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1.

Semester 2018
Dozent: Helmut Galle
Email: hgalle@usp.br

Programm des Seminars:


Deutschsprachiges Theater im 20. Jahrhundert an ausgewählten Beispielen

28.02 1. Vorstellung des Programms.


Drama im 20. Jahrhundert. Probleme der Dramenanalyse
07.03 2. Hugo von Hofmannsthal: Jedermann; Szenen (Inszenierung Friedel, 112 min.)
14.03 3. Die Rolle des Geldes im Stück
21.03 4. Glaube und Sünde im Jedermann;
28.03 Semana Santa
04.04 5. Bertolt Brechts Theorie zum Theater
11.04 6. Bertolt Brecht: Mutter Courage; Szenen (Inszenierung Zadek, 152 min.)
18.04 7. Figur der Courage, Profil und Schicksal der Kinder
25.04 8. Episches Theater und Courage; Thema Krieg und Thema Ökonomie
02.05 9. Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker; Szenen (Inszen. Umgelter, 125 min.)
09.05 10. Wissenschaft, Macht und Moral
16.05 11. Ästhetik des Grotesken; Geisteskrankheit und Normalität
23.05 12. Peter Weiss: Die Ermittlung; Szenen (Peter Schulze-Rohr NDR, 154 min.)
30.05 13. Kollektives Gedächtnis, Gerechtigkeit, Völkermord
06.06 14. Ästhetik des Dokumentartheaters, Montage; politische Parteinahme
13.06 15. Abschlussbesprechung – Abgabetermin für Hausarbeiten
20.06

Zum Inhalt des Seminars:


In diesem Kurs werden mit H. v. Hofmannsthal, B. Brecht, Fr. Dürrenmatt und P. Weiss vier
Autoren behandelt, die für die Entwicklung des deutschsprachigen Theaters im 20. Jahrhundert
besonders wichtig waren. Bei der Auswahl der Texte spielte eine wichtige Rolle, dass Aufnahmen
von Inszenierungen (auf DVD) verfügbar sind, die eine Vorstellung von der Aufführungspraxis
vermitteln können.

Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) ist von den drei überragenden deutschsprachigen
Dichtern der Jahrhundertwende. Während jedoch Stefan Georges Werk völlig auf die Lyrik
beschränkt blieb und Rilkes Bedeutung vor allem in der Lyrik und seinem Roman (Die
Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge) liegt, hat Hofmannsthal auch ein sehr reiches
dramatisches Werk hinterlassen. Seine lyrischen Dramen aus den 1890er Jahren bilden nach
Szondi () einen wichtigen Lösungsversuch in der Krise des Dramas vor Beginn der Avantgarden.
Mit seinen Libretti für Richard Strauß hat er entscheidenden Anteil an der Entstehung der
modernen Oper und sein spätes Stück Der Turm (1927) ist ein düster-allegorischer Versuch über
die Herrschaft. Charakteristisch für Hofmannsthals Stücke im Allgemeinen ist der Anschluss an
die europäische (spätmittelalterliche, barocke) Theatertradition, die ihre Modernität gerade in der
Assimilation der alten Formen findet. Das gilt auch für den Jedermann, das meistgespielte und
erfolgreichste Stück Hofmannsthals.

Bertolt Brechts (1898-1956) erste Stücke sind noch dem Expressionismus verhaftet. Schon
während der Weimarer Republik wird er zu einer zentralen Figur der Neuen Sachlichkeit und des
sozialistischen Theaters. Er verbringt die Jahre des Exils in Skandinavien und Kalifornien und
wird nach seiner Rückkehr nach Deutschland (in die DDR) in den 50er und 60er Jahren mit
seiner Konzeption des epischen Theaters weltweit rezipiert. – Sein Stück Mutter Courage und
ihre Kinder entstand schon 1939 (bei Beginn des 2. Weltkrieges) und wurde 1941 in Zürich
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uraufgeführt; das Stück wurde 1949 als Modellaufführung an Brechts Ostberliner Theater
einstudiert. Es spielt im 30jährigen Krieg, soll den Zuschauer aber zum Nachdenken über das
allgemeine Problem des Krieges bringen. Es geht dabei vor allem um die Rolle der „kleinen
Leute“ und das Verhältnis von Ideologie und Geschäft.

Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) war ein Schweizer Schriftsteller und Maler. Er


veröffentlichte eine Reihe von Kriminalerzählungen und wurde in den50er Jahren mit einer Reihe
von sehr erfolgreichen Theaterstücken – der Autor bezeichnet sie als Tragikomödien – weltweit
bekannt. Das Stück Die Physiker ist von 1962 und behandelt das Problem der Verantwortung des
Wissenschaftlers in der modernen Welt und zugleich die Frage nach dem Verhältnis von
Wahnsinn und geistiger Gesundheit.

Peter Weiss (1916-1982), der als Kind jüdischer Eltern in Deutschland aufgewachsen war,
überlebte die Nazizeit im Exil in verschiedenen Ländern; er lebte und arbeitete seit den 50er
Jahren als Experimentalfilmer in Schweden, bevor er mit autobiographischen Texten, Dramen
und dem Roman Die Ästhetik des Widerstands (1975-81) international bekannt wurde. – Das
Stück Die Ermittlung. Ein Oratorium in 11 Gesängen wurde 1965 gleichzeitig auf 15
verschiedenen Bühnen in West- und Ostdeutschland aufgeführt. Es verarbeitet Dokumente über
den Auschwitz-Prozess, der 1963 bis 1965 in Frankfurt am Main stattgefunden hatte und den
Weiss als Zuschauer miterlebte. Trotz dieser Verwendung von authentischen Aussagen der
Zeugen und der Angeklagten aus dem Prozess ist die Komposition als „Oratorium“ äußerst
artifiziell. Über die Ästhetik des Dokumentartheates und politische Richtung dieses Stückes
entfaltete sich in späteren Jahren eine ausführliche Polemik unter nordamerikanischen Kritikern.

Die Evaluierung erfolgt zu gleichen Teilen auf der Basis der schriftlichen Klausur und der
schriftlichen Hausarbeit (definitiv bis 13. Juni). Themenvorschläge siehe Liste. Produktive
Beteiligung am Seminargespräch kann die Durchschnittsnote positiv beeinflussen.

Schriftliche Hausarbeit:
Hausarbeiten, die (auch teilweise) erkennbar nicht von der Hand des Studenten stammen,
werden mit 0 Punkten bewertet.
Zur Hausarbeit gehören: Titel, Inhaltsangabe/Gliederung, Text, Bibliographie. Zitate (auch
indirekte Zitate) sind mit Quellenangabe und Seitenzahl nachzuweisen. Die Arbeit ist in
deutscher Sprache zu verfassen. Format: 3- 5 Seiten (Text), A 4, 12 Pt Schrift, 1,5 Zeilen Abstand.
Die Arbeit ist im Format Word (.doc / .docx) auf der Plattform des Seminars im Moodle
einzureichen.

Die Stücke im Internet:


Jedermann: https://www.youtube.com/watch?v=joTS6YMmOMw&t=2956s
Mutter Courage: https://www.youtube.com/watch?v=983xztFYRHg
Die Physiker: https://www.youtube.com/watch?v=HZhFC11uB3Q
Die Ermittlung: https://www.youtube.com/watch?v=RpwY_OqAU-8

Literatur:

Primärliteratur:
HTTP://WWW.ZENO.ORG/LITERATUR/M/HOFMANNSTHAL,+HUGO+VON/DRAMEN/JEDERMANN/
%5BST%C3%BCCKTEXT%5D
BRECHT, Bertolt: Mutter Courage und ihre Kinder. Text u. Kommentar. Frankfurt a. M.:
Suhrkamp 2007. (moodle)
3
DÜRRENMATT, Friedrich: Die Physiker. In: Gesammelte Werke Bd. 2, Stücke 2. Zürich 1980.
(moodle)
WEISS, Peter: „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen.“ In: Stücke I. Frankfurt a. M.:
Suhrkamp 1976. 257-449. (moodle)

Sekundärliteratur:
ASMUTH, BERNHARD, Einführung in die Dramenanalyse. Stuttgart: Metzler, 1997. (moodle)
BENDER, JESKO, "Dekonstruktiver Dokumentarismus. Peter Weiss' Ermittlung und die
Möglichkeiten literarischer Repräsentation im Schatten von Auschwitz.", Kultur und
Gespenster, 3/Winter (2007), 168-85.
BRECHT, Bertolt. Teatro Dialético - Ensaios. Ed. Civilização Brasileira, Rio de Janeiro, 1967.
(Bibliothek FFLCH)
GALLE, HELMUT, "Sobre la representación del holocausto en el drama alemán. El callejón sin
salida del teatro documental.", in Regula Rohland de Langbehn e Miguel Vedda (eds.),
Teatro y Teoría Teatral. XII Jornadas de la Asociación Argentina de Germanistas. Buenos
Aires: Facultad de Filsosofia y Letras, Universidad de Buenos Aires, 2003, 79-94.
(moodle)
HANENBERG, PETER, Peter Weiss. Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Schreiben.
Berlin: Erich Schmidt, 1993. (moodle)
HEIN, EDGAR. Bertolt Brecht. Mutter Courage und ihre Kinder. München: Oldenbourg, 1994.
(Bibliothek FFLCH)
KELLER, OSKAR. Friedrich Dürrenmatt. Die Physiker. München: Oldenbourg, 1988. (Bibliothek
FFLCH)
KNOPF, JAN. "Die Physiker." In: Interpretationen. Dramen des 20. Jahrhunderts. Stuttgart:
Reclam, 1996, 109-125.
KNOPF, JAN, Brecht-Handbuch. Theater. Eine Ästhetik der Widersprüche. Stuttgart: Metzler,
1996. (Bibliothek FFLCH)
MENNEMEIER, Franz N. Modernes deutsches Drama. Vol. 2. München, Fink,1975.
MEYER, MARITA, Eine Ermittlung. Fragen an Peter Weiss und an die Literatur des Holocaust. St.
Ingbert: Röhrig Universitätsverlag, 2000.
STAEHLE, ULRICH (ed.), Theorie des Dramas. Für die Sekundarstufe. Stuttgart: Reclam, 1973.
SZONDI, Peter. Theorie des modernen Dramas. Frankfurt, Suhrkamp, 1959.
PFISTER, Manfred. Das Drama. Theorie und Analyse. Stuttgart, UTB, 2001.
WEISS, PETER, Auschwitz in der geteilten Welt. Peter Weiss und die "Ermittlung" im Kalten
Krieg. Teil 1. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag, 2000.

(WOLf, 2017; RÖLLEKe, 1996; GRIMm, 1995; HINCk, 1995; SZONDi, 2001 (WEISs, 1970; BRECHt,
1979; DÜRRENMATt, 1966; WEIß, 2000; HANENBERg, 1993(YOUNg, 1997

Verwendete Literatur
BRECHT, Bertolt: Teatro de Bertolt Brecht. Volume I. Mãe Coragem e Seus Filhos. Os Fuzis da
Senhora Carrar. Os Horácios e os Curácios, Rio de Janeiro: Civilização Brasileira, 1979.
DÜRRENMATT, Friedrich: Os físicos. Trad. João Marchner, Prefácio Mário Schenberg, São Paulo:
Brasiliense, 1966.
GRIMM, Reinhold. Der katholische Einstein. Grundzüge der Brechtschen Dramen- und
Theaterheorie. In: HINDERER, Walter (Hg.) Brechts Dramen. Interpretationen. Stuttgart:
Reclam 1995. 11-33.
HANENBERG, Peter: Peter Weiss. Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Schreiben, Berlin:
Erich Schmidt, 1993.
HINCK, Walter. Mutter Courage und ihre Kinder. Ein kritisches Volksstück. In: HINDERER, Walter
(Hg.) Brechts Dramen. Interpretationen. Stuttgart: Reclam 1995. 93-120.
4
RÖLLEKE, Heinz. Hugo von Hofmannsthal: Jedermann. In: Dramen des 20. Jahrhunderts.
Interpretationen. Bd. 1. Stuttgart: Reclam 1996. 93–108.
SZONDI, Peter: Teoria do drama moderno (1880-1950), São Paulo: Cosac & Naify, 2001.
WEISS, Christoph: Auschwitz in der geteilten Welt. Peter Weiss und die "Ermittlung" im Kalten
Krieg. Teil 1, St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag, 2000.
WEISS, Peter: O Interrogatório. Oratório em 11 cantos, São Paulo: Editorial Grijalbo, 1970.
WOLF, Norbert. Jedermann. In: MEYER, Matthias; WERLITZ, Julian (Hgg.) Hofmannsthal
Handbuch. Stuttgart: Metzler 2017. 207–211.
YOUNG, James: Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation,
Frankfurt. a. M.: Suhrkamp, 1997.

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