divinis obsequiis militantibus in omnibus que ad sa-
lutaria diriguntur favorabiliter confovere, predictum Privile-
gium in omnibus suis articulis, prout superiusest expressum,
ipsi ecclesie et personis ex innata nobis clemencia liberaliter
innovamus, confirmamus et presentis scripti patrocinio com-
munimus. Nulli ergo omnino hominum liceat hanc paginam
nostre innovacionis et confirmacionis infringere aut ei in ali-
quo ausu temerario contraire. Quod qui fecerit, gravem no-
stre majestatis offensam se noverit incurrissse. Hujus rei
testes sunt venerabiles Gerhardus Moguntinensis et Boemun-
dus Treverensis ecclesiarum archiepiscopi, Buchardus Meten-
sis episcQpus, honorabiles viri magister Ebernandus scolasti-
cus Ascaffenburgensis, aule nostre prothonotarius, et magister
Petrus prepositus Treverensis, spectabiles viri Johannes comes
Haynonie, Eberhardus comes de Catzenellenboge, Eberhardus
comes de Marka, nobiles viriGerlacus de Bruberg, Johannes
de Lewenberg et de Merenberg et quamplures alii fide
. .

digni. Datum Colonie X. kal. Septembris, indictione quinta,


anno domini M. CC. LXXXX. secundo , regni vero nostri
anno primo.
Original, Pergament attajeftätäfiegef an rotten mtb grünen
feibenen Strängen in ber2Witte burdjgebrodjen, fonft fc^ön ermatten.

IL $ontg Hbolf oon üaflfau betätigt nad) genommener <finftd)t


ber ttransfuntirten bem #8nige ÖJUljelm oon bem (Üapitel ju ftai*
fewroertl) überreizten IJtttfdjrift, betreffenb bie jted)te nnb Ötn=
künfte ber Iftobftet, rote foldje bem nom Könige ernannten Jfrobße
(fberljarb tion Pieft uon JRedjtsroegen juerkannt roarben feien, bem
Stifte bie in berfelben enthaltenen (Betedjtfamen, namentlidj einen

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»

368

ttetl ber 9*4*,


bte $auf$lim t bei fftrltliil, bte *tet|tttfe,
Peflettnag be§ SNarktartftett, bte Jtfoeret tt ber fltett n. o. —
»tta, 1292, »mi|ttft 25.
Adolphus dei gracia Romanorum rex semper augustus
universis sacri imperii Romani fidelibus presentes litteras in-
specturis graciam suam et omnebonum. Adfelicitatemetsa-
lutem hominis utriusque prodesse nobis nequaquam ambigi-
muß, si sacro8ancta8 ecclesias et earum personas curaverimns
ampliare et ipsarum commodis pia intenderimus voluntate.
Noverit igitnr presens etas et successio futurorum, quod nos
litteras, quas honorabiles viri . . decanns et capitulum Wer-
densis ecclesie inclito quondam Wilhelmo Romanorum regi
felicis memorie, predecessori nostro, super jure ejusdem eccle-
sie et prepositnre transmiserant , vidimus et audivimus de
verbo ad verbum tenorem hujusmodi continentes.
Glorio8issimo et invicto domino suo Wilhelmo Romano-
rnm regi semper angnsto . . decanns . . totnsqne conventus
Werdensis, sni capellani hnmiles, devotas cnm omni subjec-
tione oraciones. Cnm dominus Everhardns, frater domini . .

de Dyest, quem nobis et ecclesie nostre in prepositnm prefe-


cistis , jura prepositnre et ecclesie nostre, convocatis vasallis
prepositnre et . . scabinis imperii et suis, sibi peteret adju-
dicari et decerni, talia sibi snnt adjudicata, et hoc presen-
tibus . . capitulo, A. de Dyest, dapifero dicto Zobbo comitis
de Monte, et ceteris qnamplurimis. Que jnra snbnotantnr Ter- :

ciam partem obvencionum sive emergencinm sibi in oppido


Werdensi jndicii cottidiani percipiet prepositns, assidente offi-
ciali prepositi, villico imperii. Judicium de edificiis ultra
terminos edificatis debitos solus prepositns judicabit Thelo-
neum nundinarum a vigilia Petri et Pauli ad octo dies ipse solus
percipiet. In vigilia et in die omnium sanctorum omne Judicium
judicabit prepositns cum villico imperii sine advocato. In inno-
vacione monete quicquid emergit lucri, in concambio prepo-
sitns solus percipiet Fermentum habetur a preposito. Ma-
gistrum fori statuet prepositns. Piscatura tocius Flee est
prepositi et ecclesie. De piscatura Reni a Castro usque ad
finem insule tercia pars est imperii, tercia prepositi, tercla
cellerarii ecclesie Werdensis, et de omni controversia, que
vertitur inter familiam ecclesie, excepta effusione sanguinis,
potest et debet judicare, irrequisito villico imp[er]ii * et ab-
sente. In hujus rei testimonium que vidimus et ab anteces-

1
2Me im @taot«*8rdjtoe ju 2>fiffelborf bernljenbe Urfonbe, bercn töegefl
©ö&mer, B. J., Bbolf, 9h. 24, mitteilt, fann nur bte öorliegenbe fein, ba eine
jtoeite äijnHdjen 3n$alt« bort nidjt aufbetoaljrt urirb. 2>a* »öljmer'fdje ttegefl
\fi alfo nidjt genan, baß 2>atum falfdj aufgelöfl.
1
9m Original fteljt 'impii\ Offenbar Ijat ber ©djretber ben ©tridj
burd) p öergeffen.

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369

soribus nostris audivimus, sigillum nostrum apposuimus et


sub eo protestamur jus ecclesie et prepositure.
Nos igitur, qui delectamar sanctarum ecclesiarum eom-
moditatibus intendere et earum profectibus adicere in salutem,
premissa universa et singula, prout superius sunt expressa,
eidem ecclesie et preposito ex liberalitate regia innovamus,
confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. Nulli
ergo omnino hominum liceat hanc nostram confirmacionem
infringere vel ei in aliquo ausu temerario contraire. Quod
qui facere presumpserit, nostre majestatis offensam se noverit
incursurum. In cujus rei testimonium presentes litteras exinde
conscribi et majestatis nostre sigillo jussimus communiri.
Datum Colonie VIII. kal. Septembris, indictione V., anno
domini M, CC. LXXXX. secundo, regni vero nostri anno
primo.
Original, Pergament. SO^ajeftätöfieget an grünen unb rotten
fetbenen Strängen fdjön ermatten.

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3« bem ©ebtdjt ilBer ben SKongoIetteinfatt.

9Son SB. SBattcnbadj.

3ftt »b. XII. b. 3cltf*r. ©. 645—648 $abe i* Versus de


Tartans au« einer £anbfd)rtft toon @t. *ßeter in ©afjjburg mitge*
ttjeitt na<$ einer Don @. ©ümmfer genommenen 2lbfd)rift. jtyr @r*
Körung ber oft bunflen 95erfe ijat 335. $erfcberg XIV , 599—612
fäarffinnige Unterfucbungen angeftettt unb banfenStuertfje 9to<btt>etfe
gegeben, ©eitbem ift meine 1849 gemachte Sföfärift *ug8ngfid& ge*
toorben, unb ba fid) einige Abweisungen ergaben, ift burd) SJer*
tmttetung be« $m. ^5rof. ©idfef bie $anbfd)rtft nod) einmal unterfudjt
toorben Don $rn. fterbinanb ftattenbrunner. 35ie ©djrift ift oft
unbeutßd), unb an einigen ©teilen gan; abgerieben, fo ba§ SSerfdjte*
benljeiten ber ßefung ntc^t überragen lönnen.
Äbgefefjen Don einigen ortbogra&ljifdien SSerfeljen, ergiebt ftd),
baß 95. 14 clau8tro (efen ift; m
95. 16 toaljrfd&einfid) Per que
necat, toenn aud) bie ©ebreibung nid)t gan* beut(i<b ift. 3n SS.
29 bat 935. $erfcberg bur* ©intoeis auf $tob 21, 33 erliefen,
ba§ dulcis richtig ift; 95. 30 fteljt flammineis, tt>a« faum richtig
fein fann. 38 fteljt trucis, toe(d)e$ af« 9?ominatit> $u nehmen
95er«
fein wirb, 39 lieft Äaltenbrnnnerpardus; 95. 48 ift ac au$ra*
unb SJ.
biert unb bafür post gefegt. Unbebentenb ift SS. 49 sequntur;
ttnd)ttger95. 5t, too Tümmler $toeifefnb Subito ge(efen Ijatte, Stricto.
$)ie am meiften befdjäbigte fofgenbe ©tropfe ift ju (efen:
Ut silex equi ungula,
Ferri cl(avi) non gernla,
55 Radices (sunt eis p)abula
Terra c . . te . . et gramula.
©erfcbergS (SrgSnjung Don 56 : Terra si negat g. ift beflljafb

unjutöfftg, toenn er aud) toobf ben ©inn bier, toie in ben toorljer*

geljenben 95erfen, rid)tig getroffen boben toirb. @S ift ferner 35. 57


tendnnt w ba bor ber üerforenen (Snbung ftd) ein u erfennen
(efen,
(äßt, 65 Lunata, 75 Ipsa, 81 Nee, ttrie $erfcberg ridrfig toermutljet
batte, ber aud) 71 bie^artyer richtig erfanntbot. $. ffattenbrunner
tieft 85 arce, too id) $toeifefl)aft war; 95. 91 Preit, toa« feljr gut
äu $erfcberg$ Grrffärung pa§t. 101 curanm currilium wirb be*
ftätigt, aber 102 vebat mit me ober nie über ber legten
ftefjt

©übe ; man müßte veniebat (efen, toa$ aber bod) toofji lieber burdj
Sonjectur in velut *u änbern ttrfire. 35ie ^fnterpunetion biefer95erfe
ift burd) $erfcberg bertd)tigt; weiterhin ift nur nod) ju bemerlen, ba§
133 Armis ju (efen ift.

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lieber bie ttrfimbe griebrtd>* IL tum 6. 9tdt>. 1238.
33on #. geffeftattlj.

Die Urtunbc griebrid)« IL Dom 6. Sftoo. 1238 au« ßremona,


rottet Schannat Hist. Episc. Worm. I, ©. 374, bringt, ift feit
$3öf)mer, rote id) glaube, mit föedjt mit einer ©teile ber Annales
Worm., Mon. Germ. SS. XVII, ©. 43 f., in 35erbinbung gebraut.
<§« toirb ba an bie SRücffeljr Sifdjof Sanbulf« nad) 2Borm« gu (Snbe
1236 bie ßrjitytung gefuüpft, e« fei öon feinen geinben ein ©^reiben
be« Saifer« auSgetoirft, ba* Ujn oerfeiten fottte mit 4 Gittern unb
8 bürgern Wafy ju galten, in ber 3lbftd)t üjn ju entfern, si sta-
tuta predecessorum sui (sie) infringeret, quae per omnia salva
et rata juraverat conservare. Ad hanc litteram dominus
episcopus respondens ait quod prius de corona capitis usque
:

ad plantam pedis vellet exeoriari, quam minimum articulum


sui predecessoris maximis laboribus et expensis ac cleri ob-
tentum in vita sua deponere vellet.
3uerft gtoei Semerfungen über bie Datirung. Die Annal.
Worm. fnüpfen, toie gefagt, bie Srjitylung an bie SRüdtfeljr 8anbulf«
unb reiben bann ßreigniffe be« 3fal)re« 1237 l mit 'Postea statim'
an. Da« ift offenbar djronotogifdj unrichtig. 3*Mtotf Dag ba«
©treiben oom 6. 9tot>. fdjon in 3lbtt>efenl)eit be« Sifäof« abgefaßt
ift, tote man nad) ben Annales annehmen muß, ift burdjau« mög*
ltd). Denn ber t>on 8anbu(f in ßremona im SKonat SRooember
au«gen>irfte 8ie<f)t«fprudj fann in bie erften £age be« SKonat« fallen
unb barauf gteid) bie Stbreife be« Sifdjof« gefolgt fein; unb fo fjat
Sommer felbft in ben Reg. Worm., Fontes II, ©. 244, bie 6f)ro*
notogie augefefct. ß« ift a(fo nidjt erfid)tüd), toarum öötymer fpäter,
Reg. Imp. ©. 181, ben 9ied)t«fprud) nad) ben 6. SKoo. anfefet unb
bamit weiter argumentiert.
Da« ©djreiben grtebridj« Dom 6. 5Roo. enthält nun in ber
£ljat eine Aufforderung an Sanbulf, einen 9?at^ au« 4 Gittern unb

1
3n bie«3aljr gehört aud) bie Reform uon SRomtenmfinfler, weldje 3orn,
©ormfer ©jronil ed. Brnolb, »ibl. be« Sitt. »er. in @tuttg. XLIII, @. 83,
unb Monach. Kirsgart., bei Ludewig Bei. man. II, @. 116, irregeleitet bnrd)
öorliegenbe ©teile, in 1236 fefeen. SJton fiefjt ba« aud ber Urfunbe bei
Schannat II, 6. 119 anft bem 3aljre 1237 (©^annat irrtljütnlid) 1236).

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372

8 bürgern gu bitten; unb bie« jiütngt un$ bfc (Srgffljlung ber An-
nales auf baffctbc gu begießen. SDennod) ober ift eine tiefe £)iffe»
reng gwifäen ber Srgtytung unb ber Urfunbe. Üflad) ben Annales
mu| man annehmen, ber 33orfd)fag be$ Äaifer« §abe eine 33erf ürgung
ber btfd)öflid)en SRedjte, beren unoerfürjte ©atjrung ber Sifäof bent
1
Sapitel getobt Ijatte , enthalten. Unb eine fotd)e tag in ber 23jat
barin, baß bie 3al)t ber üKtmfteriaten im Don ber $älfte auf föatf)

ein ©rittljeil Ijerabgefefet »erben follte; aber wol gemerft nur bann,
wenn im Uebrigeu bie S^eitna^me be$ ©ifdjof« an ber ©efieflung
be« 9iatl)e$ wenigften« auf ba$ bisherige 3Kafj befdjränft bleiben
fottte. £)ie ©djannatfdje Urfunbe bagegen gibt tym ba$ unerhörte
9ted)t ben gangen föatlj burd) ^roöifion gu befefcen.
SDBegen Erwerbung eine« fotdjen Siebte« Ijätte ba« Sapitel auf
Slbfefeung beSStfdjof« flogen fotleu! Unb berSifäof Ijätte fid) lieber
bie £aut abgießen laffen, at« folc^e 2Rad)tfteltung gewinnen wollen!
SBBir fteljen l)ier bor ber Slttentattoe. @nt Weber: 1)ie Ur*
funbe ift auttjenttfd). Dann Ijaben bie Annales ba$ ©treiben arg
mijfrerftanben, bie fo originelle Steuerung tfanbutf* ift erfunben, unb
wir wiffen nidjt, warum bie ©ac^e firf> gerfäfug. Ober: £>ie
Annales berieten redjt. Sann ift bie Urfunbe, wie ftc üortiegt mit
ber angetragenen ^ßroüifion be« föatljeS, nid)t autyentifdj. ÜÄid) be*
ftimmen für bie gweite Stonaljme fotgenbe ®rünbe.
1) ffiäre e$ umgefefyrt, fo trotte man für ba« treufofe 33er=

fahren be$ ßaifer« gegen bie ©tabt , gumal ganbutf bei äbfaffung
be$ @d)reiben$ fäon nid)t me^r bei |>ofe war, feine befriebigenbe
grftärung. £)enn bie (Srfläruug «rnolbä, ®. b. beutfdj. greiftäbte
II, ©. 46, befriebigt nid)t.

2) 5Die weitere @rgäf)tung ©djannats, ba§ bie Urfunbe, wie er


fie bringt, wirfttdj ausgeführt fei, ift öollftänbig erfunben.

3) ®ibt ©d)annat gang entgegen feinem fonftigen


©ebraud) bie $erfunft feiner Urfunbe nidjt an.
$>abe id) 8fed)t, fo bleibt e$ uns immer nodj übertaffen, ob
wir in grtebrid)* ©djreiben, wie e« wtrftid) getautet f)at, mit bem
Stnnatiften bie SWebenabfidjt wittern wollen, ben ©ifdjof bem Äapitet
gegenüber bloß gu fteüen. SSotlfommen au$reid)enb ift bie annähme,
bag ber Äaifer üerfndjen wottte, ber ©tabt bie wityrenb ber SJer*
treibung be$ ©ifd)of$ üon tljm eingeführte 3ufammenfefcung be«
JRatye« gu ermatten; eine Einrichtung, weldje ben ©urgent gewiß
nid|t fo mißfallen tyat, wie bie Ijier fefjr für ben SBifdjof parteilichen
Staaten und glauben machen wollen.
^ebenfalls fällt bamit eine Urfunbe, wetdje oft gu fdjwerem
JTabel gegen griebrid)« ^otitif anlag gegeben l)at.

* $offetbe tljat ©iföof fötdjarb. 3om ed. Strtwlb @. 98.

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lieber bie $erfunft 2>tyolb$ tum tara.
1
SSon @. ttiejlet.

3fn ber banfenStoertljen Sttittljetfung über Me§erfunft ©ipofos,


be$ ®rafcn üon Slccrra unb §erjog$ üon ©poteto, fortdjt (§b. 2Bin*
fefmann (f. oben ®. 161) bte Hoffnung au«, gor* bafc e$ fetterer
fdjung gelingen »erbe üon ü)tn offen gelaffene 8ü<Je auSjufüllen
eine
unb 9Wtniftertalen mm ©djtoemSbeunb fdjon üor 1274 in ©eutfd)tonb
nadjjumeifen. £)tefe ßrmartung gu befrtebtgen bemerfe idj, baß am
20. Januar 1193 Otto de Swininspiunde in SBörtl) (35onautt)örtij
ober ffiörtl) unterhalb 9?egen$burg ?) ate £euge «Weint, ba Äaifer
fieinrid) VI. eine Stiftung be$ üerftorbenen ®rafen SMpolb üon
8edj«gemünb*®reif$badj für Äfofter Satetyeim beftätigt. ©icfetbe
Urfunbe nennt Otto de Swininspiunde audj unter ben 3 cu 8 eu b&
93erjidjte$, ben in $ai$f)eim,
toot)( nidjt fange Dörfer, ©räfin 2lgatl)e,

bie SBitroe ©ipotbs üon 8edj«gemünb, auf bie üom teueren au SatS*
Ijeim geteuften ®üter aufteilte (Mon. Boic. XXIX, 2, 468) *.
@d)on um 1150 aber toirb Otto ae Suinesbiunt im ®efotge be$
®rafen ÜDtyofb üon 8ed)6gemünb bei einer 2$erl)anb(ung für Sfofter
ßaiäljeim genannt. 3$ entnehme biefe Slngabe bem SBerfe be$ Dom«
propfteä ©teidjele, SDa« ©iet^um SfogSburg l)iftorifd} unb ftatiftifd)
befdjriebeu II, 702, ber ftd) hierfür auf eine ungebrudte fiaiäljetmer
Urfunbe in äRflngen beruft. 3m 13. 3fal)rl}unbert mehren fiefy bann
bie Begriffe über bie ©djtoemöbeunber, unb nod) 1226 unb 1238
erfdjeint ein Otto üon Swininsbiunde. Sitte SMege finbet man ge*

fammeft in bem genannten 33ud)e üon ©tetdjete a. a. O., beffen JU*


üerfäffige 9?eid$altigfeit für ©eneatogte unb Sonographie nid}t Ijod)
genug gefdjäfet »erben fann. ©a audj ein SJruber £)ipolb$ üon
licerra Otto l)eij$t, ift an ber 3ugef)örtgfeit ber in Italien auftretenben
brei ©ruber üon ©d)roein$beunb mit ben im 12. Saljrl). al$ 8ed)$*

1
(Sttoa« frfitcr al« biefe SRtttljetfong ging öon ©tnfelmann felbfl eine
fctntoetfitng auf bte Urfunbe $etnrtd) VI. ein, auf bte tljn gtder auftnerffam ge-
madjt. 3n 8ejtel)ung auf bte <£<f)tfjett betnerft er, baß tym @tmnpf« ©rünbe
gegen btefetbe ntdjt ganj auSretdjenb erfdjienen; ben Otto l)äft audj er für ben
in Stalten auftretenben ©ruber 2>tyotb« be« Tanten«. ©. ©.
2
©tumpf, «Rr. 4794, bejetdjnet biefe Urfunbe $ehmd)e jttmr a(* »er*
bödjttg; jebenfatt« flnb aber toentgften« bte 3tvi$tri be« SSerjtdjte« ber ©räfin
SKgatlje einem edjten Ortginale entnommen.

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SU
gcmfinbcr üWinifterialen erfdjeinenben nic^t gu gtoeifeln. SBieQet^t
waren Styolb, ©igfrib unb Otto, bie brei Äämpen in Stalten, ©öljne
be« 1150 genannten Otto. £)tyoß> führte feinen Atomen ungtoeifel*
Ijaft nad) bem ©ienftyerrn, 5)ipolb ©rafen oon 8edj«gemünb*®reif«*
bad), ber oon 1150— c. 1192 urfunblid) erfdjeint (©teilte a. a.
O. 676). äuffdjlüffe über ba« Sorteben SDtyotb« oon Slcerra in
£)eutfd)tanb bürften ftd),faß« berfelbe nidjt in fef)r jungen Sauren
nad) Stalten gog, am elften au« ben ßai«ljeimer Urfunben ergeben,
beren SBeröffentlidjuug in ben Monument Boic. nod) gu erwarten
fteljt. 3m üttünd)ener 8ieid)«ard)toe tie&e fid) toofyl aud) ein ©djioein«*
beuuber ©ieget auffinben; ob baffelbe Jebod) gleich bem ©ipotb« oon
Slcerra ben fdjtoargen Sber im »eigen gelb aufmeife ober nidjt, ber
Don SCBtnfetmann entbedte 3ufammenl)ang ift unanfechtbar. SKur liegt
bie ©ac^e nid)t,<n>ie2Binfetmann für toal)rfd)einlid) ijiett, fo, ba§ ein
ältere« ®efd)led)t oon ©d)tt)ein«beunb im 12. ober 13. 3fal)rlj. au«*
geftorben ift, fonbern bie ©d)toem«beunber be« 12. unb fotgenben
3al)r!junbert« gehören einem unb bemfelben ®efd)led}te an, ba« im
£)ienfte ber ®rafen oon 8edj«gemünb unb (urfunbtid) guerft 1282)
im Sefifee iljre« ©djenfenamte« erfdjeint. 2Ba« ben i^amen betrifft,
fo feljrt ^oint, ^eunt, Jßainbt in baierifdjen, aud) fdjroäbifdjen Ort«*
uamen oft nneber unb bebeutet (nad) ©d)meüer*grommann , SBater.
SBörterbud) unter ^ßeunt) „ein ©runbftüd, ba«, o^ne ©arten gu fein,
bem ®emetnbeüiet)trieb t>erfdjloffen »erben fann ober worauf ba« föedjt
liegt, e« , eingefriebigt ober nid)t eingefriebigt, of)ne 9?üdCfic^t auf bie
aufcerljalb gu befofgenbe 3e{genabmed)fe(ung gu jeber beliebigen Slrt
Slderfrüdjte, ober, loa« fe|r oft gefd)iel)t, bfo« gu ®ra« gubenufeen\

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lieber bie SBaljt SotljarS IL jnm 2>entfd>eit tönige.

SJon S$. $. *. «Btyett.

£)te füngfte ©arfteClung ber Sßaljl Äöttig SotljarS III. &on


©eiten 2B. t). ©iefebredjtä im IV. 33anbe feiner Äaifergefd)id)te toeidjt
toefenttief) üon ben 9?efultaten meiner biefefte 9Balj( betreffenben Un*
terfudjung (ingorfd). «b. XII, ©. 55—112) ab unb ift jnm Streit
toieber jur £)arfteflttng 3faffe$ (®efd). b. beutfdj. 9fcid)$ nnter 8oti)ar
b. ©ad)f.) gurüdgefe^rt. — tiefer Umftanb nötigt mid) ba^er ju
bem fofgenben Sftadjtrag.
(©. 7): „£>ie ©eratyungen tourbett
SB. ö. ©iefebredjt fdjreibt
... mit bem 2$orfdj(ag be$ Srjbifd)of$ üon Sttainj begonnen: man
fotte au$ ben üier beutfdjen £>auptftämmen ber ©atern, ©djtoaben,
ftranfen unb ©ad)fen jc^n dürften ernennen unb biefen öierjig bie
\t

3$ortoal)t überlaffen, ber bamt o^ne SSJiberfpruc^ Don ber ©efammtljeit


jujuftimmen fei. @S toar ba$ erfte 3Kaf, bag fofdje 2$ortoäl)(er be*
ftellt tourben , unb öielletdjt ift nidjt ofyne Sinfluß auf bie ÜÄaßreget
geioefen, baß bereits bei ber ^ßapftma^( bie befdjränfte 3&# ber
Sarbittfile ein äl)nlicf)e$ 33orred)t üor bem 'jafjfreidjen römifdjen
Stent* Mit".
Der erfte ^ßunft betrifft bie SHtge, tt)ie üiefe Surften bem 2lu$*
fdjuffe angehörten, welkem übrigen SKeidjSfürften ein getmffeä 23or*
bie

redjt bei ber SSorma^f einräumten. 3»dj Ijatte mid) mit ©rünben
bafür entfd)eiben muffen, bag e$ jefjn unb nidjt üierjig Surften ge*
toefen feien, unb Ijatte biefe 2lnftd)t and} nodj jefet a(S bie einjig
richtige feft
1
. — 2B. ü. ©iefebred)t aber beworfen unb
l)at biefelbe

tfoax eittfad) beftätigenb auf bie JBemerfungen mm SBaifc gu meinem


Slttffafe fetbft üerttnefett (©. 418). Severe l)aben Mir -an biefer
©teile ju prüfen.
3unäd)ft weife td) bie ©efyauptung 9?. TOemannS, auf beffen
2
©ötttnger £)iffertation fid) SBaife beruft , af$ eine öorfdjnelle unb

1
Sßeuere gorfäer nad) mir ftnb ebenfalls berfelben betgetreten; fo$a'bt<fe,
Äurre<f)t unb (Srjamt ber SJatenfür jten , im *ßrogr. ö. ®<f)ut=$forta 1872,
@. 11. —
©djtrrmadjer, (Sntßeljung be« Äurffirjtencoflegtum« , S3erl. 1874,
@. 8: „toermutljftdj je^n gfirjien".
• gorfd). XII, e. 80 SR. 3.

XVI. 25

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m
irrtge jitrfldf, ba§ bie Sßorte bcr Narratio (c. II) 'decem ex sin-
gulis . . . provinciis' nur btc eine Ueberfefcung t)on „oierjiggürften"
1
jufaffen . SBie mürbe berfelbe bie betreffenbe ©teile erflären, wenn
ber 2(utor ber Narr., um jebem SKiSoerftäubniß öorjubeugen, ge*
fdjrieben I)ätte 'quadraginta exs.pr.'? ba würbe bod) wol)f niemanb
in bie 33erfudjung fommeu, au« ben triergig Surften Diermal fo öiel
gu machen!
2
— 3>n ber Stylt Ijaben meiere bebeutenbe (8?ed)t$)*£i*
ftorifer Wellen bie Narr, im SBorttaut vorgelegen , decem ex s.
,

pr. mit nur 10 dürften jufammen überfefct.


SBenn ferner 9?iemann, Sßaifc unb ü. (Siefebredjt ba$ im ©anjen
f}öd)ft unfritifge 3 cu 9 n iß ^^ OrbericuS 33itali$ Ijier afe maßgebenb
unb „enbgüttig" entfgeibenb für bie 3al){ toou 40 dürften be$2Baf)l*
audfc^uffed anfel)en, fo bleiben fie bennod) ben factifdjen 33ewei$ ^ter*
für fgulbig. SBarum f öftrer $aupt»
lonnte beim DrbericuS „ein
punft" nigt worben fein 8 ?
falfg UebrigenS fc^etnt
angegeben —
mir Orbericu* üiel weniger ba$ Hauptgewicht barauf ju legen, baß
gerabe quadraginta sapientes et legitimi milites gewefen feien,
tottty bie ©efignation Don brei 23jroncanbibaten vornahmen, al$ öiet*
meljr barauf, baß bürg bie brei ©efignirteu fefber 8otljar gewägt
würbe (f. gorfd). XII, @. 99). (Sbenfo legt aud) <ßetru$ Diaconu«
in feiner ßafinenfer ßfjronif ba« Hauptgewicht auf gmet Surften,
welche ben eigentlichen Sßaljfact ausübten. SDJan barf baljer beiben
Ijier gar fein SJerftänbnijjj ben SBal)tmobu$ jutrauen.
für Drbe* —
ricuä berührt ja auet) mit einer ©übe ba$ vor allem wichtige
nidjt
Moment, bog bie 2lu$waljt ber angeblichen 40 gürfleu in einem be*
ftimmten SScr^ältnig ju ben üier beutfgen ©tämmen ftelje, fonbern
läßt auf JBefef)! be« SDIainjer SrjbifgofS (decolletur continuo!...)
oljne weitere« jene de totmilibus (ibi nempe plus quam 60 mi-
lia pugnatorum aderant) ftc§ abfonbem. $>ätte er erftere« me*
nigften« berüdftgtigt, vielleicht bürften wir tym bann ein geuriffe*
4
3Waaß von Olaubmürbigfeit juerfernten .

©nblicty finb e« folgeube einjelne fünfte meiner 8(u$fttl}rung,

1
<5. e. 28 SR. 1.
• ©iebon mir aufgellt worben @. 80 SR. 1»
finb
8
©. aug @girrmager @. 8 SR. 2, ber auf ba« berbägtige milites
in ben Sorten be« Drbertcu« Ijinweifenb, meine Anfielt, tote biefer jur Saty,
40 oieHei^t gelommen, geilt.
4
©erabe umgefeljrt meine ig, weil er bie 3al)I Ijat ganj unabhängig Don
bem @runb ben bie Narratio für btefelbe angiebt, ift e« eine ©eftötigung ber«
felben. Stoß Drberig bei allen Srrgfimem bie er begebt über einen folgen
Umfianb woljt unterrigtet fein lonnte, fgon bürg bie Umgebung ber SRagilbe,
ift unjwetfegaft. 3)aß aber Weber ber Sertgt ber Electio nog, wenn man an«
nimmt, baß fte genau bie SorfdjtSge wiebergielit , bie $erfammfung felbfl einen
3lu«f<f)u6 oon 10 gürften mit ben 4 ©tömmen (wo man ja jebenfatt* unter
felbfiänbiger «ufffiljrung ber Jot^ringer aug 5 annehmen fonnte) in Serbinbung
•gebraut !#tte, f^etnt mir fo Kar, baß bem ntdjt« ^injuaufefeen ifi. Unb afle*
wat an (Sinwenbungen bagegen borgebra^t wirb, fragte ic^ fo fubjeettoer «rt,
baß ig gm leinerlei ©ewigt beilegen fann. $. SB.

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:

377

gegen »efdje ©.
Sßoifc polemifirt. ©erfefbe bemerft (ftorfd). XII,
©. 80 9t. 3), baß ber 2Bal)lau$fd)uß öon 40 dürften bei bem »eiteu
Umfang, ben ba$ 2Bort prineipes bamalS unb nad) ber Narratio
fetbft (c. 1) tyatte, feine ernfte ©d)»ierigfeit mad)t. ©e»iß, »a$ bie
Äu$bel)nung be$ ©egriffs prineipes betrifft , fo ift biefe Ijier eine
1
unumfdjränfte ; aud) mag e$ batjin geftettt bleiben, ob bie Narratio
mit bem c. 2 gefegten 2Ut$bru<J prineipes regni eine ge»tffe Un*
2
terfd)eibung fyabt abftdjtlid) anbeuten »ollen, ober nidjt . aber in —
ber £f>at brüden tljre SBorte foldje au$, fie bejeietynen Ijier eine be*
ftimmte JBefdjränfung* Denn bie 'convenientes omnes regni
prineipes' finb nid)t meljr bie oben genannten prineipes inSgefammt,
bie »oljt feljr öiete SCaufenbe betrugen, aber an bem 35$al)fgefd)8ft fefbft
feinen »eiteren Slntljeil nahmen, fonbew nur biejenigen »eld)en tefe*
8
tereä »irflidj oblag . ©ie allein »aren bie »aufbereiteten dürften
fie unb nur fie famen (in einem ©aale) jur SSorberat^ung ober S3or*
»aljt jufammen.
@$ gehörten aber ju iljnen (»ie id) au«brü<flid) uorfjer an ber
SBafjf ÄonrabS II. gejeigt Ijatte) bie summi prineipes, b. t). bamatS
bie SReidjSfürften im engern ©inne: bie (Srjbifdjöfe, ©ifäöfe, Siebte,
4
bie $ eriö 8 e / äWarfgrafen f ^faljgrafen , ©rafen . golgtid} muß ber
3Baljlau$fcl)uß nid)t au« ben prineipes tnägefammt, fon*
au« ber befdjränlteren Slnjaljl ber gur 33or*
bern allein
»a§l bereiteten Surften, unb jtoar burd) einen ßompromtfj tum
biefen, hervorgegangen fein.

Ratten ttrir baran feft — unb SBaifc fetbft opponirt an anberer


©teile bemgegenüber nidjt
5
— , fo mad)t aüerbingS, »ie id) meine,
bie 8lu$»aljl üiergig bevorrechteter au« ber ©umme ber übrigen an»
»efenben SBaljlfürften feljr große ©d)»ierigfeit, ja biefe fteigert fid),
fobatb »ir 10 Surften für fid} au$ ber
nadjjutoeifen fudjen, »ie
»aufbereiteten Slnjaljl ber fdj»8btfd)en Surften aufriefen »erben
foHen
6 —
SBenn aber Sßaife (©. 87 5«. 1) meine bort angepeilte
.

1
@. ©atfc, 2>eutfd)e SerfaffungSgefdj. 8b. V, @. 419.
1
»gl. fttemann ©. 21 91. 1.
8
@o fdjretbt aud) SRiemann ©. 27: „benn bie convenientes r. pr.
finb nur bie ©afrffürften".
4
gorfd). XII, e. 84. SReine 2>ebuction ftüfete fldj babei auf bie Dor*
jüglidjen Unterfudjungen gider« Dom föeidjsfürftenflanbe.
5
(Sbenfowenig Wiemann ©. 50.
6
@. gorfd). XII @. 87. Wiemann @. 51 madjt
,
— ben umgefeljrtett
©djluß, inbem er Don Dorn fjerem (oljne bie SWöglidjfeit geprüft ober betmefen
ju Ijaben) 10 fdjn>äbtfd)e gürjten ol« jutn 2Bal)fou«f<f)uß gehörig fefet unb bar*
and bie große ttn$al)l ber an»efenbeu Surften aus ©djttmben folgert. Senn
er nun aber aud) 34 gürjteu unb ©rafen @d)waben« ex toto im 12. Saljrlj.
glaubt annehmen ju bürfen (ibid. 9i. 2), fo bleiben Don i$m bod^ jwei grageu
|ier Döttig unberütf (tätigt: 1) tote Diele föwäbiföe gürflen unb ©rafen pnb in
Sltyug ju bringen, bie bem (Befolge©erjog griebrid^« angehörten (na^ c. II
1
ber Narr, 'preter ipsum et suos )? unb 2) »ie Diele gürften @(^n»aben«
bleiben außerbem a(9 bie summi prineipes übrig b. ^. als fotdje, meiere }ur
3Bor»a^( berechtigt »aren?

25*

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378

töedjnung für falfd) l)ält, fo fdjeint er bod) bcn Umftanb babet über*
fc^cn gu Ijaben, baß nidjt bie Stotatfumme Don etwa 90 SBaljlfürften
— bie in biefem Stall aud) Sßaife meinetwegen gu ©runbe gelegt
wtffeu will —
auf ben 2lu«fd)uß üon 40 gu Derweilen, fonbern baß
jieber eingetne Stamm, alfo aud) ber fdjwäbifdje, für fief} minbeften«
boppett fo üiele mal)lbered)tete Surften erft auf weifen muffe, um auf
10 Vertreter beffelben ©tamme« compromittiren gu fönnen. 9Rag
femer aud) meine annähme oon nur 30 bis 40 getftlidjen dürften
1
in«gefammt at« in ber $Bat)(curie anwefeub gu gering erfdjeinen , fo
änbert bte«, ba wir bie ßferifer ebenfall« nad) ber Narratio auf bie
etngetnen ©tämme gu Dcrt^citcn Ijaben, an betn 9ief ultat meiner Sffedj-
nung im wefenttidjen nidjt«.
3dj gebe aber ben ©egnern meiner 2tufid)t außerbem l)ier ju
bebenden, ob bie bei ber äBatjl Sotljar« aufgehellte neue gorm ber
35orberatljung überhaupt einen $md
l)abe, wenn an bem Sßaljlacte

felbft nur ttma 90 Surften beteiligten : fo triefe at« oon ben gur
ftd)

SJorwaljt beredjtigten erfdjienen waren. Sonnen fid) teuere wa« —


aud) wirflid) nadjljer gefdjal) —
nid)t ebenfo gut auf einen
ober meljere £ljroncanbtbaten einigen, wie 40? @« follte bod) gewiß
oon Anfang an eine 93ereinfadjnng be« gangen 2Bat)tacte« baburd) er*
gielt werben, baß jene 90 dürften nur 10 unter iljnen bie oortäu*
fige ©eratljung, b. i. bie 5Waml)aftmad)ung ber £Jjroncanbibaten für
bie engere 2BaI)l ober SSorwa^l (gu ber fie alte berechtigt
blieben) gemäß Kompromiß übertrugen.
Sßaifc fäljrt fort (a. a. £).): „einen $>auptgrunb, ber für bie
©Übung eine« 2lu«fdjuffe« oon 40 Surften fpredjen möchte, ben waljr*
fdjeintidj bei ber Versammlung ungleich vertretenen Stämmen eine
gleidjeVertretung gu geben, würbigt ber SSerfaffer nad^er md)t ge*
nügenb". Slßein id) fann in ber SC^at au« ben ©. 89 unb 90 ent*
wtcfetten ©rünben ber übrigen« Ijiftorifd) unbeglaubigten £l)pottjefc
ntd)t beiftimmen, a(« ob gerabe obiger £auptgrunb bei bem ßompro*
miß bie erfdjtenenen SBa^lfürften geleitet Ijabe. — Slflerbing« fo tuet
ift gugugeben, baß man
auf bie eingelnen ©tammgebiete audj bei ben
2
Sönig« wallen gewiffe SRüdfidjt nafym , bod) burdjau« nid^t in ber
Seife, baß man nun au« jebem gtetdj t)iet Surften gur 23or*
beratljung erlefen modjte, bie bo$ an 9?ang — benn biefer fdjeint
mir babei entfdjetbcnb gu fein fowoljt gur £ljeilnaf)me au ber 23orwaljl
wie nad$er bei ber Sur — äße unter ftd) feljr öerfdjieben baftanben.
S)er Sttamger unb ber ffölner @rgbtfd)of, offenbar beibe bem rljetn*
fränfifdjen ©tammgebiete anget)örig, mußten in iljrem eigenen 3n*
tereffe, eben weil bem ©behaupte be« föetdje« immer am nädjften
fte

ftanben unb ben Vorrang oor bcn ü6rigen Surften anerfanntermaßen


befaßen; gegen fold)' eine gleite 33ertf)eilung ber Vorwäfjler mit gleichem

* gorfä. XII, ©. 86 tt. 2.


» 6. SBatfc, 3)cutf(^c ©erfoffung«öe(^. V, 153.

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370

#orfdjfag*red)t (tote ffe ®eroai* bereits angenommen) energifä pro«


teftiren.

ÜWog nun burdj unfere Argumentation , bie fid) für 10 2fo$*


fc^ugfürftcn entf (Reibet f bi$ baf)tn nidjt jcber 3^*^ woran jumeift
bie mangelhafte Ueberlieferung @d>ulb trägt, gehoben fein : e$ gefd)iel)t,
fobalb lüir bie mittelbar fotgenbe ©al)t ftönig grtebrtdjä I.
(1152) in$ Sluge f äffen.
— ©enn ba§ Ijier unter ben primates
„ben ©rften toetdje nadj bem juoeriäffigen 3^9 tti ffe
be$ SReidjS",
1
Otto« oon greifing SSoma^I ausübten, nid)t fämmttidje SBaljt*
bie

fürften ju oerfte^en feien, fonbern nur eine befdjränftere 2lnjaljt eben*


2
berfetben, gilt tooljt als ausgemalt . Ob ferner auf ®runb be«
unseren unb beutungStootten 9ßal)(berid)t$ bei ©istebert oon SWonS
(Mon. Germ. SS. XXI, @. 516) in ber £t)at nur 4 dürften an*
june^men feien, auf toetdje oon ben übrigen Sßaljtf ürften bei ber SJor-
8
toa^t compromittirt toarb , ober nirfjt üietteidjt eine SScrtüc^fcIung
f)iermit ben burd) bie 23ortoäl)(er (a(fo bie primates) aus iljrer ei-
genen 3J?itte befignirtcn 4 Jljroncanbibaten oortiege 4 : immerhin ift

fo toiet erfid)t(id), ba§ toir bei ber SBat)t griebrtd) I. nur an eine
6
fel)r geringe ©umme ber SSortoä^ter
. 35Me aber ju beuten l)aben
tonnten festere (bie primates) a(8 bie bevorrechteten SSJä^Ier fid) oon
fefbft unb ofyne weiteres au$ ber ©efammtljett ber übrigen SBaljI*
fürften abfonbern, toenn ntc^t fdjon früher burdj förmigen ßompro*
mig ifynen fofdje ^rärogattoe überlaffen morbeu toäre? Unb ia Ijaben
tt)ir bie erften $eime bem Sßafyfoorgange be$ ^afjreS 1125 ju
in
fudjen. — Sfttt jenem factum folglich erfdjeint mir bie atte annähme,
ba§ bei ber S5$al)t Potior« oierjig dürften ben 9ßal)(au$fci)uß gebifbet
6
Ratten, obüig unoereinbar .

1
De Gest. Frider. lib. II c. 1 ... cum de eligendo principe , :

primates consultarent, — tandem ab oronibus Fridericus Sue-


vorum dux petitur eunetorumque favore in regem sublimatur.
. . .
1
Sfadj and ben ©orten (summi prineipum) be« Hbt« ©ibatb üon
©tabfo, bie er in einem ©eridjt an ben $apfl (Sugen III. gebraust, geljt fotöje«
^eröor; f. qHjiflty«, Äönig«»al)ten, in @ifcung«ber. b. SBiener Slfab. XXVI,
@. 61.
8
Quorum dispositioni imperialis electio commissa erat. Sgl. —
SBaife ingotfd). XIII, ©.217. ©onj entfä)ieben bafür tritt ©djtrrmadjer ein,
6. 7 ». 4. 6. 8
f.
4
f.
«ßt. SBefeolb, 2>ie SBa^l griebritf« I. (2>iff. ©Ott. 1872) e. 33. -
<S« ift aber eine feljr nwnbertttfie $t)potljefe, bie SEßefcolb bem $erau«geber ber
$ennegauer (Sfcronif oljne ©ebenfen nadjfdjreibt, bafetbfi §Remint«cenjen be« ©i«*
Iebert an bie 2Ba!)l fiotljar« III. unb eine SSernudjfelung btefer mit ber Sßaljl
griebrid)« I. entbeden jn tootten. SBir freilid) erinnern un« be« in gettriffer

$inftd)t gar nid)t unäbnlidjen ©afjlberidjt« bei Drbericu«: benn obwohl feeibe,

con einanber unabhängig, faffen jcftlieglidj bnrtft bie ©timmen ber beftgnirten
^roncanbibaten fowoW ?otl)ar tüie^riebrid^ getränt fein. Unb fo fri^on meine
©emerfung in gorf*. XII, @. 9i W. 1.
5 »gl. augerbem gorf«. @. 92 $R. 1.
6
SBefeotb (ibid. ©. 26) freiließ behält 40 gürften be« 2Balj(au«fdmffe«
bei, aber o^ne ftdj bewußt ju fein, baß er bamit feiner fotgenben S)ebuction
felbft tt)iberf^ri(^t. 2)enn er fagt: „an ber S3orn)a^l nahmen nur bie <8rften

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380

äfod) ber foeitere <§nta>idfetung$gang ber teutfäen Mnitftiütfttt


rechtfertigt meine 3lnftd)t, tote id) gorfd). XII, ©. 91—93 au«ge*
fü^rt l)abe.
£)er anbere *ßunft, ju bem mir jefet übergeben, betrifft ©tefe*
bred)t$ ©eljauptung , mit melier er feine toorangefdjtdte Darfteßung
näljer erläutert: „ben 10 dürften j[eben ®tamme$, bie in ben 3tu$*
fd)uß traten , überlief; man üollftänbig bie SSorberat^ungen (SSor*
toa^l) unb öerfprad) in ber 93orau$fefeung, bajjj fie fid) einigen mürben,
bei ber ßur felbft einfädle 3uftimmung" (©. 418).
SB. ü. ®tefebred)t Ijat gar nidjt üerfu^t, feine eigentümliche unb
abtoeidjenbe ©eljauptung burd) irgenb eine (fixere) 9fotij gu begrün*
ben
1
. — Offenbar aber ift fo (wie aud) 3aff6 ba$ get|an l)at) ber
gange SOSa^lact üerfdjoben unb öerfe^rt toorben *. Denn bie öierjtg

Surften beö 2Bal)tau$fd)itffc$ finb gar nid)t an $f fließt idj bie „juut
erften 9M
befteWen Soro^ter" (f. tyierf. Dorl). ©. 375): fdjon
bei ber Sßaljt SonrabS II. traten nad) SBtyo bie summi prineipes
ate bie natürlichen 93ormäl)ter auf, ofjne bafj fie ate fotd)e erft be*
fteßt toerben bürften, unb ebenfo finb aud) bei 8otljar$ 3Bal>l Jene
convenientes omnes regni prineipes bie erfdjtenenen, gur SSortoa^t
aßefammt berechtigten 9ieidj$fürften. Sefetere aber begaben fid) burd)
üjren auf eine SKinberga^l gefc^foffenen ßompromiß nidjt „Dottftffnbig*
btefeö iljnen Don SllterS Ijer jufte^enben §od)totd)ttgeu 8?ed)t$ unb Der*
fpradjen „bei ber $ur fetbft einfache 3uftimmung" , fonbern fte be*

be8 fteidjeS (primates ober summi prineipes) 3$eit; fdjon bei ber SSaljl
Äonrab« II. waren biefe borjug«wetfe wa!j(bered)tigt, fte übten Ijier fdjon bie
SSorwaljt and Unter innert bilbeteu bie Storneljmften ben SBaljfouS*
fd^uß ; Ijierju gehören Don ben geiftlid)en gürften bie 3 rljeintfdjen ©rjbifd)5fe
Don 2Rainj, «Erter, <£öto, Don ben Weltltdjen Surften waljrfdjeinlidj bie $er$oge
unb baneben ber Sßfaljgraf am följein. $iefe Surften übten alfo bie $or:
waljl au«".
dagegen bemerte tdj 1) bog bie primates, weldfje bie Storberatljungeu bei
ber 993at)t grlebridj« I. übten, nid)t meljr bie summi prineipes SGBtyo* finb, toeldje
bei ber SBorwafjt äonrab« II. beseitigt waren, alfo nidjt meljr bie ©efammt«
Ijett aller ber SBaljlfürjten au«madjten; unb 2) baß wenn unter ben „Dörjuge*
weife waljlberedjtigten" gürften (= ben summis prineipibus) „bie Storneljmften*
ben „SBaljlauGfdjuß" bilbeten, eben biefe bie primates finb, weldje ftdj jur
$orwal)l anfdjidten. —
Auf ber SSerwedjfelung ber primates in Otto« ©eridjt
mit ben summis prineipibus SBtyofc, auf iljrer Sbentiftctrung beruht alfo
ba* ganje 2Rt«Derjtänbntß unb bie 3nconfequenj be« JBerfaffer«, wenn er
f treibt: „bei ber SBaljl Sotljars bilbeten Don allen wahlberechtigten
gürften 40
gürften einen 3Bal)lau«fdjuß".
ftd) gug(ei4, baß SBe^otb, ber im übrigen meinen ftuffafe berüd-
<S« jetgt
p^tigt, i§n fjier bod^ nic^t rt^ttg aufgefaßt fjat. (9Wir f^eint ber an fldj fcl>r
buntete Vorgang bei ber ©a^l grtebrt^d für bie Annahme ctnci5 3lußf^uffe«
Don 10 gar ni^t« au«5utragen. ©. SB.).
1
ifcäß in btefem gatte ba« 3^ugniß be« Drbericu* gar nidjt afe ©tüftc
in SBetrac^t lommen lann, ift fetbftDerffänblt^ ; f. gorfd). XII, @. 99. $te —
Narratio allein bleibt fernerhin unlere güljrertn, ber auc^ wo|l ©tefebredjt ein«
mal jugefte^t, fte fdjeine ben äußeren Vorgang „wahrheitsgetreu" ju berieten
(@. 418).
9
@. §. 5 meiner (nun Don SBaifc) unangefochten gebliebenen Unterfudjung.

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381

Ijfcftett bic $ortoalj( in £änben unb üttca fte tiad^er


im übrigen
t^fädfjtid) Narratio c. 3 seq.)-
an« (f. £>ie je^n dürften, bic
alfo einen 2lu$fd)u§ toon ifjnen bitbeten, luaren nur mit ber ^ra*
rojjattoe ausgefluttet toorben, bte paffenbften STfjroncanbibaten ju be*
ftgniren, fte Ratten atfo baS 33orfd}(ag$re<J)t unb nichts toeiter K £)ie
barauf folgenbe ©eratljung ober bie engere SBafyt unter ben brei
©efigmrten (bie bod) aud) ber Sretö ber fog. 95ortoa^t umfdjfte&t)
fiel toieber ber ganjeu 33erfamm(ung , ben regni prineipibus inäge*

fammt ju: lefetere Ratten fofglidj nur öerfyrottyen, fidj babet auf bie
£}eftgnirten $u befdjränfen (quorum electioni ceteri omnes
2
assensuni praebere promiserunt , Narr. c. 2) . ©je aber bte
Sur fetbft eintreten fonnte, mufjte über ben ©etoöfjlten unter aßen
SSSäljfem Sinfttutmigfeit Ijerrfdpn: e$ Ijätte fonft bamatS, too nodj
3
nidjt bie 9flaiorität ber Sürenben entfdjieb , bie 9ied)tmä§igfeit ber
2Bal)t überhaupt beanftanbet werben fönnen. — Slnatoge ©eifyiete
für ba$ bei unferer Sßaljt ftattfinbenbe äßerfafjren Ijabe idj übrigen«
in gorfd). XII, @. 94 jufammengefteüt ; tdj fefce Ijier aud) nod) bie
Sorte ©djirrmatfjerä fjtnju, ber bie« ate ein mistige« 9?efu£tat meiner
Slrbeit gegenüber 3?affe Ijerüorljebt (@. 8): „2Bie t)ätte nod} bei ber
SBaljt griebrufyä I. ein allgemeines 3Eßaljtre<|t ausgeübt »erben fönnen,
ttenn e$ toaljr märe, \va$ man behauptet Ijat, baß fdjon bei 8otljar$
SBatyt bem 2lu$fdjufj ba$ 9?ec^t jugeftanben Ijätte, otyne »eitere« ben
fiönig ju fräßen".
SnbUd) erübrigt, be$ offenbaren £intt>eife$ to. ©iefebred)t$
(@. 418) auf bie Sßaljt ©elafiu* IL jutn Zapfte Ijter ein«
geljenber ju gebenfen. 2lud) bei ber ^ßapftajaljt iftun*befannt(id) ju
terfdjetben bie SJonoaljt (traetatio) üon ber $ur ober 3 u f^ mmun 9
(laudatio) 4 . Qene aber — bie bamit begann, baß bie gur SBaljl
geeigneten ^erfönfidjfetten namhaft gemalt nmrben
5 — tag gemäß
bem SDecrete <ßapft WcotauS II. (1059) lüften* lieben 2Bai)tbered)=
tigten, ben ßarbinatötfdjöfen, ob ; unb biefer ÄreiS (ber trofebem nod)
lein feft abgegrenzter toar) erweiterte fid) affmätyttd), bi$ er fd)tteß(idj
6
(c. 1130) über fünfjtg Efjeitneljmer jäitfte . @o Ratten bie Sarbt*
natfferifer ben Slntljett an ber traetatio, ber tynen burd) ba$ päpft*
lidje SDecret einft entriffenSorben toar , fid} nneber errungen unb

$erfaffung«gefd), V, 153: „e* ttiorb au« ben Stämmen


1
8gf. SBaifc,
ber granlen, Sttamannen, ©aiern unb ©adjfen eine 3«W *>on gürten triefen,
um (Eanbibaten für bie eigentliche Sa§l in S5orjc^lag ju
bringen".
9
@o urteilt »oljt audj bemann @. 29.
8
2>aß öon 2üter« ^er unb aud) nod) im XII. unb XIII.
(Sinmfitljigfeit
3a^. (Srforberniß ber gültigen Saty getoefen, ^eigt au4 SB« SBilmann«, fRt»
organifation be« Äurffirftencottegium« (SBcrX. 1873), @. 59 f.
* @. «. 3oeffieI, 2>te$atfhöal>ten t). 11. bi« 14. 3aW>, (1872), G. 4.
Ä
©. 31 ibid. 3)ie traetatio jerfiel bemnod^ »ieber in bie denomi-
natio unb deliberatio (erflere bie Wamijaftmadjung unb Untere bie »eitere
©ef^re^uug ber SBa^conbiboten).
6
Ibid. '©. 37.

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382

übten biefe« Sottest aurf) bei ber SBaijt ®e(afiu« IL (1118) tyat*
fäd^Ctd^ au8. 35er ©ertdjt be$ SBiograpljen ^anbutf hierüber lägt
1
un$ gar feinen ^weifet .

Stadlern berfefbe otte bie ßarbtnälc # toefdje an ber SBaljt tljetf*


nahmen , barunter mit tarnen aufgejagt 2 , fügt er Hjnen
einjelne
außerbem biete römifdje ©erifer, audj toon ben Senatoren unb @on*
£)amt fä^rt er fo fort: Hi omnes . . . pa-
futn einige Ijinju.
riter convenerunt, ut juxta scita canonum de electione trae-
tarent 3 .... post diseeptationem diutinam ac voluntates di-
versas, nunc baec nunc illa petentes, tandem aliquando com-
municato consilio .... (Gelasius II.) captus ab omnibus
landatur, approbatnr ab omnibus, neenon etiam ab episco-
pis (quorum nulla prorsus est alia in electione presulis Ro-
mani potestas nisi approbandi ....). Sltfo feine ©pur ba* —
tum, bafj ein 2lu$fd)u| au« ber ®e[ammtl)eit ber 33orwäljter pro*
ponirt worben wäre, ba, fo biete berfetben berechtigt waren, atte an
ber ^apftwaljt fetbft SST^ett nahmen. SBie fott teuere gar bon Sin*
ftufj auf bie bei SotljarS 333al)t toon ben Sßaljtfürften getroffene ÜWa§*
reget gewefen fein?!
SJerfotgen wir aber bie ^apftwafjten weiter, fo finben wir affer*
bing« eine gewiffe Analogie jwtfdjen ber 2Bal)t 8ottjar$
unb ber i. 3. 1130 gefallenen päpfttic^en ÜDoppef*
Wal)( 4 £)a würbe nämtid) feiten« ber äBaljtöeredjtigten ein @om*
.

promig gefötoffen unb bie traetatio einem SBa^tau^f^uffe Don acf|t


ßarbinäten übertragen
5 —
©ehalten wir bie« imSfage, fo barf uti«
.

fere Seljauptnng , ba§ bie befdjränfte ^e^n^al)! au ^ ^


affer übrigen SBa^tfürften (b. I). ber jur 93orwal)( urfprüngüd) be*
ein äljntidjeS 33orred}t (nämttd) bie jurSSor*
redjtigten Surften)
namhaft jn machen) bei ber SBaljt So«
wajjt geeigneten ^ßerfonen
tljarä ausübte, baburd) um fo gfaubwürbtger unb gefilterter er*
fdjetnen.

1
Watterich, Pontiac. Roman, vitae ab aequalibus conscriptae,
Tom. II, @. 94 sq.
8
SReiner föedmung nad) meljr nod) al« „49 ftimmenbe <£arbmäte": nur
fobiet jS^lt ©iefebredjt ©. 418.
8
Sttterbing« Hegt Ijier eine Ungenouigfeit *ßanbulf« öor,
ba nidjt äffe bie
öorljer genannten $erfonen, fonbern nur bie (Sorbinole an ber $orwa|l jt<§ be-
teilig tm: f. 3oetffel @. 141 W. 334.
4
@. 3oc%)ffcl ©. 341. 2)o 3. meine Slbljanblung nod) nidjt gefannt ju
Ijaben fdjeint, fo bleibt er bei ber Sfonabme Soffä« Don 40 2fo«fdmfiffirfiett
flehen; aber bie (Summe t>on 10 angenommen, würbe ben SSerljältniffen nur
nodj beffer entfoted&en. —
3. will übrigen« (unb gewiß nidjt mitUnredjt) bem
(Sinfluß be« Jjäpfttidjen Legaten ©erwarb, welker bei ber SBaljl Sotljar« jugegeu
gewefen war, ben (Sompromiß bei ber $apßwaljt ö. 3. 1130 auftreiben.
8
Ibid. @. 114. 119 —
@. 340: „bie ©Übung eine« üielgüebrigeu
2Bal)fou«fd)uffe« ereignete fi$ i. 3. 1130 jum erflen 2Ral(!)".

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<£ljronofogte ber Stiften 2Wanegolb* twn gantenüadj*
aSou $. @nmlb.

3»ct ^ßrobucte titerarifcfyer £l)ättgfeit finb un« toon üttanegotb


1
toon Sautenbad) befannt , beibe« ©treitfdjriften ad Gebe-
, bie eine
hardum firdjtid)*po{ittf(I}en, bte anbere contra Wolfhelmum pljtto*
fop^ifc^en 3nl)a(t«. 2lutf> in ber tefeteren SföljanMung Ijat er jebod)
ein (Singeljen auf bie toettbetoegenben pubfieiftifdjen £age«fragen nidjt
toermieben. 9flanego(b fdjeint mit SBotfijetm bem Slbt oon Srou*
heiler irofe beffen faiferfidjer ©eftnnung unb offener Parteinahme
für ben ©egenpabft (Steinen« in freunbfdjaftfic^ent SSerfe^r geftanben
gu ^aben. ßin ©eforädj jmifdjen iljnen über alte ^Ijitofopijie unb
tljre ©teflung jum (Sljriftentyum fear unbeenbigt geblieben. (Schriftlich
entttucfelt nun 9flanego(b feine Slnfic^ten unb fnityft baran jiemtid)
unmottotrt bießapitet gegen bie Slntigregortaner. Sfo« ber ©ejieljung
gu SBotfljetm mag fidj erftären, baß fefoft l)ter nod) immer ber Jon
feiner ^ßofemif ein anberer tft, al« in ber ©djrift an ©ebljarb, bie
gegen SBenrid) oon £rier fitfj menbet. SBenrid) Ijatte burc§ fein feine«
tromfdje« ©piet mit ©regor bie 2Butl) üttanegotb« auf« l)öd)fte ent*
flammt. Sitte« 93otf la« bie gragen bie jener in ljeud)terifd)er De*
mutlj an ©regor felbft gerietet Ijatte; bie Antwort barauf übernahm
ftatt be« Zapfte« 9Wanegott>.
Sieben feinem formellen ©efdjicf Ijatte SBenrid) jenen ungeheuren
(Srfofg ber 9?ulje unb ©emeffenljeit feiner ©treitfdjrift *u uerbanfen.
Sfftanegolb entancfelte grabe bie entgegengefefeten ©genfdjaften. @r
fdjrieb toott bltnber Seibenfc^aft unb neljäfftger Eobfndjt; feine <ßotemif
tft plump unb nrirb burd) bie entfefcltdie ©reite in ben bogutattfdjen
Srörterungen ttötttg ungenießbar.
©djttnerigfetten Ijat bie ©atirnng biefer beiben ©Triften ÜRanegotb«
oerurfadjt. $reüidj betrachtet man jebe« SOBerf abgefonbert für fid),fo ift

fein 3toeif et mögttdj : 3n ber Sntgegnung gegen ©enrid) nnrb ©regor


2
nod} at« tebenb gebaut , in ber gegen Sßolfljelm muffen mir ©regor« £ob

1
3)te ©riefe tt>eld)e ©ubenbotf im Registr. II, 41 unb II, 45 Hjm ju*
toeifl ermangeln (ebenfalls jeber äußeren Beglaubigung; ÜRanegolbS flutorfdiaft
bleibt unbegrünbet, wenn aud) SBattenbadj« Bennutljung in Betreff bc« erßen
Jener ©riefe nidjt ftid&ljaltig fein fottte. »gl. SBattenbad), ©. Ct. II, 79.
2
©regor Ijeißt öfter«: Gregorius noster ober apostolicus noster; im

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384

bereit« oorau«fefeen K üftanegofo loürbe banadj an Sßenridj üor


1085, an SBoffljrfm nad) 1085 gefdjrieben Ijaben. ©egen eine fo
einfache 8öfung ber grage nun aber eine ©tette am @<$(uge
ftreitet
ber ©djrift gegen SBotfljetm. Dort fagt SWonegoIb: (fficnrty) cui*
velocius respondere deliberamus (<5ap. 24 bei Muratori Opp.
XI, 2, @. 136), unb barau« fofgt mtabtoeistid) , bog nad) ©regor«
Sobe fein <ß(an gegen Sßenrid} ju antworten nod) nid&t au«gefüfjrt
toar.

3fn Srioägung biefe« ©djtuße« änberte 8toto bie ÜDotirung ber


&uerft in ba« 3al)r 1083 gefefeten ©d&'rift gegen Sßenrid) (£einrid>
IV. #b. II, 40) foäter um. Qnbem er (II, 299) feine ©eftunmung
corrtgierte, naljm er ba« $aljr 1087 a(« 2lbfaffung«terinin an.
®iefebred)t fudjte in feiner Slb^anblung über ÜWanegotb ba«
$inbernifj burd) eine (Soufectur ju umgeben ; er fdjreibt ftatt be«
deliberamus: cui velocius respondere deliberavimus.
3$ mufj gefteljen, loa« bamit gewonnen fei, bleibt mir unftor.
träfen* unb $erfect ergeben für unfere grage in gleicher Söeife ba«
föefultat: bie Antwort toav jur 3ett, at« 9ttanegoIb feine T>i«jmtation
gegen Sßoffljefm beeubigte, nodj ntdjt erfolgt, ©tanb auc§ ba« $erfect
ba, lote fottte ÜÄanegolb fo fünfttid) unffar attein bie frühere 2tbfid)t
ju einem Unternehmen angegeben Ijaben, wenn btefe« fdjon au«gefül)rt
toar? Unb loa« fottte, jugegeben SWanegotb tyätte fo unoerftänbig ge»
f ^rieben, loa« fottte 'velocius' bann bebeuten?
Stber id) glaube aud) oljne 8tenberuug föfjt fid) bie fragliche
<&ttttt mit ben übrigen £)atirung«inbicten in Sinftang fefcen.
3Bie bereit« ©iefebredjt erörtert !jat, ift SWanegolb« S3üd> gegen
SBenridj fein SBerf, toetdje« fönett coneipirt, unb ebenfo fdjnett nieber*
getrieben ift. ©reit unb fd)loerfäütg ift feine Slntage. Sine9Raffe
Don üflateriat ift ba$n benufet. ©ebeutenbe &t\t mu§ 9Ranegolb auf
btefe Arbeit oerioaubt Ijabett. <g« fommt Ijinju ber ©ranb be« Ätoftcr«
Sautenbad) unb ba« unftäte geben ber 9Wönd)e. Sftanget an 9?ul)e
unb an fiterarifdjen $ütf«mittefn fdjobeu bie SSottenbung lange Ijinau«.
loie e«l»öd)ft loaljrfdjeinlid) ift, feine @$rift 1083
#at2Benrtd),
jniblicirt, unb mag man and& auf bie übermäßig befdjeibenen SBorte
Sttanegotb«, ba§ erft nad) langem ©tröuben auf SBunfd) feine« $rob*
fte« $armann er bie Entgegnung übernahm, loenig ®eloid)t legen,
aud) loenn SÄanegotb fofort mit ber ätatioort begann, loirb er fic

nod) nid)t beenbet gehabt Ijaben, al« ber £ob ©regor« eintrat unb
i$n bann bie lurje 2fa«etnanberfefcung gegen SBotföetet junädtft in

<£ap.2 ge6t bie afleinicje ©ejet^nung; dominus papa cntf^icDen ouf i^n; in
34 lefen mir: Wibei-tinum etc. apostolice sedi ingerere apostolico
(Sai).
adhuc superstite contendunt unb subrogare contendunt papa mcolunii
et inconsulto. 93ßt. ©iefebredjt, SWoncfloIb ü. 2. in ben ©. 9. b. Wund).
«fob. 1868. 2, @. 303.
(£aj). 1, 23 unb 24 Gregorius
1
©regor wirb (ier, in ber 83orrebe in
aanetus genannt. $aj>. 23 ifl aud^ bejetdjnenb bie @teUe: hominem qui vi-
vente patre et domino nostro sacratissimam sedem apostolicam usur-
pare oonatus sit. ©gl. Muratori Opp. XI, 2, €>. 134.

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385

Sfaforudj naljm; teuere fonnte ote unmtttetbareUfortfefcung be$ Sau*


tenbadjer ®eforäd)e$ feinen Sluffdjnb leiben. Unb a($ üttanegotb bei

äbfaffung biefer ©djrift an bie stage^ ft r e tt t gfet t en ftreifte unb 98$en*


rtd) ermähnte, ba füllte er bie Verlegenheit , feine ^Jotemif gegen
äßenrid) mdjt meljr beettt ju Ijabeu, unb er fdjrieb: cui velocius
respondere deliberamus.
©iefer meiner $^ol^efe treten im SÄanegotbfdjeu Sßerfe feine
§inberniffe entgegen. 3$ überjeugte mi^ bei meinem Aufenthalte
in Sartärulj*, ba§ in ben legten Kapiteln feine Slnfoietungen me^r auf
bie 8ebjeiteu ©regorS toorfommeu 1 ütterfroürbiger Sßetfe ljei§t e$
.

Don bem ©riefe ©regorä VII. an Otto oon ßonftanj (Jaffe Bibl.
II, 525) jiierft im @ap. 17 goL 28: decretalis epistola nostri
Gregorii, unb fpäter tt)o berfelbe ©rief jum gioeiteti UM
Don 2Wa*
negoib eingereiht ttnrb, im Sap. 69 got. 94: decretalis epistola
venerabilis Gregorii pape. £)ie$ ift freiließ ntc^t jtoingenb, aber
bo$ auffällig.
3fftmeine Srftörung richtig, fo würbe man fooljf bie SBottenbung
beiber ©Triften tn$ 3al)r 1085 fefeen muffen.

8
3>ie oben ©. 384 betgebradjten Steffen mit superstite ete. flehen gol.
65, wä^renb bie gange Bbljanbfong fjunbert unb etliche ©lätter umfaßt.

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Heber bie ftntuiten Hott 9Heber*HftMd}*
33on 2!j. fiinbner.

$)ie Srgebniffe bcr Uuterfucfytng über bie 9tmtaten t>on lieber»


Stttauty, wefdje id) im 3MfJre 1871 in bem XL Sanbe bcr gor*
fdjungeu ©. 531 ff. Deröffenttidjte , ftnb feitbem t>on SB. 2Öattenbad>
in bcr brüten Auflage t>on 'Ceutfdjtanb« ®efd)id)t«queUen u. f. w.
(II, ©.15—18) gebilligt unb aufgenommen worben. Sludjg. ©tein*
borff l)at in ben ^rbüdjern be« beutfdjen föeidje« unter £einrid) III.
(I, ©. 428 ff.) nad) überaus forgfättiger Unterfudjung unferer 2lu*
nalen ben oon mir au«getyrodjenen Slnftdjten im ©rofjen unb ©anjen
gngeftimmt. dagegen Ijat nunmehr §. 3ei&berg ta & er 3 c üfdJ r tf*
für bie öfterretd)ifd)en ©ijmnafien (26. Saljrgang 1875, 7. £>eft
@. 491 ff.) eine abweidjenbe Sttetnung au«gefprod)en unb begrünbet.
S« fei junädjft geftattet, einige fünfte jur Sprache }it bringen,
in benen ©teinborff unb tdi au«einanbergeljen. 33a ift junädjft bie
grage über bie fogenannten Annales Altahenses minores ; wäljrenb
id) für „Drigtnataufjeidjnungen" betrachtete, „wefdje bem größeren
fie

933erfc ju ©runbe gefegt unb faft wörtlich ehmerteibt fuib" (©. 533),
erftärt ©teinborff fte für „ einen red)t fd)(ed)ten, ttöflig wertytofen 2lu«*
jug au« ben majores, für ba« ©aborat eine« geteerten §tftorifer«,
ber ein ^ntereffe baran au« bem reiben 93orratl) ber ma-
ijatte, fid)
jores ©aiern«, be« 8anbe« wie
einige üflottjen jur öfteren @efd)td)te
ber £>er$öge jufammenjufteflen" (@. 433). 2Bie id) bereit« in meiner
JBefpredjung oon ©teinborff« 23ud) im Siterarifdjen Sentratbfatte
1875 9?r. 20 Dom 15. Sttal angebeutet, bin td) jebod) Don beffen
©rünben nidjt überjeugt.
3unäc§ft ift mir nodj jefct, wie früher, unbegreiflich, wie ein
„gelehrter fuftorifer" barauf gefonimen fein fottte, fid) einen folgen,
wie il)n ©teinborff nütföedjt be$eid)itet, „redjt fd)ted)ten, Döflig wertl)*
lofen" 2lu«$ng $u madjen. ©oßte er 9^oti^cn
für bie ältefie @efd)i<$te
Saiern« au«}ie|en, fo fonnte er bod) in ben Slnnalen nod) ganj an*
bere 2(u«beute fiuben. SBoju berücffid)tigte er Dorjug«wetfe Angaben
über unb Waturereigniffe , wie £eufdjrecfen,
2öitterung«Derljäftniffe
fiunger«nötlje , ©eburt Don günftingen? Sei einem mittefafterttdjen
SRöndje ift 3»ntereffe für biefe Dinge nid)t auffattenb, unb gerabe in
ber erften 2tbtljei(ung ber Ann. majores finben wir ein fotdje« feljr

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387

ftarf auSgefprodjen. ffiarum machte ftd) ferner ber Sjcerptor feine


Zotigen nnr aus ber SaiernS, warum brad) er
ätteften @efd&id)te
gerabe bei bem 3al)re 1039 ab, mit wetdjem bie ©etöftänbigfeit ber
majores beginnt? —
©tetnborff $fi(t nun aflerbingS nid)t, wie®iefe*
breast getljan, SBtoentin fefbft für ben (Sjcerptor; bie ©djtoierigfeiten,
toetöje ftd) barauS für feine Slnnaljme Don ber (Sycerptennatur ber
minores ergeben, richtig IjerauSfüljtenb, glaubt er üiehueljr, ba§ Sfoentin
biefelben bereit« oorgefunbcu unb felbft für eineQuefle gehalten tyabe.
£)amit nähert er fi(| wiber SBißen ber Don mir vertretenen 2lnna|me.
äfögefef)en öon ©rünben, bie ©teinborff gar md)t
tiefen inneren
befämpft l)at, nun aüerbingS au<$ ni<$t gttgeben, ba§ er
fann td>

meine »eiteren Ausführungen „fdjtagenb" wiberlegt jjabe, wie 3eifj*


berg ©. 495 meint. £)a§ gu bem3faljre 972. bie minores ben-Jto*
men Theophania, gu 1035 ben Gebehardus Ijaben, weldje beibe in
beu majores festen, fpridjt nad) ber fritifdjen Sieget entfdjieben ba*
gegen, ba§ bie minores ein (Sjcerpt auS ben majores finb; bod)
tt>tü td) ©teiuborff gern gugeben, bafj in bem uorttegenben gatte „baS

<ßtuS ober 3KinuS ber tarnen unwefentüd} fei". Dagegen mug id)
©temborffS Ausführungen in ^Betreff ber 3?aljre 842 unb 1027
gegenüber baS öon mir früher ©efagte aufregt erhalten; nameutftdj
mödjte id} bie t>ietbefprod)ene ©teüe: educatus Frisio episcopo et
Andex, beren inneren SBertlj td> babei auger Setradjt (äffe, no<| ein*
mal für bie Priorität ber minores in* gefb führen. Ob nun
Sfoenttn ober ein Slnberer ber (Sjcerptor gewefen fein fott, {ebenfalls
(iegt bod) bie aüer^öc^fte Sa^rf d)ctnüd)fett oor, ba§ bie minores auS
bem und toortiegenben (Sjemptarc ber Sättaidjer Guttaten auSgegogen
wären, £)a nun bie obigeu 2Borte fitfj in bemfelben nid)t fhtbeit, wie
fam ber ßjeerptor gu tynen? Sluffallenb ift nun, ba% Srunner mit
Seftimmtljeit bie entforedjenbe SKa^ridjt aus ben Slltaic^er Knnabn
genommen Ijaben will. Sr l;at bemnad) entweber ein anbereS @jem*
plax beuufct als baS ber Sfoentinfdjen 2lbfd)rift gu ©runbe liegenbe,
ober er fannte unfere minores, Ijat aber beren für uns unöerftänb-
lidje Sftotig ftdj guredjt gelegt ober fie beffer entgiffern fönnen als
Sfoentin.
£)a§ bie ©teilen aus ber Jtarolingifdjen ©enealogie in ben ma-
jores ber urfprünglittyen gaffung näljer fteljeu, als in ben minores,
Ijat nid)ts auffaUenbeS. Dffeubar Ijat ber SSerfaffer ber erfteren fämmt*
lid)e Quellen üor fid) gehabt, welche in ben minores benufet finb unb

Ijat f)ier wie audj anberwarts oon ifyuen ausgiebigeren ©ebraud) ge*
madjt, a(S bort gefdjafj.
SBetm id} nun auc^ bie Heineren 9tnnalen nid|t für Sjcerpte,
foubern für eine felbftänbige unb ben größeren öorange^enbe Arbeit
^atte, fo bin id) bod^ toeit entfernt, i^nen irgettb ti)el(^en SBert^ ju)it«
fpre^en. 33ietteid)t würbe au^ ©teiuborff fi(^ leidster jn meiner
änfid&t befannt l)aben, wenn er baS 3Sert)ättni6 ber beiben, wie ic^
es Ijinftettte, weniger ftreng gejagt ptte. Denn id) mö^te na^
nochmaliger ©rwägnng aller Umftänbe bie Meinung, wetd^e ic^ früher

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388

nur t>crtmttl>ung«wrife au«fprad), nun mit größerer ©efthnmtljett auf*


fteöen. 3$ fofltc früher ©. 437: ,6« ift nidjt uubenftar, bajjber«

felbe SRöndj minores jufammengeftettt ober wenigften« bie Icfcteu


bie

Saljre hinzugefügt ljat, wetdjer bie majores fdjrieb. SBiettetdjt fam

iljm, at« er bie minores fammelte, bie ?uft an, ftdj an einer grö*
jjeren Arbeit ju oerfnefcen, öiefleidjt and) finb biefe — in Ujren lefcten
Angaben wemgften« —
nur SRotijen, wetd>e er fid} für ba« jufünf*
tige Sßerf mad)te\ 3U« Vorarbeit ju ben majores möchte idj nun
bie minores bejeidjnen. Itafür fprtd^t fdjon, bog fie 1039 enben,
wo bie majores beginnen ganj fclbftäubig *u werben. Dann erftärt
fid) audj bie abgebrochene, für und oft finntofe gorm (etdjter. SSBte

oft finb bie (Sycerpte unb SKottjen, bie man fid) felbft für einen be*
ftimmteu &xotd madjt,. für einen ©ritten oöflig unöerftänbttd) ! 93$al)r-
fdjeinüd) ift bann aud), ba& ber Sftönd) biefe nur für ben eigenen,
nädjfteu ©ebraud) beftimmten ©emerfungen in flüchtiger, ftarl abge»
fürjter ©djrift madjte, welche bann beut fpäteren Slbf^reiber gefegent«
lid) unüberwinbüdje ©djwierigfeiten bot! Sin ßjeerptor mürbe woijt
oerftänblidje unb jufammenljäugenbe ©äfee niebergefdjrieben tyaben!
©ern ftimme id) ber fd)arffinmgeu ©ewei«fül)rung ©teinborff«
bei, bog wir etwa um 1046 einen äbfdjnitt in ben 2lnna(en confta*

tiren muffen. SBaun bann bie weitere Scfyxt&TAty niebergefdjrieben


ift, ob erft 1060 ober ein paar (Jaljrc früher, ift faum ju entfdpiben.

£)ie Sinljeit be« SJerf affer« möchte td) trofebem aufrechterhalten, unb
td) freue mid), bajj ©teinborff baffetbe tljut!
#einrid) Betpberg *« & er °&en angeführten Slbljanbfung fagt
@. 511 feine Meinung in folgenben Sorten jufammen.
„£)a« 8?e*
fultat, ju wefebem mid) meine Unterfud)ung f üljrt, weidjt bemnad) öon
ginbner« Anficht ab unb nähert fid) meljr ben früher gewonnenen
.ffirgebniffen. 3d) glaube, ba§ man ba« Sfanalenwerf in feiner gegen*
wärtigeu gorm a(« ba« ^robuet einer nod)mat« erfolgten föebaction
anerfeunen mu§. @« ift bei bem Umfange ber 3***/ über weldje bie
Staaten fid) erftreden, felbftoerftänbtuh, baß benfetben mit 8fo«nal)me
ber fpäteren 3al)re frühere Slufjetdjnungen ju ©runbe gelegt würben.
Slud) würbe burd) meine {Behauptung bie SWögttdjfett nidjt au«ge*
fdjtoffen fein, ba{j bie un« in rebigierter ©eftatt oortiegenben Staaten
urfprüngtid) baQ äöerl mehrerer Slttaidjer 9Könd)e waren. — £)od)
not^wenbig wirb biefe 2taal)me fctne«weg«. Slud) ol)ne fie würbe
fid) bie 33erfd)iebenl)eit einftetner Partien oon anberen au« beren mutl)»

ma&Udjem ©ubftrat erMären".


$erüorl)eben Witt id) junädjft einen ^unlt, in bem 3eißber g mit
©teinborff übereinftimmt unb beffen 9ftd)tigfeit id) bereit« angegeben
J)abe. @« lomtnt nämlid) burd) Unterfudjung ber ungarifdjen Quellen
nnb burt^ SSergteic^uug berfetben mit ben 2Utaid)er 2lnna(en —
auf
*ie ©a^e fetbft brause icfj ^ier nic^t eiujuge^eu — ju bem ©bluffe,
ba$ festere, fei e« nun birect ober inbirect, nur bi« 311m 3a^re 1046
ben erfteren ju ©runbe (ageu. ©omit wirb ©teinborff« oben er«
Wähnte« Urzeit in erfreulicher äBeife beftätigt. — 3lu^ gebe i$

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m
3«§berg ju , baß bte £ilbe$ljeimer Ännalen nod) gum 3afjre 1039
benufct würben; baburd) wirb meine öefyauptung, baß bie Ännalen
Mm 1040 an fctbftänbig gefdjrteben finb, nid^t berührt.
dagegen fdjeint mir bte Annahme tot!)ringifd)er Quellen für bie
3eit nad) 1040 (@.495) fel)r fdjwad) begrünbet; ber ÜWönd) fannte
einfach bie ©rünbe nid^t nätyer, weldje ©ottfrteb totcbcr gur Smpö*
rung trieben , unb Ijalf ftd) mit Lebensarten.
SWeiuer 2lnfid)t nadj
liegt für ba$ gange Slnnalenftücf toon 1040—1060 nirgenb* bie9W*

ttyigung ober aud) nur ba$ Sebürfniß vor, auf getriebene Quellen
be« SBerfaffer« gu fliegen. Daß er etwa oon 1046 an nidjt gang
gteidjjeitig ben (Sreigniffen fein SBerf niebcrfdjrteb , Ijabe id) bereits
©teinborff gugeftanben. 3 e ißbwg mödjte jjebod) aud) für bie 3a§re
1040—1046 nidjt gugeben, bag ber fie fäilbernbe ©eridjt ein gteid)*
geitiger fei(@. 495). Sber idj meine gunädjft, baß man mittelalter*
ttdjen Sljroniften gegenüber ben ^Begriff ber ©teidjgeitigfett nidjt tobt
Ijefcen barf, um einen 3Iu$brucf be$ gewöljntidien SebenS gu gebrauten.
9Wan muß fidj bie 8lrt unb Sßeife, in ber iljre Slufgeidjuungen notlj*
wenbtger SBetfe entftanben fein muffen, oor Slugen galten. SBSäljrenb
betn Slnnatiften Äunbe au& ber 9?ad}barfd)aft fdjnell gufam, erfuhr er
gteidjgeitige Grreigniffe, bie ftd} in ber gerne gutrugen, oft erft nad>
Dielen 3ttonaten. 2Bie oft modjte ba bte erfte 92ad)rtc^t eine unftdjere,
unlfare fein, ber ©eftättgung unb Srgängung burd> anbere nod) ab*
guwartenbe ©ertöte bringenb bebürftig. Der Styronift fonnte ba^er
faum, wie ba$ ^eutgutage möglich wäre, gfetdjjeitig mit jeber empfan«
genen ftunbe feinen $erid)t nieberfdjreiben, wenn er bie ßreigniffe
nur einigermaßen ber 3eitfotge iljre« ©efdjeljenS nad) orbnen, fie im
3ufammen^ange überliefern wollte. @r wirb wot)t in ben meiften
gällen fid> erft Zotigen gemalt Ijaben, bie er bann gu geeignetem
3ettyunfte »erarbeitete unb feinem eigentlichen SBerfe einverleibte; eine
geitung be$ bereit« @efd)riebenen, gelegentliche 9tod)tragung etngetner
©emerfungen wirb woljl regelmäßig vorgenommen Worten fein, wie
erhaltene Driginat^anbf^riften geigen. £)al)er wirb man faum bei
einem ©djrtftfteßer, ben man bod) o^ne |ebe$ JBebenfen als gtetdjgei*
tigen begegnen fann, Jebergeit annehmen muffen ober bürfen, baß er
ba$ in bem einen Safyxt ®efd)el)ene aud) nod) wtrftid) in bemfelben
in feinen @obej eingetragen Ijabe. ginen längeren ober fürgeren ®pief*
räum wirb mau gwtfdjen ber ST^at unb iljrer 9iteberfd)rift gugeben
muffen. 3td) würbe baljer Dorttegenben gaße« bie @rgäl)(ung gum
3fa^re 1042 nod) immer eine gleid)gettige nennen fönuen, wenn aud)
3eißberg mit feiner 2lnfu$t, baß barin bereit« eine Segieljung auf
1044 liegt, $Red)t ptte. ©oc^ f^eint mir bie Don 3^ißberg ange-
führte ©teile nur eine Hoffnung auf fünftige 8tod)e ju enthalten.
35er $auptunterf<$ieb gwifc^en meiner unb 3^ßbcrg« 2lnfid)t
aber betrifft ben Streit ber «nnafen von 1060—1073. SBäJ^renb id)
im 3»a^re 1060 von ben SBorten 'Hoc igitur anno obiit Nico-
laus papa' an einen ffiedjfet ber SJerfaffer annahm, will 3 e ^ßb^B
nur gugeben, baß von bort an „be$ Sluualiften felbftänbige S^ätigfeit

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390
1
begann '
(@. 507). ©eine ®rünbc fcfyeinen mir etwa« ah $tfptv*
fritif ju ftreifen. @o bermag i$ nid)t einjufeljen, wie au« ber SRücf*
bejtetyung auf 1058 'refertur supra' (1060 @. 65) gefdjtoffen
»erben muß, baß ber 1060 fdjretbenbe Slnnatift aud) ben S3erid>t oon
1058 felbft getrieben ijat. 3<J) ijatte mit (Sntfdjiebentjett barauf
f)ingewiefen , wie ganj anber« bie Haltung ber Slnnalen nad} 1060
wirb. SDie früher fo forgfältig erftatteten 93erid)te über bie SBttte*
rung unb Sftaturereigniffe oerfdjwinben ;
ja^lretc^e d)ronofogif<$e unb
anbere (jfcrtyfimer fiubcn fidj Sin ©teile ber früher fo Ijänftgen
öor.
3urücfweifungen auf bie 33ergangenljeit treten £inweifungen auf bie
3ufunft. SSor allem aber jeigt fidj ein plöfettd)er unb jebem unbe*
fangenen Cefer wo§l fofort in bie Slugen fattenber SBedjfet ber Sin*
fd)auungeu; wäljrenb ber Slutor ber 3a|re 1040—1060 fein ganje«
überaus warme« 3ntereffe Saifer unb 9?eid| juwenbet, tritt feinem
Sftadjfolger Sirdje unb Softer burdjau« in ben 93orbergrunb. 3riß&WÖ
beftreitet nun jwar nid)t bie 33erfd)iebenf)cit ber ßrjäijlungen, aber er
fieljt bavin feinen jnnugenben ©runb jur Slnnafyme eine« anberen
Slutor«. „'Daß bie Slnnalen 1040—1060 ein öorwaltenbe« 3ntereffe
an bem 9?eid>e, 1060—1073 ein foldje« an ber Sirene geigen, ift bei
bem befannten SSertaufe ber «Seitgeftfjidjte eine ganj natürliche Srfdjet*
nung, ju beren (SrHärung bie Slunaljme üerfdjiebener Tutoren getütg
ntd)t nötf)ig ift, uub baß üon SUtaidj nunmehr öfter« af« juoor
bie SRebe ift, beruht bog ba« 3ntereffe eine« anberen
nid)t barauf,
Slutor« ftd) meljr a(« Vorgängen jugewenbet Ijätte,
früher tocaleu
fonbern baß ba« Sfofler mit einer ^ßerfönlidjfeit üon allgemeinem $n*
tereffe wie Otto Don Sftorbljeim in ©erütyrung fam. Slm wenigsten
öermag id) ßinbner ba ju folgen, wo er öou einem SBedjfet be« Ur*
ttyeil« über#etnrid) IV. fpridjt. üttit wetdjem SRedjte Ijätte benn ber
Slnnalift innerhalb ber 3afyve 1057—1060, ba £einrid) 'adhuc puer
parvulus' war (üg(. fetbft nodj 1060 @. 64) gegen benfetben ein Ur*
tljeit ber Slrt, wie e« fpäter uorfornrnt, au«jufpred}en fidj veranlaßt
finben fönnen?" (@. 508).
34 muß bodj baran feftyatten, bog eine fo toöüige 33erfd).teben-
Ijeit ber Sluffaffung fid) niebt bur<$ bie oeränberten 3ett(öufte, fonbern
nur burdj 3"btoibueu erflären läßt.
bie 33erfd)iebenljeit ber fdjreibenbeu
SBarum tritt benn ber @timmung«wed)fel fo mit (Sinem 9Wale ein?
SBarum fiubet er fidj nid)t wenigften« feit #eiuridj« III. £obe? £>a*
mal« begann ja bereit« ein Umfdjwung ber SDinge, wie nidjt ber
gleidjjeitig, wol)l aber ber fpäter ©djreibenbe erfennen tonnte. Sßarum
intereffirt fidj ber Slutoreinem 9Ka(e fo für bie Zapfte,
jefct mit
wätjrenb er früher i^rer nur flüchtig gebaute? Slußerbem ift biefe
Slnnalenpartie fidler Dor 1076, oor bem Slu«brudje be« großen 3^^«
getrieben; erft öon ba ab ließe fid) annehmen, baß ein SWann, ber
Dörfer fo warm für ba« SKeid) füllte, plöfelid) feine Slnfidjteu total
änberte unb eine entgegengefefete ©teöung einnahm! 35aß erft bie
SSerpfänbung be« Slofter« an Otto bem 9tt5nd)e größere« 3ntereffe
für baffelbe eingeflößt ^aben foüte, ffyint mir wenig wa^rf^einli^.

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SÖi

«udj tta* 3eißberg über bie «eurüjeifang $einrid>« IV. fagt, über«
jeugt mic^ nidjt. SDcrfctbe üKöndj, ber ftd) gteid) jutn Safere 1060
beeilt, ein I)arte$ Urteil über bie $Rei$$$uftänbe ju fällen, ber babei
immertoäljrenb ©liefe in bie £uf unft wirft, auf bie Stimmen Solgen,
tüetc^e geroiffe Sretgniffe gehabt ljaben, fotlte §um 3aljre 1050 bie
©eburt §einrtd)$ IV. mit ben einfachen, aber freubigen SSJorten be«
rieten: Autumno imperatrix Deo gratias filium peperit?
SDcrfctbe foUte beim Stöbe $einrid)$ III. nic^t eine ©emerfung über
ben boburd> eintretenben Umfdjnmng madjen, erft jum 3aljre 1060,
af$ fidj injtmfdjen 2lgne$ ©d)tt>äd)e fd)on im uoßen 9Kaße gegeigt
Ijatte, biefetbe tabetn?
öefonbere« ®emi$t legt 3etßberg barauf, baß ©untrer mm
©amberg, beffen ber fjortfefeer mit inniger Jljeifnaljme unb Siebe ge-
beult, fdjon im 3. 1057 mit befonberer ©eöorjugnng ermähnt tirirb.
„Sr erhält, toa$ fonft ntdjt ber gaß ift, ben ©einamen venerabilis,
bie flmoäljnung feiner $3eförberung auf ben SBamberger ©ifd)of$ftul)l
ergebt fid) über ba$ -Ktoeau anberer ätynlidjer Zotigen " (@. 508).
@d)on ßitt l)at biefefbe Semertung gemadjt, id) möchte iljr aber aud)
ie$t feine größere Sebeutung jufpredjen, at$ früher. ©anj abgefe^en
babon, baß Ijier ber 3ufall, etwa genauere Äunbe be$ (SrjäljlerS öon
bem Vorgänge, feine JRoöe fpieten tarnt, ift es ganj offenbar, baß
©untrer feljr genaue ©ejieljungen jum Stofter gehabt ^aben muß.
Ahmen biefdben nid)t feljr gut fdjon im 3?al)re 1057, bei feiner
Ernennung jum öifdjofe beftanben Ijaben, fo baß aud) ber bamatö
fdjreibenbe SÖiönd) an tym wärmeren Slnt^eil nal)m, als an auberen
©ifdjöfen? 95Mr troffen, toie allgemein geliebt unb bettmnbert ber
mit ben ljöcfcfteu SBorjügen be$ Äörper« unb @eifte$ au«geftattete
SWanu toar; fotlte er nidjt ba$ fdjon in feinen jungen Sauren ge*
tt>efen fein?
&l$btVQ eine 8lnja$l öon ^Beübungen jufammen,
Grubtiä) ftettt
bie fid) unb äf)ntld)er SBeife in ben 2lnuatenabtl)ettungen
in gleicher
bor unb nad) 1060 finben. Slber barauf einen @d)fuß auf bie $ben*
tität ber SBerfaffer ju bauen, fäeint mir fel)r gewagt; äljnlidje Sßen*
bungen taffen fid) in allen mittelalterlichen ©d^riftfteKern nacheifern
{Richtig unb *>on mir fetbft fdjon §ert>orgel)oben ift, baß bie Slrt ber
Srjäljtung unb ber @tit im SBefentfidjen btefelben bleiben, £)a$ er»
Hart fid) fäon l)inreic$enb bur<$ ben Umftanb, baß beibe SSerfaffer
9Könd)c beffetben Sf öfters, alfo benfelben literarifdjen (Sinflüffen ju*
gänglid) waren, bielfeidjt fid) beffefben Unterrichte« erfreut Ratten.

3Bie bor mehreren 3a!)ren, als id) meine erfte Unterfud)ung


über bie 2Utaid)er Slnnaten eingefanbt l)atte, htjtonfdien bie Arbeit uon
ßeinric^ ftitt erfc^ien, fo l>at aud^ jefet, na^bem id) bie üoranfte^enbeu
Semerfungen bereit« ber föcbaction ber gorfc^ungen übergeben jjatte,
©. üon ©iefebre^t in ber üierten Auflage be« jioeiten &anbe$ ber
©ef^id&te ber beutfe^en ßaifergeit @. 584—589 einen gjeur« über
unfere 3a^rbüd^er gegeben. Sie bamals ^atte ©e^eimrat^ ©. 2ßai^
XVI. . 26

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3Ö2

aud) bie«mot bie ©Ute, mid> borouf aufmerffam gu machen. ?lud)


in biefem gaflc erfdjien e« mir angemeffen, ntc^t nod) einmal ba«
bereit« 9?iebergefd)riebene umguarbetten, fonbern lieber einen SKacfytrag
Ijingugufügen. <£« fann bie« um fo etjer gefc^e^en , at« bie nod) gu
befpredjenbe Hauptfrage in feinem 3ufamment(auge mit im oben er*
örterten ßontrotoerfen ftetyt.

©iefebredjt lommt nämtidj gu ber bereit« früher t>on üjm au«*


gebrochenen Slnfidjt gurücf , baß bie Slunalen bi« gum 3al>re 1032
tyreu Urforung bem befannten SBolftjere jn öerbanfen Ratten. Unter
beu Argumenten auf weldje er fidj
, ftüfct, ftefyt an erfter ©teile ber
©eridjt ber Slnnafen g. 3. 1007: Bernwardus Hyld. episcopus
Gandesheiniense monasterium dedicat, et Willigisus archie-
piscopus conflictum, quem hactenus contra Hildenesheimenses
exereuit impudenter, ibi in praesentia imperatoris et episco^
porum aliorumque prineipum finit, nostroque episcopo
in suae abrenunciationis testimonium episcopalem ferulam
tradidit, et usque apud nos retinetur. $)iefe SBorte fönnen
nad> ©iefebredjt« 2lnfid)t nur Don einem #i(be«f)eimer lprüt(ren.
Sßolföere l)at fid) nun mehrere Qaljrc t>or 1035 in Slttaicf} aufge*
galten, uub ©iefebredjt meint mit SRedjt, etyer oermutljen gu bürfen,
baß Sßotfljere ber SSerfaffer ber ännaten war, a(« baß wir bie 2ln*
wefenljeit irgenb eine« anbern $t(be«l)ehner« gu berfetben 3eit annehmen.
SDagu fomme no<$, baß mit bem 3a|re 1032 (gu Wetter 3eit
ungefähr ©otföere ba« «öfter üerlaffen Ijabe) bie ©eftatt ber 2ln-
naten eine gang anbere würbe, namentlich feien bie $ilbe«^eimer 8ln*
nalen in oBÜig oerfdjiebener Söeife benufct.
6« fann woljl feinem ßmetfA unterliegen, baß Jene SWotig einen
$itbe«^eimer gum Urheber tyaben muß. SCber ift e« benn burdjau«
fid)er, ba% er ftc in 2lttaid| nieberfdjrieb? 3Bir wiffen, baß man in
SUtaid^ SJerbinbungen mit £itbe«l)eim tyatte, bag man bie bort nieber*

getriebenen Annalen benufcte. Samt nun in bem betreffenben <£jem»


ptare md)t biefe ©teile geftanben tjaben, fei e« im STejte, fei e« at«
befoubere ©emerfung, wenn fie aud) md)t in bem un« oorliegenben
öorljanben ift. Denfbar ift aud}, baß man anbere ©tfyriftwerfe in
Slttaid) tjatte, welche au« #itbe«l)eim ftammenb biefe SKotig enthielten,

©er ättaidjer Annalift t)at fie Ijerübergenommen, weit fie einen bod>
burdjau« ungewöhnlichen uub merfwürbigen Vorgang fdjiilbernb iljn

tatereffirte; babei lieg er bie einmal oorgefuubeue gorm intact. $n


äljutid)er Söeife l)at er anbere ©teilen aufgenommen, wie g.S3. g. 3>.
970 bie ©tefle über ben Stob be« #er«fetber 5lbte« unb ber neun
«ofterbrüber. ©a« ging ba« im ©runbe einen biet ftäter lebenben
»Itaidjer an? 3$ muß außerbem offen gefteljen, \>a$ e« mir oiet

waf)rfd)ein{td)er ift, gebanfenlo« bie ©teile wörtttd)


baß ein Slltaidjer
abtrieb, at« baß ein in 3l(taid) für ba« bortige «öfter föreibenber
$>ilbe«l)eimer oon bem £itbe«l)eimer Sifdjofe at« episcopus noster
u. f. w. geforodjen ptte. ÜDo^ ia^ ift fubjeettoe SDJeinung.
$$ Würbe aber trofebem bie anficht ©iefebred^t« nid^t fo ent«

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393

fdjteben jurüdweifen, wenn mir nidjt no<$ anbete ©rünbe gegen bie
Slutorfdjaft 3Bo(fl>ere$ [prägen. ÜDiefer würbe , wenn er bie 3aljr*
bttd&er bis gum 3^re 1032 verfaßt ljätte, ben (Sreigniffen gteid>*

geitig getrieben £)a wäre e$ benn bod) fc^r auffattenb, bat


ijaben.
gerabe bie testen brei ^aljrgeljnte fo bürftig auffielen, baß auger t>m
Grjcerpteu au« ben #Ube$l)eimer Slnnafen nur wenig anbere -Kadiridjtett
fid) finben. äBir wiffen bod> fonft, ba% äBotftjere Sntereffe für ©e*
fcfcidjte befaß unb fie gu f<|reiben toerftanb. Unb bon ben fetbftön*
bigeu Zotigen begießt fi<$ ein guter Sfyit auf SRatureretgniffe, Dinge
wetdje aud) in ben fpäteren feilen mit SSorfiebe berücffidjtigt finb.
©ang richtig §ebt ©iefebredjt Ijertoor, baß Dom 3al)re 1032 ab bie

©enufcung ber #ilbe$l)etmer ännalen in anberer, freierer SBeife ge*


fd)ieljt. Slber wir wiffen uon SBolftere bod> nur, baß er m>r beut
3fal>re 1035 m 2Utaidj war, unb e« tage fomit fein ©runb toor,
feine Slrbeit gerabe mit bem ^aljre 1032 fließen gu (äffen. Stimmt
man aber, wie tdj e$ tljue, an, bafj toom 3a|re 1040 ab ber 33er-
faffer gteidjgeitig ben (Sreigniffen getrieben Ijat, fo erftört e$ ftd)

leidet, warum er für bie testen 3>aljre fidj nicfyt me^r fo fffamfd} an
feine 33ortage banb. @r näherte fi<$ eben mef)r unb meljr ben
Reiten, mit benen er au« eigener Slnfd)auung vertraut war, für bie
er üietteid)t fd)on eigene 2tofgei<$nungen befaß, unb fonnte fidj fo*
mit felbftänbiger bewegen, ©iefebre^t madjt ferner im gotgenben
gegen mid) geltenb, bie „ftarf gefärbte SMction", welche in ber Partie
ber Slnnafen t>on 1032—1073
glei^mößig ljerrfd)e, fored)e für bie
(Sinljeit be$ SBerfaffer*. 3$
bereiß oben oerfudjt, bem gleiten
Ijabc
Smwurfe 3etßberg$ gu begegnen, Witt aber Ijier auäbrücf (id) bemerfen,
baß, wenu biefer ©runb ein bunfcfdjtagenber fein fottte, bie SBolffjere*
#ty>otf)efe baoon ebenfalls getroffen wirb. &toav ljatte ber SSerfaffer
in bem erften Steile ber atonalen, wo er meift nur au$fd)rieb, wenig
©etegeuljeit, einen eigenartigen ©ttt gu entfalten, aber ©puren finben
fi$ bod} in ben $artieen, Don benen wir nidjt nadjweifen fönneu, ba$
fie wörttid} entlehnt finb. @o „ba$ SSertrauen in bie göttliche SSor»
fetyung", wie e$3eißberg nennt, feljr lebhaft gu ben Sofyvtn 974 unb
982; aud> föeintprofa Hingt toietf ad) ftarf an, g. ». 964. 978. 982.
ober wie gefagt, meiner Slnftdjt nad) ift auf fo(d)e Sleußertt^feiten
fein große« ©ewidjt gu (egen.
©iefcbredjt t)ät ferner baran feft, baß bie Sfanafen Don 1033 an
bi« gu @nbe tum einem SJerf affer ijerrütjren; wie e« mir fdjeint, Ijat

er |ebod} feine neuen gewid)tigen ©rünbe bafür oorgebrad|t. 3^


fann und) ba^er nur normal« auf bie 93ertijeibigung meiner Slnfic^t
in bem früheren Sluffafee unb in bem oben@efagten berufen. 2löer»
bing« gebe id) gern ju, ba% meine ©rünbe Dieücid)t einer fubjectben
Sluffaffung entfpringen, unb i^ bef^eibe mid), fie hiermit normal«
ben Sadjgenoffen jur Prüfung oorjutegen.

26*

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3« feett »letbenpbter 2>enfm«leni-
SBon §. »rc&fau.

Sßtlt, Mon. Blidenstatensia 13 ff., neröffentltdjt au« Äinb*


linger* $anbfdjriften im ©taatSarifctoe ju9Hünfter 23b. 137 Str. 19
fol. 17—24 ein SBeqeidjniä tum ©ütererwerbungen be$ @t. fterru*
tiu$flofter$ ju ©teibenftabt, ba$ fotgenbermaßeu anhebt: Hec sunt
bona que sab Herberdo et Ezzone magis ex gratia Dei quam
de villicatione eorum acquisita sunt, et ut fratres tarn
presentes quam futuri de eis aliquam habeant [noticiam], pre-
cipua subtus annotare volui.
3Biü giebt biefem ©tücfc bic Ucbcrfcfjrift : Registrum bonorum
monasterii Blidenstatensis sub abbatibus Herberto et Ez-
zone (1017—1079). IDiefe SJejeicfynung aber erregt in meljrfadfjer
©ejieljung ©ebenfen. 3$ lege wenig ©ewidjt barauf, ba§ totr nic^t
fowoljt ein registrum bonorum, al$ öietmeljr lebigftd) ein 93erjei4)ni$
einiger (nic^t einmal aller *) (Srwerbungen t>on Sleibenftabt au$ biefer
3eit öor un$ tyaben. Slber aud) bie ©ejetdjnung sub . . . Her-
berto et Ezzone (1017—1079) ift nid)t genau. £>er Sßerfaffer
ber 9lufjeid)nung —id) fomme nodj auf iljn jurücf fagt jwar in —
ben oben angeführten (Eingangsworten, er wolle bie unter Herbert
unb Sjjo erworbenen ©üter üerjeidjnen, aber er getyt über biefe 8ln*
tüubigung l)inau$ ; nad) 9?r. 42 feiner 9iotijen 'obiit dominus Ezzo
a. dorn. MLIir, unb in atP ben folgenben ÜKotijeu, üon benen bie
tefete batirte au« bem Saijre 1079 ift (Wr. 62) ift in ber £i)at öon
einer (Erwerbung SjjoS nid)t meljr bie föebe.
£)od) ba$ finb nur unbebeutenbe Zustellungen, bie ftd^ tebigltd)
auf Ungenauigfeiten be$ SluSbrudf $ jurücf führen ; widjtiger ift ein an«
bereS. 2Öiß fügt ben SKamen Herberdus et Ezzo ba$ SBort 'abba-
tibus' Ijinju, t)at er barau föed)t getljan? glaube ni<$t. 3$
©djon
ba$ mac^t mid) bebenflid), bafj in ber (Einleitung oon einer 'villicatio*
ber beiben genannten 9Wänner bie SRebe ift, ein SluSbrudf , ben id>
fonft nur Don weltlicher Amtsführung gebraust fennc, ben td) für
bie äBaltung eine« 2lbte$ nidjt nadjweifen fann. <S$ ift wenigftenS
nötl)ig, in Sofge beffen ju prüfen, ob in bem S3erjeid)ni$ ber Srwer«

1
$>mn ber JCerfaffer fagt 'preeipua annotare eubtus volui'.

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:

395

Jungen fidj irgenb ein weiterer 8fnl)aft boflir flnbet, bog Herbert tmb
Sjjo Siebte be$ fttofter* gefoefen feien. @« §eißt
1. anno domini MXVIL acquisivit Herbordus ab Ecke-
bardo etc.
2. item a Drutwino comite etc.
3. item comparavit ab Hattone etc.
4. emit ab Alberico clerico etc.
6. eodem anno (1018) vendidit Meingotus eidem Her-
berdo etc.
8. emit ipse Herbordus ab Henrico longo etc.
1
11. a. dorn. MXXII. dedit Herbordus filio Werinheri
XII marcas etc.
13. sequenti anno dedit Herbordus Everhardo VI mar-
cas etc.
15. Herbordus dedit Richberto comiti . . . XII mar-
cas, etc.
18. Acquisivit Herbordus per concambium a Rich-
berto etc.
21. Mortuo Herbordo 2, dedit nobis Hugo de Winebad etc.
22. Ezzo dedit eidem Hugoni XII marcas etc.
24. Eidem comiti dedit Ezzo marcas etc. XV
25. Eodem anno (1034) comparavit Ezzo a quodam
Goezmaro etc.
26. Ab eodem Gozmaro emit etc.
38. A. dorn. MXLVIII. comparavit Ezzo apud Hartli-
bum etc.
40. Dedit Ezzo filio Werinheri VI marcas etc.
42. an. dorn. MLÜI. obiit dominus Ezzo etc.
ÜÄon fieljt, in atten Mcfcn 9?otijen finbet fid) fein 98$ort, toeldjeä
mit ©i^erljeit barouf ju fdjttegen ertaubte , bag bie beiben ÜWSnner
Siebte be$ ftofterS getoefen wären ; alles n>o« mm tfjnen berietet tmrb
begießt fid) auf für ba$ Stofter abgefdjtoffene 9Jed)t$gef<$äfte ; biel
eljer als für Siebte mag man banad) für bie SJögte ober fiämmerer
fie
be$ Stofter* Ratten. £)aju fommt anbereä. 3n ben äften be$ @on*
eil« üon ©efigenftabt, ba$ iä) im $al)r 1023 fefee (©tefebrec^t in
1022) * fommt unter ben Slebteii Rodulfus Blidenstatensis bor;
alle fonftigen bort genannten Üftamen, fotoeit wir fie controlliren
fönnen, finb richtig , an bem einen allein au gtueifeln liegt alfo fein
®runb Dor. Unb bie Angabe ber 5lfteu wirb burd) unfere Wotijen
treffltd) beftätigt; SRr. 14 berfelben lautet: a. dom.MXXIin.
felbft
comparavit dominus noster Rudolfus curiam in Wik-
karo quam dedit nobis in refectionem fratrum in die obitus
1
@o, md)t wie Sommer ttjut, 'filius Werinheri' i|t ju f ^reiben ; ügl.
Mr. 40.
1 23 bat Saturn 1034; $erbert*
9ir. 19 fjat bat Saturn 1032, 9fr.
£ob ffittt alfo in 1032 ober 1033.
8
3a$tbtt<$er tyinrty* IL, ob. III, 349.

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396

suL $ier Ijaben toir in bcr St^at eine JBejeidjnung


, bie auf ben
SBtbt Ijintoeift; dominus, gjjo (f. oben SRr. 42) lonnte man in
toie
JBfeibenftabt aud) einen Stnberen nennen, dominus noster !ann nur
ber Slbt fein. Somtnt nun l)inju, ba$ ba« -Wecrotogium be« Softer«
fogar jtoeimal ju 13. Kai. Junii unb ju 15. Kai. Octobris einen
Rudolfus presbyter et abbas nostrae congregationis öerjeidjnet,
1
toäljrenb toir einen Herberdus ober Ezzo abbas »ergeben« barin
fudjen, fo reicht ba$ »oljt au«, um Mubolf für ben Slbt ber Qafjtt
1023 unb 1024 ju galten; bann fann natürlich ni^t Herberdus
»on 1017 bis 1032 ober 1033 Slbt getoefen fein. Slud) SRubotf*
mutl)mafjlid)er 5Kad)fotger tagt fid» ertoeifen: unter ben Stljeifoeljtneni
ber granffurter ©tynobe oon 1027 ertoäfjnt bie Vita Godehardi
prior cap. 31, SS. XI, 190, Iko Blithenstadensis , ber ju ben
Siebten gehörte, toeldje auf ber SRorbfeite be$ ©jljoo« <ßfofc nahmen.
Ob enblid) ber Hildebert abbas, ben unfere Slufjeidjuungen ju 1044
nennen- (9?r. 34) SKeibenftabt ober einem anberen ff (öfter angehört,
toage id) ntd^t ju entfdjeiben.
(Snblidj ein SBort über ben Sßerfaffer biefer Sluf$eid)nung. SSon
1053 ab flirrt er fid) ein; er f treibt a. dorn. MLIII. obiit domi-
nus Ezzo, et comparavi ego a domino Bertoldo preposito etc.
JDann fä&rt er oon ftdjgattj in berfelben Seife, »ie früher oonfier*
berb unb gjjo ju berieten fort: comparavi (9?r. 43. 47. 52. 57.
61) concambiavi fiRr. 48), dedi(9?r. 49. 63) vendidi (9fr. 50)
acquisivi (9fr. 58). ffennen toir olfo aud> feinen Tanten nU^t,
fo
ift bod) fein 3toeifet, baß toir in ii)m ben SWadjf olger (Sgjod in ber
SSertoaltung ber ffloftergüter gu fudfen Ijaben.

1
(Sin Hartberdus presb. et abbas nostrae congreg. fontntt ottcrbmoS
jn 3. Kai. Marc, öor; ober fcortbert unb $etbert jtnb bodj öerfäiebene tarnen,
unb bann fdjeint bcr (gintrog #Mtbert« erß Don jüngerer $anb ga fein.

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Siatynm (Stdtfiäbi mtb fein Skücufcnbrc^t
SBon C. »iejlet.

Ate SWr. II bcr Decreta synodorum Bavaricarum ijat üWerlct


in Mon. Germ. Leg. III, 486. 487 ein ©tüdf toeröffeutfidjt, über
beffen örttietye £ugel)örigfeit er fid) ni<$t weiter als burd) biefe Ueber*
fdjrift auSfpradj unb über beffen jeittictye er (@. 255) nur bemerfte,
bag ed ft$er nidjt nad) beut 11. 3afjrf)uubert entftanben fei. Unge»
fäfjr gleichzeitig tjatte ft<$ ÜDoüe in feineu Unterfudjungen über bie @enb*
geriete in ber Beitförift für beutföeS 8fed)t, IX, 382—394, einge*
Ijenb mit bemfetben betrete befd)öftigt. 5Kad) bem Srfdjeinen t>on
SJÄerfetS ßbition öeröffentttd^tc $)oüe ben auf unfer ©tüdt bejügfid)en
2lbfd)nitt feines SluffafceS iu erweiterter gorm unter bem Site!: £)a$
Don mir fogenannte ©eubredjt ber Sftain* unb SRebnifewenben in
Doms unb griebbergS 3eitfdjrift für $irdjenred)t , 1864, IV,
157— 175 \
$)otoe gebührt baS SJerbienft einen befferen £e$t Ijergefteltt ju
2
Ijaben , auger ber Don 2)?erfet ju ©runbe gelegten audj
inbem er
eine §anbfd)rift ber greiburger UntoerfitätSbibtiottyef benufete, nad)
toetd)er bereits Stmann (Praestantiorum aliquot Codicum MSS.
qui Friburgi servantur ad jurisprudentiam speetantium no-
titia. Friburgi Brisigaviae, 1836, II, ©. 63 sq.) baS Defret
toeröffenttidjt Ijatte. gs gebührt Doüe baS »eitere SSerbienft, ba§ er
bie firdjenred)tti3)e Sebeutung beS ©tüdteS juerft feftfteüte unb baffetbe
ats ein ©enbred^t für bie in granfen anfäffigen Stalten erfannte.
SSßenn er baffetbe aber genauer beftimmt als einen SBürjburger @tj*
nobatbefdjtug aus bem (Snbe beS 9. ober Anfang beS 10. 3>al>rljun»
berts unb ats ein ©enbre^t ber 2ftain» unb JRebuifemenben, fo fann
id) tym in biefen fünften nidjt metjr beiftimmen. 3$ betraute baS8
Statut ats einen toatjrfdjeinlid) unter Knigti^er ©eftätigung ergangeneu
@id)ftäbter ©tynobatbefdjtug , toatjrfdjeintid) aus bem 10. 3fai)r»
1
2fo? biete (Sbttton bejteljett ftd) meine fotgenben ©täte.
1
H. a. O. 160—162.
8
Sßaifc, 93erfaf[ung«gefät(f>te , IV, 439 2fom. 6,
©arauf toeift ber öon
@afc be« betrete«: Si vero ipse centurio aut dominus
ljertoorgeljobene lefcte
hoc agere neglexerit, sit ipse, quod est, quem rebus fovet et tuetur,
exeommunicatus , et tarnen nihilominus per ducem aut comitem ex-
pulsus, illius infiscentur substantiae.

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:

398

fymbert, teineSfaü* öfter, beftimmt für Me im ©prenget oon <&idj«

ftäbt , im iefeigen ÜÄittelfranfen , alfo nid)t um bcn 3Wain, fouberu


um SBörnife, SRejat, föebnife unb ^Jegnife fifeenben getauften Sßenbeu.
3n biefer SCuffaffunß fityrt oor aflem berUmftanb, baß bie bon
9Werfel benufete, toaj)rfc!)eintid) jfoifdjen 1057 unb 1075 entftanbeuc
l
$anbfd)rtft au« bem Sidpbter Domfapitel ftammt.
@rft ans
beffen «eftfc $r. SDomfapitufor Dr. Srnft ju @id)ftäbt er«
l)at fie

toorben*. Stögefeljen bon ber $erfunft ber fianbfdjrift, müßte man


nad) £)ot)e« Ausführungen ben @tynobattefd)iuß enttoeber ©ürjburg
ober ßidjftäbt jmoeifen, ba tiefe oor ber ©rünbung ^Bamberg« bic
beiben einjigen ©prenget toaren, in beren ©ebiet ©tauen mit Sranfen
untermifät fagen. £)ie $erfunft ber §anbfd)rift beftätigt nun biefe*
Srgebnig, erlebigt aber jugleid) bie SUteruatioe ju ©unften Std)ftäbt$.
(Sin weiterer ©runb für biefe Sluffaffung liegt in bem Sßorte
pactum im ©afee be$ Störet*, benrid) eine oonDooeS 8lu$*
erften
leguug afooeidjenbe geben ju muffen glaube. Statutum est, fo be»
ginnt ba$ @tüdf, qualiter Sclavi vel ceterae nationes, qui nee
pacto nee lege salica utuntur, post pereeptam baptismi
gratiam constringendi sink 'Lege salica' ftatt 'lege saneta', toie
bei SÜierfet ju lefen, ift bie toid)tigfte SSerbcfferung, u>eld>e ber £ejt
£)ooe 3)enn tooflte man fid) auc^ ben ungetoöfjnlidfett
öerbanft.
©pradjgebraud) 'lex saneta' gefallen (äffen, fo gäben biefe Sorte
bod) Ijier feinen ©inn, ba nur oon ben bereite getauften ©tauen bie
SRebc ift, tottty fid) ber lex saneta nidjt entjieljen lotinten. SBte
ift aber ber ©egenfafc 'nee pacto nee lege salica' jit berfteljen?
£)ooe meint: ©etoofjnljeitSredjt unb gefdjriebene* {Redjt. SRun toirb
aber pactum ober pactus gerabe im ©egentfjett fpejiefl oon bem ge*
färiebenen 9ied)t gebraust, fo im baierifäen @efefebud>e fetoft, tit
XVII, 5: hie discordant nostri judices de pacto, unb in
s.ed
ber Ueberfdjrift be$ 8Hber$bad)er Gtobej au« bem 13. 3toW)itnbert
ineipit pactum Bawarorum 8 , fo oon ber äf^eimer ©ljuobe,
Leg. III, 457: quod precessorum vestrorum depieta pactus
insinuat, unb oon ben £>ingo(ftnger ©efefeen $erjog SaffiloS, 1. c.
460: nisi per tres causas, quasin pacto scribentur. Sie benn
audj bie @tt)mofogie barauf filljrt unter pactus ba« gu oerftelpn,

1
©er iüngfi ausgegebene 2. 2$eit bet 2. 8aube* be« Catalog. codic.
lathior. bibliothec. reg. Monacens. berietet, bog ber au« (Smmeram ©t
fiammenbe Cod. lat. Monac. SUr. 14407 auf got. 74 enthalte: duo decreta
synodorum Bavaricarum, conf. M. G. Leg. III, 486. SMeß fönnte bie
Hoffnung ertoeden, bog Ijier eine toeitere, unb jnmr, ba ber (Eober in ba8 10.
äa^. gefegt wirb, bie $anbfdjrift unfere« ©efrete« erhalten fei. 3n-
filtefle

beffen belehrte midj bie Sinfidjt be« (JEober , bog er nidjt bie jtt)d Don 3flerfet
a. a. O. toeröffentlidjten ©ijnobalbefrete , fonbern nur bie jtoei ©Sfte be« erßen
berfelben enthalte, toel^e« SRerfcl eben au« biefer $anbf$rift ebirt ^at.
* @o lauten beftimmte Angaben, Leg. III, 253. 255. 486.
SWerfel«
Staue f)at biefe« »er^filtniß ni^t unbeachtet gelaffen (@. 159), o^ne jebodj 0e<
toit^t baranf ju legen.
8
M. G. Leg. III, 374, toergl. 189.

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399

toorfibcr fid) bie gefefegebenben ffactoren geeinigt tjaben, affo ba6 ge*
1
f^rtebene föed&t . $)ie Don $)oüe jur ©ttifee fetner 8lu$fegung bei*
gejogene ©leidtfefcung einer föeid&enauer ©(offe au$ bem 8. 3»al)r*
tjunbert: pactum ewa, fann nid)t bemeifen, baß fid) bie beiben ©e*
griffe tjoflftänbig bedien. Ewa, eva, fäeintmir bor allem bie attge*
meine ©ebeutung ju l)aben: ba$ SBoffSredjt, ol)ne fötidfftdjt barauf,
ob gefdjrieben ober ungefdjrieben ; in ber fteljenben formet : secundum
legem et ewam , toofür Dooe Seifpiele anfüljrt , toirb e$ bonn
atterbiugS im ©egenfafee jmn getriebenen jur ©ejeidjnnng btt un«
getriebenen 9?cc^tcö gebraust. gbenforoenig aber mürbe id& e«
jutreffenb Ratten, menn man ttm in entgegengefefeter SEÖeife pactus
Jjier af« ba$ getriebene, lex a(S bat ungefd)riebene 8fed)t auslegen
mürbe, benn auct) ber ©ebraud) oon lex in biefem ©inne märe ein
ungemöl)nlid)er. 9Kan fönnteljier etroa toermeifen auf bie ©teile einer
greifinger Urfunbe au$ ber &t\t £>erjog £affito$ IEL: territorium,
quem Gotefrid jure tenere videbatur et suis amisit culpis ut ,

Bojoariorum continetlex atque p actus 2. Dorf) fdjeinen mir


aud& §icr bie beiben SluSbrüdfe nur tauto(ogifdf) für bat 8Redjt$bnd>
gebraudjt. S)ie brei gälte, in benen einem freien fein ©gentium
entjogen toerben burfte, toaren bnrdf) bat getriebene föedjt fcft*
8
gefteßt .

3n unferem Qefrete Ijanbelt e$ fid), toie id) glaube, überhaupt


xücftt um ben ©egenfafe jmifctyen getriebenem unb ungefdjriebenem
4
{Red&t, fonbern jtoifdjen @tamme$red)t unb ©tammeäred&t .
3$ faffc
pactus als bat bat crtfcfje 9?ecf)t im ©egenfage junt fränfifd)en.
©er <5id)ftäbter Sprenget gehörte im 10. 3af>rl)unbert potitifd& ju
©aiern unb Ijatte, abgefeljen oon ben eingemanberten ©laben, bon
je Ijer eine aus ©aiern unb granfen gemixte ©ettöfferung, in ber
jebod) bie Jbaierifdje übermog. 3?emnaä*> ift e$ nur eine natürliche
SfoSbrudfsmeife, loenn bat baierifdje 9?ed^t* ait bat btt l)errfd)enben
©tatmne* unb ber üttetyrjatjf furjmeg als pactus, alt „bat 9?ed)t"

1
S)ie ©ucange unter pactum vel pactus gefommeften Stellen
toon
fönnen biefc Sfoffoffirag nur betätigen.
1
Meichelbeck, ffist. Frising. I, b, SRr* 27.
8
Tit. II, 1, Leg. III, 282. (gtnen toierten gatt fügten bie 769 ober
770 erloffenen ©ingolfinger betrete ^inju (L c. 460). ©ottte bie greiftnger
Urfunbe,wo« fogor einige SBoIjrfdjeinltdjfeit ^at (Cifdjof Srbeo regierte oon
764—784), jünger fein als biefe 3)elrete, fo würbe ftd) nod) beffer ot« bie
tantologif^e luffaffung be« lex atque pactus eine onbere empfehlen, toonod)
ber eiue 3fo«bru(f , woljrfdjeinltdj pactus, bo« alte föedjt«budj, ber onbere bo«
neuerbing« hinzugefügte SHngotfinger ©efefe bejeit^net. Atque wäre bonn im
Kofftf^ genouen ©inne gebraudjt.
4 ©r. ©e^eitnrot^ Söoi| madjt tnid) gütigft onfmerffom , bog bereit«
@ol|tti, «ttbeutf^e «ei(^«» unb ®eridjt«t>erfaffuttg , I, 158 »nm. 67, 2)ot>e«
9u9legung beö ©orte« pactus betömpft unb boffetbe ol« 9le^t«oufjei^nunfl
be« ©tomme«gebiete« We^t^in erttSrt Ijat. S)od) beult ©o^m ni^t an bo«
boierif^e fonbern an bo« ripuarifu^e ®efe|bur^. 3u ©o^rn« Semerrung, bog
lex (ewa) tecSnif* bo« ungeföriebene 9led)t bebeute, üergl. and) SBaife, ©er*
faffung«gef^te, VI, 412 Knut. 1.

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400

bejeidjnet toirb. Itofl bie JBejeidjmmg pactas gerabe für ba* baic*
rifdje @efefcbud() übtic§ toar, jeigen bie oben aufgeführten ©teilen. 3m
SBürjburger Sprenget bagegen, too nie ©aiern toofytten, lönnte Don
baierifd&em 8fed)t leine 8?ebc fein.
£ur SBoüenbung unfere« ©etoeife« bient bie Srtoäljnung be*
dux im ©afce be« ©efrete«.
tefcten ßin $erjog trifft für JBaiem
1
ju, nid>t für Oftf raufen; ^irfd)« Stnnaljme eine« $erjogtI)um« Oft*
franlen im 10. Sto^unbert ift neuerbing« oon oerfäiebenen ©eiten
2
toibertegt toorben . &ux &tit ber Karolinger aber toattete im ©d)*
ftäbter Sprenget überhaupt fein dux, toeberein baierifdjer nod) fran«
fifdjer. Sttfo bietet bie Gmoäljnung be« dux jugteid) ben terminus
a quo für bie rfjronotogifc^e ©eftimmung be« ©tüdfe« : e« fann nid)t
Dor bem Sluffommen be« baierifdjen @tamme«l)erjogt!)um«, nidjt oor
ber Regierung §erjog Slrnutf« entftanben fein.
Verlangt man aber nad) einem 5fta<$toeife bafür, ba§ im Oebiete
be« Si«tl)um« @id»ftäbt in ber SEljat SSJenben gefeffen finb, fo oer*
mögen ioir a\\$ biefen ju tiefern. <§r liegt in jal)treid)en Ort«»
namen 8, toie ©djtoeifart«nrinben, SWorttfetoinben, 9?ein«ttnnben, Sern»
jjarb«toinben , ©rob«toinben, 355otfart«nnnben n. a., toctdje auf toen*

bifäe SRiebertaffungen beuten unb metdje bartljun, ba§ ber ftdt, ben
bie ©taoen jnrifdjen bie Springer, grauten unb ©aiern oorföoben,
feine fübtoefttidfjen SUtftäufer über ein gute« @tüd be« (Std)ft8bter
Sprenget« erftretfte.
9ton meint aberltooe: fetbft toenn toire« mit einem Gnd)ftäbter>
nid&t SBürjburger @d)lu§ gu tfjun Ratten, toürbe e« nid»t autreffen,
hc$ i§n SEWerfet unter bie ©efrete baierifd&er Styioben reifte;
benn Sidjftäbt gehöre feiner ©rttnbung unb ganzen Sntttridetung nad&
4 5
ju ben franfifd)en$i«tl)ümern . Unb aud)|>infd&tu« erflört, Dooe
|abe gegen ÜKerfet mit überjeugenben Orünben nadjgetgiefen , bajj
biefe«©tüdt nid&t unter baierifdjen ©t)nobatbefd)Iüffen oeröffenttid&t
»erben burfte.
3nbem id& mid& gegen biefe Änffaffung toenbe, finben jugfeid)
einige oben au«gefprodjene ©äfee erft ifjre ©egrünbung.
33ergfeid)t man in bem £>anbatta« oon @pruner*ÜRenle auf ber
42. fiarte „£>eutfd}fanb na<$ feiner firdjtidjen ßiutfjeitung", bie £)iö*
cefangrenjen Gndrftäbt« mit ber ©renje stoifdjen granfen unb Saiern,
tote biefetbe auf ber 34. Karte oerjetcfynet ift unb tote id) biefetbe

burd) bie Quellen nur beftätigt fmbe , fo ftettt fid& l)erau«, bag aud)

1 IL, I, 24.
Saljrbüdjer be« beutfäen föetdj« unter ©einriß
1
Bergt. SBatfc, SSerfaffungSgef c^ufjte , VII, 98.
8
©ergl. bie 3ufammen|lettung üon gentfd) in ber 8oöario r III, 1109,
ber &u bem ©rgebniß gelangt: „3m tnaßgebenbfUn ip ba* toenbif^e Clement
an ber ^ebnife, ^egntfe unb Äegnt^, junä^fl im unteren 2ttfdj« unb 3enn-
grunbe, gegen bie oberen gelungen btefer glüffe ft(^ oerlierenb, bann an frän«
1
Kf^er Slejatunb an ber SBörnife toteber auftau^enb '.
4
©. 172. 170 , teuere« unter Berufung auf Äettberg« Ätr^engefc^i^te.
5
3n o. @^bel« ©t|lor. 3ettfd)rtft, XI, 405.

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401

nad> ber Abtretung be* ©djftäbter Sfotljeifo an ©amberg ber jtf

©aiern gehörige öftlidje Streit be$ ©prengel« immer nod) bie größere,
ber §u granfen gehörige toeft(id)e bie Heinere $älfte bilbete. 3$
fteüe bie tmdjtigften 3^^gniffe jufammen, ttjetc^e ©pruner* unb 3flenfe*
Angaben betätigen. Der ©erid)t ber $eiben|eimer 9ionne, bie ättefte
1
unb nad) Mettberg bie einjige brauchbare ©iograpl)ie ffiitibafb«,
fagt, baß SBUibafb feine* State* gelt>a(tet l)abe: per vastam Bajo-
ariorum provinciam unb per vitreos Bajoariorum campos*.
Mettberg fud)t bem @ett>id)te biefer 3eugniffe burd) bie ßrltörung aus*
jutt>eid)en: fie bereifen nur, ba§ biefe ©triebe öorbem politifd) unter
©aiern ftanben. 34 glaube, ba§ ber Segriff ©aiern Ijier junädtft
etljnograpljifd) ju ©egenb gehörte be$l)atb bis c. 743
faffen ift; bie

potitifd) ju ©aiern, toeit fie t>on ©aiern bemo^nt toar. 9?od) Ijeute
ttrirb ber aufmerffame ©eobad)ter in ber ©ettötferung Don ©dtftäbt
unb Umgebung nid)t fränfifdjeS, fonbem a(tbaierifd)e$ SBefen erfennen.
gerner fagt dinljarb in feinen Slnnalen j. 3». 793 8, ba$ fiart b. @r.
aus ber ©egenb, t»o er Stftmüljt unb SRejat burd} einen fianat öer»
binben tooflte, atfo aus ben ©trieben um Sreudjtlingen unb SBctffen-
bürg am ©anbe, nod) norbtoeftfid) öon ©d)ftäbt gelegen, fid) naä)
grancien begeben l)abe; er gibt baburd) ju berfteljen, ba§ biefe ®e-
genb nidjt ju grancien, fonbern ju Schaben ober
etljnograpljifd)
©aiern gehörte. Siubgar (f 809) in ber Vita Gregorii Trajec-
tensis episcopi nennt: Hechstedi (ßidjftäbt) in parte proxima
nobis Baguariorum in Nordgoe 4 . 3)ie Passio s. Bonifacii 5
berietet, baS ©istljnm (Sidjftäbt fei baburd) gebitbet foorben, baß
©onifaj divisit de Reganesburg et Augustburg et Salzburg
Nordgewi et Salafeld; lägt man f)ier baS augenfdjeinlid) irrige
Salzburg faüen, fo ift bie Angabe im übrigen fyödjft toalpf^einlidj
richtig : tum ber fd&toäbifdjen ©iöjefe äugSburg nmrbe baS ©ualafetb,
üon ber baierifdjen Diöjefe 9?egenSburg ber toefttidje £ljett beS SRorb-
gaue* abgetöft. Qn ber SljeilungSafte tum 806 f)dßt e$: pars
Baiovariae, quae dicitur Northgow 6 ; in ber £ljeilungSafte üon
817: villae dominicales Luttraof ftefct üttarltflecfen Cauter^ofen,
Ä. ©etburg) etlngoldesstat Ongolftabt am nörbf. Ufer berlDonau)
in pago Northgaoe 7 . $laä) folgen B^O^iffen brauAt man eS
tooljt nid)t meljr gegen ben unfritifdjen Mitter to. Sang ju üertljeibigen,

ba% ber Sftorbgau ein baierifdjer, fein oftfränlifäer ©an toar. ©ein
5Rame f)at ja überhaupt nur bann einen @inn, toenn man tfjn a(S
ben nörb(id)ften baierifäen ©au betrachtet. @r umfaßte urfprüngtid)
»a^rf^einlid^ aüe6 baierifcfje Sanb, ba* nbrb(i$ ber Donau unb

1
Äir^engeW^te, II, 352«
• FalkeiisteinAntiq. Nordgav. 461.
,

• M. O. SS. I, 179.
4
Mabillon, Acta Sanctor. ord. s. Ben. saec. III, % ®. 326.
g
Jaff^,Mon. Moguntina, 475.
• M. G. Leg. I, 141.
f
1. c. 198.

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402

(im ©roßen unb ©attjen) toefifid) Dom {Regen gefegen toar. ©pSter
bifbeten fid) in U)tn, im ©nffang mit einem affgemeinen £]\Qt ber
@nttt>icfefung, mehrere Heinere ®oue : ©ofenjgau, 9hibmar6berg, SBeft*
armanngau, aud) ber Äetegau, junt £ljeif ftibtid) ber SDonau gefegen,
ragte mit feinem nörbtic^en Steife in ben Sftorbgau herein. 5Der
SKame SKorbgau blieb an bem nörbfidjen Steife be$ aften SKorbgaueS
fpejieU fjaften, er behielt aber jugfeid), unb bieg ift ba$ gigentljttm*
ttcf)e in ber Snttüidfetung biefe$ potitifdjen 33e$irfe$, feine alte auSge*
be^ntere SSebeutnng. ©er ©runb für biefe Grrfcfjeinung ift barin ju
fudjen, baß ber Sftorbgau Sarf ben ©roßen unb bann neuer*
buref)
bingä bur<$ Otto II. nad) bem ©turje be$ Saiernljerjog« £>einricf) IL
im 3af)re 976 *u einer 2ftarf gegen JBBfjmen eingerichtet ttmrbe.
©eitbem gab e$ Sftarfgrafen ober, tote fie oft ungenau genannt toer*
ben, ©rafen be$ 9?orbgaue$, beren ©etoaft fid) über äffe Untergaue
erftreefte, bie ben ©ejirf be$ aften 9torbgau$ bifbeten. 3$rer SM*
tuug oerbanfte ber pofitiföe begriff 9iorbgau im aften ©inne feinen
gortbeftanb. föur unter biefer Sluffaffung finb bie fofgenben urfunb*
fielen Angaben ju toerfteljen. 895 bejeidjnet eine Urfunbe $önig 8fr*
1
nuffä ate in pago Nordgev in comitatu Cheldionis (?) gefegen':
Phaldorff (<ßfaf)fborf n. ö. dou ®d>fiäbt), Gundolfingen (nid)t, ttrie
galfenfteiu erffärte, ba$ fd)toöbifd)e ©unbeffingen an ber Srenj, fon«
bern ©unbefpng im Slmt §emau), Harelanta unb
toafpfdjeinfid)
Unterharlanta £>arfanben im 9f Qngofftabt 8).
(toaljrföeinficf) 3m .

Scfyxt 900 loirb ermähnt Mulihusa (9Mfjaufen an ber <Sufj) in


pago Solanzgowe in comitatu Liutpoldi 8 , nämfief) be$ ÜKarf*
grafen Siutbofb toom 9?orbgau, im 3* 901 Maetingan (toal)rfd)ein*
tief) Sergmabing jtoifcfien ®efl)eim unb SRegenSburg) in pago We-
starmann in comitatu Liutpoldi 4 3»m 3»al)re 1007 bejeidjnet
.

eine Urfunbe Äönig #einrid)$ bie Sfbtei Sergen (jtoifd>en Stdtftäbt


unb Sfteuburg a. b. £)onau) af$ in pago Nortgowi gefegen 5 ; im
fefben 3af)re eine Urfunbe beffefben Äönig« ^Jföring bei 3?ngofftabt
af$ in pago Chelsgowe et in comitatu Nortgowe Berin-
gen comitis situm 6 93ergfeid)t man bamit Gunzenhusen (®un*
.

7
jenljaufen) in pago Sualafeld i. 3>. 824 , Drutelinga (Steudjt*
8
fingen) in pago Sualaveldico c. 895 , Altheim, Papenheim,
Pinezwanga, Tetenheim (bie jroifdjen Sidjftäbt unb STreu^tfingen
nalje bei einanber fiegenben Orte tfangeuaftfjeim, <ßaj)penf}eim r Sie«»

1
Falkenstein, Antiq. Nordgav. @. 16.
2
3tn ba« heutige Uttterljarrfanb im &mt ©ggenfetben fann man fyier

toof>l ntd)t benfett.


3
Ried, Cod. dipl. Ratisbon. I, «Rr. 79.
4
Mon. Boic. XXXI, a, 165.
5
Mon. Boic. XXVIII, a, 340.
6
1. c. 360.
7
Falkenstein 1. c. 10.
8 Wolfhardo, Acta Sanctor. Febr.
Vita s. Walburgis auetore
III, 6. 540.

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403

toang, £>ettenf)ctm), Wimeresheim unb Echineperc (933etmer$ljetnt


unb <£id)enberg, oon ben vorgenannten) in pago Suala-
norbtoeftl.
veldun i. $. 914 l unb Tollunstein (Dotlnftein, ti>. oon @id)ftäbt)
in pago Sualafeldun i. $. 1007 2 , fo ergibt fid), baß bei ©pruner*
SDienfe bie ©renje jtt>ifd)en ©ualafelb unb bem baierifäen SRorbgau
richtig gesogen ift. Um bie SluSbeljnung be$ Sforbgaue« unb ber
baierifdjen ©eüöfferung nadj Sorben ju jeigen, fei Ijier nur auf bie
Urfuube #einrid)$ n. oon 1021 8 tytngetonefen , n>eld)e nennt: prae-
dia ad curtem Uraha (£>erjogeuaurad)) pertinentia atque ser-
vientia, Bawaricis legibus subdita, forestem scilicet
inter Suabaha et Pagenza fluvios (©d)toabad) unb Sßcgnife) si-
tam et villas Crintilaha (©roßgrünbtad) n. ö. oongürtfO, Walt-
geresbrunnun (SSalferSbrunn im 8. Sordjljeim), Altrihesaorf (&*
i
terSborf im 8L Srlangen), Heribrehtesdorf ... in pago Nort-
gowe et in comitatu Heinrici comitis constituta. Nürnberg
toirb im 3tofjre 1050 baburd) als baierifdje ©tabt gefennjetdjnet, baß
£einrtd) III. bie ©roßen bon ganj 33aiern borten jit einem 8anb*
6
tage beruft ,

Sufyftäbt tourbe alfo auf baiertfäem ©iben, aber e$ ttntrbe aller«


bing« at$ fränfifd)e$ ©istljum gegrünbet, b. % jur3eit feiner ©rün*
bung ftanb ba$ ©ebiet feinet ©prengels, nidjt nur ber urfprünglid)
toatyrfdjetnlid) fcfyoäbif d)e , fpäter fränfifdje ®an ©ualafelb, fonbern
audj bie ju ©djftäbt gehörigen Steile be$ baierifdjeu 5Rorbgaue$ unter
fränfifdjer £errfd)aft. Ütafjer nmrbe btefeS 33i$tf)um ber üftetropole
3ttaut3 untergeorbuet, unter ber e6 ftet$ geblieben tft, aud) bann, a(3
bie baiertfdjen Äirdjen 798 in ©aljbnrg ifjre üHetropole erhielten.

3$ fomme l)ier normal auf bie oietbefprodjene grage nad) ber ©rün»
bungäjeit be$ ©i$tl)um$ (Sidtftäbt jurüdf, tnett mir bie burd) SRettberg
unb #afyn neuerbingS fjerrfd)enb geworbene 8lnfid)t nid)t richtig er«
fd)eint.
$m 739
Ijatte ©onifaj bie fird)tidje Organifation ©ai«
3af)re
ern$ oollenbet unb
ba$ ganje 8anb in bie oier Sprengel ©aljburg,
$affau, SRegenSburg, greifing geseilt, fcrofcbem grünbete er einigt
3aj>re fpätcr für ein jum größeren Steile baierifd)e$ ©ebiet ein toet«
tcrc« ©t$tt)um, <§id»ftiibt. ©ettriß eine ijödjft auffällige £l)atfadje,
lüenn nidjt ein befonberer äußerer Slnlag ju bicfer ©tiftung gegeben
toar! einen folgen müßte mau annehmen, baß ©onifaj feine
Olpe
erfteSiuridjtung übereilt gemacht , baß er enttoeber bie ©prengel ju
groß bemeffen, ober baß er ben tteftlidjen Storbgau gerabeju überfein
ijabe. 5Rnn läßt fid) aber ein anSreictyenber äußerer Slnftoß roo^f
erfennen. 743 (am e$ gum Kriege jwif^en ©aiern unb graulen;

1
Mon. Boic. XXXI, a, 183.
2
Mon. Boic. XXVIII, a, 326.
8
1. c. 504.
4
Söeldjer ber fräntifdjen Orte getpertborf bamtt gemeint iß, bleibt
zweifelhaft.
5 Annal. Altah. major., M. G. SS. XX, 805«

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404

Dbilo ttmrbe befiegt uub bergriebe, ber, tote e$ fdjeint, im folgenbeu


3a$re abgef^toffen ttmrbe , jtoang öaiern I)öd>ft n>afyrfd)einlid) jur
Abtretung ber meftlid)en Steile be$ SftorbgaueS an granfen. ÜKan
befifet für bie lefctere annähme fein btrefteS 3eu 9 tt ^ a ^ fl* ift bie*
jenige, burd) meiere fid> manche ßrfdjeinungen ber golgejeit, inäbe*
fonbere bajj SEaffito ben Worbgau nid)t mefyr befajj, am beften er-
1
klären (äffen .

85on oom herein fpric^t alfo eine ftarfe innere SBaijrfdpinftdjfeit


bafür, bajj bie ©rünbung be$ 33i$t()um$ (§id)ftäbt mit btefen politt*
2
fdjen Vorgängen in 3«fö«tnicn^ang ftanb , bag fte ju bem &mdt
erfolgte, bie oon Satern politifd) getrennten ®ebiet$tfyeile and) fird)»
tief) Don il)rem ©tammfanbe gu trennen. Sine bebeutfame Analogie
für einen foldjen Vorgang liegt barin, bag eben bamat$ aud) ber
baiertfdje Slutfjeil be* «i$tt)um$ SlugSburg af« felbftänbige Dtöjefe
unter Sßicterp ober SSMggo mit bem ©ifee in Dieuburg a. b. iöoium
3
abgelöft morben ju fein fdjeint . SBenn QafyreSangaben ber
alfo bie
©eridjterftatter bejüglidj Der ©rünbung be$ ©iStfjumS ©djftäbt jmi»
fdjen 741 , 745, 746 unb 747 fdjfoanfen, fo wirb man toon born
herein geneigt fein ben 3?al)re$jaf)len na d) 743 eljer ©tauben gu
fd)enfen.
4
©leidjrooljt l)aben fidj SRettberg uub nad) tym Jpaljn, ber lefc*
5
tere in einem befouberen Grjfurfe , für ba$ 3af)r 741 erflärt. 'S5ie
3eugniffe, auf bie fie ftd) babei ftüfcen, merben fetyr unjmeibeutig, feljr
fcfymenmegenb fein muffen, um ju bewirten, baß wir und burdj bie
innere Unroal)rfdjeinlid)feit biefer annähme nidjt ftören laffen. 9?ett«
berg beruftftd) baranf, bag «ifäof Silibatb oon @id)ftäbt f$on 742

an bem erften auftiafifd)en ßoncil tf)eünal)m. 2lllerbing$ wirb Wil-


labaldus unter ben tljeitneljmeuben 2Mfd)öfen aufgeführt 6 , unb un*
}weife(^aft ift barunter ber ty. ffiilibatb ju uerfte^en; bodj wirb er
teine*weg$ ate SBifdjof oon gtdjftöbt bejeid)uet; bie 9Wöglid)feit ift
alfo nid)t auägefdjloffen, bag er als SRegtonarbifd)of tljeilnaljm. ©ottte
bie S^eilnaljme eines foldjen ober feine Nennung in bem ßoncitebc*
trete eine Sluönafyme bejeidjnen, fo liege fidj biefelbe bodj gerabe in

1
3dj toerweife auf bte ©ettmfcffiljrung föubljart« (ftelteße @efd). Bauern«,
289), bte ttf) in ber ©auptfadje billige unb ber ftdj and) Tübinger, Dcfterr.
@ef$. I, 96 angefäloffen ^at. 3u bemfelben (Srgebnig gelangen ©irfdj,
$einrid) IL, I, 13, welker annimmt, baß fpfiter, üietteidjt 781, aud) bte oft-
liefen jum 9fcgen«burget €prengel gehörigen Xljetle be3 SRorbgaue« ©aiern ent-
zogen würben, unb Ouifcmann, Sleltefic ©ef^. ©a^ern«, 266. Senn §trf(^
bte baiertf^en ©ebiet«oerlufle am Unten 2)onanufer „mcfletd)t" fc^on unter
Statt SWartett beginnen lägt, fo mad^t bieg bie burd) bie ©etben^etmer Spönne
angebrütete fcljeUnaljme Dbtlo« an ber Stiftung be« Ätofler« (St^päbt fe^r un-
wa^rf^etnlt^.
2
%u% $irf^ a. a. D. f^ri^t öon biefem 3 u a mmen^ange
f al« einem
„ft^tltc^en".
s
S3ergl. «ettberg, Ätr^enaef^i^te 2)eutf^tanbö , II, 153 ff.
4
SHrdjengefdjtdjte, II, 353 ff.
5
3a$rbfi$er be« frfintiföen 9tei^0, 741-752, @. 160.
* Mon. Genn. Leg. I, 16*

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405

biefcm gatte erfiären. Die baiertfdjen 2Jtfd)öfe beseitigten ffdj nidjt


an bcr ©tynobe, tr>a^rfrf)einüd) bejftatb, »eil §erjog £Mo, bamate
bereite in gekanntem 33ert)ättnt§ ju ben grauten ftetyenb, e$ iljnen
nidjt geftattete; fo mag ©onifaj feinen Vertrauten Sßißbalb, ber ba-
ma($ tum feinem Ätofter Sidtftäbt au$ bereits auf baierifdjem ©oben
getmrlt fyattt, jugejogeu fyaben, bamitburdj i^n toenigftenä ein Seiner
ShjeU ber baierifdjen 8anbe eine toenn aud) md)t offizielle Vertretung
finbe. 2luc^ ben nad) Willabaldus genannten Dadanus Ijaben toir
toofyl al$ SRegionarbtfäof ju betrauten; roenigftenS vermag man tyn,
fomet td) fefje, leiner ©föjefe jitjumeifen.
£>aljn ftüfct fid) auf ben Ü3erid)t ber £>eibeul)eimer Stonne, be$
Anonym. Haserensis unb be$ Annalista Saxo. 2tu# beut elfteren
get)t jeboef) nur Ijerüor, ba§ SUibatb 741 wm&onifa} jum ötfdjofc
gemeint tourbe. 3d) laffe bieg umfomeljr gelten, a($ er auf ber erften
auftrafifdjeu ©tynobe im fofgenben 3faf>re bereit« unter ben Sifdjöfen
genannt wirb. Stbcr td) fetyre ju ber bereit« früher Don ©etterS 1
unb ÜDaüib $oj)p* vertretenen Slufidjt jurüdf, baß SSittbatb bamate
erft junt 9iegtonarbtfd)ofe erhoben warb. Daß er ftdj Don berffieilje
tueg nad) ©djftäbt begab, fanu bieg boef) nid;t nubertegen. <5r Ijatte
bort fd)on oor^er ein Slofter gegrünbet, unb toaljrfd}einli(fy fourbe i^ttt
bie ©egenb feiner früheren Stljätigfett afö ^reäbljter aud) für fein
3Birfeu ate SRegionarbifdjof ©eine SBer^anblungen mit
jugetotefen.

£> eri°9 Obilo unb bem ©rafen ©uttger, tum benen bie £>eibenl)eimer
8
Sftonne oor^er berietet, bejogeu ftdj md)t, wie Qiufcmann annimmt,
auf bie ©rünbung be$ 33i$tijum$ fonbern be$ Softer« (Sidjftäbt.
S5a§ ber £>eibcnl)eimer ©ertd)t, fo ausgelegt, oon ber Stiftung be$
SBi$tl)um$ gfinjlid) fd)tt>eigen würbe, bietet fein unübewinbtid}e$ £>tn*
bernifj : bei ber 5ftonne erffärt e$ fid), wenn fie Qnftitutionen weniger
bead&tet ate bie perfön(id)en Angelegenheiten, ©ei biefer Annahme
begattenbann aud) bie auf 741 tautenben Angaben be$ Anonym.
Haserens. 4 unb be$ Annalista Saxo 5 ein gett)iffe$ 9ied)t.
Ueberbieß (äffen fid) aber für bie fpätere ©rünbung be« ©i$*
tl)um$ birefte 3eugniffe anführen, 3eugniffe, M* lu*d) iljrer3eit einen
weit leeren SBertf) beanfprudjeu bürfen at$ ber 9ttönd) von §errie*
ben unb ber fäd)ftfd)e 2(nnalift. 3Dic Annales Laurissens. minores $
berid)teu jum 3faljre 747: Willibaldus in Eichsteti episcopus

©onifaem«, ©. 305. 340.


1

8
au« einem SOTtyt. beffetben über @id)(töbter ©efdjtdjte in
SKittfjetlung
Mon. Germ. SS. VII, 244.
8 3Me filtejte ©efd). b. Katern, 263. Senn Ctuifcmann bie ©rünbung
M 8i«t^mnö (Stdpbt in bo« 3oör 740 fefct, fo ifl bteß reine SBilHür.
* Mon. Germ. SS. VII, 255.
5 1. c. SS. VI, 553. €eine Wa$v\$t ifl ber Willibaldi Vita s. Bo-
nifacii, JaflK, Mon. Moguntina, 461, entlehnt; tofi^renb fte ftc^ jebo^ bort
o^ne Sa^redangabe jtoi^en (Sreigniffen oon 742 unb 747 ftnbet, feftt ^e ber
\&WW *
»nnalifl in ba« 3a^r 741.
SS. I, 115.

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4Ö6

constituitur unb Enhardi Fuldenses Annales fegen bte Sinrtdj*


tung be* #i*tl)um* ©dpbt in ba* $at)r 746 \ ©unbefar* Liber
pontificalis gibt SBitibotb^ ßpiffopat eine Dauer Don 36 ^aljren *.
Da fid) md)t mit oölliger ©id>erl>eit feftftetfen
Sßilibalb* Stobe*jaI)r
8
lä&t barau* fein beflimmter ©d)fu& ju jiefyen. SBottte man
, ift

aber ©unbefar* Angabe, roonadj ffiiltbatb 781 ftarb, (Stauben fdjenfen,


fo würbe fid) 745 at* beginn feine« ßpiffopat* ergeben. Dtefe«
Qa^r fjaben benn and) einige Don fta^n aufgeführte fpätere öerid)te.
Der forgfältigen gorfcfyung SRettberg* ift nidjt entgangen, ba§
feine fhmcSfmt auf eine »eitere große ©djtmerigfeit ftö&t: in bem
greiften Januar unb üKärj 742 an $apft 3adjaria* gerateten
©djreiben berietet Söonifaj, ba§ er bie ©t*tf|ümer SBürjburg, SJura*
bürg unb ßrfurt neu gegrünbet §abe unb bittet um bereu ©eftäti*
guug. Sein SÖBort bagegen t>on (Sid)ftäbt. DieSlntroort be* Zapfte*
4
nennt biefetben brei 33i*tl)ümer, ermahnt ©d)ftäbt ebenf otoenig .
9?ettberg fieljt fid) burd) feine Stnnaljme gejnmngen biefe* ©d)tt>eigen
baburtfy ju erflären, ba§ tljeil* bie $erfon Sßilibalb* in 9?om Ijin*
reidjenb befannt toar, tljeif* bie mittlere Sage beö Sprenget* jttufd)en
Satern unb granfen einer 3ufammenfaffung mit beu übrigen bifd)öf*
liefen SJerbänben entgegenftanb. SBie ungenügenb fo(d)e@rünbe finb,
bebarf feiner 3lu*einanberfefeung. Die ©adje erftärt fid) einfadj ba*
burd», ba& ba* 25i*«jum ©djftäbt 742 nodj nic&t beftanb.
3»d) betraute bemnad) al* bie roaljrfdjeinlidtfte 2lnnaf)me, ba§
SBiltbatb 741 jum föegtonarbifdjofe gett)eil)t, ba§ aber bie Diöjefe
gidjftäbt unter feiner Leitung erft jnrifdjen 743 unb 747, unb jtoar
im 3ufammeut)ange wiit ber furj oorljer erfolgten Politiken ©djmä«
djung Saiern* eingerichtet nnirbe.
£afftlo* ©turj braute Saiern unb granfen unter eine $err*
fdjaft. «ei beu erften Stellungen be* 9ieid)e*, 806, 817, blieb ber
gid)ftabter ©prengel bann mit granfen vereinigt, toarb Don ©aiern
getrennt. 3»n ber 5Retdj*tfjeilung oon 833 aber fam ganj Oftfranfeu
an Suburfg ben Deutfdjen, ber über ©aiern fdjon länger l)errfd)te.
SKadjbem er Don 833 bi* 838 über beibe tfänber unter ber Ober*
Ijoljeit feine* SSater* regiert Ijatte, mad)te ifyt ber Vertrag w>n 33er*

bun )it iljrem Oberarm. 83aiern unb Oftfranfen mürben erft bann
toieber polttifd) gefdjieben, al* ba* oftfränfiföe 9?eic^ 865 borläufig,
876 befinitto unter bie ©öfjne Subtoig be* Deutföen geseilt toarb.
Dabei erhielt Äarlmann ©aiern mit ben SÖtorfen, ßubttrig Oftfranfeu.
Darf man bie ©eridjte beim ©ort nehmen, fo pnb bie baierifdjen
Steile be* (Si^ftäbter ©prengel* bamal* ju 83aiern geflogen Sorben,
benn fie gehörten jum 9torbgau, ber ganje 9?orbgau aber fdjeint bie
ÜWarf gegen JBB^men gebilbet ju |aben. Unter beu Königen Slrnulf unb
?ubn)ig bem $inb toar Oftfranfen bann toieber mit ©aiern vereinigt.

1
l c. 346.
»
SS. VII, 245.
8 »ergl. 9lettberg a. a. D.
* Jaffö, Mon. Moguntina Dorn 1. Hprtt 743, ©. 112. 117,

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407

9fn bicfcm Zeiträume ftogen toir auf ein ungtoeibeutige« 3eugni§ & a *
für, ba§ fi| ber «ifdjof toon ©dtftäbt a(6 2tngel»örigen öon «aiern
betrachtete. @r nimmt tljeit an ber rein baierifdjen ©Ijnobe gu 8fei$*
bad), toefdje toaljrfdjeintid) im Starre 900 ftattfanb; Erchenpaldus
Eystatensis episcopus ift unter ben 2lu$fteflern be« ©d)retbenS,
to>etd)e$ Don bort au« ber gefammte 6aierifd)e Spiffopat im tarnen

be$ baierifd)en SteruS unb Stoffe« in einer rein baierifdjen Stngefe*


gentyeit an ben <ßapft Sofjann richtete *. Sit« mit bem Stöbe Subtoig*
be$ ÄinbeS SBaiern unb granfen toieber auSeinanberfieten unb Sir*
nutf, eben ber ©oljn be$ 9lorbgauer üKarfgrafen, ba* baierifäe
©tammeSljergogtljum grünbete, folgte toon bem (Sidjftäbter Sprenget
toenigftenä ber Sftorbgau bem3uge ber ©tamme$angel)örigfeit; er ftet

fic^cr an SJaiern, toäljrenb ©uafafelb, wie e$ fdjeint, gngranfen ge«


gogen ttmrbe. Unb fyiemit finb wir bei ber *ßeriobe angelangt, um
bie e* fid) bei unferem ©enbredjte Ijanbeft. Die fotgenben STljatfadjen
betoetfen, ba§ 9Kerfet 9fcd)t fatte, toenn er e$ unter bie baiertfdjen
©Ipobatbefdjlüffe fteflte. Uodalfredus Rubilocensis ecclesiae
episcopus beseitigt fid^ im 3a^re 932 an ber baierifäen Sirenen»
fonobe gu föegenSburg *, feine ©efanbten beseitigen fid) im fetten
8
SMire art ber baierifd)en Jftrdpnftnobe gu Dingoffing . (Sine bäte*
rifäe ©Ijnobe jn MegenSburg enblirfj r bie gtoifdjen 938 unb 968 gu
fefeen fein toirb, nennt ©tardjanb (ton ©dtftäbt) unb
bie 33ifd)öfe
4
Ubatrid) (toon 8tug$burg) : provinciales seu etiam vicini episcopi ,
b.$.©ifd)öfe, bie (nieft gur Metropole ©atgburg, aber) gur potitifdjen
^ßrobing JBaiern gehören. 'Seu etiam vicini' ift oerfc$iebener £)eu*
tnng fäljig, e$ fann fidj enttoeber barauf begießen, bag beibe Sifdjöfe
9?a^barn ber üttetropote ©atgbnrg finb, ober aud) barauf, baj* nidjt
H>re gangen ©prenget, fonbern bei ©djftäbt toaljrfdjeintid) ber größere,
bei StugSburg ftdjer ber Heinere S^eit gum §ergogtljume ©aiern ge*
hörten. 3toifätti biefen beiben Srffärungen fann man fd&toanfen, ba*
gegen wirb man entfd)ieben jene »ertoerfen muffen, toonad) ber ©d>*
ftäbter ber provincialis, ber 2tug«burger ber vicinus episcopus fei,
ober umgefeljrt, benn babei toürbe gugteid) in ber ©acbe ein Srrtljum
5
unb im SluSbrucfe eine Ungenauigfeit obtoatten. $irfd) fd)eint a\x$
ber ©etijeitigung be« ©djftäbter ©ifäof* an ben ©tjnoben gu 9fei$»
ba$ 900 unb gu MegenSburg 932 ben @d)Iu§ gu gießen, baß ©d)»
ftäbt bamaf« t>om ©rgbistljume Sftaing getrennt getoefen unb unter
©atgburg geftanben fei; benn er fnüpft baran bie ©emerfung: 948
gu Qngetljeim ift bie legitime Orbnung fc^on toteber ^ergeftettt. 3$
|atte bieg .für eine irrige Folgerung; bie Unterorbnung ßidöftäbtö

1
©etGewold, Chronicon monasterii Reichersberg., Anfang, 33 ff. f

ott(^ bt\ Meichelbeck, Hist. Frising. I, b, 9lr. 910. Steflt. 2)ümmfer,


©efd^. be« o|ifr5itftfd)en XMfi, II, 509.
1
Mon. Germ. Leg. III , 482.
8
1. c.
* 1. 484, bergt. 254.
c.
8
3a!>tM<$et be« beutfdjen töetd)« unter $emttd) IL, 1, 6, «am. 1.

XVI. 27

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408

unter SWainj ift, »ic mir fdjeint, nie aufgehoben Sorben, unb toemt
ftd) bie ©djftäbter ©ifd^fe an ben baierifdpn Äirdjenfonoben betei-
ligten, fo gefäalj e$, toeif ijter nid)t nur bie Sprenget ber baierifdjen
üKetropole ©atjburg, fonbern ba$ ganje potitifd) Dereinigte ©aiern
feine fird)(idje SBertretung finben foflte.
j)te 9tt9gficl»feit, bag ba« @d)ftäbter £>efret nod) in ba* 11.
3a^>rf)unbert faßt, fann man nirfjt ööttig au Wiegen, als n>al)r*
fdjeintidjer barf man botf) nad) bem ganzen Spalte be$ ©tüdfe« bie
©ntfteljung im 10. ^aljrljmibert betrachten. 5Rod) im Qa^re 1059
jtoar bejei^net eine ©amberger ©tynobe bie bem ©iätljume ^Bamberg
unterworfene grögtent^eifö ffaüifd)e ©eüölferung af$ ljeibnifc£)eu ©c*
bräunen ergeben unb ber d)riftlid)en {Religion miberftrebenb. Sfifter

bort im Sorben faßen bie SBenben in bidjteren ÜRaffen al& im ©dj*


ftöbter «Sprenget, wo bie S^riftianifirung aüer 335al)rfdjeintul)feit nad)
fd)on früher jum 2lbfd)(uffe gelangt toar.

1
Jaffa, Bibliotheca rer. German. V, 497.

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Forsch.zD.Ge8ch.BdJ6.

Lith. An.stv. Leopold Krn.itz in ßerlir

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Mer Me dntfieljun^ett

kt Lex Baiuwariorum.

Sott

& Üitjltx.

XVL 28

*
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IDtc folgenben Unterfudjungen gelangen in ber $auptfadje gu bem*
fetben Srgebniffe, ba8 $. 9?ot§ in ber baljnbredjenben SDiffertationS*
fdjrift über bie Sntfteljung ber Lex Bajuvariorum juerft auSge*
fprodjen l)at: baß in biefem ®efefebud)e auger Heineren 3ufäfcen &wi
ju t>erfd)iebenen 3 citcn entftanbene SC^citc ju unterfd)eiben finb. 3n
ber gragc nad) beren ®ntftet)ung$jeit ftimmen meine föefuftate tljeU*
weife nod) genauer mit JBübingerS Slnnaljmen überein, ber jebod) bei
ber l)iftorifd| barfteßenben 9iatur feinet SßerfeS * feine ®e(egent|eit fyatte

biefetben ju begrünben.
SBenn id) e$ gleidjmoljt nid)t für überflüffig Ijafte biefe gor*
jungen ju veröffentlichen, fo e$, »eil fid)
meine ßrgebniffe
gcfd)ieljt

bod) tüd)t üööig mit benen meiner Vorgänger beefen, unb »eil aud)
für bie un$ gemeinfamen Slnfi^teu, tt)ie id| glaube, uod) nid|t äße
©rünbe in« treffen geführt würben. Slud) ift föotljs annähme Don
2
brei &erfd)iebenen föebactionen be$ ®efefcbud)$ jttar t>on ©tobbe ,
8 4
SD&rfet , JBübinger, Quifcmann , bod) feine$weg$ t>on aßen gorfdjern
5 6
geseilt. ®d)on früher tjaben ©aupp , ^tetignt) unb Sßaifc, neuer*
7
bing$ Ijat inSbefonbere ber tefctere eingeljenben unb entfd|iebenen
Sßiberforud) bagegen erhoben, 3htd) gegenüber einer n>iebert)o(ten
8 9
Steigerung föotl)« l)at ©aifc feinen äßiberfprud) feftgeljaften , wobei

* 104
DefierreidjifAe @efan«te, I, 79. 88. ff.
* ©efd)id)te bei beutfäen töed)t«quetten , I, 153 ff.
8
2)o« baterifdje $olt«red)t (im Strdjto b. ©efellfa). f. ä. 2). ©efdjidjt«-
fuube, XI, 533 ff.) unb bie mit ausgegeidjneter ©orgfalt unb ©eleljrfamfeit be-
arbeitete BuSgabe ber Lex in Mon. Germ. hist. Leg. III. Sluf biefe begießen
jtd) meine Serweifungen.
4 ©anuaren, 1866, unb
föedjttüerfaffung ber Heltefte ©e|d). ber Saiern,
1873
5 3tg. 1849, 9?r. 113. 114.
©aller «ttg. Sit.
8 Revue bist, de droit francais, II, 490 ff.
7 ©öttinger «Radjrutyen, 1869, «Rr. 8: Ueber ba« Biter ber beiben erften
fcitel ber L. Baj. Bergl. au* ©öttinger gel. Hng. 1850, ©. 341 ff.
8
£ur ©efdjidjte be« bat)rifd)en 33olt«reä)te«. geffidjrift. SKün^en, 1869.
9 ©öttinger Wodjridjten 1869, 9fcr. 14. 2>ie anberweitige Literatur
, i|t

bei ©engler, 2)eutfd)e föedjtsgefdndjte , I, 148, unb bei @tobbe a. a. O. ber-


geidjuet. 2>agu fömmt nod) Wluty, 2>ie lex Baiwarior. aU gefdjidjtlidje unb
foradjlidje Urtunbe, ©idjftäbt, 1859; ©frörer, 3ur ©efdjidjte ber beutfäen $olfo*
redjte (1865) I, 322 ff.; ö. SRuty, b. batrifdje 8ott«re#t. VII. 3of)re«berid)t
ber tu ö. SanbeSoberrealfdjule gu ÄremS a. b. 2>onau. Ärem« 1870.
28*

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412

er einen neuen unb ben bometyrnften öen>ei«grunb für föotlj« Stott*


rung ber STttct I unb II burd) §into>ei« auf einen genfer ber SWerfel*
fd|en 3lu«gabe ber Lex Alamannorum entkräftete.
2Bie ba« 33olf«red|t roeitau« Quelle für bie
bie Ijerüorragenbfte
ättefte baierifdje ®ef#id|te, fo ift aber bie grage nad) feiner <5ntfte=
Ijuug«geit bie to>id|tigfte unter ben Dielen Streitfragen au« ber agitut*
fhtgifdjen ^Seriobe. Unb innerhalb iljrer barf ijintmeberum bie ?fatge
nad> ber ber £itet I unb II ba« työdjfte 3fntereffe
@ntftel)ung«gcit
beanforud)en. £)enn (jiftorifd), wenn aud) nid)t juriftifd), liegt in
biefem firmen* unb ftaat«red)t(id)en ST^eUe ba« @d)tt>ergeto>idjt be« ©e*
fefebudje«. 5Dat>on fott meine Unterfuc|ung au«gel)en. Wott), ©tobbe,
9tterfe(, Sübinger, Quifcmann ftimmen barin überein, baß fie biefen
£!jeil jüngeren 3ufafc betrauten, tttöfjrenb 30Bai|} ijjn mit ber
al$
£>auptmaffe ber übrigen ©efefee gleidjgeitig, unb gfoar fpäteften« unter
Dagobert entftanben feinlä§t, unbgriebrid) fid) ber lefcteren Slnnaljme
1
in ber§auptfa$e anfliegt .

3>tc ©ntjteljmtgSjeii ber Stiel 1 unb IL


£>er triftigfte SBetoei« für jüngeren Urfprung ber Sitel I unb
II unb gugleid) ein 3lnfja(t«punft für beren genauere 3cübefttmmung
fdjeint mir in einem ©efefee gu liegen, ba« in biefer $>infxd)t nod)
nid)t getoürbigt tomrbe, in I, 12.
SDaffelbe bringt bei $re«bt)tern unb £)iafonen auf Sfjelofigfeit,
inbem e« iljnen verbietet in ifjrem £aufe anbere grauen gu beljer*
bergen als Sühitter, Softer unb ©ir muffen bie ®e*
©djtoeftern.
fd)id)te be« ©libat« mit befonberer Sificf jt$t
auf bie baierifdjen 93er*
ijältniffe in« 2tuge faffen, um über ben 3*itywtft biefer JBeftimmung
in« flare gu fommen. Sie fid) au« ben tum 3Äerfel gefammetten
2
Selegfteüen ergiebt, lagen im 6. unb 7. 3faljr!junbert bereit« melj*
rere @oncitienbefd)tüffe bor, toe(d)e ben <ßre«bt)tem unb SMafonen t>er*
boten i!jre ©eiber gu behalten, unb eingelne ©afcungen behüten bieg
fogar auf bie ©ubbiafonen, ja auf alle Wiener be« 2tttar« au«, bodj
warb im 8. ^afjrljunbert ba« tefetere SSerbot nid)t beamtet. £ier
brechen Werfet« Sftad)tt)eife ab, tüo^t befcljalb »eil er toon ber 2faftd)t
au«ging, baß £tte( I unb II nid)t nac^ bem ^Beginne be« 8. 3toljr*
f)unbert« entftanben finb. Verfolgt man aber ben ©egenftanb »eiter,
fo gewahrt man, baß in ben erften SDecennien be« 8. 3?af)rl)unbert«
and) bie Sräger ber tjötjeren ©eiljen bie alten ©je&erbote nidjt rnetyr
beamteten. SBenn bie römifd^e ©tynobe t>on 721 »erbietet eine pres-
3
bytera ober diacona gur grau gu nehmen , fo lann man nur an
1
Ueber bie 3«t ber Bbfaffmtg be« £tt. I, 10 ber lex Baiuvar. @i-
feung«Berid)te ber p^ilofop^.-^ilolog.^tftor. (Elojfe ber f. b. »tob. ber SBtffenfdjj.

1874, e. 352 ff.


* Hnm. 57, e. 277.
j * Mansi, Conciliorum collectio, XII, 263.

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413

unb ©iafonSttnttuen benfen imb barf au$ t^rcr (Srtoäl)«


$re*ty)tert*
nung fließen, baß audj bie römifdje Strebe bamafs bie ^Jricftcre^cn
bulbete ober bod) nid)t oerljinbertt fonnte. Damit fteljt benn in Sin«
Hang, n>a$ öon JBaiern inäbefonbere toriffen. ®a$ ©ecret jur
toir
Orbnung ber baierifdjen $ird)e, ba$ $apft ©regor IL am 15. üKärj
l
716 erlieg, beftimmte in cap. 5 : Sie päpftlid|en ©elegirten foKen
einem jeben ber S3ifd|öfe, toeldje fie in SJaiern cinfefeen werben, ben
Auftrag geben, baß er feinen jum fetten 3)?afc ober nid)t mit einer
Jungfrau SSer^eirat^eten jn ben Soeben julaffe ne digamum —
aut qui virginem non est sortitus uxorera . . . sacros ordines
permittat accedere. Damit ift beut(id) gefagt, baß bie SSerljeira*
treten im allgemeinen nid)t oon ben priefterlicfyen Sßeiljen auSgefdjloffen
waren. 5Da| ba$ ganje Decret t»al)rfd)einlid) nid)t jnr 2lu$füf)rung
gelangt ift, t^ut nidjts jur ©a#e.
£)iefe$ 23erl)cittniß änberte fid), als bie römifdje Sirdje in allen
©tücfeu bie 3 ü 8 et toieber ftrenger anjog: jur £eit be$ JBonifaj unb
be$ Zapfte« 3ad)aria« nnb unjtücifcf^aft gerabe bur$ bie 2lnftren=
gungen biefer beiben SKänner. 2>a$ „auf ben 9?atl) biefer Diener
©otte$" am 21. Slpril 742 oon Sarimann toerfammelte erfle beutle
5Rationafconcit gebot: bie^Jriefter unb Diafonen bürfen feine ftrauenS*
2
perfonen in iljren Käufern fooljnen taffen . Unb im 3u(i 743
fpenbet <ßapft 3ad)aria$ ben granfeu Sob, »eil fie bie öerljeiratljeten
3
<ßriefter entlaffen fyaben . 747
an ^ßippinfdjreibt berfelbe ^apft
über bieftrage, oon grauen fern jn Ijalteu Ijaben;
toefdje tlerifer fid)

er entfd)eibet fie bafyin, baß biefeö ®ebot bie 33ifd)öfe, ^riefter unb
Diafoneu treffe, toäljrenb bie Präger ber nieberen Sßeiljen an bie
4
SanbeSgefooljnijeit at$ 9fid)tfd)nur oerimefen »erben SSMlibalb ,

nennt au$brü<flid| ben ©onifaj als benjenigen ber bie ^Beobachtung


be$ ßötibat* burdjgefüljrt exhortante saneto viro cleri-
l)abe:
corum nefanda cum uxoribus conjunetio est sejuneta ac se-
gregata 5 . Sluf bie ^ßrieftere^eu , nid)t etwa auf prieftertid)e Un*
fittlid)feit wirb man e$ alfo bejieljen muffen, toeun berfelbe ©iograpl)
berietet, baß JBonifaj ben §erjog Obilo unb fein gaitje* SSolf be«
toatyrt ober befeljrt tyabe (cohereuit) a fornicaria sacerdotum de-
6
ceptione . Unb fo f)at man aud) bei ben trielfadjen Slagen, t»eld|e
7
JBonifaj über fornicatores clerici oerlauteu läßt , au$fd)ließlidj ober
tt>enigften$ größtenteils ba$ SSMberftreben be$ fiferuä gegen bie
an
(Sljeloftgfeit ju benfen. Die Sefttmnumg in I, 12 bc$ 23olf«red)te$
roeift felbft barauf l)in, baß bie (Sljeloftgfeit ber ^ßriefter eine erft ba«
mal$ eingeführte Neuerung fear, ba fie t>on ben ^rieftertö entern
fpridjt, bie Dom §aufe i^re« SSatcr« nic^t au$gefd)loffen fein folfen.
1
Mon. Germ. Leg. III, ©. 452.
*
Mansi XII, 367.
8
Jaflfe, Reg. pontif. Wx. 1744.
4
Mansi XII, 326.
8
Jaffa Mon. Moguntina, @. 458.
,

6 1. c. 457.
f
U. a. 1. c. 230.

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414

£)urd) ba« fdjeint mir ber SBewei« erbrad)t ju fein, bag


alles
I, 12 Werfet annimmt 1 , am Slnfange be« 8. 3foljtfjnn*
ntc^t, wie
bert«, nic^t »or, fonbern nadj ©onifaj entftanben ift; benn e$ ift
nid)t anjune^men , bag ba« 93olf«red)t e^er al« ber ^Japft ben Sott*
bat geforbert Ijabe, unb ebenfowenig fann man glauben, bag ein @e*
fefc be« 33olf«redjte« nur erlaffen worben fei, um übertreten ju werben.

9Jun fönnte man fönnte aber jebe ftofgerung für


bieg gelten laffen,
bie übrigen ©efefce ber I unb II üon ber §anb weifen, inbem
STttct

man I, 12 als fpätere ©nfdjiebung erflärt, wie }a foldje and) in an«


beren SCiteln be« ®efefebud)e« vorliegen. Ober man fönnte, audj oljne
bie Sntfteljung t>on I, 12 tum ber ber £itel I unb II im ganjen
ju trennen, geltenb machen, bag burdj meine Darlegung nur eine
(Sntfteljung in ben erften ÜDecennieu be« 8., nid)t aber im anfange
be« 7. 3afjrl)unbert«, etwa unter Dagobert, au«gefdjf offen wirb, ba fic$

für biefe £«* btc 9Wd)tbead)tung ber @öübat«gebote nid)t nadjweifen lägt.
ÜDer festeren 2luffaffung fteljt einmal biefefbe Unwaljrfdjeinfid)*
feit entgegen, bie id| fdjon Werfet« Slnnaljmc entgegenhielt: baß ein
in ba« 33olf«redjt aufgenommene« ©efefc feine frühere SBebeutung fo
DöUig toerloren l)aben follte, wie manljienad) üon
in ben erften I, 12
ÜDecennien be« 8. Qaljrljunbert« annehmen müßte,
gerner tyat Sit«
2
binger mit 9?e#t Ijerüorgeljoben , bag regia vassi sive ducis, bie
nad) II, 14 Don bem JBefudje ber placita ntc^t entbnnbeu fein foffen,
unter benen alfo nur ftreie, ?eljeu«leute be« Söttig« unb §er$og«,
8
üerftanben fein fönnen, nur in jüngerer ,3"* benfbar finb . (Snbtid)
lägt fid) bie Slnnaljme eine« Ijoljen Sllter« ber £itef I unb II nid)t
üereinigen mit bem Silbe, ba« wir un« nad) ben Quellen oon ber
ßljriftianifirung unb ber gntwidlung ber firdjlidjeu 3ufiänbe SBaiern«
madjen muffen. 2>ie Unterfud|ung biefergrage fann öier nidjt Döttig
umgangen werben. 9J?an Ijat $war woljl gemeint, bag eine fold)e ju
feinem (Srgebniffe führen, bog ber ©d)feier über ben anfangen be«
baierifdjen (Sljriftentljum« ntd)t gelüftet werben fönne. Ober man Ijat
aud) einen bem unfrigen entgegengefefeten SBeg eingefdjfagen unb au«
Stitct I SSolf «redete«, beffen l^ö^ere« STttcr man al« bewiefen
be«
annahm, auf bie frülje §errfd)aft be« ßljriftentljume« in SBaiern
gefdjloffen. ÜKeine« ©ragten« lägt fid) aber ba^ Sllter be« baieri*
fdjen @l)riftentljum« mit grögerer ©idjerljeit fcftftcttcit al« jene« uon
Sitel I oljne bie §i(fe biefer gntfdjeibung. greilid} nidjt afle SRätljfet,
bie un« l)ier aufgegeben werben, vermögen wir ju töfen; ben@d)tug
aber geftatten un«, wie idj glaube, bieQuellen mit ©idjerljeit ju
jieljen, bag fo au«gebilbete firdjlidje 3u f^nbe, wie fie nn« au« £itel
1
Mon. Germ. Leg. III, 228.
1
Defterr. 105.
@efö. I,
8
Uebcr btc Serfinberung in ber ©ebeutung be« SQBortcö vassus bergt,
töotf), ©enefictalwef en , 370. 2)aß »afallen be« fränfif^en Äömg« in ©atern
nt(^t oor Äorl üRortett ju jucken ftnb, borouf toctp aufy bte @tette im baitxU
((^en (Sapttufare Äarl« b. ©r. (Mon. Germ. Leg. III, 479): excepto Ulis
qui ad fidem avi et genitoris nostri vel ad nos venerint.

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415

I unb II entgegentreten, in Katern nid)t t>or bem 8. $aljr!juttberf


gefugt »erben fönuen. ©enn fidj bann tpcitcr ergibt , ba§ im 8.
Saljrljunbert nur t>on Sari SWarteü ober Don ^typin, n>a^rf^ein(ic^er
aber t>om teueren eine fot^e fränfifdje Seeinfluffung geübt »erben
fonnte, toie fie biefe Oefefce »erraten , fo »erben fid) biefe$ all*
gemeine unb ba$ au$ I, 12 fpecieß gewonnene ©rgebnig gegenfeitig
unterftüfcen, unb toir »erben feine SSeranlaffung Gaben bie Slbfaffung
be$ SölibatSgefefceS öon ber ber STitel I unb II ju trennen.
1)a§ bie ©aiern feit ber (Sinroanberung mit bem (Sfjriftentljume
in 55erüt|rung getreten finb, fteljt außer Srage. 3 un ^c^ft gefdjalj bieg
burd) bie djrifttidjen Dafen im eigenen £anbe, »e(d)e burd| bie jurücf*
gebliebenen *ßroöincialen gebilbet »urben. £)eun obfdjon Slonulf unb
$ieriu$ bei ber germanifd|en Ueberflutljung beu größten Streit ber
Grin»oljner Ijintoegfüljrten, etu anberer unter bem ®d)»ert ber geinbe
umgefommen toar, fo befefcten bie $3aiu»aren bod)men* feine oöllig
fdjenleere SBüfte. auf 9?eftc ber alten ^roöinjiatenbeoötferung »eifen
bie in ben Urfunben mehrmals auftretenben Bomani tributales in
ber ©egenb öon ©aljburg, barauf bie Dielen SWieberlaffungen jumal
am ÜK orbfanme ber Sllpen, bie nad) 3ßald)en benannt finb K ©erabe
bie namentliche §ert>orl)ebung biefer 2Bald|en aber jeigt aubererfeits, ba§
e$ — - abgeben oom £iroler £>o#lanbe — bod| nur einjelne »aren,
bie iljre äBoljnfifce nidjt öerlaffen Ratten, £)urd) biefe Ue&erbleibfet
ber alten Setoölferung ift immer ein fdjroadjer SReft oon d)rifttid|em
Seben im ?anbe bewahrt »orben 2 als aber bann bie ©aiern nod)
;

üor Gmbe be$ 6. 3taljri)unbert$ ben ©rentier äberftiegen unb ba$ £i*
roter #od)fanb unterwarfen, fam in bem 9?olfe ber öreunen eine gc«
fd)(offene romanifdje ©eöölferung unjtDctfcl^aft d|rift(id)en S3efenntniffe$
unter iljre §errfd)aft. @o erflärt e$ ftd|, toenn bie fpätere &tit ber
allgemeinen ßljriftianifirung bie Srinnerung nicfyt nur an ben 1)1. 93a*
lentin in 9Keran, fonbern aud) an ben fjl. 9Kajrimilian im *ßongan,
an ben Ijt. glorian im Sanbe unter ber gnn$ nod| lebenbig fanb.
8lud| öon ben alten rötifdjen unb nortf^cn Sistljümero tyaben ©eben
unbßord) bie germanifdje ^mwfion überbauert; erftereS bewahrte, wie
8
e$ fdjeint, eine ununterbrochene Kontinuität f 8ord) beftanb {ebenfalls

1
@o SBaldjenfee am
gleichnamigen @ee, ffiblidj batoon SBattgau, ber Satt-
berg Bei fcegernfee, Sa^l
bei 2Rie«bad), Saldtfee norböfHtd) öon tfufffetn,
Xraumualdjen nörblidj öon £raunfhin, $of ffiald} in ber ©djönau bei 33er#te«s
gaben, Satterfee unb ©traßroaldjen norböftlidj öon ©aljburg, SßaljlttHnlel am
2Konbfee, ©eenwldjen am Sltterfee u. a.
2
SRit Äed^t bemerlt «1. $uber (Die Ecclesia Petena, @. 4): w ba biefe
Romanen nod) längere 3eit national öon ben ©aiern auegef Rieben blieben, fo
läßt fidj um fo me^r annehmen, baß fte e§ auc^ religio« geblieben".
8 ber ecclesia Beconensis in
Son ben &af)lreidjen (Srtlärunggberfudjen
ber öefdjtöerbefdjrift ber an Äaifer iWauritin« üom 3.
fc^iematifc^en Sifäöfe
591 (Resch, Annal. Sabion. I, 511) fäeint mir aueft nadft 211. $uber« (2)ie
ecclesia Petena) Charterungen bie oon Sottanb üorgefdjlagene (Smenbation
ecclesia Breonensis, b. i. @eben, immer nod) bie Ijödjfte Sa^rf^einlid^teit
beanffrühen gu bürfen.

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416
l
itod> geraume &t\i im 6. 3afjrl)unbertunb fanb feinen Untergang
tooljf burd) bie Sfoaren, fei e$ fd)on bei beren crftcr 3m>afion,
fei es
2
erft bei ifyrem erneuten SSorbringen jur $eit £erjog £l)eobo$ 3n .

bie ©egenben t>on £iburnia unb ßitti ftnb ©taöen unb Sfoaren toeit

früher gefommen ate bie JBaiern unb l)aben ben bortigen Siättjüinem
8
tooljt gteW) bei ber erften Ueberfhttljung ben Untergang gebraut .

£>aju lam bie Slbljängigleit oon ben djrifttütyen Uranien. SBemt


Äönig SEljeobebert bie 8lu$be^nung feinet 9?eif^ed bis an <ßannonien8
©renje afe „gortfäritt ber ftatyoßfen* rütjmt 4 , fo ergibt ftdj, wie
Sriebrid) unb Sßatfc mit 9?ed)t betonen, toenigften« feine äbftdjt
ba$ ßljrifteutfjum in ben unterworfenen tfänbern ju förbern. 2lud)
für bie Sfanatyme eines tätigen Eingreifens ber graufeu bietet fid)
Slnljatt, toenu fpäter (591) bie ©gnobe üon Slqutfeja flogt, ba$
jur 3^it biefeS Königs bie norifdjen SBtötljümer com SBerbanbe
SlquUejaS getöft unb mit fränfifdjen JBtfd)öfen befefct toorben
5
feien , ©etbft am baierifd|en £ofe toar anfangs bas ßljriftentljum
fjeimifd). SDton weiß, »eitler (gifer für bie latljofifdje {Religion
bie ^ßrinjeffin ifcljeobetinbe befeefte. Slber audj an bem Sat^otijiSmuS
§erjog ©aribafbS L faßt fid) faum jmeifeln. £)enn gegenüber 3lbef 6
unb Sübinger möchte i<$ Sßaifc beipflichten, ba& ©aribalb ber SBater,
nidjt ©tiefuater ^eobetinbenS mar. Sluger ben Don Sßaife bafür
7 8
gettenb gemalten ©rünben barf aud| ber öon Duifcmann tjer*
Dorgeljobene einige ©ebeutung beanfprudjen , baß ftdj mit ber 2ln*
naljme einer Slbftammung ^eobetinbenS öom granfenfönige £l)eobe*
balb für biefefbe ein Sitter ergibt, torfdjeS i^re 2?ermal)tung am 15.
Wlal 589 9 mit Slutari unb nad) beffenSobe Ujre jfoeite 3$ermäl)(ung

1
Sergl. griebrid), 2>a« toaljre 3eitartcr be« ty. Rupert, @. 10.
8
Arbeonis vita Emmerammi Cap. 5. 2)ie unedjte Urfunbe Äaifer
,

Slrnulf« toon 898 (Mon. Boic. XXVIII, 1, 119; öergl. ©fimmler, «piligrim
tum ?affau, @. 28) wirb bodj barin töedjt Ijaben, wenn ftc fprtdjt öon exci-
dium et miserabilis barbarica devastatio Lauriacensis ecclesiae. (23
ifl »o^( möglich, bog man ftd) bei Fertigung biefer Urlunbe ben Untergang ber

Sordjer Äirdje erfl jur 3«* Dbilo« erfolgt backte, bodj ifl es nidjt unbebingt
nötljig biefen @inn in bie Sorte ber Urlunbe gn legen; benn audj oljne ben
@ifc in 2ox6) gu Ijaben, fann SSitrilo Lauriacensis aecclesiae archiepiscopus
genannt »erben. 2>ie Änfyrfidje ber ^affauer Äirdje auf birecten 3ufammen<
lang mit bem pü^cn $$ jtoar, roie Tümmler ua^ge*
alten Sordjer ©ifit^nm
toiefen ^at, wa^rf^einli^ |at aber bie Erinnerung an ein
auf gätf^ungcn;
längered gortbefteljen ber Sor^er Äir^e ben Einlaß baju gegeben, bog man in
$affan unmittelbare Slnhtüpfung annahm. 2)ie ©ebenlen gegen eine foldje ftub
belannt, immerhin muß aber auffallen, baß ©onifaj gerabe Ijier attein eineu
fanonif^ gemeinten ©ifdjof oorfanb.
8
2)en 8ef!anb be« SötSt^um« (Eitti ^at @lü(f nadjgetmefen (2)ie Söt«t^ü-
mer gioricume, @. ». b. rtil.^if!. €1. b. L f. «lab. b. SBiff., XVII, 86).
4
Bouquet, SS. IV, 59.
6
Resch, Annal. Sabion. I, 411. ^Jergl. griebrid), Ueber bie 3eit ber
abfaffung be« Xitel« I r 10 b. L. B.
6
$aulu« 2)ia(onu« überf. öon Otto ^Ibel, ©crtc^tigungcn.
7
«. a. D. 6. 137 ff.
8
©aiern«, @. 153.
«etteffc ©efcft.
9
Paulus, III, c. 30, nennt ben Sag unb erlaubt uns burdj feine fCn-

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:

417

tmt%> ettoa« untoal)rfdjeiu(idj madjt. gerner IjatSßaifc ju@unften


ber Slntta^me toon ©aribatb« 6l)riftentl)um mit 9?cc^t ljeröorgetyoben
hrie foflte ber granfenfönig biefelbe grau, t>on ber er ftd) au« firdj*
ttdjer 9?ücffid)t Reiben tieß, einem {feibnifdjen ©emaljt übergeben
Ijaben?
2Sar aber bamit bie 93efeljrung be« baierifdjen Stoffe« fd)on er*
reidjt, fear fte nur erljeMicfc geförbert? SWad) bem Qnf)alt ber foU
aenben ©eridjte wirb man biefeftrage verneinen muffen, ffiiebertyoft

finb im Saufe be« 7. Saljrljunbert« frfinfifdjc @fauben«boten herüber*


getoanbert, aber iljrcgrfotge fönnen nur geringe gettcfen fein. 2ludj
barin feljre id) mit Sßaifc gegenüber ©übinger 51t ber älteren Stnnaljme
äurücl, baß unter ben Baicarii, ju benen duftaftu« unb Slgifu« toan*
berten, nidjt ein gaflifdbe« 9Soff , fonbern bie ©aiern ju öerfteljen finb,
unb baß Qona« öon S3obbio Bqji nur at« irrrtjttm(id)e Srflärung
hinzugefügt Ijat. ©er 9?ame Baicarii ftimmt genau mit ber edjten
eintyeimifd&en gorm Paigari be« SBeffobrunner Sftöndje« unb ber
Saffeter ©toffen, 18§t fid) bagegen bei feinem anberen SJolfe nad)*
toeifen. Unb wenn ©fumberger unb SBübinger betonen, baß ber
SRücfroeg be« 9lgi(u« Don ben ©aicariern über SWefe nad) 2ujeuit
ferner begreiftid) faö6 man bie ©aicarier in SJaiern, ntd^t in
fei,
©attien fudie, fo gelangen fie mit U)rer Sfanaljme ja ju einer Sljii*
litfien @d}tt)ierigfeit, ba Slgreftinu« nad) ber Vita Eustasii öon ben*

fetben ©aicariern au« nad) Stqnifeia ging, SDa tt)ir aber fein baie*
rifdje« 3wß™ß Wer M* fetten Sßämier beftfeen * , fann tljre Sirf*
famfeit bafetbft nid)t erfolgreich getoefen fein. be« ÜDer SBiograpl)
guftaftu« faßt freitid): plurimos eorum ad fidem convertit; aber
unter plurimi „bie meiften" ju Derfteljen verbietet fid) burd) unfere
JJenntniß ber fotgenben ^ufiönbc; e« ttrirb im (Sinne Don „fel)r
triete" gebraust fein, unb ein paar Dufeenb ©etaufte fonnten bem
SBiograpüen genügenben STntaß *u folgern SRuljme feine« Reiben
bieten, £)ann fam, um ©otte« SBort bei ben Saiern ju toerfünben,
Sfgreftinu«, &on bem au«brücffid| berietet wirb, ba$ er feinen (Srfotg
Ijatte unb nad) fnr^em Slufentljatt weiter ging nad) Sfquifeja. £u
einem ©djtnffe, ber bem übtidjen gerabe entgegengefefct ift, glaube id)
bie Sfofunft biefer ®Iauben«boten toertoertljen $u muffen: baß ba«
Sanb im 7. Qaürljunbert nod) Jjeibnifd) mar, baß ba« ©jriftentljum
©aribatb« unb Shjeobefinben« nid)t aud) ba« be« SSotfe« nad) fid)

orbnung einen @d)luß auf ba« 3o^r. 3>abet fömmt in ©etradjt, baß <Secnn*
bu« öon Orient, eine ber Ouettcn bce $autu§, ber ^eobeftnbe na^c flanb. 3n
i^m barf man too^l ben ©ewäljremann für bie 9^a^ri(^ten über Shjeobeltnbc
öcrmut^en.
1
S)em öon grtcbri(5 (Ueber bie 3eit ber «Bfaffung be« Xitel« I, 10 b.
1. B.) ljertoorgeljo&enen SWoment, ba& ber 9*ame ^uPaftu« in einem greiftnfler
9le!rotog an einem öon bem übttdjen abtoei^enben Xage eingetragen iß, möchte
\$ feine SBebeutung beilegen. 2>a (fuftapu« nid^t in 93aiern flarb, ift ba« 2)a=
tum bod) im^ortirt, fo baß feine ©ifferen* öon bem genjö^nU^en ntdjt« für
be« Supaftn« SBirffamfeit in ©aiern bereifen fann.

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418

gebogen Ijatte. SBenig fpäter mag ber I}(. »manbu«, at« er ben
©faoen ba$ (Stoangelium prebigen SBeg burd) JBaiern ge*
wollte, ben
nommen tyaben; ^icr l)ört man aber nic^t einmal t>on SefeljrungS*
toerfudjen, gefd)to>eige t>on (Erfolgen. Sßoljl gab Äönig Dagobert ben
Sefefjt, iebermann in feinem SKeidje foße fid) taufen laffen , aber bie
©oüjieljung eiue* folgen OeboteS gu fiebern Ijat feine üftadjt bod)
to>o!jt nidjt Ijingereidjt. 9?ad) ^Dagobert* £obe ertofdj ber fränfifdje
©nflu§ in Satern auf naljeju ein ^aljrljunbert; bamit enbeten tootyf

für bie nädtfte &t\t audj aüe S3efe!jrung$üerfudje.


Srft burd) ben Ijt. SKupredjt tomrbe ber entfdjeibenbe ©djritt jur
ßljriftianifxrung be$ Sanbeä gemalt. ÜDie alte Streitfrage nad) feiner
3eit brauet nidjt nod) einmal angeregt ju »erben; bie neueren JBer*
fud)e griebridj«
1
unb 8Uoi$ $mber$ 2 tyaben meine« SradjtenS bie
ßrgebniffe JBtumberger* 8
unb i&attenbad|$ 4 nic^t entkräftet , unb xd)
betrachte ate gefiebert, ba& föupredjt in ben legten 3fal)ren be$ fte*
benten 3fafjrl)unbcrt$ nad) JBaiern fam. ©>enfo barf nad) ben 8lu8*
5
f Urningen JBübingerS , auf tt>eld|e id) Ijier öertoeife, at$ beriefen
gelten, t>a$ SmmeramS äöirtfamfeit nad> ber 9?upred)t$ fällt. 35a§
bann (Sorbinian erft nad) (Smmeram auftrat unb bafj bie fxrdjlidje
©ntljeUung be« 8anbeS erft 739 burdj Sonifaj erfolgte, ift befannt.
Drei ©ifööfe, in ©aljburg, SRegenäburg unb greifing, an ben Orten,
»o 9?npred)t, Ghnmeram unb Sorbinian getoirft Ratten, !jat JBonifaj
neu eingefefet; nur in ber feierten Diöcefe, ^affau, fanb Sonifaj
einen fanonifd) geweiften ©ifäof, SSioifo, ben er nur betätigte.
9hm toäre eine Sluffaffung benttar, to>etd)e bie Srgebniffe ©atten«
bad)$ unb SübingerS Ijinfidjttidj ber 3eit be$ 9topred)t unb (gmme*
ram anerfennt, toetdje aber bie Seridjte über bie Slrt iljrer Sßirffam*
6
feitfür unjutoertäffig ober übertrieben Ijätt . ^riebridj fjat fid) be*
müfjt ben geringen SBertlj ber Vita primigenia barjutljun, unb SBaxfc
Ijat i^m in biefem fünfte beigeftimmt. 5)ie und öorliegenbe Stuf*
jeid)nung ift aflerbingä erft in ber jtoeiteu £>ätfte be« 9. 3a!jr!junbert8
entftanben, aber id) fann nur 3Battenbad|$ Slnfidjt feilen, ba§ iljr

SSerfaffer eine ältere Quelle über SRupredjt benufet Ijaben mu§. @o


to>ertf)to$ iljre fd)ab(onenljafte Gtyarafteriftif be« ^eiligen ift, fo toenig
mag id) midj bod) ju ber annähme ba§ bie beftimmten 8to*
üerftefyen,
gaben ber Vita über bie 8tnf unftSjeit föupredjt«, über fein 33erljättni§

1
2>a« toatyt 3eitalter ffi. Äußert, M
1866.
* Sie ecclesia Petena, @tfeunö«bcrtc^te b. f. f. «tob. ob. XXXVII.
8
Ueber btc Rroöe bom 3cttoltet bee %
Rupert, «refttü f. flunbe Sperr.
©eWt(ftt«quetten, X, 329 ff.
4
Ueber bae 3eitolter be§ W. ^u^ert, «r4tö f. St. 3. ©. V, 499 ff.

©. au* ^«belberger Sa^rbü^er, 63. 3aljrg. 1870 , ©. 24.


6
Bur Ärtti! altbotertHer ©eWid^te, III.
6
©attenbaft felbjl faßtSa^rbü^er 1870, @. 24): „<S« ifl
(Setbelberger
naturgemäß unb fet^t begreifüdj, bog man iu ©aljbitrfl Ruperts SBtr!(amfeit
al§ möfllicftll groß barfhttte, unb o^ne 3»eifel ft* audj »trflt* fo ba^te, al«
ob er eiu t)ctbnifd&c« ?anb juerp jum (S^rtftent^ume betest 1)abt. 2>a« anju«
nehmen unb ju glauben braudjen wir aber bur^au« nidjt".

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419

ju $erjog Sttyeobo, über feine Sanberungen unb erften ÜRiebertaffun*


gen, über bie neuen au$ äßorm« herbeigeholten ©efatjrten au$ ber
Suft gegriffen feien. Unb tt)ic bebeutungSüott für bie retigiöfen 3u«
ftänbe be$ ?anbe$ finb bod) gerabe bie Sftieberfaffungen lKupred)t$:
juerft am Satlerfee, wo fdjon ber SKame auf eine atte ^ßroöinciaten«
beüöfferung tyinweift, bann in ©afjburg, in beffen ©egenb un$ bie
Urfunben fo öiete *|3rotrinciaten jeigen. ^ie SRücffidjt auf bie görbe*
rung, bie biefe d)rifttid)e 33et>ötferung feinen JBeftrebungen entgegen*
braute, tt)irb 9iupred)t jur Sßaljf biefer Orte, unb bie gleite 9?ü(f*
fid>t wirb bie baierifdjeu §erjoge beftimmt fjaben öorjugsweife biefe

^ßroüinciafen jur erften SluSftattung ber ©atjburger Äirdje jn Der*


wenben. 3?id)t weniger a($ 324 mm Romanen bebaute ©eljöfte jeigt
ber Indiculus Arnonis im ©atjburg* Sitter* unb ßljiemgau im
1
JBefifee ber ©atjburger ftirdp .

Waä) ber Vita Ijat nun SRnpredjt ben §er$og £f(eobo unb öiete

2tbetid)e unb Sftidjtabetidje be$ 33o(fe$ erft jum @j)riftentl)ume befefjrt


unb getauft, ©iefetben Angaben mad)t eine uod| öftere Quelle at$
bie Vita: bie watyrfdjeinüd) jur £eit be$ @rjbifd|of$ 3lrn jufammen*
2
geftettten Breves notitiae . SOtag man immerhin auf ba$ Ueber*
einftimmen biefer üftadjrtdjten feinen äßertfj fegen, iubem man beibe
entweber auf eine gemeinfame fdjrifttidje Quelle ober auf bie in
8
©atjburg Ijerrfdjenbe Strabttiott jurüdfüfjrt , {ebenfalls ift burd) bie
Breves notitiae ba$ ättefte 3eugni§ über bie entfdjeibeube Slrt ber
SBirffamfeit SRuprcdjtä nod) in ba$ 8. ober minbefteuS in ben Slnfang
be$ 9. 3at)rl)unbert$ Ijinaufgcrücft.
ÜDie 5ßad)rid)t über bie £aufe $erjog £}j)eobo$ wirb an ©atyr*
fdieintidtfeit gewinnen, wenn fid) nadjweifen lä&t, ba§ and) bieSDfaffe
be$ 25offe$ bamals JDcnu ba$ leitete ift bod) faum
l)eibnifd) war.
anberS benfbar af$ , ba| bie §erjoge nad)
unter ber 33orau$fefeung
©aribalb I. —
fei e$ fogleid), fei e$ beim (Srlöfdjen be$ fränfifäen

SinfluffeS nad| Dagobert —


wieber in ba$ £>eibentfjum jurütfgefaften
finb. Sine mm ©aribatb I. bi$ auf £ljeobo bur# anbertljalb 3fal)r*
tjunberte ununterbrochene föeilje öon djriftlidjen Regenten würbe in
SSerbinbung mit ben Seftrebungen ber fränfifdjen §errfd)er unb ©tau*
benäboten {ebenfalls aud) ba$ 9?ott ju d|riftianifiren gewußt tjaben.
35a§ nun SRnpred)t in ber STljat ein größtenteils t)eibnifd)e$
SSotf traf, barf man au« 3eugmffen fd)tie§en, bie nod) ben testen
3»at)rjeljnten ber agitutfingifcfyen au« ben Stngaben
Sßcrtobc angehören,
SBifdjof SlrbeoS Don greifing in ber Vita Emmerami unb in ber
Vita Corbiniani. üDiefetben finb üon augerorbentlidjem Sertlj, ein*
mat als bie ätteften §inweife auf ben 3^itpunft ber S^riftianifirung

1
ftt.©über, 2)ie Ecclesia Petena, @. 5.
* Indiculus Arnonis unb Breves notitiae, Ijtraufigegeben bon Äctnj,
e. 2i.
8
2)ie Slrmo^mc, baß ber Vita nur bie Breves notitiae unb Indiculus
Arnonis ol« Duette vorgelegen ^oben tonnten, verbietet ftc^ burt^ bie größere
«u«fü^ra«tett ber Vita.

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Skiern«, fobann weif fic ben ©nwanb enthaften, bag man nnr üott
©atjburg an« ben ©tauben an ein junge* Alfter be$ baierifdjen ßfjrt*
ftentfjum* ju toerbreiten gefugt Ijabe, um 9?npred|t$ 9?uj)m ju er*
fjöjjen. ©ie 3 cu 9 n tff c Sfrbeoä, bie Stodjridjten ber Breves notitiae
unb ber Vita Euperti primigenia, ber SWangel t>ou ©puren be$
©)riftentl)um$ im 7. 3fat)rl)unbert unb bie Sinträge be$ SBerbrttbe*
rung$budje$ Don ©t. <ßeter, wo in ber nidjt faljburgifdjen batertfe^en
1
Siföofäretye Haimrammus episcopus al$ ber unb äftefte erfdjeint
Gurbinianus episcopus unmittelbar auf biefen folgt: ba$ aHe$ ftttfet
fid) gegenfeitig unb berechtigt ju bem ftdjern ©djtuffe, ba§ bie ent«
fdjeibenbenben ©dritte gur S^rtftiamfirung be$ 2anbe$ nidjt toor 9iu*
pred)t gemalt würben.
In cap. 7 ber Vita Emmerami fagt Slrbeo: habitatores
neophiti eo in tempore idolatriam radicitus ex se non ex-
tirpaverunt, quia ut patres calicem Christi communem et
daemoniorum suis quoque filiis propinabant. Unb bie £l)ätig~
feit (Smmeram$ fd)ttbert er bafetbft mit bcn SBorten: idolatriam
funditus eradicare decreverat cum pectoribus inhabi- ,

tantium commendaret fidei semina, unb: aliis fidei semina plan-


tabat in pectore, aliis . vitia abseidebat.
. . 3>n cap. 9 ber
vita Corbiniani: Quae gens adhuc rudis erat et nuper ad
christianitatem conversa, unb cap. 10: carique ibi ha-
bebantur sacerdotes, sicut novitiorum mos esse compellit*.
8
griebrid) betont , bog nad) ber erfteren ©teüe ber t>on@mmeram ge*
troffene c^riftU^e mit fjeibnifdjcn ®ebr8ud)en t>ermif<f}te 3 u f^ n ^ *w
fdjon t>on ben SSätern ererbter war. ^nbeffen jeigt ba$ 'neophiti',
ba§ Slrbeo bie retigiöfen ^uftänbe unter ben SSätern unb ben ©ötynen
feineSWegS ate bie gleiten aufgefaßt wiffen Witt. 9#an mu§ alfo
bie ©teile baljin toerfteljen,bag unter ben SBätern, b. t). üor ber 3*it
9?upred)t$ unb GrmmeramS, einige djrifttidje ©ebröudje ober SBorftet*
fangen in bie Ijerrfdjenben t)eibnifd)en Öefjren eingedrungen waren,
wäljrenb Smmeram auf ein mit tjeibnifdjen Ueberbteibfetn toermifd)te$
Junge* ßljriftentljum ftie§, wie man ein foldjeä nod) tief in ba$ 8.
1
3fat)rljunbert hinein finbet. griebridj faßt fidj burd) ba« 'neophiti
in feiner üuffaffung eine« tßljeren Sitter« be$ baierifdjen (Sfyriftat*
4
tljum« nid)t beirren; erbemerft : „neophitus Ijatte fcfjon fett langem
bie JBebeutung, welche il)m urforünglid) beigelegt worben war, Der*

1
t>. Storajan, 2>a8 93erBrfiberung«Bud) be« @tifte« $eter ju ©afa @t
Burg, col. 70. SUton bürfte bagegen nidjt einwenben, bag ba« SSerBrfiberung«*
Budj nic^t über eine gewiffe 3eit aurudgeljen tottt; gleidj in ber folgenben Ko-
lumne nennt es bie 3ren, *patricin« unb (SotumBo au« bem 5. unb 6. 3a!)rs
Ijmtbert.
* 2>iefe ©teidjfefcung ber retigiöfen 3uftönbe unter (Smmeram unb Gor»
Binion ift eine weitere @tüfce für Sübinger« ©atirwtg üon (Smmeram« ©irf=
fatnfeit.
8
S)o« waljre 3eitatter be« Ijt. Rupert, @. 59 ff.
4
9. o. D. ©. 60.

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toten unb würbe nur nod) für eben in ben©eru« ober ins Orbeng*
(eben eingetretene Säten gebraust". Uttb: „bie neophiti waren audj
oft ben §äretifern jugejäl)(t worben, fo fd)ted)te« SSertrauen fefete man
in il)re Drtljobojrie. Sßielleidjt ftcfyt nun gerabe in (euerem ©xnne
neophiti bei Slrbeo". 33eibe Sluffaffungen fann id) nid)t Reiten:
Weber oon jungen Älerifern nod) oon ^äretifern fann Ijier bie SRebe
fein, unb bie 3lu«brü<f e 'neophiti' unb 'novitii', an biefid), um alle
3weifet $u t)eben, 'gens nuper ad christianitatem conversa' an«
fd)liejk frfjetnen mir burdjau« in feinem anberen at« in bem gewöhn*
(idjeu ©inne t>on „9ieubefef)rten" ju oerftel)en. Unb wa« nun ba«
©ewidjt biefer 3*"g n tffc betrifft, fo wieberljole id) bie Sorte ©tum*
berger«: „Slrbeo, felbft baierifdjer JBifdjof unb auf ben ©tufjt Sor*
binian« im 3faljre 764 berufen, fofyin einfjeimifd) , bem baierifd)en
&ird)entljum in Ijoljer Stellung angefjörenb unb ber 3C ** ßorbinian«
fetyr natje tebenb, Ijat e« bod) wiffen muffen, ob jener 3«t ba« baie*
riföe Gtyriftentljum neu ober alt gewefen".
S« ift woljt fein 3u faß> ba§ bie fiirdje ju 3lfd)l)eim, bie einjige,
bie in ber Vita Emmerami erwäfjnt wirb \ bem 1)1. <ßetru« geweift
war. SBir »erben bamit wieber einerfeit« auf bie Sßirffamfeit be«
1)1. SRupredjt gewiefen, ber, wie befannt, bie Don iljm geftifteten Äirdjen
feinem Sßormfer ©djufcljeiligen *ßetru« weihte, anbererfeit« auf bie gör*
berung be« £I)rifteittI)ume« burd) £erjog SEljeobo; benn Slfcfyljeim war
2
villa publica , b. I). §erjog«gut. £)iefe <ßeter«fird)e Würbe ju*
gfeid) einen neuen öeteg für ba« auftreten @mmeram« nad) 9tupred)t
bieten, wenn e« eine« folgen nod) bebürfte.
§>ier fömmt benn aud) bie 5ftad)rid)t Slrbeo« in cap. 28 ber
Vita Corbiniani in JBetradjt, wonad) §erjog £ugbert, al« er ben
£()ron beftieg (c. 729), ben ßorbiman, ber fid) oor ber ©emafytm
©rimwatt« au« greifing nad) 9Keran geflüchtet l)atte, gurücf berief
eumque sibimet sacro fontis lavacro sociavit. ©eben Wir biefem
©afee bie uäd)ftliegenbe 'Deutung, fo befagt er, ba§ fid) $>erjog§ug*
3
bert erft nad) feinem 9iegierung«autritte oon (Sorbinian taufen lie§ .
4
föubljart bejietyt bie ©teile auf <ßatljenfd)aft bei einem fiinbe be«
§erjog«. 216er entfernt fid) eine fold)e Stillegung nid)t bod) $u weit
Dom SBortiaut? Sie unbeholfen unb fdjwütftig aud) Slrbeo« ©til
ift, man barf il)m bod) faum jutrauen, ba§ er einen bie <§aä)t fo
wenig treffenben 2lu«bru<f gewählt l)aben würbe, ßiue britte Sluf*
faffung ift benfbar, wonad) ber greifinger 2Mfd)of Slrbeo für feinen
SSorgänger ßorbinian bie STaufe eine« baierifd)en §erjog« erfinbet,
bamit fein £elb nid)t hinter bem ©aljburger {Ruprecht jurücfftelje.
Stber wollte Slrbeo berartige« gerabeju erfinben, fo würbe er woljt

1
Cap. II, 23.
8
Mon. Germ. Leg. III, 458.
8
©o Ijat f^ou $an|l$ (Germania sacra II
bie ©teile , 39) öerjlanben
bem fi^ Cutfemann (Beltepe b. ©efc^. 254) anstiegt.
4
«eltefh @ef^. latent«, 6. 269.

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md)t ben jüngeren $erjog $ugbert jum ©egenftenbe getuS^Tt ^a6eir#


fonbertt ben älteren ©rimwalt, an
£ofe Sorbinian öorneljmlid)
beffen
tljätig ,war unb bejügfic^ beffen bie Erinnerung bei ärbeo« 3***8**
noffen meljr getrübt , einer ßrfmbung alfo leichter ©lauben ju t>er*
fäaffen war. ®ewi§ barf man fowofyl biefe al« 8htbl)art« Srflä*
rung al« nid)t ftid)ljattig abweifen, aud) tagt fid) nid)t an eine nadj
d)riftlid)er 8et|re uuftattyafte Sßieberljolung ber £aufljaublung benfen.
©djwerwiegenb bleibt alfo bie £ljatfadje befielen, ba§ e« nod) um
729 in JBatern mögli^ war, ba§ ein ©lieb ber erften gamilie be«
ßanbe«, jener 2tgilulfmger, ber oon Äarl üWarteü am tauglidjften er«
ad|tet würbe, um JBaiern in feinem Sinne ju regieren, ju feinen
Sauren fam, ju fein, ein neuer JBewei« bafür, bog ba«
of)ne getauft

ßljriftentljum in JBaiern bamal« no# feljr jung war.


Die nädjfte fefyr wichtige Duelle für bie Sird)engefd)id)te be«
8anbe« ift ba« £)rganifation«becret *ßapft ©regor« für bie baierif^e
Sirene Don 716. £>affelbe fann allerbing« feilten Sewei« für bie
Slnnaljme bieten, ba§ ba« 8anb bamal« erft feit jmei Saljqeljnten
in ber ß^riftianifirung begriffen war; gegen Ijeibnifctye ®ebräuc§e unb
änfäauungen , wie fie Ijier erwähnt »erben, l)at man aud) fpäter
nod) ju fäutpfeu gelobt; ber ganje Qnfyalt be* 1>ecrete« reimt ftd)
aber mit ber Sluffaffung eine« fetjr jungen ßl)riftentl)ume« woljt ju*
fammen. Unb jebenfaü« jeigt e«, bog eine fird)lid)e Drganifation,
wie fie Sitel I unb II be« 3$olf«red)te« al« bereit« befte^eub öorau«*
fefeen, bamal« erft geplant würbe. (Sine mit Dorübergeljenber SBirf*
1
famfett betraute Delegation erhält ben Sluftrag ©ifdjöfe einjufefcen .

Sann man bie§ fo auffaffen, ba§ bie (Sommiffion ba, wo ein iöifdjof
ftirbt ober abgebt, if)tn einen 9iad)f olger fefcen foll? ©ewig nidjt,

unb ba aud) oon feiner 2tbfefcung älterer ©ifdjöfe bie Webe ift, tonn
man ben Sluftrag nur bafjin tterfteljen, bafc bie ßommiffion bie bi*

fdjöflidjen Äirdjen erft grünben fofl, wie iljr benn aud) bie Segren*
jung ber ©prenget unb bie 2Bat)t ,ber JBifd)of«fifee überlaffen bleibt.

£)urd) eine ©abläge, wie wir fte Ijierau« entnehmen muffen, erflärt
e« fid> aud) nur, ba§ §erJ°9 St^eobo einige 3al)re Dörfer ben gmmeram
aufforbern f onnte ber ©aiern 2Mfd)of ju fein ober al« Slbt ben Sföftem
2
be« Sanbe« oorjufteljen . 5Die 3lu«fül)rung be« päpft(id)en @nt*
1
Ut consideratis locorum spaeiis juxta gubernationem unius-
cuiusque ducis episcopia disponatis et dyocesane eubjacentia singulis
sedibus terminetis. Et si tres aut quatuor vel majores (majoris?) numeri
visae fuerint constitui sedes, reservato praeeipuae sedis loco pro archi-
epucopo resedendo adhibito trium episcoporum conventu probabiles
, ,

fide acboni testimonii et eruditos sana doctrina viros ordinetis antistites,


ex auetoritate beati Petri apostoli et nostra subsequentis vigoris tra-
dita dispeneatione locis eos traditis conlocantes. Mon. Germ. Leg.
in, 452.
8
Arbeonis vita cap. 5: eorum pontiiex esse vel . abbas coe- . .

nobiis provinciae . . praeesse.


. Vel ifl Ijier copulotiü, nifyt bi«juncttö }u
öerfteljett, wie bie Regierung ber baterifdjen Äird^e anfong« naeft ber SBcife
berttt
ben Älöfient oufigtug; Äuprecftt unb feine ©aljburger Waty
ber brtttlcften bon
folger erlernen im $erbrfibcrung«budje bon@t.$eter (col.47) mit bem£itel:

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ttmrfe« ober tft au€ unbefannten ©rünben nic^t erfolgt, nodj brei*
unbjwanjig 3>al)re tft bie Drganifation ©aiern« Ijinau«*
fird&Kdf)e

gehoben worben, unb at« Sonifaj in ba« &mb tarn, berichtete er


bem Zapfte au«brücflid), er Ijabe e$ auf erljatb ber fird)tid)en Drbnung
1
fteljenb getroffen .

#3äre ©aiern fd)on im 7. $aljrf)unbert übermiegenb djriftftd)

gemefen, fo müßten fid) irgenb meiere ©puren baoon ermatten tyaben.


SRirgenb Ijat ftd& bie ©jriftiauiftrung oottjogen o!jne bie ©rünbung
Don ©tiftern unb Stöftero, bie ben 2lu«gang«* unb 3Wittetyunft für
bie JBeferrungen bilbeten. Unb öon bem einen ober anberen berfelben
müßte bod& moljt etma« öon 2lufjei^nungen erhalten fein, wären e$
audj nur Stabitionen ober üftefrologe. £)enn beftanb bamat« bie
©efefegebung ber £itef I unb II, fo galt aud) fd)on ba« ©efefc,
welche« bie ©Deutungen an bieftirdje begünftigt (I, 1), fo galt anty
fcfcon ba« anbere, ba& biefe ©djenfungen verbrieft fein muffen (I, 1).
2lber mir befifcen ni^t ba« geringfte fird)Iid)e Qofument, ba« öor ba«
8. 3fel)rl)unbert gurücfipeift. SBenn man einige *ßaffauer Urfunben
fo frül) batiren toitt, fo fe§lt baju jeber 2lnl)att, fie lönnen ebenfo*
tooM au« ben brei erften Ü)ecennien be« 8. ^afyrljunbert« ftammen
unb in ben tyier ernannten JBtfdjöfen grdjanfrieb unb Otgar finb
2
tt>aljrfd)eintid> nur 3ßanberbifd)öfe ju fud)en Unb toenn in biefen .

Urfunben, loa« griebrid) betont, öon anteriores episcopi bie Siebe


tft, fo bemetft bie§ eben nur bie oon römifdjer jftüt f)er, t>ornel)mlid|

burd) ^efte ber ^rooincialenbeoötterung länger gewahrte (Kontinuität


8
fird)lid)er 3uftänbe in &e* ®iöcefe 8ord& . 3fn biefer §infid)t ift

audj ber ©eridjt Vita primigenia über föupredjt« 9?cife nad)


ber
8ord) bebeutfam. @ben um ben alten Äirdjenftfc 8ord^ aufjufu^en,
wirb {Rupredjt biefen 3lbfted)er an bie ©renje be« ganbe« gemalt
fjaben. ß« ift toot)( ju beachten, roie bie Vita bie SBirffamfeit 9iu*
pred)t« in 8ordj öon ber in föegen«burg unterfdieibet : in 8tegen«burg
^Belehrungen unb Saufen, in 8er<$ bagegen nid&t« baoon fonbern
nur: multos infirmos variis languoribus oppressos orando per
virtutem Domini sanavit, loa« eljer auf eine JBetoötferung toeift,
bie bem Reuigen föon®(auben entgegenbringt, at« auf eine ljeibnif$e.
SBon jenen baierif^eu Ätöftern ber Slgifatftngerjeit, au« benen

episcopus et abbas. 2>ie coenobia provinciae, auf bie ftcfj BrbeoS Sorte
begießen tonnen, flnb balb gejagt: ©t. «Peter , bie aRajimHianSjefle, üiettetdjt
Neuenbürg, uiefleidjt and) fdjon ©t. (Smmeram.
1
©regor III. fd^retbt an öonifaj: quia indicasti, perrexisse te ad
gentem Baioariorum et invenisse eos extra ordinem aecclesiasticum
viventes, dum episcopos non habebant in provincia nisi unum nomine
Vivilo, quem nos ante tempus ordinavimus. Jaffa, Mon. Mog. 105.
8
fBergl. Tümmler, ^igrim öon ^affau, ©. 151, %nm. 31.
8
2>a& @lü(f (2)ie ©ietljümer «Rorifum«, in @ifeung§ber. ber pfjtf.=ljijfor.
QEfaffe f. f. «tob. b. SBtff.
ber r 87) XVU
bie Vita Severini $u fe^r beim
Starte nimmt, wenn er meint, baß Sordj beim Slbjuge ber $rotrinciafen unter
$teriud öon fämmtüdjen ©ewo^nern oerlaffen toorben fei, §at fd^on Naumann
(@ef(^. b. »ölferwanberung, II, 413) bemerft.

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feine ©ifäoffifce ernmdtfen, bezeugen Urfunben ober bie Sfrabttton 6eir


Urforung bei- meiftnt in ben 3eiten Obtlo« ober STaffiCod III.
5Äur
bie Stiftungen St. Meters unb be« Sßonnenflofter« in Saljburg unb
ber 2ttarimilian«jeUe im ^ongau finb fieser 8topred)t« SBerf, bie
Detting« totrb oon ber SCrabition genug irrig auf ü)n jurücügefüljrt,
ba ber Stiftnng«brief Jftnig Sarfmann« 1 nidjt« oon einem älteren
JBefianbe be« Softer« toeig. 33on jmeien anberen Ätöftern muffen
wir bie SErabitioncn n8f)er prüfen, ba fic tljeiltoeife ein über ba« 8.
3fal)rljunbert tyinaufreidjenbe« Sttter angeben: e« finb Sßeltenburg unb
St. glorian. Ueber ba« erftere ge^en bie Annahmen fefjr au«ein*
2
anber . ©er Pfarrer gr. £. 3fta*jer xoitt Slofter SBettenburg afc
Stiftung be« fjf. SSatentin in bie aKitte be« 5. Sfaljrljunbert« Ijin*
3
auf rücfen . ©er einjige £a(t für biefe SSermttt^ung liegt in ber
Ableitung be« tarnen« af« JBurg be« ff. Selten unb ift natürlich
Döüig hinfällig. (Sine ctnfjctmifc^e £rabition, treibe Sfoentin unb
Sßelfer tt>tcber^otcn f befagt, bafc jur £eit 9?npred)t« SJBtfunb oon
3Jiontecafino a(« erfter Slbt berufen morben fei; ba« 3al)r 580 Ijat

man uur au« ber früher 3eitbeftimmung 9?u*


fyerrfdjenben irrigen
pretfyt« baju gefolgert. (Sine anbere £rabition nennt ben Suftaftu«,
ein 9iefrolog unb eine, jebod) fpätere 3?nfdjrtft be« Älofter« nennen
Stifftlo al« ®rünber. Säre aber Suftafiu« ber Stifter getoefen, fo
fönnte bieg in feiner Vita, mo oon feiner SBirffamfeit in ©aiern ge»
fprodjen toirb, nid)t oerfc^toiegen fein, £)ie alten ©ocumente be$
Älofter« finb wie bei fo oielen baierifdjen Älöfteru in ben Ungarn*
einfallen ju ©runbe gegangen. Sßir muffen alfo ba^ingefteüt fein
4
laffen, ob SBeltenburg ju SRupredjt« ober £affi(o« £eit entftanben,
inbem toir im« mit bem 5Rad)tt>ei« begnügen, baß alle Angaben eine«
Ijbljeren Älter« Ijaltlo« finb. Sejügfid^ St. glorian« oer^ält e« fldj
aber nid)t beffer. £>ie 93ermutl)ung, ba§ bie Sanonifer, toefdje SSbilo
naef) bem 2foareneinfatl naef) Raffern mitgebracht Ijaben foÜ 5 , oon
St. glorian waren, grünbet fi$ nur auf eine Urfunbe JBifdjof Alt*
mann« oon *ßaffau o. 1071 6 3»n berfetben ift aber nur oom ©e*
.

ftanbe einer tirdje in St. gtorian, ni^t eine« Softer« ober Stifte«
t>or ber $eit be« 2fa>areneinfaße« bie 8?cbc unb überhaupt fann ber
um oierljunbert 3al)re lungeren SRadjridjt feint ©ebeutung beigelegt
werben.
©ie öefeljrung ber nörblidjen SKadjbarn ber 33aiern, ber £ljü*

*
Mon. Boic. XXXI, 101. 109.
*
Mon. Boic. XIII, 300; töettberg, II, 279.
8 ftegentburg
SerljanMungen be« Ijißcr. $eretn9 für ben SHegenfrd« ,

1832, $eft 2, ©. 98 ff.


töettberg a. a. D. gibt SWatjer« fcnnaljme nidjt riesig
wieber.
*
3m
Sobtenbunbe be«^o^en baiertf^enÄleru« öon769 ober 770 (Mon.
Germ. Leg. III, 462) betrachtet man, attetbing« nur auf ben Vorgang Wütn»
tin« aeftüfet, ben ©tgibio als Kbt Don SBeltenburg.
6
Mon. Boic. XXVUI, 1, 6. 119.
* Pez, Cod. dipl. I, 254.

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riuger, Ijat ft<§ bornefymfid) bur<§ Sitian am dxxbt be$ 7. 3>at)rljwi*


bert« boßjogeu; bie ifyrer weftlidjen, bcr Slfamanuen, in bcr ^weiten
§ätfte be$ 6. 3fal)rl)unbert$ begonnen, fdjeint in ben crftcn Dejennien
be$ 7. bie entfcfjeibenbften gortfdjritte gemalt ju Ijabeu. SBenn wir
nun gu ber annähme getaugten, bag bie ßfyriftianifirung SBaiernS
ungefähr gtetdjjeitig mit ber SfyüriugenS unb etwa um gtvei bis brei
©eneratiouen fpäter ate bie SHamannienS erfolgt fei, fo ftimmt bie*
fetbe mit allem, was wir fonft über bie SSerpttniffe tiefer 9?ad)bar*
ftämme tt)iffen. SDie Sttamann^n fjaben iljre SBojjnfifce weit früher
befefet, ftnb mit ber römifdjen ßuttur in auSgebeljntere ©erüfyrung ge*
treten, finb ben granfen nä^er unb bon iljnen abhängiger a(* bie
JBaiern, iljr 9?ed)t jeigt eine größere frönfifdjje Seeiufluffung, fdjon
toierjig3a^re &or bem baierifcfyen fonnten bie fränfifdjen £errfd)er
ba$ atamannifdje §erjogtf)um aufgeben, bie ganje (Sntwicfelung ber
(Suttur, wie fie bamats überhaupt bon SBeft nac§ Oft f freitet, ift
bei ben Sttamannen ftets um einen @d)ritt bor ben öftüdjen 5ftad)barn
toorauS. 2ftit ber äugerften 3äljigfeit Ijat bou je fyx ber baierifdje
©tamm am §ergebrad)ten f eftgeljalten , tmrd) feine ganje ©efdjidjte,
tu ©itte, Stecht unb ^ßolitif lägt fid) bieg verfolgen. £>anüt ftefyt in
(Sinffong, wenn er ftd) aud) bie fyetbnifdje SMigion ber SSäter erft
nad) langem 3Biberftrebeu eutreigeu lieg, £)ag bann bie ßfjriftiani*
firung fe^r rafdje gfortfcfyritte madjte, barf nitfyt befremben : \f (änger
bie g(ufl) jurücfgebämmt worben war, mit um fo grögerer ©etoatt
ergog fie fid| nun über bie ©aue.
2egen wir nunmehr biefen au$ bem ©ange ber c^riftüc^en (Snt*
widelung gewonnenen SDiagftab an Stitet I unb II be« 33o(f$red)te$,
fo muffen mir auSforedjeu: e$ ift nidjt mögtid), bag ©efefee, roefdje
eine fotdje 8lu$bi(bung be$ firdjftdjen SBefenS berratf)en, fdjon im 7.
3>aljrljunbert gegeben worben feien. 35enn foüen bie SRSndp ju
tt)o

fudjeu fein, bon benen I, 7, wo bie SKonnenftöfter, bon benen I, 11

foridjt, wetdje* finb bie 33ifd)öfe, beren in I, 7. 9. 10. 11. 12 ge*


1
bad)t wirb? I, 10 bergigen mit II, 1 unb I, 9
SBaife meint :

freute beuttidj jtt ergeben, bag e$ nur einen JBifdpf imSanbe gab.
Dagegen berweife id) auf I, 12, wo e$ f)eigt: De ceteris causis
.... ab episcopis judicentur.
35eu ©djwierigfeiten , wetdje fid) baburdj ergeben, woCen föett*
2
berg unb SBaife 3 entgegen, inbem fie bie ftrdjtid)en ©eftimmnugen
be$ £ite($ I nidjt fo fefyr a($ ^Beweis für bie boüftänbige fir^tic^e
§errfd)aft wie afö 3Jlittet für iJjre ©urdjfü^ruug betrauten. Slber
wenn aud) bie erften \tä)& ©efefee eine Sluffaffung unter biefem ©e»
fidjtäpunfte aüenfatt« gutaffeu, fomir bodj für bie fo(*
fc^eint fie

geuben, in^befonbere für 11 unb 12 ju gewagt ju fein. 3$ fann


tnic^ nicf)t mit ber 2lnfd)auuug befreunben, bag fo in« einjelne ge«

1
<5. 133 SInm. 1.
1
ÄirdjengeföuSte, II, 218. 219.
8
K. a. 0. 134.

XYL 20

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tyeitbe ©efttmmungeu über 9Köndf)e unb Tonnen, Über bk Krd&ttdje
§ierard)ie unb bie ftre^tic^en ßofonen unb leibeigenen getroffen worben
feien, bevor bieg alles ejiftirte.
SKeuerbing* f)at ftnebridj wenigftenS für I, 10 bie (Sntftetyung
1
jwif djen 614 utib 625 beanfpru^t £)enn es fei §icr von bem
.

SBtfdjofe bie Stebe, quem constituit rex vel populus elegit sibi
pontificem; ßfylotar fjabe 614 ein föniglid)eS @rnennung$re(fyt bean*
forudfjt, bie ©eneralfonoben von SReimS 625 unb ßlidfo 626 be«
liefen, baß bie ©ifdjöfe bieg ntc^t anerfaunteu unb bog fäließlidj
audf) ber Sönig nadfjgab; nur in ber ätoiföengeit Knne bit\^ ®>*rt
erlaffen fein, benn abgefeljen von biefem furjen tyittaumt f) ö&* * m
granfenreidje ftet« gegolten, baß ber Äönig nur bie 3uftimmung jur
fanonifd) vorgenommenen Sßaljl, ba$ praeeeptum ober bie praeeeptio
crt^cUcn bürfe, -äftir fdfjeint jebod) bie SWöglictyfeit nid)t au$gefdf)loffen,
ba% mit 'constituit' eben nidjts anbere« bejeidjnet werben foll a($ bie
ßrtljeilung biefer föniglidfjen 3«ftimmung, burd) we((!je ja bie consti-
tutio erft perfect würbe. @oßte aber bamit bie Sßajjt be« Sömg$
gemeint fein, §inberni§ gegen bie Slbfaffung
fo tt)irb felbft barin fein
be« ©efefeeä unter *ßtypin gefugt »erben bürfen. £)enn aud(j biefe
ÜRögtidtfeit bleibt nid)t auSgefdfjfoffen , baß ¥ippin, um bie ©ewalt
über bie bind) if)it fo begünftigte baierifdje Sirene nid^t au« ber §anb
ju geben, fid) ba« @rnennung$red)t für bie JBifdjöfe vorbehielt, wie
benn audf) unter Äart b. @r. unb beffen SWadfjfofgern bie föniglid&e
Ernennung befanntlidi bie SRegel bilbet. greifing allerbing« Ijatte fidj
2
bat fanonifdje 333al)fred)t gewahrt . Slber beutlid) wirb bieg af$8lu$*
naljme gefennjeidfjnet , wenn König tfubwig, nadfjbem bie älteren $ri«
waren, bei ber Jßeftätigung biefe« SRedjteS im 3al)re
vtlegien verbrannt
906 erflärt: qualiter sanetus Corbinianus Frigisingensis aec-
clesiae episcopus apud antecessores nostros suo interventu
impetraverat plebi et familiae suae licentiam inter se eligendi
episcopos post suae evocationis tempus et hujus aelectionis
securitatem scripto regalium preeeptorum firmari rogavit su-
amque peticionem apud eos obtinere promeruit. Siner ber*
artigen fönigfidjeu 33erfeil)ung Ijätte e$ nid&t beburft, wenn jur 3*ü
ßorbinianS bie fanomfäe JBifd)of$waf)f allgemein gewefen wäre. U 3
bemfelben ©rgebnig fityrt, wenn wir fie wörttidf) verfielen, eine Waty
rid)t über bie Srnenuung SSirgifö jum ©ifäof von ©aljburg. Wad)
ber Conversio Bagoariorum et Carant., beren älterer Streit bod^
waljrfcfieinlid) gerabe auf 93irgi($ SSeranlaffung verfaßt ift, warb
SSirgil, ber fi<J) vor feiner (Srnemmng befanntlidD am £ofe ^typinä

1
Ueber bic3eit ber Hbfaffung be« £it. I, 10 ber Lex Bajuw., @ifeung«*
bettelte ber ^ilofo^if^sp^Uologtf^.^iftoriiAen (Stoffe ber !. batoer. $tab. b.
2öiff. 1874, $eft 3, <5. 352 ff.
* SBergt. äönig Subnrig« Utfunbe toon 906, Mon. Boic. XXVIII, a,
140, beren ©etjauptung eine« Ijöfjeren alter« ber tanonifdjen EBo^l in greifmg
burdi bie Urf. öon 858 bei 2Heid)elbe<f, I, B, Wr. 702, eine wiDfornmene »e«
ßatigung flnbet.

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auffielt a Pipino rege in Bavariam missus eiquö episcopatus


,

concessus 1
Unb wenn bagegen bie Breves notitiae 2 t)0tt 23irgi(
.

fagen: donante Ottilone duce regnum Iuvavensis sedis et epi-


scopatum suscepit, fo tft babei tva^rfc^etntt^ nur an bic 3uftim*
mung DbiloS ju benfen. SSM man aber lieber tiefe Angabe als bie
ber Conversio würbe ja aud| fie mit 8fnebrid)$
Wörtlid) nehmen, fo
Sluffaffung jnfammenreimen , wonadj ba$ fanonifdje 2öal}(«
fid) nid)t
rec^t innerhalb ber in ©etradjt fommenben ^ßeriobe mit 8ln$naf)me
ber 3aljre &on 614—625 überall gewahrt worben fei. ©eibe Wafy
rieten,bie ber Conversio fowoljl at$ bie ber Breves notitiae,
feinen mir gegen griebrutys gofgerung ju fpredjen; benn entweber
ftnb fie ober bodj eine berfelben wörtlich ju t>erfteljen; bann ergibt
ftd) au« iljnen , baf* ein föniglid)eS ober ljerjoglicf)e$ @wennnng$red)t
audj foäteral$ jwifdjen 614 unb 625 geübt wnrbe; ober fie be*
jieljen nur auf bie 2lu$übung be$ föniglidjen ober Jjerjoglidjen
fid|
praeeeptum; bann werben wir audj btö 'constituit' in I, 10 in
biefem @mne auffaffen bürfen.
fcfyeint mir in ben Sorten bon I, 10: et si episco-
Ueberbief*
pas contra aliquem eulpabilis apparet, non praesumat eum
oeeidere, eine JBejieljung auf ben 3ftorb ßmmeramS, be« fränfifdjen
3
SBifdjofS, ju liegen . 5Die Söaljt ber SBorte 'eulpabilis apparet*
unb 'oeeidere', inSbefonbere ba$ lefetere, reifen baranf, bag ber ©c*
fefegeber bie £f)at 8antbert$ bor Singen ^atte, unb bajjj Ijier ein 2ant*
berfcparagraplj vorliegt in bem @inne, ttrie wir fyeute Dorn Strnim*
Paragraphen foredjen. ÜDenn warum gerabe 'oeeidere', ba« nur ben
fdjroffften ©egenfafc gegen bie befohlene ßabung be$ fdjutbigen Si«
ftfyofs oor ®erid)t 6ejeici)net, wäljrenb man erwartet, baß ba$ ©efefc
überhaupt JebeS eigenmächtige Vergreifen an einem Söifdjof unterfagen
werbe? glaube, ba§ man einen allgemeineren SluSbrud gewäfjlt
3$
Ijabeu würbe, wenn nic^t gerabe ber beftimmte galt 2antbert$ aorge*
fd&webt Ijätte. 5Da§ biefe* ©efefe gegen Santbert nidjt angewenbet,
biefer uielme^r mit SSerbannung beftraft würbe, will idj nidjt
jum ©cfyluffe t>erwertl)en , bajj e$ bamalä nod) nid)t beftanb; benn
gegen eine foldje Folgerung tonnte mau mit SBaife eiuweuben, bag
(Smmeram fein ©ifdjof war, quem constituit rex vel populus
elegit sibi pontificem*.

1
Mon. Germ. SS. XI, 6.
1
Ed. Äeinj, @.34. 2>aß ba* bei groben, III, 218, gebnnfte ober ü6er*
Jjanpt irgenb ein erhaltenes Epigramm SUfuine öon einer $erleiljung be« ©tfc
tljmn* burd) Obilo an $irgü fored)e, tft eine irrt^ümüdje Angabe WltxttlS,
Leg. HI, 382 «mn. 18.
8
@o nimmt andj SRerfel an, ®. 228, tualjrenb Söaife (@. 132) biefe
©ejieljung md)t gelten laffen ttritt.

* Stterfel (@. 299 fcnm. 31) ttmft barauf (in, baß bie ©trafen, welche
na$ Slrbeo« 3<ngnig ber Uta nnb intern SSerfü^rer trotten , ni^t mit ben in
VIII, 8 ber Lex fejlgefefeten fiberein jfimmen. 2>ie 5lbtoei^ung ip aber natfir»
lid^,ba (ter ein anberer Satt torlog, als ben ba$ ©e|efe tor klugen ^at. 2)a«
@efe^ (priest baöon: si quis cum libera per consensu ipsius fornieaverit

29*

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$>a ber fr&tftfdje Uvfonntg ber Xitel I unb II uttjfoeifeüpft


tft, Hieben bi^er brei 9Wögttd)teiten für biejenigen, luetc^e über*
fo
Ijaupt eüt Jüngere« Sttter berfetben annahmen. ÜDiefe ©efefee fotmten
gegeben fein burd) ®arl SDtortett nad) ber enbgtftigen JBeftegung ©rtm*
toattS c. 729, burd) $tft)in natfy ber SJefiegung DbUoS c 744, ober
burd) $iflnn nad) ber ©cfiegung ®rifo$ unk toäljreub feiner öor*
munbfd>aftüd)en Regierung, c. 748—756. «Die erfte 9fonaijme ift
nad) bem $inn>ei$ auf bie ©nwirfung be$ JBonifaj für I, 12 un*
möglich, für bie übrigen ©efefce foeuigften« untoal)rfc§einUd); benn bie
einfache nnb näc^ft liegenbe Slnna^me ift, ba§ atte biefe tird)(td)en
1
©efefee eht einljeülidjeS ©anje bitben . 3d) l)alte für toa^rfdjeraßdj,
baß Ißomfaj biefe ©efefcgebung birect beeinflußt f)at; ftcfyer ift, ba§
entroeber er fettfft ober ber burd) iljn eingefefcte unb iljm ergebene
ljol)ebaierifd)e &fern$ babei iljre 2lnfid)ten unb Sßttnfdje jur ©ettung
gebraut Ijaben. @$ ift ja befannt, ba§ bie fränfifdien ©ewaftfjaber
burd) bie ©eförberung ber ftird)e bei ben übertimnbenen SSötfern Upe
eigene §errfdjaft ju befeftigen gebauten. 1)al)er ber SBunfdj, ben
$apft $aut I. 757 gegenüber $ippin au$fprtd)t: „mögen äße bar*
barifdjen SSötfcr unter bie £errfd)aft ber granfen gebraut »erben,
2 !"
batnit fi<$ tootttnbe bie ^Befreiung unb <£rl)öf)ung ber Sirene ©djon
bei JRupredjt nnb ßmmeram liegt bie annähme einer SSerbinbung mit
ben fränfifdien ©elDaft^abem feljr nal)e, wenn fie ftd) aud) nidjt er«
toeifen lägt; bei ßorbiuian unb Sonifaj ift fie gepdjert. dft bie
Sluffaffung mm einem birecten 9(nt^ei( be$ ©onifaj an ber ©efefcge*
bung ber SCitet I unb II, für bie fld) fretCic^ fein jnnngenber ©etnete
erbringen läßt, richtig, fo finb hierauf bietteidjt bie SBorte SBißtbalbS

ju begießen, ba§ fflonifaj Saiern oertaffen tjabe, cum omnia con-


firmato christianitatis ordine rite agerentur et canonum
sunt jura in Bajoariis recuperata 3 . Sßie biet fano*
nifd)e« 9led)t in ber £fjat barüber bt>
in biefer ©efefcgebung fteeft,
tetjrt un$ Slnmerfungen ÜWerfet*.
ein Sdlxd auf bie forgfättigen
Ob nun $ippin bie ©efefee nad) ber Seftegung £Mo« ober
ttätjrenb feiner t>ormunbfd)afttid)en Regierung erfaffen, bieg gu ent*
Reiben fetyft e$ an jtoingenbeu ©rünben, für toa§rfd)ein(id)er aber

et nolet
mürbe Uta
eam in conjugio sociari. @igibert, ber @ol)n tötdj* M
ter«, gern geljeiratfyt Ijaben, toenn es $erjog Söjeobo nur ju*
ttoijt
gegeben ljarte. SRidjt bie fornicatio , Jonbern bie IjeimUdje unb nidjt flanbe«»
mäßige Serbinbung waren bie ©ergeben, weldje £l)eobo an Uta unb ifjrem 8er-
fßfjrer ffrafen n>ottte; oonbiefen gestritten fjanbelt unfereLex überhaupt mäft,
34 emfi^ne bieg §ier, weil ber nur fdjeinbare SBiberfprn^ at« ©ewei« gegen
ba« ^ö^ere Ulter biefe« ©efefce« benufet werben fönnte.
1
@o urteilt auc^ öübinger, Oefterr« ©ejäj. I f 105, öon ben ©efe^en
ber Stttet I unb II: fie fangen aufs engfte jufammen, fte gehören nac^ 3nljalt
unb gaffung einer 9lebaction an. föon Site! II glaube i^ freiließ mit Äot^
annehmen gu muffen, baß ijier aueb ältere einbeimifAe ©efefte eingefügt ttmrbeu.
» Mansi, XII, 644.
8
Jaff^, Mon. Mog. 458. 2>te (^ronotogie ©iHbalb« bürfte man bei
folc^er Kuffaffung freitt^ nic^t beim ©orte nehmen.

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barf man bie festere Sfanaljme Rotten. ©agegen l)at fid^ Quifemamt
1
auSgefprodjen . ^nbern er gteid) üMcrtet bic in cap. 4 ber 3lfd)s
Reimer ©efdjtüffe auSgefproctyene Srinnerung an bie tir^lic^cn ©efefce,
an ba$, quod precessorum vestrorum (STaffi(o6) depieta paetas
insinuat, auf I, 3 be« S3o(f$red)te$ begießt, ftubet er in bem 2lu$*
bruef 'precessores' einen SBeweiS bafür, baß biefer Sfyetf be$ 3$olf$*
red)te$ unter £mgbert ober £)bi(o abgefaßt fein muffe, unb entfdjeibet
fid) für bie festere Slnnafjme.£ier ift gteid) gu bewerfen : bag $ippin
bie ©efefee unmittelbar nad) ber öefiegung Dbtto* erfaffeu, ift uid)t
wol)( benfbar, beim Obilo mußte il)m gunäd)ft in bie ©efangenfäaft
folgen, in ber er multis diebus gehalten würbe. SBctyreub biefer
3eit fdjeint $ippin bie §errfdjaft über Saiern felbft geübt gu f)aben.
!Da aber bie ©efefee bie §errfd)aft eines §ergog$ ooranäfefeen, Knute
man nur an bie 3ett benfen, ba Dbifo mieber Ijcimfeljrte, unb ber
Umftanb, baß wir oon einer bamattgen wieberfyoften 9luwefeul)eit <ßip*
pin$ in ©aiern, wie fie für biefe ©efefegebung jebenfaK« oorauäge*
fefet werben muß, feine Sunbe fjaben, fann bie 9DWgtid)feit einer folgen

nidjt auSfdjtießeu. $Dal)er Ijat Quifemann oon feinem ©tanbpunfte


au« dtt&jt, wenn er ben griebenSfdjfaß oon 744 a(S 2lbfaffung$geit
annimmt 8 , ©ott aber in ber £f)at mit ber SSerweifung auf bie
precessores, wie Qittymamt annimmt, „wört(id) au$gefd)toffen fein,
baß biefe SRebactiou etwa ber &tit ber oormnnbfd)aftlicfyen Regierung
nad) ObifoS £obe angehören fönne?" ©otteu ntd)t uuter precessores
ffönig ^ßipptn unb feine ©djwefter §Ktrub oerftanben feiu fönuen,
bie ja wenigftenS in ber tljatfädjftdjen {Regierung bem£affüo oorljer*
gingen ? $)en SSorjug aber mödjte id) einer anbern Sluffaffung geben,
wonad) bie©t)nobe oon Slfdjfjeim bei 'precessorum vestrorum pac-
tus' nidjt an I, 3 allein, fonbern an bat gange ©efefebud) einfdjüeßlidj
biefe« ©efefce« gebaut fjat, fo baß gunädtft Weber für Obito nod)
für <ßippin etwa« barauS gefolgert werben fann. 35er gange Qnljaft
bereitet I unb II fcfyeint mir aber mefjr ben ©tagen gu entfpredjen,
wie fie gur £eit ber oormunbfdjaftlidjen Regierung $ippin« lagen,
ute ber 3eit oon 744. ÜDenn SEitet II forgt in gleidjer SBeife für
bie ©efeftigung ber IjergogUdjeu wie ber fönigfidjen äftadjt. £)aß
$ippin fofefae ©efefee gum ©djufee be$ befiegten, wenn audj begna*
bigten Obito erließ, l)at geringere ^aljrfdjeinlidjfeit, al« ba^ er burd)
biefelben feinen, wie er gebadjte, gängtid) oon it)in abhängigen 9?effen
fdjirmen woßte. 5Die Seftimmung gegen carmula in I, 3 würbe
man fiefj bann burd) bie jüugften (Sreigniffe, burd) ben Slnf d)(uß oieter
JBaiern an ben empörerifd)eu ©rifo, oeranfaßt benfen fönnen. £)aß
burd) biefe gange ©efefegebung neue« 9?ed)t eingeführt würbe, wirb

1
»aier. ©efd). 269.
* SRutl) (@. 16) nimmt an, baß bic Annal. Petav., Einh. Fuld. unb
Mo8ellani mit ber 9iadjrid)t: pax cum Odilone, gerobegn ben pactus, ba«
2>tctiren ber neuen ©efefee bejeidjnen woÄen, eine KutUgung, bie mir gu tityn
f^eint.

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430

man nid&t angunefymen Ijaben. SCttet II entljätt einige ©teöen (c.


15—18), bereit Slufjet^nung woljt älter ift, bieüeidjt aud) mand)c$,
loa« fc^on oorbem al« 9?cc^t galt, wa« nur bamaf« erft aufgegeid)net
ober in fränfifcfyer £enbeng neu rebigirt tourbe.
9KerfetS Hnnaljme, bafj bie Site! I unb II gu Stnfang be$ 8.
3aljrl)unbert$ entftanben feien, toerträgt fid) burdjauS ntdjt mit ber
UrfprungS. SDenn ba§ toon SDagobert bt$
£l)atfacf)e if)re$ fränfifdjeu

auf $arf 9Äartett feine fränfifdje (SiMoirfung auf JBatern geübt


tourbe unb bie £ergoge bort oööig fetbftänbig regierten, barf man
au« bem 50iange( jeber sJtodjridjt über eine SBirffamfeit ber granfen
in Saiern, aus ber Sage be$ merottnngifdjen 9?cicf>^ au$ ben SE^ct«
hingen ^erjog £f)eobo$ unb au« beffen SSerbinbung mit 8tom mit
©id^er^eit fdjüefjen. 9tterfe( ift gu feiner Slnnaljme oerantafjt toorben,
inbem er au« bem SluSbrudE 'ducem sunm' u. bergt, bie gfei^jeitige
Regierung einer SUieljrgaljt oon £>ergogen folgerte. £)a$ 3?rrige tiefet
©cffuffeS Ijaben fdjon ©tobbe
1
unb SBBaife 2 bargefegt. Sbenfomenig
8
burd)fd)(agenb finb 3tterfet$ anbere ©rünbe für tiefe 2fanaf)me , fo,
loenn er bie Söegeidjnung be$ episcopus at$ summus pontifex in
I, 10 IjerDorljebt. SMefelbe ift atterbing« auffällig, bod) immerhin
aud) beim 33eftef)en mehrerer SöiStljümer benttar. @o gut fpäter
Arn al« ßrgbifdjof biefen eigenttidj nur bem Zapfte gufteljenben Stttel
4
führen fann , fo fann er bor ber Srridjtung be$ <Srgbi$rt)nm$ auf
bie Söifdjöfe angetoenbet loorben W\t äljnfidjer Ungenauigfeit,
fein.
tt)ie l)ier summus pontifex ecclesiastica sedes fdjtedjttoeg in
ift

I, 9 für einen SBifdjoffifc gebraust. Unb am @nbe be« 9. 3a^r*


tjunbert« bon §afenrieb in einer ber SSorreben gu
rietet SBotf^arb
feinem gegenbarium an (Srdjanbofb Don ßidtftäbt, einen 39ifd)of, nidjt
(Srjbifdjof, bie Slnrebe: pater egregie et pontifex summe 5 .

6
SBBaife meint, baß bie Ueberfdjrift be« erften £itef$: Hoc de-
cretum apud regem et prineipibus ejus et apud euneto po-
pulo christiano, qui infra regnum Mervungorum consistunt,
bie Slnnaljme, baß Sari äKartett ober ^ippin bie ©efefee ertaffen
l)aben, feljr bebenftidj madje. Da aber bie legten §au«maier bie
§errfd)aft ber SDtoottnnger immer nod) al« gu 8?e$t befte^enb auer*
fannten unb iljre Urfunben öfter nad) bem regnum Mervungorum
batirten, liegt in biefen SBorten bod) looljt feine ©djtoierigfeit.
Äart
SWartett urhmbet regnante Chilperico, unb: regnante Theuderico
:

rege 7 , ber £>au«maier Sarimann: regnante Childerico 8 <ßtyphi .

tl)ut aüerbing« in feinen Urfunben be« Äöuig« nicfyt immer ©rwälj*

* €>. 164, Mr. 36.


1
©. 131.
8
©. 228.
* Meichelbeck, Trad. Fris. I, 115, ®. 88.
8
Pez, Thes. VI, 91.
6
©. tt. 1869, @. 121.
T
Mon. Germ. Diplom. 1 98. 99. 100. ,

8
1. c. 102. 103.

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431

nung, gebraust fogar bcn 8to$brud regnum nostrum, fo 743 in


einer in anno 2. prineipatus Pipini batirten Urfunbe: regni no-
stri augere credimus monimentum 1 . 3n onberen Rotten fprid)t
aber aud) er Dom regnum ber 9tterotoiuger, fo 747: anno 5. Chil-
derici regis, unb 749: anno 8. regni gloriosissimi Childerici
regis*. 35al)er fdjeint mir lieber in bem regnum Mervungorum
ber Ueberfdjrift nod) in ber (Srtoaljnung be$ rex tu ben ©efefcen ber
Jitef I unb II etwa« tjerfängftdjeS ju Hegen.
©agegeu toirb burd) bie Ueberfdjrift atferbing« bie 2lbfaffuug
jtoifd)en 752 unb 756, ba ^ßipptnSönig toar, fef)r umoaljrfdjeintid).
©efbft tt)enn bie Ueberfdjrift t)on einem bei ber ©efefegebnng betfjei*

(igten Skiern tyerrüljreu fotfte, fo ift bod) faum anjunef)men, ba$


berfefbe bamaf« nod), ettt>a aftem §erfommeu getreu, ba$ fränfifd)e
8
JReid) afö regnum Mervungorum be$eid)net Ijaben fotfte .

©inen weiteren ©runb gegen ba$ jüngere Slfter ber £itef I unb
II Witt SBaife 4 in tljrer SSertiwnbtfdjaft mit Lex Alemann. Chlotar,
finben. ß$ Werfet im einjefnen nadjtoeift, Sit. I,
finb nömfid), toie
1—4. 7—9 unb 13 unb II, 1. 4. 6. 9. 12—14, jum StyU mit
ÜKobificationen, au« bem afamannifdjen ©efefcbudje Ijerübergenommen.
2B8re bieg aber ba« einzige SBeifpief bafür, baß ©efefce eine« 33olfe$
erft fange nadj i^rer 2lbfaffung bei einem anbern eingeführt ttmrben?
,3uma( in biefem gaffe fann nidjts befrembenbeS barin gefunben ioer*
ben, ba Slfamannien, tt)ic idj fdjon Ijcrüorgeljoben l)abe, in ber ßjjri*
ftianifirung , in ber 23eljerrfcf}nng burdj fränfifdje (Sinflüffe unb in
ber aftgemeinen (Suftur bem öftfidjen Sftacpar um ein betr8d)tfidje$
toorauSeitte.
üWan U)irb tridjt annehmen bürfen, baß jene ©äfee ber £itef I
unb II, toefdje feine ©puren afamannifdjen 9ted)te$ geigen, erft fpäter
gu ben anbereu hinzugefügt Sorben feien. £)em fte|t bie Slnorbuung
ber ©efefee entgegen, ba nidjt ettoa auf bie ©eftimmungen mit ata«
mannifdjer ©runbfage bie anbern fofgen ober nmgefeljrt, fonbern in
beiben fetten beibe Slrten ber ©efefce in bunter SRifdjung fielen.
3dj benfe mir bie Sntfteljung biefer ©efefee in fotgenber SBeife. £>a
ba« afamannifdje 9?ed)t in feinem einljeimifdjen Streite bem baierifdjen
am nädjften bertoaubt toar, ttntrbe feine Slufjeidjnung fdjon bei ber
früheren SRebaction be« baierifdjen 8?edjt$ benufct. ©otüofjf biefer
^Präcebenjfatt af$ bie äljnfidje pofitifdje £age ber beiben ©tömme fegten
es nafye, baß ^ßtpptn toieberum }it bem ©efefebndje be$ 9tod)barftam*

1
l. c. 104.
1
1. c. 105. 107.
8
fcnfpredfienb ift bie Don SWutlj, <S. 15, au«a.efprod)ene $ermutl)ung,
baß biefe Ueberfdjrift urtyrfittglidj öor bem älteren Xfyil fianb unb nad) ber
SSoranftettung be« 3uf°fe c * *"<*) lieber an bie ©pifee gerüdt würbe, bamit ba«
neue ©efefe al« att^cvgebrac^t erfdjeme. <5in Sewei« für bicfelbc wirb fid) je*
bodj bei bem Mangel an $anbfdjriften, bie über ba« (Snbe be« 8. Saljrljunbert«
jurfiefreidjen, nie erbringen laffen.
* «. a. O. 123.

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432

tne$ griff, a(* e$ fi$ barum Rubelte Satern eine Itrd^en« unb (Staat**
redjtlidje ©efefcgebnng ju üerteiljen , für bie SUamannien fdpn länger
reifmar. Unter bem JBeiratl) ber firdjtidjen unb tooljt audj xx>du
(idjen©rojjen JBaternS mobificirte ^ßtppin bie alamannifdjen ©efefee
unb fügte neue Ijingu, wie ba$ bie öeränberten Umftänbe ber &\t unb
be$ SBolfe* erforberteu.

£ttel I mtb II ittdjt gleidjjrittg mit ber übrigen Lex.

3$
ge^e gu ben ©rünben über, metdje bafür foredjen, ba§ Jitet
I unb II afö jüngerer 3ufafc Mit ber übrigen Lex 1 gu trennen ftnb.
$)ie meiften berfetbeu ftnb fdjon oon meinen SBorgängern, inSbefonbere
Don dtoti) unb ©tobbe, f)ert)orgel)oben morben. Da
aber 3Baifc ©in«
2
ttenbungen bagegen erhoben Ijat , Ijabe iä) gu geigen, ba% mir burd>
biefelben bod) nid)t ©tüfeen be$ 33eroeife$ gebrochen (feinen unb
alle
ba§ genügen unfern ©djfafc gu ftdjern.
bie uod) befteljenben
1. 3u Jitel I unb II tritt un$ eine organifirte, reiche unb
mächtige Sirdje entgegen, nid)t fo in bem Steife, ben wir als ben
älteren betrauten. Dagegen fönnie man eiumenben, bag biefe 2lb«
fdjnitte nid)t gfeid) jenen üon ßircfyenredjt fyaubefn. Sfter iljre gange
gärbung tt)eift auf beginnenbe als auf auSgebitbete djrifttidje
meljr
3uftänbe. (5$ ftimmtnidjt moljl gu ber l)errfdjenben ©tettung, tt>etd)e
bie Sird>e in £itet I unb II einnimmt, bajü in IX, 2 für bie ©e*
ftrafung be$ ßirdjenbiebftaljte feine anberen ©rünbe geftenb gemacht
werben ate berjenige, mit SWüljfen unb
tooburef) bie fiirdje fyier

©djmieben auSbrücftid) auf eine ©tufe


wirb: ba§ tfe ein gefegt
offene« $au« ift. ©o ift auef) auffaücnb, baß in bem gangen %M
\ XIX, ber Don ben SJegräbniffen Ijanbett, feine fird)tid)en ©ebraudje
1
8
ertoäljnt »erben , 33etoetfenbe firaft faun biefer Unterfd)ieb feine«*
tt>eg$ beauforudjen, aber er barf nitf)t unbeadjtet bleiben.
2. <$m jüngeren Steile ift jebe SDWgfidjfeit baierifetyen Ur»
fprung« au$gefd)(offen , für einige Steile be$ öfteren bagegen toirb
biefelbe na^egu gur ©etiriffteit erhoben. 3m jüngeren Steile ift nüfft
nur bie fränftfdje ©ttfteljnng beut(id), fonbern aud) f ränfifc^cr @inftu§
in föedjt unb ©pradje. Stucf} bie erfte 2lufjeidjmtng be$ älteren

1
3dj laffe babei annädjft fotool)! bie jiemlid) allgemein als jüngere 3"*
fäfeeanerfannten IV, 30. 31 ; VII unb bie appendices al* ben fireitigen Eitel
III außer ©etradjt.
8
SSatfe (©öttinger Wad)ridjten, 1869, ©. 284) faßt feine Sfojtdjt ba-
Ijin jufatnmen: „idj fönnte e« begreifen, obfdjon fein anäreidjenber ©ntnb
bagu öorljanben ift, wenn man bie ganje Lex in eine fpätere 3eit fefeen totO;
aber man Ijat fein fttfy, einen £f)eil, fpeciett bie betben erflen Xitel, oon bem
übrigen ju trennen'', ©frörer unb 2)aniel« feften benn awfy bie gange Lex in
jüngere 3eit.
8
$Äo4, (SntfWjung ber L. B. @. 10.

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433

£()eite$ tft mögttdjemeife auf fräulifdje SBerantaffung erfolgt, obmo#


1
bic ©efefee fetbft nidjt einmal Ijiefür fidjere ©puren bieten ; öööig
frei ift aber biefer £ljei( {ebenfalls Dorn ginbringen fr8nftfd>eu 9&d>t*
unb fränfifäer ©pradje.
a. SDag ber $öuig in ben beiben erften Titeln befouberS ijer*
toortritt, l)ängt aflerbingS jum ZtyM baöon ab, baß biefe potittföen,
bie anbeten ©efe^e prtoatredjttidjen 3nf)alt Ijaben. Söttig tagt e$ fief)

aber au« biefem Untftanbe bod) nid)t erflären, baß berSönig in bem
ganjen um fo öieteä umfäng(id)eren älteren £f)ei(e, in bem be$ #er*
jog$ bodj mehrmals gebaut ift, niefct einmal ermäfjnt mirb. SBe*
nigftenS nid)t öon allen ober ber 3Kel)rl)eit ber §anbfd)riften. 5ßur
ein £J)etf berfetben fefct in X, 19 ju ben SBorten: via publica,
ubi dux egreditur, oor dux bie SBorte: rex vel, bie man moljl
8
als foätere (Sinfdjiebung erlennen barf .

b. 3« I unb II erfäeinen neben ben baterifdjen ©uffen t>on


12 unb 40 ©d)ittingen oft and) bie fränfifdjen t)on 15 unb 60
8
©dringen, in btn übrigen ©efefceu bagegen nur bie baierifd)en .

greittd) fdjroanfen bie §anbfd)riften an einigen ©teilen, unb bieß gibt


Sßaifc Slnlaß biejen ©runb nidjt gelten ju (äffen. Ueberbftdt man
aber ba$ numerifdje 25erl}ä(tuif$ ber Sefearten, fo täfjt fid), tote 92ot^
meine« ©ragten« mit 9?ed)t annimmt, bie urfprüngtidje burdj atte
93erberbnifj ber £>anbfd)riften fyinburd) toofjf erfennen. $n II, 13
unb II, 14 Ijaben fämmttidje §anbfd>riften be« erften unb jtoeiten
unb bie 2tteljrjaf)l be$ britten JejteS 4 , in II, 12 unb in I, 4 an
jmei ©teilen Ijat bie übermiegenbe 3&# atter §anbfd)riften bie frän*
fifdje ©äffe Don 15 ©dringen. ^Dagegen im älteren Steile tyabeu
oon ben befferen §anbfd)rifteu in IV, 6 unb X, 2 nur \t eine, in
VIII, 1 jmei 15 Spillinge, »ä^renb bie übermiegenbe Stteljrjaljt 12
l)at, unb ebenfo lieft man in VIII, 7 in öier $anbf Triften 60, in

fieben bagegen 40 5 .
s
Jiad)bem jur ©eite be$ baiertfdjen ba$ franfifdje
1
$enn volumus inter Baiuvarios custodire (IX, 17) unb quia sie
habet lex vestra (XVI, 2), in foldjen 21u«brü<fen tonnte audj ein baieri*
fd&erfcerjog ju feinem Solfe fored&en. 2>a« 'lex vestra' ber leiteten ©teile,
bie ftd) auf ba« 3 u tfen ber 3eugen beim Dl)r besiegt, ifl trietteidjt gerabeju ob»
ftdjtlid)gewägt. S)enn eine Urfunbe (Meichelbeck , Hist. Fris. I, a, 69)
ma^t e« tt)al)rfd)einUdj , bog ber $er$og al« 3^geni^t beim Dljr gebogen
würbe (öergl. SRerfel, Ueber ba« firmare, in b. 3eitfdjrift f. föedjt«gefd)idjte,
II, 122). 'Lex nostra' tuäre olfo Ijier im SRunbe eine« baierifdjen ©erjog«
ein unpaffenber 21u«bru<f, benn bieg föedjt galt nidjt für iljn, nur für fein
#olf.
» (225 Slnm. 45) betont, baß ftdj bie SBorte 'rex veV ft^on in
ÜRerfel
ben ^anbf^riften finben, alfo bie Autorität bed edjten Xertc« bcan-
älteftcn
fpruc^en fönnen; fann aber ba« Kiter ber ©anbf^riften ^ier ettta« beroeifen,
ba ft^on bie älteflen ungefähr ein ^albe« Sa^r^unbert jünger ftnb al« ba« @tn*
bringen be« fränfifdjen @inf[uffe«?
8
«ergl. »ot^, 3«r ©ef«. b. b. $. ». 9. 10.
* $om britten Serte ^ahtn nämli^ in II, 13 nur E 7 unb E 11,
in II, 14 nur D 1 unb E 11 bie 3<W 12.
5 Cod. G. 1 fann in biefem fünfte feine ©ebeutung beanforudjen, ba er
faß burdjgeljettb 15 l)at.

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434

©ußfoftem für einige SSergeljen eingebrungen fear, fonnten natürlich


lei^t 25ewed)fefangen entfielen, aber bie 9lbtt)eid)ungen finb burd) iljre
äßereinjelung als SSerberbntffe gefennjeidjnet, unb man barf ba$ (Sr*
gebnif* nidjt beanftauben : im älteren Steife erfdjeinen mtr bie baieri*
jtyen, im Jüngeren neben ben baierifäen aud) fränfifdje 53u§fäfec.
c. 2le^nti^ ift ba$ SScr^ättntg be« 'dieimus' ober 'vocamus' ju

'dieunt' ober 'vocant' ate ßinfüljrungSformet für baierifdje 2(u$brü(f e.


1
9Äit dlcfy, tute id) glaube, Ijat SRotl) Ijeröorgefioben, ba§ man au«
ber britten $erfon auf fränf ifäen , tooljt aber au« ber erften
nidjt

auf einljeimifdje Sutfte^ung fließen fann. 8fad) ein baierifäer ©e*


fefegeber fonnte toon SluSbrüdfen feine« SSolfe« fagen: quod dieunt,
nur ein baierifdjer fonnte fagen: quod dieimus. 3n bem Stljeite,
ben mir at« ben älteren betrauten, erfdjetnt neben ber übermiegenben
2
britten *ßerfon bodj an jeljn ©teilen bie formet: quod dieimus .
3n I unb II fömmt ein einjigeS UM, in II, 3, ein batcrifc^er 8fa$*
bruef öor, unb Ijier ift er eingeführt burd) bie britte *ßerfon: quod
Bajuvarii carmulum dieunt.
d. 3m s
jüngeren Steife finb bie SluSbrücfe mallare (I, 10) ,
4
andecena, pertica, lewa (I, 13) fränfiftfy . Nos miliarii diei-
mus, fagt ein SKöndj bon Söeffobrnnn im 8. 3tof}rl)mibert, Galli
5
leuvas . (Dagegen fömmt im ganjeu älteren Steife fein SluSbrud
toor, ben mau als fpecieö franfifd) bejeidjneu fonnte.
e. 'Die Skjeicfymmg edictum für bie ©efefee fömmt nur im
jüngeren bor (I, 10; II, 16), wogegen im älteren au«fd)(iefj*
Stljeite

Itd) lex ober pactum gebraust »erben 6 .


3. 5Die frühere 2lunal)me, ba§ in beiben Steifen berfdjiebene
SSÄünjtyfteme erfreuten , ift aßerbingS burd} bie Unterfudjnngen Don
SBaife
7
unb ©oetbeer 8 befeitigt. 3?mmerf)iu erfdjeint aber ber 2lu$*
brud 'solidi auro adpretiati', worunter und ©oetbeer« grünblidje

1
(Sntfteljung, <S. 52.
1
2>ie ©teilen futb gefammett bei 2Rerfet, @. 225 ffont. 44.
8
SSergl. 2Baife, $erf.«®efd). I, 317; @o|tn, 2>ic fränfifdje töeidj«' unb
@ertdjt«öerfaffung, 58.
4
2Kerfet 228. 278.
5
2Ba« aud) lewas gttefen werben fonnte, Mon. Boic. VII, 374. 2)a«
3ufommenfaffen üon uv mtb w
in ber @dpft ber j&tit bringt ba« SRißlidje
mit fuf), baß aud) ber $elf«uame Baiauarii balb al« Bajuvarii, balb al«
Baiwarii getefen wirb, £>amü fjängen bann öerfdjiebene dttjmologien (3*uß>
Ouifcmann) unb mit bieten fogar öerfdjiebene 2tbfiammung«l)t)potf)efcn aufam-
men. 3»nbeffen taffen bie gleichzeitig erfdjeinenben gormen Bajuwarii unb
Baiovarii nidjt zweifeln, baß ber Sefeart Bajuvarii ber Storjug ju geben ift.
6
SBaife (@. 122) beroeift bagegen auf praeeeptum in VII, 4; bod)
biete« (Kapitel redjne i$ ju ben iüngjten ©efefeen au« ber 3«t £afftfo«. ©o
betrachte idj aud) ben £itet III, wo im 2. (jap. hoc edictum erfdjeint, ntc^t
al« Eeflanbtljetf be« älteren ©efefce«. @. barüber unten @. 441 ff.
7
Ueber bie SWüngDerljättniife in ben älteren töedjtöbüdjern be« fränfifd^en

8
Beiträge j. ©efc^. be« ©elbs unb SWün^wefen« in 2)eutf(^ranb (in
gorid^ungen j. 3). ©e^. II, @. 330 ff.).

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Unterfud&ung ba« 3tu«bebingen ber3al)fung inSÖHinge ober (Sbelmetaff


toerfteljen teerte, nur in SSTitet I unb II unb bem jüngeren IV, 31,

nirgenb im öfteren Jljeile be« ©efefcbudje«. Unb ftimmt mon ©oet*


beer« (Srflärung biefer au«brüdlitf)en Söebhtgung gu, bie jebenfaü«
Ijolje ©atyrfdjeintidjfeit beanfprudjen barf, fo foridjt aud) biefer 2lu«*

brud für ein Jüngere« Sllter mm I unb II. 9?ad) ©oetbeer« &tl&*
rung ift im Saufe biefer ^ßeriobe ba« Sbetmetatt immer feltener ge*
toorben unb bamit fein Sßertf) immer Ijöljer geftiegen, toä&renb bie
einmal üblidjen Zapn für bie SafyuriQ in anberen 2öertl)gegenftänben
bie gleiten blieben. ÜDa^er Ijabe fi$ ber Sleru« feinen Sorbett gu

fkfjern gewußt, inbem er bürdete, bag in btn neueren ©efefeen bie


3a^ung ber iljm gu eutridjtenben ©trafgelber in 3flünge ober gbet*
metatt au«brüdlid) Dorgefrfjrtebeu toarb.
4. £)ie ©egieljungen, bie man in ben beiben erften STitetn auf
bie Lex at« ein fdjon befteljenbe« ©ange« finben tt>oCftc, lägt SBaife

nidjt gelten, inbem bag ber 8lu«brud lex an aßen


er fyeroorljebt ,

biefen ©teüen aud) allgemein auf ba« bei ben SBaieru geltenbe Wtfy,
ntdjt auf beffen 2lufgeidjnung in ber üorliegenben lex belogen toerben
lönne. Unb aüerbiug« mug man iljm einräumen: gtoingenb ift bie

(efetere Deutung nirgenb; näfjer gu liegen fdjeiut fie mir aber bodj
an mehreren ©teüen, in«befonbere in II, 1; II, 4; II, 10; II, 14.
greitidj bleibt aud) bei einer folgen «egieljuug gar nidjt au«gefd)loffen,
baß bat bertoeifenbe unb ba« angegogene ©efefc gleidjgeitig aufgegeidjnet
feien. 2ludj im älteren Steile erfdjeinen SSertoeifungen auf anbere
©teüen be« ©efefebuc^e«, in IX, 2; XII, 4; XIII, 2; XV, 10;
XVI, 2. 9Ö8a« aber biefe SSertoeifungen für unfere Slnnaljme eine«
jüngeren 2Hter« t)on I unb II bennod) nid)t Döüig bebeutung«(o«
1
tagt, ift ber Umftaub, bag bie 25ertt>eifungen be« jüngeren SEljcite«
(roenn mau fie ntdjt auf ba« 9?ed)t im aügemeinen, fonbern auf be*
ftimmte ©teüen be« @efe#md)e« begießt) nur auf ©efefee be« älteren
Steife« begogen werben fönnen, foäfyrenb bie SSertoeifungen, iuetdje im
älteren Steile öorfommen, fid) ftet« toieberum auf©teüen be« älteren
Steife«, nie be« jüngeren begießen. Sefonbere« ®ett>id)t faarf man
freiüdj auf biefen *ßunft nid)t legen ; benn man fönnte ba« 33erl)ä(tnig
audj baburdj erflären, bag ba« ©efefebud) nad) ber Sftatnv ber ©arfje
öfter ©etegenljeit fyat ben prtoatred)tlid)en 3nf)alt ber älteren al« beu
Politiken unb lirdjenredjtlidjeu ber jüngeren ©efefce gu citiren.
5. 3Son ber grögten Sßidjtigfeit für unfere Shiffaffuug finb bie
innerhalb be« ©efefcbnd)« auftretenben Söiberfprttdje. 2Bir fyaben l)ier
gunä^ft uur jene gälle in« Säuge gu f äffen r in benen ©teüen ber
£itel I unb II mit Seftimmungen ber übrigen £itet in SBiberfornd)
2
treten. föotlj ()at trier fotdjer gäfle namhaft gemalt, barunter, tt)ie

mir fdjeint, gwei mit Unredjt. SBranbftiftung eine« eulmen domus


im aügemeinen wirb nämtid) nad) X, 1 mit 40 ©djiflingen gebügt,

* OS fmb: I, 6; I, 11; II, 1; II, 4; II, 5; II, 10; II, 14.


1 3ur @cfd). b. b. 8ofl*red)te8, ©. 4.

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JBranbftiftuttg eine« culmen domus ber ftirdje nad) I, 6 mit bem


großen gxieben«gdb üon 40 ober 60 ©dringen imb überbieg mit
24 ©djiflingen. 35ie ©tridjjeitigteit biefer ©eftimmuugen ift nid)t
mi«gef djtoffen , ba fte für fcerfdjiebene ©ergeben oerfdjiebene ©trafen
feftfefcen. (Sbenfo ijalte it) nadj ben ©emerfungen ®au$p unbmm
SBaifc bie ®leid)jcitigfeit ber ZM U unb
md>t baburd) au«ge* Hl
fdjfojfen, baß ber erftere für fcöbtung be« $erjog« £obe*ftrafe, ber
anbere ein SBcrgelb be« §ergog« feftfefct. ÜDagegen wüßte td> nid>t,
loa« man gegen bie Sebeutung ber beiben anberen t>on 9tot^ Ijerioor*
gehobenen gätte einwenben fönnte: e« ftnb bie ftcf) wiberfpredjenben
iBeftimmungen über bie 3al)( te ©bfctfer bei Äirdjenbiebftaljt in
I, 3 unb IX, 2, unb über bie 23erfül)rung jur gtudjt oon meibltdjen
Seibeigenen ber fördje, bie nad) XIII, 9 boppeft fo l)odj beftraft toirb
Wie bie um manulidjen, wöl)renb in I, 4 bie ©träfe für beibe 33er*
I
geljen gleich gefegt wirb. (Sin weiterer ffiiberfprud) mir in
fdjeint

j IX, 8 unb II, l ju liegen. Da« erftere ©efefe fprid)t oon £obe«*
ftrafe für ©iebftaljt, o^ne babei jwifdpn freien unb Unfreien ju
unterfReiben, wäljrenb ba« anbere unter ben brei ßapitafoerbredjen,
\ wegen beren aBein ein Saier 9l(ob unb Seben vertieren foö,
freier
jben Diebftaljt nidjt ©otdje SBiberfprüdje finb bei einer ein*
nennt,
Ijeitüdjen Gmtfteljung be« ©efefcbudje« faum erflärlid) unb weifen bar*
auf l)in, baß £itet I unb II Jüngere 3 u fl**- U n & toc,ltt ^e
f%
Seftimmung über üDiebftaljt am $ofe be« |>erjog«, bie in IX, 2
vorliegt, mit mobificirenben 3uffi£en in II, 12 wieberfeljrt, fo ift
audj eine fofdje ffiieberfjofong waljrfdjwntidjer in Steifen tum Der*
fdjiebenera äfter a(« in einem einljeirtidjen ©erfe.
6. Die ©enufeung be« alamannifdjen 9?e$te«, bie burd) alle
SC^eilc l)inburd)geljt, wirb au« ber materiellen Ueberein*
fid) junödtft
ftimmung ber beiben $5otf«red}te erführen unb fann Weber bei einem
fränfifdjen nod) bei einem baierifdjen ©efefegeber befremben. dagegen
verträgt fidj bie au jaljfreidjen ©teöen erftdjttidp aufnähme weftgo*
l
tljifdjen 8?ed)te«, wiewohl alle Vermutungen über Uire 95eran(affung

unfid)er bleiben, bod) am wenigften mit .ber annähme, baß bie ganje
Lex fränfifdjen Urfprung« fei. SBSoHtc ein fränfifdjer £>errfdjer jur
JRebaction be« baicrifdjeu ©efefcbudjeS etu mit bem einfyetmifdjen nidjt
öerwanbte« Wed)t Ijeranjiefyen fo würbe er ba«
, feine« ©tamme«,
nic^t ba« ber SBeftgot^en gewägt fjaben. Unb baß gar bei einer 9?c*
baction ber ©efefce burd) ^5ippttt auf ein oerattete«, nidjt auf ba«
jüngfte weftgotljtfdje ©efefebud) jurüdgegriffen worben wäre, ift faum
anguneljmen. SBenn ftcf) weftgotljifdje« 9ted)t oereinjett aud) in 23tet
I unb II finbet (in II, 15—18), fo wirb man bei ber Shtnatync
2
9?otfj« bleiben bürfen, baß biefe ©tetten öfteren Urforung« unb nur
fpäter in biefen 2ite( öerfefet worben feien.

1
@oldje (oben u. a. ouSgcfpro^cn ©oup^) (OTgem. ?it. 3tg. 1849,
©. 911), %Wwüi. ©ef*. ber SBcjlgot^cn, @. 275 f SWut^ a. o. O. ©. 18 unb
onbeutunöSwctic ©ßbinger, Dt(lerr. ©ef^. I, @. 88.
2
(SntjWjmtg ber L. B. @. 68.

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7. JBfirc crft gtci^jcitig mit Sßtef 1 unb


baS ganje ©efefebud)
II entftanbeit, wäre ber ^ßrotog, ber öott einer <Sntftel>ung unter
fo
St^cobebcrt unb tum 9?eütftouen unter @()(otar unb ©agobert berichtet,
böttig rät^fclf>aft. ©afc berfefbe in feiner Sejieljung auf baS bateri*
1
fd>e föedjt {ebenfalls ber SSÖa^r^cit nidjt gänjtidj entfprid)t , ift er*
fidjttid); ba§ er erft in fpöterer 3eit abgefaßt würbe, Witt man au«
,
ben Söorten 'que usque hodie perseveraIlt fc^tiegeu ; wie mir fd&eint
mit Uuredjt ; benu bafc biefetben fdjon in §anbfdjriften Dom 6nbe beS
8. 3aljrl). gefefen werben, fann nidjt ausfließen, baß fie ju Anfang
ober 9ftitte biefeS 3aIjrl)unbertS eingefdjoben worben feien. £)ago*
berts £ite( gloriosissimus unb bie tarnen ber rebigirenben JRedjtS*
geteerten reifen eljer auf alte Sntftefjung. 9?un lann man fid) woljt
benfen, ba§ einem fcfyon bortiegenben alten ©efefec bei ber ©etegen*
Ijeit, ba es einen neuen £ufafe erhält, ein nodj fyöljeres Sitter §uge*
fpro^en urirb, ats es in ber St^at befifet, ober bafj baS Sltter eines
Streites auf baS ganje übertragen wirb. £)a§ aber im gaße ber
@ntftet)ung beS gangen ©efefcbudjs unter ^ßippin ober nehmen wir —
fetbft an: unter Äarl Sftartett
2

ba% bann nod) im 8. ^aljrljim*
bert , wo baS wat)re @ad)öert)8ftniß nod| ntc^t aus ber (Erinnerung
entfd)Wunben fein fonnte, biefer Prolog Ijätte Eingang in baS ©efefc«
bud) finben fönnen, baS ift nimmermehr anjune^men.

S)ie jtoei 9tebactionen be« filteren Steile«,

Ueber ben älteren £f)eit lann id) midj nad) 9fotl)S Unterfud)ungen
lurj faffen. Stoti) Ijat nadjgewiefen , ba% bietfad) baS weftgott)ifd>e
©efefe beS SönigS SRedareb benufet ift unb baß bieS nid)t gfeidj bei
3
ber erften Slbfaffung fonbern erft nad)träg(id) gefd^a^ . Slud) ©tobbe,
Quifemann, 3tterfef unb ©übinger nehmen eine fotdje Unterfdjeibmtg
jmeier 9tebactionen fdjon innerhalb beS älteren Steiles an« SS ift

ju beachten , baß nur in ben a(S 3ufag betrachteten Stbfdjnitten bie

1
Prolog urfprüngti(^ jut Lex Ripuariorum gehörte,
3)te grage, ob ber
wirb ftdj nad) bem <§rfd)einen ber neuen Ausgabe biefer Lex in ben
öielteidjt
Mon. Germ, beantworten taffen. Sluffaffig ifl bie öon ben Angaben be« $ro*
log« abweidjenbe, burd) ba« chronic. Ebersperg. (M. G. SS. XX, 14) über*
lieferte Äußerung be« ©rafen Ubalrid) öon (Sber«berg (f 1029), wonad) Si-
gniert, Sfjeoberid) unb bann Äarl jene ©efefce gegeben Ratten, bereu Äenntniß
bei ben 2Näd)tigen unb (Sblen unter feinen 3eitgenoffen allgemein gewefen fei.
S3ei bem weit iöljeren Filter ber #anbfdjriften be« Prolog« barf man auf biefe
Slbweidjung fein©ewidjt legen; in bem 2tu«fprud)e wirb eine bunfle (Erinnerung
an ben $cotog ju fudjen fein, beren 3trt^ümer entweber htm ©rafen Ubalric^
ober bem (Sber«berger (S^ronifien jur Saft fallen.
9
2>enn f(^on Cod. B 1, ju @nbe be« 8. Saljrlj. getrieben, enthält ben

(gntfte^ung ber L. B., ®. 48 ff.; 3. ©efd). b. b. 8.9t. @. 8. SBo^l


mit 9te^t nimmt ^ot^ ni^t an
ben Stellen, alten wo fte Werfet an finben

glaubte, ©enu^ung be« wefigot^if^en VUfyti an.

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43$

formen 'quod dieimus' erfdpinen, bic baierifdjen Urfprung üerratljen,


fo ba§ wir ebenfowoljl baburdj tüte burd) bic ©enufeung be$ toeftgo*
auf bic3^t ber Unabfyängigfeit ©aiernS Domgraufeu*
tljifd)eu 9?ed)te$

reiche gewiefen werben. 9?ot^ fefete baljer mit SRedjt ben erften U* 3
fafe in bic 3^* jwifdjen Dagobert unb Sari 3ttarM. 3n feiner
1
jitngftcn ©djrift über ba« SBolfSredjt bejeidjnete er bie GrntftefyungS*
Seit nod) näijer als etwa ©übe be« 7. 3af)rl)unbert«. 9Kan gelangt
gu einem äljnlidjen (Srgebniffe, wenn man aud) f)ier wteber ben djrtft*
liefen ©eljalt ber ©efefee berüdfidjtigt. (5$ ftimmt nämtid) mit ber
angenommenen ©Reibung eine« urfprünglidjen Steife« unb be« erften
3ufafce« aud) berUmftanb überein, baß nur in ben feilen, in benen
man eine ileberarbeitung bemerft, ©puren be« 6ljriftentf)utnS er*
freuten. $)agu gehören bie ßrwäljnung bon Dens VIII, 7,
in
IX, 2, XII, 8, XVII, 2 unb XVII, 6, bie ©fyriftftcüen in IX, 18,
XV, 9 unb XIX, 7, ba* ©efefe gegen $irc$enbiebftal)l in IX, 2,
bieöcidjt aud) bie ©d)cu bor (Sibeu, bie fid) in IX, 17 au$fprid)t.
SDag aber IX, 2 unb ber SManget c^rifttic^cr ©puren an anberen
©teilen, wo man fie erwartet, meljr auf beginuenbe als auf auSge-
3»f*8nbe weifen, Ijabe id) fd)on oben erwähnt.
bitbete d)rifttid)e 35a*
2
l)er ftimme mit Sübinger
id) überein, biefen erften 3 u f a fe xn tö*
9?egierung$jeit £erjog SC^cobod gu üerfegen. (Stnen nod) bestimmteren
Shtfyalt gu ©atirung barf man bießeidjt in VIII, 21 finben.
foldjer

3$ mir biefe« ßapitcl eine fpäter etngefdjo*


fdjide voraus, ba§
bene ©loffe föeint. 9?ad)bem VIII, 20 beftimmt fjat, ba§ Abtreibung
ber 8eibe«fruc|t a\\ä) an ben ittadjfommen be« Später* bi« gnm fte*
beuten ©rabe burd) ein ictyrlidjeS ©trafgelb oon einem @d)iüing ge*
büßt werben foü, fafjrt cap. 21 fort: „8lu$ bem©runbe tjaben un*
fere SSorgäuger unb bie Stifter, nadjbem ba$ (Sljriftentljum in bie
SöcCt fam, ein fortbaucrube« ©trafgelb feftgefefct, weil bie ©eete nad)
ber Smpfängniß, ai\ä) wenn fie nod) nid^t burd) bie ©eburt ba& 8id)t
erblicft tjat, bod) eine ewige ©träfe erleibet, benn burd) ben Slbort ift

fie ol)ne ba$ ©acrament gur £>ötle gefd)idt


bie SBiebergebnrt burd)
worben 8 \ Waä) biefer Unterbrechung fnüpft cap. 22 mit 'vero' un*
mittelbar an cap. 20 an, unb bie folgenben ßapitet fefeen bie ©traf*
beftimmuugen für bie Herbeiführung bon Frühgeburten fort. Ueber*
fyuipt enthält mit SluSnaijme biefeS eimmbgwanjigften jebeS (Sapitet
be« gangen £itel$ eine ©trafbeftimmung. SDemnad) berratljen fowo^t
3»nl)alt unb gaffung be« Sapitel« als bie 2lrt, wie e$ bie ©trafbe*
4
ftimmungen uuterbridjt, feinen ©fjarafter als ©loffe . $)aß mit ben
1
6. 13.
* Defhrr. ©efä. @. 88.
8
Propterea diuturnam judieaverunt antecessores nostri conposi-
tionem et judices, postquam relegio christianitatis inolevit in mundo:
quia diuturnam, postquam incarnationem suseepit anima, quam vis ad
nativitatiß lumen minime pervenisset, patitur penam, quia sine sacra-
mento regenerationis avortivo modo tradila est ad inferos.
4 @o möd^tc XVII, 5 sed hie discordant nostri judices de
iä^ aud) :

pacto, aü fpätcre Cinf^tcbung auffoffen.

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439

SBorten 'antecessores judicaverunt' nur bcr fdjon &on ben Sf^neit


beobachtete 9fcd)t$gebraud() bor fetner f^rtfttic^cn 2lufjetd)nung bejetdjnet
werbe, ift im Ijödjften ©rabe unwaljrfdjeinlid}. @o minutiöfe Unter*
fdjeibuugen iu ben ©trafbeftiinmungen , wie mir fie in biefem £itet
finben, treten wol)I überhaupt erft mit ber f(f)riftlid)en gijirung be$
dttfyrt auf. wirb bie fpätere @infd)iebung be$ ©a($e$ am
üftan
befteu baß burd) benfetben ju einer &tit, ba bie
baburd) erflären,
fircfylidjen 93orftetIungeu au ©tärfe unb SSerbreituug gewonnen Ratten,

einem älteren SRedjtSfafce ein d)rift(i(f)e$ Sftotto beigelegt wirb, beffen


SBirlfamfeit bei ber Stbfaffung be$ ©efefceS wir ba^ingefteöt fein laffen.
@$ ift immerhin beadf)teu$wertl), baß ba« SBort 'sacramentum rege-
nerationis* — barauf Ijingewiefen
f(f)on SDierfet f)at in bemfelben
1

©inue wie Ijier Don *ßapft &aä)aT\aQ in einem ©riefe an 33onifaciu$
gebraust wirb.
£)er 3nljalt biefer ©foffe fdjeint mir nun md)t bebeutung$fo$
für bie 3ritbeftimmung be$ erften 3ufafee$. ®*nn ba unter 'mundus'
natürlich nur bie baierif^e SBett Derftanben fein fann, fo befagt ba«
@apite(, wenn wir e$ beim Sorte nehmen: VIII, 20 unb alle«, wa$
bamit gtei(f)}eitig ift, Würbe üerf a$t, nadjbem Saiern djriftiamfirt
worben ift. ©oll man aber eine enger begrenzte *ßeriobe als bie3rtt
ber Gtyriftianifirung, b. I). at$bie3eit ber größten unb entfdjeibcnbften
gortfdjrttte be$ @|riftentl)ume$ in SJaiern bejeifyten, fo fann e$ nur
bie $erjog £*>eobo$ fein. *
3« biefer 2luffaffung ftimmt bie merf*
2
würbige ©teile StoentinS, an bie SWerfet erinnert Ijat: Regulas
Bojorum (Theodo, cognomen Magni a rebus gestis postea
cui
inditum est) divisis provineiis ad pacis artes animum inten-
dit, justiciaque populum firmare et regnum confirmare con-
stituit; ut autem feroces animos gentis mitigaret, leges dedit,
quibus, quo sanetiores forent, Theoderious rex Francus author
factus est, et eas suo auspicio promulgavit ; extant in biblio-
thecis 8 .3Me SWögtidifeit ift nidf)t au$gefd)(offen , baß bem Sfoentin
bejüglid) ber Slbfaffuug ber ©efefee burd) £l)eobo eine gute alte Maty
rid)t vorlag. Db e$ fid) aud) mit ber dntfteljung be$ Prolog« fo
wie Stoentin meint, ift freiließ l)öd)ft fraglidj.
toerljalt,

Schwieriger af$ bie 3eitbeftimmung be$ erften 3uftfee$, bie ei*


nige 2Baf)rfd()einIid)fcit beanfprnd)en barf, ift bie 2lu$fd)eibung feiner
33eftanbtf)cile oon bem urfprüngticfyeu STljett. ©idjer gehören bem
3ufafe an aße ©teilen au« bem weftgotyifdjen Stecht unb alle, welche
djrifrtidje ©puren jeigen, watyrfdjeinüd} and) bie, worin bie gormein
'dieimus' 'vocamus* erfdjeinen. gbenfo muß man aber feftfjatten, baß
nidjt ber ganje 3ul)att aller litet, in benen fotdje ©teilen Dorfommen,
bem erften 3 u fafe e angehört # fonbern baß in biefen Slbf^nitten aud)
©eftimmungen ber älteften SRebactiou erhalten finb. Denn nur unter

1
©. 302 flnm. 51.
2
@. 231 «nm. 86.
8
Annal. Bojor. ed. Basil. 1615, @. 147. 151.

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biefer annähme erfifiren fidj bie SBtberfprüdfe, bie audj innerhalb


biefer Site! oorfommcn. IX, 1 fefct neunfachen grfafc für ©iebftaljl
1
feft f toogegen IX, 8 Don einfachem (Srfafc unb £obe«ftrafe foriefy .
IX, 4 beftraft ben Verlauf eine« freien mit 40 ©cfyitlingen ßompofition
unb 40 @d)illingen in publico, XVI, 5 ober, au$ kueftgot^ifc^em
9ted)te entnommen, fpridjt nur öon 40 Spillingen ßompofition, n>eig
trid)t$ &on eiuer ©träfe an ben giScuS unb fügt bie SBerbofljetung
ber ©träfe bei grauenronb Ijinju. 2lud) XVI, 1 unb XVI, 4
fönnen nid)t ju gleicher &t\t t>erfa§t fein, ba bie teuere ©teile bie
©eftimmung Don toerfauften frem»
ber erfteren über hoppelten Srfafc
ben ©ad^en unb aufßärenb tyinjufügt: nihilominus emp-
tt>ieberI)olt

tori, qui aeeepit pretium redditurus, tua$ man bei 2lbfaffung


M ®efe|e« toofjH al« felbftoerftänblid)
erfteren öorauäfefete
2
.
3U
einer genaueren 8üt$fd)eibung ber urfprüngtid)eu JBeftanbtljeite inner»
f)db ber Eitel VIII—XXII fehlen bie ÜKittel.
3nr Seftimmnng ber »bfaffungfyeit be$ urfprünglid)en Steile«
tyat mau junädjft einen fd}tt>ad)en 2lnljalt an bem^rolog. SBenn und
nämltd) tiefe Untcrfudjung aud) ju einem (Srgebniffe geführt l>at, ba«
bem Prolog nid)t fo triel ©laubtuürbigfeit belögt, toie 3fterfel an-
nimmt, fo Ijat gteid>tt)oljt bie 2lnnaljme ettt)a$ für ftd),ba§ beffen an-
gaben ni<$t ganjtid) au« ber 8uft gegriffen finb. Unb foü »entgften«
ein Sern ber äBatyrfjeit in iljm liegen, fo tt>8re anjuneljmen, bog bie
ätofjeid>uung bed urfprünglidjen Steile« nid)t nad) Dagobert ent»
ftanben ift. 8luf eine wm ber ©nroanbemng m$t ju toett entfernte

3eit beutet aud> bie urfprtingltdje 9toul)eit biefer Seftimmungen unb


bie allem 9fofd)ein nad) nod) häufig erfolgenbe Occupation Don San»
bereien burd) Wobnng. (Sin beftimmterer terminus a quo ift nun
bnrd) ben 9?ad)n>et« 9totl)$ * gegeben, ba§ Ijier md)t, wie ätterfel an»
naljtn, ber alamannif^e Pactus fonbern bie Oefefce Sot^or« benufct
finb. Die äufjeidntung be$ ölteften Steile« erfolgte olfo jebenfaU«
ntdjt öor 613, ttatyrfcfyeinlid) nid)t nad) 638.

2>ie Heineren &n\tyt.

3$ gelange enbfidj ju ben bisher üorbe^alteneu Heineren ab»


fönitten: Eitel III; IV, 30, 31; VII unbben fünf appendices.
SSon biefeu ift Eitel III an unb für fi$ &on ber elften 2Bid|»

1
$>afj totere BefHmmung jttgtctdj in ffiiberfovudj mit II, 1 tritt, habt
\i) föon oben (@. 436) bewerft.
* ®o unb md)t mit ftotlj (3- ®tfä. 8. 9) al« SBiberferudj glaube ttf>
biefe ©teilen auffoffen ju muffen, 2fod) ben SBiberfprudj , ben föotlj atmföen
IX, 7 unb IX, 14 annimmt, fann id) ntdjt ftnben: IX, 7 Ijanbelt baöon, si
quis de füre nesciens conparavit, IX, 14 aber: si furtivum praesum-
perit emere et scienter hoc fecii
» 3. @efö., @. 5-8.

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441

tigfeit, aud) übt bic Seftimmuug feiner @ntftefjung«jeit ©influg auf


bie ^Beantwortung ber aften (Streitfrage nadj ber $erfunft ber 9lgi*
lulfinger. 9?ed)net man ben Xitel nämlidj , wie tilotf) unb Werfet
rooüen, jum älteren Streif, fo ift fein ^nljalt ein ftarfe« ©emid)t jn
©unften ber baierifdien 2lbftammung ber Slgilulfiuger, tuätyrenb er
fid) bei jüngerem Sllter be« ©efefce« auef) mit ber Slnnaljme einer
fränfifdjen SIbftammung »erträgt. ÜDenn bie £>errfd)aft eine« ®e*
fd)led)te«, ba« fdjon 150 3afjre auf bem £l)rone fag unb in biefer
3eit mit bem SSolfe üertoa^feu fein mußte , fonnte, wenn e«
toötlig

aud) urfprünglid) ein frembe« toar, ben Saiern al« 3ugeftänbnig


bargeftellt »erben. @o Diel ergibt fid) nun au« bem 'reges ante-
>
cessores no8tri , au« bem summi 'prineipes inter vos', au« bem
'concedimus', au« ber JBeftimmung, bag ba« SBergelb für ben oljne
SBertoanbten getöbteten £>er$og bem Könige erlegt werben fott unb au«
ben jum jum baierifdjen ßompofition«ft)fteme paffen*
fränfifdjen, uid)t
ben SBergelbern öon 600 unb 900 Spillingen l mit aller ©idjerljeit,
bag ber £itel fränfifdjen Urfprung« ift. ©r mug alfo entoeber mit
bem urfprünglidjen Steile nidjt nad) ©agobert ober erft nad) 725
entftanben fein. 3fdj ^(te ba« erftere für weniger toal)rfd)ein(id).
©er ältefte £l)etl, ttnetooljl er auf fränfifcfye SSeranlaffung aufgejeidjnet
mag, jeigtbod» im £e$te felbft feine ©pur fränf ifc^er ßintoirf ung,
fein
tüäljrenb un« biefelben Ijier in fo aufbringlidjer gülle entgegentreten.
SDaju fömmt eine anbere ©rtoägung: e« wäre feljr auffällig, wenn
ein 2lrtife(, ber mit nad ten Sßorten bie ©nfefeung be« §erjog« burd)
ben granfenfönig unb feine 2lbl)ängigfeit toon biefem au«fprid)t, to'df)*
renb ber naljeju ^unbert 3afjre baierifdjer ©elbftänbigfeit, bie auf
bie 3eit Dagobert« folgten, nidjt au« bem ©efefcbucöe entfernt toorben
tt)äre ober eine neue gaffung erfahren
l)ätte, foeldje il)n mit ben tljat*

fädjticfyen 3uftönbcn in befferen ©infiang fefcte, jumal ba wäfjrenb


biefe« 3^itraum«, tote toir tuiffen, eine neue SRebaction be« ©efefcbndje«
vorgenommen würbe. £)ag fpäter aud) £afftto toäljrenb feiner ad|t=
gefjnjäljrigen Unabfjängigfeit mehrere 33eftimmungen , welche bie £>err*

fdjaft ber granfen üerfünbeten, im ©efefcbudje befteljen lieg, fann


unfern ©runb nidjt entfräften. Unter jaffilo lagen bie $)inge bodj
anber«, oljne üKitwirfung ber ©rogen be« Sanbe« war feine 2lenbe*
rung ber ©efefce möglich, unb fdjon befanben fic^ fönig(td)e SSafattctt
unb eine ftarfe fränlifdje Partei im Sanbe, bie einer Slenberung in
biefem ©inne wiberftrebten.
Unter ber 35orau«fefcung, bag Xitel III jum älteften Steile be«
©efefcbudje« gehöre, würbe er bi«^er unb gwar eigentlich al« ber eiu*
gige pofittoe ©runb für bie baierifdje Slbftammung ber 2lgilu(ftnger
toerwertljet. gür ü)re fränfifd^e $erfunft bagegen fprec^en mehrere
sticht ju unterf^äfeenbe ©rünbe: bie aBem 2lnf^ein nad^ urfprünglid)

in granfen ^eimifd&en tarnen Ägilulf, ©aribalb, ^eobo, S^eobebert,

1
600 ließ man in 8 $anbfd}riftcn , 640 nur in breien, 900 in fämmt-
lid/ctt.

XVI. 30

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442
1
Stfjeobebalb, Jljeobelinbe ; baö Sfjriftentljum ©aribatbö unb ber S^cobe*
linbc; oornef)mlid) aber bie ägilutfinger (Sljroboalb unb gara 2 , bic
nadj ber 2lrt i^rcö Auftretens weit etjer fürgranfen als für Saiern
ju Ratten finb unb Don fpäteren Quellen auäbriuflid) als fotdje bc*
geidjnet werben. Söenn aud) üieüeidjt nidjt mit ber ®td)erf}eit, wie jüngft
8
geftfyeljen , fo wirb man bodj mit fyofjer 3Baljrfdjcinlid)feit bie ägtlnl=
finger ate fränfifd^cö ©efdjtedjt betrauten muffen, unb barin liegt ein
weiterer ®runb gegen ba$ l)öf)ere Sitter be$ £itd$ III. 1)enn fmb
bie Slgilutfinger $ranfen, fo finb fie erft im 6. ^aljrljunbert buref}
bie franfifdjen $errfdjer auf ben baierifdjen §erjogftuf)l erhoben wor*
ben; fonnte aber bei fotöjer ©adjtage ber fränfifdje fiönig fdjon am
anfange be$ 7. Qofyxf). erflären : dux semper de genere Agilol-
vingarum fuit, unb fonnte er fdpn bamatS ba$ Slufbröngen be$
fremben £errfd)erf)aufe$ ben Saiern al$ gugeftänbnif? öorfpiegetn?
Sftur bann, wenn fie längft veralteten ßreiguiffen gilt, ift eine foldje
©pradje waljrfctjeinlidj.

£)iefe ©rttnbe feinen mir gewichtiger als ber eine, ber gegen
ein jüngeres 2lttcr be$ £ite($ HL öerwertfyet werben fonnte: e$ ift

ber 9Iu$bru<f antecessores nostri, ber c^er einen fiönig als einen
£au$maier in bem ©efefegeber oermutljen läßt. $)a nid)t ba8 ge*
wöfjnlidje parentes gebraust fei, wollte 3öpfl 4 ™ ^ m SUtSbrucf
üietleidjt eine Slnbeutung auf bie £tit na 4 ^tlPpinS 2^roubefteigung
5
finben. 3>«beffen Ijat SRotl) nac^gewiefen, ba§ barin wenigftenä fein
gwingenber ©runb
für bie (Sntftefyuug unter einem Karolinger liegt,
ba auef) in Urfunben ber SWerowinger bereu ätynen als antecessores
begegnet werben. £)a§ STitel III oom König ^ippin, alfo fpäter

1
$>a« 5ftamen«regijto in ber afab. Bbljanblung bc« ©rafeu §unbt (lieber
bie batjriföen Urtunben au« ber 3eit ber Hgilolfinger, 2Kündjen, 1873) jeigt,
bafe bie agilulfingifdjcn Tanten ©aribalb, (Sjjroboalb, gara, ©rimwalt nie, bie
übrigen nur feiten im baierifetyen $olfc erfdjeinen. dagegen treffen wir fämmt*
lidjc tarnen ber Slgilulfinger oft bei ben granfen; öergl. &. SB. ba« tarnen«*
regijlcr ju Mon. Germ. Dipl. I. ©djon bie gorm Slgil o I f bürftc eljer auf
fränftfdje $ertunft beuten; bie Slnnaljme Ijat einige Saljrfcf)einlid)feit, baß bie
entfyredjcnbc baieriföe «ftamenSform olt lautet, neben ber bic in baierifdjen
Urtunben aßerbing« ebenfo Ijäufigt gorm olf erjl üon granfen an« finge«
brungen ift. SBenn ftd) ©eqcg Arnulf laut feinen eigenen Urfunben Arnolfus
nennt, fo auf ben Äaifer Arnulf, feinen SSerwanbten unb
liegt Ijier bie 9iürffLc§t
Vorgänger in ©aiern, gu ©runbe, nadj bem er waljrfdjeinlidj unmittelbar be-
nannt warb. 2)aß aber btefc gönn ben SBaiern frembartig Hang , barf man
barau« fließen, baß in ben cinfjeimifdjen OueHen neben ber ofpeietten gorm
fo oft, ja, wie e« fdjetnt, überwiegenb bie gorm Arnoldus georauebt wirb,
fo in Ann. St. Rudbert. SS. X, 771; Auctar. Cremifan. SS. IX, 552;
Necrolog. Altah. (Summier, Otto b. ©r. 68 Snm. 1); Hist. fundat.
Tegernseens. bei Pez, Thes. III, c, 495 u. a.
f
grebegar (5a^. 52. 87.
8
Duifemann, Sleltefte ©efdj. ber SBaiern, @. 146—156, beffen ©ewei«-
fü^rung id) freilieft aueft uicftt in allen fünften billigen fann (öergl. meiue ©e-
merhmgen, 3enaer ?it. 3tg. 1875, ©. 115).
4
2)eutfd)e ©taat«- unb 9*ed)tSgefd)id)te , II, 35.
6
(Sntflefjung ber L. B., @. 57.

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443

als I unb II erfaffctt toorbeu, fdjeint mir nidjt benfbar; ben ©d)fu§
iebodj bag bemnadj nur bie 3eit Dagoberts ober feiner 93orgänger
,

übrig bleibe, mödjte idj gfeid)mot)( nirf)t ^ieljen. @$ ift mir jtoar
uidjt gelungen eineu urfunblidjen ©efeg bafür ju finben, i*a$ ein §au$*
maier Don ben älteren fränfifc&en Königen als antecessores fpricf)t;
für unmöglich aber toirb man eine SluSbrucfStoeife nidjt erflären
bürfen, bie nur ben tf)atfäd)licl)en SBerljältniffen entfpridjt: in ber fac*
ttfcfyeu 8Iu$übung ber Obergewalt über 33aiern toaren bie alten frön«*
f ifdjeu Könige bie Vorgänger ber £>au$maier Sari üflartelt unb <ßippin.
9Kan ttrirb atfo ben £ite( III eljer in bie jtoeite ^ßeriobe ber
Slbljängigfeit üon granfen muffen, unb bann entftefjt bie grage,
fefcen
ob er ettoa gleidjjeitig mit I unb II entftanben ift. 31jre Sntfdjei*
bung Ijängt junäd)ft baoon ab, ob man e$ vereinbar finbet, ba§ in
einer unb berfetbeu ©efefcgebung einerfett* für ben SDlorb be$ £>erjog£
bie 8eben$ftrafeunb SßermögenSeinjiefjung, anbererfeits ein äÖergelb beS
£erjog$ auSgefprodjen wirb, (SrftereS gefdjieljt in II, 2, teueres in
III, 2. Unb fjier fdjeinen mtrOaupp 1 unbSBaife 2 burd) iljre 2lu8*
f ü^rungen bargetljan ju fyaben,
ba$ eine 2luffaffung jufäffig, ja tior*
gujieljen bie ©leidjjeitigfeit biefer JBeftumnungen nidjt au$*
ift, loeldje

fd)lie§t. oou ben ©rünben, toetcfye SKerfel 3 gegen bie gleidj*


2lud)
jeitige flbfaffung üon I unb II einerfeitS, III anbererfeits gettenb ge«

madjt Ijat, gtücifle idj, ob fie als burd)fcf)fagenb betrautet »erben


fönnen. ©a§ ber 8Ibet unb ber niebere SleruS baffelbe unb ba§ ber
4
©tfdjof felbft ein f)öl)ere8 SBergelb atö ber ^eqog fjat , fann bie
©leidjjeitigfeit biefer ©eftimmungen faum auSfdjlie&en. Unb toenn
III, 1 nur oon Sinfefeuug eine« agilulfiugifcfyen §erjog$ burd) ben
Sönig fpridjt, loäljreub e$ in III, 1 üom §erjoge l)ei|t: quem rex
ordinavit in provincia illa aut populus sibi elegit ducem, fo
fjat SQßerfel burd) ben SKadjroeiS, ba§ biefeS 'auf toafjrfdjeintid) copu*
5
tatio ju oerfteljen fei , bem üon Ujm öorljer behaupteten SBiberfprudj
toofjt felbft jebe bie @(eid)jeitigfeit au8fd)lie§enbe Schärfe genommen.
SDod) bürfte ein anberer ®runb bafür fpredjen, ba§ III nid)t gleich
jeitig mit I unb II entftanben ift: in biefem galle toäre nämlidj ber
6
©toff tool)l logifdjer georbnet . 3u «««n oöllig fiebern Srgebniffe
läßt fidj nidjt gelangen, bod) unterfiüftt t>ie aügemeine gefd)i(^ttid)e
@ad)Iage am SSermut^ung, ba§ Site! III üom fiegrei^en
elften bie

§au8maier Sari 2Rarteß na^ ber SBefiegung ©rimioaftö unb ber


iinfe(5ung §mgbert$ ttxoa 729 eriaffen tmtrbe. £)ama($ lourbe bie
fränKfc^e Ober^o^eit über ©aieru, nad^bem fie na^eju fjunbert 3a^re
geruht ^atte, loieber aufgefrifd)t unb oon Äari kartet! jtoar lieber-

1
«ttg. Sit. 3tg. 1849, @. 910.
8
6. 125—128.
s
4
^ 221«
SBcrgt. I, 8 unb I, 10 mit III, 1.
5
©. 281 Slntn. 87.
e
2)teß gilt ouc^ unter bev SSorou«fft«ug, baß II, 15—18 urforiingliclj

an onberer ©teile flanben.

30*

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444

um ein SfgUutftngcr ,
jebod) of)tte Serüdftdjtigung bc6 ©rbredjteS
1
,

gutn £>erjog über ganj Skiern erhoben, ©iefem Vorgänge genau


entfprecfyenb erfennt baS ©efefc einerfeit« baS £ljronrcd)t ber Slgitut*
finget an, bringt anbererfeits baS fräufifdje (SrnennungSredjt in (Irin*
nerung. SBeiter mag es fid) baritm geljanbett fjaben bie jafylreidjen
©lieber ber agitutfingifdjen gamiüe nnb ber fünf 9IbetSgefd)(ed)ter,
fei e$ burdj Sfteuöerteiljung {(beeren ffiergetbeS unb befonberer Sfyren,
fei e8, toaS toatjrfdjeintidjer ift, bunf) gefefeltdje SInerfennung biefer
33orredjte, für bie neue Orbnung ber Dinge ju gewinnen, toieüeitfjt

aud) für iljrcn 2lbfatt Don ©rimroalt gu belohnen.


gür bie Seftimmung mm IV, 30, 31 unb appendix 1, beren
©ntfteljung nicf)t bor bie ber £itet I unb II fallen ttrirb, toie tum
VII, 1—3 2
, toetdje mm £affi(o auf einer ©tjnobe Don Slfdjljetm er*
3
taffen tourben, Ijat bereits SDicrfet öötfig jutreffenbe ©rünbe auSge*
fprod)en. Sejügtid) append. 1 fann man Ijinjufügen, i*a$ er nidjjt
nadj ber üDingofftnger ©tynobe tum 769 ober 770 entftanben fein
fann, ba \iä) biefetbe auf biefcS ©efefe bejieljt: De die dominico
ita constituit, ut tali honore habeatur, sicut in lege scrip-
tum est 4 .

2luffättig ift, ba§ biefe £)ingo(finger ©tynobe in ifyrem 3lrtifet 9


nur Don brei 23erbred)en fpricfyt, roetdje nad) beut ©efefce 33ermögenS=
einjieljung fjerbeifüljren unb ju benen fie nun ein neues fügt: De
eo, ut nullus hereditate sua privetur nisi per tres causa s,
quas in pacto scribentur, et propter homieidium. 3»n
VII, 2 toax aber mit 23ermögeuSein$ieI)ung be*
bereits ein viertes
brofjteS SJerbrecfjen , nämüdj inceftuofe ®)e, ju ben in II, 1 aufge*
führten Ijinjugetreten. @oß uns bieg ttma oeranfaffen bie Slbfaffung
Don VII, 2 fpäter als bie Dittgotfinger ©tjnobe ju batiren? £)a
5
bie Sejieljung ber 3lfcf)ljeimer ©tynobe in cap. 13 (©. 458) auf
£itet VII unüerfennbar ift, tirirb bieg nidjt mög(id) fein, man toirb
fcielmeljr annehmen muffen, baj$ bie Dingotfinger 2Serfamm(ung an
baS jüngere ©efefe VII, 2 nur nid)t gebaut I)at, als fie ifjre S5e-
f<f)(üffe formutirte. (Sine anbere üKögUcf)feit wäre, ba§ baS ©efefc
gunäcf)ft in ber gorm eines uns toertorenen @tynoba(befd)(uffeS ertaffen
toorben fei, aus bem es erft fpäter in baS pactum im engeren ©inne
beS SBorteS übertragen tourbe.
Dagegen tljeUe id) nidjt 9KerfetS 2lnfid)t, bag ber berühmte

1
SDemt ©rimwaft Ijattc ©bljnc, wie fidj au$ vita Corbin. cap. 27
ergibt.
* VII, 4 gehört woljt audj ^ic^er, icbenfatf« in bie 3eit SaffUo«.
8
@. 229.
* Cap. 1, M. G. Leg. III, @. 459.
6
©eigner (^ßippin f ©. 300 2htm. 4) meint: bie ©orte 'quo in pre-
1
sente villa puplica Ascheim constituere recordamini Ioffen öieHeidjt audj \
bie auffaffung ivl t boß biefe ©efefee ni^t auf einer früheren ©tjnobe ju %\ty
fteim,fonbern eben auf jener erloffen ttorben, beren ©efötüffe un« erhalten finb.
Sßie untüQ^rf^einlic^ aber, ba§ auf berfelben 33erfammfung r tuo bie ©efefee be-
troffen würben, in folgen SBortcn an beren 2)urc^fü^rung erinnert werbe!

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append. 2 crft nadj bcr 2l6fcfeung £affi(o$ crfaffctt worben fei.

Stterfel * ftüfct fidj babei auf bie (Srwägung, baß biefeS ©efefe bei ber
S3erurtf)eilung £affi(o$ gur 3lnwenbung gebraut worben wäre, wenn
e$ fdjon beftanben ptte. 3dj erttare mir bie 9?id)tanwenbung biefeä
Slrtifete unb ba$ .gurücfgreifen auf ben £>ari$(i$ oon 763 au« ber
Unmögtid)feit, ben t>om Slrtifet geforberten £fjatbeftanb be$ Ungefjor*
fam$ gegen einen föniglidpn ©efefyt ju erweifen. SEaffito Ijatte bcr
8abung nadj 3nge(f)eim golge geleistet, unb toa& man iljm vorwerfen
fonnte, waren nur Steuerungen unjufriebener unb üerbädjtiger ®e*
finnung. Da aber Saiern nadj SEaffito* Slbfefeung feinen §eqog
meljr erlieft, fann man unmöglich annehmen , tag erft bamate ba$
©efefc de dueeprotervo erlaffen worben fei, ba$ bie Regierung eine«
£>erjog8 üorauäfefct. £)a$ gelten in Dielen aud) augerfjafb öaiernä
2
getriebenen $anbfd)riften fpridjt aber für eine fpäte Grntfteljung be$

©efefceä, fo baft 2Rerfel gewijj 9?cc^t Ijatte baffetbc unter bie appen-
dices ju reiben. £)er £on, ber f)ier gegen ben $erjog angeflogen
wirb, ift fo fyerb, ba§ er fcon ben SBeftimmungen bereitet I unb II
gretf abftidjt unb nur burd) eine befonbere 33eranlaffung erflärt werben
fann. 3>d) finbe biefelbe in bem wieberljotten Slbfatte SEaffito* unb
glaube nidjt fe%ugefjen mit ber Sfonaljute, ba§ biefeä ©efefc 787 bei
ber Unterwerfung be$ baicrifdjen ^erjogS auf bem Sedjfelbe erlaffen
würbe. Denn bie Unterwerfung juSßormä 781, an bie man aßen*
faQ*-no$ benfen fönnte, war ba$ Srgebnig freunbtidjer SMjnung,
nid)t friegerifd)er SDroljung; berSrudj war bamats nid)t fo weit ge*
biegen, bie beiben ^5aci«centeu Ijaben fid^ fogar gegenfeitig ©efdjenfe
gemadjt 9htr burd) ein fo gekannte« SScr^ättnig wie ba$ oon 787
fann ber fd)neibenbe SEon be$ append. 2 erftärt werben.

3ur bequemeren Ueberfidjt faffe id) bie Grrgebniffe gufammen:


Xitel I unb II finb wafyrfdjeintid) tum Sßippin jwif^en 748 unb
752 gegeben;
SEttel III üiefleid)t üou Sari 9Kartefl c. 729, {ebenfalls ef)er Don
SartSÖiartett ober^ßippin ate öott einem ber alten fremfifdjen Könige;
STitcl IV (ofjne 30. 31), V unb VI finb jener SEIjeil ber älteften,
{ebenfalls nid)t öor 613 unb wafjrfdjetnüd) nid)t nad) 638 entftan*
beneu SUifjeidmung, ber oon ber Umarbeitung unberührt blieb;
Zitd IV, 30. 31 finb waljrfdjeiutid) unter SEaffito III;
SEitet VII üon SEaffito III. in ben crfien 3»aljren feiner föegie*
rung gegeben;
SEitel VIII—XXII waljrföeinlid) unter §erjog SEljeobo c. 696—
716 neu rebigirt, bod) fo, ba§ Diele ©efefee bie urforüngüdje Raffung
bewahrten;

8
& 229.
©. derlei, 6. 229 tom. 72.

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SEitel VIII, 21 unb toaljrfdjeinacf) XVII, 5 finb jüngere, jebod>


nod) im 8. 3af)rl). eingefügte ©(offen. ÜDie 5 appendices finb
toatjrfdjeintid) alle au« ber 3eit £affito$, append. 1 fidjer gtinfdjen
756 unb 769 ober 770, append. 2 I)öd)ft toaljrfdjetnUd) &on Sari
b.®r. 787 auf bem Sedjfetb erlaffen.

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beitrage pr Ärtttf ber Vita Meinwerci.

SSon

Mti Uiege^

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Seit ©. $. $erfe im XIII. #b. ber SS. bet M. G. bic «io*
grapste be$ 33ifd)of$ Stteintoerc Don 'ȧaberborn, toetcf)e gegen ba8 3faljr
1155 Don einem unbefannten 9ttöncf)e be8 StofterS SIbbingljof oerfagt
tourbe, neu ebirt Ijatte, ift mit 2lu$ual)me einiger ^ßrogrammarbeiten

Don ^Befestigung mit biefer »tätigen Queßenfcfjrift


einer fpccieücn
ein titerarifdjeS 3 eu 9 n ^ n W
borfjanben. ©trenge Qucflenfritif
»urbe an ber Vita Don jenen nidjt geübt. £>a$ @(eicf)e gilt bei ben
fonft fo toertüoflen Angaben über unfer 2Bcrf in ben 2lnmerfungen
1
ju ®iefebred)t$ ©efdjidjte ber £)eutfd)en Saiferjeit nnb in Sßatten*
2
bad)$ £)eutfd)(anb$ ©efd)icl)t$queflenim üfltttetafter . Denn mand)e
grage faun erft bei eingefyenber £)urd)forfd)ung ber Quefle aufge*
toorfen »erben; imb bie SBeljaubhtng ber einzelnen fragen teljrt, betfc
nur auf ©runb einer fpecietfen Bearbeitung bie gefugte Slntroort mit
©icfyerfjeit fi$ geben (aßt.
Vita Meinwerci ift eine eigentümliche Quefle.
ÜDic Qtyt
ßigeuart befteljt in bem Slufbau ber Biographie auf feljr reifem
Urfunbenmateriafe. ©fücfti^er Seife ift üon bem, toa$ ber Berfaffer
verarbeitete, gegenwärtig ber größte £ljei( aorljanben, eine nid)t
unbe«
Don Urfunben fogar nod) im Original toorfjanben,
trädjttidje 2lujaljt

fo ba§ bamit eine Bafi$ für bie Sritif in Bejug auf 3uüerlä§(idj*
feit in ber Ueberlieferung urfunbtid)en 9Jiateria(e$ tüte ber ©faub*
lüürbigfeit ber auf ©runb üon Urfunben mitgeteilten T)akn unb
gacten gegeben ift. Unb biefeä ÜKaterial Ijat nid)t bfo§ für ben
Socatyiftorifer Bebeutung. 2lber auef) münbtidje Uebertieferungen Ijat
ber 2lutor in fein 8cbeu8biß> gehoben. Die luftigen unb farbenreidjen
Slnecboten fönnen auf 2lutljenticität feinen Slnfprud) erfjeben, wenn*
gteidj fie at$ gut erfunben nid)t gemißt »erben mögen. @ie er*
fcfjtoeren jeboef) bie Beurteilung be$ SßerfeS ebenfo feljr a($ ber Um»
ftanb, ba§ ber Sßcrfaffer ein 3al)rl)unbert nad) jenen Grreigniffen lebte,
tt)e(d}e er erjagt, alfo mandjeä fd)on in ber Ueberlieferung entfteßt
erf)a(ten Ijat. ÜDa^er ift aflerbiugS junäd)ft Borfidjt bei aßen Sftadj*
rieten ratsam, todtyc burdj gleichzeitige Queflen nid)t beftatigt toer*
ben fönnen. 3ntt)ien)eit ba$ Bertrauen ober bie Borfidjt in ber

1
SBb. II, 4. Aufl., ©. 579.
8
«b. ll r 3. Slufl., ©. 29.

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450

©djofcung einer 9Witt^cUu«g ju gdjen tyd, barf aber burdjau* ntd)t


bem Grmeffen be$ ßinjelnen anleint gefteflt Kerben, fonbern ein ber*
artiges Urteil fann nur ba$ SRefuttat forgfamer Unterfudjung fein.
S)ie 3?ot^toenbigfeit einer fotdjen Arbeit fteOte ft$ für inid) l>er*
auö, ate id), bei ber innigen ffiedjf elbejieljung , meiere gwifdjen Ur=
funbenfritif unb Queüenunterfudjungen beftt^t, oon einer ^Bearbeitung
ber Urfunbcn §einridj$ IL 1
auf eine fritifdje SBürbigung ber Vita
Meinwerci Eingeleitet würbe. S)o na^ui id) mafyr, ba§ biefe Queue
Dielfadj üou einem befdjränften ©efidjtspunfte a\\$ gemürbigt toorben
ift. ©er 9ttaa§ftab für bie SBürbigung mu§ gerabe fyier in bem
SSSerfe felbft erft gefugt werben. 3Dann aber war $u unterfudjen,
welche gefdjictytlidje S^atfadjen unter benen, bie ber Serf affer bietet,
fyiftorifd) nachweisbar finb, wie unb in welker 3U>fid)t ber Slutor ba$
ü)m Uebertieferte wiebergab. @rft barauffjin war e$ möglich, richtig ju
erfennen, ma$ tnbioibuelte gärbung, £enben$ ober ?arteianfd)auung,
unb wie grog bie 5£reue ber Cfqäfjlung fei.
35ie$ aÖe$ fyat ©iegfrieb §irfd), ber einige unter ben neueren
gorftfjern, ber einjetne 9iact)rid)ten biefer Quelle in ben ^aljrbücfyern
£einrict) II. näfjer beleuchtete, gänjtid) überfeinen. (Sr fteüt bie 33e*
fyauptung auf: ba§ ber äutor ber Vita Meinwerci oon beut öerar*
beiteten Urfunbenmateriate einen „bebenflidjen ©ebraud) gemacht" *,
nennt bie 2Crt unb SBeife ber Senufeung eine „irrtf)ümlid)e, fyte unb
ba unerlaubte" 3 , über $ada, für wetdje bie Vita Meinwerci bie einjige
Quelle ift, fällt er ba$ oernidjtenbe Urtljeit, ba§ ber SJerfaffer «ber*
gleiten tt>a$ ben bürren Urfunbenqtfracten .... einiges gefd)iti)t*
lic^eö Seben einju^au^en fd)ien, gerabetjin $u erfiuben fid) nid)t
4
freute" * 35ie gelieferten 4$etege fmb feiueätoegS ijtnreidjenb ein
foldje* Urzeit ju rechtfertigen. 3$ »erbe mehrmals ©etegentyeit
ijaben, auf bie fubjeettoen ÜKutymagungen §irfd)$ jurüdfjufommen.
(Sine fadjtidje Sritif, id> atö bie ©runblage einer rid)*
roeldje
tigen ^Beurteilung anfelje, fann oon einer Prüfung ber Ueberlief erung
be$ UrfunbenmaterialeS nidjt Umgang nehmen. Die Siograpljie be*
fteljt au& 219 6apiteln. ÜDiefe finb gum größten Streite au« urfunb*
tigern SÜiateriale gebilbet, manche finb in ber £ljat bto§ Urfunben*
aufyüge. Unter ben benufcten ©ocumenteu finb 43 Diplome, 2S3ußen
unb 1 ©tyuobatbefdjlufc.
5
SSon iljnen gelje idj au«, gür bie Äritif ber 3uüerlä§lid)fett

1
§emrid) IL ©ejug neljmenbe grageu
(Sine Arbeit, weldje alle auf bie Äanjlet
beljanbelt, wirb bemnadjfi üon meinem greunbe Dr. ©otjer unb mir ber Deffcnt*
ftdjfeit übergeben. 3$ fann mic^ baljer ^ier beWrSn!en f bloß burd^ bie föe-
fultate einge^enber Urlunbenftubien meine Sfanaljmen ju frühen , o^nc umflönb^
Uc^e ©ewetfe ju liefern.
J
Sa^rb. 8b. JI, ©. 394.
8
3a^rb. SBb. III, @. 41.
4
So^rb. ©b. II, @. 395.
6
SSon ben weitaus jaljlreidjcrcn ^riöaturtuuben fanu i^ um fo e^er
abfegen, al* ber gcringfte S^eil erhalten ijl, auc^ eine Iritift^e Prüfung ber 2)o*
cumente unb tyrer (S^t^eit oorange^en müßte.

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unfereS SßerfeS ift unbebingt maggebenb, in toetdjer Sßeife ber 25er*

faffer ba$ ifjm üortiegenbe SKateriat ©erarbeitet fjat. 3<Jj beginne


mit jenen gätten, in benen gegen bie ©enauigfeit ber Uebertieferung
(5$ [inb biefe galjtreicf) genug, um auf
fein SJortourf erhoben toerben fann.
©runb einem fixeren Urteile über bie 2lrt ber Sßiebergabe
berfetben gu
gu gelangen. [inb
1
&
@ap. 5 in 33ergteid) mit @t. 1304, @ap. 9
mit @t. 1353, @ap. 10 mit @t. 1433, Gap. 15 mit @t. 1542,
ßap. 25 mit 3aff6 3059, @ap. 27 mit @t. 1622, @ap. 132 mit
@t. 1660, Gap. 133 mit ©t. 1663, (Sap. 143 mit @t. 1687,
@ap. 144 mit ®t. 1688, @ap. 164 mit ©t. 1702, <5ap. 165 mit
©t. 1716 unb 1717, @ap. 166 mit et. 1740, @ap. 168 mit
et. 1742, (Sap. 169 mit et. 1750, <5ap. 171 mit et. 1757,
(Sap. 178 mit ben 33efcf)tüffen ber ©tynobe üon eetigenftabt, @ap.
188 mit et. 1801, Gap. 189 mit et. 1800, ßap. 190 mit et.
1802, @ap. 191 mit et. 1803, (5ap. 198 mit et. 2045, @ap. 200
mit et. 1934, <5ap.202 mit et. 1978, Gap. 205 mit et. 2006,
<5ap. 206 mit et. 2009, @ap. 207 mit et. 2010 unb 2011,
@ap. 208 mit et. 2022, @ap. 214 mit et. 2026, <5ap. 215 mit
et. 2027 unb 2028, 6ap. 216 mit et. 2038 unb 2045. £)em*
naefy 34 gätte unter 46.
£)ie UrfunbenauSjüge finb jebodj gang tterfdjieben. ©iumat finb
bie £)iptome bloß erwähnt, fo g. 2J. in ßap. 9 et. 1353; bann
werben nneberum au$füf)rtitf)ere 2lu$güge gemalt, bie fid) enge an
bie Vorlage auffliegen f fo bajjj gange Urfunbentljeite toörttitf) in bie
Srgäfjfung aufgenommen werben; in bief ein gälte nimmt ber 23erf affer
gumeift ben Urfunbenact, gumeUen bie gange Narratio, nid)t fetten bie
Dispositio, ja guweiten fogar bie ^Joenatformet herüber, ©in 33ei*
fpiet biene für bie anberen, um bie Slrt ber gufefet angegebenen 93er*
Wertung be$ UrfunbenmaterialeS barjutegen.
Cap. 191. St. 1803 (Erhard Cod. CVI).
Monasterio quoque Cou- ....
qualiter dos pro reme-
funga nominato, in honore dio animae nostrae dilectissi-
saneti Salvatoris sanetaeque maeque conjugis nostrae Cuni-
ejus geni tricis nee non vic- gundae videlicet imperatricis
toriossimae crucis atque augustae atque parentum nostro-
beati Petri apostolorum rum nee non pro animabus
prineipis construeto, quod- fidelium nostrorum, quorum
dam praedium regii juris ibi corporarequieseunt, Er-
Hardinchusun dictum pro phonis scilicet coniitis atque
remedio animae suae dilectae- Cönonis, monasterio nostro
que conjugis suae Cunigun- Cofunga nominato in hono-
dae imperafcricis augustae rem domini salvatoris sane-
nee non pro animabus fide- taeque ejus genitricis nee
liumsuorum, quorum corpora
ibi requieseunt, Erphonis
non victoriosißsimae crucis
atque beati Petri apostolo-
coniitis atque Cuononis, ea-
rum prineipis construeto ad
1
34 citiere bie Äaiferurfunben im gotgenbett bloß nadj ©tumpf (@t.)
JBcrgcidjntß ber Äotferurfunben.

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Cap. 191. St. 1803 (Erhard Cod. CVI).


dem die 1
ibidem in Patherbrunno usum sanctimonialinm
contulit, eavidelicet ratione, quoddam noßtri jurispredium
ut venerabilis ejusdem ec- Hardinghuson dictum ....
clesiae abbat i 88 aOuta nomine concedimus ea vide li- ,

sibique posthinc succeden- cet ratione, ut ipsius aeccle-


t e s proprietario jure ipsnm possi- siae venerabilis abbatissa
derent. Outa sibique posthinc succe-
dentes liberam habeant de eadem
proprietate ejusque
pertinentiis
quicquid eis placuerit ad usum
aecclesiae faciendi potestatem*.

Roty toav ber SBerf. burdjauS ntdjt geneigt, 2lfle$ b(o§ ofoiu*
fdjreiben, ober ftd) IjödjfienS l)ie unb ba burd) bie ©arfp felbft gege*
bene Slenberungen ju erlauben, fonbern er uerfu^r guwetfen aud) utel
freier, unb fear fidjtficf) beftrebt ber Urfunbenfpradje einen gemtffett
©djttnntg ju Beriefen. SDag jeboc^ f)ier feineStoegS ttritlftirüdje

©inncSüeränberuugen borgenotntneu tourben, möge ba$ folgenbe Set*


fpiet erläutern:

Cap. 27. St. 1623 (Erhard Cod. LXXXIV).


Venerabilis autem episcopus, qualiter Megenwercus Pater-
tarn materiali quam spirituali brunnensis ecclesiae venerabilis
gladio ecclesiam comissam muniri episcopus pro ecclesiaetica utilitate
et tueri desiderans, imperatorem arduum laborem aggressus, no-
inibi cum amicis suis et regni biscum limina beatorum apo-
magnatibus adiit et ut talia bona stolorum Petri et Pauli pia in-
imperiali auetoritate confir- tentione quesivit, devote supplica-
maret, qualia domnus apostolicus turus, ut ecclesia, cui ipse pasto-
8ua canonica confirmaverat 8 sup- rali cura presidet, iuprimis apo-
,

pliciter expetiit. Imperator autem stolica, deinde nostra imperiali


ejus ardui itineris laborem, auetoritate corroboretur, pro eo
quem suae dilectionis intuitu ad maxime, quia, quando ecclesia fuit
apostolorum limina secum concremata, omnia ejusdem eccle-
arripuerit, reminiscens, rationa- siae preeepta atque privilegia in-
bili petitioni solita benignitate cendio perierunt. Cujus peti-
promtissime favit et omnia ab tioni,quiarationabilisvidetur,
,

eo de bonis haereditariis Pa- gratuito adsentientes, quicquid ea-


therbrunensi ecclesiae c o 1 1 a t a dem ecclesia per j usticiam obtinere
vel deineeps conferenda vel alia debet antecessorum nostrorum vel
qualibet sua instantia et industria nostra oblatione, ceterisque fide-
a quibuscumque fidelibus ac- libus ibi collatum in rebus,
quisita seu acquirenda, commu- territoriis vel in comitatibus ac
tata vel commutanda regiae auc- districtu, vel quibuseunque uten-
toritatis praeeepto aureo sigillo silibus ac quicquid ipse episcopus
bullato confirmavit et corro- predictus Megenwercus de sua
boravit. hereditate ibi contulit vel ali-

1
XIX. Kai. Februarii MXXIII.
2
Datum XVIIII. Kai. Febr. indict. VI. Anno dominicae incar-
uationis Millesimo XXIII. Anno vero domni Heinrici seeundi regnantis
XXI. Imperii autem eius Villi. Actum Paderbrunnon felicitet
amen.
8
Cf. cap. 25.

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453

Cap. 27. St. 1623 (Erhard Cod. LXXXIV).


unde per commutationem aut pre-
cariam legaliter adquisivit, de-
rmo ßtabili dono concedimus et
imperiali auctoritate confir-
mamus.
SBcticrc« beigubringen, fdjeint md)t erforberfidj. SKur toertoeife
idj nodj auf für bie Sritif ber Vita Meinwerci tiridjtigeu
einen
Umftanb: ©elbft in jenen gäßen, too gegen ba$ mtterjä^Itc (Sreiguifr
SBebenfen erhoben »erben föunten, ift bie Ueberlieferung ber fyeran*
gejogenen Urfunben burdjau* getreu. Somit glaube iä) ooßftäubig
berechtigt gu fein gu behaupten: ba§ bie Slrt ber Urfunbenbenufcung
nadj biefer ©eite l)in, ungeadjtet aßer ftiliftifrfjer Umarbeitung ber

33or(age, innerhalb ber ©rengen ftrenger 3ut)erläffigfeit unb ooßftän*


biger ©laubtoürbigfeit gelegen ift.

@$ bleibt gunädjft bie grage gu erörtern, tüie inSbefonbere üftamen


unb £>aten üon bem SSerfaffer überliefert werben. 3ßa$ bie Üftameu
anbelangt, fo gibt fie ber Slutor erftlidj ooßftänbig. $n ©djenfungS*
urfunben »erben angeführt:be$ DbjecteS,
Stautenaudj bann, —
toenn mehrere aufgugäljlen finb, ßap. 15 ober im Sap. 132
tüie in r

ferner entfpredjenb bem Urfunbengebraudje tarnen be$ ©aue$ unb
ber ©raffdjaft, in melden ein üerliefjeneS ©ut gelegen ift. (Sbenfa
tterf)ött e8 fid) in aßen tiefen Urfunbenejrtracten mit ben 3>ntert)e*
nientenreifjen. 33oßftcinbig ftimmen bie Angaben ber Vita Mein-
werci hierin mit ben üorgetegenen ÜDocumenten überein : überaß
ba, tt)o iljrer in ben Urfunben ertoäljnt lourbe, finb fie audj in ben
©rtracten ber Vita Meinwerci aufgejagt. 5Kid)t ein einjiger 9hme
ttmrbe Riebet überfein. 2lßerbing$ finb gegenüber bem Stbbrucf ber
Urfunben bei (Srljarb Heine ortljograpfjtfdje Slbtoeidjungen gu üer*
geidjnen, bod) ba& beeinträdjtigt ba$ gewonnene Urteil nidjt. ©ben*
fotoenig alteriren ba& (Srgebnifc bie etwa« bebeutenberen ÜDifferenjen in
folgenben brei gäßen. $n @ap. 15 tnerben unter ben ©ütern Gam-
beke unb Gession angeführt, bei Erhard C. LXXXII Lambiki
Lession, @ap. 169 Ijei&t e$ ad viam Monneshusun; Erhard
C. CI Ijat Vuicmonneshusun Sap. 207 fteljt Illisa, bei Erhard
,

C. CXIX 9J. 4 Nisa. 5Da (Sr^arb biefe brei Urfunben nadj W>*
fünften ebtrt Ijat, beren ältefte in ba$ XIII. 3>ö^r^unbert faßt, fo
bleibt e$ fraglidj, toeldje üon ben beiben ßeSarten öorgugiefjen fei. (Sin
mit bem oon bem erften ©ocumeute nod) erhaltenen in
SSergleid)
©erlin aufbewahrten Originale belehrt, bafc in biefem gaße bie 8e$*
art ber Vita Meinwerci bie (eifere ift; ob aber bemgemä§ audj in
ben beiben anberen Urfunben bem ßopifteu eine Ungenauigfeit guju*
fd)reiben märe, ober ob ber SBtutor ber Vita Meinwerci in @ap. 169
unb 207 einen 8efefef)ler, ber fid) palaeograpljifd) feljr leitet erflären
tiefce, begangen f)at, toiß itf) baljingefteflt fein (äffen. @o Diel mm
oer ffißiebergabe ber 9tamen. 5Die Quefle geidjnet fidj aber aud) in
ber ©enufeung ber ©aten burd) gleite ©enauigfeit aus.
fe
i

454

3lu$ allem biefem folgt, bo$ ber SSerfaffer mit gcwiffenljafter ®e*
nauigfeit bie Dorliegeuben SMptome benufet, bafj er fern baoon war
etwa burd) nad)(äffigen ©ebraud) ober gar wiflfür(id)e Sntfteflung be$
*

£fjatfäd)(id)en in tenbenttöfer Sßeife ba$ ifjm ju


®ebote fteljenbe 9fta*
terial ju t)erfätfd)cn. SSidme^r beutet aße$ auf eine fleißige unb ge=
wiffenljafte Slrbeit.
©djeinbar ftefjt biefe SSfofidjt mit ben angcjweifefteu unb a(3
irrig ernannten Stngaben be$ SBerfeS in SSMberfprud). ©odj audj
nur fdjeinbar. 9ftan fjat jwar, wie id) bereits angebeutet Ijabe,

gerabe berartiger Sttängel wegen benäßertf) be$ SBerfeS fefjr tief tjer*

uutergefefct. Slßeiu id) glaube bafjiu fam man nur burd) falfdje 2ln*
wenbung queüenfritifdjer 3fletf)obe.
SÖBaö Vita Meinwerci wegen feiner 2lrt ber
bet SSerfaffer ber
Urfunbentoerarbeitung an Slnfeinbungcu erleiben mußte, ift nur ba*
burd) erffärfid), tag man fid) an bie offenbaren Errungen unfereS
©Ejrouiften gehalten, an biefen bieSritif geübt, unb mit bem Ijier ge*
Wonnenem 9?cfultate bie jWeifelljaften Angaben gu beurteilen untere
nommen Ijat. £)ab*i würbe ganj unb gar überfeinen, ba§ ber wefent*
lidje 2Bertf) ber Quelle ba tjerüortritt, wo bie Ueberüeferung eine
burd)au$ correcte ift.

3>d) willnun in ber folgenben Stö^aubtung üerfu^eu, nad) ein*


geijenber Prüfung aller bebenflidjen ©teilen ber Vita Meinwerci
einen ftdjerereu 3tta§ftab für bie Sritif tiefer ©cfyrift ju gewinnen-
dem erfteu offenbaren Qrrtljum begegne id) G>ap. 6. ©ort
ftefjt: Privilegium apostolicae confirmationis super bona et
jura ecclesiae suae a Johanne papa ejusdem nominis oetavo
deeimo anno dominicae incarnationis nongentesimo nonage-
simo, episcopatus illius tercio, indictione quarta, petiit et ob-
tinuit. Die Ijier erjagte £l)atfad)e ift ridjtig; bie citirte 33ulle
^o^ann XVIII. ift ermatten 1 , mit fotgenber ©atimng: Datum
in mense Decembris, indictione quarta, anno pro-
pitio domni Johannis XVIII. pape tertio. £)ie geitmerfmale
mit SluSnafyme be$ ungehörigen 3?ncarnation$iaf)re$ finb mm bem
Slutor ridjtig überliefert, ©a$ Ijingugefefcte 3>ncarnation8jaljr ift falfd)
beregnet, weit 3»of)ann XVIII. am 25. 2)ec. 1003 geweift würbe,
©ein (ief bemnad) bom 25. ÜDcc. 1005
3. «ponttficationäiafjr 24. —
SDec 1006; bie Urfunbe ift mit SRüdfftdjt auf bie ^nbiction IV,
mtyt oon l.@eptember 1005 —
31. Sluguft 1006 läuft, jwifdjen
ben 25. unb 31. £ec. 1005 gu fefeen. SBie ift nun bie 3fana!jnte
oon 990 ju erftären?
35er ^rrtijum be$ 2lutor$ ift nur in einer unnötigen SSeredj*
nung ju fud)en. 3tf)m bot bie Sutte als fefte ÜDateu bie 3?n*
biction IV. unb bie Srwäfynung 9?etljar8. föetjjar war iebod) öon
981—1009 ©ifdjof tum ^aberborn. £>ie indictio IV wieberljolte
ftd) in biefem 3eitraume jweimat: ba« erfte ÜÄal Don 1. ©eptember

.
* 3affd 3020.

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455

990 —
31. Sluguft 991 tmb ba$ stoette 9M oon 1. ©eptember
1005—1006. Sßann 3fot)ann XVIII. fein ^ontificat befleibete,
faum im XII. Sfaljrljunbert befanttt. SSJenigftenS
toav toai)rfci)ein(id)
ift unter ben Dom SSerfaffer ber Vita Meinwerci benufeten Queßen
«in *ßapfrfata(og nidjt nadjtt>ei$bar. 35ie(meljr Ijat es aßen Sfafd)ein,
bafj auci) l)ier ber 33erfaffer auf annatiftifd)e SBerfe angettriefen war.
£at ber Slutor —
toa$ anjunetjmen ic^ fefyr geneigt bin — auf
©runb ber ^pitbeSfjeimer Slnuafen bie £eit ber ©uße beftimmt, fo ift
ber oben ertttöljnte Qrrtljum ooßftänbig erftärt. £>iefe Queße bringt

für bie angebogenen 3»af)re nur eine ©teße, toetdje gu oertnertljen


tnar, nämlid) jum 3>af)re 996 : Johannes papa obiit. OEjne £)rb*
mtngSjaljt fonnte ein ©djriftfteßer be$ XII. 3taljrf)unbert$ ifjn auefy

für Sodann XVIII. nehmen. Unter biefer 93orau8fefeung ift aber


bie 3afjre$jal)t 990 ($)ecember ber 3nbiction IV) »eber burd) ®e*
banfenlofigfeit uod) buref) abfid)t(id)e Sßerfälfdjung entftauben.
Qn bemfetben Sapitet fjeißt eS toeiter:
Karolus videlicet Calvus, interventu Bisonis Patherbrun-
nensis episcopi, sexta Idus Decembris, anno dominicae incar-
nationis octingentesimo octogesimo quinto, indictione quarta,
anno ex quo, patre suo Luthuwico ejusdem nominis seeundo
mortuo, cum fratribus suis Karlmanno etHlodowico de regno
altercari ceperat nono, ex quo, Karlmanno mortuo, a Johanne
papa in imperatorem unetus fuerat, quinto, ex quo, fratre suo
Hlodowico 13. Kai. Febr. mortuo, tocius regni monarchiam
nullo resistente suseepit, quarto.
ÜDie Unrid)tigfeit biefer Sftotij I)at bereit« SßitmannS 1 ertiriefen.

216er feineSroeg« ift bamit auSgefprodjen, ba$ mit ber 3urücfroeifung


ber falfdjen SIngaben eine minbeftenS an gä(fd)ung ftreifenbe SBiflfür*
tid)feit be$ SMograpljen aufgebeeft toäre. 3»d) bin überjeugt, bafj ber
oben angeführte 2lu$jug Don ifjm auf ®runb einer
burdjauä md)t
tlrfunbe ßaifer Sarts III. für Siutljarb oon <ßaberboru Dom 8. @ep*
tember 885 gefäffcfjt ift, fonbem bag enhoeber bem SSerfaffer eine
obigen Qnljalt reprobucirenbe faffdje Urfunbe oorfag ober bie ganje
SKadjridjt au« einer anberen Queße entlehnt ift.
Offenbar Ijängt Ijier bie abfitfjtlidje 93erunedjtung mit bem 3u*
rüdtoerfen be$ @rünbung$ial)re$ Don 'jßaberborn auf ba$ $a\)X 795
jufammen. 3>n golge beffeu finb bie ©aten ber (Sinfefeung unb be$
£obe$ ber 33tftf)öfe oerfdjoben, unb eine mit unrichtigen T)aten öer*
feljene 33ifd)of$reif)e conftruirt »orben. £)od) gerabe biefe ftimmt faft
ganj mit ber be$ fädjfifdjen Sünnaüften überein. @ie faßt a(fo tooljl
&or bie Slbfaffung^jeit ber Vita Meinwerci, unb bürfte nebft an«
bereu Uebereinftimmungen jttrifdjen ben beiben genannten Queßen auf
2
eine gemeinfame ©runbtage jurüdEfüfjren Ojne befonberä barauf .

®ett)id)t ju Cegen, bag inmitten ber »armen SBerfyerrtidjung ber Zf)ä*

1
Äatferurtunben ber $rototn& 2öe|ty$alen I, @. 194.
8
@djeffet = S8oid)orft, Annales Patherbrunn enses @. 87 f.

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tigfeit eine« JBifdjofeS be$ XL 3>aljrl)Uttbert$ eine berartige SJerfdjie*


bnng ber SBifdjofSreifje fanm eine redjte Srftörnng ftnben fönnte, ift
bie 33ermütl)nng ben Urtjeber biefer $älfd)nng in bem SMograpfjen
ju feljen ©efagtem jurücfjuwetfen. §ebe id) nod) fjerüor,
bereit« nad)
bafj ber au$ anberen gälten gewonnenen (Stnfidjt in bie Slrbett^mcifc
be$ 23erfafferS e$ bnrd)au$ wiberfpridjt, bte gaffung biefe« UrfnnbenanS*
gngeS at$ gä(fd)ung einer etfjten Urfunbe $ar($ III. anjufeljen, fo
bürfte bem obigen (SrflärungSuerfutfje faum ein ftid)l)a(tiger ©runb
entgegengehalten werben föunen.
3>n fotgenben (Sapttct 7 wirb ein im ®anjen juöer*
bem barauf
täffiger 2lu$jug toon @t. 1246 gegeben; bloß in ber ©atirungSjetfe
Weidjen bie Angaben ber Vita Meinwerci tum ben 2lu$gaben
biefer Urfunbe ab. £)ie anni pontificatus Silvestri seeundi
ftnb eingefdjoben. ©er annus regni wirb auf XVIII, ber im-
perii auf V angefefet. £>ie Urfunbe ift nad}(Srljarb Reg. 5ftr. 703
3iote einjig „in einer fefyr jungen mdjt ganj juüertäffigen Slbfdjrift
ermatten". 3?n ben ©rüden ftnb bie betreffenden 3eitmerfma(e ^ { s
genbe: Monum. Paderb. @. 235: regn. XVI. imp. VI; Schaten
&. 355 : reg. XVIII. imp. VI ; Falke reg. XVI. imp. VI. 9?ic^tig :

müßten fie, wie in ber Vita Meinwerci, (auten regri. XVIIL


imp. V. —
3>n gleichzeitigen Urfuuben Otto III.
l
werben regelmäßig
bie anni imperii richtig angefefct, bagegeir ift bie S3ered)nung ber
ÄönigSjaljre fatfdj, XVI unb XVII werben ftatt XVIII gebraust,
tvaQ freilid) nidjt au$f stiegen würbe, baß einmal aud) bie richtige
3al)t gefegt warb.
@$ ift baf)er fdjwer gu entfdjeiben, ob ber SJerf affer bie £)aten
ber Originafurfnnbe öerbeffert ober ber ßopift fetbe corrumptrt tjat.

SBeit wütiger für bie $ritif be$ SBerfeS ift bie SDifferenj,
wetdje jwiföen @ap. 9 ber Vita Meinwerci unb @t. 1323 be«
fteljt. 9Jton toergfeidje:

Cap. 9. St. 1323 (Erhard Cod. LXXVIII).


. . . XVII. Kalen-
oecurit ei qualiter nos incendio Paderbru-
das Octobris Retharius epi- nensis ecclesie, miserabili condo-
scopu8 in loco qui Bochbar- lentes, petitionique nostri fidelis
dun dicitur et ecclesiae suae ruinas Betharii venerabilis episcopi,
innotesceiis, forestim, quae in- qui eidem sedi modo preesse vi*
cipV de Deichana flumine et detur, ut opportuit annuentes, in
tendit per Osninge et Si- subplementum jam dicte, ecclesie,
nithe usque in vi am quae in jus concedimus et per hoc re-
ducit ad Horhusen, et de gale preeeptum corroboramus f o-
hominibus ecclesiae commissae, restum, quod ineipit de Lu*
tarn liberis quam et servis thera flumine et tendit per
nulla jadiciaria persona con- Osnig et Sinidi usque in
stringendis, nisi aduocato viam que ducit ad Horohu-
ab episcopo electo, regiae tuicionis sen, et de hominibus predicti
defensionem, ipso primoanno reg- episcopi, tarn liberis quam et
niejus dominicae incarnatio- servis, nullaiudiciaria pote-
nisl002,indictionel5.optinuit. state constringendis nisi co-
1
Soweit bie« au« Stumpf« Urfmibetwevjeidjm« ju erfeljen i(l.

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Cap. 9. St. 1323 (Erhard Cod. LXXVIII).


ram advocato, quem ipse episco-
pus elegerit, nostra omniumque
nostrorum successorum et oninium.
mortalium contradictione remota.
Et ut haec confirraatio stabilior
cunctis permaneattemporibus, hanc
paginam manu propria corrobo-
ravimu8 et sigilli nostri impres-
sione insigniri precepimus . . . . ,

Data XVII. Kai. Octobr.


anno incarnationis domi-
nicae MII. Indictione I. anno
vero domni H. regnantis I. Actum*
Bochbardon.
3$ gelje bei ber ©eurtljetfung bt« SSerljältnlffe« btefer beiben
©teilen t)on ber urfunbltdjen Uebertiefernng au«. 351c Urfunbe ift

inbem $aberborner @opiafbudje saec. XIII, Msc. I, 118, ermatten.


3m SaijXt 1661 fjatte ber bamafige £)omfe<:rctär Subroig SDBippcr*
mann biefe 8lbfd)rift mit bem Originale, ,,ba« mutilum ob situm
vetustatis fei
11
, üerglidijeu, unb bie Stute Signum domni Heinrici
regis invictissimi au« bemfelben am unteren Staube be« ßopiar«
nachgetragen, ©egentüärtig ift nur ein Keines Fragment, worauf bie
5Datterung«jeifc unb Ueberrefte ber ßanjlerjelle ftcfjeu, &on einer Ur*
fttnbe biefe« £age« ermatten. @o Diel öon ber Ijanbfdjriftlidjen lieber*
1
lieferung biefer Urfunbe . ©efje id) auf bie Prüfung beö ©ocu*
mente« ein, fo Dcrrät^ f^ott ber ©djfufjtfjeil ber Urf unbe, öon 'et de
hominibus' an, bie Arbeit be« ßopiften. SDie« folgere id) nidjt bfo§ au«
ber mangelhaften ©tilifierung biefer ©äfce, benen {eber togifdije ßu*
fammenljaug mangelt, fonbern weil bie ganje Raffung bem bamaligen
Sanjfeiftit tmberfpridjt.
3ft aud) gegen bie Ortzeit be« Spalte« biefer ©teile fein Sin*
toanb ju ergeben, ba berfelbe bereit« in @t. 1246 unb hierauf in
@t. 1353 eine ©eftätigung finbet, fo ift er umfomeijr in ber Ijicr
gegebenen gorm anzufechten, ßrftfid) ift burdjau« unftattljaft, berar*
tige 9?ed)t«beftunmungen nur fo gelegentlich af« Slnfyang ju einer
©d)enfuug«urfunbe ju geben, unb jroeiten« muß e« af« anffallenb
bejeidjnet werben, baß biefe nidjt einmal bi«pomerenb , fonbertwbtoß
in ber Sßeife einer ©etitefuug be« 9?ed)t«acte« ^inter^er eingeführt
2
werben .

3n ber Dorliegeuben ®efta(t mad)t bie ganje Urfunbe ben ©n*


brudt, bafj ein (Sopift ba« Original lüdfenljaft uorfaub, ben erften

1
SMefe Angaben bantc id) ber gütigen attittfjelfong be« $emt ©elj. 51r*

djtöratlje« Dr. SBüman«. — SSenn in hm Monum. Paderborn, bie Urfunbe


ex autographo abgebrwft wirb, fo ifl tjom £erau«geber unter autographum
bie Urfd)rift gegenüber mobernen 8bfd)riften öu8 einer fotdjen berftanben, burdj*

aus nidjt lebe« 9M


ba$ Original gemeint.
3<f) toerweife Riebet, um mdjt erft öeifoiete üon weit ijer ju ijoten,
8 gfeid)

auf ©t. 1321, wetdje Urfunbe einen ganj analogen SÄedjtsfafl beljanbelt.

XVI. 31

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458

töaljrfdjemlid) beffer erlittenen £fjeif ber Urfunbe, ber bic Stngabe


bcr @d)enfnng eine« gorfteä entlieft f abtrieb, ben fefylenben ober
boef) öcrftümmcften ©djlufjtljeU be$ ©ipfomS burd) ba$ 9?cgeft eitter
jineiteu Urfunbe ju erfejjen glaubte. $)afj ber jtoette Slljeil bcr Ur*
funbe tu ber angegebenen eutfiauben fein mag, unb auf jmet
SÖSetfc

an bem gleiten £age auSgeftetttc Urfunben fcfylicfjen lägt, wirb burd)


bie Vita Meinwerci erhärtet.
Dl)ue befonber« ju betonen, baß ber ganje ©afctljeil wn 'de ho-
,
miIlibuB bis 'defensionem' 3ufafc bt$ Äwtor« ber Vita Meinwerci
1
ift , obfdjon bie 2lrt be« äftanufcripteS bte Folgerung entfd)ieben ju*

läßt, baß biefer Slu^jug aus neuem, fpüter tym jugänglidjem SWateriale
alfo einer jtüeitcn Urfunbe —
gewonnen mürbe, fo erbeut bereit« ba&
SBorfjanbenfein jtüeier ju ©opparb für SKetljar auSgeftcüteu Urfunben
aus eiiter adijtfamen Interpretation ber ertoäljnten ©teile. Die eine
Urfunbe betraf bie 23erleil)uug eines gorfte«, bie anbere bie GrrtyeU
tung be$ SönigSfdjufceS. $>iefe beibcu Slcte finb afö jugfeidj ge*
fc^e^cn ganj fachgemäß in (Sine grjöfjfung jufammengefafjt tnorben,
gcrabe fo wie bief in @ap. 133 mit jmei juSDortmunb auSgefteflten
Urfunben gefdjalj.
35erglcid)t man bie angesogene ©teile ber ötograpljie mit einem
ba& gleite 9fed)t$oerl)äftm$ berüljrenben $affu$ einer Urfnnbe 8ub*
2
roig III. für ^aberborn aus bem 3al)re 881 :
Vita Meinwerci c. 9. Erhard Cod. XXX.
judex publicud
. . . ut nullus
homine8 ipsius ecclesiae
contra rationem distringendos . . .

et de hominibus ecclesiae com- ingredi audeat ...hominibus quo-


missae, tarn liberis quam et servis, que famulatum ejusdem monasteiii
nulla judiciaria persona con- facientibus praedictum
stringendis, nisi advocato ab mundeburdum et tuitionem nostram
episcopo electo, regiae tuitio- constituimus, ut etiam coram nu 1 1 a
nis defensionem obtinuit. judiciaria potestate examinen-
tur, nisi coram episcopo aut ad-
vocato, quem ejusdem loci epi-
8copus elegerit.
fo bürftt fdjon biefe ©egenüberftelfung erroeifeu, ba$ bie Angabe ber
Vita Meinwerci ein fnapper äfafyug a\\& einem ©ebufebrief be$
SöuigS für bie ßeute be$ ^ßaberborner 3Bt$tljum$ fei. $)ie Stnualjtne
ttrirb aber erhärtet, toenn mir an einem analogen Setfpiefe bie Slrt
ber (Sjcerpicrung dou berartigen Urfunben burd) ben 35erfaffer ber
JBiograpljie barftellen.
Vita M. c. 165. St. 1716 (Erhard Cod. XCVII).
etde advocatis in prae- Preter hec etiam de advocatis
dicto loco seeundum volun- inpredicto loco episcopis liceat
tatem eorum advocatiam agere et ordinäre seeundum
in ipsorum militia juxta eorum voluntatem advoca-
1
M. G. SS. XI, <S. 111 M. 2.
8
Erhard Cod. XXX.

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459

Vita M. c. 165. St. 1716 (Erhard Cod. XCVlL


tjuod illis melius visum fue- tionem in ipsorum militia y

rit ad utilitatem .... eccle- juxta quod illis melius Vi-


siae, agerent et ordinarent. sum fuerit ad utilitatem §c-
clesie. pretitulatg.

SBefrcmben fau« babei ganj unb gar nidjt, ba§ biefe ©teüe bcr Vita
Meinwerci fid) öielfad) mit bcr (Srmätjmmg beffrfben ^rtoifeg« tu
©t 1246 unb 1353 berührt. SBiefmeljr fpri^t tiefet Untftanb für
bie ©ewanbljeit in bcr Urtmtbenbcuufeung.
SßSar mm bic Vita Meinwerci, wie id) anjimc^mcn geneigt bin,
bem oben ernannten ßopifteu befanut, fo liegt es nafjc ju &ermutl)en>
baß gerabe triefe Slneinanberfügung jweier £>tp(ome in einem Sjcerpte
iffa DeraidaSte bic wafyrfdjeinüd) tücfenfjafte Driginadirfunbe , gefeitet
burdj bie Vita Meinwerci, mit §ülfe oou ©t. 1246 ober ©t. 1353
in fo eigcutfjümlidjer Sßetfe ju ergänzen. 3d) ftette jur Segrünbuttg
bte einfcMagigen ©teilen oon ©t 1323 unb ©t 1353 einanber
gegenüber*

St. 1323 (Erhard Cod. LXXVIII). 1353 (Erhard Cod. LXXlX).


.St.

et de hominibus pretlicti et de ejus hominibus, tarn


episcopi, tarn liberis quam et liberis quam et servis, nulla
servis^ nulla judiciaria po- judiciaria persona constrin-
testate constringendis, nisi gendis, nisi coramadvocato,
coram advocato, quem ipse quam ipse episcopus elege-
episcopus elegerit, nostra rit nostra omnium-
omniumque nostrorum suc- que nostrorum successorum
cessorum et omnium uiorta- et omnium mortalium con-
lium contradictione re- tradictione remota. Et ut
mota. Et ut haec confir- haec renovatio et confirmatio
matio stabilior eunetisper- stabilior eunetis perma-
maneat temporibus, haue neattemporibus, hanc pagi-
paginam manu propria cor* nam manu propria robora-
roboravimus et sigilli no- mus et sigilli nostri inpres-
stri impressione insigniri sione insigniri preeepimus.
preeepimus.
3« öejug auf ben beljanbetteu ftafl ergibt fid) au« bem eben
2)argeftetltenfür ba« <ßaberborner <&>pialbudj eine ftfjr geringe 3u*
Deriöfftgfctt ©elje tdj auf bic wetteren SDtfferenjeu ein, fo wirb
minbefteu« md)t toon m>rn herein ber Vita Meinwerci ber Vorwurf ber
Unrid)tigfeit gemadjt werben bürfen. ©o meiden beibe in bcr lieber*
tteferung bcr 3nbiction«jiffer ab; ba }ebod) ba« gleidfteittge Original»
fragment ind. I aufweift, fo fömten wir fjter bie ind. XV nur »er*
fielen unter bcr 33orau«fefcung , tag ber Slutor bic 3nbiction«jiffer

beregnet unb fette erft am 24. ©ept ober 1. San. umgtfefct Ijat. gerner
bejeidmet bie SBiograpljie als 5ftorbgreu$c be« gorfteö bic Deichana
(£)a(<jfe),ba« ßopiatbud) bte Luthera (Putter). 9Jur ber XocaU
forfdjer, bie genaue Sage be« mögti(|er SBctfe mit bem in ©t.
bcr
124(5 erwähnten ibcntifd)en gorfte« beftimmen fann, vermag Ijicr cnb«
gültig ju eutfdjeibeu, id) fann bloß auf ba« factum aufmerffam
machen.
31*

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4G0

£)ic im ßapitet 18 enthaltene Slngabe benufet ^irfd)


1
, um t>a&
bc$ ©iograpljen als beö Statte*
tBcrfaljren ttntflürlidje

ftanbe« gu bejet^ueu, inbem er behauptet, ba§ berfetbc


(Sntfteßung
„@ap. 18 —
augeufcfjeiutid) nur burd) bie tum Upit nad) äfoam mm ^Bremen ge*
madjte SKittljcifnng über Untt>an$ Grrljebung $um ©ifdjof toon 23re*
men beftimmt — bie am 15. 3>Muar 1015 &on £emritf) gu Sftüfjt
Raufen anSgcfteßtc Urfunbe
2
.... ttrißfttrlid) auf ben 15. 3amtar
1013 gefegt, bagu ba$ 'Chunigundae imperatricis' in 'reginae'
geräubert |at\
@o öerlodteub aud) immer biefe Folgerung erf^etnen mag,
•f>irfd)$ Slnnaljme beruht bod) nur auf einer falfdjen SSorauSfefcnng,
«m uidjt gu fagen auf einer flüchtigen ©enufenng ber Vita Mein-
werci in biefem fünfte. 35enn er Ijat fid) ljier b(o§ an ben £e$t

ier ^?er^fd)en Sluägabe gehalten. SSber gur ^Beantwortung ber Srage,


wie tiefe S3erfd)icbung ber Urfunbe toom 15. Januar 1015 gu er*
flärcu fei, genügt biefer STeft burdjau« nid)t. liefern golge
gu
ijerrfd)t tu ben Kapiteln 16 —21 totale SJertmrrung ber djronotogU
fdjenSefthnmungen.
92ad) ben in @ap. 14 enthaltenen Angaben faflen bie in @ap. 15
unb 16 fcrgäljlten (Sreiguiffe in ba$ 3a^r 1011. Sautet nun ber
Anfang bc$ @ap. 17: Sequenti anno pridie Nonas Januarii,
fo fällt ba$ gu biefem Sage erjagte gactum in ba$ 3al)r 1012.
Dem tootlenbS nnberfpredijenb beginnt ßap. 18: Octava deeima
Kalend. Februarii praefati anni dominicae incarnationis 1013.
rex Mulinhusun devenit. QDer ©ingang be« (Sapttete 19: Inde
rex Bavenberge iter divertit, unb be$ @apitel$ 20 : Eodem anno
Suitgerus .... 13. Kalend. Decembris obiit, begrünben bie Sau*
fidjt,ba§ in beiben (Sapitetn (Sreigniffe, bie in bemfefben 3»afjre roie
ba$ (Jap. 18 erjagte factum fid) gugetragen Ijabcn, ergäbt werben.
Auf Gegebenheiten be$ barauffotgenben ßafjreS toeift ber erfte ©a£
bc$ (Sap. 21 : Proximo anno in Italiam rex iturus etc. £)ar*
nadj tüäre bie größte Unorbnung nnb Unguöerfäffigfcit be$ Slutorö
gu oermutl)en, benn in bie djronotogifdijen Angaben biefer ßapitet ift
feine Uebereinftimmung gu bringen. @o lüirb nad) (Sapitel 17 ber
STob be$ (Srgbifdjof CibentiuS Don Bremen auf 4. Januar 1012 ge=
fefet, berfelbe erfolgte iebodj erft am 4. Januar 1013. SBürbe man
mit ßap. 18 unter 'Sequenti anno' ba$ Qofyx 1013 oerfte^en ttoßen,
wäre ebenfalls nid)t$ gewonnen, weil bie imSap. 19 ber Vita Hein-
rici II. nadjergätjtte (Sinwettjung ber ßatljebrale ^Bamberg bem 3^re
1012 angehört. <5ap. 20 bringt &on bem bereits 1011 erfolgten
£obe be$ 33ifd)of ©uitger öon fünfter SRadjridjt, weldje Weber gu
1012 nod) gu 1013 gefegt »erben fann. ©agegen gehören bie im
(Jap. 21 enthaltenen Angaben ungweifefljaft gum Qaljre 1013.
Sei biefem ©tanbc ber 'Dinge läge freilief) eine ungünftige 2Je=

1
Sa^rb. II, @. 394 ft. 1.
8
et. 1640.

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461

urttjeitung be« Serie« fcljr naije, jebod) barf biefefbe nid)t eljer ge*
fäüt werben, 6t« bie Ijanbfäjriftlidje Ueberfieferung genau geprüft ift.
ÜDer oon ^Jerfe feiuer 2lu«gabe ju ©runbe gefegte gobej ift naefy
be6 §>erau«geber« Slnftdjt autograplj; er ift mit ga^rei^en GTorrec*
turett unb Bufäfeen ^ S3erfaffer« fefbft fonrie atiberer f>anbe Der*
fefjen. &vtax bin id) nid)t inber ?age auf biefe £anbfd)rift felbft
gurücfgeljen ju fönneu, jebod) bie Don ^erfc gelieferten 4öetcgc genügen,,
um fotüo^f einerfeite bie ausgekrochene SSermut^ung ju beftätigen,
tt)ie aud) anbererfeit« um eine fixere Saft« ber ®ritif ju gewinnen.
Qä) gfaube auf ®runb be« <§obe$ in ben oben angeführten (Sapitefn ben
Siograpljen gegen bie Singriffe, toefdje er ju erbulben fyattt, fotme
gegen ben Sbitor vertreten ju fönnen.
1
SSon ßap. 20 fagt *ßerfc felbft : totum hoc caput in mar-
gine alia manu scribitur; iisdem fere verbis ex Thietmari
lib. VIII cap. 12 exscriptum est. Sßit 'Eodem anno Suitge-
rus, sanetae Mimigardevordensis ecclesiae antistes egregiu»
13.Kalend. Decembris obiit' . . affo oljne beftiuunte 3aljre«au*
.

gäbe, ttrirb btefer 2Ibfd)nitt eingeleitet. Dietmar 1. c. fefet aber beti


Stob be« 33ifd)ofe« ganj richtig jum ^aljre1011; fo ift too# anju*
nehmen, baß ber ©Treiber ber SRaubnotij unter beut unbefttmmterc
lodern anno' mit feiner Quelle 1011 toerftanben miffen toottte uut>
nur irrigerroeife bie ganje 9todjridjt an eine falfc^e ©tette am Sßanbe
2
getrieben fjat .

ba« ßap. 20 au«, fo ift ber 3ufamnrenf)atTg jtot*


©djetbe id)

fci)en@ap. 19 unb 21 fjergeftettt. §>a(t mau ttämüd) barau feft,


ba$ Sap. 21 £ljatfad)en be« 3aljre« 1013 nnebergibt, fo erfdjeiut bie
GrintoeÜjung be« Samberger 2)ome« imßap. 19 ganj richtig jum23or*
jafjre1012 gefegt. 3unäd)ft wirb bemnad) ber Söiberfprud), ber jtmfdjen
(Sap. 19 unb 17 unb 18 befteljt, guföfen fein. Slflein burd) eine 9?ote
s
be« §erau«gcber« fofgeuben 3«l?fte«: pridie usque Mulinhu-
sun devenit in scedula adjeeta, quum primo Sequenti
anno XVIII. Kai. Febr. rex Mulinhusun devenit
legeretur, lägt ftd) aud) biefe ©cfyttnerigfeit feljr (eid)t begeben. 3u
@ap. 18 ift ba« auffattenbe 1013 affo fyäterer 3ufafe. @ap. 17
gehörte früher jum Safjre 1012 unb enthielt bie im {«feigen <£aj>. 18
enthaltene ©djenfung; barauf folgte gum gleiten ^afyre Sap. 19,
jum fofgenbcu ßap. 2L ÜDie Slnorbnung ber Kapitel war barnaefy
ber entfprcdjeub.
«Beitfolge £)ie Unorbnung fam, abgefefyen &ott
(5ap. 20, baburd) baf$ ber Slutor, af« fidj ergab: bie 3ttittf)etfung
be« ßap. 17 fönne jmnQaljrc 1012 nic^t gefteßt werben, eine 93cr=
fefeung toornatym. Ürfprüngüd} erjäfjtte ber ©erfaffer: „3»m 3>al)re
1012 ben 15. Januar fam ft. £etnrid} na<$ SKü^aufeit unb
fdjeufte bem ©tfdjofe aftetmuerf öou ^aberbom ben üou Grrjbifdjof

1
Mon. G. SS. XI, ©. 115 iß. e.
2 öon Erhard Reg. 754
2)omtt fättt au(^ ber gegen ben ©iogra^en
evbo^ene ^3orn)nvf ber irrigen ©eredjnmtg hinweg.
8
1. c. @. 114 5R. p.

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4G2

Unwan t>on ©remen erhaltenen §>of £>onftabe int SRitttggau". 3e*


bod) an feinem SGBerfc fortarbeiteub entnahm er atö Slbam üon 33re*
men, bag tfibcntiu« ber 93orgänger Unwan« erft am 4. Januar 1013
geftorben, ber ginn 3al)r 1012 gefegte @d)enfung«act St. £>einrid)$ II-
atf o bamal« nidjt erfolgt fein tonnte. 3»nbem er nun bie Srjäljfung üon
£obe unb Unwan« Grrljebung
Sibeutiu« jwifd)en bie SBorte 'Sequenti
anno* unb 'XVIII. Kai.' eiufdjob, faf) er fid) genötigt bie jum 3aljre
1012 erwähnte SScrtcitjung ju öerfdjiebeu; er uafjm ba« fotgenbc
an, wa« er au«brücf(id) burd) ba« fonft unftnnige 'praefato
3?aljr
anno dominicae incarnationis 1013* Ijer&orfyeben Wollte. Da§ er
burdj biefen Vorgang bie 9lufeinanberfo(ge ber erjäljlteu (Sreigniffe
ganj in Unorbnung braute, i)at er im @oncepte überfein.
@o l)at bie arg gefäfyrbete 3 ut> crläfftgfcit be« ©iograpljen fid)
bic«mal Wicber einer ftrengen Prüfung gegenüber in ganj anberem
8id)te gejeigt, al« man öon üom herein anjnne^men geneigt war. 2Wer*
bing« mn§ nod) gejeigt »erben, feie ber SScrfaffcr ber Vita ju einer
SSerfefeung ber im 3»aljre 1015 au«geftellten Urfunbe in ba« 3al)r
1012 gelangen fonute.
2lu«gefd)loffen ift bie 23ermutljung einer wiflf ürlidjen Sntftettung
toeranta§t burd) Mitteilungen üon ben Seiftungen Unwan« bei feiner
(Erhebung. 35te Unmög(id)feit einer folgen äfauafjme ergiebt fid)

fdjon an« ber Uuterfucfjung ber £)anbfd)rift, ba ber Urfuubenejtract


bereit« jum ^afjre 1012 gefegt war, efje überhaupt nur Unwan«
gebadjt würbe. (Segen einen 8efefel)fer be« 2tutor«, ber bei ben beibeu
^a^len letdjt ju ciliaren wäre, fpridjt bie 93eränberung be« 'impera-
tricis' in 'reginae', weil er wofjl bie signa ber Urfunbe geprüft
fiaben würbe, beoor er fid) eine berartige SSeräuberung erlaubt ptte.
33a biefer ift, fo ift ba% 9?äd)ftliegenbe
Grrf(ärung«gvunb unjulängfidj
woljl bie Srage, ob Urfunbe felbft jene SJerfefeung üerau*
uid)t bie
tagte, Damit ift attd) bie ßrftärung gegeben. Die für Original
geltenbe 2lu«fertigung ber Urfunbe, weldje ftd) im ©taat«ardjto ju
fünfter befinbet, trug urfarünglidj XVIII. Kai. Febr. 1012.
(Srft öon einer fpüteren §anb ift biefe3<ri)l in 1015 aerbeffert,
ba jebod) ba« ältere amtliche Soptalbud) (au« beut XIII. Saljrljuu*
bert) ebenfaH« nod) 1012 ijat, fo würbe ber genfer früljeften« im
XIII. 3»aljrt)unbert üerbeffert. Der ©iograplj fanb nod) ba« Qncar*
natton«jal)r 1012 unb folgte Mjin. Den SBiberfprud) , in welchem
baffelbe ju ben übrigen 3eitmerf malen fteljt, mod)tc er woljl gemerft
Ijabcn unb l)at t>ielleid)t bc«l)atb biefelben ganj auger 2ldjt getaffen.
SBic er audj in im übrigeu ßytracten biefer 3eitbcfttmmung folgte^
fo modjte ii)\n aud) Ijier ba« 3ncarnatton«ialjr al« bie jiwerläffigfte
Zugabe gelten. Dann aber befdjränft ficf> bie ganjcSOSillfür be«93er*
faffer« auf bie Slcubcrung ber Titulatur, in rex unb regina, gemäß
bem 3^itpunfte, auf weldjen nad^ [einer 9)ieinung ber urf unbli^e 2lct fic§

bejog. Die ftrtttf be« %itor« ift na^ aücm bem eine geringe, allein
ba« 9?cfultat, welche« §irf(^ gcfuubett ju ^aben glaubte, mu| id) al«
irrig jurüdweifen.

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463

SSou bcr oben angegebenen ^Beurteilung tiefet gafle« ging £>irfcf)


^ote 1 an«, al« er an bie ©eurtljeifung
in ber fdjou oft erroäljuten
nnb Sritif ber Galtet 21, 22 nnb 133 ber Vita Meinwerci ijer*
antrat. 2ln bie ©pifee ber Untersuchung über bie ä»ei jn ©rona
am 24. Slpril au«geftcllten Urfuuben, »etdje in ßap. 21 nnb 22
entsaften finb — (Sap. 133 bringt eine 2BteberI)otung ber Urfnitbe
in @ap. 21 —
fteltt £irfd} bie £f)atfad)e, ba% „beibe Urfnnben
lüicbcr über@üter, bteUntoan bem Könige überlaffen fyatte, verfügen".
$eine«toeg« ift e« aber geftattet auf ©runb beffen biefc beiben Ur*
timben in eine föeilje mit ber in @ap. 18 erneuten ju ftellen, nnb
ben ©iograpljen atlfogteid} jn toerbädjtigeu. 3« ö^nj anberen SRefut*
täte toäre §irfcf) getommen bei üorurt^eitßlofer Prüfung be« ZfjaU
beftanbe«.
Um ben ttertiridEeften ©adjoerfjalt flarjufteßen, null idj juerft bie
in £ap. 22 enthaltene 5ftadjrici)t bcfjaubeln, nnb hierauf auf ben in
ßap. 21 unb 133 enthaltenen gaü eingeben.
£ap. 22 betrifft bie <2d)enfung bcö ©ute« SRoringeti einer —
früheren 33efifeuug Umoan« —
an 9D?einroerf oon ^ßaberborn. Uebcr
biefen 2lct ift nur eine Urtmibc $einrid)« IL au« fpäterer 3eit,
nfimßd) t)om 16. 3»anuar 1016 ju £>ortmunb auögeftettt *, ermatten,
©ei bem Umftanbe, ba§ SKeintoerf ficfi faft jebe Verfügung £>ein*
rief)« IL, h)rfd(e toor feiner ftaiferfrönung, atfo bor 14. gebruar 1014,

au«gefttßt ift, in ber 3eit na 3l 1014 nochmals erteilen lie§, toäre


fdjon bie Slunaljme geftattet, ba§, toie bie Vita Meinwerci dop. 22
berietet, am 24. 2lpril 1013 ju ©rona bie Verfügung bereit« ge=
troffen toare, unb ©t. 1661 aud) nur al« eine jener 323ieberl)olungen
anjnfe^en fei. Unb bie« um fo eljer, al« an eine 93enoed)«lung l)ier
burd)au« mcfyt gebaut »erben fann, lüctl audj bie 3nter&enientenretl)e
in ßap. 22 unb in ber Urfuubc fcom 12. Januar 1016 au«ein=
aubergeljen.
UMefe 2lnnaljme ioirb burd) ein im fönigtid)en @taat«=2lrd)to ju
fünfter befinblicf)e« originale« Urfunbeufragmcut toefentlid) geftüfct.
äßeungfeid) baffelbe toeber eine beftimmte Zeitangabe enthält, nodj ein
©d)tni auf ba« iljm ju ©runbe Itegenbe 9?edjt«gefcf)äft unmittelbar
gejogen »erben fann, »eil baffelbe ju toeuig @acf)fid)c« bietet, fo bürfte
bie auffallenbe Uebcreinftimmung ber erhaltenen SBorte mit ber ange*
jogenen ©teile bcr Vita Meinwerci ©runb genug fein, um c« mit
biefer unb mit ber erȊl)nten Urfunbe in gufammenfyang ju bringen.
SSSic toeit bie Uebereinftimmung rettet, cntueljme mau au« fol=
genber ©egcnüberftcltung

Cap. 22. Drigtnaffragment. St. 1661. Erhard Cod.


LXXXIX.
interventu sepenumero interventu dilectissi-
dietae et cum omni me- mae conjugis nostrae

1
Sa^vb. «b. II, 6. 394 W. 1.
2
©t. 1661.

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Cap. 22. Ovigtnalfragment St. 1661. Erhard Cod.


LXXXIX.
rito dicendae regine Cunigundae imperatri-
Chunigunde, in id ip- cis augustae, in id ip-
Bum etiam fraternaka- sum fraterna caritate
ritate collaborantibus collaborantibus Heri-
Erchanbaldo Magon- berto Coloniensi archi-
tiensi archiepiscopo, episcopo, TheodericoMi-
Bernwardo Hildeneshei- megardevordensi, Adel-
mensi, Arnoldo Halver- baldo Trajectensi, Theo-
stadeusi, HeinricoWir- derico Metensi, Wiggero
ciburgensi , Thiederico Verdensi, Thietmaro Os-
Mimigardevordensi,Hil- senbrugensi, Erico Ha-
diwardo Citicensi epi- velbergensi sanctae Pa-
scopis et sacerdotibus therburnensi aecclesiae
Christi, quandam re in honorem sanctae Dei
giam curtem Moranga genitricis Mariae sancti-
dictam in pago Moran- que Eiliani martyris
gano in comitatu Bern- et sancti Liborii con-
hardi comitis sitam, fessoris constructae, cui
obtinuit , quam Unu- etiam Meinwerchus ve-
wanus Bremensis archi- nerabilis episcopus pre-
episcopus cum manu sidet,quandam nostram
advocati sui Udonis ipsi curtem Moronga dictam,
regi, omnium hominum in pago Morongano in
contradictione remota, comitatu Bennonis co-
tradidit; quamque ipse mitis sitam, quam no-
rex pro remedio animae bis Unowanus Bremo-
sui praedecessoris tercii nensis archiepiscopus
Ottonis divae memoriae cum manu advocati
imperatoris augusti et sui Udonis tradidit, om-
incolumitate suae vitae nium hominum contra-
ac spe futurae, cum Om- dictione remota, pro
nibus attinentiis suis remedio animae senio-
Ottonis
ris nostri tercii
divae scilicet memoriae
imperatoris augusti et
ate [v]itae nostrae incolumitate vitae no-
praes strae praesentis ac spe
futurae, per hanc im-
perialem paginam con-
cedimus atque largimur,
cum omnibus appendi-
ciis, areis, villis, pas-
cuis aquis aquarumve
decursibus piscationi-
,

len . . s, silvis, vena bus, molendinis, silvis,


tionibus cunctisque venationibus , cunctis-
. . que que qualicunque modo
possint ..... nominari possint uten-
silibus, ea videlicet ra-
tali conditiono Mein- tione ut praedictus
werco episcopo conces- Meinwerchus episcopus
sit, ut eandem cortem eandem curtem quam-
quamdiu viveret in pro- diu vivat in usus pro-
prios usus potestative prios potestative possi-
possideret, post finem . possideat, post finem deat, post finem vero

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Cap. 22. Originalfragment. St. 1661. Erhard Cod.


LXXXIX.
vero vitae suae ad ve- vero vitae suae ad ve- vitae suae ad vestitum
stituni canonicorum in stitum canonicorum in canonicorum in eadem
Patherbrunensi se eadem sede deo sanctae- Deo sanctaeque geni-
Deo sanctaeque ejus que g . . . trici ejus Mariae nee
genitrici Mariae nee non beatis Kiliano ac
non beatis Kiliano ac Liborio servientium an-
Liborio servientium an- nuatim meliorandum
nuatim meliorandum pertineat. Si quis vero
pertineret, et si quis . . . at . . . nam in- hanc nostram donatio-
hanc donationem in- fringere praesumpserit, nem infringere pre-
fringeret , 100 libras centum libras .... sump8erit, centum libras
auri persolveret, 50 Pa- auri persolvat, L eidem
therbrunnensi ecclesiae, aecclesiae,L veronostrae
50 camerae regiae. camerae. Et ut haec
nostrae liberalitatisauc-
toritas stabil is et in-
convulsa
permaneat,
. . inde conscriptam hanc cartam inde con-
manu propria roboran- scriptam manu propria
tes, sigillo roborantes, sigillo no-
signiri. 8tro jus8imus insigniri.

3)ie 3ufammcnget)örigfeit teuftet Don feftft ein.


biefer ©teilen
35a$ aSer^ättntg ju cinanber ba$ Fragment gegeben,
toirb burd)
©affetbe Ijat aufjer ben obigen ©teilen nodj non ber fönigtidjen
Uuterfd)rift : Signum domni Heinrici seeundi regis, unb bie Unter*
färift be$ SanjlerS: Guntherius cancellarius vice Erchanbaldi
archicappellani recogn. üDamtt erljäft man erftfid) bie Seftätigung,
ba$ eine biefen gaß beljanbelnbe Urfunbe an« ber föniglidjen 3eit
toorljanben toar, unb gtoeitenS eine annä^ernbe ©eftimmung ber ^eit
be$ Fragmentes : nämlidj gtoiföen 4. ßtonuar 1013 * unb 14. ge*
bruar 1014. SBeftätigt wirb biefe 3eitbeftimmung unb jugleidE) er*
hörtet, tag ba$ gragment einer Urfunbe biefer $tit angehört, burd)
ein pafaeograpljifcf}e$ SJttoment. (£in SSergleid) fämmttidjer Original
urfuuben St. §einrid)$ IL belehrt mid), ba$ biefer gragment toon
jenem ©djreiber Ijerrüljrt, tücte^cr erft im SDJärj bcö Saures 1013
in ber Sanjlei §einric|$ II. nacf)tüei$bar ift. SDarnad) erhielte mau
eine nod) engere ©renje, näinli^ SJttärj 1013 gebruar 1014. —
3?n biefe £eit faßt ber oon ber Vita Meinwerci angegebene 24. 3tyril
1013. 3d) fann freittd) nidjt mit maüjematifdjer ©eitrigst bie
3bentität bc$ Fragmentes unb be$ im @ap. 22 ber Vita Mein-
werci ejeerpirten SDipfomeS feftfteflen, bod) fdjeineii mir bie angege*
benen ©rünbe ju bem @<#u&, ba% l)ier bie Vita Meinwerci ein
ganj richtiges factum reprobuciert fjat, toirflid) fyinjubrängen. TOmmt
man eine SßieberfjoUmg ber Urfunbe im 3»aljre 1016 an, fo bleibt
aflerbingS bie SSerf^ieben^eit ber Qntertoenientcnreiljen mterttävt. SDa*
für eine auSreidjenbe (Srftärung ju gebcu, ift um fo fdjtoieriger, als

1
Üöcu £obeßtag be$ SBtfc^of Ctbcittiuö üon 53remett.

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bie in @t. 1661 aufgejagten ^Jcrfönlid^fctte« * in ©rona uidjt nur


intervenieren fonnten, fonbern, ttne ity ju ertveifen g(eicf) ©efegenljeit
2
Ijaben »erbe, aud) mirflub interveniert Ijaben . SßidjtSbcftotventger
tä§t fid) fein erheblicher (Simvanb gegen bie 9?td)tigfeit be$ im ßap. 22
erjagten aufftnben, unb bleibt aud) bie 3nterve=
33erfd)iebenl)eit ber
uieutenreifyen unerflärt, mirb bod) an beut 93or|anbcnfein bc$ vermu*
treten 35iplome$ feftjujjaften fein.
911« gfei^jettig mit ber SSerfügung über ÜWoronga tvirb von
bem ©iograpljen eine ©djeufung be« ®ute$ 53erne$l)aufen im£i$gau
angegeben. £u bxtftx im Kapitel 21 enthaltenen ÜWittljetlung fbnnen
nun folgenbe Urfunben Ijerangejogcn »erben, meiere ba$ jur Prüfung
tiefer Slngabe noHjtvenbige SDtatertal liefern.
£>a$ amtlidje Sopiafbud) bc$ £)omftifte$ ju ^aberborn Ijat jmar
einen vollftänbigen Zqt ber @d)enfung$urhmbe von 33ernc$f)ufen,
8
jeboc^ mit .beut 14. Januar 1016 Slufjcrbem befifeen tvir über
.

4
biefen 9?ed)t8act jtvei f ragmentarifcfye Originalbocumente . £)a8 (Sine
(Erhard Cod. LXXXIII.) ift in jtoci ©tütfe jerrtffen, fo ba$ in
ber Sflitte bie ganje ©reite ber Urfunbe l)inburd) ein £ljeil bis auf
einige unjufammenljängenbe SBorte verloren gegangen ift; au§erbem
feljft nod) bie 1)atierung$jeile. Da« Slnbere (in ben 9?oten ju @r*
tjarb Cod. LXXXIII mitgeteilt) ift bis ju beu Sorten ber ßorro*
boratiouSformet 'stabilis permaneat, hanc' erhalten, ba$ übrige ift
iveggeriffen.
©otveit eine gcnriffenljafte ©djriftoergteidjung ein fixere« Urteil
ju fällen erlaubt, finb beibe gtagmente von bemfelbeu ©Treiber, bem
jene Urlunbeurcfte angehören, tveldje id} auf eine @d)euEung$urfunbe
Sftoronga betreffenb jnrüdjufü^ren verfugte, gefd)riebeu. @ie faKeu
bemnad) nad) äußeren unb inneren Kriterien in bie £üt jroifdjcu
3)iärj 1013 bis 14. gebruar 1014.
(Srgiebt fid} fo bie ©letdjjeitigfeit mit Jenem 3lcte, fo ftefyt nidjtö
entgegen, aud) in Datierung btefer beiben gragmente ber VitaMein-
werci ju folgen ober umgefeljrt bie Zugabe biefer Quelle in ber
Ucberlieferuug ber ernannten £l)atfadje als jnverläffig anjufefjen.
greilid) gegen ba$ gactum als foldjeS tvurbe weniger eingeben*
1
SJttt SfoSnaljme SBigger« Don ©erben, ber früljeßen« am 24. $ugufl
1014 jum ©ifdjof erhoben würbe.
8
SHögticfyer SBetfe fytt e« tüte bei bem junödjfl ju erörternben gaffe mit
ber @d)enfung Don 93erne«t)ufen jnm nur burdj bie SnterDenientenreUjen Der*
fdjiebene Ausfertigungen btefer Urlmtbe gegeben, tveldje im 3a^re 1016 betätigt
worben ftnb. 2>ann tüäre bie @adje fo. S3on vier Urfunben t)at ftdj nur eine
ermatten, nämlid) eine Don ben in 2)ortmunb erfolgten Söteberljolungen, ferner
ein gragment Don einer Ausfertigung au« ber fönigüdjen 3^t , unb enblid) in
ber Vita Meinwerci ein SfaSjug einer ber beiben in ©rona ausgepellten
Urfunben 2ftoronga betreffenb. —
Don einanber abtveidjenbe gaffun=
Stoppelte,
gen beffelben SRedjtSacteS ftnb in ber Äanjlei nadjtueisbar. ©o 3. 33. ©t.
1368 unb Duhamel Docum. rares ou ine'dits de Thist. desVosges ©. 15,
1499 unb 1500, 1664 unb 1665, 1771 *c
8
@t. 1662.
4
©t. 1582.

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467

bct, als gegen baS, was brum unb brau tätigt; öor aßem gegweifclf,
ob bie 9?otig getreu nad) bcr Urfunbe Wiebergegeben ift.
2(ud) t)ier will idj üon bcm toorfjanbencn urfunbtid)en Material
ausgeben, unb bte Frage fo geftatten: „in weldjcr SGÖctfe ift baS ur*
funblid)e SJiateriaf oon bem 33iograpf)en in bcn ßapiteln 21 unb
133 öerwenbet worbeu?"
93orl)anben finb gwci Originatfragmente, we(d)e iä) beibe gu bem
24. 2lprtl 1013 fefee, unb eine ßopie ber ©ieberljofungSurfnnbe Dom
14. Januar 1016.
©er Sürje l)a(6er will id) baS eine gragment, wcldjeS bie
Urfunbe in längerer gaffung bringt, öon (5rl)arb im (Sobej SWr.
LXXXIII abgebrutft, A, baS gleite in ben SKoten gu mitgeteilt A
B nennen. SBeibe finb bem 9?ed)tSacte nad) ootttommcn ibentifd), in
iljrer Formulierung berühren fie ftd) an einigen ©teilen, an bett

meiften geljen fie gang auSeinanber, oljne baburd) ben ©ad)&erl)att


irgeubwie gu alterieren ober gu mobificieren. SöeSfyafb biefer Slct in
gwei ftiüfttfd) t>erfd)tebene 9?ebactionen gefaxt würbe, fann burdjauS
nid)t burd) bie Slnnaljme, ba$ eine« Don beiben wegen gormfeljler
unfcoflenbet ober unt)OÜjogen geblieben fei, erflärt werben, @tnefold)e
SJermut^ung, gu ber |)irfd) in Sejie^ung auf B hinneigt , inu§ id)
gleich öon Dorn herein ablehnen. £)eun, abgefefjen baüon, bafj es bann
auffalfenb wäre, ein nid)t öolfgogeueS Tfylorn in ben Rauben ber
Partei gu finben, geigt baS, was erhalten ift unb baS ift gur —
SJeurtljeilung öotlftänbig geuügenb —
gwei im ©inne beS Sanjtei*
gebraute« burdijauS correcte Originale, an beren SJtedjtSgiftigfeit utc^t
ber minbefte Zweifel erhoben werben fann. Grbenfo bleibt ber 35er-
fud), bie (Syifienj ber beiben ©ocumente burd) bie Slnnaljme eine«
SDuplicateS * gu erftären, fdjou barum auSgefd)loffcn, weil bie Urf uubett
gerabe in iljrem ©ietate öon eiuanber abweisen.
£)a Weber ein redjtltdjer nod) ein formaler ®runb, ber ftid)fjaltig
wäre, gur ßrflörung ber boppelteu SluSfertignng beigebracht werben
fann, {ebenfalls aud) f)ier ein inneres SWoment bie 33erfd)iebenl)eit
bebingt Ijaben bürfte, fo liegt bie SBermutljung , bafj eine abweidjenbe
3nteroententenreilje gu ben gwei ©ipfomen Slnlafj gegeben Ijabe, ntdjt
gang fern. Seiber ift in A gerabe jene ©teile, wo bie Qnterüenieuteu
mitgeteilt Würben, ttöüig gerftört, unb baljer gibt bie Urfunbe felbft
feinen SlnfyaltSpuuct. auf inbirectem SBege für
SDennod) glaube iä)

bie auSgefprodjene 2lnfidjt bie Belege liefern gu fönnen.


3nn8d)ft ift feftguljatten bag bie Urfunbe @t. 1661 genau bk*
felben 3>nteroenienten
tyat, wie bie 33eft8tigung ber ©d)enfung üon
SerneSljufen ©t. 1662. £)a aber bie gleid)geitig für ^aberborn
ausgepeilten Urfnnben ©t. 1660 unb 1663 biefe Snteroenientenrei^e

1
%n baS 83orl)anbenfetn toott Silicaten im OTgejueinen fann i^ nad)
bcn (Srgebniffen ber öon mir geübten Urfwtbenfritif ut^t gtauben, ba überall
bort, wo 5Wci ^uöfertigungeit waren, entweber fi^ unterf($eibenbe 2)ocumente
ergaben, ober, wenn beibe mljaltltd) unb formet! gletdj waren, f\ty bte eine tf"
(Soptc ber anbeten Ausfertigung ergab.

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468

md)t aufnehmen, fc^tt jeber 9?ad)Wei$, bog bie ht ©t. 1661 unb
1662 aufgejagten ©ifööfe gerabe im $aljre 1016 in SDortmunb
anwefenb gewefen toärcn. ÜDagegen fonnten fie — SBigger natürtidj
ausgenommen — ju ©rona um ben ftOnig toerfammelt fein. £)iefe
SBorauSfefeung beftätigt fid> gerabe burd) B.
ein 93erg(eid) mit @t.
1662 (efyrt, bafj B mit SluSnaljme eine« SRamen* biefelben gürfpredjer
aufjagt, toeldje @t. 1661 unb 1662 gemeiufam tyaben. B fyat nfim*
tid) SJernwarb Don $ilbe$l)etm, unb bie beiben (efctem SBigger oon

Serben, @o wäre mit 3lu$faffung üon SJernroarb unb £>in$ufügung t)on


SBigger in bie aurf) in ben gormetn congrueute Dortmunber Seftatigung
bie Sftter&euientenreilje ber Urfunbe öon ®röna aufgenommen morben \
2lu$ Sap. 22 ber Vita Meinwerci ergibt fid) nod) eiue gtoeite
SReilje mm S3ifd)öfen, bie in ©rona um btn Saifer mareu; bie in A
fefjtenbe 3nteroenientenrei^e fönnte in ber ST^at entweber bie in @ap.
22 aufgejagten ©tfd)öfe entsaften Ijabett, ober eine Dertoanbte gemefeu
fein, ©abur^ würben fid) ber a\i% Sap. 22 ergebene gaK Derfdjie*
bener QnterDenicnj gegenüber ber SBeftätignngSurfunbe unb ber &or*
(iegenbe jweier &erfd)iebener Ausfertigungen fetjr gut gegenfeitig ftüfeen.
SSeftimmtere SInljattSpuncte glaube i<$ gerabe mit §ülfe ber ju
unterfudjenben (Sapttcf 21 unb 133 ber Vita Meinwerci ju getaut*
neu. SDem ©iogra^en (agen atfo über bie ©djeutung üon SBerneS*
ljufen minbeftenS 3, toal)rfd)emlid) aber wenn man annimmt, —
bafj gfeidjjeitig mit @t. 1662 aud) eine Seftätigung dou A erfolgte

4 ©ocumente öor, wefc^e er feinem SBerfe einjufügen l)atte; an jtoet
©teilen madjt er Ijiertoon ©ebraud).
3m ßap. 21 er bie ju ©rona auSgefteßte Urfunbe
ejeerpiert
unb gibt fotgenbe 3?ntett)enientenretlje : et interventu Ckunigundae
reginae, Heriberti Coloniensis archiepiscopi, Athalbaldi Tra-
jeetensis, Thiderici Mimigardevordensis , Wiegen Verdensis,
Thiederici Metensis, Berenwardi Hildenesheimensiß, TMetmari
Osnebrucgensis, Herici Havelbergensis.
35iefe SKeilje ift ber in B öermanbt, öergtidjen mit üjr ergibt
ftd), bag SBigger toon Serben eingefdjoben ift, ber, wie §irfd) 2 mit
3
3?ed)t Jjeroorfjebt , ju ©rona nic^t anwefeub fein fonnte . 3 un äd)ft
ift ju conftatieren , bag biefer Üftame ein fpäter 3ufafc bt% SlutorS
4
ber Vita Meinwerci ift £>a aber SBigger fcon Serben gerabe in
.

1
@old)en SBieberljotungen üon 3nterüenientenreil)en Begegnet ber 3)tyto;
matifer feljr Ijä'upg; wie weit iebodj oft ba« ©erfahren ber äanjtet in bergtek
d)cn Söteberljolungen geljen fonute, beweip @t. 1320; ügt. £>trfd), 3aljrb. I,
€5. 228. —3)aß in ben ju 2>ortmunb ausgepellten Urfnuben au« ber 3nter«
©emwarb üon $Ube«ljeitn <m«getaffen Wieb, beruht wa^rfcbetnltc^
üenienteureilje
auf einem neuerbing« eingetretenen ©rfalten be« $erljältniffe« jwij^en $einric§ II.
unb 33ernwarb.
2
a. a. D.
8
üon $irfdj bei biefer ©elegenfteit üorgebra^ten ©rünbe,
Stuf bie anberen
um bie©laubwfnbigleit be« $erfaffer$ ber Vita Meinwerci in grageju Pellen,
tjabe i^ um fo weniger ein^uge^en , al* $abp in ber citierten Sfcote ju ben
3a^rbü(^ern ©irf^S @u^optionen bereit« wiberlegt ^at.
* M. G. SS. XIII, e. 115 n. i: W. V. adscripta.

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469

ber fonft fo congruenten SeftätiguugSurfnnbe fiel) finbet, fo fjat, wie


bereit« ^ßabft * bemerft f)at — ber 33iograplj bie beiben Urfunben in
ber SBeife mit einember Derfdjmoljen , baß er bie betben fo öljntidjeu
3?uterrjenientenreil)en jufammenjog. 3Dtcfc 33erfd()inel$ung tag beut
Slutor um fo nöljer, otö er nod) eine jweite Sftebaction biefer ttrfttnbe
2
fannte , bereu er fetter in ßap. 133 gebeult.
£)arnadj ba« ßap. 133 bie ©runblage jur 9?econftrttctiou
bietet
ber in A
ausgefallenen Qnteroenientenreilje; id) glaube nämltd), ba§
biefer Säbfdjnitt ebenfalls au$ jwei Urfunben, nämlidj aus nnb A
einer mit @t. 1662 gteidjjeitigen Sßieberljolung öon A, gebilbet ift.
©egen bie 2fanal)me einer ©eftötigung ber gaffung A, bie fidj gu
A genau Stumpf 1662 ju B, weif* id) feinen ftief)*
fo öerljält n>te
faltigen ©runb. £)enn warum fotlte bie Urfunbe iud)t ebenfalls in
ben betben gaffungen ju ©ortmunb beftätigt worbett fein, wenn er*
Wiefener 9ftafjen bie ©djenfung in jwei Ausfertigungen beurftmbet
würbe. Sebenft man bag 9fleinwerl fid} faft jebeS Slctenftücf aus
ber SönigSjeit in fpäterer $eit nochmals ausfertigen lieg, fo fjängt
es woljt mit feiner beutlid) an ben STag tretenben SSorforge für bie
Spaltung ber erhaltenen Sefifctitet jufamtnen, wenn er fid) audj
beibe fflerneS^ufen betreffenbe SRedjtäacte Don £etnrid) beftätigen lie§.
£)arnad> ift nur bie grage, ob ßap. 133 biefe SJermu*
aitd)

tljungen beftätigt. £)affetbe bietet bto§ in ber 3nteröenientenreif)e


ben notljwenbigen änljaltspunct. @S werben als gürfpredjer unter
anbern 33ernwarb üon §ilbeS^eim unb SBigger tum SSerben neben*
einanber genanut. 5Run wirb aber Sernwarb in leiner ju $)orttnunb
für ^ßaberborn auSgefteüten Urfunbe genannt, SBigger &on Serben
fann jebodj ju ©rona nidjt anwefenb gewefen fein; baljer bürfte fid)
biefe Sfteüje ebenfo in jwei auflöfen, bie burd) bie Tanten SBemwarb
unb SBigger fid) unterf Reiben, wie uad) B unb ©tumpf 1662 gap.
21 aus ber 3ufammensiel)ung ber analogen Qnteröenientenreiljen ent*
8
ftanben ift . SQBir erhalten fo als wafyrfdjeinlidje ^nteroenienten
für A:
optentu Erchanbaldi Magontiensis archiepiscopi , epi-
scoporum quoque Heinrici Wirciburgensis , Arnoldi Halver-
stadensis, Bernwardi Hildenesheimensis, Thieterici Mimigarde-
vordensis, Hildiwardi Citizensis, Gregorii atque Azzonis Ro-
manorum.
* Slufjer ben betben letztgenannten Sirdjenfürften ift bie SlnWefen*
l)eit aller biefer ©ifäöfe gu ©rona burdj (Sapitet 22 ber Vita be*
ftätigt. 2lber aud) bie römifd)en ©ifdjöfe ©regor unb Sljjo fügen

1
o. a. D. togt. W. 2.
8 bie SBorte: Episcopus autem Meinwercus
2)tefer gaffung bürfte er
cum rege expeditionem iturus, ecclesiae sue penuria conquesta, itineris
expensain labori suo congruam instanter petiit, nadjerja'ljlt lja&en. 2$gL
SBetlage A.
5
Sft meine Vermittlung, ba§ aud) Sftoronga betreffenb 4 Urfunben ausgepellt
würben, ridjtig, fo werben fte ft$ na(^ 4 Snterüenientenreiljett Reiben, jebodt) fo
ba$ je jwei fic^ nur burd) bie dornen Sernwarb unb Sigger uuterf^eiben.

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470

ftd) fjkv gattj gut ein. 3tä Ijalte uämlic^ mit £)irfcf) ©regor füü
beu ©cgetipapft SenebictS VIII., ber naef) Dietmar feit aBeiljnadjteu
1
1012 tu ber Umgebung §einrid)$ II. ju fachen ift , uub 9ljjo für
2
ben 1013 nachweisbaren ©ifdjof Don Dftia , ben ©enebict VIII. ju
8
SRiffionen berwenbet gu Ijaben fdjeint ; beibe paffen biet
potitifd)en
beffer }u 1013 als 1016. —
3icljt man au« biefeu eingeljenb erörterten ©tnjefljetten bte@umme!
£)er SBtogra^ f)at mit ficfjtlidjem gleiße altes einfdjlägige 9D?ateriat
gefammett , uub obgleich manche« Slnfedjtbare in beu einjetneu (Srjälj«
lungen fid) finbet f begegnen wir bod} einem ftreng an ber 2Baljrl)eit
feftfyattenben SWanne. £)ie$ wirb bajn bieneu eine fotdje Ueberjeuguug
audj) bort ju begrilnbeu, wo wir auf ba$ ffierf allein angewiefen fiub*
@$ ftnb einige 9?ad)ricf}teu , welche im günftigeu gaüe gur S3c*
reidjernng be$ of)nef)in fpärlid) füefccnben QnelfeumaterialeS be$ 11»
3al)rf). gereidjeu würben, uub bie nidfjt unwichtig für bie Oefdjidjte
£einrid)8 II. finb. ,3unäd)ft gelje idjauf Sap. 134 ein unb wie*
berljole ben £ej:t, beffen firitif im gotgenben gegeben werben foH.
Baldericus quoque comes praedictus, per consensum suae
contectalis Athelae, petente Meinwerco episcopo, in praesentia
Heinrici imperatoris , archiepiscoporum quoque Meingoz Tre-
verensis, Heriberti Coloniensis, episcoporum etiam Athalbaldi
Trajectensis, Thiederici Mimigardefordensis, Thietmari Osne*
brugensis, Arnoldi Halverstadensis, laicorum quoque Bern-
hard! ducis, Liudolfi, Thiederici, Wicmanni comitum, et alio*
rum multorum, praedium quoddam in coinitatu Udonis prae-
sidis in Himmerveldun ei in proprium tradidit; quod ejus-
dem episcopi advocatus nomine Herimannus ad Patherbrun*
nensis ecclesiae proprietatem suseepit.
95or allem ift barauf gu adjten, ba§ MefeS ßapitet gegen ben
fonftigen ©ebraud) be$ 33erfaffer$ oljue ^Datierung einfeitet; wafyr*
fdjeiuücfy ift ba$ benufete Slftenftüdf wie Diele berartige Urfunben oljne
4
beftimmtcS Saturn gewefen. üftit SRedjt ijat fdjou £>irfcf) barauf
tjiugewiefen , ba§ ber bom SJerfaffer ber Vita mitgeteilte (Sjtract
burdjauS uid)t jum Januar 1016 gefefet werben famt, weit unter ben
beugen 9Weingoj bon £rier genannt wirb, ber bereit« am 24. De*
5
cember 1015 geftorben ift . £)odj biefer war für ben
SBiberfprudj
©iogra^eu nid)t &orI)anben, weit er iij 142 ben Stob be$
ßapitel
Trierer (SrjbtfdjofS SReingoj nadfj ben §t(be«^eimer Stnnalen erft im
3af)re'l017 erjagte, bagegen fd)(o§ fid) ber oben citierte Slct gang
gut an ba« im ßapitet 132 SWitgetljeitte an.
£ölt man an bem Saifertitel feft, fo würbe biefer 9ied)t8act in

1
Pertz Mon. Germ. III, 835. Thietmari chron. VI, c. 61.
8 Jaffe 3055.
8 Watterich, Vitae pontif. I ©. 702.
* 3afcbft<f)er III <S. 313.
r
5 3a^rbürf)er III r ©. 27, unb äeitförift für bie öfterr. ©qmnaften 1875,
©. 773.

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471

bic 3cit gwifdjeu 14. gebrnar 1014 imb 24. 3>ec. 1015 git fefceu
fein; ba jebod) au$ bem früheren fiel) ergibt, baß gerabe in Sftepro*
buetion be$ £itef$ ber Xutor mcf)t genau oerfuljr, unb fief) in biefer
3eit bie 33ermittefung $. £einrid)$ IL üov ben genannten 3 e "ß e "
uid)t nadjweifen Iägt f fo ift e$ geftattet &ou biefer 3ritbeftimmnng
abjnfe^en. 9?ad) ben an$ ben 3>nteroenienten fid) ergebenben £)ateu
würbe bie Urfunbe gwifdjen 19. Sfto&ember 1011, Stobcötag be$ 53t«
fdfjof ©uibger &on fünfter, unb 24. £>ec. 1015 gu fefeen fein. 3u
biefer 3toifdjengeit *°ffett ftd) au 6 er SDWngoj aße bie genannten $i*

fd)öfe einmal als um $. £>einrid) IL aerfammeft nadjweifen: es ift


bie« gu ©rona am 24. Slprtt 1013; jebod) finb in bem obigen Ur*
funbenejeerpte bei leiten nidjt aße Sirdjenfürfteu aufgejagt, welche
in ®rona anwefenb waren, (SS ift auef) bie Slnnafjme öießeidjt er*
täubt, ba§ ber 9?ed)t«act fidfj öor bem 24. Slprit gugetrageu Ijabett
mag, a(S nod) uid)t aße 2Mfd)öfe in ©rona eingetroffen waren. Wai}*
bem nun am 3. 9Kärg 1013 für baß SiStfjum ^aberborn eine Ur*
funoe auSgefteßt Würbe, wefdje g(eid)bebeutenb ift mit Verausgabe
3?ntmebingifd)er ©üter öon Seiten ber 9lbe(a, ber ©emaljttn 33a(be*
ridjS, fo fdjeint biefe ©egabung be$ festeren in 3»fantinenf)ang mit
ber erwähnten Urfunbe gu fteljen, unb e$ bürfte uidjt ganj unge*
rechtfertigt fein, unfere 9?ad)rid)t annäljerungSweife gwifefen ben 3.
9Kärj unb 24. 2tprit 1013 gu fefeen.
(Sine weitere Angabe ber Vita Meinwerci, bie idj Ijieljer gießen
möd)te, ift in Gap. 168 enthalten. @$ ift bie bereit« öon Sreftfau
in ben 3al)rbücf)ern Ä. £>einrid} IL * beuufete 9?otig über bie ©e*
fd)id)te be$ in ©tumpf 1742 an Süieinwcrf toon '»ßaberborn gcfrfjcnftcn
§of$ £ammenftebt. £)ie Ijier ergäbe Uebertragung be$ §ofe$ burdj
ben ©rafen ©obiga an ben Saifer fowie ber barau fid) ftutyfenbe
SRedjtSact finb meiner Stteinung nad) einer Saiferurfunbe entlehnt,
wetdje gegenwärtig öertoren ift. (ginmat faun ber @d)(uß bc§ 6a*
pitetS: Episcopus autem Meinwercus manuscriptum hoc de
Hammonstide praesentia Thiederici Mimigardefordensis
in
episcopi Liudolfi, Udonis, Hiddonis, Acca comitum, et aliorum
multorum legi fecit omnemque inferendae inquietudi-
nis occasionem in futurum pastorali vigilantia
sollerter premunivit, fid) nid)t auf ®t. 1742 begießen,
fonbem woljt auf ienen Stet ber burd) bie SBorte 'cum gyrographo
dedit' angebeutet wirb; außerbem aerrattjen einige SBen*
bungen wie 'divino ammonitus instinetu, pro remedio animae
suae, eopacto . . . ut si . . superviveret . . episcopus be-
neficium . . . restitueret etc.* ben Urfunbenftif. £)arnad) wäre
<3t 1742 einfach bie ©djenfuugSurfunbe, ba$ öertorene {ebenfaßä
flleidjjeitige £ocument ein 9?ed)t$act, burdj wetzen ba« 23erf)ä(tni$ ber

Slbeta, ber ©emafjtin be« ©rafen ©obiga, gur ^aberborner Sird)e


genau geregelt werben foßte.

1
53b. III, ©. 161.

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;

472

$n @<ty. 172 ift ebenfalls bcr 2lu$jug einer fcerforen gegangene«


^djenfungSurfunbe. 2lud) biefcS Sjcerpt ift burdjauä jiwertäffig,
wenngteid) äioifdien ber 33crljanbtung unb ©eurfunbung eine geraume
1
jgeit acrfloffen fein mu§ .

3n biefen Angaben fei nodj bewerft, bag in ßap. 6 eine nid)t


meljr erhaltene ^ßrtoitegienbeftätigung Otto IL für ©ifdjof ^ölcmar
Don ^ßaberborn erwähnt wirb, bie id) jum 18. Qannar 974 fefce,
aber mit bem 2(utor gegen *ßerfe a. imperii VII. regni I f eftljatte
benn Jener oerfteljt l)ier offenbar unter 'annus regni' bie 3aljre ber
9?egieruug feit Otto« I. Stöbe, wie a\\Q bem DorauGgeljcnben 'elec-
tionis suae deeimo quarto' fjer&orgefjt.

@o Biet 33iograpljie üerwcrtljete Urfunbenma*


über ba$ in ber
teriat Art bcr Verarbeitung. 6$ muß nodj bie grage
unb über bie
beantwortet werben , inwieweit wir bem öiograpljen in Sqäfytungen
glauben bürfen, welche ntd^t auf foldjer ©runbtage rutyen.
§irfdfj Ijat bie ©laubwürbigfeit beö SlutorS in jwei feiner ©e*
richte angefochten : in bcr 5)arfteßung be$ gürftencouüenteä gu ©rona
unb in ber @rjäl)(mig ber Vorgänge auf bem £age ju $>ortmunb.
$)en gürftencon&ent ju ©rona ^äCt er für eine teere Srfinbung
be$ 93erfaffer$, um bürre Urfunbenejtracte ju beteben. 33ewei$ hierfür
ift ifjm ba$ ©Zweigen ber übrigen Ouetfen ; geleitet aber würbe er
babei jweifefäofyne burd) ba$ einmal gefaxte Vorurteil gegen ba$
Söerf.
Stuffaüenb fann bodj nur fein, baß Dietmar bie gürftenöer*
fammtung Don ©rona unberührt ließ, ba er alles fammelte, was er
erlebte, ober bodj öernafjm. @o duffalfenb für ben erften Slugenbticf
biefe Sfjatfadje aber aud) fein mag, ift fte bodj leicht erflärlid). 211$ bie
erftenVorbereitungen jnm JRömerjuge im grüfjjafyr 1013 getroffen
Würben, war Sppetntar mit ben flaöifdjcu SJer^ältniffcn ju fef)r be«
fd)äftigt, um baran Slntljeil nefjmen ju Statten; als er bann baran
gieng bie ©efdjtdjte biefer £age aufjujeidjnen, fyaben iljn ftdjerlidj bie
glänjenben ^ßfingfttage be$ Qafyxrt ju Stterfeburg meljr gefeffelt, al$
bie ju ©rona abgehaltene SSerfammtung , bereu 33efd)(üffe oljnebieä
Don ben barauf folgenben Grreigniffen überholt waren.
Senüfcte ber Viograplj audj ältere Slnuaten, wa$ bod) erwiefen
ift, fo fonnte er leicht au« einer un$ verloren gegangenen Quelle bie
ben ßonoent ju ©rona befjaubelnbe Stelle entnehmen.
Wati) ben oben bejubelten auf biefen £ag ju fefccnben Urfunbeu
waren folgenbe Sirdjenfürften um $. £>einridj IL üerfammett: bie
Srjbifdjöfe Don üftainj unb Mn 2
, bie ©ifdjöfe üon £>ilbe$ljeim f
fwlberftabt, äBtqburg, fünfter, ^eij, Utredjt, 9Kefe, OSnabrüd unb
fmoetberg; ©regor unb %o.
ferner jwei römifdje ©ifdjöfe
3Dtc Slnfnljrung einer längeren SReif)e üou gürfpredjeru in Ur*
funben lägt immer auf größere 3Serfammtungen fc^tiegett 3 @o bürf te .

1
@t. 1758, Saljrbüdjer IIT, @. 179.
8
SSicUcic^t aitdj bcr öon Xricr; ög(. oben @. 470.
• SSoife 8. ©. VI, ©.311.

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473

audj Ijier au$ bcn nachweisbaren £)iplomen auf eine 35erfammlung


gu ©rona gesoffen »erben* 216er aud) ber Stotd ber 33erfammtung
liegt nidjt atlgu fern.
3$ erinnere nur, bafj 1012 bei beut STobc be$ ^apfte« ©er*
gtu$ IV. ber ©egenfafc ber Stuäculaner unb SreScentier aud) auf
bie <ßapftwal)t einen bebeutenben ©nflufj ausübte. JDie 3ttef)rgaf)l

ber äBäljtenben entfcfyteb für ben £u$cu(aner £l)eo#jtjtact , ber at$


Senebict VIII. ben pöpftlidjen ©tuljl beftieg, bie 9Jiinbergaljt toaste
bagegen einen unbefannten SJKann 9?amen$ ©regor. ©er leitete
an ben £of §einrid)$ II. unb würbe Don bemfetben Sßeilj*
flüchtete
1
nagten 1012 gu Sßö^tbc aufgenommen §einridj war burdj i^n .

gum <3d)iebSrid)ter ber fttfitenben ^Jäpftc aufgerufen; fein 93erl)atten


©regor gegenüber geigt, baß ber @ntfd)tu§, fid) gum $aifer frönen
gu laffen, feitbem fcftftanb. £)od) bie Stellung ju ben Parteien in
Italien erfjeifd)te 33orfid)t.

»ereit* fjatte »enebict VIII. bie öifdjöfe ©eutfdjlanb* unb


2
granfreid)* in fein Qntereffe gu gießen gewugt . Slber aße biefe
©djritte wären toergebtid) gewefen, wenn e$ il)m nic^t gefingen würbe,
fiefy mit £einridj in ein bauernbeä ©itwerneljmen gu fefeen.
2lu$ einer 2Me
©enebicts VIII. für Bamberg
8
fönnen wir
entnehmen, bafj bereit« &or beut 3>uni 1013 Unterljanbtungen gwifdjen
£>einrid) II. unb SBenebict VIII. eingeleitet waren, wetdje mm ©eiten
be$ beutfdjen SönigS burdj ben fingen unb gefdjicften Sßafter &on
©peier geführt würben. Sßeil nun bie Staiferfrönung bie ©runbtage
ber bipfomatifdjen ©egieljnngen gewefen fein muß, fo ift anguneljmen,
bafj gwifdjen aßeiljnad)ten 1012 unb 3toni 1013 über bie nötige
grage ber 9fomfaf)rt eine (gntfdjeibung getroffen worben fei.
SKun faßt gerabe in biefe 3wifd>engeit eine S3erfammtung. Sin
berfelben nehmen tirdjenf ürften in größerer SIngaljt Üljeil. ^ebenfalls
galt eine foldje 3ufammcnfnnft ber Seratfjung über SReidj unb&'irdje
gteid) nalje ange^enbe SSer^ältniffe. SDtc widjtigfte unb brennenbfte
grage war gerabe Orbnung ber italtfdjen Angelegenheiten.
bie
ftönnte auf ©runb biefer £fjatfadjen einen ©$(uß
man fdjon
giefjeu auf ben ©egeuftanb ber 33erf)anb(ungen gu ©rona, fo bürfte

man gur ©ewi&ljeit gefangen, wenn bie bort üerfammetten ^erföntid)*


feiten in« Sluge gefaft werben. Unter biefen treten bie beiben römi*
fdjen ©regor unb Slggo Ijerüor, beren 2lnwefenf)eit bargu*
©ifdjöfe
tf)un —
Wie id) f)offe
4

mir gelungen ift. ©regor ift gweifeteojjne
ber ©egenpapft JBenebictS VIII. ; bafj er im grültfatjre 1013 an

1
Thietmar 1. c. VI, 61: Ad nativitatem dominicam ad regem
venit apostolico, expulsionera suam oranibus lamen-
cum omni paratu
tando innotescen8 , hujus crucem rex in snam suseepit custodiam et a
caeteris abstinere preeepit, promittens sibi, cum ipse illuo veniret,
haec seeundum morem Romanum diligentius finiri.
Jaff<5 3046-3050.
8 Jaffe 3051. —
SSö*- herüber ^ßaBfl in ben 3aljrb. »b.H, <§.87 «R. 4.
4 ©cöenbcmerlungcn fmb für mid) nic^t jttd$atttg ; aud) wäre bie
*ßab|t«

XVI. 32

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474

S. §eiurid)$ §of geweift fyatte, ift nad) Stljietmar Woljf berbürgt;


er wäre bemnad) als ^Begleiter be$ SöuigS ju ©rona erfdjienen.
(Sbenba finbet fid) ein 33if$of Sljjo. £)iefer war ©ifdjof oon Dftia
unb ©ibliotljefar be$ apoftolifdjen ®tul)fe$ unter ©enebict VIII.
©ein <Srfdjetnen ju ©rona ift gfeid)bebeutenb mit einer ©efanbtfdjaft
be$ $apfte$ an ben Äöntg f um Unterljanblungen einzuleiten. @S
treten fo toor ben öerfammeften gürften bie SKepräfentanten ber um
ben päpfttidjeu @tul)t ftreitenben Parteien auf : fie fe^en in bem beut*
fdjen Äönig ben @djieb$rid)ter, unb ^einridj konnte ba nidjt länger
mit feinen 3lbfid)ten @r mag fid) jebod) in bem @inne
jurü(f^a(ten.
entfdjieben tyaben, Dietmar ©regor gegenüber au«*
wie er fiel) nad)
gefprodjeu tyaben foB : 3n 9?om »erbe er*nadj Sftedjt unb §erfommen
ben ©treit fdjtidjten. £)amit l>at er aber fetbft bie Sftomfaljrt jum
SRittefpunct ber Unterhaltungen ju ©rona gemalt.
3fdj Witt ben £e$t ber angefochtenen <Steöe fyier folgen (äffen*
Proximo anno expeditionem in Italiam rex iturus, ut
caesaris consecrationem a domno apostolico pereiperet, in ca-
stello quod Grouna dicitur convenire prineipes mandavit
et 8. kalend. May de statu regni inibi cum eis necessaria
traetavit.
Sßefdje Oueße immerhin biefer 9?adjrid)t gu ©runbe lag, fie
bleibt gfaubwürbig nidjt beffer fonnte im furjen Slnnateuftif bie @e*
fdjidjte
:

be$ gürftenconoenteS ju ©rona reprobuciert werben. —


3dj wenbe mid) gu bem SBeridjt ber Vita Meinwerci über bie
ßrmorbung be$ ©rafen £)ietrid) burd) feine SKutter Stbcta. 3$m
1
f)at §irfd> in ben 3>aljrbüdjern einen (Sjcurä
) gewibmet, worin er
fein Urzeit in bem @a^e formuliert: „Sßer Witt uns naefy bem Sitten
ber §t)perfritif bebten, wenn wir ben Sag öon $)ortraunb mit
bem Sfteidjstage öon ©rona in biefetbe Kategorie ftcüen f unb aud)
jenem 9Korb be$ ©ietridj nur ben Sßert einer STrabttton juerfennen,
bie fid) um einen unferen Singen verborgenen $ern Don 2öaljrl)eit
5er gebitbet I)aben mag".
©ein 23ewei3 geijt babei &on fofgenben®rünbenau«: 1) fd)Wei«
gen fowo^t Sltpert at$ Dietmar über ben Sftorb be$ @ol)ne$; 2)
wirb bie $ataftropl)e ber 5lbe(a unb be$ ÄBalberid) in ber Vita Mein-
werci nidjt mit ber ©rmorbung äßidjmannS, toon ber fie nidjtS Wei§,
jufammengebrad)t. Qtbofy beibe ©rünbe finb nid)t ftid)l)a(tig genug,
©enu ben ^Beweis ex silentio fann id) aud) fjier nidjt gelten (äffen,
wei( Stfpert in feiner SBejiefjung, STfjietmar nid)t für bie ©efdjidjte
toon SSorfätten au$ ©egenben als Beugen, toAty eine öottftänbig
biefen
georbnete ©efdjidjte (ot^ringif^en geljbe unb iljrer Spifobcn ge*
ber
f^riebeu fjätten, angeführt werben bürfeu. ©eiben (ag bie gamifien*

2Innatjtne, baß gtuet StbQefanbtc öon SBcncbict an ben Äönig abgegangen tüären,
faum auernnifen, abgelesen baöon, baß hierfür nidjt einmal bie ^affenbe ^erjön*
li^teit genannt tuerben fann.
1
(Sjrcurö II im SBb. III f @. 311-315.

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475

gefäidjte be$ S3atberic^ ferne, weldje nidjt ganj otjue ©eitenftüd itt

beit »Üben £agen geblieben fein mag. Dagegen für ben ©tograpljen
Ijatte bic Srjäljluug be« SÖtorbe« weit meljr 3ntereffe, at« bie kata*
ftroplje, wefc|e ba« rudjlofe ^ßaar ereilte. @o ergaujen fidj metmeljr
bie Quellen unb fönnen nidjt gegeneinanber in« gelb geführt werben»
@« faßt mir burdjau« nid)t ein, bie in ber (Sqäljtung gelegenen
Unftarljeiten Ipwegjufäugnen ; bodj gefjt §irfd) gu weit, wenn er überaß
bie Ungutoerfäffigfeit be« 2lutor« finben will. — @o meint er, ba$
gleid) bie 33erljeiratljung ber äbeta mit öatberid} in eine falfdje £eit
Dertcgt fei. Urfunblid) fei bie 33ermäf)tung fdjon uor 997 erfolgt,
nad) ber SBiograpljie aber fiele fie jwifdjen 1009 uub 1014. £uge*
geben bafj Ijier ein £)atieruug«fef}fer üortSge, wäre er bodj fein ge*
nügenber ©runb, um genaue beftimmte gaeta af« unrichtig gu er*
weifen. Slüetn §irfdj fjatmeiner ütteinung nad) au« einer a&erbing«
ttnflaren ©teile ben djronofogtfdjen genfer l)erau«gubeuten gefugt. 35er
@afe tautet
1
: ad filium episcopum in Patherbrunnon 2 venit.
©er Slutor Ijat mit bem Sßorte 'episcopus* nidjt notfjwenbig be*
getanen Wollen, baß, at« fid) ba« mitgeteilte factum jutrug,
SÜieinwcrf bereit« ©ifcfyof war, fonbern er wollte fyier nur SÖteinwcrf
bem aubereu ©ofjn, bem Orafen ©ietrid), gegenüber fteßen. !£>ie
Ungenauigfeit im 2lu«brutf ift entfdjulbbar , ba für ben ©iograpljen
Stteinwerf eben ber SSifdjof war.
3m ©erlaufe feiner £)ebuction meint £>irfdj, ba§ bie S3ejic^ung
auf @t. 1660 ungerechtfertigt wflre. SMefe Urfunbe würbe bi«ljer
at« Seftätiguug be« iöeridjte« t>on ber Srmorbung £)ietrid|« burd)
Slbeta angefeljen, unb Sommer fyat gleidjfam in biefem ©inne bie Sin*
8
gäbe ber Vita in fein Sftegeft aufgenommen. Allein au« ber Ur*
funbe fetbft fann nidjt mit ©idjerijett auf ba« üttotto ber ßeffiou
gefdjloffen werben, fonbern e« ftefjt in berfelben nid>t meljr, a(« ba$
Slbcta mit if)rem ®ema!)f, bem 33ogt 33atberid), Smmebingifdje
©üter bem Könige übergeben unb biefer fie auf gürbitte SWeinWerf«
bem §od)ftifte übertaffeu tyabe. (Sin biefer Urfunbe gang analoger
Hergang wirb bereit« in einem £)iptome w>m 3. SKärg 1013 4 , welche«
aber nidjt in bie Vita aufgenommen worben ift, ergäfjtt.
£>irfdj folgert barauf Ijin folgenbermaßen: £)a bie Urfunbe
®t. 1660 nur ein ^JaraHebiptom öon @t. 1579 ift, fann bie erftere
Urfunbe nidjt eine fo ungeheuere SSerantaffung geljabt {jaben, wie fie
in ber Vita angegeben wirb, weil man fidj bann nidjt „mit bloßer
SBieberljolung ber formet &on 1013" begnügt Witt. (£r nimmt ba*
l)er an, bafj bem öiograpfjen nochmalige Verbrief ungen gu gang wiöf ür*

liefen Kombinationen gebient fjä'tten, „Wie wenn er gleid) ßap. 133 bie
eben bamat« ju ÜDortmunb erfolgten jweiten 8tu«fertiguugen über bie

1
l. c. 6. 133 c. 132.
2
DB SWeinwerf, etje er SBifdjof war, ftd) in ^abevbovn auffielt, ift lüo^l
nidjt ertmefen, jeboe^ flc^t bie[cr Slnnaljme feine bepimmte ^a^ric^t entgegen.
8
Wx. 1143.
* et. 1579.

32*

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:

476

93crteüjung Jenes SBerneSfjanfen unb übet* ben ßrwerb t>on £>aljotb8 (£0*
mitat bannt erflärt, baß biefer $efifc wäljrenb ber Slbwefenljeit t)on
Saifer unb SMfdjof in Sombarbien burdj britte gewattfam geftört

worben fei, woöou in ben betreffenben Urfunben nidjt« fteljt, unb


woüon ber 2lutor, lüie man breift behaupten tarnt, nidjtswiffen tonnte".
(Sine berartige ©egrünbnng i[t bod) nidjt fdjfagenb genug, um
eine £t)atfad)e, weldje mit Dotier Seftimmtljeit unb, wa« nodj widriger
ift, mit innerer 2ßaljrfd)eintid)feit erjagt wirb, aus ber Sßett ju
Waffen-
baöon ba§ mandje utmerbürgte ßingetljeiten ber Vita
Slbgefeljen
mit 3?ed)t auf Quellen gurücf geführt werben, finb bergfeidjen
ältere
33orgefd)id)ten fcon Urfunben un$ t)öd)ft fetten ermatten, fonbern bie
£)iptome finb meift nur bie gormutierung be$ SRedjtSacte« ; WaS gn
bemfefben geführt, wirb gang auSnatjmSweife in ber Slrenga einer
Urfunbe erwähnt. £)ie Vita ergäbt noä) in ßap. 144. bie SJorge*
fd^td^te ber Urfunbe ©t 1688 f olgenbermafccn : Sequenti die ibidem
ab heredibus Ekkihardi comitis de abbatia Helmwardeshu-
sun querela habita et diu multumque inter prineipes ventilata,
tandem regno est adjudicata, et quia nee in facultatibus nee
ministerialibus regno servitio esse potuit * Meinwerco . . . .

est collata. 3»« biefe ®efd)id)te ift ein ftirge« ßjeerpt Don @t. 1688
verarbeitet 5Die Sfngabe fteljt eigenttidj ebenfo unverbürgt ba, unb
wenn icf) glaube, baß iä) eine bei @rj)arb mitgeteilte Slngabe gur
SBeftatigung fyerangieljen barf, fo gefd)iet)t e$, weil id) von berUeber*
geugung auSgefje, ba§ fofdje ßrgä^tungen ntdjt teidjtljin combiniert
werben. £)ie &otig bei ßrfjarb Cod. @. 75 ift im Original er-
matten unb auf einen fdjmaten ^ßergamentftreifen getrieben, fie tautet
Hi sunt testes, Thietmar, Ekkica, Ludier, Ekkica, Raedig,
Vualhem, Vuidukin, Benna, Kiza, Amulag, Volcbal, Thietmar,
Immed, Gerbraht, Vuiking, Thiedric, Ibo, Aeica, Heriuuard,
Burchard, Dodica, Tiaza, Vretheric, Lefherd, Eschulf, Oua,
Uuidula, Fronca, Heriman, Thiaza, Boua.
Episcopus Thieodericus.
Dux Bernhardus.
De abbatia HelmuuardesK.
©er episcopus Thieodericus ift offenbar ÜDietridj oon ÜRünfter.
Sr unb ber §ergog Sernljarb finb aud) 3[nter&enienten in @t. 1618.
3$ Ijalte biefe Sftotig für ba« gragment einer Notitia inquisitionis,
wie fotdje ben eigentlichen ÜDiplomen in öerwidetteren 9?ed)t$fötten
ttorangefyen motten, bie in ben meiften gätlen verloren gegangen finb, ba
fie burd) bie eigentlichen ÜDiptome in iljrer 9?edjt$gü(tigfeit erfefet würben.
Sonnten, wenn jebe anbere Quelle — was id) burdjauS nid^t
einfetjen fann — bei @t. 1660, wie bei ber fflegrttnbung ber in
Dortmmtb gerabe galjtreidjer üorfommenben wieberljolten 35erbriefungen,

1
£er refetc <£afe ifi ein ber Eveuga toon <St. 1688 feljr nafje toerwanbter
@eban!e.

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477

au$gefd)(offeu fein follte, uid)t öfjulidje 9?otyen nod) beut SMograpljett


toorgetegen fjaben? Der ©uwanb öon £irfdj barf alfo mit 9?ec^t
gurücfgewiefen werben. 9l6cr aud) ba$ wegen SSMeberfyofnng ber formet
erhobene ©ebenfett fdjeint mir nid^t gerechtfertigt. Die SBieber^ofung
ber formet lägt nur folgern, bafc beibe Urfunben @t. 1579 wic@t.
1660 auf bemfelben 9ied)t$acte berufen. Die ßrjäljlung ber Vita
wäre eine jener 25orgefd)id)ten, wetdje fjödtft feiten, wie obeu erwähnt,
in bie Diplome aufgenommen würben, Da aufjerbem bie beiben Ur*
funben nad) aßen Kriterien oon bemfelben $anj(eibeamten fjerrüfjren,
fo erftärt fid) barauS bie ^Beibehaltung ber gormel. Die Umftänbe,
unter welchen bie Diplome erteilt würben, fönnen nidjtsbeftoweniger
öerfd)ieben fein.
©efannt ift nun ganj unb gar md)t, wa$ ba$ SWotto ju bem
Sücte @t. 1579 gewefen. (£$ würbe baljer näfjer liegen, aud) bie
Verausgabe t>on ©ütern im Qofyxt 1013 auf eine öom Äöttig über
Slbela unb JBalberid) »erhängte ©ütyne jurüdfjufütjren, als biefen 2lct
ju benufeen, um ba$ 3 eu 8 n ^ *> cr Vita Meinwerci ju eutfräften.
Denn anjunefjmen, baß in beiben gällen ba$ SJiotto Slnwanbtungen
Don ®ro§mutl) be$ fonft länber* unb güterfüd)tigen $aare$ wäreu,
l)atte leinen ©inn.

Die Urfunbe felbft ift toou bem Siograptyen getreu wiebergegeben.


2Ba$ ba$ factum betrifft, fo ift ber £ag ber ßrmorbung unb ber
Ort berfefben genau beftimmt, unb burd) ba$ 9?ecrotogium t>on 8lb-
bing^of beftätigt. Die 3Serbiubung auf btofje ßombination be$ 2lutor$
jurücfjufüljren, eutfprtdjt wenig bem ßl>arafter ber uaioeu Srjafjlung.
2öenn aud) burd) biefe ein fegenbarifdjer $ug %*tyt fo ift &<*$
fein ©runb, bie ßinjet^eiten anzweifeln ; wir wären übel baran,
müßten wir alle Jene Jfyatfadjen verwerfen, welche mit legenbeuljaftem
3ufafee üerbramt finb.

211$ ^Beilage folgt ber33erfndj, auf ©runb ber vorangegangenen
Unterfudjung fragmentarifdje Urfunben für fyiftorifdje unb biplomatifdje
3wedfe ju reconftruieren.

i.

% Hetnrid) IL fdjenkt bem fKfdjofe Pieinmerk von tfaberborn


im 24. &prü 1013.]
bas <6ut fJernsljaufem [(Srona

(Origiualfragment im t @taat$ard)iü }it fünfter, barau« Er-


hard Cod. 9?r. LXXXIII).
C. In nomine sanetae et indiuiduae trinitatis,
Heinricus diuina fauente dementia rex. Quoniam
diuinae dispositionis prouidentia nos ad sum-
mum rei publicae eulmen regendum prouexit et ||

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478

uniuersitati multorum quamuis merito inferiores, tarnen emi-


nentiore quadam nominis prerogatiua preesse disposuit, eins,
cuius misericordia sumus sublimati, in omnibus oportet obe-
dire preceptis, ut utilitati subditorum prouidentes, quanto plus
pre ceteris sub specie honoris ascendisse, tanto magis interius
humiliati, his qui sub ufmbra] regiminis deseruiunt, debitom
retributionis exhibenfdo] familiari conpassione condescenda-
mus. Kam si qnalitates seruientium nobis piae discretionis
intuitu examinantes, unicuique pro qualitate meritorum [re-
compjensare studuerimus debitum persoluendo, dominicnm pre-
ceptum iinplemus et excellentiam regiae dignitatis [exercemus
atjque [e]os procul dubio [et c]eteros plures [fide finniores
nobis] credimus et dfeuotiores] . . . * [Meinuuercus
optentu Ercambaldi Magontiensis archiepiscopi , episcoporum
quoque Heinrici Wirciburgensis, Arnoldi Haluerstadensis, Bern-
uuardi Hildeneshemensis, Theoderici Mimigardeuurdensis, Hil-
diuuardi Citizensis, Gregorii atque Azzonis Romano^um, mul-
torum alior] 2 umque, infatigabiliter lafmentauit, ut sui lajboris
etiam [a]liquod recipefret emolumejntum. Quorum petitionfem
quia iustam fore cognouimus, assensum praeb] s entes et eo
magis, [quia eum quo jque siquidemnon tarn pro [sui propria]
causa quam pro aecclesi[astica utilitatej studere uidimus,
quandam cortem nostrae proprietatis Berneshuson dictam, in
pago Lisga in comitatu Vdonis sitam, [quam ab Vneuuano
BJremonense archiepiscopo donante per aduocatum suum
Vdonem absque omni contradictione legitima traditione acce-
pimus, sanctae Paderbrunnensi aecclesiae in honore sanctae
dei genitrieis Mariae sanctorumque Eiliani martiris et Li-
borii confessoris cons[ecratae , pro remedijo animarum diu§
memoriae Ottonis imperatoris tercii, senioris scilicet nostri,
omniumque parentum nostrorum simul ac dilectissimg coniugis
nostrae et stabilitate regni, proprietatis iure concedimus, cum
omnibus appertinentiis , [rebus, territoriis, ui]llis, mancipiis
utriusque sexus, silvis, uenationibus , aquis aquarumve decur-
sibus, molendinis, piscationibus, uiis et inuiis, exitibus et re-
ditibus, pratis, pascuis, et cum omnibus acquisitis vel inqui-
rendis, ratione, ut prenominatus episcopus eiusque successores
liberam potestatem in eiusdem aecclesiae utilitatem uertendi
habeant. Si quis autem in posterum, quod absit, prefatam
ecclesiam inquietare conteudat [de eisdem prediis, perpet]uo

1
$gl. <§t 1584. 2)ie Urfunbe ift in bcr SWittc jerriffen; bic oben er-
flänjtenSorte bilben bic $älfte bcr 3«tc 5. ©ierauf folgte ^ublication«*
formet unb ber Anfang ber Narratio mit ben 3nteroenienten be« 3nl)a(teS:
SWemroerf fommt nnb 3)te« füllte bie jioeite $älfte ber 3» 5 unb
3. 6 au«, hierauf !ommt mit [multorum aliorjumque 3« 7 »

2
SBgl.oben ©. 469.
3
$gt. ©t. 1574.

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479

anathemate condemnetur. Insuper C libr[as auri] optimi


componat, diinidietatem regiae camerg et relpquam parltem
eidem aecclesiae quam inquietare presumpsit. Et ut naec
nostrae traditionis auctoritas stabilis permaneat, hanc regalis
precepti pagiaam conscribi ac manu propria confirmantes,
sigillo nostro iussimus insigniri.
Signum domni Heinrici secundi regis (L. M)
inuictissimi.
Guntherius cancellarius uice Ercambaldi ar-
chicappellani recognoui.
[Data VIII. Kai. Mai Indictione XI. anno dominicae in-
carnationis millesimo XIII. anno uero domni Heinrioi secundi
regnantis XLActum Grona feliciter Amen] 1.

IL

Ptefelbe Sdjenkunj in anbetet ?affun<j*

(Drignatfragment im f. ©taatäardjto gu SÄiinfter, mitgeteilt


iu ben yiotm ju grljarb Cod. LXXXIII).
C. In nomine sanctae et indiuiduae trinita-
tis, Heinricus diuina fafuente] dementia
rex.
[Tribunal animae] dilatamus, si aecclesias ehr i sti||
cum sibi subiectis ampliamus. Qua de re fidelium dei uni-
uersitati pateat, quod hac intentione, interuentu dilectissimae
contectfalis nostraeCu]nigundae reginae nee non et Heriberti
archiepiscopi Coloniensis, Adalbaldi Traiectensis, Theoderici
Mimegardeuurdensis, Theoderici Metensis, Bernuu[ardi Hilde-
neshemensis, Thietmari Osnebrugensis, Erpci H]auelbergensis,
sanctae Paterbrunnensi aecclesiae in honorem sanctae dei
genitricis Mariae sanetique Kiliani martiris et saneti Liborii
confessoris consecratae, cui etiam Mein[uuer]cvs uenerabilis
episcopus presidet, quandam cortem nostrae proprietatis Ber-
neshuson dietam in pago Lisga, in comitatu Vfdonijs sitam,
quam ab V[nuu]ano Bremonen[se archi]episcopo a[onan]te per
advocatum suum Vdofnem legiti]ma traditione aeeepimus, pro
remedio animarum diaae memoriae Ottonis imperatoris tercii,
senioris scilicet nostri, et incolomitate ui[tae nostrae] utrius-
que, presentis videlicet et futurae, coni]ugis]que nostrae dilec-
tissimae, nee minus pro stabplitate regni, projprietario iure
concedimus, cum omnibus appertinentiis , rebus, territoriis,
villis, maneipiis [utriu]sque sexus, silvis, venationibus, aquis
aquarumue decursibus, molendinis, piscationibus, uiis et inuiis,
exitibus et reditibus, pratis et paseuis et cum omnibus ac-

1
9laä) <£ap. 21 bev Vita Meinwerci unb bm £)rigutal*lMuuben btejeS
6djretber8 reconjiruirt.

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480

quisitis vel inquirendis, ea ratione ut prenotatvs episcopus


[eiusque suc]cessores liberam potestatem in eiusdera aecclesiae
utilitaftem] uertendi habeant. Si quis autem in posteram,
quod absit, [prefatam aecclesi]am inquietare contendat de eis-
dem perpetuo anathemate condemnetur. [Insuper C
[pre]diis,
libras a]uri optimi componat, L regiae cfamerae et L] eidem
aecclesiae, q[uam in]qui[etare presumpsit. Et ut haec no-
strae trajditionis auctoritas stabilis [et inconvulsa] permaneat,
hanc [cartam inde conscriptam manu propria roborantes, si-
gillo nostro iussimus insigniri] \
(Signum domni Heinrici secundi regis inuictissimij.
Guntherius cancellarius uice Ercambalcü archicappel-
lani recognoui].
[Data VIII. Kai. Mai indictione XL anno uero domni
Heinrici secundi regnantis XI. Actum Grona feliciter Amen] 2 .

III.

3jemri<() fdjenht bem Pifdjof Petmuerk uon JJaöerborn öcn $jof


IHoringen. — [«rona ben 24. 3lpril 1013L

(Drigmalfragment im f. @taat«arc^tü ju 2ftünfter).


[C. In nomine sanctae et indiuiduae Trinitatis, Heinri-
cus diuina fauente dementia rex. Ecclesias christi ampliare
seruorumque eius necessitatibus pie ac clementer subuenire,
regalis promotionis ordo deposcit. Proinde fidelium Christi
nouerit industria, qualiter diuino instinctu ammoniti, et in-
teruentu dilectissimae coniugis nostrae Cunigundae 3 reginae,
in id ipsum etiam fraterna caritate collaborantibus Ercam-
baldo Magontiensi archiepiscopo , Bernuuardo Hildeneshe-
mensi, Arnoldo Haluerstadensi, Heinrico Wirciburgensi, Theo-
derico Mimigardenuurdensi, Hildiuuardo Citicensi episcopis et
sacerdotibus christi, sanctae aecclesiae in honorem sanctae
dei genitricis Mariae sanctique Kiliani martyris et sancti
Liborii confessoris constructae, cui etiam Meinuuerchus uene-
rabilis episcopus presidet, quandam nostram curtem Moronga
dictam, in pago Morongano in comitatu Bernhardi 4 comitis
sitam, quam nobis Vnouuanus 5 Bremonensis archiepiscopus
cum manu aduocati sui Ydonis tradidit, omnium hominum
contradictione remota, pro remedio animae senioris nostri
1
Sgl. @t. 1662.
2
2)a8 lefetc i(i 9lx. I na^gcbtlbct.
8
Vita Meinwerci Chunigundae.
:

4
St. 1661:Bennonis.
6
Vita Meinwerci : Unuwanus.

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481

tercii Ottonis diuae scilicet memoriae imperatoris augusti, et


incolonritjate [u]itae nostrae prae[sentis ac spe futurae, per
hanc regalem paginam concedimus atque largimur, cum Om-
nibus appendiciis, areis, villis, pascuis, aquis aquarumve de-
cursibus, mo]len[dini]s , silvis, venationibus cunctisque [quali-
cunjque [modo nominari] possint [utensilibus, ea videlicet ra-
1
tione, ut praedictus Meinuuercus episcopus eandem curtem
quamdiu uiuat in usus proprios potestatiue] possideat, post
finem vero uitae suae ad uestitum canonicorum in eadem sede
Deo sanctaeque gfenitrici eius Mariae nee non beatis Kiliano
ac Liborio seruientium annuatim meliorandum pertineat. Si
quis uero hanc nostram don]at[io]nem infringere praesump-
serit, centum libras [auri persoluat, L eidem aecclesiae, L uero
nostrae camerae. Et ut haec nostrae liberalitatis auetoritas
stabilis et inconuulsa permaneat, hanecartam] inde conscrip-
tam manu propria roborantes, sigillo [nostro iussimus injsigniri.
Signum domni Heinrici seeundi regis [L. M.J
[inuictissimi].
Guntherius cancellarius uice Erchambaldi
archicappellani recognfouij.
[Data VIII. Kai. Mai indictione XL anno uero domni
Heinrici seeundi regnantis XI. Actum Grona feliciter Amen].
1
Vita Meinwerci. St. 1660: Meinwerchus.

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m ©elaaeruna Mti'Wfä (1189— 1191).

£)argefteüt oon

Heinljolb Höl)tid)i

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SRadjbem bic toorneljme unb flache 2lnfd)auung über ba$ ©efen
unb bic Sebeutiing bcr ftreujjüge, toie fic namentlid) burd) bie Snct)*
flopäbiften vertreten fear, ebenfo toie bereit pljautaftifdje Setounberung
burd) bte romantifdje ©djule fett ben bafjnbredjenben SOJerfett eine«
SWidjaub, SKJiffen unb ö. ©tybet übertounben ift, Ijat ftd) eine Riffen*
fdjaftlidje unb ernfte 39etrad)tung immer mel)r befeftigt. ®leid)tt)of)l
fteljeu Scanner
toir, toa$ bie eigentlichen Stiftungen betrifft, feit jene
ben Slnftoß gegeben, immer nur
Anfängen ju einer nod) in ben
neuen unb erfdjöpfenben ©efanuntbarftellung , unb bie$ ift nidjt ju
öerttntnbern; benn bie ©reite unb 3Beitfd)id)tigfeit be$ Öuettenma*
teriatS nid)t minber toie bie gütte ber Sejieljungen , burd) bie fid)

ber äußere Verlauf mit bem imterften geben ber einjetnen SSößer Der*
fuüpft, ift fo mä^tig , ba§ bie Aufgabe, mit nriffenfdjaftlidjer £iefe
erfaßt, bie Gräfte eine« Sinjefnen gu nberfteigen bro^t. SDaljer l)at
fid) gorfdjmtg bi$ jefet enttoeber mit einer überfdjauenben *Be*
bie
trad)tung begnügt, ober in SDetailarbetten nur einjelne ©rupfen Rar
geftettt, um bamit eine unoerrüdbare ©runblage für eine fünftige
^ufammenfaffung ber $üge fetbft unb für jebc ßulturgefdjidjte be$
3ttittelatter$ ju geben. @o befifeen h)ir für ben erften unb jtüeiten
$«u}jug, toemt aud) feineStoegS abfd)lie§enbe, fobod) t)öd)ft toertfjüofle
Darfteüungen , unb ber 2lntljeit ber iDeutftfjeu an bem britten ift in
1
biefett ©lottern mit faft crfdjöpfenber ©rünblidjfeit erörtert toorben .

9(n biefe Arbeit foll bie toortiegenbe ergäujenb fid) anfdjtiejjen, unb ber
SSerfaffer glaubt für fie eiu befonbereä ^ntereffe in 2lnfprud) nefjmen
c
ju bürfen, ba bie ^Belagerung Don 2lffä, eine ber benftoürbigften, fo
lange man ffrieg füljrt, nidjt nur bie Peripetie beä 3ugeä otts

bem aller 3üge überhaupt ift.


— fefofr f

91t« ©alabin burd) bie unerhörten unb fdjnelfen SBaffenerfolge


ber 3a^re 1187 unb 1188 faft ba« ganje Sönigreid) ^erufalem

1
föiejter, in ben gorfdjungen J. 2>. ©. 1870 «b. X, @. 1—149; bgf.
fööljridjt, 2)ie großen ßreujjuge, in
Füllungen be« Ebenbfonbe« ftum britten
t>. @t)bel« ftiftor. 3eitfd)rift, 1875 r 33b. XXXIV r ©. 1 - 73. (Sine oberpd)*
c
lidje £>arfiflhmg ber ©efagerung 2Iftä« giebt eiu bonfcljoma« in ben Sttfindjener
@tfcung«beri<f)ten tocröffcrttlicfttcr fcraetatu« (1865 IT, @. 163-168); eine ara*

bifd)e Slnefbote ou« jener 3eit wirb im Journal asiat. 1850, 3uli ©. 85—90,
erjäfjlt.

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gewonnen fyatte, rüftctc er fid) im Anfange 1189, ben (efcten 9?eft


beffelben ju erobern, ©ein 9Jhttfj warb uod) gehoben bnrdj eine
gtönjenbe ©efanbtfcfjaft au$ Sagbab, toetdje Ujn toegen feiner (Stege
beg(üdtt)iinfd)te. @rmit reiben ©efdjenfen, barunter fid)
entließ fie
bie Srone ber Könige öon Qerufatem, ba$ gotbne ®reuj ber mm
£o$pitattterfird)e, fotoie einige d)rift(id)e föitter befanben, bie foäter
cor bem ©jatifen ifjre SKanoeubreS, unter anberen auef} einen Singriff
ausführen mußten; hingegen behielt er ba$ „Ijeitige $reu$" für fid)
gurücf . 2lu§erbem rief er bie 93ö(fer be8 3#(am$ jum Seifigen Kriege
auf, fdjloß mit bem Kaifer toon ßonftantinopet ein SBünbniß unb
fdjicfte feinen ©ruber SMtf at^'Slbit nad) SKegtjpten, ba man bort
1
einen @infatt be$ SreujfjeereS befürchtete . 35or Tripolis lieg er
feinen Neffen £aft ab -bin öon £>amafj ©tetfung nehmen, um {eben
etwaigen SSorftog ber Stiften t>on ba au$ ju fjinbern; benu 5£ri*
poti$ fear ebeufo feie £tyru$ unb Shittodjteu noA in ben $änben ber
Triften, obfdjon teuere ©tabt binnen Surjem nad) €b(auf be$
äÖaffenftiflftanbcS ©atabin gufaßen mußte. (Sr fetbft legte fid) lieber
öor ©djafif 2lrnün, bem Sctfort ber treujfaljrer , feft, beffeu ßom*
manbant SRa^natb nod) immer nidjt capitutirt Ijatte 2 .

3njtt)if4en Ijatte bie Kunbe oon ber (Sroberung ber Zeitigen


©tabt unb be$ Zeitigen SanbeS fid) bis in bie äußerften @(fen unb
SBiufet beö 2lbenblanbe$ tierbreitet, Kreugprebiger fdjürten bie gtamme
ber Segeifterung : toa$ bie SBaffen tragen fonnte, naljm ba$ Kreuj;
ganj (Suropa fear (Sin großes £eer(ager getoorben, beffen SKaffen,
gemaltig burdj £afy unb 3 uc *)t *m nfe> in Suqem nad) bem Ofteu
8
aufbrechen foßten . Sitten tioran erfdjien bereite im £erbfte 1188
ber ficilifdje 2lbmiral Sttargarit mit 50 ©djiffen, auf benen fid} 500
unb ber 6r}bifd}of ©erfjarb t>on SWa&enna befanben. @r ful)r
9?itter
öön 2ty:u$ au$ an ber Küfte auf unb nieber, naljm bidjt t)or bei-
gebe t>on 'Slffä ein großes SCran^portfc^tff toeg unb erfdjtoerte bie
SSerprotriantirung ber ©eefeftungen auf jebe SBeife. S3atb folgte iljm
unter ber güfjrung be$ (SrjbifdjofS UbatbuS öon ^ifa, ber jug(eid)
päpftüdjer £egat fear, eiu pifauifdjeS ©efdjtoaber t>on 50 ober 60
©Riffen, toetdjcS in SKeffina überwintert Ijatte, unb tanbete am 6.
Slpril 1189 inSDjruS. 3 u flW^ tra N ^u^ genuefif^e ©djiffe unter

1
5Rö^rtdöt, ©citväge I, 147.166 f.; Reinaud, Extraits 236 ff . ; fötejter
35—37
2
'm^xxäjt, Beiträge I, 165-167. 188; Robert. Ältiss. 257; über bie
gefitmg ügl. Rey, Etüde sur Tart architecture en Syrie au temps des
croisades 127—139.
8
S)ogu ttjor bie 8ngft öor ben für 1186 borljergefagten fur^tbaren
ßreigmffen not^ nic^tgefc^tüunben (SRö^rtc^t bei @^6el @. 2).
üötttg @ine
jener ^ro^ejeiungen üon einem ^Prologen Sorum^isa (Rigord @. 22;
botirt
Bened. I, 324 f.; ügt. Annal. Pegav. 265; Robert. Altiss. 252; Annal.
163): oud) bie Araber fannten fie (Ibn el-Atir im Recueil arabe 676; ügt.
Reinaud, Extr. 209 9?ote; Journal asiatique 1849 f @. 16—19). S)er ®xfr
bifd^of Solbuin bon (Scmtcvburl) ^atte in golgc beffen ein breitägtge« gaflen an»
geovbnft (Chr. Gerv. 1479).

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bem (Sonfut ©uibo ©pinofa bort


ein *. $n gofge biefer erfjebtidjen
SSerftärfung ermannten fid) bie öefafcrnigen wm StyruS, £rtyo(i$
unb 2lntioc|ien unb matten nad) atten föidjtungen gefährliche ©treif*
jüge in ba$ feinbttdje ©ebiet, htöljrenb unter ber armenifdjen 33eböt=
lerung ber Slnfrn^r nriber bie fteinbe beä ftrenjed überaß cmpörjün*
gelte. Selber aber fehlte e$ im 8ager ber Stiften an ginigfeit.
Übnig ©uibo fjatte im (Sommer 1188 burtf) ben
näintidj, a($ er
©uttan au$ Worten war, fid) t)on
fetner ©efangenfdjaft entlaffen
£rtyofi$ nad) £tyru$ begeben, aber Sonrab oon äWontferrat Ijatte
ijjm ben ©utrttt in bie ©tabt verweigert, fo bafj er t>or ber ©tabt
campiren mußte, ©afabin fofl au$ SRitteib bem armen Sättige bm
Hüernötljigften 8e6enöuntcr^aft gefd)i(ft fjabett, aber bie ©djarn t)or
feiner entwürbigenben Sage, nod) mefjr aber bie ftetS toadjfenbe Sttenge
begeifterter Äreujfafyrer uttb bie 3lu$fid)t auf bie fidjer ju erwartenbett
größeren ©djaaren gaben betn Könige ben mtttfjigen @ntfd)(u§ ju
einer Dffenftoe gegen bie geinbe ein, obgteid) Sonrab, ber Srjbifdjof
Don SRatienna unb üiefe ©ro&en be$ cfyrifttidjen £eere$ bie$ für eine
gefeit unb Unbefonnenljeit erflärten. $)er Sönig blieb bei feinem
SJorljaben, ließ fid} bttrd) eine geifttidje ßommiffion feine« bem ©uttatt
gefdjroorenen ßibeS, nie mefyr gegen it)tt bie SBaffen ju ergreifen,
2
entbinben unb marfdjirte juerft auf ©ibon ju ((Snbe 3uni) .

©alabin bem 93ortnarfd) ber Triften am 3. $uti,


fjörte t>on
aber nod) efye er fetbft an bem bebrotjten fünfte erfdjienen, t)atte bie
mufetmännifdje SWannfdjaft, welche bie 8eonte8*©rüd e, bie ba$ ©ebiet
öon £l)ru$ unb ©ibon trennte, befefct Ijieft, öor ben anbrittgenben
Triften mit fdjweren SScrtuften wetzen muffen. Site ber ©uttatt
fetbft tjerbeigefontmen
, tief iljm öon atfen ©eiten raubtuftigeS SSotf
einem nafjen ©iege attföeute Ijoffte, unb .bie Triften
gu, toeldjeä bei
wagten anfangs nidjt bem übermächtigen Setnbe ein treffen angu=
bieten, jebod) am 5. 3uti rüdten fie wieber &or unb warfen bie
*0ht*ttmen in bie §(ttd)t, &ou betten allein gegett 802ftann, über bie

1
©eitrfige I, 167 f. 185. 188; ©tobet XXXIV, ©. 6; Heyd, Le co-
lonie conim. I, 198. üRadj ben Epp. Cantuar. 270 freuten bie italienifd)cn
©eepüger oielfadje ©efaljren bnrtf) ©türme beftonben ju Ijaben. 2)afj Äonrab
übrigen« bie beut $önig ©uibo fveunblidjen ^ßifaner geroatttljä'tig beljanbelt, be-
zeugen baö Itin. @. 60 unb bie (Sfegie de bello contra Salahadinum gesto
(Biblioth. Paris, euppl. lat. üftr. 8960, mir burt^ §errn ©rofen öon dtxant
jur JBenufeung überfaffen), tüo eSSBer« 602— 606fogor ^eißt: Pisanos vexat —
— et ense premit namque sequi regem Tyriosque relinquere muros
|
|

querit justa cohors, marchio vero vetat vi tarnen evadit, invito prin-
|

cipe portas se regi jungens huieque ministrat opem. S)em ft^eint eine
|

Urfunbe Äonrab« für bie $tfaner 1188 (indict. VIII) gu ttriberfpre<f)en , ober
bie Snbiction ober bo«3a^r ijl falfd) (Tronci, Ann.Pisani I, 380 f.); ©uibo
c
belohnte jte bur$ Urfunbe Dom 19. Sftoüember 1189 üor 5tKä (Muratori
Antiquitt. III, 913-916).
8
SBie tuir ou« ÄonrabS ©^reiben an griebric^ unb ©atbuin erfahren
(Annal. Colon, max. 795 unb Rad. de Diceto 642), jknben außer ben fti*
rifdjen Coronen auc^ bie §o«pitaliter unb Templer auf ©uibo« @eite unb gaben
üon bcm 9le(le beö englif^en ©c^atje« (Seiträge I, 171) erfterem nid^tö.

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Jörücfc in ben gtu§ gebrängt, ertranfen, wäfjrenb auf ©eiten ber


©ieger nur wenige fielen , barunter ein ©entfdjen* *.
„ftüfjrer ber
3nbeffen gogen fitf) bie ©Ijrifteuau« gurtet t>or einem Ueberfatt burd)
©alabin wieber unter bie Stauern öon StyruS gurüd, vorauf biefer
c
am 13. 3uti über SEümtn nad) 2ttfä aufbrad), wo er bis gum 22.
blieb, um biefe wichtige Äüftenftabt burdj fortgefefete 93erprot>iantirung
unb SSerftärfuugeu afier 2lrt gegen einen £anbftreid) ber ßljriften gu
beden. £)ie ©ijriften benufeten biefe ©etegenljeit gu. Sffaubgügen in ber
Umgegenb &on £tyru$, worauf ber©u(tan beröefafeung t>ou SEibnitt
befaßt, am 24. auägurücfen unb burd) Derftettte x$l\\ä)t bie gtinbe in
eine ©egenb gu toefen, wo er ingwifdjen iljueu einen £interl)a(t gelegt
Ijatte. 3u biefem 3wede Datte er 160 fetner tapferften Leiter in 8
bie®arnifon t>on£ibn!n öergajj
2lbtl)eifungen üerbedt aufgeteilt, aber
in ber Erbitterung beö Kampfe« jenen 33efeljt unb wiberftanb fo lange,
bis bie ©Triften fie in bie gtudjt fcfytugen unb baburdj erft in ben
£>interljatt fielen. Äßcm bie Leiter, todtyt jefet Ijeröorbradjen, würben
gerftreut unb «wirrten ©egenb unhutbig, in eine ©djtudjt,
fid), ber
wetdje burd) eine fteit auffteigenbe getewanb am Snbe gesoffen war,
wo fie faft aße, barunter 4 ©mire, gufammengefjauen würben; nur
ber ßeibmametuf ©atabin« ©ibef e«*©äfi, Wellen bie Triften für
tobt liegen gelaffen Ratten, entfam fdjwer öerwunbet gu ben ©einigen.
yiaä) biefen beiben @lü(f öerljeifjeuben kämpfen gogen bie ©Driften,
beren £emp(er, £o$pita(iter unb fyrifdjen ^Barone bilbeten,
Sern bie
SSerftärfungen an fid) unb marfdjirten , ptöfeüd) ifyren gangen ^Jtan
änbernb , in ber SDWtte Huguft auf 'Httft (o$. «m 22. erfuhr ber
©uttan, bag if)r S5ortrab bereit« über fRaffira l)inau$ fei, alfo nur
c
nod) 4 ©tunben nörblid^ t)on 2Hfä, wäljrenb Üjre Statut bei ©can*
c
berün, 6 ©tunben tum 3lffä, ftänbe unb bort bie äftufetmänner ge*
l
fdjtagen l)abe. 3 u gWdj fd)idte bie SBefafcung toon 9Hfä ©itboten 2
nad) ©djafif Sirnün, um iljn gu fdjteuniger £ü(fe gn mahnen , aber
ingwifdjen waren bie ©Triften fdjon in Stin at * SSaff a , iljr SSortrab
fogar in ej*3!b (26- Huguft). 2lm fofgenbeu Sage brad) er auf,
unb über 2U*9)Mläf)a, SDfdjubb $üfüf ben £)fd>ebet et*d)a*
erreichte
rübe ober 3ol)antti$brobbaumberg am 29. Sluguft, nadjbem er bei
8
©affüria bie Gruppen bon £unln an fid) gegogen fyatte .

@o nod) bem Scripte 3mäb eb«bin«, bcö ©rijeimfdjreiber« ©atabtn«,


1

*ßetermann in bem SPBodjenblatt be« 3toljanniterorben« ber SBaflety ©ran*


tueldjen
benburg 1872, ©. 258 ff, mitöct^etU Ijat; not^ SBo^a cb'bin c. 53 mar biefe
SBrüde nur eine ^arafange Don j£ttru« entfernt. CS« fann batmt nur bie ©rüde
über ben ?eonte« gemeint fein, ber Ijente nodf| ol« 93ejtrf«grense gilt; ögt. $.
$mfe, 3tu8 ^önijten @. 148 f.
8
3fia^ bem Itinerar. 61 Ijatte ©uibo nur 700 bitter (nad) Arn. Lub.
176 gar nur 200) unb nid)t gauj 9000 2tfann, nac^ »o^o eb-bin 2000 Leiter
nnb 3000 Wann ju guß; über Natura ögt. ^ctermonn« Reifen in ben Orient
I
'
©
8#
298
'
WUWtUfya liegt im @. O. O. öon Xibnin, S)f(^ubb*3üfüf füboftUt^
tton @afeb ni^t weit »om 9^orbtücftufer be« £iberia«feeß , ber S)fd>ebel el*
(^orü6e ifl ni^t, toxt Laurent su SBurc^arb ©. 21 f. meint, ber fjeutige S)f(^cbel

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3ujttnfd*en waren bie (Stiften am 27. Shtguft öor '2lffä ange*


tommen, wib ber ftBuig ©uibo Ijatte auf einem £>ügel an ber Oft«
fette btd)t am £l)ore fein gager auf gefdjtagen \ tiefer £üget fie(
nad) allen Seiten mit ausnähme ber fübtidjen fe^r fteit ab, mar
oben geräumig, tooljt an 15 ÜÄinuten SBegS taug unb bie £älfte
breit. 3>ljm gegenüber im 9iorb«Often ber ©tabt tag bidjt bei einem
alten 9ftemnon$tempet ber £ttget Sljäb^ia unb gtotfdjen beiben ber
2*H*$aifän*. ©ic ©tabt fcfbft geigte bie ©eftatt eine« £)reiecf$,
beffen längere ©eite fidj nad) Often menbet, toäjjrenb bie beiben an*
beren üom Speere befpütt merbeu. ^m^aljre 1187 Ratten bie ßmire
bem ©uttan geraden, bie ©tabt gan$ nteberjnreigen , aber er fjattc
tüc^t cutgettrifltgt, im ©egentljeit fie burdj ben @mir öolja eb*bfn ßara*
3
füfd) melier e6en bie öefeftigung Don Äairo üoüenbet Ijatte, burdj
,

bie Slntage oon ©räben unb ©allen, türmen unb Saftionen $u


einem ^auptboömerf beä 3*(atn* erhoben. £>er £>afett tt>ar gro£j
unb toeit, bod) wegen ber jatjtreicfjen Stippen gefäljrtid}, mfäaib man
in altefter 3eit bort bem 9Äeere$gotte oiele OWenfdjenopfer gebraut
4
fyabeu foll . Unter ben Stürmen toax befonber« in ber norböft-
tidjeu Sde ber SWauer „ber oerfludjte* gu nenuen, in meinem ber

et SDRufdjatfa, auf bem ba« castrum casale Huberti (bidjt bobet ber
ober
Sföontfort ber ©eutföritter , bitter, fcften XVI,
782) an ber SRünbung be«
©erbannl log , fonbern i|* toafjrfdjemlidj ber 93er yi an ber redjten ©eite ber üon
c
©affurta nad) ?lftä füljrenben ©ecrfrragc, im 13. 3aljrljunbert nad) L'estoire
126 f. Toron de Salahadine genannt, auf tneldjem nodj Ijeute 3of)anni«brob-
bäunte in reifer 3aljt fid) finben, wie bie 3immermannfäe ßarte au«brüdlid)
öerjeidjnet. 3roifd)en üjm unb (Eljaifa fafl in ber SRitte liegt ba« »eiter unten
geuannte ©djafr'am, ein große« 2)orf auf einem $ügel, fante ©djefa Sinter
genannt (SRobinfon 133). $er nörblidjffc *ßunct ber ©tettung @alabin« war
ber Sett-Bjab^a, ber fübttc^fre ber £eÜ'*Äaifän (föobinfon 133); bgl. Van
de Velde, Reis door Syria I, 185 - 188).
1
2>iefer $üget Xoron, aud) Xuron, öon Bromton 1163 ffilfdjltdj Sectu»
run, öon Boha ed-din c. 56 Xett - SWaffalin,
ÜRu«liun , fcefl* foufl andj £efl *

2Raffalaba genannt, ifl woljl ber heutige „Söwenljeräberg". S)ie Hufunft ber
Triften wirb »on 3mäb eb-bin unb ©ofja eb-bin auf ben 27. 2foguß ange*
fefct, ba« Itinerar. 62 läßt bie Belagerung mit bem 28. Hugufi (@t. Sfoguflin)
beginnen (ogl. Riant, Haym. Monach. ed. II ©. 8), ber ©rief be« Theo-
baldus praefectus unb Petr. Leon, an ben $ap(i: 7. die in fine Au-
gusti; am 3. Sage barauf erje^eint ©alabin.
c
2 $läne Don 5ltfä ügl. bei Marino Sanudo in Bongars, Gesta Dei
II, ©. 285; Pococke Travels (engl. Ausgabe) 1745 I, ©. 52; E. Rey,
c
Etüde ®. 171 f.^ aud) bie brittif^e ?(bmiralität«!arte oon 2lffa ed. SWanfell
1862. 3ur Sonographie ögl. Burchard @. 23 unb Wilbr. ed. Saurent
@. 163, eine ©efdjreibung ber ©tabt au« ber SRitte be« 14. 3aijrijunbert«
Dgl. bei 2)et)d«, Uebec ältere Pilgerfahrten (au« 2eopolb ü. ©udjem) @. 41 ff.,
im übrigen ttitter, Elften XVI, 726 ff.
8
Ueber tyu ogl. Abdallatif ed. de Sacy ®. 207 ff. unb Ibn Khalli-
kan, Biogr. Diction. II, 521; er marb au« ber (^ri(Hi^en ©efangeufdjaft
befreit am 11. ©^aroal 588 (20. Dctober 1192). Ueber ben fofiteren 2Rit.
gouüemeur @aif ab* bin 9Jtofd)tub ügl. ibid. I, 164.
4 2)af)er erllört ba« Itinerar. 75, meil beim Opfer ftd) ftet« uiel fjtiegeit
etn^ufinben pflegen, Ijabe „ber gliegent^urm" feinen tarnen; über biefen ogl.
Riant, Haym. Monach. LXIII.

XVI. 33

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djvifttidjen &geube jufotge bic 30 (Sitöertinge be« Quba« 3fd)artott>


gemünjt tuorbcn fein foüteu, unb jroei anbere im £afen, uon bcneit
bei* eine „ber gttegeutfjurm", auf einem gelfen erbaut, ganj befonber«
ftarf unb feft mar. 3n 3Mge beffen glaubte bie 33efafcung ber @tabt
anfangt gar nidjt an eine ^Belagerung, fonbern fal) fpöttifd) auf ba$
jpäufleiu dou (Sljrifteit tjernieber: benn auf t>ier2ftanu ber JBefafeung
folt nur ©u @f)rift gefommen fein. £rofebem toagte Äönig ©uibo
am britten Sage feiner Slnfunft einen £>anbftreicb gegen bie ©tabt,
aber tüäfjrenb be« ©türme«, toettfjer oljne fdjtoere« 33efagerun^«gerätl)
nur mit Seitern unternommen »erben founte, fam bie Siadjrtdjt x>on
bem £>eraurüden ©atabin«, unb bie ©türmenben liegen atte mütrfam
errungenen SJortljeite im ©tief) unb flogen in« Sager jurüd, wo fic
gu fpät erfuhren, ba§ fte nur bur$ einige Leiter ber fetttbßdpti SSor-
|ut getaufdjt roorben feien (29.2luguft) 1 .
©atabin Derlteg balb barauf feine atte ©teflung, um auf bem
£ett*$aifän fein Säger auftuf dalagen ; er ftettte feinen unten gtüget
bi« an beu füblitf) bat>on flie§enben Seht«, mäljrenb ber redjte ftdj
an ben £ctt*2liäbl)ia lehnte. 33alb entbrannte jttnfdjen iljm, melier
täglich neue §ü(f«truppen empfing, unb ben Stiften ber fönnpf, aber
trofc ifjrer gefährlichen ©tettung gttrifdjen jtoei feuern unb trofc ber
geringen £ai)l iljrer ©treiter oerloren fte ben 9Kutl) nitf)t, jumat fte
mitten tu einem Jener kämpfe ba« 9Keer toeit Ijinau« t>on dE|rifttidjen
©egetn erglänzen unb aud) biunen toenig ©tunben 50 ©cfyiffe
fafjen,
ntit über 10000 tapferen Kämpfern au« ben nörbtidjen ©egenben

Suropa« eintrafen (Slnfang ©eptember) 2 . 3?n ber fotgenben 9iadjt


tanbeten unter bem trefflichen fj>e(ben 3?afob w>n 2toe«ne« neue^Jitger*
ftfjaaren au« grie«(anb unb gtanbern, tvetdje oor b?m „üerffedjten
Sturme" ifjre ©teöuttg einnahmen 8 2lufjerbem famen gegen Sßttte
.

©eptember Sdjiffe mit Sreujfa^rern au« ber Champagne, barunter


ber ©ifdjof ^itipp dou Seauoai« mit feinem ©ruber Robert, bie
©rafen Don £)reur, örienne unb 33ar. Grnbtid) (anbete am 24. ©ep*
tember ber ÜKarfgraf Sonrab t>on £t)ru«, ber öifdjof 2ß>e(arb üon
Verona , ber Srjbif^of ©erwarb Don föaaenna unb §at)tnaru« oou .

(Säfarea, ber ßanbgraf ßubtoig uon Springen mit ben ©rafen Otto
öon ©etbern, £eiurid) oon SUtenburg, Sllbert öon ^oppenburg, 2Bt*

x
Itinerar. 63.
2
Waä) bem Itiner. 64 f. waren es 12000, nad) Rog. Wend. II, 432:
14000; naä) Arnold Lub. 177 Ratten fte 55 ©djiffe unb Ionbeten am 1. ©ep-
tember. 2)o8 Itiner. 65 f. tnetbet Hagenb, baß oon jenen fcapfern 1191 md)t
nte^r 100 übrig gemefen feien.
8
3afob »on 2lüe«ne«, mit bem aud) ber 2Runbfdjenf fceflinu« »on 3Bau*
rin tarn, mar in 9Jtyflna oon ben grtefen unb 6fanbinaoiern jum gü^rcv
gewägt worben. ©gl. Sigeb. Gembl., bei Pertz SS. VI, 425; Itin. 65;
Haym. Monach. ®. 8; L'estoire 127; Riant, P^lerinages ®. 279—281;
über bertn Äätn^fe in ©panien üa,l. ^ö^ridjt, bei €^bel XXXIV, @. 27 f.,
wo a(« 2)atum i^rer Janbmtg falfc^tic^ ber 22. 2(uguft angegeben ijt. Be-
nedict II, 94, bem idj bort gefolgt bin, bot ftdj offenbar im S)atum, roet^t*
bie arabifdjen (S^roniften unb bad Itinerarium richtig geben, geirrt

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491

buftnb üon töljeba , jufammen 1000 bitter unb 20000 3Katm ju

s
Jtid)t oljne große 23eforgnt§ falj bcr ©uttau täglid) bic SJWad^t
ber Sfjriften wadjfcn, bcncn e« ntdjt nur gelang, ben ^Belagerten bie
Safferfrituug fofort ab jttfdjneiben, fonbern aud) ben föing um Me
©tobt öoüftänbig ju fliegen. Slnfaug« glaubte er, bte (Sjrffteu ge*
brausten nur bte tftft, ifjre ©$iffe 9?a<f)t« in ©ee ju Riefen , um
am fotgenben Jage biefelben wieber anfommen ju taffett unb iljn tu
©ejug auf bte &af)l ifjrer §ülf«truwen ju tauften, aber er erfannte
batb, bafc er ftdj fetbft hierbei getäufcf)t. (Sr befdjfog beg^afb gegen
bte ßernirung^tnte ber ©jriften einen ©tofj ju fütjren, etje biefe ftd^
toerfdjanjten, unb um fid) wieber SSerbtnbung mit ber belagerten ©tabt
ju eröffnen. SBäljrenb er fetbft mit feiner Seibgarbe auf bem £elf*
$aifän jurüdbtieb, ftieg fein §eer SWittwod) ben 12. September in
bie ©bette fytuab unb begann ben Sampf. üDie Süttuölinten , unter
beren güljrent ber 9?effe be« ©uttan« Zat i eb=btn Omar bott §amaf)
unb ÜWujaffar eb*bin Shtfburi fid) au«jeid)tteten , warfen bie (griffen
uoöftänbig jurüd, jumal bie Sefafeung fte and) im 9iücfen angriff.
ÜDer Sampf warb am 13. unb 14. fortgefefet, aber bie ßljriften wiber*
ftanben {efet fo tapfer, ba§ erft am 15. ©ounabenb« ber ©ieg für bie
SWufefmänner entfdjieben war. ©n SUtgenjcuge, ber $anjler ©ata*
bin« 3»mäb eb*bin, erjagt: „T)k ftranfen ftanben wie bie 9Wauern,
unb wenn ber 53orbermann gefallen war, trat fogleid) ein Hinter-
mann au feine ©teile". Qu gofgc biefe« Siege« warb bte Serbin*
bung be« feinbtidjen £eere« mit ber ©tabt Dom äftittetttjore bi« jum
Jljore Saraffifd) auf ber nörbtidjen ©eite lieber frei, unb bie Sftu«*
Ihnen benutzten bie«, um ba« 3eltlager ber Triften ju jerftören unb
btele Sameeüaften ^ro&iant in bie ©tabt ju führen. 3ugleicf} begab
fid) ber ©ultan fetbft tjinein unb recogno«cirte bie ©tellung ber geinbe.
3n einem $rieg«ratlje über be« Kampfe« war
bie weitere 3>üf>rung
mau fcljr ßmire fagten, matt foße ben
geseilter Sfteiuung. SJiete

geinb burdj SBaffenrufje in ©idjerljeit wiegen unb bann überfallen,


anbere wollten, ba§ man ba« gufftolf bon ber ©tabt au«, bie Sftei*
terei in ber <S6ene bie ßljriften angreifen taffett foüe, wäljrenb einige
jur ©djonung be« £eere« mahnten, ba, wenn bie« $eer oerforen
gegangett fei, fein neue« au« ben 93ötfern be« 3»«(am« fid} aufbringen
laffe, eublid) verlangten nod) anbere vor allem eine glotte, um bie
Ariftlidjen ©djiffe t?or ber ©tabt terjagen ju fönnen. 9?ad)bem ©a*

1
Stbelarb unb ftonrab, melier nod) im ©ept. 1189 für ben Oenuefen
SWorttn ^Äocto geurfunbet (Strehlke , Tabulae ©. 21 f.), lamm auf toenetta-
nif(%en Riffen (Haym.Monach. @. 8 f.). 2)cr Sonbgrof, Welker über 8rin-
btp not^ Stjruß gefallen mar, ^otte ben 3Rarfgrofen tfonrab burc^ feine Sitten
e
bewogen, mit nadj ?lffä ju fegein (Arnold. Lub. 177; Itin. 67 f.; Rad. de
Diceto 648). $laä) ben Versus elegi de bello contra Salahadinum gesto,
c
85er« 607 f. fanten bte ^ßifancr ou^ erft am 4. ©eptem&er üor 2lffa an. 55gl.
Äö^rtc^t, S)ic 2)eutfdjen auf ben treuxjügett, in 3 ö fyr* S^^^rift VII, @,
147 ff.

33*

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492

labtu bem tapferen ©omoerneur unb Srbauer ber geftung Sßofya eb*
tön Äarafüfd) nod) ben trefflichen §uffäm eb*bin Slbu't £>aibja bei*
•gegeben Ijatte, oerlieg er bieStabt 1 .
SOiittwod) ben 19. September begannen bte ©jriften ben Äampf
mit iljrer Reiterei, üor ber bte getnbe wie gewöljnticf) erft langfam
3urü(fwi($en, bis flc ftd) auf einmal gu einem wütljenben Angriffe

fammetten unb bie ßfyrtften gurüdtrieben. (Srft bie fpäte Wafyt


trennte bfc Sämpfeuben; am 20. unb 21. bauerten btefe Äämpfe,
aber ofjne {Sntfdjeibung, fort. 2lm24. »erfegte ber Sultan fein tfager
tiad) bem £üget 8U*2liäbtyia, welker einen beutlidjen ©lid in ba$
hxijt gebrängte 3^a 9er feiner geinbe ertaubte, weit ber @efunbl)eit$*
guftanb Solbatcn trofc ber weiten 2lu$befjnung feinet ?ager$
fein-er

fefyr fdjledit war. 8lm 10. war ber treffliche £uffäm eb=bln Sunfur
<ro$ ß^elät geftorben, tym folgte am 26. ber unerfdjrodene ßuffäm
tb*btn Vornan au$ 9?affa. ©er ifcfetere Wollte, ba er ben Sob iu
feinem Innern füllte, burdjauä im Zeitigen Kampfe für ben 3#fa*n
fterben unb tief* ftd) fein Sd)ladjtro§ oorfüljreu, aber nod) el)e ber
2
tapfere e8 befteigen fonnte, war er eine Seiche , ßrft am 29.
(Sonnabenb) fam e$ wieber gu einem treffen, als bie ©Driften iljre
gourageure an ben ©du$ gefd)i(ft Ratten, (Sine Stfjaar ©ebuinen
ftfjnitt fte öon ben ^Ijrigen ab, Ijieb alle uieber unb feljrte mit ben

blutig raudjenben köpfen im £riumplj jum Sultan guriUf, welker


i^rc Stapf erfeit burtf) ©fjrenßeiber belohnte.
@3 ift auffattenb, bag trofc ber Sürge ber ^Belagerung unb trofc
ber Srbitterung , mit welcher auf beiben Seiten gekämpft würbe, ein*
getne Sdjaamt ber ©jriften unb 9Ku$limen mit einanber fitf) toerbrü*
berten, burd) gemeinfdjaftlidjeS Spiel unb Sdjerj fict> bie 3e ^ & er *
trieben, bis bie Signale fie wieber trennten unb gum blutigen Kampfe
gegen einanber führten. Sei einer biefer ©elcgenljeiten lie| mau gwet
unb gwei au$ ber Stabt herbeigeholte uratttinifdp Knaben mit
d)riftlid)e

einanber ringen Sieg be$ einen SampferpaarS blieb unentfdjieben,


; ber
Wätyrenb ber muälimifdje Snabe ben d)riftlid)en bepegte
beim jweiten
unb gutn (gefangenen machte, worauf bie ßljriften il)n mit gwei ®olb«
ftücfen frei fauften. £u berfelben 3^it
ereignete e$ fid), ba§ ein
#engft tum bem einenSkiffe in* 2tteer (prang unb
ber tfyrifttidjen

in ben £afen fdjwamm, wo er als ein günftigeä 93orgeid)eu öon ben


9Ku$timen aufgenommen würbe; man fdjenfte il)n bem Sultan 8 .
Snbeffen fugten bie Triften wieber bie Stabt natf) allen Seiten öon
ber 33erbiubung mit Salabin abgufd)lie§en unb rücften befonberä auf

1
Bohaed-din 100; Imad ed-din bei $eterm.@. 260; Itin.66; Riant
282. V. elegi de bello contra Salah. g. 93er« 647 ff. geben ot« 3)atum
2>te
ber erfieren größeren treffen ben 9. nnb 10. ©eptember an.
8
#eljnUd) erjagt Cae9. Heisterb. Dialog, ed. Strange II, 6. 227
X, <£<ty. 12, baß ein tobtfranfer töitter, 2)tetrtc| öon kulant in ben Äompf
geeilt fei unb SBunber an Xapferfett Derri^tet ^obe.
8
Bona ed-din 103; Imäd ed-din 260; »gl. Barhebraeus, Chron. Syr.
411, beffen ©erit^t nur wenig abweist.

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493

©etrci&m ber frangöfifdjen föitter am 4. October in oKcr grüfjc jum


1
Singriff gegen Slt^Sliäb^ia toor. ber ©pifee be$ $eere$
2ln mar*
flirten bie ©djüfeen in iljrett unburd)bringlid)en Sßaffenröden, bann
folgten in ftoljer fiegeStrunfener Haltung bie reifigen ©efdjroaber, unb
jtoar in t)ier Steffen. £)a$ erfte bitbeten bie gxanjofen nnb £o«pi*
taliter nnter $önig ©uibo; U)tn ttntrbe ein in 2ltfa$ eingefdjlageneä
ßttangelienbudj Don öier ÜKännern borauSgetragen. üDann folgten ber
SDiarfgraf Äonrab unb ber ©rjbifcfyof tum 9iaoenna mit ifjren @d)tt)er*
gewappneten, in britter Steige bie ^ßifaner, $)eutfd)cn unb ©canbina*
toter unter bem Sanbgrafen ?ubting, unb gittert bie STempler, (Satafonier

unb einige ©eutfdje. Diefer gewaltigen @treitmad)t gegenüber entfat*


2
tete aud) ©atabin feine ©paaren 2luf bem regten Sauget ftanb
.

fein -Keffe Xati eb«bin öon £amaf), in ber 2ttttte bie Strumen au«
©iarbelr unb SDfc^cfirat ibn Omar, ©alabin begeifterte bie ©einen
burd) ben perföntidjen 3 uru f : *2tof fifr ben 3$lam, ifjr §eere be$
einzigen ©otteä!", aber als bie STempler unter lautem £örnerffang
gegen ben regten glüget fid) warfen, War
aller SBiberftanb umfonft.
35er ganje glüget gerftob, ebenfo warb ba$ ßentrum burdjbrodjen, uub
mit fiegreidjer ©ewalt braugen bie ßljriften bis in ba$ 8ager beö
©ultan« m>r; ber©raf öon 33ar erfdjlug bei beffen 3ette ben&ecfen»
träger ©atabin«, ©d>on fd)ien alle« öertoren, uub bie 2xo§fned)tc
be« ©uttan« ptünberten fein ©epäcC; bie gtüdjtigen, unter iljnen audj
3mäb eb«bin, ftürjten in witbem QaQtn nadj Liberias, wo injwifttyen
bie sJiad)rid)t Don ber 9iiebertage ebenfalls fd)on alle« jur (Site ange»
trieben, unb glaubten fid) erft in $)ama«fu« fid>er. Slllein ba« ©latt
wanbte fid). (Sin beutfd)er SRitter unb beffen ©d)aar erregten burd)
bie fiaft, womit fie einen flüchtigen SRenner verfolgten, bie 3Keinung,
bie $)eutfd)en feien gefd)tagen unb flögen, jugteid) verbreitete fid) ba«
@erttd)t, bie ©efafeung ber ©tabt l)abe bereit« ba« Sager r ju beffen
SSert^eibigung ber ©ruber ©uibo« ©ottfrieb &on ßufignan jurüd getaffen
war, erftürmt. £)aju fam, bag bie ßljriften burd) iljr eilige« SSor»
bringen bie güljlung mit iljreu Äampfgenoffen nertoreu Ratten unb
eiligft jurüdfe^ren mußten, fo baß bie öerfprengten geinbe aßmötyltd)

fid) fammeln fonnten. ßnbfidj aber wiberftanb ber tinfe gttigel, n>o
bie Gruppen au« ©inbjär ftanben, unterftüfct burd) bie herbeigeeilten
unb gefammelten ©djaareu Saft eb»btn« , Saimäj au*$ßabjmi$, £>uf*
fäm eb*bin« uub Slnberer, fo baß bie Triften beunruhigt, ermattet
unb ofyxt Orbnung eiligft fid) jurüdjogen. §ier fiel ©raf Stnbrea«

1
2)m 3. Dctober geben Ibn al-At!r unb Imäd ed-din, Rad. de Diceto
648 unb Boha ed-din 103 f. ben 4. October; ügl. Sicard 606; I/estoire
127; Arn.Lub.177. ftadj L'estoire 131 ^ötte eotobin crfl öor ber @d)tad)t
©uibo an feinen (Sib erinnert, worauf biefer fo^iptf^ geantwortet. Bened. II,
94 giebt als ©djtadjtfelb bie @bene inter Acram et casale episcopi. SBic
bie V. elegi SSer« 769 ff. , 789 ff. berieten, Wären l)ier außer Andreas Ber-
mensis (oon ©nenne) noc| jwet lotljringifdje Seniler ©imon unb SÄtc^arb ge-
fallen.
* Rad. de Diceto 648 f.; ögl. Itin. 69 f. uub Boha ed-din 103.

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494

toon ©nenne, ber ümfoitfi feinen üorübcrjagenben ©ruber (Srljarb btf*


tenb anrief, 3afob tum 2loe8ne$ ftürjte Dom uferte unb würbe nur
burd) bie Slufopferung eine« feiner JRitter gerettet, ber iijm fein ?fcrb
gufüf)rte unb bcn £obe$ftreidj empfing, $önig®uibo warb Don feinem
geinbe, bem SWarfgrafeu tonrab, mit 9Kül)e l)erau$gel)auen, ber
1
£emplermetfter ©erwarb fiel in bie ©efangenfdjaft mit öielen §nn*
berten, barunter aud) brei als Siitter toerfleibeteSBeiber; nur ba« Un*
geftüm, womit ©ottfrieb au« bem 2ager gegen
bie uerfotgenben gtinbe
loSbrad) unb ba« £eer bor gänjtid)er
bie gtüd)tigen bedte, fdjüfete
©ernidjtung. SBenigen ©erwunbeten getaug e$ wie bem bitter ger*
ranbuä fid) nad) bem 8ager jurtidjufc^Ie^pen ; bie meiften würben
niebergemadjt , unb bie Seidjen am folgenben Sftorgen in ben ©efu$
geworfen, bamit fie burd) ityre SSerwefung SBaffer unb ?uft öerberben
unb fo gur 93enüd)tung ber ßljriften mit beitragen folften.
Unermeßlich war ber $ubet im §eere ber SRutümett, ebenfo
nngemeffen bie $ral)terei, mit benen einjelne tljren Slnt^eit an bem
Siege Ijenwrfjoben. 9Wan fdjafete ba$ SIjriftenl)eer auf 110000
9J?ann, iljre ©ertufte allein auf 5000 JRitter; ba$ tapfere Häuflein
auf bem linfen glügel fottte nur 1000 üftami ftarf gewefen fein.
(Stnjelne behaupteten, allein 30 —40 Stiften getöbtet ju fyaben; (Siner
erjagte, baj$ burd) fein ©ebet ju Slüal) fein mächtiger geinb, welker
eben bie 8anje auf iljn eingelegt Ijatte, üom ßrbboben öerfdjlungen
worben fei 2 . £rofcbem blieb bie 9ftebertage ber Stiften unleugbar,
unb ©alabin öerfeljlte nid)t, burdj feineu ©efyeimfdjreiber bie 5Wat^=
rtdjt baoon nad) aßen Sänbern be$ 3$tam$ tierbreiten ju laffen. 6r
»erlegte au« gurdjt oor btn SKiaSmen ber SBaljlftatt fein 8ager l)ier*
auf wieber nad) bem 3oljauni$brobbaumberge (5. October), nadjbem
er feinen ©otbaten bie at$ üerlorcn gemelbeten ©egenftänbe ityrer
SluSrüftung jurüdgegeben ober erfefet, uub fanbte überallhin ©oten,
um bie glüdjtigen unb ©erfprengten jurücfjufjoten; i)auptfäd)tid) aber
wollte er feinen ermatteten unb gefdjwödjten £ruppen einige Siulje
c
gönnen. SCRit 83eforgui§ erwartete er feinen ©ruber 3Mif a(« 8bS:
benn er tjatte über Slleppo bie 5Wad)nd)t erhalten, ba% ber beutfdje
Äaifer mit einem unerme§lid)en §eere unterwegs fei. 3n einem am
10. Dctober gehaltenen SriegSratlje erflörte er für bie SBeiter*
fidE)

füfjrung be$ Kampfe«, ba bie ßljriften im grültfaijr jur @ee grojjc


SSerftärfungen erhalten uub bann nod) furchtbarer fein würben, wü>
renb 3mäb eb*b!n unb oiele aubere burdjauS für bie Sntlaffung ber

1
Sicard 606; L'estoire 130 f.; Itin. 72. ©er £emplermetfier ©irarb
be föibaforte fott nad} L'estoire, Benedict II, 94 uub Rad. de Diceto 649
tyer gefallen, nad) ben arabifdjen SBertdjten aber gefangen unb oon@alabin ai«
(Sib&rüdjtger , ber wie ©uibo gefdjrooren ^attc , nidjt meljr gegen ifjn fämpfen
ju wollen, nieberge^auen worben fein. Reinaud 251 nnb Bibliotheque des
croisades 302.
* 2>ie SSertufie ber (E&riften giebt ba« Itin. 72 auf 1500, Barhebraeus
411 auf 2000, Boha ed-din 105 auf 7000, Sicard 6. 610 auf 8000, Ibn el Atir
bei Reinaud 251 auf 10000 an.

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495

Stufen in bic SBinterquarttere ftimmten unb Ijofften, bo§ audfr ©a*


labtnim grü^ia^r burtf) bcn ßljatifen £ttlf$truppen erhalten toerbe.
2lm 16. mußte er fdjwer erfranft fein Säger nod) heiter juriWfoer*
legen, n>a$ bie GHjriften baju benufeten, um bie SBelagerungSlinie lieber
tooüftänbig ju fc^tiefeen unb nadj ber ©tabtfeite tüte nad) ber @bene
ju burdj eine ftarfe Sefeftigung tnit®räben unb ßrbtoällen ju beden,
hinter benen fpäter iljre furdjtbaren ©efdjoffe IjeroorfcJiIeuberten *.
fie

jgugteid) legten fie nad} langen mülje&olleu (Sprengarbeiten einen £>afen


für bie @d)iffe an, roeldjer nod) lange 3eit natfjljer nad) beffen eigent*
lidjem ßrbauer „ber $afen ibe$ 9)?arfgrafen" genannt tourbe. Um
bief e £eit erretten bie ©etagerer ttneber
Verhärtungen burd)
jaljlreidje

neue <ißilgerfd)aaren au$ Italien, granfreief} unb ©fanbinauien ; an$


ßremona fam ein gewaltige* @d)iff, „bie ©örfe öon ßremoua* ge*
nannt, toetd)e$ Diel ^Jroüiant unb ftreitbare SDtonnfdjaft mit fid)
8
führte .

Slm 15. October war e$ ben Sttamfnfen t)on ber @arbe be$
Sultan« gelungen, ein djriftticfyeS ©djiff, foorauf 30 9Wann ©efafeung
unb eine öorneljme grau fotoie ÄaufmannSgüter aller Slrt, namentlid)
©eibenwaaren, fid) befanben, ju erobern, am 31. fam ein ägt#tifd)e$
©efdjtoaber oon 50 ©egeln, cor bem bie cfiriftlidjen @d)iffe nad)
SttyrttS abfegefn mußten. (Sin djriftlidje* £ran$j>ortfd}iff mürbe aber
genommen unb beffen ©emannnng am 1. 9?oüember an einem auf
ber ÜJtauer errichteten ©algen ju £obe gemartert; jngleid) trieb bie
iöefafcung jum ©djmerje ber ßljrtfteu mit Srucifijen gemeinen ©pott.
211« §fad)e bafür ließen bie ©Driften bie üWannfdjaft eine« feinblidjen
Sonrab auf bem £>eimtoege nadj 2tyru$
@d)iffe$, toeldjeä balb barauf
mit ben ©enuefen genommen, burd) SBeiber langfam unb quafoott
öerftümmetu. 8lm 26. ober 27. S)ecember fam abermal« eineSranS*
portflotte au$ Siegtypten, 50 ©egel ftarf, uuter £wffäm eb=btn £ülü,
roeldje 10000 f rifdje Gruppen, SDlafdjinen, Sftapljtlja unb Stoffen fomie
8
reic^tic^ett ^roüiant ber geftung jufüljrte , fo bajü bie ^Belagerten

1
Bein. 255 f.; über jene ©efdjoffe (zanburek) ög(. beffelben L'art mi-
litaire chez les Arabes, im Journ. asiat. 1848, @ept. 193—237.
2
Sicard 607; Itin. 74; über bie ^ilger t>ou (Sremona ügl. Cavitellii
Annal. Cremen. @. 64. 2$on bem Itin. werben al« Streujfaljrer genannt:
ber @rjbifd>of Ubalbu« üon $ifa, ber (Srjbifdjof Bbelarb uon SSerono (beibe
ftnb ober fd)on gefanbet), bie ©rafen be gerrarii«, SBcrtutf , 9^icolaud au« Un*
garn, ©ernljarb, SUbebranb, 3o«celin, SRidjarb au« Julien, ferner 3obanne«
be Soegria, Spanne« be @eej, ein Sßeffe be« Äönig« öon ©äncmait mit 400
SWann, Slangerot be £oci, ^nfelm be 3Konte regaü, ©aufrieb be Soinüiüie,
Dtto be goffa, SBiUetm ©oej, SBicecome« be (Sljateaufye'rault, ©icecome« be£u«
renne, (Safteüan be ©rüge«, Sngelram be SSienne, ^oerüeju« be ©ten, Xfteobalb
be ©ar, ©uibo be 2)atnpierre unb oiele anbere. Riant, .Pdlerinages 284 f.
3um 2^eU anbere tarnen öon ^xi^tm giebt Albericus in ben SS. XXIII,
@. 864.
8
Itin. 74 unb 78; Haym. Monach. ©. 11. Imad ed-din, bei <Peter-
mann 266, erjätyt au^, bie Wu«Iimen hätten ein ©t^iff gefapert, morauf jicfj
300 f(^öne grauen »on ben 3nfeln be« iWittetmeere« unb eine gürftin mit 500
SKann ©efolge befunben; ögt. Reinaud 258^

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496

wieber eingetuc frafttjoflc 2(u$fätle gegen bic ©griffen utrfernatjmem


2Bäljrertb beffen Ratten bic ©oben be$
furdjtbaren 9?egengfiffe ben
Lagers unb ber gangen (Sbene gu ßinem großen ©umpfe uutgewanbeft,
beffen SluSbünftungen gugleidj mit aufreibenben 9tod)twad)en unb fd)ted)ter
Soft eine ©eudje ergeugteu, ber Diele £aufenbe waderer ©treiter gum
Opfer fielen, aber trofebem behielten bie fdjwergeprüften Stiften 9RutIj
unb ©tanbljaftigfeit genug, um ba$ anerbieten einer turf)t bebingungS*

(ofen Uebergabe 8lffä$ dou fid) gü Weifen.
3?ngwifd)en famen immer genauere 9iad)rid)ten toon bem 93or*
rüden be$ beutfd)en ÄaiferS burd) ben ©etbfdjudenfuttan öon 3>fo*
nium über Armenien unb Slfeppo an ©atabin, wonad) jener mit
300000 2Rann gnjfrotf unb 60000 Wittern auSgerüdt fei. ©egen
be$ befrf)tt)crbcüoUcn gefbgugeä behielt er nur feine SWamlufen bei fid)
unb entließ bie meiften Gruppen in bie Sßinterquartiere, für bie 3ln«
fang £)ecember fein ©ruber 3Mtt aU 2lbil ägtyptifdje £ü(f$oölfer tyut
gufüljrte. 3 u 8^icf| aber fdpieb er an ben ßijatifen um f>ütfe gegen
ben gu ermartenben neuen geinb, wobei er nid)t unterließ auf bic
ßäffigfeit feiner ©taubenSgenoffen gegenüber bem aufopfernden ©fer
ber ßljriften fjinguweifen. „®iebt e$ einen entgegen 3Äufelmann",
fdjrieb er ftagenb, „Wetd)er bem Stufrufe folgt, ber fommt, wenn man
Ujn ruft? ©iet) inbeß bie ©jriften an; fiel), wie fie in 2ßaffe fom*
men, luic fie fid) brängen um bie SBette, lt»tc fie fid) gegenfeitig unter*
ftüfeen, tt)ie fie iljre Sfteidjtljümer opfern, wie fie fid) gufammenfd)tie§en,
wie fie fid) in bie größten @ntbef)rungen fügen! ©ei ifynen giebt e$
feinen Äönig, feinen £errn, feine 3?nfel ober©tabt, feinen 2ttenfd)en,
fo unbebeutenb er fein mag, ber nidjt gu biefemÄriege feine ©auern,
feine Untertanen auf bem ©djauptafce ber tapfer*
fenbet, ber fie nid)t
fett erfdjeinen täfjt, feinen mächtigen 9ftanu, ber nidjt 2^eit nimmt
an biefem^uge: alle woüen ftd) uüfetid) madjen bem unlautern £\dt
il)re$ Grifer«. ©ie tljun e$ in bem ©tauben baburd) ifyrer Religion
gu bienen: befföalb opfern fie biefem Sriege i^r geben unb ifjre dttity
tljümer. ÜDie 9J?ufetmänner hingegen finb fdjtaff, entmutigt,
gleichgültig, ermübet, unempfinbtidj , ol)ne (Stfer für ben ©tauben; e$
ift foweit gefommen, bafjj, wenn, wa« ©Ott öerf>üte, bie 3**9*1 ta*
3#tam$ eine fdjledjte Seitung erfahren fottten, man Weber im Orient
nod) im Occibent, nod) fern Don ljier, nod) in ber 9iälje einen ein»
gigen ÜKenfc^en finben würbe, ber fiefy ber©adje ber Religion 2Walj$

weisen wollte, ber bie SJertfjetbigung ber Sßatjrljeit gegen ben 3n>
tt)um übernehmen würbe. ^nbefj finb wir ba in bem Slugenblide,
wo 3 ö 9^ un 9 nidjt öii ber 3ei* ift, wo wir be$ SSciftanbeö aller
ftreunbe be$ ©taubenä bebürfeu, ber entfernten Sauber wie ber uatjen
Orte!"
Um ben (Sinbrud biefeä ©djreibenä nodj gu ertjöljen, fanbte ®a*
labin feinen Rangier ©ol)a eb^bfn felbft gum Kalifen, weldjer in be*
rebter SBeife bie ©efaljr be^ ©uttan« unb be$ 3%iam& Gilberte, in*
beffennur fdjöne SSerfpredjungen empfing. ÜDcrfelbe begab fid) bann
imd) ©inbjär, Djeftra, 9Kofut unb Slrbeta, wätjrenb anbere ©oten

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:

497

bie £errfd)er öon £amaban, Qemen unb SOiaroffo um Unterftüfcung


baten K •
3m Saufe be« SMuter« Ijatteu bie ©fjriften namentlich burd)
SRegen unb Saite ju leiben, bagu famen furchtbare ©türme, meltfje
bie 3ette unb ba« Dbbad) fortriffen , enbtidE) Äranffcit unb junger«*
notl), ber juerft faft fämmttidje ^ferbe erlagen. (Sin @t foftete brei
£)enare tum Slnjou, eine £etme jetju ©olibi; mer nidjt ütel ©elb
ljatte, mu§te @ra« oberShraut t>er$ef)ren ober fterben. £rofebem mar
bie ©pannfraft be« #eere« nict)t gelähmt. Slm 10. SDWrj 1190
balb nadj ber 3Kittagftunbe unternahmen bie ©jriften, meldte mußten,
ba$ ©atabin bei föamlalj jagte , einen Singriff gegen bie 2Wu«limen,
aber fie mürben öon biefen bi« an ifjr Säger gurüdgebrängt; ba bie
SSerf olger aber injmifdjen fid) ganj öerfdjoffen Ratten, gemannen bie
ßljriften balb mieber bie Uebermadjt unb brängten fie in ben gluj?
nur eine £>etbenfd)aar unter ÜJJalif al=2lbil fd)üfcte bie 9ttufelmänner
2
toor völliger 3$ernid)tung Salb barauf fefjrte ber ©ultan mieber
.

gurüd unb verlegte fein Säger toom 3oljanm«brobbaumberge näljer


an bie Triften nad) £ell*$aifän, gulefct fogar bis Seil atabtül bor.
gür bie SJerproöianttrung feinet £eere« Ijatte er auf« befte geforgt;
fein Sager mar mit Slüem, ma« nötljig mar jur SBerpflegung unb
(Srljolung, auf bat SReid)lid)fte oerfefyen. Slufcerbem empfing er £ülf«*
trugen burd) bie Surften toon £im«, £)ara, 9?al)aba unb ©djaijar,
aud) mätfjtige ©paaren toon ben arabifd&en 9?omabenft8mmen unb
Jurcomanen. ©eitbem lieg er bie ßljriften tum feuern beunruhigen,
atiein er bot ijjnen oft, j. JB. am 19. Slpril oergeblid) ein treffen an.
Slm 23. fam ein ©efanbter be« ©jatifen, melier 2 Äamecllaften
yiaföttja, 2 Saften arabifdjer Sanjen, 5 Sßapljtfjamerfer unb eineSSoll«
mad)t jur ©rljebung einer $tieg«fteuer t>on 20000 Denaren öon ben
Saufleuten überbrad)te ; ©atabin befdjenfte bie ©efanbten reidjlid),
3
aber machte oon bem Srebitbriefe feinen ©ebraud) .

3ngmifd)cn maren bie GHjriften nidjt muffig gemefen. ©eit ber


9?ücffeljr be« SWarfgrafen Sonrab tum 5D)ru« (Snbe Februar) mar
gmifdjen üjm unb ©uibo SBerföljnung gefcfyloffcn, unb ba« Sager mar
fo ftarf befeftigt morben, baß ein erfolgreicher Singriff tmn beiben
©eiten l)er al« unmöglich erfdjien; enbtidj fyatte man nad) fernerer
neuumonatlidjer Slrbeit —
ba« £otj mußte au« Italien l)erangefd)afft
merben — 39elagerung«mafdjinen erbaut , beren Soften
brei gemaltige
ber Sanbgraf, bie ©enuefen unb ta^ übrige §eer trugen. SDtcfc
brei öollmerfe maren nitf)t meniger al« 60 arabifdje Sllen Ijod), fo

f.; Boha ed-din 110.


1
Reinaud 258 f.; Imad ed-din 265 Ueber bie
toerßebttdje ©efanbtfdjaft an @utton öon 9Raroffo 2lbu 3ofob al SWanfur
ben
nm ©ülfe gut (See ügl. tntereffante S)etaitö bei Ibn Khaldoun, Histoire des
Berberes ed. de Slane II, @. 216 unb Prolegomenee dlbn Khald. ed.
de Slane, in ben Notices XX, 1865, @. 44.
8
Haym. Monach. 12—15; Imäd ed-din, bei ^etermamt 1873 6. 171.
8
Itin. 83 f.; Reinaud 262; Abdallatif @. 464 ff.; Boha ed-din
114. %m 22. %pxit 1190 capitulirte aii^ cnblid^ Seifort (@djafif «mün).

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498

bag fie bieSWauer überragten, unb Ratten fünf ©tagen, aufjerbem junt

©d)ut} gegen griedjifdjeS geuer mit (Sffig getraute gelte, ferner Wefee;
in ben unteren ©tQcfmerfen waren Keine SBurfmafdjinen unb 2ftauer*
bredjer aufgeteilt, wetyrenb in ben übrigen bie Angreifer $lafc fanben.
(SnbCic^ fatt* man an ^©teilen, wo biefe üftafdjinen Wirten follten,
bie ©tabtgräben aufgefüllt unb eine ©aljn bis bafyin freigelegt, auf ber
fie leitet bidfjt Derangerottt »erben tonnten. SD?it SBeforgnifj fafjen
bie geinbe biefe mäd)tigeu ^urüftungen gu einem ©türme, unb ganj
befonberS jagte itynen bie Don einem £>eutfd)en erbaute föo&mtiljfe
ein geheimes ©raueu ein, ba fie biefe für eine gattje neue ©da*
geruugSmafdjine anfallen. Der ©ultan glaubte inbe§ it)rem Singriffe
auf bie ©tabt juüorfommen gu muffen, wegljalb er am 27. 2tyrü
fid) auf bie ßljriften warf, ©er Sampf bautttt am 28. bis in bie
3lai\t nod) weiter, blieb aber uuentfdjieben. 2lm 3. 3Wai griff er
bie Stiften, meldte einen allgemeinen ©türm öerfutfjt Ratten, erfolg*
reid) an unb jwang fie jur 9iüdtfel)r in iljr 2ager; hierbei erlitte»
namentlich Don SSerona unb getrara bebeutenbe SSerlufte.
bie Sßtlger
£>er Sampf entbrannte &on Steuernam 4. unb 5. Sttai, unb ber
Slnbrang ber Triften fotl fo furdjtbar gewefen fein, ba% bie belagerten
bereit« an eine Kapitulation bauten. Slltein es gelang einem SKa^ttja«

Werfer, bem bamaSceuifdjen ©djmicbe 2lli ben Slrif, alte brei Stürme
in «raub ju fliegen, fo ba% bie 500 ÜRann ©efafcung berfetben fid>
laum retten tonnten, wäljrenb ©alabin jugteitf) baS Sager ber ©Driften
angriff. Sftiebergefdjtagen unb mutljtoS wichen bie Stiften, waljrenb
bie ^Belagerten auf jaudjjten , unb ber ©ultan unter taufenbftimmigett
Subet nad) feinem Säger jurücfjog, wo jufälliger SBeife jugteiefy fein
@ol)n 3U*3äl)ir üon C| a ^
m *t einer auSerlefenen ©cfyaar Leiter
eintraf. £rofe biefeS ©iegeS über bie Triften war bie Sage ber 23e*
fafeung teineSroegS gebeffert; bie £>ungerSnotl) war bereits fo ftart,
bd§ man ^ferbe unb oerjefren mußte, unb bie alten ©jriften*
fdjtacfiten

ffla&en als unnüfee 3Witeffer cor bie üWauern geworfen würben. (SS
erfd)ienen jwar binnen furjem brei STranSportfd)iffe mit ^romant,
aber ber 25orratf) bedtte bod) nur für wenige Sage unb äöodjen ben
nöt^igften ©ebarf. ©alabin, bem bie 9tad)ridjt tjon biefer 9tot$ burdj
Heine Soote, Sauger unb ^Brieftauben jugetragen würbe, glaubte bie
feinblicfje Angriffslinie öon neuem erfc^üttern unb burdjbredjen ju
muffen, aber feine 23erfnd)e am 8., 12. unb 13. 2Rai, bie bis jum
19. unauft)ör(id) wieberfjolt würben, blieben in golge beS mannhaften
SßiberftaubeS unb ber trefflichen 23erfd)anjungen ber ßfjriften nufeloS *.
^nbeffen erhielt ©alabin bebeutenbe Verhärtungen burd bie
gürften w>n@inbiär, Slt^jcjtra, ÜÄofut unb Sirbeta, weld)e feterlid)

1
Haym. Monach. 15 f.; Alberic. ed. SS. XXIII, 865; Itin. 84 f.;
Rad. deDiceto 656; Boha ed-din 116; Remaud263; Barhebraeus 414.
SBic geroötynlid) lieg @alobin tmdj biefe« glüdtltdjc (Sreigniß burdj 3mäb eb*bln
nad) allen Letten fjtn, namentlich nad) ©agbab tnelben.
* Itin. 87; Haym. Mon. 16; über bie ©rieftauben ogl. befonber« Qua-
tremere, Makrizi II B 115 f. ftote 120.

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499

empfangen nnb burdj ©efdjenfe nnb 2lu«$euf}iuuigen aller 2lrt geehrt


lonrbcn , unter i^nen bef onber« Qmäb
öon ©inbjär. eb « bin 3enfi
.Bugleid} tarn am 13. 3uni eine ägtyptifdje £ran«portflotte üon 25
©egeln, toeldje fedj« djriftlidje ©djiffe oerfenfte unb ein« caperte, fo
c
baß fie ben §afen oon 3lffä getoann , allein f)ier fd)eiterten gtoet
©djiffe, unb ein anbere« erlitt fdjtoere JBefdjSbigung \
ÜDie c^rifttic^en getbljerren befdjtoffen, in nädjfter £eit feinen Sampf
mit bem ©uttan gu toagen, gumat bie 25ertufte in ben testen treffen
feljr bebeuteub getoefen toaren, unb bie ©eudje toieber arg gu mutzen

begann. üttit biefer ffiaffenrulje toaren jebod) bie Äreugfaljrer trofe


aller 9lotlj unb Drangfat fc^r toenig gufrieben; bie meiften tabetten
offen bie geig^eit ber Öberften , unb ber ©eift ber SWeuterei begann
au ben JBanben ber £>i«dptin gu rütteln. ©o fam e« benn, baß am
@. 3<*cob«tage (25. 3u(i) in ber üttittag«ftunbe ein £aufe mm lOOOO
SDiann, gut bewaffnet, aber oljne ftüljrer unb Drbnung, ja fogar mit
SEßeibern untermifdjt, trofe aller 25efel)fe unb ^Bitten au« bem Sager
Ijeroorbrad) , um feinen J?ampfe«mutl) gu füllen. ©djon toareu bie
c
SSertoegenen bi« in ba« Sager ÜMif a(* 2lbil« bei Casale Humberti
Dorgebrungen , raubten, fdjtoetgten unb jubelten nadj Jpergen«tuft, bi«
©atabin, fein ©ruber unb beffen ©oljn ©djem« eb=btn SWaubub ur*
plöfelid} bie gudjttofe Motte überfielen, über 5000 nieberljieben unb tuete
2
gefangen nahmen, barunter aud) jmei ffieiber . 1)a« im Sager gurücf *
gebliebene §eer fal) bie 33ernidjtung biefe« Raufen« rufjig mit an,
ipcit Jebe Offenfioe verboten fear, aber balb mufte man ebenfall« 51t ben
©äffen greifen, »eil bie ©efafcung au« bem 9?orbtljore gegen bie
£o«pitafiter au«fief, gtoeimat bie 33erfd)an$ungen ftürmte, in ba«
Vager geuerbranbe fdjleuberte unb erft nadj langem Kampfe gelungen
ttntrbe gu toeidjen. SBäljrenb beffen fcfylicfyen fid} £ran«*
toieber üier
portfdjiffe in ben fwfefi. Bwgteidj § ottcn *\t traurigen unb ger*
fprengten 9?efte ber meuteriföen ©djaar fid) nad) bem Sager geflüchtet,
toobei ifjnen ein mutiger 2lrd)ibiaconu« au« ßoldjefter , 9?alf dou
£att)trelj, ber biefe flägticfye SWeberfage mit aufetyen toolfte,
nicfyt rtft)ig

erfolgreiche ©ienfte (eiftete, inbem er fid) nad) Kräften bemühte, bie


g(üd)tlinge gu beefen. 5Kad) biefem leisten ©iege, ber ©alabin nur
lOSJtonn gefoftet Ijaben foü, erfolgte am l.Sult Dom gliegeutfjurme
au« ein Singriff gegen ba« djriftlidje Sager, ber jeboc^ für bie 9Ku«*
Wmw unglücflid) au«fiet, ba fie groei @d)iffe babei oertoren. 3cfet
loanbten fid) bie d)rifttidjeu §eerfü^rer mit ber Sitte um einen
SBaffenftiltftanb an ©alabin, um bie lobten gu begraben; er fdjlug
fie i^nen ab, ba er toie getob^ntic^ bie Seidjen in ben gluß toerfen

1
Imäd ed-din ©. 173 (ber jcbod) in feinen Angaben cr^Blid^ öon
Boha ed-din 125 abttttidjt); Haym. Monach. 16; Itin. 89.
8
Haym. Monach. 23; Rad. de Diceto 656; Itim. 90 f.; L'estoire
151; Boha ed-din 125. Sefettrer gtebt bie 3<^l ber Sobtcn auf 8000, 3mäb
eb=bm unb 9bn ol=«ttr auf 10000, (Srjbifdjof ©albuin (Epp. Cant. 329) auf
4000 an. Reinaud 269. $g(. V. elegi debello contra Salah. gestoöet«
1065 ff.

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500

laffen wollte, um SSJaffer unb 8uft burd) fdjabtid&e ©toffc §u üer*


berben \
Um bicfc £eit erhielten ftarfen 3«5 U 9
bic Äreujfafyrer nrieber
jur ©ee. 3lu$ ftranfretd) tarnen am 27. 3uti
©rafen $einrid> bic
Don ber Champagne, £ljeobalb oon SfoiS, 3?ol)anne$ üon <ßontigntj,
©tepljan oon ©ancerre, Stabulf oon ßlermont, ber ®raf oon ©ja»
Ion«, ferner 2Ranferiu$ be ©artanba, JBernljarb oon ©t. SSatertj, (Sr*
Ijarb oon (Raffend, {Robert be*Bot>e$, 2Uanu$ t>on gontenalj, 8ub»ig
oon 2lffe(a, ©alter oon SlrjitttereS, ©uibo oon ßljateaubun mit feinem
©ruber ©uibo be 9Kacerü$, Spannes oon 9)?ontmirail , ^oljanneä
oon Streif ber $err oon (Samte in ©urgunb, ©aubert b'StSpremont,
ßfarembafb oon SWutyerii* unb brei Steriler fotoie ber (Srjbifdjof
2
©ietrid) oon Sefangon 2lu§erbem famett au« Sngtanb bie nor*
.

manmfdjen föitter JBatfetin oon gerrariiS, SRobert Struffebot, SRidjarb


oon SSernone unb beffen ©oljn ©fiebert oon StiÜeriiS , 3oo oou
SBteujpont, ©Ubert 9Meman, fmgo oon ©ornai. SluS ©eutfdj*
lanb trafen mit bem §erjog Ccopolb oiete fötnifdje ^ßifger ein , weldje
in ©rinbift gefanbet waren, bodj erreichten nidjt alle ©djiffe glütflidj
ben £afen, ba bie f einbüßen ©djiffer burdj djriftüdje glagge unb
abenblänbtfdje Sprache biefe oft täubten unb caperten. ©o gelang
e$ ben 9flu8timen auf biefe SBeife eine d)riftlidje gürftin gefangen ju
nehmen, unb brei ägtyptifcfye ©cf)iffe fähigen pdj leicht burdj bie©ee*

1
Haym. Monach. 17, 24; Itin. 91; Reinaud 271.
2
Itin. 92 Albericus 1190. $ier werben ol$ gu gleicher 3eit ange*
f.;
lommen aufge^ä^tt : ber ^atriard) Jperaclin« (ber nad) Arnold. Lub. 178 fdjon
tmOctober 1189 öor'&ftä angefommen), bie (grjbifdjöfe üRonadm« oon (Saefarea
mtb Setarb Don SRajaretl), weldje ebenfalls fdjon üorfyer bort eingetroffen. 6benfo
fälfdjtid) »erben aufgellt: ber »ifdjof oon Bfrt (ogt. Xotfy @. 167 OTote 8),
ber Sifdjof Octoöian Don DfHa, weiter am 24. 'Stugufi 1190 Äbnig föidjarb
in Oflia empfängt (Bened. II, 114), ber ©tfdjof $eter Don £ouI, weldjer mit
©aubert b'Sifpremont im $eere griebrid)* auöjog (föiejler 53). (Sinen episcopus
Blesensis, ben baSltin. nennt, gab e* bamal« nidjt; benn ©ifdjöfe t>on25loi«
ejiftiren erjt feit 1697 , unb wer ber episcopus Mordrensis unb Brisensis
(©rirnt??), unter ben franjöftfdjeu Jtreujfafjrern genannt, ßewefen fein f ollen,
ifl gang nnerfhtblidj. gerner ergäbt ba« Itin., baß um biefelbe j$t\t ber (Srg*
bifdjof Jöalbuin uon (Santerbnrto, ber Söifc^of Hubert Don ©alisburü unb 9^alf
Oon ©lanüifla angefommen fei (über lefcteren ögl. Gualt. Mapes, De nugis cu-
rialium @. 8), aber wie wir fieser wiffen, lanbete ©albuin mit jenen beiben,
200 Gittern unb 300 Änedjten unter bem Sanner beö Ijeil. Storno« erft am
c
16. «September mfctoru« unb tarn am 12. October nadj Hffä (Bened. Peterb.
II, 115; Epistol. Cant. 328 f.; bgt.Rad. deDiceto 656; Itin. 116). 3)ie
brei (Slertfer waren einübt an6 (Sf)alon8, ein abbas Esterpensis unb ein pres-
byter qui se exercens semper tela in hostes torsit. Itin. 93. Ueber ben
©rafen $einrid) Don ber Champagne, bem König ?^ilipp, ba er o^ne ©elb unb
$rooiant lanbete (Haym. Monach. @. 25), m'el 33orfctjüffe anbot (Rieh. Devizes
ed. $anutt ©. 50), bgl. D'Arbois de Iubainville, Histoire des comtes de
c
Champagne IV A , @. 24 ; eine Urfunbe Don i^m au« bem Sager t>or 91ttä
1191, ibid. III, ©. 477. «nberc frangöftfefte Hüter, bie um biefe 3eit öor
*Wk eingetroffen fein muffen, ftnb bei Bre'qnigny in ben Urfnnben öon 1189,
1190 unb 1191 aufgegärt (IV, ©. 120 ff.). Sin »oUft&nbiger Äatatog
wäre fe^r erwünfdjt unb Iritif^ wertvoll.

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501

Molobc (16. ©ept). <£in galjrjeug aus ©eirut führte bie Pilger
nodj ganjj befonberS baburd) in btc 3rre, ba§ auf bemfelben fid)
$reuje nnb ©djtpeine, bic bem SBhtfetmann Derfyafcteften Spiere, be*
fanben. 3 U 9^'^ tonnte ©alabtn fortbauernbe ©erbinbung mit 'Slffä
c
burd) einen füfjnen lauter Ramend 3>fä unterhalten, »eitler jebpc^
in gotge feiner ftarfen ©ürbe er — führte 3 ©eutet mit 1000 De*
naren bei fid} — bei einer feiner ©djttHmmfafjrten im September
ertranf \
Ueberbliden toir bie ©tetfung, toetdje ba$ $eer ber Sreujfaljrer

in »eitern Sogen um bie fteftimg einnahm, fo »erben nur uns fol*


geubeS ©ilb entwerfen fönnen. SKuf bem £uron lagerte toie bisher
Äönig ®uibo mit feinem ©ruber ©ottfrieb unb bem ^ßatriardjen £e*
racliuS, linfS baoon im ©üben ber©tabt, quer über bie ©trage Don
<51)aifä bis anSStteer ftanben bie^Jifaner, toäfjrenb redjts baoon nadj
bem SftemnonStempet $u ber Sanbgraf unb 3afob dou SSfoeSneS mit
ben Deutfdjen unb ©enuefen iljr ßager Ratten. Unter bem £uron
fetbft lagerten ber ©ifdjof Don ©eauDaiS, bie ©rafen Don Dreu$ unb
©rienne mit ben pilgern aus granfreidj foioie bie Srjbifd)öfe Ubalbo
Don <ißifa, ßetarb Don SRajaretl), Dietridj Don ©efan<jon, $eter Don
Slrle (e ©lanc, SBilljelm Don Montreal, toäfjrenb in ber (Sbene bie
Sempier unb $oSpitatiier, entließ am üttont 3Kufarb bis an baS
ütteer Äonrab Don StljruS ftanb. Diefe ©tellung toarb fpäter folgenber*
maßen Deränbert. Den äufjerften Dorgefdjobenen Soften im Sorben
ber ©tabt am SWeere Ratten bie ©enuefen bann inne, an bie fid) bie
$>oSpita(iter, Sonrab üon SttyruS, ber ©raf £einridj Don ber Öjam*
pagne, ©uibo Don Dampierre, bie ©rafen Don ©rienne, ©ar, ßlja*
lonS unb Dreuj , ber ©ifdjof Don ©eauoais unb ber (Srjbifdjof oon
©efan§on anfcfyloffen. 3n ber (Sbene ftanben bie 3e(te ber ©rafen
Don ©lois unb ßlermont, Don £mgo Don ©ornai, Otto dou £rafignty
glorenj be £angi, SBalfelin be gerrariiS, bann folgten bie Pilger au«
glorenj, bie ©ifd)öfe Don ßambral) unb ©aliSburl) mit ben (Ingtän*
bern, ferner ber flanbrifdje Sttunbfdjenf $et(inuS mit Qo^ann be
5Keele, Obo be §ame unb ben übrigen glanberern, ber £>err Don
$ffoubun, ber ©icecomte Don Sturenne, bann Äönig ©uibo mit feinen
©rübern ©ottfrieb unb Sfotatridj, £mgo Don Liberias mit feinen
©rübern, bann bie ÜEempler, 3afob Don 3foeSneS, ber Sanbgraf mit
bem ©rafen Don ©etbern, bie Deutfdjen, ^riefen unb Dänen, gnufd&en
toeldjen unb bem ÜKemnonStempef fpöter ber §erjog griebrid^ fid)
lagerte. 2ln fie reiften fid) bie 3efte beS Patriarchen, beS ©ifdjofS
l
Don 2lffä unb ©et^em, be6©icecomte Don S^ateau^erautt, SRa^nalb
Don ©ibon, $onfreb Don Suron, bis bie ^Jifaner unter i^rem Qxz*
2
bifd^of unb bie i^ombarben im ©üben ben 9?tng f^loffen *
Den Oberbefehl führten Anfang« ber Sanbgraf unb 3af ob Don SlDe«*
ne$ abme^felnb, aüei^i als &xoittxaä)t jnnfäen ben Deutfc^en unb gran*

1
Imäd ed-din, Bei ^etermann 179.
1
Benedict II, 95 f.; Rad. de Diceto 654.

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502

jtfcn au«bra<f), tourben bicfe unter öerföiebene Öefeljfsljaber geteilt.


9tad)bcm jcbodj ber ©raf £einridj üon ber Champagne gefanbet toar,
tourbe biefer jum atfemtgen gelbljerru be$ ftreujfjeere* erhoben, unb
bamit ba$ Uebergenrid)t be$ franjöfifdjen ©nflnffeä jum @d)aben be$
§eere« entfdjieben. 5Kur toenige SBodjen noef} blieb ber tfanbgraf im
Säger ; im Anfang be$ October trat er feine §eimreife an unb ftarb
am 16. October auf ber Ueberfafjrt nadj Supern 1 . @$ ift ganj
oljne Qrnttfd, bag er toirffid) nur burdj Sranfljeit jum @ntfd)fuffe
^etmjnfe^ren belogen würbe, aber nidjt SBenige faljen ben eigentlichen
©runb in gefränftem Sljrgeije, Slubere erflärten offen, er fei mit 2ln*
fericuS öou Montreal, ®uibo uou ©ampierre, bem Sifd)of ton Seau*
üai« unb bem ©rafen Otto üon ©efbern burdj @alabin beftodjen
ttorben, unb man gab fogar ben *ßrei$ öou 30000 ©enaren unb 100
9ttarf ®o(b an, ber außer 4 Sameeten, 4 §abid)ten unb 2 Seoparben
2
bem Sanbgrafen für feinen 33erratlj jugebilligt tüorben fei .
ÜDer 9ftonat 2luguft tierftrid) , of)ne bag e$ jttnfdjen ben beiben
§eeren )it ernftfjaften unb entfdjeibenben kämpfen gefommen toäre.
Sin SRitter 3&o öon 33ieujpont einem Soote
fegelte fcon 'Slffä in
mit nur 10 ©efä^rten nadj £tyru$ unb caperte ein großes feinblidjeS
£ran$portfd)iff mit 80 3Kann Sefafeung. 9Sor ber ©tabt felbft gab
e$ nur Reine ©djarmüfcel. ©in ßmir, ber eine SRaftfyine ber Stiften
in Skanb fteefen ttrifl, ttnrb überfallen; bie geinbe fengen iljm mit
griedjifdjem gener bie ©enitatien ab. 2Rit iWefcen unb £>afen »erben
feinblidje Sauger im Speere aufgcftfdjt unb im Slngefidjt ber 23e*
fafeung gegeißelt, gefd)unben, geföpft. !Diefe räd)t ftd} burd) gleite
©reuet ober burd) gemeine ©efdjimpfung mm Srucißjcn unb ^eiligen*
bitbern. ©ogenfdjüfeen unb ©djlenberer neäen fid) alle Jage, machen
fogar SBetten mit einanber, bie ber eine ober anbere mit bem t'eben
8
bejahen muß Srft im Slufang be8 September rüfteten ftd) bie
.

Triften toieber ju einem Singriff auf ba$ feinblidje Sager, toa$ ©a»
labin burd) Uebertäufer redjtjeitig erfuhr, aber ba er fdjtrer leibenb
toar , toid) er bem angriffe ber Stiften au« , inbem er fein Säger
rü<froärt$ nad) (Sljarübaf) uerlegte unb auf bem £ett al*2liäbl)ia nur
einen SReitertrupp üon 1000 ÜWann jurüdtieß. Qn golge beffen
richtete ©raf §einrid) feine ganje 3lufmerffamfeit auf bie ^Belagerung
ber ©tabt unb würbe hierbei burdj rü^renbe JBetoeife üon Eingebung
unb Opferfreubigfeit unterftüfet. £>er größte Stljeit be$ §eere$ übte

1
@. 79 f.
töiejler
8
Rad. de Diceto 655; über ben angeblichen #erratlj bc« ©rafen üon
(Selbem ogl. bcfonberS Chroniques de Flandre et des croisades, in ber
Collection de chroniques Beiges ed. de Smet III, @. 583. Uebcr bie
2eoporben im SBoppen ber Sanbgrafen ogt. ba« ©ebic^t oon Subtüig« Äreuj*
fa^rt 53erfi 7817 ff.; 3eitfärift für t^üring. ©ef^te V, ©. 75 ff.; 2M*elfen,
3)ie ältefien SBappenfdjilber ber Sanbgrafen Don X^ßringen, 3ena 1857, unb
Pudert, S)a« Seben be« ^eiligen Subtüig, Jeip^ig 1851, @. 133. «e^nlt^e Sappen
mit Seoparben finb befproc|en im Slnjeiger für Äunbe ber beutfe^en $orjeit
1875, e. 307—312; ©gl. Chron. Flandr. ed. de Smet @. 287.
8
Itinerar. 104—109.

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503

fidj im ©djießen unb ©c^teubern, tuäfjrenb anbere lieber an ber


1
(Srbauung t>ou SelagerungSgerätl) arbeiteten .

21m 24. ©eptember unternahm ein £l)ett bed £>eere$ unter 2In*

f üljrung ber ^ßifaner ju ©djiffe


einen Singriff gegen ben Stiegentfyurm.
@in8 ber djriftticljen galjrjeuge tyatte an ber ©pi£e be$ äHafte* ein
fernes ßaftetl, toetdjeS mit üftapi)tl)a, ©teinen unb fc^iüercu Jpolj*
Hoben angefüllt weit ü6er bie Plattform be$ SfjurmeS IjinauSragte.
Slußerbem mar ba$ ©djiff mit #uei mächtigen ©tnrmleitern unb an*
berem 33elagerung$gerätl) auSgerüftet unb $um ©djufce gegen ba$
griedjifcfye geuer mit Sfjierijäuten eingebedt. Um bie belagerten au
einer Unterftüfcung ber SSertljeibiger be$ gtiegeutljurmS gu fyinbern,
unternahmen Stiften auefy gegen bie ©tabt einen Singriff.
bie £u
^ifauer mit il)rem £fjurmfdjiffe fid) jener Saftion
gleicher 3eit Ratten bie
genähert unb f^teuberten ©teine, ^oljHöfce unb allerlei ©efdjoffe, felbft
Slnfer gegen fie, aber bie Slngegrtffenen tert^eibigten fiel} uidjt minber
uad)brü<flicl} burd} gried)tfd)e$ geuer unb jünbeteu bie Seitern an*
35ie ^ßifaner üerfudjten aufjerbem üergeblid) burdj ©ranber bie fernb-
lieben©tfyffe ju jerftören; ber conträre SÖSinb trieb fie gegen ifjre ei-
genen gafyrjciige, fo tag jmet üon üjnen in Stammen aufgingen,
toäljrenb ein britteä fofort fanf. Unter bem^ofjn* unb Stabelgefdjrei
2
ber ättuSltmen jogen bie Triften betrübt fiel} jurücf .

3fnjroifd)en fjatte ©atabin mit peinlicher ©orge neue Sftadjridjten


toon bem Slnrüden be$ beutfeljen SaiferS burdj ©riefe öon Sfaaf öer*
nommen. Siuftimmig metben alle arabtfdjen Qiljroniften, ba§ ber
©uttan tt)ie feine Umgebung aufs tieffte ntebergefcfytagen unb troftloS
barüber toaren, unb eine |>auptquelle erflärt grabeju: „933enn ©ott
burdj eine gnäbige Fügung für un$ nidjt f)ätte ben bcutfcficn Äaifer
fterben laffen, unb jmar in bem Slugenbtid e als er in ©tyrien ein*
,

fallen tooßte, fo Ijätte man in fpäteren jagen tum Serien unb


s
Siegtypten fagen fönnen: „§ier regierten einft bie Sffhtfefmänner!"" .
3roar metbeteu neue Schreiben be8 ©uttanS ton ^couium fotoie be$ ar*
menifcfjen ÄatljotifuS mm §rom*gla bie ftetigen SSertufte ber T)eutfcl)en
unb batb barauf fogar ben Job ifjreS SaiferS, aber trofcbem mar
feine Seforgniß nid)t gefd)ttmnben. 5Die SKauern ton Liberias, 8ao*
bicaea, ©ibon, £5jubeil, £)jabala, Seirfit unb 3affa lieg er nieber*
reißen, um iJ)nen nicfjt irgenb einen ©tüfepunet ju gewähren, unb ein

1
Itin. 101; Boha ed-din 138—140. Imäd ed-din 179 erjagt uon
einem Sfosfatt ber Sefafeung in ber ftadjt Dorn 2. jum 3. ©eptember, bei bem
eine 2Rafdjine öerbrannt nmrbe (Boha ed-din giebt ben 16 17. ©eytember); —
in einem biefer Jtömpfe feien aud) 70 bitter getöbtet unb 4 angefeljene (Sljriften
gefangen tnorben, für beren Befreiung bie ©elagerer öergeblidj große ©ummen
geboten.
1 Itin. 110 f.; Haym. Monach.25f.; Boha ed-din 138; Reinaud288.
8
Ibn el Atir, bei 9^0* Imäd ed-din 177 mottte @dabin
Reinaud 243.
felbft gegen ben Äoifer aufbrechen ba er für 2)ama«fuS fürdjtete.
, ©c^on 3Ku-
^ammeb ^atte ber Srabition gufolge in ©ejug auf bie germanifdjen ^ülfötiötfer
bed btyantinifdjen Äaifer gefagt: „$ütet dnd) öor ben ©elb^aarigen unb 53lan*
öngtgen; fte flnb bie größten geinbe be« 3«lam8!"

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504

SBeobad)tung$corp$ würbe gegen bie erwarteten 9?cfte be$ £eere$ ber


*£>eutfd)en aufgefteüt. 3u gleicher £eit fdjrieb er ffagenb abennat*
an beri (S^altfen , inbetn er bie beifpiettofe Eingebung nnb Slnfopfe*
rung ber (Stiften ber gautf)eit unb ©leidjgültigfeit ber äRufel*
männer tabelnb gegenüber fteütc: „äöenu diu @ljrift auf bem £tuibe
umfommt, erf feinen beren ju SDleere SEaufenb; ba$ 2Bad^tt)um ift
ftarfer a($ bie (Srnte, ber ©aum treibt mefjr Zweige, at$ ba$ Grtfen
abbauen faun. ÜDtefe geinbe ©otteS tjaben fid) aus itjren ©räben
unb 33erfd)au$uugen einen unburdjbringtidjen £arnif(f) geföaffen, auQ
tyren ©gilben eine 2lrt unnahbarer geftnngen; fo ift e$ umnög(id)
geworben, fie aujugreifen unbgu Dentisten. — ©ielje, ber ^ßapft ber
granfen — ©Ott üerfludje it)n unb alle bie ©einigen — fjat ben
(Stiften fonft at$ gleichgültig angefetjene Singe verboten [Saften],
er Ijat üjnen ba$ ©etb, ba$ fie aufgehäuft Ratten, abgepreßt burdj
bie 3eJ»nten, bie er üjnen auferlegte, er nimmt tynen ben Eintritt tu
bie Sirdjen, £rauer unb jwingt fie, baffelbe ju
er befteibet fid) mit
tljun, er tagt S3uge tf)un bt$ jur ttöttigen Befreiung be$ ©rabeS
fie

tljre* ©otteS. 2tber £>u , ber bu au« bem Stute unferS $ropl;eten
gttutjammeb ftammft, bu tjaft bie «Pflicht, feine ©tette einzunehmen,
in biefer 3eit gu wa$ er fetbft tijun mürbe, wenn er in ber
tijun,
2ftttte feine« 33otfe$ wäre, in ^rieben fein ©ebädjtnifj aufregt ju er*
Ratten , bie Sßatyrljeit unter un$ triumpfjiren ju taffen ; benn er l)at
un$ unb atfe SKufetmänner Seinem ©d)ufce übermiefen!'' — ©em
§ütferuf Wieb unerhört, unb at$ er, toielieid)t übertreibenb , auf bte
beoorfteljenbe Saubung be$ römifdjen Zapfte« f)inmie$, Wetter im
grüt)iat)r 1191 fid} fetbft an bie ©pi£e ber Triften fteßen werbe,
erhielt er ebenforoenig Antwort wie Unterftüfcuug ; ©atabin war unb
1
btieb auf fidj allein angewiefen .

3njwifcf)en war fierjog ftriebrid) üon ©djwaben mit ben Jrüm*


mern be$ $>eutfd)en £eere8 nad) ©tjrien gekommen, gin Streit beffetben
wanbte fid) gegen SagbräS, ba$ atte ©aftott ber Stempter, ba mau
üon beffen groberung (26.©ept. 1188) nod) nid^td wu§te, unb Würbe
wn ber ©efafcung niebergeljauen , ein anberer £aufe (am 20. ober
21. 3utt) oerirrte fid) im ©ebiet üon §ateb unb würbe ebenfalls
überwältigt; bie ©efangenen würben in 9)iaffe in |>afeb üerfauft.
ÜDer föeft be$ §eere$ »«ibte fid) nad) 2lntiod)ien unb 30g oon ba au
ber tyrifdjen Äüfte entlang, ©ei SripotiS, wo griebri| mit 9flüt>e
bie iljm entgegengefanbten Struppen be$ 9Ka(if af*9Wujaffar unb 9fta*
(if at^ä^ir f^fug, traf ber SÄarfgraf tonrab Don Jjjruö ju i^m
(Anfang September), wetzen bie getbljerren be« 4Betagerung«^eere« auf
bie 9?ad}rid)t üon feiner Slnfunft in Slutiodjien i^m ate gü^rer (w>r
bem 25. 3uti) jugefanbt fjatten 2 »m 7.c October Stbenb« fam ber
.

§erjog mit feinem §äuflcht im Sager oon äffä an, aber feine Stuf«
1
Reinaud 283—285. 3tt btefclbe 3«t wirb woljt aud) ba8 erneuerte
Jpfilfögefud) an ben @ultan öon SHaroffo faüen. Rein. 290.
8
töteiier 80—83; Imäd ed-din 177 ff.; Boha ed-din 137; L'eatoire
HO; Haym. Monach. @. 22,

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505

turfjtne xoax feljr füljt, imb mit <5rbttteruitg mugten bie $)eutfdf)ett
nad) ben beifpiellofen £)rangfalen unb Prüfungen, mid)t fte beftanbett,
fiel} öon ifjreu Sampfgenoffen nod) eine öeräd)tlid)e unb geringfügige
Scljanblung gefallen laffen.
3njttnfdjien Ratten bie fleinen kämpfe um bie ©tabt fortgebauert.
8lm 1. October Ratten 4000 Wann ber «efafcung einen glüdlidjen
SluSfall gemalt unb öier 2Rafdjinen oerbrannt. 8lm 11» erfdjien
ber ©ultan abermals imSRüdfen ber ^Belagerer, jog fufjiebüd), ate biefe
toofjfgerüftet i^n empfingen , toieber jurücf unb fdjtug am 14. fein
c
Säger auf ber £öf)e tum @d)afr aam auf. Sin bemfelben Stagc fielen
bie ^Belagerten gegen bie 9)iafd)inen be$ ßrj6ifdjof$ oou 33efan$on,
be« ©rafen §einrid) Don ber Champagne, toeldje 1500 ©otbftücte
gefoftet, unb bie „Äa^e" unb „Wlavß" bc6 §erjog$ grtebric^ oott
©djtoaben au$, unb am fotgenben Sage toaren jene mächtigen ÜWa«
feinen mm bem griedjifdjen geuer üöüig öermdjtet. 1)er $opf be«
SßibberS be$ @rjbifdjof$ ÜDietrid), toeldjer ein ®etmd)t Don ljuubert
ftjrifdjen Zentnern Ijatte, ttnirbe öon ben ^Belagerten mit §afen auf
bit Sütouer geriffen unb als Stropfjäe bem ©ultan fpater jugefanbt 1 .
3n>ei Sage barauf (17. October) fiel bie JBefafeung mit gleichem @r*
folge gegen bie ben gtiegentljurm einfdjttefjenbcn ©cfyiffe anQ unb
machte bamit toieber ben 3 u 9 an Ö & cr ®tabt für bie Sauger frei,
2
h)eld)e SWapljtlja ober ©riefe }ubrad}ten . 2ln bemfelben Stage ein*
pfing ber ©ultan bie SWadjridjt, tag ber gürft Don 2lntiod)ien uon
ben Gruppen §aleb$ gefcfytagen toorben fei, unb balb barauf erfuhr
er, bafj jmei ©djiffe ber (Stiften bid)t öor 'SÜftä gevettert, unb
beren SÖlanufdjaft gefangen genommen toorben fei, barunter autfy
eine öorneljme §errin, um beren ?o$fauf bie Stiften toergebüd)
fufj bemühten. Sufjerbem tourben bie (griffen oft beunruhigt burd)
toermegeue JBebuinen, toeldje in ba$ 8ager be$ 9?ac^t6 fdjtic|en unb
ßinjelne überfielen: fie jtoangen burd) bie Drohung mit bem ©oldje
ben Unglüdftidjen fdjmeigenb in bie ©efangenfcfyaft ju folgen, ober
8
ftiefjen tl)n beim geringften Saute nieber .
$)a bie äequinoctialftürme injtoifdjen fid) erhoben unb ber djrift*
Udjen gtotte tnel ©djaben jugefügt Ratten, fo lehrten bie meiften ©djiffe
in bie §äfen öou £t)ru$, Supern unb anberen ©täbteu unb unfein
jurücf. Slud) eine ägtfptifdje £ran$portflotte Don 15 Segeln erlitt
ertyeblidje SBefd&äbigungen ; ein ©djiff fanf, beffen Sabung ben (S^riftert
einige Jjeit Nahrungsmittel geroäljrte. @djon galt ber fteine ©Reffet

1
Boha ed-dinl42; Reinaud291 f.; Benedict II, 95. ©iefleidjt fmb
btc Ausfälle Dom 1. unb 14. October ibentifd). Benedict giebt ben 14., Imad
181 ben 20. October ol« Saturn ber Sageroeränberung , erßerer ermähnt ju-
©olobin fyabt bie ©bene oom casale episcopi bi« na^ $oc befe^t.
gtetdj,
1Boha ed-dtn 141; Imäd ed-din, bei ^etermonn®. 182, erjagt, am
16. October fei aud) ein dftrifKi^e« geuerf^iff üor bem gttegeut^urm einge-
öfd^ert tooiben.
8
©et einem biefer Ueberfätfc Ratten bie ©ebuinen anä) ein brei Monate
alte«Äinb geraubt, aber burd) bie tränen ber trofliofen SWutter |elb(l ju
2$rfinen gerührt, lieg ber ©ultan e« i§r wiebergeben (Reinaud Extraita 301).

XVI. 34

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506

SKeljf 3 $f uub Don Stniou trofe einer ftrengen 23erfauf$orbmmg, fdjou


begann 5Dcfcrtion bie {Retten ber Sreugfafyrer gu listen, aber fotooljl
ber ungebrochene ÜDutbermuti) be$ $eere$ tüte ein päpftlic^c« ©treiben,
wefdjeS gum
2lu8ljarren ermahnte unb f)immtifdje ^Belohnungen Der*
l)ie§, ba$ ©anje $u unoergfeidjfidjen groben Don ©tanbfjaftig*
hielten
l
feit gufammen . 3fnbeffen tüurbe ber äRanget an ?eben$mitteln für
SDienfdjen unb 33ief) fo groß , ba§ bie güfjrer befd)(offen, burd) einen

3ug mit bem gangen §cere in bie benachbarte ©egenb fid) SßröDiaut
gu Derfdjaffen.
9iad)bem ber grgbifdjof SBatbuin Don ßanterburty, toetöjer mit
bem Jpergog griebrid) unb bem ©rafen
Stljibaut Don ©toiä gur 33er*
t^eibigung beß Sager« gurüdgebfieben toar , an ©teile be$ erfranften
Patriarchen £eraftiu$ ben ©egen über bie @I)riften ausgebrochen,
rüdte ba$ £eer trofc be$ faften unb regnerifdjen SBetterS am 11.
SKoDember au%; Doran gog ein ©efpann Don Dter 9ftau(tljteren mit
einem (Saroccio, auf toeld)em ein toeißeS ©anner mit rotten Sreugen
tt)el)te. ©afabin {ebodj, toefdjer nod) immer nicfyt genefen toar unb
nur burdj bie SDiadjt feiner perfönlidjen Grrfdjeinung feine ©otbaten
gur ©tanbfjaftigfeit unb 2lu8bauer gu begeiftern Dermod)te, gog Dor
bem fyeranrüdenben §eere ber Stiften feine 33orpoften Dom £etl*
Sljäbljia nadj bem S£ett*Saifäu gurüd, toä§renb btefe unterhalb be$
9lt^abfd)I ©runnen unb reidje SSorrät^e Don ©erfte fanben, bie fte
mit fid) nahmen, ©egen Slbenb fiel bie SJefafeung gegen bie ^ßifaner
au$, bie fiejebod) mit £ülfe be$ SBalbuin beßaruu, Söafter be Ctyri
unb JBatbuin be $)argi$ fomie ©ottfriebS Don Cufignan, §einrid)$ Don
ber Champagne unb ber STempter gtüd(id) jurüd fdjtugen , ja eingelne
SSerfotger erftetterten fogar in ber §tfce ber Verfolgung bie ©tabt*
mauer, aber ba e$ ingnnfdjen SJadjt geworben toar, mußten jte, oljne
Unterftüfeung gu finben, lieber fief} gurüdgteljen. km fofgenben SEage
(12. SRoDember) roanbten bie GEfjriften ftd) Don feuern gegen ben
©uttan, »e(d)er in Dotter ©djladjtorbnung tfjnen beobadjtenb folgte,
unb lagerten auf einem $üge( gnnfdjen bem 33efu8 unb bem Speere
(Sett Ä'urbant)). Slm anbern borgen richtete eine 2lbti)etfung be«
$eere$ Ujren üWarftfj nad) ßljaifä, too große SSorrätlje, bie jebodj
fdjon abgeführt waren, gu finben fein fottten, toorauf ftc auf bem
jRüdmarfdje toieber JWicarbane ober ZtU Surban^ erreichte. 35en
nöc^ften SEag (14. 9?ooember) pafftrte ba« £eer gfücffid^ bie «rüde
Don 2)aüf, »o ©ottfrieb Don Sujignan mit fünf auäerfefenen SReitern
brei§ig geinbe in ben gfu§ jagte, brad) fie, um jebe Verfolgung gu
^inbern, hinter fic^ ab unb erreichte o^ne fc^toere SSerfufte g(ücfltd)
2
ba6 Sager .
©alabin, luetc^er feit bem 15. ÜRooember toteber bebeutenbe SSer-

1
Haym. Monach. 29; Itinerar. 114; Reinaud 289.
Itin. 117-119; Sicard 613; Haym. Monach. 30; Benedict II,
*

144; Boha ed-din 150; Imäd ed-dfn 182; Reinaud 294. 2>te 2Jtofefatätmer
tooflftn bei tiefen kämpfen nur brei SWftnn öertoten ^oben!

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507

ftärfuugen au$ <Siubjär # £)fejira unb 9Wofut entpfattgett', ergriff bie


Dffenfioe, iubem er in ber 9?ad)t jum 24. eine treffüdje türfifdje
JReiterfdjaar im Sorben Don ber@tabt in £>interlja(t legte unb burd}
einen Reinen ©djmarm Leiter bie (Stiften bi$ in jene ®egenb gu
fodfen fitste. Sie franjöftfdjen Siitter, toefc^e am öorigen Jage
einen glänjenben @ieg ber 1)eutfd)ett über bie geinbe mit angefe^en
Ratten, brängten fid), 200 SKann ftarf, nad) gleichem SRuljme, inbem

fie im ©atopp jenen S3ermegeneu nachjagten, altem fie würben oon


ben an« bem §interljatt fjeroorbredjenben geinben jufammengeljauen.
Unter ben ©efaugenen, weldje bie ©ieger bem ©ultan im Striumpl)
aorfüljrten, befanben fid) jwei Ijodjangefeljene ©ürbenträger be$ fran«
göfifdjen Äönig«, Ja fogar beffen ©djafcmeifter, weldjen ber ©ultan
mit jur Stafel jog, mit einem Sßclje befd&enfte unb burd} anbere 3lr»
tigfeiten eljrte. £er SJerfuft fo otefer tapferen warb im djriftlidjen
ßager betrauert, aber nidjt wenige ©timmen erflärten iljn für ein
@otte$gerid)t, an bemfelben Jage an ber §o^jeit be$ WlaxU
ba fie

grafen ffonrab mit ber früheren ®emal)tin §onfreb$ mm £oron ßli*


1
fabetl) teilgenommen Ratten .
211$ nömlid) bie Königin ©Ijbifla gegen 9tnfang ober SWitte
October geftorben war 2 , Ijatte SKarfgraf Sonrab üon £tyru$, weldjer
bereit« fdjon einige 9ttonate früher für feine 'plane Untcrftüfcnng
ge[ud}t unb audj am
§erjog griebrid) einen greuub gefunben ^atte,
offen Slnfprud) auf bie Srone be$ SönigreidjS 3»erufalem erhoben,
weld)e ©uibo burd} Unfähigkeit unb ©djtaffljeit längft oerwirft Ijabe.
<5r fefetc e$ nömlid) burd), bafj burd} ein geiftttrfjeä ©eridjt öon
fionfreb III. Don Zitron beffen ©emaljliu Slifabetf}, bie jüngere
©djwefter unb einige ßrbin ber ©tybitta, weit fie 1180 erft 8 Qafjr
alt, alfo {ebenfalls of)ne Siebe unb Ueberlegung jur@f)e mit biefem ge«

jwungen worben fei, getrennt unb iljm oermö^lt werbe, woburdj er


natürlich fidj jur ßrbfdjafi be$ £ljrone$ oon ^erufalem berechtigt
anfalj. Die geiftlidjeu Ferren Ratten trofe mandjeS garten Sßiber*
forudjeS in bie ©Reibung unb SBiebcröerljeiratljung GrltfabetljS einge*
8
Willigt, unb am 24. 9?ooember warb fie Äonrabä ©emaljlin .

Sr öerlie§ balb barauf ba« Säger unb fegette nai) 2ty:u$, toon
wo er aber nur feineu greunben, welche Ujm jur ffrone üerfyolfen
Ratten, reid)lid) ^ßrooiant jufdjicfte, waljrenb er fid}, wie berietet

1
Itin. 123 ; Haym. Monach. 31 Boha ed-din 152; Imad ed-din 182.
;

Rad. de Diceto 657 nennt al« SSerlujle 17 bitter unb 15 knappen nnb olö
einen ber ©efangenen ben 2Runbfdjenf non ^enli«, einen Steffen be« ©rofen toon
STermont; ©raf $etnrtc^ I. öon SBor fiel. Monachus praef. LXIV.
2
2>ie 3ett be« £obe« ber ©tjbtHo läßt ftc^ fo annäljerenb bejHmmen; in
ber SWttte be«€e^)tember 1190 urfunbet fte mit tyrem ©emafjl für bo« beutfe^e
$o«l>ttal (Strehlke, Tab. ordin. Theutonici ©. 22), öor bem 21. October
1190 rotrb fte ol« geftorben erwähnt im ©riefe be« (Srjbifc!)of8 ©albutn (Epist.
Cantuar. 329).
8
Itin. 119 ff.; L'estoire 151; Regni Hierosol. bist, in SS. XVIH,
@. 55; Lea famillea d'outre mer@. 27 f.; 471 ff.; 497 ff.; d'Arbois de
Jubainville IV, A, @. 35 ff.

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508

nrirb, jur Unterflüfeung be$ gaujen $>eere$ burdj 3"MJr berpffitfjfrt


l)atte. 1>al)er machte ber grö§te Streit be$ §eere$ ben üKarfgrafcn

für bie ferneren Setben öerauttoortlidj, toe(d)e bie ßljriften im SBiittcr


au$juftel)en Ratten, unb man behauptete fogar, baß Äonrab bie 35er*
proöinantirung ber ©efagerer auf jebe SQBcifc geijinbert tyabe.
Der SBinter be$ 3aljre$ 1190 war für bie Äreu.tfctfjrer , beneti
aöe 3u f«^ J u SQBaffcr unb ju ßanbe öoflftänbig feljtte , fdjretflidj,
unb bie ßfyroniften finben nid>t SBorte genug, bie unermeßtidjen Drang*
fale ju fd)ifoern, welche bie Stiften ertrugen, 3toar Ratten fie bie
3cit ber Söaffenrulje bem 5Rot>ember, ju ber fie burd) 9fegengüffc
feit

unb furchtbare ftötte gelungen tourben, obgleid) bie fteten SRecfereien


unb $of)nreben ber geinbe fie arg frffnfteu unb reijten, nur jttr
Anlage Don Käufern unb ©djufcbädicrn gegen bie Unbilben be$
XBinterS benufet, aber bod) bfofj ber allergeringfte Jljeil Ijatte bei ber
©djtoierigfeit, Saumateriaf $u beforgen, biefe SSortljette fi$ öerf^affen
fitanen. Die meiften $äufer waren in ben §änben ber itattentfdjen
Krämer unb ©neuerer, welche barin 8eben$tmttet unb 33orrätlje aßer
Slrt auffpeidjerten unb für fdjroereä ©elb an bie Sreujfaljrer Der*
tauften. Daneben fehlte e$ aud) nid)t an ©djenftn unb (ieberttc^en
Käufern, in tt*ld>en man beut ©pief unb $runf, ber 2Merei unb
Unjudjt biente, unb felbft bie einbringttdjen Sorte, mit toe(d)en <ßr8*
taten unb ^riefter ben jjeibnifdjen ©anbei ber „©tretter ßljrifti" ta*
1
betten, waren frudjtto« ; Grjbifdjof Salbuin, ber ebenfalte öergebfidj
bagegen geprebigt ^atte , erfeljnte fid) ben Job, ber i^m and) toirffic^
am 19. SRowinber bie getoünfdjte Srtöfung braute*.
Die greife für einjetne gebenSmittet ftiegen unerhört. (Sine

1
Itin. 123. 2)er (grjotfdjof ©album fdjtetbt am 21. October 1190
c
über ba« Sagerteben t>or 9ttä: Non est dominus in castris, non est, qui
faciat bonum. Principes sibi mutuo invident; de paritate contendunt.
Minores indigent nee inveniunt sublevantem* In castris non est ca-
stitas, sobrietas, fides, dilectio, Caritas, quod, Deo teste, xninime cre-
derem, nisi vidissem. Epp. Cantnar. 329. Ätogen Aber bie fcu«fdjtt>ei*
fangen ber ©Oriften, benen bie SRäßtgfeit ber @aracenen gegenübergefletlt wirb,
ftnb aud) fonjt oft ju fhtben; togt. Guil. Newb. II, 158; Caesar. Heisterb.
Dial. miracul. ed. Strange IV, cap. 15; I, ©. 187 ff. —
Sntereffant tft,
wie audj djrtfHidje Urteile au« ber 3ett ber 2firfenfriege (1545) in gleicher
SBeife ba« C£^vtflen^eer tabeln. 3n einem ©enbfdjreiben an ben (Sraljerjog
jDtarimilian Mögt ©eorgtetni^ : „3m tfirftfdjen Säger finbet man nit ben ge-
ringen SBBofluft ober ©eilljeit, aber in ber (Sljiufhn Jager aflen Ueberffoß Don
greffen, @aufen, Ungu^t, meljr ^rotoiant* benn föüfhoagen, meljr unjüc^tige
SSctber benn £rieg«leute. 2)er Unger morbet, ber ©panier ftteljlt, ber Xeutfctyc
frißt unb fäuft, ber ©eljm fdjWft, ber ^Bol fauttenjt, ber granjo« fingt, ber
Sffielf^e ljurt, ber @nglänber fptelt, ber <Sd&ott ^etotert unb f^Iemmt". (Sofarf,
2)te Sflrlengebete be« 15. unb 16.3aljrfymbert«, in beffen: ©ef^t^te ber euon-
geUfd^ a«cetif(^en giteratur ©eutf^ranb«, 1871, @. 181 f. mtb 172; bgl.3inf-
eifen, ©ef^tebe« oSmanifdjen «eiefte« III, 278.
1
Gervasius 1566; Benedict II, 147; nat^ Rad. de Diceto 658 fefcte er
bnrd) Xepament, beffen Sottflreder ötfdjof Hubert ©on ©alt«bur^ würbe, bie
SRittet gur (Spaltung ton 20 föttter unb 50 @erjonten für bie 3»e(fe be« ^ei-
ligen frmbe« au«.

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509

JBürbe Seijen loftctc 100 ©olbftücfe, ein Steffel Wttty 94, ein
©djeffel ©etreibe 60, ©erftc 40, eine #enne 12 ©olibi, ein (Si ober
ein äpfel 3—6, 20 Keine SRüffe ein ©olbftüdf, ebenfo 7 geigen ober
10 Pflaumen 1 . (Sin tobteS $ferb loftete meljr als ein lebenbeS; für
bie Singeweibe beffetben jaulte man 10 ©oltbt, unb mit geierartiger
©ier ftürjten ftd> bieSlenben über benSabaver tyer. Anoden, toeld&e
bie fmube liegen gelaffen, tvurben abgenagt; bie efelljafteften Dinge
würben mit Sßer irgenb ettvas ©eniefjbareS
#eijjjl)unger verfdjlungen.
befafj, verbarg es forgfältig vor bem 33(itfe feine« beften greunbeS;
beim SRiemanb artete in ber SRotlj baS (Sigentfjum. 25or ben S3äde=
reien fam es ju blutigen ©djlägereien, unb felbft abiige £erren mürben
bort als Diebe ertappt. 3ti>d Äreugfa^rcr fauften fi$ für iljr tefcteS
©olbftücf 13 Sonnen, unb als fie ju $>aufe entbeef teu, ba§ eine ba»
von ttmrmftid)ig fei, ging ber eine ben langen 2Beg bis gum 33er*
Eäufer jurücf unb betoog ü>n burd) inftänbigcS Sitten, für bie franfe
©oljne eine gefunbe $u geben. Sin Saften backte SRiemanb, wer über«»
Ijaupt etwa« gu effen l)atte, tvefföatb fpäter ber 33ifd)of $>ubert ben
Uebertretern JBußen auferlegte. Die Steiften münfdjten fid) ben lob
in eljrlidjer gelbfdjladjt, aber audj bagu gab es einmal ©etegen«
niefet

t)t\t, tväljrenb Diele Dom junger gepeinigt gu ben geinben übergingen


unb um ein ©tuet ©rot tljren ©lauben verleugneten. (Sinige biefer
{Renegaten erbaten fid} fogar Dom ©ultan ©djiffe, um als ßorfareu
djriftlidje ©djiffe gu capern, unb brauten im Januar 1 191 il)m einen
Xtjtii jenes verfluchten {Raubes, ben er natürlid) von
mteS, ja fid)

mehrere lanbeten auf ßtypern, nahmen bie in einer Sirdje verfammette


©emeinbe gefangen unb vertauften in Saobicaea iljre ©laubenSbrüber
in bie ©flaverei, fo bafj {eber von biefen ©djurten 400, nadj JBolja
eb*bin fogar 4000 ©otbftücfe als Slntljeil empfing. Die große 2Wenge
ivar in bumpfer 2lpatf)ie verftarrt, aber Prälaten wie ^riefter mahnten
burdj ©eifpief unb «ßrebigt gum ©ottvertrauen unb ausharren in
2
biefem Sßirrfal unermeßlicher Reiben . SEaufenbe erfranften an ber
„Slrnalbia", infolge bereu bie ©lieber fdjtoollen unb bie jßäljne a "$ s
fielen; taufenbe verhungerten. 9tur wenige geuafen, ba Johannisbrot
unb galernerwein , bie man in SWaffen vorrätig Ijatte unb ben
•ftranlett reichte, biefen getvöljntid) nur fdjabeten; an einem Stage
würben 1000 auf bem ©t. 8
allein 5RicolanSfird)l)ofe beerbigt . $u»
mitten biefer fdjrecfficfyen 3eit ttatzn M* ©ifdjöfc von ©aliSburtj,
SSerona unb gano, femer bie {Ritter Sßalfelin von gerrariiS, {Robert
Sroffebat, bie ©rafen §eiurid) von ber Champagne, {Rabulf von

1
Haym. Monach. 39—41; L'estoire 150; Itin. 123.
©efonber« jiärlte ber 2>ecan (SIbert au« 3)ouaty bie Äreugfo^rer burdj
*

feine <ßrebtgt (Sigeb. cont. Aquic, SS. VI, 426).


3
Bohaed-din 156; Iroäd ed-din 184. 2)te Aonal. Colon, max. 798
fagen, baß int Sanuar 1191 ottein 20000 geftorben feien ; bie 3öW ber ©e*
jlorbenen wirb im©onjen angegeben auf 124000 Wann, barunter ein fyitrtard),
6 (Srjbifdjöfe, 12 Eifdjöfe, 40 ©rafen unb 500 ©rofje. Rad. de Diceto 654.

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510

ßfermont unb 3o$celin tum 3Wontoire sufammen, um burdj 8ie6c$*


ficucrn bic SWotl) ber 2lrmen ju linbern.
©n tfonboner £)efan ffiitljelm, toetdjer ba$ ©ctübbc getfyan fjatte,
c
ttenn er glüdftidj üor 3lffä bort erbauen ju
lanbe, eine (Sapelle
wollen, erfüütc bie$ ©etübbe unb uon bem ®t 5Ri*
legte ntc^t tuett
colau$fircf)l)ofe einen anbern an, ben er bem fettigen £fjoma$ mfytt \
(Sbenfo grünbeten fromme ^ilger ai\$ 8übed unb ^Bremen, bic mit
bem ®rafen 2lbolf üon @d)aumburg»§olftcin nad) Serien getommeu
ttwren, unter ber Seituug eineö gettriffen ©iegebranb ein ^oäpttal in
einer and Öanb gezogenen Kogge, toeldjeS üiet (Slettb linbern f)alf unb
2
ben ©runbftein für ben Röteren beutfdjen JWitterorben btlbete .
3n golge biefer allgemeinen üftotlj unb £)rangfal toar, fo toenig
audj ©etegenfeit jum Kampfe fid) überhaupt bot, bie frühere Äraft
unb 3öiberftanb$fäf)igfeit gebrochen. 311$ am 31. £)ecember eine
ägtiptifdje StranSportflotte in 'Slffä eingelaufen toar , unb t>ott ben
19 ©Riffen 12 im §afen f ^eiterten , brängte bie ganje SJefafcung
neugierig fidj nadj ber UngtüdSftätte jufammen. ÜDie Triften wollten
biefe augenblicfltdje SBeljrlofigfeit ber SKauern benufcen, aber bie
£>eutfcJ)en unb Snglänber, unter benen fid) befonberS 9?afp^ öon
£illi anzeichnete, fonnten trofe atlen £>elbenmutlje$, mit bem fie ifjre

Sturmleitern erßetterten , nid)t$ auSridjten, »eil fie nidjt fraftig


unterftüfct würben, (Sbenfo war ein ©türm in ber 5ftadjt jum 5.
Januar 1191 oljneßrfolg, obgleich infolge ber frü^ereu 33ef Biegung
imb anljaltenber SRegengüffe burdj ben (Siufturj ber SSorbermauer eine
mächtige SJrefdje entftanben war. 2lm 20. Januar fielen bie SJe*
lagerten au$unb würben jurücfgetrieben , aber ein in ber üftadjt be$
21. unternommener Singriff gegen bie ©tabt warb abgefdjfagen, am
f otgenben Sage fielen jwei mit 50 SKann SJefafcung
djriftlidje ©ttyiffe

in bie £>änbe ber geinbe, am


23* ein brüte« mit jwanjig angefeljeneu
Triften. 9Zad) einem $erid)te bc$ ®eljeimfd)reiber$ üon ©alabin
fjätte fidj in ber f)ier gemalten S3eute and) ber mit perlen be*
8
fefete Stautet be$ beutfdjeu ÄaiferS befunben . S5ie fdjredlidje Sttotlj
1
Bad. de Diceto 654. 2>ie brittifdje Slbmirafttätsfarte ber 83aty Don
c
2lttä öerjeidmet brei Äirdjljöfe 1) füböfUidj öon Wm e«'@it, 2) norböfllic^ Don
bem ÜRount <£oeur be 2ion unb 3) redjt« am SBege nad) Ännfet, nörbiid) Don
bem §ügel Sfteftielj (norböfHidj öon Wä).
a
föteäler©. 85. Haym. Monacb. praef. XLII f. Waä) berNarratio
de primordiis ordin. Theutonici, in ben SS. rerum Prussic. I, 220 (nadj
$erlbod) in ben gorfdjungen 5. S). ©. 1873, @. 386—392 gwif^en 1204 unb
1211 »erfaßt), log bie« beutfdje ©ofpttal a retro in eimiterio Sancti Nicolai
infra montem, super quem sedit exercitus, et flu vi um, atfo jtt)if(^en bem
Suron unb bem^elu«; ügl. Srem. 9a^rb. IIf 156 ff. SBie ber beutle 8?ittcr-
orben bei biefer Gelegenheit feinen Urfjrcung genommen, finbet ftdft aud) bilbne-
rifd^ in jwet alten greScogemätben in ber beutfd^en £)rben«ftrdje ju
bargefiettt
©rieffiäbt, worüber außfü^rüc^ $(uberfon, ©ef^i^te ber beutf^en Orben«com-
menbe ju ©riefpäbt, (Srfurt 1865, <S. 3. 9luf bem einen ftnb bort 40 beutfäe
Krieger fnieenb abgebübet, Don benen ber erfh ben 8fttterfd)fog bur^ Äönig
©uibo, bie übrigen burt^ beutfd^e gürften erhalten.
8 Haym. Monach. 32—34; Benedict II, 144; Boha ed-din 155;
Iinäd ed-din 184.

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511

unb ©djmädje be$ £eere$ fd&wanb erft, als im gebruar


djriftlidjen

1191 ein ^roöiantfdjiff unb balb barauf 40 ftaljrgeuge erfd^tenen, fo


baß ber Sßreiö be$ ©djeffete Sßeijen tum 100 ttyrtfdjen Denarett
(circa 1100 grancS) fofort auf 4—8 fiel
1
.

"
3njtpifc^en Ijatte§eer ©alabinS ben Sßinter ofjne aßen
ba$
SBerfuft glüdlid) überftanben; benn bie £ran$portffotten Ratten au«
SWfaton, SBctrut unb ©ibon reidjlid) 8eben$mitte( für SKenfdjen unb
93iel) fyerbeigebradjt. Strofebem meuterten feine ©olbaten, burd) bie
Sänge ber SDienftjeit, bie Slnftrengungett ber SWadjtmadjen unb ftfimyfe
ermttbet, t>on neuem. £)er Smir Sftuejj eb*bin öon SDjejtra üerlieg
mit feinen XxvDpptn ba$ Sager unb würbe bloß mit ©ewatt burdj
£afi eb*b!n jttr SRttcffetyr gelungen, unb nur burdj tnfianbige* ^Bitten
gelang e$ bem ©uttan, ben dürften 3mäb eb*biu &anti öon @inbj[är
gtt beftimmen, nodj auSjuljarren. 3 u flWd} bat einer ber jwei bi$t)e*
rigen ßommanbanten ber ©tabt £mffäm eb*btn für fid) unb bie 33e*
fafeung um SlMöfung, worauf biefe faft 20000 SKantt ftarf unter
60 (Smiren 2Mit a(» 8bff entgegenjog, wetdjer bei (Sljaifä ftanb unb
bafür neue Strumen in bie geftung fdjidte. 35er ©ultan mu&te
jebem feiner Smire öiel ®etb oerfpred)en, wenn er bort mit einjöge,
unb bennodj liegen nur gwaujig fict> baburd) bewegen. Sbenfo war
ber ®eift ber neuen JBefafcung fefjr wenig jutoerläffig; uerbroffen unb
feig, jttd)tlo$ unb o^ne @|rgeij, fudjte, wer fonnte, einen ©tetfoer*
treter für ftdj ju werben. üftur ber bisherige 25efel)l$l)aber ber ge*

ftung, ber unerfdjrodene Sofia eb*btn Sarafüfd) blieb auf feinem


Soften; ifjm trat gur ©eite ber ebenfo beljergte Surbe ©atf eb*btn
Sflafdjtüb al$ neuer ©ou&erneur.
©afabin empfing am 3. äRörj t>on Slfab eb*bin ©d&irful) bie
föadjridjt, ba§ er ben Triften am 27. gebruar einen Standort Don
400 {Rittbern abgenommen, wäljrenb an bemfetben Sage gugfeid} bei
@g s 3tö e ™
®3)*ff & cr Stiften fdjeiterte, beffett ^Bemannung gefangen
würbe, günf Sage foäter fal) er einen Singriff be$ injmifdjeu öon
£i)ru$ wieber eingetroffenen SWarfgrafen Sonrab auf ben gliegentf)urm
fdjeitern, wöfyrenb faft gu gleidjer ©tuttbe burd) ben 33erratl) eine«
Grlenbeu SWamenä $olinu$ eine ©djaar d)riftlid)er gourageure abge*
fdjnitten unb niebergefjanen würbe. 2lm 29. SKärg matten bie ©e«
lagerten einen glüd lidjen SluSfatt unbwiefen einen Singriff berßljriften
2
gwei Sage fpäter mit ßrfolg jurüd . ©o begann für ©alabin ba$
Sa^r 1191 gfü<fli4
9lm 13. Styrtl lanbete enbtid) ber läugft erwartete frangöfifdje
^bnig, welker, obgleich er nur 6 ©djiffe bei fid) ^atte unb fomit
ben SßimbuS feine« tarnen« fe^r wenig rechtfertigte , bennoc^ mit
8
Ijerjlic^er greube unb feierndem ^omp empfangen würbe @r na^m .

1
Benedict II, 145 ; Sicard 613.
1
Bohaed-din 145-155; Imäded-din, bei $etermamt 1874 @. 163;
Reinaud 297; Baym. Monach. 36.
8
2)te* 2>Qtum geben Haym. Monach. 42 ; Arnold. Lub. 178 gnb Ri-

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512

feine ©tettuujj bem öerffutfyteu Sturme gegenüber unb lieg fid> in


ber üftäfje beffetben ein fteinemeS $au$ erbauen, roeldjeS ebenfo tote
bie größte feiner 7 Sßurfmafd)inen btn Sflamtn „9Kafooifin" empfing.
3Me ^Belagerung iljn nur feljr toenig geförbert, toa$ bie
tourbe burd)
franjbfifdjen Gtyroniften bamit entfcfyulbigen, ba§ er bem Äönig 9?i^arb
t)abe nidjt atten SRnljm im SBorauä wegnehmen tootten, jebenfaßs aber
toar er feljr ungfücf ltd) ; beim feine 2ftafd}inen fingen laum an ju
fpieten, als aud) fdjou binnen fürjefler $tit ba& furdjtbare griec^if^e
geuer fie ööttig oernidjtete. 3fn bem ©treite jbifdjen ®uibo unb
Sonrab trat er auf bie ©eite be$ Sefcteren, toepatb jener auf bie
Sunbe ton ber Sanbung be$ König« JRidjarb auf ©jpern borten
1
eitte, um feinen SJeiftanb für fidj ju getoinnen .

SDie 3Konate Styrit unb SWai öerftricfyen baljer oljne bebeutenbere


ßreigniffe. geinbe naljm am 23. Üttai ben ßfjriften
(Sin §interl)alt ber
120 ©djafe, am 26. ©atabin bie 9?ad)rid}t mm ber grobe*
erlieft
rung oon 8 engtifdjen ©Riffen unb einer $aä)t burd) ben (Smir Don
»eirut 2 Die3eit uom 30. 9Wai biß jum ö.^uni erf üttten ffämpfe
.

Dor ber ©tabt, biß am 8. enbtidj tönig JRidjarb mit 25 großen


©Riffen (anbete unb „toie einSngel öom|>inunel empfangen tourbe".
gurd)t unbßntfefcen erfüllte, toie bie arabifdjen (Sljroniften einftimmig
berieten, aüe 9KufeImänner , at$ ber betäubenbe Oubet ber Triften
)u iljnen Ijerüberfdjott ; benn obgleid} ©a(abin au$ fmteb unb SßaaU
bef neuen 3ujug fo toaren bod) bie ÄrSfte feine«
ermatten
tyatte,
§eereä auf« äugerfte erfd)öpft, toäfjrenb ba$ Sager ber (Sänften f too
Saufenbe fäon geftorben toaren , ftdj immer toieber toon neuem mit
8
frifdjen ©treitern füllte . 33a(b folgten bem ftönige gegen Snbe be$
3nni bie engttfdjen SEranSportfdjiffe mit trfelen 3Rannfd)aften, barunter
ber JBifdjof 3ol)aune$ oon ßoreuj:, ber ®raf {Robert oon geicefter

gord, ober Benedict, bat Itin. unb Boha ed-din 169 ben 20. Sfyril, Imad
ed-din unb Ibn el-Atfr gar ben 9. Sfyril.
1
L'estoire 1 57 ; Chron. St. Den. 373 ; »gl. ttö1)rid)t, bei ©übel XXXI V,
@. 65.
8
Imäd ed-dln 164; Boha ed-din 159, 164. Unter ben 45 englifdjen
befangenen befanb ftd) aud) ein tofirbiger ©reis, ben ber @ultan fragte, tr»a*
er benn eigentlich in ©tirien tootlt, n>orauf biefer erfla'rte, er wolle bor feinem
£obe nur einma! ba« fettige ©iab feljen; ©alabin ließ iljn ju ben (Sljriffrn
führen, ©et biefer Gelegenheit »ottte fein jfingfter ©ofn einem ©efangenen
ben Äopf abfragen, aber ber Sultan fagte: „3$ n>itt nidjt, baß fid) fo jnnge
Seute baran getoölnten $lut &u ©ergießen; in bem Älter, in »eldjem fie flehen,
nriffen fte nodj «idjt, wa« ein 2Rufeltnann ober Ungläubiger ifl, unb getnö^nen
ftc^ baran, mit bem Jeben Änberer ju fpielen". Reinaud Extraits 300.
8
mtyity, bei ©tobel XXXIV, @. 70 f. 3n ^ic^orb« Begleitung fott
nad) Alberious (in ben SS. XXIII, ©. 867)
rex de Hibernia, de
ftd^ ein
Wallia, ber (Srjbifc^of öon ^effaloui^ unb em regulus de Grecia Laufa-
gius befunben ^aben, unb nad) ^aüarette (in ben Äb^anblungen ber ftfabemie
Don SWabrib V, 1817, ©. 55) ein ^ortugiefif^er 8Jico-^ombre tarnen« 2)on
6neiro Äa^munbo ö 9latymonbe8. 2)a« S)atum feiner Sanbung ftefjt allgemein
fej». Arnold. Lub. 178; Imäd ed-din 165; Reinaud 305. ftidjarb fällig
fein ?ager bei <Safal Stnbett, alfo im Sorben auf. L'estoire 171.

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513

unb »tele anbere, fo ba§ bic furchtbaren Süden be« $eere« fc^r balb
1
toieber au«gefütlt toaren .

SDie ©nigfeit ber beiben Könige,üon ber jeber Srfolg abhängig


fein mußte, nmrbe toie auf ©icilien trofe aller feierlichen ©elöbniffe
unb @d)tt>üre tum neuem burdj bie 3Serfd^tcben^ett iljrer ßljaraftere
uub ^ntereffen gefjtnbert. SRidjarb Ijatte gwar bie§älfte ber SWann*
f
fdjaft be« für* üor 3lftä gecaperten fcinbtidjen ©djtffe« bem König
Sß^Uipp überlaffen, aber biefen ärgerte e« feljr fd)tt)er, baß bie ®e*
nuefen, unb bem Sftarfgrafen Konrab ben @ib ber £reue
toeldje ifjrn

geleiftet Ratten, fid) iefet SRidjarb guroanbten uub iljm benfelben an*
trugen, oljne baß er fic bagu berantaßt IjStte unb barauf einging.
9iod) fernerer warb 'ißljtlipp baburd) üerlefet, at« SRid)arb ben @ib ber
Streue oon ben ^ifanern annahm unb burdj §erolbe fdjon feit bem
ll.^unijebem bebürftigen 9?itter, bem ^tjilipp brei ©olbftüde getoal)rt
tyatte, oier ©olbftücfe anbieten ließ, toorauf üiefe §unberte ben fran*
göfifd)en ÜDienft oljne ©eitere« verließen, fo baß bie 9Raf$inen ol)ne
SJcbecfung leicht öon bengeinben üerbrannt »erben bunten. fid> Um
baljer beim gangen §eere ttneber bie gebüfyrenbe 2ld)tung }u ertterben,
benufcte ber frangöfifdje König biean ber Sir*
(Srfranfung föidjarb«
nalbia, um bloß mit ßngfänber unb ^ßifaner
feinen grangofen oljne
einen ©türm auf bie geftung gu unternehmen. 9?idjarb bat il)n in*
ftänbig, feine ©enefung unb bie SRücffeljr ber nadj Saumaterial au««
gefanbten 3Wannfd)aften gu erwarten, aber umfonft. 2lm 16. $\mi
rüdten bie graugofen öor, aber auf ba« getoöfynttdje galjnenfignal
oom @t. 8eonljarb«tl)urm unb bie Raufen* unb £rommelfcl)(äge oon
ber ©tabtmauer eilte ©alabin ben ^Belagerten fofort gu ipülfe unb
bebröngte ba« d)rift(idje Sager. ©ottfrieb oou Sufignan, Wetter bie
©emadjung beffetben übernommen, tf)at SBunber oou Sapf erfeit; benu
meljr at« getyn 9)hi«timen, »efdje über ba« Sßoümvt emporgeflettert
ttaren, faufen unter ben »übrigen Rieben feiner ©treitayt gufammen,
aber bie Uebermadjt be« feinblid)en §eere« toar gu groß, »orauf benn
Wltpp unter fdjtoeren SSerluften unb mit preisgäbe feine« fämmt«
liefen ©turmgeraty« fid) gurücfglefjen unb ben fdjroer bebröngten Reiben
gu §ütfe eilen mußte.
Sr
fdjob fein SWißgefdjicf auf bie S£f)eilnal)mtoftgfeit be« engfi*
fdjen König«, unb ber Reibereien, Jöefdjulbigungen uub Slnflageu gtoi-
fdjen ben beiben Königen nmrben batb fo Diele, baß ein Krieg«rat!)
au« ben angefefyenften 3Käunern frangöftfdjer unb engfifdjer Nation
gebifbet tourbe, toetdjem bie Oberleitung aller friegerifdjen Unterneh-
mungen gufiel unb beibe Könige toie i^re Krieger pünftlit^en ©e^or*
fam guf^wöreu mußten. J5aß trogbem ber S^^fP^ft n
tourbe, ftellte firf|
gehoben
fc§r balb ^erau«, bod} läßt fi^
W
au« ben barauf be*
gügtic^en tüiberfpred^enbeu 9?at^ri^ten englifdjer unb frangöfift^er
1
Itinerar. 217 unb 218, too otte übrigen Pilger oufgegä^It werben.
2l!bericu8 967 fdjäfct bic 3a^I oller Äreugfo^rer, borunter 11 Äöntge, 54©rofen,
28 ergbif^öfe unb $ifööfr, 30000 bitter, auf 300000 SWonn, üon beuen taum
6000 ^eimfe^rten.

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514

(Styroniften nic^t bötttg ftar ftetten, »er bcr etgentttd)e ©törenfrieb ge*
1
mefen fei .

Unterbeffen mürbe im Säger rttftig an neuen sIBurfmafdjinen ge*


arbeitet. Sluger ber 2Äafdjine SRalDotfin, meiner biegeinbe eine an*
bere entgegenfteflten, errichteten ber §erjog bon ©urgunb, bie Templer
unb §o$pitatiter 2Kafd)inen, anbere ^ifger erbauten ein „SBurfgerüft
2
©otteS", unb aud) ber ©raf 'Pljilipp öon gtanbern , meiner (eiber
fdjon am 1. 3uni ftarb, tyatte eine große aJlafdjuie angefangen, bie
fpätcr 9?id)arb übernahm, mit einer Heineren, gerner lieg 9?id)arb
au« beut £>ofje beS Sttategriffou einen „©alfrib" bauen, metdjer toier
©toefwerfe tyatte, tyod) bie Sffiäfle überragte , mit §ofj, S3tei, ßifen
unb @rj befteibet mar unb nur 5 Grflen dou ber 3Kaucr ftetyenb
furchtbare S3ermüftungen in ber ©tabt anrichtete. £mei anbere 9Ka*
feinen ftanben jur ©ette unb fdjfeuberten (Steine gemattigen UmfaugS
biä in bie SDtttteber ©tabt hinein; ein einziger @dju§ töbtete einft
12 getnbe, unb ber ßommanbaut überfanbte jum Setoeife für bie
S3ebröngni§ ber ©tabt einen jener großen SBurffteine an ben ©uttau.
6nbtid) eri)ob fid) nod) eine anbere 3Kafd)ine, ßercleta genannt.

3um Ungtücf für bie ^Belagerer maren beibe Könige franf, unb
fo mußte allen Sluftrengungen bie richtige (Sinfjett unb ein entfpredjenber
erfolg fefjfen. $j)i(ipt> tief* fid), als er auf bemSege ber ©enefung
mar, in bie 2lngriff$ltme tragen unb fdjoß J)inter feinem ©djufcbadje
mit einer 2lrmbruft gegen bie geinbe. ©o mürbe unaufhörlich Dorn
14. bis 24. 3uni geftürmt, am 22. fogar am SBefuS ein größere«
33orpoftengefed)t geliefert. £ier verbrannten bie Stiften 8lngefid)t$
ber geinbe einen SDJuSlimen, mofür biefe einem Sänften ein gleite«
©djtcffat bereiteten. 2lm fofgenben Jage metbeten fid) jmei muStt*
mifdje ÜDiener ber ©djmefter SRidjarbS beim ©uttau unb üerfpradjen,
fie unb bie ftönigin-SHttroe toon ©icitien ju ermorben, morauf biefer
3
fie reid) befcfyenft entließ . Sin bemfetben Jage gegen 2JHttag mürben
Triften unb SJhtStimeu nidjt menig burd) eine ©onnenfinfterniß
überragt, meiere beibe Streite mit gurdjt erfüllte 4 ,

£rofe allen SrufteS jebod), mit bem man bie ©etagerung betrieb,
mudjerte 3roietrad)t unb Uneinigfett unter ben Heerführern berßt)riften
fort, unb ber ©treit tarn öffentlich gegen SRitte 3funi jum 8lu$brud),
afö ©ottfrieb oon ?ufignan im Vertrauen auf bie greunbfdjaft 8?id)arb$,
maS mau fid^ fonft nur fyeimtid) jugeflttftert, öffentlich auSfprad), baß
nem(icf) Sftarfgraf $onrab ein SSerrat^er ©uibo« unb be« ganjen

1
Itin. 212—218; Haym.' Monach. 45; Rigord 33; Imäd ed-din
165; Reinaud 306.
* (§r würbe nadj Andr. Silv , bei Bouq. XVIII, 557, auf bem Sfctcotau«*
ttrd>ljof, nad> Brevis geneal. comit. Flandr , ed. de Smet ©. 16, in (Sfatrüaur
begraben. Ueber tyn »gl. fcoedje 164. 220 f. unb be 8met in ben Nouv.
Mem. de l'academie de Bruxelles XXI, ©. 38.
8
Imäd ed-din 165; Bona ed-din 169—173.
4
Andr. Silv. bei Bouq. XVIII, 557; Chron. St. Den. 374; Benedict
II, 172; Alberic. 1191.

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515

6ljrtftenl)eere$ fei, was er im ©otteSfampf gu beweifen gebenfe. £er


SWarfgraf entgog fiefy biefem ober ©efangennatyme
einer befürchteten
burety bie gtud)t uad) £t)ru$, wofjer er jebod) anf ^ß^Uipp^ Sßunfd)
feljr balb lieber gum §eere gurüdttefjrte, bei bem er burd) Jenen gefäüfct
übttig unangefochten blieb. 9?od) me^r als burc^ biefe 33erad)tung
be« öffentlichen Urzeit« erbitterte Wlipp ben euglifdjen Sönig burd)
bie gorberung, bie §atfte ber öon ifjm eroberten $ufet Gtypern abgu*
treten, wobei jener fid) auf bie in SKeffina getroffeue Seftimmung
bejog, wonach jeber ber beiben freugfafyrenben Könige feine grobe«
rungen mit bem anbern gu Reiten fjabe. SRidjarb erftärte, ba§ er,
obfdjon in Jenem Vertrage nur mu$timifd)e$ ©ebiet gemeint fei, ben*
nod) fein Verlangen erfüllen wolle, wenn er iljjn ebenfo bie §ä(fte ber
@raffd)aft glanbern, ber ©urgtoogtei @t. Dmer uub anberer burd)
beS ©rafen <ßf}ilipp$ Job erledigten Sauber gu überlaffen bereit fei.
Sftatürttd) gog ber frangöfifdje Äönig jene gorberuug gurüdf, unb ber
Streit festen üöttig befeitigt burd) bie (Srnenmtng einer ßomnüffiou,
wetdje au$ ben SempefS unb ©pitats fowie anberer
Sfteiftern be$
angefetyener Sttänuer beftanb unb für bie fünftige 3ett bie gleiche uub
gerechte 33ertf)eitung alter ßroberungen gu übermalen ^atte«
2Bäf)renb fo bie beiben Könige unb etngelnen £eerfüf)rer in ftetem
3wtft mit einanber tagen unb trofc alter äu&erltdjen ©etöbniffe fid)
bennod) im 3-nnern feinbtid) Hieben, fud)te fötdjarb, bem bie ebte unb
ritterliche SWatur @atabin$ Sichtung unb SSere^ruug abnötigte, bie
greunbfdjaft be$ ©uttanä. @d)on am 17. 3uni tyatte er tfjn um
eine Unterrebnng gebeten, bie jener eiufad) mit ber 23emerfung ab«
lehnte, bag er nur gum 3wedf einer 8>rieben$unterl)anblung feinem
9ßunfd)e willfahren fönne. Site 9?id)arb trofcbem feine Sitte wieber*
Ijotte, fd)icfte ber ©nltan feinen ©ruber mit einem £)olmetfd)er an
ben oerabrebeten Ort in ber (Sbene Don '2lKä, aber, fei e$ nun, ba§
9ttd)arb franf fear, ober bie angefeljenften *ßifger iljr SKißoergnügen
über jene greuubfd)aft mit bem Stobfeinbe ber Stiften entfdjieben
ausgebrochen Ratten, 9ftd)arb erfdjien nid)t, tie§ ftdjaber eutfd)u(btgen.
ÜDafür überfanbte er bem Sultan 6l)rengefd)eufe unb erbat fiefy mm
biefem ©eflügef als Sftaljrung für feine burc^ bie ©eereife fd)wad) ge-
worbenen Qagbfalfen. 3lm l.Quli f Riefte eran@alabin einen gef an«
genen 9Kufelmann au« SRaarral), wofür tiefer bem ©efanbten ein
<5f)renftetb frfjenfte. 33alb barauf erfcfjienen brei engtifdje SRitter oor
U)tn unb erflarten, bag am fotgenben Sage £>o$pitatiter mit U)tn in
griebenSunterfjanbtungen treten würben, baten abergugfeid) um bteSr*
taubm§, für bie beiben Könige imßager ber 9Ku$lhneu ©3 unb grüdjte
laufen gu bürfen. ©atabin oermutljete in biefem fettfamen Verlangen
irgenb eine uub £ücfe, bod^ überfanbte er bem Sönig
geheime Cift
au^erfefene grüßte au« ÜDama^fu« unb beffen Umgegenb unb na^m
bie ©egengefdjenfe 9?ic^arb« unb ^^itip})« an \

1
Benedict II, 170 f.; Guil. Newb. II, 62; Boha ed-diu 170 f.;
Abu Schämah 646; Barhebraeus Chron. Syriacum 415 f.

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516

2Bäl)rcnt> biefer Unterljanblungen gingen bic #elagerung$ar6eiten


ungeljinbert fort, unb mit fdjwerem $ergen ber Sultan, ba$ bic
fal)

©efdjide ber ©tabt fid) balb erfüllen Würben, ©atabin färieb ba^er
wieber an beu ßfyalifen: „Niemals Ratten bic Umtt je etwas gefehlt
ober gehört oon einem folgen gembe, welcher belagert unb belagert
ift, ber einfdjlteßt unb etngefc^toffen ift, ber fidjer bur# (eine 23er*

fdjangungen, ben Singriff aller, meiere ^eraufommen wollen, unmöglich


mad)t, unb bie ©elegenljett benen festen läßt, weldje fie fud)en. 3«
biefem Slugenblide fjaben bie Sranfeu faum unter 5000 Leitern
unb 100000 gu&folbaten; Üttteberlageunb ©efangenfdjaft Ijaben fie
gefdjwädjt, ber Äricg Ijat fie »erklungen, ber ©ieg Ijat fie im ©tid)
gelaffen, aber baS 3Wecr ift für fie, ba$ 3tteer l)at fid) für bie Sinbcr
be$ geuerä erflärt. Die 3al)l ber SBölfer angeben gu wollen, n>e(c^e
baS §eer bifben, unb bie barbarifdjen ©prägen, weldje fie
djriftlidje

fpred)en, wäre unmöglich; bie Siubilbuug felbft würbe e$ nidjt bar*


ftellen fönnen; man würbe üou iljnen ben SJerS fpredien, weldjen
uRotauabbi gefagt I>at: „bort finb alle Götter öerfammelt mit tyren
©prägen; nur Doümetf^er fönnen fie mit einauber fpredjen".
burc^
£>iefe geinbe ©otteS erfinuen ade Sage eine neue Soweit. Salb
greifen fie und an mit Stürmen, balb mit ©teinen, ben einen Jag
mit Äafeen, ben anbern mit Sßibbern an, maudjmal untergraben fie
bie üßauern, ein anber 9ttat rüden ftc &or in gebedten ©äugen, ober

fie üerfudjen unfere ©räben auäjufüllen, ober beftürmen unfere Söffe,


9Hand)mal ergeben fie fid) gum Singriff bei £ag ober bei Stacht, oft
greifen fie gur ©ee an, bie öon itjren ©djiffen bebedt ift. (Snb(id)
im gegenwärtigen Slugenblid Ijaben nid)t gufrieben in iljrem Säger
fie,

einen ßrbwall errietet gu Ijaben, bamit befdjäf tigt , runbe £>üget


ftcfy

in bergorm üon Stürmen aufteilen, welche burd) $olg unb©teine


geftüfet finb, unb al$ biefer 3Ball fertig geworben, gruben fie bießrbe

hinten au« unb warfen fie nad) oorn allmäljltd) gu Raufen unb rüdten
Ijintereiuanber gegen bie ©tabt, bi$ fie jefct auf Ijalbe ©ogenfdjufcweite
1 ".
fyeran finb
3n ber £f)at mar oon ben (Stiften mit unermüblidjem ©fer
feit ber Sanbung 9?id)arbS gearbeitet worben; lein Jag verging, wo
nid)t bie 9ttafd)tnen eine neue JBrefdje bloßgelegt ober eine alte er*
»eitert Ratten. 21m 2. 3-uti gelang e$ ben belagerten, eiuige 9D?a«
feinen, barunter bie ßereteia unb and) eine ber „Safcen" bidjt unter
ben Singen <ißf)t(ipp$ gu oerbrennen, worüber tiefer in wafjnfumige
ffiutl) oerfiel unb ben folgenbeu Jag einen allgemeinen ©türm befahl,
allein tiefer mißlang oöüig, ba ©alabin wieber erfolgreich in
gugleid)
ben ®ampf eingriff. 9Kit großem Ungeftüm warfen fid) bie gran»
gofen gegen bie geinbe, aber bie ©refdje im üerflndjten Sturme war
bod) nid)t weit genug unb würbe vortrefflich oertljeibigt. |)icr fiel

and) ber frangöfifdje 3ttarfd)att älbericuä Siemens, weiter gefdjworeu


Ijatte entweber gu fiegen, ober gu fterben. Slffeu üoran gewann er bie

1
Reinaud 309.

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517

Sftauer mtb I)ie6 alle« öor fidj nteber, aber ba bic Setter unter bcr
«aft bcr barauf fid) brängenben Ärieger brad), erlag er Ijülflo« bet
Uebermadjt. 3lm 4. 3fuft flogen au« '2tffä üiclc (Simre jntn ©uttan,
würben aber bort mit SBeradjtnng empfangen. 3n ber ?Wad^t ^ttm
5ten üerfndjte ©alabtu einen ©türm auf ba« Säger ber ßijrifteu,
aber nergeblid&, vorauf am 5ten uub 6tcn 9ttdjarb bie ©tabt &on
neuem angriff unb ttrieber in mehrere ©teilen ber ÜÄauer ©refäe
legte, unb am 7ten $f)ilipp ben öerfludjten 2l)urm öon feuern be-

rannte* ©tetdjjettig gingen bie griffen unter ber (Srbe in Seinen


gegen bie Sftauer, geinbe grubeu ©egeuminen unb nahmen
aber bie
tljnen mefe ©efangene ab, vorauf bie 3Wiueure mit fiety ^rieben matten
unb tyre gegenfeitigeu ©efangeuen lo«lie§en. fturdjtbar wirften bie
Sölafd&inen JRid&arb«, beren ©djfeuberfteine ©Freden unb SBerwüftung
in bie ©tabt trugen; fie waren aus ©icitien mit bem 9?eftc feiner
glotte gefommen. Um
ben ßifer feiner 8eute nodj meljr anjufporneu,
lieg 9iid)arb, obwofjl immer nod) leibenb, ftd) auf einem feibenen Äiffen
gu beu 9Kafd)inen tragen unb fdjog unter bie ^Belagerten, bei welcher
©etegenljeit er and) einen ber geinbe erlegte, weldjer in ber Lüftung
be« gefallenen ÜÄarfd&atl« Giemen« auf ber 3Jiauer fiefy auffpiette.
Slufjerbem üerfprad) erjebem, ber au« bem ÜÄauerwerf be« öerfiudjten
Sturme« einen ©tein ljerau«bräd)e, 2, 3, ja fpäter fogar 4 ®ofb*
ftücf e, unb in ber 2bat f oll e« einigen Sage^älfen gelungen fein, fid)
jene 33e(of)nnng ju oerbienen \
Qefet mehrten fid) bie 3etd)en eine« na^en gatte« ber Seftung.
Qn ©alabin« £eere, wetdje« allerbing« in ben legten Sagen be«
Quni Verhärtungen erhalten Ijatte, bradj wteberum SReuttrei au«, fo
bafj feine Singriffe gegen ba« Triften *?ager immer meijr erlaljmten.
SDie ©cfafcung ber ©tabt ferner, weldje nrfprüngli^ fid) auf 6000
9Wann belaufen tyatte, war burd) bie 2lnftreugungen ber ^Belagerung
ftarf jufammengefdjmoläen, unb überaß tt)ie in ber äu§ern SSerfaffung««
mauer unb am üerfludjten Sturme
gähnten ©reffen unb lagen Ruinen.
S)er Sommanbant begann bafjer fdjon am 24. (Juni ju unterljanbeln,
inbem er bie Uebergabe ber geftung gegen freien 2lbjug ber ©arnifon
anbot, allein bie Sfjriften »erlangten unbebingte Uebergabe, 9teftitution
be« ^eiligen ftreuje* unb be« ftBnigreidjt Qerufalem mit ber ©renje
öou 1148, Unter^aubtuugen abgebrochen würben,
worauf bie 2lm
4. uub 6. 3uli würben wieber aufgenommen, bei Wefdjer ©efegenfjett
fie

©alabin bie fierau«gabe be« ganjen Äönigretd)« 3erufalem auger


§l«cafon, Sara! unb ©djaubef &erfprod)eu fjaben folf, wenn bie d&rift*
ticken Sönige ifjm 2000 SRitter unb 5000 ©erjanten gu uferte gegen
Äutb eb*bin, ben ©oljn 9?ur eb*btn«, Don Diarbefr, Slmib unb £iffa
leiten wollten; ber 9iitter fotle monatlich 46, ber ©erjant 16 ©olb«

1
Itin. 222-224; Benedict 174 f.; Boha ed-din 161 f. Um
II,
tiefe 3"* flavb ber frühere Suflttiar üon (Supern tötdjarb be (Saimril, tueldjer
Don ba tuoljl mit einem Steile ber engltf^en glotte mit 9Ji^arbö (grtoubnig
nod) bem Sager gefommen war. Benedict II, 172.

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518

fttttfe unb nadj beenbigtem Kriege f offe ba« §ttt


at« ?oljn ermatten,
iDteber oollgctyttg ben Königen jurücfgefanbt »erben. Diefe SBorfc^Iäge
fanben ittbeg bei 9?irf)arb feinen SlnHang unb würben trofe ber gür*
l
fpradje <ßl)üipp« unb feiner frrangofen verworfen 3tobeffen fudjte .

©alabin bie ©efafcuug gu trbftcn f inbem er öerfprad), binnen 8


Sagen gu Saffer unb gu Sanbe ber S^ftung |>ülfe gu bringen, unb
faß« er bie« nid)t im ©tanbe fei, bie Unterfyanblungen mit ben ©Triften
felbft gu führen unb einen ehrenvollen Slbgug gu erwirfen. Die 53c*
lagerten liegen ftd) jebod) bamit nidjt beruhigen.
SSiefe Don ifjnen ftürgten fid) toon ben 3ftauern, um nid)t tebenbig
in bie £>änbe tfjrer geinbe gu fallen, anbere liefen gu ben (griffen
über unb ba« ßtenb ber ©efafeung, waljrenb fogar
enthüllten ifjnen
ein anberer, offenbar ein ©f)rift, mit einem Pfeile einen ©rief in ba&
8ager ber Triften ^hiüberfc^lcubcrtc, worin er biefen ebenfalls baaon
berichtete, ftunberte flogen gum ©uttan, unb fetbft ber ßommanbant
lie§ am 7. §uli burd) einen £aud)er ifjm erftären, ba§ bie ©tobt am
näd)ften Sage capituttren muffe. 9?od) einmal öerfndjte er ba« SBaffen«
gtüd unb unternahm, wäljrenb frü^ um 9 Uf)r ein 2^eil ber ©jriften
unter beut ©rafen SRobert üon ßeicefter, 2Inbrea« Don Styatoignt, £>ugo
februn unb bem JBifctjof £>ubert Don ©aü«burt) ftürmte, einen ener*
gifdien Singriff gegen t*a$ ?ager, beffeu SSert^eibiguug König SRidjarb
gu leiten Ijatte (11. 3futt). 2ln eingelnen ^uneten atlerbing« gelang
e« ben Angreifern, in bie 33crfd)anjungen einjubringen, aber $ie ©jriften
fämpfteu mit einer fo gewaltigen SEapferfeit, baß bie geinbe ftd) gurütf *
gießen mußten. Grin cingelner 9Kann beforgte, nadjbem feine Same*
raben ring« um il)n gefalfeu waren, feine 9Kafd)ine gang allein, unb
nad) ungciljligen öergeblidjen ©puffen, bie auf U)n gerietet würben,
würbe er erft burd) eine ©afoe gried)ifd)en geuer« getöbtet. SBeibcr
fämpften wie £>t)änen; ein mit Pfeilen budjftäblid) gefptdfter ßljrift
fämpfte am ffloben ringenb fortwäfjrenb fort. SSiele fiunberte, bar*
unter audj ber tapfere ^ßifaner Öeonljarb, waren gefallen, aber ba«
©c&icffat ber ©tabt war nun entfdjieben. ©alabtn befahl gwar ber
33efafeung, fiel) mit bem ©djwerte einen Seg burd) bie ^Belagerer an
ber Süfte entlang bahnen, wogu er feine §ü(fe üerfprad), aber
gu
ber Sommanbant begab nodj an bemfelben Jage ftd) gu ben Stiften
unb fnüpfte neue Unterfjanblungen an.
2lm folgenben SCage fam er wieber unb Derfprad), bie ©tabt ju
übergeben mit allein, toa^ barin fid) befanb, ferner ba« ^eilige Shtuj
unb 200 eble ©efangene unb 500 anbere. £>ie (Sjriften fanben bie
lefetere £a!)t gu niebrig, worauf er fogar 2000 angefeljene ©efangene
lo«laffen wollte; enblicfy bürfe bie ©efafcung nur mit ßinem SWeibe

1
Benedict II, 174; Boha ed-din 170 ff.; Imad ed-din 169. (gotabin
lief* Sagen bie gan&e Umgegenb ber ©tobt üerwfiflen, fcljaifa unb bie
in jenen
umüegenben Ovte jerflören (Benedict II, 177). 3ugfeid) berieten bie djrifttt^en
Duellen üon einem (Srbbeben (in ber «Rad>t Dom 8. gum 9. 3ntt), bem $tftoneit
ber iWutter ©otte« gefolgt feien, wäljrenb bie ©efatjnng bie (grfdjeimrag ton
„grünen Gittern" gehabt Ijaben fott (Bened. 177; Reinaud 315).

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519

auSmarfdjtren imb müffc burd) cm Äo^fgefb Don 200000 Deuarew


fid)

loSfaufen, bann follteu©arantic für Jbie 3 a ^«nfl bie ©efafcung


crts

unb ljunbert öornefjme 2Kufelmänuer in ben Rauben ber (Stiften ju*


rücfbleiben. 3(1$ Termin bis gur Auslieferung beS Ijeiligen ÄreujeS
-

würben 30 Sage beftimmt, 40 Sage für bie 3 a ^ung ber obigen


(Summe, nad) beren Ablauf bie ©efaugenen, je nadjbem ©afabtn ben
Vertrag verworfen ober genehmigt, ber ©uabe ber Könige üerfalleu,
ober auf freien f?ug gefegt »erben follten. Unter biefer ©ebingung
lüarb bie Uebergabe vereinbart, aber nid)t alle (Stiften freuten fid)
über ben enblidjen gaö ber fo lange belagerten fteftung, fonbern ein
großer £t)eif murrte, »eil bamit bie 2luSfid)t auf *ßlünberung unb
1
©eute Döüig gefdjrounben toar .

Am 12. 3?uli greitagS öffneten ftd) bie £l)ore bergeftung, unb


in fröftiger $altung unb mufterfjafter Drbnung rücfte bie ©efafeung
auS: felbft bie (Stiften betounberten baS tapfere £>öufleiu, baS etjer
©iegern als Sefiegten gttdj. Wod) mdjt fyatte ber Icfetc SKann bie
Seftung öerfaffen, als fd^on üon allen ©etten bie ßljriften auf bie
SCßaueru Wetterten uub ifjre ©anner auf ben Saftionen unb Stürmen
aufpflanzten; bann jog baS £>eer unter ßobliebern unb mit greubeu*
thronen im Auge in bie ©tabt.
9?od) in ber legten ©tunbe Ijatte ©afabin bie Ratification beS
Vertrages $u Ijinbern gefugt, aber bie Triften toaren bereit« Ferren
ber ©tabt, uub fo mufte er beim, al$ am 13ten bret Abgeorbuete ber
©efafeung mit ÄuS Ujm bie Urfunbe überreizten, mit fernerem £>erjen
untertreiben. @r fefcte fid} hierauf mit benfiönigen in SSerbinbuug
loegen ber Ausführung ber einjelnen *ßuncte beS Sertrage« unb lie|
einige ber djriftlidjen ©efanbten nad) >DamaSfuS geleiten, um fid) oon
bem £uftanbe ber bort gefangen gehaltenen Triften ju überzeugen
unb toier ber bornetyrnften auszufliegen. @d)on amAbenb lieg er doii
©djafr'aam fein fieergetät^ aufbrechen, bem er felbft am löten folgte,
mit ©ram unb Summer im §erjen; fein *ßlan toar jefct, oor allem
3>erufa(em ftärfer ju befeftigen unb ju bedten, ba er in nädjfter 3eit
für biefeS «tue gleich ^artnädtige ^Belagerung fürchtete.
l
Snjtoifdjen Ratten bie (Stiften Atfä unb jene Ijunbcrt ©eifetu
in Sefifc genommen; fie ttnirbcn anfangs in Stürmen oljne befonbere
©orgfaft bemalt, aber als mehrere üon tynen geflogen toaren, in
Seilern hinter ©d)lo§ unb SRiegel gefangen gehalten, ©obann gingen
bie Äönige an bie gfeidje SJert^eiluug ber ©eute, toobei Drogo uott
9fterlou unb fmgo üon ©ornai mit je tjunbert Rittern $I)ittpt> unb
SRidjarb vertraten; fie fpradjen baS ffempferljauS bem erfteren, bie
©urg bem tefctern ju. ßbenfo nnirben bie beiben ©ouoerneure Sa*

1
Itin. 232 f.; Arn. Lub. 178; L'estoire 173; Rig. 35; Ibn el-Atir
317; Boha ed-din 179; bie 2tött)etd)ungen ber eutjetnen ©ertöte über bie
©ebingungen ber Uebergabe notirt 2BU!en VI, 361. 3lt« Uuterljänbfer erhielt
ber SWarfgraf Äonrab für feine Seute 4000, für ftdj aber 10000 2>enare (Haym.
Monach. 46 f.; Itin. 232).

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520

tafüfd)mtb @aif eb^bin SWafdjtüb unter beibe Sbnlge toertljeift; am


1
31ten war jene (Sonumffion mit iljrem @efd)äft ju ©nbe .

»m 16. 3futt meßten ber päpftlidje gegat, ber @arbinat*»ifd}of


Slbefarb öon 93erona, mit ben (Srjbifc^bfen oon $ifa, 3lud} unb 2tyru$,
beu SBifdjöfen mm ©afisburtj, Soreur, SBatjonne, GtyartreS, ©eauüai*
f
unb 5Eripott$ bie einjelnen Äirdjeu 8lKä$ öon neuem , wätyrenb bie

Äreujfatjrer mit rüftigem Sifer an bie Erneuerung ber ©efeftigtingen


gingeu. 3 U jWt&w 3 C ^ fott ©atabin feine früheren Slnerbietungen
Wegen eine« JBünbniffe* gegen Sutb eb*bin wieberl)o(t, aber oon ben
Königen ein abfd)(ägige Antwort ermatten fyaben.
Saum war iebod) ba$ §eer im ©efifee ber ©tobt, ate bie ©ru*
tafität ber beiben fiöuige gegen Pilger anberer Wationen , nameutlid}
aber bie Deutfdjen, fei eS burd) 3u(affung ö0 « öefeibtgungen, fei es
burd) abftdjtüdje ©djäbigung bei ber SBertljeüung &on ®eute, ©runb
ju SJefdjwerben gab. 3De§t)a(b erßärten bie güfyrer ber baburdj ge«
fränfteu Pilger in einer SSerfammtung Dom fie an ben
19. 3uti, baß
fernereu Kämpfen md)t nehmen würben, tt)enn iJjnen nic^t
mefjr £l)ei(
audy ber gebityreube StntljeH an ber Seute jugefprodjen werbe. $>ie
Könige &erfprad)en , wa« verlangt mürbe , aber trofcbem ertaubte ftd)
König 9?id)arb, als er am 21. $\\{\ in bie 33urg einbog, eine unüer*
fd)ämte ©eteibigung be$ öfterreidjifdjen §erjog$banner$, ba$ er in ben
©djmufe werfen Heß, fo baß bie meiften ^itger, benen biefer ©eweiä,
wa« „WuiglidjeS Sßort unb ©eneljmen" fei, alle 8uft ju weiteren
Kämpfen gegen bie 2Jhi$timen genommen fyatte, üjren £etmweg an*
traten \
Grbenfo rücf fi(f)t3fo3 war man gegen bie früheren djriftfictyen (Sin*
c
wofjner t>on 8(ffä oorgegangen; fie |atten iljr ßigenüjum in golge
tyrer SSertreibung burd) bie 9Ku$timen unb jefct burd) bie (Sroberung
ber Stiften an beliebige 8?itter unb §erren öerloren, weldje fidj
$äufer, ©arten unb beroegfidje Sefifctljümer oljne ffieitereS aneigneten
unb feine früheren SBefifcredjte gelten ließen. König ^Ijifipp jebod)
öertrat beren Qntereffen in einer SSerfammfung fo entfd)ieben, baß be-
troffen würbe, alle« Grigentljum ben rechtmäßigen ©efifcern wieber ju
erftatten, nur ben augenbftdlicfyen Qnfaffen Verpflegung
wofür biefe

unb Verberge ju gewähren Ratten. Die *ßifaner, ©enuefen unb 35c-

1
Benedict II, 179 f. S)ic 3a1)t ber Gefangenen wirb Ijödjft toerfdjteben
angegeben: 12000 (Guil. Brii Arm. 164), 9000 (Rieh. Deviz 51), 7000
(Ansbert 76), 2500 (Ibn el-Atir 317). eidjer ift, baß tötd&arb 1700 SRann
ol« feinen SfotljeU erhielt (Epp. Gant. 347), barnad) iß bie ©efanuntgaljl
3400.
• Sicard 614; Rieh. Devis 52. £oed)C ©• 558—560 ^ot aufifüljrü($
borget^an, baß bie Verunehrung be« öflerret^tf^en ©erjogöbanner« leine gabcl
ifl; baß fe^r \>xtU Pilger üor unb na(^ ber (groberuug feunfeljrten, fle^e cbenb.
©. 164 Wote 3. SBie eine no(^ ganj unbenufete ^lotii bei Wilbrand ed. Sau*
rent 163 f. er&filjlt, Ijabe ^erjog Seopolb furj twrfyr bei ©ibon einen Srnpp
geinbe in bie %\ndjt geflogen, abtt td/ bin nic^t im ©taube bie Gelegenheit
nad^jutoeifen, wie Seopofb nad/ ber ©egenb üon ©ibon laut; man müßte ^ö(^-
ften* annehmen, er fei bem ^erjog griebrid^ entgegenge^ogen*

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521

nettaner }ebod) erhielten in gofge iljrer ©ünbniffe mit ben 9ttad)tigcn


unb gegen ba« ©erfpred|en eine« iät)rlid)en £ribut« ofyne Seitere« tyre
alten Äaufoäufer, 8agerpl% nnb ©tabtbejirfe toieber gurüd *.

3« gleicher 3eit brad) abermat« ber alte ©treit gnnfdjen Sonrab


unb ®uibo an«, beffen ©efeittgung burd) eine Dortäufige ©efttmmung
bi« auf bie 3«ü ^d) bemgalle bergeftung &erfd)oben toorben. 2lm
26, 3ntt fö^nte Sonrab fid) burd) bemütl)ige WAittt mit ßönig
9?ic^arb au« unberljob am f olgenben £age in feierlicher ©erfammfung
feine Slnforüd&e auf bie trone 3erufatem« Don feuern. ©etbe Par-
teien erörterten in langer föebe bie grofjen ©erbienfte Sonrab« tt>ie
bie fjtigljeit ©uibo« ober entfdjulbtgten ba« Ungtttcf be« tfefeteren, bi«
man fid) enbltd) in bem ©efdjfuffe einigte, eine au« bcn mädjtigften
getfttid)en unb tt>eltlid)en Ferren gemifdjte (Sommtffton gu ernennen,
beren Urteil bie beiben ©treitenben gu ad)ten fid) eibtid) verpflichten
mußten. 2lm 28. würbe hierauf im föniglidjen ©d)loffe al« Urteil
berfünbigt, ba§ für feine $eben«gett ©uibo, nad) beffen £obe aber
Sonrab&önig fein folle; bi« bat)in !)8tten ©etbe ficfyin bie einnahmen
be« 9foid)e« gu teilen. Sollten ©eibe in ber 3«t, too SRtdjarb nod)
im ^eiligen 8anbe tttöre, fterben, fo l)abe ber Cefctere ba« 9fod)t, ben
fünftigen Jfjronerben ttmrbe bem 9Karfgrafen
gu ernennen, (Snbtid)

fdjon Jefet ber erbliche ©efife £t)ru« unb ©ibon guge«


»on ©etrut,
(proben, bem ßönig ©uibo bie @raffd)aft 3faffa. ©eibe Steile tei*
2
fteten am folgenben £ag ben gib auf bie Urfunbe .
ßaum toar tiefer läfttge ©treit beenbigt, al« gnrifdjen ben beiben
Königen ber alte öon feuern au«brad). Sönig $l)ttipp
§aber toieber
nämltd) l)ätte am i^m üon 8?td)arb gemachten ©or*
20. 3>uti ben
fdjlag, nod) brei 3al)re in ©tjrien gu bleiben unb gegen bie 9ttu«titnen
gu fämpfen, abgefd)tagen unb ben @ntfd)fit§ gefaßt, Ijeimgufeljrett.
2lm 22. famen bal)er ber ©tfd)of bon ©eauöai«, ber ©ergog §ugo
toon ©urgunb, bie ©rafen SDrogo bon Sttnten« unb Söityelm toott
SHerfou gu föidjarb unb gaben burd) il)r befangene« auftreten biefem
fofort gu erlernten, ba$ fie Ueberbringer einer unangenehmen 5Kad)*
rid)t feieu. 9?ic^arb erffärte tynen, er ttnffe, ba§ tyfyüpp ©tyrten gu
öcrlaffen gebenfe unb toolfe il)m, fo fd)impflid) aud) ein fotdjer ©ntfd)fu§
il)re« Sönig« fei, fein §inberni§ in ben 2Beg legen. Saum toar bem
frangöftfd)en Sönige biefer ©ef d)eib übertraft toorben, al« er fid) an-
fdjicfte, fofort abjnfegefn, allein burd) bie Siitttn feiner ©arone be-
logen blieb er nod) einige Sage gurücl, loä^renb beren er bie gor*
berung ber Abtretung ber §älfte Supern« bei föidjarb erneuerte unb
t^n gugletd) um ©ateereu bat.
gloei Sie früher fc^lug dlifyavb ba*
(Srftere ab, loä^renber ba« Severe großmütig getocüjrte. ©leic^too^I
aber üerlaugte er Don ^ilipp ben ßib, ba§ er toäfjrenb Sfic^arb«
Slbloefen^eit beffen £anb ni^t besiegen , fonbern ttrie feine §auptftabt

Spart« f^üfeen nnb narf) beffen SRitcffe^r erft nad) ©erlauf üou 40

1
Heyd, Le colonie I, 200.
8
Benedict II, 183; Itiner. 235 -238.

XVI. 35

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522

Sagen angreifen toofle, toenn bie SWatynung auf ©efettignng ber bt±
treffenben ÜWtgftänbc erfolglos geblieben, gür bie Erfüllung biefeS
eiblidjen 93erfpred)en$ verbürgten fid) ber £er$og £mgo oon SJurgunb,
ber ®raf $etnri<$ öon ber Champagne fotoie fünf anbere franjöftfäe
©arone. hierauf legte $I)tttpt> ba$ GEommanbo in bie $änbe be«
$erjog$ £mgo, oermeljrte bie 3al)t faner Witter bnrd) SBerbung ei«
niger ©eutfd)en unb gab bem dürften ©ofyemnnb oon äfatiodjien 100
SRitter unb 500 guff ned)te, toetyrenb SRidjarb iljm 5 große @d)iffe
mit tfebenSmittefn unter ©afjer be Quinci übertoie«. 2m 31. 3to(t
fegelte er mit 14 ©ateeren, baruuter 3 genuefifdje unter bem ßonful
{Rüben« be Söofta ftdj befanben, au« *9l!fä; in feiner ^Begleitung be*
fanben fid) bie ©ifdjöfe Sttanaffe oon 8angre« unb SReinfyotb üon
ßljartreS, ber ©raf <ßeter oon 9?eoer$ unb ber SÖtorfgraf fionrab fo*
c
tele ber 25ertl)etbiger Don 2lffä Sarafüfd), mit bieten oorneljmen tnu$*
timifdjen ©eifetn. 2(m 3. STnguft »erlieg er JtyruS unb errettete
über ©eirut unb ben ©t. @imeon$l)afen Dtranto, oon »o er im @e*
leite §einrt$$ VI. über SBrinbifi, ©eneoent, teapua nad) SHom gog,

tt>o er unb feine Begleiter 2lbfotution oom ftreujgefübbe empfingen; ba$

S55eÜ)nad)t$feft feierte er in gontainebfean K


c
Die Srregtyeit ber in 2lffä jurüdfbletbeuben ?ifger über ben
Slbjug be« franjöfifdjen SömgS lagt ftd) letd)t begreifen. Die fran*
göfifdjen (Sfyroniften entfdjutbigen itjn mit in golge
einer Srantyett,
beren bie 9tögel an gügen unb £änben Ujm unb ber ganje
abgefallen,
2
Äörper fid) gefehlt Ijabe , ober mit bergurdjt oor einer oon töidjarb
8
mit ©atabin geplanten 33erfd)toöwng gegen fein Öeben , toäljrenb um*
getetjrt bie engtifdjen 3"**%* iljn eine« geheimen ©nüerftänbnifje*
4 5
mit ©atabin befdjntbtgen , ober feine Siteffeit tjeroorljeben , ober enb*
tld), unb bie« ift toof) f ber rtdjttge ©runb, tym bie Slbfidjt jufdjreiben,

fid) fofort in ben 53efife be« burd) ben Job be« ©rafen $l}Uift> Ijer*
6
rento« geworbenen flanbrifdjen ßanbe« ju fefeen . 9itd)arb felbft fprad)
7
in unjtt>eibeutiger SBeife feine ©ttterfeit über biefe fluchtartige §eim*
feljr be« franjöfifdjen Sönig« au« unb befd)to§ Dftern 1192 il)m ju
folgen , aber bie 9ftad)t ber friegerifdjen SSewicflungen Ijtnberte iljn

1
Benedict II, 183-193; Hin. 238 f.; Gnilelm. Newb. H, 68;
Delisle, Catalogue @. 82, 340 A; Guilelm. Armor. 70; Rigord 36. Wati)
«Part* !om $l)ÜtM> nad) Chron. Andr., betBouquet XVIII, 571, 3. die na-
talis Domini, nadj Rad. de Diceto 667, 6. Ealend. Januarii.
8 Guilelm. Armor. 70.
8 Rigord 36; Chroniques de Flandre ed. de Smet 591 f.; »gl.
^riefve Chronique du Roy Riebart, bei Pottier, Revue retrospective
6. 5 f.
4 c
Itin. 239. ©ergteidjen Staffagen toaren öor H!fa ebenfo IjSuftg tote
unger«4t; »gl. Guil. Newb. II, 58. Rieh. Deviz. 53 fogt fogar, $tyti|ty ^fittc
©riefe pngirt, wel(^e t^n nac^ §aufe gerufen.
6
Ansbert 78; »gl. Rob. Altissiod. 257.
6 Chron. Syth. 597; Chron. Andr. 571; £oed)e 249.
7
Epp. Cantuar. 347 (6. «ugufl 1 191) ; ogl. Gisleb. 578; Sigeb. Cont.
Aquic. 427.

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523

an ber SluSfüljruug feine« statte*, unb ote er enbtid) bie ft^rifc^e


Süfte hinter ftdj ijatte, ging er einem fdjtoereu 93erl)ängmjü entgegen^
ba$ ü>n aüerbingS mit üottem SRedjte traf unb erreichte.
<S$ mag einer Darfteüung be$ gangen britten SreuggugeS borbe*
Ratten bleiben , bie aßgemeineren @eftdi)t$puntte gufammengufaffen,
teeldje gerabe au« ber ©etra^tung bc$ bebeutenbften unb getoattigften
aller Äreuggüge quellen, aber e$ ift uugtoetfeüjaft, bafj ber ibeateßtya«
rafter teuer nmnberbaren ^Beilegungen tooljt feiten fo beutlidjen unb
f
Haren 2lu«brucf gewinnt tt)ie bor 2Hfä, tt)o aße SSölfer ber Triften*
Jjett mit ber ©lütlje i^rer Sraft toie nie gubor nod) nadföer fufi ber*
einigen. £>ie ©eiüatt ber äWaffeu, i^re berljältmjijmä&ig treffliche
©lieberung unb DtSctptin, ber SBiberftanb be$ geinbeS unter beut
größten Sultan Dieter 3af)rl)uttberte fteßen bie ©ebeutuug unfereS
J3uge$ aßen übrigen boran; bem eigentlichen Kriege getyt in faft mo*
berner SBeife ein SKotembedjfet borljer K £rofe aßer ttubertidjcn £än*
fereien ber fiönige unb Stationen, trofc ber §errfdpd)tigeu Umtriebe
beä 9Karfgrafen, trofc ber burd) bie beifpießofe SKotfj erfolgten De«
fertionen unb äfosfdjtoetfungen ba$ ßager ber Stiften bor 'Slffä
ift

ein ©djattylafc ber Ijerrtidtften Jugenb: tfjre Jpetbenfraft unb 2luf*


Opferung, ©ebutb unb Srgebung nötigten fetbft btn ©ttttan gu auf*
richtiger ©ettmnberung. Stöer jener, ber toie bie (Stiften für feinen
©tauben fämpfte, Ijatte nidjt bie Softer be$ 3$fom$ bon ber ©trage
Don ©tbrattar bis IjtnauS nad) ^nbien hinter fid), toie bie gü^rer
be$ 8reugl)eere$ aße iljre ©faubenSgenoffen. 33ergebHdj toaren feine
9?ufe nad) #ü(fe für „ben ^eiligen Shrieg"; fein §eer meuterte aße
Hugenbtidfe, unb nur, wenn er fetbft e$ in ben Sampf führte, ftanb
e$ ben Singriffen ber ©Triften. Stofebem Ijiett er fie feft unb Der*
gögerte ba$ SBerijängnifj ber ©tabt gtoei Qaijre, fo bog itjre Sraft gu

1
2Ba« ben ©riefwedjfet gttrifdjen griebrid) unb ©alabin betrifft, fo tft ba«
@d)retben be«lefctern an ben erfleren, tutet« im Itinerarium 37—40 un« bor«
liegt, bereit« allgemein al« fid)t anerfannt toorben, unb idj tonn bofür audj nod)
eine Autorität erften Wange«, ba« Urteil be« $errn ©eneralconful« Dr. Söefe*
Pein geltenb madjen, toeldjer anöbrfidlid) erflärte, baß ber ©rief bis in feine
fleinften SBenbnngen ba« arabifc^e (Sotorit ungtoetfelljaft erfennen laffe. hin-
gegen tfl ba« ©^reiben grtebrtdj« an ben ©ultan, tt)eld)e« un« ebenfatt« im
Itinerarium geboten ttrirb, gang oljne 3»eife! unS(^t, toxt f(^on 9itegler ©. 109 f.
ausführlich barget^an. S)er f^mülftige Ku^m über eine ^errfd^aft be« Orient«
ttürbe int SWunbe griebrid)« läc^erüd) tlingen unb ift nur bei einem geifUidjen
(S^roniften ober S)ic^ter gu begreifen, wie er bei $3engo (SS. XI, 606; »gl.
gorf djungen VIII, 380) un« entgegentritt; bie Slufoäljtung ber t^riplid^en
Sötter l?at eine parallele in ber (Siegte be« arntemfdjen Patriarchen über ben
gatt 3emfarem« (int Rec. armen. @. 281 f., »er« 500—525). ©aß ber
jtaifer bem (Sultan in bem ©efltbe üon Sani« gutnÄantpfe ftet) ftetlen njotle, giebt
feine djronologifdje ^anb^abe, obgleich man an ben tyan ber Äreujfa^rer (1202
ober 1217) in 2Ugt)pten gu lanben benlen fönnte, fonbem ift einfach eine 5ln*
fptelung auf bie in ber ©ibei oft angeführte @tette „im ©eplbe 3oan«" (^falm
78, 12, 43; 3efaia« 19, 11, 13; 30, 4; ©gedjie! 30, 14), wo Sefaüalj bur(5
bie Errettung 3frael« ftd) »unberbar geoffenbart, unb burc^ bie parallele <&a\a*
biu« al« be« Sultan« öon Slegtopten mit ^Ijarao unb 3frael« mit ber Triften*
^eit al« bem magren 3frael ober Sötte ©otte« ertlärlic^.

35*

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524

ferneren gefffl&rftdjen angriffen auf 3fetufalem erlahmte. Unb als bfe


griffen enbüd) bie £rümmerftabt gewonnen, ttaren e$ bie itatiemfd>en
1
Gramer, fte(d)e ben ftdjerften unb beften ©etinun einbogen , toäfjrenb
nationaler ©egenfafe unb brutaler ßigennufe bie tapferen <ßitger ent*
gttjeite unb betrog. "Die balb barauf folgenbe (Srmorbung ber mu$*
limtfdp ©etftfo burd> föidjarb trübt ba$ ©Üb, ba« jefet bie „©treuer
(SJjrifti", freiließ ni^t burd) iljre eigene @d>ulb, bieten , nur nod>
tne^r; bie £elbentf)aten , foetöfe fie unter bem gefrönten SJerferfer
fpäter ausführen, ftnb faft nufctoä. 92dc^ mandjmat treibt ber 9?uf
ber Äirdje nneber Staufenbe in ben ^eiligen Ärieg, aber atte« fingen
ift umfonft; nur wenige ©täbte bleiben <$riftß$et ©gentium, bis
1291 aud) fie toertortn gefyen. Sftidjt otjne 3ftitleib unb SRü^rung
mag man bie jafjttofen Opfer ftd) öergegentoärtigen , tnetdje wm ber
©jriftenljeit jener ^eilige SBaljtt geforbert; aber tnand)e$ Qa^r^unbcrt
fyatfür mannen 3Baf)n metyr bejaht unb fcf)lteg(tcf) weniger gelernt,
at« in ben treujjügen ba$ äbenb* unb 9Korgen(anb.

1
$te gürften wetteiferten fdjon fett 1187 fdnnlid) borum, bte itftftemf$eit
(Eömmunen mit ^rtoilegten ju befdjenten. ©o urhmben für ©emta (1187) bu
»orone be« Äömgretdj* Öerufolem (Lib. jur. ©. 346 f. SRr. 363) ©mbo
(1190 4. Non. Maji, ibid. CCCLXXV @. 358 unb 1191 7. Kai. Nov.,
fflx. CCCXCn), WUrt) (1190. ibid. ©. 368 f.), ttidjorb (1190 11. Dctob.,

e. 365), $erjog ©ofjemunb (1190 1. ©ept^ ibid. ©. 365), SRortgrof Äonrob


(1190 11. Bprtl, @. 357 f.). ©nmefra Ratten 1168 fl$ um €>djtfffoijrt«t>er-
tröge mit ben freujfoljrenben Ädnigen gebrfingt (Otobon. 102 f.; fcoedje 107);
am 16. gebr. 1190 ijotte für WWW
ber$erjog i>on$3urgunb mit ©enuo auf
5850 2Rort für gfiljrgelb obgeföloffen (Lib. jur. ©. 355), unb ©enuefen bienten
im Sager ol« ©onquter« {t>gl. bte ©orontiefdjetne ^tltyp« uom 3mtt 1191 bei
Delisle, Catalogue @. 82 yh:. 340 A) ebenfo wie bte $Hfontr (ugl. Biblioth.
de Tecole des chartes I, T. V, ©. 35 f.), bei benen ffltdprb für ötele 9tftter
coötrt. gür lefetere urfunbet 1187 föotmmnb (Muratori, Antiquitt. II,
909 f.), 1188 unb 1191 Äonrob (indict. VI i togl. Tronci, Ann. Pisani I, 380 f.,
ober oben ©.487 9?ote 1) unb Muratori, Antiquitt. II, 915 ff.), 1189 ©uibt
(Muratori, Antiquitt. II, 913—916), für «enebtg SWorfgrof Äonrob (7.2Rai)
oI9 'per Dei gratiam rex Jerosolimorum electus*, tüo außer bem Äöntg
Wltyp oudj ber $erjog £eopotb, aber nidjt föidjorb nodj irgenb ein Orben$*
meifter unterfdjrteben ift (Fontes rerumAustr. XII, ©. 212—215). @nbltc$
urfunbet ©uibo am 10. Sprit 1190 fürftmalft (Ficker, Actaimperii selecta
II, ©. 609 f.) unb 1190 8. Eal. Nov. für SWorfeiKe (Mdry, Histoire de
Marseille I, 194 f.).

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Seittage pr grage na<$ ber Scbentuttg ber

Sanbgtaffdjaft

S5on

©u^ao It\)t. Stytnk gu 5d)mnnsber0.

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©eorg SDSoife Jjat im 7. SBanb feiner $)eutfd)en 3Jerfaffung«ge*
fd^ic^te bic ßntftefjung be« in glei%itigen Urfunben juerft im 3a|re
1129 auftaudjenben Site!« ftmbgraf baljin erftärt, i>a$ bamit fotdje
©rafeu bejeidjnet toorben feien, toeldje bie @erict)t«barfett toefentltd)
im altenUmfange begatten gälten, im ©egenfafee ju anbern, toetefye
tljre ©emalt über einen atteu ©raffdjaftsforenget, ober ben übernne*
genben SÖjetf eine« folgen, in eine territoriale öertoanbetten. 6r be«»

jeic^net btefe beiben Kategorien al« 2in«nafjmen öon bem bereit«


regelmäßig bamal« Ijerrfdjenben guftanbe be« 3erfafl« ber ©raffdjaft«*
berfaffung, in toeldjem, al« föefuttat bon Stellungen, in SJerbinbung
mit jafytreidjen (Syemtionen nnb ber feföftänbigen ßntmiddnng ber
ftabtifdjen ©emeimoefen , größere nnb Heinere Sejirfe ober ßompteje
öon ©efifenngen mit gräflichen SRedjten au«geftatteter ^erfonen afe
©raffdjaften bcjeicfyuet tourben, toöljrcnb früher ber ©raffdjaftsfprenget
enttoeber mit bem ©augebiet jufammenfiet , ober fid) bod) über eine
1
größere Unterabteilung eine« folgen erftredte .

3$ loar antößtid) einer toor einigen 3-a^ren erfdjienenen Sttono*


2
graste über bie ßanbgraffdjaft ber grage nä^er getreten mt> ^atte
meine Unterfudjung bereit« ttor bem (Erfreuten be« neueften 33aube$

ber 23erfaffung«gefd>id)te im Sßefentlidjen abgesoffen, ber mir natür*


ttä) nocf) toert|ootte SSerooßftänbigungen meine« Material« braute.
3<J) fjate bie alten Sanbgraffdjafteu für eine mit ber urfprüng*
lidjeu ©raffä)aft«ücrfaffung uidjt iitfammenljängenbe, metft a\x^

1
©eutfdje $erfaffungSgef$t$te VII, 9: 2>ie ©rafen, $urg«, Sanb- unb
SRarfgrafeu.
* S5ie Sanbgraffdjaften be8 %
r. 9?eidj8 öon Dr. $&. grau!, ©raunfdjtoeig
1873. mir, trofc einer $n$aljl Qünjiiger Äritifen, tn feiner
2)iefe Arbeit fdjeiut
SSeife bered)tigten Slnforberungen ju entforedjeu. &bgefe|en öon bem 3uljalt
iljreS allgemeinen XljeU«, auf ben td) nunmehr an auberer ©teile uäljer em=
geljen werbe, Ijat bereit« SBaifc an öerfdjiebenen ©teilen gerügt, baß bo« Wla*
terial gerabe für bie äfteften Sanbgrafföaften ganj ungenügenb gefammelt iß.
©egen ein föefultat granf«, nämlid), baß ber Xttel Sanbgraf, ftatt eine Sfaöjeidjs
nung öor onbern ©rafen, eine mutbernbe füiobtflcation fei, eine Sfaffaffmtg, bie
mir nur bur$ ganj einfeitige Snbetradjtäicljung ber erfl im 13. 3aJjrl)unbert
auftaudjenben Keinen fübbeutfdjen Sanbgraffdjaften evftävbar ifl, t)at SBaifc eben*
fall«entfdjiebenen SBtberf^rud^ eingelegt. 3d) werbe im Saufe ber 2)arßettung.
auf (Sinjetne« eingefjeu.

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528

©rünben bcr inneren 9leid)«pofitif neugefdjaffene Snftitution, für ein


vom Sötüg jn Seijen gegebene« ©tücf feiner unmittelbaren @erid>t«*
getvatt beljuf« (Spaltung be« Sanbfrieben« innerhalb eine« befümmten
©prenget«. ©ie toäre a(fo in biefer #tnfid)t ein 2lnatogon ber Ijer*
jogltcfjen ©etoaft unb ftimmte ilprem Qnljatt nad> überein mit bem in
ber {Reget nur auf Sßtberruf befefeteu ämte ber 9?etd)«tanbvögte be«
13. 3ai>rt|unbert« im ©petergau, in ber ©etterau unb in ©djtowben,
baffetbe nid>t aud) auf bie 93envaltung unmittelbaren SReW)«*
fotoeit fid)

befifee« bejog.

@egen bie von SBaife vertretene Slnft^t eine« bereit« jur 3w*
be« erften auftreten« be« taubgräftidjen £itet« ftarf fortgeförittenen
3erfatl« ber alten ®raffd)aft«fprenget, unb für meine Uebereinftim*
1
muug mit ber von giefer vertretenen 2luffaffung, bajü erft im 13.
Qafjrljuubert ©jjmptome ber Sluflöfung beftimmter hervortreten,
bie
vermag id) mid>in erfter 8inie nur auf tocate Unterfudjungen
freiließ

in Reffen unb Umgegenb ju berufen , beren SRefuttate id) erft jum


Keinften £l)ette pubttdrt Ijabe*.
Qä) glaube ba« Stufl)ören ber gräflichen @eric§t«barfeit in vielen
©egeuben toeit me^r bem burd) Sufammenfdjmetjen ber freien SevW-
ferung verurfadjten SBegfaü be« ©ebürfniffe« jufdjreiben ju muffen,
at« anbern Urfacfyen; ein nid)t begüterter ©raf mochte atferbing«,
aud> abgefetyen von ben in feinem ©prengel gelegenen ©eftfcuugen
mäßigerer SRacfybarn, gegen bie von tf)m faß unabhängige SRitterfdjaft
unb bie freien ©tabtbeiooljner einen fdjtveren ©tanb Ijaben, toenn er
iijnen gegenüber feine @erid)t«barfeit fjanbljaben tootfte.

3?ebe bevorrechtete Stoffe , tvetdje fid), außer burd) fettene grei*


taffungen, nur burd) ©eburt in ebenbürtiger Slje fortpflanzt,
tvaljrenb baneben eine jatjtreidje, il)r unebenbürtige, toenn aud) fociat
fonft l)äufig gteid)fteljenbe SJevätferung ejiftirt, toirb au« nalje tie*
genben Srtoägungen immer me^r jufammenfdjmetjen muffen, ©o be*
jeidjnet j. J8. ©raf ^ermann von Battenberg, ber 9ttitinljaber ber
großen £effifcfien ©raffdjaft ©ttft, im 3at)re 1220 einen tym burd)
ben Stob eine« SSafaöen ^eimgefadenen pars comicie at« dominium
super quosdam liberos, toityrenb e« fic§, alter Sßatjrfdjeintidjfeit
nad), um bie greien l)aubett, h>etd)e in ber ber gamitie von $äfe*
berg at« tfefyeu von bemfetben ©rafett jufte^enben bebeutenben Cent
8
©ei«mar (bei granfenberg) tooljnten .

1
gorfdjungen jur töeidjs* unb 9ied)t*gefd)td)te 3taficn« I, Storrebe,
@. 46.
* S)ie ©raffdjaftSöeridjtSftötteu Stäben unb 9todje$to, in 3eitfdjrtft be6
StafttUx @efdj..$Beretn«, 9t. g. V, ©. 210—226, Ouartalbtötter be« $. 8. f.
b. @r. $effen, 1874 9lx. 4, @. 63 unb 64. 2)ie von SBatfe, ©. 19, 1, auf
etu&etneörtföaften bfjogenen ©raff Soften f feinen mir nad) tljren ©cri^Wflättca
bcjcHnet ju fein, tljr ©<)rcngt! tonnte bobei rec^t bebeutenb fein.
8
(S. $. Äefl>, ^od§ri^t v. b. öerfaffung ber $eff. (Saff. ©eri^U I,

e. 303 unb «eit. ^. 69.

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529

Unb toa$ anberS faun ber ©runb fein, totfyatb ftd) in SBBcft*
fatcn bie ©raff^aftöorflantfatton nodj längere £eit in unmittelbarer
$ejiel)ung jum 8feid)e fortertyteft , toäfjrenb bod) boxt,
fo gut als in
ber 5Kad)barfd)aft, ben 3erfaö angeführten ©rünbe
bie übrigen für
nnrffam toaren, a(3 ber Umftanb, bog in jener ©egenb ftd) eine btcfc
tere freie 8anbbeüößerung erhalten ^ottc ?
(Sin fdjfagenbeS ©eifoiel bafür, in toetöjem Umfang in 9t$eht«
franlen nod) 1179 bie gräflichen ©prengef, minbeftenS nwS bie
§anbl)abung be$ 8anbfrieben$ betrifft, beftanben, gewährt ber befaunte
SÖeifjenburger ßanbfrieben \ ÜDerSaifer bejeidjnet barin bie ©reujen
be$ umfangreichen 8anbfrieben$gebiet$ auf beträd)t(id)e ©tredten
fetyr
nadj ©raffdjaftSgrenjen unb ©ebieten: an ber ©etjbrüdfe ju SeuterS*
»euer enbige ba$ ©peierer 2H$tl)um et potestas jurisdictionis lan-
gravii in terra Spirchowe (f. toeiter unten), gegenüber, red)t$ be$
dtt)t\n$, ift e$ ein ^unft ubi finitur comitatus comitis Bertoldi
de Creigowe et comitis Heinrici de Grezengen, on ber gufbaer
©rütfe enbigt fid} comitia comitis Berdoldi de Noringes 2 , über
ber $ölje, nodj ber Satyn ^in, Hegt comitatus comitis Heinrici de
Dietse, unb baran fliegt ftd) bie provincia comitis Euberti de
Nassowe.
öon ©annfeif)e, burd) Saifer griebrid) an ben
äfod) ein ©eifoiet
freien $errn ©otfrib öon (Sppftein, bat toal)rfd)em(td) jtmfdjeu 1223
unb 1230 fällt, ift aus biefer ©egenb ermatten: imperator G. d.
E. bannum concessit super comitiam Mechtildehusen. @rj*
bifdjof ©igfrib tl)ei(t e$ universis in comitia M. constitutis unter
ber äufforberung mit, bem ßppfteiuer ju ge§ord)en seeundum debi-
tam banno justitiam 8. SDiefeS ©raffdjaftSgebiet faßt mit bem
4
Keinen ®an ÄunigeSfunbra jufammen .

SBtc nal)e bie ©ejietyungen ber $Reid)$getoatt ju ben ©rafen


nod) gegen ba$ @nbe be$ 12. 3al)rl)unbert$ l)in tt>aren, geigt eine
5
JBeftimmung in ber f. g. const. contra incendiarios üou 1186 :
Item si quis comes post judices statuat, imperatori 30 libras
solvat; post judex 10 libras. £)em ©rafen toar e$ alfo bamafe
nur gegeu ©riegung einer STayc geftattet, ©telfoertreter ju ernennen;
unter ben post judices finb oljne 3 ttje ^
bie SSicegrafen, SBaftboten
unb greigrafeu 6 ju berfteljen. <£ine folcfye JBefdjränfung fcfyeint mir

1
93öl)mer, Acta sei. imp. Sßr. 138. 3d) gebenfe bemnäd)ft Einiges
über ben tntereffanten topograpl)tfd)en Snljalt btefer Urfunbc ju publtciren.
*
2>te Angabe SanbauS beftättgenb. £rofebem baß öfHid) be$ Sogefberg«
attc Renten ben föetdj«abteien gulba unb $er«felb gehörten, fungirt l)ter nod)
ber SRadjfofger ber alten ©augrofen.
8
Senckenberg, Sei. jur. et hist. II , @. 589.
* ©euef , $eff. 2anbe«gefä. II, 6. 520 ff.
5 M. G. Leges II, 6. 185.
6 Unter bem thinegravius, comes concilii Don 1144, Bei SBaig 1. c.
©. 25, 2, wirb tooljt bereite ein foldjer Vertreter gu öerfteljen fein, tüemgftenS
ftimmt ber @j>radjgebraud) be« 13. 3a1)rl)., tote bie (Sitote bei Satter, 2)eutf(^e
Sft. ©. 293, jetgen, bamit überein.

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530

beim bod) baftir gu fpredjen, bog ber burd) bie SKotljwenbigfeit bcr
©anniese lebenbig erhaltene Sinflug be$ ÄönigS bis bal)in eine weit*
getyenbe 3erfptitterung öer^inbert tyatte, wofür aud) au$ tiefer £eit
1
ein auSbrüdlidje* 3eugnig öorliegt .

@o ftänbig oudj in ben Saifernrfunben feit Sotljar ber lanb*


befonber* für ben £(jüringer, gebraucht wirb, fo ift
gräfliche Stitef,
e$ mir bodj nid)t gelungen , metyr als eine obftracte drwäfyumg ber
SBürbe neben ben übrigen SlmtSnamen in einem SWeidjSgefefc be$ 12.
3fal)rl)unbert$ aufiufinben. $)ie constitutio contra incendiarios
enthält bie ©teile*: Quod si aliquis in ducatu alicujus
incendium fecerit, ipse dux proscriptum nostrum eum pro-
nuntiet, ac deinde justitiae suae auetoritate eum proscri-
bat. Idipsum faciant marebiones, palatini comites, land-
gravii et comites alii, nee alicui eorumliceat talem absol-
vere nisi domino imperatori.
3m 3ot>re 1186 gab e$ nadj unferer jefeigeu Senntnif* nur
fünf ober fed)$ ^erfonen mit bem £ite( Sanbgraf , öon benen bie
©prenget gweter, be$ Styttringer* unb be$ im (Speiergau , gweifeßoä
nid)t innerhalb eines §ergogtfjum$ lagen. Unter ben comites alii
finb wof|t nur fotdje gu üerftefjen, weldje unmittelbar bem SReidje
unterftanben ; ber bag e$ nur bem König unb
fftadjfafc , nidjt alicui
eorum gebüjjre, ben ©ranbftifter au« ber Sldjt gu tfjun, begiefjt fid),
auger auf ben dux, audj auf bie oier übrigen Kategorien. ©d)toer*
lid) beftaub aber bamats ein 3meife( barüber, bog ein bem tyergog*
lidjen ©eridjt, wie g. ©. in JBaiem, unterworfener ©raf, ber t?on
biefem, faß« er einen Siebter fepfete, entfefct werben fonnte, nid>t bie
SBcfugnig fyatte, über ba$ tyergogftdje Sanbfrieben$gerid)t Ijinweg , für
feine ©raffdjaft atiein, einen in be$ §ergog$ 8ld)t JBeftnblidjen ju
abfofoiren.

Die Ijergoglidjen ©ewatten, wie fie in toerfdjiebener 9ftad)tftettung


Wäljreub be$ 11. unb 12. 3aljrl)unbert$ in einem Steile £>eutfci)lanb$
beftanben, bifbeten bort ein 9Kittctglieb gwifdjen ber SReidjSgewalt unb
bem ©rafenamt. ÜDie (Spaltung ber 9fed)t$orbnung unb bie gülj*
rung be$ Aufgebots ifjrer ©prengel finb bie Wefentüdjfteu Ijerjogtidjen
guuetionen, beljnfä welker ifjnen bie ßingefeffeuen ifjrer ^rotnnj
8
uutergeben waren . 3n bem fjergogäfreieu £fjei(e war ber 3>n^aber
ber ©rafengewaö in jeber ©egieljung ber unmittelbare Untergebene
be$ Äönigä, ben er für feinen ©prengel ebeufo öertrat, wie ber £>er*
gog in feiner <ßro&ing.

1
$. ©runner, 2)a« gerichtliche <gremtion«redjt ber ©a&en&rger, in ben
©ifcnng«berid)ten ber SBBientr tttabenrie XLVII, ©. 317, unb M. G. Leges
II, 145.
1
M. G. Leges II, @. 184.
• Xöatfc 1. c. 95 ff.

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531

3?n tiefem, fo ju fagen reidjSunmittetbareu, ST^etle £)eutfd)fanb$


fiuben ftd) feit ©eginn be$ 13. QaljrljunbertS in einjelnen ©ebieten

ftänbige SSertretcr ber {ReidjSgewaft, guerft m. SB. im ©peiergau, n>o


1206 ©raf griebrid) bon Seiningen ate advocatus provincialis per
1
Spirgoviam fi. <ßl)Uipp$ erfdjeint ©eine 5ßad)fo(ger im Slmte .

werben ate judices provinciales a rege constituti, preses pro-


vincie in Spirkawe deputatus a rege, ganbüögte im ©peiergau,
bejeuf)net.
23 Qafyvt fP^r erfc^cint aud) ein SBetterauer SWeidjStanbuogt,
ber ongefe^ene freie §err ©ertad) oon Tübingen , ber bon ftd) fagt,
er füljre specialiter curam domini regis et imperii circa partes
Wedereibie *.

3n 6eiben ©auen gab e$ jmar, toie foft überall, föeidjägüter,


bie ©raffdjaften »aren aber, toie im übrigen föeicfye, erbtid) üertieljen

»orben.
35a« SiStljum ©peier §atte im Qa^re 1086 Dorn Saifer bie

©raffdjaft ju 8iutrame$forft (jttufdjen grantoeiter unb ©obramftein)


8
im ©peiergau gefdjenft ermatten unb bergidjtete, toie bie ©eftäti*
gung 8Up|on$ Don 1257 jeigt, femeätoegS fpäter ttrieber auf bie*
fi.
4
fetbe 5Dem eutfpredjenb toerben be^alb aud) j.S. imQa^re 1100
.

eine 8fajal)t bei 8anbau nadj ©peier gu gelegener Dörfer ate in


pago Spirgowe in comitatu Spirensis episcopi 5 bejeidjnet, mal)*
renb e$ j. S. öon 1046—1057 in berfetben ©egenb ftete l)etfH in
p. S. in comitatu Hugonis comitis.
Daneben tt)irb ber ©peterer ÜDomöogt unb ©urggraf au« einem
@rafengefd)ted)t, in »eifern ber SSornamen ßfbert gebräudjHd) war,
im 12. 3>al)rljunbert ate comes de Spira, ober, wie nod) 1147,
6
ate prefectus urbis bejeidjnet .

Qn SB et t er au Ijatte ba$ ©rafengefd)(ed)t üon SKuringS,


ber
toetdjeS nod) 1179 im größten Steile be$ ®ane$ berechtigt toar, bie

©raffdjaft im anfange be$ 13. !$atyrt). üerioren; fie war toenigftenS


tyeUtoeife auf ba$ SReid}3minifteria(engef$(ed)t Don Sttünjenberg unb
feine ©rben ate pfäljifdje* ße^en übergegangen. SWod) 1312 refti*
tuirte S. #einrid) ben mm gatfenfteiu bie ©raffdjaft de Nuringes,
toetdje fein tfanbüogt in ber SBetterau im tarnen be$ SReidjS oeen*
7
pirt ijatte .

ÜDie SReid)$(anbüogtei toar Ijier, toie j. ©. eine Urfunbe Don


8
1373 geigt , eine im tarnen be$ SRetdjS geübte Obergewalt über bie
gugeljörigen bier rei^unmittelbaren ©täbte, ©rafen, Ferren,

1
Acta acad. palat. VII, @. 225 ff.
* Gudenu8, Codex dipl. I, 503.
8
ttemling, Ufb. j. @. b. »ifdjöfe ö. @*>eier SRr. 63.
* Ib. ftr. 303.
• ffiirtemb. Ufb. I, 318.
• SRittelrlj. Ufb. I, 601.
7
Bernhard, Antiquit. Wetteraviae ©. 263.
8
ffrieftt, 2>eut|d)cS »firgertljum im äRittefolter SR. fr, e. 424 ff.

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532

Stfenftteute, ©urgmannen, föitter, Anette, tfanbfaffen unb <5hitool)ner*


Qljre $auptfäd}lid)fte ©eftimnmng toar, ben Ponbfricbcn in ber 2Bet*
terau aufregt gu erhalten, barteben lag iljnen aud) bie Ijöljere 93ertt>at*
tung be$ unmittelbaren 9?eid)$gute$ ob.
3n ©djtoaben fommen nad) bem ©ngeljen be$ £ergogtIjum$
feit1274 gtoei foldje SReidjSfonbüogteien bor 1 , bereit erfte 3ulja6er
©raf §ugo mm ÄBerbenberg für Dberfdjmaben unb ©raf SHbredjt
Don §ol)enberg für 5Rieberfdjtt>aben toaren. 2efcterer tptrb getoöljnHd)
a($ judex provincialis, universalis, ober ctt$ advocatus terre 6e*
geidjnet; $ugo ^ctgt judex provincialis in Ravensburg, Sanbbogt
öon £).*@d)toaben, lantgravius comes de Werdenberg, lant-
gravi us superioris Suevie etc. Stud) im ©reiSgau mürben ba*
ma($ einige SÖlot bie ©ejeidjnungen 8anbrid)ter mtb ?anbgraf * ate
gleid)bebeutenb gebraucht.
©ei biefer ©adjtage bürfte e$ feinem %\x*t\\tl unterliegen föntten,
bog ber obenerwähnte langravius in terra Spirchowe öon 1179,
ber ote einsiger neben fünf anbern ©rafen nidjt mit bem Romainen
bejeidjnet mirb, biefelbe 3lmt$*@teflung Ijatte, als ber 27 Qatyt fpätere
bortige föiüg(id)e ftmböogt ©raf grtebridj oon tfeiningen.
Unb menn Ijier felbft einer ^erfon biefen £ite£ er*
ber Äoifer
tijdlt, ben, auger bem
mit Ü)m berfdjmägerten Springer, bamatS
nur nod) brei ober öier anbere ^erfonen führten, fo bürfte bod) ftol)(,
toemt nidjt bie triftigften ©egengrünbe ftdj ergeben, föon be$f)atö
baran feftgufyatten fein, ba$ berfetbe officiefl erteilte Stitef gtoifdjeH
1129 unb 1179 nicfyt öerfd)iebene Remter begegnet ljat.

@$ mögen nunmehr bie eingetnen Sanbgraffdjaften nad) ber föeiljen*


8
fofge ityreS erften auftretend furj beforodjen merben . SßorauSgu*
Riefen finb, ber ©ottftänbigfeit falber, einige nidjt gteid)geitige SRad)*
rieten*

1. Set Sanbgrafcntücl ©raf £etnridj& be& fetten ton Worbljcim.

©ereitö Otto öon 5Rorbl}eim Ijatte 1076 &on $emrid) IV. eine

1
@tfiün, SBirtcmb. ®efdj. III, ©. 43.
* Sanbrtdjtev 1367, Saubgraf 1276 ff.
1276, 1289 unb nodj graut
1. c. 94, 3eitfärift f. b. @. b. DberrljeinS X, 235» XVI, 200. granf er-
@.
toäljnt®. 65, bafj©raf$ugo t>on SÖBerbenberg in ben 1270er 3aljren baib judex
provincialis, balb fiaubgraf Ijeifjt, meint aber trofcbem auf 6. 94, SWarfgraf
$einrid) Don $odjberg werbe ba8 Sanbgeridjt im ©retSgau jtmfdjen 8. September
1276 unb 21. Dcto&cr 1276 um beeiden ju fielen erhalten $aben, ha er im
©eptember Saubrtdjter, im ©ctober fianbgraf genannt »erbe unb beibe £itet
gwar in frfiljefter 3ett (mann?) at« gtetdjbebentenb gebraust toorben feien, am
(Snbe be« 13. Salpl). bie* aber längft ntdjt meljr ber gatt geiuefeu fei!
8
3c^ fe^e üon ben bur$ ffiaife @. 56, 3 beigebrachten Titulaturen ber
©rafen üon Srabant, bie bereite in 1086 als Bracbatensis patriae comes
bejet^net werben, ab, ba e8 mir für tiefe« bereite 1106 &ur ^erjogU^en SSBfirbe
Sot^ringenS gelangte $au9 uub feine ©raffd^aft an Material fe^t.

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533

©tettung erljaften, wetdje Sambertmit ben Sorten bejeidjnet, bef


Sönig per totam Saxoniam vices suas et publicarum
fyabt iljm
rerum procurationem betegirt. SDicfelbc ©teflung lägt er bann üon
ben ©acfcfen felbft totum Saxoniae prineipatum nennen. $)a$
öiflimgtfdje $erjogt^um erftredte fid> befanntttdj nur über einen
Streit ©adjfenS nnb mürbe bamate aud) Don bem tönig afe berwirft
tmgefeljen.
ÜDer ältefte ©oljn Otto«,
#einrid) ber gette, wirb bon bem
©ädjfifdjen jum 3a|re 1101 potentissimus comes
Stnnatiften
Saxoniae unb bann ate 'qui nimiram totius Saxoniae prineipa-
tum Beeundus ab rege gerebat' genannt. Dtyne ©mnb fudjt
©Araber 1 bie JBebeutung tiefet 8fo$bru<f$ ab jufdjmädjen ; #einrtd)
Don 5Korbljeim, ber einmal a($ comes de Saxonia bejeidjnet wirb 2,
f^etnt eine ätjntidje Stellung wie fein 9Sater innegehabt gn Ijaben.
<S$ immerhin bead}ten$wertl) , ba§ ber freiließ rief tyätere Albert.
ift

Stad. 1105 fagt: H. Cr. qui fuit landgravius 8 : benn a($ er


fdjrieb, war man jebenfafl* über bie JBebeutung einer Sanbgraffc^aft
im Staren.

2. fianbgraf gewann bon SBinjenburg ber altere.

$ennamt I. ©raf mm SBinjenburg, ber nad) feiner Surg unb


mitunter als comes de Saxonia begegnet wirb, l)ei§t einige 2M
marchio de Saxonia, toaQ man auf 2Wei§en bejogen Ijat 4 .

^ermann wirb nad) feinem STob Hermannus comes provin-


cialis de Saxonia, provincialis comes, patriae comes genannt 5.
Ob er eine ätynüdje ©teflung wie §einrid) ber gette in ben 8otl)ar$
§erjogtl)um nidjt unterfaßten Steifen ©adjfenS Ijatte, ober ob fid}
btefetöe nur auf Springen ober auf ©eibeS bejog, ift bis jefet nidjt
feftgeftettt worben. ©idjer erfdjeint nur, t>a$ er Wirflidj bie fonb*
gräfliche SBürbe befaß.

3. Sie ßanbgraffdjaft Sljuringen.

3«erft im 3a^re 1129 wirb in einer gteidjjeitigen Urfunbe ®raf


^ermann II. oon Sßinjenburg Sanbgraf genannt unb bie 9?ad)rid)ten

1
2>te alteren Stynaffenftörnme S. 169 unb 170.
2
SBaife 6. 55, 4.
8
2fod) ben Xitel marchio er^ft er foater, wo« fid> ouf bie 1101 er*
langten grieftfdjen ©raffdjaften (gf&ert« BejieH Sßatfe ©. 79, 6.
4
XBatfc @. 58 , 2, 4. 2)a ber gletdjjeittge SRarfgraf ©ermann üon Ve-
rona fd&werlid) in Springen begütert war, fo bürfte ju ben ©taten nod>
Guden Cd. I, 396 natyuljolett fein: (grjbtfdjof «beiBert I. bon SRatng er-
toarbpredium marchionis Hermanni in Geimungun. 9tod) ber Urf. Don
1112 tm SRitteMj. UrL I, @. 482 wirb ber Ortsnamen Wo1)l in Bennungin
berbeffert werben muffen.
• SBatfe 58, 3.

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;

534

über feine äbfefeung In fotgenben 3al>re madjen e$ jtoeifefloS, baß


fem STitct ftd) auf Springen bejog 1 . 35on 1130 bis 1247 blieb
bann befauutlidj Sanbgraf fiubtoig I. nnb feine £)e$cenbetij im un*
unterbrochenen ©efifc biefer reid}$tel)nbaren Sßürbe, meiere ba$ ganje
Springen jur ©runblage §ottc *.
SGßie lange ber äBinjenburger ftfcon bor 1129 Sanbgraf üon
Springen war, ftcljt nid)t feft, in feiner Titulatur ftnben ftd) feine
5tnf)att$punfte bafür.
Seit bem SCobc Sttarfgraf öon 9Reißen, ber, unter
(Sdfljarbs I.
^Beteiligung be$ 93offe$, eine ©emalt über ganj Stljürtngen
{(erjoglidje
8
erlangt fyatte , tt)irb erft mieber jumSaljr 1034 ©raf 35Ml§elm Don
SBeimar in ben Annal. Hildesh. in einer äßeife Wilhelmus —
Thuringorum praetor —
bejeidjnet, ba§ man an eine gortbauer
ober ßrneuerung einer Obergewalt über ba$ 8anb benfen barf, bie
öermutt)lidj bem {emeiligen Qnfjaber ber SÜlarf Stteijjjen, ber ^äuftg
4
als marchio Thuringiae, Thuringorum, begegnet mirb, juftanb .

@o mofyl nodj (Sfbert IL 5 .

9laä) @fbert$ £obe mürbe toiefleidjt 8ubmig ber ©pringer, ber


6
in ben ©adjfenfriegen mieberljolt im faiferlidjen 3ntereffe tyanbelte ,

an bie ©ptfee StfjüringenS geftellt; Snodjenljauer tyat bereit« auf bie

©teile be$ ©jronifteu Don ©ofeef fjingemiefeu eo tempore (c. 1092) :

comes Ludewicus huic prineipabatur provinciae 7 ju melier bie ,

iljm auffälligen 2lnreben in bem nad) 1094 ju fefeenbeu ©riefe ©tfdjof


SBaltramS &on Naumburg: Ludewico serenissimo prineipi, glo-
8
riosissime prineeps, ftimmen .

©ie ©erid)t$Derfaffnng £ljüringen$ l)at md)t$ Stgent^ttmUd^eö


ba$ 2anb serftel, mie bie übrigen ©tammeägebiete, in ©aue, beren
e$ nünbeftenä 10 ©raffäaften Waren niemals in
jäljlte. 2ludj bie
9
einer $anb vereinigt . ÜDer fürjefte unb fidjerfte 2öeg jur Orient
rung über bie SBebeutung ber lanbgräflidjen ©teüung wirb fein, meun
man bie 33erl)ältniffe, bie fid} beim ©rtöfdjen be$ ein|eimtfd)en dürften*

1
SOBaife 59 , 2.
8
©*>runer=3Renfe, $tft. $anbatfo« Sßr. 33. 34. Bbgefelp Don ber Le-
genda S. Bonifac. u. einzelnen SBcifpietcn lanbgräflidjer Sljätigfett an ben ©renken
biefe« ©ebiet«, jeigt bie ©loffc jum @ad)fenfj>iegei (III, 44 §. 2), baß man ben
@prengel ber Stonbgraffdjaft mit ber 2anbfd)aft fetbfi ibentifkirte : de Nortdo-
ringe de sint nicht Doringe, de ut der lantgreveschap te Doringen
geboren sin, wen dat sin Sassen.
8 106. 116, 8.
SBaife
* Änofynfauer, ©efd). Sfjfirtngen« (1039-1247) ©.94 ff.
2Baifc70, 1.
5 Cui in Saxonia et in Thu-
2). $erf.«©efd). @. 12 :
SBaift Urt. j.

ringia commisimus omnia nobis servanda.


6
tfnod&enljauer 1. c. ©. 56, 3.
7
Ib. @. 108, 1.
8
Ib. (üRenje!) @. 59, 1.
9 öon ©eiten
(Sine 3ufammenftettung be8 reiben Material« Ijeimifd&et
©efd)id)t«funbiger mürbe in Dieter $ütftdjt feljr banfen«tt>ertlj fein.

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535

Kaufes im 3at»re 1247 ergeben, in* «ugc faßt. (56 ijanbette ft<$
bamate barum, au$ bem aümäfylidj jufammengebrad)ten großen ©e-
fifce bie aüobialen unb nid)t mit ber oom SReidje Wjnbaren Sanbgraf*
fc^aft gufammenljängenben übrigen Celjngüter auäjufdjeiben.
©er SNarfgraf Don üttci§en tyatte öier 3afjre Dörfer üom Saifer
bie @oentua(be(el)nung mit ber £aubgraffd)aft erfangt, er ftieg Jebod)
audj in betreff biefer onf SBStberfianb , fo ba§ er erft burdj ben
3Bei§enfe(fer Vertrag im Qaljre 1249 t>on neun ©Hebern ber £l)ü*
ringifdjen ©rafenfamiüen t>on Säfernbnrg, SWaben$toa(b, ©djtoarjburg,
ÄBeidjltngen , $o^enftein unb ©totberg unb toon einigen $erren feine
2lnerfennung pro vero domino nostro et landgravio Thuringie
erreichte, äftan faßte itjm u. 21. aud) $ülfe jur 3er ftö ™ng atter
feit 1247 im gürftentljum Springen erbauten ©djlöffer ju 1 . 5Die
bei biefem Slbfommen nietyt beteiligten übrigen ©rafengefdjtedjter bed
8anbe$, bor allen ba$ mätfjtige Drtamünber unb bie mm ©teilen
unb Stfftettt, derben fidj auf ©eite ber Örabantifdjen unb 2lnfja(ti*

fdjen Srbintereffentcn unb be$ a($ ?el)n$l)errn ftarf beteiligten ßrj*


ftiftä Sttainj befunben ljaben, fämmtüd} bie 9lner!ennung ber
toeftfje

oon bem gebannten Äaifer vorgenommenen JBetetjnung oertoeigerten.


ÜDer gteitfjjettige Erfurter Slnnafift Ijat jum 3a^re 1250 bie
tt>id)tige 5ftadjrid)t : Hoc etiam anno 2. Kai. Martii marchio Mis-

nensis in Mulhusen 2 provinciali presedit judicio, ubi presen-


tibus multis terre baronibas pacem firmiter atque stabiliter
juramento confirmavit, sieque terre ejusdem prineipa-
tum oecupavit. $)ama($ oertraute
§erjogin Don il)m audj bie
©rabant bie SSormunbfdjaft itjreä ©otjneS unb bannt bie ©raffd)aft
Reffen unb bie ©artburg an. &mi 3atyre barauf führte ber 2ftarf*
graf abermals ben SSorfife in bem ju üttittettjaufen tagenben provin-
ciale Judicium , er befräftigte tmeberljott ben Öanbfrieben mit ben
8
©arotten be$ £anbe$ unb eroberte furj barauf ein ©d)fo§ .

911$ ber 9War!graf im Qaljre 1254 feineu ^rieben mit bem Sq*
ftift fd)(o§, erlieft er, gegen Bähung &°" 1000 9J?arf ©itber, Dor-

bef)ä(tficf) be$ (SonfenfeS be$ ffapitefö, afle ü)?ainjif^en gefjen, welche


#chtri(fj 9?a$pe getragen l)atte. 9Iamentiidj Derjeidjuet Würben ba$
Sßarfdjattamt, bie ©raffdjaften ©iebeleben, ©djönftäbt unb bie ate
minor bezeichnete ju 9Jlitte(^aufen , bie ©urg ©patenberg unb ber
4
£>of ju ©reujjen . bem Snbe be$ 13. unb
&xot\ ©peeificationen au«
ber 3Kttte be$ 14. 3al)rl). ergänjen unb erläutern biefe Angaben:
400 SWanfen jtmfäen Ofenborf unb (ScfarbSberge (de bis dicitur
marscalcus domini Moguntini). It. castram Teneberg quod spec-
5
tat ad comiciam Mulburg. It. oppidum Gotha It. Tungis- .

brucken mit jtoei ©raffdjaften, beren eine bis SDJi^fa an berSBerra


1
Hörn, Henric. illustris @. 308.
2
Ob mdjt öerberbt ou« SWittclftuJcn?
1
M. G. SS. XVI, 37 f.
4 Gudenus C. d. I, 639.
6
«eftöttöt imrd) Gudenus 1. c. 913.

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536

Im ©übwefien, bic cmbcre norböftfid) !fid) gegen Sirdjberg erftrerfte,


unb wefdje jufommen 72 Dörfer umfaßten, ©obann n>irb neben
©patenberg nodj eine jugeljörige ®raffd)aft ernannt, wetöje ber ©rof
toon fwljenftetn üon ber ßanbgraffdjaft trage, ©dE)fiejj(id) bie SSogteien
1
ju ©cfcönftabt unb Ower^oufen .
2
SBie $nod}eul)aner baju gefommen fein mag, biefen Angaben
furjweg allen l)iftorifd)en SBertl) abjufpredjen, ift mir unöerftänbltd).
SJergteic^t man mit biefem ge^nSüerjeic^mg ba« aSerjeid^nig ber
3ubeij9r ber 2anbgraffd)aft au« ben 1440er ^aljren unb bringt man
batoon nod) in 3lbred)nung, »a« erft fpätcr erworben ift, wie Sßeimar,
Orlamünbe *c. unb 3 uf) #
r / £reffurt, ©ranbenburg, Söfernburg,
©a($a, @<farb«berge *c. unb wa6, wie j. ©. Sifenadj, Don anbern
8el)n«l)erren IjerriUjrte, fo bleibt ein ©eftfe, ber feine«weg« befonber«
bebeutenb ift unb fid) fdjwerüd) mit bem be« Srjftift« üftainj, wie er
bereit« im 12. Qafyrfj. ejriftirte, meffen !ann.
@in ec^te« $>ing ju ©iebeleben bei ©otlja wirb bereit« 1124

erwähnt; ber af« erfter 3euge genannte Heinricus comes ttnrb


8
£einrid} SRa«pe I. fein .

£a« Sanbbing ju ©cfcönftfibt bei SCljamSbrüdfen, ba« fonft ge*


Wötynlidj nadj biefer ©tabt, bem Sßoljnftfc be« Amtmann«, begegnet
4
wirb, würbe nod> 1359 abgehalten . 3« ^Beginn be« 11. SWjrljun*
bert« ftanb bie ©raffdjaft in biefer ©egenb be« SBeftergaue« einem
©rafen $emejo ju; Snoc^en^auer §at barauf t)ingemiefen , baß ein
SBifdjof mit biefem fetteuen tarnen 1085 al« avunculus Lodowici
5
comitis de Thuringia bejeidjnet wirb , we(d)e gamilienöerbinbung
ben ßrwerb ber ©rafföaft bermittett Ijaben mag.
3Die Don SWafnj weiter ju Seijen geljenbe comitia minor in
Mittelhusen apud Geram, bie minbere ©raf fdjaft an ber (fdjmalen)
©era, war bi« 1483 gewöfjntid), einfd)Ueßfid} be« 25fotgerid)t« , an
Erfurt, jutefet für 5600 g(. öertfänbet. ©ie beftanb au« ben 5Dör*
fern 2Rittetf)aufen , föietljuorbijaufen unb $tein*9?ubeftäbt nebft 3ube*
6
jjör , nörbtiety Don Srfurt. üWittetyaufen war baneben fortwäljrenb
7
©tatte be« tl)üringiföen8anbfrieben«geridjt« , welche« bon bem Sanb*
1
$euffer (öobmann), 3)te 2Rainjifd)en <&ci* unb (Srblanbijofämter, 45.
48 unb 105.
* 1. c. ©. 41.
8 Actamagnnt. sec. XII, 12: Facta sunt autem hec lege
(Stumpf,
et judicio juridicorum publico et legitimo popularium concilio in villa
que dicitur Sibelebe.
4 Urfunbcnbud) be« AI. ©ermerobe Don @d)nun<fe, 1. guWlement ber
Äaffeter Ijift. Scitfc^rift tt. g. ©. 71. 3n offen öor biefem ©eridjt im 14.
Saijrlj. ausgefüllten Urfunben (f. 32. 36. 47 f. 80) wirb fkt« ber gretbote
al« 3eua,e aufgeführt, ebenfo in bem beidjüngenfdjen ©ertöte ju £)Ibi«Ieben tc.
(2Ri*elfen, Codex Thnring. dipl. I, @. 44. 62).
6
1. c. ©. 42 ff. unb Sebberljofe, $tU ©djrifteu II, 280.
6
fteue 2RUtljetlungen be« ^üringtfdj=@ädjrtW)«n Vereins XII, S)te«uf*
jeid)nung be« Storno« Don SButtelßebt über bie 3ubeljör be« Sanbe« unb gür«
Pensum« ju Springen (1440—43) ©. 427-488, Ijter ©. 484.
7
Sittmann, $einrt(^ b. Sri. 118.

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537

grafen 1318 at$ fein ©erid)t j. 90?. bejeidjnet wirb, bä$ er ober
fein Vertreter nebft bett 12 , mit SKatf) bec §erren unb ©tobte gu
1
Springen gewägten, Seifigem abmatten foflte . bereite 1154 wirb
in legali et communi placito patrie Mitlehusen coram provin-
ciali comite Ludowigo ei« on ba$ Sfofter ©erobe toeräufjerteS
ganbgut, gröfcrer ©idjerljeit falber, <xn uier ©rafen trabirt, batnit
tiefe bann ju Erfurt beut 3Rain$ifdjcn SSogt, bem ©raf öon
e$
©teilen, für bett Erwerber weiter geben fonnten *. 3d> fenne feinen
©runb , wetöjer ber Slnnaljme entgegenftänbe , baß biefeS legale et
commune placitum patriae nttter bem SSorfife beS comes patriae
unb in ©egenwart öon anberen, feuteäwegS unmittelbar bcnad)barten,
©rafen fdjon baffefbt ?anbfrteben$ = ©eridjt war, weWjeS fpäter fo
häufig bafelbft abgehalten würbe, unb ba8 int ©egenfafc ju ber bortigen
aftainjifdjen minor comitia a(S Dom SKeicfye lefjnöare comitia pro-
vincialis $u benfeu fein wirb.
©d)on ber oben erwähnte 1249er Vertrag geigt, baß oljtte (5in=
wittigung be$ Sanbjjrafen feine ©djtöffer in Springen gebaut werben
burften, unb eine Urfunbe öott 1287 beweift, bafj ber erfte 9?eicf)^fürft
unb 8ef)tt$l)err be$ Sanbgrafett
für feine eigenen öefi^ungenbaöon
nid)t Sanbgraf SHbert giebt bem @r$bifd)of für feine
ejimirt war.
görberung in reformacione pacis communis bie@rfaubnifj in ter-
minis lantgraviatus nostri Thuringici etc. firmare ac de novo
edificare municiones in omnibus etc. possessionibus, quas jam
tenet ecclesia Moguntina vel quas in futurum acquisiverit 3.
£)er Srgbifdjof fetbft fogar Würbe 1341 bou einigen dbeht wegen
einer ©e(bfd)u(b öor bie 3^1% > bie über bett ßanbfrieben in Styi*
ringen gefefet ftnb ,
gelaben : eine ^ßrocebnr , bie freiüd) ber Sönig
4
caffirte . Ifaf feine S3eranlaffung lub man feine eigene @tabt (Srfurt
5
1309 wegen ?anbfrieben$brttci)$ nad) Sftittelfjaufen bor .

(Sin Stieg bafür, baß bie Sefugmffe be$ Sanbgrafeu nk&t etwa
golge einer Uebertragung feitenS ber ßontrafjenteu einer freiwilligen
ganbfriebettSeinigung waren, ift aud) in einer 1291, bei ber Sefage*
rung ber bem gleichnamigen ®rafengefd)fccf)t gehörigen Surg SüiU
fteitt (füblid) Slüeuborf an ber äöerra, linte biefeS $(uffe$, unweit
ber ©renje be$ £effengaue$), auSgeftettten Urfunbe enthalten. 8anb»
graf Sltbcrt erftört barin, unter Slnljängung feine« Siegels, \>a% j[ebe

©efeftigung, welche wegen SJerfefeung be$ allgemeinen Canbfrieben«


gerftört niemals wiebererbaut werben bürfe, 9?iemanb fönne
worben fei,

ba$ geftatten.bawtber Ijanbefe, ucrfatfe bem 2lnatljem be$ ^3abfte«


355er
unb ber 2W)t be$ ÄönigS unb in nostram quoque et totius terre

1
3ettförtft be« $aratieretn8 I, 342. Sanbgraf Gilbert fprtd&t fdjott 1293
ton leine m Sanbtag unb feinem Scmbfrieben. 3. b. $. f. tljür. ©efd). u.
«tterty. VII, $. 1, @. 9 f.
8
©olf, $oltt. (Befö. b. Gtdjefelbft I, Wx. 6.
8
Gudenus, C. d. I, 819.
4
Gudenus, C. d. III, 316.
5
3aljrbüd)er ber Erfurter «tob. 9?. g. I, 81.

XVI. 36

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538

proscripcionem et ipso facto omnia ipsorum bona vacant et


vacare debent libere suis dominis et solute \ $>a$ tft ficfyerftdj
nidjt bie ©pradje be$ SttanbatarS einer frehmßigen (Einigung.
ÜDie Sanbgrafen Ratten in Springen, audj ba too fie, toie xAtU
fad>, feine eigene ©eridjtsbarfeit befagen, überaß bie ©tra&engertdjtä*
2
barfeit unb ba« ©eleite . 3fyr 93erl)ä(tm& jum Sanbe tt)irb in bcin
£)atum einer gutbaifcfyen Urfunbe öon 1196, bie über ttyüriugifdje
©üter tyanbett, neben ben 5lu$brücfen presidere, regnare, dominare
für ^abft, Äaifer unb Srjbiföof mit imperare bejeidjnet, unb bie
SCttutatur princeps nomine Ludewicus universalis Turingomm
comes öou 3al)r 1171 fdjeint aud) beuttid) ©egteljungen ju ganj
Springen auäjubrüden \ 3m 3al)re 1298 wirb bie toom Äönig
in 2lnfprud) genommene 8anbgraffd)aft principatus vel dominium
terre Thuringie bom ©oijne be$ Sanbgrafen genannt 4 .
äfadj bie Angaben be$ 8. ßapitete ber Legenda Bonifacii madjen,
toenn man fie unter bem ©efid)t$punft eines SanbfrtebeuSgeridjtS fraft
faifertidjer änorbnnng betrautet, gro&entljette feine$tt>eg$ einen un*
5
juüertäffigeu (Sinbrudt . SDag man bereit« im 12. ^afjrljunbert bie
proDiucteßen ßanbfrieben auf Sart ben ©rogen jnrücf führte, ift be*
faunt. ÜDie betaittirte 33efd)reibung ber $erftettung ber äMftötte,
bie 3u|ammenfefcung be$ ©ertdjts unb bie @rn>8I)nung ber Sttittoir*
fung be« greiboten mm Stir^eiligen, einem 3 7» teilen norbtt>eftfid>
in einer anberen ©raffdjaft gelegenen Dorf, bereifen, baß man e$
nicf)t mit einem gett>öl)nßd>en ©rafengeridjt ju tljun Ijat, ju toetdjem

©(auben aud) bie Segenbe feine SBeranfoffung bietet, $)ie privilegia


Thuringorum, toelc^e fie ertoötynt, finb bie Seftimmungen be$ $ro*
DinciaUanbfrieben«.
80« Sanbgraf ättbert bie 8anbgraffd)aft an Stönig 9tboff Der*
äußert tyatte, tritt ftatt be« Sanbgrafen ein Dom fiöntg befteflter ca-
pitaneus pacis per terram Thuringie generalis an bie ©pifee
ber 12 conservatores beffelben, in ber *ßerfon be$ feüljertgen SReidjS*
6
foubbogts ber Söetterau, be$ freien £errn ©erfadj öon ©reuberg .
Der SRangüorjug ber tljüringifdjen Sanbgrafen bor tyren yify*
reufjen festeren ©enoffen in @übbeutfd)fonb würbe fidj, auä) abge-
lesen oon tljrer nad) unb nadj erworbenen bebeutenben §au$ma3)t,
feljr einfa^ au$ ber 2(u$bel)mmg ifjreS üftad)tfprenget$ erftären taffen,
ber, wie bie ßegenbe ganj richtig angibt, üom §arj bis gum granfeu«
1
3eitfdjrift be« Äaffeter «erein« IX, 163 f.
1
Urf. Don 1352 bei Ludwig , Reliq. manuscript. X, 175 unb 9tae
2Rittfjeil. b. £. ©. Vereins 1. c.
8
Imperante Hermanno Thuringie lantgravio. Stumpf, Acta Mog.
127. Thur. Sacr., 90.
4
Gudenus, C. d. I, 913.
5
Mencken I, 846 ff.
6
3. 8. M. G. Leges II, 464 Urf. toon 1296. 2>iefe <£onfert>atomt
bcflanben, gonj toit bie 2egenbe für iftre ©eiftfeer in ÜWittcl^aufcn ongiebl, an«
ben ongefeljenflen S^üiingem; 1291 gehörten j. ©. ein ©rof oon $oljenßein
unb ein öon «eic^Iingen baju. Urf. oon ©ermerobe 1. c. ©. 22.

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toafb imb üon bcr ©arte bis gur SBafferfc^etbe gipifc^ett gufba unb
Sßerra erftredtte.

8luf eine foecieße SBiberfegung ber 2(u$füljrungen grands gfaube


1
id> berjid)ten ju foflen .

4. S)ie feetben Sanbgraff^aften im ßlfajj.

XBenn aud) ba« ©fa§ gum §erjogtl)um ©djmaben gehörte, fo


ber nod) im 12. Safjrlj. häufige ©ebraudj be« £ite(« dux
geigt bodj
Sueviae et Alsatiae unb ba« ©efteljen eine« befonberen ^ßroöincial*
lanbfrteben«, bajjj man bie beiben Sänber nidjt öoöftänbig at$ Sinljeit
2
anfal) .

£)a$ 8anb gerßet in gmet große Oaue unb tiefe ttneber, abge*
feigen mm
ben Immunitäten , in eine 3lngal)l ©raff haften , bie mit»
unter aud) nadj tfjrert @erid)t«ftattcn bejeidjnet »erben 8 unb ftd) im
12. 3al)rl). in ben §änben einer Steige üon ©rafen* unb §errenge*
fdjtedjtern, tljeitoeife ate ©trafjburger unb S3ofeIer Se^eu, finben.
Sönig 8oti)ar entrig befanntfid) im Kampfe mit ben geästeten
©taufifdjen »rübern biefen ba« <Stfa§ unb fjidt fid) bi« 1135 im
Sefifc beffefben; eine fjergoglidje ©etoaft ejiftirte alfo üon 1126 bis
1135 bort de jure nic^t
3to bemfelben 3»a^re at$ griebrid) bon ©taufen fid} unterwarf
unb fein £>ergogtljum gurüderljiett, finbet fid) im ßtfa§ gum erften
3Me ber Stttet Sanbgraf, ein Umftanb, ber für meine Sluffaffung
oon 2Bid)tigfeit ift.

1
©ttne Äenntnifc ber tljfiringtfdjen ©cr^ältniffe wirb woljl am bcflea
baburd) djarafteriftrt, baß er @. 162 f. wörtlidj meint: „Wod) im 3aljre 908
ober gar 912 Ijatte ba« thüringer 2aub, wenigften« tljeilweife, unter ben Wlaxb
grafen be« limes sorabicus gejianben unb war auerft unter bem #erjog Otto
bem (Srlaudjten ober beffen ©oljn mit bem ©erjogtijum ©adtfen im alten ©inne
bereinigt worben. SBiljjelm IL, ©raf oon ©eimar (t 1003), tjeißt $erjog ber
Springer w. (Srfi in btefer 3«t bfirfte bie 2Röglid)feit einer Orgonifation be«
Sanbe« nadj ber ©auoerfaffung eingetreten fein, weit tiefe freie Seute mit
edjtem (Sigen oorau«fefcte, bie unter Äbmg«bann ftonben, ber befanntlidj ben
alten SRarfgrafen, al« bloßen äRilitärgouoerneuren oon @renjbi|h:ictett , fe|lte".
2)ie Äuge, weld)e ftdj grand Don Sßaifc unb mir jugejogen Ijatte, weil er bie
arbeiten Änodjenljauer« nidjt !annte, !jat Um fo wenig jur 2$orftdjt gefümmt,
ba% er iu einer Entgegnung im XIV. ©anb be« Slrdjio« f. $eff. ©efdj. unb
tütertijum«funbe, ©. 205, oon bem „guten" Änodjenljauer ftmdjt. 3d) werbe
ben fonftfgen 2In«laffungen an berfelben ©teile entgegentreten, grand will mit
Staniel« bie Ijerjogfidje ©ewalt „in« fteidj ber gabel" oerweifen, feine Äenntnig
ber 2anbfrieben«frage bocumentirt er bur^ bie ©emertuug : „2)a« ganbfrieben«-
geriet aber war befamitlidj ftet« ein ©unbe«geri(^t ic".
8
Sßaife 105, 1.
8
3. ©. im iRorbgau bie ©raffdjaft ^ir^b,eim, im ©uiibgau bie ©raf*
fd)aft Ilcichi (Ilcicha), S&aifc 16, 1 unb 19, 1 unb SSirtemb. Utb. I, 381:
Alwisbach in Alsatia in coniitatu Ilcichi, Urf. bon 1130.
36*

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t

540

£>te oberelfäffifdje Canigraff t^af


@ie ftcmb bis jum Söeftfsnfdjen gxteben beut f>aufe £absburg
&u, toon bem juerft 1135 ein SBcrner mit bem (atibgräfücfen £itet
1
erföeiut . SDerfctbc SBerner ift es offenbor, beffen Slmt im Satyt
1144, neben ^ßabft, Äaifer unb ©ifdjof, jur SDatirnng einer funb*
gauiföen Urfunbe ber ©rafen uon ^Jfirt benufet wirb : Wernero co-
mite gubernante Alsatiam 2 .

(§S bürfte l)öd)ft waljrfdjeinfid} fein, bog er ibentifd) ift mit ber
<ßerfönlid)fett, toctcfie ju Strasburg im 3al)re 1129 unb 1141 ein*

fad} als comes Warnherus, 1130 unb fonft öfters aU Sßerner ©raf
öon £wbSbnrg bejetetynet wirb unb regelmäßig eine beüorjugtc @teU
3
hing in beu 3engenreil)en einnimmt .
2lud) in itn Sauren 1150—1167 finbet fidj ein ®raf SBcrner
Don f)abSburg, ber 1153 einmal Garnerus comes de Alsatia 4
l)eigt unb ber S$ater beS ©rafen Sltbcrt war, ber fidj 1186 juerft
wieber beS fanbgräfUcfyen £ttc(S bebient. SSon iljm ftammen aüe fpä*
tcreu Habsburger ab.
T>ie öftere fmbsburgifdje ©eneafogte ift wenig aufgeKärt, bie
Acta Murensia taffen befanutfid) fogar ben SflannSftamm beS ur-
fprtingfidjen ©efd)(ed)tS gegen bie äftttte beS 12. $af)xf). f>in er=
töfdjen nnb ben %lamtn burd) bie £>cirat ber 33aterSfdjwefter beS legten
Habsburgers an einen ©rafen üon £l)ierftein ober §>onbcrg auf beren
©ttyne Sßeruer unb fönbolf übergeben.
@S ftef)t feft, bag in ben 1140er 3>aljren {tuet gleichnamige
©rafen toon £>onberg, beren gamtlie bie SBafefer SSogtei befaß, gefebt
t)abeu. Sind) bie weitere Slngabe ber Acta Murensia, mlijc bem
legten eckten Habsburger eine ©cfywcfter Slbefljetb Don Lüneburg ju*
fdjretbt, fcfycint baburd) beftätigt gu werben, ba$ bic@attin beS gfeid)=

jeitigen Sanbgrafen £f)eoberidj oon £mncuburg biefen


unterelfäffifdjen
33ornamen führte, unb bafj biefe brei ©Bljne fyattt, t)on benen ber
gweite, Wie in ber 9?eget, ben SSornamen beS ©rofwaterS Don ber
5
SWutter f>er, beS ©rafen Otto ber Acta Murensia, führte .

Senn ber ©eneatog t»on 9JJuri 9?ed)t l)at, fo würbe jidj bamit
aud) bie auffällige 8ücfe in ber güljrung beS tanbgräfUdjen £itclS
gwtfdjen 1135 bejieljungSWeife 1144 unb 1186 einfach erftären taffen,
ba ja baS Slmt nad) feinem £ehnfatt nid)t fofort wieber toertieljen ju
fein brauet.
@o üiet id) felje, ift eS bis jc^t leineSWegS ftcfjer, ob bie ober*
elfäffifdje Sanbgraffdjaft wäljrenb ber «Staufifdjen 5ßeriobe 8?eid)Slef)cn
War, ober t)on bem £)erjogtl)um ©tfywaben refeöirte. £)afj no$$on*

1
Vernhero lantgravio de Habensburg, 5öaifc 60 , 4.
8
Schöpflin, Als. dipl. I, 225.
8
Schöpflin, Als. dipl. T, ftr. 255; Stumpf, Acta imp. SRr. 108 unb
Böhmer, Addit. II. ad reg. imp., 456.
4
föoepell, 2)ie ©r. d. §ab«buvg 70. Böhmer 1. c.
5
Sfamling, Ufb. 5. ©ejrf). b. SBtfdjöfe ö. (speiev Wr. 93.

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rabtu 1267 bat ©rafen Wubotf dilectus fidelis et familiaris nennt,


fdjeint ein öafatiitifdjeS SBerl)äftmf?, baS freilief) audj anberc ©runbtagen
1
Ijabeu fann, git bereifen .

2ßaS bie ©eridjtSberljättniffe beS ©unbgauS Waljrenb beS 12.


Qafjrlj. betrifft, fo ift es ööüig jweifettoS, ba§ bie ©rafenredjte Weber
aitöfcf)fieg(icf> in |)absburgifd)er §anb tagen, nod) mm tfjiien ju gefjeu
gingen., £)te bon GrgiSljetm, bie £ergöge Don
mächtigen ©rafen
Sotfyrtugen, bie ©rafen t)on *ßfirt unb bie ©rafen nnb Ferren Don
£>orburg waren bejügtid) iljrer ©ebiete fo wenig mm ben Sanbgrafett
abhängig, a(S j. ©. bieDrfamünber in Springen, (Sbeufowenig
natürlid) bie §odjfttfter Strasburg nnb SJafet, ju benen bie £abs*
bnrger im SBafaüetwerfjältutfj ftanben.
©djon grandf ljat barauf Ijtngcwiefen, t>a$ bie ßaubgrafen itjre
„faifer(id)en ßanbgeridjte" in ©ebicten l)ietten, wo iljnen bie ©eridjts*
barfeit uidjt juftanb, nnb wenn fici> 1390 beröifdjof öon ©trafeburg,
ber 2lbt toou Sflurbadj, and) als 9ieid)Sfaubüogt int ©faß, Sßürten*
berg nnb bie ©fäfftfdjeu 9tetd)Sftäbte gegen „baS ganbgeridjt im oberen
©faß" öerbinben, fo meine id), tag bamit bodj mir eine ©eridjtSbar*
feit bejeidjnet wirb, wefdje ntit ber gewöfnitid)en ®rafengerid)tsbarfeit
nicfjt gufammenljängt a .
3
2ln bem elfäfftfdjeu ßaubf rieben &on 1301 nahmen auger bem
$öuig unb ben 23tStl)ümern ©traßburg unb Safe! unb ben gfetdjna*
migen ©tobten nur bie Sanbgrafen in bem Ober* unb 9Jieber=@(faß
£f)et(, ein Umftaub, ber bafür fprid)t, ba§ es ifjre ©orge otjuefyht
toar, tyn ju ermatten.

Sie Saubgraffdjaft im ttnteretfag.

£l)eoberid) ©raf toou |nuteuburg ({Ruine wcft(id) Sfteuweifer) ift


ber erfte unteretfäffif dje Saubgraf ; er wirb jwar erft im 3a^re 1138
erwähnt, bei bem faft gfetdjjeitigen Sluftreten feines oberetföffifdjen
ßottegen bürfte cS jebodj ba$ bieSBürbe aud)
feljr wal)rfd)ein(id) fein,
I)ier etwas früher gefdjaffen würbe, £fjeoberid) a(fo ebenfalls bereits
1135 ßanbgraf war. 1139 ftcljt er in eiuer 3eugeureil)e w>* beut
tfjüriugtfdjeu ftmbgraf, ein Umftaub, ber für feine angefeljene ©teftung
fpricfyt. 3n ber oben citirteu Urfunbe Don 1129 ift and) ein comes
Tbeodericus neben einem comes Volmarus .Beuge, oljne Zweifel
waren es bie betben gfei^icitigen ©rafen bon £mnenburg. £)aS fon*

1
2i(^notü6!i), ©efdj. b. $aufe$ Jpabsburg I, F., 9lv. II.
2
1. c. @. 123 ff. @ein (SrflärungSüerfud) , baß bie ©rafenredjte ber
öon $ftrt unb Jporburg &om Slanbgrafen ju Seljen gegangen feien, ijl ganj un*
befriebigenb. Slbgefetjen baüon, ba$ er für einen foldjen 2eljn8öerbanb feinerlei
SSelege beibringt, ljat er e§ unterlaffen bargutegen, wie benn Ijier ber iüe^nö^err
baju gefommen fein fott, bie Don i^m weiter üerlieljcneu ©rafcnredjte trofebem
nod) in Soncurrenj mit bem S3afaII auszuüben.
3
M. G. Leges II, 475.

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542

fttge äJorfommen be$ Scmbgrafen unb feiner ©eflcenbenj ift an% ber
Slnmerfung erfidjttid) *.
£)ie §erfunft Sanbgraf SnjeoberufjS betreffenb tft ju bemerfen,
ba§ fäon oor iljm Orafen üon fmnenburg erfreuten, jtoei ©rafen
Oranbibier 3 tyettt ben älteren SSofmor
2
83otmar, 9$ater unb ©ofjn .
für bm ©ruber ©otfriebs, ben SSoter 2$eobericf>$, unb beibe für
©ityne be$ ©rafen 93o(mar III. tum 9Äefc unb ßünebitte, ber burd>
feine SBeretyelidjung mit einer a3ater$fct>n>efter be$ legten ©rafen Don
ßgi^etm ju SBefife im @(fag gelangt fei. £)a$ au« bem ®faj* ftam*
menbe oberfottyringifdje $erjog$f>au$ ftanb mit ben ßgiäljeimern, mnn
ni$t im agnatifdjen SBerbcmb, fo bod) in natyer 33erfd>tt>ägerung.
3dj Ijalte es für nict>t nntoaljrfdjeintid), baß ©raf SSotmar IL
toon fmnenburg ibentifd) ift mit bem erften gleichnamigen ©rafen ton
(SüeS) Safteil, ber feit 1135 öorfommt unb ebenfalls bem tuneüiße«
fdjen §aufe angehört; ber SSater Sanbgraf SCljeoberid)* aber mag ber
1087 unb 1098 im ©lieSgau tebenbe ©raf ©otfrib t>on Saftet! ge*
4
toefen fein 3" ber Reifung »irb bie ^unenburg an Sljeoberidj,
.

JBtieScaftefl an feinenSSolmar gefallen fein.


SSetter
Urfunben geigen, bag ber 8anbgrof
SDie Älofter*@tttrjet6runner
ein Viertel an ben ©tiftungägütern ^atte , ebenfo t>iet ©raf SJotmar
öon @afteö, toäijrenb bie anbere §8(fte im ©eßfee be$ ^>erjog6 ©i*
mon bon £otfjringen (f 1141) unb bann feine« ©o&neS 9Äatl)8u$
6
toar . ©djtoerfidj mar biefe ©emeinfd>aft anber* at$ burd) gamilien*
öerbinbungen entftanben. 6$ Derbient tyier nod) tyeröorgeljoben ju
werben , bog §erjog ©imon ber #albbruber &. 8otl)ar$ tt>ar unb in
ben Sümpfen mit ben ©taufern eifrig beffen Partei ergriffen ljatte.
Sanbgraf £f)eoberid) unb burd> üjn fein ©djttager Sanbgraf Sßerner
ftanben alfo mafjrfdjeintidj in näheren ©ejietyungen jum SReidjSober*
fjaupt, ein Umftanb, ber für iljre 2Bat)( mit entf^eibenb getoefen
fein mag.
1
1138: Theodericus comes provincialis (Schöpflin, Als. dipl. II,
@. 519), 1139: Th. comes patriae de Alsatia (Orig. Guelf. IV, 345),
1143: Th. comes terre cum uxore sua Adelheide et filio suo Gotefrido
(föemling, 1. c. *Rr. 83), Th. comes provincialis (ib. 9lx. 115), 1141: D.
comes de Hunebruch (Söffe', Äöntg Ä. HL, 214) 1148: Th. comes terre,
Godefridus filius ejus (Calmet, Hist. de Lorraine V, 334), 1155: Th.lant-
gravius uxor ejus A. et filii eorum Godefridus, Otto et Theodericus
(kcmling 1. c. för. 93), Th. langravius de Hunenbergk et filius suus G.
(föemUng, Abteien k. 9fl)embatern« II, 342), 1159: Godefridus provin-
cialis comes nebfi SWutter unb ©efdjarijler (Schöpflin 1. c. I, 248), 1173:
Otto comes de Huneburg (Joannis, Rer.Mog. II, 590), ©toter 1174/75:
G. comes provincialis (Urf. öon 1187, ocrgl. @tumpf, töetdjSfanjfer Wx.
4480), 1175: G. comes provincialis qui domicilium habebat apud Hu-
ueburch (Schöpflin 1. c. 9lx, 317).
8
1109. 1122. 1129. 1130 (SBtrtemb. Ufo. I, 338.354.381; ©djo>flm
I.e. I, Wx. 255).
8
Oeuvres historiques inedites, I, 239, II, 72 ff. III, 51.
4
lieber bie ©tofen oou (Satfefl f. ©efdj. Ucberjta^t $. SMttetrlj. Ufb.
@. LXI unb fcfjmatm, <Pfälj. SBurgen V, 253).
5
©. bie üorljergeljenbett Zitate auö töemltng« ©peierer U!b.

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3>dj gtoeifete nidjt, bo§ iljre neue ©teflung gefc^affen tourbe, um


bie fuäpenbirte tyergogtidje ©etnaft be$ ©taufet in ©etreff be$ 8anb*
friebenS jü erfefeen unb ba$ (Slfog für ba$ SReid) gu behaupten.
SBonn bte fmnenburger erlofdjen finb, tft unbrfamtt; nad) bem
1
3a^re 1175 fdjeinen fte nid)t meljr ejiftirt gu Ijaben .

ÜDte tyeimgefaflene ßanbgrafföaft mürbe eine 3eit fang Dom


fätifer nidjt mieber ausgeliehen , #einrid) VI. !jat fie nadj einer Ur*
funbe Don 1236 bamate in mann sua tanquam possessionem
propriam begatten unb belieb erft nadjträ'gfidj bamit ben ©rafen
©igbert mm SBörtlj (a. b. Qu), beffen 2Jorfal)reu fid^ auti) nad) ber
ebenfaQS oon ©tragburg gu Seijen geljenben Oranienburg (n. n>.
8
©du'ettftabt) nannten . JDtefeS 1376 angeworbene ©efdjtecfct tjatte,
tine bie SKotig in ben Annales Marbacenses gum $at)V 1238 be*
8
fagt, nur fefjr toenig SOttobiatbefifc , au&er ben ermähnten ©djtöffern
nebft 3ubej)ör & e fa§ ** üon feinem §aupt(el)n$ljerrn, bem 3Mfd)of öon
©traßburg, nod) ba$ ßrbfämmerer* unb @rbtru3}feffen*Slmt unb afle
£)örfer gtoifdjen ©djer unb $ü\
Die fpäterc fiauptftätte be$ (anbgräflidjen @erid)t$ »ar gu ßr*
ftetn a. b. 3H, etner atten 9?eid)$pfatg nebft Sf öfter, beffen SJogtet
6
in ben §änben ber ©rafen Don 3)ad}$burg fear .

SBaS für bat Dberetfafc begügttd) ber ©eridjtSoerfaffung gilt,


trifft nod) metyr Ijier gu. £)ie ®rafenred)te Ijaben mit ber Sanbgraf*
fdjaf* atö fote^er nichts gu föaffen, neben bem ©tift ©tra§burg unb
6
ben gaßeu Don SDadjSburg trat bie ©ebeutuug be$ Sortier @e*
fd[}(edjt$ feiue$tt>eg$ in ben SSorbergrunb. 9lud) bie ©taufer unb bat
9teidj Ratten f)ter bebeutenben 33efife, ber im 13* 3al)rl). gur ßrridj*
tuug einer SRetdjSoogtei führte.
£rofebem erhielt fiefy ba$ laubgräfHd)e flanbgertdjt toenigftenä no*
minefl im »eiteren Umfang, fo würbe e$ 1221 unb foätcr für noflj=
toenbig erachtet, bog berÄ'önig fogar bie ^Befreiung ber ©tobt ©trag*

1
bereit« gtetdjjeitig mit Sanbgraf £l)eoberidj tritt ein tljm nid^t ücr=
wanbte« angefeljene« $erreugefd)ledjt auf, ba« fidj öermutljltd) a(« feine SSafatten
had) ber ©unenburg nannte unb fpäter bie ©tragburgifc^e (SrbtnarfdjaÜ'«nn'itbe
befaß. Sin alte« föeiters@iegel biefe« ©efdjted)t« (ba« im S33appenbilb ganj mit
bem ber öon ©eufenftomm, einem jjmeige ber befannten föeidjeminifiertalen »oti
SRünjenberg, übereinftimmt) i(t bei Sebebnr (Hrdn'ö f. 8bel«gefd)idjte II, 159)
abgebübet worben. Sebebur irrt aber bejfigüdj ber gamilie be« ©egfcer« gfinjU^.
* 2)er Äaifer erlfifjt 1196 bie peticio vel exaetio quae ad lancgra-
viam Alsatie in villa Dunenheim speetare videbatur (Schöpflin 1. c.
Hr. 360).
8
M. G. SS. XVII, 179.
*
Grandidier, Oeuvres inöd. IV, 567.
* 1153: Hugo c. d. Tagesbureh adyocatus ecclesiae in Erstein
(Sirtemb. Ufb. II, 76.
6
©ejügftd^ einer 2)ad)«burgtfd)en ©raffd^aft f. Schöpflin, Als. dipl. I,
iRr.289, Ur!. tt. 1153: Altorph in provincia Alsatia in pago Northgowe
in comitatu Hugonis. 2)er ©attengau, jmifd^en @e(j unb @auer, toar jtt)i=
fd^en ©traßburg unb bem Äeid) gemeinfdjaftlid).

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1
bitrg Dom 8anbgerid)t beftättgtc , unb 1359 nod) geben bte ?anb*
grafen bem ©tegmimb §erru ju 8id>tenberg bte ©raffc^aft uub ba*
£anbgcritf)t ju \?c^cu wettfje fie bon i^ver 8aubgraffd)aft toegeti ju
,

9tieberelfa§ über ©iegtnunb fetbft unb feüte £>errfdjaft, über


feine geften, Sanbe, £)örfer, 3nringe, Sänne , ©ertöte unb Scutc
2
fabelt .

5Dtc fernere ©efd)id>te ber 8anbgraffd)aft ift oon ©djöpfltin unb


©ranbibier genügenb aufgeflärt toorben; teuerer fommt 6c»
bereit«
güglirf) be$ Segriffs be$ ^"ftitutö ganj jum felben JRcfutta^ toie td>
3
e$ oertrete .

aerbient eö nodj, ba§ ßonrabtn a($ f>erjog ton


ßrtoäfjnung
@d)toaben unb Slfaß im 3aljre 1260 ben ©traßburger Sirc&enöogt
Subtmg §crrn öon Lichtenberg mit ber Sanbgraffdjaft im Unterelfajjj
belehnte , bie er fid) wm ben ©rafen oon Sörtlj ober erfl erobern
4
muffe $)a ba$ ©taufifdje ©efd)Ied)t feit ber erfteu Seleljnung
.

ber ©rafen tion SBörtlj fafi ununterbrochen bm^ron unb ba$ f>er*
gogtljittn ©cfyoaben, mitunter in berfelben ^erfon bereinigt, imtegeijafet

Ijat, fo mod)te e$ bamate fcincött)cgö Kar fein, in weldjer ©genföaft

bie ©efeljnung vorgenommen toorben toar. @$ loürbe fogar fdjr


erßar(icf) fein, toenn bie gegen ben Sanbesljerjog gefcfyaffene ©etoalt,
bte ben größten St^etl ber Ijerjogtic^en ©efugniffe abforbirte, nadjbem
bie ©taufer gum Sprotte gelangt waren, bei paffenber ©elegettfjett,
etwa beim 2lu$fterben ber jtterft betieljeneu gamilien, ju einem fjerjog*
5
Jicfym ?el)cn begrabivt loorben toäre .

5. Sie Sanbgraffdjaft im öatertfdjeit 9torbgau.

3m 3al)re 1143, alfo nur toenige ^aljre fpätcr als im ©fafr,


fommt gum erften 9M ber taubgräfUdje £itet Ur*
in S3aierifd)en
6
futtben bor ©ein SEräger toar Otto, ber
, jüngere ©ruber be$ mit
eiuer ®. SonrabS beretjeüdjten Burggrafen §einrid>
£>atbfd)tDefter
Don föegenSburg. Otto toirb bon 1133 bis 1143 als filius pre-
fecti begegnet, bon ba ab bie 1171 faft ftet* als Sanbgraf,

1
Schöpflin 1. c. Wx. 426, II, 28.
2
Send, $eff. SanbeSgejd). II, Ufb. ©. 396.
8
Grandidier 1. c. IV, 212.
4
Schöpflin, Als. illustr. II, 325.
6
grantf fjat ©. 123 biefe ©etegenfjett ju ber ©emerfung bemtfet, (Sott»
rabin fdjetne ^tcr eine jttjetbeutiße ober mmbefienS lomtfdje föofle gezielt 511
Ijabcn.
6
Monum. Boica XIV, 164; Ried, Codex Ratisb. I, 210. grond
ftubet fi$ mit ber gangen grage burd) bie Söorte ab: „Urfprüttgttd) Ratten bie
^Burggrafen Don föegenöburg jugtetdj and) bte Sanbgraffdjaft im SRorbgau bc=
feffen. 2)te{e Burggrafen unb Sattbgrafen, beren lefeter j. SB. 22. SKarj 1194
al« Otto lancravius de Steveningc urtuttbltc^ erjdjeint, Jlaibcn jcbod^
1196 attö".

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ganbgraf Don ©tefüng (am 9?egeu). @r fear mit 2lbefl)eib öou SBittefö*
bad), bcr @d)tt)cfter be$ erftcn £>erjog$ aus biefem £>aufe öerljeiratljet
unb hinterließ brei @öl)ne. ©ein ättefter @of)n, fianbgraf Otto IL,
1
öerftarb 1196
auf einer ©efanbtföaf tSreife nad) Ungarn , a($ tefeter
be$ ganjen burggräfüdjeu ©efdjledjW.
!Die tjödjft angefe^ene ©tettung ber ftamilie, bie ifjre Burggraf*
fdjaft gu 9?eid)6le^eu trug, ift aüfeitig anerfannt, bagegen ttrirb fie
2
bem lanbgräflid)en B^eig *>W in gleicher SBeife gugeftanben .

SReineS <5rad)ten$ geben aber bie ,3eugenreif)en $u einer folgen ©djei*


bung feine 23erantaffung : ganbgraf Otto I. folgt regelmäßig unmittet*
bar feiuem ©ruber unb geljt tt)ieberf)oIt feinem ©djroager bem $falj*

grafen toor,Otto IL aber fteljt nic^t nur 1194 29. Qannax bem
ganbgrafen üon Springen, bem ©atteu feiner ßoufüte, öoran, fon*
bem folgt aud) bereit« 1193 10. 3auuar unmittelbar nad) ben £>er*
jögen, toor fieben anbern ©rafen unb bem ÜSWarf grafen üon 93o^burg 8 .

Die fanbgräfli^e SBiirbe ging fd&on im SEobeöja^rc Otto IL auf


feinen sobrinus SMepoIb üon ?eud)teuberg über, ber toieberljott and)
als ßanbgraf üon ©tefling bejeidjnet wirb, fo bog ü6er bie 3bentität
4
ber Canbgraffdpft beiber fein 3tteifel auffommen faun . 25ie33urg
©tefling fetbft, ebenfo toie ba8 burggraflid)e <Sd)(o& föegenftauf, waren
übrigen« bereits 1205 im S3efife |)ersog 8ubhrig$, ber bamate aud)
üon bem öifdjof üon SttegenSburg ein t)eimgefattene$ taubgräfUctyeS
5
fielen erhielt .

5Die 8eud)teuberger führten bis git iljrem ßrföfd)en im 3aljre


1646 ftanbig ben 8aubgrafentite( , fie gehörten feit bem 15. 3al)rlj.
jtoeifefloS ju ben 9?eid)$f ürften , iljre ßanbgraffdjaft toax bamate
9?eid)$tefjen.
Ueber bie tfagc be$ ©prengete ber Sanbgrafen im Sittgemeinen

1
SBittmann, 2>te Burggrafen ü. föegenSburg, in Eblj. bcr SBatcr. flfabemie
VII ©. 363
f ff. SHeitter, föegefhn ber (Sr&bifd)öfe ü. «Salzburg 6. 414. 2)ie üon
©iefebredjt (©ifeung«berid)te b. SB. «. 1870 I, 562 ff.) üeröffentlidjten 2fafjeid)*
nmtgen jur ©eneaiogte Baierifdjer ©efd)ted)ter t)aben für bie ©enealogic biefer
gamütc eine mit ben urfunblidjen 9tad)rid)ten übereinftimmenbe ©runbfoge ge*
liefert unb bie üielfad) fatfd)en Angaben ber 2öa(berbad)er ©rünbung«gefd)id)te
corrigirt.
8 gider, föeid)6fürfknftanb §. 154; it)m fdjeint föieafer, 2>te ^ergoglid^e
©eroalt in Baiern, 215, gefolgt ju fein.
8
©tumpf, Acta imp. Wv. 190; Mon. Boic. XXXI, 1, 453; 3<rf)n,
Ufb. $erg. ©teiermorf
b. I, ©. 496 Urf. ü. 1171. SHeitter 1. c. ©. 157 Urf.
üon 1193 26. Sunt.
4
Söittmonn, ©efd). ber Stenografen ü. ?eudjtenberg in Slbl). b. S3aier. ,

Stfab. VI. 2)ii)olb lüor f ebenfo ttnc ganbgraf Otto unb §erjog Subtuig üon
53aiern f ein Urenfet be8 ©rafen griebrict) III. üon Sengenfelb, burd^ beffcn
beibe Softer ein reifer 33cfife im 9^orbgau an bie SBittelSbadjer unb 2eud)ten=
berger gelangte.
6 1. c. 289.
föieb §erjog Subtütg errüarb htn 9ßadjta& ber Burggrafen
unb Sanbgrafen üon ©tetling, griebric^ unb ©ermann (üermuttjlid) irrig
jrüeier
flatt ©eiurid)), ben Sflatyaft Otto« fdjeiut er banadj nidjt erworben ju ()abcu.
M. G. SS. XVII, 377.

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546

befielt lein ©treit, er toirb aöfettig im baierifäen Üftorbgau gefugt,


einem ber größten beutfdjen ®ant, bem nörbtidjften Ztyik be« §cr-
1
jogtijum« Satern .

3ur näheren JBeftimmung be« lanbgräffid>en ©ebiete« Hegen


fotgenbe 8n$a(t«|nmfte Dor.
S. griebrid) beftatigte im 3fal)re 1237 feinem ©etreuen, bem
Sanbgrafen Don 8eud)tenberg , urfunb(id), ba§ er öor il)m ba« ©eleit
innerhalb feiner ©raffdjaft, toie e« feine Vorgänger befeffen Ratten,
redjttidj ©iefer Umftanb fdjetnt mirf ba fnrj öortyer,
erflritten ljabe *.
in ber 1232er ßonftttution , ben »ei^fürften ba« ©efeit innerhalb
iljrer SReidj«fürftentljümer beftätigt tourbe, in SSerbinbung mit ber fpa*
teren 9?eidj«tel)nbarfeit ber Seudjtenberger £anbgraff$aft ben @c#uß
gu ertauben, bafj 1237 bie Sanbgraffc^aft , unb aud) öorljer bereit«
unter bem toeit madigeren SRegen«burgifdjen @efd|ted)t, SReidjf«*
teijen war 8.
Da« lanbgräflidje ©eteitaber toirb, nadjbem e« an S3aiem
öeräußert toorben, nodj im 14. 3(aljrl). a(« öon 9fegen«burg nadi
unb
(ärger mm ba nadj Nürnberg reid&enb beftimmt 4 9?adj ber 1237er
.

Urfunbe ergiebt ba« eine 2tu«beijnung ber Sanbgrafftljaft über ben


ganjen SRorbgau.
3m 3fai)re 1270 betätigen bie 8eud>tenberger eine Grjremtion be«
Stofter« SReidjenbadj, toetdje bereit« burdj iljre SJorfaljren aorgenom*
men toorben, a judicio provinciali quod nostro speciali cedit
jure 6.
£>a übrigen« bie 8eud)tenberger bereit« 1282 unb 1283 Üjre
Sanbgraffäaft, ®er{d)t unb ©eteit an ben ^Jfatjgrafen öeröußert
Ratten, bei tt>etd>er ©etegenljeit einer ber SJerfSufer, im SBiberfprudj
mit bem SJorfteljenben unb ben fpätern 8el)nbriefen , erßärte, er Ijabe
ba« ätte« öon ben Sßittefebadjem ju ßeljen, fo befdjränfte fidj feit*
bem bie reid)«leijnbare l'anbgraffctyaft auf toenig meljr a(« bie feine«*
6
toeg« bebeutenbe 3ubel>ör be« ©tammfifee« Öeudjtenberg fetbft .

3>n SWorbgau befafjen übrigen« fd)on in ber erften $ätfte be«


12. Sfaljrlj. außer bem SReidje unb bem ©i«tfjum ©djftätt bie SBit-
7
tet«badjer unb ßeudjtenberger, fonrie bie äftarfgrafen öon $o^enburg
bebeutenbe ©ejirfe. Sin einen ©efife ber orbeut(id)en ©eric^t«barfeit
für ba« ganje ©ebiet in ber £anb be« Sanbgrafen ift gar nidjt ju
benfen. ÜDa« SRegenSburger ©efdjledjt »ürbe fidj in biefem gatte
jtoeifetto«, ftatt nad) ber ©urggraffdjaft, nadj biefer enormen ©raffcfyaft

1
SRenfe« ©aufarte IV.

Mon. Boic. XXX, 1, 8. 266.
8
2fod) SBittmann nimmt 9leid^«(e^nBar(ett an.
4
Söittmann 1. c. 41.
5
Mon. Boica XXVII, 65.
6
SBtttmann, 41, ©aaflmd) öon 1326 unb ©tenjbefdireibung ber
1. c.
fianbgraffdjaft, 79 ff., gratuf @. 151 ff.
1
Diester 1. c. 287 ff.

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547

begegnet $aben, unb biefe »Sre bei ber Reifung rtiti^t bem lungeren
©ruber gugefaßen.
Die ©aiern* in unb furg öor Dem Qofyct 1143
©erbältniffe
unterftüfeen üöütg meine 2lnfid)t, baß audj Ijier, wie im (Slfaß, bie^.
tfanbgraffdjaft beftimmt toar, bat £>ergogti)um in einer feiner ttrid)*
tigften Functionen gu erfefeen.
SRadj ber §einridj$ be* ©tolgen beließ ber ßönig
äbfefeung
feinen §atbbruber SWarfgraf Seopolb mit bem £ergogt|um, behielt
e$ aber bann, ate biefer bereits am 18. October 1141 otjne 8el)n$*
erben aerftarb, unmittelbar beim SReidje. ÜDer ©ruber Seopolb* er«
Ijiett toorläufig nur bie SMarf Oeftreidj; ©aiern blieb bi* gum ©e*
1
ginn be« 3al)re$ 1143 in ber $anb be* Äönig* . SDort Ratten in*
gtinfdjen bie kämpfe mit bem ©rafen SBclf tineber begonnen , in
toetdjen ber König jebenfaßd burrf) bie beiben ©öljne be$ Burggrafen
Don SffegenSburg unterftüfet tourbe, ba ber öftere mit feiner |>atbf<|tt>efter

Dermäljtt toar. (Srft im grültfaljr 1143 tourbe §einridj 3tafomirgott


audj ßergog öon ©aiern, ba« er 13 ^aljre lang behielt.
5E)er neue §erjog war im ©nöernefymen mit bem U)m öerfdjtoS*
gerten burggräflidjen ©efdjtedjt, bie filii prefecti
in ber ftanben
1145 beginnenben SRegenSburger geljbe auf feiner ©eite*.
@o tuet idj felje, fteljt bis jefct feine 92ac^rtc^t ber Sfanaljme ent-
gegen , baß Sönig Äonrab toäljrenb ber 3eit, to toetdjer er ©aiern
unmittelbar regierte, ben Sftorbgau fpecieü bem jüngeren ©ruber feine*
burggräflidjen ©djtoager* anvertraute , um bort ben Sanbfrieben gu
erhalten, befonber* tooljt mit SRüdtfidjt auf bie gelben mit 333e(f.
©er neue §ergog mag teidjt jur Stnerfennung biefer Abtrennung
gu@unften eine* ©erlaubten gebraut worben fein, Dom ©tanbpunfte
be* Sönig* aber wäre eine fotdje ©erminberung be* mächtigen $>er*
gogtijum* Ijödtft erftärtid).

©ag nadj bem grtöfdjen be* burggräflidjen £mufe* unb bett

©eräufcerungen ber weniger angefe^enen 8eud)teuberger fidj bie ©etoalt


ber Sßittetsbadjer ba(b ttrieber über ben SRorbgau au*beljnte unb bie
©Reibung Derttufdjte, l)at nidjt* auffällige*.
©erett* ber 1237er ©prud) gu ©unften be* @etett*red)te* be*
Seudjtenberger* fdjeint gu geigen, bag bamaf* föon bie ©tettung be**
fetben gegenüber bem §ergog eine nid)t unangefochtene war.
©egügtidj ber Jljättgfeit ber ©teflinger unb 8eud)tenberger gur
(grljattung be* 8anbfrieben* toermag tdj freitidj nur einen feljr fpäten
8
©eteg beigubringen , mit bem bortigen Urfunbenmaterial Vertrautere
werben biefe Cücfe tuetteidjt au*fütten fitanen.

1
©iefebtedjt IV, ©. 207 unb 466 unb 3affe" @. 222, wo bie ©teile

einer Urt. to. 15. 2>ecember 1142 citirt t|i: Ducem Bawariomm ideo non
nominavimu8, quia tunc temporis in manu regia erat ducatus.
©iefebredjtIV, 468.
*

1359: SQBtr ©rafe 3o5on« tantgraffe %u Stoltenberg, ^au^tmann bej


8

(ontfribe« feu föotljenbcrg, mit un« bt) ritter, b^ ben tontfrtben bejijen, bofefte«
:c. (53rfidner, ^ennebergifc^e* Urtunbcnbud^ V, 139).

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6. 2>er fianbgtafentitrf be$ ©trafen §tinti% bon ^eiriflenierB


im ßittjgou.

£)er crftc SBanb be« eopiatbucfje« be« Stofter« <SaIem cttt^ätt


eine Dom Qafjre 1169 batirte, aber na$ ber 2lnfid)t be« feljr com*
Petenten Herausgeber« erft im anfange be« 13. QaljrfyunbertS ein*
getragene Urfunbe, in toetdjer, abgcfefjeu toom ©faß, jum erften
9Me im §erjogti)um ©cfyroaben ber SEitet Sanbgraf öorfommt .
1

Jiad) berfetben beftätigte bamal« 23ifd)of Otto toon ßonftan$


s
einen
5£aufd) jtmfdjen bem Softer @a(em unb ber Sirdje ©eefetb. ®a= m
lern erhielt ben ©eefelber fixten auf feinen ©efifeungen ju 3Kau-
rad) unb 9tid)ofoe«berge, toogegen e« an ©runbftüdfe ju
<3eefe(b
Usingen überliefe. 3)iefe festeren toaren öou bem freien §erm
9?ubotf üon 25afe erlauft unb auf Sitten be« Stofter« in generali
placito coram comite provinciali Heinrico, bem Sonftanjer 23ogt
$ourab unb bem freien Surfarb tion ftrtfingen belegirt toorbeu.
9i üon SSafe mar ^Jatrou öon ©eefelb unb befaß 2 /s beö an ©atera
bertaufdjten ,3eljnten, bie $ird)e felbft V«- 8ud) bie Uebergabc be«
Bunten jn Stturon feiten« be« 9i öon 33afc, feiner ©attin unb fei*
ne« 3?ater« Söalt^er au ©alem erfolgte in publico placito coram
predicto H. lantgravio s.(sanctimontano ?)
$einric§ öon |>eitigeuberg (1135—1177) fear ber erfte feine«
£>aufe«, ber bie ©raffc^aft im Stnjgau, unb gtoar fpäteften« feit 1138
2
befafj , ber in ber Urfunbe ermähnte 9Sogt Don ßonftanj toar feiu
©ruber. 9?iemat« füfjrt £>eiuricf) fonft ben £tte( ßanbgraf, er
geid)net fid) aud) feine«tt)eg« burd) augefefyenere Stellung in ben 3 eus
genreifjen bor ben übrigen benachbarten fdjtoäbifdjen ©rafenljäufern
an%. gidfter bermutljet, ba§ bie @raffd)aft mm $. Sotfjar toäfjreub
feine« Kampfe« gegen bie ©taufer beut @efd)led)t öerlieljen roorben
fei, ba« mit bem 33if$of üou ßouftanj auf feiner ©eite geftanben
fyaben toerbe. 5Die ©röge be« Sinjgaue« täßt fid) übrigen« nidjt ent-
fernt mit ben feitljer befprodjenen Sanbgrafeufprengeln bergleidjcn, er
ift aud) nur c. Ijalb fo grofj al« ber ©peiergau. ©aju lag nad) fflente
ber ©tammfifc ber SBelfen in feinem Umfang, beffen Umgebung aud)
al« Scuzingowe bejeid)net nrirb.
(Srft über ljunbert 3al)re fpäter füfjrt ber Säufer ber ©raffdjaft
£eiligeuberg, .©raf £>ugo üou Sßerbeuberg, ben Stitef Saubgraf, ber
fid) aber, tote oben bereit« ertoäfjut, auf fein SImt al« faiferlidjer
3
Sanbüogt in Dberfdjfoaben bejog. £>ic Urfuttbe Don 1278 , toorin

1
©alemer SopiaHrnd) im ©eneraflaubeSardjiü ju (SarlSrulje I, 59. 3u
iteuefier ijat 3lriiöbtrcctoi' grljr. 9lot^ öon @t^re(fen(ictii tiefe feitljer nur
Seit
aueaugsroeife publtctrtc Urfunbe (Dbevrl). 3eitfd^rift I f 319; ftiditx, @d)tof$
^eitigenberg, 161) üeröffentUt^t uitb betyrccfyen (Oberr^. 3eitf4rift XXVIII:
UrfunbU^e Beiträge jur ©efct)id)te ber (Sonftaujer 33tfd)öfe, 12. Sa^r^mtbert,
©. 138-142).
2
ftodj 1122 lommt bereutem anbertt Jpaufe ange^örenbe ©raf ^artmann
öor. %'idltx 1. c. 109.
8
Dberrlj. 3titfd)rtft III, 480; graud 1. c. 65.

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fid)ber freie $err @d)to. Don £eggent)anfen bejeidjnet af« vicem


gerens nobilis domini Hugonis lantgravii in pago LinzegS
apud Schatebuch in judicio generali , brauet rixfyt notljtoenbtg
fo aufgefaßt jn toerben, als toenu ©raf £mgo bamate neben feiner
oberfdjmäbifdjen £anbgrafentoürbe nod) eine baoon geriebene Canb*
graffd)aft ßinjgau befeffen l)abe. ftraglidj bürfte e$ augerbem fein,
ob fjiuter Hugonis gu htterpungiren tft, ober ob e$ einfach feigen
fotf : ©djto. Don 5t. ©tefloertreter im fcinjgau für ben ßanbgraf
Jpugo (sc. Don Dberfdjtoaben). 2lud) nadföer fommt ber Sanbgrafen*
titel für bie ©raffdjaft §eiligenberg nid)t meljr Dor, obgleich ba$ Don
grand publtcirte SöeiStfyum bc6 ßanbtagS gu @d)attenbud) Dom Qaljr
1322 bafür fprid)t, bag bamate bort gleite 33erf)ättniffe beftanbeu,
ttne in ben benachbarten, aber erft feit ben 1270er ^a^ren als tfanb*
graffd|aften bejeid&neten ©ebieten. Die 9?eidj8(el)nbarfeit ber ©raf*
fd)aft ift jtoeifetfos, ebenfo wie if)re 3"9^örigfeit jum §erjogtljum
(Schaben.
3$
Ijatte e$ für bebcnfttd), an« bem räum(id) toie geit(id) Döffig

SSorfommen be$ £itel$ innerhalb ©djtoabenä in einer nid)t


ifolirten
einmal im Original Dorljanbenen Urfunbe ©djlüffe ju gießen K 9Rög*
fidi foare e$ aud), bag ber ßopift, $u beffcn 3eit ber Sanbgrafentitet
Dieüeidjt in ber ©djtoeij bereit« Dorfam, benfelbeu feiuer fonft ädjten
SJorlage jugefügt fyätte.

(Srft tjunbert 3»afjre nad) bem urfunblidjen 2tuftaud)en be$ Sanb*


grafentitets, atfo ju einer 3 c ü' too afterbiugS in Dielen ©egenben
bie alte ©rafföaftsoerfaffung fid) nur nod) tu fparüdjen SReften
ober
gar nic^t meljr ermatten l)atte, fangen einige ©djtoeijer ©rafenljäufer
2
an, fid) feiner ju bebienen. 33ereit$ gicfer t>at barauf Ijingennefcn,

ba$ in ber 9?eid)$fanjfei fein ©ebraud) Don iljm gemalt wirb. 3f)re
Präger fönnen fid) in feiner SBeife mit ben jttrifdjen 1129 nnb 1143
anftreteuben Dier Sanbgrafen meffen.
@$ toürbe gegen aüe ©efefce ber gorfäung Derfto&en, loenn man,
h)ie e$ grand getrau fjat, bie 3 u ftönbe ^ e f er u "& ber uo$ fpäterett
©cfytoabifdjen neuen Sanbgraffäaftcn ber ganjcn toeit älteren ©und)*
tung ju ©runbe fegen iootfte, ioäfjrenb uu$ bie STljüringtfdjett unb
©fäffifdjen 3"Pfinbc feineStoegS Derfdjfoffen finb.
£)a$ Don grand jufammengefteüte Material fdjeint mir gubem
in feiner SBeife $u genügen, um barauä mit ©idjerfjeit gu erfennen,
ob in ben größeren biefer Sanbgraffdjaften ber Präger be$ Sitefö

1 bie geiler in ber ©atirung öergtei^e 9?ot^ 1. c. @. 141 unb


Ucber
142. übrigen« ntc^t ju überfein, baß au6wet«U4 mehrerer ebenfaU«
(§« ij*

toon ^ot^ pubücirter Urfunben öon 1184 unb 1190 (©.150. 151. 161) tyäter
©treit über eine« ber laut ber 1169er Urfunbe erworbenen ©üterjlüde jttJts
f^en bem 33tjcf>of üon (Soufianj unb bem Älofier @alem befianb. ©vunb ju
einer götfdjung »ürbe alfo öor^onben getüefen fein. <5« »äre ntdjt unmt^tig
ju ftiffen, ob etwa ber @treit na d) 1190 normal« jum 2fo«brudj fam.
8
^ei(^«fürpenpanb 201. 223.

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tDtrfltd) nur ber eingtge ©raf tut alten ©inne toor unb bie übrigen
mit @rafenred)ten öerfeljenen ©ebiete al« fpätere abgtoeigungen ober
Immunitäten angufeljen finb. 3$ befdjränfe midj fomit umfomeljr
auf furge SBfogabeu, ba ein enbgültige« Urtyeil nur üon einem mit
ber ©pegialgefdjidjte jener ©egenben vertrauten gorfetyer abgeben
»erben fann unb mir ba$ üttaterial Ijier nid)t genügenb ju ©ebot
ftanb.
£)ie beiben ßanbgraffdjaften in JBurgunb 1 3m .

Sfaljre 1226, adjt 3ai)re nadj bem fcobe be« testen 3älj*
ring er«, ber tüte feine SJorfaljren neben bem perfönlidjen £>ergog«*
titel audj ben, ipaljrfcljeinltd) eine analoge ©eroatt begeidjnenben, eine«
2
rector Burgundiae geführt ijatte , wirb ©raf <ßeter t>on Sud)»
egg Sanbgraf mit ©ejug auf ben fübtoeftlidjen Zfytii be«
2lrgau«, genannt, ©ein @o^n feindet) Ijeigt bann gutoeilen aud)
Sanbgraf gu Surgunb.
£>ie tanbgräflid)en JRedjte umfaßten einen toeit über ba« un«
mittelbare ©ebiet ber ©rafen ljinau«reidjenben Segirf. @ie gingen
1314 auf bie ©rafen mm £>ab«burg über unb toaren bamat« SReid)«*
afterleljen feiten« ber Ijergoglidjen ßinie biefe« ©efdjtedjt«. 1406 ttmrbe
bie Sanbgraffdjaft an Sem veräußert.
©egenüber, läng« be« tinfenäarufer«, beljnte ßd> bie&mb*
graffdjaft ber ©rafen von -Keuenburg^ibau au«, toetdje 1235
guerft in ber §anb ©raf SRubotf« vorfommt. ©eine Ü)e«cenbenj
begegnet il)r ©ebiet al« bie ?anbgraffdjaft in ©urgunb circa Ara-
rim; 1307 nennt fidj ber 3nljaber judex seu landgravius circa
Ararim. Sern ertoarb gegen Gmbe be« 14«3a^r^. aud) biefe 8anb*
graffdjaft.
ÜDie §ab«burgtfdje Sanbgraffdjaft in bem norböft*
tidjen Steile be« Sirgau« 8 ttrirb bei ber Leitung gtoif^en
ifjren #erren (1232 —
34) guerft ertoäljnt. grand begegnet al« inner«
t)alb ber Sanbgraffdjaft gelegen bie ©raffdjaft ober ba« greiamt 2Büü*

fau unb fpridjt toon bebeutenben „ejwnirteu" ßomplejen. ©« n>are


ia^ 93erljältniß ber feit 1257 Dorfommenben ©telfoertreter ber 8anb*
grafen, bie al« 8anbrid)ter (SJicetanbgrafen) imSiargau unb imJReug*
tljal begeidjnet »erben, gu ben bortigen 8anbfrieben«rid)teru gu unter*
4
fudjen, benen Sönig JRubolf 1282 öefeljle erteilte .
5
SDie 8anbgraffd)aft im STljurgau toirb feit 1227 im
©efifc ber ©rafen bon Siburg, ber Srben ber burgunbifdjen ©üter
ber 38^ringer, genannt. Ueber ba« erfte auftreten be« £itel« 8a nb*
fltaf im3ürid)gau (urforünglid) eine Unterabteilung be« Xur*
flau«) Ijat grand fidj gar nidjt foecietler geäußert, ©raf (Sberljarb
öon §ab«burg, ber nad) ben (Sitaten grand« 1280 unb 1283 al«

1
grand 6. 31-40.
1
2Baife 1. c. 105.
8 grond 6. 40—45.
4
8üf>nott>$&) 1. c. I, SRr. 713.
*
grand @. 45-51.

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ganbgraf tm£ljurgau erfäeint, Ijeißt 1281 mtdj ftmbgraf im


Büri^gau 1 .

Site im 3fal)re 1377 bic Siburg mit ber jugeljörigen ©raf*


fdjaft im3üridjgau Don Oeftreidj öerpfänbet würbe, wirb biefianb*
graffdjaft im Sfyirgau Dorbe^atten, biefer ^Jfanbbeftfe fom feit 1499
befinitto in ben ©efife Don 3 ü ridj.
ÜKadj ber Sledjtung §erjog SriebridjS Derpfänbete ber ßaifer „ba$
SReidj$*8anbgeridjt ju Sintertljur unb ben Sßitbbann im SCijurgau ber
8anbgraffd>aft" , fotoie bie SSogtei grauenfetb an bie ©tabt ßonftaty.
SrancI ertoöt)nt, bag bie 9?eidjSfürftentl)ümer (Sonftanj nnb @t. ©aßen,
fotoie bie ©täbte grauenfelb unb SDieffentjofen an mannen Orten bie
Ijof)e ©eridjtäbarfeit Ratten, ßr conftatirt ba$ 8$orfommen öon ofe
£>od)geridjten bejeidjneten greigeridjten unb baß im $af)v 1420 bei
ber Deffnung Don UefjHngen (n. tt>. Don ftrauenfelb) SDeputirte ber <?5tabt
ßonftanj, Don ber ©raffdjaft wegen ju grauenfetb anmefenb getoefen
feien , toaä er, mit toeldjem JRed)te ift nid)t erftd)tfidj, at$ mit ber
8anbgraffd)aft im £l)urgau gfeit^bebeutenb anfielt, tväljrenb e$ bod)
na$ feinen eigenen ©taten toeit toaljrfdjemttdjer ift, baß barunter bie
SSogtei grauenfetb gemeint ift.

3m 3ürid)gau Ijatte bie ©tabt 3ürid> für Hjre ©ebiete 1362


ein eigene« f aiferfidjeä Sanbgeridjt erhalten, in meinem nur ein ©Heb
be« §errenftanbe$ ßanbridjter fein burfte. 1424 töfte fie audj traft
Ermächtigung bie Don Oeftretrf) Derfefete Äiburg mit ber
faiferfidjer

©raffdjaft im 3 ür ^9 au **"•
£)a$ greiamt Slffottern unD bie ©raf fdjaft ©oben (toeldje granef
im SBiberforudje mit ben Angaben ÜKenfeö jum 2^eit in« Storgau
Dertegt) betrautet grand ate integrirenbe Steife ber 8a nbgraf fdjaft.
Die btfdjöflidj (Sonftanjer SJefifcungen aber, aud) in ber ©raffdjaft
8$aben, feien, ebenfo toie imS^urgau, Dor 1424 ejemt getoefen, toa$
fid) erft nadjljer ju ©unften &Mä)& önberte. :

5Die Sanbgraffdjaften im*Bud)$gau, ©ißgau unbgriefgau*


waren ©ebiete, bie fetbft für eine einfache aitt ©raffdjaft Hein er*»

fdpinen, ©er SHamen fam jubem erft im 14. 3aljrlj.


fanbgräfltdje
auf. gür ben JBudjSgau unb ©ißgau toar ber ©ifdjof Don ©afet
SetynSljerr, feine 9Safaüen Ratten bie 8anbgraf fdjaft in Slfterfeljeu

gegeben.

mit bem früher ernannten Stuffommen ber beiben


©tetdjjeitig
SReid)8fonbDogteien in ©djtoaben, affo nadj bem Dööigen Eingeben
be« $>erjogtljum8 , toirb aud} in einigen fdjtoäbifdjen ©aueu töngd
be« regten SRljetnuferS juerft ber fonbgräflidje SEitel gebraust.
äußer ber unter 6 befproc^enen grage bejügüd) be« 8injgau$,
gehört baau ber an i^n grenjenbe Heinere #eg au *. ©raf SÄangotb

1
DBcrrfj. 3tttWrift XI, 14,
1 58-63.
gram!, &.
8
(gbenb. 72-76.

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552

Von SMenburg wirb 1275 einmal at$ Saubgraf im $egau bcjeid)*


iiet, bcr £itel wirb aber nadjljer erft wieber gegen Snbe be$ 14.
3afjrf). Ijin erwähnt.
$)te tfanbgraffdjaft „im £egau nnb ber ättabad}" war fammt
©eleite unb ©Ubbann SKeidjSleljen ber 9?elfenburger , ber &l)nbrief
t)on 1415 füfjrt biefefbe neben ber ©raffcfyaft ju Neuenbürg auf.
ÜDie Vertreter ber ©rufen »erben af$ 8anbri$ter im $egau bejeidjnet,
ba$ „freie faifcrli^e Canbgcric^t" blieb bis in bie nenere 3eit in

Uebnng.
1325 $uerft wirb bie Weftttd) angrenjenbe Heine ?anbgraffd)aft
im Sfetgau 1 ernannt , fid) ©raf 3ol)ann öon £>ab$*
naö) wefc^er
bürg bamatö benannte. S3ejüg(idj ber audj a(S Saubtage bezeichneten
Sanbgeridjtc gilt ba$ für ben £>egau ©efagte.
3m öftren Steile be$ SUpgaueS wirb ßberljarb £>err t)tm
8upfeu 1256 praefectus provincialis Stulingae genannt, als i?anb*
graf wirb er juerft 1296 begegnet. ÜDie 8anbgraffd)aft ju ©tüfj*
fingen war im 15. $ät)xt). 9ieid|$(efjeu.
Die ßanbgraffdjaft in beröar 2 bejog fidj auf ein uörbtid)
ber öorljergeljenbcn gelegenes ©ebiet. 3m 3a^re 1282 üerjidjtete
©raf ^ermann uon @u($ auf bie ©raff c^aft tu ber 33ar, worauf
$. JRuboff ben £>eiurid) ©raf tiou gürftenberg in ber SBeife belehnte,
wie fie $erutann nnb feine 2I$cenbenten befeffeu fjätten. ©feidjjeitig
weift er aüe ßiugefcffenen jum ©efjorfam gegen ben 9?eubetel)nten an.
£>er gürftenberger füfjrt 1287 jum erften unb testen 2Me ben
£ite( lantgravius in Bara, erft feit 1307 bebient ftd) fein <Sol)u
lieber bcö £itet$.
SntSöreUgau 3 , einer ßanbfdjaft toon anfef)ntid)er 2tu$bel)nwtg,
nadj Wetter 1152 ber SOiarfgraf ^ermann üon SSerona alä
noef)

H. marchio de Priscowe bcjeidjnet wirb 4 erfdjeiut einer feiner ,

•Kad&foinmen, äftarfgraf $>einrid) öou f>o$6erg, im September 1276


a(3 ßanbridjter, einen Sftonat fpäter nennt er ftdj ?anbgraf.
@3 ift bereits oben erwäfjnt, bafj fid) ber Stitet 8anbrid)ter,
neben bem häufigeren lanbgräflitf)en, noef) in ben 3al)rcn 1289 unb
1367 wieberljoft. OjneBweifel bejügtid) biefer feiner Sanbgraffdjaft
eftra^irte ber SSttarfgraf im 3?aljre 1279 Dom Sönig ben ©prudj,
ba$ üftieinanb innerhalb einer ©raffdjaft oljue ßonfeuS be$ ©rafen
5
•eine ©efeftigung anfegen bürfe .

Qm 14. 3af)rl). jerfief bie Sanbgraffcfyaft in eine obere unb


niebere, beibe waren 9?eid)$(el)en.

Snbfid) fommt audj im rljeinifdjeu ^raufen einige 3)M ber


tanbgräfftdje 92amen öor.
1
grantf, 76—80.
1
(Sbenb. 86-93.
8 94-108.
(Sbenb.
4
©tumpf, Acta imp. 9k. 335.
6
Schöpflin, Hist. Z. B. V, 273. 344.

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553

Qm Starre 1278 entfdjeibet ein @$eb$rtdjter, ba§ SBtfbgraf


ßntic^o nidjt fdjutbig fei, mit feinem jüngeren ©ruber comiciam
1
sive lantgraviatum gu feilen . Sin SReidjSfeljnbrief t»on 1332
begetdjnet bann biefe Sanbgraffdjaft ate gtoifdjen ÜRaing unb Strier
2
mit ber ©eridjtsftätte gu ©piefjljeim (nörbli<^ Slfgei) .
gelegen,
ift befannt,
(S* ba§ m
SBilbgräflidje <lfcfd)led)t bie ©raffdjaft
im 5Raljegau bi$ toor ba$ SBeidjbtlb Don 9Kainj befafj 8 . Sftiemafe
bebienten ftdj bie Sßilbgrafen be$ lanbgröflidjen SCitete»
Äonrab ©raf öon SSai^ingen (a. b. gng) »irb 1280 in einer
©djenfuugSurfunbe eine« freien $erw öon 3Wagenl)eim ejusdem
provinciae landgravius in qua sita est ecclesia in Ruhelberch
4
(Süiidjaeteberg bei 2Wagenf)eim) genannt @3 ift mir unbefannt, ob .

fid) biefer 2lu$brucl nur auf ben Keinen 3 a &e*flöu, in toeldjem ber
£>rt liegt, begießt; aud) bie SSeranlaffung gur Slutoenbung biefer Ijier

m. SB. gang uugetoöfjnltdjen Titulatur fenne idj nidjt. £)a8 mächtige


(Satoer ©rafenljauS, mm bem bie SSai^ingcr eine Sinie finb / befag in
jener ©egenb ein große« gräflidjeS ©ebiet.
3m SßormSgau ttrirb guerft im 3fal>re 1317 bie ©raffdjaft
be$ §aufe$ Sein in gen ate ßanbgraffdjaft begegnet unb gfeidjgeitig
burd| ein @cfyieb$gerid)t, nne bei ber benachbarten SBitbgraf fcfyaft, au««
gefprodjen, baß nadj bem#erfommen immer nur einer be« ®efdjled)t$
Sanbgraf (ßanbrid)ter) fein folfe. Sit« 2Wotto ttrirb augegeben, bafj
bie ©raffdjaft ein 8anbgerid)t Ijabe, loa« bei anbern üjeü*
baren ©raffdjaften nid)t ber ftatl fei. 1323 toerben brei 8anbgerid)t$*
ftätteu ate gur ©raffcfyaft geljbrtg ertofiljnt, eine vierte fc&etnt gu
DggerSljeim (bei 3WannI)eira) gelegen gu l>aben, nad) tt>etd)er 1316
unb 1317 bie gange ©raffdjaft benannt ttrirb. 8el)n8t)erren toaren bie
5
^ßfalggrafen . ßrftmit ber (Srljebung be$ ©rafen £effo in ben9?eid)$*
fürftenftanb, im3»ö^ 1444, ttrirb ber £itel Don ben3tof)abern fetbft
geführt.
SBa« f<f)(ie§lid) bie Sanbgraffdjaft Reffen betrifft, fo ift

e$ aud) üor gxanef taugft ausgemacht getoefen, baß biefe ©ejeicfymng


6
eine nur fc§r uneigentlidje tt>ar . JDcr @o^n §ergog« |>einrid) tum
1
Send, $eff. 2. ©. I, U. f 292.

ftrand @. 148.
1
S)ie töeidjSminiffcriaten toon ©olanben Ratten c. 1190 bie^räfectur öon
ber ©rengfdjetbe gu Dbernljeim bt* an ba« Äreug bor SWoinj bon Ujnett gu
Seijen. §. Äir^ctm^olanben, 27.
Äöllner, ©efd). b.
* O. «. ©radenljeim, 133. 217.
»efdjretbung be« SBtrtemb.
8
grand 136—147. grand, bem ber $fä(&ifd)e SefjnSberbanb gu feiner
Definition nic^t paßt, fu$t benfelben für bie ältere 3cit mit boburc^ gu befei-
tigen, H% er bie nidjt« wenißer toxt au«na^m«toje Se^re ber Spiegel anttjenbet,
wonach bie ©raffäaft nic^t über bie 3. $anb üerlie^en werben fann. SB. t>.
^olanben ^atte nämlich c. 1190 ben (Somitat öon Seiningen in einigen Dörfern
ju Se^en.
6
©ereit« int $eff. Slr^iö (XIII, 441 ff.) fabe i(^ einige grobe, bei einem
$effifdjen tlutor boppelt gu rügenbe gelter in ben Angaben grand« ijertoorge«
pöbelt, bie fi^ wo^l einfach ba^cr crf(ärcn r baß er c« öermieben ^at, bie %rs
beiten Sanbauö gu üerwert^en, beffen tarnen rätselhafter SQBcifc ntd|t einmal

XVI. 37

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JBrabant au« feiner ©je mit ber ©djwefter be« tyauptfädtfidj mit ben
£efftfd)en Stiftungen feine« $aufe« botirten ganbgrafen ^ermann 11.
Don Sljüringen nannte fid), bi« junt ^rieben mit beut SWarfgrafcn
üon leiten, Sanbgraf toon Springen unb nad#er einfach Sanbgraf,
£err üon Reffen. @« foöte bamit Ijödjft toatyrfdjeinttdj ber Slnfprudj
auf eine ©tettung au«gebrücft »erben, ttne fie bie (efcten Springer
8anbgrafen factifdj vermöge iljrer SD?ad)tfteüung audj in Reffen
behauptet Ijaben »erben; beren SBefdjaffeutyeit mo^( fdjttefjtidj faft bie*
fetbe toie in üjrem 9?eidj«fürftentl)um 5T|üringen gemefen fein mirb.
(Sine ßonfequeuj biefer SBeftrebungen mag e« gemefen fein, bog ftdj
1266 jtt>ei bem SRitterftanb executores pacis Hassiae
ungehörige
neben bem §effifd)en 8anbrid)ter ©ifo, bem SlbfömmUng be« aftett
93icegrafeugefc§ted&t« toon @uben«berg, finben. 1273 fear ©raf 3öbert
ton ©atbenftem judex provincialis terrae Hassiae unb Ijatte einen
Untertanbrid)ter K gür bie unmittelbar tanbgräflidjen ©ebiete allein
ttmre bamal« ein folcfyer ?Ipparat fätoerliA erforberlid} gemefen.
(Srft 1292, mit ber <5rl)ebung £emridj« I. in ben 9ieid}«fürften*

ftanb, befam ber £itet Sanbgraf eine gettnffe ^Berechtigung $ur ©e*
jeidjnung ber neuen SBürbe. 3$ toerbe bemnädjft an auberer ©teile
uadjfoeifen, ba§ e« ein ©runbtrrtyum aller feitljerigen ^Bearbeiter be*
§effifd)en ©taat«retf)t« ift, anjunebmen, ba« auf bie ©tobt (Sfötoege
unb ba« {Reic^^f^Iog SBotyneburg (beibe tagen in Springen) gegrün*
Mc 9?eid)«fürftentljum fei 1373 burdj Auftrag auf ben ganjen übrigen,
nidjt bereit« teljnbaren SBeftfc ber §effifd)en 8anbgrafen au«gebel)nt
toorben. Die unpräeife 8tu«brucf«tt)eife fpäterer $Reid)«tel)nbriefe I)at
biefen genfer aeranfa&t, ber mir
unb ba nmljrfdjeintid) be*
juerft,
ttmfct, üon ben äuroätten Canbgraf ^tfipp« L in bem ^ßroceg gegen
bie §effifd)*$afceneüenbogenfd}en SlHobialerben au«gefprodjen toorben
ju fein fdjeint unb ft<$ feitbem mit 3äljigfeit ermatten f»at.

3um ©djtuffe fei meine «nftdjt bafyin recapitufirt, ba§ bie


ganbgraffdjaft in Springen, toie audj gtefer* uub ©tefebredjt 8 be*
reit« au«gefprodjen |aben, nur eine gortfefcung einer Dom föeidje be-
reit« früher minbeften« Obergewalt über biefe«
jeittpeife uerfieljenen
©tamme«gebiet n>ar, an ber nur bie ^Benennung neu getoefen fein
tt>irb. ftür ba^ ©faß uub ben SHorbgau Ijat bie ©djöpfung einer
gleiten ©etoatt jur Spaltung be« ßanbfrieben« toat)rfd}einlid) üjren
Slnftog in poütifdjen <5rtt>ägungen gehabt, bie audj bei ber ©Raffung
ber 9?eid)«lanbbogteieu im ©peiergau, in ber Söetterau unb fpäter in
©d)tt)aben in erfter Cinte öorgetegen ^aben »erben 4 .
trttja^nt ttjorben tfh @o fonntc c« t^m pafftren, Sonböeri^te ber ©rafen öon
fKtßein unb ©erren öon iWerenberg in be« fränüf^cn ^effengou ju öerfefcen!
1
Jh)^ 1. c. I, 368. £anbau Seffcngau, 41 ff. äaffete 3citf<^rift 91. g.
TL, 50*
• ^ei(^«ffirpenpanb, 104. 199.
8
©efä. b. b. Äaifcrjcit IV, 37. 426.
* $ic ^erjogli^c ©e»att bc8 ©igt^um« SBürjBurg (2ßai^ 163 ff.) iu
Dflfranfen bürfte f^»crli^ auf njcfentli^ auberer ©runblagc ru^eu , als auf

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3n berfefben SBeife mögen na# bem (Srtöfdjen ber äS^tingct


unb ©taufer größeren ©djtoeijerifdjen Sanbgraffäaften unb ein
bie

Zfftü ber ©djtoäbiföen, befonber« bie im SJreiSgau, entftonben fem,


»o bamate ber Söttig auf Ijartnädtige Dppofition ftie§*
gür bte Heineren Sanbgraffdjaften bafelbft toage tdj nidjt ju
entfdjeiben, ob fie toenigftenS nic^t tljeifoeife feine SReufdjöpfungen
ober (Erneuerungen ber in SJerfatt geratenen ©eridjtSberfaffung, mit
befonberer SRttdfidjt auf ben 8anbfrieben$fdjufc , feiten« be$ 9?eid^^
finb, fonbern, toie id> für ba$ foäte SJorlommen be$ £itet$ im alten
SßormSgau, 9toljegau unb im 3a6ergau befümmt annehmen ju fönnett
glaube, lebiglid) ©raffdjaften getoefen finb, in toefdjen fid> ba8 gräf«
lidje ©eridjt länger als anbertoSrtä erhalten fyat.

©ejttgtidj ber legten Kategorie befinbe idj mid) atfo in Ueberein*


ftimmung mit bem bereit« Don giefer unb SBaifc SluSgefprodjenen.

bem toom 9fcidj txrtieljenen Hedjt jur (Spaltung be« Dßfrftnfifdjtn ^totnndals
fanbfrietxn«.

37«

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kleinere ÜRitt^eilungen.

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ttetier SMenfieui* (Srijeliimg jum £erjog*

görfter, Sßaflenfteitt* »riefe, 1828, I, ©.53, berührt nur ober*


flädjftd) SßatfenfteinS (Ernennung gum $erjog a($ eine gofge feiner
»emüljungen, 1625
§cer gegen üttanSfefb in* gelb gu fteüen.
ein
3n feinem „SSMenftein als gelb^err unb SanbeSfürft", 1834, ©. 42,
madjt görfter ben gürften oon griebtonb bereit« 1624 ginn §ergog;
amnerfungSweife fagt er inbe§, ba§ U)tn „ein faifer(id)e$ patent biefer
Grrljebung nod)nicfyt befannt geworben fei", ©eine »eljauptung fot*
gert er aus einer ©riefunterfärift 3Ö3attcnftein$ (21. $. g. g.) an*
beut 3al)re 1624, —
3n feiner legten 2BaHenfteinfd)rift „9Batten*
ftein$ ^rogefj oor bcn©d>ranfen be$ 2Beftgerid)t$ *c", 1844, ©.20,
(äßt görftcr enbtid) erft 1627 am 4. Januar Sßattenftein gutn $ergog
erhoben werben, auf ©runb einer im anfange gegebenen Urfunbe
(5Rr. 11; ©.42.47), gur »efofytung für bie ©ammlung berStrmee,
„gur ©ätttyfung ber im niebcrfäd)fifd)en Greife au$gcbrod)euen weit«
auSfeljenben grtegSbereitfdjaft".
tt
Carter, w 3ur@ef^teS03aHenftein« , 1855, ©.21, gweifett au
ber 5Rtd)tigfeit biefer fc^einbar urfunbfid) beglaubigten ©atirung ber
(Swennung SÖMenfteiuS gum$ergog, inäbefonbere beäljatb, weit Sßat*
tenftein bereit« 1625 unb 1626 a($ $ergog in feinen ©riefen fidj
untergeidjnet, fo in einem ©^reiben an Srgljergog Seopofb d. d. 26.
Steril 1626.
SRanfe, „Oeföitye SSMenftein*", 1870, ©. 76 unb ©. 102,
mad)t mit görftcr am 4. Januar 1627 SBattenftein gum £>ergog.
Die Ernennung erfolgt, wie bei görfter, at$ 8ol)tt für bie §eere$*
Werbung, augerbem aber af$ ®ewei$ für btö burd) Sggenberg Snbe
1626 wieber Ijergefteflte gute ©noerneljmen gwiföeu SBattenftein unb
gerbinanb n.
4
', 1875, ©. 12, folgt un*
#ungtfer, „SSMenftein afe SanbeSljerr
beirrt unb ber8fagab*9tanfe$; er giebt am 4. Januar 1627
fritifloS

SBaÜenftein „für grteblanb ben $ergog$tttet".


©ooiel gur »cfend)tung be$ ©tanbeS unfercr grage. 3eber
3weife( f<J)cint au$gefd)foffcn, wenn man, wie ^urter, leichtfertig mit
1
2>er Stof . ifl iung, toftljvenb ba* SW«S. ftd^ in ben fcänben ber 9lebactton
befanb, geflorben.

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trafen unb tljöridjter SJergfetdjung fid) über Umftänbe tyimoegfefet,


bic im ©egentyeil jene grage nad) ber 3eit ter £ergog$erffärung
grieblanbs nod) a($ eine offene erfdjeincn (äffen. "Die ©riefe oon
unb an Sßattenftein an« bent Stoljre 1625 finb untergeidjnet mit
8. #• h- fr (2ltbred)t #crgog gugriebtanb) unb gumeift abreffirt an
ben §ergog t>on griebtonb, inSbcfottbere bemerfenSwertlj ift ein faifer*
üd)e$ £anbfd)rciben an Sßattenftein, *an§ergogen gu grieblanb" d. d.
4. Sßooember 1625 , ba$ 9tonfe ©. 41. 42 anmerfungStoeife citirt,
oljne babnrd) für bie golge Sebenfen gu befommen.
(Sine genaue 9tet>ifion ber bei görfter gegebenen Urfunbe, auf
beren richtige Auslegung e$ bei unferer ftrage allein anfommen mu§,
ergiebt bie beftimmte fttjirung ber ^ergogSernennuug , geigt aber gu*
gleid) aud) bie 8eid)tf ertigfeit , mit ber görfter bie Urfunbe für feine

©djrift oertoenbete.
£)ie Urfunbe beginnt mit ber ßobpreifung öon SBaöenftein* 95er*
bienften, bie er „gu grieb* unb SriegSgeiten ben !aif. Ijodjgeeljrten
SBorfaljren, föötnifctyen Äaifern unb Königen gu £mngarn unb Söljeimb
unb bem ^od)töbtid)ett ^au§ Defterreid) foiber allgemeiner ©jriftenljeit
(Srbfeinb im $uttgarn unb aud) Un$ ©elbften (gerbinanb II.)
Äönigreicfc
in bem griaufifdjen Sricg unb in betten oor etlichen 3aljren Ijero für«
gegangenen Unruhen unb SRebeüionen toiber Unfere offene geinb, er«
Märten Siebter unb SRebeüen mit grogem S5a(or unb ritterlicher SCa*
pferfeit ergeiget unb beriefen ljat\ $)afür befommt er am 7. ®ep*
tember 1623 (oergt. Urfunbe 5»r. 4 ®. 24—28) ben „©taub, <^>r
unb Sßürbe ber dürften be$ ^eiligen föeid)*", b. I). ben Site! af$
8ietd)$fürft. ©eine £errfd)aft griebfonb toirb, tote e$ toeiter
ljei&t, erft am „12. äRartt)* 1624 gu einem „abfonberlidjen ober fon*
berbaljren" (©. 51), b. f). tt>ot befonberä gegebenen gürftentyum er-
hoben (oergt. aud) Urfunbe 5Kr. 5 ©. 29—32). 3« fanen erften —
SJerbiettften SDSaöcnftcinö treten neue l)ingu; er wirb burd) feine „$)e*
öotion" gegen ben Saifer „oeranfaffet", bem „8BM. $äu§ Oefterreid)
nod) mej)rer$ im SBercf gu ergeigen unb gur (Spaltung ber Äaif.
8lutl)orität unb ©d)ufe unb Rettung Unfer uttb
fd)utbigen 9iefpcct$,
be$ ^eiligen 9tömifd)en föcid)$ unb beffen Sfaoerwanbten, getreu, ge*
tyorfamben S^urfürften uttb ©tänben, audj SWieberfag* unb ©ämpfung
ber in Unferm unb be$ Reuigen 9teid)8 9Weberfäc&|1fd)en Greife« l)er*
fürgebrodjenen gef äfyrl id)cn , weit auäfetyenben ffriegäbcreitfdjaf ten
, auf
Uuferem Slrmaba gufammen unb auf bie Sein u
©efefyt eine anfetynüdje
gu bringen. —
£)afür toirb er unb fein l)intertaffener ältefter ©o^n
toie überhaupt ^attegeit berjenige, ber ba« Surft ent^nm griebfanb

nad) erfter ©eburtögerec^tigfeit befifeen" wirb, „in ben Ijergogtidjen


©tanb, (5^r unb SBürbe erhöbt* (f. o.). SSJic fidö att^ berjenige,
ber nad) bem 2(u$fterbeu ber birecten $ad)fotnmett SBaücnftein« in
ben be$ gürftent^um« ( w cr S°8^ um ^/'
S3efife §
er unbeftritteu ein ^ ^
SSerfe^en görftcr« ober bei: Urfunbe) fotnmen foüte, „at^balb fid>
einen §ergogen titutiren föttne unb möge". Sitte« ba$
„befagt uttb toeifet ans ba« aus ber Saifert. SReic^^^offangfe^ sub dato

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bcn bretygeljnten 3uni Anno fed)$geljn ljunbert fünf


unb gtoangig ausgefertigte Diploma". — £ier enbet bie
ßinleitung ber Urfunbe, bie alfo beftefyt au« (Sjcerpten oorangegan*
gener Diplome, t>on bencn (eiber ba$ fefetc un$ nur in biefem @j>
cerpt befannt nmrbe. — Den 9?cft unb eigentlichen Qnljalt ber Ur»
funbe bilbet bie ©efunbung ber ©crtoanblung be8 bisherigen
gürftenttyumä grieblanb in ein £ergogtl)um; biefe ift
nad) ber Datirung unfereS ÜÄaieftätSbriefä am 4. 3>a«
nuar 1627 oor fid) g e gangen unb tourbe bann (Urfunbe 5Rr. 11)
am lö.gebruar 1628 neu beftätigt. Uufer ©rief ergebt atfo
ben SituUrljergog Sßallenftein 3 um toirflicfyen $ergog
Don grieblanb, n>ie einft ein anberer bem £itular*
fürften ein erbliche« gürftentljutn befonberS »erliefen
jjatte.
3efet Ijeben fid) äße 3toeifef. Den ©rief Dom 4. Wooember
1625 tonnte gerbinanb an ben £erjog oon grieblanb fcfyreiben, uic^t

fo ben Dom 26.0ctober 1624; führte bod) Sßaüenftein erft feit bem
13. 3uni 1625 ben §ergog«titel als Entgelt für bie auf eigene Soften
Aufbringung oon 20000 SKann, bereu Sommanbo er
betoerfftefligte
am 1. 3u(iübernahm. Slucft ber ©rief an fcopolb (26. äprit

1626) erregt toegen ber Unterfd)rift fein ©ebenfen, ebenfotoenig ein


©^reiben 00m 9. Sunt 1625 (görfter, ©riefe I, ®. 52 2lnm.),
too Sßallenftein feinet SCitct« bereit« oößig fidler fein burfte. Unbe-
ftimmt erfäeint allein ba$ 81. #. g. g. am 14. ®ept. 1624
(görfter ©r. I, 42). Sollte inbe§ nicfct #er #urter bod) oielleidjt
8ied)t fyaben unb SßaöenfteinS ßljrgeig an ber Slnticipirung be$ $er*
gogStitelä @d)ulb tragen? —
©oUftänbig erflärt übrigen« ift jefet bie
mertoürbige Titulatur „3I)re fürftl. ®naben bie grau #ergogin 3fa*
beüa (Satyarina oou grieblanb", unb bie 1625 unb 1626 beliebte
©enennung Sßallenftein* als „Surft Sßallenftein
Slbtoedtfetung in ber
unb $ergog gu grieblanb", fotoie in ben ^räbicaten „gürftlidje
©naben" unb „Durdjlaudjt" (görfter, Sßallenftein als ganbeSfürft,
@. 42 Sfom. 1).

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S»a|imiKoB II. ititb £an* *o» tüftruu
Von GfjtifUais »letjer.

T)ie rcligiöfc Gattung Äaifer SWajr imifian* II. ift bereits ttneber*
$oft ©egenftanb eingeljenber unb fdjarffinniger Unterteilungen getoefcn.
&ad) einer allgemeinen ©figge 9Kaurenbred)er$ über üJia^tmilian*
©teUung ber beutfdjen Deformation gegenüber l Ijat gnerft SReimann
in betaittirter 3lu$fül)ruug, auf ©runblage be$ bis baljin veröffent*
2
(testen SttaterialS, über biefe Srage gefyutbelt , unb fpäter ift bann
imeber von äßaureubred&er an ber^anb tmdjtiger neuer, ben 2lrd)iDcii
von ©imancaS unb SSien entnommener Quellen eine nochmalige 33e=
8
leudjtung biefeS ©egenftanbeä vorgenommen toorben Sßenn idj nadj .

biefen beiben vortreffltd&en arbeiten nod) einmal auf biefeS J^ema


gurüdifomme, fo gefdjieljt bie$ nid)t, toeil id) ben gewonnenen 9tt\nU
taten ettoaä 5Reue$ beizufügen l)abe, fonbern lebiglid) be§*
toefentlicty

fyaib, toeil ify glaube, ba% bei einer fo l)od)ttrid)tigen gfrage bie ©et*
bringung neuen belegenben QuetlenmateriafS erwünfetyt fein mu§.
gin foldjjeä glaube idj in bem im berliner ©eljeimen ©taat$ard)to
beffabficfyen vertraulichen ©rieftvecfyfet gtoifcfyen äRajimilian unb bem
SÄarfgrafen §an8 von Süftrin au« ben 3?al)ren 1556—1564 ge*
funben gu l^aben. Qnbtm td) mir bie Veröffentlichung beffelben nad)
feinem gangen Umfang für fpöter vorbehalte, tt>ill idj Ijier nur Der»
fudjen, an ber §anb ber ßorrefponbenj eine gebrängte ©ftgge über
bie perfönlid&en Regierungen ber genannten Surften, bie vorgugä*
iveife bie religiöfe @ntttnd!lung üttajimitianS gnr Unterlage ^aben, gu
geben.
©Riefen toir über bie ^erfönfidj&it be$ 3Karf*
einige -Kotigen
grafen §au$ vorauf! von Süftrin war ber gweite ©oljn be$
!Qa\\$
ß^urfürften 3oad)im L von ©ranbenburg. 9laö) bem £obe be$
Vaters ^atte er, fraft fefettDifliger Verfügung beffelben, bie -Weumarf,
ba$ 8anb ©ternberg, ba8 gürftentljum ßroffen unb bie $errf djaften

1
Äotfer SWojctmilian II. unb bie beutfdbe Deformation. ^>iftorifd^e j&tiU
fdjrift VII, 351—380.
2
2>te religiöse (Sntitridefnng SWajthnütan« II. in ben 3o^en 1554—
1564. §ijh>r. ßeitfdjr. XV, 1-64.
8
»eiträge jur ©efdjiAte 2RarimtUan« II. 1548—1562. $ttfor. Seitf^r.
XXXII, 221-297.

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563

<5ottbu« unb ^cife gu fetöftfinbtgcr SSerwottung ergoßen \ 3U t™**


allgemeineren gefdjidjttid&en ©ebeutung gelangte er guerft burd) feine
Gattung ber beutfefcen Sirdjenreformation gegenüber; im ©egenfafe gu
betn in retigtöfen fingen toorfietytig gurüdtyattenben ©ruber l)atte er
fdjon frülje, in enger SBerbinbung mit ben ©djmalfatbenew, bie firdj*
lid)e Umformung feiner ©päter trennte i^n iebod)
Sonbe burcfygefefet.
bie ©efangennaljme ,
#ergog £einri3)$ &on
feine« ©d)ttuegerüater$
2Jraunfd)toeig, burd) bie fdjmalf albener ©enoffen &on bemJBunbe; auf
bem 9tegen$burger SReid)$tag bon 1546 erbtiden toir iljn fogar mit
SÄorife bon ©adtfeu auf ©eiten be$ SaiferS, bem er audj in bem
barauf fotgenben Kriege gegen bie @lauben$genoffcn bient. Slber bie
©träfe blieb nidjt au«, ©leid) SOTorife mußte aud) £an$ auf bem
SlugSbnrgifdjen 9feidj$tag t>on 1548 bie Uuguöertäffigfeit Sarte V.
erfahren , ate iljnen berfelbe bie frühere 3uft<|erung, bajjj iljnen unb
üjren Untertanen leine retigtöfen 3umutljungen gefteüt »erben fottten,
burdj Stufgtoingung be$ Interim* gu ni$te gu machen fud)te. Die
Slrt unb SBetfe, mit toeldjer ber gerabfinnige $an$, bem e$ ungtoeifet*
Ijaft um ba$ Soangetium unb bie Stbtoeljr faiferfidjer SßiÜfür gu
tljun toar, jenem Xnfiunen entgegen trat, entfüljnt iljn bann toieber
für ben begangenen Üxeubrud). ©enn toäljrenb Sftorife auty Ijier ben
Slbftdjteu Äarlä mit biplomatifd)cn fünften gu begegnen fudjte, feinte
£>an$ ben ®lauben$gtoang runbtoeg ab unb verliefe uodj am felben
8lbenb ©tabt unb 9tetdj$tag. ©eitbem ift er in SOSort unb £ljat ein
treuer Anhänger feiner ©laubenägenoffen geblieben.
Sßann unb auf tt>efd)e Seife $an$ in pcrföntidje Regierungen
gu 3Äafimitian getreten ift, geljt aud bem Srteftoedtfel nidjt ljert>or,
ift und aud) fonft nidjt befannt. £)ie (Sorrefponbeng beginnt um bie
SKitte be$ 3aljre$ 1556. Die Hinneigung üttajimiltanä gu ber pro*
teftantifdjen tfeljre Ijatte bamate bereit« iljren $ö^epunft erreidjt
3»ar Ijatte er nidjt öoüftänbig mit ben Seremonien ber alten Ätrdje
gebrochen, inbem er nod) immer bie fatljolifdje 9Jleffe befugte, ben
Saftengeboten gcljorfam nadjfam unb ben Annäherungen, bie toon ©eiten
ber £ofgeiftfid)en unb ©ennffenärätlje feine« 33ater$ gegen iljn t>er*
fudjt nmrben, feinen abtoeifenben SBiberftanb entgegenfefete. Aber auf
ber anbern ©eite Ijiett er fic^ bod) lieber in bemonftrattoer Sßetfe
Don allen augenfälligen Weiterungen einer gut fatljolifd)en ©efinnung
ferne, inbem er beifpietätoeife feine ^rogeffionen mefjr begleitete. 3Rit
SRetandjtljon toar er in brieflichen SBerfeljr getreten, mit §ergog
©jriftoplj öon Sßürtemberg, einem ber eifrigften görberer be$ föefor*
mationötoerfe«, tauf^te er 3cuflniffe eines Ijergtidjen greunbfd&aftd*
öer^ättniffed au«. Die Seetüre ber JBibel, ber Sßerfe ?nt^er« unb
ber übrigen 9trf ormatoren tt>ar feine ?iebling«bef(^äftigung, auf« engfte
füllte er fi(^ mit feinem eüangefifctyen §ofprebiger ^ßfaufer oerfnüpft.
Qu biefe &t\t fällt ber ©eginn feiner (Sorrefponbeng mit §an«
Don Süftrin. 3U Anfang be« ©ommer« 1556 Ijatte er an ben U&
» 2)ro^ett, ©ef^t^te ber ^reußtf^en ?olitt! IL 2, 6. 162.

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564

ierett feine« vertrauten 9totlj Dr. (Safpar von 9?tbbru(f gefanbt. Selber
finb wir über Me näheren Umftänbe biefer ©enbung nic^t au$reid)enb
unterrichtet. Daß pofitifdp ÜÄotive bei berfefben mitgewirft Ijaben,
geljt au« ber ©d&tußftette be$ 8fotwortfd)reiben$ be$ 9Äarfgrafen an
1
ben KnigUc^en Auftraggeber ljervor ; jebeufaßs mar SWibbrudf neben
feiner offenen and) nod) mit einer l)eim(id)en ÜÄiffion an $au$ be*
traut, welche bie retigföfen SScr^ättniffc SftajimUianS unb bie fid) baran
Inüpfenbe SBerfofgung ©eiten* feiner gamitienangeljörigen jum ©egen*
ftanb Ijatte. 9tur fo verfielen wir bie tröftenben unb ermunternben
©orte be8 äRarfgrafen, ftanbljaft bei bem erfaßten Sefenntniffe ber
evauge(ifd)en geljre ausglitten.
Der öriefwedjfel bietet nunmehr eine Keine Südfe. Da$ n&frfle
uns erhaltene ©d)reiben üttafimittanS an £an$ vom 11. ©eptember
1558 nimmt Segug auf einen «rief bc$ teueren vom 8. September
au« 3Ö3ien batiert, in wettern ber ©Treiber fein Sebauem, ben böl>«
mifdjen Sönig bafetbft ui^t angetroffen gu Ijaben, gum äuSbrutf bringt
SDiajimttian »eilte beim (Smpfang biefe* ©^reiben« eben auf bem
fteierfdjen ßanbtag gu ©rag. üttit großem 33erbruß vernimmt er, baß
ber 3ttarf graf, ben von ängefidjt gu 3fagefid)t gu fefjen unb freunblidj
augufpredjen von fanger 3eit f)er fein feljnftc&fter 2Bunfd) fei, iljn verfemt
Ijabe, unb mad)t iljm ben 93orfd)Iag, fiel) am gwettfolgenben £age (13.

©eptember) gu einer 3wfammenfunft in&rwf anberüÄur emguftoben,


toofyu er trofe ber wiefctigen, feine ©egenwart erforbernben Sanbtag«*
gefef)äfte fd)on am fotgenben Sage (12. ©eptember) aufbredjen woüe*.
Die Slnwefeuljeit beS Süiarfgrafen in Sßieu war wof in erfter
8inie bure!) bie um jene 3ett erfolgte JBeteljnung mit ben $errfd>af ten
©eeäfow unb ©tarfow hervorgerufen. Daß fie baueben gu widjtigen 33er*

IjanMungen in perforieren Angelegenheiten äßapmttianS benuftt würbe,


erfeljen n>ir au« bem näefyftfotgenben ©tttdfe ber ßorrefponbeng, einem
langen ©erid)te be$ SWarfgrafen an 9Jlafimiftan, au« 9Bien vom 18.
©eptember 1558 batirt. Selber ift ba$ SJerftänbniß be* «riefet
buref( bie abfid)tfidj bunfle unb ge^eimnißvoüe Raffung beffdben fetyr
erfdjmert. ©leid) gu Anfang beffdben metbet fianS, baß er am testen
greitag ÜKorgenS 7 Ui)r bei ber bewußten $erfon gewefen fei, um
fiel) Antwort auf bie vorgelegten brei fünfte gu l)ofen. SBer war
bie
biefe ^erfon unb über we($e fünfte fottte biefetbe eine entfd&eibenbe
Sfotwort geben?
3lu$ bem weitem Snljalt beS SBerid}« ge^t nur fo viel mit
©ietyerfjeit hervor, baß ber Sttarfgraf batb nad) feiner Slnfunft in Sßten,
nod) vor bem .ßwfammentreffen mit bem Sönig in öruef , über biefe
brei fünfte mit ber bemußten ^ßerfon im Auftrag beS (enteren ver*
tyanbett Ijatte, unb baß tym barauf bie vorläufige Antwort geworben

1
<8« tfi in berfelbtn bie Äebe bon ben beiben ntebetlouftfttf^en ©etr-
f^aften ©eeö!ow unb ©tarfotü, mit benen ber SWortgrof um biefe 3eit bie
faifevfidje ©ele^nung erhielt.
8
2)aßbiefe 3ufammentunft wirlli^ flattgefunben ^at, erfeljeu toir a\\9
eiu paar ©teilen ber fp&teren Correfponbengftüde.

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565

war, baß man fid) einen enbgüftigen JBefdjeib 6i« nad) feiner töüdf*
fünft t>on örutf toorbeljaften wolle. Qebenfall« würbe bei festerer
bic Angelegenheit münbfid) weiter befprodjen unb ber SÖiarfgraf t>on
Seiten 9Äajrimilian« beauftragt, bie 33erf>anblungeH in SBien fortgu*
fefecn. £)e« Sönig« Tanten unb *ßerfon fdjeiut übrigens Ijiebei in*
fofern außer Spiel geblieben gu fein, baß oon iljm immer nur wie
bon einem Unbefannten bie SRebe fein foßte. SBenn ity mir begügli^
btefer ljöd)ft unHaren Stelle be« ©erid)t« eine SSermutljung geftatten
barf, fo geljt biefelbe bal)in, baß SWafimitian ben SRarfgrafen beauf*
tragt j)at, über gewiffe beftimmte fragen, bie für iljn (ÜÄajiinilian)
tum Ijödtfter äßidjtigfeit waren, bie Antwort ber an«fd)faggebenben
^erfonen einjufyofen. Slber wer waren biefe unb worüber wünfäte
ber Sönig iljre Sfafd&auung, iljren Vtati}?
Die Antwort ift fäwierig, unb nur mit 3uljülfenal)me ber fes-
teren ßorrefponbenjftüde üermögen wir einige« 8id?t in ba« ÜDunfet
ju bringen. Süiarlgraf §an« fpridjt in einem no$ au« SBien Dom
25. September batirten ©riefe an SÄajimilian bie Hoffnung au«,
baß e« iljm gelingen werbe, bie (Sljurfürften t)on ber $fafj, Saufen
«nb öranbenburg ben Sßünfdjen bc« Sfttaig« gefügig ju machen.
(Sbenfo ift in bem ©eridjte Dom 18. September aöerbing« in —
ffiäjft unllarem 3ufammenf)ang —
bie 9?cbc t)on bem ßljurfürften
üon Sadtfen unb JBranbenburg unb bem ^erjog Don ÜWedKenburg,
an jwei anberen Stellen toon SBürtemberg unb ©raunfdjweig.
'Darf nun Ijierau« ber ©djluß gejogen werben, bie ^erfonen —
*« ift au$ Don folgen in bem angeführten buufeln JBertdjte bie
Spraye — an welche fid)§an« im Auftrag TOajimilian« anfragenb
,

Wenbet, feien bie toorneljmften proteftantifdjeu 9ieid)«f ürfteu , bie be*


Wußte ^Jerfon irgenb eine vertraute 3^f^nperfon gewefen? SRod)
Diel fd&wieriger ift e«, bejüglid) be« Oegenftanbe« biefer SBerljanblungen
bie nötige Slarljeit ju gewinnen. S« ift Ijier nidjt ber Ort, ßon*
jiecturen über bie Don 9Äajimtlian geftetlten fragen unb Proportionen
au«jufül)ren: fie Würben im beftengaö nur Don $Weifeff)aftem äßertjje
fein, and) oljne wörtliche 9Äittl)eifung be« Sejtcö ntd)t oerftaubeu werben.
Slber ba« wenigften« glauben wir behaupten }u bürfen, baß ber
©egenftanb berfelben oon ber gewidjtigften Art war unb in erfterßinie
bie religiöfe Gattung be« Jungen Sönig« betraf. 9?id)t unwal)rfd)ein*
lidj ift e«, ba^ üflajiiniftatt in ber ferneren 33ebr8ngtl)eit feine« reti*

fliöfen Oewiffen« fetyon 1558 ben Sdjufe unb bie £ülfe feiner et>an*
flefifdjen @tauben«genoffen angerufen Ijat.
So Diel ftef)t übrigen« feft, baß bie m'mittetnbe £l)8tigfeit be«
ÜJKarfgrafen eiue erfolgfofe war. SOStr entnehmen bie« bem JBeridjte
«be« legieren an TOajimilian , in welkem ber Sdjreiber feinem Un*
mutlj über ba« SWißtingen in fröftigen Slu«brü(f en fluft mat^t. „Ste^t
auf bem" —äußert er —
„ba$ man bem alten gebraud) nad& ben
odjfengang nid)t oerlaffen will". Unb in bem 2lntwortf(^reiben oom
23. September fpri^t ber Sönig, na^bem er bem Slbreffaten feinen
Dan! für feine ©emüljungen au«gebrü<ft ^at, fein öefremben bar«

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1
1

566

mau
übet au§, baß
—aufgenommen
bie l>od)Wid)tige Angelegenheit fo f üljt

fyat „3$ möchte woljl leiben" — fä^rt er fort „war au$


meines erachten* wot von übten, ba$ man ainmat ber gurren wol ju
ben äugen fefye unb ben fd&tal fperret, e^e unb juvor man bie ro$
IjinauS jöge, ben barnad) Würbe e$ ju fdjpat fein".
Die nädtftfolgenben ©riefe bieten fein allgemeinere* (Jntereffe.
©$ finb meift f urjgef aßte öegtettfäreibeu ju mitfolgenben „^fangen",
welche bie beiben Surften gegenfeitig au$taufd)en. ©neu intimeren
(Stjarafter gewinnt bie (Sorrefponbenj erft wieber mit einem ©riefe
9Ka$imiltan« au8 Sßien vom 9. Styril 1559. ^faufer war einige
3eit franf barniebergefegen.
©er Sönig freut ftd), bem vertrauten greunbe mitteilen ju
fitonen, bag jener Jefet wieber gu prebigen im ©tanbe fei. Dagegen
neunte bie Verfolgung in ®fauben$fad)en iljren Fortgang, „unb ob wir
gleid} unferm beften vermugen unb aller fadjen gftalt unb gfegenljait
nad) ba$ unferig gern träten, fo fein bod) ber persecutores fo vitt
unb ber protectores neben un$ fo wenig, baß wir gering^ fcfyaffett
fljunben". Unb in einem eigenljänbigcn 9iad)trag fügt er bei: „idj
fann S. 8. tut vergalten, baß mau von allen orteu heftig an mid)
fefet unb midj jum työgften verfolgt ; bod) frag idj wenig barnad) unb

bttt gott umb gebult unb ba$ er mid) bai fainem wort erhalten wolle

nad) fainem göttlichen willen. Unb ob man« mir ju fil machen Wolt,
wie man mir bann brot, fo Ijoff id), baß id) von S. 8. unb anbern
regten criften nit vertaffen wierb\ 3nberfetben mutigen SBeife wie
gegen ben greunb äußerte fid) SWajimiltan bamate gegen ben 33ater,
a($ biefer il)m vom 9lug8burger 9?ei$$tag au$ neuerbingä bie 6nt*
laffung ^fauferä anbefahl: in allem geljord)e unb efyre er ben 33ater,
allein in retigiöfen Dingen uidjt; e^er Würbe er felbft alle feine ©üter
x
aufgeben unb ©Ott in ber 3urü<fgejogenl)eit bienen . Unb in ber
£ljat mußte gerbinanb bamals nod) einmal von feinem ©egetyr ab*
fielen.
übergeben bte jaljlreid&en ©riefe ber folgenben Sttonate, ba
35$ir

biefelben, außer politifdjen SWeuigfeiten —


auf bie e$ uns l)ier ntc^t
weiter attfommt —
febiglid) klagen über ben fortbauernben SfeligionS*
gwang von ©eiteu be$ Sönigä, SCroft* unb Sftafynworte von Seiten
be$ 9Äarfgrafen enthalten. Der festere glaubte bejügfid) bieferSorre*
2
fpottbett) bie größte 33orfid)t anraten ju muffen . SBieberljolt erfudjt
er benSönig, alle feine ©riefe aläbalb naefy berßefung ju verbrennen.
SBeif e$ möglidj fei, baß biefelben unterwegs aufgegriffen würben,
fd)fagt er Slnwenbuug einer @l)iffrefd)rift vor. Unb ängftlid) ift
bie
er bemüht, fogar bem Könige gegenüber, bett ©erbaut wegjuräumen,
als wolle er fid) 3wietrad)t ftiftenb jwifcfyen SSater unb ©ofyn brängen.
Die branbenburgifdjen dürften finb bamalä unb nod) fange nad)«
l)er ftet« bie getreueften Anhänger ber faiferlid)en Autorität gewefen.

1
5Wouienbrcc^cr 1. c. ®. 275.
8
2)ic ©riefe gingen über $rag bur* bte $finbe eine« gewiffen ©rießbetf,
an ben fte tt>ol)t abrefrtrt waren nnb ber bann ben ©eüertrantyort beforgte.

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567

©eitbem gerbinanb im $erbft 1559 Dom äugäburger 9?eid)$tag


imc^ 95Men jurücfgefeljrt toar, ^atte bie Sebrängnig SWajtmUianS ben
l)öd)ften ©rab erreicht. 3n biefe 3ett fällt ein eigentyänbiger ©rief
beff etbcn , un$ einen genauen Grinbtidf in bie bamalige Sage be$
bcr
&önig$ unb baljer tjier feinem ganjen 3>nlja(t nad) folgen mag.
tj)un lagt
@r ift au« Sßien oom 2. gebruar 1560 battrt unb lautet nad) 2Öeg-
laffung be$ gingang« f ofgenbermagen
„3$ fljan <£. 8. freuntlidjer manung auf berfettoen färaitoen
nit behalten, bat e$ nit an ift, fonber ba$ id) Don ber Äat). 9K.
jum atterljogftcn verfolgt tüterbe, ©faid) tool erjagen fid) 3. ÜÄ.

oor ben faiten gang gnabigift gegen mier. Unb ift (aber baljin
fernen, ba$ mier 3.3W. mainen prebicanten mit getoatt nemen, ban
fie mit groffen jorn ju mier gefagt, id( fol gebenden unb fotte ine
toef tljuen : too atoer nit, fo toefle 3>. ÜÄ. nad) ime graifen unb gegen
ime oerfaren, tote ain foflidjer fl)efeerifd)er bueto berbient l)ato. Unb
toietool id) aüe toege unb mitt berfued)t Ijatoe, oro id) ben gueten
man bai mier I)ette erhalten lernten, fo l)at e8 atoer gar faitt fc^tat
bat 3. SR. l)atoen tooflen, alfo too id) anberft nit toitt, ba$ er main
prebicant in gefare Wjum, fo mue$ id) ine toef tl)uen, ban 3* 90?*
gar obduratus ift et contra oportet non est remedium, (aber,
alfo ba$ id) toartid) in groger betrietonuS unb geferlifat maineä le*
tocn$ bin; bod) toan id) geben! , ba$ e$ umb ©Orifti teilten gefd)id)t,
fo erlitt ftcf> main Ijerfe, ban id) toot toa$, ba8 e$ mug verfolgt
fain auf biefer toeft, unb ba£ toier, bie fo ßjjriftutn benennen, ba$
fraife tragen mieffen. SBtoer fte matten toag fie tooflen, fo toerben
fte mier Ütjriftum unb fain »ort toeber mit fd)toert nod) faier au«
mainem l)erfccn nit raifen. 2Ba$ aud) getoif(id), ba£ mid) gott ber
Ijerr berbai ermatten toiert, Ott) id) fd)on barum oerfotgt toier, fait
toenig bat)on; l)atoen fie e$ gott bem Gerrit feftoer getl)an, es toiert
und autf) gefd)el)en, ban ber fnedjt ift nit beffer at$ ber maifter.
3$ fdjte iefet in tyanbtung umb ainen aubern prebicanten: toiert man
mier benfelben aud) nit (äffen toetten, fo toierbe id) oerurfad)t toerben,
auf anbere toeg ju gebenden, ban man ben fl)rug fo oft jum bruuen
tragen tljuet, bis ba$ er ju ber (efte brechen mue$. 3)od) bitt id)
taglid) gott ben Ferren umb gebuft unb befätanbifait , ban iö) ml
toa&, ba« fie mier ^öf(ict) naef) mainem (etoen trauten , bau fie oer*
manen, toan nuer id) toef^ toere f fo toar aüe ier fac^ richtig. 3^
bitt f ß. 8. toette mier main uunufe gefd&toefe nit üerargen, ban ity
main otoligen niement toa« ju Ragen a($ gott, (5. 8. unb anbern
gueten friften. $i) toa«, toan S. 8. fe^en fo(t f toie man mit mier
umbge^et, fte tourben ain tvtuü(fy$ mitlaiben mit mier tjatoen, atoer
gott fai getobt, ba$ emittier umb fainent toiüen gef^ic^t. g« ift and)
ba^in geraten , ba$ bie, fo fie afmat too( auf mainer faiten erjagt
^atoen, bie gefd&teüen fi^ iefet gegen mier, ate fljant fie mic^ nit
propter metum fariseorum, gott öerjaie^ inen foflid)$. Unb in«
funber^at bed fljunigä dou 3fpttnitt pot^fc^aft ift ber, ber ba« rebte
am aüermaifteu bai ber tat). 972. traiwen t^uet. S. 8. f^uneu nit

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;

568

glauben, tote fic mit mier umbgeljen, ia fie ^atoett fld> au$ untere
fötanben, matnen Heben gemalt mtber midj aufjuljefcen, atoer fie ift
fo ertoer unb frum, ba$ fie fidj nichts ^att taffen betoegen, fonber
ftd) erjagt, tote ier geburt l)att. $)a8 mefte id) aUe$ barumen, ba«
mit ß. 8. feljen folb, in quantis adversitatibus iejunber id) fättt*
ljen, \i) trau atoer gott, <£. 8. unb anbem maiiien gueten freunben,
ba* fie midj in fat ber not nit oerfoffen werben. @ofi( nun bie
polnifd) fad) betrift, bebanf idj midj ganfe bienfttid) be$ gueten toiflenS,
fo fie ftd) gegen mier oernemen taffen, atoer ber @. 8. foflidj* be*
ridjt ljat, ber ift nit toot beriet gemefen, ban id) nid)t$ berbon toaS:
1
toar aud) ettoa* baran, toott idj« <£. 8. nit behalten .

6. 8.
guettoifltger oljeim
1
©erfolgter SKajimtliauuS '.

9tt$t lange nadjljer mn&te $faufer toirflid) ben fönig(id)en £of


öerfaffen *. 3n biefer fdjlimmften Sage ber £)inge — fogar für bie
©idjerljeit feine« 8eben$ Ijegte er ernfte Seforguiffe — fdjtcfte ÜWap*
milian oon 2Barn$borf 8 an $an$ Don
feinen SSertrauten $tcotau$
Äüftrin unb feinen djurfürftfidjen ©ruber unb weiter an bie Äur*
4
fürfteu oon @ad)fen unb ber ^Jfalj unb ben 8anbgrafen Don Reffen
mit ber Sitte um föatlj unb ©eiftanb. Die SBerbung ©arnäborf«
bei ben beiben ©rübern unb ber tfjm hierauf erteilte ©efetjeib bifben
ben ©djtufc be$ ßorrefponbenjbanbeS. 3toei otogen legt SÜZajimifian
feinen proteftantifd)en greunben cor: erftenä toie er fid) »erhalten
fofle, im gafle ber Saifer iljm bie 35Meberannal)me eine« ^räbicanten
Dertoeigern unb mit ®tmlt jur aften ßirdje jurüdfbrängen toürbe,
fobann, todd) tljatfädjlityn ©eiftaub er aisbann oon feinen ©tauben**
genoffen ertoarten bürfe.
Üttan ftefjt, ÜKajimitian toar entfdjtoffen , ba« einmal ergriffene
Se!enntni§ mit aüen 2Witte(n feftjufyatten. ©egen feinen Ueberjeu*
gungSmutl) ftid)t nun freifiel) bie Haftung ber proteftantifdjen Surften
red)t urtoorrtjeißjaft ab. Die Slnttoort, toefcfye i^rerfeit« bem Der*
trauten ©efanbten ju Stljett tourbe, ift in iljrer äußeren ftorm füljf,
ityrem 3nl)alt nad) ablefyienb: Ermahnungen ftatt 3 u fagen, 2xoft*
toorte ftatt beftimmter 93erfpredjen , ©emeinpläfce ftatt tfyatfräftigen
£ufprud)c«. Slu« ber ganjen Raffung be« Sefd)eibe$ geljt beut(id)

1
SBejtetjt ftd) auf eine anfrage be« SRarfgrafen, ob bo« umfaufenbe @e*
rüc^t tualjrfipredje, baß SRarimilian &um fünftigen Äöntg Don $oIen außer*
feljen fei.
* <§r ftarb 1569 ol« @eifHid}er tn?outnöen. 2flajctnu!tan toar noc§ Wn«
gere 3"t mit i^m in (Sorrefponbeng geblieben.
8
8gt. über i^n Äaueier-@c|ott f ©rieftt)ec|fel jtt)if(^en ©ergog C^riflort
toon SBürtemberg unb SSergenuö (SBibl. be« üterar. herein« »b. CXXIV,
©. 159).
4 ©erbung
3)ie bei @ad^fen f. SBeber im Brd)to f. b. fäc^f. ©ef*.
»b. III, ©. 317-18 [fafl gleidjlautenb mit ber SBerbung bei ©ranbenburg]
beg. ber übrigen SKaurenbrec^er a. a. O. ©. 279 SRote.

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569

Ijeraor,baß ben JBrübern eine berartige 3nanfprudjnal)me iljrer tljat*


triftigen §ütfe $5$ft ungelegen fam. @ie Rotten es mof nid&t ge*
münfdjt, aud) taitm ermartet, baß OKajimilian in ber SBertljeibignng
feines religiöfen SefenntniffeS bis jum offenen Sßiberftanb gegen ben
SBater fortreiten mürbe. Die« (entere mcnigftenS mußte um {eben
<jkeis oermieben »erben. GrS galt baljer toorerft, bie ©röge ber ®e*
fafjr, in meiner berfiönig burd) bie lefeten SWaagna^men gerbinanbs
fdjmcbte, geringer barjufteßen.
3u biefem 3^^de nefjmen bie ©rüber ©ejug auf eine frühere
SWittfjeUung 9fta$imiliauS, bag ber ffaifer bei ber Vertreibung ^fauferS
bie 2Öieberaufnal)me eines anbern *ßrabicanten in SluSfidjt geftellt

Ijabe. 2Ufo — meinen fie — Wune ber Sönig getroften 9Kutl)eS


fein unb bem gütigen SBoljlmotlen beS 93aterS unbebingt vertrauen»
2llS ob fie md)t recfyt moljl gemußt Ratten u f a 9* M « r *™
, ba§ jene 3
augcnbfidflicfyeS, auf bie ©utmütljigfeit 3Jia{imilian$ berechnetes 9?otl)«
mittet gemefen mar, oon bem man, menn erft ber &totd erreicht
mar, nichts meljr mußte,
SRattfjerjig mie biefe SSertröftungen finb aud) bie 9totf)fd)täge,
metd)e bem $ömg auf feine bireften anfragen erteilt merben. @r
möge fid), ba iljm bie öffentliche föeligionSübung oerfagt fei, mit einem
l>eimtid)cu ©otteSbienft auf feinen Zimmern begnügen, ober er möge
barnad) tradjten, baß iljm ein $ronlanb gu eigener 93ermaltung aus«
gctfyan merbe, in meiern er bann ungefjinbert feiner religiöfen lieber*
jeugung nachleben fönne. Sludj eine (frterceffion bei bem ffaifer mirb
angeboten, obfdjon eine foldje, mie mir aus SölajimitianS eigenem
9ttunbe Kiffen, furj oorfyer einen fläglid)en SluSgang genommen Ijatte.
©o ift eS begreiflich, baß SRafimilian oon jefet ab bem heftigen
anbringen gerbinanbs feinen SOSiberftanb meitcr entgegen fefcte. (Sin
foldjer märe nur unter bem JBeiftanbe ber proteftantifdjen Surften
benlbar gemefen, unb biefe liegen iljren ©enoffen in ber ©tunbe ber
©efaljr feige im ©tidje. SOSel^ attbere @ntmi<ftitng mürben bie ©c«
fd)id!e unferer Nation genommen Ijaben, Ratten bamals bie proteftan«

tifd&eu Surften bem §ülferuf SftajimiliauS golge gegeben! SOSenn


man bebenft, baß bie beutfdje Deformation fpäterljin, als bie ftreng*
fatl)otifd)e Haltung ber Habsburger bereits mieber in gemoljntem
fledenfofen ©fange leuchtete, bod^ nod) bie meiften öfterreid)iföen
88nber für iijre ßefjren erobern fonnte, um mie oiet feister unb er«
folgreidjer mürbe fie um
baS 3faljr 1560 Singang gefunben
etma
ijaben! Zeigte fidj bodj bamals, außer bem Sljronerben , aud) nodj
ber jüngfte @ol)n SerbinanbS, Srsfjerjog fiarl, in bebender Sßeife
ber eoangeliföen 8ef»re ju. Der SSormurf furjfidjtiger <Sngl)er$igfeit
mirb ben proteftantifdjen Surften nid)t erfoart bleiben fönnen. @ün*
ftigeraber toirb fi$ baS Urteil über 3Kajimilian geftalten muffen,
„©in geiftreidjer ÜKann oon großer ^Begabung, erfüllt öon Politiken
©ebanfen unb ©ntmürfen, oon bem bie Scitgenoffcn ©roßeS er«
märtet, — ift er bod) burc^ ben 3^fP att f cine ^ ©enfenS unb
feines £ljun$ ein menig erfreuliches Silb Don £>atbl)eit unb 3^fa^«

XVI. 38

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570

ren!)ettunb Snconfequenj getoorben 1 ". Sßir fönnenbem legten S£^et(


biefeS Urteils nic^t beiftimmen. Sßenn bic SBoranftettung bcr ibeaten
öor ben materiellen ©ütern, baö unöerrücf te gehalten an iljnen trofc
atter Sodungen be$ äußeren ©eunnnS ben mutigen djaraftertooüen
3Kann auSmad&t, fo ift SJtofimilian ein fotö)er getoefen, trofebem ber
(grfotg iljm nid)t jur ©cite getreten ift: benn md)t btefer, fonbern
(ebigli^ bic gute 3lbfid)t beftimmt im ?eben ben SBcrtlj be$ @in*
jelnen.

1
jföauren&redjtr a. o. O. @. 296.

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3ü 2t(6eri<$*

35on gr. ganttfe.

Sllberid) liefert gum Saljre 1122 ein gjeerpt, in Welchem Don


einem inbifdjen Patriarchen Cannes bie föebe ift, ber, begleitet t)on
©efanbten be8 btjjanttutf^cn SaiferS, nadj föom gefommen fei unb
bort allerlei SBunberbareS Don feinem §eimatf)lanbe berietet Ijabe.
©in etwas »eiteret 3totereffe erlangt biefe 9Rittl)eilung baburd), ba§
fiefpäter mit aufgenommen ift in bie @age t)om Sßricftcr 3toljanneS,
mit bem fdjließlid) ber ^ßatriardj 3ol)amieS J« einer ^erfon jufam*
menwucl)S.
Silberig citirt feine Quelle mit ben ©orten: Sequitur ex ge-
stis ejusdem äßilmanS, im 2lrd&fo X, 230, möchte barauS
Calixti.
fließen, baß, falle auf baS ©tat überhaupt etwas gu geben fei, wir
ijier ein @tü<f ber Gesta Romanorum pontificum oor uns Rotten,

bie fonft für jene £eit fehlen, hiergegen Ijat fid) @dKffer*öoid)orft
in feiner meifterljaften 2luSgabe unb Srttif beS Silberig erftärt, Monum.
SS. XXIII, 668. 6r Ijält einen 3ufammenljang mit ben Gesta pon-
tificum wegen ber fritißofen gabefeien jenes SeridjteS für ungläub-
ig , n$d)te jebod) Gesta Calixti ntdjt gang in Störebe fteUen: ein
fo fritiftofer unb Fabeleien fo gtinftig gefinuter Biaxin, wie biefer
*ßapft war, Ijabe gar tooljt aud) über fid) allerlei gabelljafteS in bie
SBelt ausgeben laffen fönuen.
3n
einem Seipjiger Decanatsprogramm (jum 20. 3an. 1875)
Ijabe barauf aufmerffam gemacht, ba§ wir eine ausführlichere @r*
id)

jäljtung toon jenem Sefudje beS inbifd)en '»ßatriardjen in 9?om als


fetbftänbigen JBeridjt befifecn, unb jwar in boppelter ©eftatt, einer
längeren unb einer fürjeren. SBemt id) biefen ©eridjt, mit bem Sil*
beridjs (Sjcerpt »örtlich übereinftimmt , nidjt gerabeju für SllberidjS
Quelle ju erfiären wagte, fonbern es nodj für nidjt unmögfidj Ijielt,
baß er eine rljetorifdje Ueberarbeitung beS ©jcerpteS bei 9l(beridj fei,
fo Ijätte bod) bie große 9Wenge ber alten Slbfdjriften , bie wir Don
jenen beiben ©eftalteu beS ©eridjteS befifcen, midj abgalten f ollen, fo
gu urteilen : ein ©djulejercitium fonnte eine foldje Verbreitung nidjt
finben. ©eitbem Ijabe idj nun audj Slbfdjriften beS 12. Qaljvf).
lennen gelernt (über bie bei anberer ©efegenljeit) unb bamit
, erlebigt
fidj jeber 3meifel: jener S3erid)t ift eine Relatio, wie wir öljnlidje

38*

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572

ober nod> embere ljeraorragenbe (greigniffe be« üftittetalter« nadjweifen


fönuen, g. S. bic Relatio de rege David u. iL, eine ärt ber
fpäter f. g. „ifteiimett Bettungen", «nb er tft bic Quelle be« 2ltberidj,
ber fid) nur mit einem bequemen ©tat abljatf, inbem er at« OueHe
anführte Ex gestis Calixti.
SSon jenem ßreigniffe l)aben wir nun ober nod) einen jweiten
JBerid&t, unb bie ©leic^jeitigfeit jener Relatio wirb baburd) nid)t
wenig geftüfet.
SSon Obo, bem Slbte »Ott @t. SRemi in SRljeim« (Hbt 1118—
1151), befifecn wir auger einer Urfunbe, bie bie Sart^äufer inSRljeim«

einführt, nod) jwei ©riefe, einen an einen ©rafen Stomas, einen


jweiten an einen 9lbt Sßibatb. SDer erftere e«, ber uns Ijier an*
ift

gel)t. 6r ift juerft oon äWabiffon in ben Analecta I, 334 gebrudt,


f^äter öfter. Qn iljm wirb in ber $auptfad)e (bem Seridjte be«

inbifdjen Patriarchen) baffetbe erjäljlt, wa« in ber Relatio, aber


triftig unabhängig ton biefer. @o ftüfcen ftd) bie beiben ©eridjte
gegenfeitig.
TOabillon a. a. O. fefetc Obo« »rief in« 3a!jr 1135, unb biefe
Angabe ijätt SDligne in feiner Patrologia Tom. CLXXII, @. 1331
nod} feft aber bereit« bie Histoire littdraire de la France XII,
©.406 beweift, baß ber «rief bor 1130, waljrföeinad) nod) öor 1129
fallen muffe. @ie nimmt ba« Qa^r 1126 at« ba«}emge an, wo fid)
Obo in SRom aufgehalten ljabe. 3$
vermag ni$t ju beurteilen,
wie weit bie« teuere fidjer ift. 3ft e« fid&er, fo mu§ Obo fdjon
früher einmal in 9tom gewefra fein, benn bie au«brücflid)e Angabe
ber Relatio, bie fowoljt ba« ^apftjaljr (ba« trierte be« Salijt) %
wie ba« 3a^r p.Chr. (1122) anführt, brausen wir nun ntc^t meljr
in 3weifel ju gießen. Obo ergänjt bie Datierung ber Relatio burdj
Angabe be«£agc«, ber in ber Relatio feljlt: feriasexta post dorn,
ascensionis solemnitatem, ba« war 1122 ber 5. 9ttai, ber in ber
23)at in ba« toierte 3al)r be« Zapfte« ßalijtu« fiel.

Qn bem ©riefe be« Obo Ijaben wir eine tneljr nüchterne £)ar«
fteQung be« Vorgänge« im einfachen SBriefftit, in ber Relatio, bie
oon Htberid) at« Quelle benufet warb, eine für bie groge Süienge ber
SBunbergläubigen mit ber nötigen Sm^afe aufgebaufd&te @rjä|lung.
Ob fiatijctu« fetber biefe veranlagte, mag baljingefteflt bleiben. Sin*
fang« freilid) war er nad) Obo« 9ttittl)eitungen auf itn Srgfi^ler er-
jürnt unb l)telt iljn für einen Stnffdjneiber. Dann aber fäljrt Obo
fort: Gredidit tandem dominus papa, credidit omnis curia
u. f. W.

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.

3ur ©eföitye hti »ctd|«I|ofgerir$tc«.

ä$on 3uHtt0 Riefet.

3m SBiener 9feid)$ard&h>e befinben fid) 3mbret>iaturen be$ Strienter


9?otar Qafob §a$ t)om 3. 1242. Durig, ber biefetben öor einiger
3eit ^icr benufeen fonnte, machte mid) aufmerffam auf 3luf}etd)nungen
auf bem Umfrage berfelben. 2luf ber einen $nneufeite l)eij$t e$:
||
. . . tt . g . . .. B. de Osternahe mag .... impe-
rialis curie dil . . . . iusticiam qui iudica ||

.Ibique domnus Conradus capellanus et scriba». . . . pro-


.

curator domni . advocati de Mez .


||

rio . . dedit et domno S. de Ty . .

potestati de Tridento per domnum imperatorem litteras si-


gill]|atas o domni B. de Osternabe perialis
curie iusticiarii sigillo figurat. dicti domni B. in q . . . gillo ||

ipse domnus B. iusticia sedebat in kathedra


et una mann tenens gladium extractum alia man . te- ||
. . .

nens supra genus (fo) et circa circa


diligite iusticiam qui iudicatis terram ||
sigillo . . no et cedula
int ||

3)er erften &tiit ging nichts üorljer, bie lefete fear nur gura
5T^ctt bef trieben. 2luf ber ^nnenfeite gegenüber finbet fiti^ eine Sttuf«
geidjnung, bereu erfte3eUe gang uulefertid) ift; in benfolgenben (äffen
bie Sßorte causa appel
tefen: —
parte imperiali aueto- —
fiefc

ritate — competens nee const violentiam fa de qua — —


questione coram nobis in oeta — cum ipse contra privi-
legia. — Stuf ber äußenfeite ift in ber erften 3ei(e beutttd) ju lefen
— domnus Goteschalcus de Nyderhovi —
SBa$ ^ier vorliegt, gehört tooljt überhaupt nidjt gu öoßftänbigen
Uri unbenabfe^rifteu ; e$ fd&eint ber Slotar au« tljm twrfiegenben Ur»
funben nur einzelne iljn intereffirenbe <&tMt abgefd&rieben gu Ijaben.
3umal bei ber erften Sfofgcidjnuug bürften ü)n gunädtftnur bie 8ln*
gabeu über ba$ Siegel intereffirt Ijaben, unb &tiU fdjeint
bie erfte
überhaupt nid)t toörtlid) au« einer Dorfiegenben Urfunbe genommen
gu fein.

Diefe 2lufjetd)nung bietet me^rfa^e« ^ntereffe. Sir lernen


barauS gunäd)ft einen btöfjer unbelannteu ^oftuftitiar feunen, ber in

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574

bie 8üdfe gtotföen 6. fcon SSfyter 1237 unb Sbotf öon SBafoedf 1255
gu fefcen ift. grüßten« 1239, ba ber Styutier ©obeger bc £ito
erft in biefem 3aljre <ßobefta tion £rient mürbe. Slber audj toofjt
nid)t biet fyäter, ba e« fdjeint, baß bie 5lufgeid)nungett fd)on ttor»
Ijauben toaren, at« ba« Statt gum Umfrage benufet mürbe, toa« tu
bem 1242 fetbft, ba« bie 3mbrebiaturen treffen, gefd)eljen gu
3af)re
fein fc^ctnt. Damit ftimmt nun, bajü im Sluguft 1240 ein Bruno
de Osteronah beim Könige ju SKtborf ift, ögt. SBirtemberg. U. SS.
III, 448, toSI)renb td) fonft nie ein SffJitgtieb be« @efd&Ied)te« in ber
Umgebung be« König« ober be« Kaifer« nadjtoeifen fann. ©efjört ba$
@efd)fed)t überbie« nad) granfen, ba e« fid) nadj Dfternolje norböft»
tidf) öon Nürnberg bei föottenberg nennt, fo ift nidjt tool)f abgufeljen,
toie Sruno im fttbtidjen ©djtoabeu am §oflager fein fottte, toenn er
nid)t gur bauemben Umgebung be« König« Danad) möchte gehörte.
td) nic^t bejtoeifetn, baß jener Sruno berfe(6e mit bem in unferer

Sfofjeidjnung erwähnten §ofiuftitiar unb 1240 im Slmtetoar.


©er Xitel fdjeint nid)t genau mit bem fonft übfidjen, &gt.
Sranftin 9ieidj«f)ofger. II, 116, übereinguftimmen ; teiber (äffen bie
Surfen feine fixere (Srgängung gu. ©ei bem 'mag* ber erften jfcSt
bürfte el)er 'an magister at« magne gu benfen feien, toie benn bie
figitifdje Segeidjnung a(« ©rofftofgeridjt in £)eutfd)(anb gang unbe*
fannt getoefen gu feien fd)eint. ©affelbe trifft freitid) ben 2lu«bru(f
magister iustitiarius, toäljrenb id) bod) aud) bei ber gtoeiten Srtoöfj*
nung faum abfege, tote anber« gn ergangen fein fottte. £)abet ift

freüid) gu bebenfen, bajü e« fid) um ein 3fnftrument eine« £rienter


ÜRotar Ijanbefa toirb, bem bie figififd)en JBegeidjnungen geläufig fein
motten.
SBenigften« bann, toenn toir bie auf ber gtoeiten ©eite nod) fe«*
baren SBorte a(« gum 3fnl)atte be« ©djreiben« be« §ofjuftitiar ge*
l)örig betradjten bürfen, toürbe ftd) ergeben, baß bie @eridjt«barfeit
beffetben ftd) aud) über ba« $3i«tl)um Orient erftreefte. (Sinige Qafjre
früher toürbe ba« überhaupt nid)t auffallen fönnen. uma ' in ftau * 3
fifdjer &tit toürbe ba« S3i«tf)um a(« fefjeit be« beutfdjen Königreiches
betrachtet, unterftanb aud) in«befonbere nod) ber ©etoalt König $ein»
rid)« (VII.); üg(. ftiefer, 3tat. gorfd). I, 270. II, 72. 195. $)a«
gegen ^atte K. griebrid) bei ßrrid)tung be« ©enerafotfariate« ber 93e*
ronefer üflarf in baffelbe, unb bamit in ba« itaUemfdje Königreich
überhaupt aud) ba« ©i«tl)um Orient einbegogen, toetdje« benn aud)
ber ©eri(^t«getoaft ber gu ^ßabua refibirenben ©enerafüifare unter*
ftanb; ögt. ^tat.gorf^. II, 507 ff.
@« ift mögKc^, ba§ biefe neuen
SSer^ättniffe 1240 noc^ nic^t afifeitig feft georbnet toaren. ß« toäre
aber auc^ benf6ar, baß fjier bie aSerfd^teben^eit be« ®eric^t«toefen«
eingriff* 3u Orient fetbft unb in einem großen Steife be« 33i«tl)um$
toar biefe« in itatienifc^er SBeife geftattet, finbet fi^ in«befonbere ber
felbfturt^eitenbe 9?ic^ter ; bamit mag e« gufamrneuljangen, ba§ fi^ ft^ott
früher burc^ bie 5lu«be|nung ber 2lppeöation«geri4t«barIeit ber 9Warf*
grafen üon (Sfte anty über Orient, üg(. 3ta(. gorf4 II, 64, eine n8*

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575

IjereSJerbinbung mit ber italienifdjeu ®erid)t$t)erfaffung ergibt. 3it


einem großen Streite be$ ©istfjumä aber pnbet fid^ beutfdje @erid)ts*
öerfaffung mit ber ©Reibung gtüifrf)cn 9?id)ter uub Urtljeiter, ögf.
3tat. gorffy III, 179. 183. @$ tüäre mögttd}, ba§ l»ier bie 3?uri$»
biftionSgrenje&on ber potitifd&en ©ränge unabhängig mar, bie beutfd)en
ST^eife be« Stetiptm* bem beutfdyen §of geriete , bie itaticnifrfjen ber
Magna curia unterftauben.
ßnbtidj ift unfere Hufjeidjnnng öon ^ntereffe, mil fie bie l*e*
gettbe be$ ätteften §ofgerid)t$fiegef mit: Diligite iusticiam qui iu-
dicatis terram, richtig fteüt. £)a« ©iegef fetbft Ijat fid) anfdjeinenb
nur an einer Serbriefung öon 1236 für ben 5lbt öon SWaufbronn
ermatten unb ift banad) üon Sauger im SSßirtemb. Urf unbenb. III, 375
bef ^rieben; eine 9lbbitbung l)at bann fürjtidj Surft §ol)entolje im
2fojeiger für Sunbe ber beutfdjen SSorgeit 1876, @. 137 öeröffenttid)t.
83on beiben ift ein nur nod) Sßort mit guber-
tljeitoeife leferlidjeS
natis ftatt iudicatis ergänjt, mit ÄauSfer . . natis ju er»
nod)
fennen glaubte, toäfjreub bod) aud) nad) ber Hbbitbung nur . . atis
beuttid) ju fein fd)eint, ber uädjftoorfjergeljenbe 33ud)ftabe aber aud)
nad) ben anfdjeinenb erhaltenen ©puren red)t tooljf c fein fann.

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©ebtdjte an* bcm jtoölftea 3a$r$ttnbert

tnitgettjettt öon <S. Tümmler.

£>a« erfte bcr bciben nad)fotgenben bisfjer ungebrudften ©ebidfte


ttmrbe öon $3ett)mann im 3f. 1840 gu <ßari$ entbedt unb abge*
f ^rieben ou6 bcm Räsidu St. Germain pag. 95, toofetbft unter
©adjerty« papieren fid) ein paar ©tätter au« bcm Äfofter Casale
saneti Pctri (ober Casale benedictum, 6ljegat*©enott im Sprenget
Don Sourge«) borfanben. (Sine« baüon enthält gtoei Urfunben t>on
1105 unb auf ber 9?üdfeite öon einer anberen §anb au« bem Sfa*
fange be« 12. Sfatjrfjunbert« unfer ©ebidjt, beffen öotlfommene ©teidj*
geitigfeit bemnad) ebenfo feljr burd& feine Uebertieferung toie burd)
feinen 3fnt)att begeugt nrirb. 2Ibgefa§t ift baffetbe offenbar toäljrenb
ber gtoetmonatlidjen ©efangeufdjaft be$*ßapfle« *ßafd)atis IL gunfdjen
beut 12.gebruar unb 12. 2lprit 1111, unb gttmr öon einem unmittel-
baren 3 eu 8* n l ene* Vorgänge, bie J)ier in letbenfd)afttid) päpfttidjem
@tnne aufgefaßt toerben.
Da« gtoette ®ebid)t, toetdje« in feiner 33ertjerrtid)ung be« Äaifer«
tfjum« einen ööflig entgegengefefcten ©eift attymet, entbedte 1865
SBtfljefm Slrnbt in einer sßapierfjanbfdjrift be« 15. 3at)rtj. au$ ber
gröfltd) SßotodEtfc^cn Sibtiotfjef gu SSMtanoto. @S fteljt bafetbft auf
f. 166 in ber ©jronif be$ fogen. Martinus Polonus, too e« bic
ßrgätjtung Don griebrid) I. befdjtießt. SDie Ueberfdjrift tautet Kichf
de imperatore Ffriderico primo, unb ift boefj tt)ot)t Sitmus gu
tefen, toenn audj am JRaube eine toenig fpätere §anb Bicini tjingu»
gefügt tjat. 3Son berfetben ftet)t am unteren SRanbe: De potestate
cesaris. Stuf f. 202v Ijat eine anbre $anb af« bie be« ©Treiber«
bemerft A. domini 1462. sede vacante ecclesie Cracoviensis post
:

obitum reverendissimi in Christo patris domini Thome epi-


scopi hie liber est scriptus ad impensas Michaelis abbatis
sanete Crucis montis Calvi. SDie äföfaffung be« ®ebid)teS faßt
ettua bretfjunbert 3fatjre früher, ba e$ ungtoeifetljaft furg nadj
ber Eroberung Sttaitanbä burdj Äaifer gnebrid) im <$. 1162 ent*
ftanben ift.

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1. Dum floret uerno* tempore 8. Deuouit coram omnibus


Auster quieto eqüore, Qui aderant presulibus,
Ex aquilonis partibus, Quod pauperes defenderet
Currens equis uelocibus, Ac raptores obprimeret,
Natus ex adulterio, Dampnaret sacrilegia,
Surrexit quidam scorpio. Pugnaret pro aecclesia.
2.Subiugauit Liguriam 9. Tunc d ßomam his blandiciis
Peragrauitque Tusciam, Perrexit, sed insidiis.
Somam ingressus fraudibus, Pueri ei cum e auibus
Et fedauit sanguinibus, Occurrunt atque laudibus
Ac sanctissimum presulem Tribuni atque proceres
A Koma fecit exulem. Et post iuuenes ueteres.
3.Prohdolor! tantum facinus, 10. Iura offerunt monachi
Qui est tam b adamantinus, Et eardinales clerici,
Qui non plangat et doleat, Pontifices sanetificant
Et ut ualet remordeat: Et quod salus est praedicant.
A seculi principio Et dum illum examinant,
Nunquam tanta c prodicio. Quod esse debent nominant.
4. Legat qui uult istorias, 11. In populorum laudibus
Dicat, si legit talia. Et clericorum cantibus
Nam Herodis nequicia Yoces sonant per aera;
Ad istius nequiciam Laudant regentem aethera.
Comparata est sanctitas, Tarn decora processio
Et Neronis crudelitas. Vix ante uisa Latio.
5. Cum peruenisset Sutrium 12. Cum uidit papam obuium,
Urbis ßome confinium, Falsum offert obsequium.
Papa premisit nuncios Os osculum dat pedibus,
Uli presules obuios, Sed cor manet in cedibus.
Qui sacram pacem quererent Papa suseepit dulciter,
Nee non illi assererent. Osculatur fideliter.
6.Tunc iurat ille scorpio 13. Post haec intrat aecclesiam
Cor adnectens periurio Beati Petri agiam.
Supra sacras reliquias, Caudam suae perfidie
Quod linqueret aecclesias, Valuis leuat aecclesiae.
Nee pastoralem baculum Sanctissimum pontificem
Ultra daret uel anulum. Inuasit ut carnificem.
7.Promittit pacem regiam, 14. Manu cepit sacrilega,
Sacra firmans imperia, Se christianum abnegat
Defendere catholicos, Et ad Christi iniurias
Dampnare simoniacos, Has parauit insidias,
Iurat pape obsequium Quas nee Herodes impius
Iuxta morem fidelium. Parauit neque Claudius.

* uno cod. b fcljft im cod. o tantam c.


d ©tro^e
SDtefe tft öon gleichzeitiger§onb am föanbe na^getragen.
e
fe^t im c, avibus üiettei^t o!« ^lurat öon ave )u faffen.

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lö.Sacrilegi Teutonici, Tu eins ad exitium b


Homines diabolici, Dirum paras incendium.
Pium inuadunt populum Ultra non possis cernere
Atque cateruam presulum Qui Somam uaduntperdere.
Vulnerant et expoliant 23. TuChriste uindex scelerum,
Ac uerberibus cruciant Causas qui queris pauperum,
16. Hanum mittunt in pueros, Istud uindica facinus,
Membris, etate teneros* Nee sis ultor serotinus.
Denudant et paladibus Tanto dignas flagicio
Lincunt tantis frigoribus, Penas huic redde impio.
Nam hiemis in tempore 24. Quondam quidam predix-
Hoc sunt abusi scelere. erat,
17. Natos stirpe nobilium Quod antichristus uenerat.
In uinculis custodiunt. Hie eius est uexillifer
Captiui essent proceres, Et principalis armiger.
Nisi cante afagerent. Viuus descendat baratrum,
Sic papa datur cladibos Ut Dathan iuit tartarum.
Com tribus innocentibus. 25.0 Petre, pastor ouium,
18. Conuertuntur in lacrimas Fer, quesumus, sufragium,
Gantos nimis acerrimas, Ut populus non pereat,
Planctus et Stridor denciom Quem tua uirtus recreat,
Erant in ore omnium. Sed eius exercitio d
Contorquebantur uiscera Pereat iste scorpio.
Videncium hec scelera. 26. Exerce tuum gladium,
19.0b captiuata pignora Virum percute inpium.
Matres denudant pectora, Seimus, quodnunquam ue-
Plangunt disruptis crinibus niam
Vidue pro criminibus. Meretur haec nequicia.
Ob multas turpitudines Ergo iustum, ut pereat
Lamentantur et uirgines. Et illum Roma doleat.
20. Supra sacrata marmora 27. Salue, papa catholice,
Franguntur pia corpora, Vir Paschalis paeifice!
Pre nimiis doloribus Letare nunc in carcere,
Facies secant unguibus. Goronandus in etbere.
Qui christianus doleat Flagicium hoc punies,
Et cum flentibus defleat Cum martirium finies.
21.0 misera Germania, 28. Utinam simus miseri,
Que te cepit insania? Digni consortes fieri
Quondam fuisti inclita, Tue laudande glorie,
Religione predita, Vir celebris memorie.
Nunc pro collata gratia Ora pro nobis miseris,
Exerces sacrilegia. Dignus coniungi superis.
22. Koma te honorauerat, 29.Vos prineipes Apulie,
Inperio ditauerat, Orti stirpe Neustrie

* per teneros c. * ex i tum c. c 2)ie|e ©tro^c i(l Don


tet gleiten $anb no^gc trogen. d exerticio c.

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Bellica arma capite, Vestro sternenda gladio


ßomam ire satagite. Teutonicorum concio.

n.
RITHMUS DE IMPERATORE FRIDERICO PRIMO.
1. Triumphator prepotens imperator ave!
Cuius bonis omnibus iugum est suave 1.
Quisquis contra Calcitrat putans illud grave,
Obstinate mentis est et cervicis prave.
2. Princeps terre principum, cesar Friderice»,
Cuius tube titubant arces b inimice,
Tibi colla subdimus tigres et formice
Et cum cedris Libani c vepres et formice d (!).
3. Nemo prudens ambigat te per dei nutum
Supra reges alios regem constitutum
Et in dei populo digne consecutum
Tarn vindicte gladium quam tutele scutum.
4. diu« cogitans, quod non esset tutum,
Ut
Cesari non reddere censum vel tributum,
Vidua pauperior tibi do minutum 2,
De cuius me laudibus pudet esse mutum.
5. Dent fruges agricole, pisces piscatores,
Aucupes f volatile, feras venatores:
Nos poete pauperes* opum contemptores
Scribendo cesareos canimus honores.
6. Omnes ergo cesari sumus debitores,
Qui pro nostra requie sustinet labores b.
7. Filius ecclesie fidem sequar sanam,
Contempno gentilium falsitatem vanam,
Unde iam non invoco Phebum vel Dyanam,
Nee a Musis postulo lingwam Tulianam.
k christianam,
8. Christi virtus imbuat mentem
1

Ut de christo domini digna laude canam,


Qui potenter 1 sustinens sarcinam mundanam,
Revocat in pristinum gradum rem humanam.
9. Seimus per desidiam regum Romanorum
Ortas in imperio spinas viciorum
Et sumpsisse cornua quosdam reproborum,
» ffiriderici c. b artes c. c libina c. d tncfletdjt

mirice. e At iamdiu? f Auceps c. * pauperes pocte c.


* 2 fin & ausgefallen,
j&tiltn wenn ttidjt etwa ^ter eine fpätere (groeite*
rung ber öorljergeljenben ©tropfe Dortiegt. » Cristi c. k gentem
mit übergetriebenem mc. * potentes c.

1
S. 2Rat«j. 11, 30. e. 2uc. 21, 2.

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580

E qnibus commemoro gentem Lombardorum ».

10. Que dum turres erigit more giganteo,


Volens altis turribus obviare deo,
Contumax et fulmine digna Giclopeo
Instituta principum spernit ausa reo.
11. Libertatis b titulo volens gloriari,
Nolens in Italia regem nominari,
Dignis c legum regtdis nolens d cohartari,
Extra legum terminos cepit evagari.
12. De tributo cesaris nemo cogitabat,
Omnes erant cesares, nemo censnm dabat,
Civitas Ambrosii velud Troya stabat,
Deos parum, homines minus formidabat.
13. Surrexit interea rex, iubente deo,
Metuendus hostibus tanquam feris leo,
Similis in preliis lüde Machabeo,
De quo quicquid loquerer minus esset eo.
14. Hic e ergo considerans orbem conturbatum,
Potenter aggreditur opus deo gratum,
Et ut ipsum revocet in priorem statum,
Expetit ex debito census civitatum.
15. Prima suo domino paruit Papia,
Urbs bona, flos urbium, clara, potens, pya,
Digna foret laudibus et topographia',
Nisi quod nos utimur brevitatis via.
16. Mediolanensium dolor est inmensus,
Pre dolore nimio conturbatus sensus,
Civium Ambrosii furor est accensus,
Dum ab eis queritur ut a servis census.
17. Tantus erat populus atque locus ille,
In quo sunt tot menia, tot potentes ville,
Si venisset Grecia tota cum Achille,
Vix eam subicere posset annis mille.
18. Iussu tarnen cesaris obsidetur locus,
Donec ita venditur esca sicut crocus,
In tanta penuria non est ibi iocus,
Ludum* tandem cesaris terminavit rocus 1
.

19. Sonuit in auribus angulorum terre,


Et in maris insulis huius fama guerre,
Quam si michi liceat plenius referre,
Opus hoc Eneydi poteris preferre.
20. Interim precipio tibi h , Constantine,

* longobardorum c. b llibertatis c. c Indigna c.


d nolens fe^lt im c. e hhio c. f copogräphia c.
g lludum c. h tibi precipio c.

1
2>er %f)nm im ©(^o^fpielc.

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581

Iam depone dexteram; tue cessent mine*.


Mediolanensiam tante sunt ruine,
Quod in urbe media modo regnant spine.
21. Quanta sit potencia uel laus Frederici b ,
Garn sit patens omnibus, non est opus dici,
Qui rebelies fodiens lancea ultrici,
Representat Karolum dextera victrici.
22. Iterum describitur orbis ab Augusto,
Redditur respublica statui vetusto;
Pax terras ingreditur habitu venusto,
Et iam non opprimitur iustus ab iniusto.

* ruine c. b ffrederici c.

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$te 2töfaffung*jeU btt Leges Heirid 1.

SSon ffr. ßiebermann.

Die 'Leges Henrici I. M finb eine <ßrfoatarbeit au$ bem


gufammen mit ben
gtoötften 3afjrl)unbert, bie, fog. ©efefcen SßilfjetmS
be« gröberer« unb @>ttmrbs be$ ©efenner«, in ber @efd)id)te ber
engtifdjen SRedjtSquetten „bie Südfe, toetd)e fid) bei ben germanifd)en
SSbtfern be« (Kontinents tiberafl groifdjen atten ©otteredjten unb
ben
ben 9?ed)t«büd)ern geigt", auffüllt. 5DieCnutes dömas finb ba$
tefcte edjte angelfadjfifäe ©efefcbud); ©famnttaS Tractatus de legi-
bus Angliae öon c. 1188 bie erfte triff enfd)aftüd)e Bearbeitung ang*
tonormannifdjen Stents.
Sluger ber eigenen ©arftettung geitgenöffifdjen 9?cc^tö bringt ber
SBcrfaffcr ber Leges Henrici angtonormannifdje Urfunben neben ca-
nomföen ©ecretafen unb fcfyiebt gnrifd)en angetfödjfifdje ©efefce unb
©ett)o|n^eiten ©teilen au$ bem Codex Theodosianus, beutfdjen
SBotterc^ten , Setdjtfpiegetn unb Sirdjenbätern.
Sieben biefer be« ©toffe« erfdjtoeren bie ©e*
S3erfd)iebenl)eit

uufeung be« intereffanten ©enfmat«: unfogifäe Slnorbnung, bunfte


©pract)e, öerberbte Uebertieferung, aber aud) unfere Unfenntnifc ber
SlbfaffungSgeit.
Ueber biefe festere toeid)en bie bisherigen 2(nfid)ten toon einanber
bebeutenb ab. £>od) lommen Ijeute nur nod) fofgenbe in S3etrad)t:
©. *ßptips 2 l)ält bie üier einleitenben fetten gttufäen 1100 unb
1118 gefdjrieben, ma« aber ber @rto)äl)nung mm 15 engtifdjen SblQ*
tümem, bie bie ©rttnbung Gerüstes tum 1133 tiorauäfefet, unb ber
toal)rfd)eintid)en ©enufeung be$ „befannttid) 1151 (sie) Derfafjten"
Decretum Gratiani ttnbcrfpredje. (Sr unb Srunner 8 tooßen baljer
bie (Sinteitung auf bie groet Urfunben £einrW)S L allein begießen unb
ben übrigen 3nljaft abfonbern.
4
©djmib weift bagegen mit föedjt barauf Ijin, baß im c. VI,

1
©efte Bbbrucf Bei @djmib, 2)ie ©efefee ber gfogetfadjfen. 2. Sfop. 1858
3d) cttire nadj feiner @intl)eüung, bie otterbing« oft redjt ttnttffirtid) ifl.
* (gnglifdje töeid)«- unb 9?edjt«gefd)id)te, 1827, I, 202.
8
3n $otfeenborff« ^netjeto^äbie ber töed)tett>iffenfd)aft 8b. 1; II, 4
4 LXX.
L. c.

^j
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583

§. 1 ftatt episcopatus 'XV jtoet ber bcftctt£bf. 'multos' lefeu,


aud) eine fpätere ßorrectur gerabeljier leid)t benfbar fei. 3mUebrigen
aber folgt er ^ißip« unb fefet ba« 8ud) amifc^eit 1135 unb 1189.
@d)on früher ttrie« Sappenberg 1 barauf $in, bag ber SfreiljeitS*
brief für Sonbon erft furg oor 1135 gegeben fri, tooUte iebod) bie
Leges uodj unter §einrid) I. öerfagt fein (offen.
©neift* fefet tyre entfte^ung „in bie 2Witte be* jttrötften 3al)r*
IjunbertS", ©runner „unter (Stefan ober in bie erften 3al)re §ein*
ridjä IL*; ebenfo ©tubbs 8 ober, „tt>enn foä'ter fd)reibeub, müßte ber
SSerfaffer bie 9?ed)t«gefdjid)te ber erften §8tfte be« jroölften 3fal)rJ)un*
bert« fo rooljt gefannt l)abeu, ba§ er StnadjroniSmen üermieb". @o*
4
eben fyat greeman neben ben alten ©rünben für bie (Sntfteljung nad)
ber SWitte be$ SaljrfjunbertS bie angeführt, ba§ Sbtoarb III. 'beatis-
,
simus erft nad) erfolgter §eiligfpred)img (a. 1161) genannt toerben
lönnte unb fid) ein ®afc über ben *ßroceß gegen ßarbinäte öorfinbe.
ßefcterer fteljt nun aber fdjon bei *ßfeubo * 3fibor. Slud) ber erfte —
©runb greemanS ift hinfällig: fd)on ber jeitgenöffifdje Siograpj) 5
nennt ben ©efenuer 'beatu» rex'. 3fn ben Leges ift ba£ ^ßräbicat
gar uic^t auffallenb, ba man bie £eiligfyredjung bereit« 1140 inföom
beantragte: eut$3ett>eis, baß man tljnlängft fd)on als feiig betrachtete.
©teljt e$ aber mit ben alten ©inroänben beffer? — SDajj ein
fpäterer ßopift ba« unbeftimmte 'multos' in ba« für feine £eit rich-
tige <XV änberte, ift an fü§ tt)al)rföeinluf)er als ba$ Umgelegte; toenn
nid)t ettoa burd) §anbfd)riftenüergteid)ung ba« ©egentfyeit eüibent tottrbe.
35a bie beiben Mss. mit 'multos', nämlid) Lond. unb K, gleite
6
genfer im ©egenfafc gegen Sc (mit 'XV') machen, fo ge^en fie auf
eine toaljrfdjetnüd) tierforene Quelle jurüdf , toefdje mit bem Original
utc^t tbeutifdjift unb bie lk feigen möge. — 5Da ferner Lond. unb
K an anberen ©teilen bem Original naljer fteljen al« Sc 7 , fo ift
lk ni(f)t au« Sc gefloffen. —
5Da enbtidj Lond. an einigen ©teilen
beffer afe ift
8
K
an anberen aber lieber fd)(ed)ter 9 , fo toürbe mit
bem mir ju ©ebote fteljenben Sttateriafe fid) folgenbe« 25erl)ö(tmß ber
§anbfd)riften ergeben:

1
©efdjidjte toon (gnglanb, 1837, II, 215. 289.
1
S)o* engtifäc $evtt>altimg«rcd)t, 1866, <S. 14.
8
Select Charters ill. of Engl. Constit. History, 2 ed. 1874.
4
The Norman Conquest of England (1876), ©. 874. V
6
Lives of Edward the Confessor ed. Luard (Rolls) @. 433.
6
3. ©• c. 93 §. 37: «uöloffung uon ita, ba* in SUfrcb c. 77 jlel)t;
c. 93 §. 18: XV
Patt XVII, ba* in 5lifrcb c. 59 flety.
7
3- ©• c. 89 §. 2 eine 3etle in Sc fibertyrungen, bie in Capitulare
a. 808 jteljt; c. 71 §. 1 gibt Sc ba* jumfofe in vultu actione flott invul-
tuatione.
8
3- ©• c 04 §. 1 Lond. ridjtig wereladam tt)o
- vero se ladam; K
c. 66 §. 1.
9
3. 8. c. 91 §. 3 läßt Lond. ftmtlo« eine 3etle fort, bie K §at;
c. 64 §. 9.

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584

Original verloren

Sc lk oerloren
A k

ond. K.
go(glirf) brauet bie 8e«art 'multos' in Lond. unb E nidjt gegen
ba« 'XV in Sc aufgegeben ju »erben. ^
Uebrigen« müßte, um au« bem 'XV episcopatus' eine Äbfaff ung
nad) 1133 ju fliegen, nod) jwetertei betoiefen »erben: 1) ba§ ber
Autor uic^t ebenfo gut toie Sßilljelm t»on 9Mme«burt) (unb ber
U)tn oertoanbte Stypenbij jum ftlorenj toon Sßorcefter) ffi|it|ern als
engttfdje« ©i«tf)um mitjäljtte, fo baß audj otjne Saritete ljerau«* XV
fommen; benn and) £>onoritt« II 1 in feinem ©riefe an ben @r-
tt>ie

toäljftett oon 2Bitl)ern $ßid)t« öon einer SWeugrünbnng be« ©t«tljum$


ertoäljnt; 2) bajj ber Slutor überhaupt ein ftatiftifefa« ©üb be«.<gng-
tanb« feiner $eit entwerfen tooüte. SBenigften« ba§ er 32 ©tjtre*
nur jäl)It, b. i. nur bie füMidj toom §umber, madjt e« mögtid), ba§
er aud) I)ier eine Queße au« angelfädjftfdjer £eit aufrieb; unb ba
tonnten für bie $eit }tt)ifd)en ©warb bem kelteren unb bem ©elenner
aKerbing« 15 ©i«tfjümer f)erau«gered)net »erben.
Sappenberg« ©crupet löfen ftd) einfadj baburd), ba§ ber Qfrei*
l)eit«brtef für Sottbon in Sc unb K, affo audj in lk fel)(t. 5Da§ er
in ba« Ms. ber ©uitb^afl eingefdjoben nmrbe, ift toenig* auffaüenb.
$at aber unfer 9?ed)t«bud) ba« Decretum öratiani t>or ftd)
gelobt?
C. 5 §. 27 beginnt ba« ©ecretale über ben SReinigung«eib öer-
flagter ©eiftfidjer mit ben ©orten: Gregoritts in decretis: Pres-
byter etc. £)ann folgt: Hoc etiam b. Sixtus se fecisse com*
memorat. §at unfer äutor fjier unter 'decreta' furjroeg ©ratian
citirt? SDann Ijätte er getoig ntc^t öor bem ßnbe be« Qaljrljwtbert«
gefdjrieben; benn nid)t eljer bejetdjnete man —
unb befonber« in
ßnglanb! —
bie concordantia discordantium canonum in biefer
SBeife.
©egen bie ©ettufeung ©ratian« fpre^en folgenbe fünfte:
1. 3ene Ueberfdjrift ift ntd)t oon unferem Slutor juerft gefefct,
fonbern toaljrfdjeinfid) ebenfo berftümmelt au« feiner ©ortage fjerüber*
,
genommen toie gfeicfc barauf 'Jeronymus super Jeremiäm (»a«
@d)mib irrig an« (Snbe oon §. 27 fefct, toäfjrenb e« Ueberfdjrtft ju
§. 28 ift; ögl. Ivo Panormia VIII, 123; Decretum XII, 22).
2. Unter ben 'Decreta Gregorii' gtt @nbe be« *ßfeubo*3fibor
fteljtunfer @afc, ber aud) in ©ttrd)arb, äfafelm, 3>m übergegangen
ift (unb gtoar in einer gorm , bie ber unferigett ettoa« nSljer ift al«
bie ©ratianifdje. 2luf (efetere ,©ergteid)uttg ift inbe§ beim iefeigen
3uftanbe ber (Sbitionen toenig ju geben). 5Wun ijat $tt>ar unfer 9ted)t«*
bud) ben ^5f eubo - 3?fibor nid)t birect benufet, aber bie meiften ©äfee
be« c. 5 ftammen bafjer.

1
Jaffa, Reg. Pontif.5222; Haddan and Stubbs, Councilsand eccl.
Documenta rel. to Gr. Britain (Oxford 1873) II, I, ®. 24.

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585

3. $ätte unfer 93erf affer ben ©ratian t>or fid) gehabt, fo wfire
es l)öd)ft auffattenb, wenn er für bie 35
©äfce beS eingtgen Cap. 5
bomben nod) beffen Quellen herangezogen Ijätte; ba ja „tum ber Witte
beS 12. 3af)rf). an Was oom älteren 3?ed)t nid)t in ©ratianS SDe*
cret ftanb, für fo gut ats nid)t öorfjanben galt" ; namenttidi mm ber
£eit an, ats man Ntfei ats 'decreta* furjweg citiren fonnte. Sftun
fehlen bei ©ratian fofgenbe ©teilen beS Cap. 5: §. 7 Quid inter;
§. 8; §. 23; §. 31; §. 35, bie fämmtlid) beim 3t>o ftd) finben.
StnberSwo fteljt unfere Raffung ben Queßen ©ratian« nä^er ats
biefem fetbft: §. 9; §. 11 ogt. 3too; —
unb §. 17 fd)iebt ebenfo
WieCorrectorBurchardi c.244 (ed. SBafferfdjteben) bie bei ©ratian
feljfenben SBorte 'quod ei confessus est' ein. £)a ber erftere 4g-
nominiosus' ausläßt, fo entftammt §. 17 au« ber bem ßorrector
unb ©ratian gemeinfamen Queüe. —
SBieber anbere ©teilen geigen
fidj im ©ecretum au« einanber geriffen, bei uns aber in ber urfprüng*

liefen töeiijenfotge, $.8. §. 1 (ogt. Pan. IV, 81, 82; ©ratian c. 1


C. 4. q. 4, c. 7. C. 2. q. 1); §. 13 , 14 (»gl. Decr. VI, 323.
324; bei ©ratian in C. 3. q. 6 unb C. 2. q. 3 oerftreut); §.18
(üoflftänbig Wie Sluguftin, de poenit. c. 12, 6, ift bei ©ratian jer*
fdjnitten in c. 27. C. 2 q. 7 unb c. 18. C. 2. q. 1); §. 26 (tigt.
Pan. IV, 49—51. ©rat. c. 4. C. 5 q. 3 unb c. 6. C. 3 q. 2):
wie es benn überhaupt auffattenb wäre, wenn unfer Sompitator au«
ben umfangreütyen causis 2. 3. 4. 5. 6. 11. 15. 22 feine 35©äfee
herausgegriffen l)ätte, bie fidj mit brei ober üier 3lu$naf)men j. ©.
in ber Panormia IV, 41 bis V, 9 unb VIII, 86 bis 123 unb
ffl&nfid) im Sfooföen ©ecretum unb bei Surdjarb auf wenigen ©tättem
beifammen finben.
ift für c. 5 eine ber jwifdjen $feubo*3fibor unb
Unjweifetljaft
©ratian oermittelnben ©ammtungen benufct, bie ber Panormia nalje
ftanb, nä^er ats bem toon ben Kommentatoren unb häufig fatfd)— —
citirten ©urdjarb; unb ba§ biefe ben einzigen ©afe, ben xä) in ge*
©ammtungen nidjt nadjweifen fonnte, jenen §. 27 i. f., fo
brudtten
3 partium unb ben §. 17 fo gut wie ber Poly-
gut wie bie Coli.
carp unb Petr. Lombardus enthielt, ift eine gewiß unbebenßtdje
Slnna^me. 2lud) ift es bei unfereS Tutors 2lrt ju arbeiten wot
benlbar, ba§ er beibe ÜWalc bie Urquelle benufcte.
©ewig aber ift ©ratian ton btn Leges Henrici I ntd)t
benufet.
SftidjtS bemnad) meljr berStnna^me im SBege, ba§ tyreSlb*
fteljt

faffung in ben burd) bie Dter einteitenben 3 e *^n begrenzten 3^^aum


falle: biefe erwähnen §einri(fj I. mit feiner ®emat)lin SJWatitbe unb
Äinbern als tebenb. ftotgtid)ftnb bie Leges nad) bem ©eburts*
ialjre beS gweiten JünbeS, 1103 , unb &or bem £obe jener Königin,
1118, öerfafct.
Die, wafjrfdjetntid) nid)t originale, Ueberfdjrift 'Leges Hen-
rici P öerbunben mit ben oben wibertegten Hnnafjmen l)at ben 23er»
faffer in ben ©erbaut gebraut, feine ^rtoatarbeit für einen ofpeietten,

XVL 39

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586

filteren ßobej ausgeben gu tuotten. @r aber toiü gar ntdjt berfjeljten,


toann er arbeitet : c. 20 §. 3 sicut aCnuti velEdwardi legibus
per successiones posteras fanu frül)eften$ unter $tinxiä) I. ge«
f trieben unb c. 7 §.1 fagt, bie afte Sinrütytung, bajj ba$
fein;
©Ijiremoot nur am beftimmten Termin unb Ort auger bei fönig«
Ud)em ©efeljfe ju berufen ift, fei 'nuper recordatione firmatum'.
SDiefeS 'recordatione' ift md)t$ anbere* ate £einrid)S I. §erfteüung ber
atten 8ocafoerfammfungen, bie unter SBilljelm IL tnijübraud&t waren \
8
£)ie Urfunbe fetbft ift in bem gfemplar für Sßorcefterfljire erbauen ;

ba$ bie Leges fid) 'auf fie begießen, ertyeflt u. JL au« fotgenben
tttörtlidjen Stnflängen: Carta: 'Propter mea necessaria'; Leges:
'propria regis necessitas' ; Carta: — 'Tempore regisEadwardi';
Leges: 'Antiqua regis institutio
,
— Carta: 'illis locis et eis-
dem Leges: 'Certis locis et viribus'. £)ie Urfunbe
terminis';
ift nad) 1108 unb oor 1112, in weitem 3aljre ber eine Slbbreffat,
öifäof ©amfon, ftarb, erfaffen.
Die StöfaffungSjeit ber Leges Henrici I liegt fofgfidj in bem
SfaJjrjefjnt tior 1118.

1
Stubbs, Gonstit. Hist. 1. Sfofc I, 393, ber föott 'nuper' gefperrt
beudt.
* Rymer, Foedera I, 12.

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beitrage pr ©efdjtdjie #entrtd>* U.

33on SiilhiS £arttung.

Sie Stptobe bon Seltgenftabt unb ©urdjarbe $eetetura.


33on bcm gemetttgiUttgen ^Begriffe : fintyf id)e Angelegenheiten eine«
Steige« wm
ben Angehörigen beffelben —
toenn tfjunüd) mitöeiljüffe
be« Zapfte« —
orbnen ju f äff eu , arbeitete fidj ber fouoeräne ©etft
Kicolau« I. ju ber Sbee empor , ba« gefamntte religiöfe unb ftttlidje
geben ber ©jriftenljeit, felbft ba« politifdje in l)ol)em ©rabe, t»on 9?om
au« gu umf äffen, oon {Rom au« gu beftimmen; ben Sftadtf olger <ßetri
gum Untoerfalautofraten gu madjen, ber Ijod) ergaben baftelje über
iebem Raupte, Jebtoeber fremben Autorität.
SBa« SWcolau« erftrebte, Ijat er toöljreub eine« furgen <ßontiftcat«
in ftegreidjem Kampfe naljegu erreicht ; unb toenn er e« ben 9?ad)fol*
gern aud) nod) nidjt af« gefiederte« ®ut f)intertaffen fonnte, fo bod)
al« tnefoerljeißenbe« a3ermäd)tniß , ba« in ben ©ecretalen $feubo*3fi»
bor« feine canontfdje ©anetion gefunben Ijatte. T)ocf) ben Männern,
mityt nad) ifjm regierten, fehlte bie 9ßud)t iljre« Vorgänger«, ©d&on
ber greife £obrian Derfodjt bie 2Jto<$tftellung SRom« mit meljr Drei*
ftigtett at« @efd)t(f unb ba« ^Jontiftcat 3?ofjann« VIII. , fo gtänjenb

e« in eingehen SRomenten tt>ar, bilbete benUebergang gu Jener langen


$eriobe päpfttic^er Üttattljergigfeit, in melier ber SWadtf olger be«
SKpofteffürften, ber bem Sterte nadj geifttidjer ©eljerrfdjer be« orbis
fein foßte, in SBirfltdjfeit gum ge^orfamen Wiener eine« SKadjtljaber«
Ijinabfanf, begügtidj beffen e« nur ein genereller Unterfdjieb mar, ob
er ben SEitel patricius unb Saifer ber Körner führte ober £ljeobora
W* -
S« ergab fid) al« naturgemäße gotge, baß fid) gegen biefe«
^apfttfjum, ba« toeber feinen {Rekten nod) audj feinen <ßflid)ten gu
genügen ttmßte, ein entfdjiebener SBiberftanb au«bi(bete unb ebenfo
naturgemäß war e«, baß gerabe bie$3ifd)öfe tyn übten, baß SRom im
ejeemten fifofter einen SJerbünbeten fanb unb fdjuf.
3ftelf<ra> unb in ben berfd)tebenften ©eftaltungen tritt un« jene
1
Dppofition entgegen; toir fxnben fie in XBityefm unb SMigt« oon

1
Jaffa, Bibliotheca Berum Germanicarum III, 347.

39*

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588
1 2 5
SDtoutj , in ©ifder öon üKagbeburg , in ©erBert öon Weint« , 3fo*
4 6
Ijann öon äqutteja öon üflaifonb , gufco öon Orleans •,
, Slrnutf
$elmuin öon Hutun 7 unb 2Barmann öon ßonftanj 8 , mir begegnen
9 10 11
xtjx auf ber ©t)nobe öon ©. ©afol , )u ©jeüeS ,
ju ^aöia , ju
12 13
Slnfe unb 8imoge$ , unb irren tt>ir fidjerftdj nidjt, toenn nur audj
bie ©tynobe öon ©eügenftabt in biefe Sftetlje fügen
u.
35rnnodj fteljt teuere verein jett ba, öeremjett in ber Sinigteit,
womit ©ifdjöfe unb mel)r ober toemger ejtemte Siebte frieblid) bei*
fammen unb ©efdpffe faßten, bie tljeitoeife gegen föom, alfo
tagten
gerabe gegen bie @d)ukmad}t ber Ätöfter, gerichtet toaren.
£)er ©egenfafc jwif^en 3Mt* nnb SfoftercferuS ift befannt, er
äußerte ftd) nrie ber jtüifdien ^ßapft unb (Sptöcopat in reifer SÜiannig*
faftigfeit. ©ort ftrttt ber Ijeitige SÖiartin öon £our$ mit @. @ra*
15 16
ttan , OrteanS mit g(eurt) , ßlunt) mit Sftacon, Perugia mit @.
18
^ßeter bei Perugia, l)ier Ijaberte @. 9Kajimin mit £rier , gulba
unb Sttainj 19 , Sorfä unb SBormS 20 , ßonftanj mit ®. ©alten unb
töetctyenau , ©. Saune* mit 93erbun
21
. — 3 U ®- S^ni« ersten
fid) bie ©emütljer in ber filofterjefjntenfrage berartig, baß man in
©Jägerei geriet!) , bie ©ifd)öfe fd^teunigft ba$ Seite fud)en mußten
unb ber ©eguin öon @en$, burd) einen Sljrt^ieb im {Rüden
greife
öertimnbet, nur mit genauer ?Wot§ entfam 22 . Hu« ber ©teffung —
bie ba$ Älofter öielfad) jum $apfttf)ume einnahm , ergab ftd) öon

1
Vita Bernwardi, cap. 28, Pertz SS. IV, 771.
Jaffa, Regesta Pontificum Romanorum <§> 341, fin. 9h. 2965.
*
Thietmar. chron. IV, 28, SS. III, 780.
8
Mansi Collect. Concil. XIX, 155. Olleris, Oeuvres de Gerbert
ep. 196.
* Jaffa, Reg. Pont. 3030.
6
gurrte bot angemaßten jjtyjHtdjen fcttel. ©tmntf, SÄetdjfifanjl. 1166.
6
Jaffa, Reg. Pont. 2961. 3027.
7
Rouquet, Recueil des Historiens de la France X, 505.
8
Herim. Augiens. an. 1032, SS. V, 121.
9
Mansi, Coli. Conc. XIX, 131.
10
Richeri Hist. IV, 89, SS. III, 651.
11
Jaffa, Reg. Pont. 6. 341 «rt. 1.
11
Mansi, Coli. Conc. XIX, 423.
18
Mansi, Coli. Conc. XIX, 546.
14
©einriß II. ©b. IE, 349.
$tr|d), 3al)r&. be« beutfdjen töcidj« unter
16
Oeuvres ep. 190 unb 191.
Olleris,
16
Arnoul eVSque d'Orle'ans par de Certain, Bibl. de l'ecole des
Chartes III, 4, ©. 435. Aimo De Mirac. I, 19, in Migne, Patrol. Lat.
CXXXIX, col. 822. Aimo, Vita Abbonis. cap. 8, Migne, Patr. CXXXTX,
col. 394.
" Jaffa, Reg. Pont. <5. 347 $>ec. 3.
18
«euer, Urtb. ber mittctrlj. Gerrit. I, 197. 196.
19
Widukind, Res Gest. Sax. II, 38, SS. III, 448. Jaffa, Bibl.
III, 349. 531. 3)er ©egenfafe trat juerft Ijcrbor unter (Srjbifdjof 2utlu«. Sgl.
föettberg, Ätrdjengcfd). 3)cutfd)tanb* I, 602.
80
Bergt, unten <S. 597.
81
Clouöt, Histoire de Verdun II, 23.
88
Aimo, Vita Abbon. cap. 9.

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589

fetter,bag ber SBiberftreit atoifdjen Softer unb #t«tfjum fidj oft


mit bem jmifdjen Si«tl)um unb tyapat berquidtte. 3u ©. ©afot be*
rieben bie ©ifc^öfc erft, ob bett Siebten bie Srlaubnig einer acttoen
1
^Beteiligung am (Sonett gu geben fei , unb gerabe Siebte waren e«,
2
bie bort als 23orfämpfer für bie Sluctorität be« Zapfte« auftraten ,

©aljrenb berfel&en 3eit, mo bie Gfurie ba« Älofter ftulba reidjtidj


begünftigte, traten bie ©rjbif^öfe t)on SWahtj ju beiben in ein ge*
fpannte« SJerfjältmß ; ba« SJorgeljen gulco« oonDrfean« gegen Sfleurty,
ba« SBarmann« tum (Sonftauj gegen Stteid&enau, be« Sonetts oonSlnfe
gegen (Slunty enthielt jugteidj einen fdjneibigen ©treidj, ber ber römi*
fc^cn Oberljoljeit oerfe^t mürbe.
Unter folgen Umftänben erhält e« ein ganj eigene« Sidjt, menn
mir in ©eligenftabt bem 3ttainjer ©ifcfyofe ben Siebten t>on
neben
3
Sulba, §er«felb unb @. SKajimin begegnen, neben bem SBormfer
§irten ben 33orftel)er oonßorfdj finben; menn mir auf einem Sonett,
ba« in übermiegenber £afjl au« ber $(oftergeiftlidjfeit, alfo au« Seuten
gebttbet marb, benen nur bie 33erpflid)tung oblag auf einer ©tjnobe
4
ju erfreuten, fobalb ein triftiger ®runb oorljanben , menn mir auf
fotd}' einem Sonett SBefdjfüffe in entfdjieben bifcfyöflufjem ©inne gefaxt

feljen. $)ie Reform ftrengfter Stiftung, meldje im SBeften eingeleitet,


in ber ©tynobe öon^ßaöia aufgenommen unb Don §einrid} II. meiter
ju führen t>erfud)t mürbe, ift e« gemefen, bie jene heterogenen ©e*
mente jufammenfüijrte, benn meber bie anmefenben Sifdjöfe nod) ftulba 5,
6
§er«fe(b , 8orfd)
7
ober ©. 9ttajimin
8
maren fomeit mir unter« —
rietet finb — reformtuftig auf cluniaceufifdje SBcife. —
im Äampf ber Qntereffen ift Surdjarb« £>ecretalenfamm*
SWitten
lung entftanben unb au« ifjm Ijerau« muffen mir fieerfiären. 33ur*
d&arb« Semüljen ift, furg gefagt: ftraffe Orbnung be« ©prengel«
toom Stfdjofe au«. 33on ejemten Slbteien mei§ er nidjt«, im ®egen*
ti&eit, mit entfdjiebener Slbfidjtfid&feit normirt er bie untergeorbnete
9
©teUung ber fitöfter . SDa« Slmt be«»ifdjof« fucfjt er im meiteften

1
Mansi, Coli. Conc. XIX, 111 a.
* Mansi, XIX, 120 cap. 19.
8
Ueber ben ©egenfafc ©erefelb« gu 2Rainj togl. ffiemf, #eff. 2. ©. II,
309, ttr. 35. 2>ümmter, ©efdj. be« Dfifr. ttetcfi« I, 230. gorfdjungen V,
384, XIX. »et)er, Urfb. ber mittelr. Ztxx. I, 243. 265.
4
Burchardi Decr. VIII, 73, in Migne, Patr. CXL, col. 807.
6
©irfdj, 3aljrb. II, 410.
6
3n ber Octava Cent., Basil. 1567, &. 842 nurb un« berietet, bog
eine Spönne an ©altljarb bon ©erfifelb einen ©rief gefdjrieben Ijat, worin fte
iljn bittet, fte gn befugen; feine fuße Äleinc nennt flc ftdj borin unb ©efdjenfe
Ijat fie iftm no# obenbrein gefenbet. 33gf. SBattenbadj, 2)eutfdj. ©efdjq. II, 70.
7
Jaff^, Reg. Pont. 2991.
8
fcirftf, Saljrb. III, 273. 277.
9
SB. Wifeftf, amnifhriaUtät unb «ürgertljum @. 134.
St. Sitte Äirdjen,

oljne SfoSnaljme, gehören unter bie potestas bedienigen SBifd^ofö in beffen


©prengel fte erbout ftnb. Decr. III, 8. 2>te Äirdjen jebroeben Drben« Ijaben
forgfSItig in Äirdjenangelegenljeiten , bie SWön^e unb Siebte in Ottern i^ren $i*
Wöfen gu ge^orfamen III, 240. VIII, 67.

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590
1
©hüte ju Ijebett «nb fldjer ju ftetten, gegen Warft , flifotg unb 2D?e*
tropottten; at$ ^ö^ere 3?nftan$ betont er junädjft bic *ßrotnnjialfl}*
1 8
noben , bodj Ijütet er fxd), fie übermädjtig ju madjen . 3ta^ unten
Ijin unternimmt Jöurdjarb auf ®runb
©afcungen, fdjarf gefaxter
einer gleichmäßigen, ftreng (unb
centralifirenben £)t$cip(inarI)ol)eit
eines möglit^ft beträd}tüd(en $ird)ent>ermögen$) bie gefammte ©etoalt
innerhalb ber Diöcefe in feiner §anb ju fammetn, ba$ ©efammtteben
unb treiben ber ©prengetangefjörigen unter feine SCuffid^t unb Seitung
ju bringen, um in feinem ©eifte orbnen unb umbilben }it fönnen.
£)ie aSerwanbtfd^aft mit ber SRidjtung sJiicoIau$ I. liegt auf ber^anb
tote and) ber ©egenfafc, unb ift bemuad) ba$ ©ecretum Surdjarb*
nidjt nur eine große canoniftifd&e @c^5pfung f fonbern augleid) eine
eminent potitifdje £l)at, toeft&e bie enblofen Reibereien, wie fte, außer
ben öorljin toermerften, aud) nod) jtoifdjen @teru$ unb Saien im Slff*
gemeinen, jlütfc^cn geiftfid&er unb mettfidjer ©eridjtsbarfeit, jmifdjen
*ßriefter unb Sifdjof beftanben, entfdjieben ju ©unften be$ festeren,
auf Safte, beizulegen fudjte.
redjttidjer
33ergfeid)en wir ben ^nfyatt ber ©urdjarbfdjen Sammlung mit
ben 20 Slrtifeln be$ ©efigenftöbter (Sonate, fo finben wir in tt>nen
ein burdjauä gleichartiges SBeftreben. @ie fyanbefabunt burdjeinanber
über bie t>erfd)iebenften £)inge: über Srbredjt, Un$ud)t unb aber*
glauben, über Höften unb bie 33efugniffe be$ birecten geiftlid)en SJor*
4
gefegten; öon 9?ed^ten be$ Metropoliten, be$ 2Ibte$ ober <ßriefter$
ift nirgenbä bie 9?ebe, befto ftärfer aber »erben bie be$ S3ifd)of$
5
betont .

2Bie Sur^arb feinem ÜDecretum gemäß (I, 56) ate ättefter ju*
erft in ber 9?amen(ifte auftritt, fo {äffen fid) aud) au« jenem meljr
ober weniger Analogien gu aßen ßanoneä be$ (Soncite nadjweifen 6.
©urdjmeg finben wir bie allgemeiner gehaltenen ©eftimmungen ber

1
5Dcr Äirdje be« 5til.^etttt« räumt er einen (Sljrenüorrang ein, bt« jum
©ebete für ben yapft (Decr. II, 230), ben er übrigen« nur primae sedis epi-
scopus genannt wiffen will (I, 3). $)a« 303efentli<be oon JBurdjarb« ©amm*
fong in jener töidjtung beftefjt barin, baß er ba« ^apfttljum al« l)ötjere ©<$ufc-
gewalt be« «ifdjof« gelten läßt (I r 144. 154. 170. 175-179. 192), fyn ober
aud) nidjt fonberltd) meljr überweifi. ©in unaufgeforberte« Eingreifen üon 9tom
ber fennt er ebenfo wenig wie pä>fttid)e (Sjremtionen, 3nbulgengen unb Legaten.
2)ie ©efirebungen, bie man in foldjen (5anone«fammlungen nieberlegte, retten
red)t flar tjeröor, wenn man ©urdjarb« 3)ecret mit Eegino de Synod. Caus.,
äitno« 2>ecretalen unb ©rotten öergleidjt.
1
Decr. I, 174. 177. 145. 147. 149 u. H.
8 Decr. I, 148. 175. 176. 178. 179 u. «. 9^ac^ anberer 8ttd)urag I,
181. 150 u. *.
* SBenn man nidjt can. 17 anführen will, wo e« bie töedjte be« ^rießerft
gegen Säten unb ^atfl: bie reguläre SHrdjenjudjt gilt.
5 Can. 13. 15. 16. 18. 20.
6 Söann bie 3)ecretalen aufgejeidjnet jtnb, lägt fid) nid)t mit ©enantglcit
gewig, wenn ©nrdjarb bereit« 1025
feflftellen, foüiel ifl iebod) flarb, fo mußte
er 1023 ba« maffenljafte Material, wenn nic^t fd)on ^ublicirt, fo boa) wenig«
Pen« gefammelt baben, unb ba« genügt für un«.

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591

Sammlung l)ter fäffrfer, ober nadj einer beftimmten töid&tang Ijtn,


formulirt.
@$on bie biet berufenen SIrtifel 16 unb 18 gehören Ijierljer.

@anon 16, welker beftimmt, ba§ ütttemanb ofyne Srlaubnig be« £)tö*
cefanbifdjof« na$ SRom reifen ober baljin appettiren barf, ift enthalten
in Surd). Decr. II, 93, wo e« Ijeigt, bafj Sitte nur mit (Srtaubni§
be« ©ifd)of« tljun, wa$ ju tfjun ift, tag fid) 9iiemanb oljne feine
(Genehmigung au« ber $arod)ie IX,
entfernen barf (oergf. ©ratian
9. 3). XI, 37 mag Ijteljer gejogen Werben: wenn Siner oom
2lud)
Sifdjofe ber (Sommunion beraubt ift, fo fott er nidjt eljer öon an-
beren Sifdjöfen aufgenommen toerben, al« bi« er mit feinem 33i*
fd^ofe wieber berföljnt warb (oergf. I, 3. XI, 42. 43). Surd&arb
verbietet jeben Uebergriff in einen fremben Sprenget, im Innern be«
lederen fott bie ftrengfte Orbnung fjerrfdjen (II, 39—44 u. 91.).
9Son päpfttidjen ^nbulgenjen weifj er ni$t«, fonbern nur toon Muffen,
bie ber Sßricftcr unb SMfdjof feinen <ßarod)ialen auflegt (corrector,
u. 51.), ber 2Hfd)of ift biefen gegenüber f)öd)fte unb einzige ^nftanj
(I, 124—126. 129. 134). 5ttiemanb barf oljne (bifd>öfltd)e) (Smp*
feljlung«briefe in einer anberen <&tabt aufgenommen werben (II, 136).
333er Seten« falber ju ben Pforten ber 2lpoftet gießen Witt, fott erft
ju §aufe feine ©ttnben befennen, unb bann mag er reifen, weil er
Dorn eigenen Sifdjof unb Pfarrer ju töfen unb ju binben ift, nidjt
oon einem fremben (II, 80; bergt. I, 3). 2Ba« ift ba« Sitte« biet
anbere«, af« wenn wir im 18* San. be« ©eligenftäbter Sonett« lefett:
Slpoftolifdje ^nbutgenj fott benen, bie unbefugt nadj SRom wanbern,
nicfyt« nüfcen, fonbern fie muffen borljer bie iljnen bon iljrem *ßriefter

auferlegte ^ßönitenj erfüllen, unb bann, wenn fie nod) nad) 9?om
§ief)en wollen, Ijaben fie bom ©prengelbifd&ofe bie Srlaubniß unb ©riefe

einholen, worin bem Zapfte ber betreffenbe gatt referirt ift K £)er
©runb, ba% gerabe im Sluguft 1023 biefe ©äfee fo fdjroff aufgeteilt
würben, bürfte, wie bereit« ®re§lau annimmt 2 , in bem ©erhalten
ber Sftmgarb ju fudjen fein; wol)t ju beachten bleibt iebodj, ba% nur
ber ©prengelbifdjof in ben Sßorbergrunb tritt, eine Slppettation gegen
ben @prud) eine« Primaten, wie fie im betreffenben gatte vorlag 8,
nidjt berührt wirb.
ßanon 19 be« <5onci(« beftimmt, ba§ ber Sßömtcnt wöljrenb be«
gaffen« ben Ort nidjt wedjfeln fott, bamit er unter Sluffidjt feine«
^riefter« bleibe. SBenn er bort aber wegen üftadtfteflungen ber geinbe
feinen Verpflichtungen nidjt nadpfornmen oermag, fo Ijat iljn fein

1
53et 93urd)arb tritt ftatt ber ^pettotton an ben «ßatyl golgenbe« ein:
(XI, 11): Episcopi si. .. innocentes aut in minimis causis cul-
. .

pabiles exeommunicare praesumpserint . . a vicinis episcopis


.

cajuslibet provinciae litteris moneantur, et si parere noluerint,


a communione confratrum usque ad proximam synodum suspendantur.
»gl. XI, 46.
* ©irfä, Saljrbüdjer III, 270.
8
$ammerjtem war Srierifd).

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592

$riefter eifrigft einem (Sonfroter ju überreifen, bei beut er in Rieben


faften !ann. Äier muffen toir ernten, bafj e$ eine {Richtung iu
®urdjarb$ JBeftreben war, gut regutirte geiftttdje @eric§t$farfeit gegen
bie wetttic^e oorjufdjieben, bafj er bie Seftimraung, toonadj ber ©tiffer
unter perfönfidjen ©djufe be$ ÄönigS geftettt mürbe (Regino de
Syn. Caus. n, 191) »egließ. ffion btefem @efid)t$punfte au$, liegt
in obigem (Semem ber ©ebanfe, ben <ßitaitenten, ber burdj
tief prafttfe^e

bie germanifdje ^ßflidjt ber SHutradje getoi§ oft gefö^rbet toor, bem
Sereidje feiner geinbe unb bodj bie Suffe aufregt ju
ju entjieljen

ermatten. Ütaburdj »urbe flug


einem 3"fömmenfto§e jtoifdjett geift^
tidjer unb toettüdjer Sfafdjauuug oorgebeugt, unb ba$ ^önitenjtoefen
erhielt eine unfdjtoer burtlfttljrbare ffiirlungSfäljigfeit.
Sftidjt minber ift San. 15 mit 9?ü<ffid)t auf bie <ßraji$ gu 6c*
trauten; e$ finben fidj in iljm bie wohlfeilen SRebemptionen toieber,
toefdje namentlich bie brittiföe $ird>e für bie ©uffen [oome^mer
©ünber auägebUbet unb Surdjarb willig übernommen Ijatte 1 .

Sejügtidj be$ jweiten ßanon bürfte gu bemerlen fein, bafj burd>


iljn Orbnung in bie biäljer fdjtoanfenben Ouatemberfaften gebraut
werben foflte, unb gwar eine foldje, bie oon ber römifdjen fowo^l al*
audj öon ber burd) SRegino (I, 281) unb öurdjarb (XIII, 2) au«
einem äßautger ßoncil übernommeneu afornd). @r enthielt mithin
eine Neuerung, bie, wenn fte in ber gangen 3Wainger Äird^enproöing
gur ©eltung fam —
unb ba$ war fidjerlidj beabfüfjtigt , biefe ! —
^Jroötttj gerabe in einem äußerlich in bie äugen fpringenben fünfte
be$ ^Rituals oon ber römifdjen SRutterfirdje abweidjenb geigte. ©old)'
eine Neuerung gu ©eligenftabt befdjtoffen ift nid)t oljne iEenbcnj.
Sein Sßunber, ba% fie Sluffeljen erregte, Sern oon SReidjenau färieb
2 8
feinen ÜDialog , bie römifdje Sirene oerwarf fie , unb auf ÄonrabS n.
4
SBefefjl würbe fie wieber aufgehoben .

1)ie übrigen Slrtifet nä|er gu unterfudjen bürfte weniger wichtig


fein, fie tragen alle mefjr ober weniger ben Stempel Sur#arbfd>en
5
©eifteä 5Rur ba$ Sine bleibt nodj gu erwähnen, ba§ bie ©tynobe
.

nidjt ben gib a($ Beweismittel, fonbern ba$ ©otteSurtljett angegeben

1
M\m, SRinifl. unb ȟrgertlj. 130. Decr. XIX, 12, 18. 22. Cor-
rector. de contemptu jejunii.
8
©irfdj,3a$rb. HI, 269 «mn. 2.
8
Vita Meinwerci cap. 179 (Pertz, SS. XI, 147).
4
©iefebredjt, ©cid), ber beutfdjen Äaifergeit II, 296, anber« $re&lau in
©itfdj, 3a!jrb. III, 269. —
3u Can. 2 ift Can. 1 gu gießen, üergl. «urd&orb
Decr. III, 1, audj Ijier unb bort bie Sfofeinanberfotgc ber beiben (EanoncS.
6 20 Decr. XIX, @. 70 (Regino I, 310). 100.
»ergl. gu ean. 19. 17.
XVIII, 13 u. 8. 2RÜ can. 9 öergl. Correct. de irreligiositate, tmt can.
13 unb 20, bie gur@tdjerung be«8ifd)of« bleuen, öergl. für 13: m, 6. 111.
112; Wfefdj, SRinift. 129, für 20: XVIII, 13 (Coli. Ans. IV, 107). 16.
XIX, 100. 70 (Reg. I, 310). Can. 3 ift gu üergl. mit XHI, 14. XIX, 75.
155. 157 de abusione conjugis. Can. 5 gehört in bie Äategorie fcon I, 100.
II, 2. V, 36 u. %.

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593

t)ti ((San. 7 unb 14), toa* fieser mit öurdjarb« öeftreben 9Weiticibc
ju öerljüten jufammengefteGTt werben mufj
1
.

$et Brief brt SRainjet Suffragane an ©enebirt Till.
2 8
SB. ö. ©tefebredjt unb §. ©reßtau (äffen ba$ ©djreifcen ber
Sfftomjer ©uffragane an ©enebtet VIII. auf ber ©tynobe oon #öd)ft
erfolgen.
4
%
3aff6 fefete e$ 1024 post3ttai 13. an. £)er®runb
5
bafür ift bieSlnfage be$£ötfjfter @onci($ auf ben 13. Sttai . Den*
no$ ergeben le" e
ftd) ©atirungen.
Btoeifet 9*9* n
6
an SDieginljarb in feiner (Ünlabung gur ©tynobe :
Slribo ftreibt
cupio . . . discere ... de legatione sedis apostolicae quid
facturus sum. Quia, sicut antea tibi per epistolam meam
man d a vi, ex delatione anathematizatae Imme apostolicus mihi
interdixit ornatus primos dignitatis meae. 2ln Sunigunbe
7
fc^retbt er : Caeterum moeroris anxietas mentem mihi aliquot
diesapostolicislegationibus turbavit §ierfinba(fo
bie ©efanbtfdjaften fc^on ju 9tribo gefommen, bie Anlegung be$ *ßat*
(tum$ ift bereit« unterfagt. 5Dic ©adje fcfyeint bemnadj befannt ju
fein, tote aud) barauä erhellt, bafj *ßiligrim, a($ er bie ©efdjenfe be$
Zapfte« annaljm, non ignoraret, quam inrationabiliter me(Ari-
bonem) illusum haberet apostolicus; auä) Slrtbo toeig alfo, ba%
*ßiligrim e8 genmjjft Ijat.

3m ©riefe ber ©nffragane an öenebict Ijetjjjt e$ nun aber:


ablatae sunt dignitates scilicet nostri metropolitani. Illud
autem . . . sed auditum minime
tantum audivimus;
c red im us, nos frangit, a paternitate
et quia ipse auditus
tua discere cupimus, rei veritas quae sit . . • Sed cur . . .

scribimus, quasi haec vera esse credimus? Ea enim,


quae audiuntur ...esse possunt et vera et falsa ...
autem tribuat, ut iste auditus . falsitatis exurgat . . . . .

Bogamus . . si quid incaute actum sit, id caute resarcias.


$ter atfo ift nur mm ©crüdjten, Dom gefegten gaüc bie 9?ebe.
SDicö bürfte fidj auf gtoeiertei 2trt erfiären (äffen, enttoeber toasten
bie »ifcfjöfe auö *ßofitif fotdje 3lu$brü<fe, ober ber ©rief ber ©uffra*
gane ift früher abgefaßt, als bie beiben oorigen.
1
SBormfer $ofredjt cap. 12. 17. 19. 31. 32, »ergt. 30; in Schannat,
Hißt. Ep. Worm. II, 43; Walter, Corp. Jur. Germ. III, 779. «etfll.
SRifcfd), 3ttim|t. unb Sürgertij. 131. <$« ift aud) nid)t anfällig, bog fotoojjt in
ber Kölner (Burch. Worm. Decr. Coloniae ex off. Melchioris Novesiani)
anno 1548; ol« aud) tu ber fßartfer SfoSgabe (Migne, Patr. Lat. CXL, col.
338 unb 1058) anno 1549 be« »urdjarbfdjen $ecretum8 , ba« ®eligenftäbter
(Sonett fo gut tote SBurdjarb« @i)nobafoorfd)rtft aufgenommen würbe.
* ©efdj. ber bentfäen Äaifet$eit II, 201.
8
©ttfdj, 3a!jrb. in, 290.
4 Bibliotheca Ber. Germ. III, 362.
* Jaffa, Bibl. m,
359. 362 oben.
« Jaffe\ Bibl. III, 359.
f
Jaffa, Bibl. III, 360.

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594

Üßeljmen toir erftere« an, fo fäeint bie Slbfic^t baljin ju sielen,


ben ^Japft burd) ein utafftoe« 93orgeljen einjufdjüd&tern unb tljm bcn
9?ü(fjug : bie Slufljebung ber Serfügungen gegen äribo, möglidjft teid)t
ju utadien, inbem man bie 9D?iene annahm, at« feien biefelbett nur ge*
plant, nidjt tu« Sßerf gefegt getoefen. SBoßte ber <ßapft nid^t aber*
mal« fehlgreifen, fo mußte er mit einer ©rörterung be« S^atbeftanbe«
antworten, benn bie ©uffragane fernen fld) „tnnt feiner SBäterltc^fcit
bie SBaljrljeit be« ©adjtoerljalte« jn erfahren"; fotd&e©rörterung fonnte
aber nur ju Ungunften Senebict« au«faflen, toeil ba« canonif<|e 9?ed)t
in ber ^rmgarbfdjen ©ad&e entfd&ieben auf ©etten SCriboö txmr. @o
fc^r nun ein berartige« SSerfjatten auf Ituge Söpfe beuten fonnte, be*
nen ber Srief feinen Urforung öerbanfte, fo ergeben fid) bodj einige
»ebenfen bagegen. ©d&on bat SWittet, foeldje« bie Sifd&öfe arnoen*
beten, ift plump, ba bereit« officiette ©efanbtfd&aften be« ^atfte«
(benn an anbere fönnen wir bodf) fd)tr>erlid) beulen) in SDeutfdjlanb
getoefen toaren, unb Slribo ba« §öd}fter Soncil eigen« berufen ^atte,
um begügti^ ber ©efanbtfdOaft $u beraten, ^itigrim, Sunigunbe
unb 9Keginl)arb tou§ten nad&toctetid) &on bem ^ßafliumtoerbote, burdj
bie päpftlid&en ©efanbtfd&aften tnufjtc e« in weiteren Äreifen befannt
»erben, ©eljord&te nun ba« *ßaßium nid&t an, fo toar
Slribo, legte er
bie ©ad&e jebem offenfunbig, ber fie feljen tooflte, geljord&te er nid&t
(mihi interdixit ornatus !) , fo Ijatte er bamit ber (Surfe ben ftrteg
erflärt, unb e« war nid&t meljr gtaubttdf), bajjj fte ftd& auf ben ©ntoanb
be« bloßen auditum einlaffen fonnte.
©old&e dtoeifet toären gehoben, toenn nur bie Sttfaffung be«
©riefe« ber ©uffragane früher anfefcten af« bie Slufteidjnung berienigen,
au« benen ba^ eben ©örterte IjetDorgeljt. —
SBa« ftefyt bem entgegen ?
1) ©ne ßonjeetur ©iefebred&t«, bie fdjmerlid) auf SRic|tigfett

äfoforudO fann 1
ergeben @« grifft in einer ©teile be« ©riefe« an
.

Jhtnigunbe: . . Coloniensis episcopus ipse na .... constitutus.


©tefebredjt ergänjt natali. Natali fo allein fte^enb ift ungebräud)*
lid); Srefjtau füllte bie« unb tooflte be«!)alb hinter natali ein faum
entbelplid&e«domini einfügen, &ugleid) ba« toorangeljenbe 'ipse* in 'ipso'
2
öerbeffern 35a im ffejte jebod) ipse fteljt unb bie Sücfe für gtoet
.

8
SBortc (felbft Domini abbrebiirt gebadjt) nidfjt SRaum bietet , fo
fönnen toir biefe SJorfd&läge nod) toeniger annehmen al« ben Dörfer«
geljenben. ©ne nähere Seftimmnng ju 'constitutum fdjeint aßerbing«
au«gefaßen ju fein, toa« für eine? laßt fidj nid&t einmal annäljernb
beftimmen. 2luf feinen ©gänjung aßer un*
Saß bürfte auf eine
fidjerfter ärt ©efd&id&te aufzubauen fein. @« mag audj no4 auf bie
3nteröention ^Utgrun« gu Xribur 4 unb meljr nod& auf Jaff6, Reg.

1
©iefebredjt, Äoifcrgef4t^tc II, 672.
» ©trf(^, 3(*rb. m,
278 Btrot. 2.
8
2). ^. toemt Saffö« «bbrud genau ifl, bodj paßt ©iefebre^tö na[tali]
öottflänbig in btc freigetaffene ?üde.
4
»regtan« «nfufit (©trfdj, 3a^rb. III, 278 2fom. 1) fönnen toh \mxty
au« nid^t Reiten.

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595

3091 tjingewiefen werben, wenn wir bat 'data per manus' auf per*
föntidje SCniücfcn^ctt be« Mner
Srjbtfd^of« in Korn begießen wollen;
1
bemt l /* SKonate möchte er ftdj faum bort aufgehalten tyaben.
2) Sägt fid) gegen bie frühere Slbfaffung bcö ©riefet einwenben,
bafj Slribo gegen Äunigunbe unb 9tteginljarb be« £>öd)fter (Sonette
erroäljnt, im ©djreiben an Senebtct 12 ©uffragane genannt finb, e«

mithin natje liege, fie unb ba« Sonett in ^ufammenljang gu fefeen.

Hbgefcljett baöon, ba§ bamit bte djrouotogtfcfye ©djwierigfeit, wetdje


au« bem Statte erbeute, umgangen, nid)t aber gehoben wirb, liegt
aud) nidjt« 3roingenbe« für biefe ßombination öor. Slribo rebet gu
fiunigunbe öon einem üWationatconcife, auf bem er feine coopera-
tores ^tttgrim unb ^oppo, aud) ©ietrid) öon SKefe gu finben Ijofft.
3fft uun ein SKationatconcit gu ©tanbe gefommen unb warum ^ßoppo —
unb SMetridj ptöfclid} anberen ©Urne« geworben fein follten, ift ntdjt
abgufetjen
1
, fo

mug e« auffalten, ba§ fid) nur bie ©uffragane
für Slribo oerwenben, war bodj Qrmgarb, eine £)iöce«angel)örige
2
^ßoppo« , auf einem concilium generale oerurtljeitt worben ! ruft
8
bod) 3(ribo au« : cum intueor, quid aliis possit evenire, si
istud indiscussum tarn facile labitur, meror mihi continuo
magnus oboritur; ein ©ebanfe fürwahr, ber jebem *ßriefter nalje
genug tag! —
gerner finb wir nid)t genötigt au« bem ©riefe met)r
11
t)erau«gunel)mcn, al« er entfjätt: ba§ bie ©uffragane fid) „einmütig
für ifjren SWetropotiten oerwettben; bafj fte gugteid) an einem Orte,
gum (Sonett oon ipödjft, oerfammett gewefen feien, ftetjt ntrgenb« barin.
@« tagt fid) fetjr wol)l benfett, bie Einwilligung ©ngetner fei fdjrifttid)
eingeholt. Unb bie« Sitte« in Slbrebe geftettt, fo ift au« bem ©djweigen
unferer Duetten, bie für biefe 3ett gängtidj unjureid)enb finb, nod)
garnidjt fieser gu folgern, ba§ bie ©ifäöfe nidjt einmal gufammenge*
fommen feien, etwa in ^Bamberg.
3) Äann angeführt werben, wenn ber ©rief ber ©uffragane
früher getrieben Wäre, at« bie an 99?egint)arb unb Äunigunbe, fo
Ratten wir in biefen eine Srwafynung beffelben gewünfd)t. 35eu
4
Sßunfdj geben wir unumwunben gu, nidjt aber bie Sßotljwenbigfeit ,
um fo weniger, wenn wir annehmen, ba§ gwifdjen ben ©riefen ein
Zeitraum üon naljegu brei 3ttonaten liegt (toon Januar bi« 3tyrit),
ber mit unau«giebigen ©efanbtfc^aften (legationibus) Eingebracht war.
$efct, ba ber Srud) entfd&ieben, fonnte audj 9Mbo feljr beftimmt
au«rnfen: surgamus ocyus somno negligentiae et . . . renove-
mur velut aquilae iuventute virtutis; nun fonnte er ein Sonett
berufen, um ben SRatl) feiner ©rüber gu erfahren: de legatione
sedils apostolicae quid facturus sit.

1
Sei bet ^artetgropptning nad) ©einrtdj« II. $ob finben wir ©ietrid)
auf leiten Slribo«, «Poppo nidjt gu ben ©egnern Ijattenb.
* ©irfcf), 3aljrb. HI, 258 «mn. 2.
» Jaffa, Bibl. m, 359.
4 2Bie; migftd) e« mit foldjen ©egugna^men in mittetalterfldjen ©riefen
fleljt, ergiebt fidj am befien au« ber reichhaltigen Sammlung ©erbert«.

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596

©rtc -frühere »bfaffmtg be« ©djreiben« würbe jur ©ewifföett,


1
Wenn bie ÜRotij be$ Necrolog. Fuldens. nnantaftbar baftänbe.
SWadj iljr ift Senebict bereit« am 7. Slprif geftorben, erft gtim 13.
3Wai war bie ©tjnobe &on §öd)ft berufen. 3n einer 3wifd)enjeit
Don fünf SBodjen war ein fo widjtigeä (Sretgntg wie ber Job eines
$apfte$ (ängft in £)eutfd)fonb befannt, bie ©uffragane Ijätten alfo
nidf)t mefyr an Senebict fdjreiben fönnen.

Sögt man bie obigen SfaSeinanberfefenngen gelten, fo würbe fid)


bie Chronologie ber Stljatfad&ett etwa folgenbermafjen geftatten: 3frm*
garb geljt jnm Zapfte; ba$ (Sonett t)on ©etigenftabt wirb gehalten;
e« bringen ©erüdjte über ba$ ^attmnwerbot nad) £)eutf$tanb; ber
©roljbrief ber ©uffragane erfolgt (etwa imQanuar 1024); ©efanbte
treffen ein; berSrod) jwifd&en SWainj unb SRom entfdjeibet fid>; <ßtti*
grim ftettt fid) mit bem Zapfte auf guten $uß; Slribo beruft eine
©eneratftnobe nad)§öd)ft; Senebict ftirbt; tna$ au« ber ©tynobe ge*
Worten, wiffen wir nidjt.
Slbfolnte ©ewifjljeit Iä§t fid^ ntdjt crjieten. Un$ genügt barauf
Ijingewiefen ju Ijaben, wie e$ nidjt allein mit unferer fienntni§ Don
bem *ßat>efer 2 unb ©efigenftäbter 8 (Sonett, fonbern audj mit berje*
nigen ber ©tynobe toon $öc^ft burd>an$ nnfxdjer ftcljt.

$Wgrimg «omteife.
Äein btrecte* 3^8*1*6 fW}* m& gu ©ebote, bag <ßitigrim im
Sßinter 1023/24 in föom gewefen ift. 2ln$ bem ©riefe Slribo« an
1
3m ©anjen ift ba« Necrolog. Fuld. burdjau« juDerläfftg ($irfd) I,
359 Sfam. 4 jeugt nidjt unumgänglich bagegen). SBregfau ($irfä in, 291
9mn. 2) madjt gegen bie, bisher ol« richtig angenommene, Angabe beffefben bie
^apfkatafoge geltenb, »ad fefjt beachtenswert!) , nidjt aber burd)fd)lagenb ift,
benn ein nähere« (Singeljen auf biefe fcataloge geigt nur ju bentlid), wie mißlidj
e$ mit iljrer ©enauigfett jhljt, wie t^re SÜnjaljt meljr Verwirrung, ol« Sidjt
bringt. 3ene wirb Dermeljrt, wenn wir weiter aufgreifen, bie ©rabfdjrift @er«
giu$ IV. Ijerjugieljen (Watterich , Pont. Rom. Vitae 1 90. Baronius- ,

Theiner, Annal. Eccles. XVI, 443), wo e« Ijeigt: sedit annos II et ,

menses VIII et dies XIII, abweidjenb Dom äatalog (SBatteridj @. 69), bem
jufolge er 3 3ajre unb 15 Sage regiert Ijat. 3m
Catal. Papar., Eccard,
Corp. hist. Medii aevill, 1640, Ijeißte«: Benedictus sedit an 11, dies 25,
wo bie 11 flflonote aufgefallen fein mögen. Umalricu«, Eccard II, 1724, Ijat
nodj eine Angabe Don runb 12 Sauren unb weiß fiberbie« Don einer einiäljrigen
@ebi*bacanj. 2luf beibe« ift nidjt Diel %n geben, jebenfatt« aber aud) ba8 wa«
©reglan in Setreff ber festeren fagt ntd)t gelten &u taffett , wir brausen nur
bie jweibeutige $erfon be* fcanbibateu unb ba« S&enige, wo« wir über bie
$artetDerljäItntf[e in ftom wiffen, ju beadjten.
2 2>er in ©trW, Saljrb. III, @. 342, ifl ntdjt fH^
(Srcur« «reßlau«
faltig. $erg(. au^
©iefebre^t II, 612, wa« in ber 4. Auflage beibehalten.
8
2Ba« 93re6Iau in ©irf* Sabrb. m,
@. 354 bejüglic^ ber Stotirung bed
Studf^retbend in ben 2>ru(fen fagt, bürfte bei ber 3lu«gobe Joanne« goud^er«
(^Pari« 1549) unb bem 2er te ber SWagbeburger (Senturiatoren (Undecima
Cent. 447) nUt zutreffen. S)enno(^ unb obwohl auc^ ©iefebredjt @. 614 (fo
in ber neueflen «u^age) fid^ gegen txfi 3o^r 1023 ertlärt, ^aben wir e« beibe-
balten.

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537

Sumgunbe gc^t e* nic^t gwingenb Ijerbor. ®cr Sln^taufdg bcr @e*


fdjenfefann fe^r gut burd) ©cfanbtc vermittelt fein unb ©iefebre$t$
Sonjectur [Komae] .... constitutus ift faumanguneljmen: 1) wegen
ber abnormen SBortfteüung f 2) wegen ber gu flehten 8üdc unb 3)
weil fie jeber feften ©tüfee entbehrt; man fönnte ebenfo gut ein 'nam'
ober bergteidjen fefeen. Üttit größerer 33ewei$fraft bürfte bie Urfunbc
bei Jaff6, Reg. Pont.9?r. 3091, für ^UigrimS perfönüdje Stntocfen*
l)eit in föom angeführt »erben (&ergf. ©. 594. 595), bann wäre
er aber nidjt SBetyuadjt 1023 bort gewefeu, wie biSljer angenommen
worben, fonbern im gebruar 1024, toa$ aud) beffer ju bem ©djreiben
2lribo$ paffen bürfte, wetdje* im Sftärj ober 9tprit erfolgt fein wirb *.
2lu<$ f)ier a(fo Unfid)erljeit mit einer Neigung jum Sßaljrfdjemttdjen.

Sie ttrfitttben §rfntidjß IL für 8*tfdj*8B*rm8 unb ^ulba^rtgfelb.

ÜKod) beöor §einricf) ba& jweite ©. 9Kajimiu au$*


Diplom für
fteflte, fdjtidjtete gamtfien toonSBormS
er ,3wiftigfeiten, bie gwifdjen ben
unb tforfdj ausgebrochen waren unb brei SWonate fpäter auf üljnUdje
SBeife fofd)e, bie jwifäen ftutba unb £er$felb Ijerrfdjten.
©eljen wir auf ben ©runb be$ eingebürgerten §aber$ gurücf,
ber gu ungültigen SÜforbtljatett führte unb ben Sirdjen ben „ größten
Waüjttyit" braute, fo ba§ gwifdjen gutba unb §er$fetb
finben wir,
eine uralte SRtoatität beftanben Ijat. ©te fpifete fid) unter ben Ottonen
in einem ©treite um bie $örfef gu, an beren Sefdjtffung bie §er$*
1
f eiber bie gutber mit ©ewalt gu ^inbern fugten Slud) ba$ reiche .

©tift 3Borm$ unb bie nidjt minber reiche Slbtei 8orfdj ftanben fid)
feit langer £eit feinblid) gegenüber, namentlich wegen be$ ©itoaticumä

im Obenwatb. Otto I. Ijatte eine ßntfdjeibung gu ©unften be$ $8iQ*


8
tfjumS getroffen , unb öon ber £ett an mu 6 e $ & a$ Softer in ber
Saifergunft überholt Ijaben, inbem SBormS ein ober gar mehrere <ßri*
4
üttegien erlieft, fo oft ein fotd)e$ für 8orfd) auägeftettt würbe , e$
fid) aber nidjt umgefejjrt fo mitSorfd) toerljiett, wenn SßormS bebadjt
6
warb. £ux 3eit ©ifoefterS n. war bie Slbtei entartet . 2lm 12.
9ttai 1012 fpradj §einrid) II. tyr äöalb* unb SBilbbann be« Oben*
6
WafbeS innerhalb beftimmter ©renjen gu . Sinige 9ttonate fpäter
1
S)ic ^Rad^ric^ten über ^tligrim werben bort al« SReuigfeit mitgeteilt.
9
(Stumpf, föeidjst. 756. Stnofynljauer, ©efd). Springen« 173.
"
©tumtf, töeidjst. 486.
4
©tumpf, föetdjet.
fiorfd). Sonn«.
227. 237. 238 239.
586 594.
876 882. 883.
901 911.
1233 1230. 1235,
1325 1326. 1327.
6 Jaffa, Reg. Pont. 2991.
6 1555.
©tumpf, töeidj*!.

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59«

geigte Surdjarb Urfunben bor, toorin ba£ ganje borfige ©Hbaticum


an 2Borm$ überliefen toar 1 unb nunmehr tomrbe toieber ju@unften
be$ öiStyum« entfdjieben. ©otdje aSer^ältniffe mußten übet au$*
laufen.
g$ ift nun Ijödjft bejeidjnenb für ben
©nflug, ben ber große
SBormfer Sanomft bamate gehabt bag hur iljn ntdjt nur in ben
Ijat,

©efdjtüffen mm ©etigenftabt nadjtoeifen fönnen, fonbern aud) in ben


bciben iBefriebungSbtytomen, bie £>emrid) n. fürSBorma unb Sorfdj,
gutba unb £>er$fetb aufteilte.
öejügttd) ber (enteren fiel e$ fdjon ©regtau auf, bag ber Äaifer,
jumat in ber ©orm$«8orf djer Urfunbe, abtoeidjenb Don bem t>erfömm*
tufjen @tit ber fianjtei md}t im <ßturat, fonbern im ©ingutar einge*
2 8
füjjrt toerbe . S3urd)arb beginnt fein §ofred)t : Ego Burchardus
4
. . . jussi . SDic erfte Seftimmung $einrid)$ beginnt: si quis ex
familia sanctiPetri; bie be$ §ofrec|t$ : si quis exfamilia sancti
Petri. §einridj: qualiter assidua proclamatio nostras aures
inquietabat ; 33urd)arb : propter assiduas lamentationes. 9?ad)
ber ßrtoäljuung ber 'homicidia' (§einrid) unb 33urd)arb cap. 30)
Ijeigt e$ bei §einrid): in hoc maximum detrimentum utraque
pateretur ecclesia; bei 33urd)arb (cap. 30): ob illud maximum
detrimentum nostrae ecclesiae; u. 21. —
SBenben wir un$ bem Statte ju, fo finbcn toir eine tl)eit$
»örtliche Uebereinftimmung in ben ©trafaufäfeen ; bem £obtfdjtäger
ge^t e$ an §aut unb $aar, er wirb auf beiben SBadf en gebranbmarft,
5
t)at ba$ SBcrgetb gu jagten unb mit ben SSemanbten be$ ©etöbteten
feinen ^rieben ju matten (oergt. Surd). cap. 30). SefonberS be*
merfenStoertlj ift, bag ba$ gfutber ©iptom auäbrücftidj feftfefet, ber
SbttotiQ fei burd) £eugen ober burd) ©otteöurt^etf gu führen, atfo
nid)t burd> ©bfdjttmr, too fid) bie in gleicher föidjtung gehaltenen
©efdjtüffe be$ ©etigenftäbter @oncif$ unb SBormfer £>ofred)t$ öon
fetber aufbrängen (üergt. @. 592. 593> SCud^ barin beeft fid) ba$
(entere mit ben ©tytomen, bag für bie nonorati eine ©eparatbefttm*
mung ertaffen ift. Gmpägt man, bag Surdjarb bemüht toar, fid) öon
6
ber toetttid)en ©etoatt gu emanctyiren wirb e$ ntc^t at$ gufältig , fo
erfdpinen, bag gerabe in ber 3ßorm$*8orfd)er Urfunbe bie SKadjtboicn
be$ ßaifer* Ijeroortreten.

1
@tmntf, ffiei$«f. 1559. $irfö, 3a$rb. II, 325 «um. 1.
» ©irfdj, 3aljtb. III, 294 »nm. 2. «ergl. Mon. Germ. LL. II, 38.
8 $rude
2>ie beffelben fie^e oben ®. 593 2fam. 1.
4
$te* $erfiberneljmen ber gormel ber btfdjöflidjen Äonglet (Schannat,
Hist.Ep.Worm. 41. 42 u. 3t.) gewährt ben Sfoljalt, bag ba« $ofredjt früher
abgefaßt tfl als bie Urfunben. $ergl. nodj bie Slcten be$ tone üott $at>ta
(Mansi, Coli. XIX, 354). @d)on 1025 ftorb 33ur$arb.
6 @eljr rt^tig mad^t Sreglau ^ier auf bie gef^ärfte ©efKmmung be*
gutba-$er«felber Diplom« aufmertfam (§irf(^ r Sa^rb. III, 296 oben), fie finbet
fi^ titelt im ©ofred^te.
« mm,
S^inifl. unb ȟrgert^. 133.

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$te greüaffung jn üoöer Unabpngigfeit in bett fcentfdjett

SBolföredjteiu
1
SSon gJaul SäJinogtaboff .

(S$ liegt ein toeiter SBeg toon ber furgen unb prägnanten ßlja*
rafteriftif, bie £acitu$ öom ^uftanbe ber greigelaffenen bei ben ©er*
2
matten giebt , btö gu ben öerfc^iebenartigen Seftimmungen ber 33oIf^=
redjte. Unb bodj fieljt man mit 9te<$t in jenen SBorten be$ £acitu$
ba$ begeidjnenbe ©mnbprinci}) ber germamfdjen ftreifaffung aud) für
bie foätere 3eit, to ^ e fe l) r <m$ W« eingehen $Re<$t$beftimmungen unb
3uftänbe auäeinanbergefjen mögen. 3?m ©egenfafe gu ber Senbenj
be$ römif^en 9?e^tö ben greigetaffenen gnm tootten ^Bürger gu
matten, räumt iljnen ba$ germamfdje im Slögcmeinen nur eine unter*
8
georbnete unb abhängige (Stellung ein Sei ber ^Betrachtung ber
.

SReget muß aber gteidjgeitig unb t»or allem bie 3lu$nal)me berüdt fidjtigt
»erben, benn fie geigtun$, n>a$ bagu geljört, um bie fonft beftim*
menben Grinflüffe aufguljeben unb gu befiegen, mittelbar aber, ttrie
biefe Sinflüffe ityrer 9?id^tung unb ©tärfe nad) befdjaffen fiub. 3m
§inbtt<f nun auf bie Urfadjen, toeldje ben ßljarafter ber germanifdjen
greilaffung befthnmen, berfuc^c idj Ijier ben Slu&taljmefaß, bie fjrct*
taffung gu Dotier Unabljängigfeit, nadj einigen Seiten Ijin gu bel)an*
bebt, bie mir trofe ber früheren arbeiten eine 9tod)tefe gu getoä|ren
4
f djienen .

1
2)ie folgenbe Ibljaubtung ifi aus einem Stoffafce hervorgegangen, toetöjen
stad. pbil. $aul Smograboff au« 3Ho«fau im SSBinterfemefier 18 7ö/76 als WtxU
gtteb be* iurifttfdjen @eminar« ber berliner Untoerfttät »erfaßt Ijat. O^ne für
fftntmtttdje @rtt>eiterungen unb $enberungen einjufleljen, welche ber Sfaffafc nad)*
trägttd) erfahren Ijat, glaube id) bo$ bemcrfen ju muffen, baß id) in*befonbere
bie Ausfüllungen be« 23erfaf[er« über bie abfofote, bom föedjte be« greifoffer«
unabhängige, SBirfung ber älteren falifdjen manumissio per denarium unb
ber tongobarbiffyn manumissio per manum regis als bead)ten$tt>ertlje <£r*
gebniffe bezeichnete unb bejeidjne, beren Staöffenttiflung im 3ntereffe ber @adje
crtoünfdjt fei. ©einriß ©runner.
2
Germ. c. 25: Liberti non multum supra servos sunt, raro ali-
quod momentum in domo, nunquam in civitate, exceptis dumtaxat
gentibus quae regnantur u. f. tt>.
8
ftotlj, geubafttfit unb Untertijanüerbanb, @. 289.
4 3ur@runblage unb «orausfefeung bient mir uamentfid) bie Storfieüung
Äot$* (geubalitfit unb Untertljan&erbanb, 289—312).

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600

(5« fommen in Setradjt bie 'denarialea' ber Lex Salica unb


Kibuaria \ btc djamaöifdjen 'manumissi per cartam' unb tyeitoeife
2
aud) btc 'per hantradam' , btc ate 'arnimd' unb 'per impans'
3
freigefaffenen bei ben ßongobarben .

SBentt tt)ir nun gormen in« 3luge faffen,


biefe ücrf^tcbcnarttgen

fo föeint e$, als ob mir ©Übungen &or un$


eine SReifje fetbftänbiger
Ratten, bic in feinem «Sufammeniiangc mit einanber ftänben. Unb
bodj läßt fidj in ber t>erfd)iebenartigen ©infteibung ein gemeinfamer
©ebonfe untertreiben. ®anj ftar ift er in ber L. Francorum
4
Chamavorum auSgefprodjen . ©oburd) hrirb bie ftreifoffung 'per
hanto-adam', toeldje an fidj nur befdjränfte greiljeit gewährt, oer«
boüftänbigt? 5Durd) einen Slft, toefc^cr bie 8o$trennung be$ libertus'
öon feinem früheren 'dominus' bewirft, toaljrfdjeinfid) bitrd) eine feicr»
6
tid&e Srffärung be$ 'dominus' in biefem ©tnne Sind) in ber tan* .

gobarbifdjen greilaffung 'per quartana manum' liegt ber gonge SRocfc


brudt auf bem 3txvt\%tn ber 93erbinbung jttrifdjen bem ©Hauen unb
feinem $errn, wie fcfyon au$ ber 33ejeidjnung 'amund' Jjeröorgeljt.
3?n ber Zeremonie, welche biefer Slrt ber ftrettaffnng im Unterfdjieb
ber sum 'fulfreal' eigentfjümtid) ift, nrirb ber ©ßaüe Don einem ber
beseitigten att ben anberen übergeben, unb fo g(eid)fam Dom £errn
6
entfernt 3Kir fdjeint, ba% ber 2lft, wetdjer bie üotte gretteffung

.

bei ben granfett bai £erau$fd)tagen be$ ©enar*


djaraftertfirt
au$ ber £>anb be$ ©Hauen nidjt anberä al$ oon biefem ©efid)t$pitnfte
gebeutet werben fann. SBir auff en ja, toetdje SRotte ba$ 3aljtcn W
ÜDcnarS im ÜKittetalter fpieftc: e$ war ein ft|tnbottfd)er Slft, ber bie

1
würbe bezweifelt oon Naudet,
2>ie üofle Unabljängigfeit ber 'denariales*
De l'ätat des personnes sous les rois de la premiere race (M£m. de 1'
Ac. des Inscriptions, VIII, 592), bann üon Gue*rard, Polyptique de 1'abbe*
Irminon , I, 374, unb SDtourer, fjronljöfe, I, 62. (Sio^orn, ©eutföe ©toat«-
unb föedjttg. I, §. 51, 3, l)at and) feine ganj ridjttge «nftdjt. dagegen ttotlj,
@. 290, ©oljtn, fcntfteljung ber L. Ribuaria, in ber 3eitfd>rift für ftectytg.
V, 6. 432. ©otfe, ber im 3lten ttedjt, 100, noa) f^wonft, folgt töoty in ber
2. Auflage feiner 8erfaffung«g. II, 180 f.
*
3$ folge ber 2)eutung, bie ©o$m, ftttbeutföe fttxfy* unb ©eridjt«-
öerfoffung, 574 f., beut o. 12 ber Lex giebt,
8 ftotlj, ®. 309 f.
4 c. 12: Qui per chartam aut per hantradam ingenuus est, et
se ille foris de eo miserit, tunc ille leodis in dominicum veniat, et
suis pecttliariis traditum jam dicto domino non fiat.
5 ®gt. 3tyfr Ewa Francorum Chamavorum , 36 f., gegen <&anW,
L. Franc. Cham., ju c. 12, ber fid) bie Trennung als turnt ©flauen au«*
geljenb benft.
6 Roth. 224 :
L. Lang. Nam
qui fulefree, et a se extraneum, id
eBt haamund,facere voluerit, sie debit facere. Tradat eum prios in
manu alteri hominis liberi et per gairthinx ipsum confirmit; et ille se-
condus tradat in tertium in eodem modo, et tertius tradat in quartum.
Etipse quartus ducat in quadrubium etthingit in gaida et gisü , et sie
dicat: De quattuor vias, ubi volueris ambulare, liberam habeas pote-
statem. Item qui fulefree fecerit, et quattuor vias ei dederit, et
haamund a se, id est extraneum, non fecerit, talem legem etc.

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601

1
Sotmä&igfeit einer *ßerfon gegenüber einer anberen befnnbete . Sie
fonnte bie 33cfeitigung ber ÜBotmäjjjigfeit bcffcr gefennjeidjnet ttjcrbcn /
a($ baburdj, bog in ©egenmart be$ SönigS bie f^mbotifd^c Sleußerung
2
unterbrochen unb üereitett tourbe . 3>n ©ejug auf bie 'manumissio
per impans' unb bie djamaöifdje 'per chartam' fe^t un$ ba$ 9Ka=
teriat ju einer Sfaatyfe, aber toir bürfen öermutljeu, ba$ fie im roe*
fenttidjen oon Jenen ^auptarten nidjt abteilen.
Sebenfatt« fiegt in btn äußereu Vorgängen ber greilaffung, fo
öiel fie fi$ beobachten Iäffen f ber 9todjbru(f auf bem Umftanbe, ba$
ber Sne^t öon feinem §errn ftd) gänj(id) trennt f toa& bnxä) eine
tnünbtidje ßrftörnng, einen ftmbottfdjen 2lft, ober eine Urfunbe be=
fröftigt toirb. 3$ glaube, ba$ biefe Beobachtung nid)t ofjne 2öi(f>tig=
feit ift; üortöuftg mag iljre negattoe öebeutung fjingettnefen toer*
auf
ben: tt)ir fefjen, ba$ beibem greUaffungäafte ba$ ^auptgetoid&t utti&t
auf ben ©intritt in bie SRetlje ber SSoüfretcu unb bie ©leidjftettung
mit iljnen fällt. — ^nfofern jp & aerfeljlt biefe Vorgänge tttoa mit
ber 3Bel)r!)aftmad)ung be$ freien QüngtingS gufammenjuftellen unb in
ber Ueberretdjung ber SBaffen bie urfarüngtid)e Seife ber greilaffung
3
gu öoüem SRedjte ju fudjen , (Sbenfotoenig läßt ftd) aus bem alten
©ebrautfje ber faliföen granfen —
bie greifaffung öor bem 3Jo(fe
t>or$unel)meu — fdjlie&en. £)a$ SSott fonnte babei nur erfd&eincn
tt)ie fpätcr ber Äönig an feiner ©teile, um ben feierlichen greifaffungS*
aft gu bejeugetu äBäre eine gettnffe ßinfüfjrung in bat 35olf bea6=
ftdjtigt getoefen, fo Knute fic^ biefer fcljett be$ Vorganges ni^t fo
fdjneü *>erflüd)ttgt Ijaben.

1
3d) weine liier ben fc^r oft DorFommenben gatf, baß eine getotffe Keine
. Saljfong ober Abgabe Semanbem auferlegt würbe, nidjt toegen be« materiellen
Shifcen«, ben fte getuäljren fonnte, fonbern als „93eir«et& unb ©efennmitter,
wie unb SRedjt«, II, 140, ftd) auSbrücft.
3öJ>fI, 9Utertf)ümer be« b. föeidjs
8
3uerfi fdjeint ber $err felbft ben 2)enar au« ber $anb be$ ©flat-eu
!)erau$gefd)tagen ju Ijaben. ®a« gel)t öu* L. Rip. LVIII, 2 (nullus tabularius
denarium ante regem praesumat jaetare) Ijeroor, fonrie au$ btn gormein,
tt>o ber Söttignur bann ljanbetnb eintritt, trenn er feinen eigenen ©flauen
freiläßt (Roziere, Formules 9lv. 55—61). ©päter bürfte ftd) bie Zeremonie
tnobifictrt l)aben, benn fte wirb fo in ber 'Expositio' gu Roth. 224, §. 2 be*
((^rieben: rex ponens denarios in manu ipsius pueri vel viri, et postea
ipsius manus percutiens ita, quod denarii de manu super caput sali-
ant etc.
8
©rimm, 2). föedjtSaltertlj. 332; £id$orn, 2). ©taat«* unb föedjtsg.,
I, §. 51, 1; 3°Wr 3). 3f?e4t«g. II, §. 28, 4. »gl. au* @oljm, Wtbeutföe
9iei%«* unb ©eri*t«berf. 550. S3on ber langobarbifc^en gretlaffung *per sa-
gittam' ($au(. 2)iac. I, 13) ift e« nod) leineöwegö auögemac^t, baft fte öotte
grei^eit getoä^rte. ©ie fc^eint ein ganj öereinjelte« Wlitttl gewefen ju fein, um
bie $eereema*t &u üergrößern, »a« aber ebenfo burd) bie greilaffung ju Klbien
mie iu Zollfreien gefd^e^en fonnte. S5on ben getoöljnlidj angeführten ^arallel-
fätten gehört bie angclfäd^ftfc^e 'manumissio per lanceam et gladium' einer
ju foäten @^)o*e an, um
@*lflffe gu führen (Leg. Wilhelmi
auf fidjere
Nothi, c. 65). 2)te ältefte SBeftimmung über angelfä^ftf^e greilaffung fpridjt
bloß oon einer 'manumissio in ecclesia* (Withräd 8, bei @d)mib, ©efe|je
ber Slngelfac^fen).

XVI. 40

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602

Sßenn in bcn toerfäiebenartigen ftormatttäten ber grcMaffung ?u


Doflem 9?edjte bod) ein gemeinfamer ©eljatt fid) nadjweifen läßt, fo
tritt in ©ejug auf tyre folgen bic Uebereinftimmung ber SSoIf^rcc^tc

ganj ffar ju Jage. $>ie Doße Unabl)ängtgfeit ift für ben greigelaffenert
mit ber tooflen SJereinfamung gtettfjbebeutenb : feinem früheren £errn
gegenüber fjat er feine $erpfttd)tungen , aber aud) feine Sorberungen
meljr. Sine Samttie, auf bie er fid) ftüfcen fönntc, fängt erft mit
iljm an fid) ju bitben , benn feine leiblichen 33erwanbten , weldje im
©flaoenftanbe beharren, finb oon i!jm burd) eine Stuft getrennt.
SDen fdjärfften äuäbrucf biefer £ljatfad)e Ijaben wir im grbreefit be$
<denarialis\ 6$ befteljt fein (§rbred)t gegenüber ben Agnaten in
feinem ®efd}(ed)te bis jur britten ©eneration au$ bem emfadjen ©runbe,
weil erft mit biefer ftdj ein rec$tfid)er 2lgnatent)erbanb bitbet.
3ft aber be$ unabhängigen greigetaffenen bei
tiefe SSereinjetung

bem ^uftanbe ©cfeüf^aft jur £eit ber SJolfäredjte eine bequeme


fcer

ober aud) nur eine Ijaltbare ©teflung ? $m


allgemeinen feljen wir fclbft
bie Don ©eburt greien fid) ju SJerbinbnngen jnfammentfyun, wetdje fie
in bem unruhigen treiben ber $tit fdjüfcen unb wahren; ba$ @e*
fd)(ed)t, unb ba$ ^ßatronat nehmen fid) be$ (Sinjelnen an,
bic ©itbe
(Sine ©teflung,wie ber 'denarialis' ober'ammKT fte innehatte, war,
obgleich immerhin fd)Wierig, bod) benfbar ba, wo ber Präger ber
Staatsgewalt , ber Äönig, burd) feinen allgemeinen ©djufe bie per*
fönfidjen @d)ufcöerböubc in gewiffem ©rabe entbehrlich madjte, unb
bafyer feljen wir bie greifaffnng ju öotter Unabljängigteit nur in eng*
ftem 2(nfd)tuffe an bie fönigtidje ©ewalt, unb nur ba, wo biefe @e*
wa(t am ftärfften War, auffommen. ©anj wie für benjenigen freige*
8
borenen ÜRann, ber fid) com ©efd)ledjt$oerbanbe geföft Ijat , vertritt
ber Slönig für ben 'arnimd' ober 'denanaHs' bie ©teile be« @efd)fed)ts.
(5$ ift frei(id) nid)t bie befonbere 93erbinbung, wefdjc jwifdjen bem
Sönig unb feinem Slntntftionen ftattfinbet, aber anbererfeits ift fie
wieber compficirter als ba$ SJerfjöftnifj gwifd)en bem Sönig unb bem

1
©rttnm, in ber Sorrebe jnSRerfet« L. Salica, XXX, lieft bie ntalber*
gifdje ©loffe: malthös äna theatha frian minan letu, unb fiberfefet:
dixisti coram populo liberum meum letum. Sern Pflegen, SMe ©loffe
luv L. Salica, 4 f., lieft: malthi the atimeo lito — ei dixerit: telibero,
lite. Jsm #tnbli(f auf bie alamannifdje 'manumissio ante heris generatio-
nes uttb ben rfitljfelljaften 3nfßfe bon L. Salica XXVI (letum, qui apud
1

dominum in hoste fuerit) ift oüerbinge ©ritnm« (grttärung üorjnjtelfen. Sgl.


@ol>m, «ltb. föeidie; unb ©eridjtSberf. 47 ff.
9
Cap. ad leg.Ribuar. a. 803, 10: Homo d narialis non ante he-
reditäre in suam agnitionem potuerit, quam usque ad tertiam gene-
rationem perveniat (Cf. Cap. Pippini ad leg. Laugob. 12). S)er @o^n
eine« denarialis, alfo ber SBcrtretcr ber ^Wetten ©enerotton, ^at uo^ feine Äg*
noten, benn fein^oier unb «ruber werben ntdjt als foi^e ongefe^en; ber (Snfef
M 1
'denarialis ^ot aber fdjon freie Dntet unb Setter 9 unb öon benen tarnt
er erben. 2)aß bie @adje fo auftufaffen ift, le^rt uns auä) ber Sergtei^ mit
norbifdjen ©eftimmnngen. ©. SBUba, (Straftest, 341 ff.; <5ad)3fe, §iftor. @runb-
(agen, 483 ff.
8
L. Sal. LX, de eo qui se de parentilla tollere vult.

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einfadjen35o(f$9etioffen: bie Sfntereffen be$$önig$ finb bod) tnel meijr
im ©piet, benn befommt in SrntQttflctung Don bireften Srben ba$
er
(Srbc be$ greigelaffenen * unb Ijat andj ba$ 8lured)t auf beffen Sßer*
2
gelb . £)iefe$ lefcte ift befonberS be«l)a(b bemerfensmertl) , meil t$
oljne jebe @infd>ränfung, atfo aud) bei &bgetten ber @öl)ne erfolgt —
es fommt olfo fyier feineStnegS bfofj borouf an, ba§ ber König ba
eintritt, tno Jeber onbere feljft: bie ©ol)ue werben fyier bei Seite ge*
fdjoben, n>eU ba« Sergelb mit ber @d)ufepfn<f)t, todty über bte
prtoatrettytfitfye @#)äre Ijinanägeljt, gnfammentyängt. 9laty einer ©cite
t)in Ijat fidj biefeS enge 2lnfd}tie§en ber greigetaffenen gu oofiem JHed^te
an beri König in befonberS fd)arfer unb beleljrenber Seife an$ge*
prägt, näm(id) int grei^eit^roce§. SDaJjer werbe idj bie bejüg(id)en
©teüen eingeljenber betrauten.
Sir l)aben im faüfdjen unb vipuarifdjen föedjt 3eugniffe, toefdje
un$ eine gefd)id)tttci)e ßntnnejftung be$ ^roceffe« jeigen, bie mit ber
aSeräuberuug eine« fefjr wichtigen 9ted)t$bcgrtffe$ jufammenijängt. (5$
i[t nidjt fdjmer gu fe^en, bag im befannten XXVI. SCitel ber L.Sa-
lica üorauSgefefct wirb, ber aud) unredjtmäfjig 'per denariuni' frei*
3
getaffene bleibe frei, au« bem ®egenfafce fjeroor,
35a$ gef)t erfteitä

in welchem er ju feiner §abe


wirb; bie fommt wieber angefieflt
4
btn rechtmäßigen £>errn . $XDtittn&, jeigen ba$ bie Suganfäfee, benn
ber bertefete ©gent^ümer be« ©ffawn ober 8iten wirb für ben 95er*
(uft berfelben entfdjäbigt: er befommt ba« Sergelb be« £iten ober
ben $rei« be« ©flaoeu fammt ber Suffe für bie gntweubung 5 .
2)e« Königs wirb mit feittem Sorte gebaut, benn er fjat babei gar
nid&t« Weber ju gewinnen nod} jn verlieren ber 'denarialis' bleibt —
ia in feinem ©djufee, wie frumm and) ber Seg gewefen fein mag,
ber ifjn baju geführt fyat.

$n ber L. Ribuaria finben wir aber grabe tiefen (Sarbmafynnft

1
L. Rib. LVII, 3; L. Langob. Roth. 224.
9
Cap. ad leg. Salicam add. 803, 4. Cap. legi Bajuw. add. 6. Lex
Prancorum Chamavorum 12.
8
L. Sal. XXVI (ed. SBatfe) §. 1: Si quis alienum letum extra
consilium domini sui ante rege per dinario ingenuum dimiserit
solidos 100 culpabilis judicetur. Res vero leti ipsiua legitime refor-
metur. §.2: Si quis vero servum alienum per diuario ante rege in-
genuum dimiserit — —
solidos 35 culpabilis judicetur et pretium
servi domino suo reddat. SSgC im allgemeinen ©tgnon, bei Baluzius, Ca-
pitularia, 839; Brequigny, Diplomata (Pardessus, I, 233 Bmn. 3); Par-
dessus, Loi Salique, 527. (Sin fRadjftang ber alten falifdjen €afcung fiubet
fttf) im Cap. Ludovici Pii a. 819, §. 2 (Pertz, Legg. I, 225).
4
2)er bejte £ert bat jwar grabe Ijier eine jnHibeutiae 2efung, aber bie
$erglei$ung mit ben anberen £ertm fü^rt etwa auf folgenbe ^Refutation: res
vero leti ipsius legitimo domino reformentur (f. bie Varianten bei 5Bc^-
renb, L. Salica).
8
2)ieje beibe« SBefkmbtftetle finb Bei bem ©flauen getrennt, benn er wirb
at« ©ad^e betrachtet, »gl. L. Sal. X (ed. ©efcenb), 3ufa^e I. IV. V. 3m
erflen 3«f a 6 »P offenbar bie 93uffe allein, o^ne bie (Sntfd)äbigmtg angegebeu.
©onfl gilt ber Orunbfafc öon L. Sal. XI, 2.

40*

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604

tjcranbcrt: bcr unred)tmägig frctgcfaffcnc fetjrt in bie SBötmagigfett


feine« §errn jurüd *,mtb im 3ufammenl)ange baniit feljen wir ba«
gegenfeitige 33erljatten atter an ber^aubtung beseitigter umgewanbeft.
galten tt)ir un$ an bie gorberungen be$ ÄönigS nad) bem Ausgange
be$ ^roceffeS. $)ic 3urüdffüljrung be« unred)tmö&ig freigetaffenen
in bie urfprüugttdje Slbljcingtgfeit betrifft ganj bireft bie ^utereffen
be$ ÄöntgS, ber babei bie 2lu$ftd)ten auf ba$ Srbe be$ 'denarialis'
unb auf fein Sßergetb vertiert.
£>a nun bie Unantaftbarfeit be« 8?rettaffung$afteS bie 3ntereffen
be$ ÄönigS nidjt meljr fcj)üfct, an iljre ©teile eine, (ebigtid)
fo tritt

buref) bie potitifdje Stellung bc$ SönigS erflärti^e, 9?ed)t$anomatie,


inbem er, für bie feinen Qntereffen jugefügte <§inbu§e, mögen biefe
Sntereffen md) auf unrechtmäßigem SBBegc cntftanbeu fein, üofte @nt*
fdjäbigung erhält; ber greilaffer ba$ Sßergetb be$ 'dena-
gaf)tt ifjm
2
rialis' . £>cm entfpredjenb ift bem nnbegrünbeten Singriffe
aud) bei
auf eine greifaffung biefelbe ©träfe üon©eite be$ Klägers, unb gwar
3
wegen SJerfudjeS ben fiönig feiner 9?edjte $u berauben, fällig .

9?odj Rarer jetdjnet fid) ba$ 23erljättm§, wenn man ben ^5roce§
bei ber 'manumissio in ecclesia' 4 jur 33erg(eid)ung Ijerbeijieljt.

§)ier fyaben wir e$


mit einer prtoitegirten üDtadjt ju tljun,
wieber
wetdje anti) mobifidrenb auf ben ©ang be$ 9?ed)t$ eingewirft Ijat —
mit ber Äirdje, unb in nnferem gatte ift bie ÜÜiobification nidjt
weniger burdjgreifenb. SSBirb eine ftrdjtidje greifaffung ofjne ©runb
angefochten, fo büßt ber Sfäger unter anberem audj 100 ©otibi an
bie Sirene. 3fi «ber bie greilaffung wirfttd) aU ungültig befunben
worben, fo befommt woljt ber <§ig«ntf)ümer feinen ©Hauen fowie bie

L. Ribuar. LVII §. 3: Si autem se defensaverit (dena-


1
,

rialis),über permaneat, et ille qui eum voluit inservire etc.


8
L. Ribuar. LVII, §.2: —
-^ si legibus (auetor) euin (denaria-
lem) non potuerit defensare, ad partem regis ducentis solidis culpa-
bilis judicetur, et ad partem ejus, cujus servum inlicito ordine a jugo
servitutis absolvere nititur, quadraginta quinque solidis multetur etc.
8
§.3: si autem se defensaverit, liber permaneat, et ille qui eum
voluit inservire ducentis solidis regi, quadraginta quinque illi qui
defensatur eulpabilis judicetur. gfir bie prtoüegirte ©tettang im 9fad)t«-
gebtete bei ben gronfen ogf. ©runner, Saugen* unb 3nquijition§öerfafjren , tu
ben ©ifcungSbertdjteu ber SBiener Stfabemie, ©b. LI, @. 383 f.
4
L. Ribuar. LVIII, §. 5 tabulae in presentia judicis perferantur,
:

et archidiaconus in praesenti sacramento fidem faciat, et sibi septi-


nius super noctes Septem conjuret cum ipsis testibus, qui tabulas con-
scripserunt, quod ipse tabularius seeundum legem Romanam legitime
fuisset ingenuus relaxatus. Et tunc ille, qui causam prosequitur in
praesenti, constringatur,.ut ad partem ecclesiae centum solidis
eulpabilis judicetur, et unieuique de testibus 15 solidis eulp. jud., et
archidiacono 45 sol. eulp. jud. etc. §.6: Quod si archidiaconus —
ista adimplere contempserit, et auetorem suum, qui eum ingenuum di-
miserit, non invenerit, tunc tabularium ipse archidiaconus cum 45
solidis et cum omnibus suis rebus proprio domino studeat restitnere,
et unusquisque de testibus 15 solidis eulpabilis judicetur.

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*

605

Süße oon bem ÄrdjibiaconuS unb bcit &t\\Qtn für bie $äffd)ung
ber Urfunbe, aber nichts was jenen 100 @o(ibi entforäcf)e. Sllfo
grabe bte SJuße für ben Eingriff in feine 9?ed)te fetytt \)oiU
ftanbig 2 . äßarum? $)ie Slntmort läßt fid) am beften bitrc^ eine
anbere grage geben: 2Ber foflte biefe S3uße bejahen? gntweber bie
Äirdje ober üjr üHann, ber SlrdjibiaconuS. Siber ba$, ma$ juriftifd)

confeqnent fein toürbe, paßt fd)ted)t ju ber prtoifegtrten (Stellung ber


ftirdje unb ityrer ©lieber, unb fofglidj bleibt c$ aus.
Acoren mir nun bott biefer ©tgreffton ju ben birefteu 3eugntffcu
für baQ 33erf)ä(tntß be8 S'öntgS ju ben gfrctgelaffenen uotten $ed)tc8
jurüdf. 3n ben (angobarbifdjen ©efefcen finben fid) tu 33ejug auf
ben gretyeitsproceß biefelbcu ©rmtbfäge wie in ber L. Eibuaria, nur
s
in abgefragter gorm 5Die einfdjlägigen Site( finb Liutpr. 51 unb
.

4
52, unb fie foredjen für fief) fetber ÜDie SHeget ift im 52. Eitel
.

aufgefaßt unb tautet, ba% ber unrechtmäßige gretfaffer bem ©igen*


tljümer bcS ©flauen mit 20 büßt; nur im gatl, tt)enu ber greige*
(offene in ben @d)ufe be$ Sönigä gefommen ift, wirb aud) biefer unb
jmar mit 100 ©olibi entfdjäbigt. —
@$ giebt aflerbingä eine @d)Wie*
rigfeit bei ber Interpretation biefer £itet: muß man ben 2lu$bnt(f
'in manum regia' ftreng nehmen unb alfo bie ÜSeftimmung bloß auf
bie 'manumissi per impans' begießen, ober fie aud) tum ben 'amund'
oerfte^eu? 3fd) glaube, ba^ man unmögüd) biefe testen ausfließen
fann, fdjou au« bem Orunbe, weit fie in aßen ©ejicljungen mit beu

1
Ueber bie föofle ber Urfaubenfdjelte f. SBruuner, ©djwurgeridjte, 65 f.
8
3)aljer trifft bie (Srftärung, weldje Jöning, Urtyruug unb ©ebeutung
ber ©trafftaufetn, @traßburg 1875, ©. 47 ff., öon biefem gaffe giebt, littet ju.
@r behauptet, baß ber Angriff auf einen föedjtSjuftanb , wenn er fnf) al« unbe=
grünbet erweift, gebüßt wirb, unb idj fann biefem @afee im Stttgemeinen nur
beiftitmnen. $ier Ijaben wir aber eben eine 2toena!)tne, beim bie Suffe erfdjeint
nur bann, wenn bte Äirdje angegriffen worben ift, nic^t umgefetjrt, wenn ber
Angriff toon ber ßtrdje gegen einen $riüatmann erfolgt ift.
8
3m langobarbifcf)en föedjte jjat ber ßönig autf) einen fetyr beftimmten
Einfluß auf bie föettl)tsfafcung ausgeübt, wo fte feine $riöatintereffeu berührte.
SBenn j. $3. eine (Srbfdjaft an bie lönigttdje 'curtia' üerfafft, fo Ijaben bie
©laubiger be« S3erftorbenen feinen Enfprud) avß beffen (Srbe bejaht ju werben;
Rothar. 223. Sluf ba« ^ara!teriftif(f)e eingreifen in ba« 3ntertiation«toers
faljreu tnadjt tnia) ^ßrof. ©runner aufmerffam: ber Käufer einer intertiirten
@ad)e Ijat fie bem Eigentümer abzugeben, unb oon feinem ®t»
redjtmfißigen
wä^r«mann Erben Entfdjäbigung gu f orbern; biefe Entfd&fibigung
ober beffen
bleibt au«, wenn ber Äönig Erbe ift. L. Lang. Roth. 231.
4
L. Lang. Liutpr. 51: Si quis servum alienum in mann regia
dederit et provatum fuerit, quod non suo servo dedisset, conponat
regi solidos 100, et ipse servus revertatur ad proprium domi-
num suum et sit servus sicut antea fuit. Et insuper qui eum in manu
regia dedit, conponat domino ejus solidoa viginti. Liutpr. 52: Si —
quis aervum alienum 8ine volontatem domini sui liberum dimiserit
aut per ae aut qualitercumque , excepto per regis, et manum
provatum fuerit, quod servum alienum libertasset, tunc ipse servus
revertatur ad proprium dominum suum et sit servus sicut antea fuit,
et ille qui eum inlicite libertavit, conponat domino ejus solidos 20. —
S5g(. Dfenbrüggen, fiangobarbifdje« @trafreajt, 79. ...

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606

'manuniissi per impans' gteidjfteljen; überbieS ift ber 2lu$brudf 'in


manum regia' ancfj für fic gauj anroenbbar unb im betreffeuben gatte
tt)al)rfcf)einliä) gelullt, toeil er beibe £auptctaffen ber (angobarbifdjen
greigetaffenen ju üollem 9?ccf>tc umfpannt unb bcit @eftd)t$pnnft be=
tont, mltyx bie ©ufje öon 100 ©olibi rechtfertigt.
S)ie uerf)ältnifjmä§tg Meine bon 100 ©olibi fönnte im ©nmme
Sittgemeinen feine SJertounbenmg erregen, beim atte SBerfjältniffe, toetöje
mit ben äßergetbfäfeen jufammenljcmgcn , fjaben fiel) bei ben fiango*
barben öielf ad) mobifteirt, ba fie ba$ SBergefb im eigentlichen ©inne
nid)t fannten. Slber e$ befrembet bod), ba$ bei ber SBergleictyung
mit ben Liutpr. 62 at$ Ueberrefte be$ ©ergelbftjftemä erföeinenben
©ummen, unfer Slnfafe hinter ben mäfjtgften gurücffteljt. SBir Ratten
feinen t)inreid)enben ®runb au« biefer £ljatfad)e attein einen ©djluf*
ju jietyen — ettoa auf ba« $erabfinfeu ber betreffenben greigetaffenen
Don itjrer ©leidjberecfyttgung mit ben greien ju einem geringeren 2Bertl)e
unb 9?cd)te. 2lber eine fote^e SSermutljung , bie im Sittgemeinen fe^r
gut beut Oange ber ßntttridtung in ber erften§äffte be$ Mittelalter^
1
entforecfyen toürbe , finbet auty fonftige ©tüfeen.
3m fränfifdjen 9?ed)t fönnen toir atterbingä nur eine feljr leicht
begreifliche Slbneigung ber Sigentljümer Don ©Hatten unb tfiten gegen
2
bie grettaffung ju üottem SRedjte unb ba« faftifdje Sluäfterben biefer
greifaffung eonftatiren*. Sine 3ßinberung ifjrer red)tlid)en Sebeutung
ift nicfjt nadjjutoeifen unb Ijat tooty autf) nid)t ftattgefunben. 33ei ben
Sangobarben bagegen begegnen tt)ir ©puren grabe biefe« festeren
*ßroceffe$.
Seil bie SBergelbüerfc^teben^eiten §ier feine fotetye JRotte fpielteit
tüte bei ben gxanfen, wir in ShttyranbS ©efefeen bie mertoür*
feljen

btge £ljatfatf)e, ba$ ber Sönig in feinem 3fntereffe &te Uebung ber
greilaffnng ju tollem SRttyt befc^rönft: tt)äf)renb nadj Liutpr. 23
bie greilaffung 'in ecclesia', toenn fte ton einem ^rfoatmann sor*
genommen ttwrbe, jum 'fulfreal et amand' machte*, getväfjrt fie
nad) Liutpr. 9 nur ben ©taub be« 'fulfreal' bem öom tönig in
ecclesia freigetaffenen 5. ©aburtf) getoanu ber Sönig getoriffe {Rechte
gegenüber bem 'libertus' unb öerfor gar nid)t$, benn e$ beftanb fein
erstes Sergelb für ben amund. Liutpr. 55 jeigt un$ einen —
1
$gl. Guerard, Polyptique deTabbe Irininon, I, 224; 2öai|, ©er*
faffmtgSg. II, 147 «nfL).ff. (1.
8
äföittefbar brüdt fi4 ba« in ber SSertoaljrwig be« (Sferu« gegen einen
1
Uebergang ber 'tabularii' yam ©tanbe ber 'denariales <m«, L. Rib. LVIII, 2.
8
fieber bie f^ätepen ©eitytele ber greifaffung 'per denarium' f. Mura-
tori, Antiquitates I, 848 f.; Ducange, Glossarium v. Manumissio per
,

denarium; ©rtmm, föedjt«aitertl}., 180; Söaife, 8. ©. V, ©. 225 Stam.


4
Liutpr. 23 Si quis servum aut ancillam suam in ecclesia circa
:

altare amodo liberum aut liberam dimiseiit, sie ei maneat libertas,


sicut illi qui fulfreal in quarta manus traditus et hamund factus est.
5
Liutpr. 9 Si quis servum suum aut ancillam in manum regis de-
:

derit, et ipse prineeps eos per manos sacerdotis circa sacrum altarem
liberos dimiserit, sie permaneant liberi, sicut illi qui fulfreal thingati sunt.

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607

onbcren unb mistigeren 2Beg, auf wettern bic botte Unabhängig»


biet
1
feit ber greigelaffenen üerminbert
tt>c%*bcn fonnte . SBir fe^ett fic ju
ü)rem früheren £errn graoitiren, menn id) mid) fo auäbrttdten barf
<£$ entftctjt 5unäd)ft ein toirtyföafttidje* SBertyältptg, aber e$ fattn fetyr
fetd)t in eine abermalige Unterwerfung ausarten, unb ba$ ©efefc fu<|t

bent borjubeugen. — £)en beften ßinbtid aber in bie 3erfefcung ber


greitaffungäarten , meiere bei ben Sangobarben ju Doüer Unabhängig*
feit führten, getoätjrt ©eftimmung SliftulfS 2
un$ eine gür unferen .

3tt)e<f ift nid)t fo fcljr ber Umfoeg wichtig, auf bem fid) fortan bie
üoüe Unabljängigfeit be$ 'libertus' mit bem perföntufyen ggoi&uuä beö
$erru uerfitynen foü, benn barin fjaben mir mieber eine quautttattoe,
feine qualitative iöef^ränfung. Slber feljr bejcid)nenb ift bie mora*
lifd)e Grntrüftung , mit mefdjer ber ©efefegeber t)on ben Unbanfbaren
fprid)t, bie ifjre gret^eit beuufcen, nm ü)re SBoljltljäter gu oerlaffeu
unb ju oergeffen. ©rabe bie Trennung üom früheren |>errn, ba$
3Rerfma( ber greilaffung ju bollern SRec^te, mirb als unnatürlich
betrachtet, unb bon mem? t)om Könige, auf beffen SBfadjt unb ©djufc
bie Sreigetaffeneu bonbornljerein angemiefen maren. Sine jurifttfcfye
©nfdjränfung mirb allerdings uidjt vorgenommen, aber faun man
barait jmcifeln, ba§ bie £erreu bic 93erpflid)tungen ifjrer greigelaffenen
nodj biet ftärfer empfanben, als ber Äönig? Unb beim bloßen (§m>
pfinben mirb es moljt nid)t geblieben fein. £)ie alten ©afeungen
merben tfjeilroeife formell, tljeümeife faftifd) abgeftumpft, bis fie auf
furje 3 C ^ fcte fränfifdje §errfd)aft, im Slnf^lug an bie 'manumissio
per denanum' mieber auffrißt.
SBenn id) nun ben ©ang ber Unterfudjuug überfefje, glaube id)
brei ©äfee betonen ju muffen: nad) iljrer urfprtingltdjen Slnlage, bie
fid) namentlich in bem äußeren SSorgang funbgiebt, fjaben bie be*
fproctyenen gretlaffungSarten ju Dotier Unabtyängigfeit , aber nid)t ju
bollern 9?ecfyte geführt; biefe lefcte ©ebeutung fonnte tynen erft burd)
iljre SJerbinbung mit ben Qntereffen beS SömgS ju tljeil merben; fo*
toie biefe SSerbinbung fid) töft, fefyen mir amty eine SWinberung ber

1
Si quis servum suum fulfreal thingaverit et haa-
Liutpr. 55:
mund a se fecerit et postea ipse libertus voluntatem patroni
sui fecerit, manifestare debeat libertus ipse libertatem suam sepius
judici et ad vicinos suos.
8
Aist. 11: Anterioris edicti legantur capitula, ut si quis Laogo-
bardus pertinentem suum in quarta manum tradiderit et ad se ha-
in und fecerit,aut circa altario deducendum sacerdoti tradiderit, soluti
ab omnem conditionem servitutis permanerint. Sed quoniam perversi
hominis benefactores suos aeeepta libertatem postponebant, et ipsi eum
postmodum retinere nequaquam valebant, multi hominis timentes ne
sui liberti eos postponerent, libertatem eis facere obmittebant. Prop-
terea statuimus, ut, si quis Langobardus pertinentem suum thingaie
voluerit in quarta manum — —
et sibi reservaverit servitium ipsius
dum advixerit — —
stabilem debeat permanere seeundum textu car-
quam ei fecerit, quia justum nobis apparuit, ut homo
tule
benefactorem suum, vivente eum, dimittere non debeat«

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608

toöctt ftreifaffung eintrete». 3n öejug auf ben erftett @afe möchte


\6) nur nod) bemerfen, baß er feine SBcbcutung erft baburd) gewinnt,
ba§ er bie SBermittetung jwifdjeu ben ejceptioneüen hätten ber frän»
lifd^en unb fangobarbifefcen greitaffung nnb ben Ijityeren ©tufeu ber*
fetben bei ben auberen SSö(ferf(^aften giebt. 35enu aud) ba, wo ber
'libertus' niemals ju einer ©teutyfteüung mit bem SSotfögenoffen ge*
langt, tarnt er in einigen gäflen perfönlufye Unabhängigkeit gewinnen.
3»nbe(fen id) muß mufy begnügen biefen Sßunft Ijier anjubeuten, benn
eine (Erörterung barüber würbe eben eine fetbftänbige Unterfudjung fein.

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Beiträge pt (Sntjie^ttttgSgetötdjte hti faulen 9ied)&
8Sou 3* ^artmanm

L
$aß Älter beß paetns pro tenore pacls.
£)te fteben fogenanriten capitularia in legem Salicam mittenda,
metöje jufefet ©oretiuS ate Sfaljang gu Seljrenbä lex Salica IjerauS*
gegeben fjat, jerfaßen, tüte ber erfte Ueberblid ergiebt, in brei ©nippen.
£)a$ 1. 2. 3. nnb 6. ßapitutare enthalten — mit vereinjeften 2lu$*
nahmen — nnr materielle ©afeuugen, tljeite familienred)ttidjen 3n s
ljaltä, gut» größeren Steile aber SJu&beftimmungen. ©ie bewegen
fld) im ©anjen nod) in bem StnfdjauungSfretfe ber lex Salica, finb
jtoar fyöter aufgejeidjnet als bie testete , geigen aber faum t)ier unb
1
ba eine ©pur ber festeren (Spodje . 31)re 2(bficf)t getyt Härtid) ba*
Dm, tfüdfen, bie im ©eridjtSgebrauclje ber lex Salica hervorgetreten
fein motten, auszufüllen; Slenberungen be$ att^fatifc^en 9?ed)te$ finb
batet md)t au$gefcf)toffen *. SScreinjelt berogirt aud) ein ßapttulare
bem anbern 8 .

SSottfommen anbern @ljarafter$ finb ber pactus pro tenore


(cap. IV) unb ber edictus Chilperici (cap. V). 3n bie Slugen
fällt, ba$ in beiben bie Drbnung be« 9?cd)t$fd)ufce$ überwiegt. Die
4 5
ßriminalpotijei toirb eingerüstet , ba$ 2lft)tred)t geregelt , bie Seibi-
gung verboten 6, ba« 9?ügeverfaljren angebeutet 7 5Die 8>orm erinnert .

an bie Devotion ber merotnngifdjeu Urftmben 8 , bie Slnftrücfye ber


9
$irdje treten in ben SSorbergruub Die ©efifeoertyättniffe tjaben fid)
.

1
2)ic« gilt tnSbefonberc audj Don cap. VI, bo« gnjor nad) ber 3 5 un fl ^
öon ©orrtiu« r- ober aud) nur nadj tiefer —
jünger erfd&eint, bem er inbeffen
felbjt „ein Me« «Uer* auftreibt«
2
8fll. g. ». cap. III, 3 mit Sal. 41, 9.
8
Cap. II, 10 fdjetnt cap. I, 2 unb 3 aufgulje&en.
4
c. IV, 9.
5
c. IV, 14.
6
c. IV, 3 unb 13.
7
c. IV, 10. 3 Si de suspectione inculpatur.
8
c. IV, 15 in Dei nomine, c. IV, 18. c. V, 1.
9
c. IV, 11. 14. 15. c. V, 8.

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610

1
öerfdjoben, toiebertyott ertoäljnen beibe ßapitufarien ben Uuterföieb
jtt>ifd)en bcm {Reihen qui per diversa possidet unb bcm unruhigen
Proletariat*. Der fömgtidje 8i$cu$ totrb meljrfad) genannt 8 , aufcer
unb über bcm ©taube ber Slntruftionen erfd)einen Jefct bie optima-
les
4 — afleS «Seiten twtx borgefdjrittenen £eit.
Das fiebente ßapitutare ift ein äßeistfjum öom 3fa^re 819 —
e$ ift für unfere Unterfucfyung oljue ©ebeutung.
Ueber bie gntftdjungSjeit jener fed)$ erften ßapitutarien Ijaben
tt>ir nur fpärticfye 9iad)ru§ten. ßinen
2lu$gang$punft gemährt ftd^eru
jebod) ber edictus Chilperici. Die ©ejeidjnung beffelbeu ift burdj
bie fyanbförifttidje Uebertieferung gefdjüfct, c. 1 ergiebt, mie SßarbeffuS
bewerft ijat, uod) einen befonberen ©rmtb, benfetben in bie Qaljre
5
573 -575 JU fefcen .

feit tauge bestritten, ob ber pactus pro tenore


Dagegen ift e$
pacis Childeberti et Chlotharii ben erften ober ben jmeiten $ö=
nigen biefer Warnen angehöre 6 . Die Ijerrföenbe Stuftet neigt bafjin,
il)ii (Sljilbebert IL unb Gtytotljar II. jujufpredjen. ßr loürbe barnad)
groifdjen ben Sauren 584 596 ©erfaßt fein, unb ber edictus Chil-
-

perici märe mithin mm ben Sapitularien , beren (SntfteJjungSjeit bc*


fannt ift, ba& ältefte.
aud) für bie entgegengefefete 2lnfid)t ift üielerlet angeführt
Slber
7
toorben. 3oepfl §°b unter Änberm Ijerüor, ba§ ber fogenannte (an*
gere Prolog, meiner öermuttid) batb nad) beut pactus öerfa&t toorben
ift, bie gens Francorum at$ nuper ad catholicam fidem con-
versa bejei^net. 9?euerbing$ IjatöoretiuS Ijingetoiefen auf bie 2luS»
brücfegermanitatis Caritas unb indisruptum vinculum, mit melden
bie ©efefcgeber Üjr SBerljältnif*ju einanber auSfprettyen, unb bie ftdj
weniger paffenb auf bie Settern Sljübebcrt IL unb ©f)fotljar IL atö
auf bie leibtid)en ©rüber ßljiftebert I. unb Styfotljar I. bejteljen toür*
ben. Slber e$ ift menig bamit gewonnen, baß man fid) auf ein uu=
beweisbare* ftyfiftifäeS ®efü# beruft.
ßtmaä fixerer ift ba$ (Srgebnijü,toetö)e$ bie ©eftimmungeu über
ben ©cfaoenprocefj, bie fotool im pactus at$ im edictus unb bem
33oß$red)te oorfommen, an bie $anb geben.
Die lex Salica betyanbeft ben 33erbad)t$proce§ gegen ©cfa&en
im £itet 40. Der SBerfefcte fann ben öerba^tigen ©daoen mm beffeu
£>errn jur 33erneljmung einforbern unb iljn gegen ßaution (§. 4)
1
©oretiu«, SRote 27 ju c. V, 7 oufmerlfom gemocht fjat.
fluf ben fd&on
* c. IV, 9. V,
Sine Sfobeutung, ober rätselhaften Urtyrang«,
12. c.
audj fd^on in c. I, 9: meliores unb minoflidi.
8
c. IV, 11 unb 15.
4
c. V, 1 cum viris rnagaificentissimis obtimatibus vel antru-
stionibus ©aifc, $tg. II, ©. 430 Snm. 2, nimmt bie8 Tautologie, M
tuae ntd^t gerabe nötig ift, f. 33fg. I, @. 272.
6 ©. bie Angaben ©oretiuä ©. 105.
bei
6 €?. bie Siteratur bei ©aifc, %U. föedjt ber fal. granfen, @. 88 «nm. 2
unb bei ©o^m, 2Utbeutjd)e 9iei4«= unb ©eric^Wüevfoff. I, @. 51 «tun. 40.
7
Eeutfdje etaotö- unb 9le^t«gef^. 2. mufl. II, 2, §. 4, @. 28.

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611

and) petnftd) befragen. &uv Auslieferung be« ©claben ift ber §err
üerpflidjtet, üerwcigert er fte böswillig, fo ift fdjliegfid) bie gfolge, bag
mug, unb gwar (§§. 9 unb 10) non quäle
er felber bte 23uge gafften
servus sed quasi ingenuus hoc admisit, „nidjt fo als ob ber
©etaoe, fonbern al$ wenn ein greier ba$ 33erbred)en begangen l)ätte".
©claoenbuge *, fonbern feine Steigerung wirb als ©ißt*
(Sr jaljlt nidjt
gung, er felber als Später be$ 93erbred)en$ fingirt 2 unb l)at fid) als
3
folcfyer ju löfen .

©affelbe ^ßrinjip fjerrfdjt nodj in bem pactus @f)ilbebert$ unb


ßf)totf)ar$. 3m c. 12, welche ©teile ber 1. Sal. offenbar nad)gebilbet
ift, t)eigt e$: ber$err muffe bon bem 33er(efeten aufgeforbert werben,
ben ©clatoen auf einen bestimmten Termin ju fteßen. Quod si in
statutum tempus, intercedente conludio (etwa inbem er iljn ent*
flieljeu lägt), non fecerit, ipse dominus Status sui juxta modum
eulpae inter freto et faido compensetur, „fo fotl ber £err felbft
gemäg feinem ©tanbe nad) bem 9D?a§c ber @d)ulb griebenSgelb unb
4
©uge erlegen" .

3ßa$ unter bem Status be«£>errn $u


&erftel)n ift, fann gweifel*
Ijaft fpin.©oretiuS beutet ben SluSbrud auf ben ©taub unb SRang,
welken ber $err etwa in ber äKonarcf)ie einnahm; grebuä unb
gaiba würben fuf) bann naef) ber SRangflaffe gerietet Ijaben, wofür
fonft fcfywerlid) ein 3eugnig beizubringen wäre, ©infamer wirb man
annehmen, bag Status sui nur ben ©tanb be$ greien im ©egenfafe
jum ©tanbe be$ ©cfaoen bebeute, unb bag unfer ©efefe md)t fowol
etwa« 9?eue$ einführen als ben übermütigen potentes, gegen wefdje
eS befonberS gerietet ift, bie a(te ©afcuug nacfybrüdlid) in ba$ @e=
bätfytnig gurüdrufen wollte.
Der pactus nun, wetdjer an biefer ©eftimmung no$ fcftplt,
fann nid)t Don (Sljilbebert II. unb ßljtotfjar II. Ijerftammen, benu bie*
fetbe ift öon iljrem SSorgänger ßljilpericfy auSbrücflicfy aufgehoben
worben.
3m
edict. Chilp. c. 7
5
Ijeigt e$, bag, wenn ber §err ben oer*

bärtigen unb oorgeforberten ©etaoeu Weber imerfteu nodj im gweiten


Termin fteUt 6, aud) feine sunnis aumelbet, tunc servus eulpabilis
judicetur, et causa super domino magis non ascendat nisi
quantum de servo lex est, „unb bie 23uge foll für ben £errn
nidjt herauflaufen, als fie ba$ ©efefe für ben ©claoeu beftimmt", —
eine auSbrtidflidje unb bewugte Slbänberung beS frühem JRecfytS.
SBotlte man ben pactus nun trofcbem ß^ilbebert IL unb Gtyto*

1
Sal. 40, 1-4. 11.
8
Ärout, 3$ovtmutbfd>. I, 357.
8
3)offelbe Witt oudj Wol 1. Rib. 30: aut ipse in rem respondeat
befagen.
4
UcBft inter fretum et faidam f. Söoifc, Bit. 9^ec^t @. 194.
8
Ucber bo« gonje (Sohltet f. @oi)m, $roce| ber 1. Sal. @. 199 fg.
6
Miserit in praesente =
praesentaverit Sal. 40, 10 unb = prae-
sentare cap. IV, 12.

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612

tl)ar II. jufdjretben, fo müßte man roiber aße 2Batjrfd)einftd)feit unter*


ftetlen, bafj fic tyrerfeit« bic fortförittficfc 33erfügung @ljifyerici)$,
iljreS Dljeunä unb 25aterS, aufgehoben Ratten unb ftillfd)tt)eigenb ju
bem urftrüngüdjen 9?ed)t gurttcfgefef)rt toären. $)er pactus ift tuet*
meljr öon ©)i(bebert I. unb ©jlotljar I., alfo jtoifd)en btn 3afjrett
511 unb 558, abgefStoffen »orben.
gür bie Kapitularien ber erften ©ruppe ergiebt fid) barauS bor*
fönfig ba8 negative SRefuftat, baß tt)ir nid)t meljr genötigt ftnb, fte
tljeUmeife ht bie SRegierungäjett ber @öl)ne ©jfoboüed) jn öerfefcen,
fonbern baß toir fte ruf)ig für bem ßljfobotoed) jeitgenöffifcfye 23otf$*

fc^Iüffe # Ja t>ießetd)t für nod) älter galten bürfen.

II.

»Smifdjer «inffojj im alten 2ejt ber lex Sallca.


SBaife tjat bie üHetnung ausgebrochen unb in ber ifym ttadjfol-
genben Siteratur jur Slnerfennung gebraut, ba$ bie lex Salica ht
tljrer urfprüngti^en SRebaftion tebig(id) eine £l)at be$ f ränf ifdjen ©eiftes
fei unb fid) inäbefonbere öon römtfdjer $Red)t$anfd)auung oöttig freige»
1
Ijatten Ijabe . SDtcfc ältefte SRebaftion ift un$ nun oerforen, bie bis
auf uu$ gefoinmenen $anbföriften geben biefelbe uicfyt unoerfälfdjt,
fonbern tyaben unter anbern £uf%n gtoeifefljafter £>erfmtft aud) ein»
2
jefne römifd^c ^Begriffe unb römifc§e termini technici eingefdjtoörjt .

33on biefen fann l)ter ntd)t bk SRebe fein. ^Dagegen ift bislang nidjt
btafytt toorben, baß aßen £anbfd)riften gemetnfam, alfo nad) SBaife
bem üeriorenen Urtejt angeljörig, ein ganjer £ite( rönüfd)eu @influ§
oerrät. ÜDie« ift Xitel 39 de plagiatoribus.
£)a$ römifdje SRedjt oerftanb befanntüd) unter plagium groet
3
toefenttid) berfd)iebene £)inge . (SrfteuS bie 33erfned)tung einer freien
4 5
<ßerfon , gtoeitenS beu @cfaoenbiebftalj( . 3»m erften gaße richtet
fid) ba$ 25erbred)en gegen benplagiatus felbft, nämtidj ben freien
3ttenfd)en, im (efetern nid)t gegen btn plagiatus, ben ©cfaoen, fon*
bern gunädjft tt>entgften$ gegen beffen §errn. erftern gatte ift ym
1
3ttt. ffl. @. 75. 83.
2
Sal. 13, $f. 2 $ert 3 fofl tttfrtttdj ou« be,r tocPaot^ifdien Interpre-
tatio legis 3 C. Theod. de ine. nupt. 3, 12 entnommen, f. ü. ©a&igni),
©efdjidjte be« r8m. ftedjt* im 2R*. II, ©. 95. Sal. 40, §f. 1 £ert SBolfen-
büttel: ba« quadruplura I, ©. 226, 2fom. 36.
f. @ofjm, Sal. 59, 5
fflü.
$erolb: bie 3)efcenbenten erben non per
stirpes sed per capita. S)o« de-
cretum Childeberti II t>. 595 (Pardessus, Dipl. I, 9hr.205; Pertz, LL. I,
©. 9) c. 1 muß ben ^Begriff nod) nmfdjreiben : tamquam si pater aut ma-
ter vivi fuissent.
8
9eetn, (Erimtnatre^t ber ffiömer, 1844, ©. 386 ff. 3m"Vt, 2)a« €ri- —
minotre^t ber röm. ^e^ublif, II, 2, ©. 34 ff.
4
1. 6 §. 2 D. de lege Fabia de plagiariis 48, 15 (Callistratus).
1. 1. cit. (Ulpian.).
5
1. 5 cit. (Modestin.).

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613

t>a$ JRcfuItat be$ SBerbredienS eine Unterbrüdfung ber perfönKdjen


greiljeit, im atiberu eine SBermögenSbefdjäbigung. £>er eiujige ©e*
fidjtspunft, unter toetetyem beibe gatte öertoanbt erfreuten, ift roof ber,
1
bog ber ©cfatoe tocnigfteuS jure naturali frei , bag er bem pla-
giator gegenüber nicfyt @ad)e, fonberu 3Wcnfc3^ ift. Slber üöüig greift
ba$ nid)t burd), benn aud) ber begebt ein plagium, toeldjer eiuem
2
pdjtigen ©cfaöen £>ütfe getociljrt .

3Die lex Salica bel)anbe(t nun bett @cfabenbiebftal)t im Zitti


10 de servis vel maneipiis furatis, fie toeift il)m, ttne e$ bem
©arbarenbotfe jtemt, feine gehörige ©teile am ©bluffe jener langen
Xabtüt an, in ber Dom £)iebftal)l atter mögfidjen @ad)en, t>on
©feinen, 9?inbern, £>unben, ©ienen
ein» u. f. tt>. geljanbelt toirb.

flu§ be$ römifd)en plagium ift Ijier burctyauS ni$t ju bemerfen, e$


fef)tt fogar ba$ tedjnifäe SBort; ba$ einfache furare (in anbern
STejteu vendere) brüdt benJBegriff fiar unbbünbig au«. SMegret*
IjeitSberaubung eine« ©enoffen nimmt in ber lex Salica einen ganj
anbern <ß(afe ein, fie erfd)eint in bem langen 2lbfd)mtt, ber fjauptfäd)*
Itd) ben ©etoattocrbredjen geiuibmct ift, unter bem£itet 32 de liga-
minibus ingenuorum. 33on ber 93erftied)tung ttnrb Ijier aüerbingS
nidjt gefjanbett, fonbern, tt)ie bie foatern £ejte unb 1. ßib. 73 geigen,
Don bem gaH, ba§ 3femanb einen freien graufat fätfötidjer SBctfc
toegen eine« 5Berbred)en8 feffelt unb gemattfam öor ben SRictyter fityrt.
$ier toäre geim§ ber natürliche ^Jtafe getoefen, ben gleiten gatt bc$
römifdjen plagium— getoattfame 33erfned)tung eine« freien 3Kenfd)en —
anjufd)(ie§en.
(Statt beffeu fmben tt)ir einige £itct fpäter einen befonbem Slb*
fdjnitt, ber bem plagium gettnbmet, de plagiatoribus übertrieben
ift unb unter biefer 9?ubrtf fotoot Dom ©ctaöenbiebftaljl at« Dom
9Wenfd)enraub l)anbett,
Sal. 39, 1. Si quis maneipia aliena solicitare voluerit
. . . sol. XV c. j.

§. 2. Si quis hominem ingenuo plagiaverit . . . sicut


8
pro occiso . • . sol. CC c. j. .

Ueber ba« sollicitare Ijat ©rimm (in ber befannten SSorrcbc


<3. XXXIV
f.)
9Sermutung auf geftettt ; e« ift ein
eine unbcgrüubete
römifdjer terminus technicus, ber toon 3llter« Ijer für ba« ©cfatoen*
4
Magium gebraucht nwrbc , unb toirb am beften mit „abfrenftig
madjen" überfefct. 3" gleichem ©inn &ertt)crtf)en ben 2lu«bru(f ba&

1
$)a« erlernten bie röm. 3uriften bereitwillig an. 1. 32 D. 50, 17.
«gl. 1. 15 §. 35 D. 47, 10.
2
1. 5, 1. 6 §. 2 cit.
8
Si Romano plagiaverit
§. 3. —
ift für bie öorliegenbe Unterfudjung,

als nur einen Unterfatt be« §. 2 ertoäfjnenb , tebeutmtßSfoS. 2)er @inn (Ro-
mano =
Romanns V Romanura?) ift im übrigen jtretfe^oft. Söaifc, «It.
9*. ©. 17 «nm.
* 1. 6 pr. D. 48, 15.

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614
1
burgunbtföe unbbaS oftgotfjifdfieSefefebudf) , bic befannterma§en unter
bem (Sinfluffe rBmifdjer 3furi«prubenj geftanben Ijaben. $m Sretfe
be« fränfifdjen 9?ed^tö ift er einjig.
GrS bürftc faum jmeifetljaft fein, ba§ über biefe ©teHe ein ©Ratten
römifd&er 9?ed)t$anfdjauung gegangen ift. ÜDem fränfifd&en 53ctt)itgt*
fein erfd)einen bie beiben SBerbredjen, mie natürtid), atö berfd>iebene
3Mngc f bie fränftfdf)e SRetfytSfpradje fennt fein für beibe gemeinfameS
SSJort — ljier nun tritt ber römifdfje !Co^etbegriff auf unb mit tym
bie tedjnifdjen 2lu$brücfe ber römtfdjcn Suriften.
ÜDie £ljatfad)e ift merfmürbig genug, um nad) aßen ©eiten be*
trautet ju »erben. (§3 ttnrb junädtft maljrfdjeiuttd) , baß ber 2M
39 morben ift a(S bie SCitcI 10 unb 32 , unb ba§ er
foäter Dcvfa§t
in ber 9lbfid)t »erfaßt mürbe, ben nod) nidjt Dorgefeljenen %aü be$
93erfaufe$ eines greien in bie grembe bem ©efefce einjufügen. Die
römifd&e ©ebaufcn&erbinbung leitete ben SSerfaffer nun anä) )um
©daüenpfogium über. Grr fanb biefeä aber fdjon be^anbett unb be*
gnügte fidf) barum, nur toon bem SBerfu^e beffelben ju fpredjen (solli-
citare voluerit).
£)urd) bie öorfteljenbe (Kombination wirb ber ©ebanfe auSge*
fdjtoffeu, als fönnte £itet 39 au$ einer römiföcn Quette ober einem
anbern 3Solföred)t entlehnt fein, gür GrrftereS fäme aüein ber Codex
Theodosianus in SBetradbt, unb biefer rebet in feiner 1. un. ad 1.
Fabiam9, 18 nur Dom greienptagium; für SefetereS aber mürbe e$,
abgefeljen bat>on, ba$ unfer £itef maljrfdjemfici) immer nod) ätter ift,
at$ irgenb ein attbereä beutfdfjeS ©efefebudj, an einer SSorfage mangeln.
Die ©efefce ber SRtbuarier, S^üringer, ©adjfen, fetmen nuf)t einmal
ba$ SBortplagium 2 33on bem oftgotljiföen
. Grbtft unb ber lex
Wißigothorum unterfdjeibet fidf) bie lex Salica aber mefenttid) burdj
it)re rein fränfifdje ©trafbeftimmung. Sßäfjrenb jene ben ©cta&en*
raub nad) Sluatogic ber römifdjen actio vi bonorum raptorum mit
bem quadruplum beftrafen s , Ijäft fid^ bie lex Salica an bie geringe
fränfifdje ©u&e Don 15 solidi; tüäfjrcnb ferner ba$ römifdje SRed)t
ben SSerfauf eine« freien mit ©crgmerfäarbeit unb anbern U)m eigen*
4
tt)ümtid)en ©trafen bebro^te , beutet bie lex Salica bie germanifd)e
Sdiffaffuug baburdj an, baß fie für ben SSerfauftcn sicut pro occiso
ba$ SBergelb bejahen läßt, ©o Ijat benn ber SBerfaffcr itnferö 3:itet0 f
metm er ntcfyt felber ein granfe mar, bot!) tljetfmeife in fränfifd)em
©eifte, toietleicfyt unter fränfifdjem üDrnde gefdjriebeu.
@S t>erftef)t fidj tion fetbft, baß uttfer £ttel nidjt au$ einem
beutfdjcn Original überfefct fein fann, fonbern urfprüngtid) tateinifdj
gebadet unb uiebergefd&rieben ift. Qnfofern märe e$ nun öom Ijödjften

1
Burg. IV, 1. VI, 5. Ed. Theoder. 80. 2>tc 1. Wisig. VII, 3, 3
gebroudjt sollicitare für bo« plagium ou greien.
8
3)oe tyät oufgejet^nete frieft^e oüerbinge, ober nur im föubrum unb
nur für greiertroub. Fris. XXI.
8 Ed. Theod. 80 unb Wisig. VII, 3, 2.
4 Paulus sent. roc. V, «0 in Coli. XIV, 2.

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615

Qntereffe, feine ßntftetjungSjeit feftjuftetten , wir würben bamit oer*


muttid) ber grage näljer rüden, ob ber lex Salica, wetdje wir in
1
§cmben Ijaben, ein beutfdjer Urtejt gu ©runbe lag ober nidjt .

5Der STitet fetber giebt auf unfere grage feint Antwort. 5Da er
aber in aßen £anbfd)riften an berfetben ©teile fteljt,.n8mfid) ^wifdjen
bem £itel, ber &om Sßferbebiebftaljl, nnb bem, welker bom ©clapen*
procc§ Ijanbelt, fo Ijat er aufy einen ©eftanbtljeil ber Urfyanbfdjrift —
5tejt A bei Sßaifc * — gebilbet. Die Aufgabe toeränbert fid) atfo \>a*
l)in, bic ältefte ©pur be$ 5£ejte$ A
aufjufudjen, wobei fid) freilid),
wie ba« gtolgenbe geigen wirb, &or ber £>anb aud> nur ein unfid)erc$
SRefuttat ergiebt.

EL
Sie filteflr ©Jmt eines lateiuifdjcn 2ejte$ ber lex Salica.

Die beiben erften ßapitutarien jur lex Salica, toeld^e Ijerfömm«


lid) bem ßljfobwig unb Güjilbebert
beigelegt werben, nefjmen Pufig
mif auSbrüdftidjen SBorten auf n \>a$ ältere Oefefc" SBejug, unb jwar
berart, ba§ wir bie angebogenen ©teilen aud) in unferm £e$te ber
lex Salica na$}uweifen vermögen 8 . 9hir jwei Säße madjen ljier*
Don eine fdjeinbare SluSnaljme.
SRämlid) erftenä ba$ ßapitet de hominem inter duas villas
occisum (I, 9). Der {Ritter, fo ljei§t es, fotl auf bie 9Korbftätte
eilen, in$ §om unb ben juftrömenben Dorfgenoffen feierlich
ftoßen
gebieten : ut in mallo proximo veniatis et vobis de lege dicatur
quod observare debeatis. §ier ift nidjt oon einem altern ©efefe
bie 9tebe, fonbern bie lex, weldje 25erf)altung8maßregeln für bie Dorf*
leute giebt, folgt in bemfelben (Kapitel gletd) nad), wo ber SCermin
gum föeinigungSetb unb bie 3al)t ber ßibeSljelfer be$ SRäljern beftimmt
werben.
Den anbern gaß cap. II, 10, 2 — ju erwähnen, giebt —
öoretiu* SSeranlaffung. Derfelbe toerftetyt bie ©orte 'quicqaid ex-
inde lex Salica docuerit' irrtfyümlid) fo, als ob bamit auf eine
©teile ber lex Salica aerwiefen werben foKte, bie es in unfern
STejten nidjt giebt. <£r meint batyer, ba§ auf eine ©teile im oorjjer*
geljenben ßapttufare gebeutet fei, „ba$ citirte ßapitel fdjeint alfo l)ier

1
(Sine groge, bie fetneetoeg« erlebigt ift. SReuerbing« ^ot ttrieber $ern,
2>ie ©(offen in ber 1. Sal. @. 149. 164 f., au« feiner (Srttärung ber ©loffen
ben 53ett>ei« eine« fränlifdjen Original« ju führen gefugt.
8
«lt. m. ©. IL
Cap. 1,6,2 quod in 'anteriorem legem scriptum est = Sal.
13,4,
cap. I, 7 = Sal. 44,
cap. II, 1 = Sal. 47, 2.
cap. II, 3 = Sal. 62.

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616

at« £ljeit lex Salica ju gelten".


ber $)a« Wäre merfwürbtg uttb
bebeuteub genug, weun e« richtig wäre. (5« ift aber gar fein bc*
ftimmte« ßitat genteint, wie bie »ortgetreue Ueberfefeung bcr ©teile
erweifen wirb:
„3Ber einen ©eljenften, bcr fd)on tobt ift, oom ©algen nimmt,
oljne Befragung be« SRidjter« ober oljne @rfaubni§ be«ieuigen, beffen
@ad)e cd ift (b. % beffen, ber tyn in SSoüjug ber Stacke aufge^enft
l)at), ber fott feinerfeit« werben, at« bie lex
ju fo Diel verurteilt
Salica für bie@d}ulb, berentwegen jener geteuft würbe, beftimmt 1 ".
>Darna<f) ftcljt nun jwar feft, ba§ bie Seftimmungen ber lex
Salica, auf welche in bm jwei erften ßapttularien toerwtefen wirb,
2
jur 3eit berfelben bereit« in fd)riftlid)er gornt borljanben waren ,
aber e« ift nid)t fid)cr, bog biefe gorm bie unfrige war, b. f). bag
ber tateinifd) abgefaßte %qt A bis in bie 3eit Jener @apitularieu
hinaufreicht, ^nbeffen aud) biefe« festere ift ber Sali gewefen, ja e«
geigt fid), bafc bem £ejte A
fdjon bamal« eine gewiffe ofßcielle 9(n=
erfenntnig gu £t)eil warb.
3»n bem gleiten ßapitutare (c. 8) wirb ber gafl berücffidjtigt,
bag ein Slntruftio anbern Slntruftio toor ©erid)t forbert; ber
einen
SBürbc entfpredjenb, weidjt ba« ©erfahren Don
(Sigetityttuilufjfeit biefer

bem gewöhnlichen in einigen ©ttiefeu (in«befonbcre betreff« ber 2a*


bung) 8 ab. Steigert fid) aber ber verurteilte Slutruftio, ba^ Urteil«*
erfüllung«gelöbni& gu öoügic^en (si ad ipso placito venire dispe-
xerit aut manum suam ad aeneum mittere noluerit), fo tritt
gegen Ujn ba« 33erfaf)ren ber grieblo«legung ebenfo toit gegen feben
anbern ©alier ein. £>er ©d)lu§ jene« ßapitcl« wieberfyolt bal)er r wie
nid)t unbemerft bleiben fonnte, bie JBcftimmungen be« 56. £itel« bcr
lex Salica, welche al« bie allgemeineren bie primären finb.
2lu« bem tfyeilweife übereinftimmenben 5lu«brucf an beiben ©teilen
Würbe man jcbod) ntdjt fd)liejjen bürfen, baß ber £itel 56 bem (Son*
cipienten unfer« Sapitel« gerabe in ber un« befaunten gorm bc«
£ejte« A vorgelegen fyabc ; beun e« Ijanbelt fid) ba um übliche gormdn,
bie aud) anbern 23ejiefjuugeu wteberfeljren 4 , unb in jeber SRieber*
in
fcfyrift au«fallcn mußten.
äljnlid) 3Kan würbe nod) immer meinen
bürfen, ba§ bie lex Salica gur 3eit jene« ßapitulare noc§ gar nidjt
in officieHer latcimfdjer Slbfaffung oorljanben war — eine ÜJJögfidtfett
im ©inne berjenigen, welche gteid) 2Bilba unfere Jejte für private
5
^Bearbeitungen anfe^n .

1
$3gl. 4: quantum lex de causa illa habet eulpabilis.
cap. II,
* cap. I, 6, 2.
©cf)riftlid):
8
33gl. borüber SSaifc, «fg. II (2. «ufL), @. 266 «ntn. 1; »rannet,
3cugfn« unb SnqirifttioneberoetS , ©. 46. *
4
2)ic 3lct^tung«fornul et qui eum paverit u. f. tt>. oud^ bf im Jeid^e n-
x'düUv, Sal. 55, 2, unb analog bei ber mulier aspellis c. I, 5.
5
£>ie Sln^änger biefer «nftc^t f. bei 2Baife, 5lit. 91. @. 23 «um. 2 unb
©. 24 Wwm. 1.

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617

£)er ftififtifäe ©tumpffinn jener 3eit fyat uns einem ©etoeis


com ©egentl)eif überliefert.
Stitel 56 jeigt in aßen altern £e$ten eine Surfe, bie mithin auf
£ert A jurüdgeljt. SllS SBorbebingung ber Slectytung im ÄömgSge*
ridjte »erben üier £eugniffe *™ Üe *> re t 3^ u 9 en verlangt
1
, S5on
ben brei erften ©ruppen biefer 3eugen Wfo ** refrainartig jurare
debent (ober iurati dicant), bei ber vierten ©ruppe l)at ber 9?e*
frain fdjon in £ejt A gefegt. Sin berfetben ©teile feljlt berfelbe 5Ke=
a
frain im feiten ßapitulare .

£ur SSerüoÜftänbignng beS ©etoeifcS Ijat fief) oöenbrein ein nn=


grammatifdjer Slccufatto, ber fief) in aüen ättern Seiten oorfinbet,
auä) in cap. II, 8 eingefd)lidjen : tunc ipse eulpabilis et omnes
res erunt suas.
tooren ausgegangen bon ber SlltcrSfrage ber fatifdp @a*
SSJir
unb Ufjxtn nochmals bafyin jurüdf. (fs fommt Ijter bar*
pitufarien
auf an, bie SntftetyungSjeit beS cap. II, 8 de andrustione gha-
malta gu beftimmen. 1)aS 9?efultat ift freiließ toieber nur ein ne*
gattoeS. Oben ttmrbe fdjon. Ijeroorgeljoben , baß bie ßapitutarien ber
erften ©ruppe (1—3 unb 6) älter feien als berpactus pro te-
nore pacis; wenn aber bie bafür beigebrachten ©rünbe gu allgemein
erfreuten fotlten, fo läßt fid) {ebenfalls toafyrfäcinltd} machen, bafj bie
©afeuug über ben 2lntruftionenproce§ älter ift als ber um 573 er*
taffene edictus Chilperici. liefen 9?ad)tt)eiS üerbanfe id) einer
münblidjen ©emerfung meinet 8el)rerS, ^ßrofeffor ©runncr.
SDaS Kriterium liefert baS ®erid)tSjeugm&. Qn bem befannten
cap. 7 jenes ßbicteS l)at (Sljitperid) unter anbern Neuerungen aud)
bie eingeführt , baß über bolfSgeri<t)tlid)e SWtc ein Seugnifj ta Vtt*
teitsfmber aufgenommen »erben fotle. Sr bringt bieS bei ©elegen*
fyeit ber 9luSpfänbuttg oor: fieben 9?ad)imburgen fotlen hierbei afp*
ftiren; toemt ber ©epfänbete Sßiberfprud) ergebt unb in gofge beffen
bk ©adje an baS SönigSgcrid)t fommt, fo tyabeu bie 9tod)imburgen
Ujr amtliches 3eugniß über ben gef^e^cnen Slft abjulegen*. ©e*
fanntlid) toar es oor biefer Neuerung Qebermann übertaffen, ob er
©efdjäftSjeugen jujieljen »ottte ober nicfyt; baS ®ericf)t fümmerte
fid^ ni<$t Unb biefe ältere Drbnung finbet fid) aud) nod) in
barum.
bem ßapitelde andrustione ghamalta.
£)amit ftel)t unfere Unterfudjung nun toorfäufig am (Snbe.
£)er SCeyt A ift älter als baS jtoeite ßapitufare , unb nad) allem
was vorgetragen ift, toirb man annehmen bürfen, baß er am Sin*

1
3)ic (SrKärung ber fdjtoiertgen ©teile f. bei ©oljm, ^roceß @. 185.
©runner, 2)o« @eridjt«aeugnifj unb bie fränüfdje SönigSurfunbe (in ben gejigaben
für $effter) ©. 143.
8
(S« Ijeigt beiber Orten ~
mit unbebeutenben a&toeidjungen fo: —
Similiter illa die si non venerit,
collocet ei solem, et illa tria testi-
monia qui ibi fuerunt ubi collocavit solem jurare debent, foflte folgen —
unb ift oußgetoffen.
8
©runner, ©eridjWjeugttiß ©. 165.

XVI. 41

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618

fange be$ fedjffen Oa^unberM fdjon toorljanben fear


1
. t)cv Sritef
de plagiatoribus l)at Ijödjft tt)a^rfc^cinUrf| , toenn e$ auä) niä)t
ftrict erliefen »erben fann, barnatä bereit« einen JBeftanbtljett be$
£ejtc$ A an$gemad)t. SOJc^r läßt fld^ and) über fein SKter üorab
nidjt fagen.

1
Weuerbing« behauptet freiließ St. 3. (Element in feinem Wafyafttotvt
gorfdjungen über ba« fted)t ber fatifdjen gronfen (IjerauSgegebeu »ort 3oepfl)
®. 208, baß bie gonje lex Salica frühen« bera 7. SaljrlJ. angehöre.

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gormein ju ©ottcöur^cttciu
1
9Ritgetl)eUt üon ®. SBaifc .

3u bcn }af)(rei$eu gormein üon ©otteöurt^cilen , toeldje früher


öon Sftartene (De ritibus II, ©. 927 ff,) unb neuerbing« öon
JRojtfere (Eecueil genäral des formules II, ©. 770 ff., mit ein*
jelnen üftad)trägen III, @. 347 ff.) gefammelt finb, füge id) l)ier ei*

nige Ijinju.
I. Slu« ber £anbfdjrift Vatican. Eegin. Christ. 9?r. 612,
s, IX, au$ ber SKerfet bie bisfjer ungebrueften gormein, nne mid)
eine angepeilte 33ergteid)ung gelehrt l)at, leiber fefjr feljlerljaft, beffer
fpater S*ojiferc herausgegeben l)at. ©iefelbe ftef)t f. 38 unb f)at bie

gröfcte 9Scrmanbtfc^aft mit ßoz. 9?r. 591 (@. 806; narf) 8inbeu*
brud)).
II. SluS Samberger §anbförift Ed. V. 1, s. XI, bie
ber
in ber Slbljanbluug über bie gormein ber üDeutfdjeu Sönigäfrönnng
unb ber SRömifcfyen ^aiferfröuung @. 5 ff. uätyer befdjrieben ift.
£>ier fjabt id) mid) begnügt ba$ gormutar be$ $ergang$ oljue bie
baju gehörigen 9?eben unb ©ebete abzutreiben. Slm nöd)ften Der«
toanbt finb bie toeld)e SRocfinger (Duellen VII, @. 341) an& SWündjeuer
£aubfct)riften herausgegeben unb 9?ogiferc toieberfjolt §aU

I.

Judicium aquac frigidae.


Cum homines vis wittere in aquaefrigida ad 2 probationem,
\ta facere debes. Accipe Mos homines, quos voluntatem hdbes
nittere in aqua, et duc eos in ecclesia, et cor am omnibus Ulis
s
lanet presbiter missam, et fac eos ad illam missam offerre.
Cum autem ad communionem venerint, antequam cummunicent,
interrogat eos sacerdos. Conjurationem ita dicat: Adjuro vos
homines per Patrem et Filium et Spiritum sanetum et per ve-
stram phristianitatem , quam suseepistis, et per unigenitum
1
2>a burd) einen unglüdlitf)en u f aH e * nc 9fctoifton«fcnbung mit bem
3
2K«. auf ber $o|t öerloren gegangen, tann id) für bie tjöttige föidjttgfeit be«
folgenben Ebbrudte nidjt einfielen.
8 8
frigidaeed $8. Jpier ifl in ber $8. einiges awSrabtert.

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620

Filium, et per sanctam Trinitatem, et per sanctum euangelium,


et per istas reliquias qui in ista ecclesia sunt, ut non presu-
matis ullo modo communicare neque accedere ad altare, si
vos hoc fecistis aut consensistis aut scistis quis 1 hoc egerit.
Si autem omnes tacuerint, ut nullus hoc dixerit, accedat 2 sa-
cerdos ad altare et communicet. Postea communicet eos qui
vult in aquam mitter e. Cum autem communicant, dicat sacer-
8
dos per singulos: Corpus hie et sanguis domini nostri Jhesu
Christi sit tibi ad probationem hodie. Expleta missa, faciat
sacerdos aquam benedietam, et aeeipiat aquam benedietam, vadit
ad illum locum ubi omnes pröbabuntur. Cum autem venerint
ad ijpsum locum, det omnibus Ulis bibere de aqua benedieta.
Cum autem dederit, dicat ad unumquemque: Haec 4 aqua
fiat tibi ad probationem. Postea vero conjurat aquam 5 ut ubi ,

illum mittit. Post conjurationem aque exuat Ulis vestmentis


eorum et faciat eos per singulos osculare sanctum euangelium
ad crucem Christi. Et post haec 6 de ipsa aqua benediäa asper-
git super unumquemque hominem et vroieiat eos statim per sin-
gulos in aqua. Haec autem omnia facere debeat iejunus, ne-
que Uli antea comedant qui ipsos mutant in aqua.
Conjuratio aque.
Adjuro te, aqua, in nomine Dei 7 patris omnipotentis, qui 8
te in prineipio euneta creavit et te jussit ministrare humanis
necessitatibus, qui etiam te jussit segregari ab aquis 9 supe-
rioribus. Adjuro te etiam per ineffabile nomen Christi Ihesu,
filii Dei omnipotentis, sub cujus pedibus 10 mare elementum
n
aquarum se calcabile prebuerunt, qui etiam baptizari in aqua-
rum elementa voluit. Adjuro te etiam per Spiritum sanctum,
qui super Domino baptizato descendit. Adjuro te etiam per
nomen et sanctum et individue Trinitatis, cujus voluntatem
aquarum elementum divisum est, et per [quem] 12 populus
Israel super illum siccis pedibus transivit; ad cujus etiam
vestigii invocationem Elias ferrum, quod de mare rubro ex-
ierat, super aquam natare fecit: et nullo modo suseipies
hunc hominem nom. illi, siin alico ex hoc est eulpabilis quod
18
illi obiciatur, scilicet aut per opera aut per consensum aut
per scientiam aut per ullum ingenium, sed fac eum natare
super te, et nulla possit esse contra te causa aliqua 14 facta
aut ulla prestigatio, quae illud 15 non possit manifestare.
Adjurata autem per nomen Christi preeipimus tibi, ut nobis

I 8
quid #S. * ac dat $8.
| sanguinis $9.
4 hac #8. 5 conjuratam quam #8. 6
postea corr«
7 8
post hoc $8. di $8. q. t. fyäter crgönjt $8.
9 10
aquos corr. aquis $8. pedebus corr. pedibus $8.
II 12
cadicabile $8. fefjlt $8., tt)0 populum.
13
aut corr. et öor scilicet $8. u aliquam $8.
*5 ulla corr. ullud $8.

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621

per nomen ejus obedias, cui omnes creatura servit, quem


Cherubin etSeraphym conlaudare, dicentes: 'Sanctus Sanctus
dominus Dens exercituum', qui etiam regnat et dominatur
per infinita secula seculorum, Amen.
Conjuratio hominis.
Adjuro te, homo ille, per invocationem domini nostri
Ihesu Christi et per Judicium aque frigide. Adjuro te per Pa-
trem et Filium et Spiritum sanctum, et per sanctam Trini-
tatem inseparabilem , et per dominum nostrum Jhesum Chri-
stum, et per omnes angelos et archangelos, et per omnes
sanctos Dei, et per diem trementem judicii, et per 24 senio-
res qui cotidie Deum et per 4 euvangelistas Ma-
laudant,
theum Marcum Lucam Johannem, et per 12 apostolos, et
et
per 12 prophetas, et per omnes sanctos Dei, et per martyres
et confessores atque virgines, per principatus et potestates,
per thronos et dominationes et virtutes Cherubyn etSeraphyn,
et per omnia secreta celestia te adjuro, et per tres pueros
qui Deum cotidie laudant Sydrac Misac et Abdenago, et per
144 milia qui pro Christi nomine passi sunt, et per Mariam
matrem * Domini nostri Jhesu Christi, et per cunctum populum
sanctum Dei, et per illum baptismum quod sacerdos super te
regeneravit, te adjuro, ut 2, si tu de hoc scisti aut vidisti aut
bajulasti, aut in domum tuam recepisti, aut consentiens aut
consentaneus exinde fuisti, aut si habes cor incrassatum et
cor induratum 3 , aut siculpabilis inde es, evanescat cor tuum,
et non suscipiat te aqua, neque ullum maleficum contra hoc
prevaleat. Proinde obnixe 3 te deprecamur, domine Jhesu
Christe, fac Signum talem, ut 2 , si culpabilis est hie homo,
nullatenus reeipiatur ab aqua. Hoc autem, domine Jhesu
Christe, fac ad Iaudem et gloriam, invocationem nontfnis tui,
ut omnes cognoscant, quia tu es Dens noster benedictus qui
vivis et (tirotufdje 9?oten).
Hoc Judicium creavit omnipotens Deus, quia verum est, et
beatus papa Eugenius et domnus Hludovicus* imperator Uli
constituerunt, ut istud faciant omnes homines, episeepi, abbati,
comiti, in omnem regionem, et pröbatum est apud nos, et cer-
tum et verum est utique id. Hoc autem inventum est, ut non
licet homini perjurare in saneta sanetorum (tir. S^oteti). —
IL
5
35 . Judicium aquae ealidae.
6
Bomani propter thesaurum saneti Petri tulerunt Leoni
papae oculos et linguam. At ille evasit vix e manibus eorum
1 2 8
matris #3. aut $8. obnixi #$. in ind. £«.
|

4 6
Heudov.(?) §3. ©iefe äöljfen bejieljen jtd) auf bic allgemeine
6
ber $«.
föetfjenfofge einen äljnUdjen (Stngang Ijaben Martene II,
&. 942; Roziere @. 810. 812.

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et venu ad imperatorem Karölum. Tunc imperator reduxit


eum Romarn, et restituit etm
in locum suum, et thesaurum su-
pradictum non potuit invenire aliter nisi per istud Judicium.
Quod Judicium fecerunt beatus Eugenius et Leo et imperator
supradictus, ut episcopi et abbates et caeteri fideles firmiter te-
neant et credant.
Inquisitus si fuerit aliquis de furto, luxuria, adtdterio vel
qualicumque re alia et noluerit conftteri magistro smiori, ista
erit ratio. Pergens sacerdos ad aecclesiam9 induat se vestimentis
sacris excepta casula, ferens in leva sanctum euangelium cum
chrismario et patrociniis sanctorum caliceque et patena, exspec-
tante eum plebe cum füre vel quocumque crimine implicato in
atrio aecclesiae, et dicat coram asstantibus in hostio aecäesiae:
Videte dampnabuntur.
Deinde vertat se ad scelercdum, et dicat tarn ei quamplebi:
Interdico tarn tibi judicio examinaris publico.
Deinde signet locum in atrio aecclesiae, ubi ignis fieri
possit ad caldariam suspendendam in qua aqua bulliens effi-
,

ciatur, ita tarnen ut prior locus ille aqua benedicta aspergatur,


necnon et aqua quae in caldaria est, propter illusiones demo-
niacas. His peractis, inpwat introitum.
Iustus es, Domine, et rectum Judicium tuum.
Lectio Ysaiae prophetae.
In diebus illis locutus estYsaias ad ignoscendum.
Or. Custodi me, Domine, ut pupillam.
Alleluia. Domine exaudi.
Secundum Marcum. In illo tempore vobis.
Of. De profundis.
Com. Amen dico vobis quicquid.
Post celebrationem missae pergat sacerdos cum plebe, euan-
gelio et sancta cruce ad turibulo et sanctorum reliquiis pre-
cedentibus cum 7 psalmis poenitencialibus et l^tania ad be-
nedicendam aquam ita:
Kyrieleyson Pater noster.
Or. Deus judex justus per poenitentiam salvetur.
Per eundem.
Or. Omnipotens sempiteme Deus —
evacuare dignetur.
Per unigenitum filium tuum dominum nostrum Iesum Christum,
Qui tecum.
Benedico te creatura aquae vivos et mortuos.
AI. Omnipotens Deus suppliciter evacuare di-— —
gneris. Per.
AI. Omnipotens Deus qui tua declara. —
Per.
Postea vero fumo myrrae odoretur et fumetur caldaria
sive urceolus tarn subtus quam et in circuitu, et dicatur ista
oratio:
Deus, qui maxima queque sacramenta.

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All. Adisto, Domine, propicius — — cognitio mani-


festa. Per.
Postea laveturmanus de sabone, et fiat adjuratio urceoli
sive caldariae ante inmissionem manus.
Adjuro te, urceole —
de contornes (?). Per.
Hie mittat manum in aquam, et postea sigületur.

37. Judicium aquae frigidae.


Qualiter perpetretur Judicium seeundum Romanorum in-
stitutum.
Cum hominem vis in aquam mittere ad pröbationem^ ista
debes facere. Accipe quos völueris mittere in aquam et deduc
eos in aecclesiam, et presUter cantet missam, et faciat eos ad
ipsam offerre.
Ant. Iustus es, Domine, et rectum Judicium tuum.
£$. In Deo speravit cor meum. Alleluja. In te, Do-
mine, speravi.
Of. Sperent in te omnes.
Com. Intellege clamorem meum.
Ante autem quam communicent conjuret eos, dicens:
Adjuro vos homines —
quis hoc egerit.
Si autem tacuerint, accedat sacerdos ad altare et commu-
nicet eos. Cum autem communieaverit, dicat per singulos:
Corpus et sanguis domini nostri Iesu Christi sit tibi ho-
die ad comprobationem.
Expleta missa, faciat aquam benedietam, et vadat ad illum
locum ubi homines sunt probandi. Cum autem venerit ad
locum, det Omnibus Ulis bibere de aqua benedieta, et cum dederit
dicit:
Hie aqua fiat tibi hodie ad comprobationem.
Beinde fiat l^tania. Finita l^tanea dicit:
Kyriel. Christe el. Pater noster.
Postea conjuret sacerdos aquam, ubi ülos inmittat , dicens:
Adjuro te aqua secula seculorum.
JSenedictio aquae. Omnipotens sempiterne Deus
defensa. Per.
AI. Domine Deus omnipotens, qui baptismum in aqua
fieri jussisti.
Conjuratio hominis. Adjuro te homo in secula
seculorum.
AI Omnipotens et misericors Deus — —
declarare
dignetur. Qui tecum vivit.
Alia. Domine Deus omnipotens, qui in aquarum substan-
tiam archanis.
Postquam haec fuerint expleta, exuat iUos vestimentis eo-

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rum y
faciat singulos osculari sanctum euangelium et crucem
et
Christi, et post haec de aqua benedicta spargat super unum-
quemque, ac deinde proiciat eos in aquam. Haec omnia debent
jejune facere, tarn Uli qui eos mittunt in aquam quam qui
mittuntur.

1
38. Judicium aquae fluentis .

Dens pater, fiat voluntas tua Qui vivis.


Alia. Domine Dens omnipotens, qui baptismum «

abstrahatur. Per.
AI. Domine Deus omnipotens, qui aquarum in
secula seculorum.

39. Judicium ferri feryentis.


Benedictio ferri judicialis. Pone ferrum secus altare, us-
que dum missa in eo celebreiur, et sie benedicas:
Benedic, Domine glorificetur. Per.
Benedictio ignis ad calefaciendum ferrum.
Domine Deus noster pater mereamur. Per.
Primum fiat Iqtania et oratio dominica. Qua finita, di-
caiur oratio:
Deus plasmator hominum justiciae. Per eundem.
AI Deus judex justus ——
veritati. Per.
AI. Deus omnipotens, Deus Abraham majestatis
tuae. Per.
Benedic, Domine manifesta fiat. Per eundem.
Conjuratio hominis. Adjuro tehomoN. declaretur.
Per.
Benedictio Dei Patris et Filii et Spiritus saneti descendat
super hoc ferrum ad discernendum verum Judicium Dei.

40. Judicium panis et casei.


Isto modo debes facere. Panis ordeaticus esse debeb siecus
et caseus caprinus aridus, et scribq 'Pa-
antequam dividantur,
ter noster in utroque, et postea sie debes benedicere. Primum
1

illae res quae furatae sunt ibidem in uno breviculo scriptae


debent esse, et illorum nomina simüiter qui de furto insimulan-
tur, et Ulis audientibus super unam mensulam ante sanetum
altare panem et caseum ita exorcisare et benedicere debes.
Benedictio panis et casei.

1
Lies: ferventis.

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Domine sancte pater non permittas. Per.


AI. Deus qui liberasti non permittas.
Exorcismus.
Exorcizo te venturus est judicare.
Älia. Deprecor te Per te salvator.
Älia. In coelis Salvator mundi.
Exorcismus panis et casei.
Exercizo te Qui vent
Deus angelorum in secula seculorum.
Postea aspergas eum aqua benedkta et dicas ad eum:
Haec aqua fiat tibi hodie ad comprobationem.
Postea dones ei inter panem et caseum denarios 9 ad
pensam et primum inpone manum super caput
, ejus, et con-
jura eum dicens:
9

Conjuro te Iesu Christo. Qui vent

XVL 42

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^Berichtigung.
$on ben 6. 89 ff. at« ungebrucft mitgeteilten Urfunben flttb 9h;. 2. 3«
4. 14. 16. 24. 27 in ber Acta imperii Don ©öljmer üorljer gebrmft, audj
üon ben alö töegejten aufgeführten flnben tf dj Ijier boEftänbig SR*. 5. 6 (wo ta«
$atum bei ©öijmer unridjtig).

•autogen,
©rutf bet ©ieittidjfdjen Unto.»»u<$btutfetei.
80. Ort. «Äjln er.

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