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Version 2000

Neue revidierte Fassung

Die Bibel
Übersetzt von Franz Eugen Schlachter
nach dem hebräischen und griechischen Grundtext

Genfer Bibelgesellschaft
Christliche Literatur-Verbreitung Bielefeld
Die Bibel
Schlachter Übersetzung - Version 2000
Taschenausgabe
© Genfer Bibelgesellschaft
CH-1211 Genf 3
1. Auflage 2002
Satz: swtype, Bielefeld
Umschlag: typtop, Meinerzhagen
Druck und Bindung: Druckerei C.H. Beck, Nördlingen
Gedruckt in der Europäischen Union

ISBN
2-608-22211-0 (GBG) – illustrierter fester Einband
3-89397-021-5 (CLV) – illustrierter fester Einband
2-608-22214-5 (GBG) – klassischer fester Einband
3-89397-022-3 (CLV) – klassischer fester Einband
2-608-22256-0 (GBG) – Fibroleder, weinrot, Goldschnitt
3-89397-023-1 (CLV) – Fibroleder, weinrot, Goldschnitt
2-608-22259-5 (GBG) – Fibroleder, schwarz, Goldschnitt
3-89397-024-X (CLV) – Fibroleder, schwarz, Goldschnitt

Vertrieb
Schweiz: Das Haus der Bibel
Ch. de Praz-Roussy 4b
CH-1032 Romanel-sur-Lausanne
http://www.bible.ch
Deutschland: Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 110135
D-33649 Bielefeld
http://www.clv.de
III

Zu dieser Ausgabe der Bibel


Die Übersetzung von Franz Eugen Schlachter

Die Genfer Bibelgesellschaft freut sich, diese Erstausgabe der revidierten


Schlachter-Bibel vorzustellen. Das Neue Testament war im Jahr 1999 er-
schienen, und nun, drei Jahre später, konnte auch die Bearbeitung des
Alten Testaments abgeschlossen werden.

Franz Eugen Schlachters Übersetzung der ganzen Bibel erschien 1905 als
erste deutsche Bibel des 20. Jahrhunderts. Schlachter, der damals Prediger
der Evangelischen Gesellschaft in Biel und Bern war, gelang es, der Über-
setzung eine besondere sprachliche Ausdruckskraft und seelsorgerliche
Ausrichtung zu verleihen. Im Jahr 1951 erschien eine revidierte Ausgabe
der Genfer Bibelgesellschaft. Diese Fassung wurde nunmehr weiter bear-
beitet.

Überzeugt vom Wert dieser Übersetzung, wollte die Genfer Bibelgesell-


schaft den besonderen Charakter und die treffenden Formulierungen des
Originals beibehalten. Gleichzeitig sollte die Schlachter-Bibel den Grund-
text an wichtigen Stellen genauer wiedergeben. Dieser Übersetzung liegt
im Alten Testament der überlieferte Masoretische Text und im Neuen Te-
stament der überlieferte griechische Text der Reformation zugrunde, der
auch die Grundlage der alten Zürcher-Bibel, der alten Luther-Bibel und
der King-James-Bibel war.

Die revidierte Schlachter-Bibel hat also das Anliegen, das Wort Gottes
wortgetreu und für den Leser klar verständlich wiederzugeben, damit das
ewige Bibelwort seine erleuchtende und belebende Kraft auch im 21. Jahr-
hundert entfalten kann.

Wir wünschen dieser Ausgabe der Bibel eine weite Verbreitung und allen
Lesern Gottes Segen.

Genf, im Sommer 2002

Die Herausgeber
IV

Die Bibel - das ewig gültige Wort Gottes für alle Menschen
Vom Altertum bis in unsere Zeit hat die Bibel einen großen und weitrei-
chenden Einfluß auf viele Millionen Menschen gehabt. Das Leben unge-
zählter Männer und Frauen wurde dadurch verändert, daß sie dieses
»Buch der Bücher« lasen. Sein Reichtum an geistlicher Wahrheit und gött-
licher Offenbarung ist unerschöpflich. Wie kein anderes Buch hat die Bibel
die Kraft, Menschen zur Erkenntnis des allein wahren Gottes zu bringen,
der Himmel und Erde und auch jeden einzelnen Menschen geschaffen
hat. Zugleich führt sie ihre Leser zu Besinnung und Selbsterkenntnis, da-
mit sie ihr Leben im Licht Gottes sehen. Und sie zeigt uns, daß Jesus
Christus, der Sohn Gottes, der einzige Weg zu Gott ist, der alleinige Retter,
der durch sein Sühnopfer am Kreuz sündige Menschen mit einem heiligen
Gott versöhnen kann.

Das Alte Testament (d.h. das Buch des Alten Bundes) ist der von Gott gege-
bene Bericht über die Schöpfung der Welt und des Menschen, über den
Ursprung des Sündenfalls der Menschen und über Gottes weiteren Weg
mit der Menschheit. Von Gott berufene und zubereitete Boten wie Mose,
Jesaja und Daniel haben zwischen 1500 und 400 v. Chr. die 39 Bücher des
Alten Testaments geschrieben, damit wir Gott in seiner Heiligkeit und Ge-
rechtigkeit, in seinem Gericht über die Sünde und in seinem gnädigen
Handeln an den Menschen erkennen können. Dies wird uns vor allem
durch Gottes Wirken an seinem auserwählten Bundesvolk Israel deutlich
gemacht.

Das Alte Testament beginnt mit den fünf Büchern Mose (auch »Gesetz«
genannt). Das erste Buch Mose ist das Buch der Anfänge, in dem Gott uns
bezeugt, wie er die Welt geschaffen hat, wie der Mensch in Sünde fiel und
was Gott tat, um trotz des Sündenfalls und der Abkehr der Menschen von
ihrem Schöpfer einzelne zur Umkehr und zur Gemeinschaft mit ihm zu
rufen. Die anderen vier Bücher Mose berichten von der Berufung und Er-
wählung des Volkes Israel als dem heiligen Bundesvolk des HERRN. In den
Geschichtsbüchern (Josua bis Esther) wird die Geschichte Gottes mit die-
sem Bundesvolk Israel und seinen Königen und Propheten berichtet: das
Versagen und die Untreue des Volkes, Gottes Gerichte und gnädige Rufe
zur Umkehr, die Entstehung des Königtums Davids und sein Niedergang
bis hin zur Zerstreuung des Volkes unter die Heidenvölker und der Rück-
kehr eines kleinen Überrests in das besetzte und geplünderte Land Israel.

Die dichterischen Bücher (Hiob bis Hoheslied) beleuchten das Leben des
Glaubens an den lebendigen Gott mitten in Bedrängnis und Leid; sie of-
V
fenbaren Gottes Liebe und Erlösung, seine Gnade und Treue, und enthal-
ten viel Trost und Zuspruch. Den Abschluß des Alten Testaments bilden
die prophetischen Bücher. Sie enthalten das Reden Gottes zu seinem un-
treuen Bundesvolk Israel, aber auch Botschaften an die anderen Völker.
Gott macht in ihnen deutlich, daß er der Herr der Geschichte ist, und kün-
digt immer wieder das Kommen des Messias (des Gesalbten oder Chri-
stus) für das Ende der Zeit an. Durch ihn, so bezeugen es die Propheten,
wird Gott Erlösung und Vergebung von Schuld bringen (vgl. besonders
Jesaja 53), aber auch Gericht über alle gottlosen Menschen und ein Frie-
densreich voller Segnungen für Israel und für alle Menschen, die an ihn
glauben.

Das Neue Testament (d.h. das Buch des Neuen Bundes), der zweite Teil der
Bibel, wurde im Laufe des ersten Jahrhunderts nach Christus geschrieben.
Seine 27 Bücher wurden von den berufenen Gesandten (Aposteln) und
Boten des Herrn Jesus Christus verfaßt, von Männern wie Johannes, Pe-
trus und Paulus, die Jesus Christus persönlich gekannt hatten und seine
Worte und Lehren nun schriftlich weitergaben, damit spätere Generatio-
nen und weit entfernte Völker die freimachende Botschaft von Christus,
dem Sohn Gottes, dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn und Erlö-
ser, hören konnten.

Die vier Evangelien geben uns einen Überblick über das Leben Jesu Christi
und zeigen, daß er der von den alttestamentlichen Propheten angekün-
digte Messias ist. Jedes Evangelium unterstreicht ein besonderes Merkmal
seiner Person und seines Wirkens. Sie alle schließen mit dem Bericht vom
Kreuzestod und der Auferstehung Jesu Christi - der Grundlage des christ-
lichen Glaubens. Die Apostelgeschichte berichtet, wie sich das Evangeli-
um, die Heilsbotschaft von Jesus Christus, ausbreitete, zuerst in Jerusa-
lem, dann in Samaria, und schließlich in weiten Teilen des römischen
Reiches. Die einundzwanzig Briefe des NT bilden den Grundstein für die
christliche Lehre und sind von größter Wichtigkeit für die Gemeinde Jesu
Christi. Das Buch der Offenbarung kündigt die Gerichte an, die Gott am
Ende der Zeit über die Welt bringen wird, und zeigt, wie Gott seine Pläne
und seinen Willen in allem ausführt und vollendet; es bildet damit das
großartige und ernste Abschlußkapitel des Neuen Testaments und der
ganzen Bibel.

Die ganze Bibel ist ein göttliches Offenbarungsbuch. Sie wurde zwar von
Menschen schriftlich überliefert, aber ihr eigentlicher Verfasser ist Gott
selbst. Er leitete die Schreiber der heiligen Schriften so durch seinen Heili-
gen Geist, daß sie die Worte Gottes niederschrieben und nicht ihre eige-
nen Gedanken. Der Apostel Paulus schrieb: »Alle Schrift ist von Gott einge-
VI
geben...« (2. Timotheus 3,16). Und der Apostel Petrus bestätigte: »Denn
niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorge-
bracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen
Gottes geredet« (2. Petrus 1,21).

Bis heute wurde die Bibel ganz oder teilweise in über 2. 200 Sprachen der
Welt übersetzt. Sie ist immer noch, Jahr um Jahr, das weltweit am meisten
verbreitete Buch. Ihre Botschaft gibt Antwort auf die grundlegenden Le-
bensfragen des Menschen – auch im dritten Jahrtausend nach der Geburt
des Retters Jesus Christus. Die Zusage Jesu Christi gilt auch für jeden von
uns heute:

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der
mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, son-
dern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.
Johannes 5,24
VII

Wichtige Worte der Bibel


Anregungen zum Bibellesen

Diese Anregungen sind hauptsächlich für Leser bestimmt, die die Bibel zum
ersten Mal lesen möchten. Wir möchten Sie dazu sehr ermutigen, auch
wenn der Anfang vielleicht manchmal etwas mühsam ist. Beten Sie vor al-
lem zu Gott, der uns Menschen dieses heilige Buch gegeben hat, um Licht
und Klarheit, damit Sie verstehen können, was er Ihnen persönlich sagen
und zeigen möchte. Suchen Sie sich eine ruhige und von Ablenkungen freie
Zeit, um sich ganz auf das Gelesene konzentrieren zu können.

Die Bibelstellen sind teilweise zur Platzersparnis nach einem allgemein


üblichen Verfahren abgekürzt angegeben worden. Zuerst wird das Bibel-
buch genannt (Sie können es im Inhaltsverzeichnis auffinden, wo auch die
Abkürzungen erklärt sind, und die Seitenzahl aufschlagen, mit der es be-
ginnt). Die erste Ziffer danach ist das Kapitel, in dem die Bibelstelle steht;
darauf folgt die Versziffer. 5Mo 6,4-7 bedeutet also: Die Bibelstelle steht im 5.
Buch Mose, im 6. Kapitel, und umfaßt Vers 4 bis Vers 7.

Ausgewählte Abschnitte zum Einstieg in das Lesen der Bibel

Diese Auswahl ist ein Vorschlag für Menschen, die die Bibel zum ersten Mal
lesen möchten. Jedes Buch der Bibel ist wichtig und wertvoll, und diese vor-
geschlagenen Abschnitte sollen nur eine erste Hinführung bilden. Wir
möchten jeden Leser ermutigen, die ganze Bibel von Anfang bis Ende zu le-
sen, und das nicht nur einmal.

Die Schöpfung und der Sündenfall des Menschen


1. Mose Kap. 1 bis 4

Gottes Weg der Gnade mit denen, die an ihn glauben


1. Mose Kap. 5 bis 33

Gottes Bund mit Israel und seine Gebote


2. Mose Kap. 1 bis 24

Die Heiligkeit Gottes und die Notwendigkeit eines Opfers


3. Mose Kap. 1 bis 19

Der Weg des Glaubens und die Größe Gottes


Psalm 1 bis 91
VIII
Die Weisheit Gottes und die Torheit des Menschen
Sprüche und Prediger

Das Gericht Gottes und der Messias


Jesaja 40 - 66

Jesus Christus – der Erretter der Menschen


Markus-Evangelium

Jesus Christus – der Sohn Gottes


Johannes-Evangelium

Gottes Gerechtigkeit und unser Weg zu Gott


Römerbrief Kap. 1 bis 8

Jesus Christus, der einzige Mittler und Hohepriester


Hebräerbrief

Gottes zukünftige Gerichte und die Vollendung der Zeiten


Das Buch der Offenbarung

Einige grundlegende Aussagen der Bibel


Die Bibel ist das Wort Gottes, das uns Leben gibt
2Tim 3,14-17; 1Th 2,13; 5Mo 32,46-47; Joh 5,34; Joh 12,47-50

Gott ist der Schöpfer aller Dinge


1Mo Kap. 1 – 2; Jes Kap. 40 – 45; Hiob Kap. 38 - 41

Gott ist der Ewige und Allmächtige


1Mo 17,1; Ps 97; 1Tim 6,15-16; Offb 4,8

Gott ist der heilige und gerechte Richter


1Mo 18,25; Ps 57,12; Ps 96; Röm 2,1-16; Hebr 12,22-29; Offb 20,11-15

Die Schuldverstrickung des Menschen vor Gott


1Mo 6,5-13; 1Mo 8,21; Ps 53,1-3; Ps 51,4-9; Röm 1,18-32

Die Verlorenheit des von Gott entfremdeten Menschen


Jer 17,9-10; Hebr 9,27; Eph 2,1-3.12; Eph 4,17-19; Tit 1,15-16; 3,3
IX
Der Sohn Gottes wurde Mensch, um uns zu erretten
Joh 3,16; Lk 19,10; Phil 2,5-11; Hebr 2,14-18; 1Tim 3,16

Jesus Christus – das Sühnopfer für unsere Schuld


Röm 3,23-26; 1Pt 1,18-21; 1Pt 2,21-25; Hebr 9,11 – 10,18; Jes 53

Jesus Christus, der einzige Mittler und Hohepriester


zwischen Menschen und Gott
Joh 14,6; Apg 4,12; 1Tim 2,5-6; Hebr 7,15 – 8,6

Christus bewirkt unsere Versöhnung und Gerechtigkeit Gott gegenüber


2Kor 5,18-21; Röm 5,1-11

Aus Gnade allein gerettet


Eph 2,1-10; Röm 3,23-24; Röm 5,20-21; Röm 6,23

Gerechtfertigt durch den Glauben an Jesus Christus


Joh 6,29.40.47; Eph 2,1-10; Gal 2,16; Röm 1,16-17

Die neue Geburt


Joh 3; Joh 1,12-13; 1Pt 1,3-5; Tit 3,4-7; Gal 4,6-7

Christus, der gute Hirte


Joh 10,1-18; Ps 23; Hes 35,11-16

Die Gemeinde als Gemeinschaft der an Christus Gläubigen


Apg 2,37-47; Eph 1,22-23; Eph 2,19-22; Eph 3,8-12; Eph 4,1-16; Eph 5,22-32

Die Auferstehung und Entrückung der Gläubigen


Joh 11,25-26; Joh 14,1-3; 1Th 4,13-18; Phil 3,20-21

Das zweite Kommen Jesu Christi zum Gericht für diese Welt
Mt Kap. 24; 2Th 1,7-10

Das letzte Gericht


Offb 20,10-15

Der neue Himmel und die neue Erde


Offb Kap. 21 - 22
X

Hilfe in Zeiten der Not – Bibelworte, die Trost und Kraft geben
Der Weg zum Frieden mit Gott
Apostelgeschichte 16,30-34 1155-1156
Johannes 3,16-18 1104
Jesaja 53,4-6 769

Befreiung von Schuld


1. Johannes 1,7-10 1111
Epheser 1,7 1226
Psalm 32 604

Frieden in Angst und Bedrängnis


Johannes 16,33 1125
Philipper 4,6-7 1235
Psalm 27 601

Mut in schweren Tagen


2. Korinther 4,8-18 1211-1212
2. Thessalonicher 3,3 1245
Josua 1,5-9 241

Trost im Leiden
2. Korinther 12,8-10 1218
Hebräer 12,3-13 1268-1269
Klagelieder 3,22-41 850

Führung bei Entscheidungen


Jakobus 1,5-6 1271
Römer 12,1-3 1186-1187
Psalm 119,1-3+101-105 658+661

Ruhe in Zeiten der Erschöpfung


Matthäus 11,28-30 1004
Philipper 4,6-13+19 1235
Psalm 23 599

Trost in Tagen der Not


Römer 8,26-39 1182-1183
2. Korinther 1,3-5 1209
Psalm 91 542
XI
Kraft in der Stunde der Versuchung
1. Korinther 10,6-13 1200
Hebräer 12,1-14 1268-1269
Psalm 119,9-11 660

Lob aus Dankbarkeit


1. Thessalonicher 5,18 1243
Hebräer 13,15 1270
Psalm 103 647

Die Botschaft der Bibel von Jesus Christus


Jesus Christus ist der Herr
Im Anfang war das Wort [Jesus Christus], und das Wort war bei Gott, und
das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe
entstanden, und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was ent-
standen ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Johannes 1,1-4 (Seite 1101)

Dieser [Jesus Christus] ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstge-
borene, der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm ist alles erschaffen wor-
den, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsicht-
bare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten:
alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; und er ist vor allem, und alles
besteht in ihm. Kolosser 1,15-17 (Seite 1236)

Der Mensch ist von Gott getrennt und braucht Erlösung


Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner, der verständig ist, der
nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, sie taugen alle zusammen nichts;
da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer! ... Denn es ist kein Unter-
schied; den alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie bei
Gott haben sollten. Römer 3,10-12.22-23 (Seite 1177)

... Auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden, in denen
ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in
der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams
wirkt, unter denen auch wir einst alle unser Leben führten in den Begierden
unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken
taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie die anderen.
Epheser 2,1-3 (Seite 1227)
XII
Gott erlöst aus Liebe verlorene Menschen durch seinen Sohn
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben
hat. Johannes 3,16 (Seite 1104)

Darin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott seinen einge-
borenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben sollen.
Darin besteht die Liebe – nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er
uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sün-
den. 1. Johannes 4,9-10 (Seite 1287)

Jesus Christus ist der einzige Weg zu Gott


Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand
kommt zum Vater als nur durch mich! Johannes 14,6 (Seite 1122)

Und es ist in keinem anderen das Heil; denn es ist kein anderer Name unter
dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen.
Apostelgeschichte 4,12 (Seite 1136)

Was sollen wir tun?


Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muß ich tun, damit ich
gerettet werde? Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus Christus, so
wirst du gerettet werden, du und dein Haus! Apostelgeschichte 16,30-31
(Seite 1155)

So tut nun Buße [= kehrt von Herzen um zu Gott] und bekehrt euch, daß
eure Sünden ausgetilgt werden. Apostelgeschichte 3,19 (Seite 1135)

Die Errettung durch den Glauben an Jesus Christus


Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus
euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.
Epheser 2,8-9 (Seite 1227)

Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt [= vor Gott gerecht gemacht] sind, so
haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.
Römer 5,1 (Seite 1178)

Gewißheit der Errettung


Allen aber, die ihn [Jesus Christus] aufnahmen, denen gab er das Anrecht,
Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht
aus Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Man-
nes, sondern aus Gott geboren sind. Johannes 1,12-13 (Seite 1101)
XIII
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der
mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, son-
dern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.
Johannes 5,24 (Seite 1107)

Ein neues Leben


Darum: ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist
vergangen, siehe, es ist alles neu geworden! 2. Korinther 5,17 (Seite 1212)

Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich selbst,
sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich
im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich
hingegeben hat. Galater 2,20 (Seite 1221)

Eine lebendige Hoffnung für die Zukunft


Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns aufgrund
seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoff-
nung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, zu einem unver-
gänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel
aufbewahrt wird für uns, die wir in der Kraft Gottes bewahrt werden durch
den Glauben zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten
Zeit. 1. Petrus 1,3-5 (Seite 1276)

Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden,
plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Po-
saune wird erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich,
und wir werden verwandelt werden ... dann wird das Wort erfüllt werden,
das geschrieben steht: »Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein
Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?« ... Gott aber sei Dank, der uns den
Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!
1. Korinther 15,51-57 (Seite 1207)
XIV

Inhaltsverzeichnis und Abkürzungen


der Bücher des Alten Testaments
Name Abkürzung Seite
Das erste Buch Mose (Genesis) 1Mo 1
Das zweite Buch Mose (Exodus) 2Mo 61
Das dritte Buch Mose (Leviticus) 3Mo 112
Das vierte Buch Mose (Numeri) 4Mo 149
Das fünfte Buch Mose (Deuteronomium) 5Mo 197

Das Buch Josua Jos 241


Das Buch der Richter Ri 270
Das Buch Ruth Rt 299
Das erste Buch Samuel 1Sam 303
Das zweite Buch Samuel 2Sam 341
Das erste Buch der Könige 1Kö 373
Das zweite Buch der Könige 2Kö 410
Das erste Buch der Chronik 1Chr 446
Das zweite Buch der Chronik 2Chr 478
Das Buch Esra Esr 518
Das Buch Nehemia Neh 530
Das Buch Esther Est 547

Das Buch Hiob Hi 556


Die Psalmen Ps 588
Die Sprüche Spr 674
Der Prediger Pred 707
Das Hohelied Hl 716

Das Buch des Propheten Jesaja Jes 723


Das Buch des Propheten Jeremia Jer 781
Die Klagelieder Jeremias Kla 846
Das Buch des Propheten Hesekiel (Ezechiel) Hes 854
Das Buch des Propheten Daniel Dan 913
Das Buch des Propheten Hosea Hos 932
Das Buch des Propheten Joel Joel 941
Das Buch des Propheten Amos Am 945
Das Buch des Propheten Obadja Ob 952
Das Buch des Propheten Jona Jon 954
Das Buch des Propheten Micha Mi 957
Das Buch des Propheten Nahum Nah 962
Das Buch des Propheten Habakuk Hab 965
XV
Das Buch des Propheten Zephanja Zeph 968
Das Buch des Propheten Haggai Hag 971
Das Buch des Propheten Sacharja Sach 973
Das Buch des Propheten Maleachi Mal 984

Inhaltsverzeichnis und Abkürzungen


der Bücher des Neuen Testaments
Name Abkürzung Seite
Das Evangelium nach Matthäus Mt 991
Das Evangelium nach Markus Mk 1032
Das Evangelium nach Lukas Lk 1058
Das Evangelium nach Johannes Joh 1101

Die Apostelgeschichte Apg 1132

Der Brief des Apostels Paulus an die Römer Röm 1174


Der erste Brief des Apostels Paulus an die Korinther 1Kor 1192
Der zweite Brief des Apostels Paulus an die Korinther 2Kor 1209
Der Brief des Apostels Paulus an die Galater Gal 1220
Der Brief des Apostels Paulus an die Epheser Eph 1226
Der Brief des Apostels Paulus an die Philipper Phil 1232
Der Brief des Apostels Paulus an die Kolosser Kol 1236
Der erste Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher 1Th 1240
Der zweite Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher 2Th 1244
Der erste Brief des Apostels Paulus an Timotheus 1Tim 1246
Der zweite Brief des Apostels Paulus an Timotheus 2Tim 1251
Der Brief des Apostels Paulus an Titus Tit 1255
Der Brief des Apostels Paulus an Philemon Phlm 1257
Der Brief an die Hebräer Hebr 1258
Der Brief des Jakobus Jak 1271
Der erste Brief des Apostels Petrus 1Pt 1276
Der zweite Brief des Apostels Petrus 2Pt 1281
Der erste Brief des Apostels Johannes 1Joh 1284
Der zweite Brief des Apostels Johannes 2Joh 1289
Der dritte Brief des Apostels Johannes 3Joh 1290
Der Brief des Judas Jud 1291

Die Offenbarung Jesu Christi durch Johannes Offb 1293

Anhang 1313
XVI
Im Bibeltext kursiv gedruckte Wörter sind hervorgehoben bzw. betont.
In eckige Klammern [ ] gesetzte Wörter stehen nicht im Grundtext und
wurden zur besseren Verständlichkeit hinzugefügt.

Abkürzungen

aram. aramäisch
AT / at. Altes Testament / alttestamentlich
bed. bedeutet
d.h. das heißt
eig. eigentlich
Fn. Fußnote
Gr. / gr. das Griechische / griechisch
Hebr. / hebr. das Hebräische / hebräisch
Jh. Jahrhundert
n. Chr. nach Christi Geburt
NT / nt. Neues Testament / neutestamentlich
o. ä. oder ähnlich
od. oder
s. a. siehe auch
u.a. unter anderem
V. Vers
v. Chr. vor Christi Geburt
verm. vermutlich
vgl. vergleiche
w. wörtlich
z.B. zum Beispiel
z.T. zum Teil
Das Alte Testament
Das erste Buch Mose (Genesis)
DIE URZEIT: VON DER SCHÖPFUNG BIS ABRAHAM Samen trägt nach seiner Art, und Bäume,
Kapitel 1 - 11 die Früchte bringen, in denen ihr Same
Der Anfang der Welt: ist nach ihrer Art. Und Gott sah, daß es
Gott erschafft Himmel und Erde gut war. 13 Und es wurde Abend, und es
Neh 9,6; Ps 124,8; Jer 32,17; Joh 1,1-3 wurde Morgen: der dritte Tag.
Im Anfang schuf Gott die Himmel und
die Erde. Der vierte Tag
Ps 104,19; 136,7-9
Der erste Tag 14 Und Gott sprach: Es sollen Lichter an
Ps 104,2; Jos 45,7; 2Kor 4,6
der Himmelsausdehnung sein, zur Unter-
2 Die Erde aber war wüst und leer, und es scheidung von Tag und Nacht, die sollen
lag Finsternis auf der Tiefe, und der Geist als Zeichen dienen und zur Bestimmung
Gottes schwebte über den Wassern. der Zeiten und der Tage und Jahre, 15 und
3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und als Leuchten an der Himmelsausdeh-
es wurde Licht. 4 Und Gott sah, daß das nung, daß sie die Erde beleuchten! Und
Licht gut war; da schied Gott das Licht es geschah so. 16 Und Gott machte die
von der Finsternis. 5 Und Gott nannte das zwei großen Lichter, das große Licht zur
Licht Tag, und die Finsternis nannte er Beherrschung des Tages und das klei-
Nacht. Und es wurde Abend, und es wur- nere Licht zur Beherrschung der Nacht;
de Morgen: der erste Tag. dazu die Sterne. 17 Und Gott setzte sie an
die Himmelsausdehnung, damit sie die
Der zweite Tag Erde beleuchten 18 und den Tag und die
Ps 104,2; 19,2
Nacht beherrschen und Licht und Fin-
6 Und Gott sprach: Es werde eine Ausdeh- sternis scheiden. Und Gott sah, daß es
nung inmitten der Wasser, die bilde eine gut war. 19 Und es wurde Abend, und es
Scheidung zwischen den Wassern! 7 Und wurde Morgen: der vierte Tag.
Gott machte die Ausdehnung und schied
das Wasser unter der Ausdehnung von Der fünfte Tag
Ps 104,24-26; 148,7
dem Wasser über der Ausdehnung. Und
es geschah so. 8 Und Gott nannte die Aus- 20 Und Gott sprach: Das Wasser soll wim-
dehnung Himmel. Und es wurde Abend, meln von einer Fülle lebender Wesen, und
und es wurde Morgen: der zweite Tag. es sollen Vögel dahinfliegen über die Erde
an der Himmelsausdehnung! 21 Und Gott
Der dritte Tag schuf die großen Meerestiere und alle le-
Hi 38,8-11; Ps 104,5.14-17
benden Wesen, die sich regen, von denen
9 Und Gott sprach: Es sammle sich das das Wasser wimmelt, nach ihrer Art, dazu
Wasser unter dem Himmel an einen Ort, allerlei Vögel mit Flügeln nach ihrer Art.
damit man das Trockene sehe! Und es ge- Und Gott sah, daß es gut war. 22 Und Gott
schah so. 10 Und Gott nannte das Trocke- segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und
ne Erde; aber die Sammlung der Wasser mehrt euch und füllt das Wasser in den
nannte er Meer. Und Gott sah, daß es gut Meeren, und die Vögel sollen sich mehren
war. 11 Und Gott sprach: Die Erde lasse auf der Erde! 23 Und es wurde Abend, und
Gras sprießen und Gewächs, das Samen es wurde Morgen: der fünfte Tag.
hervorbringt, fruchttragende Bäume auf
der Erde, von denen jeder seine Früchte Der sechste Tag
1Mo 2,19-20; Ps 148,10
bringt nach seiner Art, in denen ihr Same
ist! Und es geschah so. 12 Und die Erde 24 Und Gott sprach: Die Erde bringe le-
brachte Gras und Gewächs hervor, das bende Wesen hervor nach ihrer Art, Vieh,
2 1. MOSE 1.2
Gewürm und Tiere der Erde nach ihrer 2 Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk
Art! Und es geschah so. 25 Und Gott vollendet, das er gemacht hatte; und er
machte die Tiere der Erde nach ihrer Art ruhte am siebten Tag von seinem ganzen
und das Vieh nach seiner Art und alles Werk, das er gemacht hatte. 3 Und Gott
Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. segnete den siebten Tag und heiligte ihn,
Und Gott sah, daß es gut war. denn an ihm ruhte er von seinem ganzen
Werk, das Gott schuf, als er es machte.
Die Erschaffung des Menschen
Ps 8,5-9; Pred 7,29 Gott bildet den Menschen
26 Und Gott sprach: Laßt uns Menschena
und setzt ihn in den Garten Eden
machen nach unserem Bild, uns ähnlich; 4 Dies ist die Geschichte des Himmels
die sollen herrschen über die Fische im und der Erde, als sie geschaffen wurden,
Meer und über die Vögel des Himmels zu der Zeit, als Gott der HERR Erde und
und über das Vieh und über die ganze Himmel machte.
Erde, auch über alles Gewürm, das auf 5 Es war aber noch kein Strauch des Fel-
der Erde kriecht! des gewachsen auf der Erde, noch irgend
27 Und Gott schuf den Menschen in sei- ein Kraut auf dem Feld; denn Gott der
nem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als HERR hatte es noch nicht regnen lassen
Mann und Frau schuf er sie. auf der Erde, und es war kein Mensch
28 Und Gott segnete sie; und Gott sprach da, um das Land zu bebauen. 6 Aber ein
zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch Dunst stieg beständig von der Erde auf
und füllt die Erde und macht sie euch un- und bewässerte die ganze Erdoberfläche.
tertan und herrscht über die Fische im 7 Da bildete Gott der HERR den Menschen,
Meer und über die Vögel des Himmels Staub von der Erde, und blies den Odem
und über alles Lebendige, das sich regt des Lebensb in seine Nase, und so wurde
auf der Erde! der Mensch eine lebendige Seele.
29 Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch 8 Und Gott der HERR pflanzte einen Gar-
alles samentragende Gewächs gegeben, ten in Edenc, im Osten, und setzte den
das auf der ganzen Erdoberfläche wächst, Menschen dorthin, den er gemacht hatte.
auch alle Bäume, an denen samentragen- 9 Und Gott der HERR ließ allerlei Bäume
de Früchte sind. Sie sollen euch zur Nah- aus der Erde hervorsprießen, lieblich an-
rung dienen; 30 aber allen Tieren der Erde zusehen und gut zur Nahrung, und auch
und allen Vögeln des Himmels und allem, den Baum des Lebens mitten im Garten
was sich regt auf der Erde, allem, in dem und den Baum der Erkenntnis des Guten
eine lebendige Seele ist, habe ich jedes und Bösen.
grüne Kraut zur Nahrung gegeben! Und 10 Es ging aber ein Strom aus von Eden,
es geschah so. um den Garten zu bewässern; von dort
31 Und Gott sah alles, was er gemacht aber teilte er sich und wurde zu vier
hatte; und siehe, es war sehr gut. Und es Hauptströmen. 11 Der erste heißt Pison;
wurde Abend, und es wurde Morgen: der das ist der, welcher das ganze Land Ha-
sechste Tag. wila umfließt, wo das Gold ist; 12 und das
Gold dieses Landes ist gut; dort kommt
Der siebte Tag auch das Bedolach-Harz vor und der
2Mo 20,8-11; Mk 2,27
Edelstein Onyx. 13 Der zweite Strom heißt
So wurden der Himmel und die Erde Gihon; das ist der, welcher das ganze
vollendet samt ihrem ganzen Heer. Land Kusch umfließt. 14 Der dritte Strom

a (1,26) hebr. Adam = der vom Erdboden Genommene, b (2,7) od. Atem / Hauch des Lebens.
von hebr. adamah = Erdboden, Ackererde. »Adam« c (2,8) bed. »Land der Glückseligkeit«. In der gr.
ist zugleich der Name für den ersten Menschen und Übersetzung des AT wird der Garten Eden als Para-
ein häufiges hebr. Wort für »Mensch«. dies (Lustgarten) bezeichnet.
1. MOSE 2.3 3
heißt Tigris; das ist der, welcher östlich mend! 24 Darum wird ein Mann seinen
von Assur fließt. Der vierte Strom ist der Vater und seine Mutter verlassen und sei-
Euphrat.a ner Frau anhängen, und sie werden ein
15 Und Gott der HERR nahm den Men- Fleisch sein.
schen und setzte ihn in den Garten Eden, 25 Und sie waren beide nackt, der Mensch
damit er ihn bebaue und bewahre. 16 Und und seine Frau, und sie schämten sich
Gott der HERR gebot dem Menschen und nicht.
sprach: Von jedem Baum des Gartens
darfst du nach Belieben essen; 17 aber Der Sündenfall des Menschen
Mt 4,1-11; 2Kor 11,3; 1Tim 2,14
von dem Baum der Erkenntnis des Gu-
ten und des Bösen sollst du nicht essen; Aber die Schlangee war listiger als alle
denn an dem Tag, da du davon ißt, mußt Tiere des Feldes, die Gott der HERR ge-
du gewißlich sterben!b macht hatte; und sie sprach zu der Frau:
Sollte Gott wirklich gesagt haben, daß
Die Erschaffung der Frau ihr von keinem Baum im Garten essen
und die Einsetzung der Ehe dürft? 2 Da sprach die Frau zur Schlange:
Mt 19,3-9; 1Kor 11,7-10
Von der Frucht der Bäume im Garten
18 Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht dürfen wir essen; 3 aber von der Frucht
gut, daß der Mensch allein sei; ich will des Baumes, der in der Mitte des Gartens
ihm eine Gehilfin machen, die ihm ent- ist, hat Gott gesagt: Eßt nicht davon und
sprichtc! rührt sie auch nicht an, damit ihr nicht
19 Und Gott der HERR bildete aus dem sterbt! 4 Da sprach die Schlange zu der
Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Frau: Keineswegs werdet ihr sterben! 5 Son-
Vögel des Himmels und brachte sie zu dern Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon
dem Menschen, um zu sehen, wie er sie eßt, werden euch die Augen geöffnet, und
nennen würde, und damit jedes leben- ihr werdet sein wie Gott und werdet er-
dige Wesen den Namen trage, den der kennen, was gut und böse ist!
Mensch ihm gebe. 20 Da gab der Mensch 6 Und die Frau sah, daß von dem Baum
jedem Vieh und Vogel des Himmels und gut zu essen wäre, und daß er eine Lust
allen Tieren des Feldes Namen; aber für für die Augen und ein begehrenswerter
den Menschen fand sich keine Gehilfin, Baum wäre, weil er weise macht; und sie
die ihm entsprochen hätte. 21 Da ließ nahm von seiner Frucht und aß, und sie
Gott der HERR einen tiefen Schlaf auf gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr
den Menschen fallen; und während er war, und er aß.
schlief, nahm er eine seiner Rippen und
verschloß ihre Stelle mit Fleisch. 22 Und Die Folgen des Sündenfalls
Jak 1,13-15; Röm 5,12-21
Gott der HERR bildete die Rippe, die er
von dem Menschen genommen hatte, zu 7 Da wurden ihnen beiden die Augen
einer Frau und brachte sie zu ihm. geöffnet, und sie erkannten, daß sie nackt
23 Da sprach der Mensch: Das ist endlich waren; und sie banden sich Feigenblätter
Gebein von meinem Gebein und Fleisch um und machten sich Schurze. 8 Und
von meinem Fleisch! Die soll »Männin« sie hörten die Stimme Gottes des HERRN,
heißen; denn vom Mann ist sie genom- der im Garten wandelte, als der Tag kühl

a (2,14) Die Flußnamen wurden nach der Sintflut c (2,18) Andere Übersetzung: einen Beistand / eine Hil-
wieder verwendet, aber angesichts der starken fe als sein Gegenüber.
Veränderungen der Erdoberfläche durch die Flutka- d (2,23) ein Wortspiel im Hebr. zwischen Isch (= Mann)
tastrophe ist ihr ursprünglicher Verlauf nicht genau und Ischa (= Frau).
feststellbar. e (3,1) Die Schlange steht in der Schrift öfters für den
b (2,17) Die ersten Menschen kannten den Tod noch Teufel oder Satan (Widersacher), ein gefallenes En-
nicht; er kam erst als Folge der Sünde über den Men- gelwesen.
schen (vgl. Röm 5,12; 6,23; Eph 2,1-3).
4 1. MOSE 3.4
war; und der Mensch und seine Frau ver- Disteln soll er dir tragen, und du sollst das
steckten sich vor dem Angesicht Gottes Gewächs des Feldes essen. 19 Im Schweiße
des HERRN hinter den Bäumen des Gar- deines Angesichts sollst du [dein] Brot es-
tens. sen, bis du wieder zurückkehrst zum Erd-
9 Da rief Gott der HERR den Menschen und boden; denn von ihm bist du genommen.
sprach: Wo bist du? 10 Und er antwor- Denn du bist Staub, und zum Staub wirst
tete: Ich hörte deine Stimme im Garten du wieder zurückkehren!
und fürchtete mich, denn ich bin nackt; 20 Und Adam gab seiner Frau den Namen
darum habe ich mich verborgen! 11 Da Eva; denn sie wurde die Mutter aller Le-
sprach er: Wer hat dir gesagt, daß du bendigen. 21 Und Gott der HERR machte
nackt bist? Hast du etwa von dem Baum Adam und seiner Frau Kleider aus Fell
gegessen, von dem ich dir geboten habe, und bekleidete sie. 22 Und Gott der HERR
du solltest nicht davon essen? 12 Da ant- sprach: Siehe, der Mensch ist geworden
wortete der Mensch: Die Frau, die du mir wie unsereiner, indem er erkennt, was gut
zur Seite gegeben hast, die gab mir von und böse ist; nun aber — daß er nur nicht
dem Baum, und ich aß! 13 Da sprach Gott seine Hand ausstrecke und vom Baum
der HERR zu der Frau: Warum hast du das des Lebens nehme und esse und ewig
getan? Die Frau antwortete: Die Schlange lebe! 23 So schickte ihn Gott der HERR aus
hat mich verführt; da habe ich gegessen! dem Garten Eden, damit er den Erdbo-
14 Da sprach Gott der HERR zur Schlange: den bearbeite, von dem er genommen
Weil du dies getan hast, so sollst du ver- war. 24 Und er vertrieb den Menschen
flucht sein mehr als alles Vieh und mehr und ließ östlich vom Garten Eden die
als alle Tiere des Feldes!a Auf deinem Cherubimd lagern und die Flamme des
Bauch sollst du kriechen und Staub sollst blitzenden Schwertes, um den Weg zum
du fressen dein Leben lang! 15 Und ich Baum des Lebens zu bewachen.
will Feindschaft setzen zwischen dir und
der Frau, zwischen deinem Samenb und Kain und Abel
Hebr 11,4; 1Joh 3,12.15
ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zer-
treten, und du wirst ihn in die Ferse Und Adam erkannte seine Frau Eva;
stechen.c 16 Und zur Frau sprach er: Ich und sie wurde schwanger und gebar
will die Mühen deiner Schwangerschaft den Kaine. Und sie sprach: Ich habe ei-
sehr groß machen; mit Schmerzen sollst nen Mann erworben mit der Hilfe des
du Kinder gebären; und dein Verlangen HERRN! 2 Und weiter gebar sie seinen Bru-
wird auf deinen Mann gerichtet sein, er der Abelf. Und Abel wurde ein Schafhirte,
aber soll herrschen über dich! 17 Und zu Kain aber ein Ackerbauer.
Adam sprach er: Weil du der Stimme dei- 3 Und es geschah nach geraumer Zeit,
ner Frau gehorcht und von dem Baum ge- daß Kain dem HERRN ein Opfer darbrachte
gessen hast, von dem ich dir gebot und von den Früchten des Erdbodens. 4 Und
sprach: »Du sollst nicht davon essen!«, auch Abel brachte [ein Opfer] dar von den
so sei der Erdboden verflucht um dei- Erstlingen seiner Schafe und von ihrem
netwillen! Mit Mühe sollst du dich davon Fett. Und der HERR sah Abel und sein Op-
nähren dein Leben lang; 18 Dornen und fer an; 5 aber Kain und sein Opfer sah

a (3,14) Aus Gottes Mund bedeutet der Fluch ein Ge- Erretter: Ein Nachkomme der Frau sollte den Teufel
richtswort (vgl. 5Mo 28,15.20). Er kommt als Folge besiegen, wobei der Teufel auch ihn verwunden
der Sünde auf die Schlange, auf die Menschen wie würde (Jesus Christus wurden bei der Kreuzigung die
auch auf die ganze Schöpfung (vgl. Röm 8,19-22; Gal Füße durchbohrt).
3,10-14; Offb 22,3). d (3,24) d.h. Engelwesen, die u.a. die Aufgabe haben,
b (3,15) »Same« steht im AT oft bildlich für Nachkom- das, was Gott heilig ist, vor Mißbrauch und Entwei-
men. hung zu schützen (vgl. u.a. 2Mo 25,18; 26,1; 1Kö 8,6).
c (3,15) od. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du e (4,1) bed. »Erwerb«.
wirst ihm die Ferse zermalmen. Hier finden wir die er- f (4,2) bed. »Hauch / Nichtigkeit / Vergänglichkeit«.
ste Prophetie und Verheißung über den zukünftigen
1. MOSE 4.5 5
er nicht an. Da wurde Kain sehr wütend, wurde schwanger und gebar den He-
und sein Angesicht senkte sich. 6 Da noch. Und er baute eine Stadt und nann-
sprach der HERR zu Kain: Warum bist du te sie nach dem Namen seines Sohnes
so wütend, und warum senkt sich dein Henoch.
Angesicht? 7 Ist es nicht so: Wenn du Gu- 18 Dem Henoch aber wurde Irad gebo-
tes tust, so darfst du dein Haupt erheben? ren, und Irad zeugte Mehujael; Mehujael
Wenn du aber nicht Gutes tust, so lauert zeugte Methusael, Methusael zeugte La-
die Sünde vor der Tür, und ihr Verlangen mech.
ist auf dich gerichtet; du aber sollst über 19 Lamech aber nahm sich zwei Frauen:
sie herrschen! die eine hieß Ada, die andere Zilla. 20 Und
8 Und Kain redete mit seinem Bruder Ada gebar den Jabal; der wurde der
Abel; und es geschah, als sie auf dem Feld Vater der Zeltbewohner und Herdenbe-
waren, da erhob sich Kain gegen seinen sitzer. 21 Und sein Bruder hieß Jubal;
Bruder Abel und schlug ihn tot. der wurde der Vater aller Harfen- und
9 Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist Flötenspieler. 22 Und auch Zilla gebar,
dein Bruder Abel? Er antwortete: Ich weiß und zwar den Tubal-Kain, den Meister al-
es nicht! Soll ich meines Bruders Hüter ler Handwerker in Erzb und Eisen. Und
sein? 10 Er aber sprach: Was hast du ge- die Schwester Tubal-Kains war Naama.
tan? Horch! Die Stimme des Blutes dei- 23 Und Lamech sprach zu seinen Frauen:
nes Bruders schreit zu mir von dem Erd- »Ada und Zilla, hört meine Stimme! Ihr
boden! 11 Und nun sollst du verflucht Frauen Lamechs, vernehmt meinen
sein von dem Erdboden hinweg, der sei- Spruch! Einen Mann erschlug ich, weil
nen Mund aufgetan hat, um das Blut dei- er mich verwundet, einen jungen Mann,
nes Bruders von deiner Hand zu empfan- weil er mich geschlagen hat! 24 Denn
gen! 12 Wenn du den Erdboden bebaust, Kain wird siebenfach gerächt, Lamech
soll er dir künftig seinen Ertrag nicht mehr aber siebenundsiebzigfach!«
geben; unstet und flüchtig sollst du sein
auf der Erde! 13 Und Kain sprach zum Seth — der Ersatz für Abel
HERRN: Meine Strafe ist zu groß, als daß 25 Und Adam erkannte seine Frau noch-
ich sie tragen könnte! 14 Siehe, du ver- mals; die gebar einen Sohn und nannte
treibst mich heute vom Erdboden, und ich ihn Sethc: Denn Gott hat mir für Abel ei-
muß mich vor deinem Angesicht verber- nen anderen Samen gesetzt, weil Kain ihn
gen und unstet und flüchtig sein auf der umgebracht hat. 26 Und auch dem Seth
Erde. Und es wird geschehen, daß mich wurde ein Sohn geboren, den nannte er
totschlägt, wer mich findet! 15 Da sprach Enoschd. Damals fing man an, den Na-
der HERR: Fürwahr, wer Kain totschlägt, men des HERRN anzurufen.
der zieht sich siebenfache Rache zu! Und
der HERR gab dem Kain ein Zeichen, da- Die Nachkommen Adams von Seth bis Noah
1Mo 4,25-26; 1Chr 1,1-4; Hebr 11,5-6; Jud 14-15
mit ihn niemand erschlage, wenn er ihn
fände. Dies ist das Buch der Geschichte von
16 Und Kain ging hinweg von dem An- Adam: An dem Tag, als Gott den
gesicht des HERRN und wohnte im Land Menschen schuf, machte er ihn Gott
Nod, östlich von Eden. ähnlich; 2 als Mann und Frau schuf er sie;
und er segnete sie und gab ihnen den Na-
Die Nachkommen Kains men »Mensch«e, an dem Tag, als er sie
17 Und Kain erkannte seine Frau;a die schuf.

a (4,17) Kain hatte sich eine seiner nach ihm gebore- Gesetzte).
nen Schwestern oder weiteren Verwandten zur Frau d (4,26) bed. »Mensch« im Sinne von »sterblicher,
genommen (vgl. 1Mo 5,4). hinfälliger Mensch«.
b (4,22) d.h. Bronze. e (5,2) hebr. Adam.
c (4,25) bed. »Ersatz« (= der an die Stelle eines anderen
6 1. MOSE 5.6
3 Und Adam war 130 Jahre alt, als er einen lah lebte, nachdem er den Lamech ge-
Sohn zeugte, ihm selbst gleich, nach sei- zeugt hatte, [noch] 782 Jahre und zeugte
nem Bild, und er nannte ihn Seth. 4 Und Söhne und Töchter; 27 und die ganze Le-
die Lebenszeit Adams, nachdem er den benszeit Methusalahs betrug 969 Jahre,
Seth gezeugt hatte, betrug 800 Jahre, und und er starb.
er zeugte Söhne und Töchter. 5 Und die 28 Und Lamech lebte 182 Jahre, da zeug-
ganze Lebenszeit Adams betrug 930 Jah- te er einen Sohn; 29 und er gab ihm den
re, und er starb. Namen Noaha, indem er sprach: Der wird
6 Und Seth lebte 105 Jahre, da zeugte er uns trösten über unsere Arbeit und die
den Enosch; 7 und Seth lebte, nachdem er Mühe unserer Hände, die von dem Erd-
den Enosch gezeugt hatte, [noch] 807 Jah- boden herrührt, den der HERR verflucht
re und zeugte Söhne und Töchter; 8 und hat! 30 Und Lamech lebte, nachdem er
die ganze Lebenszeit Seths betrug 912 den Noah gezeugt hatte, [noch] 595 Jah-
Jahre, und er starb. re und zeugte Söhne und Töchter; 31 und
9 Und Enosch lebte 90 Jahre, da zeugte er die ganze Lebenszeit Lamechs betrug 777
den Kenan; 10 und Enosch lebte, nach- Jahre, und er starb.
dem er den Kenan gezeugt hatte, [noch] 32 Und Noah war 500 Jahre alt, da zeugte
815 Jahre und zeugte Söhne und Töchter; Noah den Sem, den Ham und den Ja-
11 und die ganze Lebenszeit Enoschs be- phet.
trug 905 Jahre, und er starb.
12 Und Kenan lebte 70 Jahre, da zeugte
Die Bosheit der Menschen
er den Mahalaleel; 13 und Kenan lebte, und Gottes Gericht
nachdem er den Mahalaleel gezeugt hat- Und es geschah, als sich die Menschen
te, [noch] 840 Jahre und zeugte Söhne zu mehren begannen auf der Erde und
und Töchter; 14 und die ganze Lebenszeit ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sa-
Kenans betrug 910 Jahre, und er starb. hen die Gottessöhneb, daß die Töchter der
15 Und Mahalaleel lebte 65 Jahre, da zeug- Menschen schön waren, und sie nahmen
te er den Jared; 16 und Mahalaleel lebte, sich von allen jene zu Frauen, die ihnen
nachdem er den Jared gezeugt hatte, [noch] gefielen. 3 Da sprach der HERR: Mein Geist
830 Jahre und zeugte Söhne und Töchter; soll nicht für immer mit dem Menschen
17 und die ganze Lebenszeit Mahalaleels rechten, denn er ist [ja] Fleisch; so sollen
betrug 895 Jahre, und er starb. seine Tage 120 Jahre betragen!
18 Und Jared lebte 162 Jahre, da zeugte 4 In jenen Tagen waren die Riesen auf der
er den Henoch; 19 und Jared lebte, nach- Erde, und auch später noch, solange die
dem er den Henoch gezeugt hatte, [noch] Gottessöhne zu den Töchtern der Men-
800 Jahre und zeugte Söhne und Töchter; schen kamen und diese ihnen [Kinder]
20 und die ganze Lebenszeit Jareds betrug gebaren. Das sind die Helden, die von je-
962 Jahre, und er starb. her berühmt gewesen sind.
21 Und Henoch lebte 65 Jahre, da zeugte 5 Als aber der HERR sah, daß die Bosheit
er den Methusalah; 22 und Henoch wan- des Menschen sehr groß war auf der Erde
delte mit Gott 300 Jahre lang, nachdem und alles Trachten der Gedanken seines
er den Methusalah gezeugt hatte, und Herzens allezeit nur böse, 6 da reute es
zeugte Söhne und Töchter; 23 und die den HERRN, daß er den Menschen ge-
ganze Lebenszeit Henochs betrug 365 macht hatte auf der Erde, und es betrübte
Jahre. 24 Und Henoch wandelte mit Gott, ihn in seinem Herzen. 7 Und der HERR
und er war nicht mehr, denn Gott hatte sprach: Ich will den Menschen, den ich
ihn hinweggenommen. erschaffen habe, vom Erdboden vertil-
25 Und Methusalah lebte 187 Jahre, da gen, vom Menschen an bis zum Vieh und
zeugte er den Lamech; 26 und Methusa- bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln

a (5,29) bed. »Trost / Ruhe«. b (6,2) eine Bezeichnung für Engelwesen (vgl. Hi 1,6).
1. MOSE 6.7 7
des Himmels; denn es reut mich, daß ich sollen es ein Männchen und ein Weib-
sie gemacht habe! chen sein; 20 von jeder Art der Vögel und
von jeder Art des Viehs und von allem
Gottes Gnade für Noah. Der Bau der Arche Gewürm des Erdbodens nach seiner Art,
Hebr 11,7; 1Pt 3,19-20
von allen sollen je zwei von jeder Art zu
8 Noah aber fand Gnade in den Augen des dir kommen, damit sie am Leben blei-
HERRN. ben. 21 Du aber nimm dir von jeglicher
9 Dies ist die Geschichte Noahs: Noah, ein Nahrung, die gegessen werden kann, und
gerechter Mann, war untadelig unter seinen sammle sie bei dir an, daß sie dir und ih-
Zeitgenossen; Noah wandelte mit Gott. nen zur Speise diene!
10 Und Noah hatte drei Söhne gezeugt: 22 Und Noah machte es [so]; er machte
Sem, Ham und Japhet. alles genau so, wie es ihm Gott geboten
11 Aber die Erde war verderbt vor Gott hatte.
und erfüllt mit Gewalttat. 12 Und Gott sah
die Erde an, und siehe, sie war verderbt; Noah geht in die Arche
Mt 24,37-39; 2Pt 3,5-6
denn alles Fleisch hatte seinen Weg ver-
derbt auf der Erde. Und der HERR sprach zu Noah: Geh
13 Da sprach Gott zu Noah: Das Ende alles in die Arche, du und dein ganzes
Fleischesa ist bei mir beschlossen; denn Hausc! Denn dich allein habe ich unter
die Erde ist durch sie mit Gewalttat erfüllt, diesem Geschlecht gerecht erfunden vor
und siehe, ich will sie samt der Erde ver- mir. 2 Nimm von allem reinen Vieh je sie-
tilgen! 14 Mache dir eine Archeb aus Tan- ben und sieben mit dir, das Männchen
nenholz; in Räume sollst du die Arche tei- und sein Weibchen; von dem unreinen
len und sie innen und außen mit Pech Vieh aber je ein Paar, das Männchen und
überziehen. 15 Und so sollst du sie ma- sein Weibchen; 3 auch von den Vögeln des
chen: 300 Ellen lang soll die Arche sein, Himmels je sieben und sieben, Männchen
50 Ellen breit, 30 Ellen hoch. 16 Eine Licht- und Weibchen, um auf dem ganzen Erd-
öffnung sollst du für die Arche machen, boden Nachkommen am Leben zu erhal-
eine Elle hoch ganz oben [an der Arche] ten. 4 Denn es sind nur noch sieben Tage,
sollst du sie ringsherum herstellen; und dann will ich es regnen lassen auf der
den Eingang der Arche sollst du an ihre Erde, 40 Tage und 40 Nächte lang, und
Seite setzen. Du sollst ihr ein unterstes, ich will alles Bestehende, das ich gemacht
zweites und drittes Stockwerk machen. habe, vom Erdboden vertilgen.
17 Denn siehe, ich will die Wasserflut über 5 Und Noah tat alles ganz wie der HERR es
die Erde bringen, um alles Fleisch, das Le- ihm geboten hatte.
bensodem in sich hat, zu vertilgen unter 6 Und Noah war 600 Jahre alt, als die Was-
dem ganzen Himmel; alles, was auf der ser der Sintflut auf die Erde kamen. 7 Da
Erde ist, soll umkommen! ging Noah samt seinen Söhnen, seiner
18 Aber mit dir will ich meinen Bund auf- Frau und den Frauen seiner Söhne in die
richten, und du sollst in die Arche gehen, Arche vor dem Wasser der Sintflut. 8 Von
du und deine Söhne und deine Frau und dem reinen Vieh und von dem Vieh,
die Frauen deiner Söhne mit dir. 19 Und das nicht rein war, und von den Vögeln
von allem, was lebt, von allem Fleisch, und von allem, was auf dem Erdboden
sollst du je zwei in die Arche führen, daß kriecht, 9 gingen Männchen und Weib-
sie mit dir am Leben bleiben, und zwar chen paarweise zu Noah in die Arche, wie

a (6,13) d.h. der gesamten Menschheit. Lage war, die beschriebene Anzahl von Lebewesen
b (6,14) w. einen Kasten. Die Arche war ein großes, jeder Art aufzunehmen. Dasselbe Wort steht für das
kastenförmiges Schiff (Abmessungen nach der »klei- Kästchen, in dem Mose gerettet wurde (vgl. 2Mo
nen Elle« von 45cm: ca. 135m lang, 22,5m breit und 2,3).
13,5m hoch; nach der »großen Elle« von 52,5cm: c (7,1) d.h. deine Familie.
ca. 157,5 auf 26 auf 15,8m), das durchaus in der
8 1. MOSE 7.8
Gott es dem Noah geboten hatte. 10 Und tilgt; nur Noah blieb übrig und was mit
es geschah nach den sieben Tagen, daß ihm in der Arche war. 24 Und das Was-
die Wasser der Sintflut auf die Erde ka- ser blieb hoch über der Erde, 150 Tage
men. lang.
Das Gericht der Sintflut Das Versiegen der Wasserfluten
2Pt 2,5
11 Im sechshundertsten Lebensjahr Noahs,
am siebzehnten Tag des zweiten Monats, Da gedachte Gott an Noah und an alle
an diesem Tag brachen alle Quellen der Tiere und an alles Vieh, das bei ihm in
großen Tiefe auf, und die Fenster des der Arche war; und Gott ließ einen Wind
Himmels öffneten sich. 12 Und es regne- über die Erde wehen, so daß die Wasser
te auf der Erde 40 Tage und 40 Nächte fielen. 2 Und die Brunnen der Tiefe wur-
lang. 13 An eben diesem Tag war Noah in den verschlossen samt den Fenstern des
die Arche gegangen mit Sem, Ham und Himmels, und dem Regen vom Himmel
Japhet, seinen Söhnen, und seiner Frau wurde Einhalt geboten. 3 Und die Wasser
und den drei Frauen seiner Söhne; 14 sie über der Erde nahmen mehr und mehr
und alle Wildtiere nach ihrer Art und alles ab, so daß sie sich vermindert hatten
Vieha nach seiner Art und alles Gewürm, nach 150 Tagen. 4 Und die Arche ließ sich
das auf der Erde kriecht, nach seiner Art, auf dem Gebirge Ararat nieder am sieb-
auch alle Vögel nach ihrer Art, jeder ge- zehnten Tag des siebten Monats. 5 Und
fiederte Vogel. 15 Und sie gingen zu Noah die Wasser nahmen immer weiter ab bis
in die Arche, je zwei und zwei, von allem zum zehnten Monat; am ersten Tag des
Fleisch, das Lebensodem in sich hatte. zehnten Monats konnte man die Spitzen
16 Die aber hineingingen, Männchen und der Berge sehen.
Weibchen von allem Fleisch, kamen her- 6 Und es geschah nach Verlauf von 40 Ta-
bei, wie Gott ihm geboten hatte. Und der gen, daß Noah das Fenster an der Arche
HERR schloß hinter ihm zu. öffnete, das er gemacht hatte. 7 Und er
17 Und die Sintflut war 40 Tage auf der sandte den Raben aus; der flog hin und
Erde, und die Wasser schwollen an und her, bis das Wasser auf der Erde vertrock-
hoben die Arche hoch, so daß sie über der net war. 8 Danach sandte er die Taube
Erde schwebte. 18 Und die Wasser wur- aus, um zu sehen, ob das Wasser sich ver-
den so gewaltig und nahmen so sehr laufen hätte auf der Fläche des Erdbo-
zu, daß die Arche auf den Wassern da- dens. 9 Aber die Taube fand keinen Ort,
hinfuhr. 19 Ja, die Wasser nahmen so wo ihr Fuß ruhen konnte. Da kehrte sie zu
sehr überhand, daß alle hohen Berge un- ihm zur Arche zurück; denn es war noch
ter dem ganzen Himmel bedeckt wur- Wasser auf der ganzen Erdoberfläche. Da
den; 20 das Wasser stieg noch 15 Ellen streckte er seine Hand aus und ergriff sie
höher, nachdem die Berge schon bedeckt und nahm sie wieder zu sich in die Ar-
waren. che. 10 Und er wartete noch weitere sie-
21 Da ging alles Fleisch zugrunde, das ben Tage; dann sandte er die Taube wie-
sich regte auf der Erde: Vögel, Vieh und der von der Arche aus. 11 Und die Taube
wilde Tiere und alles, was wimmelte auf kam zur Abendzeit wieder zu ihm, und
der Erde, samt allen Menschen; 22 und siehe, sie hatte ein frisches Ölbaumblatt
es starb alles, was Lebensodem hatte in ihrem Schnabel! Da erkannte Noah,
auf dem trockenen Land. 23 Er vertilgte daß das Wasser sich verlaufen hatte auf
alles Bestehende auf dem Erdboden, der Erde. 12 Und nachdem er noch wei-
vom Menschen bis zum Vieh, bis zum tere sieben Tage gewartet hatte, sandte er
Gewürm und zu den Vögeln des Him- die Taube wieder aus; da kam sie nicht
mels — alles wurde von der Erde ver- mehr zu ihm zurück.

a (7,14) das Wort bezeichnet oft die Tiere, die der Mensch als Haustiere halten kann.
1. MOSE 8.9 9
13 Und es geschah im sechshunderter- soll über alle Tiere der Erde kommen und
sten Jahr, am ersten Tag des ersten Mo- über alle Vögel des Himmels, über alles,
nats, da waren die Wasser von der Erde was sich regt auf dem Erdboden, und
weggetrocknet. Und Noah entfernte das über alle Fische im Meer; in eure Hand
Dach von der Arche und schaute, und sind sie gegeben! 3 Alles, was sich regt
siehe, die Fläche des Erdbodens war trok- und lebt, soll euch zur Nahrung dienen;
ken! 14 Und im zweiten Monat, am sie- wie das grüne Kraut habe ich es euch al-
benundzwanzigsten Tag des Monats, war les gegeben.
die Erde [ganz] trocken geworden. 4 Nur dürft ihr das Fleisch nicht essen,
während sein Leben, sein Blut, noch in
Noah verläßt die Arche. Noahs Opfer und ihm ist! 5 Jedoch euer eigenes Blut will
Gottes Verheißung ich fordern, von der Hand aller Tiere will
15 Da redete Gott zu Noah und sprach: ich es fordern und von der Hand des
16 Geh aus der Arche, du und deine Frau Menschen, von der Hand seines Bruders
und deine Söhne und die Frauen deiner will ich das Leben des Menschen for-
Söhne mit dir! 17 Alle Tiere, die bei dir dern. 6 Wer Menschenblut vergießt, des-
sind, von allem Fleisch: Vögel, Vieh und sen Blut soll auch durch Menschen ver-
alles Gewürm, das auf der Erde kriecht, gossen werden; denn im Bild Gottes hat
sollen mit dir hinausgehen und sich re- Er den Menschen gemacht. 7 Ihr aber,
gen auf der Erde und sollen fruchtbar seid fruchtbar und mehrt euch und brei-
sein und sich mehren auf der Erde! tet euch aus auf der Erde, daß ihr zahl-
18 So ging Noah hinaus samt seinen reich werdet darauf!
Söhnen und seiner Frau und den Frauen 8 Und Gott sprach zu Noah und zu seinen
seiner Söhne. 19 Alle Tiere, alles Gewürm Söhnen mit ihm: 9 Siehe, ich richte mei-
und alle Vögel, alles, was sich regt auf der nen Bund auf mit euch und mit eurem
Erde nach seinen Gattungen, das verließ Samena, der nach euch kommt, 10 auch
die Arche. mit allen lebendigen Wesen bei euch, mit
20 Noah aber baute dem HERRN einen Altar Vögeln, Vieh und allen Tieren der Erde
und nahm von allem reinen Vieh und von bei euch, mit allen, die aus der Arche ge-
allen reinen Vögeln und opferte Brand- gangen sind, was für Tiere es seien auf der
opfer auf dem Altar. 21 Und der HERR Erde. 11 Und ich will meinen Bund mit
roch den lieblichen Geruch, und der HERR euch aufrichten, daß künftig nie mehr al-
sprach in seinem Herzen: Ich will künftig les Fleisch von dem Wasser der Sintflut
den Erdboden nicht mehr verfluchen um ausgerottet wird, und daß auch keine
des Menschen willen, obwohl das Trach- Sintflut mehr kommen soll, um die Erde
ten des menschlichen Herzens böse ist zu verderben.
von seiner Jugend an; auch will ich künftig 12 Und Gott sprach: Dies ist das Zeichen
nicht mehr alles Lebendige schlagen, wie des Bundes, den ich festsetze auf ewige
ich es getan habe. Geschlechter hin zwischen mir und euch
22 Von nun an soll nicht aufhören Saat und allen lebendigen Wesen, die bei euch
und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und sind: 13 Meinen Bogen setze ich in die Wol-
Winter, Tag und Nacht, solange die Erde ken, der soll ein Zeichen des Bundes sein
besteht! zwischen mir und der Erde. 14 Wenn es
nun geschieht, daß ich Wolken über der
Gottes Bund mit Noah Erde sammle, und der Bogen in den Wol-
Und Gott segnete Noah und seine ken erscheint, 15 dann will ich an meinen
Söhne und sprach zu ihnen: Seid Bund gedenken, der zwischen mir und
fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die euch und allen lebendigen Wesen von al-
Erde! 2 Furcht und Schrecken vor euch lem Fleisch besteht, daß künftig die Was-
ser nicht mehr zur Sintflut werden sollen,
a (9,9) d.h. eurer Nachkommenschaft. die alles Fleisch verdirbt. 16 Darum soll
10 1. MOSE 9.10
der Bogen in den Wolken sein, daß ich ihn 2 Die Söhne Japhets waren: Gomer, Ma-
ansehe und an den ewigen Bund gedenke gog, Madai, Jawan, Tubal, Mesech und Ti-
zwischen Gott und allen lebendigen We- ras. 3 Die Söhne Gomers aber: Aschkenas,
sen von allem Fleisch, das auf der Erde ist! Riphat und Togarma. 4 Und die Söhne Ja-
17 Und Gott sprach zu Noah: Das ist das wans: Elischa, Tarsis, die Kittäer und die
Zeichen des Bundes, den ich aufgerich- Dodaniter. 5 Von diesen haben sie sich
tet habe zwischen mir und allem Fleisch, auf die Gebiete der Heiden verteilt, in ihre
das auf der Erde ist. Länder, jeder nach seiner Sprache; in ihre
Völkerschaften, jeder nach seiner Sippe.
Noahs Fluch und Segen über seine Söhne 6 Und dies sind die Söhne Hams: Kusch,
18 Die drei Söhne Noahs aber, welche Mizraim, Put und Kanaan. 7 Und die
die Arche verließen, waren Sem, Ham Söhne Kuschs: Seba, Hawila, Sabta, Rag-
und Japhet; und Ham ist der Vater Ka- ma, Sabtecha. Und die Söhne Ragmas:
naans. 19 Von diesen drei Söhnen Noahs Scheba und Dedan. 8 Auch zeugte Kusch
wurde die ganze Erde bevölkert. den Nimrod; der war der erste Gewalt-
20 Noah aber wurde nun ein Landmann haber auf Erden. 9 Er war ein gewaltiger
und legte einen Weinberg an. 21 Als er Jäger vor dem HERRN; daher sagt man:
aber von dem Wein trank, wurde er be- »Ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN
trunken und entblößte sich in seinem wie Nimrod«. 10 Und der Anfang seines
Zelt. 22 Und Ham, der Vater Kanaans, sah Königreiches war Babel, sowie Erek, Ak-
die Blöße seines Vaters und erzählte es kad und Kalne im Land Sinear. 11 Von die-
seinen beiden Brüdern draußen. 23 Da sem Land zog er aus nach Assur und baute
nahmen Sem und Japhet das Gewand Ninive, Rechobot-Ir und Kelach, 12 dazu
und legten es auf ihre Schultern und gin- Resen, zwischen Ninive und Kelach; das
gen rücklings und deckten die Blöße ih- ist die große Stadt. 13 Mizraim aber zeug-
res Vaters zu und wandten ihre Angesich- te die Luditer, die Anamiter, die Lehabiter
ter ab, damit sie die Blöße ihres Vaters und Naphtuchiter; 14 auch die Patrusiter
nicht sahen. und die Kasluchiter (von denen die Phi-
24 Als nun Noah von dem Wein erwachte lister ausgegangen sind) und die Kaph-
und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn toriter. 15 Kanaan aber zeugte Zidon, sei-
getan hatte, 25 da sprach er: »Verflucht nen Erstgeborenen, und Het, 16 auch den
sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte sei er Jebusiter, den Amoriter und den Girgasi-
seinen Brüdern!« 26 Und weiter sprach er: ter, 17 und den Hewiter, den Arkiter und
»Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems, den Siniter 18 und den Arwaditer, den Ze-
und Kanaan sei sein Knecht! 27 Gott brei- mariter und den Hamatiter; und danach
te Japhet aus und lasse ihn wohnen in breiteten sich die Sippen der Kanaaniter
den Zelten Sems, und Kanaan sei sein aus. 19 Und das Gebiet der Kanaaniter
Knecht!« erstreckte sich von Zidon an bis dahin,
28 Noah aber lebte nach der Sintflut noch wo man von Gerar nach Gaza kommt;
350 Jahre lang; 29 und die ganze Lebens- nach Sodom und Gomorra, Adama und
zeit Noahs betrug 950 Jahre, und er starb. Zeboim hin, bis nach Lascha. 20 Das
sind die Söhne Hams nach ihren Sippen
Die Nachkommenschaft und Sprachen, in ihren Ländern und
der drei Söhne Noahs Völkerschaften.
1Chr 1,4-17
21 Auch Sem wurden Kinder geboren,
Dies ist die Geschichte der Söhne ihm, dem Vatera aller Söhne Hebers, dem
Noahs: Sem, Ham und Japhet; und älteren Bruder Japhets. 22 Die Söhne Sems
nach der Sintflut wurden ihnen Söhne waren Elam, Assur, Arpakschad, Lud und
geboren. Aram. 23 Und Arams Söhne: Uz, Hul, Ge-

a (10,21) »Vater« bedeutet hier wie an anderen Stellen des AT allgemein »Ahnherr«, »Vorfahre« späterer Generationen.
1. MOSE 10.11 11
ter und Masch. 24 Arpakschad aber zeug- 8 So zerstreute der HERR sie von dort über
te Schelach, und Schelach zeugte Heber. die ganze Erde, und sie hörten auf, die
25 Und Heber wurden zwei Söhne gebo- Stadt zu bauen. 9 Daher gab man ihr den
ren; der Name des einen war Peleg, denn Namen Babela, weil der HERR dort die Spra-
in seinen Tagen wurde die Erde geteilt; che der ganzen Erde verwirrte und sie von
und der Name seines Bruders war Jok- dort über die ganze Erde zerstreute.
tan. 26 Und Joktan zeugte Almodad, Sche-
leph, Hazarmawet und Jerach, 27 Ha- Die Vorfahren Abrams
1Chr 1,17-27; Lk 3,34-37
doram, Usal und Dikla, 28 Obal, Abimael
und Scheba, 29 Ophir, Hawila und Jobab; 10 Dies ist die Geschichte Sems: Als Sem
alle diese sind Söhne Joktans. 30 Und ihre 100 Jahre alt war, zeugte er den Arpak-
Wohnsitze erstreckten sich von Mescha schad, zwei Jahre nach der Flut; 11 und
an, bis man nach Sephar kommt, zum nachdem Sem den Arpakschad gezeugt
östlichen Gebirge. hatte, lebte er [noch] 500 Jahre und zeug-
31 Das sind die Söhne Sems nach ihren te Söhne und Töchter.
Sippen und Sprachen, in ihren Ländern 12 Arpakschad war 35 Jahre alt, als er den
und Völkerschaften. Schelach zeugte; 13 und nachdem Arpak-
32 Das sind die Sippen der Söhne Noahs schad den Schelach gezeugt hatte, lebte
nach ihrer Abstammung in ihren Völkern; er [noch] 403 Jahre und zeugte Söhne und
und von ihnen haben sich nach der Sint- Töchter.
flut die Völker auf der Erde verteilt. 14 Schelach war 30 Jahre alt, als er den
Heber zeugte; 15 und nachdem Schelach
Der Turmbau von Babel den Heber gezeugt hatte, lebte er [noch]
Und die ganze Erde hatte eine ein- 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
zige Sprache und dieselben Worte. 16 Heber war 34 Jahre alt, als er den Peleg
2 Und es geschah, als sie nach Osten zeugte; 17 und nachdem Heber den Pe-
zogen, da fanden sie eine Ebene im leg gezeugt hatte, lebte er [noch] 430 Jah-
Land Sinear, und sie ließen sich dort re und zeugte Söhne und Töchter.
nieder. 18 Peleg war 30 Jahre alt, als er den Regu
3 Und sie sprachen zueinander: Wohlan, zeugte; 19 und nachdem Peleg den Regu
laßt uns Ziegel streichen und sie feuerfest gezeugt hatte, lebte er [noch] 209 Jahre
brennen! Und sie verwendeten Ziegel statt und zeugte Söhne und Töchter.
Steine und Asphalt statt Mörtel. 4 Und 20 Regu war 32 Jahre alt, als er den Serug
sie sprachen: Wohlan, laßt uns eine Stadt zeugte; 21 und nachdem Regu den Serug
bauen und einen Turm, dessen Spitze bis gezeugt hatte, lebte er [noch] 207 Jahre
an den Himmel reicht, daß wir uns einen und zeugte Söhne und Töchter.
Namen machen, damit wir ja nicht über 22 Serug war 30 Jahre alt, als er den Nahor
die ganze Erde zerstreut werden! zeugte; 23 und nachdem Serug den Nahor
5 Da stieg der HERR herab, um die Stadt gezeugt hatte, lebte er [noch] 200 Jahre
und den Turm anzusehen, den die Men- und zeugte Söhne und Töchter.
schenkinder bauten. 6 Und der HERR 24 Nahor war 29 Jahre alt, als er den Ter-
sprach: Siehe, sie sind ein Volk, und sie ach zeugte; 25 und nachdem Nahor den
sprechen alle eine Sprache, und dies ist Terach gezeugt hatte, lebte er [noch] 119
[erst] der Anfang ihres Tuns! Und jetzt Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
wird sie nichts davor zurückhalten, das 26 Terach war 70 Jahre alt, als er den Ab-
zu tun, was sie sich vorgenommen ha- ram, Nahor und Haran zeugte.
ben. 7 Wohlan, laßt uns hinabsteigen und 27 Und dies ist die Geschichte Terachs:
dort ihre Sprache verwirren, damit keiner Terach zeugte den Abram, den Nahor
mehr die Sprache des anderen versteht! und den Haran; Haran aber zeugte den
Lot. 28 Und Haran starb vor seinem Vater
a (11,9) bed. im Hebr. »Verwirrung«. Terach im Land seiner Geburt, in Ur in
12 1. MOSE 11.12
Chaldäa. 29 Abram aber und Nahor nah- dem HERRN, der ihm erschienen war, ei-
men sich Frauen; Abrams Frau hieß Sarai, nen Altar.
und Nahors Frau hieß Milka, eine Tochter 8 Von da zog er weiter auf das Bergland
Harans, des Vaters der Milka und der Jis- östlich von Bethel und schlug sein Zelt
ka. 30 Sarai aber war unfruchtbar; sie hat- so auf, daß er Bethel im Westen und
te kein Kind. Ai im Osten hatte. Und er baute dort
31 Und Terach nahm seinen Sohn Abram, dem HERRN einen Altar und rief den
dazu Lot, den Sohn Harans, seinen Enkel, Namen des HERRN an. 9 Danach brach
auch Sarai, seine Schwiegertochter, die Abram auf und zog immer weiter nach
Frau seines Sohnes Abram, und sie zogen Süden.
miteinander aus von Ur in Chaldäa, um ins
Land Kanaan zu gehen. Als sie aber nach Abram in Ägypten
Haran kamen, blieben sie dort. 32 Und die 10 Da aber eine Hungersnot im Land
Lebenszeit Terachs betrug 205 Jahre, und herrschte, zog Abram nach Ägypten hin-
Terach starb in Haran. ab, um sich dort aufzuhalten; denn die
Hungersnot lastete schwer auf dem Land.
DIE ZEIT DER PATRIARCHEN: 11 Und es geschah, als er sich Ägypten
VON ABRAHAM BIS JOSEF näherte, da sprach er zu seiner Frau Sa-
Kapitel 12 - 50 rai: Sieh doch, ich weiß, daß du eine Frau
von schöner Gestalt bist. 12 Wenn dich
Gott beruft Abram nun die Ägypter sehen, so werden sie sa-
und sendet ihn nach Kanaan gen: Das ist seine Frau! Und sie werden
1Mo 11,31-32; Apg 7,2-5; Hebr 11,8-14
mich töten und dich leben lassen. 13 So
Der HERR aber hatte zu Abram ge- sage doch, du seist meine Schwester, da-
sprochen: Geh hinaus aus deinem mit es mir um deinetwillen gut geht, und
Land und aus deiner Verwandtschaft und meine Seele am Leben bleibt um deinet-
aus dem Haus deines Vaters in das Land, willen!
das ich dir zeigen werde! 2 Und ich will 14 Und es geschah, als Abram nach
dich zu einem großen Volk machen und Ägypten kam, da sahen die Ägypter, daß
dich segnen und deinen Namen groß ma- die Frau sehr schön war. 15 Und als
chen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich die Fürsten des Pharao sie sahen, prie-
will segnen, die dich segnen, und verflu- sen sie sie vor dem Pharao. Da wurde
chen, die dir fluchen; und in dir sollen ge- die Frau in das Haus des Pharao ge-
segnet werden alle Geschlechter auf der bracht. 16 Und es ging Abram gut um
Erde! ihretwillen; und er bekam Schafe, Rin-
4 Da ging Abram, wie der HERR zu ihm ge- der und Esel, Knechte und Mägde, Ese-
sagt hatte, und Lot ging mit ihm. Abram linnen und Kamele.
aber war 75 Jahre alt, als er von Haran 17 Aber der HERR schlug den Pharao und
auszog. 5 Und Abram nahm seine Frau sein Haus mit großen Plagen um Sarais,
Sarai und Lot, den Sohn seines Bruders, der Frau Abrams, willen. 18 Da rief der
samt all ihrer Habe, die sie erworben hat- Pharao den Abram und sprach: Was
ten, und den Seelen, die sie in Haran ge- hast du mir da angetan! Warum hast du
wonnen hatten; und sie zogen aus, um mir nicht mitgeteilt, daß sie deine Frau
ins Land Kanaan zu gehen; und sie ka- ist? 19 Warum hast du gesagt: »Sie ist
men in das Land Kanaan. meine Schwester«, so daß ich sie mir
6 Und Abram durchzog das Land bis zur zur Frau nehmen wollte? Und nun sie-
Ortschaft Sichem, bis zur Terebinthe Mo- he, da ist deine Frau; nimm sie und
res. Damals aber waren die Kanaaniter geh! 20 Und der Pharao bestimmte sei-
im Land. 7 Da erschien der HERR dem Ab- netwegen Männer, die ihm und seiner
ram und sprach: Deinem Samen will ich Frau und allem, was er hatte, das Geleit
dieses Land geben! Und er baute dort gaben.
1. MOSE 13.14 13
Abrams Rückkehr nach Kanaan. Gott erneuert seine Verheißungen
Trennung von Lot an Abram
Und Abram zog mit seiner Frau 14 Der HERR aber sprach zu Abram, nach-
und mit allem, was er hatte, auch dem sich Lot von ihm getrennt hatte:
mit Lot, von Ägypten hinauf in den Ne- Hebe doch deine Augen auf und schaue
geva. 2 Und Abram war sehr reich gewor- von dem Ort, wo du wohnst, nach Norden,
den an Vieh, Silber und Gold. Süden, Osten und Westen! 15 Denn das
3 Und er zog weiter von einem Lager- ganze Land, das du siehst, will ich dir und
platz zum anderen, vom Negev her bis deinem Samenc geben auf ewig. 16 Und
nach Bethel, bis zu dem Ort, wo sein Zelt ich will deinen Samen machen wie den
zuerst gestanden hatte, zwischen Bethel Staub auf der Erde; wenn ein Mensch
und Ai, 4 an die Stätte des Altars, den er den Staub auf der Erde zählen kann,
dort zuerst errichtet hatte; und Abram so soll man auch deinen Samen zählen
rief dort den Namen des HERRN an. können. 17 Mach dich auf, durchziehe
5 Aber auch Lot, der mit Abram ging, hatte das Land seiner Länge und Breite nach!
Schafe, Rinder und Zelte. 6 Und das Land Denn dir will ich es geben.
ertrug es nicht, daß sie beieinander wohn- 18 Da brach Abram auf, kam und wohnte
ten; denn ihre Habe war groß, und sie bei den Terebinthen Mamres in Hebron
konnten nicht beieinander bleiben. 7 Und und baute dort dem HERRN einen Altar.
es entstand Streit zwischen den Hirten
über Abrams Vieh und den Hirten über Abram rettet Lot
Lots Vieh; auch wohnten zu der Zeit die Und es geschah zur Zeit Amraphels,
Kanaaniter und Pheresiter im Land. des Königs von Sinear, Ariochs, des
8 Da sprach Abram zu Lot: Es soll doch Königs von Ellasar, Kedor-Laomers, des
nicht Streit sein zwischen mir und dir, Königs von Elam, und Tideals, des Königs
zwischen meinen Hirten und deinen Hir- der Gojim, 2 daß sie Krieg führten mit
ten! Denn wir sind Brüder. 9 Steht dir Bera, dem König von Sodom, und mit
nicht das ganze Land offen? Trenne dich Birsa, dem König von Gomorra, und mit
von mir! Willst du zur Linken, so gehe ich Sinab, dem König von Adama, und mit
zur Rechten; und willst du zur Rechten, Semeber, dem König von Zeboim, und
so gehe ich zur Linken! mit dem König von Bela, das ist Zoar.
10 Da hob Lot seine Augen auf und sah 3 Diese verbündeten sich im Tal Siddim,
die ganze Jordanaue; denn sie war überall wo [jetzt] das Salzmeer ist. 4 Sie waren
bewässert, wie der Garten des HERRN, zwölf Jahre lang Kedor-Laomer untertan
wie das Land Ägypten, bis nach Zoar hin- gewesen, aber im dreizehnten Jahr fielen
ab, bevor der HERR Sodom und Gomorra sie von ihm ab.
zerstörte. 11 Darum erwählte sich Lot die 5 Darum kamen Kedor-Laomer und die
ganze Jordanaue und zog gegen Osten. Könige, die es mit ihm hielten, im vier-
So trennte sich ein Bruder von dem ande- zehnten Jahr und schlugen die Rephaiter
ren. 12 Abram wohnte im Land Kanaan, in Astarot-Karnaim, und die Susiter in
und Lot wohnte in den Städten der Aue, Ham und die Emiter in der Ebene Kirja-
und er schlug sein Zelt auf bis nach So- taim, 6 auch die Horiter auf ihrem Berg-
dom hin. 13 Aber die Leute von Sodom land Seir, bis nach El-Paran, das an der
waren sehr böse und sündigten schlimm Wüste liegt. 7 Danach kehrten sie um und
gegen den HERRN.b kamen nach En-Mischpat, das ist Ka-

a (13,1) bed. »Südland«; gemeint ist das Gebiet im richt Gottes kommen sollte (vgl. u.a. 5Mo 9,4-5;
Süden des Landes Kanaan, südlich der Linie von Gaza 12,29-31; 18,9-14), betrieben eine besonders schlim-
bis Beerscheba zum Toten Meer hin, vom Toten Meer me Form des Götzendienstes, die u.a. Menschenop-
nach Elath und von Elath zum »Bach Ägyptens«; der fer, alle Formen von Abartigkeiten und kultische Pro-
Negev ist heiß und in weiten Teilen wüstenartig. stitution einschloß.
b (13,13) Die Völker Kanaans, über die später das Ge- c (13,15) d.h. deinem Nachkommen.
14 1. MOSE 14.15
desch, und schlugen das ganze Gebiet 18 Aber Melchisedek, der König von
der Amalekiter, dazu die Amoriter, die in Salemb, brachte Brot und Wein herbei.
Hazezon-Tamar wohnten. Und er war ein Priester Gottes, des Aller-
8 Da zogen der König von Sodom, der höchsten. 19 Und er segnete ihn und
König von Gomorra, der König von Ada- sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem
ma, der König von Zeboim und der König Allerhöchsten, dem Besitzer des Himmels
von Bela, das Zoar ist, [zum Kampf] aus, und der Erde! 20 Und gelobt sei Gott, der
und sie stellten sich gegen sie zur Schlacht Allerhöchste, der deine Feinde in deine
auf im Tal Siddim, 9 gegen Kedor-Lao- Hand gegeben hat! Und [Abram] gab ihm
mer, den König von Elam, und Tideal, den Zehnten von allem.
den König von Gojim, und Amraphel, den 21 Und der König von Sodom sprach zu
König von Sinear, und Arioch, den König Abram: Gib mir die Seelen, und die Habe
von Ellasar; vier Könige gegen fünf. behalte für dich!
10 Das Tal Siddim hatte aber viele Asphalt- 22 Abram aber sprach zu dem König von
gruben; und die Könige von Sodom und Sodom: Ich hebe meine Hand auf zu
Gomorra wurden in die Flucht geschlagen dem HERRN, zu Gott, dem Allerhöchsten,
und fielen dort, und wer übrigblieb, floh dem Besitzer des Himmels und der
ins Bergland. 11 Und jene nahmen alle Erde, 23 daß ich von allem, was dir gehört,
Habe von Sodom und Gomorra und alle nicht einen Faden noch Schuhriemen
ihre Nahrung und zogen davon. 12 Sie nah- nehmen will, damit du nicht sagen
men auch Lot mit sich, den Sohn von Ab- kannst: »Ich habe Abram reich gemacht«!
rams Brudera, und seine Habe — denn er 24 Nichts für mich! Nur was die Knechte
wohnte in Sodom —, und zogen davon. gegessen haben, und den Teil der Männer
13 Es kam aber ein Entflohener und sagte Aner, Eschkol und Mamre, die mit mir ge-
es Abram, dem Hebräer, der bei den Te- zogen sind — sie sollen ihren Anteil neh-
rebinthen Mamres wohnte, des Amori- men!
ters, der ein Bruder von Eschkol und Aner
war; diese waren Abrams Bundesgenos- Gott verheißt Abram einen Sohn
sen. 14 Als nun Abram hörte, daß sein Bru- und schließt einen Bund mit ihm
Röm 4; Gal 3,6-9
der gefangen sei, bewaffnete er seine 318
erprobten Knechte, die in seinem Haus Nach diesen Begebenheiten erging
geboren waren, und jagte jenen nach bis das Wort des HERRN an Abram in ei-
Dan. 15 Und er teilte seine Schar nachts auf ner Offenbarung: Fürchte dich nicht, Ab-
und überfiel sie mit seinen Knechten und ram, ich bin dein Schild und dein sehr
schlug sie und verfolgte sie bis nach Hoba, großer Lohn!
das zur Linken von Damaskus liegt. 16 Und 2 Abram aber sprach: O Herr, HERR, was
er brachte alle Habe wieder; auch Lot, sei- willst du mir geben, da ich doch kinder-
nen Bruder, und dessen Habe, die Frauen los dahingehe? Und Erbe meines Hauses
und das Volk brachte er wieder. ist Elieser von Damaskus! 3 Und Abram
sprach weiter: Siehe, du hast mir keinen
Melchisedek segnet Abram Samenc gegeben, und siehe, ein Knecht,
Hebr 7; Ps 110,4
der in meinem Haus geboren ist, soll
17 Als aber Abram von der Schlacht ge- mein Erbe sein!
gen Kedor-Laomer und die Könige, die 4 Aber das Wort des HERRN erging an ihn:
mit ihm waren, zurückkehrte, ging ihm Dieser soll nicht dein Erbe sein, sondern
der König von Sodom entgegen in das Tal der aus deinem Leib hervorgehen wird,
Schaweh, das ist das Königstal. der soll dein Erbe sein! 5 Und er führte

a (14,12) »Bruder« kann im Hebr. auch entferntere Ver- König von Salem bed. »König des Friedens« (vgl.
wandte bezeichnen. Hebr 7).
b (14,18) Melchisedek bed. »König der Gerechtigkeit«; c (15,3) d.h. Nachkommen.
1. MOSE 15.16 15
ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Samen habe ich dieses Land gegeben,
Himmel und zähle die Sterne, wenn du vom Strom Ägyptens bis an den großen
sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: Strom, den Euphrat: 19 die Keniter, die
So soll dein Same sein! Kenisiter, die Kadmoniter, 20 die Hetiter,
6 Und [Abram] glaubte dem HERRN, und die Pheresiter, die Rephaiter, 21 die Amo-
das rechnete Er ihm als Gerechtigkeit an. riter, die Kanaaniter, die Girgasiter und
7 Und Er sprach zu ihm: Ich bin der HERR, die Jebusiter.
der dich von Ur in Chaldäa herausgeführt
hat, um dir dieses Land zum Erbbesitz zu Hagar und Ismael
geben. Und Sarai, Abrams Frau, gebar ihm
8 Abram aber sprach: Herr, HERR, woran keine Kinder; aber sie hatte eine
soll ich erkennen, daß ich es als Erbe be- ägyptische Magd, die hieß Hagar. 2 Und
sitzen werde? Sarai sprach zu Abram: Sieh doch, der
9 Und Er sprach zu ihm: Bringe mir eine HERR hat mich verschlossen, daß ich kei-
dreijährige Kuh und eine dreijährige Ziege ne Kinder gebären kann. Geh doch ein zu
und einen dreijährigen Widder und eine meiner Magd; vielleicht werde ich durch
Turteltaube und eine junge Taube! 10 Und sie Nachkommen empfangen! Und Ab-
er brachte das alles und zerteilte es mit- ram hörte auf die Stimme Sarais. 3 Da
tendurch, und legte jedes Teil dem ande- nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische
ren gegenüber. Aber die Vögel zerteilte er Magd Hagar, nachdem Abram zehn Jahre
nicht.a 11 Da stießen die Raubvögel auf lang im Land Kanaan gewohnt hatte, und
die toten Tiere herab; aber Abram ver- gab sie Abram, ihrem Mann, zur Frau.
scheuchte sie. 4 Und er ging ein zu Hagar, und sie wurde
12 Und es geschah, als die Sonne anfing schwanger. Als sie nun sah, daß sie schwan-
sich zu neigen, da fiel ein tiefer Schlaf auf ger war, wurde ihre Herrin verächtlich in
Abram, und siehe, Schrecken und große ihren Augen. 5 Da sprach Sarai zu Abram:
Finsternis überfielen ihn. 13 Da sprach Das Unrecht, das mir zugefügt wird, treffe
Er zu Abram: Du sollst mit Gewißheit dich! Ich habe dir meine Magd in den
wissen, daß dein Same ein Fremdling Schoß gegeben. Da sie nun aber sieht, daß
sein wird in einem Land, das ihm nicht sie schwanger ist, bin ich verächtlich in ih-
gehört; und man wird sie dort zu Knech- ren Augen. Der HERR sei Richter zwischen
ten machen und demütigen 400 Jahre mir und dir!
lang. 14 Aber auch das Volk, dem sie die- 6 Abram aber sprach zu Sarai: Siehe, dei-
nen müssen, will ich richten; und da- ne Magd ist in deiner Hand; tue mit ihr,
nach sollen sie mit großer Habe auszie- was gut ist in deinen Augen! Da nun Sarai
hen. 15 Und du sollst in Frieden zu deinen sie demütigte, floh sie von ihr.
Vätern eingehen und in gutem Alter be- 7 Aber der Engel des HERRN fand sie bei ei-
graben werden. 16 Sie aber sollen in der nem Wasserbrunnen in der Wüste, beim
vierten Generation wieder hierherkom- Brunnen auf dem Weg nach Schur. 8 Er
men; denn das Maß der Sünden der Amo- sprach zu ihr: Hagar, du Magd der Sarai,
riter ist noch nicht voll. wo kommst du her, und wo willst du hin?
17 Und es geschah, als die Sonne unter- Sie sprach: Ich bin von meiner Herrin Sa-
gegangen und es finster geworden war — rai geflohen!
siehe, [da war] ein rauchender Glutofen, 9 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr:
und eine Feuerfackel, die zwischen den Kehre wieder zurück zu deiner Herrin und
Stücken hindurchfuhr. demütige dich unter ihre Hand! 10 Und
18 An jenem Tag machte der HERR einen der Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe,
Bund mit Abram und sprach: Deinem ich will deinen Samen so mehren, daß er

a (15,10) Es handelt sich hier um eine im Alten Orient verbreitete Handlung bei Bundesschlüssen (vgl. Jer
34,18-19). Gott vollzieht den Bund einseitig, von sich aus mit Abram.
16 1. MOSE 16.17
vor großer Menge unzählbar sein soll. als einen ewigen Bund, dein Gott zu sein
11 Weiter sprach der Engel des HERRN zu und der deines Samens nach dir. 8 Und
ihr: Siehe, du bist schwanger und wirst ich will dir und deinem Samen nach dir
einen Sohn gebären, dem sollst du den das Land zum ewigen Besitz geben, in
Namen Ismaela geben, weil der HERR dein dem du ein Fremdling bist, nämlich das
Jammern erhört hat. 12 Er wird ein wil- ganze Land Kanaan, und ich will ihr Gott
der Mensch sein, seine Hand gegen jeder- sein.
mann und jedermanns Hand gegen ihn; 9 Und Gott sprach weiter zu Abraham: So
und er wird allen seinen Brüdern trotzig bewahre du nun meinen Bund, du und
gegenüberstehen. dein Same nach dir, von Geschlecht zu
13 Und sie nannte den Namen des HERRN, Geschlecht! 10 Das ist aber mein Bund,
der mit ihr redete: Du bist »der Gott, der den ihr bewahren sollt, zwischen mir
[mich] sieht«!, indem sie sprach: Habe und euch und deinem Samen nach dir:
ich hier nicht dem nachgesehen, der Alles, was männlich ist unter euch, soll
mich sieht? 14 Darum nannte sie den beschnitten werden. 11 Und ihr sollt am
Brunnen einen »Brunnen des Lebendi- Fleisch eurer Vorhaut beschnitten wer-
gen, der mich sieht«. Siehe, er ist zwi- den. Das soll ein Zeichen des Bundes
schen Kadesch und Bared. sein zwischen mir und euch. 12 Jedes
15 Und Hagar gebar Abram einen Sohn; Männliche von euren Nachkommen soll
und Abram gab seinem Sohn, den ihm bei euch beschnitten werden, wenn es
Hagar geboren hatte, den Namen Ismael. acht Tage alt ist, sei es im Haus geboren
16 Und Abram war 86 Jahre alt, als Hagar oder um Geld erkauft von irgendwelchen
ihm den Ismael gebar. Fremden, die nicht von deinem Samen
sind. 13 Was in deinem Haus geboren
Gottes Bund mit Abraham. Beschneidung oder um Geld erkauft wird, soll unbe-
und Verheißung Isaaks dingt beschnitten werden. So soll mein
Als nun Abram 99 Jahre alt war, er- Bund an eurem Fleisch sein, ein ewiger
schien ihm der HERR und sprach Bund. 14 Und ein unbeschnittener Mann,
zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige. einer, der sich nicht beschneiden läßt am
Wandle vor mir und sei untadelig! 2 Und Fleisch seiner Vorhaut, dessen Seele soll
ich will meinen Bund schließen zwischen ausgerottet werden aus seinem Volk, weil
mir und dir und will dich über alle Maßen er meinen Bund gebrochen hat!
mehren! 15 Und Gott sprach weiter zu Abraham:
3 Da fiel Abram auf sein Angesicht. Und Du sollst deine Frau Sarai nicht mehr Sa-
Gott redete weiter mit ihm und sprach: raid nennen, sondern Sarahe soll ihr Name
4 Siehe, ich bin der, welcher im Bund mit sein; 16 denn ich will sie segnen und will
dir steht; und du sollst ein Vater vieler dir auch von ihr einen Sohn geben. Ich
Völker werden. 5 Darum sollst du nicht will sie segnen, und sie soll zu Nationen
mehr Abramb heißen, sondern Abrahamc werden, und Könige von Völkern sollen
soll dein Name sein; denn ich habe dich von ihr kommen!
zum Vater vieler Völker gemacht. 6 Und 17 Da fiel Abraham auf sein Angesicht
ich will dich sehr, sehr fruchtbar machen und lachte und sprach in seinem Her-
und will dich zu Völkern machen; auch zen: Sollte einem Hundertjährigen ein
Könige sollen von dir herkommen. 7 Und Kind geboren werden, und Sarah, die
ich will meinen Bund aufrichten zwi- Neunzigjährige, sollte gebären? 18 Und
schen mir und dir und deinem Samen Abraham sprach zu Gott: Ach, daß Ismael
nach dir von Geschlecht zu Geschlecht vor dir leben möchte!

a (16,11) bed. »Gott hört«. d (17,15) bed. »Edelsinn« od. »Die Fürstliche«.
b (17,5) bed. »Erhabener Vater«. e (17,15) bed. »Fürstin«.
c (17,5) bed. »Vater der Menge«.
1. MOSE 17.18 17
19 Da sprach Gott: Nein, sondern Sarah, euch nieder unter dem Baum, 5 so will
deine Frau, soll dir einen Sohn gebären, ich einen Bissen Brot bringen, daß ihr
den sollst du Isaaka nennen; denn ich euer Herz stärkt; danach mögt ihr weiter-
will mit ihm einen Bund aufrichten als ei- ziehen, denn darum seid ihr bei eurem
nen ewigen Bund für seinen Samen nach Knecht vorbeigekommen. Sie sprachen:
ihm. 20 Wegen Ismael aber habe ich dich Tue, wie du gesagt hast!
auch erhört. Siehe, ich habe ihn reichlich 6 Und Abraham eilte in die Hütte zu Sa-
gesegnet und will ihn fruchtbar machen rah und sprach: Nimm rasch drei Maß
und sehr mehren. Er wird zwölf Fürsten Feinmehl, knete sie und backe Brotfla-
zeugen, und ich will ihn zu einem großen den! 7 Abraham aber lief zu den Rindern
Volk machen. 21 Meinen Bund aber will und holte ein zartes und gutes Kalb und
ich mit Isaak aufrichten, den dir Sarah gab es dem Knecht; der eilte und bereite-
um diese bestimmte Zeit im nächsten te es zu. 8 Und er trug Butter und Milch
Jahr gebären soll! auf und von dem Kalb, das er zubereitet
22 Und als er mit ihm ausgeredet hatte, hatte, und setzte es ihnen vor. Und er
erhob sich Gott hinweg von Abraham. stand bei ihnen unter dem Baum; und sie
23 Da nahm Abraham seinen Sohn Is- aßen.
mael und alle in seinem Haus geborenen 9 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist deine
[Knechte], und alle, die um sein Geld Frau Sarah? Er antwortete: Drinnen im
erkauft waren, alles, was männlich war Zelt. 10 Da sprach er: Gewiß will ich um
unter seinen Hausgenossen, und er be- diese Zeit im künftigen Jahr wieder zu
schnitt das Fleisch ihrer Vorhaut am sel- dir kommen, und siehe, deine Frau Sa-
ben Tag, wie Gott es ihm gesagt hatte. rah soll einen Sohn haben! Sarah aber
24 Und Abraham war 99 Jahre alt, als das horchte am Eingang des Zeltes, der hinter
Fleisch seiner Vorhaut beschnitten wur- ihm war. 11 Und Abraham und Sarah wa-
de. 25 Ismael aber, sein Sohn, war 13 Jah- ren alt und recht betagt, so daß es Sarah
re alt, als das Fleisch seiner Vorhaut be- nicht mehr nach der Weise der Frauen
schnitten wurde. 26 Am selben Tag ließen ging. 12 Darum lachte sie in ihrem Her-
sich Abraham und sein Sohn Ismael be- zen und sprach: Nachdem ich verblüht
schneiden; 27 und alles, was männlich bin, soll mir noch Wonne zuteil werden!
war in seinem Haus, daheim geboren und Dazu ist mein Herr ein alter Mann!
von Fremdlingen um Geld erkauft, wurde 13 Da sprach der HERR zu Abraham: Wa-
mit ihm beschnitten. rum lacht Sarah und spricht: »Sollte ich
wirklich noch gebären, so alt ich bin?«
Der HERR erscheint Abraham bei Mamre 14 Sollte denn dem HERRN etwas zu wun-
1Mo 21,1-7
derbar sein? Zur bestimmten Zeit will ich
Und der HERR erschien ihm bei den wieder zu dir kommen im nächsten Jahr,
Terebinthen Mamres, während er und Sarah wird einen Sohn haben! 15 Da
am Eingang seines Zeltes saß, als der Tag leugnete Sarah und sprach: Ich habe nicht
am heißesten war. 2 Und er erhob seine gelacht!, denn sie fürchtete sich. Er aber
Augen und schaute, siehe, da standen sprach: Doch, du hast gelacht!
drei Männer ihm gegenüber. Und als er
sie sah, eilte er ihnen entgegen vom Ein- Abrahams Fürbitte für Sodom
Jak 5,16-18
gang seines Zeltes, beugte sich zur Erde
nieder 3 und sprach: Mein Herr, habe 16 Da brachen die Männer auf und wand-
ich Gnade vor deinen Augen gefunden, ten sich nach Sodom. Und Abraham ging
so geh doch nicht vorüber an deinem mit ihnen, um sie zu begleiten. 17 Da
Knecht! 4 Man soll ein wenig Wasser brin- sprach der HERR: Sollte ich Abraham ver-
gen, und wascht eure Füße; und laßt bergen, was ich tun will? 18 Abraham soll

a (17,19) bed. »Er wird lachen« (vgl. 1Mo 17,17; 18,12-15; 21,6).
18 1. MOSE 18.19
doch gewiß zu einem großen und starken darin. Er aber sprach: Wenn ich dreißig
Volk werden, und alle Völker der Erde sol- darin finde, so will ich ihnen nichts tun!
len in ihm gesegnet werden. 19 Denn ich 31 Und er sprach: Ach siehe, ich habe es
habe ihn ausersehen, daß er seinen Kin- gewagt, mit [meinem] Herrn zu reden:
dern und seinem Haus nach ihm gebie- Vielleicht finden sich zwanzig darin. Er
te, den Weg des HERRN zu bewahren, in- antwortete: Ich will sie nicht verderben
dem sie Gerechtigkeit und Recht üben, um der zwanzig willen!
damit der HERR auf Abraham kommen 32 Und er sprach: Ach, zürne nicht, [mein]
lasse, was er ihm verheißen hat. Herr, daß ich nur noch diesmal rede: Viel-
20 Und der HERR sprach: Das Geschrei leicht finden sich zehn darin. Er aber
über Sodom und Gomorra ist groß, und sprach: Ich will sie nicht verderben um
ihre Sünde ist sehr schwer. 21 Darum will der zehn willen!
ich hinabsteigen und sehen, ob sie es 33 Und der HERR ging hinweg, als er mit
wirklich ganz nach dem Geschrei über sie Abraham ausgeredet hatte; Abraham aber
getrieben haben, das vor mich gekom- kehrte wieder an seinen Ort zurück.
men ist, oder ob nicht; ich will es wissen!
22 Und die Männer wandten ihr Ange-
Die Rettung Lots
sicht von dort und gingen nach Sodom; vor dem kommenden Gericht
5Mo 29,23; 2Pt 2,6
aber Abraham blieb noch stehen vor dem
HERRN. 23 Und Abraham trat näher und Und die zwei Engel kamen am
sprach: Willst du auch den Gerechten mit Abend nach Sodom. Lot aber saß in
dem Gottlosen wegraffen? 24 Vielleicht Sodom unter dem Tor; und als er sie sah,
gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt; willst stand er auf, ging ihnen entgegen und
du die wegraffen und den Ort nicht ver- verneigte sich, das Angesicht zur Erde ge-
schonen um der fünfzig Gerechten wil- wandt, 2 und sprach: Siehe, meine Her-
len, die darin sind? 25 Das sei ferne von ren! Kehrt ein in das Haus eures Knechtes
dir, daß du eine solche Sache tust und den und bleibt über Nacht und wascht eure
Gerechten tötest mit dem Gottlosen, daß Füße; so mögt ihr am Morgen früh auf-
der Gerechte sei wie der Gottlose. Das stehen und euren Weg ziehen! Sie aber
sei ferne von dir! Sollte der Richter der sprachen: Nein, sondern wir wollen im
ganzen Erde nicht gerecht richten? 26 Der Freien übernachten! 3 Er aber drang sehr
HERR sprach: Wenn ich fünfzig Gerechte in sie. Da kehrten sie bei ihm ein und ka-
in Sodom finde, in der Stadt, so will ich men in sein Haus. Und er bereitete ihnen
um ihretwillen den ganzen Ort verscho- ein Mahl und machte ungesäuerte Brot-
nen! fladen; und sie aßen.
27 Und Abraham antwortete und sprach: 4 Aber ehe sie sich hinlegten, umringten
Ach siehe, ich habe es gewagt, mit dem die Männer der Stadt das Haus, die
Herrn zu reden, obwohl ich nur Staub Männer von Sodom, jung und alt, das
und Asche bin! 28 Vielleicht gibt es fünf ganze Volk aus allen Enden, 5 und riefen
weniger als fünfzig Gerechte darin; willst Lot und sprachen zu ihm: Wo sind die
du denn die ganze Stadt verderben um Männer, die diese Nacht zu dir gekom-
der fünf willen? Er sprach: Wenn ich darin men sind? Bring sie heraus zu uns, damit
fünfundvierzig finde, so will ich sie nicht wir uns über sie hermachen! 6 Da ging
verderben! Lot zu ihnen hinaus an den Eingang
29 Und er fuhr weiter fort mit ihm zu re- und schloß die Tür hinter sich zu. 7 Und
den und sprach: Vielleicht finden sich sprach: Ach, meine Brüder, versündigt
vierzig darin. Er aber sprach: Ich will ih- euch doch nicht! 8 Siehe, ich habe zwei
nen nichts tun um der vierzig willen! Töchter, die haben noch keinen Mann er-
30 Und Abraham sprach: Möge es [mei- kannt; die will ich zu euch hinausführen,
nen] Herrn nicht erzürnen, wenn ich noch damit ihr mit ihnen tut, wie es gut ist
weiter rede! Vielleicht finden sich dreißig in euren Augen; nur diesen Männern
1. MOSE 19 19
tut nichts, denn sie sind doch unter Gnade gefunden, und du hast mir große
den Schatten meines Daches gekommen! Barmherzigkeit erwiesen, daß du meine
9 Sie aber sprachen: Mach, daß du fort- Seele am Leben erhalten hast. Aber auf
kommst! Und sie sagten: Der ist der ein- das Bergland kann ich mich nicht retten;
zige Fremdling hier und will den Richter das Unglück könnte mich ereilen, so daß
spielen! Nun wollen wir’s mit dir noch ich sterben müßte! 20 Siehe, jene Stadt
schlimmer treiben als mit ihnen! Und sie dort ist so nahe, daß ich dahin fliehen
drangen heftig auf den Mann Lot ein und könnte; und sie ist klein. Ach, laß mich
machten sich daran, die Tür aufzubre- dahin fliehen! Ist sie nicht klein? Nur
chen. 10 Da streckten die Männer ihre daß meine Seele am Leben bleibt! 21 Da
Hände hinaus und zogen Lot zu sich hin- sprach er zu ihm: Siehe, ich habe dich
ein und schlossen die Tür zu. 11 Und sie auch in dieser Sache erhört, daß ich die
schlugen die Männer vor der Haustür Stadt nicht zerstöre, von der du geredet
mit Blindheit, klein und groß, so daß sie hast. 22 Eile, rette dich dorthin; denn ich
müde wurden, die Tür zu suchen. kann nichts tun, bis du hineingekommen
12 Und die Männer sprachen zu Lot: Hast bist! — Daher wird die Stadt Zoar ge-
du noch jemand hier, einen Schwieger- nannt.
sohn oder Söhne oder Töchter? Wer in
der Stadt zu dir gehört, den führe hinaus Gottes Gericht über Sodom und Gomorra
aus diesem Ort! 13 Denn wir werden die- 23 Und die Sonne ging auf über der Erde,
sen Ort verderben, weil das Geschrei als Lot nach Zoar kam. 24 Da ließ der HERR
über sie groß ist vor dem HERRN; und der Schwefel und Feuer regnen auf Sodom
HERR hat uns gesandt, [den Ort] zu ver- und Gomorra, vom HERRN, vom Himmel
derben! 14 Da ging Lot hinaus und rede- herab, 25 und er zerstörte die Städte und
te mit seinen Schwiegersöhnen, die sei- die ganze Umgebung und alle Einwoh-
ne Töchter nehmen sollten, und sprach: ner der Städte und was auf dem Erdbo-
Macht euch auf, geht hinaus aus diesem den gewachsen war. 26 Und [Lots] Frau
Ort; denn der HERR wird diese Stadt ver- schaute zurück hinter seinem Rücken; da
derben! Aber er war in den Augen seiner wurde sie zu einer Salzsäule.
Schwiegersöhne wie einer, der scherzt. 27 Abraham aber begab sich früh am Mor-
15 Als nun die Morgenröte aufging, drän- gen zu dem Ort, wo er vor dem HERRN ge-
gten die Engel Lot und sprachen: Mache standen hatte. 28 Und er blickte hinab auf
dich auf, nimm deine Frau und deine Sodom und Gomorra und auf das ganze
beiden Töchter, die hier sind, damit du Land jener Gegend und sah sich um, und
nicht umkommst in der Bestrafung die- siehe, ein Rauch ging auf von dem Land,
ser Stadt! 16 Als er aber noch zögerte, er- wie der Rauch eines Schmelzofens.
griffen die Männer ihn und seine Frau 29 Und es geschah, als Gott die Städte in
und seine beiden Töchter bei der Hand, jener Ebene verderbte, da gedachte Gott
weil der HERR ihn verschonen wollte; und an Abraham, und er führte Lot mitten aus
sie führten ihn hinaus und ließen ihn dem Verderben, als er die Städte verderb-
draußen vor der Stadt. te, in denen Lot gewohnt hatte.
17 Und es geschah, als sie sie hinausge-
führt hatten, da sprach einer: Rette dei- Lot und seine Töchter
5Mo 23,2-3
ne Seele! Und schaue nicht zurück; steh
auch nicht still in dieser ganzen Umge- 30 Und Lot ging von Zoar hinauf und
gend! Rette dich ins Berglanda, damit du blieb mit seinen beiden Töchtern auf dem
nicht weggerafft wirst! 18 Aber Lot sprach Bergland; denn er fürchtete sich, in Zoar
zu ihnen: Ach nein, mein Herr! 19 Siehe zu bleiben; und er wohnte mit seinen
doch, dein Knecht hat vor deinen Augen Töchtern in einer Höhle. 31 Da sprach die

a (19,17) gemeint ist das bergige Hochland östlich bzw. westlich der Jordanaue.
20 1. MOSE 19.20
Ältere zu der Jüngeren: Unser Vater ist alt, meine Schwester?« Und auch sie selbst
und es ist kein Mann mehr auf der Erde, hat gesagt: »Er ist mein Bruder!« Habe ich
der zu uns kommen könnte nach der Wei- doch dies mit aufrichtigem Herzen und
se aller Welt. 32 So komm, wir wollen un- unschuldigen Händen getan!
serem Vater Wein zu trinken geben und 6 Und Gott sprach zu ihm im Traum: Auch
bei ihm liegen, damit wir von unserem ich weiß, daß du dies mit aufrichtigem
Vater Nachkommenschaft erhalten! 33 So Herzen getan hast; darum habe ich dich
gaben sie ihrem Vater Wein zu trinken in auch bewahrt, daß du nicht gegen mich
derselben Nacht. Und die Ältere ging und sündigst, und darum habe ich es dir nicht
legte sich zu ihrem Vater, und er erkannte gestattet, daß du sie berührst. 7 So gib
es nicht, weder als sie sich legte, noch als nun dem Mann seine Frau wieder, denn
sie aufstand. 34 Und es geschah am Mor- er ist ein Prophet; und er soll für dich bit-
gen, da sprach die Ältere zu der Jüngeren: ten, so wirst du am Leben bleiben. Wenn
Siehe, ich bin gestern bei meinem Vater du sie aber nicht zurückgibst, so wisse,
gelegen; wir wollen ihm auch diese Nacht daß du gewiß sterben mußt samt allem,
Wein zu trinken geben, daß du hingehst was dir gehört!
und dich zu ihm legst, damit wir von 8 Da stand Abimelech am Morgen früh
unserem Vater Nachkommenschaft erhal- auf und rief alle seine Knechte zusammen
ten! 35 So gaben sie ihrem Vater auch in und sagte ihnen dies alles vor ihren Ohren;
jener Nacht Wein zu trinken. Und die und die Leute fürchteten sich sehr. 9 Und
Jüngere machte sich auf und legte sich zu Abimelech rief Abraham und sprach zu
ihm, und er merkte es nicht, weder als ihm: Warum hast du uns das angetan, und
sie sich legte, noch als sie aufstand. 36 So was habe ich an dir gesündigt, daß du eine
wurden die beiden Töchter Lots schwan- so große Sünde auf mich und mein Reich
ger von ihrem Vater. 37 Und die Ältere ge- bringen wolltest? Du hast nicht mit mir
bar einen Sohn, den nannte sie Moab; gehandelt, wie man handeln soll! 10 Und
der wurde der Vater der heutigen Moabi- Abimelech fragte Abraham: In welcher
ter. 38 Und die Jüngere gebar auch einen Absicht hast du dies getan?
Sohn, den nannte sie Ben-Ammi; der wur- 11 Da sprach Abraham: Weil ich dachte:
de der Vater der heutigen Ammoniter. Es ist gar keine Gottesfurcht an diesem
Ort, darum werden sie mich wegen mei-
Abraham und Sarah bei Abimelech ner Frau umbringen! 12 Auch ist sie wahr-
1Mo 26,1-11; Ps 105,12-15
haftig meine Schwester; denn sie ist die
Abraham aber zog von dort in den Tochter meines Vaters, aber nicht die
Negev und wohnte zwischen Ka- Tochter meiner Mutter, und so ist sie mei-
desch und Schur, und er hielt sich als ne Frau geworden. 13 Und es geschah, als
Fremdling in Gerar auf. 2 Und Abraham mich Gott aus dem Haus meines Vaters
sagte von seiner Frau Sarah: Sie ist meine führte, da sprach ich zu ihr: Das mußt du
Schwester. Da ließ Abimelech, der König mir zuliebe tun, daß du überall, wo wir
von Gerar, Sarah holen. hinkommen, von mir sagst: Er ist mein
3 Aber Gott kam nachts im Traum zu Abi- Bruder!
melech und sprach zu ihm: Siehe, du bist 14 Da nahm Abimelech Schafe und Rin-
des Todes wegen der Frau, die du genom- der, Knechte und Mägde und schenkte
men hast; denn sie ist die Ehefrau eines sie Abraham und gab ihm seine Frau Sa-
Mannes! rah zurück. 15 Und Abimelech sprach:
4 Abimelech aber hatte sich ihr noch nicht Siehe, mein Land steht dir offen; wo es
genähert, und er sprach: Herr, willst du dir gefällt, da laß dich nieder!
denn auch ein gerechtes Volk umbrin- 16 Aber zu Sarah sprach er: Siehe, ich habe
gen? 5 Hat er nicht zu mir gesagt: »Sie ist deinem Bruder 1 000 Silberlingea gege-

a (20,16) d.h. Silberstücke; damals gab es noch keine Münzen.


1. MOSE 20.21 21
ben; siehe, das soll dir eine Decke der Au- zu Abraham: Es soll dir nicht leid tun we-
gen sein für alle, die um dich sind, damit gen des Knaben und wegen deiner Magd!
du in jeder Weise gerechtfertigt bist!a Höre in allem, was Sarah dir sagt, auf ihre
17 Abraham aber legte Fürbitte ein bei Stimme! Denn in Isaak soll dir ein Same
Gott. Da heilte Gott Abimelech und sei- berufen werden. 13 Doch ich will auch
ne Frau und seine Mägde, daß sie wieder den Sohn der Magd zu einem Volk ma-
Kinder gebären konnten. 18 Denn der chen, weil er dein Same ist.
HERR hatte zuvor jeden Mutterleib im 14 Da stand Abraham am Morgen früh auf
Haus Abimelechs fest verschlossen um und nahm Brot und einen Schlauch voll
Sarahs, der Frau Abrahams willen. Wasser, gab es Hagar und legte es auf ihre
Schulter; er gab ihr auch den Knaben und
Die Geburt Isaaks schickte sie fort. Und sie ging und irrte
1Mo 17,15-16; 18,9-10; Hebr 11,11-12
umher in der Wüste von Beerscheba.
Und der HERR suchte Sarah heim, 15 Als nun das Wasser im Schlauch aus-
wie er verheißen hatte, und der gegangen war, warf sie den Knaben un-
HERR handelte an Sarah, wie er geredet ter einen Strauch, 16 und sie ging hin und
hatte. 2 Und Sarah wurde schwanger und setzte sich gegenüber, einen Bogenschuß
gebar dem Abraham einen Sohn in sei- weit entfernt; denn sie sprach: Ich kann
nem Alter, zur bestimmten Zeit, wie ihm das Sterben des Knaben nicht mit anse-
Gott verheißen hatte. 3 Und Abraham gab hen! Und sie saß ihm gegenüber, erhob
seinem Sohn, der ihm geboren wurde, ihre Stimme und weinte.
den ihm Sarah gebar, den Namen Isaak. 17 Da erhörte Gott die Stimme des Kna-
4 Und Abraham beschnitt Isaak, seinen ben, und der Engel Gottes rief der Hagar
Sohn, als er acht Tage alt war, wie es ihm vom Himmel her zu und sprach zu ihr:
Gott geboten hatte. 5 Und Abraham war Was ist mit dir, Hagar? Fürchte dich nicht;
100 Jahre alt, als ihm sein Sohn Isaak ge- denn Gott hat die Stimme des Knaben
boren wurde. erhört, da, wo er liegt. 18 Steh auf, nimm
6 Und Sarah sprach: Gott hat mir ein La- den Knaben und halte ihn fest an deiner
chen bereitet; wer es hören wird, der wird Hand, denn ich will ihn zu einem großen
mir zulachen! 7 Und sie sprach: Wer hätte Volk machen!
das dem Abraham verkündet, daß Sarah 19 Und Gott öffnete ihr die Augen, daß
Kinder stillt, daß ich ihm einen Sohn ge- sie einen Wasserbrunnen sah. Da ging sie
boren habe in seinem Alter? hin und füllte den Schlauch mit Wasser
8 Und das Kind wuchs heran und wurde und gab dem Knaben zu trinken.
entwöhnt. Und Abraham machte ein 20 Und Gott war mit dem Knaben; der
großes Mahl an dem Tag, als Isaak ent- wuchs heran und wohnte in der Wüste
wöhnt wurde. und wurde ein Bogenschütze. 21 Und er
wohnte in der Wüste Paran, und seine
Die Austreibung Hagars und Ismaels Mutter nahm ihm eine Frau aus dem
1Mo 16; Gal 4,21-31
Land Ägypten.
9 Und Sarah sah, daß der Sohn der Hagar,
der ägyptischen Magd, den sie dem Abra- Der Bund Abrahams mit Abimelech
ham geboren hatte, Mutwillen trieb. 10 Da in Beerscheba
1Mo 26
sprach sie zu Abraham: Treibe diese Magd
hinaus mit ihrem Sohn; denn der Sohn 22 Und es geschah zur selben Zeit, da
dieser Magd soll nicht erben mit meinem redete Abimelech in Begleitung seines
Sohn Isaak! Heerführers Pichol mit Abraham und
11 Dieses Wort mißfiel Abraham sehr um sprach: Gott ist mit dir in allem, was du
seines Sohnes willen. 12 Aber Gott sprach tust. 23 So schwöre mir nun hier bei Gott,

a (20,16) d.h. eine Art Entschädigung, die den guten Ruf von Sarah bestätigen sollte.
22 1. MOSE 21.22
daß du weder an mir, noch an meinen 3 Da stand Abraham am Morgen früh auf
Kindern, noch an meinen Kindeskindern und sattelte seinen Esel; und er nahm
treulos handeln wirst. Dieselbe Freund- zwei Knechte mit sich und seinen Sohn
schaft, die ich dir bewiesen habe, sollst Isaak; und er spaltete Holz zum Brandop-
du auch an mir beweisen und an dem fer, machte sich auf und ging hin an den
Land, in dem du ein Fremdling bist! Ort, den ihm Gott genannt hatte.
24 Da sprach Abraham: Ich will schwören! 4 Am dritten Tag erhob Abraham seine
25 Und Abraham stellte Abimelech zur Augen und sah den Ort von ferne. 5 Da
Rede wegen des Wasserbrunnens, den die sprach Abraham zu seinen Knechten:
Knechte Abimelechs mit Gewalt genom- Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich aber und
men hatten. 26 Da antwortete Abimelech: der Knabe wollen dorthin gehen und an-
Ich weiß nichts davon; wer hat das ge- beten, und dann wollen wir wieder zu
tan? Du hast mir gar nichts erzählt, und euch kommen. 6 Und Abraham nahm das
ich habe auch nichts davon gehört bis zu Holz zum Brandopfer und legte es auf
diesem Tag! seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feu-
27 Da nahm Abraham Schafe und Rinder er und das Messer in seine Hand, und sie
und gab sie Abimelech, und sie machten gingen beide miteinander. 7 Da sprach
beide einen Bund miteinander. 28 Und Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Va-
Abraham stellte sieben Lämmer beiseite. ter! Abraham antwortete: Hier bin ich,
29 Da sprach Abimelech zu Abraham: Was mein Sohn! Und er sprach: Siehe, hier ist
sollen die sieben Lämmer hier, die du Feuer und Holz; wo ist aber das Lamm
beiseitegestellt hast? 30 Er antwortete: Du zum Brandopfer? 8 Und Abraham ant-
sollst sieben Lämmer von meiner Hand wortete: Mein Sohn, Gott wird für ein
nehmen, damit sie ein Zeugnis für mich Lamm zum Brandopfer sorgen! Und sie
seien, daß ich diesen Brunnen gegraben gingen beide miteinander.
habe! 9 Und als sie an den Ort kamen, den
31 Daher wird der Ort Beerscheba ge- Gott ihm genannt hatte, baute Abraham
nannt, weil sie beide dort einander schwo- dort einen Altar und schichtete das Holz
ren. darauf; und er band seinen Sohn Isaak
32 Als sie aber den Bund in Beerscheba und legte ihn auf den Altar, oben auf
geschlossen hatten, machten sich Abi- das Holz. 10 Und Abraham streckte seine
melech und Pichol, sein Heerführer, auf Hand aus und faßte das Messer, um sei-
und zogen wieder in das Land der Phili- nen Sohn zu schlachten. 11 Da rief ihm
ster. 33 [Abraham] aber pflanzte eine Ta- der Engel des HERRN vom Himmel her zu
mariske in Beerscheba und rief dort den und sprach: Abraham! Abraham! Und er
Namen des HERRN, des ewigen Gottes, antwortete: Hier bin ich!
an. 34 Und Abraham hielt sich lange Zeit 12 Er sprach: Lege deine Hand nicht an
als Fremdling im Land der Philister auf. den Knaben und tue ihm gar nichts; denn
nun weiß ich, daß du Gott fürchtest, weil
Abrahams Gehorsamsprüfung: du deinen einzigen Sohn nicht verschont
Die Opferung Isaaks hast um meinetwillen!
Hebr 11,17-19; Jak 2,21-23
13 Da erhob Abraham seine Augen und
Und es geschah nach diesen Be- schaute, und siehe, da war hinter ihm
gebenheiten, da prüfte Gott den ein Widder, der sich mit seinen Hörnern
Abraham und sprach zu ihm: Abraham! im Gestrüpp verfangen hatte. Und Abra-
Und er antwortete: Hier bin ich. 2 Und er ham ging hin und nahm den Widder und
sprach: Nimm doch deinen Sohn, deinen brachte ihn als Brandopfer dar an Stelle
einzigen, den du lieb hast, Isaak, und geh seines Sohnes. 14 Und Abraham nannte
hin in das Land Morija und bringe ihn den Ort: »Der HERR wird dafür sorgen«, so
dort zum Brandopfer dar auf einem der daß man noch heute sagt: Auf dem Berg
Berge, den ich dir nennen werde! wird der HERR dafür sorgen!
1. MOSE 22.23 23
15 Und der Engel des HERRN rief Abraham bei euch; gebt mir ein Erbbegräbnisc bei
zum zweitenmal vom Himmel her zu, euch, daß ich meine Tote von meinem
16 und er sprach: Ich habe bei mir selbst Angesicht entfernt begraben kann! 5 Da
geschworen, spricht der HERR: Weil du antworteten die Hetiter dem Abraham
dies getan und deinen Sohn, deinen ein- und sprachen zu ihm: 6 Höre uns, mein
zigen, nicht verschont hast, 17 darum will Herr, du bist ein Fürst Gottes mitten un-
ich dich reichlich segnen und deinen Sa- ter uns! Begrabe deine Tote in dem besten
men mächtig mehren, wie die Sterne am unserer Gräber. Niemand von uns wird
Himmel und wie den Sand am Ufer des dir sein Grab verweigern, damit du deine
Meeres; und dein Same soll das Tor seiner Tote darin begraben kannst! 7 Da stand
Feinde in Besitz nehmen,a 18 und in dei- Abraham auf und verneigte sich vor dem
nem Samen sollen gesegnet werden alle Volk des Landes, vor den Hetitern. 8 Und
Völker der Erde, weil du meiner Stimme er redete mit ihnen und sprach: Wenn
gehorsam warst! es euer Wille ist, daß ich meine Tote von
19 Und Abraham kehrte wieder zurück zu meinem Angesicht entfernt begrabe, so
seinen Knechten; und sie machten sich auf hört mich und bittet für mich Ephron, den
und zogen miteinander nach Beerscheba; Sohn Zohars, 9 daß er mir die Höhle Mach-
und Abraham wohnte in Beerscheba. pelah gebe, die ihm gehört und die am
Ende seines Ackers liegt; um den vollen
Die Nachkommen Nahors Betrag soll er sie mir zum Erbbegräbnis
1Mo 24,15; Spr 25,25
geben in eurer Mitte! 10 Und Ephron saß
20 Und es geschah nach diesen Begeben- mitten unter den Hetitern. Da antworte-
heiten, da wurde Abraham berichtet: Sie- te Ephron, der Hetiter, dem Abraham vor
he, auch Milka hat deinem Bruder Nahor den Söhnen Hets, vor allen, die durch das
Söhne geboren: 21 Uz, den Erstgebore- Tor seiner Stadt aus- und eingingen, und
nen, und Bus, seinen Bruder, und Ke- sprach: 11 Nein, mein Herr, sondern höre
muel, den Vater des Aram, 22 und Kesed mir zu: Ich schenke dir den Acker, und die
und Haso und Pildasch und Jidlaph und Höhle darin schenke ich dir dazu, und
Bethuel. 23 Bethuel aber hatte die Rebek- schenke sie dir vor meinem Volk; begrabe
ka gezeugt. Milka gebar diese acht dem deine Tote! 12 Da verneigte sich Abraham
Nahor, dem Bruder Abrahams. 24 Und vor dem Volk des Landes, 13 und er rede-
seine Nebenfrau mit Namen Rehuma ge- te mit Ephron vor den Ohren des Volkes
bar auch, nämlich Tebach, Gaham, Ta- des Landes und sprach: Wohlan, wenn
hasch und Maacha. du geneigt bist, so höre mich: Nimm von
mir das Geld, das ich dir für den Acker
Sarahs Tod und Bestattung gebe, so will ich meine Tote dort begra-
in der Höhle Machpelah ben. 14 Ephron antwortete Abraham und
1Mo 25,7-10; 49,29-32
sprach zu ihm: 15 Mein Herr, höre mich:
Und Sarah wurde 127 Jahre alt; das Das Feld ist 400 Schekel Silber wert; was
sind die Lebensjahre Sarahs. ist das schon zwischen mir und dir? Be-
2 Und Sarah starb in Kirjat-Arba, das ist grabe nur deine Tote! 16 Und Abraham
Hebron, im Land Kanaan. Da ging Abra- hörte auf Ephron, und Abraham wog für
ham hin, um zu klagen um Sarah und Ephron soviel Geld ab, wie er vor den Oh-
sie zu beweinen. 3 Danach stand Abra- ren der Hetiter gesagt hatte, nämlich 400
ham auf von seiner Toten und redete Schekel Silber, das im Kauf gangbar und
mit den Söhnen Hets und sprach: 4 Ich gültig war.
bin ein Fremdling und ohne Bürgerrechtb 17 So wurde der Acker Ephrons bei Mach-

a (22,17) d.h. über seine Feinde herrschen; das Tor war (vgl. Hebr 11,13-16).
der Ort, wo die Ältesten oder Regenten einer Stadt c (23,4) w. Besitzbegräbnis; d.h. eine vererbbare
das Recht sprachen. Familiengrabstätte.
b (23,4) w. ein Beisasse; d.h. ein Gast ohne Bürgerrecht
24 1. MOSE 23.24
pelah, der Mamre gegenüber liegt, der wieder dorthin! 9 Da legte der Knecht sei-
Acker samt der Höhle, die darin ist, auch ne Hand unter die Hüfte Abrahams, sei-
alle Bäume auf dem Acker und inner- nes Herrn, und schwor ihm in dieser Sa-
halb aller seiner Grenzen, 18 dem Abra- che.
ham zum Eigentum bestätigt vor den Au- 10 Und der Knecht nahm zehn Kamele
gen der Hetiter und aller, die zum Tor von den Kamelen seines Herrn und al-
seiner Stadt eingingen. lerlei Güter seines Herrn, und er machte
19 Danach begrub Abraham seine Frau sich auf und zog nach Aram-Naharajima,
Sarah in der Höhle des Ackers Machpe- zu der Stadt Nahors. 11 Da ließ er die Ka-
lah, Mamre gegenüber, in Hebron, im mele sich draußen vor der Stadt lagern
Land Kanaan. 20 So wurde der Acker und bei einem Wasserbrunnen am Abend, zur
die Höhle darin dem Abraham von den Zeit, da die Jungfrauen herauszugehen
Hetitern als Erbbegräbnis bestätigt. pflegten, um Wasser zu schöpfen.
12 Und er sprach: O HERR, du Gott meines
Rebekka wird Isaaks Frau Herrn Abraham, laß es mir doch heute
Und Abraham war alt und recht gelingen und erweise Gnade an meinem
betagt, und der HERR hatte Abra- Herrn Abraham! 13 Siehe, ich stehe hier
ham gesegnet in allem. bei dem Wasserbrunnen, und die Töchter
2 Und Abraham sprach zu dem ältesten der Leute dieser Stadt werden herauskom-
Knecht seines Hauses, der Verwalter aller men, um Wasser zu schöpfen. 14 Wenn
seiner Güter war: Lege doch deine Hand nun ein Mädchen kommt, zu der ich
unter meine Hüfte, 3 daß ich dich schwö- spreche: »Neige doch deinen Krug, daß
ren lasse bei dem HERRN, dem Gott des ich trinke!«, und sie spricht: »Trinke! Und
Himmels und dem Gott der Erde, daß du auch deine Kamele will ich tränken!« —
meinem Sohn keine Frau nimmst von so möge sie diejenige sein, die du deinem
den Töchtern der Kanaaniter, unter de- Knecht Isaak bestimmt hast; und daran
nen ich wohne, 4 sondern daß du in mein werde ich erkennen, daß du an meinem
Vaterland und zu meiner Verwandtschaft Herrn Barmherzigkeit erwiesen hast!
ziehst und meinem Sohn Isaak dort eine 15 Und es geschah, ehe er noch ausge-
Frau nimmst! redet hatte, siehe, da kam Rebekka her-
5 Da sprach der Knecht zu ihm: Vielleicht aus, die Tochter Bethuels, der ein Sohn
will aber die Frau mir nicht in dieses Land der Milka, der Frau Nahors, des Bruders
folgen — soll ich dann deinen Sohn wie- Abrahams war; und sie trug einen Krug
der zurückbringen in das Land, aus dem auf ihrer Schulter. 16 Sie war aber ein sehr
du ausgezogen bist? schönes Mädchen, eine Jungfrau, und
6 Abraham sprach zu ihm: Hüte dich, kein Mann hatte sie erkannt; und sie stieg
meinen Sohn wieder dorthin zu brin- zum Brunnen hinab und füllte ihren Krug
gen! 7 Der HERR, der Gott des Himmels, und stieg wieder herauf.
der mich herausgenommen hat aus dem 17 Da lief der Knecht ihr entgegen und
Haus meines Vaters und aus dem Land sprach: Laß mich doch ein wenig Wasser
meiner Geburt, und der mit mir geredet aus deinem Krug trinken! 18 Und sie
hat und mir auch geschworen und gesagt sprach: Trinke, mein Herr! Und sie ließ
hat: »Dieses Land will ich deinem Samen den Krug sogleich auf ihre Hand nieder
geben«, der wird seinen Engel vor dir her und gab ihm zu trinken.
senden, daß du meinem Sohn von dort 19 Und als sie ihm zu trinken gegeben
eine Frau nimmst. 8 Wenn die Frau dir hatte, sprach sie: Auch deinen Kamelen
aber nicht folgen will, so bist du entbun- will ich schöpfen, bis sie genug getrun-
den von dem Eid, den du mir geschwo- ken haben! 20 Und sie eilte und leerte
ren hast; nur bringe meinen Sohn nicht den Krug aus in die Tränke und lief noch-

a (24,10) bed. »Aram der zwei Ströme«; Bezeichnung einer Region im Nordwesten Mesopotamiens.
1. MOSE 24 25
mals zum Brunnen, um zu schöpfen, und 34 Er sprach: Ich bin ein Knecht Abra-
schöpfte für alle seine Kamele. 21 Und der hams. 35 Und der HERR hat meinen Herrn
Mann war erstaunt über sie, schwieg aber reichlich gesegnet, daß er groß geworden
still, bis er erkannt hatte, ob der HERR sei- ist, denn er hat ihm Schafe und Rinder,
ne Reise habe gelingen lassen oder nicht. Silber und Gold, Knechte und Mägde,
22 Und es geschah, als die Kamele alle ge- Kamele und Esel gegeben. 36 Dazu hat
trunken hatten, da nahm er einen golde- Sarah, die Frau meines Herrn, in ihrem
nen Ring, einen halben Schekel schwer, Alter meinem Herrn einen Sohn gebo-
und zwei Armbänder für ihre Hände, ren; dem hat er alles gegeben, was ihm
zehn Schekel Gold schwer, 23 und sprach: gehört. 37 Und mein Herr hat einen Eid
Sage mir doch, wessen Tochter bist du? von mir genommen und gesagt: Du sollst
Haben wir im Haus deines Vaters auch meinem Sohn keine Frau nehmen von
Platz zu übernachten? den Töchtern der Kanaaniter, in deren
24 Sie sprach zu ihm: Ich bin die Tochter Land ich wohne; 38 sondern ziehe hin
Bethuels, des Sohnes der Milka, den sie zum Haus meines Vaters und zu meinem
dem Nahor geboren hat. 25 Und sie sagte Geschlecht; dort nimm meinem Sohn
weiter zu ihm: Es ist auch viel Stroh eine Frau!
und Futter bei uns und Platz genug zum 39 Ich sprach aber zu meinem Herrn: Aber
Übernachten! vielleicht will mir die Frau nicht folgen?
26 Da neigte sich der Mann und betete an 40 Da sprach er zu mir: Der HERR, vor dem
vor dem HERRN, 27 und er sprach: Gelobt ich wandle, wird seinen Engel mit dir sen-
sei der HERR, der Gott meines Herrn Abra- den und deinen Weg gelingen lassen, daß
ham, der seine Gnade und Treue meinem du meinem Sohn eine Frau aus meiner
Herrn nicht entzogen hat, denn der HERR Verwandtschaft und aus dem Haus mei-
hat mich den Weg zum Haus der Brüder nes Vaters nimmst. 41 Nur dann sollst du
meines Herrn geführt! von dem Eid entbunden sein, wenn du
28 Und die Tochter lief und berichtete dies zu meiner Verwandtschaft kommst und
alles im Haus ihrer Mutter. 29 Und Re- sie dir diese nicht geben; dann bist du
bekka hatte einen Bruder, der hieß La- von dem Eid entbunden, den du mir ge-
ban. Und Laban lief rasch zu dem Mann schworen hast.
draußen beim Brunnen. 30 Als er nämlich 42 So kam ich heute zum Wasserbrunnen
den Ring und die Armbänder an den und sprach: O HERR, du Gott meines
Händen seiner Schwester gesehen und Herrn Abraham, wenn du doch Gelingen
die Worte seiner Schwester Rebekka ge- geben wolltest zu meiner Reise, auf der
hört hatte, die sprach: So hat der Mann ich bin! 43 Siehe, ich stehe hier bei dem
zu mir geredet!, da ging er zu dem Mann, Wasserbrunnen. Wenn nun eine Jung-
und siehe, der stand bei den Kamelen frau zum Schöpfen herauskommt und ich
am Brunnen. 31 Und er sprach: Komm spreche: »Gib mir bitte aus deinem Krug
herein, du Gesegneter des HERRN, warum ein wenig Wasser zu trinken!« 44 und sie
stehst du draußen? Ich habe das Haus zu mir sagen wird: »Trinke, ich will dei-
geräumt und für die Kamele Platz ge- nen Kamelen auch schöpfen!« so möge
macht! doch diese die Frau sein, die der HERR
32 So führte er den Mann ins Haus und dem Sohn meines Herrn bestimmt hat!
zäumte die Kamele ab und gab ihnen 45 Ehe ich nun diese Worte ausgeredet
Stroh und Futter, und Wasser, um seine hatte in meinem Herzen, siehe, da kommt
Füße zu waschen und die Füße der Rebekka mit einem Krug auf ihrer Schul-
Männer, die mit ihm waren, 33 und er ter und geht zum Brunnen hinab und
setzte ihm zu essen vor. — Er aber sprach: schöpft. Da sprach ich zu ihr: »Gib mir bit-
Ich will nicht essen, bevor ich meine Sa- te zu trinken!« 46 Und sie nahm den Krug
che vorgetragen habe. Er antwortete: So sogleich von ihrer Schulter und sprach:
rede! »Trinke, und ich will deine Kamele auch
26 1. MOSE 24.25
tränken!« So trank ich, und sie tränkte Abrahams und seinen Leuten. 60 Und
auch die Kamele. sie segneten Rebekka und sprachen zu
47 Und ich fragte sie und sprach: »Wessen ihr: Du bist unsere Schwester, werde
Tochter bist du?« Sie antwortete: »Ich bin zu vieltausendmal Tausenden, und dein
die Tochter Bethuels, des Sohnes Nahors, Same nehme das Tor seiner Feinde in Be-
den ihm Milka geboren hat.« Da legte ich sitz! 61 So machten sich Rebekka und ihre
einen Ring an ihre Nase und Armbänder Mägde auf, und sie bestiegen die Kamele
an ihre Hände, 48 und ich neigte mich und folgten dem Mann nach. Und der
und betete an vor dem HERRN und lobte Knecht nahm Rebekka mit und zog hin.
den HERRN, den Gott meines Herrn Abra- 62 Und Isaak kam vom »Brunnen des Le-
ham, der mich den rechten Weg geführt bendigen, der [mich] sieht« — denn er
hat, daß ich seinem Sohn die Tochter des wohnte im Negev —, 63 weil Isaak zur
Bruders meines Herrn nehme. 49 Wenn Abendzeit auf das Feld gegangen war, um
ihr nun meinem Herrn Liebe und Treue zu beten; und er blickte auf und sah, und
erweisen wollt, so sagt es mir; wenn nicht, siehe, Kamele kamen daher. 64 Und Re-
so sagt es mir ebenfalls, daß ich mich zur bekka blickte auf und sah Isaak. Da ließ
Rechten oder zur Linken wende! sie sich vom Kamel herab 65 und sprach zu
50 Da antworteten Laban und Bethuel dem Knecht: Wer ist jener Mann, der uns
und sprachen: Von dem HERRN aus ist auf dem Feld entgegenkommt? Der Knecht
diese Sache geschehen; darum können sprach: Das ist mein Herr! Da nahm sie
wir nichts gegen dich reden, weder Böses den Schleier und verhüllte sich.
noch Gutes! 51 Siehe, Rebekka ist vor dir! 66 Und der Knecht erzählte dem Isaak al-
Nimm sie und ziehe hin, damit sie die les, was er ausgerichtet hatte. 67 Da führte
Frau des Sohnes deines Herrn werde, wie sie Isaak in das Zelt seiner Mutter Sarah
der HERR geredet hat! und nahm die Rebekka, und sie wurde
52 Und es geschah, als der Knecht Abra- seine Frau, und er gewann sie lieb. So
hams ihre Worte hörte, da verneigte er wurde Isaak getröstet nach dem Tod sei-
sich vor dem HERRN zur Erde. 53 Und ner Mutter.
der Knecht zog silberne und goldene
Schmuckstücke und Kleider hervor und Abrahams zweite Ehe.
gab sie Rebekka; auch ihrem Bruder und Sein Tod und Begräbnis
ihrer Mutter gab er Kostbarkeiten. 54 Da Und Abraham nahm wieder eine
aßen und tranken sie, er samt den Män- Frau, die hieß Ketura. 2 Die gebar
nern, die mit ihm waren, und sie blieben ihm den Simran und den Jokschan, den
dort über Nacht. Aber am Morgen stan- Medan und den Midian, den Jischbak
den sie auf, und er sprach: Laßt mich zu und den Schuach. 3 Jokschan aber zeug-
meinem Herrn ziehen! te den Scheba und den Dedan. Die Söhne
55 Aber ihr Bruder und ihre Mutter spra- von Dedan aber waren die Assuriter, Le-
chen: Laß doch die Tochter einige Tage tusiter und Leumiter 4 und die Söhne Mi-
lang bei uns bleiben, wenigstens zehn, dians waren Epha, Epher, Henoch, Abida
danach magst du ziehen! 56 Da sprach und Eldaa. Diese alle sind Söhne der Ke-
er zu ihnen: Haltet mich nicht auf, denn tura.
der HERR hat meinen Weg gelingen lassen; 5 Und Abraham gab sein ganzes Gut dem
laßt mich zu meinem Herrn ziehen! 57 Da Isaak. 6 Aber den Söhnen, die er von den
sprachen sie: Laßt uns das Mädchen ru- Nebenfrauen hatte, gab Abraham Ge-
fen und fragen, was sie dazu sagt! 58 Und schenke und schickte sie, während er
sie riefen Rebekka und sprachen zu ihr: noch lebte, von seinem Sohn Isaak weg
Willst du mit diesem Mann ziehen? Sie nach Osten in das Morgenland.
antwortete: Ja, ich will mit ihm ziehen! 7 Dies ist die Zahl der Lebensjahre Abra-
59 So ließen sie Rebekka, ihre Schwester, hams, die er gelebt hat: 175 Jahre. 8 Und
ziehen mit ihrer Amme, samt dem Knecht Abraham verschied und starb in gutem
1. MOSE 25 27
Alter, alt und lebenssatt, und wurde zu ließ sich von ihm erbitten, und seine Frau
seinem Volk versammelt. 9 Und seine Rebekka wurde schwanger. 22 Und die
Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in Kinder stießen sich in ihrem Schoß. Da
der Höhle Machpelah auf dem Acker des sprach sie: Wenn es so gehen soll, warum
Ephron, des Sohnes Zoars, des Hetiters, bin ich denn in diesen Zustand gekom-
Mamre gegenüber, 10 in dem Acker, den men? Und sie ging hin, um den HERRN zu
Abraham von den Hetitern gekauft hatte. fragen.
Dort wurden Abraham und seine Frau 23 Und der HERR sprach zu ihr: Zwei Völker
Sarah begraben. sind in deinem Leib, und zwei Stämme
11 Und es geschah nach dem Tod Abra- werden sich aus deinem Schoß scheiden;
hams, da segnete Gott seinen Sohn Isaak. und ein Volk wird dem anderen überlegen
Und Isaak wohnte bei dem »Brunnen des sein, und der Ältere wird dem Jüngeren
Lebendigen, der [mich] sieht«. dienen.
24 Als nun ihre Tage erfüllt waren, daß sie
Die Nachkommen Ismaels gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge
1Chr 1,3-31; 1Mo 17,20; 21,17-18
in ihrem Leib. 25 Der erste, der heraus-
12 Dies ist die Geschichte Ismaels, des kam, war rötlich, am ganzen Leib wie ein
Sohnes Abrahams, den Hagar, Sarahs haariger Mantel, und man gab ihm den
ägyptische Magd, dem Abraham gebar. Namen Esaub. 26 Danach kam sein Bru-
13 Und dies sind die Namen der Söhne der heraus, und seine Hand hielt die Fer-
Ismaels, nach denen ihre Geschlechter se Esaus; da gab man ihm den Namen Ja-
genannt sind: Der Erstgeborene Ismaels: kobc. Und Isaak war 60 Jahre alt, als sie
Nebajoth, dann Kedar und Adbeel und geboren wurden.
Mibsam, 14 Mischma, Duma, Massa,
15 Hadad, Tema, Jetur, Naphisch und Ked-
Esau verkauft sein Erstgeburtsrecht
Hebr 12,16-17
ma. 16 Das sind die Söhne Ismaels mit
ihren Namen, in ihren Höfen und Zelt- 27 Und als die Knaben groß wurden,
lagern, zwölf Fürsten nach ihren Ge- da wurde Esau ein tüchtiger Jäger, ein
schlechtern. Mann des freien Feldes; Jakob aber war
17 Und Ismael wurde 137 Jahre alt, und ein sittsamer Mann, der bei den Zelten
er verschied und starb und wurde zu blieb. 28 Und Isaak hatte den Esau lieb,
seinem Volk versammelt. 18 Sie wohnten weil ihm das Wildbret mundete; Rebekka
aber von Hawila an bis nach Schur, das aber hatte den Jakob lieb.
vor Ägypten liegt, und bis nach Assur hin; 29 Und Jakob kochte ein Gericht. Da kam
gegenüber von allen seinen Brüdern ließ Esau vom Feld und war erschöpft. 30 Und
er sich nieder. Esau sprach zu Jakob: Laß mich von
dem roten [Gericht] da hinunterschlin-
Die beiden Söhne Isaaks: Esau und Jakob gen, denn ich bin erschöpft! Daher gab
Röm 9,10-13
man ihm den Namen Edomd.
19 Dies ist die Geschichte Isaaks, des Soh- 31 Da sprach Jakob: Verkaufe mir heute
nes Abrahams. Abraham zeugte Isaak. dein Erstgeburtsrechte! 32 Und Esau sprach
20 Und Isaak war 40 Jahre alt, als er Rebek- zu Jakob: Siehe, ich muß doch sterben;
ka zur Frau nahm, die Tochter Bethuels, was soll mir das Erstgeburtsrecht? 33 Ja-
des Aramäers aus Paddan-Arama, die kob sprach: So schwöre mir heute! Und er
Schwester des Aramäers Laban. schwor ihm und verkaufte so dem Jakob
21 Isaak aber bat den HERRN für seine Frau, sein Erstgeburtsrecht.
denn sie war unfruchtbar; und der HERR 34 Da gab Jakob dem Esau Brot und das

a (25,20) Bezeichnung für das Gebiet um Haran im c (25,26) bed. »Er faßt die Ferse« od. »Er betrügt«.
nordwestlichen Mesopotamien. d (25,30) bed. »Rot«.
b (25,25) bed. »Rauh / Behaart«. e (25,31) w. deine Erstgeburt.
28 1. MOSE 25.26
Linsengericht. Und er aß und trank und hättest du eine Schuld auf uns gebracht!
stand auf und ging davon. So verachtete 11 Da gebot Abimelech dem ganzen Volk
Esau das Erstgeburtsrecht. und sprach: Wer diesen Mann oder seine
Frau antastet, der soll gewißlich sterben!
Gottes Verheißung an Isaak.
Isaak im Land der Philister Widerstand der Philister gegen Isaak
Ps 112,1-3
Es kam aber eine Hungersnot in
das Land, nach der vorherigen 12 Und Isaak säte in dem Land und ern-
Hungersnot, die zu Abrahams Zeiten ge- tete im selben Jahr hundertfältig; denn
wesen war. Und Isaak zog nach Gerar zu der HERR segnete ihn. 13 Und der Mann
Abimelech, dem König der Philister. wurde reich und immer reicher, bis er
2 Da erschien ihm der HERR und sprach: überaus reich war; 14 und er hatte Schaf-
Reise nicht nach Ägypten hinab, son- und Rinderherden und eine große Die-
dern bleibe in dem Land, das ich dir nerschaft. Darum beneideten ihn die
nennen werde! 3 Sei ein Fremdling in die- Philister. 15 Alle Brunnen aber, die die
sem Land, und ich will mit dir sein und Knechte seines Vaters zu Abrahams, sei-
dich segnen; denn dir und deinem Sa- nes Vaters Zeiten gegraben hatten, hatten
men will ich alle diese Länder geben und die Philister verstopft und mit loser Erde
will den Eid bestätigen, den ich deinem gefüllt.
Vater Abraham geschworen habe. 4 Und 16 Und Abimelech sprach zu Isaak: Geh
ich will deinen Samen mehren wie die fort von uns; denn du bist uns viel zu
Sterne des Himmels, und ich will deinem mächtig geworden! 17 Da zog Isaak fort
Samen das ganze Land geben; und in dei- und lagerte sich im Tal Gerar und wohnte
nem Samen sollen gesegnet werden alle dort.
Völker der Erde, 5 weil Abraham meiner 18 Und Isaak ließ die Wasserbrunnen auf-
Stimme gehorsam gewesen ist und mei- graben, die sie zu Zeiten seines Vaters
ne Rechte, meine Gebote, meine Satzun- Abraham gegraben hatten, und die die
gen und meine Gesetze gehalten hat! 6 So Philister nach dem Tod Abrahams ver-
wohnte Isaak in Gerar. stopft hatten, und er nannte sie mit den-
7 Und als die Leute des Ortes nach seiner selben Namen, mit denen sein Vater sie
Frau fragten, da sprach er: Sie ist meine benannt hatte. 19 Auch gruben Isaaks
Schwester. Denn er fürchtete sich zu sa- Knechte im Tal und fanden dort einen
gen: Sie ist meine Frau, weil er dachte: Brunnen lebendigen Wassersa. 20 Aber die
Die Leute an diesem Ort könnten mich Hirten von Gerar stritten sich mit den
um Rebekkas willen töten; denn sie war Hirten Isaaks und sprachen: Das Wasser
sehr schön. gehört uns! Da nannte er den Brunnen
8 Und es geschah, als er sich längere Zeit Esek, weil sie sich dort mit ihm gestritten
dort aufhielt, da schaute Abimelech, der hatten. 21 Da gruben sie einen weiteren
König der Philister, durchs Fenster und Brunnen, um den stritten sie auch; darum
bemerkte, wie Isaak mit seiner Frau Re- nannte er ihn Sithna. 22 Da brach er von
bekka vertraut scherzte. 9 Da rief Abi- dort auf und grub einen weiteren Brun-
melech den Isaak und sprach: Siehe, sie nen; um den stritten sie sich nicht, darum
ist deine Frau! Wie konntest du sagen: nannte er ihn Rechobot und sprach: Nun
»Sie ist meine Schwester«? Isaak antwor- hat uns der HERR einen weiten Raum ge-
tete ihm: Ich dachte, ich müßte vielleicht macht, damit wir fruchtbar sein können
sterben um ihretwillen! im Land! 23 Von dort zog er hinauf nach
10 Abimelech sprach: Warum hast du uns Beerscheba.
das angetan? Wie leicht hätte jemand vom 24 Und der HERR erschien ihm in jener
Volk sich zu deiner Frau legen können; so Nacht und sprach: Ich bin der Gott dei-

a (26,19) d.h. einen Quellwasser-Brunnen im Gegensatz zu den Zisternen, die Regenwasser sammelten.
1. MOSE 26.27 29
nes Vaters Abraham. Fürchte dich nicht, so daß er nicht mehr sehen konnte, da
denn ich bin mit dir, und ich will dich seg- rief er Esau, seinen älteren Sohn, und
nen und deinen Samen mehren um Abra- sprach zu ihm: Mein Sohn! Er aber ant-
hams, meines Knechtes, willen! 25 Da wortete ihm: Hier bin ich!
baute er dort einen Altar und rief den Na- 2 Und er sprach: Siehe, ich bin alt und
men des HERRN an; und er schlug dort weiß nicht, wann ich sterbe.
sein Zelt auf; und Isaaks Knechte gruben 3 So nimm nun dein Jagdgerät, deinen
dort einen Brunnen. Köcher und deinen Bogen, und geh aufs
Feld und jage mir ein Wildbret, 4 und be-
Isaaks Bund mit Abimelech reite mir ein schmackhaftes Essen, wie
26 Und Abimelech kam zu ihm von Gerar, ich es gern habe, und bring es mir herein,
mit Ahussat, seinem Freund, und Pichol, daß ich esse, damit meine Seele dich seg-
seinem Heerführer. 27 Aber Isaak sprach ne, bevor ich sterbe!
zu ihnen: Warum kommt ihr zu mir, da 5 Rebekka aber hörte zu, als Isaak diese
ihr mich doch haßt und mich von euch Worte zu seinem Sohn Esau sagte. Und
weggetrieben habt? 28 Sie sprachen: Wir Esau ging aufs Feld, um ein Wildbret
haben deutlich gesehen, daß der HERR zu jagen und es heimzubringen. 6 Da
mit dir ist, darum haben wir uns gesagt: sprach Rebekka zu ihrem Sohn Jakob:
Es soll ein Eid zwischen uns sein, zwi- Siehe, ich habe gehört, wie dein Vater
schen uns und dir, und wir wollen einen mit deinem Bruder Esau redete und sag-
Bund mit dir machen, 29 daß du uns kei- te: 7 »Bring mir ein Wildbret und bereite
nen Schaden zufügst, wie wir auch dich mir ein schmackhaftes Gericht, daß ich
nicht angetastet haben und dir nur Gutes esse und dich segne vor dem Angesicht
taten und dich im Frieden haben ziehen des HERRN, ehe ich sterbe!« 8 So gehor-
lassen. Du bist nun einmal der Gesegnete che nun, mein Sohn, meiner Stimme
des HERRN! und tue, was ich dir sage: 9 Geh hin zur
30 Da bereitete er ihnen ein Mahl, und Herde und hole mir von dort zwei gute
sie aßen und tranken. 31 Und am Morgen Ziegenböcklein, daß ich deinem Vater
früh standen sie auf und schworen ein- ein schmackhaftes Gericht davon berei-
ander den Eid. Da ließ Isaak sie gehen, te, wie er es gern hat. 10 Das sollst du dei-
und sie zogen in Frieden von ihm weg. nem Vater hineintragen, damit er es ißt
32 Und es geschah am selben Tag, da ka- und dich vor seinem Tod segnet!
men Isaaks Knechte und sagten ihm von 11 Jakob aber sprach zu seiner Mutter Re-
dem Brunnen, den sie gegraben hatten, bekka: Siehe, mein Bruder Esau ist rauh,
und sprachen zu ihm: Wir haben Wasser und ich bin glatt. 12 Vielleicht könnte
gefunden! 33 Und er nannte ihn Scheba. mein Vater mich betasten, da würde
Daher heißt der Ort Beerscheba bis zum ich in seinen Augen als ein Betrüger
heutigen Tag. erscheinen; so brächte ich einen Fluch
über mich und nicht einen Segen! 13 Da
Esau nimmt zwei hetitische Frauen sprach seine Mutter zu ihm: Dein Fluch
1Mo 27,46-28,9
sei auf mir, mein Sohn! Gehorche du
34 Als aber Esau 40 Jahre alt war, nahm nur meiner Stimme, geh hin und hole es
er Judith zur Frau, die Tochter Beris, des mir!
Hetiters, und Basmath, die Tochter Elons, 14 Da ging er hin und holte es und brachte
des Hetiters; 35 die bereiteten Isaak und es seiner Mutter. Und seine Mutter mach-
Rebekka viel Herzenskummer. te ein schmackhaftes Essen, wie es sein
Vater gern hatte. 15 Rebekka nahm auch
Jakob empfängt durch Betrug die guten Kleider Esaus, ihres älteren
den Erstgeburtssegen Sohnes, die sie bei sich im Haus hatte,
Und es geschah, als Isaak alt war und zog sie Jakob, ihrem jüngeren Sohn,
und seine Augen dunkel wurden, an. 16 Aber die Felle der Ziegenböcklein
30 1. MOSE 27
legte sie ihm um die Hände, und wo er Esaus Reue über den verlorenen Segen
glatt war am Hals; 17 und sie gab das Hebr 12,16-17
schmackhafte Essen und das Brot, das sie 30 Und es geschah, als Isaak den Segen
bereitet hatte, in die Hand ihres Sohnes über Jakob vollendet hatte, und Jakob
Jakob. kaum von seinem Vater Isaak hinausge-
18 Und er ging hinein zu seinem Vater und gangen war, da kam sein Bruder Esau
sprach: Mein Vater! Er antwortete: Hier von der Jagd. 31 Der machte auch ein
bin ich! Wer bist du, mein Sohn? 19 Jakob schmackhaftes Essen und trug es zu sei-
sprach zu seinem Vater: Ich bin Esau, nem Vater hinein und sprach zu ihm: Steh
dein Erstgeborener; ich habe getan, wie auf, mein Vater, und iß von dem Wildbret
du mir gesagt hast. Steh doch auf, setz deines Sohnes, damit mich deine Seele
dich und iß von meinem Wildbret, damit segne! 32 Da antwortete ihm sein Vater
mich deine Seele segne! Isaak: Wer bist du? Er sprach: Ich bin dein
20 Isaak aber sprach zu seinem Sohn: Sohn Esau, dein Erstgeborener!
Mein Sohn, wie hast du es so bald gefun- 33 Da entsetzte sich Isaak über die Maßen
den? Er antwortete: Der HERR, dein Gott, und sprach: Wer ist denn der Jäger, der
ließ es mir begegnen! ein Wildbret gejagt und mir aufgetragen
21 Da sprach Isaak zu Jakob: Tritt herzu, hat? Ich habe von allem gegessen, ehe du
mein Sohn, daß ich dich betaste, ob kamst, und habe ihn gesegnet; er wird
du wirklich mein Sohn Esau bist oder auch gesegnet bleiben!
nicht! 22 Und Jakob trat zu seinem Vater 34 Als Esau diese Worte seines Vaters
Isaak. Und als er ihn betastet hatte, sprach hörte, schrie er laut auf und wurde über
er: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Maßen betrübt und sprach zu sei-
die Hände sind Esaus Hände! 23 Aber er nem Vater: Segne doch auch mich, mein
erkannte ihn nicht, denn seine Hände Vater! 35 Er aber sprach: Dein Bruder
waren rauh, wie die Hände seines Bru- ist mit List gekommen und hat deinen
ders Esau. Und so segnete er ihn. 24 Und Segen weggenommen! 36 Da sprach er:
er fragte ihn: Bist du wirklich mein Sohn Er heißt mit Recht Jakob; denn er hat
Esau? Er antwortete: Ja, ich bin’s! mich nun zweimal überlistet! Mein Erst-
25 Da sprach er: So bringe es mir her, geburtsrecht hat er weggenommen, und
damit ich von dem Wildbret meines siehe, nun nimmt er auch meinen Segen!
Sohnes esse, daß dich meine Seele Und er sprach: Hast du mir keinen Segen
segne! Da brachte er es ihm, und er zurückbehalten?
aß; er reichte ihm auch Wein, und er 37 Da antwortete Isaak und sprach zu
trank. 26 Und Isaak, sein Vater, sprach Esau: Siehe, ich habe ihn zum Herrn über
zu ihm: Komm her, mein Sohn, und dich gesetzt, und alle seine Brüder habe
küsse mich! ich ihm zu Knechten gegeben; mit Korn
27 Und er trat hinzu und küßte ihn. Und und Most habe ich ihn versehen. Was kann
als er den Geruch seiner Kleider roch, ich nun für dich tun, mein Sohn? 38 Esau
segnete er ihn und sprach: Siehe, der Ge- sprach zu seinem Vater: Hast du denn nur
ruch meines Sohnes ist wie ein Geruch einen Segen, mein Vater? Segne doch auch
des Feldes, das der HERR gesegnet hat. mich, mein Vater! Und Esau erhob seine
28 Gott gebe dir vom Tau des Himmels Stimme und weinte.
und vom fettesten Boden und Korn und 39 Da antwortete Isaak, sein Vater, und
Most in Fülle! sprach zu ihm: Siehe, fern vom Fett der
29 Völker sollen dir dienen und Ge- Erde wird dein Wohnsitz sein, und fern
schlechter sich vor dir beugen; sei ein vom Tau des Himmels von oben. 40 Von
Herr über deine Brüder, und die Söhne deinem Schwert wirst du leben und dei-
deiner Mutter sollen sich vor dir beugen. nem Bruder dienen. Es wird aber gesche-
Verflucht sei, wer dir flucht, und gesegnet hen, wenn du dich befreien kannst, wirst
sei, wer dich segnet! du sein Joch von deinem Hals reißen.
1. MOSE 27.28 31
Jakobs Flucht zu Laban Esaus dritte Frau
Spr 18,19 1Mo 26,34-35
41 Und Esau wurde dem Jakob feind we- 6 Als nun Esau sah, daß Isaak den Jakob
gen des Segens, womit sein Vater ihn ge- gesegnet und ihn nach Paddan-Aram ent-
segnet hatte; und Esau sprach in seinem lassen hatte, damit er sich von dort eine
Herzen: Die Zeit, da man um meinen Va- Frau hole, und daß er, als er ihn segnete,
ter trauern wird, ist nicht mehr weit; dann ihm gebot und sprach: »Du sollst keine
will ich meinen Bruder Jakob umbringen! Frau von den Töchtern Kanaans neh-
42 Da wurden der Rebekka die Worte men«, 7 und daß Jakob seinem Vater und
Esaus, ihres älteren Sohnes, hinterbracht. seiner Mutter gehorsam war und nach
Und sie schickte hin und ließ Jakob, ihren Paddan-Aram zog, 8 als Esau auch sah,
jüngeren Sohn, rufen und sprach zu ihm: daß Isaak, sein Vater, die Töchter Kanaans
Siehe, dein Bruder Esau will an dir Rache nicht gerne sah, 9 da ging Esau hin zu Is-
nehmen und dich töten! 43 Und nun ge- mael und nahm zu seinen Frauen noch
horche meiner Stimme, mein Sohn: Ma- Mahalath als Frau hinzu, die Tochter Is-
che dich auf und flieh zu meinem Bru- maels, des Sohnes Abrahams, die Schwe-
der Laban, nach Haran, 44 und bleib eine ster Nebajoths.
Zeitlang bei ihm, bis sich der Grimm dei-
nes Bruders gelegt hat, 45 und bis sich Jakobs Traum von der Himmelsleiter
sein Zorn von dir wendet und er vergißt, 10 Jakob aber zog von Beerscheba aus und
was du ihm angetan hast; so will ich dann wanderte nach Haran. 11 Und er kam an
nach dir schicken und dich von dort ho- einen Ort, wo er über Nacht blieb; denn
len lassen. Warum sollte ich an einem Tag die Sonne war untergegangen. Und er
euch beide verlieren? nahm von den Steinen jenes Orts und
46 Und Rebekka sprach zu Isaak: Mir ist legte sie unter sein Haupt und legte sich
das Leben verleidet wegen der Töchter an dem Ort schlafen. 12 Und er hatte ei-
Hets; wenn Jakob eine Frau nimmt von nen Traum; und siehe, eine Leiter war auf
den Töchtern Hets, wie diese da, von den die Erde gestellt, die reichte mit der Spit-
Töchtern des Landes, was soll mir dann ze bis an den Himmel. Und siehe, auf
das Leben! ihr stiegen die Engel Gottes auf und nie-
der. 13 Und siehe, der HERR stand über
Jakob flieht nach Paddan-Aram ihr und sprach: Ich bin der HERR, der
Da rief Isaak den Jakob, segnete ihn Gott deines Vaters Abraham und der Gott
und gebot ihm und sprach zu ihm: Isaaks; das Land, auf dem du liegst, will
Nimm keine Frau von den Töchtern Ka- ich dir und deinem Samen geben. 14 Und
naans! 2 Mache dich auf und zieh nach dein Same soll werden wie der Staub
Paddan-Aram, in das Haus Bethuels, des der Erde, und nach Westen, Osten, Nor-
Vaters deiner Mutter, und nimm dir von den und Süden sollst du dich ausbreiten;
dort eine Frau von den Töchtern Labans, und in dir und in deinem Samen sollen
des Bruders deiner Mutter! 3 Und Gott, der gesegnet werden alle Geschlechter der
Allmächtige, segne dich und mache dich Erde! 15 Und siehe, ich bin mit dir, und
fruchtbar und mehre dich, daß du zu einer ich will dich behüten überall, wo du hin-
Menge von Völkern werdest, 4 und er gebe ziehst, und dich wieder in dieses Land
dir den Segen Abrahams, dir und deinem bringen. Denn ich will dich nicht verlas-
Samen mit dir, daß du das Land in Besitz sen, bis ich vollbracht habe, was ich dir
nimmst, in dem du als Fremdling lebst, zugesagt habe!
das Gott dem Abraham gegeben hat! 5 So 16 Als nun Jakob von seinem Schlaf er-
entließ Isaak den Jakob, und er zog nach wachte, sprach er: Wahrlich, der HERR
Paddan-Aram zu Laban, dem Sohn Be- ist an diesem Ort, und ich wußte es
thuels, dem Aramäer, dem Bruder der Re- nicht! 17 Und er fürchtete sich und
bekka, der Mutter Jakobs und Esaus. sprach: Wie furchtgebietend ist diese
32 1. MOSE 28.29
Stätte! Hier ist nichts anderes als das es nicht, ehe alle Herden zusammen-
Haus Gottes, und dies ist die Pforte des gebracht sind und sie den Stein von
Himmels! der Öffnung des Brunnens wälzen; dann
18 Und Jakob stand am Morgen früh auf können wir die Schafe tränken.
und nahm den Stein, den er unter sein 9 Als er noch mit ihnen redete, kam Ra-
Haupt gelegt hatte, und richtete ihn auf hel mit den Schafen ihres Vaters; denn sie
zu einem Gedenkstein und goß Öl auf war eine Hirtin. 10 Und es geschah, als Ja-
seine Spitze, 19 und er gab diesem Ort kob Rahel sah, die Tochter Labans, des
den Namen Bethela; zuvor aber hieß die Bruders seiner Mutter, und die Schafe La-
Stadt Lus. bans, des Bruders seiner Mutter, da trat
20 Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: er hinzu und wälzte den Stein von der
Wenn Gott mit mir sein und mich behüten Öffnung des Brunnens und tränkte die
wird auf dem Weg, den ich gehe, und mir Schafe Labans, des Bruders seiner Mut-
Brot zu essen geben wird und Kleider an- ter. 11 Und Jakob küßte Rahel und erhob
zuziehen, 21 und mich wieder mit Frie- seine Stimme und weinte. 12 Da sagte Ja-
den heim zu meinem Vater bringt, so soll kob der Rahel, daß er der Bruder ihres Va-
der HERR mein Gott sein; 22 und dieser ters und der Sohn der Rebekka sei. Da lief
Stein, den ich als Gedenkstein aufgerich- sie und sagte es ihrem Vater.
tet habe, soll ein Haus Gottes werden; 13 Und es geschah, als Laban die Nach-
und von allem, was du mir gibst, will ich richt von Jakob, dem Sohn seiner Schwe-
dir gewißlich den Zehnten geben! ster, hörte, da lief er ihm entgegen, um-
armte und küßte ihn und führte ihn in
Jakob bei Laban sein Haus. Da erzählte er Laban diese
Da machte sich Jakob wieder auf ganze Geschichte. 14 Da sprach Laban zu
den Weg und ging ins Land der ihm: Fürwahr, du bist mein Gebein und
Söhne des Ostens. 2 Und er sah sich um mein Fleisch! Und er blieb bei ihm einen
und siehe, da war ein Brunnen auf dem Monat lang.
Feld, und siehe, drei Herden Schafe lagen
dabei; denn von dem Brunnen mußten Lea und Rahel
die Herden trinken. Und ein großer Stein werden Jakob zu Frauen gegeben
Hos 12,13
lag über der Öffnung des Brunnens. 3 Und
sie pflegten alle Herden dort zu versam- 15 Danach sprach Laban zu Jakob: Soll-
meln und den Stein von der Öffnung des test du mir darum umsonst dienen, weil
Brunnens wegzuwälzen und die Schafe zu du mein Neffe bist? Sage mir, was soll
tränken, und dann brachten sie den Stein dein Lohn sein?
wieder an seinen Ort, über die Öffnung 16 Laban aber hatte zwei Töchter; die
des Brunnens. ältere hieß Lea und die jüngere Rahel.
4 Und Jakob sprach zu ihnen: Meine Brüder, 17 Und Lea hatte matte Augen, Rahel aber
woher seid ihr? Sie antworteten: Wir sind hatte eine schöne Gestalt und ein schönes
von Haran. 5 Er sprach zu ihnen: Kennt ihr Angesicht. 18 Und Jakob liebte Rahel, und
auch Laban, den Sohn Nahors? Sie antwor- so sprach er: Ich will dir sieben Jahre lang
teten: Wir kennen ihn wohl! 6 Er sprach zu dienen um Rahel, deine jüngere Tochter!
ihnen: Geht es ihm gut? Sie antworteten: 19 Da antwortete Laban: Es ist besser, ich
Es geht ihm gut; und siehe, da kommt sei- gebe sie dir, als einem anderen Mann;
ne Tochter Rahel mit den Schafen! bleibe bei mir! 20 So diente Jakob um Ra-
7 Er sprach: Siehe, es ist noch heller Tag hel sieben Jahre lang, und sie kamen ihm
und noch nicht Zeit, das Vieh einzutrei- vor wie einzelne Tage, so lieb hatte er sie.
ben; tränkt die Schafe und geht hin, wei- 21 Und Jakob sprach zu Laban: Gib mir
det sie! 8 Sie antworteten: Wir können meine Frau, daß ich zu ihr eingehe, denn
meine Zeit ist erfüllt!
a (28,19) Beth-El bed. »Haus Gottes«. 22 Da lud Laban alle Leute des Ortes ein
1. MOSE 29.30 33
und machte ein Mahl. 23 Und es geschah Jakobs Familie wächst
am Abend, da nahm er seine Tochter Lea 1Mo 28,3
und brachte sie zu ihm hinein; und er Als aber Rahel sah, daß sie dem
ging zu ihr ein. 24 Und Laban gab seine Jakob keine Kinder gebar, wurde
Magd Silpa seiner Tochter Lea zur Magd. sie eifersüchtig auf ihre Schwester und
25 Am Morgen aber, siehe, da war es Lea! sprach zu Jakob: Schaffe mir Kinder!
Und er sprach zu Laban: Warum hast du Wenn nicht, so sterbe ich! 2 Jakob aber
mir das getan? Habe ich dir nicht um Ra- wurde sehr zornig auf Rahel und sprach:
hel gedient? Warum hast du mich denn Bin ich denn an Gottes Stelle, der dir Lei-
betrogen? besfrucht versagt?
26 Laban antwortete: Es ist nicht Sitte in 3 Sie aber sprach: Siehe, da ist meine
unserem Ort, daß man die Jüngere vor der Magd Bilha, gehe zu ihr ein, daß sie
Älteren weggibt. 27 Vollende die [Hoch- in meinen Schoß gebäre, und ich doch
zeits-]Woche mit dieser, so wollen wir dir durch sie Nachkommen erhalte! 4 Und
jene auch geben, für den Dienst, den du sie gab ihm ihre Magd Bilha zur Frau,
mir noch weitere sieben Jahre lang lei- und Jakob ging zu ihr ein. 5 Bilha aber
sten sollst! wurde schwanger und gebar dem Jakob
28 Und Jakob machte es so und vollen- einen Sohn. 6 Da sprach Rahel: Gott hat
dete die [Hochzeits-]Woche mit dieser. mir Recht verschafft und meine Stimme
Da gab er ihm Rahel, seine Tochter, zur erhört und mir einen Sohn gegeben! Dar-
Frau. 29 Und Laban gab seiner Tochter um gab sie ihm den Namen Dan.
Rahel seine Magd Bilha zur Magd. 30 So 7 Und Bilha, die Magd Rahels, wurde noch-
ging er auch zu Rahel ein; und er hatte mals schwanger und gebar dem Jakob
Rahel lieber als Lea. Und er diente ihm einen zweiten Sohn. 8 Da sprach Rahel:
noch weitere sieben Jahre lang. Kämpfe Gottes habe ich mit meiner Schwe-
ster gekämpft und habe auch gewonnen!
Jakobs Söhne Darum gab sie ihm den Namen Naphtali.
Ps 127,3; 1Mo 49,1 9 Als nun Lea sah, daß sie aufgehört hatte
31 Als aber der HERR sah, daß Lea ver zu gebären, nahm sie ihre Magd Silpa und
schmäht war, da öffnete er ihren Mutter- gab sie Jakob zur Frau. 10 Und Silpa, Leas
schoß; Rahel aber war unfruchtbar. 32 Und Magd, gebar dem Jakob einen Sohn. 11 Da
Lea wurde schwanger und gebar einen sprach Lea: Ich habe Glück! Und sie gab
Sohn, dem gab sie den Namen Ruben. ihm den Namen Gad.
Denn sie sprach: Weil der HERR mein Elend 12 Danach gebar Silpa, Leas Magd, dem
angesehen hat, so wird mich nun mein Jakob einen zweiten Sohn. 13 Da sprach
Mann liebgewinnen! Lea: Wohl mir! Die Töchter werden mich
33 Und sie wurde wieder schwanger und glücklich preisen! Und sie gab ihm den
gebar einen Sohn und sprach: Weil der Namen Asser.
HERR gehört hat, daß ich verschmäht bin, 14 Ruben aber ging aus zur Zeit der Wei-
so hat er mir auch diesen gegeben! Und zenernte und fand Liebesäpfel auf dem
sie gab ihm den Namen Simeon. 34 Und Feld und brachte sie heim zu seiner Mut-
sie wurde wieder schwanger und gebar ter Lea. Da sprach Rahel zu Lea: Gib
einen Sohn und sprach: Nun wird mein mir einen Teil der Liebesäpfel deines Soh-
Mann mir anhänglich sein, denn ich nes! 15 Sie antwortete ihr: Ist das nicht
habe ihm drei Söhne geboren! Darum genug, daß du mir meinen Mann ge-
gab man ihm den Namen Levi. 35 Und nommen hast? Und willst du auch die
sie wurde noch einmal schwanger und Liebesäpfel meines Sohnes nehmen? Ra-
gebar einen Sohn und sprach: Nun will hel sprach: Er soll dafür diese Nacht bei dir
ich den HERRN preisen! Darum gab sie schlafen zum Entgelt für die Liebesäpfel
ihm den Namen Juda; und sie hörte auf deines Sohnes!
mit Gebären. 16 Als nun Jakob am Abend vom Feld
34 1. MOSE 30
kam, ging ihm Lea entgegen und sprach: 31 Er sprach: Was soll ich dir denn geben?
Du sollst zu mir kommen, denn ich habe Jakob sprach: Du brauchst mir gar nichts
dich erkauft um die Liebesäpfel meines zu geben! Wenn du mir nur tun willst, was
Sohnes! Und er schlief in jener Nacht bei ich jetzt sage, so will ich deine Herden
ihr. 17 Und Gott erhörte Lea, und sie wur- wieder weiden und hüten. 32 Ich will heu-
de schwanger und gebar dem Jakob den te durch alle deine Herden gehen, und
fünften Sohn. 18 Da sprach Lea: Gott hat du sollst daraus alle gesprenkelten und
es mir gelohnt, daß ich meinem Mann gefleckten Schafe absondern, auch alle
meine Magd gegeben habe! Und sie gab schwarzen unter den Schafen und alle ge-
ihm den Namen Issaschar. fleckten und gesprenkelten Ziegen; und
19 Und Lea wurde noch einmal schwan- das soll mein Lohn sein. 33 So wird dann
ger und gebar dem Jakob den sechsten meine Gerechtigkeit für mich sprechen
Sohn. 20 Und Lea sprach: Gott hat mich am künftigen Tag vor deinen Augen, wenn
mit einer guten Gabe beschenkt! Nun du wegen meines Lohnes kommst; alles,
wird mein Mann wieder bei mir wohnen, was bei mir weder gesprenkelt noch ge-
denn ich habe ihm sechs Söhne gebo- fleckt ist unter den Ziegen und was nicht
ren! Und sie gab ihm den Namen Sebu- schwarz ist unter den Schafen, das soll als
lon. 21 Danach gebar sie eine Tochter, der gestohlen gelten!
sie den Namen Dina gab. 34 Da sprach Laban: Gut; es sei so, wie
22 Aber Gott gedachte an Rahel, und Gott du gesagt hast! 35 Und er sonderte noch
erhörte sie und öffnete ihren Mutterschoß. am gleichen Tag die gestreiften und ge-
23 Und sie wurde schwanger und gebar fleckten Böcke aus und alle gesprenkel-
einen Sohn und sprach: Gott hat meine ten und gefleckten Ziegen, alles, woran
Schmach von mir genommen! 24 Und sie etwas Weißes war, und alles, was schwarz
gab ihm den Namen Joseph und sprach: war unter den Schafen, und er gab sie
Der HERR wolle mir noch einen Sohn dazu unter die Hand seiner Söhne. 36 Und er
geben! machte einen Abstand von drei Tagerei-
sen zwischen sich und Jakob; Jakob aber
Jakobs Reichtum nimmt zu weidete die übrige Herde Labans.
5Mo 28,11
37 Da nahm Jakob frische Ruten von Pap-
25 Und es geschah, als Rahel den Joseph peln, Mandel- und Platanenbäumen und
geboren hatte, da sprach Jakob zu Laban: schälte weiße Streifen daran, indem er
Entlasse mich, daß ich an meinen Ort das Weiße an den Ruten bloßlegte. 38 Und
und in mein Land ziehe! 26 Gib mir meine er legte die Ruten, die er abgeschält hatte,
Frauen und Kinder, um die ich dir gedient in die Tränkrinnen, in die Wassertränken,
habe, daß ich gehen kann! Denn du weißt, wohin die Herde zum Trinken kam, ge-
welche Dienste ich dir geleistet habe. rade vor die Tiere hin. Sie waren aber
27 Laban antwortete: Ach, daß ich doch in brünstig, als sie zur Tränke kamen. 39 So
deinen Augen Gnade fände! Ich habe es empfingen sie angesichts der Ruten, und
geahnt; und doch hat mich der HERR um sie warfen Gestreifte, Gesprenkelte und
deinetwillen gesegnet. 28 Und er sprach: Gefleckte. 40 Die Lämmer aber sonderte
Bestimme mir deinen Lohn, so will ich Jakob ab und richtete die Tiere gegen die
ihn dir geben! Gefleckten und Schwarzen in der Herde
29 Jakob sprach: Du weißt, wie ich dir ge- Labans aus; und er machte sich besonde-
dient habe, und was aus deinem Vieh un- re Herden und tat sie nicht zu Labans Tie-
ter meiner Pflege geworden ist. 30 Denn ren. 41 Und jedesmal, wenn die Zeit kam,
es war wenig, was du vor meiner Ankunft wo die kräftigen Tiere brünstig wurden,
hattest; nun aber hat es sich gewaltig ver- legte Jakob die Ruten in die Tränkrinnen
mehrt, und der HERR hat dich gesegnet, vor die Augen der Tiere, damit sie über
seit ich hergekommen bin; und nun, wann den Ruten empfingen; 42 wenn aber die
soll ich auch für mein Haus sorgen? Schwachen brünstig wurden, legte er sie
1. MOSE 30.31 35
nicht hinein. So erhielt Laban die Schwa- Alle Böcke, welche die Schafe bespringen,
chen und Jakob die Starken. sind gestreift, gesprenkelt und scheckig;
43 Und der Mann wurde außerordentlich denn ich habe alles gesehen, was dir La-
reich und bekam viele Herden, Mägde ban antut. 13 Ich bin der Gott von Bethel,
und Knechte, Kamele und Esel. wo du den Gedenkstein gesalbt und mir
ein Gelübde getan hast. Nun mache dich
Jakob kehrt in das verheißene Land zurück auf, geh hinaus aus diesem Land und keh-
1Mo 30,25-26
re zurück in das Land deiner Geburt!
Er hörte aber die Reden der Söhne 14 Da antworteten Rahel und Lea und
Labans, die sagten: Jakob hat alles sprachen zu ihm: Haben wir auch noch
genommen, was unserem Vater gehört; ein Teil oder Erbe im Haus unseres Va-
und mit dem, was unserem Vater gehört, ters? 15 Werden wir nicht von ihm ange-
hat er sich all diesen Reichtum ver- sehen, als wären wir fremd? Er hat uns ja
schafft! 2 Und Jakob sah, daß Labans An- verkauft und sogar unser Geld ganz ver-
gesicht ihm gegenüber nicht mehr war zehrt! 16 Darum gehört auch all der Reich-
wie früher. tum, den Gott unserem Vater genommen
3 Da sprach der HERR zu Jakob: Kehre hat, uns und unseren Kindern. So tue du
zurück in das Land deiner Väter und zu nun alles, was Gott dir gesagt hat!
deiner Verwandtschaft, und ich will mit 17 Da machte sich Jakob auf und lud
dir sein! seine Kinder und seine Frauen auf Ka-
4 Und Jakob ließ Rahel und Lea zu seiner mele, 18 und er führte all sein Vieh weg
Herde aufs Feld hinausrufen 5 und sprach und seine ganze Habe, die er erworben
zu ihnen: Ich sehe, daß das Angesicht eu- hatte, seine eigene Herde, die er in Pad-
res Vaters mir gegenüber nicht mehr ist dan-Aram erworben hatte, um zu seinem
wie früher; aber der Gott meines Vaters Vater Isaak ins Land Kanaan zu ziehen.
ist mit mir gewesen. 6 Und ihr wißt, wie 19 Laban aber war weggegangen, um seine
ich eurem Vater gedient habe mit meiner Schafe zu scheren; und Rahel stahl die Te-
ganzen Kraft. 7 Euer Vater aber hat mich raphim, die ihrem Vater gehörten.a 20 Ja-
betrogen und mir meinen Lohn zehnmal kob aber täuschte Laban, den Aramäer,
verändert; doch hat es Gott nicht zuge- indem er ihm nicht mitteilte, daß er flie-
lassen, daß er mir schaden durfte. 8 Wenn hen wollte. 21 Und er machte sich auf,
er sagte: Die Gesprenkelten sollen dein entfloh mit allem, was er hatte, und setzte
Lohn sein!, so warf die ganze Herde Ge- über den Euphrat und wandte sein Ange-
sprenkelte; sagte er aber: Die Gestreiften sicht dem Bergland von Gilead zu.
sollen dein Lohn sein!, so warf die ganze
Herde Gestreifte. 9 So hat Gott eurem Va- Labans Streit mit Jakob
ter die Herde genommen und sie mir ge- 22 Am dritten Tag wurde Laban gemeldet,
geben. daß Jakob geflohen sei. 23 Da nahm er
10 Es geschah nämlich zu der Zeit, wo seine Brüder mit sich und jagte ihm nach,
die Tiere brünstig werden, daß ich meine sieben Tagereisen weit, und er holte ihn
Augen aufhob und im Traum schaute: ein auf dem Bergland von Gilead. 24 Aber
Und siehe, die Böcke, die die Herde be- Gott kam nachts im Traum zu Laban,
sprangen, waren gestreift, gesprenkelt und dem Aramäer, und sprach zu ihm: Hüte
scheckig. 11 Und der Engel Gottes sprach dich davor, mit Jakob anders als freund-
zu mir im Traum: Jakob! Und ich ant- lich zu reden!
wortete: Hier bin ich! 12 Er aber sprach: 25 Als nun Laban den Jakob einholte, hat-
Hebe doch deine Augen auf und sieh: te Jakob sein Zelt auf dem Bergland auf-

a
(31,19) d.h. Hausgötzen, die mit dem Ahnenkult zu tun hatten. Nach alten orientalischen Rechtsbräuchen
bedeutete der Besitz des Hausgötzen auch einen Anspruch auf das Erbe des Hauses. Rahel wollte also Jakob und
ihrer Familie den Besitz ihres Vaters sichern.
36 1. MOSE 31
geschlagen; da schlug auch Laban mit Lege es hier vor meine und deine Brüder,
seinen Brüdern sein Zelt auf dem Berg- damit sie schlichten zwischen uns!
land von Gilead auf. 26 Und Laban sprach 38 Diese 20 Jahre bin ich bei dir gewesen;
zu Jakob: Was hast du getan, daß du deine Mutterschafe und Ziegen wurden
mich getäuscht und meine Töchter nie ihrer Jungen beraubt, und die Widder
entführt hast, als wären sie Kriegsgefan- deiner Herde habe ich nicht gegessen!
gene? 27 Warum bist du heimlich geflo- 39 Was zerrissen wurde, habe ich dir nicht
hen und hast mich hintergangen und es gebracht; ich mußte es ersetzen, du hast
mir nicht mitgeteilt? Ich hätte dich mit es von meiner Hand gefordert, ob es bei
Freuden begleitet, mit Gesang, mit Tam- Tag oder bei Nacht geraubt war. 40 Es
burinen und Lautenspiel! 28 Du hast mich ging mir so: Am Tag verschmachtete ich
nicht einmal meine Söhne und Töchter vor Hitze und in der Nacht vor Frost, und
küssen lassen; da hast du töricht gehan- der Schlaf floh von meinen Augen. 41 Die-
delt! 29 Es stünde in meiner Macht, euch se 20 Jahre lang habe ich dir in deinem
Schlimmes anzutun; aber der Gott eures Haus gedient, 14 Jahre um deine beiden
Vaters hat gestern zu mir gesagt: Hüte Töchter und sechs Jahre um deine Schafe,
dich, daß du mit Jakob anders als freund- und du hast mir meinen Lohn zehnmal
lich redest! 30 Und nun bist du ja gegan- verändert! 42 Wenn nicht der Gott meines
gen, weil du dich so sehr sehntest nach Vaters für mich gewesen wäre, der Gott
dem Haus deines Vaters; warum hast du Abrahams und der, den Isaak fürchtet, du
aber meine Götter gestohlen? hättest mich gewiß jetzt leer ziehen las-
31 Da antwortete Jakob und sprach zu La- sen; aber Gott hat mein Elend und die
ban: Ich fürchtete mich; denn ich sagte Arbeit meiner Hände angesehen und hat
mir, du könntest mir deine Töchter gestern Nacht Recht gesprochen!
entreißen! 32 Was aber deine Götter betrifft 43 Laban antwortete und sprach zu Jakob:
— derjenige, bei dem du sie findest, soll Die Töchter sind meine Töchter und die
nicht am Leben bleiben! In Gegenwart un- Kinder sind meine Kinder und die Her-
serer Brüder sieh dir alles an, was bei mir den sind meine Herden, und alles, was
ist, und nimm es dir! Jakob wußte nämlich du siehst, gehört mir! Doch was kann
nicht, daß Rahel sie gestohlen hatte. ich heute diesen meinen Töchtern tun,
33 Da ging Laban in Jakobs Zelt und in oder ihren Kindern, die sie geboren ha-
Leas Zelt und in das Zelt der beiden ben? 44 Komm, wir wollen nun einen
Mägde, fand aber nichts. Und von Leas Bund machen, ich und du; der soll ein
Zelt ging er in Rahels Zelt. 34 Rahel aber Zeuge sein zwischen mir und dir!
hatte die Teraphim genommen und sie in
den Kamelsattel gelegt und sich darauf- Jakobs Bund mit Laban
gesetzt. Und Laban durchsuchte das gan- 45 Da nahm Jakob einen Stein und stellte
ze Zelt, fand sie aber nicht. ihn als Denkmal auf. 46 Und Jakob sprach
35 Da sprach sie zu ihrem Vater: Mein zu seinen Brüdern: Sammelt Steine! Da
Herr möge nicht so grimmig dreinsehen, nahmen sie Steine und errichteten einen
weil ich vor dir nicht aufstehen kann; es Steinhaufen und aßen dort auf dem Stein-
geht mir eben nach der Weise der Frau- haufen. 47 Und Laban nannte ihn Jegar-
en! Er aber suchte eifrig und fand die Te- Sahaduta; Jakob aber nannte ihn Gal-Ed.
raphim nicht. 48 Und Laban sprach: Dieser Steinhaufen
36 Da wurde Jakob zornig und stritt mit sei heute Zeuge zwischen mir und dir!
Laban; und Jakob antwortete und sprach Darum wird er Gal-Ed genannt, 49 und
zu ihm: Was habe ich verbrochen, was Mizpa, weil er sprach: Der HERR wache
habe ich gesündigt, daß du mir so hitzig zwischen mir und dir, wenn wir einan-
nachgejagt bist? 37 Da du nun allen mei- der nicht mehr sehen! 50 Wenn du meine
nen Hausrat durchstöbert hast, was hast Töchter schlecht behandelst und wenn
du von all deinem Hausrat gefunden? du zu meinen Töchtern hinzu andere
1. MOSE 31.32 37
Frauen nimmst und kein Mensch dazwi- sehr, und es wurde ihm angst. Und er
schentritt, siehe, so ist doch Gott Zeuge teilte das Volk, das bei ihm war, und die
zwischen mir und dir! Schafe, Rinder und Kamele in zwei La-
51 Weiter sprach Laban zu Jakob: Siehe, ger; 9 denn er sprach: Wenn Esau das eine
dieser Steinhaufen und dieses Denkmal, Lager überfällt und es schlägt, so kann
das ich errichtet habe zwischen mir und doch das übiggebliebene Lager entkom-
dir, 52 dieser Steinhaufen sei Zeuge und men!
dieses Denkmal ein Zeugnis dafür, daß 10 Und Jakob sprach: Du Gott meines Va-
ich niemals über diesen Steinhaufen hin- ters Abraham und Gott meines Vaters
aus zu dir kommen will und daß auch Isaak, HERR, der du zu mir gesagt hast:
du niemals in böser Absicht über diesen Kehre wieder in dein Land und zu deiner
Steinhaufen oder über dieses Denkmal Verwandtschaft zurück; ich will dir wohl-
hinaus zu mir kommen sollst. 53 Der Gott tun! 11 Ich bin zu gering für alle Gnade
Abrahams und der Gott Nahors sei Rich- und Treue, die du an deinem Knecht be-
ter zwischen uns, der Gott ihres Vaters! wiesen hast! Denn ich hatte nur einen
Jakob aber schwor bei dem, den sein Va- Stab, als ich über diesen Jordan ging, und
ter Isaak fürchtete. 54 Und Jakob brachte nun bin ich zu zwei Heerlagern gewor-
ein Opfer dar auf dem Berg und lud sei- den. 12 Errette mich doch aus der Hand
ne Brüdera ein zu essen; und sie aßen und meines Bruders, aus der Hand Esaus;
übernachteten auf dem Berg. denn ich fürchte ihn; er könnte kommen
und mich erschlagen, die Mutter samt
Jakob bereitet sich den Kindern! 13 Du aber hast gesagt: Ich
auf die Begegnung mit Esau vor will dir gewißlich wohltun und deinen
Und Laban stand am Morgen früh Samen machen wie den Sand am Meer,
auf, küßte seine Enkel und seine der vor Menge nicht zu zählen ist!
Töchter und segnete sie; dann ging er und 14 Und er brachte die Nacht dort zu
kehrte wieder an seinen Ort zurück. 2 Ja- und nahm von dem, was er erworben
kob aber ging seines Weges; da begegne- hatte, als Geschenk für seinen Bruder
ten ihm Engel Gottes. 3 Und als er sie sah, Esau: 15 [er nahm] 200 Ziegen, 20 Böcke,
sprach Jakob: Das ist das Heerlager Got- 200 Mutterschafe, 20 Widder, 16 [sowie]
tes! Und er gab jenem Ort den Namen 30 säugende Kamele mit ihren Füllen,
Mahanajim. 40 Kühe und 10 Stiere, 20 Eselinnen und
4 Und Jakob sandte Boten vor sich her 10 Eselhengste. 17 Und er gab sie in die
zu seinem Bruder Esau ins Land Seir, in Hand seiner Knechte, jede Herde beson-
das Gebiet von Edom. 5 Diesen gebot er ders, und sprach zu seinen Knechten:
und sprach: So sollt ihr zu meinem Herrn Geht vor mir hinüber und laßt Raum
Esau sagen: So spricht dein Knecht Jakob: zwischen den einzelnen Herden!
Ich bin bei Laban in der Fremde gewe- 18 Und er befahl dem ersten und sprach:
sen und habe mich bisher bei ihm aufge- Wenn mein Bruder Esau dir begegnet
halten, 6 und ich habe Rinder, Esel und und dich fragt: Wem gehörst du und wo
Schafe, Knechte und Mägde erworben; willst du hin? Und wem gehört das, was
und ich sende nun Boten, um es meinem du vor dir her treibst?, 19 so sollst du ant-
Herrn zu berichten, damit ich Gnade fin- worten: Deinem Knecht Jakob! Es ist ein
de vor deinen Augen! Geschenk, das er seinem Herrn Esau sen-
7 Und die Boten kehrten wieder zu Jakob det, und siehe, er kommt selbst hinter
zurück und berichteten ihm: Wir sind zu uns her!
deinem Bruder Esau gekommen; und er 20 Ebenso befahl er auch dem zweiten
zieht dir auch schon entgegen, und 400 und dem dritten und allen, die hinter
Mann mit ihm! 8 Da fürchtete sich Jakob den Herden hergingen, und sprach: So
sollt ihr mit Esau reden, wenn ihr ihn an-
a (31,54) d.h. seine Verwandten. trefft; 21 und ihr sollt sagen: Siehe, dein
38 1. MOSE 32.33
Knecht Jakob kommt auch hinter uns Jakobs Aussöhnung mit Esau
her! Denn er dachte: Ich will sein An- Und Jakob erhob seine Augen und
gesicht günstig stimmen mit dem Ge- schaute, und siehe, Esau kam her-
schenk, das vor mir hergeht; danach will an und 400 Mann mit ihm. Da verteilte
ich sein Angesicht sehen; vielleicht wird er die Kinder auf Lea und auf Rahel und
er mich gnädig ansehen! 22 Und das Ge- auf die beiden Mägde. 2 Und er stellte die
schenk zog vor ihm hinüber; er aber blieb Mägde mit ihren Kindern voran, und Lea
in jener Nacht im Lager. mit ihren Kindern danach, und Rahel mit
23 Er stand aber noch in derselben Nacht Joseph zuletzt. 3 Er selbst aber ging ihnen
auf und nahm seine beiden Frauen und voraus und verneigte sich siebenmal zur
seine beiden Mägde samt seinen elf Kin- Erde, bis er nahe zu seinem Bruder kam.
dern und überschritt mit ihnen die Furt 4 Da lief ihm Esau entgegen, umarmte
Jabbok; 24 und er nahm sie und führte sie ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn;
über den Fluß und ließ alles, was er hatte, und sie weinten. 5 Als aber Esau seine
hinübergehen. Augen erhob, sah er die Frauen und die
Kinder und sprach: Gehören diese dir? Er
Jakobs Ringen mit Gott. antwortete: Es sind die Kinder, mit denen
Jakobs neuer Name Gott deinen Knecht begnadigt hat!
Hos 12,4-5
6 Da traten die Mägde herzu samt ihren
25 Jakob aber blieb allein zurück. Da rang Kindern und verneigten sich. 7 Auch Lea
ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte kam herbei mit ihren Kindern, und sie ver-
anbrach. 26 Und als dieser sah, daß er neigten sich; danach kam Joseph mit Ra-
ihn nicht bezwingen konnte, da rührte hel herbei, und auch sie verneigten sich.
er sein Hüftgelenk an, so daß Jakobs 8 Und er fragte: Was willst du denn mit je-
Hüftgelenk verrenkt wurde beim Ringen nem ganzen Heer, dem ich begegnet bin?
mit ihm. 27 Und der Mann sprach: Laß Jakob antwortete: Ich wollte Gnade fin-
mich gehen; denn die Morgenröte bricht den in den Augen meines Herrn! 9 Esau
an! Jakob aber sprach: Ich lasse dich nicht, antwortete: Ich habe genug, mein Bru-
es sei denn, du segnest mich! der; behalte, was du hast!
28 Da fragte er ihn: Was ist dein Name? 10 Jakob antwortete: O nein! Habe ich
Er antwortete: Jakob! 29 Da sprach er: Gnade vor deinen Augen gefunden, so
Dein Name soll nicht mehr Jakob sein, nimm doch das Geschenk an von meiner
sondern Israela; denn du hast mit Gott Hand; denn deshalb habe ich dein Ange-
und Menschen gekämpft und hast ge- sicht gesehen, als sähe ich Gottes Ange-
wonnen! 30 Jakob aber bat und sprach: sicht, und du warst so freundlich gegen
Laß mich doch deinen Namen wissen! Er mich! 11 Nimm doch den Segen, der dir
aber antwortete: Warum fragst du nach überbracht worden ist, von mir an; denn
meinem Namen? Und er segnete ihn Gott hat mich begnadigt, und ich bin mit
dort. allem versehen! So drang er in ihn, daß er
31 Jakob aber nannte den Ort Pniel; denn es annehmen sollte.
er sprach: Ich habe Gott von Angesicht zu 12 Und Esau sprach: Laß uns aufbrechen
Angesicht gesehen, und meine Seele ist und gehen; ich will neben dir herziehen!
gerettet worden! 32 Und die Sonne ging 13 Er aber antwortete: Mein Herr weiß,
ihm auf, als er an Pniel vorüberzog; und er daß die Kinder noch zart sind; dazu habe
hinkte wegen seiner Hüfte. 33 Darum es- ich säugende Schafe und Kühe bei mir;
sen die Kinder Israels bis zum heutigen Tag wenn sie einen einzigen Tag übertrieben
die Sehne nicht, die über das Hüftgelenk würden, so würde mir die ganze Herde
läuft, weil Er Jakobs Hüftgelenk, die Hüft- sterben. 14 Mein Herr möge doch sei-
sehne, angerührt hat. nem Knecht vorausgehen, ich aber will

a (32,29) bed. »Gottesstreiter«; nach anderen: »Fürst Gottes«.


1. MOSE 33.34 39
gemächlich hintennach ziehen, wie eben 8 Hemor aber redete mit ihnen und
das Vieh vor mir her und die Kinder ge- sprach: Mein Sohn Sichem hängt an
hen können, bis ich zu meinem Herrn eurer Tochter; gebt sie ihm doch zur
nach Seir komme! Frau! 9 Verschwägert euch mit uns; gebt
15 Da sprach Esau: So will ich doch einige uns eure Töchter und nehmt ihr unsere
von meinen Leuten bei dir lassen! Aber er Töchter! 10 Bleibt bei uns; das Land soll
sprach: Wozu das? Wenn ich nur Gnade euch offenstehen; siedelt euch an, treibt
finde vor den Augen meines Herrn! 16 So Handel darin und erwerbt Grundbesitz!
kehrte Esau am gleichen Tag wieder nach 11 Und Sichem sprach zu ihrem Vater und
Seir zurück. zu ihren Brüdern: Laßt mich Gnade fin-
den vor euren Augen; was ihr von mir
Die Ankunft Jakobs in Kanaan fordert, das will ich geben! 12 Ihr könnt
17 Jakob aber brach auf nach Sukkot und von mir noch so viel Heiratsgaben und
baute sich dort ein Haus und errichtete Geschenke verlangen, ich will es geben,
für seine Herden Hütten; daher wurde sobald ihr es fordert; gebt mir nur das
der Ort Sukkot genannt. Mädchen zur Frau!
18 Und Jakob kam wohlbehalten bis zu
der Stadt Sichem, die im Land Kanaan Betrug und Rache der Söhne Jakobs
liegt, nachdem er aus Paddan-Aram ge- 13 Da antworteten die Söhne Jakobs dem
kommen war; und er lagerte sich der Sichem und seinem Vater Hemor in
Stadt gegenüber. 19 Und er kaufte das trügerischer Weise, weil er ihre Schwester
Grundstück, auf dem er sein Zelt aufge- Dina entehrt hatte, 14 und sie sprachen zu
schlagen hatte, von der Hand der Söhne ihnen: Wir können das nicht tun, daß wir
Hemors, des Vaters Sichems, für 100 Ke- unsere Schwester einem unbeschnittenen
sita, 20 und er errichtete dort einen Altar; Mann geben; denn das wäre eine Schan-
den nannte er »Gott, der Gott Israels«. de für uns; 15 nur unter einer Bedingung
können wir eurem Wunsch entsprechen,
Dina und der Kanaaniter Sichem daß ihr nämlich werdet wie wir, indem
Dina aber, Leas Tochter, die sie ihr alles, was männlich ist, beschneiden
dem Jakob geboren hatte, ging aus, laßt! 16 Dann wollen wir euch unsere
um die Töchter des Landes zu sehen. 2 Als Töchter geben und uns eure Töchter neh-
nun Sichem, der Sohn des hewitischen men und mit euch zusammenwohnen
Landesfürsten Hemor, sie sah, nahm er und zu einem Volk werden. 17 Wollt ihr
sie und legte sich zu ihr und tat ihr Ge- aber nicht auf uns hören, daß ihr euch
walt an. 3 Und seine Seele hing an Dina, beschneiden laßt, so nehmen wir unsere
die Tochter Jakobs, und er gewann das Tochter und gehen!
Mädchen lieb und redete ihr zu. 4 Und 18 Ihre Rede gefiel Hemor und seinem
Sichem sprach zu seinem Vater Hemor: Sohn Sichem gut; 19 und der junge Mann
Nimm mir dieses Mädchen zur Frau! zögerte nicht, dies zu tun; denn ihm ge-
5 Jakob aber hatte vernommen, daß man fiel die Tochter Jakobs, und er war der An-
seine Tochter Dina entehrt hatte; weil gesehenste vom Haus seines Vaters.
aber seine Söhne beim Vieh auf dem Feld 20 Als nun Hemor und sein Sohn Sichem
waren, schwieg er, bis sie kamen. zum Tor ihrer Stadt kamen, redeten sie
6 Und Hemor, der Vater Sichems, kam zu mit den Bürgern ihrer Stadt und spra-
Jakob, um mit ihm zu reden. 7 Als aber die chen: 21 Diese Leute meinen es gut mit uns;
Söhne Jakobs dies hörten, kamen sie vom sie sollen im Land wohnen und darin Han-
Feld; und die Männer waren schwer be- del treiben! Hat doch das Land Raum ge-
leidigt und sehr entrüstet, daß man eine nug für sie. Wir wollen uns ihre Töchter zu
solche Schandtat an Israel begangen und Frauen nehmen und ihnen unsere Töchter
bei Jakobs Tochter gelegen hatte; denn geben. 22 Nur das verlangen sie von uns,
dies durfte man nicht tun. wenn sie unter uns wohnen und sich mit
40 1. MOSE 34.35
uns zu einem Volk verschmelzen sollen, Kleider! 3 So wollen wir uns aufmachen
daß wir alles, was unter uns männlich ist, und nach Bethel hinaufziehen, daß ich
beschneiden, gleichwie auch sie beschnit- dort einen Altar errichte für den Gott, der
ten sind. 23 Ihre Herden und ihre Habe mir geantwortet hat zur Zeit meiner Not,
und all ihr Vieh werden dann uns gehören; und der mit mir gewesen ist auf dem Weg,
laßt uns nur ihrem Wunsch entsprechen, den ich gezogen bin!
damit sie bei uns bleiben! 4 Da lieferten sie Jakob alle fremden Götter
24 Da hörten alle auf Hemor und seinen aus, die in ihren Händen waren, samt den
Sohn Sichem, die im Tor seiner Stadt aus- Ringen, die sie an ihren Ohren trugen,
und eingingen, und alles, was männlich und Jakob verbarg sie unter der Terebin-
war, wurde beschnitten, alle, die im Tor sei- the, die bei Sichem steht. 5 Danach bra-
ner Stadt aus- und eingingen. 25 Es geschah chen sie auf; und der Schrecken Gottes
aber am dritten Tag, als sie wundkrank wa- fiel auf die umliegenden Städte, so daß
ren, da nahmen die beiden Söhne Jakobs, sie die Söhne Jakobs nicht verfolgten.
Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder sein 6 Als nun Jakob, er und das ganze Volk, das
Schwert und drangen überraschend in die bei ihm war, nach Lus kamen — das ist
Stadt ein und brachten alles Männliche Bethel —, das im Land Kanaan liegt, 7 da
um. 26 Auch Hemor und dessen Sohn Si- baute er dort einen Altar und nannte den
chem töteten sie mit der Schärfe des Ort »El-Bethel«, weil sich Gott ihm dort geof-
Schwertes, und sie holten Dina aus dem fenbart hatte, als er vor seinem Bruder floh.
Haus Sichems und gingen davon. 27 Die 8 Da starb Debora, die Amme der Rebek-
Söhne Jakobs aber kamen über die Er- ka, und wurde unterhalb von Bethel be-
schlagenen und plünderten die Stadt, weil graben, unter der Eiche, die man Klage-
man ihre Schwester entehrt hatte. 28 Ihre eiche nennt.
Schafe, Rinder und Esel nahmen sie, samt 9 Und Gott erschien Jakob zum zweiten-
allem, was in der Stadt und auf dem Feld mal, seitdem er aus Paddan-Aram ge-
war, 29 dazu ihre ganze Habe; alle ihre Kin- kommen war, und segnete ihn. 10 Und
der und Frauen nahmen sie gefangen und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob,
raubten alles, was in den Häusern war. aber du sollst nicht mehr Jakob heißen,
30 Jakob aber sprach zu Simeon und Levi: sondern Israel soll dein Name sein! Und
Ihr bringt mich ins Unglück dadurch, daß so gab er ihm den Namen Israel.
ihr mich verhaßt macht bei den Einwohnern 11 Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott,
des Landes, bei den Kanaanitern und Phe- der Allmächtige, sei fruchtbar und mehre
resitern, da ich doch nur wenig Leute habe; dich! Ein Volk und eine Menge von Völkern
sie aber werden sich gegen mich sammeln soll von dir kommen, und Könige sollen
und mich schlagen, und ich werde ausge- aus deinen Lenden hervorgehen; 12 das
rottet werden samt meinem Haus! 31 Sie Land aber, das ich Abraham und Isaak
aber antworteten: Soll man denn unsere gegeben habe, das will ich dir und dei-
Schwester wie eine Hure behandeln? nem Samen nach dir geben! 13 Und Gott
erhob sich von ihm an dem Ort, wo er mit
Gott segnet Jakob in Bethel ihm geredet hatte.
1Mo 28,10-22
14 Da richtete Jakob eine Säule auf an dem
Und Gott sprach zu Jakob: Mache Ort, wo er mit ihm geredet hatte, einen
dich auf, zieh hinauf nach Bethel Gedenkstein, und goß ein Trankopfer dar-
und wohne dort und baue dort einen Al- auf aus und schüttete Öl darüber; 15 und
tar für den Gott, der dir erschienen ist, als Jakob gab dem Ort, wo Gott mit ihm ge-
du vor deinem Bruder Esau geflohen bist! redet hatte, den Namen Bethel.
2 Da sprach Jakob zu seinem Haus und zu
allen, die bei ihm waren: Tut die fremden Die Geburt Benjamins. Der Tod Rahels
Götter von euch weg, die in eurer Mitte 16 Danach brachen sie von Bethel auf;
sind, und reinigt euch und wechselt eure und als sie nur noch ein Stück Weg bis
1. MOSE 35.36 41
Ephrata zu gehen hatten, gebar Rahel; die Tochter Ismaels, Nebajoths Schwester.
und sie hatte eine schwere Geburt. 17 Als 4 Und Ada gebar dem Esau den Eliphas.
ihr aber die Geburt so schwer wurde, Aber Basmath gebar den Reguel. 5 Oho-
sprach die Hebamme: Fürchte dich nicht; libama gebar Jehusch und Jaelam und
du hast auch diesmal einen Sohn! 18 Und Korah. Das sind die Söhne Esaus, die ihm
es geschah, als ihr die Seele entschwand, im Land Kanaan geboren wurden.
weil sie am Sterben war, da gab sie ihm 6 Und Esau nahm seine Frauen und seine
den Namen Benoni; sein Vater aber nann- Söhne und seine Töchter und alle Seelen
te ihn Benjamin. seines Hauses, auch seine Habe und all
19 Und Rahel starb und wurde begraben sein Vieh und alle Güter, die er im Land
am Weg nach Ephrata, das ist Bethle- Kanaan erworben hatte, und zog von sei-
hem. 20 Und Jakob stellte einen Gedenk- nem Bruder Jakob weg in ein anderes
stein auf über ihrem Grab; das ist Rahels Land. 7 Denn ihre Habe war zu groß, so
Grabmal geblieben bis zu diesem Tag. daß sie nicht beieinander wohnen konn-
ten; und das Land, in dem sie Fremdlin-
Jakobs Heimkehr zu seinem Vater. ge waren, konnte sie wegen ihrer Herden
Tod Isaaks nicht ertragen. 8 So wohnte Esau auf dem
21 Und Israel zog weiter und schlug sein Bergland von Seir; Esau, das ist Edom.
Zelt jenseits des Herdenturmes auf. 9 Dies ist das Geschlecht Esaus, des Va-
22 Und es geschah, als Israel in dem Land ters der Edomiter, auf dem Bergland von
wohnte, da ging Ruben hin und lag bei Seir. 10 Und dies sind die Namen der
Bilha, der Nebenfrau seines Vaters; und Söhne Esaus: Eliphas, der Sohn Adas, der
Israel erfuhr es. Frau Esaus; Reguel, der Sohn Basmaths,
23 Jakob aber hatte zwölf Söhne. Die der Frau Esaus. 11 Die Söhne des Eliphas
Söhne Leas waren diese: Ruben, der erst- aber waren diese: Teman, Omar, Zepho,
geborene Sohn Jakobs, und Simeon und Gaetam und Kenas. 12 Und Timna war
Levi und Juda und Issaschar und Sebu- eine Nebenfrau des Eliphas, des Sohnes
lon; 24 die Söhne Rahels waren Joseph Esaus, die gebar dem Eliphas den Ama-
und Benjamin; 25 die Söhne Bilhas, der lek. Das sind die Söhne von Ada, der Frau
Magd Rahels: Dan und Naphtali; 26 die Esaus. 13 Aber die Söhne Reguels sind
Söhne Silpas, der Magd Leas: Gad und diese: Nachath, Serach, Schamma und
Asser. Das sind die Söhne Jakobs, die ihm Missa. Das sind die Söhne von Basmath,
in Paddan-Aram geboren wurden. der Frau Esaus. 14 Die Söhne aber von
27 Und Jakob kam zu seinem Vater Isaak Oholibama, der Frau Esaus, der Tochter
nach Mamre, bei Kirjat-Arba, das ist He- der Ana, der Tochter Zibeons, die sie Esau
bron, wo Abraham und Isaak als Fremd- gebar, sind diese: Jehusch, Jaelam und
linge geweilt hatten. Korah.
28 Und Isaak wurde 180 Jahre alt. 29 Und 15 Das sind die Fürsten unter den Söhnen
Isaak verschied und starb und wurde zu Esaus. Die Söhne des Eliphas, des ersten
seinem Volk versammelt, alt und lebens- Sohnes Esaus, waren diese: Der Fürst Te-
satt; und seine Söhne Esau und Jakob be- man, der Fürst Omar, der Fürst Zepho, der
gruben ihn. Fürst Kenas, 16 der Fürst Korah, der Fürst
Gaetam, der Fürst Amalek. Das sind die
Die Nachkommen Esaus Fürsten von Eliphas im Land Edom; das
5Mo 2,4-5
sind die Söhne der Ada. 17 Und das sind
Dies ist die Geschichte Esaus, das die Söhne Reguels, des Sohnes Esaus: Der
ist Edom. 2 Esau nahm seine Frau- Fürst Nachath, der Fürst Serach, der Fürst
en von den Töchtern Kanaans: Ada, die Schamma, der Fürst Missa. Das sind die
Tochter Elons, des Hetiters, und Oho- Fürsten von Reguel im Land Edom; das
libama, die Tochter der Ana, der Tochter sind die Söhne der Basmath, der Frau
Zibeons, des Hewiters; 3 dazu Basmath, Esaus. 18 Dies sind die Söhne Oholiba-
42 1. MOSE 36.37
mas, der Frau Esaus: Der Fürst Jehusch, Achbors, starb, wurde Hadar König an
der Fürst Jaelam, der Fürst Korah. Das seiner Stelle; und der Name seiner Stadt
sind die Fürsten von Oholibama, der war Pagu, und der Name seiner Frau war
Tochter der Ana, der Frau Esaus. 19 Das Mehetabeel — eine Tochter Matreds, der
sind die Söhne Esaus und ihre Fürsten, Tochter Me-Sahabs.
das ist Edom. 40 Und dies sind die Namen der Fürsten
20 Die Söhne Seirs aber, des Horiters, die von Esau nach ihren Geschlechtern, Or-
im Land wohnten, sind diese: Lotan, Scho- ten und Namen: Der Fürst von Timna, der
bal, Zibeon, Ana, 21 Dischon, Ezer und Fürst von Alwa, der Fürst von Jetet, 41 der
Dischan. Das sind die Fürsten der Horiter, Fürst von Oholibama, der Fürst von Ela,
die Söhne des Seir im Land Edom. 22 Aber der Fürst von Pinon, 42 der Fürst von
Lotans Söhne waren diese: Hori und Kenas, der Fürst von Teman, der Fürst
Hemam; und Lotans Schwester hieß Tim- von Mibzar, 43 der Fürst von Magdiel, der
na. 23 Die Söhne Schobals waren diese: Fürst von Iram. Das sind die Fürsten in
Alwan, Manachath, Ebal, Schepho und Edom, wie sie im Land ihres Eigentums
Onam. 24 Die Söhne Zibeons waren: Aja gewohnt haben. Und Esau ist der Vater
und Ana. Das ist jener Ana, der in der der Edomiter.
Wüste die heißen Quellen fand, als er die
Esel seines Vaters Zibeon hütete. 25 Die Joseph,
Kinder Anas waren: Dischon und Oho- der Bevorzugte unter seinen Brüdern
libama, diese ist die Tochter Anas. 26 Die Jakob aber wohnte in dem Land, in
Söhne Dischons waren: Hemdan, Esch- dem sein Vater ein Fremdling war,
ban, Jithran und Keran. 27 Die Söhne Ezers im Land Kanaan.
waren: Bilhan, Saawan und Akan. 28 Die 2 Dies ist die Geschichte Jakobs: Joseph
Söhne Dischans waren: Uz und Aran. war 17 Jahre alt, als er mit seinen Brüdern
29 Das sind die Fürsten der Horiter: das Vieh hütete, und er war als Knabe bei
Der Fürst Lotan, der Fürst Schobal, den Söhnen Bilhas und Silpas, den Frau-
der Fürst Zibeon, der Fürst Ana, 30 der en seines Vaters; und Joseph brachte vor
Fürst Dischon, der Fürst Ezer, der Fürst ihren Vater, was man ihnen Schlimmes
Dischan. Das sind die Fürsten der Hori- nachsagte.
ter nach ihren Fürstentümern im Land 3 Israel aber hatte Joseph lieber als alle
Seir. seine Söhne, weil er ihn in seinem Alter
31 Die Könige aber, die im Land Edom re- bekommen hatte; und er hatte ihm einen
giert haben, bevor ein König über die Kin- bunten Leibrock machen lassen. 4 Als nun
der Israels regierte, sind diese: 32 Bela, der seine Brüder sahen, daß ihr Vater ihn lie-
Sohn Beors, war König in Edom, und der ber hatte als alle seine Brüder, haßten sie
Name seiner Stadt war Dinhaba. 33 Als ihn und wollten ihn nicht mehr grüßen.
Bela starb, wurde Jobab, der Sohn Serachs, 5 Joseph aber hatte einen Traum und
aus Bozra König an seiner Stelle. 34 Als Jo- verkündete ihn seinen Brüdern; da haßten
bab starb, wurde Huscham aus dem Land sie ihn noch mehr. 6 Er sprach nämlich zu
der Temaniter König an seiner Stelle. 35 Als ihnen: Hört doch, was für einen Traum ich
Huscham starb, wurde an seiner Stelle Ha- gehabt habe: 7 Siehe, wir banden Garben
dad, der Sohn Bedads, König, der die Mi- auf dem Feld, und siehe, da richtete sich
dianiter im Gebiet von Moab schlug; und meine Garbe auf und blieb stehen; und sie-
der Name seiner Stadt war Awith. 36 Als he, eure Garben stellten sich ringsumher
Hadad starb, wurde Samla von Masreka und warfen sich vor meiner Garbe nieder!
König an seiner Stelle. 37 Als Samla starb, 8 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Willst
wurde Saul von Rechobot am Strom König du etwa unser König werden? Willst du
an seiner Stelle. 38 Als Saul starb, wurde über uns herrschen? Darum haßten sie
Baal-Hanan, der Sohn Achbors, König an ihn noch mehr, wegen seiner Träume und
seiner Stelle. 39 Als Baal-Hanan, der Sohn wegen seiner Reden.
1. MOSE 37 43
9 Er hatte aber noch einen anderen Traum, weiter sprach Ruben zu ihnen: Vergießt
den erzählte er seinen Brüdern auch und kein Blut! Werft ihn in die Zisterne dort in
sprach: Seht, ich habe wieder geträumt, der Wüste, aber legt nicht Hand an ihn!
und siehe, die Sonne und der Mond und Er wollte ihn aber aus ihrer Hand erretten
elf Sterne beugten sich vor mir nieder! und ihn wieder zu seinem Vater bringen.
10 Als er aber das seinem Vater und sei- 23 Und es geschah, als Joseph zu seinen
nen Brüdern erzählte, tadelte ihn sein Va- Brüdern kam, da zogen sie ihm das Ge-
ter und sprach zu ihm: Was ist das für wand aus, den bunten Leibrock, den er
ein Traum, den du geträumt hast? Sollen trug; 24 und sie ergriffen ihn und warfen
etwa ich und deine Mutter und deine ihn in die Zisterne; die Zisterne aber war
Brüder kommen und uns vor dir bis zur leer, und es war kein Wasser darin.
Erde niederbeugen? 11 Und seine Brüder 25 Darauf setzten sie sich nieder, um zu
waren eifersüchtig auf ihn; sein Vater aber essen. Als sie aber ihre Augen hoben und
bewahrte das Wort [im Gedächtnis]. sich umsahen, siehe, da kam eine Kara-
wane von Ismaelitern von Gilead daher,
Joseph wird von seinen Brüdern verkauft deren Kamele trugen Tragakanth, Balsam
1Mo 45,4-8
und Ladanum, und sie zogen hinab, um
12 Als aber seine Brüder nach Sichem ge- es nach Ägypten zu bringen.
gangen waren, um die Schafe ihres Vaters 26 Da sprach Juda zu seinen Brüdern: Was
zu weiden, 13 da sprach Israel zu Joseph: gewinnen wir damit, daß wir unseren
Weiden nicht deine Brüder [die Herde] Bruder töten und sein Blut verbergen?
in Sichem? Komm, ich will dich zu ihnen 27 Kommt, wir wollen ihn den Ismaeli-
senden! Er aber sprach: Hier bin ich! 14 Da tern verkaufen und nicht selbst Hand an
sprach er zu ihm: Geh doch und sieh, ob ihn legen; denn er ist unser Bruder, un-
es gut steht um deine Brüder und ob es ser Fleisch! Und seine Brüder stimmten
gut steht um die Herde, und bring mir Be- zu. 28 Als nun die midianitischen Kauf-
scheid! So sandte er ihn aus dem Tal He- leute vorbeikamen, zogen sie Joseph aus
bron, und er wanderte nach Sichem. der Zisterne herauf und verkauften ihn
15 Da traf ihn ein Mann, als er umher- den Ismaelitern für 20 Silberlinge; und
irrte auf dem Feld; der fragte ihn und diese brachten Joseph nach Ägypten.
sprach: Was suchst du? 16 Er antwortete: 29 Als nun Ruben zur Zisterne zurückkam,
Ich suche meine Brüder; sage mir doch, siehe, da war Joseph nicht mehr in der Zi-
wo sie weiden! 17 Der Mann antwortete: sterne! Da zerriß er sein Gewand, 30 kehr-
Sie sind von hier fortgezogen; denn ich te zu seinen Brüdern zurück und sprach:
hörte sie sagen: Laßt uns nach Dotan Der Knabe ist verschwunden! Und ich,
ziehen! Da ging Joseph seinen Brüdern wo soll ich hin?
nach und fand sie in Dotan. 18 Als sie ihn 31 Sie aber nahmen Josephs Leibrock und
nun von ferne sahen, ehe er in ihre Nähe schlachteten einen Ziegenbock, tauch-
kam, beschlossen sie, ihn heimlich um- ten den Leibrock in das Blut; 32 und sie
zubringen. schickten den bunten Leibrock ihrem Va-
19 Und sie sprachen zueinander: Seht, da ter und ließen ihm sagen: Das haben wir
kommt der Träumer daher! 20 Und nun gefunden; sieh doch, ob es der Leibrock
kommt und laßt uns ihn töten und in eine deines Sohnes ist oder nicht!
Zisterne werfen und sagen, ein böses Tier 33 Und er erkannte ihn und sprach: Es ist
habe ihn gefressen; dann wollen wir se- der Leibrock meines Sohnes! Ein wildes
hen, was aus seinen Träumen wird! Tier hat ihn gefressen! Joseph ist gewiß
21 Als Ruben dies hörte, rettete er ihn aus zerrissen worden! 34 Und Jakob zerriß
ihren Händen, indem er sprach: Wir wol- seine Kleider und legte Sacktuch um sei-
len ihn nicht ums Leben bringen! 22 Und ne Lendena und trug lange Zeit Leid um

a (37,34) d.h. er trug ein grob gewebtes oder aus Ziegenhaarfilz gemachtes Gewand als Ausdruck der Trauer.
44 1. MOSE 37.38
seinen Sohn. 35 Da machten sich alle sei- leicht könnte er auch sterben, wie seine
ne Söhne und Töchter auf, um ihn zu Brüder«. So ging Tamar hin und blieb im
trösten; er aber wollte sich nicht trösten Haus ihres Vaters.
lassen, sondern sprach: Ich höre nicht auf 12 Als nun viele Tage verflossen waren,
zu trauern, bis ich zu meinem Sohn hin- starb die Tochter Schuas, die Frau Judas.
abfahre ins Totenreich! So beweinte ihn Und nachdem Juda ausgetrauert hatte,
sein Vater. ging er hinauf zu seinen Schafherden
36 Aber die Midianiter verkauften ihn nach nach Timna, er und Hira, sein Freund aus
Ägypten, an Potiphar, einen Kämmerer Adullam.
des Pharao, den Obersten der Leibwache. 13 Da wurde der Tamar berichtet: Siehe,
dein Schwiegervater geht hinauf nach
Juda und seine Nachkommen Timna, um seine Schafe zu scheren! 14 Da
von der Tamar legte sie die Witwenkleider ab, bedeckte
1Chr 2,3-4; Mt 1,3
sich mit einem Schleier und verhüllte sich
Es geschah aber um jene Zeit, daß und setzte sich ans Tor von Enaim, am
Juda von seinen Brüdern wegzog Weg nach Timna. Denn sie sah, daß Sche-
und sich zu einem Mann aus Adullam la erwachsen war und sie ihm nicht zur
wandte, der Hira hieß. 2 Und Juda sah Frau gegeben wurde.
dort die Tochter eines Kanaaniters, der 15 Als nun Juda sie sah, glaubte er, sie sei
Schua hieß, und er nahm sie zur Frau und eine Hure; denn sie hatte ihr Angesicht
ging zu ihr ein. 3 Und sie wurde schwan- bedeckt. 16 Und er bog ab zu ihr an den
ger und gebar einen Sohn, und er gab Weg und sprach: Laß mich doch zu dir
ihm den Namen Er. 4 Und sie wurde wie- kommen! Denn er wußte nicht, daß sie
der schwanger und gebar einen Sohn, die Frau seines Sohnes war. Sie antworte-
und sie gab ihm den Namen Onan. 5 Und te: Was willst du mir geben, wenn du zu
wiederum gebar sie einen Sohn, und sie mir kommst?
gab ihm den Namen Schela. Er befand 17 Er sprach: Ich will dir einen Ziegen-
sich aber in Kesib, als sie ihn gebar. bock von der Herde schicken! Sie antwor-
6 Und Juda gab seinem erstgeborenen tete: So gib mir ein Pfand, bis du ihn mir
Sohn Er eine Frau, die hieß Tamar. 7 Aber schickst! 18 Er sprach: Was willst du, daß
Er, der Erstgeborene Judas, war böse in ich dir zum Pfand gebe? Sie antwortete:
den Augen des HERRN, darum tötete ihn Deinen Siegelring und deine Schnur und
der HERR. deinen Stab, den du in deiner Hand hast!
8 Da sprach Juda zu Onan: Komm zu der Da gab er es ihr und ging zu ihr ein, und
Frau deines Bruders und vollziehe mit sie wurde von ihm schwanger. 19 Und sie
ihr die Schwagerehea, damit du deinem machte sich auf und ging hin und legte
Bruder Nachkommen erweckst! 9 Da aber ihren Schleier ab und legte wieder ihre
Onan wußte, daß der Nachkomme nicht Witwenkleider an.
sein eigener sein würde, ließ er es auf 20 Juda aber sandte den Ziegenbock durch
die Erde fallen und verderben, wenn seinen Freund, den Adullamiter, um das
er zur Frau seines Bruders ging, um sei- Pfand von der Frau zurückzuerhalten;
nem Bruder keinen Nachkommen zu ge- aber er fand sie nicht. 21 Da fragte er die
ben. 10 Was er tat, mißfiel aber dem HERRN; Leute an jenem Ort und sprach: Wo ist
da tötete er auch ihn. die Tempelhure, die bei Enaim am Weg
11 Da sprach Juda zu Tamar, der Frau sei- saß? Sie antworteten: Es ist keine Tempel-
nes Sohnes: Bleibe als Witwe im Haus hure hier gewesen!
deines Vaters, bis mein Sohn Schela er- 22 Und er kam wieder zu Juda und sprach:
wachsen ist! — Denn er dachte: »Viel- Ich habe sie nicht gefunden; dazu sagen

a
(38,8) Es gehörte nach semitischem Rechtsbrauch zu den Verpflichtungen der Schwager, ihrem verstorbenen
Bruder Nachkommen von der Witwe zu zeugen (vgl. 5Mo 25,5.7).
1. MOSE 38.39 45
die Leute an jenem Ort, es sei keine Tem- unternahm, 4 da fand Joseph Gnade in
pelhure dort gewesen. 23 Juda sprach: So seinen Augen und durfte ihn bedienen;
soll sie das Pfand für sich behalten, da- und er setzte ihn zum Aufseher über sein
mit wir nicht in Verruf geraten! Siehe, ich Haus und gab alles, was er hatte, in seine
habe den Bock geschickt, aber du hast sie Hand. 5 Und von der Zeit an, da er ihn
nicht gefunden. über sein Haus und über alle seine Güter
24 Und es geschah nach etwa drei Mona- gesetzt hatte, segnete der HERR das Haus
ten, da wurde dem Juda berichtet: Deine des Ägypters um Josephs willen, und der
Schwiegertochter Tamar hat Hurerei ge- Segen des HERRN war in allem, was er
trieben, und siehe, sie ist von der Hure- hatte, im Haus und auf dem Feld. 6 Da
rei auch schwanger geworden! Da sprach überließ er alles, was er hatte, der Hand
Juda: Führt sie hinaus, damit sie ver- Josephs und kümmerte sich um gar nichts
brannt werde! mehr als um das Brot, das er aß. Joseph
25 Und als man sie hinausführte, schickte aber war von schöner Gestalt und gutem
sie zu ihrem Schwiegervater und ließ ihm Aussehen.
sagen: Von dem Mann bin ich schwanger
geworden, dem das gehört! Und sie sprach: Joseph und die Frau des Potiphar
Erkenne doch, wem gehört dieser Siegel- 7 Es geschah aber nach diesen Begeben-
ring und die Schnur und der Stab? 26 Da heiten, daß die Frau seines Herrn ihre Au-
erkannte es Juda und sprach: Sie ist ge- gen auf Joseph warf und zu ihm sprach:
rechter als ich; denn ich habe sie nicht Lege dich zu mir!
meinem Sohn Schela gegeben! Und er hat- 8 Er aber weigerte sich und sprach zu
te hinfort keinen geschlechtlichen Um- der Frau seines Herrn: Siehe, mein Herr
gang mehr mit ihr. verläßt sich auf mich und kümmert sich
27 Und es geschah, als sie gebären sollte, sie- um nichts, was im Haus vorgeht, und hat
he, da waren Zwillinge in ihrem Leib. 28 Und alles in meine Hand gegeben, was ihm
es geschah, als sie gebar, da kam eine Hand gehört; 9 es ist niemand größer in diesem
heraus; da nahm die Hebamme einen ro- Haus als ich, und es gibt nichts, das er mir
ten Faden und band ihn darum und sprach: vorenthalten hätte, ausgenommen dich,
Der ist zuerst herausgekommen! 29 Als die- weil du seine Frau bist! Wie sollte ich nun
ser aber seine Hand wieder hineinzog, sie- eine so große Missetat begehen und ge-
he, da kam sein Bruder heraus. Und sie gen Gott sündigen? 10 Und obwohl sie
sprach: Warum hast du dir einen solchen ihm Tag für Tag zuredete, hörte er doch
Riß gemacht? Und man gab ihm den Na- nicht auf sie, daß er sich zu ihr gelegt oder
men Perez. 30 Danach kam sein Bruder her- sich an ihr vergangen hätte.
aus, der den roten Faden um die Hand hat- 11 Es geschah aber an einem solchen Tag,
te, und man gab ihm den Namen Serach. als er ins Haus kam, um seine Arbeit zu
tun, und niemand von den Leuten des
Joseph in Ägypten als Sklave des Potiphar Hauses anwesend war, 12 daß sie ihn bei
Joseph aber war nach Ägypten seinem Obergewand ergriff und zu ihm
hinabgeführt worden, und Poti- sprach: Lege dich zu mir! Er aber ließ das
phar, ein Kämmerer des Pharao, der Ober- Obergewand in ihrer Hand und floh und
ste der Leibwache, ein Ägypter, hatte ihn lief hinaus.
aus der Hand der Ismaeliter erworben, 13 Als sie nun sah, daß er das Oberge-
die ihn dorthin gebracht hatten. wand in ihrer Hand gelassen hatte und
2 Und der HERR war mit Joseph, und er war entflohen war, 14 da rief sie die Leute ih-
ein Mann, dem alles gelang; und so durf- res Hauses herbei und sprach zu ihnen:
te er im Haus seines ägyptischen Herrn Seht, er hat uns den Hebräer ins Haus ge-
bleiben. 3 Und als sein Gebieter sah, daß bracht, damit er Mutwillen mit uns treibt!
der HERR mit ihm war, und daß der HERR Er kam zu mir herein, um bei mir zu
in seiner Hand alles gelingen ließ, was er liegen; ich aber habe aus Leibeskräften
46 1. MOSE 39.40
geschrieen! 15 Als er nun hörte, daß ich seph gefangen lag. 4 Und der Oberste der
meine Stimme erhob und schrie, ließ er Leibwache übertrug Joseph die Sorge für
sein Obergewand neben mir liegen und sie, und er diente ihnen, und sie waren
floh hinaus! längere Zeit im Gefängnis.
16 Und sie ließ sein Obergewand neben 5 Und sie hatten beide einen Traum in
sich liegen, bis sein Herr nach Hause derselben Nacht, jeder einen Traum von
kam. 17 Dem erzählte sie die gleiche besonderer Bedeutung, der Mundschenk
Geschichte und sprach: Der hebräische und der Bäcker des Königs von Ägypten,
Knecht, den du uns gebracht hast, ist zu die in dem Kerker gefangen lagen.
mir hereingekommen, um Mutwillen mit 6 Als nun Joseph am Morgen zu ihnen
mir zu treiben; 18 als ich aber meine Stim- kam, sah er sie an, und siehe, sie waren
me erhob und schrie, ließ er sein Oberge- bedrückt. 7 Da fragte er die Höflinge des
wand neben mir liegen und entfloh nach Pharao, die mit ihm im Gefängnis seines
draußen! Herrn waren, und sprach: Warum macht
19 Als nun sein Herr die Rede seiner Frau ihr heute ein so finsteres Gesicht? 8 Sie
hörte, als sie sprach: So und so hat mir antworteten ihm: Wir haben einen Traum
dein Knecht getan!, da entbrannte sein gehabt, und keiner ist da, der ihn deuten
Zorn. 20 Und der Herr Josephs nahm ihn kann! Joseph sprach zu ihnen: Kommen
und warf ihn ins Gefängnis, dorthin, wo die Deutungen nicht von Gott? Erzählt es
die Gefangenen des Königs gefangen la- mir doch!
gen; so war er dort im Gefängnis. 9 Da erzählte der oberste Mundschenk
dem Joseph seinen Traum und sprach: In
Joseph im Gefängnis meinem Traum, siehe, da war ein Wein-
21 Aber der HERR war mit Joseph und ver- stock vor mir, 10 und an dem Weinstock
schaffte ihm Gunst und schenkte ihm waren drei Reben; und als er knospte,
Gnade vor den Augen des Kerkermeisters. gingen die Blüten auf, und seine Trauben
22 Und der Kerkermeister gab alle Gefan- bekamen reife Beeren. 11 Ich aber hatte
genen, die im Kerker waren, in Josephs den Becher des Pharao in der Hand, und
Hand; und alles, was es dort zu tun gab, ich nahm die Weintrauben und preßte sie
geschah durch ihn. 23 Der Kerkermeister aus in den Becher des Pharao und reichte
kümmerte sich nicht im geringsten um den Becher dem Pharao.
irgend etwas, das [Joseph] in die Hand 12 Da sprach Joseph zu ihm: Dies ist
nahm; denn der HERR war mit ihm, und die Deutung: Die drei Reben sind drei
der HERR ließ alles gelingen, was er tat. Tage. 13 In drei Tagen wird der Pharao
dein Haupt erheben und dich wieder in
Die Träume der beiden Hofbeamten dein Amt einsetzen, so daß du dem Pha-
des Pharao rao den Becher reichen wirst, wie du es
Nach diesen Begebenheiten ge- früher zu tun pflegtest, als du noch sein
schah es, daß der Mundschenka Mundschenk warst. 14 Solltest du dann
des Königs von Ägypten und der [oberste] etwa an mich denken, wenn es dir gut
Bäcker sich gegen ihren Herrn, den König geht, so erweise mir Barmherzigkeit und
von Ägypten, versündigten. 2 Da wurde erwähne mich bei dem Pharao, und brin-
der Pharao zornig über seine beiden Hof- ge mich aus diesem Haus heraus! 15 Denn
beamten, den obersten Mundschenk und ich bin aus dem Land der Hebräer ge-
den obersten Bäcker, 3 und er ließ sie raubt worden und habe auch hier gar
in Haft setzen im Haus des Obersten nichts getan, weswegen man mich ein-
der Leibwache, in den Kerker, in dem Jo- sperren müßte!

a (40,1) Der Mundschenk war ein hoher Hofbeamter an Königshöfen, der für die Versorgung der königlichen Tafel
mit Getränken verantwortlich war — angesichts der Gefahr von Giftmordanschlägen ein sehr verantwortungs-
volles und einflußreiches Amt. Ähnliches galt wohl von dem Bäcker.
1. MOSE 40.41 47
16 Als nun der oberste Bäcker sah, daß 8 Und es geschah am Morgen, da war sein
Joseph eine gute Deutung gegeben hat- Geist beunruhigt. Und er sandte hin und
te, sprach er zu ihm: Siehe, in meinem ließ alle Wahrsager Ägyptens rufen und
Traum trug ich drei Körbe mit Weißbrot alle seine Weisen. Und der Pharao erzählte
auf meinem Kopf, 17 und im obersten ihnen seinen Traum; aber da war keiner,
Korb war allerlei Backwerk, Speise für den der ihn dem Pharao deuten konnte.
Pharao; aber die Vögel fraßen es mir aus 9 Da sprach der oberste Mundschenk zum
dem Korb, der auf meinem Kopf war. Pharao: Ich erinnere mich heute an mei-
18 Da antwortete Joseph und sprach: Dies ne Sünde! 10 Als der Pharao zornig war
ist die Deutung: Die drei Körbe sind drei über seine Knechte und mich in Haft setz-
Tage. 19 In drei Tagen wird der Pharao te im Haus des Obersten der Leibwache,
dein Haupt erheben und wird dich ans mich und den obersten Bäcker, 11 da hat-
Holz hängen lassen, daß die Vögel dein ten wir in ein und derselben Nacht einen
Fleisch fressen werden! Traum, er und ich; jeder hatte einen Traum
20 Und es geschah am dritten Tag, dem von besonderer Bedeutung. 12 Und dort
Geburtstag des Pharao, als er für alle sei- war ein hebräischer junger Mann bei uns,
ne Knechte ein Mahl veranstaltete, daß er ein Knecht des Obersten der Leibwache;
das Haupt des obersten Mundschenken dem erzählten wir es, und er deutete un-
und des obersten Bäckers erhob unter al- sere Träume; jedem deutete er seinen
len seinen Knechten. 21 Und den ober- Traum besonders. 13 Und so wie er es uns
sten Mundschenk setzte er wieder ein in deutete, so ist es gekommen: Mich hat
sein Amt, so daß er dem Pharao den Be- man wieder in mein Amt eingesetzt, und
cher reichen durfte; 22 aber den obersten ihn hat man gehängt!
Bäcker ließ er hängen — so wie Joseph es 14 Da sandte der Pharao hin und ließ Jo-
ihnen gedeutet hatte. seph rufen. Und sie entließen ihn schnell
23 Aber der oberste Mundschenk dachte aus dem Loch. Er aber ließ sich scheren
nicht an Joseph, sondern vergaß ihn. und wechselte seine Kleider und ging
zum Pharao hinein.
Die Träume des Pharao
Es geschah aber nach zwei Jahren, Joseph deutet die Träume des Pharao
da hatte der Pharao einen Traum, 15 Und der Pharao sprach zu Joseph: Ich
und siehe, er stand am Nil. 2 Und siehe, habe einen Traum gehabt, aber es kann
aus dem Nil stiegen sieben schöne und ihn niemand deuten; nun habe ich über
wohlgenährte Kühe herauf, die im Nilgras dich vernommen, daß du einen Traum zu
weideten. 3 Und siehe, nach diesen stiegen deuten vermagst, wenn du ihn hörst. 16 Jo-
sieben andere Kühe aus dem Nil herauf, seph antwortete dem Pharao und sprach:
von häßlicher Gestalt und magerem Leib; Das steht nicht bei mir. Gott wird ver-
die traten neben jene Kühe am Ufer des kündigen, was dem Pharao zum Wohl
Nils. 4 Und die sieben häßlichen, mageren dient!
Kühe fraßen die sieben schönen, wohlge- 17 Da sprach der Pharao zu Joseph: Sie-
nährten Kühe. Da erwachte der Pharao. he, in meinem Traum stand ich am Ufer
5 Er schlief aber wieder ein und träumte des Nils; 18 und siehe, da stiegen aus
zum zweitenmal, und siehe, da wuchsen dem Nil sieben wohlgenährte Kühe von
sieben Ähren auf einem einzigen Halm, schöner Gestalt herauf, die im Nilgras
die waren voll und gut; 6 und siehe, weideten. 19 Und siehe, nach ihnen stie-
nach diesen, da sproßten sieben Ähren, gen sieben andere Kühe herauf, dürftig
die waren dünn und vom Ostwind ver- und von sehr häßlicher Gestalt und mage-
sengt. 7 Und die sieben dünnen Ähren rem Leib; im ganzen Land Ägypten habe
verschlangen die sieben schweren und ich keine so häßlichen gesehen. 20 Und
vollen Ähren. Da erwachte der Pharao, diese mageren, häßlichen Kühe fraßen die
und siehe, es war ein Traum! sieben ersten wohlgenährten Kühe. 21 Als
48 1. MOSE 41
sie aber diese verschlungen hatten, merk- rung in den Städten aufbewahren. 36 Und
te man nichts davon; denn sie waren so diese Nahrung soll dem Land als Vorrat
häßlich wie zuvor. Da erwachte ich. dienen für die sieben Hungerjahre, die
22 Und ich sah [weiter] in meinem Traum, im Land Ägypten eintreten werden, da-
und siehe, sieben volle und gute Ähren mit das Land durch die Hungersnot nicht
wuchsen auf an einem einzigen Halm. zugrundegeht!
23 Und siehe, nach ihnen sproßten sieben
dürre Ähren hervor, mager und vom Ost- Josephs Erhöhung
wind versengt; 24 und die mageren Ähren zum Regenten über Ägypten
Ps 105,17-22; Apg 7,9-10
verschlangen die sieben guten Ähren.
Und ich habe es den Wahrsagern erzählt, 37 Diese Rede gefiel dem Pharao und al-
aber keiner kann es mir erklären! len seinen Knechten gut. 38 Und der Pha-
25 Da sprach Joseph zum Pharao: Was rao sprach zu seinen Knechten: Können
der Pharao geträumt hat, bedeutet das- wir einen Mann finden wie diesen, in
selbe: Gott hat den Pharao wissen lassen, dem der Geist Gottes ist?
was er tun will. 26 Die sieben schönen 39 Und der Pharao sprach zu Joseph:
Kühe sind sieben Jahre, und die sieben Nachdem Gott dir dies alles mitgeteilt
schönen Ähren sind auch sieben Jahre; hat, ist keiner so verständig und weise
es ist ein und derselbe Traum. 27 Die sie- wie du. 40 Du sollst über mein Haus sein,
ben mageren und häßlichen Kühe, die und deinem Befehl soll mein ganzes Volk
nach jenen heraufkamen, sind sieben gehorchen; nur um den Thron will ich
Jahre; ebenso die sieben leeren, vom Ost- höher sein als du!
wind versengten Ähren; es werden sie- 41 Und der Pharao sprach zu Joseph: Sie-
ben Hungerjahre sein. he, ich setze dich über das ganze Land
28 Darum sagte ich zu dem Pharao: Gott Ägypten! 42 Und der Pharao nahm den
hat den Pharao sehen lassen, was er tun Siegelring von seiner Hand und steckte
will. 29 Siehe, es kommen sieben Jahre, ihn an die Hand Josephs, und er bekleide-
da wird großer Überfluß herrschen im te ihn mit weißer Leinwand und legte eine
ganzen Land Ägypten. 30 Aber nach ih- goldene Kette um seinen Hals; 43 und er
nen werden sieben Hungerjahre eintreten, ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fah-
und all dieser Überfluß wird vergessen ren; und man rief vor ihm aus: »Beugt
sein im Land Ägypten; und die Hungers- eure Knie!« Und so wurde er über das
not wird das Land aufzehren, 31 so daß ganze Land Ägypten gesetzt.
man nichts mehr merken wird von dem 44 Und der Pharao sprach zu Joseph: Ich
Überfluß im Land wegen der Hungersnot, bin der Pharao, aber ohne dich soll nie-
die danach kommt; denn sie wird sehr mand im ganzen Land Ägypten die Hand
drückend sein. 32 Daß aber der Pharao oder den Fuß erheben! 45 Und der Pha-
den Traum zweimal hatte, das bedeutet, rao gab Joseph den Namen Zaphenat-
daß die Sache bei Gott fest beschlossen Paneach und gab ihm Asnath zur Frau,
ist, und daß Gott es rasch ausführen wird. die Tochter Potipheras, des Priesters von
33 Und nun möge der Pharao nach einem On. Und Joseph zog aus durch das ganze
verständigen und weisen Mann sehen Land Ägypten.
und ihn über das Land Ägypten setzen. 46 Und Joseph war 30 Jahre alt, als er vor
34 Der Pharao möge handeln und Aufse- dem Pharao, dem König von Ägypten,
her über das Land setzen; und er lasse stand. Und Joseph ging vom Pharao
in den sieben Jahren des Überflusses hinweg und bereiste das ganze Land
den fünften Teil [des Ertrages] erheben Ägypten. 47 Und das Land trug in den sie-
vom Land Ägypten. 35 So soll man alle ben Jahren reichen Überfluß. 48 Und er
Nahrung dieser sieben künftigen guten sammelte allen Ertrag der sieben Jahre, die
Jahre sammeln und Getreide speichern im Land Ägypten waren, und schaffte die
zurVerfügung des Pharaos, und diese Nah- Nahrungsmittel in die Städte; den Ertrag
1. MOSE 41.42 49
der umliegenden Felder brachte er in die ein Unfall begegnen! 5 So kamen nun die
Städte. 49 Und Joseph speicherte Getreide Söhne Israels, um Getreide zu kaufen,
auf wie Sand am Meer, über die Maßen mit anderen, die auch hingingen, weil im
viel, bis man es nicht mehr messen konn- Land Kanaan Hungersnot herrschte.
te; denn es war unermeßlich viel. 6 Joseph aber war Regent über das Land;
50 Bevor aber das Jahr der Hungersnot er allein verkaufte dem ganzen Volk des
kam, wurden dem Joseph zwei Söhne ge- Landes Korn. Darum kamen die Brüder
boren; die gebar ihm Asnath, die Tochter Josephs und beugten sich vor ihm nie-
Potipheras, des Priesters von On. 51 Und der, das Angesicht zur Erde gewandt. 7 Als
Joseph gab dem Erstgeborenen den Na- nun Joseph seine Brüder sah, erkannte er
men Manasse; denn er sprach: Gott sie; aber er verstellte sich und redete hart
hat mich alle meine Mühsal vergessen mit ihnen und fragte sie: Wo kommt ihr
lassen und das ganze Haus meines Va- her? Sie antworteten: Aus dem Land Ka-
ters. 52 Dem zweiten aber gab er den Na- naan, um Nahrung einzukaufen!
men Ephraim; denn er sprach: Gott hat 8 Und Joseph erkannte seine Brüder, sie
mich fruchtbar gemacht im Land meines aber erkannten ihn nicht. 9 Und Joseph
Elends. dachte an die Träume, die er von ihnen
53 Als nun die sieben Jahre des Über- geträumt hatte, und sprach zu ihnen: Ihr
flusses im Land Ägypten zu Ende ge- seid Kundschafter; ihr seid gekommen,
gangen waren, 54 da brachen die sieben um zu sehen, wo das Land offen ist!
Hungerjahre an, wie Joseph vorausge- 10 Sie antworteten ihm: Nein, mein Herr!
sagt hatte. Und es entstand eine Hun- Deine Knechte sind gekommen, um Spei-
gersnot in allen Ländern; aber im gan- se zu kaufen! 11 Wir sind alle Söhne eines
zen Land Ägypten gab es Brot. 55 Und als Mannes; wir sind aufrichtig; deine Knech-
das ganze Land Ägypten Hunger litt und te sind niemals Kundschafter gewesen!
das Volk zum Pharao um Brot schrie, 12 Er aber sprach zu ihnen: Nein, son-
da sprach der Pharao zu allen Ägyptern: dern ihr seid gekommen, um zu sehen,
Geht hin zu Joseph; was er euch sagt, wo das Land offen ist! 13 Sie antworteten:
das tut! Wir, deine Knechte, sind zwölf Brüder,
56 Und als die Hungersnot im ganzen die Söhne eines einzigen Mannes im
Land herrschte, öffnete Joseph alle Spei- Land Kanaan, und siehe, der jüngste ist
cher und verkaufte den Ägyptern [Getrei- gegenwärtig bei unserem Vater, und der
de]; denn die Hungersnot nahm über- eine ist nicht mehr.
hand im Land Ägypten. 57 Und alle Welt 14 Aber Joseph sprach zu ihnen: Es ist so,
kam nach Ägypten, um bei Joseph Korn wie ich euch gesagt habe: Ihr seid Kund-
zu kaufen; denn es herrschte große Hun- schafter! 15 Daran will ich euch prüfen:
gersnot auf der ganzen Erde. So wahr der Pharao lebt, ihr sollt von
hier nicht fortgehen, es sei denn, euer
Die erste Reise der Söhne Jakobs jüngster Bruder kommt her! 16 Schickt ei-
nach Ägypten nen von euch hin, damit er euren Bruder
Und Jakob sah, daß es in Ägypten holt, ihr aber sollt in Haft behalten wer-
Korn gab. Da sprach Jakob zu seinen den. So wird es sich herausstellen, ob ihr
Söhnen: Was seht ihr einander an? 2 Sie- wahrhaftig seid; wenn aber nicht, dann
he, ich höre, daß es in Ägypten Korn gibt; seid ihr Kundschafter, so wahr der Pha-
zieht hinab und kauft uns dort Getreide, rao lebt! 17 Und er setzte sie alle zusam-
damit wir leben und nicht sterben! men in Gewahrsam, drei Tage lang.
3 So machten sich zehn der Brüder Jo- 18 Am dritten Tag aber sprach Joseph
sephs auf den Weg, um in Ägypten Getrei- zu ihnen: Wenn ihr am Leben bleiben
de zu kaufen. 4 Benjamin aber, den Bru- wollt, so tut nun dies — denn ich fürchte
der Josephs, sandte Jakob nicht mit den Gott —: 19 Wenn ihr aufrichtig seid, so
Brüdern; denn er sprach: Es könnte ihm laßt einen von euch Brüdern hier ge-
50 1. MOSE 42.43
bunden im Gefängnis zurück; ihr ande- wärtig bei unserem Vater im Land Ka-
ren aber geht hin und bringt Getreide naan.
heim, um den Hunger eurer Familien zu 33 Da sprach der Mann, der Herr des Lan-
stillen. 20 Euren jüngsten Bruder aber des, zu uns: Daran will ich erkennen,
bringt zu mir, damit eure Worte sich als ob ihr aufrichtig seid: Laßt einen eurer
wahr erweisen, und dann sollt ihr nicht Brüder bei mir zurück und geht und
sterben! Und sie handelten danach. nehmt mit, was ihr für eure Familien
21 Sie sagten aber zueinander: Wahrlich, braucht; 34 und bringt euren jüngsten
wir sind schuldig wegen unseres Bruders! Bruder zu mir, damit ich erkenne, daß
Denn wir sahen die Drangsal seiner See- ihr keine Kundschafter, sondern aufrich-
le, als er uns [um Erbarmen] anflehte; wir tig seid! Dann will ich euch euren Bruder
aber hörten nicht auf ihn. Darum ist diese herausgeben, und ihr könnt ungehindert
Drangsal über uns gekommen! 22 Ruben im Land verkehren.
antwortete und sprach zu ihnen: Habe 35 Und es geschah, als sie ihre Säcke aus-
ich euch nicht gesagt: Versündigt euch leerten, siehe, da hatte jeder seinen Beu-
nicht an dem Knaben? Aber ihr wolltet ja tel mit Geld in seinem Sack! Als sie und ihr
nicht hören! Darum seht, nun wird sein Vater ihre Beutel mit Geld sahen, erschra-
Blut gefordert! 23 Sie wußten aber nicht, ken sie. 36 Und ihr Vater Jakob sprach zu
daß Joseph sie verstand; denn er verkehr- ihnen: Ihr habt mich meiner Kinder be-
te mit ihnen durch einen Dolmetscher. raubt! Joseph ist nicht mehr, Simeon ist
24 Und er wandte sich von ihnen ab nicht mehr, und Benjamin wollt ihr [mir]
und weinte, kehrte aber wieder zu ihnen nehmen; dies alles ist über mich gekom-
zurück und redete mit ihnen. Darauf men!
nahm er Simeon von ihnen weg und band 37 Da sprach Ruben zu seinem Vater: Du
ihn vor ihren Augen. 25 Und Joseph gab kannst meine beiden Söhne töten, wenn
Befehl, daß man ihre Gefäße mit Getrei- ich ihn dir nicht wiederbringe! Übergib
de fülle und jedem sein Geld wieder in ihn nur meiner Hand, ich will ihn dir
seinen Sack lege und ihnen auch Ver- wiederbringen! 38 Er aber sprach: Mein
pflegung mit auf die Reise gebe; und so Sohn soll nicht mit euch hinabziehen;
machte man es mit ihnen. 26 Da luden denn sein Bruder ist tot, und er ist allein
sie ihr Getreide auf ihre Esel und gingen übriggeblieben. Sollte ihm ein Unfall be-
davon. gegnen auf dem Weg, den ihr geht, so
27 Als aber einer seinen Sack öffnete, um würdet ihr meine grauen Haare vor Kum-
in der Herberge seinem Esel Futter zu mer ins Totenreich hinunterbringen!
geben, da sah er sein Geld, und siehe,
es lag oben im Sack! 28 Und er sprach Die zweite Reise der Söhne Jakobs
zu seinen Brüdern: Mein Geld ist mir nach Ägypten
zurückgegeben worden; seht, es ist in Aber die Hungersnot lastete auf
meinem Sack! Da verging ihnen der Mut, dem Land. 2 Und es geschah, als sie
und sie sprachen zitternd einer zum an- alles Korn aufgezehrt hatten, das sie aus
deren: Was hat uns Gott da getan! Ägypten hergebracht hatten, da sprach
29 Als sie aber zu ihrem Vater Jakob ins ihr Vater zu ihnen: Geht und kauft uns
Land Kanaan kamen, erzählten sie ihm wieder ein wenig Speise!
alles, was ihnen begegnet war, und spra- 3 Aber Juda antwortete und sprach zu
chen: 30 Der Mann, der Herr des Landes ihm: Der Mann hat uns ernstlich bezeugt
ist, redete hart mit uns und behandelte und gesagt: Ihr sollt mein Angesicht nicht
uns als Kundschafter des Landes. 31 Wir sehen, wenn euer Bruder nicht bei euch
aber sagten: Wir sind aufrichtig und sind ist! 4 Wenn du nun unseren Bruder mit
keine Kundschafter! 32 Wir sind zwölf uns sendest, so wollen wir hinabziehen
Brüder, Söhne unseres Vaters; einer ist und dir Speise kaufen. 5 Wenn du ihn aber
nicht mehr, der jüngste aber ist gegen- nicht gehen läßt, so ziehen wir nicht hin-
1. MOSE 43 51
ab; denn der Mann hat zu uns gesagt: Ihr seinem Verwalter: Führe die Männer ins
sollt mein Angesicht nicht sehen, wenn Haus hinein, schlachte und bereite [ein
euer Bruder nicht bei euch ist! Essen] zu; denn sie sollen mit mir zu Mit-
6 Da sprach Israel: Warum habt ihr mir tag essen!
das zuleide getan, dem Mann zu verra- 17 Der Mann tat, wie ihm Joseph gesagt
ten, daß ihr noch einen Bruder habt? hatte, und führte die Männer in das Haus
7 Sie sprachen: Der Mann forschte so ge- Josephs. 18 Da fürchteten sich die Männer,
nau nach uns und unserer Verwandt- weil sie in das Haus Josephs geführt wur-
schaft und sprach: Lebt euer Vater noch? den, und sprachen: Man führt uns hinein
Habt ihr noch einen Bruder? Da gaben wegen des Geldes, welches das erstemal
wir ihm Auskunft, wie es sich verhielt. wieder in unsere Säcke gekommen ist,
Konnten wir denn wissen, daß er sagen um über uns herzufallen und uns zu
würde: Bringt euren Bruder herab? überwältigen und uns zu Sklaven zu ma-
8 Und Juda sprach zu seinem Vater Israel: chen samt unseren Eseln!
Gib mir den Knaben mit, so wollen wir 19 Darum wandten sie sich an den Mann,
uns auf den Weg machen, damit wir le- der über das Haus Josephs [gesetzt] war,
ben und nicht sterben, wir und du und und redeten vor der Haustür mit ihm,
unsere Kinder! 9 Ich will für ihn bürgen, 20 und sie sprachen: Bitte, mein Herr,
von meiner Hand sollst du ihn fordern; wir sind schon einmal hier gewesen, um
wenn ich ihn dir nicht wiederbringe und Speise zu kaufen; 21 und es geschah, als
ihn vor dein Angesicht stelle, so will ich wir in die Herberge kamen und unsere
die Schuld tragen vor dir mein ganzes Säcke öffneten, siehe, da lag das Geld von
Leben lang. 10 Wenn wir nicht gezögert jedem oben in seinem Sack, unser Geld
hätten, so wären wir gewiß jetzt schon nach seinem vollen Gewicht. 22 Nun ha-
zweimal zurückgekehrt! ben wir es wieder mit uns gebracht und
11 Da sprach ihr Vater Israel zu ihnen: anderes Geld dazu, um Speise zu kaufen;
Wenn es denn doch sein muß, so macht wir wissen nicht, wer unser Geld in unse-
es so: Nehmt in eure Säcke von den re Säcke gelegt hat!
berühmtesten Erzeugnissen des Landes 23 Er sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!
und bringt sie dem Mann als Geschenk: Fürchtet euch nicht! Euer Gott und der
ein wenig Balsam, ein wenig Honig, Traga- Gott eures Vaters hat euch einen Schatz
kanth und Ladanum, Pistazien und Man- in eure Säcke gegeben. Euer Geld ist mir
deln. 12 Nehmt auch den doppelten Be- zugekommen! Und er brachte Simeon zu
trag Geld mit euch und erstattet das ihnen hinaus.
zurückerhaltene Geld, das oben in euren 24 Und der Mann führte die Männer in
Säcken war, eigenhändig wieder; viel- das Haus Josephs und gab ihnen Wasser,
leicht war es ein Versehen. 13 Und nehmt daß sie ihre Füße waschen konnten, und
euren Bruder mit, macht euch auf und gab ihren Eseln Futter. 25 Sie aber mach-
kehrt zu dem Mann zurück! 14 Und Gott, ten das Geschenk bereit, bis Joseph zur
der Allmächtige, gebe euch Barmherzig- Mittagszeit kam; denn sie hatten gehört,
keit vor dem Mann, daß er euch euren daß sie dort essen sollten.
anderen Bruder wieder mitgibt und Ben- 26 Als nun Joseph nach Hause kam, brach-
jamin! Ich aber, wenn ich doch der Kin- ten sie ihm das Geschenk, das in ihren
der beraubt sein soll, so sei ich ihrer be- Händen war, ins Haus und beugten sich
raubt! vor ihm zur Erde nieder. 27 Und er fragte
15 Da nahmen die Männer dieses Ge- nach ihrem Wohlergehen und sprach:
schenk und doppelt soviel Geld mit sich, Geht es auch eurem alten Vater gut, von
und auch Benjamin; und sie machten dem ihr mir erzähltet? Lebt er noch?
sich auf und reisten hinab nach Ägypten 28 Sie antworteten: Es geht deinem
und traten vor Joseph. 16 Als nun Joseph Knecht, unserem Vater, gut; er lebt noch!
den Benjamin bei ihnen sah, sprach er zu Und sie verneigten sich und beugten sich
52 1. MOSE 43.44
vor ihm nieder. 29 Als er aber seine Augen 6 Als er sie nun eingeholt hatte, redete er
erhob und seinen Bruder Benjamin sah, mit ihnen diese Worte. 7 Sie aber spra-
den Sohn seiner Mutter, fragte er: Ist das chen: Warum redet mein Herr solche Wor-
euer jüngster Bruder, von dem ihr mir ge- te? Das sei ferne von deinen Knechten,
sprochen habt? Und er sprach: Gott sei so etwas zu tun! 8 Siehe, wir haben dir
dir gnädig, mein Sohn! 30 Danach aber das Geld, das wir oben in unseren Säcken
zog sich Joseph zurück, denn sein Inner- fanden, aus dem Land Kanaan wieder zu-
stes war aufgewühlt wegen seines Bru- rückgebracht; wie sollten wir denn aus
ders; und er suchte einen Ort auf, wo er dem Haus deines Herrn Silber oder Gold
weinen konnte, und ging in sein Gemach gestohlen haben? 9 Bei welchem von dei-
und weinte dort. nen Knechten aber etwas gefunden wird,
31 Dann aber wusch er sein Angesicht, der soll sterben, und wir anderen wollen
ging hinaus, überwand sich und sprach: die Knechte deines Herrn sein!
Tragt das Essen auf! 10 Er aber sprach: Nach eurem Wort, so
32 Und man trug ihm besonders auf und soll es sein! Bei wem er gefunden wird,
ihnen besonders, und ebenso den der sei mein Knecht; ihr anderen aber
Ägyptern, die mit ihm aßen, besonders; sollt ungestraft bleiben! 11 Da ließ so-
denn die Ägypter dürfen nicht mit den gleich jeder seinen Sack zur Erde gleiten,
Hebräern zusammen essen, denn das ist und jeder öffnete seinen Sack. 12 Er aber
für die Ägypter ein Greuel. 33 Und sie saßen fing an zu suchen beim Ältesten und kam
vor ihm, der Erstgeborene zu oberst und bis zum Jüngsten. Da fand sich der Be-
der Jüngste zu unterst, und die Männer cher in Benjamins Sack.
schauten einander verwundert an. 34 Und 13 Da zerrissen sie ihre Kleider, und jeder
man trug ihnen besondere Gerichte von legte seine Last auf seinen Esel, und sie
dem auf, was vor seinem Angesicht ge- kehrten wieder in die Stadt zurück.
standen hatte; das besondere Gericht für 14 Und Juda ging mit seinen Brüdern in
Benjamin aber war fünfmal größer als die das Haus Josephs — denn er war noch
besonderen Gerichte von ihnen allen. Und dort —, und sie fielen vor ihm auf die
sie tranken und wurden fröhlich mit ihm. Erde nieder. 15 Joseph aber sprach zu ih-
nen: Was ist das für eine Tat, die ihr be-
Joseph stellt seine Brüder auf die Probe gangen habt? Wußtet ihr nicht, daß ein
Und Joseph befahl seinem Verwal- solcher Mann, wie ich es bin, wahrsagen
ter und sprach: Fülle den Männern kann? 16 Juda antwortete: Was sollen wir
die Säcke mit Speise, soviel sie tragen meinem Herrn sagen? Was sollen wir re-
können, und lege das Geld eines jeden den, und wie sollen wir uns rechtfertigen?
oben in seinen Sack! 2 Meinen Becher Gott hat die Schuld deiner Knechte ge-
aber, den silbernen Becher, lege oben in funden! Siehe, wir sind die Knechte unse-
den Sack des Jüngsten samt dem Geld res Herrn, wir und der, in dessen Hand der
für das Korn! Und er handelte nach dem Becher gefunden worden ist! 17 Er aber
Wort Josephs, das er gesprochen hatte. sprach: Das sei ferne von mir, so etwas
3 Und als der Morgen anbrach, ließ man zu tun! Der Mann, in dessen Hand der
die Männer ziehen samt ihren Eseln. 4 Als Becher gefunden worden ist, soll mein
sie aber zur Stadt hinausgekommen und Knecht sein; ihr aber zieht in Frieden zu
noch nicht weit entfernt waren, sprach eurem Vater hinauf!
Joseph zu seinem Verwalter: Mache dich 18 Da trat Juda näher zu ihm hinzu und
auf, jage den Männern nach, und wenn sprach: Bitte, mein Herr, laß deinen
du sie eingeholt hast, sprich zu ihnen: Knecht ein Wort reden vor den Ohren
Warum habt ihr Gutes mit Bösem ver- meines Herrn, und dein Zorn entbrenne
golten? 5 Ist das nicht derjenige, aus dem nicht über deine Knechte; denn du bist
mein Herr trinkt und aus dem er wahrzu- wie der Pharao! 19 Mein Herr fragte seine
sagen pflegt? Da habt ihr Böses getan! Knechte und sprach: Habt ihr noch ei-
1. MOSE 44.45 53
nen Vater oder Bruder? 20 Da antworte- meinem Vater die Schuld tragen mein
ten wir meinem Herrn: Wir haben einen ganzes Leben lang!
alten Vater und einen jungen Knaben, der 33 Darum will nun dein Knecht als Skla-
ihm in seinem Alter geboren wurde, und ve meines Herrn hier bleiben anstatt
dessen Bruder ist tot, und er ist allein des Knaben; der Knabe aber soll mit sei-
übriggeblieben von seiner Mutter, und nen Brüdern hinaufziehen. 34 Denn wie
sein Vater hat ihn lieb. könnte ich zu meinem Vater hinaufzie-
21 Da sprachst du zu deinen Knechten: hen, ohne daß der Knabe bei mir wäre?
Bringt ihn zu mir herab, damit ich ihn Ich möchte das Leid nicht sehen, das
sehen kann! 22 Da sprachen wir zu mei- meinen Vater träfe!
nem Herrn: Der Knabe kann seinen Va-
ter nicht verlassen; wenn er seinen Vater Joseph gibt sich seinen Brüdern
verließe, so würde dieser sterben! 23 Du zu erkennen
Apg 7,13
aber sprachst zu deinen Knechten: Wenn
euer jüngster Bruder nicht mit euch her- Da konnte sich Joseph nicht länger
abkommt, so sollt ihr mein Angesicht bezwingen vor allen, die um ihn
nicht mehr sehen! herstanden, und er rief: Laßt jedermann
24 Als wir nun zu deinem Knecht, unse- von mir hinausgehen! Und es stand kein
rem Vater, kamen, verkündeten wir ihm Mensch bei ihm, als Joseph sich seinen
die Worte unseres Herrn; 25 und als unser Brüdern zu erkennen gab. 2 Und er wein-
Vater sprach: Geht hin und kauft uns wie- te laut, so daß die Ägypter und das Haus
der etwas zu essen!, 26 da antworteten wir: des Pharao es hörten.
Wir können nicht hinabziehen! Wenn un- 3 Und Joseph sprach zu seinen Brüdern:
ser jüngster Bruder bei uns ist, dann wol- Ich bin Joseph! Lebt mein Vater noch?
len wir hinabziehen; denn wir dürfen das Aber seine Brüder konnten ihm nicht ant-
Angesicht des Mannes nicht sehen, wenn worten, so bestürzt waren sie vor ihm.
unser jüngster Bruder nicht bei uns ist! 4 Da sprach Joseph zu seinen Brüdern:
27 Da sprach dein Knecht, unser Vater zu Tretet doch her zu mir! Als sie nun näher
uns: Ihr wißt, daß mir meine Frau zwei kamen, sprach er zu ihnen: Ich bin Joseph,
[Söhne] geboren hat; 28 der eine ist von euer Bruder, den ihr nach Ägypten ver-
mir weggegangen, und ich mußte mir sa- kauft habt! 5 Und nun bekümmert euch
gen: Gewiß ist er zerrissen worden!, und nicht und macht euch keine Vorwürfe
ich habe ihn bis heute nicht wiederge- darüber, daß ihr mich hierher verkauft
sehen. 29 Wenn ihr nun diesen auch von habt; denn zur Lebensrettung hat mich
mir nehmt, und es stößt ihm ein Unglück Gott vor euch her gesandt! 6 Denn dies
zu, so werdet ihr meine grauen Haare ist das zweite Jahr, daß die Hungersnot
durch ein solches Unglück ins Totenreich im Land herrscht, und es werden noch
hinunterbringen! fünf Jahre ohne Pflügen und Ernten
30 Wenn ich nun zu deinem Knecht, sein. 7 Aber Gott hat mich vor euch her-
meinem Vater, käme, und der Knabe gesandt, um euch einen Überrest zu si-
wäre nicht bei mir, an dessen Seele doch chern auf Erden, und um euch am Leben
seine Seele gebunden ist, 31 so würde zu erhalten zu einer großen Errettung.
es geschehen, daß er stirbt, wenn er 8 Und nun, nicht ihr habt mich hierher
sieht, daß der Knabe nicht da ist; und gesandt, sondern Gott: Er hat mich dem
so würden wir, deine Knechte, die grau- Pharao zum Vater gesetzt und zum Herrn
en Haare deines Knechtes, unseres Va- über sein ganzes Haus und zum Herrscher
ters, vor Kummer ins Totenreich hin- über das ganze Land Ägypten. 9 Zieht
unterbringen. 32 Denn dein Knecht hat nun schnell zu meinem Vater hinauf und
sich bei meinem Vater für den Knaben sagt ihm: So spricht dein Sohn Joseph:
verbürgt und versprochen: Wenn ich ihn Gott hat mich zum Herrn über ganz
dir nicht wiederbringe, so will ich vor Ägypten gesetzt; komm zu mir herab,
54 1. MOSE 45.46
zögere nicht! 10 Und du sollst im Land Vater auf den Weg. 24 Damit entließ er sei-
Gosen wohnen und nahe bei mir sein, du ne Brüder, und sie gingen, und er sprach zu
und deine Kinder und deine Kindeskin- ihnen: Streitet nicht auf dem Weg!
der, deine Schafe und deine Rinder und 25 So reisten sie von Ägypten hinauf und
alles, was dir gehört! 11 Ich will dich dort kamen in das Land Kanaan zu ihrem Va-
mit Nahrung versorgen — denn es sind ter Jakob; 26 und sie berichteten ihm und
noch fünf Jahre Hungersnot —, damit du sprachen: Joseph lebt noch und ist Herr-
nicht verarmst, du und dein Haus und al- scher über das ganze Land Ägypten! Aber
les, was dir gehört! sein Herz blieb kalt, denn er glaubte ih-
12 Und siehe, eure Augen sehen es und nen nicht. 27 Da sagten sie ihm alle Wor-
die Augen meines Bruders Benjamin, daß te, die Joseph zu ihnen geredet hatte. Und
mein Mund es ist, der zu euch redet. als er die Wagen sah, die Joseph gesandt
13 Darum verkündet meinem Vater all hatte, um ihn abzuholen, da wurde der
meine Herrlichkeit in Ägypten und alles, Geist ihres Vaters Jakob lebendig, 28 und
was ihr gesehen habt, und bringt meinen Israel sprach: Für mich ist es genug, daß
Vater schnell hierher! mein Sohn Joseph noch lebt! Ich will hin-
14 Und er fiel seinem Bruder Benjamin gehen und ihn sehen, bevor ich sterbe!
um den Hals und weinte, und Benjamin
weinte auch an seinem Hals. 15 Und er Jakob und seine Familie
küßte alle seine Brüder und umarmte sie ziehen nach Ägypten
unter Tränen, und danach redeten seine Und Israel brach auf mit allem, was
Brüder mit ihm. er hatte; und als er nach Beersche-
16 Als man nun im Haus des Pharao die ba kam, brachte er dort dem Gott seines
Nachricht vernahm: Josephs Brüder sind Vaters Isaak ein Opfer dar.
gekommen!, da gefiel dies dem Pharao 2 Und Gott sprach zu Israel in einem
und seinen Knechten gut. 17 Und der Nachtgesicht: Jakob, Jakob! Er sprach:
Pharao sprach zu Joseph: Sage deinen Hier bin ich!
Brüdern: Tut das: Beladet eure Tiere und 3 Da sprach er: Ich bin der starke Gott,
macht euch auf den Weg, zieht in das der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht,
Land Kanaan; 18 und nehmt euren Vater nach Ägypten hinabzuziehen; denn dort
und eure Familien und kommt zu mir, will ich dich zu einem großen Volk ma-
so will ich euch das Beste des Landes chen! 4 Ich will mit dir hinab nach Ägypten
Ägypten geben, und ihr sollt das Fett des ziehen, und ich führe dich gewiß auch
Landes essen! wieder hinauf; und Joseph soll dir die Au-
19 Und du, ordne dies an: Ihr sollt so han- gen zudrücken!
deln: Nehmt euch Wagen mit aus dem 5 Da machte sich Jakob von Beerscheba
Land Ägypten für eure Kinder und Frauen auf, und die Söhne Israels führten ihren
und bringt euren Vater mit und kommt; Vater Jakob samt ihren Kindern und Frau-
20 und euer Hausrat darf euch nicht reu- en auf den Wagen, die der Pharao gesandt
en; denn das Beste des ganzen Landes hatte, um ihn hinzuführen. 6 Sie nahmen
Ägypten soll euch gehören! auch ihr Vieh und ihre Habe, die sie im
21 Da machten es die Söhne Israels so; und Land Kanaan erworben hatten, und ka-
Joseph gab ihnen Wagen nach dem Befehl men nach Ägypten, Jakob und all sein
des Pharao, auch gab er ihnen Verpflegung Same mit ihm: 7 seine Söhne und Enkel,
auf den Weg. 22 Und er schenkte ihnen al- seine Töchter und Enkelinnen, allen sei-
len Festgewänder, jedem einzelnen; Benja- nen Samen brachte er mit sich nach
min aber schenkte er 300 Silberlinge und Ägypten.
fünf Festgewänder. 23 Und seinem Vater
sandte er folgendes: zehn Esel, beladen mit Die Nachkommen Israels
dem Besten Ägyptens, und zehn Eselinnen, 8 Dies aber sind die Namen der Söhne Is-
die Korn, Brot und Speise trugen für seinen raels, die nach Ägypten kamen, Jakob und
1. MOSE 46.47 55
seine Söhne: Der erstgeborene Sohn Ja- Jakobs Wiedersehen mit Joseph
kobs: Ruben. 9 Die Söhne Rubens: Henoch, 28 Er hatte aber den Juda vor sich her zu
Pallu, Hezron und Karmi. 10 Die Söhne Si- Joseph gesandt, damit er ihn zur Begeg-
meons: Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar nung nach Gosen weise. Und sie kamen
und Saul, der Sohn von der kanaanäischen in das Land Gosen. 29 Da spannte Joseph
Frau. 11 Die Söhne Levis: Gerson, Kahat seinen Wagen an und fuhr seinem Vater
und Merari. 12 Die Söhne Judas: Er, Onan, Israel nach Gosen entgegen. Und als er
Schela, Perez und Serach. Aber Er und ihn sah, fiel er ihm um den Hals und
Onan waren im Land Kanaan gestorben. weinte lange an seinem Hals.
Die Söhne des Perez aber waren Hezron 30 Und Israel sprach zu Joseph: Nun will
und Hamul. 13 Die Söhne Issaschars: Tola, ich gerne sterben, nachdem ich dein An-
Puwa, Job und Schimron. 14 Die Söhne Se- gesicht geschaut habe und sehe, daß du
bulons: Sered, Elon und Jahleel. noch lebst!
15 Das sind die Söhne von Lea, die sie 31 Joseph aber sprach zu seinen Brüdern
dem Jakob in Paddan-Aram geboren hat- und zu dem Haus seines Vaters: Ich will
te, und Dina, seine Tochter. Alle seine hinaufgehen und es dem Pharao berich-
Söhne und Töchtera sind 33 Seelen. 16 Die ten und ihm sagen: Meine Brüder und das
Söhne Gads: Ziphion, Haggi, Schuni, Ez- Haus meines Vaters, die in Kanaan waren,
bon, Eri, Arodi und Areli. 17 Die Söhne sind zu mir gekommen; 32 und die Männer
Assers: Jimna, Jischwa, Jischwi, Beria, und sind Schafhirten, sie sind Viehzüchter und
Serach, ihre Schwester. Und die Söhne haben ihre Schafe und Rinder und alles,
Berias: Heber und Malkiel. was ihnen gehört, mitgebracht. 33 Wenn
18 Das sind die Söhne von Silpa, die Laban euch dann der Pharao rufen läßt und euch
seiner Tochter Lea gab; sie gebar diese fragt: Was treibt ihr?, 34 so sollt ihr sagen:
dem Jakob, [insgesamt] 16 Seelen. 19 Die Deine Knechte sind Viehzüchter gewesen
Söhne Rahels, der Frau Jakobs: Joseph und von ihrer Jugend an bis jetzt, wir und un-
Benjamin. 20 Und dem Joseph wurden im sere Väter! — Dann werdet ihr im Land
Land Ägypten Manasse und Ephraim ge- Gosen wohnen dürfen, weil alle Schafhir-
boren, die ihm Asnath gebar, die Tochter ten den Ägyptern ein Greuel sind.
Potipheras, des Priesters von On. 21 Die
Söhne Benjamins: Bela, Becher, Aschbel, Jakob vor dem Pharao
Gera, Naaman, Ehi, Rosch, Muppim, Hup- Und Joseph kam und berichtete es
pim und Ard. dem Pharao und sprach: Mein Vater
22 Das sind die Söhne von Rahel, die dem und meine Brüder sind aus dem Land Ka-
Jakob geboren wurden, alle zusammen naan gekommen samt ihren Schafen und
14 Seelen. 23 Die Söhne Dans: Husim. Rindern und aller ihrer Habe; und siehe,
24 Die Söhne Naphtalis: Jahzeel, Guni, Je- sie sind im Land Gosen! 2 Er hatte aber aus
zer und Schillem. der Zahl seiner Brüder fünf mitgenom-
25 Das sind die Söhne von Bilha, die Laban men und stellte sie dem Pharao vor.
seiner Tochter Rahel gab; sie gebar diese 3 Und der Pharao fragte seine Brüder: Was
dem Jakob, insgesamt sieben Seelen. treibt ihr? Sie antworteten dem Pharao:
26 Alle Seelen, die mit Jakob nach Ägypten Deine Knechte sind Schafhirten, wir und
kamen, die aus seinen Lenden hervorge- unsere Väter. 4 Und sie sprachen zum
gangen waren, ausgenommen die Frauen Pharao: Wir sind gekommen, um uns im
der Söhne Jakobs, sind zusammen 66 See- Land aufzuhalten; denn deine Knechte
len. 27 Und die Söhne Josephs, die ihm in haben keine Weide für ihr Vieh, so hart
Ägypten geboren sind, waren zwei Seelen, beschwert die Hungersnot das Land Ka-
so daß alle Seelen des Hauses Jakobs, die naan; und nun möchten deine Knechte
nach Ägypten kamen, 70 waren. gerne im Land Gosen wohnen.

a (46,15) das schließt nach hebräischem Sprachgebrauch auch die Enkel ein.
56 1. MOSE 47
5 Da sprach der Pharao zu Joseph: Dein Vieh, wenn es kein Geld mehr gibt! 17 Da
Vater und deine Brüder sind zu dir ge- brachten sie ihr Vieh zu Joseph; und Joseph
kommen; 6 das Land Ägypten steht dir gab ihnen Brot um Pferde, Schafe, Rinder
offen; laß deinen Vater und deine Brüder und Esel, und versorgte sie so in jenem Jahr
am besten Ort des Landes wohnen! Im mit Brot um den Preis ihres ganzen Viehs.
Land Gosen sollen sie wohnen; und wenn 18 Als nun jenes Jahr verflossen war, ka-
du weißt, daß unter ihnen tüchtige Leute men sie zu ihm im nächsten Jahr und
sind, so setze sie zu Aufsehern über mei- sprachen: Wir wollen unserem Herrn
ne Herden! nicht verhehlen, daß, weil das Geld aus-
7 Und Joseph brachte seinen Vater Jakob gegangen ist und das Vieh unserem Herrn
herein und stellte ihn dem Pharao vor; gehört, nunmehr nichts mehr übrigbleibt
und Jakob segnete den Pharao. 8 Und der vor unserem Herrn als unser Leib und
Pharao fragte Jakob: Wie alt bist du? unser Feld! 19 Warum sollen wir umkom-
9 Jakob sprach zum Pharao: Die ganze Zeit men vor deinen Augen, wir und unser
meiner Fremdlingschafta beträgt 130 Jah- Feld? Kaufe uns um Brot samt unserem
re; wenig und böse sind meine Lebens- Feld, daß wir und unser Feld dem Pha-
jahre gewesen, und sie erreichen nicht rao dienstbar seien! Gib uns Samen, daß
die Zahl der Lebensjahre meiner Väter in wir leben und nicht sterben, und daß das
den Tagen ihrer Fremdlingschaft. 10 Und Land nicht zur Wüste wird!
Jakob segnete den Pharao und ging hin- 20 So kaufte Joseph alles Ackerland der
weg vom Angesicht des Pharao. Ägypter für den Pharao auf, denn die
11 Und Joseph wies seinem Vater und sei- Ägypter verkauften jeder sein Feld, weil
nen Brüdern Wohnsitze an und gab ihnen die Hungersnot schwer auf ihnen lastete;
Grundbesitz im Land Ägypten, im besten und so wurde das Land zum Eigentum
Teil des Landes, im Gebiet von Ramses, des Pharao. 21 Das Volk aber ließ er in die
wie der Pharao befohlen hatte. 12 Und verschiedenen Städte bringen, von einem
Joseph versorgte seinen Vater und seine Ende Ägyptens bis zum anderen. 22 Nur
Brüder und das ganze Haus seines Vaters die Äcker der Priester kaufte er nicht;
mit Brot nach der Zahl der Kinder. denn die Priester bezogen ein festes Ein-
kommen vom Pharao und ernährten sich
Joseph erwirbt ganz Ägypten von ihrem festen Einkommen, das ihnen
für den Pharao der Pharao gab; darum brauchten sie ihre
13 Es gab aber im ganzen Land kein Brot; Äcker nicht zu verkaufen.
denn die Hungersnot war sehr schwer, 23 Und Joseph sprach zum Volk: Ich habe
und das Land Ägypten war erschöpft we- euch heute samt eurem Land für den
gen der Hungersnot, ebenso das Land Pharao gekauft; hier ist Samen für euch,
Kanaan. 14 Und Joseph brachte alles Geld besät das Land! 24 Aber vom Ertrag habt
zusammen, das im Land Ägypten und im ihr dem Pharao den Fünften zu geben,
Land Kanaan gefunden wurde, für das und vier Teile sollen euch zur Verfügung
Getreide, das man kaufen mußte; und Jo- stehen zum Besäen der Felder und zum
seph brachte das Geld in das Haus des Unterhalt für euch selbst und euer Gesin-
Pharao. 15 Da nun das Geld im Land de und zur Nahrung für eure Kinder.
Ägypten und in Kanaan ausgegangen war, 25 Da sprachen sie: Du hast uns das Le-
kamen alle Ägypter zu Joseph und spra- ben erhalten! Wenn wir Gnade finden vor
chen: Gib uns Brot! Warum sollen wir den Augen unseres Herrn, so wollen wir
vor deinen Augen sterben, weil kein Geld Knechte des Pharao sein!
mehr da ist? 26 Da machte Joseph dies zum Gesetz für
16 Joseph sprach: Bringt euer Vieh her, so das Ackerland Ägyptens bis zum heutigen
will ich euch geben als Entgelt für euer Tag, daß dem Pharao der Fünfte gehört;

a (47,9) d.h. meines Aufenthalts als Fremdling und Gast auf der Erde (vgl. Hebr 11,13-16).
1. MOSE 47.48 57
nur die Äcker der Priester wurden nicht wir nur ein Stück Weges von Ephrata ent-
Eigentum des Pharao. fernt waren, und ich begrub sie dort am
27 Und Israel wohnte im Land Ägypten, im Weg nach Ephrata, das ist Bethlehem.
Land Gosen, und sie nahmen es in Besitz,
waren fruchtbar und mehrten sich sehr. Jakob segnet Ephraim und Manasse
Hebr 11,21
28 Und Jakob lebte noch 17 Jahre im Land
Ägypten, und die Tage Jakobs, die Jahre 8 Als aber Israel die Söhne Josephs sah,
seines Lebens, betrugen 147 Jahre. 29 Als fragte er: Wer sind diese? 9 Joseph ant-
nun die Zeit kam, daß Israel sterben soll- wortete: Es sind meine Söhne, die mir
te, rief er seinen Sohn Joseph und sprach Gott hier geschenkt hat! Er sprach: Brin-
zu ihm: Wenn ich Gnade gefunden habe ge sie doch her zu mir, daß ich sie segne!
vor deinen Augen, so lege doch deine 10 Denn Israels Augen waren vom Alter
Hand unter meine Hüfte und erweise mir kurzsichtig geworden, daß er nicht mehr
Liebe und Treue: Begrabe mich doch ja [gut] sehen konnte. Als er sie nun zu ihm
nicht in Ägypten! 30 Sondern ich will bei brachte, küßte und umarmte er sie.
meinen Vätern liegen; darum sollst du 11 Und Israel sprach zu Joseph: Daß ich
mich aus Ägypten wegführen und mich dein Angesicht noch sehen darf, darum
in ihrem Grab begraben! Er sprach: Ich hätte ich nicht zu bitten gewagt; und nun,
will tun, wie du gesagt hast! siehe, hat mich Gott sogar deine Nach-
31 Er aber sprach: So schwöre mir! Da kommen sehen lassen!
schwor er ihm. Und Israel betete an am 12 Und Joseph nahm sie von seinen Knien
Kopfende des Bettes. und warf sich auf sein Angesicht zur Erde
nieder. 13 Danach nahm Joseph sie beide,
Jakobs letzte Verfügung Ephraim in seine Rechte, zur Linken Isra-
Und es geschah nach diesen Bege- els, und Manasse in seine Linke, zur Rech-
benheiten, da wurde dem Joseph ten Israels, und brachte sie zu ihm. 14 Da
gesagt: Siehe, dein Vater ist krank! Und streckte Israel seine Rechte aus und legte
er nahm seine zwei Söhne Manasse und sie auf Ephraims Haupt, obwohl er der
Ephraim mit sich. 2 Und man berichtete Jüngere war, seine Linke aber auf Ma-
dem Jakob und sagte: Siehe, dein Sohn nasses Haupt, indem er so seine Hände
Joseph kommt zu dir! Und Israel machte kreuzte, obwohl Manasse der Erstgebore-
sich stark und setzte sich auf im Bett. ne war.
3 Und Jakob sprach zu Joseph: Gott, der 15 Und er segnete Joseph und sprach: Der
Allmächtige erschien mir in Lus im Land Gott, vor dessen Angesicht meine Väter
Kanaan und segnete mich 4 und sprach Abraham und Isaak gewandelt haben;
zu mir: Siehe, ich will dich fruchtbar ma- der Gott, der mich behütet hat, seitdem
chen und dich mehren und dich zu einer ich bin, bis zu diesem Tag; 16 der Engel,
Menge von Völkern machen, und ich will der mich erlöst hat aus allem Bösen, der
deinem Samen nach dir dieses Land zum segne die Knaben, und durch sie werde
ewigen Besitz geben! mein Name genannt und der Name mei-
5 So sollen nun deine beiden Söhne, die ner Väter Abraham und Isaak, und sie
dir im Land Ägypten geboren wurden, sollen zu einer großen Menge werden auf
ehe ich zu dir nach Ägypten gekommen Erden!
bin, mir angehören; Ephraim und Ma- 17 Als aber Joseph sah, daß sein Vater die
nasse sollen mir angehören wie Ruben rechte Hand auf Ephraims Haupt legte,
und Simeon! 6 Die Kinder aber, die du mißfiel es ihm; darum ergriff er die Hand
nach ihnen zeugst, sollen dir angehören seines Vaters, um sie von Ephraims Haupt
und sollen in ihrem Erbteil nach dem Na- auf Manasses Haupt zu wenden. 18 Dabei
men ihrer Brüder genannt werden. 7 Und sprach Joseph zu seinem Vater: Nicht so,
als ich aus Paddan kam, starb Rahel bei mein Vater; denn dieser ist der Erstgebo-
mir im Land Kanaan, auf dem Weg, als rene; lege deine Rechte auf sein Haupt!
58 1. MOSE 48.49
19 Aber sein Vater weigerte sich und sen! Deine Hand wird auf dem Nacken
sprach: Ich weiß es, mein Sohn, ich weiß deiner Feinde sein; vor dir werden sich
es wohl! Auch er soll zu einem Volk wer- die Söhne deines Vaters beugen. 9 Juda
den, und auch er soll groß sein; aber ist ein junger Löwe; mit Beute beladen
doch soll sein jüngerer Bruder größer steigst du, mein Sohn, empor! Er hat sich
werden, und sein Same wird eine Menge gekauert und gelagert wie ein Löwe, wie
von Völkern sein! 20 So segnete er sie an eine Löwin; wer darf ihn aufwecken? 10 Es
jenem Tag und sprach: Mit dir wird man wird das Zepter nicht von Juda weichen,
sich in Israel segnen und sagen: Gott ma- noch der Herrscherstab von seinen
che dich wie Ephraim und Manasse! So Füßen, bis der Schilo kommta, und ihm
setzte er Ephraim dem Manasse voran. werden die Völker gehorsam sein. 11 Er
21 Und Israel sprach zu Joseph: Siehe, ich wird sein Füllen an den Weinstock binden
sterbe; aber Gott wird mit euch sein und und das Junge seiner Eselin an die Edel-
wird euch zurückbringen in das Land eu- rebe; er wird sein Kleid im Wein waschen
rer Väter. 22 Und ich schenke dir einen und seinen Mantel in Traubenblut; 12 sei-
Bergrücken, den du vor deinen Brüdern ne Augen sind dunkler als Wein und seine
voraushaben sollst; ich habe ihn den Zähne weißer als Milch.
Amoritern mit meinem Schwert und mei- 13 Sebulon wird an der Küste des Meeres
nem Bogen aus der Hand genommen. wohnen, am Anlegeplatz der Schiffe, und
er lehnt sich an Zidon an.
Prophetische Segensworte 14 Issaschar ist ein knochiger Esel, der
für Jakobs Söhne zwischen den Hürden liegt; 15 und weil
5Mo 33
er sieht, daß die Ruhe gut und das Land
Und Jakob rief seine Söhne zu sich lieblich ist, so neigt er seine Schultern
und sprach: Kommt zusammen, zum Tragen und wird ein fronpflichtiger
damit ich euch verkünde, was euch in Knecht.
künftigen Tagen begegnen wird! 2 Ver- 16 Dan wird sein Volk richten als einer der
sammelt euch und horcht auf, ihr Söhne Stämme Israels. 17 Dan wird eine Schlan-
Jakobs, hört auf Israel, euren Vater! ge am Weg sein, eine Otter auf dem Pfad,
3 Ruben: du bist mein erstgeborener Sohn, die das Roß in die Fersen beißt, so daß
meine Kraft und der Erstling meiner der Reiter rückwärts stürzt. 18 — O HERR,
Stärke, von hervorragender Würde und ich warte auf dein Heil!
vorzüglicher Kraft. 4 Du warst wie bro- 19 Den Gad drängt eine Schar; aber er
delndes Wasser, du sollst nicht den Vor- drängt sie zurück.
zug haben! Denn du bist auf das Bett 20 Von Asser: Fettes ist sein Brot; und er
deines Vaters gestiegen, du hast es dort gibt königliche Leckerbissen.
entweiht; er stieg auf mein Lager! 21 Naphtali ist eine losgelassene Hirsch-
5 Simeon und Levi sind Brüder, Waffen kuh; er kann schöne Worte machen.
der Gewalt sind ihre Schwerter! 6 Meine 22 Joseph ist ein junger Fruchtbaum, ein
Seele komme nicht in ihren geheimen junger Fruchtbaum an der Quelle; seine
Rat, und meine Ehre vereine sich nicht Zweige klettern über die Mauer hinaus.
mit ihrer Versammlung! Denn sie haben 23 Zwar reizen ihn die Bogenschützen und
Männer gemordet in ihrem Zorn und beschießen und bekämpfen ihn; 24 aber
Stiere verstümmelt in ihrer Willkür. 7 Ver- sein Bogen bleibt unerschütterlich, und
flucht sei ihr Zorn, weil er so heftig, und gelenkig sind die Arme seiner Hände,
ihr Grimm, weil er so hart ist! Ich will sie von den Händen des Mächtigen Jakobs,
verteilen unter Jakob und zerstreuen un- vom Namen des Hirten, des Felsens Isra-
ter Israel. els, 25 von dem Gott deines Vaters — er
8 Dich, Juda, werden deine Brüder prei- wird dir beistehen; von dem Allmächtigen

a (49,10) bed. »Der Ruhebringer« (vgl. Mt 11,28-30; Hebr 4,1-11).


1. MOSE 49.50 59
— er wird dich segnen mit Segnungen vorüber waren, redete Joseph mit dem
vom Himmel herab, mit Segnungen der Haus des Pharao und sprach: Wenn ich
Tiefe, die unten liegt, mit Segnungen der Gnade gefunden habe in euren Augen,
Brüste und des Mutterschoßes! 26 Die so redet doch vor den Ohren des Pharao
Segnungen deines Vaters übertreffen die und sprecht: 5 Mein Vater hat einen Eid
Segnungen meiner Voreltern, sie reichen von mir genommen und zu mir gesagt:
bis an die Köstlichkeit der ewigen Hügel. Siehe, ich sterbe; begrabe mich in mei-
Sie sollen auf das Haupt Josephs kom- nem Grab, das ich mir im Land Kanaan
men, auf den Scheitel des Geweihten un- angelegt habe! So laß mich nun hinauf-
ter seinen Brüdern! ziehen, daß ich meinen Vater begrabe
27 Benjamin ist ein reißender Wolf; am und danach wiederkomme!
Morgen verzehrt er Raub, und bis zum 6 Und der Pharao sprach: Zieh hinauf und
Abend verteilt er Beute. begrabe deinen Vater, wie er dich hat
28 Diese alle sind die zwölf Stämme Isra- schwören lassen!
els; und das ist es, was ihr Vater zu ihnen 7 Da zog Joseph hinauf, um seinen Vater
geredet und womit er sie gesegnet hat; zu begraben; und mit ihm zogen alle
und zwar segnete er jeden mit einem be- Knechte des Pharao hinauf, alle Ältesten
sonderen Segen. seines Hauses und alle Ältesten des Lan-
des Ägypten; 8 dazu das ganze Haus Jo-
Jakobs Tod sephs und seine Brüder und das Haus
29 Und er gebot ihnen und sprach zu ihnen: seines Vaters; nur ihre Kinder, Schafe
Ich werde zu meinem Volk versammelt und Rinder ließen sie im Land Gosen
werden; begrabt mich bei meinen Vätern zurück. 9 Es begleiteten ihn auch Wagen
in der Höhle auf dem Acker Ephrons, des und Reiter, und es war ein großer Heer-
Hetiters, 30 in der Höhle Machpelah, Mam- zug.
re gegenüber, im Land Kanaan, wo Abra- 10 Als sie nun zur Tenne Atad kamen,
ham den Acker als Erbbegräbnis gekauft die jenseits des Jordan liegt, hielten sie
hat von Ephron, dem Hetiter. 31 Dort hat dort eine große und feierliche Totenkla-
man Abraham und seine Frau Sarah be- ge; denn [Joseph] veranstaltete für seinen
graben, ebenso Isaak und seine Frau Re- Vater eine siebentägige Trauer. 11 Als aber
bekka, und dort habe ich auch Lea begra- die Bewohner des Landes, die Kanaani-
ben; 32 der Acker und seine Höhle wurde ter, die Trauer bei der Tenne Atad sahen,
den Hetitern abgekauft. sprachen sie: Die Ägypter halten da eine
33 Als aber Jakob seine Befehle an seine große Klage! Daher wurde der Ort, der
Söhne vollendet hatte, zog er seine Füße jenseits des Jordan liegt, »Die Klage der
aufs Bett zurück, verschied und wurde zu Ägypter« genannt.
seinem Volk versammelt. 12 Seine Söhne aber handelten so, wie er
ihnen befohlen hatte: 13 sie führten ihn
Jakobs Beerdigung im Land Kanaan ins Land Kanaan und begruben ihn in der
1Mo 47,28-31; 49,29-33
Höhle des Ackers Machpelah, die Abra-
Da fiel Joseph auf das Angesicht ham samt dem Acker als Erbbegräbnis
seines Vaters und weinte über ihm gekauft hatte von Ephron, dem Hetiter,
und küßte ihn. 2 Danach befahl Joseph gegenüber von Mamre. 14 Joseph aber
seinen Dienern, den Ärzten, daß sie sei- kehrte nach dem Begräbnis seines Vaters
nen Vater einbalsamierten; und die Ärzte wieder nach Ägypten zurück, er und seine
balsamierten Israel ein. 3 Und sie ver- Brüder und alle, die mit ihm hinaufgezo-
wendeten darauf volle 40 Tage; denn so gen waren, um seinen Vater zu begraben.
lange dauert die Einbalsamierung; aber
beweint haben ihn die Ägypter 70 Tage Josephs Bruderliebe. Gottes Plan
lang. 15 Als nun Josephs Brüder sahen, daß ihr
4 Als aber die Tage der Trauer um ihn Vater gestorben war, sprachen sie: Joseph
60 1. MOSE 50
könnte gegen uns feindselig werden und versorgen! Und er tröstete sie und redete
uns all die Bosheit vergelten, die wir an freundlich mit ihnen.
ihm verübt haben! 16 Darum ließen sie
Joseph sagen: Dein Vater befahl vor sei- Josephs letzte Tage. Sein Tod
nem Tod und sprach: 17 So sollt ihr zu 22 Und Joseph blieb in Ägypten, er und
Joseph sagen: Bitte, vergib doch deinen das Haus seines Vaters; und Joseph lebte
Brüdern die Schuld und ihre Sünde, daß 110 Jahre. 23 Und Joseph sah die Kinder
sie so Böses an dir getan haben! So vergib Ephraims bis in das dritte Glied; auch die
nun den Knechten des Gottes deines Va- Kinder Machirs, des Sohnes Manasses,
ters ihre Schuld! Da weinte Joseph, als sie saßen noch auf Josephs Knien.
ihm das sagen ließen. 24 Und Joseph sprach zu seinen Brüdern:
18 Dann gingen seine Brüder selbst hin Ich sterbe; aber Gott wird euch gewiß
und fielen vor ihm nieder und sprachen: heimsuchen und euch aus diesem Land
Siehe, wir sind deine Knechte! hinaufführen in das Land, das er Abraham,
19 Aber Joseph sprach zu ihnen: Fürchtet Isaak und Jakob zugeschworen hat. 25 Und
euch nicht! Bin ich denn an Gottes Stel- Joseph nahm einen Eid von den Söhnen
le? 20 Ihr gedachtet mir zwar Böses zu Israels und sprach: Gewißlich wird Gott
tun; aber Gott gedachte es gut zu ma- euch heimsuchen, und ihr sollt dann mei-
chen, um es so hinauszuführen, wie es ne Gebeine von hier hinaufbringen!
jetzt zutage liegt, um ein zahlreiches Volk 26 Und Joseph starb, 110 Jahre alt; und
am Leben zu erhalten. 21 So fürchtet euch man balsamierte ihn ein und legte ihn in
nun nicht; ich will euch und eure Kinder einen Sarg in Ägypten.
Das zweite Buch Mose (Exodus)
DAS VOLK ISRAEL IN ÄGYPTEN: 15 Und der König von Ägypten redete mit
UNTERDRÜCKUNG UND BEFREIUNG den hebräischen Hebammen, von de-
Kapitel 1 - 15 nen die eine Schiphra, die andere Pua
Der Sklavendienst Israels in Ägypten hieß, 16 und er sprach: Wenn ihr die
5Mo 26,5-6; Apg 7,18-19 Hebräerinnen entbindet, so seht auf der
Und dies sind die Namen der Söhne Stelle nach; wenn es ein Sohn ist, so tötet
Israels, die nach Ägypten gekommen ihn, ist es aber eine Tochter, so laßt sie
waren; sie kamen mit Jakob, jeder mit leben! 17 Aber die Hebammen fürchteten
seinem Hausa: 2 Ruben, Simeon, Levi Gott und taten nicht, was ihnen der König
und Juda; 3 Issaschar, Sebulon und Ben- von Ägypten befohlen hatte, sondern sie
jamin; 4 Dan und Naphtali, Gad und As- ließen die Knaben leben. 18 Da ließ der
ser. 5 Und die ganze Nachkommenschaft König von Ägypten die Hebammen rufen
Jakobs betrug damals 70 Seelen. Joseph und fragte sie: Warum tut ihr das, daß ihr
aber war schon [vorher] in Ägypten. die Knaben leben laßt?
6 Und Joseph starb und alle seine Brüder 19 Da antworteten die Hebammen dem
und jene ganze Generation. 7 Aber die Pharao: Nun, die hebräischen Frauen sind
Kinder Israels waren fruchtbar, regten und nicht wie die ägyptischen; sie sind leb-
mehrten sich und wurden so zahlreich, hafter; ehe die Hebamme zu ihnen
daß das Land von ihnen voll wurde. kommt, haben sie geboren! 20 Und Gott
8 Da kam ein neuer König auf über segnete die Hebammen; das Volk aber
Ägypten, der nichts von Joseph wußte. vermehrte sich und nahm gewaltig zu.
9 Der sprach zu seinem Volk: Siehe, 21 Und es geschah, weil die Hebammen
das Volk der Kinder Israels ist zahlrei- Gott fürchteten, baute er ihnen Häuser.c
cher und stärker als wir. 10 Wohlan, laßt 22 Da gebot der Pharao seinem ganzen
uns kluge Maßnahmen gegen sie ergrei- Volk und sprach: Werft alle Söhne, die [ih-
fen, daß sie nicht zu viele werden; sie nen] geboren werden, in den Nil; aber
könnten sonst, wenn sich ein Krieg er- alle Töchter laßt leben!
hebt, womöglich zu unseren Feinden
übergehen und gegen uns kämpfen und Moses Geburt und Bewahrung
Apg 7,20-22; Hebr 11,23
aus dem Land ziehen.
11 Darum setzte man Sklaventreiber über Und ein Mann aus dem Haus Levi
sie, um sie durch Lastenb zu bedrücken; ging hin und nahm eine Tochter Levis
und sie bauten dem Pharao die Vorrats- zur Frau. 2 Und die Frau wurde schwan-
städte Pitom und Ramses. 12 Je mehr sie ger und gebar einen Sohn. Und als sie
aber [das Volk] bedrückten, desto zahl- sah, daß er schön war, verbarg sie ihn
reicher wurde es, und desto mehr breite- drei Monate lang. 3 Als sie ihn aber nicht
te es sich aus, so daß ihnen vor den Kin- länger verbergen konnte, nahm sie ein
dern Israels graute. 13 Darum zwangen Kästchen aus Schilfrohr und bestrich es
die Ägypter die Kinder Israels mit Gewalt mit Asphalt und Pech und legte das Kind
zum Dienst, 14 und sie machten ihnen hinein; und sie legte es in das Schilf am
das Leben bitter mit harter Zwangsarbeit Ufer des Nils. 4 Aber seine Schwester stell-
an Lehm und Ziegeln und mit allerlei te sich in einiger Entfernung auf, um zu
Feldarbeit, lauter Arbeiten, zu denen man erfahren, wie es ihm ergehen würde.
sie mit Gewalt zwang. 5 Da kam die Tochter des Pharao herab,

a (1,1) d.h. mit seiner Familie und der Dienerschaft, c (1,21) d.h. er schenkte ihnen Familien und reiche
die zur Hausgemeinschaft gehörte. Nachkommenschaft (vgl. 2Sam 7,11.27).
b (1,11) d.h. durch schwere Zwangsarbeit.
62 2. MOSE 2.3
um im Nil zu baden, und ihre Jungfrau- Midian hatte sieben Töchter; die kamen,
en gingen an das Ufer des Nils; und als sie um Wasser zu schöpfen, und füllten die
das Kästchen mitten im Schilf sah, sandte Tränkrinnen, um die Schafe ihres Vaters zu
sie ihre Magd hin und ließ es holen. 6 Und tränken. 17 Da kamen Hirten und jagten
als sie es öffnete, sah sie das Kind. Und sie fort. Aber Mose erhob sich und kam ih-
siehe, es war ein weinendes Knäblein! Da nen zu Hilfe und tränkte ihre Schafe.
erbarmte sie sich über es und sprach: Es 18 Und als sie zu ihrem Vater Reguel ka-
ist eines der hebräischen Kinder! men, sprach er: Warum seid ihr heute so
7 Da sprach seine Schwester zu der Toch- bald wiedergekommen? 19 Sie sprachen:
ter des Pharao: Soll ich hingehen und Ein ägyptischer Mann hat uns aus der
eine hebräische Amme rufen, damit sie Hand der Hirten gerettet, und er schöpfte
dir das Kindlein stillt? uns auch Wasser genug und tränkte die
8 Und die Tochter des Pharao sprach zu Schafe! 20 Er sprach zu seinen Töchtern:
ihr: Geh hin! Da ging die Jungfrau hin und Und wo ist er? Warum habt ihr den Mann
rief die Mutter des Kindes. 9 Da sprach dort gelassen? Ruft ihn her, daß er [mit
die Tochter des Pharao zu ihr: Nimm das uns] Brot ißt!
Kindlein mit und stille es mir; ich will dir 21 Und Mose willigte ein, bei dem Mann zu
deinen Lohn geben! Da nahm die Frau bleiben; und der gab Mose seine Tochter
das Kind zu sich und stillte es. 10 Und als Zippora zur Frau. 22 Und sie gebar einen
das Kind groß geworden war, da brachte Sohn, dem gab er den Namen Gersom;
sie es der Tochter des Pharao, und es wur- denn er sprach: Ich bin ein Fremdling ge-
de ihr Sohn, und sie gab ihm den Namen worden in einem fremden Land!
Mose. Denn sie sprach: Ich habe ihn aus 23 Aber viele Tage danach starb der König
dem Wasser gezogen. von Ägypten. Und die Kinder Israels seufz-
ten über ihre Knechtschaft und schrieen.
Moses Flucht nach Midian Und ihr Geschrei über ihre Knechtschaft
Apg 7,23-29; Hebr 11,24-26
kam vor Gott. 24 Und Gott erhörte ihr
11 Es geschah aber zu der Zeit, als Mose er- Wehklagen, und Gott gedachte an sei-
wachsen geworden war, da ging er hinaus nen Bund mit Abraham, Isaak und Ja-
zu seinen Brüdern und sah ihre Lasten; kob. 25 Und Gott sah auf die Kinder Isra-
und er sah, daß ein Ägypter einen Hebräer els, und Gott nahm sich ihrer an.
schlug, einen seiner Brüder. 12 Da schaute
er sich nach allen Seiten um, und als er sah, Der brennende Busch. Moses Berufung
Apg 7,30-34; 2Mo 6,2-8
daß kein Mensch anwesend war, erschlug
er den Ägypter und verscharrte ihn im Mose aber hütete die Schafe Jethros,
Sand. 13 Am zweiten Tag ging er auch hin- seines Schwiegervaters, des Priesters
aus, und siehe, zwei hebräische Männer in Midian. Und er trieb die Schafe über
stritten miteinander, und er sprach zu dem die Wüste hinaus und kam an den Berg
Schuldigen: Warum schlägst du deinen Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des
Nächsten? HERRN erschien ihm in einer Feuerflam-
14 Er aber sprach: Wer hat dich zum Ober- me mitten aus dem Dornbusch. Und als
sten und Richter über uns gesetzt? Willst er hinsah, siehe, da brannte der Dorn-
du mich auch töten, wie du den Ägypter busch im Feuer, und der Dornbusch wur-
getötet hast? Da fürchtete sich Mose und de doch nicht verzehrt. 3 Da sprach Mose:
sprach: Wahrlich, die Sache ist bekannt Ich will doch hinzutreten und diese große
geworden! Erscheinung ansehen, warum der Dorn-
15 Und es kam vor den Pharao, und der busch nicht verbrennt!
trachtete danach, Mose umzubringen. Aber 4 Als aber der HERR sah, daß er hinzutrat,
Mose floh vor dem Pharao und hielt sich um zu schauen, rief ihm Gott mitten aus
im Land Midian auf. Und er setzte sich dem Dornbusch zu und sprach: Mose,
an einen Brunnen. 16 Aber der Priester in Mose! Er antwortete: Hier bin ich!
2. MOSE 3.4 63
5 Da sprach er: Tritt nicht näher heran! Zie- 15 Und weiter sprach Gott zu Mose: So
he deine Schuhe aus von deinen Füßen; sollst du zu den Kindern Israels sagen:
denn der Ort, wo du stehst, ist heiliges Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott
Land! 6 Und er sprach: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott
deines Vaters, der Gott Abrahams, der Jakobs, hat mich zu euch gesandt; das ist
Gott Isaaks und der Gott Jakobs! Da mein Name ewiglich, ja, das ist der Name,
verbarg Mose sein Angesicht; denn er mit dem ihr an mich gedenken sollt von
fürchtete sich, Gott anzuschauen. Geschlecht zu Geschlecht.
7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend 16 Geh hin und versammle die Ältesten von
meines Volkes in Ägypten gesehen, und Israel und sprich zu ihnen: Der HERR, der
ich habe ihr Geschrei gehört über die, Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks
welche sie antreiben; ja, ich kenne ihre und Jakobs, ist mir erschienen und hat ge-
Schmerzen. 8 Und ich bin herabgekom- sagt: Ich habe genau achtgegeben auf euch
men, um sie zu erretten aus der Hand und auf das, was euch in Ägypten gesche-
der Ägypter und sie aus diesem Land zu hen ist, 17 und ich habe gesagt: Ich will euch
führen in ein gutes und weites Land, in aus dem Elend Ägyptens herausführen in
ein Land, in dem Milch und Honig fließt, das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter,
an den Ort der Kanaaniter, Hetiter, Amo- Pheresiter, Hewiter und Jebusiter, in das
riter, Pheresiter, Hewiter und Jebusiter. Land, in dem Milch und Honig fließt.
9 Und nun siehe, das Geschrei der Kinder 18 Und wenn sie auf dich hören, so sollst du
Israels ist vor mich gekommen, und ich und die Ältesten von Israel zum König von
habe auch ihre Bedrängnis gesehen, wie Ägypten hineingehen und zu ihm sagen:
die Ägypter sie bedrücken. 10 So geh nun Der HERR, der Gott der Hebräer, ist uns be-
hin! Denn ich will dich zu dem Pharao gegnet. So laß uns nun drei Tagereisen weit
senden, damit du mein Volk, die Kinder in die Wüste gehen, damit wir dem HERRN,
Israels, aus Ägypten führst! unserem Gott, Opfer darbringen! 19 Aber
11 Mose aber sprach zu Gott: Wer bin ich, ich weiß, daß euch der König von Ägypten
daß ich zum Pharao gehen, und daß ich nicht ziehen lassen wird, auch nicht durch
die Kinder Israels aus Ägypten führen eine starke Hand. 20 Aber ich werde meine
sollte? 12 Da sprach er: Ich will mit dir Hand ausstrecken und Ägypten schlagen
sein; und dies soll dir das Zeichen sein, mit allen meinen Wundertaten, die ich in
daß ich dich gesandt habe: Wenn du das seiner Mitte tun will; danach wird er euch
Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr ziehen lassen.
an diesem Berg Gott dienen! 21 Und ich will diesem Volk Gunst ver-
schaffen bei den Ägyptern, so daß ihr
Gottes Selbstoffenbarung nicht leer ausziehen müßt, wenn ihr aus-
und Auftrag an Mose zieht; 22 sondern die Frau eines jeden [von
13 Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn euch] soll von ihrer Nachbarin und Haus-
ich zu den Kindern Israels komme und genossin silberne und goldene Geräte und
zu ihnen sage: Der Gott eurer Väter hat Kleider fordern; die sollt ihr euren Söhnen
mich zu euch gesandt!, und sie mich fra- und Töchtern geben und Ägypten berau-
gen werden: Was ist sein Name? — was ben.
soll ich ihnen sagen?
14 Gott sprach zu Mose: »Ich bin, der ich
Moses Widerstreben gegen Gottes Auftrag
Jer 1,4-9
bin!«a Und er sprach: So sollst du zu den
Kindern Israels sagen: »Ich bin«, der hat Und Mose antwortete und sprach:
mich zu euch gesandt. Aber siehe, sie werden mir nicht glau-

a (3,14) Der hebräische Name des Gottes Israels (in dieser Übersetzung mit HERR wiedergegeben; wahrscheinlich
lautete er »Jahweh«) beruht auf dem hebr. Wort hawa »sein, existieren«; von daher die Wendung »Ich bin, der ich
bin« (vgl. auch das Ich bin in Joh 8,58 u.a.).
64 2. MOSE 4
ben und nicht auf mich hören, sondern hend oder blind? Bin ich es nicht, der
sagen: Der HERR ist dir nicht erschienen! HERR? 12 So geh nun hin: Ich will mit dei-
2 Da sprach der HERR zu ihm: Was hast du nem Mund sein und dich lehren, was du
in deiner Hand? Er antwortete: Einen Stab! sagen sollst!«
3 Da sprach er: Wirf ihn auf die Erde! Und er 13 Da erwiderte Mose: Bitte, Herr, sende
warf ihn auf die Erde; da wurde er zu einer doch, wen du senden willst!
Schlange. Und Mose floh vor ihr. 4 Aber 14 Da wurde der HERR sehr zornig über
der HERR sprach zu Mose: »Strecke deine Mose und sprach: »Weiß ich denn nicht,
Hand aus und ergreife sie beim Schwanz!« daß dein Bruder Aaron, der Levit, gut re-
Da streckte er seine Hand aus und ergriff den kann? Und siehe, er zieht dir ent-
sie. Und sie wurde zum Stab in seiner gegen, und wenn er dich sieht, so wird
Hand. 5 »Darum werden sie glauben, daß er sich von Herzen freuen. 15 Du sollst
der HERR dir erschienen ist, der Gott ihrer zu ihm reden und ihm die Worte in den
Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks Mund legen; so will ich mit deinem Mund
und der Gott Jakobs.« und mit seinem Mund sein und euch leh-
6 Und der HERR sprach weiter zu ihm: ren, was ihr tun sollt. 16 Und er soll für
»Stecke doch deine Hand in deinen Ge- dich zum Volk reden und soll dein Mund
wandbausch!« Da steckte er seine Hand sein, und du sollst für ihn an Gottes Stel-
in seinen Gewandbausch; und als er sie le sein.a 17 Und nimm diesen Stab in dei-
herauszog, siehe, da war seine Hand aus- ne Hand, mit dem du die Zeichen tun
sätzig wie Schnee. sollst!«
7 Und er sprach: »Stecke deine Hand wie-
der in deinen Gewandbausch!« Und er Mose kehrt nach Ägypten zurück
steckte seine Hand wieder in seinen Ge- 18 Da ging Mose hin und kam zurück
wandbausch; und als er sie aus seinem zu Jethro, seinem Schwiegervater, und
Gewandbausch herauszog, siehe, da war sprach zu ihm: Laß mich doch gehen und
sie wieder geworden wie sein [übriges] zu meinen Brüdern zurückkehren, die in
Fleisch. Ägypten sind, und sehen, ob sie noch le-
8 »Wenn sie dir nun nicht glauben und ben! Und Jethro sprach zu Mose: Geh hin
nicht auf die Botschaft des ersten Zei- in Frieden!
chens hören, so werden sie doch der 19 Und der HERR sprach zu Mose in Midi-
Botschaft des zweiten Zeichens glauben. an: Geh nach Ägypten zurück; denn die
9 Wenn sie aber auch diesen beiden Zei- Leute sind alle tot, die nach deinem Le-
chen nicht glauben und nicht auf deine ben trachteten! 20 So nahm Mose seine
Stimme hören, so nimm Wasser aus dem Frau und seine Söhne und ließ sie auf ei-
Nil und gieße es auf das trockene Land; so nem Esel reiten und zog wieder in das
wird das Wasser, das du aus dem Nil ge- Land Ägypten. Mose nahm auch den Stab
nommen hast, auf dem trockenen Land Gottes in seine Hand.
zu Blut werden.« 21 Und der HERR sprach zu Mose: Wenn
10 Mose aber sprach zum HERRN: Ach du wieder nach Ägypten kommst, so ach-
mein Herr, ich bin kein Mann, der reden te darauf, daß du vor dem Pharao all die
kann; ich bin es von jeher nicht gewe- Wunder tust, die ich in deine Hand gege-
sen, und bin es auch jetzt nicht, seitdem ben habe. Ich aber will sein Herz verstok-
du mit deinem Knecht geredet hast; denn ken, daß er das Volk nicht ziehen lassen
ich habe einen schwerfälligen Mund und wird. 22 Und du sollst zum Pharao sagen:
eine schwere Zunge! So spricht der HERR: »Israel ist mein erst-
11 Da sprach der HERR zu ihm: »Wer hat geborener Sohn; 23 darum sage ich dir:
dem Menschen den Mund gemacht? Oder Laß meinen Sohn ziehen, damit er mir
wer macht ihn stumm oder taub oder se- dient; wenn du dich aber weigern wirst,

a (4,16) od. zum Gott sein; d.h. höchste Autorität wie Gott.
2. MOSE 4.5 65
ihn ziehen zu lassen, siehe, so werde ich 4 Da sprach der König von Ägypten zu ih-
deinen eigenen erstgeborenen Sohn um- nen: Mose und Aaron, warum zieht ihr
bringen!« das Volk von ihren Pflichten ab? Geht hin
24 Es geschah aber, als er unterwegs in der an eure Lasten! 5 Weiter sprach der Pha-
Herberge war, da trat ihm der HERR entge- rao: Siehe, es ist schon zuviel Volk im
gen und wollte ihn töten. 25 Da nahm Zip- Land; und ihr wollt sie noch von ihren
pora einen scharfen Stein und beschnitt Lasten [ausruhen und] feiern lassen?
ihrem Sohn die Vorhaut und warf sie ihm 6 Und der Pharao gab an demselben Tag
vor die Füße und sprach: Fürwahr, du bist den Treibern des Volkes und seinen Auf-
mir ein Blutbräutigam! 26 Da ließ Er von sehern Befehl und sprach: 7 Ihr sollt dem
ihm ab. Sie sagte aber »Blutbräutigam« Volk kein Stroh mehr geben zum Zie-
wegen der Beschneidung.a gelstreichen wie gestern und vorgestern.
27 Und der HERR sprach zu Aaron: Geh Laßt sie selbst hingehen und sich Stroh
hin, Mose entgegen in die Wüste! Da ging zusammensuchen! 8 Ihr sollt ihnen aber
er hin und traf ihn am Berg Gottes und dennoch die bestimmte Zahl Ziegel aufer-
küßte ihn. 28 Und Mose verkündete Aa- legen, die sie gestern und vorgestern ge-
ron alle Worte des HERRN, der ihn gesandt macht haben, und davon nichts nachlas-
hatte, auch alle Zeichen, die er ihm be- sen; denn sie sind faul. Darum schreien sie
fohlen hatte. und sprechen: Wir wollen hingehen und
29 Da gingen Mose und Aaron hin und unserem Gott Opfer darbringen! 9 Schwer
versammelten alle Ältesten der Kinder soll die Arbeit auf den Leuten lasten, so
Israels. 30 Und Aaron redete alle Worte, daß sie damit zu schaffen haben und
die der HERR zu Mose gesprochen hatte; nicht auf trügerische Worte achten!
und er tat die Zeichen vor den Augen des 10 Da gingen die Treiber des Volkes und
Volkes. 31 Da glaubte das Volk. Und als sie seine Aufseher hinaus, redeten mit dem
hörten, daß der HERR sich der Kinder Is- Volk und sprachen: So spricht der Pharao:
raels angenommen und ihr Elend ange- »Ich gebe euch kein Stroh mehr; 11 geht
sehen habe, da neigten sie sich und bete- ihr selbst hin, holt euch Stroh, wo ihr
ten an. es findet, aber von eurem Tagewerk wird
euch nichts erlassen!« 12 Da zerstreute
Mose und Aaron vor dem Pharao sich das Volk im ganzen Land Ägypten,
2Mo 3,18-19
um Stoppeln zu sammeln, damit sie ge-
Danach gingen Mose und Aaron hin- hacktes Stroh hätten. 13 Und die Treiber
ein und sagten zu dem Pharao: So trieben sie an und sprachen: Erfüllt euer
spricht der HERR, der Gott Israels: Laß bestimmtes Tagewerk, wie [zuvor], als ihr
mein Volk ziehen, damit es mir in der noch Stroh hattet! 14 Und die Aufseher
Wüste ein Fest hält! der Kinder Israels, welche die Treiber des
2 Der Pharao antwortete: Wer ist der HERR, Pharao über sie gesetzt hatten, wurden
daß ich auf seine Stimme hören sollte, geschlagen, und es wurde zu ihnen ge-
um Israel ziehen zu lassen? Ich kenne den sagt: Warum habt ihr weder heute noch
HERRN nicht, und ich will Israel auch nicht gestern euer Maß an Ziegeln erfüllt wie
ziehen lassen! zuvor?
3 Und sie sprachen: Der Gott der Hebräer 15 Da gingen die Aufseher der Kinder
ist uns begegnet; wir wollen drei Tagerei- Israels hinein und schrieen zu dem
sen weit in die Wüste ziehen und dem Pharao und sprachen: Warum behan-
HERRN, unserem Gott, Opfer darbringen, delst du deine Knechte so? 16 Man gibt
damit er uns nicht mit der Pest oder mit deinen Knechten kein Stroh und spricht
dem Schwert schlägt! zu uns: Macht die Ziegel! Und siehe, dei-

a (4,26) Offenkundig hatte es Mose versäumt, seine Söhne gemäß dem Gebot Gottes beschneiden zu lassen (vgl.
1Mo 17,14).
66 2. MOSE 5.6
ne Knechte werden geschlagen; dein Volk HERR, und ich will euch aus den Lasten
versündigt sich! Ägyptens herausführen und will euch aus
17 Er aber sprach: Ihr seid faul, faul ihrer Knechtschaft erretten und will euch
seid ihr! Darum sprecht ihr: Wir wollen erlösen durch einen ausgestreckten Arm
hingehen und dem HERRN Opfer darbrin- und durch große Gerichte. 7 Und ich will
gen! 18 So geht nun hin, arbeitet; Stroh euch als mein Volk annehmen und will
soll man euch nicht geben, aber die be- euer Gott sein; und ihr sollt erkennen, daß
stimmte Anzahl Ziegel sollt ihr liefern! ich, der HERR, euer Gott bin, der euch aus
19 Da sahen die Aufseher der Kinder Isra- den Lasten Ägyptens herausführt. 8 Und
els, daß es mit ihnen schlimm stand, weil ich will euch in das Land bringen, um des-
man sagte: Ihr sollt nichts nachlassen von sentwillen ich meine Hand [zum Schwur]
der Zahl der Ziegel, die ihr täglich zu lie- erhoben habe, daß ich es Abraham, Isaak
fern habt! 20 Und als sie von dem Pharao und Jakob gebe. Das will ich euch zum
hinausgingen, trafen sie Mose und Aa- Besitz geben, ich, der HERR.
ron an, die dort standen und auf sie war- 9 Und Mose sagte dies den Kindern Is-
teten. 21 Da sprachen sie zu ihnen: Der raels. Sie aber hörten nicht auf ihn vor
HERR sehe auf euch und richte es, daß ihr Mißmut und harter Arbeit.
uns verhaßt gemacht habt vor dem Pha- 10 Da redete der HERR mit Mose und
rao und seinen Knechten und ihnen das sprach: 11 Geh hinein, sage dem Pharao,
Schwert in die Hand gegeben habt, um dem König von Ägypten, daß er die Kin-
uns zu töten! der Israels aus seinem Land ziehen las-
22 Da wandte sich Mose an den HERRN sen soll!
und sprach: Herr, warum läßt du dein 12 Mose aber redete vor dem HERRN und
Volk so schlecht behandeln? Warum hast sprach: Siehe, die Kinder Israels hören
du mich hergesandt? 23 Denn seitdem nicht auf mich; wie sollte denn der Pha-
ich hineingegangen bin zum Pharao, um rao auf mich hören? Dazu habe ich unbe-
in deinem Namen zu reden, hat er dieses schnittene Lippen!
Volk schlecht behandelt, und du hast dein 13 So redete der HERR mit Mose und Aa-
Volk gar nicht errettet! ron und gab ihnen Befehl an die Kinder
Israels und an den Pharao, den König von
Gott ermutigt Mose Ägypten, daß sie die Kinder Israels aus
Da sprach der HERR zu Mose: Nun dem Land Ägypten führen sollten.
sollst du sehen, was ich dem Pharao
tun will! Denn durch eine starke Hand Das Geschlechtsregister Moses und Aarons
1Mo 46,8-11; 4Mo 26,5-14; 26,57-62
gezwungen wird er sie ziehen lassen, und
durch eine starke Hand gezwungen wird 14 Dies sind die Häupter ihrer Vaterhäu-
er sie aus seinem Land treiben. ser: Die Söhne Rubens, des erstgebore-
2 Und Gott redete mit Mose und sprach zu nen Sohnes Israels, sind diese: Hanoch
ihm: Ich bin der HERR; 3 ich bin Abraham, und Pallu, Hezron und Karmi. Das sind
Isaak und Jakob erschienen als »Gott, der die Geschlechter von Ruben.
Allmächtige«; aber mit meinem Namen 15 Die Söhne Simeons sind diese: Jemuel
»HERR« habe ich mich ihnen nicht geof- und Jamin und Ohad und Jachim und Zo-
fenbart. 4 Auch habe ich meinen Bund har und Saul, der Sohn der kanaanäischen
mit ihnen aufgerichtet, daß ich ihnen das Frau. Das sind die Geschlechter Sime-
Land Kanaan geben will, das Land ihrer ons.
Fremdlingschaft, in dem sie Fremdlinge 16 Dies sind die Namen der Söhne Levis
gewesen sind. 5 Und ich habe auch das nach ihren Geschlechtern: Gerson und
Seufzen der Kinder Israels gehört, weil Kahat und Merari; und Levi wurde 137
die Ägypter sie zu Knechten machen, und Jahre alt.
habe an meinen Bund gedacht. 6 Darum 17 Die Söhne Gersons sind diese: Libni
sage den Kindern Israels: Ich bin der und Simei nach ihren Geschlechtern.
2. MOSE 6.7 67
18 Die Söhne Kahats sind diese: Amram gesetzt, und dein Bruder Aaron soll dein
und Jizhar und Hebron und Ussiel. Und Prophetb sein. 2 Du sollst alles reden, was
Kahat wurde 133 Jahre alt. ich dir gebieten werde, und dein Bruder
19 Die Söhne Meraris sind diese: Machli Aaron soll es dem Pharao sagen, daß er
und Muschi. Das sind die Geschlechter die Kinder Israels aus seinem Land zie-
Levis nach ihrer Abstammung. hen lassen soll. 3 Aber ich will das Herz
20 Und Amram nahm Jochebed, die des Pharao verhärten, damit ich meine
Schwester seines Vaters, zur Frau, die ge- Zeichen und Wunder im Land Ägypten
bar ihm Aaron und Mose. Und Amram zahlreich werden lasse. 4 Und der Pha-
wurde 137 Jahre alt. rao wird nicht auf euch hören, so daß ich
21 Die Söhne Jizhars sind diese: Korah meine Hand an Ägypten legen und mein
und Nepheg und Sichri. 22 Die Söhne Us- Heer, mein Volk, die Kinder Israels, durch
siels sind diese: Misael und Elzaphan und große Gerichte aus dem Land Ägypten
Sitri. führen werde. 5 Und die Ägypter sollen
23 Aaron aber nahm Eliseba zur Frau, erfahren, daß ich der HERR bin, wenn
die Tochter Amminadabs, die Schwester ich meine Hand über Ägypten ausstrek-
Nachschons; die gebar ihm Nadab und ke und die Kinder Israels herausführe aus
Abihu, Eleasar und Itamar. ihrer Mitte.
24 Die Söhne Korahs sind diese: Assir und 6 Und Mose und Aaron handelten genau
Elkana und Abiasaph. Das sind die Ge- so; wie ihnen der HERR geboten hatte, ge-
schlechter der Korahiter. nau so handelten sie. 7 Und Mose war 80
25 Eleasar aber, der Sohn Aarons, nahm Jahre alt und Aaron 83 Jahre alt, als sie zu
sich eine Frau von den Töchtern Putiels, dem Pharao redeten.
die gebar ihm Pinehas. Das sind die 8 Und der HERR sprach zu Mose und Aaron:
Häupter unter den Vätern der Leviten 9 Wenn der Pharao zu euch sagen wird:
nach ihren Geschlechtern. Tut ein Zeichen, um euch auszuweisen!,
26 Das ist jener Aaron und jener Mose, zu so sollst du zu Aaron sagen: Nimm deinen
denen der HERR sprach: Führt die Kinder Stab und wirf ihn vor den Pharao hin! —
Israels nach ihren Heerscharen aus dem dann wird er zur Schlange werden.
Land Ägypten! 27 Sie sind es, die mit dem 10 Da gingen Mose und Aaron zum Pha-
Pharao, dem König von Ägypten, rede- rao und handelten genau so, wie der HERR
ten, um die Kinder Israels aus Ägypten es ihnen geboten hatte. Und Aaron warf
herauszuführen, jener Mose und jener seinen Stab vor den Pharao und vor
Aaron. seine Knechte hin, und er wurde zur
Schlange. 11 Da rief der Pharao die Wei-
Gott sendet Mose und Aaron zum Pharao sen und Zauberkundigen. Und auch die
28 Und es geschah an demselben Tag, an ägyptischen Zauberer taten dasselbe mit
dem der HERR mit Mose im Land Ägypten ihren Zauberkünsten. 12 Und jeder warf
redete, 29 da sprach der HERR zu Mose: seinen Stab hin, und es wurden Schlan-
Ich bin der HERR, rede zum Pharao, dem gen daraus; aber Aarons Stab verschlang
König von Ägypten, alles, was ich dir ihre Stäbe. 13 Doch das Herz des Pharao
sage! verstockte sich, und er hörte nicht auf sie,
30 Und Mose antwortete vor dem HERRN: so wie der HERR es gesagt hatte.
Siehe, ich habe unbeschnittene Lippen,
wie sollte da der Pharao auf mich hören? Die erste Plage: Wasser wird zu Blut
Ps 105,26-27.29; 78,44; Offb 8,8-9; 16,3-6
Und der HERR sprach zu Mose: Siehe, 14 Und der HERR sprach zu Mose: Das
ich habe dich dem Pharao zum Gotta Herz des Pharao ist verstockt; er weigert

a (7,1) od. an Gottes Stelle / zum obersten Richter (hebr. b (7,1) d.h. der bevollmächtigte Verkünder deiner Worte.
elohim).
68 2. MOSE 7.8
sich, das Volk ziehen zu lassen. 15 Geh Die zweite Plage: Frösche
am Morgen hin zum Pharao; siehe, er Ps 78,45; 105,30; Offb 16,13
wird hinaus ans Wasser gehen; tritt ihm 26 Und der HERR sprach zu Mose: Geh hin-
entgegen am Ufer des Nils und nimm ein zum Pharao und sprich zu ihm: So
den Stab in deine Hand, der zur Schlange spricht der HERR: Laß mein Volk ziehen,
geworden ist, 16 und sprich zu ihm: Der damit es mir dient! 27 Wenn du dich aber
HERR, der Gott der Hebräer, hat mich zu weigerst, es ziehen zu lassen, siehe, so
dir gesandt, um dir zu sagen: Laß mein will ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen
Volk ziehen, damit es mir in der Wüste plagen, 28 und der Nil wird von Fröschen
dient! Aber siehe, du hast bisher nicht wimmeln; die sollen heraufkommen in
hören wollen. 17 Darum, so spricht der dein Haus und in deine Schlafkammer
HERR: Daran sollst du erkenenn, daß ich und auf dein Bett; auch in die Häuser
der HERR bin: Siehe, ich will mit dem Stab, deiner Knechte, unter dein Volk, in deine
den ich in meiner Hand habe, das Was- Backöfen und in deine Backtröge; 29 und
ser schlagen, das im Nil ist, und es soll die Frösche sollen auf dich und auf dein
in Blut verwandelt werden, 18 so daß die Volk und auf alle deine Knechte krie-
Fische im Nil sterben müssen und der chen.
Nil stinken wird; und es wird die Ägypter
ekeln, das Wasser aus dem Nil zu trin- Und der HERR sprach zu Mose: Sage
ken. zu Aaron: Strecke deine Hand und
19 Und der HERR sprach zu Mose: Sage deinen Stab aus über die Nilarme, über
zu Aaron: Nimm deinen Stab und strek- die Kanäle und Sümpfe, und laß Frösche
ke deine Hand aus über die Wasser in über das Land Ägypten kommen!
Ägypten, über seine Nilarme, über seine 2 Und Aaron streckte seine Hand über
Kanäle und über seine Sümpfe und über die Wasser in Ägypten; und die Frösche
alle Wasserbecken, daß sie zu Blut wer- kamen herauf und bedeckten das Land
den und daß im ganzen Land Ägypten Ägypten. 3 Und die Zauberer taten dassel-
Blut sei, selbst in den hölzernen und stei- be mit ihren Zauberkünsten und ließen
nernen [Gefäßen]. Frösche über das Land Ägypten kom-
20 Und Mose und Aaron machten es so, men.
wie es ihnen der HERR geboten hatte. Und 4 Da rief der Pharao Mose und Aaron
er erhob den Stab und schlug vor dem und sprach: Bittet den HERRN, daß er die
Pharao und seinen Knechten das Wasser, Frösche von mir nimmt und von mei-
das im Nil war; da wurde alles Wasser im nem Volk, so will ich das Volk ziehen las-
Nil in Blut verwandelt. 21 Und die Fische sen, damit es dem HERRN Opfer darbrin-
im Nil starben, und der Nil wurde stin- gen kann!
kend, so daß die Ägypter das Nilwasser 5 Und Mose sprach zum Pharao: Du sollst
nicht trinken konnten; und das Blut war die Ehre haben, zu bestimmen, auf wann
im ganzen Land Ägypten. ich für dich, für deine Knechte und für
22 Aber die ägyptischen Zauberer taten dein Volk erbitten soll, daß die Frösche
dasselbe mit ihren Zauberkünsten. Und von dir und deinen Häusern vertrieben
so verstockte sich das Herz des Pharao, werden und nur im Nil bleiben.
und er hörte nicht auf sie, so wie der HERR 6 Er sprach: Auf morgen! Da sprach
es gesagt hatte. 23 Und der Pharao wand- Mose: Wie du gesagt hast; damit du
te sich um und ging heim und nahm sich erfährst, daß niemand ist wie der HERR,
auch das nicht zu Herzen. 24 Aber alle unser Gott! 7 So sollen die Frösche von
Ägypter gruben um den Nil herum nach dir und von deinen Häusern, von dei-
Trinkwasser; denn das Nilwasser konn- nen Knechten und von deinem Volk ge-
ten sie nicht trinken. 25 Und das währte nommen werden; nur im Nil sollen sie
sieben Tage lang, nachdem der HERR den bleiben.
Nil geschlagen hatte. 8 So gingen Mose und Aaron vom Pharao
2. MOSE 8 69
weg; und Mose schrie zum HERRN wegen 18 Und ich will an demselben Tag etwas
der Frösche, die er dem Pharao auferlegt Besonderes tun mit dem Land Gosen,
hatte. 9 Und der HERR handelte so, wie wo mein Volk wohnt, so daß dort keine
Mose gesagt hatte; und die Frösche star- Hundsfliegen sein sollen, damit du er-
ben in den Häusern, in den Höfen und kennst, daß ich, der HERR, inmitten des
auf dem Feld. 10 Und sie häuften sie zu- Landes bin. 19 So will ich ein [Zeichen der]
sammen, hier einen Haufen und dort Erlösung setzen zwischen meinem und
einen Haufen; und das Land stank da- deinem Volk. Morgen soll das Zeichen ge-
von. 11 Als aber der Pharao sah, daß er schehen.
Luft bekommen hatte, verstockte er sein 20 Und der HERR handelte so. Und eine
Herz und hörte nicht auf sie, so wie der Menge Hundsfliegen kamen in das Haus
HERR es gesagt hatte. des Pharao und in die Häuser seiner
Knechte, ja, über das ganze Land Ägypten;
Die dritte Plage: Mücken und das Land wurde von den Hundsflie-
Ps 105,31
gen verseucht.
12 Da sprach der HERR zu Mose: Sage zu Aa- 21 Da rief der Pharao Mose und Aaron zu
ron: Strecke deinen Stab aus und schlage sich und sprach: Geht hin, opfert eurem
den Staub auf der Erde, daß er zu Mücken Gott in diesem Land! 22 Mose sprach: Das
werde im ganzen Land Ägypten! 13 Und schickt sich nicht, daß wir so etwas tun;
sie handelten genau so. Und Aaron streck- denn wir würden dem HERRN, unserem
te seine Hand aus mit seinem Stab und Gott opfern, was den Ägyptern ein Greu-
schlug in den Staub auf der Erde, und el ist! Siehe, wenn wir dann vor den Au-
die Mücken kamen über die Menschen gen der Ägypter opferten, was ihnen ein
und über das Vieh; der ganze Staub der Greuel ist, würden sie uns nicht steini-
Erde wurde zu Mücken im ganzen Land gen? 23 Drei Tagereisen weit wollen wir in
Ägypten. 14 Die Zauberer aber versuchten die Wüste ziehen und dem HERRN, unse-
mit ihren Zauberkünsten auch Mücken rem Gott, Opfer darbringen, so wie er es
hervorzubringen; aber sie konnten es uns befehlen wird.
nicht. Und die Mücken kamen über die 24 Da sprach der Pharao: Ich will euch
Menschen und das Vieh. ziehen lassen, damit ihr dem HERRN,
15 Da sprachen die Zauberer zum Pharao: eurem Gott, in der Wüste Opfer dar-
Das ist der Finger Gottes! Aber das Herz bringt; aber zieht ja nicht weiter! Bittet
des Pharao war verstockt, so daß er nicht für mich! 25 Mose aber erwiderte: Sie-
auf sie hörte, wie der HERR es gesagt hatte. he, ich gehe hinaus von dir und will
den HERRN bitten, daß die Hundsfliegen
Die vierte Plage: Hundsfliegen morgen vom Pharao, von seinen Knech-
Ps 78,45; 105,31
ten und von seinem Volk genommen
16 Da sprach der HERR zu Mose: Mache werden; nur möge der Pharao uns nicht
dich morgen früh auf und tritt zum Pha- mehr täuschen, indem er das Volk doch
rao — siehe, er wird ans Wasser gehen! nicht ziehen läßt, damit es dem HERRN
— und sprich zu ihm: So spricht der Opfer darbringt!
HERR: Laß mein Volk ziehen, damit es mir 26 Und Mose ging hinaus vom Pharao und
dient! 17 Denn wenn du mein Volk nicht betete zu dem HERRN. 27 Und der HERR
ziehen läßt, siehe, so will ich über dich handelte nach dem Gebet Moses, und er
und über deine Knechtea und über dein ließ die Hundsfliegen vom Pharao, von sei-
Volk und über deine Häuser Hundsflie- nen Knechten und von seinem Volk wei-
gen kommen lassen, daß die Häuser der chen, so daß nicht eine übrigblieb. 28 Aber
Ägypter und das Feld, auf dem sie sind, der Pharao verstockte sein Herz auch dies-
voller Hundsfliegen werden sollen. mal und ließ das Volk nicht ziehen.

a (8,17) Die hohen Regierungsbeamten und Minister wurden im Altertum vielfach als »Knechte des Königs« bezeichnet.
70 2. MOSE 9
Die fünfte Plage: Viehseuche Die siebte Plage: Hagel
Ps 78,48; Mal 3,18 Ps 78,47-48; 105,32-33; Offb 8,7; 16,21
Da sprach der HERR zu Mose: Geh 13 Da sprach der HERR zu Mose: Mache
hinein zum Pharao und sprich zu dich am Morgen früh auf und tritt vor den
ihm: So spricht der HERR, der Gott der Pharao und sprich zu ihm: So spricht der
Hebräer: »Laß mein Volk ziehen, damit HERR, der Gott der Hebräer: »Laß mein
es mir dient! 2 Denn wenn du dich wei- Volk ziehen, damit es mir dient! 14 Sonst
gerst, sie ziehen zu lassen, und sie weiter will ich diesmal alle meine Plagen gegen
aufhältst, 3 siehe, so wird die Hand des dein Herz richten und gegen deine Knech-
HERRN über dein Vieh auf dem Feld kom- te und gegen dein Volk, damit du er-
men, über Pferde, Esel, Kamele, Rinder kennst, daß auf der ganzen Erde nicht
und Schafe, mit einer sehr schweren Vieh- meinesgleichen ist. 15 Denn ich hätte
seuche. 4 Und der HERR wird einen Unter- meine Hand schon ausstrecken und dich
schied machen zwischen dem Vieh der und dein Volk mit der Pest schlagen
Kinder Israels und dem Vieh der Ägypter, können, daß du von der Erde vertilgt wor-
so daß von allem, was den Kindern Isra- den wärst; 16 aber ich habe dich eben
els gehört, kein einziges sterben wird!« dazu bestehen lassen, daß ich an dir mei-
5 Und der HERR bestimmte eine Zeit und ne Macht erweise, und daß mein Name
sprach: Morgen wird der HERR dies im verkündigt werde auf der ganzen Erde.
Land tun! 6 Und der HERR tat dies am 17 Wenn du dich aber meinem Volk noch
Morgen, und alles Vieh der Ägypter starb, weiter entgegenstellst und es nicht zie-
aber von dem Vieh der Kinder Israels hen lassen willst, 18 siehe, so will ich mor-
starb kein einziges. 7 Und der Pharao gen um diese Zeit einen sehr schweren
sandte Boten hin, und siehe, von dem Hagel fallen lassen, wie er in Ägypten bis-
Vieh Israels war nicht eines gestorben. her nicht gewesen ist seit der Zeit, da es
Gleichwohl blieb das Herz des Pharao gegründet wurde, bis jetzt. 19 Und nun
verhärtet, so daß er das Volk nicht ziehen laß dein Vieh und alles, was du auf dem
ließ. Feld hast, in Sicherheit bringen; denn auf
alle Menschen und alles Vieh, die sich
Die sechste Plage: Geschwüre auf dem Feld befinden und nicht in den
Ps 78,50; 5Mo 28,27; Offb 16,2
Häusern versammelt sind, auf die wird
8 Da sprach der HERR zu Mose und Aaron: der Hagel fallen, und sie werden umkom-
Nehmt eure Hände voll Ofenruß, und men!«
Mose soll ihn zum Himmel werfen vor 20 Wer nun von den Knechten des Pharao
dem Pharao! 9 Dann wird er über dem das Wort des HERRN fürchtete, der ließ sei-
ganzen Land Ägypten zu Staub werden, ne Knechte und sein Vieh in die Häuser
und er wird zu Geschwüren werden, die fliehen; 21 diejenigen aber, die sich das
als Blattern aufbrechen an Menschen und Wort des HERRN nicht zu Herzen nahmen,
Vieh im ganzen Land Ägypten. die ließen ihre Knechte und ihr Vieh auf
10 Da nahmen sie Ofenruß und traten dem Feld.
vor den Pharao, und Mose warf ihn zum 22 Da sprach der HERR zu Mose: Strecke
Himmel. Da wurden Geschwüre daraus, deine Hand aus zum Himmel, damit Ha-
die als Blattern aufbrachen an Men- gel im ganzen Land Ägypten fällt, über
schen und Vieh, 11 so daß die Zauberer die Menschen und über das Vieh und
nicht vor Mose treten konnten wegen der über alles Gewächs auf dem Feld im Land
Geschwüre. Denn die Geschwüre waren Ägypten! 23 So streckte Mose seinen Stab
an den Zauberern ebenso wie an allen zum Himmel. Und der HERR ließ es don-
anderen Ägyptern. 12 Aber der HERR ver- nern und hageln, daß das Feuer zur Erde
stockte das Herz des Pharao, daß er nicht niederfuhr. Und der HERR ließ Hagel reg-
auf sie hörte, so wie der HERR es Mose ge- nen auf das Land Ägypten. 24 Es war aber
sagt hatte. zugleich Hagel und ein unaufhörliches
2. MOSE 9.10 71
Blitzen mitten in den Hagel hinein, so und das Herz seiner Knechte verstockt, da-
stark, daß etwas Derartiges im ganzen mit ich diese meine Zeichen unter ihnen
Land Ägypten niemals vorgekommen war, tue, 2 und damit du vor den Ohren deiner
seitdem es bevölkert ist. 25 Und der Ha- Kinder und Kindeskinder verkündigst, was
gel erschlug im ganzen Land Ägypten al- ich in Ägypten gewirkt und wie ich meine
les, was auf dem Feld war, vom Menschen Zeichen unter ihnen vollführt habe, damit
bis zum Vieh. Auch zerschlug der Hagel ihr erkennt, daß ich der HERR bin.
alles Gewächs auf dem Feld und zerbrach 3 So gingen Mose und Aaron zum Pharao
alle Bäume auf dem Land. 26 Nur im Land und sprachen zu ihm: So spricht der HERR,
Gosen, wo die Kinder Israels waren, ha- der Gott der Hebräer: Wie lange willst
gelte es nicht. du dich noch weigern, dich vor mir zu
27 Da sandte der Pharao hin und ließ Mose demütigen? Laß mein Volk ziehen, damit
und Aaron rufen und sprach zu ihnen: es mir dient! 4 Wenn du dich aber [weiter-
Diesmal habe ich mich versündigt! Der hin] weigerst, mein Volk ziehen zu lassen,
HERR ist gerecht; ich aber und mein Volk siehe, so lasse ich morgen Heuschrecken in
sind schuldig! 28 Bittet aber den HERRN, dein Gebiet kommen. 5 Und sie sollen die
daß es nun genug sei mit dem Donner Fläche des Landes so bedecken, daß man
Gottes und dem Hagel; so will ich euch die Erde nicht sehen kann, und sie sollen
ziehen lassen, und ihr sollt nicht länger den Überrest auffressen, der gerettet wor-
hierbleiben! den und von dem Hagel übriggeblieben
29 Da sprach Mose zu ihm: Wenn ich ist, und sie sollen alle eure grünenden
zur Stadt hinauskomme, so will ich mei- Bäume auf dem Feld kahlfressen. 6 Und sie
ne Hände zum HERRN ausstrecken; dann sollen dein Haus und die Häuser aller dei-
wird der Donner aufhören und kein Ha- ner Knechte und die Häuser aller Ägypter
gel mehr sein, damit du erkennst, daß die anfüllen, wie es deine Väter und Vorväter
Erde dem HERRN gehört! 30 Ich weiß aber, nie gesehen haben, seitdem sie im Land
daß ihr, du und deine Knechte, euch vor sind, bis zu diesem Tag! Und er wandte
Gott, dem HERRN, noch nicht fürchtet. sich um und ging vom Pharao hinweg.
31 Es waren aber der Flachs und die Ger- 7 Da sprachen die Knechte des Pharao
ste zerschlagen; denn die Gerste hatte zu ihm: Wie lange soll uns dieser zum
Ähren und der Flachs Knospen getrie- Fallstrick sein? Laß die Leute ziehen, da-
ben. 32 Aber der Weizen und der Spelt mit sie dem HERRN, ihrem Gott, dienen;
waren nicht zerschlagen; denn die wach- merkst du noch nicht, daß Ägypten zu-
sen später. grundegeht?
33 Nun ging Mose vom Pharao weg zur 8 Da holte man Mose und Aaron wieder
Stadt hinaus und streckte seine Hand aus zum Pharao; der sprach zu ihnen: Geht
zum HERRN, und der Donner und der Ha- hin, dient dem HERRN, eurem Gott! Wer
gel ließen nach, und der Regen fiel nicht aber soll denn hingehen? 9 Und Mose
mehr auf die Erde. 34 Als aber der Pharao sprach: Wir wollen mit unseren Jungen
sah, daß der Regen, der Hagel und der und Alten, mit unseren Söhnen und
Donner nachließen, versündigte er sich Töchtern, mit unseren Schafen und Rin-
weiter und verhärtete sein Herz, er und dern ziehen; denn wir haben ein Fest des
seine Knechte. 35 So wurde das Herz des HERRN!
Pharao verstockt, daß er die Kinder Is- 10 Da sprach er zu ihnen: Der HERR sei
raels nicht ziehen ließ, so wie der HERR ebenso mit euch, wie ich euch samt eu-
durch Mose geredet hatte. ren Kindern ziehen lasse! Seht da, ihr
habt Böses im Sinn! 11 Nicht so, sondern
Die achte Plage: Heuschrecken ihr Erwachsenen geht hin und dient dem
Ps 78,46; 105,34-35; Joel 1,2-12
HERRN; denn das habt ihr auch verlangt!
Da sprach der HERR zu Mose: Geh Und man jagte sie weg vom Pharao.
zum Pharao, denn ich habe sein Herz 12 Da sprach der HERR zu Mose: Strecke
72 2. MOSE 10.11
deine Hand aus über das Land Ägypten, nem Platz aufstehen konnte. Aber alle
damit die Heuschrecken über das Land Kinder Israels hatten Licht in ihren Woh-
Ägypten kommen und alles Gewächs im nungen.
Land auffressen samt allem, was vom 24 Da ließ der Pharao Mose rufen und
Hagel übriggeblieben ist! 13 Da streckte sprach: Geht hin, dient dem HERRN; nur
Mose seinen Stab über das Land Ägypten eure Schafe und Rinder sollen hier blei-
aus, und der HERR ließ einen Ostwind über ben; laßt auch eure Kinder mit euch
das Land wehen den ganzen Tag und die ziehen!
ganze Nacht; und am Morgen führte der 25 Mose sprach: Du mußt auch Schlacht-
Ostwind die Heuschrecken her. 14 Und opfer und Brandopfer in unsere Hände
die Heuschrecken kamen über das ganze geben, daß wir sie dem HERRN, unserem
Land Ägypten und ließen sich nieder im Gott, darbringen können; 26 aber auch
ganzen Gebiet von Ägypten, so überaus unser eigenes Vieh soll mit uns gehen,
viele, daß etwas Derartiges zuvor nie- und nicht eine Klaue darf zurückbleiben;
mals gewesen ist, noch künftig sein wird. denn davon müssen wir nehmen, um
15 Denn sie bedeckten die Fläche des dem HERRN, unserem Gott, zu dienen.
ganzen Landes und verfinsterten das Auch wissen wir nicht, womit wir dem
Land. Und sie fraßen alle Bodengewächse HERRN dienen sollen, bis wir dorthin kom-
und alle Baumfrüchte, die vom Hagel men!
übriggeblieben waren, und ließen nichts 27 Aber der HERR verstockte das Herz des
Grünes übrig an den Bäumen und an Pharao, so daß er sie nicht ziehen lassen
den Feldgewächsen im ganzen Land wollte. 28 Und der Pharao sprach zu ihm:
Ägypten. Geh hinweg von mir und hüte dich,
16 Da ließ der Pharao Mose und Aaron daß du nicht mehr vor mein Angesicht
schnell rufen und sprach: Ich habe mich kommst; an dem Tag, da du vor mein
versündigt an dem HERRN, eurem Gott, Angesicht kommst, sollst du sterben!
und an euch! 17 Und nun vergib mir mei- 29 Mose antwortete: Wie du gesagt hast;
ne Sünde nur noch dieses Mal, und betet ich will nicht mehr vor dein Angesicht
zum HERRN, eurem Gott, daß er nur die- kommen!
sen Tod von mir abwende!
18 Und er ging hinaus vom Pharao und
Ankündigung der letzten Plage
Jes 19,1
betete zum HERRN. 19 Da wendete der
HERR den Wind um, daß er sehr stark aus Und der HERR sprach zu Mose: Ich
dem Westen wehte und die Heuschrek- will noch eine Plage über den Pha-
ken aufhob und sie ins Schilfmeer warf, rao und über Ägypten bringen; danach
so daß an allen Orten Ägyptens nicht eine wird er euch fortziehen lassen; und wenn
übrigblieb. 20 Aber der HERR verstockte er euch ziehen läßt, so wird er euch so-
das Herz des Pharao, so daß er die Kinder gar ganz und gar fortjagen. 2 So rede nun
Israels nicht ziehen ließ. zu dem Volk, daß jeder Mann von seinem
Nächsten und jede Frau von ihrer Nach-
Die neunte Plage: Finsternis barin silberne und goldene Geräte for-
Ps 105,28; Offb 16,10-11
dern soll. 3 Und der HERR gab dem Volk
21 Und der HERR sprach zu Mose: Strecke Gunst bei den Ägyptern; auch war Mose
deine Hand aus zum Himmel, damit es ein sehr großer Mann im Land Ägypten in
im Land Ägypten so finster wird, daß man den Augen der Knechte des Pharao und
die Finsternis greifen kann! 22 Da streckte in den Augen des Volkes.
Mose seine Hand zum Himmel aus. Und 4 Und Mose sprach: So spricht der HERR:
es kam eine dichte Finsternis im ganzen Um Mitternacht will ich mitten durch
Land Ägypten, drei Tage lang, 23 so daß Ägypten gehen, 5 und alle Erstgeburt im
während drei Tagen niemand den ande- Land Ägypten soll sterben — von dem
ren sehen konnte, noch jemand von sei- Erstgeborenen des Pharao, der auf sei-
2. MOSE 11.12 73
nem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen mit seinem Nachbarn, der am nächsten
der Magd, die hinter der Handmühle bei seinem Haus wohnt, nach der Zahl
sitzt; auch alle Erstgeburt unter dem der Seelen; dabei sollt ihr die Anzahl für
Vieh. 6 Und es wird ein großes Geschrei das Lamm berechnen, je nachdem jeder
sein im ganzen Land Ägypten, wie es nie- zu essen vermag. 5 Dieses Lamm aber soll
mals gewesen ist, noch sein wird. 7 Aber makellosb sein, männlich und einjährig.
bei allen Kindern Israels soll kein Hund Von den Schafen oder Ziegen sollt ihr es
die Zunge regen, weder gegen Menschen nehmen, 6 und ihr sollt es aufbewahren
noch gegen das Vieh, damit ihr erkennt, bis zum vierzehnten Tag dieses Monats.
daß der HERR einen Unterschied macht Und die ganze Versammlung der Gemein-
zwischen Ägypten und Israel. 8 Dann wer- de Israels soll es zur Abendzeit schächtenc.
den alle diese deine Knechte zu mir her- 7 Und sie sollen von dem Blut nehmen
abkommen und mir zu Füßen fallen und und damit beide Türpfosten und die Ober-
sagen: Ziehe aus, du und das ganze Volk schwellen der Häuser bestreichen, in de-
hinter dir her! Danach werde ich auszie- nen sie essen. 8 Und sie sollen das Fleisch
hen! — Und er ging vom Pharao hinweg in derselben Nacht essen: am Feuer ge-
mit grimmigem Zorn. braten, mit ungesäuertem Brot; mit bit-
9 Der HERR aber hatte zu Mose gesagt: Der teren Kräutern sollen sie es essen. 9 Ihr
Pharao wird nicht auf euch hören, damit sollt nichts davon roh essen, auch nicht
meine Wunder zahlreich werden im Land im Wasser gekocht, sondern am Feuer ge-
Ägypten. 10 So hatten Mose und Aaron braten, sein Haupt samt seinen Schen-
alle diese Wunder vor dem Pharao getan; keln und den inneren Teilen; 10 und ihr
aber der HERR verstockte das Herz des sollt nichts davon übriglassen bis zum an-
Pharao, so daß er die Kinder Israels nicht deren Morgen. Wenn aber etwas davon
aus seinem Land ziehen ließ. übrigbleibt bis zum Morgen, so sollt ihr
es mit Feuer verbrennen. 11 So sollt ihr es
Das Passah — Die Verschonung Israels aber essen: eure Lenden umgürtetd, eure
vor dem Gericht Schuhe an euren Füßen und eure Stäbe in
2Mo 13,3-10; 3Mo 23,4-8; 4Mo 28,16-25;
euren Händen, und in Eile sollt ihr es es-
5Mo 16,1-8; Lk 22,7-20; 1Kor 5,7-8
sen; es ist das Passah des HERRN.e
Und der HERR redete zu Mose und 12 Denn ich will in dieser Nacht durch
Aaron im Land Ägypten und sprach: das Land Ägypten gehen und alle Erst-
2 Dieser Monat soll euch der Anfang der geburt im Land Ägypten schlagen, vom
Monate sein, er soll für euch der erste Mo- Menschen bis zum Vieh, und ich will an
nat des Jahres sein. 3 Redet zu der ganzen allen Göttern der Ägypter ein Strafgericht
Gemeinde Israels und sprecht: Am zehn- vollziehen, ich, der HERR. 13 Und das Blut
ten Tag dieses Monats nehme sich jeder soll euch zum Zeichen dienen an euren
Hausvater ein Lamm, ein Lamm für jedes Häusern, in denen ihr seid. Und wenn
Hausa; 4 wenn aber das Haus zu klein ist ich das Blut sehe, dann werde ich ver-
für ein Lamm, so nehme er es gemeinsam schonend an euch vorübergehen; und es

a (12,3) d.h. für jede Hausgemeinschaft, die aus Fami- der Männer wurden zu diesem Zweck mit einem
lienangehörigen sowie Knechten und Mägden be- Gürtel an der Hüfte hochgebunden, um Bewegungs-
stand. freiheit zu gewähren.
b (12,5) od. vollkommen; d.h. ohne Fehler und Miß- e (12,11) Das dem Wort »Passah« zugrundeliegende
bildungen, die es als Opfer unbrauchbar machen Tätigkeitswort bedeutet »überspringen, verschonend
würden (vgl. 3Mo 22,21-24; 5Mo 15,21; 1Pt 1,19). vorübergehen« (vgl. V. 13). Das von Gott eingesetzte
c (12,6) d.h. schlachten unter Ausfließenlassen des Blu- Passahlamm weist nach den Aussagen des NT vor-
tes (vgl. 1Mo 9,1-4; 3Mo 17,13-14; 5Mo 12,20-25). »Zur bildhaft auf das Sühnopfer Jesu Christi hin, der durch
Abendzeit« (w. »zwischen den zwei Abenden«) be- sein vergossenes Blut die Sünde der an ihn glauben-
deutet vermutlich zwischen 3 Uhr und 6 Uhr nach- den Menschen wegnimmt, so daß Gott sie im Ge-
mittags. richt verschonen kann (vgl. Joh 1,29.36; 1Kor 5,7; Ps
d (12,11) d.h. bereit zur Abreise. Die langen Gewänder 34,21; Joh 19,36; 1Pt 1,19; Jes 53,4-7; Offb 5,6-10).
74 2. MOSE 12
wird euch keine Plage zu eurem Verder- an der Oberschwelle und an den beiden
ben treffen, wenn ich das Land Ägypten Türpfosten, so wird er, der HERR, an der
schlagen werde. Tür verschonend vorübergehen und den
Verderber nicht in eure Häuser kommen
Die Einsetzung des Passahfestes lassen, um zu schlagen.
14 Und dieser Tag soll euch zum Geden- 24 Und ihr sollt diese Verordnung einhal-
ken sein, und ihr sollt ihn feiern als ein ten als eine Satzung, die dir und deinen
Fest des HERRN bei euren [künftigen] Ge- Kindern auf ewig gilt! 25 Und wenn ihr in
schlechtern; als ewige Ordnung sollt ihr das Land kommt, das euch der HERR ge-
ihn feiern. 15 Sieben Tage lang sollt ihr ben wird, wie er geredet hat, so bewahrt
ungesäuertes Brot essen; darum sollt ihr diesen Dienst. 26 Und wenn eure Kinder
am ersten Tag den Sauerteig aus euren zu euch sagen werden: Was habt ihr da
Häusern hinwegtun. Denn wer gesäuertes für einen Dienst? 27 So sollt ihr sagen: Es
Brot ißt vom ersten Tag an bis zum siebten ist das Passah-Opfer des HERRN, der an
Tag, dessen Seele soll ausgerottet werden den Häusern der Kinder Israels verscho-
aus Israel! 16 Und ihr sollt am ersten Tag nend vorüberging in Ägypten, als er die
eine heilige Versammlung halten, eben- Ägypter schlug und unsere Häuser erret-
so am siebten Tag eine heilige Versamm- tete! — Da neigte sich das Volk und be-
lung. Keine Arbeit sollt ihr an diesen [Ta- tete an. 28 Und die Kinder Israels gingen
gen] tun; nur was jeder zur Speise nötig hin und machten es so; wie der HERR es
hat, das allein darf von euch zubereitet Mose und Aaron geboten hatte, genau so
werden. machten sie es.
17 Und haltet das Fest der ungesäuerten
Brote! Denn eben an diesem Tag habe ich Die zehnte Plage: Der Tod aller Erstgeburt
eure Heerscharen aus dem Land Ägypten in Ägypten. Der Auszug Israels
2Mo 11,1-8; Ps 105,36; 136,10
herausgeführt; darum sollt ihr diesen
Tag als ewige Ordnung einhalten bei 29 Und es geschah um Mitternacht, da
euren [künftigen] Geschlechtern. 18 Am schlug der HERR alle Erstgeburt im Land
vierzehnten Tag des ersten Monats, am Ägypten, von dem erstgeborenen Sohn
Abend, sollt ihr ungesäuertes Brot essen des Pharao, der auf seinem Thron saß,
bis zum einundzwanzigsten Tag des Mo- bis zum erstgeborenen Sohn des Gefan-
nats, am Abend. 19 Sieben Tage lang darf genen, der im Gefängnis war, auch alle
sich kein Sauerteig in euren Häusern fin- Erstgeburt des Viehs.
den. Denn wer gesäuertes Brot ißt, des- 30 Da stand der Pharao auf in derselben
sen Seele soll ausgerottet werden aus der Nacht, er und alle seine Knechte und alle
Gemeinde Israels, er sei ein Fremdling Ägypter; und es war ein großes Geschrei
oder ein Einheimischer im Land. 20 So in Ägypten, denn es gab kein Haus, in
eßt kein gesäuertes Brot; überall, wo ihr dem nicht ein Toter war. 31 Und er rief
wohnt, sollt ihr ungesäuertes Brot essen! Mose und Aaron zu sich in der Nacht und
21 Und Mose rief alle Ältesten in Israel zu sprach: Macht euch auf und zieht weg von
sich und sprach zu ihnen: Macht euch meinem Volk, ihr und die Kinder Israels,
auf und nehmt euch Lämmer für eure Fa- und geht hin, dient dem HERRN, wie ihr ge-
milien und schächtet das Passah! 22 Und sagt habt! 32 Nehmt auch eure Schafe und
nehmt ein Büschel Ysop und taucht es in eure Rinder mit euch, wie ihr gesagt habt,
das Blut im Becken und bestreicht mit die- und geht hin und segnet auch mich!
sem Blut im Becken die Oberschwelle und 33 Und die Ägypter drängten das Volk
die zwei Türpfosten; und kein Mensch sehr, um sie so schnell wie möglich aus
von euch soll zu seiner Haustür hinaus- dem Land zu treiben, denn sie sprachen:
gehen bis zum Morgen! 23 Denn der HERR Wir sind alle des Todes! 34 Und das Volk
wird umhergehen und die Ägypter schla- trug seinen Teig, ehe er gesäuert war, ihre
gen. Und wenn er das Blut sehen wird Backschüsseln in ihre Mäntel gebunden,
2. MOSE 12.13 75
auf ihren Schultern. 35 Und die Kinder 48 Und wenn sich bei dir ein Fremdling
Israels handelten nach dem Wort Moses aufhält und dem HERRN das Passah feiern
und forderten von den Ägyptern silberne will, so soll alles Männliche bei ihm be-
und goldene Geräte und Kleider. 36 Dazu schnitten werden, und dann erst darf er
gab der HERR dem Volk bei den Ägyptern hinzutreten, um es zu feiern; und er soll
Gunst, daß sie ihr Begehren erfüllten; und sein wie ein Einheimischer des Landes,
so beraubten sie Ägypten. denn kein Unbeschnittener darf davon
37 So zogen die Kinder Israels aus von essen. 49 Ein und dasselbe Gesetz soll für
Ramses nach Sukkot, etwa 600 000 Mann den Einheimischen und für den Fremd-
Fußvolk, ungerechnet die Frauen und ling gelten, der unter euch wohnt.
Kinder. 38 Es zog aber auch viel Misch- 50 Und alle Kinder Israels machten es ge-
volka mit ihnen, und Schafe und Rinder nau so, wie es der HERR dem Mose und
und sehr viel Vieh. 39 Und sie machten Aaron geboten hatte, genau so machten
aus dem Teig, den sie aus Ägypten ge- sie es. 51 Und es geschah an eben diesem
bracht hatten, ungesäuerte Brotfladen; Tag, da führte der HERR die Kinder Israels
denn er war nicht gesäuert, weil sie aus nach ihren Heerscharen aus dem Land
Ägypten vertrieben worden waren und Ägypten.
sich nicht aufhalten konnten; und sie
hatten sich sonst keine Wegzehrung zu- Heiligung der Erstgeburt Israels.
bereitet. Das Fest der ungesäuerten Brote
4Mo 3,11-13; 3,40-51; 18,15-17
40 Die Zeit aber, welche die Kinder Israels
in Ägypten gewohnt hatten, betrug 430 Und der HERR redete zu Mose und
Jahre. 41 Und es geschah, als die 430 Jahre sprach: 2 Heilige mir alle Erstge-
verflossen waren, ja, es geschah an eben burt! Alles, was, den Mutterschoß als er-
diesem Tag, da zog das ganze Heer des stes durchbricht von den Kindern Israels,
HERRN aus dem Land Ägypten. 42 Es ist vom Menschen und vom Vieh, das gehört
eine Nacht, die dem HERRN gewissenhaft mir!
eingehalten werden soll, weil er sie aus 3 Da sprach Mose zu dem Volk: Gedenkt
dem Land Ägypten herausgeführt hat. an diesen Tag, an dem ihr aus Ägypten
Das ist diese Nacht, die dem HERRN gewis- gezogen seid, aus dem Haus der Knecht
senhaft eingehalten werden soll, für alle schaft, daß der HERR euch mit mächtiger
Kinder Israels, für ihre [künftigen] Ge- Hand von dort herausgeführt hat: darum
schlechter. sollt ihr nichts Gesäuertes essen! 4 Heute
seid ihr ausgezogen, im Monat Abib.
Verordnungen zum Passah 5 Wenn dich nun der HERR in das Land
4Mo 9,1-14
der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Hewi-
43 Und der HERR sprach zu Mose und Aa- ter und Jebusiter bringen wird, wie er es
ron: Dies ist die Ordnung des Passah: deinen Vätern geschworen hat, um dir ein
Kein Fremdling darf davon essen. 44 Je- Land zu geben, in dem Milch und Honig
der um Geld erkaufte Knecht eines Man- fließt, so sollst du diesen Dienst in die-
nes aber kann davon essen, sobald du ihn sem Monat bewahren. 6 Sieben Tage lang
beschnitten hast. 45 Ein Fremder und ein sollst du ungesäuertes Brot essen, und am
Mietling darf nicht davon essen. siebten Tag ist ein Fest des HERRN. 7 Man
46 In einem Haus soll man es essen. Ihr soll diese sieben Tage lang ungesäuertes
sollt von dem Fleisch nichts vor das Haus Brot essen, und kein gesäuertes Brot soll
hinaustragen, und kein Knochen soll ihm bei dir gesehen werden; und kein Sauer-
zerbrochen werden. 47 Die ganze Ge- teig soll gesehen werden in deinem gan-
meinde Israels soll es feiern. zen Gebiet. 8 Und du sollst [das] deinem

a (12,38) d.h. Angehörige fremder Stämme, die sich unter das Gottesvolk gemischt hatten oder sich durch Ehen
mit dem Volk Israel vermischt hatten (vgl. dasselbe Wort in Neh 13,3).
76 2. MOSE 13.14
Sohn an jenem Tag erklären und sagen: auf die Straße durch das Land der Phi-
Es ist um deswillen, was der HERR an mir lister, obwohl sie die nächste war; denn
getan hat, als ich aus Ägypten zog. 9 Und Gott sprach: Es könnte das Volk reuen,
es soll dir wie ein Zeichen sein in deiner wenn es Kämpfe vor sich sehen würde,
Hand und ein Erinnerungszeichen vor und es könnte wieder nach Ägypten
deinen Augen, damit das Gesetz des umkehren. 18 Darum führte Gott das
HERRN in deinem Mund sei, weil der HERR Volk einen Umweg durch die Wüste am
dich mit mächtiger Hand aus Ägypten Schilfmeer. Und die Kinder Israels zogen
herausgeführt hat. 10 Darum sollst du die- gerüstet aus dem Land Ägypten.
se Ordnung einhalten, zur bestimmten 19 Und Mose nahm die Gebeine Josephs
Zeit, Jahr für Jahr. mit sich; denn der hatte einen Eid von
11 Wenn dich nun der HERR in das Land den Kindern Israels genommen und ge-
der Kanaaniter bringt, wie er es dir und sagt: Gott wird sich gewiß euer anneh-
deinen Vätern geschworen hat, und es men; dann führt meine Gebeine mit euch
dir gibt, 12 so sollst du alles, was den von hier herauf!
Mutterschoß als erstes durchbricht, für 20 So zogen sie aus von Sukkot und la-
den HERRN aussondern, auch jeden er- gerten sich in Etam, am Rand der Wüste.
sten Wurf vom Vieh, den du bekommst; 21 Und der HERR zog vor ihnen her, am Tag
alles, was männlich ist, soll dem HERRN in einer Wolkensäule, um sie den rech-
gehören. 13 Aber jede Erstgeburt des Esels ten Weg zu führen, und bei Nacht in ei-
sollst du mit einem Lamm auslösena; ner Feuersäule, um ihnen zu leuchten,
wenn du es aber nicht auslöst, so brich damit sie bei Tag und bei Nacht ziehen
ihm das Genick. Ebenso sollst du alle konnten. 22 Die Wolkensäule wich nie
Erstgeburt des Menschen unter seinen von dem Volk bei Tag noch die Feuersäule
Söhnen auslösen. bei Nacht.
14 Und wenn dich künftig dein Sohn fra-
gen wird: Was bedeutet das?, so sollst Israel vor dem Schilfmeer —
du ihm sagen: Der HERR hat uns mit der Pharao rückt heran
2Mo 15,1-21; Jos 24,6-7; Neh 9,9-12;
mächtiger Hand aus Ägypten heraus-
Ps 106,7-11; 136,13-15; 1Kor 10,1-4; Hebr 11,29
geführt, aus dem Haus der Knechtschaft.
15 Denn es geschah, als der Pharao sich Und der HERR redete zu Mose und
hartnäckig weigerte, uns freizulassen, da sprach: 2 Sage den Kindern Israels,
erschlug der HERR alle Erstgeburt im Land daß sie umkehren und sich vor Pi-Ha-
Ägypten, von der Erstgeburt der Men- chirot lagern, zwischen Migdol und dem
schen bis zur Erstgeburt des Viehs: darum Meer; gerade gegenüber von Baal-Zephon
opfere ich dem HERRN alles Männliche, sollt ihr euch am Meer lagern! 3 Denn der
das als erstes den Mutterschoß durch- Pharao wird von den Kindern Israels sa-
bricht; alle Erstgeburt meiner Söhne aber gen: Sie irren im Land umher, die Wüste
löse ich aus. 16 Und das soll dir wie ein hat sie eingeschlossen! 4 Und ich will sein
Zeichen in deiner Hand sein und wie ein Herz verstocken, daß er ihnen nachjagt,
Erinnerungszeichen vor deinen Augen, und ich will mich am Pharao und an sei-
daß uns der HERR mit mächtiger Hand ner ganzen Heeresmacht verherrlichen;
aus Ägypten herausgeführt hat. und die Ägypter sollen erkennen, daß ich
der HERR bin! Und sie machten es so.
Israels Zug zum Schilfmeer 5 Als nun dem König von Ägypten gemel-
4Mo 33,1-5; Neh 9,12
det wurde, daß das Volk geflohen sei, da
17 Und es geschah, als der Pharao das wandte sich das Herz des Pharao und sei-
Volk ziehen ließ, da führte sie Gott nicht ner Knechte gegen das Volk, und sie spra-

a (13,13) od. erlösen / freikaufen, d. h. sein eigentlich verwirktes Leben retten durch den stellvertretenden Tod ei-
nes anderen Lebewesens.
2. MOSE 14 77
chen: Was haben wir da getan, daß wir Is- aber, siehe, ich will das Herz der Ägypter
rael haben ziehen lassen, so daß sie uns verstocken, daß sie ihnen nachziehen;
nicht mehr dienen! 6 Und er spannte sei- dann will ich mich verherrlichen an dem
nen Wagen an und nahm sein Kriegsvolk Pharao und an seiner ganzen Heeres-
mit sich. 7 Er nahm auch 600 auserlesene macht, an seinen Streitwagen und seinen
Streitwagen mit und alle [übrigen] Streit- Reitern. 18 Und die Ägypter sollen erken-
wagen in Ägypten und Wagenkämpfer nen, daß ich der HERR bin, wenn ich mich
auf jedem. 8 Und der HERR verstockte das am Pharao, an seinen Streitwagen und an
Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, seinen Reitern verherrliche!
so daß er den Kindern Israels nachjagte, 19 Da erhob sich der Engel Gottes, der vor
obwohl sie durch eine hohe Handa aus- dem Heer Israels herzog, und trat hinter
zogen. 9 So jagten ihnen die Ägypter nach sie; und die Wolkensäule vor ihnen mach-
mit allen Rossen, Streitwagen und Rei- te sich auf und trat hinter sie. 20 So kam
tern des Pharao und mit seiner Heeres- sie zwischen das Heer der Ägypter und
macht und erreichten sie, als sie sich das Heer Israels; und sie war [für die ei-
am Meer gelagert hatten, bei Pi-Hachirot, nen] Wolke und Finsternis, und [für die
gegenüber Baal-Zephon. anderen] erleuchtete sie die Nacht, so
10 Und als der Pharao nahe zu ihnen kam, daß diese und jene die ganze Nacht nicht
erhoben die Kinder Israels ihre Augen, zusammenkamen.
und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen 21 Als nun Mose seine Hand über das
her! Da fürchteten sich die Kinder Israels Meer ausstreckte, da ließ der HERR das
sehr, und sie schrieen zum HERRN. 11 Und Meer die ganze Nacht durch einen star-
sie sprachen zu Mose: Gibt es etwa keine ken Ostwind ablaufen; und er machte das
Gräber in Ägypten, daß du uns weggeführt Meer zu trockenem Land, und die Wasser
hast, damit wir in der Wüste sterben? Wa- teilten sich. 22 Und die Kinder Israels gin-
rum hast du uns das angetan, daß du uns gen mitten in das Meer hinein auf dem
aus Ägypten herausgeführt hast? 12 Ha- Trockenen, und das Wasser war ihnen wie
ben wir dir nicht schon in Ägypten dieses eine Mauer zu ihrer Rechten und zu ihrer
Wort gesagt: »Laß uns in Ruhe, wir wollen Linken.
den Ägyptern dienen?« Denn es wäre für 23 Die Ägypter aber jagten ihnen nach
uns ja besser, den Ägyptern zu dienen, als und zogen hinter ihnen her, alle Rosse des
in der Wüste zu sterben! Pharao, seine Streitwagen und seine Rei-
13 Mose aber sprach zum Volk: Fürchtet ter, mitten ins Meer. 24 Und es geschah,
euch nicht! Steht fest und seht die Ret- als die Morgenwache kam, da schaute
tung des HERRN, die er euch heute berei- der HERR aus der Feuersäule und der Wol-
ten wird; denn diese Ägypter, die ihr heu- ke auf das Heer der Ägypter und ver-
te seht, die werdet ihr nicht wieder sehen wirrte das Heer der Ägypter. 25 Und er
in Ewigkeit! 14 Der HERR wird für euch löste die Räder von ihren Streitwagen und
kämpfen, und ihr sollt still sein! brachte sie ins Gedränge. Da sprachen
die Ägypter: Laßt uns vor Israel fliehen,
Israel zieht durchs Schilfmeer — denn der HERR kämpft für sie gegen die
die Ägypter kommen darin um Ägypter!
15 Und der HERR sprach zu Mose: Was 26 Da sprach der HERR zu Mose: Strecke
schreist du zu mir? Sage den Kindern Isra- deine Hand aus über das Meer, damit
els, daß sie aufbrechen sollen! 16 Du aber die Wasser wieder zurückfluten über die
hebe deinen Stab auf und strecke deine Ägypter, über ihre Streitwagen und über
Hand über das Meer und zerteile es, damit ihre Reiter! 27 Da streckte Mose seine
die Kinder Israels mitten durch das Meer Hand aus über das Meer, und das Meer
auf dem Trockenen gehen können! 17 Ich kam beim Anbruch des Morgens wieder

a (14,8) d.h. durch die Kraft und unter dem Schutz der erhobenen Hand Gottes.
78 2. MOSE 14.15
in seine Strömung, und die Ägypter flo- du hast deinen Grimm losgelassen,
hen ihm entgegen. So stürzte der HERR der verzehrte sie wie Stoppeln.
die Ägypter mitten ins Meer. 28 Denn die 8 Durch den Hauch deines Zorns
Wasser fluteten zurück und bedeckten türmte das Wasser sich auf;
die Streitwagen und Reiter der ganzen es standen die Wogen wie ein Damm,
Macht des Pharao, die ihnen ins Meer die Fluten erstarrten mitten im Meer.
nachgefolgt waren, so daß auch nicht ei- 9 Der Feind sprach: Ich will sie jagen,
ner von ihnen übrigblieb. ich will sie ergreifen;
29 Aber die Kinder Israels gingen trocken ich will den Raub verteilen,
mitten durch das Meer, und das Wasser will meine Wut an ihnen auslassen!
war ihnen eine Mauer zu ihrer Rechten Ich will mein Schwert ziehen,
und zu ihrer Linken. meine Hand soll sie vertilgen!
30 So errettete der HERR Israel an jenem Tag 10 Du wehtest mit deinem Wind,
aus der Hand der Ägypter. Und Israel sah da bedeckte sie das Meer;
die Ägypter tot am Ufer des Meeres. 31 Da sie versanken wie Blei in den gewaltigen
sah Israel die mächtige Hand, mit wel- Wassern.
cher der HERR an den Ägyptern gehandelt 11 Wer ist dir gleich unter den Göttern,
hatte; und das Volk fürchtete den HERRN, o HERR?
und sie glaubten an den HERRN und an Wer ist dir gleich, herrlich in Heiligkeit,
seinen Knecht Mose. furchtgebietend in Ruhmestaten,
Wunder vollbringend?
Der Lobgesang Moses und Israels 12 Du strecktest deine Rechte aus,
Offb 15,2-4; Ri 5; 2Sam 22
da verschlang sie die Erde.
Damals sangen Mose und die 13 Du leitest in deiner Gnade
Kinder Israels dem HERRN diesen das Volk, das du erlöst hast;
Lobgesang und sprachen: durch deine Kraft bringst du sie
»Ich will dem HERRN singen, zu der Wohnung deines Heiligtums.
denn hoch erhaben ist er: 14 Wenn das die Völker hören, so
Roß und Reiter erzittern sie,
hat er ins Meer gestürzt! Furcht ergreift die Bewohner des
2 Der HERR ist meine Stärke und mein Philisterlandes;
Lobgesang, 15 es erschrecken die Fürsten Edoms,
und er wurde mir zum Heil! Zittern befällt die Gewaltigen Moabs;
Das ist mein starker Gott, ich will alle Einwohner Kanaans werden
ihn preisen; verzagt.
er ist der Gott meines Vaters, ich will ihn 16 Schrecken und Furcht überfällt sie
erheben. wegen deines mächtigen Armes,
3 Der HERR ist ein Kriegsmann, so daß sie erstarren wie Steine,
HERR ist sein Name. bis dein Volk hindurchzieht, o HERR,
4 Die Streitwagen des Pharao und bis dein Volk hindurchzieht,
seine Heeresmacht warf er ins Meer; das du erworben hast!
seine auserlesenen Wagenkämpfer sind 17 Du wirst sie hineinbringen und
im Schilfmeer versunken! sie einpflanzen
5 Die Tiefe hat sie bedeckt; auf dem Berg deines Erbteils,
sie sanken auf den Grund wie ein Stein. an dem Ort, den du, HERR,
6 HERR, deine Rechte ist mit Kraft zu deiner Wohnung gemacht hast,
geschmückt; zu dem Heiligtum, o HERR, das deine
HERR, deine Rechte hat den Feind Hände bereitet haben!
zerschmettert! 18 Der HERR herrscht als König für immer
7 Und mit deiner großen Macht hast du und ewig!«
deine Widersacher vertilgt; 19 Denn die Rosse des Pharao gingen ins
2. MOSE 15.16 79
Meer hinein, mit seinen Streitwagen und dem Land Ägypten gezogen waren. 2 Und
Reitern, und der HERR ließ das Meer wieder die ganze Gemeinde der Kinder Israels
über sie kommen; die Kinder Israels aber murrte gegen Mose und gegen Aaron in
gingen trockenen Fußes mitten durchs der Wüste. 3 Und die Kinder Israels spra-
Meer. chen zu ihnen: Wären wir doch durch die
20 Und Mirjam, die Prophetin, Aarons Hand des HERRN im Land Ägypten gestor-
Schwester, nahm das Tamburin in ihre ben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen
Hand, und alle Frauen folgten ihr nach und Brot in Fülle zu essen hatten! Denn
mit Tamburinen und im Reigen. 21 Und ihr habt uns in diese Wüste hinausgeführt,
Mirjam antwortete ihnen [im Wechselge- um diese ganze Gemeinde verhungern
sang]: Singt dem HERRN, denn hoch er- zu lassen!
haben ist er: Roß und Reiter hat er ins 4 Da sprach der HERR zu Mose: Siehe, ich
Meer gestürzt! will euch Brot vom Himmel regnen las-
sen; dann soll das Volk hinausgehen und
DAS VOLK ISRAEL IN DER WÜSTE täglich sammeln, was es braucht, damit
Kapitel 15 - 18 ich es prüfe, ob es in meinem Gesetz
wandeln wird oder nicht. 5 Am sechsten
Israel in Mara und Elim Tag aber werden sie zubereiten, was sie
4Mo 33,8-9
eingebracht haben, und es wird das Dop-
22 Danach ließ Mose Israel vom Schilf- pelte von dem sein, was sie täglich sam-
meer aufbrechen, daß sie zur Wüste Sur meln.
zogen; und sie wanderten drei Tage lang in 6 Da sprachen Mose und Aaron zu allen
der Wüste und fanden kein Wasser. 23 Da Kindern Israels: Am Abend sollt ihr er-
kamen sie nach Mara; aber sie konnten kennen, daß es der HERR war, der euch
das Wasser von Mara nicht trinken, denn aus dem Land Ägypten geführt hat, 7 und
es war sehr bitter. Daher nannte man es am Morgen werdet ihr die Herrlichkeit
Mara. 24 Da murrte das Volk gegen Mose des HERRN sehen, denn er hat euer Mur-
und sprach: Was sollen wir trinken? ren gegen den HERRN gehört. Denn was
25 Er aber schrie zum HERRN, und der HERR sind wir, daß ihr gegen uns murrt? 8 Wei-
zeigte ihm ein Holz; das warf er ins Wasser, ter sprach Mose: Der HERR wird euch am
da wurde das Wasser süß. Dort gab er ih- Abend Fleisch zu essen geben und am
nen Gesetz und Recht, und dort prüfte er Morgen Brot in Fülle; denn er, der HERR,
sie; 26 und er sprach: Wenn du der Stim- hat euer Murren gehört, womit ihr gegen
me des HERRN, deines Gottes, eifrig gehor- ihn gemurrt habt. Denn was sind wir?
chen wirst und tust, was vor ihm recht Euer Murren richtet sich nicht gegen uns,
ist, und seine Gebote zu Ohren faßt und sondern gegen den HERRN!
alle seine Satzungen hältst, so will ich kei- 9 Und Mose sprach zu Aaron: Sage der
ne der Krankheiten auf dich legen, die ich ganzen Gemeinde der Kinder Israels:
auf Ägypten gelegt habe; denn ich bin der Kommt herzu vor den HERRN, denn er hat
HERR, dein Arzt! euer Murren gehört! 10 Und es geschah,
27 Und sie kamen nach Elim; dort waren als Aaron zu der ganzen Gemeinde der
12 Wasserquellen und 70 Palmbäume; und Kinder Israels redete, da wandten sie sich
sie lagerten sich dort am Wasser. zur Wüste; und siehe, die Herrlichkeit des
HERRN erschien in der Wolke. 11 Und der
Das Murren des Volkes HERR redete zu Mose und sprach: 12 Ich
4Mo 11,4-6; Neh 9,15.20; Ps 78,23-31
habe das Murren der Kinder Israels ge-
Und sie brachen auf von Elim, und hört. Sage ihnen: Zur Abendzeit sollt ihr
die ganze Gemeinde der Kinder Is- Fleisch zu essen haben und am Morgen
raels kam in die Wüste Sin, die zwischen mit Brot gesättigt werden; und ihr sollt
Elim und Sinai liegt, am fünfzehnten Tag erkennen, daß ich der HERR, euer Gott
des zweiten Monats, nachdem sie aus bin!
80 2. MOSE 16
13 Und es geschah, als es Abend war, da ihr kochen wollt, das kocht; was aber
kamen Wachteln herauf und bedeckten übrig ist, das legt beiseite, damit es bis
das Lager, und am Morgen lag der Tau morgen aufbewahrt wird! 24 Und sie leg-
um das Lager her. 14 Und als der Tau auf- ten es beiseite bis zum Morgen, wie
gestiegen war, siehe, da lag etwas in der Mose geboten hatte; und es wurde nicht
Wüste, rund und klein, so fein wie der stinkend, und es war auch kein Wurm
Reif auf der Erde. darin. 25 Da sprach Mose: Eßt das heute!
Denn heute ist der Sabbat des HERRN; ihr
Das Manna — die wunderbare Nahrung werdet es heute nicht auf dem Feld fin-
des Volkes Gottes den. 26 Sechs Tage sollt ihr es sammeln,
15 Und als es die Kinder Israels sahen, aber am siebten Tag ist der Sabbat, da
sprachen sie untereinander: Was ist das? wird keines zu finden sein.
denn sie wußten nicht, was es war. Mose 27 Es geschah aber am siebten Tag, daß
aber sprach zu ihnen: Dies ist das Brot, etliche vom Volk hinausgingen, um zu
das euch der HERR zur Speise gegeben sammeln; und sie fanden nichts. 28 Da
hat! 16 Das ist aber der Befehl, den der sprach der HERR zu Mose: Wie lange wei-
HERR gegeben hat: Jeder soll davon sam- gert ihr euch, meine Gebote und meine
meln, soviel er zum Essen benötigt, einen Anweisungen zu halten? 29 Seht, der HERR
Gomer je Kopf, nach der Zahl eurer See- hat euch den Sabbat gegeben; darum gibt
len; jeder nehme für die, die in seinem er euch am sechsten Tag für zwei Tage
Zelt sind. Brot; so soll nun jeder an seiner Stelle
17 Und die Kinder Israels machten es so bleiben, und niemand soll am siebten Tag
und sammelten, der eine viel, der ande- seinen Platz verlassen!
re wenig. 18 Als man es aber mit dem 30 So ruhte das Volk am siebten Tag.
Gomer maß, da hatte der, welcher viel 31 Und das Haus Israel gab ihm den Na-
gesammelt hatte, keinen Überfluß, und men Manna. Es war aber wie Koriander-
der, welcher wenig gesammelt hatte, hat- samen, weiß, und hatte einen Geschmack
te keinen Mangel, sondern jeder hatte wie Honigkuchen.
für sich gesammelt, soviel er zum Essen 32 Und Mose sprach: Das ist es, was der
brauchte. 19 Und Mose sprach zu ihnen: HERR geboten hat: Einen Gomer davon
Niemand soll etwas davon übriglassen sollt ihr aufbewahren für eure Nachkom-
bis zum anderen Morgen! 20 Aber sie ge- men, damit sie das Brot sehen, mit dem
horchten Mose nicht; denn etliche ließen ich euch in der Wüste gespeist habe, als
davon übrig bis zum Morgen. Da wuch- ich euch aus dem Land Ägypten her-
sen Würmer darin, und es wurde stin- ausführte! 33 Und Mose sprach zu Aaron:
kend. Und Mose wurde zornig über sie. Nimm einen Krug und fülle einen Gomer
21 So sammelten sie es jeden Morgen, je- voll Manna hinein und stelle es vor den
der so viel er zum Essen brauchte; wenn HERRN, zur Aufbewahrung für eure Nach-
aber die Sonne heiß schien, zerschmolz kommen! 34 Wie der HERR dem Mose ge-
es. boten hatte, so stellte es Aaron dort vor
22 Und es geschah am sechsten Tag, da das Zeugnisa, zur Aufbewahrung.
sammelten sie doppelt so viel Brot, zwei 35 Und die Kinder Israels aßen das Man-
Gomer für jede Person. Da kamen alle na 40 Jahre lang, bis sie zu dem Land ka-
Obersten der Gemeinde und berichteten men, in dem sie wohnen sollten; bis sie
es Mose. 23 Und er sprach zu ihnen: Das an die Grenze Kanaans kamen, aßen sie
ist es, was der HERR gesagt hat: Morgen ist das Manna.
eine Ruhe, ein heiliger Sabbat des HERRN! 36 Ein Gomer aber ist der zehnte Teil ei-
Was ihr backen wollt, das backt, und was nes Epha.

a (16,34) d.h. in die Bundeslade, wo später auch die zwei Steintafeln mit den Geboten Gottes aufbewahrt wurden,
die »das Zeugnis« genannt werden (vgl. 2Mo 25,16; Hebr 9,4).
2. MOSE 17.18 81
Streit und Murren in Massa und Meriba. 11 Und es geschah, solange Mose seine
Wasser aus dem Felsen Hand aufhob, hatte Israel die Oberhand;
Ps 78,15-16; 114,7-8; 1Kor 10,4 wenn er aber seine Hand sinken ließ,
Und die ganze Gemeinde der Kin- hatte Amalek die Oberhand. 12 Aber die
der Israels zog aus der Wüste Sin Hände Moses wurden schwer, darum
ihre Tagereisen, nach dem Befehl des nahmen sie einen Stein und legten den
HERRN, und sie lagerte sich in Rephidim; unter ihn, und er setzte sich darauf. Aaron
aber da hatte das Volk kein Wasser zu trin- aber und Hur stützten seine Hände, auf
ken. 2 Darum stritten sie mit Mose und jeder Seite einer. So blieben seine Hände
sprachen: Gebt uns Wasser, daß wir trin- fest, bis die Sonne unterging. 13 Und Jo-
ken! Mose sprach zu ihnen: Was streitet ihr sua überwältigte Amalek und sein Volk
mit mir? Warum versucht ihr den HERRN? mit der Schärfe des Schwertes.
3 Als nun das Volk dort nach Wasser dür- 14 Da sprach der HERR zu Mose: Schreibe
stete, da murrten sie gegen Mose und das zum Gedenken in ein Buch und präge
sprachen: Warum hast du uns aus Ägypten es den Ohren Josuas ein: Ich will das An-
heraufgeführt, um uns und unsere Kin- denken Amaleks ganz und gar austilgen
der und unser Vieh vor Durst sterben zu unter dem Himmel!
lassen? 4 Da schrie Mose zum HERRN und 15 Und Mose baute dem HERRN einen Altar
sprach: Was soll ich mit diesem Volk tun? und nannte ihn »Der HERR ist mein Kriegs-
Es fehlt nicht viel, und sie werden mich banner«. 16 Und er sprach: Weil eine Hand
noch steinigen! [zum Schwur erhoben] ist auf dem Thron
5 Und der HERR sprach zu Mose: Tritt hin des HERRN, soll der Krieg des HERRN gegen
vor das Volk und nimm etliche Älteste von Amalek währen von Geschlecht zu Ge-
Israel mit dir und nimm den Stab in dei- schlecht!
ne Hand, mit dem du den Nil geschlagen
hast, und geh hin. 6 Siehe, ich will dort Jethros Besuch bei Mose
vor dir auf dem Felsen am Horeb stehen; 2Mo 2,15-22; 4,18-26
und du sollst den Felsen schlagen, und es Und als Jethro, der Priester von Mi-
wird Wasser herauslaufen, damit das Volk dian, Moses Schwiegervater, alles
zu trinken hat. Und Mose tat dies vor den hörte, was Gott an Mose und an seinem
Augen der Ältesten Israels. 7 Da gab man Volk Israel getan hatte, wie der HERR Isra-
dem Ort den Namen Massa und Meriba, el aus Ägypten geführt hatte, 2 da nahm
wegen der Herausforderung der Kinder Jethro, Moses Schwiegervater, die Zippo-
Israels, und weil sie den HERRN versucht ra, die Frau Moses, die er zurückgesandt
und gesagt hatten: Ist der HERR in unserer hatte, 3 und ihre zwei Söhne (der Name
Mitte oder nicht? des einen war Gersom; denn er sprach:
»Ich bin ein Fremdling in einem fremden
Israels Kampf gegen Amalek Land geworden«; 4 und der Name des an-
5Mo 25,17-19
deren Elieser; denn »der Gott meines Va-
8 Da kam Amalek und kämpfte gegen Israel ters ist meine Hilfe gewesen und hat mich
in Rephidim. 9 Und Mose sprach zu Josuaa: von dem Schwert des Pharao errettet«);
Erwähle uns Männer und zieh aus, kämpfe 5 und Jethro, Moses Schwiegervater, und
gegen Amalek! Morgen will ich auf der Spit- seine Söhne und seine Frau kamen zu
ze des Hügels stehen, mit dem Stab Gottes Mose in die Wüste, als er sich an dem
in meiner Hand. 10 Und Josua machte es Berg Gottes gelagert hatte. 6 Und er ließ
so, wie Mose ihm sagte, und er kämpfte ge- Mose sagen: Ich, Jethro, dein Schwieger-
gen Amalek. Mose aber und Aaron und Hur vater, bin zu dir gekommen, und deine
stiegen auf die Spitze des Hügels. Frau und ihre beiden Söhne mit ihr.

a (17,9) Josua (hebr. Jehoschua) bedeutet »der HERR ist Rettung«; denselben Namen trägt später der Sohn Gottes,
Jesus Christus (Jesus ist die gr. Umschrift von Jehoschua).
82 2. MOSE 18.19
7 Da ging Mose hinaus, seinem Schwie- meine Stimme; ich will dir raten, und
gervater entgegen, und beugte sich nie- Gott wird mit dir sein. Tritt du für das Volk
der vor ihm und küßte ihn. Und als sie vor Gott, und bringe du ihre Anliegen
einander gegrüßt hatten, gingen sie in das vor Gott, 20 und erkläre ihnen die Ord-
Zelt. 8 Da erzählte Mose seinem Schwie- nungen und Gesetze, daß du ihnen den
gervater alles, was der HERR dem Pharao Weg verkündest, auf dem sie wandeln,
und den Ägyptern um Israels willen ge- und die Werke, die sie tun sollen. 21 Sieh
tan hatte, und alle Mühsal, die ihnen auf dich aber unter allem Volk nach tüchtigen
dem Weg begegnet war, und wie der HERR Männern um, die Gott fürchten, Männer
sie errettet hatte. 9 Jethro aber freute sich der Wahrheit, die dem ungerechten Ge-
über alles Gute, das der HERR an Israel ge- winn feind sind; die setze über sie als
tan hatte, und daß er sie errettet hatte Oberste über tausend, über hundert, über
aus der Hand der Ägypter. 10 Und Jethro fünfzig und über zehn, 22 damit sie dem
sprach: Gelobt sei der HERR, der euch er- Volk allezeit Recht sprechen; alle wich-
rettet hat aus der Hand der Ägypter und tigen Sachen aber sollen sie vor dich
aus der Hand des Pharao, ja, der sein bringen, und alle geringen Sachen sollen
Volk aus der Gewalt der Ägypter errettet sie selbst richten; so wird es dir leichter
hat! 11 Nun weiß ich, daß der HERR größer werden, wenn sie die Bürde mit dir tra-
ist als alle Götter; denn in der Sache, wor- gen. 23 Wenn du das tun wirst, und wenn
in sie in Vermessenheit handelten, ist er es dir Gott gebietet, so wirst du bestehen
über sie gekommen! können; und dann wird auch dieses gan-
12 Und Jethro, Moses Schwiegervater, ze Volk in Frieden an seinen Ort kom-
nahm Brandopfer und Schlachtopfer, um men!
Gott zu opfern. Da kamen Aaron und 24 Da folgte Mose der Stimme seines
alle Ältesten von Israel, um mit Moses Schwiegervaters und tat alles, was er sag-
Schwiegervater ein Mahl zu halten vor te. 25 Und er erwählte tüchtige Männer
dem Angesicht Gottes. aus ganz Israel und machte sie zu Häup-
tern über das Volk, zu Obersten über
Einsetzung von Vorstehern über das Volk tausend, über hundert, über fünfzig und
5Mo 1,9-18; 16,18-20; 2Chr 19,4-10
über zehn, 26 damit sie dem Volk allezeit
13 Und es geschah am folgenden Tag, da Recht sprechen sollten; die schweren Sa-
setzte sich Mose, um das Volk zu richten; chen brachten sie vor Mose, die geringen
und das Volk stand um Mose her vom Sachen aber richteten sie selbst.
Morgen bis zum Abend. 14 Als aber Moses 27 Darauf ließ Mose seinen Schwiegerva-
Schwiegervater alles sah, was er mit dem ter ziehen, und er kehrte in sein Land
Volk tat, sprach er: Was tust du denn mit zurück.
dem Volk? Warum sitzt du allein, und das
ganze Volk steht um dich her vom Morgen DAS VOLK ISRAEL SCHLIESST DEN BUND
bis zum Abend? 15 Mose antwortete sei- MIT DEM HERRN AM BERG SINAI
nem Schwiegervater: Das Volk kommt zu Kapitel 19 - 24
mir, um Gott zu befragen. 16 Denn wenn
sie eine Rechtssache haben, kommen sie Die Berufung und Vorbereitung des Volkes
5Mo 5,2; 7,6-8; 26,17-19
zu mir, daß ich entscheide, wer von bei-
den recht hat, und damit ich ihnen Gottes Im dritten Monat nach dem Aus-
Ordnungen und seine Gesetze verkünde. zug der Kinder Israels aus dem
17 Aber Moses Schwiegervater sprach zu Land Ägypten kamen sie an eben diesem
ihm: Es ist nicht gut, was du tust! 18 Du Tag in die Wüste Sinai. 2 Sie waren von
wirst müde und kraftlos, sowohl du als Rephidim ausgezogen und in die Wüste
auch das Volk, das bei dir ist; denn diese Sinai gekommen und lagerten sich in
Sache ist zu schwer für dich, du kannst der Wüste; und Israel lagerte sich dort
sie allein nicht ausrichten. 19 So höre auf dem Berg gegenüber. 3 Mose aber stieg
2. MOSE 19 83
hinauf zu Gott; denn der HERR rief ihm Mose vom Berg herab zum Volk und hei-
vom Berg aus zu und sprach: So sollst du ligte das Volk; und sie wuschen ihre Klei-
zum Haus Jakobs sagen und den Kindern der. 15 Und er sprach zum Volk: Seid be-
Israels verkündigen: 4 Ihr habt gesehen, reit für den dritten Tag, keiner nahe sich
was ich an den Ägyptern getan habe, und seiner Frau!
wie ich euch auf Adlersflügeln getragen
und euch zu mir gebracht habe. 5 Wenn Die Erscheinung des HERRN auf dem Sinai
Hebr 12,18-20
ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör
schenken und gehorchen werdet und 16 Und es geschah, als der dritte Tag kam
meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor und es noch früh am Morgen war, da er-
allen Völkern mein besonderes Eigen- hob sich ein Donnern und Blitzen, und
tum sein; denn die ganze Erde gehört eine dichte Wolke lag auf dem Berg, und
mir, 6 ihr aber sollt mir ein Königreich [es ertönte] ein sehr lauter Schall von
von Priestern und ein heiliges Volk sein! Schopharhörnerna. Da erschrak das gan-
Das sind die Worte, die du den Kindern ze Volk, das im Lager war. 17 Und Mose
Israels sagen sollst. führte das Volk aus dem Lager, Gott ent-
7 Und Mose kam und rief die Ältesten gegen, und sie stellten sich unten am Berg
des Volkes zu sich und legte ihnen alle auf. 18 Aber der ganze Berg Sinai rauchte,
diese Worte vor, die der HERR ihm ge- weil der HERR im Feuer auf ihn herabstieg.
boten hatte. 8 Da antwortete das ganze Und sein Rauch stieg auf wie der Rauch
Volk miteinander und sprach: Alles, was eines Schmelzofens, und der ganze Berg
der HERR gesagt hat, das wollen wir tun! erbebte heftig.
Und Mose überbrachte dem HERRN die 19 Und der Hörnerschall wurde immer
Antwort des Volkes. 9 Da sprach der HERR stärker. Mose redete, und Gott antworte-
zu Mose: Siehe, ich will in einer dichten te ihm mit lauter Stimme. 20 Als nun der
Wolke zu dir kommen, damit das Volk HERR auf den Berg Sinai, oben auf den
meine Worte hört, die ich mit dir rede, Gipfel des Berges herabgekommen war,
und auch dir für alle Zeit glaubt. Und rief er Mose hinauf auf den Gipfel des
Mose verkündete dem HERRN die Worte Berges. Und Mose stieg hinauf.
des Volkes. 21 Da sprach der HERR zu Mose: Steige hin-
10 Da sprach der HERR zu Mose: Geh ab und ermahne das Volk, daß sie nicht
zum Volk und heilige sie heute und mor- zum HERRN durchbrechen, um zu schau-
gen; und sie sollen ihre Kleider waschen; en, und viele von ihnen fallen! 22 Auch
11 und sie sollen bereit sein für den drit- die Priester, die dem HERRN nahen, sollen
ten Tag; denn am dritten Tag wird der HERR sich heiligen, daß der HERR nicht einen
vor den Augen des ganzen Volkes herab- Riß unter ihnen macht!
steigen auf den Berg Sinai. 12 Und ziehe 23 Mose aber sprach zum HERRN: Das Volk
dem Volk eine Grenze ringsum und sprich kann nicht auf den Berg Sinai steigen,
zu ihnen: Hütet euch davor, auf den Berg denn du hast uns bezeugt und gesagt:
zu steigen und seinen Fuß anzurühren! Ziehe eine Grenze um den Berg und hei-
Denn jeder, der den Berg anrührt, muß lige ihn! 24 Der HERR sprach zu ihm: Geh
unbedingt sterben! 13 Niemandes Hand hin, steige hinab! Danach sollst du hin-
soll ihn anrühren, sonst soll derjenige un- aufsteigen und Aaron mit dir; aber die
bedingt gesteinigt oder erschossen wer- Priester und das Volk sollen nicht durch-
den; es sei ein Tier oder ein Mensch, brechen, um zum HERRN hinaufzustei-
er soll nicht am Leben bleiben. Wenn gen, damit er nicht einen Riß unter ihnen
aber das Horn anhaltend ertönt, dann macht! 25 Und Mose stieg zum Volk hin-
sollen sie zum Berg kommen! 14 Da stieg unter und sagte es ihnen.

a (19,16) d.h. Widderhörnern, die als Signalinstrument zur Warnung oder zum Heroldsruf (z.B. bei der Königs-
krönung) verwendet wurden.
84 2. MOSE 20.21
Gott gibt die zehn Gebote noch seinen Esel, noch irgend etwas, das
5Mo 5,2-22; Mt 22,37-40; Joh 1,17 dein Nächster hat!
Und Gott redete alle diese Worte 18 Und das ganze Volk nahm das Donnern
und sprach: und die Flammen wahr und den Schall
2 Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich der Schopharhörner und den rauchenden
aus dem Land Ägypten, aus dem Haus Berg. Als nun das Volk dies wahrnahm,
der Knechtschaft, herausgeführt habe. zitterte es und stand von ferne, 19 und es
3 Du sollst keine anderen Götter neben sprach zu Mose: Rede du mit uns, und
mir haben! wir wollen hören; aber Gott soll nicht
4 Du sollst dir kein Bildnis noch irgend mit uns reden, sonst müssen wir sterben!
ein Gleichnis machen, weder von dem, 20 Mose aber sprach zum Volk: Fürchtet
was oben im Himmel, noch von dem, was euch nicht, denn Gott ist gekommen, um
unten auf Erden, noch von dem, was in euch zu prüfen, und damit die Furcht vor
den Wassern, unter der Erde ist. 5 Bete sie ihm euch vor Augen sei, damit ihr nicht
nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, sündigt! 21 Und das Volk stand von ferne;
der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Mose aber nahte sich zu dem Dunkel, in
Gott, der die Schuld der Väter heimsucht dem Gott war.
an den Kindern bis in das dritte und vier- 22 Und der HERR sprach zu Mose: So sollst
te Glied derer, die mich hassen, 6 der aber du zu den Kindern Israels sprechen: Ihr
Gnade erweist an vielen Tausenden, die habt gesehen, daß ich vom Himmel her zu
mich lieben und meine Gebote halten. euch geredet habe. 23 Darum sollt ihr ne-
7 Du sollst den Namen des HERRN, deines ben mir keine Götter aus Silber machen,
Gottes, nicht mißbrauchen! Denn der auch Götter aus Gold sollt ihr euch nicht
HERR wird den nicht ungestraft lassen, der machen. 24 Einen Altar aus Erde sollst du
seinen Namen mißbraucht. mir machen und darauf deine Brandop-
8 Gedenke an den Sabbattag und heilige fer und deine Friedensopfer, deine Schafe
ihn! 9 Sechs Tage sollst du arbeiten und und deine Rinder darbringen; an jedem
alle deine Werke tun; 10 aber am siebten Ort, wo ich meines Namens gedenken las-
Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Got- se, dort will ich zu dir kommen und dich
tes; da sollst du kein Werk tun; weder segnen. 25 Und wenn du mir einen stei-
du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, nernen Altar machen willst, sollst du ihn
noch dein Knecht, noch deine Magd, nicht aus behauenen Steinen bauen; denn
noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der wenn du deinen Meißel darüber schwin-
innerhalb deiner Tore lebt. 11 Denn in gen würdest, so würdest du ihn entwei-
sechs Tagen hat der HERR Himmel und hen. 26 Du sollst auch nicht auf Stufen zu
Erde gemacht und das Meer und alles, meinem Altar hinaufsteigen, damit deine
was darinnen ist, und er ruhte am sieb- Blöße nicht aufgedeckt wird vor ihm!
ten Tag; darum hat der HERR den Sabbat-
tag gesegnet und geheiligt. Gott gibt Rechtsbestimmungen
12 Du sollst deinen Vater und deine Mut- für das Leben des Volkes
ter ehren, damit du lange lebst in dem 5Mo 15,12-18; 21,10-14
Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt! Und das sind die Rechtsbestimmun-
13 Du sollst nicht töten! gen, die du ihnen vorlegen sollst:
14 Du sollst nicht ehebrechen!
15 Du sollst nicht stehlen! Das Recht des hebräischen Sklaven
16 Du sollst kein falsches Zeugnis reden 2 Wenn du einen hebräischen Sklaven
gegen deinen Nächsten! kaufst, soll er sechs Jahre lang dienen,
17 Du sollst nicht begehren das Haus dei- und im siebten soll er unentgeltlich frei-
nes Nächsten! Du sollst nicht begehren gelassen werden. 3 Ist er allein gekom-
die Frau deines Nächsten, noch seinen men, so soll er auch allein entlassen wer-
Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, den; ist er aber verheiratet gekommen, so
2. MOSE 21 85
soll seine Frau mit ihm gehen. 4 Hat ihm 17 Auch wer seinem Vater oder seiner
aber sein Herr eine Frau gegeben, und Mutter flucht, soll unbedingt sterben.
diese hat ihm Söhne oder Töchter gebo- 18 Wenn Männer miteinander streiten,
ren, so soll die Frau samt ihren Kindern und einer schlägt den anderen mit einem
seinem Herrn gehören; er aber soll allein Stein oder mit der Faust, daß er nicht
entlassen werden. stirbt, aber im Bett liegen muß: 19 wenn
5 Wenn aber der Sklave erklärt: Ich liebe er soweit wieder hergestellt wird, daß er
meinen Herrn, meine Frau und meine auf einen Stock gestützt ausgehen kann,
Kinder, ich will nicht freigelassen wer- so soll der, welcher ihn geschlagen hat,
den!, 6 so soll ihn sein Herr vor Gott straflos bleiben; nur soll er ihn für das
bringen und ihn an die Tür oder den Pfo- Versäumte entschädigen und für seine
sten stellen, und er soll ihm seine Ohren völlige Heilung sorgen.
mit einem Pfriema durchbohren, damit 20 Und wer seinen Sklaven oder seine
er ihm diene für alle Zeiten. Sklavin mit einem Stock schlägt, so daß
7 Wenn aber jemand seine Tochter als Skla- sie ihm unter der Hand sterben, der soll
vin verkauft, so soll sie nicht wie die Skla- unbedingt bestraft werden; 21 stehen sie
ven freigelassen werden. 8 Wenn sie ih- aber nach einem oder zwei Tagen wieder
rem Herrn, der sie für sich bestimmt hatte, auf, so soll er nicht bestraft werden, weil
mißfällt, so soll er sie loskaufen lassen; es sein eigener Schaden ist.
aber er hat keine Macht, sie unter ein frem- 22 Wenn Männer sich streiten und eine
des Volk zu verkaufen, weil er treulos an ihr schwangere Frau stoßen, so daß eine
gehandelt hat. 9 Verheiratet er sie aber mit Frühgeburt eintritt, aber sonst kein Scha-
seinem Sohn, so soll er nach dem Recht der den entsteht, so muß [dem Schuldigen]
Töchter mit ihr handeln. 10 Wenn er sich eine Geldstrafe auferlegt werden, wie sie
aber eine andere nimmt, so soll er jener der Ehemann der Frau festsetzt; und er
nichts schmälern an Nahrung, Kleidung soll sie auf richterliche Entscheidung hin
und der ehelichen Beiwohnung. 11 Wenn geben. 23 Wenn aber ein Schaden ent-
er diese drei Dinge nicht tut, so soll sie steht, so sollst du geben: Leben um Le-
umsonst frei werden, ohne Lösegeld. ben, 24 Auge um Auge, Zahn um Zahn,
Hand um Hand, Fuß um Fuß, 25 Brand-
Bestimmungen über Totschlag und mal um Brandmal, Wunde um Wunde,
Körperverletzung Beule um Beule.
4Mo 35,16-34
26 Wenn jemand seinem Knecht oder sei-
12 Wer einen Menschen schlägt, daß er ner Magd ein Auge ausschlägt, so soll er
stirbt, der soll unbedingt sterben. 13 Hat sie freilassen für das Auge. 27 Und wenn
er ihm aber nicht nachgestellt, sondern er dem Knecht oder der Magd einen Zahn
hat Gott es seiner Hand geschehen las- ausschlägt, soll er sie auch freilassen für
sen, so will ich dir einen Ort bestimmen, den Zahn.
wohin er fliehen soll. 14 Wenn aber je- 28 Wenn ein Rind einen Mann oder eine
mand gegen seinen Nächsten frevelhaft Frau zu Tode stößt, so soll man es unbe-
handelt, so daß er ihn vorsätzlich um- dingt steinigen und sein Fleisch nicht es-
bringt, [sogar] von meinem Altar sollst du sen; der Eigentümer des Rindes aber soll
ihn wegholen, damit er stirbt! unbestraft bleiben. 29 Ist aber das Rind
15 Wer seinen Vater oder seine Mutter seit mehreren Tagen stößig gewesen und
schlägt, der soll unbedingt sterben. wurde sein Eigentümer deshalb verwarnt,
16 Wer einen Menschen raubt, sei es, daß hat es aber doch nicht in Verwahrung ge-
er ihn verkauft oder daß man ihn noch tan, so soll das Rind, das einen Mann
in seiner Hand findet, der soll unbedingt oder eine Frau getötet hat, gesteinigt
sterben. werden, und auch sein Eigentümer soll
sterben. 30 Wird ihm aber ein Lösegeld
a (21,6) d.h. eine starke Nadel zur Lederverarbeitung. auferlegt, so soll er zur Erlösung seiner
86 2. MOSE 21.22
Seele soviel geben, wie man ihm aufer- Feld, so soll der, welcher den Brand ver-
legt. 31 Wenn es einen Sohn oder eine ursacht hat, unbedingt den Schaden er-
Tochter stößt, so soll man ihn auch nach setzen.
diesem Recht behandeln. 32 Wenn aber 6 Wenn einer seinem Nächsten Geld oder
das Rind einen Sklaven stößt oder eine Hausrat zur Verwahrung gibt, und es wird
Sklavin, so soll man ihrem Herrn 30 Sche- aus dem Haus des Betreffenden gestoh-
kel Silber bezahlen; das Rind aber muß len, so soll der Dieb, wenn er erwischt
gesteinigt werden. wird, es doppelt ersetzen. 7 Ist aber der
33 Wenn jemand eine Zisterne aufdeckt oder Dieb nicht zu finden, so soll der Hausherr
eine solche gräbt und sie nicht zudeckt, und vor Gott treten, ob er sich nicht am Gut
es fällt ein Rind oder Esel hinein, 34 so hat seines Nächsten vergriffen hat.
der Zisternenbesitzer den Eigentümer des 8 Bei jedem Fall von Veruntreuung, sei es
Viehs mit Geld zu entschädigen, das tote ein Rind, ein Esel, ein Schaf, ein Kleid,
Tier aber soll ihm gehören. oder was sonst abhanden gekommen sein
35 Wenn jemandes Rind das Rind eines mag, wovon einer behauptet: Der hat es!
anderen zu Tode stößt, so sollen sie das — so soll beider Aussage vor Gott gelan-
lebendige Rind verkaufen und das Geld gen; wen Gott schuldig spricht, der soll es
teilen und das tote [Rind] auch teilen. seinem Nächsten doppelt ersetzen.
36 Wußte man aber, daß das Rind schon 9 Wenn jemand seinem Nächsten einen
seit etlichen Tagen stößig war und hat Esel oder ein Rind oder ein Schaf oder ir-
sein Herr es doch nicht in Verwahrung gend ein Vieh zu hüten gibt, und es kommt
getan, so soll er das Rind ersetzen und um oder nimmt Schaden oder wird ge-
das tote behalten. raubt, ohne daß es jemand sieht, 10 so soll
ein Eid bei dem HERRN zwischen beiden
Schaden und Schadenersatz entscheiden, daß jener sich nicht am Gut
2Mo 20,15; 3Mo 5,21-26
seines Nächsten vergriffen hat; und der
37 Wenn jemand ein Rind stiehlt oder ein Eigentümer soll ihn annehmen und keine
Schaf und es schlachtet oder verkauft, so Entschädigung erhalten. 11 Ist es ihm aber
soll er fünf Rinder für eines erstatten und wirklich gestohlen worden, so soll er es
vier Schafe für eines. dem Eigentümer ersetzen; 12 wenn es aber
[von einem wilden Tier] zerrissen worden
Wird ein Dieb beim Einbruch er- ist, so soll er das Zerrissene zum Beweis
tappt und geschlagen, so daß er beibringen; bezahlen muß er es nicht.
stirbt, so hat man keine Blutschuld; 2 ist 13 Leiht jemand etwas von seinem Näch-
aber die Sonne über ihm aufgegangen, so sten, und es wird beschädigt oder kommt
hat man Blutschuld. [Der Dieb] soll Er- um, ohne daß der Eigentümer dabei ist,
satz leisten; hat er aber nichts, so verkaufe so muß er es ersetzen; 14 ist der Eigen
man ihn um den Wert des Gestohlenen. tümer dabei, so braucht jener es nicht zu
3 Wird das Gestohlene noch lebend bei ersetzen; ist es ein gemietetes [Tier], so
ihm vorgefunden, es sei ein Rind, ein ist es inbegriffen in seiner Miete.
Esel oder ein Schaf, so soll er es doppelt
Sittengesetze
wiedererstatten.
5Mo 22,28-29; 5Mo 13
4 Wenn jemand ein Feld oder einen Wein-
berg abweiden läßt, und er läßt dem Vieh 15 Wenn ein Mann eine Jungfrau verführt,
freien Lauf, daß es auch das Feld eines die noch nicht verlobt ist, und er liegt bei
anderen abweidet, so soll er das Beste sei- ihr, so muß er sie sich durch Bezahlung
nes eigenen Feldes und das Beste seines des Brautpreises zur Ehefrau nehmen.
Weinbergs dafür geben. 16 Will aber ihr Vater sie ihm überhaupt
5 Bricht Feuer aus und ergreift eine Dorn- nicht geben, so soll er ihm soviel bezah-
hecke und frißt einen Garbenhaufen oder len, wie der Brautpreis für eine Jungfrau
das stehende Getreide oder das ganze beträgt.
2. MOSE 22.23 87
Zauberei, Götzendienst und Greuel darum sollt ihr kein Fleisch essen, das auf
werden mit dem Tod bestraft dem Feld [von wilden Tieren] zerrissen
17 Eine Zauberin sollst du nicht am Le- worden ist, sondern ihr sollt es den Hun-
ben lassen! den vorwerfen.
18 Jeder, der bei einem Vieh liegt, soll un-
bedingt sterben. Gerechtigkeit und Nächstenliebe
19 Jeder, der den Göttern opfert und nicht Spr 19,5.9; 3Mo 19,15-18; 5Mo 19,16-20
dem HERRN allein, der soll dem Bann ver- Du sollst kein falsches Gerücht ver-
fallen. breiten! Leihe keinem Gottlosen
deine Hand, so daß du durch dein Zeug-
Schutz der Schwachen nis einen Frevel unterstützt.
3Mo 19,33-34; 5Mo 24,10-15; 24,17-22
2 Du sollst nicht der Menge folgen zum
20 Den Fremdling sollst du nicht bedrän- Bösen und sollst vor Gericht deine Aus-
gen noch bedrücken; denn ihr seid auch sagen nicht nach der Menge richten, um
Fremdlinge gewesen im Land Ägypten. das Recht zu beugen. 3 Du sollst auch
21 Ihr sollt keine Witwen und Waisen den Armen nicht begünstigen in seinem
bedrücken. 22 Wenn du sie dennoch in ir- Rechtsstreit.
gendeiner Weise bedrückst, und sie schrei- 4 Wenn du das Rind deines Feindes oder
en zu mir, so werde ich ihr Schreien gewiß seinen Esel antriffst, der sich verlaufen
erhören, 23 und dann wird mein Zorn ent- hat, so sollst du ihm denselben auf jeden
brennen, so daß ich euch mit dem Schwert Fall wiederbringen. 5 Siehst du den Esel
umbringe, damit eure Frauen zu Witwen deines Feindes unter seiner Last erliegen,
werden und eure Kinder zu Waisen! könntest du es unterlassen, ihm zu hel-
24 Wenn du meinem Volk Geld leihst, ei- fen? Du sollst ihm samt jenem unbedingt
nem Armen, der bei dir wohnt, so sollst aufhelfen!
du an ihm nicht handeln wie ein Wu- 6 Du sollst das Recht deines Armen nicht
cherer; du sollst ihm keinen Zins auferle- beugen in seinem Rechtsstreit. 7 Von ei-
gen. 25 Wenn du je das Obergewand dei- ner betrügerischen Sache halte dich fern;
nes Nächsten als Pfand nimmst, so sollst und den Unschuldigen und Gerechten
du es ihm wiedergeben bis zum Sonnen- bringe nicht um; denn ich spreche kei-
untergang; 26 denn es ist seine einzige nen Gottlosen gerecht.
Decke, das Gewand, das er auf der Haut 8 Und nimm kein Bestechungsgeschenk
trägt! Worin soll er sonst schlafen? Wenn an! Denn das Bestechungsgeschenk macht
er aber zu mir schreit, so erhöre ich ihn; die Sehenden blind und verkehrt die Sa-
denn ich bin gnädig. che der Gerechten.
9 Und bedrücke den Fremdling nicht;
Gebote der Gottesfurcht denn ihr wißt, wie es den Fremdlingen
Röm 13,1-7; 2Mo 13,11-16; Spr 3,7-10
zumute ist; denn ihr seid Fremdlinge ge-
27 Gott sollst du nicht lästern, und einem wesen im Land Ägypten.
Obersten deines Volkes sollst du nicht flu-
chen! Sabbatjahr und Sabbat
28 Den Ertrag deines Feldes und den 3Mo 25,1-7; 5Mo 5,13-15
Überfluß deiner Kelter sollst du nicht zu- 10 Sechs Jahre sollst du dein Land besäen
rückbehalten. Deinen erstgeborenen Sohn und seinen Ertrag einsammeln; 11 aber
sollst du mir geben!a 29 Dasselbe sollst du im siebten sollst du es brach liegen und
tun mit deinem Rind und deinem Schaf; ruhen lassen, damit sich die Armen dei-
sieben Tage darf es bei seiner Mutter blei- nes Volkes davon ernähren können; und
ben, am achten Tag sollst du es mir geben! was sie übriglassen, das mögen die Tiere
30 Und ihr sollt mir heilige Leute sein; des Feldes fressen. Dasselbe sollst du

a (22,28) d.h. er sollte Gott geweiht und durch ein Lösegeld ausgelöst werden (vgl. 2Mo 13,11-13)
88 2. MOSE 23
mit deinem Weinberg und mit deinem reitet habe. 21 Hüte dich vor ihm und ge-
Ölbaumgarten tun. horche seiner Stimme und sei nicht wi-
12 Sechs Tage sollst du deine Werke ver- derspenstig gegen ihn; denn er wird eure
richten, aber am siebten Tag sollst du ru- Übertretungen nicht ertragen; denn mein
hen, damit dein Rind und dein Esel aus- Name ist in ihm. 22 Wenn du aber seiner
ruhen und der Sohn deiner Magd und Stimme wirklich gehorchen und alles tun
der Fremdling sich erholen können. wirst, was ich sage, so will ich der Feind dei-
13 Habt sorgfältig acht auf alles, was ich ner Feinde sein und der Widersacher dei-
euch befohlen habe! Und die Namen der ner Widersacher. 23 Wenn nun mein Engel
fremden Götter sollt ihr nicht erwähnen; vor dir hergeht und dich zu den Amoritern,
sie sollen gar nicht über eure Lippen Hetitern, Pheresitern, Kanaanitern, Hewi-
kommen! tern und Jebusitern bringt und ich sie ver-
tilge, 24 so sollst du ihre Götter nicht an-
Die drei großen Jahresfeste beten, noch ihnen dienen, und sollst es
2Mo 34,18-16; 5Mo 16,1-17
nicht machen wie sie; sondern du sollst
14 Dreimal im Jahr sollst du mir ein Fest sie vollständig zerstören und ihre Säulen
feiern. ganz niederreißen. 25 Und ihr sollt dem
15 Das Fest der ungesäuerten Brote sollst HERRN, eurem Gott, dienen, so wird er dein
du halten: sieben Tage sollst du unge- Brot und dein Wasser segnen; und ich will
säuertes Brot essen zur bestimmten Zeit die Krankheit aus deiner Mitte hinwegneh-
im Monat Abib, so wie ich es dir befoh- men. 26 Es soll keine Fehlgebärende oder
len habe; denn in diesem [Monat] bist du Unfruchtbare in deinem Land sein; ich will
aus Ägypten ausgezogen. Und man soll die Zahl deiner Tage voll machen.
nicht mit leeren Händen vor meinem An- 27 Ich will meinen Schrecken vor dir her-
gesicht erscheinen. senden und will alle Völker in Verwirrung
16 Sodann das Fest der Ernte, wenn du bringen, zu denen du kommst, und will
die Erstlinge deiner Arbeit darbringst von alle deine Feinde vor dir fliehen lassen.
dem, was du auf dem Feld gesät hast; und 28 Ich will die Hornisse vor dir hersenden,
das Fest der Einbringung am Ausgang des damit sie die Hewiter, die Kanaaniter und
Jahres, wenn du den Ertrag deiner Arbeit Hetiter vor dir her vertreibt. 29 Ich will
vom Feld eingebracht hast.a sie aber nicht in einem Jahr vor dir ver-
17 Dreimal im Jahr sollen alle deine Män- treiben, damit das Land nicht zur Einöde
ner erscheinen vor dem Angesicht GOT- wird und die wilden Tiere sich nicht ver-
TES, des Herrn! mehren zu deinem Schaden. 30 Nach und
18 Du sollst das Blut meiner Opfer nicht nach will ich sie vor dir vertreiben, in dem
zusammen mit Sauerteig darbringen, und Maß, wie du an Zahl zunimmst, so daß du
das Fett meiner Festopfer soll nicht blei- das Land in Besitz nehmen kannst. 31 Und
ben bis zum anderen Morgen. ich setze deine Grenze vom Schilfmeer bis
19 Die frühesten Erstlinge deines Ackers zum Meer der Philister und von der Wüste
sollst du in das Haus des HERRN, deines bis zum Strom [Euphrat]; denn ich will
Gottes, bringen. Du sollst ein Böcklein die Bewohner des Landes in eure Hand
nicht in der Milch seiner Mutter kochen! geben, daß du sie vor dir vertreibst. 32 Du
sollst mit ihnen und mit ihren Göttern
Mahnungen für die Besitznahme von keinen Bund schließen! 33 Sie sollen nicht
Kanaan. Warnung vor dem Götzendienst in deinem Land wohnen bleiben, damit
2Mo 34,11-16; 5Mo 7
sie dich nicht zur Sünde gegen mich ver-
20 Siehe, ich sende einen Engel vor dir leiten; denn du würdest ihren Göttern die-
her, damit er dich behüte auf dem Weg nen, und sie würden dir zum Fallstrick
und dich an den Ort bringe, den ich be- werden!

a (23,16) Hier sind das Wochenfest (vgl. 2Mo 34,22; 3Mo 23,15-21) und das Laubhüttenfest (3Mo 23,33-36) gemeint.
2. MOSE 24.25 89
Der Bundesschluß am Sinai ich geschrieben habe, um sie zu unter-
Und er sprach zu Mose: Steige her- weisen!
auf zum HERRN, du und Aaron, Na- 13 Da machte sich Mose auf samt seinem
dab und Abihu und 70 von den Ältesten Diener Josua, und Mose stieg auf den
Israels, und betet an von ferne! 2 Aber Berg Gottes. 14 Zu den Ältesten aber hatte
Mose allein soll sich zu dem HERRN nahen; er gesagt: Erwartet uns hier, bis wir wie-
jene sollen sich nicht nahen, und das Volk der zu euch kommen; seht, Aaron und
soll nicht mit ihnen heraufkommen! Hur sind bei euch; wer eine Angelegen-
3 Und Mose kam und verkündigte dem heit hat, der wende sich an sie!
Volk alle Worte des HERRN und alle Verord- 15 Als nun Mose auf den Berg stieg, be-
nungen. Da antwortete das Volk einstim- deckte eine Wolke den Berg. 16 Und die
mig und sprach: Alle Worte, die der HERR Herrlichkeit des HERRN ruhte auf dem
geredet hat, wollen wir tun! Berg Sinai, und die Wolke bedeckte ihn
4 Da schrieb Mose alle Worte des HERRN sechs Tage lang; am siebten Tag aber rief
nieder. Und er stand früh am Morgen auf er Mose von der Wolke aus zu. 17 Und die
und errichtete einen Altar unten am Berg Herrlichkeit des HERRN erschien den Kin-
und zwölf Gedenksteine für die zwölf dern Israels wie ein verzehrendes Feuer
Stämme Israels. 5 Und Mose sandte junge oben auf dem Gipfel des Berges. 18 Mose
israelitische Männer, damit sie Brandop- aber ging mitten in die Wolke hinein, als
fer darbrachten und Jungstiere opferten er den Berg bestieg; und Mose blieb 40
als Friedensopfer für den HERRN. 6 Und Tage und 40 Nächte auf dem Berg.
Mose nahm die Hälfte des Blutes und goß
es in Schalen; aber die andere Hälfte des GOTTES WEISUNGEN FÜR SEIN HEILIGTUM
Blutes sprengte er auf den Altar. 7 Darauf Kapitel 25 - 31
nahm er das Buch des Bundes und las es
vor den Ohren des Volkes. Und sie spra- Die freiwilligen Gaben für die Stiftshütte
2Mo 35,4-29
chen: Alles, was der HERR gesagt hat, das
wollen wir tun und darauf hören! Und der HERR redete zu Mose und
8 Da nahm Mose das Blut und sprengte sprach: 2 Sage den Kindern Israels,
es auf das Volk und sprach: Seht, das ist daß sie mir freiwillige Gaben bringen; und
das Blut des Bundes, den der HERR mit von jedem, den sein Herz dazu treibt, sollt
euch geschlossen hat aufgrund aller die- ihr die freiwillige Gabe annehmen! 3 Das
ser Worte! sind aber die Gaben, die ihr von ihnen
9 Da stiegen Mose und Aaron, Nadab und nehmen sollt: Gold, Silber, Erza, 4 blauen
Abihu und 70 von den Ältesten Israels und roten Purpur und Karmesin, weißes
hinauf; 10 und sie sahen den Gott Israels; Leinen und Ziegenhaar, 5 rötliche Wid-
und unter seinen Füßen war es wie ein derfelle, Seekuhfelle und Akazienholz, 6 Öl
Gebilde von Saphirplatten und so klar wie für den Leuchter, Spezereib für das Salböl
der Himmel selbst. 11 Und er legte seine und für wohlriechendes Räucherwerk,
Hand nicht an die Auserwählten der Kin- 7 Onyxsteine und Steine zum Besatz für
der Israels. Und sie schauten Gott und das Ephodc und für das Brustschild. 8 Und
aßen und tranken. sie sollen mir ein Heiligtum machen, da-
12 Und der HERR sprach zu Mose: Steige mit ich in ihrer Mitte wohne! 9 Genau so,
zu mir herauf auf den Berg und bleibe wie ich dir das Vorbild der Wohnung und
dort, so will ich dir die steinernen Tafeln das Vorbild aller ihrer Geräte zeigen wer-
geben und das Gesetz und das Gebot, das de, so sollt ihr es machen.

a (25,3) d.h. Bronze, eine Mischung von Kupfer und ches, die vor allem für den Opferdienst verwendet
Zinn. wurden.
b (25,6) Bezeichnung für verschiedene wohlriechende c (25,7) ein kunstvoll gearbeitetes Schulterkleid für den
Pflanzenbestandteile, besonders des Balsamstrau- Hohenpriester.
90 2. MOSE 25
Die Bundeslade schen den beiden Cherubim, die auf der
2Mo 37,1-9 Lade des Zeugnisses sind, über alles, was
10 Und sie sollen eine Lade aus Akazien- ich dir für die Kinder Israels befehlen
holz anfertigen, zweieinhalb Ellen soll ihre will.
Länge sein, anderthalb Ellen ihre Breite
und anderthalb Ellen ihre Höhe. 11 Die Der Schaubrottisch
sollst du mit reinem Gold überziehen, 2Mo 37,10-16
inwendig und auswendig sollst du sie 23 Du sollst auch einen Tisch aus Akazi-
überziehen; und mache ringsum einen enholz herstellen; zwei Ellen soll seine
goldenen Kranz daran. 12 Du sollst auch Länge sein und eine Elle seine Breite
vier goldene Ringe für sie gießen und sie und anderthalb Ellen seine Höhe. 24 Und
an ihre vier Ecken setzen, und zwar so, daß du sollst ihn überziehen mit reinem
zwei Ringe auf der einen Seite und zwei Gold und ihn ringsum mit einem gol-
Ringe auf der anderen Seite sind. 13 Und denen Kranz versehen. 25 Auch eine Lei-
stelle Tragstangen aus Akazienholz her ste sollst du ringsum an ihm anbringen,
und überziehe sie mit Gold, 14 und stek- eine Handbreit hoch, und an seiner Leiste
ke die Tragstangen in die Ringe an den ringsum [wieder] einen goldenen Kranz
Seiten der Lade, daß man sie damit tra- befestigen. 26 Und du sollst für ihn vier
gen kann. 15 Die Tragstangen sollen in goldene Ringe machen, die du an den vier
den Ringen der Lade bleiben und nicht Ecken seiner vier Füße anbringen sollst.
daraus entfernt werden. 16 Und du sollst 27 Dicht unter der Leiste sollen die Ringe
das Zeugnisa, das ich dir geben werde, in sein, zur Aufnahme der Tragstangen, da-
die Lade legen. mit man den Tisch tragen kann. 28 Und
17 Du sollst auch einen Sühnedeckelb aus du sollst die Tragstangen aus Akazienholz
reinem Gold anfertigen; zweieinhalb El- machen und sie mit Gold überziehen;
len soll seine Länge und anderthalb El- mit ihnen soll der Tisch getragen werden.
len seine Breite sein. 18 Und du sollst 29 Du sollst auch seine Schüsseln ma-
zwei Cherubimc aus Gold anfertigen; in chen, seine Schalen, seine Kannen und
getriebener Arbeit sollst du sie machen, seine Opferschalen, mit denen man [die
an beiden Enden des Sühnedeckels, 19 so Trankopfer] ausgießt; aus reinem Gold
daß du den einen Cherub am einen Ende sollst du sie machen. 30 Und du sollst al-
machst und den anderen Cherub am an- lezeit Schaubrote auf den Tisch legen, vor
deren Ende; aus einem Stück mit dem meinem Angesicht.
Sühnedeckel sollt ihr die Cherubim ma-
chen an den beiden Enden. 20 Und die Der goldene Leuchter
Cherubim sollen ihre Flügel darüber aus- 2Mo 37,17-24; Offb 1,12
breiten, daß sie mit ihren Flügeln den 31 Du sollst auch einen Leuchter aus rei-
Sühnedeckel beschirmen, und ihre Ange- nem Gold anfertigen; in getriebener Ar-
sichter sollen einander zugewandt sein; beit soll dieser Leuchter gemacht wer-
die Angesichter der Cherubim sollen auf den; sein Fuß und sein Schaft, seine
den Sühnedeckel sehen. 21 Und du sollst Kelche, Knäufe und Blüten sollen aus ei-
den Sühnedeckel oben über die Lade le- nem Stück mit ihm sein. 32 Aus den Seiten
gen und das Zeugnis, das ich dir geben des Leuchters sollen sechs Arme heraus-
werde, in die Lade tun. 22 Dort will ich kommen: drei Arme aus einer Seite des
mit dir zusammenkommen und mit dir Leuchters und drei Arme aus der anderen
reden von dem Sühnedeckel herab, zwi- Seite des Leuchters. 33 An dem einen Arm

a (25,16) d.h. die Tafeln des Bundes. das entsprechende Wort in Hebr 9,5 u. Röm 3,25).
b (25,17) Das hebr. Wort bezeichnet einen Ort, an dem c (25,18) bed. »Große / Gewaltige«; Engelwesen, die in
Sühnung bewirkt wird. Im AT wurde dazu das Blut ei- der Gegenwart Gottes sind und seine Heiligkeit ver-
nes Opfertieres auf den »Sühnedeckel« gesprengt (vgl. teidigen (vgl. 1Mo 3,24; Hes 10).
2. MOSE 25.26 91
sollen drei Kelche wie Mandelblüten sein, anderen Verbindungsstelle; von diesen
mit je einem Knauf und einer Blüte, und Schleifen soll je eine der anderen gegen-
drei Kelche wie Mandelblüten an dem überstehen. 6 Und du sollst 50 goldene
anderen Arm, mit je einem Knauf und ei- Klammern herstellen und mit ihnen die
ner Blüte. So soll es bei den sechs Armen Zeltbahnen zusammenfügen, eine an die
sein, die aus dem Leuchter herauskom- andere, damit die Wohnung ein Ganzes
men. 34 Aber der Schaft des Leuchters soll wird.
vier Kelche wie Mandelblüten haben, mit 7 Du sollst auch Zeltbahnen aus Ziegen-
seinen Knäufen und Blüten; 35 nämlich haar machen, als Zeltdach über die Woh-
einen Knauf unter zwei Armen, und [wie- nung; elf solche Zeltbahnen sollst du her-
der] einen Knauf unter zwei Armen, und stellen. 8 Die Länge einer Zeltbahn soll
[noch] einen Knauf unter zwei Armen; so 30 Ellen sein, die Breite aber 4 Ellen. Und
bei den sechs Armen, die aus dem Leuch- alle elf Zeltbahnen sollen ein Maß ha-
ter herauskommen. 36 Denn ihre Knäufe ben. 9 Füge fünf solcher Zeltbahnen für
und Arme sollen aus einem Stück mit ihm sich aneinander und sechs Zeltbahnen
sein; das Ganze soll eine getriebene Ar- auch für sich, und lege die sechste Zelt-
beit sein, aus reinem Gold. bahn doppelt, an der Vorderseite des Zel-
37 Und du sollst seine sieben Lampen tes. 10 Und du sollst 50 Schleifen machen
machen, und man soll seine Lampen auf- am Saum der einen, äußersten Zeltbahn,
steigend anordnen, damit sie das, was vor an der einen Verbindungsstelle, und 50
ihm liegt, erleuchten. 38 Und ihre Licht- Schleifen am Saum der anderen Zelt-
scheren und Löschnäpfe sollen aus rei- bahn, an der zweiten Verbindungsstelle.
nem Gold sein. 39 Aus einem Talent rei- 11 Und sollst 50 eherne Klammern anfer-
nen Goldes soll man ihn machen mit allen tigen und die Klammern in die Schleifen
diesen Geräten. 40 Und achte sorgfältig stecken, und das Zelt zusammenfügen,
darauf, daß du alles genau nach dem Vor- damit es ein Ganzes wird. 12 Aber von
bild machst, das dir auf dem Berg gezeigt dem Überhang, der an den Zeltbahnen
worden ist! des Zeltes überschüssig ist, soll eine halbe
Zeltbahn an der Rückseite der Wohnung
Die Zeltbahnen für die Stiftshütte überhängen. 13 Von dem Überschuß an
2Mo 36,8-19
der Länge der Zeltbahn des Zeltes soll
Und die Wohnung sollst du aus eine Elle auf dieser und eine Elle auf der
zehn Zeltbahnen machen, aus ge- anderen Seite überhängen, auf beiden
zwirntem Leinen und [Garnen von] blau- Seiten der Wohnung, um sie auf beiden
em und rotem Purpur und Karmesin. Seiten zu bedecken.
Cherubim sollst du in kunstvoller Arbeit 14 Und fertige für das Zeltdach eine Dek-
hineinwirken. 2 Die Länge einer Zeltbahn ke aus rötlichen Widderfellen an, und
soll 28 Ellen sein und ihre Breite 4 Ellen; noch eine Decke aus Seekuhfellen oben
diese Zeltbahnen sollen alle ein Maß ha- darüber.
ben. 3 Fünf Zeltbahnen sollen [zu einem
Ganzen] zusammengefügt sein, eine an Die Bretter für die Wände der Stiftshütte
2Mo 36,20-34
der anderen, und wieder fünf Zeltbahnen,
eine an der anderen. 4 Und fertige Schlei- 15 Und die Bretter der Wohnung sollst
fen aus blauem Purpur am Saum der ei- du aus Akazienholz machen, aufrechtste-
nen Zeltbahn, bei der Verbindungsstelle, hend. 16 Die Länge eines Brettes soll 10
und ebenso sollst du es am Saum der Ellen sein und die Breite eines Brettes
äußersten Zeltbahn machen, bei der an- anderthalb Ellen. 17 Zwei Zapfen soll
deren Verbindungsstelle. 5 Du sollst 50 ein Brett haben, einer dem anderen
Schleifen am [Ende der] einen Zeltbahn gegenüberstehend. So sollst du es bei
machen und 50 Schleifen am äußersten allen Brettern der Wohnung machen.
Ende der anderen Zeltbahn, bei der 18 Und du sollst für die Wohnung 20 Bret-
92 2. MOSE 26.27
ter machen auf der Seite nach Süden halb des Vorhangs setzen; und der Vor-
zu. 19 Und du sollst unter die 20 Bretter hang soll für euch eine Scheidewand sein
40 silberne Füße machen, je zwei Füße zwischen dem Heiligen und dem Allerhei-
unter ein Brett für seine beiden Zapfen; ligsten. 34 Und du sollst den Sühnedeckel
und wieder zwei Füße unter ein Brett für auf die Lade des Zeugnisses in dem Aller-
seine beiden Zapfen. 20 Ebenso auf der heiligsten legen. 35 Den Tisch aber stelle
anderen Seite der Wohnung, nach Nor- außerhalb des Vorhanges auf, und den
den zu, auch 20 Bretter, 21 und ihre 40 Leuchter dem Tisch gegenüber an der
silbernen Füße, je zwei Füße unter ein Südseite der Wohnung, den Tisch aber
Brett. 22 Aber an der Rückseite der Woh- stelle an die Nordseite.
nung, nach Westen zu, sollst du sechs 36 Und du sollst einen Vorhang für den
Bretter machen. 23 Dazu sollst du zwei Eingang des Zeltes anfertigen, aus blau-
Bretter machen für die beiden Ecken an em und rotem Purpur und Karmesin und
der Rückseite der Wohnung. 24 Die sollen aus gezwirntem Leinen in Buntwirker-
doppelt sein von unten an und sich oben arbeit. 37 Und mache für den Vorhang
zusammenfügen mit einem Ring; so sol- fünf Säulen aus Akazienholz, mit Gold
len beide sein; an beiden Ecken sollen sie überzogen, mit goldenen Haken, und
stehen. 25 Und so sollen es acht Bretter gieße für sie fünf eherne Füße.
sein mit ihren silbernen Füßen, 16 Füße,
je zwei Füße unter einem Brett. Der Brandopferaltar
2Mo 38,1-7
26 Und du sollst Riegel aus Akazienholz
machen, fünf für die Bretter auf der einen Und du sollst einen Altara aus Aka-
Seite der Wohnung, 27 und fünf Riegel für zienholz herstellen, 5 Ellen lang
die Bretter auf der anderen Seite der Woh- und 5 Ellen breit; viereckig soll der Altar
nung, und fünf Riegel für die Bretter auf sein, und 3 Ellen hoch. 2 Und bringe die
der Rückseite der Wohnung, nach We- zu ihm gehörenden Hörner an seinen
sten zu. 28 Und der mittlere Riegel soll in- vier Ecken an; seine Hörner sollen aus ei-
wendig durch die Bretter hindurchgehen nem Stück mit ihm sein, und du sollst
von einem Ende zum anderen. 29 Und ihn mit Erz überziehen. 3 Fertige auch
du sollst die Bretter mit Gold überziehen seine Töpfe an, die zur Reinigung von
und ihre Ringe aus Gold machen, die die Fettasche dienen, und seine Schaufeln,
Riegel aufnehmen sollen; auch die Riegel und seine Sprengbecken, und seine Ga-
sollst du mit Gold überziehen. beln und seine Kohlenpfannen. Alle seine
30 So sollst du die Wohnung errichten Geräte sollst du aus Erz machen. 4 Ma-
nach der Weise, wie du es auf dem Berg che für ihn auch ein ehernes Gitter wie
gesehen hast. ein Netz, und befestige an dem Gitter vier
eherne Ringe an seinen vier Ecken; 5 und
Die Vorhänge der Stiftshütte setze es unter die Einfassung des Altars,
2Mo 36,35-38
von unten her, so daß das Gitter bis zur
31 Du sollst auch einen Vorhang anferti- halben Höhe des Altars reicht. 6 Und fer-
gen aus blauem und rotem Purpur und tige Tragstangen für den Altar an, Stan-
Karmesin und aus gezwirntem Leinen, gen aus Akazienholz, mit Erz überzogen.
und sollst Cherubim in kunstvoller Arbeit 7 Und stecke die Tragstangen in die Ringe,
hineinwirken. 32 Und hänge ihn an vier so daß die Stangen an beiden Seiten des
Säulen aus Akazienholz auf, die mit Gold Altars sind, damit man ihn tragen kann.
überzogen sind und goldene Haken und 8 Aus Brettern sollst du ihn herstellen, so
vier silberne Füße haben. 33 Und hänge daß er inwendig hohl ist; wie es dir auf
den Vorhang unter die Klammern. Und dem Berg gezeigt worden ist, so soll man
die Lade des Zeugnisses sollst du inner- ihn herstellen.

a (27,1) d.h. den Brandopferaltar, auf dem die Tieropfer dargebracht wurden.
2. MOSE 27.28 93
Der Vorhof und der Eingang sollen Aaron und seine Söhne es zurich-
2Mo 38,9-20 ten, vom Abend bis zum Morgen, vor dem
9 Du sollst der Wohnung auch einen Vor- HERRN. Das ist eine ewige Ordnung, die
hof anfertigen: auf der Südseite Behänge von den Kindern Israels eingehalten wer-
aus gezwirntem Leinen, 100 Ellen lang den soll bei ihren [künftigen] Geschlech-
auf der einen Seite, 10 und 20 Säulen auf tern.
20 ehernen Füßen und die Haken der
Säulen mit ihren Verbindungsstäben aus Die Kleidung des Hohenpriesters
Silber. 11 Und auch auf der Längsseite 3Mo 8,1-13
nach Norden sollen Behänge sein, 100 El- Und du sollst deinen Bruder Aaron
len lang, und 20 Säulen auf 20 ehernen und seine Söhne mit ihm zu dir
Füßen und die Haken der Säulen mit ih- herantreten lassen aus der Mitte der Kin-
ren Verbindungsstäben aus Silber. der Israels, damit er mir als Priester die-
12 Aber auf der Breitseite nach Westen sol- ne, Aaron und Nadab, Abihu, Eleasar und
len die Behänge des Vorhofs 50 Ellen be- Itamar, die Söhne Aarons.
tragen; und es sollen zehn Säulen auf zehn 2 Und du sollst deinem Bruder Aaron hei-
Füßen sein; 13 und auf der Breitseite des lige Kleider anfertigen zur Ehre und zur
Vorhofs nach Osten zu 50 Ellen; 14 und Zierde. 3 Und du sollst mit allen reden,
zwar sollen 15 Ellen Behänge auf die eine die ein weises Herz haben, die ich mit
Seite kommen, dazu drei Säulen auf drei dem Geist der Weisheit erfüllt habe, daß
Füßen; 15 und 15 Ellen Behänge auf die sie dem Aaron Kleider anfertigen, um ihn
andere Seite, dazu drei Säulen auf drei zu heiligen, damit er mir als Priester die-
Füßen. ne. 4 Das sind aber die Kleider, die sie an-
16 Am Eingang des Vorhofs aber soll ein fertigen sollen: Ein Brustschild und ein
Vorhang sein, 20 Ellen lang, aus [Garnen Ephod, ein Oberkleid und einen Leibrock
von] blauem und rotem Purpur und aus gemustertem Stoff, einen Kopfbund
Karmesin und gezwirntem Leinen in und einen Gürtel. So sollen sie deinem
Buntwirkerarbeit, dazu vier Säulen auf Bruder Aaron und seinen Söhnen heilige
ihren Füßen. 17 Alle Säulen um den Vor- Kleider machen, damit er mir als Priester
hof her sollen silberne Verbindungsstäbe diene. 5 Dazu sollen sie Gold nehmen
und silberne Haken und eherne Füße ha- und [Garne] von blauem und rotem Pur-
ben. 18 Und die Länge des Vorhofs soll pur und Karmesin und von Leinen.
100 Ellen betragen, die Breite 50 Ellen,
die Höhe 5 Ellen; [die Behänge] sollen Das Ephod
aus gezwirntem Leinen und die Füße [der 2Mo 39,2-7
Säulen] aus Erz sein. 19 Auch alle Geräte 6 Das Ephod sollen sie aus Gold herstel-
der Wohnung für den gesamten Dienst in len und aus [Garnen von] blauem und ro-
ihr und alle ihre Pflöcke und alle Pflöcke tem Purpur und Karmesin und gezwirn-
des Vorhofs sollen aus Erz sein. tem Leinen, in kunstvoller Arbeit. 7 Zwei
verbindende Schulterstücke soll es haben
Das Öl für den Leuchter an seinen beiden Enden, und so soll es
3Mo 24,2-4
verbunden werden. 8 Und der gewirkte
20 Und du sollst den Kindern Israels ge- Gürtel, der darauf liegt und mit dem es
bieten, daß sie dir reines Öl aus zerst- angebunden wird, soll von der gleichen
oßenen Oliven für den Leuchter bringen, Arbeit sein, aus dem gleichen Stoff: aus
damit beständig Licht unterhalten wer- Gold, aus [Garnen] von blauem und ro-
den kann. 21 In der Stiftshüttea, außerhalb tem Purpur und Karmesin und aus ge-
des Vorhangs, der vor dem Zeugnis hängt, zwirntem Leinen.

a (27,21) w. In dem Zelt der Zusammenkunft. In dieser Übersetzung wurde der eingeführte Begriff »Stiftshütte«
beibehalten.
94 2. MOSE 28
9 Und du sollst zwei Onyxsteine nehmen 22 Und du sollst für das Brustschild schnur-
und die Namen der Söhne Israels darauf förmige Ketten anfertigen, in Flechtwerk,
eingravieren, 10 sechs ihrer Namen auf aus reinem Gold, 23 und du sollst für das
den einen Stein und die sechs übrigen Brustschild zwei goldene Ringe machen,
Namen auf den anderen Stein, nach ihren und die beiden Ringe an den beiden En-
Geschlechtern. 11 Als Steinschneidear- den des Brustschildes befestigen; 24 und
beit, wie Siegelgravierungen sollst du die mache die beiden geflochtenen Ketten
beiden Steine mit den Namen der Söhne aus Gold an den beiden Ringen fest, die
Israels gravieren und sie mit Goldeinfas- an den beiden Enden des Brustschilds
sungen versehen. 12 Und du sollst die sind. 25 Aber die beiden anderen Enden
beiden Steine auf die Schulterstücke des der zwei geflochtenen Ketten sollst du an
Ephod heften, daß sie Steine des Geden- den beiden Einfassungen befestigen und
kens seien für die Kinder Israels; und Aa- sie auf die Schulterstücke des Ephod hef-
ron soll ihre Namen auf seinen beiden ten, an seiner Vorderseite. 26 Und stelle
Schultern tragen zum Gedenken vor dem zwei andere goldene Ringe her und hefte
HERRN. 13 Und du sollst goldene Einfas- sie an die anderen beiden Ecken des Brust-
sungen anfertigen, 14 und zwei Ketten schilds, nämlich an seinen Saum, der in-
aus reinem Gold, als Schnüre sollst du sie wendig dem Ephod zugekehrt ist. 27 Und
anfertigen, wie man Schnüre flicht, und du sollst noch zwei goldene Ringe herstel-
sollst die geflochtenen Ketten an der Ein- len und sie auf die beiden Schulterstücke
fassung befestigen. des Ephod heften, unten an seine Vorder-
seite, dort wo das Ephod miteinander ver-
Das Brustschild bunden ist, oberhalb des gewirkten Gürtels
2Mo 39,8-21
des Ephod. 28 Und man soll das Brust-
15 Das Brustschild des Rechtsspruchsa schild mit seinen Ringen mit einer Schnur
sollst du in kunstvoller Arbeit anfertigen, von blauem Purpur an die Ringe des Ephod
in der gleichen Arbeit wie das Ephod knüpfen, daß es an dem gewirkten Gürtel
sollst du es anfertigen, aus Gold, aus [Gar- des Ephod eng anliegt und das Brustschild
nen von] blauem und rotem Purpur und sich nicht von dem Ephod loslöst.
Karmesin und gezwirntem Leinen sollst 29 Und Aaron soll die Namen der Söhne Is-
du es machen. 16 Viereckig soll es sein raels an dem Brustschild des Rechtsspruchs
und doppelt gelegt, eine Spanne lang und auf seinem Herzen tragen, wenn er in das
eine Spanne breit. 17 Und du sollst es mit Heiligtum hineingeht, zum beständigen
eingefaßten Steinen besetzen, vier Rei- Gedenken vor dem HERRN. 30 Und du sollst
hen von Steinen; eine Reihe sei ein Ru- in das Brustschild des Rechtsspruchs die
bin, ein Topas und ein Smaragd, die er- Urim und Thummimb legen, damit sie auf
ste Reihe; 18 die zweite Reihe ein Granat, dem Herzen Aarons sind, wenn er hinein-
ein Saphir und ein Diamant; 19 die dritte geht vor dem HERRN; und so soll Aaron den
Reihe ein Opal, ein Achat und ein Ame- Rechtsspruch der Kinder Israels beständig
thyst; 20 die vierte Reihe ein Chrysolith, auf seinem Herzen tragen vor dem HERRN.
ein Onyx und ein Jaspis. In Gold sollen sie
gefaßt sein bei ihrer Einsetzung. 21 Und Das Obergewand zum Ephod
2Mo 39,22-26
es sollen zwölf dieser Steine sein, entspre-
chend den Namen der Söhne Israels, [ei- 31 Und mache das Obergewand zum
ner] für jeden ihrer Namen; in Siegelgra- Ephod ganz aus blauem Purpur. 32 Und
vur, ein Stein für jeden Namen der zwölf oben in der Mitte soll eine Öffnung für den
Stämme. Kopf sein, und ein Saum um die Öffnung

a (28,15) vermutlich deshalb so genannt, weil in ihm b (28,30) w. Lichter und Vollkommenheiten; das waren
die Urim und Thummim, die Lose für den Rechtsent- Lose, durch die der Wille Gottes erfragt wurde (vgl.
scheid Gottes, aufbewahrt wurden (vgl. V. 30). 5Mo 33,8; Esr 2,63).
2. MOSE 28.29 95
her, in Weberarbeit, wie der Saum eines Schenkel sollen sie reichen. 43 Und Aaron
Panzerhemds, damit es nicht zerreißt. und seine Söhne sollen sie tragen, wenn
33 Und [unten], an seinem Saum, sollst sie in die Stiftshütte hineingehen oder
du ringsum Granatäpfel anbringen aus wenn sie dem Altar nahen, zum Dienst
blauem und rotem Purpur und Karmesin, am Heiligtum, damit sie keine Schuld auf
und ringsum goldene Schellen zwischen sich laden und nicht sterben müssen. Das
ihnen; 34 es soll eine goldene Schelle sein, soll eine ewige Ordnung sein für ihn und
danach ein Granatapfel, und wieder eine seinen Samen nach ihm!
goldene Schelle, danach ein Granatapfel,
ringsum an dem Saum des Obergewan- Die Einsetzung der Priester
3Mo 8
des. 35 Und Aaron soll es tragen, wenn er
dient, und sein Klang soll gehört werden, Das ist aber die Verordnung, die
wenn er in das Heiligtum hineingeht vor du befolgen sollst, um sie zu hei-
den HERRN und wenn er hinausgeht, da- ligen, damit sie mir als Priester dienen:
mit er nicht stirbt. Nimm einen Jungstier und zwei makello-
se Widder, 2 sowie ungesäuertes Brot und
Das goldene Stirnblatt ungesäuerte Kuchen, mit Öl gemischt,
2Mo 39,30-31
und ungesäuerte Fladen, mit Öl gesalbt;
36 Du sollst auch ein Stirnblatt aus reinem aus Feinmehl vom Weizen sollst du alles
Gold anfertigen und in Siegelgravur ein- machen; 3 und lege es in einen Korb und
gravieren: »Heilig dem HERRN«; 37 und du bringe es in dem Korb dar zusammen mit
sollst es anheften mit einer Schnur von dem Jungstier und den beiden Widdern.
blauem Purpur, so daß es am Kopfbund 4 Dann sollst du Aaron und seine Söhne
ist; vorn am Kopfbund soll es sein; 38 und vor den Eingang der Stiftshütte führen
es soll auf Aarons Stirn sein, damit Aaron und sie mit Wasser waschen. 5 Und du
die Verschuldung in bezug auf die heili- sollst die Kleider nehmen und Aaron be-
gen Gaben trage, welche die Kinder Is- kleiden mit dem Leibrock, und mit dem
raels darbringen, bei allen ihren heiligen Obergewand zu dem Ephod, auch mit
Gaben. Und es soll allezeit auf seiner Stirn dem Ephod und dem Brustschild; und
sein, um sie wohlgefällig zu machen vor du sollst ihn gürten mit dem gewirkten
dem HERRN. Gürtel des Ephod; 6 und setze den Kopf-
bund auf sein Haupt, und hefte das hei-
Die Kleidung der Priester lige Diadem an den Kopfbund. 7 Und du
39 Und webe den Leibrock aus gemuster- sollst das Salböl nehmen und auf sein
tem Leinen, und fertige einen Kopfbund Haupt gießen und ihn salben. 8 Und seine
aus Leinen an, und mache einen Gürtel Söhne sollst du auch herzubringen und
in Buntwirkerarbeit. ihnen die Leibröcke anlegen. 9 Und gürte
40 Mache auch den Söhnen Aarons Leib- sie, Aaron und seine Söhne, mit Gürteln,
röcke und fertige für sie Gürtel an und und binde ihnen die hohen Kopfbedek-
mache ihnen hohe Kopfbedeckungen zur kungen um; und das Priestertum soll eine
Ehre und zur Zierde. 41 Und du sollst sie ewige Ordnung für sie sein. Auch sollst
deinem Bruder Aaron anlegen und auch du Aaron und seinen Söhnen die Hände
seinen Söhnen, und sie salben und ihre füllen.
Hände füllena und sie heiligen, daß sie 10 Danach sollst du den Jungstier herzu-
mir als Priester dienen. bringen vor die Stiftshütte. Und Aaron
42 Und du sollst ihnen leinene Beinklei- und seine Söhne sollen ihre Hände auf
der machen, um das Fleisch der Blöße den Kopf des Jungstieres stützen. 11 Und
zu bedecken, von den Hüften bis an die du sollst den Jungstier schächten vor dem

a (28,41) Diese Handlung wird in Kap. 29 näher beschrieben (bes. V. 23-25). Sie drückt aus, daß letztlich Gott selbst
seinen geheiligten Priestern das Opfer gibt, das sie vor ihm darbringen sollen.
96 2. MOSE 29
HERRN, vor dem Eingang der Stiftshütte. Fett über dem Leberlappen und die bei-
12 Und du sollst von dem Blut des Jung- den Nieren mit dem Fett, das daran ist,
stieres nehmen und mit deinem Finger und die rechte Schulter; denn es ist ein
auf die Hörner des Altars tun, alles Widder der Einsetzung. 23 Und nimm
[übrige] Blut aber an den Fuß des Altars einen Laib Brot und einen Ölkuchen
schütten. 13 Und du sollst alles Fett neh- und einen Fladen aus dem Korb der
men, das die Eingeweide bedeckt, und ungesäuerten Brote, der vor dem HERRN
das Fett über dem Leberlappen und die steht, 24 und lege alles auf die Hände Aa-
beiden Nieren mit dem Fett, das daran ist, rons und auf die Hände seiner Söhne
und sollst es auf dem Altar in Rauch auf- und webe es als ein Webopfer vor dem
gehen lassen. 14 Aber Fleisch, Haut und HERRN.a 25 Danach nimm es aus ihren
Unrat des Jungstieres sollst du außerhalb Händen und laß es auf dem Altar über
des Lagers mit Feuer verbrennen; denn dem Brandopfer in Rauch aufgehen, als
es ist ein Sündopfer. einen lieblichen Geruch vor dem HERRN;
15 Danach sollst du den einen Widder es ist ein Feueropfer für den HERRN. 26 Du
nehmen, und Aaron und seine Söhne sollst ferner die Brust nehmen von dem
sollen ihre Hände auf den Kopf des Widder der Einsetzung Aarons und sollst
Widders stützen. 16 Und du sollst den sie vor dem HERRN weben als ein Webop-
Widder schächten und von seinem Blut fer; und sie soll dein Anteil sein.
nehmen und an den Altar sprengen 27 Und du sollst die Brust des Webopfers
ringsumher. 17 Aber den Widder sollst und die Schulter des Hebopfers heiligen,
du in Stücke zerlegen und seine Einge- die gewebt und abgehoben worden sind
weide und seine Schenkel waschen und von dem Widder der Einsetzung, von
sollst sie zu den Stücken und zu seinem dem, was für Aaron und von dem, was
Kopf legen, 18 und auf dem Altar den für seine Söhne bestimmt ist. 28 Und das
ganzen Widder in Rauch aufgehen las- soll für Aaron und für seine Söhne be-
sen; denn es ist ein Brandopfer für den stimmt sein von den Kindern Israels, als
HERRN; ein lieblicher Geruch, ein Feuer- eine ewige Ordnung; denn es ist ein Heb-
opfer für den HERRN. opfer, und es soll erhoben werden von
19 Ebenso sollst du den anderen Widder den Kindern Israels, von ihren Friedens-
nehmen, und Aaron und seine Söhne sol- opfern, als ihr Hebopfer für den HERRN.
len ihre Hände auf seinen Kopf legen, 29 Und die heiligen Kleider Aarons sollen
20 und du sollst den Widder schächten seine Söhne nach ihm bekommen, daß
und von seinem Blut nehmen und es auf sie darin gesalbt und ihre Hände darin
das rechte Ohrläppchen Aarons tun und gefüllt werden. 30 Derjenige unter seinen
auf das rechte Ohrläppchen seiner Söhne, Söhnen, der an seiner Stelle Priester wird,
und auf den Daumen ihrer rechten Hand der in die Stiftshütte geht, um im Heilig-
und auf die große Zehe ihres rechten tum zu dienen, der soll sie sieben Tage
Fußes; das [übrige] Blut aber sollst du lang tragen.
ringsum auf den Altar sprengen. 21 Und 31 Du sollst aber den Widder der Einset-
nimm von dem Blut auf dem Altar und zung nehmen und sein Fleisch an einem
von dem Salböl und besprenge Aaron heiligen Ort kochen. 32 Und Aaron und
und seine Kleider und seine Söhne und seine Söhne sollen das Fleisch des Wid-
ihre Kleider; und so wird er geheiligt sein ders essen samt dem Brot im Korb, vor
samt seinen Kleidern, und seine Söhne dem Eingang der Stiftshütte. 33 Sie sollen
mit ihm samt ihren Kleidern. das essen, womit die Sühnung für sie er-
22 Danach sollst du das Fett von dem Wid- wirkt wurde, als man ihre Hände füllte, um
der nehmen und den Fettschwanz und sie zu heiligen. Kein Fremder soll es es-
das Fett, das die Eingeweide bedeckt, das sen, denn es ist heilig! 34 Wenn aber etwas

a (29,24) Das Webopfer oder Schwingopfer wurde vom Priester hin- und herbewegt oder geschwungen.
2. MOSE 29.30 97
von dem Fleisch der Einsetzung und von damit ich in ihrer Mitte wohne, ich, der
dem Brot bis zum Morgen übrigbleibt, so HERR, ihr Gott.
sollst du das Übrige mit Feuer verbren-
nen; es soll nicht gegessen werden, denn Der Räucheraltar
2Mo 37,25-28
es ist heilig.
35 Und du sollst mit Aaron und seinen Und du sollst einen Altar anferti-
Söhnen so verfahren, wie ich es dir gebo- gen, um Räucherwerk darauf zu
ten habe. Sieben Tage sollst du ihre Hände räuchern; aus Akazienholz sollst du ihn
füllen 36 und sollst täglich einen Jungstier machen. 2 Eine Elle lang und eine Elle
als Sündopfer schlachten zur Sühnung; breit soll er sein, viereckig, und zwei El-
und du sollst den Altar entsündigen, in- len hoch, und seine Hörner sollen aus ei-
dem du Sühnung für ihn erwirkst, und nem Stück mit ihm sein. 3 Und du sollst
sollst ihn salben, damit er geheiligt wird. ihn mit reinem Gold überziehen, seine
37 Sieben Tage sollst du für den Altar Platte und seine Wände ringsum und sei-
Sühnung erwirken und ihn heiligen, und ne Hörner, und sollst ihm ringsum einen
der Altar wird hochheilig sein. Alles, was goldenen Kranz machen; 4 und mache
mit dem Altar in Berührung kommt, das ihm zwei goldene Ringe unter dem Kranz;
wird heilig. an seine beiden Seiten sollst du sie an-
bringen, an seinen beiden Wänden, und
Das ständige Brandopfer sie sollen die Tragstangen aufnehmen,
4Mo 28,3-8
daß man ihn damit tragen kann. 5 Und
38 Das ist es aber, was du auf dem Altar die Tragstangen sollst du aus Akazienholz
opfern sollst: Zwei einjährige Lämmer machen und sie mit Gold überziehen.
sollst du beständig [darauf opfern], Tag 6 Und du sollst ihn vor den Vorhang stel-
für Tag; 39 das eine Lamm sollst du am len, der vor der Lade des Zeugnisses
Morgen opfern, das andere sollst du zur hängt, und vor den Sühnedeckel, der auf
Abendzeit opfern; 40 und zum ersten dem Zeugnis ist, wo ich mit dir zusam-
Lamm einen Zehntel Feinmehl, gemengt menkommen will.
mit einem Viertel Hin Öl aus zerstoßenen 7 Und Aaron soll wohlriechendes Räucher-
Oliven und einem Viertel Hin Wein zum werk auf ihm räuchern, Morgen für Mor-
Trankopfer. 41 Das andere Lamm sollst gen; wenn er die Lampen zurichtet, soll
du zur Abendzeit opfern; und mit dem er es räuchern. 8 Und auch wenn Aaron
Speis- und Trankopfer sollst du es halten zur Abendzeit die Lampen zurichtet, soll
wie am Morgen; als einen lieblichen Ge- er es räuchern. Es soll ein beständiges
ruch, als ein Feueropfer für den HERRN. Räucherwerk sein vor dem HERRN bei euren
42 Das soll das beständige Brandopfer sein [künftigen] Geschlechtern. 9 Ihr sollt kein
für eure [künftigen] Geschlechter, vor dem fremdes Räucherwerk auf ihm darbringen
HERRN, vor dem Eingang der Stiftshütte, und auch kein Brandopfer, kein Speisop-
wo ich mit euch zusammenkommen will, fer; und ihr sollt kein Trankopfer auf ihm
um dort zu dir zu reden. 43 Und ich wer- ausgießen. 10 Aber einmal im Jahr soll Aa-
de dort zusammenkommen mit den Kin- ron auf seinen Hörnern Sühnung erwir-
dern Israels, und es soll geheiligt werden ken; mit dem Blut des Sündopfers der
durch meine Herrlichkeit. Versöhnung soll er einmal jährlich darauf
44 Und ich will die Stiftshütte heiligen Sühnung erwirken für eure Geschlechter;
samt dem Altar; und ich will mir Aaron er ist dem HERRN hochheilig.
und seine Söhne heiligen, damit sie mir
als Priester dienen. 45 Und ich will in der Das Lösegeld für die Israeliten
2Mo 38,25-28
Mitte der Kinder Israels wohnen, und ich
will ihr Gott sein. 46 Und sie sollen erken- 11 Und der HERR redete mit Mose und
nen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, der sprach: 12 Wenn du die Zahl der Kinder
sie aus dem Land Ägypten geführt hat, Israels ermittelst, alle, die gezählt werden,
98 2. MOSE 30
so soll jeder dem HERRN ein Lösegeld für so viel wohlriechenden Zimt, 250 [Sche-
seine Seele geben, wenn man sie zählt, kel], und wohlriechenden Kalmus, auch
damit nicht eine Plage über sie kommt, 250, 24 dazu 500 [Schekel] Kassia, nach
wenn sie gezählt werden. 13 Jeder, der dem Schekel des Heiligtums, und ein Hin
durch die Zählung geht, soll einen hal- Olivenöl; 25 und mache daraus ein heiliges
ben Schekel geben, nach dem Schekel des Salböl, eine Mischung von Gewürzsalbe,
Heiligtums (ein Schekel gilt 20 Gera) — ei- nach der Kunst des Salbenbereiters ge-
nen halben Schekel als Hebopfer für den mischt; ein heiliges Salböl soll es sein.
HERRN. 14 Jeder, der durch die Zählung 26 Und du sollst damit die Stiftshütte und
geht im Alter von 20 Jahren und darüber, die Lade des Zeugnisses salben, 27 sowie
der soll dem HERRN das Hebopfer geben. den Tisch mit allen seinen Geräten und
15 Der Reiche soll nicht mehr geben und den Leuchter mit seinen Geräten, und den
der Arme nicht weniger als einen halben Räucheraltar, 28 und den Brandopferaltar
Schekel, wenn ihr dem HERRN das Hebop- mit allen seinen Geräten und das Becken
fer gebt, um Sühnung zu erwirken für eure mit seinem Gestell. 29 Und du sollst sie
Seelen. 16 Und du sollst das Sühnegeld heiligen, damit sie hochheilig seien; alles,
von den Kindern Israels nehmen und es was damit in Berührung kommt, wird hei-
für den Dienst der Stiftshütte geben, daß lig sein.a
es den Kindern Israels zum Gedenken sei 30 Auch Aaron und seine Söhne sollst
vor dem HERRN, um Sühnung zu erwirken du salben und sie heiligen, damit sie
für eure Seelen. mir als Priester dienen. 31 Und du sollst
zu den Kindern Israels sagen: Das soll
Das eherne Becken mir ein heiliges Salböl sein für alle eure
2Mo 38,8; 40,30-32
[künftigen] Geschlechter! 32 Es soll nicht
17 Weiter redete der HERR mit Mose und auf das Fleisch irgendeines Menschen ge-
sprach: 18 Du sollst auch ein ehernes gossen werden; ihr sollt auch in der glei-
Becken machen mit einem ehernen Ge- chen Zusammensetzung keines machen;
stell, zum Waschen, und du sollst es auf- es ist heilig, darum soll es euch heilig sein.
stellen zwischen der Stiftshütte und dem 33 Wer etwas Derartiges zusammenmischt
Altar, und Wasser hineingießen. 19 Und oder einem Fremden davon gibt, der soll
Aaron und seine Söhne sollen aus ihm ausgerottet werden aus seinem Volk!
ihre Hände und Füße waschen. 20 Wenn 34 Und der HERR sprach zu Mose: Nimm dir
sie in die Stiftshütte gehen wollen, so sol- Spezerei: Harz, Räucherklaue und Galba-
len sie sich mit Wasser waschen, damit num, wohlriechendes Gewürz und reinen
sie nicht sterben; ebenso wenn sie zum Weihrauch, zu gleichen Teilen, 35 und be-
Altar nahen, um zu dienen und ein Feu- reite Räucherwerk daraus, nach der Kunst
eropfer dem HERRN in Rauch aufgehen zu des Salbenbereiters gemischt, gesalzen,
lassen. 21 Und zwar sollen sie ihre Hände rein und heilig. 36 Und zerreibe etwas da-
und ihre Füße waschen, damit sie nicht von ganz fein und lege etwas davon vor das
sterben. Das soll eine ewig gültige Ord- Zeugnis in die Stiftshütte, wo ich mit dir zu-
nung für sie sein, für ihn und seinen Sa- sammenkommen will. Das soll euch hoch-
men, für ihre [künftigen] Geschlechter. heilig sein. 37 Und was das Räucherwerk
betrifft, das du bereiten sollst, so sollt ihr in
Das heilige Salböl und das Räucherwerk der gleichen Zusammensetzung für euch
2Mo 37,29; 40,9-16
selbst keines machen, sondern es soll dir
22 Und der HERR redete mit Mose und heilig sein für den HERRN. 38 Wer es nach-
sprach: 23 Nimm du dir auserlesene Spe- macht, um daran zu riechen, der soll aus-
zerei: 500 Schekel feinste Myrrhe und halb gerottet werden aus seinem Volk!

a (30,29) »heilig« bedeutet hier: es gehört Gott und ist für ihn ausgesondert, dem gewöhnlichen menschlichen
Gebrauch entzogen.
2. MOSE 31.32 99
Die Berufung der Werkmeister Volk! 15 Sechs Tage soll man arbeiten; aber
2Mo 35,30-36,3 am siebten Tag ist der Sabbat völliger
Und der HERR redete mit Mose und Ruhe, heilig dem HERRN. Jeder, der am Sab-
sprach: 2 Siehe, ich habe Bezaleel battag eine Arbeit verrichtet, der soll un-
mit Namen berufen, den Sohn Uris, des bedingt sterben! 16 So sollen die Kinder
Sohnes Hurs, vom Stamm Juda, 3 und ich Israels den Sabbat halten, indem sie den
habe ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, Sabbat feiern für alle ihre Geschlechter, als
mit Weisheit und Verstand und Erkennt- ein ewiger Bund. 17 Er ist ein ewiges Zei-
nis und mit Geschicklichkeit für jede Ar- chen zwischen mir und den Kindern Isra-
beit, 4 um Kunstwerke zu ersinnen und els; denn in sechs Tagen hat der HERR Him-
sie auszuführen in Gold und in Silber mel und Erde gemacht; aber am siebten
und in Erz, 5 und um Edelsteine zum Tag ruhte er und erquickte sich.
Besatz zu bearbeiten, und um Holz zu 18 Und als er mit Mose auf dem Berg Sinai
schnitzen, so daß er Kunstwerke aller Art zu Ende geredet hatte, gab er ihm die bei-
ausführen kann. den Tafeln des Zeugnisses, Tafeln aus Stein,
6 Und siehe, ich habe ihm Oholiab bei- beschrieben mit dem Finger Gottes.
gegeben, den Sohn Ahisamachs, vom
Stamm Dan, und habe allen, die ein wei- DIE SÜNDE DES VOLKES
ses Herz haben, die Weisheit ins Herz ge- UND GOTTES GNÄDIGES HANDELN
geben, daß sie alles, was ich dir geboten Kapitel 32 - 34
habe, ausführen sollen: 7 die Stiftshütte
und die Lade des Zeugnisses und den Das Volk macht sich ein goldenes Kalb
Sühnedeckel darauf und alle Geräte der Ps 106,19-22; Apg 7,39-41; 1Kö 12,25-33
[Stifts]hütte, 8 und den Tisch und seine Als aber das Volk sah, daß Mose
Geräte, und den reinen Leuchter und alle lange nicht von dem Berg herab-
seine Geräte, und den Räucheraltar, 9 und kam, da sammelte sich das Volk um Aa-
den Brandopferaltar mit allen seinen ron und sprach zu ihm: Auf, mache uns
Geräten, und das Becken mit seinem Ge- Götter, die uns vorangehen sollen! Denn
stell, 10 und die Dienstkleider und die hei- wir wissen nicht, was mit diesem Mann
ligen Kleider Aarons, des Priesters, und Mose geschehen ist, der uns aus dem
die Kleider seiner Söhne, für den priester- Land Ägypten heraufgeführt hat.
lichen Dienst, 11 und das Salböl und das 2 Da sprach Aaron zu ihnen: Reißt die
wohlriechende Räucherwerk für das Hei- goldenen Ohrringe ab, die an den Ohren
ligtum; ganz so, wie ich es dir geboten eurer Frauen, eurer Söhne und eurer
habe, sollen sie es machen. Töchter sind, und bringt sie zu mir! 3 Da
riß sich das ganze Volk die goldenen Ohr-
Erinnerung an das Sabbatgebot. ringe ab, die an ihren Ohren waren, und
Die Tafeln des Zeugnisses sie brachten sie zu Aaron. 4 Und er nahm
2Mo 20,8-11; 1Mo 2,1-3
es aus ihrer Hand entgegen und bildete
12 Und der HERR redete mit Mose und es mit dem Meißel und machte ein ge-
sprach: 13 Rede du zu den Kindern Israels gossenes Kalb. Da sprachen sie: Das sind
und sprich: Haltet nur ja meine Sabbate! eure Götter, Israel, die dich aus dem Land
Denn das ist ein Zeichen zwischen mir Ägypten heraufgeführt haben!
und euch für alle [künftigen] Geschlech- 5 Als Aaron das sah, baute er einen Altar
ter, damit ihr erkennt, daß ich der HERR vor ihm und ließ ausrufen und sprach:
bin, der euch heiligt. Morgen ist ein Fest für den HERRN! 6 Da
14 Und deshalb sollt ihr den Sabbat hal- standen sie am Morgen früh auf und
ten, weil er euch heilig ist. Wer ihn ent- opferten Brandopfer und brachten dazu
heiligt, der soll unbedingt sterben; wer Friedensopfer; und das Volk setzte sich
an ihm eine Arbeit verrichtet, dessen See- nieder, um zu essen und zu trinken, und
le soll ausgerottet werden aus seinem sie standen auf, um sich zu belustigen.
100 2. MOSE 32
Gottes Zorn und Moses Fürbitte ist ein Kriegsgeschrei im Lager! 18 Er aber
5Mo 9,12-29; Ps 106,23 antwortete: Das klingt nicht wie Siegesge-
7 Da sprach der HERR zu Mose: Geh, stei- schrei oder wie Geschrei der Niederlage,
ge hinab; denn dein Volk, das du aus dem sondern ich höre einen Wechselgesang!
Land Ägypten heraufgeführt hast, hat Ver- 19 Es geschah aber, als er nahe zum Lager
derben angerichtet! 8 Sie sind schnell ab- kam und das Kalb und die Reigentänze
gewichen von dem Weg, den ich ihnen sah, da entbrannte Moses Zorn, und er
geboten habe; sie haben sich ein gegos- warf die Tafeln weg und zerschmetterte sie
senes Kalb gemacht und haben es ange- unten am Berg. 20 Und er nahm das Kalb,
betet und ihm geopfert und gesagt: Das das sie gemacht hatten, und verbrannte
sind eure Götter, Israel, die dich aus dem es mit Feuer und zermalmte es zu Pulver
Land Ägypten heraufgeführt haben! und streute es auf das Wasser und gab es
9 Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe den Kindern Israels zu trinken.
dieses Volk beobachtet, und siehe, es ist 21 Zu Aaron aber sprach Mose: Was hat dir
ein halsstarriges Volk. 10 So laß mich nun, dieses Volk angetan, daß du eine so große
damit mein Zorn gegen sie entbrennt und Sünde über sie gebracht hast? 22 Da sag-
ich sie verzehre; dich aber will ich zu ei- te Aaron: Mein Herr lasse seinen Zorn
nem großen Volk machen! nicht entbrennen; du weißt, daß dieses
11 Mose aber besänftigte das Angesicht Volk bösartig ist. 23 Sie sprachen zu mir:
des HERRN, seines Gottes, und sprach: Ach Mache uns Götter, die uns vorangehen,
HERR, warum will dein Zorn gegen dein denn wir wissen nicht, was aus diesem
Volk entbrennen, das du mit so großer Mann Mose geworden ist, der uns aus
Kraft und starker Hand aus dem Land dem Land Ägypten heraufgeführt hat!
Ägypten geführt hast? 12 Warum sollen 24 Da sprach ich zu ihnen: Wer Gold hat,
die Ägypter sagen: Zum Unheil hat er sie der reiße es ab! Da gaben sie mir’s, und
herausgeführt, um sie im Gebirge umzu- ich warf es ins Feuer; daraus ist dieses
bringen und von der Erde zu vertilgen? Kalb geworden!
Wende dich ab von der Glut deines Zorns
und laß dich des Unheils gereuen, das du Die Leviten üben Gericht
über dein Volk [bringen willst]! 13 Geden- an den Übertretern
ke an deine Knechte, Abraham, Isaak und 5Mo 33,8-11
Israel, denen du bei dir selbst geschwo- 25 Als nun Mose sah, daß das Volk zügellos
ren und zu denen du gesagt hast: Ich will geworden war — denn Aaron hatte ihm
euren Samen mehren wie die Sterne am die Zügel schießen lassen, seinen Wider-
Himmel, und dieses ganze Land, das ich sachern zum Spott —, 26 da stellte sich
versprochen habe, eurem Samen zu ge- Mose im Tor des Lagers auf und sprach:
ben, sollen sie ewiglich besitzen! Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da
14 Da reute den HERRN das Unheil, das er sammelten sich zu ihm alle Söhne Levis.
seinem Volk anzutun gedroht hatte. 27 Und er sprach zu ihnen: So spricht der
HERR, der Gott Israels: Jeder gürte sein
Mose zerbricht die Bundestafeln Schwert an seine Hüfte, und geht hin und
15 Mose aber wandte sich um und stieg her, von einem Tor zum anderen im Lager,
vom Berg hinab, die zwei Tafeln des Zeug- und jeder erschlage seinen Bruder, sei-
nisses in seiner Hand; diese waren auf nen Freund und seinen Nächsten! 28 Und
beiden Seiten beschrieben, vorn und hin- die Söhne Levis machten es, wie ihnen
ten waren sie beschrieben. 16 Und die Mose gesagt hatte, und an jenem Tag fie-
Tafeln waren das Werk Gottes, und die len vom Volk an die 3 000 Männer. 29 Und
Schrift war die Schrift Gottes, eingegra- Mose sprach: Füllt heute eure Hände für
ben in die Tafeln. den HERRN, jeder gegen seinen Sohn und
17 Als nun Josua das Geschrei des Volkes gegen seinen Bruder, damit euch heute
hörte, das jauchzte, sprach er zu Mose: Es der Segen gegeben werde!
2. MOSE 32.33 101
Mose verwendet sich vor Gott für das Volk Und nun lege deinen Schmuck von dir
5Mo 9,18-20; 9,25-29 ab, so will ich sehen, was ich dir tun
30 Und es geschah am folgenden Tag, da will! 6 Da rissen sich die Kinder Israels ih-
sprach Mose zum Volk: Ihr habt eine große ren Schmuck ab beim Berg Horeb.
Sünde begangen! Und nun will ich zu dem
HERRN hinaufsteigen; vielleicht kann ich Das Zelt der Zusammenkunft
Sühnung erwirken für eure Sünde. außerhalb des Lagers
31 Als nun Mose wieder zum HERRN kam, 4Mo 12,6-8
sprach er: Ach! Das Volk hat eine große 7 Mose aber nahm das Zelt und schlug
Sünde begangen, daß sie sich goldene es sich außerhalb des Lagers auf, fern
Götter gemacht haben! 32 Und nun ver- von dem Lager, und er nannte es »Zelt
gib ihnen doch ihre Sünde; wenn aber der Zusammenkunft«.a Und so geschah
nicht, so tilge mich aus deinem Buch, das es, daß jeder, der den HERRN suchte, zum
du geschrieben hast! Zelt der Zusammenkunft hinausgehen
33 Der HERR sprach zu Mose: Ich will den mußte, das außerhalb des Lagers war.
aus meinem Buch tilgen, der gegen mich 8 Und es geschah, wenn Mose hinausging
sündigt! 34 So geh nun hin und führe das zu dem Zelt, dann stand das ganze Volk
Volk an den Ort, von dem ich zu dir ge- auf, und jedermann blieb stehen am Ein-
redet habe. Siehe, mein Engel soll vor dir gang seines Zeltes und sah Mose nach, bis
hergehen. Aber am Tag meiner Heimsu- er in das Zelt hineingegangen war. 9 Und
chung will ich ihre Sünde an ihnen heim- es geschah, wenn Mose in das Zelt hin-
suchen! einging, so kam die Wolkensäule herab
35 Und der HERR schlug das Volk, weil sie und stand am Eingang des Zeltes, und Er
sich das Kalb gemacht hatten, das Aaron redete mit Mose. 10 Und wenn das ganze
angefertigt hatte. Volk die Wolkensäule am Eingang des Zel-
tes stehen sah, dann standen sie alle auf
Das Volk bereut sein Tun und verneigten sich, jeder am Eingang
Und der HERR sprach zu Mose: Geh seines Zeltes. 11 Und der HERR redete mit
hin, zieh von hier hinauf, du und Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein
das Volk, das du aus dem Land Ägypten Mann mit seinem Freund redet; und er
heraufgeführt hast, in das Land, das ich kehrte wieder ins Lager zurück. Aber sein
Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eid Diener Josua, der Sohn Nuns, der junge
versprochen habe, indem ich sagte: Dei- Mann, wich nicht aus dem Inneren des
nem Samen will ich es geben! 2 — ich will Zeltes.
aber einen Engel vor dir hersenden und
die Kanaaniter, Amoriter, Hetiter, Phere- Mose schaut die Herrlichkeit des HERRN
siter, Hewiter und Jebusiter vertreiben —, 2Mo 34,5-9.29
3 in das Land, in dem Milch und Honig 12 Und Mose sprach zu dem HERRN: Siehe,
fließt. Denn ich will nicht in deiner Mitte du sprichst zu mir: Führe das Volk hinauf;
hinaufziehen, weil du ein halsstarriges aber du läßt mich nicht wissen, wen du
Volk bist; ich würde dich sonst unterwegs mit mir senden willst; und doch hast du
vertilgen! gesagt: Ich kenne dich mit Namen, und
4 Als das Volk diese harte Rede hörte, du hast Gnade gefunden vor meinen Au-
trug es Leid, und niemand legte seinen gen. 13 Wenn ich nun Gnade gefunden
Schmuck an. 5 Denn der HERR hatte zu habe vor deinen Augen, so laß mich doch
Mose gesprochen: Sage den Kindern Is- deine Wege wissen und dich erkennen,
raels: Ihr seid ein halsstarriges Volk! Wenn damit ich Gnade finde vor deinen Augen;
ich nur einen Augenblick in deiner Mitte und bedenke doch, daß dieses Volk dein
hinaufzöge, so müßte ich dich vertilgen. Volk ist!

a (33,7) Ein Vorläufer der Stiftshütte, die in 2Mo 35-40 beschrieben wird.
102 2. MOSE 33.34
14 Und Er sprach: Soll ich selbst mitgehen keine Schafe noch Rinder gegen diesen
und dich zur Ruhe führen? Berg hin weiden!
15 Er sprach zu ihm: Wenn du nicht 4 Und Mose hieb sich zwei steinerne Ta-
selbst mitgehst, so führe uns nicht von feln zurecht, wie die ersten waren; und er
hier hinauf! 16 Denn woran soll denn er- stand am Morgen früh auf und stieg auf
kannt werden, daß ich Gnade gefunden den Berg Sinai, wie ihm der HERR geboten
habe vor deinen Augen, ich und dein hatte, und nahm die zwei steinernen Ta-
Volk, als daran, daß du mit uns gehst, feln in seine Hand.
so daß ich und dein Volk ausgezeichnet 5 Da kam der HERR in einer Wolke herab
werden vor jedem Volk, das auf dem und trat dort zu ihm und rief den Namen
Erdboden ist? des HERRN aus. 6 Und der HERR ging vor
17 Und der HERR sprach zu Mose: Auch seinem Angesicht vorüber und rief: Der
dies, was du jetzt gesagt hast, will ich tun; HERR, der HERR, der starke Gott, der barm-
denn du hast Gnade gefunden vor mei- herzig und gnädig ist, langsam zum Zorn
nen Augen, und ich kenne dich mit Na- und von großer Gnade und Treue; 7 der
men! Tausenden Gnade bewahrt und Schuld,
18 Er aber antwortete: So laß mich doch Übertretung und Sünde vergibt, aber
deine Herrlichkeit sehen! keineswegs ungestraft läßt, sondern die
19 Und [der HERR] sprach: Ich will alle Schuld der Väter heimsucht an den Kin-
meine Güte vor deinem Angesicht vorü- dern und Kindeskindern bis in das dritte
berziehen lassen und will den Namen und vierte Glied!
des HERRN vor dir ausrufen. Und wem ich
gnädig bin, dem bin ich gnädig, und über Erneuerung des Bundes vom Sinai.
wen ich mich erbarme, über den erbarme Wichtige Bundesverpflichtungen
5Mo 4,32-40; 7,1-6; 7,17-26
ich mich. 20 Und er sprach weiter: Mein
Angesicht kannst du nicht sehen, denn 8 Da neigte sich Mose schnell zur Erde
kein Mensch wird leben, der mich sieht! und betete an; 9 und er sprach: O Herr,
21 Doch sprach der HERR: Siehe, es ist wenn ich Gnade gefunden habe vor dei-
ein Ort bei mir, da sollst du auf dem Fel- nen Augen, so ziehe mein Herr in unserer
sen stehen. 22 Wenn dann meine Herr- Mitte, obwohl es ein halsstarriges Volk ist;
lichkeit vorübergeht, so stelle ich dich und vergib uns unsere Schuld und Sünde,
in die Felsenkluft und will dich mit mei- und nimm uns an als dein Eigentum!
ner Hand solange bedecken, bis ich vor- 10 Da sprach er: Siehe, ich mache einen
übergegangen bin. 23 Wenn ich dann Bund: Vor deinem ganzen Volk will ich
meine Hand zurückziehe, so darfst du Wunder tun, wie sie nicht gewirkt wor-
hinter mir hersehen; aber mein Angesicht den sind auf der ganzen Erde und unter
soll nicht gesehen werden! allen Völkern; und das ganze Volk, in
dessen Mitte du bist, soll das Werk des
Neue Gesetzestafeln. HERRN sehen; denn furchterregend soll
Offenbarung Gottes auf dem Sinai es sein, was ich mit dir tun will. 11 Be-
5Mo 10,1-5
achte genau, was ich dir heute gebiete!
Und der HERR sprach zu Mose: Siehe, ich will vor dir her die Amoriter
Haue dir zwei steinerne Tafeln zu, und die Kanaaniter vertreiben, sowie die
wie die ersten waren, damit ich die Worte Hetiter und die Pheresiter und die Hewi-
darauf schreibe, die auf den ersten Tafeln ter und die Jebusiter. 12 Hüte dich davor,
waren, die du zerbrochen hast; 2 und sei einen Bund zu schließen mit den Ein-
morgen bereit, daß du früh auf den Berg wohnern des Landes, in das du kommst,
Sinai steigst und dort zu mir auf die Spitze damit sie dir nicht zum Fallstrick werden
des Berges trittst. 3 Und laß niemand mit in deiner Mitte; 13 sondern ihr sollt ihre
dir hinaufsteigen, daß niemand um den Altäre umstürzen und ihre Gedenkstei-
ganzen Berg her gesehen werde; laß auch ne zerbrechen und ihre Aschera-Stand-
2. MOSE 34 103
bildera ausrotten. 14 Denn du sollst kei- 25 Du sollst das Blut meines Opfers nicht
nen anderen Gott anbeten. Denn der zusammen mit Sauerteig opfern. Und das
HERR, dessen Name »Der Eifersüchtige« Opfer des Passahfestes soll nicht über
ist, ist ein eifersüchtiger Gott. Nacht bleiben bis zum Morgen.
15 Daß du nicht etwa einen Bund schließt 26 Die Erstlinge von den ersten Früchten
mit den Einwohnern des Landes, und deines Ackers sollst du in das Haus des
sie, wenn sie ihren Göttern nachhuren HERRN, deines Gottes, bringen. Du sollst
und ihren Göttern opfern, dich einladen ein Böcklein nicht in der Milch seiner
und du dann von ihrem Opfer ißt, 16 und Mutter kochen.
deinen Söhnen ihre Töchter zu Frauen 27 Und der HERR sprach zu Mose: Schreibe
nimmst und ihre Töchter dann ihren dir diese Worte auf! Denn aufgrund die-
Göttern nachhuren und deine Söhne ser Worte habe ich mit dir und mit Israel
verführen, daß sie auch ihren Göttern einen Bund gemacht. 28 Und er war dort
nachhuren. bei dem HERRN 40 Tage und 40 Nächte
17 Du sollst dir keine gegossenen Götter lang und aß kein Brot und trank kein Was-
machen! ser. Und Er schrieb die Worte des Bundes
18 Das Fest der ungesäuerten Brote sollst auf die Tafeln, die zehn Worte.
du halten. Sieben Tage lang sollst du
ungesäuertes Brot essen, wie ich dir ge- Moses Angesicht strahlt
2Kor 3,7-18
boten habe, um die bestimmte Zeit des
Monats Abib; denn im Monat Abib bist 29 Als nun Mose vom Berg Sinai herab-
du aus Ägypten ausgezogen. stieg — und die beiden Tafeln des Zeug-
19 Alle Erstgeburt gehört mir, auch alle nisses waren in der Hand Moses, als
männliche Erstgeburt unter deinem Vieh, er vom Berg hinabstieg —, da wußte
es sei ein Rind oder ein Schaf. 20 Aber Mose nicht, daß die Haut seines Ange-
die Erstgeburt des Esels sollst du mit ei- sichts strahlte, weil er mit Ihm geredet
nem Lamm auslösen; wenn du es aber hatte. 30 Und Aaron und alle Kinder Isra-
nicht auslöst, so brich ihm das Genick. els sahen Mose, und siehe, die Haut sei-
Alle Erstgeburt deiner Söhne sollst du nes Angesichtes strahlte; da fürchteten
auslösen. Und man soll nicht leer erschei- sie sich, ihm zu nahen. 31 Aber Mose rief
nen vor meinem Angesicht. sie; da wandten sie sich zu ihm, Aaron
21 Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am und alle Obersten der Gemeinde; und
siebten Tag sollst du ruhen; [auch] in der Mose redete zu ihnen. 32 Danach traten
Zeit des Pflügens und Erntens sollst du alle Kinder Israels näher zu ihm. Und er
ruhen. gebot ihnen alles, was der HERR zu ihm
22 Und du sollst das Fest der Wochen hal- geredet hatte auf dem Berg Sinai.
ten mit den Erstlingen der Weizenernte, 33 Als nun Mose aufhörte mit ihnen zu re-
und das Fest der Einsammlung, an der den, legte er eine Decke auf sein Ange-
Wende des Jahres. sicht. 34 Und immer, wenn Mose hinein-
23 Alles, was männlich ist bei dir, soll ging vor den HERRN, um mit ihm zu reden,
dreimal im Jahr erscheinen vor dem nahm er die Decke ab, bis er wieder her-
Herrscher, dem HERRN, dem Gott Israels. ausging. Dann ging er heraus und redete
24 Denn ich werde gewißlich die Heiden- zu den Kindern Israels, was ihm befoh-
völker vor dir aus ihrem Besitz vertreiben len war. 35 Und die Kinder Israels sahen
und deine Grenzen erweitern, und nie- dann das Angesicht Moses, daß die Haut
mand soll dein Land begehren, während desselben strahlte, und Mose legte die
du hinaufziehst, um dreimal im Jahr vor Decke wieder auf sein Angesicht, bis er
dem HERRN, deinem Gott, zu erscheinen. wieder hineinging, um mit Ihm zu reden.

a (34,13) Aschera war der Name einer kanaanitischen Göttin; im Ascherakult wurden hölzerne Standbilder aufge-
stellt und verehrt.
104 2. MOSE 35
DER BAU DER STIFTSHÜTTE die Pflöcke des Vorhofs mit ihren Seilen;
Kapitel 35 - 40 19 die Dienstkleider zum Dienst im Hei-
Freiwillige Gaben für das Heiligtum ligtum, die heiligen Kleider Aarons, des
Und Mose versammelte die ganze Priesters, und die Kleider seiner Söhne,
Gemeinde der Kinder Israels und für den priesterlichen Dienst.
sprach zu ihnen: Das sind die Worte, 20 Da ging die ganze Gemeinde der Kin-
die der HERR geboten hat, daß ihr sie der Israels von Mose hinweg.
tun sollt: 2 Sechs Tage soll gearbeitet wer- 21 Und sie kamen — jeder, den sein Herz
den, aber der siebte Tag soll euch heilig dazu trieb, und jeder, dessen Geist willig
sein, daß ihr die Sabbatruhe des HERRN fei- war; sie brachten dem HERRN eine freiwil-
ert. Wer da Arbeit verrichtet, der soll ster- lige Gabe für das Werk der Stiftshütte und
ben. 3 Am Sabbattag sollt ihr kein Feuer seinen ganzen Dienst und für die heiligen
anzünden in allen euren Wohnungen! Kleider. 22 Es kamen aber die Männer
4 Mose redete weiter mit der ganzen Ge- samt den Frauen, alle, die willigen Herzens
meinde der Kinder Israels und sprach: waren, und sie brachten Nasenringe, Ohr-
Das ist das Wort, das der HERR geboten ringe und Fingerringe und Halsketten und
hat: 5 Bringt aus eurer Mitte eine freiwil- allerlei goldene Geräte; alle, die dem HERRN
lige Gabe für den HERRN; jeder, den sein Gold als freiwillige Gabe brachten. 23 Und
Herz dazu treibt, der soll sie bringen, die wer bei sich blauen und roten Purpur fand
freiwillige Gabe für den HERRN, nämlich und Karmesin und Leinen und Ziegen-
Gold, Silber und Erz, 6 blauen und roten haar und rötliche Widderfelle und Seekuh-
Purpur und Karmesin, Leinen und Zie- felle, der brachte es. 24 Und wer Silber und
genhaar, 7 rötliche Widderfelle, Seekuh- Erz als freiwillige Gabe darbringen wollte,
felle und Akazienholz, 8 und Öl für den der brachte es als freiwillige Gabe für den
Leuchter und Spezerei für das Salböl und HERRN. Und wer Akazienholz bei sich fand,
für wohlriechendes Räucherwerk, 9 Onyx- der brachte es für jegliche Arbeit des Dien-
steine und Steine zum Besatz für das stes. 25 Und alle Frauen, die ein weises
Ephod und für das Brustschild. Herz hatten, spannen mit ihren Händen
10 Und alle, die unter euch ein weises und brachten das Gesponnene, [Garne]
Herz haben, die sollen kommen und an- von blauem und rotem Purpur und Kar-
fertigen, was der HERR geboten hat: 11 Die mesin und von feinem Leinen. 26 Und die
Wohnung, ihr Zelt und ihre Decke, ihre Frauen, die ihr Herz dazu trieb und die
Klammern und ihre Bretter, ihre Riegel, verständigen Sinnes waren, die spannen
ihre Säulen und ihre Füße; 12 die Lade mit das Ziegenhaar. 27 Die Fürsten aber brach-
ihren Tragstangen, den Sühnedeckel und ten Onyxsteine und Steine zum Besatz für
den verhüllenden Vorhang; 13 den Tisch das Ephod und für das Brustschild, 28 und
mit seinen Tragstangen und allen seinen Spezerei und Öl für den Leuchter und
Geräten und die Schaubrote; 14 den für das Salböl und für das wohlriechende
Leuchter zur Beleuchtung samt seinen Räucherwerk.
Geräten und seinen Lampen und das Öl 29 So brachten die Kinder Israels dem
des Leuchters; 15 den Räucheraltar mit HERRN eine freiwillige Gabe — alle Männer
seinen Tragstangen, das Salböl und das und Frauen, die willigen Herzens waren,
wohlriechende Räucherwerk, den Ein- zu all dem Werk beizutragen, das der HERR
gangsvorhang für den Eingang der Woh- durch Mose auszuführen befohlen hatte.
nung; 16 den Brandopferaltar mit seinem
ehernen Gitter, mit seinen Tragstangen Die von Gottes Geist begabten Werkleute
2Mo 31,1-11
und allen seinen Geräten, das Becken
mit seinem Gestell; 17 die Behänge des 30 Da sprach Mose zu den Kindern Israels:
Vorhofs mit seinen Säulen und Füßen, Seht, der HERR hat Bezaleel mit Namen
und den Vorhang für den Eingang am berufen, den Sohn Uris, des Sohnes Hurs,
Vorhof; 18 die Pflöcke der Wohnung und vom Stamm Juda, 31 und hat ihn mit dem
2. MOSE 35.36 105
Geist Gottes erfüllt, mit Weisheit und Ver- ligtum! So wurde dem Volk gewehrt zu
stand und Erkenntnis und mit Geschick- bringen; 7 denn das Angefertigte reichte
lichkeit für jede Arbeit, 32 um Kunstwerke aus für das ganze Werk, das zu machen
zu ersinnen und sie auszuführen in Gold war, und es war noch übrig.
und in Silber und in Erz, 33 und um Steine
zum Besatz zu bearbeiten, und um Holz Die Zeltbahnen für die Stiftshütte
2Mo 26,1-14
zu schnitzen, so daß er Kunstwerke aller
Art ausführen kann. 34 Auch hat er ihm 8 Und alle Männer, die weisen Herzens
ins Herz gegeben, daß er [andere] unter- waren unter den Arbeitern am Werk, fer-
weisen kann; ihm und Oholiab, dem Sohn tigten die Wohnung an, zehn Zeltbahnen
Ahisamachs, vom Stamm Dan. 35 Er hat aus gezwirntem Leinen, aus blauem und
sie mit Weisheit des Herzens erfüllt, da- rotem Purpur und Karmesin, mit Cheru-
mit sie jegliches Werk eines Künstlers ma- bim in kunstvoller Arbeit stellte man sie
chen können, und eines Kunstwebers und her. 9 Die Länge einer Zeltbahn war 28
Buntwirkers in [Garnen von] blauem und Ellen und ihre Breite 4 Ellen, und sie hat-
rotem Purpur und Karmesin und Leinen, ten alle ein Maß. 10 Und er fügte je fünf
und eines Webers, damit sie jegliche Ar- Zeltbahnen [zu einem Ganzen] zusam-
beit ausführen und Kunstwerke ersinnen men, eine an die andere. 11 Und er fertigte
können. Schleifen aus blauem Purpur an am Saum
der einen Zeltbahn, bei der Verbindungs-
Der Bau der Stiftshütte beginnt stelle, und ebenso machte er es am Saum
2Mo 36,1-38,20
der äußersten Zeltbahn, bei der anderen
Und Bezaleel und Oholiab und alle Verbindungsstelle. 12 Er machte 50 Schlei-
Männer, die ein weises Herz hat- fen am [Ende der] einen Zeltbahn und 50
ten, in die der HERR Weisheit und Verstand Schleifen an dem äußersten Ende der an-
gelegt hatte, damit sie wußten, wie sie alle deren Zeltbahn, bei der anderen Verbin-
Werke machen sollten für den Dienst des dungsstelle; von diesen Schleifen stand
Heiligtums, sie handelten nach all dem, je eine der anderen gegenüber. 13 Und
was der HERR geboten hatte. er stellte 50 goldene Klammern her und
2 Und Mose rief Bezaleel und Oholiab und fügte die Zeltbahnen mit den Klammern
alle Männer, die ein weises Herz hatten, zusammen, eine an die andere, so daß die
denen der HERR Weisheit ins Herz gelegt Wohnung ein Ganzes wurde.
hatte, auch alle, die ihr Herz dazu trieb, daß 14 Und er fertigte Zeltbahnen aus Ziegen-
sie herzukamen, um an dem Werk zu ar- haar als ein Zeltdach über die Wohnung;
beiten. 3 Und sie empfingen von Mose alle elf solche Zeltbahnen machte er. 15 Die
freiwilligen Gaben, welche die Kinder Is- Länge einer Zeltbahn war 30 Ellen, die
raels zu dem Werk des Dienstes am Heilig- Breite aber 4 Ellen. Und alle elf Zeltbahnen
tum gebracht hatten, damit es ausgeführt hatten ein Maß; 16 und er fügte fünf Zelt-
werde; und sie brachten immer noch je- bahnen für sich zusammen und sechs Zelt-
den Morgen ihre freiwilligen Gaben. bahnen auch für sich, 17 und er machte 50
4 Da kamen alle weisen Männer, die am Schleifen am Saum der einen, äußersten
Werk des Heiligtums arbeiteten, jeder Zeltbahn, an der einen Verbindungsstelle,
von seiner Arbeit, die sie machten, 5 und und 50 Schleifen machte er am Saum der
sie redeten mit Mose und sprachen: Das anderen Zeltbahn, an der anderen Ver-
Volk bringt zu viel, mehr als zum Werk bindungsstelle. 18 Dazu fertigte er 50 eher-
dieses Dienstes notwendig ist, das der ne Klammern an, damit das Zeltdach ein
HERR auszuführen geboten hat! Ganzes würde.
6 Da gebot Mose, daß man durch das La- 19 Und er machte für das Zeltdach eine
ger ausrufen und sagen ließ: Niemand, es Decke aus rötlichen Widderfellen und
sei Mann oder Frau, soll mehr etwas an- darüber noch eine Decke aus Seekuh-
fertigen als freiwillige Gabe für das Hei- fellen.
106 2. MOSE 36.37
Die Bretter für die Wände der Stiftshütte sie mit Gold, und machte ihre Haken aus
2Mo 26,15-30 Gold, und goß dazu vier silberne Füße.
20 Er fertigte auch aufrechtstehende Bret- 37 Und er fertigte einen Vorhang für den
ter aus Akazienholz für die Wohnung an. Eingang des Zeltes, aus [Garnen von]
21 Die Länge eines Brettes war 10 Ellen blauem und rotem Purpur und Karme-
und die Breite eines Brettes anderthalb sin und aus gezwirntem Leinen, in Bunt-
Ellen; 22 zwei Zapfen hatte ein Brett, ei- wirkerarbeit, 38 und fünf Säulen dazu mit
ner dem anderen gegenüberstehend. So ihren Haken, und er überzog ihre Köpfe
machte er es bei allen Brettern der Woh- und ihre Verbindungsstäbe mit Gold; ihre
nung. 23 Und er fertigte die Bretter für die fünf Füße aber waren aus Erz.
Wohnung so an, daß 20 Bretter auf der Sei-
te nach Süden zu standen; 24 und er mach- Die Bundeslade
te 40 silberne Füße unter die 20 Bretter, 2Mo 25,10-22; 4Mo 10,33-36
je zwei Füße unter ein Brett für seine bei- Und Bezaleel fertigte eine Lade aus
den Zapfen; und wieder zwei Füße unter Akazienholz an, zweieinhalb Ellen
ein Brett für seine zwei Zapfen. 25 Ebenso war ihre Länge, anderthalb Ellen ihre Brei-
machte er auch auf der anderen Seite te und anderthalb Ellen ihre Höhe. 2 Und
der Wohnung, nach Norden zu, 20 Bretter er überzog sie mit reinem Gold inwendig
26 und ihre 40 silbernen Füße, je zwei Füße und auswendig, und machte daran einen
unter ein Brett. 27 Aber an der Rückseite goldenen Kranz ringsum. 3 Und er goß
der Wohnung, nach Westen zu, fertigte er für sie vier goldene Ringe an ihre vier Ek-
sechs Bretter, 28 und zwei Bretter für die ken, zwei Ringe auf der einen Seite und
beiden Ecken an der Rückseite der Woh- zwei Ringe auf der anderen Seite. 4 Und
nung. 29 Diese waren doppelt von unten er stellte Tragstangen aus Akazienholz her
an, und oben zusammengefügt mit einem und überzog sie mit Gold 5 und steckte
Ring: So machte er sie beide, an beiden die Stangen in die Ringe an den Seiten
Ecken. 30 Und es waren acht Bretter mit der Lade, damit man sie tragen konnte.
ihren silbernen Füßen, 16 Füße, je zwei 6 Und er fertigte den Sühnedeckel aus
Füße unter einem Brett. reinem Gold an, zweieinhalb Ellen war
31 Und er machte Riegel aus Akazienholz, seine Länge und anderthalb Ellen seine
fünf für die Bretter auf der einen Seite Breite. 7 Und er fertigte zwei Cherubim
der Wohnung, 32 und fünf Riegel für die aus Gold an; in getriebener Arbeit mach-
Bretter auf der anderen Seite der Woh- te er sie, an den beiden Enden des Sühne-
nung, und fünf Riegel für die Bretter auf deckels, 8 einen Cherub an dem einen
der Rückseite der Wohnung nach Westen Ende und den anderen Cherub an dem
zu. 33 Und er machte den mittleren Rie- anderen Ende; aus einem Stück mit dem
gel, daß er inwendig durch die Bretter Sühnedeckel machte er die Cherubim
hindurchging von einem Ende zum an- an den beiden Enden. 9 Und die Che-
deren, 34 und er überzog die Bretter mit rubim breiteten ihre Flügel darüber aus
Gold; auch ihre Ringe, die die Riegel auf- und schirmten mit ihren Flügeln den
nehmen sollten, stellte er aus Gold her, Sühnedeckel, und ihre Angesichter waren
und er überzog die Riegel mit Gold. einander zugewandt; die Angesichter der
Cherubim sahen auf den Sühnedeckel.
Die Vorhänge der Stiftshütte
2Mo 26,31-37 Der Schaubrottisch
35 Und er fertigte den Vorhang an aus 2Mo 25,23-30; 3Mo 24,5-9
[Garnen von] blauem und rotem Purpur 10 Und er stellte den Tisch aus Akazien-
und Karmesin und aus gezwirntem Lei- holz her; zwei Ellen war seine Länge und
nen, und wirkte Cherubim in kunstvoller eine Elle seine Breite und anderthalb El-
Arbeit hinein. 36 Und er machte für ihn len seine Höhe, 11 und er überzog ihn mit
vier Säulen aus Akazienholz und überzog reinem Gold und versah ihn ringsum mit
2. MOSE 37.38 107
einem goldenen Kranz. 12 Und er brach- Der Räucheraltar
te an ihm ringsum eine Leiste an, eine 2Mo 30,1-10
Handbreit hoch, und befestigte an seiner 25 Er fertigte auch den Räucheraltar aus
Leiste ringsum [wieder] einen goldenen Akazienholz an, eine Elle lang und eine
Kranz. 13 Und er goß für ihn vier goldene Elle breit, viereckig, und zwei Ellen hoch,
Ringe und brachte sie an den vier Ecken und seine Hörner waren aus einem Stück
seiner vier Füße an; 14 dicht unter die mit ihm. 26 Und er überzog ihn mit
Leiste waren die Ringe, zur Aufnahme der reinem Gold, seine Platte und seine
Tragstangen, damit man den Tisch tragen Wände ringsum und seine Hörner, und
konnte. 15 Und er machte die Tragstan- machte für ihn ringsum einen goldenen
gen aus Akazienholz und überzog sie mit Kranz; 27 und er machte ihm zwei gol-
Gold, daß der Tisch damit getragen wer- dene Ringe unter dem Kranz an seinen
den konnte. beiden Seiten, an seinen beiden Wänden,
16 Und er machte die Geräte auf dem und sie nahmen die Tragstangen auf, daß
Tisch aus reinem Gold, seine Schüsseln, man ihn damit tragen konnte. 28 Und die
seine Schalen, seine Opferschalen und Tragstangen machte er aus Akazienholz
seine Kannen, mit denen man [die Trank- und überzog sie mit Gold.
opfer] ausgießt. 29 Und er bereitete das heilige Salböl zu
und das reine, wohlriechende Räucher-
Der goldene Leuchter werk, nach der Kunst des Salbenberei-
2Mo 25,31-40; Sach 4 ters.
17 Und er fertigte den Leuchter aus reinem
Gold an, in getriebener Arbeit machte er Der Brandopferaltar
den Leuchter; sein Fuß und sein Schaft, und das eherne Becken
2Mo 27,1-8; 30,17-21
seine Kelche, seine Knäufe und Blüten
waren aus einem Stück mit ihm. 18 Und Danach stellte er auch den Brand-
sechs Arme kamen aus seinen Seiten her- opferaltar aus Akazienholz her, 5
aus, drei Arme aus einer Seite des Leuch- Ellen lang und 5 Ellen breit, viereckig, und
ters und drei Arme aus der anderen Seite 3 Ellen hoch. 2 Und er brachte die zu ihm
des Leuchters. 19 An dem einen Arm wa- gehörenden Hörner, die aus einem Stück
ren drei Kelche wie Mandelblüten, dazu mit ihm waren, an seinen vier Ecken an,
je einen Knauf und eine Blüte; und an und überzog ihn mit Erz. 3 Und er fertig-
dem anderen Arm waren drei Kelche te alle Geräte zu dem Altar an, die Töpfe
wie Mandelblüten, dazu je einen Knauf und die Schaufeln und die Sprengbecken,
und eine Blüte; auf diese Weise gingen die Gabeln und die Kohlenpfannen: alle
die sechs Arme aus dem Leuchter her- seine Geräte machte er aus Erz. 4 Und
vor. 20 An dem Schaft des Leuchters aber er stellte für den Altar ein Gitter wie ein
waren vier Kelche wie Mandelblüten mit Netz her, aus Erz, unter seiner Einfassung,
seinen Knäufen und Blüten, 21 nämlich von unten her bis zur halben Höhe des
ein Knauf unter zwei Armen, und [wie- Altars, 5 und goß vier Ringe an die vier
der] ein Knauf unter zwei Armen, und Enden des ehernen Gitters zur Aufnahme
[noch] ein Knauf unter zwei Armen; so der Tragstangen. 6 Die Tragstangen fertig-
bei den sechs Armen, die aus ihm heraus- te er aus Akazienholz an und überzog sie
kamen. 22 Ihre Knäufe und Arme waren mit Erz 7 und steckte sie in die Ringe an
aus einem Stück mit ihm, das Ganze war den Seiten des Altars, daß man ihn damit
eine getriebene Arbeit, aus reinem Gold. tragen konnte. Und er machte ihn inwen-
23 Er machte auch seine sieben Lampen, dig hohl, aus Brettern.
seine Lichtscheren und seine Löschnäpfe 8 Und er machte das Becken aus Erz und
aus reinem Gold. 24 Aus einem Talent rei- sein Gestell auch aus Erz, aus den Spie-
nen Goldes machte er ihn und alle seine geln der dienenden Frauen, die vor dem
Geräte. Eingang der Stiftshütte Dienst taten.
108 2. MOSE 38.39
Der Vorhof mit seinem Eingang te; 23 und mit ihm Oholiab, der Sohn Ahi-
2Mo 27,9-19 samachs, vom Stamm Dan, ein Meister
9 Und er fertigte den Vorhof an: Auf der im Steinschneiden, in kunstvoller Arbeit
Südseite die Behänge des Vorhofs, aus ge- und im Buntwirken von blauem und ro-
zwirntem Leinen, 100 Ellen lang, 10 mit tem Purpur und Karmesin und in Lei-
ihren 20 Säulen und 20 Füßen aus Erz, nen.
die Haken der Säulen und ihre Verbin- 24 Alles Gold, das verarbeitet wurde in
dungsstäbe aus Silber; 11 ebenso auf der diesem ganzen Werk des Heiligtums, das
Nordseite 100 Ellen mit 20 Säulen und 20 Gold, das als freiwillige Gabe gegeben
Füßen aus Erz; die Haken der Säulen und wurde, betrug 29 Talente und 730 Sche-
ihre Verbindungsstäbe aus Silber; kel, nach dem Schekel des Heiligtums.
12 auf der Westseite aber 50 Ellen Behänge 25 Das Silber aber von den Gezählten der
mit zehn Säulen und zehn Füßen; die Ha- Gemeinde betrug 100 Talente und 1 775
ken der Säulen und ihre Verbindungsstäbe Schekel, nach dem Schekel des Heilig-
aus Silber; 13 auf der Ostseite aber 50 Ellen, tums.
14 auf der einen Seite 15 Ellen Behänge mit 26 Ein Beka je Kopf, ein halber Schekel,
ihren drei Säulen und drei Füßen, 15 und nach dem Schekel des Heiligtums, von
15 Ellen Behänge auf der anderen Seite, allen, die gezählt wurden, von 20 Jahren
mit ihren drei Säulen und drei Füßen, an und darüber, 603 550 Mann.
so daß auf beiden Seiten des Tores am 27 Aus den 100 Talenten Silber goß man
Vorhof gleich viele waren. 16 Es waren die Füße des Heiligtums und die Füße
aber alle Behänge des Vorhofs ringsum des Vorhangs, 100 Füße aus 100 Talen-
aus gezwirntem Leinen, 17 und die Füße ten, je ein Talent für einen Fuß. 28 Aber
der Säulen aus Erz, und ihre Haken und aus den 1 775 Schekeln wurden die Ha-
Verbindungsstäbe aus Silber und ihre ken der Säulen gemacht und ihre Köpfe
Köpfe mit Silber überzogen; und alle überzogen, und sie wurden [mit ihren
Säulen des Vorhofs waren mit silbernen Verbindungsstäben] verbunden.
Verbindungsstäben versehen. 29 Die freiwillige Gabe des Erzes aber be-
18 Und den Vorhang am Eingang des Vor- trug 70 Talente und 2 400 Schekel. 30 Dar-
hofs machte er in Buntwirkerarbeit aus aus wurden die Füße des Eingangs der
[Garnen von] blauem und rotem Purpur Stiftshütte gemacht, und der eherne Al-
und Karmesin und aus gezwirntem Lei- tar und das eherne Gitter daran und alle
nen, 20 Ellen lang und 5 Ellen hoch in Geräte des Altars; 31 dazu die Füße des
der Breite, entsprechend den Behängen Vorhofs ringsumher, und die Füße des
des Vorhofs; 19 dazu vier Säulen und vier Eingangs am Vorhof, alle Pflöcke der Woh-
Füße aus Erz, und ihre Haken aus Silber nung und alle Pflöcke des Vorhofs rings-
und der Überzug ihrer Köpfe und ihre umher.
Verbindungsstäbe aus Silber; 20 und alle
Pflöcke der Wohnung und des Vorhofs Anfertigung der priesterlichen Kleider
ringsum waren aus Erz. 2Mo 28
Und aus den [Garnen] von blauem
Kostenberechnung für die Stiftshütte und rotem Purpur und Karmesin
2Mo 35,4-10; 36,1-7
machten sie die gewirkten Kleider zum
21 Dies ist die Berechnung der Kosten der Dienst im Heiligtum und fertigten die
Wohnung, der Wohnung des Zeugnisses, heiligen Kleider für Aaron an, so wie der
die auf Befehl Moses gemacht wurde, mit HERR es Mose geboten hatte.
Hilfe der Leviten durch die Hand Itamars,
des Sohnes Aarons, des Priesters, 22 nach- Das Ephod
dem Bezaleel, der Sohn Uris, des Sohns 2Mo 28,6-14
Hurs, vom Stamm Juda, alles gemacht 2 Und man stellte das Ephod aus Gold her
hatte, wie es der HERR Mose geboten hat- und aus [Garnen von] blauem und rotem
2. MOSE 39 109
Purpur und Karmesin und aus gezwirntem schilds. 17 Und die beiden geflochtenen
Leinen. 3 Die Goldbleche hämmerten sie Ketten aus Gold machten sie an den
und schnitten sie zu Fäden, daß man sie beiden Ringen fest, die an den beiden En-
kunstvoll hineinwirken konnte in die [Gar- den des Brustschilds waren. 18 Die beiden
ne] aus blauem und rotem Purpur und Kar- anderen Enden der geflochtenen Ketten
mesin und aus gezwirntem Leinen. 4 Sie aber befestigten sie an den beiden Einfas-
machten auch verbindende Schulterstücke sungen und hefteten sie auf die beiden
daran, an seinen beiden Enden verbun- Schulterstücke des Ephod, an seiner Vor-
den. 5 Und der gewirkte Gürtel, mit dem es derseite. 19 Und sie stellten zwei andere
angebunden wurde, hing mit ihm zusam- goldene Ringe her und hefteten sie an die
men; er war aus dem gleichen Stoff und beiden anderen Ecken des Brustschilds,
von derselben Arbeit, aus Gold, aus [Gar- nämlich an seinen Saum, der inwendig
nen von] blauem und rotem Purpur und dem Ephod zugekehrt war. 20 Und sie
Karmesin und gezwirntem Leinen, so wie stellten zwei weitere goldene Ringe her, die
der HERR es Mose geboten hatte. hefteten sie auf die beiden Schulterstücke
6 Und sie bearbeiteten die Onyxsteine, in des Ephod, unten an seine Vorderseite,
Gold gefaßt, in Siegelgravur eingraviert, dort wo das Ephod miteinander verbun-
entsprechend den Namen der Söhne Isra- den ist, oberhalb des gewirkten Gürtels
els; 7 die hefteten sie auf die Schulterstücke des Ephod. 21 Und sie knüpften das Brust-
des Ephod, daß sie Steine des Gedenkens schild mit seinen Ringen mit einer Schnur
seien für die Kinder Israels, so wie der von blauem Purpur an die Ringe des
HERR es Mose geboten hatte. Ephod, daß es an dem gewirkten Gürtel
des Ephod eng anlag und das Brustschild
Das Brustschild sich nicht von dem Ephod loslöste — so
2Mo 28,15-30
wie der HERR es Mose geboten hatte.
8 Sie fertigten auch das Brustschild in
kunstvoller Arbeit an, in der gleichen Ar- Das Obergewand zum Ephod
2Mo 28,31-35
beit wie das Ephod, aus Gold, aus blau-
em und rotem Purpur und Karmesin und 22 Und er machte das Obergewand des
aus gezwirntem Leinen. 9 Und sie mach- Ephod, ganz aus blauem Purpur gewo-
ten das Brustschild viereckig und doppelt ben; 23 und die Öffnung des Obergewan-
gelegt, eine Spanne lang und eine Spanne des war in der Mitte, wie die Öffnung ei-
breit. 10 Und sie besetzten es mit vier Rei- nes Panzerhemdes, und ein Saum um die
hen von Steinen: Die erste Reihe war ein Öffnung, damit es nicht zerriß. 24 Und
Rubin, ein Topas und ein Smaragd; 11 die sie brachten an seinem unteren Saum
zweite Reihe ein Granat, ein Saphir und Granatäpfel an, aus blauem und rotem
ein Diamant; 12 die dritte Reihe ein Opal, Purpur und Karmesin gezwirnt. 25 Und
ein Achat und ein Amethyst; 13 die vierte sie machten Schellen aus reinem Gold; die
Reihe ein Chrysolith, ein Onyx und ein brachten sie zwischen den Granatäpfeln
Jaspis; bei ihrer Einsetzung wurden sie in an ringsum am Saum des Obergewan-
Gold gefaßt. 14 Und diese Steine waren des, 26 eine Schelle, danach ein Granat-
entsprechend den Namen der Söhne Is- apfel, und wieder eine Schelle, danach ein
raels zwölf an der Zahl, [einer] für jeden Granatapfel, ringsum am Saum des Ober-
ihrer Namen; in Siegelgravur, ein Stein für gewandes, zur Verrichtung des Dienstes,
jeden Namen der zwölf Stämme. so wie der HERR es Mose geboten hatte.
15 Und sie fertigten für das Brustschild
schnurförmige Ketten an, in Flechtwerk, Die Kleidung der Priester.
aus reinem Gold, 16 und sie machten Das goldene Stirnblatt
2Mo 28,36-43
zwei goldene Einfassungen und zwei gol-
dene Ringe, und befestigten die beiden 27 Und sie machten auch die Leibröcke,
Ringe an den beiden Enden des Brust- aus weißem Leinen, in Weberarbeit, für
110 2. MOSE 39.40
Aaron und seine Söhne, 28 und den Kopf- 42 ganz so, wie der HERR es Mose geboten
bund aus Leinen und die hohen Kopf- hatte, so hatten die Kinder Israels das
bedeckungen aus Leinen und die Unter- ganze Werk vollbracht. 43 Und Mose sah
kleider aus gezwirntem Leinen; 29 und sich das ganze Werk an, und siehe, sie
den Gürtel aus gezwirntem Leinen und hatten es ausgeführt, wie der HERR es ge-
aus [Garnen von] blauem und rotem Pur- boten hatte; so hatten sie es ausgeführt.
pur und Karmesin, in Buntwirkerarbeit, Und Mose segnete sie.
so wie der HERR es Mose geboten hatte.
30 Sie fertigten auch das Stirnblatt, das
Die Aufrichtung und Einweihung
heilige Diadem, aus reinem Gold an der Stiftshütte
und schrieben darauf in Siegelgravur: Und der HERR redete mit Mose
Heilig dem HERRN! 31 Und sie banden eine und sprach: 2 Am ersten Tag des
Schnur aus blauem Purpur daran, um es ersten Monats sollst du die Wohnung, die
oben am Kopfbund zu befestigen, wie der Stiftshütte, aufrichten. 3 Und du sollst die
HERR es Mose geboten hatte. Lade des Zeugnisses hineinsetzen und die
Lade mit dem Vorhang verhüllen. 4 Und
Die Übergabe der gefertigten Gegenstände du sollst den Tisch hineinbringen und
2Mo 36 bis 39
auf ihn legen, was darauf gehört, und du
32 So wurde das ganze Werk der Woh- sollst den Leuchter hineinbringen und
nung, der Stiftshütte, vollendet. Und die die Lampen darauf setzen. 5 Und du sollst
Kinder Israels machten alles genau so, den goldenen Räucheraltar vor die Lade
wie der HERR es Mose geboten hatte; ge- des Zeugnisses setzen und den Vorhang
nau so machten sie es. am Eingang der Wohnung aufhängen.
33 Und sie brachten die Wohnung zu 6 Den Brandopferaltar aber sollst du vor
Mose, das Zelt und alle seine Geräte, seine den Eingang der Wohnung, der Stiftshütte,
Klammern, seine Bretter, seine Riegel setzen; 7 und stelle das Becken zwischen
und seine Säulen und seine Füße; 34 die die Stiftshütte und den Altar, und fülle
Decke aus rötlichen Widderfellen, die Wasser hinein. 8 Und du sollst den Vorhof
Decke aus Seekuhfellen und den ver- ringsum aufrichten und den Vorhang an
hüllenden Vorhang; 35 die Lade des Zeug- den Eingang des Vorhofs hängen.
nisses mit ihren Tragstangen und den 9 Und du sollst das Salböl nehmen und
Sühnedeckel; 36 den Tisch und alle seine die Wohnung salben, samt allem, was dar-
Geräte und die Schaubrote; 37 den reinen in ist; und du sollst sie heiligen samt allen
Leuchter, seine Lampen, die zubereiteten ihren Geräten, damit sie heilig sei. 10 Und
Lampen, und alle seine Geräte und das Öl du sollst den Brandopferaltar salben mit
des Leuchters; 38 und den goldenen Altar allen seinen Geräten, und den Altar heili-
und das Salböl und das wohlriechende gen, damit der Altar hochheilig sei. 11 Du
Räucherwerk und den Vorhang für den sollst auch das Becken salben samt sei-
Eingang der [Stifts]hütte; 39 den ehernen nem Gestell und es heiligen.
Altar und sein ehernes Gitter mit seinen 12 Und du sollst Aaron und seine Söhne
Tragstangen und allen seinen Geräten, vor den Eingang der Stiftshütte führen
das Becken samt seinem Gestell; 40 die und sie mit Wasser waschen; 13 und be-
Behänge des Vorhofs mit seinen Säulen kleide Aaron mit den heiligen Kleidern
und Füßen, den Vorhang am Eingang des und salbe ihn und heilige ihn, damit
Vorhofs mit seinen Seilen und Pflöcken, er mir als Priester diene. 14 Auch seine
und alle Geräte für den Dienst der Woh- Söhne sollst du herbeiführen und sie
nung, der Stiftshütte; 41 die Dienstklei- mit den Leibröcken bekleiden; 15 und du
der zum Dienst im Heiligtum, die heili- sollst sie salben, wie du ihren Vater ge-
gen Kleider des Priesters Aaron und die salbt hast, damit sie mir als Priester die-
Kleider seiner Söhne, für den priesterli- nen. Und diese Salbung soll für sie ein
chen Dienst; ewiges Priestertum bedeuten für alle ihre
2. MOSE 40 111
Geschlechter. 16 Und Mose tat alles, wie 29 Aber den Brandopferaltar setzte er vor
es ihm der HERR geboten hatte; genau so den Eingang der Wohnung, der Stiftshütte,
machte er es. und opferte darauf Brandopfer und Speis-
17 Und es geschah im zweiten Jahr, am opfer, so wie der HERR es Mose geboten
ersten Tag des ersten Monats, da wurde hatte.
die Wohnung aufgerichtet. 18 Und Mose 30 Das Becken aber stellte er zwischen die
richtete die Wohnung auf; und er stellte Stiftshütte und den Altar und füllte Was-
die Füße auf und setzte die Bretter dar- ser hinein zum Waschen; 31 und Mose,
auf und befestigte ihre Riegel und richte- Aaron und seine Söhne wuschen ihre
te die Säulen auf. 19 Und er breitete das Hände und Füße daraus. 32 Sie wuschen
Zelt aus über die Wohnung und legte die sich, sooft sie in die Stiftshütte gingen
Decke des Zeltes oben darauf, so wie der und zum Altar traten, so wie der HERR es
HERR es Mose geboten hatte. Mose geboten hatte.
20 Und er nahm das Zeugnis und legte es 33 Und er richtete den Vorhof auf rings
in die Lade und steckte die Tragstangen um die Wohnung und um den Altar, und
an die Lade, und er legte den Sühnedeckel hängte den Vorhang für den Eingang
oben auf die Lade. 21 Und er brachte die des Vorhofs auf. So vollendete Mose das
Lade in die Wohnung und hängte den Werk.
verhüllenden Vorhang auf und verhüllte
die Lade des Zeugnisses, so wie der HERR Die Herrlichkeit des HERRN
es Mose geboten hatte. erfüllt die Stiftshütte
1Kö 8,10-12
22 Und er setzte den Tisch in das Zelt
der Zusammenkunft, an die Nordseite 34 Da bedeckte die Wolke die Stiftshütte,
der Wohnung, außerhalb des Vorhangs, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die
23 und er schichtete die Brote darauf vor Wohnung. 35 Und Mose konnte nicht in
dem HERRN, so wie der HERR es Mose ge- die Stiftshütte gehen, weil die Wolke dar-
boten hatte. auf ruhte und die Herrlichkeit des HERRN
24 Er stellte auch den Leuchter in die die Wohnung erfüllte.
Stiftshütte, dem Tisch gegenüber, an die 36 So oft sich aber die Wolke von der
Südseite der Wohnung, 25 und setzte Wohnung erhob, brachen die Kinder Is-
Lampen darauf vor dem HERRN, so wie der raels auf, während aller ihrer Wanderun-
HERR es Mose geboten hatte. gen. 37 Wenn sich aber die Wolke nicht
26 Und er stellte den goldenen Altar in erhob, so brachen sie nicht auf bis zu
die Stiftshütte, vor den Vorhang, 27 und dem Tag, da sie sich erhob. 38 Denn die
räucherte darauf mit wohlriechendem Wolke des HERRN war bei Tag auf der Woh-
Räucherwerk, so wie der HERR es Mose nung, und bei Nacht war Feuer darina
geboten hatte. 28 Und er hängte den Vor- vor den Augen des ganzen Hauses Israel,
hang für den Eingang der Wohnung auf. während aller ihrer Wanderungen.

a (40,38) d.h. in der Wolke.


Das dritte Buch Mose (Leviticus)
GOTTES ANORDNUNGEN liches Tier von den Lämmern oder Ziegen
FÜR DEN OPFERDIENST ISRAELS zum Brandopfer dar. 11 Und er soll es an
Kapitel 1 - 7 der nördlichen Seite des Altars vor dem
Bestimmungen über die Brandopfer HERRN schächten, und die Söhne Aarons,
1Mo 8,20-21; 3Mo 6,2-4; 4Mo 15,1-16.28 die Priester, sollen das Blut ringsum an
Und der HERR rief Mose, und er redete den Altar sprengen; 12 er aber zerlege es
zu ihm aus der Stiftshütte und sprach: in seine Stücke, und der Priester soll sie
2 Rede zu den Kindern Israels und sprich samt dem Kopf und dem Fett auf dem
zu ihnen: Wenn jemand von euch dem Holz aufschichten, über dem Feuer, das
HERRN eine Opfergabe darbringen will, so auf dem Altar ist. 13 Aber die Eingeweide
sollt ihr eure Opfergabe vom Vieh dar- und die Schenkel soll er mit Wasser wa-
bringen, [und zwar] vom Rind und vom schen; und der Priester soll das Ganze
Kleinvieha. darbringen und auf dem Altar in Rauch
3 Ist seine Opfergabe ein Brandopfer vom aufgehen lassen; es ist ein Brandopfer, ein
Rind, so soll er ein makellosesb männ- Feueropfer zum lieblichen Geruch für den
liches Tier darbringen; zum Eingang der HERRN.
Stiftshütte soll er es bringen, damit es ihn 14 Soll aber seine Brandopfergabe für den
wohlgefällig mache vor dem HERRN. 4 Und HERRN aus Geflügel bestehen, so bringe er
er soll seine Hand auf den Kopf des Brand- seine Opfergabe von Turteltauben oder
opfers stützen, so wird es ihm wohlgefällig von jungen Tauben dar. 15 Diese soll der
angenommen und für ihn Sühnung er- Priester zum Altar bringen und ihr den
wirken. 5 Dann soll er das junge Rind vor Kopf abkneifen und sie auf dem Altar in
dem HERRN schächtenc; die Söhne Aarons Rauch aufgehen lassen; ihr Blut aber
aber, die Priester, sollen das Blut darbrin- soll an der Wand des Altars ausgedrückt
gen und es ringsum an den Altar spren- werden. 16 Den Kropf aber samt dem Un-
gen, der vor dem Eingang der Stiftshütte rat soll er entfernen und ihn auf den
steht. 6 Er aber soll dem Brandopfer die Aschenhaufen werfen, neben dem Altar
Haut abziehen und es in seine Stücke nach Osten. 17 Sodann soll er sie an den
zerlegen; 7 und die Söhne Aarons, des Flügeln einreißen, aber nicht abtrennen,
Priesters, sollen Feuer auf dem Altar ma- und der Priester soll sie auf dem Altar
chen und Holz aufschichten über dem in Rauch aufgehen lassen, auf dem Holz
Feuer. 8 Auf das Holz aber über dem Feu- über dem Feuer; es ist ein Brandopfer,
er, das auf dem Altar ist, sollen die Prie- ein Feueropfer zum lieblichen Geruch für
ster, die Söhne Aarons, die Fleischstücke den HERRN.
legen, dazu den Kopf und das Fett; 9 seine
Eingeweide aber und seine Schenkel soll Die Speisopfer
3Mo 6,7-11
er mit Wasser waschen; und der Priester
soll das Ganze auf dem Altar in Rauch auf- Wenn aber eine Seele dem HERRN ein
gehen lassen als ein Brandopfer, ein Feu- Speisopfer darbringen will, so soll ihre
eropfer zum lieblichen Geruch für den Opfergabe aus Feinmehl bestehen, und
HERRN. man soll Öl darüber gießen und Weih-
10 Wenn aber seine Opfergabe vom Klein- rauch darauf tun. 2 So soll man es zu den
vieh ist, so bringe er ein makelloses männ- Söhnen Aarons, zu den Priestern bringen,

a (1,2) Mit »Kleinvieh« werden im Hebräischen sowohl 5Mo 15,21; 1Pt 1,19).
Schafe als auch Ziegen bezeichnet; normalerweise c (1,5) »Schächten« bezeichnet das im mosaischen Ge-
wird es in dieser Bibel mit »Schafe« übersetzt. setz vorgeschriebene Schlachten der Tiere, bei dem
b (1,3) d.h. das Opfertier mußte frei sein von Fehlern das Blut ausfließen mußte (vgl. 1Mo 9,1-4; 2Mo 12,6;
und Mißbildungen (vgl. 2Mo 12,5; 3Mo 22,21-24; 3Mo 17,13-14; 5Mo 12,20-25).
3. MOSE 2.3 113
und er soll davon eine Handvoll nehmen, fer; sondern zu allen deinen Opfergaben
von dem Feinmehl und dem Öl, samt al- sollst du Salz darbringen.
lem Weihrauch; und der Priester soll das, 14 Willst du aber dem HERRN, deinem Gott,
was davon zum Gedenken bestimmt ist, ein Speisopfer von den ersten Früchten
auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen, darbringen, so sollst du am Feuer ge-
als ein Feueropfer zum lieblichen Geruch röstete Ähren, geschrotete Körner vom
für den HERRN. 3 Das Übrige aber vom Jungkorn als Speisopfer von deinen ersten
Speisopfer soll für Aaron und seine Söhne Früchten darbringen; 15 und du sollst Öl
sein, als ein Hochheiliges von den Feuer- darauf tun und Weihrauch darauf legen;
opfern des HERRN. es ist ein Speisopfer. 16 Und der Priester
4 Wenn du aber als Speisopfergabe ein soll in Rauch aufgehen lassen, was da-
Ofengebäck darbringen willst, so nimm von zum Gedenken bestimmt ist, von sei-
Feinmehl, ungesäuerte Kuchen, mit Öl nen geschroteten Körnern und von sei-
angerührt, und ungesäuerte Fladen, mit nem Öl, dazu allen Weihrauch; es ist ein
Öl gesalbt. 5 Ist aber deine Speisopfer- Feueropfer für den HERRN.
gabe in der Pfanne bereitet, so soll sie
aus Feinmehl sein, mit Öl angerührt, Die Friedensopfer
3Mo 7,11-36; 9,18-21
ungesäuert; 6 du sollst sie in Brocken zer-
brechen und Öl darauf gießen; es ist ein Wenn aber seine Gabe ein Friedens-
Speisopfer. opfer ist und er es von den Rindern
7 Wenn aber deine Opfergabe ein Speis- darbringt, sei es ein männliches oder ein
opfer in der Backpfanne ist, so soll Fein- weibliches [Rind], so soll er ein makello-
mehl mit Öl bereitet werden; 8 und du ses vor den HERRN bringen. 2 Und er soll
sollst das Speisopfer, das aus diesen seine Hand auf den Kopf seines Opfers
Dingen bereitet ist, zum HERRN bringen stützen und es schächten vor dem Ein-
und es dem Priester übergeben, und der gang der Stiftshütte; und die Söhne Aa-
soll es zum Altar tragen. 9 Und der Prie- rons, die Priester, sollen das Blut rings-
ster soll von dem Speisopfer abheben, um an den Altar sprengen. 3 Dann soll
was davon zum Gedenken bestimmt ist, er von dem Friedensopfer ein Feueropfer
und soll es auf dem Altar in Rauch auf- für den HERRN darbringen: das Fett, das
gehen lassen als ein Feueropfer zum die Eingeweide bedeckt, auch alles Fett,
lieblichen Geruch für den HERRN. 10 Das das an den Eingeweiden hängt; 4 dazu
Übrige aber vom Speisopfer soll für die beiden Nieren samt dem Fett daran,
Aaron und seine Söhne sein, als ein das an den Lenden ist, und den Leber-
Hochheiliges von den Feueropfern des lappen; samt den Nieren soll er es weg-
HERRN. nehmen. 5 Und die Söhne Aarons sollen
11 Kein Speisopfer, das ihr dem HERRN es auf dem Altar in Rauch aufgehen las-
darbringt, darf aus Gesäuertem bereitet sen, samt dem Brandopfer, das auf dem
werden; denn ihr sollt dem HERRN keinen Holz über dem Feuer liegt, als ein Feu-
Sauerteiga und keinen Honig als Feuerop- eropfer zum lieblichen Geruch für den
fer in Rauch aufgehen lassen. 12 Als eine HERRN.
Opfergabe der Erstlinge könnt ihr so et- 6 Wenn aber seine Gabe, die er dem HERRN
was dem HERRN darbringen — aber auf als Friedensopfer darbringt, vom Klein-
dem Altar sollt ihr sie nicht zum liebli- vieh ist, es sei ein männliches oder weib-
chen Geruch opfern. 13 Alle deine Speis- liches Tier, so soll er ein makelloses her-
opfergaben sollst du mit Salz würzen und zubringen. 7 Bringt er ein Schaf als seine
darfst das Salz des Bundes deines Gottes Opfergabe dar, so bringe er es vor den
nicht fehlen lassen in deinem Speisop- HERRN 8 und stütze seine Hand auf den

a (2,11) Sauerteig wird im NT in der Regel als Bild menschlicher Sündhaftigkeit verwendet (vgl. Mk 8,15; Lk 12,1;
1Kor 5,8), ebenso in den rabbinischen Schriften und bei den römischen Schriftstellern (Plutarch).
114 3. MOSE 3.4
Kopf seines Opfers und schächte es vor der hütte bringen, vor den HERRN, und seine
Stiftshütte; die Söhne Aarons aber sollen Hand auf den Kopf des Stieres stützen
das Blut ringsum an den Altar sprengen. und den Jungstier schächten vor dem
9 Danach bringe er von dem Friedens- HERRN. 5 Und der gesalbte Priester soll von
opfer das Fett dem HERRN als Feueropfer dem Blut des Jungstiers nehmen und es in
dar: den ganzen Fettschwanz, dicht beim die Stiftshütte bringen; 6 und der Priester
Rückgrat soll er ihn abtrennen, dazu das soll seinen Finger in das Blut tauchen und
Fett, das die Eingeweide bedeckt, samt al- von dem Blut siebenmal vor dem HERRN
lem Fett an den Eingeweiden; 10 auch die an die Vorderseite des Vorhangs im Hei-
beiden Nieren mit dem Fett daran, das ligtum sprengen. 7 Auch soll der Priester
an den Lenden ist, samt dem Leberlap- von dem Blut auf die Hörner des Altars für
pen; samt den Nieren soll er es wegneh- das wohlriechende Räucherwerk tun, der
men; 11 und der Priester soll es auf dem vor dem HERRN in der Stiftshütte steht; alles
Altar in Rauch aufgehen lassen als Speise, [übrige] Blut des Jungstieres aber soll er an
ein Feueropfer für den HERRN. den Fuß des Brandopferaltars gießen, der
12 Besteht aber seine Opfergabe in einer vor dem Eingang der Stiftshütte ist. 8 Und
Ziege, so bringe er sie vor den HERRN alles Fett des Sündopfer-Stieres soll er von
13 und stütze seine Hand auf ihren Kopf ihm ablösen, das Fett, das die Eingeweide
und schächte sie vor der Stiftshütte; die bedeckt, und alles Fett, das an den Einge-
Söhne Aarons aber sollen das Blut rings- weiden hängt; 9 dazu die beiden Nieren,
um an den Altar sprengen. 14 Und davon samt dem Fett daran, das an den Lenden
bringe er sein Opfer dar als Feueropfer ist, auch den Leberlappen, samt den Nie-
für den HERRN, nämlich das Fett, das die ren soll er es wegnehmen, 10 gleich wie
Eingeweide bedeckt, samt allem Fett, das man es von dem Rind des Friedensopfers
an den Eingeweiden hängt; 15 dazu die abhebt; und der Priester soll es auf dem
beiden Nieren mit dem Fett daran, das Brandopferaltar in Rauch aufgehen las-
an den Lenden ist; samt dem Leberlap- sen. 11 Aber das Fell des Jungstieres und
pen, samt den Nieren soll er es wegneh- all sein Fleisch samt seinem Kopf, seinen
men. 16 Und der Priester soll es auf dem Schenkeln, seinen Eingeweiden und sei-
Altar in Rauch aufgehen lassen als Speise, nem Unrat, 12 den ganzen Jungstier soll
ein Feueropfer, zum lieblichen Geruch. man hinaus vor das Lager bringen, an
— Alles Fett gehört dem HERRN: 17 Das ist einen reinen Ort, wohin man die Fett-
eine ewige Satzung für eure [künftigen] asche schüttet, und ihn auf einem Holz-
Geschlechter an allen euren Wohnorten, feuer verbrennen; am Aschenhaufen soll
daß ihr weder Fett noch Blut essen sollt. er verbrannt werden.
13 Wenn sich aber die ganze Gemeinde
Die Sündopfer Israels vergeht, und es ist vor den Augen
3Mo 6,17-23
der Versammlung verborgen, daß sie et-
Und der HERR redete zu Mose und was getan hat, von dem der HERR geboten
sprach: 2 Rede zu den Kindern Israels hat, daß man es nicht tun darf, so daß sie
und sprich: Wenn sich eine Seele aus Ver- Schuld auf sich bringen; 14 sie kommen
sehen versündigt gegen irgendeines der aber zur Erkenntnis der Sünde, die sie ge-
Gebote des HERRN, daß sie etwas tut, was gen [dieses Gebot] begangen haben, so
man nicht tun darf, [so soll als Vorschrift soll die Versammlung einen Jungstier als
gelten]: Sündopfer darbringen, und sie sollen ihn
3 Wenn der gesalbte Priester sündigt, so vor die Stiftshütte führen. 15 Dann sollen
daß er eine Schuld auf das Volk bringt, die Ältesten der Gemeinde ihre Hände
so soll er für seine Sünde, die er began- auf den Kopf des Jungstieres stützen vor
gen hat, einen makellosen Jungstier dem dem HERRN, und man soll den Jungstier
HERRN als Sündopfer darbringen. 4 Und er schächten vor dem HERRN. 16 Der gesalbte
soll den Jungstier zum Eingang der Stifts- Priester aber soll von dem Blut des Jung-
3. MOSE 4.5 115
stieres in die Stiftshütte bringen, 17 und auf sich bringt, 28 und seine Sünde wird
der Priester soll seinen Finger in das Blut ihm bewußt, die er begangen hat, so
tauchen und davon siebenmal an die Vor- soll er eine makellose Ziege, ein weibli-
derseite des Vorhangs sprengen vor dem ches [Tier], zum Opfer bringen für seine
HERRN; 18 und er soll von dem Blut auf die Sünde, die er begangen hat, 29 und er soll
Hörner des Altars tun, der vor dem HERRN seine Hand auf den Kopf des Sündopfers
in der Stiftshütte steht; alles [übrige] Blut stützen und das Sündopfer schächten an
aber soll er an den Fuß des Brandopfer- der Stätte des Brandopfers. 30 Der Priester
altars gießen, der vor dem Eingang der aber soll mit seinem Finger von seinem
Stiftshütte steht. 19 Aber all sein Fett soll Blut nehmen und es auf die Hörner des
er von ihm ablösen und es auf dem Altar Brandopferaltars tun und alles [übrige]
in Rauch aufgehen lassen. 20 Und er soll Blut an den Fuß des Brandopferaltars
mit diesem Jungstier verfahren, wie er gießen. 31 Alles Fett aber soll er von ihm
mit dem Jungstier des Sündopfers verfah- wegnehmen, wie das Fett von dem Frie-
ren ist; genauso soll auch mit diesem ver- densopfer weggenommen wird, und der
fahren werden. Und der Priester soll Priester soll es auf dem Altar in Rauch
für sie Sühnung erwirken, und es wird ih- aufgehen lassen zum lieblichen Geruch
nen vergeben werden. 21 Und man soll für den HERRN. So soll der Priester für ihn
den Jungstier außerhalb des Lagers schaf- Sühnung erwirken, und es wird ihm ver-
fen und ihn verbrennen, wie man den geben werden.
ersten Jungstier verbrannt hat. Er ist ein 32 Will er aber ein Schaf zum Sündopfer
Sündopfer der Gemeinde. darbringen, so soll es ein makelloses
22 Wenn ein Fürst sündigt und aus Verse- weibliches [Tier] sein; 33 und er soll sei-
hen irgend etwas tut, wovon der HERR, sein ne Hand auf den Kopf des Sündopfers
Gott, geboten hat, daß man es nicht tun stützen und es schächten als Sündopfer
soll, und so Schuld auf sich bringt, 23 und an dem Ort, wo man das Brandopfer
seine Sünde wird ihm bewußt, die er be- zu schächten pflegt. 34 Und der Priester
gangen hat, so soll er einen makellosen soll mit seinem Finger von dem Blut
Ziegenbock, ein männliches [Tier], zum des Sündopfers nehmen und es auf die
Opfer bringen; 24 und er soll seine Hand Hörner des Brandopferaltars tun, alles
auf den Kopf des Bockes stützen und [übrige] Blut aber an den Fuß des Altars
ihn schächten an dem Ort, wo man das gießen. 35 Und er soll alles Fett davon
Brandopfer zu schächten pflegt vor dem wegnehmen, wie das Fett von dem Schaf
HERRN; es ist ein Sündopfer. 25 Und der des Friedensopfers weggenommen wird,
Priester soll mit seinem Finger von dem und der Priester soll es auf dem Altar in
Blut des Sündopfers nehmen und es auf Rauch aufgehen lassen, über den Feuer-
die Hörner des Brandopferaltars tun; das opfern des HERRN. Und so soll der Priester
[übrige] Blut aber soll er an den Fuß des für ihn Sühnung erwirken wegen seiner
Brandopferaltars gießen; 26 und all sein Sünde, die er begangen hat, und es wird
Fett soll er auf dem Altar in Rauch aufge- ihm vergeben werden.
hen lassen, gleich dem Fett des Friedens-
opfers. So soll der Priester ihm Sühnung Die Schuldopfer
3Mo 7,1-10
erwirken für seine Sünde, und es wird
ihm vergeben werden. Und wenn eine Seele dadurch sündigt,
27 Wenn aber jemand vom Volk des Lan- daß sie etwas nicht anzeigt, obwohl
des aus Versehen sündigt, indem er et- sie die Fluchandrohunga vernommen hat
was tut, von dem der HERR geboten hat, und Zeuge ist, weil sie es gesehen oder
daß man es nicht tun darf, und Schuld erfahren hat, und so Schuld auf sich

a (5,1) d.h. vermutlich einen öffentlichen Fluch über den unbekannten Täter und alle, die die Tat gesehen haben
und schweigen (vgl. Spr 29,24; Ri 17,2; 4Mo 5,21).
116 3. MOSE 5
bringt; 2 oder wenn jemand irgend etwas gesündigt hat, als seine Opfergabe ein
Unreines anrührt, sei es das Aas eines un- Zehntel Epha Feinmehl als Sündopfer
reinen Wildes oder das Aas eines unrei- dar. Er soll aber kein Öl darauf tun und
nen Viehs oder das Aas eines unreinen keinen Weihrauch darauf legen, weil es
kriechenden Tieres, und es ist ihm ver- ein Sündopfer ist. 12 Er soll es zu dem
borgen gewesen, und er wird unrein und Priester bringen, und der Priester nehme
schuldig; 3 oder wenn jemand die Un- eine Handvoll davon, soviel zum Geden-
reinheit eines Menschen anrührt, irgend ken bestimmt ist, und lasse es auf dem
etwas von alledem, womit man sich ver- Altar über den Feueropfern des HERRN in
unreinigen kann, und es ist ihm verbor- Rauch aufgehen. Es ist ein Sündopfer.
gen gewesen, er hat es aber nun erfahren 13 Und so soll der Priester Sühnung für
und ist nun schuldig; 4 oder wenn jemand ihn erwirken wegen seiner Sünde, die er
leichtfertig mit seinen Lippen schwört, begangen hat in einem jener Fälle, und es
Gutes oder Böses tun zu wollen, irgend wird ihm vergeben werden. [Das Opfer]
etwas von dem, was ein Mensch so leicht- aber soll dem Priester gehören wie das
fertig schwören mag, und es war ihm ver- Speisopfer.
borgen, er erkennt es aber nun und hat 14 Und der HERR redete zu Mose und
sich in einer dieser Sachen schuldig ge- sprach: 15 Wenn eine Seele eine Verun-
macht — treuung begeht und sich aus Versehen
5 wenn er nun durch etwas Derartiges versündigt an dem, was dem HERRN ge-
Schuld auf sich gebracht hat, so bekenne weiht ist, so soll sie dem HERRN ihr Schuld-
er, woran er sich versündigt hat, 6 und opfer bringen, nämlich einen makellosen
bringe dem HERRN sein Schuldopfer dar Widder von der Herde, im Wert von so vie-
für seine Sünde, die er begangen hat, ein len Silber-Schekeln, wie du schätzt, nach
weibliches [Tier] vom Kleinvieh, ein Schaf dem Schekel des Heiligtums, als Schuld-
oder eine Ziege zum Sündopfer, und der opfer. 16 Den Schaden aber, den er dem
Priester soll [damit] Sühnung für ihn er- Heiligtum zugefügt hat, soll er erstatten
wirken wegen seiner Sünde. und noch ein Fünftel davon dazufügen
7 Kann er aber nicht soviel aufbringen, und es dem Priester geben; und der Prie-
daß es für ein Lamm reicht, so bringe er ster soll für ihn Sühnung erwirken mit
dem HERRN für das, worin er gesündigt dem Widder des Schuldopfers, und es
hat, als sein Schuldopfer zwei Turteltau- wird ihm vergeben werden.
ben oder zwei junge Tauben dar; eine 17 Und wenn eine Seele sündigt und ir-
als Sündopfer, die andere als Brandopfer. gend etwas von alledem tut, was der HERR
8 Und er soll sie zu dem Priester bringen; verboten hat und man nicht tun soll,
dieser aber soll zuerst die zum Sündopfer auch wenn sie es nicht gewußt hat, so
bestimmte darbringen und ihr unterhalb ist sie [dennoch] schuldig und trägt ihre
des Genicks den Kopf abkneifen, ihn aber Schuld. 18 Und sie soll dem Priester einen
nicht abtrennen. 9 Und vom Blut des makellosen Widder von der Herde nach
Sündopfers sprenge er an die Wand des deiner eigenen Schätzung zum Schuld-
Altars, das übrige Blut aber soll an den opfer bringen, und der Priester soll für
Fuß des Altars ausgedrückt werden; es sie Sühnung erwirken wegen ihres Verse-
ist ein Sündopfer. 10 Die andere aber soll hens, das sie unwissentlich begangen hat;
er als Brandopfer opfern, wie es verord- und es wird ihr vergeben werden. 19 Es ist
net ist. Und so soll der Priester für ihn ein Schuldopfer; gewißlich ist sie an dem
Sühnung erwirken wegen seiner Sünde, HERRN schuldig geworden.
die er begangen hat, und es wird ihm ver- 20 Und der HERR redete zu Mose und
geben werden. sprach: 21 Wenn sich jemand versündigt
11 Kann er aber auch die zwei Turtel- und Untreue begeht gegen den HERRN,
tauben oder die zwei jungen Tauben indem er seinem Nächsten etwas An-
nicht aufbringen, so bringe der, welcher vertrautes oder etwas Hinterlegtes oder
3. MOSE 5.6 117
etwas Geraubtes ableugnet, oder wenn Holz darauf anzünden und das Brandop-
er seinen Nächsten übervorteilt, 22 oder fer darauf zurichten und die Fettstücke
wenn er etwas Verlorenes gefunden hat der Friedensopfer darauf in Rauch aufge-
und es ableugnet oder einen falschen hen lassen. 6 Ein beständiges Feuer soll
Eid schwört wegen irgend etwas von auf dem Altar in Brand gehalten werden;
alledem, womit sich ein Mensch ver- es soll nie erlöschen!
sündigen kann; 23 wenn er nun sündigt 7 Und dies ist das Gesetz vom Speisopfer:
und Schuld auf sich bringt, so soll er Die Söhne Aarons sollen es vor dem HERRN
den Raub, den er verübt hat, oder das darbringen, vor dem Altar. 8 Und dann
erpreßte Gut, das er erpreßt hat, oder hebe einer davon eine Handvoll ab, von
das anvertraute Gut, das ihm anvertraut dem Feinmehl des Speisopfers und von
wurde, oder das Verlorene, das er gefun- seinem Öl, auch allen Weihrauch, der auf
den hat, zurückerstatten; 24 auch alles, dem Speisopfer ist, und lasse es auf dem
worüber er einen falschen Eid geschwo- Altar in Rauch aufgehen; es ist ein liebli-
ren hat, soll er nach seinem vollen Wert cher Geruch, der Teil, der zum Gedenken
zurückerstatten und noch ein Fünftel da- bestimmt ist für den HERRN. 9 Das Übrige
zulegen; und zwar soll er es dem geben, davon sollen Aaron und seine Söhne es-
dem es gehört, an dem Tag, da er sein sen; ungesäuert soll es gegessen werden
Schuldopfer darbringt. 25 Sein Schuld- an einem heiligen Ort; im Vorhof der
opfer aber soll er dem HERRN bringen, Stiftshütte sollen sie es essen. 10 Es soll
zum Priester, einen makellosen Widder ungesäuert gebacken werden. Ich habe
von der Herde, nach deiner Schätzung als es ihnen gegeben als ihren Anteil an mei-
Schuldopfer. 26 Und der Priester soll für nen Feueropfern; es ist hochheilig wie das
ihn Sühnung erwirken vor dem HERRN, Sündopfer und wie das Schuldopfer. 11 Al-
und es wird ihm vergeben werden, was les, was männlich ist unter den Nachkom-
irgend er getan hat von alledem, womit men Aarons, darf davon essen; es ist ein
man sich schuldig machen kann. auf ewig festgesetzter Anteil an den Feuer-
opfern des HERRN für eure [künftigen] Ge-
Vorschriften über die Ausführung schlechter. Alles, was mit ihm in Berührung
der Brand-, Speis- und Sündopfer kommt, soll heilig sein!
3Mo 1; 4Mo 28,3-31
12 Und der HERR redete zu Mose und
Und der HERR redete zu Mose und sprach: 13 Dies ist die Opfergabe Aarons
sprach: 2 Gebiete Aaron und seinen und seiner Söhne, die sie dem HERRN
Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz darbringen sollen, [jeder] am Tag seiner
vom Brandopfer. Das Brandopfer soll auf Salbung. Ein Zehntel Epha Feinmehl als
seiner Feuerstelle auf dem Altar die ganze beständiges Speisopfer, die eine Hälfte
Nacht bis zum Morgen verbleiben, und am Morgen, die andere am Abend. 14 Es
das Feuer des Altars soll auf ihm in Brand soll in der Pfanne mit Öl angemacht wer-
gehalten werden. 3 Und der Priester soll den; eingerührt soll man es darbringen,
sein leinenes Gewand anziehen und sein in Kuchenform, in Brocken zerlegt soll
Fleisch in die leinenen Beinkleider hüllen man das Speisopfer darbringen zum lieb-
und soll die Fettasche abheben, zu wel- lichen Geruch für den HERRN. 15 Und zwar
cher das Feuer auf dem Altar das Brand- soll es der Priester bereiten, der an Aarons
opfer verzehrt hat, und sie neben den Stelle gesalbt wird von seinen Söhnen, als
Altar schütten. 4 Dann lege er seine Klei- eine ewige Satzung; es soll ganz in Rauch
der ab und ziehe andere Kleider an und aufgehen für den HERRN. 16 Jedes Speis-
schaffe die Fettasche hinaus vor das Lager opfer eines Priesters soll ein Ganzopfer
an einen reinen Ort. 5 Aber das Feuer auf sein; es darf nicht gegessen werden.
dem Altar soll auf ihm brennend erhal- 17 Und der HERR redete zu Mose und
ten werden, es soll nicht erlöschen; dar- sprach: 18 Rede zu Aaron und zu seinen
um soll der Priester Morgen für Morgen Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz
118 3. MOSE 6.7
vom Sündopfer: Am gleichen Ort, wo gehört dem Priester, der die Sühnung da-
man das Brandopfer schächtet, soll auch mit erwirkt. 8 Und dem Priester, der je-
das Sündopfer geschächtet werden vor mandes Brandopfer darbringt, ihm gehört
dem HERRN: es ist hochheilig. 19 Der Prie- auch die Haut des Brandopfers, das er
ster, der es als Sündopfer darbringt, darf dargebracht hat. 9 Ebenso alle Speisop-
es essen; es soll an heiliger Stätte gegessen fer, die im Ofen gebacken, im Topf oder
werden, im Vorhof der Stiftshütte. 20 Al- in der Pfanne bereitet werden; sie fallen
les, was mit seinem Fleisch in Berührung dem Priester zu, der sie darbringt. 10 Alle
kommt, soll heilig sein! Wenn aber etwas Speisopfer, seien sie nun mit Öl vermengt
von seinem Blut auf ein Kleid spritzt, so oder trocken, gehören allen Söhnen Aa-
sollst du das, was bespritzt worden ist, an rons, dem einen wie dem anderen.
heiliger Stätte waschen. 21 Ist es in einem
irdenen Gefäß gekocht worden, so soll es Das Friedensopfer
3Mo 3
zerbrochen werden, ist es in einem eher-
nen gekocht worden, so muß es gescheu- 11 Und dies ist das Gesetz vom Friedens-
ert und mit Wasser gespült werden. 22 Al- opfer:
les, was männlich ist unter den Priestern, 12 Wenn er es zum Lob opfern will, so
darf davon essen; es ist hochheilig. 23 Da- bringe er zu seinem Lob-Schlachtopfer
gegen soll man kein Sündopfer essen, hinzu ungesäuerte Kuchen dar, mit Öl
von dessen Blut in die Stiftshütte hinein- angerührt, und ungesäuerte Fladen, mit
gebracht wird, um Sühnung zu erwirken Öl gesalbt, und eingerührtes Feinmehl
im Heiligtum; es soll mit Feuer verbrannt [für] mit Öl angerührte Kuchen. 13 Zu-
werden. sätzlich zum Kuchen soll er gesäuertes
Brot als seine Opfergabe darbringen, zu
Vorschriften über die Ausführung der dem Schlachtopfer seines Lob-Friedens-
Schuld- und Friedensopfer opfers hinzu. 14 Davon soll er je ein
3Mo 5,1-26
Stück von jeder Opfergabe dem HERRN
Und dies ist das Gesetz vom Schuld- als Hebopfera darbringen; das soll dem
opfer, welches hochheilig ist: 2 Am Priester gehören, der das Blut der Frie-
gleichen Ort, wo man das Brandopfer densopfer sprengt. 15 Das Fleisch des
schächtet, soll man auch das Schuld- Lob-Friedensopfers soll aber am Tag sei-
opfer schächten, und [der Priester] soll ner Darbringung gegessen werden; man
sein Blut ringsum an den Altar spren- darf nichts davon übriglassen bis zum
gen. 3 Auch soll er von ihm all sein Fett Morgen.
darbringen, den Fettschwanz samt dem 16 Beruht aber das Opfer, das er dar-
Fett, das die Eingeweide bedeckt; 4 dazu bringt, auf einem Gelübde, oder ist es frei-
die beiden Nieren mit dem Fett daran, willig, so soll es am Tag seiner Darbrin-
das an den Lenden ist, samt dem Le- gung gegessen werden, und was davon
berlappen; über den Nieren soll man es übrigbleibt, darf am folgenden Tag geges-
wegnehmen. 5 Und der Priester soll es sen werden.
auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen 17 Was aber vom Opferfleisch bis zum
als ein Feueropfer für den HERRN; es ist dritten Tag übrigbleibt, das soll man mit
ein Schuldopfer. 6 Alles, was männlich ist Feuer verbrennen. 18 Wenn aber dennoch
unter den Priestern, darf es essen; es soll am dritten Tag von dem Fleisch seines
an heiliger Stätte gegessen werden: es ist Friedensopfers gegessen wird, so wird es
hochheilig. nicht als wohlgefällig angenommen wer-
7 Wie das Sündopfer, so das Schuldopfer; den; es wird dem, der es dargebracht hat,
für beide gilt ein und dasselbe Gesetz: Es nicht angerechnet, sondern gilt als Greu-

a (7,14) »Hebopfer« bezeichnet den Teil, der von einem größeren Opfer »abgehoben« und dem Herrn bzw. dem
Priester direkt abgegeben wurde.
3. MOSE 7.8 119
el, und die Seele, die davon ißt, wird ihre densopfer. 30 Eigenhändig soll er die Feu-
Schuld tragen. eropfer des HERRN herzubringen: Das Fett
19 Auch wenn das Fleisch mit irgend et- samt der Brust soll er bringen, die Brust,
was Unreinem in Berührung kommt, um sie als Webopfer vor dem HERRN zu
so darf man es nicht essen, sondern weben.a 31 Der Priester aber soll das Fett
es muß mit Feuer verbrannt werden; auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen;
sonst aber darf jedermann von diesem und die Brust fällt Aaron und seinen
Fleisch essen, wenn er rein ist. 20 Die Söhnen zu. 32 Dazu sollt ihr die rechte
Seele aber, die ihre Unreinheit an sich Keule von euren Friedensopfern dem
hat und doch von dem Fleisch des Frie- Priester als Hebopfer geben; 33 und zwar
densopfers ißt, das dem HERRN gehört, soll derjenige von den Söhnen Aarons,
dieselbe soll ausgerottet werden aus ih- der das Blut des Friedensopfers und das
rem Volk. 21 Auch wenn eine Seele ir- Fett darbringt, die rechte Keule zum An-
gend etwas Unreines anrührt, es sei die teil erhalten.
Unreinheit eines Menschen oder ein 34 Denn ich habe die Brust des Webop-
unreines Vieh oder irgend einen un- fers und die Keule des Hebopfers von den
reinen Greuel, und ißt doch von dem Kindern Israels, von ihren Friedensop-
Fleisch des Friedensopfers, das dem fern genommen und habe sie dem Prie-
HERRN gehört, dieselbe soll ausgerottet ster Aaron und seinen Söhnen gegeben
werden aus ihrem Volk. als ein ewiges Anrecht von den Kindern
Israels. 35 Das ist das Salbungsteilb Aa-
Verbot des Genusses von Fett und Blut rons und das Salbungsteil seiner Söhne
22 Und der HERR redete zu Mose und von den Feueropfern des HERRN an dem
sprach: 23 Rede zu den Kindern Israels Tag, da er sie herzunahen ließ, um für
und sprich: Ihr sollt kein Fett essen von den HERRN Priesterdienst zu tun, 36 von
Stieren, Schafen und Ziegen! 24 Das Fett dem der HERR befahl, daß es ihnen am
von Aas oder Zerrissenem darf zu aller- Tag ihrer Salbung gegeben werde von den
lei Zwecken verwendet werden, aber ihr Kindern Israels, als ewiges Recht für ihre
sollt es auf keinen Fall essen. 25 Denn je- [künftigen] Geschlechter.
der, der Fett ißt von dem Vieh, von wel- 37 Dies ist das Gesetz vom Brandopfer,
chem man dem HERRN Feueropfer dar- vom Speisopfer und vom Sündopfer, vom
zubringen pflegt — die Seele, die es ißt, Schuldopfer, vom Einweihungsopfer und
soll ausgerottet werden aus ihrem Volk! vom Friedensopfer, 38 das der HERR dem
26 Ihr sollt auch kein Blut essen in allen Mose auf dem Berg Sinai gegeben hat, an
euren Wohnungen, weder von Vögeln dem Tag, da er den Kindern Israels gebot,
noch vom Vieh; 27 jeder, der irgendwel- dem HERRN ihre Opfer darzubringen, in
ches Blut ißt, soll ausgerottet werden aus der Wüste Sinai.
seinem Volk!
Opferanteile der Priester DIE EINSETZUNG DES PRIESTERTUMS
Kapitel 8 - 10
3Mo 10,12-15; 4Mo 18,8-11; 18,18-19;
2Mo 29,24-28 Die Weihe Aarons und seiner Söhne
2Mo 29
28 Und der HERR redete zu Mose und
sprach: 29 Rede zu den Kindern Israels Und der HERR redete zu Mose und
und sprich: Wer dem HERRN ein Friedens- sprach: 2 Nimm Aaron und seine
opfer darbringen will, der lasse dem HERRN Söhne mit ihm, dazu die Kleider und das
seine Gabe zukommen von seinem Frie- Salböl und den Jungstier zum Sündopfer

a (7,30) d.h. das Opfer wurde in der Hand des Priesters geweiht; es wird auch mit »Schwingopfer« übersetzt.
vor dem HERRN hin- und herbewegt (»geschwungen« b (7,35) d.h. der Teil des Opfers, der den Priestern
bzw. »gewoben«) und ihm auf diese Art und Weise anläßlich ihrer Salbung zusteht.
120 3. MOSE 8
und die zwei Widder und den Korb mit les Fett an den Eingeweiden und den Le-
ungesäuertem Brot, 3 und versammle die berlappen und die beiden Nieren mit dem
ganze Gemeinde vor dem Eingang der Fett daran, und Mose ließ es auf dem Altar
Stiftshütte! in Rauch aufgehen. 17 Aber den Jungstier
4 Und Mose tat, wie ihm der HERR befoh- samt seiner Haut und seinem Fleisch und
len hatte, und die Gemeinde versammel- Unrat verbrannte er mit Feuer außerhalb
te sich vor dem Eingang der Stiftshütte. des Lagers, so wie der HERR es Mose gebo-
5 Und Mose sprach zu der Gemeinde: Das ten hatte.
ist es, was der HERR zu tun geboten hat. 18 Er brachte auch den Widder zum
6 Und Mose brachte Aaron und seine Brandopfer herzu. Und Aaron und seine
Söhne herzu und wusch sie mit Wasser. Söhne stützten ihre Hände auf den Kopf
7 Und er legte ihm den Leibrock an und des Widders. 19 Und er schächtete ihn,
umgürtete ihn mit dem Gürtel, und er und Mose sprengte das Blut ringsum an
bekleidete ihn mit dem Obergewand und den Altar. 20 Und er zerlegte den Widder
legte ihm das Ephod an und umgürtete in seine Stücke, und Mose ließ den Kopf,
ihn mit dem gewirkten Gürtel des Ephods die Stücke und das Fett in Rauch aufge-
und befestigte es ihm damit. 8 Danach hen, 21 und er wusch die Eingeweide und
legte er ihm das Brustschild an und die Schenkel mit Wasser. So ließ Mose den
legte in das Brustschild die Urim und ganzen Widder auf dem Altar in Rauch
die Thummima; 9 und er setzte ihm den aufgehen. Das war ein Brandopfer zum
Kopfbund auf das Haupt und heftete an lieblichen Geruch, ein Feueropfer für den
den Kopfbund, vorn an seine Stirn, das HERRN, so wie der HERR es Mose geboten
goldene Stirnblatt, das heilige Diadem, so hatte.
wie der HERR es Mose geboten hatte. 22 Er brachte auch den zweiten Widder
10 Und Mose nahm das Salböl und salbte herzu, den Widder der Einsetzung. Und
die Wohnung und alles, was darin war, Aaron und seine Söhne stützten ihre
und heiligte sie. 11 Auch sprengte er da- Hände auf den Kopf des Widders. 23 Und
von siebenmal auf den Altar und salbte er schächtete ihn, und Mose nahm von
den Altar samt allen seinen Geräten, auch seinem Blut, und er tat es auf das rechte
das Becken samt seinem Gestell, um es Ohrläppchen Aarons und auf den Dau-
zu heiligen. 12 Und er goß von dem Salböl men seiner rechten Hand und auf die
auf das Haupt Aarons und salbte ihn, große Zehe seines rechten Fußes. 24 Und
um ihn zu heiligen. 13 Und Mose brachte Mose brachte auch die Söhne Aarons
auch die Söhne Aarons herzu und beklei- herzu, und er tat von dem Blut auf ihr
dete sie mit Leibröcken und umgürtete rechtes Ohrläppchen und auf den Dau-
sie mit dem Gürtel und band ihnen die men ihrer rechten Hand und auf die
hohen Kopfbedeckungen um, so wie der große Zehe ihres rechten Fußes; und
HERR es Mose geboten hatte. Mose sprengte das Blut ringsum an den
14 Dann ließ er den Jungstier des Sünd- Altar.
opfers herzuführen; und Aaron und seine 25 Und er nahm das Fett und den Fett-
Söhne stützten ihre Hände auf den Kopf schwanz und alles Fett an den Eingewei-
des Sündopferstieres. 15 Und er schächtete den und den Leberlappen und die beiden
ihn, und Mose nahm das Blut und tat da- Nieren mit dem Fett daran und die rechte
von mit seinem Finger auf die Hörner des Schulter; 26 dazu nahm er aus dem Korb
Altars ringsum und entsündigte den Altar; mit dem ungesäuerten Brot, der vor dem
und er goß das übrige Blut an den Fuß des HERRN war, einen ungesäuerten Kuchen
Altars und heiligte ihn, indem er für ihn und einen Brotkuchen mit Öl und einen
Sühnung erwirkte. 16 Sodann nahm er al- Fladen und legte es auf die Fettstücke

a (8,8) bed. »Lichter und Vollkommenheiten«; Name der heiligen Lose der Hohenpriester Israels, mit denen der
Wille Gottes erfragt wurde.
3. MOSE 8.9 121
und auf die rechte Schulter, 27 und er leg- Kalb zum Sündopfer und einen Widder
te das alles auf die Hände Aarons und auf zum Brandopfer, beide makellos, und
die Hände seiner Söhne und webte es als bringe sie dem HERRN dar. 3 Und rede zu
Webopfer vor dem HERRN. den Kindern Israels und sprich: Nehmt
28 Danach nahm Mose das alles wieder einen Ziegenbock zum Sündopfer und
aus ihren Händen und ließ es auf dem Al- ein Kalb und ein Lamm, ein Jahr alt und
tar über dem Brandopfer in Rauch aufge- makellos, zum Brandopfer, 4 ferner einen
hen. Das war das Einsetzungsopfer zum Stier und einen Widder zum Friedensop-
lieblichen Geruch, ein Feueropfer für den fer, um sie vor dem HERRN zu opfern, und
HERRN. 29 Und Mose nahm die Brust und ein mit Öl angerührtes Speisopfer; denn
webte sie als Webopfer vor dem HERRN; heute wird euch der HERR erscheinen!
das war Moses Anteil von dem Widder 5 Und sie brachten, was Mose geboten
der Einsetzung, so wie der HERR es Mose hatte, vor den Eingang der Stiftshütte, und
geboten hatte. die ganze Gemeinde trat herzu und stand
30 Und Mose nahm von dem Salböl und vor dem HERRN. 6 Da sprach Mose: Das
von dem Blut auf dem Altar und spreng- ist es, was der HERR geboten hat; das sollt
te es auf Aaron, auf seine Kleider und ihr tun, so wird euch die Herrlichkeit des
mit ihm auf seine Söhne und ihre Kleider, HERRN erscheinen! 7 Und Mose sprach zu
und er heiligte Aaron, seine Kleider, und Aaron: Tritt zum Altar und opfere dein
mit ihm seine Söhne und die Kleider sei- Sündopfer und dein Brandopfer und er-
ner Söhne. wirke Sühnung für dich und das Volk. Da-
31 Und Mose sprach zu Aaron und zu sei- nach bringe das Opfer des Volkes dar und
nen Söhnen: Kocht das Fleisch vor dem erwirke Sühnung für sie, wie der HERR es
Eingang der Stiftshütte und eßt es dort, geboten hat!
und auch das Brot, das im Korb des Ein- 8 Da trat Aaron zum Altar und schächtete
setzungsopfers ist, wie ich geboten und das Kalb des Sündopfers, das für ihn
gesagt habe: Aaron und seine Söhne sol- war. 9 Und die Söhne Aarons brachten
len es essen. 32 Was aber übrigbleibt von das Blut zu ihm, und er tauchte seinen
dem Fleisch und von dem Brot, das sollt Finger in das Blut und tat davon auf die
ihr mit Feuer verbrennen. 33 Und ihr sollt Hörner des Altars und goß das [übrige]
sieben Tage lang nicht hinausgehen vor Blut an den Fuß des Altars. 10 Aber das
den Eingang der Stiftshütte, bis zu dem Fett und die Nieren und den Leberlappen
Tag, an dem die Tage eures Einsetzungs- des Sündopfers ließ er auf dem Altar in
opfers erfüllt sind; denn sieben Tage lang Rauch aufgehen, so wie der HERR es Mose
sollen euch die Hände gefüllt werden. geboten hatte. 11 Und das Fleisch und die
34 Was man heute getan hat, das hat Haut verbrannte er mit Feuer außerhalb
der HERR zu tun befohlen, um für euch des Lagers.
Sühnung zu erwirken. 35 Sieben Tage lang 12 Danach schächtete er das Brandopfer,
sollt ihr Tag und Nacht am Eingang der und die Söhne Aarons brachten das Blut
Stiftshütte bleiben und die Anordnun- zu ihm, und er sprengte es ringsum an
gen des HERRN befolgen, damit ihr nicht den Altar. 13 Und sie brachten das Brand-
sterbt; denn so ist es mir geboten wor- opfer, in seine Stücke zerlegt, samt dem
den. 36 Und Aaron und seine Söhne taten Kopf zu ihm, und er ließ es auf dem Altar
alles, was der HERR durch Mose geboten in Rauch aufgehen. 14 Und er wusch die
hatte. Eingeweide und die Schenkel und ließ sie
über dem Brandopfer auf dem Altar in
Das erste Opfer Aarons und seiner Söhne Rauch aufgehen.
Und es geschah am achten Tag, da 15 Danach brachte er die Opfergabe des
rief Mose Aaron und seine Söhne und Volkes herzu, und er nahm den Bock, das
die Ältesten von Israel zu sich, 2 und er Sündopfer des Volkes, und schächtete ihn
sprach zu Aaron: Nimm dir ein junges und opferte ihn als Sündopfer wie das
122 3. MOSE 9.10
vorige. 16 Danach brachte er das Brand- 4 Mose aber rief Misael und Elzaphan, die
opfer herzu und opferte es nach der Vor- Söhne Ussiels, des Onkels Aarons, und
schrift. 17 Er brachte auch das Speisop- sprach zu ihnen: Tretet herzu und tragt
fer herzu und nahm eine Handvoll davon eure Brüder vom Heiligtum hinweg, vor
und ließ es auf dem Altar in Rauch auf- das Lager hinaus! 5 Und sie traten herzu
gehen, außer dem Brandopfer des Mor- und trugen sie in ihren Leibröcken vor
gens. das Lager hinaus, wie es Mose befohlen
18 Danach schächtete er den Stier und hatte.
den Widder als das Friedensopfer des 6 Da sprach Mose zu Aaron und seinen
Volkes. Und die Söhne Aarons brachten Söhnen Eleasar und Itamar: Ihr sollt euer
ihm das Blut; das sprengte er ringsum Haupthaar nicht entblößen, noch eure
an den Altar. 19 Aber die Fettstücke von Kleider zerreißen, damit ihr nicht sterbt
dem Stier, und von dem Widder den Fett- und der Zorn über die ganze Gemeinde
schwanz und das Fett, das die Eingewei- kommt. Doch eure Brüder, das ganze
de bedeckt, und die Nieren und den Le- Haus Israel, sie sollen weinen über die-
berlappen, 20 alle diese Fettstücke legten sen Brand, den der HERR angezündet
sie auf die Bruststücke; und er ließ die hat! 7 Ihr aber sollt nicht vor den Ein-
Fettstücke auf dem Altar in Rauch auf- gang der Stiftshütte hinausgehen, damit
gehen. 21 Aber die Brust und die rechte ihr nicht sterbt; denn das Öl der Salbung
Keule webte Aaron als Webopfer vor dem des HERRN ist auf euch! Und sie handelten
HERRN, wie es Mose geboten hatte. nach dem Wort Moses.
22 Danach streckte Aaron seine Hand aus
zu dem Volk hin und segnete es und stieg Anordnungen zur rechten Ausführung
herab, nachdem er das Sündopfer, das des Priesterdienstes
Brandopfer und das Friedensopfer dar- 8 Der HERR aber redete mit Aaron und
gebracht hatte. sprach: 9 Du und deine Söhne mit dir
23 Und Mose und Aaron gingen in die sollen weder Wein noch starkes Getränk
Stiftshütte hinein. Und als sie wieder her- trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht,
auskamen, segneten sie das Volk. Da er- damit ihr nicht sterbt. Das sei eine ewige
schien die Herrlichkeit des HERRN dem Ordnung für eure [künftigen] Geschlech-
ganzen Volk, 24 und es ging Feuer aus von ter, 10 damit ihr einen Unterschied macht
dem HERRN und verzehrte das Brandopfer zwischen dem Heiligen und dem Unhei-
und die Fettstücke auf dem Altar. Als das ligen, zwischen dem Unreinen und Rei-
ganze Volk dies sah, jubelten sie und fie- nen, 11 und damit ihr die Kinder Israels
len auf ihr Angesicht. alle Ordnungen lehrt, die der HERR zu ih-
nen durch Mose geredet hat!
Der Tod Nadabs und Abihus 12 Und Mose redete mit Aaron und mit
4Mo 3,2-4
seinen übriggebliebenen Söhnen, Elea-
Aber die Söhne Aarons, Nadab und sar und Itamar: Nehmt das Speisopfer,
Abihu, nahmen jeder seine Räu- das von den Feueropfern des HERRN
cherpfanne und taten Feuer hinein und übrigbleibt, und eßt es ungesäuert beim
legten Räucherwerk darauf und brachten Altar, denn es ist hochheilig. 13 Ihr sollt es
fremdes Feuer dar vor den HERRN, das er an heiliger Stätte essen; denn es ist das,
ihnen nicht geboten hatte. 2 Da ging Feu- was dir und deinen Söhnen bestimmt ist
er aus von dem HERRN und verzehrte sie, von den Feueropfern des HERRN; denn so
so daß sie starben vor dem HERRN. 3 Und ist es mir geboten worden. 14 Ebenso die
Mose sprach zu Aaron: Das hat der HERR Brust des Webopfers und die Keule des
gemeint, als er sprach: »Ich will geheiligt Hebopfers — du und deine Söhne und
werden durch die, welche zu mir nahen, deine Töchter sollen sie mit dir an reiner
und geehrt werden vor dem ganzen Volk!« Stätte essen. Denn dies ist dir und dei-
Und Aaron schwieg still. nen Kindern bestimmt von den Friedens-
3. MOSE 10.11 123
opfern der Kinder Israels. 15 Die Keule dachs; denn obgleich er wiederkäut, hat
des Hebopfers und die Brust des Webop- er doch keine gespaltenen Klauen; dar-
fers soll man mit den Feueropfern der um soll er für euch unrein sein; 6 und
Fettstücke herzubringen, um sie als den Hasen; denn obgleich er wiederkäut,
Webopfer vor dem HERRN zu weben. Dies hat er keine gespaltenen Klauen; darum
soll dir und deinen Söhnen mit dir als ein soll er für euch unrein sein. 7 Ferner
ewiges Anrecht zufallen, wie es der HERR das Schwein; es hat ganz gespaltene Klau-
geboten hat! en, aber es ist kein Wiederkäuer; darum
16 Mose aber suchte eifrig nach dem soll es für euch unrein sein. 8 Von ihrem
Bock des Sündopfers; und siehe, er war Fleisch sollt ihr nicht essen, auch ihr Aas
verbrannt worden. Da wurde er zornig nicht anrühren, denn sie sind für euch
über Eleasar und Itamar, die Söhne Aa- unrein.
rons, die noch übriggeblieben waren, und 9 Diese [Tiere] dürft ihr essen von allem,
sprach: 17 Warum habt ihr das Sündopfer was im Wasser lebt: Alles, was Flossen und
nicht gegessen an heiliger Stätte? Denn Schuppen hat im Wasser, im Meer und in
es ist hochheilig, und Er hat es euch gege- den Flüssen, das dürft ihr essen. 10 Aber
ben, damit ihr die Schuld der Gemeinde alles, was keine Flossen und Schuppen
tragt, um für sie Sühnung zu erwirken vor hat, im Meer und in den Flüssen, unter
dem HERRN! 18 Siehe, sein Blut ist nicht allem [Getier], das sich in den Wassern
in das Innere des Heiligtums hineinge- regt, und von allem, was im Wasser lebt,
bracht worden; ihr hättet ihn im Hei- das soll für euch ein Greuel sein. 11 Ein
ligtum essen sollen, wie ich es geboten Greuel sollen sie für euch sein; von ihrem
habe! Fleisch sollt ihr nicht essen, und ihr Aas
19 Aaron aber sprach zu Mose: Siehe, heu- sollt ihr verabscheuen. 12 Alle Wassertie-
te haben sie ihr Sündopfer und ihr Brand- re, die keine Flossen und Schuppen ha-
opfer vor dem HERRN geopfert, und es ben, sollen für euch ein Greuel sein.
ist mir dieses geschehen; sollte ich heute 13 Von den fliegenden [Tieren] aber sollt
vom Sündopfer essen? Wäre es auch recht ihr diese verabscheuen; man soll sie nicht
gewesen in den Augen des HERRN? 20 Als essen, weil sie ein Greuel sind: Den Adler,
Mose dies hörte, war es recht in seinen den Lämmergeier und den Seeadler, 14 die
Augen. Weihe und die Habichtarten, 15 alle Raben-
arten, 16 den Strauß, die Eule, die Möwe
BESTIMMUNGEN ZUR HEILIGUNG DES VOLKES und die Falkenarten; 17 das Käuzchen, den
Kapitel 11 - 15 Kormoran, den Ibis, 18 die Ohreneule, den
Pelikan, den Aasgeier, 19 den Storch, die
Das Gesetz über die reinen Reiherarten, den Wiedehopf und die Fle-
und unreinen Tiere dermaus.
3Mo 20,25-26; 5Mo 14,3-19; Apg 10,11-16
20 Jedes geflügelte Kleingetier, das auf
Und der HERR redete zu Mose und vier Füßen geht, soll für euch ein Greuel
Aaron und sprach zu ihnen: 2 Redet sein. 21 Nur diese dürft ihr essen von
zu den Kindern Israels und sprecht: Das dem geflügelten Kleingetier, das auf vier
sind die Tiere, die ihr essen dürft von al- Füßen geht: die oberhalb ihrer Füße zwei
len Tieren auf Erden: 3 Alles, was ganz ge- Schenkel haben, mit denen sie über den
spaltene Klauen hat und wiederkäut un- Erdboden hüpfen können. 22 Von diesen
ter den Tieren, dürft ihr essen. dürft ihr essen: alle Arten der Arbeh-
4 Aber von den Wiederkäuern und denen, Heuschrecke, alle Arten der Solham-Heu-
die gespaltene Klauen haben, sollt ihr die schrecke, der Hargol-Heuschrecke und
folgenden nicht essen: das Kamel; denn der Hagab-Heuschrecke. 23 Aber alles
obgleich es wiederkäut, hat es doch kei- [übrige] geflügelte Kleingetier, das auf
ne gespaltenen Klauen; darum soll es für vier Füßen [geht], soll für euch ein Greu-
euch unrein sein; 5 ebenso den Klipp- el sein; 24 und ihr würdet euch an ihnen
124 3. MOSE 11.12
verunreinigen; wer ihr Aas anrührt, der den Samen gegossen worden, und es fie-
soll unrein sein bis zum Abend; 25 wer le von solchem Aas darauf, so müßte er
aber von ihrem Aas etwas aufhebt, der euch für unrein gelten.
soll seine Kleider waschen, und er ist un- 39 Stirbt ein Vieh, das euch zur Nahrung
rein bis zum Abend. dient, so wird, wer sein Aas anrührt, un-
26 Jedes Tier, das nicht zugleich gänzlich rein sein bis zum Abend; 40 und wer von
gespaltene Klauen hat und wiederkäut, seinem Aas ißt, der soll seine Kleider wa-
soll für euch unrein sein; jeder, der es schen und bleibt unrein bis zum Abend;
anrührt, wird unrein. auch wer sein Aas aufhebt, muß seine
27 Auch alles, was auf seinen Tatzen geht Kleider waschen und bleibt unrein bis
unter den Vierfüßlern, soll für euch un- zum Abend.
rein sein; jeder, der ihr Aas anrührt, wird 41 Alles Getier, das auf der Erde kriecht, ist
unrein sein bis zum Abend; 28 und wer ein Greuel und darf nicht gegessen wer-
ihr Aas aufhebt, der soll seine Kleider wa- den. 42 Alles, was auf dem Bauch kriecht,
schen und bleibt unrein bis zum Abend; samt allem, was auf vier und mehr Füßen
unrein sollen sie für euch sein. läuft von allem Getier, das auf der Erde
29 Auch diese sollen für euch unrein sein kriecht, das sollt ihr nicht essen, denn
von dem Gewimmel, das auf der Erde sie sind ein Greuel. 43 Macht euch selbst
kriecht: Das Wiesel, die Maus, die ver- nicht zu einem Greuel durch irgendein
schiedenen Eidechsenarten; 30 der Gek- kriechendes Getier und verunreinigt euch
ko, die Mauereidechse, die Letaa-Echse, nicht durch sie, so daß ihr dadurch un-
der Salamander und das Chamäleon. rein werdet! 44 Denn ich bin der HERR,
31 Diese sollen für euch unrein sein unter euer Gott; darum sollt ihr euch heiligen
allem, was kriecht; wer sie anrührt, wenn und sollt heilig sein, denn ich bin heilig;
sie tot sind, wird unrein sein bis zum und ihr sollt euch nicht verunreinigen
Abend. 32 Auch wird alles unrein, worauf mit irgendwelchem Getier, das auf der
eines von diesen Tieren fällt, wenn es tot Erde kriecht! 45 Denn ich, der HERR, bin
ist, sei es ein hölzernes Gefäß oder ein es, der euch aus dem Land Ägypten
Kleid, ein Fell oder ein Sack; ein Gerät heraufgeführt hat, um euer Gott zu sein;
aber, mit dem man Arbeit verrichtet, soll darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin
man ins Wasser legen, und es soll unrein heilig!
bleiben bis zum Abend; dann wird es 46 Dies ist das Gesetz über das Vieh und
rein. 33 Fällt aber eines jener Tiere in die Vögel und alle lebendigen Wesen, die
ein irdenes Geschirr, so wird sein ganzer sich im Wasser regen und über alles Le-
Inhalt unrein, und ihr müßt es zerbre- bendige, das auf der Erde kriecht, 47 da-
chen. 34 Wenn etwas von dem Wasser mit man unterscheide zwischen dem Un-
an irgendeine Speise kommt, die man reinen und dem Reinen, und zwischen
essen will, so wird sie unrein, ebenso je- den Lebewesen, die man essen, und de-
des Getränk, das man aus einem solchen nen, die man nicht essen soll.
Gefäß trinken würde. 35 Alles wird un-
rein, worauf ein solches Aas fällt; wäre es Verordnungen für Wöchnerinnen
Lk 2,21-24
ein Backofen oder Kochherd, so müßte er
eingerissen werden; denn er wäre unrein Und der HERR redete zu Mose und
und müßte euch als unrein gelten. 36 Nur sprach: 2 Rede zu den Kindern Isra-
ein Wassersammler, der von einer Quelle els und sprich: Wenn eine Frau schwan-
oder von einer Zisterne [gespeist wird], ger ist und einen Knaben gebiert, so
bleibt rein; wer aber ein Aas darin anrührt, soll sie sieben Tage lang unrein sein; sie
wird gleichwohl unrein. 37 Auch wenn soll unrein sein wie in den Tagen, an de-
von solchem Aas auf irgendwelche nen sie unrein ist wegen ihres Unwohl-
Sämereien fällt, die man aussäen will, so seins. 3 Und am achten Tag soll man
bleiben sie rein; 38 wäre aber Wasser auf das Fleisch der Vorhaut [des Knaben] be-
3. MOSE 12.13 125
schneiden. 4 Und sie soll 33 Tage lang im nicht tieferliegend erscheint als die übrige
Blut ihrer Reinigung daheim bleiben; sie Haut des Fleisches und seine Haare nicht
soll nichts Heiliges anrühren und nicht weiß geworden sind, so soll der Priester
zum Heiligtum kommen, bis die Tage ih- den, der die Plage hat, sieben Tage lang
rer Reinigung erfüllt sind. 5 Gebiert sie einschließen, 5 und am siebten Tag soll
aber ein Mädchen, so soll sie zwei Wo- der Priester es besichtigen: Ist das Mal in
chen lang unrein sein wie bei ihrer Un- seinen Augen gleich geblieben wie zuvor
reinheit [des Unwohlseins], und sie soll und hat nicht weitergefressen in der Haut,
66 Tage lang daheim bleiben im Blut ihrer so soll ihn der Priester nochmals sieben
Reinigung. Tage lang einschließen. 6 Und wenn ihn
6 Und wenn die Tage ihrer Reinigung der Priester am siebten Tag nochmals be-
erfüllt sind für den Sohn oder für die sieht und findet, daß das Mal blasser ist
Tochter, so soll sie zu dem Priester am und nicht in der Haut weitergefressen hat,
Eingang der Stiftshütte ein einjähriges so soll der Priester ihn für rein erklären,
Lamm als Brandopfer bringen und eine denn es ist Schorf; und er soll seine Klei-
junge Taube oder eine Turteltaube als der waschen, und dann ist er rein. 7 Wenn
Sündopfer. 7 Und er soll es vor dem HERRN aber der Schorf weiter um sich greift an
darbringen und für sie Sühnung erwirken, der Haut, nachdem er vom Priester be-
so wird sie rein von ihrem Blutfluß. Das sehen worden ist zu seiner Reinigung, so
ist das Gesetz für die Frau, die einen Kna- soll er sich dem Priester nochmals zei-
ben oder ein Mädchen gebiert. 8 Kann sie gen. 8 Wenn dann der Priester sieht, daß
aber den Preis eines Schafes nicht auf- der Schorf an der Haut weiter um sich ge-
bringen, so nehme sie zwei Turteltauben griffen hat, so soll ihn der Priester für un-
oder zwei junge Tauben, eine als Brand- rein erklären; denn es ist Aussatz.
opfer und die andere als Sündopfer, und 9 Zeigt sich die Aussatz-Plage an einem
der Priester soll für sie Sühnung erwir- Menschen, so soll man ihn vor den Prie-
ken, damit sie rein wird. ster bringen; 10 sieht der Priester an der
Haut ein weißes Hautmal und daß die
Das Gesetz über den Aussatz Haare weiß geworden sind und daß rohes
4Mo 12,10-15; 2Chr 26,19-23
Fleisch in dem Mal ist, 11 so ist es ein al-
Und der HERR redete zu Mose und ter Aussatz in der Haut seines Fleisches;
Aaron und sprach: darum soll ihn der Priester für unrein
2 Wenn sich bei einem Menschen an der erklären und nicht einschließen; denn er
Haut seines Fleisches ein Hautmal oder ist schon unrein.
ein Schorf oder ein heller Fleck zeigt, und 12 Wenn aber der Aussatz an der Haut
es entsteht an der Haut des Fleisches ausbricht, und der Aussatz bedeckt die
eine Aussatz-Plagea, so soll man ihn vor ganze Haut des von der Aussatz-Plage
den Priester Aaron oder vor einen seiner Befallenen vom Kopf bis zu den Füßen,
Söhne unter den Priestern bringen. 3 Und wohin auch die Augen des Priesters se-
wenn der Priester das Aussatzmal an der hen, 13 und der Priester sieht, daß der
Haut seines Fleisches besieht [und fin- Aussatz sein ganzes Fleisch bedeckt, so
det], daß die Haare im Mal weiß gewor- soll er den von der Aussatz-Plage Befalle-
den sind, und daß das Mal tieferliegend nen für rein erklären, weil er ganz weiß
erscheint als die Haut seines Fleisches, geworden ist; dann ist er rein. 14 An dem
so ist es eine Aussatz-Plage; sobald der Tag aber, da sich rohes Fleisch an ihm
Priester das sieht, soll er ihn für unrein zeigt, ist er unrein. 15 Und wenn der Prie-
erklären. 4 Wenn aber der helle Fleck auf ster das rohe Fleisch sieht, soll er ihn für
der Haut seines Fleisches weiß ist und unrein erklären; denn das rohe Fleisch ist

a (13,2) Andere Übersetzung: Aussatz-Übel / Aussatzmal. Aussatz war eine heute nicht mehr genau bestimmbare
bösartige Hautkrankheit, vergleichbar der Lepra.
126 3. MOSE 13
unrein; es ist Aussatz. 16 Wenn sich das denn es ist die Aussatz-Plage. 28 Ist aber
rohe Fleisch aber wieder verwandelt und der Fleck stehengeblieben und hat in der
weiß wird, so soll er zum Priester kom- Haut nicht weiter um sich gegriffen und
men. 17 Und besieht ihn der Priester und ist blaß, so ist es das Hautmal der Brand-
findet, daß das Mal weiß geworden ist, so wunde, und der Priester soll ihn für rein
soll der Priester den von der Aussatz-Pla- erklären; denn es ist die Narbe der Brand-
ge Befallenen für rein erklären, denn er wunde.
ist rein. 29 Wenn ein Mann oder eine Frau auf dem
18 Und wenn im Fleisch an der Haut ein Haupt oder am Bart ein Mal hat, 30 und der
Geschwür entsteht und wieder heilt, 19 es Priester das Mal besieht und findet, daß
bildet sich aber an der Stelle des Ge- es tieferliegend erscheint als die [übrige]
schwürs ein weißes Hautmal oder ein Haut, und das Haar darin goldgelb und
weiß-rötlicher Fleck, so soll er sich dem dünn ist, so soll der Priester ihn für un-
Priester zeigen. 20 Sieht aber der Priester, rein erklären; denn es ist Schorf, ein Aus-
daß es tieferliegend erscheint als die übrige satz am Haupt oder am Bart. 31 Und wenn
Haut und daß sein Haar weiß geworden der Priester das Mal des Schorfes besieht,
ist, so soll der Priester ihn für unrein und es nicht tieferliegend erscheint als die
erklären; denn es ist die Aussatz-Plage; Haut, und es ist kein schwarzes Haar dar-
in dem Geschwür ist sie ausgebrochen. in, so soll er den, der das Mal des Schorfes
21 Sieht es der Priester an, und siehe, es ist hat, sieben Tage lang einschließen. 32 Und
kein weißes Haar darin, und es ist nicht wenn der Priester das Mal am siebten Tag
tieferliegend als die übrige Haut, sondern besieht und findet, daß der Schorf nicht
blasser, so soll der Priester ihn sieben Tage weiter um sich gegriffen hat und kein
lang einschließen. 22 Greift es weiter um goldgelbes Haar darin ist und der Schorf
sich an der Haut, so soll der Priester ihn nicht tieferliegend erscheint als die übrige
für unrein erklären; denn es ist die [Aus- Haut, 33 so soll er sich scheren, aber den
satz-]Plage. 23 Bleibt aber der weiße Fleck Schorf soll er nicht scheren, und der Prie-
an seiner Stelle stehen und greift nicht ster soll den Schorfigen noch einmal sie-
weiter um sich, so ist es die Narbe des ben Tage lang einschließen. 34 Und wenn
Geschwürs, und der Priester soll ihn für der Priester den Schorf am siebten Tag be-
rein erklären. sieht und findet, daß der Schorf auf der
24 Oder wenn jemandes Fleisch an der Haut nicht weiter um sich gegriffen hat
Haut eine Brandwunde erhält, und es bil- und nicht tieferliegend erscheint als die
det sich am Mal der Verbrennung ein [übrige] Haut, so soll ihn der Priester für
weißrötlicher oder weißer Fleck; 25 und rein erklären, und er soll seine Kleider wa-
wenn der Priester es besieht und findet, schen; und er ist rein. 35 Greift aber der
daß das Haar an dem Fleck weiß ge- Schorf nach seiner Reinigung weiter um
worden ist und daß er tieferliegend er- sich auf der Haut, 36 und der Priester be-
scheint als die [übrige] Haut, so ist es sieht ihn und findet, daß der Schorf auf
Aussatz; er ist in der Brandwunde ausge- der Haut weiter um sich gegriffen hat,
brochen; darum soll ihn der Priester für so soll der Priester nicht mehr untersu-
unrein erklären, denn es ist die Aussatz- chen, ob die Haare goldgelb sind, denn er
Plage. 26 Sieht aber der Priester, daß die ist unrein. 37 Und wenn in seinen Augen
Haare an dem Fleck nicht weiß gewor- der Schorf gleich geblieben und schwar-
den sind und daß er nicht tieferliegend zes Haar darin gewachsen ist, so ist der
ist als die übrige Haut und daß er blaß ist, Schorf geheilt, und er ist rein; darum soll
so soll der Priester ihn sieben Tage lang ihn der Priester für rein erklären.
einschließen. 27 Und am siebten Tag soll 38 Wenn sich bei einem Mann oder einer
der Priester ihn besichtigen; hat es in Frau an der Haut ihres Fleisches weiße
der Haut weiter um sich gegriffen, so Flecken zeigen, 39 und der Priester sieht
soll der Priester ihn für unrein erklären; nach und findet auf der Haut ihres Flei-
3. MOSE 13.14 127
sches blasse weiße Flecken, so ist es ein [der Gegenstand] ist unrein; 52 und er soll
Ausschlag, der an der Haut ausgebrochen das Kleidungsstück verbrennen oder das
ist, und der Betreffende ist rein. Gewebte oder Gewirkte, es sei aus Wolle
40 Wenn einem Mann die Haupthaare oder aus Leinen oder irgendwelches Fell-
ausfallen, so ist er ein Kahlkopf; er ist werk, in dem ein solches Mal ist; denn es
rein. 41 Fallen sie ihm vorn am Haupt ist ein bösartiger Aussatz, und man soll es
aus, daß er vorn eine Glatze hat, so ist er mit Feuer verbrennen.
rein. 42 Entsteht aber an der hinteren oder 53 Sieht aber der Priester, daß das Mal
vorderen Glatze ein weiß-rötliches Mal, nicht weitergefressen hat an dem Klei-
so ist an seiner hinteren oder vorderen dungsstück oder an dem Gewebten oder
Glatze ein Aussatz ausgebrochen. 43 Und an dem Gewirkten, oder an irgendwel-
der Priester soll ihn besehen, und wenn chem Fellwerk, 54 so soll der Priester ge-
er findet, daß der Flecken des Hautmales bieten, daß man den Gegenstand wa-
an seiner Hinter- oder Vorderglatze weiß- sche, an dem das Mal ist, und er soll
rötlich ist und wie ein Aussatz an der Haut es weitere sieben Tage lang einschließen.
des Fleisches anzusehen ist, 44 so ist er 55 Und wenn der Priester sieht, nachdem
ein aussätziger Mann und unrein, und der das Mal gewaschen ist, daß das Mal sei-
Priester soll ihn für völlig unrein erklären ne Farbe nicht verändert und sich auch
wegen des Mals auf seinem Kopf. 45 Der nicht weiter ausgebreitet hat, so ist es un-
Aussätzige, an dem die Plage ist, soll aber rein; du sollst es mit Feuer verbrennen; es
in zerrissenen Kleidern einhergehen, mit ist eine eingefressene Vertiefung an sei-
entblößtem Haupt, und seine Lippen soll ner hinteren oder vorderen Seite. 56 Wenn
er verhüllen, und er soll ausrufen: Unrein, aber der Priester sieht, daß das Mal
unrein! 46 Solange die Plage an ihm ist, verblaßt ist, nachdem es gewaschen wur-
soll er völlig unrein bleiben, [denn] er ist de, so soll er es abreißen von dem
unrein; er soll abgesondert wohnen und Kleidungsstück oder von dem Fell, von
außerhalb des Lagers seine Wohnung ha- dem Gewebten oder von dem Gewirkten.
ben. 57 Zeigt es sich aber noch an dem Klei-
dungsstück, an dem Gewebten, an dem
Über den Aussatz von Kleidern Gewirkten oder an irgendwelchem Fell-
47 Wenn an einem Kleidungsstück eine werk, so ist es ein ausbrechender Aus-
Aussatz-Plage ist, es sei aus Wolle oder aus satz; du sollst den Gegenstand, an dem
Leinen, 48 es sei Gewebtes oder Gewirk- ein solches Mal ist, mit Feuer verbren-
tes, es sei aus Leinen oder aus Wolle, oder nen. 58 Das Kleidungsstück aber oder das
an einem Fell oder an irgend etwas, das Gewebte oder das Gewirkte oder irgend-
aus Fellen gemacht wird; 49 und wenn welches Fellwerk, das gewaschen wurde,
das Mal grünlich oder rötlich ist an dem und das Mal ist daraus gewichen, das soll
Kleidungsstück oder an dem Fell, oder man nochmals waschen, so ist es rein.
am Gewebten oder am Gewirkten oder 59 Das ist das Gesetz über die Aussatz-
an irgend etwas, das aus Fellen gemacht Plage an Kleidungsstücken, sie seien aus
wird, so ist es die Plage des Aussatzes, und Wolle oder aus Leinen, am Gewebten und
man soll es dem Priester zeigen. 50 Und am Gewirkten und an irgendwelchem
wenn der Priester das Mal besehen hat, Fellwerk, wonach sie für rein oder unrein
soll er das befallene Kleidungsstück sie- zu erklären sind.
ben Tage lang einschließen. 51 Und wenn
er das Mal am siebten Tag sieht, und Das Gesetz über die Reinigung vom Aussatz
Mk 1,40-44
das Mal hat weitergefressen an dem
Kleidungsstück, an dem Gewebten oder Und der HERR redete zu Mose und
an dem Gewirkten, an dem Fell oder an sprach: 2 Dieses Gesetz gilt für den
irgend etwas, das man aus Fellen macht, Aussätzigen am Tag seiner Reinigung: Er
so ist es ein bösartiges Aussatzmal, und soll zu dem Priester gebracht werden.
128 3. MOSE 14
3 Und der Priester soll [dafür] hinaus vor heilig. 14 Und der Priester soll von dem
das Lager gehen, und wenn er nachsieht Blut des Schuldopfers nehmen, und der
und findet, daß das Mal des Aussatzes an Priester soll es dem, der gereinigt werden
dem Aussätzigen heil geworden ist, 4 so soll, auf das rechte Ohrläppchen tun und
soll der Priester gebieten, daß man für auf den Daumen seiner rechten Hand
den, der gereinigt werden soll, zwei le- und auf die große Zehe seines rechten
bendige Vögel bringt, die rein sind, und Fußes. 15 Danach soll der Priester von
Zedernholz, Karmesin und Ysop; 5 und dem Log Öl nehmen und [es] in seine ei-
der Priester soll gebieten, daß man den gene linke Hand gießen, 16 und der Prie-
einen Vogel schächtet in ein irdenes Ge- ster soll mit seinem rechten Finger in das
schirr, über lebendigem Wasser. 6 Den le- Öl tunken, das in seiner linken Hand ist,
bendigen Vogel aber soll man nehmen und mit seinem Finger von dem Öl sie-
mit dem Zedernholz, dem Karmesin und benmal vor dem HERRN sprengen. 17 Und
Ysop und es samt dem lebendigen Vogel von dem übrigen Öl in seiner Hand soll
in das Blut des Vogels tauchen, der über er dem, der gereinigt werden soll, auf
dem lebendigen Wasser geschächtet wor- das rechte Ohrläppchen tun und auf den
den ist; 7 und er soll denjenigen sieben- Daumen seiner rechten Hand und auf die
mal besprengen, der vom Aussatz gerei- große Zehe seines rechten Fußes, oben
nigt werden soll, und ihn so reinigen; und auf das Blut des Schuldopfers. 18 Den
den lebendigen Vogel soll er in das freie Rest des Öls aber in seiner Hand soll er
Feld fliegen lassen. auf das Haupt dessen gießen, der gerei-
8 Der zu Reinigende aber soll seine Kleider nigt werden soll, und für ihn Sühnung er-
waschen und alle seine Haare abschnei- wirken vor dem HERRN.
den und sich im Wasser baden; so ist er 19 Und der Priester soll das Sündopfer op-
rein. Danach darf er in das Lager gehen; fern und für den von seiner Unreinheit
doch soll er sieben Tage lang außerhalb zu Reinigenden Sühnung erwirken, und
seines Zeltes bleiben. 9 Und am siebten soll danach das Brandopfer schächten.
Tag soll er alle seine Haare abschneiden 20 Und der Priester soll das Brandopfer
auf dem Haupt, am Bart und an den Au- samt dem Speisopfer auf dem Altar op-
genbrauen, alle seine Haare soll er ab- fern und für ihn Sühnung erwirken; so ist
schneiden; und er soll seine Kleider wa- er rein.
schen und sein Fleisch im Wasser baden, 21 Ist er aber arm und kann nicht so viel
so ist er rein. aufbringen, so nehme er ein Lamm, ein
10 Und am achten Tag soll er zwei ma- Schuldopfer, als Webopfer, um für ihn
kellose Lämmer nehmen und ein makel- Sühnung zu erwirken, und ein Zehntel
loses einjähriges weibliches Lamm und Feinmehl, mit Öl angerührt, zum Speis-
drei Zehntel Feinmehl als Speisopfer, mit opfer, und ein Log Öl, 22 und zwei Turtel-
Öl angerührt, und ein Log Öl. 11 Und der tauben oder zwei junge Tauben, je nach
Priester, der die Reinigung vollzieht, soll seinem Vermögen, die eine als Sündopfer,
den, der gereinigt werden soll, und diese die andere als Brandopfer. 23 Und er brin-
Dinge vor den HERRN stellen, vor den Ein- ge sie am achten Tag seiner Reinigung
gang der Stiftshütte; 12 und er soll das zu dem Priester, vor den Eingang der
eine Lamm nehmen und es als Schuld- Stiftshütte, vor den HERRN.
opfer darbringen samt dem Log Öl und 24 Da soll der Priester das Lamm des
soll es als Webopfer vor dem HERRN hin Schuldopfers nehmen und das Öl, und
und her weben. der Priester soll beides vor dem HERRN
13 Danach soll er das Lamm schächten an weben als ein Webopfer. 25 Und er soll
dem Ort, wo man das Sündopfer und das das Lamm des Schuldopfers schächten;
Brandopfer schächtet, an heiliger Stätte. und der Priester soll von dem Blut des
Denn wie das Sündopfer, so gehört auch Schuldopfers nehmen und es dem, der
das Schuldopfer dem Priester; es ist hoch- gereinigt werden soll, auf sein rechtes
3. MOSE 14 129
Ohrläppchen tun und auf den Daumen liegend erscheinen als die [übrige] Wand,
seiner rechten Hand und auf die große 38 so soll der Priester aus dem Haus hinaus-
Zehe seines rechten Fußes; 26 und von gehen, an die Tür des Hauses, und das Haus
dem Öl soll der Priester in seine eigene sieben Tage lang verschließen. 39 Und der
linke Hand gießen, 27 und mit seinem Priester soll am siebten Tag wiederkom-
rechten Finger sprenge der Priester von men; und wenn er nachsieht und findet,
dem Öl, das in seiner linken Hand ist, sie- daß die Plage an der Wand des Hauses wei-
benmal vor dem HERRN. tergefressen hat, 40 so soll der Priester be-
28 Danach soll der Priester von dem Öl in fehlen, daß man die Steine herausbricht,
seiner Hand dem, der gereinigt werden an denen das Mal ist, und daß man sie
soll, etwas auf sein rechtes Ohrläppchen vor die Stadt hinaus an einen unreinen Ort
und auf den Daumen seiner rechten Hand wirft; 41 das Haus aber soll man inwendig
und auf die große Zehe seines rechten ringsum abschaben, und den Verputz, den
Fußes tun, oben auf das Blut des Schuld- man abgeschabt hat, vor die Stadt hinaus
opfers. 29 Den Rest des Öls in seiner Hand an einen unreinen Ort schütten. 42 Und
aber soll der Priester dem zu Reinigen- man nehme andere Steine und setze sie an
den auf das Haupt gießen, um für ihn die Stelle jener Steine und nehme anderen
Sühnung zu erwirken vor dem HERRN. Mörtel und verputze das Haus.
30 Danach soll er die eine der Turteltau- 43 Wenn dann die Plage wiederkommt
ben oder der jungen Tauben opfern von und am Haus ausbricht, nachdem man
dem, was seine Hand aufbringen kann die Steine ausgebrochen und das Haus
— 31 eben das, was seine Hand aufbrin- abgekratzt und neu verputzt hat, 44 so
gen kann: die eine als Sündopfer und die soll der Priester hineingehen; und wenn
andere als Brandopfer, samt dem Speis- er sieht, daß die Plage am Haus weiterge-
opfer; und so soll der Priester Sühnung fressen hat, so ist es ein bösartiger Aus-
erwirken vor dem HERRN für den, der ge- satz am Haus, und es ist unrein. 45 Dann
reinigt werden soll. soll man das Haus abbrechen, seine Stei-
32 Das ist das Gesetz für den, der die Aus- ne und sein Holz und allen Mörtel am
satzplage hat, der mit seiner Hand nicht Haus, und man soll es vor die Stadt hin-
aufbringen kann, was zu seiner Reini- aus an einen unreinen Ort bringen.
gung gehört. 46 Und wer in das Haus geht, solange es
verschlossen ist, der ist unrein bis zum
Die Reinigung eines aussätzigen Hauses Abend. 47 Und wer in dem Haus schläft,
33 Und der HERR redete zu Mose und der soll seine Kleider waschen; auch wer
Aaron: 34 Wenn ihr in das Land Kanaan in dem Haus ißt, der soll seine Kleider
kommt, das ich euch zum Besitz gebe, und waschen.
ich irgendein Haus im Land eures Besit- 48 Wenn aber der Priester beim Betreten
zes mit einer Aussatz-Plage belege, 35 so [des Hauses] sieht, daß sich die Plage am
soll der, dem das Haus gehört, kommen Haus nicht weiter ausgebreitet hat, nach-
und es dem Priester anzeigen und spre- dem das Haus [neu] verputzt wurde, so
chen: Es scheint mir, als sei eine Aus- soll der Priester das Haus für rein erklären;
satz-Plage an meinem Haus. 36 Dann soll denn die Plage ist heil geworden. 49 Und
der Priester gebieten, daß man das Haus er soll, um das Haus zu entsündigen, zwei
ausräumt, ehe der Priester hineingeht, um Vögel nehmen und Zedernholz und Kar-
die Plage zu besehen, damit nicht alles mesin und Ysop, 50 und er soll den einen
unrein wird, was im Haus ist; danach soll Vogel schächten in ein irdenes Geschirr,
der Priester hineingehen, um das Haus zu über lebendigem Wasser, 51 und er soll
besehen. das Zedernholz nehmen, den Ysop und
37 Wenn er nun die Plage besieht und fin- das Karmesin und den lebendigen Vogel,
det, daß an der Wand des Hauses grüne und sie in das Blut des geschächteten Vo-
oder rötliche Vertiefungen sind, die tiefer- gels tauchen und in das lebendige Was-
130 3. MOSE 14.15
ser, und er soll das Haus siebenmal be- 9 Auch der Sattel und alles, worauf der
sprengen. 52 Und so soll er das Haus mit einem Ausfluß Behaftete reitet, wird
entsündigen mit dem Blut des Vogels, unrein; 10 und wer immer etwas anrührt,
mit dem lebendigen Wasser, mit dem das unter ihm gewesen ist, der wird un-
lebendigen Vogel, mit dem Zedernholz, rein sein bis zum Abend. Und wer so et-
dem Ysop und Karmesin; 53 und er lasse was trägt, der soll seine Kleider waschen
den lebendigen Vogel vor die Stadt hin- und sich im Wasser baden; und er wird
aus in das freie Feld fliegen und erwirke unrein sein bis zum Abend.
Sühnung für das Haus; so ist es rein. 11 Und wen der mit einem Ausfluß Be-
54 Dies ist das Gesetz über alle Arten haftete anrührt, ohne daß er zuvor die
der Aussatz-Plage und über den Schorf, Hände mit Wasser gründlich gewaschen
55 auch über den Aussatz der Kleidungs- hat, der soll seine Kleider waschen und
stücke und der Häuser 56 und über das sich im Wasser baden; und er wird unrein
Hautmal, den Grind und die hellen Flek- sein bis zum Abend.
ken, 57 um Belehrung zu geben, wann sie 12 Wenn der mit Ausfluß Behaftete ein ir-
für rein und wann für unrein zu erklären denes Gefäß anrührt, so soll man es zer-
sind. Es ist das Gesetz vom Aussatz. brechen; aber jedes hölzerne Gefäß soll
man gründlich mit Wasser waschen.
Verordnungen über Unreinheiten 13 Und wenn der mit Ausfluß Behaftete
bei Männern und Frauen von seinem Ausfluß rein geworden ist, so
Und der HERR redete zu Mose und soll er [von da an] sieben Tage zählen zu
Aaron und sprach: 2 Redet mit den seiner Reinigung, und er soll seine Klei-
Kindern Israels und sprecht zu ihnen: der waschen und sein Fleisch in lebendi-
Wenn ein Mann einen Ausfluß von sei- gem Wasser baden; so ist er rein. 14 Und
nem Fleisch hat, so ist er unrein durch am achten Tag soll er für sich zwei Tur-
seinen Ausfluß. 3 Und zwar ist er unrein teltauben oder zwei junge Tauben neh-
an diesem Ausfluß, wenn sein Fleisch den men und vor den HERRN kommen, an den
Ausfluß frei fließen läßt; auch wenn sein Eingang der Stiftshütte, und soll sie dem
Fleisch verstopft wird von dem Ausfluß, Priester geben. 15 Und der Priester soll sie
so ist er unrein. opfern, die eine als Sündopfer, die ande-
4 Jedes Lager, worauf der mit einem Ausfluß re als Brandopfer; und so soll der Priester
Behaftete liegt, wird unrein, und alles, wor- für ihn Sühnung erwirken vor dem HERRN
auf er sitzt, wird unrein. 5 Und wer sein wegen seines Ausflusses.
Lager anrührt, soll seine Kleider waschen 16 Wenn einem Mann der Same entgeht,
und sich im Wasser baden; und er wird un- so soll er sein ganzes Fleisch im Wasser
rein sein bis zum Abend; 6 und wer sich baden; und er wird unrein sein bis zum
auf etwas setzt, worauf der mit Ausfluß Be- Abend. 17 Und jedes Kleid und jedes Fell,
haftete gesessen hat, der soll seine Kleider auf das der Same kommt, soll man mit
waschen und sich im Wasser baden; und Wasser waschen; und es wird unrein sein
er wird unrein sein bis zum Abend. bis zum Abend. 18 Und wenn ein Mann bei
7 Wer das Fleisch des mit Ausfluß Behaf- einer Frau liegt und ihm der Same entgeht,
teten anrührt, der soll seine Kleider wa- so sollen sie sich im Wasser baden, und sie
schen und sich im Wasser baden; und er werden unrein sein bis zum Abend.
wird unrein sein bis zum Abend. 19 Wenn eine Frau Ausfluß hat, und zwar
8 Wenn aber der mit einem Ausfluß Be- den Blutfluß ihres Fleischesa, so soll sie
haftete auf einen Reinen spuckt, so soll sieben Tage lang in ihrer Unreinheit ver-
dieser seine Kleider waschen und sich im bleiben; und jeder, der sie anrührt, wird
Wasser baden; und er wird unrein sein unrein sein bis zum Abend.
bis zum Abend. 20 Und alles, worauf sie in ihrer Unrein-
heit liegt, wird unrein; auch alles, worauf
a (15,19) d.h. die monatliche Regelblutung. sie sitzt, wird unrein. 21 Und jeder, der ihr
3. MOSE 15.16 131
Lager anrührt, der soll seine Kleider wa- 32 Dies ist das Gesetz über den, der ei-
schen und sich im Wasser baden; und er nen Ausfluß hat, und über den, der ei-
wird unrein sein bis zum Abend. 22 Und nen Samenerguß hat, so daß er durch ihn
wer immer einen Gegenstand anrührt, unrein wird, 33 und über die, welche an
auf dem sie gesessen ist, der soll seine ihrer Unreinheit leidet, und über solche,
Kleider waschen und sich im Wasser ba- die einen Ausfluß haben, es sei ein Mann
den; und er wird unrein sein bis zum oder eine Frau, und über einen Mann,
Abend. 23 Auch wer etwas anrührt, das der bei einer Unreinen liegt.
auf ihrem Lager ist oder auf einem Ge-
genstand, auf dem sie gesessen ist, wird ORDNUNG DER FESTE UND ANDERE GEBOTE
unrein sein bis zum Abend. Kapitel 16 - 27
24 Und wenn ein Mann bei ihr liegt, und
es kommt ihre Unreinheit an ihn, so wird Der große Versöhnungstag
Hebr 9,6-12; 10,5-18
er sieben Tage lang unrein sein, und jedes
Lager, auf dem er liegt, wird unrein sein. Und der HERR redete zu Mose nach
25 Wenn aber eine Frau ihren Blutfluß eine dem Tod der beiden Söhne Aarons,
lange Zeit hat, außerhalb der Zeit ihrer als sie vor den HERRN traten und darauf-
[monatlichen] Unreinheit oder über die hin starben. 2 Und der HERR sprach zu
Zeit ihrer [monatlichen] Unreinheit hin- Mose: Sage deinem Bruder Aaron, daß
aus, so wird sie unrein sein während der er nicht zu allen Zeiten in das Heiligtum
ganzen Dauer ihres Ausflusses; wie in den hineingehen soll, hinter den Vorhang, vor
Tagen ihrer [monatlichen] Unreinheit soll den Sühnedeckel, der auf der Lade ist,
sie auch dann unrein sein. 26 Jedes Lager, damit er nicht stirbt; denn ich will auf
worauf sie während der ganzen Zeit ihres dem Sühnedeckel in einer Wolke erschei-
Ausflusses liegt, soll sein wie das Lager ih- nen.
rer [monatlichen] Unreinheit; auch alles, 3 Auf diese Weise soll Aaron in das Heilig-
worauf sie sitzt, wird unrein sein, ebenso tum hineingehen: mit einem jungen Stier
wie zur Zeit ihrer [monatlichen] Unrein- als Sündopfer und mit einem Widder als
heit. 27 Und jeder, der es anrührt, der wird Brandopfer; 4 und er soll den heiligen lei-
unrein und soll seine Kleider waschen nenen Leibrock anziehen und soll ein lei-
und sich im Wasser baden; und er wird nenes Unterkleid an seinem Fleisch ha-
unrein sein bis zum Abend. ben und sich mit einem leinenen Gürtel
28 Wird sie aber rein von ihrem Ausfluß, so gürten und einen leinenen Kopfbund
soll sie sieben Tage zählen, danach soll sie umbinden, denn das sind die heiligen
rein sein. 29 Und am achten Tag soll sie für Kleider; und er soll seinen Leib im Was-
sich zwei Turteltauben oder zwei junge Tau- ser baden und sie anziehen. 5 Dann soll
ben nehmen und sie zu dem Priester brin- er von der Gemeinde der Kinder Israels
gen, an den Eingang der Stiftshütte. 30 Und zwei Ziegenböcke nehmen als Sündopfer
der Priester soll die eine als Sündopfer, die und einen Widder als Brandopfer.
andere als Brandopfer opfern; und so soll 6 Und Aaron soll den Jungstier als Sünd-
der Priester für sie Sühnung erwirken vor opfer für sich selbst herzubringen und
dem HERRN wegen des Ausflusses ihrer Un- Sühnung erwirken für sich und sein
reinheit. Haus. 7 Danach soll er die beiden Böcke
31 So sollt ihr die Kinder Israels von ihrer nehmen und sie vor den HERRN stellen, an
Unreinheit absondern,a damit sie nicht den Eingang der Stiftshütte. 8 Und Aaron
wegen ihrer Unreinheit sterben, wenn sie soll Lose werfen über die beiden Böcke,
meine Wohnung verunreinigen, die in ih- ein Los »Für den HERRN« und ein Los »Für
rer Mitte ist. die Verwendung als Sündenbock«. 9 Und

a (15,31) d.h. darauf hinwirken, daß sie nicht in einem unreinen Zustand irgendwelche Dinge berühren, die mit
dem Heiligtum in Verbindung stehen.
132 3. MOSE 16
Aaron soll den Bock herzubringen, auf des Jungstieres und von dem Blut des Bok-
den das Los »Für den HERRN« fiel, und ihn kes nehmen und auf die Hörner des Altars
als Sündopfer opfern. 10 Aber den Bock, tun, ringsum, 19 und er soll mit seinem
auf den das Los »Für die Verwendung als Finger von dem Blut siebenmal darauf
Sündenbock« fiel, soll er lebendig vor den sprengen und ihn reinigen und heiligen
HERRN stellen, um über ihm die Sühnung von der Unreinheit der Kinder Israels.
zu erwirken und ihn als Sündenbock in 20 Und wenn er die Sühnung vollendet
die Wüste fortzuschicken. hat für das Heiligtum und die Stiftshütte
11 Und Aaron bringe den Jungstier des und den Altar, so soll er den lebendigen
Sündopfers herzu, das für ihn selbst be- Bock herzubringen. 21 Und Aaron soll
stimmt ist, und erwirke Sühnung für sich seine beiden Hände auf den Kopf des le-
und sein Haus; und er schächte den Jung- bendigen Bockes stützen und über ihm
stier des Sündopfers, das für ihn selbst be- alle Schuld der Kinder Israels und alle ihre
stimmt ist. 12 Danach nehme er die Pfan- Übertretungen in allen ihren Sünden be-
ne voll Feuerkohlen von dem Altar, der kennen, und er soll sie dem Bock auf den
vor dem HERRN steht, und seine beiden Kopf legen und ihn durch einen Mann,
Hände voll wohlriechenden zerstoßenen der bereitsteht, in die Wüste fortschik-
Räucherwerks und bringe es hinein hin- ken. 22 Und der Bock soll alle ihre Schuld,
ter den Vorhang; 13 und er lege das Räu- die auf ihm liegt, in ein abgeschiedenes
cherwerk auf das Feuer vor dem HERRN, Land tragen; und er schicke den Bock in
damit die Wolke des Räucherwerks den die Wüste.
Sühnedeckel verhüllt, der auf dem Zeugnis 23 Und Aaron soll in die Stiftshütte gehen
ist, und er nicht stirbt. 14 Er soll auch von und die leinenen Kleider ausziehen, die er
dem Blut des Jungstieres nehmen und es anzog, als er in das Heiligtum ging, und
mit seinem Finger gegen den Sühnedeckel soll sie dort lassen; 24 und er soll seinen
sprengen, nach Osten zu. Siebenmal soll Leib im Wasser baden an heiliger Stätte
er so vor dem Sühnedeckel mit seinem und seine eigenen Kleider anziehen und
Finger von dem Blut sprengen. hinausgehen und sein Brandopfer und das
15 Danach soll er den Bock des Sünd- Brandopfer des Volkes opfern und Sühnung
opfers, das für das Volk bestimmt ist, erwirken für sich und das Volk. 25 Und das
schächten und sein Blut hineinbringen Fett des Sündopfers soll er auf dem Altar in
hinter den Vorhang, und er soll mit des- Rauch aufgehen lassen.
sen Blut tun, wie er mit dem Blut des 26 Der aber, welcher den Bock als Sünden-
Jungstiers getan hat, und er soll es auf den bock fortgesandt hat, soll seine Kleider
Sühnedeckel und vor den Sühnedeckel waschen und seinen Leib im Wasser ba-
sprengen. den, und danach kann er in das Lager
16 So soll er Sühnung erwirken für das kommen.
Heiligtum wegen der Unreinheiten der 27 Den Jungstier des Sündopfers aber und
Kinder Israels und wegen ihrer Über- den Bock des Sündopfers, deren Blut zur
tretungen und aller ihrer Sünden, und er Sühnung in das Heiligtum gebracht worden
soll dasselbe tun mit der Stiftshütte, die ist, soll man hinaus vor das Lager schaffen
sich mitten unter ihren Unreinheiten be- und mit Feuer verbrennen, ihre Haut und
findet. 17 Und kein Mensch soll in der ihr Fleisch und ihren Unrat. 28 Und der sie
Stiftshütte sein, wenn er hineingeht, um verbrannt hat, wasche seine Kleider und
die Sühnung zu erwirken im Heiligtum, bade seinen Leib im Wasser, und danach
bis er wieder hinausgeht. Und so soll er kann er in das Lager kommen.
Sühnung erwirken für sich und sein Haus 29 Und das soll eine ewig gültige Ordnung
und die ganze Gemeinde Israels. für euch sein: Am zehnten Tag des siebten
18 Und er soll hinausgehen zu dem Altar, Monats sollt ihr eure Seelen demütigen
der vor dem HERRN steht, und für ihn Süh- und kein Werk tun, weder der Einheimi-
nung erwirken. Und er soll von dem Blut sche noch der Fremdling, der in eurer
3. MOSE 16.17 133
Mitte wohnt. 30 Denn an diesem Tag wird gehen lassen zum lieblichen Geruch für
für euch Sühnung erwirkt, um euch zu den HERRN. 7 Und sie sollen von nun an
reinigen; von allen euren Sünden sollt ihr ihre Opfer nicht mehr den Dämonen op-
gereinigt werden vor dem HERRN. 31 Dar- fern, denen sie nachhuren. Das soll eine
um soll es euch ein Sabbat der Ruhe sein, ewig gültige Ordnung für sie sein in ihren
und ihr sollt eure Seelen demütigen; das [künftigen] Geschlechtern.
soll eine ewige Ordnung sein. 8 Und du sollst zu ihnen sagen: Jeder
32 Und die Sühnung soll ein Priester voll- Mensch aus dem Haus Israel oder jeder
ziehen, den man gesalbt und dessen Fremdling, der unter ihnen wohnt, der
Hand man gefüllt hat, damit er an Stelle ein Brandopfer oder ein Schlachtopfer
seines Vaters als Priester dient; und er opfern will, 9 aber es nicht vor den Ein-
soll die leinenen Kleider anziehen, die gang der Stiftshütte bringt, damit er es
heiligen Kleider, 33 und er soll Sühnung dem HERRN opfere, der soll ausgerottet
erwirken für das Allerheiligste und die werden aus seinem Volk.
Stiftshütte, und für den Altar soll er
Sühnung tun; auch für die Priester und für Verbot des Genusses von Blut
1Mo 9,4; 3Mo 7,26-27; 5Mo 12,23-25
die ganze Volksgemeinde soll er Sühnung
erwirken. 34 Das soll euch eine ewige Ord- 10 Und wenn ein Mensch aus dem Haus
nung sein, daß ihr für die Kinder Israels Israel oder ein Fremdling, der unter ih-
einmal im Jahr Sühnung erwirkt wegen nen wohnt, irgendwelches Blut ißt — ge-
aller ihrer Sünden! gen die Seele, die Blut ißt, will ich mein
Und man machte es so, wie der HERR es Angesicht richten und sie ausrotten aus
Mose geboten hatte. der Mitte ihres Volkes. 11 Denn das Leben
des Fleisches ist im Blut, und ich habe es
Bestimmungen über die Stätte euch auf den Altar gegeben, um Sühnung
des Opferdienstes zu erwirken für eure Seelen. Denn das
5Mo 12,1-18
Blut ist es, das Sühnung erwirkt für die
Und der HERR redete zu Mose und Seele. 12 Darum habe ich den Kindern Is-
sprach: 2 Rede zu Aaron und seinen raels gesagt: Keine Seele unter euch soll
Söhnen und allen Kindern Israels und Blut essen; auch der Fremdling, der unter
sprich zu ihnen: Das ist es, was der HERR euch wohnt, soll kein Blut essen.
geboten hat, indem er sprach: 13 Und wenn ein Mensch von den Kin-
3 Jedermann aus dem Haus Israel, der ei- dern Israels oder ein Fremdling, der un-
nen Stier oder ein Lamm oder eine Ziege ter ihnen wohnt, ein Wild oder einen Vo-
im Lager schächtet oder außerhalb des La- gel erjagt, die man essen darf, der soll ihr
gers schächtet, 4 und es nicht vor den Ein- Blut ausfließen lassen und mit Erde be-
gang der Stiftshütte bringt, damit es dem decken; 14 denn [es ist] das Leben allen
HERRN zum Opfer gebracht werde vor der Fleisches; sein Blut gilt für sein Leben.
Wohnung des HERRN, dem soll es als Blut- Darum habe ich den Kindern Israels ge-
schuld angerechnet werden; er hat Blut ver- sagt: Ihr sollt nicht das Blut irgendeines
gossen, und dieser Mensch soll ausgerottet Fleisches essen; denn das Leben alles
werden aus der Mitte seines Volkes. Fleisches ist sein Blut. Wer es aber ißt, der
5 Darum sollen die Kinder Israels von nun soll ausgerottet werden.
an ihre Schlachtopfer, die sie [jetzt noch] 15 Und jeder, der ein Aas oder Zerrisse-
auf freiem Feld opfern, vor den HERRN nes ißt, er sei ein Einheimischer oder ein
bringen, an den Eingang der Stiftshütte Fremdling, der soll seine Kleider waschen
zu dem Priester, um sie dort dem HERRN und sich im Wasser baden; und er wird
als Friedensopfer darzubringen. 6 Und unrein sein bis zum Abend, dann wird er
der Priester soll das Blut auf den Altar rein. 16 Wenn er aber [seine Kleider] nicht
des HERRN sprengen vor dem Eingang der wäscht und sein Fleisch nicht badet, so
Stiftshütte und das Fett in Rauch auf- muß er seine Schuld tragen.
134 3. MOSE 18
Verordnungen zum Schutz der Ehe 14 Du sollst die Scham des Bruders deines
und gegen Unzuchtssünden Vaters nicht entblößen, du sollst nicht zu
3Mo 20,9-21 seiner Frau eingehen, denn sie ist deine
Und der HERR redete zu Mose und Tante.
sprach: 2 Rede zu den Kindern Isra- 15 Du sollst die Scham deiner Schwieger-
els und sprich zu ihnen: Ich, der HERR, bin tochter nicht entblößen, denn sie ist die
euer Gott! 3 Ihr sollt nicht so handeln, Frau deines Sohnes; du sollst ihre Scham
wie man es im Land Ägypten tut, wo ihr nicht entblößen.
gewohnt habt, und sollt auch nicht so 16 Du sollst die Scham der Frau deines
handeln, wie man es im Land Kanaan Bruders nicht entblößen, denn es ist die
tut, wohin ich euch führen will, und ihr Scham deines Bruders.
sollt nicht nach ihren Satzungen wan- 17 Du sollst nicht zugleich die Scham ei-
deln. 4 Nach meinen Rechtsbestimmun- ner Frau und ihrer Tochter entblößen,
gen sollt ihr handeln und meine Satzun- noch die Tochter ihres Sohnes oder die
gen halten, daß ihr in ihnen wandelt; Tochter ihrer Tochter nehmen, um ihre
denn ich, der HERR, bin euer Gott. 5 Dar- Scham zu entblößen, denn sie sind Bluts-
um sollt ihr meine Satzungen und meine verwandte; es wäre eine Schandtat.
Rechtsbestimmungen halten, denn der 18 Du sollst auch nicht eine Frau zu ihrer
Mensch, der sie tut, wird durch sie leben. Schwester hinzunehmen, so daß du Ei-
Ich bin der HERR! fersucht erregst, wenn du ihre Scham
6 Niemand soll sich irgendeiner seiner entblößt, während jene noch lebt.
Blutsverwandten nahen, um ihre Scham 19 Du sollst dich nicht einer Frau nahen
zu entblößen; ich bin der HERR! während ihrer [monatlichen] Unreinheit,
7 Du sollst die Scham deines Vaters und um ihre Scham zu entblößen.
die Scham deiner Mutter nicht entblößen. 20 Auch sollst du bei der Frau deines
Es ist deine Mutter; du sollst ihre Scham Nächsten nicht liegen, um ihr beizuwoh-
nicht entblößen! nen, so daß du dich mit ihr verunrei-
8 Du sollst die Scham der Frau deines nigst.
Vaters nicht entblößen, denn es ist die 21 Du sollst auch von deinen Kindern kei-
Scham deines Vaters. nes hergeben, um es dem Moloch durch
9 Die Scham deiner Schwester, welche die [das Feuer] gehen zu lassen,a und du sollst
Tochter deines Vaters oder deiner Mutter den Namen deines Gottes nicht entwei-
ist, daheim oder draußen geboren — ihre hen; ich bin der HERR!
Scham sollst du nicht entblößen. 22 Du sollst bei keinem Mann liegen, wie
10 Die Scham der Tochter deines Sohnes man bei einer Frau liegt, denn das ist ein
oder der Tochter deiner Tochter, ihre Greuel.
Scham sollst du nicht entblößen, denn es 23 Auch sollst du bei keinem Vieh liegen,
ist deine Scham. daß du dich mit ihm verunreinigst. Und
11 Die Scham der Tochter der Frau deines keine Frau soll sich vor ein Vieh stellen,
Vaters, die von deinem Vater gezeugt und um sich mit ihm einzulassen; es ist eine
deine Schwester ist, ihre Scham sollst du schändliche Befleckung!
nicht entblößen. 24 Ihr sollt euch durch all diese Dinge
12 Du sollst die Scham der Schwester dei- nicht verunreinigen. Denn durch das al-
nes Vaters nicht entblößen, denn sie ist les haben sich die Heiden verunreinigt,
die nächste Blutsverwandte deines Va- die ich vor euch her austreibe, 25 und da-
ters. durch ist das Land verunreinigt worden,
13 Du sollst die Scham der Schwester dei- und ich suchte ihre Schuld an ihm heim,
ner Mutter nicht entblößen, denn sie ist die so daß das Land seine Einwohner aus-
nächste Blutsverwandte deiner Mutter. speit. 26 Ihr aber sollt meine Satzungen

a (18,21) Der heidnischen Gottheit Moloch wurden Kinder durch Verbrennen geopfert.
3. MOSE 18.19 135
und Rechtsbestimmungen halten und 9 Wenn ihr die Ernte eures Landes ein-
keinen dieser Greuel verüben, weder der bringt, sollst du den Rand deines Feldes
Einheimische noch der Fremdling, der in nicht vollständig abernten und keine
eurer Mitte wohnt — 27 denn alle diese Nachlese nach deiner Ernte halten.
Greuel haben die Leute dieses Landes ge- 10 Auch sollst du nicht Nachlese halten in
tan, die vor euch waren, so daß das Land deinem Weinberg, noch die abgefallenen
verunreinigt worden ist —, 28 damit euch Beeren deines Weinberges auflesen, son-
nun das Land nicht ausspeie, wenn ihr dern du sollst es dem Armen und dem
es verunreinigt, wie es die Heiden aus- Fremdling lassen; denn ich, der HERR, bin
gespieen hat, die vor euch gewesen sind. euer Gott.
29 Denn jeder, der einen dieser Greuel tut 11 Ihr sollt nicht stehlen und nicht lügen
— die Seelen, die dergleichen verüben, noch einander betrügen!
sollen ausgerottet werden aus der Mitte 12 Ihr sollt nicht falsch schwören bei mei-
ihres Volkes. nem Namen, so daß du den Namen dei-
30 So haltet denn meine Verordnungen, nes Gottes entheiligst! Ich bin der HERR.
daß ihr keinen von den greulichen 13 Du sollst deinen Nächsten weder be-
Gebräuchen übt, die man vor euch geübt drücken noch berauben. Der Lohn des
hat, und euch nicht durch sie verunrei- Taglöhners soll nicht über Nacht bei dir
nigt. Ich, der HERR, bin euer Gott! bleiben bis zum Morgen.
14 Du sollst dem Tauben nicht fluchen
Heiligung des Lebenswandels und dem Blinden keinen Anstoß in den
Und der HERR redete zu Mose und Weg legen, sondern du sollst dich fürchten
sprach: 2 Rede mit der ganzen Ge- vor deinem Gott; ich bin der HERR!
meinde der Kinder Israels und sprich zu 15 Ihr sollt keine Ungerechtigkeit bege-
ihnen: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin hen im Gericht; du sollst weder die Per-
heilig, der HERR, euer Gott! son des Geringen ansehen, noch die Per-
3 Ihr sollt jeder Ehrfurcht vor seiner Mut- son des Großen ehren; sondern du sollst
ter und seinem Vater haben und meine deinen Nächsten gerecht richten.
Sabbate halten, denn ich, der HERR, bin 16 Du sollst nicht als Verleumder umher-
euer Gott. gehen unter deinem Volk! Du sollst auch
4 Ihr sollt euch nicht an die Götzen wen- nicht auftreten gegen das Blut deines
den und sollt euch keine gegossenen Nächsten!a Ich bin der HERR.
Götter machen, denn ich, der HERR, bin 17 Du sollst deinen Bruder nicht hassen
euer Gott. in deinem Herzen; sondern du sollst dei-
5 Und wenn ihr dem HERRN ein Friedens- nen Nächsten ernstlich zurechtweisen,
opfer schlachten wollt, sollt ihr es so opfern, daß du nicht seinetwegen Schuld tragen
daß es euch wohlgefällig macht. 6 Es soll mußt! 18 Du sollst nicht Rache üben, noch
aber an dem Tag gegessen werden, an dem Groll behalten gegen die Kinder deines
ihr es opfert, und am folgenden Tag; was Volkes, sondern du sollst deinen Nächsten
aber bis zum dritten Tag übrigbleibt, das lieben wie dich selbst! Ich bin der HERR.
soll mit Feuer verbrannt werden. 7 Wenn 19 Meine Satzungen sollt ihr halten. Bei
aber dennoch am dritten Tag davon ge- deinem Vieh sollst du nicht zweierlei Ar-
gessen wird, so ist es ein Greuel und wird ten sich paaren lassen und dein Feld nicht
nicht als wohlgefällig angenommen wer- mit zweierlei Samen besäen, und es soll
den; 8 und wer davon ißt, wird seine Schuld kein Gewand auf deinen Leib kommen,
tragen, weil er das entheiligt hat, was dem das aus zweierlei Garn gewoben ist.
HERRN heilig ist, und eine solche Seele soll 20 Wenn ein Mann bei einer Frau liegt und
ausgerottet werden aus ihrem Volk. ihr beiwohnt, und sie ist eine Dienstmagd

a (19,16) d.h. als falscher Zeuge den Nächsten eines todeswürdigen Vergehens beschuldigen, damit er der Todes-
strafe verfällt.
136 3. MOSE 19.20
und einem Mann verlobt, doch nicht los- 33 Wenn ein Fremdling bei dir in eurem
gekauft, und die Freiheit ist ihr nicht ge- Land wohnen wird, so sollt ihr ihn nicht
schenkt, so soll eine Bestrafung stattfin- bedrücken. 34 Der Fremdling, der sich bei
den, aber sie sollen nicht sterben; denn euch aufhält, soll euch gelten, als wäre er
sie ist nicht frei gewesen. 21 Er soll aber bei euch geboren, und du sollst ihn lie-
sein Schuldopfer dem HERRN vor den Ein- ben wie dich selbst; denn ihr seid auch
gang der Stiftshütte bringen, einen Wid- Fremdlinge gewesen im Land Ägypten.
der als Schuldopfer. 22 Und der Priester Ich, der HERR, bin euer Gott.
soll ihm Sühnung erwirken mit dem Wid- 35 Ihr sollt euch nicht vergreifen am Recht
der des Schuldopfers vor dem HERRN we- noch am Längenmaß, noch am Gewicht,
gen der Sünde, die er begangen hat; so noch am Hohlmaß. 36 Rechte Waage, gu-
wird ihm wegen seiner Sünde, die er ge- tes Gewicht, richtiges Ephaa und gerech-
tan hat, vergeben werden. tes Hinb sollt ihr haben! Ich, der HERR, bin
23 Wenn ihr in das Land kommt und al- euer Gott, der ich euch aus dem Land
lerlei Bäume pflanzt, von denen man ißt, Ägypten herausgeführt habe; 37 darum
sollt ihr die [ersten] Früchte derselben als sollt ihr alle meine Satzungen und alle
Unbeschnittenheit betrachten; drei Jah- meine Rechte halten und tun! Ich bin der
re lang sollt ihr sie für unbeschnitten HERR.
achten, sie dürfen nicht gegessen wer-
den; 24 im vierten Jahr aber sollen alle Strafen für Götzendienst und Unzucht
5Mo 17,2-7
ihre Früchte heilig sein zu einer Jubelfei-
er für den HERRN; 25 erst im fünften Jahr Und der HERR redete zu Mose und
sollt ihr die Früchte essen, damit der Er- sprach: 2 Sage zu den Kindern Isra-
trag für euch um so größer wird; ich, der els: Wer von den Kindern Israels oder den
HERR, bin euer Gott. Fremdlingen, die in Israel wohnen, eines
26 Ihr sollt nichts mit Blut essen. Ihr sollt von seinen Kindern dem Moloch gibt, der
weder Wahrsagerei noch Zauberei trei- soll unbedingt getötet werden; das Volk
ben. 27 Ihr sollt den Rand eures Haupt- des Landes soll ihn steinigen! 3 Und ich
haares nicht rundum abschneiden, auch will mein Angesicht gegen einen solchen
sollst du den Rand deines Bartes nicht Menschen setzen und ihn ausrotten mit-
beschädigen. 28 Ihr sollt keine Einschnit- ten aus seinem Volk, weil er dem Moloch
te an eurem Leib machen für eine [abge- eines von seinen Kindern gegeben und
schiedene] Seele, und ihr sollt euch keine mein Heiligtum verunreinigt und mei-
Zeichen einätzen! Ich bin der HERR. nen heiligen Namen entheiligt hat. 4 Und
29 Du sollst deine Tochter nicht entwei- wenn das Volk des Landes absichtlich sei-
hen, indem du sie zur Unzucht anhältst, ne Augen davor verschließt, daß ein sol-
damit das Land nicht Unzucht treibt und cher Mensch eines von seinen Kindern
voller Schandtaten wird! dem Moloch gegeben hat, so daß es ihn
30 Haltet meine Sabbattage und fürchtet nicht tötet, 5 so werde ich mein Angesicht
mein Heiligtum! Ich bin der HERR. 31 Ihr gegen jenen Menschen und gegen seine
sollt euch nicht an die Geisterbefrager Familie richten und ihn und alle, die ihm
wenden, noch an die Wahrsager; ihr sollt nachhurten, um mit dem Moloch Hure-
sie nicht aufsuchen, um euch an ihnen rei zu treiben, aus der Mitte ihres Volkes
zu verunreinigen; denn ich, der HERR, bin ausrotten.
euer Gott. 6 Auch wenn sich eine Seele zu den Gei-
32 Vor einem grauen Haupt sollst du auf- sterbefragern und Wahrsagern wendet, um
stehen und alte Leute ehren; und du sollst ihnen nachzuhuren, so will ich mein An-
dich fürchten vor deinem Gott! Ich bin gesicht gegen diese Seele richten und sie
der HERR. ausrotten aus der Mitte ihres Volkes. 7 Dar-

b
a (19,36) ein Hohlmaß für Getreide. (19,36) ein Hohlmaß für Flüssigkeiten.
3. MOSE 20 137
um heiligt euch und seid heilig; denn ich, zur Zeit ihres Unwohlseins und ihre
der HERR, bin euer Gott! 8 Darum haltet Scham entblößt und ihre Quelle auf-
meine Satzungen und tut sie; denn ich, deckt, während sie die Quelle ihres Blutes
der HERR, bin es, der euch heiligt. entblößt, so sollen beide ausgerottet wer-
9 Wer seinem Vater oder seiner Mutter den aus der Mitte ihres Volkes!
flucht, der soll unbedingt getötet werden; 19 Die Scham der Schwester deiner Mut-
er hat seinem Vater oder seiner Mutter ter und die Scham der Schwester deines
geflucht — sein Blut sei auf ihm!a Vaters sollst du nicht entblößen; denn
10 Wenn ein Mann mit einer Frau Ehe- wer dies tut, hat seine Blutsverwandten
bruch treibt, wenn er Ehebruch treibt mit entblößt; sie sollen ihre Schuld tragen!
der Frau seines Nächsten, so sollen [bei- 20 Wenn ein Mann bei der Frau des Bruders
de], der Ehebrecher und die Ehebreche- seines Vaters liegt, der hat die Scham sei-
rin, unbedingt getötet werden. nes Onkels entblößt; sie sollen ihre Sünde
11 Wenn ein Mann bei der Frau seines Va- tragen, sie sollen kinderlos sterben!
ters liegt, so hat er die Scham seines Va- 21 Wenn ein Mann die Frau seines Bru-
ters entblößt; sie sollen beide unbedingt ders nimmt, so ist das eine Unreinheit;
getötet werden; ihr Blut sei auf ihnen. sie sollen kinderlos bleiben, weil er die
12 Wenn ein Mann bei seiner Schwieger- Scham seines Bruders entblößt hat.
tochter liegt, so sollen sie beide unbedingt 22 So haltet nun alle meine Satzungen
getötet werden; sie haben eine schändliche und meine Rechte und tut sie, damit
Befleckung verübt; ihr Blut sei auf ihnen! euch das Land nicht ausspeit, in das
13 Wenn ein Mann bei einem Mann liegt, ich euch führe, damit ihr darin wohnen
als würde er bei einer Frau liegen, so sollt! 23 Und wandelt nicht nach den Sat-
haben sie beide einen Greuel begangen, zungen der Heiden, die ich vor euch her
und sie sollen unbedingt getötet werden; ausstoßen werde. Denn alle jene Dinge
ihr Blut sei auf ihnen! haben sie getan, und deshalb habe ich sie
14 Wenn ein Mann eine Frau nimmt und verabscheut. 24 Euch aber habe ich ge-
ihre Mutter dazu, so ist das eine Schand- sagt: Ihr sollt ihr Land in Besitz nehmen;
tat; man soll ihn samt den beiden Frauen denn ich will es euch zum Erbe geben,
mit Feuer verbrennen, damit keine sol- ein Land, in dem Milch und Honig fließt.
che Schandtat unter euch sei. Ich, der HERR, bin euer Gott, der ich euch
15 Wenn ein Mann bei einem Tier liegt, so von den Völkern abgesondert habe.
soll er unbedingt getötet werden, und das 25 So sollt nun auch ihr das reine Vieh
Tier soll man umbringen. 16 Wenn eine vom unreinen unterscheiden und die un-
Frau sich irgendeinem Tier naht, um sich reinen Vögel von den reinen, und ihr sollt
mit ihm einzulassen, so sollst du die Frau euch selbst nicht verabscheuungswürdig
töten und das Tier auch; sie sollen unbe- machen durch Vieh, Vögel und alles, was
dingt getötet werden; ihr Blut sei auf ih- sich auf dem Erdboden regt, was ich euch
nen! als unrein abgesondert habe; 26 sondern
17 Wenn ein Mann seine Schwester nimmt, ihr sollt mir heilig sein, denn ich, der
die Tochter seines Vaters oder die Tochter HERR, bin heilig, der ich euch von den
seiner Mutter, und ihre Scham sieht, und Völkern abgesondert habe, damit ihr mir
sie sieht seine Scham, so ist das eine angehört!
Schande. Sie sollen ausgerottet werden 27 Wenn in einem Mann oder einer Frau
vor den Augen der Angehörigen ihres Vol- ein Geisterbefrager- oder Wahrsagergeist
kes. Er hat die Scham seiner Schwester ist, so sollen sie unbedingt getötet wer-
entblößt, er soll seine Schuld tragen. den. Man soll sie steinigen, ihr Blut sei
18 Wenn ein Mann bei einer Frau liegt auf ihnen!

a (20,9) d.h. er hat sein Leben verwirkt und Blutschuld auf sich gebracht. Wenn er getötet wird, so ist er selbst
schuld.
138 3. MOSE 21.22
Bestimmungen für die Priester denn die Weihe des Salböls seines Gottes
Hes 44,17-27 ist auf ihm; ich bin der HERR.
Und der HERR sprach zu Mose: Rede 13 Er soll eine Jungfrau zur Frau nehmen;
mit den Priestern, den Söhnen Aa- 14 eine Witwe oder eine Verstoßene oder
rons, und sprich zu ihnen: Keiner von ih- eine Entehrte oder eine Hure soll er nicht
nen soll sich wegen eines Toten unter nehmen; sondern eine Jungfrau aus sei-
seinem Volk verunreinigen, 2 außer we- nem Volk soll er zur Frau nehmen, 15 da-
gen seines nächsten Blutsverwandten, der mit er seinen Samen nicht entweiht unter
ihm zugehört; wegen seiner Mutter, sei- seinem Volk; denn ich, der HERR, heilige
nes Vaters, seines Sohnes, seiner Tochter, ihn.
wegen seines Bruders, 3 und wegen seiner 16 Und der HERR redete zu Mose und
Schwester, die noch eine Jungfrau ist, die sprach: 17 Rede zu Aaron und sprich: Soll-
ihm nahesteht, weil sie noch keines Man- te jemand von deinen Nachkommen in ih-
nes Frau gewesen ist, ihretwegen darf er ren [künftigen] Geschlechtern mit irgend
sich verunreinigen. 4 Als ein Hochgestell- einem Gebrechen behaftet sein, so darf
ter unter seinem Volk soll er sich nicht ver- er nicht herzunahen, um das Brot seines
unreinigen, damit er sich nicht entweiht. Gottes darzubringen. 18 Nein, keiner, an
5 Sie sollen sich keine Glatze scheren auf dem ein Gebrechen ist, soll herzunahen,
ihrem Haupt, noch den Rand ihres Bartes er sei blind oder lahm oder habe eine
stutzen, noch an ihrem Fleisch Einschnit- gespaltene Nase oder ein Glied, das zu
te machen. 6 Sie sollen ihrem Gott heilig lang ist; 19 auch keiner, der einen gebro-
sein und den Namen ihres Gottes nicht chenen Fuß oder eine gebrochene Hand
entweihen; denn sie opfern die Feuerop- hat, 20 auch kein Buckliger oder Zwerg,
fer des HERRN, das Brot ihres Gottes, und oder einer, der einen Fleck auf seinem
sie sollen heilig sein. Auge hat, oder die Krätze oder Flechten
7 Sie sollen keine Hure oder Entehrte zur oder zerdrückte Hoden. 21 Wer nun von
Frau nehmen, noch eine von ihrem Mann dem Samen Aarons, des Priesters, ein Ge-
Verstoßene; denn [der Priester] ist seinem brechen an sich hat, der soll nicht herzu-
Gott heilig. 8 Du sollst ihn für heilig ach- nahen, um die Feueropfer des HERRN dar-
ten, denn er bringt das Brot deines Got- zubringen; er hat ein Gebrechen; darum
tes dar. Er soll dir heilig sein; denn ich bin soll er nicht herzutreten, um das Brot sei-
heilig, der HERR, der euch heiligt. nes Gottes darzubringen. 22 Doch darf er
9 Und wenn die Tochter eines Priesters das Brot seines Gottes essen, vom Hoch-
sich durch Unzucht entweiht, so entweiht heiligen und vom Heiligen. 23 Aber zum
sie ihren Vater; sie soll mit Feuer ver- Vorhang soll er nicht kommen, noch sich
brannt werden! dem Altar nahen, weil er ein Gebrechen
10 Derjenige aber, der Hoherpriester ist hat, damit er mein Heiligtum nicht ent-
unter seinen Brüdern, auf dessen Haupt weiht; denn ich, der HERR, heilige sie.
das Salböl gegossen wurde, und dem man 24 Und Mose sagte es Aaron und seinen
die Hand gefüllt hat, damit er die [heili- Söhnen und allen Kindern Israels.
gen] Kleider anziehe, der soll sein Haupt-
haar nicht wirr hängen lassen und seine Bestimmungen über das Essen der
Kleider nicht zerreißen. 11 Er soll auch zu Opfergaben
keinem Toten kommen; [auch] um sei- Und der HERR redete zu Mose und
nes Vaters und seiner Mutter willen soll sprach: 2 Rede zu Aaron und sei-
er sich nicht verunreinigen. 12 Er soll aus nen Söhnen, daß sie sich enthalten sollen
dem Heiligtum nicht hinausgehen noch gegenüber den heiligen Gaben der Kin-
das Heiligtum seines Gottes entweihen; der Israels,a die sie mir heiligen, und mei-

a (22,2) d.h. daß sie mit ihnen achtsam umgehen und sich zurückhalten vor jedem Mißbrauch dieser Gaben, die
dem HERRN selbst gehören, insbesondere vor jeder kultischen Verunreinigung.
3. MOSE 22 139
nen heiligen Namen nicht entweihen. Ich soll sie vom Brot ihres Vaters essen. Aber
bin der HERR. 3 So sage ihnen nun: Wer kein Fremdling soll davon essen.
von euren Nachkommen, der von eurem 14 Und wenn irgend jemand aus Verse-
Samen ist, sich dem Heiligen naht, das hen von dem Geheiligten ißt, der soll den
die Kinder Israels dem HERRN geheiligt ha- fünften Teil dazufügen und es dem Prie-
ben, während er eine Unreinheit an sich ster mit dem Geheiligten erstatten, 15 und
hat — eine solche Seele soll ausgerottet sie sollen die heiligen Gaben der Kinder
werden von meinem Angesicht hinweg; Israels nicht entheiligen, die diese dem
ich bin der HERR! HERRN als Hebopfer darbringen, 16 daß
4 Ist irgend jemand vom Samen Aarons sie sich nicht mit einer Sünde des Frevels
aussätzig oder mit einem Ausfluß behaf- beladen, wenn sie ihr Geheiligtes essen;
tet, so soll er von dem Heiligen nicht denn ich, der HERR, heilige sie.
essen, bis er rein wird. Und wer irgend
einen durch einen Toten Verunreinigten Die Opfertiere müssen makellos sein
5Mo 17,1; Mal 1,8.13-14
anrührt, oder einen Mann, der einen
Samenerguß hat, 5 oder wer irgend ein 17 Weiter redete der HERR zu Mose und
Gewürm anrührt, durch das er unrein sprach: 18 Rede zu Aaron und seinen
wird, oder einen Menschen, an dem er Söhnen und allen Kindern Israels und
sich verunreinigen kann wegen irgend et- sprich zu ihnen: Jeder, der vom Haus Is-
was, was unrein macht; 6 wer so etwas rael oder von den Fremdlingen in Israel
anrührt, der ist unrein bis zum Abend sein Opfer darbringt — sei es, daß sie
und soll nicht von dem Heiligen essen, es nach ihren Gelübden oder ganz freiwil-
es sei denn, er badet zuvor seinen Leib lig dem HERRN zum Brandopfer darbrin-
im Wasser. 7 Und wenn die Sonne unter- gen —, 19 der opfere, damit es für euch
gegangen ist, so ist er rein, und danach wohlgefällig angenommen wird, ein ma-
mag er von dem Heiligen essen; denn es kelloses männliches [Tier] von den Rin-
ist sein Brot. 8 Kein Aas noch Zerrissenes dern, Schafen oder Ziegen.
soll er essen, damit er davon nicht unrein 20 Ihr sollt nichts opfern, woran ein Ge-
wird; ich bin der HERR! brechen ist; denn es würde euch nicht
9 Und sie sollen meine Anordnungen wohlgefällig angenommen werden. 21 Und
halten, damit sie nicht Sünde auf sich la- wenn jemand dem HERRN ein Friedensop-
den und daran sterben, wenn sie es ent- fer bringen will, sei es zur Erfüllung eines
heiligen; denn ich bin der HERR, der sie Gelübdes oder als freiwillige Gabe, von
heiligt. Rindern oder Schafen, so soll es makellos
10 Kein Fremdling darf von dem Heiligen sein, damit es wohlgefällig ist. Es soll kei-
essen. Weder der Beisassea noch der nerlei Gebrechen haben. 22 Eines, das blind
Tagelöhner eines Priesters dürfen Heili- ist oder ein gebrochenes Glied hat oder
ges essen. 11 Wenn aber der Priester eine verstümmelt ist, oder eines, das Geschwüre
Seele um Geld erkauft, so darf diese da- oder die Krätze oder die Flechte hat, sollt
von essen. Und seine Sklaven, die in sei- ihr dem HERRN nicht opfern und davon
nem Haus geboren sind, dürfen auch von kein Feueropfer auf den Altar des HERRN
seinem Brot essen. bringen. 23 Einen Stier oder ein Schaf, das
12 Wenn aber die Tochter des Priesters die ein zu langes oder zu kurzes Glied hat,
Frau eines fremden Mannes wird, soll sie kannst du als freiwillige Gabe opfern, aber
nicht von dem Hebopfer des Heiligen es- zur Erfüllung eines Gelübdes wäre es nicht
sen. 13 Wird aber die Tochter des Priesters wohlgefällig. 24 Ihr sollt auch dem HERRN
eine Witwe oder eine Verstoßene und hat kein Tier darbringen, das zerquetschte oder
keine Kinder und kommt wieder in das zerdrückte oder abgerissene oder abge-
Haus ihres Vaters, wie in ihrer Jugend, so schnittene Hoden hat; ihr sollt auch in eu-

a (22,10) »Beisassen« sind Einwohner ohne Bürgerrecht aus fremden Völkern.


140 3. MOSE 22.23
rem Land so etwas gar nicht tun. 25 Auch heiligen Versammlungen, die ihr zu fest-
von der Hand eines Fremdlings sollt ihr gesetzten Zeiten einberufen sollt:
nichts dergleichen eurem Gott zur Speise 5 Im ersten Monat, am vierzehnten [Tag]
darbringen; denn sie haben eine Verstüm- des Monats, zur Abendzeit, ist das Pas-
melung, einen Makel an sich; sie werden sah des HERRN. 6 Und am fünfzehnten
euch nicht wohlgefällig angenommen. Tag desselben Monats ist das Fest der
26 Und der HERR redete zu Mose und ungesäuerten Brote für den HERRN. Da
sprach: 27 Wenn ein Rind oder ein Lamm sollt ihr sieben Tage lang ungesäuertes
oder eine Ziege geboren wird, so soll es Brot essen. 7 Am ersten Tag sollt ihr eine
sieben Tage lang bei seiner Mutter blei- heilige Versammlung halten; da sollt ihr
ben; erst vom achten Tag an und danach keine Werktagsarbeit verrichten, 8 und ihr
ist es wohlgefällig als Opfergabe zum Feu- sollt dem HERRN sieben Tage lang ein Feu-
eropfer für den HERRN. 28 Ihr sollt aber eropfer darbringen. Am siebten Tag ist
kein Rind noch Schaf zugleich mit sei- eine heilige Versammlung, da sollt ihr kei-
nem Jungen schächten am gleichen Tag. ne Werktagsarbeit verrichten.
29 Wenn ihr aber dem HERRN ein Lobop-
fer darbringen wollt, dann opfert es so, Das Fest der Erstlinge
2Mo 23,16-19
daß es euch wohlgefällig angenommen
wird. 30 Ihr sollt es am gleichen Tag essen 9 Und der HERR redete zu Mose und
und nichts übriglassen bis zum Morgen; sprach: 10 Rede zu den Kindern Israels
ich bin der HERR. und sage ihnen: Wenn ihr in das Land
31 Ihr aber sollt meine Gebote halten und kommt, das ich euch geben werde, und
sie tun; ich bin der HERR! 32 Und ihr sollt seine Ernte einbringt, so sollt ihr die Erst-
meinen heiligen Namen nicht entheili- lingsgarbe von eurer Ernte zum Priester
gen; sondern ich will geheiligt werden in bringen. 11 Der soll die Garbe weben vor
der Mitte der Kinder Israels, ich, der HERR, dem HERRN, zum Wohlgefallen für euch;
der euch heiligt, 33 der ich euch aus dem am Tag nach dem Sabbat soll sie der Prie-
Land Ägypten geführt habe, um euer Gott ster weben.
zu sein; ich bin der HERR. 12 Ihr sollt aber an dem Tag, an dem
ihr eure Garbe webt, dem HERRN ein
Die Feste des HERRN Brandopfer opfern von einem makello-
1Mo 2,1-3
sen einjährigen Lamm, 13 und das dazu-
Und der HERR redete zu Mose und gehörige Speisopfer, zwei Zehntel Fein-
sprach: 2 Rede zu den Kindern Is- mehl, mit Öl angerührt, ein Feueropfer,
raels und sage ihnen: Das sind die Feste dem HERRN zum lieblichen Geruch, sowie
des HERRN, zu denen ihr heilige Festver- das dazugehörige Trankopfer, ein Viertel
sammlungen einberufen sollt; dies sind Hin Wein. 14 Ihr sollt aber weder Brot noch
meine Feste: geröstetes Korn noch Jungkorn essen bis
zu eben diesem Tag, da ihr eurem Gott
Der Sabbat diese Gabe darbringt. Das ist eine ewig
3 Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber gültige Ordnung für eure [künftigen] Ge-
am siebten Tag ist ein Sabbata der Ruhe, schlechter in allen euren Wohnorten.
eine heilige Versammlung; da sollt ihr
kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des Das Fest der Wochen (Pfingstfest)
5Mo 16,9-12
HERRN, in allen euren Wohnorten.
15 Danach sollt ihr euch vom Tag nach
Das Passah; das Fest der ungesäuerten Brote dem Sabbat, von dem Tag, da ihr die
2Mo 12,2-28
Webegarbe darbringt, sieben volle Wo-
4 Das sind aber die Feste des HERRN, die chen abzählen, 16 bis zu dem Tag, der auf
den siebten Sabbat folgt, nämlich 50 Tage
a (23,3) »Sabbat« bedeutet »Ruhe« / »Ruhetag«. sollt ihr zählen, und dann dem HERRN ein
3. MOSE 23 141
neues Speisopfer darbringen. 17 Ihr sollt sein; und ihr sollt eure Seelen demütigen
nämlich aus euren Wohnungen zwei We- und dem HERRN ein Feueropfer dar-
bebrote bringen, von zwei Zehntel [Epha] bringen; 28 und ihr sollt an diesem Tag
Feinmehl [zubereitet]; die sollen gesäuert keine Arbeit verrichten, denn es ist der
gebacken werden als Erstlinge für den Versöhnungstag, um Sühnung für euch
HERRN. zu erwirken vor dem HERRN, eurem
18 Zu dem Brot aber sollt ihr sieben ein- Gott. 29 Denn jede Seele, die sich an die-
jährige, makellose Lämmer darbringen sem Tag nicht demütigt, die soll ausge-
und einen Jungstier und zwei Widder; rottet werden aus ihrem Volk; 30 und die
das soll das Brandopfer für den HERRN Seele, die an diesem Tag irgend eine Ar-
sein; und das dazugehörige Speisopfer beit verrichtet, die will ich vertilgen mit-
und Trankopfer — ein Feueropfer, dem ten aus ihrem Volk. 31 Ihr sollt keine Ar-
HERRN zum lieblichen Geruch. 19 Ihr sollt beit verrichten. Das ist eine ewig gültige
auch einen Ziegenbock zum Sündopfer Ordnung für eure [künftigen] Geschlech-
und zwei einjährige Lämmer zum Frie- ter an allen euren Wohnorten. 32 Ein Sab-
densopfer opfern; 20 und der Priester bat der Ruhe soll es für euch sein, und ihr
soll sie samt den Erstlingsbroten weben, sollt eure Seelen demütigen. Am neunten
zusammen mit den beiden Lämmern, [Tag] des Monats, am Abend, sollt ihr die
als Webopfer vor dem HERRN. Die sollen Feier [beginnen], und sie soll währen von
dem HERRN heilig sein und dem Priester einem Abend bis zum anderen.
gehören.
21 Und ihr sollt an eben diesem Tag aus-
Das Laubhüttenfest
4Mo 29,12-39; 5Mo 16,13-17
rufen lassen: »Eine heilige Versammlung
soll es euch sein, und keine Werktagsar- 33 Und der HERR redete zu Mose und
beit sollt ihr verrichten!« Das ist eine ewig sprach: 34 Rede zu den Kindern Israels
gültige Ordnung in allen euren Wohnor- und sprich: Am fünfzehnten Tag dieses
ten für eure [künftigen] Geschlechter. siebten Monats soll dem HERRN das
22 Wenn ihr aber die Ernte eures Landes Laubhüttenfest gefeiert werden, sieben
einbringt, so sollst du dein Feld nicht bis Tage lang. 35 Am ersten Tag ist eine hei-
an den Rand abernten und keine Nach- lige Versammlung; da sollt ihr keine Ar-
lese deiner Ernte halten, sondern es dem beit verrichten. 36 Sieben Tage lang sollt
Armen und Fremdling überlassen. Ich, ihr dem HERRN ein Feueropfer darbringen;
der HERR, bin euer Gott. und am achten Tag sollt ihr eine heilige
Versammlung halten und dem HERRN ein
Das Posaunenfest Feueropfer darbringen; es ist eine Fest-
4Mo 29,1-6
versammlung; da sollt ihr keine Arbeit
23 Und der HERR redete zu Mose und verrichten.
sprach: 24 Rede zu den Kindern Israels 37 Das sind die Feste des HERRN, zu denen
und sprich: Im siebten Monat, am ersten ihr heilige Versammlungen einberufen
des Monats, soll ein Ruhetag für euch sollt, um dem HERRN Feueropfer, Brandop-
sein, ein Gedenken unter Posaunenklang, fer, Speisopfer, Schlachtopfer und Trank-
eine heilige Versammlung. 25 Ihr sollt kei- opfer darzubringen, jeden Tag das, was
ne Werktagsarbeit verrichten, sondern vorgeschrieben ist — 38 zusätzlich zu den
dem HERRN ein Feueropfer darbringen. Sabbaten des HERRN und zu euren Gaben
und zusätzlich zu allen euren Gelübden
Der Versöhnungstag und allen euren freiwilligen Gaben, die
3Mo 16; 4Mo 29,7-11
ihr dem HERRN gebt.
26 Und der HERR redete zu Mose und 39 So sollt ihr nun am fünfzehnten Tag
sprach: 27 Am zehnten [Tag] in diesem des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag
siebten Monat ist der Versöhnungstag, des Landes eingebracht habt, das Fest des
der soll euch eine heilige Versammlung HERRN halten, sieben Tage lang; am ersten
142 3. MOSE 23.24
Tag ist ein Feiertag und am achten Tag Gabe] von den Kindern Israels; das ist ein
ist auch ein Feiertag. 40 Ihr sollt aber am ewiger Bund. 9 Und es soll Aaron und sei-
ersten Tag Früchte nehmen von schönen nen Söhnen gehören; die sollen es essen
Bäumen, Palmenzweige und Zweige von an heiliger Stätte; denn als ein Hochheili-
dichtbelaubten Bäumen und Bachwei- ges von den Feueropfern des HERRN soll es
den, und ihr sollt euch sieben Tage lang ihm gehören, als eine ewige Gebühr.
freuen vor dem HERRN, eurem Gott. 41 Und
so sollt ihr dem HERRN das Fest halten, Bestrafung des Gotteslästerers. Vergeltung
sieben Tage lang im Jahr. Das soll eine für Totschlag und Körperverletzung
4Mo 15,32-36
ewige Ordnung sein für eure [künftigen]
Geschlechter, daß ihr dieses im siebten 10 Und der Sohn einer israelitischen Frau
Monat feiert. 42 Sieben Tage lang sollt ihr — er war aber der Sohn eines ägyptischen
in Laubhütten wohnen; alle Einheimi- Mannes — ging unter den Kindern Is-
schen in Israel sollen in Laubhütten woh- raels aus und ein. Dieser Sohn der is-
nen, 43 damit eure Nachkommen wissen, raelitischen Frau und ein Israelit stritten
daß ich die Kinder Israels in Laubhütten im Lager miteinander. 11 Da lästerte der
wohnen ließ, als ich sie aus dem Land Sohn der israelitischen Frau den Namen
Ägypten herausführte; ich, der HERR, bin [des HERRN] und fluchte [ihm]. Daraufhin
euer Gott. brachte man ihn zu Mose. Seine Mutter
44 Und Mose verkündete den Kindern Is- aber hieß Selomit und war die Tochter Di-
raels die Feste des HERRN. bris, vom Stamm Dan. 12 Und sie behiel-
ten ihn in Gewahrsam, bis ihnen ein Be-
Das Öl für den Leuchter. scheid gegeben würde durch den Mund
Zurichtung der Lampen des HERRN.
2Mo 27,20-21; 4Mo 8,1-4
13 Und der HERR redete zu Mose und
Und der HERR redete zu Mose und sprach: 14 Führe den Flucher hinaus vor
sprach: 2 Gebiete den Kindern Isra- das Lager und laß alle, die es gehört ha-
els, daß sie reines Öl aus zerstoßenen Oli- ben, ihre Hand auf sein Haupt stützen,
ven zu dir bringen für den Leuchter, um und die ganze Gemeinde soll ihn steini-
beständig Licht zu unterhalten! 3 Draußen gen. 15 Und rede zu den Kindern Israels
vor dem Vorhang des Zeugnisses, in der und sprich: Wer seinem Gott flucht, der
Stiftshütte, soll Aaron es zurichten, damit soll seine Sünde tragen; 16 und wer den
es beständig brennt vor dem HERRN, vom Namen des HERRN lästert, der soll unbe-
Abend bis zum Morgen; eine ewige Ord- dingt getötet werden! Die ganze Gemein-
nung für eure [künftigen] Geschlechter. de soll ihn unbedingt steinigen, sei es ein
4 Auf dem reinen Leuchter soll er beständig Fremdling oder ein Einheimischer; wenn
die Lampen zurichten vor dem HERRN. er den Namen lästert, so soll er sterben!
17 Und wenn jemand einen Menschen
Die Schaubrote erschlägt, so muß er unbedingt getötet
2Mo 25,23-30
werden. 18 Wer aber ein Vieh erschlägt,
5 Und du sollst Feinmehl nehmen und da- der soll es erstatten; Leben um Leben!
von zwölf Kuchen backen; ein Kuchen soll 19 Bringt aber einer seinem Nächsten eine
aus zwei Zehnteln [Epha] bestehen. 6 Du Verletzung bei, so soll man ihm das tun,
sollst sie in zwei Schichten von je sechs was er getan hat: 20 Bruch um Bruch,
Stück auf den reinen Tisch legen vor den Auge um Auge, Zahn um Zahn; die Verlet-
HERRN. 7 Und du sollst auf jede Schicht zung, die er dem anderen zugefügt hat,
reinen Weihrauch legen, und er soll für soll man ihm auch zufügen. 21 Wer also
das Brot sein, als der Teil, der zum Ge- ein Vieh erschlägt, der soll es erstatten;
denken bestimmt ist, ein Feueropfer für wer aber einen Menschen erschlägt, der
den HERRN. 8 Sabbat für Sabbat soll er sie soll getötet werden.
beständig vor dem HERRN aufschichten, [als 22 Ihr sollt ein einheitliches Recht haben,
3. MOSE 24.25 143
für den Fremdling wie für den Einheimi- darin wohnen. Es ist das Halljahr, in
schen; denn ich, der HERR, bin euer Gott. dem jeder bei euch wieder zu seinem Ei-
23 Mose aber redete zu den Kindern Isra- gentum kommen und zu seiner Familie
els; die führten den Flucher vor das Lager zurückkehren soll. 11 Denn das fünfzigste
hinaus und steinigten ihn. Und die Kin- Jahr soll ein Halljahr für euch sein. Ihr
der Israels handelten so, wie der HERR es sollt nicht säen, auch seinen Nachwuchs
Mose geboten hatte. nicht ernten, auch seine unbeschnittenen
Weinstöcke nicht lesen. 12 Denn ein Hall-
Das Sabbatjahr jahr ist es; es soll euch heilig sein; vom
2Mo 23,10-11
Feld weg dürft ihr essen, was es trägt.
Und der HERR redete zu Mose auf 13 In diesem Halljahr soll jedermann wie-
dem Berg Sinai und sprach: 2 Rede der zu seinem Eigentum kommen.
mit den Kindern Israels und sprich zu ih- 14 Wenn ihr nun eurem Nächsten etwas
nen: Wenn ihr in das Land kommt, das verkauft oder von eurem Nächsten etwas
ich euch geben werde, so soll das Land abkauft, so soll keiner seinen Bruder
dem HERRN einen Sabbat feiern. 3 Sechs übervorteilen; 15 sondern nach der Zahl
Jahre lang sollst du dein Feld besäen und der Jahre seit dem Halljahr sollst du es von
sechs Jahre lang deinen Weinberg be- ihm kaufen; und nach der Zahl der Ernte-
schneiden und den Ertrag [des Landes] jahre soll er [es] dir verkaufen. 16 Wenn es
einsammeln. 4 Aber im siebten Jahr soll viele Jahre sind, sollst du ihm den Kauf-
das Land seinen Sabbat der Ruhe haben, preis erhöhen, und wenn es wenige Jahre
einen Sabbat für den HERRN, an dem du sind, sollst du ihm den Kaufpreis verrin-
dein Feld nicht besäen noch deinen Wein- gern; denn eine [bestimmte] Anzahl von
berg beschneiden sollst. 5 Auch was nach Ernten verkauft er dir. 17 So soll nun kei-
deiner Ernte von selbst wächst, sollst du ner seinen Nächsten übervorteilen; son-
nicht ernten; und die Trauben deines un- dern du sollst dich fürchten vor deinem
beschnittenen Weinstocks sollst du nicht Gott; denn ich, der HERR, bin euer Gott!
lesen, weil es ein Sabbatjahr für das 18 Darum haltet meine Satzungen und be-
Land ist. 6 Und dieser Sabbat des Landes wahrt meine Rechtsbestimmungen und tut
soll euch Nahrung bringen, dir und dei- sie; so sollt ihr sicher wohnen in eurem
nen Knechten und deiner Magd, deinem Land! 19 Und das Land soll euch seine
Taglöhner und deinen Beisassen, die sich Früchte geben, daß ihr eßt bis zur Sättigung
bei dir aufhalten; 7 deinem Vieh und den und sicher darin wohnt. 20 Und wenn ihr
wilden Tieren in deinem Land soll sein sagt: Was sollen wir im siebten Jahr essen?
ganzer Ertrag zur Speise dienen. Denn wir säen nicht und sammeln auch
unseren Ertrag nicht ein! — 21 so [sollt ihr
Das Jubeljahr (Halljahr) wissen:] Ich will im sechsten Jahr meinem
3Mo 27,17-24
Segen gebieten, daß [das Land] den Ertrag
8 Und du sollst dir sieben Sabbatjahre für drei Jahre liefern soll; 22 so daß, wenn
abzählen, nämlich siebenmal sieben Jah- ihr im achten Jahr sät, ihr [noch] vom al-
re, so daß dir die Zeit der sieben Sabbat- ten Ertrag essen werdet bis in das neunte
jahre 49 Jahre beträgt. 9 Da sollst du ein Jahr; daß ihr von dem Alten essen werdet,
Lärmhorn ertönen lassen im siebten Mo- bis sein Ertrag wieder hereinkommt.
nat, am zehnten [Tag] des siebten Monats; 23 Ihr sollt das Land nicht für immer ver-
am Tag der Versöhnung sollt ihr ein Scho- kaufen; denn das Land gehört mir, und
pharhorna durch euer ganzes Land er- ihr seid Fremdlinge und Beisassen bei
schallen lassen. 10 Und ihr sollt das fünf- mir. 24 Und ihr sollt in dem ganzen Land,
zigste Jahr heiligen und sollt im Land das euch gehört, die Wiedereinlösung des
eine Freilassung ausrufen für alle, die Landes zulassen.

a (25,9) d.h. ein Widderhorn, das als Signal bzw. zu besonderen Anlässen in Israel geblasen wurde.
144 3. MOSE 25
Das Lösungsrecht für Landbesitz 35 Wenn dein Bruder verarmt neben dir
und für Knechte und Mägde und sich nicht mehr halten kann, so sollst
5Mo 15,1-15 du ihm Hilfe leisten, er sei ein Fremdling
25 Wenn dein Bruder verarmt und dir oder Beisasse, damit er bei dir leben
etwas von seinem Eigentum verkauft, kann. 36 Du sollst keinen Zins noch Wu-
so soll derjenige als Lösera für ihn ein- cher von ihm nehmen, sondern sollst
treten, der sein nächster Verwandter ist; dich fürchten vor deinem Gott, damit
er soll auslösen, was sein Bruder verkauft dein Bruder neben dir leben kann. 37 Du
hat. 26 Und wenn jemand keinen Löser sollst ihm dein Geld nicht auf Zins geben
hat, aber mit seiner Hand so viel erwer- noch deine Nahrungsmittel um einen
ben kann, wie zur Wiedereinlösung nötig Wucherpreis. 38 Ich, der HERR, bin euer
ist, 27 so soll er die Jahre, die seit dem Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten
Verkauf verflossen sind, abrechnen und herausgeführt habe, um euch das Land
für den Rest den Käufer entschädigen, Kanaan zu geben und euer Gott zu sein.
damit er selbst wieder zu seinem Eigen- 39 Und wenn dein Bruder neben dir ver-
tum kommt. 28 Wenn er ihn aber nicht armt und dir sich selbst verkauft, sollst du
entschädigen kann, so soll das, was er ihn nicht Sklavenarbeit tun lassen; 40 wie
verkauft hat, in der Hand des Käufers ein Tagelöhner und Beisasse soll er bei
bleiben bis zum Halljahr; dann soll es frei dir gelten und dir bis zum Halljahr die-
ausgehen, und er soll wieder zu seinem nen. 41 Dann soll er frei von dir ausge-
Eigentum kommen. hen und seine Kinder mit ihm, und er soll
29 Wer ein Wohnhaus innerhalb einer wieder zu seiner Familie zurückkehren
ummauerten Stadt verkauft, der hat zur und zum Eigentum seiner Väter kom-
Wiedereinlösung Frist bis zur Vollendung men. 42 Denn sie sind meine Knechte, die
des Verkaufsjahres. Ein Jahr lang besteht ich aus dem Land Ägypten geführt habe.
für ihn das Einlösungsrecht. 30 Wenn es Darum soll man sie nicht wie Sklaven
aber nicht gelöst wird bis zum Ablauf verkaufen! 43 Du sollst nicht mit Härte
eines vollen Jahres, so soll das Haus, über ihn herrschen, sondern sollst dich
das innerhalb der ummauerten Stadt ist, fürchten vor deinem Gott.
dem Käufer und seinen Nachkommen als 44 Was aber deinen Knecht und deine
unablöslich verbleiben; es soll im Hall- Magd anbetrifft, die du haben wirst, so
jahr nicht frei ausgehen. 31 Dagegen sind kannst du sie von den Heiden kaufen, die
die Häuser in den Dörfern ohne Ring- um euch her sind. 45 Ihr könnt sie auch
mauern dem Feld des Landes gleich zu kaufen von den Kindern der Beisassen,
rechnen; es besteht Einlösungsrecht, und die sich bei euch aufhalten, und von ih-
sie sollen im Halljahr frei ausgehen. ren Sippen bei euch, die in eurem Land
32 Was aber die Levitenstädte anbetrifft, geboren sind; diese könnt ihr als Eigen-
die Häuser in den Städten ihres Eigen- tum behalten, 46 und ihr könnt sie als
tums, so haben die Leviten das ewige bleibenden Besitz auf eure Kinder nach
Einlösungsrecht. 33 Und wenn jemand euch vererben. Diese könnt ihr für immer
etwas von den Leviten erwirbt, so geht dienen lassen. Aber über eure Brüder, die
das verkaufte Haus in der Stadt seines Kinder Israels, sollt ihr nicht mit Härte
Eigentums im Halljahr frei aus; denn herrschen, ein Bruder über den andern!
die Häuser in den Städten der Leviten 47 Wenn die Hand eines Fremdlings oder
sind ihr Eigentum unter den Kindern Is- Beisassen bei dir etwas erwirbt, und dein
raels; 34 aber das Feld des Weideplatzes Bruder neben ihm verarmt und sich dem
bei ihren Städten darf nicht verkauft wer- Fremdling, der ein Beisasse bei dir ist,
den, denn sie sind ihr ewiges Eigentum. oder einem Abkömmling von seiner Sip-

a (25,25) od. Erlöser (hebr. goel); d.h. ein Blutsverwandter, der einen Menschen oder Dinge freikauft durch Zah-
lung eines Lösegeldes.
3. MOSE 25.26 145
pe verkauft, 48 so soll, nachdem er sich Saatzeit, und ihr werdet euch von eurem
verkauft hat, Lösungsrecht für ihn be- Brot satt essen und sollt sicher wohnen in
stehen; einer von seinen Brüdern kann eurem Land.
ihn auslösen; 49 oder sein Onkel oder der 6 Denn ich will Frieden geben im Land,
Sohn seines Onkels darf ihn auslösen, daß ihr ruhig schlaft und euch niemand
oder sonst sein nächster Blutsverwand- erschreckt. Ich will auch die bösen Tiere
ter aus seiner Familie kann ihn auslösen; aus eurem Land vertreiben, und es soll
oder wenn seine Hand so viel erwirbt, so kein Schwert über euer Land kommen.
soll er sich selbst auslösen. 7 Ihr werdet eure Feinde jagen, daß sie vor
50 Er soll aber mit seinem Käufer rech- euch her durchs Schwert fallen; 8 fünf von
nen von dem Jahr an, da er sich ihm euch werden hundert jagen, und hun-
verkauft hat, bis zum Halljahr. Und der dert von euch werden zehntausend ja-
Preis seines Verkaufs soll nach der Zahl gen; und eure Feinde werden vor euch
der Jahre berechnet werden, und er soll her durchs Schwert fallen.
für diese Zeit wie ein Tagelöhner bei ihm 9 Und ich will mich zu euch wenden
sein. 51 Sind noch viele Jahre übrig, so soll und euch fruchtbar machen und meh-
er dementsprechend von dem Kaufpreis ren und meinen Bund mit euch auf-
als Lösegeld zurückerstatten; 52 sind aber rechthalten. 10 Und ihr werdet von dem
wenig Jahre übrig bis zum Halljahr, so Vorjährigen essen und das Vorjährige we-
soll er es ihm anrechnen; nach der Zahl gen des Neuen wegtun müssen. 11 Ich
der Jahre soll er sein Lösegeld zurück- will meine Wohnung in eure Mitte set-
erstatten. 53 Wie ein Tagelöhner soll er zen, und meine Seele soll euch nicht ver-
Jahr für Jahr bei ihm sein; er aber soll abscheuen; 12 und ich will in eurer Mitte
nicht mit Härte über ihn herrschen vor wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt
deinen Augen. mein Volk sein. 13 Ich, der HERR, bin euer
54 Wenn er aber nicht auf einem dieser Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten
Wege ausgelöst wird, so soll er im Halljahr herausgeführt habe, damit ihr nicht mehr
frei ausgehen, er und seine Kinder mit ihre Knechte sein solltet; und ich habe
ihm. 55 Denn die Kinder Israels sind mir die Stangen eures Joches zerbrochen und
dienstbar; sie sind meine Knechte, die euch aufrecht gehen lassen.
ich aus dem Land Ägypten herausgeführt
habe; ich, der HERR, bin euer Gott. Ungehorsam bringt Fluch
5Mo 28,15-68
Gehorsam bringt Segen 14 Wenn ihr mir aber nicht folgt und alle
5Mo 28,1-14
diese Gebote nicht tut, 15 und wenn ihr
Ihr sollt keine Götzen machen; ein meine Satzungen mißachtet und eure
Götterbild und eine Säule sollt ihr Seele meine Rechtsbestimmungen ver-
euch nicht aufrichten, auch keinen Stein abscheut, daß ihr nicht alle meine Gebote
mit Bildwerk in eurem Land aufstellen, tut, sondern meinen Bund brecht, 16 so
daß ihr euch davor niederwerft; denn ich, will auch ich euch dies tun: Ich will
der HERR, bin euer Gott. Schrecken, Schwindsucht und Fieberhit-
2 Haltet meine Sabbate und fürchtet mein ze über euch verhängen, so daß die Augen
Heiligtum; ich bin der HERR! matt werden und die Seele verschmach-
3 Wenn ihr nun in meinen Satzungen tet. Ihr werdet euren Samen vergeblich
wandelt und meine Gebote befolgt und aussäen, denn eure Feinde sollen [das
sie tut, 4 so will ich euch Regen geben Gesäte] essen. 17 Und ich will mein Ange-
zu seiner Zeit, und das Land soll seinen sicht gegen euch richten, daß ihr vor eu-
Ertrag geben, und die Bäume auf dem ren Feinden geschlagen werdet; und die
Feld sollen ihre Früchte bringen. 5 Und euch hassen, sollen über euch herrschen,
die Dreschzeit wird bei euch reichen bis und ihr werdet fliehen, obwohl euch nie-
zur Weinlese, und die Weinlese bis zur mand jagt.
146 3. MOSE 26
18 Wenn ihr mir aber auch dann noch öde machen und eure heiligen Stätten
nicht gehorcht, so will ich euch noch sie- verwüsten und euren lieblichen Geruch
benmal mehr bestrafen um eurer Sünden nicht mehr riechen. 32 Und ich will das
willen, 19 und ich will euren harten Stolz Land öde machen, daß eure Feinde, die
brechen. Ich will euch den Himmel ma- darin wohnen werden, sich davor ent-
chen wie Eisen und die Erde wie Erz, setzen sollen. 33 Euch aber will ich unter
20 daß eure Kraft sich vergeblich ver- die Heidenvölkerc zerstreuen und das
braucht und euer Land seinen Ertrag Schwert hinter euch her ziehen, so daß
nicht gibt und die Bäume des Landes ihre euer Land zur Wüste wird und eure Städte
Früchte nicht bringen. zu Ruinen. 34 Dann wird das Land seine
21 Wenn ihr euch mir aber noch weiter wi- Sabbate genießen, solange es öde liegt
dersetzt und mir nicht gehorchen wollt, und ihr im Land eurer Feinde seid. Ja,
so will ich euch noch siebenmal mehr dann wird das Land ruhen und seine Sab-
schlagen, entsprechend euren Sünden. bate genießen dürfen. 35 Solange es öde
22 Und ich will wilde Tiere unter euch liegt, wird es ruhen, weil es nicht ruhen
senden, die sollen euch eurer Kinder be- konnte an euren Sabbaten, als ihr darin
rauben und euer Vieh ausrotten und eure wohntet.
Zahl mindern, und eure Straßen sollen 36 Und den Übriggebliebenen von euch
öde werden. will ich das Herz verzagt machen in den
23 Wenn ihr euch aber dadurch noch nicht Ländern ihrer Feinde, so daß das Ra-
züchtigen laßt, sondern euch mir wider- scheln eines verwehten Blattes sie jagen
setzt, 24 so will auch ich mich euch wider- wird; und sie werden davonfliehen, als
setzen und euch siebenfach schlagen um jage sie ein Schwert, und fallen, ohne daß
eurer Sünden willen. 25 Und ich will das sie jemand verfolgt. 37 Und sie sollen ei-
Schwert über euch kommen lassen, das ner über den anderen fallen wie vor dem
die Bundesrachea vollzieht! Und wenn ihr Schwert, obgleich sie niemand jagt; und
euch dann in eure Städte zurückzieht, will ihr werdet vor euren Feinden nicht stand-
ich die Pest unter euch senden und euch halten können, 38 sondern ihr werdet
in die Hand eurer Feinde geben. 26 Wenn unter den Heidenvölkern umkommen,
ich euch den Stab des Brotes zerbreche, und das Land eurer Feinde wird euch
dann werden zehn Frauen euer Brot in ei- fressen. 39 Und die Übriggebliebenen von
nem Ofen backen, und man wird euch das euch, die sollen wegen ihrer Schuld da-
Brot nach dem Gewicht zuteilen; und ihr hinschwinden in den Ländern eurer Fein-
werdet es essen, aber nicht satt werden. de; und auch wegen der Schuld ihrer Väter
27 Wenn ihr euch aber auch dadurch noch sollen sie mit ihnen dahinschwinden.
nicht zum Gehorsam gegen mich bringen
laßt, sondern euch mir widersetzt, 28 so Verheißung von Gnade und
will ich mich auch euch im Grimm wider- Wiederherstellung für Israel
5Mo 30,1-6
setzen, ja, ich werde euch siebenfach stra-
fen um eurer Sünden willen, 29 und ihr 40 Dann werden sie ihre Schuld und die
werdet das Fleisch eurer Söhne und das Schuld ihrer Väter bekennen samt ihrer
Fleisch eurer Töchter verzehren. 30 Und Untreue, die sie gegen mich begangen
ich will eure Höhenb vertilgen und eure haben, und daß sie sich mir widersetz-
Sonnensäulen abhauen und eure Leich- ten, 41 weswegen auch ich mich ihnen
name auf die Leichname eurer Götzen widersetzte und sie in das Land ihrer
werfen, und meine Seele wird euch ver- Feinde brachte. Und wenn sich dann ihr
abscheuen. 31 Und ich will eure Städte unbeschnittenes Herz demütigt, so daß

a (26,25) d.h. die Bestrafung für den Bruch des Bundes heiligtümer, auf denen die Israeliten später opferten
mit Gott. (vgl. u.a. 2Kö 23,5; Hes 6,3, Hos 10,8).
b (26,30) d.h. heidnischen Götzen geweihte Höhen- c (26,33) d.h. die nichtjüdischen Völker.
3. MOSE 26.27 147
sie dann ihre Schuld annehmen, 42 so will ist, und auf 10 Schekel, wenn sie weib-
ich an meinen Bund mit Jakob gedenken, lich ist. 8 Ist der Gelobende aber zu arm,
und auch an meinen Bund mit Isaak und um das von dir Geschätzte zu bezahlen,
auch an meinen Bund mit Abraham, und so soll man ihn vor den Priester stellen,
ich will an das Land gedenken. 43 Aber und der Priester soll ihn schätzen; nach
das Land wird von ihnen verlassen sein, dem Verhältnis dessen, was seine Hand
um seine Sabbate zu genießen, indem aufbringen kann, soll der Priester ihn
es ohne sie öde liegt; sie aber werden schätzen.
ihre Schuld büßen, eben deshalb, weil sie 9 Ist es aber ein Tier, von dem man dem
meine Rechtsbestimmungen mißachtet HERRN ein Opfer darbringt, so soll alles,
und ihre Seele meine Satzungen verab- was man von diesem [Tier] dem HERRN
scheut hat. 44 Jedoch, auch wenn sie im gibt, heilig sein. 10 Man soll es nicht aus-
Land der Feinde sein werden, so will wechseln noch vertauschen, ein gutes für
ich sie nicht so verwerfen und sie nicht ein schlechtes oder ein schlechtes für ein
so verabscheuen, daß ich ein Ende mit gutes; wenn es aber jemand auswechselt,
ihnen mache oder meinen Bund mit ih- ein Tier für das andere, so soll es samt dem
nen breche; denn ich, der HERR, bin ihr zur Auswechslung bestimmten Tier [dem
Gott. 45 Und ich will zu ihren Gunsten an HERRN] heilig sein. 11 Ist es aber irgendein
meinen ersten Bund gedenken, als ich sie unreines Tier, von dem man dem HERRN
aus dem Land Ägypten herausführte vor kein Opfer darbringen darf, so soll man
den Augen der Heidenvölker, um ihr Gott das Tier vor den Priester stellen; 12 und der
zu sein. Ich bin der HERR. Priester soll es schätzen, je nachdem es gut
46 Das sind die Satzungen, die Rechtsbe- oder schlecht ist; und bei der Schätzung
stimmungen und Gesetze, die der HERR des Priesters soll es bleiben. 13 Will es aber
auf dem Berg Sinai durch die Hand Moses jemand unbedingt wieder auslösen, so
gegeben hat, damit sie zwischen ihm und soll er den fünften Teil deiner Schätzung
den Kindern Israels bestehen sollten. dazugeben.
14 Wenn jemand sein Haus als dem HERRN
Über Gelübde und über den Zehnten heilig weiht, so soll es der Priester schätzen,
5Mo 23,21-23
je nachdem es gut oder schlecht ist; und
Und der HERR redete zu Mose und wie es der Priester schätzt, so soll es gel-
sprach: 2 Rede zu den Kindern Isra- ten. 15 Will es aber derjenige auslösen, der
els und sage ihnen: Wenn jemand ein [be- es geweiht hat, so soll er den fünften Teil
sonderes] Gelübde tut, so sollst du ihre der Schätzungssumme dazugeben; dann
Seelen folgendermaßen schätzen für den gehört es ihm.
HERRN: 3 Einen Mann vom zwanzigsten 16 Wenn jemand dem HERRN ein Stück
bis zum sechzigsten Lebensjahr sollst Feld von seinem Eigentum weiht, so soll
du auf 50 Schekel Silber schätzen nach es von dir geschätzt werden nach dem
dem Schekel des Heiligtums. 4 Ist es aber Maß der Aussaat; der Raum für [die Aus-
eine Frau, so sollst du sie auf 30 Schekel saat von] einem Homer Gerste soll 50
schätzen. 5 Wenn [die Person] zwischen Schekel Silber gelten. 17 Weiht er sein Feld
fünf und zwanzig Jahren alt ist, dann vom Halljahr an, so soll es nach deiner
sollst du sie auf 20 Schekel schätzen, Schätzung gelten. 18 Weiht er aber das
wenn sie männlich ist, aber auf 10 Sche- Feld nach dem Halljahr, so soll der Prie-
kel, wenn sie weiblich ist. 6 Im Alter von ster ihm das Geld berechnen nach den
einem Monat bis zu fünf Jahren sollst du übrigen Jahren bis zum nächsten Hall-
sie auf 5 Schekel Silber schätzen, wenn jahr; das soll dann von deiner Schätzung
sie männlich ist, aber auf 3 Schekel Silber, abgezogen werden. 19 Wenn aber der,
wenn sie weiblich ist. 7 Im Alter von 60 welcher das Feld geweiht hat, es unbe-
Jahren aber und darüber sollst du sie auf dingt wieder auslösen will, so soll er den
15 Schekel schätzen, wenn sie männlich fünften Teil über die Schätzungssumme
148 3. MOSE 27
hinaus dazulegen, dann bleibt es sein Ei- es nicht auslösen, so soll es nach deiner
gentum. 20 Will er aber das Feld nicht Schätzung verkauft werden.
auslösen, oder wenn er das Feld einem 28 Nur soll man kein mit dem Bann Be-
anderen verkauft, so kann es nicht mehr legtes, nichts, das jemand dem HERRN ge-
ausgelöst werden; 21 sondern das Feld bannt hat, von allem, was ihm gehört,
soll, wenn es im Halljahr frei ausgeht, es seien Menschen oder Vieh oder das
dem HERRN heilig sein, wie ein mit dem Feld seines Eigentums, verkaufen oder
Bann belegtes Feld; es fällt dem Priester auslösen; alles Gebannte ist dem HERRN
als Eigentum zu. hochheilig. 29 Man soll auch keinen mit
22 Wenn aber jemand dem HERRN ein Stück dem Bann belegten Menschen auslösen,
Feld weiht, das er gekauft hat und das nicht sondern er soll unbedingt getötet werden.
zu seinen Eigentumsfeldern gehört, 23 so 30 Alle Zehnten des Landes, sowohl von
soll ihm der Priester den Betrag nach der Saat des Landes als auch von den
deiner Schätzung berechnen bis zum Früchten der Bäume, gehören dem HERRN;
Halljahr, und er soll an demselben Tag sie sind dem HERRN heilig. 31 Will aber
den Schätzwert geben, als heilig für den jemand etwas von seinem Zehnten
HERRN. 24 Aber im Halljahr soll das Feld auslösen, der soll den fünften Teil darüber
wieder an den zurückfallen, von dem er es geben. 32 Und was den ganzen Zehnten
erworben hatte, an denjenigen, dem das von Rindern und Schafen betrifft — von
Land als sein Eigentum gehörte. 25 Alle allem, was unter dem Hirtenstab hin-
deine Schätzung aber soll nach dem Sche- durchgeht, soll jeweils das zehnte Tier
kel des Heiligtums erfolgen. Ein Schekel dem HERRN heilig sein. 33 Man soll nicht
macht 20 Gera. untersuchen, ob es gut oder schlecht ist,
26 Doch soll niemand die Erstgeburt unter man soll es auch nicht vertauschen; wenn
dem Vieh weihen, die dem HERRN schon es aber jemand irgendwie vertauscht, so
als Erstgeburt gehört; es sei ein Rind oder soll es samt dem Vertauschten heilig sein
ein Schaf: es gehört dem HERRN. 27 Ist und darf nicht ausgelöst werden.
es aber ein unreines Tier, so soll man 34 Das sind die Gebote, die der HERR Mose
es auslösen nach deiner Schätzung und aufgetragen hat an die Kinder Israels, auf
den fünften Teil darüber geben. Will man dem Berg Sinai.
Das vierte Buch Mose (Numeri)
DAS VOLK ISRAEL AM SINAI: VORBEREITUNGEN Gemeinde am ersten Tag des zweiten Mo-
FÜR DEN AUFBRUCH ZUM VERHEISSENEN LAND nats. Und sie ließen sich eintragen in die
Kapitel 1 - 10 Geburtsregister, nach ihren Sippen und
Zählung der für den Kriegsdienst ihren Vaterhäusern, unter Aufzählung der
tauglichen Israeliten Namen, von 20 Jahren an und darüber,
4Mo 26,1-56 Kopf für Kopf. 19 Wie der HERR es Mose
Und der HERR redete zu Mose in der geboten hatte, so musterte er sie in der
Wüste Sinai in der Stiftshütte am er- Wüste Sinai.
sten Tag des zweiten Monats, im zweiten 20 Und die Söhne Rubens, des erstgebo-
Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land renen Sohnes Israels, nach ihrer Abstam-
Ägypten, und er sprach: 2 Ermittelt die mung, ihren Geschlechtern und ihren
Summe der ganzen Gemeinde der Kin- Vaterhäusern, an Zahl der Namen, Haupt
der Israels, nach ihren Sippen und ihren für Haupt, alle kriegstauglichen Männer
Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen; von 20 Jahren und darüber, 21 die Ge-
alles, was männlich ist, Kopf für Kopf, musterten vom Stamm Ruben waren
3 von 20 Jahren an und darüber, alle 46 500.a
kriegstauglichen Männer in Israel; und 22 Die Söhne Simeons, nach ihrer Ab-
zählt sie nach ihren Heerscharen, du und stammung, ihren Geschlechtern und ih-
Aaron. 4 Und je ein Mann von jedem ren Vaterhäusern, an Zahl der Namen,
Stamm soll euch beistehen, ein Mann, Haupt für Haupt, alle kriegstauglichen
der das Oberhaupt seines Vaterhauses Männer von 20 Jahren und darüber, 23 die
ist. Gemusterten vom Stamm Simeon waren
5 Das sind aber die Namen der Männer, 59 300.
die euch zur Seite stehen sollen: Von Ru- 24 Die Söhne Gads, nach ihrer Abstam-
ben Elizur, der Sohn Schedeurs; 6 von Si- mung, ihren Geschlechtern und ihren
meon Schelumiel, der Sohn Zuri-Schad- Vaterhäusern, an Zahl der Namen, alle
dais; 7 von Juda Nachschon, der Sohn kriegstauglichen Männer von 20 Jahren
Amminadabs; 8 von Issaschar Netha- und darüber, 25 die Gemusterten vom
neel, der Sohn Zuars; 9 von Sebulon Stamm Gad waren 45 650.
Eliab, der Sohn Helons; 10 von den 26 Die Söhne Judas, nach ihrer Abstam-
Söhnen Josephs: von Ephraim Elischa- mung, ihren Geschlechtern und ihren
ma, der Sohn Ammihuds; von Manasse Vaterhäusern, an Zahl der Namen, alle
Gamliel, der Sohn Pedazurs; 11 von Ben- kriegstauglichen Männer von 20 Jahren
jamin Abidan, der Sohn Gideonis; 12 von und darüber, 27 die Gemusterten vom
Dan Achieser, der Sohn Ammi-Schad- Stamm Juda waren 74 600.
dais; 13 von Asser Pagiel, der Sohn 28 Die Söhne Issaschars, nach ihrer Ab-
Ochrans; 14 von Gad Eljasaph, der Sohn stammung, ihren Geschlechtern und
Deghuels; 15 von Naphtali Achira, der ihren Vaterhäusern, an Zahl der Na-
Sohn Enans. 16 Das sind die Berufenen men, alle kriegstauglichen Männer von
der Gemeinde, die Fürsten der Stämme 20 Jahren und darüber, 29 die Gemu-
ihrer Väter; dies sind die Häupter über sterten vom Stamm Issaschar waren
die Tausende Israels. 54 400.
17 Und Mose und Aaron nahmen diese 30 Die Söhne Sebulons, nach ihrer Ab-
Männer, die mit Namen bezeichnet wa- stammung, ihren Geschlechtern und ih-
ren, 18 und sie versammelten die ganze ren Vaterhäusern, an Zahl der Namen,

a (1,21) Die folgenden immer wiederkehrenden Formeln sind typisch für Geschlechtsverzeichnisse und ähnliche
Dokumente des Orients in jener Zeit.
150 4. MOSE 1.2
alle kriegstauglichen Männer von 20 Jah- Der Dienst der Leviten
ren und darüber, 31 die Gemusterten vom 4Mo 4
Stamm Sebulon waren 57 400. 47 Aber die Leviten mit ihrem väterlichen
32 Die Söhne Josephs, nämlich von den Stamm waren in dieser Musterung nicht
Söhnen Ephraims, nach ihrer Abstam- inbegriffen. 48 Und der HERR redete zu
mung, ihren Geschlechtern und ihren Mose und sprach: 49 Nur den Stamm
Vaterhäusern, an Zahl der Namen, alle Levi sollst du nicht mustern und seine
kriegstauglichen Männer von 20 Jahren Zahl nicht unter die Kinder Israels rech-
und darüber, 33 die Gemusterten vom nen; 50 sondern du sollst die Leviten über
Stamm Ephraim waren 40 500. die Wohnung des Zeugnisses setzen und
34 Die Söhne Manasses, nach ihrer Ab- über alle ihre Geräte und über alles, was
stammung, ihren Geschlechtern und ih- dazu gehört. Sie sollen die Wohnung tragen
ren Vaterhäusern, an Zahl der Namen, samt allen ihren Geräten, und sie sollen sie
alle kriegstauglichen Männer von 20 Jah- bedienen und sich um die Wohnung her
ren und darüber, 35 die Gemusterten vom lagern. 51 Und wenn die Wohnung auf-
Stamm Manasse waren 32 200. bricht, so sollen die Leviten sie abbauen;
36 Die Söhne Benjamins, nach ihrer Ab- wenn aber die Wohnung sich lagert, so
stammung, ihren Geschlechtern und ih- sollen die Leviten sie aufschlagen. Kommt
ren Vaterhäusern, an Zahl der Namen, ihr aber ein Fremder zu nahe, so soll er
alle kriegstauglichen Männer von 20 Jah- getötet werden. 52 Und die Kinder Israels
ren und darüber, 37 die Gemusterten vom sollen sich nach ihren Heerscharen lagern,
Stamm Benjamin waren 35 400. jeder in seinem Lager und jeder bei sei-
38 Die Söhne Dans, nach ihrer Abstam- nem Bannera. 53 Aber die Leviten sollen
mung, ihren Geschlechtern und ihren sich um die Wohnung des Zeugnisses her
Vaterhäusern, an Zahl der Namen, alle lagern, damit nicht ein Zorngericht über
kriegstauglichen Männer von 20 Jahren die Gemeinde der Kinder Israels kommt;
und darüber, 39 die Gemusterten vom so sollen die Leviten den Dienst an der
Stamm Dan waren 62 700. Wohnung des Zeugnisses versehen.
40 Die Söhne Assers, nach ihrer Abstam- 54 Und die Kinder Israels machten alles
mung, ihren Geschlechtern und ihren genau so, wie der HERR es Mose geboten
Vaterhäusern, an Zahl der Namen, alle hatte; genau so machten sie es.
kriegstauglichen Männer von 20 Jahren
und darüber, 41 die Gemusterten vom Die Ordnung des Lagers Israels
4Mo 10,11-28
Stamm Asser waren 41 500.
42 Die Söhne Naphtalis, nach ihrer Ab- Und der HERR redete zu Mose und Aa-
stammung, ihren Geschlechtern und ih- ron und sprach: 2 Die Kinder Israels
ren Vaterhäusern, an Zahl der Namen, sollen sich jeder bei seinem Banner und
alle kriegstauglichen Männer von 20 Jah- bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser lagern;
ren und darüber, 43 die Gemusterten vom der Stiftshütte zugewandt sollen sie sich
Stamm Naphtali waren 53 400. ringsum lagern.
44 Das sind die Gemusterten, die Mose 3 Nach Osten, gegen Sonnenaufgang soll
und Aaron musterten samt den zwölf sich die Abteilung des Lagers von Juda
Fürsten Israels, von denen je einer über nach seinen Heerscharen geordnet lagern,
die Vaterhäuser [seines Stammes] gesetzt und der Fürst der Kinder Judas, Nach-
war. 45 Und die Gesamtzahl der Gemu- schon, der Sohn Amminadabs, 4 samt
sterten der Kinder Israels, nach ihren seinem Heer und seinen Gemusterten,
Vaterhäusern, von 20 Jahren und darüber, 74 600.
was in Israel kriegstauglich war, 46 ihre 5 Neben ihm soll sich der Stamm Issaschar
Gesamtzahl betrug 603 550. lagern, und der Fürst der Kinder Issaschars,

a (1,52) d.h. dem Feldzeichen, der Fahne seiner Heerschar.


4. MOSE 2.3 151
Nethaneel, der Sohn Zuars, 6 samt seinem 25 Gegen Norden die Abteilung des Lagers
Heer und seinen Gemusterten, 54 400. von Dan, nach ihren Heerscharen geord-
7 Dazu der Stamm Sebulon, und der Fürst net; und der Fürst der Kinder Dans, Ahie-
der Kinder Sebulons, Eliab, der Sohn He- ser, der Sohn Ammi-Schaddais, 26 samt
lons, 8 samt seinem Heer und seinen Ge- seinem Heer und seinen Gemusterten,
musterten, 57 400. 62 700.
9 Alle, die im Lager Judas gemustert wur- 27 Neben ihm soll sich der Stamm Asser
den, sind 186 400, nach ihren Heerscharen lagern, und der Fürst der Kinder Assers,
geordnet; sie sollen als erste aufbrechen. Pagiel, der Sohn Ochrans, 28 samt seinem
10 Die Abteilung des Lagers Ruben soll Heer und seinen Gemusterten, 41 500.
sich gegen Süden lagern, nach ihren 29 Dazu der Stamm Naphtali, und der
Heerscharen geordnet; und der Fürst der Fürst der Kinder Naphtalis, Achira, der
Kinder Rubens, Elizur, der Sohn Sche- Sohn Enans, 30 samt seinem Heer und
deurs, 11 samt seinem Heer und seinen seinen Gemusterten, 53 400.
Gemusterten, 46 500. 31 Alle, die im Lager Dans gemustert wur-
12 Neben ihm soll sich der Stamm Sime- den, sind 157 600. Sie sollen als letzte
on lagern, und der Fürst der Kinder Sime- nach ihren Abteilungen aufbrechen.
ons, Schelumiel, der Sohn Zuri-Schad- 32 Das sind die Gemusterten der Kinder Is-
dais, 13 samt seinem Heer und seinen raels, eingeteilt nach ihren Vaterhäusern;
Gemusterten, 59 300. alle Gemusterten der [einzelnen] Lager,
14 Dazu der Stamm Gad, und der Fürst nach ihren Heerscharen, sind 603 550.
der Kinder Gads, Eljasaph, der Sohn Re- 33 Aber die Leviten wurden nicht unter
ghuels, 15 samt seinem Heer und seinen den Kindern Israels gemustert, so wie der
Gemusterten, 45 650. HERR es Mose geboten hatte.
16 Alle, die im Lager Rubens gemustert 34 Und die Kinder Israels handelten nach
wurden, sind 151 450, nach ihren Heer- allem, was der HERR Mose geboten hatte:
scharen geordnet. Diese sollen als zweite so lagerten sie sich nach ihren Abteilun-
aufbrechen. gen, und so brachen sie auf, jeder nach
17 Danach soll die Stiftshütte aufbrechen, seiner Sippe, bei seinem Vaterhaus.
[mit] dem Lager der Leviten, mitten un-
ter den Lagern; so wie sie sich lagern, so Die Zählung der Leviten.
sollen sie auch aufbrechen, jeder auf sei- Ihre Aufgaben im Dienst für den HERRN
4Mo 18,2-6; 1Chr 24,1-19; Hebr 5,4
ner Seite, nach ihren Abteilungen.
18 Gegen Westen soll sich die Abteilung Dies aber ist das Geschlecht Aarons und
Ephraims lagern, nach ihren Heerscharen Moses zu der Zeit, als der HERR mit
geordnet, und der Fürst der Kinder Eph- Mose auf dem Berg Sinai redete.
raims, Elischama, der Sohn Ammihuds, 2 Und dies sind die Namen der Söhne Aa-
19 samt seinem Heer und seinen Gemu- rons: Der Erstgeborene Nadab, danach
sterten, 40 500. Abihu, Eleasar und Itamar. 3 Das sind die
20 Neben ihm der Stamm Manasse; und Namen der Söhne Aarons, der gesalbten
der Fürst der Kinder Manasses, Gamliel, Priester, denen man die Hände füllte zum
der Sohn Pedazurs, 21 samt seinem Heer Priesterdienst. 4 Aber Nadab und Abihu
und seinen Gemusterten, 32 200. starben vor dem HERRN, als sie fremdes
22 Und der Stamm Benjamin, und der Feuer vor den HERRN brachten, in der
Fürst der Kinder Benjamins, Abidan, der Wüste Sinai; sie hatten aber keine Söhne.
Sohn Gideonis, 23 samt seinem Heer und Und Eleasar und Itamar dienten als Prie-
seinen Gemusterten, 35 400. ster vor ihrem Vater Aaron.
24 Alle, die im Lager Ephraims gemustert 5 Und der HERR redete zu Mose und
wurden, sind 108 100, nach ihren Heer- sprach: 6 Bringe den Stamm Levi herzu,
scharen geordnet. Diese sollen als dritte und stelle sie vor Aaron, den Priester,
aufbrechen. daß sie ihm dienen; 7 und sie sollen den
152 4. MOSE 3
Dienst für ihn und den Dienst für die gan- war Eljasaph, der Sohn Laels. 25 Was aber
ze Gemeinde versehen vor der Stiftshütte, die Söhne Gersons an der Stiftshütte zu
und so die Arbeit für die Wohnung ver- besorgen hatten, das war die Wohnung
richten; 8 und sie sollen alle Geräte der und das Zelt, seine Decke und den Vor-
Stiftshütte hüten und was für die Kinder Is- hang vom Eingang der Stiftshütte 26 und
raels zu besorgen ist, und so die Arbeit für die Behänge des Vorhofs und den Vor-
die Wohnung verrichten. 9 Und du sollst hang vom Eingang des Vorhofs, der rings
die Leviten Aaron und seinen Söhnen um die Wohnung und um den Altar her
als Gabe übergeben; sie sind ihm als ist, dazu die Seile und alles, was zu sei-
Gabe übergeben von seiten der Kinder nem Aufbau gehört.
Israels. 10 Aber Aaron und seine Söhne 27 Von Kahat stammt die Sippe der Amra-
sollst du beauftragen, ihren Priesterdienst miter, die Sippe der Jizhariter, die Sippe
auszuüben; wenn sich aber ein Fremder der Hebroniter und die Sippe der Us-
naht, so soll er getötet werden! sieliter. Das sind die Sippen der Kahati-
11 Und der HERR redete zu Mose und ter. 28 Die Zahl aller männlichen Perso-
sprach: 12 Siehe, ich selbst habe die Le- nen von einem Monat und darüber belief
viten aus der Mitte der Kinder Israels ge- sich auf 8 600, die den Dienst am Heilig-
nommen an Stelle aller Erstgeburt, die tum verrichten sollten. 29 Die Sippe der
den Mutterschoß durchbricht bei den Söhne Kahats soll sich an der Seite der
Kindern Israels, so daß die Leviten mir Wohnung gegen Süden lagern. 30 Und der
gehören. 13 Denn alle Erstgeburt gehört Fürst des Vaterhauses der Kahatiter war
mir; an dem Tag, da ich alle Erstgeburt Elizaphan, der Sohn Ussiels. 31 Und ihre
im Land Ägypten schlug, habe ich mir Dienstaufgabe war die Lade und der Tisch
alle Erstgeburt in Israel geheiligt, von und der Leuchter und die Altäre und die
den Menschen bis zum Vieh, daß sie mir Geräte des Heiligtums, mit denen sie den
gehören sollen, mir, dem HERRN. Dienst verrichten, auch der Vorhang und
14 Und der HERR redete zu Mose in der was zu seinem Aufbau gehört. 32 Aber der
Wüste Sinai und sprach: 15 Mustere die Fürst über die Fürsten der Leviten war
Söhne Levis nach ihren Vaterhäusern und Eleasar, der Sohn Aarons, des Priesters; er
Sippen; alles, was männlich ist, einen Mo- hatte die Aufsicht über die, welche den
nat alt und darüber, sollst du mustern! 16 So Dienst am Heiligtum verrichten.
musterte sie Mose nach dem Befehl des 33 Von Merari stammt die Sippe der Mach-
HERRN, wie er es geboten hatte. liter und die Sippe der Muschiter. Das sind
17 Und dies sind die Söhne Levis mit ih- die Sippen der Merariter. 34 Die Zahl ihrer
ren Namen: Gerson und Kahat und Me- Gemusterten von allem, was männlich
rari. 18 Und die Namen der Söhne Ger- war, einen Monat alt und darüber, be-
sons nach ihren Sippen sind Libni und trug 6 200. 35 Und der Fürst des Vaterhau-
Simei. 19 Die Söhne Kahats nach ihren ses der Sippen Meraris war Zuriel, der
Sippen sind Amram und Jizhar, Hebron Sohn Abichails; und sie sollten sich an
und Ussiel. 20 Die Söhne Meraris nach der Seite der Wohnung gegen Norden
ihren Sippen sind Machli und Muschi. lagern. 36 Und die Dienstaufgabe der
Das sind die Sippen Levis nach ihren Merariter war es, sich um die Bretter
Vaterhäusern. der Wohnung und ihre Riegel und ihre
21 Von Gerson stammt die Sippe der Libni- Säulen und ihre Füße und alle ihre Geräte
ter und Simeiter. Das sind die Sippen der zu kümmern und um ihren ganzen Auf-
Gersoniter. 22 Die Zahl ihrer Gemuster- bau, 37 dazu um die Säulen des Vorhofs
ten männlichen Geschlechts, von einem ringsum, mit ihren Füßen und Nägeln
Monat und darüber, betrug 7 500. 23 Die und Seilen. 38 Aber vor der Wohnung, vor
Sippe der Gersoniter soll sich hinter der der Stiftshütte, gegen Osten, sollen sich
Wohnung gegen Westen lagern. 24 Und Mose und Aaron und seine Söhne lagern,
der Fürst des Vaterhauses der Gersoniter um den Dienst am Heiligtum zu verrich-
4. MOSE 3.4 153
ten, nämlich den Dienst, der den Kindern Der Dienst der Leviten beim Aufbruch des
Israels oblag. — Wenn aber ein Fremder Lagers — Die Kahatiter
sich naht, so soll er getötet werden! 4Mo 3,27-32
39 Alle gemusterten Leviten, die Mose Und der HERR redete zu Mose und
und Aaron musterten nach ihren Sip- zu Aaron und sprach: 2 Stelle die Ge-
pen, nach dem Befehl des HERRN, alles, samtzahl der Söhne Kahats unter den
was männlich war, einen Monat alt und Söhnen Levis fest, nach ihren Sippen,
darüber, waren 22 000. nach ihren Vaterhäusern, 3 von 30 Jahren
an und darüber, bis zum fünfzigsten Jahr,
Die Auslösung der Erstgeborenen in Israel alle Diensttauglichen für das Werk an der
4Mo 8,5-22 Stiftshütte.
40 Und der HERR sprach zu Mose: Mu- 4 Das soll aber der Dienst der Söhne Ka-
stere alle männlichen Erstgeborenen der hats an der Stiftshütte sein: das Hochhei-
Kinder Israels, von einem Monat an und lige. 5 Wenn das Heer aufbricht, dann sol-
darüber, und zähle ihre Namen! 41 Und len Aaron und seine Söhne hineingehen
nimm die Leviten für mich — für mich, und den verhüllenden Vorhang abneh-
den HERRN — an Stelle aller Erstgebore- men und die Lade des Zeugnisses damit
nen unter den Kindern Israels, und das bedecken; 6 und sie sollen eine Decke
Vieh der Leviten an Stelle aller Erstgebo- aus Seekuhfellen darauflegen und oben
renen unter dem Vieh der Kinder Israels! darüber ein Tuch breiten, das ganz aus
42 Und Mose musterte, wie der HERR ihm blauem Purpur besteht, und die Tragstan-
geboten hatte, alle Erstgeborenen unter gen einstecken.
den Kindern Israels. 43 Da belief sich die 7 Auch über den Schaubrottisch sollen
Zahl der Namen aller männlichen Erst- sie ein Tuch aus blauem Purpur breiten
geborenen von einem Monat an und und darauf die Schüsseln, die Kellen, die
darüber, aller, die gemustert wurden, auf Opferschalen und die Trankopferkannen
22 273. stellen; auch soll das beständige Brot dar-
44 Und der HERR redete zu Mose und auf liegen. 8 Und sie sollen ein Tuch von
sprach: 45 Nimm die Leviten an Stelle al- Karmesin darüberbreiten und es mit ei-
ler Erstgeborenen unter den Söhnen Is- ner Decke aus Seekuhfellen bedecken
raels, und das Vieh der Leviten für ihr und seine Tragstangen einstecken.
Vieh, damit die Leviten mir gehören, 9 Sie sollen auch ein Tuch aus blauem
mir, dem HERRN. 46 Aber als Lösegeld für Purpur nehmen und damit den Licht
die 273 überzähligen Erstgeborenen der spendenden Leuchter bedecken und sei-
Söhne Israels über die Zahl der Leviten ne Lampen, samt seinen Lichtscheren
hinaus 47 sollst du je fünf Schekel erhe- und Löschnäpfen und allen Ölgefäßen,
ben für jeden Kopf, und zwar sollst du mit denen er bedient wird. 10 Und sie sol-
es erheben nach dem Schekel des Hei- len alle diese Geräte in eine Decke aus
ligtums, mit 20 Gera pro Schekel. 48 Und Seekuhfellen einhüllen und es auf ein
du sollst dieses Geld als Lösegeld für die Traggestell legen.
Überzähligen unter ihnen Aaron und sei- 11 Und auch über den goldenen Altar sol-
nen Söhnen geben. len sie ein Tuch aus blauem Purpur brei-
49 Da nahm Mose das Lösegeld von de- ten und ihn mit einer Decke aus Seekuh-
nen, die überzählig waren über die durch fellen bedecken und seine Tragstangen
die Leviten Gelösten; 50 von den Erst- einstecken. 12 Alle Geräte des Dienstes,
geborenen der Söhne Israels nahm er mit denen man im Heiligtum dient, sol-
das Geld, 1 365 Schekel, nach dem Sche- len sie nehmen und ein Tuch von blauem
kel des Heiligtums. 51 Und Mose gab das Purpur darüberlegen und sie mit einer
Lösegeld Aaron und seinen Söhnen, nach Decke aus Seekuhfellen bedecken und
dem Befehl des HERRN, so wie der HERR es auf ein Traggestell legen.
Mose geboten hatte. 13 Sie sollen auch den Altar von der Fett-
154 4. MOSE 4
asche reinigen und ein Tuch aus rotem ihre Decke und die Decke aus Seekuhfel-
Purpur über ihn breiten. 14 Alle seine len, die oben darüber ist, und den Vor-
Geräte, mit denen sie auf ihm dienen, sol- hang am Eingang der Stiftshütte; 26 auch
len sie darauf legen: Kohlenpfannen, Ga- die Umhänge des Vorhofs und den Vor-
beln, Schaufeln und Sprengbecken, samt hang vom Eingang des Tores zum Vor-
allen Geräten des Altars, und sie sollen eine hof, der rings um die Wohnung und den
Decke aus Seekuhfellen darüberbreiten Altar her ist, auch ihre Seile und ihre
und seine Tragstangen einstecken. Dienstgeräte, samt allem, womit gearbei-
15 Wenn nun Aaron und seine Söhne beim tet wird; das sollen sie besorgen. 27 Nach
Aufbruch des Lagers mit dem Bedecken dem Befehl Aarons und seiner Söhne soll
des Heiligtums und aller seiner Geräte der ganze Dienst der Söhne der Gerso-
fertig sind, so sollen danach die Söhne niter geschehen, bei allem, was sie zu
Kahats hineingehen, um es zu tragen; sie tragen und was sie zu verrichten haben;
sollen aber das Heiligtum nicht anrühren, ihr sollt ihnen alle ihre Aufgaben beim
sonst würden sie sterben. Das ist die Ar- Tragen sorgfältig zuweisen. 28 Das ist der
beit der Söhne Kahats an der Stiftshütte. Dienst der Sippen der Söhne der Gerso-
16 Eleasar aber, der Sohn Aarons, soll niter an der Stiftshütte und was sie unter
die Aufsicht haben über das Öl für den der Aufsicht Itamars, des Sohnes Aarons,
Leuchter und über das wohlriechende des Priesters zu besorgen haben.
Räucherwerk und über das beständige
Speisopfer und das Salböl, die Aufsicht Die Merariter
4Mo 3,33-37
über die ganze Wohnung und alles, was
darin ist, über das Heiligtum und seine 29 Auch die Söhne Meraris sollst du mu-
Geräte. stern, nach ihren Vaterhäusern und ihren
17 Und der HERR redete zu Mose und Aa- Sippen; 30 von 30 Jahren an und darüber,
ron und sprach: 18 Ihr sollt dafür sorgen, bis zum fünfzigsten Jahr, sollst du sie
daß der Stamm des Geschlechts der Ka- zählen, alle Diensttauglichen für die Ar-
hatiter nicht ausgerottet wird unter den beit an der Stiftshütte. 31 Und dies ist
Leviten! 19 Darum sollt ihr dies mit ihnen ihre Aufgabe beim Tragen, entsprechend
tun, damit sie leben und nicht sterben, ihrem ganzen Dienst an der Stiftshütte:
wenn sie sich dem Allerheiligsten nahen: die Bretter der Wohnung und ihre Riegel
Aaron und seine Söhne sollen hineinge- und ihre Säulen und ihre Füße, 32 dazu
hen und jedem einzelnen seine Arbeit die Säulen des Vorhofs ringsum und ihre
und seine Traglast zuweisen. 20 Jene aber Füße und ihre Nägel und ihre Seile, samt
sollen nicht hineingehen, um auch nur allen ihren Geräten, und aller Arbeit, die
einen Augenblick das Heiligtum anzuse- an ihnen getan werden muß; ihr sollt
hen, sonst würden sie sterben! ihnen die Geräte, die sie zu tragen ha-
ben, mit Namen zuweisen. 33 Das ist der
Die Gersoniter Dienst der Sippe der Söhne Meraris, ent-
4Mo 3,21-26
sprechend ihrem ganzen Dienst an der
21 Und der HERR redete zu Mose und Stiftshütte unter der Aufsicht Itamars, des
sprach: 22 Stelle die Gesamtzahl der Söhne Sohnes Aarons, des Priesters.
Gersons fest, nach ihren Vaterhäusern,
nach ihren Sippen; 23 von 30 Jahren an Die Musterung der dienstfähigen Leviten
und darüber, bis zum fünfzigsten Jahr 34 Und Mose und Aaron samt den Fürsten
sollst du sie zählen, alle Diensttauglichen der Gemeinde musterten die Kahatiter
zur Arbeit an der Stiftshütte. nach ihren Vaterhäusern und ihren Sip-
24 Das soll aber der Dienst der Sippe der pen, 35 von 30 Jahren an und darüber,
Gersoniter sein, worin sie dienen und was bis zu 50 Jahren, alle Diensttauglichen
sie tragen sollen: 25 Sie sollen die Teppiche für die Arbeit an der Stiftshütte. 36 Und
der Wohnung tragen und die Stiftshütte, ihre Musterung nach ihren Sippen ergab
4. MOSE 4.5 155
2 750. 37 Das sind die Gemusterten der mit sie nicht ihr Lager verunreinigen, da
Sippe der Kahatiter, alle die, welche Dienst ich doch in ihrer Mitte wohne! 4 Und die
tun konnten an der Stiftshütte, die Mose Kinder Israels machten es so und schick-
und Aaron musterten nach dem Befehl ten sie vor das Lager hinaus; wie der HERR
des HERRN unter der Führung Moses. zu Mose geredet hatte, genau so machten
38 Auch die Söhne Gersons wurden gemu- es die Kinder Israels.
stert nach ihren Vaterhäusern und ihren
Sippen, 39 von 30 Jahren an und darüber, Bußgeld für Veruntreuung
3Mo 5,20-26
bis zu 50 Jahren, alle Diensttauglichen für
die Arbeit an der Stiftshütte. 40 Und ihre 5 Und der HERR redete zu Mose und
Musterung nach ihren Sippen und ihren sprach: 6 Sage den Kindern Israels: Wenn
Vaterhäusern ergab 2 630. 41 Das sind die ein Mann oder eine Frau irgendeine
Gemusterten der Sippe der Söhne Ger- Sünde begeht, wie die Menschen sie be-
sons, die tauglich waren für den Dienst gehen, und gegen den HERRN Untreue
an der Stiftshütte, die Mose und Aaron verübt, so daß die betreffende Seele
musterten nach dem Befehl des HERRN. Schuld auf sich geladen hat, 7 so sollen
42 Auch die Söhne Meraris wurden gemu- sie ihre Sünde bekennen, die sie getan
stert nach ihren Vaterhäusern und ihren haben: und zwar soll [der Betreffende]
Sippen, 43 von 30 Jahren an und darüber, seine Schuld in ihrem vollen Betrag wie-
bis zu 50 Jahren, alle Diensttauglichen dererstatten, und den fünften Teil davon
für die Arbeit an der Stiftshütte. 44 Und dazufügen und es dem geben, an dem
die Musterung nach ihren Sippen ergab er schuldig geworden ist. 8 Ist aber kein
3 200. 45 Das sind die Gemusterten der nächster Blutsverwandter da, dem man
Sippe der Söhne Meraris, die Mose und die Schuld erstatten kann, so fällt die
Aaron einsetzten nach dem Befehl des dem HERRN zu erstattende Schuld dem
HERRN unter der Leitung Moses. Priester zu, zusätzlich zu dem Widder
46 Alle Gemusterten, die eingestellt wur- der Versöhnung, mit dem man für ihn
den, als Mose und Aaron samt den Sühnung erwirkt. 9 Ebenso soll jedes Heb-
Fürsten Israels die Leviten zählten nach opfer von allen heiligen [Gaben], welche
ihren Sippen und ihren Vaterhäusern, die Kinder Israels dem Priester darbrin-
47 von 30 Jahren an und darüber, bis zu gen, ihm gehören; 10 ja, ihm sollen die
50 Jahren, alle, die antraten zur Verrich- heiligen [Gaben] eines jeden gehören;
tung irgendeines Dienstes oder um eine wenn jemand dem Priester etwas gibt, so
Last zu tragen an der Stiftshütte; 48 alle gehört es ihm.
Gemusterten zählten 8 580. 49 Nach dem
Befehl des HERRN musterte man sie unter Das Gesetz des Eifersuchtsopfers
Hebr 13,4
der Leitung Moses, jeden einzelnen für
seinen Dienst und für seine Traglast, und 11 Und der HERR redete zu Mose und
sie wurden für Ihn eingesetzt, wie der sprach: 12 Sage den Kindern Israels und
HERR es Mose geboten hatte. sprich zu ihnen: Wenn die Frau irgendei-
nes Mannes sich vergeht und ihm untreu
Entfernung der Unreinen aus dem Lager wird, 13 und es liegt jemand zur Begat-
3Mo 13,45-46
tung bei ihr, aber es bleibt vor den Augen
Und der HERR redete zu Mose und ihres Mannes verborgen, weil sie sich im
sprach: 2 Gebiete den Kindern Israels, Geheimen verunreinigt hat, und es ist we-
daß sie jeden Aussätzigen aus dem Lager der ein Zeuge gegen sie da, noch ist sie
wegschicken, und jeden, der einen Aus- ertappt worden; 14 wenn dann der Geist
fluß hat, und jeden, der an einem Toten der Eifersucht über ihn kommt, so daß
unrein geworden ist! 3 Sowohl Männer als er auf seine Frau eifersüchtig wird, weil
auch Frauen sollt ihr hinausschicken; vor sie sich [tatsächlich] verunreinigt hat —
das Lager sollt ihr sie hinausschicken, da- oder wenn der Geist der Eifersucht über
156 4. MOSE 5.6
ihn kommt, so daß er auf seine Frau und ihr zur Bitterkeit wird. 25 Danach soll
eifersüchtig wird, obwohl sie sich nicht der Priester das Speisopfer der Eifersucht
verunreinigt hat —, 15 so soll der Mann aus ihrer Hand nehmen und das Speis-
seine Frau zum Priester führen und um opfer vor dem HERRN weben und es zum
ihretwillen ein Opfer für sie bringen, ein Altar bringen. 26 Und er soll eine Hand-
Zehntel Epha Gerstenmehl. Er soll aber voll von dem Speisopfer nehmen als Teil,
kein Öl darauf gießen, noch Weihrauch der zum Gedenken bestimmt ist, und es
darauf tun; denn es ist ein Speisopfer der auf dem Altar in Rauch aufsteigen lassen
Eifersucht, ein Speisopfer des Gedenkens, und danach der Frau das Wasser zu trin-
damit der Schuld gedacht wird. ken geben. 27 Und wenn sie das Wasser
16 Und der Priester soll sie herbeiführen getrunken hat, so wird, wenn sie unrein
und vor den HERRN stellen. 17 Und der Prie- geworden ist und sich an ihrem Mann
ster soll heiliges Wasser nehmen in einem vergangen hat, das fluchbringende Was-
irdenen Gefäß; und der Priester soll Staub ser in sie eindringen und ihr zur Bitter-
vom Boden der Wohnung nehmen und in keit werden, so daß ihr Bauch anschwel-
das Wasser tun. 18 Dann soll der Priester die len und ihre Hüfte schwinden wird; und
Frau vor den HERRN stellen und ihr Haupt die Frau wird mitten unter ihrem Volk ein
entblößen und das Speisopfer des Geden- Fluch sein. 28 Wenn aber die Frau sich
kens, das ein Speisopfer der Eifersucht ist, nicht verunreinigt hat, sondern rein ist,
auf ihre Hände legen. Und der Priester so wird sie unversehrt bleiben, so daß sie
soll in seiner Hand das bittere, fluchbrin- Samen empfangen kann.
gende Wasser haben; 19 und er soll die Frau 29 Das ist das Gesetz der Eifersucht: Wenn
schwören lassen und zu ihr sagen: »Wenn eine Frau, obwohl sie ihrem Mann
kein Mann bei dir gelegen hat und wenn angehört, neben ihrem Mann ausschweift
du, die du deinem Mann angehörst, nicht und sich verunreinigt, 30 oder wenn der
in Unreinheit abgewichen bist, so sollst Geist der Eifersucht über einen Mann
du von diesem bitteren, fluchbringenden kommt, daß er auf seine Frau eifersüchtig
Wasser unversehrt bleiben; 20 bist du aber wird, so soll er die Frau vor den HERRN
abgewichen, obwohl du deinem Mann stellen, damit der Priester mit ihr genau
angehörst, und hast dich verunreinigt, in- nach diesem Gesetz verfährt. 31 Dann ist
dem jemand bei dir gelegen hat außer dei- der Mann frei von Schuld; jene Frau aber
nem Mann — 21 (und der Priester lasse hat ihre Schuld zu tragen.
dann die Frau den Schwur des Fluches
schwören, und der Priester sage zu der Vorschriften für die Nasiräer
Frau): Der HERR setze dich zum Fluch und (Gottgeweihten)
Ri 13,4-5
zum Schwur mitten unter deinem Volk, in-
dem der HERR deine Hüfte schwinden und Und der HERR redete zu Mose und
deinen Bauch anschwellen lasse! 22 So soll sprach: 2 Rede zu den Kindern Is-
nun dieses fluchbringende Wasser in dei- raels und sage ihnen: Wenn ein Mann
nen Leib eingehen, daß dein Bauch an- oder eine Frau sich weiht, indem er das
schwillt und deine Hüfte schwindet!« Und Gelübde eines Nasiräersa gelobt, um als
die Frau soll sagen: Amen, Amen! Nasiräer für den HERRN zu leben, 3 so soll
23 Dann soll der Priester diese Flüche auf er sich von Wein und starkem Getränk
eine Rolle schreiben und mit dem bit- enthalten; Essig von Wein und Essig von
teren Wasser abwaschen. 24 Und er soll starkem Getränk soll er nicht trinken;
der Frau von dem bitteren, fluchbringen- er soll auch keinen Traubensaft trinken
den Wasser zu trinken geben, damit das und darf weder frische noch getrocknete
fluchbringende Wasser in sie eindringt Trauben essen.

a (6,2) Nasiräer geht auf die hebr. Wurzel nazar zurück, die bedeutet: sich (Gott) weihen, enthaltsam sein; von den
Menschen abgesondert und zugleich Gott hingegeben leben.
4. MOSE 6.7 157
4 Solange seine Weihe währt, soll er nichts darbringen und soll sein Sündopfer und
essen, was vom Weinstock gewonnen sein Brandopfer opfern. 17 Und er soll dem
wird, weder Kern noch Haut. 5 Solange HERRN den Widder als Friedensopfer opfern
das Gelübde seiner Weihe währt, soll kein samt dem Korb mit dem Ungesäuerten;
Schermesser auf sein Haupt kommen; bis auch soll der Priester das dazugehörige
die Zeit, die er dem HERRN geweiht hat, Speisopfer und das dazugehörige Trank-
erfüllt ist, soll er heilig sein; er soll das opfer opfern.
Haar auf seinem Haupt frei wachsen las- 18 Der Nasiräer aber soll sein geweihtes
sen. 6 Während der ganzen Zeit, für die Haupt scheren vor dem Eingang der
er sich dem HERRN geweiht hat, soll er zu Stiftshütte, und er soll sein geweihtes
keinem Toten gehen. 7 Er soll sich auch Haupthaar nehmen und es auf das Feuer
nicht verunreinigen an seinem Vater, an legen, das unter dem Friedensopfer ist.
seiner Mutter, an seinem Bruder oder sei- 19 Und der Priester soll von dem Widder
ner Schwester, wenn sie sterben; denn die gekochte Vorderkeule nehmen und ei-
die Weihe seines Gottes ist auf seinem nen ungesäuerten Kuchen aus dem Korb
Haupt. 8 Während der ganzen Zeit seiner und einen ungesäuerten Fladen und soll
Weihe soll er dem HERRN heilig sein. es dem Nasiräer auf die Hände legen,
9 Und wenn wirklich jemand bei ihm un- nachdem er sein geweihtes Haar abge-
versehens und plötzlich stirbt und sein schoren hat. 20 Und der Priester soll sie
geweihtes Haupt verunreinigt wird, so als Webopfer vor dem HERRN weben. Das
soll er sein Haupt scheren am Tag seiner ist als heilig für den Priester bestimmt,
Reinigung; am siebten Tag soll er es sche- samt der Brust des Webopfers und dem
ren. 10 Und am achten Tag soll er zwei Tur- Schenkel des Hebopfers. Danach darf der
teltauben oder zwei junge Tauben zu dem Nasiräer Wein trinken.
Priester an den Eingang der Stiftshütte 21 Das ist das Gesetz für den Nasiräer, der
bringen. 11 Und der Priester soll die eine ein Gelübde tut, und das Opfer, das er
als Sündopfer und die andere als Brand- dem HERRN für seine Weihe darbringen soll,
opfer opfern und Sühnung für ihn er- außer dem, was seine Hand sonst aufbrin-
wirken, weil er sich durch eine Leiche gen kann. Wie er es gelobt hat, so soll er
versündigt hat; und er soll so sein Haupt handeln, nach dem Gesetz seiner Weihe.
an demselben Tag heiligen, 12 und er
soll dem HERRN [erneut] die Tage seines Der priesterliche Segen
2Kor 13,13
Gelübdes weihen und ein einjähriges
Lamm als Schuldopfer darbringen. Aber 22 Und der HERR redete zu Mose und
die früheren Tage sind verfallen, weil sei- sprach: 23 Rede zu Aaron und seinen
ne Weihe verunreinigt worden ist. Söhnen und sprich: So sollt ihr die Kinder
13 Und das ist das Gesetz des Nasiräers: Israels segnen; sprecht zu ihnen:
Wenn die Zeit seiner Weihe erfüllt ist, soll 24 Der HERR segne dich und behüte dich!
man ihn an den Eingang der Stiftshütte 25 Der HERR lasse sein Angesicht leuchten
führen, 14 und er soll dem HERRN seine Op- über dir und sei dir gnädig!
fergabe darbringen, ein einjähriges, ma- 26 Der HERR erhebe sein Angesicht auf
kelloses Lamm als Brandopfer und ein dich und gebe dir Frieden!
einjähriges, makelloses weibliches Lamm 27 Und so sollen sie meinen Namen auf
als Sündopfer und einen makellosen Wid- die Kinder Israels legen, und ich will sie
der als Friedensopfer, 15 und einen Korb segnen.
mit Ungesäuertem: Kuchen aus Feinmehl,
mit Öl gemengt, und ungesäuerte Fladen, Opfergaben der Stammesfürsten zur
mit Öl gesalbt, samt dem dazugehörenden Einweihung der Stiftshütte
1Chr 29,6
Speisopfer und den dazugehörenden
Trankopfern. Und es geschah an dem Tag, als Mose
16 Und der Priester soll es vor dem HERRN die Errichtung der Wohnung vollen-
158 4. MOSE 7
det und sie samt allen ihren Geräten Das war die Opfergabe Nachschons, des
gesalbt und geheiligt hatte, auch den Al- Sohnes Amminadabs.
tar samt allen seinen Geräten, als er sie 18 Am zweiten Tag opferte Nethaneel, der
[nun] gesalbt und geheiligt hatte, 2 da op- Sohn Zuars, der Fürst von Issaschar. 19 Er
ferten die Fürsten Israels, die Häupter brachte als seine Opfergabe dar: eine
ihrer Vaterhäuser, jene Stammesfürsten, silberne Schüssel, 130 [Schekel] schwer;
die der Musterung vorstanden, 3 und sie ein silbernes Sprengbecken, 70 Schekel
brachten ihre Opfergabe vor den HERRN: schwer nach dem Schekel des Heiligtums,
sechs überdeckte Wagen und zwölf Rin- beide voll Feinmehl, mit Öl gemengt,
der, je einen Wagen von zwei Fürsten, als Speisopfer; 20 eine goldene Schale,
und je ein Rind von jedem; die brachten 10 Schekel schwer, voll Räucherwerk;
sie vor der Wohnung dar. 21 und einen Jungstier, einen Widder, ein
4 Und der HERR redete zu Mose und einjähriges Lamm als Brandopfer; 22 ei-
sprach: 5 Nimm sie von ihnen an; sie sol- nen Ziegenbock als Sündopfer, 23 und als
len zur Verrichtung des Dienstes an der Friedensopfer zwei Rinder, fünf Widder,
Stiftshütte verwendet werden, und gib sie fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer.
den Leviten, jedem entsprechend seinem Das war die Opfergabe Nethaneels, des
Dienst! Sohnes Zuars.
6 Und Mose nahm die Wagen und Rinder 24 Am dritten Tag [opferte] der Fürst
und gab sie den Leviten. 7 Zwei Wagen der Kinder Sebulons, Eliab, der Sohn He-
und vier Rinder gab er den Söhnen Ger- lons. 25 Seine Opfergabe war: eine silber-
sons entsprechend ihrem Dienst; 8 und ne Schüssel, 130 [Schekel] schwer; ein sil-
vier Wagen und acht Rinder gab er den bernes Sprengbecken, 70 Schekel schwer
Söhnen Meraris entsprechend ihrem nach dem Schekel des Heiligtums, beide
Dienst, unter der Aufsicht Itamars, des voll Feinmehl, mit Öl gemengt, als Speis-
Sohnes Aarons, des Priesters. 9 Aber den opfer; 26 eine goldene Schale, 10 Schekel
Söhnen Kahats gab er nichts, weil sie den schwer, voll Räucherwerk; 27 ein Jung-
Dienst des Heiligtums auf sich hatten und stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm
auf ihren Schultern tragen mußten. als Brandopfer; 28 ein Ziegenbock als
10 Und die Fürsten brachten das, was zur Sündopfer, 29 und als Friedensopfer zwei
Einweihung des Altars dienen sollte, an Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf
dem Tag, als er gesalbt wurde; und die einjährige Lämmer. Das war die Opferga-
Fürsten brachten ihre Opfergabe dar vor be Eliabs, des Sohnes Helons.
dem Altar. 11 Der HERR aber sprach zu 30 Am vierten Tag [opferte] der Fürst der
Mose: Jeder Fürst soll an dem für ihn be- Kinder Rubens, Elizur, der Sohn Sche-
stimmten Tag seine Opfergabe zur Ein- deurs. 31 Seine Opfergabe war: eine sil-
weihung des Altars darbringen. berne Schüssel, 130 [Schekel] schwer;
12 Der nun seine Opfergabe am ersten Tag ein silbernes Sprengbecken, 70 Schekel
darbrachte, war Nachschon, der Sohn Am- schwer nach dem Schekel des Heiligtums,
minadabs, vom Stamm Juda. 13 Seine Op- beide voll Feinmehl, mit Öl gemengt,
fergabe aber war: eine silberne Schüssel, als Speisopfer; 32 eine goldene Schale, 10
130 [Schekel] schwer, ein silbernes Spreng- Schekel schwer, voll Räucherwerk; 33 ein
becken, 70 Schekel schwer nach dem Sche- Jungstier, ein Widder, ein einjähriges
kel des Heiligtums; beide voll Feinmehl, Lamm als Brandopfer; 34 ein Ziegenbock
mit Öl gemengt, als Speisopfer; 14 eine als Sündopfer, 35 und als Friedensopfer
goldene Schale, 10 Schekel schwer, voll zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und
Räucherwerk; 15 ein Jungstier, ein Wid- fünf einjährige Lämmer. Das war die Op-
der, ein einjähriges Lamm als Brandopfer; fergabe Elizurs, des Sohnes Schedeurs.
16 ein Ziegenbock als Sündopfer; 17 und 36 Am fünften Tag [opferte] der Fürst
als Friedensopfer zwei Rinder, fünf Widder, der Kinder Simeons, Schelumiel, der
fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Sohn Zuri-Schaddais. 37 Seine Opferga-
4. MOSE 7 159
be war: eine silberne Schüssel, 130 [Sche- Schekel schwer, voll Räucherwerk; 57 ein
kel] schwer; ein silbernes Sprengbecken, Jungstier, ein Widder, ein einjähriges
70 Schekel schwer nach dem Schekel Lamm als Brandopfer; 58 ein Ziegenbock
des Heiligtums, beide voll Feinmehl, mit als Sündopfer, 59 und als Friedensopfer
Öl gemengt, als Speisopfer; 38 eine gol- zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und
dene Schale, 10 Schekel schwer, voll fünf einjährige Lämmer. Das war die Op-
Räucherwerk; 39 ein Jungstier, ein Wid- fergabe Gamliels, des Sohnes Pedazurs.
der, ein einjähriges Lamm als Brandopfer; 60 Am neunten Tag [opferte] der Fürst
40 ein Ziegenbock als Sündopfer, 41 und der Kinder Benjamins, Abidan, der Sohn
als Friedensopfer zwei Rinder, fünf Wid- Gideonis. 61 Seine Opfergabe war: eine
der, fünf Böcke und fünf einjährige silberne Schüssel, 130 [Schekel] schwer;
Lämmer. Das war die Opfergabe Schelu- ein silbernes Sprengbecken, 70 Schekel
miels, des Sohnes Zuri-Schaddais. schwer nach dem Schekel des Heiligtums,
42 Am sechsten Tag [opferte] der Fürst beide voll Feinmehl, mit Öl gemengt,
der Kinder Gads, Eljasaph, der Sohn De- als Speisopfer; 62 eine goldene Schale, 10
ghuels. 43 Seine Opfergabe war: eine sil- Schekel schwer, voll Räucherwerk; 63 ein
berne Schüssel, 130 [Schekel] schwer; Jungstier, ein Widder, ein einjähriges
ein silbernes Sprengbecken, 70 Schekel Lamm als Brandopfer; 64 ein Ziegenbock
schwer nach dem Schekel des Heiligtums, als Sündopfer, 65 und als Friedensopfer
beide voll Feinmehl, mit Öl gemengt, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und
als Speisopfer; 44 eine goldene Schale, 10 fünf einjährige Lämmer. Das war die Op-
Schekel schwer, voll Räucherwerk; 45 ein fergabe Abidans, des Sohnes Gideonis.
Jungstier, ein Widder, ein einjähriges 66 Am zehnten Tag [opferte] der Fürst der
Lamm als Brandopfer; 46 ein Ziegenbock Kinder Dans, Achieser, der Sohn Ammi-
als Sündopfer, 47 und als Friedensopfer Schaddais. 67 Seine Opfergabe war: eine
zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und silberne Schüssel, 130 [Schekel] schwer;
fünf einjährige Lämmer. Das war die Op- ein silbernes Sprengbecken, 70 Schekel
fergabe Eljasaphs, des Sohnes Deghuels. schwer nach dem Schekel des Heiligtums,
48 Am siebten Tag [opferte] der Fürst der beide voll Feinmehl, mit Öl gemengt,
Kinder Ephraims, Elischama, der Sohn als Speisopfer; 68 eine goldene Schale, 10
Ammihuds. 49 Seine Opfergabe war: eine Schekel schwer, voll Räucherwerk; 69 ein
silberne Schüssel, 130 [Schekel] schwer; ein Jungstier, ein Widder, ein einjähriges
silbernes Sprengbecken, 70 Schekel schwer Lamm als Brandopfer; 70 ein Ziegenbock
nach dem Schekel des Heiligtums, beide als Sündopfer; 71 und als Friedensopfer
voll Feinmehl, mit Öl gemengt, als Speis zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und
opfer; 50 eine goldene Schale, 10 Schekel fünf einjährige Lämmer. Das war die Op-
schwer, voll Räucherwerk; 51 ein Jungstier, fergabe Achiesers, des Sohnes Ammi-
ein Widder, ein einjähriges Lamm als Schaddais.
Brandopfer; 52 ein Ziegenbock als Sünd- 72 Am elften Tag [opferte] der Fürst der
opfer, 53 und als Friedensopfer zwei Rin- Kinder Assers, Pagiel, der Sohn Ochrans.
der, fünf Widder, fünf Böcke und fünf 73 Seine Opfergabe war: eine silberne
einjährige Lämmer. Das war die Opferga- Schüssel, 130 [Schekel] schwer; ein sil-
be Elischamas, des Sohnes Ammihuds. bernes Sprengbecken, 70 Schekel schwer
54 Am achten Tag [opferte] der Fürst der nach dem Schekel des Heiligtums, beide
Kinder Manasses, Gamliel, der Sohn Pe- voll Feinmehl, mit Öl gemengt, als Speis-
dazurs. 55 Seine Opfergabe war: eine sil- opfer; 74 eine goldene Schale, 10 Schekel
berne Schüssel, 130 [Schekel] schwer; schwer, voll Räucherwerk; 75 ein Jung-
ein silbernes Sprengbecken, 70 Schekel stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm
schwer nach dem Schekel des Heiligtums, als Brandopfer; 76 ein Ziegenbock als
beide voll Feinmehl, mit Öl gemengt, Sündopfer; 77 und als Friedensopfer zwei
als Speisopfer; 56 eine goldene Schale, 10 Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf
160 4. MOSE 7.8
einjährige Lämmer. Das war die Opferga- zu ihm: Wenn du die Lampen aufsetzt, so
be Pagiels, des Sohnes Ochrans. sollen alle sieben Lampen ihr Licht nach
78 Am zwölften Tag [opferte] der Fürst der vorne, vor den Leuchter werfen. 3 Und
Kinder Naphtalis, Achira, der Sohn En- Aaron machte es so. Nach der Vorder-
ans. 79 Seine Opfergabe war: eine silber- seite des Leuchters hin setzte er dessen
ne Schüssel, 130 [Schekel] schwer; ein sil- Lampen auf, wie der HERR es Mose gebo-
bernes Sprengbecken, 70 Schekel schwer ten hatte. 4 Der Leuchter aber war so be-
nach dem Schekel des Heiligtums, beide schaffen: ein Werk aus getriebenem Gold,
voll Feinmehl, mit Öl gemengt, als Speis- von seinem Fuß bis zu seinen Blüten in
opfer; 80 eine goldene Schale, 10 Schekel getriebener Arbeit; man hatte den Leuch-
schwer, voll Räucherwerk; 81 ein Jung- ter nach dem Muster gemacht, das der
stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm HERR Mose gezeigt hatte.
als Brandopfer; 82 ein Ziegenbock als
Sündopfer; 83 und als Friedensopfer zwei Die Weihe der Leviten
3Mo 8
Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf
einjährige Lämmer. Das war die Opferga- 5 Und der HERR redete zu Mose und
be Achiras, des Sohnes Enans. sprach: 6 Nimm die Leviten aus der Mitte
84 Das ist die Gabe für die Einweihung des der Kinder Israels und reinige sie! 7 So aber
Altars an dem Tag, als er gesalbt wurde, sollst du mit ihnen verfahren, um sie zu rei-
von seiten der Fürsten Israels: zwölf sil- nigen: Du sollst Wasser der Entsündigung
berne Schüsseln, zwölf silberne Spreng- auf sie sprengen, und sie sollen ein Scher-
becken, zwölf goldene Schalen; 85 so daß messer über ihren ganzen Leib gehen las-
jede Schüssel 130 [Schekel] Silber und je- sen und ihre Kleider waschen; so sind sie
des Sprengbecken 70 wog und die Sum- rein. 8 Dann sollen sie einen Jungstier neh-
me alles Silbers der Gefäße 2 400 [Schekel] men samt dem dazugehörenden Speis-
betrug, nach dem Schekel des Heiligtums. opfer von Feinmehl, mit Öl gemengt;
86 Und von den zwölf goldenen Schalen und einen anderen Jungstier sollst du als
voll Räucherwerk wog jede 10 [Schekel] Sündopfer nehmen. 9 Und du sollst die
nach dem Schekel des Heiligtums, so daß Leviten vor die Stiftshütte bringen und die
die Summe des Goldes der Schalen 120 ganze Gemeinde der Kinder Israels ver-
[Schekel] betrug. 87 Die Summe der Rin- sammeln. 10 Danach sollst du die Leviten
der zum Brandopfer war zwölf Stiere, dazu vor den HERRN treten lassen. Und die Kin-
zwölf Widder, zwölf einjährige Lämmer, der Israels sollen ihre Hände auf die Levi-
samt ihrem Speisopfer, und zwölf Ziegen- ten stützen. 11 Und Aaron soll die Leviten
böcke zum Sündopfer. 88 Und die Sum- als Webopfer von den Kindern Israels vor
me der Rinder zum Friedensopfer war dem HERRN weben, damit sie den Dienst
24 Stiere, dazu 60 Widder, 60 Böcke, 60 des HERRN versehen.
einjährige Lämmer. Das war die Einwei- 12 Und die Leviten sollen ihre Hände auf
hungsgabe für den Altar, nachdem er ge- den Kopf der Stiere stützen; dann soll man
salbt worden war. den einen als Sündopfer, den anderen als
89 Und wenn Mose in die Stiftshütte ging, Brandopfer dem HERRN opfern, um für
um mit Ihm zu reden, so hörte er die Stim- die Leviten Sühnung zu erwirken. 13 Und
me zu ihm sprechen vom Sühnedeckel du sollst die Leviten vor Aaron und seine
herab, der auf der Lade des Zeugnisses Söhne stellen und sie dem HERRN als
ist, zwischen den beiden Cherubim; und Webopfer weben. 14 So sollst du die Levi-
Er redete zu ihm. ten aus der Mitte der Kinder Israels aus-
sondern, damit die Leviten mir gehören.
Die Lampen des Leuchters 15 Und danach sollen die Leviten hinge-
2Mo 25,31-40
hen, um den Dienst an der Stiftshütte
Und der HERR redete zu Mose und zu verrichten, nachdem du sie gereinigt
sprach: 2 Rede mit Aaron und sprich und als Webopfer gewebt hast. 16 Denn
4. MOSE 8.9 161
sie sind mir ganz als Gabe übergeben aus sie aus dem Land Ägypten gezogen wa-
der Mitte der Kinder Israels; an Stelle al- ren, im ersten Monat, und sprach: 2 Die
les dessen, was den Mutterleib durch- Kinder Israels sollen das Passah zu der be-
bricht, [an Stelle] jedes Erstgeborenen der stimmten Zeit halten! 3 Am vierzehnten
Kinder Israels habe ich sie mir genom- Tag dieses Monats sollt ihr es zur Abend-
men. 17 Denn alle Erstgeburt der Kinder zeit halten, zur bestimmten Zeit; nach
Israels gehört mir, von Menschen und allen seinen Satzungen und Vorschriften
Vieh; an dem Tag, als ich alle Erstgeburt haltet es.
im Land Ägypten schlug, habe ich sie mir 4 Und Mose sagte den Kindern Israels,
geheiligt. 18 Und ich habe die Leviten ge- daß sie das Passah halten sollten. 5 Und
nommen an Stelle aller Erstgeburt unter sie hielten das Passah am vierzehnten
den Kindern Israels; 19 und ich habe die Tag des ersten Monats zur Abendzeit in
Leviten Aaron und seinen Söhnen aus den der Wüste Sinai. Ganz wie der HERR Mose
Kindern Israels als Gabe gegeben, damit geboten hatte, so machten es die Kinder
sie den Dienst der Kinder Israels in der Israels.
Stiftshütte versehen und für die Kinder Is- 6 Und es waren etliche Männer da, die
raels Sühnung erwirken, damit die Kinder wegen der Leiche eines Menschen unrein
Israels keine Plage trifft, wenn die Kinder waren, so daß sie das Passah an jenem
Israels zum Heiligtum nahen wollen. Tag nicht halten konnten; sie traten vor
20 Und Mose und Aaron und die ganze Mose und Aaron an jenem Tag, 7 und die-
Gemeinde der Kinder Israels machten es se Männer sprachen zu ihm: Wir sind un-
so mit den Leviten; ganz wie der HERR rein wegen der Leiche eines Menschen.
es Mose geboten hatte wegen der Levi- Warum sollen wir zu kurz kommen, daß
ten, so machten es die Kinder Israels mit wir die Opfergabe des HERRN nicht dar-
ihnen. 21 Und die Leviten entsündigten bringen dürfen in der Mitte der Kinder Is-
sich und wuschen ihre Kleider. Und Aaron raels zur bestimmten Zeit?
webte sie als Webopfer vor dem HERRN; 8 Und Mose sprach zu ihnen: Wartet,
und Aaron erwirkte für sie Sühnung, so und ich will hören, was euch der HERR
daß sie rein wurden. 22 Danach gingen gebietet!
die Leviten hin, um ihren Dienst an der 9 Und der HERR redete zu Mose und
Stiftshütte zu verrichten vor Aaron und sprach: 10 Rede zu den Kindern Israels
vor seinen Söhnen; so wie der HERR es und sprich: Wenn jemand von euch oder
Mose geboten hatte wegen der Leviten, von euren Nachkommen wegen einer
so verfuhren sie mit ihnen. Leiche unrein wird oder fern auf der Reise
23 Und der HERR redete zu Mose und ist, so soll er dennoch dem HERRN das Pas-
sprach: 24 Dazu sind die Leviten ver- sah halten. 11 Im zweiten Monat, am vier-
pflichtet: Von 25 Jahren an und darüber zehnten Tag sollen sie es zur Abendzeit
soll einer eintreten, um Dienst zu tun bei halten und sollen es mit ungesäuertem
der Stiftshütte. 25 Aber vom fünfzigsten Brot und bitteren Kräutern essen, 12 und
Jahr an soll er von der Arbeit des Dien- sie sollen nichts davon übriglassen bis
stes zurücktreten und nicht mehr die- zum Morgen, auch keinen Knochen an
nen; 26 er kann seinen Brüdern helfen ihm zerbrechen; nach der ganzen Pas-
bei der Verrichtung der Aufgaben an der sahordnung sollen sie es halten. 13 Der
Stiftshütte; aber Dienst soll er nicht mehr Mann aber, der rein und nicht auf der
tun. So sollst du es mit den Leviten hal- Reise ist, und es unterläßt, das Passah zu
ten, was ihre Aufgaben betrifft. halten, eine solche Seele soll ausgerottet
werden aus seinem Volk, weil sie die Op-
Die Passahfeier in der Wüste Sinai fergabe des HERRN nicht zur bestimmten
2Mo 12,1-11
Zeit dargebracht hat; ein solcher Mann
Und der HERR redete zu Mose in der soll seine Sünde tragen!
Wüste Sinai im zweiten Jahr, nachdem 14 Und wenn ein Fremdling bei euch
162 4. MOSE 9.10
wohnt und dem HERRN das Passah halten Die zwei silbernen Trompeten
will, so soll er es nach der Satzung und der Und der HERR redete zu Mose und
Vorschrift des Passah halten. Ein und die- sprach: 2 Mache dir zwei silberne
selbe Satzung soll für euch gelten, für den Trompeten; in getriebener Arbeit sollst
Fremdling wie für den Einheimischen. du sie machen, und sie sollen dir dazu
dienen, die Gemeinde zusammenzuru-
Die Wolke des HERRN führt das Volk fen und die Heerlager aufbrechen zu las-
2Mo 40,34-38
sen. 3 Wenn man in beide stößt, soll sich
15 Und an dem Tag, als die Wohnung die ganze Gemeinde vor dem Eingang
aufgerichtet wurde, bedeckte die Wolke der Stiftshütte zu dir versammeln. 4 Wenn
die Wohnung, nämlich das Zelt des man nur in eine stößt, so sollen sich die
Zeugnisses,a und am Abend war sie über Fürsten, die Häupter der Tausende Isra-
der Wohnung anzusehen wie Feuer, bis els, zu dir versammeln. 5 Wenn ihr aber
zum Morgen. 16 So war es allezeit; die Lärm blast, so sollen die Lager aufbre-
Wolke bedeckte sie, aber bei Nacht war chen, die gegen Osten lagern. 6 Und wenn
sie anzusehen wie Feuer. 17 So oft sich die ihr zum zweiten Mal Lärm blast, so sollen
Wolke von dem Zelt erhob, brachen die die Lager aufbrechen, die gegen Süden
Kinder Israels auf; an dem Ort aber, an lagern; denn wenn sie aufbrechen sollen,
dem sich die Wolke niederließ, da lager- so soll man Lärm blasen. 7 Wenn aber die
ten sich die Kinder Israels. 18 Nach dem Gemeinde versammelt werden soll, sollt
Befehl des HERRN brachen die Kinder Isra- ihr [in die Trompete] stoßen und nicht
els auf, und nach dem Befehl des HERRN Lärm blasen.
lagerten sie sich; solange die Wolke auf 8 Und dieses Blasen mit den Trompeten
der Wohnung ruhte, solange lagerten sie. sollen die Söhne Aarons, des Priesters,
19 Und wenn die Wolke viele Tage lang übernehmen; und das soll euch eine ewi-
auf der Wohnung verweilte, so beach- ge Satzung sein für eure [künftigen] Ge-
teten die Kinder Israels die Anweisung schlechter. 9 Und wenn ihr in die Schlacht
des HERRN und brachen nicht auf. 20 Und zieht in eurem Land gegen euren Feind,
wenn es vorkam, daß die Wolke nur ei- der euch bedrängt, so sollt ihr Lärm bla-
nige Tage auf der Wohnung blieb, so la- sen mit den Trompeten, damit an euch
gerten sie sich doch nach dem Befehl des gedacht wird vor dem HERRN, eurem Gott,
HERRN und brachen auf nach dem Befehl und ihr von euren Feinden errettet wer-
des HERRN. 21 Und wenn es auch vorkam, det. 10 Aber an euren Freudentagen, es sei
daß die Wolke nur vom Abend bis zum an euren Festen oder an euren Neumon-
Morgen blieb und sich die Wolke am Mor- den, sollt ihr in die Trompeten stoßen bei
gen erhob, so brachen sie auf; oder ei- euren Brandopfern und euren Friedens-
nen Tag und eine Nacht, und die Wolke opfern, damit an euch gedacht wird vor
erhob sich [danach], so brachen sie auch eurem Gott; ich, der HERR, bin euer Gott.
auf. 22 Oder, wenn die Wolke zwei Tage
oder einen Monat oder längere Zeit auf Aufbruch vom Sinai
4Mo 9,17-18
der Wohnung verweilte und auf ihr ruh-
te, so lagerten sich die Kinder Israels und 11 Und es geschah am zwanzigsten Tag,
brachen nicht auf; erst wenn sie sich er- im zweiten Monat des zweiten Jahres,
hob, dann brachen sie auf. da erhob sich die Wolke über der Woh-
23 Nach dem Befehl des HERRN lagerten nung des Zeugnisses. 12 Und die Kinder
sie sich, und nach dem Befehl des HERRN Israels brachen nach ihrer Aufbruchsord-
brachen sie auf; sie achteten auf die An- nung aus der Wüste Sinai auf, und die
weisung des HERRN, gemäß dem Befehl Wolke ließ sich in der Wüste Paran nie-
des HERRN, unter der Leitung Moses. der. 13 Sie brachen aber zum erstenmal
nach dem Befehl des HERRN auf, unter der
a (9,15) ein anderer Name für die Stiftshütte. Leitung Moses.
4. MOSE 10.11 163
14 Und zwar brach die Abteilung des La- sagt! 30 Der aber antwortete ihm: Ich will
gers der Kinder Judas zuerst auf, nach nicht mit euch gehen, sondern in mein
ihren Heerscharen; und über ihr Heer Land und zu meiner Verwandtschaft will
war Nachschon, der Sohn Amminadabs. ich ziehen! 31 Und [Mose] sprach: Verlaß
15 Und über das Heer des Stammes der uns doch nicht! Denn du weißt, wo wir
Kinder Issaschars war Nethaneel, der uns in der Wüste lagern sollen, und du
Sohn Zuars. 16 Und über das Heer des sollst unser Auge sein! 32 Und wenn du
Stammes der Kinder Sebulons war Eliab, mit uns ziehst, so wollen wir auch an dir
der Sohn Helons. tun, was der HERR Gutes an uns tut!
17 Darauf wurde die Wohnung abgebaut; 33 So brachen sie auf vom Berg des HERRN,
und die Söhne Gersons und die Söhne drei Tagereisen weit, und die Lade des
Meraris brachen auf, als Träger der Woh- Bundes des HERRN zog drei Tagereisen vor
nung. ihnen her, um ihnen einen Ruheplatz zu
18 Danach brach die Abteilung des Lagers erkunden. 34 Und die Wolke des HERRN
Ruben auf, nach ihren Heerscharen; und war bei Tag über ihnen, wenn sie aus dem
über ihr Heer war Elizur, der Sohn Sche- Lager aufbrachen.
deurs. 19 Und über das Heer des Stammes 35 Und es geschah, wenn die Lade auf-
der Kinder Simeons war Schelumiel, der brach, so sprach Mose: HERR, stehe auf,
Sohn Zuri-Schaddais. 20 Und Eljasaph, daß deine Feinde zerstreut werden, und
der Sohn Deghuels, war über das Heer daß vor dir fliehen, die dich hassen!
des Stammes der Kinder Gads. 36 Und wenn sie ruhte, so sprach er: Keh-
21 Darauf brachen auch die Kahatiter auf, re wieder, o HERR, zu den Myriaden der
die Träger des Heiligtums; jene aber rich- Tausende Israels!
teten die Wohnung auf, bis diese kamen.
22 Danach brach die Abteilung des La- DIE WÜSTENREISE
gers der Kinder Ephraims auf, nach ih- UND DIEAUFLEHNUNG DES VOLKES
ren Heerscharen; und über ihr Heer war Kapitel 11 - 25
Elischama, der Sohn Ammihuds; 23 und
Gamliel, der Sohn Pedazurs, war über Das Murren des Volkes. Die Last Moses
5Mo 9,22; 2Mo 16,15-18
das Heer des Stammes der Kinder Ma-
nasses; 24 und Abidan, der Sohn Gideo- Und es geschah, daß das Volk sich
nis, über das Heer des Stammes der Kin- sehr beklagte, und das war böse in
der Benjamins. den Ohren des HERRN; und als der HERR es
25 Danach brach die Abteilung des La- hörte, da entbrannte sein Zorn, und das
gers der Kinder Dans auf, als Nachhut al- Feuer des HERRN brannte unter ihnen und
ler Lager, nach ihren Heerscharen; und fraß am Ende des Lagers. 2 Da schrie das
Achieser, der Sohn Ammi-Schaddais, war Volk zu Mose. Und Mose betete zu dem
über ihr Heer; 26 und Pagiel, der Sohn HERRN; da erlosch das Feuer. 3 Und man
Ochrans, war über das Heer des Stam- nannte den Ort Tabeera, weil das Feuer
mes der Kinder Assers; 27 und Achira, der des HERRN unter ihnen gebrannt hatte.
Sohn Enans, war über das Heer des Stam- 4 Das hergelaufene Gesindel aber, das in
mes der Kinder Naphtalis. ihrer Mitte war, wurde sehr lüstern, und
28 Das ist die Aufbruchsordnung der Kin- auch die Kinder Israels fingen wieder an
der Israels nach ihren Heerscharen; ge- zu weinen, und sie sprachen: Wer wird
nau so brachen sie auf. uns Fleisch zu essen geben? 5 Wir denken
29 Und Mose sprach zu Hobab, dem Sohn an die Fische zurück, die wir in Ägypten
Reghuels, des Midianiters, seinem Schwa- umsonst aßen, und an die Gurken und
ger: Wir brechen auf an den Ort, von dem Melonen, den Lauch, die Zwiebeln und
der HERR gesagt hat: Ich will ihn euch ge- den Knoblauch; 6 nun aber ist unsere
ben! Komm mit uns, wir wollen dir Gutes Seele matt, unsere Augen sehen nichts als
tun; denn der HERR hat Israel Gutes zuge- das Manna!
164 4. MOSE 11
7 Aber das Manna war wie Koriandersa- in Ägypten!« Darum wird euch der HERR
men und anzusehen wie Bedellion. 8 Und Fleisch zu essen geben, und ihr sollt es-
das Volk lief hin und her und sammelte und sen: 19 nicht bloß einen Tag lang sollt
mahlte es mit Handmühlen oder zerstieß ihr essen, nicht zwei, nicht fünf, nicht
es in Mörsern, und kochte es im Topf oder zehn, nicht 20 Tage lang, 20 sondern ei-
machte Kuchen daraus; und es hatte einen nen ganzen Monat lang, bis es euch zur
Geschmack wie Ölkuchen. 9 Und wenn Nase [wieder] herauskommt und euch
bei Nacht der Tau auf das Lager fiel, so fiel zum Ekel wird, weil ihr den HERRN, der in
das Manna zugleich darauf herab. eurer Mitte ist, verworfen habt; weil ihr
10 Als nun Mose das Volk weinen hörte, vor ihm geweint und gesagt habt: »Wa-
in jeder Familie jeden am Eingang seines rum sind wir nur aus Ägypten gezogen?«
Zeltes, da entbrannte der Zorn des HERRN 21 Und Mose sprach: 600 000 Mann
sehr, und es mißfiel auch Mose. 11 Und Fußvolk sind es, in deren Mitte ich bin,
Mose sprach zu dem HERRN: Warum han- und du sprichst: Ich will ihnen Fleisch ge-
delst du so übel an deinem Knecht? Und ben, daß sie einen Monat lang zu essen
warum finde ich nicht Gnade vor deinen haben! 22 Kann man so viele Schafe und
Augen, daß du die Last dieses ganzen Vol- Rinder schlachten, daß es für sie genug
kes auf mich legst? 12 Habe ich denn die- ist? Oder kann man alle Fische des Mee-
ses ganze Volk empfangen oder geboren, res einfangen, daß es für sie genug ist?
daß du zu mir sagst: Trag es an deiner 23 Der HERR aber sprach zu Mose: Ist denn
Brust, wie die Amme einen Säugling trägt, die Hand des HERRN zu kurz? Jetzt sollst
in das Land, das du ihren Vätern zuge- du sehen, ob mein Wort vor dir eintreffen
schworen hast? 13 Woher soll ich Fleisch wird oder nicht!
nehmen, um es diesem ganzen Volk zu 24 Da ging Mose hinaus und redete zu
geben? Denn sie jammern vor mir und dem Volk die Worte des HERRN; und er ver-
sprechen: Gib uns Fleisch zu essen! 14 Ich sammelte 70 Männer aus den Ältesten des
kann dieses ganze Volk nicht allein tra- Volkes und stellte sie um die Stiftshütte
gen; denn es ist mir zu schwer. 15 Und her. 25 Da kam der HERR herab in der Wol-
wenn du so an mir handeln willst, so ke und redete mit ihm, und Er nahm von
töte mich auf der Stelle, wenn ich Gnade dem Geist, der auf ihm war, und legte ihn
vor deinen Augen gefunden habe, damit auf die 70 Ältesten; und es geschah, als
ich mein Unglück nicht länger ansehen der Geist auf ihnen ruhte, da weissagten
muß! sie, aber nicht fortgesetzt.
26 Und im Lager waren noch zwei Männer
Gott beruft 70 Älteste geblieben; der eine hieß Eldad, der ande-
16 Da sprach der HERR zu Mose: Sammle re Medad, und der Geist ruhte auch auf
mir 70 Männer aus den Ältesten Israels, ihnen. Denn sie waren [als Älteste] ver-
von denen du weißt, daß sie die Ältesten zeichnet und doch nicht hinausgegangen
des Volkes und seine Vorsteher sind, und zur Stiftshütte; sondern sie weissagten im
führe sie vor die Stiftshütte, daß sie dort Lager. 27 Da lief ein Knabe hin und sagte
bei dir stehen. 17 Und ich will herabkom- es Mose und sprach: Eldad und Medad
men und dort mit dir reden; und ich wer- weissagen im Lager!
de von dem Geist nehmen, der auf dir ist, 28 Da ergriff Josua, der Sohn Nuns, der Mo-
und auf sie legen, daß sie mit dir an der ses Diener war von seiner Jugend an, das
Last des Volkes tragen, und du sie nicht Wort und sprach: Mose, mein Herr, wehre
allein tragen mußt. ihnen! 29 Aber Mose sprach zu ihm: Ei-
18 Und du sollst zum Volk sagen: Heiligt ferst du für mich? Ach, daß doch das gan-
euch für morgen, und ihr werdet Fleisch ze Volk des HERRN weissagen würde! Daß
essen; denn ihr habt vor den Ohren des doch der HERR seinen Geist auf sie legen
HERRN geweint und gesagt: »Wer gibt uns würde! 30 Hierauf begab sich Mose ins La-
Fleisch zu essen? Denn es ging uns gut ger zurück, er und die Ältesten Israels.
4. MOSE 11.12.13 165
Die Wachteln und die Plage einem Traum zu ihm reden. 7 Aber nicht
bei den »Lustgräbern« so mein Knecht Mose: er ist treu in mei-
31 Da fuhr ein Wind aus von dem HERRN nem ganzen Haus. 8 Mit ihm rede ich von
und trieb Wachteln vom Meer her und Mund zu Mund, von Angesicht zu Ange-
streute sie über das Lager, eine Tagereise sicht und nicht rätselhaft, und er schaut
weit hier und eine Tagereise weit dort, um die Gestalt des HERRN. Warum habt ihr
das Lager her, etwa zwei Ellen hoch über euch denn nicht gefürchtet, gegen mei-
der Erdoberfläche. 32 Da machte sich das nen Knecht Mose zu reden?
Volk auf an diesem ganzen Tag und die 9 Und der Zorn des HERRN entbrannte
ganze Nacht und an dem ganzen folgen- über sie, und er ging. 10 Und die Wolke
den Tag, und sie sammelten die Wach- wich von der Stiftshütte; und siehe, da
teln; und wer am wenigsten sammelte, war Mirjam aussätzig wie Schnee. Und
der sammelte 10 Homer, und sie breiteten Aaron wandte sich zu Mirjam, und siehe,
sie weithin aus um das Lager her. 33 Als sie war aussätzig. 11 Und Aaron sprach
aber das Fleisch noch zwischen ihren zu Mose: Ach, mein Herr, lege die Sünde
Zähnen und noch nicht verzehrt war, da nicht auf uns, denn wir haben töricht ge-
entbrannte der Zorn des HERRN über das handelt und uns versündigt. 12 Laß diese
Volk, und der HERR schlug sie mit einer doch nicht sein wie ein totes Kind, das
sehr großen Plage. 34 Daher nannten sie aus dem Leib seiner Mutter kommt, und
jenen Ort »Lustgräber«, weil man dort das dessen Fleisch schon halb verwest ist!
lüsterne Volk begrub. 13 Mose aber schrie zu dem HERRN und
35 Von den Lustgräbern aber brach das sprach: Ach Gott, heile sie doch!
Volk auf nach Hazeroth, und sie blieben 14 Da sprach der HERR zu Mose: Wenn ihr
in Hazerot. Vater ihr ins Angesicht gespuckt hätte,
müßte sie sich nicht sieben Tage lang
Mirjam und Aaron schämen? Sie soll sieben Tage lang außer-
lehnen sich gegen Mose auf halb des Lagers eingeschlossen werden;
5Mo 24,9
danach darf sie wieder aufgenommen
Mirjam aber und Aaron redeten ge- werden! 15 So wurde Mirjam sieben Tage
gen Mose wegen der kuschitischen lang aus dem Lager ausgeschlossen; und
Frau, die er genommen hatte; denn er das Volk brach nicht auf, bis Mirjam wie-
hatte eine Kuschitin zur Frau genom- der aufgenommen war.
men.a 2 Und sie sprachen: Redet denn der 16 Danach aber brach das Volk auf von
HERR allein zu Mose? Redet er nicht auch Hazeroth; und sie lagerten sich in der
zu uns? Und der HERR hörte es. 3 Aber Wüste Paran.
Mose war ein sehr sanftmütiger Mann,
sanftmütiger als alle Menschen auf Er- Die Kundschafter Israels in Kanaan
den. 5Mo 1,22-28
4 Da sprach der HERR plötzlich zu Mose Und der HERR redete zu Mose und
und zu Aaron und zu Mirjam: Geht ihr sprach: 2 Sende Männer aus, daß
drei hinaus zur Stiftshütte! Und sie gin- sie das Land Kanaan auskundschaften,
gen alle drei hinaus. 5 Da kam der HERR das ich den Kindern Israels geben will.
in der Wolkensäule herab und trat an den Von jedem Stamm ihrer Väter sollt ihr ei-
Eingang der Stiftshütte, und er rief Aaron nen Mann schicken, lauter Fürsten aus
und Mirjam, und die beiden gingen vor- ihrer Mitte!
aus. 6 Und er sprach: Hört doch meine 3 Und Mose sandte sie aus der Wüste Pa-
Worte: Wenn jemand unter euch ein Pro- ran nach dem Befehl des HERRN, lauter
phet des HERRN ist, dem will ich mich in Männer, die Häupter waren unter den
einem Gesicht offenbaren, oder ich will in Kindern Israels. 4 Und das sind ihre Na-

a (12,1) hier ist offensichtlich Zippora gemeint; die hier erwähnten Kuschiter lebten in Arabien bei Midian (vgl. Hab 3,7).
166 4. MOSE 13.14
men: Schammua, der Sohn Sakkurs, für auch Granatäpfel und Feigen. 24 Jenen
den Stamm Ruben; 5 Schaphat, der Sohn Ort nannte man das Tal Eschkol wegen
Horis, für den Stamm Simeon; 6 Kaleb, der der Weintraube, welche die Kinder Israels
Sohn Jephunnes, für den Stamm Juda; 7 Ji- dort abgeschnitten haben.
geal, der Sohn Josephs, für den Stamm 25 Und nachdem sie das Land 40 Tage
Issaschar; 8 Hosea, der Sohn Nuns, für lang ausgekundschaftet hatten, kehrten sie
den Stamm Ephraim; 9 Palti, der Sohn zurück. 26 Und sie gingen und kamen zu
Raphus, für den Stamm Benjamin; 10 Mose und Aaron und zu der ganzen Ge-
Gadiel, der Sohn Sodis, für den Stamm meinde der Kinder Israels, in die Wüste Pa-
Sebulon; 11 Gaddi, der Sohn Susis, für ran, nach Kadesch; und sie brachten ih-
den Stamm Joseph, für den Stamm Ma- nen und der ganzen Gemeinde Bericht und
nasse; 12 Ammiel, der Sohn Gemallis, für ließen sie die Früchte des Landes sehen.
den Stamm Dan; 13 Sethur, der Sohn Mi- 27 Und sie erzählten ihm und sprachen:
chaels, für den Stamm Asser; 14 Nachbi, Wir sind in das Land gekommen, in das du
der Sohn Waphsis, für den Stamm Naph- uns sandtest, und es fließt wirklich Milch
tali; 15 Geuel, der Sohn Machis, für den und Honig darin, und dies ist seine Frucht.
Stamm Gad. 16 Das sind die Namen der 28 Aber das Volk, das im Land wohnt, ist
Männer, die Mose aussandte, das Land stark, und die Städte sind sehr fest und
auszukundschaften. Aber Hosea, dem groß. Und wir sahen auch Söhne Enaks
Sohn Nuns, gab Mose den Namen Josua. dort. 29 Die Amalekiter wohnen im Land
17 Als nun Mose sie sandte, damit sie das des Negev; die Hetiter, Jebusiter und Amo-
Land Kanaan auskundschafteten, sprach riter aber wohnen im Bergland, und die Ka-
er zu ihnen: Zieht hier hinauf an der naaniter am Meer und entlang des Jordan.
Südseite und steigt auf das Bergland; 30 Kaleb aber beschwichtigte das Volk
18 und seht euch das Land an, wie es gegenüber Mose und sprach: Laßt uns
beschaffen ist, und das Volk, das darin doch hinaufziehen und [das Land] ein-
wohnt, ob es stark oder schwach, gering nehmen, denn wir werden es gewiß be-
oder zahlreich ist, 19 und was es für ein zwingen!
Land ist, in dem sie wohnen, ob es gut oder 31 Aber die Männer, die mit ihm hinauf-
schlecht ist, und was für Städte es sind, in gezogen waren, sprachen: Wir können
denen sie wohnen, ob sie in offenen Sied- nicht hinaufziehen gegen das Volk, denn
lungen oder in befestigten Städten [woh- es ist stärker als wir! 32 Und sie brachten
nen], 20 und was es für ein Land ist, ob es das Land, das sie erkundet hatten, in Ver-
fett oder mager ist, und ob es Bäume dar- ruf bei den Kindern Israels und sprachen:
in gibt oder nicht. Seid mutig und nehmt Das Land, das wir durchzogen haben, um
von den Früchten des Landes! Es war aber es auszukundschaften, ist ein Land, das
eben die Zeit der ersten Trauben. seine Einwohner frißt, und alles Volk, das
21 Und sie gingen hinauf und kundschaf- wir darin sahen, sind Leute von hohem
teten das Land aus, von der Wüste Zin Wuchs. 33 Wir sahen dort auch Riesen,
bis nach Rechob, von wo man nach Ha- Söhne Enaks aus dem Riesengeschlecht,
mat geht. 22 Und sie gingen hinauf an der und wir waren in unseren Augen wie Heu-
Südseite und kamen bis nach Hebron; schrecken, und ebenso waren wir auch in
dort waren Achiman, Scheschai und Tal- ihren Augen!
mai, Söhne Enaksa. Hebron aber war sie-
ben Jahre vor Zoanb in Ägypten erbaut Unglaube und Murren des Volkes.
worden. 23 Und sie kamen bis in das Tal Der Zorn Gottes und Moses Fürbitte
4Mo 13,25-33; 5Mo 1,32-40; 4Mo 32,7-13
Eschkol und schnitten dort eine Weinre-
be ab mit einer Weintraube und ließen Da erhob die ganze Gemeinde ihre
sie zu zweit an einer Stange tragen, dazu Stimme und schrie, und das Volk

a (13,22) d.h. aus einem Geschlecht von Riesen. b (13,22) Eine Stadt im nördlichen Nildelta, das alte Tanis.
4. MOSE 14 167
weinte in dieser Nacht. 2 Und alle Kinder Angesicht zu Angesicht gesehen wirst und
Israels murrten gegen Mose und Aaron; deine Wolke über ihnen steht und du vor ih-
und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: nen her bei Tag in der Wolkensäule und bei
Ach, daß wir doch im Land Ägypten ge- Nacht in der Feuersäule gehst. 15 Und wenn
storben wären, oder noch in dieser Wüste du nun dieses Volk tötest wie einen Mann,
sterben würden! 3 Und warum führt uns so werden schließlich die Heiden sagen,
der HERR in dieses Land, daß wir durch die dieses Gerücht über dich hören: 16 Weil
das Schwert fallen, und daß unsere Frau- der HERR dieses Volk nicht in das Land brin-
en und unsere kleinen Kinder zum Raub gen konnte, das er ihnen zugeschworen
werden? Ist es nicht besser für uns, wenn hatte, darum hat er sie in der Wüste hinge-
wir wieder nach Ägypten zurückkehren? schlachtet!
4 Und sie sprachen zueinander: Wir wol- 17 So laß nun die Macht des Herrn groß
len uns selbst einen Anführer geben und werden, wie du gesprochen und verheißen
wieder nach Ägypten zurückkehren! hast: 18 Der HERR ist langsam zum Zorn
5 Da fielen Mose und Aaron auf ihr An- und groß an Gnade; er vergibt Schuld und
gesicht vor der ganzen Versammlung der Übertretungen, obgleich er keineswegs un-
Gemeinde der Kinder Israels. 6 Und Josua, gestraft läßt, sondern die Schuld der Väter
der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Je- heimsucht an den Kindern, bis in das dritte
phunnes, die auch das Land erkundet hat- und vierte Glied. 19 Vergib nun die Schuld
ten, zerrissen ihre Kleider, 7 und sie spra- dieses Volkes nach deiner großen Gnade,
chen zu der ganzen Gemeinde der Kinder wie du auch diesem Volk verziehen hast
Israels: Das Land, das wir durchzogen ha- von Ägypten an bis hierher!
ben, um es auszukundschaften, ist ein sehr,
sehr gutes Land! 8 Wenn der HERR Gefallen Gottes Gericht über die ungläubige
an uns hat, so wird er uns in dieses Land Generation der Israeliten: Tod in der Wüste
bringen und es uns geben — ein Land, 20 Da sprach der HERR: Ich habe vergeben
in dem Milch und Honig fließt. 9 Seid nur nach deinem Wort. 21 Aber — so wahr ich
nicht widerspenstig gegen den HERRN und lebe und die ganze Erde mit der Herrlich-
fürchtet euch nicht vor dem Volk dieses keit des HERRN erfüllt werden soll: 22 Kei-
Landes; denn wir werden sie verschlingen ner der Männer, die meine Herrlichkeit
wie Brot. Ihr Schutz ist von ihnen gewi- und meine Zeichen gesehen haben, die
chen, mit uns aber ist der HERR; fürchtet ich in Ägypten und in der Wüste getan
euch nicht vor ihnen! habe, und die mich nun schon zehnmal
10 Da sagte die ganze Gemeinde, daß man versucht und meiner Stimme nicht ge-
sie steinigen solle. Aber die Herrlichkeit des horcht haben, 23 [keiner] soll das Land se-
HERRN erschien bei der Stiftshütte vor allen hen, das ich ihren Vätern zugeschworen
Kindern Israels. 11 Und der HERR sprach zu habe; ja, keiner soll es sehen, der mich
Mose: Wie lange noch will mich dieses Volk verachtet hat! 24 Aber meinen Knecht Ka-
verachten? Und wie lange noch wollen sie leb, in dem ein anderer Geist ist, und der
nicht an mich glauben, trotz aller Zeichen, mir treu nachgefolgt ist, ihn will ich in
die ich unter ihnen getan habe? 12 Ich will das Land bringen, in das er gegangen ist,
sie mit der Pest schlagen und ausrotten; und sein Same soll es als Erbe besitzen. —
und ich will dich zu einem Volk machen, 25 Aber die Amalekiter und Kanaaniter lie-
das größer und mächtiger ist als dieses! gen im Tal; darum wendet euch morgen
13 Mose aber sprach zum HERRN: Dann wer- und zieht in die Wüste auf dem Weg zum
den es die Ägypter hören; denn du hast Roten Meer!
doch dieses Volk durch deine Macht aus ih- 26 Und der HERR redete zu Mose und Aa-
rer Mitte geführt; 14 und sie werden es auch ron und sprach: 27 Wie lange soll ich diese
den Einwohnern dieses Landes sagen, die böse Gemeinde dulden, die gegen mich
gehört haben, daß du, der HERR, unter die- murrt? Ich habe das Murren der Kinder
sem Volk bist, und daß du, der HERR, von Israels gehört, das sie gegen mich erhe-
168 4. MOSE 14.15
ben. 28 Darum sprich zu ihnen: So wahr Volk sehr. 40 Und sie machten sich am
ich lebe, spricht der HERR: Ich will genau- Morgen früh auf, um auf die Höhe des
so an euch handeln, wie ihr vor meinen Berglandes zu ziehen, und sprachen: Sie-
Ohren geredet habt! 29 Eure Leichname he, hier sind wir; und wir wollen hinauf-
sollen in dieser Wüste fallen, und alle eure ziehen an den Ort, von dem der HERR ge-
Gemusterten, die ganze Zahl, von 20 Jah- redet hat; denn wir haben gesündigt!
ren an und darüber, die ihr gegen mich 41 Mose aber sprach: Warum wollt ihr
gemurrt habt; 30 keiner von euch soll in denn den Befehl des HERRN übertreten? Es
das Land kommen, über dem ich meine wird euch nicht gelingen! 42 Zieht nicht
Hand [zum Schwur] erhoben habe, um hinauf, denn der HERR ist nicht in eurer
euch darin wohnen zu lassen — aus- Mitte; damit ihr nicht von euren Feinden
genommen Kaleb, der Sohn Jephunnes, geschlagen werdet! 43 Denn die Amale-
und Josua, der Sohn Nuns! kiter und Kanaaniter sind dort vor euch,
31 Eure Kinder aber, von denen ihr gesagt und ihr werdet durch das Schwert fallen;
habt, daß sie zum Raub würden, die will denn weil ihr euch von der Nachfolge des
ich hineinbringen, und sie sollen das HERRN abgewendet habt, wird der HERR
Land kennenlernen, das ihr verachtet habt! nicht mit euch sein!
32 Eure eigenen Leichname aber sollen in 44 Aber sie waren vermessen und wollten
dieser Wüste fallen. 33 Und eure Kinder auf die Höhe des Berglandes ziehen; doch
sollen in der Wüste 40 Jahre lang Viehhir- weder die Lade des Bundes des HERRN noch
ten sein und eure Hurereien tragen, bis Mose verließen das Lager. 45 Da kamen die
eure Leichname in der Wüste aufgerieben Amalekiter und Kanaaniter, die auf dem
sind! 34 Entsprechend der Zahl der 40 Tage, Bergland lagen, herab und schlugen sie
in denen ihr das Land erkundet habt — so und zerstreuten sie bis nach Horma.
daß je ein Tag ein Jahr gilt — sollt ihr 40
Jahre lang eure Ungerechtigkeiten tragen, Bestimmungen für Opfer im Land Kanaan
4Mo 28,3-13
damit ihr erfahrt, was es bedeutet, wenn
ich mich [von euch] abwende! 35 Ich, der Und der HERR redete zu Mose und
HERR, habe es gesagt: Fürwahr, das werde sprach: 2 Rede mit den Kindern Is-
ich an dieser ganzen bösen Gemeinde tun, raels und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das
die sich gegen mich zusammengerottet Land kommt, das ich euch zum Wohnsitz
hat; in dieser Wüste sollen sie aufgerieben geben will, 3 und ihr dem HERRN ein Feuer-
werden, und hier sollen sie sterben! opfer bringen wollt, es sei ein Brandopfer
36 Die Männer aber, die Mose gesandt oder Schlachtopfer, um ein besonderes
hatte, das Land zu erkunden, und die Gelübde zu erfüllen, oder ein freiwilliges
wiedergekommen waren und die ganze Opfer, oder eure Festopfer, die ihr dem
Gemeinde dazu brachten, gegen ihn zu HERRN zum lieblichen Geruch darbringt,
murren, indem sie das Land in Verruf von Rindern oder von Schafen, 4 so soll
brachten 37 — diese Männer, die das der, welcher dem HERRN sein Opfer dar-
Land in Verruf gebracht hatten, starben bringen will, zugleich als Speisopfer ein
an einer Plage vor dem HERRN. 38 Josua Zehntel Feinmehl darbringen, gemengt
jedoch, der Sohn Nuns, und Kaleb, der mit einem Viertel Hin Öl, 5 und als Trank-
Sohn Jephunnes, blieben am Leben von opfer sollst du ein Viertel Hin Wein op-
jenen Männern, die ausgezogen waren, fern, zum Brandopfer oder zum Schlacht-
um das Land auszukundschaften. opfer, bei jedem [geopferten] Schaf.
6 Wenn aber ein Widder geopfert wird,
Israel versucht das Gericht Gottes zu sollst du das Speisopfer bereiten mit zwei
umgehen und wird geschlagen Zehnteln Feinmehl, gemengt mit einem
5Mo 1,40-46
Drittel Hin Öl; 7 und zum Trankopfer ein
39 Als nun Mose diese Worte zu allen Kin- Drittel Hin Wein; das sollst du dem HERRN
dern Israels geredet hatte, da trauerte das opfern zum lieblichen Geruch.
4. MOSE 15 169
8 Willst du aber einen Stier als Brandopfer HERR euch durch Mose geboten hat, von
oder als Schlachtopfer darbringen, um dem Tag an, als der HERR anfing zu gebie-
ein Gelübde zu erfüllen oder als Frie- ten, und weiterhin für eure [künftigen]
densopfer für den HERRN, 9 so sollst du zu Geschlechter —, 24 wenn es vor den Au-
dem Stier das Speisopfer darbringen, drei gen der Gemeinde verborgen, aus Verse-
Zehntel Feinmehl, gemengt mit einem hen geschehen ist, so soll die ganze Ge-
halben Hin Öl; 10 und du sollst als Trank- meinde einen Jungstier als Brandopfer
opfer ein halbes Hin Wein darbringen. darbringen, zum lieblichen Geruch für
Das ist ein Feueropfer für den HERRN zum den HERRN, samt seinem Speisopfer und
lieblichen Geruch. 11 So soll man ver- Trankopfer, wie es verordnet ist, und ei-
fahren mit jedem Stier, mit jedem Wid- nen Ziegenbock als Sündopfer.
der, mit jedem Schaf oder mit jeder Zie- 25 Und der Priester soll so für die ganze
ge. 12 Entsprechend der Zahl dieser Opfer Gemeinde der Kinder Israels Sühnung er-
soll auch die Zahl [der Speisopfer und wirken, und es wird ihnen vergeben wer-
Trankopfer] sein. den, denn es war ein Versehen, und sie
13 Jeder Einheimische soll es genau so ma- haben ihre Gaben dargebracht als Feuer-
chen, wenn er dem HERRN ein Feueropfer opfer für den HERRN, dazu ihr Sündopfer
zum lieblichen Geruch darbringt. 14 Und vor dem HERRN, für ihr Versehen. 26 So
wenn ein Fremdling bei euch wohnt, wird der ganzen Gemeinde der Kinder Is-
oder wer sonst unter euch sein wird raels vergeben werden, dazu auch dem
bei euren [künftigen] Geschlechtern, und Fremdling, der unter euch wohnt; denn
dem HERRN ein Feueropfer darbringen das ganze Volk hat es aus Versehen getan.
will zum lieblichen Geruch, der soll es ge- 27 Wenn aber eine einzelne Seele aus Ver-
nau so machen, wie ihr es macht. 15 In sehen sündigt, so soll diese eine einjährige
der ganzen Gemeinde soll ein und die- Ziege als Sündopfer darbringen. 28 Und
selbe Satzung gelten, für euch und für der Priester soll für diese Seele, die
den Fremdling; eine ewige Satzung soll ohne Vorsatz, aus Versehen gesündigt hat,
das sein für eure [künftigen] Geschlech- Sühnung erwirken vor dem HERRN; indem
ter; wie ihr, so soll auch der Fremdling er für sie Sühnung erwirkt, wird ihr ver-
sein vor dem HERRN. 16 Ein Gesetz und ein geben werden. 29 Es soll ein und das-
Recht gilt für euch und für den Fremd- selbe Gesetz gelten, wenn jemand aus
ling, der sich bei euch aufhält. Versehen etwas tut, sowohl für den Ein-
17 Und der HERR redete zu Mose und heimischen unter den Kindern Israels als
sprach: 18 Rede mit den Kindern Israels auch für den Fremdling, der in eurer Mit-
und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das te wohnt.
Land kommt, in das ich euch bringen 30 Wenn aber eine Seele vorsätzlich han-
werde, 19 und ihr vom Brot des Landes delt — es sei ein Einheimischer oder ein
eßt, so sollt ihr für den HERRN ein Hebop- Fremdling —, so lästert sie den HERRN.
fer erheben. 20 Vom Erstling eures Schrot- Eine solche Seele soll ausgerottet werden
mehls sollt ihr einen Kuchen als Hebopfer mitten aus ihrem Volk; 31 denn sie hat das
erheben; wie das Hebopfer von der Tenne Wort des HERRN verachtet und sein Gebot
sollt ihr es erheben. 21 Ihr sollt dem HERRN gebrochen; eine solche Seele soll unbe-
von den Erstlingen eures Schrotmehls ein dingt ausgerottet werden; ihre Schuld ist
Hebopfer geben in euren [künftigen] Ge- auf ihr!
schlechtern.
Bestrafung des Sabbatschänders
Opfer für versehentliche Übertretungen 2Mo 31,12-17; 35,1-3
3Mo 4
32 Und als die Kinder Israels in der Wüste
22 Und wenn ihr aus Versehen eines die- waren, fanden sie einen Mann, der am
ser Gebote nicht haltet, die der HERR zu Sabbat Holz sammelte. 33 Da brachten
Mose geredet hat — 23 von allem, was der ihn die, welche ihn beim Holzsammeln
170 4. MOSE 15.16
ertappt hatten, zu Mose und Aaron und 4 Als Mose dies hörte, warf er sich auf sein
vor die ganze Gemeinde. 34 Und sie leg- Angesicht; 5 und er sprach zu Korah und
ten ihn in Gewahrsam; denn es war nicht zu seiner ganzen Rotte so: Morgen wird
genau bestimmt, was mit ihm geschehen der HERR wissen lassen, wer ihm angehört,
sollte. 35 Der HERR aber sprach zu Mose: und wer heilig ist, so daß er ihn zu sich
Der Mann muß unbedingt getötet werden; nahen läßt. Wen er erwählt, den wird er
die ganze Gemeinde soll ihn außerhalb zu sich nahen lassen. 6 So tut nun dies,
des Lagers steinigen! 36 Da führte ihn die Korah und seine ganze Rotte: Nehmt für
ganze Gemeinde vor das Lager hinaus, euch Räucherpfannen 7 und tut morgen
und sie steinigten ihn, daß er starb, wie Feuer hinein und legt Räucherwerk dar-
der HERR es Mose geboten hatte. auf vor dem HERRN; und der Mann, den
der HERR dann erwählt, der ist heilig. Ihr
Gedenkquasten an den Kleidern beansprucht zu viel, ihr Söhne Levis!
5Mo 6,6-9
8 Und Mose sprach zu Korah: Hört doch,
37 Und der HERR redete zu Mose und ihr Söhne Levis! 9 Ist es euch zu wenig,
sprach: 38 Rede zu den Kindern Israels daß euch der Gott Israels aus der Gemein-
und sage ihnen, daß sie sich eine Quaste de Israels ausgesondert hat, um euch
an die Zipfel ihrer Obergewänder ma- zu sich nahen zu lassen, damit ihr den
chen, in ihren [künftigen] Geschlechtern, Dienst an der Wohnung des HERRN ver-
und eine Schnur von blauem Purpur an seht und vor der Gemeinde steht, um ihr
der Quaste des Zipfels befestigen. 39 Und zu dienen? 10 Er hat dich und alle deine
die Quaste soll euch dazu dienen, daß Brüder, die Söhne Levis, samt dir zu ihm
ihr bei ihrem Anblick an alle Gebote des nahen lassen, und ihr begehrt nun auch
HERRN denkt und sie befolgt, daß ihr nicht das Priestertum? 11 Fürwahr, du und dei-
den Trieben eures Herzens nachgeht und ne ganze Rotte, ihr rottet euch gegen den
euren Augen, denen ihr nachhurt; 40 son- HERRN zusammen! Und Aaron — wer ist
dern daß ihr an alle meine Gebote ge- er, daß ihr gegen ihn murrt?
denkt und sie tut und eurem Gott heilig 12 Und Mose schickte hin und ließ Da-
seid. 41 Ich, der HERR, bin euer Gott, der than und Abiram, die Söhne Eliabs, ru-
ich euch aus dem Land Ägypten geführt fen. Sie aber sprachen: Wir kommen nicht
habe, um euer Gott zu sein; ich, der HERR, hinauf! 13 Ist es nicht genug, daß du uns
euer Gott. aus einem Land herausgeführt hast, in
dem Milch und Honig fließt, um uns in
Die Empörung Korahs, der Wüste zu töten? Willst du dich auch
Dathans und Abirams noch zum Herrscher über uns aufwer-
4Mo 26,8-11; Ps 106,16-18; Hebr 10,31
fen? 14 Hast du uns wirklich in ein Land
Und Korah, der Sohn Jizhars, des gebracht, in dem Milch und Honig fließt,
Sohnes Kahats, des Sohnes Levis, und hast uns Äcker und Weinberge zum
nahm mit sich Dathan und Abiram, die Erbteil gegeben? Willst du diesen Leuten
Söhne Eliabs, und On, der Sohn Pelets, auch die Augen ausstechen? Wir kommen
Söhne Rubens, 2 und sie empörten sich nicht hinauf!
gegen Mose, samt 250 Männern aus den 15 Da ergrimmte Mose sehr und sprach
Kindern Israels, Vorstehern der Gemein- zu dem HERRN: Wende dich nicht zu ihrer
de, Berufenen der Versammlung, angese- Opfergabe! Ich habe nicht einen Esel von
henen Männern. 3 Und sie versammel- ihnen genommen und habe keinem je-
ten sich gegen Mose und gegen Aaron mals ein Leid getan!
und sprachen zu ihnen: Ihr beansprucht 16 Und Mose sprach zu Korah: Du und
zu viel; denn die ganze Gemeinde, sie alle deine ganze Rotte, kommt morgen vor
sind heilig, und der HERR ist in ihrer Mitte! den HERRN, du und sie und Aaron. 17 Und
Warum erhebt ihr euch über die Gemein- jeder nehme seine Räucherpfanne und
de des HERRN? lege Räucherwerk darauf, und dann brin-
4. MOSE 16.17 171
ge jeder seine Räucherpfanne vor den lebendig hinunterfahren ins Totenreich,
HERRN; das sind 250 Räucherpfannen, so werdet ihr erkennen, daß diese Leute
auch du und Aaron, nehmt jeder seine den HERRN gelästert haben!
Räucherpfanne mit! 18 Da nahm jeder 31 Und es geschah, als er alle diese Worte
seine Räucherpfanne und tat Feuer hin- ausgeredet hatte, da zerriß der Erdboden
ein und legte Räucherwerk darauf, und sie unter ihnen; 32 und die Erde tat ihren
standen vor dem Eingang der Stiftshütte, Mund auf und verschlang sie samt ihren
auch Mose und Aaron. 19 Und Korah ver- Familien und samt allen Menschen, die
sammelte gegen sie die ganze Gemeinde Korah angehörten, und mit all ihrer Habe.
vor dem Eingang der Stiftshütte. Da er- 33 Und sie fuhren lebendig hinunter ins
schien die Herrlichkeit des HERRN vor der Totenreich mit allem, was sie hatten, und
ganzen Gemeinde. 20 Und der HERR rede- die Erde deckte sie zu. So wurden sie mit-
te zu Mose und Aaron und sprach: 21 Son- ten aus der Gemeinde vertilgt. 34 Ganz
dert euch ab von dieser Gemeinde, daß Israel aber, das rings um sie her war,
ich sie in einem Augenblick vertilge! floh bei ihrem Geschrei; denn sie spra-
22 Da fielen sie auf ihr Angesicht und chen: Daß uns die Erde nicht auch ver-
sprachen: O Gott, du Gott, der allem schlingt! 35 Und Feuer ging aus von dem
Fleisch den Lebensodem gibt, ein Mann HERRN und verzehrte die 250 Männer, die
hat gesündigt, und du willst über die gan- das Räucherwerk darbrachten.
ze Gemeinde zürnen?
Und der HERR redete zu Mose und
Das Gericht des HERRN über die Anführer sprach: 2 Sage zu Eleasar, dem Sohn
23 Da redete der HERR zu Mose und Aarons, des Priesters, daß er die Räucher-
sprach: 24 Rede zu der Gemeinde und pfannen aus dem Brand aufheben soll,
sprich: Entfernt euch ringsum von der und streue das Feuer hinweg; denn sie
Wohnung Korahs, Dathans und Abirams! sind heilig, 3 die Räucherpfannen derer,
25 Da stand Mose auf und ging zu Dathan die um den Preis ihrer Seelen gesündigt
und Abiram, und die Ältesten Israels folg- haben. Man soll sie zu breiten Blechen
ten ihm. 26 Und er redete zu der Gemein- schlagen und den Altar damit überziehen;
de und sprach: Weicht doch von den Zel- denn sie haben sie vor den HERRN gebracht
ten dieser gottlosen Menschen und rührt und [dadurch] geheiligt; sie sollen ein
nichts an von allem, was ihnen gehört, Zeichen sein für die Kinder Israels! 4 So
damit ihr nicht weggerafft werdet wegen nahm Eleasar, der Priester, die ehernen
aller ihrer Sünden! 27 Da entfernten sie Räucherpfannen, welche die Verbrannten
sich ringsum von der Wohnung Korahs, herzugebracht hatten, und man schlug
Dathans und Abirams. Dathan aber und sie zu Blechen, um den Altar [damit] zu
Abiram kamen heraus und traten an den überziehen, 5 zum Gedenken für die Kin-
Eingang ihrer Zelte mit ihren Frauen und der Israels, damit kein Fremder, der nicht
Söhnen und Kindern. aus dem Samen Aarons ist, sich naht, um
28 Und Mose sprach: Daran sollt ihr er- vor dem HERRN Räucherwerk zu opfern,
kennen, daß der HERR mich gesandt hat, damit es ihm nicht ergeht wie Korah und
alle diese Werke zu tun, und daß ich nicht seiner Rotte — so, wie der HERR durch
aus meinem eigenen Herzen gehandelt Mose zu ihm geredet hatte.
habe: 29 Wenn diese sterben werden, wie
alle Menschen sterben, und gestraft wer- Gericht über das murrende Volk
den mit einer Strafe, wie sie alle Men- 6 Am folgenden Morgen aber murrte die
schen trifft, so hat der HERR mich nicht ganze Gemeinde der Kinder Israels ge-
gesandt. 30 Wenn aber der HERR etwas gen Mose und gegen Aaron und sprach:
Neues schaffen wird, so daß der Erd- Ihr habt das Volk des HERRN getötet! 7 Und
boden seinen Mund auftut und sie ver- es geschah, als sich die Gemeinde gegen
schlingt mit allem, was sie haben, daß sie Mose und gegen Aaron versammelt hatte,
172 4. MOSE 17.18
wandten sie sich der Stiftshütte zu, und 21 Und Mose redete zu den Kindern Isra-
siehe, da bedeckte sie die Wolke, und die els; da gaben ihm alle ihre Fürsten zwölf
Herrlichkeit des HERRN erschien. 8 Und Stäbe, jeder Fürst einen Stab, nach ihren
Mose und Aaron gingen vor die Stifts- Vaterhäusern; auch Aarons Stab war un-
hütte. ter ihren Stäben. 22 Und Mose legte die
9 Und der HERR redete zu Mose und sprach: Stäbe vor den HERRN, in das Zelt des Zeug-
10 Entfernt euch aus der Mitte dieser Ge- nisses.
meinde, so will ich sie in einem Augen- 23 Und es geschah am nächsten Morgen,
blick vertilgen! Sie aber fielen auf ihr An- als Mose in das Zelt des Zeugnisses trat,
gesicht. 11 Und Mose sprach zu Aaron: siehe, da sproßte der Stab Aarons, des
Nimm die Räucherpfanne und tue Feuer Hauses Levis; er hatte ausgeschlagen und
vom Altar hinein und lege Räucherwerk Blüten getrieben und trug reife Man-
darauf; und geh schnell zu der Gemeinde deln. 24 Und Mose trug alle Stäbe von
und erwirke Sühnung für sie! Denn der dem HERRN hinaus zu allen Kindern Isra-
Zorn ist vom HERRN ausgegangen; die Pla- els; und sie sahen sie, und jeder nahm
ge hat begonnen! 12 Da nahm Aaron [die seinen Stab.
Räucherpfanne], wie Mose gesagt hatte, 25 Der HERR aber sprach zu Mose: Trage
und lief mitten unter die Gemeinde. Und den Stab Aarons wieder vor das Zeugnisa,
siehe, die Plage hatte unter dem Volk an- daß er aufbewahrt wird als ein Zeichen
gefangen; und er legte das Räucherwerk für die Widerspenstigen, damit ihr Mur-
darauf und erwirkte Sühnung für das ren vor mir aufhört und sie nicht sterben
Volk; 13 und er stand zwischen den Toten müssen! 26 Und Mose machte es so; wie
und den Lebendigen: da wurde der Plage der HERR es ihm geboten hatte, so machte
gewehrt. 14 Und die Zahl der an der Pla- er es.
ge Gestorbenen belief sich auf 14 700, 27 Und die Kinder Israels sprachen zu
außer denen, die wegen der Sache Ko- Mose: Siehe, wir sterben dahin; wir kom-
rahs umgekommen waren. 15 Und Aaron men um, wir kommen alle um! 28 Jeder,
kam wieder zu Mose vor den Eingang der der sich der Wohnung des HERRN naht,
Stiftshütte, nachdem der Plage gewehrt der stirbt! Sollen wir denn ganz und gar
worden war. untergehen?
Aarons sprossender Stab Der Dienst der Leviten
Hebr 5,4 1Chr 23;24-32
16 Und der HERR redete zu Mose und sprach: Und der HERR sprach zu Aaron: Du
17 Rede zu den Kindern Israels und nimm und deine Söhne und das Haus dei-
von ihnen je einen Stab für ein Vaterhaus, nes Vaters mit dir sollen die Versündigung
von allen Fürsten nach ihren Vaterhäusern, am Heiligtum tragen, und du und deine
zwölf Stäbe, und schreibe den Namen Söhne mit dir sollen die Sünde eures
eines jeden auf seinen Stab. 18 Aber Aa- Priesterdienstes tragen. 2 Laß auch deine
rons Namen sollst du auf den Stab Levis Brüder, den Stamm Levi, den Stamm dei-
schreiben; denn für jedes Oberhaupt ihrer nes Vaters, mit dir nahen; sie sollen sich
Vaterhäuser soll ein Stab sein. 19 Und lege dir anschließen und dir dienen. Du aber
sie in die Stiftshütte vor das Zeugnis, wo und deine Söhne mit dir, ihr sollt vor
ich mit euch zusammenzukommen pfle- dem Zelt des Zeugnisses dienen; 3 und
ge. 20 Und der Stab des Mannes, den ich jene sollen deine Anordnungen und den
erwählen werde, der wird sprossen. So wer- Dienst der ganzen Stiftshütte ausführen;
de ich das Murren der Kinder Israels, wo- doch zu den Geräten des Heiligtums
mit sie gegen euch gemurrt haben, vor mir und zum Altar sollen sie sich nicht na-
zum Schweigen bringen! hen, damit sie nicht sterben, sie und

a (17,25) d.h. vor die Bundeslade, in der die zehn Gebote aufbewahrt waren.
4. MOSE 18 173
ihr dazu; 4 sondern sie sollen sich dir HERRN bringen, sollen dir gehören. Jeder,
anschließen, daß sie den Dienst an der der in deinem Haus rein ist, soll davon
Stiftshütte verrichten, entsprechend der essen.
ganzen Arbeit an der Stiftshütte; aber kein 14 Alles Gebannte in Israel soll dir ge-
Fremder soll sich euch nahen. hören. 15 Alle Erstgeburt unter allem
5 So verrichtet ihr nun den Dienst am Fleisch, die sie dem HERRN darbringen, es
Heiligtum und den Dienst am Altar, da- sei vom Menschen oder vom Vieh, soll dir
mit künftig kein Zorngericht mehr über gehören; doch sollst du die Erstgeburt ei-
die Kinder Israels kommt! 6 Und siehe, nes Menschen unbedingt auslösen, und
ich habe die Leviten, eure Brüder, aus der auch die Erstgeburt eines unreinen Viehs
Mitte der Kinder Israels herausgenom- sollst du auslösen lassen. 16 Wenn sie
men, als eine Gabe für euch, als dem einen Monat alt sind, sollst du die-
HERRN Gegebene, damit sie den Dienst an jenigen, die auszulösen sind, nach dei-
der Stiftshütte verrichten. 7 Du aber und ner Schätzung um fünf Schekel Silber
deine Söhne mit dir, ihr sollt euren Prie- auslösen, nach dem Schekel des Heilig-
sterdienst ausüben in allem, was am Altar tums, der 20 Gera gilt.
zu tun ist, und innerhalb des Vorhangs, 17 Aber die Erstgeburt eines Rindes oder
und so den Dienst tun; denn als Gabe die Erstgeburt eines Lammes oder die
gebe ich euch den Dienst eures Priester- Erstgeburt einer Ziege sollst du nicht
tums. Wenn aber ein Fremder herzunaht, auslösen; denn sie sind heilig. Ihr Blut
so muß er getötet werden. sollst du an den Altar sprengen, und ihr
Fett sollst du als Feueropfer in Rauch
Opfer- und Erstlingsanteile der Priester aufgehen lassen, zum lieblichen Geruch
3Mo 7,29-36; Hes 44,28-30; 1Kor 9,13
für den HERRN. 18 Ihr Fleisch aber soll dir
8 Und der HERR sprach zu Aaron: Siehe, gehören; wie die Brust des Webopfers und
ich habe dir meine Hebopfer zu verwah- die rechte Keule soll es dir gehören. 19 Alle
ren gegeben; von allem, was die Kinder Hebopfer von den heiligen Gaben, wel-
Israels heiligen, habe ich sie dir und dei- che die Kinder Israels für den HERRN erhe-
nen Söhnen als Salbungsteil gegeben, als ben, habe ich dir und deinen Söhnen und
eine ewige Ordnung. 9 Das sollst du ha- deinen Töchtern mit dir gegeben, als eine
ben vom Hochheiligen, von den Feuerop- ewige Ordnung. Das soll ein ewiger Salz-
fern des Altars: alle ihre Opfergaben, nach bund sein vor dem HERRN, für dich und
allen ihren Speisopfern und Sündopfern deinen Samen mit dir.
und Schuldopfern, die sie mir darbrin- 20 Und der HERR sprach zu Aaron: In ih-
gen, sollen dir und deinen Söhnen als rem Land sollst du nichts erben, auch
Hochheiliges gehören. 10 An einem hoch- kein Teil unter ihnen haben; denn ich bin
heiligen Ort sollst du es essen; alles, was dein Teil und dein Erbe inmitten der Kin-
männlich ist, darf davon essen; denn es der Israels!
soll dir heilig sein. 21 Und siehe, so habe ich den Söhnen Le-
11 Und dies soll dir auch gehören: das vis alle Zehnten in Israel zum Erbteil ge-
Hebopfer ihrer Gaben, von allen Webop- geben für ihren Dienst, den sie tun, den
fern der Kinder Israels — ich habe sie dir Dienst an der Stiftshütte. 22 Darum sol-
und deinen Söhnen und deinen Töchtern len künftig die Kinder Israels nicht zu
mit dir als eine ewige Ordnung gegeben. der Stiftshütte nahen, damit sie nicht
Jeder, der in deinem Haus rein ist, soll da- Sünde auf sich laden und sterben; 23 son-
von essen: dern die Leviten sollen den Dienst an der
12 Alles Beste vom Öl und alles Beste Stiftshütte verrichten, und sie sollen ihre
vom Most und Korn, ihre Erstlinge, die Schuld tragen; das soll eine ewige Ord-
sie dem HERRN opfern, habe ich dir gege- nung für eure Nachkommen sein; aber
ben. 13 Die ersten Früchte alles dessen, sie sollen kein Erbteil besitzen unter den
was in ihrem Land [wächst], die sie dem Kindern Israels. 24 Denn den Zehnten der
174 4. MOSE 18.19
Kinder Israels, den sie dem HERRN als Heb- schächten. 4 Danach soll Eleasar, der Prie-
opfer entrichten, habe ich den Leviten als ster, mit seinem Finger von ihrem Blut
Erbteil gegeben. Darum habe ich zu ih- nehmen und von ihrem Blut siebenmal
nen gesagt, daß sie kein Erbteil unter den gegen die Vorderseite der Stiftshütte spren-
Kindern Israels besitzen sollen. gen, 5 und die junge Kuh soll er vor seinen
Augen verbrennen lassen; ihre Haut und
Vom Zehnten ihr Fleisch, dazu ihr Blut samt ihrem Mist
25 Und der HERR redete zu Mose und soll man verbrennen.
sprach: 26 Rede auch zu den Leviten 6 Und der Priester soll Zedernholz und
und sage ihnen: Wenn ihr von den Kin- Ysop und Karmesin nehmen und es mit-
dern Israels den Zehnten nehmt, den ich ten in das Feuer werfen, in dem die jun-
euch von ihnen als Erbteil gegeben habe, ge Kuh verbrannt wird. 7 Und der Priester
so sollt ihr davon dem HERRN ein Heb- soll seine Kleider waschen und seinen
opfer abheben, den Zehnten vom Zehn- Leib im Wasser baden und danach ins La-
ten. 27 Dieses euer Hebopfer soll euch ger gehen; und der Priester soll unrein
angerechnet werden wie Korn von der sein bis zum Abend. 8 Ebenso soll der,
Tenne und Most aus der Kelter. 28 So sollt welcher sie verbrannt hat, seine Kleider
auch ihr dem HERRN ein Hebopfer geben mit Wasser waschen und seinen Leib mit
von allen euren Zehnten, die ihr von den Wasser baden; und er soll unrein sein bis
Kindern Israels nehmt, und sollt davon zum Abend.
dem Priester Aaron ein Hebopfer für den 9 Und ein reiner Mann soll die Asche der
HERRN geben. 29 Von allem, was euch ge- jungen Kuh sammeln und außerhalb des
geben wird, sollt ihr dem HERRN ein Heb- Lagers an einen reinen Ort schütten, damit
opfer abgeben, von allem Besten den ge- sie dort für die Gemeinde der Kinder Israels
heiligten Teil. aufbewahrt wird für das Reinigungswasser;
30 Und sprich zu ihnen: Wenn ihr so das denn es dient zur Entsündigung. 10 Und
Allerbeste davon abhebt, so soll es den der, welcher die Asche der jungen Kuh ge-
Leviten angerechnet werden wie der Er- sammelt hat, soll seine Kleider waschen
trag der Tenne und wie der Ertrag der und unrein sein bis zum Abend. Und dies
Kelter. 31 Und ihr dürft es essen an soll eine ewige Ordnung sein für die Kin-
allen Orten, ihr und euer Haus; denn es der Israels und für die Fremdlinge, die un-
ist euer Lohn für euren Dienst an der ter ihnen wohnen.
Stiftshütte. 32 Und ihr werdet deswegen 11 Wer einen Toten anrührt, irgendeinen
keine Sünde auf euch laden, wenn ihr das Leichnam eines Menschen, der bleibt sie-
Beste davon abhebt; ihr werdet weder das ben Tage lang unrein. 12 Ein solcher soll
Geheiligte der Kinder Israels entweihen sich mit diesem [Reinigungswasser] am
noch sterben. dritten und am siebten Tag entsündigen,
so wird er rein. Wenn er sich aber nicht am
Die junge rote Kuh. Das Reinigungswasser dritten und am siebten Tag entsündigt, so
3Mo 14,1-9
wird er nicht rein. 13 Jeder, der einen To-
Und der HERR redete zu Mose und ten anrührt, die Leiche irgend eines
Aaron und sprach: Menschen, der gestorben ist, und sich
2 Dies ist eine Gesetzesbestimmung, die nicht entsündigen will, der hat die Woh-
der HERR geboten hat, indem er sprach: nung des HERRN verunreinigt: ein solcher
Sage den Kindern Israels, daß sie zu dir soll aus Israel ausgerottet werden, weil
eine rote junge Kuh bringen, die makellos das Reinigungswasser nicht über ihn ge-
ist und kein Gebrechen an sich hat, und auf sprengt worden ist, und er bleibt unrein;
die noch kein Joch gekommen ist; 3 und seine Unreinheit ist noch an ihm.
ihr sollt sie dem Priester Eleasar geben, 14 Das ist das Gesetz, wenn ein Mensch
und er soll sie vor das Lager hinausführen, im Zelt stirbt: Wer in das Zelt hineingeht,
und man soll sie dort vor seinen Augen und jeder, der im Zelt ist, soll sieben
4. MOSE 19.20 175
Tage lang unrein sein. 15 Und jedes offe- um versammelten sie sich gegen Mose und
ne Gefäß, auf dem nicht ein Deckel fest- gegen Aaron. 3 Und das Volk haderte mit
gebunden ist, ist unrein. Mose und sprach: Ach, wenn wir doch auch
16 Auch wer auf freiem Feld einen mit umgekommen wären, als unsere Brüder
dem Schwert Erschlagenen anrührt oder vor dem HERRN umkamen! 4 Und warum
sonst einen Toten oder das Gebein eines habt ihr die Gemeinde des HERRN in diese
Menschen oder ein Grab, der ist sieben Wüste gebracht, damit wir hier sterben,
Tage lang unrein. wir und unser Vieh? 5 Warum habt ihr uns
17 So sollen sie nun für den Unreinen doch aus Ägypten heraufgeführt, um uns
von der Asche des zur Entsündigung Ver- an diesen bösen Ort zu bringen, wo man
brannten nehmen und lebendiges Was- nicht säen kann, wo weder Feigenbäume
ser darüber gießen in ein Gefäß. 18 Und noch Weinstöcke noch Granatäpfel zu fin-
ein reiner Mann soll Ysop nehmen und den sind, ja, nicht einmal Trinkwasser?
ihn ins Wasser tunken und das Zelt be- 6 Und Mose und Aaron gingen von der Ge-
sprengen und alle Gefäße und alle Per- meinde weg zum Eingang der Stiftshütte
sonen, die darin sind; so auch den, der und fielen auf ihr Angesicht. Und die
ein Totengebein oder einen Erschlage- Herrlichkeit des HERRN erschien ihnen.
nen oder einen Toten oder ein Grab 7 Und der HERR redete zu Mose und
angerührt hat. 19 Und der Reine soll den sprach: 8 Nimm den Stab und versamm-
Unreinen besprengen am dritten Tag und le die Gemeinde, du und dein Bruder Aa-
am siebten Tag, und ihn so am siebten ron, und redet zu dem Felsen vor ihren
Tag entsündigen; und er soll seine Klei- Augen, so wird er sein Wasser geben. So
der waschen und sich im Wasser baden, sollst du ihnen Wasser aus dem Felsen
so wird er am Abend rein sein. verschaffen und der Gemeinde und ih-
20 Wenn aber jemand unrein ist und sich rem Vieh zu trinken geben!
nicht entsündigen will, so soll er aus der 9 Da holte Mose den Stab vor dem HERRN,
Mitte der Gemeinde ausgerottet werden, wie er ihm geboten hatte. 10 Und Mose
denn er hat das Heiligtum des HERRN ver- und Aaron versammelten die Gemeinde
unreinigt; das Reinigungswasser ist nicht vor dem Felsen; und er sprach zu ihnen:
auf ihn gesprengt worden, darum ist er Hört doch, ihr Widerspenstigen: Werden
unrein. 21 Und das soll ihnen eine ewige wir euch wohl aus diesem Felsen Wasser
Ordnung sein. Derjenige aber, welcher verschaffen? 11 Und Mose hob seine Hand
mit dem Reinigungswasser besprengt hat, auf und schlug den Felsen zweimal mit sei-
soll seine Kleider waschen. Und wer das nem Stab. Da floß viel Wasser heraus; und
Reinigungswasser anrührt, der soll un- die Gemeinde trank und auch ihr Vieh.
rein sein bis zum Abend. 22 Auch alles, 12 Der HERR aber sprach zu Mose und Aa-
was der Unreine anrührt, wird unrein ron: Weil ihr mir nicht geglaubt habt, um
werden; und wer ihn anrührt, der soll un- mich vor den Kindern Israels zu heiligen,
rein sein bis zum Abend. sollt ihr diese Gemeinde nicht in das Land
bringen, das ich ihnen gegeben habe!
Im vierzigsten Jahr der Wüstenwanderung: 13 Das ist das Wasser Meribaa, wo die Kin-
Mirjams Tod und Moses Versagen der Israels mit dem HERRN haderten und
Ps 106,32-33; 5Mo 32,48-52
er sich an ihnen heilig erwies.
Und die ganze Gemeinde der Kin-
der Israels kam in die Wüste Zin, im Die Edomiter verweigern
ersten Monat, und das Volk blieb in Ka- den Durchzug Israels
Ri 11,16-18
desch. Und Mirjam starb dort und wurde
dort begraben. 14 Danach sandte Mose Boten aus Ka-
2 Und die Gemeinde hatte kein Wasser; dar- desch zu dem König von Edom: So läßt
dir dein Bruder Israel sagen: Du kennst
a (20,13) bed. „Wasser des Streits“ / „Haderwasser“. alle Not, die uns begegnet ist; 15 daß
176 4. MOSE 20.21
unsere Väter nach Ägypten hinabgezo- seinen Sohn Eleasar und führe sie auf den
gen sind; daß wir lange Zeit in Ägypten Berg Hor, 26 und ziehe Aaron seine Klei-
gewohnt und die Ägypter uns und un- der aus und lege sie seinem Sohn Eleasar
sere Väter mißhandelt haben; 16 und wir an; und Aaron soll dort [zu seinem Volk]
schrieen zum HERRN, und er erhörte un- versammelt werden und sterben.
sere Stimme und sandte einen Engel und 27 Da machte es Mose so, wie der HERR
führte uns aus Ägypten heraus. Und sie- es geboten hatte; und sie stiegen auf den
he, wir sind in Kadesch, einer Stadt am Berg Hor vor den Augen der ganzen Ge-
äußersten Ende deines Gebietes. 17 So meinde. 28 Und Mose zog Aaron seine
laß uns nun durch dein Land ziehen! Wir Kleider aus und zog sie seinem Sohn Elea-
wollen weder durch Äcker noch durch sar an. Und Aaron starb dort, auf dem
Weinberge gehen, auch kein Wasser aus Gipfel des Berges. Mose aber und Eleasar
den Brunnen trinken. Wir wollen auf der stiegen vom Berg herab. 29 Und als die
Straße des Königs ziehen und weder zur ganze Gemeinde sah, daß Aaron gestor-
rechten noch zur linken Seite abweichen, ben war, beweinte ihn das ganze Haus Is-
bis wir durch dein Gebiet gezogen sind! rael 30 Tage lang.
18 Der Edomiter aber sprach zu ihnen: Du
sollst nicht durch mein Land ziehen, sonst Sieg über Arad
4Mo 33,40
werde ich dir mit dem Schwert entgegen-
ziehen! Und als der Kanaaniter, der König
19 Und die Kinder Israels sprachen zu von Arad, der im Negev wohnte,
ihm: Wir wollen auf der gebahnten Straße hörte, daß Israel auf dem Weg nach Ata-
ziehen, und wenn wir von deinem Was- rim heranzog, kämpfte er gegen Israel
ser trinken, wir und unser Vieh, so wollen und führte Gefangene von ihm weg. 2 Da
wir es bezahlen; wir wollen weiter nichts, legte Israel ein Gelübde ab vor dem HERRN
als nur zu Fuß hindurchziehen! 20 Er und sprach: Wenn du dieses Volk wirk-
aber sprach: Du sollst nicht hindurchzie- lich in meine Hand gibst, so will ich an ih-
hen! Und der Edomiter zog ihnen entge- ren Städten den Bann vollstrecken! 3 Und
gen mit mächtigem Volk und mit starker der HERR erhörte die Stimme Israels und
Hand. 21 So verweigerte der Edomiter Is- gab die Kanaaniter [in ihre Hand], und Is-
rael die Erlaubnis, durch sein Gebiet zu rael vollstreckte an ihnen und an ihren
ziehen. Und Israel wich ihm aus. Städten den Bann, und man nannte den
Ort Horma.
Aarons Tod
4Mo 33,37-39; 5Mo 32,48-52 Die eherne Schlange
Joh 3,14-16; 1Kor 10,9
22 Da brachen sie auf von Kadesch, und
die ganze Gemeinde der Kinder Israels 4 Da zogen sie vom Berg Hor weg auf
kam zum Berg Hor. 23 Und der HERR redete dem Weg zum Roten Meera, um das Land
mit Mose und Aaron am Berg Hor, an der der Edomiter zu umgehen.b Aber das Volk
Grenze des Landes der Edomiter, und er wurde ungeduldig auf dem Weg. 5 Und
sprach: 24 Aaron soll zu seinem Volk ver- das Volk redete gegen Gott und gegen
sammelt werden; denn er soll nicht in das Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten
Land kommen, das ich den Kindern Isra- heraufgeführt, damit wir in der Wüste
els gegeben habe, weil ihr meinem Befehl sterben? Denn hier gibt es weder Brot
ungehorsam gewesen seid bei den Was- noch Wasser, und unsere Seele hat einen
sern von Meriba. 25 Nimm aber Aaron und Ekel vor dieser elenden Speise!

a (21,4) w. „Schilfmeer“; dieser Begriff bezeichnet so- b (21,4) Israel wanderte zunächst nach Süden Rich-
wohl den Golf von Suez westlich der Sinai-Halbinsel tung Elat, dann umging es Edom im Osten und zog
als auch den Golf von Akaba östlich davon; dieser nördlich an Moab vorbei, zum Gebiet der Amoriter.
Teil des Roten Meeres ist hier gemeint.
4. MOSE 21 177
6 Da sandte der HERR Seraph-Schlangen 18 Du Brunnen, den die Fürsten gruben,
unter das Volk; die bissen das Volk, so daß den die Edlen des Volkes öffneten
viel Volk in Israel starb. 7 Da kamen sie zu mit dem Herrscherstab, mit ihren Stä-
Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, ben!«
daß wir gegen den HERRN und gegen dich Und aus der Wüste zogen sie nach Matta-
geredet haben. Bitte den HERRN, daß er na, 19 und von Mattana nach Nachaliel,
die Schlangen von uns wegnimmt! Und und von Nachaliel nach Bamot, 20 und
Mose bat für das Volk. von Bamot in das Tal, das im Gebiet von
8 Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir Moab liegt, bei dem Gipfel des Pisga, der
eine Seraph-[Schlange] und befestige sie auf die Wüste herunterschaut.
an einem Feldzeichena; und es soll ge-
schehen, wer gebissen worden ist und sie Sieg über die Könige Sihon und Og
5Mo 2,24-37; 3,1-20; Ps 136,17-22
ansieht, der soll am Leben bleiben! 9 Da
machte Mose eine eherne Schlange und 21 Und Israel sandte Boten zu Sihon,
befestigte sie an dem Feldzeichen; und es dem König der Amoriter, und ließ ihm sa-
geschah, wenn eine Schlange jemand biß gen: 22 Laß mich durch dein Land ziehen!
und er die eherne Schlange anschaute, so Wir wollen weder in die Äcker noch in die
blieb er am Leben. Weingärten abbiegen, wollen auch vom
Brunnenwasser nicht trinken; wir wollen
Israels Zug nach Moab auf der Straße des Königs ziehen, bis wir
4Mo 33,41-47
durch dein Gebiet gezogen sind!
10 Und die Kinder Israels brachen auf und 23 Aber Sihon gestattete Israel nicht, durch
lagerten sich in Obot. sein Gebiet zu ziehen; und Sihon versam-
11 Und von Obot brachen sie auf und la- melte sein ganzes Volk und zog aus, Israel
gerten sich bei Ijje-Abarim in der Wü- entgegen in die Wüste. Und als er nach
ste, Moab gegenüber, gegen Aufgang der Jahaz kam, kämpfte er gegen Israel. 24 Is-
Sonne. rael aber schlug ihn mit der Schärfe des
12 Von dort brachen sie auf und lagerten Schwertes und nahm sein Land in Besitz,
sich an dem Bach Sered. vom Arnon an bis an den Jabbok und bis zu
13 Von dort brachen sie auf und lagerten den Ammonitern; denn die Grenze der Am-
sich jenseits des Arnon, der in der Wüste moniter war fest. 25 So nahm Israel alle die-
ist und aus dem Gebiet der Amoriter se Städte ein und wohnte in allen Städten
herausfließt; denn der Arnon bildet die der Amoriter, in Hesbon und in allen sei-
Grenze Moabs, zwischen Moab und den nen Tochterstädten. 26 Denn Hesbon war
Amoritern. 14 Daher heißt es im Buch der die Stadt Sihons, des Königs der Amoriter,
Kriege des HERRN: der zuvor mit dem König der Moabiter
»Waheb hat er im Sturm eingenommen gekämpft und ihm sein ganzes Land bis
und die Täler des Arnon, zum Arnon abgenommen hatte.
15 und den Abhang der Täler, der sich 27 Daher sagen die Spruchdichter:
hinzieht bis zum Wohnsitz von Ar »Kommt nach Hesbon; sie werde
und sich anlehnt an die Grenze von gebaut,
Moab.« und die Stadt Sihons werde befestigt!
16 Von dort zogen sie nach Beer. Das ist 28 Denn aus Hesbon ist Feuer gefahren,
der Brunnen, von dem der HERR zu Mose eine Flamme von der Stadt Sihons,
sagte: Versammle das Volk, so will ich ih- die hat Ar-Moab verzehrt,
nen Wasser geben! die Besitzer der Höhen des Arnon.
17 Damals sang Israel dieses Lied: 29 Wehe dir, Moab!
»Quill auf, Brunnen! Du bist verloren, Volk des Kemoscha!
Singt ihm zu! Er hat seine Söhne zu Flüchtlingen

a (21,8) d.h. an der Stange eines Feldzeichens. a (21,29) Kemosch war der Hauptgott der Moabiter.
178 4. MOSE 21.22
und seine Töchter in Gefangenschaft Volk aus Ägypten gezogen; siehe, es be-
dahingegeben: deckt das ganze Land und lagert sich
zu Sihon, dem König der Amoriter; gegen mich! 6 So komm nun und ver-
30 da haben wir sie beschossen: fluche mir dieses Volk, denn es ist mir
es ist verloren von Hesbon bis nach zu mächtig; vielleicht kann ich es dann
Dibon, schlagen und aus dem Land treiben; denn
da haben wir verwüstet bis nach ich weiß: Wen du segnest, der ist geseg-
Nophach, net, und wen du verfluchst, der ist ver-
das bei Medeba liegt!« flucht!
31 So wohnte Israel im Land der Amori- 7 Und die Ältesten der Moabiter gingen
ter. hin mit den Ältesten der Midianiter und
32 Und Mose sandte Kundschafter aus hatten den Wahrsagerlohn in ihren
nach Jaeser, und sie nahmen seine Toch- Händen. Und sie kamen zu Bileam und
terstädte ein und vertrieben die Amoriter, sagten ihm die Worte Balaks. 8 Und er
die darin wohnten. 33 Und sie wandten sprach zu ihnen: Bleibt hier über Nacht,
sich um und zogen nach Baschan hinauf. und ich will euch antworten, so wie der
Da zog Og, der König von Baschan, mit HERR zu mir reden wird! — So blieben die
seinem ganzen Volk aus, ihnen entgegen, Fürsten der Moabiter bei Bileam.
zum Kampf bei Edrei. 9 Und Gott kam zu Bileam und sprach:
34 Der HERR aber sprach zu Mose: Fürchte Was sind das für Leute bei dir? 10 Und
dich nicht vor ihm, denn ich habe ihn mit Bileam sprach zu Gott: Balak, der Sohn
Land und Leuten in deine Hand gegeben! Zippors, der König der Moabiter, hat mir
Und du sollst mit ihm verfahren, wie du [eine Botschaft] gesandt: 11 Siehe, das
mit Sihon, dem König der Amoriter, ver- Volk, das aus Ägypten gezogen ist, es be-
fahren bist, der in Hesbon wohnte! deckt das ganze Land; so komm nun und
35 Und sie schlugen ihn und seine Söhne verfluche es mir; vielleicht kann ich dann
und sein ganzes Volk so, daß man ihm mit ihm kämpfen und es vertreiben!
niemand übrigließ, der entkommen wäre; 12 Aber Gott sprach zu Bileam: Geh nicht
und sie nahmen sein Land in Besitz. mit ihnen! Verfluche das Volk nicht, denn
es ist gesegnet! 13 Da stand Bileam am
Der Moabiterkönig Balak wirbt Bileam an Morgen auf und sprach zu den Fürsten
5Mo 23,3-4; Jos 24,9-10
Balaks: Geht hin in euer Land, denn der
Danach brachen die Kinder Israels HERR hat mir die Erlaubnis verweigert,
auf und lagerten sich in den Ebe- mit euch zu ziehen! 14 Und die Fürsten
nen Moabs, jenseits des Jordan, Jericho der Moabiter machten sich auf, kamen
gegenüber. zu Balak und sprachen: Bileam weigert
2 Als aber Balak, der Sohn Zippors, alles sich, mit uns zu ziehen!
sah, was Israel den Amoritern getan hat-
te, 3 da fürchtete sich Moab sehr vor dem Bileam reist zu Balak.
Volk, denn es war zahlreich; und es graute Gottes Zorn über Bileam
2Pt 2,15-16
den Moabitern vor den Kindern Israels.
4 Da sprach Moab zu den Ältesten von 15 Da sandte Balak noch einmal Fürsten,
Midian: Nun wird dieser Haufe alles rings die bedeutender und vornehmer waren
um uns her auffressen, wie das Vieh alles als jene. 16 Als diese zu Bileam kamen,
Grüne auf dem Feld wegfrißt! Balak aber, sprachen sie zu ihm: So spricht Balak, der
der Sohn Zippors, war zu jener Zeit König Sohn Zippors: Laß dich doch nicht davon
der Moabiter. 5 Und er sandte Boten aus abhalten, zu mir zu kommen! 17 Denn
zu Bileam, dem Sohn Beors, nach Petor, ich will dir große Ehre erweisen, und al-
das am Fluß [Euphrat] im Land der Kin- les, was du mir sagst, das will ich tun.
der seines Volkes liegt, um ihn zu rufen, So komm doch und verfluche mir dieses
und er ließ ihm sagen: Siehe, es ist ein Volk!
4. MOSE 22 179
18 Bileam antwortete und sprach zu den nur ein Schwert in meiner Hand wäre —
Knechten Balaksa: Selbst wenn mir Balak ich hätte dich jetzt umgebracht! 30 Die
sein Haus voll Silber und Gold gäbe, so Eselin aber sprach zu Bileam: Bin ich
könnte ich doch den Befehl des HERRN, nicht deine Eselin, die du von jeher gerit-
meines Gottes, nicht übertreten, um et- ten hast bis zu diesem Tag? War es jemals
was Kleines oder Großes zu tun! 19 Und meine Art, mich so gegen dich zu verhal-
nun, bleibt doch auch ihr noch hier über ten? Er antwortete: Nein!
Nacht, damit ich erfahre, was der HERR 31 Da enthüllte der HERR dem Bileam die
weiter mit mir reden wird! Augen, und er sah den Engel des HERRN
20 Da kam Gott in der Nacht zu Bileam im Weg stehen und das gezückte Schwert
und sprach zu ihm: Wenn die Männer ge- in seiner Hand. Da verneigte er sich und
kommen sind, um dich zu rufen, so ma- warf sich auf sein Angesicht. 32 Und der
che dich auf und geh mit ihnen; doch Engel des HERRN sprach zu ihm: Warum
nur das, was ich dir sagen werde, nur hast du deine Eselin nun dreimal geschla-
das darfst du tun! 21 Da stand Bileam am gen? Siehe, ich bin ausgegangen, um dir
Morgen auf und sattelte seine Eselin und zu widerstehen, weil [dein] Weg vor mir
zog mit den Fürsten der Moabiter. ins Verderben führt! 33 Und die Eselin hat
22 Aber der Zorn Gottes entbrannte mich gesehen und ist mir nun dreimal
darüber, daß er ging. Und der Engel des ausgewichen. Und wenn sie mir nicht
HERRN trat ihm als Widersacher in den ausgewichen wäre, so hätte ich dich jetzt
Weg. Er aber ritt auf seiner Eselin, und sei- umgebracht, sie aber am Leben gelassen!
ne beiden Burschen waren bei ihm. 23 Als 34 Da sprach Bileam zu dem Engel des
nun die Eselin den Engel des HERRN im HERRN: Ich habe gesündigt, denn ich
Weg stehen sah und das gezückte Schwert wußte nicht, daß du mir im Weg entge-
in seiner Hand, da bog die Eselin vom genstandest! Und nun, wenn es böse ist
Weg ab und ging aufs Feld. Bileam aber in deinen Augen, so will ich allein wieder
schlug die Eselin, um sie auf den Weg zu umkehren. 35 Und der Engel des HERRN
lenken. sprach zu Bileam: Geh mit den Männern;
24 Da trat der Engel des HERRN in einen aber du darfst nur das reden, was ich
Hohlweg bei den Weinbergen; eine Mau- dir sagen werde! So zog Bileam mit den
er war auf dieser, eine Mauer auf jener Fürsten Balaks.
Seite. 25 Als nun die Eselin den Engel des 36 Als nun Balak hörte, daß Bileam kam,
HERRN sah, drängte sie sich an die Wand zog er ihm entgegen bis Ir-Moab, das am
und klemmte Bileams Fuß an die Wand. Grenzfluß Arnon liegt, der die äußerste
Da schlug er sie noch mehr. Grenze bildet. 37 Und Balak sprach zu
26 Da ging der Engel des HERRN weiter und Bileam: Habe ich nicht dringend zu dir
trat an einen engen Ort, wo kein Platz gesandt und dich rufen lassen? Warum
zum Ausweichen war, weder zur Rech- bist du denn nicht zu mir gekommen?
ten noch zur Linken. 27 Als nun die Ese- Fürwahr, kann ich dich etwa nicht eh-
lin den Engel des HERRN sah, fiel sie unter ren? 38 Und Bileam antwortete dem Ba-
Bileam auf ihre Knie. Da entbrannte der lak: Siehe, ich bin jetzt zu dir gekommen.
Zorn Bileams, und er schlug die Eselin Kann ich nun irgend etwas reden? Nur
mit dem Stecken. 28 Da öffnete der HERR das Wort, das mir Gott in den Mund legt,
der Eselin den Mund; und sie sprach zu das will ich reden!
Bileam: Was habe ich dir getan, daß du 39 So zog Bileam mit Balak, und sie ka-
mich nun dreimal geschlagen hast? men nach Kirjath-Huzoth. 40 Und Balak
29 Bileam sprach zu der Eselin: Weil du opferte Rinder und Schafe und sandte
Mutwillen mit mir getrieben hast! Wenn davon zu Bileam und den Fürsten, die

a (22,18) Im Alten Orient bezeichnete man Minister und Mitglieder des königlichen Hofstaates allgemein mit
dem Titel »Knechte des Königs«.
180 4. MOSE 22.23
bei ihm waren. 41 Und es geschah am wortete und sprach: Muß ich nicht dar-
Morgen, da nahm Balak den Bileam und auf achten, nur das zu reden, was mir der
führte ihn hinauf zu den Höhen Baals, HERR in den Mund gelegt hat?
von wo aus er den äußersten Teil des Vol- 13 Balak sprach zu ihm: Komm doch mit
kes sehen konnte. mir an einen anderen Ort, von wo aus du
es sehen kannst. Nur seinen äußersten Teil
Bileams Segen über Israel — sollst du sehen und sollst es nicht ganz se-
Erster und zweiter Spruch hen; von da aus verfluche es mir! 14 Und
5Mo 23,3-5; Jud 11
er nahm ihn [mit sich] zu dem Späherfeld,
Und Bileam sprach zu Balak: Baue auf die Höhe des Pisga, und er baute sie-
mir hier sieben Altäre, und stelle ben Altäre und opferte auf jedem Altar
mir hier sieben Stiere und sieben Widder einen Stier und einen Widder. 15 Und er
bereit! 2 Und Balak machte es so, wie es sprach zu Balak: Tritt hier zu deinem
Bileam ihm sagte. Und Balak und Bileam Brandopfer; ich aber will dort eine Begeg-
opferten auf jedem Altar einen Stier und nung suchen. 16 Und der HERR begegnete
einen Widder. 3 Und Bileam sprach zu dem Bileam und legte ihm ein Wort in sei-
Balak: Tritt zu deinem Brandopfer! Ich nen Mund und sprach: Kehre um zu Ba-
will dorthin gehen. Vielleicht begegnet lak, und so sollst du reden!
mir der HERR, und was er mich sehen las- 17 Und als er wieder zu ihm kam, siehe, da
sen wird, das werde ich dir verkünden! stand er bei seinem Brandopfer samt den
Und er ging hin auf eine kahle Höhe. Fürsten der Moabiter. Und Balak sprach
4 Und Gott begegnete dem Bileam. Er zu ihm: Was hat der HERR gesagt?
aber sprach zu ihm: Die sieben Altäre 18 Da begann er seinen Spruch und sprach:
habe ich errichtet und auf jedem einen »Steh auf, Balak, und höre! Leihe mir dein
Stier und einen Widder geopfert. 5 Der Ohr, du Sohn Zippors! 19 Gott ist nicht
HERR aber legte Bileam ein Wort in den ein Mensch, daß er lüge, noch ein Men-
Mund und sprach: Kehre um zu Balak, schenkind, daß ihn etwas gereuen würde.
und so sollst du reden! Was er gesagt hat, sollte er es nicht tun?
6 Und er kehrte zu ihm zurück, und sie- Was er geredet hat, sollte er es nicht
he, da stand er bei seinem Brandopfer, er ausführen? 20 Siehe, zu segnen habe ich
und alle Fürsten der Moabiter. 7 Da be- empfangen; Er hat gesegnet, und ich kann
gann er seinen Spruch und sprach: es nicht abwenden! 21 Er schaut kein Un-
»Aus Aram hat mich Balak herbeigeführt, recht in Jakob, und er sieht kein Unheil
der König der Moabiter von den Bergen in Israel. Der HERR, sein Gott, ist mit ihm,
des Ostens: Komm, verfluche mir Jakob, und man jubelt dem König zu in seiner
komm und verwünsche Israel! 8 Wie soll- Mitte. 22 Gott hat sie aus Ägypten geführt;
te ich den verfluchen, den Gott nicht ver- seine Kraft ist wie die eines Büffels. 23 So
flucht? Wie sollte ich den verwünschen, hilft denn keine Zauberei gegen Jakob und
den der HERR nicht verwünscht? 9 Denn keine Wahrsagerei gegen Israel. Zu seiner
von den Felsengipfeln sehe ich ihn, und Zeit wird man von Jakob sagen und von Is-
von den Hügeln schaue ich ihn. Siehe, ein rael: Was hat Gott [Großes] getan! 24 Sie-
Volk, das abgesondert wohnt und nicht he, welch ein Volk! Wie eine Löwin wird
unter die Heiden gerechnet wird. 10 Wer es aufstehen und wie ein Löwe sich erhe-
kann den Staub Jakobs zählen und die ben. Es wird sich nicht legen, bis es den
Zahl des vierten Teiles von Israel? Meine Raub verzehrt und das Blut der Erschlage-
Seele sterbe den Tod der Gerechten, und nen getrunken hat!«
mein Ende soll dem ihren gleichen!«
11 Da sprach Balak zu Bileam: Was hast du
Die weiteren Weissagungen Bileams
5Mo 33,26-29
mir angetan? Ich habe dich holen lassen,
daß du meine Feinde verfluchst, und sie- 25 Da sprach Balak zu Bileam: Wenn du
he, du hast sie sogar gesegnet! 12 Er ant- es nicht verfluchen kannst, so sollst du es
4. MOSE 23.24 181
auch nicht segnen! 26 Bileam aber antwor- Bileam, und er schlug die Hände zusam-
tete und sprach zu Balak: Habe ich nicht men; und Balak sprach zu Bileam: Ich
zu dir geredet und gesagt: Alles, was der habe dich gerufen, damit du meine Fein-
HERR sagen wird, das werde ich tun? 27 Ba- de verfluchst, und siehe, du hast sie nun
lak sprach zu Bileam: Komm doch, ich will schon dreimal gesegnet! 11 Und nun flie-
dich an einen anderen Ort führen; viel- he an deinen Ort! Ich hatte vor, dich hoch
leicht wird es in Gottes Augen recht sein, zu ehren; aber siehe, der HERR hat dir die
daß du sie mir dort verfluchst! 28 Und Ehre versagt!
Balak nahm Bileam [mit sich] auf den Gip- 12 Bileam aber antwortete dem Balak: Habe
fel des Peor, der auf die Wüste herunter- ich nicht auch zu deinen Boten, die du mir
schaut. 29 Und Bileam sprach zu Balak: sandtest, geredet und gesagt: 13 Wenn mir
Baue mir hier sieben Altäre und stelle mir Balak sein Haus voll Silber und Gold gäbe,
hier sieben Stiere und sieben Widder be- so könnte ich doch das Gebot des HERRN
reit! 30 Und Balak tat, wie Bileam sagte; nicht übertreten, um Gutes oder Böses zu
und er opferte auf jedem Altar einen Stier tun nach meinem eigenen Herzen; son-
und einen Widder. dern nur was der HERR reden wird, das wer-
de ich auch reden? 14 Und nun siehe, da
Als nun Bileam sah, daß es dem ich zu meinem Volk ziehe, so komm, ich
HERRN gefiel, Israel zu segnen, ging will dir sagen, was dieses Volk deinem Volk
er nicht, wie zuvor, auf Wahrsagung aus, in den letzten Tagen tun wird!
sondern richtete sein Angesicht zu der
Bileams Weissagung
Wüste hin. 2 Und Bileam hob seine Au-
gen auf und sah Israel, wie es nach sei- 15 Und er begann seinen Spruch und
nen Stämmen lagerte. Und der Geist Got- sprach: »So spricht Bileam, der Sohn Beors,
tes kam auf ihn. und so spricht der Mann, dessen Augen
3 Und er begann seinen Spruch und geöffnet sind; 16 so spricht der, welcher die
sprach: »So spricht Bileam, der Sohn Be- Worte Gottes hört, und der die Erkennt-
ors, und so spricht der Mann, dessen Au- nis des Höchsten hat, der ein Gesicht des
gen geöffnet sind; 4 so spricht der, wel- Allmächtigen sieht, der niederfällt, aber
cher die Worte Gottes hört, der ein Gesicht dessen Augen enthüllt sind:
des Allmächtigen sieht, der niederfällt, 17 Ich sehe ihn, aber jetzt noch nicht; ich
aber dessen Augen enthüllt sind: schaue ihn, aber noch nicht in der Nähe.
5 Wie schön sind deine Zelte, Jakob, deine Ein Stern tritt hervor aus Jakob, und ein
Wohnungen, Israel! 6 Wie Täler sind sie Zepter erhebt sich aus Israel. Es wird
ausgebreitet, wie Gärten am Strom, wie die Schläfen Moabs zerschmettern, und
Aloebäume, die der HERR gepflanzt hat, alle Söhne Seths zertrümmern. 18 Edom
wie Zedern am Wasser. 7 Wasser wird aus wird sein Besitz und Seir zum Eigentum
seinen Eimern fließen, und sein Same seiner Feinde werden; Israel aber wird
wird sein in großen Wassern. Sein König Mächtiges tun. 19 Von Jakob wird ausge-
wird höher sein als Agag, und sein Reich hen, der herrschen wird, und er wird um-
wird erhöht sein. bringen, was von der Stadt übrig ist.«
8 Gott hat ihn aus Ägypten geführt, seine 20 Und als er Amalek sah, begann er sei-
Kraft ist wie die eines Büffels. Er wird die nen Spruch und sprach: »Amalek ist der
Heiden, seine Widersacher, fressen und Erstling der Heiden, aber zuletzt wird er
ihre Gebeine zermalmen und sie mit sei- untergehen!«
nen Pfeilen niederstrecken. 9 Er kauert 21 Und als er die Keniter sah, begann er
sich nieder, um zu lagern wie ein Löwe, seinen Spruch und sprach: »Deine Woh-
und wie eine Löwin — wer will ihn auf- nung ist fest, und du hast dein Nest auf
wecken? Gesegnet sei, wer dich segnet, einen Felsen gesetzt; 22 doch du wirst
und verflucht, wer dich verflucht!« verwüstet werden, Kain! Wie lange noch,
10 Da entbrannte der Zorn Balaks gegen bis Assur dich gefangen wegführt?«
182 4. MOSE 24.25.26
23 Und er begann wiederum seinen Spruch durch, daß er mit meinem Eifer unter ih-
und sprach: »Wehe! Wer wird am Leben nen eiferte, meinen Grimm von den Kin-
bleiben, wenn Gott dies ausführt? 24 Und dern Israels abgewandt, so daß ich die
Schiffe von der Küste Kittims, die werden Kinder Israels nicht aufgerieben habe in
Assur bezwingen und auch Heber bezwin- meinem Eifer. 12 Darum sprich zu ihm:
gen; und auch er wird untergehen!« Siehe, ich gewähre ihm meinen Bund des
25 Und Bileam machte sich auf und ging Friedens, 13 und es soll ihm und seinem
und kehrte an seinen Ort zurück; und Ba- Samen nach ihm der Bund eines ewigen
lak zog auch seines Weges. Priestertums zufallen dafür, daß er für
seinen Gott geeifert hat und so Sühnung
Das Volk Israel betreibt Götzendienst. erwirkt hat für die Kinder Israels!
Pinehas eifert für Gott 14 Der Name des getöteten israelitischen
Offb 2,14; 5Mo 4,3-4; 1Kor 10,8; Ps 106,28-31
Mannes aber, der samt der Midianiterin
Und Israel ließ sich in Sittim nie- erschlagen wurde, war Simri — ein Sohn
der; und das Volk fing an, Unzucht Salus, ein Fürst des Vaterhauses der Simeo-
zu treiben mit den Töchtern der Moabi- niter. 15 Der Name der getöteten midiani-
ter, 2 und diese luden das Volk zu den Op- tischen Frau aber war Kosbi — eine Toch-
fern ihrer Götter ein. Und das Volk aß [mit ter Zurs, der das Stammesoberhaupt eines
ihnen] und betete ihre Götter an. 3 Und Vaterhauses unter den Midianitern war.
Israel begab sich unter das Joch des Baal- 16 Und der HERR redete zu Mose und
Peor. Da entbrannte der Zorn des HERRN sprach: 17 Bekämpft die Midianiter und
über Israel. schlagt sie! 18 Denn sie sind es, die euch
4 Und der HERR sprach zu Mose: Nimm bekämpft haben mit ihrer List, mit der sie
alle Obersten des Volkes und hänge sie auf euch überlistet haben in der Sache des
für den HERRN angesichts der Sonne, da- Peor und in der Sache ihrer Schwester
mit der brennende Zorn des HERRN von Is- Kosbi, der midianitischen Fürstentochter,
rael abgewandt wird! 5 Und Mose sprach die erschlagen wurde an dem Tag der Pla-
zu den Richtern Israels: Jedermann töte ge, die wegen der Sache des Peor entstan-
seine Leute, die sich unter das Joch des den war.
Baal-Peor begeben haben!
6 Und siehe, ein Mann aus den Kindern VORBEREITUNGEN FÜR DEN EINZUG DER NEUEN
Israels kam und brachte eine Midianiterin GENERATION INS LAND KANAAN
zu seinen Brüdern, vor den Augen Moses Kapitel 26 - 36
und vor den Augen der ganzen Gemein-
de der Kinder Israels, während sie wein- Neue Volkszählung in der Ebene von Moab
4Mo 1; 1Chr 2 bis 8; Offb 7,4-8
ten vor dem Eingang der Stiftshütte. 7 Als
Pinehas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Und es geschah, als die Plage ein
Aarons, des Priesters, dies sah, stand er Ende hatte, da sprach der HERR zu
aus der Mitte der Gemeinde auf und Mose und Eleasar, dem Sohn Aarons, des
nahm einen Speer in seine Hand; 8 und er Priesters: 2 Ermittle die Zahl der ganzen
ging dem israelitischen Mann nach, hin- Gemeinde der Kinder Israels von 20 Jah-
ein in das Innere des Zeltes, und durch- ren an und darüber, nach ihren Vater-
bohrte sie beide durch den Unterleib, häusern, von allen in Israel, die kriegstaug-
den israelitischen Mann und die Frau. Da lich sind! 3 Und Mose redete mit ihnen,
wurde die Plage von den Kindern Israels samt Eleasar, dem Priester, in den Ebenen
abgewehrt. Moabs am Jordan, Jericho gegenüber, und
9 Die [Zahl derer] aber, die an dieser Plage sprach: 4 Wer 20 Jahre alt ist und darüber,
starben, war 24 000. [soll gemustert werden], wie der HERR
10 Und der HERR redete zu Mose und es Mose geboten hat. Und dies sind die
sprach: 11 Pinehas, der Sohn Eleasars, Söhne Israels, die aus dem Land Ägypten
des Sohnes Aarons, des Priesters, hat da- gezogen sind:
4. MOSE 26 183
5 Ruben, der Erstgeborene Israels. Die ihm kommt das Geschlecht der Schelani-
Söhne Rubens waren: Hanoch, von ihm ter; Perez, von ihm kommt das Geschlecht
kommt das Geschlecht der Hanochiter; der Pereziter; Serach, von ihm kommt
Pallu, von ihm kommt das Geschlecht der das Geschlecht der Serachiter. 21 Aber die
Palluiter; 6 Hezron, von ihm kommt das Söhne des Perez waren: Hezron, von ihm
Geschlecht der Hezroniter; Karmi, von ihm kommt das Geschlecht der Hezroniter;
kommt das Geschlecht der Karmiter. Hamul, von ihm kommt das Geschlecht
7 Das sind die Geschlechter der Rubeni- der Hamuliter.
ter. Und die Zahl ihrer Gemusterten be- 22 Das sind die Geschlechter Judas, und
trug 43 730. die Zahl ihrer Gemusterten betrug
8 Aber die Söhne Pallus waren: Eliab. 76 500.
9 Und die Söhne Eliabs waren: Nemuel 23 Die Söhne Issaschars nach ihren Ge-
und Dathan und Abiram; jene Dathan schlechtern waren: Tola, von ihm kommt
und Abiram, die Berufenen der Gemein- das Geschlecht der Tolaiter; Puwa, von
de, die sich gegen Mose und gegen Aaron ihm kommt das Geschlecht der Puniter;
auflehnten in der Rotte Korahs, als sie sich 24 Jaschub, von ihm kommt das Ge-
gegen den HERRN auflehnten. 10 Und die schlecht der Jaschubiter; Schimron, von
Erde tat ihren Mund auf und verschlang ihm kommt das Geschlecht der Schimro-
sie samt Korah, als die Rotte starb, als das niter.
Feuer 250 Männer verzehrte und sie zum 25 Das sind die Geschlechter Issaschars,
Zeichen wurden. 11 Aber die Söhne Ko- und die Zahl ihrer Gemusterten betrug
rahs starben nicht. 64 300.
12 Die Söhne Simeons nach ihren Ge- 26 Die Söhne Sebulons nach ihren Ge-
schlechtern waren: Nemuel, von ihm schlechtern waren: Sered, von ihm kommt
kommt das Geschlecht der Nemueliter; das Geschlecht der Serediter; Elon, von
Jamin, von ihm kommt das Geschlecht ihm kommt das Geschlecht der Eloniter;
der Jaminiter; Jachin, von ihm kommt das Jachleel, von ihm kommt das Geschlecht
Geschlecht der Jachiniter; 13 Serach, von der Jachleeliter.
ihm kommt das Geschlecht der Serachi- 27 Das sind die Geschlechter der Sebulo-
ter; Saul, von ihm kommt das Geschlecht niter; und die Zahl ihrer Gemusterten be-
der Sauliter. trug 60 500.
14 Das sind die Geschlechter der Simeo- 28 Die Söhne Josephs nach ihren Ge-
niter, 22 200. schlechtern waren Manasse und Ephraim.
15 Die Söhne Gads nach ihren Geschlech- 29 Die Söhne Manasses waren: Machir,
tern waren: Zephon, von ihm kommt das von ihm kommt das Geschlecht der Ma-
Geschlecht der Zephoniter; Haggi, von chiriter; und Machir zeugte den Gilead,
ihm kommt das Geschlecht der Haggi- von ihm kommt das Geschlecht der Gile-
ter; Schuni, von ihm kommt das Ge- aditer. 30 Das sind aber die Söhne Gileads:
schlecht der Schuniter; 16 Osni, von ihm Jeser, von ihm kommt das Geschlecht der
kommt das Geschlecht der Osniter; Eri, Jeseriter; Helek, von ihm kommt das Ge-
von ihm kommt das Geschlecht der Eriter; schlecht der Helekiter; 31 Asriel, von ihm
17 Arod, von ihm kommt das Geschlecht kommt das Geschlecht der Asrieliter; Si-
der Aroditer; Areli, von ihm kommt das chem, von ihm kommt das Geschlecht
Geschlecht der Areliter. der Sichemiter; 32 Schemida, von ihm
18 Das sind die Geschlechter der Söhne kommt das Geschlecht der Schemidaiter;
Gads, und die Zahl ihrer Gemusterten be- Hepher, von ihm kommt das Geschlecht
trug 40 500. der Hepheriter. 33 Zelophchad aber, der
19 Die Söhne Judas waren: Er und Onan; Sohn Hephers, hatte keine Söhne, son-
Er und Onan aber waren im Land Kanaan dern Töchter, und die Töchter Zeloph-
gestorben. 20 Aber die Söhne Judas nach chads hießen Machla, Noah, Hogla, Milka
ihren Geschlechtern waren: Schela, von und Tirza.
184 4. MOSE 26
34 Das sind die Geschlechter Manasses; 47 Das sind die Geschlechter der Söhne
und die Zahl ihrer Gemusterten betrug Assers; die Zahl ihrer Gemusterten betrug
52 700. 53 400.
35 Die Söhne Ephraims nach ihren Ge- 48 Die Söhne Naphtalis nach ihren Ge-
schlechtern waren: Schutelach, von ihm schlechtern waren: Jachzeel, von ihm
kommt das Geschlecht der Schutela- kommt das Geschlecht der Jachzeeliter;
chiter; Becher, von ihm kommt das Guni, von ihm kommt das Geschlecht der
Geschlecht der Becheriter; Tachan, von Guniter; 49 Jezer, von ihm kommt das Ge-
ihm kommt das Geschlecht der Tachani- schlecht der Jezeriter; Schillem, von ihm
ter. 36 Und die Söhne Schutelachs waren: kommt das Geschlecht der Schillemiter.
Eran, von ihm kommt das Geschlecht der 50 Das sind die Geschlechter Naphtalis
Eraniter. nach ihren Familien, ihre Gemusterten
37 Das sind die Geschlechter der Söhne 45 400.
Ephraims, die Zahl ihrer Gemusterten be- 51 Das sind die Gemusterten der Kinder
trug 32 500. Das sind die Söhne Josephs Israels, 601 730.
nach ihren Geschlechtern. 52 Und der HERR redete zu Mose und
38 Die Söhne Benjamins nach ihren Ge- sprach: 53 Diesen soll das Land zum Erbe
schlechtern waren: Bela, von ihm kommt ausgeteilt werden nach der Anzahl der
das Geschlecht der Belaiter; Aschbel, von Namen. 54 Denen, die zahlreich sind,
ihm kommt das Geschlecht der Asch- sollst du ein größeres Erbteil geben, und
beliter; Achiram, von ihm kommt das denen, die wenige sind, sollst du ein klei-
Geschlecht der Achiramiter; 39 Schephu- neres Erbteil geben; jedem [Stamm] soll
pham, von ihm kommt das Geschlecht man sein Erbteil geben nach der Zahl sei-
der Schuphamiter; Hupham, von ihm ner Gemusterten. 55 Doch soll das Land
kommt das Geschlecht der Huphamiter. durch das Los verteilt werden. Nach dem
40 Die Söhne Belas aber waren: Ard und Namen der Stämme ihrer Väter sollen sie
Naeman, von [Ard] kommt das Ge- ihr Erbteil empfangen; 56 denn nach dem
schlecht der Arditer und von Naeman das Los soll ihr Erbe ausgeteilt werden, unter
Geschlecht der Naemaniter. die Vielen und Wenigen.
41 Das sind die Söhne Benjamins nach ih- 57 Und dies sind die Gemusterten Levis
ren Geschlechtern; und die Zahl ihrer Ge- nach ihren Geschlechtern: Gerson, von
musterten betrug 45 600. ihm kommt das Geschlecht der Gerso-
42 Die Söhne Dans nach ihren Geschlech- niter; Kahat, von ihm kommt das Ge-
tern waren: Schucham, von ihm kommt schlecht der Kahatiter; Merari, von ihm
das Geschlecht der Schuchamiter. Das kommt das Geschlecht der Merariter.
sind die Geschlechter Dans nach ihren 58 Das sind die Geschlechter Levis: das
Familien. 43 Und alle Geschlechter der Geschlecht der Libniter, das Geschlecht
Schuchamiter, so viele von ihnen gemu- der Hebroniter, das Geschlecht der Mach-
stert wurden, beliefen sich auf 64 400. liter, das Geschlecht der Muschiter, das
44 Die Söhne Assers nach ihren Geschlech- Geschlecht der Korahiter. Kahat aber hat
tern waren: Jimna, von ihm kommt das den Amram gezeugt. 59 Und die Frau
Geschlecht der Jimnaiter; Jischwi, von ihm Amrams hieß Jochebed, eine Tochter Le-
kommt das Geschlecht der Jischwiter; Be- vis, die dem Levi in Ägypten geboren
ria, von ihm kommt das Geschlecht der wurdea; und sie gebar dem Amram Aa-
Beriiter. 45 Aber die Söhne Berias waren: ron und Mose und ihre Schwester Mir-
Heber, von ihm kommt das Geschlecht jam. 60 Dem Aaron aber wurden geboren:
der Heberiter; Malchiel, von ihm kommt Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. 61 Na-
das Geschlecht der Malchieliter. 46 Und dab aber und Abihu starben, als sie frem-
die Tochter Assers hieß Serach. des Feuer vor den HERRN brachten.

a (26,59) »Tochter« bedeutet hier einfach weiblicher Nachkomme.


4. MOSE 26.27 185
62 Und die Gesamtzahl ihrer Gemusterten Wenn jemand stirbt und keinen Sohn hat,
war 23 000, alle männlichen Geschlechts, so soll er sein Erbteil auf seine Tochter
die einen Monat alt waren und darüber; übergehen lassen. 9 Und wenn er keine
denn sie wurden nicht mit den Kindern Tochter hat, so sollt ihr sein Erbteil sei-
Israels gemustert, weil man ihnen kein nen Brüdern geben. 10 Und wenn er kei-
Erbe unter den Kindern Israels gab. ne Brüder hat, so sollt ihr sein Erbteil den
63 Das ist die Musterung der Kinder Is- Brüdern seines Vaters geben. 11 Wenn
raels, die Mose und Eleasar, der Priester, aber sein Vater keine Brüder hat, so sollt
vornahmen in den Ebenen Moabs am ihr sein Erbteil dem nächsten Blutsver-
Jordan, Jericho gegenüber. 64 Unter die- wandten aus seinem Geschlecht geben,
sen war keiner von denen, die Mose und damit er es erbt. Das soll den Kindern Is-
Aaron, der Priester, musterten, als sie die raels eine Rechtssatzung sein — so, wie
Kinder Israels in der Wüste Sinai zählten. der HERR es Mose geboten hat.
65 Denn der HERR hatte von ihnen gesagt:
Sie sollen gewißlich in der Wüste ster- Josua wird zum Nachfolger
ben! Und es blieb keiner von ihnen übrig, Moses bestimmt
5Mo 31,7-23; 32,48-52; 34,1-9
außer Kaleb, der Sohn Jephunnes, und
Josua, der Sohn Nuns. 12 Und der HERR sprach zu Mose: Steige
auf dieses Bergland Abarim und sieh dir
Das Erbrecht der Töchter das Land an, das ich den Kindern Israels
4Mo 36; Jos 17,3-4
gegeben habe! 13 Und wenn du es gese-
Und es kamen herzu die Töchter hen hast, sollst du auch zu deinem Volk
Zelophchads, des Sohnes Hephers, versammelt werden, wie dein Bruder Aa-
des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, ron versammelt worden ist, 14 weil ihr in
des Sohnes Manasses, unter den Ge- der Wüste Zin beim Hadern der Gemein-
schlechtern Manasses, des Sohnes Jo- de meinem Befehl widerspenstig gewe-
sephs; und dies waren die Namen seiner sen seid, mich vor ihnen durch das Was-
Töchter: Machla, Noah, Hogla, Milka und ser zu heiligen. (Das ist das Haderwasser
Tirza. 2 Und sie traten vor Mose und vor in Kadesch in der Wüste Zin.)
Eleasar, den Priester, und vor die Ober- 15 Und Mose redete mit dem HERRN und
sten und die ganze Gemeinde an den Ein- sprach: 16 Der HERR, der Gott, der allem
gang der Stiftshütte und sprachen: 3 Un- Fleisch den Lebensodem gibt, wolle ei-
ser Vater ist in der Wüste gestorben; er nen Mann über die Gemeinde einsetzen,
gehörte aber nicht zu der Rotte, die sich 17 der vor ihnen aus- und eingeht und sie
in der Rotte Korahs gegen den HERRN aus- und einführt, damit die Gemeinde
zusammenschloß; sondern er ist an sei- des HERRN nicht sei wie Schafe, die keinen
ner Sünde gestorben; und er hat keine Hirten haben!
Söhne gehabt. 4 Warum soll denn der 18 Und der HERR sprach zu Mose: Nimm
Name unseres Vaters unter seinen Ge- dir Josua, den Sohn Nuns, einen Mann,
schlechtern untergehen, weil er keinen in dem der Geist ist, und lege deine Hand
Sohn hat? Gib uns auch ein Eigentum un- auf ihn; 19 und stelle ihn vor Eleasar, den
ter den Brüdern unseres Vaters! Priester, und vor die ganze Gemeinde und
5 Da brachte Mose ihre Rechtssache vor gib ihm Befehl vor ihren Augen. 20 Und
den HERRN. 6 Und der HERR redete mit lege von deiner Hoheit auf ihn, damit die
Mose und sprach: 7 Die Töchter Zeloph- ganze Gemeinde der Kinder Israels ihm
chads haben recht geredet. Du sollst ih- gehorsam ist. 21 Und er soll vor Eleasar,
nen unbedingt unter den Brüdern ihres den Priester, treten; der soll für ihn das
Vaters ein Erbbesitztum geben und sollst Urteil der Urim erfragen vor dem HERRN.
das Erbe ihres Vaters auf sie übergehen Nach seiner Weisung sollen sie aus- und
lassen! einziehen, er und alle Kinder Israels mit
8 Und sprich zu den Kindern Israels so: ihm, die ganze Gemeinde!
186 4. MOSE 27.28
22 Und Mose machte es, wie der HERR ge- der als Speisopfer, 13 und je ein Zehntel
boten hatte, und nahm Josua und stellte Feinmehl als Speisopfer, mit Öl gemengt,
ihn vor Eleasar, den Priester, und vor die zu jedem Lamm. Es ist ein Brandopfer,
ganze Gemeinde; 23 und er legte seine ein Feueropfer zum lieblichen Geruch für
Hände auf ihn und gab ihm Befehl — wie den HERRN. 14 Und sein Trankopfer soll
der HERR durch Mose geredet hatte. ein halbes Hin Wein zu jedem Stier sein,
ein Drittel Hin zu dem Widder, ein Viertel
Opferbestimmungen Hin zu jedem Lamm. Das ist das mo-
für die verschiedenen Festzeiten natliche Brandopfer, für jeden Monat im
2Mo 29,38-42; Hes 46,13-15
Jahr. 15 Dazu soll ein Ziegenbock als
Und der HERR redete zu Mose und Sündopfer dem HERRN geopfert werden,
sprach: 2 Gebiete den Kindern Is- außer dem beständigen Brandopfer und
raels und sprich zu ihnen: Ihr sollt darauf seinem Trankopfer.
achten, daß ihr meine Opfergaben, mei-
ne Speise von meinen Feueropfern, die Die Opfer für das Passah
zum lieblichen Geruch für mich sind, mir und das Fest der Erstlinge
darbringt zu ihrer bestimmten Zeit. 16 Aber am vierzehnten Tag des ersten Mo-
3 Und sprich zu ihnen: Das ist das nats ist das Passah des HERRN; 17 und am
Feueropfer, das ihr dem HERRN darbrin- fünfzehnten Tag desselben Monats ist das
gen sollt: täglich zwei einjährige, makel- Fest; sieben Tage soll man ungesäuertes
lose Lämmer als beständiges Brandopfer. Brot essen. 18 Am ersten Tag soll eine
4 Das eine Lamm sollst du am Morgen op- heilige Versammlung sein; da sollt ihr kei-
fern, das andere sollst du zur Abendzeit ne Werktagsarbeit verrichten, 19 sondern
opfern; 5 dazu ein Zehntel Epha Feinmehl sollt dem HERRN ein Feueropfer, nämlich
als Speisopfer, gemengt mit einem Viertel ein Brandopfer, darbringen: zwei junge
Hin Öl aus zerstoßenen Oliven. 6 Das ist Stiere, einen Widder und sieben einjährige
das beständige Brandopfer, das am Berg Lämmer; makellos sollen sie sein; 20 dazu
Sinai eingesetzt wurde zum lieblichen Ge- ihre Speisopfer von Feinmehl, mit Öl ge-
ruch, als Feueropfer für den HERRN; 7 Dazu mengt; drei Zehntel sollt ihr zu jedem
sein Trankopfer, zu jedem Lamm ein Vier- Stier und zwei Zehntel zu dem Widder op-
tel Hin. Im Heiligtum soll man dem HERRN fern, 21 und je ein Zehntel sollt ihr zu je-
das Trankopfer von starkem Getränk spen- dem der sieben Lämmer opfern; 22 dazu
den. 8 Das andere Lamm sollst du zur einen Bock als Sündopfer, um Sühnung
Abendzeit opfern, wie das Speisopfer am für euch zu erwirken. 23 Und dies sollt ihr
Morgen und wie sein Trankopfer sollst du opfern zusätzlich zu dem Brandopfer am
[es] opfern, als Feueropfer zum lieblichen Morgen, das ein beständiges Brandopfer
Geruch für den HERRN. ist. 24 Auf diese Weise sollt ihr täglich, sie-
9 Am Sabbattag aber zwei einjährige, ma- ben Tage lang, dem HERRN die Speise des
kellose Lämmer und zwei Zehntel Fein- wohlriechenden Feueropfers opfern; ne-
mehl als Speisopfer, mit Öl gemengt, ben dem beständigen Brandopfer und sei-
dazu sein Trankopfer. 10 Das ist das Sab- nem Trankopfer soll es geopfert werden.
bat-Brandopfer an jedem Sabbat, außer 25 Und am siebten Tag sollt ihr eine heili-
dem beständigen Brandopfer und sein ge Versammlung halten; da sollt ihr keine
Trankopfer. Werktagsarbeit verrichten.
11 Aber am ersten Tag eurer Monate sollt 26 Auch am Tag der Erstlinge, wenn ihr
ihr dem HERRN als Brandopfer darbringen: dem HERRN das neue Speisopfer an eurem
zwei Jungstiere und einen Widder, sieben Wochenfest darbringt, sollt ihr eine hei-
einjährige, makellose Lämmer; 12 und drei lige Versammlung halten; da sollt ihr kei-
Zehntel Feinmehl als Speisopfer, mit Öl ge- ne Werktagsarbeit verrichten, 27 sondern
mengt, zu jedem Stier; zwei Zehntel Fein- ihr sollt dem HERRN als Brandopfer zum
mehl, mit Öl gemengt, zu dem einen Wid- lieblichen Geruch zwei junge Stiere dar-
4. MOSE 28.29 187
bringen, einen Widder, sieben einjährige 12 Ebenso sollt ihr am fünfzehnten Tag des
Lämmer 28 samt ihrem Speisopfer von siebten Monats eine heilige Versammlung
Feinmehl, mit Öl gemengt; drei Zehntel halten; da sollt ihr keine Werktagsarbeit
auf jeden Stier, zwei Zehntel zu dem Wid- verrichten, sondern ihr sollt dem HERRN
der; 29 und ein Zehntel auf jedes Lamm sieben Tage lang ein Fest feiern. 13 Da
von den sieben Lämmern, 30 und einen sollt ihr ein Brandopfer darbringen, ein
Ziegenbock, um Sühnung für euch zu er- Feueropfer zum lieblichen Geruch für
wirken. 31 Diese Opfer sollt ihr darbrin- den HERRN: 13 junge Stiere, zwei Widder,
gen, außer dem beständigen Brandopfer 14 einjährige Lämmer, makellos sollen
mit seinem Speisopfer — sie sollen makel- sie sein, 14 samt ihrem Speisopfer von
los sein —, und ihre Trankopfer dazu. Feinmehl, mit Öl gemengt, drei Zehntel
zu jedem Stier von den 13 Stieren, zwei
Die Opfer für den Versöhnungstag Zehntel zu jedem Widder von den bei-
und das Laubhüttenfest den Widdern 15 und ein Zehntel zu jedem
Und am ersten Tag des siebten Mo- Lamm von den 14 Lämmern; 16 dazu
nats sollt ihr eine heilige Versamm- einen Ziegenbock als Sündopfer, außer
lung halten; da sollt ihr keine Werktagsar- dem beständigen Brandopfer mit seinem
beit verrichten, denn es ist euer Tag des Speisopfer und seinem Trankopfer.
Hörnerschalls. 2 Und ihr sollt dem HERRN 17 Und am zweiten Tag: 12 junge Stiere,
Brandopfer darbringen zum lieblichen zwei Widder, 14 einjährige, makellose
Geruch: einen jungen Stier, einen Wid- Lämmer, 18 mit den zugehörigen Speis-
der, sieben einjährige makellose Lämmer; opfern und Trankopfern zu den Stieren,
3 dazu ihr Speisopfer von Feinmehl, mit Widdern und Lämmern, entsprechend
Öl gemengt, drei Zehntel zum Stier, zwei ihrer Zahl, nach der Vorschrift; 19 dazu
Zehntel zum Widder, 4 und ein Zehntel einen Ziegenbock als Sündopfer, außer
zu jedem Lamm von den sieben Läm- dem beständigen Brandopfer samt sei-
mern; 5 auch einen Ziegenbock als Sünd- nem Speisopfer und ihren Trankopfern.
opfer, um Sühnung für euch zu erwirken, 20 Und am dritten Tag: 11 Stiere, zwei
6 außer dem Brandopfer des Neumonds Widder, 14 einjährige, makellose Lämmer,
und seinem Speisopfer, und außer dem 21 samt ihrem Speisopfer und ihren Trank-
beständigen Brandopfer mit seinem opfern zu den Stieren, Widdern und
Speisopfer und mit ihren Trankopfern, Lämmern, entsprechend ihrer Zahl, nach
nach ihrer Vorschrift, zum lieblichen Ge- der Vorschrift; 22 dazu einen Bock als
ruch, ein Feueropfer für den HERRN. Sündopfer, außer dem beständigen Brand-
7 Und am zehnten Tag dieses siebten Mo- opfer samt seinem Speisopfer und seinem
nats sollt ihr eine heilige Versammlung Trankopfer.
halten und sollt eure Seelen demütigen; 23 Und am vierten Tag: 10 Stiere, zwei
da sollt ihr keine Werktagsarbeit verrich- Widder, 14 einjährige, makellose Lämmer,
ten. 8 Und ihr sollt dem HERRN ein Brand- 24 samt ihrem Speisopfer und ihren Trank-
opfer darbringen, zum lieblichen Geruch: opfern zu den Stieren, Widdern und
einen jungen Stier, einen Widder, sieben Lämmern, entsprechend ihrer Zahl, nach
einjährige Lämmer, makellos sollen sie der Vorschrift; 25 dazu einen Ziegenbock
euch sein, 9 samt ihrem Speisopfer von als Sündopfer, außer dem beständigen
Feinmehl, mit Öl gemengt, drei Zehntel Brandopfer samt seinem Speisopfer und
zum Stier, zwei Zehntel zu dem einen seinem Trankopfer.
Widder, 10 und ein Zehntel zu jedem 26 Und am fünften Tag: 9 Stiere, zwei
Lamm von den sieben Lämmern; 11 dazu Widder, 14 einjährige, makellose Lämmer,
einen Ziegenbock als Sündopfer, außer 27 samt ihrem Speisopfer und ihren Trank-
dem Sündopfer zur Versöhnung und dem opfern zu den Stieren, Widdern und
beständigen Brandopfer mit seinem Lämmern, entsprechend ihrer Zahl, nach
Speisopfer und ihren Trankopfern. der Vorschrift; 28 dazu einen Bock als
188 4. MOSE 29.30
Sündopfer, außer dem beständigen Brand- so soll er sein Wort nicht brechen; son-
opfer samt seinem Speisopfer und seinem dern gemäß allem, was aus seinem Mund
Trankopfer. hervorgegangen ist, soll er handeln.
29 Und am sechsten Tag: 8 Stiere, zwei 4 Wenn eine Frau dem HERRN ein Gelübde
Widder, 14 einjährige, makellose Lämmer, ablegt und eine Verpflichtung auf sich
30 samt ihrem Speisopfer und ihren nimmt, solange sie noch ledig im Haus
Trankopfern zu den Stieren, Widdern ihres Vaters ist, 5 und ihr Gelübde und
und Lämmern, entsprechend ihrer Zahl, ihre Verpflichtung, die sie auf ihre Seele
nach der Vorschrift; 31 dazu einen Bock nahm, vor ihren Vater kommt, und ihr
als Sündopfer, außer dem beständigen Vater schweigt dazu, so sollen alle ihre
Brandopfer samt seinem Speisopfer und Gelübde gültig sein und jede Verpflich-
seinen Trankopfern. tung, die sie auf ihre Seele gebunden
32 Und am siebten Tag: 7 Stiere, zwei Wid- hat. 6 Wenn aber ihr Vater an dem Tag,
der, 14 einjährige, makellose Lämmer, da er es hört, es ihr verwehrt, so ist kei-
33 samt ihrem Speisopfer und ihren Trank- nes ihrer Gelübde und ihrer Verpflichtun-
opfern zu den Stieren, Widdern und gen gültig, die sie auf ihre Seele gebunden
Lämmern, entsprechend ihrer Zahl, nach hat. Und der HERR wird es ihr vergeben,
ihrer Vorschrift; 34 dazu einen Ziegenbock weil ihr Vater es ihr verwehrt hat.
als Sündopfer, außer dem beständigen 7 Wenn sie aber einen Mann heiratet, und
Brandopfer samt seinem Speisopfer und sie hat ein Gelübde abgelegt oder ein un-
seinem Trankopfer. bedachtes Versprechen, das sie auf ihre
35 Am achten Tag sollt ihr eine Festver- Seele gebunden hat, 8 und ihr Mann hört
sammlung halten; da sollt ihr keine es und schweigt still an dem Tag, da er
Werktagsarbeit verrichten, 36 sondern ein davon hört, so gelten ihre Gelübde; und
Brandopfer darbringen, ein Feueropfer ihre Verpflichtungen, die sie auf ihre See-
zum lieblichen Geruch für den HERRN: ei- le gebunden hat, sollen bestehen. 9 Wenn
nen Stier, einen Widder, sieben einjährige, aber ihr Mann es ihr verwehrt an dem
makellose Lämmer, 37 samt ihrem Speis- Tag, da er es hört, so macht er damit ihr
opfer und ihren Trankopfern zu dem Gelübde ungültig, das sie auf sich hat,
Stier, dem Widder und den Lämmern, und das unbedachte Versprechen, das sie
entsprechend ihrer Zahl, nach der Vor- auf ihre Seele gebunden hat; und der HERR
schrift; 38 dazu einen Bock als Sündopfer, wird es ihr vergeben.
außer dem beständigen Brandopfer samt 10 Aber das Gelübde einer Witwe oder ei-
seinem Speisopfer und seinem Trank- ner Verstoßenen, alles, was sie sich auf ihre
opfer. Seele gebunden hat, soll für sie gelten.
39 Dies sollt ihr dem HERRN an euren Fe- 11 Und wenn sie im Haus ihres Mannes
sten darbringen, außer dem, was ihr ge- ein Gelübde abgelegt oder sich mit ei-
lobt habt und freiwillig gebt an Brand- nem Eid etwas auf ihre Seele gebunden
opfern, Speisopfern, Trankopfern und hat, 12 und ihr Mann hat es gehört und
Friedensopfern. dazu geschwiegen und es ihr nicht ver-
wehrt, so gelten alle ihre Gelübde und jede
Das Gesetz über Gelübde Verpflichtung, die sie auf ihre Seele ge-
5Mo 23,21-23; Pred 5,3-6
bunden hat. 13 Wenn es aber ihr Mann an
Und Mose sagte den Kindern Israels dem Tag, da er es hört, irgendwie ungültig
alles, was ihm der HERR geboten hat- macht, so gilt keines ihrer Gelübde oder
te. 2 Und Mose redete mit den Obersten der Verpflichtungen ihrer Seele von dem,
der Stämme der Kinder Israels und sprach: was über ihre Lippen gegangen ist; denn
Das ist es, was der HERR geboten hat: ihr Mann hat es aufgehoben, und der HERR
3 Wenn ein Mann dem HERRN ein Gelübde wird es ihr vergeben. 14 Alle Gelübde und
ablegt oder einen Eid schwört, womit er jeden Verpflichtungseid zur Demütigung
eine Verpflichtung auf seine Seele bindet, der Seele — ihr Mann kann sie bestätigen,
4. MOSE 30.31 189
und ihr Mann kann sie aufheben. 15 Wenn sie mit Feuer. 11 Und sie nahmen alle
er aber von einem Tag bis zum anderen Beute und allen Raub an Menschen und
dazu schweigt, so bestätigt er jedes ihrer Vieh 12 und brachten es zu Mose und Elea-
Gelübde oder alle ihre Verpflichtungen, sar, dem Priester, und zu der Gemeinde
die sie auf sich hat; er bestätigt sie, weil der Kinder Israels, nämlich die Gefange-
er geschwiegen hat an dem Tag, da er es nen und die Beute und das geraubte Gut,
hörte. 16 Sollte er sie aber erst später auf- in das Lager, in die Ebenen Moabs, die am
heben, nachdem er es gehört hat, so muß Jordan liegen, Jericho gegenüber.
er ihre Schuld tragen. 13 Und Mose und Eleasar, der Priester,
17 Das sind die Satzungen, die der HERR und alle Stammesfürsten der Gemeinde
Mose geboten hat, zwischen einem Mann gingen ihnen entgegen vor das Lager
und seiner Frau und zwischen einem Va- hinaus. 14 Und Mose wurde zornig über
ter und seiner Tochter, solange sie noch die Befehlshaber des Heeres, die Ober-
ledig im Haus ihres Vaters ist. sten über Tausend und die Obersten über
Hundert, die vom Feldzug kamen.
Israels Sieg über die Midianiter 15 Und Mose sprach zu ihnen: Habt ihr
4Mo 25,16-18
alle Frauen am Leben gelassen? 16 Siehe,
Und der HERR redete zu Mose und sie haben ja in der Sache des Peor durch
sprach: 2 Nimm für die Kinder Is- den Rat Bileams die Kinder Israels vom
raels Rache an den Midianitern; danach HERRN abgewandt, so daß der Gemeinde
sollst du zu deinem Volk versammelt wer- des HERRN die Plage widerfuhr! 17 So tötet
den! nun alles, was männlich ist unter den
3 Da redete Mose zu dem Volk und sprach: Kindern, und tötet alle Frauen, die einen
Rüstet unter euch Männer zu einem Mann im Beischlaf erkannt haben; 18 aber
Kriegszug, und zwar gegen Midian, daß alle Kinder weiblichen Geschlechts, die
sie die Rache des HERRN an den Midia- vom Beischlaf eines Mannes nichts wis-
nitern vollstrecken! 4 Aus allen Stämmen sen, die laßt für euch leben.
Israels sollt ihr je 1 000 Mann zum Feld- 19 Lagert euch nun außerhalb des Lagers
zug entsenden! sieben Tage lang, jeder, der eine Seele
5 Da wurden aus den Tausenden Israels getötet oder einen Erschlagenen ange-
tausend von jedem Stamm ausgehoben, rührt hat; entsündigt euch dann am drit-
12 000 für den Feldzug Gerüstete. 6 Und ten und siebten Tag, ihr und eure Ge-
Mose entsandte sie, tausend aus jedem fangenen. 20 Und alle Kleider und alles
Stamm, in den Feldzug, sie und Pinehas, Gerät von Fellen und alles, was von Zie-
den Sohn Eleasars, des Priesters, zum genhaar gemacht ist, und alles hölzerne
Heereszug, mit den heiligen Geräten und Gerät sollt ihr entsündigen!
den Lärmtrompeten in seiner Hand. 21 Und Eleasar, der Priester, sprach zu
7 Und sie führten den Feldzug gegen die den Kriegsleuten, die in die Schlacht ge-
Midianiter, wie der HERR es Mose geboten zogen waren: Siehe, das ist die Geset-
hatte, und töteten alles, was männlich zesbestimmung, die der HERR Mose gebo-
war. 8 Sie töteten auch die Könige der Mi- ten hat: 22 Nur das Gold und das Silber,
dianiter zusätzlich zu den von ihnen Er- das Erz, das Eisen, das Zinn und das
schlagenen, nämlich Ewi, Rekem, Zur, Hur Blei, 23 alles, was das Feuer aushält, sollt
und Reba, fünf Könige der Midianiter; auch ihr durchs Feuer gehen lassen, und es
Bileam, den Sohn Beors, brachten sie mit wird rein sein; nur muß es mit dem Rei-
dem Schwert um. 9 Und die Kinder Israels nigungswasser entsündigt werden. Aber
führten die Frauen der Midianiter und ihre alles, was das Feuer nicht aushält, sollt
Kinder gefangen weg; und all ihr Vieh, ihr durchs Wasser gehen lassen. 24 Auch
alle ihre Habe und alle ihre Güter raubten eure Kleider sollt ihr am siebten Tag wa-
sie; 10 und alle ihre Städte, ihre Wohnun- schen, so werdet ihr rein. Danach sollt ihr
gen und alle ihre Zeltlager verbrannten ins Lager kommen!
190 4. MOSE 31.32
Aufteilung der Kriegsbeute Esel, 46 sowie 16 000 Menschenseelen.
25 Und der HERR redete zu Mose und 47 Und Mose nahm von dieser Hälfte der
sprach: 26 Stelle die Summe der Kriegs- Kinder Israels je ein Stück von 50 heraus,
beute fest, an Gefangenen, Menschen von Menschen und Vieh, und gab sie den
und Vieh, du und Eleasar, der Priester, Leviten, die den Dienst an der Wohnung
und die Häupter der Vaterhäuser der Ge- des HERRN verrichteten, wie der HERR es
meinde, 27 und teile die Kriegsbeute zur Mose geboten hatte.
Hälfte zwischen denen, die den Krieg 48 Und die Befehlshaber über die Tau-
geführt haben, die ins Feld gezogen sind, sendschaften des Heeres traten zu Mose,
und der ganzen Gemeinde. 28 Du sollst die Obersten über Tausend und die Ober-
aber dem HERRN eine Abgabe erheben von sten über Hundert, 49 und sie sprachen
den Kriegsleuten, die ins Feld gezogen zu Mose: Deine Knechte haben die Sum-
sind, ein Leben auf je 500, von den Men- me der Kriegsleute festgestellt, die unter
schen, von den Rindern, von den Eseln unserem Befehl gewesen sind, und es
und von den Schafen. 29 Von ihrer Hälfte fehlt nicht ein Mann von uns. 50 Darum
sollst du es nehmen, und es Eleasar, bringen wir dem HERRN eine Opfergabe,
dem Priester, geben, als Hebopfer für den was jeder gefunden hat von goldenem
HERRN. 30 Aber von der Hälfte der Kinder Geschmeide, Fußketten, Armbänder, Fin-
Israels sollst du von je 50 ein Stück neh- gerringe, Ohrringe und Spangen, um für
men, von den Menschen, von den Rin- unsere Seelen Sühnung zu tun vor dem
dern, von den Eseln und von den Schafen, HERRN!
von allem Vieh, und sollst sie den Leviten 51 Und Mose und Eleasar, der Priester, nah-
geben, die den Dienst an der Wohnung men von ihnen das Gold, allerlei kunstfer-
des HERRN verrichten. 31 Und Mose und tig gearbeitetes Geschmeide. 52 Und das
Eleasar, der Priester, machten es so, wie ganze Gold des Hebopfers, das sie dem
der HERR es Mose geboten hatte. HERRN darbrachten, betrug 16 750 Sche-
32 Und die Kriegsbeute, die das Kriegs- kel, von den Obersten über Tausend und
volk geraubt hatte betrug: 675 000 Schafe den Obersten über Hundert. 53 Die
33 und 72 000 Rinder, 34 und 61 000 Esel. Kriegsleute aber hatten jeder für sich
35 Und was die Menschenseelen betrifft, geplündert. 54 Und Mose und Eleasar, der
so war die Zahl der Mädchen, die vom Priester, nahmen das Gold von den Ober-
Beischlaf eines Mannes nichts wußten, sten über Tausend und über Hundert und
32 000. brachten es in die Stiftshütte, zum Geden-
36 Und die Hälfte [der Kriegsbeute], wel- ken für die Kinder Israels vor dem HERRN.
che denen gehörte, die ins Feld gezogen
waren, betrug 337 500 Schafe, 37 und die Die Stämme jenseits des Jordans
Abgabe für den HERRN betrug 675 Schafe; Jos 1,12-18; 22,1-34
38 ferner 36 000 Rinder; davon die Ab- Die Söhne Rubens aber und die
gabe für den HERRN 72; 39 ferner 30 500 Söhne Gads hatten viel Vieh, eine
Esel, davon die Abgabe für den HERRN 61; gewaltige Menge; und sie sahen das Land
40 16 000 Menschenseelen; davon die Ab- Jaeser und das Land Gilead, und siehe, es
gabe für den HERRN 32 Seelen. war ein geeignetes Land für ihr Vieh. 2 Da
41 Und Mose gab diese Abgabe Eleasar, kamen die Söhne Gads und die Söhne
dem Priester, als Hebopfer für den HERRN, Rubens und redeten mit Mose und Elea-
wie der HERR es Mose geboten hatte. sar, dem Priester, und mit den Fürsten der
42 Und die Hälfte für die Kinder Israels, Gemeinde und sprachen: 3 Ataroth, Di-
die Mose abgeteilt hatte von [der Kriegs- bon, Jaeser, Nimra, Hesbon, Elale, Sebam,
beute] der Männer, die in den Krieg Nebo und Beon, 4 das Land, das der HERR
gezogen waren, 43 nämlich die der Ge- vor der Gemeinde Israels geschlagen hat,
meinde zufallende Hälfte, betrug 337 500 ist geeignet für das Vieh; nun haben wir,
Schafe 44 und 36 000 Rinder 45 und 30 500 deine Knechte, [viel] Vieh. 5 Und sie spra-
4. MOSE 32 191
chen: Wenn wir Gnade in deinen Augen ben um der Einwohner des Landes wil-
gefunden haben, so werde dieses Land len. 18 Wir wollen nicht heimkehren, bis
deinen Knechten zum Besitz gegeben; die Kinder Israels jeder sein Erbteil ein-
führe uns doch nicht über den Jordan! genommen haben. 19 Denn wir wollen
6 Und Mose sprach zu den Söhnen Gads nicht mit ihnen erben jenseits des Jordan
und zu den Söhnen Rubens: Sollen eure und weiterhin, sondern unser Erbe soll
Brüder etwa in den Kampf ziehen, und uns diesseits des Jordan, gegen Sonnen-
ihr wollt hierbleiben? 7 Warum wollt ihr aufgang zufallen!
denn das Herz der Kinder Israels abspen- 20 Da sprach Mose zu ihnen: Wenn ihr
stig machen, daß sie nicht hinüberziehen das tun wollt, daß ihr euch vor dem HERRN
in das Land, das ihnen der HERR gegeben zum Kampf rüstet, 21 so zieht, wer unter
hat? 8 So machten es auch eure Väter, als euch gerüstet ist, über den Jordan vor
ich sie von Kadesch-Barnea aussandte, dem HERRN, bis er seine Feinde vor sei-
das Land anzusehen; 9 sie kamen herauf nem Angesicht vertrieben hat. 22 Wenn
bis zum Tal Eschkol und sahen das Land; dann das Land vor dem HERRN unter-
aber sie machten das Herz der Kinder Is- worfen ist, dann erst sollt ihr umkehren;
raels abspenstig, so daß sie nicht in das so werdet ihr vor dem HERRN und vor Is-
Land ziehen wollten, das ihnen der HERR rael unschuldig sein, und dieses Land soll
gegeben hatte. euer Besitztum werden vor dem HERRN!
10 Und der Zorn des HERRN entbrannte 23 Wenn ihr aber nicht so handelt, siehe,
zu jener Zeit, und er schwor und sprach: so habt ihr euch an dem HERRN versündigt,
11 Fürwahr, die Männer, die aus Ägypten und ihr werdet erfahren, daß eure Sünde
gezogen sind, von 20 Jahren an und euch finden wird! 24 So baut euch nun
darüber, sie sollen das Land nicht sehen, Städte für eure Kinder und Hürden für
das ich Abraham, Isaak und Jakob zuge- eure Schafe, und tut, was ihr versprochen
schworen habe, weil sie mir nicht völlig habt.
nachgefolgt sind; 12 ausgenommen Ka- 25 Und die Söhne Gads und die Söhne
leb, der Sohn Jephunnes, der Kenisiter, Rubens sprachen zu Mose: Deine Knech-
und Josua, der Sohn Nuns; denn sie sind te wollen tun, wie mein Herr geboten
dem HERRN völlig nachgefolgt. 13 So ent- hat. 26 Unsere Kinder, unsere Frauen, un-
brannte der Zorn des HERRN über Israel, sere Habe und all unser Vieh sollen hier in
und er ließ sie in der Wüste hin- und her- den Städten Gileads bleiben; 27 wir aber,
ziehen 40 Jahre lang, bis die ganze Gene- deine Knechte, alle die zum Heereszug
ration aufgerieben war, die Böses getan gerüstet sind, wollen in den Kampf zie-
hatte in den Augen des HERRN. hen vor dem HERRN, wie mein Herr be-
14 Und siehe, ihr seid an Stelle eurer Väter fiehlt!
aufgekommen, eine Brut von sündigen 28 Da gebot Mose ihretwegen Eleasar,
Männern, um die Zornglut des HERRN dem Priester, und Josua, dem Sohn Nuns,
gegen Israel noch größer zu machen! und den Familienhäuptern der Stämme
15 Denn wenn ihr euch von seiner Nach- der Kinder Israels; 29 und Mose sprach
folge abwendet, so wird er auch sie noch zu ihnen: Wenn die Söhne Gads und die
länger in der Wüste lassen, und ihr wer- Söhne Rubens mit euch über den Jordan
det dieses ganze Volk verderben! ziehen, alle, die zum Kampf gerüstet sind
16 Da traten sie zu ihm und sprachen: vor dem HERRN, und das Land vor euch
Wir wollen nur Schafhürden für unsere unterworfen ist, so gebt ihnen das Land
Herden hier bauen, und Städte für unse- Gilead zum Besitz. 30 Ziehen sie aber
re Kinder. 17 Wir aber wollen uns [zum nicht gerüstet mit euch, so sollen sie sich
Kampf] rüsten und eilends voranziehen unter euch im Land Kanaan ansiedeln.
vor den Kindern Israels, bis wir sie an ih- 31 Da antworteten die Söhne Gads und
ren Ort gebracht haben; unsere Kinder die Söhne Rubens und sprachen: Wie
sollen in den verschlossenen Städten blei- der HERR zu deinen Knechten geredet
192 4. MOSE 32.33
hat, so wollen wir handeln. 32 Wir wollen nämlich alle Erstgeborenen; denn der HERR
gerüstet in das Land Kanaan ziehen vor hatte an ihren Göttern Gericht geübt.
dem HERRN, und das Besitztum unseres 5 Und die Kinder Israels brachen auf
Erbes soll uns diesseits des Jordan ver- von Ramses und lagerten sich in Sukkot.
bleiben! 6 Und sie brachen auf von Sukkot und
33 So gab Mose den Söhnen Gads und lagerten sich in Etam, das am Rand der
den Söhnen Rubens und dem halben Wüste liegt. 7 Von Etam brachen sie auf
Stamm Manasse, des Sohnes Josephs, das und wandten sich nach Pi-Hachirot, das
Königreich Sihons, des Königs der Amo- vor Baal-Zephon liegt, und lagerten sich
riter, und das Königreich Ogs, des Königs vor Migdol. 8 Von Pi-Hachirot brachen
von Baschan, das Land samt den Städten, sie auf und gingen mitten durch das Meer
im ganzen Gebiet ringsum. in die Wüste, und reisten drei Tagereisen
34 Und die Söhne Gads bauten Dibon, weit in die Wüste Etam und lagerten sich
Ataroth und Aroer, 35 und Ataroth-Scho- bei Mara. 9 Von Mara brachen sie auf und
phan, Jaeser und Jogbeha, 36 auch Beth- kamen nach Elim; und in Elim waren 12
Nimra und Beth-Haran, befestigte Städte Wasserquellen und 70 Palmen, und sie
und Schafhürden. 37 Die Söhne Rubens lagerten sich dort. 10 Von Elim brachen
aber bauten Hesbon, Elale und Kirja- sie auf und lagerten sich am Roten Meer.
taim, 38 ebenso Nebo und Baal-Meon, 11 Vom Roten Meer brachen sie auf und
deren Namen verändert wurden, und Sib- lagerten sich in der Wüste Sin. 12 Von der
ma; und sie gaben den Städten, die sie er- Wüste Sin brachen sie auf und lagerten
bauten, andere Namen. sich in Dophka. 13 Von Dophka brachen
39 Und die Söhne Machirs, des Sohnes sie auf und lagerten sich in Alusch. 14 Von
Manasses, zogen nach Gilead und nah- Alusch brachen sie auf und lagerten sich
men es ein und vertrieben die Amoriter, in Rephidim; dort hatte das Volk kein
die darin wohnten. 40 Da gab Mose dem Wasser zu trinken. 15 Von Rephidim bra-
Machir, dem Sohn Manasses, Gilead; und chen sie auf und lagerten sich in der
er wohnte darin. 41 Jair aber, der Sohn Wüste Sinai.
Manasses, ging hin und nahm ihre Dörfer 16 Von der Wüste Sinai brachen sie auf und
ein und nannte sie die Dörfer Jairs. 42 Und lagerten sich bei den Lustgräbern. 17 Von
Nobach ging hin und nahm Kenath ein den Lustgräbern brachen sie auf und la-
samt seinen Tochterstädten und nannte gerten sich in Hazeroth. 18 Von Hazeroth
sie nach seinem Namen Nobach. brachen sie auf und lagerten sich in Rith-
ma. 19 Von Rithma brachen sie auf und la-
Die Wanderzüge Israels gerten sich in Rimmon-Perez. 20 Von Rim-
bis zur Ebene Moabs mon-Perez brachen sie auf und lagerten
Dies sind die Wanderzüge der Kin- sich in Libna. 21 Von Libna brachen sie
der Israels, die unter Mose und auf und lagerten sich in Rissa. 22 Von
Aaron nach ihren Heerscharen aus dem Rissa brachen sie auf und lagerten sich
Land Ägypten gezogen sind. 2 Und Mose in Kahelatha. 23 Von Kahelatha brachen
schrieb ihren Auszug und ihre Tagerei- sie auf und lagerten sich am Berg Scha-
sen auf Befehl des HERRN nieder. Fol- pher. 24 Vom Berg Schapher brachen sie
gendes sind ihre Aufbrüche nach ihren auf und lagerten sich in Harada. 25 Von
Wanderzügen: Harada brachen sie auf und lagerten sich
3 Sie brachen auf von Ramses im ersten in Makheloth. 26 Von Makheloth brachen
Monat, am fünfzehnten Tag des ersten sie auf und lagerten sich in Tachath. 27 Von
Monats; am Tag nach dem Passah zogen Tachath brachen sie auf und lagerten sich
die Kinder Israels aus durch höhere Hand, in Tharach. 28 Von Tharach brachen sie
vor den Augen aller Ägypter, 4 während auf und lagerten sich in Mithka. 29 Von
die Ägypter diejenigen begruben, welche Mithka brachen sie auf und lagerten sich
der HERR unter ihnen geschlagen hatte, in Haschmona. 30 Von Haschmona bra-
4. MOSE 33.34 193
chen sie auf und lagerten sich in Mo- els und sprich zu ihnen: Wenn ihr über
serot. 31 Von Moserot brachen sie auf und den Jordan in das Land Kanaan gekommen
lagerten sich in Bne-Jaakan. 32 Von Bne- seid, 52 so sollt ihr alle Einwohner des Lan-
Jaakan brachen sie auf und lagerten sich des vor eurem Angesicht vertreiben und
in Hor-Hagidgad. 33 Von Hor-Hagidgad alle ihre Bildsäulen zerstören; auch alle
brachen sie auf und lagerten sich in Jo- ihre gegossenen Bilder sollt ihr vernich-
thbatha. 34 Von Jothbatha brachen sie auf ten und alle ihre Höhen verwüsten; 53 und
und lagerten sich in Abrona. 35 Von Abro- ihr sollt das Land in Besitz nehmen und
na brachen sie auf und lagerten sich in Ez- darin wohnen; denn euch habe ich das
jon-Geber. 36 Von Ezjon-Geber brachen Land gegeben, damit ihr es in Besitz
sie auf und lagerten sich in der Wüste Zin, nehmt. 54 Und ihr sollt das Land durchs
das ist in Kadesch. Los als Erbbesitz empfangen, nach euren
37 Von Kadesch brachen sie auf und lager- Geschlechtern. Den Zahlreichen sollt ihr
ten sich am Berg Hor, an der Grenze des ein größeres Erbteil geben, den Kleinen
Landes Edom. 38 Da ging Aaron, der Prie- ein kleineres; wohin jedem das Los fällt,
ster, auf den Berg Hor, nach dem Befehl das soll ihm gehören; nach den Stämmen
des HERRN, und er starb dort im vierzigsten eurer Väter sollt ihr erben.
Jahr nach dem Auszug der Kinder Israels 55 Wenn ihr aber die Einwohner des Lan-
aus dem Land Ägypten, am ersten Tag des nicht vor eurem Angesicht vertrei-
des fünften Monats. 39 Und Aaron war 123 ben werdet, so sollen euch die, welche
Jahre alt, als er auf dem Berg Hor starb. ihr übrigbleiben laßt, zu Dornen werden
40 Da hörte der Kanaaniter, der König in euren Augen und zu Stacheln in euren
von Arad, der im Süden des Landes Seiten, und sie sollen euch bedrängen in
Kanaan wohnte, daß die Kinder Israels dem Land, in dem ihr wohnt. 56 So wird
heranrückten. es dann geschehen, daß ich an euch so
41 Und sie brachen auf von dem Berg Hor handeln werde, wie ich an ihnen zu han-
und lagerten sich in Zalmona. 42 Von Zal- deln gedachte!
mona brachen sie auf und lagerten sich
in Punon. 43 Von Punon brachen sie auf Über die Grenzen und
und lagerten sich in Obot. 44 Von Obot die Austeilung des Landes
Hes 47,13-48,29; Jos 15 bis 19
brachen sie auf und lagerten sich in Ijje-
Abarim, an der Grenze von Moab. 45 Von Und der HERR redete zu Mose und
Ijjim brachen sie auf und lagerten sich in sprach: 2 Gebiete den Kindern Is-
Dibon-Gad. 46 Von Dibon-Gad brachen raels und sprich zu ihnen: Wenn ihr in
sie auf und lagerten sich in Almon-Dibla- das Land Kanaan kommt, so ist dies das
thaim. 47 Von Almon-Diblathaim brachen Land, das euch als Erbteil zufällt: das
sie auf und lagerten sich am Bergland Aba- Land Kanaan in seinen Grenzen.
rim, vor dem Nebo. 48 Vom Bergland Aba- 3 Der südliche Rand soll sich erstrecken
rim brachen sie auf und lagerten sich in von der Wüste Zin, Edom entlang, so
den Ebenen Moabs am Jordan, gegenüber daß eure südliche Grenze am Ende des
von Jericho. 49 Sie lagerten sich aber am Salzmeers beginnt, das gegen Osten
Jordan, von Beth-Jesimot bis nach Abel- liegt. 4 Dann soll sich eure Grenze südlich
Sittim, in den Ebenen Moabs. der Anhöhe Akrabbim wenden, bis nach
Zin gehen und südlich von Kadesch-Bar-
Weisungen zur Besitznahme des Landes nea enden; von dort soll sie nach Ha-
4Mo 26,52-56; 5 Mo 7
zar-Addar gehen und hinüber nach Az-
50 Und der HERR redete zu Mose in den Ebe- mon; 5 von Azmon soll sie sich zum Bach
nen Moabs am Jordan, Jericho gegenüber, Ägyptens hin wenden, und ihr Ende soll
und sprach: 51 Rede zu den Kindern Isra- am Meer sein.a

a (34,5) d.h. am Mittelmeer; mit dem »Bach Ägyptens« ist das heutige Wadi-el-Arisch gemeint.
194 4. MOSE 34.35
6 Als westliche Grenze soll euch das große den Kindern Josephs, der Fürst des Stam-
Meer und seine Küste dienen; das sei eure mes der Kinder Manasses; 24 und Kemu-
Grenze gegen Westen. el, der Sohn Schiphtans, der Fürst des
7 Dies soll eure nördliche Grenze sein: Stammes der Kinder Ephraims; 25 Eli-
Vom großen Meer sollt ihr die Grenze zie- zaphan, der Sohn Parnachs, der Fürst
hen bis zum Berg Hor, 8 und vom Berg des Stammes der Kinder Sebulons; 26 Pal-
Hor sollt ihr die Grenze ziehen, bis man tiel, der Sohn Assans, der Fürst des Stam-
nach Hamat kommt, und die Grenze soll mes der Kinder Issaschars; 27 Ahihud, der
nach Zedad hin auslaufen; 9 dann soll Sohn Schelomis, der Fürst des Stammes
sich die Grenze bis Siphron erstrecken, der Kinder Assers; 28 Pedahel, der Sohn
und sie soll bei Hazar-Enan auslaufen. Ammihuds, der Fürst des Stammes der
Das sei eure Grenze gegen Norden. Kinder Naphtalis.
10 Als östliche Grenze aber sollt ihr euch 29 Das sind die, denen der HERR gebot,
festsetzen eine Linie von Hazar-Enan den Kindern Israels das Erbe im Land Ka-
bis Schepham. 11 Und die Grenze soll naan auszuteilen.
von Schepham nach Ribla herabgehen,
östlich von Ain. Danach soll sie herabge- Die 48 Levitenstädte
Jos 21
hen und sich auf die Seite des Sees Ge-
nezareth ziehen, gegen Osten, 12 und die Und der HERR redete zu Mose in
Grenze soll herabkommen an den Jordan der Ebene Moabs, am Jordan, Je-
und beim Salzmeer auslaufen. Das sollen richo gegenüber, und sprach: 2 Gebiete
ringsum die Grenzen für euer Land sein. den Kindern Israels, daß sie von ihrem
13 Und Mose gebot den Kindern Israels Erbbesitztum den Leviten Städte geben,
und sprach: Das ist das Land, welches ihr in denen sie wohnen können; dazu sollt
durch das Los als Erbe erhalten sollt, das ihr den Leviten auch einen Weideplatz
der HERR den neun Stämmen und dem rings um die Städte geben, 3 damit sie
halben Stamm zu geben befohlen hat. in den Städten wohnen und in den
14 Denn der Stamm der Kinder Rubens, Weideplätzen ihr Vieh, ihre Habe und alle
mit ihren Vaterhäusern, und der Stamm ihre Tiere haben können!
der Kinder Gads mit ihren Vaterhäusern 4 Die Weideplätze der Städte aber, die ihr
haben ihren Teil empfangen, auch der hal- den Leviten geben sollt, sollen sich von
be Stamm Manasse hat seinen Teil bekom- der Stadtmauer nach außen hin 1 000 El-
men. 15 So haben die beiden Stämme und len weit ringsum erstrecken. 5 So sollt ihr
der halbe Stamm ihr Erbteil empfangen nun außen vor der Stadt an der Seite ge-
diesseits des Jordan, Jericho gegenüber, gen Osten 2 000 Ellen messen und an der
nach Osten, gegen Sonnenaufgang. Seite gegen Süden 2 000 Ellen und an der
16 Und der HERR redete zu Mose und Seite gegen Westen 2 000 Ellen und an
sprach: 17 Dies sind die Namen der der Seite gegen Norden 2 000 Ellen, so
Männer, die das Land unter euch zum daß die Stadt in der Mitte liegt. Das sol-
Erbe austeilen sollen: Eleasar, der Prie- len ihre Weideplätze sein.
ster, und Josua, der Sohn Nuns. 18 Dazu 6 Und unter den Städten, die ihr den
sollt ihr von jedem Stamm einen Fürsten Leviten geben werdet, sollen die sechs
nehmen, um das Land zum Erbe auszu- Zufluchtsstädte sein, die ihr ihnen zu ge-
teilen. 19 Und dies sind die Namen der ben habt, damit dorthin fliehen kann,
Männer: Kaleb, der Sohn Jephunnes, vom wer einen Totschlag begangen hat; und
Stamm Juda; 20 Samuel, der Sohn Am- außerdem sollt ihr ihnen noch 42 Städte
mihuds, vom Stamm der Kinder Sime- geben; 7 alle Städte, die ihr den Leviten
ons; 21 Elidad, der Sohn Kislons, vom gebt, sollen 48 Städte sein, samt ihren
Stamm Benjamin; 22 Buki, der Sohn Jo- Weideplätzen. 8 Und was die Städte be-
glis, der Fürst des Stammes der Kinder trifft, die ihr vom Erbbesitz der Kinder Is-
Dans. 23 Hanniel, der Sohn Ephods, von raels geben werdet, sollt ihr von einem
4. MOSE 35 195
großen [Stamm] viele nehmen, und von töten. 20 Stößt einer den anderen aus
einem kleineren wenige; jeder [Stamm] Haß, oder wirft er absichtlich etwas auf
soll gemäß dem ihm zugeteilten Erbteil ihn, so daß er stirbt, 21 oder schlägt er ihn
den Leviten von seinen Städten geben. aus Feindschaft mit seiner Hand, so daß
er stirbt, so soll der, welcher ihn geschla-
Die sechs Freistädte gen hat, unbedingt getötet werden, denn
Jos 20
er ist ein Totschläger. Der Bluträcher soll
9 Und der HERR redete zu Mose und den Totschläger töten, wenn er ihn an-
sprach: 10 Rede zu den Kindern Israels und trifft.
sage zu ihnen: Wenn ihr über den Jordan in 22 Wenn er ihn aber aus Versehen, nicht
das Land Kanaan kommt, 11 sollt ihr euch aus Feindschaft stößt oder irgend ein
Städte wählen, die euch als Zufluchtsstädte Gerät unabsichtlich auf ihn wirft, 23 oder
dienen, damit ein Totschläger, der einen wenn er irgend einen Stein, von dem man
Menschen aus Versehen erschlägt, dort- sterben kann, auf ihn wirft, so daß er
hin fliehen kann. 12 Und diese Städte sol- stirbt, und hat es nicht gesehen und ist
len euch als Zuflucht dienen vor dem nicht sein Feind, und wollte ihm auch
Bluträchera, damit der Totschläger nicht keinen Schaden zufügen, 24 dann soll die
sterben muß, ehe er vor der Gemeinde Gemeinde zwischen dem, der geschla-
vor Gericht gestanden hat. 13 Und unter gen hat, und dem Bluträcher nach die-
den Städten, die ihr abgeben werdet, sol- sen Rechtsbestimmungen entscheiden.
len euch sechs als Zufluchtsstädte dienen. 25 Und die Gemeinde soll den Totschläger
14 Drei Städte sollt ihr diesseits des Jordans aus der Hand des Bluträchers erretten
abgeben und drei sollt ihr im Land Ka- und ihn wieder zu seiner Zufluchtsstadt
naan abgeben; das sollen Zufluchtsstädte führen, in die er geflohen war; und er soll
sein. 15 Diese sechs Städte sollen sowohl dort bleiben, bis zum Tod des Hohenprie-
den Kindern Israels als auch den Fremd- sters, den man mit dem heiligen Öl ge-
lingen und Bewohnern ohne Bürgerrecht b salbt hat.
unter euch als Zuflucht dienen, damit da- 26 Wenn allerdings der Totschläger aus
hin fliehen kann, wer einen Menschen aus dem Gebiet seiner Zufluchtsstadt, in die
Versehen erschlagen hat. er geflohen ist, hinausgeht, 27 und der
16 Wenn er ihn aber mit einem eisernen Bluträcher ihn außerhalb der Grenzen
Werkzeug schlägt, so daß er stirbt, dann seiner Zufluchtsstadt findet, und der
ist er ein Totschläger, und ein solcher Bluträcher tötet den Totschläger, so hat
Totschläger soll unbedingt getötet wer- er keine Blutschuld; 28 denn jener sollte
den. 17 Schlägt er ihn mit einem Faust- bis zum Tod des Hohenpriesters in sei-
keil, mit dem jemand getötet werden ner Zufluchtsstadt bleiben und erst nach
kann, so daß er stirbt, dann ist er ein dem Tod des Hohenpriesters wieder zum
Totschläger, und ein solcher Totschläger Land seines Eigentums zurückkehren.
soll unbedingt getötet werden. 18 Schlägt 29 Und dies soll euch als Rechtssatzung
er ihn mit einem hölzernen Handwerk- gelten für alle eure Geschlechter in allen
zeug, mit dem man jemand totschlagen euren Wohnorten.
kann, so daß er stirbt, dann ist er ein 30 Jeden, der einen Menschen erschlägt —
Totschläger, und ein solcher Totschläger auf die Aussage der Zeugen hin soll man
soll unbedingt getötet werden. den Totschläger totschlagen; ein einziger
Zeuge aber genügt nicht, um gegen einen
Die Blutrache Menschen zur Hinrichtung auszusagen.
19 Der Bluträcher soll den Totschläger 31 Und ihr sollt kein Lösegeld annehmen
töten; wenn er ihn antrifft, soll er ihn für das Leben des Totschlägers, der des

a (35,12) od. Löser (hebr. goel); d.h. der nächste männ- b (35,15) d.h. Fremden, die vorübergehend oder längere
liche Verwandte. Zeit bei dem Volk wohnten.
196 4. MOSE 36
Todes schuldig ist, sondern er soll unbe- der Israels kommt, dann wird ihr Erbteil
dingt getötet werden. 32 Ihr sollt auch kein dem Erbteil des Stammes beigefügt, dem
Lösegeld von dem annehmen, der zu sei- sie angehören werden; so wird dann von
ner Zufluchtsstadt geflohen ist, damit er dem Erbteil des Stammes unserer Väter
vor dem Tod des Priesters zurückkehren ihr Erbteil abgezogen!
und in dem Land wohnen kann. 33 Und 5 Und Mose gebot den Kindern Israels
ihr sollt das Land nicht entweihen, in dem nach dem Befehl des HERRN und sprach:
ihr euch befindet! Denn das Blut ent- Der Stamm der Kinder Josephs redet recht.
weiht das Land; und für das Land kann 6 Das ist das Wort, das der HERR den Töch-
keine Sühnung erwirkt werden wegen des tern Zelophchads gebietet und spricht:
Blutes, das darin vergossen worden ist, Sie können denjenigen heiraten, der in ih-
außer durch das Blut dessen, der es ver- ren Augen gut ist; allerdings sollen sie nur
gossen hat. 34 So verunreinigt nun das unter dem Geschlecht ihres väterlichen
Land nicht, in dem ihr wohnt, und in des- Stammes heiraten, 7 damit nicht ein Erb-
sen Mitte ich wohne! Denn ich, der HERR, teil der Kinder Israels von Stamm zu
wohne in der Mitte der Kinder Israels. Stamm übergeht; sondern jeder unter den
Kindern Israels soll an dem Erbe des
Erbtöchter sollen nicht außerhalb Stammes seiner Väter festhalten. 8 Und
ihres Stammes heiraten jede Tochter, die unter den Stämmen der
4Mo 27,1-11; Jos 17,3-4
Kinder Israels ein Erbteil besitzt, soll sich
Und die Familienhäupter des Ge- mit einem Mann aus dem Geschlecht des
schlechts der Kinder Gileads, des Stammes ihres Vaters verheiraten, damit
Sohnes Machirs, der ein Sohn Manasses jeder unter den Kindern Israels das Erb-
war, vom Geschlecht der Kinder Josephs, teil seiner Väter besitzt, 9 und damit nicht
traten herzu und redeten vor Mose und ein Erbteil von einem Stamm zu einem
vor den Fürsten, den Familienhäuptern anderen Stamm übergeht, sondern jeder
der Kinder Israels, 2 und sie sprachen: unter den Stämmen der Kinder Israels an
Der HERR hat meinem HERRN geboten, daß seinem Erbteil festhält.
ihr den Kindern Israels das Land zum 10 So, wie der HERR es Mose geboten hatte,
Erbteil durch das Los zuteilen sollt. Und so handelten die Töchter Zelophchads.
mein Herr hat von dem HERRN ein Gebot 11 Und Machla, Tirza, Hogla, Milka und
empfangen, daß man das Erbteil Zeloph- Noah, die Töchter Zelophchads, verhei-
chads, unseres Bruders, seinen Töchtern rateten sich mit ihren Vettern. 12 Sie ver-
geben soll. 3 Wenn sie nun einen von den heirateten sich unter den Geschlechtern
Söhnen der Stämme der Kinder Israels der Kinder Manasses, des Sohnes Josephs;
heiraten, dann wird ihr Erbteil von dem und ihr Erbteil blieb bei dem Stamm des
Erbteil unserer Väter abgezogen, und was Geschlechts ihres Vaters. 13 Das sind die
sie haben, wird dem Erbteil des Stammes Gebote und Rechtsbestimmungen, die der
hinzugefügt, dem sie angehören werden; HERR durch Mose den Kindern Israels ge-
so wird es vom Los unseres Erbteils abge- boten hat in den Ebenen Moabs am Jor-
zogen. 4 Auch wenn das Halljahr der Kin- dan, gegenüber Jericho.
Das fünfte Buch Mose (Deuteronomium)
RÜCKBLICK AUF DIE WÜSTENWANDERUNG gemehrt, und siehe, ihr seid heute so zahl-
Kapitel 1 - 3 reich wie die Sterne des Himmels. 11 Der
Mose erinnert das Volk HERR, der Gott eurer Väter, mache euch
an seinen zurückgelegten Weg noch viel tausendmal zahlreicher als
4Mo 10,11-36; 12,16 ihr seid, und segne euch, wie er euch
Dies sind die Worte, die Mose zu ganz Is- verheißen hat! 12 Wie kann ich aber al-
rael redete auf der anderen Seite des Jor- lein eure Bürde, eure Last und eure Strei-
dan in der Wüste, in der Aravaa gegenüber tigkeiten tragen? 13 Nehmt euch weise,
von Suph, zwischen Paran und Tophel, La- verständige und erfahrene Männer aus
ban, Hazeroth und Di-Sahab. 2 Elf Tage- euren Stämmen, damit ich sie an eure
reisen sind es vom Horeb auf dem Weg Spitze stelle!
zum Bergland Seir bis Kadesch-Barnea. 14 Und ihr habt mir geantwortet und ge-
3 Und es geschah im vierzigsten Jahr, im sprochen: Das ist eine gute Sache, von
elften Monat, am Ersten des Monats, daß der du sagst, daß du sie tun willst! 15 Da
Mose zu den Kindern Israels redete, und nahm ich die Häupter eurer Stämme,
zwar alles so, wie es ihm der HERR für sie weise und erfahrene Männer, und setzte
geboten hatte; 4 nachdem er Sihon, den sie zu Oberhäuptern über euch, zu Ober-
König der Amoriter, der in Hesbon wohn- sten über tausend und zu Obersten über
te, geschlagen hatte, dazu Og, den König hundert und zu Obersten über fünfzig
von Baschan, der in Astarot und in Edrei und zu Obersten über zehn und als Vor-
wohnte. steher für eure Stämme. 16 Und ich gebot
5 Auf der anderen Seite des Jordan, im euren Richtern zu jener Zeit und sprach:
Land Moab, fing Mose an, dieses Gesetz Hört eure Brüder an und richtet recht
auszulegen, und er sprach: zwischen einem Mann und seinem Bru-
6 Der HERR, unser Gott, redete zu uns am der oder dem Fremden bei ihm. 17 Im
[Berg] Horeb und sprach: Ihr seid lange Gericht soll es kein Ansehen der Person
genug an diesem Berg gewesen! 7 Wendet geben, sondern ihr sollt den Geringen
euch nun und zieht weiter, daß ihr zu dem anhören wie den Großen und euch vor
Bergland der Amoriter kommt und zu al- niemand scheuen; denn das Gericht steht
len ihren Nachbarn in der Arava, im Berg- bei Gott. Die Sache aber, die zu schwer
land und in der Schephelab, zum Negevc für euch ist, die tragt an mich heran, daß
und zum Ufer des Meeres, in das Land der ich sie höre! 18 So gebot ich euch zu jener
Kanaaniter und zum Libanon, bis an den Zeit alles, was ihr tun solltet.
großen Strom, den Fluß Euphrat! 8 Siehe,
ich habe [euch] das Land gegeben, das Die Auflehnung des Volkes
vor euch liegt; geht hinein und nehmt angesichts des verheißenen Landes
4Mo 13 bis 14; Ps 106,24-26
das Land in Besitz, von dem der HERR eu-
ren Vätern Abraham, Isaak und Jakob ge- 19 Da zogen wir weg vom Horeb und wan-
schworen hat, daß er es ihnen und ihrem derten durch jene große und schreckli-
Samen nach ihnen geben will! che Wüste, die ihr gesehen habt auf dem
9 Ich aber sprach zu euch in jener Zeit Weg zum Bergland der Amoriter, wie es
und sagte: Ich kann euch nicht allein tra- uns der HERR, unser Gott, geboten hatte;
gen; 10 denn der HERR, euer Gott, hat euch und wir kamen bis Kadesch-Barnea.

a (1,1) Arava ist der Name der Niederung, die zu bei- b (1,7) Schephela heißt die Tiefebene, die zwischen
den Seiten des Jordans vom See Genezareth bis zum dem Bergland Judäas und dem Mittelmeer verläuft.
Toten Meer verläuft und sich südlich bis zum Roten c (1,7) Negev = »Südland«, das heiße, wüstenartige Ge-
Meer erstreckt. biet im Süden des judäischen Berglandes.
198 5. MOSE 1
20 Da sprach ich zu euch: Ihr seid zum HERRN, eurem Gott, nicht glauben, 33 der
Bergland der Amoriter gekommen, das doch vor euch herging auf dem Weg, um
uns der HERR, unser Gott, geben will. euch die Lagerstätten auszusuchen, bei
21 Siehe, der HERR, dein Gott, hat dir das Nacht im Feuer, damit ihr den Weg sehen
Land gegeben, das vor dir liegt; zieh hin- konntet, auf dem ihr gehen solltet, und
auf, nimm es in Besitz, so wie es der HERR, bei Tag in einer Wolke.
der Gott deiner Väter, dir verheißen hat. 34 Als aber der HERR das Geschrei eurer
Fürchte dich nicht und sei nicht verzagt! Worte hörte, da wurde er zornig und
22 Da kamt ihr alle her zu mir und spracht: schwor und sprach: 35 Keiner von den
Laßt uns Männer vor uns hersenden, die Männern dieser bösen Generation soll
für uns das Land erkunden und uns Be- das gute Land sehen, das ich euren Vätern
richt bringen über den Weg, den wir zie- zu geben geschworen habe! 36 Nur Kaleb,
hen, und die Städte, in die wir kommen der Sohn Jephunnes, er soll es sehen; und
sollen! ihm und seinen Kindern will ich das Land
23 Und die Sache war gut in meinen geben, das er betreten hat, weil er dem
Augen, und ich nahm von euch zwölf HERRN völlig nachgefolgt ist.
Männer, aus jedem Stamm einen Mann. 37 Auch über mich wurde der HERR zornig
24 Die wandten sich und zogen ins Berg- um euretwillen und sprach: Auch du sollst
land hinauf, und sie kamen bis in das nicht hineinkommen! 38 Aber Josua, der
Tal Eschkol und kundschafteten es aus; Sohn Nuns, der vor dir steht, der soll hin-
25 und sie nahmen von den Früchten des einkommen; ihn sollst du stärken, denn
Landes mit sich und brachten sie herab er soll es Israel als Erbe austeilen. 39 Und
zu uns. Und sie berichteten uns und spra- eure Kinder, von denen ihr sagtet, daß
chen: Das Land ist gut, das der HERR, un- sie zum Raub werden müßten, und eure
ser Gott, uns geben will! Söhne, die heute noch nicht wissen, was
26 Aber ihr wolltet nicht hinaufziehen, gut und böse ist, sie sollen hineinkom-
sondern lehntet euch auf gegen den Be- men; ihnen will ich es geben, und sie sol-
fehl des HERRN, eures Gottes; 27 und ihr len es in Besitz nehmen. 40 Ihr aber, wen-
murrtet in euren Zelten und spracht: Weil det euch und brecht auf zur Wüste, auf
der HERR uns haßte, hat er uns aus dem dem Weg zum Roten Meer!
Land Ägypten geführt, um uns in die 41 Da antwortetet ihr und spracht zu mir:
Hände der Amoriter zu geben, um uns Wir haben gegen den HERRN gesündigt!
zu vertilgen! 28 Wohin sollen wir ziehen? Wir wollen hinaufziehen und kämpfen,
Unsere Brüder haben unser Herz verzagt ganz wie es uns der HERR, unser Gott, ge-
gemacht, indem sie sagten: Das Volk ist boten hat! Und ihr alle habt eure Kriegs-
größer und höher [gewachsen] als wir, waffen umgegürtet und seid leichtfertig in
die Städte sind groß und bis an den Him- das Bergland hinaufgezogen. 42 Aber der
mel befestigt; dazu haben wir die Söhne HERR sprach zu mir: Sage ihnen: Ihr sollt
Enaks dort gesehen! nicht hinaufziehen und nicht kämpfen,
29 Ich aber sprach zu euch: Entsetzt euch denn ich bin nicht in eurer Mitte, damit
nicht und fürchtet euch nicht vor ihnen! ihr nicht vor euren Feinden geschlagen
30 Denn der HERR, euer Gott, zieht vor werdet! 43 Das sagte ich euch; aber ihr
euch her und wird für euch kämpfen, gehorchtet nicht, sondern lehntet euch
ganz so, wie er es für euch in Ägypten auf gegen den Befehl des HERRN und wart
getan hat vor euren Augen, 31 und in vermessen und zogt in das Bergland hin-
der Wüste, wo du gesehen hast, wie der auf. 44 Da rückten die Amoriter aus, die
HERR, dein Gott, dich getragen hat, wie ein auf jenem Bergland wohnten, euch ent-
Mann seinen Sohn trägt, auf dem ganzen gegen; und sie jagten euch, wie es die Bie-
Weg, den ihr zurückgelegt habt, bis ihr an nen tun, und zersprengten euch in Seir
diesen Ort gekommen seid. bis nach Horma. 45 Da kehrtet ihr wieder
32 Aber in dieser Sache wolltet ihr dem um und weintet vor dem HERRN; aber der
5. MOSE 1.2 199
HERR wollte eure Stimme nicht hören und biter nannten sie Emiter; 12 und in Seir
neigte sein Ohr nicht zu euch. wohnten vor Zeiten die Horiter; aber die
46 So bliebt ihr in Kadesch eine lange Zeit, Söhne Esaus vertrieben sie aus ihrem Be-
so lange, wie ihr dort bleiben mußtet. sitz und vertilgten sie vor sich her und
wohnten an ihrer Stelle, so wie es Israel
Wanderung und Auseinandersetzungen mit dem Land seines Besitztums tat, das
in der Wüste ihm der HERR gab.)
4Mo 20,14-22
13 So macht euch nun auf und zieht über
Danach wandten wir uns und bra- den Bach Sered! Da zogen wir über den
chen auf nach der Wüste auf dem Weg Bach Sered.
zum Roten Meer, wie der HERR zu mir ge- 14 Die Zeit unserer Wanderung, von Ka-
sagt hatte; und wir zogen eine lange Zeit desch-Barnea an bis wir über den Bach
um das Bergland Seir herum. Sered zogen, betrug 38 Jahre, bis die gan-
2 Und der HERR redete zu mir und sprach: ze Generation der Kriegsleute aus dem
3 Ihr habt nun lange genug dieses Berg- Lager aufgerieben war, wie der HERR es
land umzogen; wendet euch nach Nor- ihnen geschworen hatte. 15 Die Hand des
den! 4 Und gebiete dem Volk und sprich: HERRN war auch gegen sie gewesen, um
Ihr werdet durch das Gebiet eurer Brüder, sie aus dem Lager zu vertilgen, bis sie
der Söhne Esaus, ziehen, die in Seir woh- völlig aufgerieben waren.
nen, und sie werden sich vor euch fürchten; 16 Und es geschah, als alle Kriegsleute aus
aber nehmt euch wohl in acht, 5 fangt kei- dem Volk aufgerieben und gestorben wa-
nen Streit mit ihnen an; denn ich werde ren, 17 da redete der HERR zu mir und
euch von ihrem Land nicht einen Fußbreit sprach: 18 Du wirst heute die Grenze der
geben; denn ich habe das Bergland Seir Moabiter bei Ar überschreiten, 19 und du
dem Esau als Besitztum gegeben! 6 Ihr sollt wirst nahe zu den Ammonitern kommen;
die Speise um Geld von ihnen kaufen, dann die sollst du nicht angreifen, noch einen
dürft ihr essen, und auch das Wasser um Krieg mit ihnen beginnen, denn ich will
Geld von ihnen kaufen, dann dürft ihr trin- dir von dem Land der Ammoniter keinen
ken; 7 denn der HERR, dein Gott, hat dich Besitz geben; denn ich habe es den Kin-
gesegnet in allen Werken deiner Hände. dern Lots als Besitztum gegeben.
Er hat achtgehabt auf deine Wanderzüge 20 (Auch dieses gilt als ein Land der Rie-
durch diese große Wüste; und der HERR, sen, und es haben auch vor Zeiten Rie-
dein Gott, ist diese 40 Jahre mit dir gewe- sen darin gewohnt; und die Ammoniter
sen; es hat dir an nichts gemangelt. nannten sie Samsummiter. 21 Das war
8 Da zogen wir an unseren Brüdern, ein großes, starkes und hochgewachse-
den Söhnen Esaus, die in Seir wohnen, nes Volk wie die Enakiter. Und der HERR
vorüber, von dem Weg durch die Ebene vertilgte sie vor ihnen, so daß diese sie aus
von Elat und von Ezjon-Geber hinweg, ihrem Besitz vertrieben und an ihrer Stel-
und wir wandten uns und betraten den le wohnten, 22 so wie er an den Söhnen
Weg zur Steppe von Moab. Esaus gehandelt hat, die in Seir wohnen,
9 Da sprach der HERR zu mir: Du sollst indem er die Horiter vor ihnen vertilgte,
Moab nicht angreifen und dich mit ih- so daß diese sie aus ihrem Besitz vertrie-
nen nicht in einen Krieg einlassen; denn ben und an ihrer Stelle wohnen bis zu
ich will dir von seinem Land keinen Be- diesem Tag, 23 und [wie] es den Awitern
sitz geben; denn Ar habe ich den Kindern [erging], die in Dörfern bis nach Gaza
Lots als Besitztum gegeben. wohnten: die Kaphtoriter, die von Kaph-
10 (Die Emiter haben vor Zeiten darin tor ausgezogen waren, vertilgten sie und
gewohnt; das war ein großes, starkes wohnten an ihrer Stelle.)
und hochgewachsenes Volk wie die Ena- 24 So macht euch nun auf, zieht aus und
kiter; 11 sie wurden auch zu den Riesen überschreitet den Arnonfluß! Siehe, ich
gerechnet wie die Enakiter, und die Moa- habe Sihon, den König von Hesbon, den
200 5. MOSE 2.3
Amoriter, samt seinem Land in deine Hand Tal bis nach Gilead war uns keine Stadt
gegeben: fange an, es in Besitz zu neh- zu fest; der HERR, unser Gott, gab alles
men, und führe Krieg gegen ihn! 25 Vom vor uns dahin. 37 Aber dem Land der Am-
heutigen Tag an will ich beginnen, Furcht moniter, allem, was am Jabbok liegt, hast
und Schrecken vor dir auf das Angesicht du dich nicht genähert, noch den Städten
der Völker unter dem ganzen Himmel zu auf dem Bergland, noch zu irgend etwas
legen, so daß sie vor dir zittern und beben von dem, was uns der HERR, unser Gott,
sollen, wenn sie von dir hören! verboten hatte.
Die Eroberung des Landes von Sihon, Die Niederlage von Og,
dem König der Amoriter dem König von Baschan
4Mo 21,21-32 4Mo 21,33-35; Jos 12,1-6
26 Da sandte ich Boten aus der Wüste von Als wir uns aber umwandten und auf
Kedemoth zu Sihon, dem König von Hes- den Weg nach Baschan hinaufzogen,
bon, mit einer Friedensbotschaft und ließ rückte Og, der König von Baschan, uns
ihm sagen: 27 Ich will durch dein Land zie- entgegen, er und sein ganzes Volk, um
hen und dabei immer nur dem geraden bei Edrei zu kämpfen. 2 Da sprach der
Weg folgen; ich will weder zur Rechten HERR zu mir: Fürchte dich nicht vor ihm!
noch zur Linken abweichen. 28 Speise sollst Denn ich habe ihn und sein ganzes Volk
du mir um Geld verkaufen, damit ich essen samt seinem Land in deine Hand gege-
kann; und Wasser sollst du mir um Geld ge- ben, und du sollst mit ihm verfahren, wie
ben, damit ich trinken kann. Ich will nur zu du mit Sihon, dem König der Amoriter,
Fuß hindurchziehen, 29 wie es die Kinder verfahren bist, der in Hesbon wohnte!
Esaus mit mir gemacht haben, die in Seir 3 So gab der HERR, unser Gott, auch den
wohnen, und die Moabiter, die in Ar woh- König Og von Baschan in unsere Hand
nen — bis ich über den Jordan in das Land samt seinem ganzen Volk; und wir schlu-
komme, das der HERR, unser Gott, uns ge- gen ihn, bis ihm keiner übrigblieb, der
ben will! 30 Aber Sihon, der König von Hes- entkommen wäre. 4 Und wir nahmen zu
bon, wollte uns nicht durch sein Land zie- jener Zeit alle seine Städte ein; es gab kei-
hen lassen; denn der HERR, dein Gott, hatte ne Stadt, die wir ihnen nicht abgenom-
seinen Geist hartnäckig gemacht und sein men hätten; 60 Städte, die ganze Gegend
Herz verstockt, um ihn in deine Hand zu Argob, das Königreich Ogs von Baschan.
geben, wie es heute der Fall ist. 5 Alle diese Städte waren befestigt, mit
31 Und der HERR sprach zu mir: Siehe, ich hohen Mauern, Toren und Riegeln verse-
habe begonnen, Sihon samt seinem Land hen; außerdem hatte es sehr viele ande-
vor dir dahinzugeben; fange an, es in Besitz re Städte ohne Mauern. 6 Und wir voll-
zu nehmen, damit du sein Land besitzt! streckten an ihnen den Bann, wie wir
32 Und Sihon zog aus, uns entgegen, er es mit Sihon, dem König von Hesbon,
und sein ganzes Volk, zum Kampf bei Ja- gemacht hatten; an allen Städten voll-
haz. 33 Aber der HERR, unser Gott, gab ihn streckten wir den Bann, an Männern,
vor uns dahin, so daß wir ihn samt seinen Frauen und Kindern. 7 Aber alles Vieh
Söhnen und seinem ganzen Volk schlu- und das Beutegut aller Städte erbeuteten
gen. 34 Und wir nahmen zu der Zeit alle wir für uns.
seine Städte ein, und wir vollstreckten 8 So nahmen wir zu der Zeit das Land aus
den Bann an jeder Stadt, an Männern, der Hand der zwei Könige der Amoriter, die
Frauen und Kindern, und ließen keinen jenseits des Jordan waren, vom Arnonfluß
übrig, der entkommen wäre. 35 Nur das bis an den Berg Hermon 9 (die Zidonier
Vieh erbeuteten wir für uns, und das Beu- nennen den Hermon Sirjon, und die Amo-
tegut aus den Städten, die wir einnah- riter nennen ihn Senir), 10 alle Städte der
men. 36 Von Aroer an, das am Ufer des Ebene und ganz Gilead und ganz Baschan,
Arnonflusses liegt, und von der Stadt im bis nach Salcha und Edrei, die Städte des
5. MOSE 3.4 201
Königreichs Ogs von Baschan. 11 (Denn jeder zu seinem Besitztum, das ich euch
nur Og, der König von Baschan, war von gegeben habe!
dem Überrest der Riesen übriggeblieben.
Siehe, sein Bett, ein eisernes Bett, ist es Gott verwehrt Mose den Eintritt ins
nicht in Rabba, [der Stadt] der Ammoni- verheißene Land
5Mo 32,48-52; 34,1-9
ter? Es ist 9 Ellen lang und 4 Ellen breit,
nach der Elle eines Mannes.) 21 Und Josua gebot ich zu jener Zeit und
sprach: Deine Augen haben alles gesehen,
Die Verteilung des Ostjordanlandes an was der HERR, euer Gott, an diesen beiden
Ruben, Gad und den halben Stamm Königen getan hat; so wird der HERR an
Manasse allen Königreichen handeln, zu denen du
4Mo 32,33-42; Jos 13,8-32
hinüberziehst. 22 Fürchtet euch nicht vor
12 Dieses Land nahmen wir zu jener Zeit ihnen; denn der HERR, euer Gott ist es, der
in Besitz, von Aroer an, das am Arnonfluß für euch kämpft!
liegt. Und ich gab das halbe Bergland Gi- 23 Und ich flehte zum HERRN zu jener Zeit
lead samt seinen Städten den Rubeni- und sprach: 24 Ach, Herr, HERR, du hast an-
tern und Gaditern. 13 Aber das übrige Gi- gefangen, deinem Knecht deine Majestät
lead und ganz Baschan, das Königreich und deine starke Hand zu zeigen; denn
Ogs, gab ich dem halben Stamm Manas- wo ist ein Gott im Himmel und auf Er-
se. (Die ganze Gegend Argob, das ganze den, der es deinen Werken und deiner
Baschan wurde »das Land der Riesen« ge- Macht gleichtun könnte? 25 Laß mich
nannt. 14 Jair, der Sohn Manasses, nahm doch hinüberziehen und das gute Land
die ganze Gegend Argob ein, bis an die jenseits des Jordan sehen, dieses gute
Grenze der Geschuriter und der Maacha- Bergland und den Libanon!
titer, und nannte sie, nämlich [die Ge- 26 Aber der HERR war zornig über mich
gend] Baschan, »Dörfer Jairs«, wie sie bis um euretwillen und erhörte mich nicht,
zum heutigen Tag heißen.) 15 Dem Ma- sondern der HERR sprach zu mir: Laß es
chir aber gab ich Gilead. 16 Und den Ru- genug sein! Sage mir kein Wort mehr in
benitern und Gaditern gab ich [das Land] dieser Sache! 27 Steige auf den Gipfel des
von Gilead bis an den Arnonfluß, der mit- Pisga und hebe deine Augen auf gegen
ten im Tal die Grenze bildet, und bis an Westen und gegen Norden und gegen
den Jabbok, den Grenzfluß der Ammo- Süden und gegen Osten, und schaue mit
niter, 17 dazu die Arava und den Jordan, deinen Augen; denn du wirst nicht über
der die Grenze bildet vom [See] Geneza- diesen Jordan gehen. 28 Und gebiete dem
reth bis an das Meer der Arava, nämlich Josua, stärke ihn und festige ihn, denn
das Salzmeer, unterhalb der Abhänge des er soll vor diesem Volk hinüberziehen;
Pisga, der östlich davon liegt. und er soll ihnen das Land, das du sehen
18 Und ich gebot euch zu der Zeit und wirst, als Erbe austeilen!
sprach: Der HERR, euer Gott, hat euch 29 So blieben wir im Tal, Beth-Peor gegen-
dieses Land gegeben, damit ihr es in Be- über.
sitz nehmt; so zieht nun gerüstet vor eu-
ren Brüdern, den Söhnen Israels, her, ERMAHNUNG ZUM GEHORSAM GEGEN GOTTES
alle kriegstauglichen Männer. 19 Nur eure WORT. ANORDNUNGEN FÜR DAS LEBEN IM
Frauen und Kinder und euer Vieh — denn VERHEISSENEN LAND
ich weiß, daß ihr viel Vieh habt —, sie sol- Kapitel 4 - 26
len in den Städten bleiben, die ich euch
gegeben habe, 20 bis der HERR auch eure Israel soll das Gesetz Gottes
Brüder zur Ruhe bringt, wie euch, bis bewahren und tun
5Mo 6,1-15; Jos 23,6-8
auch sie das Land in Besitz nehmen, das
ihnen der HERR, euer Gott, jenseits des Jor- Und nun, Israel, höre auf die Satzun-
dan gibt; und dann sollt ihr zurückkehren, gen und auf die Rechtsbestimmun-
202 5. MOSE 4
gen, die ich euch zu tun lehre, damit nis, Wolken und Dunkel [war]. 12 Und der
ihr lebt und hineinkommt und das Land HERR redete mit euch mitten aus dem
in Besitz nehmt, das euch der HERR, der Feuer. Die Stimme seiner Worte hörtet
Gott eurer Väter, gibt. 2 Ihr sollt nichts ihr, aber ihr saht keine Gestalt, sondern
hinzufügen zu dem Wort, das ich euch [vernahmt] nur die Stimme. 13 Und er
gebiete, und sollt auch nichts davon weg- verkündigte euch seinen Bund, den er
nehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, euch zu halten gebot, nämlich die zehn
eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete. Worte; und er schrieb sie auf zwei stei-
3 Eure Augen haben gesehen, was der nerne Tafeln.
HERR wegen des Baal-Peor getan hat. 14 Und der HERR gebot mir zu jener Zeit,
Denn alle, die dem Baal-Peor nachfolg- daß ich euch die Satzungen und Rechts-
ten, hat der HERR, dein Gott, aus deiner bestimmungen lehre, die ihr tun sollt in
Mitte vertilgt! 4 Aber ihr, die ihr dem dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es
HERRN, eurem Gott, angehangen seid, lebt in Besitz zu nehmen.
alle heute noch.
5 Siehe, ich habe euch Satzungen und
Warnung vor dem Götzendienst
Rechtsbestimmungen gelehrt, so wie es 15 So bewahrt nun eure Seelen wohl, weil
mir der HERR, mein Gott, geboten hat, da- ihr keinerlei Gestalt gesehen habt an
mit ihr nach ihnen handelt in dem Land, dem Tag, als der HERR aus dem Feuer
in das ihr kommen werdet, um es in Be- heraus mit euch redete auf dem Berg Ho-
sitz zu nehmen. 6 So bewahrt sie nun reb, 16 damit ihr nicht verderblich han-
und tut sie; denn darin besteht eure Weis- delt und euch ein Bildnis macht in der
heit und euer Verstand vor den Augen der Gestalt irgend eines Götzenbildes, das
Völker. Wenn sie alle diese Gebote hören, Abbild eines männlichen oder weiblichen
werden sie sagen: Wie ist doch dieses Wesens, 17 das Abbild irgend eines Tie-
große Volk ein so weises und verständiges res, das auf Erden ist, das Abbild irgend
Volk! eines Vogels, der am Himmel fliegt, 18 das
7 Denn wo ist ein so großes Volk, zu dem Abbild irgend eines Wesens, das auf dem
sich die Götter so nahen, wie der HERR, Erdboden kriecht, das Abbild irgend ei-
unser Gott, es tut, so oft wir ihn anrufen? nes Fisches, der im Wasser ist, tiefer als
8 Und wo ist ein so großes Volk, das so die Erdoberfläche; 19 daß du deine Augen
gerechte Satzungen und Rechtsbestim- auch nicht zum Himmel hebst und die
mungen hätte, wie dieses ganze Gesetz, Sonne und den Mond und die Sterne und
das ich euch heute vorlege? das ganze Heer des Himmels anschaust
9 Nur hüte dich und bewahre deine Seele und dich verführen läßt, sie anzubeten
wohl, daß du die Geschehnisse nicht und ihnen zu dienen, die doch der HERR,
vergißt, die deine Augen gesehen haben, dein Gott, allen Völkern unter dem ganzen
und daß sie nicht aus deinem Herzen Himmel zugeteilt hat. 20 Euch aber hat
weichen alle Tage deines Lebens; sondern der HERR genommen und herausgeführt
du sollst sie deinen Kindern und Kindes- aus dem Eisenschmelzofen, aus Ägypten,
kindern verkünden! 10 An dem Tag, als du damit ihr sein Eigentumsvolk sein solltet,
vor dem HERRN, deinem Gott, standest am wie es heute der Fall ist.
Berg Horeb, als der HERR zu mir sprach: 21 Und der HERR war um euretwillen so
»Versammle mir das Volk, damit ich sie zornig über mich, daß er schwor, ich soll-
meine Worte hören lasse, und damit sie te nicht über den Jordan gehen, noch in
mich fürchten lernen alle Tage ihres Le- das gute Land kommen, das der HERR,
bens auf Erden, und damit sie auch ihre dein Gott, dir als Erbe gibt; 22 sondern
Kinder unterweisen!«, 11 da tratet ihr her- ich muß in diesem Land sterben und darf
zu und standet unten am Berg. Aber der nicht über den Jordan gehen; ihr aber
Berg brannte im Feuer bis ins Innerste dürft hinübergehen und jenes gute Land
des Himmels hinein, [der voller] Finster- in Besitz nehmen. 23 So hütet euch nun,
5. MOSE 4 203
daß ihr den Bund des HERRN, eures Got- bis zum anderen Ende des Himmels, ob je
tes, nicht vergeßt, den er mit euch ge- etwas so Großes geschehen oder je derglei-
macht hat, und euch nicht ein Bildnis chen gehört worden ist: 33 Hat je ein Volk
macht von irgend einer Gestalt, was der die Stimme Gottes mitten aus dem Feuer
HERR, dein Gott, dir verboten hat! 24 Denn reden gehört, wie du sie gehört hast, und ist
der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes dennoch am Leben geblieben? 34 Oder hat
Feuer, ein eifersüchtiger Gott. je ein Gott versucht, hinzugehen und sich
25 Wenn du nun Kinder und Kindeskin- ein Volk mitten aus einem anderen Volk
der zeugst und ihr euch in dem Land ein- herauszunehmen durch Prüfungen, durch
gelebt habt und verderblich handelt und Zeichen, durch Wunder, durch Kampf und
euch ein Bildnis macht von irgend einer durch eine mächtige Hand und durch ei-
Gestalt und das tut, was böse ist in den nen ausgestreckten Arm und durch furch-
Augen des HERRN, eures Gottes, daß ihr terregende, große Taten, wie das alles der
ihn erzürnt, 26 so rufe ich heute Himmel HERR, euer Gott, für euch in Ägypten getan
und Erde zu Zeugen gegen euch an, daß hat vor deinen Augen?
ihr gewiß bald ausgerottet werden sollt 35 Dir ist es gezeigt worden, damit du er-
aus dem Land, in das ihr über den Jordan kennst, daß der HERR Gott ist, und keiner
zieht, um es in Besitz zu nehmen; ihr wer- sonst als er allein. 36 Er hat dich vom Him-
det nicht lange darin wohnen, sondern mel her seine Stimme hören lassen, um
gewiß [daraus] vertilgt werden! 27 Und dich zu unterweisen; und auf Erden hat er
der HERR wird euch unter die Völker zer- dir sein großes Feuer gezeigt, und du hast
streuen, und es wird eine geringe Zahl seine Worte mitten aus dem Feuer gehört.
von euch übrigbleiben unter den Hei- 37 Und weil er deine Väter liebte und ihren
den, zu denen euch der HERR hinweg- Samena nach ihnen erwählt hat, hat er dich
treiben wird. 28 Dort werdet ihr den mit seinem Angesicht durch seine große
Göttern dienen, die das Werk von Men- Kraft aus Ägypten herausgeführt, 38 um
schenhänden sind, Holz und Stein, die größere und stärkere Völker, als du es bist,
weder sehen noch hören noch essen noch vor dir her zu vertreiben, und um dich
riechen. 29 Wenn du aber von dort den herzubringen und dir ihr Land zum Erb-
HERRN, deinen Gott, suchen wirst, so wirst teil zu geben, wie es heute der Fall ist.
du ihn finden, ja, wenn du ihn von gan- 39 So sollst du nun heute erkennen und es
zem Herzen und von ganzer Seele su- dir zu Herzen nehmen, daß der HERR der
chen wirst. 30 Wenn du in der Drangsal alleinige Gott ist oben im Himmel und
bist und dich alle diese Dinge getroffen unten auf Erden, und keiner sonst. 40 Dar-
haben am Ende der Tage, so wirst du zu um halte seine Satzungen und seine Ge-
dem HERRN, deinem Gott, umkehren und bote, die ich dir heute gebiete, damit es
seiner Stimme gehorsam sein. 31 Denn dir und deinen Kindern nach dir gut geht,
der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger und damit du lange lebst in dem Land,
Gott; er wird dich nicht verlassen noch das dir der HERR, dein Gott, gibt, für alle
verderben; er wird auch den Bund, den er Zeiten!
deinen Vätern geschworen hat, nicht ver-
gessen. Drei Freistädte
5Mo 19,1-10; Jos 20
Der HERR ist der alleinige Gott 41 Damals sonderte Mose drei Städte
5Mo 6,4-5
aus, auf der anderen Seite des Jordan,
32 Denn frage doch nach den früheren Ta- gegen Sonnenaufgang, 42 damit der Tot-
gen, die vor dir gewesen sind, von dem Tag schläger dorthin fliehen könne, der sei-
an, als Gott den Menschen auf Erden er- nen Nächsten unabsichtlich getötet hat,
schuf, und von einem Ende des Himmels ohne ihn zuvor gehaßt zu haben, daß er
in eine dieser Städte fliehe und am Le-
a (4,37) d.h. ihre Nachkommen. ben bleibe, 43 nämlich Bezer in der Step-
204 5. MOSE 4.5
pe, im Land der Ebene, für die Rubeniter, 7 Du sollst keine anderen Götter neben
Ramot in Gilead für die Gaditer und Go- mir haben!
lan in Baschan für die Manassiter. 8 Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein
Gleichnis machen, weder von dem, was
Einleitung zur Verkündigung des Gesetzes oben im Himmel, noch von dem, was un-
vor dem Einzug in Kanaan ten auf Erden, noch von dem, was in den
44 Und dies ist das Gesetz, das Mose den Wassern ist, tiefer als die Erdoberfläche.
Kindern Israels vorlegte; 45 das sind die 9 Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!
Zeugnisse, die Satzungen und Rechtsbe- Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein
stimmungen, die Mose den Kindern Is- eifersüchtiger Gott, der die Schuld der
raels verkündigte, als sie aus Ägypten zo- Väter heimsucht an den Kindern bis in
gen, 46 auf der anderen Seite des Jordan, das dritte und vierte Glied derer, die mich
im Tal, Beth-Peor gegenüber, im Land hassen, 10 der aber Gnade erweist an vie-
Sihons, des Königs der Amoriter, der in len Tausenden, die mich lieben und mei-
Hesbon wohnte, den Mose und die Kin- ne Gebote halten.
der Israels schlugen, als sie aus Ägypten 11 Du sollst den Namen des HERRN, dei-
zogen, 47 und dessen Land sie in Besitz nes Gottes, nicht mißbrauchen! Denn der
nahmen, samt dem Land Ogs, des Königs HERR wird den nicht ungestraft lassen, der
von Baschan, der beiden Könige der Amo- seinen Namen mißbraucht.
riter, die jenseits des Jordan waren, gegen 12 Halte den Sabbattag und heilige ihn,
Sonnenaufgang, 48 von Aroer an, das am wie es dir der HERR, dein Gott, geboten
Ufer des Arnonflusses liegt, bis an den hat! 13 Sechs Tage sollst du arbeiten und
Berg Sion, das ist der Hermon, 49 und die alle deine Werke tun; 14 aber am siebten
ganze Ebene jenseits des Jordan, gegen Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Got-
Osten, bis an das Meer der Aravaa unter- tes; da sollst du kein Werk tun, weder du,
halb der Abhänge des Pisga. noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch
dein Knecht, noch deine Magd, noch dein
Die Wiederholung der zehn Gebote Rind, noch dein Esel, noch all dein Vieh,
2Mo 20,1-17
noch dein Fremdling, der innerhalb dei-
Und Mose berief ganz Israel und ner Tore ist, damit dein Knecht und deine
sprach zu ihnen: Höre, Israel, die Sat- Magd ruhen wie du. 15 Denn du sollst be-
zungen und Rechtsbestimmungen, die denken, daß du auch ein Knecht gewesen
ich heute vor euren Ohren rede; lernt und bist im Land Ägypten, und daß der HERR,
bewahrt sie, um sie zu tun! dein Gott, dich von dort herausgeführt
2 Der HERR, unser Gott, hat am Horeb einen hat mit mächtiger Hand und ausgestreck-
Bund mit uns geschlossen. 3 Nicht mit un- tem Arm. Darum hat dir der HERR, dein
seren Vätern hat er diesen Bund geschlos- Gott, geboten, daß du den Sabbattag hal-
sen, sondern mit uns, die wir heute hier ten sollst.
alle am Leben sind. 4 Von Angesicht zu An- 16 Du sollst deinen Vater und deine Mut-
gesicht hat der HERR auf dem Berg mit euch ter ehren, wie es dir der HERR, dein Gott,
geredet, mitten aus dem Feuer. 5 Ich stand geboten hat, damit du lange lebst und es
zu derselben Zeit zwischen dem HERRN und dir gut geht in dem Land, das der HERR,
euch, um euch die Worte des HERRN zu dein Gott, dir gibt!
verkündigen; denn ihr habt euch vor dem 17 Du sollst nicht töten!
Feuer gefürchtet und seid nicht auf den 18 Du sollst nicht ehebrechen!
Berg gegangen. Und er sprach: 19 Du sollst nicht stehlen!
6 Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich 20 Du sollst kein falsches Zeugnis reden
aus dem Land Ägypten, aus dem Haus gegen deinen Nächsten!
der Knechtschaft, herausgeführt habe. 21 Du sollst nicht begehren die Frau deines
Nächsten; und du sollst dich nicht gelüsten
a (4,49) d.h. das Tote Meer. lassen nach dem Haus deines Nächsten,
5. MOSE 5.6 205
noch nach seinem Acker, noch nach sei- und Satzungen und Rechtsbestimmun-
nem Knecht, noch nach seiner Magd, noch gen verkünde, die du sie lehren sollst, da-
nach seinem Rind, noch nach seinem Esel, mit sie sie tun in dem Land, das ich ihnen
noch nach allem, was dein Nächster hat! zu besitzen gebe!
32 So gebt nun acht, daß ihr tut, wie der
Mose als Mittler HERR, euer Gott, euch geboten hat; und
zwischen Gott und dem Volk weicht nicht ab davon, weder zur Rech-
2Mo 20,18-22
ten noch zur Linken, 33 sondern wandelt
22 Diese Worte redete der HERR zu eurer in allen Wegen, die euch der HERR, euer
ganzen Gemeinde auf dem Berg, mitten Gott, geboten hat, damit ihr lebt und es
aus dem Feuer, dem Gewölk und der Dun- euch gut geht und ihr lange bleibt in dem
kelheit, mit gewaltiger Stimme, und er Land, das ihr besitzen werdet!
fügte nichts hinzu. Und er schrieb sie auf
zwei steinerne Tafeln und gab sie mir. Gottesfurcht und Gehorsam —
23 Und es geschah, als ihr die Stimme
die Voraussetzungen des Segens
Mk 12,28-34
mitten aus der Finsternis hörtet und der
Berg im Feuer brannte, da tratet ihr zu Und dies ist das Gebot, die Satzungen
mir, alle Oberhäupter eurer Stämme und und die Rechtsbestimmungen, die der
eure Ältesten, 24 und ihr spracht: Siehe, HERR, euer Gott, euch zu lehren geboten
der HERR, unser Gott, hat uns seine Herr- hat, daß ihr sie tun sollt in dem Land, in das
lichkeit und seine Größe sehen lassen, ihr zieht, um es in Besitz zu nehmen; 2 daß
und wir haben seine Stimme mitten aus du den HERRN, deinen Gott, fürchtest und
dem Feuer gehört; heute haben wir gese- alle seine Satzungen und Gebote hältst, die
hen, daß Gott mit den Menschen redet ich dir gebiete, du und deine Kinder und
und sie am Leben bleiben. 25 Und nun, deine Kindeskinder alle Tage deines Le-
warum sollen wir sterben? Denn dieses bens, damit du lange lebst. 3 So höre nun,
große Feuer wird uns verzehren! Wenn Israel, und achte darauf, sie zu tun, damit
wir die Stimme des HERRN, unseres Got- es dir gut geht und ihr sehr gemehrt wer-
tes, noch weiter hören, so müssen wir det, so wie es der HERR, der Gott deiner
sterben! 26 Denn wer von allem Fleisch Väter, verheißen hat, in einem Land, in
könnte die Stimme des lebendigen Got- dem Milch und Honig fließt.
tes mitten aus dem Feuer reden hören,
wie wir, und am Leben bleiben? 27 Tritt »Höre, Israel«: Das Gebot, den HERRN zu
du hinzu und höre alles, was der HERR, lieben und sein Wort zu bewahren
unser Gott, reden wird; und du sollst uns 4 Höre Israel, der HERR ist unser Gott, der
alles sagen, was der HERR, unser Gott, zu HERR allein!
dir reden wird; und wir wollen darauf 5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott,
hören und es tun! lieben mit deinem ganzen Herzen und
28 Als aber der HERR den Wortlaut eurer mit deiner ganzen Seele und mit deiner
Rede hörte, die ihr mit mir redetet, da ganzen Kraft. 6 Und diese Worte, die ich
sprach der HERR zu mir: Ich habe den dir heute gebiete, sollst du auf dem Her-
Wortlaut der Rede dieses Volkes gehört, zen tragen, 7 und du sollst sie deinen
die sie mit dir geredet haben. Es ist alles Kindern einschärfen und davon reden,
gut, was sie geredet haben. 29 O wenn wenn du in deinem Haus sitzt oder auf
sie doch immer ein solches Herz hätten, dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst
mich zu fürchten und alle meine Gebote und wenn du aufstehst; 8 und du sollst
allezeit zu halten, damit es ihnen gut gin- sie zum Zeichen auf deine Hand binden,
ge und ihren Kindern ewiglich! und sie sollen dir zum Erinnerungszei-
30 Geh hin und sage ihnen: Kehrt heim in chen über den Augen sein; 9 und du sollst
eure Zelte! 31 Du aber sollst hier bei mir sie auf die Pfosten deines Hauses und an
stehenbleiben, damit ich dir alle Gebote deine Tore schreiben.
206 5. MOSE 6.7
Warnung vor Untreue und Götzendienst furchterregende Zeichen und Wunder in
im Land Kanaan Ägypten, an dem Pharao und an seinem
5Mo 8,6-20 ganzen Haus. 23 Uns aber führte er von
10 Wenn dich nun der HERR, dein Gott, dort heraus, um uns hierher zu bringen
in das Land bringen wird, von dem er und uns das Land zu geben, das er un-
deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob seren Vätern zugeschworen hat. 24 Und
geschworen hat, es dir zu geben, große der HERR hat uns geboten, alle diese Sat-
und gute Städte, die du nicht gebaut zungen zu halten, daß wir den HERRN, un-
hast, 11 und Häuser, voll von allem Gu- seren Gott, fürchten und es uns gut geht
ten, die du nicht gefüllt hast, und aus- alle Tage und er uns am Leben erhält,
gehauene Zisternen, die du nicht ausge- wie es heute der Fall ist. 25 Und es wird
hauen hast, Weinberge und Ölbäume, die uns zur Gerechtigkeit dienen, wenn wir
du nicht gepflanzt hast; und wenn du ißt darauf achten, alle diese Gebote vor dem
und satt geworden bist, 12 so hüte dich HERRN, unserem Gott, zu tun, wie er es
davor, den HERRN zu vergessen, der dich uns geboten hat.
aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der
Knechtschaft, herausgeführt hat; 13 son- Der HERR befiehlt die Ausrottung der
dern du sollst den HERRN, deinen Gott, Kanaaniter und ihres Götzendienstes
fürchten und ihm dienen und bei seinem 2Mo 34,11-17
Namen schwören. 14 Und ihr sollt nicht Wenn der HERR, dein Gott, dich in das
anderen Göttern nachfolgen, unter den Land bringt, in das du kommen wirst,
Göttern der Völker, die um euch her sind um es in Besitz zu nehmen, und wenn er
15 — denn der HERR, dein Gott, der in vor dir her viele Völker vertilgt, die He-
deiner Mitte wohnt, ist ein eifersüchtiger titer, die Girgasiter, die Amoriter, die Ka-
Gott —, damit nicht der Zorn des HERRN, naaniter, die Pherisiter, die Hewiter und
deines Gottes, gegen dich entbrennt und die Jebusiter, sieben Völker, die größer
er dich von der Erde vertilgt. 16 Ihr sollt und stärker sind als du; 2 und wenn sie
den HERRN, euren Gott, nicht versuchen, der HERR, dein Gott, vor dir dahingibt,
wie ihr ihn bei Massa versucht habt! daß du sie schlägst, so sollst du unbedingt
17 Haltet genau die Gebote des HERRN, eu- an ihnen den Bann vollstrecken; du sollst
res Gottes, und seine Zeugnisse und seine keinen Bund mit ihnen machen und ih-
Satzungen, die er dir geboten hat! 18 Und nen keine Gnade erweisen. 3 Und du sollst
du sollst tun, was recht und gut ist vor dich mit ihnen nicht verschwägern; du
den Augen des HERRN, damit es dir gut sollst deine Töchter nicht ihren Söhnen
geht und du hineinkommst und das gute [zur Frau] geben noch ihre Töchter für
Land in Besitz nimmst, das der HERR dei- deine Söhne nehmen; 4 denn sie würden
nen Vätern zugeschworen hat, 19 und alle deine Söhne von mir abwendig machen,
deine Feinde vor dir her verjagst, wie der daß sie anderen Göttern dienen; und
HERR es verheißen hat. dann wird der Zorn des HERRN über euch
entbrennen und euch bald vertilgen.
Das Zeugnis der Erretteten 5 Vielmehr sollt ihr so mit ihnen verfah-
vor ihren Kindern ren: Ihre Altäre sollt ihr niederreißen, ihre
20 Wenn dich nun dein Sohn in Zukunft Gedenksteine zerbrechen, ihre Aschera-
fragen und sagen wird: Was sind das für Standbilder zerschlagen und ihre Götzen-
Zeugnisse, Satzungen und Rechtsbestim- bildnisse mit Feuer verbrennen.
mungen, die euch der HERR, unser Gott,
geboten hat?, 21 so sollst du deinem Sohn Israel — das heilige Volk des HERRN
sagen: Wir waren Knechte des Pharao in 2Mo 19,5-6
Ägypten, und der HERR führte uns mit 6 Denn ein heiliges Volk bist du für den
starker Hand aus Ägypten; 22 und der HERRN, deinen Gott; dich hat der HERR, dein
HERR tat vor unseren Augen große und Gott, aus allen Völkern erwählt, die auf
5. MOSE 7.8 207
Erden sind, damit du ein Volk des Eigen- nicht mitleidig auf sie schauen, und du
tums für ihn seist. 7 Nicht deshalb, weil sollst ihren Göttern nicht dienen; denn
ihr zahlreicher wärt als alle Völker, hat der das würde dir zum Fallstrick werden.
HERR sein Herz euch zugewandt und euch 17 Wenn du aber in deinem Herzen sagst:
erwählt — denn ihr seid das geringste un- Diese Völker sind zahlreicher als ich! Wie
ter allen Völkern —, 8 sondern weil der kann ich sie aus ihrem Besitz vertreiben?,
HERR euch liebte und weil er den Eid halten 18 so fürchte dich nicht vor ihnen! Gedenke
wollte, den er euren Vätern geschworen doch an das, was der HERR, dein Gott, dem
hatte, darum hat der HERR euch mit starker Pharao und allen Ägyptern getan hat; 19 an
Hand herausgeführt und dich erlöst aus die gewaltigen Prüfungen, die deine Augen
dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand gesehen haben, an die Zeichen und Wun-
des Pharao, des Königs von Ägypten. der und an die starke Hand und den aus-
9 So erkenne nun, daß der HERR, dein Gott, gestreckten Arm, mit denen der HERR, dein
der wahre Gott ist, der treue Gott, der den Gott, dich herausgeführt hat. So wird der
Bund und die Gnade denen bewahrt, die HERR, dein Gott, an allen Völkern handeln,
ihn lieben und seine Gebote bewahren, vor denen du dich fürchtest! 20 Dazu wird
auf tausend Generationen; 10 er vergilt der HERR, dein Gott, Hornissen unter sie
aber auch jedem, der ihn haßt, ins Ange- senden, bis die Übriggebliebenen und die-
sicht und bringt ihn um; er zögert nicht, jenigen, die sich vor dir versteckt hielten,
dem zu vergelten, der ihn haßt, sondern umgekommen sind.
vergilt ihm ins Angesicht. 21 Laß dir nicht grauen vor ihnen, denn
11 So bewahre nun das Gebot und die Sat- der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein
zungen und Rechtsbestimmungen, die großer und furchtgebietender Gott. 22 Und
ich dir heute gebiete, damit du sie tust! der HERR, dein Gott, wird diese Völker nach
und nach vor dir vertreiben; du kannst sie
Ermutigung und Segensverheißung nicht rasch aufreiben, sonst würden sich
für die Einnahme des Landes die Tiere des Feldes zu deinem Schaden
5Mo 28,1-14; 2Mo 23,22-33
vermehren. 23 Der HERR, dein Gott, wird sie
12 Und es wird geschehen, wenn ihr auf vor dir dahingeben und sie in große Verwir-
diese Rechtsbestimmungen hört, sie be- rung bringen, bis sie vertilgt sind. 24 Und
wahrt und tut, so wird der HERR, dein er wird ihre Könige in deine Hand geben,
Gott, auch dir den Bund und die Gnade und du sollst ihre Namen unter dem Him-
bewahren, die er deinen Vätern geschwo- mel ausrotten. Kein Mensch wird vor dir
ren hat. 13 Und er wird dich lieben und bestehen, bis du sie vertilgt hast.
dich segnen und mehren; er wird segnen 25 Die Bildnisse ihrer Götter sollst du mit
die Frucht deines Leibes und die Frucht Feuer verbrennen; und du sollst das Sil-
deines Landes, dein Korn, deinen Most ber oder Gold nicht begehren, das daran
und dein Öl, den Wurf deiner Kühe und ist, und es nicht an dich nehmen, damit
die Zucht deiner Schafe, in dem Land, das du nicht dadurch verstrickt wirst; denn
er deinen Vätern geschworen hat, dir zu dies ist dem HERRN, deinem Gott, ein Greu-
geben. 14 Gesegnet wirst du sein vor allen el. 26 Darum sollst du den Greuel nicht in
Völkern. Es wird kein Unfruchtbarer und dein Haus bringen, daß du nicht dem glei-
keine Unfruchtbare unter dir sein, auch chen Bann anheimfällst wie er; als Scheu-
nicht unter deinem Vieh. 15 Und der HERR sal und als Greuel sollst du es verabscheu-
wird jede Krankheit von dir abwenden, en, denn es ist dem Bann verfallen!
und er wird keine von den bösen Seuchen
Ägyptens auf dich legen, die du kennst, Ermahnung zum Gehorsam und
sondern wird sie auf alle diejenigen brin- Erinnerung an Gottes Erziehungswege
5Mo 11,1-17
gen, die dich hassen.
16 Du sollst alle Völker verzehren, die der Das ganze Gebot, das ich dir heute ge-
HERR, dein Gott, dir gibt. Dein Auge soll biete, sollt ihr bewahren, um es zu tun,
208 5. MOSE 8.9
damit ihr lebt und euch mehrt und hin- und dein Silber und Gold sich mehren,
einkommt und das Land in Besitz nehmt, und alles, was du hast, sich mehrt, 14 [da-
das der HERR euren Vätern zugeschworen mit nicht] dann dein Herz sich überhebt
hat. 2 Und du sollst an den ganzen Weg und du den HERRN, deinen Gott, vergißt,
gedenken, durch den der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten heraus-
dich geführt hat diese 40 Jahre lang in geführt hat, aus dem Haus der Knecht-
der Wüste, um dich zu demütigen, um schaft, 15 [ihn,] der dich durch diese große
dich zu prüfen, damit offenbar würde, und schreckliche Wüste geleitet hat, wo
was in deinem Herzen ist, ob du seine feurige Schlangen waren und Skorpione
Gebote halten würdest oder nicht. 3 Und und dürres Land ohne Wasser; der dir
er demütigte dich und ließ dich hungern Wasser aus dem harten Felsen entsprin-
und speiste dich mit dem Manna, das gen ließ; 16 der dich in der Wüste mit
weder du noch deine Väter gekannt hat- Manna speiste, von dem deine Väter
ten, um dich erkennen zu lassen, daß der nichts wußten, um dich zu demütigen
Mensch nicht vom Brot allein lebt, son- und zu prüfen, damit er dir am Ende Gu-
dern daß er von all dem lebt, was aus tes tue; 17 und damit du nicht in deinem
dem Mund des HERRN hervorgeht. 4 Dei- Herzen sagst: Meine eigene Kraft und
ne Kleider sind nicht zerlumpt an dir, und die Stärke meiner Hand hat mir diesen
deine Füße sind nicht geschwollen diese Reichtum verschafft! 18 So gedenke doch
40 Jahre. 5 So erkenne nun in deinem an den HERRN, deinen Gott — denn Er ist
Herzen, daß der HERR, dein Gott, dich er- es, der dir Kraft gibt, solchen Reichtum
zieht, wie ein Mann seinen Sohn erzieht. zu erwerben —, damit er seinen Bund
6 Und bewahre die Gebote des HERRN, dei- aufrechterhält, den er deinen Vätern ge-
nes Gottes, daß du in seinen Wegen wan- schworen hat, wie es heute geschieht.
delst und ihn fürchtest! 7 Denn der HERR, 19 Wenn du aber den HERRN, deinen Gott,
dein Gott, bringt dich in ein gutes Land, wirklich vergißt und anderen Göttern
in ein Land, in dem Wasserbäche, Quel- nachfolgst und ihnen dienst und sie an-
len und Seen sind, die in den Tälern betest, so bezeuge ich heute gegen euch,
und auf den Bergen entspringen; 8 ein daß ihr gewiß umkommen werdet. 20 Wie
Land, in dem Weizen, Gerste, Weinstöcke, die Heiden, die der HERR vor eurem An-
Feigenbäume und Granatäpfel gedei- gesicht ausrottet, so werdet auch ihr um-
hen, ein Land voller Olivenbäume und kommen, weil ihr der Stimme des HERRN,
Honig; 9 ein Land, von dem du dich nicht eures Gottes, nicht gehorsam seid.
kümmerlich nähren mußt, in dem es dir
an nichts mangelt; ein Land, dessen Stei- Mose warnt das Volk vor
ne Eisen sind, wo du Erz aus den Bergen Selbstgerechtigkeit — Erinnerung an
hauen wirst. Israels Versagen und Moses Mittlerdienst
2Mo 32
Ermahnung zur Dankbarkeit. Warnung Höre, Israel: Du wirst jetzt über den
vor Hochmut und Abkehr von Gott Jordan gehen, damit du hinein-
10 Und wenn du gegessen hast und satt kommst, um Völker zu überwältigen, die
geworden bist, dann sollst du den HERRN, größer und stärker sind als du, Städte,
deinen Gott, loben für das gute Land, das groß und himmelhoch befestigt, 2 ein
er dir gegeben hat. 11 Hüte dich, daß du großes und hochgewachsenes Volk, die
den HERRN, deinen Gott, nicht vergißt, so Söhne der Enakiter, die du kennst, von
daß du seine Gebote, seine Satzungen denen du auch sagen gehört hast: Wer
und Rechtsbestimmungen, die ich dir kann vor den Söhnen Enaks bestehen?
heute gebiete, nicht hältst; 12 damit nicht, 3 So sollst du heute wissen, daß der HERR,
wenn du ißt und satt wirst und schöne dein Gott, selbst vor dir hergeht, ein
Häuser erbaust und darin wohnst, 13 und verzehrendes Feuer. Er wird sie vertil-
deine Rinder und Schafe sich mehren, gen und sie vor dir unterwerfen, und du
5. MOSE 9 209
wirst sie aus ihrem Besitz vertreiben und Ägypten herausgeführt hast, hat Verder-
schnell ausrotten, so wie der HERR es dir ben angerichtet. Sie sind von dem Weg,
verheißen hat. den ich ihnen geboten habe, schnell ab-
4 Wenn sie nun der HERR, dein Gott, vor gewichen; sie haben sich ein gegossenes
dir her ausgestoßen hat, so sprich nicht Bild gemacht!
in deinem Herzen: Um meiner Gerech- 13 Und der HERR sprach so zu mir: Ich
tigkeit willen hat der HERR mich hereinge- habe dieses Volk beobachtet, und siehe,
bracht, daß ich dieses Land in Besitz neh- es ist ein halsstarriges Volk! 14 Laß ab von
me!, da doch der HERR diese Heidenvölker mir, damit ich sie vertilge und ihren Na-
wegen ihrer Gottlosigkeit vor dir her aus men unter dem Himmel auslösche! Ich
ihrem Besitz vertreibt. 5 Denn nicht um will aus dir ein stärkeres und größeres
deiner Gerechtigkeit und um deines auf- Volk machen, als es dieses ist!
richtigen Herzens willen kommst du hin- 15 Als ich mich nun umwandte und von
ein, um ihr Land in Besitz zu nehmen, dem Berg herabstieg — der Berg aber
sondern wegen ihrer Gottlosigkeit ver- brannte im Feuer —, und die zwei Tafeln
treibt der HERR, dein Gott, diese Heiden- des Bundes in meinen beiden Händen
völker aus ihrem Besitz, und damit er das hatte, 16 da schaute ich, und siehe, ihr hat-
Wort aufrechterhalte, das der HERR dei- tet euch an dem HERRN, eurem Gott, ver-
nen Vätern Abraham, Isaak und Jakob ge- sündigt, indem ihr euch ein gegossenes
schworen hat. 6 So sollst du nun erken- Kalb gemacht hattet, und ihr wart schnell
nen, daß der HERR, dein Gott, dir dieses von dem Weg abgewichen, den der HERR
gute Land nicht um deiner Gerechtigkeit euch geboten hatte.
willen gibt, damit du es in Besitz nimmst; 17 Da ergriff ich die beiden Tafeln und
denn du bist ein halsstarriges Volk! warf sie aus meinen beiden Händen und
7 Denke doch daran und vergiß es nicht, zerbrach sie vor euren Augen; 18 und ich
wie du den HERRN, deinen Gott, in der fiel vor dem HERRN nieder wie zuerst, 40
Wüste erzürnt hast! Von dem Tag an, als Tage und 40 Nächte lang, aß kein Brot und
du aus dem Land Ägypten ausgezogen trank kein Wasser um aller eurer Sünden
bist, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort willen, die ihr begangen hattet, indem ihr
seid ihr widerspenstig gewesen gegen den tatet, was böse ist in den Augen des HERRN,
HERRN. um ihn zu reizen. 19 Denn ich fürchtete
8 Und am Horeb erzürntet ihr den HERRN, mich vor dem Zorn und Grimm, mit dem
und der HERR ergrimmte über euch, so der HERR über euch so sehr erzürnt war,
daß er euch vertilgen wollte. 9 Als ich auf daß er euch vertilgen wollte. Und der HERR
den Berg gegangen war, um die steiner- erhörte mich auch diesmal. 20 Auch über
nen Tafeln zu empfangen, die Tafeln des Aaron war der HERR sehr zornig, so daß
Bundes, den der HERR mit euch machte, er ihn vertilgen wollte; aber ich betete
da blieb ich 40 Tage und 40 Nächte lang auch für Aaron zu jener Zeit. 21 Doch eure
auf dem Berg und aß kein Brot und trank Sünde, das Kalb, das ihr gemacht hattet,
kein Wasser. 10 Da gab mir der HERR die nahm ich und verbrannte es mit Feuer
zwei steinernen Tafeln, mit dem Finger und zerschlug es und zermalmte es völlig,
Gottes beschrieben, und darauf alle Wor- bis es zu feinem Staub wurde, und ich
te, die der HERR mit euch auf dem Berg warf seinen Staub in den Bach, der von
geredet hat, mitten aus dem Feuer, am dem Berg herabfließt.
Tag der Versammlung. 22 Auch in Tabeera und in Massa und
11 Und es geschah nach 40 Tagen und bei den Lustgräbern erzürntet ihr den
40 Nächten, da gab mir der HERR die HERRN.
zwei steinernen Tafeln, die Tafeln des 23 Und als der HERR euch aus Kadesch-
Bundes. 12 Und der HERR sprach zu mir: Barnea sandte und sprach: Geht hinauf
Mache dich auf und geh schnell hinab und nehmt das Land in Besitz, das ich
von hier; denn dein Volk, das du aus euch gegeben habe!, da wart ihr gegen
210 5. MOSE 9.10
den Befehl des HERRN, eures Gottes, wi- hatte; und sie blieben dort, wie der HERR
derspenstig und glaubtet ihm nicht und es mir geboten hatte.
gehorchtet seiner Stimme nicht. 24 Denn 6 Und die Kinder Israels brachen auf von
ihr seid widerspenstig gewesen gegen Beerot-Bene-Jaakan nach Mosera; dort
den HERRN, von dem Tag an, da ich euch starb Aaron, und er wurde dort begra-
kenne! ben, und sein Sohn Eleasar wurde Prie-
25 Als ich nun vor dem HERRN niederfiel ster an seiner Stelle. 7 Von dort brachen
jene 40 Tage und 40 Nächte lang — ich sie auf nach Gudgodah, und von Gudgo-
lag da, weil der HERR gesagt hatte, er wol- dah nach Jotbatah, in ein Land, in dem es
le euch vertilgen —, 26 da flehte ich zum Wasserbäche gibt. 8 Zu jener Zeit sonder-
HERRN und sprach: Ach, Herr, HERR, ver- te der HERR den Stamm Levi dazu aus, die
dirb dein Volk und dein Erbteil nicht, das Lade des Bundes des HERRN zu tragen, vor
du durch deine große Kraft erlöst und mit dem HERRN zu stehen, ihm zu dienen und
starker Hand aus Ägypten herausgeführt in seinem Namen zu segnen, bis zu die-
hast! 27 Gedenke an deine Knechte Abra- sem Tag. 9 Darum hat Levi weder Anteil
ham, Isaak und Jakob! Sieh nicht die noch Erbe mit seinen Brüdern; denn der
Hartnäckigkeit dieses Volkes an und sei- HERR ist ihr Erbteil, wie der HERR, dein
ne Gottlosigkeit und seine Sünde, 28 da- Gott, es ihm verheißen hat.
mit man in dem Land, aus dem du uns 10 Ich aber stand auf dem Berg wie an
geführt hast, nicht sagt: Weil der HERR sie den vorherigen Tagen, 40 Tage und 40
nicht in das Land bringen konnte, das Nächte lang, und der HERR erhörte mich
er ihnen versprochen hatte, und weil er auch diesmal, und der HERR wollte dich
sie haßte, hat er sie herausgeführt, um nicht verderben. 11 Der HERR aber sprach
sie in der Wüste sterben zu lassen! 29 Sie zu mir: Mache dich auf und gehe hin, um
sind ja dein Volk und dein Erbteil, das vor dem Volk herzuziehen, damit sie hin-
du herausgeführt hast mit deiner großen einkommen und das Land in Besitz neh-
Kraft und mit deinem ausgestreckten men, von dem ich ihren Vätern geschwo-
Arm! ren habe, daß ich es ihnen geben werde.
Die neuen Gesetzestafeln Aufforderung zu Gottesfurcht
2Mo 34 und Gehorsam
5Mo 7,6-11; Ps 146
Zu jener Zeit sprach der HERR zu
mir: Haue dir zwei steinerne Tafeln 12 Und nun, Israel, was fordert der HERR,
aus, so wie die ersten waren, und steige dein Gott, von dir, als nur, daß du den
zu mir auf den Berg und mache dir eine HERRN, deinen Gott, fürchtest, daß du in al-
hölzerne Lade, 2 so will ich auf die Tafeln len seinen Wegen wandelst und ihn liebst
die Worte schreiben, die auf den ersten und dem HERRN, deinem Gott, dienst mit
Tafeln waren, die du zerbrochen hast, deinem ganzen Herzen und deiner gan-
und du sollst sie in die Lade legen! zen Seele, 13 indem du die Gebote des
3 So machte ich eine Lade aus Akazien- HERRN und seine Satzungen hältst, die ich
holz und hieb zwei steinerne Tafeln aus, dir heute gebiete, zum Besten für dich
wie die ersten waren, und stieg auf den selbst?
Berg, und die zwei Tafeln waren in mei- 14 Siehe, der Himmel und aller Himmel
nen Händen. 4 Da schrieb er auf die Ta- Himmel und die Erde und alles, was
feln entsprechend der ersten Schrift die in ihr ist, gehört dem HERRN, deinem
zehn Worte, die der HERR zu euch auf dem Gott; 15 dennoch hat der HERR allein dei-
Berg gesprochen hatte, mitten aus dem nen Vätern sein Herz zugewandt, daß er
Feuer, am Tag der Versammlung. Und der sie liebte; und er hat ihren Samen nach
HERR gab sie mir. 5 Und ich wandte mich ihnen aus allen Völkern erwählt, nämlich
und stieg vom Berg herab; und ich legte euch, wie es heute der Fall ist. 16 So be-
die Tafeln in die Lade, die ich gemacht schneidet nun die Vorhaut eures Herzens
5. MOSE 10.11 211
und seid nicht mehr halsstarrig! 17 Denn Augen haben die großen Werke des HERRN
der HERR, euer Gott, Er ist der Gott der gesehen, die er getan hat.
Götter und der Herr der Herren, der große, 8 Darum sollt ihr das ganze Gebot bewah-
mächtige und furchtgebietende Gott, der ren, das ich euch heute gebiete, damit ihr
die Person nicht ansieht und kein Be- stark werdet und hineinkommt und das
stechungsgeschenk annimmt, 18 der der Land einnehmt, in das ihr hinüberzieht,
Waise und der Witwe Recht schafft und um es in Besitz zu nehmen; 9 und damit
den Fremdling liebhat, so daß er ihm ihr lange lebt in dem Land, von dem der
Speise und Kleidung gibt. HERR euren Vätern geschworen hat, daß er
19 Und auch ihr sollt den Fremdling lie- es ihnen und ihrem Samen geben werde,
ben, denn ihr seid ebenfalls Fremdlinge ein Land, in dem Milch und Honig fließt.
gewesen im Land Ägypten. 20 Du sollst 10 Denn das Land, in das du kommst, um
den HERRN, deinen Gott, fürchten; ihm es in Besitz zu nehmen, ist nicht wie das
sollst du dienen, ihm sollst du anhängen Land Ägypten, von dem ihr ausgezogen
und bei seinem Namen schwören. 21 Er seid, wo du deinen Samen gesät hast, und
ist dein Ruhm, und er ist dein Gott, der [das] du mit deinem Fuß bewässert hast
bei dir diese großen und furchtgebieten- wie einen Gemüsegarten; 11 sondern das
den Dinge getan hat, die deine Augen ge- Land, in das ihr zieht, um es in Besitz
sehen haben. 22 Deine Väter zogen nach zu nehmen, ist ein Land mit Bergen und
Ägypten hinab mit 70 Seelen, aber nun Tälern; es trinkt Wasser vom Regen des
hat dich der HERR, dein Gott, so zahlreich Himmels. 12 Es ist ein Land, um das sich
gemacht wie die Sterne am Himmel! der HERR, dein Gott, kümmert, auf das die
Augen des HERRN, deines Gottes, allezeit
Verheißungen und Warnungen gerichtet sind, vom Anfang des Jahres bis
5Mo 8; 28,1-24
zum Ende des Jahres.
So sollst du nun den HERRN, deinen 13 Wenn ihr nun meinen Geboten eifrig
Gott, lieben, und seine Ordnung, sei- gehorcht, die ich euch heute gebiete, so
ne Satzungen, seine Rechtsbestimmungen daß ihr den HERRN, euren Gott, liebt und
und Gebote halten allezeit. 2 Und ihr sollt ihm mit eurem ganzen Herzen und mit
heute erkennen — denn nicht mit euren eurer ganzen Seele dient, 14 so will ich
Kindern [rede ich], die es nicht kennen den Regen für euer Land geben zu seiner
und nicht gesehen haben — [ihr sollt] die Zeit, Frühregen und Spätregen, daß du
Zucht des HERRN, eures Gottes [erkennen], dein Korn, deinen Most und dein Öl ein-
seine Majestät und seine starke Hand sammeln kannst. 15 Und ich will deinem
und seinen ausgestreckten Arm, 3 und sei- Vieh auf deinem Feld Gras geben, und du
ne Zeichen und Werke, die er mitten in wirst essen und satt werden.
Ägypten an dem Pharao getan hat, an dem 16 Hütet euch aber, daß sich euer Herz
König Ägyptens, und an seinem ganzen nicht verführen läßt, so daß ihr abweicht
Land; 4 und was er getan hat an der Hee- und anderen Göttern dient und euch vor
resmacht der Ägypter, an ihren Rossen ihnen niederwerft, 17 und daß dann der
und Wagen, da er die Wasser des Schilf- Zorn des HERRN über euch entbrennt und
meers über sie hinfluten ließ, als sie euch er den Himmel verschließt, daß kein Regen
nachjagten, und wie sie der HERR austilg- kommt, und die Erde ihren Ertrag nicht
te, bis zu diesem Tag; 5 und was er in der gibt, und ihr bald ausgerottet werdet aus
Wüste an euch getan hat, bis ihr an diesen dem guten Land, das der HERR euch gibt!
Ort gekommen seid; 6 auch was er Dathan
und Abiram tat, den Söhnen Eliabs, des Die Bewahrung von Gottes Wort
Sohnes Rubens, wie die Erde ihren Mund ist die Voraussetzung zum Sieg
5Mo 6,4-9; 2Mo 23,22-33
auftat und sie verschlang samt ihren Fa-
milien und Zelten und ihrem ganzen An- 18 So nehmt euch nun diese meine Worte
hang, inmitten von ganz Israel. 7 Ja, eure zu Herzen und in eure Seele, und bindet
212 5. MOSE 11.12
sie zum Zeichen auf eure Hand, und sie binthen Mores? 31 Denn ihr zieht über
sollen zum Erinnerungszeichen über eu- den Jordan, um hineinzukommen und
ren Augen sein. 19 Und ihr sollt sie eure das Land in Besitz zu nehmen, das euch
Kinder lehren, indem ihr davon redet, der HERR, euer Gott, geben will; und ihr
wenn du in deinem Haus sitzt oder auf werdet es in Besitz nehmen und darin
dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst wohnen. 32 So achtet nun darauf, daß ihr
und wenn du aufstehst. 20 Und schreibe alle Satzungen und Rechtsbestimmun-
sie auf die Pfosten deines Hauses und an gen tut, die ich euch heute vorlege!
deine Tore, 21 damit du und deine Kin-
der lange leben in dem Land, von dem Ausrottung des Götzendienstes im Land.
der HERR deinen Vätern geschworen hat, Der künftige Ort des Heiligtums und
daß er es ihnen geben werde, solange der Gottesdienstes
2Kö 18,1-6
Himmel über der Erde steht.
22 Denn wenn ihr dieses ganze Gebot, das Dies sind die Satzungen und Rechts-
ich euch zu tun gebiete, getreulich haltet, bestimmungen, die ihr bewahren
daß ihr den HERRN, euren Gott, liebt, daß sollt, um sie zu tun in dem Land, das der
ihr in allen seinen Wegen wandelt und HERR, der Gott deiner Väter, dir gegeben
ihm anhängt, 23 so wird der HERR alle die- hat, damit du es besitzt, alle Tage, die ihr
se Völker vor euch her vertreiben, so daß auf Erden lebt.
ihr Völker aus ihrem Besitz verdrängt, die 2 Alle Orte, wo die Heidenvölker, die
größer und stärker sind als ihr. 24 Jeder ihr aus ihrem Besitz vertreiben werdet,
Ort, auf den eure Fußsohle tritt, soll euch ihren Göttern gedient haben, sollt ihr
gehören; von der Wüste an, vom Libanon vollständig zerstören; es sei auf hohen
und dem Euphratstrom bis an das westli- Bergen oder auf Hügeln oder unter al-
che Meer soll euer Gebiet reichen. 25 Nie- lerlei grünen Bäumen. 3 Und reißt ihre
mand wird vor euch bestehen; der HERR, Altäre um und zerbrecht ihre Gedenk-
euer Gott, wird Furcht und Schrecken vor steine und verbrennt ihre Aschera-Stand-
euch über alle Länder kommen lassen, bilder mit Feuer und zerschlagt die ge-
die ihr betretet, wie er es euch verheißen schnitzten Bilder ihrer Götter und rottet
hat. ihren Namen aus von jener Stätte.
4 Ihr sollt dem HERRN, eurem Gott, nicht
Gott legt dem Volk Segen und Fluch vor auf diese Weise dienen; 5 sondern an dem
5Mo 27 bis 30
Ort, den der HERR, euer Gott, aus allen eu-
26 Siehe, ich lege euch heute den Segen ren Stämmen erwählen wird, um seinen
und den Fluch vor: 27 den Segen, wenn Namen dorthin zu setzen, damit er [dort]
ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, wohne, da sollt ihr ihn suchen, und da-
gehorsam seid, die ich euch heute gebie- hin sollst du kommen. 6 Dahin sollt ihr
te; 28 den Fluch aber, wenn ihr den Ge- eure Brandopfer und eure Schlachtopfer
boten des HERRN, eures Gottes, nicht ge- bringen, eure Zehnten und das Hebopfer
horsam sein werdet und von dem Weg, von eurer Hand, und eure Gelübde[opfer]
den ich euch heute gebiete, abweicht, so und eure freiwilligen Gaben und die
daß ihr anderen Göttern nachfolgt, die Erstgeburt von euren Rindern und Scha-
ihr nicht kennt. 29 Und wenn dich der fen. 7 Und dort sollt ihr vor dem HERRN,
HERR, dein Gott, in das Land bringt, in das eurem Gott, essen und fröhlich sein, ihr
du kommst, um es in Besitz zu nehmen, und eure Familien, über allem, was eure
so sollst du den Segen auf dem Berg Gari- Hand erworben hat, womit der HERR, dein
zim erteilen und den Fluch auf dem Berg Gott, dich gesegnet hat.
Ebal. 30 Sind sie nicht jenseits des Jordan, 8 Ihr dürft nicht so handeln, wie wir es
bei der Straße gegen Sonnenuntergang, heute hier tun, daß jeder nur das tut, was
im Land der Kanaaniter, die in der Ebene recht ist in seinen Augen. 9 Denn ihr seid
wohnen, Gilgal gegenüber, bei den Tere- bisher noch nicht zur Ruhe gekommen,
5. MOSE 12 213
noch zu dem Erbteil, das der HERR, dein vor dem HERRN, deinem Gott, über alles,
Gott, dir geben will. 10 Ihr werdet aber was du dir mit deiner Hand erworben
über den Jordan ziehen und in dem Land hast.
wohnen, das euch der HERR, euer Gott, 19 Und hüte dich, den Leviten im Stich zu
zum Erbe geben wird; und er wird euch lassen, solange du in deinem Land lebst!
Ruhe verschaffen vor allen euren Feinden 20 Wenn aber der HERR, dein Gott, deine
ringsum, und ihr sollt sicher wohnen. Grenzen erweitern wird, wie er es dir
11 Und so soll es sein: an den Ort, den der verheißen hat, und du sprichst: Ich will
HERR, euer Gott, erwählt, um seinen Na- Fleisch essen! weil dich gelüstet, Fleisch
men dort wohnen zu lassen, dorthin zu essen, so darfst du Fleisch essen nach
sollt ihr alles bringen, was ich euch gebie- aller Herzenslust. 21 Ist aber der Ort, den
te: eure Brandopfer und eure Schlacht- der HERR, dein Gott, erwählt hat, um sei-
opfer, eure Zehnten und das Hebopfer nen Namen dorthin zu setzen, zu fern
von eurer Hand und all eure auserlesenen von dir, so darfst du von deinen Rindern
Gelübde[opfer], die ihr dem HERRN gelo- oder von deinen Schafen schlachten, die
ben werdet. 12 Und ihr sollt fröhlich sein der HERR dir gegeben hat — wie ich dir
vor dem HERRN, eurem Gott, ihr und eure geboten habe — und es in deinen Toren
Söhne und eure Töchter, eure Knechte essen nach aller Herzenslust. 22 Gerade
und Mägde, auch der Levit, der in euren so wie die Gazelle oder der Hirsch ge-
Toren ist; denn er hat keinen Teil noch gessen wird, kannst du es essen; der Rei-
Erbe mit euch. ne darf es in gleicher Weise wie der Un-
13 Hüte dich, daß du deine Brandopfer reine essen. 23 Nur daran halte fest, daß
nicht an irgend einem Ort opferst, den du nicht das Blut ißt; denn das Blut ist
du dir ersiehst; 14 sondern an dem Ort, das Leben; und du sollst das Leben nicht
den der HERR in einem deiner Stämme mit dem Fleisch essen! 24 So sollst du es
erwählt, da sollst du deine Brandopfer nun nicht essen; sondern auf die Erde
opfern, und dort sollst du alles tun, was sollst du es gießen wie Wasser. 25 Du
ich dir gebiete. sollst es nicht essen, damit es dir und
15 Doch kannst du nach Herzenslust deinen Kindern nach dir gut geht, weil
schlachten und Fleisch essen, nach dem du tust, was in den Augen des HERRN
Segen des HERRN, deines Gottes, den er recht ist.
dir gegeben hat, in allen deinen Toren; 26 Nur deine heiligen Gaben und deine
der Unreine oder der Reine darf davon Gelübde[opfer], die du hast, sollst du neh-
essen, wie von der Gazelle oder von dem men und an den Ort bringen, den der
Hirsch. 16 Nur das Blut sollst du nicht es- HERR erwählen wird. 27 Und du sollst dei-
sen, sondern es auf die Erde gießen wie ne Brandopfer, das Fleisch und das Blut,
Wasser. auf dem Altar des HERRN, deines Gottes,
17 Du darfst aber in deinen Toren nicht darbringen. Das Blut deiner Schlachtop-
essen von den Zehnten deines Korns, fer soll an den Altar des HERRN, deines
deines Mosts und deines Öls, noch von Gottes, gegossen werden, das Fleisch aber
der Erstgeburt deiner Rinder und deiner darfst du essen. 28 Bewahre und befolge
Schafe, noch von irgend einem deiner alle diese Worte, die ich dir gebiete, damit
Gelübde[opfer], die du geloben wirst, es dir und deinen Kindern nach dir gut
noch deine freiwilligen Gaben, noch das geht ewiglich, weil du tust, was in den Au-
Hebopfer deiner Hand; 18 sondern vor gen des HERRN, deines Gottes, recht und
dem HERRN, deinem Gott, sollst du es wohlgefällig ist.
essen, an dem Ort, den der HERR, dein 29 Wenn der HERR, dein Gott, die Heiden-
Gott, erwählen wird, du und dein Sohn völker vor dir her ausrottet, da, wo du
und deine Tochter und dein Knecht und hinkommst, um sie aus ihrem Besitz zu
deine Magd und der Levit, der in dei- vertreiben, und wenn du sie aus ihrem
nen Toren ist; und du sollst fröhlich sein Besitz vertrieben hast und in ihrem Land
214 5. MOSE 12.13
wohnst, 30 so hüte dich, daß du dich Warnung vor Verführung zum Götzendienst
nicht verführen läßt, sie nachzuahmen, 5Mo 17,2-7
nachdem sie doch vor dir her vertilgt wor- 7 Wenn dich dein Bruder, der Sohn deiner
den sind, und daß du nicht nach ihren Mutter, oder dein Sohn, oder deine Toch-
Göttern fragst und sagst: Wie dienten die- ter oder deine Ehefrau, oder dein Freund,
se Heiden ihren Göttern? Ich will es eben- der dir [so lieb] wie deine Seele ist, heim-
so tun! 31 Du sollst dem HERRN, deinem lich anstiftet und sagt: »Laßt uns hinge-
Gott nicht auf diese Weise dienen, denn hen und anderen Göttern dienen!« — die
alles, was ein Greuel ist für den HERRN, du nicht gekannt hast, weder du noch
was er haßt, haben sie für ihre Götter ge- deine Väter, 8 von den Göttern der Völker,
tan; ja, sogar ihre Söhne und ihre Töchter die um euch her sind, sie seien nahe bei
haben sie für ihre Götter im Feuer ver- dir oder fern von dir, von einem Ende
brannt! der Erde bis zum anderen Ende der
Erde —, 9 so sollst du nicht einwilligen
Warnung vor falschen Propheten und nicht auf ihn hören; du sollst ihn
5Mo 18,9-14; Jer 23,9-40; Mt 24,24; 2Th 2,9-12; nicht verschonen, und du sollst kein Mit-
2Pt 2,1-3; 1Joh 4,1-6; Gal 1,8 leid [mit ihm] haben, noch ihn verber-
Das ganze Wort, das ich euch gebie- gen, 10 sondern du sollst ihn unbedingt
te, das sollt ihr bewahren, um es zu umbringen; deine Hand soll als erste an
tun; du sollst nichts zu ihm hinzufügen ihm sein, um ihn zu töten, und danach die
und nichts von ihm wegnehmen! 2 Wenn Hand des ganzen Volkes. 11 Man soll ihn
in deiner Mitte ein Prophet oder Träumer zu Tode steinigen; denn er hat versucht,
aufstehen wird und dir ein Zeichen oder dich abzubringen von dem HERRN, dei-
Wunder angibt, 3 und das Zeichen oder nem Gott, der dich aus dem Land Ägypten
Wunder trifft ein, von dem er zu dir gere- geführt hat, aus dem Haus der Knecht-
det hat, und er spricht [nun]: »Laßt uns schaft. 12 Und ganz Israel soll es hören
anderen Göttern nachfolgen — die du und sich fürchten, damit niemand mehr
nicht gekannt hast —, und laßt uns ih- solch eine böse Tat in deiner Mitte tut!
nen dienen!«, 4 so sollst du den Worten 13 Wenn du von einer deiner Städte, die
eines solchen Propheten oder eines sol- der HERR, dein Gott, dir geben will, um
chen Träumers nicht gehorchen; denn der darin zu wohnen, sagen hörst: 14 Es sind
HERR, euer Gott, prüft euch, um zu erfah- etliche Männer, Söhne Belialsa, aus dei-
ren, ob ihr den HERRN, euren Gott, wirk- ner Mitte hervorgegangen und haben die
lich von ganzem Herzen und von ganzer Bürger ihrer Stadt verführt und gesagt:
Seele liebt. 5 Dem HERRN, eurem Gott, »Laßt uns hingehen und anderen Göttern
sollt ihr nachfolgen und ihn fürchten und dienen!« — die ihr nicht gekannt habt —,
seine Gebote halten und seiner Stimme 15 so sollst du es untersuchen und nach-
gehorchen und ihm dienen und ihm an- forschen und dich genauestens erkundi-
hangen. gen. Und siehe, wenn es die Wahrheit
6 Ein solcher Prophet aber oder ein sol- ist und die Sache feststeht, daß ein sol-
cher Träumer soll getötet werden, weil er cher Greuel in deiner Mitte begangen wur-
Abfall gelehrt hat von dem HERRN, eurem de, 16 so sollst du die Bewohner jener Stadt
Gott, der euch aus dem Land Ägypten unbedingt mit der Schärfe des Schwertes
geführt hat und dich aus dem Haus der schlagen; an der Stadt samt allem, was
Knechtschaft erlöst hat; er hat dich ab- darin ist, sollst du den Bann vollstrecken,
bringen wollen von dem Weg, auf dem auch an ihrem Vieh, mit der Schärfe
zu gehen der HERR, dein Gott, dir geboten des Schwertes; 17 und alle Beute, die dar-
hat. So sollst du das Böse aus deiner Mitte in gemacht wird, sollst du mitten auf ih-
ausrotten! rem Marktplatz sammeln und die Stadt
samt aller Beute dem HERRN, deinem Gott,
a (13,14) d.h. nichtswürdige, frevlerische Leute. gänzlich mit Feuer verbrennen; und sie
5. MOSE 13.14 215
soll ewiglich ein Schutthaufen bleiben; sie Schuppen hat, sollt ihr nicht essen; es soll
soll niemals wieder gebaut werden! 18 Und euch unrein sein.
es soll nicht irgend etwas von dem, was 11 Alle reinen Vögela dürft ihr essen.
unter dem Bann ist, an deiner Hand haf- 12 Diese aber sollt ihr nicht essen: den
ten, damit der HERR von der Glut seines Adler, den Lämmergeier und den See-
Zornes abläßt und dir Barmherzigkeit er- adler, 13 die Weihe, den Habicht und
weist und sich über dich erbarmt und dich die Geierarten, 14 alle Rabenarten, 15 den
mehrt, wie er es deinen Vätern geschwo- Strauß, die Eule, die Möwe und die Fal-
ren hat 19 — wenn du der Stimme des kenarten, 16 das Käuzchen, den Ibis, die
HERRN, deines Gottes, gehorchst und alle Schleiereule, 17 den Pelikan, den Aasgei-
seine Gebote hältst, die ich dir heute ge- er und den Kormoran, 18 den Storch, die
biete, so daß du tust, was recht ist in den Reiherarten, den Wiedehopf und die Fle-
Augen des HERRN, deines Gottes. dermaus. 19 Auch alles geflügelte Klein-
getier soll euch als unrein gelten, sie
Verbot heidnischer Trauerbräuche. dürfen nicht gegessen werden. 20 Alle rei-
Reine und unreine Tiere nen Vögel dürft ihr essen.
Ihr seid Kinder des HERRN, eures Got- 21 Ihr sollt kein Aas essen; dem Fremdling
tes. Darum sollt ihr euch keine Ein- in deinen Toren kannst du es geben, daß
schnitte machen, noch euch über euren Au- er es ißt, oder einem Ausländer kannst
gen kahlscheren wegen eines Toten; 2 denn du es verkaufen; denn ein heiliges Volk
ein heiliges Volk bist du für den HERRN, dei- bist du für den HERRN, deinen Gott. Du
nen Gott, und dich hat der HERR erwählt, sollst das Böcklein nicht in der Milch sei-
daß du ihm ein Volk des Eigentums seist ner Mutter kochen.
unter allen Völkern, die auf Erden sind.
3 Du sollst nichts essen, was ein Greuel
Der Zehnte
5Mo 26,12-15; Mal 3,10-12
ist.
4 Das aber sind die Tiere, die ihr essen 22 Du sollst allen Ertrag deiner Saat getreu
dürft: Rind, Schaf und Ziege, 5 Hirsch verzehnten, was auf dem Feld wächst,
und Gazelle und Damhirsch und Stein- Jahr für Jahr. 23 Und du sollst essen vor
bock und Wisent und Antilope und Wild- dem HERRN, deinem Gott, an dem Ort,
schaf; 6 und jedes Tier, das gespaltene den er erwählen wird, um seinen Namen
Klauen hat, und zwar ganz gespaltene dort wohnen zu lassen, den Zehnten dei-
Klauen, und auch Widerkäuer ist unter nes Korns, deines Mosts, deines Öls und
den Tieren, das dürft ihr essen. 7 Doch die Erstgeborenen von deinen Rindern
diese sollt ihr nicht essen von den Wieder- und Schafen, damit du lernst, den HERRN,
käuern und von denen, die vollständig deinen Gott, allezeit zu fürchten. 24 Wenn
gespaltene Klauen haben: das Kamel, den dir aber der Weg zu weit ist, und du es
Hasen und den Klippdachs; denn ob- nicht hintragen kannst, weil der Ort, den
wohl sie wiederkäuen, haben sie doch der HERR, dein Gott, erwählen wird, um
nicht vollständig gespaltene Klauen; sie seinen Namen dorthin zu setzen, dir zu
sollen euch unrein sein. 8 Das Schwein fern ist; wenn [nun] der HERR, dein Gott,
hat zwar ganz gespaltene Klauen, ist aber dich segnet, 25 so verkaufe es und binde
kein Wiederkäuer; es soll euch unrein das Geld in deiner Hand zusammen und
sein. Von ihrem Fleisch sollt ihr nicht es- geh an den Ort, den der HERR, dein
sen, und ihr Aas sollt ihr nicht anrühren. Gott, erwählen wird. 26 Und gib das Geld
9 Das ist es aber, was ihr essen dürft für das aus, was irgend dein Herz be-
von allem, was in den Wassern ist: Alles, gehrt, es sei für Rinder, Schafe, Wein, star-
was Flossen und Schuppen hat, dürft kes Getränk, oder was sonst deine Seele
ihr essen. 10 Was aber keine Flossen und wünscht, und iß dort vor dem HERRN, dei-

a (14,11) w. fliegende Tiere; dazu zählten neben den Vögeln auch die Fledermäuse.
216 5. MOSE 14.15
nem Gott, und sei fröhlich, du und dein deine Hand weit auftun und ihm reich-
Haus. 27 Den Leviten aber, der in deinen lich leihen, so viel er nötig hat. 9 Hüte
Toren ist, sollst du nicht im Stich lassen; dich, daß kein Belialsrata in deinem Her-
denn er hat weder Teil noch Erbe mit dir. zen ist und du nicht denkst: »Das siebte
28 Nach Verlauf von drei Jahren sollst du Jahr, das Erlaßjahr, naht!«, und du deinen
den ganzen Zehnten deines Ertrages von armen Bruder mißgünstig ansiehst und
jenem Jahr aussondern und es in deinen ihm nichts gibst; sonst würde er deinet-
Toren lassen. 29 Da soll dann der Levit wegen zum HERRN schreien, und es wäre
kommen, weil er weder Teil noch Erbe eine Sünde für dich; 10 sondern du sollst
mit dir hat, und der Fremdling und die ihm willig geben, und dein Herz soll nicht
Waise und die Witwe, die in deinen To- verdrießlich sein, wenn du ihm gibst; denn
ren sind, und sie sollen essen und sich dafür wird der HERR, dein Gott, dich seg-
sättigen, damit dich der HERR, dein Gott, nen in all deinem Tun und in allem, was
segne in allen Werken deiner Hände, die du unternimmst. 11 Denn der Arme wird
du tust. nicht aus dem Land verschwinden; darum
gebiete ich dir: Tue deine Hand weit auf
Das Erlaßjahr für deinen Bruder, für den Elenden und
3Mo 25
den Armen bei dir in deinem Land!
Am Ende von sieben Jahren sollst
du einen Schuldenerlaß anordnen. Über die Freilassung hebräischer Sklaven
2Mo 21,1-11
2 Dies ist aber die Ordnung des Erlasses:
Jeder Schuldherr soll das Darlehen seiner 12 Wenn dein Bruder, ein Hebräer oder
Hand erlassen, das er seinem Nächsten eine Hebräerin, sich dir verkauft hat, so
geliehen hat; er soll seinen Nächsten oder soll er dir sechs Jahre lang dienen, und
seinen Bruder nicht bedrängen; denn im siebten Jahr sollst du ihn als Freien
man hat einen Schuldenerlaß des HERRN entlassen. 13 Und wenn du ihn als Freien
ausgerufen. 3 Einen Fremden kannst du entläßt, so sollst du ihn nicht mit leeren
bedrängen; aber was du bei deinem Bru- Händen ziehen lassen; 14 sondern du
der [ausstehen] hast, das soll deine Hand sollst ihn reichlich von deiner Herde und
erlassen. 4 Es sollte zwar unter euch gar von deiner Tenne und von deiner Kelter
kein Armer sein; denn der HERR wird dich ausstatten und ihm geben von dem, wo-
reichlich segnen in dem Land, das der mit der HERR, dein Gott, dich gesegnet
HERR, dein Gott, dir zum Erbe gibt, damit hat. 15 Und denke daran, daß du ein
du es in Besitz nimmst; 5 vorausgesetzt, Knecht warst im Land Ägypten, und daß
daß du der Stimme des HERRN, deines der HERR, dein Gott, dich erlöst hat; dar-
Gottes, eifrig gehorchst und alle diese Ge- um gebiete ich dir heute diese Dinge.
bote bewahrst und tust, die ich dir heute 16 Wenn er aber zu dir sagt: »Ich will nicht
gebiete. 6 Denn der HERR, dein Gott, wird von dir wegziehen!«, weil er dich und
dich segnen, wie er es dir verheißen hat. dein Haus liebhat und es ihm gut geht bei
So wirst du vielen Völkern leihen, du aber dir, 17 so nimm einen Pfriemb und durch-
wirst dir nichts leihen müssen; du wirst bohre ihm sein Ohr an der Tür, und er
über viele Völker herrschen, sie aber wer- sei auf ewig dein Knecht; und mit deiner
den nicht über dich herrschen. Magd sollst du ebenso verfahren.
7 Wenn aber ein Armer bei dir ist, irgendei- 18 Es soll dir nicht schwer fallen, ihn als
ner deiner Brüder in einem deiner Tore in Freien zu entlassen; denn das Doppelte
deinem Land, das der HERR, dein Gott, dir des Lohnes eines Tagelöhners hat er dir
gibt, so sollst du dein Herz nicht verhärten sechs Jahre lang erarbeitet; so wird der
noch deine Hand vor deinem armen Bru- HERR, dein Gott, dich segnen in allem,
der verschließen; 8 sondern du sollst ihm was du tust.

a (15,9) d.h. eine nichtswürdige oder boshafte Absicht. b (15,17) d.h. eine starke, spitze Nadel.
5. MOSE 15.16 217
Die Erstgeburt der Tiere eben der Zeit, als du aus Ägypten zogst.
2Mo 13,11-16 7 Und du sollst es braten und an dem Ort
19 Alle männliche Erstgeburt, die unter essen, den der HERR, dein Gott, erwählen
deinen Rindern und deinen Schafen ge- wird; und du sollst am Morgen umkehren
boren wird, sollst du dem HERRN, deinem und wieder zu deinem Zelt gehen. 8 Sechs
Gott, heiligen. Du sollst das Erstgebore- Tage lang sollst du Ungesäuertes essen;
ne deines Rindes nicht zur Arbeit gebrau- und am siebten Tag ist eine Festversamm-
chen und das Erstgeborene deiner Scha- lung für den HERRN, deinen Gott; da sollst
fe nicht scheren; 20 du sollst sie vor dem du kein Werk tun.
HERRN, deinem Gott, essen, du und dein
Haus, Jahr für Jahr, an dem Ort, den der Das Fest der Wochen
HERR erwählen wird. 21 Wenn das Tier 3Mo 23,15-22
aber einen Fehler hat, wenn es hinkt oder 9 Sieben Wochen sollst du dir abzählen;
blind ist oder sonst einen schlimmen wenn man anfängt, die Sichel an die Saat
Fehler hat, so sollst du es dem HERRN, dei- zu legen, sollst du anfangen, sieben Wo-
nem Gott, nicht opfern; 22 sondern du chen zu zählen. 10 Dann sollst du dem
sollst es innerhalb deiner Tore essen — HERRN, deinem Gott, das Fest der Wochen
der Reine genauso wie der Unreine —, halten und ein freiwilliges Opfer von dei-
wie die Gazelle und den Hirsch. 23 Nur ner Hand geben, je nachdem der HERR,
sein Blut darfst du nicht essen; auf die dein Gott, dich gesegnet hat. 11 Und du
Erde sollst du es gießen wie Wasser. sollst fröhlich sein vor dem HERRN, dei-
nem Gott, du und dein Sohn und deine
Gebote zum Passahfest Tochter und dein Knecht und deine Magd
2Mo 12,1-28
und der Levit, der in deinen Toren ist, und
Halte den Monat Abib, und feiere der Fremdling und die Waise und die Wit-
dem HERRN, deinem Gott, das Pas- we, die in deiner Mitte sind, an dem Ort,
sah; denn im Monat Abib hat dich der den der HERR, dein Gott, erwählen wird,
HERR, dein Gott, bei Nacht aus Ägypten um seinen Namen dort wohnen zu las-
herausgeführt. 2 Und du sollst dem HERRN, sen. 12 Und bedenke, daß du ein Knecht
deinem Gott, als Passah Schafe und Rinder in Ägypten gewesen bist; und du sollst
opfern an dem Ort, den der HERR erwählen diese Satzungen bewahren und tun!
wird, um seinen Namen dort wohnen
zu lassen. 3 Du darfst nichts Gesäuertes Das Laubhüttenfest
dazu essen. Du sollst sieben Tage lang 3Mo 23,33-43
ungesäuertes Brot des Elends dazu essen, 13 Das Fest der Laubhütten sollst du sie-
denn du bist in eiliger Flucht aus dem Land ben Tage lang halten, wenn du [den
Ägypten gezogen; darum sollst du dein Le- Ertrag] deiner Tenne und deiner Kelter
ben lang an den Tag deines Auszugs aus eingesammelt hast. 14 Und du sollst an
dem Land Ägypten gedenken! 4 Und es deinem Fest fröhlich sein, du und dein
soll sieben Tage lang kein Sauerteig gese- Sohn und deine Tochter und dein Knecht
hen werden in deinem ganzen Gebiet; und und deine Magd und der Levit und der
von dem Fleisch, das am Abend des ersten Fremdling und die Waise und die Witwe,
Tages geschlachtet worden ist, soll nichts die in deinen Toren sind. 15 Sieben Tage
über Nacht bis zum Morgen übrigbleiben. lang sollst du dem HERRN, deinem Gott,
5 Du darfst das Passah nicht in einem dei- das Fest feiern an dem Ort, den der HERR
ner Tore schlachten, die der HERR, dein erwählen wird; denn der HERR, dein Gott,
Gott, dir gibt; 6 sondern an dem Ort, den wird dich segnen im ganzen Ertrag [deiner
der HERR, dein Gott, erwählen wird, um Ernte] und in jedem Werk deiner Hände;
seinen Namen dort wohnen zu lassen, darum sollst du von Herzen fröhlich sein.
dort sollst du das Passah schlachten, am 16 Dreimal im Jahr soll alles männliche
Abend, wenn die Sonne untergeht, zu Volk bei dir vor dem HERRN, deinem Gott,
218 5. MOSE 16.17
erscheinen an dem Ort, den er erwählen nachforschen. Und siehe, wenn es wahr ist
wird: am Fest der ungesäuerten Brote und die Sache feststeht, daß ein solcher
und am Fest der Wochen und am Fest Greuel in Israel begangen wurde, 5 so sollst
der Laubhütten. Aber niemand soll mit du jenen Mann oder jene Frau, die diese
leeren Händen vor dem HERRN erschei- böse Sache getan haben, zu deinen Toren
nen, 17 sondern jeder mit dem, was er ge- hinausführen, den Mann oder die Frau, und
ben kann, je nach dem Segen, den der sollst sie zu Tode steinigen. 6 Wer des Todes
HERR, dein Gott, dir gegeben hat. schuldig ist, soll auf die Aussage von zwei
oder drei Zeugen hin getötet werden. Aber
Einsetzung von Richtern. auf die Aussage eines einzigen Zeugen hin
Bewahrung des Rechts soll er nicht getötet werden. 7 Die Hand der
2Chr 19,5-11
Zeugen soll sich als erste gegen ihn erhe-
18 Du sollst dir Richter und Vorsteher ein- ben, um ihn zu töten, danach die Hand des
setzen in den Toren aller deiner Städte, ganzen Volkes! So sollst du das Böse aus
die der HERR, dein Gott, dir gibt in allen deiner Mitte ausrotten.
deinen Stämmen, damit sie das Volk rich-
ten mit gerechtem Gericht. 19 Du sollst Schwierige Rechtsfälle
Mal 2,7; Röm 13,1-2; 1Pt 2,13-14
das Recht nicht beugen. Du sollst auch
die Person nicht ansehen und kein Beste- 8 Wenn es dir zu schwer wird, ein Urteil
chungsgeschenk nehmen, denn das Be- zu fällen in Sachen eines Mordes oder ei-
stechungsgeschenk verblendet die Augen nes Streites oder einer Körperverletzung,
der Weisen und verdreht die Worte der bei irgendeiner Streitsache, die innerhalb
Gerechten. 20 Der Gerechtigkeit, ja der deiner Tore vorkommt, dann mache dich
Gerechtigkeit jage nach, damit du lebst auf und geh hinauf an den Ort, den der
und das Land besitzen wirst, das der HERR, HERR, dein Gott, erwählen wird. 9 Und du
dein Gott, dir geben will. sollst zu den Priestern, den Leviten, und
zu dem Richter kommen, der zu jener
Verbot des heidnischen Götzendienstes Zeit [im Amt] sein wird, und fragen; sie
2Mo 20,4-6; Joh 4,24
sollen dir das Urteil sprechen.
21 Du sollst dir kein Aschera-Standbild 10 Und du sollst nach dem Urteilsspruch
von irgendwelchem Holz aufstellen ne- handeln, den sie dir von jenem Ort aus
ben dem Altar des HERRN, deines Gottes, verkünden, den der HERR erwählen wird,
den du dir machen wirst, 22 und du sollst und sollst darauf achten, daß du tust nach
dir auch keine Gedenksäule aufrichten, allem, was sie dich lehren werden. 11 Nach
die der HERR, dein Gott, haßt. dem Gesetz, das sie dich lehren, und nach
dem Urteil, das sie dir fällen, sollst du han-
Du sollst dem HERRN, deinem Gott, deln; du sollst von dem Urteilsspruch, den
kein Rind und kein Schaf opfern, sie dir verkünden, weder zur Rechten noch
das einen Fehler oder sonst etwas Schlim- zur Linken abweichen. 12 Der Mann aber,
mes an sich hat; denn das wäre dem der so vermessen wäre, daß er dem Prie-
HERRN, deinem Gott, ein Greuel. ster, der dort steht, um dem HERRN, deinem
2 Wenn in deiner Mitte, in einem deiner Gott, zu dienen, oder dem Richter nicht
Tore, die der HERR, dein Gott, dir gibt, ein gehorcht, jener Mann soll sterben! So sollst
Mann oder eine Frau gefunden wird, die du das Böse aus Israel ausrotten. 13 Und
tun, was vor den Augen des HERRN böse ist, das ganze Volk soll es hören und sich
so daß sie seinen Bund übertreten, 3 und fürchten und nicht mehr vermessen sein.
hingehen und anderen Göttern dienen und
sie anbeten, es sei die Sonne oder den Mond Das Königsgesetz
1Sam 8
oder das gesamte Heer des Himmels, was
ich nicht geboten habe, 4 und es wird dir ge- 14 Wenn du in das Land kommst, das
sagt und du hörst es, so sollst du gründlich der HERR, dein Gott, dir gibt, und es in Be-
5. MOSE 17.18 219
sitz nimmst und darin wohnst und dann deiner Schafe sollst du ihm geben. 5 Denn
sagst: »Ich will einen König über mich set- ihn hat der HERR, dein Gott, aus allen
zen, wie alle Heidenvölker, die um mich deinen Stämmen erwählt, damit er stehe
her sind!«, 15 so sollst du nur den zum und im Namen des HERRN diene, er und
König über dich setzen, den der HERR, seine Söhne, allezeit.
dein Gott, erwählen wird. Aus der Mitte 6 Wenn nun ein Levit kommt aus irgen-
deiner Brüder sollst du einen König über deinem deiner Tore, aus ganz Israel, wo
dich setzen; du kannst keinen Fremden er wohnt, und nach dem Verlangen sei-
über dich setzen, der nicht dein Bruder nes Herzens an den Ort kommt, den der
ist. 16 Nur soll er nicht viele Pferde halten HERR erwählen wird, 7 und dient im Na-
und das Volk nicht wieder nach Ägypten men des HERRN, seines Gottes, wie alle
führen, um die Zahl seiner Pferde zu ver- seine Brüder, die Leviten, die dort vor
mehren, da doch der HERR euch gesagt dem HERRN stehen, 8 so sollen sie zu glei-
hat: Ihr sollt nie mehr auf diesem Weg chen Teilen essen (abgesehen von dem
zurückkehren! 17 Er soll auch nicht viele Erlös, den einer von seinem väterlichen
Frauen nehmen, damit sein Herz nicht Vermögen hat).
auf Abwege gerät; auch soll er sich nicht
zu viel Silber und Gold aufhäufen. Verbot von Wahrsagung und Zauberei
3Mo 20
18 Wenn er dann auf seinem königlichen
Thron sitzt, so soll er eine Abschrift die- 9 Wenn du in das Land kommst, das der
ses Gesetzes, das vor den levitischen Prie- HERR, dein Gott, dir gibt, so sollst du
stern liegt, in ein Buch schreiben [las- nicht lernen, nach den Greueln jener
sen]. 19 Und dieses soll bei ihm sein, und Heidenvölker zu handeln. 10 Es soll nie-
er soll darin lesen alle Tage seines Lebens, mand unter dir gefunden werden, der sei-
damit er lernt, den HERRN, seinen Gott, nen Sohn oder seine Tochter durchs Feu-
zu fürchten, damit er alle Worte dieses er gehen läßt, oder einer, der Wahrsagerei
Gesetzes und diese Satzungen bewahrt betreibt oder Zeichendeuterei oder ein
und sie tut; 20 daß sich sein Herz nicht Beschwörer oder ein Zauberer, 11 oder ei-
über seine Brüder erhebt und er nicht ab- ner, der Geister bannt, oder ein Geister-
weicht von dem Gebot, weder zur Rech- befrager, oder ein Hellseher oder jemand,
ten, noch zur Linken, damit er die Tage der sich an die Toten wendet. 12 Denn
seiner Königsherrschaft verlängere, er wer so etwas tut, ist dem HERRN ein Greu-
und seine Söhne, in der Mitte Israels. el, und um solcher Greuel willen vertreibt
der HERR, dein Gott, sie vor dir aus ihrem
Rechte der Priester und Leviten Besitz. 13 Du aber sollst dich ganz an den
4Mo 18
HERRN, deinen Gott, halten; 14 denn die-
Die Priester, die Leviten, der ganze se Heidenvölker, die du aus ihrem Besitz
Stamm Levi sollen kein Teil noch vertreiben sollst, hören auf Zeichendeu-
Erbe haben mit Israel; sie sollen die Feu- ter und Wahrsager; dir aber erlaubt der
eropfer des HERRN essen und was Ihm zu- HERR, dein Gott, so etwas nicht.
steht. 2 Darum soll er kein Erbe unter sei-
nen Brüdern haben, weil der HERR sein Der verheißene Prophet
Erbe ist, wie er es ihm verheißen hat. und die falschen Propheten
Apg 3,22; Hebr 3,1-6
3 Das soll aber das Recht der Priester sein,
was ihnen von seiten des Volkes zusteht, 15 Einen Propheten wie mich wird dir der
von seiten derer, welche die Schlachtop- HERR, dein Gott, erwecken aus deiner Mit-
fer opfern, es sei ein Rind oder Schaf: te, aus deinen Brüdern; auf ihn sollst du
man soll dem Priester die Vorderkeule, die hören!
Kinnladen und den Magen geben. 4 Die 16 Ganz so wie du es von dem HERRN, dei-
Erstlinge deines Korns, deines Mosts und nem Gott, am Horeb erbeten hast am Tag
deines Öls und die Erstlinge von der Schur der Versammlung, indem du sprachst: Ich
220 5. MOSE 18.19
will von nun an die Stimme des HERRN, sichtlich erschlägt, ohne zuvor einen Haß
meines Gottes, nicht mehr hören und das auf ihn gehabt zu haben. 5 Wenn etwa je-
große Feuer nicht mehr sehen, damit ich mand mit seinem Nächsten in den Wald
nicht sterbe! 17 Und der HERR sprach zu geht, um Holz zu schlagen, und er ergreift
mir: Sie haben recht geredet. 18 Ich will mit seiner Hand die Axt, um das Holz ab-
ihnen einen Propheten, wie du es bist, zuhauen, und das Eisen fährt von dem
aus der Mitte ihrer Brüder erwecken und Stiel und trifft seinen Nächsten, daß er
meine Worte in seinen Mund legen; der stirbt — dann soll er in eine dieser Städte
soll alles zu ihnen reden, was ich ihm ge- fliehen, damit er am Leben bleibt; 6 da-
bieten werde. 19 Und es wird geschehen, mit nicht der Bluträcher dem Totschläger
wer auf meine Worte nicht hören will, nachjagt, weil sein Herz erregt ist, und ihn
die er in meinem Namen reden wird, von ergreift, weil der Weg so weit ist, und ihn
dem will ich es fordern!a totschlägt, obwohl er kein Todesurteil ver-
20 Doch der Prophet, der so vermessen dient, weil er zuvor keinen Haß gegen ihn
ist, in meinem Namen zu reden, was ich gehabt hat. 7 Darum gebiete ich dir dies:
ihm nicht zu reden geboten habe, oder Du sollst dir drei Städte aussondern.
der im Namen anderer Götter redet, je- 8 Und wenn der HERR, dein Gott, deine
ner Prophet soll sterben! Grenzen erweitern wird, wie er es deinen
21 Wenn du aber in deinem Herzen Vätern geschworen hat, und dir das ganze
sprichst: »Woran können wir das Wort er- Land gibt, das er deinen Vätern zu geben
kennen, das der HERR nicht geredet hat?«, verheißen hat, 9 wenn du nämlich darauf
[dann sollst du wissen:] 22 Wenn der Pro- achtest, dieses ganze Gebot zu tun, das ich
phet im Namen des HERRN redet, und je- dir heute gebiete, daß du den HERRN, deinen
nes Wort geschieht nicht und trifft nicht Gott, liebst und allezeit in seinen Wegen
ein, so ist es ein Wort, das der HERR nicht wandelst, so sollst du dir noch drei weitere
geredet hat; der Prophet hat aus Vermes- Städte zu diesen drei hinzufügen, 10 damit
senheit geredet, du sollst dich vor ihm nicht mitten in deinem Land, das der HERR,
nicht fürchten! dein Gott, dir zum Erbe gibt, unschuldi-
ges Blut vergossen wird und Blutschuld auf
Die Zufluchtsstädte dich kommt.
4Mo 35,9-34; Jos 20
11 Wenn aber jemand seinen Nächsten
Wenn der HERR, dein Gott, die Hei- haßt und ihm auflauert und sich über
denvölker ausrotten wird, deren ihn hermacht und ihn erschlägt, so daß
Land der HERR, dein Gott, dir gibt, und er stirbt, und er flieht in eine dieser
du sie aus ihrem Besitz vertreibst und in Städte, 12 so sollen die Ältesten seiner
ihren Städten und Häusern wohnst, 2 so Stadt hinschicken und ihn von dort ho-
sollst du dir drei Städte aussondern mit- len lassen und ihn in die Hand des
ten in deinem Land, das der HERR, dein Bluträchers übergeben, damit er stirbt.
Gott, dir zu besitzen gibt. 3 Bereite dir 13 Du sollst ihn nicht verschonen, son-
den Weg [dahin] und teile das Gebiet dei- dern du sollst das unschuldige Blut aus
nes Landes, das der HERR, dein Gott, dir Israel wegtun;b so wird es dir gut gehen.
zum Erbe gibt, in drei Teile; das soll ge-
schehen, damit jeder Totschläger dahin Grenzverrückung. Falsche Zeugen.
fliehen kann. Bestrafung des Bösen
5Mo 27,17
4 Unter dieser Bedingung aber darf ein
Totschläger dahin fliehen und am Leben 14 Du sollst die Grenze deines Nächsten
bleiben: Wenn er seinen Nächsten unab- nicht verrücken, welche die Vorfahren in

a (18,19) d.h. ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. ein Gericht über das Volk bringen (vgl. u.a. 1Mo 4,10;
b (19,13) Der Mord an einem Unschuldigen mußte be- 1Mo 9,5-6).
straft werden; wenn das nicht geschah, würde Gott
5. MOSE 19.20 221
deinem Erbteil gesetzt haben, das du in und kehre in sein Haus zurück, damit er
dem Land erben wirst, das dir der HERR, nicht im Krieg umkommt und ein an-
dein Gott, zum Besitz geben will. derer es einweiht! 6 Ist ein Mann unter
15 Ein einzelner Zeuge soll nicht gegen euch, der einen Weinberg gepflanzt und
jemand auftreten wegen irgendeiner ihn noch nie abgelesen hat? Er gehe hin
Schuld oder wegen irgendeiner Sünde, und kehre wieder in sein Haus zurück,
mit der man sich versündigen kann; son- damit er nicht im Krieg umkommt und
dern auf der Aussage von zwei oder drei ein anderer die erste Lese hält! 7 Ist ein
Zeugen soll jede Sache beruhen. Mann unter euch, der sich mit einer Frau
16 Wenn aber ein falscher Zeuge gegen je- verlobt und sie noch nicht heimgeführt
mand auftritt, um ihn einer Übertretung hat? Er gehe hin und kehre wieder in
zu beschuldigen, 17 so sollen die Männer, sein Haus zurück, damit er nicht im
die Streit miteinander haben, vor den Krieg umkommt und ein anderer sie
HERRN, vor die Priester und Richter tre- heimführt! 8 Und die Vorsteher sollen
ten, die zu jener Zeit [im Amt] sein wer- weiter mit dem Volk reden und sagen:
den. 18 Und die Richter sollen es genau Wer sich fürchtet und ein verzagtes Herz
erforschen. Stellt es sich heraus, daß der hat, der gehe hin und kehre wieder in
Zeuge ein falscher Zeuge ist und gegen sein Haus zurück, damit er nicht auch
seinen Bruder ein falsches Zeugnis ab- das Herz seiner Brüder so verzagt mache,
gelegt hat, 19 so sollt ihr ihm das antun, wie sein Herz ist! 9 Und wenn die Vorste-
was er seinem Bruder antun wollte. So her aufgehört haben, zu dem Volk zu re-
sollst du das Böse aus deiner Mitte ausrot- den, so sollen sie Heerführer an die Spit-
ten. 20 Und die Übrigen sollen es hören ze des Volkes stellen.
und sich fürchten und nicht mehr solche 10 Wenn du vor eine Stadt ziehst, um
bösen Taten in deiner Mitte verüben. gegen sie Krieg zu führen, so sollst du
21 Du sollst ihn nicht verschonen: Leben ihr Frieden anbieten. 11 Antwortet sie dir
um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, friedlich und öffnet sie dir [die Tore], so
Hand um Hand, Fuß um Fuß! soll das ganze Volk, das darin gefunden
wird, dir fronpflichtig und dienstbar sein.
Kriegsgesetze 12 Will sie aber nicht friedlich mit dir un-
2Chr 32,6-8
terhandeln, sondern mit dir Krieg führen,
Wenn du gegen deinen Feind in den so belagere sie. 13 Und wenn der HERR,
Krieg ziehst und Rosse und Streit- dein Gott, sie dir in die Hand gibt, so
wagen siehst, ein Volk, das größer ist als sollst du alle ihre männlichen Einwoh-
du, so fürchte dich nicht vor ihnen; denn ner mit der Schärfe des Schwertes schla-
der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land gen; 14 aber die Frauen und die Kinder
Ägypten heraufgeführt hat, ist mit dir. und das Vieh und alles, was in der Stadt
2 Wenn es nun zur Schlacht kommt, so ist, und allen Raub sollst du dir zur Beute
soll der Priester herzutreten und mit dem nehmen und sollst essen von der Beute
Volk reden, 3 und er soll zu ihm sagen: deiner Feinde, die der HERR, dein Gott,
Höre, Israel: Ihr zieht heute in den Kampf dir gegeben hat. 15 So sollst du es mit al-
gegen eure Feinde; euer Herz verzage len Städten machen, die sehr fern von dir
nicht! Fürchtet euch nicht und erschreckt liegen und nicht zu den Städten dieser
nicht und laßt euch nicht vor ihnen grau- Völker hier gehören.
en! 4 Denn der HERR, euer Gott, geht mit 16 Aber in den Städten dieser Völker, die
euch, um für euch mit euren Feinden zu der HERR, dein Gott, dir zum Erbe geben
kämpfen, um euch zu helfen. wird, sollst du nichts leben lassen, was
5 Und die Vorsteher sollen mit dem Volk Odem hat, 17 sondern du sollst unbe-
reden und sagen: Ist ein Mann unter dingt an ihnen den Bann vollstrecken,
euch, der ein neues Haus gebaut und es nämlich an den Hetitern, Amoritern, Ka-
noch nicht eingeweiht hat? Er gehe hin naanitern, Pheresitern, Hewitern und Je-
222 5. MOSE 20.21
busitern — so wie es der HERR, dein Gott, 6 Und alle Ältesten dieser Stadt, die dem Er-
dir geboten hat, 18 damit sie euch nicht schlagenen am nächsten liegt, sollen ihre
lehren, alle ihre Greuel zu verüben, die Hände waschen über der jungen Kuh, der
sie für ihre Götter verübt haben, und ihr bei dem Bach das Genick gebrochen wor-
euch so versündigt an dem HERRN, eurem den ist, 7 und sie sollen das Wort ergreifen
Gott. und sprechen: »Unsere Hände haben die-
19 Wenn du eine Stadt, gegen die du Krieg ses Blut nicht vergossen, auch haben es un-
führst, längere Zeit belagern mußt, um sere Augen nicht gesehen. 8 Vergib deinem
sie einzunehmen, so sollst du ihre Bäume Volk Israel, das du, o HERR, erlöst hast, und
nicht verderben, indem du die Axt daran mache dein Volk Israel nicht verantwort-
legst; denn du kannst davon essen und lich für das unschuldige Blut, das in seiner
brauchst sie nicht abzuhauen. Ist denn Mitte vergossen wurde!« So wird ihnen
der Baum des Feldes ein Mensch, daß er die Blutschuld vergeben werden. 9 Und du
von dir mit in die Belagerung einbezogen sollst das unschuldige Blut aus deiner Mitte
wird? 20 Nur die Bäume, von denen du wegschaffen;a denn du sollst das tun, was
weißt, daß man nicht davon ißt, die darfst recht ist in den Augen des HERRN.
du verderben und umhauen und Boll-
werke daraus bauen gegen die Stadt, die Ehen mit kriegsgefangenen Frauen
5Mo 20,10-14
mit dir Krieg führt, bis du sie überwältigt
hast. 10 Wenn du gegen deine Feinde in den Krieg
ziehst und der HERR, dein Gott, sie in deine
Die Sühnung von Blutvergießen Hand gibt, so daß du von ihnen Gefange-
4Mo 35,30-34
ne heimführst, 11 und du unter den Gefan-
Wenn man einen Erschlagenen fin- genen eine schöne Frau siehst und dich in
det in dem Land, das dir der HERR, sie verliebst und sie zur Frau nimmst, 12 so
dein Gott, gibt, um es in Besitz zu neh- führe sie in dein Haus und laß sie ihre Haa-
men, und er auf dem Feld liegt, und re abschneiden und sich die Nägel schnei-
man nicht weiß, wer ihn erschlagen hat, den 13 und die Kleider ihrer Gefangen-
2 so sollen deine Ältesten und deine Rich- schaft ablegen, und laß sie in deinem Haus
ter hinausgehen und [die Entfernungen] wohnen und ihren Vater und ihre Mutter ei-
messen von dem Erschlagenen bis zu den nen Monat lang beweinen; danach kannst
Städten, die ringsum liegen. 3 Und die du zu ihr eingehen und sie zur Ehe neh-
Ältesten der Stadt, die am nächsten bei men, daß sie deine Frau sei. 14 Wenn du
dem Erschlagenen liegt, sollen eine junge aber keinen Gefallen [mehr] an ihr hast, so
Kuh nehmen, mit der noch nicht gearbei- sollst du sie freilassen, nach ihrem Belie-
tet wurde [und] die noch an keinem Joch ben, aber sie keineswegs um Geld verkau-
gezogen hat. fen, sie auch nicht als Sklavin behandeln,
4 Und die Ältesten jener Stadt sollen die weil du sie geschwächt hast.
junge Kuh hinabführen in das Tal eines
immerfließenden Baches, wo weder ge- Das Recht des Erstgeborenen
arbeitet noch gesät wird, und sollen dort 15 Wenn jemand zwei Frauen hat, eine,
der jungen Kuh bei dem Bach das Genick die er liebt, und eine, die er verschmäht,
brechen. 5 Dann sollen die Priester her- und sie ihm Söhne gebären, beide, die
zutreten, die Söhne Levis, denn sie hat der Geliebte und die Verschmähte, und wenn
HERR, dein Gott, erwählt, daß sie ihm die- der Erstgeborene von der Verschmähten
nen und in dem Namen des HERRN seg- ist, 16 und die Zeit kommt, daß er seinen
nen; und nach ihrem Ausspruch soll jede Söhnen seinen Besitz als Erbe austeilt, so
Streitigkeit und jede Körperverletzung ge- kann er nicht dem Sohn der Geliebten
schlichtet werden. vor dem erstgeborenen Sohn der Ver-

a (21,9) d.h. indem die Schuld vor Gott gesühnt wird, damit kein Gericht über das Volk kommt.
5. MOSE 21.22 223
schmähten das Erstgeburtsrecht verlei- und dann sollst du sie ihm zurückgeben.
hen; 17 sondern er soll den Erstgeborenen, 3 Ebenso sollst du es auch mit seinem Esel
nämlich den Sohn der Verschmähten, an- machen, und so sollst du es mit seinem
erkennen, indem er ihm von allem, was Gewand machen, und so sollst du es mit
vorhanden ist, zwei Teile gibt; denn die- allem Verlorenen machen, das dein Bruder
ser ist der Erstling seiner Kraft, und das verliert und das du findest; du kannst dich
Recht der Erstgeburt gehört ihm. [ihm] nicht entziehen. 4 Du sollst nicht
zusehen, wie der Esel deines Bruders oder
Widerspenstige Kinder sein Rind auf dem Weg fallen, und du sollst
2Mo 20,12
dich ihnen nicht entziehen, sondern du
18 Wenn jemand einen widerspenstigen sollst ihnen unbedingt aufhelfen.
und störrischen Sohn hat, der der Stimme
seines Vaters und seiner Mutter nicht ge- Gebote gegen ungöttliche Vermischung
horcht und ihnen auch nicht folgen will, 5 Eine Frau soll keine Männersachen auf
wenn sie ihn züchtigen, 19 so sollen sein sich haben, und ein Mann soll keine
Vater und seine Mutter ihn ergreifen und Frauenkleider anziehen; denn jeder, der
zu den Ältesten seiner Stadt führen und zu dies tut, ist dem HERRN, deinem Gott, ein
dem Tor jenes Ortes, 20 und sie sollen zu Greuel.
den Ältesten seiner Stadt sagen: Dieser un- 6 Wenn du zufällig auf dem Weg ein Vo-
ser Sohn ist störrisch und widerspenstig gelnest antriffst, auf irgendeinem Baum
und gehorcht unserer Stimme nicht; er ist oder auf der Erde, mit Jungen oder mit
ein Schlemmer und ein Säufer! 21 Dann Eiern, während die Mutter auf den Jun-
sollen ihn alle Leute seiner Stadt steini- gen oder auf den Eiern sitzt, so sollst du
gen, damit er stirbt. So sollst du das Böse die Mutter nicht samt den Jungen neh-
aus deiner Mitte ausrotten, daß ganz Isra- men; 7 sondern du sollst die Mutter auf
el es hört und sich fürchtet. jeden Fall fliegen lassen, und die Jungen
kannst du dir nehmen, damit es dir gut
Wer am Holz hängt, ist verflucht geht und du lange lebst.
Jos 8,29
8 Wenn du ein neues Haus baust, so ma-
22 Wenn auf einem Mann eine Sünde ist, che ein Geländer um dein Dach herum,
die ein Todesurteil nach sich zieht, und damit du nicht Blutschuld auf dein Haus
er wird getötet, und du hängst ihn an ein lädst, falls jemand von ihm herunterfällt.
Holz, 23 so soll sein Leichnam nicht über 9 Du sollst deinen Weinberg nicht mit
Nacht an dem Holz bleiben, sondern du zweierlei Samen besäen, damit nicht das
sollst ihn unbedingt an jenem Tag begra- Ganze dem Heiligtum verfällt, der Same,
ben. Denn von Gott verflucht ist derjeni- den du gesät hast, und der Ertrag des
ge, der [ans Holz] gehängt wurde, und du Weinbergs.
sollst dein Land nicht verunreinigen, das 10 Du sollst nicht zugleich mit einem Rind
der HERR, dein Gott, dir zum Erbe gibt. und einem Esel pflügen.
11 Du sollst keine Kleidung aus verschie-
Rücksicht auf den Nächsten denartigen Garnen anziehen, die aus Wol-
2Mo 23,4-5; Mt 7,12
le und Leinen zusammengewoben ist.
Du sollst nicht zusehen, wie das 12 Du sollst dir Quasten machen an die
Rind oder Schaf deines Bruders ir- vier Zipfel deines Überwurfs, mit dem du
regeht, und du sollst dich ihnen nicht dich bedeckst.
entziehen; sondern du sollst sie deinem
Bruder unbedingt wieder zurückbringen. Sittlichkeitsgesetze.
2 Wenn aber dein Bruder nicht in deiner
Rechtsschutz für eine verleumdete Frau
4Mo 5,11-31
Nähe wohnt oder du ihn nicht kennst, so
sollst du sie in dein Haus aufnehmen, daß 13 Wenn jemand eine Frau nimmt und
sie bei dir seien, bis dein Bruder sie sucht, zu ihr eingeht, danach aber verschmäht
224 5. MOSE 22.23
er sie, 14 und er legt ihr Dinge zur Last, ner Stadt hinausführen und sollt sie beide
die sie ins Gerede bringen, und bringt sie steinigen, daß sie sterben: das Mädchen
in einen schlechten Ruf, indem er spricht: deshalb, weil sie in der Stadt nicht ge-
Ich habe diese Frau genommen; als ich schrieen hat; den Mann deshalb, weil er
ihr aber nahte, habe ich die Zeichen der die Frau seines Nächsten geschwächt hat.
Jungfräulichkeit nicht an ihr gefunden!, So sollst du das Böse aus deiner Mitte
15 so sollen der Vater und die Mutter der ausrotten.
jungen Frau sie nehmen und die Zeichen 25 Wenn aber der Mann das Mädchen auf
der Jungfräulichkeit der jungen Frau zu dem Feld antrifft und sie mit Gewalt er-
den Ältesten der Stadt an das Tor hinaus- greift und bei ihr liegt, so soll der Mann,
bringen. der bei ihr gelegen hat, allein sterben.
16 Und der Vater der jungen Frau soll zu 26 Dem Mädchen aber sollst du nichts
den Ältesten sagen: Ich habe diesem Mann tun, weil das Mädchen keine Sünde ge-
meine Tochter zur Frau gegeben, aber er tan hat, die den Tod verdient. Denn
verschmäht sie, 17 und siehe, er legt ihr es ist gleich, wie wenn jemand sich ge-
Dinge zur Last, die sie ins Gerede bringen, gen seinen Nächsten aufmacht und ihn
indem er spricht: Ich habe an deiner Toch- totschlägt; so verhält es sich auch damit.
ter die Zeichen der Jungfräulichkeit nicht 27 Denn er fand sie auf dem Feld, das ver-
gefunden — aber dies sind doch die Zei- lobte Mädchen schrie; es gab aber nie-
chen der Jungfräulichkeit meiner Tochter! mand, der sie retten konnte.
Und sie sollen das Tuch vor den Ältesten 28 Wenn jemand ein Mädchen, eine Jung-
der Stadt ausbreiten. frau, antrifft, die noch nicht verlobt ist,
18 Dann sollen die Ältesten jener Stadt den und sie ergreift und bei ihr liegt und sie
Mann nehmen und ihn bestrafen; 19 und ertappt werden, 29 so soll der Mann, der
sie sollen ihm eine Strafe von 100 Schekel bei dem Mädchen gelegen hat, dem Va-
Silber auferlegen und diese dem Vater der ter des Mädchens 50 [Schekel] Silber ge-
jungen Frau geben, weil jener eine Jung- ben, und er soll sie zur Frau haben, weil
frau in Israel verleumdet hat; und er soll er sie geschwächt hat; er kann sie nicht
sie als Frau behalten, er kann sie sein Le- verstoßen sein Leben lang.
ben lang nicht verstoßen.
20 Wenn aber diese Sache wahr ist, und
Ausschluß von der Gemeinde des HERRN
die Zeichen der Jungfräulichkeit an der Niemand soll die Frau seines Va-
jungen Frau nicht gefunden worden sind, ters nehmen und so die Decke
21 so soll man die junge Frau vor die Tür seines Vaters aufdecken. 2 Es soll kein
ihres väterlichen Hauses führen, und die Verstümmelter noch Verschnittener in die
Leute ihrer Stadt sollen sie zu Tode steini- Gemeinde des HERRN kommen.
gen, weil sie eine Schandtat in Israel be- 3 Es soll auch kein Bastarda in die Ge-
gangen hat, indem sie Unzucht trieb im meinde des HERRN kommen; auch die
Haus ihres Vaters. So sollst du das Böse zehnte Generation seiner Nachkommen
aus deiner Mitte ausrotten. soll nicht in die Gemeinde des HERRN
22 Wenn jemand ertappt wird, daß er bei kommen.
einer verheirateten Frau liegt, so sollen 4 Kein Ammoniter oder Moabiter soll in
beide zusammen sterben, der Mann, der die Gemeinde des HERRN kommen; auch
bei der Frau gelegen hat, und die Frau. So die zehnte Generation ihrer Nachkom-
sollst du das Böse aus Israel ausrotten. men soll nicht in die Gemeinde des HERRN
23 Wenn ein Mädchen, eine Jungfrau, mit kommen auf ewig, 5 weil sie euch nicht
einem Mann verlobt ist, und ein anderer mit Brot und Wasser entgegenkamen auf
Mann trifft sie in der Stadt an und liegt dem Weg, als ihr aus Ägypten gezogen
bei ihr, 24 so sollt ihr sie beide zum Tor je- seid, und dazu Bileam, den Sohn Beors,

a (23,3) d.h. verm. Nachkommen aus gemischten Ehen mit Fremden.


5. MOSE 23.24 225
aus Petor in Aram-Naharajim gegen euch den er erwählt in einem deiner Tore, wo
in Lohn genommen haben, damit er dich es ihm gefällt, und du sollst ihn nicht
verfluche. 6 Aber der HERR, dein Gott, woll- bedrücken.
te nicht auf Bileam hören; sondern der 18 Unter den Töchtern Israels soll keine
HERR, dein Gott, verwandelte für dich den Hure und unter den Söhnen Israels kein
Fluch in Segen, denn der HERR, dein Gott, Hurer sein. 19 Du sollst keinen Huren-
hat dich lieb. 7 Du sollst ihren Frieden und lohn noch Hundegelda in das Haus des
ihr Bestes nicht suchen, alle deine Tage, HERRN, deines Gottes, bringen für irgend
ewiglich. ein Gelübde; denn beides ist dem HERRN,
8 Den Edomiter sollst du nicht verab- deinem Gott, ein Greuel.
scheuen, denn er ist dein Bruder; den 20 Du sollst deinem Bruder keinen Zins
Ägypter sollst du auch nicht verabscheu- auferlegen, weder Zins für Geld noch Zins
en, denn du bist in seinem Land ein für Speise, noch Zins für irgend etwas, das
Fremdling gewesen. 9 Von ihnen dürfen verzinst werden kann. 21 Dem Fremden
Kinder, die ihnen in der dritten Generati- darfst du Zins auferlegen, deinem Bruder
on geboren werden, in die Gemeinde des aber sollst du keinen Zins auferlegen, da-
HERRN kommen. mit dich der HERR, dein Gott, segne in al-
lem, was du unternimmst in dem Land,
Reinhaltung des Heerlagers in das du kommst, um es in Besitz zu
4Mo 5,1-4
nehmen.
10 Wenn du im Heerlager gegen deine 22 Wenn du dem HERRN, deinem Gott, ein
Feinde ausziehst, so hüte dich vor allem Gelübde tust, so sollst du nicht säumen,
Bösen. 11 Ist jemand bei dir infolge eines es zu erfüllen; denn der HERR, dein Gott,
nächtlichen Vorfalls nicht rein, so soll er wird es gewiß von dir fordern, und es
vor das Lager hinausgehen und nicht wie- würde eine Sünde für dich sein. 23 Wenn
der hineinkommen; 12 aber gegen Abend du es aber unterläßt, zu geloben, so ist
soll er sich mit Wasser baden, und wenn es keine Sünde für dich. 24 Was aber über
die Sonne untergeht, darf er wieder in das deine Lippen gegangen ist, das sollst du
Lager hineinkommen. halten und tun, so wie du es dem HERRN,
13 Und du sollst außerhalb des Lagers ei- deinem Gott, freiwillig gelobt hast; das,
nen Ort haben, wohin du [zur Notdurft] was du mit deinem Mund versprochen
hinausgehst. 14 Und du sollst einen Spa- hast.
ten unter deinem Gerät haben, und wenn 25 Wenn du in den Weinberg deines
du dich draußen setzen willst, sollst du Nächsten gehst, so darfst du Trauben es-
damit ein Loch graben und dich umdre- sen, so viel du willst, bis du satt bist;
hen und zuscharren, was von dir gegan- aber du sollst nichts in dein Gefäß tun.
gen ist. 15 Denn der HERR, dein Gott, wan- 26 Wenn du durch das Getreidefeld dei-
delt mitten in deinem Lager, um dich zu nes Nächsten gehst, so darfst du mit der
erretten und deine Feinde vor dir dahin- Hand Ähren abstreifen; aber die Sichel
zugeben. Darum soll dein Lager heilig sollst du nicht über das Getreidefeld dei-
sein, daß er nichts Schändliches an dir nes Nächsten schwingen!
sieht und sich nicht von dir abwendet.
Ehescheidung
Verschiedene Verordnungen Mt 5,31-32; 19,3-9
3Mo 19,29; 18,24-30
Wenn jemand eine Frau nimmt
16 Du sollst den Knecht, der sich von sei- und sie heiratet, und sie findet
nem Herrn weg zu dir gerettet hat, sei- nicht Gnade vor seinen Augen, weil er et-
nem Herrn nicht ausliefern. 17 Er soll bei was Schändliches an ihr gefunden hat,
dir wohnen, in deiner Mitte, an dem Ort, und er ihr einen Scheidebrief schreibt und

a (23,19) Bezeichnung für den Hurenlohn eines männlichen Prostituierten.


226 5. MOSE 24
ihn ihr in die Hand gibt und sie aus sei- arm, so sollst du dich mit seinem Pfandb
nem Haus entläßt, 2 und sie verläßt dann nicht schlafen legen; 13 sondern du sollst
sein Haus und geht hin und wird [die ihm sein Pfand unbedingt wiedergeben,
Ehefrau] eines anderen Mannes, 3 aber wenn die Sonne untergeht, damit er in
der andere Mann verschmäht sie und seinem Gewand schlafe und dich segne;
schreibt ihr [auch] einen Scheidebrief so wird dir das als Gerechtigkeit gelten
und gibt ihn ihr in die Hand und entläßt vor dem HERRN, deinem Gott.
sie aus seinem Haus; oder wenn der an- 14 Du sollst einen armen und elenden
dere Mann stirbt, der sie sich zur Frau ge- Tagelöhner nicht bedrücken, er sei einer
nommen hatte, 4 so kann ihr erster Mann, deiner Brüder oder deiner Fremdlinge,
der sie entlassen hat, sie nicht nochmals die in deinem Land und in deinen Toren
zur Frau nehmen, nachdem sie verunrei- sind. 15 Am gleichen Tag sollst du ihm sei-
nigt worden ist; denn das wäre ein Greu- nen Lohn geben, ehe die Sonne darüber
el vor dem HERRN; und du sollst das Land untergeht; denn er ist arm und sehnt sich
nicht mit Sünde beflecken, das dir der danach; damit er nicht deinetwegen den
HERR, dein Gott, zum Erbe gibt. HERRN anruft und es dir zur Sünde wird.
16 Die Väter sollen nicht für die Kinder
Verordnungen für das Leben des Volkes getötet werden und die Kinder sollen nicht
5Mo 20,7; 2Mo 21,16; 3Mo 13 u. 14
für die Väter getötet werden, sondern je-
5 Wenn jemand kürzlich eine Frau [zur der soll für seine Sünde getötet werden.
Ehe] genommen hat, so soll er nicht in 17 Du sollst das Recht eines Fremdlings
den Krieg ziehen, und man soll ihm nichts [und] einer Waise nicht beugen und sollst
auferlegen; er soll ein Jahr lang frei sein das Kleid der Witwe nicht zum Pfand neh-
für sein Haus und sich an seiner Frau er- men. 18 Und du sollst bedenken, daß du
freuen, die er genommen hat. in Ägypten auch ein Knecht gewesen bist
6 Man soll niemals die Handmühlea oder und daß der HERR, dein Gott, dich von
[auch nur] den oberen Mühlstein zum dort erlöst hat; darum gebiete ich dir, daß
Pfand nehmen, denn damit nähme man du dies tust.
das Leben zum Pfand.
7 Wird jemand ertappt, daß er einen von
Das Recht der Fremden,
seinen Brüdern unter den Söhnen Israels Witwen und Waisen
stiehlt und ihn zum Sklaven macht und 19 Wenn du auf deinem Feld geerntet und
ihn verkauft, so soll jener Dieb sterben, eine Garbe auf dem Feld vergessen hast,
und du sollst das Böse aus deiner Mitte so sollst du nicht umkehren, um sie zu
ausrotten. holen, sondern sie soll dem Fremdling,
8 Hüte dich vor der Plage des Aussatzes, der Waise und der Witwe gehören, damit
indem du eifrig alles befolgst und tust, was dich der HERR, dein Gott, segnet in allem
dich die Priester, die Leviten, lehren. Wie Werk deiner Hände. 20 Wenn du deine
ich es ihnen geboten habe, so sollt ihr es Oliven abgeschlagen hast, so sollst du da-
befolgen und tun! 9 Denke daran, was der nach nicht die Zweige absuchen; es soll
HERR, dein Gott, mit Mirjam tat auf dem dem Fremdling, der Waise und der Wit-
Weg, als ihr aus Ägypten gezogen seid! we gehören. 21 Wenn du deinen Weinberg
10 Wenn du deinem Nächsten irgend ein gelesen hast, so sollst du danach nicht
Darlehen gewährst, so sollst du nicht in Nachlese halten; es soll dem Fremdling,
sein Haus gehen, um ihm ein Pfand ab- der Waise und der Witwe gehören. 22 Und
zunehmen. 11 Du sollst draußen stehen du sollst bedenken, daß du [selbst] ein
bleiben, und der, dem du borgst, soll das Knecht gewesen bist im Land Ägypten;
Pfand zu dir herausbringen. 12 Ist er aber darum gebiete ich dir, dies zu tun.

a (24,6) w. zwei Mühlsteine. Damit wurde das Mehl für b (24,12) Die Kleider des Armen dienen ihm nachts als
das tägliche Brot gemahlen. Bettdecke (vgl. V 13).
5. MOSE 25.26 227
Streitigkeiten bauen will!« 10 Und sein Name soll in Isra-
Wenn zwischen Männern ein Streit el »Das Haus des Barfüßers« heißen.
entsteht und sie vor Gericht tre- 11 Wenn zwei Männer miteinander strei-
ten, und man richtet sie, so soll man den ten, und die Frau des einen läuft hinzu,
Gerechten für gerecht erklären und den um ihren Mann von der Hand dessen,
Übeltäter für schuldig. 2 Und wenn der der ihn schlägt, zu erretten, und streckt
Übeltäter Schläge verdient hat, soll der ihre Hand aus und ergreift ihn bei seiner
Richter ihn niederfallen lassen, und man Scham, 12 so sollst du ihr die Hand ab-
soll ihm vor seinen Augen die bestimmte hauen; du sollst sie nicht verschonen.
Tracht Prügel geben, je nach dem Maß sei-
ner Schuld. 3 Wenn man ihm 40 Streiche Volles Gewicht und rechtes Maß
3Mo 19,35-36
gegeben hat, soll man nicht weiter schla-
gen, damit er nicht zu viel geschlagen 13 Du sollst in deinem Beutel nicht zwei-
wird, wenn man ihm mehr Streiche gibt, erlei Gewichtsteine haben, große und
und daß dein Bruder nicht verächtlich kleine! 14 In deinem Haus soll nicht zwei-
gemacht wird in deinen Augen. erlei Hohlmaß sein, ein großes und ein
4 Du sollst dem Ochsen nicht das Maul kleines! 15 Du sollst volles und rechtes Ge-
verbinden, wenn er drischt. wicht und volles und rechtes Hohlmaß ha-
ben, damit du lange lebst in dem Land, das
Die Schwagerpflicht dir der HERR, dein Gott, gibt. 16 Denn jeder,
Rt 4,1-10
der so etwas tut, ist dem HERRN, deinem
5 Wenn Brüder beieinander wohnen und Gott, ein Greuel, jeder, der Unrecht tut.
einer von ihnen stirbt, und er hatte kei-
nen Sohn, so soll die Frau des Verstor- Die Vertilgung Amaleks
2Mo 17,8-16
benen nicht einem fremden Mann von
auswärts gehören, sondern ihr Schwa- 17 Gedenke, was dir Amalek antat auf
ger soll zu ihr eingehen und sie sich dem Weg, als ihr aus Ägypten gezogen
zur Frau nehmen und ihr die Schwager- seid; 18 wie er dir auf dem Weg entgegen-
pflicht leisten. 6 Und der erste Sohn, den trat und deine Nachhut abschnitt, alle
sie gebiert, soll den Namen seines ver- Schwachen, die zurückgeblieben waren,
storbenen Bruders weiterführen,a damit als du müde und matt warst, und wie
sein Name nicht aus Israel ausgelöscht er Gott nicht fürchtete. 19 Wenn dir nun
wird. der HERR, dein Gott, Ruhe gegeben hat
7 Gefällt es aber dem Mann nicht, seine vor allen deinen Feinden ringsum in dem
Schwägerin zu nehmen, so soll seine Land, das der HERR, dein Gott, dir als Erbe
Schwägerin hinaufgehen ins Tor zu den gibt, um es in Besitz zu nehmen, so sollst
Ältesten und sagen: Mein Schwager wei- du das Andenken an Amalek unter dem
gert sich, seinem Bruder einen Namen in Himmel vertilgen; vergiß es nicht!
Israel zu erwecken; er will mir die Schwa-
gerpflicht nicht leisten! 8 Dann sollen die Die Darbringung der Erstlingsfrüchte
2Mo 23,19
Ältesten der Stadt ihn herbeirufen und mit
ihm reden. Wenn er dann dabei bleibt und Wenn du in das Land kommst, das
spricht: Es gefällt mir nicht, sie zu neh- dir der HERR, dein Gott, zum Erbe
men!, 9 so soll seine Schwägerin vor den gibt, und es in Besitz nimmst und darin
Ältesten zu ihm treten und ihm seinen wohnst, 2 so sollst du von den Erstlingen
Schuh vom Fuß ziehen und ihm ins Ange- aller Früchte des Erdbodens nehmen, die
sicht spucken, und sie soll das Wort ergrei- du von deinem Land einbringen wirst,
fen und sagen: »So soll man jedem Mann das der HERR, dein Gott, dir gibt, und
tun, der das Haus seines Bruders nicht sollst sie in einen Korb legen und an den

a (25,6) d.h. er soll dessen Namen tragen und damit als Sohn des Verstorbenen gelten (vgl. 1Mo 38,9).
228 5. MOSE 26.27
Ort hingehen, den der HERR, dein Gott, nem Gott, sprechen: »Was geheiligt ist,
erwählen wird, um seinen Namen dort habe ich aus meinem Haus entfernt und es
wohnen zu lassen; 3 und du sollst zu dem dem Leviten gegeben, dem Fremdling, der
Priester kommen, der zu der Zeit [im Waise und der Witwe, nach deinem gan-
Amt] sein wird, und zu ihm sagen: Ich be- zen Gebot, das du mir geboten hast; ich
zeuge heute vor dem HERRN, deinem Gott, habe deine Gebote nicht übertreten, noch
daß ich in das Land gekommen bin, von vergessen. 14 Ich habe nicht während mei-
dem der HERR unseren Vätern geschwo- ner Trauerzeit davon gegessen und habe
ren hat, daß er es uns gebe! nichts davon verbraucht zu einem unrei-
4 Und der Priester soll den Korb von deiner nen Zweck; ich habe nichts davon für ei-
Hand nehmen und ihn vor dem Altar des nen Toten gegeben; ich bin der Stimme
HERRN, deines Gottes, niederlegen. 5 Da des HERRN, meines Gottes, gehorsam ge-
sollst du das Wort ergreifen und vor dem wesen und habe alles getan, wie du es
HERRN, deinem Gott, sprechen: »Mein Va- mir geboten hast. 15 Blicke herab von dei-
ter war ein umherirrender Aramäer; und ner heiligen Wohnung, vom Himmel, und
er zog nach Ägypten hinab und lebte dort segne dein Volk Israel und das Land, das
als Fremdling mit wenigen Leuten, und du uns gegeben hast, wie du unseren
er wurde dort zu einem großen, starken Vätern geschworen hast; ein Land, in dem
und zahlreichen Volk. 6 Aber die Ägypter Milch und Honig fließt!«
mißhandelten uns und bedrückten uns 16 An diesem heutigen Tag gebietet dir
und legten uns harte Arbeit auf. 7 Da der HERR, dein Gott, daß du diese Satzun-
schrieen wir zum HERRN, dem Gott un- gen und Rechtsbestimmungen hältst; so
serer Väter. Und der HERR erhörte unsere bewahre und tue sie von ganzem Herzen
Stimme und sah unser Elend und unsere und von ganzer Seele! 17 Du hast dem
Mühsal und Unterdrückung; 8 und der HERRN heute zugesagt, daß er dein Gott
HERR führte uns aus Ägypten mit starker sein soll, und daß du auf seinen Wegen
Hand und mit ausgestrecktem Arm und wandeln willst und alle seine Satzungen,
mit gewaltigen, furchtgebietenden Taten Gebote und Rechtsbestimmungen hal-
und durch Zeichen und durch Wunder, ten und seiner Stimme gehorchen willst.
9 und brachte uns an diesen Ort und gab 18 Und der HERR hat dir heute zugesagt,
uns dieses Land, ein Land, in dem Milch daß du sein Eigentumsvolk sein sollst, so
und Honig fließt. wie er es dir verheißen hat, und daß du
10 Und siehe, ich bringe nun die ersten alle seine Gebote hältst, 19 und daß er
Früchte des Landes, das du, o HERR, mir ge- dich als höchstes über alle Völker setzen
geben hast!« — Und du sollst sie vor dem will, die er gemacht hat, zu Lob, Ruhm
HERRN, deinem Gott, niederlegen und vor und Preis, und daß du ein heiliges Volk
dem HERRN, deinem Gott, anbeten; 11 und sein sollst dem HERRN, deinem Gott, wie
du sollst fröhlich sein wegen all des Guten, er es verheißen hat.
das der HERR, dein Gott, dir und deinem
Haus gegeben hat, du und der Levit und ABSCHLIESSENDE ERMAHNUNGEN.
der Fremdling, der in deiner Mitte ist. SEGEN UND FLUCH.
Die Zehnten des dritten Jahres BUNDESSCHLUSS UND PROPHETISCHER AUSBLICK
Kapitel 27 - 34
5Mo 14,22-29
12 Wenn du den ganzen Zehnten deines
Gebot über die Gedenksteine mit den
Ertrages vollständig entrichtet hast, im Worten des Gesetzes
Jos 8,30-32
dritten Jahr, dem Jahr des Zehnten, und
du ihn dem Leviten, dem Fremdling, der Und Mose gebot samt den Ältesten
Waise und der Witwe gegeben hast, daß Israels dem Volk und sprach: Hal-
sie in deinen Toren essen und satt wer- tet das ganze Gebot, das ich euch heute
den, 13 dann sollst du vor dem HERRN, dei- gebiete!
5. MOSE 27.28 229
2 Und es soll geschehen, an dem Tag, da ihr 15 Verflucht sei, wer ein geschnitztes oder
über den Jordan zieht in das Land, das der gegossenes Bild macht, das dem HERRN
HERR, dein Gott, dir gibt, sollst du dir große ein Greuel ist, ein Machwerk von
Steine aufrichten und sie mit Kalk bestrei- Künstlerhand, und es heimlich aufstellt!
chen. 3 Und sobald du hinübergegangen Und das ganze Volk soll antworten und
bist, sollst du alle Worte dieses Gesetzes sagen: Amen! 16 Verflucht sei, wer seinen
auf sie schreiben, damit du in das Land Vater und seine Mutter verachtet! Und
hineinkommst, das der HERR, dein Gott, das ganze Volk soll sagen: Amen! 17 Ver-
dir gibt; ein Land, in dem Milch und Honig flucht sei, wer die Grenze seines Nächsten
fließt, wie der HERR, der Gott deiner Väter, verrückt! Und das ganze Volk soll sagen:
es dir verheißen hat. 4 Sobald ihr nun den Amen! 18 Verflucht sei, wer einen Blin-
Jordan überschritten habt, sollt ihr diese den auf dem Weg irreführt! Und das gan-
Steine auf dem Berg Ebal aufrichten und ze Volk soll sagen: Amen! 19 Verflucht sei,
mit Kalk bestreichen, wie ich es euch heu- wer das Recht des Fremdlings, der Waise
te gebiete. 5 Und du sollst dort dem HERRN, und der Witwe beugt! Und das ganze Volk
deinem Gott, einen Altar bauen, einen Al- soll sagen: Amen! 20 Verflucht sei, wer bei
tar aus Steinen; über diese sollst du kein der Frau seines Vaters liegt; denn er hat
Eisen schwingen.a 6 Aus ganzen Steinen seinen Vater entblößt! Und das ganze Volk
sollst du den Altar des HERRN, deines Got- soll sagen: Amen! 21 Verflucht sei, wer
tes, bauen; und du sollst darauf dem HERRN, bei irgend einem Vieh liegt! Und das gan-
deinem Gott, Brandopfer opfern. 7 Und du ze Volk soll sagen: Amen! 22 Verflucht
sollst Friedensopfer darbringen und dort sei, wer bei seiner Schwester liegt, die
essen und fröhlich sein vor dem HERRN, die Tochter seines Vaters oder seiner Mut-
deinem Gott. 8 Und du sollst alle Worte ter ist! Und das ganze Volk soll sagen:
dieses Gesetzes auf die Steine schreiben, Amen! 23 Verflucht sei, wer bei seiner
klar und deutlich! Schwiegermutter liegt! Und das ganze
9 Und Mose und die Priester und Leviten Volk soll sagen: Amen! 24 Verflucht sei, wer
redeten mit ganz Israel und sprachen: Sei seinen Nächsten heimlich erschlägt! Und
still und höre, Israel! An diesem heutigen das ganze Volk soll sagen: Amen! 25 Ver-
Tag bist du zum Volk des HERRN, deines flucht sei, wer Bestechung annimmt,
Gottes, geworden. 10 Darum sollst du der um jemand zu erschlagen und unschul-
Stimme des HERRN, deines Gottes, gehor- diges Blut [zu vergießen]! Und das ganze
chen und seine Gebote und Satzungen Volk soll sagen: Amen! 26 Verflucht sei,
tun, die ich dir heute gebiete! wer die Worte dieses Gesetzes nicht
aufrechterhält, indem er sie tut! Und das
Segen und Fluch sollen auf den Bergen ganze Volk soll sagen: Amen!
Garizim und Ebal verkündet werden
5Mo 11,26-30; Jos 8,30-35 Segnungen für Gehorsam
3Mo 26,3-13
11 Und Mose gebot dem Volk an jenem
Tag und sprach: 12 Diese sollen auf dem Es wird aber geschehen, wenn du
Berg Garizim stehen, um das Volk zu seg- der Stimme des HERRN, deines Got-
nen, wenn ihr über den Jordan gegangen tes, wirklich gehorchst und darauf ach-
seid: Simeon, Levi, Juda, Issaschar, Jo- test, alle seine Gebote zu tun, die ich dir
seph und Benjamin. 13 Und diese sollen heute gebiete, dann wird dich der HERR,
auf dem Berg Ebal stehen, um zu verflu- dein Gott, als höchstes über alle Völker
chen: Ruben, Gad, Asser, Sebulon, Dan der Erde setzen. 2 Und alle diese Seg-
und Naphtali. 14 Und die Leviten sollen nungen werden über dich kommen und
das Wort ergreifen und zu allen Männern dich erreichen, wenn du der Stimme des
Israels mit lauter Stimme sagen: HERRN, deines Gottes, gehorchst:

a (27,5) d.h. die Steine sollten nicht mit eisernem Werkzeug bearbeitet werden (vgl. 2Mo 20,25).
230 5. MOSE 28
3 Gesegnet wirst du sein in der Stadt und Fluch für Ungehorsam
gesegnet auf dem Feld. 4 Gesegnet wird 3Mo 26,14-39
sein die Frucht deines Leibes und die 15 Es wird aber geschehen, wenn du der
Frucht deines Landes, die Frucht deines Stimme des HERRN, deines Gottes, nicht
Viehs, der Wurf deiner Rinder und die gehorchst, so daß du alle seine Gebote
Zucht deiner Schafe. 5 Gesegnet wird sein und Satzungen nicht bewahrst und tust,
dein Korb und dein Backtrog. 6 Gesegnet die ich dir heute gebiete, so werden all
wirst du sein bei deinem Eingang, und diese Flüche über dich kommen und dich
gesegnet bei deinem Ausgang. treffen:
7 Der HERR wird deine Feinde, die sich ge- 16 Verflucht wirst du sein in der Stadt und
gen dich auflehnen, vor dir geschlagen verflucht auf dem Feld. 17 Verflucht wird
dahingeben; auf einem Weg werden sie sein dein Korb und dein Backtrog. 18 Ver-
gegen dich ausziehen und auf sieben We- flucht wird sein die Frucht deines Leibes,
gen vor dir fliehen. die Frucht deines Landes, der Wurf dei-
8 Der HERR wird dem Segen gebieten, daß ner Rinder und die Zucht deiner Schafe.
er mit dir sei in deinen Scheunen und in 19 Verflucht wirst du sein bei deinem Ein-
allem, was du unternimmst, und er wird gang, und verflucht bei deinem Ausgang.
dich segnen in dem Land, das dir der 20 Der HERR wird gegen dich Fluch, Be-
HERR, dein Gott, gibt. stürzung und Bedrohung entsenden in
9 Der HERR wird dich als heiliges Volk für allem, was du unternimmst, bis du ver-
sich bestätigen, wie er dir geschworen tilgt wirst und schnell umkommst um
hat, wenn du die Gebote des HERRN, dei- deiner bösen Werke willen, weil du mich
nes Gottes, hältst und in seinen Wegen verlassen hast. 21 Der HERR wird dir die
wandelst; 10 dann werden alle Völker auf Pest anhängen, bis er dich vertilgt hat aus
Erden sehen, daß der Name des HERRN dem Land, in das du kommst, um es
über dir ausgerufen ist, und werden sich in Besitz zu nehmen. 22 Der HERR wird
vor dir fürchten. dich mit Schwindsucht schlagen, mit Fie-
11 Und der HERR wird dir Überfluß geben berhitze, Brand, Entzündung, Dürre, mit
an Gütern, an der Frucht deines Leibes, Getreidebrand und Vergilben; die wer-
an der Frucht deines Viehs und an der den dich verfolgen, bis du umgekommen
Frucht deines Ackers, in dem Land, von bist. 23 Der Himmel über deinem Haupt
dem der HERR deinen Vätern geschworen wird für dich zu Erz werden und die Erde
hat, daß er es dir gebe. 12 Der HERR wird unter dir zu Eisen. 24 Der HERR wird den
dir den Himmel, seinen guten Schatz, Regen für dein Land in Sand und Staub
auftun, um deinem Land Regen zu geben verwandeln; der wird vom Himmel auf
zu seiner Zeit, und um alle Werke deiner dich herabfallen, bis du vertilgt bist.
Hände zu segnen. Und du wirst vielen 25 Der HERR wird dich vor deinen Fein-
Völkern leihen; du aber wirst dir nichts den geschlagen dahingeben; auf einem
ausleihen müssen. Weg wirst du gegen sie ausziehen, und
13 Und der HERR wird dich zum Haupt auf sieben Wegen wirst du vor ihnen flie-
setzen und nicht zum Schwanz; und es hen, und du wirst ein Anblick des Schrek-
wird mit dir immer nur aufwärtsgehen kens werden für alle Königreiche auf Er-
und nicht abwärts, wenn du den Gebo- den. 26 Und deine Leichname werden
ten des HERRN, deines Gottes, gehorchst, allen Vögeln des Himmels und allen Tie-
die ich dir heute gebiete, daß du sie be- ren zur Nahrung dienen, und niemand
wahrst und tust, 14 und wenn du nicht wird sie verscheuchen.
abweichen wirst von all den Worten, die 27 Der HERR wird dich schlagen mit den
ich euch heute gebiete, weder zur Rech- Geschwüren Ägyptens und mit Beulen,
ten noch zur Linken, so daß du nicht an- mit Räude und Krätze, so daß du nicht ge-
deren Göttern nachwandelst, um ihnen heilt werden kannst. 28 Der HERR wird dich
zu dienen. schlagen mit Wahnsinn und mit Blindheit
5. MOSE 28 231
und mit Verwirrung der Sinne. 29 Und lern, denn die Würmer werden es abfres-
du wirst am Mittag umhertappen, wie sen. 40 Du wirst Ölbäume haben in deinem
ein Blinder im Dunkeln umhertappt, und ganzen Gebiet; aber du wirst dich nicht mit
wirst kein Gelingen haben auf deinen We- Öl salben, denn deine Oliven werden ab-
gen, sondern wirst bedrückt und beraubt fallen. 41 Du wirst Söhne und Töchter zeu-
sein dein Leben lang, und kein Retter gen und doch keine haben, denn sie wer-
wird da sein. den in die Gefangenschaft gehen. 42 Das
30 Du wirst dich mit einer Frau verloben, Ungeziefer wird alle deine Bäume und die
aber ein anderer wird mit ihr schlafen; du Früchte deines Landes in Besitz nehmen.
wirst ein Haus bauen, aber nicht darin 43 Der Fremdling, der in deiner Mitte
wohnen; du wirst einen Weinberg pflan- wohnt, wird immer höher über dich em-
zen, aber ihn nicht nutzen. 31 Dein Rind porsteigen, du aber wirst immer tiefer her-
wird vor deinen Augen geschlachtet wer- unterkommen. 44 Er wird dir leihen, du
den, aber du wirst nicht davon essen; aber wirst ihm nicht leihen; er wird zum
dein Esel wird vor deinem Angesicht ge- Haupt werden, du aber wirst zum Schwanz
raubt und dir nicht zurückgegeben wer- werden.
den; deine Schafe werden deinen Fein- 45 Und alle diese Flüche werden über dich
den gegeben werden, und du wirst keinen kommen und dich verfolgen und ein-
Retter haben. holen, bis du vertilgt sein wirst, weil du der
Stimme des HERRN, deines Gottes, nicht
Bedrückung durch Heidenvölker gehorsam gewesen bist, seine Gebote und
Ri 2,11-15; 2Kö 17,6-20
Satzungen zu befolgen, die er dir gebo-
32 Deine Söhne und deine Töchter werden ten hat; 46 und sie werden als Zeichen
einem anderen Volk gegeben werden, und und Wunder an dir haften und an deinem
deine Augen müssen es ansehen und den Samen ewiglich. 47 Dafür, daß du dem
ganzen Tag nach ihnen schmachten, aber HERRN, deinem Gott, nicht gedient hast mit
deine Hand wird machtlos sein. 33 Die fröhlichem und bereitwilligem Herzen,
Frucht deines Landes und alles, was du er- als du an allem Überfluß hattest, 48 mußt
arbeitet hast, wird ein Volk verzehren, von du deinen Feinden, die der HERR gegen
dem du nichts wußtest; und du wirst nur dich senden wird, dienen in Hunger und
unterdrückt und mißhandelt werden alle Durst, in Blöße und in Mangel an allem;
Tage; 34 und du wirst wahnsinnig werden und er wird ein eisernes Joch auf deinen
von dem, was deine Augen sehen müssen. Hals legen, bis er dich vertilgt hat.
35 Der HERR wird dich schlagen mit bösem
Geschwür an Knien und Schenkeln, daß Ankündigung der Vertreibung
du nicht geheilt werden kannst, von dei- und Gefangenschaft
Jer 16,1-13; Kla 1 bis 2
ner Fußsohle bis zum Scheitel.
36 Der HERR wird dich und deinen König, 49 Der HERR wird ein Volk aus der Ferne
den du über dich setzen wirst, zu einem gegen dich aufbieten, vom Ende der
Volk führen, das du nicht kennst, auch Erde, das wie ein Adler daherfliegt, ein
deine Väter nicht, und du wirst dort an- Volk, dessen Sprache du nicht verstehen
deren Göttern dienen, Holz und Steinen. kannst, 50 ein Volk mit hartem Angesicht,
37 Und du wirst zum Entsetzen werden, das keine Rücksicht kennt gegen den
zum Sprichwort und zum Gespött unter Greis und mit den Knaben kein Erbarmen
allen Völkern, zu denen der HERR dich ver- hat. 51 Es wird die Frucht deines Viehs
treiben wird. und die Frucht deines Landes verzehren,
38 Du wirst viel Samen auf das Feld hin- bis du vertilgt sein wirst, und dir nichts
ausbringen und wenig einsammeln, denn übriglassen von Korn, Most und Öl, vom
die Heuschrecken werden es abfressen. Wurf deiner Rinder und von der Zucht
39 Du wirst Weinberge pflanzen und bebau- deiner Schafe, bis es dich zugrundege-
en, aber keinen Wein trinken und einkel- richtet hat. 52 Und es wird dich bedrängen
232 5. MOSE 28
in allen deinen Toren, bis deine hohen ten, 61 dazu alle Krankheiten und Plagen,
und festen Mauern, auf die du in deinem die nicht in dem Buch dieses Gesetzes ge-
ganzen Land vertraust, gefallen sind. Ja, schrieben sind — der HERR wird sie über
es wird dich bedrängen in allen deinen dich kommen lassen, bis du vertilgt sein
Toren, in deinem ganzen Land, das dir der wirst! 62 Und ihr werdet als ein kleines
HERR, dein Gott, gegeben hat. Häuflein übrigbleiben, die ihr doch so
53 Dann wirst du die Frucht deines Leibes zahlreich gewesen seid wie die Sterne des
essen, das Fleisch deiner Söhne und dei- Himmels, weil du der Stimme des HERRN,
ner Töchter, die dir der HERR, dein Gott, deines Gottes, nicht gehorcht hast. 63 Und
gegeben hat — in der Belagerung und wie der HERR sich euretwegen zuvor freute,
Bedrängnis, mit der dich dein Feind euch Gutes zu tun und euch zu mehren,
bedrängen wird. 54 Der verweichlichtste so wird der HERR sich euretwegen freuen,
und verwöhnteste Mann bei dir wird dann euch zu verderben und euch zu vertilgen,
mißgünstig auf seinen Bruder blicken und und ihr werdet herausgerissen werden aus
auf seine geliebte Ehefrau und auf den dem Land, in das du jetzt ziehst, um es in
Rest seiner Kinder, die er übrigbehalten Besitz zu nehmen.
hat, 55 so daß er keinem von ihnen etwas 64 Denn der HERR wird dich unter alle
von dem Fleisch seiner Kinder gibt, das Völker zerstreuen von einem Ende der
er essen muß, weil ihm nichts übrigge- Erde bis zum anderen; und du wirst dort
blieben ist in der Belagerung und Be- anderen Göttern dienen, die dir und dei-
drängnis, mit der dich dein Feind in allen nen Vätern unbekannt waren, [Göttern
deinen Toren bedrängen wird. aus] Holz und Stein. 65 Dazu wirst du un-
56 Auch die verweichlichtste und ver- ter diesen Heiden keine Ruhe haben und
wöhnteste Frau unter euch, die so ver- keine Rast finden für deine Fußsohlen;
weichlicht und verwöhnt ist, daß sie nicht denn der HERR wird dir dort ein bebendes
einmal versucht hat, ihre Fußsohle auf die Herz geben, erlöschende Augen und eine
Erde zu setzen, die wird mißgünstig auf verzagende Seele. 66 Dein Leben wird vor
ihren geliebten Ehemann und ihren Sohn dir an einem Faden hängen; Tag und
und ihre Tochter blicken 57 und auf ihre Nacht wirst du dich fürchten und deines
Nachgeburt, die zwischen ihren Beinen Lebens nicht sicher sein. 67 Am Morgen
hervorkommt, und auf ihre Kinder, die sie wirst du sagen: »Wenn es nur schon Abend
gebiert; denn sie wird dieselben vor lauter wäre!« Und am Abend wirst du sagen:
Mangel heimlich essen in der Belagerung »Wenn es nur schon Morgen wäre!« — we-
und Bedrängnis, mit der dich dein Feind gen der Angst, die dein Herz erschreckt,
in deinen Toren bedrängen wird. und wegen dessen, was deine Augen an-
58 Wenn du nicht darauf achten wirst, alle sehen müssen. 68 Und der HERR wird dich
Worte dieses Gesetzes zu tun, die in die- auf Schiffen nach Ägypten zurückführen,
sem Buch geschrieben sind, so daß du die- auf dem Weg, von dem ich dir gesagt habe:
sen herrlichen und furchtgebietenden Na- Du wirst ihn nie mehr sehen! Und ihr wer-
men, den HERRN, deinen Gott, fürchtest, det euch dort euren Feinden als Knechte
59 so wird der HERR dich und deinen Sa- und Mägde verkaufen wollen, und es wird
men mit außerordentlichen Plagen tref- doch kein Käufer da sein!
fen, ja mit großen und andauernden Pla- 69 Dies sind die Worte des Bundes, von
gen und mit bösen und andauernden dem der HERR dem Mose gebot, ihn mit
Krankheiten; 60 und er wird alle Seuchen den Kindern Israels zu schließen im Land
Ägyptens über dich bringen, vor denen du Moab — außer dem Bund, den er mit ih-
dich fürchtest, und sie werden dir anhaf- nen am Horeb geschlossen hatte.a

a (28,69) Der Bund im Land Moab erneuerte und erweiterte den Bund vom Berg Horeb (Sinai); eine neue Genera-
tion des Volkes Israel stand nun nach der Wüstenwanderung nahe davor, das Land Kanaan in Besitz zu nehmen
(vgl. 5Mo 1,5).
5. MOSE 29 233
Der Bund des HERRN mit Israel Folgen einer Abwendung von Gott
im Land Moab 1Kö 9,6-9
5Mo 4,32-40; Jos 24,14-27 15 Denn ihr wißt ja, wie wir im Land
Und Mose berief ganz Israel und Ägypten gewohnt haben und wie wir
sprach zu ihnen: Ihr habt alles ge- mitten durch die Heidenvölker gezogen
sehen, was der HERR im Land Ägypten vor sind, durch deren Gebiet ihr gezogen
euren Augen dem Pharao und allen sei- seid; 16 und ihr habt ihre Greuel gesehen
nen Knechten und seinem ganzen Land und ihre Götzen aus Holz und Stein, Sil-
getan hat, 2 die großen Prüfungen, die ber und Gold, die bei ihnen sind. 17 [Dar-
deine Augen gesehen haben, jene großen um hütet euch,] daß nicht etwa ein Mann
Zeichen und Wunder. 3 Und der HERR hat oder eine Frau, eine Sippe oder ein Stamm
euch bis zum heutigen Tag noch kein unter euch sei, dessen Herz sich heute
verständiges Herz gegeben, Augen, die se- von dem HERRN, unserem Gott, abwen-
hen, und Ohren, die hören. 4 Ich habe det, und der hingeht, den Göttern jener
euch [doch] 40 Jahre lang in der Wüste Nationen zu dienen; daß nicht etwa eine
geführt; eure Kleider sind an euch nicht Wurzel unter euch sei, die Gift und Wer-
zerlumpt, und der Schuh an deinem mut trägt; 18 und daß keiner, wenn er
Fuß ist nicht abgenutzt. 5 Ihr habt kein die Worte dieser Eidverpflichtung hört,
Brot gegessen und weder Wein noch star- sich dennoch in seinem Herzen glücklich
kes Getränk getrunken, damit ihr er- preist und spricht: »Ich werde Frieden ha-
kennt, daß ich der HERR, euer Gott, bin. ben, wenn ich auch in der Verstocktheit
6 Und als ihr an diesen Ort kamt, da zo- meines Herzens wandle!« — so daß dann
gen Sihon, der König von Hesbon, und das bewässerte Land mitsamt dem trok-
Og, der König von Baschan, uns entge- kenen hinweggerafft würde.
gen, um mit uns zu kämpfen; und wir 19 Denn der HERR wird nicht gewillt sein,
schlugen sie. 7 Und wir nahmen ihr Land einem solchen zu vergeben, sondern
ein und gaben es den Rubenitern und dann wird der HERR seinen Zorn und sei-
Gaditern und dem halben Stamm Ma- nen Eifer rauchen lassen über einen sol-
nasse zum Erbteil. 8 So bewahrt nun die chen Mann, und es wird auf ihm der
Worte dieses Bundes und tut sie, damit ganze Fluch ruhen, der in diesem Buch
ihr Gelingen habt in allem, was ihr tut! geschrieben steht; und der HERR wird sei-
9 Ihr alle steht heute vor dem HERRN, eurem nen Namen unter dem Himmel austil-
Gott — eure Häupter, eure Stämme, eure gen; 20 und der HERR wird ihn aus allen
Ältesten und eure Vorsteher, alle Männer Stämmen Israels zum Unglück abson-
Israels; 10 eure Kinder, eure Frauen und dern, gemäß allen Flüchen des Bundes,
dein Fremdling, der inmitten deines La- die in dem Buch dieses Gesetzes ge-
gers ist, von deinem Holzhauer bis zu dei- schrieben sind. 21 Und dann werden das
nem Wasserschöpfer, 11 um einzutreten in zukünftige Geschlecht eurer Kinder, das
den Bund des HERRN, deines Gottes, und in nach euch aufkommen wird, und die
seine Eidverpflichtung, die der HERR, dein Fremden, die aus fernen Ländern kom-
Gott, heute mit dir abschließt, 12 damit men, fragen — wenn sie die Plagen dieses
er dich heute bestätige als sein Volk, und Landes und die Krankheiten sehen, die
daß er dein Gott sei, wie er zu dir geredet der HERR ihm auferlegt hat, 22 und wie er
hat, und wie er es deinen Vätern Abraham, dieses ganze Land mit Schwefel und Salz
Isaak und Jakob geschworen hat. 13 Denn verbrannt hat, daß es nicht besät werden
ich schließe diesen Bund und diese Eidver- kann und nichts hervorbringt, daß kein
pflichtung nicht mit euch allein, 14 son- Kraut darauf wächst, gleichwie Sodom,
dern sowohl mit dem, der heute hier mit Gomorra, Adama und Zeboim umgekehrt
uns steht vor dem HERRN, unserem Gott, worden sind, die der HERR in seinem Zorn
als auch mit dem, der heute nicht hier bei und Grimm umgekehrt hat —, 23 ja, alle
uns ist. diese Völker werden fragen: »Warum hat
234 5. MOSE 29.30
der HERR so an diesem Land gehandelt? 6 Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz
Was bedeutet diese gewaltige Zornglut?« und das Herz deiner Nachkommen be-
24 Dann wird man antworten: »Weil sie schneiden, daß du den HERRN, deinen
den Bund des HERRN, des Gottes ihrer Gott, liebst von ganzem Herzen und von
Väter, verlassen haben, den er mit ihnen ganzer Seele, damit du lebst. 7 Aber alle
schloß, als er sie aus dem Land Ägypten diese Flüche wird der HERR, dein Gott,
führte; 25 und weil sie hingegangen sind auf deine Feinde legen und auf die, wel-
und anderen Göttern gedient und sie an- che dich hassen und dich verfolgt ha-
gebetet haben, Götter, die sie nicht kann- ben. 8 Du aber wirst umkehren und der
ten und die er ihnen nicht zugeteilt hatte. Stimme des HERRN gehorchen und alle
26 Darum entbrannte der Zorn des HERRN seine Gebote befolgen, die ich dir heute
über dieses Land, so daß er den ganzen gebiete.
Fluch über es kommen ließ, der in diesem 9 Und der HERR, dein Gott, wird dir Überfluß
Buch geschrieben steht! 27 Und der HERR geben in allem Werk deiner Hände, an der
hat sie aus ihrem Land herausgerissen im Frucht deines Leibes, an der Frucht deines
Zorn und im Grimm und in großem Un- Viehs, an der Frucht deines Landes zu dei-
willen und hat sie in ein anderes Land ge- nem Besten; denn der HERR wird sich wie-
worfen, wie es heute der Fall ist!« derum über dich freuen, zu deinem Be-
28 Was verborgen ist, das steht bei dem sten, wie er sich über deine Väter gefreut
HERRN, unserem Gott; was aber geoffen- hat, 10 wenn du der Stimme des HERRN,
bart ist, das ist ewiglich für uns und unse- deines Gottes, gehorchst und seine Gebo-
re Kinder bestimmt, damit wir alle Worte te und seine Satzungen befolgst, die in die-
dieses Gesetzes tun. sem Buch des Gesetzes geschrieben ste-
hen; wenn du zu dem HERRN, deinem Gott,
Verheißung der Wiederherstellung Israels umkehrst von ganzem Herzen und von
3Mo 26,40-45; Jer 29,10-14; Jer 30 bis 33;
ganzer Seele.
Hes 36 bis 37
11 Denn dieses Gebot, das ich dir heute
Es wird aber geschehen, wenn alle gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich
diese Worte über dich kommen wer- und nicht zu fern. 12 Es ist nicht im Him-
den, der Segen und der Fluch, die ich dir mel, daß du sagen müßtest: »Wer will
vorgelegt habe, und du es dir zu Herzen für uns zum Himmel fahren und es uns
nimmst unter all den Heidenvölkern, un- holen und es uns hören lassen, daß wir
ter die dich der HERR, dein Gott, verstoßen es tun?« 13 Es ist auch nicht jenseits des
hat, 2 und wenn du umkehrst zu dem Meeres, daß du sagen müßtest: »Wer will
HERRN, deinem Gott, und seiner Stimme ge- für uns über das Meer fahren und es uns
horchst in allem, was ich dir heute gebiete, holen und es uns hören lassen, daß wir es
du und deine Kinder, von ganzem Herzen tun?« 14 Sondern das Wort ist sehr nahe
und von ganzer Seele, 3 so wird der HERR, bei dir, in deinem Mund und in deinem
dein Gott, dein Geschick wenden und sich Herzen, so daß du es tun kannst.
über dich erbarmen und wird dich wieder
sammeln aus allen Völkern, wohin dich der Die Wahl zwischen Leben und Tod,
HERR, dein Gott, zerstreut hat. Segen und Fluch
5Mo 11,26-28
4 Und wenn du auch bis an das Ende des
Himmels verstoßen wärst, so wird dich 15 Siehe, ich habe dir heute das Leben
doch der HERR, dein Gott, von dort sam- und das Gute vorgelegt, den Tod und das
meln und dich von dort holen. 5 Und der Böse. 16 Was ich dir heute gebiete, ist, daß
HERR, dein Gott, wird dich in das Land du den HERRN, deinen Gott, liebst und in
zurückbringen, das deine Väter besessen seinen Wegen wandelst und seine Gebo-
haben, und du wirst es in Besitz nehmen, te, seine Satzungen und seine Rechtsbe-
und er wird dir Gutes tun und dich meh- stimmungen hältst, damit du lebst und
ren, mehr als deine Väter. dich mehrst; und der HERR, dein Gott,
5. MOSE 30.31 235
wird dich segnen in dem Land, in das du und mutig! Denn du wirst mit diesem Volk
ziehst, um es in Besitz zu nehmen. in das Land kommen, das der HERR ihren
17 Wenn sich aber dein Herz abwendet Vätern zu geben geschworen hat, und du
und du nicht gehorchst, sondern dich wirst es ihnen als Erbe austeilen. 8 Der
verführen läßt, andere Götter anzubeten HERR aber ist es, der selbst vor dir hergeht,
und ihnen zu dienen, 18 so verkünde ich er wird mit dir sein und wird dich nicht
euch heute, daß ihr gewiß umkommen aufgeben noch dich verlassen; fürchte
und nicht lange leben werdet in dem dich nicht und erschrick nicht!
Land, in das du über den Jordan ziehst,
damit du dorthin kommst [und] es in Be- Gesetzeslesung alle sieben Jahre
2Chr 34,29-32; Neh 8,1-12
sitz nimmst.
19 Ich nehme heute Himmel und Erde 9 Und Mose schrieb dieses Gesetz auf und
gegen euch zu Zeugen: Ich habe euch gab es den Priestern, den Söhnen Levis,
Leben und Tod, Segen und Fluch vorge- welche die Bundeslade des HERRN trugen,
legt; so erwähle nun das Leben, damit du und allen Ältesten von Israel. 10 Und Mose
lebst, du und dein Same, 20 indem du den gebot ihnen und sprach: Nach Verlauf von
HERRN, deinen Gott, liebst, seiner Stimme sieben Jahren, zur Zeit des Erlaßjahres,
gehorchst und ihm anhängst; denn das ist am Fest der Laubhütten, 11 wenn ganz Is-
dein Leben und bedeutet Verlängerung rael kommt, um vor dem HERRN, deinem
deiner Tage, die du zubringen darfst in Gott, zu erscheinen an dem Ort, den er
dem Land, das der HERR deinen Vätern, erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor
Abraham, Isaak und Jakob, zu geben ge- ganz Israel lesen, vor ihren Ohren. 12 Ver-
schworen hat. sammle das Volk, Männer und Frauen
und Kinder, auch deinen Fremdling, der
Josua wird Moses Nachfolger in deinen Toren ist, damit sie es hören und
5Mo 3,21-28; Jos 1,1-9
lernen, damit sie den HERRN, euren Gott,
Und Mose ging hin und redete diese fürchten und darauf achten, alle Worte
Worte zu ganz Israel, 2 und er sprach dieses Gesetzes zu befolgen. 13 Und ihre
zu ihnen: Ich bin heute 120 Jahre alt; ich Kinder, die es noch nicht kennen, sollen
kann nicht mehr aus- und eingehen; auch es auch hören, damit sie den HERRN, eu-
hat der HERR zu mir gesagt: »Du sollst ren Gott, fürchten lernen alle Tage, die ihr
diesen Jordan nicht überschreiten!« 3 Der in dem Land lebt, in das ihr über den Jor-
HERR, dein Gott, er selbst wird vor dir dan zieht, um es in Besitz zu nehmen.
hinübergehen; er selbst wird diese Völker
vor dir her vertilgen, daß du sie aus ih- Der HERR sagt den Abfall Israels voraus
5Mo 32
rem Besitz vertreibst; Josua, er geht vor dir
hinüber, wie es der HERR gesagt hat. 4 Und 14 Und der HERR sprach zu Mose: Siehe,
der HERR wird mit ihnen handeln, wie er deine Zeit ist nahe, da du sterben mußt!
mit Sihon und Og, den Königen der Amo- Rufe Josua, und tretet in die Stiftshütte,
riter, und ihrem Land gehandelt hat, die damit ich ihn beauftrage! Und Mose ging
er vertilgt hat. 5 Und wenn der HERR sie hin mit Josua, und sie traten in die
vor euch dahingegeben hat, so sollt ihr Stiftshütte. 15 Der HERR aber erschien in
mit ihnen verfahren nach dem ganzen der Hütte in der Wolkensäule, und die
Gebot, das ich euch geboten habe. 6 Seid Wolkensäule stand über dem Eingang der
stark und mutig! Fürchtet euch nicht und Hütte.
laßt euch nicht vor ihnen grauen, denn 16 Und der HERR sprach zu Mose: Siehe,
der HERR, dein Gott, geht selbst mit dir; er du wirst dich zu deinen Vätern legen,
wird dich nicht aufgeben noch dich ver- und dieses Volk wird aufstehen und den
lassen! fremden Göttern des Landes nachhuren,
7 Und Mose rief Josua und sprach zu ihm in dessen Mitte es hineinkommt; und es
vor den Augen von ganz Israel: Sei stark wird mich verlassen und meinen Bund
236 5. MOSE 31.32
brechen, den ich mit ihm gemacht habe. ihr ungehorsam gegen den HERRN gewe-
17 So wird zu jener Zeit mein Zorn über es sen; wieviel mehr nach meinem Tod! 28 So
entbrennen, und ich werde es verlassen versammelt nun vor mir alle Ältesten eu-
und mein Angesicht vor ihm verbergen, rer Stämme und eure Vorsteher, und ich
daß sie verzehrt werden; und viele Übel will diese Worte vor ihren Ohren reden
und Drangsale werden es treffen, und es und Himmel und Erde gegen sie als Zeu-
wird an jenem Tag sagen: »Haben mich gen bestellen. 29 Denn ich weiß, daß ihr
nicht alle diese Übel getroffen, weil mein nach meinem Tod gewiß verderblich han-
Gott nicht in meiner Mitte ist?« deln und von dem Weg abweichen wer-
18 Ich aber werde zu jener Zeit mein Ange- det, den ich euch geboten habe; so wird
sicht gänzlich verbergen um all des Bösen euch am Ende der Tage dieses Unheil
willen, das es getan hat, weil sie sich an- treffen, weil ihr tun werdet, was böse ist
deren Göttern zugewandt haben. 19 So in den Augen des HERRN, indem ihr ihn
schreibt euch nun dieses Lied auf, und durch die Werke eurer Hände erzürnen
du sollst es die Kinder Israels lehren; lege werdet.
es in ihren Mund, damit mir dieses Lied 30 So redete Mose die Worte dieses Liedes
ein Zeuge sei gegen die Kinder Israels. vor den Ohren der ganzen Gemeinde Is-
20 Denn ich werde sie in das Land brin- raels, bis zu Ende:
gen, das ich ihren Vätern zugeschworen
habe, in dem Milch und Honig fließt, Das Lied Moses
5Mo 31,16-22; 31,28-30
und sie werden essen und satt und fett
werden, und sie werden sich anderen Horcht auf, ihr Himmel, denn
Göttern zuwenden und ihnen dienen, ich will reden,
und mich werden sie verachten und mei- und du, Erde, höre die Rede meines
nen Bund brechen. 21 Und wenn sie Mundes!
dann viele Übel und Drangsale getroffen 2 Meine Lehre triefe wie der Regen,
haben, soll dieses Lied gegen sie Zeug- meine Rede fließe wie der Tau,
nis ablegen; denn es soll nicht vergessen wie die Regenschauer auf das Gras,
werden im Mund ihrer Nachkommen; und wie die Tropfen auf das Grün.
denn ich kenne ihre Gedanken, mit de- 3 Denn ich will den Namen des HERRN
nen sie jetzt schon umgehen, ehe ich sie verkünden:
in das Land bringe, das ich [ihnen] zuge- Gebt unserem Gott die Ehre!
schworen habe! 4 Er ist der Fels; vollkommen ist sein
22 So schrieb Mose an jenem Tag dieses Tun;
Lied auf und lehrte es die Kinder Israels. ja, alle seine Wege sind gerecht.
23 Und er befahl Josua, dem Sohn Nuns, Ein Gott der Treue und ohne Falsch,
und sprach: Sei stark und mutig! Denn du gerecht und aufrichtig ist er.
sollst die Kinder Israels in das Land brin- 5 Gegen ihn haben verderblich
gen, das ich ihnen zugeschworen habe, gehandelt,
und ich will mit dir sein! die nicht seine Kinder sind,
24 Als nun Mose damit fertig war, die Wor- sondern Schandflecken,
te dieses Gesetzes vollständig in ein Buch ein verkehrtes und verdrehtes
zu schreiben, 25 da gebot er den Leviten, Geschlecht.
welche die Bundeslade des HERRN trugen, 6 Dankst du so dem HERRN,
und sprach: 26 Nehmt das Buch dieses du törichtes und unweises Volk?
Gesetzes und legt es neben die Bundes- Ist er nicht dein Vater, dem du gehörst,
lade des HERRN, eures Gottes, damit es ist er es nicht, der dich gemacht und
dort ein Zeuge gegen dich sei. 27 Denn bereitet hat?
ich kenne deinen Ungehorsam und deine 7 Denke an die Tage der Vorzeit;
Halsstarrigkeit. Siehe, noch [bis] heute, achte auf die Jahre der vorhergehenden
während ich [noch] unter euch lebe, seid Geschlechter!
5. MOSE 32 237
Frage deinen Vater, der wird dir’s neuen Göttern, die erst vor kurzem
verkünden; aufgekommen waren,
deine Alten, die werden dir’s sagen: die eure Väter nicht fürchteten.
8 Als der Allerhöchste den Heiden ihr 18 Den Fels, der dich gezeugt hat,
Erbe austeilte, hast du außer acht gelassen;
als er die Menschenkinder voneinander und du hast den Gott vergessen, der
schied, dich hervorbrachte!
da setzte er die Grenzen der Völker fest 19 Als der HERR es sah, verwarf er sie,
nach der Zahl der Kinder Israels. aus Unwillen über seine Söhne und
9 Denn das Teil des HERRN ist sein Volk; seine Töchter.
Jakob ist das Los seines Erbteils. 20 Und er sprach: Ich will mein
10 Er hat ihn in der Wüste gefunden, Angesicht vor ihnen verbergen;
in der Öde, im Geheul der Wildnis. ich will sehen, was ihr Ende sein wird,
Er umgab ihn, gab acht auf ihn, denn sie sind ein verkehrtes Geschlecht,
er behütete ihn wie seinen Augapfel, sie sind Kinder, in denen keine Treue ist.
11 wie ein Adler seine Nestbrut 21 Sie haben mich zur Eifersucht gereizt
aufscheucht,a mit dem, was kein Gott ist,
über seinen Jungen schwebt, durch ihre nichtigen [Götzen] haben
seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie mich erzürnt;
sie auf seinen Schwingen trägt. so will auch ich sie zur Eifersucht
12 Der HERR allein leitete ihn, reizen durch das, was kein Volk ist,
und kein fremder Gott war mit ihm. durch ein törichtes Volk will ich sie
13 Er ließ ihn über die Höhen der erzürnen!
Erde fahren 22 Denn ein Feuer ist durch meinen
und er aß vom Ertrag der Felder; Zorn angezündet,
Er ließ ihn Honig aus dem Felsen saugen das wird bis in die unterste Tiefe
und Öl aus dem harten Gestein; des Totenreichs hinab brennen
14 Butter von den Kühen und Milch und das Land samt seinem Gewächs
von den Schafen, verzehren
samt dem Fett der Lämmer, und die Grundfesten der Berge
und Widder von den Söhnen Baschans in Flammen verwandeln.
und Böcke, 23 Ich will Unheil über sie häufen,
samt dem allerbesten Weizen, ich will meine Pfeile gegen sie abschießen.
und du trankst Traubenblut, feurigen 24 Sie sollen vor Hunger verschmachten
Wein. und von der Pest aufgezehrt werden,
15 Da wurde Jeschurunb fett und von der bitteren Seuche;
und schlug aus. dann sende ich die Zähne wilder Tiere
Du bist fett, dick und feist geworden! gegen sie,
Und er verwarf den Gott, der ihn samt dem Gift der Schlange, die im
geschaffen hat, Staub kriecht.
und er verachtete den Fels seines Heils. 25 Draußen soll das Schwert sie [der
16 Sie erregten seine Eifersucht durch Kinder] berauben
fremde [Götter]; und in den Kammern der Schrecken,
durch Greuel erzürnten sie ihn. den jungen Mann wie die Jungfrau,
17 Sie opferten den Dämonen, die nicht den Säugling mitsamt dem alten Mann.
Gott sind, 26 Ich hätte gesagt: »Ich will sie
Göttern, die sie nicht kannten, wegblasen,

a (32,11) Der Adler scheucht seine flügge gewordenen tragen, wenn sie müde geworden sind.
Jungen für ihren ersten Flug aus dem Nest, um dann b (32,15) Jeschurun ist ein Name für Israel: »Der Redli-
unter sie zu fliegen und sie auf seinen Schwingen zu che / Rechtschaffene«.
238 5. MOSE 32
will ihr Gedenken unter den Menschen 39 Seht nun, daß Ich, Ich allein es bin
ausrotten!«, und kein Gott neben mir ist!
27 wenn ich nicht den Zorn des Feindes Ich bin’s, der tötet und lebendig macht,
scheute, ich zerschlage und ich heile,
daß ihre Feinde dies verkennen und niemand kann aus meiner Hand
könnten erretten!
und sagen: »Unsere Hand war erhoben, 40 Denn ich hebe meine Hand zum
und nicht der HERR hat dies alles getan!« Himmel empor
28 Denn sie sind ein Volk, an dem und sage: So wahr ich ewig lebe!
aller Rat verloren ist, 41 Wenn ich mein blitzendes Schwert
und das keine Einsicht besitzt. geschärft habe
29 Wenn sie weise wären, so würden und meine Hand zum Gericht greift,
sie das beherzigen; so will ich Rache nehmen an meinen
sie würden an ihr Ende denken! Feinden
30 Wie könnte einer Tausend jagen und Vergeltung üben an denen, die
und zwei Zehntausend in die Flucht mich hassen.
schlagen, 42 Ich will meine Pfeile mit Blut
wenn ihr Fels sie nicht verkauft berauschen,
und der HERR sie nicht preisgegeben und mein Schwert soll Fleisch fressen,
hätte? mit dem Blut der Erschlagenen und
31 Denn ihr Fels ist nicht wie unser Fels; Gefangenen,
das müssen unsere Feinde selbst vom Haupt der Fürsten des Feindes.
zugeben! 43 Jubelt, ihr Heiden, seinem Volk zu!
32 Denn vom Weinstock Sodoms Denn Er wird das Blut seiner Knechte
stammen ihre Reben rächen
und von den Fluren Gomorras; und seinen Feinden vergelten;
ihre Beeren sind Giftbeeren, aber für sein Land und sein Volk
ihre Trauben sind bitter. wird er Sühnung schaffen!
33 Ihr Wein ist Drachengeifer
und grausames Otterngift. Das Wort Gottes ist Leben
5Mo 8,3; Joh 5,24; 6,63
34 Ist dies nicht bei mir aufbewahrt
und in meinen Archiven versiegelt? 44 Und Mose kam und trug alle Worte die-
35 Mein ist die Rache und die ses Liedes vor den Ohren des Volkes vor,
Vergeltung, er und Josua, der Sohn Nuns. 45 Und als
zu der Zeit, da ihr Fuß wanken wird; Mose dies alles zu ganz Israel geredet hat-
denn die Zeit ihres Verderbens ist nahe, te, 46 da sprach er zu ihnen: Nehmt zu
und ihr Verhängnis eilt herbei. Herzen alle Worte, die ich euch heute be-
36 Denn der HERR wird sein Volk richten; zeuge, damit ihr sie euren Kindern ge-
und er wird sich über seine Knechte bietet, daß sie darauf achten, alle Worte
erbarmen, dieses Gesetzes zu befolgen. 47 Denn es
wenn er sieht, daß jeder Halt ist kein leeres Wort für euch, sondern es
entschwunden ist ist euer Leben, und durch dieses Wort
und der Sklave samt dem Freien werdet ihr euer Leben verlängern in dem
dahin ist. Land, in das ihr über den Jordan geht, um
37 Und er wird sagen: Wo sind ihre es in Besitz zu nehmen!
Götter,
der Fels, bei dem sie Zuflucht suchten, Mose wird aufgefordert,
38 sie, die das Fett ihrer Opfer aßen,
den Berg Nebo zu besteigen
5Mo 34,1-4
den Wein ihres Trankopfers tranken?
Sie sollen aufstehen und euch helfen; 48 Und der HERR redete zu Mose an je-
sie sollen euch beschirmen! nem Tag und sprach: 49 Steige auf dieses
5. MOSE 32.33 239
Gebirge Abarim, auf den Berg Nebo, der 8 Von Levi aber sagte er:
im Land Moab, Jericho gegenüber liegt, »Deine Thummim und deine Urim ge-
und schaue das Land Kanaan, das ich hören dem Mann, der dir Liebe erweist,
den Kindern Israels zum Eigentum ge- den du versucht hast bei Massa, mit dem
ben werde; 50 und dann sollst du ster- du gehadert hast am Wasser von Meribaa;
ben auf dem Berg, auf den du steigen 9 der von seinem Vater und von seiner
wirst, und zu deinem Volk versammelt Mutter sagt: Ich habe sie nicht gesehen!
werden, wie dein Bruder Aaron auf dem und seine Brüder nicht kennt und von
Berg Hor starb und zu seinem Volk ver- seinen Söhnen nichts weiß; denn sie ha-
sammelt wurde; 51 weil ihr an mir Un- ben dein Wort befolgt und deinen Bund
treue begangen habt mitten unter den bewahrt.
Kindern Israels, beim Wasser von Meri- 10 Sie werden Jakob deine Rechtsbestim-
ba-Kadesch, in der Wüste Zin, weil ihr mungen lehren und Israel dein Gesetz;
mich nicht geheiligt habt unter den Kin- sie werden Räucherwerk vor dein Ange-
dern Israels. 52 Denn du wirst das Land sicht bringen und Ganzopfer auf deinen
vor dir zwar sehen; aber du sollst nicht Altar.
in das Land hineinkommen, das ich den 11 Segne, HERR, seine Kraft, und laß dir das
Kindern Israels gebe! Werk seiner Hände gefallen; zerschmet-
tere die Lenden seiner Widersacher und
Moses prophetischer Segen seiner Hasser, damit sie nicht mehr auf-
über die zwölf Stämme stehen!«
1Mo 49,1-28
12 Von Benjamin sprach er:
Und dies ist der Segen, mit dem »Der Liebling des HERRN wird sicher bei
Mose, der Mann Gottes, die Kinder Ihm wohnen; Er beschirmt ihn den gan-
Israels vor seinem Tod gesegnet hat. zen Tag, und zwischen seinen Schultern
2 Und er sprach: wohnt er.«
»Der HERR kam vom Sinai, und er leuchtete 13 Von Joseph aber sagte er:
ihnen auf von Seir her; leuchtend erschien »Sein Land sei vom HERRN gesegnet mit
er vom Bergland Paran und kam von heili- dem Köstlichsten des Himmels, mit Tau,
gen Zehntausenden her; aus seiner Rech- und mit der Flut, die drunten ruht;
ten [ging] ein feuriges Gesetz für sie. 14 mit der köstlichen Frucht, die in der
3 Ja, er liebt sein Volk; alle seine Heiligen Sonne reift, und mit den köstlichen
sind in deiner Hand; und sie lagern zu Früchten, welche die Monde sprossen
deinen Füßen, ein jeder empfängt von lassen;
deinen Worten. 15 mit dem Besten der uralten Berge und
4 Mose hat uns ein Gesetz befohlen, ein vom Köstlichen der ewigen Hügel
Erbteil [für] die Gemeinde Jakobs. 16 und vom Köstlichsten des Landes und
5 Und Er wurde König über Jeschurun, als seiner Fülle; und das Wohlgefallen des-
sich die Häupter des Volkes versammel- sen, der im Dornbusch wohnt, es kom-
ten, als die Stämme Israels sich vereinig- me auf das Haupt Josephs und auf den
ten.« Scheitel des Geweihten unter seinen
6 »Ruben lebe und sterbe nicht; seine Leu- Brüdern!
te sollen zu zählen sein!« 17 Prächtig ist er wie sein erstgeborener
7 Und dies ist [das Wort] für Juda; und er Stier, Hörner hat er wie ein Büffel; damit
sprach: stößt er die Völker, sie alle, [bis an] die En-
»HERR, höre auf die Stimme Judas und den der Erde. Das sind die Zehntausende
bringe ihn zu seinem Volk! Seine Hände von Ephraim, und das sind die Tausende
seien mächtig für ihn, und hilf du ihm vor von Manasse!«
seinen Feinden!« 18 Und über Sebulon sprach er:
»Freue dich, Sebulon, über deinen Aus-
a (33,8) Massa = »Versuchung«; Meriba = »Streit / Hader«. zug, und du, Issaschar, über deine Zelte!
240 5. MOSE 33.34
19 Sie werden Völker auf den Berg rufen; Moses Tod
dort werden sie Opfer der Gerechtigkeit 5Mo 32,48-52
opfern, denn den Reichtum des Meeres Und Mose stieg von den Ebenen
werden sie saugen und die verborgenen Moabs auf den Berg Nebo, auf die
Schätze des Sandes.« Spitze des Pisga, Jericho gegenüber. Da
20 Und über Gad sprach er: zeigte ihm der HERR das ganze Land: [von]
»Gepriesen sei, der Gad Raum schafft! Gilead bis nach Dan, 2 und das ganze
Wie eine Löwin legt er sich nieder und Naphtali, das Land Ephraim und Manasse
zerreißt Arm und Scheitel. und das ganze Land Juda bis zum westli-
21 Und er ersah sich das beste Stück; denn chen Meer; 3 auch den Negev und die Jor-
dort lag das Teil eines Anführers bereit; danebene, die Ebene von Jericho, der Pal-
und er kam an die Spitze des Volkes, voll- menstadt, bis nach Zoar. 4 Und der HERR
streckte die Gerechtigkeit des HERRN und sprach zu ihm: Dies ist das Land, das ich
seine Gerichte, vereint mit Israel.« Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen
22 Und über Dan sprach er: habe, als ich sprach: »Deinem Samen will
»Dan ist ein junger Löwe, der aus Baschan ich es geben!« Ich lasse es dich mit deinen
hervorspringt.« Augen sehen, aber hinübergehen sollst du
23 Und über Naphtali sprach er: nicht!
»Naphtali ist gesättigt mit Wohlgefallen 5 Und Mose, der Knecht des HERRN, starb
und voll vom Segen des HERRN; Westen im Land Moab, nach dem Wort des HERRN;
und Süden nehme er in Besitz!« 6 und er begrub ihn im Tal, im Land Moab,
24 Und über Asser sprach er: Beth-Peor gegenüber; aber niemand kennt
»Asser ist mit Söhnen gesegnet; er sei der sein Grab bis zum heutigen Tag. 7 Und
Liebling seiner Brüder und tauche seinen Mose war 120 Jahre alt, als er starb; seine
Fuß in Öl! Augen waren nicht schwach geworden, und
25 Eisen und Erz seien deine Riegel, und seine Kraft war nicht gewichen. 8 Und die
wie deine Tage, so sei deine Kraft! Kinder Israels beweinten Mose in den Ebe-
26 Niemand ist gleich dem Gott Je- nen Moabs 30 Tage lang; dann hörten sie
schuruns, der zu deiner Hilfe am Himmel auf, um Mose zu weinen und zu trauern.
einherfährt und auf den Wolken in seiner 9 Josua aber, der Sohn Nuns, war mit dem
Majestät. Geist der Weisheit erfüllt, denn Mose hat-
27 Eine Zuflucht ist [dir] der Gott der Ur- te seine Hände auf ihn gelegt; und die Kin-
zeit, und unter dir sind ewige Arme. Er der Israels gehorchten ihm und handelten
hat den Feind vor dir her gejagt und zu so, wie der HERR es Mose geboten hatte.
dir gesagt: Vertilge!« 10 Es stand aber in Israel kein Prophet
28 »Und so kann Israel sicher wohnen, mehr auf wie Mose, den der HERR kannte
abgesondert der Quell Jakobs, in einem von Angesicht zu Angesicht, 11 in all den
Land voll Korn und Most; und sein Him- Zeichen und Wundern, zu denen der HERR
mel träufelt Tau. ihn gesandt hatte, daß er sie im Land
29 Wohl dir, Israel! Wer ist dir gleich, du Ägypten tun sollte an dem Pharao und
Volk, das durch den HERRN gerettet ist? Er an allen seinen Knechten und an seinem
ist dein hilfreicher Schild und dein sieg- ganzen Land; 12 und in all den gewalti-
reiches Schwert. Deine Feinde werden dir gen Handlungen und all den großen und
Ergebung heucheln, du aber sollst über furchtgebietenden Taten, die Mose voll-
ihre Höhen hinwegschreiten!« brachte vor den Augen von ganz Israel.
Das Buch Josua
DIE EROBERUNG DES LANDES KANAAN verzagt; denn der HERR, dein Gott, ist mit
Kapitel 1 - 12 dir überall, wo du hingehst!
Gott beauftragt und ermutigt Josua
als Führer des Volkes Josua trifft Vorbereitungen für
5Mo 31,1-8; 14,23; 34,9
den Einzug in Kanaan
Und es geschah nach dem Tod Moses, 10 Da gebot Josua den Vorstehern des
des Knechtes des HERRN, da sprach der Volkes und sprach: 11 Geht mitten durch
HERR zu Josuaa, dem Sohn Nuns, dem das Lager, gebietet dem Volk und sprecht:
Diener Moses: 2 Mein Knecht Mose ist Bereitet euch Wegzehrung, denn in drei
gestorben; so mache dich nun auf, zie- Tagen werdet ihr über den Jordan dort
he über den Jordan dort, du und dieses gehen, um hineinzukommen und das
ganze Volk, in das Land, das ich ihnen Land einzunehmen, das euch der HERR,
gebe, den Kindern Israels! 3 Jeden Ort, euer Gott gibt, damit ihr es in Besitz
auf den eure Fußsohlen treten, habe ich nehmt! 12 Und zu den Rubenitern, den
euch gegeben, wie ich es Mose verheißen Gaditern und dem halben Stamm Manas-
habe. 4 Von der Wüste und dem Libanon se redete Josua und sprach: 13 Gedenkt
dort bis zum großen Strom Euphrat, das an das Wort, das euch Mose, der Knecht
ganze Land der Hetiter, und bis zu dem des HERRN, gebot, als er sprach: Der HERR,
großen Meer, wo die Sonne untergeht, euer Gott, hat euch zur Ruhe gebracht
soll euer Gebiet reichen.b 5 Niemand soll und euch dieses Land gegeben. 14 Laßt
vor dir bestehen dein Leben lang! Wie ich eure Frauen, eure Kinder und euer Vieh
mit Mose gewesen bin, so will ich auch in dem Land bleiben, das euch Mose
mit dir sein; ich will dich nicht aufgeben hier, diesseits des Jordan, gegeben hat;
und dich nicht verlassen. ihr aber sollt in Kampfordnung vor euren
6 Sei stark und mutig! Denn du sollst die- Brüdern hinüberziehen, alle tapferen
sem Volk das Land als Erbe austeilen, von Krieger, und ihnen helfen, 15 bis der HERR
dem ich ihren Vätern geschworen habe, auch eure Brüder zur Ruhe gebracht hat
daß ich es ihnen gebe. 7 Sei du nur stark wie euch, und sie das Land eingenom-
und sehr mutig, und achte darauf, daß du men haben, das der HERR, euer Gott,
nach dem ganzen Gesetz handelst, das ihnen geben wird; dann sollt ihr wieder
dir mein Knecht Mose befohlen hat. Wei- in euer eigenes Land zurückkehren und
che nicht davon ab, weder zur Rechten in Besitz nehmen, was euch Mose, der
noch zur Linken, damit du weise handelst Knecht des HERRN, gegeben hat diesseits
überall, wo du hingehst! 8 Laß dieses des Jordan, gegen Aufgang der Sonne!
Buch des Gesetzes nicht von deinem 16 Und sie antworteten Josua und spra-
Mund weichen, sondern forsche darin chen: Alles, was du uns geboten hast, das
Tag und Nacht, damit du darauf achtest, wollen wir tun; und wohin du uns auch
alles zu befolgen, was darin geschrieben sendest, dahin wollen wir gehen! 17 Wie
steht; denn dann wirst du Gelingen ha- wir Mose gehorsam gewesen sind, so
ben auf deinen Wegen, und dann wirst wollen wir auch dir in allem gehorsam
du weise handeln! 9 Habe ich dir nicht sein; wenn nur der HERR, dein Gott, mit
geboten, daß du stark und mutig sein dir ist, wie er mit Mose war! 18 Wer sich
sollst? Sei unerschrocken und sei nicht deinem Mund widersetzt und deinen

a (1,1) hebr. Jehoschua = »Der HERR ist Rettung«; dieser vom Standpunkt östlich des Jordan beschrieben:
Name wird im Griechischen mit »Jesus« wieder- die Negevwüste im Süden, das Libanongebirge im
gegeben. Norden und der Euphrat im Nordosten sowie das
b (1,4) Die zukünftigen Grenzen Israels werden hier Mittelmeer im Westen.
242 JOSUA 1.2
Worten nicht gehorcht in allem, was du hon und Og, jenseits des Jordan, getan
uns gebietest, der soll getötet werden! Sei habt, an denen ihr den Bann vollstreckt
du nur stark und mutig! habt. 11 Und als wir dies hörten, da wur-
de unser Herz verzagt, und es ist kein
Die Kundschafter in Jericho und Rahab rechter Mut mehr in irgend jemand vor
Hebr 11,31; Jak 2,25; Jos 6,17.22-25
euch; denn der HERR, euer Gott, ist Gott
Und Josua, der Sohn Nuns, sandte oben im Himmel und unten auf Erden!
von Sittim heimlich zwei Männer als 12 Und nun schwört mir doch bei dem
Kundschafter aus und sprach: Geht hin, HERRN, daß, so wie ich an euch Güte er-
seht euch das Land an und [besonders] wiesen habe, auch ihr am Haus meines
Jericho! Und sie gingen hin und kamen in Vaters Güte erweisen werdet; und gebt
das Haus einer Hure namens Rahab und mir ein sicheres Zeichen, 13 daß ihr mei-
übernachteten dort. 2 Es wurde aber dem nen Vater, meine Mutter, meine Brüder
König von Jericho berichtet: Siehe, in die- und meine Schwestern samt allen ihren
ser Nacht sind Männer von den Kindern Angehörigen am Leben lassen und unse-
Israels hierher gekommen, um das Land re Seelen vom Tod erretten werdet!
auszukundschaften! 3 Da sandte der 14 Und die Männer sprachen zu ihr: Wir
König von Jericho [Boten] zu Rahab und bürgen mit unserem Leben für das eu-
ließ ihr sagen: Gib die Männer heraus, die rige, sofern ihr diese unsere Sache nicht
zu dir gekommen und in dein Haus ein- verratet! Und wenn der HERR uns dieses
gekehrt sind; denn sie sind gekommen, Land gibt, so wollen wir an dir Güte und
um das ganze Land auszukundschaf- Treue erweisen! 15 Da ließ sie dieselben
ten! 4 Die Frau aber hatte die beiden an einem Seil durch das Fenster hinunter;
Männer genommen und verborgen und denn ihr Haus war an der Stadtmauer,
sprach nun: Es sind freilich Männer zu und sie wohnte an der Mauer. 16 Und sie
mir hereingekommen; aber ich wußte sprach zu ihnen: Geht in das Bergland,
nicht, woher sie waren; 5 und als man die daß euch eure Verfolger nicht begegnen,
Tore schließen mußte bei Einbruch der und verbergt euch dort drei Tage lang,
Dunkelheit, da gingen die Männer hin- bis eure Verfolger zurückgekehrt sind;
aus. Ich weiß nicht, wohin die Männer danach geht eures Weges!
gegangen sind. Jagt ihnen rasch nach, 17 Und die Männer antworteten ihr:
denn ihr werdet sie einholen! 6 Sie aber [Unter diesen Bedingungen] werden
hatte [die Männer] auf das Dach steigen wir frei sein von deinem Eid, den du uns
lassen und sie unter den Flachsstengeln hast schwören lassen: 18 Siehe, wenn wir
versteckt, die sie für sich auf dem Dach in das Land kommen, so sollst du diese
ausgebreitet hatte. 7 Die Leute nun jag- Schnur aus karmesinrotem Faden in
ten ihnen nach auf dem Weg zum Jordan das Fenster knüpfen, durch das du uns
bis zu den Furten; und man schloß das hinabgelassen hast, und deinen Vater,
Tor zu, als die, welche ihnen nachjagten, deine Mutter, deine Brüder und das gan-
hinausgegangen waren. ze Haus deines Vaters zu dir in das Haus
8 Ehe aber die Männer sich schlafen leg- versammeln. 19 Und wer zur Tür deines
ten, stieg sie zu ihnen auf das Dach Hauses hinaus auf die Straße geht, des-
hinauf 9 und sprach zu ihnen: Ich weiß, sen Blut sei auf seinem Haupt, wir aber
daß der HERR euch das Land gegeben hat; unschuldig; wenn aber Hand gelegt wird
denn es hat uns Furcht vor euch überfal- an jemand von denen, die bei dir im
len, und alle Einwohner des Landes sind Haus sind, so soll ihr Blut auf unserem
vor euch verzagt. 10 Denn wir haben ge- Haupt sein. 20 Und wenn du etwas von
hört, wie der HERR das Wasser des Schilf- dieser unserer Sache verraten wirst, so
meeres vor euch ausgetrocknet hat, als werden wir frei sein von deinem Eid,
ihr aus Ägypten gezogen seid, und was den du uns hast schwören lassen. 21 Da
ihr den beiden Königen der Amoriter, Si- sprach sie: Es sei, wie ihr sagt! und ließ
JOSUA 2.3 243
sie gehen. Und sie gingen hin; sie aber bin. 8 Du aber gebiete den Priestern, wel-
knüpfte die karmesinrote Schnur ins che die Bundeslade tragen, und sprich:
Fenster. Wenn ihr bis an das Wasser des Jordan
22 Und jene gingen in das Bergland und kommt, so bleibt im Jordan stehen!
blieben drei Tage lang dort, bis ihre 9 Und Josua sprach zu den Kindern
Verfolger zurückgekehrt waren; und die Israelsb: Kommt herzu und hört die
Verfolger hatten sie auf dem ganzen Worte des HERRN, eures Gottes! 10 Und
Weg gesucht und doch nicht gefunden. Josua sprach: Daran sollt ihr erkennen,
23 Und die beiden Männer kehrten zu- daß der lebendige Gott in eurer Mitte
rück und stiegen vom Bergland hinunter; ist, und daß er die Kanaaniter, Hetiter,
und sie setzten über und kamen zu Josua, Hewiter, Pheresiter, Girgasiter, Amoriter
dem Sohn Nuns, und erzählten ihm alles, und Jebusiter gewiß vor euch vertreiben
was ihnen begegnet war. 24 Und sie spra- wird: 11 Siehe, die Bundeslade des Herrn
chen zu Josua: Der HERR hat das ganze der ganzen Erde wird vor euch her über
Land in unsere Hand gegeben; auch den Jordan gehen. 12 So nehmt nun aus
sind alle Einwohner des Landes verzagt den Stämmen Israels zwölf Männer, aus
vor uns! jedem Stamm einen Mann. 13 Wenn dann
die Fußsohlen der Priester, welche die
Israel geht trockenen Fußes Lade des HERRN, des Herrn der ganzen
über den Jordan Erde, tragen, im Wasser des Jordan still-
2Mo 14,15-31; 2Kö 2,6-8.13-14; Ps 114,3.5
stehen, so wird das Wasser des Jordan,
Da machte sich Josua früh auf, und sie das Wasser, das von oben herabfließt, ab-
zogen aus Sittim und kamen an den Jor- geschnitten werden, und es wird stehen-
dan, er und alle Kinder Israels; und sie ras- bleiben wie ein Damm.
teten dort, ehe sie hinüberzogen. 2 Nach 14 Als nun das Volk auszog aus seinen
drei Tagen aber gingen die Vorsteher Zelten, um über den Jordan zu gehen,
durch das Lager 3 und geboten dem Volk und die Priester die Bundeslade vor dem
und sprachen: Wenn ihr die Bundeslade Volk hertrugen, 15 und als die, welche die
des HERRN, eures Gottes, sehen werdet und Lade trugen, an den Jordan kamen, und
die Priester, die Leviten, die sie tragen, so die Priester, welche die Lade trugen, ihre
brecht auf von eurem Ort und folgt ihr Füße am Flußrand in das Wasser tauch-
nach! 4 Doch soll zwischen euch und ihr ten (der Jordan aber war überall über die
etwa 2 000 Ellena Abstand sein. Kommt ihr Ufer getreten während der ganzen Zeit
nicht zu nahe, damit ihr den Weg erkennt, der Ernte), 16 da stand das Wasser, das
den ihr gehen sollt; denn ihr seid den Weg von oben herabkam, aufgerichtet wie ein
zuvor nicht gegangen! 5 Und Josua sprach Damm, weit entfernt bei der Stadt Adam,
zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird die neben Zartan liegt; aber das Wasser,
der HERR unter euch Wunder tun! 6 Und zu das zum Meer der Aravac hinabfloß, zum
den Priestern sprach Josua: Tragt die Bun- Salzmeerd, nahm ab und verlief sich völ-
deslade und zieht vor dem Volk hinüber! lig. So ging das Volk hinüber vor Jericho.
Da trugen sie die Bundeslade und gingen 17 Und die Priester, welche die Bun-
vor dem Volk her. deslade des HERRN trugen, standen fest
7 Und der HERR sprach zu Josua: Heute will auf dem Trockenen, mitten im Jordan;
ich anfangen, dich vor ganz Israel groß zu und ganz Israel ging trockenen Fußes
machen, damit sie wissen, daß ich mit dir hindurch, bis das ganze Volk den Jordan
sein werde, wie ich mit Mose gewesen völlig überschritten hatte.

a (3,4) d.h. ca. 900 m. 11,2.16; 12,1.3.8; 18,18).


b (3,9) od. Söhnen Israels; zumeist Bezeichnung für das d (3,16) Eine Bezeichnung für das Tote Meer, die zeigt,
ganze Volk Israel: Männer, Frauen und Kinder. daß dieses Gewässer schon damals einen besonders
c (3,16) Arava ist der hebr. Name für die Tiefebene in hohen Salzgehalt hatte.
der Jordansenke bis hinunter nach Eilat (vgl. Jos 8,14;
244 JOSUA 4.5
Zwei Denkmäler zum ewigen Gedenken und Gaditer und der halbe Stamm Ma-
Es geschah aber, nachdem das ganze nasse gingen in Kampfordnung vor den
Volk vollends über den Jordan gezo- Kindern Israels her, wie Mose zu ihnen
gen war, daß der HERR zu Josua sprach: geredet hatte. 13 Etwa 40 000 zum Krieg
2 Nehmt euch aus dem Volk zwölf Män- Gerüstete zogen vor dem HERRN zum
ner, aus jedem Stamm einen Mann, 3 und Kampf in die Ebene von Jericho. 14 An
gebietet ihnen und sprecht: Hebt zwölf diesem Tag machte der HERR den Josua
Steine auf, mitten aus dem Jordan, von groß vor den Augen von ganz Israel; und
dem Ort, wo die Füße der Priester gestan- sie fürchteten ihn, wie sie Mose gefürch-
den haben, und bringt sie mit euch hinü- tet hatten, sein ganzes Leben lang.
ber und legt sie nieder in dem Nachtlager, 15 Und der HERR sprach zu Josua: 16 Ge-
wo ihr diese Nacht verbringen werdet! biete den Priestern, welche die Lade des
4 Da rief Josua die zwölf Männer, die er Zeugnisses tragen, daß sie aus dem Jor-
aus den Kindern Israels bestellt hatte, dan heraufsteigen! 17 Und Josua befahl
aus jedem Stamm einen Mann; 5 und er den Priestern und sprach: Steigt herauf
sprach zu ihnen: Geht hinüber, vor die aus dem Jordan! 18 Und als die Priester,
Lade des HERRN, eures Gottes, mitten in welche die Lade des Bundes des HERRN
den Jordan, und hebt jeder einen Stein trugen, aus der Mitte des Jordan herauf-
auf seine Schulter, nach der Zahl der stiegen und die Fußsohlen der Priester
Stämme der Kinder Israels, 6 damit sie kaum das Trockene berührt hatten, da
ein Zeichen unter euch seien. Wenn eure kehrte das Wasser des Jordan wieder in
Kinder künftig fragen und sagen werden: das Flußbett zurück und trat über alle
»Was haben diese Steine für euch zu seine Ufer wie zuvor.
bedeuten?«, 7 so sollt ihr ihnen sagen, daß 19 Es war aber der zehnte Tag des ersten
das Wasser des Jordan vor der Bundeslade Monats, als das Volk aus dem Jordan
des HERRN abgeschnitten wurde; als sie heraufstieg; und sie lagerten sich in Gil-
durch den Jordan ging, sind die Wasser gal, an der Ostgrenze [des Gebietes] von
des Jordan abgeschnitten worden; so Jericho. 20 Und Josua richtete die zwölf
sollen diese Steine den Kindern Israels Steine, die sie aus dem Jordan genommen
zu einem ewigen Gedenken dienen! 8 Da hatten, in Gilgal auf; 21 und er redete zu
machten es die Kinder Israels so, wie es den Kindern Israels und sprach: Wenn
Josua geboten hatte, und sie hoben zwölf in Zukunft eure Kinder ihre Väter fragen
Steine aus dem Jordan, wie der HERR es und sagen werden: »Was bedeuten diese
Josua gesagt hatte, nach der Zahl der Steine?«, 22 so sollt ihr es euren Kindern
Stämme der Kinder Israels, und brachten erklären und sagen: Israel ging auf trocke-
sie mit sich in das Nachtlager und legten nem Boden durch diesen Jordan, 23 als
sie dort nieder. 9 Und Josua richtete auch der HERR, euer Gott, das Wasser des Jordan
zwölf Steine mitten im Jordan auf, an der vor euch vertrocknen ließ, bis ihr hinü-
Stelle, wo die Füße der Priester gestanden bergegangen wart, ebenso wie der HERR,
hatten, welche die Bundeslade trugen; sie euer Gott, es am Schilfmeer getan hat,
sind noch dort bis zu diesem Tag. das er vor uns vertrocknen ließ, bis wir
10 Die Priester aber, welche die Lade hindurchgegangen waren; 24 damit alle
trugen, standen mitten im Jordan, bis Völker auf Erden erkennen, wie mächtig
alles ausgerichtet war, was der HERR Josua die Hand des HERRN ist, und damit ihr den
geboten hatte, dem Volk zu sagen, ganz HERRN, euren Gott, allezeit fürchtet!
wie Mose es dem Josua geboten hatte.
Und das Volk ging rasch hinüber. 11 Als Die Beschneidung Israels in Gilgal
nun das ganze Volk vollständig hinüber- 1Mo 17,9-14.23-27; Kol 2,11-12
gegangen war, da zog die Lade des HERRN Als nun alle Könige der Amoriter, die
auch hinüber, und die Priester, vor den diesseits des Jordan gegen Westen
Augen des Volkes. 12 Und die Rubeniter wohnten, und alle Könige der Kanaaniter
JOSUA 5.6 245
am Meer hörten, wie der HERR das Wasser in den Ebenen von Jericho. 11 Und am
des Jordan vor den Söhnen Israels ausge- Tag nach dem Passah aßen sie von dem
trocknet hatte, bis sie hinübergezogen Getreide des Landes, nämlich ungesäu-
waren, da verzagte ihr Herz, und es blieb ertes Brot und geröstetes Korn, an eben
kein Mut mehr in ihnen vor den Söhnen diesem Tag. 12 Und das Manna hörte
Israels. auf am folgenden Tag, als sie von dem
2 Zu der Zeit sprach der HERR zu Josua: Getreide des Landes aßen; und es gab für
Mache dir scharfe Messer und beschneide die Kinder Israels kein Manna mehr, son-
die Söhne Israels wiederum, zum zwei- dern in jenem Jahr aßen sie vom Ertrag
tenmal! 3 Da machte sich Josua scharfe des Landes Kanaan.
Messer und beschnitt die Söhne Israels 13 Es geschah aber, als Josua bei Jericho
auf dem Hügel Aralot. 4 Und das ist der war, da erhob er seine Augen und sah
Grund, warum Josua sie beschnitt: Alles sich um; und siehe, ein Mann stand ihm
Volk männlichen Geschlechts, das aus gegenüber, der hatte ein blankes Schwert
Ägypten gezogen war, alle Kriegsleute in seiner Hand. Und Josua ging zu ihm
waren in der Wüste auf dem Weg gestor- und sprach zu ihm: Bist du für uns oder
ben, nachdem sie aus Ägypten gezogen für unsere Feinde? 14 Er sprach: Nein,
waren. 5 Das ganze Volk, das ausgezogen sondern ich bin der Fürst über das Heer
war, war zwar beschnitten; aber das ganze des HERRN; jetzt bin ich gekommen! Da
Volk, das auf dem Weg in der Wüste gebo- fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und
ren war, nach ihrem Auszug aus Ägypten, betete an und sprach zu ihm: Was redet
war nicht beschnitten worden. 6 Denn die mein Herr zu seinem Knecht? 15 Und der
Kinder Israels wanderten 40 Jahre lang in Fürst über das Heer des HERRN sprach
der Wüste, bis die ganze Generation um- zu Josua: Ziehe deine Schuhe aus von
gekommen war, die Kriegsleute, die aus deinen Füßen; denn der Ort, auf dem du
Ägypten gezogen waren, weil sie der Stim- stehst, ist heilig! Und Josua tat es.
me des HERRN nicht gehorcht hatten; wie
denn der HERR ihnen geschworen hatte, Die Einnahme Jerichos
Hebr 11,30; 5Mo 7,16.24-26; 20,16-18;
daß sie das Land nicht sehen sollten, von
Zeph 1,16
dem der HERR ihren Vätern geschworen
hatte, daß er es uns geben würde — ein Jericho aber war verschlossen und
Land, in dem Milch und Honig fließt. 7 Ih- verriegelt vor den Kindern Israels, so
re Söhne nun, die Er an ihrer Stelle er- daß niemand heraus- oder hineingehen
weckt hatte, die beschnitt Josua; denn sie konnte. 2 Und der HERR sprach zu Josua:
waren unbeschnitten, weil man sie auf Siehe, ich habe Jericho samt seinem Kö-
dem Weg nicht beschnitten hatte. 8 Als nig und den tapferen Kriegern in deine
nun das ganze Volk beschnitten war, blie- Hand gegeben. 3 Darum sollt ihr um die
ben sie an ihrem Ort im Lager, bis sie heil Stadt ziehen, alle Kriegsleute, einmal
wurden. 9 Und der HERR sprach zu Josua: rings um die Stadt herum. So sollst du
Heute habe ich die Schande Ägyptens von es sechs Tage lang tun. 4 Und sieben Prie-
euch abgewälzt! Darum wird jener Ort ster sollen sieben Hörner des Halljahres
Gilgala genannt bis zu diesem Tag. vor der Lade hertragen; und am siebten
Tag sollt ihr siebenmal um die Stadt zie-
Die Passahfeier. hen, und die Priester sollen in die Scho-
Der Fürst über das Heer des HERRN pharhörner stoßen. 5 Und wenn man das
2Mo 12,1-28; 4Mo 9,1-14
Horn des Halljahres bläst und ihr den
10 Während nun die Kinder Israels sich in Ton des Schopharhornes hört, so soll das
Gilgal lagerten, hielten sie das Passah am ganze Volk ein großes Kriegsgeschrei er-
vierzehnten Tag des Monats, am Abend, heben. Dann werden die Stadtmauern in
sich zusammenstürzen, und das Volk soll
a (5,9) bed. »Abwälzung«. hinaufsteigen, jeder gerade vor sich hin!
246 JOSUA 6
6 Da rief Josua, der Sohn Nuns, die und sie zogen nach derselben Weise sie-
Priester zu sich und sprach zu ihnen: benmal um die Stadt; nur an diesem Tag
Tragt die Bundeslade und laßt sieben zogen sie siebenmal um die Stadt. 16 Und
Priester sieben Hörner des Halljahres beim siebten Mal, als die Priester in die
vor der Lade des HERRN hertragen! 7 Zum Hörner stießen, da sprach Josua zum
Volk aber sprach er: Macht euch auf und Volk: Erhebt ein Kriegsgeschrei; denn der
zieht um die Stadt, und die gerüsteten HERR hat euch die Stadt gegeben! 17 Aber
Krieger sollen vor der Lade des HERRN diese Stadt und alles, was darin ist, soll
hergehen! 8 Als Josua dies zum Volk ge- dem Bann des HERRN verfallen sein!a Nur
sagt hatte, zogen die sieben Priester hin, die Hure Rahab soll am Leben bleiben,
welche die sieben Hörner des Halljahres sie und alle, die bei ihr im Haus sind;
vor dem HERRN hertrugen, und sie stießen denn sie hat die Boten verborgen, die
in die Hörner, und die Bundeslade des wir aussandten. 18 Ihr aber hütet euch
HERRN folgte ihnen nach. 9 Und die gerüs- vor dem Gebannten, damit ihr nicht,
teten Krieger schritten vor den Priestern nachdem ihr es gebannt habt, doch von
her, die in die Hörner stießen, und die dem Gebannten etwas nehmt und über
Nachhut folgte der Lade nach, und sie das Lager Israels einen Bann bringtb
stießen beständig in die Hörner. und es ins Unglück kommt! 19 Aber alles
10 Josua aber gebot dem Volk und sprach: Silber und Gold samt den ehernenc und
Ihr sollt kein Kriegsgeschrei erheben, eisernen Geräten soll dem HERRN gehei-
noch eure Stimme hören lassen; auch ligt sein; es soll in den Schatz des HERRN
soll kein Wort aus eurem Mund gehen bis kommen!d
zu dem Tag, da ich zu euch sagen werde: 20 Da erhob das Volk ein Kriegsgeschrei,
»Erhebt ein Kriegsgeschrei!« Dann sollt und [die Priester] stießen in die Scho-
ihr ein Kriegsgeschrei erheben! 11 Und pharhörner. Als nun das Volk den Schall
die Lade des HERRN zog einmal rings um der Hörner hörte und ein großes Kriegs-
die Stadt, und sie kamen wieder in das geschrei erhob, da stürzte die Mauer in
Lager und blieben über Nacht im Lager. sich zusammen, und das Volk drang in
12 Und Josua stand am Morgen früh die Stadt ein, jeder gerade vor sich hin. So
auf, und die Priester trugen die Lade nahmen sie die Stadt ein. 21 Und sie voll-
des HERRN, 13 auch trugen die sieben streckten den Bann an allem, was in der
Priester die sieben Hörner des Halljahres Stadt war, mit der Schärfe des Schwertes,
vor der Lade des HERRN her und stießen an Männern und Frauen, Jungen und Al-
fortwährend in die Hörner; und die ge- ten, Rindern, Schafen und Eseln. 22 Aber
rüsteten Krieger gingen vor ihnen her, Josua sprach zu den beiden Männern, die
aber die Nachhut folgte der Lade des das Land ausgekundschaftet hatten: Geht
HERRN, und sie stießen fortwährend in die in das Haus der Hure und bringt die Frau
Hörner. 14 Am zweiten Tag zogen sie auch von dort heraus samt allen ihren Angehö-
einmal um die Stadt und kamen wieder rigen, wie ihr es ihr geschworen habt!
ins Lager. Das taten sie sechs Tage lang. 23 Da gingen die jungen Männer, die
15 Am siebten Tag aber machten sie sich Kundschafter, hinein und führten Rahab
früh auf, bei Anbruch der Morgenröte, heraus samt ihrem Vater und ihrer Mutter

a (6,17) w. soll dem HERRN ein Bann sein, d.h. es Gebanntem) macht. Der Mißbrauch der Dinge, die
gehörte dem HERRN und war ihm verfallen. Wo dem HERRN zur Vernichtung geweiht waren, würde
es um Menschen oder Tiere ging, bedeutete dies das heilige Gottesvolk selbst unter das Gericht
das Gericht der Vernichtung bzw. des Todes. Über bringen (vgl. Kap. 7).
die Einwohner Kanaans hatte Gott aufgrund c (6,19) od. bronzenen. Das hebr. Wort bezeichnet
ihrer greulichen Sünden die völlige Vernichtung Kupfererz, das gewöhnlich als Legierung, zumeist
beschlossen, und Israel sollte dieses Gerichtsurteil Bronze, verwendet wurde.
Gottes ausführen. d (6,19) d.h. es sollte für den HERRN und sein Heiligtum
b (6,18) w. das Lager Israels zu einem Bann (zu etwas beiseite getan und geweiht werden.
JOSUA 6.7 247
und ihren Brüdern und allen ihren Ange- von ihnen und jagten ihnen nach vom
hörigen; ihr ganzes Geschlecht führten Stadttor bis nach Sebarim und schlugen
sie hinaus und brachten sie außerhalb sie am Abhang. Da wurde das Herz des
des Lagers Israels unter. 24 Aber die Stadt Volkes verzagt und [zerfloß] wie Wasser.
und alles, was darin war, verbrannten 6 Josua aber zerriß seine Kleider und fiel
sie mit Feuer; nur das Silber und Gold auf sein Angesicht zur Erde vor der Lade
und die ehernen und eisernen Geräte des HERRN, bis zum Abend, er und die
legten sie in den Schatz des Hauses des Ältesten Israels, und sie warfen Staub
HERRN. 25 So ließ Josua die Hure Rahab auf ihre Häupter. 7 Und Josua sprach:
leben samt dem Haus ihres Vaters und Ach, Herr, HERR! Warum hast du denn
allen ihren Angehörigen; und sie blieb in dieses Volk über den Jordan geführt, um
Israel wohnen bis zu diesem Tag, weil sie uns in die Hände der Amoriter zu geben
die Boten verbarg, die Josua gesandt hat- und uns umzubringen? O hätten wir uns
te, um Jericho auszukundschaften. doch entschlossen, jenseits des Jordan zu
26 Zu der Zeit schwor Josua und sprach: bleiben! 8 Ach, Herr, was soll ich sagen,
Verflucht vor dem HERRN sei der Mann, nachdem Israel seinen Feinden den
der sich aufmachen und diese Stadt Jeri- Rücken gekehrt hat? 9 Wenn das die Ka-
cho [wieder] bauen wird! Wenn er ihren naaniter und alle Einwohner des Landes
Grund legt, so soll es ihn seinen erstge- hören, so werden sie uns umzingeln und
borenen Sohn kosten, und wenn er ihre unseren Namen von der Erde ausrotten!
Tore setzt, so soll es ihn seinen jüngsten Was willst du nun für deinen großen
Sohn kosten! 27 Und der HERR war mit Namen tun?
Josua, und die Kunde von ihm verbreitete 10 Da sprach der HERR zu Josua: Steh
sich im ganzen Land. auf, warum liegst du denn auf deinem
Angesicht? 11 Israel hat sich versündigt,
Achans Sünde und die Niederlage bei Ai sie haben auch meinen Bund übertreten,
Jos 22,20; 5Mo 7,25-26
den ich ihnen geboten habe, indem sie
Aber die Kinder Israels vergriffen sich von dem Gebannten genommen und da-
an dem Gebannten; denn Achan, der von gestohlen und es verheimlicht und
Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des unter ihre Geräte gelegt haben! 12 Darum
Sohnes Serachs, vom Stamm Juda, nahm können die Kinder Israels vor ihren Fein-
etwas von dem Gebannten. Da entbrann- den nicht bestehen, sondern müssen ih-
te der Zorn des HERRN über die Kinder ren Feinden den Rücken kehren; denn sie
Israels. sind zu einem Bann geworden.a Ich wer-
2 Und Josua sandte Männer aus von Jeri- de künftig nicht mit euch sein, wenn ihr
cho nach Ai, das bei Beth-Awen liegt, öst- nicht den Bann aus eurer Mitte vertilgt!
lich von Bethel, und er sprach zu ihnen: 13 Steh auf, heilige das Volk und sprich:
Geht hinauf und kundschaftet das Land Heiligt euch für morgen; denn so spricht
aus! Und die Männer gingen hinauf und der HERR, der Gott Israels: Es ist ein Bann
kundschafteten Ai aus. 3 Und als sie wie- in deiner Mitte, Israel; du kannst vor
der zu Josua kamen, sprachen sie zu ihm: deinen Feinden nicht bestehen, bis ihr
Laß nicht das ganze Volk hinaufziehen; den Bann aus eurer Mitte wegtut! 14 Und
etwa zwei- oder dreitausend Mann sollen ihr sollt am Morgen herzutreten, Stamm
hinaufziehen und Ai schlagen; bemühe für Stamm; und der Stamm, den der
nicht das ganze Volk, dahin zu gehen, HERR [durchs Los] treffen wird, der soll
denn sie sind wenige! 4 So zogen vom herzutreten, Geschlecht für Geschlecht;
Volk etwa 3 000 Mann hinauf; aber sie flo- und das Geschlecht, das der HERR [durchs
hen vor den Männern von Ai. 5 Und die Los] treffen wird, das soll Haus für Hausb
Männer von Ai erschlugen etwa 36 Mann herzutreten; und das Haus, das der

a (7,12) d.h. zu etwas, das Gottes Gericht ausgeliefert ist. b (7,14) »Haus« steht hier für eine Sippe oder Großfamilie.
248 JOSUA 7.8
HERR [durchs Los] treffen wird, das soll so bringe dich der HERR ins Unglück an
Mann für Mann herzutreten. 15 Und wer diesem Tag! Und ganz Israel steinigte ihn;
[durchs Los] im Besitz des Gebannten und man verbrannte sie mit Feuer und
erfunden wird, den soll man mit Feuer warf Steine auf sie. 26 Und sie errichte-
verbrennen samt allem, was er hat, weil ten über ihm einen großen Steinhaufen,
er den Bund des HERRN übertreten und [der] bis zu diesem Tag [dort geblieben
eine Schandtat in Israel begangen hat! ist]. Und der HERR ließ ab von der Glut
16 Da machte sich Josua am Morgen seines Zorns. Daher heißt jener Ort »Tal
früh auf und brachte Israel Stamm für Achor« bis zu diesem Tag.
Stamm herzu; und es wurde [durchs Los]
der Stamm Juda getroffen. 17 Und als er Die Einnahme von Ai
5Mo 21,22-23
die Geschlechter Judas herzubrachte,
da wurde das Geschlecht der Serachiter Und der HERR sprach zu Josua: Fürch-
[durchs Los] getroffen. Und als er das te dich nicht und sei nicht verzagt!
Geschlecht der Serachiter herzubrachte, Nimm alles Kriegsvolk mit dir und mache
Mann für Mann, da wurde Sabdi [durchs dich auf und ziehe hinauf nach Ai! Siehe,
Los] getroffen. 18 Und als er dessen Haus ich habe den König von Ai in deine Hand
herzubrachte, Mann für Mann, da wurde gegeben samt seinem Volk und seiner
Achan [durchs Los] getroffen, der Sohn Stadt und seinem Land. 2 Und du sollst
Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes mit Ai und ihrem König verfahren, wie du
Serachs, aus dem Stamm Juda. mit Jericho und seinem König verfahren
19 Und Josua sprach zu Achan: Mein bist, außer daß ihr die Beute und ihr Vieh
Sohn, gib doch dem HERRN, dem Gott unter euch teilen dürft; aber lege dir ei-
Israels, die Ehre, und lege ein Geständ- nen Hinterhalt hinter der Stadt!
nis vor ihm ab und sage mir: Was hast 3 Da machte sich Josua auf und alles
du getan? Verbirg es nicht vor mir! 20 Da Kriegsvolk, um nach Ai hinaufzuziehen;
antwortete Achan dem Josua und sprach: und Josua erwählte 30 000 tapfere Krieger;
Wahrlich, ich habe mich an dem HERRN, und er sandte sie aus bei Nacht 4 und ge-
dem Gott Israels, versündigt; denn dies bot ihnen und sprach: Habt acht, ihr sollt
habe ich begangen: 21 Ich sah unter der den Hinterhalt bilden hinter der Stadt;
Beute einen kostbaren babylonischen entfernt euch aber nicht allzu weit von
Mantel und 200 Schekel Silber und einen der Stadt, und seid alle bereit! 5 Ich aber
Goldbarren, 50 Schekel schwer; da gelü- und alles Volk, das mit mir ist, wir wollen
stete mich danach, und ich nahm es; und uns zu der Stadt begeben. Und wenn sie,
siehe, es ist in meinem Zelt in der Erde wie zuvor, herausziehen uns entgegen, so
vergraben, und das Silber darunter! 22 Da wollen wir vor ihnen fliehen, 6 damit sie
sandte Josua Boten hin; die liefen zu dem herauskommen hinter uns her, bis wir
Zelt; und siehe, es war in seinem Zelt ver- sie von der Stadt abgeschnitten haben;
borgen, und das Silber darunter. 23 Und denn sie werden sagen: »Sie fliehen vor
sie nahmen es aus dem Zelt und brachten uns wie zuvor!« Und wenn wir vor ihnen
es zu Josua und zu allen Kindern Israels fliehen, 7 so sollt ihr euch aus dem Hin-
und schütteten es aus vor dem HERRN. terhalt aufmachen und die Stadt einneh-
24 Da nahm Josua Achan, den Sohn men; denn der HERR, euer Gott, wird sie
Serachs, samt dem Silber, dem Mantel in eure Hand geben. 8 Wenn ihr aber die
und dem Goldbarren, seine Söhne und Stadt eingenommen habt, so steckt sie in
seine Töchter, auch seine Rinder, seine Brand; nach dem Wort des HERRN sollt ihr
Esel und seine Schafe, samt seinem Zelt handeln! Seht, ich habe es euch geboten!
und allem, was er hatte; und ganz Israel 9 So sandte Josua sie aus, und sie zogen
war mit ihm, und sie führten sie in das in den Hinterhalt und hielten zwischen
Tal Achor hinauf. 25 Und Josua sprach: Bethel und Ai, westlich von Ai. Josua
Wie du uns ins Unglück gebracht hast, aber verbrachte jene Nacht in der Mitte
JOSUA 8 249
des Volkes. 10 Und Josua machte sich am hen, weder dahin noch dorthin. Und das
Morgen früh auf und musterte das Volk; Volk, das zur Wüste floh, wandte sich um
und er zog mit den Ältesten Israels vor gegen seine Verfolger. 21 Denn als Josua
dem Volk her hinauf nach Ai. 11 Auch und ganz Israel sah, daß der Hinterhalt
alles Kriegsvolk, das bei ihm war, zog die Stadt eingenommen hatte und daß
hinauf; und sie rückten heran und stell- der Rauch der Stadt aufstieg, wandten sie
ten sich auf gegen die Stadt und lagerten sich wieder um und schlugen die Männer
sich nördlich von Ai, so daß [nur] das Tal von Ai. 22 Und jenea waren aus der Stadt
zwischen ihnen und Ai war. 12 Er hatte ausgezogen, ihnen entgegen, so daß sie
aber etwa 5 000 Mann genommen und zwischen die Söhne Israels kamen, [die
zwischen Bethel und Ai in den Hinterhalt sie] von beiden Seiten [angriffen]; und sie
gelegt, westlich von der Stadt. 13 Und so schlugen sie, bis kein einziger von ihnen
stellten sie das Volk auf, das ganze Lager übrig war, der entflohen oder entkom-
nördlich von der Stadt, den Hinterhalt men wäre. 23 Doch den König von Ai fing
aber westlich von der Stadt; und Josua man lebendig und brachte ihn zu Josua.
zog in jener Nacht mitten in das Tal. 24 Und als Israel alle Einwohner von Ai
14 Als aber der König von Ai dies sah, da auf dem Feld und in der Wüste, wohin
eilten die Männer der Stadt und mach- sie ihnen nachgejagt waren, vollends
ten sich früh auf und zogen heraus, um niedergemacht hatte und alle durch die
gegen Israel zu kämpfen, der König und Schärfe des Schwertes gefallen waren, bis
sein ganzes Volk, an den bestimmten sie aufgerieben waren, da wandte sich
Ort vor der Arava; denn er wußte nicht, ganz Israel gegen Ai und schlug sie mit
daß ein Hinterhalt gelegt war hinter der der Schärfe des Schwertes. 25 Und die
Stadt. 15 Josua aber und ganz Israel lie- Zahl all derer, die an jenem Tag fielen,
ßen sich vor ihnen schlagen und flohen Männer und Frauen, betrug 12 000, alle
auf dem Weg zur Wüste. 16 Da wurde das Einwohner von Ai. 26 Josua aber zog sei-
ganze Volk, das in der Stadt war, zusam- ne Hand, mit der er die Lanze ausstreck-
mengerufen, damit es ihnen nachjagte, te, nicht zurück, bis an allen Einwohnern
und sie jagten Josua nach und wurden von Ai der Bann vollstreckt war. 27 Doch
von der Stadt abgeschnitten. 17 Und es das Vieh und die Beute dieser Stadt teil-
blieb nicht ein einziger Mann übrig in Ai te Israel unter sich, nach dem Wort des
und Bethel, der nicht ausgezogen wäre, HERRN, das er Josua geboten hatte.
um Israel nachzujagen; und sie ließen 28 Und Josua äscherte Ai ein und mach-
die Stadt offen stehen und jagten Israel te einen ewigen Schutthügel daraus,
nach. [der noch besteht] bis zum heutigen
18 Da sprach der HERR zu Josua: Strecke Tag. 29 Und er ließ den König von Ai
die Lanze, die du in der Hand hast, aus an einen Holzstamm hängen bis zum
gegen Ai; denn ich will sie in deine Hand Abend. Als aber die Sonne untergegan-
geben! Und Josua streckte die Lanze, gen war, gebot Josua, daß man seinen
die in seiner Hand war, gegen die Stadt Leichnam von dem Holzstamm herab-
aus. 19 Und der Hinterhalt brach rasch nehme; da warfen sie ihn unter das Tor
auf von seinem Ort, und sie liefen, als der Stadt und errichteten über ihm einen
er seine Hand ausstreckte, und kamen großen Steinhaufen, der [noch] dort ist
in die Stadt und nahmen sie ein, und sie bis zum heutigen Tag.
steckten die Stadt schnell in Brand. 20 Als
sich nun die Männer von Ai umwandten Der Altar auf dem Berg Ebal.
und zurückschauten, siehe, da stieg der Die Verlesung des Gesetzes
Rauch der Stadt zum Himmel auf; sie 30 Damals baute Josua dem HERRN, dem
aber hatten keine Möglichkeit zu flie- Gott Israels, einen Altar auf dem Berg
Ebal, 31 so wie Mose, der Knecht des
a (8,22) d.h. der Hinterhalt Israels, der Ai erobert hatte. HERRN, es den Kindern Israels geboten
250 JOSUA 8.9
hatte, wie es geschrieben steht im Buch nutzte Kleider an, und alles Brot ihres
des Gesetzes Moses, einen Altar aus Speisevorrats war hart und schimmlig.
unbehauenen Steinen, über die man 6 Und sie gingen zu Josua ins Lager nach
kein Eisen geschwungen hatte; und sie Gilgal und sprachen zu ihm und zu den
brachten dem HERRN darauf Brandopfer Männern von Israel: Wir sind aus einem
dar und opferten Friedensopfer. fernen Land gekommen; so macht nun
32 Und er schrieb dort auf die Steine eine einen Bund mit uns! 7 Da sprachen die
Abschrift des Gesetzes Moses, das er in Männer von Israel zu den Hewitern:
Gegenwart der Kinder Israels geschrie- Vielleicht wohnt ihr in unserer Nähe;
ben hatte. 33 Und ganz Israel samt seinen wie könnten wir da einen Bund mit
Ältesten und Vorstehern und Richtern euch machen? 8 Sie aber sprachen zu
stand zu beiden Seiten der Lade, den Josua: Wir sind deine Knechte! Und Josua
Priestern und den Leviten gegenüber, sprach zu ihnen: Wer seid ihr, und woher
welche die Bundeslade des HERRN trugen, kommt ihr?
die Fremdlinge wie auch die Einheimi- 9 Und sie sprachen zu ihm: Deine Knech-
schen; die eine Hälfte gegenüber dem te sind aus einem sehr fernen Land
Berg Garizim und die andere Hälfte ge- gekommen um des Namens des HERRN,
genüber dem Berg Ebal, wie Mose, der deines Gottes, willen; denn wir haben
Knecht des HERRN, zuvor geboten hatte, die Kunde von ihm vernommen und al-
das Volk Israel zu segnen. 34 Danach las les, was er in Ägypten getan hat, 10 auch
er alle Worte des Gesetzes, den Segen und alles, was er den beiden Königen der
den Fluch, alles, wie es im Buch des Ge- Amoriter jenseits des Jordan getan hat,
setzes geschrieben steht. 35 Es war kein Sihon, dem König von Hesbon, und Og,
Wort von allem, was Mose geboten hatte, dem König von Baschan, der in Astarot
das Josua nicht gelesen hätte vor der wohnte. 11 Darum sprachen unsere Äl-
ganzen Gemeinde Israels, auch vor den testen und alle Einwohner unseres Lan-
Frauen und Kindern und den Fremdlin- des zu uns und sagten: Nehmt Speise mit
gen, die in ihrer Mitte lebten. euch auf den Weg und geht hin, ihnen
entgegen, und sprecht zu ihnen: »Wir
Die List der Gibeoniter sind eure Knechte, so macht nun einen
Jos 11,16-20; 2Sam 21,1-14
Bund mit uns!« 12 Dieses unser Brot, das
Als dies nun alle Könige hörten, die wir als Speisevorrat aus unseren Häusern
diesseits des Jordan, auf dem Berg- nahmen, war noch warm, als wir aus-
land und in der Schephelaa und der gan- zogen, um zu euch zu gehen; nun aber,
zen Küste des großen Meeresb wohnten, siehe, ist es hart und schimmlig. 13 Und
dem Libanon gegenüber, die Hetiter, diese Weinschläuche waren neu, als wir
Amoriter, Kanaaniter, Pheresiter, Hewiter sie füllten, und siehe, sie sind zerrissen.
und Jebusiter, 2 da versammelten sie sich Und diese unsere Kleider und unsere
einmütig, um gegen Josua und gegen Is- Schuhe sind abgenutzt worden von der
rael zu kämpfen. sehr langen Reise!
3 Als aber die Einwohner von Gibeon hör- 14 Da nahmen die Männer [Israels]
ten, was Josua mit Jericho und Ai getan von ihrer Speise, aber den Mund des
hatte, 4 da gebrauchten sie eine List, und HERRN befragten sie nicht. 15 Und Josua
sie gingen hin und verstellten sich als Ab- machte Frieden mit ihnen und schloß
gesandte: sie nahmen alte Säcke auf ihre einen Bund mit ihnen, daß sie am Le-
Esel und alte, zerrissene und geflickte ben bleiben sollten; und die Obersten
Weinschläuche, 5 auch alte und geflickte der Gemeinde schworen ihnen. 16 Aber
Schuhe an ihre Füße und zogen abge- nach drei Tagen, nachdem sie mit ihnen

a (9,1) hebr. Name des Hügellandes, das den Übergang Judäas bildet (vgl. Jos 10,40; 11,2.16; 12,8; 15,33).
zwischen Mittelmeerküste und den höheren Bergen b (9,1) d.h. des Mittelmeeres.
JOSUA 9.10 251
einen Bund gemacht hatten, hörten sie nicht töteten. 27 Und Josua machte
sie, daß jene aus ihrer Nähe wären und sie an jenem Tag zu Holzhauern und
mitten unter ihnen wohnten. 17 Denn als Wasserschöpfern für die Gemeinde und
die Kinder Israels weiterzogen, kamen für den Altar des HERRN, an dem Ort, den
sie am dritten Tag zu ihren Städten; die Er erwählen würde; [und so ist es] bis zu
hießen Gibeon, Kaphira, Beerot und diesem Tag.
Kirjat-Jearim.
18 Und die Kinder Israels schlugen sie
Josuas Sieg bei Gibeon.
nicht, weil die Obersten der Gemeinde Das wunderbare Eingreifen Gottes
Hab 3,11; Hi 9,7
ihnen geschworen hatten bei dem HERRN,
dem Gott Israels. Aber die ganze Gemein- Als aber Adoni-Zedek, der König von
de murrte gegen die Obersten. 19 Da Jerusalema, hörte, daß Josua Ai ero-
sprachen alle Obersten zu der ganzen bert und an ihm den Bann vollstreckt hat-
Gemeinde: Wir haben ihnen geschworen te, und daß er es mit Ai samt seinem König
bei dem HERRN, dem Gott Israels, darum ebenso gemacht hatte, wie mit Jericho und
können wir sie nicht angreifen. 20 So seinem König, und daß die Einwohner von
wollen wir an ihnen handeln: Wir wollen Gibeon mit Israel Frieden gemacht hatten
sie leben lassen, damit nicht ein Zorn und in ihrer Mitte wohnten, 2 da fürchte-
über uns kommt um des Eides willen, ten sie sich sehr; denn Gibeon war eine
den wir ihnen geschworen haben. große Stadt, wie eine der Königsstädteb,
21 Und die Obersten sprachen zu ihnen: und es war größer als Ai, und alle seine
Laßt sie leben, damit sie Holzhauer und Männer waren tapfere Krieger. 3 Da sandte
Wasserschöpfer für die ganze Gemeinde Adoni-Zedek, der König von Jerusalem,
werden, wie ihnen die Obersten gesagt [Boten] zu Hoham, dem König von Heb-
haben! 22 Und Josua rief sie zu sich ron, und zu Piream, dem König von Jar-
und redete mit ihnen und sprach: Wa- mut, und zu Japhia, dem König von Lachis,
rum habt ihr uns betrogen und gesagt: und zu Debir, dem König von Eglon, und
»Wir wohnen sehr weit von euch weg«, ließ ihnen sagen: 4 Kommt herauf zu mir
während ihr doch mitten unter uns und helft mir, daß wir Gibeon schlagen;
wohnt? 23 Darum sollt ihr verflucht sein denn es hat mit Josua und den Kindern
und nicht aufhören, Knechte und Holz- Israels Frieden gemacht!
hauer und Wasserschöpfer zu sein für 5 Da vereinigten sich die fünf Könige der
das Haus meines Gottes! Amoriter und zogen hinauf: der König
24 Da antworteten sie Josua und spra- von Jerusalem, der König von Hebron,
chen: Es ist deinen Knechten als gewiß der König von Jarmut, der König von
berichtet worden, daß der HERR, dein Lachis und der König von Eglon mit
Gott, seinem Knecht Mose geboten hat, allen ihren Heeren; und sie belagerten
euch das ganze Land zu geben und alle Gibeon und bekämpften es. 6 Aber die
Einwohner des Landes vor euch her Männer von Gibeon sandten Boten zu
zu vertilgen; da fürchteten wir sehr um Josua ins Lager nach Gilgal und ließen
unser Leben wegen euch und haben ihm sagen: Zieh deine Hand nicht ab
darum so gehandelt. 25 Nun aber siehe, von deinen Knechten; komm rasch zu
wir sind in deiner Hand; wie du es für gut uns herauf und errette uns und hilf uns;
und recht hältst, mit uns zu verfahren, so denn alle Könige der Amoriter, die im
sollst du verfahren! 26 Und er verfuhr auf Bergland wohnen, haben sich gegen uns
diese Weise mit ihnen und errettete sie versammelt!
aus der Hand der Kinder Israels, daß sie 7 Und Josua zog hinauf von Gilgal, er

a (10,1) hebr. Jeruschalajim; bed. »Grundlegung b (10,2) In Kanaan gab es viele kleinere Stadtstaaten,
(= Fundament) des Friedens«, übertragen »Stadt des die von Königen regiert wurden.
Friedens«.
252 JOSUA 10
und das ganze Kriegsvolk mit ihm und geschlagen hatten in einer sehr großen
alle tapferen Krieger. 8 Und der HERR Schlacht, bis sie aufgerieben waren, und
sprach zu Josua: Fürchte dich nicht vor das, was von ihnen übrig blieb, in die festen
ihnen, denn ich habe sie in deine Hand Städte entkommen war, 21 da zog das gan-
gegeben; niemand von ihnen wird vor dir ze Volk mit Frieden wieder zu Josua zurück,
bestehen können! 9 So kam Josua plötz- in das Lager nach Makkeda; niemand regte
lich über sie; denn er zog die ganze Nacht seine Zunge gegen die Söhne Israels.
hindurch von Gilgal herauf. 10 Und der 22 Josua aber sprach: Öffnet den Eingang
HERR erschreckte sie vor Israel und schlug der Höhle und bringt jene fünf Könige
sie in einer großen Schlacht bei Gibe- aus der Höhle heraus zu mir! 23 Und sie
on; und sie jagten ihnen nach auf dem machten es so und brachten jene fünf
Weg nach der Anhöhe von Beth-Horon, Könige aus der Höhle heraus zu ihm:
und sie schlugen sie bis Aseka und bis den König von Jerusalem, den König
Makkeda. 11 Und es geschah, als sie vor von Hebron, den König von Jarmut, den
Israel flohen und am Abhang von Beth- König von Lachis und den König von
Horon waren, da ließ der HERR große Stei- Eglon. 24 Als sie aber diese Könige zu Jo-
ne vom Himmel auf sie fallen bis Aseka, sua herausgeführt hatten, rief Josua alle
so daß sie starben; und die Zahl derer, die Männer Israels zu sich und sprach zu den
durch die Hagelsteine starben, war grö- Obersten des Kriegsvolkes, die mit ihm
ßer als die Zahl derer, welche die Söhne gezogen waren: Kommt herzu und setzt
Israels mit dem Schwert umbrachten. euren Fuß auf den Nacken dieser Könige!
12 Da redete Josua zu dem HERRN an dem Und sie kamen herzu und setzten ihnen
Tag, als der HERR die Amoriter vor den den Fuß auf den Nacken. 25 Da sprach
Söhnen Israels dahingab, und sprach in Josua zu ihnen: Fürchtet euch nicht und
Gegenwart Israels: Sonne, stehe still in Gi- verzagt nicht; seid stark und mutig; denn
beon, und du, Mond, im Tal Ajalon! 13 Da so wird der HERR an allen euren Feinden
stand die Sonne still, und der Mond blieb handeln, gegen die ihr kämpft!
stehen, bis sich das Volk an seinen Fein- 26 Und danach schlug sie Josua und tötete
den gerächt hatte. Ist dies nicht geschrie- sie und hängte sie an fünf Holzstämme.
ben im Buch des Aufrichtigen? So blieb Und sie hingen an den Holzstämmen bis
die Sonne mitten am Himmel stehen zum Abend. 27 Als aber die Sonne unter-
und eilte nicht unterzugehen, beinahe ging, gebot Josua, daß man sie von den
einen ganzen Tag. 14 Und kein Tag war Holzstämmen abnehme und sie in die
diesem gleich, weder zuvor noch danach, Höhle werfe, in der sie sich verborgen hat-
daß der HERR [so] auf die Stimme eines ten; und sie legten große Steine vor den
Mannes hörte; denn der HERR kämpfte für Eingang der Höhle; die sind noch dort bis
Israel. 15 Und Josua zog wieder ins Lager zu diesem Tag. 28 An diesem Tag nahm Jo-
nach Gilgal, und ganz Israel mit ihm. sua auch Makkeda ein und schlug es mit
16 Aber jene fünf Könige waren geflohen der Schärfe des Schwertes samt seinem
und hatten sich in der Höhle von Makkeda König und vollstreckte an ihnen und an
versteckt. 17 Da wurde dem Josua gemeldet: allen Seelen, die darin waren, den Bann;
Die fünf Könige sind gefunden worden, ver- und er ließ keinen übrigbleiben, der ent-
borgen in der Höhle von Makkeda! 18 Und kommen wäre; und er machte es mit dem
Josua sprach: So wälzt große Steine vor den König von Makkeda ebenso, wie er es mit
Eingang der Höhle und stellt Männer da- dem König von Jericho gemacht hatte.
vor, um sie zu bewachen! 19 Ihr aber steht
nicht still, jagt euren Feinden nach und Die Eroberung der südlichen Landeshälfte
5Mo 7,1-6; 20,16-18
schlagt ihre Nachhut; laßt sie nicht in ihre
Städte kommen; denn der HERR, euer Gott, 29 Da zog Josua und ganz Israel mit ihm
hat sie in eure Hand gegeben! 20 Als nun von Makeda nach Libna und kämpfte ge-
Josua und die Söhne Israels sie vollständig gen Libna. 30 Und der HERR gab es auch in
JOSUA 10.11 253
die Hand Israels samt seinem König; und hatte, genau so machte er es mit Debir
er schlug es mit der Schärfe des Schwer- und seinem König.
tes, und alle Seelen, die darin waren, 40 So schlug Josua das ganze Land, das
und ließ keinen darin übrigbleiben, der Bergland und den Negev und die Sche-
entkommen wäre; und er machte es mit phela und die Abhängea, samt allen
seinem König ebenso, wie er es mit dem ihren Königen; und er ließ nicht einen
König von Jericho gemacht hatte. 31 Da- übrigbleiben, der entkommen wäre; und
nach zog Josua und ganz Israel mit ihm er vollstreckte den Bann an allem, was
von Libna nach Lachis und belagerte Odem hatte, wie es der HERR, der Gott Isra-
und bekämpfte es. 32 Und der HERR gab els, geboten hatte. 41 Und Josua schlug sie
Lachis in die Hand Israels, so daß sie es von Kadesch-Barnea an bis Gaza, und das
am zweiten Tag einnahmen und mit der ganze Land Gosenb bis Gibeon. 42 Und Jo-
Schärfe des Schwertes schlugen, samt sua eroberte alle diese Könige samt ihrem
allen Seelen, die darin waren — genau so, Land auf einmal; denn der HERR, der Gott
wie er es mit Libna gemacht hatte. 33 Zu Israels, kämpfte für Israel. 43 Und Josua
derselben Zeit zog Horam, der König von kehrte mit ganz Israel wieder in das Lager
Geser, hinauf, um Lachis zu helfen. Aber zurück nach Gilgal.
Josua schlug ihn samt all seinem Volk, bis
ihm nicht einer übrigblieb, der entkom- Josua erobert den nördlichen Teil des Landes
men wäre. 34 Und Josua zog mit ganz Is- Als aber Jabin, der König von Hazor,
rael von Lachis nach Eglon und belagerte dies hörte, da sandte er Botschaft
und bekämpfte es; 35 und sie nahmen es zu Jobab, dem König von Madon, und
an jenem Tag ein und schlugen es mit zu dem König von Simron und zu dem
der Schärfe des Schwertes, und er voll- König von Achschaph 2 und zu den Kö-
streckte an jenem Tag den Bann an allen nigen, die gegen Norden, im Bergland
Seelen, die darin waren, genau so, wie er und in der Arava südlich vom [See]
es mit Lachis gemacht hatte. Genezareth und in der Schephela und
36 Danach zog Josua mit ganz Israel im Hügelland von Dor gegen Westen
von Eglon nach Hebron hinauf und be- wohnten, 3 und zu den Kanaanitern
kämpfte es, 37 und sie nahmen es ein gegen Osten und gegen Westen, zu den
und schlugen es mit der Schärfe des Amoritern, den Hetitern, den Pheresitern
Schwertes, samt seinem König und allen und den Jebusitern im Bergland und zu
seinen Städten und allen Seelen, die darin den Hewitern am Fuß des Hermon im
waren; und er ließ nicht einen übrigblei- Land Mizpa. 4 Und diese zogen aus mit
ben, der entkommen wäre — genau so, allen ihren Heeren, ein großes Volk, so
wie er es mit Eglon gemacht hatte; und zahlreich wie der Sand, der am Ufer des
er vollstreckte den Bann an [Hebron] und Meeres ist, mit sehr vielen Rossen und
an allen Seelen, die darin waren. 38 Dann Streitwagen. 5 Alle diese Könige trafen
wandte sich Josua mit ganz Israel nach zusammen und kamen und lagerten sich
Debir und bekämpfte es; 39 und er nahm miteinander am Wasser Merom, um mit
es ein samt seinem König und allen Israel zu kämpfen.
seinen Städten und schlug sie mit der 6 Und der HERR sprach zu Josua: Fürchte
Schärfe des Schwertes und vollstreckte dich nicht vor ihnen, denn morgen um
den Bann an allen Seelen, die darin wa- diese Zeit gebe ich sie alle erschlagen
ren; er ließ nicht einen übrigbleiben, der vor Israel dahin! Ihre Rosse sollst du
entkommen wäre; wie er es mit Hebron lähmen und ihre Streitwagen mit Feuer
und Libna samt ihrem König gemacht verbrennen! 7 Und Josua und das ganze

a (10,40) d.h. die Siedlungen an den Westabhängen des 11,16) mit einer gleichnamigen Hauptstadt (Jos
judäischen Hügellandes. 15,51); nicht zu verwechseln mit dem Land Gosen
b (10,41) Eine Gegend in Südkanaan (vgl. auch Jos in Ägypten.
254 JOSUA 11.12
Kriegsvolk mit ihm kam plötzlich über es gab keine Stadt, die sich den Söhnen
sie am Wasser Merom und fiel über sie Israels friedlich ergab, ausgenommen
her; 8 und der HERR gab sie in die Hand die Hewiter, die in Gibeon wohnten;
Israels; und sie schlugen sie und jagten sie nahmen dieselben alle im Kampf
sie bis zu der großen [Stadt] Zidon und ein. 20 Denn es geschah von dem HERRN,
bis Misrephot-Majim und bis zum Tal daß ihr Herz verstockt wurde, so daß sie
Mizpe, gegen Osten; und sie schlugen sie, mit den Söhnen Israels kämpften, damit
bis von ihnen nicht einer übrigblieb, der an ihnen der Bann vollstreckt würde und
entkommen wäre. 9 Da machte es Josua ihnen keine Gnade zuteil würde, sondern
mit ihnen, wie es der HERR ihm gesagt daß sie vertilgt würden — so wie der HERR
hatte: ihre Rosse lähmte er, und ihre es Mose geboten hatte.
Streitwagen verbrannte er mit Feuer. 21 Und Josua kam zu jener Zeit und rot-
10 Und Josua kehrte um zu jener Zeit tete die Enakiter aus von dem Bergland,
und eroberte Hazor und schlug seinen von Hebron, von Debir, von Anab, von
König mit dem Schwert; denn Hazor war dem ganzen Bergland Judas und dem
zuvor das mächtigste von allen diesen ganzen Bergland Israels; und Josua voll-
Königreichen; 11 und sie schlugen alle streckte den Bann an ihnen samt ihren
Leute, die darin waren, mit der Schärfe Städten. 22 Und er ließ keinen Enakiter
des Schwertes und vollstreckten den übrigbleiben im Land der Kinder Israels,
Bann an ihnen, so daß nichts übrigblieb, außer in Gaza, in Gat und in Asdod; dort
was Odem hatte; und er verbrannte Ha- blieb ein Rest übrig. 23 So nahm Josua
zor mit Feuer. 12 Und Josua eroberte alle das ganze Land ein, genau so, wie der
Städte dieser Könige samt allen ihren HERR zu Mose geredet hatte; und Josua
Königen und schlug sie mit der Schärfe gab es Israel zum Erbe, jedem Stamm
des Schwertes und vollstreckte den Bann seinen Teil; und das Land ruhte aus vom
an ihnen — wie es Mose, der Knecht des Krieg.
HERRN, geboten hatte. 13 Aber Israel ver-
brannte keine der Städte, die auf ihrem Die besiegten Könige
Hügel standen; ausgenommen Hazor, das Und dies sind die Könige des
allein verbrannte Josua. 14 Und die Söhne Landes, welche die Söhne Israels
Israels teilten unter sich alle Beute dieser schlugen und deren Land sie einnahmen
Städte und das Vieh; aber alle Menschen jenseits des Jordan, gegen Osten, vom
schlugen sie mit der Schärfe des Schwer- Arnonfluß an bis zum Berg Hermon, und
tes, bis sie dieselben vertilgt hatten, so daß die ganze Arava gegen Osten: 2 Sihon,
nichts übrigblieb, was Odem hatte. 15 Wie der König der Amoriter, der in Hesbon
der HERR seinem Knecht Mose geboten wohnte und von Aroer an herrschte, das
hatte, so hatte Mose dem Josua Anwei- am Ufer des Arnonflusses liegt, und über
sung gegeben, und genau so tat es Josua; die Mitte des Tales und über das halbe
er ließ nichts ungetan von all dem, was Gilead und bis an den Jabbokfluß, der die
der HERR dem Mose geboten hatte. Grenze der Ammoniter ist, 3 und über die
16 So nahm Josua dieses ganze Land ein: Ebene bis an den See Genezareth gegen
das Bergland und den ganzen Negev, und Osten und bis an das Meer der Arava,
das ganze Land Gosen und die Schephe- nämlich das Salzmeer, gegen Osten,
la und die Arava und das Bergland Israels nach Beth-Jesimot hin; und gegen Süden
mit seinen Tälern; 17 von dem kahlen unterhalb der Abhänge des Pisga. 4 Dann
Gebirge an, das sich gegen Seir erhebt, das Gebiet Ogs, des Königs von Baschan,
bis nach Baal-Gad im Tal des Libanon, von dem Überrest der Rephaiter, der
am Fuß des Berges Hermon. Und alle ihre in Astarot und Edrei wohnte, 5 und der
Könige nahm er gefangen und schlug sie über den Berg Hermon und über Sal-
und tötete sie. 18 Lange Zeit führte Josua cha und über ganz Baschan herrschte,
Krieg mit allen diesen Königen. 19 Und bis an die Grenze der Geschuriter und
JOSUA 12.13 255
Maachiter, und über das halbe Gilead, das noch einzunehmen bleibt: nämlich
bis zum Gebiet Sihons, des Königs von alle Bezirke der Philister und das ganze
Hesbon. 6 Mose, der Knecht des HERRN, Geschuri: 3 vom Sihor an, der östlich von
und die Söhne Israels schlugen sie. Und Ägypten fließt, bis zu dem Gebiet von
Mose, der Knecht des HERRN, gab sie den Ekron, nach Norden zu, das zu den Kana-
Rubenitern, Gaditern und dem halben anitern gerechnet wird, die fünf Fürsten
Stamm Manasse zum Besitz. der Philister, nämlich der von Gaza, der
7 Und dies sind die Könige des Landes, von Asdod, der von Askalon, der von Gat,
die Josua und die Söhne Israels diesseits der von Ekron; auch die Avviter; 4 gegen
des Jordan schlugen, gegen Westen, von Süden das ganze Land der Kanaaniter,
Baal-Gad an im Tal des Libanon bis zu und Maara der Zidonier, bis nach Aphek,
dem kahlen Gebirge, das sich gegen Seir bis an die Grenze der Amoriter; 5 dazu
erhebt. Und Josua gab es den Stämmen das Land der Gibliter und der ganze
Israels zum Besitz, jedem seinen Teil, 8 im Libanon, gegen Aufgang der Sonne, von
Bergland, in der Schephela, in der Arava, Baal-Gad an, am Fuß des Berges Her-
an den Abhängen, in der Wüste und im mon, bis man nach Hamat kommt: 6 alle,
Negev, die Hetiter, Amoriter, Kanaaniter, die im Bergland wohnen, vom Libanon
Pheresiter, Hewiter und Jebusiter: an bis Misrephot-Majim, und alle Zido-
9 Der König von Jericho; der König von nier. Ich will sie vor den Söhnen Israels
Ai, das bei Bethel liegt; 10 der König von vertreiben; teile sie nur als Erbbesitz
Jerusalem; der König von Hebron; 11 der unter Israel durch das Los, so wie ich dir
König von Jarmut; der König von Lachis; geboten habe! 7 So teile nun dieses Land
12 der König von Eglon; der König von als Erbe aus unter die neun Stämme und
Geser; 13 der König von Debir; der König den halben Stamm Manasse!
von Geder; 14 der König von Horma; der
König von Arad; 15 der König von Libna; Das Erbe der zweieinhalb Stämme
der König von Adullam; 16 der König von im Ostjordanland
4Mo 32; 5Mo 3,8-17
Makkeda; der König von Bethel; 17 der
König von Tappuach; der König von 8 Denn der andere halbe Stamm Manasse
Hepher; 18 der König von Aphek; der sowie die Rubeniter und Gaditer haben
König von Lascharon; 19 der König von ihr Erbteil empfangen, das ihnen Mose
Madon; der König von Hazor; 20 der jenseits des Jordan gegen Osten gab; so
König von Simron-Meron; der König von wie Mose, der Knecht des HERRN, es ihnen
Achschaph; 21 der König von Taanach; gegeben hat: 9 von Aroer an, das am Ufer
der König von Megiddo; 22 der König des Arnonflusses liegt, und der Stadt, die
von Kedesch; der König von Jokneam in der Mitte des Tales ist, und die ganze
am Karmel; 23 der König von Dor, im Ebene Medeba bis nach Dibon, 10 und
Hügelland von Dor; der König von Gojim alle Städte Sihons, des Königs der Amo-
in Gilgal; 24 der König von Tirza. Zusam- riter, der in Hesbon regierte, bis an die
men waren es 31 Könige. Grenze der Ammoniter; 11 dazu Gilead,
das Gebiet der Geschuriter und Maachati-
DIE VERTEILUNG DES LANDES ter und der ganze Berg Hermon und ganz
UNTER DIE STÄMME Baschan bis nach Salcha; 12 das ganze
Kapitel 13 - 22 Reich Ogs in Baschan, der in Astarot und
Edrei regierte; er war noch von den Re-
Gott ordnet die Verteilung an phaitern übriggeblieben; Mose aber hatte
Als nun Josua alt und wohlbetagt sie geschlagen und vertrieben.
war, sprach der HERR zu ihm: 13 Die Söhne Israels aber vertrieben
Du bist alt und wohlbetagt geworden, die Geschuriter und Maachatiter nicht,
doch es bleibt noch sehr viel Land sondern Geschur und Maachat blieben
einzunehmen. 2 Dies aber ist das Land, wohnen unter den Söhnen Israels bis zu
256 JOSUA 13.14
diesem Tag. 14 Nur dem Stamm Levi gab nasse [seinen Anteil]; und er wurde dem
er kein Erbteil; denn die Feueropfer des halben Stamm der Söhne Manasses nach
HERRN, des Gottes Israels, sind sein Erb- ihren Geschlechtern zuteil, 30 so daß ihr
teil, wie er ihm versprochen hat. Gebiet reichte von Mahanajim an: ganz
15 Und Mose gab dem Stamm der Söh- Baschan, das ganze Reich Ogs, des Königs
ne Rubens [seinen Anteil] nach ihren von Baschan, und alle Dörfer Jairs, die in
Geschlechtern, 16 so daß zu ihrem Ge- Baschan liegen, 60 Städte; 31 und das hal-
biet gehörte: von Aroer an, das am Ufer be Gilead, Astarot, Edrei, die Städte des
des Arnonflusses liegt, samt der Stadt Königreichs Ogs von Baschan, gab er den
mitten im Tal und der ganzen Ebene bei Söhnen Machirs, des Sohnes Manasses,
Medeba; 17 Hesbon und alle seine Städte, dem halben Teil der Söhne Machirs, nach
die in der Ebene liegen: Dibon, Bamot- ihren Geschlechtern.
Baal und Beth-Baal-Meon, 18 Jahza, Ke- 32 So viel hatte Mose als Erbe ausgeteilt
demot und Mephaat, 19 Kirjataim, Sibma, auf der Ebene Moabs, jenseits des Jor-
Zeret-Sahar, auf dem Berg in der Talebe- dan, östlich von Jericho. 33 Aber dem
ne, 20 Beth-Peor, die Abhänge des Pisga Stamm Levi gab Mose kein Erbteil; denn
und Beth-Jesimot; 21 und alle Städte auf der HERR, der Gott Israels, ist ihr Erbteil,
der Ebene und das ganze Reich Sihons, wie er ihnen verheißen hat.
des Königs der Amoriter, der in Hesbon
regierte, den Mose schlug, ihn und die Für- Die Verteilung des Landes
sten Midians: Evi, Rekem, Zur, Chur und westlich des Jordan
Reba, die Gewaltigen des Königs Sihon, Das ist es aber, was die Söhne
die im Land wohnten. 22 Auch Bileam, Israels im Land Kanaan als Erbe
den Sohn Beors, den Wahrsager, töteten erhielten, was Eleasar, der Priester, und
die Söhne Israels mit dem Schwert zu den Josua, der Sohn Nuns, und die Famili-
[übrigen] Erschlagenen hinzu. 23 Und die enhäupter aus den Stämmen der Söhne
Grenze der Söhne Rubens bildete der Jor- Israels unter sie ausgeteilt haben, 2 als
dan und sein Ufer. Das ist das Erbteil der sie es durch das Los unter sie teilten, wie
Söhne Rubens nach ihren Geschlechtern; es der HERR durch Mose geboten hatte
die Städte und ihre Dörfer. in bezug auf die neun Stämme und den
24 Dem Stamm Gad, den Söhnen Gads, halben Stamm. 3 Denn den zwei Stäm-
gab Mose [seinen Anteil] nach ihren Ge- men und dem halben Stamm hatte Mose
schlechtern, 25 so daß zu ihrem Gebiet ihr Erbteil jenseits des Jordan gegeben;
gehörte: Jaeser und alle Städte in Gilead den Leviten aber hatte er kein Erbteil in
und das halbe Land der Ammoniter bis ihrer Mitte gegeben. 4 Denn die Söhne
nach Aroer, das vor Rabbaa liegt. 26 Und Josephs bildeten zwei Stämme, Manasse
es reichte von Hesbon bis nach Ramat- und Ephraim. Den Leviten aber gab man
Mizpe und Betonim, und von Mahana- keinen Teil am Landbesitz, sondern nur
jim bis an das Gebiet von Lidebir; 27 in Städte, in denen sie wohnen konnten,
der Talebene aber: Beth-Haram, Beth- und deren Weideplätze für ihr Vieh, das
Nimra, Sukkot und Zaphon, der Überrest sie besaßen. 5 Wie es der HERR dem Mose
von dem Reich Sihons, des Königs von geboten hatte, so machten es die Söhne
Hesbon; und den Jordan zur Grenze Israels und verteilten das Land.
bis an das Ende des Sees Genezareth,
was jenseits des Jordan, gegen Osten Hebron wird Kaleb als Erbteil
liegt. 28 Das ist das Erbteil der Söhne zugesprochen
Gads nach ihren Geschlechtern, die 6 Da traten die Söhne Judas vor Josua in
Städte und ihre Dörfer. Gilgal, und Kaleb, der Sohn Jephunnes,
29 Und Mose gab dem halben Stamm Ma- der Kenisiter, sprach zu ihm: Du weißt,

a (13,25) Rabba entspricht heute der jordanischen Hauptstadt Amman.


JOSUA 14.15 257
was der HERR zu Mose, dem Mann Got- Das Erbteil des Stammes Juda
tes, meinet- und deinetwegen in Ka- Und das Los des Stammes der Söh-
desch-Barnea gesagt hat. 7 Ich war 40 ne Judas nach ihren Geschlech-
Jahre alt, als mich Mose, der Knecht des tern lag an der Grenze von Edom, der
HERRN, von Kadesch-Barnea aussandte, Wüste Zin, nach Süden, am südlichsten
das Land auszukundschaften, und ich Ende. 2 Und ihre südliche Grenze be-
brachte ihm Bericht, so wie es mir ums ginnt am Ende des Salzmeeres, bei der
Herz war. 8 Aber meine Brüder, die mit Zunge, die nach Süden reicht,a 3 und
mir hinaufgezogen waren, machten dem sie erstreckt sich gegen Süden zum
Volk das Herz verzagt; ich aber folgte Skorpionensteig und hinüber nach Zin
dem HERRN, meinem Gott, ganz nach. und wieder gegen Süden nach Kadesch-
9 Da schwor mir Mose an jenem Tag und Barnea hinauf und nach Hezron hin und
sprach: »Das Land, auf das du mit dei- nach Adar hinauf und wendet sich nach
nem Fuß getreten bist, soll dein Erbteil Karka; 4 dann geht sie hinüber nach Az-
sein und das deiner Kinder auf ewig, mon und hinaus an den Bach Ägyptens,
denn du bist dem HERRN, meinem Gott, so daß das Meerb das Ende der Grenze
ganz nachgefolgt!« bildet. Das sei eure südliche Grenze!
10 Und nun siehe, der HERR hat mich leben 5 Und die östliche Grenze ist das Salz-
lassen, wie er es mir zugesagt hatte. Und meer bis zur Mündung des Jordan. Die
es sind nunmehr 45 Jahre, seit der HERR Grenze an der Nordseite aber beginnt
dies zu Mose sagte, als Israel in der Wüste bei der Zunge des Meeres an der Mün-
wanderte. Und nun siehe, ich bin heute dung des Jordanc 6 und geht hinauf nach
85 Jahre alt, 11 und ich bin noch heute so Beth-Hogla und zieht sich hinüber gegen
stark, wie ich war an dem Tag, als mich Norden nach Beth-Arava; und die Grenze
Mose aussandte; wie meine Kraft damals steigt hinauf zum Stein Bohans, 7 des
war, so ist sie auch jetzt, zu kämpfen und Sohnes Rubens, und die Grenze steigt
aus- und einzuziehen. 12 Und nun, so hinauf von dem Tal Achor nach Debir
gib mir dieses Bergland, von dem der und wendet sich nördlich nach Gilgal,
HERR geredet hat an jenem Tag; denn du gegenüber Maale-Adummim, das süd-
hast an jenem Tag gehört, daß die Enaki- lich an dem Bach liegt. Danach geht die
ter darauf wohnen und daß es große und Grenze zu dem Wasser En-Schemesch
feste Städte hat; vielleicht wird der HERR und erstreckt sich nach En-Rogel, 8 und
mit mir sein, daß ich sie vertreibe, so wie die Grenze geht danach hinauf zum Tal
der HERR geredet hat! des Sohnes Hinnoms,d zum Bergrük-
13 Da segnete ihn Josua und gab Kaleb, ken der Jebusiter gegen Süden, das ist
dem Sohn des Jephunne, Hebron als Jerusalem;e und sie geht hinauf zur Spitze
Erbteil. 14 Daher wurde Hebron das des Berges, der westlich vor dem Tal Hin-
Erbteil Kalebs, des Sohnes Jephunnes, nom liegt und nördlich an das Ende des
des Kenisiters, bis zu diesem Tag, weil Tales Rephaim stößt.
er dem HERRN, dem Gott Israels, gänzlich 9 Danach wendet sich die Grenze von
nachgefolgt war. 15 Aber Hebron hieß vor der Spitze desselben Berges hin zu der
Zeiten »Stadt Arbas«. Der war der größte Quelle des Wassers Nephtoach und
Mann unter den Enakitern. — Und das gelangt zu den Städten des Berglandes
Land ruhte aus vom Krieg. Ephron und wendet sich nach Baala,
das ist Kirjat-Jearim. 10 Und die Grenze

a (15,2) Gemeint ist der südliche Ausläufer des Toten später abtrünnige Israeliten ihre Kinder dem Moloch
Meeres. (vgl. 2Chr 33,6; 2Kö 23,10). Sein Name wurde im
b (15,4) d.h. das Mittelmeer. Gr. als Gehenna wiedergegeben und ist im NT die
c (15,5) d.h. am nördlichen Ausläufer des Toten Bezeichnung der Hölle, des Ortes der ewigen Qual.
Meeres, dort, wo der Jordan einmündet. e (15,8) Jerusalem war damals eine Stadt am Süd-
d (15,8) hebr. Ge-Ben-Hinnom. In diesem Tal opferten abhang des Berges Morija bzw. Zion.
258 JOSUA 15
wendet sich herum von Baala gegen Bisjot-Ja, 29 Baala, Ijim, Ezem, 30 El-
Westen zum Bergland Seir und geht hin- Tolad, Kesil, Horma, 31 Ziklag, Madman-
über nach dem nördlichen Bergrücken na, Sansanna, 32 Lebaot, Silhim, Ain und
Jearim, das ist Kesalon, und kommt her- Rimmon. Das sind 29 Städte und ihre
ab nach Beth-Schemesch und geht nach Dörfer.
Timna; 11 sodann läuft die Grenze weiter 33 In der Schephela aber waren Estaol,
nördlich bis zum Bergrücken von Ekron Zorea, Asna, 34 Sanoach, En-Gannim,
und neigt sich nach Sikron und geht Tappuach, Enam, 35 Jarmut, Adullam, So-
über den Berg Baala und gelangt nach cho, Aseka, 36 Saaraim, Aditaim, Gedera,
Jabneel, so daß das Meer das Ende dieser Gederotaim; das sind 14 Städte und ihre
Grenze bildet. 12 Und die Westgrenze ist Dörfer. 37 Zenan, Hadasa, Migdal-Gad,
das große Meer und seine Küste. Das ist 38 Dilean, Mizpe, Jokteel, 39 Lachis, Boz-
die Grenze der Söhne Judas, nach ihren kat, Eglon, 40 Kabbon, Lachmas, Kitlis,
Geschlechtern, ringsum. 41 Gederot, Beth-Dagon, Naama, Mak-
13 Und Kaleb, dem Sohn des Jephunne, keda. Das sind 16 Städte und ihre Dörfer.
gab er ein Teil unter den Söhnen Judas 42 Libna, Eter, Asan, 43 Jiphtach, Asna, Ne-
nach dem Befehl des HERRN an Josua, zib, 44 Kehila, Achsib, Marescha. Das sind
nämlich die Stadt Arbas, des Vaters Enaks, 9 Städte und ihre Dörfer. 45 Ekron mit sei-
das ist Hebron. 14 Und Kaleb vertrieb von nen Tochterstädten und Dörfern. 46 Von
dort die drei Söhne Enaks, Sesai, Achi- Ekron und bis an das Meer alles, was an
man und Talmai, die Enakskinder, 15 und Asdod grenzt und ihre Dörfer: 47 Asdod
er zog von dort hinauf zu den Einwoh- mit seinen Tochterstädten und Dörfern,
nern von Debir. Debir aber hieß zuvor Gaza mit seinen Tochterstädten und Dör-
Kirjat-Sepher. 16 Und Kaleb sprach: Wer fern, bis an den Bach Ägyptens, und das
Kirjat-Sepher schlägt und erobert, dem große Meer und die Küste. 48 Im Bergland
will ich meine Tochter Achsa zur Frau aber waren Schamir, Jattir, Socho, 49 Dan-
geben! 17 Da eroberte es Otniel, der Sohn na, Kirjat-Sanna, das ist Debir, 50 Anab,
des Kenas, des Bruders Kalebs; und er gab Estemo, Anim, 51 Gosen, Holon, Gilo. Das
ihm seine Tochter Achsa zur Frau. sind 11 Städte und ihre Dörfer. 52 Arab,
18 Und es geschah, als sie einzog,a da Duma, Esean, 53 Janum, Beth-Tappuach,
trieb sie ihn an, von ihrem Vater einen Apheka, 54 Humta, Kirjat-Arba, das ist
Acker zu erbitten. Und sie sprang vom Hebron, Zior. Das sind 9 Städte und ihre
Esel. Da sprach Kaleb zu ihr: Was willst Dörfer.
du? 19 Sie sprach: Gib mir einen Segen! 55 Maon, Karmel, Siph, Juta, 56 Jesreel,
Denn du hast mir ein Südland gegeben; Jokdeam, Sanoach, 57 Kain, Gibea, Timna.
so gib mir auch Wasserquellen! Da gab Das sind 10 Städte und ihre Dörfer. 58 Hal-
er ihr die oberen Wasserquellen und die chul, Beth-Zur, Gedor, 59 Maarat, Beth-
unteren Wasserquellen. Anot und Eltekon. Das sind 6 Städte und
20 Das ist das Erbteil des Stammes der ihre Dörfer. 60 Kirjat-Baal, das ist Kirjat-
Söhne Judas nach ihren Geschlechtern. Jearim, und Rabba. Das sind 2 Städte und
21 Und die äußersten Städte des Stam- ihre Dörfer. 61 In der Wüste aber waren
mes der Söhne Judas, gegen die Grenze Beth-Arava, Middin, Sechacha, 62 Nibsan
der Edomiter im Süden, waren diese: und Ir-Hamelach und En-Gedi. Das sind
Kabzeel, Eder, Jagur, 22 Kina, Dimona, 6 Städte und ihre Dörfer.
Adada, 23 Kedesch, Hazor, Jitnan, 24 Siph, 63 Die Söhne Judas aber konnten die Je-
Telem, Bealot, 25 Hazor-Hadatta, Keriot- busiter, die in Jerusalem wohnten, nicht
Hezron, welches Hazor ist, 26 Amam, vertreiben. So blieben die Jebusiter mit
Sema, Molada, 27 Hazar-Gadda, Hesmon, den Söhnen Judas in Jerusalem wohnen
Beth-Pelet, 28 Hazar-Schual, Beerscheba, bis zu diesem Tag.

a (15,18) d.h. als sie am Hochzeitstag in das Haus ihres Mannes einzog.
JOSUA 16.17 259
Das Erbteil des Stammes Ephraim Söhnen Sichems, den Söhnen Hephers
Dann fiel das Los für die Söhne und den Söhnen Semidas. Das sind die
Josephs: vom Jordan bei Jericho an, männlichen Nachkommen Manasses,
von den Wassern von Jericho ostwärts; des Sohnes Josephs, nach ihren Ge-
die Wüste, die sich von Jericho hinauf- schlechtern.
zieht in das Bergland nach Bethel; 2 und 3 Aber Zelophchad, der Sohn Hephers,
[die Grenze] verläuft von Bethel nach Lus des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs,
und reicht bis an die Grenze der Architer, des Sohnes Manasses, hatte keine Söhne,
bis Atarot, 3 und zieht sich westwärts sondern nur Töchter, und dies sind die
herab zu der Grenze der Japhletiter, bis Namen seiner Töchter: Machla, Noah,
an die Grenze des unteren Beth-Horon Hogla, Milka und Tirza. 4 Diese traten
und bis nach Geser, und ihr Ende bildet vor den Priester Eleasar und vor Josua,
das Meer. 4 Das haben die Söhne Jo- den Sohn Nuns, und vor die Fürsten und
sephs, Manasse und Ephraim, als Erbteil sprachen: Der HERR hat Mose geboten,
empfangen. daß er uns ein Erbteil geben soll unter
5 Dies ist aber das Gebiet der Söhne unseren Brüdern! Und man gab ihnen
Ephraims nach ihren Geschlechtern: ein Erbteil unter den Brüdern ihres Va-
Die östliche Grenze ihres Erbteils reicht ters, nach dem Befehl des HERRN. 5 Und
von Atarot-Addar bis an das obere Beth- so fielen auf Manasse zehn Anteile, außer
Horon 6 und verläuft bis zum Meer, dem Land Gilead und Baschan, das jen-
nördlich bis Mikmetat. Danach wendet seits des Jordan liegt. 6 Denn die Töchter
sich die Grenze östlich nach Taanat- Manasses empfingen ein Erbteil unter
Silo und läuft daran vorbei, östlich bis seinen Söhnen; aber das Land Gilead
Janoach 7 und kommt herab von Janoach wurde den übrigen Söhnen Manasses
nach Atarot und Naarat und stößt an Je- zuteil.
richo und endet am Jordan. 8 Von Tappu- 7 Und Manasses Grenze lief von Asser
ach geht die Grenze westlich zum Bach an nach Mikmetat, das vor Sichem liegt,
Kana und endet am Meer. Das ist das und geht zur Rechten bis zu den Ein-
Erbteil des Stammes der Söhne Ephraims wohnern von En-Tappuach. 8 Denn das
nach ihren Geschlechtern; 9 dazu die Land Tappuach wurde Manasse zuteil;
Städte, welche für die Söhne Ephraims aber [die Stadt] Tappuach, an der Grenze
abgesondert sind mitten in dem Erbteil Manasses, wurde den Söhnen Ephraims
der Söhne Manasses, alle diese Städte zugeteilt. 9 Danach kommt die Grenze
samt ihren Dörfern. 10 Sie vertrieben herab zum Bach Kana, südlich vom Bach.
aber die Kanaaniter nicht, die in Geser — Diese Städte gehören zu Ephraim mit-
wohnten. So blieben die Kanaaniter un- ten unter den Städten Manasses. — Aber
ter Ephraim wohnen bis zu diesem Tag die Grenze von Manasse verläuft nördlich
und wurden fronpflichtig. vom Bach und endet am Meer. 10 Dem
Ephraim wurde das Land gegen Süden
Das Erbteil des halben Stammes Manasse und dem Manasse dasjenige gegen Nor-
4Mo 27,1-11; Ri 1,27-36
den zuteil. Und das Meer ist seine Gren-
Und das Los fiel für den Stamm ze; gegen Norden stößt es an Asser und
Manasse — denn er ist der Erst- an Issaschar gegen Osten.
geborene Josephs —, nämlich für Ma- 11 Und Manasse erhielt im [Gebiet von]
chir, den Erstgeborenen Manasses, den Issaschar und Asser: Beth-Schean und
Vater Gileads; diesem wurde Gilead und seine Tochterstädte, Jibleam und seine
Baschan zuteil, weil er ein Kriegsmann Tochterstädte, die Bewohner von Dor
war. 2 Aber für die übrigen Söhne Manas- und seine Tochterstädte, die Bewohner
ses nach ihren Geschlechtern fiel das Los von En-Dor und seine Tochterstädte,
auch, nämlich den Söhnen Abiesers, den die Bewohner von Taanach und seine
Söhnen Heleks, den Söhnen Asriels, den Tochterstädte, die Bewohner von Me-
260 JOSUA 17.18
giddo und seine Tochterstädte, die drei und das Land durchziehen und es ihren
Anhöhen. 12 Aber die Söhne Manasses Erbteilen entsprechend aufzeichnen und
konnten diese Städte nicht einnehmen, dann wieder zu mir kommen! 5 Sie sollen
sondern es gelang den Kanaanitern, in [das Land] in sieben Teile aufteilen. Juda
diesem Land zu bleiben. 13 Als aber die soll in seinem Gebiet gegen Süden blei-
Söhne Israels mächtig wurden, machten ben, und das Haus Joseph soll in seinem
sie die Kanaaniter fronpflichtig; aber ver- Gebiet gegen Norden bleiben. 6 Ihr aber
trieben haben sie dieselben nicht. sollt eine Aufzeichnung des Landes an-
14 Und die Söhne Josephs redeten mit fertigen und es in sieben Teile aufteilen;
Josua und sprachen: Warum hast du mir und bringt sie zu mir hierher, so will ich
nur ein Los und einen Anteil zum Erbbe- euch das Los werfen hier vor dem HERRN,
sitz gegeben, obgleich ich doch ein gro- unserem Gott! 7 Denn die Leviten haben
ßes Volk bin, da der HERR mich bisher so keinen Teil in eurer Mitte, sondern das
gesegnet hat? 15 Da sprach Josua zu ih- Priestertum des HERRN ist ihr Erbteil. Gad
nen: Wenn du doch ein großes Volk bist, aber und Ruben und der halbe Stamm
so ziehe hinauf in den Wald und rode Manasse haben ihr Erbteil jenseits des
dir dort aus, in dem Land der Pheresiter Jordan, gegen Osten, empfangen, das
und Rephaiter, wenn dir das Bergland ihnen Mose, der Knecht des HERRN, ge-
Ephraim zu eng ist! 16 Da sprachen die geben hat.
Söhne Josephs: Das Bergland wird nicht 8 Da machten sich die Männer auf und
hinreichen für uns; aber alle Kanaaniter, gingen hin. Und Josua gebot ihnen, als
die in der Ebene wohnen, haben eiser- sie hingingen, um das Land aufzuzeich-
ne Streitwagen, in Beth-Schean und in nen, und sprach: Geht hin und durch-
seinen Tochterstädten und in der Ebene wandert das Land und zeichnet es auf
Jesreel! und kommt wieder zu mir, so will ich
17 Da sprach Josua zum Haus Josephs, zu euch hier, in Silo, das Los werfen vor dem
Ephraim und Manasse: Du bist ein zahl- HERRN! 9 So gingen diese Männer hin und
reiches Volk und hast eine große Kraft; du durchzogen das Land und zeichneten es
sollst nicht nur ein Los haben, 18 sondern in einer Buchrolle auf, nach den Städten,
das Gebiet soll dir gehören, wo der Wald in sieben Teilen; und sie kamen zu Josua
ist; den rode dir aus, und die Ausläufer in das Lager nach Silo zurück. 10 Da warf
des Waldes sollen dir gehören; denn du ihnen Josua das Los in Silo, vor dem
sollst die Kanaaniter vertreiben, auch HERRN, und Josua teilte dort das Land aus
wenn sie eiserne Streitwagen haben und unter die Söhne Israels, jedem sein Teil.
mächtig sind!
Das Erbteil des Stammes Benjamin
Die Aufteilung des restlichen Landes 11 Und das Los fiel für den Stamm der
Jos 14,1-5; 4Mo 33,53 Söhne Benjamins nach ihren Geschlech-
Und die ganze Gemeinde der Söhne tern; und das Gebiet, das ihnen durchs
Israels versammelte sich in Silo und Los zufiel, kam zwischen die Söhne Judas
schlug dort die Stiftshütte auf; und das und die Söhne Josephs zu liegen. 12 Und
Land war ihnen unterworfen. 2 Es waren ihre nördliche Grenze beginnt am Jordan
aber noch sieben Stämme der Söhne Is- und zieht sich über den Bergrücken nörd-
raels, denen man ihr Erbe nicht ausgeteilt lich von Jericho und über das Bergland
hatte. 3 Und Josua sprach zu den Söhnen westwärts und endet gegen die Wüste
Israels: Wie lange seid ihr so lässig, daß von Beth-Awen; 13 und sie geht von dort
ihr nicht hingeht, um das Land einzuneh- hinüber nach Lus, über den Bergrücken
men, das euch der HERR, der Gott eurer südlich von Lus, das ist Bethel; und die
Väter, gegeben hat? 4 Nehmt aus jedem Grenze kommt hinab nach Atarot-Addar
Stamm drei Männer, so will ich sie aus- an den Berg, der gegen Süden liegt, an
senden; und sie sollen sich aufmachen dem unteren Beth-Horon. 14 Danach
JOSUA 18.19 261
zieht sich die Grenze weiter und wendet Simeons, nach ihren Geschlechtern, und
sich um nach der Westseite, südlich von ihr Erbteil befand sich inmitten des Erb-
dem Berg, der südwärts vor Beth-Horon teils der Söhne Judas. 2 Und ihnen wurde
liegt, und endet bei Kirjat-Baal, das ist als ihr Erbbesitz zuteil: Beerscheba,
Kirjat-Jearim, die Stadt der Söhne Judas. Scheba, Molada, 3 Hazar-Schual, Bala,
Das ist die westliche Seite. Ezem, 4 El-Tolad, Betul und Horma, 5 Zi-
15 Die Südseite aber beginnt am Ende klag, Beth-Hammarkabot, Hazar-Susa,
von Kirjat-Jearim; und die Grenze setzt 6 Beth-Lebaot und Scharuchen. Das sind
sich fort gegen Westen bis zur Quelle des 13 Städte und ihre Dörfer. 7 Ain, Rimmon,
Wassers von Nephtoach; 16 und die Gren- Eter und Asan. Das sind 4 Städte und ihre
ze geht hinab bis zum Fuß des Berges, der Dörfer. 8 Dazu alle Dörfer, die um diese
vor dem Tal des Sohnes Hinnom, in der Städte liegen bis nach Baalat-Beer, das
Talebene Rephaim gegen Norden liegt, ist Süd-Rama. Das ist das Erbteil des
und zieht sich durch das Tal Hinnom hin- Stammes der Söhne Simeons nach ih-
ab südlich zum Bergrücken der Jebusiter ren Geschlechtern. 9 Von dem Anteil der
und kommt hinab nach En-Rogel; 17 dann Söhne Judas war das Erbteil der Söhne
verläuft sie Richtung Norden und geht Simeons genommen; weil das Erbteil der
nach En-Schemesch und weiter nach Ge- Söhne Judas für sie zu groß war, darum
lilot, das der Anhöhe Adummim gegen- erhielten die Söhne Simeons ihr Erbteil
überliegt, und kommt herab zum Stein mitten in deren Erbbesitz.
Bohans, des Sohnes Rubens, 18 und geht
hinüber zu dem Bergrücken gegenüber Sebulons Erbteil
1Mo 49,13; 5Mo 33,18-19
der nördlichen Arava und kommt hinab
in die Arava; 19 und die Grenze geht zum 10 Und das dritte Los fiel auf die Söhne
Bergrücken von Beth-Hogla nach Norden Sebulons nach ihren Geschlechtern.
und endet an der nördlichen Zunge des Und das Gebiet ihres Erbteils erstreckte
Salzmeeres, am südlichen Ende des Jor- sich bis nach Sarid. 11 Und seine Grenze
dan; das ist die südliche Grenze. 20 Aber geht hinauf westwärts, und zwar nach
der Jordan begrenzt es auf der Seite gegen Marala, berührt Dabbaset und stößt an
Osten. Das ist das Erbteil der Söhne Ben- den Bach, der vor Jokneam fließt, 12 und
jamins und seine Grenzen ringsum, nach sie wendet sich von Sarid ostwärts, ge-
ihren Geschlechtern. gen Sonnenaufgang, gegen das Gebiet
21 Die Städte aber des Stammes der Söh- Kislot-Tabor, und kommt hinaus nach
ne Benjamins nach ihren Geschlechtern Dabrat und geht hinauf nach Japhia.
sind diese: Jericho, Beth-Hogla, Emek- 13 Und von dort geht sie ostwärts, gegen
Keziz, 22 Beth-Arava, Zemaraim, Bethel, Sonnenaufgang nach Gat-Hepher und
23 Avvim, Parah, Ophra, 24 Kephar-Ammo- nach Et-Kazin und kommt nach Rim-
ni, Ophni und Geba. Das sind 12 Städte mon-Metoar, gegen Nea hin. 14 Und die
und ihre Dörfer. 25 Gibeon, Rama, Beerot, Grenze wendet sich um dasselbe herum
26 Mizpe, Kephira, Moza, 27 Rekem, Jirpeel, nördlich gegen Hannaton, und sie endet
Tarala, 28 Zela, Eleph und Jebusi, das ist im Tal Jephta-El, 15 mit Kattat, Nahalal,
Jerusalem, Gibeat und Kirjat. Das sind Simron, Jideala und Bethlehem. Das sind
14 Städte und ihre Dörfer. Das ist das 12 Städte und ihre Dörfer. 16 Das ist das
Erbteil der Söhne Benjamins nach ihren Erbteil der Söhne Sebulons nach ihren
Geschlechtern. Geschlechtern, diese Städte und ihre
Dörfer.
Erbteile der sechs weiteren Stämme:
Simeons Erbteil Issaschars Erbteil
1Chr 4,24-33 1Mo 49,14-15; 5Mo 33,18-19
Danach fiel das zweite Los auf 17 Das vierte Los fiel auf Issaschar, auf die
Simeon, für den Stamm der Söhne Söhne Issaschars nach ihren Geschlech-
262 JOSUA 19
tern. 18 Und ihr Gebiet umfaßte Jesreel, Jordan gegen Sonnenaufgang. 35 Und
Kessulot, Schunem, 19 Hapharaim, Schi- feste Städte waren: Ziddim, Zer, Ham-
on, Anaharat, 20 Rabbit, Kisjon, Ebez, mat, Rakkat, Kinneret, 36 Adama, Rama,
21 Remet, En-Gannim, En-Hadda, Beth- Hazor, 37 Kedesch, Edrei, En-Hazor, 38 Ji-
Pazez. 22 Und die Grenze berührt Tabor, reon, Migdal-El, Horem, Beth-Anat und
Sahazim, Beth-Schemesch; und ihr Ende Beth-Schemesch. Das sind 19 Städte
bildet der Jordan. Das sind 16 Städte und und ihre Dörfer. 39 Das ist das Erbteil
ihre Dörfer. 23 Das ist das Erbteil des des Stammes der Söhne Naphtalis nach
Stammes der Söhne Issaschars nach ih- ihren Geschlechtern, die Städte und ihre
ren Geschlechtern, die Städte und ihre Dörfer.
Dörfer.
Dans Erbteil
Assers Erbteil 1Mo 49,16-17; 5Mo 33,22
1Mo 49,20; 5Mo 33,24-25
40 Das siebte Los fiel auf den Stamm der
24 Und das fünfte Los fiel auf den Söhne Dans nach ihren Geschlechtern.
Stamm der Söhne Assers nach ihren Ge- 41 Und das Gebiet ihres Erbteils umfaßte:
schlechtern, 25 und ihr Gebiet umfaßte Zorea, Estaol, Ir-Schemesch, 42 Schaa-
Helkat, Hali, Beten, Achschaph, 26 Alam- labbin, Ajalon, Jitla, 43 Elon, Timnata,
melech, Amead, Miseal und stößt an Ekron, 44 Elteke, Gibbeton, Baalat, 45 Je-
den Karmel gegen Westen und an den hud, Bene-Berak, Gat-Rimmon, 46 Me-
Sihor-Libnat; 27 und [die Grenze] wen- Jarkon, Rakkon, samt dem Gebiet gegen
det sich gegen Sonnenaufgang, nach Japho hin. 47 Und das Gebiet der Söhne
Beth-Dagon und stößt an Sebulon und Dans dehnte sich von dort noch weiter
an das Tal Jephta-El, gegen Norden, Beth- aus. Denn die Söhne Dans zogen hinauf
Emek und Nehiel, und kommt hinaus und kämpften gegen Leschem und ero-
nach Kabul, zur Linken; 28 und Ebron, berten und schlugen es mit der Schärfe
Rechob, Hammon und Kana, bis an die des Schwertes, und nahmen es in Besitz
große [Stadt] Zidon. 29 Und die Grenze und wohnten darin; und sie gaben Le-
wendet sich nach Rama und bis zu der sem den Namen Dan, nach dem Namen
festen Stadt Tyrus, und biegt um nach ihres Vaters Dan. 48 Das ist das Erbteil
Hosa und geht hinaus an das Meer, an des Stammes der Söhne Dans nach ihren
den Landstrich Achsib; 30 und Umma, Geschlechtern; diese Städte und ihre
Aphek und Rechob. Das sind 22 Städte Dörfer.
und ihre Dörfer. 31 Das ist das Erbteil
des Stammes der Söhne Assers nach Die Stadt Timnat-Serach
ihren Geschlechtern, diese Städte und wird Josuas Erbteil
ihre Dörfer. 49 Als sie nun das Land nach seinen
Grenzen ganz verteilt hatten, da gaben
Naphtalis Erbteil die Söhne Israels Josua, dem Sohn Nuns,
5Mo 33,23
ein Erbteil in ihrer Mitte; 50 nach dem
32 Das sechste Los fiel auf die Söhne Befehl des HERRN gaben sie ihm die Stadt,
Naphtalis, auf die Söhne Naphtalis nach die er sich erbat, nämlich Timnat-Serach
ihren Geschlechtern. 33 Und ihre Grenze im Bergland Ephraim; und er baute die
verläuft von Heleph, von der Terebinthe Stadt und wohnte darin. 51 Das sind die
bei Zaanannim, und von Adami-Nekeb Erbteile, die Eleasar, der Priester, und
und Jabneel bis nach Lakkum, und Josua, der Sohn Nuns, und die Famili-
ihr Ende bildet der Jordan; 34 und die enhäupter aus den Stämmen der Söhne
Grenze wendet sich westwärts gegen As- Israels durch das Los austeilten in Silo
not-Tabor und geht von dort bis Hukkok vor dem HERRN, vor dem Eingang der
und stößt an Sebulon gegen Süden und Stiftshütte; und sie vollendeten so die
an Asser gegen Westen und an Juda am Verteilung des Landes.
JOSUA 20.21 263
Die sechs Zufluchtsstädte Priester, und zu Josua, dem Sohn Nuns,
4Mo 35,9-34; 5Mo 19,1-13 und zu den Familienhäuptern der Stäm-
Und der HERR redete zu Josua me der Söhne Israels, 2 und sie redeten
und sprach: Rede zu den Kindern mit ihnen in Silo, im Land Kanaan, und
Israels und sprich: Bestimmt euch die Zu- sprachen: Der HERR hat durch Mose ge-
fluchtsstädte, von denen ich euch durch boten, daß man uns Städte zum Wohnen
Mose gesagt habe, 3 daß der Totschläger geben soll, und die zugehörigen Weide-
dorthin fliehen soll, der einen Menschen plätze für unser Vieh!
aus Versehen und ohne Absicht erschlägt, 3 Da gaben die Söhne Israels den Leviten
damit sie euch als Zuflucht vor dem von ihrem Erbteil diese Städte samt ihren
Bluträcher dienen. 4 Und er soll zu einer Weideplätzen, nach dem Befehl des
dieser Städte fliehen und draußen vor HERRN. 4 Das Los aber fiel für das Ge-
dem Stadttor stehen und seine Sache vor schlecht der Kahatiter; und die Söhne
die Ältesten dieser Stadt bringen; dann Aarons, des Priesters, unter den Leviten
sollen sie ihn zu sich in die Stadt aufneh- erhielten durch das Los 13 Städte vom
men und ihm einen Platz geben, daß er Stamm Juda, vom Stamm Simeon und
bei ihnen wohnen kann. 5 Und wenn der vom Stamm Benjamin. 5 Den übrigen
Bluträcher ihm nachjagt, so sollen sie den Söhnen Kahats aber wurden durch das
Totschläger nicht in seine Hände auslie- Los 10 Städte zuteil, von den Geschlech-
fern, weil er seinen Nächsten ohne Ab- tern des Stammes Ephraim, vom Stamm
sicht erschlagen hat und ihm zuvor nicht Dan und vom halben Stamm Manasse.
feind gewesen ist. 6 Und er soll in jener 6 Aber den Söhnen Gersons wurden
Stadt wohnen, bis er vor der Gemeinde durch das Los 13 Städte [gegeben] von
vor Gericht gestanden hat, und bis der den Geschlechtern des Stammes Issa-
Hohepriester stirbt, der zu derselben schar, vom Stamm Asser und vom Stamm
Zeit [im Amt] sein wird. Dann kann der Naphtali und vom halben Stamm Ma-
Totschläger wieder zurückkehren und in nasse in Baschan. 7 Den Söhnen Meraris
seine Stadt gehen und in sein Haus, in die nach ihren Geschlechtern wurden 12
Stadt, aus der er geflohen ist. Städte vom Stamm Ruben, vom Stamm
7 Da sonderten sie aus: Kedesch in Ga- Gad und vom Stamm Sebulon zuteil. 8 So
liläa auf dem Bergland Naphtali, und gaben die Söhne Israels den Leviten
Sichem im Bergland Ephraim, und Kir- durch das Los diese Städte samt ihren
jat-Arba, das ist Hebron, im Bergland Weideplätzen, so wie der HERR es durch
Juda. 8 Und jenseits des Jordan, östlich Mose geboten hatte.
von Jericho, bestimmten sie Bezer in 9 Vom Stamm der Söhne Judas und vom
der Wüste, auf der Ebene, vom Stamm Stamm der Söhne Simeons traten sie
Ruben, und Ramot in Gilead vom Stamm folgende Städte ab, die sie mit Namen
Gad, und Golan in Baschan vom Stamm benannten. 10 Und sie wurden den Söh-
Manasse. 9 Dies waren die festgelegten nen Aarons, vom Geschlecht der Kaha-
Städte für alle Kinder Israels, auch für die titer, aus den Söhnen Levis zuteil; denn
Fremdlinge, die unter ihnen wohnten, das erste Los fiel auf sie. 11 So gaben sie
damit dahin fliehen könne, wer einen ihnen nun die Stadt Arbas, des Vaters
Menschen aus Versehen erschlagen hat, Enaks, das ist Hebron, im Bergland Juda,
damit er nicht durch die Hand des Blut- und ihre Weideplätze um sie her. 12 Aber
rächers sterbe, ehe er vor der Gemeinde das Ackerland der Stadt und ihre Dörfer
gestanden hat. gaben sie Kaleb, dem Sohn des Jephun-
ne, als sein Eigentum.
Die 48 Städte der Leviten 13 So gaben sie den Söhnen des Priesters
1Chr 6,50-60.66-81; 5Mo 33,8-11
Aaron Hebron, die Zufluchtsstadt für die
Da traten die Familienhäupter Totschläger, und seine Weideplätze, Lib-
unter den Leviten zu Eleasar, dem na und seine Weideplätze, 14 Jattir und
264 JOSUA 21
seine Weideplätze, Estemoa und seine plätze; das sind 4 Städte. 32 Vom Stamm
Weideplätze, 15 Holon und seine Wei- Naphtali aber Kedesch in Galiläa, die
deplätze, Debir und seine Weideplätze, Zufluchtsstadt für die Totschläger, und
16 Ain und seine Weideplätze, Jutta und seine Weideplätze, Hammot-Dor und
seine Weideplätze, Beth-Schemesch seine Weideplätze, Kartan und seine
und seine Weideplätze, das sind 9 Städte Weideplätze; das sind 3 Städte. 33 Ins-
von diesen zwei Stämmen. 17 Von dem gesamt waren es 13 Städte samt ihren
Stamm Benjamin aber gaben sie Gibeon Weideplätzen für die Geschlechter der
und seine Weideplätze, Geba und seine Gersoniter.
Weideplätze, 18 Anatot und seine Weide- 34 Den Geschlechtern aber der Söhne
plätze und Almon und seine Weideplät- Meraris, den übrigen Leviten, wurden
ze; das sind 4 Städte. 19 Insgesamt waren vom Stamm Sebulon gegeben: Jokneam
es 13 Städte samt ihren Weideplätzen für und seine Weideplätze, Karta und seine
die Söhne Aarons, die Priester. Weideplätze, 35 Dimna und seine Wei-
20 Den Geschlechtern aber der Söhne deplätze, Nahalal und seine Weideplätze;
Kahats, den Leviten, die von den Söh- das sind 4 Städte; 36 und vom Stamm Ru-
nen Kahats noch übrig waren, wurden ben: Bezer und seine Weideplätze, Jahza
die Städte ihres Loses von dem Stamm und seine Weideplätze, 37 Kedemot und
Ephraim zuteil. 21 Und sie gaben ih- seine Weideplätze, Mephaat und seine
nen Sichem, die Zufluchtsstadt für die Weideplätze; das sind 4 Städte; 38 vom
Totschläger, und seine Weideplätze im Stamm Gad aber Ramot in Gilead, die
Bergland Ephraim, ferner Geser und Freistadt für die Totschläger, und seine
seine Weideplätze, 22 Kibzaim und sei- Weideplätze, Mahanajim und seine
ne Weideplätze, Beth-Horon und seine Weideplätze, 39 Hesbon und seine Wei-
Weideplätze; das sind 4 Städte. 23 Und deplätze; Jaeser und seine Weideplätze;
von dem Stamm Dan: Elteke und sei- im ganzen 4 Städte. 40 Für die Söhne Me-
ne Weideplätze, Gibbeton und seine raris unter ihren Geschlechtern, die noch
Weideplätze; 24 Ajalon und seine Wei- übrig waren von den Geschlechtern der
deplätze, Gat-Rimmon und seine Wei- Leviten, waren es 12 Städte, die ihnen
deplätze; das sind 4 Städte. 25 Von dem durchs Los [zufielen].
halben Stamm Manasse aber: Taanach 41 So betrug die Gesamtzahl der Städte
und seine Weideplätze, Gat-Rimmon der Leviten unter dem Eigentum der Söh-
und seine Weideplätze; das sind 2 Städte. ne Israels 48, samt ihren Weideplätzen.
26 Insgesamt waren es 10 Städte samt ih- 42 Es war aber mit diesen Städten so, daß
ren Weideplätzen für die übrigen Söhne jede ihre Weideplätze um sich her hatte.
des Geschlechtes Kahats. So war es bei allen diesen Städten.
27 Den Söhnen Gersons aber, aus den
Geschlechtern der Leviten, wurden von Gottes Verheißungen in allem erfüllt
1Mo 15,18-21; Neh 9,8.22-25; Ps 105,8-11.42-45
dem halben Stamm Manasse Golan in
Baschan gegeben, die Zufluchtsstadt für 43 So gab der HERR Israel das ganze Land,
die Totschläger, und seine Weideplätze, von dem er geschworen hatte, es ihren
dazu Beestera und seine Weideplätze; Vätern zu geben, und sie nahmen es in
das sind 2 Städte. 28 Vom Stamm Issa- Besitz und wohnten darin. 44 Und der
schar aber Kisjon und seine Weideplätze, HERR verschaffte ihnen Ruhe ringsum,
Daberat und seine Weideplätze, 29 Jar- ganz so, wie er ihren Vätern geschworen
mut und seine Weideplätze, En-Gan- hatte; und keiner ihrer Feinde konnte vor
nim und seine Weideplätze; das sind 4 ihnen bestehen, sondern der HERR gab
Städte. 30 Und vom Stamm Asser: Mi- alle ihre Feinde in ihre Hand. 45 Es fehlte
seal und seine Weideplätze, Abdon und nichts an all dem Guten, das der HERR
seine Weideplätze, 31 Helkat und seine dem Haus Israel verheißen hatte; alles
Weideplätze, Rechob und seine Weide- war eingetroffen.
JOSUA 22 265
Ruben, Gad und der halbe Stamm die Söhne Rubens, die Söhne Gads und
Manasse kehren in ihr Gebiet zurück der halbe Stamm Manasse einen Altar
Damals rief Josua die Rubeniter dort am Jordan, einen großen, weithin
und Gaditer und den halben sichtbaren Altar. 11 Und die Söhne
Stamm Manasse zu sich, 2 und er sprach Israels hörten sagen: Siehe, die Söhne
zu ihnen: Ihr habt alles gehalten, was Rubens, die Söhne Gads und der halbe
euch Mose, der Knecht des HERRN, ge- Stamm Manasse haben einen Altar ge-
boten hat, und habt meiner Stimme baut gegenüber dem Land Kanaan, in der
gehorcht in allem, was ich euch geboten Gegend am Jordan, jenseits der Söhne
habe. 3 Ihr habt eure Brüder während Israels! 12 Als nun die Söhne Israels dies
dieser langen Zeit nicht im Stich gelassen hörten, da versammelte sich die ganze
bis zu diesem Tag, und habt getreulich Gemeinde der Söhne Israels in Silo, um
festgehalten an dem Gebot des HERRN, zum Krieg gegen sie hinaufzuziehen.
eures Gottes. 4 Weil nun der HERR, euer 13 Und die Söhne Israels schickten Ge-
Gott, eure Brüder zur Ruhe gebracht hat, sandte zu den Söhnen Rubens, den Söh-
wie er es ihnen verheißen hat, so kehrt nen Gads und dem halben Stamm Ma-
jetzt um und zieht hin in eure Zelte, in nasse in das Land Gilead: Pinehas, den
das Land eures Erbteils, das euch Mose, Sohn Eleasars, den Priester, 14 und mit
der Knecht des HERRN, jenseits des Jordan ihm zehn Fürsten, je einen von jedem
gegeben hat! 5 Nehmt euch nur sehr in Vaterhaus aller Stämme Israels; jeder war
acht, daß ihr das Gebot und das Gesetz das Haupt seines Vaterhauses unter den
tut, das euch Mose, der Knecht des HERRN, Tausenden Israels.
geboten hat: daß ihr den HERRN, euren 15 Und diese kamen zu den Söhnen Ru-
Gott, liebt und auf allen seinen Wegen bens, zu den Söhnen Gads und zu dem
wandelt und seine Gebote befolgt und halben Stamm Manasse in das Land Gile-
ihm anhängt und ihm dient von ganzem ad, redeten mit ihnen und sprachen: 16 So
Herzen und von ganzer Seele! spricht die ganze Gemeinde des HERRN:
6 Und Josua segnete sie und entließ sie; Was ist das für eine Untreue, die ihr an
und sie gingen zu ihren Zelten. 7 Dem dem Gott Israels begangen habt, indem
halben Stamm Manasse hatte Mose ein ihr euch heute von der Nachfolge des
Erbteil gegeben in Baschan; der anderen HERRN abkehrt dadurch, daß ihr euch
Hälfte gab Josua ein Erbteil unter ihren einen Altar baut und euch heute gegen
Brüdern diesseits des Jordan, gegen den HERRN auflehnt? 17 War die Versün-
Westen. Und als Josua sie zu ihren Zelten digung mit Peor zu wenig für uns, von
gehen ließ, da segnete er sie, 8 und er der wir uns bis zu diesem Tag noch nicht
sprach zu ihnen: Mit großem Gut kehrt gereinigt haben, und um derentwillen
ihr nun zurück zu euren Zelten, mit sehr eine Plage über die Gemeinde des HERRN
viel Vieh, mit Silber, Gold, Erz, Eisen und kam? 18 Und ihr wendet euch heute von
mit Kleidern in großer Zahl; teilt die Beu- der Nachfolge des HERRN ab! Und wenn
te eurer Feinde mit euren Brüdern! 9 So ihr euch heute gegen den HERRN auflehnt,
kehrten die Söhne Rubens, die Söhne so wird es geschehen, daß er morgen
Gads und der halbe Stamm Manasse um über die ganze Gemeinde Israels zürnt!
und zogen von den Söhnen Israels weg, 19 Wenn das Land, das ihr besitzt, unrein
von Silo, das im Land Kanaan liegt, um ist, so kommt doch herüber in das Land,
ins Land Gilead zu ziehen, zum Land das der HERR besitzt, wo die Wohnung des
ihres Eigentums, das sie dort besaßen, HERRN steht, und macht euch ansässig in
nach dem Befehl des HERRN durch Mose. unserer Mitte! Aber lehnt euch nicht auf
gegen den HERRN und lehnt euch nicht
Der Altar am Jordan gegen uns auf, indem ihr euch einen
10 Und als sie in die Gegend am Jordan Altar baut außer dem Altar des HERRN,
kamen, die im Land Kanaan liegt, bauten unseres Gottes! 20 Ist nicht der Zorn
266 JOSUA 22.23
[Gottes] über die ganze Gemeinde Israel HERRN auflehnen, daß wir uns heute von
gekommen, als Achan, der Sohn Serachs, der Nachfolge des HERRN abwenden und
etwas von dem Gebannten veruntreute? einen Altar bauen für Brandopfer, für
Und er ging nicht allein zugrunde in sei- Speisopfer und für Schlachtopfer, außer
ner Schuld! dem Altar des HERRN, unseres Gottes, der
21 Da antworteten die Söhne Rubens und vor seiner Wohnung steht!
die Söhne Gads und der halbe Stamm 30 Als aber Pinehas, der Priester, und die
Manasse und sprachen zu den Obersten Obersten der Gemeinde, die Häupter
der Tausende Israels: 22 Der Gott der der Tausende Israels, die mit ihm waren,
Götter, der HERR, der Gott der Götter, der diese Worte hörten, welche die Söhne
HERR, er weiß es, und Israel soll es auch Rubens, die Söhne Gads und die Söhne
wissen: Ist es aus Auflehnung oder Un- Manasses sagten, da war es recht in
treue gegen den HERRN geschehen — so ihren Augen. 31 Und Pinehas, der Sohn
hilf du uns heute nicht! 23 Wenn wir uns Eleasars, der Priester, sprach zu den
den Altar gebaut haben, um uns von der Söhnen Rubens, den Söhnen Gads und
Nachfolge des HERRN abzuwenden, und den Söhnen Manasses: Heute erkennen
wenn es geschehen ist, um Brandopfer wir, daß der HERR in unserer Mitte ist, weil
und Speisopfer darauf zu opfern, oder ihr mit dieser Tat keine Untreue an dem
um Friedensopfer darauf zu legen, so soll HERRN begangen habt! Nun habt ihr die
der HERR Vergeltung üben! 24 Vielmehr Kinder Israels aus der Hand des HERRN
haben wir es aus Besorgnis getan, es errettet!
könnte eine Sache eintreten, indem wir 32 Da kehrten Pinehas, der Sohn Eleasars,
sprachen: Morgen könnten eure Kinder der Priester, und die Obersten um von
zu unseren Kindern so sprechen: »Was den Söhnen Rubens und den Söhnen
geht euch der HERR, der Gott Israels, Gads aus dem Land Gilead in das Land
an? 25 Denn der HERR hat eine Grenze ge- Kanaan zu den Söhnen Israels und brach-
setzt zwischen uns und euch, ihr Kinder ten ihnen Bericht. 33 Und die Sache war
Rubens und ihr Kinder Gads, nämlich recht in den Augen der Söhne Israels. Und
den Jordan; ihr habt keinen Anteil an die Söhne Israels lobten Gott und sagten
dem HERRN!« Damit würden eure Kinder nicht mehr, daß sie gegen jene zum Krieg
bewirken, daß unsere Kinder den HERRN ausziehen wollten, um das Land zu ver-
nicht mehr fürchten. derben, in dem die Söhne Rubens und die
26 Darum sprachen wir: Wir wollen doch Söhne Gads wohnten. 34 Und die Söhne
für uns einen Altar machen, nicht für Rubens und die Söhne Gads nannten den
Brandopfer oder Schlachtopfer, 27 son- Altar: Er ist ein Zeuge zwischen uns, daß
dern damit er Zeuge sei zwischen uns der HERR Gott ist!
und euch und zwischen unseren Nach-
kommen, daß wir den Dienst des HERRN JOSUAS LETZTE BOTSCHAFT UND TOD
üben wollen vor ihm mit unseren Brand- Kap. 23 bis 24
opfern, Schlachtopfern und Friedensop-
fern, und damit eure Kinder künftig nicht Ermahnende Worte Josuas
zu unseren Kindern sagen dürfen: »Ihr an die Vorsteher des Volkes
5Mo 11,1-28; 30,15-20; 1Chr 28,8
habt keinen Anteil an dem HERRN!« 28 Und
wir sprachen: Wenn sie aber künftig so zu Und es geschah nach langer Zeit,
uns und unseren Nachkommen reden als der HERR Israel Ruhe verschafft
sollten, so können wir sagen: »Seht das hatte vor all seinen Feinden ringsum und
Abbild des Altars des HERRN, das unsere Vä- Josua alt und wohlbetagt war, 2 da rief
ter gemacht haben, nicht für Brandopfer, Josua ganz Israel zu sich, seine Ältesten,
noch für Schlachtopfer, sondern damit er Häupter, Richter und Vorsteher, und er
Zeuge sei zwischen uns und euch!« 29 Das sprach zu ihnen: Ich bin nun alt und
sei ferne von uns, daß wir uns gegen den wohlbetagt; 3 ihr aber habt alles gese-
JOSUA 23.24 267
hen, was der HERR, euer Gott, getan hat Gott, euch verheißen hat; es ist alles für
an allen diesen Völkern um euretwillen; euch eingetroffen, und nicht ein Wort
denn der HERR, euer Gott, hat selbst für davon ist ausgeblieben! 15 Aber es wird
euch gekämpft. 4 Seht, ich habe euch geschehen: Wie nun jedes gute Wort
diese übriggebliebenen Völker durch das über euch gekommen ist, das der HERR,
Los zugeteilt, jedem Stamm sein Erbteil, euer Gott, euch verheißen hat, so wird
vom Jordan an, und alle Völker, die ich der HERR auch jedes schlimme Wort über
ausgerottet habe bis an das große Meer, euch kommen lassen, bis er euch vertilgt
wo die Sonne untergeht. 5 Und der HERR, hat aus diesem guten Land, das der HERR,
euer Gott, er selbst wird sie vor euch aus- euer Gott, euch gegeben hat. 16 Wenn
stoßen und vor euch vertreiben, und ihr ihr den Bund des HERRN, eures Gottes
werdet ihr Land einnehmen, wie es der übertretet, den er euch geboten hat, und
HERR, euer Gott, euch verheißen hat. hingeht und anderen Göttern dient und
6 So haltet nun fest daran, alles zu be- sie anbetet, so wird der Zorn des HERRN
folgen und zu tun, was im Buch des Ge- über euch entbrennen, und ihr werdet
setzes Moses geschrieben steht, daß ihr bald vertilgt sein aus dem guten Land,
nicht davon abweicht, weder zur Rechten das er euch gegeben hat!
noch zur Linken, 7 damit ihr euch nicht
mit diesen Völkern vermischt, die noch Josuas Rede an Israel in Sichem
Neh 9,7-15; 5Mo 4,32-40; 32,7-14
bei euch übriggeblieben sind, und nicht
die Namen ihrer Götter anruft, noch bei Und Josua versammelte alle Stäm-
ihnen schwört, noch ihnen dient, noch me Israels nach Sichem; und er rief
sie anbetet; 8 sondern dem HERRN, eurem die Ältesten von Israel, die Häupter, Rich-
Gott, sollt ihr anhängen, wie ihr es getan ter und Vorsteher zu sich. Und als sie vor
habt bis zu diesem Tag. 9 Und der HERR Gott getreten waren, 2 da sprach Josua zu
hat große und mächtige Völker vor euch dem ganzen Volk:
vertrieben, wie denn niemand bis zu die- So spricht der HERR, der Gott Israels:
sem Tag vor euch bestehen konnte. 10 Ein »Eure Väter wohnten vor Zeiten jenseits
einziger von euch jagt tausend; denn der des [Euphrat-]Stromes, und sie dienten
HERR, euer Gott, kämpft für euch, wie er anderen Göttern, [auch] Terach, der Vater
euch verheißen hat. 11 Darum habt gut Abrahams und Nahors. 3 Und ich nahm
acht auf eure Seelen, daß ihr den HERRN, euren Vater Abraham von jenseits des
euren Gott, liebhabt! Stromes und ließ ihn durch das ganze
12 Wenn ihr euch aber abwendet und Land Kanaan wandern; und ich mehrte
dem Überrest dieser Völker anhängt, seinen Samen und gab ihm Isaak. 4 Und
die unter euch übriggeblieben sind, und dem Isaak gab ich Jakob und Esau; und
euch mit ihnen verheiratet, so daß ihr dem Esau gab ich das Bergland Seir zum
euch untereinander vermischt, so sollt Erbbesitz. Jakob aber und seine Söhne
ihr gewiß wissen, 13 daß dann der HERR, zogen hinab nach Ägypten.
euer Gott, nicht länger diese Völker vor 5 Da sandte ich Mose und Aaron und
euch vertreiben wird; sondern sie wer- schlug Ägypten, so wie ich in ihrer Mitte
den euch zur Schlinge werden und zum gehandelt habe; danach führte ich euch
Fallstrick und zur Geißel an eurer Seite heraus. 6 Und ich führte eure Väter aus
und zu Dornen in euren Augen, bis ihr Ägypten weg, und ihr kamt an das Meer;
vertilgt seid aus diesem guten Land, das und die Ägypter jagten euren Vätern
der HERR, euer Gott, euch gegeben hat! mit Streitwagen und Reitern bis an das
14 Und siehe, ich gehe heute den Weg al- Schilfmeer nach. 7 Da schrieen sie zum
ler Welt; so sollt ihr erkennen mit eurem HERRN, und er setzte eine Finsternis zwi-
ganzen Herzen und mit eurer ganzen schen euch und die Ägypter und ließ das
Seele, daß nicht ein Wort gefehlt hat Meer über sie kommen und bedeckte sie.
von all dem Guten, das der HERR, euer Und eure Augen haben gesehen, was ich
268 JOSUA 24
an Ägypten getan habe. Danach habt ihr unseren Augen diese großen Zeichen ge-
lange Zeit in der Wüste gewohnt. tan und uns behütet auf dem ganzen
8 Dann brachte ich euch in das Land der Weg, den wir gegangen sind, und unter
Amoriter, die jenseits des Jordan wohn- allen Völkern, durch deren Mitte wir hin-
ten; und als sie gegen euch kämpften, durchgezogen sind. 18 Und der HERR hat
gab ich sie in eure Hand, und ihr nahmt alle Völker vor uns her ausgetrieben, ja
ihr Land in Besitz, und ich vertilgte sie auch die Amoriter, die im Land wohnten.
vor euch her. 9 Da stand Balak auf, der Auch wir wollen dem HERRN dienen, denn
Sohn Zippors, der König der Moabiter, er ist unser Gott!
und kämpfte gegen Israel; und er sandte 19 Josua aber sprach zum Volk: Ihr könnt
hin und ließ Bileam rufen, den Sohn Be- dem HERRN nicht dienen; denn er ist ein
ors, damit er euch verfluche. 10 Aber ich heiliger Gott, ein eifersüchtiger Gott, der
wollte nicht auf Bileam hören, sondern eure Übertretungen und Sünden nicht
er mußte euch beständig segnen; und ich dulden wird. 20 Wenn ihr den HERRN ver-
errettete euch aus seiner Hand. laßt und fremden Göttern dient, so wird
11 Und als ihr über den Jordan gingt und er sich von euch abwenden und euch
nach Jericho kamt, da kämpften die Schlimmes antun und euch aufreiben,
Bürger von Jericho gegen euch, ebenso nachdem er euch Gutes getan hat.
die Amoriter, Pheresiter, Kanaaniter, 21 Da sprach das Volk zu Josua: Nein, son-
Hetiter, Girgasiter, Hewiter und Jebusiter; dern wir wollen dem HERRN dienen! 22 Da
aber ich gab sie in eure Hand. 12 Und sprach Josua zu dem Volk: Ihr seid Zeu-
ich sandte Hornissen vor euch her, die gen gegen euch, daß ihr euch den HERRN
trieben sie aus vor euch her, nämlich die erwählt habt, um ihm zu dienen! Und
beiden Könige der Amoriter, nicht durch sie sprachen: Wir sind Zeugen! 23 So tut
dein Schwert und nicht durch deinen nun [— sprach er —] die fremden Götter
Bogen. 13 Und ich habe euch ein Land hinweg von euch, die in eurer Mitte sind,
gegeben, das ihr nicht bearbeitet habt, und neigt euer Herz zu dem HERRN, dem
und Städte, die ihr nicht gebaut habt, Gott Israels! 24 Und das Volk sprach zu
damit ihr in ihnen wohnen könnt; und Josua: Wir wollen dem HERRN, unserem
ihr eßt von Weinbergen und Ölbäumen, Gott, dienen und seiner Stimme gehor-
die ihr nicht gepflanzt habt.« sam sein!
14 So fürchtet nun den HERRN und dient 25 So machte Josua an jenem Tag einen
ihm aufrichtig und in Wahrheit, und Bund mit dem Volk und legte ihnen Sat-
tut die Götter von euch hinweg, denen zungen und Rechte vor in Sichem. 26 Und
eure Väter jenseits des Stromes und in Josua schrieb diese Worte in das Buch des
Ägypten gedient haben, und dient dem Gesetzes Gottes, und er nahm einen gro-
HERRN! 15 Wenn es euch aber nicht gefällt, ßen Stein und richtete ihn dort auf unter
dem HERRN zu dienen, so erwählt euch der Terebinthe, die bei dem Heiligtum
heute, wem ihr dienen wollt: den Göt- des HERRN war. 27 Und Josua sprach zu
tern, denen eure Väter jenseits des Stro- dem ganzen Volk: Siehe, dieser Stein
mes gedient haben, oder den Göttern soll Zeuge gegen uns sein; denn er hat
der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. alle Worte gehört, die der HERR zu uns
Ich aber und mein Haus, wir wollen dem geredet hat, und er soll Zeuge gegen
HERRN dienen! euch sein, damit ihr euren Gott nicht
16 Da antwortete das Volk und sprach: verleugnet! 28 Und Josua entließ das Volk,
Das sei ferne von uns, daß wir den HERRN jeden in sein Erbteil.
verlassen und anderen Göttern dienen!
17 Denn der HERR, unser Gott, ist es, der
Josuas Tod
uns und unsere Väter aus dem Land 29 Und es geschah nach diesen Ereig-
Ägypten, aus dem Haus der Knecht- nissen, daß Josua, der Sohn Nuns, der
schaft, herausgeführt hat, und er hat vor Knecht des HERRN, starb, als er 110 Jahre
JOSUA 24 269
alt war. 30 Und man begrub ihn im Ge- heraufgebracht hatten, begruben sie in
biet seines Erbteils, in Timnat-Serach, Sichem in dem Stück Land, das Jakob
das auf dem Bergland Ephraim liegt, von den Kindern Hemors, des Vaters
nördlich vom Berg Gaasch. Sichems, um 100 Kesita gekauft hatte,
31 Und Israel diente dem HERRN, solange und es wurde den Kindern Josephs zum
Josua lebte und die Ältesten, welche Erbteil. 33 Und auch Eleasar, der Sohn
Josua überlebten, die auch alle Werke Aarons, starb, und sie begruben ihn in
des HERRN kannten, die er an Israel ge- Gibea, [der Stadt] seines Sohnes Pinehas,
tan hatte. 32 Und die Gebeine Josephs, die ihm gegeben worden war im Berg-
welche die Kinder Israels aus Ägypten land Ephraim.
Das Buch der Richter
Judas Kampf gegen die Kanaaniter Einwohner von Debir; Debir aber hieß
1Mo 49,8-9 vor Zeiten Kirjat-Sepher.
Und es geschah nach dem Tod Josuas, 12 Und Kaleb sprach: Wer Kirjat-Sepher
da fragten die Söhne Israels den HERRN schlägt und erobert, dem will ich meine
und sprachen: Wer von uns soll zuerst Tochter Achsa zur Frau geben! 13 Da
hinaufziehen, um gegen die Kanaaniter eroberte es Otniel, der Sohn des Kenas,
zu kämpfen? 2 Und der HERR sprach: Juda des jüngeren Bruders Kalebs; und er gab
soll hinaufziehen! Siehe, ich habe das ihm seine Tochter Achsa zur Frau. 14 Und
Land in seine Hand gegeben. 3 Da sprach es geschah, als sie einzog, da trieb sie
Juda zu seinem Bruder Simeon: Zieh mit ihn an, von ihrem Vater einen Acker zu
mir hinauf in mein Los und laß uns gegen erbitten. Und sie sprang vom Esel. Da
die Kanaaniter kämpfen, so will ich auch sprach Kaleb zu ihr: Was willst du? 15 Sie
mit dir in dein Los ziehen! Und Simeon sprach: Gib mir einen Segen! Denn du
zog mit ihm. hast mir ein Südland gegeben; so gib mir
4 Als nun Juda hinaufzog, gab der HERR auch Wasserquellen! Da gab ihr Kaleb die
die Kanaaniter und Pheresiter in ihre oberen Wasserquellen und die unteren
Hand, und sie schlugen sie bei Besek, Wasserquellen.
10 000 Mann. 5 Und als sie den Adoni-Be- 16 Und die Söhne des Keniters, des
sek in Besek fanden, kämpften sie gegen Schwiegervaters Moses, waren mit den
ihn; und sie schlugen die Kanaaniter und Söhnen Judas aus der Palmenstadt in
Pheresiter. 6 Und Adoni-Besek floh; aber die Wüste Juda hinaufgezogen, die süd-
sie jagten ihm nach und ergriffen ihn und lich von Arad liegt; und so gingen sie
schlugen ihm die Daumen und die gro- hin und wohnten bei dem Volk. 17 Juda
ßen Zehen ab. 7 Da sprach Adoni-Besek: aber zog hin mit seinem Bruder Simeon;
70 Könige mit abgehauenen Daumen und sie schlugen die Kanaaniter, die in
und großen Zehen lasen [ihr Brot] auf Zephat wohnten, und vollstreckten an
unter meinem Tisch. Wie ich gehandelt ihnen den Bann und nannten die Stadt
habe, so hat mir Gott wieder vergolten! Horma. 18 Dazu eroberte Juda Gaza
Und man brachte ihn nach Jerusalem; samt seinem Gebiet und Askalon samt
und er starb dort. seinem Gebiet und Ekron samt seinem
8 Die Söhne Judas hatten nämlich gegen Gebiet. 19 Und der HERR war mit Juda,
Jerusalem gekämpft und es erobert, und so daß er das Bergland eroberte; aber
sie hatten die Einwohner mit der Schärfe die Bewohner der Ebene vertrieb er nicht
des Schwertes geschlagen, die Stadt aber aus ihrem Besitz, denn sie hatten eiserne
in Brand gesteckt. 9 Danach zogen die Streitwagen. 20 Und sie gaben dem Kaleb
Söhne Judas hinab, um gegen die Kanaa- Hebron, wie es Mose gesagt hatte; und
niter zu kämpfen, die auf dem Berglanda dieser vertrieb daraus die drei Söhne
und im Negevb und in der Schephelac Enaks.
wohnten. 10 Juda zog auch gegen die
Kanaaniter, die in Hebron wohnten; Die Untreue der anderen Stämme.
Hebron aber hieß vor Zeiten Kirjat-Arba; Verschonung der Kanaaniter
und sie schlugen Sesai und Achiman und Jos 17,11-18; Ri 2,20-23; 3,1-6; 2Chr 8,7-8
Talmai. 11 Von dort zogen sie gegen die 21 Aber die Söhne Benjamins vertrieben

a (1,9) d.h. dem Bergland von Judäa. c (1,9) Bezeichnung für die Tiefebene am Mittelmeer,
b (1,9) hebr. »Südland«, Bezeichnung für das heiße, nördlich vom Negev und westlich von den Bergen
wüstenartige Gebiet im Süden des judäischen Judäas.
Berglandes.
RICHTER 1.2 271
die Jebusiter nicht, die in Jerusalem 33 Naphtali vertrieb weder die Bewohner
wohnten; sondern die Jebusiter wohnten von Beth-Schemesch noch die Einwoh-
bei den Söhnen Benjamins in Jerusalem ner von Beth-Anat, sondern wohnte
bis zu diesem Tag. 22 Auch das Haus mitten unter den Kanaanitern, die das
Joseph zog hinauf, nach Bethel, und der Land bewohnten; aber die Bewohner von
HERR war mit ihnen. 23 Und das Haus Beth-Schemesch und Beth-Anat wurden
Joseph ließ Bethel auskundschaften; die ihnen fronpflichtig.
Stadt hieß aber früher Lus. 24 Und die 34 Und die Amoriter drängten die Söhne
Späher sahen einen Mann aus der Stadt Dans auf das Bergland zurück und ließen
herauskommen und sprachen zu ihm: sie nicht in die Ebene herabkommen.
Zeige uns doch, wo wir in die Stadt ein- 35 Und es gelang den Amoritern, in Har-
dringen können, so wollen wir dir Gnade Heres, in Ajalon und in Saalbim zu blei-
erweisen! 25 Da zeigte er ihnen, wo die ben; aber die Hand des Hauses Joseph
Stadt zugänglich war, und sie schlugen wurde ihnen zu schwer, und sie wurden
die Stadt mit der Schärfe des Schwertes; fronpflichtig. 36 Und die Grenze der
den Mann aber und seine ganze Sippe Amoriter zog sich vom Skorpionensteig
ließen sie gehen. 26 Da zog der Mann in von dem Felsmassiv an aufwärts.
das Land der Hetiter und baute eine Stadt
und nannte sie Lus; das ist ihr Name bis Der Engel des HERRN
zum heutigen Tag. tadelt Israels Ungehorsam
27 Manasse aber vertrieb die Einwohner Und der Engel des HERRN kam von Gil-
von Beth-Schean und seinen Tochterstäd- gal herauf nach Bochim und sprach:
ten nicht, auch nicht diejenigen von Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt
Taanach und seinen Tochterstädten, noch und euch in das Land gebracht, das ich
die Bewohner von Dor und seinen Toch- euren Vätern zugeschworen habe; und
terstädten, noch die Bewohner von Jib- ich sagte: Ich will meinen Bund mit euch
leam und seinen Tochterstädten, noch die nicht aufheben ewiglich! 2 Ihr aber sollt
Bewohner von Megiddo und seinen Toch- mit den Einwohnern dieses Landes kei-
terstädten; sondern es gelang den Kanaa- nen Bund machen, sondern ihre Altäre
nitern, in diesem Land zu bleiben. 28 Und niederreißen. Aber ihr habt meiner Stim-
als Israel erstarkte, machte es die Kanaa- me nicht gehorcht! Warum habt ihr das
niter fronpflichtiga; aber es vertrieb sie getan? 3 So habe ich nun auch gesagt: Ich
nicht aus ihrem Besitz. will sie nicht vor euch vertreiben, damit
29 Und Ephraim vertrieb die Kanaaniter sie euch zu Fangnetzen und ihre Götter
nicht, die in Geser wohnten; sondern euch zum Fallstrick werden!
die Kanaaniter blieben in ihrer Mitte in 4 Als nun der Engel des HERRN diese Worte
Geser. zu allen Kindern Israels redete, da erhob
30 Sebulon vertrieb die Bewohner von Ki- das Volk seine Stimme und weinte. 5 Da-
tron nicht, auch nicht die Bewohner von her nannten sie den Ort Bochim; und sie
Nahalol; und die Kanaaniter wohnten in brachten dort dem HERRN Opfer dar.
ihrer Mitte und wurden fronpflichtig.
31 Asser vertrieb die Bewohner von Akko
Ungehorsam und Niederlagen der neuen
nicht, auch nicht die Bewohner von Zi- Generation - Die Richter
5Mo 6,10-15; Ps 106,34-36; Neh 9,27
don, Achelab, Achsib, Helba, Aphik und
Rechob; 32 sondern die Asseriter wohn- 6 Als nämlich Josua das Volk entlassen
ten mitten unter den Kanaanitern, die hatte, zogen die Kinder Israels jeder in
im Land blieben; denn sie vertrieben sie sein Erbteil, um das Land in Besitz zu
nicht aus ihrem Besitz. nehmen. 7 Und das Volk diente dem

a (1,28) d.h. zur unentgeltlichen Zwangsarbeit für die Israeliten verpflichtet, wahrscheinlich verbunden mit
Abgaben (Tribut).
272 RICHTER 2.3
HERRN, solange Josua lebte und solange 19 Wenn aber der Richter starb, so han-
die Ältesten da waren, die Josua über- delten sie wiederum verderblich, mehr
lebten, welche alle die großen Werke des als ihre Väter, indem sie anderen Göt-
HERRN gesehen hatten, die er an Israel tern nachfolgten, um ihnen zu dienen
getan hatte. 8 Als aber Josua, der Sohn und sie anzubeten; sie ließen nicht ab
Nuns, der Knecht des HERRN, im Alter von von ihrem Treiben und ihrem halsstar-
110 Jahren gestorben war, 9 da begruben rigen Wandel. 20 Darum entbrannte
sie ihn im Gebiet seines Erbteils, in Tim- der Zorn des HERRN über Israel, und er
nat-Heres, auf dem Bergland Ephraim, sprach: Weil dieses Volk meinen Bund
nördlich vom Berg Gaasch. übertreten hat, den ich ihren Vätern
10 Und als auch jene ganze Generation zu geboten habe, und sie meiner Stimme
ihren Vätern versammelt war, kam eine nicht folgen, 21 so will auch ich in Zu-
andere Generation nach ihnen auf, die kunft niemand mehr von den Völkern,
den HERRN nicht kannte noch die Werke, die Josua bei seinem Tod übriggelassen
die er an Israel getan hatte. 11 Da taten hat, vor ihnen vertreiben, 22 damit ich
die Kinder Israels, was böse war in den Israel durch sie prüfe, ob sie den Weg
Augen des HERRN, und sie dienten den des HERRN bewahren und darin wandeln
Baalen; 12 und sie verließen den HERRN, werden, wie ihre Väter ihn bewahrten,
den Gott ihrer Väter, der sie aus dem oder nicht!
Land Ägypten herausgeführt hatte, und 23 So ließ der HERR diese Völker verblei-
folgten anderen Göttern nach, von den ben und vertrieb sie nicht schnell aus
Göttern der Völker, die um sie her wohn- ihrem Besitz, wie er sie auch nicht in die
ten, und beteten sie an und erzürnten den Hand Josuas gegeben hatte.
HERRN; 13 denn sie verließen den HERRN
und dienten dem Baal und den Astarten. Die übriggebliebenen Kanaaniter
14 Da entbrannte der Zorn des HERRN
im Land Israel
Jos 13,1-6; Ri 2,20-23; 1Kor 15,33
über Israel, und er gab sie in die Hand
von Räubern, die sie beraubten; und er Das sind aber die Völker, die der HERR
verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde übrigbleiben ließ, um durch sie alle
ringsum, so daß sie vor ihren Feinden diejenigen Israeliten zu prüfen, welche
nicht mehr bestehen konnten. 15 Über- alle die Kämpfe um Kanaan nicht erlebt
all, wohin sie zogen, war die Hand des hatten; 2 nur um den Geschlechtern der
HERRN gegen sie zum Unheil, wie der Söhne Israels davon Kenntnis zu geben
HERR es ihnen gesagt und wie der HERR es und sie die Kriegführung zu lehren, weil
ihnen geschworen hatte; so wurden sie sie zuvor nichts davon wußten: 3 die
hart bedrängt. fünf Fürsten der Philister und alle Ka-
16 Doch erweckte der HERR Richter, die naaniter und Zidonier und Hewiter, die
sie aus den Händen derer retteten, die sie auf dem Libanon-Gebirge wohnten, vom
beraubten. 17 Aber auch ihren Richtern Berg Baal-Hermon an bis nach Lebo-
gehorchten sie nicht, sondern sie hurten Hamat. 4 Und sie dienten dazu, daß
mit anderen Göttern und beteten sie an Israel durch sie geprüft wurde, damit es
und wichen bald ab von dem Weg, auf sich zeigte, ob sie den Geboten des HERRN
dem ihre Väter im Gehorsam gegen die folgen würden, die er ihren Vätern durch
Gebote des HERRN gegangen waren; sie Mose geboten hatte.
handelten nicht ebenso. 18 Wenn aber 5 Als nun die Söhne Israels mitten unter
der HERR ihnen Richter erweckte, so war den Kanaanitern, Hetitern, Amoritern,
der HERR mit dem Richter und errettete Pheresitern, Hewitern und Jebusitern
sie aus der Hand ihrer Feinde, solange wohnten, 6 da nahmen sie deren Töch-
der Richter lebte; denn der HERR hatte ter zu Frauen und gaben ihre Töchter
Mitleid wegen ihrer Wehklage über ihre deren Söhnen und dienten ihren Göt-
Bedränger und Unterdrücker. tern.
RICHTER 3 273
Otniel besiegt den König Elle lang, und gürtete es unter seinem
von Aram-Naharajim Gewand an seine rechte Hüfte. 17 Und
Ri 2,10-16; Offb 3,19 er überbrachte Eglon, dem König von
7 Und die Kinder Israels taten, was böse Moab, den Tribut. Eglon aber war ein
war in den Augen des HERRN, und sie sehr fetter Mann.
vergaßen den HERRN, ihren Gott, und 18 Als er nun die Überreichung des Tri-
dienten den Baalen und Ascherena. 8 Da buts vollzogen hatte, ließ er die Leute ge-
entbrannte der Zorn des HERRN über Is- hen, die den Tribut getragen hatten; 19 er
rael; und er verkaufte sie unter die Hand selbst aber kehrte um bei den Götzenbil-
Kuschan-Rischatajims, des Königs von dern von Gilgal und sprach zu dem Kö-
Aram-Naharajim; und die Kinder Israels nig: Ich habe dir, o König, etwas Gehei-
dienten dem Kuschan-Rischatajim acht mes zu sagen! Er aber sprach: Schweig!
Jahre lang. Und alle, die um ihn her standen, gingen
9 Da schrieen die Kinder Israels zum von ihm hinaus.
HERRN. Und der HERR erweckte den 20 Da kam Ehud zu ihm hinein. Er aber
Kindern Israels einen Retter, der sie saß in seinem kühlen Obergemach,
befreite: Otniel, den Sohn des Kenas, das für ihn allein bestimmt war. Und
des jüngsten Bruders Kalebs. 10 Und Ehud sprach: Ein Wort Gottes habe ich
der Geist des HERRN kam über ihn, an dich! Da stand er von seinem Thron
und er richtete Israel und zog aus zum auf. 21 Ehud aber griff mit seiner linken
Kampf. Und der HERR gab Kuschan- Hand zu und nahm das Schwert von sei-
Rischatajim, den König von Aram, in ner rechten Hüfte und stieß es ihm in den
seine Hand, so daß seine Hand über Bauch, 22 und es fuhr auch der Griff der
Kuschan-Rischatajim mächtig wurde. Klinge hinein, und das Fett schloß sich
11 Da hatte das Land 40 Jahre lang um die Klinge; denn er zog das Schwert
Ruhe. Und Otniel, der Sohn des Kenas, nicht aus seinem Bauch, so daß es ihm
starb. hinten hinausging. 23 Danach ging Ehud
hinaus in den Vorsaal und schloß die
Ehud besiegt Moab Türe des Obergemachs hinter sich zu
12 Und die Kinder Israels taten wieder, und verriegelte sie.
was böse war in den Augen des HERRN. 24 Als er nun hinausgegangen war, ka-
Da stärkte der HERR Eglon, den König der men die Diener; als sie aber sahen, daß
Moabiter, gegen Israel, weil sie taten, was die Türe des Obergemachs verschlossen
in den Augen des HERRN böse war. 13 Und war, sprachen sie: Gewiß bedeckt er sei-
er sammelte um sich die Ammoniter ne Füßeb in dem kühlen Gemach! 25 Und
und die Amalekiter und zog hin und sie warteten so lange, bis sie sich dessen
schlug Israel und nahm die Palmenstadt schämten; und siehe, niemand machte
ein. 14 Und die Kinder Israels dienten die Türe des Obergemachs auf; da nah-
Eglon, dem König von Moab, 18 Jahre men sie den Schlüssel und schlossen
lang. auf; und siehe, da lag ihr Herr tot auf dem
15 Da schrieen die Kinder Israels zum Boden!
HERRN. Und der HERR erweckte ihnen 26 Ehud aber war entkommen, während
einen Retter, Ehud, den Sohn Geras, sie so zögerten, und ging an den Götzen
einen Benjaminiter, der linkshändig vorüber und entkam nach Seira. 27 Und
war. Und die Kinder Israels sandten als er heimkam, blies er in ein Scho-
durch ihn den Tribut an Eglon, den pharhornc auf dem Bergland Ephraim,
König von Moab. 16 Da machte sich und die Söhne Israels zogen mit ihm
Ehud ein zweischneidiges Schwert, eine vom Bergland herab, und er vor ihnen

a (3,7) vgl. Fn. zu 2Mo 34,13. c (3,27) Das hebr. Wort Schophar bezeichnet ein
b (3,24) d.h. verrichtet seine Notdurft. Tierhorn, z.B. vom Widder oder vom Steinbock.
274 RICHTER 3.4
her. 28 Und er sprach zu ihnen: Folgt mir 8 Barak aber sprach zu ihr: Wenn du mit
nach, denn der HERR hat die Moabiter, mir gehst, so will ich gehen; gehst du
eure Feinde, in eure Hand gegeben! Und aber nicht mit mir, so gehe ich nicht! 9 Da
sie folgten ihm und besetzten die Furten sprach sie: Ich will freilich mit dir gehen;
des Jordan gegen Moab hin und ließen aber der Ruhm des Feldzuges, den du
niemand hinüber; 29 und sie schlugen unternimmst, wird nicht dir zufallen;
die Moabiter zu jener Zeit, etwa 10 000 denn der HERR wird Sisera in die Hand
Mann, alles starke und tapfere Männer, einer Frau übergeben! Und Debora
so daß nicht einer entkam. 30 So wurden machte sich auf und zog mit Barak nach
zu jener Zeit die Moabiter unter die Hand Kedesch.
Israels gebracht; und das Land hatte 10 Da berief Barak Sebulon und Naphtali
Ruhe, 80 Jahre lang. nach Kedesch und zog mit 10 000 Mann
Fußvolk hinauf; auch Debora zog mit
Schamgar besiegt die Philister ihm hinauf. 11 Heber aber, der Keniter,
31 Nach ihm trat Schamgar auf, der Sohn hatte sich von den Kenitern, den Söhnen
Anats; der erschlug 600 Philister mit ei- Hobabs, des Schwiegervaters Moses,
nem Rinderstachel; und auch er errettete getrennt und hatte sein Zelt bei der Te-
Israel. rebinthe von Zaanaim neben Kedesch
aufgeschlagen. 12 Und es wurde dem
Debora und Barak Sisera berichtet, daß Barak, der Sohn Abi-
besiegen Jabin und Sisera noams, auf den Berg Tabor gezogen sei.
1Sam 12,9-11
13 Da berief Sisera alle seine Streitwagen,
Als aber Ehud gestorben war, taten 900 eiserne Streitwagen, und das ganze
die Kinder Israels wieder, was böse Volk, das mit ihm war, von Haroset-Go-
war in den Augen des HERRN. 2 Da ver- jim an den Bach Kison.
kaufte sie der HERR in die Hand Jabins, 14 Debora aber sprach zu Barak: Ma-
des Königs der Kanaaniter, der in Hazor che dich auf! Denn dies ist der Tag, an
regierte; und sein Heerführer war Sise- dem der HERR den Sisera in deine Hand
ra, der in Haroset-Gojim wohnte. 3 Da gegeben hat! Ist nicht der HERR vor dir
schrieen die Kinder Israels zum HERRN; ausgezogen? Da stieg Barak vom Berg
denn er hatte 900 eiserne Streitwagen, Tabor hinunter und die 10 000 Mann
und er unterdrückte die Kinder Israels hinter ihm her. 15 Und der HERR brachte
mit Gewalt 20 Jahre lang. Sisera samt allen seinen Streitwagen und
4 Und Debora, eine Prophetin, die Frau seinem ganzen Heer durch die Schärfe
Lapidots, richtete Israel zu jener Zeit. des Schwertes vor Barak in Verwirrung,
5 Und sie saß unter der Debora-Palme so daß Sisera von seinem Streitwagen
[zu Gericht], zwischen Rama und Bethel, sprang und zu Fuß floh. 16 Barak aber
auf dem Bergland Ephraim, und die jagte den Streitwagen und dem Heer
Kinder Israels kamen zu ihr hinauf vor nach bis nach Haroset-Gojim; und das
Gericht. 6 Und sie sandte hin und ließ ganze Heer Siseras fiel durch die Schärfe
Barak rufen, den Sohn Abinoams, von des Schwertes, so daß nicht einer übrig-
Kedesch-Naphtali, und sprach zu ihm: blieb.
Hat nicht der HERR, der Gott Israels, ge-
boten: Geh hin und zieh auf den Berg Jael tötet Sisera
Tabor; und nimm mit dir 10 000 Mann 17 Sisera aber floh zu Fuß zum Zelt Jaels,
von den Söhnen Naphtalis und von den der Frau Hebers, des Keniters; denn Ja-
Söhnen Sebulons! 7 Denn ich will Sisera, bin, der König von Hazor, und das Haus
den Heerführer Jabins, mit seinen Streit- Hebers, des Keniters, hatten Frieden mit-
wagen und mit seinen Heerhaufen zu dir einander. 18 Jael aber trat heraus, dem
an den Bach Kison ziehen lassen und ihn Sisera entgegen, und sprach zu ihm: Keh-
in deine Hand geben. re ein, mein Herr, kehre ein zu mir und
RICHTER 4.5 275
fürchte dich nicht! Und er kehrte bei ihr ja die Wolken troffen vom Wasser.
ein ins Zelt, und sie deckte ihn mit einer 5 Die Berge zerflossen vor dem HERRN,
Decke zu. 19 Er aber sprach zu ihr: Gib der Sinai dort zerfloß vor dem HERRN,
mir doch ein wenig Wasser zu trinken; dem Gott Israels.
denn ich bin durstig! Da öffnete sie den 6 Zu den Zeiten Schamgars, des Sohnes
Milchschlauch und gab ihm zu trinken Anats,
und deckte ihn [wieder] zu. 20 Und er zu den Zeiten Jaels waren die Wege
sprach zu ihr: Stelle dich an den Eingang verödet;
des Zeltes, und wenn jemand kommt und die Wanderer gingen auf
und dich fragt und spricht: Ist jemand Schleichwegen.a
hier? so sage: Nein! 7 Es fehlten Führer in Israel, sie fehlten,
21 Da nahm Jael, die Frau Hebers, einen bis ich, Debora, aufstand,
Zeltpflock und einen Hammer zur Hand bis ich aufstand, eine Mutter in Israel.
und ging leise zu ihm hinein und schlug 8 Es erwählte sich neue Götter,
ihm den Pflock durch die Schläfe, so da war Krieg in ihren Toren.
daß er in die Erde drang. Er aber war Wurden wohl Schild und Speer gesehen
vor Müdigkeit fest eingeschlafen; und er unter vierzigtausend in Israel?
starb. 22 Und siehe, da kam Barak, der 9 Mein Herz gehört den Anführern
den Sisera verfolgte; Jael aber trat heraus, Israels,
ihm entgegen, und sprach zu ihm: Komm den Freiwilligen unter dem Volk.
her, ich will dir den Mann zeigen, den du Lobt den HERRN!
suchst! Und als er zu ihr hineinkam, lag 10 Die ihr auf weißen Eselinnen reitet,
Sisera tot da, und der Pflock steckte in die ihr auf Decken sitzt,
seiner Schläfe. und die ihr auf dem Weg geht, denkt
23 So demütigte Gott zu jener Zeit Jabin, nach!
den König von Kanaan, vor den Kindern 11 Fern vom Lärm der Bogenschützen,
Israels. 24 Und die Hand der Kinder Isra- zwischen den Schöpfrinnen,
els lastete je länger je schwerer auf Jabin, dort soll man preisen die gerechten
dem König von Kanaan, bis sie ihn völlig Taten des HERRN,
vernichtet hatten. die gerechten Taten seines Führers
in Israel!
Das Siegeslied Deboras und Baraks Dann wird das Volk des HERRN zu den
Da sangen Debora und Barak, der Toren hinabziehen.
Sohn des Abinoam, in jener Zeit die- 12 Wach auf, wach auf, Debora;
ses Lied: wach auf, wach auf und sing ein Lied!
2 »Daß Führer anführten in Israel, Mach dich auf, Barak,
daß sich das Volk willig zeigte, und führe deine Gefangenen ab,
dafür preist den HERRN! du Sohn Abinoams!
3 Hört zu, ihr Könige, horcht auf, 13 Da stieg der Überrest der Edlen des
ihr Fürsten! Volkes hinunter,
Ich will, ja ich will dem HERRN singen! der HERR selbst fuhr herab zu mir unter
Ich will spielen dem HERRN, dem Gott den Helden.
Israels. 14 Von Ephraim zogen herab, deren
4 O HERR, als du von Seir auszogst, Wurzelb gegen Amalek ist;
als du einhergingst vom Gebiet Edoms, hinter dir her Benjamin inmitten deiner
da erzitterte die Erde und der Himmel Volksstämme;
troff, von Machir kamen Befehlshaber,

a (5,6) d.h. man konnte wegen der unsicheren Lage b (5,14) Andere übersetzen: deren Stammsitz (vgl. Ri
nicht mehr auf den öffentlichen Wegen reisen, 12,15).
sondern mußte querfeldein gehen.
276 RICHTER 5.6
und von Sebulon, die den Zählstab 26 Sie streckte ihre Hand aus nach dem
handhabten. Pflock,
15 Auch die Fürsten von Issaschar ihre Rechte nach dem Arbeitshammer.
hielten es mit Debora; Sie schlug Sisera mit dem Hammer,
und Issaschar wurde wie Barak; zerschmetterte sein Haupt,
ins Tal folgte er ihm auf dem Fuß. sie zermalmte und durchbohrte seine
An den Bächen Rubens Schläfe.
gab es schwere Herzensentschlüsse. 27 Er krümmte sich zu ihren Füßen,
16 Warum bist du zwischen den Hürden fiel nieder und lag da;
geblieben, zu ihren Füßen krümmte er sich und
um das Flötenspiel bei der Herde zu fiel;
hören? wo er sich krümmte, da fiel er
An den Bächen Rubens gab es schwere erschlagen hin.
Herzenserwägungen. 28 Durchs Fenster schaute sie aus und
17 Gilead verblieb jenseits des Jordan; schrie klagend,
und Dan, warum hielt er sich bei den die Mutter Siseras [schaute] durchs
Schiffen auf? Gitter:
Asser saß am Ufer des Meeres ›Warum kommt sein Streitwagen so
und verblieb an seinen Buchten. lange nicht?
18 Sebulon aber ist das Volk, das sein Warum verspätet sich so sein Gespann?‹
Leben dem Tod preisgibt; 29 Die Klugen unter ihren Edelfrauen
auch Naphtali auf den Anhöhen des antworteten
Feldes. — und auch sie selbst gibt sich die
19 Die Könige kamen und kämpften; Antwort:
da kämpften die Könige der Kanaaniter 30 ›Sollten sie nicht Beute finden und
bei Taanach am Wasser von Megiddo — verteilen?
Beute in Silber machten sie nicht. Ein oder zwei Mädchen für jeden Mann?
20 Die Sterne am Himmel kämpften Beute von bunten Kleidern für Sisera?
mit, Beute von bunt gewirkten Kleidern,
von ihren Bahnen aus kämpften sie zwei bunt gewirkte Kleider für die Hälse
gegen Sisera. der Geraubten?‹
21 Der Bach Kison riß sie fort, 31 So müssen alle deine Feinde
der uralte Bach, der Bach Kison. umkommen, o HERR!
Meine Seele, tritt kräftig auf! Die aber Ihn lieben, sollen sein wie
22 Da stampften die Hufe der Rosse die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer
von dem Jagen, dem Jagen seiner Edlen. Macht!«
23 Verflucht [die Stadt] Meros! sprach Und das Land hatte Ruhe, 40 Jahre lang.
der Engel des HERRN;
ja, verflucht, verflucht nur seine Bürger, Israels Ungehorsam.
weil sie dem HERRN nicht zu Hilfe Unterdrückung durch die Midianiter
gekommen sind, Und die Kinder Israels taten [wieder],
dem HERRN zu Hilfe mit den Helden! was böse war in den Augen des HERRN;
24 Gesegnet sei Jael vor allen Frauen, da gab sie der HERR in die Hand der
die Frau Hebers, des Keniters; Midianiter, sieben Jahre lang. 2 Und als
gesegnet sei sie vor allen Frauen im die Hand der Midianiter zu stark wurde
Zelt! über Israel, bereiteten sich die Kinder
25 Milch gab sie, als er Wasser erbat, Israels zum Schutz vor den Midianitern
geronnene Milch brachte sie Schlupfwinkel in den Bergen, Höhlen
in prächtiger Schale. und Bergfestena.

a (6,2) d.h. Befestigungen auf schwer zugänglichen Berghöhen.


RICHTER 6 277
3 Und es geschah, wenn Israel etwas ge- uns der HERR verlassen und in die Hand
sät hatte, so kamen die Midianiter und der Midianiter gegeben!
Amalekiter und die Söhne des Ostensa 14 Der HERR aber wandte sich zu ihm
gegen sie herauf; 4 und sie lagerten sich und sprach: Geh hin in dieser deiner
gegen sie und verwüsteten den Ertrag Kraft! Du sollst Israel aus der Hand der
des Landes bis hin nach Gaza und ließen Midianiter erretten! Habe ich dich nicht
keine Lebensmittel übrig in Israel, auch gesandt? 15 Er aber sprach zu ihm: Ach,
keine Schafe, Rinder und Esel; 5 denn mein Herr, womit soll ich Israel erretten?
sie kamen samt ihrem Vieh und ihren Siehe, meine Sippe ist die geringste in
Zelten herauf wie eine große Menge Heu- Manasse, und ich bin der Kleinste im
schrecken, so daß weder sie noch ihre Haus meines Vaters! 16 Der HERR aber
Kamele zu zählen waren; und sie fielen sprach zu ihm: Weil ich mit dir sein will,
in das Land ein, um es zu verheeren. 6 So wirst du die Midianiter schlagen wie
wurde Israel durch die Midianiter sehr einen einzigen Mann! 17 Er aber sprach
geschwächt. Da schrieen die Kinder Isra- zu ihm: Wenn ich denn Gnade vor dir ge-
els zum HERRN. funden habe, so gib mir ein Zeichen, daß
7 Als aber die Kinder Israels wegen der du es bist, der mit mir redet. 18 Weiche
Midianiter zum HERRN schrieen, 8 da doch nicht von hier, bis ich wieder zu dir
sandte der HERR einen Propheten zu den komme und meine Gabe bringe und sie
Kindern Israels, der sprach zu ihnen: »So dir vorsetze! Er sprach: Ich will bleiben,
spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe bis du wiederkommst!
euch aus Ägypten herausgeführt und 19 Und Gideon ging hin und bereitete
euch aus dem Haus der Knechtschaft ein Ziegenböcklein zu und ungesäuertes
gebracht, 9 und ich habe euch errettet aus Brot von einem Epha Mehl; das Fleisch
der Hand der Ägypter und aus der Hand legte er in einen Korb und goß die Brü-
aller derer, die euch bedrängten, und ich he in einen Topf und brachte es zu ihm
habe sie vor euch her vertrieben und euch heraus unter die Terebinthe und legte es
ihr Land gegeben. 10 Und ich sprach zu ihm vor. 20 Aber der Engel Gottes sprach
euch: Ich bin der HERR, euer Gott! Ihr sollt zu ihm: Nimm das Fleisch und das unge-
die Götter der Amoriter nicht verehren, in säuerte Brot und lege es auf den Felsen
deren Land ihr wohnt! Aber ihr habt mei- hier und gieße die Brühe darüber! Und
ner Stimme nicht gehorcht!« er machte es so. 21 Da streckte der Engel
des HERRN die Spitze des Stabes aus, den
Der HERR beruft Gideon er in der Hand hatte, und berührte damit
11 Und der Engel des HERRN kam und das Fleisch und das ungesäuerte Brot. Da
setzte sich unter die Terebinthe bei stieg Feuer auf von dem Felsen und ver-
Ophra; die gehörte Joas, dem Abiesriter. zehrte das Fleisch und das Ungesäuerte.
Und sein Sohn Gideon drosch Weizen in Und der Engel des HERRN verschwand vor
der Kelter, um ihn vor den Midianitern seinen Augen.
in Sicherheit zu bringen. 12 Da erschien 22 Als nun Gideon sah, daß es der Engel
ihm der Engel des HERRN und sprach des HERRN war, sprach er: Wehe, mein Herr,
zu ihm: Der HERR ist mit dir, du tapferer HERR! Ich habe ja den Engel des HERRN von
Held! 13 Gideon aber sprach zu ihm: Ach, Angesicht zu Angesicht gesehen! 23 Aber
mein Herr, wenn der HERR mit uns ist, der HERR sprach zu ihm: Friede sei mit
warum hat uns dann dies alles getroffen? dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht
Und wo sind alle seine Wunder, von de- sterben! 24 Da baute Gideon dem HERRN
nen uns unsere Väter erzählten, indem dort einen Altar und nannte ihn: »Der
sie sprachen: »Hat der HERR uns nicht aus HERR ist Friede«; der steht noch bis zum
Ägypten herausgeführt?« Nun aber hat heutigen Tag in Ophra der Abiesriter.

a (6,3) eine Bezeichnung für Nomaden der syrischen Wüste.


278 RICHTER 6.7
Der Altar Baals wird niedergerissen und sich in der Ebene Jesreel lagerten,
1Sam 7,3-17 34 da rüstete der Geist des HERRN den Gi-
25 Und in jener Nacht sprach der HERR zu deon aus; und er stieß ins Schopharhorn,
ihm: Nimm den Stier, der deinem Vater und die Abiesriter wurden zusammenge-
gehört, und zwar den zweiten Stier, der rufen, daß sie ihm nachfolgten; 35 und er
siebenjährig ist, und reiße den Altar des sandte Boten in ganz Manasse umher,
Baal nieder, der deinem Vater gehört, und auch sie wurden zusammengerufen,
und haue das Aschera-Standbild um, daß sie ihm nachfolgen sollten; und er
das dabei ist, 26 und baue dem HERRN, sandte Boten nach Asser und Sebulon
deinem Gott, oben auf dem Gipfel dieser und Naphtali; die zogen ihnen auch
Bergfeste durch Aufschichtung einen entgegen.
Altar; und nimm den zweiten Stier und 36 Und Gideon sprach zu Gott: Wenn du
opfere ein Brandopfer mit dem Holz des Israel durch meine Hand retten willst,
Aschera-Standbildes, das du umhauen wie du gesagt hast, 37 siehe, so will ich
wirst! ein Wollvließa auf die Tenne legen. Wenn
27 Da nahm Gideon zehn Männer von der Tau nur auf dem Vließ sein, der ganze
seinen Knechten und machte es so, wie Boden ringsum aber trocken bleiben
der HERR es ihm gesagt hatte; weil er sich wird, so werde ich erkennen, daß du
aber vor dem Haus seines Vaters und vor Israel durch meine Hand erretten wirst,
den Leuten der Stadt fürchtete, dies bei wie du gesagt hast. 38 Und es geschah
Tag zu tun, tat er es bei Nacht. 28 Als nun so; denn als er am anderen Morgen früh
die Leute der Stadt am Morgen früh auf- aufstand und das Vließ ausdrückte, da
standen, siehe, da war der Altar des Baal konnte er Tau aus dem Vließ pressen,
niedergerissen und das Aschera-Stand- eine ganze Schale voll Wasser. 39 Und Gi-
bild dabei umgehauen, und der zweite deon sprach zu Gott: Dein Zorn entbren-
Stier war als Brandopfer auf dem neu- ne nicht gegen mich, daß ich nur noch
erbauten Altar geopfert worden. 29 Da einmal rede; ich will es nur noch einmal
sprachen sie zueinander: Wer hat das versuchen mit dem Vließ: Das Vließ allein
getan? Und als sie forschten und nach- soll trocken bleiben und Tau liegen auf
fragten, wurde gesagt: Gideon, der Sohn dem ganzen übrigen Boden! 40 Und Gott
des Joas, hat es getan! machte es so in jener Nacht: allein das
30 Da sprachen die Leute der Stadt zu Joas: Vließ blieb trocken, und Tau lag auf dem
Gib deinen Sohn heraus! Er muß sterben, ganzen übrigen Boden.
weil er den Altar des Baal niedergerissen
und das Aschera-Standbild daneben um- Gott erwählt sich 300
gehauen hat! 31 Joas aber sprach zu allen, aus Gideons Streitmacht
die bei ihm standen: Wollt ihr für Baal Da machte sich Jerub-Baal, das ist Gi-
einen Rechtsstreit führen? Wollt ihr ihn deon, früh auf mit dem ganzen Volk,
erretten? Wer für ihn einen Rechtsstreit das bei ihm war, und sie lagerten sich bei
führt, der soll bis morgen sterben! Ist er der Quelle Harod; das Lager der Midiani-
Gott, so soll er einen Rechtsstreit für sich ter aber befand sich nördlich von ihm,
selbst führen, weil sein Altar niedergeris- beim Hügel More, in der Ebene.
sen ist! 32 Von dem Tag an nannte man 2 Der HERR aber sprach zu Gideon: Das
ihn Jerub-Baal, indem man sprach: Baal Volk, das bei dir ist, ist zu zahlreich, als
führe mit ihm einen Rechtsstreit, weil er daß ich Midian in seine Hand geben
seinen Altar niedergerissen hat! könnte. Israel könnte sich sonst gegen
33 Als sich nun alle Midianiter und Ama- mich rühmen und sagen: Meine [eigene]
lekiter und die Söhne des Ostens verei- Hand hat mich gerettet! 3 So rufe nun vor
nigt hatten und herübergezogen waren den Ohren des Volkes aus und sage: Wer
sich fürchtet und wem graut, der kehre
a (6,37) d.h. geschorene Schafwolle. um und flüchte schnell vom Bergland
RICHTER 7 279
Gilead! Da kehrten etwa 22 000 vom Volk Laib Gerstenbrot wälzte sich zum Lager
um, so daß nur 10 000 übrigblieben. 4 Und der Midianiter; und als er an die Zelte
der HERR sprach zu Gideon: Das Volk ist kam, schlug er sie und warf sie nieder, so
noch zu zahlreich! Führe sie hinab an das daß sie umstürzten; und er kehrte sie um,
Wasser; dort will ich sie dir prüfen; und das Unterste zuoberst, und die Zelte la-
von welchem ich dir sagen werde, daß er gen da! 14 Da antwortete der andere: Das
mit dir ziehen soll, der soll mit dir ziehen; ist nichts anderes als das Schwert Gide-
von welchem ich aber sagen werde, daß ons, des Sohnes des Joas, des Israeliten:
er nicht mit dir ziehen soll, der soll nicht Gott hat die Midianiter samt dem ganzen
ziehen! 5 Und er führte das Volk an das Lager in seine Hand gegeben!
Wasser hinab. Und der HERR sprach zu
Gideon: Wer mit seiner Zunge von dem Der Kampf gegen die Midianiter
Wasser leckt, wie ein Hund leckt, den 15 Als nun Gideon die Erzählung des
stelle gesondert für sich auf; ebenso, wer Traumes und seine Auslegung hörte, da
auf seine Knie fällt, um zu trinken! 6 Da betete er an. Und er kehrte wieder in das
war die Zahl derer, die von der Hand in Lager Israels zurück und sprach: Macht
den Mund geleckt hatten, 300 Mann; alles euch auf, denn der HERR hat das Lager der
übrige Volk war auf die Knie gefallen, um Midianiter in eure Hand gegeben! 16 Und
Wasser zu trinken. er teilte die 300 Mann in drei Abteilungen
7 Und der HERR sprach zu Gideon: Durch und gab ihnen allen Schopharhörner in
die dreihundert, die geleckt haben, will die Hand und leere Krüge und brennen-
ich euch erretten und die Midianiter in de Fackeln darin; 17 und er sprach zu
deine Hand geben; aber das ganze üb- ihnen: Schaut auf mich, und macht es
rige Volk soll nach Hause gehen! 8 Und ebenso! Siehe, wenn ich an den Rand des
sie nahmen die Verpflegung des Volkes Heerlagers komme, so macht auch ihr es,
an sich und ihre Schopharhörner; aber wie ich es mache! 18 Wenn ich und alle,
die anderen Israeliten ließ er alle gehen, die mit mir sind, in die Hörner stoßen, so
jeden in sein Zelt; und er behielt die 300 sollt auch ihr rings um das ganze Lager in
Mann bei sich. Das Lager der Midianiter die Hörner stoßen und rufen: »Für den
aber war unter ihm, in der Ebene. HERRN und Gideon!«
9 Und der HERR sprach in derselben Nacht 19 Als nun Gideon und die 100 Mann, die
zu ihm: »Steh auf und geh ins Lager hin- bei ihm waren, an den Rand des Heer-
ab; denn ich habe es in deine Hand gege- lagers kamen, zu Beginn der mittleren
ben! 10 Fürchtest du dich aber hinabzu- Nachtwache, als man eben die Wachen
gehen, so laß deinen Burschen Pura mit aufgestellt hatte, stießen sie in die Hör-
dir ins Lager hinuntersteigen, 11 damit ner und zerschlugen die Krüge in ihren
du hörst, was sie reden. Dann werden Händen. 20 Da stießen alle drei Abtei-
deine Hände erstarken, daß du gegen das lungen in die Hörner und zerbrachen die
Lager hinabziehen wirst!« Da stieg Gide- Krüge. Sie hielten aber mit ihrer linken
on mit seinem Burschen Pura hinunter, Hand die Fackeln und in ihrer rechten
bis zu den äußersten Vorposten, die zum Hand die Hörner zum Blasen, und sie
Lager gehörten. riefen: Ein Schwert für den HERRN und
12 Die Midianiter aber und die Amaleki- für Gideon! 21 Und jeder blieb an seinem
ter und alle Söhne des Ostens waren in Platz stehen um das Lager her; aber das
die Ebene eingefallen wie eine Menge ganze Lager rannte, schrie und floh.
Heuschrecken; und ihre Kamele waren 22 Denn während die dreihundert in die
vor Menge nicht zu zählen, wie der Sand Hörner stießen, richtete der HERR in dem
am Ufer des Meeres. 13 Als nun Gideon ganzen Lager das Schwert eines jeden ge-
kam, siehe, da erzählte einer dem ande- gen den anderen. Und das Heer floh bis
ren einen Traum und sprach: Siehe, ich Beth-Sitta, gegen Zererat, bis an das Ufer
habe einen Traum gehabt; und siehe, ein von Abel-Mechola, bei Tabbat.
280 RICHTER 7.8
23 Und die Männer Israels von Naphtali von dort nach Pnuel hinauf und redete
und Asser und von ganz Manasse wurden mit ihnen in gleicher Weise. Und die
aufgeboten und jagten den Midianitern Leute von Pnuel antworteten ihm wie
nach. 24 Und Gideon hatte Boten auf das die von Sukkot. 9 Da sprach er auch zu
ganze Bergland Ephraim gesandt und den Leuten von Pnuel: Komme ich mit
sagen lassen: Kommt herab, den Midi- Frieden wieder, so will ich diesen Turm
anitern entgegen, und besetzt vor ihnen niederreißen!
das Wasser bis nach Beth-Bara, nämlich 10 Aber Sebach und Zalmunna waren
den Jordan! Da wurden alle Männer von mit ihrem Heer in Karkor, etwa 15 000,
Ephraim aufgeboten und besetzten vor der ganze Rest vom Heer der Söhne des
ihnen das Wasser bis nach Beth-Bara und Ostens; denn 120 000, die das Schwert
besetzten den Jordan. 25 Und sie fingen ziehen konnten, waren gefallen. 11 Und
zwei Fürsten der Midianiter, Oreb und Gideon zog hinauf auf der Straße derer,
Seb; und sie töteten Oreb an dem Felsen die in Zelten wohnen östlich von Nobach
Oreb, und Seb in der Kelter Seb, und sie und Jogbeha; und er schlug das Lager,
verfolgten die Midianiter und brachten denn das Heer war sorglos. 12 Und als
die Köpfe Orebs und Sebs zu Gideon Sebach und Zalmunna flohen, jagte er
über den Jordan. ihnen nach und fing die beiden Könige
der Midianiter, Sebach und Zalmun-
Die Verfolgung des Rests der Midianiter. na, und er versetzte das ganze Heer in
Strafgericht über untreue Städte in Israel Schrecken.
Aber die Männer von Ephraim spra- 13 Und Gideon, der Sohn des Joas, kehrte
chen zu ihm: Warum hast du uns das um von der Schlacht beim Aufstieg von
angetan, daß du uns nicht gerufen hast, Heres. 14 Und er fing einen Knaben von
als du gegen die Midianiter in den Kampf den Leuten von Sukkot und fragte ihn
gezogen bist? Und sie stritten heftig mit aus; der schrieb ihm die Obersten von
ihm. 2 Er aber sprach zu ihnen: Was habe Sukkot und ihre Ältesten auf, 77 Mann.
ich jetzt getan, das eurer Tat gleich wäre? 15 Und er kam zu den Leuten von Sukkot
Ist nicht die Nachlese Ephraims besser und sprach: Siehe, hier sind Sebach und
als die Weinlese Abiesers? 3 Gott hat die Zalmunna, wegen denen ihr über mich
Fürsten der Midianiter, Oreb und Seb, gespottet und gesprochen habt: »Ist
in eure Hand gegeben; wie hätte ich tun denn die Faust Sebachs und Zalmunnas
können, was ihr getan habt? Als er dies schon in deiner Hand, daß wir deinen
sagte, ließ ihr Zorn von ihm ab. Leuten, die müde sind, Brot geben
4 Als nun Gideon an den Jordan kam, ging sollten?« 16 Und er ließ die Ältesten der
er hinüber mit den 300 Mann, die bei Stadt ergreifen und ließ Dornen aus der
ihm waren; die waren müde und setzten Wüste und Disteln holen und züchtigte
dennoch die Verfolgung fort. 5 Und er die Leute von Sukkot damit. 17 Den Turm
sprach zu den Leuten von Sukkot: Gebt von Pnuel aber riß er nieder und tötete
doch dem Volk, das bei mir ist, einige die Leute der Stadt.
Laibe Brot, denn sie sind erschöpft, und 18 Und er sprach zu Sebach und Zal-
ich jage den Königen der Midianiter, munna: Wie waren die Männer, die ihr
Sebach und Zalmunna, nach! 6 Aber in Tabor erschlagen habt? Sie sprachen:
die Obersten von Sukkot sprachen: Ist Sie waren wie du, ein jeder so schön wie
denn die Faust Sebachs und Zalmunnas Königssöhne! 19 Er aber sprach: Das sind
schon in deiner Hand, daß wir deinem meine Brüder, die Söhne meiner Mutter
Heer Brot geben sollen? 7 Gideon sprach: gewesen. So wahr der HERR lebt, wenn ihr
Wohlan, wenn der HERR Sebach und Zal- die hättet leben lassen, so würde ich euch
munna in meine Hand gibt, so will ich nicht töten! 20 Und er sprach zu seinem
euer Fleisch mit Dornen aus der Wüste erstgeborenen Sohn Jeter: Steh auf und
und mit Disteln dreschen! 8 Und er zog erschlage sie! Aber der Knabe zog sein
RICHTER 8.9 281
Schwert nicht; denn er fürchtete sich, in Sichem hatte, gebar ihm auch einen
weil er noch jung war. 21 Sebach aber Sohn, dem gab er den Namen Abime-
und Zalmunna sprachen zu Gideon: Steh lech. 32 Und Gideon, der Sohn des Joas,
du auf und erschlage uns; denn wie der starb in gutem Alter und wurde in Ophra
Mann, so seine Kraft! Da stand Gideon begraben, im Grab seines Vaters Joas, des
auf und tötete Sebach und Zalmunna; Abiesriters.
und er nahm die Halbmonde, die an den 33 Als aber Gideon gestorben war, kehr-
Hälsen ihrer Kamele waren. ten die Kinder Israels um und hurten
[wieder] den Baalen nach und machten
Gideons weiterer Richterdienst den Baal-Berit zu ihrem Gott. 34 So ge-
22 Da sprachen die Männer Israels zu dachten die Kinder Israels nicht an den
Gideon: Herrsche über uns, du und dein HERRN, ihren Gott, der sie aus der Hand
Sohn und der Sohn deines Sohnes, weil aller ihrer Feinde ringsum errettet hatte,
du uns aus der Hand der Midianiter 35 und sie erwiesen keine Güte an dem
errettet hast! 23 Aber Gideon sprach zu Haus Jerub-Baal-Gideons, trotz allen
ihnen: Ich will nicht über euch herr- Wohltaten, die er an Israel getan hatte.
schen, mein Sohn soll auch nicht über
euch herrschen; der HERR soll über euch Abimelech ermordet seine Brüder
herrschen! und erhebt sich selbst zum König
24 Und Gideon sprach zu ihnen: Eins Abimelech aber, der Sohn Jerub-Baals,
erbitte ich von euch: Gebt mir jeder die ging hin nach Sichem, zu den Brüdern
Ohrringe, die er erbeutet hat! Denn weil seiner Mutter, und redete mit ihnen und
sie Ismaeliter waren, hatten sie goldene mit dem ganzen Geschlecht des Vater-
Ohrringe. 25 Sie sprachen: Die wollen hauses seiner Mutter und sprach: 2 Redet
wir dir gerne geben! Und sie breiteten ein doch vor den Ohren aller Bürger von
Gewand aus, und jeder warf die Ohrringe Sichem: Was ist besser für euch, daß 70
von der Beute darauf. 26 Und die golde- Männer, alle Söhne Jerub-Baals, über
nen Ohrringe, die er erbeten hatte, hat- euch herrschen, oder daß ein Mann über
ten ein Gewicht von 1 700 Schekel Gold, euch herrscht? Denkt auch daran, daß
ohne die Halbmonde und Ohrengehänge ich euer Gebein und Fleisch bin!
und Purpurkleider, welche die Könige der 3 Da redeten die Brüder seiner Mutter alle
Midianiter getragen hatten, und ohne seine Worte vor den Ohren aller Bürger
den Halsschmuck ihrer Kamele. von Sichem. Und ihr Herz neigte sich
27 Und Gideon machte ein Ephoda dar- Abimelech zu, denn sie sagten: Er ist
aus und stellte es in seiner Stadt auf, in unser Bruder! 4 Und sie gaben ihm 70 Sil-
Ophra. Und ganz Israel hurte ihm dort berlinge aus dem Tempel des Baal-Berit.
nach. Und das wurde zum Fallstrick für Und Abimelech warb damit nichtsnutzi-
Gideon und sein Haus. ge und leichtfertige Männer an, die ihm
28 Die Midianiter aber waren vor den nachfolgten. 5 Und er kam in das Haus
Söhnen Israels gedemütigt worden und seines Vaters nach Ophra und tötete seine
erhoben ihr Haupt nicht mehr; und das Brüder, die Söhne Jerub-Baals, 70 Männer
Land hatte 40 Jahre lang Ruhe, solange auf einem Stein. Jotam aber, der jüngste
Gideon lebte. 29 Und Jerub-Baal, der Sohn Jerub-Baals, blieb übrig; denn er
Sohn des Joas, ging hin und wohnte in hatte sich versteckt. 6 Und alle Bürger von
seinem Haus. 30 Gideon hatte aber 70 Sichem und das ganze Haus Millo versam-
Söhne, die aus seinen Lenden hervor- melten sich und gingen hin und machten
gegangen waren, denn er hatte viele Abimelech zum König bei der Terebinthe
Frauen. 31 Und seine Nebenfrau, die er des Denkmalsb, die in Sichem steht.

a (8,27) Das Ephod war ein prächtiges priesterliches b (9,6) d.h. des Gedenksteins, den Josua aufstellen ließ
Gewand (vgl. 2Mo 28). (vgl. Jos 24,26-27).
282 RICHTER 9
Das Gleichnis Jotams redlich gehandelt habt, so erlebt Freude
7 Als dies Jotam berichtet wurde, ging an Abimelech, und er erlebe Freude an
er hin und trat auf die Höhe des Berges euch! 20 Wenn aber nicht, so gehe Feuer
Garizim; und er erhob seine Stimme, rief aus von Abimelech und verzehre die Bür-
und sprach zu ihnen: »Hört mir zu, ihr ger von Sichem und das Haus Millo; und
Bürger von Sichem, so wird Gott auch auf es gehe auch Feuer aus von den Bürgern
euch hören! von Sichem und vom Haus Millo und
8 Die Bäume gingen hin, um einen König verzehre den Abimelech!«
über sich zu salben, und sie sprachen 21 Danach floh Jotam und entkam, und
zum Ölbaum: Sei unser König! 9 Aber der er ging nach Beer und wohnte dort, aus
Ölbaum antwortete ihnen: Soll ich meine Furcht vor seinem Bruder Abimelech.
Fettigkeit lassen, die Götter und Men-
schen an mir preisen, und hingehen, um Gottes Strafgericht über Sichem.
die Bäume zu beschirmen? 10 Da spra- Das Ende Abimelechs
chen die Bäume zum Feigenbaum: 22 Als nun Abimelech drei Jahre lang über
Komm du und sei König über uns! 11 Aber Israel geherrscht hatte, 23 da sandte Gott
der Feigenbaum sprach zu ihnen: Soll ich einen bösen Geist zwischen Abimelech
meine Süßigkeit lassen und meine gute und die Bürger von Sichem; und die
Frucht und hingehen, um die Bäume zu Männer von Sichem fielen von Abime-
beschirmen? 12 Da sprachen die Bäume lech ab, 24 damit die an den 70 Söhnen
zum Weinstock: Komm du und sei unser Jerub-Baals begangene Gewalttat und ihr
König! 13 Aber der Weinstock sprach zu Blut über ihren Bruder Abimelech kom-
ihnen: Soll ich meinen Most lassen, der me, der sie ermordet hatte, und auf ihn
Götter und Menschen erfreut, und hinge- gelegt würde, auch über die Bürger von
hen, um die Bäume zu beschirmen? 14 Da Sichem, die seine Hände gestärkt hatten,
sprachen alle Bäume zum Dornbusch: so daß er seine Brüder ermordete. 25 Und
Komm du und sei König über uns! 15 Und die Bürger von Sichem bestellten Wegela-
der Dornbusch sprach zu den Bäumen: gerer gegen ihn auf den Gipfeln der Ber-
Wollt ihr mich wirklich zum König über ge, die beraubten alle, die auf der Straße
euch salben, so kommt und nehmt Zu- bei ihnen vorüberzogen. Und es wurde
flucht unter meinem Schatten! Wenn dem Abimelech berichtet.
aber nicht, so soll Feuer ausgehen vom 26 Gaal aber, der Sohn Ebeds, und seine
Dornbusch und die Zedern des Libanon Brüder kamen und siedelten nach Si-
verzehren! chem über, und die Bürger von Sichem
16 Wenn ihr nun treu und redlich ge- verließen sich auf ihn; 27 und sie zogen
handelt habt damit, daß ihr Abimelech hinaus aufs Feld und lasen ihre Wein-
zum König gemacht habt, und wenn ihr berge ab und kelterten; und dann feier-
Gutes getan habt an Jerub-Baal und an ten sie ein Erntefest und gingen in das
seinem Haus, und ihm getan habt, wie Haus ihres Gottes und aßen und tranken
er es verdient hat — 17 er, mein Vater, und verfluchten den Abimelech. 28 Und
der für euch gekämpft und seine Seele Gaal, der Sohn Ebeds, sprach: Wer ist
hingegeben hat, um euch aus der Hand Abimelech? Und wer ist Sichem, daß wir
der Midianiter zu erretten; 18 während ihm dienen sollten? Ist er nicht der Sohn
ihr euch heute gegen das Haus meines Jerub-Baals, und Sebul sein Statthalter?
Vaters aufgelehnt und seine Söhne er- Dient den Männern Hemors, des Vaters
mordet habt, 70 Männer auf einem Stein, Sichems! Denn warum sollten wir jenem
und den Abimelech, den Sohn seiner dienen? 29 Wenn dieses Volk doch unter
Magd, über die Bürger von Sichem zum meiner Hand wäre, so würde ich den Abi-
König gemacht habt, weil er euer Bruder melech beseitigen! Und er sagte von Abi-
ist —, 19 wenn ihr also an diesem Tag an melech: Rücke du [nur] mit zahlreicher
Jerub-Baal und an seinem Haus treu und Mannschaft aus!
RICHTER 9 283
30 Als aber Sebul, der Oberste der Stadt, das Volk aus der Stadt ging, überfiel er sie
die Worte Gaals, des Sohnes Ebeds, hörte, und schlug sie. 44 Denn Abimelech und
entbrannte sein Zorn; 31 und er sandte der Heeresteil, der bei ihm war, überfielen
insgeheim Boten zu Abimelech und ließ sie und traten an den Eingang des Stadt-
ihm sagen: Siehe, Gaal, der Sohn Ebeds, tors; die zwei anderen Abteilungen aber
und seine Brüder sind nach Sichem ge- überfielen alle, die auf dem Feld waren,
kommen, und siehe, sie wiegeln die Stadt und erschlugen sie. 45 Und Abimelech
gegen dich auf! 32 So mache dich nun kämpfte gegen die Stadt jenen ganzen Tag;
auf bei Nacht, du und das Volk, das bei und er eroberte die Stadt und brachte das
dir ist, und lege dich auf dem Feld in den Volk um, das darin war, und zerstörte die
Hinterhalt. 33 Und am Morgen, wenn die Stadt und streute Salz darauf.
Sonne aufgeht, mache dich früh auf und 46 Als die Insassen der Burg von Sichem
überfalle die Stadt; wenn dann er und das dies hörten, gingen sie in den Saal des
Volk, das bei ihm ist, dir entgegenziehen, Hauses ihres Gottes Berit. 47 Als aber
so verfahre mit ihm, wie es sich für dich Abimelech hörte, daß sich alle Insas-
ergibt! sen der Burg von Sichem versammelt
34 Da stand Abimelech bei Nacht auf, hatten, 48 da ging er mit all seinem Volk,
und alles Volk, das bei ihm war, und sie das bei ihm war, auf den Berg Zalmon;
legten einen Hinterhalt gegen Sichem in und Abimelech nahm eine Axt zur Hand
vier Abteilungen. 35 Und Gaal, der Sohn und hieb einen Ast von den Bäumen und
Ebeds, ging hinaus und trat an den Ein- hob ihn auf und legte ihn auf seine Ach-
gang des Stadttors. Aber Abimelech samt sel und sprach zu dem Volk, das mit ihm
dem Volk, das mit ihm war, machte sich war: Was ihr mich habt tun sehen, das tut
auf aus dem Hinterhalt. 36 Als nun Gaal rasch auch! 49 Da schlug auch jeder vom
das Volk sah, sprach er zu Sebul: Siehe, da Volk einen Ast ab, und sie folgten Abime-
kommen Leute von der Höhe der Berge lech nach und legten sie an den Saal und
herab! Sebul aber sprach zu ihm: Du steckten damit den Saal in Brand, so daß
siehst den Schatten der Berge für Leute alle Leute des Turmes von Sichem star-
an! 37 Aber Gaal versicherte nochmals ben, etwa 1 000 Männer und Frauen.
und sprach: Siehe, Leute kommen von 50 Abimelech aber zog nach Tebez und
der Höhe des Landes herab, und eine belagerte Tebez und eroberte es. 51 Aber
Abteilung kommt auf dem Weg von der mitten in der Stadt war ein starker Turm;
Terebinthe der Zauberer her! auf den flohen alle Männer und Frauen
38 Da sprach Sebul zu ihm: Wo ist nun und alle Bürger der Stadt und schlossen
dein Maul, mit dem du sprachst: Wer ist hinter sich zu, und sie stiegen auf das
Abimelech, daß wir ihm dienen sollten? Dach des Turmes. 52 Da kam Abimelech
Ist nicht dies das Volk, das du verachtet bis zum Turm und wollte ihn stürmen;
hast? Zieh nun aus und kämpfe mit ihm! und er näherte sich dem Tor des Turms,
39 Und Gaal zog aus vor den Bürgern von Si- um ihn in Brand zu stecken. 53 Aber eine
chem und kämpfte mit Abimelech. 40 Aber Frau warf den oberen Stein einer Hand-
Abimelech jagte ihn, so daß er vor ihm mühle dem Abimelech auf den Kopf und
floh, und es fiel eine Menge Erschlagener zerschmetterte ihm den Schädel. 54 Da
bis an den Eingang des Stadttores. 41 Und rief Abimelech rasch seinen Waffenträger
Abimelech verblieb in Aruma; Sebul und sprach zu ihm: Ziehe dein Schwert
aber vertrieb den Gaal und seine Brüder, und töte mich, daß man nicht von mir
so daß sie nicht in Sichem verbleiben sage: Eine Frau hat ihn umgebracht! Da
konnten. 42 Am anderen Morgen aber ging durchstach ihn sein Diener, und er starb.
das Volk aufs Feld hinaus, und es wurde 55 Als aber die Israeliten sahen, daß Abi-
dem Abimelech berichtet. 43 Da nahm er melech tot war, ging jeder an seinen Ort.
das Heer und teilte es in drei Abteilungen 56 So vergalt Gott dem Abimelech das
und lauerte im Feld. Als er nun sah, daß Böse, das er an seinem Vater getan hatte,
284 RICHTER 9.10.11
als er seine 70 Brüder ermordete. 57 Eben- Ammonitern und von den Philistern
so vergalt Gott alle Bosheit der Männer errettet? 12 Und als die Zidonier, die
von Sichem auf ihren Kopf; und der Fluch Amalekiter und die Maoniter euch unter-
Jotams, des Sohnes Jerub-Baals, kam über drückten, habe ich euch nicht aus ihren
sie. Händen errettet, als ihr zu mir geschrieen
habt? 13 Dennoch habt ihr mich verlas-
Tola und Jair als Richter in Israel sen und anderen Göttern gedient; darum
Und nach Abimelech stand Tola will ich euch nicht mehr retten! 14 Geht
auf, ein Sohn Puas, des Sohnes Do- hin und schreit zu den Göttern, die ihr
dos, ein Mann von Issaschar, um Israel erwählt habt; die sollen euch retten zur
zu retten. Und er wohnte in Schamir auf Zeit eurer Not!
dem Bergland Ephraim. 2 Und er richtete 15 Aber die Kinder Israels sprachen zum
Israel 23 Jahre lang. Danach starb er und HERRN: Wir haben gesündigt; mache du
wurde in Schamir begraben. 3 Nach ihm mit uns, was dir gefällt; nur errette uns
stand Jair, ein Gileaditer, auf und richtete noch dieses Mal! 16 Und sie taten die
Israel 22 Jahre lang. 4 Er hatte 30 Söhne, fremden Götter von sich und dienten
die auf 30 Eselsfüllen ritten, und sie be- dem HERRN. Da wurde er unwillig über
saßen 30 Städte, die heißen »Dörfer Jairs« das Elend Israels.
bis zu diesem Tag und liegen im Land 17 Und die Ammoniter wurden zusam-
Gilead. 5 Und Jair starb und wurde in mengerufen und lagerten sich in Gilead.
Kamon begraben. Und die Söhne Israels versammelten sich
und lagerten sich in Mizpa. 18 Aber das
Israel wird den Philistern und Volk, die Obersten von Gilead, sprachen
Ammonitern unterworfen zueinander: Wer ist der Mann, der den
6 Aber die Kinder Israels taten wieder, Kampf gegen die Ammoniter beginnen
was in den Augen des HERRN böse war, will? Der soll das Haupt sein über alle
und dienten den Baalen und Astarten Einwohner von Gilead!
und den Göttern der Aramäer und den
Göttern der Zidonier und den Göttern Jephtah wird Richter in Israel
der Moabiter und den Göttern der Am- Nun war Jephtah, der Gileaditer,
moniter und den Göttern der Philister; ein tapferer Held, aber er war der
und sie verließen den HERRN und dienten Sohn einer Hure; und zwar hatte Gilead
ihm nicht. 7 Da entbrannte der Zorn den Jephtah gezeugt. 2 Als aber die Frau
des HERRN über Israel, und er verkaufte Gileads ihm Söhne gebar und die Söhne
sie unter die Hand der Philister und der dieser Frau groß wurden, da stießen sie
Ammoniter. 8 Und diese zerschlugen den Jephtah aus und sprachen zu ihm:
und unterdrückten die Kinder Israels in Du sollst nicht erben im Haus unseres
jenem Jahr und danach 18 Jahre lang, Vaters; denn du bist der Sohn einer an-
alle Kinder Israels jenseits des Jordan im deren Frau! 3 Da floh Jephtah vor seinen
Land der Amoriter, in Gilead. 9 Dazu zo- Brüdern und wohnte im Land Tob; und
gen die Ammoniter über den Jordan und nichtsnutzige Männer versammelten
kämpften auch gegen Juda und gegen sich bei ihm und gingen mit ihm auf
Benjamin und gegen das Haus Ephraim, Streifzüge.
so daß Israel sehr in Bedrängnis kam. 4 Und es geschah nach einiger Zeit, daß
10 Da schrieen die Kinder Israels zum die Ammoniter mit Israel Krieg führ-
HERRN und sprachen: Wir haben an dir ten. 5 Als nun die Ammoniter mit Israel
gesündigt, denn wir haben unseren kämpften, gingen die Ältesten von Gilead
Gott verlassen und den Baalen gedient! hin, um Jephtah aus dem Land Tob zu
11 Aber der HERR sprach zu den Kindern holen. 6 Und sie sprachen zu Jephtah:
Israels: Habe ich euch nicht von den Komm und sei unser Anführer, und wir
Ägyptern, von den Amoritern, von den wollen die Ammoniter bekämpfen! 7 Aber
RICHTER 11 285
Jephtah sprach zu den Ältesten von Gile- Wüste und umging das Land der Edo-
ad: Habt ihr mich nicht einst gehaßt und miter und das Land der Moabiter und
aus dem Haus meines Vaters gestoßen? kam vom Aufgang der Sonne her zum
Warum kommt ihr jetzt zu mir, da ihr in Land der Moabiter; und es lagerte sich
Not seid? 8 Und die Ältesten von Gilead jenseits des Arnon und kam nicht in das
sprachen zu Jephtah: Darum haben wir Gebiet der Moabiter; denn der Arnon ist
uns nun an dich gewandt, daß du mit uns die Grenze der Moabiter.
gehst und gegen die Ammoniter kämpfst 19 Und Israel sandte Boten zu Sihon,
und unser Haupt bist, über alle, die in dem König der Amoriter, dem König
Gilead wohnen! von Hesbon, und Israel ließ ihm sagen:
9 Da sprach Jephtah zu den Ältesten von Laß uns doch durch dein Land bis zu
Gilead: Wenn ihr mich zum Kampf gegen meinem Ort ziehen! 20 Aber Sihon
die Ammoniter zurückholt und der HERR traute Israel nicht, daß er es durch sein
sie vor mir preisgibt, werde ich dann Gebiet hätte ziehen lassen, sondern
wirklich euer Oberhaupt sein? 10 Und die er versammelte sein ganzes Volk und
Ältesten von Gilead sprachen zu Jephtah: lagerte sich bei Jahaz und kämpfte mit
Der HERR sei Zeuge zwischen uns, wenn Israel. 21 Der HERR aber, der Gott Israels,
wir nicht so handeln, wie du es gesagt gab den Sihon mit seinem ganzen Volk
hast! 11 Da ging Jephtah mit den Ältesten in die Hand Israels, so daß sie diese
von Gilead, und das Volk setzte ihn zum schlugen. So nahm Israel das ganze
Haupt und Anführer über sich. Und Jeph- Land der Amoriter ein, die in jenem
tah redete alles, was er zu sagen hatte, vor Land wohnten. 22 Und sie nahmen das
dem HERRN in Mizpa. ganze Gebiet der Amoriter ein, vom
Arnon bis an den Jabbok, und von der
Jephtahs Botschaft an die Ammoniter Wüste bis an den Jordan.
4Mo 21,21-32; 5Mo 2,17-37
23 So hat nun der HERR, der Gott Israels, die
12 Da sandte Jephtah Boten zum König Amoriter vor seinem Volk Israel vertrie-
der Ammoniter und ließ ihm sagen: ben — und du willst es vertreiben? 24 Ist
Was hast du mit mir zu tun, daß du zu es nicht so: Wenn dein Gott Kemosch dir
mir kommst, um gegen mein Land zu etwas einzunehmen gibt, nimmst du es
kämpfen? 13 Der König der Ammoniter ein? Was nun der HERR, unser Gott, uns
aber antwortete den Boten Jephtahs: gegeben hat, damit wir es einnehmen,
Weil Israel mein Land genommen hat, das werden wir behalten! 25 Oder bist du
als es aus Ägypten zog, vom Arnon bis etwa besser als Balak, der Sohn Zippors,
an den Jabbok und bis an den Jordan. der König der Moabiter? Hat der auch je
So gib es mir nun in Frieden wieder mit Israel einen Rechtsstreit geführt oder
zurück! 14 Jephtah aber sandte nochmals gekämpft? 26 Da nun Israel 300 Jahre lang
Boten zu dem König der Ammoniter. in Hesbon und seinen Tochterstädten, in
15 Die sprachen zu ihm: So spricht Aroer und seinen Tochterstädten und
Jephtah: Israel hat weder das Land der in allen Städten, die am Arnon liegen,
Moabiter noch das Land der Ammoniter gewohnt hat, warum habt ihr sie ihnen
genommen. 16 Denn als sie aus Ägypten nicht weggenommen während dieser
zogen, wanderte Israel durch die Wüste Zeit? 27 Ich habe nicht gegen dich ge-
bis an das Schilfmeer und kam nach sündigt, sondern du handelst böse an
Kadesch. 17 Da sandte Israel Boten zum mir, daß du gegen mich Krieg führst! Der
König der Edomiter und sprach: Laß HERR, der Richter, soll heute ein Urteil
mich doch durch dein Land ziehen! Aber fällen zwischen den Kindern Israels und
der König der Edomiter erhörte sie nicht. den Kindern Ammons!
Auch zum König der Moabiter sandten 28 Aber der König der Ammoniter hörte
sie; der wollte auch nicht. 18 So verblieb nicht auf die Worte Jephtahs, die er ihm
Israel in Kadesch und wanderte in der sagen ließ.
286 RICHTER 11.12
Die Niederlage der Ammoniter. über ihre Ehelosigkeit. 39 Und nach zwei
Jephtahs Tochter Monaten kam sie wieder zu ihrem Vater.
29 Da kam der Geist des HERRN auf Jeph- Und er vollzog an ihr das Gelübde, das
tah; und er zog durch Gilead und Manas- er gelobt hatte. Und sie hatte nie einen
se und durch Mizpa, das in Gilead liegt; Mann erkannt.a Daher wurde es Brauch
und von Mizpa, das in Gilead liegt, zog er in Israel, 40 daß die Töchter Israels jähr-
gegen die Ammoniter. 30 Und Jephtah ge- lich hingehen, um die Tochter Jephtahs,
lobte dem HERRN ein Gelübde und sprach: des Gileaditers, zu besingen, vier Tage
Wenn du die Ammoniter in meine Hand im Jahr.
gibst, 31 so soll das, was zu meiner Haus-
tür heraus mir entgegenkommt, wenn Jephtahs Strafgericht über Ephraim
ich in Frieden von den Ammonitern zu- Aber die Männer von Ephraim ver-
rückkehre, dem HERRN gehören, und ich sammelten sich und zogen nach
will es als Brandopfer darbringen! 32 So Zaphon und sprachen zu Jephtah: War-
zog Jephtah gegen die Ammoniter, um um bist du gegen die Ammoniter in den
gegen sie zu kämpfen. Und der HERR Kampf gezogen und hast uns nicht geru-
gab sie in seine Hand. 33 Und er schlug fen, daß wir mit dir ziehen? Wir wollen
sie von Aroer an, bis man nach Minnit dein Haus samt dir mit Feuer verbren-
kommt, 20 Städte, und bis nach Abel- nen!
Keramim, in einer sehr großen Schlacht. 2 Jephtah sprach zu ihnen: Ich und mein
So wurden die Kinder Ammons von den Volk hatten einen schweren Kampf mit
Kindern Israels gedemütigt. den Ammonitern, und ich schrie zu euch
34 Als nun Jephtah nach Mizpa zu seinem [um Hilfe], aber ihr habt mir nicht aus
Haus kam, siehe, da trat seine Tochter ihrer Hand geholfen. 3 Als ich nun sah,
heraus, ihm entgegen, mit Tamburinen daß bei euch keine Hilfe war, setzte ich
und Reigen; sie war aber sein einziges mein Leben daran und zog hin gegen die
Kind, und er hatte sonst weder Sohn Ammoniter, und der HERR gab sie in mei-
noch Tochter. 35 Und als er sie sah, zerriß ne Hand. Warum kommt ihr heute zu mir
er seine Kleider und sprach: Ach, meine herauf, um gegen mich zu kämpfen?
Tochter, wie tief beugst du mich nieder 4 Und Jephtah versammelte alle Männer
und wie betrübst du mich! Denn ich habe von Gilead und kämpfte gegen Ephraim.
meinen Mund dem HERRN gegenüber auf- Und die Männer von Gilead schlugen
getan und kann es nicht widerrufen! Ephraim, weil sie gesagt hatten: Ihr seid
36 Sie aber sprach zu ihm: Mein Vater, ephraimitische Flüchtlinge; Gilead liegt
hast du deinen Mund dem HERRN gegen- zwischen Ephraim und Manasse! 5 Und
über aufgetan, so handle an mir, wie es die Gileaditer besetzten die Furt des
aus deinem Mund gegangen ist, nach- Jordan vor Ephraim. Wenn nun die flüch-
dem der HERR dich an deinen Feinden, tenden Ephraimiter sprachen: Laß mich
den Ammonitern, gerächt hat! 37 Und hinübergehen! so sprachen die Männer
sie sprach zu ihrem Vater: Das werde mir von Gilead: Bist du ein Ephraimiter?
gestattet, daß du mir zwei Monate lang Wenn er dann antwortete: Nein!, 6 so
Zeit läßt, damit ich auf die Berge gehen sprachen sie zu ihm: Sage doch: Schib-
und über meine Ehelosigkeit mit meinen bolet! Sagte er dann »Sibbolet«, weil er
Freundinnen weinen kann! 38 Und er es nicht recht aussprechen konnte, so
sprach: Geh hin! Und er ließ sie zwei Mo- ergriffen sie ihn und töteten ihn an der
nate lang frei. Da ging sie hin mit ihren Furt des Jordan, so daß zu der Zeit von
Freundinnen und weinte auf den Bergen Ephraim 42 000 fielen. 7 Jephtah aber

a (11,39) od. sie erkannte keinen Mann. Viele Ausleger gehen davon aus, daß Jephtahs Tochter nicht geopfert
wurde (was dem Gesetz widersprochen hätte), sondern dem HERRN als jungfräuliche Dienerin für das Heiligtum
gegeben wurde.
RICHTER 12.13 287
richtete Israel sechs Jahre lang. Dann Mann und sprach: Ein Mann Gottes ist
starb Jephtah, der Gileaditer, und wurde zu mir gekommen, und seine Gestalt war
begraben in einer der Städte Gileads. wie die Gestalt eines Engels Gottes, sehr
schrecklich, so daß ich ihn nicht fragte,
Die Richter Ibzan, Elon und Abdon woher er komme, und er hat mir seinen
8 Nach ihm richtete Ibzan von Bethlehem Namen nicht genannt. 7 Und er sprach
das Volk Israel. 9 Der hatte 30 Söhne und zu mir: Siehe, du wirst schwanger werden
entließ 30 Töchter aus seinem Haus und und einen Sohn gebären; so trinke nun
nahm seinen Söhnen 30 Töchter von aus- weder Wein noch starkes Getränk und iß
wärts als Ehefrauen; und er richtete Israel nichts Unreines; denn der Knabe soll ein
sieben Jahre lang. 10 Danach starb Ibzan Nasiräer Gottes sein von Mutterleib an
und wurde in Bethlehem begraben. bis zum Tag seines Todes!
11 Nach ihm richtete Elon, ein Sebulo- 8 Da betete Manoach zu dem HERRN und
niter, das Volk Israel; der richtete Israel sprach: Ach, mein Herr! Laß doch den
zehn Jahre lang. 12 Und Elon, der Se- Mann Gottes, den du gesandt hast, wieder
buloniter, starb und wurde begraben in zu uns kommen, damit er uns lehrt, was
Ajalon im Land Sebulon. wir mit dem Knaben tun müssen, der ge-
13 Nach ihm richtete Abdon, der Sohn Hil- boren werden soll! 9 Und Gott erhörte die
lels, ein Piratoniter, das Volk Israel. 14 Der Stimme Manoachs, und der Engel Gottes
hatte 40 Söhne und 30 Enkel, die auf 70 kam wieder zu der Frau; sie saß aber auf
Eselsfüllen ritten; und er richtete Israel dem Feld, und ihr Mann Manoach war
acht Jahre lang. 15 Danach starb Abdon, nicht bei ihr. 10 Da lief die Frau rasch und
der Sohn Hillels, der Piratoniter, und berichtete es ihrem Mann und sprach zu
wurde begraben in Piraton im Land ihm: Siehe, der Mann ist mir erschienen,
Ephraim im Bergland der Amalekiter. der an jenem Tag zu mir kam!
11 Und Manoach machte sich auf und
Die Geburt Simsons ging seiner Frau nach; und er kam zu
Lk 1,5-16; 4Mo 6,1-8
dem Mann und sprach zu ihm: Bist du
Aber die Kinder Israels taten wie- der Mann, der mit [meiner] Frau geredet
der, was böse war in den Augen des hat? Er sprach: Ja, ich bin’s! 12 Und Mano-
HERRN; da gab sie der HERR in die Hand der ach sprach: Wenn nun dein Wort eintrifft,
Philister, 40 Jahre lang. was für eine Ordnung soll für den Kna-
2 Es war aber ein Mann von Zorea, vom ben gelten, und was soll er tun?
Geschlecht der Daniter, namens Mano- 13 Und der Engel des HERRN sprach zu
ach; und seine Frau war unfruchtbar und Manoach: Von allem, was ich deiner Frau
konnte keine Kinder bekommen. 3 Und gesagt habe, soll sie sich enthalten; 14 sie
der Engel des HERRN erschien der Frau soll nichts essen, was vom Weinstock
und sprach zu ihr: Siehe doch! Du bist kommt, und soll weder Wein noch star-
unfruchtbar und kannst keine Kinder kes Getränk trinken und nichts Unreines
bekommen; aber du wirst schwanger essen; und alles, was ich ihr geboten
werden und einen Sohn gebären! 4 Und habe, soll sie halten!
nun hüte dich doch, daß du keinen 15 Und Manoach sprach zu dem Engel
Wein noch starkes Getränk trinkst und des HERRN: Laß dich doch von uns aufhal-
nichts Unreines ißt! 5 Denn siehe, du ten, so wollen wir dir ein Ziegenböcklein
wirst schwanger werden und einen Sohn zubereiten! 16 Aber der Engel des HERRN
gebären; dem soll kein Schermesser auf antwortete Manoach: Wenn du mich
das Haupt kommen; denn der Knabe soll auch hier behieltest, so würde ich doch
ein Nasiräer Gottes sein von Mutterleib nicht von deiner Speise essen. Willst du
an, und er wird anfangen, Israel aus der aber ein Brandopfer darbringen, so sollst
Hand der Philister zu erretten! du es dem HERRN opfern! Manoach wußte
6 Da kam die Frau und sagte es ihrem nämlich nicht, daß es der Engel des HERRN
288 RICHTER 13.14
war. 17 Und Manoach sprach zum Engel sind? Simson sprach zu seinem Vater:
des HERRN: Was ist dein Name? Denn Nimm mir diese, denn sie ist recht in
wenn dein Wort eintrifft, so wollen wir meinen Augen! 4 Aber sein Vater und
dich ehren! 18 Aber der Engel des HERRN seine Mutter wußten nicht, daß es von
sprach zu ihm: Warum fragst du nach dem HERRN kam, und daß er gegenüber
meinem Namen? Er ist ja wunderbar! den Philistern einen Anlaß suchte. Die
19 Da nahm Manoach das Ziegenböcklein Philister herrschten nämlich zu jener
und das Speisopfer und opferte es dem Zeit über Israel.
HERRN auf dem Felsen, und Er tat ein Wun- 5 So ging Simson mit seinem Vater und
der; Manoach aber und seine Frau sahen seiner Mutter hinab nach Timnat. Und
zu. 20 Denn als die Flamme vom Altar als sie an die Weinberge bei Timnat ka-
zum Himmel stieg, da fuhr der Engel des men, siehe, da begegnete ihm ein junger
HERRN in der Flamme des Altars hinauf. brüllender Löwe! 6 Da kam der Geist des
Als Manoach und seine Frau dies sahen, HERRN über ihn, so daß er den Löwen
fielen sie auf ihr Angesicht zur Erde. zerriß, als ob er ein Böcklein zerrisse, und
21 Der Engel des HERRN erschien aber er hatte doch gar nichts in seiner Hand.
Manoach und seiner Frau nicht mehr. Er verriet aber seinem Vater und seiner
Da erkannte Manoach, daß es der Engel Mutter nicht, was er getan hatte.
des HERRN war. 22 Und Manoach sprach 7 Als er nun hinabkam, redete er mit
zu seiner Frau: Wir müssen sicherlich der Frau, und sie war in Simsons Augen
sterben, weil wir Gott gesehen haben! recht. 8 Und nach etlichen Tagen ging er
23 Aber seine Frau antwortete ihm: Wenn wieder hin, um sie zur Frau zu nehmen,
es dem HERRN gefallen hätte, uns zu tö- und er bog vom Weg ab, um das Aas des
ten, so hätte er das Brandopfer und das Löwen anzusehen; und siehe, da war
Speisopfer nicht von unseren Händen ein Bienenschwarm und Honig in dem
angenommen; er hätte uns auch weder Körper des Löwen. 9 Und er nahm davon
dies alles gezeigt, noch uns jetzt so etwas in seine Hand und aß davon unterwegs;
hören lassen! und er ging zu seinem Vater und zu sei-
24 Und die Frau gebar einen Sohn und ner Mutter und gab ihnen davon, und sie
nannte ihn Simson. Und der Knabe aßen auch. Er verriet ihnen aber nicht,
wuchs heran, und der HERR segnete ihn. daß er den Honig aus dem Körper des
25 Und der Geist des HERRN fing an ihn zu Löwen genommen hatte.
treiben im »Lager Dans«, zwischen Zorea 10 Und als sein Vater zu der Frau hinab-
und Estaol. kam, machte Simson dort ein Hochzeits-
mahl; denn so pflegten es die jungen
Simsons Heirat Männer zu tun. 11 Sobald sie ihn aber
mit einer Tochter der Philister sahen, gaben sie ihm 30 Gefährten, die
5Mo 7,3-4; Neh 13,23-27
bei ihm sein sollten. 12 Zu diesen sagte
Und Simson ging nach Timnat hin- Simson: Ich will euch doch ein Rätsel
ab; und er sah in Timnat eine Frau aufgeben; wenn ihr mir das erratet und
von den Töchtern der Philister. 2 Und als löst innerhalb der sieben Tage des Hoch-
er wieder heraufkam, sagte er es seinem zeitsmahles, so will ich euch 30 Hemden
Vater und seiner Mutter und sprach: und 30 Festgewänder geben. 13 Könnt
Ich habe in Timnat eine Frau gesehen ihr es aber nicht erraten, so sollt ihr mir
von den Töchtern der Philister; nehmt 30 Hemden und 30 Festgewänder geben!
sie mir doch zur Frau! 3 Sein Vater und Und sie sprachen: Gib dein Rätsel auf, wir
seine Mutter sprachen zu ihm: Gibt es wollen es hören!
denn keine Frau unter den Töchtern 14 Er sprach zu ihnen: »Speise ging aus
deiner Brüder oder unter unserem Volk, von dem Fresser, und Süßigkeit ging aus
daß du hingehst und eine Frau nimmst von dem Starken.« Und sie konnten in
von den Philistern, die unbeschnitten drei Tagen das Rätsel nicht erraten. 15 Am
RICHTER 14.15 289
siebten Tag aber sprachen sie zu Simsons 4 Und Simson ging hin und fing 300
Frau: Überrede deinen Mann, daß er uns Schakale; und er nahm Fackeln, kehrte
dieses Rätsel verrät, sonst werden wir je einen Schwanz gegen den anderen
dich und das Haus deines Vaters mit Feu- und befestigte je eine Fackel zwischen
er verbrennen! Habt ihr uns etwa deshalb zwei Schwänzen, 5 und er zündete die
eingeladen, um uns arm zu machen? Fackeln mit Feuer an und ließ sie un-
16 Und Simsons Frau weinte an ihm und ter das stehende Getreide der Philister
sprach: Du haßt mich nur und liebst mich laufen und zündete so die Garben an
nicht! Du hast den Söhnen meines Volkes samt dem stehenden Getreide und den
dieses Rätsel aufgegeben und hast es mir Olivengärten. 6 Da sprachen die Philister:
nicht verraten! Er aber sprach zu ihr: Sie- Wer hat das getan? Da sagte man: Sim-
he, ich habe es meinem Vater und meiner son, der Schwiegersohn des Timniters,
Mutter nicht verraten — und sollte es dir weil der ihm seine Frau genommen und
verraten? 17 Und sie weinte sieben Tage sie seinem Gefährten gegeben hat! Da zo-
lang an ihm, während sie das Hochzeits- gen die Philister hinauf und verbrannten
mahl hielten; aber am siebten Tag verriet sie samt ihrem Vater mit Feuer. 7 Simson
er es ihr; denn sie nötigte ihn. Und sie ver- aber sprach zu ihnen: Wenn ihr so etwas
riet das Rätsel den Söhnen ihres Volkes. tut, will ich nicht eher ruhen, als bis ich
18 Da sprachen die Männer der Stadt am an euch Rache genommen habe! 8 Und er
siebten Tag, ehe die Sonne unterging, zu zerschlug ihnen Schenkel und Hüften mit
ihm: »Was ist süßer als Honig? Und wer ist gewaltigen Schlägen. Dann stieg er hinab
stärker als der Löwe?« Er aber sprach zu und blieb in der Felsenkluft von Etam.
ihnen: »Hättet ihr nicht mit meiner Jung- 9 Da zogen die Philister hinauf und
kuh gepflügt, so hättet ihr mein Rätsel lagerten sich in Juda und ließen sich in
nicht erraten!« 19 Und der Geist des HERRN Lechi nieder. 10 Aber die Männer von
kam über ihn, und er ging hinab nach Juda sprachen: Warum seid ihr gegen
Askalon und erschlug 30 Männer unter uns heraufgezogen? Sie antworteten: Wir
ihnen und nahm ihre Kleider und gab de- sind heraufgekommen, um Simson zu
nen die Festgewänder, die das Rätsel erra- binden, damit wir ihm antun, was er uns
ten hatten. Und weil sein Zorn entbrannt angetan hat! 11 Da zogen 3 000 Mann von
war, ging er hinauf in das Haus seines Juda hinab zur Felsenkluft von Etam und
Vaters. 20 Aber die Frau Simsons wurde sprachen zu Simson: Weißt du nicht, daß
einem seiner Gefährten gegeben, den er die Philister über uns herrschen? Warum
sich zum Freund genommen hatte. hast du uns denn das angetan? Er sprach
zu ihnen: Wie sie mir getan haben, so
Simsons Krafttaten habe ich ihnen getan! 12 Sie sprachen zu
im Streit mit den Philistern ihm: Wir sind herabgekommen, um dich
Es geschah aber nach einiger Zeit, zu binden und in die Hand der Philister
in den Tagen der Weizenernte, auszuliefern! Simson sprach zu ihnen:
daß Simson seine Frau mit einem Zie- So schwört mir, daß ihr selbst nicht über
genböcklein besuchte. Als er aber sagte: mich herfallen wollt! 13 Sie antworteten
Ich will zu meiner Frau in die Kammer ihm: Nein! Wir wollen dich nur binden
gehen!, da wollte ihr Vater ihn nicht und in ihre Hand ausliefern und wol-
hineinlassen. 2 Denn ihr Vater sprach: Ich len dich bestimmt nicht töten! Und sie
dachte, du hast sie gewiß verschmäht, da banden ihn mit zwei neuen Stricken und
habe ich sie deinem Gefährten gegeben! führten ihn von der Kluft herauf.
Ist nicht ihre jüngere Schwester schö- 14 Als er nun nach Lechi kam, da jauchz-
ner als sie? Die soll dein sein an ihrer ten ihm die Philister entgegen. Da kam
Stelle! 3 Da sprach Simson zu ihnen: Nun der Geist des HERRN über ihn, und die
bin ich unschuldig, wenn ich den Philis- Stricke an seinen Armen wurden wie
tern Übles antue! Flachsfäden, die das Feuer versengt hat,
290 RICHTER 15.16
so daß die Fesseln von seinen Händen so wollen wir dir jeder 1 100 Silberlinge
fielen. 15 Und er fand einen frischen geben! 6 Da sprach Delila zu Simson: Ver-
Eselskinnbacken; da streckte er seine rate mir doch, worin deine große Kraft
Hand aus und nahm ihn und erschlug besteht und womit man dich binden
damit 1 000 Mann. 16 Und Simson kann, um dich zu bezwingen! 7 Simson
sprach: »Mit dem Eselskinnbacken färb- aber sprach zu ihr: Wenn man mich mit
te ich sie rot, mit dem Eselskinnbacken sieben frischen Sehnen binden würde,
schlug ich tausend Mann tot!« 17 Und als die noch nicht vertrocknet sind, so wür-
er diesen Ausspruch getan hatte, warf er de ich schwach und wie jeder andere
den Kinnbacken aus seiner Hand; und Mensch! 8 Da brachten die Fürsten der
man nannte jenen Ort Ramat-Lechi. Philister sieben frische Sehnen zu ihr hin-
18 Da er aber großen Durst hatte, rief auf, die noch nicht vertrocknet waren;
er den HERRN an und sprach: Du hast und sie band ihn damit. 9 Man lauerte
durch die Hand deines Knechtes diese aber auf ihn, bei ihr in der Kammer.
große Rettung gegeben; soll ich nun aber Und sie sprach zu ihm: Philister über dir,
vor Durst sterben und in die Hand der Simson! Er aber zerriß die Sehnen, wie
Unbeschnittenen fallen? 19 Da spaltete man Flachsfaden zerreißt, wenn er Feuer
Gott die Höhlung, die bei Lechi ist, so gerochen hat. So wurde nicht offenbar,
daß Wasser herausfloß; und als er trank, worin seine Kraft lag.
kehrte sein Geist wieder, und er lebte auf. 10 Da sprach Delila zu Simson: Siehe,
Darum nannte er sie »Quelle des Rufen- du hast mich betrogen und mir Lügen
den«; sie ist bei Lechi bis zum heutigen vorgeschwatzt! Nun verrate mir doch,
Tag. 20 Und er richtete Israel zur Zeit der womit man dich binden kann! 11 Da
Philister 20 Jahre lang. antwortete er ihr: Wenn man mich fest
binden würde mit neuen Stricken, mit
Simson und Delila denen nie eine Arbeit getan worden ist,
Und Simson ging nach Gaza; und so würde ich schwach und wie jeder
er sah dort eine Hure und ging zu andere Mensch! 12 Da nahm Delila neue
ihr ein. 2 Da wurde den Gazitern gesagt: Stricke und band ihn damit und sprach
Simson ist hierhergekommen! Und sie zu ihm: Philister über dir, Simson! Und
umstellten ihn und lauerten die ganze man lauerte ihm auf in der Kammer; er
Nacht auf ihn im Stadttor. Sie verhielten aber riß sie von seinen Armen wie einen
sich die ganze Nacht ruhig und sprachen: Faden. 13 Da sprach Delila zu Simson:
Am Morgen, wenn es hell wird, wollen Bisher hast du mich betrogen und mir
wir ihn erschlagen! 3 Und Simson lag bis Lügen vorgeschwatzt! Sage mir doch,
Mitternacht. Um Mitternacht aber stand womit man dich binden kann! Er antwor-
er auf; und er ergriff beide Flügel des tete ihr: Wenn du die sieben Haarflechten
Stadttores samt den beiden Pfosten und meines Hauptes mit Kettenfädena zu-
riß sie mitsamt den Riegeln heraus, und sammenflechten würdest! 14 Da heftete
er legte sie auf seine Schultern und trug sie diese an einen Pflock und sprach zu
sie hinauf auf den Gipfel des Berges, der ihm: Philister über dir, Simson! Er aber
vor Hebron liegt. wachte von seinem Schlaf auf und riß
4 Danach aber gewann er eine Frau lieb den Webepflock samt den Kettenfäden
am Bach Sorek, die hieß Delila. 5 Da heraus.
kamen die Fürsten der Philister hinauf 15 Da sprach sie zu ihm: Wie kannst du
und sprachen zu ihr: Überrede ihn und sagen, du hättest mich lieb, während
sieh, worin seine große Kraft besteht und dein Herz doch nicht mit mir ist? Drei-
wodurch wir ihn überwinden können, mal hast du mich nun betrogen und
damit wir ihn binden und bezwingen, mir nicht verraten, worin deine große
Kraft besteht! 16 Als sie ihn aber alle
a (16,13) d.h. die Fäden des liegenden Webstuhles. Tage mit ihren Worten nötigte und in ihn
RICHTER 16.17 291
drang, da wurde seine Seele zum Sterben 25 Als nun ihr Herz guter Dinge war,
matt. 17 Da verriet er ihr alles, was in sprachen sie: Ruft den Simson, damit er
seinem Herzen war, und sprach zu ihr: vor uns spiele! Da riefen sie den Simson
Es ist kein Schermesser auf mein Haupt aus dem Gefängnis, und er spielte vor
gekommen; denn ich bin ein Nasiräer ihnen. Und sie stellten ihn zwischen die
Gottes von Mutterleib an. Wenn ich nun Säulen.a 26 Simson aber sprach zu dem
geschoren würde, so wiche meine Kraft Burschen, der ihn an der Hand hielt:
von mir, und ich würde schwach und wie Laß mich los, damit ich die Säulen, auf
alle anderen Menschen! denen das Haus ruht, anrühren und
18 Als nun Delila sah, daß er ihr sein gan- mich daran lehnen kann! 27 Das Haus
zes Herz geoffenbart hatte, sandte sie hin aber war voll von Männern und Frauen.
und ließ die Fürsten der Philister rufen Auch waren alle Fürsten der Philister
und ihnen sagen: Kommt noch einmal dort und auf dem Dach etwa 3 000 Män-
herauf; denn er hat mir sein ganzes Herz ner und Frauen, die zusahen, wie Simson
geoffenbart! Da kamen die Fürsten der spielte. 28 Simson aber rief den HERRN an
Philister wieder zu ihr hinauf mit dem und sprach: Mein Herr, HERR, gedenke
Geld in ihrer Hand. 19 Und sie ließ ihn doch an mich und stärke mich doch, o
auf ihrem Schoß einschlafen und rief Gott, nur diesmal noch, damit ich mich
einen Mann, der schor ihm die sieben an den Philistern mit einem Mal für mei-
Haarflechten seines Hauptes ab; und ne beiden Augen rächen kann!
sie begann, ihn zu bezwingen, und seine 29 Und Simson umfaßte die beiden Mit-
Kraft wich von ihm. telsäulen, auf denen das Haus ruhte, die
20 Da sprach sie zu ihm: Philister über eine mit seiner rechten und die andere
dir, Simson! Als er nun von seinem Schlaf mit seiner linken Hand, und stemmte
erwachte, dachte er: Ich komme davon sich gegen sie. 30 Und Simson sprach:
wie immer und brauche mich nur frei- Meine Seele sterbe mit den Philistern!
zuschütteln! Er wußte aber nicht, daß der Dann neigte er sich mit seiner ganzen
HERR von ihm gewichen war. 21 Aber die Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten
Philister nahmen ihn fest und stachen und auf alles Volk, das darin war, so daß
ihm die Augen aus; und sie führten ihn [die Zahl] der Toten, die er in seinem
nach Gaza hinab und banden ihn mit Sterben tötete, größer war als [die Zahl]
zwei ehernen Ketten; und er mußte im derer, die er während seines Lebens ge-
Gefängnis die Mühle drehen. tötet hatte.
31 Da kamen seine Brüder und das ganze
Simsons Rache und Tod Haus seines Vaters herab und hoben ihn
22 Aber das Haar seines Hauptes fing wie- auf und trugen ihn hinauf und begruben
der an zu wachsen, sobald es geschoren ihn zwischen Zorea und Estaol im Grab
worden war. 23 Als nun die Fürsten der seines Vaters Manoach. Er hatte aber
Philister sich versammelten, um ihrem Israel 20 Jahre lang gerichtet.
Gott Dagon ein großes Opfer zu bringen
und ein Freudenfest zu feiern, sprachen Michas Bilderdienst in Ephraim.
sie: »Unser Gott hat den Simson, unseren Ein Levit wird sein Priester
Feind, in unsere Hand gegeben!« 24 Und Und es war ein Mann vom Berg-
als das Volk ihn sah, lobten sie ihren Gott; land Ephraim namens Micha.
denn sie sprachen: »Unser Gott hat un- Der sprach zu seiner Mutter: 2 Die 1 100
seren Feind in unsere Hand gegeben, ja, Silberlinge, die dir entwendet worden
den Verwüster unseres Landes, ja, den, sind und um derentwillen du einen
der so viele der Unseren erschlagen hat!« Schwur ausgesprochen hast vor mei-

a (16,25) Das Dach wurde bei den Tempeln der Philister durch zwei zentrale Säulen getragen. Dies ermöglicht
Simsons Tat in V. 29.
292 RICHTER 17.18
nen Ohren — siehe, jenes Geld ist bei Der Überfall der Daniter auf Lais.
mir, ich habe es entwendet! Da sprach Die Übernahme des falschen Priesters
seine Mutter: Gesegnet seist du, mein und seiner Bilder
Sohn, von dem HERRN! 3 So gab er sei- Jos 19,40-47; Ri 17; Jes 45,20
ner Mutter die 1 100 Silberlinge wieder. Zu jener Zeit gab es keinen König
Und seine Mutter sprach: Ich habe das in Israel. Und zu jener Zeit suchte
Geld aus meiner Hand ganz dem HERRN sich der Stamm der Daniter ein Erbteil,
geheiligt für dich, mein Sohn, daß man wo sie wohnen könnten; denn bis dahin
ein Bildnis, ein gegossenes Bild, machen war ihm unter den Stämmen Israels kein
soll; darum gebe ich es dir jetzt wieder! Erbe zugefallen. 2 Und die Söhne Dans
4 Er aber gab seiner Mutter das Geld sandten fünf tapfere Männer aus der
zurück. Da nahm seine Mutter 200 Sil- Gesamtheit ihrer Sippe, von Zorea und
berlinge und gab sie dem Goldschmied; Estaol aus, die das Land erkunden und
der machte ihr daraus ein Bildnis und erforschen sollten; und sie sprachen zu
ein gegossenes Bild; das kam in Michas ihnen: Geht hin und erforscht das Land!
Haus. 5 So hatte also Micha ein Gottes- Und sie kamen auf das Bergland Ephraim
haus, und er machte ein Ephod und Tera- in das Haus Michas und blieben dort
phim und weihte einen seiner Söhne, da- über Nacht.
mit er ihm als Priester diente. 6 Zu jener 3 Als sie nun dort bei dem Gesinde
Zeit gab es keinen König in Israel; jeder Michas waren, erkannten sie die Mund-
tat, was recht war in seinen Augen. art des jungen Mannes, des Leviten, und
7 Es war aber ein junger Mann aus gingen zu ihm und fragten ihn: Wer hat
Bethlehem-Juda, vom Geschlecht Judas, dich hierher gebracht? Was machst du
der war ein Levita und hielt sich dort als hier? Und was hast du hier zu tun? 4 Er
Fremdling auf. 8 Er zog aber aus der Stadt antwortete ihnen: So und so hat es Micha
Bethlehem-Juda, um sich als Fremdling mit mir gemacht, und er hat mich um
dort niederzulassen, wo er [etwas Ge- Lohn angestellt, damit ich ihm als Pries-
eignetes] fände. Als er so seines Weges ter diene. 5 Sie sprachen zu ihm: Befrage
ging, kam er auf das Bergland Ephraim doch Gott, damit wir erfahren, ob unser
zum Haus Michas. 9 Da fragte ihn Micha: Weg, den wir gehen, guten Erfolg haben
Wo kommst du her? Er antwortete ihm: wird! 6 Der Priester antwortete ihnen:
Ich bin ein Levit von Bethlehem-Juda Zieht hin in Frieden! Euer Weg, den ihr
und bin unterwegs, um mich dort als zieht, ist vor dem HERRN ganz recht!
Fremdling niederzulassen, wo ich [etwas 7 Da gingen die fünf Männer hin und
Geeignetes] finde! 10 Da sprach Micha zu kamen nach Lais; und sie sahen, daß das
ihm: Bleibe bei mir! Du sollst mir Vater Volk, das darin war, in Sicherheit wohnte
und Priester sein; ich will dir jährlich nach der Art der Zidonier, ruhig und
zehn Silberlinge und Bekleidung und sorglos; und es war niemand im Land,
deinen Unterhalt geben! Und der Levit der ihnen etwas zuleide tat; sie besaßen
ging hinein. 11 Und der Levit willigte Reichtum und wohnten fern von den
ein, bei dem Mann zu bleiben; und die- Zidoniern und hatten mit keinem Men-
ser hielt den jungen Mann wie einen schen etwas zu tun. 8 Als jene nun wieder
seiner Söhne. 12 Und Micha weihte den zu ihren Brüdern nach Zorea und Estaol
Leviten, damit der junge Mann ihm als kamen, sprachen ihre Brüder zu ihnen:
Priester diente; und er blieb in Michas Was bringt ihr für Bericht? 9 Da sprachen
Haus. 13 Und Micha sprach: Nun weiß sie: Macht euch auf, laßt uns gegen sie in
ich, daß der HERR mir Gutes tun wird, weil den Krieg ziehen! Denn wir haben das
ich einen Leviten als Priester habe! Land angesehen, und siehe, es ist sehr

a (17,7) Die Leviten lebten zerstreut unter den Stämmen Israels und wurden manchmal ihrem Heimatstamm
zugerechnet.
RICHTER 18 293
gut; und ihr wollt untätig bleiben? Seid Ephod und die Teraphim und das Bildnis
nicht faul, sondern zieht hin, um das und trat unter das Volk. 21 Und sie wand-
Land in Besitz zu nehmen! 10 Wenn ihr ten sich um und zogen ab und schickten
hingeht, werdet ihr zu einem sorglosen die Kinder und das Vieh und das kostbare
Volk kommen und in ein weites Land; Gerät vor sich her.
denn Gott hat einen Ort in eure Hände 22 Sobald sie sich aber von Michas Haus
gegeben, wo kein Mangel herrscht an entfernt hatten, wurden die Männer, die
allem, was es auf Erden gibt! in den Häusern um Michas Haus herum
11 Da brachen von dort, aus dem Ge- wohnten, zusammengerufen; und sie
schlecht Dans, von Zorea und Estaol, holten die Söhne Dans ein. 23 Und sie
600 Mann auf, mit ihren Waffen zum riefen den Söhnen Dans nach. Diese aber
Kampf gerüstet. 12 Und sie zogen hinauf wandten ihr Angesicht und sprachen zu
und lagerten sich bei Kirjat-Jearim in Micha: Was hast du, daß du die Leute
Juda; daher nannte man diesen Ort »Das zusammengerufen hast?
Lager Dans« bis zu diesem Tag; siehe, es 24 Er antwortete: Ihr habt meine Götter,
ist hinter Kirjat-Jearim. 13 Und von dort die ich gemacht habe, und den Priester
durchquerten sie das Bergland Ephraim weggenommen und macht euch davon!
und kamen zum Haus Michas. Was habe ich nun noch? Wie könnt ihr da
14 Da ergriffen die fünf Männer, die ge- noch zu mir sagen: Was hast du? 25 Aber
gangen waren, um das Land Lais auszu- die Söhne Dans sprachen zu ihm: Be-
kundschaften, das Wort und sprachen lästige uns nicht weiter mit deinem
zu ihren Brüdern: Wißt ihr, daß sich in Geschrei, sonst bekommst du es mit
diesen Häusern ein Ephod und Tera- erbitterten Leuten zu tun, die dich samt
phim befinden, auch ein Bildnis und deinem Haus beseitigen würden! 26 So
ein gegossenes Bild? Und nun überlegt, gingen die Söhne Dans ihren Weg; und
was ihr tun wollt! 15 Und sie kehrten weil Micha sah, daß sie stärker waren als
dort ein und kamen in das Haus des er, wandte er sich um und kehrte wieder
jungen Mannes, des Leviten, in Michas zu seinem Haus zurück.
Haus, und grüßten ihn. 16 Aber die 600 27 Jene aber nahmen mit, was Micha ge-
mit Kriegswaffen gerüsteten Männer macht hatte, samt dem, der sein Priester
von den Söhnen Dans standen vor dem gewesen war, und überfielen Lais, ein
Tor. 17 Und die fünf Männer, die ausge- stilles, sorgloses Volk, und schlugen es
zogen waren, um das Land zu erkunden, mit der Schärfe des Schwertes und ver-
gingen hinauf und kamen hinein; und brannten die Stadt mit Feuer. 28 Und es
sie nahmen das Bildnis, das Ephod und war niemand, der sie errettete; denn sie
die Teraphim und das gegossene Bild an lag fern von Zidon, und sie hatten mit
sich. Unterdessen stand der Priester vor keinem Menschen Verkehr; die Stadt lag
dem Tor bei den 600 mit Kriegswaffen nämlich im Tal von Beth-Rechob. Jene
gerüsteten Männern. aber bauten die Stadt wieder auf und
18 Als nun jene in Michas Haus kamen wohnten darin; 29 und sie nannten sie
und das Bildnis, das Ephod und die Tera- Dan, nach dem Namen ihres Vaters Dan,
phim und das gegossene Bild wegnah- der dem Israel geboren war; zuvor aber
men, sprach der Priester zu ihnen: Was hieß die Stadt Lais. 30 Und die Söhne
macht ihr da? 19 Sie antworteten ihm: Dans richteten für sich das Bildnis auf.
Schweig! Lege deine Hand auf den Mund Und Jonathan, der Sohn Gersons, des
und zieh mit uns, damit du für uns Vater Sohnes Moses, und seine Söhne waren
und Priester wirst! Was ist besser für dich, Priester des Stammes Dan bis zu der
Hauspriester eines einzelnen Mannes zu Zeit, als das Land in die Gefangenschaft
sein, oder Priester eines Stammes und geführt wurde. 31 Und sie stellten für sich
Geschlechts in Israel? 20 Da wurde es dem das Bildnis auf, das Micha gemacht hatte,
Priester wohl ums Herz; und er nahm das solange das Haus Gottes in Silo war.
294 RICHTER 19
Die Schandtat der Einwohner von Gibea macht euch morgen früh auf den Weg,
Zu jener Zeit, als es keinen König in daß du nach Hause kommst! 10 Aber der
Israel gab, geschah es auch, daß ein Mann wollte nicht über Nacht bleiben,
levitischer Mann, der sich am äußersten sondern machte sich auf und zog hin und
Rand des Berglandes Ephraim aufhielt, kam bis vor Jebus, das ist Jerusalem; und
eine Nebenfrau aus Bethlehem-Juda seine beiden gesattelten Esel und seine
nahm. 2 Diese Nebenfrau aber beging Hu- Nebenfrau waren bei ihm.
rerei gegen ihn und lief von ihm fort in das 11 Als sie nun in die Nähe von Jebus ka-
Haus ihres Vaters, nach Bethlehem-Juda, men, war der Tag fast verstrichen. Und
und blieb dort volle vier Monate lang. der Bursche sprach zu seinem Herrn:
3 Da machte sich ihr Mann auf und ging Komm doch und laß uns in diese Stadt
ihr nach, um zu ihrem Herzen zu reden der Jebusiter einkehren und darin über-
und sie wieder zurückzubringen; und nachten! 12 Aber sein Herr sprach zu
er hatte seinen Knecht und ein Paar ihm: Wir wollen nicht in eine fremde
Esel bei sich. Und sie führte ihn in das Stadt einkehren, die nicht zu den Kin-
Haus ihres Vaters. Als ihn aber der Vater dern Israels gehört, sondern wollen nach
der jungen Frau sah, empfing er ihn mit Gibea hinübergehen! 13 Und er sprach
Freuden. 4 Und sein Schwiegervater, der zu seinem Burschen: Komm, wir wollen
Vater der jungen Frau, hielt ihn zurück; in einer dieser Ortschaften einkehren
und er blieb drei Tage lang bei ihm, und und über Nacht bleiben, in Gibea oder
sie aßen und tranken und übernachte- in Rama! 14 So zogen sie weiter, und die
ten dort. Sonne ging unter gerade bei Gibea, das
5 Am vierten Tag aber standen sie früh zu Benjamin gehört. 15 So kehrten sie
auf, und er erhob sich, um zu gehen. Da denn dort ein, um in Gibea zu übernach-
sprach der Vater der jungen Frau zu sei- ten. Als er aber hineinkam, setzte er sich
nem Schwiegersohn: Stärke dein Herz auf dem Platz der Stadt; aber da war nie-
mit einem Bissen Brot; danach könnt ihr mand, der sie zum Übernachten in sein
ziehen! 6 Und sie setzten sich und aßen Haus aufgenommen hätte.
beide miteinander und tranken. Da 16 Doch siehe, da kam ein alter Mann am
sprach der Vater der jungen Frau zu dem Abend von seiner Arbeit vom Feld, der
Mann: Laß es dir doch gefallen und blei- war auch vom Bergland Ephraim und ein
be über Nacht und laß dein Herz guter Fremdling in Gibea; aber die Leute des
Dinge sein! 7 Doch der Mann stand auf Ortes waren Benjaminiter. 17 Als er nun
und wollte gehen. Aber sein Schwieger- seine Augen erhob und den Wanderer
vater nötigte ihn, so daß er noch einmal auf dem Platz der Stadt sah, sprach er zu
dort über Nacht blieb. 8 Am Morgen ihm: Wo gehst du hin, und wo kommst
des fünften Tages machte er sich auf du her? 18 Er aber antwortete ihm: Wir
und wollte weiterziehen. Da sprach der reisen von Bethlehem-Juda nach dem
Vater der jungen Frau: Stärke doch dein äußersten Rand des Berglandes Ephraim,
Herz! Und sie verweilten, bis sich der von wo ich her bin. Ich war nach Bethle-
Tag neigte, während sie beide mitein- hem-Juda gezogen und ziehe jetzt zum
ander aßen. Haus des HERRN, und niemand will mich
9 Danach machte sich der Mann auf und beherbergen! 19 Wir haben Stroh und
wollte mit seiner Nebenfrau und mit Futter für unsere Esel, und Brot und Wein
seinem Knecht weiterziehen; aber sein für mich und deine Magd und für den
Schwiegervater, der Vater der jungen Knecht, der mit deinen Dienern ist, so
Frau, sprach zu ihm: Siehe doch, der Tag daß uns nichts mangelt. 20 Der alte Mann
nimmt ab, und es will Abend werden. sprach: Friede sei mit dir! Alles, was dir
Bleibt doch hier über Nacht; siehe, der mangelt, findest du bei mir; bleibe nur
Tag neigt sich; bleibt hier über Nacht, nicht über Nacht auf dem Platz! 21 Und er
und laß dein Herz guter Dinge sein! Dann führte ihn in sein Haus und gab den Eseln
RICHTER 19.20 295
Futter; und sie wuschen ihre Füße, aßen denkt darüber nach, beratet und sprecht
und tranken. euch aus!
22 Und als ihr Herz guter Dinge war, siehe,
da umstellten Männer der Stadt, Söhne Die Gemeinde Israels berät
Belials,a das Haus und schlugen an die über die Strafe gegen Gibea und Benjamin
Tür und sprachen zu dem alten Mann, Da zogen alle Söhne Israels aus,
dem Hausherrn: Bring den Mann heraus, und die ganze Gemeinde, von Dan
der in dein Haus gekommen ist, damit bis Beerscheba und vom Land Gilead,
wir uns über ihn hermachen!b 23 Aber wurde versammelt wie ein Mann vor dem
der Mann, der Hausherr, ging zu ihnen HERRN in Mizpa. 2 Und die Häupter des
hinaus und sprach zu ihnen: Nicht doch, ganzen Volkes aus allen Stämmen Israels
meine Brüder! Tut doch nicht so etwas traten zusammen in der Versammlung
Böses, nachdem dieser Mann in mein des Volkes Gottes: 400 000 Mann Fußvolk,
Haus gekommen ist. Begeht doch keine die das Schwert zogen. 3 Aber die Söhne
solche Schandtat! 24 Siehe, ich habe eine Benjamins hörten, daß die Söhne Israels
Tochter, die noch eine Jungfrau ist, und nach Mizpa hinaufgezogen seien. Und die
dieser hat eine Nebenfrau; diese will ich Söhne Israels sprachen: Sagt, wie ist diese
euch herausbringen; die mögt ihr schwä- Bosheit geschehen? 4 Da antwortete der
chen und mit ihnen tun, was euch gefällt; Levit, der Mann der Frau, die getötet wor-
aber an diesem Mann begeht keine solche den war, und sprach: Ich kam mit meiner
Schandtat! 25 Aber die Leute wollten nicht Nebenfrau nach Gibea in Benjamin, um
auf ihn hören. Da ergriff der Mann seine dort über Nacht zu bleiben. 5 Da machten
Nebenfrau und brachte sie zu ihnen hin- sich die Bürger von Gibea gegen mich auf
aus auf die Straße; und sie machten sich und umzingelten meinetwegen bei Nacht
über sie her und mißhandelten sie die das Haus; mich wollten sie töten, und
ganze Nacht bis an den Morgen und ließen meine Nebenfrau haben sie geschändet,
sie erst los, als die Morgenröte anbrach. so daß sie gestorben ist. 6 Da nahm ich
26 Da kam die Frau am Morgen früh und meine Nebenfrau und zerstückelte sie
fiel nieder vor der Tür am Haus des Man- und sandte die Stücke in das ganze Land
nes, wo ihr Herr war, und lag dort, bis es des Erbes Israels, denn sie haben ein
hell wurde. 27 Als nun ihr Herr am Morgen Verbrechen und eine Schandtat in Israel
aufstand und die Tür des Hauses öffnete begangen. 7 Seht, ihr alle, ihr Söhne Isra-
und hinausging, um seines Weges zu zie- els, sprecht euch aus und beratet hier!
hen, siehe, da lag seine Nebenfrau vor der 8 Da stand das ganze Volk auf wie ein
Tür des Hauses mit den Händen auf der Mann und sprach: Niemand von uns
Schwelle. 28 Er aber sprach zu ihr: Steh soll in sein Zelt gehen, noch in sein Haus
auf, wir wollen gehen! Aber da war keine heimkehren; 9 sondern das wollen wir
Antwort. Da nahm er sie auf den Esel, jetzt gegen Gibea tun: gegen sie [aus-
machte sich auf und zog an seinen Ort. ziehen] nach dem Los! 10 Wir wollen
29 Als er heimkam, nahm er ein Mes- 10 Männer von 100, und 100 von 1 000,
ser und ergriff seine Nebenfrau und und 1 000 von 10 000 aus allen Stämmen
zerschnitt sie Glied für Glied in zwölf Israels nehmen; die sollen Verpflegung
Stücke und sandte sie in das ganze Ge- holen für das Volk, damit es kommt und
biet Israels. 30 Und alle, die es sahen, mit Gibea-Benjamin ganz entsprechend
sprachen: So etwas ist nicht geschehen seiner Schandtat verfährt, die es in Israel
noch gesehen worden, seit der Zeit, da verübt hat! 11 So versammelten sich alle
die Kinder Israels aus dem Land Ägypten Männer von Israel gegen die Stadt, ver-
gezogen sind, bis zu diesem Tag! Nun bündet wie ein Mann.

a (19,22) d.h. verderbte, bösartige Menschen; Belial ist b (19,22) d.h. ihn vergewaltigen.
im NT ein Name für den Satan.
296 RICHTER 20
12 Und die Stämme von Israel sandten zum Abend und sprachen: Sollen wir
Männer zu allen Geschlechtern von Ben- wieder hinziehen, um mit unseren Brü-
jamin und ließen ihnen sagen: Was ist dern, den Söhnen Benjamins, zu kämp-
das für eine böse Tat, die bei euch verübt fen? Und der HERR sprach: Zieht hinauf
worden ist? 13 So gebt nun die Männer gegen sie!
heraus, die Söhne Belials von Gibea, daß 24 Als nun tags darauf die Söhne Israels
wir sie töten und das Böse aus Israel aus- gegen die Söhne Benjamins anrückten,
rotten! Aber die Söhne Benjamins woll- 25 da zogen die Benjaminiter wieder aus
ten der Stimme ihrer Brüder, der Söhne Gibea heraus, ihnen entgegen, am zwei-
Israels, nicht gehorchen; 14 sondern sie ten Tag, und streckten von den Söhnen
versammelten sich aus den Städten bei Israels weitere 18 000 Mann zu Boden, die
Gibea, um zum Kampf gegen die Söhne alle das Schwert gezogen. 26 Da zogen
Israels auszuziehen. alle Söhne Israels und alles Volk hinauf
15 Und es wurden an jenem Tag die und kamen nach Bethel; und sie weinten
Söhne Benjamins aus den Städten ge- und blieben dort vor dem HERRN und fa-
mustert: 26 000 Mann, die das Schwert steten an jenem Tag bis zum Abend und
zogen, ohne die Bürger von Gibea; von opferten Brandopfer und Friedensopfer
ihnen wurden 700 gezählt, auserlesene vor dem HERRN. 27 Und die Söhne Israels
Männer. 16 Und unter all diesem Volk befragten den HERRN; denn zu jener Zeit
waren 700 auserlesene Männer, die war die Bundeslade Gottes dort. 28 Und
linkshändig waren; die schleuderten alle Pinehas, der Sohn Eleasars, des Sohnes
einen Stein haargenau, ohne [das Ziel] zu Aarons, stand vor Ihm zu jener Zeita.
verfehlen. 17 Aber die Zahl der Männer Und sie fragten: Sollen wir nochmals
von Israel, ausgenommen Benjamin, ausziehen, um mit unseren Brüdern, den
war 400 000, die das Schwert zogen, alles Söhnen Benjamins, zu kämpfen, oder
tapfere Männer. 18 Und die Söhne Isra- sollen wir es lassen? Der HERR sprach:
els machten sich auf und zogen hinauf Zieht hinauf, denn morgen will ich sie in
nach Bethel; und sie befragten Gott und eure Hand geben!
sprachen: Wer von uns soll zuerst hin- 29 Da legten die Söhne Israels einen Hin-
aufziehen zum Kampf mit den Söhnen terhalt rings um Gibea her. 30 Danach
Benjamins? Und der HERR sprach: Juda zogen die Söhne Israels am dritten Tag
zuerst! gegen die Söhne Benjamins hinauf und
stellten sich in Schlachtordnung gegen
Der Kampf der Israeliten gegen Benjamin Gibea auf, wie zweimal zuvor. 31 Da zo-
19 Da machten sich die Söhne Israels gen die Söhne Benjamins heraus, dem
am Morgen auf und lagerten sich vor Volk entgegen, und nachdem sie von der
Gibea. 20 Und die Männer von Israel zo- Stadt abgeschnitten worden waren, fin-
gen aus, um mit Benjamin zu kämpfen, gen sie an, etliche vom Volk zu erschlagen
und stellten sich in Schlachtordnung auf und zu töten, etwa 30 Mann von Israel,
zum Kampf gegen Gibea. 21 Da zogen wie zweimal zuvor, auf den Landstraßen,
die Söhne Benjamins aus Gibea heraus von denen eine nach Bethel, die andere
und streckten an jenem Tag unter Israel auf dem Feld nach Gibea führt. 32 Da
22 000 Mann zu Boden. sprachen die Söhne Benjamins: Sie sind
22 Aber das Volk stärkte sich, die Männer vor uns geschlagen wie zuvor! Aber die
von Israel, und sie stellten sich wieder Söhne Israels sprachen: Laßt uns fliehen,
in Schlachtordnung auf, am gleichen damit wir sie von der Stadt abschneiden
Ort, wo sie sich am Tag zuvor aufgestellt gegen die Landstraßen hin!
hatten. 23 Und die Söhne Israels gingen 33 Da machten sich alle Männer Israels
hinauf und weinten vor dem HERRN bis auf von ihrem Ort und stellten sich in

a (20,28) d.h. übte zu jener Zeit den hohepriesterlichen Dienst aus.


RICHTER 20.21 297
Schlachtordnung auf bei Baal-Tamar; om und schlugen von ihnen [noch] 2 000
aber der Hinterhalt Israels brach von Mann.
seinem Standort, aus dem Feld von Gi- 46 So fielen an jenem Tag von Benja-
bea, hervor. 34 Und 10 000 auserlesene min im ganzen 25 000 Mann, die das
Männer aus ganz Israel kamen gegen Schwert gezogen hatten, lauter tapfere
Gibea, als der Kampf hart war; jene aber Männer. 47 Nur 600 Mann wandten sich
merkten nicht, daß ihnen das Unheil um und entflohen zur Wüste, zum Felsen
nahte. 35 Und der HERR schlug Benjamin Rimmon, und verblieben auf dem Felsen
vor Israel, so daß die Söhne Israels an Rimmon vier Monate lang. 48 Und die
jenem Tag 25 100 Mann von Benjamin Männer Israels kehrten zurück zu den
erschlugen, die das Schwert zogen. Kindern Benjamins und schlugen mit
36 Und die Söhne Benjamins sahen, daß der Schärfe des Schwertes alles, was in
sie geschlagen waren. Die Männer von den Städten war, vom Menschen bis
Israel aber hatten Benjamin Raum ge- zum Vieh, alles, was man fand; auch alle
geben; denn sie verließen sich auf den vorhandenen Städte verbrannten sie mit
Hinterhalt, den sie bei Gibea bestellt Feuer.
hatten. 37 Und der Hinterhalt eilte und
überfiel Gibea und zog aus und schlug Das Friedensangebot für den Überrest
die ganze Stadt mit der Schärfe des des Stammes Benjamin
Schwertes. 38 Aber die Männer von Israel Und alle Israeliten hatten in Miz-
hatten mit dem Hinterhalt die Abrede ge- pa einen Eid geschworen und
troffen, daß dieser einen starken Rauch gesagt: Niemand von uns soll seine
aus der Stadt aufsteigen lassen sollte. Tochter einem Benjaminiter zur Frau
39 Darum wandten sich die Männer von geben! 2 Und das Volk kam nach Bethel
Israel im Kampf [zur Flucht], und Benja- und verblieb dort bis zum Abend vor
min fing an, etwa 30 Mann von Israel zu Gott; und sie erhoben ihre Stimme und
schlagen und zu töten; denn sie dachten: weinten sehr, 3 und sie sprachen: O HERR,
Sie sind wieder vor uns geschlagen wie du Gott Israels, warum ist das in Israel ge-
im vorigen Kampf. schehen, daß heute ein Stamm von Israel
40 Als aber von der Stadt der Rauch wie fehlt? 4 Am anderen Morgen aber machte
eine Säule aufzusteigen begann, sah sich das Volk früh auf; und sie bauten dort
Benjamin hinter sich, und siehe, da einen Altar und opferten Brandopfer und
flammte von der ganzen Stadt Feuer auf Friedensopfer. 5 Und die Söhne Israels
zum Himmel! 41 Nun wandten sich die sprachen: Wer von allen Stämmen Israels
Männer von Israel um; die Männer von ist nicht in die Gemeinde zum HERRN he-
Benjamin aber waren bestürzt; denn sie raufgekommen? Denn der große Schwur
sahen, daß das Unheil sie getroffen hat- war ausgesprochen worden: Wer nicht
te. 42 Sie wandten sich zwar vor den zum HERRN nach Mizpa heraufkommt,
Männern Israels auf den Weg zur Wüste, der soll gewiß sterben!
aber der Kampf folgte ihnen; und die, 6 Und es reute die Söhne Israels um
welche aus den Städten kamen, nahmen ihren Bruder Benjamin, und sie spra-
sie in die Mitte und machten sie chen: Heute ist ein Stamm von Israel
nieder. 43 Und sie umzingelten Benja- abgehauen worden! 7 Was wollen wir
min, verfolgten sie bis Menucha und tun, damit die Übriggebliebenen Frauen
zertraten sie bis vor Gibea, gegen Sonnen- bekommen? Denn wir haben bei dem
aufgang. 44 Und von Benjamin fielen HERRN geschworen, daß wir ihnen keine
18 000 Mann, alles tapfere Männer. 45 Da von unseren Töchtern zu Frauen geben
wandten sie sich um und flohen gegen wollen! 8 Darum fragten sie: Wer ist wohl
die Wüste an den Felsen Rimmon. Aber von den Stämmen Israels nicht zum
jene schlugen auf den Straßen 5 000 HERRN nach Mizpa heraufgekommen?
Mann und setzten ihnen nach bis Gide- Und siehe, da war niemand von Jabes
298 RICHTER 21
in Gilead zu der Gemeinde in das Lager wir ihnen aber unsere Töchter nicht zu
gekommen. 9 Denn als das Volk gezählt Frauen geben; denn die Söhne Israels
wurde, siehe, da war keiner der Bürger haben geschworen und gesagt: Verflucht
von Jabes in Gilead da! sei, wer den Benjaminitern eine Frau
10 Da sandte die Gemeinde 12 000 von gibt! 19 Darum sprachen sie: Siehe, es
den tapfersten Männern dorthin und ist alljährlich ein Fest des HERRN in Silo,
gebot ihnen und sprach: Geht hin und das nördlich von Bethel liegt, östlich der
schlagt mit der Schärfe des Schwertes Straße, die von Bethel nach Sichem hin-
die Bürger von Jabes in Gilead, samt den aufführt und südlich von Lebona.
Frauen und den Kindern! 11 Das aber ist 20 Und sie geboten den Söhnen Ben-
der Befehl, den ihr ausführen sollt: Alles, jamins und sprachen: Geht hin und
was männlich ist, und alle Frauen, denen lauert in den Weinbergen! 21 Wenn ihr
schon ein Mann beigewohnt hat, sollt ihr dann seht, daß die Töchter von Silo
töten! 12 Und sie fanden unter den Bür- mit Reigen zum Tanz herausgehen, so
gern von Jabes in Gilead 400 Mädchen, kommt aus den Weinbergen hervor und
die Jungfrauen waren, denen kein Mann nehmt euch ein jeder eine Frau von den
beigewohnt hatte; die brachten sie ins Töchtern Silos und geht in das Land
Lager bei Silo, das im Land Kanaan liegt. Benjamin! 22 Wenn aber ihre Väter oder
13 Da sandte die ganze Gemeinde hin ihre Brüder kommen, um mit uns zu
und ließ mit den Söhnen Benjamins, rechten, so wollen wir zu ihnen sagen:
die auf dem Felsen Rimmon waren, re- Schenkt sie uns! Denn keiner von uns hat
den und ihnen Frieden anbieten. 14 So eine Frau gewonnen im Krieg; auch habt
kehrten die Söhne Benjamins zu jener ihr sie ihnen nicht gegeben, sonst wärt
Zeit wieder zurück, und man gab ihnen ihr heute schuldig!
die Frauen, die man von den Frauen aus 23 Da machten es die Söhne Benjamins
Jabes in Gilead am Leben gelassen hatte; so, daß sie sich Frauen nahmen nach ih-
doch reichten diese nicht für sie aus. rer Zahl von den Reigentänzerinnen, die
15 Es reute aber das Volk wegen Ben- sie raubten, und sie gingen davon und
jamin, daß der HERR in den Stämmen kehrten wieder zu ihrem Erbteil zurück
Israels einen Riß gemacht hatte. 16 Und und bauten die Städte [wieder auf] und
die Ältesten der Gemeinde sprachen: wohnten darin.
Was wollen wir tun, damit auch die 24 Auch die Söhne Israels zogen zu je-
Übriggebliebenen Frauen bekommen? ner Zeit von dort weg, jeder zu seinem
Denn die Frauen sind aus Benjamin Stamm und zu seinem Geschlecht, und
vertilgt! 17 Und sie sprachen: Es soll ein sie begaben sich von dort aus jeder zu
Erbbesitz bleiben für die Entkommenen seinem Erbteil. 25 Zu jener Zeit gab es
von Benjamin, und es soll kein Stamm keinen König in Israel; jeder tat, was recht
aus Israel vertilgt werden! 18 Nun können war in seinen Augen.
Das Buch Ruth
Ruth kommt mit Naemi nach Bethlehem gehen? Trage ich denn noch Söhne in
Und es geschah in den Tagen, als die meinem Schoß, die eure Männer werden
Richter regierten, da entstand eine könnten? 12 Kehrt um, meine Töchter,
Hungersnot im Land. Damals zog ein und geht heim! Denn ich bin zu alt, um
Mann aus Bethlehem in Juda fort, um noch einen Mann zu heiraten. Und wenn
sich im Gebiet von Moab niederzulas- ich auch spräche: Es ist zu hoffen, daß ich
sen samt seiner Frau und seinen beiden schon diese Nacht einen Mann bekomme
Söhnen. 2 Und der Name dieses Mannes und sogar Söhne gebäre! — 13 wolltet ihr
war Elimelech, und der Name seiner deshalb warten, bis sie groß geworden
Frau Naemi, seine beiden Söhne aber sind? Wolltet ihr euch deshalb einschlie-
hießen Machlon und Kiljon; sie waren ßen und keinen Mann heiraten? Nicht
Ephratitera aus Bethlehem in Juda. Und doch, meine Töchter! Denn mir ergeht
sie kamen in das Gebiet von Moab und es noch viel bitterer als euch, weil die
lebten dort. 3 Elimelech aber, Naemis Hand des HERRN gegen mich ausgestreckt
Mann, starb, und sie blieb allein mit ist! 14 Da erhoben sie ihre Stimmen und
ihren beiden Söhnen. 4 Und diese nah- weinten noch mehr; und Orpa küßte ihre
men sich moabitische Frauen; der Name Schwiegermutter [zum Abschied]; Ruth
der einen war Orpa, und der Name der aber hing ihr an.
anderen Ruth. Und sie wohnten etwa 15 Sie aber sprach: Siehe, deine Schwäge-
zehn Jahre dort. 5 Danach starben auch rin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu
sie beide, Machlon und Kiljon, so daß die ihren Göttern; kehre du auch um, deiner
Frau ohne ihre beiden Söhne und ihren Schwägerin nach! 16 Aber Ruth antwor-
Mann allein zurückblieb. tete: Dringe nicht in mich, daß ich dich
6 Da machte sie sich mit ihren beiden verlassen und mich von dir abwenden
Schwiegertöchtern auf und kehrte zurück soll! Denn wo du hingehst, da will ich
aus dem Gebiet von Moab; denn sie hatte auch hingehen, und wo du bleibst, da will
im Gebiet von Moab gehört, daß der HERR ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk,
sein Volk heimgesucht und ihm Brot ge- und dein Gott ist mein Gott! 17 Wo du
geben habe. 7 So verließ sie den Ort, wo stirbst, da sterbe auch ich, und dort will
sie gewesen war, und ihre beiden Schwie- ich begraben werden; der HERR tue mir
gertöchter mit ihr, und sie machten sich dies und das und noch mehr, wenn nicht
auf den Weg, um wieder in das Land Juda der Tod allein uns scheiden soll! 18 Als sie
zurückzukehren. 8 Naemi aber sprach zu nun sah, daß sie sich fest vorgenommen
ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hatte, mit ihr zu gehen, ließ sie davon ab,
hin, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mut- ihr zuzureden.
ter! Der HERR erweise euch Güte, wie ihr 19 So gingen die beiden, bis sie nach
es an den Verstorbenen und an mir getan Bethlehem gelangten. Und es geschah,
habt! 9 Der HERR gebe euch, daß ihr Ruhe als sie in Bethlehem ankamen, da geriet
findet, jede im Haus ihres Mannes! Und die ganze Stadt in Bewegung ihretwegen,
sie küßte sie [zum Abschied]. Da erhoben und man fragte: Ist das die Naemi? 20 Sie
sie ihre Stimmen und weinten, 10 und sie aber sprach: Nennt mich nicht Nae-
sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu mib, sondern nennt mich Marac; denn
deinem Volk gehen! der Allmächtige hat es mir sehr bitter
11 Aber Naemi sprach: Kehrt um, mei- gemacht! 21 Voll zog ich aus, aber leer
ne Töchter! Warum wollt ihr mit mir hat mich der HERR wieder heimgebracht.

a (1,2) »Ephrat« war der frühere Name von Bethlehem b (1,20) bed. »Meine Liebliche«.
(vgl. 1Mo 35,19). c (1,20) bed. »Bitterkeit«.
300 RUTH 1.2
Warum nennt ihr mich denn Naemi, da Gefäßen und trinke von dem, was die
doch der HERR mich gedemütigt und Knechte schöpfen!
der Allmächtige mich betrübt hat? 22 So 10 Da fiel sie auf ihr Angesicht und neigte
kehrte Naemi aus dem Gebiet von Moab sich zur Erde und sprach: Warum habe
zurück, und mit ihr Ruth, die Moabiterin, ich vor deinen Augen Gnade gefunden,
ihre Schwiegertochter; und sie kamen daß du dich um mich kümmerst, da ich
am Anfang der Gerstenernte nach Beth- doch eine Fremde bin? 11 Da antwortete
lehem. Boas und sprach zu ihr: Es ist mir alles er-
zählt worden, was du an deiner Schwie-
Ruth liest Ähren auf bei Boas germutter getan hast nach dem Tod
Nun hatte Naemi einen Verwandten deines Mannes, wie du deinen Vater und
ihres Mannes, der war ein sehr an- deine Mutter und dein Heimatland ver-
gesehener Mann aus dem Geschlecht lassen hast und zu einem Volk gezogen
Elimelechs, und sein Name war Boas. bist, das du zuvor nicht kanntest. 12 Der
2 Ruth aber, die Moabiterin, sprach zu HERR vergelte dir deine Tat, und dir werde
Naemi: Laß mich doch aufs Feld hinaus- voller Lohn zuteil von dem HERRN, dem
gehen und Ähren auflesen bei dem, in Gott Israels, zu dem du gekommen bist,
dessen Augen ich Gnade finde! Da sprach um Zuflucht zu suchen unter seinen
sie zu ihr: Geh hin, meine Tochter! 3 Und Flügeln! 13 Und sie sprach: Mein Herr,
so ging sie hin, kam und las Ähren auf laß mich Gnade finden vor deinen Au-
dem Feld hinter den Schnittern her. Es gen; denn du hast mich getröstet und
traf sich aber, daß jenes Stück Feld dem deiner Magd freundlich zugesprochen,
Boas gehörte, der aus dem Geschlecht obwohl ich doch nicht [einmal] wie eine
Elimelechs war. 4 Und siehe, Boas kam deiner Mägde bin!
von Bethlehem her und sprach zu den 14 Und zur Essenszeit sprach Boas zu ihr:
Schnittern: Der HERR sei mit euch! Und sie Komm her und iß von dem Brot und tun-
antworteten ihm: Der HERR segne dich! ke deinen Bissen in den Essiga! Und sie
5 Und Boas fragte seinen Knecht, der über setzte sich neben die Schnitter. Er aber
die Schnitter bestellt war: Zu wem gehört gab ihr geröstetes Korn, und sie aß und
diese junge Frau? 6 Und der Knecht, der wurde satt und ließ übrig. 15 Und als sie
über die Schnitter bestellt war, antwortete wieder aufstand, um Ähren aufzulesen,
und sprach: Das ist die moabitische junge gebot Boas seinen Knechten und sprach:
Frau, die mit Naemi aus dem Gebiet von Laßt sie auch zwischen den Garben auf-
Moab zurückgekommen ist. 7 Und sie hat lesen und tut ihr nichts zuleide! 16 Und
gesagt: Laß mich doch auflesen und zwi- ihr sollt auch aus den [Ähren-]Bündeln
schen den Garben sammeln hinter den etwas für sie herausziehen und es liegen
Schnittern her! Und sie kam und blieb lassen, damit sie es auflesen kann, und
vom Morgen an bis jetzt; sie bleibt nicht ihr sollt sie deswegen nicht schelten!
lange zu Hause sitzen! 17 So las sie auf dem Feld bis zum Abend;
8 Da sprach Boas zu Ruth: Hörst du, mei- und als sie ausgeklopft hatte, was sie auf-
ne Tochter? Du sollst auf keinen anderen gelesen hatte, war es etwa ein Epha Gers-
Acker gehen, um aufzulesen; und begib te. 18 Und sie hob es auf und trug es in die
dich auch nicht weg von hier, sondern Stadt; und ihre Schwiegermutter sah, was
halte dich da zu meinen Mägden. 9 Dein sie aufgelesen hatte; dazu zog sie heraus,
Auge sei auf das Feld gerichtet, wo sie was sie übriggelassen hatte, nachdem sie
schneiden, und geh hinter ihnen her! satt geworden war, und gab es ihr.
Habe ich nicht den Knechten geboten, 19 Und ihre Schwiegermutter sprach zu
daß dich niemand antasten soll? Und ihr: Wo hast du heute aufgelesen, und wo
wenn du Durst hast, so geh hin zu den hast du gearbeitet? Gesegnet sei, der sich

a (2,14) Mit Wasser verdünnter Weinessig diente damals als erfrischendes Getränk.
RUTH 2.3 301
um dich gekümmert hat! Da sagte sie ihrer haufen. Und sie kam leise und hob die
Schwiegermutter, bei wem sie gearbeitet Decke auf zu seinen Füßen und legte
hatte, und sprach: Der Mann, bei dem ich sich dort hin. 8 Als es nun Mitternacht
heute gearbeitet habe, heißt Boas! 20 Da war, schrak der Mann auf und beugte
sprach Naemi zu ihrer Schwiegertochter: sich vor, und siehe, da lag eine Frau zu
Gesegnet sei er von dem HERRN, der seine seinen Füßen! 9 Da fragte er: Wer bist du?
Gnade den Lebendigen und den Toten Sie aber antwortete: Ich bin Ruth, deine
nicht entzogen hat! Und Naemi sagte ihr: Magd! So breite deine Flügel über deine
Der Mann ist mit uns nahe verwandt, er Magd; denn du bist ja Löser!
gehört zu unseren Löserna. 21 Und Ruth, 10 Er aber sprach: Gesegnet seist du vom
die Moabiterin, sprach: Er sagte auch das HERRN, meine Tochter! Du hast jetzt noch
zu mir: Du sollst dich zu meinen Knech- edler gehandelt als zuvor, daß du nicht
ten halten, bis sie mit meiner ganzen den jungen Männern nachgelaufen bist,
Ernte fertig sind! 22 Und Naemi sprach weder den armen noch den reichen!
zu ihrer Schwiegertochter Ruth: Es ist 11 Nun, meine Tochter, fürchte dich
gut, meine Tochter, wenn du mit seinen nicht! Alles, was du wünschst, das will ich
Mägden ausgehst und man dich nicht auf für dich tun; denn jedermann im Tor
einem anderen Acker belästigt! 23 So hielt meines Volkes weiß, daß du eine tugend-
sie sich bei der Ährenlese zu den Mägden hafte Frau bist. 12 Und nun, es ist wahr,
des Boas, bis die Gersten- und Weizen- daß ich ein Löser bin; aber es ist noch ein
ernte vollendet war. Und sie wohnte bei anderer Löser da, der näher verwandt ist
ihrer Schwiegermutter. als ich. 13 Bleibe über Nacht! Und mor-
gen dann — wenn er dich lösen will, nun,
Ruth auf der Tenne des Boas so löse er dich! Gefällt es ihm aber nicht,
Spr 31,10
dich zu lösen, so will ich dich lösen, so
Naemi aber, ihre Schwiegermutter, wahr der HERR lebt! Bleibe bis zum Mor-
sprach zu ihr: Meine Tochter, sollte ich gen liegen!
dir nicht Ruhe verschaffen,b damit es dir 14 So lag sie bis zum Morgen zu seinen
gut gehen wird? 2 Und nun, ist nicht Boas, Füßen. Dann stand sie auf, ehe noch
bei dessen Mägden du gewesen bist, unser einer den anderen erkennen konnte,
Verwandter? Siehe, er worfelt diese Nacht denn er sprach: Es soll nicht bekannt
auf der Gerstentenne. 3 So bade dich nun werden, daß eine Frau auf die Tenne
und salbe dich und lege deine Kleider an gekommen ist! 15 Und er sagte: Gib den
und geh zur Tenne hinab; aber laß dich Überwurf her, den du anhast, und halte
von dem Mann nicht bemerken, bis er ihn auf! Und sie hielt ihn auf. Da maß er
fertig ist mit Essen und Trinken! 4 Wenn sechs [Maß] Gerste ab und lud es ihr auf
er sich dann schlafen legt, so achte auf und ging in die Stadt. 16 Sie aber kam zu
den Ort, wo er sich niederlegt, und geh ihrer Schwiegermutter, und die sprach:
hin und hebe die Decke zu seinen Füßen Wie steht es mit dir, meine Tochter? Da
auf und lege dich dort hin; und er wird dir teilte sie ihr alles mit, was der Mann ihr
sagen, was du tun sollst. getan hatte, 17 und sie sprach: Diese
5 Sie sprach zu ihr: Alles, was du sagst, das sechs [Maß] Gerste gab er mir; denn
will ich tun! 6 Und sie ging zur Tenne hi- er sagte: Du sollst nicht leer zu deiner
nab und machte es genau so, wie es ihre Schwiegermutter kommen! 18 Sie aber
Schwiegermutter geboten hatte. 7 Als sprach: Bleibe still, meine Tochter, bis du
nun Boas gegessen und getrunken hatte erfährst, wie die Sache ausgeht; denn der
und sein Herz guter Dinge war, ging er Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache
und legte sich hinter einen Garben- noch heute zu Ende geführt hat!

a (2,20) hebr. goel = Blutsverwandter / Löser / Erlöser b (3,1) d.h. indem sie für einen Ehemann sorgte, der
(vgl. 3Mo 25,25-55). sich um Ruth kümmern würde.
302 RUTH 4
Ruth wird Boas’ Frau ich mir Ruth, die Moabiterin, die Frau
und Stammutter des Hauses David Machlons, zur Ehefrau erworben, um den
Boas aber war zum Stadttor hinauf- Namen des Verstorbenen auf seinem Erb-
gegangen und hatte sich dort nie- teil wieder aufzurichten, damit der Name
dergesetzt; und siehe, da ging der Löser des Verstorbenen nicht verschwinde aus
vorüber, von dem Boas geredet hatte. der Mitte seiner Brüder und aus dem Tor
Da sprach er: Komm, setze dich her, du seines Ortes. Ihr seid heute Zeugen!
Soundso! Und er kam herbei und setzte 11 Da sprach das ganze Volk, das im
sich. 2 Und Boas nahm zehn Männer von Stadttor stand, und die Ältesten: Wir sind
den Ältesten der Stadt und sprach: Setzt Zeugen! Der HERR mache die Frau, die in
euch hierher! Und sie setzten sich. 3 Da dein Haus kommt, wie Rahel und Lea,
sprach er zu dem Löser: Naemi, die aus die beide das Haus Israel gebaut haben!
dem Gebiet von Moab zurückgekommen Werde mächtig in Ephrata und mache dir
ist, verkauft das Stück Feld, das unserem einen Namen in Bethlehem! 12 Und dein
Bruder Elimelech gehörte. 4 Darum ge- Haus werde wie das Haus des Perez, den
dachte ich dir den Vorschlag zu machen: die Tamar dem Juda gebar, durch den Sa-
Wenn du es lösen willst, so kaufe es vor mena, den dir der HERR von dieser jungen
den Bürgern und vor den Ältesten mei- Frau geben wird!
nes Volkes; willst du es aber nicht lösen, 13 So nahm Boas die Ruth, und sie wurde
so sage es mir, damit ich es weiß; denn seine Frau, und er ging zu ihr ein. Der
es gibt niemand, der es lösen kann, aus- HERR aber gab ihr, daß sie schwanger
genommen du, und ich nach dir! Und er wurde und einen Sohn gebar. 14 Da spra-
sprach: Ich will es lösen! chen die Frauen zu Naemi: Gepriesen
5 Da sagte Boas: An dem Tag, da du sei der HERR, der dir zu dieser Zeit einen
das Feld aus der Hand Naemis kaufst, Löser nicht versagt hat! Sein Name werde
erwirbst du [es] auch von Ruth, der gerühmt in Israel! 15 Der wird nun deine
Moabiterin, der Frau des Verstorbenen, Seele erquicken und dich in deinem Alter
um den Namen des Verstorbenen auf versorgen; denn deine Schwiegertochter,
seinem Erbteil wieder aufzurichten. 6 Da die dich liebt, hat ihn geboren, sie, die dir
sprach der Löser: Ich kann es nicht für mehr wert ist als sieben Söhne! 16 Und
mich lösen, ohne mein eigenes Erbteil Naemi nahm das Kind und legte es in
zu verderben! Löse du für dich, was ich ihren Schoß und wurde seine Pflegerin.
lösen sollte; denn ich kann es nicht lö-
sen! 7 Es war aber von alters her Sitte in Geburt Obeds. Die Ahnentafel Davids
Israel, bei der Lösung und beim Tausch 1Chr 2,3-15; Mt 1,3-6
die ganze Sache so gültig zu machen: der 17 Und ihre Nachbarinnen gaben ihm ei-
eine zog seinen Schuh aus und gab ihn nen Namen und sprachen: Der Naemi ist
dem anderen. Das war die Bestätigung in ein Sohn geboren! Und sie gaben ihm den
Israel. 8 So sprach nun der Löser zu Boas: Namen Obed. Der ist der Vater Isais, des
Kaufe du es für dich! und zog seinen Vaters Davids. 18 Und dies ist der Stamm-
Schuh aus. baum des Perez: Perez zeugte Hezron,
9 Da sprach Boas zu den Ältesten und zu 19 Hezron zeugte Ram, Ram zeugte Am-
dem ganzen Volk: Ihr seid heute Zeugen, minadab, 20 Amminadab zeugte Nach-
daß ich aus der Hand Naemis alles erwor- schon, Nachschon zeugte Salmon, 21 Sal-
ben habe, was Elimelech, und alles, was mon zeugte Boas, Boas zeugte Obed,
Kiljon und Machlon gehörte. 10 Dazu habe 22 Obed zeugte Isai, Isai zeugte David.

a (4,12) d.h. Nachkommen.


Das erste Buch Samuel
ELI UND SAMUEL, sprach: HERR der Heerscharen, wenn du
DIE ZWEI LETZTEN RICHTER IN ISRAEL das Elend deiner Magd ansehen und
Kapitel 1 - 8 an mich gedenken und deine Magd
Samuel, von Gott erbeten und ihm geweiht nicht vergessen wirst und deiner Magd
Und es war ein Mann aus Ramataim- einen Sohn geben wirst, so will ich ihn
Zophim, vom Bergland Ephraim, der dem HERRN geben, so lange er lebt, und
hieß Elkana, ein Sohn Jerohams, des kein Schermesser soll auf sein Haupt
Sohnes Elihus, des Sohnes Tohus, des kommen!a
Sohnes Zuphs, eines Ephratiters. 2 Er 12 Während sie nun lange vor dem HERRN
hatte aber zwei Frauen, die eine hieß betete, beobachtete Eli ihren Mund.
Hanna, die andere Peninna. Peninna 13 Hanna aber redete in ihrem Herzen;
aber hatte Kinder, und Hanna hatte kei- nur ihre Lippen bewegten sich, doch so,
ne Kinder. 3 Dieser Mann nun ging Jahr daß man ihre Stimme nicht hörte. Da
für Jahr hinauf aus seiner Stadt, um den meinte Eli, sie wäre betrunken. 14 Und
HERRN der Heerscharen anzubeten und Eli sprach zu ihr: Wie lange willst du
ihm zu opfern in Silo. Dort aber waren betrunken sein? Gib deinen Wein von
Hophni und Pinehas, die beiden Söhne dir! 15 Hanna aber antwortete und
Elis, Priester des HERRN. sprach: Nein, mein Herr, ich bin eine
4 An dem Tag nun, als Elkana opferte, Frau von beschwertem Gemüt; Wein
gab er seiner Frau Peninna und allen und starkes Getränk habe ich nicht ge-
ihren Söhnen und Töchtern Anteile [vom trunken, sondern ich habe mein Herz
Opfermahl]. 5 Hanna aber gab er einen vor dem HERRN ausgeschüttet! 16 Halte
doppelten Anteil, denn er hatte Hanna doch deine Magd nicht für eine Tochter
lieb; aber der HERR hatte ihren Mutterleib Belialsb, denn aus großem Kummer und
verschlossen. 6 Und ihre Widersacherin Betrübnis habe ich so lange geredet!
reizte sie sehr mit kränkenden Reden, um 17 Da antwortete ihr Eli und sprach: Geh
sie darüber zu erzürnen, daß der HERR hin in Frieden! Der Gott Israels gewähre
ihren Leib verschlossen hatte. 7 Und so dir deine Bitte, die du an ihn gerichtet
ging es Jahr für Jahr; so oft sie zum Haus hast! 18 Sie sprach: Laß deine Magd Gna-
des HERRN hinaufzog, kränkte jene sie so, de finden vor deinen Augen! So ging die
daß sie weinte und nichts aß. 8 Elkana Frau ihren Weg und aß, und ihr Angesicht
aber, ihr Mann, sprach [dann] zu ihr: war nicht mehr so wie vorher und sah
Hanna, warum weinst du? Und warum nicht mehr traurig aus. 19 Und am ande-
ißt du nicht? Warum ist dein Herz so ren Morgen machten sie sich früh auf und
traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als beteten an vor dem HERRN; und sie kehrten
zehn Söhne? wieder um und kamen heim nach Rama.
9 Und [eines Tages] stand Hanna auf, Und Elkana erkannte seine Frau Hanna,
nachdem sie in Silo gegessen und ge- und der HERR gedachte an sie. 20 Und es
trunken hatte. Eli, der Priester, saß eben geschah, daß Hanna schwanger wurde;
auf seinem Stuhl beim Türpfosten des und als die Tage um waren, gebar sie
Tempels des HERRN. 10 Sie aber, betrübt, einen Sohn; und sie gab ihm den Namen
wie sie war, betete zum HERRN und weinte Samuelc, denn [— sagte sie —] ich habe
sehr. 11 Und sie legte ein Gelübde ab und ihn von dem HERRN erbeten.

a (1,11) vgl. 4Mo 6,4. Ein Nasiräergelübde sollte nur 1Sam 2,12). Mit Belial ist hier wie im NT nach Ansicht
eine gewisse Zeit eingehalten werden, Hanna wollte vieler Ausleger der Teufel gemeint.
ihren Sohn jedoch lebenslang Gott weihen. c (1,20) bed. »Von Gott erhört«.
b (1,16) d.h. für eine böse, nichtswürdige Frau (vgl.
304 1. SAMUEL 1.2
21 Und der Mann Elkana zog mit seinem Denn der HERR ist ein Gott, der alles
ganzen Haus hinauf, um dem HERRN das weiß,
jährliche Opfer und, was er gelobt hatte, und von ihm werden die Taten gewogen.
darzubringen; 22 aber Hanna ging nicht 4 Der Bogen der Starken ist zerbrochen,
mit, sondern sprach zu ihrem Mann: aber die Schwachen haben sich mit
Wenn der Knabe entwöhnt ist, dann will Kraft umgürtet.
ich ihn bringen, damit er vor dem HERRN 5 Die Satten haben sich um Brot
erscheine und dort bleibe für immer! verkauft,
23 Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: Tue, aber die Hungrigen hungern nicht mehr;
was gut ist in deinen Augen; bleibe, bis ja, die Unfruchtbare hat sieben geboren,
du ihn entwöhnt hast; möge der HERR und die viele Kinder hatte, ist verwelkt!
nur sein Wort erfüllen! So blieb die Frau 6 Der HERR tötet und macht lebendig;
zurück und stillte ihren Sohn, bis sie ihn er führt ins Totenreich und führt herauf!
entwöhnt hatte. 7 Der HERR macht arm und macht reich;
24 Und sobald sie ihn entwöhnt hatte, er erniedrigt, aber er erhöht auch.
nahm sie ihn mit sich hinauf samt drei 8 Er erhebt den Geringen aus dem
Jungstieren, einem Epha Mehl und Staub;
einem Schlauch Wein und brachte ihn aus dem Kot erhöht er den Armen,
in das Haus des HERRN nach Silo; aber damit er sie sitzen lasse unter den
der Knabe war noch sehr jung. 25 Und Fürsten
sie schlachteten einen Jungstier und und sie den Thron der Herrlichkeit
brachten den Knaben zu Eli. 26 Und sie erben lasse.
sprach: Ach, mein Herr, so wahr deine Denn die Grundfesten der Erde gehören
Seele lebt — mein Herr, ich bin die Frau, dem HERRN,
die hier bei dir stand, um zu dem HERRN und er hat den Erdkreis auf sie gestellt.
zu beten. 27 Ich habe um diesen Knaben 9 Er wird die Füße seiner Getreuen
gebeten, und nun hat mir der HERR meine behüten;
Bitte gewährt, die ich an ihn gerichtet aber die Gottlosen verstummen in der
hatte. 28 Darum übergebe ich ihn auch Finsternis;
dem HERRN; alle Tage seines Lebens sei er denn der Mensch vermag nichts aus
dem HERRN übergeben! — Und er betete [eigener] Kraft.
dort den HERRN an. 10 Die Widersacher des HERRN werden
zerschmettert werden;
Hannas Gebet er wird über sie donnern im Himmel.
Lk 1,46-55
Der HERR wird die Enden der Erde
Und Hanna betete und sprach: richten
Mein Herz freut sich in dem HERRN; und wird seinem König Macht verleihen
mein Horna ist erhöht durch den HERRN. und das Horn seines Gesalbtenb
Mein Mund hat sich weit aufgetan über erhöhen!
meine Feinde; 11 Und Elkana ging hin nach Rama zu
denn ich freue mich in deinem Heil! seinem Haus; der Knabe aber diente dem
2 Niemand ist heilig wie der HERR, HERRN vor Eli, dem Priester.
ja, es ist keiner außer dir;
und es ist kein Fels wie unser Gott! Die Gottlosigkeit der Söhne Elis
Hos 4,6-10
3 Redet nicht viel von hohen Dingen;
Vermessenes gehe nicht aus eurem 12 Aber die Söhne Elis waren Söhne Beli-
Mund! alsc; sie kannten den HERRN nicht. 13 Und

a (2,1) ein Zeichen der Kraft und des Sieges über die b (2,10) hebr. maschiach, der Messias, der von Gott
Feinde. gesalbte König.
c (2,12) d.h. böse, nichtswürdige Leute.
1. SAMUEL 2 305
die Priester verfuhren so mit dem Volk:a dem Eingang der Stiftshütte den Dienst
Wenn jemand ein Schlachtopfer dar- verrichteten. 23 Und er sprach zu ihnen:
brachte, so kam der Diener des Priesters, Warum tut ihr dies? Denn ich höre von
während das Fleisch kochte, und hatte dem ganzen Volk euer böses Handeln!
eine Gabel mit drei Zinken in seiner 24 Nicht doch, meine Söhne! Denn das
Hand; 14 und er stieß damit in den Topf ist kein gutes Gerücht, das ich höre; ihr
oder Kessel, in die Pfanne oder Schüssel: bringt das Volk des HERRN dazu, daß es
alles, was er mit der Gabel herauszog, das Sünde begeht! 25 Wenn jemand gegen
nahm der Priester für sich. So machten einen Menschen sündigt, so wird Gott
sie es bei allen Israeliten, die dorthin Schiedsrichter sein; wenn aber jemand
nach Silo kamen. gegen den HERRN sündigt, wer wird für
15 Ebenso kam der Diener des Priesters, ihn Fürsprecher sein? Aber sie hörten
ehe man das Fett in Rauch aufgehen nicht auf die Stimme ihres Vaters; denn
ließ, und sprach zu dem, der opferte: der HERR hatte beschlossen, sie zu töten.
Gib das Fleisch her, damit man es für den 26 Aber der Knabe Samuel nahm immer
Priester braten kann; denn er will nicht mehr zu an Alter und an Gunst, sowohl
gekochtes, sondern rohes Fleisch von dir bei dem HERRN als auch bei den Men-
nehmen! 16 Wenn der Betreffende dann schen.
zu ihm sagte: Man soll doch zuerst das
Fett in Rauch aufgehen lassen — dann Die Gerichtsandrohung Gottes
nimm, was dein Herz begehrt!, so sprach 27 Es kam aber ein Mann Gottes zu Eli
er zu ihm: Du sollst es mir jetzt geben; und sprach zu ihm: So spricht der HERR:
wenn nicht, so werde ich es mit Gewalt Habe ich mich nicht dem Haus deines
nehmen! 17 So war die Sünde der jungen Vaters deutlich geoffenbart, als sie
Männer sehr groß vor dem HERRN; denn noch beim Haus des Pharao in Ägypten
die Leute verachteten die Opfergabe des waren? 28 Ja, ihn habe ich mir dort vor
HERRN. allen Stämmen Israels zum Priester er-
wählt, damit er auf meinem Altar opfere,
Samuel wächst bei dem HERRN heran Räucherwerk anzünde und das Ephod
18 Samuel aber diente vor dem HERRN, vor mir trage; und ich habe dem Haus
und der Knabe war mit einem leinenen deines Vaters alle Feueropfer der Kinder
Ephod umgürtet. 19 Dazu machte ihm Israels gegeben! 29 Warum tretet ihr denn
seine Mutter ein kleines Obergewand meine Schlachtopfer und Speisopfer, die
und brachte es ihm Jahr für Jahr mit, ich für [meine] Wohnung angeordnet
wenn sie mit ihrem Mann hinaufging, um habe, mit Füßen? Und du ehrst deine
das jährliche Opfer darzubringen. 20 Und Söhne mehr als mich, so daß ihr euch
Eli segnete Elkana und seine Frau und mästet von den Erstlingen aller Speisop-
sprach: Der HERR gebe dir Nachkommen fer meines Volkes Israel!
von dieser Frau an Stelle des Gegebenen, 30 Darum spricht der HERR, der Gott
den sie dem HERRN übergeben hat! Und Israels: Ich habe allerdings gesagt, dein
sie kehrten nach Hause zurück. 21 Und Haus und das Haus deines Vaters sollen
der HERR suchte Hanna heim, und sie ewiglich vor mir aus- und eingehen; aber
wurde schwanger; und sie gebar [noch] nun spricht der HERR: Das sei ferne von
drei Söhne und zwei Töchter. Der Knabe mir! Sondern wer mich ehrt, den will ich
Samuel aber wuchs heran bei dem HERRN. wieder ehren; wer mich aber verachtet,
22 Eli aber war sehr alt; und er hörte alles, der soll auch verachtet werden! 31 Siehe,
was seine Söhne an ganz Israel taten, die Zeit wird kommen, da ich deinen Arm
und daß sie bei den Frauen lagen, die vor und den Arm des Hauses deines Vaters

a (2,13) Die Söhne Elis verstießen mit ihrem Vorgehen gegen Gottes Rechtsbestimmungen für die Priester (vgl.
3Mo 7,28-36; 5Mo 18,3).
306 1. SAMUEL 2.3
abhauen werde, so daß in deinem Haus nicht gerufen, mein Sohn; leg dich wieder
niemand alt werden soll. 32 Und du wirst schlafen! 7 Samuel aber kannte den HERRN
Not in [deiner] Wohnstätte sehen bei all noch nicht, und das Wort des HERRN war
dem Guten, was [Gott] Israel erweisen ihm noch nicht geoffenbart. 8 Da rief
wird; und es wird nie mehr ein Betagter der HERR den Samuel wieder, zum drit-
in deinem Haus sein. 33 Der aber, den ich tenmal. Und er stand auf und ging zu Eli
dir nicht von meinem Altar vertilge, wird und sprach: Hier bin ich, denn du hast
dazu beitragen, daß deine Augen verlö- mich gerufen! Da erkannte Eli, daß der
schen und deine Seele verschmachtet; HERR den Knaben rief; 9 und Eli sprach
und der ganze Nachwuchs deines Hau- zu Samuel: Geh wieder hin und leg dich
ses soll im Mannesalter sterben! schlafen; und wenn Er dich rufen wird,
34 Und das soll dir ein Zeichen sein, das so sprich: Rede, HERR, denn dein Knecht
über deine beiden Söhne Hophni und hört! Und Samuel ging hin und legte sich
Pinehas kommen wird: an einem Tag an seinen Ort.
werden sie beide sterben! 35 Ich aber will 10 Da kam der HERR und trat herzu und
mir einen treuen Priester erwecken, der rief wie zuvor: Samuel! Samuel! Und
tun wird, was nach meinem Herzen und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht
nach meiner Seele ist; und ihm werde ich hört! 11 Und der HERR sprach zu Samuel:
ein beständiges Haus bauen, und er wird Siehe, ich will eine Sache in Israel tun,
alle Tage vor meinem Gesalbten aus- und daß jedem, der es hören wird, beide Oh-
eingehen. 36 Und es soll geschehen, daß ren gellen werden. 12 An jenem Tag will
jeder, der von deinem Haus übrig ist, ich an Eli alles in Erfüllung gehen lassen,
kommen und sich vor ihm niederwerfen was ich gegen sein Haus geredet habe; ich
wird, um einen Groschen und ein Stück will es anfangen und vollenden! 13 Denn
Brot [zu erbitten], und sagen wird: Laß ich habe ihm gesagt, daß ich sein Haus
mich doch an einem Priesterdienst teil- auf ewig richten werde wegen der Sünde,
haben, damit ich einen Bissen Brot zu von der er wußte; weil seine Söhne sich
essen habe! den Fluch zugezogen haben, und er hat
ihnen nicht gewehrt. 14 Und darum
Der HERR offenbart sich Samuel habe ich dem Haus Elis geschworen,
Und der Knabe Samuel diente dem daß die Schuld des Hauses Elis ewiglich
HERRN vor Eli. Zu jener Zeit war das nicht gesühnt werden soll, weder durch
Wort des HERRN selten; es brach sich keine Schlachtopfer noch durch Speisopfer!
Offenbarung Bahn. 2 Und es geschah ei- 15 Und Samuel blieb liegen bis zum Mor-
nes Tages, daß Eli an seinem Schlafplatz gen; dann öffnete er die Türen am Haus
lag; seine Augen hatten angefangen, des HERRN. Aber Samuel fürchtete sich,
schwach zu werden, so daß er nicht Eli die Offenbarung mitzuteilen. 16 Da
mehr sehen konnte. 3 Aber die Lampe rief Eli den Samuel und sprach: Samuel,
Gottes war noch nicht erloschen; und mein Sohn! Und er antwortete: Hier bin
Samuel schlief im Tempel des HERRN, wo ich! 17 Und er sprach: Wie lautet das
die Lade Gottes war. 4 Und der HERR rief Wort, das Er zu dir geredet hat? Verbirg
den Samuel. Er aber antwortete: Hier bin es doch nicht vor mir! Gott tue dir dies
ich! 5 Und er lief zu Eli und sprach: Hier und füge das hinzu, wenn du mir etwas
bin ich, denn du hast mich gerufen! Er verbirgst von allem, was er zu dir geredet
aber sprach: Ich habe nicht gerufen; leg hat! 18 Da sagte ihm Samuel alle Worte
dich wieder schlafen! Und er ging hin und verbarg nichts vor ihm. Er aber
und legte sich schlafen. sprach: Er ist der HERR; er tue, was ihm
6 Da rief der HERR wiederum: Samuel! wohlgefällt!
Und Samuel stand auf und ging zu Eli 19 Samuel aber wuchs heran, und der
und sprach: Hier bin ich, denn du hast HERR war mit ihm und ließ keines von
mich gerufen! Er aber sprach: Ich habe allen seinen Worten auf die Erde fallen.
1. SAMUEL 3.4 307
20 Und ganz Israel von Dan bis Beersche- bräern nicht dienen müßt, wie sie euch
ba erkannte, daß Samuel als ein Prophet gedient haben. Seid Männer und kämpft!
des HERRN bestätigt war. 21 Und der HERR 10 Da kämpften die Philister, und Israel
erschien weiterhin in Silo; denn der HERR wurde geschlagen, und jeder floh in sein
offenbarte sich dem Samuel in Silo durch Zelt; und die Niederlage war sehr groß,
das Wort des HERRN. da aus Israel 30 000 Mann Fußvolk fielen.
11 Und die Lade Gottes wurde wegge-
Die Philister besiegen Israel nommen, und die beiden Söhne Elis,
und rauben die Bundeslade Hophni und Pinehas, kamen um.
Und das Wort Samuels erging an 12 Da lief ein Benjaminiter aus den
ganz Israel. Und Israel zog aus in den Schlachtreihen weg und kam am sel-
Kampf, den Philistern entgegen, und ben Tag nach Silo; seine Kleider waren
lagerte sich bei Eben-Eser; die Philister zerrissen, und Erde war auf sein Haupt
aber hatten sich bei Aphek gelagert. 2 Und gestreut. 13 Und als er hineinkam, siehe,
die Philister stellten sich in Schlachtord- da saß Eli auf dem Stuhl an der Seite des
nung auf gegen Israel. Als aber der Kampf Weges und hielt Ausschau; denn sein
sich ausbreitete, wurde Israel von den Herz bangte um die Lade Gottes. Als nun
Philistern geschlagen; und sie erschlugen der Mann in die Stadt kam und Bericht
aus den Schlachtreihen im Feld etwa brachte, da schrie die ganze Stadt auf.
4 000 Mann. 3 Und als das Volk ins Lager 14 Und als Eli das laute Geschrei hörte,
zurückkam, da sprachen die Ältesten von fragte er: Was ist das für ein Lärm? Da
Israel: Warum hat uns der HERR heute vor kam der Mann schnell und berichtete
den Philistern geschlagen? Laßt uns die es Eli. 15 Eli aber war 98 Jahre alt, und
Bundeslade des HERRN von Silo zu uns seine Augen waren starr, so daß er nicht
herholen, so wird Er in unsere Mitte [mehr] sehen konnte. 16 Aber der Mann
kommen und uns aus der Hand unserer sprach zu Eli: Ich komme vom Schlacht-
Feinde retten! 4 Und das Volk sandte nach feld; ich bin heute vom Schlachtfeld
Silo und ließ die Bundeslade des HERRN geflohen! Er aber sprach: Wie steht die
der Heerscharen, der über den Cherubim Sache, mein Sohn? 17 Da antwortete
thront, von dort holen. Und die beiden der Bote und sprach: Israel ist vor den
Söhne Elis, Hophni und Pinehas, waren Philistern geflohen, und das Volk hat
dort bei der Bundeslade Gottes. eine große Niederlage erlitten, und
5 Und es geschah, als die Bundeslade des auch deine beiden Söhne, Hophni und
HERRN in das Lager kam, da jauchzte ganz Pinehas, sind tot; und die Lade Gottes ist
Israel mit großem Jauchzen, so daß die weggenommen! 18 Als er aber die Lade
Erde erbebte. 6 Als aber die Philister den Gottes erwähnte, fiel [Eli] rückwärts vom
Schall dieses Jauchzens hörten, sprachen Stuhl neben dem Tor und brach das Ge-
sie: Was bedeutet der Schall eines so nick und starb; denn er war alt und ein
großen Jauchzens im Lager der Hebräer? schwerer Mann. Er hatte aber Israel 40
Und sie erfuhren, daß die Lade des HERRN Jahre lang gerichtet.
in das Lager gekommen war. 19 Aber seine Schwiegertochter, die Frau
7 Da fürchteten sich die Philister, denn sie des Pinehas, stand vor der Geburt. Als
sprachen: Gott ist in das Lager gekom- sie nun das Geschrei hörte, daß die Lade
men! Und sie sprachen: Wehe uns! Denn Gottes weggenommen und ihr Schwie-
so etwas ist bisher noch nie geschehen! gervater und ihr Mann tot seien, da sank
8 Wehe uns! Wer wird uns von der Hand sie nieder und gebar; denn es überfielen
dieser mächtigen Götter erretten? Das sie ihre Wehen. 20 Als sie aber im Sterben
sind die Götter, welche die Ägypter in der lag, sprachen die Frauen, die neben ihr
Wüste mit allerlei Plagen schlugen! 9 So standen: Fürchte dich nicht, du hast
seid nun tapfer und erweist euch als einen Sohn geboren! Aber sie antwortete
Männer, ihr Philister, damit ihr den He- nichts und beachtete es nicht. 21 Und sie
308 1. SAMUEL 4.5.6
nannte den Knaben Ikabod und sprach: fort. 9 Und es geschah, als sie die Lade
Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen! hingebracht hatten, da kam die Hand
weil die Lade Gottes weggenommen des HERRN über die Stadt, so daß eine
worden war, und wegen ihres Schwie- sehr große Bestürzung [entstand]; und er
gervaters und ihres Mannes. 22 Und sie schlug die Leute in der Stadt, vom Klein-
sprach wiederum: Die Herrlichkeit ist sten bis zum Größten, so daß an ihnen
von Israel gewichen, denn die Lade Got- Beulen ausbrachen.
tes ist weggenommen! 10 Da brachten sie die Lade Gottes nach
Ekron. Als aber die Lade Gottes nach
Die Bundeslade bei den Philistern Ekron kam, schrieen die von Ekron und
Die Philister aber hatten die Lade Got- sprachen: Sie haben die Lade des Gottes
tes genommen und sie von Eben-Eser Israels zu uns hergebracht, um uns und
nach Asdod gebracht. 2 Und die Philister unser Volk zu töten! 11 Da sandten sie
nahmen die Lade Gottes und brachten [Boten] und versammelten alle Fürsten
sie in den Tempel Dagonsa und stellten der Philister und sprachen: Sendet die
sie neben Dagon. 3 Als aber die Asdoditer Lade des Gottes Israels wieder zurück
am folgenden Morgen früh aufstanden, an ihren Ort, damit sie uns und unser
siehe, da lag Dagon auf seinem Angesicht Volk nicht tötet! Denn es war eine töd-
auf der Erde vor der Lade des HERRN. Da liche Bestürzung in der ganzen Stadt,
nahmen sie den Dagon und stellten ihn und die Hand Gottes lag sehr schwer auf
wieder an seinen Platz. 4 Als sie aber ihr. 12 Und die Leute, die nicht starben,
am folgenden Morgen früh aufstanden, wurden mit Beulen geschlagen, und das
siehe, da lag Dagon auf seinem Angesicht Geschrei der Stadt stieg zum Himmel
auf der Erde, vor der Lade des HERRN; aber empor.
der Kopf Dagons und seine beiden Hän-
de [lagen] abgehauen auf der Schwelle, Die Bundeslade
nur [der Rumpf] Dagons war von ihm wird von den Philistern zurückgesandt
übriggeblieben. 5 Darum treten die Pries- So war die Lade des HERRN sieben Mo-
ter Dagons und alle, die in den Tempel nate lang im Land der Philister. 2 Und
Dagons gehen, nicht auf die Schwelle die Philister riefen ihre Priester und
Dagons in Asdod bis zu diesem Tag. Wahrsager und sprachen: Was sollen wir
6 Aber die Hand des HERRN lag schwer mit der Lade des HERRN machen? Zeigt
auf den Einwohnern von Asdod, und er uns, auf welche Weise wir sie an ihren Ort
brachte Verderben über sie und schlug senden sollen! 3 Und sie sprachen: Wenn
Asdod und sein ganzes Gebiet mit ihr die Lade des Gottes Israels fortsendet,
Beulen. 7 Als aber die Leute von Asdod so sollt ihr sie nicht leer fortsenden, son-
sahen, daß es so zuging, sprachen sie: dern ihr müßt ihm unbedingt ein Schuld-
Laßt die Lade des Gottes Israels nicht opfer entrichten; dann werdet ihr gesund
bei uns bleiben, denn seine Hand ist werden, und ihr werdet erfahren, warum
zu hart über uns und unserem Gott seine Hand nicht von euch läßt.
Dagon! 8 Und sie sandten [Boten] hin 4 Sie aber sprachen: Welches ist das
und versammelten alle Fürsten der Phi- Schuldopfer, das wir ihm entrichten sol-
lister zu sich und sprachen: Was sollen len? Sie antworteten: Fünf goldene Beu-
wir mit der Lade des Gottes Israels ma- len und fünf goldene Mäuse, nach der
chen? Da antworteten sie: Die Lade des Zahl der Fürsten der Philister; denn es
Gottes Israels soll nach Gat ziehen! Und ist ein und dieselbe Plage über euch alle
sie brachten die Lade des Gottes Israels und über eure Fürsten gekommen. 5 So

a (5,2) w. das Haus Dagons. Dagon wurde in Mesopotamien seit dem 3., in Kanaan seit dem 2. Jahrtausend v. Chr.
verehrt. In Mesopotamien galt er als Schutzpatron des Königs und seines Volkes, in Kanaan auch als Wetter- und
Fruchtbarkeitsgott. Sein Name klingt wie das hebr. dag = »Fisch«.
1. SAMUEL 6.7 309
sollt ihr nun Nachbildungen eurer Beu- den Acker Josuas, des Bethschemiters,
len machen und Nachbildungen eurer und stand dort still. Und es war ein gro-
Mäuse, die das Land verderbt haben, ßer Stein dort; da spalteten sie das Holz
und gebt dem Gott Israels die Ehre; des Wagens und brachten die Kühe dem
vielleicht wird seine Hand dann leichter HERRN als Brandopfer dar. 15 Die Leviten
werden über euch und eurem Gott und aber hoben die Lade des HERRN herab
eurem Land. 6 Und warum wollt ihr euer und das Kästchen, das dabei war, in dem
Herz verstocken, wie die Ägypter und der sich die goldenen Kleinodien befanden,
Pharao ihr Herz verstockten? Ist es nicht und setzten sie auf den großen Stein.
so: Als Er seine Macht an ihnen erwies, An jenem Tag opferten die Leute von
da ließen sie jene ziehen, und so gingen Beth-Schemesch dem HERRN Brandopfer
sie fort? und Schlachtopfer. 16 Als aber die fünf
7 So nehmt nun einen neuen Wagen und Fürsten der Philister das gesehen hatten,
zwei säugende Kühe, auf die noch nie ein kehrten sie am gleichen Tag wieder nach
Joch gekommen ist, und spannt die Kühe Ekron zurück.
vor den Wagen und treibt ihre Kälber von 17 Und dies sind die goldenen Beulen,
ihnen weg nach Hause zurück. 8 Und welche die Philister dem HERRN als
nehmt die Lade des HERRN und stellt sie Schuldopfer gaben: für Asdod eine, für
auf den Wagen und legt die goldenen Gaza eine, für Askalon eine, für Gat eine,
Kleinodien, die ihr ihm als Schuldopfer für Ekron eine; 18 und die goldenen
gebt, in ein Kästchen an ihre Seite, und Mäuse nach der Zahl aller Städte der
sendet sie fort und laßt sie gehen! 9 Und Philister unter den fünf Fürsten, von den
gebt acht: Wenn sie den Weg hinaufzieht, befestigten Städten bis zu den Dörfern
der zu ihrem Gebiet führt, nach Beth- des flachen Landes; und [sie brachten
Schemesch, so hat Er uns all dies große sie] bis zu dem großen [Stein] Abel, auf
Übel zugefügt; wenn nicht, so wissen dem sie die Lade des HERRN niederließen;
wir dann, daß nicht seine Hand uns ge- er ist auf dem Acker Josuas, des Beth-
schlagen hat, sondern daß es uns zufällig schemiters, bis zu diesem Tag.
geschehen ist! 19 Und Er schlug [einige] der Bethsche-
10 Und die Leute machten es so und nah- miter, weil sie in die Lade des HERRN
men zwei säugende Kühe und spannten geschaut hatten; und er schlug von dem
sie an einen Wagen und sperrten ihre Volk 70 Mann [und] 50 000 Mann.a Da
Kälber zu Hause ein. 11 Und sie hoben trug das Volk Leid, weil der HERR das Volk
die Lade des HERRN auf den Wagen, dazu mit einem so großen Schlag heimgesucht
das Kästchen mit den goldenen Mäu- hatte. 20 Und die Leute von Beth-Sche-
sen und mit den Nachbildungen ihrer mesch sprachen: Wer kann bestehen vor
Beulen. 12 Da gingen die Kühe auf dem dem HERRN, diesem heiligen Gott? Und zu
Weg geradeaus auf Beth-Schemesch zu; wem soll er von uns hinaufziehen? 21 Und
sie gingen nur auf ein und derselben sie sandten Boten zu den Bewohnern von
Straße und brüllten beim Gehen; und Kirjat-Jearim und ließen ihnen sagen:
sie wichen weder zur Rechten noch zur Die Philister haben die Lade des HERRN
Linken. Und die Fürsten der Philister wiedergebracht; kommt herab und führt
gingen ihnen nach bis an die Grenze von sie zu euch hinauf!
Beth-Schemesch.
13 Die Bethschemiter aber schnitten eben
Israels Buße
den Weizen im Tal. Als sie nun aufschau- und die Hilfe des HERRN gegen die Philister
ten, sahen sie die Lade und freuten sich, So kamen die Leute von Kirjat-Jearim
sie zu sehen. 14 Der Wagen aber kam auf und holten die Lade des HERRN hinauf

a (6,19) Möglicherweise waren zahlreiche Neugierige aus dem ganzen Volk nach Beth-Schemesch gezogen, um sich
die Bundeslade anzusehen, die sonst immer im Heiligtum den Blicken der Menschen entzogen war.
310 1. SAMUEL 7.8
und brachten sie in das Haus Abinadabs Schen auf, und er gab ihm den Namen
auf dem Hügel, und sie heiligten seinen Eben-Eser, und sprach: Bis hierher hat
Sohn Eleasar, damit er die Lade des HERRN der HERR uns geholfen! 13 So wurden die
hütete. 2 Und von dem Tag an, da die Philister gedemütigt und kamen künftig
Lade in Kirjat-Jearim blieb, verging eine nicht mehr in das Gebiet Israels. Und die
lange Zeit, bis 20 Jahre um waren; und Hand des HERRN war gegen die Philister,
das ganze Haus Israel rief wehklagend solange Samuel lebte. 14 So kamen die
nach dem HERRN. Städte, welche die Philister von Israel
3 Samuel aber redete zu dem ganzen Haus weggenommen hatten, wieder an Israel,
Israel und sprach: Wenn ihr von ganzem von Ekron an bis nach Gat; auch ihr [da-
Herzen zu dem HERRN zurückkehren zugehöriges] Gebiet errettete Israel aus
wollt, dann tut die fremden Götter und der Hand der Philister. Und es war Friede
Astarten aus eurer Mitte und richtet euer zwischen Israel und den Amoritern.
Herz zu dem HERRN und dient ihm allein, 15 Und Samuel richtete Israel sein Leben
so wird er euch aus der Hand der Philister lang; 16 und er zog Jahr für Jahr umher
erretten! 4 Da schafften die Kinder Israels und machte die Runde in Bethel, Gilgal
die Baale und die Astarten hinweg und und Mizpa und richtete Israel an allen
dienten dem HERRN allein. 5 Samuel aber diesen Orten. 17 Doch kehrte er immer
sprach: Versammelt ganz Israel nach wieder nach Rama zurück; denn dort war
Mizpa, so will ich für euch zum HERRN sein Haus; und er richtete Israel dort; und
beten! 6 Da kamen sie zusammen nach er baute dort dem HERRN einen Altar.
Mizpa und schöpften Wasser und gossen
es aus vor dem HERRN; und sie fasteten an Israel begehrt einen König
5Mo 17,14-20; Hos 13,10-11
jenem Tag und sprachen dort: Wir haben
gegen den HERRN gesündigt! Und Samuel Und es geschah, als Samuel alt gewor-
richtete die Kinder Israels in Mizpa. den war, da setzte er seine Söhne als
7 Als aber die Philister hörten, daß die Richter über Israel ein. 2 Sein erstgebore-
Kinder Israels in Mizpa zusammenge- ner Sohn hieß Joel und der andere Abija;
kommen waren, da zogen die Fürsten die waren Richter in Beerscheba. 3 Aber
der Philister hinauf gegen Israel. Als die seine Söhne wandelten nicht in seinen
Kinder Israels dies hörten, fürchteten sie Wegen, sondern gingen auf Gewinn aus
sich vor den Philistern. 8 Und die Kinder und nahmen Geschenke und beugten
Israels sprachen zu Samuel: Laß nicht das Recht.
ab, für uns zu dem HERRN, unserem Gott, 4 Da versammelten sich alle Ältesten von
zu rufen, daß er uns aus der Hand der Israel und kamen zu Samuel nach Rama;
Philister errette! 9 Und Samuel nahm ein 5 und sie sprachen zu ihm: Siehe, du bist
Milchlamm und opferte es vollständig alt geworden, und deine Söhne wandeln
als Brandopfer dem HERRN; und Samuel nicht in deinen Wegen; so setze nun einen
schrie zum HERRN für Israel, und der HERR König über uns, der uns richten soll, nach
erhörte ihn. der Weise aller Heidenvölker! 6 Dieses
10 Es geschah nämlich, während Samuel Wort aber mißfiel Samuel, weil sie sagten:
das Brandopfer darbrachte, da näherten Gib uns einen König, der uns richten soll!
sich die Philister zum Kampf gegen Isra- Und Samuel betete zu dem HERRN.
el. Aber an jenem Tag donnerte der HERR 7 Da sprach der HERR zu Samuel: Höre auf
mit gewaltiger Stimme gegen die Philister die Stimme des Volkes in allem, was sie dir
und verwirrte sie, so daß sie vor Israel ge- gesagt haben; denn nicht dich haben sie
schlagen wurden. 11 Da zogen die Män- verworfen, sondern mich haben sie ver-
ner Israels von Mizpa aus und jagten die worfen, daß ich nicht König über sie sein
Philister und schlugen sie bis unterhalb soll! 8 Wie sie es [immer] getan haben,
Beth-Kar. 12 Und Samuel nahm einen von dem Tag an, als ich sie aus Ägypten
Stein und stellte ihn zwischen Mizpa und heraufgeführt habe, bis zu diesem Tag,
1. SAMUEL 8.9 311
indem sie mich verlassen und anderen SAULS BERUFUNG ZUM KÖNIG,
Göttern gedient haben, genauso tun sie SEIN UNGEHORSAM UND SEINE VERWERFUNG
[es] auch mit dir! 9 So höre nun auf ihre Kapitel 9 - 15
Stimme; doch verwarne sie ausdrücklich Saul trifft Samuel in Rama
und verkündige ihnen das Recht des Kö- Es war aber ein Mann von Benjamin,
nigs, der über sie herrschen wird! sein Name war Kis, ein Sohn Abiels,
10 Und Samuel sagte dem Volk, das ei- des Sohnes Zerors, des Sohnes Becho-
nen König von ihm begehrte, alle Worte rats, des Sohnes Aphiachs, des Sohnes
des HERRN. 11 Und er sprach: Das wird eines Benjaminiters, ein angesehener
das Recht des Königs sein, der über Mann. 2 Der hatte einen Sohn namens
euch herrschen wird: Eure Söhne wird Saul, stattlich und schön, so daß keiner
er nehmen und sie für sich einsetzen, schöner war unter den Söhnen Israels;
auf seinen Streitwagen und bei seiner um Haupteslänge überragte er alles Volk.
Reiterei, und damit sie vor seinem Wa- 3 Und die Eselinnen von Kis, dem Vater
gen herlaufen; 12 und um sie sich als Sauls, gingen verloren. Und Kis sprach zu
Oberste über Tausend und als Oberste seinem Sohn Saul: Nimm doch einen der
über Fünfzig zu bestellen; und damit sie Burschen mit dir und mache dich auf,
sein Ackerland pflügen und seine Ernte geh hin und suche die Eselinnen! 4 Und
einbringen und damit sie ihm seine er durchzog das Bergland Ephraim und
Kriegswaffen und seine Wagengeräte durchquerte das Gebiet von Salisa; aber
anfertigen. 13 Eure Töchter aber wird er sie fanden sie nicht. Sie gingen auch
nehmen und sie zu Salbenmischerinnen, durch das Gebiet von Saalim, da waren
Köchinnen und Bäckerinnen machen. sie auch nicht. Darauf durchzog er das
14 Auch eure besten Äcker, Weinberge Gebiet von Benjamin, aber sie fanden sie
und Ölbäume wird er nehmen und sei- auch nicht.
nen Knechten geben; 15 dazu wird er den 5 Als sie gerade in das Gebiet von Zuph
Zehnten von eurer Saat und von euren kamen, da sprach Saul zu seinem Bur-
Weinbergen nehmen und ihn seinen Hof- schen, der bei ihm war: Komm, laß uns
beamten und Knechten geben. 16 Und wieder umkehren, damit nicht mein
er wird eure besten Knechte und Mägde Vater die Eselinnen sein läßt und sich um
und Burschen und eure Esel nehmen und uns Sorgen macht! 6 Er aber sprach zu
sie für seine Geschäfte verwenden. 17 Er ihm: Siehe doch, es ist ein Mann Gottes
wird den Zehnten eurer Schafe nehmen, in dieser Stadt, und der ist ein ehrwürdi-
und ihr müßt seine Knechte sein. 18 Wenn ger Mann; alles, was er sagt, trifft sicher
ihr dann zu jener Zeit schreien werdet ein. So laß uns nun dorthin gehen; viel-
über euren König, den ihr euch erwählt leicht gibt er uns Auskunft über unseren
habt, so wird euch der HERR zu jener Zeit Weg, den wir gehen sollen!
nicht erhören! 7 Saul aber sprach zu seinem Burschen:
19 Aber das Volk weigerte sich, auf die Siehe, wenn wir hingehen, was bringen
Stimme Samuels zu hören, und sprach: wir dem Mann? Denn das Brot in un-
Das macht nichts, es soll dennoch ein Kö- seren Taschen ist aufgebraucht; auch
nig über uns sein, 20 damit auch wir seien haben wir sonst kein Geschenk, das wir
wie alle Heidenvölker! Unser König soll dem Mann Gottes bringen könnten; was
uns richten und vor uns herziehen und haben wir? 8 Der Bursche antwortete
unsere Kriege führen! 21 Da nun Samuel Saul wiederum und sprach: Siehe, ich
alle Worte des Volkes gehört hatte, redete habe einen Viertel Silberschekel bei mir,
er sie vor den Ohren des HERRN. 22 Der den will ich dem Mann Gottes geben,
HERR aber sprach zu Samuel: Höre auf ihre damit er uns Auskunft über unseren Weg
Stimme und setze einen König über sie gibt! 9 (Früher sagte man in Israel, wenn
ein! Und Samuel sprach zu den Männern man ging, um Gott zu befragen: Kommt,
von Israel: Geht hin, jeder in seine Stadt! laßt uns zum Seher gehen! Denn derjeni-
312 1. SAMUEL 9.10
ge, den man heutzutage Prophet nennt, Israel? Nicht dir und dem ganzen Haus
der hieß früher Seher.) 10 Da sprach Saul deines Vaters? 21 Da antwortete Saul und
zu seinem Burschen: Dein Vorschlag ist sprach: Bin ich nicht ein Benjaminiter,
gut; komm, wir wollen gehen! Und sie von einem der kleinsten Stämme Isra-
gingen zu der Stadt, in welcher der Mann els, und ist mein Geschlecht nicht das
Gottes war. geringste unter allen Geschlechtern der
11 Als sie gerade die Anhöhe zur Stadt Stämme Benjamins? Warum sagst du mir
hinaufgingen, da trafen sie Mädchen, denn solche Worte?
die herauskamen, um Wasser zu schöp- 22 Samuel aber nahm Saul samt seinem
fen; zu diesen sprachen sie: Ist der Se- Burschen und führte sie in die Halle und
her hier? 12 Sie antworteten ihnen und setzte sie obenan unter die Geladenen;
sprachen: Ja, siehe, er ist vor dir; beeile deren Zahl war etwa 30 Mann. 23 Und
dich jetzt, denn er ist heute in die Stadt Samuel sprach zu dem Koch: Gib das
gekommen, weil das Volk heute auf der Stück her, das ich dir gegeben habe,
Höhe ein Schlachtopfer bringt. 13 Wenn und von dem ich befahl, du solltest es
ihr in die Stadt kommt, so werdet ihr ihn beiseitelegen! 24 Da trug der Koch die
gerade treffen, ehe er zur Höhe hinauf- Keule auf und was daran war, und setzte
geht zum Essen; denn das Volk ißt nicht, sie Saul vor. Und Samuel sprach: Siehe,
bis er kommt; denn er muß das Opfer das ist aufgehoben worden; lege es dir
segnen, danach essen die Geladenen. So vor und iß; denn es ist auf die bestimmte
geht nun hinauf; denn eben jetzt werdet Zeit für dich aufbewahrt worden, als ich
ihr ihn treffen! 14 Da gingen sie zur Stadt sagte: Ich habe das Volk eingeladen! So aß
hinauf. Als sie gerade in die Stadt eintra- Saul mit Samuel an jenem Tag.
ten, siehe, da kam Samuel heraus, ihnen 25 Und sie gingen von der Höhe in die
entgegen, um zur Höhe hinaufzugehen. Stadt hinab, und er redete mit Saul auf
15 Aber der HERR hatte einen Tag zuvor, dem Dach. 26 Und sie standen früh auf.
ehe Saul kam, Samuels Ohr geöffnet Und es geschah, als die Morgenröte auf-
und zu ihm gesagt: 16 Morgen um diese ging, rief Samuel den Saul auf dem Dach
Zeit will ich einen Mann aus dem Land und sprach: Mache dich auf, so will ich
Benjamin zu dir senden, den sollst du dich begleiten! Da machte sich Saul auf,
zum Fürsten über mein Volk Israel sal- und die beiden gingen miteinander hin-
ben, damit er mein Volk aus der Hand aus, er und Samuel. 27 Und als sie gerade
der Philister errette; denn ich habe mein am Ende der Stadt hinabstiegen, sprach
Volk angesehen, weil sein Rufen vor mich Samuel zu Saul: »Sage dem Burschen,
gekommen ist! 17 Sobald nun Samuel daß er uns vorausgehen soll!« Und er ging
den Saul sah, ließ ihn der HERR wissen: voraus. »Du aber stehe jetzt still, damit
Siehe, das ist der Mann, von dem ich ich dich das Wort Gottes hören lasse!«
dir gesagt habe, daß er über mein Volk
herrschen soll! Saul wird von Samuel zum König gesalbt
18 Und Saul trat zu Samuel im Stadttor
und dem Volk vorgestellt
und sprach: Sage mir doch, wo ist hier Da nahm Samuel die Ölflasche
das Haus des Sehers? 19 Und Samuel ant- und goß sie auf sein Haupt und
wortete dem Saul und sprach: Ich bin der küßte ihn und sprach: »Hat dich nicht
Seher! Geh vor mir her zur Höhe hinauf; der HERR zum Fürsten über sein Erbteil
denn ihr sollt heute mit mir essen, und gesalbt? 2 Wenn du heute von mir weg-
morgen will ich dich ziehen lassen; und gehst, wirst du zwei Männer finden beim
alles, was in deinem Herzen ist, will ich Grab Rahels, im Gebiet von Benjamin,
dir sagen! 20 Um die Eselinnen aber, die bei Zelzach; die werden zu dir sagen: Die
dir vor drei Tagen verlorengegangen sind, Eselinnen sind gefunden, die du suchen
sorge dich nicht; denn sie sind gefunden! gegangen bist; und siehe, dein Vater hat
Und wem gehört alles Begehrenswerte in die Suche nach den Eselinnen aufgege-
1. SAMUEL 10 313
ben und macht sich Sorgen um euch und Sauls Onkel sprach zu ihm und seinem
spricht: Was soll ich wegen meines Soh- Burschen: Wo seid ihr hingegangen? Sie
nes tun? 3 Und wenn du von dort wei- antworteten: Die Eselinnen zu suchen;
tergehst, wirst du zur Terebinthe Tabor und als wir sahen, daß sie nicht da wa-
kommen; dort werden dich drei Männer ren, gingen wir zu Samuel! 15 Da sprach
antreffen, die zu Gott nach Bethel hin- Sauls Onkel: Teile mir doch mit, was euch
aufgehen; einer trägt drei Böcklein, der Samuel sagte! 16 Saul antwortete seinem
andere drei Laibe Brot, der dritte einen Onkel: Er sagte uns, daß die Eselinnen
Schlauch mit Wein. 4 Und sie werden gefunden seien! Was aber Samuel von
dich grüßen und dir zwei Brote geben, dem Königtum gesagt hatte, das verriet
die sollst du aus ihrer Hand annehmen. er ihm nicht.
5 Danach wirst du auf den Hügel Gottes 17 Samuel aber berief das Volk zum HERRN
kommen, wo der Posten der Philister nach Mizpa. 18 Und er sprach zu den
steht; und sobald du dort in die Stadt Kindern Israels: So spricht der HERR, der
kommst, wird dir eine Schar Propheten Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägyp-
begegnen, die von der Höhe herabkom- ten geführt und euch aus der Hand der
men, und vor ihnen her Psalter und Ägypter errettet und aus der Hand aller
Handpauken und Flöten und Harfen; Königreiche, die euch bedrängten. 19 Ihr
sie aber werden weissagen. 6 Da wird aber habt heute euren Gott verworfen,
der Geist des HERRN über dich kommen, der euch aus all eurem Elend und aus
so daß du mit ihnen weissagst, und du euren Nöten errettet hat, und habt zu
wirst in einen anderen Mann verwan- ihm gesagt: Setze einen König über uns!
delt werden. 7 Wenn dann diese Zeichen Wohlan, so tretet nun vor den HERRN
für dich eingetroffen sind, so tue, was nach euren Stämmen und nach euren
deine Hand vorfindet, denn Gott ist mit Tausendschaften!
dir! 8 Du sollst aber vor mir nach Gilgal 20 Und Samuel ließ alle Stämme Israels
hinabgehen, und siehe, dort will ich zu herzutreten, und der Stamm Benjamin
dir hinabkommen, um Brandopfer zu wurde [durchs Los] getroffen. 21 Und als
opfern und Friedensopfer zu schlachten. er den Stamm Benjamin nach seinen
Sieben Tage lang sollst du warten, bis ich Familien herzutreten ließ, wurde das
zu dir komme und dir zeige, was du tun Geschlecht Matris [durchs Los] getroffen,
sollst!« und dann wurde Saul getroffen, der Sohn
9 Als er sich nun umwandte, um von Sa- des Kis. Und sie suchten ihn, aber er wur-
muel wegzugehen, da verwandelte Gott de nicht gefunden. 22 Da fragten sie den
sein Herz, und alle diese Zeichen trafen HERRN weiter: Kommt der Mann noch
an jenem Tag ein. 10 Denn als sie dort an hierher? Der HERR antwortete: Siehe, er
den Hügel kamen, siehe, da begegnete hat sich bei den Geräten versteckt! 23 Da
ihm eine Schar Propheten, und der Geist liefen sie hin und holten ihn von dort.
Gottes kam über ihn, so daß er in ihrer Und als er unter das Volk trat, da überrag-
Mitte weissagte. 11 Als aber die, welche te er alles Volk um Haupteslänge.
ihn zuvor gekannt hatten, sahen, daß 24 Und Samuel sprach zu dem ganzen
er mit den Propheten weissagte, sprach Volk: Da seht ihr den, welchen der HERR
das Volk untereinander: Was ist denn mit erwählt hat, denn ihm ist keiner gleich
dem Sohn des Kis geschehen? Ist Saul unter dem ganzen Volk! Da jauchzte das
auch unter den Propheten? 12 Da ant- ganze Volk, und sie sprachen: Es lebe der
wortete ein Mann von dort und sprach: König! 25 Samuel aber verkündigte dem
Und wer ist ihr Vater? Daher kommt das Volk das königliche Recht und schrieb es
Sprichwort: Ist Saul auch unter den Pro- in ein Buch und legte es vor den HERRN.
pheten? Danach entließ Samuel alles Volk, je-
13 Und als er aufgehört hatte zu weis- den in sein Haus. 26 Auch Saul ging zu
sagen, kam er auf die Höhe. 14 Und seinem Haus nach Gibea, und mit ihm
314 1. SAMUEL 10.11.12
gingen die Tapferen, deren Herz Gott Jabes verkündigten, da wurden sie froh.
angerührt hatte. 27 Etliche Söhne Belials 10 Und die Männer von Jabes sprachen:
aber sprachen: Wie sollte der uns retten? Morgen wollen wir zu euch hinauskom-
Und sie verachteten ihn und brachten men, dann könnt ihr mit uns tun, was
ihm keine Geschenke. Doch er tat, als euch gefällt!
hörte er’s nicht. 11 Und es geschah am anderen Morgen,
da stellte Saul das Volk in drei Abtei-
Saul schlägt die Ammoniter lungen auf, und sie drangen um die
bei Jabes-Gilead Morgenwache ins [feindliche] Lager und
Und Nahas, der Ammoniter, zog schlugen die Ammoniter, bis der Tag am
herauf und belagerte Jabes in Gi- heißesten war; die Übriggebliebenen
lead. Da sprachen alle Männer von Jabes aber wurden so versprengt, daß nicht
zu Nahas: Schließe einen Bund mit uns, zwei von ihnen beieinander blieben.
so wollen wir dir dienen! 2 Aber Nahas, 12 Da sprach das Volk zu Samuel: Wer
der Ammoniter, antwortete ihnen: Un- sind die, welche sagten: Sollte Saul über
ter dieser Bedingung will ich mit euch uns herrschen? Gebt diese Männer her,
einen Bund schließen, daß ich euch allen damit wir sie töten! 13 Saul aber sprach:
das rechte Auge aussteche und damit Es soll an diesem Tag niemand sterben;
auf ganz Israel Schmach bringe! 3 Da denn der HERR hat heute Rettung ge-
sprachen die Ältesten von Jabes zu ihm: geben in Israel! 14 Samuel sprach zum
Gib uns sieben Tage Frist, daß wir Boten Volk: Kommt, laßt uns nach Gilgal gehen
senden in das ganze Gebiet Israels. Wenn und das Königtum dort erneuern! 15 Da
es dann niemand gibt, der uns rettet, so ging das ganze Volk nach Gilgal und
wollen wir zu dir hinausgehen! machte dort Saul zum König vor dem
4 Da kamen die Boten nach Gibea-Saul HERRN in Gilgal, und sie schlachteten
und sprachen diese Worte vor den Ohren dort Friedensopfer vor dem HERRN. Und
des Volkes. Da erhob das ganze Volk seine Saul und alle Männer Israels freuten sich
Stimme und weinte. 5 Und siehe, da kam dort sehr.
gerade Saul vom Feld hinter den Rin-
dern her und sprach: Was hat das Volk, Samuel legt sein Richteramt nieder
daß es weint? Da erzählten sie ihm die Samuel aber sprach zu ganz Isra-
Worte der Männer von Jabes. 6 Da kam el: Siehe, ich habe eurer Stimme
der Geist Gottes über Saul, als er diese gehorcht in allem, was ihr mir gesagt
Worte hörte, und sein Zorn entbrannte habt, und habe einen König über euch
sehr; 7 und er nahm ein Gespann Rinder gesetzt. 2 Und nun siehe, da geht euer
und zerstückelte sie und sandte [Stücke] König vor euch her; ich aber bin alt und
davon durch Boten in alle Gebiete Israels grau geworden; und siehe, meine Söhne
und ließ sagen: Wer nicht auszieht, Saul sind bei euch. Ich aber bin vor euch her-
und Samuel nach, mit dessen Rindern gegangen von meiner Jugend an bis zu
wird man es genauso machen! Da fiel diesem Tag. 3 Hier bin ich! Legt Zeugnis
der Schrecken des HERRN auf das Volk, so ab gegen mich vor dem HERRN und vor
daß sie auszogen wie ein Mann. 8 Und seinem Gesalbten: Wessen Ochsen habe
er musterte sie bei Besek; und es waren ich genommen? Oder wessen Esel habe
300 000 von den Söhnen Israels und ich genommen? Wen habe ich übervor-
30 000 von den Männern Judas. teilt? Wen habe ich mißhandelt? Von
9 Und sie sprachen zu den Boten, die ge- wessen Hand habe ich Bestechungsgeld
kommen waren: So sollt ihr zu den Män- genommen, daß ich ihm zuliebe ein
nern von Jabes in Gilead sagen: Morgen Auge zudrückte? So will ich es euch
soll euch Rettung zuteil werden, wenn erstatten! 4 Sie sprachen: Du hast uns
die Sonne am heißesten scheint! Als die nie übervorteilt, noch uns unterdrückt,
Boten kamen und dies den Männern von noch von jemandes Hand irgend etwas
1. SAMUEL 12.13 315
genommen! 5 Er sprach: Der HERR ist Befehl des HERRN widerspenstig seid, so
Zeuge gegen euch, und sein Gesalbter wird die Hand des HERRN gegen euch sein
ist Zeuge am heutigen Tag, daß ihr gar wie gegen eure Väter!
nichts in meiner Hand gefunden habt! 16 Jetzt aber tretet herzu und seht, was
Und sie sprachen: Er ist Zeuge! für eine große Sache der HERR vor euren
6 Und Samuel sprach zum Volk: Der HERR Augen tun wird! 17 Ist nicht jetzt die Wei-
ist es, der Mose und Aaron eingesetzt und zenernte? Ich aber will den HERRN anru-
eure Väter aus dem Land Ägypten geführt fen, daß er es donnern und regnen läßt,a
hat! 7 So tretet nun her, daß ich mit euch damit ihr erkennt und einseht, daß eure
rechte vor dem HERRN wegen aller gerech- Bosheit groß ist, die ihr vor den Augen
ten Taten des HERRN, die er an euch und des HERRN begangen habt, indem ihr für
an euren Vätern getan hat! 8 Als Jakob euch einen König begehrt habt! 18 Da rief
nach Ägypten gekommen war, da schrie- Samuel den HERRN an, und der HERR ließ
en eure Väter zum HERRN. Und der HERR es donnern und regnen an jenem Tag.
sandte Mose und Aaron, und sie führten Da fürchtete das ganze Volk den HERRN
eure Väter aus Ägypten und ließen sie an und Samuel sehr. 19 Und das ganze Volk
diesem Ort wohnen. sprach zu Samuel: Bitte den HERRN, dei-
9 Aber sie vergaßen den HERRN, ihren nen Gott, für deine Knechte, damit wir
Gott, und er verkaufte sie unter die Hand nicht sterben; denn zu allen unseren
Siseras, des Heerführers von Hazor, und Sünden haben wir noch die Bosheit
unter die Hand der Philister und unter die hinzugefügt, daß wir für uns einen König
Hand des Königs von Moab; die kämpften begehrten!
gegen sie. 10 Sie aber schrieen zum HERRN 20 Samuel aber sprach zum Volk: Fürchtet
und sprachen: Wir haben gesündigt, daß euch nicht! Ihr habt zwar all dieses Böse
wir den HERRN verlassen und den Baalen getan; doch weicht nicht von der Nachfol-
und Astarten gedient haben; nun aber ge des HERRN ab, sondern dient dem HERRN
errette uns aus der Hand unserer Feinde, von ganzem Herzen! 21 Und weicht nicht
so wollen wir dir dienen! 11 Da sandte der ab zu den nichtigen Götzen; sie nützen
HERR Jerub-Baal und Bedan und Jephtah euch nichts und können euch nicht er-
und Samuel und errettete euch aus den retten, denn sie sind nichtig. 22 Der HERR
Händen eurer Feinde ringsum und ließ aber wird um seines großen Namens wil-
euch sicher wohnen. len sein Volk nicht verstoßen, denn es hat
12 Als ihr aber saht, daß Nahas, der König dem HERRN gefallen, euch zu seinem Volk
der Ammoniter, gegen euch heranzog, da zu machen. 23 Es sei aber auch ferne von
spracht ihr zu mir: »Nein, sondern ein mir, mich an dem HERRN zu versündigen,
König soll über uns herrschen!«, obwohl daß ich aufhören sollte, für euch zu beten
doch der HERR, euer Gott, euer König und euch den guten und richtigen Weg
ist. 13 Und nun, seht, da ist euer König, zu lehren! 24 So fürchtet nun den HERRN
den ihr erwählt, den ihr begehrt habt; und dient ihm in Wahrheit, mit eurem
denn siehe, der HERR hat einen König ganzen Herzen; denn seht, wie mächtig
über euch gesetzt! 14 Wenn ihr nur den er sich an euch erwiesen hat! 25 Wenn
HERRN fürchtet und ihm dient und sei- ihr aber dennoch Böses tut, so werdet ihr
ner Stimme gehorcht und dem Befehl samt eurem König weggerafft werden!
des HERRN nicht widerspenstig seid, und
wenn nur ihr und euer König, der über Israel verzagt vor den Philistern.
euch herrscht, dem HERRN, eurem Gott, Sauls eigenmächtiges Opfer
nachfolgt! 15 Wenn ihr aber der Stimme Saul war ein Jahr König gewesen,
des HERRN nicht gehorcht, sondern dem und nachdem er zwei Jahre über Is-

a (12,17) Gewitter und Regen zur Zeit der Weizenernte gab es in Israel so gut wie gar nicht; das Volk erkannte dies
als Gerichtszeichen Gottes.
316 1. SAMUEL 13.14
rael regiert hatte, 2 da erwählte sich Saul 13 Samuel aber sprach zu Saul: Du hast
3 000 Mann aus Israel, davon waren 2 000 töricht gehandelt! Du hast das Gebot des
mit Saul in Michmas und auf dem Berg- HERRN, deines Gottes, das er dir geboten
land von Bethel, und 1 000 mit Jonathan hat, nicht gehalten! Denn sonst hätte
in Gibea-Benjamin; das übrige Volk aber er jetzt dein Königtum über Israel auf
ließ er gehen, jeden in sein Zelt. 3 Und Jo- ewig bestätigt; 14 nun aber wird dein
nathan schlug den Wachtposten der Phi- Königtum keinen Bestand haben. Der
lister, der bei Geba war, und die Philister HERR hat sich einen Mann nach seinem
hörten es. Saul aber ließ im ganzen Land Herzen ausgesucht; dem hat der HERR ge-
die Posaunen blasen und sagen: Die He- boten, über sein Volk Fürst zu sein, weil
bräer sollen es hören! 4 Und ganz Israel du nicht gehalten hast, was dir der HERR
hörte sagen: Saul hat den Philisterposten gebot! 15 Und Samuel machte sich auf
geschlagen; auch hat sich Israel bei den und ging von Gilgal hinauf nach Gibea-
Philistern verhaßt gemacht! Und das Volk Benjamin. Saul aber musterte das Volk,
wurde zusammengerufen, um Saul nach das [noch] bei ihm war, etwa 600 Mann.
Gilgal zu folgen. 16 Und Saul und sein Sohn Jonathan und
5 Die Philister versammelten sich aber, um das Volk, das noch bei ihm war, lagen in
gegen Israel zu kämpfen: 30 000 Streitwa- Gibea-Benjamin; die Philister aber hatten
gen, 6 000 Reiter und Kriegsvolk [so zahl- sich bei Michmas gelagert. 17 Und der
reich] wie der Sand am Ufer des Meeres; Verheerungszug zog in drei Abteilungen
die zogen herauf und lagerten sich bei aus dem Lager der Philister aus; die eine
Michmas, östlich von Beth-Awen. 6 Als nun Abteilung nahm den Weg nach Ophra,
die Männer von Israel sahen, daß sie in Not nach dem Gebiet von Schual hin; 18 die
waren — denn das Volk war bedrängt —, andere Abteilung aber nahm den Weg
da versteckte sich das Volk in Höhlen und nach Beth-Horon, und die dritte den Weg
Dickichten, in Felsklüften, Gewölben und zu dem Gebiet, das über das Tal Zeboim
Zisternen. 7 Auch gingen [einige] Hebräer hinweg zur Wüste hinunterblickt.
über den Jordan in das Land Gad und Gi- 19 Aber im ganzen Land Israel war kein
lead. Saul aber war noch in Gilgal; und das Schmied zu finden, denn die Philister hat-
ganze Volk hinter ihm war verzagt. ten gesagt: Damit sich die Hebräer nicht
8 Und er wartete sieben Tage lang, bis zu Schwerter und Speere machen! 20 So
der von Samuel bestimmten Zeit, aber mußte ganz Israel zu den Philistern hin-
Samuel kam nicht nach Gilgal. Und das abgehen, wenn jemand seine Pflugschar,
Volk verließ ihn und zerstreute sich. 9 Da seinen Spaten, sein Beil oder seine Sichel
sprach Saul: Bringt das Brandopfer zu schärfen hatte. 21 Das Schärfen kostete
und die Friedensopfer zu mir! Und er einen Zweidrittelschekel bei den Pflug-
brachte das Brandopfer dar. 10 Und es scharen und den Spaten und für die Gabel
geschah, als er gerade damit fertig war, und bei den Beilen, und um die Ochsen-
das Brandopfer darzubringen, siehe, da stachel geradezurichten. 22 Und so kam
kam Samuel. Da ging Saul hinaus, ihm es, daß am Tag der Schlacht weder Schwert
entgegen, um ihn zu grüßen. noch Speer zu finden war in der Hand des
11 Samuel aber sprach: Was hast du getan? ganzen Volkes, das mit Saul und Jonathan
Saul antwortete: Als ich sah, daß das Volk war; [nur] für Saul und seinen Sohn Jo-
mich verließ und sich zerstreute, und daß nathan war etwas vorhanden. 23 Und ein
du nicht kamst zur bestimmten Zeit, und Vorposten der Philister rückte bis zum Paß
daß die Philister bei Michmas versammelt von Michmas vor.
waren, 12 da sprach ich: Nun werden die
Philister zu mir nach Gilgal herabkom- Jonathans Sieg über die Philister
men, und ich habe das Angesicht des Und es geschah eines Tages, daß
HERRN noch nicht erbeten! Da wagte ich’s Jonathan, der Sohn Sauls, zu sei-
und brachte das Brandopfer dar! nem Waffenträger sprach: Komm, laß
1. SAMUEL 14 317
uns hinübergehen zu dem Vorposten denn der HERR hat sie in die Hand Israels
der Philister, der dort drüben ist! Sei- gegeben! 13 Und Jonathan kletterte auf
nem Vater aber sagte er es nicht. 2 Saul Händen und Füßen hinauf, und sein
aber saß an der Grenze von Gibea unter Waffenträger ihm nach. Und jene fielen
einem Granatbaum, der bei Migron ist; vor Jonathan, und sein Waffenträger
und die Leute bei ihm waren etwa 600 hinter ihm tötete sie; 14 so daß Jonathan
Mann. 3 Und Achija, der Sohn Achitubs, und sein Waffenträger in diesem ersten
Ikabods Bruder, der Sohn des Pinehas, Gefecht auf ungefähr einer halben Fur-
des Sohnes Elis, der Priester des HERRN in chenlänge eines Joches Ackerland an die
Silo, trug das Ephod. Das Volk aber wußte 20 Mann erschlugen.
nicht, daß Jonathan weggegangen war. 15 Und es entstand ein Schrecken im
4 Nun gab es zwischen den Pässen, wo Heerlager, auf dem Feld und unter dem
Jonathan zum Vorposten der Philister ganzen Volk; sogar die, welche auf Pos-
hinüberzugehen suchte, eine Felszacke ten standen, und der Verheerungszug
diesseits und eine Felszacke jenseits; erschraken, und die Erde erbebte, und so
der Name der einen war Bozez und der entstand ein Schrecken Gottes. 16 Und
Name der anderen Senne. 5 Die eine die Späher Sauls in Gibea-Benjamin
Zacke erhebt sich nördlich gegenüber schauten aus, und siehe, das Getümmel
Michmas, die andere südlich gegenüber wogte hin und her. 17 Da sprach Saul zu
Geba. dem Volk, das bei ihm war: Zählt doch
6 Und Jonathan sprach zu seinem Waffen- und seht, wer von uns weggegangen ist!
träger: Komm, laß uns zu dem Posten Und als sie zählten, siehe, da fehlten Jona-
dieser Unbeschnittenen hinübergehen! than und sein Waffenträger. 18 Da sprach
Vielleicht wird der HERR durch uns Saul zu Achija: Bringe die Lade Gottes
wirken; denn es ist dem HERRN nicht herbei! Denn die Lade Gottes war zu der
schwer, durch viele oder durch wenige zu Zeit bei den Kindern Israels. 19 Und wäh-
retten! 7 Da antwortete ihm sein Waffen- rend Saul noch mit dem Priester redete,
träger: Tue alles, was in deinem Herzen wurde das Getümmel im Heerlager der
ist! Geh nur hin! Siehe, ich bin mit dir, wie Philister immerfort größer. Da sagte Saul
dein Herz es will! zum Priester: Laß es bleiben!
8 Da sprach Jonathan: Siehe, wir werden 20 Und Saul und das ganze Volk, das bei
zu den Leuten hinüberkommen, und ihm war, wurden aufgeboten, und als sie
wollen uns ihnen zeigen. 9 Wenn sie zum Kampf hinzukamen, siehe, da war
dann zu uns sagen: »Bleibt stehen, bis das Schwert eines jeden [Philisters] ge-
wir zu euch kommen!«, so wollen wir an gen den anderen; es herrschte die größte
unserem Ort stehenbleiben und nicht zu Verwirrung. 21 Auch die Hebräer, die zuvor
ihnen hinaufsteigen. 10 Wenn sie aber bei den Philistern gewesen und mit ihnen
sagen: »Kommt zu uns herauf!«, so wol- von ringsumher ins Lager hinaufgezogen
len wir zu ihnen hinaufsteigen, denn der waren, wandten sich zu den Israeliten, die
HERR hat sie in unsere Hand gegeben, und mit Saul und Jonathan waren. 22 Auch alle
das soll uns als Zeichen dienen! Männer von Israel, die sich auf dem Berg-
11 Als sie sich nun beide dem Posten land Ephraim verkrochen hatten, hörten,
der Philister zeigten, sprachen die Phi- daß die Philister flohen, und sie setzten
lister: Siehe, die Hebräer kommen aus jenen im Kampf nach. 23 So rettete der
den Löchern heraus, in denen sie sich HERR an jenem Tag Israel; und der Kampf
verkrochen hatten! 12 Und die Männer, wogte bis Beth-Awen hinüber.
die auf Posten standen, riefen Jonathan
und seinem Waffenträger und sprachen: Sauls verkehrter Schwur schwächt das
Kommt herauf zu uns, so wollen wir Volk und gefährdet Jonathan
euch etwas lehren! Da sprach Jonathan 24 Die Männer Israels waren aber sehr
zu seinem Waffenträger: Steige mir nach; angestrengt an jenem Tag; und Saul
318 1. SAMUEL 14
beschwor das Volk und sprach: Verflucht ganze Volk, jeder, was er zur Hand hatte,
sei der Mann, der Speise ißt bis zum in [jener] Nacht herzu und schlachtete es
Abend, bis ich mich an meinen Feinden dort. 35 Und Saul baute dem HERRN einen
gerächt habe! Da nahm niemand im Altar; das war der erste Altar, den er dem
Volk eine Speise zu sich. 25 Das ganze HERRN baute.
Land aber kam gerade in die Zeit der 36 Und Saul sprach: Laßt uns bei Nacht
Honigernte, und Honig befand sich auf hinabziehen, den Philistern nach, und
dem freien Feld. 26 Als nun das Volk zu sie berauben, bis es heller Morgen wird,
den Honigwaben kam, siehe, da floß der und niemand von ihnen übriglassen! Sie
Honig; aber niemand nahm davon etwas antworteten: Tue alles, was gut ist in dei-
mit der Hand zu seinem Mund; denn das nen Augen! Aber der Priester sprach: Laßt
Volk fürchtete sich vor dem Schwur. uns hier zu Gott nahen! 37 Und Saul fragte
27 Jonathan aber hatte es nicht gehört, Gott: Soll ich hinabziehen, den Philistern
als sein Vater das Volk beschwor; und nach? Willst du sie in die Hand Israels
er streckte die Spitze seines Stabes aus, geben? Aber Er antwortete ihm nicht an
den er in seiner Hand hatte, und tauchte jenem Tag. 38 Da sprach Saul: Es sollen
ihn in eine Honigwabe und nahm eine alle Häupter des Volkes herzutreten und
Handvoll in den Mund; da wurden seine erforschen und sehen, an wem heute die-
Augen munter. 28 Aber einer aus dem Volk se Schuld liegt! 39 Denn so wahr der HERR
ergriff das Wort und sprach: Dein Vater hat lebt, der Israel gerettet hat, wenn sie auch
das Volk feierlich beschworen und gesagt: an meinem Sohn Jonathan wäre, so soll
Verflucht sei der Mann, der heute Speise er gewiß sterben! Da antwortete ihm nie-
ißt! — Das Volk aber war ermattet. 29 Da mand vom ganzen Volk. 40 Und er sprach
sprach Jonathan: Mein Vater hat das zu ganz Israel: Ihr sollt auf jene Seite tre-
Land ins Unglück gebracht! Seht doch, ten; ich und mein Sohn Jonathan wollen
wie munter meine Augen geworden sind, auf dieser Seite sein. Das Volk sprach zu
weil ich ein wenig von diesem Honig zu Saul: Tue, was gut ist in deinen Augen!
mir genommen habe! 30 Ach, wenn doch 41 Und Saul sprach zu dem HERRN, dem
das Volk heute ungehindert von der Beute Gott Israels: Gib, daß die Wahrheit offen-
seiner Feinde gegessen hätte, die es gefun- bar wird! Da wurden Jonathan und Saul
den hat! Wäre dann die Niederlage der getroffen; aber das Volk ging frei aus.
Philister nicht noch größer geworden? 42 Saul sprach: Werft das Los über mich
31 Doch schlugen sie die Philister an je- und meinen Sohn Jonathan! Da wurde
nem Tag von Michmas bis nach Ajalon, Jonathan getroffen. 43 Und Saul sprach
obwohl das Volk sehr ermattet war. 32 Und zu Jonathan: Sage mir, was hast du getan?
das Volk fiel über die Beute her, und sie Und Jonathan sagte es ihm und sprach: Ich
nahmen Schafe und Rinder und Kälber habe nur ein wenig Honig gekostet mit der
und schlachteten sie auf der Erde, und das Spitze des Stabes, den ich in meiner Hand
Volk aß [das Fleisch] mit dem Blut. 33 Und hatte, und siehe, ich soll sterben! 44 Da
man berichtete dies dem Saul und sprach: sprach Saul: Gott tue mir dies und das;
Siehe, das Volk versündigt sich an dem Jonathan, du mußt gewißlich sterben!
HERRN, indem es mitsamt dem Blut ißt! 45 Aber das Volk sprach zu Saul: Sollte
Er sprach: Ihr habt treulos gehandelt! Jonathan sterben, der Israel diese große
Wälzt sofort einen großen Stein zu mir Rettung verschafft hat? Das sei ferne! So
her! 34 Und Saul sprach weiter: Zerstreut wahr der HERR lebt, es soll kein Haar von
euch unter das Volk und sagt ihnen, daß seinem Haupt auf die Erde fallen; denn er
jedermann seinen Ochsen und sein Schaf hat an diesem Tag mit Gott gewirkt! So er-
zu mir bringen soll; und schlachtet sie löste das Volk den Jonathan, daß er nicht
hier und eßt dann, damit ihr euch nicht sterben mußte. 46 Und Saul ließ von der
an dem HERRN versündigt, indem ihr [das Verfolgung der Philister ab und zog hin-
Fleisch] mit dem Blut eßt! Da brachte das auf, und die Philister zogen in ihr Land.
1. SAMUEL 14.15 319
Sauls Kriegstaten und seine Familie denn ihr habt Gnade an allen Kindern
47 Als aber Saul die Herrschaft über Israel Israels erwiesen, als sie aus Ägypten her-
bekommen hatte, kämpfte er gegen alle aufzogen! So zogen die Keniter aus der
seine Feinde ringsumher, gegen die Mo- Mitte von Amalek weg. 7 Da schlug Saul
abiter, gegen die Ammoniter, gegen die Amalek, von Hewila an bis nach Schur,
Edomiter, gegen die Könige von Zoba das östlich von Ägypten liegt, 8 und er
und gegen die Philister; und wohin er nahm Agag, den König von Amalek,
sich wandte, da war er siegreich. 48 Und lebendig gefangen; dagegen vollstreckte
er vollbrachte tapfere Taten und schlug er den Bann an dem ganzen Volk mit der
Amalek und errettete Israel aus der Hand Schärfe des Schwertes.
derer, die sie beraubten. 9 Und Saul und das Volk verschonten
49 Und die Söhne Sauls waren: Jonathan, Agag und die besten Schafe und Rinder
Jischwi und Malkischua. Und von seinen und das Vieh vom zweiten Wurfa und die
zwei Töchtern hieß die erstgeborene Mastschafe und alles, was wertvoll war,
Merab und die jüngere Michal. 50 Und und sie wollten den Bann an ihnen nicht
die Frau Sauls hieß Achinoam; [sie war] vollstrecken; alles Vieh aber, das wertlos
eine Tochter des Ahimaaz. Und sein und schwächlich war, an dem vollstreck-
Heerführer hieß Abner, ein Sohn Ners, ten sie den Bann.
des Onkels Sauls. 51 Kis aber, der Vater 10 Da erging das Wort des HERRN an
Sauls, und Ner, der Vater Abners, waren Samuel: 11 Es reut mich, daß ich Saul
Söhne Abiels. 52 Der Krieg gegen die Phi- zum König gemacht habe; denn er hat
lister war heftig, solange Saul lebte, und sich von mir abgewandt und meine Wor-
wenn Saul einen starken und tapferen te nicht erfüllt! Darüber entbrannte Sa-
Mann sah, nahm er ihn zu sich. muel, und er schrie zum HERRN die ganze
Nacht. 12 Und Samuel machte sich früh
Krieg gegen Amalek. auf, um Saul am Morgen zu begegnen.
Sauls Ungehorsam und Verwerfung Und es wurde dem Samuel berichtet:
5Mo 25,17-19
Saul ist nach Karmel gekommen, und
Samuel aber sprach zu Saul: Der siehe, er hat sich ein Denkmal aufge-
HERR hat mich gesandt, um dich richtet; danach hat er eine Schwenkung
zum König über Israel zu salben; so höre gemacht, ist hinübergezogen und nach
nun auf die Stimme der Worte des HERRN! Gilgal hinabgestiegen.
2 So spricht der HERR der Heerscharen: 13 Als nun Samuel zu Saul kam, sprach
Ich will strafen, was Amalek an Israel tat, Saul zu ihm: Gesegnet seist du vom
indem er sich ihm in den Weg stellte, als HERRN! Ich habe das Wort des HERRN
es aus Ägypten heraufzog. 3 So ziehe nun erfüllt! 14 Samuel aber antwortete: Und
hin und schlage Amalek, und vollstrecke was ist das für ein Blöken von Schafen in
den Bann an allem, was er hat, und scho- meinen Ohren, und Brüllen von Rindern,
ne ihn nicht; sondern töte Männer und das ich da höre? 15 Und Saul sprach: Man
Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder hat sie von den Amalekitern hergebracht;
und Schafe, Kamele und Esel! denn das Volk verschonte die besten
4 Da bot Saul das Volk auf und musterte Schafe und Rinder, um sie dem HERRN,
sie bei Telaim, etwa 200 000 Mann Fuß- deinem Gott, zu opfern; an dem übrigen
volk, und 10 000 Mann aus Juda. 5 Und haben wir den Bann vollstreckt! 16 Sa-
Saul kam zu der Stadt Amaleks und legte muel aber antwortete dem Saul: Halte
einen Hinterhalt im Tal. 6 Und Saul ließ still, und ich will dir sagen, was der HERR
den Kenitern sagen: Geht fort, weicht, diese Nacht zu mir geredet hat! Er sprach
zieht weg aus der Mitte der Amalekiter, zu ihm: Rede!
damit ich euch nicht mit ihnen aufreibe; 17 Und Samuel sprach: Ist es nicht so, als

a (15,9) Das Vieh vom zweiten Wurf wurde für wertvoller gehalten als das vom ersten Wurf.
320 1. SAMUEL 15.16
du klein warst in deinen Augen, wurdest abgerissen und es deinem Nächsten ge-
du das Haupt der Stämme Israels, und geben, der besser ist als du! 29 Auch lügt
der HERR salbte dich zum König über der Ruhm Israels nicht, es reut ihn auch
Israel? 18 Und der HERR sandte dich auf nicht; denn er ist kein Mensch, daß er
den Weg und sprach: Zieh hin und voll- etwas bereuen müßte! 30 Er aber sprach:
strecke den Bann an den Sündern, an den Ich habe gesündigt; nun aber ehre mich
Amalekitern, und bekämpfe sie, bis du sie doch vor den Ältesten meines Volkes und
ausgerottet hast! 19 Warum hast du denn vor Israel und kehre mit mir um, damit
der Stimme des HERRN nicht gehorcht, ich den HERRN, deinen Gott, anbete!
sondern bist über die Beute hergefallen 31 Da kehrte Samuel um und folgte Saul,
und hast getan, was böse ist in den Au- und Saul betete den HERRN an. 32 Samuel
gen des HERRN? 20 Und Saul antwortete aber sprach: Bringt Agag, den König
dem Samuel: Ich habe doch der Stimme von Amalek, zu mir her! Und Agag kam
des HERRN gehorcht und bin den Weg gebunden zu ihm. Und Agag sprach:
gezogen, den mich der HERR sandte, und Fürwahr, die Bitterkeit des Todes ist
habe Agag, den König von Amalek, herge- gewichen! 33 Samuel sprach: Wie dein
bracht und an den Amalekitern den Bann Schwert Frauen ihrer Kinder beraubt hat,
vollstreckt! 21 Aber das Volk hat von der so soll auch deine Mutter ihrer Kinder
Beute genommen, Schafe und Rinder, das beraubt werden vor allen Frauen! Und
Beste des Gebannten, um es dem HERRN, Samuel hieb Agag in Stücke vor dem
deinem Gott, in Gilgal zu opfern! HERRN in Gilgal.
22 Samuel aber sprach zu Saul: Hat der 34 Und Samuel ging nach Rama; Saul
HERR dasselbe Wohlgefallen an Schlacht- aber zog in sein Haus hinauf, nach dem
opfern und Brandopfern wie daran, daß Gibea Sauls. 35 Und Samuel sah Saul
man der Stimme des HERRN gehorcht? nicht mehr bis zum Tag seines Todes;
Siehe, Gehorsam ist besser als Schlacht- denn Samuel trug Leid um Saul; den
opfer und Folgsamkeit besser als das HERRN aber reute es, daß er Saul zum Kö-
Fett von Widdern! 23 Denn Ungehorsam nig über Israel gemacht hatte.
ist [wie] die Sünde der Wahrsagerei, und
Widerspenstigkeit ist [wie] Abgötterei SAULS NIEDERGANG
und Götzendienst. Weil du nun das Wort UND DAVIDS AUFSTIEG IN ISRAEL
des HERRN verworfen hast, so hat er dich Kapitel 16 - 31
verworfen, daß du nicht mehr König sein
sollst! David wird von Samuel zum König gesalbt
24 Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe Und der HERR sprach zu Samuel: Bis
gesündigt, daß ich den Befehl des HERRN wann trägst du noch Leid um Saul,
und deine Worte übertreten habe; denn da ich ihn doch verworfen habe, daß er
ich fürchtete das Volk und gehorchte sei- nicht mehr König sein soll über Israel?
ner Stimme! 25 Nun aber vergib mir doch Fülle dein Horn mit Öl und geh hin, ich
meine Sünde und kehre mit mir um, will dich zu Isai, dem Bethlehemiter, sen-
damit ich den HERRN anbete! 26 Samuel den; denn unter seinen Söhnen habe ich
sprach zu Saul: Ich will nicht mit dir um- mir einen König ausersehen! 2 Samuel
kehren; denn du hast das Wort des HERRN aber sprach: Wie soll ich hingehen? Wenn
verworfen, und der HERR hat dich verwor- Saul es erfährt, so wird er mich töten!
fen, daß du nicht mehr König über Israel Und der HERR sprach: Nimm eine junge
sein sollst! Kuh mit dir und sprich: Ich bin gekom-
27 Und Samuel wandte sich ab und wollte men, um dem HERRN zu opfern! 3 Und du
gehen; da ergriff er ihn beim Zipfel seines sollst Isai zum Schlachtopfer einladen;
Obergewandes, so daß dieser abriß. ich aber will dir zeigen, was du tun sollst,
28 Da sprach Samuel zu ihm: Der HERR so daß du mir den salbst, den ich dir nen-
hat heute das Königreich Israel von dir nen werde!
1. SAMUEL 16.17 321
4 Und Samuel machte es so, wie es ihm und ein böser Geist, von dem HERRN
der HERR gesagt hatte, und begab sich [gesandt], schreckte ihn. 15 Da sprachen
nach Bethlehem. Da kamen die Ältesten Sauls Knechte zu ihm: Siehe doch, ein
der Stadt ihm zitternd entgegen und spra- böser Geist von Gott pflegt dich zu
chen: Bedeutet dein Kommen Frieden? schrecken! 16 Unser Herr sage doch deinen
5 Er sprach: Ja, Frieden! Ich bin gekom- Knechten, die vor dir stehen, daß sie einen
men, um dem HERRN zu opfern. Heiligt Mann suchen, der auf der Harfe zu spielen
euch und kommt mit mir zum Schlacht- versteht, damit er, wenn der böse Geist
opfer! Und er heiligte Isai und seine Söhne von Gott über dich kommt, mit seiner
und lud sie zum Schlachtopfer ein. Hand spielt, damit es dir besser geht! 17 Da
6 Und es geschah, als sie hereinkamen, sprach Saul zu seinen Knechten: Seht euch
da sah er Eliab an und dachte: Gewiß um nach einem Mann, der gut auf Saiten
ist [hier] vor dem HERRN sein Gesalb- spielen kann, und bringt ihn zu mir!
ter! 7 Aber der HERR sprach zu Samuel: 18 Da antwortete einer der Burschen und
Schaue nicht auf sein Aussehen, noch sprach: Siehe, ich habe einen Sohn Isais,
auf seinen hohen Wuchs, denn ich habe des Bethlehemiten, gesehen, der das
ihn verworfen! Denn [der HERR] sieht Saitenspiel versteht und auch ein tap-
nicht auf das, worauf der Mensch sieht; ferer Mann ist und tüchtig zum Kampf,
denn der Mensch sieht auf das, was vor verständig in seiner Rede und schön; und
Augen ist, der HERR aber sieht das Herz der HERR ist mit ihm. 19 Da sandte Saul
an! 8 Da rief Isai den Abinadab und ließ Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende
ihn vor Samuel vorübergehen. Und er deinen Sohn David, der bei den Schafen
sprach: Diesen hat der HERR auch nicht ist, zu mir! 20 Da nahm Isai einen Esel
erwählt! 9 Da ließ Isai den Schamma vor- [beladen] mit Brot und einen Schlauch
übergehen. Er aber sprach: Diesen hat Wein und ein Ziegenböcklein und sandte
der HERR auch nicht erwählt! es Saul durch seinen Sohn David. 21 So
10 So ließ Isai sieben seiner Söhne vor kam David zu Saul und diente ihm; und
Samuel vorübergehen. Aber Samuel er gewann ihn sehr lieb, und er wurde
sprach zu Isai: Der HERR hat keinen von sein Waffenträger. 22 Und Saul sandte zu
ihnen erwählt! 11 Und Samuel fragte den Isai und ließ ihm sagen: Laß doch David
Isai: Sind das alle jungen Männer? Er vor mir bleiben, denn er hat Gnade ge-
aber sprach: Der Jüngste ist noch übrig, funden vor meinen Augen! 23 Wenn nun
und siehe, er hütet die Schafe! Da sprach der [böse] Geist von Gott über Saul kam,
Samuel zu Isai: Sende hin und laß ihn ho- so nahm David die Harfe und spielte mit
len, denn wir werden uns nicht zu Tisch seiner Hand; und Saul fand Erleichte-
setzen, bis er hierher kommt! 12 Da sand- rung, und es wurde ihm wohl, und der
te er hin und ließ ihn holen. Und er war böse Geist wich von ihm.
rötlich, mit schönen Augen und von gu-
tem Aussehen. Und der HERR sprach: Auf, Goliath verhöhnt das Heer Israels
salbe ihn, denn dieser ist’s! 13 Da nahm Die Philister aber zogen ihre Heere
Samuel das Ölhorn und salbte ihn mitten zum Kampf zusammen und ver-
unter seinen Brüdern. Und der Geist des sammelten sich bei Socho in Juda, und
HERRN kam über Davida, von diesem Tag sie lagerten sich zwischen Socho und
an und weiterhin. Samuel aber machte Aseka, bei Ephes-Dammin. 2 Auch Saul
sich auf und ging nach Rama. und die Männer von Israel sammelten
sich und schlugen ihr Lager im Terebin-
Ein böser Geist überfällt Saul. thental auf, und sie rüsteten sich zum
David im Dienste Sauls Kampf gegen die Philister. 3 Und die
14 Aber der Geist des HERRN wich von Saul, Philister standen am jenseitigen Berg, die
Israeliten aber am diesseitigen Berg, und
a (16,13) bed. »Der Geliebte«. das Tal lag zwischen ihnen.
322 1. SAMUEL 17
4 Da trat aus dem Lager der Philister ein Vaters zu hüten. 16 Der Philister aber
Vorkämpfer hervor mit Namen Goliath, kam morgens und abends her und stellte
aus Gat; der war sechs Ellen und eine sich 40 Tage lang hin.
Spanne großa. 5 Er hatte einen ehernen 17 Isai aber sprach zu seinem Sohn Da-
Helm auf seinem Kopf und trug einen vid: Nimm doch für deine Brüder dieses
Schuppenpanzer, und das Gewicht seines Epha geröstetes Korn und diese zehn
Panzers betrug 5 000 Schekel Erz. 6 Und er Brote und bringe sie schnell zu deinen
hatte eherne Schienen an seinen Beinen Brüdern ins Lager. 18 Und diese zehn
und einen ehernen Wurfspieß auf dem Stück Käse bringe dem Obersten über
Rücken, 7 und der Schaft seines Speeres ihre Tausendschaft; und sieh nach dei-
war wie ein Weberbaum, und die Spitze nen Brüdern, ob es ihnen gut geht, und
seines Speeres wog 600 Schekel Eisen; bring ein Zeichen von ihnen mit! 19 Saul
und der Schildträger ging vor ihm her. und sie und alle Männer von Israel sind
8 Und er stellte sich hin und rief den nämlich im Terebinthental und kämpfen
Schlachtreihen Israels zu und sprach gegen die Philister!
zu ihnen: Weshalb seid ihr ausgezogen, 20 Da machte sich David am Morgen
um euch für den Kampf zu rüsten? Bin früh auf und überließ die Schafe einem
ich nicht ein Philister, und ihr seid Sauls Hüter; und er nahm [die Geschenke]
Knechte? Erwählt euch einen Mann, und ging hin, wie Isai ihm geboten hatte;
der zu mir herabkommen soll! 9 Wenn und er kam zur Wagenburg, als das Heer
er mit mir kämpfen kann und mich er- gerade ausgezogen war, um sich in der
schlägt, so wollen wir eure Knechte sein; Schlachtreihe aufzustellen, und sie das
wenn ich aber im Kampf mit ihm siege Kriegsgeschrei erhoben hatten. 21 Und
und ihn erschlage, so sollt ihr unsere Israel und die Philister stellten sich auf:
Knechte sein und uns dienen! 10 Und eine Schlachtreihe gegen die andere.
weiter sprach der Philister: Ich habe am 22 Da ließ David die Sachen, die er trug,
heutigen Tag die Schlachtreihen Israels unter der Hand des Gepäckhüters und
verhöhnt; gebt mir einen Mann, und laßt lief zur Schlachtreihe, und er ging hin-
uns miteinander kämpfen! 11 Als Saul ein und fragte seine Brüder nach ihrem
und ganz Israel diese Worte des Philisters Wohlergehen. 23 Während er noch mit
hörten, entsetzten sie sich und fürchte- ihnen redete, siehe, da kam der Vor-
ten sich sehr. kämpfer mit Namen Goliath, der Phili-
ster aus Gat, aus den Schlachtreihen der
David kommt zum Heer Philister herauf und redete wie zuvor, so
12 David aber war der Sohn jenes Ephra- daß David es hörte. 24 Aber alle Männer
titers aus Bethlehem-Juda, der Isai hieß von Israel flohen vor dem Mann, sobald
und acht Söhne hatte; dieser Mann war sie ihn sahen, und fürchteten sich sehr.
zu Sauls Zeiten schon alt und betagt 25 Und die Männer von Israel sprachen:
unter den Männern. 13 Und die drei äl- Habt ihr diesen Mann gesehen, der da
testen Söhne Isais waren mit Saul in den heraufkommt? Denn er ist aufgetreten,
Krieg gezogen; und von den drei Söhnen, um Israel zu verhöhnen! Darum, wer
die in den Krieg gezogen waren, hieß der ihn schlägt, den will der König sehr reich
erstgeborene Eliab, der zweite Abina- belohnen und ihm seine Tochter geben,
dab und der dritte Schamma; 14 David und er will sein Vaterhaus in Israel frei
aber war der jüngste. Als nun die drei machen. 26 Da redete David zu den Män-
ältesten mit Saul [in den Krieg] gezogen nern, die bei ihm standen, und sprach:
waren, 15 da ging David wieder von Saul Was wird dem Mann zuteil werden, der
weg, um in Bethlehem die Schafe seines diesen Philister schlägt und die Schande

a (17,4) Die kleine Elle maß etwa 45 cm, die große 52,5 cm; eine Elle maß zwei Spannen; Goliath war demnach
etwa 2,85 m bzw. 3,41 m groß.
1. SAMUEL 17 323
von Israel abwendet? Denn wer ist dieser sprach zu David: Geh hin, und der HERR
Philister, dieser Unbeschnittene, daß er sei mit dir!
die Schlachtreihen des lebendigen Got- 38 Und Saul legte David seine Rüstung an
tes verhöhnt? 27 Da redete das Volk wie und setzte einen ehernen Helm auf sei-
zuvor zu ihm und sprach: Das wird dem nen Kopf und legte ihm einen Schuppen-
Mann zuteil werden, der ihn schlägt! panzer um. 39 Danach gürtete David sein
28 Aber Eliab, sein ältester Bruder, hörte Schwert über seine Kleider und bemühte
ihn mit den Männern reden. Da ent- sich zu gehen; denn er hatte es noch
brannte Eliabs Zorn gegen David, und nicht versucht. Da sprach David zu Saul:
er sprach: Warum bist du herabgekom- Ich kann darin nicht gehen; denn ich bin
men? Und bei wem hast du dort in der es nicht gewohnt! Und David legte es von
Wüste die wenigen Schafe gelassen? sich ab. 40 Und er nahm seinen Stab in
Ich kenne deine Vermessenheit und die Hand und erwählte sich fünf glatte
die Bosheit deines Herzens wohl; denn Steine aus dem Bach und legte sie in die
nur um den Kampf zu sehen bist du her- Hirtentasche, die er hatte, und zwar in
abgekommen! 29 David antwortete: Was die Schleudersteintasche, und er nahm
habe ich denn jetzt getan? Es war ja nur seine Schleuder zur Hand und näherte
ein Wort! 30 Und er wandte sich von ihm sich dem Philister.
ab zu einem anderen und wiederholte 41 Und der Philister kam auch daher und
seine vorige Frage. Da antwortete ihm näherte sich David, und sein Schildträger
das Volk wie zuvor. 31 Und als man die ging vor ihm her. 42 Als nun der Philister
Worte hörte, die David sagte, meldete den David sah und anschaute, da verach-
man es dem Saul; und er ließ ihn holen. tete er ihn; denn er war ein Knabe, rötlich
und von schöner Gestalt. 43 Und der
David besiegt Goliath Philister sprach zu David: Bin ich denn
32 Und David sprach zu Saul: Niemand ein Hund, daß du mit Stöcken zu mir
soll seinetwegen den Mut sinken las- kommst? Und der Philister fluchte David
sen; dein Knecht wird hingehen und bei seinen Göttern. 44 Und der Philister
mit diesem Philister kämpfen! 33 Saul sprach zu David: Komm her zu mir, ich
aber sprach zu David: Du kannst nicht will dein Fleisch den Vögeln des Himmels
hingehen, um gegen diesen Philister und den Tieren des Feldes geben!
zu kämpfen, denn du bist noch ein 45 David aber sprach zu dem Philister:
Knabe; dieser aber ist ein Kriegsmann Du kommst zu mir mit Schwert und
von Jugend auf! 34 David aber sprach mit Speer und mit Wurfspieß; ich aber
zu Saul: Dein Knecht hütete die Scha- komme zu dir im Namen des HERRN der
fe seines Vaters; wenn nun ein Löwe Heerscharen, des Gottes der Schlachtrei-
oder ein Bär kam und ein Schaf von hen Israels, die du verhöhnt hast! 46 An
der Herde hinwegtrug, 35 dann lief ich diesem heutigen Tag wird dich der HERR
ihm nach und schlug ihn und entriß in meine Hand ausliefern, und ich werde
es seinem Rachen. Und wenn er sich dich erschlagen und deinen Kopf von dir
gegen mich erhob, ergriff ich ihn bei nehmen, und ich werde die Leichname
seinem Bart und schlug ihn und tötete des Heeres der Philister an diesem Tag
ihn. 36 Sowohl den Löwen als auch den den Vögeln unter dem Himmel und den
Bären hat dein Knecht erschlagen, und wilden Tieren der Erde geben, damit die
dieser Philister, dieser Unbeschnittene, ganze Erde erkenne, daß Israel einen
soll wie einer von jenen sein; denn er Gott hat! 47 Und diese ganze Gemeinde
hat die Schlachtreihen des lebendigen soll erkennen, daß der HERR nicht durch
Gottes verhöhnt! 37 Weiter sprach David: Schwert noch Spieß hilft; denn der
Der HERR, der mich von dem Löwen und Kampf ist die Sache des HERRN, und Er
Bären errettet hat, Er wird mich auch wird euch in unsere Hand geben!
von diesem Philister erretten! Und Saul 48 Und es geschah, als sich der Philister
324 1. SAMUEL 17.18
aufmachte und daherkam und sich Da- sich die Seele Jonathans mit der Seele
vid näherte, da eilte David und lief der Davids, und Jonathan gewann ihn lieb
Schlachtreihe entgegen, auf den Philister wie seine eigene Seele. 2 Und Saul nahm
zu. 49 Und David streckte seine Hand in ihn an jenem Tag zu sich und ließ ihn
die Tasche und nahm einen Stein heraus; nicht wieder in das Haus seines Vaters
und er schleuderte und traf den Philister zurückkehren. 3 Jonathan aber und David
an seine Stirn, so daß der Stein in seine machten einen Bund miteinander; denn er
Stirn drang und er auf sein Angesicht hatte ihn lieb wie seine eigene Seele. 4 Und
zur Erde fiel. 50 So überwand David den Jonathan zog das Obergewand aus, das er
Philister mit der Schleuder und mit dem anhatte, und gab es David, dazu seinen
Stein, und er erschlug den Philister und Waffenrock, sogar sein Schwert, seinen
tötete ihn. Und weil David kein Schwert Bogen und seinen Gürtel.
in seiner Hand hatte, 51 lief er und trat auf 5 Und David zog [zum Kampf] aus; über-
den Philister und nahm dessen Schwert all, wohin Saul ihn sandte, hatte er Gelin-
und zog es aus der Scheide und tötete gen, so daß Saul ihn über die Kriegsleute
ihn und schlug ihm den Kopf ab. Als aber setzte. Und er gefiel dem ganzen Volk
die Philister sahen, daß ihr Held tot war, wohl, auch den Knechten Sauls. 6 Es ge-
flohen sie. schah aber, als sie heimkamen, als David
52 Und die Männer von Israel und Juda von der Schlacht der Philister zurück-
machten sich auf und erhoben ein Kriegs- kehrte, daß die Frauen aus allen Städten
geschrei und jagten den Philistern nach, Israels mit Gesang und Reigen dem
bis man in die Ebene kommt, und bis König Saul entgegengingen, mit Tambu-
zu den Toren Ekrons. Und die erschla- rinen, mit Jubel und mit Triangeln. 7 Und
genen Philister lagen auf dem Weg von die Frauen sangen im Reigen und riefen:
Schaaraim bis nach Gat und bis nach Saul hat seine Tausende geschlagen, Da-
Ekron. 53 Und die Söhne Israels kehrten vid aber seine Zehntausende!
von der Verfolgung der Philister zurück 8 Da ergrimmte Saul sehr, und dieses
und plünderten ihr Lager. 54 David aber Wort mißfiel ihm, und er sprach: Sie
nahm den Kopf des Philisters und brach- haben dem David Zehntausende gege-
te ihn nach Jerusalem; seine Waffen aber ben und mir Tausende; es fehlt ihm nur
legte er in sein Zelt. noch das Königreich! 9 Und Saul blickte
55 Als aber Saul sah, wie David gegen neidisch auf David von jenem Tag an
den Philister auszog, sprach er zu Abner, und forthin. 10 Und es geschah, daß am
dem Heerführer: Abner, wessen Sohn ist folgenden Tag der böse Geist von Gott
dieser Bursche da? Abner aber sprach: So über Saul kam, so daß er im Haus drin-
wahr deine Seele lebt, o König, ich weiß nen raste. David aber spielte mit seiner
es nicht! 56 Der König sprach: So erfrage Hand auf den Saiten, wie er es täglich
doch, wessen Sohn dieser junge Mann zu tun pflegte. Und Saul hatte einen
ist! 57 Sobald nun David nach der Erle- Speer in der Hand. 11 Und Saul warf
gung des Philisters zurückkehrte, nahm den Speer und dachte: Ich will David an
ihn Abner und brachte ihn vor Saul; die Wand spießen! David aber wich ihm
und der Kopf des Philisters war in seiner zweimal aus.
Hand. 58 Und Saul sprach zu ihm: Knabe, 12 Und Saul fürchtete sich vor David,
wessen Sohn bist du? David sprach: Ich denn der HERR war mit ihm; von Saul aber
bin ein Sohn deines Knechtes Isai, des war er gewichen. 13 Darum entfernte ihn
Bethlehemiten. Saul aus seiner Umgebung und setzte ihn
zum Obersten über Tausend; und er ging
Freundschaftsbund zwischen David und vor dem Volk aus und ein. 14 Und David
Jonathan. Sauls Eifersucht gegen David hatte auf allen seinen Wegen Gelingen,
Und es geschah, als er aufgehört und der HERR war mit ihm. 15 Als nun
hatte mit Saul zu reden, da verband Saul sah, daß ihm alles gelang, scheute
1. SAMUEL 18.19 325
er sich vor ihm. 16 Aber ganz Israel und Königs zu werden. Und noch waren die
Juda hatten David lieb; denn er zog aus Tage nicht vollendet, 27 da machte sich
und ein vor ihnen her. David auf und zog mit seinen Männern
hin und schlug 200 Mann unter den Phi-
David wird Sauls Schwiegersohn listern. Und David brachte ihre Vorhäute,
17 Und Saul sprach zu David: Siehe, mei- und man legte sie dem König vollzählig
ne ältere Tochter Merab, die will ich dir vor, damit er Schwiegersohn des Königs
zur Frau geben; sei mir nur ein tapferer werde. Da gab ihm Saul seine Tochter
Held und führe die Kriege des HERRN! Michal zur Frau.
Denn Saul dachte: Ich selbst will nicht 28 Und Saul sah und erkannte, daß der
Hand an ihn legen, sondern die Philister HERR mit David war; und Michal, Sauls
sollen Hand an ihn legen! 18 David aber Tochter, hatte ihn lieb. 29 Da fürchtete
antwortete Saul: Wer bin ich? Und was ist sich Saul noch mehr vor David. Und
meine Herkunft, das Geschlecht meines Saul wurde Davids Feind sein Leben
Vaters in Israel, daß ich Schwiegersohn lang. 30 Und die Fürsten der Philister zo-
des Königs werden soll? 19 Als aber die gen in den Krieg. Und es geschah, so oft
Zeit kam, daß Merab, die Tochter Sauls, sie in den Krieg zogen, hatte David mehr
dem David gegeben werden sollte, da Gelingen als alle Knechte Sauls, so daß
wurde sie Adriel, dem Mecholatiter, zur sein Name hoch geachtet wurde.
Frau gegeben.
20 Aber Michal, die Tochter Sauls, hatte
Saul trachtet David nach dem Leben
David lieb. Als man das Saul berichtete, Saul aber redete zu seinem Sohn
war die Sache recht in seinen Augen. Jonathan und zu allen seinen
21 Und Saul sprach: Ich will sie ihm ge- Knechten, daß sie David töten sollten.
ben, damit sie ihm zum Fallstrick wird Aber Jonathan, Sauls Sohn, hatte großes
und die Hand der Philister über ihn Wohlgefallen an David. 2 Darum be-
kommt! Und Saul sprach zu David: Mit richtete Jonathan dies dem David und
der zweiten sollst du heute mein Schwie- sprach: Mein Vater Saul trachtet danach,
gersohn werden! dich zu töten! So nimm dich nun morgen
22 Und Saul gebot seinen Knechten: in acht und bleibe verborgen und verste-
Redet heimlich mit David und sprecht: cke dich! 3 Ich aber will hinausgehen und
Siehe, der König hat Gefallen an dir, neben meinem Vater auf dem Feld ste-
und alle seine Knechte lieben dich; so hen, wo du bist; und ich will mit meinem
sollst du nun Schwiegersohn des Königs Vater deinetwegen reden, und was ich
werden! 23 Und die Knechte Sauls rede- sehe, das will ich dir berichten!
ten diese Worte vor den Ohren Davids. 4 Und Jonathan redete zu Davids Guns-
David aber sprach: Ist es etwa in euren ten bei seinem Vater Saul und sprach zu
Augen etwas Geringes, Schwiegersohn ihm: Der König versündige sich nicht an
des Königs zu werden? Ich bin doch nur seinem Knecht David; denn er hat keine
ein armer und geringer Mann! 24 Und Sünde gegen dich getan, und seine Taten
die Knechte Sauls sagten es ihm wieder sind dir sehr nützlich. 5 Denn er hat sein
und sprachen: Solche Worte hat David Leben aufs Spiel gesetzt und den Philister
geredet. 25 Saul sprach: So sagt zu David: erschlagen, und der HERR hat ganz Israel
Der König begehrt keine Heiratsgabe, eine große Rettung bereitet. Das hast du
sondern nur 100 Vorhäute von Philistern, gesehen und dich darüber gefreut. War-
um sich an den Feinden des Königs zu um willst du dich denn an unschuldigem
rächen! Aber Saul trachtete danach, Da- Blut versündigen, indem du David ohne
vid durch die Hand der Philister zu Fall Ursache tötest?
zu bringen. 26 Und seine Knechte sagten 6 Da hörte Saul auf die Stimme Jonathans,
dem David diese Worte, und es war recht und Saul schwor: So wahr der HERR lebt,
in Davids Augen, Schwiegersohn des er soll nicht sterben! 7 Da rief Jonathan
326 1. SAMUEL 19.20
den David, und Jonathan berichtete ihm bei Rama! 20 Da sandte Saul Boten, um
alle diese Worte. Und Jonathan brachte David zu holen. Als sie nun die Versamm-
David zu Saul, und er war wieder vor lung der Propheten weissagen sahen und
ihm wie zuvor. 8 Es brach aber wieder ein Samuel, der an ihrer Spitze stand, da kam
Krieg aus, und David zog aus und kämpf- auf die Boten Sauls der Geist Gottes,
te gegen die Philister und brachte ihnen so daß auch sie weissagten. 21 Als dies
eine schwere Niederlage bei, so daß sie Saul berichtet wurde, sandte er andere
vor ihm flohen. Boten: die weissagten auch. Da sandte
9 Und der böse Geist vom HERRN kam er noch ein drittes Mal Boten, und auch
über Saul, als er in seinem Haus saß und sie weissagten. 22 Da ging auch er selbst
den Speer in seiner Hand hatte; David nach Rama; und als er zu dem großen
aber spielte mit der Hand auf den Saiten. Brunnen kam, der in Sechu ist, fragte er
10 Und Saul versuchte, David mit dem und sprach: Wo sind Samuel und David?
Speer an die Wand zu spießen, er aber Da wurde ihm gesagt: Siehe, in Najot bei
wich Saul aus, und er stieß den Speer in Rama! 23 Und er ging dorthin, nach Najot
die Wand. Und David floh und entkam bei Rama. Und der Geist Gottes kam auch
in jener Nacht. 11 Da sandte Saul Boten auf ihn; und er ging weissagend weiter,
zu Davids Haus, um ihn zu bewachen bis er nach Najot bei Rama kam. 24 Und
und am Morgen zu töten. Michal aber, er zog auch seine Obergewänder aus,
seine Frau, berichtete es David und und er weissagte sogar vor Samuel und
sprach: Wenn du diese Nacht nicht lag ohne Obergewand da jenen ganzen
deine Seele rettest, so wirst du morgen Tag und die ganze Nacht. Daher spricht
umgebracht! 12 Und Michal ließ David man: Ist auch Saul unter den Propheten?
durchs Fenster hinunter, und er ging
davon, floh und entkam. 13 Und Michal David und Jonathan
nahm den Teraphima und legte ihn auf David aber floh von Najot bei
das Bett und legte ein Geflecht von Zie- Rama und kam und redete mit
genhaaren an sein Kopfende und deckte Jonathan: Was habe ich getan? Was ist
ihn mit Kleidern zu. meine Schuld? Und was habe ich vor
14 Da sandte Saul Boten, um David zu ho- deinem Vater gesündigt, daß er mir nach
len. Sie aber sprach: Er ist krank! 15 Saul dem Leben trachtet? 2 Er aber sprach zu
aber sandte die Boten, nach David zu ihm: Das sei ferne, du sollst nicht sterben!
sehen, und sprach: Bringt ihn samt Siehe, mein Vater tut nichts, weder Gro-
dem Bett zu mir herauf, damit ich ihn ßes noch Kleines, das er nicht meinen
töte! 16 Als nun die Boten kamen, siehe, Ohren offenbaren würde. Warum sollte
da lag der Teraphim im Bett und ein denn mein Vater dies vor mir verbergen?
Geflecht von Ziegenhaaren an seinem Es ist nichts daran! 3 Und David fuhr fort
Kopfende! 17 Da sprach Saul zu Michal: und schwor: Dein Vater weiß genau, daß
Warum hast du mich so betrogen und ich Gnade vor deinen Augen gefunden
meinen Feind laufen lassen, daß er habe; darum wird er denken: Jonathan
entkam? Michal sagte zu Saul: Er sprach soll dies nicht erfahren, damit er nicht
zu mir: »Laß mich gehen oder ich töte bekümmert ist! Und wahrlich, so wahr
dich!« der HERR lebt und so wahr deine Seele
18 David aber floh und entkam; und er lebt, es ist nur ein Schritt zwischen mir
ging zu Samuel nach Rama und teilte und dem Tod!
ihm alles mit, was Saul ihm angetan hat- 4 Jonathan aber sprach zu David:
te. Und er ging hin mit Samuel, und sie Ich will für dich tun, was dein Herz
blieben in Najot. 19 Es wurde aber dem begehrt! 5 Und David sprach zu Jona-
Saul berichtet: Siehe, David ist in Najot than: Siehe, morgen ist Neumond, da
sollte ich eigentlich mit dem König zu
a (19,13) d.h. die Statue eines Hausgötzen. Tisch sitzen. Laß mich gehen, daß ich
1. SAMUEL 20 327
mich auf dem Feld verberge, bis zum ließ David nochmals bei seiner Liebe zu
Abend des dritten Tages! 6 Sollte mich ihm schwören; denn er liebte ihn wie
dein Vater etwa vermissen, so sprich: seine eigene Seele.
David bat mich sehr, nach Bethlehem in 18 Und Jonathan sprach zu ihm: Morgen
seine Stadt eilen zu dürfen, weil dort das ist Neumond; da wird man dich vermis-
jährliche Opfer stattfindet für die ganze sen, denn dein Sitz bleibt leer. 19 Am
Familie. 7 Sagt er: Es ist gut!, so bedeu- dritten Tag aber komm rasch herab und
tet das Frieden für deinen Knecht; wird begib dich an den Ort, wo du dich am Tag
er aber sehr zornig, so wisse, daß Böses der Tat verborgen hattest, und bleibe ne-
bei ihm beschlossen ist. 8 Dann aber er- ben dem Stein Asel. 20 Ich aber will drei
weise Gnade gegen deinen Knecht; denn Pfeile daran vorbeischießen, als ob ich
du hast mich, deinen Knecht, in einen nach einem Ziel schießen würde. 21 Und
Bund des HERRN treten lassen. Wenn aber siehe, dann werde ich den Burschen
eine Schuld an mir ist, so töte du mich; schicken: »Geh, suche die Pfeile!« Rufe
warum solltest du mich zu deinem Vater ich dann dem Burschen zu: »Siehe, die
bringen? Pfeile liegen diesseits von dir, hole sie!«,
9 Und Jonathan sprach: Das sei ferne so komm; denn das bedeutet Frieden für
von dir! Wenn ich sicher weiß, daß es bei dich und keine Gefahr, so wahr der HERR
meinem Vater beschlossene Sache ist, lebt. 22 Wenn ich aber zu dem jungen
Böses über dich zu bringen, sollte ich es Mann sage: »Siehe, die Pfeile liegen jen-
dir dann nicht berichten? 10 David aber seits von dir!«, so geh; denn dann sendet
sprach zu Jonathan: Wenn mir nur je- dich der HERR fort. 23 Von dem aber, was
mand berichten würde, ob dein Vater dir wir beredet haben, ich und du, siehe,
eine harte Antwort gibt! 11 Und Jonathan davon ist der HERR [Zeuge] zwischen dir
sprach zu David: Komm, wir wollen aufs und mir ewiglich!
Feld hinausgehen! Da gingen die beiden 24 So verbarg sich David auf dem Feld. Als
aufs Feld hinaus. aber der Neumond kam, setzte sich der
12 Und Jonathan sprach zu David: Bei König zum Mahl, um zu essen. 25 Und
dem HERRN, dem Gott Israels! Wenn ich zwar saß der König an seinem gewohn-
morgen um diese Zeit oder übermorgen ten Platz an der Wand; Jonathan aber
meinen Vater ausforsche, und siehe, er stand auf, und Abner setzte sich neben
ist David wohlgesonnen, und ich dann Saul; und Davids Platz blieb leer. 26 Saul
nicht zu dir hinsende und es vor deinen aber sagte an diesem Tag nichts; denn er
Ohren offenbare, 13 so tue der HERR, der dachte: Es ist ein Zufall; er ist nicht rein;
Gott Israels, dem Jonathan dies und das! gewiß ist er nicht rein!
Wenn aber mein Vater Böses gegen dich 27 Es geschah aber am Tag nach dem Neu-
im Sinn hat, so will ich es auch vor deinen mond, als Davids Platz wieder leer blieb,
Ohren offenbaren und dich wegschicken, daß Saul seinen Sohn Jonathan fragte:
damit du in Frieden hinziehen kannst; Warum ist der Sohn Isais weder gestern
und der HERR sei mit dir, wie er mit mei- noch heute zum Essen gekommen? 28 Da
nem Vater gewesen ist! 14 Und erzeige antwortete Jonathan dem Saul: David hat
die Gnade des HERRN nicht nur, solange mich dringend gebeten, nach Bethlehem
ich noch lebe, und nicht nur an mir, da- gehen zu dürfen; 29 und er sagte: Laß
mit ich nicht sterbe, 15 sondern entziehe mich doch hingehen; denn wir halten
auch meinem Haus niemals deine Gna- ein Familienopfer in der Stadt, und
de, auch dann nicht, wenn der HERR die mein Bruder selbst hat es mir geboten;
Feinde Davids allesamt vom Erdboden habe ich nun Gnade vor deinen Augen
ausrotten wird! 16 So schloß Jonathan ei- gefunden, so gib mir doch Urlaub, daß
nen Bund mit dem Haus Davids [für die ich meine Brüder sehen kann! Darum
Zeit], da der HERR Rache nehmen würde ist er nicht an den Tisch des Königs
an den Feinden Davids. 17 Und Jonathan gekommen. 30 Da entbrannte Sauls Zorn
328 1. SAMUEL 20.21
gegen Jonathan, und er sprach zu ihm: ren und gesagt haben, so sei der HERR
Du mißratener, widerspenstiger Sohn! [Zeuge] zwischen mir und dir, zwischen
Meinst du, ich wüßte nicht, daß du den meinem Samen und deinem Samen
Sohn Isais erwählt hast, zu deiner Schan- ewiglich!
de und zur Scham und Schande deiner
Mutter? 31 Denn solange der Sohn Isais David bei den Priestern von Nob
auf Erden lebt, kannst weder du beste- Und David machte sich auf und
hen noch dein Königtum! So sende nun ging; Jonathan aber kam in die
hin und laß ihn herbringen zu mir; denn Stadt. 2 Und David begab sich nach Nob,
er ist ein Kind des Todes! zu dem Priester Achimelech. Achime-
32 Und Jonathan antwortete seinem lech aber kam David bestürzt entgegen
Vater Saul und sprach zu ihm: Warum und sprach zu ihm: Warum kommst du
soll er sterben? Was hat er getan? 33 Da allein, und es ist kein einziger Mann bei
warf Saul den Speer nach ihm, um ihn zu dir? 3 David sprach zu Achimelech, dem
durchbohren. Da erkannte Jonathan, daß Priester: Der König hat mir etwas befoh-
es bei seinem Vater fest beschlossen war, len und zu mir gesagt: Laß niemand wis-
David zu töten. 34 Und Jonathan stand sen, warum ich dich gesandt und was ich
vom Tisch auf in glühendem Zorn und dir befohlen habe! Die Leute aber habe
aß an jenem zweiten Tag des Neumonds ich da und dahin bestellt. 4 Und nun,
keine Speise; denn es tat ihm weh um was hast du zur Hand? Gib mir fünf Bro-
Davids willen, weil sein Vater ihn be- te, oder was sonst vorhanden ist! 5 Der
schimpft hatte. Priester antwortete David und sprach:
35 Und es geschah am Morgen, da ging Ich habe kein gewöhnliches Brot zur Ver-
Jonathan aufs Feld hinaus, zu der mit fügung, sondern nur heiliges Brot; wenn
David verabredeten Zeit, und ein junger die Leute sich nur der Frauen enthalten
Bursche war mit ihm. 36 Und er sprach haben! 6 Da antwortete David dem Prie-
zu seinem Burschen: Lauf, suche doch ster und sprach: Die Frauen waren uns
die Pfeile, die ich abschieße! Als nun der schon gestern und vorgestern versagt,
Bursche lief, schoß er einen Pfeil über ihn als ich auszog; auch waren die Leiber der
weg. 37 Und als der Bursche zu der Stelle Leute rein, obwohl dies ein gewöhnlicher
lief, wohin Jonathan den Pfeil geschos- Auftrag ist — um wieviel mehr werden sie
sen hatte, rief ihm Jonathan nach und heute am Leib rein sein!
sprach: Liegt nicht der Pfeil jenseits von 7 Da gab ihm der Priester heiliges [Brot];
dir? 38 Und Jonathan rief dem Burschen denn es war kein anderes da außer den
und sprach: »Schnell! Beeile dich! Steh Schaubroten, die man von dem Ange-
nicht still!« Und Jonathans Bursche hob sicht des HERRN hinweggetan hatte, um
den Pfeil auf und brachte ihn zu seinem warmes Brot aufzulegen an dem Tag, da
Herrn. 39 Doch wußte der Bursche von man sie wegnahm. 8 An jenem Tag war
nichts; nur Jonathan und David wußten aber dort vor dem HERRN ein Mann von
um die Sache. 40 Da gab Jonathan dem den Knechten Sauls eingeschlossen, der
Burschen, der bei ihm war, seine Waffen hieß Doeg, der Edomiter, der Aufseher
und sprach zu ihm: Geh und bringe sie über die Hirten Sauls. 9 Und David fragte
in die Stadt! Achimelech: Gibt es nicht irgend einen
41 Sobald nun der Bursche weg war, er- Speer oder ein Schwert bei dir? Denn
hob sich David von der südlichen Seite ich habe nicht einmal mein Schwert und
her und fiel auf sein Angesicht und ver- meine Waffen zur Hand genommen, weil
neigte sich dreimal; danach küßten sie die Sache des Königs solche Eile hatte.
einander und weinten zusammen, David
aber am allermeisten. 42 Und Jonathan David flieht zu den Philistern nach Gat
sprach zu David: Geh hin in Frieden! Wie 10 Der Priester antwortete: Das Schwert
wir beide im Namen des HERRN geschwo- Goliaths, des Philisters, den du im Te-
1. SAMUEL 21.22 329
rebinthental erschlagen hast, siehe, das sondern geh ins Land Juda! Und David
liegt hinter dem Ephod in ein Gewand ging weg und kam in den Wald Haret.
eingewickelt; wenn du das für dich neh-
men willst, so nimm es, denn es ist kein Saul ermordet die Priester des HERRN
anderes hier außer diesem. David sprach: 6 Und als Saul hörte, daß David und die
Es gibt nicht seinesgleichen; gib es mir! Männer, die bei ihm waren, entdeckt
11 Und David machte sich auf und floh worden seien (Saul aber saß gerade in
an jenem Tag vor Saul und kam zu Achis, Gibea unter der Tamariske auf der An-
dem König von Gat. höhe, den Speer in der Hand, und alle
12 Da sprachen die Knechte des Achis zu seine Knechte standen vor ihm), 7 da
ihm: Ist das nicht David, der König des sprach Saul zu seinen Knechten, die
Landes? Ist das nicht der, von welchem vor ihm standen: Hört doch, ihr Ben-
sie im Reigen sangen: »Saul hat seine jaminiter: Wird auch der Sohn Isais
Tausende geschlagen, David aber seine euch allen Äcker und Weinberge geben?
Zehntausende«? 13 Diese Worte nahm Wird er euch alle zu Obersten über
sich David zu Herzen und fürchtete sich Tausend und zu Obersten über Hun-
sehr vor Achis, dem König von Gat. 14 Und dert machen, 8 daß ihr euch alle gegen
er stellte sich wahnsinnig vor ihren Augen mich verschworen habt und niemand es
und gebärdete sich wie verrückt unter meinen Ohren offenbarte, als mein Sohn
ihren Händen und kritzelte an die Flügel einen Bund mit dem Sohn Isais gemacht
des [Stadt]tores und ließ seinen Speichel hat? Und ist niemand unter euch, dem
in seinen Bart fließen. 15 Da sprach Achis es um meinetwillen leid tat, und der es
zu seinen Knechten: Ihr seht doch, daß meinen Ohren offenbarte, daß mein ei-
der Mann verrückt ist! Was bringt ihr ihn gener Sohn meinen Knecht gegen mich
denn zu mir? 16 Fehlt es mir etwa an Ver- aufgewiegelt hat und mir nachstellt, wie
rückten, daß ihr diesen Mann hergebracht es heute [offenbar] ist?
habt, damit er bei mir tobt? Sollte der in 9 Da antwortete Doeg, der Edomiter, der
mein Haus kommen? neben Sauls Knechten stand, und sprach:
Ich sah den Sohn Isais, als er nach Nob
David in der Höhle Adullam zu Achimelech, dem Sohn Achitubs kam.
und beim König der Moabiter 10 Der befragte den HERRN für ihn und gab
1Chr 11,15-19; Ps 57; 142
ihm Brot, und das Schwert Goliaths, des
Und David ging von dort weg und Philisters, gab er ihm auch! 11 Da sandte
entkam in die Höhle Adullam. Als der König hin und ließ Achimelech rufen,
das seine Brüder und das ganze Haus den Sohn Achitubs, den Priester, und das
seines Vaters hörten, kamen sie dorthin ganze Haus seines Vaters, die Priester, die
zu ihm hinab. 2 Und es versammelten in Nob waren; und sie kamen alle zum
sich zu ihm allerlei Männer, die in Not König. 12 Und Saul sprach: Höre doch, du
und Schulden waren, und alle, die ein Sohn Achitubs! Und er antwortete: Hier
verbittertes Herz hatten, und er wurde bin ich, mein Herr! 13 Und Saul sprach
ihr Oberster, und sie hielten es mit ihm, zu ihm: Warum habt ihr einen Bund
etwa 400 Mann. 3 Und David ging von gegen mich gemacht, du und der Sohn
dort nach Mizpe [in] Moab, und sprach Isais, daß du ihm Brot und ein Schwert
zum König von Moab: Laß doch meinen gegeben und Gott für ihn befragt hast, so
Vater und meine Mutter herkommen daß er sich gegen mich auflehnt und mir
und bei euch bleiben, bis ich erfahre, was nachstellt, wie es heute [offenbar] ist?
Gott mit mir tun wird! 4 Und er führte sie 14 Da antwortete Achimelech dem Kö-
vor den König von Moab, und sie blieben nig und sprach: Und wer ist unter allen
bei ihm, solange David auf der Bergfeste deinen Knechten so treu wie David, der
war. 5 Aber der Prophet Gad sprach zu dazu noch der Schwiegersohn des Kö-
David: Bleibe nicht auf der Bergfeste, nigs ist, der Zutritt zu deinem geheimen
330 1. SAMUEL 22.23
Rat hat und in deinem Haus so hoch an- zu David: Geh hin und schlage die Phi-
gesehen ist? 15 Habe ich denn erst heute lister und rette Kehila! 3 Aber die Män-
angefangen, Gott für ihn zu befragen? ner Davids sprachen zu ihm: Siehe, wir
Das sei ferne von mir! Der König lege dies fürchten uns schon hier in Juda, und nun
weder seinem Knecht noch dem ganzen sollen wir sogar nach Kehila gegen die
Haus meines Vaters zur Last; denn dein Schlachtreihen der Philister ziehen? 4 Da
Knecht hat von alledem nichts gewußt, fragte David den HERRN wieder. Und der
weder Kleines noch Großes! HERR antwortete ihm und sprach: Mache
16 Aber der König sprach: Du mußt ge- dich auf, zieh hinab nach Kehila; denn ich
wißlich sterben, Achimelech, du und will die Philister in deine Hand geben!
das ganze Haus deines Vaters! 17 Und der 5 So zog David samt seinen Männern
König sprach zu den Läufern, die vor ihm nach Kehila und kämpfte gegen die Phi-
standen: Tretet herzu und tötet die Prie- lister und trieb ihr Vieh weg und fügte
ster des HERRN! Denn ihre Hand ist auch ihnen eine große Niederlage zu. So rette-
mit David; und obgleich sie wußten, daß te David die Einwohner von Kehila. 6 Es
er floh, haben sie es mir doch nicht eröff- geschah aber, als Abjatar, der Sohn Achi-
net! Aber die Knechte des Königs wollten melechs, zu David nach Kehila floh, da
ihre Hand nicht an die Priester des HERRN trug er das Ephod mit sich hinab.
legen, um sie zu erschlagen.
18 Da sprach der König zu Doeg: Tritt du
Saul verfolgt David
herzu und erschlage die Priester! Und 7 Da wurde Saul gesagt, daß David nach
Doeg, der Edomiter, trat herzu und fiel Kehila gekommen sei; und Saul sprach:
über die Priester her und tötete an jenem Gott hat ihn in meine Hand ausgeliefert,
Tag 85 Männer, die das leinene Ephod denn er hat sich selbst eingeschlossen,
trugen. 19 Und Nob, die Stadt der Priester, indem er in eine Stadt mit Toren und
schlug er mit der Schärfe des Schwertes, Riegeln gegangen ist! 8 Und Saul ließ das
vom Mann bis zur Frau, vom Kind bis ganze Volk zum Krieg zusammenrufen
zum Säugling, sowie Rinder, Esel und und nach Kehila hinabziehen, um David
Schafe, mit der Schärfe des Schwertes. und seine Männer zu belagern.
20 Es entkam aber ein Sohn Achimelechs, 9 Weil aber David erfuhr, daß Saul Böses
des Sohnes Achitubs, der hieß Abjatar, gegen ihn plante, sprach er zu Abjatar,
und er floh zu David. 21 Und Abjatar dem Priester: Bring das Ephod her! 10 Und
berichtete David, daß Saul die Priester David sprach: O HERR, du Gott Israels,
des HERRN niedergemacht habe. 22 David dein Knecht hat die zuverlässige Nach-
aber sprach zu Abjatar: Ich wußte wohl richt gehört, daß Saul danach trachtet,
an jenem Tag, als Doeg, der Edomiter, nach Kehila zu kommen und die Stadt um
dort war, daß er es Saul gewiß sagen meinetwillen zu verderben. 11 Werden
werde. Ich bin schuldig an allen Seelen die Bürger von Kehila mich in seine Hand
aus dem Haus deines Vaters! 23 Bleibe ausliefern? Und wird Saul herabkommen,
bei mir und fürchte dich nicht. Denn der, wie dein Knecht gehört hat? Das lasse
welcher nach meinem Leben trachtet, doch deinen Knecht wissen, o HERR, du
der trachtet auch nach deinem Leben; Gott Israels! Da sprach der HERR: Er wird
doch bei mir bist du gut beschützt! herabkommen! 12 David sprach: Werden
die Bürger von Kehila mich und meine
David befreit Kehila von den Philistern Männer in Sauls Hand ausliefern? Der
Es wurde aber dem David be- HERR sprach: Sie werden dich ausliefern!
richtet: Siehe, die Philister kämp-
fen gegen Kehila und plündern die David flieht in die Wüsten
Tennen! 2 Da fragte David den HERRN von Siph und Maon
und sprach: Soll ich hingehen und diese 13 Da machte sich David auf, samt seinen
Philister schlagen? Und der HERR sprach Männern, etwa 600; und sie zogen aus
1. SAMUEL 23.24 331
von Kehila und gingen, wohin sie gehen Männer waren in der Wüste Maon, in der
konnten. Als nun Saul berichtet wurde, Ebene, südlich von der Wildnis. 25 Als
daß David von Kehila entkommen sei, nun Saul mit seinen Männern hinzog,
da ließ er von dem Kriegszug ab. 14 David um ihn zu suchen, wurde es David be-
aber blieb in der Wüste auf den Berg- richtet, und er ging zu dem Felsen hinab
festen und hielt sich im Bergland auf, und verblieb in der Wüste Maon. Als Saul
in der Wüste Siph. Und Saul suchte ihn dies hörte, jagte er David nach in die
alle Tage, aber Gott gab ihn nicht in seine Wüste Maon. 26 Und Saul ging auf der
Hand. einen Seite des Berges, David aber mit
15 Als nun David erfuhr, daß Saul ausge- seinen Männern auf der anderen Seite
zogen sei, um ihm nach dem Leben zu des Berges. Und es geschah, als David eil-
trachten (und David befand sich gerade te, um Saul zu entkommen — Saul aber
in der Wüste Siph, in Horescha), 16 da umringte gerade samt seinen Männern
machte sich Jonathan, Sauls Sohn, auf David und seine Männer, um sie zu fan-
und ging hin zu David nach Horescha gen —, 27 da kam ein Bote zu Saul und
und stärkte dessen Hand in Gott, 17 und sprach: Eile und komm, denn die Phi-
er sprach zu ihm: Fürchte dich nicht; lister sind in das Land eingefallen! 28 Da
denn die Hand meines Vaters Saul wird ließ Saul von der Verfolgung Davids ab
dich nicht finden, sondern du wirst Kö- und zog den Philistern entgegen. Daher
nig werden über Israel, und ich will der nennt man jenen Ort den »Trennungs-
Nächste nach dir sein! Auch mein Vater felsen«.
Saul weiß dies wohl. 18 Und sie machten
beide einen Bund miteinander vor dem David verschont Sauls Leben
HERRN. Und David blieb in Horescha; Jo- in der Höhle von En-Gedi
nathan aber ging wieder heim. Und David zog von dort hinauf
19 Und die Siphiter zogen hinauf zu Saul und blieb auf den Berghöhen von
nach Gibea und sprachen: Ist nicht David En-Gedi. 2 Und es geschah, als Saul von
bei uns verborgen auf den Bergfesten in der Verfolgung der Philister zurückkehr-
Horescha, auf dem Hügel Hachila, der zur te, da wurde ihm berichtet: Siehe, David
Rechten der Wildnis liegt? 20 Und nun, o ist in der Wüste von En-Gedi! 3 Und Saul
König, wenn es dir gefällt, herabzukom- nahm 3 000 auserlesene Männer aus
men, so komm herab, und wir wollen ihn ganz Israel und zog hin, um David samt
in die Hand des Königs ausliefern! 21 Da seinen Männern zu suchen, auf den
sprach Saul: Gesegnet seid ihr von dem Steinbockfelsen.
HERRN, daß ihr euch über mich erbarmt 4 Und als er zu den Schafhürden am Weg
habt! 22 So geht nun hin und vergewis- kam, war dort eine Höhle; und Saul ging
sert euch noch weiter, erkundet und hinein, um seine Füße zu bedecken.a Da-
seht, an welchem Ort er sich aufhält vid aber und seine Männer saßen hinten
und wer ihn dort gesehen hat; denn es in der Höhle. 5 Da sprachen die Männer
ist mir gesagt worden, daß er sehr listig Davids zu ihm: Siehe, das ist der Tag,
ist. 23 Beobachtet und erkundet auch von dem der HERR zu dir gesagt hat: Sie-
alle Verstecke, wo er sich verkriecht, und he, ich will deinen Feind in deine Hand
kommt wieder zu mir, wenn ihr [seiner] geben, daß du mit ihm machst, was dir
gewiß seid, so will ich mit euch ziehen. gefällt! Und David stand auf und schnitt
Und es soll geschehen, wenn er im Land heimlich einen Zipfel von Sauls Oberge-
ist, so will ich ihn ausfindig machen un- wand ab. 6 Aber es geschah danach, da
ter allen Tausenden Judas! schlug ihm sein Herz, weil er den Zipfel
24 Da machten sie sich auf und gingen vor von Sauls Obergewand abgeschnitten
Saul hin nach Siph. David aber und seine hatte; 7 und er sprach zu seinen Män-
nern: Das lasse der HERR ferne von mir
a (24,4) d.h. um seine Notdurft zu verrichten. sein, daß ich so etwas tue und meine
332 1. SAMUEL 24.25
Hand an meinen Herrn, den Gesalbten sprach Saul: Ist das nicht deine Stimme,
des HERRN, lege; denn er ist der Gesalbte mein Sohn David? Und Saul erhob seine
des HERRN! 8 So hielt David seine Männer Stimme und weinte; 18 und er sprach zu
mit diesen Worten zurück und ließ ihnen David: Du bist gerechter als ich; denn du
nicht zu, sich gegen Saul zu erheben. Saul hast mir mit Gutem vergolten, ich aber
aber machte sich auf aus der Höhle und habe dir mit Bösem vergolten! 19 Und
ging seines Weges. du hast heute bewiesen, daß du Gutes
9 Danach machte sich auch David auf an mir getan hast, weil der HERR mich
und verließ die Höhle und rief Saul nach in deine Hand gegeben hat, und du hast
und sprach: Mein Herr [und] König! Da mich doch nicht umgebracht. 20 Und wie
sah Saul hinter sich. Und David neigte sollte jemand seinen Feind finden und
sein Angesicht zur Erde und verbeugte ihn friedlich seines Weges ziehen lassen?
sich. 10 Und David sprach zu Saul: Wa- Der HERR vergelte dir Gutes für das, was
rum hörst du auf die Worte der Leute, du heute an mir getan hast! 21 Und nun
die sagen: Siehe, David sucht dein Un- siehe, ich weiß, daß du gewiß König
glück? 11 Siehe, an diesem Tag siehst du werden wirst, und daß das Königreich Is-
mit eigenen Augen, daß dich der HERR raels in deiner Hand bestehen wird. 22 So
heute in der Höhle in meine Hand gege- schwöre mir nun bei dem HERRN, daß du
ben hat; und man sagte mir, ich solle dich meinen Samena nach mir nicht ausrotten
töten, aber es war mir leid um dich, denn und meinen Namen nicht vertilgen wirst
ich sprach: Ich will meine Hand nicht an aus dem Haus meines Vaters! 23 Und Da-
meinen Herrn legen; denn er ist der Ge- vid schwor dem Saul. Da zog Saul heim;
salbte des HERRN! David aber und seine Männer stiegen auf
12 Nun sieh, mein Vater, sieh doch den die Bergfeste hinauf.
Zipfel deines Obergewandes in meiner
Hand! Da ich [nur] den Zipfel deines Samuels Tod. David, Nabal und Abigail
Obergewandes abschnitt und dich nicht Und Samuel starb, und ganz Israel
umbrachte, so erkenne und sieh dar- versammelte sich und klagte um
aus, daß nichts Böses in meiner Hand ihn und begrub ihn bei seinem Haus in
ist, auch keine Übertretung; ich habe Rama; David aber machte sich auf und
auch nicht an dir gesündigt; du aber zog hinab in die Wüste Paran. 2 Es war
stellst mir nach, um mir das Leben zu aber ein Mann in Maon, der hatte sein
nehmen! 13 Der HERR sei Richter zwi- Gewerbe in Karmelb; und dieser Mann
schen mir und dir; und der HERR räche hatte ein sehr großes Vermögen, und
mich an dir, aber meine Hand soll nicht er besaß 3 000 Schafe und 1 000 Ziegen;
über dir sein! 14 Wie man nach dem al- und er ließ gerade seine Schafe in Karmel
ten Sprichwort sagt: »Von den Gottlosen scheren. 3 Und der Name dieses Mannes
kommt Gottlosigkeit« — aber meine war Nabalc; der Name seiner Frau aber
Hand soll nicht gegen dich sein! 15 Wen war Abigail. Und sie war eine Frau von
verfolgst du, König von Israel? Wem gesundem Verstand und von schöner Ge-
jagst du nach? Einem toten Hund! ei- stalt; der Mann aber war hart und boshaft
nem Floh! 16 Der HERR sei Richter und in seinem Tun und war ein Kalebiter.
entscheide zwischen mir und dir, und er 4 Als nun David in der Wüste hörte, daß
sehe danach und führe meine Sache und Nabal seine Schafe scheren ließ, 5 da
verschaffe mir Recht von deiner Hand! sandte er zehn Burschen aus und sprach
17 Und es geschah, als David aufgehört zu ihnen: Geht hinauf nach Karmel; und
hatte, diese Worte zu Saul zu reden, da wenn ihr zu Nabal kommt, so grüßt ihn

a (24,22) d.h. meine Nachkommenschaft. c (25,3) bed. »Narr / Tor«, auch im Sinn von »gottloser,
b (25,2) d.h. Karmel in Juda, in der Nähe von Maon und verkehrter Mensch«.
Siph.
1. SAMUEL 25 333
freundlich in meinem Namen 6 und haben. 17 So bedenke nun und sieh, was
sagt: Mögest du lange leben! Friede sei du tun kannst; denn es ist gewiß ein Un-
mit dir, und Friede sei mit deinem Haus, glück beschlossen über unseren Herrn
und Friede mit allem, was du hast! 7 Ich und über sein ganzes Haus! Und er ist ein
habe eben gehört, daß du Schafscherer solcher Sohn Belials, daß ihm niemand
bei dir hast. Nun, deine Hirten sind bei etwas sagen kann.
uns gewesen; wir haben ihnen nichts 18 Da eilte Abigail und nahm 200 Brote
zuleide getan, und nicht das Geringste und zwei Schläuche Wein und fünf zube-
haben sie vermißt, solange sie in Karmel reitete Schafe und fünf Scheffel gedörrtes
waren; 8 frage deine Burschen deswegen, Korn und 100 Rosinenkuchen und 200
die werden dir’s sagen, und mögen mei- Feigenkuchen und lud sie auf Esel, 19 und
ne Burschen vor deinen Augen Gnade sie sprach zu ihren Burschen: Geht vor
finden; denn wir sind an einem guten mir her, siehe, ich will euch nachkom-
Tag gekommen; gib doch deinen Knech- men! Sie sagte aber ihrem Mann Nabal
ten und deinem Sohn David, was deine nichts davon. 20 Und es geschah, als sie
Hand findet! auf dem Esel ritt und im Schutz des Ber-
9 Und die Burschen Davids kamen hin ges hinabzog, siehe, da kamen David und
und redeten im Namen Davids nach seine Männer herab, ihr entgegen, und
allen diesen Worten mit Nabal; dann so begegnete sie ihnen. 21 David aber
warteten sie schweigend. 10 Aber Na- hatte gesagt: Fürwahr, ich habe alles, was
bal antwortete den Knechten Davids diesem da in der Wüste gehört, umsonst
und sprach: Wer ist David? Und wer behütet, so daß nicht das Geringste ver-
ist der Sohn Isais? Heutzutage gibt es lorengegangen ist von allem, was ihm
immer mehr Knechte, die ihren Herren gehört; und er vergilt mir Gutes mit Bö-
davonlaufen! 11 Sollte ich mein Brot und sem! 22 Gott tue solches und füge noch
mein Wasser nehmen und mein Fleisch, mehr den Feinden Davids hinzu, wenn
das ich für meine Scherer geschlachtet ich von allem, was dieser hat, bis zum
habe, und es Leuten geben, von denen hellen Morgen auch nur einen übriglas-
ich nicht weiß, woher sie sind? se, der an die Wand pißt!
12 Da kehrten die Burschen Davids wieder 23 Als nun Abigail David sah, stieg sie
um auf ihren Weg, und als sie heimkamen, rasch vom Esel und fiel vor David auf
berichteten sie ihm alle diese Worte. 13 Da ihr Angesicht und neigte sich zur Erde,
sprach David zu seinen Männern: Jeder 24 und sie fiel ihm zu Füßen und sprach:
gürte sein Schwert um! Und jeder gürtete Ach, mein Herr, auf mir sei diese Schuld,
sein Schwert um. Und auch David gürtete und laß doch deine Magd vor deinen
sein Schwert um; und es zogen etwa 400 Ohren reden und höre die Worte deiner
Mann hinauf, dem David nach, 200 aber Magd! 25 Mein Herr, achte doch nicht auf
blieben bei dem Gepäck. diesen Mann Belials, den Nabal; denn er
14 Aber einer der Burschen sagte es Abi- ist, wie sein Name heißt: »Narr« ist sein
gail, der Frau Nabals, und sprach: Siehe, Name, und Narrheit ist bei ihm. Ich aber,
David hat Boten aus der Wüste gesandt, deine Magd, habe die Burschen meines
um unseren Herrn freundlich zu begrü- Herrn, die du gesandt hattest, nicht
ßen; er aber fuhr sie an. 15 Und doch sind gesehen.
die Leute sehr gut zu uns gewesen. Sie 26 Nun aber, mein Herr, so wahr der
haben uns nichts zuleide getan, und wir HERR lebt, und so wahr deine Seele lebt,
haben nicht das Geringste vermißt, so- der HERR hat dich daran gehindert zu
lange wir bei ihnen umhergezogen sind, kommen, um Blut zu vergießen und
als wir auf dem Feld waren; 16 sondern dir mit eigener Hand zu helfen. So sol-
sie sind eine Mauer um uns gewesen len nun deine Feinde und die, welche
bei Tag und bei Nacht, die ganze Zeit, meinem Herrn übelwollen, werden wie
in der wir bei ihnen die Schafe gehütet Nabal! 27 Hier ist nun die Gabe, die deine
334 1. SAMUEL 25.26
Magd meinem Herrn hergebracht hat; Morgen. 37 Als es aber Tag geworden und
gib sie den Burschen, die meinem Herrn der Weinrausch von Nabal gewichen war,
nachfolgen! 28 Vergib doch deiner Magd da berichtete ihm seine Frau diese Dinge.
die Übertretung; denn der HERR wird ge- Da erstarb sein Herz in seinem Innern,
wiß meinem Herrn ein beständiges Haus und er wurde wie ein Stein. 38 Und es
bauen, weil er die Kriege des HERRN führt, geschah nach zehn Tagen, da schlug ihn
und nichts Böses soll an dir gefunden der HERR, daß er starb.
werden dein Leben lang. 29 Und wenn 39 Als nun David hörte, daß Nabal tot
sich ein Mensch erheben wird, um dich war, sprach er: Gelobt sei der HERR, der
zu verfolgen und nach deinem Leben zu meine Schmach an Nabal gerächt und
trachten, so sei das Leben meines Herrn seinen Knecht vom Unrecht abgehalten
ins Bündel der Lebendigen eingebunden hat! Und der HERR hat Nabals Unrecht auf
bei dem HERRN, deinem Gott; aber das seinen Kopf vergolten! Und David sandte
Leben deiner Feinde schleudere er mit- hin und warb um Abigail, um sie sich zur
ten aus der Schleuderpfanne! Frau zu nehmen. 40 Und als die Knechte
30 Und es wird geschehen, wenn der HERR Davids zu Abigail nach Karmel kamen,
an meinem Herrn handeln wird nach all redeten sie mit ihr und sprachen: David
dem Guten, das er dir versprochen hat, hat uns zu dir gesandt, um dich zu seiner
und dich zum Fürsten über Israel be- Frau zu nehmen! 41 Da stand sie auf und
stellen wird, 31 so wird es dir nicht zum verneigte sich mit ihrem Angesicht zur
Anstoß sein, noch zum Herzensvorwurf Erde und sprach: Siehe, hier ist deine
für meinen Herrn, daß er ohne Ursache Magd, daß sie diene und den Knechten
Blut vergossen und daß mein Herr sich meines Herrn die Füße wasche! 42 Und
selbst geholfen hat. Wenn nun der HERR Abigail eilte und machte sich auf und
meinem Herrn wohltun wird, so gedenke ritt auf einem Esel, und mit ihr fünf
an deine Magd! Mägde, die ihr nachfolgten, und sie zog
32 Da sprach David zu Abigail: Gelobt sei den Boten Davids nach und wurde seine
der HERR, der Gott Israels, der dich am Frau. 43 David hatte aber auch Achino-
heutigen Tag mir entgegengesandt hat! am aus Jesreel zur Frau genommen. So
33 Und gesegnet sei dein Verstand, und wurden die beiden seine Frauen. 44 Saul
gesegnet seist du, daß du mich heute aber hatte Michal, seine Tochter, die Frau
daran gehindert hast, in Blutschuld zu Davids, dem Phalti, dem Sohn des Lais
geraten und mir mit eigener Hand zu aus Gallim, gegeben.
helfen! 34 Denn so wahr der HERR, der
Gott Israels, lebt, der mich daran gehin- In der Wüste Siph.
dert hat, dir Böses zu tun: Wenn du mir David verschont Saul zum zweiten Mal
1Sam 23,19-28; 1Th 5,15
nicht so schnell entgegengekommen
wärst, so wäre dem Nabal bis zum hellen Aber die Siphiter kamen zu Saul
Morgen nicht einer übriggeblieben, der nach Gibea und sprachen: Hält
an die Wand pißt! 35 So nahm David von sich nicht David verborgen auf dem
ihrer Hand, was sie ihm gebracht hatte, Hügel Hachila vor der Wildnis? 2 Da
und sprach zu ihr: Zieh wieder in Frieden machte sich Saul auf und zog zur Wüste
in dein Haus hinauf! Siehe, ich habe auf Siph hinab und mit ihm 3 000 auserlese-
deine Stimme gehört und deine Person ne Männer aus Israel, um David in der
angesehen. Wüste Siph zu suchen. 3 Und Saul lagerte
36 Als aber Abigail zu Nabal kam, siehe, sich auf dem Hügel Hachila, der vor der
da hielt er in seinem Haus ein Mahl wie Wildnis liegt, am Weg; David aber blieb in
das Mahl eines Königs; und das Herz Na- der Wüste. Und als er sah, daß Saul ihm
bals war guter Dinge, und er war schwer nachfolgte in die Wüste, 4 da sandte Da-
betrunken. Sie aber sagte ihm nichts, we- vid Kundschafter aus und erfuhr mit Ge-
der Kleines noch Großes, bis zum hellen wißheit, daß Saul gekommen war. 5 Und
1. SAMUEL 26 335
David machte sich auf und kam an den gleich in Israel? Warum hast du denn
Ort, wo Saul sein Lager hatte; und David deinen Herrn, den König, nicht bewacht?
sah den Ort, wo Saul mit seinem Heer- Denn es ist einer vom Volk hineinge-
führer Abner, dem Sohn Ners, lag; denn kommen, um deinen Herrn, den König,
Saul lag in der Wagenburg, und das Volk umzubringen! 16 Das war nicht gut, was
lagerte um ihn her. du getan hast. So wahr der HERR lebt,
6 Da redete David und sprach zu Achi- ihr seid Kinder des Todes, daß ihr euren
melech, dem Hetiter, und zu Abisai, dem Herrn, den Gesalbten des HERRN, nicht
Sohn der Zeruja, dem Bruder Joabs, so: bewacht habt! Und nun, siehe, wo ist der
Wer will mit mir zu Saul in das Lager hin- Speer des Königs und der Wasserkrug,
absteigen? Und Abisai sprach: Ich will mit der an seinem Kopfende war?
dir hinabsteigen! 7 So kamen David und 17 Da erkannte Saul die Stimme Davids
Abisai zum Volk bei Nacht, und siehe, und sprach: Ist das deine Stimme, mein
Saul lag da und schlief in der Wagenburg, Sohn David? David sprach: Es ist meine
und sein Speer steckte in der Erde bei Stimme, mein Herr [und] König! 18 Und
seinem Kopfende. Abner aber und das weiter sprach er: Warum verfolgt mein
Volk lagen um ihn her. 8 Da sprach Abisai Herr seinen Knecht? Denn was habe
zu David: Gott hat deinen Feind heute in ich getan? Und was ist Böses in meiner
deine Hand ausgeliefert! Und nun will Hand? 19 So möge doch nun mein Herr,
ich ihn doch mit dem Speer an den Bo- der König, auf die Worte seines Knechtes
den spießen, nur einmal, daß ich es zum hören: Reizt der HERR dich gegen mich,
zweitenmal nicht nötig habe! so lasse man ihn ein Speisopfer riechen;
9 David aber sprach zu Abisai: Verdirb tun es aber Menschenkinder, so seien sie
ihn nicht! Denn wer könnte seine Hand verflucht vor dem HERRN, daß sie mich
an den Gesalbten des HERRN legen und heute aus der Gemeinschaft am Erbteil
unschuldig bleiben? 10 Weiter sprach des HERRN verstoßen, indem sie sagen:
David: So wahr der HERR lebt, sicherlich Geh hin, diene anderen Göttern! 20 So
wird der HERR ihn schlagen, oder seine falle nun mein Blut nicht auf die Erde
Zeit wird kommen, daß er stirbt oder in fern von dem Angesicht des HERRN; denn
einen Krieg zieht und umkommt. 11 Der der König von Israel ist ausgezogen, um
HERR aber lasse es fern von mir sein, daß einen Floh zu suchen, wie man einem
ich meine Hand an den Gesalbten des Rebhuhn nachjagt auf den Bergen!
HERRN lege! So nimm nun den Speer an 21 Da sprach Saul: Ich habe gesündigt!
seinem Kopfende und den Wasserkrug, Komm wieder, mein Sohn David, ich will
und laß uns gehen! 12 So nahm David dir künftig kein Leid antun, weil heute
den Speer und den Wasserkrug vom mein Leben in deinen Augen wertvoll
Kopfende Sauls, und sie gingen weg; und gewesen ist! Siehe, ich habe töricht ge-
es war niemand, der es sah noch merkte handelt und mich schwer vergangen!
noch erwachte, sondern sie schliefen 22 David antwortete und sprach: Siehe,
alle; denn ein tiefer Schlaf von dem HERRN hier ist der Speer des Königs; einer der
war auf sie gefallen. Burschen soll herüberkommen und ihn
13 Als nun David auf die andere Seite holen! 23 Der HERR aber wird jedem ver-
hinübergegangen war, stellte er sich von gelten nach seiner Gerechtigkeit und sei-
ferne auf die Spitze des Berges, so daß ein ner Treue; denn der HERR hat dich heute
weiter Raum zwischen ihnen war. 14 Und in meine Hand gegeben; ich aber wollte
David rief dem Volk und Abner, dem meine Hand nicht an den Gesalbten des
Sohn Ners, zu und sprach: Hörst du HERRN legen. 24 Und siehe, wie heute dein
nicht, Abner? Und Abner antwortete und Leben in meinen Augen wert geachtet
sprach: Wer bist du, daß du dem König so gewesen ist, so möge mein Leben wert
zurufst? 15 Und David sprach zu Abner: geachtet werden vor den Augen des
Bist du nicht ein Mann? Und wer ist dir HERRN, und er möge mich aus aller Be-
336 1. SAMUEL 26.27.28
drängnis erretten! 25 Saul sprach zu Da- ihr heute keinen Einfall gemacht?, so sag-
vid: Gesegnet seist du, mein Sohn David! te David: [Doch,] ins Südland von Juda
Du wirst es gewiß tun und vollenden! und ins Südland der Jerachmeeliter und
— David aber ging seines Weges, und Saul ins Südland der Keniter! 11 David aber
kehrte wieder an seinen Ort zurück. ließ weder Männer noch Frauen leben-
dig nach Gat kommen; denn er sprach:
David im Land der Philister Sie könnten gegen uns aussagen und
David aber dachte in seinem Her- sprechen: So hat David gehandelt! Und
zen: Ich werde doch eines Tages so ging er vor, solange er im Land der
durch die Hand Sauls weggerafft werden! Philister wohnte. 12 Und Achis glaubte
Es gibt nichts Besseres für mich, als daß David und dachte: Er hat sich bei seinem
ich eilends in das Land der Philister ent- Volk Israel sehr verhaßt gemacht, darum
fliehe; dann wird Saul davon ablassen, wird er für immer mein Knecht bleiben!
mich künftig in allen Gebieten Israels zu
suchen, [und] so werde ich seiner Hand Krieg der Philister gegen Israel.
entkommen! 2 So machte sich David auf Saul bei der Totenbeschwörerin in Endor
mit den 600 Mann, die bei ihm waren, Und es geschah zu jener Zeit, daß
und ging hinüber zu Achis, dem Sohn die Philister ihre Heere zum Krieg
Maochs, dem König von Gat. 3 Und David zusammenzogen, um gegen Israel zu
blieb bei Achis in Gat samt seinen Män- kämpfen. Und Achis sprach zu David:
nern, jeder mit seinem Haushalt, auch Du sollst wissen, daß du mit mir ins
David mit seinen beiden Frauen, Achi- Kriegslager ausziehen wirst, du und dei-
noam, der Jesreelitin, und Abigail, Nabals ne Männer! 2 Da sprach David zu Achis:
Frau, der Karmeliterin. 4 Und als es Saul Wohlan, so sollst auch du erfahren, was
berichtet wurde, daß David nach Gat ge- dein Knecht tun wird! Und Achis sprach
flohen sei, suchte er ihn nicht mehr. zu David: Darum will ich dich zu meinem
5 Und David sprach zu Achis: Wenn ich Leibwächter machen für die ganze Zeit.
doch Gnade vor deinen Augen gefunden 3 (Samuel aber war gestorben, und ganz
habe, so laß mir einen Platz in einer der Israel hatte um ihn Leid getragen und ihn
Städte auf dem Land geben, damit ich in seiner Stadt Rama begraben. Saul aber
darin wohne; denn warum sollte dein hatte die Wahrsager und Zeichendeuter
Knecht bei dir in der Königsstadt woh- aus dem Land vertrieben.)
nen? 6 Da gab ihm Achis an jenem Tag 4 Und die Philister versammelten sich
Ziklag. Daher gehört Ziklag den Königen und kamen und lagerten sich bei Schu-
Judas bis zu diesem Tag. 7 Die Zeit aber, nem. Und Saul versammelte ganz Israel;
die David im Land der Philister wohnte, und sie lagerten sich auf [dem Bergland]
betrug ein Jahr und vier Monate. Gilboa. 5 Als aber Saul das Heer der Phi-
8 David aber und seine Männer zogen hin- lister sah, fürchtete er sich, und sein Herz
auf und machten einen Einfall bei den wurde ganz verzagt. 6 Und Saul befragte
Geschuritern und Girsitern und Amale- den HERRN; aber der HERR antwortete ihm
kitern; denn diese waren von alters her nicht, weder durch Träume noch durch
die Bewohner des Landes bis nach Schur die Urima noch durch die Propheten.
hin und bis zum Land Ägypten. 9 Als 7 Da sprach Saul zu seinen Knechten:
aber David das Land schlug, ließ er Sucht mir eine Frau, die Tote beschwö-
weder Männer noch Frauen leben und ren kann, damit ich zu ihr gehe und sie
nahm Schafe, Rinder, Esel, Kamele und befrage! Seine Knechte aber sprachen
Kleider und kehrte zurück und kam zu zu ihm: Siehe, in Endor ist eine Frau, die
Achis. 10 Wenn dann Achis sprach: Habt Tote beschwören kann!

a (28,6) d.h. durch die Lose »Urim und Thummim«, die der Priester hatte, um damit Gott zu befragen (vgl. 2Mo
28,30; 4Mo 27,21).
1. SAMUEL 28.29 337
8 Da machte sich Saul unkenntlich und der HERR wird auch Israel und dich in die
legte andere Kleider an und ging hin, und Hand der Philister geben; und morgen
zwei Männer mit ihm; und sie kamen bei wirst du samt deinen Söhnen bei mir
Nacht zu der Frau. Und er sprach: Wahr- sein. Auch das Heer Israels wird der HERR
sage mir doch durch Totenbeschwörung in die Hand der Philister geben!
und bringe mir den herauf, welchen ich 20 Da fiel Saul plötzlich der Länge nach
dir nennen werde! 9 Die Frau sprach zu Boden, denn er erschrak sehr über
zu ihm: Siehe, du weißt doch, was Saul die Worte Samuels; auch war keine Kraft
getan hat, wie er die Totenbeschwörer mehr in ihm, denn er hatte den ganzen
und Wahrsager aus dem Land ausgerot- Tag und die ganze Nacht nichts gegessen.
tet hat; warum willst du denn meiner 21 Und die Frau ging zu Saul hin und sah,
Seele eine Schlinge legen, daß ich getötet daß er sehr erschrocken war, und sie
werde? 10 Saul aber schwor ihr bei dem sprach zu ihm: Siehe, deine Magd hat
HERRN und sprach: So wahr der HERR lebt, auf deine Stimme gehört, und ich habe
es soll dich deshalb keine Schuld treffen! mein Leben aufs Spiel gesetzt, daß ich
11 Da sprach die Frau: Wen soll ich denn deinen Worten gehorcht habe, die du
heraufbringen? Er sprach: Bring mir Sa- zu mir geredet hast. 22 So höre auch du
muel herauf! auf die Stimme deiner Magd: Ich will dir
12 Als nun die Frau Samuel sah, schrie sie einen Bissen Brot vorlegen, daß du ißt,
laut und sprach zu Saul: Warum hast du damit du zu Kräften kommst, wenn du
mich betrogen: Du bist ja Saul! 13 Und deinen Weg gehst! 23 Er aber weigerte
der König sprach zu ihr: Fürchte dich sich und sprach: Ich will nicht essen! Da
nicht! Was siehst du? Die Frau sprach zu nötigten ihn seine Knechte und auch die
Saul: Ich sehe ein Götterwesen aus der Frau, und er hörte auf ihre Stimme. Und
Erde heraufsteigen! 14 Er sprach: Wie er stand auf von der Erde und setzte sich
sieht es aus? Sie sprach: Es kommt ein auf das Bett. 24 Die Frau aber hatte ein
alter Mann herauf und ist mit einem gemästetes Kalb im Haus; und sie eilte
Obergewand bekleidet! Da erkannte und schlachtete es und nahm Mehl und
Saul, daß es Samuel war, und er neigte knetete es und machte daraus ungesäu-
sich mit seinem Angesicht zur Erde und erte Fladen; 25 die brachte sie herzu vor
verbeugte sich. Saul und vor seine Knechte. Und als sie
15 Samuel aber sprach zu Saul: Warum gegessen hatten, standen sie auf und gin-
hast du mich gestört, indem du mich her- gen hin noch in derselben Nacht.
aufbringen läßt? Und Saul sprach: Ich bin
hart bedrängt; denn die Philister kämp- David darf am Kriegszug der Philister
fen gegen mich, und Gott ist von mir nicht teilnehmen
gewichen und antwortet mir nicht, weder Und die Philister versammelten ihr
durch die Propheten noch durch Träume; ganzes Heer bei Aphek; Israel aber
darum habe ich dich rufen lassen, damit lagerte sich an der Quelle in Jesreel. 2 Und
du mir zeigst, was ich tun soll! die Fürsten der Philister zogen vorüber
16 Samuel sprach: Warum willst du denn nach Hunderten und nach Tausenden;
mich befragen, da doch der HERR von David aber und seine Männer bildeten
dir gewichen und dein Feind geworden die Nachhut mit Achis. 3 Da sprachen
ist? 17 Der HERR hat so gehandelt, wie er die Fürsten der Philister: Was sollen diese
durch mich geredet hat, und der HERR hat Hebräer? Und Achis sprach zu den Für-
das Königtum deiner Hand entrissen und sten der Philister: Das ist doch David, der
es David, deinem Nächsten, gegeben. Knecht Sauls, des Königs von Israel, der
18 Weil du der Stimme des HERRN nicht nun schon Jahr und Tag bei mir gewesen
gehorcht und seinen glühenden Zorn ge- ist und an dem ich nicht das Geringste
gen Amalek nicht vollstreckt hast, darum gefunden habe seit der Zeit, da er [von
hat der HERR dir heute dies getan. 19 Und Saul] abgefallen ist, bis zu diesem Tag!
338 1. SAMUEL 29.30
4 Aber die Fürsten der Philister wurden kam, da waren die Amalekiter in das
zornig auf ihn, und die Fürsten der Phi- Südland und in Ziklag eingefallen, und
lister sprachen zu ihm: Laß den Mann sie hatten Ziklag geschlagen und es mit
umkehren, daß er wieder an seinen Ort Feuer verbrannt; 2 und sie hatten die
kommt, wohin du ihn bestellt hast, damit Frauen und alles, was dort war, wegge-
er nicht mit uns zum Kampf hinabziehe führt, vom Kleinsten bis zum Größten.
und im Kampf unser Widersacher werde; Sie hatten aber niemand getötet, son-
denn womit könnte er seinem Herrn dern sie weggetrieben und waren ihres
einen größeren Gefallen tun, als mit Weges gezogen.
den Köpfen dieser Männer? 5 Ist er nicht 3 Als nun David samt seinen Männern
derselbe David, von dem sie beim Reigen zur Stadt kam und sah, daß sie mit Feu-
sangen und sprachen: »Saul hat seine er verbrannt war und ihre Frauen, ihre
Tausende erschlagen, David aber seine Söhne und Töchter gefangen weggeführt
Zehntausende«? waren, 4 da erhoben David und das Volk,
6 Da rief Achis David und sprach zu das bei ihm war, ihre Stimme und wein-
ihm: So wahr der HERR lebt, ich halte ten, bis sie nicht mehr weinen konnten.
dich für aufrichtig, und dein Ausgang 5 Auch die beiden Frauen Davids, Achi-
und Eingang mit mir im Heer gefällt noam, die Jesreelitin, und Abigail, die
mir wohl; denn ich habe nichts Böses an Frau Nabals, des Karmeliters, waren ge-
dir gefunden seit der Zeit, da du zu mir fangen weggeführt worden. 6 Und David
gekommen bist, bis zu diesem Tag; aber war sehr bedrängt, denn das Volk wollte
in den Augen der Fürsten bist du nicht ihn steinigen, weil die Seele des ganzen
wohlgefällig! 7 So kehre nun um und geh Volks erbittert war, jeder wegen seiner
hin in Frieden, daß du nichts Böses tust Söhne und wegen seiner Töchter. David
in den Augen der Philister! aber stärkte sich in dem HERRN, seinem
8 David aber sprach zu Achis: Was habe Gott.
ich denn getan, und was hast du an 7 Und David sprach zu Abjatar, dem
deinem Knecht gefunden seit der Zeit, Priester, dem Sohn Achimelechs: Bring
da ich vor dir gewesen bin, bis zu diesem mir doch das Ephod her! Und als Abjatar
Tag, daß ich nicht kommen und gegen das Ephod zu David gebracht hatte, 8 da
die Feinde meines Herrn, des Königs, fragte David den HERRN und sprach: Soll
kämpfen soll? 9 Und Achis antwortete ich dieser Horde nachjagen? Werde ich
und sprach zu David: Ich weiß wohl, daß sie einholen? Er sprach zu ihm: Jage ihnen
du in meinen Augen wohlgefällig bist wie nach; denn du wirst sie gewiß einholen
ein Engel Gottes; aber die Fürsten der und wirst gewiß Rettung schaffen! 9 Da
Philister haben gesagt: Er soll nicht mit zog David hin samt den 600 Mann, die
uns in den Kampf hinaufziehen! 10 So bei ihm waren. Und als sie an den Bach
mache dich nun am Morgen früh auf Besor kamen, blieben die Zurückgeblie-
samt den Knechten deines Herrn, die benen stehen. 10 Und David jagte nach,
mit dir gekommen sind. Macht euch am er und 400 Mann; und 200 Mann, die zu
Morgen früh auf und zieht weg, sobald ermattet waren, um über den Bach Besor
es hell wird! 11 So machte sich David zu gehen, blieben zurück.
früh auf, er und seine Männer, um am 11 Und sie fanden einen ägyptischen
Morgen wegzugehen [und] wieder in das Mann auf dem Feld, den führten sie
Land der Philister zurückzukehren. Die zu David und gaben ihm Brot zu essen
Philister aber zogen hinauf nach Jesreel. und Wasser zu trinken; 12 und sie gaben
ihm ein Stück Feigenkuchen und zwei
David rettet die Seinen Rosinenkuchen. Und als er gegessen
aus der Hand der Amalekiter hatte, kam er wieder zu sich selbst; denn
Als nun David samt seinen Män- er hatte während drei Tagen und drei
nern am dritten Tag nach Ziklag Nächten kein Brot gegessen und kein
1. SAMUEL 30.31 339
Wasser getrunken. 13 David sprach zu 23 Da sprach David: Ihr sollt nicht so han-
ihm: Wem gehörst du? Und woher bist deln, meine Brüder, mit dem, was uns der
du? Er sprach: Ich bin ein ägyptischer HERR gegeben hat, der uns behütet und
Bursche, der Knecht eines amaleki- diese Horde, die gegen uns gekommen
tischen Mannes, und mein Herr hat war, in unsere Hand gegeben hat. 24 Und
mich verlassen, weil ich vor drei Tagen wer könnte auf euren Vorschlag hören?
krank wurde. 14 Wir sind eingefallen in Sondern wie der Anteil dessen ist, der in
das Südland der Keretiter und in das den Kampf hinabgezogen ist, so soll auch
Gebiet von Juda und in das Südland der Anteil dessen sein, der bei den Gerä-
von Kaleb und haben Ziklag mit Feuer ten geblieben ist; sie sollen miteinander
verbrannt. 15 David sprach zu ihm: Willst teilen! 25 Und so geschah es weiterhin
du mich zu dieser Horde hinabführen? Er von jenem Tag an, und er machte es
antwortete: Schwöre mir bei Gott, daß in Israel zum Brauch und Recht bis zu
du mich nicht töten noch in die Hand diesem Tag.
meines Herrn ausliefern wirst, so will ich 26 Als aber David nach Ziklag kam,
dich zu dieser Horde hinabführen! sandte er von der Beute den Ältesten
16 So führte er ihn hinab, und siehe, sie la- in Juda, seinen Freunden, und sprach:
gen über das ganze Land zerstreut, aßen Seht, da habt ihr ein Geschenk von der
und tranken und feierten wegen all der Beute der Feinde des HERRN!, 27 nämlich
großen Beute, die sie aus dem Land der denen in Bethel, und denen in Ramot
Philister und aus dem Land Juda geraubt im Negev, und denen in Jattir, 28 und
hatten. 17 Und David schlug sie von der denen in Aroer, und denen in Siphmoth,
Morgendämmerung an bis zum Abend und denen in Estemoa, 29 und denen in
des folgenden Tages, so daß keiner von Rachal, und denen in den Städten der
ihnen entkam, außer 400 Burschen, die Jerachmeeliter, und denen in den Städ-
auf Kamele stiegen und entflohen. 18 So ten der Keniter; 30 und denen in Horma,
rettete David alles, was die Amalekiter und denen in Bor-Aschan, und denen in
genommen hatten; und seine beiden Athach, 31 und denen in Hebron, und an
Frauen rettete David auch. 19 Und es allen Orten, wo David mit seinen Män-
fehlte ihnen nichts, vom Kleinsten bis nern umhergezogen war.
zum Größten, weder Söhne noch Töch-
ter noch von der Beute irgend etwas, das Das Ende Sauls und seiner Söhne
1Chr 10,1-14
sie ihnen weggenommen hatten: David
brachte alles zurück. 20 Und David nahm Die Philister aber kämpften gegen
alle Schafe und Rinder, und sie trieben Israel, und die Männer von Israel
sie vor dem anderen Vieh her, und sie flohen vor den Philistern und fielen er-
sprachen: Das ist Davids Beute! schlagen auf dem Bergland von Gilboa.
21 Und als David zu den 200 Männern 2 Und die Philister drangen auf Saul
kam, die so ermattet gewesen waren, daß und seine Söhne ein; und die Philister
sie David nicht nachfolgen konnten und erschlugen Jonathan und Abinadab und
am Bach Besor geblieben waren, da zo- Malchischua, die Söhne Sauls. 3 Und der
gen sie David und dem Volk, das mit ihm Kampf wurde hart gegen Saul; und die
war, entgegen. Und David trat zum Volk Bogenschützen erreichten ihn, und er
und grüßte sie freundlich. 22 Da ergriffen zitterte vor den Schützen. 4 Da sprach
alle Männer Belials unter denen, die mit Saul zu seinem Waffenträger: Zieh dein
David gezogen waren, das Wort und spra- Schwert und durchbohre mich damit, da-
chen: Weil sie nicht mit uns gezogen sind, mit nicht diese Unbeschnittenen kommen
wollen wir ihnen nichts von der Beute ge- und mich erstechen und mißhandeln!
ben, die wir gerettet haben, außer jedem Aber sein Waffenträger wollte nicht, denn
seine Frau und seine Kinder; die sollen er fürchtete sich sehr. Da nahm Saul das
sie wegführen und gehen! Schwert und stürzte sich hinein. 5 Als nun
340 1. SAMUEL 31
sein Waffenträger sah, daß Saul tot war, rüstung aus und sandten [Boten] in das
stürzte auch er sich in sein Schwert und Land der Philister ringsumher, um diese
starb mit ihm. 6 So starb Saul samt seinen Freudenbotschaft im Haus ihrer Götzen
drei Söhnen und seinem Waffenträger und und unter dem Volk zu verkündigen.
allen seinen Männern an jenem Tag. 10 Und sie legten seine Waffen in das Haus
7 Als aber die Männer von Israel, die jen- der Astarte, aber seinen Leichnam häng-
seits der Ebene und jenseits des Jordan ten sie an die Mauer von Beth-Schan.
waren, sahen, daß die Männer Israels 11 Als aber die Einwohner von Jabes in Gi-
geflohen und daß Saul und seine Söhne lead hörten, was die Philister Saul getan
tot waren, da verließen sie die Städte hatten, 12 da machten sich alle tapferen
und flohen. Und die Philister kamen und Männer auf und gingen die ganze Nacht
wohnten darin. hindurch und nahmen den Leichnam
8 Und es geschah am folgenden Tag, da Sauls und die Leichname seiner Söhne
kamen die Philister, um die Erschlagenen von der Mauer von Beth-Schan, und sie
auszuplündern, und sie fanden Saul und kamen nach Jabes und verbrannten sie
seine drei Söhne auf dem Bergland von dort. 13 Und sie nahmen ihre Gebeine
Gilboa liegen. 9 Da schlugen sie ihm den und begruben sie unter der Tamariske
Kopf ab und zogen ihm seine Waffen- von Jabes und fasteten sieben Tage.
Das zweite Buch Samuel
DAVID WIRD KÖNIG VON JUDA IN HEBRON Jonathan und um das Volk des HERRN und
Kapitel 1 - 4 um das Haus Israel, weil sie durch das
David erfährt vom Tod Sauls und Jonathans Schwert gefallen waren. 13 Und David
Und es geschah nach dem Tod Sauls, sprach zu dem jungen Mann, der ihm dies
als David von der Schlacht gegen die berichtet hatte: Wo bist du her? Er sprach:
Amalekiter zurückgekommen und zwei Ich bin der Sohn eines Fremdlings, eines
Tage lang in Ziklag geblieben war, 2 sie- Amalekiters. 14 Und David sprach zu ihm:
he, da kam am dritten Tag einer aus dem Wie? Du hast dich nicht gefürchtet, deine
Heer Sauls, mit zerrissenen Kleidern und Hand an den Gesalbten des HERRN zu le-
Erde auf dem Haupt. Und als er zu David gen, um ihn zu verderben? 15 Und David
kam, warf er sich zur Erde und verbeugte rief einen seiner jungen Männer und
sich. 3 David aber sprach zu ihm: Wo sprach: Tritt herzu und erschlage ihn! Und
kommst du her? Er sprach zu ihm: Ich bin er schlug ihn, daß er starb. 16 Da sprach
aus dem Heer Israels entflohen! 4 Und David zu ihm: Dein Blut sei auf deinem
David sprach zu ihm: Wie steht die Sa- Haupt! Denn dein Mund hat gegen dich
che? Berichte mir doch! Er sprach: Das selbst gezeugt und gesprochen: Ich habe
Volk ist aus der Schlacht geflohen, auch den Gesalbten des HERRN getötet!
sind viele von dem Volk gefallen und
umgekommen; auch Saul und sein Sohn Davids Klage um Saul und Jonathan
Jonathan sind tot! 17 Und David stimmte dieses Klagelied
5 David aber sprach zu dem jungen an über Saul und seinen Sohn Jonathan,
Mann, der ihm berichtete: Woher weißt 18 und er befahl, daß man die Kinder
du, daß Saul und sein Sohn Jonathan Judas [das Lied von] dem Bogen lehren
tot sind? 6 Und der junge Mann, der ihm solle. Siehe, es steht geschrieben im Buch
dies sagte, sprach: Ich kam zufällig auf des Rechtschaffenen:
das Bergland von Gilboa, und siehe, Saul 19 »Deine Zierde, Israel, liegt auf deinen
lehnte sich auf seinen Speer, und siehe, Höhen erschlagen.
Streitwagen und Reiter jagten hinter Wie sind die Helden gefallen!
ihm her. 7 Und er wandte sich um und 20 Berichtet es nicht in Gat,
sah mich und rief mich. Und ich sprach: verkündet es nicht auf den Straßen
Hier bin ich! 8 Und er sprach zu mir: Wer Askalons,
bist du? Ich antwortete ihm: Ich bin ein daß sich nicht freuen die Töchter der
Amalekiter! Philister,
9 Da sprach er zu mir: Tritt doch her zu daß nicht frohlocken die Töchter der
mir und töte mich; denn Todesschwäche Unbeschnittenen!
hat mich ergriffen, während ich noch bei 21 Ihr Berge von Gilboa,
vollem Bewußtsein bin! 10 Da trat ich auf es soll weder Tau noch Regen auf euch
ihn zu und tötete ihn; denn ich wußte fallen,
wohl, daß er seinen Fall nicht überleben noch mögen Felder da sein, von denen
würde. Und ich nahm die Krone von sei- Hebopfer kommen;
nem Haupt und die Spangen von seinem denn dort ist der Schild der Helden
Arm; und ich habe sie hergebracht zu dir, schmählich hingeworfen worden,
meinem Herrn! der Schild Sauls, als wäre er nicht mit
11 Da faßte David seine Kleider und zerriß Öl gesalbt!
sie, und ebenso alle Männer, die bei ihm 22 Vom Blut der Erschlagenen,
waren; 12 und sie stimmten die Totenkla- vom Fett der Helden
ge an und weinten und fasteten bis zum ist Jonathans Bogen nie zurück-
Abend um Saul und um seinen Sohn gewichen,
342 2. SAMUEL 1.2
und das Schwert Sauls ist nie leer auch ich will euch Gutes tun, weil ihr dies
wiedergekommen. getan habt. 7 So laßt nun eure Hände
23 Saul und Jonathan, geliebt und stark werden und seid tapfere Männer;
lieblich im Leben, denn Saul, euer Herr, ist tot, und außer-
sind auch im Tod nicht geschieden; dem hat das Haus Juda mich zum König
sie waren schneller als Adler, über sich gesalbt!
stärker als Löwen! 8 Abner aber, der Sohn Ners, der Heer-
24 Ihr Töchter Israels, weint über Saul, führer Sauls, nahm Ischboseth, den Sohn
der euch köstlich in Purpur kleidete, Sauls, und brachte ihn nach Mahanajim
der eure Kleider mit goldenem hinüber; 9 und er machte ihn zum Kö-
Schmuck verzierte! nig über Gilead und über die von Asser,
25 Wie sind doch die Helden gefallen über Jesreel, Ephraim, Benjamin und
mitten im Kampf! über ganz Israel. 10 Ischboseth aber,
Jonathan liegt erschlagen auf deinen Sauls Sohn, war 40 Jahre alt, als er König
Höhen! wurde über Israel, und er regierte zwei
26 Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jahre lang. Nur das Haus Juda hielt zu
Jonathan; David. 11 Die Zeit aber, die David in He-
du bist mir sehr lieb gewesen! bron über das Haus Juda regierte, betrug
Wunderbar war mir deine Liebe, sieben Jahre und sechs Monate.
mehr als Frauenliebe!
27 Wie sind die Helden gefallen
Streit zwischen Juda und Israel
und verloren die Waffen des Krieges!« 12 Und Abner, der Sohn Ners, zog [zum
Kampf] aus samt den Knechten Ischbo-
David wird König von Juda in Hebron. seths, des Sohnes Sauls, von Mahanajim
Ischboset wird König von Israel nach Gibeon. 13 Und Joab, der Sohn Ze-
1Sam 16,1-13; 2Sam 5,1-5
rujas, zog auch aus, samt den Knechten
Und es geschah danach, da befragte Davids; und sie stießen aufeinander am
David den HERRN und sprach: Soll ich Teich von Gibeon, und die einen setzten
in eine der Städte Judas hinaufziehen? sich diesseits, die anderen jenseits des
Und der HERR sprach zu ihm: Zieh hinauf! Teiches fest.
Und David sprach: Wohin soll ich ziehen? 14 Und Abner sprach zu Joab: Die jungen
Er sprach: Nach Hebron! 2 So zog David Männer sollen sich aufmachen und vor
dort hinauf mit seinen beiden Frauen, uns ein Kampfspiel aufführen! Und Joab
Achinoam, der Jesreelitin, und Abigail, sprach: Sie sollen sich aufmachen! 15 Da
der Frau Nabals, des Karmeliters; 3 dazu machten sie sich auf und gingen abge-
führte David die Männer hinauf, die bei zählt hin: zwölf aus Benjamin, von den
ihm waren, jeden mit seinem Hausa, und Leuten Ischboseths, des Sohnes Sauls,
sie wohnten in den Städten Hebrons. und zwölf von den Knechten Davids.
4 Und die Männer von Juda kamen und 16 Und einer griff den anderen beim Kopf
salbten David dort zum König über und stieß ihm sein Schwert in die Seite;
das Haus Juda. Und als David berichtet und sie fielen miteinander. Daher wird
wurde, daß die Männer von Jabes-Gilead der Ort Helkat-Hazzurim genannt; er ist
Saul begraben hätten, 5 da sandte David bei Gibeon. 17 Und es entspann sich ein
Boten zu den Männern von Jabes-Gilead sehr heftiger Kampf an jenem Tag; und
und ließ ihnen sagen: Gesegnet seid ihr Abner und die Männer von Israel wurden
vom HERRN, daß ihr solche Barmherzig- von den Knechten Davids geschlagen.
keit an Saul, eurem Herrn, geübt und ihn 18 Es waren aber drei Söhne der Zeruja
begraben habt! 6 So erweise nun der HERR dort: Joab, Abisai und Asahel. Asahel aber
Barmherzigkeit und Treue an euch, und war leichtfüßig wie eine Gazelle auf dem

a (2,3) d.h. mit seiner Familie und seinem ganzen Haushalt.


2. SAMUEL 2.3 343
Feld. 19 Und Asahel jagte dem Abner nach kehrte um von der Verfolgung Abners
und wich nicht von Abner, weder zur und versammelte das ganze Volk. Und
Rechten noch zur Linken. 20 Da wandte es fehlten von den Knechten Davids 19
sich Abner um und fragte: Bist du es, Asa- Mann und Asahel. 31 Aber die Knech-
hel? Er antwortete: Ich bin’s! 21 Abner rief te Davids hatten von Benjamin und
ihm zu: Wende dich entweder zur Rech- unter den Männern Abners 360 Mann
ten oder zur Linken und greife dir einen erschlagen. 32 Und sie hoben Asahel auf
der jungen Männer und nimm dir seine und begruben ihn im Grab seines Vaters
Rüstung! Aber Asahel wollte nicht von in Bethlehem. Joab aber samt seinen
ihm ablassen. 22 Da rief Abner wieder Männern marschierte die ganze Nacht,
dem Asahel zu: Laß ab von mir! Warum und das Licht brach ihnen an in Hebron.
willst du, daß ich dich zu Boden schlage?
Wie dürfte ich dann noch deinem Bruder David gewinnt an Stärke.
Joab unter die Augen treten? 23 Als er Abner geht zu David über
1Chr 3,1-4
sich aber weigerte, von ihm abzulassen,
da stach ihn Abner mit dem hinteren Und der Krieg zwischen dem Haus
Ende des Speeres in den Bauch, so daß Sauls und dem Haus Davids zog sich
der Speer hinten herausdrang. Und er lange hin. David aber erstarkte zuse-
fiel dort und starb auf der Stelle; und wer hends, während das Haus Sauls immer
zu dem Ort kam, wo Asahel gefallen und schwächer wurde. 2 Und David wurden
gestorben war, der stand still. in Hebron Söhne geboren. Sein Erstge-
24 Aber Joab und Abisai jagten dem Ab- borener war Amnon, von Achinoam,
ner nach, bis die Sonne unterging; und der Jesreelitin; 3 der zweite Kileab, von
als sie zu dem Hügel Amma kamen, der Abigail, der Frau Nabals, des Karmeliters;
vor Giach liegt, auf dem Weg zur Wüste der dritte Absalom, der Sohn der Maacha,
Gibeon, 25 da versammelten sich die der Tochter Talmais, des Königs von
Söhne Benjamins hinter Abner her und Geschur; 4 der vierte Adonija, der Sohn
bildeten einen Haufen und traten auf der Haggit; der fünfte Schephatja, der
die Höhe des Hügels. 26 Da rief Abner Sohn der Abital; 5 der sechste Jithream
dem Joab zu und sprach: Soll denn das von Egla, der Frau Davids; diese wurden
Schwert unaufhörlich fressen? Weißt David in Hebron geboren.
du nicht, daß zuletzt eine Erbitterung 6 Solange nun der Krieg zwischen dem
entstehen wird? Und wie lange willst du Haus Sauls und dem Haus Davids dauer-
nicht dem Volk sagen, daß es ablassen te, hielt Abner fest zum Haus Sauls. 7 Nun
soll von seinen Brüdern? 27 Joab sprach: hatte Saul eine Nebenfrau gehabt, die
So wahr Gott lebt, wenn du nicht gespro- hieß Rizpa, eine Tochter Ajas. Und
chen hättest,a dann hätte sich das Volk [Ischboseth] sprach zu Abner: Warum
schon an diesem Morgen zurückgezo- bist du zu der Nebenfrau meines Vaters
gen, und jeder hätte von der Verfolgung eingegangen?
seines Bruders abgelassen! 28 Und Joab 8 Da wurde Abner sehr zornig über diese
stieß in die Posaune, und alles Volk stand Worte Ischboseths und sprach: Bin ich
still und jagte Israel nicht mehr nach, und denn ein Hundskopf, der es mit Juda
sie kämpften auch nicht mehr. hält? [Noch] heute erweise ich Güte am
29 Abner aber und seine Männer mar- Haus deines Vaters Saul und an seinen
schierten die ganze Nacht durch die Brüdern und an seinen Freunden, daß
Arava,b und sie überschritten den Jordan ich dich nicht in die Hand Davids ausge-
und durchzogen die ganze Schlucht und liefert habe. Und du wirfst mir heute ein
kamen nach Mahanajim. 30 Joab aber Vergehen mit dieser Frau vor? 9 Gott tue

a (2,27) d.h. nicht zu dem Kampfspiel aufgefordert b (2,29) d.h. die Tiefebene in der Jordansenke bis nach
hättest (vgl. V. 14). Eilat.
344 2. SAMUEL 3
dem Abner dies und das, wenn ich nicht, Abner und den Männern, die bei ihm
wie der HERR dem David geschworen hat, waren, ein Mahl. 21 Und Abner sprach
genauso an ihm handeln werde: 10 daß zu David: Ich will mich aufmachen und
ich das Königreich vom Haus Sauls weg- hingehen und ganz Israel zu meinem
nehme und den Thron Davids aufrichte Herrn, dem König, versammeln, damit
über Israel und über Juda, von Dan bis sie einen Bund mit dir machen und du
nach Beerscheba! 11 Da konnte er Abner König bist über alles, was dein Herz be-
kein Wort mehr antworten, so fürchtete gehrt! So entließ David Abner, und er ging
er sich vor ihm. in Frieden fort.
12 Und Abner sandte auf der Stelle Boten
zu David und ließ ihm sagen: Wem gehört Joab tötet Abner
2Sam 2,19-23
das Land? Und er ließ ihm noch sagen:
Mache einen Bund mit mir! Siehe, meine 22 Und siehe, die Knechte Davids und
Hand soll mit dir sein, um ganz Israel auf Joab kamen von einem Streifzug und
deine Seite zu bringen! 13 Und [David] brachten große Beute mit sich. Aber Ab-
sprach: Gut, ich will einen Bund mit dir ner war nicht mehr bei David in Hebron,
machen; aber eines verlange ich von dir, sondern er hatte ihn entlassen, so daß er
nämlich: du sollst mein Angesicht nicht in Frieden weggezogen war. 23 Als nun
sehen, ohne mir zuvor Michal, die Toch- Joab mit dem ganzen Heer kam, teilte
ter Sauls, zu bringen, wenn du kommst, man Joab mit: Abner, der Sohn Ners, ist
um mir unter die Augen zu treten! 14 Und zum König gekommen, und er hat ihn
David sandte Boten zu Ischboseth, dem entlassen, so daß er in Frieden fortge-
Sohn Sauls, und ließ ihm sagen: Gib mir gangen ist!
meine Frau Michal, die ich mir um 100 24 Da ging Joab zum König hinein und
Vorhäute der Philister zur Frau gewon- sprach: Was hast du getan? Siehe, Abner
nena habe! 15 Da sandte Ischboseth hin ist zu dir gekommen! Warum hast du ihn
und ließ sie von ihrem Mann Paltiel, ziehen lassen, daß er gehen kann, wohin
dem Sohn des Lais, wegnehmen. 16 Und er will? 25 Du kennst doch Abner, den
ihr Mann ging mit ihr und weinte stets Sohn Ners; der ist gekommen, um dich
hinter ihr her bis nach Bachurim. Abner zu überlisten und deinen Ausgang und
aber sprach zu ihm: Geh und kehre um! deinen Eingang zu erkennen und alles zu
Da kehrte er um. erkunden, was du tust!
17 Abner hatte auch eine Unterredung 26 Und als Joab von David hinausging,
mit den Ältesten von Israel, und er sandte er Abner Boten nach, und sie hol-
sprach: Ihr habt schon früher danach ten ihn vom Brunnen Sira zurück. Aber
getrachtet, daß David euer König wer- David wußte nichts davon. 27 Als nun
den sollte. 18 So führt es nun aus! Denn Abner wieder nach Hebron kam, führte
der HERR hat von David gesprochen und ihn Joab beiseite in das Tor, um in der
gesagt: Durch die Hand meines Knechtes Stille mit ihm zu reden; und er stach ihn
David will ich mein Volk Israel erretten dort in den Bauch, daß er starb — wegen
aus der Hand der Philister und aus der des Blutes seines Bruders Asahel.
Hand aller ihrer Feinde! 19 Und Abner 28 Als David es danach erfuhr, sprach er:
redete auch vor den Ohren der Benjami- Ich und mein Königreich sind ewiglich
niter, und danach ging Abner auch hin, unschuldig vor dem HERRN an dem Blut
um vor den Ohren Davids in Hebron alles Abners, des Sohnes Ners! 29 Es falle aber
das zu reden, was Israel und dem ganzen auf den Kopf Joabs und auf das ganze
Haus Benjamin wohlgefiel. Haus seines Vaters, und es soll im Haus
20 Als nun Abner mit 20 Männern zu Joabs nie an einem fehlen, der einen
David nach Hebron kam, bereitete David Ausfluß oder Aussatz hat, der zur Spindel

a (3,14) d.h. durch Zahlung des Brautpreises als Ehefrau erworben.


2. SAMUEL 3.4 345
greifen muß,a der durchs Schwert fällt ließ er seine Hände sinken, und ganz
oder der an Brot Mangel leidet! 30 So Israel war bestürzt. 2 Es waren aber zwei
brachten Joab und sein Bruder Abisai Männer, Truppenführer des Sohnes
den Abner um, weil er ihren Bruder Asa- Sauls — der eine hieß Baana, der ande-
hel im Kampf in Gibeon getötet hatte. re hieß Rekab —, Söhne Rimmons, des
31 David aber sprach zu Joab und zu dem Beerotiters, von den Kindern Benjamins;
ganzen Volk, das mit ihm war: Zerreißt denn Beerot wurde auch zu Benjamin
eure Kleider und umgürtet euch mit gerechnet. 3 Und die Beerotiter waren
Sacktuch und stimmt die Totenklage nach Gittaim geflohen, und sie haben
für Abner an! Und der König David ging sich dort als Fremdlinge aufgehalten bis
hinter der Bahre her. 32 Und als sie Abner zum heutigen Tag. 4 Jonathan aber, der
in Hebron begruben, erhob der König Sohn Sauls, hatte einen Sohn, der an bei-
seine Stimme und weinte bei Abners den Füßen gelähmt war. Als er fünf Jahre
Grab; auch alles Volk weinte. 33 Und der alt war, kam die Nachricht von Saul und
König stimmte ein Klagelied über Abner Jonathan aus Jesreel. Da nahm ihn seine
an und sprach: Amme auf und floh. Und es geschah, als
»Sollte denn Abner sterben, sie in Eile floh, da fiel er hin und wurde
wie ein Tor stirbt? lahm; und sein Name war Mephiboset.
34 Deine Hände waren nicht gebunden, 5 So gingen nun die Söhne Rimmons, des
noch deine Füße in Ketten geschlossen; Beerotiters, Rekab und Baana, hin und
du bist gefallen, wie man vor Verbre- kamen zu dem Haus Ischboseths, als der
chern fällt!« Tag am heißesten war; er aber machte
Da beweinte ihn das ganze Volk noch seinen Mittagsschlaf. 6 Und sie kamen
mehr. 35 Und das ganze Volk trat hinzu, bis ins Innere des Hauses, als wollten
um David Brot zu reichen,b während es sie Weizen holen, und stachen ihn in
noch Tag war. Und David schwor und den Bauch. Und Rekab und sein Bruder
sprach: Gott tue mir dies und das, wenn Baana entkamen. 7 [Denn] als sie in das
ich Brot oder irgend etwas genieße, ehe Haus kamen, lag er in seiner Schlafkam-
die Sonne untergegangen ist! 36 Und mer auf seinem Bett; und sie stachen ihn
das ganze Volk nahm es wahr, und es tot und schlugen ihm den Kopf ab; und
gefiel ihnen wohl; alles, was der König sie nahmen sein Haupt mit und liefen
tat, war gut in den Augen des ganzen die ganze Nacht hindurch das Jordantal
Volkes. 37 Und das ganze Volk und ganz hinab. 8 Und sie brachten das Haupt
Israel erkannte an jenem Tag, daß es Ischboseths zu David nach Hebron und
nicht vom König ausgegangen war, sprachen zum König: Siehe, da ist das
Abner, den Sohn Ners, zu töten. 38 Und Haupt Ischboseths, des Sohnes Sauls,
der König sprach zu seinen Knechten: deines Feindes, der dir nach dem Leben
Wißt ihr nicht, daß heute ein Fürst und trachtete! Der HERR hat heute meinem
ein Großer in Israel gefallen ist? 39 Ich Herrn, dem König, Rache gewährt an
aber bin heute schwach, obwohl ich zum Saul und seinem Samen!
König gesalbt bin; und diese Männer, die 9 Aber David antwortete Rekab und
Söhne der Zeruja, sind mir zu hart. Der seinem Bruder Baana, den Söhnen Rim-
HERR vergelte dem, der Böses tut, ent- mons, des Beerotiters, und sprach zu
sprechend seiner Bosheit! ihnen: So wahr der HERR lebt, der meine
Seele aus aller Not erlöst hat: 10 Den, der
Ischboset wird ermordet mir die Nachricht brachte und sprach:
Als aber der Sohn Sauls hörte, daß »Siehe, Saul ist tot!« und dabei meinte,
Abner in Hebron gestorben war, ein guter Bote zu sein, den habe ich er-

a (3,29) Spinnereiarbeit wurde in Israel von Frauen gezwungen werden.


ausgeführt; Männer konnten dazu aber als Sklaven b (3,35) eine Geste des Trostes in der Trauer.
346 2. SAMUEL 4.5
griffen und in Ziklag getötet, um ihm den Wer die Jebusiter schlägt und die Wasser-
Botenlohn zu geben. 11 Wieviel mehr, da leitung erreicht und die Lahmen und
diese gottlosen Leute einen gerechten Blinden, denen die Seele Davids feind ist,
Mann in seinem Haus auf seinem Lager [dem wird eine Belohnung zuteil].a Da-
ermordet haben! Und nun sollte ich nicht her sagt man: »Es darf kein Blinder oder
sein Blut von euren Händen fordern und Lahmer ins Haus kommen!« 9 Und David
euch aus dem Land ausrotten? 12 Und wohnte in der Burg und nannte sie »Stadt
David gebot den Burschen; die brachten Davids«. Und David baute ringsum vom
sie um und schlugen ihnen Hände und Millo an einwärts. 10 Und David wurde
Füße ab und hängten sie auf am Teich immer mächtiger, und der HERR, der Gott
von Hebron. Aber das Haupt Ischboseths der Heerscharen, war mit ihm.
nahmen sie und begruben es in Abners 11 Und Hiram, der König von Tyrus, sand-
Grab in Hebron. te Boten zu David und Zedernstämme
und Zimmerleute und Maurer, und sie
DAVIDS KÖNIGSHERRSCHAFT ÜBER GANZ ISRAEL bauten David ein Haus. 12 Und David er-
Kapitel 5 - 12 kannte, daß der HERR ihn zum König über
Israel bestätigt und sein Königreich zu
David wird König von ganz Israel Ansehen gebracht hatte um seines Volkes
und zieht nach Jerusalem Israel willen.
1Chr 12,23-40; 11,1-3
13 Und David nahm sich noch mehr
Und alle Stämme Israels kamen zu Nebenfrauen und Frauen aus Jerusalem,
David nach Hebron und sprachen: nachdem er von Hebron gekommen war,
Siehe, wir sind dein Gebein und dein und es wurden ihm noch mehr Söhne
Fleisch! 2 Schon früher, als Saul noch und Töchter geboren. 14 Und dies sind
König über uns war, warst du es, der die Namen derer, die ihm in Jerusalem
Israel aus- und einführte. Und der HERR geboren wurden: Schammua, Schobab,
hat zu dir gesagt: Du sollst mein Volk Nathan und Salomo; 15 Jibschar, Eli-
Israel weiden, und du sollst Fürst sein schua, Nepheg und Japhija; 16 Elischa-
über Israel! 3 Und alle Ältesten Israels ma, Eljada und Eliphelet.
kamen zu dem König nach Hebron. Und
der König David machte mit ihnen einen Doppelter Sieg Davids über die Philister
1Chr 14,8-17
Bund in Hebron vor dem HERRN. Und sie
salbten David zum König über Israel. 17 Als aber die Philister hörten, daß man
4 David war 30 Jahre alt, als er König wur- David zum König über Israel gesalbt hat-
de, und er regierte 40 Jahre lang. 5 In He- te, da zogen sie alle herauf, um David he-
bron regierte er über Juda sieben Jahre und rauszufordern. Als David dies erfuhr, zog
sechs Monate; aber in Jerusalem regierte er zur Bergfeste hinab. 18 Die Philister
er über ganz Israel und Juda 33 Jahre. aber waren gekommen und breiteten
6 Und der König zog mit seinen Männern sich aus im Tal Rephaim. 19 Und David
nach Jerusalem gegen die Jebusiter, die befragte den HERRN und sprach: Soll ich
im Land wohnten. Die aber sprachen gegen die Philister hinaufziehen? Und
zu David und sagten: Du wirst hier nicht willst du sie in meine Hand geben? Und
hereinkommen, sondern die Blinden der HERR sprach zu David: Ziehe hinauf,
und die Lahmen werden dich vertrei- denn ich werde die Philister gewiß in dei-
ben! Denn sie dachten: David kann ne Hand geben! 20 Und David kam nach
nicht hier hereinkommen! 7 Aber David Baal-Perazim; und David schlug sie dort
nahm die Burg Zion ein; das ist die Stadt und sprach: Der HERR hat meine Feinde
Davids. 8 Und David sprach an jenem Tag: vor mir zerrissen, wie das Wasser einen

a (5,8) vgl. 1Chr 11,6. In Ausgrabungen wurde ein alter Tunnel entdeckt, der der Wasserversorgung Jerusalems
diente und durch den man in die Stadt eindringen konnte.
2. SAMUEL 5.6 347
Damm zerreißt! Daher nannte man je- des HERRN gegen Ussa; und Gott schlug
nen Ort Baal-Perazim. 21 Und sie ließen ihn dort wegen des Vergehens; so starb
ihre Götzen dort; David aber und seine er dort bei der Lade Gottes. 8 Aber David
Männer nahmen sie weg. entbrannte darüber, daß der HERR mit
22 Aber die Philister zogen nochmals Ussa einen solchen Riß gemacht hatte;
herauf und breiteten sich aus im Tal Re- darum nennt man diesen Ort Perez-Ussa
phaim. 23 Und David befragte den HERRN. bis zu diesem Tag. 9 Und David fürchtete
Da sprach er: Ziehe nicht hinauf, son- sich vor dem HERRN an jenem Tag und
dern umgehe sie und falle ihnen in den sprach: Wie soll die Lade des HERRN zu
Rücken, daß du von den Balsambäumen mir kommen? 10 Deswegen ließ David
her an sie herankommst. 24 Und wenn die Lade des HERRN nicht zu sich in die
du in den Wipfeln der Balsambäume das Stadt Davids hinaufbringen, sondern
Geräusch eines Einherschreitens hören er ließ sie beiseiteführen in das Haus
wirst, dann beeile dich; denn dann ist Obed-Edoms, des Gatitersa. 11 Und die
der HERR vor dir hergezogen, um das Heer Lade des HERRN verblieb drei Monate lang
der Philister zu schlagen! 25 Und David im Haus Obed-Edoms, des Gatiters, und
machte es so, wie es der HERR ihm gebo- der HERR segnete Obed-Edom und sein
ten hatte, und er schlug die Philister von ganzes Haus.
Geba an bis man nach Geser kommt. 12 Als nun dem König David berichtet
wurde: »Der HERR hat das Haus Obed-
Die Überführung der Bundeslade Edoms und alles, was er hatte, gesegnet
nach Jerusalem um der Lade Gottes willen!«, da ging
1Chr 13;15;16; Ps 132
David hin und holte die Lade Gottes mit
Und David versammelte nochmals Freuden aus dem Haus Obed-Edoms her-
alle auserwählten Männer in Israel, auf in die Stadt Davids. 13 Und es geschah,
30 000. 2 Und David machte sich auf mit wenn die Träger der Lade des HERRN sechs
dem ganzen Volk, das bei ihm war, von Schritte gegangen waren, opferte man
Baale-Juda, um von dort die Lade Gottes einen Ochsen und ein fettes Schaf. 14 Da-
heraufzuholen, bei welcher der Name vid aber tanzte mit aller Macht vor dem
angerufen wird, der Name des HERRN der HERRN her, und David war mit einem
Heerscharen, der über den Cherubim leinenen Ephod umgürtet. 15 So führten
thront. 3 Und sie setzten die Lade Gottes David und das ganze Haus Israel die Lade
auf einen neuen Wagen und holten sie des HERRN mit Jubelgeschrei und mit dem
aus dem Haus Abinadabs, das auf dem Schall des Schopharhorns herauf.
Hügel war. Ussa aber und Achio, die Söh- 16 Als die Lade des HERRN gerade in die
ne Abinadabs, lenkten den neuen Wagen. Stadt Davids kam, da schaute Michal,
4 Und sie führten sie aus dem Haus Abina- die Tochter Sauls, durchs Fenster und sah
dabs weg, das auf dem Hügel war, [und den König David hüpfen und vor dem
begleiteten] die Lade Gottes; Achio aber HERRN tanzen, und sie verachtete ihn in
ging vor der Lade her. 5 Und David und ihrem Herzen.
das ganze Haus Israel spielten vor dem 17 Und sie brachten die Lade des HERRN
HERRN mit allerlei [Instrumenten aus] Zy- hinein und stellten sie an ihren Ort, in
pressenholz, mit Zithern und mit Harfen, das Zelt, das David für sie aufgeschlagen
mit Tamburinen und mit Schellen und mit hatte. Und David opferte Brandopfer
Zimbeln. und Friedensopfer vor dem HERRN.
6 Und als sie zur Tenne Nachons kamen, 18 Und als David die Brandopfer und
griff Ussa nach der Lade Gottes und Friedensopfer vollendet hatte, segnete
hielt sie fest; denn die Rinder waren er das Volk im Namen des HERRN der
ausgeglitten. 7 Da entbrannte der Zorn Heerscharen. 19 Und er ließ dem ganzen

a (6,10) Obed-Edom war ein Levit aus Gat-Rimmon (vgl. 1Chr 26,4).
348 2. SAMUEL 6.7
Volk, der ganzen Menge Israels, Männern Kinder Israels aus Ägypten heraufführte,
und Frauen, jedem einen Brotkuchen, bis zu diesem Tag, sondern ich bin stets
einen Dattelkuchen und einen Rosinen- in einem Zelt und in einer Wohnunga
kuchen austeilen. Dann ging das ganze umhergezogen! 7 Wo ich auch immer
Volk fort, jeder in sein Haus. umherzog mit allen Kindern Israels,
20 Als aber David umkehrte, um sein Haus habe ich auch jemals ein Wort geredet
zu segnen, da ging Michal, die Tochter zu einem der Stammeshäupter Israels,
Sauls, David entgegen und sprach: Wel- denen ich gebot, mein Volk Israel zu wei-
che Ehre hat sich heute der König Israels den, und gesagt: Warum baut ihr mir kein
erworben, daß er sich heute vor den Au- Haus aus Zedernholz?
gen der Mägde seiner Knechte entblößt 8 So sprich nun zu meinem Knecht David:
hat, wie sich nur einer der leichtfertigen So spricht der HERR der Heerscharen: Ich
Leute entblößen kann! 21 David aber habe dich von der Weide hinter den Scha-
sprach zu Michal: Vor dem HERRN, der fen weggenommen, damit du Fürst wür-
mich vor deinem Vater und vor seinem dest über mein Volk, über Israel; 9 und
ganzen Haus erwählt und mir befohlen ich bin überall mit dir gewesen, wohin
hat, Fürst über das Volk des HERRN, über du gegangen bist, und habe alle deine
Israel zu sein, vor dem HERRN will ich Feinde vor dir her ausgerottet, und dir ei-
spielen. 22 Und ich will noch geringer nen großen Namen gemacht gleich dem
werden als diesmal und niedrig sein in Namen der Gewaltigen auf Erden. 10 Und
meinen Augen; und bei den Mägden, ich werde für mein Volk Israel einen Ort
von denen du gesprochen hast, will ich bereiten und werde es einpflanzen, daß
mir Ehre erwerben! 23 Michal aber, die es dort bleiben und nicht mehr beunru-
Tochter Sauls, hatte kein Kind bis zum higt werden soll; und die Söhne der Bos-
Tag ihres Todes. heit sollen es nicht mehr bedrängen wie
zuvor, 11 seit der Zeit, als ich Richter über
Davids Wunsch, dem HERRN einen Tempel mein Volk Israel eingesetzt habe. Und ich
zu bauen. Gottes Verheißung für David habe dir vor allen deinen Feinden Ruhe
und sein Königtum verschafft; so verkündigt dir nun der HERR,
1Chr 17,1-15; 28,2-7; 1Kö 8,14-21
daß der HERR dir ein Haus bauen wird!
Und es geschah, als der König in 12 Wenn deine Tage erfüllt sind und du
seinem Haus wohnte und der HERR bei deinen Vätern liegst, so will ich dei-
ihm Ruhe gegeben hatte vor allen seinen nen Samen nach dir erwecken, der aus
Feinden ringsumher, 2 da sprach der deinem Leib kommen wird, und ich wer-
König zu dem Propheten Nathan: Siehe de sein Königtum bestätigen. 13 Der wird
doch, ich wohne in einem Haus aus meinem Namen ein Haus bauen, und ich
Zedernholz, aber die Lade Gottes wohnt werde den Thron seines Königreichs auf
unter Teppichen! 3 Und Nathan sprach ewig befestigen. 14 Ich will sein Vater sein,
zum König: Geh hin und tue alles, was und er soll mein Sohn sein. Wenn er eine
in deinem Herzen ist, denn der HERR ist Missetat begeht, will ich ihn mit Men-
mit dir! schenruten züchtigen und mit Schlägen
4 Aber es geschah in derselben Nacht, der Menschenkinder strafen. 15 Aber
da erging das Wort des HERRN an meine Gnade soll nicht von ihm weichen,
Nathan: 5 Geh hin und rede zu meinem wie ich sie von Saul weichen ließ, den ich
Knecht, zu David: So spricht der HERR: vor dir beseitigt habe; 16 sondern dein
Solltest du mir ein Haus bauen, daß ich Haus und dein Königreich sollen ewig Be-
darin wohne? 6 Denn ich habe in keinem stand haben vor deinem Angesicht; dein
Haus gewohnt von dem Tag an, als ich die Thron soll auf ewig fest stehen!

a (7,6) Zelt und Wohnung wird hier wie in 2Mo 26,7-14 für die Stiftshütte, das Zelt der Zusammenkunft,
verwendet.
2. SAMUEL 7.8 349
Davids Dankgebet Haus bauen! Darum hat dein Knecht
1Chr 17,15-27 den Mut gefunden, dieses Gebet zu dir zu
17 Alle diese Worte und diese ganze beten. 28 Und nun, HERR, [mein] Herr, du
Offenbarung teilte Nathan dem David bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit,
mit. 18 Da kam der König David und und du hast deinem Knecht so viel Gutes
setzte sich vor dem HERRN nieder und zugesagt. 29 So lasse es dir nun wohl-
sprach: Wer bin ich, HERR, du [mein] gefällig sein, das Haus deines Knechtes
Herr, und was ist mein Haus, daß du zu segnen, daß es ewiglich vor dir sei;
mich bis hierher gebracht hast? 19 Und denn du selbst, HERR, [mein] Herr, hast es
das war noch zu wenig in deinen Augen, gesagt. So möchte denn das Haus deines
HERR, du [mein] Herr; sondern du hast Knechtes mit deinem Segen gesegnet
über das Haus deines Knechtes noch werden ewiglich!
von ferner Zukunft geredet, und zwar,
HERR, [mein] Herr, als Weisung für den Davids siegreiche Feldzüge
Menschen! 20 Was kann da David wei- 1Chr 18,1-17
ter zu dir sagen? Du kennst ja deinen Und danach geschah es, daß David
Knecht, HERR, du [mein] Herr! 21 Um die Philister schlug und sie demütig-
deines Wortes willen und nach deinem te. Und David nahm die Zügel der Re-
Herzen hast du all dies Große getan, um gierung aus der Hand der Philister. 2 Er
es deinem Knecht zu verkünden! schlug auch die Moabiter und maß sie
22 Darum bist du, HERR Gott, auch so mit der Meßschnur; er legte sie auf die
hoch erhaben; denn dir ist niemand Erde, und je zwei Schnurlängen maß
gleich, und es gibt keinen Gott außer dir, er ab, um [die Betreffenden] zu töten,
nach allem, was wir mit unseren Ohren und eine volle Schnurlänge, um sie am
gehört haben! 23 Und wer ist wie dein Leben zu lassen. So wurden die Moabiter
Volk, wie Israel, die einzige Nation auf David untertan und entrichteten ihm
Erden, um derentwillen Gott hingegan- Tribut. 3 David schlug auch Hadad-Eser,
gen ist, sie als Volk für sich zu erlösen und den Sohn Rechobs, den König von Zoba,
sich einen Namen zu machen und so als er hinzog, um seine Macht am [Eu-
großartige und furchtbare Taten für dein phrat-]Strom wiederherzustellen. 4 Und
Land zu tun vor dem Angesicht deines David nahm von ihnen 1 700 Reiter und
Volkes, das du dir aus Ägypten, [von] den 20 000 Mann Fußvolk gefangen; und
Heidenvölkern und ihren Göttern erlöst David lähmte alle Wagenpferde; aber 100
hast? 24 Und du hast dir dein Volk Israel Wagenpferde behielt er übrig.
auf ewig als Volk fest gegründet; und du, 5 Und die Aramäera von Damaskus kamen
o HERR, bist ihr Gott geworden! Hadad-Eser, dem König von Zoba, zu Hil-
25 So erfülle nun, HERR Gott, auf ewig das fe. Aber David erschlug von den Aramäern
Wort, das du über deinen Knecht und 22 000 Mann, 6 und er legte Besatzungen
über sein Haus geredet hast, und tue, wie in Aram von Damaskus, so daß die Aramä-
du geredet hast, 26 damit man ewiglich er David untertan wurden und ihm Tribut
deinen Namen erhebe und sage: Der entrichteten; denn der HERR half David
HERR der Heerscharen ist Gott über Israel! überall, wo er hinzog. 7 Und David nahm
Und das Haus deines Knechtes David die goldenen Schilde, die den Knechten
möge vor dir Bestand haben! Hadad-Esers gehörten, und brachte sie
27 Denn du, HERR der Heerscharen, du nach Jerusalem. 8 Und von Betach und
Gott Israels, hast dem Ohr deines Knechts Berotai, den Städten Hadad-Esers, nahm
geoffenbart und gesagt: Ich will dir ein der König David sehr viel Erz.

a (8,5) Die Aramäer stammen von Aram, dem Sohn Sems, ab (vgl. 1Mo 10,21-23). Sie siedelten im Nordosten von
Israel und bildeten eine Reihe kleinerer und größerer Staaten, deren Gebiet Aram genannt wird. Für »Aram /
Aramäer« steht in älteren Bibelübersetzungen oft »Syrien / Syrer«.
350 2. SAMUEL 8.9
9 Als aber Toi, der König von Hamat, 3 Und der König sprach: Ist noch jemand
hörte, daß David die ganze Heeres- da vom Haus Sauls, daß ich Gottes Gnade
macht Hadad-Esers geschlagen hatte, an ihm erweise? Ziba sprach zum König:
10 da sandte Toi seinen Sohn Joram zum Es ist noch ein Sohn Jonathans da, der
König David, um ihn nach seinem lahm an den Füßen ist. 4 Und der König
Wohlergehen zu fragen und ihn zu be- sprach zu ihm: Wo ist er? Und Ziba sprach
glückwünschen, weil er gegen Hadad- zum König: Siehe, er ist in Lodebar, im
Eser gekämpft und ihn geschlagen hat- Haus Machirs, des Sohnes von Ammiel!
te; denn Hadad-Eser war ständig im 5 Da sandte der König David hin und ließ
Kriegszustand mit Toi. Und er hatte sil- ihn aus Lodebar holen, aus dem Haus
berne, goldene und eherne Geräte bei Machirs, des Sohnes von Ammiel. 6 Und
sich. 11 Auch diese heiligte der König Da- Mephiboset, der Sohn Jonathans, des
vid dem HERRN, samt dem Silber und Sohnes Sauls, kam zu David, und er fiel
Gold, das er dem HERRN von allen Völkern, auf sein Angesicht und verneigte sich.
die er sich unterwarf, geheiligt hatte: Und David sprach: Mephiboset! Er aber
12 von Aram, von Moab, von den Ammo- sprach: Siehe, dein Knecht! 7 Und David
nitern, von den Philistern, von Amalek sprach zu ihm: Fürchte dich nicht; denn
und von der Beute Hadad-Esers, des Soh- ich will gewiß Gnade an dir erweisen um
nes Rechobs, des Königs von Zoba. deines Vaters Jonathan willen und will dir
13 Und David machte sich einen Namen, alle Felder deines Vaters Saul wiederge-
als er zurückkam; nachdem er die Ara- ben; du aber sollst täglich an meinem
mäer geschlagen hatte, im Salztal, 18 000 Tisch das Brot essen! 8 Da verneigte
Mann. 14 Und er legte Besatzungen nach er sich und sprach: Wer bin ich, dein
Edom; nach ganz Edom legte er Besat- Knecht, daß du dich wendest zu einem
zungen, und alle Edomiter wurden David toten Hund, wie ich einer bin?
unterworfen; denn der HERR half David 9 Und der König rief Ziba, den Knecht
überall, wo er hinzog. Sauls, und sprach zu ihm: Alles, was Saul
15 Und David regierte über ganz Israel; und seinem ganzen Haus gehört hat,
und David verschaffte seinem ganzen Volk das habe ich dem Sohn deines Herrn
Recht und Gerechtigkeit. 16 Joab aber, der gegeben. 10 So bestelle ihm nun sein
Sohn der Zeruja, war [Befehlshaber] über Land, du und deine Söhne und deine
das Heer, und Josaphat, der Sohn Achi- Knechte, und bring [die Ernte] ein, da-
luds, war Kanzleischreiber; 17 und Zadok, mit der Sohn deines Herrn Brot zu essen
der Sohn Achitubs, und Achimelech, der hat; Mephiboset aber, der Sohn deines
Sohn Abjatars, waren Priester; und Seraja Herrn, soll täglich Brot an meinem Tisch
war Staatsschreiber; 18 Benaja, der Sohn essen! Ziba aber hatte 15 Söhne und 20
Jojadas, war über die Kreter und Pletera Knechte. 11 Und Ziba sprach zum König:
gesetzt; die Söhne Davids aber waren Ganz so, wie mein Herr, der König, sei-
Minister. nem Knecht gebietet, wird dein Knecht
es machen! Und Mephiboset wird an
David erweist Gnade an Mephiboset meinem Tisch essen wie einer der Königs-
Und David sprach: Ist noch jemand söhne! 12 Und Mephiboset hatte einen
übriggeblieben vom Haus Sauls, daß kleinen Sohn, der hieß Micha. Und alle,
ich Gnade an ihm erweise um Jonathans die im Haus Zibas wohnten, dienten
willen? 2 Es war aber ein Knecht vom Mephiboset. 13 Mephiboset aber wohnte
Haus Sauls, der hieß Ziba; den riefen sie in Jerusalem, denn er aß täglich am Tisch
zu David. Und der König sprach zu ihm: des Königs. Er war aber lahm an beiden
Bist du Ziba? Und er sprach: Dein Knecht! Füßen.

a (8,18) Die Kreter und Pleter waren philistäischer Abkunft und bildeten die Leibwache des Königs (vgl. 1Sam
30,14.16; 2Sam 15,18; Hes 25,16; Zeph 2,5).
2. SAMUEL 10.11 351
Krieg gegen die Ammoniter und Aramäer übergab er dem Befehl seines Bruders
1Chr 19 Abisai, damit er sich gegen die Ammoni-
Und danach geschah es, daß der ter aufstellte, 11 und er sprach: Wenn die
König der Ammoniter starb, und Aramäer mir überlegen sind, so komm
sein Sohn Hanun wurde König an sei- mir zu Hilfe; wenn aber die Ammoniter
ner Stelle. 2 Da sprach David: Ich will dir überlegen sind, so will ich dir zu Hilfe
Güte erweisen an Hanun, dem Sohn kommen. 12 Sei stark, ja, laß uns stark sein
des Nahas, wie sein Vater an mir Güte für unser Volk und für die Städte unseres
erwiesen hat! Da sandte David [Boten] Gottes; der HERR aber tue, was ihm gefällt!
hin, um ihn durch seine Knechte zu 13 Und Joab rückte mit dem Volk, das
trösten wegen seines Vaters. Als aber die bei ihm war, zum Kampf gegen die Ara-
Knechte Davids in das Land der Ammo- mäer vor, und die Aramäer flohen vor
niter kamen, 3 da sprachen die Fürsten ihm. 14 Als aber die Ammoniter sahen,
der Ammoniter zu ihrem Herrn Hanun: daß die Aramäer flohen, flohen auch sie
Meinst du, daß David deinen Vater vor vor Abisai und zogen sich in die Stadt zu-
deinen Augen ehren will, wenn er Tröster rück. So kehrte Joab um von den Ammo-
zu dir gesandt hat? Hat er nicht vielmehr nitern und kam nach Jerusalem. 15 Als
seine Knechte deshalb zu dir gesandt, aber die Aramäer sahen, daß sie von
um die Stadt auszuforschen und zu er- Israel geschlagen worden waren, kamen
kunden und zu durchstöbern? 4 Da ließ sie zusammen. 16 Und Hadad-Eser sand-
Hanun die Knechte Davids ergreifen und te hin und ließ die Aramäer von jenseits
ihnen den Bart halb abscheren und ihre des Stromes ausziehen, und sie kamen
Obergewänder halb abschneiden, bis an nach Helam; und Sobach, der Heerführer
ihr Gesäß; und er sandte sie fort. Hadad-Esers, zog vor ihnen her.
5 Als dies David berichtet wurde, sandte 17 Als dies David berichtet wurde, ver-
er ihnen entgegen; denn die Männer sammelte er ganz Israel und zog über
waren sehr beschämt. Und der König ließ den Jordan und kam nach Helam; und
ihnen sagen: Bleibt in Jericho, bis euer die Aramäer stellten sich gegen David
Bart wieder gewachsen ist; dann kommt und kämpften mit ihm. 18 Aber die
wieder heim! Aramäer flohen vor Israel. Und David
6 Als aber die Ammoniter sahen, daß sie tötete von den Aramäern 700 Wagen-
sich bei David verhaßt gemacht hatten, kämpfer und 40 000 Reiter; dazu schlug
sandten sie hin und warben die Aramäer er Sobach, ihren Heerführer, so daß er
von Beth-Rechob an und die Aramäer dort starb. 19 Als aber alle Könige, die
von Zoba, 20 000 Mann Fußvolk, und Hadad-Eser untertan waren, sahen, daß
von dem König von Maacha 1 000 Mann, sie von Israel geschlagen waren, machten
dazu 12 000 Mann von Tob. sie Frieden mit Israel und wurden ihnen
7 Als David dies hörte, sandte er Joab dienstbara. Und die Aramäer fürchteten
mit dem ganzen Heer, die Helden. 8 Die sich, den Ammonitern weiterhin zu
Ammoniter aber waren ausgezogen und helfen.
rüsteten sich zum Kampf vor dem Stadt-
tor. Die Aramäer von Zoba und Rechob Die Belagerung von Rabba.
aber und die Männer von Tob und Davids Ehebruch und Mord an Urija
von Maacha standen für sich auf dem Und es geschah im folgenden Jahr,
Schlachtfeld. 9 Als nun Joab sah, daß ihm zu der Zeit, da die Könige [zum
von vorn und hinten ein Angriff drohte, Kampf] ausziehen, da sandte David
traf er eine Auswahl unter der Mann- Joab und seine Knechte mit ihm und
schaft in Israel und stellte sich gegen ganz Israel; und sie schlugen die Am-
die Aramäer auf. 10 Das übrige Volk aber moniter nieder und belagerten Rabba.
David aber blieb in Jerusalem. 2 Und es
a (10,19) d.h. sie wurden tributpflichtig. geschah, als David zur Abendzeit von
352 2. SAMUEL 11
seinem Lager aufstand und auf dem er machte ihn trunken; er ging aber am
Dach des königlichen Hauses umher- Abend gleichwohl hin, um sich auf einem
wandelte, da sah er vom Dach aus eine Lager bei den Knechten seines Herrn
Frau sich baden, und die Frau war von schlafen zu legen, und ging nicht in sein
sehr schönem Aussehen. 3 Und David Haus hinab.
sandte hin und erkundigte sich nach 14 Und es geschah am Morgen, da schrieb
der Frau, und man sprach: Ist das nicht David einen Brief an Joab und sandte ihn
Bathseba, die Tochter Eliams, die Frau durch Urija. 15 Er schrieb aber so in dem
Urijas, des Hetiters? 4 Und David sandte Brief: Stellt Urija vornan, wo am heftigs-
Boten hin und ließ sie holen. Und sie kam ten gekämpft wird, und zieht euch hinter
zu ihm, und er lag bei ihr (sie aber hatte ihm zurück, damit er erschlagen wird
sich [gerade] von ihrer Unreinheit gerei- und stirbt! 16 Und es geschah, als Joab
nigt), und sie kehrte wieder in ihr Haus die Stadt einschloß, da stellte er Urija an
zurück. 5 Und die Frau wurde schwanger den Ort, von dem er wußte, daß tapfere
und sandte hin und ließ es David aus- Männer dort waren. 17 Und als die Män-
richten und sagen: Ich bin schwanger ner der Stadt einen Ausfall machten und
geworden! gegen Joab kämpften, da fielen etliche
6 Da sandte David zu Joab und ließ ihm von dem Volk, von den Knechten Davids;
sagen: Sende mir Urija, den Hetiter! Und und auch Urija, der Hetiter, kam um.
Joab sandte Urija zu David. 7 Und als 18 Hierauf ließ Joab dem David den gan-
Urija zu ihm kam, fragte David nach dem zen Verlauf des Kampfes melden; 19 und
Wohlergehen Joabs und nach dem Wohl- er gebot dem Boten und sprach: Wenn
ergehen des Volkes und ob es mit dem du dem König den ganzen Verlauf des
Kampf gut stehe. 8 Und David sprach Kampfes erzählt hast, 20 und du siehst,
zu Urija: Geh in dein Haus hinab und daß der König zornig wird und zu dir
wasche deine Füße!a Und als Urija das spricht: Warum seid ihr zum Kampf so
Haus des Königs verließ, folgte ihm ein nahe an die Stadt herangekommen? Wißt
Geschenk des Königs. 9 Aber Urija legte ihr nicht, daß man von der Mauer herab
sich vor der Tür des königlichen Hauses zu schießen pflegt? 21 Wer erschlug Abi-
bei allen Knechten seines Herrn schlafen melech, den Sohn Jerub-Bescheths? Warf
und ging nicht in sein Haus hinab. nicht eine Frau den oberen Stein einer
10 Als man nun David berichtete: Urija Handmühle von der Mauer, so daß er in
ist nicht in sein Haus hinabgegangen!, da Tebez starb? Warum seid ihr so nahe an
sprach David zu ihm: Bist du nicht von der die Mauer herangekommen? — dann
Reise gekommen? Warum bist du nicht in sollst du sagen: Auch dein Knecht Urija,
dein Haus hinabgegangen? 11 Urija aber der Hetiter, ist tot!
sprach zu David: Die Lade und Israel 22 Und der Bote ging hin; und er kam und
und Juda halten sich in Hütten auf, und berichtete David alles, was ihm Joab auf-
mein Herr Joab und die Knechte meines getragen hatte. 23 Und der Bote sprach
Herrn lagern auf freiem Feld, und ich zu David: Die Leute waren stärker als wir
sollte in mein Haus gehen, essen und und machten einen Ausfall gegen uns auf
trinken und bei meiner Frau liegen? So das Feld; wir aber drängten sie zurück bis
wahr du lebst und deine Seele lebt, ich vor das Tor. 24 Und die Schützen schos-
tue dies nicht! 12 Und David sprach zu sen von der Mauer auf deine Knechte, so
Urija: So bleibe heute auch hier, morgen daß etliche von den Knechten des Königs
will ich dir einen Auftrag geben! So blieb umkamen; und auch dein Knecht Urija,
Urija an jenem und am folgenden Tag der Hetiter, ist tot. 25 Da sprach David zu
in Jerusalem. 13 Und David lud ihn ein, dem Boten: Sage zu Joab: »Laß dich das
vor ihm zu essen und zu trinken, und nicht anfechten; denn das Schwert tötet

a (11,8) Eine Aufforderung des Königs, den offiziellen Dienst zu verlassen und nach Hause zu seiner Frau zu gehen.
2. SAMUEL 11.12 353
bald diesen, bald jenen. Verstärke deinen du denn das Wort des HERRN verachtet,
Kampf gegen die Stadt und zerstöre sie!« indem du tatest, was vor seinen Augen
So sollst du ihn ermutigen! böse ist? Urija, den Hetiter, hast du mit
26 Als aber die Frau Urijas hörte, daß ihr dem Schwert erschlagen, und seine Frau
Mann Urija tot war, trug sie Leid um ih- hast du dir zur Frau genommen; ihn aber
ren Ehemann. 27 Als aber die Trauer vor- hast du durch das Schwert der Ammo-
über war, sandte David hin und ließ sie niter umgebracht! 10 Nun soll auch von
in sein Haus holen; und sie wurde seine deinem Haus das Schwert nicht weichen
Frau und gebar ihm einen Sohn. — Aber ewiglich, weil du mich verachtet und die
die Tat, die David verübt hatte, war böse Frau Urijas, des Hetiters, genommen hast,
in den Augen des HERRN. daß sie deine Frau sei!
11 So spricht der HERR: Siehe, ich will aus
Die Strafrede Nathans und Davids Buße deinem eigenen Haus Unglück über dich
Ps 51; 32
erwecken; und ich will deine Frauen vor
Und der HERR sandte Nathan zu deinen Augen nehmen und sie deinem
David. Als dieser zu ihm kam, Nächsten geben, daß er am hellichten
sprach er zu ihm: Es waren zwei Männer Tag bei deinen Frauen liegt! 12 Denn du
in einer Stadt, der eine reich, der andere hast es heimlich getan; ich aber will diese
arm. 2 Der Reiche hatte sehr viele Schafe Sache vor ganz Israel und am hellichten
und Rinder; 3 der Arme aber hatte nichts Tag tun!
als ein einziges Lämmlein, das er gekauft 13 Da sprach David zu Nathan: Ich habe
hatte; und er nährte es, so daß es bei ihm gegen den HERRN gesündigt! Nathan
und mit seinen Kindern aufwuchs. Es aß sprach zu David: So hat auch der HERR
von seinem Brot und trank aus seinem deine Sünde hinweggenommen; du sollst
Becher und schlief in seinem Schoß, und nicht sterben! 14 Doch weil du den Fein-
er hielt es wie eine Tochter. 4 Als aber ein den des HERRN durch diese Sache Anlaß
Reisender zu dem reichen Mann kam, da zur Lästerung gegeben hast, so wird auch
reute es ihn, von seinen eigenen Schafen der Sohn, der dir geboren wurde, gewiß-
und von seinen eigenen Rindern eines zu lich sterben!
nehmen, um dem Wanderer, der zu ihm 15 Und Nathan ging heim. Und der HERR
gekommen war, etwas zuzubereiten; da schlug das Kind, das die Frau Urijas dem
nahm er das Lamm des armen Mannes David geboren hatte, so daß es todkrank
und bereitete es dem Mann zu, der zu wurde. 16 Und David flehte zu Gott we-
ihm gekommen war. gen des Knaben; und David fastete und
5 Da entbrannte der Zorn Davids sehr ge- ging hinein und lag über Nacht auf der
gen den Mann, und er sprach zu Nathan: Erde. 17 Da machten sich die Ältesten
So wahr der HERR lebt; der Mann, der dies seines Hauses zu ihm auf und wollten
getan hat, ist ein Kind des Todes! 6 Dazu ihn von der Erde aufrichten; er aber woll-
soll er das Lamm vierfältig bezahlen, te nicht und aß auch kein Brot mit ihnen.
weil er dies getan und kein Erbarmen 18 Und es geschah am siebten Tag, da
geübt hat! starb das Kind. Und die Knechte Davids
7 Da sprach Nathan zu David: Du bist der fürchteten sich, ihm zu sagen, daß das
Mann! So spricht der HERR, der Gott Isra- Kind tot sei, denn sie dachten: Siehe, als
els: Ich habe dich zum König über Israel das Kind lebendig war, redeten wir mit
gesalbt und ich habe dich aus der Hand ihm, und er hörte nicht auf unsere Stim-
Sauls errettet; 8 ja, ich habe dir das Haus me; wieviel mehr wird es ihm weh tun,
deines Herrn gegeben, dazu die Frauen wenn wir sagen: Das Kind ist tot!
deines Herrn in deinen Schoß, und habe 19 Und David sah, daß seine Knechte leise
dir das Haus Israel und Juda gegeben; miteinander redeten; da erkannte David,
und wäre das zu wenig, so hätte ich noch daß das Kind tot war, und David sprach
dies und das hinzugefügt. 9 Warum hast zu seinen Knechten: Ist das Kind tot? Sie
354 2. SAMUEL 12-13
sprachen: Es ist tot! 20 Da erhob sich Da- Ziegelformen. So machte er es mit allen
vid von der Erde, wusch und salbte sich Städten der Ammoniter. Dann kehrte
und zog andere Kleider an und ging in David samt dem ganzen Volk wieder nach
das Haus des HERRN und betete an. Und Jerusalem zurück.
er kam in sein Haus und verlangte, daß
man ihm Brot vorsetzte, und er aß. KÖNIG DAVID UND SEIN HAUS
21 Da sprachen seine Knechte zu ihm: UNTER GOTTES ZÜCHTIGUNG
Was hat das zu bedeuten, was du da Kapitel 13 - 24
tust? Als das Kind lebte, hast du um
seinetwillen geweint und gefastet; nun Amnons Schandtat
aber, da das Kind gestorben ist, stehst Absalom aber, der Sohn Davids,
du auf und ißt Brot? 22 Er sprach: Als das hatte eine schöne Schwester, die
Kind noch lebte, da habe ich gefastet und hieß Tamar; und es geschah, daß Amnon,
geweint, weil ich dachte: Wer weiß, ob Davids Sohn, sich in sie verliebte. 2 Und
der HERR mir nicht gnädig sein wird, so Amnon bekümmerte sich so, daß er krank
daß das Kind am Leben bleibt? 23 Nun wurde wegen seiner Schwester Tamar;
aber, da es tot ist, was soll ich fasten? denn sie war eine Jungfrau, und es schien
Kann ich es wieder zurückholen? Ich Amnon unmöglich, ihr das Geringste
werde wohl zu ihm gehen, es wird aber anzutun.
nicht wieder zu mir zurückkehren! 3 Amnon aber hatte einen Freund, der
24 Und David tröstete seine Frau Bath- hieß Jonadab, ein Sohn Simeas, des Bru-
seba, und er ging zu ihr ein und lag bei ders Davids; und Jonadab war ein sehr
ihr. Und sie gebar einen Sohn, und er gab kluger Mann. 4 Der sprach zu ihm: Wa-
ihm den Namen Salomoa. Und der HERR rum bist du jeden Morgen so niederge-
liebte ihn. 25 Und Er sandte ihm [eine schlagen, du Königssohn? Willst du es mir
Botschaft] durch den Propheten Nathan nicht sagen? Da sprach Amnon zu ihm:
und gab ihm den Namen Jedidjah, um Ich bin verliebt in Tamar, die Schwester
des HERRN willen. meines Bruders Absalom! 5 Da sprach
26 Joab aber kämpfte gegen die Ammo- Jonadab zu ihm: Lege dich auf dein Bett
niterstadt Rabba und nahm die Königs- und stelle dich krank. Wenn dann dein
stadt ein. 27 Und Joab sandte Boten zu Vater kommt, um dich zu besuchen, so
David und ließ ihm sagen: Ich habe gegen sprich zu ihm: Laß doch meine Schwe-
Rabba gekämpft und auch die Wasser- ster Tamar kommen und mir Speise zu
stadt eingenommen. 28 So sammle nun essen geben und ein Essen vor meinen
das übrige Volk und belagere die Stadt Augen zubereiten, damit ich zusehe und
und erobere du sie, damit nicht ich sie aus ihrer Hand esse!
erobere und sie nach meinem Namen 6 So legte sich Amnon nieder und stellte
genannt wird! 29 Da sammelte David sich krank. Als nun der König kam, um
das ganze Volk und zog hin nach Rab- ihn zu besuchen, sprach Amnon zum
ba und kämpfte gegen [die Stadt] und König: Laß doch meine Schwester Tamar
nahm sie ein. 30 Und er nahm die Krone kommen, daß sie zwei Herzkuchen vor
ihres Königs von dessen Haupt, deren meinen Augen mache und ich von ihrer
Gewicht ein Talent Gold betrug und die Hand esse! 7 Da sandte David zu Tamar
mit Edelsteinen besetzt war; und sie kam ins Haus und ließ ihr sagen: Geh doch
auf das Haupt Davids. Er führte auch sehr hin in das Haus deines Bruders Amnon
viel Beute aus der Stadt. 31 Auch das Volk und bereite ihm eine Speise! 8 Und Ta-
darin führte er weg, und er stellte sie an mar ging hin in das Haus ihres Bruders
die Sägen und an eiserne Werkzeuge und Amnon. Er aber lag [im Bett]. Und sie
an eiserne Beile und brachte sie zu den nahm einen Teig und knetete und berei-
tete ihn vor seinen Augen und backte die
a (12,24) bed. »Der Friedliche«. Herzkuchen. 9 Und sie nahm die Pfanne
2. SAMUEL 13 355
und setzte sie ihm vor; aber er weigerte verstört im Haus ihres Bruders Absalom.
sich zu essen. Und Amnon sprach: Laßt 21 Und als der König David das alles hör-
jedermann von mir hinausgehen! Da te, wurde er sehr zornig. 22 Aber Absalom
ging jedermann von ihm hinaus. redete nicht mit Amnon, weder Böses
10 Da sprach Amnon zu Tamar: Bring mir noch Gutes; denn Absalom haßte den
das Essen in die Kammer, daß ich von Amnon, weil er seine Schwester Tamar
deiner Hand esse! Da nahm Tamar die geschwächt hatte.
Herzkuchen, die sie gemacht hatte, und
brachte sie ihrem Bruder Amnon in die Absaloms Rache an Amnon; seine Flucht
Kammer. 11 Und als sie ihm diese zum 23 Und es geschah nach zwei Jahren, da
Essen hinreichte, da ergriff er sie und hielt Absalom Schafschur in Baal-Hazor,
sprach zu ihr: Komm her, liege bei mir, das in Ephraim liegt, und Absalom lud
meine Schwester! 12 Sie aber sprach zu alle Söhne des Königs ein. 24 Und Absa-
ihm: Nicht doch, mein Bruder! Schwä- lom kam zum König und sprach: Siehe
che mich nicht, denn so etwas tut man doch! Dein Knecht hält Schafschur; der
nicht in Israel! Begehe nicht eine solche König wolle samt seinen Knechten mit
Schandtat! 13 Und ich, wo sollte ich mit deinem Knecht hingehen! 25 Der König
meiner Schande hin? Und du würdest aber sprach zu Absalom: Nicht doch,
sein wie einer der Schändlichen in Israel. mein Sohn! Laß uns jetzt nicht alle ge-
Nun aber, rede doch mit dem König; denn hen, daß wir dir nicht zur Last fallen!
er wird mich dir nicht versagen! 14 Aber er Und auch als er in ihn drang, wollte er
wollte nicht auf ihre Stimme hören, son- doch nicht gehen, sondern segnete ihn
dern er überwältigte sie und schwächte [zum Abschied]. 26 Da sprach Absalom:
sie und schlief bei ihr. Wenn nicht, so laß doch meinen Bruder
15 Danach aber haßte Amnon sie mit Amnon mit uns gehen! Da sprach der
überaus großem Haß, so daß der Haß, König zu ihm: Warum soll er mit dir
mit dem er sie verabscheute, größer gehen? 27 Absalom aber drang in ihn; da
wurde, als zuvor die Liebe, mit der er ließ er Amnon und alle Söhne des Königs
in sie verliebt war; und Amnon sprach mit ihm gehen.
zu ihr: Mach dich auf und davon! 16 Sie 28 Und Absalom gebot seinen Burschen
aber sprach zu ihm: Nicht doch! Dieses und sprach: Gebt acht, wenn Amnon von
Unrecht, mich wegzutreiben, ist gewiß dem Wein guter Dinge sein wird und ich
noch größer als das andere, welches du zu euch sage: Schlagt Amnon und tötet
mir angetan hast! Aber er wollte nicht ihn! so fürchtet euch nicht, denn ich habe
auf sie hören. 17 Und er rief seinen Bur- es euch befohlen; seid stark und seid tap-
schen, der ihn bediente, und sprach: fere Männer! 29 Und die Burschen Absa-
Treibe doch diese von mir hinaus und loms verfuhren mit Amnon, wie Absalom
schließe die Tür hinter ihr zu! 18 Sie trug befohlen hatte. Da standen alle Söhne
aber ein langes buntes Kleid; denn das des Königs auf, und jeder bestieg sein
trugen die Königstöchter, die Jungfrauen, Maultier, und sie flohen.
als Obergewand. Und sein Diener trieb 30 Und als sie noch auf dem Weg waren,
sie hinaus und schloß die Türe hinter ihr kam das Gerücht zu David, das besagte:
zu. 19 Da warf Tamar Asche auf ihr Haupt Absalom hat alle Söhne des Königs er-
und zerriß das lange bunte Kleid, das sie schlagen, so daß nicht einer von ihnen
trug; und sie legte die Hand auf ihr Haupt übriggeblieben ist! 31 Da stand der König
und lief schreiend davon. auf und zerriß seine Kleider und legte
20 Und ihr Bruder Absalom sprach zu ihr: sich auf die Erde, und alle seine Knech-
Ist dein Bruder Amnon bei dir gewesen? te standen um ihn her mit zerrissenen
Nun dann, meine Schwester, schweig Kleidern. 32 Da ergriff Jonadab, der Sohn
still! Er ist dein Bruder; nimm dir diese Simeas, des Bruders Davids, das Wort
Sache nicht zu Herzen! Tamar aber blieb und sprach: Mein Herr denke nicht,
356 2. SAMUEL 13.14
daß alle jungen Männer, die Söhne des zu ihr: Was fehlt dir? Sie sprach: Wahrlich,
Königs, tot seien; sondern Amnon allein ich bin eine Witwe, und mein Mann ist
ist tot; denn auf Absaloms Lippen lag gestorben! 6 Und deine Magd hat zwei
ein Vorsatz seit dem Tag, als jener seine Söhne, die stritten miteinander auf dem
Schwester Tamar geschwächt hatte. 33 So Feld, und als niemand rettend dazwi-
möge nun mein Herr, der König, die schentrat, erschlug einer den anderen
Sache nicht zu Herzen nehmen, daß er und tötete ihn. 7 Und siehe, nun ist die
sage: »Alle Söhne des Königs sind tot!«, ganze Verwandtschaft gegen deine Magd
sondern Amnon allein ist tot! aufgestanden, und sie sagen: Gib den her,
34 Absalom aber floh. Und der Bursche auf der seinen Bruder erschlagen hat, damit
der Warte erhob seine Augen, sah sich um wir ihn töten für die Seele seines Bruders,
und siehe, da kam viel Volk auf dem Weg den er umgebracht hat, und damit wir
hinter ihm, an der Seite des Berges. 35 Da auch den Erben vertilgen! Sie wollen so
sprach Jonadab zum König: Siehe, die Söh- den Funken auslöschen, der mir noch
ne des Königs kommen! Wie dein Knecht übriggeblieben ist, um meinem Mann
gesagt hat, so ist es geschehen! 36 Und es keinen Namen und keine Nachkommen-
geschah, als er ausgeredet hatte, siehe, da schaft auf Erden zu lassen.
kamen die Söhne des Königs und erho- 8 Da sprach der König zu der Frau:
ben ihre Stimme und weinten; auch der Geh heim, ich will deinetwegen Befehl
König und alle seine Knechte erhoben ein geben! 9 Da sprach die Frau von Tekoa
großes Wehklagen. 37 Absalom aber war zum König: Auf mir, mein Herr und
entflohen und ging zu Talmai, dem Sohn König, sei die Schuld und auf dem Haus
Ammihuds, dem König von Geschur.a Da- meines Vaters; der König aber und sein
vid aber trug die ganze Zeit hindurch Leid Thron seien unschuldig! 10 Der König
um seinen Sohn. sprach: Wer gegen dich redet, den brin-
38 Nachdem aber Absalom geflohen ge zu mir, so soll er dich nicht mehr
und nach Geschur gezogen war, blieb antasten! 11 Sie sprach: Der König ge-
er dort drei Jahre. 39 Und der König Da- denke doch an den HERRN, deinen Gott,
vid unterließ es, Absalom zu verfolgen; daß der Bluträcher nicht noch mehr Un-
denn er hatte sich über den Tod Amnons heil anrichte und daß man meinen Sohn
getröstet. nicht verderbe! Er sprach: So wahr der
HERR lebt, es soll kein Haar von deinem
Joabs Ränkespiel und Absaloms Rückkehr Sohn auf die Erde fallen!
Als aber Joab, der Sohn der Zeruja, 12 Und die Frau sprach: Laß doch deine
merkte, daß das Herz des Königs Magd meinem Herrn, dem König, etwas
sich zu Absalom neigte, 2 da sandte er sagen. Er aber sprach: Rede! 13 Die Frau
hin nach Tekoa und ließ eine kluge Frau sprach: Warum hast du denn so etwas
von dort holen und sprach zu ihr: Stelle gegen das Volk Gottes im Sinn? Und mit
dich doch trauernd und ziehe Trauer- dem, was der König geredet, hat er sich
kleider an und salbe dich nicht mit Öl, selbst schuldig gesprochen, weil der Kö-
sondern stelle dich wie eine Frau, die nig den nicht zurückholen läßt, den er
lange Zeit um einen Toten Leid getragen verstoßen hat! 14 Denn wir müssen zwar
hat. 3 Dann sollst du zum König hinein- gewiß sterben und sind wie das Wasser,
gehen und mit ihm so und so reden! Und das sich auf die Erde ergießt und das man
Joab legte ihr die Worte in den Mund. nicht wieder auffangen kann. Aber Gott
4 Als nun die Frau von Tekoa mit dem Kö- will das Leben nicht hinwegnehmen,
nig reden wollte, fiel sie auf ihr Angesicht sondern sinnt darauf, daß der Verstoßene
zur Erde, verneigte sich und sprach: Hilf nicht von ihm verstoßen bleibe!
doch, o König! 5 Der König aber sprach 15 Daß ich nun gekommen bin, mit

a (13,37) Absaloms Mutter Maacha stammte aus dem Königshaus von Geschur (vgl. 2Sam 3,3).
2. SAMUEL 14.15 357
meinem Herrn, dem König, dies zu re- war kein Makel an ihm. 26 Und wenn er
den, geschah deshalb, weil das Volk mir sein Haupt scheren ließ (dies geschah
Angst machte; deine Magd aber sagte nämlich am Ende jedes Jahres, denn
sich: Ich will doch mit dem König reden; es war ihm zu schwer, so daß man es
vielleicht wird der König tun, was seine abschneiden mußte), so wog sein Haupt-
Magd sagt; 16 denn der König wird seine haar 200 Schekel nach königlichem
Magd erhören, daß er mich errette aus Gewicht. 27 Und dem Absalom wurden
der Hand des Mannes, der mich samt drei Söhne geboren und eine Tochter, die
meinem Sohn aus dem Erbe Gottes ver- hieß Tamar; die war eine Frau von schö-
tilgen will. 17 Und deine Magd sagte sich: nem Aussehen.
Das Wort meines Herrn, des Königs wird 28 Und Absalom blieb zwei Jahre lang in
mir gewiß ein Trost sein; denn mein Herr, Jerusalem, ohne daß er das Angesicht des
der König, ist wie ein Engel Gottes, um Königs sah. 29 Dann aber sandte Absalom
Gutes und Böses anzuhören, darum sei nach Joab, um ihn zum König zu schicken;
der HERR, dein Gott, mit dir! aber er wollte nicht zu ihm kommen. Er
18 Der König antwortete und sprach zu aber sandte noch einmal; dennoch wollte
der Frau: Verheimliche mir doch nicht, jener nicht kommen. 30 Da sprach er zu
was ich dich frage! Die Frau sprach: Mein seinen Knechten: Habt ihr das Feld Joabs
Herr, der König, rede! 19 Und der König gesehen, das neben dem meinigen liegt
sprach: Ist nicht Joabs Hand mit dir bei und auf dem er Gerste hat? Geht hin und
alledem? Die Frau antwortete und sprach: zündet sie an! Da steckten die Knechte
So wahr deine Seele lebt, mein Herr und Absaloms das Feld in Brand. 31 Da mach-
König, es ist nicht möglich, weder zur te sich Joab auf und kam zu Absalom
Rechten noch zur Linken auszuweichen ins Haus und sprach zu ihm: Warum
bei allem, was mein Herr, der König, sagt. haben deine Knechte mein Feld in Brand
Ja, dein Knecht Joab hat es mir befohlen, gesteckt? 32 Absalom aber sprach zu Joab:
und er selbst hat alle diese Worte deiner Siehe, ich sandte nach dir und ließ dir sa-
Magd in den Mund gelegt. 20 Um der Sa- gen: »Komm her, daß ich dich zum König
che ein anderes Aussehen zu geben, hat sende und sagen lasse: Warum bin ich
dein Knecht Joab dies getan; aber mein von Geschur gekommen? Es wäre besser
Herr ist so weise wie ein Engel Gottes, für mich, daß ich noch dort wäre!« Und
daß er alles auf Erden weiß! nun möchte ich das Angesicht des Königs
21 Da sprach der König zu Joab: Siehe, sehen; und wenn eine Ungerechtigkeit an
ich will dies tun; so geh nun hin und hole mir ist, so soll er mich töten! 33 Da ging
den jungen Mann Absalom zurück! 22 Da Joab zum König hinein und sagte es ihm.
fiel Joab auf sein Angesicht und verneigte Und er rief Absalom; und er kam zu dem
sich und segnete den König; und Joab König und verneigte sich vor dem König
sprach: Heute erkennt dein Knecht, daß mit dem Angesicht zur Erde; und der Kö-
ich vor deinen Augen Gnade gefunden nig küßte Absalom.
habe, mein Herr und König, da der König
getan hat, was sein Knecht sagt! 23 So Absaloms Aufruhr
1Kö 1,5-26
machte sich Joab auf und ging nach
Geschur und brachte Absalom nach Danach aber geschah es, daß
Jerusalem. 24 Aber der König sprach: Laß Absalom sich Wagen und Pferde
ihn wieder in sein Haus gehen, aber mein verschaffte und 50 Mann, die vor ihm
Angesicht soll er nicht sehen! So ging herliefen. 2 Und Absalom machte sich
Absalom wieder in sein Haus und sah das am Morgen früh auf und stellte sich
Angesicht des Königs nicht. neben dem Torweg auf; und es geschah,
25 Aber in ganz Israel war kein Mann so wenn jemand einen Rechtsstreit hatte, so
berühmt wegen seiner Schönheit wie Ab- daß er zum König vor Gericht kommen
salom. Von der Fußsohle bis zum Scheitel mußte, so rief ihn Absalom zu sich und
358 2. SAMUEL 15
fragte ihn: »Aus welcher Stadt bist du?« Israel hat sich Absalom zugewandt! 14 Da
Antwortete er dann: »Dein Knecht ist aus sprach David zu allen seinen Knechten,
einem der Stämme Israels«, 3 so sprach die bei ihm in Jerusalem waren: Auf, laßt
Absalom zu ihm: »Siehe, deine Sache uns fliehen; denn sonst gibt es für uns
ist gut und recht, aber beim König ist kein Entkommen vor Absalom! Macht
niemand, der dir Gehör schenkt!« 4 Und euch rasch auf den Weg, damit er uns
Absalom sprach: O daß man doch mich nicht plötzlich einholt und Unglück über
zum Richter im Land einsetzte, damit je- uns bringt und die Stadt mit der Schärfe
dermann zu mir käme, der einen Rechts- des Schwertes schlägt! 15 Da sprachen
streit und Rechtshandel hat; ich würde die Knechte des Königs zum König: Ganz
ihm zu seinem Recht verhelfen! wie unser Herr, der König, will; siehe, hier
5 Und es geschah, wenn jemand kam, um sind deine Knechte!
sich vor ihm niederzuwerfen, so streckte 16 Und der König zog aus und sein ganzes
er seine Hand aus, ergriff ihn und küßte Haus in seinem Gefolge; doch ließ der
ihn. 6 So machte es Absalom mit allen König zehn Nebenfrauen zurück, die das
Israeliten, die zum König vor Gericht Haus hüten sollten. 17 Und der König zog
kamen; und so stahl sich Absalom die hinaus und alles Volk in seinem Gefolge,
Herzen der Männer von Israel. und sie stellten sich beim äußersten
7 Und es geschah am Ende von 40 Jahren, Haus auf. 18 Und alle Knechte zogen an
da sprach Absalom zu dem König: Ich ihm vorüber, dazu alle Kreter und Pleter;
möchte doch hingehen nach Hebron auch alle Gatiter, 600 Mann, die ihm von
und mein Gelübde erfüllen, das ich dem Gat gefolgt waren, zogen an dem König
HERRN gelobt habe. 8 Dein Knecht hat vorüber.
nämlich ein Gelübde getan, als ich in 19 Aber der König sprach zu Ittai, dem
Geschur in Aram wohnte, das lautete so: Gatiter: Warum willst auch du mit
Wenn mich der HERR wirklich wieder nach uns ziehen? Kehre um und bleibe bei
Jerusalem zurückbringt, so will ich dem dem König! Denn du bist ein Fremd-
HERRN dienen! 9 Und der König sprach zu ling und sogar aus deinem Heimatort
ihm: Geh hin in Frieden! Da machte er verbannt. 20 Gestern bist du gekommen,
sich auf und ging nach Hebron. und heute sollte ich dich schon mit uns
10 Und Absalom sandte geheime Boten umherirren lassen, da ich hingehen
zu allen Stämmen Israels und ließ sagen: muß, wohin ich kann? Kehre um und
Wenn ihr den Schall des Schopharhornes führe deine Brüder zurück; dir wider-
hört, so sprecht: Absalom ist König ge- fahre Barmherzigkeit und Treue! 21 Ittai
worden in Hebron! 11 Mit Absalom aber aber antwortete dem König und sprach:
gingen 200 Männer aus Jerusalem, die So wahr der HERR lebt und so wahr mein
eingeladen waren und arglos hingingen, Herr, der König, lebt: an dem Ort, an wel-
ohne von irgend etwas zu wissen. 12 Ab- chem mein Herr und König sein wird —
salom sandte auch nach Ahitophel, dem es gehe zum Tod oder zum Leben —, dort
Giloniter, dem Ratgeber Davids, und ließ soll auch dein Diener sein! 22 Da sprach
ihn aus seiner Stadt Gilo holen, während David zu Ittai: So komm und zieh vorü-
er die Opfer schlachtete. Und die Ver- ber! So zog Ittai, der Gatiter, vorüber und
schwörung wurde stark, und das Volk alle seine Männer und sein ganzer Troßa
nahm ständig zu bei Absalom. mit ihm.
23 Und das ganze Land weinte mit
Davids Flucht. Seine Freunde und Feinde lauter Stimme, während alles Volk vor-
Ps 3
überzog. Danach überschritt auch der
13 Da kam ein Bote und meldete es David König den Bach Kidron, und das ganze
und sprach: Das Herz der Männer von Volk schlug den Weg ein, der zur Wüste

a (15,22) d.h. die Kinder, Frauen und Alten, die nicht voll marschfähig waren.
2. SAMUEL 15.16 359
führt. 24 Und siehe, auch Zadok [war bei mit! 36 Siehe, ihre beiden Söhne sind dort
ihnen], und alle Leviten mit ihm trugen bei ihnen: Achimaaz, [der Sohn] Zadoks,
die Bundeslade Gottes und stellten die und Jonathan, [der Sohn] Abjatars; durch
Bundeslade hin; Abjatar aber stieg hin- sie könnt ihr mir alles weitergeben, was
auf, bis das ganze Volk aus der Stadt ihr erfahrt! 37 So begab sich denn Davids
vollends vorübergezogen war. 25 Aber Freund Husai in die Stadt; Absalom aber
der König sprach zu Zadok: Bringe die zog in Jerusalem ein.
Lade Gottes wieder in die Stadt zurück!
Wenn ich Gnade vor dem HERRN finde, David auf der Flucht. Simeis Fluchen
so wird er mich zurückbringen, daß ich Und als David gerade die Höhe
ihn und seine Wohnung wiedersehen überschritten hatte, siehe, da kam
darf; 26 wenn er aber spricht: Ich habe ihm Ziba, der Knecht Mephibosets, ent-
keinen Gefallen an dir! — [siehe,] hier gegen mit einem Paar gesattelter Esel;
bin ich; er verfahre mit mir, wie es ihm darauf waren 200 Brote, 100 Rosinen-
gefällt! 27 Und der König sprach zu dem kuchen, 100 Kuchen von getrocknetem
Priester Zadok: Bist du nicht der Seher? Obst und ein Schlauch Wein. 2 Da sprach
Kehre in Frieden wieder in die Stadt der König zu Ziba: Was willst du damit?
zurück und mit dir dein Sohn Achimaaz Ziba sprach: Die Esel sind für das Haus
und Jonathan, der Sohn Abjatars, eure des Königs zum Reiten und die Brote
beiden Söhne, mit euch! 28 Siehe, ich und das Obst zur Speise für die jungen
will in den Ebenen der Wüste warten, bis Männer, der Wein aber zum Trinken für
Botschaft von euch kommt, um mich zu den, der in der Wüste ermattet! 3 Und der
benachrichtigen. 29 So brachten Zadok König sprach: Und wo ist der Sohn deines
und Abjatar die Lade Gottes wieder nach Herrn? Ziba sprach zum König: Siehe, er
Jerusalem zurück und blieben dort. bleibt in Jerusalem; denn er sprach:
30 David aber stieg den Ölberg hinauf und Heute wird das Haus Israel mir das Reich
weinte, während er hinaufging; er ging meines Vaters zurückgeben! 4 Da sprach
aber mit verhülltem Haupt und barfuß; der König zu Ziba: Siehe, alles was Me-
auch von dem ganzen Volk, das bei ihm phiboset hat, soll dir gehören! Und Ziba
war, hatte jeder das Haupt verhüllt und antwortete: Ich verbeuge mich! Laß mich
ging unter Weinen hinauf. 31 Als man Gnade finden in deinen Augen, mein
aber David berichtete, daß Ahitophel mit Herr und König!
Absalom verschworen war, sprach David: 5 Als aber der König David nach Bachu-
HERR, mache doch den Rat Ahitophels zur rim kam, siehe, da trat von dort ein Mann
Torheit! 32 Und es geschah, als David auf von dem Geschlecht des Hauses Sauls
die Höhe kam, wo man Gott anzubeten heraus, der hieß Simei, ein Sohn Geras;
pflegte, siehe, da begegnete ihm Husai, der kam heraus und fluchte, 6 und er
der Architer, mit zerrissenen Kleidern warf mit Steinen nach David und allen
und Erde auf seinem Haupt. Knechten des Königs David; denn das
33 Und David sprach zu ihm: Wenn du ganze Volk und alle Helden waren zu sei-
mit mir hinübergehst, wirst du mir eine ner Rechten und zu seiner Linken. 7 So
Last sein; 34 wenn du aber in die Stadt aber sprach Simei, indem er fluchte:
zurückkehrst und zu Absalom sprichst: Geh, geh, du Mann der Blutschuld, du
»Ich will dein Knecht sein, o König; wie Belialsmensch! 8 Der HERR hat alles Blut
ich bisher der Knecht deines Vaters war, des Hauses Sauls, an dessen Stelle du
so will ich nun dein Knecht sein« — so König geworden bist, auf dich zurückge-
kannst du mir den Rat Ahitophels zunich- bracht, und der HERR hat das Reich in die
te machen! 35 Sind nicht die Priester Za- Hand deines Sohnes Absalom gegeben,
dok und Abjatar dort bei dir? So teile nun und siehe, nun steckst du in deinem
alles, was du aus dem Haus des Königs Unglück; denn du bist ein Mann der
erfährst, den Priestern Zadok und Abjatar Blutschuld!
360 2. SAMUEL 16.17
9 Aber Abisai, der Sohn der Zeruja, sprach sen hat, daß sie das Haus hüten! Dann
zum König: Warum soll dieser tote Hund wird ganz Israel erfahren, daß du dich bei
meinem Herrn, dem König, fluchen? Laß deinem Vater verhaßt gemacht hast, und
mich doch hinübergehen und ihm den die Hände aller, die mit dir sind, werden
Kopf abhauen! 10 Aber der König sprach: gestärkt. 22 Da schlug man Absalom ein
Ihr Söhne der Zeruja, was habe ich mit Zelt auf dem Dach auf, und Absalom ging
euch zu tun? Laß ihn doch fluchen! Wenn vor den Augen von ganz Israel zu den Ne-
der HERR zu ihm gesagt hat: Fluche dem benfrauen seines Vaters ein. 23 Ahitophels
David! — wer will dann sagen: Warum Rat galt nämlich in jenen Tagen so viel,
tust du dies? als hätte man das Wort Gottes befragt; so
11 Und David sprach zu Abisai und zu galt jeder Ratschlag Ahitophels sowohl bei
allen seinen Knechten: Siehe, mein Sohn, David als auch bei Absalom.
der von meinem Leib gekommen ist,
trachtet mir nach dem Leben; warum Ahitophels Rat wird durch Husai vereitelt
nicht jetzt auch dieser Benjaminiter? Und Ahitophel sprach zu Absa-
Laßt ihn fluchen; denn der HERR hat es lom: Laß mich doch 12 000 Mann
ihm geboten! 12 Vielleicht wird der HERR auswählen, mich aufmachen und David
mein Elend ansehen, und der HERR wird noch in dieser Nacht nachjagen! 2 Ich
mir sein heutiges Fluchen mit Gutem werde dann über ihn kommen, während
vergelten! er müde und matt ist, und kann ihn in
13 So ging David seines Weges mit seinen Schrecken versetzen, so daß alles Volk,
Leuten; Simei aber ging an der Seite des das bei ihm ist, flieht, und dann kann
Berges ihm gegenüber und fluchte im- ich den König allein schlagen! 3 So werde
merzu und warf mit Steinen nach ihm ich alles Volk dir zuwenden. Den Mann
und schleuderte Staub empor. 14 Als aber [zu schlagen], dem du nachstellst, be-
der König samt dem ganzen Volk, das bei deutet nämlich soviel wie die Rückkehr
ihm war, müde [bei einem Rastplatz] an- aller Leute [zu dir]; [dann] wird das ganze
kam, erquickte er sich dort. Volk Frieden haben! 4 Das schien dem
Absalom gut und auch allen Ältesten
Absaloms Einzug in Jerusalem Israels. 5 Aber Absalom sprach: Man rufe
15 Absalom aber und das ganze Volk, die doch noch Husai, den Architer, daß wir
Männer von Israel, waren nach Jerusa- auch hören, was er zu sagen hat! 6 Als
lem gekommen und Ahitophel mit ihm. nun Husai zu Absalom kam, sprach Ab-
16 Und als Husai, der Architer, Davids salom zu ihm: So und so hat Ahitophel
Freund, zu Absalom hineinkam, sprach er geraten! Sollen wir seinen Rat ausführen
zu Absalom: Es lebe der König! Es lebe der oder nicht? Wenn nicht, so rede du!
König! 17 Absalom aber sprach zu Husai: 7 Da sprach Husai zu Absalom: Es ist
Ist das deine Treue zu deinem Freund? kein guter Rat, den Ahitophel diesmal
Warum bist du nicht mit deinem Freund gegeben hat! 8 Und Husai sprach: Du
gezogen? 18 Husai sprach zu Absalom: kennst deinen Vater wohl und seine
Keineswegs! Sondern wen der HERR Leute [und weißt], daß sie Helden sind
und dieses Volk und alle Männer Israels und voll wilden Mutes, wie eine Bärin auf
erwählen, dem will ich angehören, und [freiem] Feld, die ihrer Jungen beraubt
bei dem bleibe ich! 19 Und zum anderen: ist; dazu ist dein Vater ein Kriegsmann,
Wem sollte ich dienen? Nicht seinem so daß er nicht bei dem Volk übernach-
Sohn? Wie ich vor deinem Vater gedient ten wird. 9 Siehe, er hat sich wohl schon
habe, so will ich es auch vor dir tun. jetzt in irgend einer Schlucht verborgen
20 Und Absalom sprach zu Ahitophel: oder an einem anderen Ort. Wenn es
Rate, was wir tun sollen! 21 Und Ahitophel dann geschieht, daß etliche von ihnen
sprach zu Absalom: Geh zu den Neben- gleich im Anfang fallen, so wird jeder,
frauen deines Vaters ein, die er hinterlas- der es hört, sagen: Es hat eine Niederlage
2. SAMUEL 17 361
unter dem Volk gegeben, das zu Absalom 19 Und die Frau nahm eine Decke und
hält! 10 Selbst wenn es jemand [hört], der breitete sie über die Öffnung der Zisterne
sonst tapfer ist und ein Herz hat wie ein und streute Getreidekörner darüber, so
Löwenherz, so wird er sicher verzagen; daß man nichts merkte.
denn ganz Israel weiß, daß dein Vater 20 Als nun Absaloms Knechte zu der Frau
stark ist und daß tapfere Leute bei ihm in das Haus kamen, fragten sie: Wo sind
sind. Achimaaz und Jonathan? Die Frau ant-
11 Darum rate ich, daß ganz Israel, von wortete: Sie sind über den Bach gegan-
Dan bis Beerscheba, zu dir versammelt gen! Da suchten sie die [beiden], konnten
werden soll, so zahlreich wie der Sand, sie aber nicht finden und kehrten wieder
der am Meer ist, und daß du selbst mit nach Jerusalem zurück. 21 Als aber diese
ihnen in den Kampf ziehst. 12 So wollen weg waren, stiegen jene aus der Zisterne
wir ihn überfallen, an welchem Ort wir herauf und gingen hin und berichteten
ihn finden, und wir wollen über ihn es dem König David und sprachen zu Da-
kommen, wie der Tau auf die Erde fällt, vid: Macht euch auf und geht rasch über
daß wir von ihm und all seinen Leuten, den Flußb; denn so und so hat Ahitophel
die bei ihm sind, nicht einen einzigen Rat gegeben gegen euch! 22 Da machte
übriglassen. 13 Zieht er sich aber in eine sich David auf und das ganze Volk, das
Stadt zurück, so soll ganz Israel Stricke bei ihm war, und sie setzten über den
an jene Stadt legen und sie in den Fluß Jordan; und als es lichter Morgen wurde,
hinunterschleifen, so daß auch nicht ein fehlte keiner, der nicht über den Jordan
Steinchen mehr davon gefunden wird! gegangen wäre.
14 Da sprachen Absalom und alle Män- 23 Als aber Ahitophel sah, daß sein Rat
ner Israels: Der Rat Husais, des Architers, nicht ausgeführt wurde, sattelte er sei-
ist besser als der Rat Ahitophels! Aber der nen Esel, machte sich auf und ging heim
HERR fügte es so, daß der gute Rat Ahito- in seine Stadt; und er bestellte sein Haus
phels zunichte wurde, damit der HERR das und erhängte sich; und er starb und wur-
Unheil über Absalom brächte. de in das Grab seines Vaters gelegt.
15 Und Husai sprach zu Zadok und Ab-
jatar, den Priestern: So und so hat Ahi- David in Mahanajim
tophel dem Absalom und den Ältesten 24 David aber war nach Mahanajim ge-
Israels geraten; ich aber habe so und kommen, als Absalom über den Jordan
so geraten. 16 So sendet nun rasch hin zog, er und alle Männer von Israel mit
und laßt David sagen: Bleibe nicht über ihm. 25 Und Absalom setzte Amasa an
Nacht in den Ebenen der Wüste, sondern Joabs Stelle über das Heer. Dieser Amasa
geh schnell hinüber, damit nicht der Kö- war der Sohn eines Mannes namens Jith-
nig und das ganze Volk, das bei ihm ist, ra, eines Israeliten, der zu Abigail einge-
verschlungen wird! gangen war, der Tochter Nachaschs, der
17 Jonathan aber und Achimaaz standen Schwester der Zeruja, der Mutter Joabs.
bei En-Rogela; und eine Magd ging hin 26 Und Israel und Absalom lagerten sich
und berichtete es ihnen, und sie gingen im Land Gilead.
hin und meldeten es dem König David; 27 Und es geschah, als David nach Maha-
denn sie durften sich nicht sehen lassen najim gekommen war, da brachten Scho-
und in die Stadt kommen. 18 Aber ein bi, der Sohn des Nahas, aus der Ammo-
Bursche sah sie und hinterbrachte es niterstadt Rabba, und Machir, der Sohn
Absalom. Da liefen die beiden schnell Ammiels aus Lodebar, und Barsillai, der
und kamen in das Haus eines Mannes Gileaditer, aus Rogelim, 28 Betten, Be-
in Bachurim. Der hatte einen Brunnen cken, Töpfergefäße, auch Weizen, Gerste,
in seinem Hof; dort stiegen sie hinunter. Mehl und geröstetes Korn, Bohnen, Lin-

a (17,17) eine Wasserquelle südöstlich von Jerusalem. b (17,21) d.h. den Jordan.
362 2. SAMUEL 17.18
sen und Geröstetes, 29 Honig und Dick- schen Himmel und Erde schwebte, denn
milch, Schafe und Kuhkäse als Speise für das Maultier lief unter ihm weg. 10 Das
David und für das Volk, das bei ihm war; sah ein Mann; der berichtete es Joab und
denn sie sprachen: Das Volk wird hung- sprach: Siehe, ich sah Absalom in einer
rig, müde und durstig sein in der Wüste! Terebinthe hängen! 11 Da sprach Joab
zu dem Mann, der ihm Bericht gegeben
Absaloms Niederlage und Tod hatte: Siehe doch, wenn du das gesehen
Und David musterte das Volk, das hast, warum hast du ihn nicht auf der
bei ihm war, und setzte Oberste Stelle zu Boden geschlagen? So könnte
über je Tausend und über je Hundert. ich dir jetzt zehn Silberlinge und einen
2 Und David ließ das Volk ausrücken, ein Gürtel geben!
Drittel unter Joab, ein Drittel unter Abi- 12 Der Mann aber sprach zu Joab: Und
sai, dem Sohn der Zeruja, Joabs Bruder, wenn ich 1 000 Silberlinge auf meine Hand
und ein Drittel unter Ittai, dem Gatiter. bekommen würde, so wollte ich dennoch
Und der König sprach zu dem Volk: meine Hand nicht an den Sohn des Königs
Ich will auch mit euch [in den Kampf] legen; denn der König hat dir und Abisai
ziehen! 3 Aber das Volk sprach: Du sollst und Ittai vor unseren Ohren geboten und
nicht [in den Kampf] ziehen! Denn wenn gesagt: Gebt acht, wer es auch sei, auf den
wir fliehen müßten, so wird man sich Jungen, auf Absalom! 13 Hätte ich aber
nicht um uns kümmern, und selbst wenn heimtückisch gegen sein Leben gehan-
die Hälfte von uns umkäme, würde man delt, so bliebe doch gar nichts dem König
sich nicht um uns kümmern; denn jetzt verborgen; und du selbst hättest mir
bist du so viel wie zehntausend von uns. nicht beigestanden! 14 Joab sprach: Ich
So ist es nun besser, daß du uns von der kann nicht so lange bei dir warten! Und
Stadt aus zu Hilfe kommst! 4 Der König er nahm drei Spieße in seine Hand und
sprach zu ihnen: Was gut ist in euren stieß sie Absalom ins Herz, als er noch
Augen, das will ich tun! Und der König lebend in der Terebinthe hing. 15 Danach
stand beim Tor, während das ganze umringten ihn zehn junge Männer, Joabs
Volk zu Hunderten und zu Tausenden Waffenträger, und schlugen Absalom
auszog. 5 Und der König gebot dem Joab, noch vollends tot.
dem Abisai und dem Ittai und sprach: 16 Und Joab stieß in die Posaune und rief
Geht mir schonend um mit dem Jungen, das Volk von der Verfolgung Israels zu-
mit Absalom! Und das ganze Volk hörte rück; denn Joab wollte das Volk schonen.
es, wie der König allen Hauptleuten we- 17 Sie nahmen aber Absalom und warfen
gen Absalom Befehl gab. ihn im Wald in eine große Grube und er-
6 So zogen denn die Leute ins Feld, Is- richteten einen sehr großen Steinhaufen
rael entgegen; und es kam zur Schlacht über ihm. Ganz Israel aber war geflo-
im Wald Ephraim. 7 Und das Volk Israel hen, jeder zu seinem Zelt. 18 Absalom
wurde dort vor den Knechten Davids ge- aber hatte zu seinen Lebzeiten eine
schlagen, und es fand an jenem Tag dort Gedenksäule genommen und für sich
eine große Niederlage statt; [es fielen] aufgerichtet, die im Königstal steht, denn
20 000 [Mann]. 8 Und die Schlacht breite- er sprach: Ich habe keinen Sohn, um
te sich dort über das ganze Land aus, und meinen Namen in Erinnerung zu halten;
der Wald fraß mehr unter dem Volk, als und so nannte er die Gedenksäule nach
das Schwert an jenem Tag fraß. seinem Namen, und man nennt sie »Das
9 Absalom aber wurde von den Knechten Denkmal Absaloms« bis zu diesem Tag.
Davids gesehen. Absalom ritt nämlich 19 Achimaaz aber, der Sohn Zadoks,
auf dem Maultier. Als nun das Maultier sprach: Ich will doch hinlaufen und dem
unter die dichten Zweige einer großen König die gute Botschaft bringen, daß
Terebinthe kam, da blieb er mit dem Kopf der HERR ihm Recht verschafft hat von der
in der Terebinthe hängen, so daß er zwi- Hand seiner Feinde! 20 Joab aber sprach
2. SAMUEL 18.19 363
zu ihm: Du bist heute kein Mann guter 31 Siehe, da kam der Kuschit und sprach:
Botschaft! An einem anderen Tag kannst Mein Herr, der König, lasse sich frohe
du eine gute Botschaft bringen, heute aber Botschaft bringen! Denn der HERR hat dir
kannst du keine gute Botschaft bringen; heute Recht verschafft von der Hand al-
denn der Sohn des Königs ist tot! 21 Aber ler, die sich gegen dich auflehnten! 32 Der
zu dem Kuschiten sprach Joab: Geh hin, König aber fragte den Kuschiten: Geht es
melde dem König, was du gesehen hast! auch dem Jungen, dem Absalom gut? Der
Da verneigte sich der Kuschit vor Joab und Kuschit sprach: Wie dem Jungen möge es
lief davon. 22 Achimaaz aber, der Sohn den Feinden meines Herrn, des Königs,
Zadoks, sprach nochmals zu Joab: Wie es und allen ergehen, die sich gegen dich
auch kommen mag, lass doch auch mich auflehnen, um Böses zu tun!
hinter dem Kuschiten herlaufen! Joab
aber sprach: Warum willst du denn lau- Davids Trauer um Absalom
fen, mein Sohn? Dir wird doch kein Lohn Da wurde der König sehr bewegt;
für eine gute Botschaft zuteil! 23 – Wie es und er ging hinauf ins Oberge-
auch kommen mag, ich will doch doch mach im Tor und weinte; und im Gehen
laufen! – Da sprach er zu ihm: So lauf! Und sprach er: »Mein Sohn Absalom, mein
Achimaaz lief den Weg der Jordanaue und Sohn, mein Sohn Absalom! Ach, dass ich
kam dem Kuschiten zuvor. doch an deiner Stelle gestorben wäre! O
24 David aber saß zwischen den zwei To- Absalom, mein Sohn, mein Sohn!« 2 Und
ren. Und der Wächter ging auf das Dach es wurde Joab berichtet: Siehe, der König
des Tores zur Mauer hin, und er erhob weint und trägt Leid um Absalom! 3 So
seine Augen und sah sich um, und sie- wurde an jenem Tag dem ganzen Volk der
he, da lief ein Mann allein. 25 Da rief der Sieg zur Trauer; denn an jenem Tag hörte
Wächter und meldete es dem König. Der das Volk sagen: Der König trauert um sei-
König aber sprach: Ist er allein, so ist eine nen Sohn! 4 Und das Volk stahl sich an je-
Botschaft in seinem Mund! Und er kam nem Tag in die Stadt hinein, wie ein Volk
immer näher. 26 Und der Wächter sah ei- sich wegstiehlt, das sich schämen muss,
nen anderen Mann laufen und rief zum weil es im Kampf geflohen ist.
Torhüter und sprach: Siehe, ein Mann 5 Der König aber hatte sein Angesicht
läuft allein! Der König aber sprach: Der verhüllt, und der König schrie laut: »Mein
ist auch ein Bote! 27 Der Wächter sprach: Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn,
Mir scheint, der erste Läufer sei Achi- mein Sohn!« 6 Da kam Joab zum König
maaz, der Sohn Zadoks! Da sprach der ins Haus und sprach: Du hast heute das
König: Er ist ein guter Mann und bringt Angesicht aller deiner Knechte beschämt,
gute Botschaft! die heute dir und deinen Söhnen, deinen
28 Achimaaz aber rief und sprach zum Töchtern, deinen Frauen und Neben-
König: Friede! Dann warf er sich vor frauen das Leben gerettet haben, 7 weil
dem König auf sein Angesicht zur Erde du die liebst, die dich hassen, und hasst,
nieder und sprach: Gelobt sei der HERR, die dich lieben; denn du lässt heute mer-
dein Gott, der die Leute dahingegeben ken, dass dir nichts gelegen ist an den
hat, die ihre Hand gegen meinen Herrn, Obersten und Knechten! Denn ich erken-
den König, erhoben haben! 29 Der Kö- ne heute wohl: Wenn nur Absalom lebte
nig aber fragte: Geht es auch dem Jun- und wir alle heute tot wären, das wäre
gen, dem Absalom gut? Achimaaz aber ganz recht in deinen Augen! 8 So mache
sprach: Ich sah ein großes Getümmel, als dich nun auf und geh hinaus und rede
Joab den Knecht des Königs und deinen freundlich mit deinen Knechten! Denn
Knecht sandte, weiß aber nicht, was es ich schwöre dir bei dem HERRN: Wenn du
war. 30 Und der König sprach: Tritt zur nicht hinausgehst, so wird kein Mann
Seite und stelle dich hierher! Da trat er diese Nacht bei dir bleiben, und das wird
zur Seite und blieb stehen. schlimmer sein für dich als alles Unglück,
364 2. SAMUEL 19
das über dich gekommen ist, von deiner Knecht des Hauses Sauls, samt seinen 15
Jugend an bis hierher! Söhnen und 20 Knechten — die bereite-
9 Da machte sich der König auf und setz- ten den Weg über den Jordan, vor dem
te sich ins Tor. Das gab man dem ganzen König her. 19 Es fuhr nämlich eine Fähre
Volk bekannt und sprach: Siehe, der Kö- hinüber, um das Haus des Königs überzu-
nig sitzt im Tor! Da kam das ganze Volk setzen und so dem König einen Gefallen
vor den König. Israel aber war geflohen, zu erweisen. Da fiel Simei, der Sohn Ge-
jeder zu seinen Zelten. ras, vor dem König nieder, als dieser gera-
de über den Jordan fahren wollte, 20 und
Davids Rückkehr nach Jerusalem er sprach zum König: Mein Herr, rechne
10 Und das ganze Volk in allen Stämmen mir die Missetat nicht zu und gedenke
Israels stritt sich und sprach: Der König nicht an das Böse, was dein Knecht getan
hat uns errettet von der Hand unserer hat an dem Tag, als mein Herr, der Kö-
Feinde, und er hat uns aus der Hand der nig, Jerusalem verließ, so dass der König
Philister erlöst; nun aber musste er vor es sich zu Herzen nehme! 21 Denn dein
Absalom aus dem Land fliehen! 11 Absa- Knecht weiß wohl, dass ich gesündigt
lom aber, den wir über uns gesalbt hat- habe; und siehe, ich bin heute zuerst ge-
ten, ist im Kampf umgekommen. Warum kommen, vor dem ganzen Haus Joseph,
sagt ihr denn nun nichts davon, dass ihr um hinabzugehen, meinem Herrn, dem
den König zurückholen wollt? König entgegen! —
12 Da sandte der König David zu Zadok 22 Aber Abisai, der Sohn der Zeruja, ant-
und Abjatar, den Priestern, und ließ ih- wortete und sprach: Sollte Simei nicht
nen sagen: Redet mit den Ältesten Judas sterben, weil er dem Gesalbten des HERRN
und sagt zu ihnen: »Warum wollt ihr die geflucht hat? 23 David aber sprach: Was
Letzten sein, den König wieder in sein habe ich mit euch zu tun, ihr Söhne der
Haus zu holen? Denn das Gerede von Zeruja, die ihr mir heute zum Widersa-
ganz Israel ist vor den König in sein Haus cher werden wollt? Sollte heute jemand
gekommen. 13 Ihr seid meine Brüder, in Israel getötet werden? Weiß ich denn
mein Gebein und mein Fleisch; warum nicht, dass ich heute König über Israel
wollt ihr denn die Letzten sein, den König geworden bin? 24 Und der König sprach
wieder zu holen?« zu Simei: Du sollst nicht sterben! Und der
14 Und zu Amasa sprecht: »Bist du nicht König schwor ihm.
mein Gebein und Fleisch? Gott tue mir
dies und das, wenn du nicht dein Leben David und Mephiboset
lang vor mir Heerführer sein wirst an 25 Mephiboset aber, Sauls Sohn, kam auch
Joabs Stelle!« 15 Und er neigte das Herz herab, dem König entgegen. Und er hatte
aller Männer von Juda wie dasjenige ei- weder seine Füße noch seinen Bart ge-
nes Mannes, so dass sie zum König sand- pflegt, noch seine Kleider gewaschen, von
ten und ihm sagen ließen: Komm wieder, dem Tag an, als der König weggegangen
du und alle deine Knechte! 16 Da kam der war, bis zu dem Tag, als er in Frieden wie-
König wieder. Und als er an den Jordan derkehrte. 26 Und es geschah, als er von
kam, war Juda nach Gilgal gekommen, Jerusalem dem König entgegenkam, da
um dem König entgegenzugehen und sprach der König zu ihm: Mephiboset, wa-
ihn über den Jordan zu führen. rum bist du nicht mit mir gezogen? 27 Er
sprach: Mein Herr und König, mein
David begnadigt Simei Knecht hat mich betrogen! Denn dein
17 Auch Simei, der Sohn Geras, des Ben- Knecht sprach: Ich will mir einen Esel sat-
jaminiters, der in Bachurim wohnte, eil- teln, damit ich darauf reiten und mit dem
te mit den Männern Judas hinab, dem König ziehen kann, denn dein Knecht ist
König David entgegen, 18 und mit ihm lahm. 28 Dazu hat er deinen Knecht ver-
1 000 Mann von Benjamin; dazu Ziba, der leumdet vor meinem Herrn, dem König.
2. SAMUEL 19.20 365
Aber mein Herr, der König, ist wie ein En- 39 Und der König sprach: Kimham soll
gel Gottes! So tue nur, was gut ist in deinen mit mir hinüberziehen, so will ich ihm
Augen! 29 Denn das ganze Haus meines tun, was gut ist in deinen Augen; auch al-
Vaters war nichts anderes als Leute des les, was du von mir begehrst, das will ich
Todes vor meinem Herrn, dem König, und für dich tun! 40 Und als das ganze Volk
doch hast du deinen Knecht unter die ge- den Jordan überschritten hatte, ging der
setzt, die an deinem Tisch essen; was habe König auch hinüber; und der König küss-
ich noch weiter zu beanspruchen oder te den Barsillai und segnete ihn. Darauf
zum König zu schreien? kehrte dieser wieder an seinen Ort zu-
30 Da sprach der König zu ihm: Warum rück.
redest du noch von deinen Angelegen- 41 Der König aber zog nach Gilgal hinü-
heiten? Ich sage: Du und Ziba, ihr sollt den ber, und Kimham ging mit ihm hinüber;
Landbesitz unter euch teilen! 31 Und Me- und das ganze Volk von Juda hatte den
phiboset antwortete dem König: Er mag König hinübergeführt, und auch das hal-
auch alles nehmen, nachdem mein Herr, be Volk Israel. 42 Und siehe, da kamen
der König, in Frieden heimgekommen ist! alle Männer von Israel zum König, und
sie sprachen zum König: Warum haben
David und Barsillai dich unsere Brüder, die Männer von Juda,
32 Und Barsillai, der Gileaditer, war von weggestohlen und haben den König und
Rogelim herabgekommen, um mit dem sein Haus über den Jordan geführt, und
König über den Jordan zu gehen, um ihn alle Männer Davids mit ihm? 43 Da ant-
über den Jordan zu geleiten. 33 Barsillai worteten alle Männer von Juda denen
war aber sehr alt, achtzigjährig, und er von Israel: Weil der König uns näher
war es, der den König während seines steht! Und was zürnt ihr wegen dieser Sa-
Aufenthaltes in Mahanajim mit Speise che? Haben wir etwa auf Kosten des Kö-
versorgt hatte; denn er war ein sehr rei- nigs gegessen, oder hat er uns irgendein
cher Mann. Geschenk gemacht? 44 Aber die Männer
34 Nun sprach der König zu Barsillai: Du von Israel antworteten den Männern von
sollst mit mir hinüberziehen, und ich Juda und sprachen: Wir haben zehn An-
will dich in Jerusalem bei mir versorgen! teile am König und gelten auch bei David
35 Aber Barsillai sprach zum König: Wie mehr als ihr! Warum habt ihr uns denn so
lange habe ich noch zu leben, dass ich gering geachtet? Haben wir nicht zuerst
mit dem König nach Jerusalem hinaufzie- gesagt, wir wollten unseren König wieder
hen sollte? 36 Ich bin heute 80 Jahre alt; holen? Aber die Männer von Juda redeten
wie könnte ich noch unterscheiden, was noch härter als die Männer von Israel.
gut oder schlecht ist? Könnte dein Knecht
etwa noch schmecken, was ich esse und Schebas Aufruhr gegen David
trinke? Könnte ich noch hören, was die Es traf sich aber, dass dort ein
Sänger und Sängerinnen singen? Warum nichtswürdiger Mensch namens
sollte so dein Knecht meinem Herrn, dem Scheba war, ein Sohn Bichris, eines Man-
König zur Last fallen? 37 Dein Knecht nes von Benjamin, der stieß in das Scho-
würde nur auf kurze Zeit mit dem König pharhorn und sprach: Wir haben keinen
über den Jordan gehen; aber warum woll- Anteil an David, noch ein Erbe an dem
te mir der König eine solche Belohnung Sohn Isais; jeder von euch gehe zu seinen
erweisen? 38 Lass doch deinen Knecht Zelten, Israel! 2 Da fielen alle Israeliten
umkehren, dass ich in meiner Stadt ster- von David ab und folgten Scheba, dem
ben kann, beim Grab meines Vaters und Sohn Bichris. Aber die Männer von Juda
meiner Mutter! Aber siehe, hier ist dein hingen ihrem König an, vom Jordan bis
Knecht Kimham, der soll mit meinem nach Jerusalem.
Herrn, dem König, hinüberziehen; und 3 Als aber David zu seinem Haus in Jeru-
tue ihm, was gut ist in deinen Augen! salem kam, da nahm der König die zehn
366 2. SAMUEL 20
Nebenfrauen, die er zurückgelassen hat- warf Kleider auf ihn, weil er sah, dass alle
te, damit sie das Haus hüteten, und gab Vorübergehenden stehen blieben. 13 Als
sie in Gewahrsam und versorgte sie; er er nun von der Straße weggeschafft war,
ging aber nicht mehr zu ihnen ein; und folgte jedermann Joab nach, um Scheba,
sie blieben eingeschlossen bis zum Tag dem Sohn Bichris, nachzujagen.
ihres Todes, eine Witwenschaft zu Leb- 14 Der aber zog durch alle Stämme Israels
zeiten [des Ehemannes]. bis nach Abel und Beth-Maacha und ganz
4 Und der König sprach zu Amasa: Berufe Berim; und sie versammelten sich und
mir alle Männer von Juda innerhalb von folgten ihm auch nach. 15 Jene aber kamen
drei Tagen, und danach stelle dich hier und belagerten ihn in Abel-Beth-Maacha,
wieder ein! 5 Und Amasa ging hin, um und sie schütteten einen Wall um die Stadt
Juda einzuberufen; aber er blieb aus über auf, bis hin zur Vormauer. Und das ganze
den Zeitpunkt, den er ihm bestimmt Volk, das mit Joab war, unterwühlte die
hatte. 6 Da sprach David zu Abisai: Nun Mauer, um sie zum Einsturz zu bringen.
wird uns Scheba, der Sohn Bichris, mehr 16 Da rief eine weise Frau aus der Stadt:
Schaden antun als Absalom! Nimm du Hört her, hört her! Sagt doch zu Joab:
die Knechte deines Herrn und jage ihm Komm hierher, ich will mit dir reden!
nach, dass er nicht etwa feste Städte 17 Als er sich ihr nun näherte, sprach die
für sich gewinnt und so unseren Augen Frau: Bist du Joab? Er sprach: Ich bin’s!
entkommt! 7 Da zogen die Männer Joabs Sie sprach zu ihm: Höre die Worte deiner
aus, ihm nach, und die Kreter und Pleter Magd! Er sprach: Ich höre! 18 Da redete
und alle Helden; sie zogen aus von Je- sie und sprach: Vor Zeiten pflegte man
rusalem, um Scheba, dem Sohn Bichris, zu sagen: Man frage doch in Abel, und
nachzujagen. so kommt man zum Ziel! 19 Ich bin eine
8 Als sie aber bei dem großen Stein bei Gi- von den Friedfertigen, Getreuen in Isra-
beon waren, kam ihnen Amasa entgegen. el, und du willst eine Stadt und Mutter in
Joab aber war mit seinem Waffenrock be- Israel umbringen? Warum willst du das
kleidet, und darüber war der Gurt für das Erbteil des HERRN verschlingen? 20 Joab
Schwert, das an seiner Hüfte, in seiner antwortete und sprach: Das sei ferne, das
Scheide, befestigt war. Als er nun hervor- sei ferne von mir, dass ich verschlingen
trat, fiel es heraus. 9 Und Joab sprach zu und verderben sollte! 21 Die Sache ver-
Amasa: Geht es dir gut, mein Bruder? Und hält sich nicht so; sondern ein Mann vom
Joab fasste mit seiner rechten Hand Amasa Bergland Ephraim namens Scheba, der
beim Bart, um ihn zu küssen. 10 Amasa Sohn Bichris, hat seine Hand gegen den
aber achtete nicht auf das Schwert in König, gegen David, erhoben. Ihn allein
Joabs Hand; und der stach ihn damit in sollt ihr herausgeben, so will ich von der
den Bauch, dass sich seine Eingeweide Stadt abziehen! Die Frau sprach zu Joab:
auf die Erde ergossen; und er starb, ohne Siehe, sein Haupt soll zu dir über die
dass jener ihm noch einen Stich gab. Joab Mauer geworfen werden!
aber und sein Bruder Abisai jagten Sche- 22 Und die Frau wandte sich an das gan-
ba, dem Sohn Bichris, nach. ze Volk in ihrer Weisheit. Da schlugen sie
11 Es trat aber einer von den Burschen Scheba, dem Sohn Bichris, den Kopf ab
Joabs neben Amasa und sprach: Wer an und warfen ihn Joab zu. Und er stieß in
Joab Gefallen hat und es mit David hält, das Schopharhorn; und sie zogen ab von
der folge Joab nach! 12 Amasa aber wälz- der Stadt, jeder zu seinen Zelten. Joab
te sich mitten auf der Straße in seinem aber kehrte wieder zum König zurück
Blut. Als aber der Mann sah, dass alle nach Jerusalem.
Leute dort stehen blieben, schaffte er 23 Und Joab war über das ganze Heer Isra-
Amasa von der Straße auf das Feld und els gesetzt und Benaja, der Sohn Jojadas,
über die Kreter und Pleter. 24 Adoram
a (20,24) d.h. die Zwangsarbeit. aber war über die Fronarbeita gesetzt;
2. SAMUEL 20.21 367
und Josaphat, der Sohn Achiluds, war geboren hatte, nahm der König, 9 und er
Kanzleischreiber; 25 und Seja war Staats- gab sie in die Hand der Gibeoniter, und
schreiber, und Zadok und Abjatar waren die hängten sie auf dem Berg vor dem
Priester; 26 und auch Ira, der Jairiter, war HERRN auf. So fielen diese sieben auf ein-
ein Minister Davids. mal und wurden getötet in den ersten
Tagen der Ernte, zu Beginn der Gersten-
Die Gibeoniter rächen sich am Haus Sauls ernte.
Es war aber zu Davids Zeiten drei 10 Da nahm Rizpa, die Tochter des Ajas,
Jahre lang eine Hungersnot, Jahr das Sacktuch und breitete es für sich auf
für Jahr. Und David suchte das Angesicht dem Felsen aus, vom Anfang der Ernte
des HERRN. Und der HERR sprach: Es ist an, bis das Wasser vom Himmel über sie
wegen Saul; auf seinem Haus liegt eine troff; und sie ließ weder bei Tag die Vögel
Blutschuld, weil er die Gibeoniter getötet des Himmels auf ihnen ruhen noch die
hat! 2 Da ließ der König die Gibeoniter ru- Tiere des Feldes bei Nacht. 11 Als nun
fen und redete mit ihnen. Die Gibeoniter dem David berichtet wurde, was Rizpa,
aber gehörten nicht zu den Kindern Is- die Tochter des Ajas, Sauls Nebenfrau,
raels, sondern waren von den Amoritern getan hatte, 12 da ging David hin und
übrig geblieben; die Kinder Israels aber holte die Gebeine Sauls und die Gebeine
hatten ihnen geschworen; dennoch hatte Jonathans, seines Sohnes, von den Bür-
Saul versucht, sie auszurotten in seinem gern von Jabes-Gilead, die sie von dem
Eifer für die Kinder Israels und Juda. 3 So [Markt-]Platz in Beth-Schan heimlich
sprach nun David zu den Gibeonitern: weggenommen hatten, wo die Philister
Was soll ich für euch tun? Und womit soll sie aufgehängt hatten an dem Tag, als die
ich Sühne leisten, damit ihr das Erbteil Philister den Saul auf dem Bergland von
des HERRN segnet? Gilboa schlugen. 13 Und er brachte die
4 Und die Gibeoniter sprachen zu ihm: Gebeine Sauls und die Gebeine seines
Wir verlangen weder Gold noch Silber Sohnes Jonathan von dort herauf; und
von Saul und seinem Haus, auch ist uns man sammelte [zu denselben] die Gebei-
nicht darum zu tun, jemand in Israel zu ne der Gehängten; 14 und man begrub
töten. Er sprach: Was ihr sagt, das will ich [sie] mit den Gebeinen Sauls und seines
für euch tun! 5 Sie aber sprachen zum Sohnes Jonathan in Zela, im Land Benja-
König: Von dem Mann, der uns zu vertil- min, im Grab seines Vaters Kis; man tat
gen [gedachte] und unser Unheil ersann, alles, was der König geboten hatte. Und
so dass wir in ganz Israel nicht mehr hät- danach ließ sich Gott für das Land erbit-
ten bestehen können, 6 von dessen Söh- ten.
nen sollen uns sieben Männer gegeben
werden, dass wir sie aufhängen vor dem Letzte Kämpfe mit den Philistern
1Chr 20,4-8
HERRN bei dem Gibea Sauls, des Erwähl-
ten des HERRN! Und der König sprach: Ich 15 Es erhob sich aber wieder ein Krieg
will sie geben! der Philister gegen Israel. Und David zog
7 Aber der König verschonte Mephibo- hinab und seine Knechte mit ihm, und
set, den Sohn Jonathans, des Sohnes sie kämpften gegen die Philister; Da-
Sauls, wegen des Eides bei dem HERRN, vid aber wurde müde. 16 Ischbi-Benob
der zwischen ihnen war, nämlich zwi- aber, einer der Söhne des Rapha, der
schen David und Jonathan, dem Sohn eine Lanze im Gewicht von 300 Schekel
Sauls. 8 Aber die beiden Söhne, welche Erz hatte und mit einem neuen Schwert
Rizpa, die Tochter des Ajas, dem Saul umgürtet war, der sagte, er wolle David
geboren hatte, Armoni und Mephibo- erschlagen. 17 Und Abisai, der Sohn der
set, dazu die fünf Söhne, welche Michals Zeruja, half [David] und schlug den Phi-
[Schwester], die Tochter Sauls, Adriel, lister tot. Damals schworen die Männer
dem Sohn Barsillais, dem Mecholathiter, Davids ihm und sprachen: Du sollst
368 2. SAMUEL 21.22
nicht mehr mit uns zum Krieg auszie- die Ströme Belials schreckten mich;
hen, damit du die Leuchte Israels nicht 6 die Fesseln des Totenreiches
auslöschst! 18 Und danach kam es noch- umschlangen mich,
mals zum Krieg mit den Philistern bei es ereilten mich die Fallstricke des
Gob. Da erschlug Sibechai, der Huscha- Todes.
titer, den Soph, der auch einer von den 7 In meiner Bedrängnis rief ich den
Söhnen Raphas war. 19 Und es erhob HERRN an
sich noch ein Kampf mit den Philistern und schrie zu meinem Gott;
bei Gob. Da erschlug Elchanan, der Sohn er hörte meine Stimme in seinem
des Jaare-Orgim, ein Bethlehemiter, den Tempel,
Goliatha, den Gatiter; und dieser hatte mein Schreien drang zu seinen Ohren.
einen Speer, dessen Schaft wie ein We- 8 Da bebte und erzitterte die Erde;
berbaum war. die Grundfesten des Himmels wurden
20 Und wieder kam es zum Kampf bei Gat; erschüttert
dort war ein Mann von großer Länge, der und bebten, weil er zornig war.
hatte je sechs Finger an seinen Händen 9 Rauch stieg auf von seiner Nase
und je sechs Zehen an seinen Füßen, [ins- und verzehrendes Feuer aus seinem
gesamt] 24 an der Zahl; der stammte auch Mund;
von Rapha ab. 21 Als er nun Israel ver- Feuersglut sprühte daraus hervor.
höhnte, erschlug ihn Jonathan, der Sohn 10 Er neigte den Himmel und fuhr
Simeis, des Bruders Davids. 22 Diese vier herab,
waren dem Rapha in Gat geboren worden, und Dunkel war unter seinen Füßen.
und sie fielen durch die Hand Davids und 11 Er fuhr auf dem Cherub und flog
durch die Hand seiner Knechte. daher,
er erschien auf den Flügeln des Windes.
Davids Danklied 12 Er machte Finsternis um sich her zu
Ps 18
seinem Zelt,
Und David redete zu dem HERRN dunkle Wasser, dichte Wolken.
die Worte dieses Liedes, an dem 13 Aus dem Glanz vor ihm brannte
Tag, als der HERR ihn aus der Hand aller Feuersglut;
seiner Feinde errettet hatte, auch aus der 14 der HERR donnerte vom Himmel,
Hand Sauls. 2 Er sprach: der Höchste ließ seine Stimme erschallen.
Der HERR ist mein Fels, meine Burg und 15 Und er schoss Pfeile und zerstreute sie,
mein Retter; [seinen] Blitz und schreckte sie.
3 Gott ist mein Fels, in dem ich mich 16 Da sah man die Gründe des Meeres,
berge, und die Grundfesten des Erdkreises
mein Schild und das Horn meines Heils, wurden aufgedeckt
meine sichere Festung und meine von dem Schelten des HERRN,
Zuflucht, von dem Schnauben seines grimmigen
mein Retter, der mich von Gewalttat Zorns!
befreit! 17 Er streckte [seine Hand] aus von der
4 Den HERRN, den Hochgelobten, rief Höhe und ergriff mich,
ich an — er zog mich aus großen Wassern;
und wurde von meinen Feinden erret- 18 er rettete mich von meinem
tet! mächtigen Feind,
5 Denn die Wogen des Todes umfingen von meinen Hassern, die mir zu stark
mich, waren.

a (21,19) »Goliath« (= »Der Glänzende«) war vielleicht ein Beiname, den mehrere der Riesenkämpfer trugen; viel-
leicht war er auch mit dem Goliath verwandt, den David etwa 30 Jahre zuvor getötet hatte. Nach 1Chr 20,5 tötete
Elchanan auch den Bruder Goliaths.
2. SAMUEL 22 369
19 Sie hatten mich überfallen zur Zeit und stellt mich auf meine Höhen;
meines Unglücks; 35 er lehrt meine Hände kämpfen
aber der HERR wurde mir zur Stütze. und meine Arme den ehernen Bogen
20 Er führte mich auch heraus in die spannen.
Weite, 36 Du gibst mir den Schild deines Heils,
er befreite mich, denn er hatte und deine Herablassung macht mich
Wohlgefallen an mir. groß.
21 Der HERR hat mir vergolten nach 37 Du machst mir Raum zum Gehen,
meiner Gerechtigkeit, und meine Knöchel wanken nicht.
nach der Reinheit meiner Hände hat er 38 Ich jagte meinen Feinden nach und
mich belohnt; vertilgte sie
22 denn ich habe die Wege des HERRN und kehrte nicht um, bis sie
bewahrt aufgerieben waren;
und bin nicht abgefallen von meinem 39 ich rieb sie auf und zerschmetterte
Gott, sie,
23 sondern alle seine Verordnungen dass sie nicht mehr aufstehen konnten;
hatte ich vor Augen sie fielen unter meine Füße.
und seine Satzungen — ich bin nicht 40 Du hast mich gegürtet mit Kraft zum
von ihnen gewichen, Kampf,
24 und ich hielt es ganz mit ihm du hast unter mich gebeugt, die gegen
und hütete mich vor meiner Sünde. mich aufstanden.
25 Darum vergalt mir der HERR nach 41 Du wandtest mir den Rücken meiner
meiner Gerechtigkeit, Feinde zu,
nach meiner Reinheit vor seinen Augen. ich habe vertilgt, die mich hassen.
26 Gegen den Gütigen erzeigst du dich 42 Sie schrien, aber da war kein Retter;
gütig, zum HERRN, aber er antwortete ihnen
gegen den Rechtschaffenen nicht.
rechtschaffen, 43 Und ich zerrieb sie wie Erdenstaub,
27 gegen den Reinen erzeigst du dich rein, wie Straßenkot zertrat, zerstampfte ich
aber dem Hinterlistigen trittst du sie.
entgegen! 44 Du hast mich gerettet aus den
28 Denn du rettest das elende Volk, Streitigkeiten meines Volkes
aber deine Augen sind gegen die und bewahrtest mich auf zum Haupt
Stolzen — du erniedrigst sie! der Heiden;
29 Denn du, HERR, bist meine Leuchte; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir;
der HERR macht meine Finsternis licht; 45 die Söhne der Fremden schmeicheln
30 denn mit dir kann ich gegen mir,
Kriegsvolk anrennen, sie gehorchen mir aufs Wort.
mit meinem Gott über die Mauer 46 Die Söhne der Fremden verzagen
springen. und kommen zitternd aus ihren
31 Dieser Gott — sein Weg ist vollkommen! Burgen.
Das Wort des HERRN ist geläutert; 47 Der HERR lebt! Gepriesen sei mein
er ist ein Schild allen, die ihm Fels,
vertrauen. und Gott, der Fels meines Heils, sei
32 Denn wer ist Gott außer dem HERRN, hoch erhoben!
und wer ist ein Fels außer unserem 48 Der Gott, der mir Rache verlieh
Gott? und mir die Völker unterwarf,
33 Gott ist es, der mich umgürtet mit Kraft 49 der mich meinen Feinden entkom-
und meinen Weg unsträflich macht. men ließ.
34 Er macht meine Füße denen der Du hast mich erhöht über meine
Hirsche gleich Widersacher,
370 2. SAMUEL 22.23
du hast mich errettet von dem Mann drei Helden mit David, als sie die Philister
der Gewalttat! verhöhnten; diese sammelten sich dort
50 Darum will ich dich, o HERR, loben zum Kampf, als die Männer von Israel
unter den Heiden weggezogen waren; 10 er jedoch erhob
und deinem Namen lobsingen, sich und schlug die Philister, bis seine
51 dich, der seinem König große Siege Hand müde wurde und seine Hand am
verliehen hat Schwert klebte. So verlieh der HERR an je-
und Gnade erweist seinem Gesalbtena, nem Tag einen großen Sieg, und das Volk
David und seinem Samen kehrte um hinter ihm her, doch nur um
bis in Ewigkeit. zu plündern. 11 Und nach ihm Scham-
ma, der Sohn Ages, des Harariters. Als die
Davids letzte Worte Philister sich zu einer Schar sammelten,
Und dies sind die letzten Worte war dort ein Ackerstück voll Linsen; und
Davids: als das Volk vor den Philistern die Flucht
»Es spricht David, der Sohn Isais, es ergriff, 12 da trat er mitten auf das Acker-
spricht der Mann, der hoch erhoben wur- stück und verteidigte es und schlug die
de, der Gesalbte des Gottes Jakobs, der Philister, und der HERR verlieh einen gro-
liebliche Psalmdichter in Israel: 2 Der ßen Sieg.
Geist des HERRN hat durch mich geredet, 13 Und [die] drei unter den 30 Obersten
und sein Wort war auf meiner Zunge. zogen hinab und kamen zur Erntezeit zu
3 Der Gott Israels hat geredet, zu mir hat David in die Höhle Adullam, während eine
der Fels Israels gesprochen: Ein gerechter Schar von Philistern im Tal der Rephaiter
Herrscher über die Menschen, ein Herr- lag; 14 David aber war zu der Zeit in der
scher in der Furcht Gottes, 4 der ist wie Bergfeste, und eine Besatzung der Philister
das Licht am Morgen, wenn die Sonne befand sich damals in Bethlehem. 15 Und
aufgeht, ein Morgen ohne Wolken, wenn David hatte ein Gelüste und sprach: Wer
durch ihren Glanz das junge Grün nach wird mir Wasser zu trinken geben aus
dem Regen aus der Erde sprosst. dem Brunnen von Bethlehem unter dem
5 Ja, steht mein Haus nicht fest bei Gott? Tor? 16 Da brachen die drei Helden durch
Denn er hat einen ewigen Bund mit mir das Lager der Philister hindurch und
gemacht, in allem wohl geordnet und schöpften Wasser aus dem Brunnen von
sicher — wird er nicht alles gedeihen las- Bethlehem unter dem Tor, trugen es her
sen, was mir zum Heil und zur Freude und brachten es zu David. Er aber woll-
dient? 6 Aber die Nichtswürdigen sind alle te es nicht trinken, sondern goss es als
wie weggeworfene Dornen, die man nicht Trankopfer aus vor dem HERRN, 17 und er
in die Hand nimmt. 7 Der Mann, der sie sprach: Es sei fern von mir, o HERR, dass
anrühren muss, wappnet sich mit Eisen ich so etwas tue! Ist es nicht das Blut der
oder Speerschaft; und sie werden vollstän- Männer, die ihr Leben gewagt haben und
dig mit Feuer verbrannt an ihrem Ort.« hingegangen sind? — Darum wollte er
nicht trinken. Das taten die drei Helden.
Die Helden Davids 18 Und Abisai, der Bruder Joabs, der Sohn
1Chr 11,10-47; 27,1-15
der Zeruja, der war das Haupt der Drei;
8 Dies sind die Namen der Helden Davids: der zückte seinen Speer gegen 300, die
Joscheb-Baschebet, der Tachkemoniter, er erschlug, und er hatte einen Namen
das Haupt der Wagenkämpfer; das ist unter den Dreien. 19 War er nicht der ge-
Adino, der Ezniter; [er siegte] über 800, ehrteste von den Dreien und wurde ihr
die er auf einmal erschlagen hatte. 9 Und Oberster? Aber an jene Drei reichte er
nach ihm Eleasar, der Sohn Dodos, der nicht heran.
Sohn eines Achochiters; er war unter den 20 Und Benaja, der Sohn Jojadas, der Sohn
eines tapferen Mannes, groß an Taten,
a (22,51) od. Messias (Christus). aus Kabzeel, erschlug die beiden mäch-
2. SAMUEL 23.24 371
tigen Helden von Moab; er stieg auch hi- und mustere das Volk, damit ich die Zahl
nab und tötete einen Löwen in einer Zis- des Volkes erfahre!
terne zur Schneezeit. 21 Er erschlug auch 3 Joab aber sprach zum König: Der HERR,
einen stattlichen ägyptischen Mann, der dein Gott, füge zu diesem Volk, wie es
einen Speer in der Hand trug; er aber jetzt ist, noch hundertmal mehr hinzu,
ging zu ihm hinab mit einem Stock, und und mein Herr und König möge es mit
er riss dem Ägypter den Speer aus der seinen eigenen Augen sehen; aber war-
Hand und tötete ihn mit seinem eigenen um hat mein Herr und König Gefallen
Speer. 22 Das tat Benaja, der Sohn Joja- an so etwas? 4 Doch das Wort des Königs
das, und er war berühmt unter den drei blieb fest gegen Joab und die Heerfüh-
Helden. 23 Er war der berühmteste der rer; so zogen Joab und die Heerführer
Dreißig, aber an jene Drei reichte er nicht vor dem König aus, um das Volk Israel
heran. Und David setzte ihn über seine zu mustern. 5 Und sie gingen über den
Leibwache. Jordan und lagerten sich bei Aroer, zur
24 Asahel, der Bruder Joabs, war unter Rechten der Stadt, die mitten im Tal von
den Dreißig; Elchanan, der Sohn Dodos, Gad liegt, und nach Jaeser hin. 6 Und sie
von Bethlehem; 25 Schamma, der Ha- kamen nach Gilead und in die Gegend
roditer; Elika, der Haroditer; 26 Helez, von Tachtim-Hodschi, und als sie nach
der Paltiter; Ira, der Sohn des Jikes, des Dan-Jaan kamen, wandten sie sich nach
Tekoiters; 27 Abieser, der Anatotiter; Me- Zidon. 7 Und sie kamen zu der Festung
bunnai, der Huschatiter; 28 Zalmon, der Tyrus und allen Städten der Hewiter und
Achochiter; Mahari, der Netophatiter; Kanaaniter und zogen dann in den Sü-
29 Heleb, der Sohn Baanas, der Netopha- den Judas, nach Beerscheba.
titer; Ittai, der Sohn Ribais, von Gibea der 8 So durchzogen sie das ganze Land und
Kinder Benjamins; 30 Benaja, der Pirato- kamen nach neun Monaten und 20 Ta-
niter; Hiddai von Nachale-Gaasch; 31 Abi- gen nach Jerusalem zurück. 9 Und Joab
Albon, der Arbatiter; Asmaweth, der gab dem König die Zahl des gemusterten
Barhumiter; 32 Eljachba, der Saalboniter; Volkes an. Und es waren in Israel 800 000
von den Söhnen des Jasen: Jonathan; Kriegsleute, die das Schwert zogen, und
33 Schamma, der Harariter; Achiam, der in Juda 500 000 Mann.
Sohn Sarars, des Harariters; 34 Eliphelet, 10 Aber nachdem David das Volk hatte
der Sohn Achasbais, des Sohnes des zählen lassen, schlug ihm das Gewissen.
Maachatiters; Eliam, der Sohn Ahito- Und David sprach zum HERRN: Ich habe
phels, der Giloniter; 35 Hezrai, der Kar- mich schwer versündigt mit dem, was ich
meliter; Paarai, der Arabiter; 36 Jigeal, getan habe! Nun aber, o HERR, nimm doch
der Sohn Nathans, von Zoba; Bani, der die Missetat deines Knechtes hinweg;
Gaditer; 37 Zelek, der Ammoniter; Naha- denn ich habe sehr töricht gehandelt!
rai, der Beerotiter, der Waffenträger Joabs, 11 Und als David am Morgen aufstand, da
des Sohnes der Zeruja; 38 Ira, der Jitriter; erging das Wort des HERRN an den Prophe-
Gareb, der Jitriter; 39 Urija, der Hetiter. ten Gad, den Seher Davids: 12 Geh hin
Insgesamt [waren es] 37. und sage zu David: So spricht der HERR:
Dreierlei lege ich dir vor; erwähle dir ei-
Davids Volkszählung und das Gericht Gottes nes davon, dass ich es dir antue! 13 Und
1Chr 21,1-17; 27,23-24
Gad kam zu David und ließ es ihn wissen
Und der Zorn des HERRN entbrann- und sprach zu ihm: Willst du, dass sieben
te wieder gegen Israel, und er reiz- Jahre Hungersnot in dein Land kommen,
te David gegen sie, indem er sprach: Geh oder dass du drei Monate lang vor deinen
hin, zähle Israel und Juda! 2 Und der Kö- Widersachern fliehen musst, während
nig sprach zu Joab, seinem Heerführer, sie dich verfolgen, oder dass drei Tage
der bei ihm war: Durchziehe doch alle lang die Pest in deinem Land ist? So be-
Stämme Israels, von Dan bis Beerscheba, sinne dich nun und sieh, welche Antwort
372 2. SAMUEL 24
ich dem geben soll, der mich gesandt dem Wort Gads, so wie der HERR es gebo-
hat! 14 Und David sprach zu Gad: Mir ist ten hatte.
sehr angst! Doch lass uns in die Hand des 20 Und als Arawna aufblickte, sah er den
HERRN fallen, denn seine Barmherzigkeit König mit seinen Knechten zu ihm her-
ist groß; aber in die Hand der Menschen überkommen. Da ging Arawna hinaus
will ich nicht fallen! und verneigte sich vor dem König mit
15 Da ließ der HERR die Pest in Israel aus- dem Angesicht zur Erde. 21 Und Arawna
brechen vom Morgen an bis zur bestimm- sprach: Warum kommt mein Herr und
ten Zeit, und von dem Volk, von Dan bis König zu seinem Knecht? Und David
Beerscheba, starben 70 000 Mann. 16 Als sprach: Um die Tenne von dir zu kaufen
aber der Engel seine Hand gegen Jeru- und um dem HERRN einen Altar zu bauen,
salem ausstreckte, um es zu verderben, damit die Plage von dem Volk abgewandt
da reute den HERRN das Unheil; und er wird! 22 Da sprach Arawna zu David:
sprach zu dem Engel, der das Verderben Mein Herr und König nehme sie und op-
unter dem Volk anrichtete: Es ist genug! fere, was ihm gefällt! Siehe, da sind Rinder
Lass nun deine Hand sinken! Der Engel zum Brandopfer, die Dreschwagen aber
des HERRN aber befand sich bei der Tenne und das Geschirr der Rinder mögen als
Arawnas, des Jebusiters. Brennholz dienen! 23 Dies alles, o König,
schenkt Arawna dem König! Und Arawna
Davids Schuldbekenntnis und Brandopfer sprach zum König: Der HERR, dein Gott,
1Chr 21,18-30
sei dir gnädig!
17 Und als David den Engel sah, der das 24 Aber der König sprach zu Arawna:
Volk schlug, sprach er zum HERRN: Siehe, Nicht so, sondern ich will es dir abkaufen
ich habe gesündigt, ich habe die Missetat gemäß seinem Wert; denn ich will dem
begangen! Was haben aber diese Scha- HERRN, meinem Gott, kein Brandopfer
fe getan? Lass doch deine Hand gegen darbringen, das mich nichts kostet! So
mich und gegen das Haus meines Va- kaufte David die Tenne und die Rinder
ters gerichtet sein! 18 Und Gad kam zu für 50 Schekel Silber. 25 Und David baute
David an jenem Tag und sprach zu ihm: dem HERRN dort einen Altar und opferte
Geh hinauf und errichte dem HERRN ei- Brandopfer und Friedensopfer. Und der
nen Altar auf der Tenne Arawnas, des HERR ließ sich für das Land erbitten, und
Jebusiters! 19 So ging David hinauf, nach die Plage wurde abgewehrt von Israel.
Das erste Buch der Könige
DIE KÖNIGSHERRSCHAFT SALOMOS Bathseba und Nathan beim König
Kapitel 1 - 11 11 Da sprach Nathan zu Bathseba, der
Davids Altersschwäche. Mutter Salomos: Hast du nicht gehört,
Adonija greift nach der Herrschaft daß Adonija, der Sohn der Haggit, König
Als aber der König David alt und geworden ist, ohne daß David, unser
hochbetagt war, konnte er nicht warm Herr, etwas davon weiß? 12 Komm nun,
werden, obgleich man ihn mit Kleidern ich will dir doch einen Rat geben, damit
bedeckte. 2 Da sprachen seine Knechte du dein Leben und das Leben deines
zu ihm: Man sollte unserem Herrn, dem Sohnes Salomo rettest. 13 Komm und
König, ein Mädchen suchen, eine Jung- geh hinein zum König David und sprich
frau; und sie soll vor dem König stehen zu ihm: »Hast du, mein Herr und König,
und ihn pflegen und in seinen Armen nicht deiner Magd geschworen und ge-
schlafen, damit unserem Herrn, dem sagt: Dein Sohn Salomo soll König sein
König, warm wird! 3 Und sie suchten nach mir, und er soll auf meinem Thron
ein schönes Mädchen im ganzen Gebiet sitzen? Warum ist dann Adonija König
von Israel, und sie fanden Abischag, die geworden?« 14 Siehe, während du noch
Schunemiterin; die brachten sie zum dort bist und mit dem König redest, will
König. 4 Sie war aber ein sehr schönes ich nach dir hineinkommen und deine
Mädchen; und sie pflegte den König und Worte bestätigen!
diente ihm; aber der König hatte keinen 15 Da ging Bathseba zum König in die
ehelichen Umgang mit ihr.a Kammer hinein. Der König aber war
5 Adonija aber, der Sohn der Haggit, er- sehr alt, und Abischag, die Schunemite-
hob sich und sprach: Ich will König wer- rin, diente dem König. 16 Und Bathseba
den! Und er verschaffte sich Wagen und neigte und verbeugte sich vor dem Kö-
Reiter und 50 Mann, die vor ihm her- nig. Der König aber sprach: Was willst
liefen. 6 Aber sein Vater hatte ihn nie be- du? 17 Sie sprach zu ihm: Mein Herr, du
trübt zeit seines Lebens, so daß er gesagt hast deiner Magd bei dem HERRN, dei-
hätte: Warum tust du so etwas? Auch war nem Gott, geschworen: »Dein Sohn Salo-
er sehr schön von Gestalt; und [seine mo soll König sein nach mir, und er soll
Mutter] hatte ihn nach Absalom gebo- auf meinem Thron sitzen!« 18 Nun aber,
ren. siehe, ist Adonija König geworden; und
7 Und er traf Absprachen mit Joab, dem du, mein Herr und König, weißt nichts
Sohn der Zeruja, und mit Abjatar, dem davon. 19 Er hat Stiere und Mastvieh und
Priester; die unterstützten Adonija. 8 Aber viele Schafe geopfert und hat alle Söhne
der Priester Zadok und Benaja, der Sohn des Königs eingeladen, dazu Abjatar,
Jojadas, und der Prophet Nathan und den Priester, und Joab, den Heerführer.
Simei und Rei und die Helden Davids Aber deinen Knecht Salomo hat er nicht
hielten nicht zu Adonija. eingeladen. 20 Du bist es aber, mein Herr
9 Und als Adonija Schafe und Rinder und und König, auf den die Augen von ganz
Mastvieh opferte bei dem Stein Sochelet, Israel sehen, daß du ihnen verkündest,
der neben der Quelle Rogel liegt, lud er wer nach meinem Herrn und König
alle seine Brüder ein, die Söhne des Kö- auf seinem Thron sitzen soll! 21 Und es
nigs, und alle Männer Judas, die Knech- wird geschehen, wenn mein Herr und
te des Königs. 10 Aber den Propheten König bei seinen Vätern liegt, so werden
Nathan und Benaja und die Helden und ich und mein Sohn Salomo es büßen
seinen Bruder Salomob lud er nicht ein. müssen!

a (1,4) w. er erkannte sie nicht. b (1,10) bed. »Der Friedliche / Mann des Friedens«.
374 1. KÖNIGE 1
22 Während sie noch mit dem König re- auf mein Maultier und führt ihn hinab
dete, siehe, da kam der Prophet Nathan. zur Gihon[-Quelle]! 34 Und der Priester
23 Da meldete man dem König und Zadok und der Prophet Nathan sollen
sprach: Siehe, der Prophet Nathan ist ihn dort zum König über Israel salben;
da! Und als er vor den König hineinkam, und stoßt in das Schopharhorn und ruft:
verneigte er sich vor dem König mit dem Es lebe der König Salomo! 35 Und zieht
Angesicht zur Erde. hinter ihm herauf, und er soll kommen
24 Und Nathan sprach: Mein Herr und und auf meinem Thron sitzen und König
König, hast du gesagt: »Adonija soll sein an meiner Stelle; denn ich habe ihn
nach mir König sein, und er soll auf dazu bestimmt, daß er Fürst über Israel
meinem Thron sitzen«? 25 Denn er ist und Juda sein soll!
heute hinabgegangen und hat Stiere und 36 Da antwortete Benaja, der Sohn Joja-
Mastvieh und viele Schafe geopfert und das, dem König und sprach: Amen! So
hat alle Söhne des Königs eingeladen spreche auch der HERR, der Gott meines
und die Heerführer, dazu den Priester Herrn, des Königs! 37 Wie der HERR mit
Abjatar. Und siehe, sie essen und trinken meinem Herrn, dem König, gewesen ist,
vor ihm und sagen: Es lebe der König so sei er auch mit Salomo, und er mache
Adonija! 26 Aber mich, deinen Knecht, seinen Thron noch größer als den Thron
und Zadok, den Priester, und Benaja, den meines Herrn, des Königs David!
Sohn Jojadas, und deinen Knecht Salomo 38 Da gingen der Priester Zadok und der
hat er nicht eingeladen. 27 Ist das alles Prophet Nathan und Benaja, der Sohn
von meinem Herrn, dem König, befohlen Jojadas, und die Kreter und Pletera hinab
worden, und hast du deinen Knecht nicht und setzten Salomo auf das Maultier des
wissen lassen, wer auf dem Thron meines Königs David und führten ihn zur Gihon
Herrn, des Königs, nach ihm sitzen soll? [-Quelle]. 39 Und der Priester Zadok nahm
das Ölhorn aus dem Zelt und salbte Salo-
Salomo wird zum König gesalbt mo, und sie stießen in das Schopharhorn,
28 Der König David antwortete und und das ganze Volk rief: Es lebe der König
sprach: Ruft mir Bathseba! Und sie kam Salomo! 40 Und das ganze Volk zog hinter
hinein vor den König; und als sie vor dem ihm herauf, und das Volk blies auf Flöten
König stand, 29 da schwor der König und und war sehr fröhlich, so daß die Erde von
sprach: So wahr der HERR lebt, der meine ihrem Geschrei erzitterte.
Seele aus aller Not erlöst hat, 30 ich will 41 Adonija aber hörte es samt allen
heute so handeln, wie ich es dir bei dem Gästen, die bei ihm waren, als sie eben
HERRN, dem Gott Israels, geschworen das Mahl beendigt hatten. Als aber Joab
habe, indem ich sprach: Salomo, dein den Schall des Schopharhornes hörte,
Sohn, soll König nach mir sein, und er sprach er: Was soll das Geschrei und der
soll an meiner Stelle auf meinem Thron Tumult in der Stadt? 42 Während er aber
sitzen! 31 Da verneigte sich Bathseba mit noch redete, siehe, da kam Jonathan, der
ihrem Angesicht zur Erde und warf sich Sohn des Priesters Abjatar. Und Adonija
vor dem König nieder und sprach: Mein sprach: Komm herein; denn du bist ein
Herr, der König David, lebe ewiglich! tüchtiger Mann und bringst [gewiß] gute
32 Und der König David sprach: Ruft Botschaft!
mir den Priester Zadok und den Pro- 43 Jonathan aber antwortete und sprach
pheten Nathan und Benaja, den Sohn zu Adonija: Fürwahr, unser Herr, der
Jojadas! Und als sie vor den König hin- König David, hat Salomo zum König
einkamen, 33 da sprach der König zu gemacht! 44 Und der König hat den
ihnen: Nehmt die Knechte eures Herrn Priester Zadok mit ihm gesandt und den
mit euch und setzt meinen Sohn Salomo Propheten Nathan und Benaja, den Sohn
Jojadas, und die Kreter und Pleter, und
a (1,38) Bezeichnung der Leibwache Davids. sie haben ihn auf das Maultier des Kö-
1. KÖNIGE 1.2 375
nigs gesetzt. 45 Und der Priester Zadok Zeugnisse hältst, wie es im Gesetz Moses
und der Prophet Nathan haben ihn zum geschrieben steht, damit du Gelingen
König gesalbt bei der Gihon[-Quelle], hast in allem, was du tust und wohin du
und sie sind mit Freuden von dort her- dich wendest; 4 damit der HERR sein Wort
aufgezogen, so daß die ganze Stadt in Be- bestätigt, das er über mich geredet hat,
wegung ist. Das ist das Geschrei, das ihr indem er sagte: »Wenn deine Söhne auf
gehört habt. 46 Dazu hat sich Salomo auf ihre Wege achten, daß sie in Wahrheit vor
den königlichen Thron gesetzt. 47 Und mir wandeln, mit ihrem ganzen Herzen
auch die Knechte des Königs sind hin- und mit ihrer ganzen Seele, so soll es dir
eingegangen, um unserem Herrn, dem niemals — sprach er — an einem Mann
König David, Glück zu wünschen, und sie fehlen auf dem Thron Israels!«
haben gesagt: »Dein Gott mache den Na- 5 Du weißt aber auch, was mir Joab, der
men Salomos noch herrlicher als deinen Sohn der Zeruja, getan hat, wie er an den
Namen und mache seinen Thron noch beiden Heerführern Israels, an Abner,
größer als deinen Thron!« Und der König dem Sohn Ners, und an Amasa, dem Sohn
hat auf seinem Lager angebetet! 48 Und Jeters, gehandelt hat, wie er sie umge-
außerdem hat der König so gesprochen: bracht und so Kriegsblut [mitten] im Frie-
Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, der den vergossen und Kriegsblut an seinen
mir heute einen Thronerben gegeben hat Gürtel gebracht hat, der um seine Lenden
vor meinen Augen! war, und an seine Schuhe, die an seinen
49 Da erschraken die Gäste, die bei Ado- Füßen waren. 6 So handle nun nach dei-
nija waren, und sie brachen auf und gin- ner Weisheit, und laß seine grauen Haare
gen jeder seines Weges. 50 Adonija aber nicht in Frieden ins Totenreich fahren!
fürchtete sich vor Salomo und machte 7 Aber den Söhnen Barsillais, des Gilea-
sich auf, ging hin und ergriff die Hörner diters, sollst du Güte erweisen, und sie
des Altars. 51 Das meldete man Salomo sollen unter denen sein, die an deinem
und sprach: Siehe, Adonija fürchtet den Tisch essen, denn ebenso hielten sie
König Salomo; und siehe, er hält sich an sich zu mir, als ich vor deinem Bruder
den Hörnern des Altars und spricht: »Der Absalom floh.
König Salomo schwöre mir heute, daß er 8 Und siehe, du hast bei dir Simei, den
seinen Knecht nicht mit dem Schwert tö- Sohn Geras, den Benjaminiter, von
ten wolle!« 52 Und Salomo sprach: Wenn Bachurim, der mir bitter und schändlich
er sich als rechtschaffener Mann erweist, fluchte zu der Zeit, als ich nach Mahana-
so soll kein Haar von ihm auf die Erde jim ging. Als er aber dann an den Jordan
fallen; wenn aber Böses an ihm gefun- herab mir entgegenkam, da schwor ich
den wird, so muß er sterben! 53 Und der ihm bei dem HERRN und sprach: Ich will
König Salomo sandte hin und ließ ihn dich nicht mit dem Schwert töten! 9 Nun
vom Altar herabholen. Und als er kam, aber laß du ihn nicht ungestraft; denn
fiel er vor dem König Salomo nieder. du bist ein weiser Mann und wirst wohl
Salomo aber sprach zu ihm: Geh hin in wissen, was du ihm tun sollst, damit du
dein Haus! seine grauen Haare mit Blut ins Toten-
reich hinunterbringst!
Davids letzte Anweisungen und sein Tod 10 Und David legte sich zu seinen Vä-
Als nun die Zeit kam, daß David tern und wurde begraben in der Stadt
sterben sollte, gebot er seinem Sohn Davids. 11 Die Zeit aber, die David über
Salomo und sprach: 2 Ich gehe hin den Israel regierte, betrug 40 Jahre. Sieben
Weg aller Welt. So sei nun stark und sei Jahre lang war er König in Hebron und
ein Mann! 3 Und befolge die Anordnun- 33 Jahre lang in Jerusalem. 12 Und Sa-
gen des HERRN, deines Gottes, daß du in lomo saß auf dem Thron seines Vaters
seinen Wegen wandelst, seine Satzungen, David, und sein Königtum war fest
seine Gebote, seine Rechte und seine gegründet.
376 1. KÖNIGE 2
Adonijas Intrige und Ende David gesetzt und mir ein Haus bereitet
13 Adonija aber, der Sohn der Haggit, kam hat, wie er gesagt hat: Heute noch soll
hinein zu Bathseba, der Mutter Salomos. Adonija sterben! 25 Und der König Salo-
Und sie sprach: Kommst du auch in mo sandte Benaja, den Sohn Jojadas; der
Frieden? Er sprach: Ja, in Frieden! 14 Und stieß ihn nieder, so daß er starb.
er sagte: Ich habe mit dir zu reden. Sie 26 Und zu dem Priester Abjatar sprach der
erwiderte: Rede! 15 Und er sprach: Du König: Geh hin nach Anatot, auf deine
weißt, daß das Königtum mir zukam und Felder; denn du bist ein Mann des Todes;
daß ganz Israel sein Angesicht auf mich aber ich will dich heute nicht töten, weil
gerichtet hatte, daß ich König sein sollte; du die Lade GOTTES, des Herrn, getragen
nun aber ist mir das Königtum entgangen hast vor meinem Vater David und alles
und meinem Bruder zugefallen; denn es mitgelitten hast, was mein Vater gelitten
war ihm vom HERRN bestimmt. 16 Nun hat! 27 So verstieß Salomo den Abjatar,
habe ich eine einzige Bitte an dich; daß er nicht mehr Priester des HERRN
weise mich nicht ab! Sie sprach zu ihm: sein durfte, wodurch das Wort des HERRN
Rede! 17 Und er sagte: Sprich doch mit erfüllt wurde, das er in Silo über das Haus
dem König Salomo — denn dich wird er Elis geredet hatte.
nicht abweisen —, daß er mir Abischag,
die Schunemiterin, zur Frau gibt! 18 Und Salomos Vergeltung für die Gegner Davids
Bathseba sprach: Gut, ich will deinetwe- 28 Und das Gerücht davon kam vor Joab;
gen mit dem König reden! denn Joab hatte zu Adonija gehalten,
19 So kam Bathseba hinein zum König während er nicht zu Absalom gehalten
Salomo, um mit ihm zu reden wegen hatte. Da floh Joab in das Zelt des HERRN
Adonija. Und der König stand auf und und ergriff die Hörner des Altars. 29 Und
ging ihr entgegen und verneigte sich vor es wurde dem König Salomo berichtet:
ihr und setzte sich auf seinen Thron. Und Joab ist zum Zelt des HERRN geflohen,
auch für die Mutter des Königs wurde ein und siehe, er steht am Altar! Da sandte
Thron hingestellt, und sie setzte sich zu Salomo Benaja, den Sohn Jojadas, und
seiner Rechten. 20 Und sie sprach: Ich sprach: Geh, erschlage ihn!
habe eine kleine Bitte an dich; weise 30 Als nun Benaja zum Zelt des HERRN
mich nicht ab! Der König sprach zu ihr: kam, sprach er zu ihm: So spricht der
Bitte, meine Mutter; denn dich werde ich König: Geh hinaus! Er sprach: Nein,
nicht abweisen! 21 Sie sprach: Man gebe sondern hier will ich sterben! Und Benaja
Abischag, die Schunemiterin, deinem brachte dem König Bescheid und sprach:
Bruder Adonija zur Frau! So hat Joab gesprochen, und so hat er
22 Da antwortete der König Salomo und mir geantwortet! 31 Der König sprach
sprach zu seiner Mutter: Und warum zu ihm: Mache es so, wie er gesagt hat;
bittest du für Adonija um Abischag, die erschlage ihn und begrabe ihn, damit du
Schunemiterin? Bitte für ihn auch um das Blut, das Joab ohne Grund vergos-
das Königreich — denn er ist mein älterer sen hat, von mir und dem Haus meines
Bruder —, sowohl für ihn als auch für Ab- Vaters hinwegnimmst! 32 Und der HERR
jatar, den Priester, und für Joab, den Sohn lasse sein Blut auf seinen eigenen Kopf
der Zeruja!a 23 Und der König Salomo kommen, weil er zwei Männer erschla-
schwor bei dem HERRN und sprach: Gott gen hat, die gerechter und besser waren
tue mir dies und das — dieses Wort soll als er, und sie mit dem Schwert umge-
Adonija das Leben kosten! 24 Und nun, bracht hat, ohne daß mein Vater David
so wahr der HERR lebt, der mich bestätigt etwas davon wußte: nämlich Abner, den
und mich auf den Thron meines Vaters Sohn Ners, den Heerführer Israels, und

a (2,22) Nach den damaligen Sitten bedeutete eine Heirat mit Abischag, daß Adonija noch einmal seinen
Anspruch auf den Königsthron geltend machte.
1. KÖNIGE 2.3 377
Amasa, den Sohn Jeters, den Heerfüh- gegeben habe? 44 Und der König sprach
rer Judas! 33 Ihr Blut komme auf Joabs zu Simei: Du weißt um all das Böse, das
Kopf und auf den Kopf seines Samens du meinem Vater David zugefügt hast;
ewiglich; David aber und sein Same, sein dein Herz ist sich dessen bewußt. So wird
Haus und sein Thron, sollen ewiglich nun der HERR deine Bosheit auf deinen ei-
Frieden von dem HERRN haben! genen Kopf kommen lassen! 45 Aber der
34 Da ging Benaja, der Sohn Jojadas, hin- König Salomo wird gesegnet sein, und
auf und stieß ihn nieder und tötete ihn; der Thron Davids wird feststehen vor
und er wurde in seinem Haus begraben dem HERRN ewiglich! 46 Und der König
in der Wüste. 35 Da setzte der König gebot Benaja, dem Sohn Jojadas; der ging
Benaja, den Sohn Jojadas, an seiner Stelle hinaus und stieß ihn nieder, daß er starb.
über das Heer; den Priester Zadok aber Und die Königsherrschaft wurde gefestigt
setzte der König an die Stelle Abjatars. in der Hand Salomos.
36 Und der König sandte hin und ließ
Simei rufen und sprach zu ihm: Baue dir Der HERR erscheint Salomo.
ein Haus in Jerusalem und wohne dort; Salomos Gebet um Weisheit
2Chr 1,1-13
und geh nicht von dort hinaus, weder
hierhin noch dorthin! 37 An dem Tag, an Und Salomo verschwägerte sich mit
dem du hinausgehen und den Bach Kid- dem Pharao, dem König von Ägypten,
ron überschreiten wirst, sollst du wissen, und nahm die Tochter des Pharao zur
daß du gewiß sterben mußt; dein Blut Frau und brachte sie in die Stadt Davids,
sei auf deinem Kopf! 38 Da sprach Simei bis er sein Haus und das Haus des HERRN
zum König: Das Wort ist gut; so wie es und die Mauern um Jerusalem her fertig-
mein Herr, der König, gesagt hat, so wird gebaut hatte. 2 Nur opferte das Volk noch
dein Knecht es machen! So wohnte Simei auf den Höhen; denn dem Namen des
lange Zeit in Jerusalem. HERRN war noch kein Haus gebaut worden
39 Es geschah aber nach drei Jahren, daß bis zu jener Zeit. 3 Salomo aber liebte den
dem Simei zwei Knechte davonliefen zu HERRN, so daß er in den Ordnungen sei-
Achis, dem Sohn Maachas, dem König nes Vaters David wandelte; nur brachte er
von Gat. Und es wurde Simei gemeldet: Schlachtopfer und Räucheropfer auf den
Siehe, deine Knechte sind in Gat! 40 Da Höhen dar. 4 Und der König ging nach
machte sich Simei auf und sattelte sei- Gibeon, um dort zu opfern; denn das
nen Esel und ritt nach Gat zu Achis, um war die bedeutendste Höhe. Und Salomo
seine Knechte zu suchen. Und Simei kam opferte 1 000 Brandopfer auf jenem Altar.
wieder und brachte seine Knechte von 5 In Gibeon erschien der HERR dem
Gat zurück. Salomo bei Nacht im Traum. Und Gott
41 Und es wurde dem Salomo gemeldet, sprach: Bitte, was ich dir geben soll! 6 Und
daß Simei von Jerusalem nach Gat ge- Salomo sprach: Du hast deinem Knecht,
gangen und wiedergekommen sei. 42 Da meinem Vater David, große Gnade er-
sandte der König hin und ließ Simei wiesen, wie er denn vor dir gewandelt ist
rufen und sprach zu ihm: Habe ich von in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit
dir nicht einen Eid genommen bei dem aufrichtigem Herzen dir gegenüber, und
HERRN und dir bezeugt und gesagt: An du hast ihm diese große Gnade bewahrt
dem Tag, an dem du ausziehen und hier- und ihm einen Sohn gegeben, der auf
hin oder dorthin gehen wirst, sollst du seinem Thron sitzt, wie es an diesem Tag
wissen, daß du unbedingt sterben mußt? [offenbar] ist. 7 Weil du nun, o HERR, mein
Und du hast zu mir gesagt: Das Wort ist Gott, deinen Knecht zum König gemacht
gut; ich habe es gehört! 43 Warum hast hast an Stelle meines Vaters David, ich
du dich denn nicht gehalten an den Eid aber ein junger Bursche bin, der weder
[— den du] bei dem HERRN [geschworen aus- noch einzugehen weiß; 8 und weil
hast —] und an das Gebot, das ich dir dein Knecht mitten unter deinem Volk
378 1. KÖNIGE 3.4
ist, das du erwählt hast, einem Volk, das meiner Seite, als deine Magd schlief, und
so groß ist, daß es vor Menge niemand legte ihn in ihre Arme, und ihren toten
zählen noch berechnen kann — 9 so gib Sohn legte sie in meine Arme. 21 Und
du deinem Knecht doch ein verständiges als ich am Morgen aufstand, um meinen
Herz, daß er dein Volk zu richten versteht Sohn zu stillen, siehe, da war er tot! Und
und unterscheiden kann, was gut und ich betrachtete ihn am Morgen genau,
böse ist. Denn wer kann dieses dein gro- und siehe, es war nicht mein Sohn, den
ßes Volk richten? ich geboren hatte!
10 Und es war dem HERRN wohlgefällig, 22 Die andere Frau aber sprach: Nein,
daß Salomo um dies bat. 11 Und Gott sondern mein Sohn lebt und dein Sohn
sprach zu ihm: Weil du um dies bittest, ist tot! Jene aber sprach: Nein, dein Sohn
und nicht um langes Leben und um ist tot und mein Sohn lebt! So redeten sie
Reichtum und um den Tod deiner Fein- vor dem König.
de bittest, sondern um Einsicht zum 23 Und der König sprach: Diese spricht:
Verständnis des Rechts, 12 siehe, so habe Der Sohn, der lebt, ist mein Sohn, und
ich nach deinen Worten gehandelt. Siehe, dein Sohn ist tot! Jene spricht: Nein, dein
ich habe dir ein weises und verständiges Sohn ist tot, und mein Sohn lebt! 24 Da
Herz gegeben, daß deinesgleichen vor sprach der König: Bringt mir ein Schwert!
dir nicht gewesen ist und deinesgleichen Und man brachte das Schwert vor den
auch nach dir nicht aufkommen wird. König. 25 Da sprach der König: Zer-
13 Dazu habe ich dir auch gegeben, was schneidet das lebendige Kind in zwei
du nicht erbeten hast, Reichtum und Teile und gebt dieser die eine Hälfte und
Ehre, so daß deinesgleichen nicht sein jener die andere Hälfte!
soll unter den Königen dein ganzes 26 Da sprach die Frau, welcher der leben-
Leben lang. 14 Und wenn du in meinen dige Sohn gehörte, zum König — denn
Wegen wandeln wirst, daß du meine ihr Erbarmen über ihren Sohn regte sich
Satzungen und Gebote befolgst, wie dein in ihr — und sagte: Bitte, mein Herr, gebt
Vater David gewandelt ist, so will ich dir ihr das lebendige Kind und tötet es nur
ein langes Leben geben! nicht! Jene aber sprach: Es soll weder
15 Und als Salomo erwachte, siehe, da mir noch dir gehören — teilt es! 27 Da
war es ein Traum. Als er nun nach Jeru- antwortete der König und sprach: Gebt
salem kam, trat er vor die Bundeslade des dieser das lebendige Kind und tötet es ja
HERRN und opferte Brandopfer und Frie- nicht! Sie ist seine Mutter!
densopfer und veranstaltete ein Mahl für 28 Als nun ganz Israel hörte, was für ein
alle seine Knechte. Urteil der König gefällt hatte, da fürch-
teten sie sich vor dem König; denn sie
Salomos weises Urteil sahen, daß die Weisheit Gottes in seinem
Ps 72,1-4
Herzen war, um Recht zu schaffen.
16 Zu jener Zeit kamen zwei Huren zum
König und traten vor ihn. 17 Und die eine Salomos oberste Beamte
Frau sprach: Ach, mein Herr, ich und Und der König Salomo regierte über
diese Frau wohnten in demselben Haus, ganz Israel. 2 Und dies waren seine
und ich gebar bei ihr im Haus; 18 und es obersten Beamten: Asarja, der Sohn des
geschah, drei Tage nachdem ich geboren Priesters Zadok, 3 Elihoreph und Achija,
hatte, gebar sie auch. Und wir waren die beiden Söhne Sisas, waren Schrei-
beieinander, und kein Fremder war mit ber; Josaphat, der Sohn Achiluds, war
uns im Haus, nur wir beide waren im Kanzleischreiber, 4 und Benaja, der Sohn
Haus. 19 Und der Sohn dieser Frau starb Jojadas, war Heerführer; Zadok aber und
in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf Abjatar waren Priester; 5 Asarja, der Sohn
erdrückt. 20 Und sie stand mitten in der Nathans, war über die Aufseher [gesetzt];
Nacht auf und nahm meinen Sohn von Sabud, der Sohn Nathans, war Minister,
1. KÖNIGE 4.5 379
der Freund des Königs. 6 Achisar war 4 Denn er herrschte im ganzen Land
über das Haus [gesetzt], und Adoniram, diesseits des [Euphrat-]Stromes von
der Sohn Abdas, über die Fronarbeit. Tiphsach bis nach Gaza, über alle Könige
7 Und Salomo hatte zwölf Aufseher über diesseits des Stromes; und er hatte Frie-
ganz Israel, die den König und sein Haus den auf allen Seiten ringsum. 5 Und Juda
mit Speise versorgten; je einen Monat und Israel wohnten sicher, jeder unter
im Jahr war jeder mit der Versorgung seinem Weinstock und unter seinem
beauftragt. 8 Und dies sind ihre Na- Feigenbaum, von Dan bis Beerscheba,
men: Der Sohn Hurs auf dem Bergland solange Salomo lebte. 6 Und Salomo hat-
Ephraim; 9 der Sohn Dekers in Makaz und te 40 000 Stallplätze für die Pferde seiner
in Saalbim und in Beth-Schemesch und in Streitwagen und 12 000 Reiter.
Elon-Beth-Hanan; 10 der Sohn Heseds in 7 Und jene Aufseher versorgten den
Arubbot, über Socho und das ganze Land König Salomo und alle, die zum Tisch
Hepher; 11 der Sohn Abinadabs über ganz des Königs Salomo kamen, mit Speise,
Naphet-Dor. Dieser hatte Taphat, eine jeder in seinem Monat; sie ließen es an
Tochter Salomos, zur Frau. 12 Baana, der nichts mangeln. 8 Auch die Gerste und
Sohn Achiluds, in Taanach und Megiddo das Stroh für die Kampfpferde und die
und über das ganze Beth-Schean, das ne- Wagenpferde brachten sie an den Ort, wo
ben Zartan unterhalb von Jesreel liegt, von es nötig war, jeder nach seiner Ordnung.
Beth-Schean bis nach Abel-Mechola, bis
jenseits von Jokmeam. 13 Der Sohn Gebers Salomos Weisheit und Ruhm
in Ramot in Gilead, der hatte die Dörfer 9 Und Gott gab Salomo Weisheit und sehr
Jairs, des Sohnes Manasses, in Gilead und viel Verstand und Weite des Herzens, wie
das Gebiet von Argob, das in Baschan liegt; der Sand, der am Meeresufer liegt. 10 Und
60 große Städte, mit Mauern und ehernen die Weisheit Salomos war größer als die
Riegeln [geschützt]. 14 Achinadab, der Weisheit aller Söhne des Ostens und als
Sohn Iddos, in Mahanajim; 15 Achimaaz in alle Weisheit der Ägypter. 11 Ja, er war wei-
Naphtali; auch er nahm sich eine Tochter ser als alle Menschen, auch weiser als Etan,
Salomos, Basmat, zur Frau. 16 Baana, der der Esrachiter, und Heman und Kalkol und
Sohn Husais, in Asser und Bealot. 17 Josa- Darda, die Söhne Machols; und er wurde
phat, der Sohn Paruahs, in Issaschar. 18 Si- berühmt unter allen Völkern ringsum.
mei, der Sohn Elas, in Benjamin. 19 Geber, 12 Und er redete 3 000 Sprüche; und die
der Sohn Uris, im Land Gilead, im Land Zahl seiner Lieder war 1 005. 13 Er redete
Sihons, des Königs der Amoriter, und Ogs, auch von den Bäumen, von der Zeder auf
des Königs von Baschan. Nur ein Aufseher dem Libanon bis zum Ysop, der aus der
war in diesem Land. 20 Aber Juda und Isra- Mauer wächst. Auch redete er vom Vieh,
el waren zahlreich wie der Sand am Meer. von den Vögeln, vom Gewürm und von
Sie aßen und tranken und waren fröhlich. den Fischen. 14 Und sie kamen aus allen
Völkern, um Salomos Weisheit zu hören,
Salomos Ansehen und Hofhaltung von allen Königen auf Erden, die von sei-
So war Salomo Herrscher über alle ner Weisheit gehört hatten.
Königreiche, vom [Euphrat-]Strom bis
zum Philisterland und bis an die Grenze Vorbereitungen zum Bau des Tempels
Ägyptens; sie brachten ihm Abgaben und 15 Und Hiram, der König von Tyrus,
dienten ihm sein Leben lang. sandte seine Knechte zu Salomo, denn
2 Salomo aber brauchte zum Unterhalt er hatte gehört, daß man ihn an Stelle
täglich 30 Kor Feinmehl und 60 Kor an- seines Vaters zum König gesalbt hatte;
deres Mehl; 3 zehn gemästete Rinder und nämlich Hiram war nämlich allezeit ein
20 Weiderinder und 100 Schafe, außer Freund Davids gewesen.
den Hirschen und Gazellen und Dam- 16 Und Salomo sandte zu Hiram und ließ
hirschen und dem gemästeten Geflügel. ihm sagen: 17 Du weißt, daß mein Vater
380 1. KÖNIGE 5.6
David dem Namen des HERRN, seines Got- verheißen hatte; und es war Friede zwi-
tes, kein Haus bauen konnte wegen der schen Hiram und Salomo; und die beiden
Kriege, in die [seine Feinde] ihn verwickel- machten einen Bund miteinander.
ten, bis der HERR sie unter seine Fußsohlen 27 Der König Salomo rekrutierte auch
legte. 18 Nun aber hat mir der HERR, mein Fronarbeiter aus ganz Israel; und die Zahl
Gott, ringsum Ruhe verschafft, so daß kein der Fronarbeiter betrug 30 000 Mann.
Widersacher noch ein bösartiger Angriff 28 Und er sandte sie abwechselnd auf den
mehr [zu erwarten] ist. 19 Siehe, nun ge- Libanon, jeden Monat 10 000 Mann, so daß
denke ich dem Namen des HERRN, meines sie einen Monat auf dem Libanon waren
Gottes, ein Haus zu bauen, so wie der HERR und zwei Monate daheim. Und Adoniram
zu meinem Vater David geredet hat, indem war über die Fronarbeiter gesetzt. 29 Und
er sprach: Dein Sohn, den ich an deiner Salomo hatte 70 000 Lastträger und 80 000
Stelle auf den Thron setzen werde, der soll Steinhauer im Gebirge, 30 ohne die Ober-
meinem Namen ein Haus bauen! aufseher Salomos, die über das Werk
20 So gebiete nun, daß man mir Zedern gesetzt waren, nämlich 3 300, die über das
vom Libanon haut; und meine Knechte Volk, das am Werk arbeitete, zu gebieten
sollen mit deinen Knechten sein, und hatten. 31 Und der König gebot, und sie
den Lohn deiner Knechte will ich dir brachen große Steine aus, kostbare Steine,
geben, soviel du verlangst; denn dir ist um den Grunda des Hauses mit Quader-
bekannt, daß niemand unter uns ist, der steinen zu legen. 32 Und die Bauleute
Holz zu hauen versteht wie die Zidonier! Salomos und die Bauleute Hirams und
21 Als nun Hiram die Worte Salomos die Gibliter behauten sie und bereiteten
hörte, da freute er sich sehr und sprach: das Holz und die Steine für den Bau des
Der HERR sei heute gelobt, der David Hauses.
einen weisen Sohn gegeben hat über
dieses große Volk! 22 Und Hiram sandte Der Bau des Tempels
2Chr 3
zu Salomo und ließ ihm sagen: Ich habe
[die Botschaft] gehört, die du mir gesandt Und es geschah im vierhundertacht-
hast; ich will nach all deinem Begeh- zigsten Jahr nach dem Auszug der
ren handeln betreffs des Zedern- und Kinder Israels aus dem Land Ägypten, im
Zypressenholzes. 23 Meine Knechte sollen vierten Jahr der Regierung Salomos über
[die Stämme] vom Libanon an das Meer Israel, im Monat Siv, das ist der zweite
hinabbringen; darauf will ich sie als Flö- Monat, da baute er dem HERRN das Haus.
ße auf dem Meer bis an den Ort bringen, 2 Das Hausb aber, das der König Salomo
den du mir angeben wirst, und ich will sie dem HERRN baute, war 60 Ellen lang, 20
wieder zerlegen lassen, und du sollst sie Ellen breit und 30 Ellen hoch. 3 Und die
holen lassen. Aber du sollst auch mein Be- Vorhalle vor der Tempelhalle des Hau-
gehren erfüllen und mir geben, was mein ses:c 20 Ellen lang, gemäß der Breite des
Haus an Speise braucht! Hauses, und 10 Ellen breit, vor dem Haus
24 So gab Hiram dem Salomo Zedern- her. 4 Und er machte am Haus Fenster
und Zypressenholz nach all seinem mit fest eingefügtem Gitterwerk. 5 Und
Begehren. 25 Salomo aber gab dem Hi- er baute an die Wand des Hauses einen
ram 20 000 Kor Weizen zur Speise für sein Anbau ringsum, an die Wände des Hau-
Haus und 20 Kor feines Olivenöl. Dies gab ses ringsum, sowohl der Tempelhalle
Salomo dem Hiram alljährlich. 26 Und als auch des Sprachortes,d und erstellte
der HERR gab Salomo Weisheit, wie er ihm Seitenräume ringsum. 6 Das unterste

a (5,31) d.h. das Fundament. Allerheiligstes (= »Sprachort«).


b (6,2) d.h. das eigentliche Tempelgebäude. d (6,5) »Sprachort« ist eine Bezeichnung für das
c (6,3) Der Tempel Salomos bestand aus drei Allerheiligste, wo Gott sich vom Sühnedeckel her
Teilen: Vorhalle, Heiliges (= »Tempelhalle«) und durch sein Wort offenbarte (vgl. 2Mo 25,22).
1. KÖNIGE 6 381
Stockwerk war 5 Ellen breit, das mittlere das Zedernholz inwendig am Haus war
6 Ellen und das dritte 7 Ellen breit; denn Schnitzwerk von Koloquinten und offe-
er machte Absätze an der Außenseite des nen Blumen. Alles war aus Zedernholz,
Hauses ringsum, so daß sie nicht in die so daß man keinen Stein sah.
Wände des Hauses eingriffen. 19 Und den Sprachort richtete er im Inne-
7 Und als das Haus erbaut wurde, da ren des Hauses her, um die Bundeslade
wurde es aus Steinen gebaut, die fertig des HERRN dorthin zu stellen. 20 Und das
behauen aus dem Bruch kamen, so daß Innere des Sprachortes: 20 Ellen lang und
man weder Hammer noch Meißel noch 20 Ellen breit und 20 Ellen hoch. Er über-
sonst ein eisernes Werkzeug im Haus zog ihn mit feinem Gold; auch den Altar
hörte, während es erbaut wurde. 8 Der aus Zedernholz überzog er damit.
Eingang zum mittleren Stockwerk be- 21 Und Salomo überzog das Haus inwen-
fand sich an der rechten Seite des Hau- dig mit feinem Gold, und er zog goldene
ses, und man stieg auf Wendeltreppen Ketten vor dem Sprachort her, den er
hinauf zum mittleren und vom mittleren mit Gold überzogen hatte. 22 Und das
zum dritten Stockwerk. 9 So baute er das ganze Haus überzog er mit Gold, das
Haus und vollendete es; und er deckte ganze Haus vollständig. Auch den Altar,
das Haus mit Brettern und Balkenreihen der zum Sprachort gehörte, überzog er
aus Zedernholz. 10 Er baute auch den mit Gold.
Anbau am ganzen Haus, 5 Ellen hoch, 23 Er machte im Sprachort auch zwei
und verband ihn mit dem Haus durch Cherubim aus Ölbaumholza, 10 Ellen
Zedernbalken. hoch. 24 Der eine Flügel des Cherubs
11 Und es erging das Wort des HERRN an maß 5 Ellen und der andere Flügel des
Salomo: 12 Was dieses Haus betrifft, das Cherubs 5 Ellen; 10 Ellen waren es vom
du gebaut hast: Wenn du in meinen Sat- Ende des einen Flügels bis zum Ende
zungen wandeln und meine Rechte tun des anderen Flügels. 25 Auch der ande-
und alle meine Gebote befolgen wirst, so re Cherub hatte 10 Ellen [Flügelweite].
daß du darin wandelst, so will ich mein Beide Cherubim hatten ein Maß und
Wort an dir erfüllen, das ich deinem eine Form. 26 Die Höhe des einen Che-
Vater David verheißen habe; 13 und rubs betrug 10 Ellen, ebenso die Höhe
ich will in der Mitte der Kinder Israels des anderen Cherubs. 27 Und er stellte
wohnen und will mein Volk Israel nicht die Cherubim ins innerste Haus. Und
verlassen! die Cherubim breiteten ihre Flügel aus,
14 So baute Salomo das Haus und vollen- so daß der Flügel des einen Cherubs die
dete es. 15 Und er verkleidete die Wände eine Wand und der Flügel des anderen
des Hauses inwendig mit Brettern von Cherubs die andere Wand berührte. Und
Zedern, vom Boden des Hauses an bis in der Mitte des Hauses berührte ein Flü-
zum Mauerwerk der Decke, und täfelte gel den anderen. 28 Und er überzog die
es inwendig mit Holz und belegte den Cherubim mit Gold.
Boden des Hauses mit Brettern aus 29 Und an allen Wänden des Hauses ließ
Zypressenholz. 16 Und er baute [einen er Schnitzwerk anbringen von Cheru-
Abschnitt] von 20 Ellen von der hinteren bim und Palmen und offenen Blumen,
Seite des Hauses her mit Zedernbret- innerhalb und außerhalb. 30 Auch den
tern, vom Boden bis zum Mauerwerk, Boden des Hauses überzog er mit Gold,
und baute es für ihn inwendig aus zum innerhalb und außerhalb.
Sprachort, zum Allerheiligsten. 17 Und 31 Den Eingang zum Sprachort versah er
das Haus, das ist die Tempelhalle, war 40 mit Türen aus Ölbaumholz. Die Türfas-
Ellen lang vor [dem Sprachort]. 18 Und sungen bildeten einen fünffach gestaffel-

a (6,23) d.h. Olivenholz. Cherubim sind Engelwesen, die in der Gegenwart Gottes sind und seine Heiligkeit
verteidigen (vgl. 1Mo 3,24; 1Sam 4,4; Hes 10).
382 1. KÖNIGE 6.7
ten Rahmen. 32 Und er machte zwei Tür- Fußboden bis zur Decke. 8 Und sein
flügel aus Ölbaumholz und ließ darauf Haus, in dem er wohnte, im anderen
Schnitzwerk von Cherubim, Palmen und Hof, einwärts von der Halle, war von der
offenen Blumen anbringen und überzog gleichen Bauart. Und Salomo baute auch
sie mit Gold; und auf die Cherubim und für die Tochter des Pharao, die er sich zur
die Palmen hämmerte er das Gold. Frau genommen hatte, ein Haus gleich
33 Und ebenso machte er für den Ein- dieser Halle.
gang der Tempelhalle Türfassungen aus 9 Dies alles wurde aus kostbaren Steinen
Ölbaumholz, mit einem vierfach gestaf- gefertigt, nach Maß behauen, mit der Säge
felten Rahmen, 34 und zwei Türflügel geschnitten auf der Innen- und Außensei-
aus Zypressenholz; aus zwei drehbaren te, vom Grund an bis zum Dach, und drau-
Blättern bestand der eine Flügel, und ßen bis zum großen Hof. 10 Die Grund-
aus zwei drehbaren Blättern der andere festen aber bestanden aus kostbaren,
Flügel. 35 Und er machte darauf Schnitz- großen Steinen, aus Steinen von 10 Ellen
werk von Cherubim, Palmen und offenen und Steinen von 8 Ellen [Länge], 11 und
Blumen und überzog sie mit Gold, das darüber lagen kostbare Steine, nach Maß
dem Schnitzwerk angepaßt war. 36 Auch behauen, und Zedernbalken. 12 Aber der
baute er den inneren Vorhof mit drei große Hof ringsumher hatte [eine Mauer
Lagen Quadersteinen und einer Lage von] drei Lagen behauener Steine und
Zedernbalken. einer Lage Zedernbalken; ebenso der
37 Im vierten Jahr, im Monat Siv, wurde innere Hof des Hauses des HERRN und die
der Grund zum Haus des HERRN gelegt; Vorhalle des Hauses.
38 und im elften Jahr, im Monat Bul, das
ist im achten Monat, wurde das Haus Die Ausstattung des Tempels
vollendet nach allen seinen Plänen und und seine Geräte
2Chr 2,12-14; 3,15-17; 4,2-6
Vorschriften, so daß er sieben Jahre lang
daran gebaut hatte. 13 Und der König Salomo sandte hin
und ließ Hiram von Tyrus holen; 14 der
Salomos eigener Palast war Sohn einer Witwe aus dem Stamm
Aber an seinem Haus baute Salomo Naphtali; sein Vater aber war ein Mann
13 Jahre lang, bis er es vollendet hatte. aus Tyrus, ein Erzschmied. Der war voll
2 Er baute nämlich das Haus des Liba- Weisheit, Verstand und Kunstsinn, um
non-Waldes; 100 Ellen lang, 50 Ellen breit allerlei Arbeiten in Erz auszuführen; und
und 30 Ellen hoch; auf vier Reihen von er kam zum König Salomo und führte alle
Zedernsäulen, auf denen Zedernbalken Arbeiten für ihn aus.
lagen; 3 und ein Dach von Zedernholz 15 Und er bildete die beiden ehernen
oben über den Gemächern, die über den Säulen; 18 Ellen hoch war jede Säule, ein
Säulen lagen, deren Zahl 45 betrug, je 15 Faden von 12 Ellen konnte sie umspan-
in einer Reihe. 4 Und [es hatte] Fenster- nen. 16 Und er machte zwei Kapitelle,
rahmen in drei Reihen, und [zwar] Fen- aus Erz gegossen, um sie oben auf die
ster gegenüber Fenster, dreimal. 5 Und Säulen zu setzen, und jedes Kapitell war
alle Türen und Pfosten waren viereckig, 5 Ellen hoch. 17 Netzförmiges Geflecht
mit einem Rahmen versehen, ein Fenster und Schnüre wie Ketten waren an den
gegenüber dem anderen, dreimal. Kapitellen oben auf den Säulen, sieben
6 Und er errichtete eine Säulenhalle, 50 an dem einen Kapitell und sieben an
Ellen lang und 30 Ellen breit, und vor ihr dem anderen Kapitell. 18 Und so mach-
noch eine Vorhalle mit Säulen und einem te er die Säulen; und zwei Reihen [von
vorspringenden Schirmdach davor. Granatäpfeln] gingen rings um das eine
7 Dazu erbaute er eine Thronhalle, wo er Geflecht, um die Kapitelle zu bedecken,
richtete, nämlich die Halle des Gerichts, die oben [auf den Säulen] waren, und
und er täfelte sie mit Zedernholz vom ebenso machte er es an dem anderen
1. KÖNIGE 7 383
Kapitell. 19 Und die Kapitelle oben auf ehernen Achsen; an seinen vier Ecken
den Säulen waren gemacht wie die Lilien waren Schulterstücke; unter dem Becken
in der Vorhalle, 4 Ellen [hoch]. 20 Und es waren die Schulterstücke angegossen,
waren Kapitelle auf den beiden Säulen gegenüber den Kränzen. 31 Und seine
auch oberhalb, nahe bei dem Wulst, der Öffnung, innerhalb des Kopfstückes und
hinter dem Geflecht war. Und es gab 200 darüber, maß eine Elle, und seine Öff-
Granatäpfel, ringsum in Reihen geord- nung war rund, nach Art eines Säulen-
net, [an dem einen und] an dem zweiten fußes, anderthalb Ellen; auch an seiner
Kapitell. 21 Und er richtete die Säulen Öffnung war Bildwerk; ihre Stege waren
auf beim Vorraum zur Tempelhalle; und viereckig, nicht rund. 32 Die vier Räder
er richtete die rechte Säule auf und gab aber standen unterhalb der Stege, und
ihr den Namen Jachin, und er richtete die die Halterungen der Räder waren an dem
linke Säule auf und gab ihr den Namen Gestell, und jedes Rad war anderthalb
Boas. 22 Und oben auf die Säulen kam Ellen hoch. 33 Und die Räder waren wie
das Lilienwerk. Damit war die Arbeit an Wagenräder gefertigt, und ihre Halterun-
den Säulen vollendet. gen, Felgen, Speichen und Naben waren
23 Er machte auch das gegossene Was- alle gegossen.
serbeckena, 10 Ellen weit von einem 34 Es waren auch vier Schulterstücke an
Rand bis zum anderen; es war rings- den vier Ecken eines jeden Gestells; diese
herum rund und 5 Ellen hoch, und Schulterstücke waren aus einem Guß mit
eine 30 Ellen lange Schnur konnte es dem Gestell. 35 Oben an dem Gestell war
umspannen. 24 Unterhalb seines Randes ein Aufsatz von der Höhe einer halben
umgaben es Koloquinten, je zehn auf die Elle ringsherum, gerundet, und oben am
Elle, rings um das Wasserbecken herum. Gestell waren seine Halterungen; diese
Es waren aber zwei Reihen Koloquinten, und die Stege waren aus einem Guß
gegossen aus einem Guß mit dem Was- mit ihm. 36 Und er grub auf die Flächen
serbecken. seiner Halterungen und auf seine Stege
25 Es stand auf zwölf Rindern, von denen Cherubim, Löwen und Palmbäume
drei gegen Norden, drei gegen Westen, ein, je nachdem Raum vorhanden war,
drei gegen Süden und drei gegen Osten und Kränze ringsum. 37 Auf diese Weise
gewandt waren; und das Wasserbecken machte er die zehn Gestelle: Sie waren
ruhte oben auf ihnen, und alle ihre Hin- alle aus einem Guß, nach einem Maß und
terteile waren nach innen gekehrt. 26 Sei- in einer Form.
ne Dicke aber betrug eine Handbreite, 38 Und er stellte zehn eherne Becken
und sein Rand war wie der Rand eines her, 40 Bat gingen in ein Becken; jedes
Bechers, wie die Blüte einer Lilie, und es war 4 Ellen weit, und auf jedem der zehn
enthielt 2 000 Bat. Gestelle war ein Becken. 39 Er setzte aber
27 Er machte auch zehn eherne Gestelle. fünf Gestelle auf die rechte Seite und
Jedes Gestell war 4 Ellen lang und 4 Ellen die anderen fünf auf die linke Seite des
breit und 3 Ellen hoch. 28 Diese Gestelle Hauses; und das Wasserbecken stellte
aber waren so eingerichtet, daß sie Stege er auf die rechte Seite des Hauses, nach
zwischen den Eckleisten hatten. 29 Und Südosten hin.
auf den Stegen zwischen den Eckleisten 40 Und Hiram machte die Töpfe, die
waren Löwen, Rinder und Cherubim; Schaufeln und die Sprengschalen; und
und auf den Eckleisten war es oben eben- so vollendete Hiram die Arbeit an dem
so, und unterhalb der Löwen und Rinder ganzen Werk, das er dem König Salo-
waren herabhängende Kränze. 30 Und mo für das Haus des HERRN zu machen
jedes Gestell hatte vier eherne Räder mit hatte: 41 die beiden Säulen und die Ku-

a (7,23) gemeint ist das Wasserbecken für die Waschung der Priester (vgl. 2Mo 30,17-21). Das hier verwendete
Wort kann auch »Meer« bedeuten; daher die Bezeichnung »ehernes Meer«.
384 1. KÖNIGE 7.8
geln der Kapitelle oben auf den beiden Stämme, die Fürsten der Vaterhäuser der
Säulen, und die beiden Geflechte, um Kinder Israels, zum König Salomo nach
die Kugeln der Kapitelle auf den Säulen Jerusalem, um die Bundeslade des HERRN
zu bedecken, 42 und die 400 Granat- hinaufzubringen aus der Stadt Davids,
äpfel an den beiden Geflechten, zwei das ist Zion. 2 Und alle Männer Israels
Reihen Granatäpfel an jedem Geflecht, versammelten sich zum König Salomo
um die zwei Kugeln der Kapitelle oben am Festa im Monat Etanim, das ist der
auf den Säulen zu bedecken, 43 dazu siebte Monat.
die zehn Gestelle und die zehn Becken 3 Und alle Ältesten von Israel kamen,
auf den Gestellen, 44 und das eine Was- und die Priester trugen die Lade des
serbecken und die zwölf Rinder unter HERRN, 4 und sie brachten die Lade des
dem Wasserbecken, 45 und die Töpfe, HERRN hinauf, dazu die Stiftshütte und alle
Schaufeln und die Sprengschalen. Und Geräte des Heiligtums, die in dem Zelt wa-
alle diese Geräte, die Hiram dem König ren. Das trugen die Priester und Leviten
Salomo machte für das Haus des HERRN, hinauf. 5 Und der König Salomo und die
waren aus glänzendem Erz. 46 In der ganze Gemeinde Israels, die sich zu ihm
Jordanebene ließ sie der König gießen versammelt hatte, standen mit ihm vor
in lehmiger Erde, zwischen Sukkot und der Lade und opferten Schafe und Rinder,
Zartan. 47 Und Salomo ließ alle diese Ge- so viele, daß man sie wegen der Menge
räte [ungewogen] wegen der sehr großen weder zählen noch berechnen konnte.
Menge des Erzes; das Gewicht des Erzes 6 Und die Priester brachten die Bundes-
konnte man nicht ermitteln. lade an ihren Ort, in den Sprachort des
48 Salomo machte auch alle Geräte, Hauses, in das Allerheiligste, unter die
die zum Haus des HERRN gehörten: den Flügel der Cherubim. 7 Denn die Cheru-
goldenen Altar und den goldenen Tisch, bim breiteten die Flügel aus über den Ort,
auf dem die Schaubrote lagen, 49 und die wo die Lade stand, und die Cherubim
Leuchter, fünf zur Rechten und fünf zur bedeckten die Lade und ihre Stangen von
Linken, vor dem Sprachort, aus feinem oben her. 8 Die Stangen aber waren so
Gold, mit Blumenwerk, Lampen und lang, daß man ihre Spitzen im Heiligtum
Lichtscheren aus Gold. 50 Dazu Schüs- vor dem Sprachort sehen konnte; aber
seln, Messer, Sprengschalen, Pfannen von außen sah man sie nicht. Und sie
und Räucherpfannen aus feinem Gold. blieben dort bis zu diesem Tag. 9 Es war
Auch die Angeln an den Türen des in- nichts in der Lade als nur die zwei steiner-
neren Hauses, des Allerheiligsten, und nen Tafeln, die Mose am Horeb hineinge-
an den Türen der Tempelhalle waren legt hatte, als der HERR mit den Kindern
aus Gold. Israels einen Bund machte, als sie aus
51 Und so wurde das ganze Werk vollen- dem Land Ägypten gezogen waren.
det, das der König Salomo für das Haus 10 Und es geschah, als die Priester aus
des HERRN ausführte. Und Salomo brach- dem Heiligtum hinausgingen, da erfüll-
te hinein, was sein Vater David geheiligt te die Wolke das Haus des HERRN, 11 so
hatte: das Silber und das Gold und die daß die Priester wegen der Wolke nicht
Geräte legte er in die Schatzkammer des hinzutreten konnten, um ihren Dienst
Hauses des HERRN. zu verrichten; denn die Herrlichkeit des
HERRN erfüllte das Haus des HERRN.
Die Bundeslade
wird in den Tempel gebracht Die Rede Salomos vor dem Volk
Damals versammelte Salomo die Äl- 12 Damals sprach Salomo: Der HERR hat
testen von Israel und alle Häupter der gesagt, er wolle im Dunkeln wohnen.

a (8,2) d.h. das Laubhüttenfest, das Fest schlechthin, in dem alle vorangegangenen sieben Feste (vgl. 3Mo 23)
zusammengefaßt sind.
1. KÖNIGE 8 385
13 Ich nun habe ein Haus gebaut, als nem Knecht David, meinem Vater, gehal-
Wohnung für dich, eine Stätte, daß du ten hast, was du ihm verheißen hattest;
ewiglich dort bleiben mögest! 14 Und der du hast es mit deinem Mund geredet,
König wandte sein Angesicht und segne- und mit deiner Hand hast du es erfüllt,
te die ganze Gemeinde Israels; denn die wie es heute der Fall ist.
ganze Gemeinde Israels stand da. 15 Und 25 Und nun, HERR, du Gott Israels, halte
er sprach: Gepriesen sei der HERR, der doch deinem Knecht David, meinem Va-
Gott Israels, der zu meinem Vater David ter, was du ihm versprochen hast, als du
durch seinen Mund geredet und es auch sagtest: »Es soll dir nicht fehlen an einem
durch seine Hand erfüllt hat, indem er Mann vor meinem Angesicht, der auf
sagte: 16 »Seit dem Tag, da ich mein Volk dem Thron Israels sitzt, wenn nur deine
Israel aus Ägypten herausführte, habe ich Söhne ihren Weg bewahren, daß sie vor
unter allen Stämmen Israels niemals eine mir wandeln, wie du vor mir gewandelt
Stadt erwählt, daß mir [dort] ein Haus ge- bist!« 26 Und nun, du Gott Israels, laß
baut würde, damit mein Name dort wäre; doch dein Wort wahr werden, das du zu
aber ich habe David erwählt, daß er über deinem Knecht David, meinem Vater,
mein Volk Israel herrsche.« geredet hast!
17 Nun lag es zwar meinem Vater David 27 Aber wohnt Gott wirklich auf der Erde?
am Herzen, dem Namen des HERRN, Siehe, die Himmel und aller Himmel
des Gottes Israels, ein Haus zu bauen. Himmel können dich nicht fassen; wie
18 Aber der HERR sprach zu meinem sollte es denn dieses Haus tun, das ich
Vater David: »Daß es dir am Herzen lag, gebaut habe! 28 Wende dich aber zu dem
meinem Namen ein Haus zu bauen, daß Gebet deines Knechtes und zu seinem
dies dir am Herzen lag, daran hast du Flehen, o HERR, mein Gott, daß du hörst
wohlgetan; 19 doch sollst nicht du das auf das Rufen und das Gebet, welches
Haus bauen, sondern dein Sohn, der aus dein Knecht heute vor dich bringt!
deinen Lenden hervorgehen wird, der 29 Lasse deine Augen Tag und Nacht of-
soll meinem Namen ein Haus bauen!« fenstehen über diesem Haus, über dem
20 Und der HERR hat sein Wort erfüllt, Ort, von dem du gesagt hast: Mein Name
das er geredet hat; denn ich bin an die soll dort sein, daß du das Gebet erhörst,
Stelle meines Vaters David getreten und das dein Knecht zu dieser Stätte gerichtet
sitze auf dem Thron Israels, wie der HERR betet. 30 So höre doch das Flehen deines
geredet hat, und ich habe dem Namen Knechtes und deines Volkes Israel, das
des HERRN, des Gottes Israels, ein Haus sie zu diesem Ort hin richten werden! Ja,
gebaut, 21 und ich habe dort einen Platz höre du es an dem Ort deiner Wohnung,
zugerichtet für die Lade, in der [das Ge- im Himmel, und wenn du es hörst, so
setz] des Bundes des HERRN ist, den er mit vergib!
unseren Vätern gemacht hat, als er sie 31 Wenn jemand gegen seinen Nächsten
aus dem Land Ägypten herausführte. sündigt, und man erlegt ihm einen Eid
auf, den er schwören soll, und er kommt
Das Gebet Salomos und schwört vor deinem Altar in diesem
22 Und Salomo trat vor den Altar des Haus, 32 so höre du es im Himmel und
HERRN angesichts der ganzen Gemeinde greife ein und schaffe deinen Knech-
Israels, und er breitete seine Hände zum ten Recht, indem du den Schuldigen
Himmel aus und sprach: verurteilst und sein Tun auf sein Haupt
23 O HERR, du Gott Israels! Es gibt keinen zurückfallen läßt, den Gerechten aber
Gott, der dir gleich wäre, weder oben rechtfertigst und ihm nach seiner Ge-
im Himmel noch unten auf Erden, der rechtigkeit vergiltst.
du den Bund und die Gnade bewahrst 33 Wenn dein Volk Israel vor dem Feind
deinen Knechten, die mit ihrem ganzen geschlagen wird, weil sie gegen dich
Herzen vor dir wandeln; 24 der du dei- gesündigt haben, und sie kehren wieder
386 1. KÖNIGE 8
zu dir um und bekennen deinen Namen, erkennen und dich fürchten, wie dein
beten und flehen zu dir in diesem Haus, Volk Israel, und erfahren, daß dein Name
34 so höre du es im Himmel und vergib ausgerufen ist über diesem Haus, das ich
die Sünde deines Volkes Israel und brin- gebaut habe!
ge sie wieder in das Land, das du ihren 44 Wenn dein Volk in den Krieg zieht ge-
Vätern gegeben hast! gen seine Feinde, auf dem Weg, den du
35 Wenn der Himmel verschlossen ist sie senden wirst, und sie zum HERRN be-
und es nicht regnet, weil sie gegen dich ten, zu der Stadt gewandt, die du erwählt
gesündigt haben, und sie dann zu diesem hast, und zu dem Haus, das ich deinem
Ort hin beten und deinen Namen beken- Namen erbaut habe, 45 so höre du im
nen und sich von ihrer Sünde abwenden, Himmel ihr Gebet und ihr Flehen und
weil du sie gedemütigt hast, 36 so höre verschaffe ihnen Recht!
du es im Himmel und vergib die Sünde 46 Wenn sie gegen dich sündigen — denn
deiner Knechte und deines Volkes Israel, es gibt keinen Menschen, der nicht sün-
indem du sie den guten Weg lehrst, auf digt —, und du über sie zornig bist und
dem sie wandeln sollen; und lasse es reg- sie vor dem Feind dahingibst, so daß
nen auf dein Land, das du deinem Volk ihre Bezwinger sie gefangen wegführen
zum Erbe gegeben hast! in das Land des Feindes, es sei fern
37 Wenn eine Hungersnot im Land oder nah, 47 und sie nehmen es sich zu
herrscht, wenn die Pest ausbricht, wenn Herzen in dem Land, in das sie gefangen
Kornbrand, Vergilben [des Getreides], weggeführt wurden, und sie kehren um
Heuschrecken und Fresser auftreten und flehen zu dir in dem Land ihrer Ge-
werden, wenn sein Feind es belagert in fangenschaft und sprechen: Wir haben
den Städten seines Landes, wenn irgend gesündigt und Unrecht getan und sind
eine Plage, irgend eine Krankheit auftritt, gottlos gewesen!
38 was immer dann irgend ein Mensch 48 — wenn sie so zu dir umkehren mit
von deinem ganzen Volk Israel bittet und ihrem ganzen Herzen und mit ihrer gan-
fleht, wenn jeder von ihnen die Plage zen Seele im Land ihrer Feinde, die sie
seines Herzens erkennen wird, und sie weggeführt haben, und sie beten zu dir,
ihre Hände ausbreiten zu diesem Haus zu ihrem Land hin gewandt, das du ihren
hin, 39 so höre du es im Himmel, in dei- Vätern gegeben hast, und zu der Stadt
ner Wohnstätte, und vergib und greife ein hin, die du erwählt hast, und zu dem
und gib jedem einzelnen entsprechend Haus hin, das ich deinem Namen gebaut
allen seinen Wegen, wie du sein Herz habe, 49 so höre du im Himmel, in deiner
erkennst — denn du allein erkennst das Wohnstätte, ihr Gebet und ihr Flehen und
Herz aller Menschenkinder —, 40 damit verschaffe ihnen Recht, 50 und vergib dei-
sie dich fürchten alle Tage, solange sie le- nem Volk, was sie gegen dich gesündigt
ben in dem Land, das du unseren Vätern haben, und alle ihre Übertretungen, die
gegeben hast! sie gegen dich begangen haben, und lasse
41 Aber auch wenn ein Fremdling, der du sie Barmherzigkeit finden bei denen,
nicht zu deinem Volk Israel gehört, aus die sie gefangen weggeführt haben, so
einem fernen Land kommt um deines daß sie sich über sie erbarmen; 51 denn
Namens willen — 42 denn sie werden sie sind ja dein Volk und dein Erbe, das du
hören von deinem großen Namen und aus Ägypten herausgeführt hast, mitten
von deiner mächtigen Hand und von aus dem Eisenschmelzofen!
deinem ausgestreckten Arm —, wenn 52 So laß doch deine Augen offen sein
er kommt, um zu diesem Haus hin zu für das Flehen deines Knechtes und für
beten, 43 so höre du es im Himmel, in das Flehen deines Volkes Israel, daß du
deiner Wohnstätte, und tue alles, um sie erhörst in allem, weswegen sie dich
was dieser Fremdling dich anruft, damit anrufen! 53 Denn du hast sie ausgeson-
alle Völker auf Erden deinen Namen dert aus allen Völkern auf Erden als Erbe
1. KÖNIGE 8.9 387
für dich, wie du durch deinen Knecht Brandopfer, Speisopfer und für das Fett
Mose geredet hast, als du unsere Väter der Friedensopfer.
aus Ägypten führtest, o Herr, HERR! 65 So feierte Salomo zu jener Zeit das Fest
54 Und es geschah, als Salomo dieses — und ganz Israel mit ihm, eine große
ganze Gebet und Flehen vor dem HERRN Versammlung des Volkes von Lebo-Ha-
vollendet hatte, da stand er auf von [sei- mat bis zum Bach Ägyptens — vor dem
nem Platz] vor dem Altar des HERRN, wo er HERRN, unserem Gott, sieben Tage und
gekniet hatte, seine Hände zum Himmel nochmals sieben Tage lang; das waren
gebreitet, 55 und er trat hin und segnete vierzehn Tage. 66 Am achten Tag entließ
die ganze Gemeinde Israels mit lauter er das Volk; und sie segneten den König
Stimme und sprach: und gingen hin zu ihren Zelten, fröhlich
56 Gepriesen sei der HERR, der seinem und guten Mutes, wegen all des Guten,
Volk Israel Ruhe gegeben hat, ganz wie er das der HERR an seinem Knecht David
es verheißen hat! Von allen seinen guten und an seinem Volk Israel getan hatte.
Worten, die er durch seinen Knecht Mose
geredet hat, ist nicht ein einziges Wort Der HERR erscheint Salomo
dahingefallen. 57 Der HERR, unser Gott, zum zweiten Mal
2Chr 7,11-22
sei mit uns, wie er mit unseren Vätern ge-
wesen ist! Er verlasse uns nicht und ziehe Und es geschah, als Salomo das Haus
seine Hand nicht von uns ab. 58 Er wolle des HERRN und das Haus des Königs
unser Herz zu ihm neigen, daß wir in allen vollendet hatte und alles, was er zu ma-
seinen Wegen wandeln und seine Gebote, chen begehrte und wozu er Lust hatte,
seine Satzungen und seine Rechte halten, 2 da erschien ihm der HERR zum zwei-
die er unseren Vätern geboten hat! tenmal, wie er ihm in Gibeon erschienen
59 Und mögen diese meine Worte, die ich war. 3 Und der HERR sprach zu ihm: »Ich
vor dem HERRN gefleht habe, gegenwärtig habe dein Gebet und dein Flehen erhört,
sein vor dem HERRN, unserem Gott, bei das du vor mir gebetet hast. Ich habe die-
Tag und bei Nacht, daß er Recht ver- ses Haus, das du gebaut hast, geheiligt,
schaffe seinem Knecht und Recht seinem um meinen Namen dort wohnen zu las-
Volk Israel, Tag für Tag, 60 damit alle Völ- sen ewiglich; und meine Augen und mein
ker auf Erden erkennen, daß er, der HERR, Herz sollen allezeit dort sein.
Gott ist, und keiner sonst! 61 Euer Herz 4 Und was dich betrifft, wenn du vor
aber sei ungeteilt mit dem HERRN, unse- mir wandelst, wie dein Vater David ge-
rem Gott, daß ihr in seinen Satzungen wandelt ist, mit lauterem Herzen und
wandelt und seine Gebote bewahrt, wie aufrichtig, und du alles tust, was ich dir
an diesem Tag! geboten habe, und meine Satzungen und
meine Rechte befolgst, 5 so will ich den
Die Opfer zur Einweihung des Tempels Thron deines Königtums über Israel auf
62 Und der König brachte Opfer dar ewig befestigen, wie ich es deinem Vater
vor dem HERRN, und ganz Israel mit David versprochen habe, indem ich sag-
ihm. 63 Und zwar brachte Salomo als te: Es soll dir nicht fehlen an einem Mann
Friedensopfer, das er dem HERRN opferte, auf dem Thron Israels!
22 000 Rinder dar und 120 000 Schafe. So 6 Wenn ihr euch aber von mir abwendet,
weihten der König und alle Kinder Israels ihr und eure Söhne, und meine Gebote
das Haus des HERRN ein. und meine Satzungen, die ich euch
64 An jenem Tag heiligte der König den vorgelegt habe, nicht befolgt, sondern
inneren Vorhof, der vor dem Haus des hingeht und anderen Göttern dient und
HERRN war, indem er Brandopfer, Speis- sie anbetet, 7 so werde ich Israel ausrot-
opfer und das Fett der Friedensopfer dort ten aus dem Land, das ich ihnen gegeben
zurichtete; denn der eherne Altar, der vor habe; und das Haus, das ich meinem
dem HERRN stand, war zu klein für die Namen geheiligt habe, werde ich von
388 1. KÖNIGE 9.10
meinem Angesicht verwerfen, und Israel städte, die Salomo hatte, und die Wagen-
soll zum Sprichwort und zum Spott wer- städte und die Reiterstädte und wozu
den unter allen Völkern! Salomo Lust hatte zu bauen in Jerusalem
8 Und über dieses Haus, so erhaben es und im Libanon und im ganzen Land
sein wird, wird [dann] jeder, der an ihm seiner Herrschaft.
vorübergeht, sich entsetzen und spotten 20 Alles Volk, das von den Amoritern, He-
und sagen: Warum hat der HERR diesem titern, Pheresitern, Hewitern und Jebusi-
Land und diesem Haus so etwas angetan? tern übriggeblieben war und nicht zu den
9 Dann wird man antworten: Weil sie den Kindern Israels gehörte, 21 ihre Söhne,
HERRN, ihren Gott, der ihre Väter aus dem die im Land nach ihnen übriggeblieben
Land Ägypten geführt hat, verlassen ha- waren, an denen die Söhne Israels den
ben und sich an andere Götter gehängt Bann nicht vollziehen konnten, die re-
und sie angebetet und ihnen gedient krutierte Salomo zum Frondienst bis zu
haben — darum hat der HERR all dieses diesem Tag. 22 Aber von den Söhnen Isra-
Unheil über sie gebracht!« els machte Salomo keine zu Leibeigenen,
sondern sie waren Kriegsleute und seine
Salomos Unternehmungen Diener und seine Fürsten und seine Wa-
2Chr 8; Pred 2,2-20
genkämpfer und Oberste über seine Wa-
10 Und es geschah, als die 20 Jahre verflos- gen und über seine Reiter. 23 Die Zahl der
sen waren, in denen Salomo die beiden Oberaufseher, die Salomo über das Werk
Häuser, das Haus des HERRN und das Haus gesetzt hatte, war 550; sie geboten über
des Königs, gebaut hatte, 11 wozu Hiram, das Volk, das an dem Werk arbeitete.
der König von Tyrus, Salomo mit Zedern- 24 Sobald die Tochter des Pharao herauf-
und Zypressenholz und Gold ganz nach gezogen war von der Stadt Davids in ihr
seinem Begehren versorgt hatte, da gab Haus, das er für sie gebaut hatte, da baute
der König Salomo dem Hiram 20 Städte im er auch den Millo.
Land Galiläa. 12 Und Hiram zog aus von 25 Und Salomo opferte dreimal im Jahr
Tyrus, um die Städte anzusehen, die ihm Brandopfer und Friedensopfer auf dem
Salomo gegeben hatte; aber sie gefielen Altar, den er dem HERRN gebaut hatte,
ihm nicht. 13 Und er sprach: Was sind das und ließ zugleich Räucheropfer darbrin-
für Städte, mein Bruder, die du mir gege- gen auf demjenigen, der vor dem HERRN
ben hast? Und er nannte sie »Land Kabul« stand. Und er vollendete das Haus.
bis zu diesem Tag. 14 Denn Hiram hatte 26 Und der König Salomo baute eine
dem König 120 Talente Gold gesandt. Schiffsflotte in Ezjon-Geber, das bei Elat
15 Und so verhielt es sich mit den Fronar- liegt, am Ufer des Roten Meeres im Land
beitern, die der König Salomo rekrutierte, der Edomiter. 27 Und Hiram sandte auf
um das Haus des HERRN und sein Haus zu die Schiffsflotte seine Knechte, die sich auf
bauen und den Milloa und die Mauer von die Schiffe verstanden und auf dem Meer
Jerusalem und Hazor und Megiddo und erfahren waren, mit den Knechten Salo-
Geser. 16 Denn der Pharao, der König von mos auf die Fahrt; 28 und sie gelangten bis
Ägypten, war heraufgekommen und hat- nach Ophir und holten dort 420 Talente
te Geser eingenommen und mit Feuer Gold und brachten es dem König Salomo.
verbrannt und die Kanaaniter, die in der
Stadt wohnten, getötet, und er hatte es Die Königin von Saba besucht Salomo
2Chr 9,1-29; Lk 11,31
seiner Tochter, der Gemahlin Salomos,
als Mitgift gegeben. 17 So baute Salomo Und die Königin von Saba hörte
Geser und das untere Beth-Horon; von dem Ruhm Salomos wegen
18 auch Bahalat und Tadmor in der Wü- des Namens des HERRN, und sie kam, um
ste, im Land [Juda], 19 und alle Vorrats- ihn mit Rätseln zu prüfen. 2 Sie kam aber

a (9,15) Millo bed. »Auffüllung«. Es handelt sich um eine große Steinaufschüttung in der Davidsstadt.
1. KÖNIGE 10 389
nach Jerusalem mit sehr großem Reich- 13 Und der König Salomo gab der Königin
tum, mit Kamelen, die Gewürze und sehr von Saba alles, was sie wünschte und er-
viel Gold und Edelsteine trugen. Und als bat, außer dem, womit Salomo sie könig-
sie zu Salomo kam, sagte sie ihm alles, lich beschenkte. Da kehrte sie in ihr Land
was sie auf dem Herzen hatte. 3 Und Sa- zurück samt ihren Knechten.
lomo gab ihr Antwort auf alle ihre Fragen;
es war dem König nichts verborgen, daß Salomos Glanz und Reichtum
2Chr 9,13-29; 5Mo 17,17
er es ihr nicht hätte erklären können.
4 Als aber die Königin von Saba alle Weis- 14 Das Gewicht des Goldes aber, das bei
heit Salomos sah und das Haus, das er Salomo in einem Jahr einging, betrug 666
gebaut hatte, 5 und die Speise auf seinem Talente Gold, 15 außer den Einkünften von
Tisch und die Wohnung seiner Knechte den Karawanen und dem Handel der Kauf-
und das Auftreten seiner Dienerschaft und leute und von allen Königen Arabiens und
ihre Kleidung, auch seine Mundschenken von den Statthaltern des Landes. 16 Und
und auch die Brandopfer, die er im Haus der König Salomo ließ 200 Langschildea aus
des HERRN darbrachte, da geriet sie außer gehämmertem Gold machen; 600 Sche-
sich vor Staunen; 6 und sie sprach zu kel Gold verwendete er für jeden Schild;
dem König: Das Wort ist wahr, das ich in 17 und 300 Kleinschilde aus gehämmertem
meinem Land über deine Taten und über Gold; je drei Minen Gold verwendete er für
deine Weisheit gehört habe! 7 Ich aber einen Kleinschild. Und der König brachte
habe den Worten nicht geglaubt, bis ich sie in das Haus des Libanonwaldes.
gekommen bin und es mit eigenen Augen 18 Ferner ließ der König einen großen
gesehen habe. Und siehe, es ist mir nicht Thron aus Elfenbein anfertigen und ließ
die Hälfte gesagt worden; du hast mehr ihn mit dem edelsten Gold überziehen.
Weisheit und Besitz, als das Gerücht sagt, 19 Dieser Thron hatte sechs Stufen, und
das ich vernommen habe! das Kopfstück des Thrones war hinten
8 Glücklich sind deine Leute, glücklich rund, und auf beiden Seiten um den
diese deine Knechte, die allezeit vor dir Sitz waren Armlehnen, und zwei Löwen
stehen und deine Weisheit hören! 9 Ge- standen neben den Armlehnen. 20 Und
priesen sei der HERR, dein Gott, der Gefal- zwölf Löwen standen dort auf den sechs
len an dir gehabt hat, so daß er dich auf Stufen zu beiden Seiten. Etwas Derartiges
den Thron Israels setzte! Weil der HERR ist niemals in irgend einem Königreich
Israel auf ewig liebt, deshalb hat er dich gemacht worden.
zum König eingesetzt, damit du Recht 21 Auch alle Trinkgefäße des Königs Salomo
und Gerechtigkeit übst! waren aus Gold, und alle Geräte im Haus
10 Und sie gab dem König 120 Talente des Libanonwaldes waren aus feinem Gold;
Gold und sehr viel Gewürze und Edel- nichts war aus Silber, denn dieses achtete
steine; nie wieder ist so viel Gewürz [ins man zu den Zeiten Salomos gar nicht.
Land] gekommen, wie die Königin von 22 Denn die Flotte von Tarsisschiffen des
Saba dem König Salomo schenkte. Königs fuhr auf dem Meer mit der Flotte
11 Dazu brachte die Schiffsflotte Hirams, Hirams. Diese Flotte von Tarsisschiffen
die Gold aus Ophir holte, sehr viel San- kam alle drei Jahre einmal und brachte
delholz und Edelsteine von Ophir. 12 Und Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen.
der König ließ einen Aufgang aus Sandel- 23 So war der König Salomo größer an
holz machen für das Haus des HERRN und Reichtum und Weisheit als alle Könige auf
für das Haus des Königs und Lauten und Erden. 24 Und alle Welt suchte das Ange-
Harfen für die Sänger; soviel Sandelholz sicht Salomos, um seine Weisheit zu hö-
ist nie mehr [ins Land] gekommen noch ren, die ihm Gott ins Herz gegeben hatte.
gesehen worden bis zu diesem Tag. 25 Und sie brachten jeder sein Geschenk:

a (10,16) d.h. große Schilde, die den ganzen Körper des Soldaten schützten.
390 1. KÖNIGE 10.11
silberne und goldene Geräte, Kleider und 7 Auch baute Salomo eine Höhe für den
Waffen, Gewürze, Pferde und Maultiere, Kemosch, den Greuel der Moabiter, auf
Jahr für Jahr. dem Berg, der östlich von Jerusalem liegt,
26 Und Salomo brachte auch Streitwagen und für den Moloch, den Greuel der Am-
und Reiter zusammen, so daß er 1 400 moniter. 8 Und ebenso machte er es für
Streitwagen und 12 000 Reiter hatte, die er alle seine ausländischen Frauen, die ih-
in die Wagenstädte und zum König nach ren Göttern räucherten und opferten.
Jerusalem legte. 27 Und der König mach- 9 Da wurde der HERR zornig über Salomo,
te das Silber in Jerusalem an Menge den weil sein Herz sich abgewandt hatte von
Steinen gleich und das Zedernholz den dem HERRN, dem Gott Israels, der ihm
Maulbeerfeigenbäumen in der Schephela. zweimal erschienen war, 10 ja, der ihm
28 Und man brachte dem Salomo Pferde gerade wegen dieser Sache das Gebot
aus Ägypten, und ein Zug von Kaufleuten gegeben hatte, daß er nicht anderen Göt-
des Königs holte sie scharenweise um den tern nachwandeln solle; aber er beachte-
Kaufpreis. 29 Und ein Wagen wurde aus te nicht, was ihm der HERR geboten hatte.
Ägypten eingeführt für 600 Silberlinge, 11 Darum sprach der HERR zu Salomo: Weil
und ein Pferd für 150; ebenso führte man dies von dir geschehen ist und du meinen
sie durch ihre Vermittlung auch für alle Bund nicht bewahrt hast, noch meine Sat-
Könige der Hetiter und die Könige von zungen, die ich dir geboten habe, so will
Aram aus. ich dir gewiß das Königreich entreißen
und es deinem Knecht geben! 12 Doch zu
Salomos heidnische Frauen und sein deiner Zeit will ich es nicht tun, um dei-
Götzendienst — nes Vaters David willen; der Hand deines
Gottes Gerichtsankündigung Sohnes will ich es entreißen. 13 Nur will
5Mo 17,17; 7,3-4; Neh 13,23-27
ich ihm nicht das ganze Reich entreißen;
Aber der König Salomo liebte einen Stamm will ich deinem Sohn geben,
viele ausländische Frauen neben um meines Knechtes David und um Jeru-
der Tochter des Pharao: moabitische, salems willen, das ich erwählt habe!
ammonitische, edomitische, zidonische
und hetitische, 2 aus den Heidenvölkern, Der HERR erweckt Salomo Widersacher
von denen der HERR den Kindern Israels 14 Und der HERR erweckte dem Salomo
gesagt hatte: Geht nicht zu ihnen und einen Widersacher, Hadad, den Edomiter,
laßt sie nicht zu euch kommen, denn der stammte aus dem Königsgeschlecht
sie werden gewiß eure Herzen zu ihren von Edom. 15 Es geschah nämlich, als
Göttern wenden! An diesen hing Salomo David in Edom war, und als Joab, der
mit Liebe. 3 Und er hatte 700 fürstliche Heerführer, hinaufzog, um die Erschla-
Frauen und 300 Nebenfrauena; und seine genen zu begraben, da erschlug er alles,
Frauen verleiteten sein Herz. was männlich war in Edom. 16 Denn Joab
4 Und es geschah zu der Zeit, als Salomo alt blieb sechs Monate lang dort mit ganz
geworden war, da wendeten seine Frauen Israel, bis er alles ausgerottet hatte, was
sein Herz anderen Göttern zu, so daß sein in Edom männlich war. 17 Da floh Hadad
Herz nicht mehr ungeteilt mit dem HERRN, und mit ihm etliche Edomiter von den
seinem Gott, war wie das Herz seines Knechten seines Vaters, um nach Ägyp-
Vaters David. 5 So lief Salomo der Astarte ten zu gehen; Hadad aber war noch ein
nach, der Gottheit der Zidonier, und Mil- kleiner Knabe. 18 Und sie machten sich
kom, dem Greuel der Ammoniter. 6 Und auf von Midian und kamen nach Paran,
Salomo tat, was böse war in den Augen und sie nahmen Männer mit sich aus
des HERRN, und er folgte dem HERRN nicht Paran und kamen nach Ägypten zum
ganz nach wie sein Vater David. Pharao, dem König von Ägypten; der gab
ihm ein Haus, wies ihm Unterhalt an und
a (11,3) d.h. Ehefrauen ohne Erbrecht. gab ihm Land.
1. KÖNIGE 11 391
19 Und Hadad fand große Gnade beim an, und sie waren beide allein auf dem
Pharao, so daß er ihm auch die Schwester Feld. 30 Und Achija nahm das neue
seiner Gemahlin, die Schwester der Ge- Obergewand, das er anhatte, und zerriß
bieterin Tachpenes, zur Frau gab. 20 Und es in zwölf Stücke; 31 und er sprach zu
die Schwester der Tachpenes gebar ihm Jerobeam: Nimm dir zehn Stücke! Denn
Genubat, seinen Sohn, und Tachpenes so spricht der HERR, der Gott Israels:
zog ihn auf im Haus des Pharao, so daß Siehe, ich will das Königreich der Hand
Genubat im Haus des Pharao unter den Salomos entreißen und dir die zehn
Söhnen des Pharao war. Stämme geben 32 — einen Stamm aber
21 Als nun Hadad in Ägypten hörte, daß soll er haben, um meines Knechtes Da-
David sich zu seinen Vätern gelegt hatte, vid und um der Stadt Jerusalem willen,
und daß Joab, der Heerführer, tot war, da die ich aus allen Stämmen Israels er-
sprach Hadad zum Pharao: Laß mich doch wählt habe —, 33 deshalb, weil sie mich
in mein Land ziehen! 22 Und der Pharao verlassen haben und Astarte, die Gott-
sprach zu ihm: Was fehlt dir bei mir, daß heit der Zidonier, Kemosch, den Gott
du in dein Land ziehen willst? Er sprach: der Moabiter, und Milkom, den Gott der
Nichts; aber laß mich doch gehen! Ammoniter, angebetet haben und nicht
23 Und Gott erweckte ihm [noch] einen in meinen Wegen gewandelt sind, um zu
Widersacher, Reson, den Sohn Eljadas, tun, was recht ist in meinen Augen, nach
der von seinem Herrn Hadad-Eser, dem meinen Satzungen und Rechten, wie es
König von Zoba, geflohen war. 24 Der sein Vater David getan hat. 34 Doch will
sammelte Männer um sich und war ich nicht das ganze Reich aus seiner
Oberster einer Streifschar, als David [die Hand nehmen, sondern ich will ihn
Zobaiter] schlug; und sie zogen nach Da- als Fürst belassen sein Leben lang, um
maskus und wohnten dort und regierten meines Knechtes David willen, den ich
in Damaskus. 25 Und er wurde zu einem erwählt habe, der meine Gebote und
Widersacher Israels, solange Salomo leb- Satzungen befolgt hat. 35 Aber ich will
te, außer dem Übel, das Hadad anrichte- das Königreich aus der Hand seines Soh-
te; und er hatte einen Widerwillen gegen nes nehmen und es dir geben, die zehn
Israel, und er wurde König über Aram. Stämme; 36 und ich will seinem Sohn
einen Stamm geben, damit mein Knecht
Jerobeams Auflehnung gegen Salomo. David allezeit vor mir eine Leuchte hat in
Salomos Tod der Stadt Jerusalem, die ich mir erwählt
1Kö 12,1-24; 2Chr 9,31
habe, um meinen Namen dorthin zu
26 Auch Jerobeam, der Sohn Nebats, ein setzen.
Ephratiter von Zareda, ein Knecht Salo- 37 So will ich nun dich nehmen, und du
mos, dessen Mutter, eine Witwe, Zeruha sollst regieren über alles, was deine See-
hieß, erhob die Hand gegen den König. le begehrt, und König sein über Israel.
27 Und dies war der Anlaß dafür, daß 38 Und es wird geschehen, wenn du nun
er die Hand gegen den König erhob: allem gehorchst, was ich dir gebieten
Salomo baute den Millo und schloß werde, und in meinen Wegen wandelst
[damit] eine Lücke an der Stadt Davids, und tust, was in meinen Augen recht ist,
seines Vaters. 28 Nun war Jerobeam ein so daß du meine Satzungen und meine
tüchtiger Mann; und als Salomo sah, Gebote befolgst, wie es mein Knecht
daß der junge Mann eifrig bei der Arbeit David getan hat, so will ich mit dir sein
war, setzte er ihn über alle Lastträger des und dir ein beständiges Haus bauen, wie
Hauses Joseph. ich es David gebaut habe, und ich will dir
29 Es geschah aber zu jener Zeit, als Jero- Israel geben! 39 Und ich will den Samen
beam aus Jerusalem wegging, da fand Davids deswegen demütigen, doch nicht
ihn der Prophet Achija von Silo auf dem für immer.
Weg; der hatte ein neues Obergewand 40 Salomo aber trachtete danach, Jero-
392 1. KÖNIGE 11.12
beam zu töten; da machte sich Jerobeam 8 Aber er verwarf den Rat der Ältesten,
auf und floh nach Ägypten zu Sisak, dem den sie ihm gegeben hatten, und hielt Rat
König von Ägypten; und er blieb in Ägyp- mit den Jungen, die mit ihm aufgewach-
ten, bis Salomo starb. sen waren, die vor ihm standen. 9 Und
41 Was aber mehr von Salomo zu sagen er sprach zu ihnen: Was ratet ihr, daß
ist, und alles, was er getan hat, und seine wir diesem Volk antworten, das zu mir
Weisheit, steht das nicht geschrieben im gesagt und gesprochen hat: Mache das
Buch der Geschichte Salomos? 42 Die Joch leichter, das dein Vater auf uns ge-
Zeit aber, die Salomo über ganz Israel legt hat?
in Jerusalem regierte, betrug 40 Jahre. 10 Da redeten die Jungen zu ihm, die mit
43 Und Salomo legte sich zu seinen Vä- ihm aufgewachsen waren, und sprachen:
tern und wurde begraben in der Stadt Dem Volk, das zu dir gesagt hat: »Dein
Davids, seines Vaters; und Rehabeam, Vater hat unser Joch zu schwer gemacht,
sein Sohn, wurde König an seiner Stelle. du aber mache es uns leichter!«, dem
sollst du so antworten: »Mein kleiner
DIE TEILUNG DES REICHES Finger ist dicker als die Lenden meines
IN DAS REICH JUDA UND DAS REICH ISRAEL Vaters! 11 Und nun, wenn mein Vater ein
Kapitel 12 - 22 schweres Joch auf euch gelegt hat, so will
ich euer Joch noch schwerer machen!
Rehabeam wird König über Juda, Hat mein Vater euch mit Geißeln ge-
Jerobeam über Israel züchtigt, so will ich euch mit Skorpionen
2Chr 10
züchtigen!«
Und Rehabeam zog nach Sichem; 12 Als nun Jerobeam samt dem ganzen
denn ganz Israel war nach Sichem Volk am dritten Tag zu Rehabeam kam,
gekommen, um ihn zum König zu wie der König gesagt hatte: »Kommt am
machen. 2 Und es geschah, als Jerobeam, dritten Tag zu mir!«, 13 da gab der König
der Sohn Nebats, dies hörte (Jerobeam dem Volk eine harte Antwort und verwarf
war aber noch in Ägypten, wohin er vor den Rat, den ihm die Ältesten gegeben
dem König Salomo geflohen war, denn hatten, 14 und er redete mit ihnen nach
Jerobeam war in Ägypten geblieben; 3 und dem Rat der Jungen und sprach: Mein
man hatte hingesandt und ihn rufen las- Vater hat euer Joch schwer gemacht,
sen), da kamen Jerobeam und die ganze ich aber will euer Joch noch schwerer
Gemeinde Israels und redeten mit Reha- machen! Mein Vater hat euch mit Gei-
beam und sprachen: 4 Dein Vater hat ßeln gezüchtigt, ich aber will euch mit
unser Joch hart gemacht; so mache du Skorpionen züchtigen! 15 So schenkte
nun den harten Dienst deines Vaters und der König dem Volk kein Gehör; denn es
das schwere Joch, das er uns auferlegt wurde so vom HERRN gefügt, damit er sein
hat, leichter, so wollen wir dir dienen! 5 Er Wort erfüllte, das der HERR durch Achija
aber sprach zu ihnen: Geht hin für drei von Silo zu Jerobeam, dem Sohn Nebats,
Tage, dann kommt wieder zu mir! Und geredet hatte.
das Volk ging weg. 16 Als nun ganz Israel sah, daß der König
6 Da hielt der König Rehabeam einen ihnen kein Gehör schenkte, antwortete
Rat mit den Ältesten, die vor seinem das Volk dem König und sprach: Was
Vater Salomo gestanden hatten, als er haben wir für einen Anteil an David?
noch lebte, und sprach: Wie ratet ihr, daß Wir haben kein Erbteil an dem Sohn
wir diesem Volk antworten sollen? 7 Sie Isais! Auf, Israel, zu deinen Zelten! Sorge
sprachen zu ihm: Wenn du heute diesem du nun für dein Haus, David! — So ging
Volk ein Knecht wirst und ihm dienst Israel zu seinen Zelten.
und auf es hörst und zu ihm gute Worte 17 Und Rehabeam regierte nur über die
sprichst, so werden sie deine Knechte Kinder Israels, die in den Städten Judas
sein dein Leben lang! wohnten. 18 Und der König Rehabeam
1. KÖNIGE 12.13 393
sandte den Fronmeister Adoram hin, dieses Volkes wieder zu ihrem Herrn
aber ganz Israel steinigte ihn, so daß er wenden, zu Rehabeam, dem König von
starb; der König Rehabeam aber eilte Juda; ja, sie werden mich töten und sich
und stieg auf seinen Wagen, um nach wieder Rehabeam, dem König von Juda,
Jerusalem zu fliehen. 19 So fiel Israel ab zuwenden!
vom Haus Davids bis zu diesem Tag. 28 Darum hielt der König Rat und machte
20 Und es geschah, als ganz Israel hörte, zwei goldene Kälber und sprach zu [dem
daß Jerobeam zurückgekommen war, Volk]: Es ist zu viel für euch, nach Jerusa-
da sandten sie hin und beriefen ihn in lem hinaufzuziehen! Siehe, das sind dei-
die Volksversammlung und machten ne Götter, Israel, die dich aus dem Land
ihn zum König über ganz Israel, und nie- Ägypten herausgeführt haben! 29 Und
mand folgte dem Haus Davids als allein er stellte das eine in Bethel auf, und das
der Stamm Juda. andere setzte er nach Dan. 30 Aber diese
21 Als aber Rehabeam nach Jerusalem Tat wurde [für Israel] zur Sünde; und das
kam, versammelte er das ganze Haus Volk lief zu dem einen [Kalb] bis nach
Juda und den Stamm Benjamin, 180 000 Dan.
auserlesene Krieger, um gegen das Haus 31 Er machte auch ein Höhenheiligtum
Israel zu kämpfen und das Königtum und setzte aus dem ganzen Volk Leute zu
wieder an Rehabeam, den Sohn Salomos, Priestern ein, die nicht von den Söhnen
zu bringen. Levis waren. 32 Ferner ordnete Jerobeam
22 Aber das Wort Gottes erging an Sche- ein Fest an, am fünfzehnten Tag des
maja, den Mann Gottes: 23 Rede zu achten Monats, wie das Fest in Juda, und
Rehabeam, dem Sohn Salomos, dem opferte auf dem Altar. Ebenso machte er
König von Juda, und zum Haus Juda und es in Bethel, indem er den Kälbern op-
zu Benjamin und dem übrigen Volk und ferte, die er gemacht hatte; und er ließ in
sprich: 24 »So spricht der HERR: Ihr sollt Bethel die Priester der Höhen den Dienst
nicht hinaufziehen, um gegen eure Brü- verrichten, die er eingesetzt hatte. 33 Und
der, die Söhne Israels, zu kämpfen! Kehrt er opferte auf dem Altar, den er in Bethel
um, jeder zu seinem Haus, denn von mir gemacht hatte, am fünfzehnten Tag des
aus ist diese Sache geschehen!« Und sie achten Monats, des Monats, den er aus
hörten auf das Wort des HERRN und kehr- seinem eigenen Herzen erdacht hatte;
ten um, wie der HERR gesagt hatte. und er veranstaltete den Kindern Israels
ein Fest und opferte auf dem Altar und
Jerobeam führt einen falschen räucherte.a
Gottesdienst ein und macht dem Volk
goldene Kälber Die Gerichtsbotschaft des Propheten aus Juda
2Mo 20,4-6; 32,1-8; 2Kö 17,21-22; 2Chr 11,13-17
Aber siehe, ein Mann Gottes kam
25 Jerobeam aber baute Sichem auf von Juda durch das Wort des HERRN
dem Bergland Ephraim aus und wohn- nach Bethel, als Jerobeam eben bei dem
te darin; und er zog aus von dort und Altar stand, um zu räuchern. 2 Und er
baute Pnuel. 26 Jerobeam aber dachte rief gegen den Altar durch das Wort des
in seinem Herzen: Das Königreich wird HERRN und sprach: Altar! Altar! So spricht
nun wieder dem Haus Davids zufallen! der HERR: »Siehe, es wird dem Haus
27 Wenn dieses Volk hinaufziehen wird, Davids ein Sohn namens Josia geboren
um im Haus des HERRN in Jerusalem Op- werden, der wird auf dir die Priester
fer darzubringen, so wird sich das Herz der Höhen opfern, die auf dir räuchern,

a (12,33) Jerobeam setzte nicht nur einen götzendienerischen, menschengemachten Kult um Bilder ein, der
vorgeblich der Verehrung des HERRN dienen sollte (vgl. 2Mo 20,4-6), sondern maßte sich auch entgegen Gottes
Weisung den Priesterdienst an (vgl. 2Mo 28,1; 4Mo 16,1-11). Das ist die »Sünde Jerobeams«, die allen späteren
Königen Israels zum Fallstrick wurde.
394 1. KÖNIGE 13
und man wird Menschengebeine auf dir hatte; [auch] die Worte, die er zum König
verbrennen!« 3 Und er gab an jenem Tag geredet hatte, erzählten sie ihrem Vater.
ein Zeichen und sprach: Das ist das Zei- 12 Da sprach ihr Vater zu ihnen: Welchen
chen, daß der HERR dies geredet hat: Sie- Weg ist er gegangen? Und seine Söhne
he, der Altar wird bersten und die Asche, hatten den Weg gesehen, den der Mann
die darauf ist, verschüttet werden! Gottes, der von Juda gekommen war,
4 Und es geschah, als der König das Wort eingeschlagen hatte. 13 Er aber sprach
des Mannes Gottes hörte, der gegen den zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel!
Altar von Bethel rief, da streckte Jero- Und sie sattelten ihm den Esel, und er ritt
beam seine Hand aus vom Altar herab darauf; 14 und er ging dem Mann Gottes
und sprach: Ergreift ihn! Da verdorrte nach und fand ihn unter einer Terebinthe
seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt sitzen und sprach zu ihm: Bist du der
hatte, so daß er sie nicht wieder zu sich Mann Gottes, der von Juda gekommen
ziehen konnte. 5 Und der Altar barst, ist? Er sprach: Ich bin’s!
und die Asche wurde vom Altar herab 15 Da sprach er zu ihm: Komm mit mir
verschüttet, gemäß dem Zeichen, das der heim und iß etwas! 16 Er aber sprach: Ich
Mann Gottes durch das Wort des HERRN kann nicht umkehren und mit dir kom-
angekündigt hatte. men; ich will auch mit dir weder Brot
6 Da ergriff der König das Wort und essen noch Wasser trinken an diesem
sprach zu dem Mann Gottes: Besänftige Ort; 17 denn durch das Wort des HERRN
doch das Angesicht des HERRN, deines ist zu mir gesagt worden: Du sollst dort
Gottes, und bitte für mich, daß meine weder Brot essen noch Wasser trinken;
Hand mir wieder gegeben werde! Da be- du sollst nicht auf dem gleichen Weg
sänftigte der Mann Gottes das Angesicht zurückkehren, auf dem du hingegangen
des HERRN. Und die Hand des Königs bist! 18 Aber jener sprach zu ihm: Ich bin
wurde ihm wiedergegeben, und sie wur- auch ein Prophet wie du, und ein Engel
de wieder wie zuvor. hat durch das Wort des HERRN zu mir
7 Da sprach der König zu dem Mann geredet und gesagt: Führe ihn zurück in
Gottes: Komm mit mir heim und erfri- dein Haus, damit er Brot esse und Wasser
sche dich! Ich will dir auch ein Geschenk trinke! Er log es ihm aber vor. 19 Da kehr-
geben. 8 Aber der Mann Gottes sprach te er mit ihm um und aß in seinem Haus
zum König: Wenn du mir auch dein Brot und trank Wasser.
halbes Haus geben würdest, so käme 20 Als sie aber zu Tisch saßen, da kam
ich nicht mit dir; denn ich würde an das Wort des HERRN zu dem Propheten,
diesem Ort kein Brot essen und kein der ihn zurückgeführt hatte, 21 und er
Wasser trinken. 9 Denn so wurde mir rief dem Mann Gottes zu, der von Juda
durch das Wort des HERRN geboten und gekommen war, und sprach: So spricht
gesagt: Du sollst kein Brot essen und kein der HERR: Weil du dem Befehl des HERRN
Wasser trinken und nicht wieder auf dem ungehorsam gewesen bist und das
Weg zurückkehren, den du gegangen Gebot nicht gehalten hast, das dir der
bist! 10 Und er ging einen anderen Weg HERR, dein Gott, geboten hat, 22 sondern
und kehrte nicht wieder auf dem glei- umgekehrt bist und Brot gegessen und
chen Weg zurück, auf dem er nach Bethel Wasser getrunken hast an diesem Ort,
gekommen war. von dem er dir sagte, du solltest weder
Brot essen noch Wasser trinken, so soll
Der Ungehorsam dein Leichnam nicht in das Grab deiner
des Propheten wird bestraft Väter kommen!
11 Aber in Bethel wohnte ein alter Pro- 23 Und es geschah, nachdem er Brot ge-
phet. Zu dem kam einer seiner Söhne gessen und getrunken hatte, da sattelte er
und erzählte ihm alles, was der Mann ihm, dem Propheten, den er zurückgeführt
Gottes an jenem Tag in Bethel getan hatte, den Esel. 24 Als er nun fortging, da
1. KÖNIGE 13.14 395
begegnete ihm auf dem Weg ein Löwe; der Die Frau Jerobeams und der Prophet Achija
tötete ihn, und sein Leichnam lag hinge- Zu jener Zeit wurde Abija, der Sohn
streckt auf dem Weg. Und der Esel stand Jerobeams, krank. 2 Und Jerobeam
neben ihm, und der Löwe stand neben sprach zu seiner Frau: Mache dich doch
dem Leichnam. 25 Und siehe, als Leute auf und verstelle dich, damit niemand
vorbeigingen, da sahen sie den Leichnam erkennt, daß du Jerobeams Frau bist, und
hingestreckt auf dem Weg liegen und den geh nach Silo; siehe, dort ist der Prophet
Löwen bei dem Leichnam stehen, und sie Achija, der von mir geredet hat, daß ich
kamen und sagten es in der Stadt, in wel- König über dieses Volk sein sollte; 3 und
cher der alte Prophet wohnte. nimm mit dir zehn Brote und Kuchen
26 Als nun der Prophet, der ihn vom Weg und einen Krug Honig und geh zu ihm; er
zurückgeholt hatte, das hörte, sprach er: wird dir verkünden, wie es dem Knaben
Es ist der Mann Gottes, der dem Befehl des gehen wird! 4 Und die Frau Jerobeams tat
HERRN ungehorsam gewesen ist; darum hat dies und machte sich auf und ging hin
ihn der HERR dem Löwen übergeben, der nach Silo und kam in das Haus Achijas.
hat ihn zerrissen und getötet nach dem Achija aber konnte nicht sehen, denn
Wort, das der HERR zu ihm geredet hat! seine Augen waren starr geworden we-
27 Und er redete mit seinen Söhnen und gen seines Alters. 5 Aber der HERR hatte
sprach: Sattelt mir den Esel! Und als sie zu Achija gesprochen: Siehe, die Frau
ihn gesattelt hatten, 28 da ging er hin und Jerobeams kommt, um von dir ein Wort
fand seinen Leichnam hingestreckt auf zu erlangen wegen ihres Sohnes; denn er
dem Weg liegen und den Esel und den ist krank. So rede nun mit ihr so und so!
Löwen neben dem Leichnam stehen. Der Es wird aber geschehen, wenn sie herein-
Löwe hatte den Leichnam nicht gefressen kommt, wird sie sich verstellen.
und den Esel nicht zerrissen. 29 Da hob 6 Und es geschah, als Achija das Geräusch
der Prophet den Leichnam des Mannes ihrer Füße hörte, wie sie zur Tür herein-
Gottes auf und legte ihn auf den Esel und kam, da sprach er: Komm herein, du Frau
führte ihn zurück. Und er kam in die Stadt Jerobeams! Warum verstellst du dich? Ich
des alten Propheten, um ihn zu beklagen bin mit einer harten Botschaft an dich
und zu begraben. 30 Und er legte dessen beauftragt! 7 Geh hin, sage Jerobeam:
Leichnam in sein eigenes Grab, und sie »So spricht der HERR, der Gott Israels: Weil
klagten um ihn: Ach, mein Bruder! ich dich aus der Mitte des Volkes erhöht
31 Und als er ihn begraben hatte, sprach und zum Fürsten über mein Volk Israel
er zu seinen Söhnen: Wenn ich sterbe, gesetzt habe, 8 so daß ich das Königreich
so begrabt mich in dem Grab, in dem dem Haus Davids entrissen und es dir ge-
der Mann Gottes begraben worden ist, geben habe, weil du aber nicht gewesen
und legt meine Gebeine neben seine bist wie mein Knecht David, der meine
Gebeine. 32 Denn das Wort wird gewiß Gebote befolgte und mir nachfolgte von
eintreffen, das er durch das Wort des ganzem Herzen, so daß er nur tat, was in
HERRN ausgerufen hat gegen den Altar in meinen Augen recht ist; 9 sondern weil
Bethel und gegen alle Höhenheiligtümer, du mehr Böses getan hast als alle, die vor
die in den Städten Samarias sind! dir gewesen sind; weil du hingegangen
33 Aber nach dieser Begebenheit kehrte bist und dir andere Götter und gegosse-
Jerobeam nicht um von seinem bösen ne Bilder gemacht hast, so daß du mich
Weg, sondern er setzte wieder Höhen- zum Zorn reiztest, und mich verworfen
priester aus dem gesamten Volk ein; wer hast; 10 darum, siehe, bringe ich Unheil
Lust hatte, den weihte er, und der wurde über das Haus Jerobeams, und ich will
Höhenpriester. 34 Und dies wurde dem ausrotten von Jerobeam, was männlich
Haus Jerobeams zur Sünde, so daß es ist, Mündige und Unmündige in Isra-
vernichtet und aus dem Land vertilgt el, und ich will die Nachkommen des
werden mußte. Hauses Jerobeams ausfegen, wie man
396 1. KÖNIGE 14.15
Kot ausfegt, bis es ganz aus ist mit ihm. re lang in Jerusalem, in der Stadt, die der
11 Wer von Jerobeam in der Stadt stirbt, HERR aus allen Stämmen Israels erwählt
den sollen die Hunde fressen; wer aber hatte, um seinen Namen dort wohnen zu
auf dem Feld stirbt, den sollen die Vögel lassen. Und der Name seiner Mutter war
des Himmels fressen; denn der HERR hat Naama, eine Ammoniterin.
es gesagt! 22 Und Juda tat, was böse war in den
12 So mache dich nun auf und geh heim, Augen des HERRN, und sie reizten ihn
und wenn dein Fuß die Stadt betritt, wird zur Eifersucht durch ihre Sünden, die sie
der Knabe sterben! 13 Und ganz Israel begingen, mehr als alles, was ihre Väter
wird ihn beklagen, und sie werden ihn getan hatten. 23 Denn sie bauten auch
begraben; denn von Jerobeam wird die- Höhen und Gedenksteine und Aschera-
ser allein in ein Grab kommen, weil an Standbilder auf allen hohen Hügeln und
ihm vor dem HERRN, dem Gott Israels, et- unter allen grünen Bäumen. 24 Und es
was Gutes gefunden worden ist im Haus gab auch Tempelhurer im Land; die taten
Jerobeams. es allen Greueln der Heidenvölker gleich,
14 Der HERR aber wird einen König über die der HERR vor den Kindern Israels ver-
Israel erwecken, der das Haus Jerobeams trieben hatte.
ausrotten soll an jenem Tag. Und was? 25 Es geschah aber im fünften Jahr [der
Schon jetzt [hat er ihn erweckt]! 15 Und der Regierung] des Königs Rehabeam, daß
HERR wird Israel schlagen, daß es schwankt Sisak, der König von Ägypten, gegen Je-
wie ein Rohr im Wasser; und er wird Israel rusalem heraufzog. 26 Und er nahm die
ausreißen aus diesem guten Land, das er Schätze des Hauses des HERRN und die
ihren Vätern gegeben hat, und wird sie Schätze des königlichen Hauses, alles
zerstreuen jenseits des Stromes [Euphrat], nahm er weg, auch alle goldenen Schilde,
weil sie ihre Aschera-Standbilder gemacht die Salomo hatte machen lassen. 27 An
haben, um den HERRN zu erzürnen. 16 Und ihrer Stelle ließ der König Rehabeam
er wird Israel dahingeben um der Sünde eherne Schilde machen und übergab sie
Jerobeams willen, die er beging und zu der den Obersten der Leibwächter, welche die
er Israel verführt hat!« Tür am Haus des Königs hüteten. 28 Und
17 Da machte sich die Frau Jerobeams auf, es geschah, so oft der König in das Haus
ging hin und kam nach Tirza. Und als sie des HERRN ging, trugen sie die Leibwäch-
die Schwelle des Hauses betrat, da starb ter und brachten sie danach wieder in die
der Knabe. 18 Und sie begruben ihn, und Kammer der Leibwächter.
ganz Israel beklagte ihn nach dem Wort 29 Was aber mehr von Rehabeam zu sa-
des HERRN, das er durch seinen Knecht, gen ist, und alles, was er getan hat, ist das
den Propheten Achija, geredet hatte. nicht geschrieben im Buch der Chronik
19 Was aber mehr von Jerobeam zu sagen der Könige von Juda? 30 Und es war Krieg
ist, wie er gekämpft und wie er regiert zwischen Rehabeam und Jerobeam ihr
hat, siehe, das ist geschrieben im Buch Leben lang. 31 Und Rehabeam legte sich
der Chronik der Könige von Israel. 20 Die zu seinen Vätern und wurde begraben
Zeit aber, die Jerobeam regierte, betrug bei seinen Vätern in der Stadt Davids; der
22 Jahre. Und er legte sich zu seinen Vä- Name seiner Mutter aber war Naama,
tern. Und sein Sohn Nadab wurde König eine Ammoniterin. Und sein Sohn Abi-
an seiner Stelle. jam wurde König an seiner Stelle.
Die Abgötterei Judas unter Rehabeam König Abija von Juda
und Gottes Strafgericht 2Chr 13
2Chr 12,1-16
Im achtzehnten Jahr [der Regie-
21 Rehabeam aber, der Sohn Salomos, re- rung] des Königs Jerobeam, des
gierte in Juda. Rehabeam war 41 Jahre alt, Sohnes Nebats, wurde Abija König über
als er König wurde, und er regierte 17 Jah- Juda. 2 Er regierte drei Jahre lang in Je-
1. KÖNIGE 15 397
rusalem. Der Name seiner Mutter war hatte und was er selbst weihte, das
Maacha, eine Tochter Abisaloms. 3 Und brachte er in das Haus des HERRN.
er wandelte in allen Sünden seines Va- 16 Und es war Krieg zwischen Asa und
ters, die dieser vor ihm getan hatte, und Baesa, dem König von Israel, ihr Leben
sein Herz war nicht ungeteilt mit dem lang. 17 Und Baesa, der König von Israel,
HERRN, seinem Gott, wie das Herz seines zog herauf gegen Juda und baute Rama,
Vaters David. 4 Doch um Davids willen um Asa, dem König von Juda, keinen
gab der HERR, sein Gott, ihm eine Leuchte Ausgang und Eingang mehr zu lassen.
in Jerusalem, indem er seinen Sohn ihm 18 Da nahm Asa alles Silber und Gold,
nachfolgen und Jerusalem bestehen das in der Schatzkammer des Hauses des
ließ, 5 weil David getan hatte, was recht HERRN und in der Schatzkammer des kö-
war in den Augen des HERRN, und nicht niglichen Hauses übrig war, und gab es in
gewichen war von allem, was er ihm ge- die Hand seiner Knechte; und der König
bot, sein Leben lang, außer in der Sache Asa sandte sie zu Benhadad, dem Sohn
Urijas, des Hetiters. 6 Und es war Krieg Tabrimmons, des Sohnes Hesions, dem
zwischen Rehabeam und Jerobeam ihr König von Aram, der in Damaskus wohn-
Leben lang. 7 Was aber mehr von Abija te, und ließ ihm sagen: 19 Es besteht ein
zu sagen ist, und was er getan hat, ist das Bund zwischen mir und dir, zwischen
nicht geschrieben im Buch der Chronik meinem Vater und deinem Vater; siehe,
der Könige von Juda? Und es war Krieg ich sende dir ein Geschenk von Silber
zwischen Abija und Jerobeam. 8 Und und Gold; geh hin, löse das Bündnis auf,
Abija legte sich zu seinen Vätern, und sie das du mit Baesa, dem König von Israel,
begruben ihn in der Stadt Davids. Und hast, damit er von mir abzieht!
Asa, sein Sohn, wurde König an seiner 20 Und Benhadad hörte auf den Kö-
Stelle. nig Asa und sandte seine Heerführer
gegen die Städte Israels und schlug
König Asa von Juda Jjon und Dan und Abel-Beth-Maacha
2Chr 14-16
und ganz Kinnereth, samt dem ganzen
9 Im zwanzigsten Jahr [der Regierung] Land Naphtali. 21 Als Baesa dies hörte,
Jerobeams, des Königs von Israel, wurde ließ er davon ab, Rama zu bauen, und
Asa König über Juda; 10 und er regierte blieb in Tirza. 22 Der König Asa aber
41 Jahre lang in Jerusalem. Und der rief ganz Juda zum Dienst auf, so daß
Name seiner Muttera war Maacha, eine keiner frei blieb; und sie nahmen von
Tochter Abisaloms. 11 Und Asa tat, was Rama die Steine und das Holz weg,
dem HERRN wohlgefiel, wie sein Vater womit Baesa gebaut hatte. Und der
David. 12 Denn er schaffte die Tempel- König Asa baute damit Geba in Benja-
hurer aus dem Land und entfernte alle min und Mizpa.
Götzen, die seine Väter gemacht hatten. 23 Was aber mehr von Asa zu sagen ist,
13 Dazu setzte er auch seine Mutter und alle seine Macht und alles, was er
Maacha ab, so daß sie nicht mehr Ge- getan hat, und die Städte, die er gebaut
bieterin warb, weil sie ein Götzenbild der hat, ist das nicht geschrieben im Buch
Aschera gemacht hatte. Und Asa rottete der Chronik der Könige von Juda? Doch
ihr Götzenbild aus und verbrannte es wurde er in seinem Alter krank an den
am Bach Kidron. 14 Die Höhen freilich Füßen. 24 Und Asa legte sich zu seinen
wurden nicht abgeschafft; doch war das Vätern und wurde begraben bei seinen
Herz Asas ungeteilt mit dem HERRN sein Vätern in der Stadt Davids, seines Vaters.
Leben lang. 15 Und das Silber und Gold Und Josaphat, sein Sohn, wurde König an
und die Geräte, was sein Vater geweiht seiner Stelle.

a (15,10) hier im Sinn von Großmutter. zur Zeit Asas noch die Stellung als »Königinmutter«
b (15,13) Dies bedeutet, daß Abijams Mutter auch innehatte.
398 1. KÖNIGE 15.16
König Nadab von Israel und du in dem Weg Jerobeams gewandelt
25 Nadab aber, der Sohn Jerobeams, und mein Volk Israel zur Sünde verführt
wurde König über Israel im zweiten Jahr hast, so daß du mich durch ihre Sünden
[der Regierung] Asas, des Königs von erzürnst, 3 siehe, so will ich die Nach-
Juda, und er regierte zwei Jahre lang über kommen Baesas und die Nachkommen
Israel. 26 Und er tat, was böse war in den seines Hauses ausfegen und mit deinem
Augen des HERRN, und wandelte in dem Haus verfahren wie mit dem Haus Jero-
Weg seines Vaters und in seiner Sünde, beams, des Sohnes Nebats. 4 Wer von
durch die er Israel zur Sünde verführt Baesa in der Stadt stirbt, den sollen die
hatte. Hunde fressen, und wer von ihm auf dem
27 Aber Baesa, der Sohn Achijas, aus dem Feld stirbt, den sollen die Vögel des Him-
Haus Issaschar, machte eine Verschwö- mels fressen!
rung gegen ihn, und Baesa erschlug ihn 5 Was aber mehr von Baesa zu sagen ist,
in Gibbeton, das den Philistern gehörte; und was er getan hat und seine Macht, ist
denn Nadab und ganz Israel belagerten das nicht geschrieben im Buch der Chro-
Gibbeton. 28 So tötete ihn Baesa im drit- nik der Könige von Israel? 6 Und Baesa
ten Jahr Asas, des Königs von Juda, und legte sich zu seinen Vätern und wurde in
wurde König an seiner Stelle. Tirza begraben, und sein Sohn Ela wurde
29 Und es geschah, als er König gewor- König an seiner Stelle.
den war, da erschlug er das ganze Haus 7 Auch erging das Wort des HERRN durch
Jerobeams und ließ von Jerobeam nichts den Propheten Jehu, den Sohn Hananis,
übrig, was Odem hatte, bis er ihn vertilgt gegen Baesa und gegen sein Haus, um all
hatte, nach dem Wort des HERRN, das er des Bösen willen, das er vor dem HERRN
durch seinen Knecht Achija von Silo ge- tat, indem er ihn durch das Werk seiner
redet hatte, 30 um der Sünden Jerobeams Hände erzürnte, so daß es wurde wie
willen, die er tat, und zu denen er Israel das Haus Jerobeams, und weil er jenes
verführt hatte, wegen seiner Herausfor- erschlagen hatte.
derung, mit der er den HERRN, den Gott
Israels, zum Zorn herausfordert hatte. König Ela von Israel
31 Was aber mehr von Nadab zu sagen ist, 8 Im sechsundzwanzigsten Jahr [der Re-
und alles, was er getan hat, ist das nicht gierung] Asas, des Königs von Juda, wur-
geschrieben im Buch der Chronik der de Ela, der Sohn Baesas, in Tirza König
Könige von Israel? 32 Und es war Krieg über Israel [und regierte] zwei Jahre lang.
zwischen Asa und Baesa, dem König von 9 Und sein Knecht Simri, der Oberste
Israel, ihr Leben lang. über die Hälfte der Streitwagen, machte
eine Verschwörung gegen ihn. Er aber
König Baesa von Israel war in Tirza, trank und berauschte sich
33 Im dritten Jahr [der Regierung] Asas, im Haus Arzas, der über das [königliche]
des Königs von Juda, wurde Baesa, der Haus in Tirza gesetzt war. 10 Und Simri
Sohn Achijas, in Tirza König über ganz kam hinein und schlug ihn tot im sie-
Israel, [und er regierte] 24 Jahre lang. benundzwanzigsten Jahr [der Regierung]
34 Und er tat, was böse war in den Augen Asas, des Königs von Juda; und er wurde
des HERRN, und wandelte in dem Weg König an seiner Stelle.
Jerobeams und in seiner Sünde, durch 11 Und es geschah, als er König war und
die er Israel zur Sünde verführt hatte. auf seinem Thron saß, da erschlug er das
ganze Haus Baesas und ließ nichts von
Aber das Wort des HERRN erging an ihm übrig, was männlich war, auch des-
Jehu, den Sohn Hananis, gegen Ba- sen Bluträcher und Freunde nicht. 12 So
esa folgendermaßen: 2 Weil ich dich aus vertilgte Simri das ganze Haus Baesas
dem Staub erhoben und dich zum Für- nach dem Wort des HERRN, das er durch
sten über mein Volk Israel gemacht habe den Propheten Jehu über Baesa geredet
1. KÖNIGE 16 399
hatte, 13 um aller Sünden Baesas und um zwölf Jahre lang. In Tirza regierte er sechs
der Sünden seines Sohnes Ela willen, die Jahre. 24 Er kaufte aber den Berg Samaria
sie begingen und durch die sie Israel zur von Semer um zwei Talente Silber und
Sünde verführten und den HERRN, den baute auf dem Berg; und er nannte die
Gott Israels, durch ihre nichtigen Götzen Stadt, die er baute, »Samaria« nach dem
erzürnten. Namen Semers, des Herrn des Berges.
14 Was aber mehr von Ela zu sagen ist, 25 Und Omri tat, was böse war in den
und alles, was er getan hat, ist das nicht Augen des HERRN, und war schlimmer als
geschrieben im Buch der Chronik der alle, die vor ihm gewesen waren. 26 Und
Könige von Israel? er wandelte in allen Wegen Jerobeams,
des Sohnes Nebats, und in seinen Sünden,
König Simri von Israel durch die er Israel zur Sünde verführte, so
15 Im siebenundzwanzigsten Jahr [der daß sie den HERRN, den Gott Israels, durch
Regierung] Asas, des Königs von Juda, ihre nichtigen Götzen erzürnten.
wurde Simri König in Tirza sieben Tage 27 Was aber mehr von Omri zu sagen ist,
lang; und das Volk lag vor Gibbeton, das was er getan hat, und seine Macht, die er
den Philistern gehörte. ausgeübt hat, ist das nicht geschrieben
16 Als aber das Volk im Lager sagen hörte: im Buch der Chronik der Könige von
Simri hat eine Verschwörung gemacht Israel? 28 Und Omri legte sich zu seinen
und hat auch den König erschlagen!, da Vätern und wurde in Samaria begraben,
machte am selben Tag das ganze Israel im und Ahab, sein Sohn, wurde König an
Lager Omri, den Heerführer, zum König seiner Stelle.
über Israel. 17 Und Omri zog von Gibbe-
ton hinauf und ganz Israel mit ihm, und König Ahab von Israel
sie belagerten Tirza. 18 Und es geschah, 29 Im achtunddreißigsten Jahr [der Regie-
als Simri sah, daß die Stadt eingenommen rung] Asas, des Königs von Juda, wurde
war, ging er in die Burg des Königshauses Ahab, der Sohn Omris, König über Israel,
und verbrannte sich samt dem Haus des und er regierte 22 Jahre lang in Samaria
Königs und starb 19 wegen seiner Sünden, über Israel.
die er getan hatte, indem er tat, was böse 30 Und Ahab, der Sohn Omris, tat, was
war in den Augen des HERRN, und indem böse war in den Augen des HERRN, mehr als
er wandelte in dem Weg Jerobeams und in alle, die vor ihm gewesen waren. 31 War es
seiner Sünde, die er beging, durch die er nicht genug, daß er in den Sünden Jerobe-
Israel zur Sünde verführt hatte. ams, des Sohnes Nebats, wandelte? Denn
20 Was aber mehr von Simri zu sagen ist, es geschah, daß er sogar Isebel zur Frau
und seine Verschwörung, die er gemacht nahm, die Tochter Et-Baals, des Königs
hat, ist das nicht geschrieben im Buch der Zidonier; und er ging hin und diente
der Chronik der Könige von Israel? dem Baal und betete ihn an. 32 Und er
errichtete dem Baal einen Altar im Tempel
König Omri von Israel Baals, den er in Samaria baute. 33 Ahab
21 Damals teilte sich das Volk Israel in machte auch ein Aschera-Standbild, so
zwei Parteien: die eine Hälfte des Volkes daß Ahab mehr tat, was den HERRN, den
hing an Tibni, dem Sohn Ginats, um ihn Gott Israels, erzürnte, als alle Könige von
zum König zu machen, die andere Hälfte Israel, die vor ihm gewesen waren.
aber hing an Omri. 22 Aber das Volk, das 34 Zu seiner Zeit baute Hiel von Bethel
an Omri hing, siegte über das Volk, das an Jericho [wieder auf]. Es kostete ihn sei-
Tibni, dem Sohn Ginats, hing. Und Tibni nen erstgeborenen Sohn Abiram, als er
starb, und Omri wurde König. seinen Grund legte, und seinen jüngsten
23 Im einunddreißigsten Jahr [der Regie- Sohn Segub, als er seine Tore setzte, nach
rung] Asas, des Königs von Juda, wurde dem Wort des HERRN, das er durch Josua,
Omri König über Israel [und regierte] den Sohn Nuns, geredet hatte.
400 1. KÖNIGE 17
Der Prophet Elia am Bach Krit Geh hin und mache es, wie du gesagt
und bei der Witwe von Zarpat hast; doch bereite mir davon zuerst
Und Elia, der Tisbiter, von den Ein- einen kleinen Brotfladen und bring ihn
wohnern Gileads, sprach zu Ahab: mir heraus; dir aber und deinem Sohn
So wahr der HERR lebt, der Gott Israels, sollst du danach etwas machen. 14 Denn
vor dessen Angesicht ich stehe, es soll so spricht der HERR, der Gott Israels: Der
in diesen Jahren weder Tau noch Regen Mehltopf soll nicht leer werden und das
fallen, es sei denn, daß ich es sage!a Öl im Krug nicht weniger werden bis zu
2 Und das Wort des HERRN erging an ihn dem Tag, da der HERR es auf den Erdbo-
folgendermaßen: 3 Geh fort von hier und den regnen lassen wird!
wende dich nach Osten und verbirg dich 15 Und sie ging hin und machte es so, wie
am Bach Krit, der östlich vom Jordan Elia gesagt hatte. Und er aß und sie auch
fließt! 4 Und du sollst aus dem Bach trin- samt ihrem Haus viele Tage lang. 16 Der
ken, und ich habe den Raben geboten, daß Mehltopf wurde nicht leer, und das Öl im
sie dich dort versorgen! 5 Da ging er hin Krug wurde nicht weniger, nach dem Wort
und handelte nach dem Wort des HERRN; des HERRN, das er durch Elia geredet hatte.
er ging und blieb am Bach Krit, der östlich 17 Aber nach diesen Ereignissen wurde der
vom Jordan fließt. 6 Und die Raben brach- Sohn der Frau, der Hauswirtin, krank, und
ten ihm Brot und Fleisch am Morgen und seine Krankheit wurde so schwer, daß kein
Brot und Fleisch am Abend, und er trank Lebensodem mehr in ihm blieb. 18 Und
aus dem Bach. sie sprach zu Elia: Du Mann Gottes, was
7 Es geschah aber nach einiger Zeit, daß habe ich mit dir zu tun? Du bist zu mir
der Bach vertrocknete; denn es war kein hergekommen, damit an meine Schuld
Regen im Land. 8 Da erging das Wort des gedacht werde und mein Sohn sterbe!
HERRN an ihn folgendermaßen: 9 Mache 19 Er sprach zu ihr: Gib mir deinen Sohn
dich auf und geh nach Zarpat, das bei her! Und er nahm ihn von ihrem Schoß
Zidon liegt, und bleibe dort; siehe, ich und trug ihn hinauf in das Obergemach,
habe dort einer Witwe geboten, daß sie wo er wohnte, und legte ihn auf sein
dich mit Nahrung versorgt! Bett. 20 Und er rief den HERRN an und
10 Und er machte sich auf und ging nach sprach: HERR, mein Gott, hast du auch
Zarpat. Und als er an das Stadttor kam, über die Witwe, bei der ich zu Gast bin, so
siehe, da war eine Witwe dort, die Holz Schlimmes gebracht, daß du ihren Sohn
sammelte. Und er rief ihr zu und sprach: sterben läßt? 21 Und er streckte sich drei-
Hole mir doch ein wenig Wasser im Ge- mal über das Kind aus und rief zu dem
fäß, damit ich trinken kann! 11 Als sie nun HERRN und sprach: HERR, mein Gott, laß
hinging, um es zu holen, rief er ihr nach doch die Seele dieses Kindes wieder in es
und sprach: Ich bitte dich, bring mir auch zurückkehren!
einen Bissen Brot mit! 22 Und der HERR erhörte die Stimme des
12 Sie sprach: So wahr der HERR, dein Elia. Und die Seele des Kindes kam wie-
Gott, lebt, ich habe nichts Gebackenes, der in dasselbe, und es wurde lebendig.
sondern nur eine Handvoll Mehl im Topf 23 Und Elia nahm das Kind und brachte
und ein wenig Öl im Krug! Und siehe, ich es von dem Obergemach ins Haus hinab
habe ein paar Holzstücke gesammelt und und übergab es seiner Mutter und sprach:
gehe hin und will mir und meinem Sohn Siehe, dein Sohn lebt! 24 Da sprach die
etwas zubereiten, damit wir es essen und Frau zu Elia: Nun erkenne ich, daß du ein
danach sterben! Mann Gottes bist und daß das Wort des
13 Elia sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! HERRN in deinem Mund Wahrheit ist!

a (17,1) Baal (vgl. 1Kö 16,31-32) wurde als Blitz- und Regengott verehrt. Das Ausbleiben des Regens sollte zeigen,
daß der HERR, der Gott Israels, die Macht hat und nicht Baal (vgl. in diesem Zusammenhang auch die Ereignisse
in 1Kö 18,38.45).
1. KÖNIGE 18 401
Elia und Obadja berichtet worden, was ich getan habe,
Und nach langer Zeit, im dritten als Isebel die Propheten des HERRN tötete,
Jahr, erging das Wort des HERRN an daß ich von den Propheten des HERRN 100
Elia: Geh hin, zeige dich Ahab, und ich Männer verbarg, hier 50 und dort 50, in
will es regnen lassen auf den Erdboden! Höhlen, und sie mit Brot und Wasser
2 Und Elia ging hin, um sich Ahab zu zei- versorgte? 14 Und du sprichst nun: Geh
gen. Es war aber eine große Hungersnot hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist
in Samaria. 3 Und Ahab rief Obadja, sei- hier! Er wird mich ja töten! 15 Elia aber
nen Verwalter. Obadja aber fürchtete den sprach: So wahr der HERR der Heerscha-
HERRN sehr. 4 Denn es geschah, als Isebel ren lebt, vor dem ich stehe, ich werde
die Propheten des HERRN ausrottete, da mich ihm heute zeigen!
nahm Obadja 100 Propheten und ver-
barg sie in Höhlen, hier 50 und dort 50, Elia und die Baalspropheten
und versorgte sie mit Brot und Wasser. auf dem Berg Karmel
5 So sprach nun Ahab zu Obadja: Zieh 16 Da ging Obadja hin, Ahab entgegen,
durch das Land, zu allen Wasserquellen und berichtete es ihm; Ahab aber kam
und zu allen Bächena; vielleicht finden Elia entgegen. 17 Und als Ahab den
wir Gras, um die Pferde und Maultiere Elia sah, sprach Ahab zu ihm: Bist du
am Leben zu erhalten, so daß wir nichts da, der Israel ins Unglück bringt? 18 Er
von dem Vieh umkommen lassen müs- aber sprach: Nicht ich bringe Israel ins
sen! 6 Und sie teilten das Land unter sich Unglück, sondern du und das Haus
auf, um es zu durchziehen. Ahab zog deines Vaters, weil ihr die Gebote des
allein auf einem Weg, und Obadja auch HERRN verlassen habt, und du den
allein auf einem anderen Weg. Baalen nachgefolgt bist! 19 Wohlan, so
7 Als nun Obadja auf dem Weg war, siehe, sende nun hin und versammle zu mir
da begegnete ihm Elia. Und als er ihn ganz Israel auf den Berg Karmel, dazu
erkannte, fiel er auf sein Angesicht und die 450 Propheten des Baal und die 400
sprach: Bist du es, mein Herr Elia? 8 Er Propheten der Aschera, die am Tisch der
sprach zu ihm: Ich bin’s! Geh hin und Isebel essen!
sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist hier! 20 So sandte Ahab Boten zu allen Kindern
9 Er aber sprach: Was habe ich gesündigt, Israels und versammelte die Propheten
daß du deinen Knecht in die Hand Ahabs auf dem Berg Karmel. 21 Da trat Elia vor
geben willst, damit er mich tötet? 10 So das ganze Volk und sprach: Wie lange
wahr der HERR, dein Gott, lebt, es gibt kein wollt ihr auf beiden Seiten hinken? Ist der
Volk noch Königreich, in das mein Herr HERR Gott, so folgt ihm nach, ist es aber
nicht gesandt hätte, um dich zu suchen. Baal, so folgt ihm! Und das Volk erwiderte
Und wenn sie sagten: »Er ist nicht hier«, ihm kein Wort.
so nahm er einen Eid von jenem König- 22 Da sprach Elia zum Volk: Ich bin allein
reich und von jenem Volk, daß man dich übriggeblieben als Prophet des HERRN,
nicht gefunden habe. 11 Und du sprichst die Propheten Baals aber sind 450 Mann.
nun: Geh hin, sage deinem Herrn: Siehe, 23 So gebt uns nun zwei Jungstiere, und
Elia ist hier! 12 Wenn ich von dir weggehe, laßt sie den einen Jungstier erwählen
dann könnte es geschehen, daß dich der und ihn in Stücke zerteilen und auf das
Geist des HERRN hinwegnimmt, ich weiß Holz legen und kein Feuer daran legen;
nicht wohin; und wenn ich dann komme so will ich den anderen Jungstier zuberei-
und es Ahab berichte, und er findet dich ten und auf das Holz legen und auch kein
nicht, so wird er mich töten; und dein Feuer daran legen. 24 Dann sollt ihr den
Knecht fürchtet doch den HERRN von Namen eures Gottes anrufen, und ich
Jugend auf! 13 Ist meinem Herrn nicht will den Namen des HERRN anrufen. Und

a (18,5) Das hebräische Wort bezeichnet Wadis, die nur zeitweise Wasser führen.
402 1. KÖNIGE 18.19
der Gott, der mit Feuer antworten wird, das Speisopfer darbringt, da trat der Pro-
der sei Gott! Da antwortete das ganze phet Elia herzu und sprach: O HERR, du
Volk und sprach: Das Wort ist gut! Gott Abrahams, Isaaks und Israels, laß
25 Und Elia sprach zu den Propheten [sie] heute erkennen, daß du Gott in Isra-
Baals: Erwählt euch den einen Jungstier el bist und ich dein Knecht, und daß ich
und bereitet ihn zuerst zu, denn ihr seid dies alles nach deinem Wort getan habe!
viele, und ruft den Namen eures Gottes 37 Erhöre mich, o HERR, erhöre mich, da-
an, aber legt kein Feuer daran! 26 Und sie mit dieses Volk erkennt, daß du, HERR,
nahmen den Jungstier, den man ihnen Gott bist, und damit du ihr Herz zur Um-
gab, und bereiteten ihn zu; und sie riefen kehr bringst!
den Namen Baals an vom Morgen bis 38 Da fiel das Feuer des HERRN herab
zum Mittag und sprachen: Baal, erhöre und verzehrte das Brandopfer und das
uns! Aber da war keine Stimme noch Ant- Holz und die Steine und die Erde; und es
wort. Und sie hüpften um den Altar, den leckte das Wasser auf im Graben. 39 Als
man gemacht hatte. das ganze Volk dies sah, da fielen sie auf
27 Als es nun Mittag war, spottete Elia ihr Angesicht und sprachen: Der HERR ist
über sie und sprach: Ruft laut! denn er Gott! der HERR ist Gott!
ist ja ein Gott; vielleicht denkt er nach 40 Elia aber sprach zu ihnen: Fangt die
oder er ist beiseite gegangen oder ist auf Propheten Baals, daß keiner von ihnen
Reisen, oder er schläft vielleicht und wird entkommt! Und sie fingen sie. Und Elia
aufwachen! 28 Und sie riefen laut und führte sie hinab an den Bach Kison und
machten sich Einschnitte nach ihrer Wei- schlachtete sie dort.
se mit Schwertern und Spießen, bis das 41 Und Elia sprach zu Ahab: Zieh hinauf,
Blut an ihnen herabfloß. 29 Als aber der iß und trink, denn es rauscht, als wolle es
Mittag vergangen war, weissagten sie, bis reichlich regnen! 42 Und als Ahab hinauf-
es Zeit war, das Speisopfer darzubringen; zog, um zu essen und zu trinken, ging
aber da war keine Stimme noch Antwort Elia auf den Gipfel des Karmel und beug-
noch Aufhorchen. te sich zur Erde und legte sein Angesicht
30 Da sprach Elia zu dem ganzen Volk: zwischen seine Knie; 43 und er sprach zu
Tretet heran zu mir! Als nun das ganze seinem Burschen: Geh doch hinauf und
Volk zu ihm trat, stellte er den Altar des schaue zum Meer hin! Da ging er hinauf
HERRN, der niedergerissen war, wieder und schaute hin und sprach: Es ist nichts
her. 31 Und Elia nahm zwölf Steine, nach da! Er sprach: Geh wieder hin! So geschah
der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, es siebenmal.
an den das Wort des HERRN ergangen war: 44 Und beim siebten Mal sprach er: Siehe,
»Du sollst Israel heißen!« 32 Und er baute es steigt eine kleine Wolke aus dem Meer
aus den Steinen einen Altar im Namen auf, wie die Hand eines Mannes! Da
des HERRN und machte um den Altar her sprach er: Geh hinauf und sage zu Ahab:
einen Graben so breit wie für zwei Korn- Spanne an und fahre hinab, damit dich
maß Aussaat; 33 und er richtete das Holz der Regen nicht zurückhält!
zu und zerteilte den Jungstier in Stücke 45 Und es geschah unterdessen, da wurde
und legte ihn auf das Holz, 34 und er der Himmel schwarz von Wolken und
sprach: Füllt vier Krüge mit Wasser und Wind, und es kam ein gewaltiger Regen.
gießt es auf das Brandopfer und auf das Ahab aber bestieg den Wagen und fuhr
Holz! Und er sprach: Tut es noch einmal! nach Jesreel. 46 Und die Hand des HERRN
Und sie taten es noch einmal. Und er kam über Elia, und er gürtete seine Len-
sprach: Tut es zum drittenmal! Und sie den und lief vor Ahab her bis nach Jesreel.
taten es zum drittenmal. 35 Und das
Wasser lief rings um den Altar, und auch Elia flieht vor Isebel
den Graben füllte er mit Wasser. Und Ahab erzählte der Isebel alles,
36 Und es geschah um die Zeit, da man was Elia getan hatte, und wie er alle
1. KÖNIGE 19 403
Propheten mit dem Schwert umgebracht her; der HERR aber war nicht in dem
hatte. 2 Da sandte Isebel einen Boten zu Wind. Und nach dem Wind kam ein Erd-
Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen beben; aber der HERR war nicht in dem
mir dies und das tun, wenn ich morgen Erdbeben. 12 Und nach dem Erdbeben
um diese Zeit mit deinem Leben nicht so kam ein Feuer; aber der HERR war nicht in
verfahre wie du mit ihrem Leben! dem Feuer. Und nach dem Feuer kam die
3 Und als er das sah, machte er sich auf Stimme eines sanften Säuselns. 13 Und
und ging fort um seines Lebens willen; es geschah, als Elia dieses hörte, da
und er kam nach Beerscheba, das zu Juda verhüllte er sein Angesicht mit seinem
gehört, und ließ seinen Burschen dort Mantel, und er ging hinaus und trat an
zurück. 4 Er selbst aber ging hin in die den Eingang der Höhle. Und siehe, da
Wüste, eine Tagereise weit, und er kam kam eine Stimme zu ihm, die sprach: Was
und setzte sich unter einen Ginster- willst du hier, Elia?
strauch. Und er erbat für sich den Tod 14 Er sprach: Ich habe heftig geeifert für
und sprach: Es ist genug! So nimm nun, den HERRN, den Gott der Heerscharen,
HERR, mein Leben, denn ich bin nicht denn die Kinder Israels haben deinen
besser als meine Väter! Bund verlassen, deine Altäre niederge-
5 Und er legte sich und schlief ein unter rissen und deine Propheten mit dem
dem Ginsterstrauch. Und siehe, ein Engel Schwert umgebracht; und ich allein bin
rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf übriggeblieben, und sie trachten danach,
und iß! 6 Und als er sich umsah, siehe, da mir das Leben zu nehmen!
war bei seinem Kopf ein auf heißen Stei- 15 Aber der HERR sprach zu ihm: Kehre
nen gebackener Brotfladen und ein Krug wieder auf deinen Weg zurück zur Wüste
Wasser. Und als er gegessen und getrun- und wandere nach Damaskus, und geh
ken hatte, legte er sich wieder schlafen. hinein und salbe Hasael zum König über
Aram! 16 Auch sollst du Jehu, den Sohn
Der HERR begegnet Elia am Berg Horeb Nimsis, zum König über Israel salben;
7 Und der Engel des HERRN kam zum zwei- und Elisa, den Sohn Saphats, von Abel-
tenmal und rührte ihn an und sprach: Mechola, sollst du zum Propheten salben
Steh auf und iß, denn du hast einen wei- an deiner Stelle. 17 Und es soll gesche-
ten Weg vor dir! 8 Und er stand auf und hen, wer dem Schwert Hasaels entflieht,
aß und trank, und er ging in der Kraft die- den soll Jehu töten; und wer dem Schwert
ser Speise 40 Tage und 40 Nächte lang, bis Jehus entflieht, den soll Elisa töten. 18 Ich
an den Berg Gottes, den Horeb. 9 Und er aber habe in Israel siebentausend übrig-
ging dort in eine Höhle hinein und blieb bleiben lassen, nämlich alle, die ihre Knie
dort über Nacht. Und siehe, das Wort des nicht gebeugt haben vor Baal und deren
HERRN kam zu ihm, und Er sprach zu ihm: Mund ihn nicht geküßt hat!
Was willst du hier, Elia?
10 Er sprach: Ich habe heftig geeifert für
Elisa wird zum Nachfolger Elias berufen
den HERRN, den Gott der Heerscharen, 19 Und er ging von dort hinweg und fand
denn die Kinder Israels haben deinen Elisa, den Sohn Saphats; der pflügte mit
Bund verlassen und deine Altäre nieder- zwölf Joch Rindern vor sich her, und er
gerissen und deine Propheten mit dem selbst war beim zwölften. Und Elia ging
Schwert umgebracht, und ich allein bin zu ihm und warf seinen Mantel über
übriggeblieben; und sie trachten danach, ihn. 20 Er aber verließ die Rinder und
mir das Leben zu nehmen! lief Elia nach und sprach: Laß mich noch
11 Er aber sprach: Komm heraus und tritt meinen Vater und meine Mutter küssen,
auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, dann will ich dir nachfolgen! Er aber
der HERR ging vorüber; und ein großer, sprach zu ihm: Geh hin und komm wie-
starker Wind, der die Berge zerriß und der! Denn was habe ich dir getan? 21 Da
die Felsen zerbrach, ging vor dem HERRN wandte er sich von ihm und nahm ein
404 1. KÖNIGE 19.20
Joch Rinder und opferte sie und kochte und das tun, wenn der Staub Samarias
das Fleisch mit dem Geschirr der Rinder hinreicht, daß jeder von dem Volk, das
und gab es dem Volk, daß sie aßen; dann ich anführe, nur eine Handvoll davon
machte er sich auf und folgte Elia nach nimmt! 11 Aber der König von Israel
und diente ihm. antwortete und sprach: Sagt: Wer [das
Schwert] umgürtet, soll sich nicht rüh-
Die Belagerung von Samaria men wie der, der [es] ablegt! 12 Und es
Und Benhadad, der König von geschah, als [Benhadad] dies hörte und
Arama, versammelte seine ganze er gerade mit den Königen in den Zelten
Heeresmacht, und 32 Könige waren mit trank, sprach er zu seinen Knechten:
ihm und Pferde und Wagen; und er zog Greift an! Da stellten sie sich auf zum
herauf und belagerte Samaria und führte Angriff gegen die Stadt.
Krieg gegen es. 2 Und er sandte Boten in
die Stadt zu Ahab, dem König von Israel, Gott gibt Sieg über den Aramäer Benhadad
3 und ließ ihm sagen: So spricht Benha- 13 Aber siehe, ein Prophet trat zu Ahab,
dad: Dein Silber und dein Gold gehört mir, dem König von Israel, und sprach: So
und deine schönsten Frauen und Kinder spricht der HERR: Hast du diesen ganzen
gehören auch mir! großen Haufen gesehen? Siehe, ich will
4 Und der König von Israel antwortete ihn heute in deine Hand geben, und
und sprach: Mein Herr und König, wie du du sollst erkennen, daß ich der HERR
gesagt hast: Ich gehöre dir und alles, was bin! 14 Und Ahab fragte: Durch wen? Und
ich habe! 5 Und die Boten kamen wieder er sprach: So spricht der HERR: Durch die
und sprachen: So spricht Benhadad und Knechte der Gebietskommandanten!
sagt: Wohl habe ich zu dir gesandt und Und er fragte: Wer soll den Kampf begin-
dir sagen lassen: Du sollst mir dein Silber nen? Und er sprach: Du!
und dein Gold und deine Frauen und 15 Da musterte er die Knechte der Gebiets-
deine Söhne geben, 6 doch will ich mor- kommandanten, und es waren 232; und
gen um diese Zeit meine Knechte zu dir nach ihnen musterte er das ganze Volk,
senden, daß sie dein Haus und die Häu- alle Söhne Israels, 7 000 Mann. 16 Und
ser deiner Knechte durchsuchen; und sie zogen aus am Mittag. Benhadad aber
was in deinen Augen lieblich ist, sollen zechte und betrank sich in den Zelten,
sie an sich nehmen und forttragen! er und die Könige, die 32 Könige, die
7 Da rief der König von Israel alle Ältesten ihm zu Hilfe gekommen waren. 17 Aber
des Landes zu sich und sprach: Erkennt die Knechte der Gebietskommandanten
doch und seht, daß dieser Böses vorhat! zogen zuerst aus. Und Benhadad sandte
Denn er hat zu mir gesandt, um meine Kundschafter aus, und man meldeten ihm
Frauen und meine Söhne, mein Silber und sprach: Es sind Männer aus Samaria
und mein Gold [zu fordern], und ich ausgezogen! 18 Da sprach er: Gleich, ob
habe es ihm nicht verweigert. 8 Da spra- sie zum Frieden oder zum Krieg ausgezo-
chen alle Ältesten und das ganze Volk zu gen sind — fangt sie lebendig!
ihm: Du sollst nicht darauf hören und 19 Jene aber zogen zur Stadt hinaus,
nicht einwilligen! 9 Und er sprach zu den nämlich die Knechte der Gebietskom-
Boten Benhadads: Sagt meinem Herrn, mandanten und das Heer hinter ihnen
dem König: Alles, was du deinem Knecht her. 20 Und jeder schlug seinen Mann, so
zuerst geboten hast, will ich tun, aber daß die Aramäer flohen und Israel ihnen
dieses kann ich nicht tun! Und die Boten nachjagte. Benhadad aber, der König von
gingen hin und meldeten es. Aram, entkam auf einem Pferd mit den
10 Da sandte Benhadad zu ihm und ließ Reitern. 21 Und der König von Israel zog
ihm sagen: Die Götter sollen mir dies aus und schlug Pferde und Wagen und
brachte den Aramäern eine große Nie-
a (20,1) d.h. die Gegend des heutigen Syrien. derlage bei.
1. KÖNIGE 20 405
22 Da trat der Prophet zum König von zu ihm: Sieh doch, wir haben gehört, daß
Israel und sprach zu ihm: Geh hin, stärke die Könige des Hauses Israel barmherzi-
dich und erkenne und sieh, was du zu ge Könige sind; so laßt uns nun Sacktuch
tun hast; denn der König von Aram wird um unsere Lenden legen und Stricke um
gegen dich heraufziehen, wenn das Jahr unser Haupt, und laßt uns zum König
vorbei ist! von Israel hinausgehen; vielleicht läßt er
23 Die Knechte des Königs von Aram nun deine Seele leben!
sprachen zu ihm: Ihr Gott ist ein Gott 32 Und sie gürteten Sacktuch um ihre
der Berge, deshalb haben sie uns über- Lenden und legten Stricke um ihre
wunden. Aber laßt uns mit ihnen auf der Häupter, und sie kamen zum König von
Ebene kämpfen — gewiß werden wir sie Israel und sprachen: Benhadad, dein
überwinden! 24 Darum handle du so: Knecht, läßt dir sagen: Laß doch meine
Setze die Könige ab von ihren Posten und Seele leben! Er aber sprach: Lebt er noch?
ernenne Statthalter an ihrer Stelle! 25 Du Er ist mein Bruder! 33 Und die Männer
aber verschaffe dir ein Heer wie das Heer, hielten das für ein gutes Vorzeichen und
das du verloren hast, und Pferde und Wa- eilten, um sich zu vergewissern, ob er es
gen, wie jene waren, und laß uns in der wirklich so meinte und sprachen: Benha-
Ebene gegen sie kämpfen, so werden wir dad ist dein Bruder! — Er sprach: Kommt
sie gewiß überwinden! Und er hörte auf und bringt ihn! Da ging Benhadad zu ihm
ihre Stimme und machte es so. hinaus, und er ließ ihn auf den Wagen
26 Als nun das Jahr vorbei war, musterte steigen. 34 Und Benhadad sprach: »Die
Benhadad die Aramäer und zog herauf Städte, die mein Vater deinem Vater weg-
nach Aphek, um gegen Israel zu kämpfen. genommen hat, will ich dir wiedergeben;
27 Und die Söhne Israels wurden auch ge- und du kannst dir Märkte in Damaskus
mustert und mit Lebensmitteln versehen anlegen, wie es mein Vater in Samaria ge-
und zogen ihnen entgegen; und die Söhne tan hat!« — »Ich aber [— antwortete Ahab
Israels lagerten sich ihnen gegenüber wie —] lasse dich unter diesen Bedingungen
zwei kleine Herden Ziegen; die Aramäer frei!« Und er machte einen Bund mit ihm
aber erfüllten das Land. und ließ ihn frei.
28 Und der Mann Gottes trat herzu und 35 Da sprach ein Mann unter den Pro-
redete zum König von Israel und sprach: phetensöhnen zu seinem Nächsten
So spricht der HERR: Weil die Aramäer durch das Wort des HERRN: Schlage mich
gesagt haben, der HERR sei ein Gott der doch! Der Mann aber weigerte sich, ihn
Berge und nicht ein Gott der Talebenen, zu schlagen. 36 Da sprach er zu ihm: Weil
so habe ich diese ganze große Menge in du der Stimme des HERRN nicht gehorcht
deine Hand gegeben, damit ihr erkennt, hast, siehe, so wird dich ein Löwe töten,
daß ich der HERR bin! wenn du von mir weggehst! Und als er
29 Und sie lagerten sieben Tage lang ein- von ihm wegging, fand ihn ein Löwe und
ander gegenüber. Und es geschah, am tötete ihn. 37 Und er fand einen anderen
siebten Tag kam es zur Schlacht, und die Mann und sprach: Schlage mich doch!
Söhne Israels erschlugen von den Aramä- Und der Mann schlug ihn und fügte ihm
ern an einem Tag 100 000 Mann Fußvolk. durch den Schlag eine Wunde zu.
38 Da ging der Prophet hin und trat an
Ahab verschont Benhadad den Weg, auf dem der König kam, und
und wird von Gott zurechtgewiesen machte sich unkenntlich, indem er den
30 Und die Übriggebliebenen flohen Kopfbund über seine Augen zog. 39 Und
nach Aphek in die Stadt, und die Mauer es geschah, als der König vorbeiging, da
fiel auf die 27 000 Mann, die übriggeblie- rief er den König an und sprach: Dein
ben waren. Und Benhadad floh auch Knecht war in den Kampf gezogen, und
und ging in die Stadt, bis in die innerste siehe, ein fremder Mann trat herzu und
Kammer. 31 Da sprachen seine Knechte brachte einen Mann zu mir und sprach:
406 1. KÖNIGE 20.21
Bewache diesen Mann! Wenn er vermißt anderen dafür geben! Er aber sprach:
wird, so soll dein Leben für sein Leben Ich will dir meinen Weinberg nicht
haften, oder du sollst ein Talent Silber geben! 7 Da sprach seine Frau Isebel zu
bezahlen! 40 Und es geschah, während ihm: Zeige jetzt, daß du König über Israel
dein Knecht hier und dort zu tun hatte, bist! Steh auf und iß etwas und sei guten
da war er verschwunden! Der König von Muts! Ich will dir den Weinberg Nabots,
Israel sprach zu ihm: Genau so soll dein des Jesreeliten, verschaffen!
Urteil lauten, du hast es selbst gefällt! 8 Und sie schrieb Briefe in Ahabs Namen
41 Da nahm er rasch den Kopfbund weg und versiegelte sie mit seinem Siegel,
von seinen Augen. Und der König von und sie sandte sie an die Ältesten und die
Israel erkannte, daß er einer von den Pro- Edlen, die mit Nabot zusammen in seiner
pheten war. 42 Er aber sprach zu ihm: So Stadt wohnten; 9 und sie schrieb in den
spricht der HERR: Weil du den Mann aus Briefen folgendes: Ruft ein Fasten aus und
deiner Hand entkommen lassen hast, setzt Nabot obenan unter dem Volk; 10 und
den ich mit dem Bann belegt habe, soll setzt ihm gegenüber zwei Männer, Söhne
dein Leben für sein Leben und dein Volk Belialsa, die gegen ihn Zeugnis ablegen
für sein Volk haften! 43 Und der König und sagen sollen: »Du hast Gott und dem
von Israel ging mißmutig und zornig König geflucht!« Und führt ihn hinaus und
nach Hause und kam nach Samaria. steinigt ihn, damit er stirbt!
11 Und die Männer seiner Stadt, die Äl-
Ahab raubt den Weinberg Nabots testen und die Edlen, die in seiner Stadt
Und es geschah nach diesen Er- wohnten, taten, wie Isebel ihnen aufgetra-
eignissen: Nabot, der Jesreelit, gen hatte, wie in den Briefen geschrieben
hatte einen Weinberg in Jesreel, neben stand, die sie ihnen zugesandt hatte. 12 Sie
dem Palast Ahabs, des Königs von ließen ein Fasten ausrufen und setzten
Samaria. 2 Und Ahab redete mit Nabot Nabot obenan unter dem Volk. 13 Da
und sprach: Gib mir deinen Weinberg! Ich kamen die beiden Männer, die Söhne
will einen Gemüsegarten daraus machen, Belials, und traten gegen ihn auf und
weil er so nahe an meinem Haus liegt, legten Zeugnis ab gegen Nabot vor dem
und ich will dir einen besseren Weinberg Volk und sprachen: Nabot hat Gott und
dafür geben; oder, wenn es dir gefällt, dem König geflucht! Da führten sie ihn
will ich dir Geld dafür geben, so viel er vor die Stadt hinaus und steinigten ihn, so
wert ist! daß er starb. 14 Und sie sandten Botschaft
3 Aber Nabot sprach zu Ahab: Das lasse zu Isebel und ließen ihr sagen: Nabot ist
der HERR fern von mir sein, daß ich dir gesteinigt worden und ist tot!
das Erbe meiner Väter geben sollte! 4 Da 15 Und es geschah, als Isebel hörte, daß
kam Ahab heim, mißmutig und zornig Nabot gesteinigt worden und tot sei,
um des Wortes willen, das Nabot, der Jes- da sprach Isebel zu Ahab: Steh auf und
reelit, zu ihm gesprochen hatte: Ich will nimm den Weinberg Nabots, des Jes-
dir das Erbe meiner Väter nicht geben! reeliten, in Besitz, den er dir nicht um
Und er legte sich auf sein Bett, wandte Geld geben wollte; denn Nabot lebt nicht
sein Angesicht ab und aß nichts. mehr, er ist tot! 16 Als nun Ahab hörte,
5 Da kam seine Frau Isebel zu ihm hin- daß Nabot tot war, da machte er sich auf,
ein und redete mit ihm: Warum bist du um zum Weinberg Nabots, des Jesreeli-
so mißmutig und ißt nichts? 6 Und er ten, hinabzugehen und ihn in Besitz zu
sprach zu ihr: Ich habe mit Nabot, dem nehmen.
Jesreeliten, geredet und zu ihm gesagt:
Gib mir deinen Weinberg um Geld, oder, Gottes Gerichtsurteil über Ahab und Isebel.
wenn es dir lieber ist, will ich dir einen Ahabs Reue
17 Aber das Wort des HERRN erging an Elia,
a (21,10) d.h. nichtswürdige, verderbte Leute. den Tisbiter, folgendermaßen: 18 Mache
1. KÖNIGE 21.22 407
dich auf und geh hinab, Ahab entgegen, Lebzeiten hereinbrechen lassen; erst
dem König von Israel, der in Samaria ist! zu Lebzeiten seines Sohnes will ich das
Siehe, er ist im Weinberg Nabots, wohin Unheil über sein Haus bringen!
er hinabgegangen ist, um ihn in Besitz zu
nehmen. 19 Du sollst aber zu ihm sagen: Ahab und Josaphat im Krieg mit den
So spricht der HERR: »Hast du gemordet Aramäern. Der Prophet Micha und die
und in Besitz genommen?« Und du sollst falschen Propheten
2Chr 18,1-13; Jer 23,16-17.25-32
weiter mit ihm reden und sagen: So
spricht der HERR: »An der Stelle, wo die Und sie blieben drei Jahre lang
Hunde das Blut Nabots geleckt haben, ruhig, und es gab keinen Krieg
sollen die Hunde auch dein Blut lecken, zwischen den Aramäern und Israel. 2 Im
ja, das deinige!« dritten Jahr aber zog Josaphat, der
20 Und Ahab sprach zu Elia: Hast du mich König von Juda, zum König von Israel
gefunden, mein Feind? Er aber sprach: Ja, hinab. 3 Und der König von Israel sprach
ich habe dich gefunden, weil du dich ver- zu seinen Knechten: Wißt ihr nicht, daß
kauft hast, das zu tun, was böse ist in den Ramot in Gilead uns gehört? Und wir sit-
Augen des HERRN! 21 Siehe, ich will Unheil zen still und entreißen es nicht der Hand
über dich bringen und deine Nachkom- des Königs von Aram? 4 Und er sprach zu
men wegfegen, und ich will von Ahab Josaphat: Willst du mit mir nach Ramot in
ausrotten, was männlich ist, Mündige Gilead in den Krieg ziehen? Und Josaphat
und Unmündige in Israel; 22 und ich will sprach zum König von Israel: Ich will sein
dein Haus machen wie das Haus Jero- wie du, mein Volk soll sein wie dein Volk,
beams, des Sohnes Nebats, und wie das meine Pferde wie deine Pferde! 5 Und
Haus Baesas, des Sohnes Achijas, um der Josaphat sprach zum König von Israel:
Herausforderung willen, womit du mich Befrage doch heute das Wort des HERRN!
zum Zorn herausgefordert und Israel zur 6 Da versammelte der König von Israel
Sünde verführt hast! die Propheten, etwa 400 Mann, und
23 Und auch über Isebel redete der HERR sprach zu ihnen: Soll ich nach Ramot in
und sprach: Die Hunde sollen Isebel fres- Gilead in den Krieg ziehen, oder soll ich
sen vor der Festungsmauer von Jesreel! es lassen? Sie sprachen: Zieh hinauf, und
24 Wer von Ahab in der Stadt stirbt, den der Herr wird sie in die Hand des Königs
sollen die Hunde fressen, und wer auf geben! 7 Josaphat aber sprach: Ist hier
dem Feld stirbt, den sollen die Vögel des kein Prophet des HERRN mehr, den wir
Himmels fressen! fragen könnten? 8 Der König von Israel
25 (Gar niemand war wie Ahab, der sich aber sprach zu Josaphat: Es gibt noch ei-
verkauft hatte, zu tun, was böse war in nen Mann, durch den man den HERRN be-
den Augen des HERRN, wozu seine Frau fragen kann; aber ich hasse ihn, denn er
Isebel ihn anstachelte. 26 Und er verübte weissagt mir nichts Gutes, sondern [nur]
sehr viele Greuel, indem er den Götzen Böses: Micha, der Sohn Jimlas! Josaphat
nachfolgte, ganz wie es die Amoriter ge- aber antwortete: Der König rede nicht
tan hatten, die der HERR vor den Kindern so! 9 Da rief der König von Israel einen
Israels vertrieben hatte.) Kämmerer und sprach: Bring Micha, den
27 Als aber Ahab diese Worte hörte, zer- Sohn Jimlas, rasch her!
riß er seine Kleider und legte Sacktuch 10 Und der König von Israel und Josa-
um seinen Leib und fastete und schlief phat, der König von Juda, saßen jeder auf
im Sacktuch und ging still einher. 28 Da seinem Thron, in königliche Gewänder
erging das Wort des HERRN an Elia, den gekleidet, auf dem Platz am Eingang des
Tisbiter, folgendermaßen: 29 Hast du Tores von Samaria, und alle Propheten
nicht gesehen, wie sich Ahab vor mir weissagten vor ihnen. 11 Und Zedekia,
demütigt? Weil er sich nun vor mir demü- der Sohn Kenaanas, hatte sich eiserne
tigt, will ich das Unheil nicht zu seinen Hörner gemacht und sprach: So spricht
408 1. KÖNIGE 22
der HERR: Hiermit wirst du die Aramäer »Du sollst ihn betören, und du wirst es
niederstoßen, bis du sie vernichtet hast! auch ausführen! Geh hin und mache es
12 Und alle Propheten weissagten ebenso so!« 23 Und nun siehe, der HERR hat einen
und sprachen: Zieh hinauf nach Ramot Lügengeist in den Mund aller dieser dei-
in Gilead, und es wird dir gelingen, denn ner Propheten gelegt; und der HERR hat
der HERR wird es in die Hand des Königs Unheil über dich geredet!
geben! 24 Da trat Zedekia, der Sohn Kenaanas,
13 Der Bote aber, der hingegangen war, herzu und gab Micha einen Backen-
um Micha zu rufen, redete mit ihm und streich und sagte: Ist etwa der Geist des
sprach: Siehe, die Worte der Propheten HERRN von mir gewichen, um mit dir zu
verkünden einstimmig Gutes für den Kö- reden? 25 Micha aber sprach: Siehe, du
nig; so laß nun dein Wort auch sein wie wirst es sehen an dem Tag, an dem du
das Wort eines jeden von ihnen und rede in die innerste Kammer gehen wirst, um
Gutes! 14 Micha aber sprach: So wahr der dich zu verbergen!
HERR lebt, ich will reden, was mir der HERR 26 Da sprach der König von Israel: Nimm
sagen wird! Micha und führe ihn wieder zu Amon,
dem Obersten der Stadt, und zu Joas,
Micha weissagt den Tod Ahabs dem Sohn des Königs, 27 und sage: So
2Chr 18,14-27
spricht der König: Legt diesen in den Ker-
15 Und als er zum König kam, sprach der ker und speist ihn mit Brot der Drangsal
König zu ihm: Micha, sollen wir nach und mit Wasser der Drangsal, bis ich in
Ramot in Gilead in den Krieg ziehen, oder Frieden wiederkomme! 28 Micha aber
sollen wir es lassen? Und er sprach zu ihm: sprach: Wenn du in Frieden wieder-
Zieh hinauf! Es soll dir gelingen, denn der kommst, dann hat der HERR nicht durch
HERR wird es in die Hand des Königs mich geredet! Und dann sagte er: Hört es,
geben! 16 Da sprach der König zu ihm: ihr Völker alle!
Wie oft muß ich dich beschwören, daß du
mir nichts als die Wahrheit sagen sollst im Ahabs Niederlage und Tod
2Chr 18,28-34
Namen des HERRN? 17 Da sagte er: Ich sah
ganz Israel auf den Bergen zerstreut wie 29 Da zogen der König von Israel und
Schafe, die keinen Hirten haben; und der Josaphat, der König von Juda, hinauf
HERR sprach: »Diese haben keinen Herrn; nach Ramot in Gilead. 30 Und der König
ein jeder kehre wieder heim in Frieden!« von Israel sprach zu Josaphat: Ich will
18 Da sprach der König von Israel zu verkleidet in den Kampf ziehen; du aber
Josaphat: Habe ich dir nicht gesagt, daß ziehe deine Gewänder an! So verkleidete
er mir nichts Gutes weissagt, sondern sich der König von Israel und zog in den
[nur] Böses? Kampf.
19 [Micha] aber sprach: Darum höre das 31 Aber der König von Aram hatte den 32
Wort des HERRN! Ich sah den HERRN auf Obersten über seine Streitwagen geboten
seinem Thron sitzen und das ganze Heer und gesagt: Ihr sollt weder gegen Kleine
des Himmels bei ihm stehen, zu seiner noch Große kämpfen, sondern nur ge-
Rechten und zu seiner Linken. 20 Und gen den König von Israel! 32 Und es ge-
der HERR sprach: »Wer will Ahab betören, schah, als die Obersten der Streitwagen
daß er hinaufzieht und bei Ramot in Gile- Josaphat sahen, da sprachen sie: Gewiß
ad fällt?« Und einer sagte dies, der andere ist dieser der König von Israel! Und sie
das. 21 Da trat ein Geist hervor und stellte wandten sich zum Kampf gegen ihn;
sich vor den HERRN und sprach: »Ich will und Josaphat schrie. 33 Und es geschah,
ihn betören!« Und der HERR sprach zu als die Obersten der Streitwagen sahen,
ihm: »Womit?« 22 Und er sprach: »Ich daß er nicht der König von Israel war, da
will hingehen und ein Lügengeist sein im ließen sie von ihm ab.
Mund aller seiner Propheten!« Er sprach: 34 Ein Mann aber spannte den Bogen
1. KÖNIGE 22 409
aufs Geratewohl und traf den König von des HERRN. 44 Doch kamen die Höhen
Israel zwischen den Tragbändern des nicht weg; denn das Volk opferte und
Panzers und dem Panzer. Da sprach er räucherte noch auf den Höhen. 45 Und
zu seinem Wagenlenker: Wende um und Josaphat schloß Frieden mit dem König
bringe mich aus dem Heer; denn ich bin von Israel.
verwundet! 35 Aber der Kampf wurde im- 46 Was aber mehr von Josaphat zu sagen
mer heftiger an jenem Tag. So blieb der ist, und seine Macht, die er ausgeübt,
König auf dem Streitwagen stehen, den und wie er gekämpft hat, ist das nicht
Aramäern gegenüber, und er starb am aufgezeichnet im Buch der Chronik der
Abend, und das Blut floß von der Wunde Könige von Juda?
mitten in den Streitwagen. 36 Und als die 47 Er rottete auch die noch übrigen Tem-
Sonne unterging, ertönte der Ruf durch pelhurer aus dem Land aus, die zur Zeit
das Lager: Jedermann gehe in seine Stadt seines Vaters Asa übriggeblieben waren.
und in sein Land! 48 Und es gab [damals] keinen König in
37 Und so starb der König; und er kam Edom; ein Statthalter regierte. 49 Und
nach Samaria, und man begrub den Kö- Josaphat hatte Tarsis-Schiffe machen
nig in Samaria. 38 Und als man den Streit- lassen, die nach Ophir fahren sollten, um
wagen beim Teich von Samaria wusch, da Gold zu holen; aber sie fuhren nicht, denn
leckten die Hunde sein Blut, während die sie zerschellten in Ezjon-Geber. 50 Da-
Huren [dort] badeten, nach dem Wort des mals sprach Ahasja, der Sohn Ahabs, zu
HERRN, das er geredet hatte. Josaphat: Laß meine Knechte mit deinen
39 Was aber mehr von Ahab zu sagen ist, Knechten auf den Schiffen fahren! Josa-
und alles, was er getan hat, und das el- phat aber wollte nicht.
fenbeinerne Haus, das er baute, und alle 51 Und Josaphat legte sich zu seinen
Städte, die er erbaut hat, steht das nicht Vätern und wurde begraben bei seinen
geschrieben im Buch der Chronik der Vätern in der Stadt Davids, seines Vaters.
Könige von Israel? 40 So legte sich Ahab Und Joram, sein Sohn, wurde König an
zu seinen Vätern; und Ahasja, sein Sohn, seiner Stelle.
wurde König an seiner Stelle.
König Ahasja von Israel
König Josaphat von Juda 52 Ahasja, der Sohn Ahabs, wurde König
2Chr 17-20
über Israel in Samaria, im siebzehnten Jahr
41 Josaphat aber, der Sohn Asas, war Kö- [der Regierung] Josaphats, des Königs von
nig über Juda geworden im vierten Jahr Juda, und er regierte zwei Jahre lang über
[der Regierung] Ahabs, des Königs von Israel. 53 Er tat, was böse war in den Augen
Israel. 42 Und Josaphat war 35 Jahre alt, des HERRN, und wandelte auf dem Weg
als er König wurde, und er regierte 25 Jah- seines Vaters und seiner Mutter und auf
re lang in Jerusalem. Und der Name seiner dem Weg Jerobeams, des Sohnes Nebats,
Mutter war Asuba, eine Tochter Silhis. der Israel zur Sünde verführt hatte. 54 Und
43 Und er wandelte in allen Wegen sei- er diente dem Baal und betete ihn an und
nes Vaters Asa und wich nicht davon, erzürnte den HERRN, den Gott Israels, ganz
indem er tat, was recht war in den Augen wie es sein Vater getan hatte.
Das zweite Buch der Könige
DIE KÖNIGE VON JUDA UND ISRAEL und sprach zu ihm: Wenn ich ein Mann
BIS ZUM UNTERGANG DES REICHES ISRAEL Gottes bin, so soll Feuer vom Himmel
Kapitel 1 - 17 fallen und dich und deine Fünfzig ver-
Elia kündigt König Ahasja von Israel zehren! Da fiel Feuer vom Himmel und
den Tod an verzehrte ihn und seine Fünfzig.
Als aber Ahab tot war, wurden die 11 Und er sandte nochmals einen anderen
Moabiter von Israel abtrünnig. 2 Und Hauptmann über Fünfzig zu ihm mit sei-
Ahasja fiel in seinem Obergemach in Sa- nen Fünfzig, der redete und sprach zu ihm:
maria durch das Gitter und wurde krank. Du Mann Gottes, so spricht der König:
Und er sandte Boten und sprach zu ih- Komm rasch herab! 12 Aber Elia antwortete
nen: Geht hin und befragt Baal-Sebub, und sprach zu ihnen: Wenn ich ein Mann
den Gott von Ekron, ob ich von dieser Gottes bin, so soll Feuer vom Himmel fal-
Krankheit genesen werde! len und dich und deine Fünfzig verzehren!
3 Aber der Engel des HERRN sprach zu Elia, Da fiel das Feuer Gottes vom Himmel und
dem Tisbiter: Mache dich auf und geh verzehrte ihn und seine Fünfzig.
den Boten des Königs von Samaria ent- 13 Da sandte er noch einen dritten Haupt-
gegen und sprich zu ihnen: Gibt es denn mann über Fünfzig mit seinen Fünfzig.
keinen Gott in Israel, daß ihr hingeht, Als nun dieser dritte Hauptmann über
um Baal-Sebub, den Gott von Ekron, zu Fünfzig zu ihm hinaufkam, beugte er sei-
befragen? 4 Und darum spricht der HERR: ne Knie vor Elia und bat ihn und sprach zu
Du sollst von dem Bett, auf das du dich ge- ihm: Du Mann Gottes, laß doch mein Le-
legt hast, nicht herunterkommen, sondern ben und das Leben deiner Knechte, dieser
du wirst gewißlich sterben! Und Elia ging. Fünfzig, etwas vor dir gelten! 14 Siehe, das
5 Die Boten aber kehrten wieder zu [dem Feuer ist vom Himmel gefallen und hat
König] zurück. Da fragte er sie: Warum die ersten zwei Hauptleute über Fünfzig
kommt ihr wieder? 6 Sie sprachen zu ihm: samt ihren Fünfzig vertilgt. Nun aber laß
Ein Mann kam herauf, uns entgegen, der mein Leben etwas vor dir gelten!
sprach zu uns: Kehrt wieder zurück zu 15 Da sprach der Engel des HERRN zu Elia:
dem König, der euch gesandt hat, und sagt Geh mit ihm hinab und fürchte dich nicht
zu ihm: So spricht der HERR: »Gibt es denn vor ihm! Und er machte sich auf und
keinen Gott in Israel, daß du hinsendest, ging mit ihm hinab zum König. 16 Und
um Baal-Sebub, den Gott von Ekron, zu er sprach zu ihm: So spricht der HERR:
befragen? Darum sollst du von dem Bett, Weil du Boten hingesandt hast, um Baal-
auf das du dich gelegt hast, nicht herun- Sebub, den Gott von Ekron, befragen zu
terkommen, sondern du wirst gewißlich lassen, als gäbe es keinen Gott in Israel,
sterben!« 7 Da sprach er zu ihnen: Wie sah dessen Wort man befragen könnte —
der Mann aus, der euch begegnete und dies [deshalb] sollst du von dem Bett, auf das
zu euch sagte? 8 Sie sprachen zu ihm: Der du dich gelegt hast, nicht herunterkom-
Mann trug einen Mantel aus Ziegenhaaren men, sondern du wirst gewißlich sterben!
und einen ledernen Gürtel um seine Len- 17 So starb er, nach dem Wort des HERRN,
den. Er aber sprach: Es ist Elia, der Tisbiter! das Elia geredet hatte. Und Joram wur-
9 Und er sandte einen Hauptmann über de König an seiner Stelle im zweiten
Fünfzig zu ihm, mit seinen fünfzig Leu- Jahr Jorams, des Sohnes Josaphats, des
ten. Als der zu ihm hinaufkam, siehe, da Königs von Juda; denn er hatte keinen
saß er oben auf dem Berg. Er aber sprach Sohn. 18 Was aber mehr von Ahasja zu
zu ihm: Du Mann Gottes, der König sagt, sagen ist, was er getan hat, ist das nicht
du sollst herabkommen! 10 Aber Elia ant- aufgezeichnet im Buch der Chronik der
wortete dem Hauptmann über Fünfzig Könige von Israel?
2. KÖNIGE 2 411
Elia wird in den Himmel hinweggenommen werde, so wird es dir
hinweggenommen zuteil werden, wenn aber nicht, so wird
Und es geschah, als der HERR den Elia es nicht geschehen! 11 Und es geschah,
im Sturmwind zum Himmel auffah- während sie noch miteinander gingen
ren lassen wollte, da ging Elia mit Elisa und redeten, siehe, da kam ein feuriger
von Gilgal hinweg. 2 Und Elia sprach zu Wagen mit feurigen Pferden und trenn-
Elisa: Bleibe doch hier; der HERR hat mich te beide voneinander. Und Elia fuhr im
nach Bethel gesandt! Elisa aber sprach: Sturmwind auf zum Himmel.
So wahr der HERR lebt und so wahr dei-
ne Seele lebt, ich verlasse dich nicht! Der Anfang des Wirkens von Elisa
So kamen sie hinab nach Bethel. 3 Da 12 Elisa aber sah ihn und rief: Mein Vater!
gingen die Prophetensöhne, die in Bethel mein Vater! Der Wagen Israels und seine
waren, zu Elisa heraus und sprachen zu Reiter! Und als er ihn nicht mehr sah,
ihm: Weißt du auch, daß der HERR deinen nahm er seine Kleider und zerriß sie in
Herrn heute über deinem Haupt hinweg- zwei Stücke, 13 und er hob den Mantel
nehmen wird? Er aber sprach: Ich weiß es des Elia auf, der von diesem herabgefal-
auch; schweigt nur still! len war, und kehrte um und trat an das
4 Und Elia sprach zu ihm: Elisa, bleibe Ufer des Jordan. 14 Und er nahm den
doch hier, denn der HERR hat mich nach Mantel des Elia, der von ihm herabge-
Jericho gesandt! Er aber sprach: So wahr fallen war, und schlug damit das Wasser
der HERR lebt und so wahr deine Seele und sprach: Wo ist der HERR, der Gott des
lebt, ich verlasse dich nicht! So kamen Elia? Und als er so das Wasser schlug, teil-
sie nach Jericho. 5 Da traten die Prophe- te es sich nach beiden Seiten, und Elisa
tensöhne, die in Jericho waren, zu Elisa ging hindurch.
und sprachen zu ihm: Weißt du auch, 15 Als aber die Prophetensöhne, die bei
daß der HERR deinen Herrn heute über Jericho ihm gegenüber standen, das
deinem Haupt hinwegnehmen wird? Er sahen, sprachen sie: Der Geist des Elia
aber sprach: Ich weiß es auch; schweigt ruht auf Elisa! Und sie gingen ihm ent-
nur still! 6 Und Elia sprach zu ihm: Bleibe gegen und verneigten sich vor ihm zur
doch hier, denn der HERR hat mich an den Erde, 16 und sie sprachen zu ihm: Siehe
Jordan gesandt! Er aber sprach: So wahr doch, es sind unter deinen Knechten 50
der HERR lebt und so wahr deine Seele tüchtige Männer; laß diese gehen und
lebt, ich verlasse dich nicht! Und so gin- deinen Herrn suchen! Vielleicht hat ihn
gen sie beide miteinander. der Geist des HERRN genommen und auf
7 Und 50 Mann von den Prophetensöhnen irgend einen Berg oder in irgend ein Tal
gingen hin und stellten sich ihnen gegen- geworfen? Er aber sprach: Sendet sie
über in einiger Entfernung auf, während nicht! 17 Aber sie drangen in ihn, bis er
diese beiden am Jordan standen. 8 Da ganz verlegen wurde und sprach: So
nahm Elia seinen Mantel und wickelte ihn sendet sie! Da sandten sie 50 Männer, die
zusammen und schlug damit das Wasser; suchten ihn drei Tage lang, aber sie fan-
das teilte sich nach beiden Seiten, so daß den ihn nicht. 18 Und als sie wieder zu
sie beide auf dem Trockenen hindurch- ihm zurückkehrten, als er noch in Jericho
gingen. war, sprach er zu ihnen: Habe ich euch
9 Und es geschah, als sie hinübergegan- nicht gesagt, ihr solltet nicht hingehen?
gen waren, da sprach Elia zu Elisa:
Erbitte, was ich dir tun soll, ehe ich von Elisa macht schlechtes Wasser gesund
dir genommen werde! Und Elisa sprach: 2Mo 15,23-26
Möchte mir doch ein zweifacher Anteil 19 Und die Männer der Stadt sprachen
an deinem Geist gegeben werden! 10 Er zu Elisa: Siehe doch, in dieser Stadt ist
sprach: Du hast etwas Schweres erbeten: gut wohnen, wie mein Herr sieht; aber
Wirst du mich sehen, wenn ich von dir das Wasser ist schlecht, und das Land ist
412 2. KÖNIGE 2.3
unfruchtbar! 20 Da sprach er: Bringt mir musterte ganz Israel; 7 und er ging hin
eine neue Schale und tut Salz hinein! Und und sandte zu Josaphat, dem König von
sie brachten es ihm. 21 Da ging er hinaus Juda, und ließ ihm sagen: Der König der
zu der Wasserquelle und warf das Salz Moabiter ist von mir abgefallen! Willst du
hinein und sprach: So spricht der HERR: mit mir kommen, um gegen die Moabiter
Ich habe dieses Wasser gesund gemacht, in den Kampf zu ziehen? Und er sprach:
es soll fortan weder Tod noch Unfrucht- Ich will hinaufkommen! Ich will sein wie
barkeit daraus kommen! 22 So wurde das du, mein Volk soll sein wie dein Volk, und
Wasser gesund bis zu diesem Tag nach meine Pferde wie deine Pferde! 8 Und er
dem Wort, das Elisa geredet hatte. sprach: Auf welchem Weg wollen wir hi-
naufziehen? Er antwortete: Auf dem Weg
Die Knaben von Bethel durch die Wüste Edom!
2Chr 36,16
9 Da zogen der König von Israel, der Kö-
23 Und er ging von dort hinauf nach nig von Juda und der König von Edom
Bethel. Als er nun den Weg hinaufging, aus. Als sie aber einen Umweg von sie-
kamen kleine Knaben zur Stadt hinaus; ben Tagereisen zurückgelegt hatten, da
die verspotteten ihn und riefen ihm hatte das Heer und das Vieh, das ihnen
zu: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, folgte, kein Wasser mehr. 10 Da sprach
komm herauf! 24 Da wandte er sich der König von Israel: Ach! Der HERR hat
um, und da er sie sah, fluchte er ihnen diese drei Könige gerufen, um sie in die
im Namen des HERRN. Da kamen zwei Hand der Moabiter zu geben! 11 Josaphat
Bären aus dem Wald und zerrissen 42 aber sprach: Ist kein Prophet des HERRN
Kinder. 25 Und er ging von da auf den hier, daß wir durch ihn den HERRN um
Berg Karmel und kehrte von dort wieder Rat fragen könnten? Da antwortete einer
nach Samaria zurück. von den Knechten des Königs von Israel
und sprach: Hier ist Elisa, der Sohn Sa-
König Joram von Israel phats, der dem Elia Wasser auf die Hände
und sein Sieg über die Moabiter goß!a 12 Und Josaphat sprach: Das Wort
Und Joram, der Sohn Ahabs, wurde des HERRN ist bei ihm! So zogen der König
König über Israel in Samaria, im von Israel und Josaphat und der König
achtzehnten Jahr Josaphats, des Königs von Edom zu ihm hinab.
von Juda, und er regierte zwölf Jahre 13 Elisa aber sprach zum König von Israel:
lang. 2 Und er tat, was böse war in den Was habe ich mit dir zu tun? Geh hin zu
Augen des HERRN, doch nicht wie sein Va- den Propheten deines Vaters und zu den
ter und seine Mutter, denn er beseitigte Propheten deiner Mutter! Der König von
den Gedenkstein des Baal, den sein Vater Israel aber sprach zu ihm: Nein! Denn der
gemacht hatte. 3 Aber er hielt fest an den HERR hat diese drei Könige gerufen, um sie
Sünden, zu denen Jerobeam, der Sohn in die Hand der Moabiter zu geben! 14 Eli-
Nebats, Israel verführt hatte, und ließ sa sprach: So wahr der HERR der Heerscha-
nicht davon. ren lebt, vor dessen Angesicht ich stehe,
4 Mesa aber, der König der Moabiter, wenn ich nicht auf Josaphat, den König
war ein Schafzüchter und entrichtete von Juda, Rücksicht nähme, ich wollte
dem König von Israel 100 000 Lämmer dich nicht ansehen noch beachten! 15 So
und 100 000 Widder samt der Wolle als bringt mir nun einen Saitenspieler! Und
Abgabe. 5 Und es geschah, als Ahab tot als der Saitenspieler die Saiten schlug,
war, da fiel der König der Moabiter von kam die Hand des HERRN über ihn.
dem König von Israel ab. 6 Zu jener Zeit 16 Und er sprach: So spricht der HERR:
zog der König Joram von Samaria aus und »Macht in diesem Talb Grube an Grube!

a (3,11) d.h. der täglich mit ihm war und ihm diente. Flußtal, das nur in der Regenzeit Wasser führt.
b (3,16) das hebr. Wort bezeichnet ein Wadi, ein
2. KÖNIGE 3.4 413
17 Denn so spricht der HERR: Ihr werdet Elisas Dienst. Die Prophetenwitwe und die
keinen Wind noch Regen sehen; den- Vermehrung des Öls
noch soll dieses Tal voll Wasser werden, Und eine Frau unter den Frauen der
so daß ihr zu trinken habt, ihr und auch Prophetensöhne schrie zu Elisa und
euer kleines und großes Vieh. 18 Und das sprach: Dein Knecht, mein Mann, ist
ist noch ein Geringes vor dem HERRN; er gestorben; aber du weißt, daß er, dein
wird auch die Moabiter in eure Hand Knecht, den HERRN fürchtete. Nun ist der
geben, 19 so daß ihr alle festen Städte Gläubiger gekommen und will sich mei-
und alle auserlesenen Städte schlagen ne beiden Söhne als leibeigene Knechte
werdet; und ihr werdet alle guten Bäume nehmen! 2 Und Elisa sprach zu ihr: Was
fällen und alle Wasserquellen verstopfen soll ich für dich tun? Sage mir, was hast
und alle guten Äcker mit Steinen verder- du im Haus? Sie antwortete: Deine Magd
ben!« — 20 Und es geschah am Morgen, hat nichts im Haus als nur einen Krug mit
zur Zeit der Darbringung des Speisopfers, Öl! 3 Er sprach: Geh hin und erbitte dir
siehe, da kam Wasser den Weg von Edom draußen Gefäße von allen deinen Nach-
her, und das Land wurde voll Wasser. barinnen, leere Gefäße, und nimm nicht
21 Als aber ganz Moab hörte, daß die Kö- wenige; 4 und geh hinein und schließe die
nige heraufgezogen waren, um gegen sie Tür hinter dir und deinen Söhnen zu und
zu kämpfen, da wurden alle aufgeboten, gieße [Öl] in alle diese Gefäße; und was voll
die alt genug waren, um das Schwert um- ist, trage weg! 5 Und sie ging von ihm weg
zugürten; und sie besetzten die Grenze. und schloß die Tür hinter sich und ihren
22 Und als sie sich am Morgen früh auf- Söhnen zu; die brachten ihr [die Gefäße],
machten und die Sonne über dem Wasser und sie goß ein. 6 Und es geschah, als die
aufging, da erschien den Moabitern das Gefäße voll waren, da sprach sie zu ihrem
Wasser drüben rot wie Blut. 23 Und sie Sohn: Reiche mir noch ein Gefäß her!
sprachen: Es ist Blut! Die Könige haben Er sprach zu ihr: Es ist kein Gefäß mehr
sich gewiß [gegenseitig] aufgerieben und hier! Da versiegte das Öl. 7 Und sie kam
einander erschlagen! Und nun, Moab, und erzählte es dem Mann Gottes. Und
mache dich auf zur Plünderung! er sprach: Geh hin, verkaufe das Öl und
24 Als sie aber zum Lager Israels kamen, bezahle deine Schuld; du aber und deine
da machten sich die Israeliten auf und Söhne, ihr könnt von dem Übrigen leben!
schlugen die Moabiter, daß sie vor ihnen
flohen. Jene aber drangen ins Land ein und Die Schunamitin und ihr Sohn
schlugen Moab. 25 Und sie rissen die Städ- 8 Und es geschah eines Tages, daß Elisa
te nieder und warfen jeder seinen Stein auf nach Schunem ging. Dort wohnte eine
alle guten Äcker, bis sie voll waren, und vornehme Frau, und die nötigte ihn, bei
verstopften alle Wasserquellen und fällten ihr zu essen. So oft er nun vorbeikam,
alle guten Bäume, bis nur noch Kir-Hareset kehrte er dort ein, um zu essen. 9 Und sie
mit seiner Steinmauer übrigblieb. Und die sprach zu ihrem Mann: Siehe doch, ich
Schleuderer umzingelten und beschossen erkenne, daß dies ein heiliger Mann Got-
es. 26 Als aber der König der Moabiter sah, tes ist, der immer bei uns vorbeikommt.
daß ihm der Kampf zu stark wurde, nahm 10 Laß uns doch ein kleines gemauertes
er 700 Mann mit sich, die das Schwert zo- Obergemach errichten und für ihn ein
gen, um gegen den König von Edom durch- Bett sowie Tisch, Stuhl und Leuchter hin-
zubrechen; aber sie konnten es nicht. 27 Da einstellen, damit er dort einkehren kann,
nahm er seinen erstgeborenen Sohn, der wenn er zu uns kommt!
an seiner Stelle König werden sollte, und 11 Es geschah nun eines Tages, daß
opferte ihn als Brandopfer auf der Mauer. er dort hinkam, und er kehrte in das
Und es kam ein großer Zorn über Israel, so Obergemach ein und legte sich darin
daß sie von ihm abzogen und wieder in ihr hin. 12 Und er sprach zu seinem Burschen
Land zurückkehrten. Gehasi: Rufe diese Schunamitin! Da rief
414 2. KÖNIGE 4
er sie, und sie trat vor ihn hin. 13 Und er tes auf den Berg kam, umfaßte sie seine
sprach zu ihm: Sage ihr doch: Siehe, du Füße; da trat Gehasi herzu, um sie weg-
hast unsertwegen so viel Sorge gehabt; zustoßen. Aber der Mann Gottes sprach:
was kann ich für dich tun? Hast du etwas, Laß sie, denn ihre Seele ist betrübt, und
weswegen ich mit dem König oder mit der HERR hat es mir verborgen und es
dem Heerführer für dich reden sollte? Sie mich nicht wissen lassen!
sprach: Ich wohne ja mitten unter mei- 28 Sie aber sprach: Habe ich denn von
nem Volk! 14 Er sprach: Was könnte man meinem Herrn einen Sohn erbeten?
für sie tun? Gehasi sprach: Ach, sie hat Sagte ich nicht, du solltest mich nicht
keinen Sohn, und ihr Mann ist alt! 15 Da täuschen? 29 Da sprach er zu Gehasi:
sagte er: Rufe sie! Und als er sie rief, trat Gürte deine Lenden und nimm meinen
sie unter die Tür. 16 Und er sprach: Um Stab in deine Hand und geh hin! Wenn
dieselbe Zeit übers Jahr wirst du einen dir jemand begegnet, so grüße ihn nicht,
Sohn ans Herz drücken! Sie sprach: Ach und grüßt dich jemand, so antworte ihm
nein, mein Herr, du Mann Gottes, belüge nicht, und lege meinen Stab auf das An-
deine Magd nicht! gesicht des Knaben! 30 Aber die Mutter
17 Aber die Frau wurde schwanger und des Knaben sprach: So wahr der HERR lebt,
gebar einen Sohn um dieselbe Zeit, im und so wahr deine Seele lebt, ich lasse
nächsten Jahr, so wie Elisa ihr verheißen nicht von dir! Da machte er sich auf und
hatte. folgte ihr. 31 Gehasi aber ging vor ihnen
18 Als aber der Knabe heranwuchs, ge- hin und legte dem Knaben den Stab auf
schah es eines Tages, daß er zu seinem das Angesicht; aber da war keine Stimme
Vater, zu den Schnittern hinausging. und kein Aufmerken. Und er kehrte um,
19 Da sprach er zu seinem Vater: Mein ihm entgegen, und berichtete es ihm und
Kopf, mein Kopf! Jener aber befahl einem sprach: Der Knabe ist nicht aufgewacht!
Knecht: Trage ihn zu seiner Mutter! 20 Der 32 Als nun Elisa in das Haus kam, sie-
hob ihn auf und brachte ihn zu seiner he, da lag der Knabe tot auf seinem
Mutter. Und er saß auf ihrem Schoß bis Bett. 33 Und er ging hinein und schloß
zum Mittag, dann starb er. 21 Da ging die Tür hinter ihnen beiden zu und bete-
sie hinauf und legte ihn auf das Bett des te zu dem HERRN. 34 Dann stieg er hinauf
Mannes Gottes, schloß hinter ihm zu und und legte sich auf das Kind, und er legte
ging hinaus; 22 und sie rief ihren Mann seinen Mund auf den Mund des Kindes
und sprach: Sende mir doch einen von und seine Augen auf dessen Augen und
den Knechten und eine Eselin, ich will seine Hände auf dessen Hände und brei-
schnell zu dem Mann Gottes gehen, aber tete sich so über es, daß der Leib des Kin-
[bald] wiederkommen! 23 Er sprach: Wa- des warm wurde. 35 Danach stand er auf
rum gehst du heute zu ihm? Es ist doch und ging im Haus einmal hierhin, einmal
weder Neumond noch Sabbat! Sie sprach: dorthin; dann stieg er wieder hinauf und
Lebe wohl! 24 Und sie sattelte die Eselin breitete sich über ihn. Da nieste der
und sprach zu ihrem Knecht: Treibe das Knabe siebenmal; danach tat der Knabe
Tier immerzu an und halte mich nicht auf die Augen auf. 36 Und er rief Gehasi und
beim Reiten, es sei denn, daß ich es sage! sprach: Rufe die Schunamitin! Da rief er
25 So ging sie denn und kam zu dem Mann sie, und als sie zu ihm hereinkam, sprach
Gottes auf den Berg Karmel. Als aber der er: Da nimm deinen Sohn! 37 Und sie
Mann Gottes sie aus einiger Entfernung kam und fiel nieder zu seinen Füßen und
sah, sprach er zu seinem Diener Gehasi: neigte sich zur Erde, und sie nahm ihren
Sieh dort die Schunamitin! 26 Nun laufe Sohn und ging hinaus.
ihr doch entgegen und sprich zu ihr:
Geht es dir gut? Geht es deinem Mann Der Tod im Topf
gut? Geht es dem Kind gut? Sie sprach: 38 Elisa aber kam wieder nach Gilgal.
Jawohl! 27 Als sie aber zu dem Mann Got- Und es war eine Hungersnot im Land.
2. KÖNIGE 4.5 415
Und die Prophetensöhne saßen vor ihm, Herrn und sagte es ihm und sprach: So
und er sprach zu seinem Burschen: Setze und so hat das Mädchen aus dem Land
den großen Topf auf und koche ein Ge- Israel geredet! 5 Da sprach der König von
richt für die Prophetensöhne! 39 Da ging Aram: Geh, ziehe hin, und ich will dem
einer aufs Feld hinaus, um Kräuter zu König von Israel einen Brief schicken!
sammeln, und er fand ein wildes Ran- Da ging er hin und nahm zehn Talente
kengewächs und sammelte davon sein Silber und 6 000 Goldstücke und zehn
Gewand voll wilde Gurken; und als er Festgewänder mit sich. 6 Und er brachte
heimkam, zerschnitt er sie in den Gemü- dem König von Israel den Brief; darin
setopf; denn sie kannten sie nicht. stand: »Und nun, wenn dieser Brief zu
40 Als man es aber den Männern zum dir kommt, so siehe: ich habe meinen
Essen vorsetzte und sie von dem Gemüse Knecht Naeman zu dir gesandt, damit du
aßen, schrieen sie und sprachen: Der Tod ihn von seinem Aussatz befreist!«
ist im Topf, Mann Gottes! Und sie konn- 7 Und es geschah, als der König von Israel
ten es nicht essen. 41 Er aber sprach: So den Brief gelesen hatte, zerriß er seine
holt Mehl herbei! Und er warf es in den Kleider und sprach: Bin ich denn Gott,
Topf und sprach: Setze es den Leuten vor, so daß ich töten und lebendig machen
daß sie essen! Da war nichts Schlimmes könnte, daß dieser von mir verlangt, ich
[mehr] im Topf. solle einen Mann von seinem Aussatz be-
freien? Da erkennt ihr doch und seht, daß
Die Speisung der Einhundert er einen Anlaß zum Streit mit mir sucht!
Mt 14,14-21
8 Und es geschah, als Elisa, der Mann
42 Aber ein Mann von Baal-Schalischa Gottes, hörte, daß der König von Israel
kam und brachte dem Mann Gottes Erst- seine Kleider zerrissen habe, da sandte
lingsbrote, 20 Gerstenbrote und Jung- er zum König und ließ ihm sagen: Warum
korn in seinem Sack. Er aber sprach: Gib hast du deine Kleider zerrissen? Er soll
es den Leuten, daß sie essen! 43 Und sein zu mir kommen, dann wird er erkennen,
Diener sprach: Wie kann ich das 100 daß es einen Propheten in Israel gibt! 9 So
Männern vorsetzen? Er aber sprach: Gib kam Naeman mit seinen Pferden und mit
es den Leuten, daß sie essen! Denn so seinen Wagen und hielt vor der Tür des
spricht der HERR: Man wird essen, und es Hauses Elisas. 10 Da sandte Elisa einen
wird übrigbleiben! 44 Und er legte es ih- Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Geh
nen vor, und sie aßen; und es blieb noch hin und wasche dich siebenmal im Jor-
übrig, nach dem Wort des HERRN. dan, so wird dir dein Fleisch wiederher-
gestellt, und du wirst rein werden!
Der Aramäer Naeman 11 Da wurde Naeman zornig, ging weg
wird vom Aussatz geheilt und sprach: Siehe, ich dachte, er werde
Naeman, der Heerführer des Königs zu mir herauskommen und hinzutreten
von Aram, war ein hochangesehener und den Namen des HERRN, seines Got-
Mann vor seinem Herrn und geschätzt; tes, anrufen und mit seiner Hand über
denn durch ihn gab der HERR den Aramä- die Stelle fahren und so den Aussätzigen
ern Sieg. Aber dieser gewaltige, tapfere befreien! 12 Sind nicht die Flüsse Abana
Mann war aussätzig. 2 Und die Aramäer und Parpar in Damaskus besser als alle
waren in Streifscharen ausgezogen und Wasser in Israel? Kann ich mich nicht
hatten ein kleines Mädchen aus dem darin waschen und rein werden? Und
Land Israel entführt, das nun im Dienst er wandte sich ab und ging zornig da-
von Naemans Frau war. 3 Und sie sprach von. 13 Da traten seine Knechte zu ihm,
zu ihrer Herrin: Ach, daß mein Herr bei redeten mit ihm und sprachen: Mein
dem Propheten von Samaria wäre; der Vater, wenn dir der Prophet etwas Großes
würde ihn von seinem Aussatz befreien! befohlen hätte, würdest du es nicht tun?
4 Da ging Naeman hinein zu seinem Wieviel mehr denn, da er zu dir gesagt
416 2. KÖNIGE 5.6
hat: Wasche dich, so wirst du rein! 14 Da den Prophetensöhnen aus dem Bergland
stieg er hinab und tauchte sich sieben- Ephraim zu mir gekommen. Gib ihnen
mal im Jordan unter, nach dem Wort des doch ein Talent Silber und zwei Festge-
Mannes Gottes; und sein Fleisch wurde wänder!
wieder wie das Fleisch eines jungen Kna- 23 Und Naeman sprach: Tu mir den Gefal-
ben, und er wurde rein. len und nimm zwei Talente! Und er nötig-
15 Und er kehrte wieder zu dem Mann te ihn und band zwei Talente Silber in zwei
Gottes zurück, er und sein ganzes Gefol- Beutel und zwei Festgewänder und gab es
ge. Und er ging hinein, trat vor ihn und zwei seiner Burschen, die trugen es vor
sprach: Siehe, nun weiß ich, daß es keinen ihm her. 24 Und als er auf den Hügel kam,
Gott auf der ganzen Erde gibt, außer in nahm er es von ihrer Hand und legte es in
Israel! Und nun nimm doch ein Geschenk das Haus und ließ die Männer gehen. Und
an von deinem Knecht! 16 Er aber sprach: sie gingen. 25 Er aber ging hinein und trat
So wahr der HERR lebt, vor dessen An- vor seinen Herrn. Da sprach Elisa zu ihm:
gesicht ich stehe, ich nehme nichts! Da Woher, Gehasi? Er sprach: Dein Knecht ist
nötigte er ihn, es zu nehmen, aber er wei- weder hierhin noch dorthin gegangen!
gerte sich. 17 Da sprach Naeman: Könnte 26 Er aber sprach zu ihm: Ging mein Herz
deinem Knecht nicht eine doppelte Maul- nicht mit, als der Mann von seinem Wa-
tierlast Erde gegeben werden? Denn dein gen umkehrte, dir entgegen? War es auch
Knecht will nicht mehr anderen Göttern an der Zeit, Silber zu nehmen und Klei-
Brandopfer und Schlachtopfer darbrin- der, oder Ölbäume, Weinberge, Schafe,
gen, sondern nur dem HERRN. 18 Nur darin Rinder, Knechte und Mägde? 27 So soll
wolle der HERR deinem Knecht vergeben: nun der Aussatz Naemans an dir haften
Wenn mein Herr in den Tempel des und an deinem Samen ewiglich! Da ging
Rimmona geht, um dort sich niederzu- er von ihm hinaus, aussätzig wie Schnee.
beugen — denn er stützt sich auf meinen
Arm, und ich beuge mich nieder in dem Das schwimmende Eisen
Tempel des Rimmon, ja wenn ich mich Und die Söhne der Propheten spra-
niederbeuge im Tempel des Rimmon, so chen zu Elisa: Sieh doch, der Ort, wo
wolle der HERR deinem Knecht in dieser wir vor dir wohnen, ist uns zu eng! 2 Wir
Sache vergeben! 19 Und [Elisa] antwortete wollen doch an den Jordan gehen und
ihm: Geh hin in Frieden! Und er zog eine dort jeder einen Balken holen, damit
Wegstrecke von ihm fort. wir uns dort eine Niederlassung bauen.
Und er sprach: Geht hin! 3 Es sprach
Die Untreue des Gehasi aber einer: Tu uns doch den Gefallen
1Tim 6,3-10; Apg 5,1-11
und komm mit deinen Knechten! Und
20 Da dachte Gehasi, der Diener Elisas, er sprach: Ich will mitkommen! 4 Und er
des Mannes Gottes: Siehe, mein Herr ging mit ihnen. Als sie nun an den Jor-
hat Naeman, diesen Aramäer, geschont, dan kamen, schnitten sie Holz. 5 Und es
indem er nichts von ihm genommen hat, geschah, als einer einen Stamm fällte, da
was er mitbrachte; so wahr der HERR lebt, fiel das Eisen ins Wasser. Da schrie er und
ich will ihm nachlaufen und etwas von sprach: O weh, mein Herr! Und es ist noch
ihm nehmen! 21 So jagte Gehasi dem Na- dazu entliehen! 6 Aber der Mann Gottes
eman nach. Und als Naeman sah, daß er sprach: Wohin ist es gefallen? Und als er
ihm nachlief, sprang er vom Streitwagen, ihm die Stelle zeigte, schnitt er ein Holz
ihm entgegen, und sprach: Geht es dir ab und warf es dort hinein. Da brachte
gut? 22 Und er sprach: Ja! Mein Herr hat er das Eisen zum Schwimmen. 7 Und er
mich gesandt, um dir zu sagen: Siehe, sprach: Hole es dir heraus! Da streckte er
eben jetzt sind zwei junge Männer von seine Hand aus und nahm es.

a (5,18) Rimmon (»Donnerer«) war ein Name des Sturmgottes Hadad, der in Damaskus verehrt wurde.
2. KÖNIGE 6 417
Die Aramäer sie mit Blindheit nach dem Wort Elisas.
werden mit Blindheit geschlagen 19 Und Elisa sprach zu ihnen: Das ist
8 Und der König von Aram führte Krieg nicht der Weg noch die Stadt; folgt mir
gegen Israel; und er beratschlagte sich nach, so will ich euch zu dem Mann füh-
mit seinen Knechten und sprach: Da und ren, den ihr sucht! Und er führte sie nach
da soll mein Lager sein! 9 Aber der Mann Samaria. 20 Und es geschah, als sie nach
Gottes sandte zum König von Israel und Samaria gekommen waren, da sprach
ließ ihm sagen: Hüte dich, an jenem Elisa: HERR, öffne diesen die Augen, damit
Ort vorbeizugehen; denn die Aramäer sie sehen! Und der HERR öffnete ihnen die
kommen dort hinab! 10 Und der König Augen, so daß sie sahen. Und siehe, da
von Israel sandte hin an den Ort, den ihm waren sie mitten in Samaria.
der Mann Gottes genannt und vor dem er 21 Und als der König von Israel sie sah,
ihn gewarnt hatte, und er nahm sich dort sprach er zu Elisa: Mein Vater, soll ich sie
in acht. Dies geschah nicht bloß einmal schlagen? Soll ich sie schlagen? 22 Er
oder zweimal. sprach: Du sollst sie nicht schlagen! Wür-
11 Da wurde das Herz des Königs von dest du die schlagen, welche du mit dei-
Aram unruhig darüber, und er rief seine nem Schwert und mit deinem Bogen
Knechtea zu sich und sprach zu ihnen: gefangennimmst? Setze ihnen Brot und
Könnt ihr mir denn nicht sagen, wer Wasser vor, daß sie essen und trinken
von den Unsrigen es mit dem König und zu ihrem Herrn ziehen! 23 Da wurde
von Israel hält? 12 Da sprach einer seiner ein großes Mahl zubereitet. Und als sie
Knechte: Nicht doch, mein Herr und Kö- gegessen und getrunken hatten, ließ er
nig; sondern Elisa, der Prophet in Israel, sie gehen, und sie zogen zu ihrem Herrn.
verrät dem König von Israel alles, was Von da an kamen die Streifscharen der
du in deiner Schlafkammer redest! 13 Er Aramäer nicht mehr in das Land Israel.
sprach: So geht hin und seht, wo er ist,
daß ich hinsende und ihn ergreifen lasse! Die Belagerung Samarias
Und sie meldeten es ihm und sprachen: 24 Und danach geschah es, daß Benha-
Siehe, er ist in Dotan! 14 Da sandte er dad, der König von Aram, sein ganzes
Pferde und Streitwagen und eine große Heer versammelte und heraufzog und
Streitmacht dorthin. Und sie kamen bei Samaria belagerte. 25 Da entstand in Sa-
Nacht und umzingelten die Stadt. maria eine große Hungersnot; und siehe,
15 Als nun der Diener des Mannes Gottes sie belagerten die Stadt so lange, bis ein
am Morgen früh aufstand und hinaus- Eselskopf 80 Silberlinge und ein Viertel
ging, siehe, da lag um die Stadt ein Heer Kab Taubenmist 5 Silberlinge wert war.
mit Pferden und Streitwagen. Da sprach 26 Und als der König von Israel auf der
sein Knecht zu ihm: O weh, mein Herr! Mauer entlangging, flehte ihn eine Frau
Was wollen wir nun tun? 16 Er sprach: an und sprach: Hilf mir, mein Herr und
Fürchte dich nicht! Denn die, welche bei König! 27 Er aber sprach: Wenn dir der
uns sind, sind zahlreicher als die, welche HERR nicht hilft, von woher soll ich dir
bei ihnen sind! 17 Und Elisa betete und Hilfe bringen? Von der Tenne oder von
sprach: HERR, öffne ihm doch die Augen, der Kelter? 28 Und der König fragte sie:
damit er sieht! Da öffnete der HERR dem Was willst du? Sie sprach: Diese Frau da
Knecht die Augen, so daß er sah. Und sie- sprach zu mir: Gib deinen Sohn her, daß
he, der Berg war voll feuriger Rosse und wir ihn heute essen; morgen wollen wir
Streitwagen rings um Elisa her. dann meinen Sohn essen! 29 So haben
18 Und als sie zu ihm hinkamen, bat Eli- wir meinen Sohn gekocht und ihn ge-
sa den HERRN und sprach: Schlage doch gessen; und am anderen Tag sprach ich
diese Heiden mit Blindheit! Da schlug er zu ihr: Gib deinen Sohn her, daß wir ihn

a (6,11) d.h. seine Minister und hochgestellten Berater, die »Knechte des Königs« genannt wurden.
418 2. KÖNIGE 6.7
essen! Aber sie hat ihren Sohn versteckt! Lagers der Aramäer kamen, siehe, da
30 Und es geschah, als der König die Wor- war kein Mensch da! 6 Denn der Herr
te der Frau hörte, da zerriß er seine Klei- hatte das Heer der Aramäer ein Getöse
der, während er auf der Mauer entlang- von Streitwagen hören lassen, auch ein
ging. Da sah das Volk, daß er darunter Getümmel von Pferden und ein Geschrei
auf seinem Leib Sacktuch trug. 31 Und er einer großen Heeresmacht, so daß sie
sprach: Gott tue mir dies und das, wenn untereinander sprachen: Siehe, der Kö-
das Haupt Elisas, des Sohnes Saphats, nig von Israel hat die Könige der Hetiter
heute auf ihm bleibt! 32 Elisa aber saß in und die Könige der Ägypter gegen uns
seinem Haus, und die Ältesten saßen bei angeworben, damit sie uns überfallen
ihm. Und [der König] sandte einen Mann sollen! 7 Und sie machten sich auf und
vor sich her; aber ehe der Bote zu ihm flohen in der Dämmerung und ließen
kam, sprach er zu den Ältesten: Seht ihr ihre Zelte zurück und ihre Pferde und
nicht, wie dieser Mördersohn hersendet, ihre Esel, das Lager, wie es stand, und
um mir den Kopf abzuhauen? Habt acht, flohen, um ihr Leben zu retten.
wenn der Bote kommt, verschließt die 8 Als nun jene Aussätzigen an den Rand
Tür und stemmt euch mit der Tür gegen des Lagers kamen, gingen sie in ein Zelt
ihn! Höre ich nicht die Fußtritte seines und aßen und tranken; und sie nahmen
Herrn hinter ihm her? 33 Während er Silber, Gold und Kleider daraus mit und
noch mit ihnen redete, siehe, da kam der gingen hin und verbargen es. Und sie
Bote zu ihm hinab, und er sprach: Siehe, kamen wieder und gingen in ein anderes
dieses Unglück kommt vom HERRN, was Zelt und plünderten es aus, gingen fort
soll ich noch auf den HERRN warten? und verbargen es.
9 Aber einer sprach zum anderen: Wir
Die Befreiung Samarias handeln nicht recht. Dieser Tag ist ein
Da sprach Elisa: Hört das Wort des Tag guter Botschaft; wenn wir schweigen
HERRN! So spricht der HERR: Morgen und warten, bis es heller Morgen wird, so
um diese Zeit wird im Tor von Samaria wird uns Strafe treffen. So kommt nun,
ein Maß Feinmehl einen Schekel gelten wir wollen gehen und es dem Haus des
und zwei Maß Gerste einen Schekel! 2 Da Königs melden! 10 Und sie kamen und
antwortete der Offizier, auf dessen Arm riefen dem Torhüter der Stadt und ver-
sich der König stützte, dem Mann Gottes kündeten es ihnen und sprachen: Wir
und sprach: Siehe, selbst wenn der HERR sind zum Lager der Aramäer gekommen,
Fenster am Himmel machte, wie könnte und siehe, es ist niemand da, und man
dies geschehen? Er aber sprach: Siehe, du hört auch keinen Menschen, sondern
wirst es mit eigenen Augen sehen, aber nur Pferde und Esel; die sind angebun-
nicht davon essen! den, und die Zelte, wie sie waren!
3 Es waren aber vier aussätzige Männer 11 Und er rief die Torhüter, und man be-
am Eingang des Tores, und einer sprach richtete es drinnen im Haus des Königs.
zum anderen: Weshalb bleiben wir hier, 12 Und der König stand in der Nacht
bis wir sterben? 4 Wenn wir sprächen: Wir auf und sprach zu seinen Knechten: Ich
wollen in die Stadt gehen, wo doch Hun- will euch doch sagen, was die Aramäer
gersnot in der Stadt herrscht, so müßten mit uns vorhaben: Sie wissen, daß wir
wir dort sterben; bleiben wir aber hier, Hunger leiden, und sind aus dem Lager
so müssen wir auch sterben! So kommt gegangen, um sich im Feld zu verbergen,
nun, wir wollen zum Heer der Aramäer und denken: Wenn die aus der Stadt ge-
überlaufen! Lassen sie uns leben, so le- hen, wollen wir sie lebendig fangen und
ben wir, töten sie uns, so sind wir tot! in die Stadt eindringen! 13 Da antwortete
5 Und sie machten sich in der Dämme- einer seiner Knechte und sprach: Man
rung auf, um in das Lager der Aramäer nehme doch fünf von den übriggebliebe-
zu gehen. Als sie nun an den Rand des nen Pferden, die noch da sind — siehe, es
2. KÖNIGE 7.8 419
geht ihnen doch wie der ganzen Menge 3 Als nun die sieben Jahre vorbei waren,
Israels, die darin übriggeblieben ist; sie- kam die Frau wieder aus dem Land der
he, es geht ihnen wie der ganzen Menge Philister, und sie ging hin, um den Kö-
Israels, welche aufgerieben ist —, die laßt nig anzurufen wegen ihres Hauses und
uns senden und dann schauen! wegen ihrer Felder. 4 Der König aber
14 Da nahmen sie zwei Gespanne Pferde, redete eben mit Gehasi, dem Knecht
und der König sandte sie dem Heer der des Mannes Gottes, und sprach: Erzähle
Aramäer nach und sprach: Geht hin und mir doch alle die großen Taten, die Elisa
seht nach! 15 Als sie ihnen nun bis an den getan hat! 5 Und es geschah, während
Jordan nachzogen, siehe, da lagen alle er dem König erzählte, wie jener einen
Wege voll Kleider und Waffen, welche die Toten lebendig gemacht hatte, siehe, da
Aramäer auf ihrer eiligen Flucht von sich kam eben die Frau, deren Sohn er le-
geworfen hatten. Und die Boten kamen bendig gemacht hatte, dazu und rief den
wieder und sagten es dem König. König an wegen ihres Hauses und wegen
16 Da ging das Volk hinaus und plünderte ihrer Felder. Da sprach Gehasi: Mein Herr
das Lager der Aramäer, so daß ein Maß und König, dies ist die Frau, und dies ist
Feinmehl einen Silberling galt und zwei ihr Sohn, den Elisa lebendig gemacht
Maß Gerste auch einen Silberling, nach hat! 6 Da fragte der König die Frau, und
dem Wort des HERRN. 17 Und der König be- sie erzählte es ihm. Da gab ihr der König
stellte den Offizier, auf dessen Arm er sich einen Kämmerer mit und sprach: Ver-
stützte, [zur Aufsicht] über das Tor; und schaffe ihr alles wieder, was ihr gehört;
das Volk zertrat ihn im Tor, so daß er starb, dazu allen Ertrag der Felder seit der Zeit,
wie der Mann Gottes gesagt hatte, der es da sie das Land verlassen hat, bis jetzt!
[voraus]gesagt hatte, als der König zu ihm
hinabkam. 18 Denn es geschah, wie der Hasael wird König von Aram
1Kö 19,15-17
Mann Gottes dem König gesagt hatte, als
er sprach: Morgen um diese Zeit werden 7 Und Elisa kam nach Damaskus. Da lag
im Tor von Samaria zwei Maß Gerste einen Benhadad, der König von Aram, krank.
Silberling gelten und ein Maß Feinmehl ei- Und man sagte es ihm und sprach: Der
nen Silberling!, 19 worauf der Offizier dem Mann Gottes ist hierher gekommen! 8 Da
Mann Gottes geantwortet hatte: Ja, siehe, sprach der König zu Hasael: Nimm ein
selbst wenn der HERR Fenster am Himmel Geschenk mit dir und geh dem Mann
machte, wie könnte dies geschehen? Er Gottes entgegen und befrage den HERRN
aber hatte gesagt: Siehe, du wirst es mit durch ihn und sprich: Werde ich von die-
deinen Augen sehen, aber nicht davon ser Krankheit genesen?
essen! 20 So erging es ihm jetzt; denn das 9 Und Hasael ging ihm entgegen und
Volk zertrat ihn im Tor, so daß er starb. nahm ein Geschenk mit sich, allerlei Gü-
ter aus Damaskus, eine Last für 40 Kame-
Die Schunamitin erhält ihr Land zurück le. Und als er kam, trat er vor ihn hin und
Und Elisa redete mit der Frau, deren sprach: Dein Sohn Benhadad, der König
Sohn er lebendig gemacht hatte, und von Aram, hat mich zu dir gesandt und
sprach: Mache dich auf und geh hin mit läßt fragen: Werde ich von dieser Krank-
deinen Hausgenossen und halte dich in heit genesen? 10 Elisa sprach zu ihm:
der Fremde auf, wo du kannst! Denn der Geh hin und sage ihm: Du wirst gewiß
HERR hat eine Hungersnot herbeigerufen. genesen! Aber der HERR hat mir gezeigt,
Und sie kommt auch in das Land, sieben daß er gewiß sterben wird.
Jahre lang! 2 Und die Frau machte sich 11 Und [Elisa] richtete sein Angesicht auf
auf und machte es so, wie der Mann Got- ihn und starrte ihn unverwandt an, bis
tes sagte, und zog hin mit ihren Hausge- er sich schämte; und der Mann Gottes
nossen und hielt sich sieben Jahre lang weinte. 12 Da sprach Hasael: Warum
im Land der Philister auf. weint mein Herr? Und er sprach: Weil
420 2. KÖNIGE 8.9
ich weiß, was für Unheil du den Kindern Edomiter von der Oberherrschaft Judas
Israels antun wirst! Du wirst ihre festen ab bis zu diesem Tag. Auch Libna fiel zu
Städte mit Feuer verbrennen und ihre jener Zeit ab.
junge Mannschaft mit dem Schwert töten 23 Was aber mehr von Jehoram zu sagen
und ihre Kindlein zerschmettern und die ist, und alles, was er getan hat, ist das
schwangeren Frauen aufschlitzen! 13 Da nicht geschrieben im Buch der Chronik
sprach Hasael: Was ist dein Knecht, der der Könige von Juda? 24 Und Jehoram
Hund, daß er so große Dinge tun sollte? legte sich zu seinen Vätern und wurde
Elisa sprach: Der HERR hat mir gezeigt, bei seinen Vätern begraben in der Stadt
daß du König über Aram wirst! Davids; und Ahasja, sein Sohn, wurde
14 Und er ging von Elisa weg und kam zu König an seiner Stelle.
seinem Herrn; der sprach zu ihm: Was
hat dir Elisa gesagt? Er sprach: Er sagte Ahasja wird König von Juda
2Chr 22,1-6
mir, du wirst gewiß genesen! 15 Und es
geschah am folgenden Tag, da nahm 25 Im zwölften Jahr Jorams, des Sohnes
[Hasael] die Decke und tauchte sie ins Ahabs, des Königs von Israel, wurde
Wasser und breitete sie über [Benha- Ahasja, der Sohn Jehorams, König in Juda.
dads] Angesicht, so daß er starb. Und 26 Ahasja war 22 Jahre alt, als er König
Hasael wurde König an seiner Stelle. wurde, und er regierte ein Jahr lang in
Jerusalem. Und der Name seiner Mutter
Jehoram wird König von Juda war Athalja, [sie war] die Tochter Omris,
2Chr 21
des Königs von Israel. 27 Und er wandelte
16 Und im fünften Jahr Jorams, des Soh- auf dem Weg des Hauses Ahabs und tat,
nes Ahabs, des Königs von Israel, als was böse war in den Augen des HERRN, wie
Josaphat noch König von Juda war, wur- das Haus Ahabs; denn er war ein Schwie-
de Jehoram, der Sohn Josaphats, König in gersohn des Hauses Ahabs.
Juda.a 17 Er war 32 Jahre alt, als er König 28 Und er zog mit Joram, dem Sohn
wurde, und er regierte acht Jahre lang in Ahabs, in den Krieg gegen Hasael, den
Jerusalem. 18 Und er wandelte auf dem König von Aram, nach Ramot in Gilead;
Weg der Könige von Israel, wie es das aber die Aramäer verwundeten Joram.
Haus Ahabs tat; denn die Tochter Ahabs 29 Da kehrte der König Joram zurück,
war seine Frau, und er tat, was böse war um sich in Jesreel heilen zu lassen von
in den Augen des HERRN. 19 Aber der HERR den Wunden, die ihm die Aramäer in
wollte Juda nicht verderben um seines Ramat geschlagen hatten, als er mit Ha-
Knechtes David willen, wie er ihm ver- sael, dem König von Aram, kämpfte. Und
heißen hatte, ihm unter seinen Söhnen Ahasja, der Sohn Jehorams, der König in
allezeit eine Leuchte zu geben. Juda, kam hinab, um Joram, den Sohn
20 Zu seiner Zeit fielen die Edomiter Ahabs, in Jesreel zu besuchen; denn er
von der Oberherrschaft Judas ab und lag krank.
setzten einen König über sich. 21 Da zog
Jehoram nach Zair und alle Streitwagen Jehu wird zum König von Israel gesalbt
mit ihm; und er machte sich auf bei Elisa aber, der Prophet, rief einen der
Nacht und schlug die Edomiter, die ihn Prophetensöhne und sprach zu ihm:
und die Obersten über die Streitwagen Gürte deine Lendenb und nimm diese Öl-
umzingelt hatten, so daß das Volk in flasche mit dir und geh hin nach Ramot in
seine Zelte floh. 22 Dennoch fielen die Gilead! 2 Und wenn du dahin kommst, so

a (8,16) Jehoram (= »Der HERR ist erhaben«) wurde b (9,1) d.h. »mache dich bereit«; zum Kampf und zur
noch zu Lebzeiten seines Vaters als König eingesetzt Reise bzw. Arbeit wurde das lange Obergewand mit
und regierte eine Zeitlang mit ihm gemeinsam; das einem Gürtel hochgebunden, um Bewegungsfreiheit
war im alten Orient immer wieder der Fall. zu gewähren.
2. KÖNIGE 9 421
schau, wo Jehu ist, der Sohn Josaphats, des Jehu bringt Joram und Ahasja um
Sohnes Nimsis, und geh hinein und laß ihn 2Chr 22,7-9
aufstehen aus der Mitte seiner Brüder, und 14 So machte Jehu, der Sohn Josaphats,
führe ihn in die innerste Kammer; 3 und des Sohnes Nimsis, eine Verschwörung
nimm die Ölflasche und gieße sie auf gegen Joram. Joram aber hatte mit ganz
sein Haupt aus und sprich: So spricht der Israel in Ramot in Gilead gegen Hasael,
HERR: Ich habe dich zum König über Israel den König von Aram, Wache gehalten.
gesalbt! Und du sollst die Tür öffnen und 15 Aber der König Joram war wieder
fliehen und dich nicht aufhalten! umgekehrt, um sich in Jesreel heilen
4 So ging der junge Mann, der Diener des zu lassen von den Wunden, die ihm die
Propheten, hin nach Ramot in Gilead. Aramäer geschlagen hatten, als er mit
5 Und als er hineinkam, siehe, da saßen Hasael, dem König von Aram, kämpfte.
die Hauptleute des Heeres beisammen, Und Jehu sprach: Wenn es euch recht
und er sprach: Ein Wort habe ich an dich, ist, so soll niemand aus der Stadt entflie-
o Hauptmann! Und Jehu sprach: An wel- hen, um hinzugehen und es in Jesreel zu
chen von uns allen? Er sprach: An dich, o berichten! 16 Und Jehu ritt nach Jesreel;
Hauptmann! denn Joram lag dort; auch war Ahasja, der
6 Da stand [Jehu] auf und ging in das Haus König von Juda, herabgekommen, um
hinein. Er aber goß das Öl auf sein Haupt Joram zu besuchen.
und sprach zu ihm: So spricht der HERR, 17 Der Wächter aber, der auf dem Turm
der Gott Israels: Ich habe dich zum König von Jesreel stand, sah Jehus Schar kom-
gesalbt über das Volk des HERRN, über men und sprach: Ich sehe eine Schar! Da
Israel! 7 Und du sollst das Haus Ahabs, sprach Joram: Nimm einen Reiter und
deines Herrn, erschlagen; so will ich das sende ihnen den entgegen und frage:
Blut der Propheten, meiner Knechte, Bedeutet es Friede? 18 Und der Reiter
und das Blut aller Knechte des HERRN ritt ihm entgegen und sprach: So spricht
an Isebel rächen! 8 Ja, das ganze Haus der König: Bedeutet es Friede? Jehu aber
Ahabs soll umkommen; und ich will von sprach: Was geht dich der Friede an? Keh-
Ahab alles ausrotten, was männlich ist, re um, folge mir! Und der Wächter berich-
sowohl Mündige als auch Unmündige in tete es und sprach: Der Bote ist zu ihnen
Israel. 9 Und ich will das Haus Ahabs ma- gekommen und kehrt nicht zurück! 19 Da
chen wie das Haus Jerobeams, des Soh- sandte er einen zweiten Reiter. Als der zu
nes Nebats, und wie das Haus Baesas, des ihm kam, sprach er: So spricht der König:
Sohnes Achijas. 10 Und die Hunde sollen Bedeutet es Friede? Jehu sprach: Was
Isebel fressen auf dem Acker von Jesreel, geht dich der Friede an? Kehre um, folge
und niemand soll sie begraben! — Und er mir! 20 Das berichtete der Wächter und
öffnete die Tür und floh. sprach: Der ist auch zu ihnen gekommen
11 Als nun Jehu zu den Knechten seines und kehrt nicht zurück; und es ist ein Ja-
Herrn herausging, sprach man zu ihm: gen wie das Jagen Jehus, des Sohnes Nim-
Bedeutet es Friede? Warum ist dieser sis, denn er jagt, als wäre er rasend!
Verrückte zu dir gekommen? Er sprach 21 Da sprach Joram: Spanne an! Und man
zu ihnen: Ihr kennt doch den Mann und spannte seinen Streitwagen an, und sie
seine Rede. 12 Sie sprachen: Das ist nicht zogen aus, Joram, der König von Israel,
wahr; sage es uns doch! Da sprach er: So und Ahasja, der König von Juda, jeder auf
und so hat er mit mir geredet und gesagt: seinem Streitwagen; sie fuhren Jehu ent-
So spricht der HERR: Ich habe dich zum gegen, und sie trafen ihn auf dem Acker
König über Israel gesalbt! 13 Da eilten sie Nabots, des Jesreeliten. 22 Als nun Joram
und nahmen jeder sein Gewand und leg- den Jehu sah, sprach er: Jehu, bedeutet
ten sie unter ihn auf die bloßen Stufen; das Friede? Er aber sprach: Was, Friede?
und sie stießen in das Schopharhorn und Bei all den Hurereien und Zaubereien
riefen: Jehu ist König geworden! deiner Mutter Isebel? 23 Da wandte sich
422 2. KÖNIGE 9.10
Joram zur Flucht und sprach zu Ahasja: grabt sie, denn sie ist die Tochter eines
Verrat, Ahasja! Königs! 35 Als sie aber hingingen, um sie
24 Aber Jehu nahm den Bogen in die zu begraben, da fanden sie nichts mehr
Hand und schoß Joram zwischen die von ihr als nur den Schädel, die Füße
Schultern, so daß der Pfeil durch sein und die Handflächen. 36 Und sie kamen
Herz fuhr und er in seinen Streitwagen wieder und berichteten es ihm. Er aber
sank. 25 Und Jehu sprach zu Bidekar, sei- sprach: Das ist ja das Wort des HERRN, das
nem Wagenkämpfer: Nimm ihn und wirf er durch seinen Knecht Elia, den Tisbiter,
ihn auf das Ackerfeld Nabots, des Jes- geredet hat, als er sprach: Auf dem Acker
reeliten; denn denke daran, wie wir, ich Jesreels sollen die Hunde das Fleisch
und du, nebeneinander hinter seinem der Isebel fressen! 37 Und der Leichnam
Vater Ahab herritten, als der HERR diesen Isebels wird sein im Acker Jesreels wie
Ausspruch über ihn tat: 26 »Fürwahr, das Dünger auf dem Feld, so daß man nicht
Blut Nabots und das Blut seiner Söhne sagen kann: Dies ist Isebel!
habe ich gestern gesehen, spricht der
HERR; und ich werde es dir auf diesem Das Haus Ahabs wird ausgerottet
Acker vergelten! spricht der HERR.« So Ahab aber hatte 70 Söhne in Sama-
nimm ihn nun und wirf ihn auf den ria. Und Jehu schrieb Briefe und
Acker, nach dem Wort des HERRN! sandte sie nach Samaria an die Obersten
27 Als aber Ahasja, der König von Juda, von Jesreel, an die Ältesten und Erzieher
dies sah, floh er in Richtung Beth-Gan. [der Söhne] Ahabs, die lauteten so: 2 Nun
Jehu aber jagte ihm nach und sprach: denn, sobald dieser Brief zu euch kommt,
»Erschlagt auch ihn auf dem Wagen!« [Das die ihr über die Söhne eures Herrn verfügt
war] auf der Anhöhe von Gur, das bei Jib- und über die Streitwagen, die Pferde und
leam liegt. Und er floh nach Megiddo und über eine feste Stadt und Waffen, 3 so
starb dort. 28 Und seine Knechte ließen schaut, welcher der beste und rechtschaf-
ihn auf einem Wagen nach Jerusalem füh- fenste unter den Söhnen eures Herrn ist,
ren und begruben ihn in seinem Grab bei und setzt ihn auf den Thron seines Vaters,
seinen Vätern in der Stadt Davids. 29 Ahas- und kämpft für das Haus eures Herrn!
ja aber war König geworden über Juda im 4 Sie aber fürchteten sich über die Maßen
elften Jahr Jorams, des Sohnes Ahabs. und sprachen: Siehe, die zwei Könige
konnten nicht vor ihm bestehen, wie
Der Tod Isebels wollen denn wir bestehen? 5 Und der
30 Als nun Jehu nach Jesreel kam und Vorsteher über das Hausa, der Vorsteher
Isebel dies hörte, da schminkte sie ihr über die Stadt und die Ältesten und die
Angesicht und schmückte ihr Haupt und Erzieher sandten hin zu Jehu und ließen
schaute zum Fenster hinaus. 31 Und als ihm sagen: Wir sind deine Knechte und
Jehu in das Tor kam, sprach sie: Ist es wollen alles tun, was du uns sagst! Wir
Simri gut ergangen, der seinen Herrn wollen niemand zum König machen; tue,
ermordete? 32 Da schaute er zum Fenster was dir gefällt!
empor und sprach: Wer hält es mit mir? 6 Da schrieb er einen zweiten Brief an sie,
Wer? Da sahen zwei oder drei Kämmerer der lautete so: Wenn ihr es mit mir halten
zu ihm hinab. 33 Und er sprach: Stürzt sie und meiner Stimme gehorchen wollt, so
herab! Und sie stürzten sie hinunter, daß nehmt die Köpfe der Männer, der Söhne
die Wände und die Pferde mit ihrem Blut eures Herrn, und kommt morgen um
bespritzt wurden; und er zertrat sie. diese Zeit zu mir nach Jesreel! Aber die
34 Und als er hineinkam und gegessen Königssöhne, 70 Mann, waren bei den
und getrunken hatte, sprach er: Seht Großen der Stadt, die sie aufzogen. 7 Und
doch nach dieser Verfluchten und be- es geschah, als der Brief zu ihnen kam, da

a (10,5) d.h. über das Haus (= die Familie und den Königshof) Ahabs.
2. KÖNIGE 10 423
ergriffen sie die Königssöhne und töte- Jehu macht dem Baalsdienst ein Ende
ten sie, 70 Mann, und legten ihre Köpfe 18 Und Jehu versammelte das ganze Volk
in Körbe und sandten sie zu ihm nach und sprach zu ihnen: Ahab hat dem
Jesreel. 8 Und als der Bote kam und es ihm Baal wenig gedient, Jehu will ihm viel
berichtete und sprach: Sie haben die Köp- dienen! 19 So beruft nun alle Propheten
fe der Königssöhne gebracht!, da sprach Baals, alle seine Knechte und alle seine
er: Legt sie in zwei Haufen draußen vor Priester zu mir, so daß niemand fehlt;
das Tor bis zum Morgen! denn ich habe dem Baal ein großes
9 Und am Morgen, als er hinausging, trat Schlachtopfer zu bringen. Wen man ver-
er hin und sprach zu dem ganzen Volk: Ihr missen wird, der soll nicht leben! Aber
seid gerecht! Siehe, ich habe gegen mei- Jehu tat es aus List, um die Diener Baals
nen Herrn eine Verschwörung gemacht auszurotten.
und ihn umgebracht. Wer aber hat diese 20 Und Jehu sprach: Heiligt dem Baal
alle erschlagen? 10 So erkennt nun, daß ein Fest! Und sie ließen ein solches
kein Wort des HERRN auf die Erde gefallen ausrufen. 21 Jehu sandte auch [Boten] in
ist, das der HERR gegen das Haus Ahabs ganz Israel umher. Da kamen alle Diener
geredet hat, sondern der HERR hat getan, Baals, so daß niemand übrigblieb, der
was er durch seinen Knecht Elia geredet nicht gekommen wäre. Und sie kamen in
hat! 11 Und Jehu erschlug in Jesreel alle den Baalstempel, so daß der Baalstempel
Übriggebliebenen vom Haus Ahabs und voll wurde, von einem Ende bis zum
seine Gewaltigen, seine Vertrauten und anderen. 22 Da sprach er zu dem Auf-
seine Minister, so daß ihm nicht einer seher über die Kleiderkammer: Bringe
übrigblieb, der entkommen wäre. Kleider heraus für alle Diener Baals! Und
12 Danach machte er sich auf und zog er brachte ihnen Kleider heraus.
nach Samaria. Unterwegs aber, bei 23 Und Jehu ging mit Jonadab, dem Sohn
Beth-Eked Haroim, 13 da traf Jehu die Rechabs, in das Haus Baals und sprach
Brüder Ahasjas, des Königs von Juda, an zu den Dienern Baals: Forscht nach
und sprach: Wer seid ihr? Sie sprachen: und achtet darauf, daß hier unter euch
Wir sind die Brüder Ahasjas und ziehen nicht etwa jemand von den Dienern des
hinab, um die Söhne des Königs und die HERRN sei, sondern ausschließlich Diener
Söhne der Gebieterin zu begrüßen! 14 Er des Baal! 24 Und sie gingen hinein, um
aber sprach: Greift sie lebendig! Und sie Schlachtopfer und Brandopfer darzu-
ergriffen sie lebendig und erstachen sie bringen. Jehu aber hatte sich draußen 80
bei der Zisterne von Beth-Eked, 42 Mann; Mann bestellt und sprach: Wenn jemand
und er ließ nicht einen von ihnen übrig. einen von den Männern entkommen
15 Und als er von dort wegzog, fand er läßt, die ich in eure Hand gebe, so soll
Jonadab, den Sohn Rechabs, der ihm ent- sein Leben für dessen Leben haften!
gegenkam; und er grüßte ihn und sprach 25 Als man nun die Brandopfer vollendet
zu ihm: Ist dein Herz aufrichtig, wie mein hatte, sprach Jehu zu den Läufern und
Herz mit deinem Herzen? Und Jonadab den Offizieren: Geht hinein und erschlagt
sprach: Ja! — Wenn es so ist, so gib mir sie, so daß niemand davonkommt! Und
deine Hand! Und er gab ihm seine Hand. sie erschlugen sie mit der Schärfe des
Da ließ er ihn zu sich auf den Streitwagen Schwertes. Und die Läufer und Offiziere
steigen, 16 und er sprach: Komm mit mir warfen sie hinaus und gingen in den in-
und sieh meinen Eifer für den HERRN! Und nersten Raum des Baalstempels, 26 und
er führte ihn auf seinem Streitwagen. sie brachten die Bildsäulen des Baals-
17 Und als er nach Samaria kam, erschlug tempels heraus und verbrannten sie,
er alles, was von Ahab in Samaria noch 27 und sie rissen die Gedenksteine des
übrig war, bis er ihn vertilgt hatte, gemäß Baal nieder. Sie zerstörten auch den
dem Wort des HERRN, das er zu Elia gere- Baalstempel und machten Aborte dar-
det hatte. aus, [die sind dort] bis zu diesem Tag.
424 2. KÖNIGE 10.11
Jehus Verdienste und sein Versagen tötet wurden, und brachte ihn samt seiner
28 So vertilgte Jehu den Baal aus Israel. Amme in eine Schlafkammer; und sie ver-
29 Aber von den Sünden Jerobeams, des bargen ihn vor Athalja; und er wurde nicht
Sohnes Nebats, mit denen er Israel zur getötet. 3 Und er war sechs Jahre lang bei
Sünde verführt hatte, ließ Jehu nicht, näm- ihr im Haus des HERRN verborgen. Athalja
lich von den goldenen Kälbern von Bethel aber herrschte über das Land.
und von Dan. 30 Doch sprach der HERR zu
Jehu: Weil du dich gut gehalten und getan Joas wird König von Juda
hast, was recht ist in meinen Augen, weil 2Chr 23
du am Haus Ahabs gehandelt hast nach 4 Aber im siebten Jahr ließ Jojadaa die
allem, was in meinem Herzen war, so sol- Obersten über die Hundertschaften der
len Nachkommen von dir bis in das vierte Karier und der Läuferb holen und zu sich
Glied auf dem Thron Israels sitzen! 31 Aber in das Haus des HERRN kommen; und
Jehu achtete nicht darauf, von ganzem er machte mit ihnen einen Bund und
Herzen nach dem Gesetz des HERRN, des nahm einen Eid von ihnen im Haus des
Gottes Israels, zu wandeln; denn er ließ HERRN, und er zeigte ihnen den Sohn des
nicht ab von den Sünden Jerobeams, mit Königs. 5 Und er gebot ihnen und sprach:
denen er Israel zur Sünde verführt hatte. Das ist es, was ihr tun sollt: Der dritte Teil
32 Zu jener Zeit fing der HERR an, Israel von euch, die ihr am Sabbat antretet, soll
zu schmälern; denn Hasael schlug sie an Wache halten im Haus des Königs; 6 und
allen Grenzen Israels: 33 östlich vom Jor- ein Drittel am Tor Sur und ein Drittel am
dan, das ganze Land Gilead, die Gaditer, Tor hinter den Läufern; und ihr sollt Wache
Rubeniter und Manassiter, von Aroer an, halten beim Haus zur Abwehr. 7 Und die
das am Arnonfluß liegt, sowohl Gilead als zwei [anderen] Abteilungen von euch, alle,
auch Baschan. die am Sabbat abtreten, sollen im Haus des
34 Was aber mehr von Jehu zu sagen ist, HERRN um den König Wache halten. 8 Und
und alles, was er getan hat, und alle seine ihr sollt euch rings um den König scharen,
großen Taten, ist das nicht geschrieben jeder mit seinen Waffen in der Hand; wer
im Buch der Chronik der Könige von aber in die Reihen eindringt, der soll ge-
Israel? 35 Und Jehu legte sich zu seinen tötet werden; und ihr sollt bei dem König
Vätern; und sie begruben ihn in Samaria. sein, wenn er aus- und eingeht!
Und Joahas, sein Sohn, wurde König an 9 Und die Obersten über die Hundert-
seiner Stelle. 36 Die Zeit aber, die Jehu schaften taten alles, wie es ihnen der Prie-
über Israel in Samaria regierte, betrug ster Jojada geboten hatte; und sie nah-
28 Jahre. men jeder seine Männer, die am Sabbat
antraten, samt denen, die am Sabbat ab-
Athaljas Mord traten, und kamen zu Jojada, dem Pries-
an den Königssöhnen von Juda ter. 10 Und der Priester gab den Obersten
2Chr 22,10-12
über die Hundertschaften die Speere und
Als aber Athalja, die Mutter Ahasjas, Schilde, die dem König David gehört hat-
sah, daß ihr Sohn tot war, machte sie ten, und die im Haus des HERRN waren.
sich auf und brachte alle königlichen Nach- 11 Und die Leibwächter standen rings um
kommen um. 2 Aber Joscheba, die Tochter den König her, jeder mit seinen Waffen in
des Königs Joram, Ahasjas Schwester, der Hand, von der rechten Seite des Hau-
nahm Joas, den Sohn Ahasjas, und stahl ihn ses bis zur linken Seite des Hauses, bei
weg aus der Mitte der Königssöhne, die ge- dem Altar und bei dem Haus.

a (11,4) Jojada (= »Der HERR erkennt«) war damals wurde als »Karier« bezeichnet. Die »Läufer« (d.h.
Hoherpriester und der Mann Joschebas (vgl. 2Chr königliche Kuriere) hatten wohl eine ähnliche
22,11). Aufgabe. Zur Zeit Davids bildeten die Kreter und
b (11,4) Die Leibwache unter den späteren Königen Pleter die Leibwache (2Kö 11,4.19; 2Sam 20,23).
2. KÖNIGE 11.12 425
12 Und er führte den Sohn des Königs König Joas von Juda
heraus und setzte ihm die Krone auf und und die Ausbesserung des Tempels
gab ihm das Zeugnisa; und sie machten 2Chr 24,1-16
ihn zum König und salbten ihn und Joas war sieben Jahre alt, als er Kö-
klatschten in die Hände und sprachen: nig wurde. 2 Im siebten Jahr Jehus
Es lebe der König! wurde Joas König, und er regierte 40 Jahre
13 Als aber Athalja das Geschrei der Leib- lang in Jerusalem. Und der Name seiner
wächter und des Volkes hörte, kam sie zu Mutter war Zibja, von Beerscheba. 3 Und
dem Volk in das Haus des HERRN. 14 Und Joas tat, was recht war in den Augen des
sie schaute, und siehe, da stand der Kö- HERRN, solange ihn der Priester Jojada
nig auf dem Podium, wie es Sitte war, und unterwies.
die Obersten und Trompeter bei dem Kö- 4 Nur die Höhen kamen nicht weg; das
nig; und das ganze Volk des Landes war Volk opferte und räucherte noch auf
fröhlich und stieß in die Trompeten. Da den Höhen. 5 Und Joas sprach zu den
zerriß Athalja ihre Kleider und schrie: Priestern: Alles Geld der Weihegaben, das
Verrat! Verrat! in das Haus des HERRN gebracht wird: das
15 Aber Jojada, der Priester, gebot den Geld jedes Gemusterten, das Geld der
Obersten über die Hundertschaften, die Seelen, das jeder nach seiner Schätzung
über das Heer gesetzt waren, und sprach: gibt, auch alles Geld, das jemand freiwil-
Führt sie hinaus, zwischen den Reihen lig ins Haus des HERRN bringt, 6 das sollen
hindurch, und wer ihr nachfolgt, der soll die Priester zu sich nehmen, jeder von
durch das Schwert sterben! Denn der seinen Bekannten; davon sollen sie die
Priester sprach: Sie soll nicht im Haus des Schäden am Haus ausbessern; alles, was
HERRN getötet werden! 16 Und sie legten dort an Schäden gefunden wird!
Hand an sie. Und sie ging durch den Ein- 7 Als aber die Priester im dreiundzwan-
gang für die Pferde zum Haus des Königs zigsten Jahr des Königs Joas die Schäden
und wurde dort getötet. am Haus [noch] nicht ausgebessert
17 Und Jojada machte einen Bund zwi- hatten, 8 da berief der König den Prie-
schen dem HERRN und dem König und ster Jojada und die übrigen Priester und
dem Volk, daß sie das Volk des HERRN sein sprach zu ihnen: Warum bessert ihr die
sollten; ebenso zwischen dem König und Schäden am Haus nicht aus? So sollt ihr
dem Volk. 18 Da ging das ganze Volk des nun das Geld nicht mehr nehmen von
Landes zum Baalstempel und zerstörte euren Bekannten, sondern sollt es für die
ihn; seine Altäre und Bilder zertrümmer- Ausbesserung des Hauses geben!
ten sie gründlich, und sie töteten Mattan, 9 Und die Priester waren damit ein-
den Baalspriester, vor den Altären. Der verstanden, daß sie von dem Volk kein
Priester aber bestellte Wachen über das Geld mehr nehmen sollten und auch die
Haus des HERRN. 19 Und er nahm die Ausbesserung des Hauses nicht mehr zu
Obersten über die Hundertschaften und besorgen brauchten. 10 Da nahm Jojada,
die Karier und die Leibwächter und das der Priester, eine Lade und bohrte ein
ganze Volk des Landes, und sie führten Loch in ihren Deckel, und er stellte sie
den König aus dem Haus des HERRN zur rechten Hand neben den Altar, wenn
hinab, und sie kamen durch das Tor der man in das Haus des HERRN geht. Und die
Leibwächter in das Haus des Königs; Priester, welche die Schwelle hüteten,
und er setzte sich auf den Thron der legten alles Geld hinein, das zum Haus
Könige. 20 Und das ganze Volk des Lan- des HERRN gebracht wurde.
des freute sich, und die Stadt hatte Ruhe. 11 Wenn sie dann sahen, daß viel Geld in
Athalja aber hatten sie mit dem Schwert der Lade war, dann kamen die Schreiber
getötet beim Haus des Königs. des Königs und der Hohepriester herauf

a (11,12) d.h. die Buchrolle des Gesetzes des HERRN (vgl. 5Mo 17,18-20).
426 2. KÖNIGE 12.13
und banden das Geld zusammen und ihn bei seinen Vätern in der Stadt Davids;
zählten, was im Haus des HERRN gefunden und Amazja, sein Sohn, wurde König an
wurde. 12 Und man gab das abgewogene seiner Stelle.
Geld denen, die die Arbeit verrichteten,
die über das Haus des HERRN bestellt wa- König Joahas von Israel
ren; die zahlten es aus an die Zimmerleu- Im dreiundzwanzigsten Jahr des
te und Bauleute, die am Haus des HERRN Joas, des Sohnes Ahasjas, des Kö-
arbeiteten, 13 und an die Maurer und nigs von Juda, wurde Joahas, der Sohn
Steinmetze, und um Holz und behauene Jehus, König über Israel in Samaria, [und
Steine zu kaufen, um damit die Schäden er regierte] 17 Jahre lang. 2 Und er tat,
am Haus des HERRN auszubessern, und was böse war in den Augen des HERRN,
für alle übrigen Ausgaben zur Ausbesse- und wandelte in den Sünden Jerobe-
rung des Hauses. ams, des Sohnes Nebats, der Israel zur
14 Doch ließ man für das Haus des HERRN Sünde verführt hatte, und ließ nicht ab
keine silbernen Schalen, Messer, Spreng- davon. 3 Deswegen entbrannte der Zorn
schalen, Trompeten, noch irgend ein gol- des HERRN über Israel, und er gab sie in
denes oder silbernes Gerät von dem Geld die Hand Hasaels, des Königs von Aram,
machen, das in das Haus des HERRN ge- und in die Hand Benhadads, des Sohnes
bracht worden war, 15 sondern man gab Hasaels, die ganze Zeit hindurch.
es den Arbeitern, daß sie damit das Haus 4 Aber Joahas besänftigte das Angesicht
des HERRN ausbesserten. 16 Sie rechneten des HERRN, und der HERR erhörte ihn;
auch nicht ab mit den Männern, in deren denn er sah die Bedrängnis Israels, wie
Hand man das Geld gab, um es den Ar- der König von Aram sie bedrängte. 5 Und
beitern auszuzahlen, denn sie handelten der HERR gab Israel einen Retter, und sie
treu. 17 Das Geld von Schuldopfern aber kamen aus der Hand der Aramäer her-
und das Geld von Sündopfern wurde aus, und die Kinder Israels wohnten in
nicht in das Haus des HERRN gebracht, ihren Zelten wie zuvor. 6 Dennoch ließen
denn es gehörte den Priestern. sie nicht von den Sünden, zu denen das
18 Zu der Zeit zog Hasael, der König von Haus Jerobeams Israel verführt hatte,
Aram, hinauf und kämpfte gegen Gat und sondern wandelten darin. Auch blieb das
eroberte es. Und als Hasael Miene mach- Aschera-Standbild in Samaria stehen.
te, gegen Jerusalem hinaufzuziehen, 7 Von dem Kriegsvolk ließ [der HERR] dem
19 da nahm Joas, der König von Juda, Joahas nicht mehr übrig als 50 Reiter, 10
alles, was geheiligt war, was seine Väter Streitwagen und 10 000 Mann Fußvolk;
Josaphat, Joram und Ahasja, die Könige denn der König von Aram hatte sie ver-
von Juda, geheiligt hatten, und was er tilgt und sie gemacht wie Staub beim
selbst geheiligt hatte, dazu alles Gold, das Dreschen.
man in den Schätzen im Haus des HERRN 8 Was aber mehr von Joahas zu sagen ist,
und im Haus des Königs vorfand, und und alles, was er getan hat, und seine
sandte es Hasael, dem König von Aram. großen Taten, ist das nicht geschrieben
Da zog er ab von Jerusalem. im Buch der Chronik der Könige von
20 Was aber mehr von Joas zu sagen ist, Israel? 9 Und Joahas legte sich zu seinen
und alles, was er getan hat, ist das nicht Vätern, und man begrub ihn in Samaria.
geschrieben im Buch der Chronik der Kö- Und Joas, sein Sohn, wurde König an
nige von Juda? 21 Und seine Knechte erho- seiner Stelle.
ben sich und machten eine Verschwörung
und erschlugen Joas im Haus des Millo, König Joas von Israel
wo man nach Silla hinabgeht. 22 Denn Jo- 10 Im siebenunddreißigsten Jahr des Kö-
sachar, der Sohn Simeats, und Jehosabad, nigs Joas von Juda wurde Joas, der Sohn
der Sohn Somers, seine Knechte, erschlu- des Joahas, König über Israel in Samaria,
gen ihn, und er starb; und man begrub [und er regierte] 16 Jahre lang. 11 Und er
2. KÖNIGE 13.14 427
tat, was böse war in den Augen des HERRN, das Grab Elisas. Und sobald der Mann
und ließ nicht ab von allen Sünden, zu hinabkam und die Gebeine Elisas be-
denen Jerobeam, der Sohn Nebats, Israel rührte, wurde er lebendig und stellte sich
verführt hatte, sondern wandelte darin. aufrecht auf seine Füße.
12 Was aber mehr von Joas zu sagen ist 22 Hasael aber, der König von Aram,
und was er getan hat, und seine großen bedrängte Israel, solange Joahas lebte.
Taten, wie er mit Amazja, dem König von 23 Aber der HERR war ihnen gnädig und
Juda, kämpfte, ist das nicht geschrieben erbarmte sich über sie und wandte sich
im Buch der Chronik der Könige von ihnen zu um seines Bundes mit Abra-
Israel? 13 Und Joas legte sich zu seinen ham, Isaak und Jakob willen; er wollte
Vätern, und Jerobeam setzte sich auf sei- sie nicht verderben und hatte sie bis
nen Thron. Und Joas wurde in Samaria dahin noch nicht von seinem Angesicht
begraben bei den Königen von Israel. verworfen. 24 Und Hasael, der König von
Aram, starb, und sein Sohn Benhadad
Der Tod des Propheten Elisa wurde König an seiner Stelle. 25 Joas
14 Elisa aber wurde von der Krankheit be- aber, der Sohn des Joahas, entriß der
fallen, an der er sterben sollte. Und Joas, Hand Benhadads, des Sohnes Hasaels,
der König von Israel, kam zu ihm hinab, die Städte wieder, die dieser im Krieg aus
weinte vor ihm und sprach: O mein Vater, der Hand seines Vaters Joahas genom-
mein Vater! Der Wagen Israels und seine men hatte; dreimal schlug ihn Joas und
Reiter! eroberte die Städte Israels zurück.
15 Elisa aber sprach zu ihm: Nimm einen
Bogen und Pfeile! Und er holte ihm einen König Amazja von Juda
2Chr 25
Bogen und Pfeile. 16 Und Elisa sprach
zum König von Israel: Spanne mit deiner Im zweiten Jahr des Joas, des Soh-
Hand den Bogen! Und er spannte ihn nes Joahas, des Königs von Israel,
mit seiner Hand. Und Elisa legte seine wurde Amazja König, der Sohn des Kö-
Hände auf die Hände des Königs, 17 und nigs Joas von Juda. 2 Mit 25 Jahren wurde
er sprach: Mache das Fenster nach Osten er König, und er regierte 29 Jahre lang in
auf! Und er machte es auf. Und Elisa Jerusalem. Und der Name seiner Mutter
sprach: Schieß! Und er schoß. Er aber war Joaddin, von Jerusalem. 3 Und er tat,
sprach: Ein Pfeil der Rettung vom HERRN, was recht war in den Augen des HERRN,
ein Pfeil der Rettung gegen die Aramäer! doch nicht so wie sein Vater David, son-
Du wirst die Aramäer schlagen bei Aphek, dern ganz so, wie es sein Vater Joas getan
bis sie aufgerieben sind! hatte. 4 Nur die Höhen kamen nicht weg,
18 Und er sprach: Nimm die Pfeile! Und sondern das Volk opferte und räucherte
als der sie nahm, sprach er zum König noch auf den Höhen.
von Israel: Schlage auf die Erde! Da 5 Und es geschah, sobald er die Königs-
schlug er dreimal und hielt inne. 19 Da herrschaft fest in Händen hatte, tötete
wurde der Mann Gottes zornig über ihn er seine Knechte, die seinen königlichen
und sprach: Wenn du fünf- oder sechs- Vater erschlagen hatten. 6 Aber die Söh-
mal geschlagen hättest, dann hättest du ne der Mörder tötete er nicht, wie es
die Aramäer bis zur Vernichtung geschla- geschrieben steht im Buch des Gesetzes
gen; nun aber wirst du die Aramäer nur Moses, wo der HERR geboten hatte und
dreimal schlagen! sprach: »Die Väter sollen nicht um der
20 Und Elisa starb und wurde begraben. Söhne willen sterben, und die Söhne
Im folgenden Jahr aber fielen die Streif- sollen nicht um der Väter willen getötet
scharen der Moabiter ins Land. 21 Und werden, sondern jeder soll um seiner ei-
es geschah, als man einen Mann begrub, genen Sünde willen sterben!« 7 Er schlug
da sahen sie plötzlich die Streifschar auch die Edomiter im Salztal, 10 000
[kommen]; und sie warfen den Mann in [Mann], und eroberte Sela im Kampf,
428 2. KÖNIGE 14
und er gab der [Stadt] den Namen Jokte- König von Juda, lebte nach dem Tod des
el, wie sie heute noch heißt. Joas, des Sohnes des Joahas, des Königs
8 Danach sandte Amazja Boten zu Joas, von Israel, noch 15 Jahre lang. 18 Was
dem Sohn des Joahas, des Sohnes Je- aber mehr von Amazja zu sagen ist,
hus, dem König von Israel, und ließ ihm ist das nicht geschrieben im Buch der
sagen: Komm, wir wollen einander ins Chronik der Könige von Juda? 19 Und
Angesicht sehen! 9 Da sandte Joas, der sie machten in Jerusalem eine Verschwö-
König von Israel, [Boten] zu Amazja, dem rung gegen ihn. Er aber floh nach Lachis.
König von Juda, und ließ ihm sagen: Der Da sandten sie ihm [Leute] hinterher bis
Dornstrauch auf dem Libanon sandte nach Lachis und töteten ihn dort. 20 Und
zur Zeder auf dem Libanon und ließ ihr sie brachten ihn auf Pferden zurück, und
sagen: Gib deine Tochter meinem Sohn er wurde begraben in Jerusalem bei sei-
zur Frau! Aber das Wild auf dem Libanon nen Vätern in der Stadt Davids.
lief über den Dornstrauch und zertrat 21 Und das ganze Volk von Juda nahm
ihn. 10 Du hast die Edomiter vollständig Asarja, der 16 Jahre alt war, und machten
geschlagen, und dein Herz verführt dich ihn zum König an Stelle seines Vaters
zum Stolz. Begnüge dich mit deinem Amazja. 22 Er baute Elat und brachte es
Ruhm und bleibe daheim! Warum willst wieder an Juda, nachdem der König sich
du das Unheil herausfordern, daß du zu zu seinen Vätern gelegt hatte.
Fall kommst und Juda mit dir?
11 Aber Amazja wollte nicht hören. Da zog
König Jerobeam II. von Israel
Joas, der König von Israel, herauf, und sie 23 Im fünfzehnten Jahr Amazjas, des Soh-
sahen sich ins Angesicht, er und Amazja, nes des Joas, des Königs von Juda, wurde
der König von Juda, bei Beth-Schemesch, Jerobeam, der Sohn des Joas, König über
das zu Juda gehört. 12 Aber Juda wurde Israel in Samaria, [und er regierte] 41 Jah-
vor Israel geschlagen, so daß jeder in sein re lang. 24 Er tat aber, was böse war in den
Zelt floh. 13 Und Joas, der König von Isra- Augen des HERRN, und ließ nicht ab von
el, nahm Amazja, den König von Juda, den allen Sünden Jerobeams, des Sohnes Ne-
Sohn des Joas, des Sohnes Ahasjas, bei bats, der Israel zur Sünde verführt hatte.
Beth-Schemesch gefangen; und er kam 25 Dieser eroberte das Gebiet Israels zu-
nach Jerusalem und riß die Stadtmauern rück, von Lebo-Hamat an bis an das Meer
ein, vom Tor Ephraim bis zum Ecktor, auf der Arava,a nach dem Wort des HERRN, des
400 Ellen Länge. 14 Und er nahm alles Gottes Israels, das er geredet hatte durch
Gold und Silber und alle Geräte, die sich seinen Knecht Jona, den Sohn Amittais,
im Haus des HERRN und in den Schätzen den Propheten aus Gat-Hepher. 26 Denn
im Haus des Königs fanden, dazu Geiseln, der HERR sah das so bittere Elend Israels,
und kehrte wieder nach Samaria zurück. daß Mündige und Unmündige dahin
15 Was aber mehr von Joas zu sagen ist, waren und es keinen Retter für Israel gab.
was er tat, und seine großen Taten, und 27 Und der HERR hatte nicht gesagt, daß
wie er mit Amazja, dem König von Juda, er den Namen Israels unter dem Himmel
gekämpft hat, ist das nicht geschrieben austilgen wolle; deswegen half er ihnen
im Buch der Chronik der Könige von durch Jerobeam, den Sohn des Joas.
Israel? 16 Und Joas legte sich zu seinen 28 Was aber mehr von Jerobeam zu sagen
Vätern und wurde in Samaria bei den Kö- ist, und alles, was er tat, und seine großen
nigen von Israel begraben. Und Jerobeam, Taten, wie er gekämpft und wie er Da-
sein Sohn, wurde König an seiner Stelle. maskus und Hamat, die zu Juda gehört
17 Aber Amazja, der Sohn des Joas, der hatten, an Israel zurückgebracht hat,b

a (14,25) d.h. das Tote Meer. und Salomo (vgl. 2Chr 8,3) den Königen von Juda
b (14,28) Die beiden großen Städte im Gebiet von tributpflichtig geworden; nun zahlten sie Tribut an
Aram / Syrien waren unter David (vgl. 2Sam 8,6) den König von Israel.
2. KÖNIGE 14.15 429
ist das nicht geschrieben im Buch der 11 Was aber mehr von Sacharja zu sagen
Chronik der Könige von Israel? 29 Und ist, siehe, das ist geschrieben im Buch
Jerobeam legte sich zu seinen Vätern, der Chronik der Könige von Israel. 12 So
den Königen von Israel. Und Sacharja, erfüllte sich das Wort, das der HERR zu
sein Sohn, wurde König an seiner Stelle. Jehu geredet hatte, als er sprach: Es sol-
len Nachkommen von dir bis ins vierte
König Asarja (oder Ussija) von Juda Glied auf dem Thron Israels sitzen! Und
Im siebenundzwanzigsten Jahr es geschah genau so.
Jerobeams, des Königs von Israel,
wurde Asarja König, der Sohn Amazjas, Die Könige Schallum, Menachem,
des Königs in Juda. 2 Mit 16 Jahren wurde Pekachja und Pekach von Israel
er König, und er regierte 52 Jahre lang in 13 Schallum, der Sohn des Jabes, wurde
Jerusalem. Und der Name seiner Mutter König im neununddreißigsten Jahr Ussi-
war Jecholja, von Jerusalem. 3 Und er tat, jas, des Königs von Juda, und er regierte
was recht war in den Augen des HERRN, einen vollen Monat lang in Samaria.
ganz wie es sein Vater Amazja getan 14 Da zog Menachem, der Sohn Gadis,
hatte; 4 nur daß die Höhen nicht wegka- von Tirza herauf und kam nach Samaria;
men; denn das Volk opferte und räucher- und er schlug Schallum, den Sohn des
te noch auf den Höhen. 5 Der HERR aber Jabes, in Samaria und tötete ihn; und er
schlug den König, so daß er aussätzig wurde König an seiner Stelle.
wurde bis zum Tag seines Todes,a und er 15 Was aber mehr von Schallum zu sagen
wohnte in einem abgesonderten Haus. ist und seine Verschwörung, die er ge-
Jotam aber, der Sohn des Königs, war macht hat, siehe, das ist geschrieben im
über das [königliche] Haus gesetzt und Buch der Chronik der Könige von Israel.
richtete das Volk des Landes. 16 Damals schlug Menachem [die Stadt]
6 Was aber mehr von Asarja zu sagen ist, Tiphsach und alle, die darin waren,
und alles, was er getan hat, ist das nicht und ihr Gebiet von Tirza an; weil sie ihn
geschrieben im Buch der Chronik der nicht einlassen wollten, darum schlug
Könige von Juda? 7 Und Asarja legte sich er sie und ließ alle ihre Schwangeren
zu seinen Vätern, und man begrub ihn aufschlitzen.
bei seinen Vätern in der Stadt Davids; 17 Im neununddreißigsten Jahr Asarjas,
und Jotam, sein Sohn, wurde König an des Königs von Juda, wurde Menachem,
seiner Stelle. der Sohn Gadis, König über Israel, [und
er regierte] 10 Jahre lang in Samaria.
König Sacharja von Israel 18 Und er tat, was böse war in den Augen
8 Im achtunddreißigsten Jahr Asarjas, des HERRN; er ließ sein Leben lang nicht
des Königs von Juda, wurde Sacharja, von den Sünden, zu denen Jerobeam, der
der Sohn Jerobeams, König über Israel in Sohn Nebats, Israel verführt hatte.
Samaria, [und er regierte] sechs Monate 19 Und Pulb, der König von Assyrien, kam
lang. 9 Und er tat, was böse war in den in das Land. Und Menachem gab Pul
Augen des HERRN, wie es seine Väter getan 1 000 Talente Silber, damit er ihm Bei-
hatten; er ließ nicht ab von den Sünden, stand gewährte und ihm das Königreich
zu denen Jerobeam, der Sohn Nebats, Is- bestätigte. 20 Und Menachem erhob das
rael verführt hatte. 10 Und Schallum, der Geld von Israel, von allen begüterten Leu-
Sohn des Jabes, machte eine Verschwö- ten, 50 Schekel Silber von jedem Mann,
rung gegen ihn und schlug ihn vor dem um es dem König von Assyrien zu geben.
Volk und tötete ihn; und er wurde König So zog der König von Assyrien wieder
an seiner Stelle. heim und blieb nicht dort im Land.

a (15,5) weil er in das Heiligtum des Tempels einge- b (15,19) »Pul« ist der babylonische Name für Tiglat-
drungen war, um zu räuchern (vgl.. 2Chr 26,16-21). Pileser III. (vgl. 2Kö 15,29).
430 2. KÖNIGE 15.16
21 Was aber mehr von Menachem zu König Jotam von Juda
sagen ist, und alles, was er getan hat, 2Chr 27
ist das nicht aufgezeichnet im Buch der 32 Im zweiten Jahr Pekachs, des Sohnes
Chronik der Könige von Israel? 22 Und Remaljas, des Königs von Israel, wur-
Menachem legte sich zu seinen Vätern. de Jotam König, der Sohn Ussijas, des
Und Pekachja, sein Sohn, wurde König Königs von Juda. 33 Er war 25 Jahre alt,
an seiner Stelle. als er König wurde, und er regierte 16
23 Im fünfzigsten Jahr Asarjas, des Königs Jahre lang in Jerusalem. Und der Name
von Juda, wurde Pekachja, der Sohn Me- seiner Mutter war Jerusa, eine Tochter
nachems, König über Israel in Samaria, Zadoks. 34 Und er tat, was recht war in
[und er regierte] zwei Jahre lang. 24 Und den Augen des HERRN; ganz wie sein Va-
er tat, was böse war in den Augen des ter Ussija gehandelt hatte, so handelte
HERRN; er ließ nicht ab von den Sünden, auch er. 35 Nur daß die Höhen nicht
zu denen Jerobeam, der Sohn Nebats, wegkamen; denn das Volk opferte und
Israel verführt hatte. räucherte noch auf den Höhen. Er baute
25 Pekach aber, der Sohn Remaljas, sein das obere Tor am Haus des HERRN.
Hauptmann, machte eine Verschwö- 36 Was aber mehr von Jotam zu sagen ist,
rung gegen ihn und erschlug ihn in und alles, was er getan hat, ist das nicht
Samaria, in der Burg des Königshauses, aufgezeichnet in der Chronik der Könige
ebenso Argob und Arje. Mit ihm aber von Juda? 37 In jenen Tagen fing der HERR
waren 50 Mann von den Söhnen der an, Rezin, den König von Aram, und
Gileaditer. Und er tötete ihn und wurde Pekach, den Sohn Remaljas, gegen Juda
König an seiner Stelle. 26 Was aber mehr zu senden. 38 Und Jotam legte sich zu
von Pekachja zu sagen ist, und alles, was seinen Vätern und wurde begraben bei
er getan hat, siehe, das ist aufgezeichnet seinen Vätern in der Stadt seines Vaters
im Buch der Chronik der Könige von David. Und Ahas, sein Sohn, wurde König
Israel. an seiner Stelle.
27 Im zweiundfünfzigsten Jahr Asarjas,
des Königs von Juda, wurde Pekach, König Ahas von Juda
2Chr 28
der Sohn Remaljas, König über Israel in
Samaria, [und er regierte] 20 Jahre lang. Im siebzehnten Jahr Pekachs, des
28 Und er tat, was böse war in den Au- Sohnes Remaljas, wurde Ahas
gen des HERRN. Er ließ nicht ab von den König, der Sohn Jotams, des Königs in
Sünden, zu denen Jerobeam, der Sohn Juda. 2 Ahas war 20 Jahre alt, als er König
Nebats, Israel verführt hatte. wurde, und er regierte 16 Jahre lang in Je-
29 Zu den Zeiten Pekachs, des Königs von rusalem. Und er tat nicht, was recht war
Israel, kam Tiglat-Pileser, der König von in den Augen des HERRN, seines Gottes,
Assyrien, und nahm Ijon ein und Abel- wie sein Vater David. 3 Denn er wandel-
Beth-Maacha, Janoach, Kedesch, Hazor, te auf dem Weg der Könige von Israel;
Gilead, Galiläa, das ganze Land Naphtali, er ließ sogar seinen Sohn durchs Feuer
und er führte [die Bewohner] gefangen gehen nach den Greueln der Heidenvöl-
nach Assyrien. 30 Und Hosea, der Sohn ker, die der HERR vor den Kindern Israels
Elas, machte eine Verschwörung gegen vertrieben hatte. 4 Und er opferte und
Pekach, den Sohn Remaljas, und schlug räucherte auf den Höhen und auf den
ihn tot. Und er wurde König an seiner Hügeln und unter allen grünen Bäumen.
Stelle im zwanzigsten Jahr Jotams, des 5 Damals zogen Rezin, der König von
Sohnes Ussijas. Aram, und Pekach, der Sohn Remaljas,
31 Was aber mehr von Pekach zu sagen der König von Israel, zum Kampf her-
ist, und alles, was er getan hat, siehe, das auf gegen Jerusalem und belagerten
ist aufgezeichnet im Buch der Chronik Ahas, konnten [die Stadt] aber nicht
der Könige von Israel. erstürmen. 6 Zu jener Zeit brachte Rezin,
2. KÖNIGE 16.17 431
der König von Aram, Elat wieder an Aram; opfer und ihren Trankopfern; und alles
denn er vertrieb die Juden aus Elat; und Blut des Brandopfers und alles Blut der
die Aramäer kamen nach Elat und ließen Schlachtopfer sollst du darauf sprengen;
sich darin nieder bis zu diesem Tag. wegen des ehernen Altars aber will ich
7 Ahas aber sandte Boten zu Tiglat-Pile- mich noch bedenken! 16 Und der Pries-
ser, dem König von Assyrien, und ließ ter Urija machte alles genau so, wie es
ihm sagen: Ich bin dein Knecht und dein ihm der König Ahas befahl. 17 Der König
Sohn; komm herauf und errette mich aus Ahas ließ auch die Stege an den Gestellen
der Hand des Königs von Aram und aus herausbrechen und die Becken oben ent-
der Hand des Königs von Israel, die sich fernen; und das Wasserbecken nahm er
gegen mich aufgemacht haben! 8 Und von den ehernen Rindern, die darunter
Ahas nahm das Silber und das Gold, das waren, herab und setzte es auf ein stei-
sich im Haus des HERRN und in den Schät- nernes Pflaster. 18 Auch die Sabbathalle,
zen des königlichen Hauses vorfand, und die man am Haus gebaut hatte, und den
sandte es dem König von Assyrien als äußeren Eingang des Königs verlegte er
Geschenk. 9 Und der König von Assyrien am Haus des HERRN wegen des Königs
hörte auf ihn. Und der König von Assyri- von Assyrien.
en zog herauf nach Damaskus und nahm 19 Was aber mehr von Ahas zu sagen ist,
es ein und führte die Leute gefangen was er getan hat, ist das nicht geschrie-
nach Kir und tötete Rezin. ben im Buch der Chronik der Könige von
10 Da zog der König Ahas Tiglat-Pileser, Juda? 20 Und Ahas legte sich zu seinen
dem König von Assyrien, entgegen nach Vätern und wurde begraben bei seinen
Damaskus. Und als er den Altar sah, der Vätern in der Stadt Davids. Und Hiskia,
in Damaskus war, da sandte der König sein Sohn, wurde König an seiner Stelle.
Ahas dem Priester Urija ein Abbild des
Altars, und zwar eine genaue Vorlage, wie Hosea, der letzte König von Israel
er gemacht war. 11 Und der Priester Urija Im zwölften Jahr des Ahas, des
ließ den Altar genau nach dem bauen, Königs von Juda, wurde Hosea, der
was der König Ahas von Damaskus aus Sohn Elas, König über Israel in Samaria,
gesandt hatte; so ließ ihn der Priester [und er regierte] neun Jahre lang. 2 Und
Urija anfertigen, bis der König Ahas aus er tat, was böse war in den Augen des
Damaskus kam. 12 Und als der König aus HERRN, doch nicht wie die Könige von
Damaskus kam und den Altar sah, trat er Israel, die vor ihm waren.
zu dem Altar und opferte darauf, 13 und 3 Gegen ihn zog Salmanassar, der König
er verbrannte darauf sein Brandopfer von Assyrien, herauf; und Hosea wurde
und sein Speisopfer und goß sein Trank- ihm untertan und zahlte ihm Tribut. 4 Als
opfer darauf und sprengte das Blut der aber der König von Assyrien erfuhr, daß
Friedensopfer, die er darbrachte, auf den Hosea eine Verschwörung gemacht und
Altar. 14 Aber den ehernen Altar, der vor Boten zu So gesandt hatte, dem König
dem HERRN stand, rückte er von der Vor- von Ägypten, und dem König von Assy-
derseite des Hauses weg aus dem Zwi- rien nicht wie alle Jahre Tribut gezahlt
schenraum zwischen dem [neuen] Altar hatte, da nahm er ihn fest und legte ihn
und dem Haus des HERRN und stellte ihn gebunden ins Gefängnis.
nördlich von dem [neuen] Altar auf. 5 Und der König von Assyrien durchzog
15 Und der König Ahas gebot dem Prie- das ganze Land und kam vor Samaria und
ster Urija und sprach: Auf dem großen belagerte es drei Jahre lang. 6 Im neunten
Altar sollst du das Morgen-Brandopfer Jahr Hoseas eroberte der König von Assy-
anzünden und das Abend-Speisopfer rien Samaria und führte Israel gefangen
und das Brandopfer des Königs und nach Assyrien; und er siedelte sie in Ha-
sein Speisopfer, auch das Brandopfer lach und am Habor, dem Fluß Gosans,
des einfachen Volkes samt ihrem Speis- und in den Städten der Meder an.
432 2. KÖNIGE 17
Israel wird wegen seiner Sünde weggeführt derentwegen ihnen der HERR geboten hat-
7 Und dies geschah deshalb, weil die Kin- te, sie sollten nicht so handeln wie diese.
der Israels gesündigt hatten gegen den 16 Und sie verließen alle Gebote des
HERRN, ihren Gott, der sie aus dem Land HERRN, ihres Gottes, und machten sich
Ägypten geführt hatte, aus der Hand des Bilder, zwei gegossene Kälber, und mach-
Pharao, des Königs von Ägypten, und ten ein Aschera-Standbild und beteten
weil sie andere Götter fürchteten, 8 und das ganze Heer des Himmelsa an und
weil sie nach den Satzungen der Hei- dienten dem Baal. 17 Und sie ließen ihre
denvölker wandelten, die der HERR vor Söhne und ihre Töchter durchs Feuer ge-
den Kindern Israels vertrieben hatte, und hen und trieben Wahrsagerei und Zaube-
nach [den Satzungen] der Könige von rei und verkauften sich, zu tun, was böse
Israel, die diese gemacht hatten. ist in den Augen des HERRN, um ihn zu
9 So hatten die Kinder Israels gegen den erzürnen.
HERRN, ihren Gott, heimlich Dinge getrie- 18 Da wurde der HERR sehr zornig über
ben, die nicht recht waren: sie bauten Israel und tat sie von seinem Angesicht
sich Höhen an allen ihren Wohnorten, hinweg, so daß nur der Stamm Juda üb-
von den Wachttürmen bis zu den festen rigblieb. 19 Aber auch Juda befolgte die
Städten, 10 und sie errichteten sich Ge- Gebote des HERRN, seines Gottes, nicht,
denksteine und Aschera-Standbilder auf sondern sie wandelten nach den Satzun-
allen hohen Hügeln und unter allen grü- gen Israels, die sie gemacht hatten. 20 Da-
nen Bäumen, 11 und sie räucherten auf rum verwarf der HERR den ganzen Samen
allen Höhen wie die Heiden, die der HERR Israels und demütigte sie; und er gab sie
vor ihnen weggeführt hatte, und trieben in die Hände von Räubern, bis er sie von
böse Dinge, um damit den HERRN zu seinem Angesicht verstieß.
erzürnen, 12 und sie dienten den Götzen, 21 Denn Israel hatte sich vom Haus Davids
von denen der HERR ihnen gesagt hatte: losgerissen und hatte Jerobeam, den Sohn
Ihr sollt so etwas nicht tun! Nebats, zum König gemacht; und Jero-
13 Ja, wenn der HERR gegen Israel und beam wandte Israel ab von der Nachfolge
Juda durch alle Propheten und alle Seher des HERRN und verführte es zu schwerer
Zeugnis ablegte, indem er ihnen sagen Sünde. 22 Und die Kinder Israels wan-
ließ: Kehrt um von euren bösen Wegen delten in allen Sünden Jerobeams, die er
und haltet meine Gebote und meine getan hatte, und ließen nicht davon, 23 bis
Satzungen nach dem ganzen Gesetz, das der HERR Israel vor seinem Angesicht hin-
ich euren Vätern geboten habe und das wegtat, wie er durch alle seine Knechte,
ich durch meine Knechte, die Propheten, die Propheten, geredet hatte. So wurde
zu euch gesandt habe!, 14 so gehorchten Israel aus seinem Land nach Assyrien
sie nicht, sondern machten ihren Nacken weggeführt, bis zu diesem Tag.
hart, gleich dem Nacken ihrer Väter, die
nicht an den HERRN, ihren Gott, geglaubt Heidenvölker werden in Samaria angesiedelt
hatten. 15 Dazu verachteten sie seine 24 Aber der König von Assyrien ließ Leute
Satzungen und seinen Bund, den er mit aus Babel und aus Kuta, aus Awa, Hamat
ihren Vätern geschlossen hatte, und seine und Sepharwajim kommen und siedelte
Zeugnisse, die er ihnen bezeugt hatte; und sie an Stelle der Kinder Israels in den
sie wandelten der Nichtigkeit nach und Städten Samarias an. Und sie nahmen
wurden nichtig; und sie folgten den Hei- Samaria in Besitz und wohnten in dessen
denvölkern nach, die um sie her wohnten, Städten.b

a (17,16) eine Bezeichnung, die sowohl Sterne (vgl. Königreiches bildete später einen assyrischen
1Mo 2,1) als auch Engelwesen (vgl. 1Kö 22,19) Verwaltungsbezirk, der nach seiner Hauptstadt
beschreibt, die nach dem Vorbild der Heidenvölker »Samaria« genannt wurde. Die dort angesiedelten
als Gottheiten verehrt wurden. Heidenvölker waren der Ursprung der späteren
b (17,24) Das eroberte Kernland des israelitischen »Samariter«.
2. KÖNIGE 17.18 433
25 Und es geschah, als sie zu Anfang ih- dem er den Namen Israel gab, 35 mit de-
rer Niederlassung dort den HERRN nicht nen der HERR einen Bund gemacht und
fürchteten, da sandte der HERR Löwen ihnen geboten und gesagt hatte: »Fürch-
unter sie; die richteten Verheerungen tet keine anderen Götter, betet sie nicht
unter ihnen an. 26 Darum ließen sie dem an, dient ihnen nicht und opfert ihnen
König von Assyrien sagen: Die Völker, nicht, 36 sondern den HERRN, der euch
die du weggeführt und in den Städten mit großer Kraft und ausgestrecktem
Samarias angesiedelt hast, kennen das Arm aus dem Land Ägypten geführt hat,
Recht des Landesgottes nicht, darum hat den sollt ihr fürchten, ihn betet an, ihm
er Löwen unter sie gesandt; und siehe, sollt ihr opfern! 37 Und die Satzungen,
diese töten sie, weil sie das Recht des Rechte, Gesetze und Gebote, die er euch
Landesgottes nicht kennen! vorgeschrieben hat, sollt ihr befolgen,
27 Da befahl der König von Assyrien und daß ihr sie allezeit tut; und fürchtet nicht
sprach: Bringt einen der Priester dahin, andere Götter! 38 Und vergeßt nicht den
die ihr von dort weggeführt habt, und sie Bund, den ich mit euch geschlossen ha-
sollen hinziehen und dort wohnen; und be, und fürchtet nicht andere Götter,
er soll sie das Recht des Landesgottes leh- 39 sondern fürchtet den HERRN, euren
ren! 28 Da kam einer von den Priestern, Gott; der wird euch von der Hand aller
die sie von Samaria weggeführt hatten, eurer Feinde erretten!« 40 Aber sie ge-
und ließ sich in Bethel nieder und lehrte horchten nicht, sondern handelten nach
sie, wie sie den HERRN fürchtena sollten. ihrer früheren Weise.
29 Aber jedes Volk machte sich seine 41 So kam es, daß diese Völker den HERRN
eigenen Götter und stellte sie in die verehrten und zugleich ihren Götzen
Höhenhäuser, welche die Samariter ge- dienten; auch ihre Kinder und ihre Kin-
macht hatten, jedes Volk in den Städten, deskinder machen es so, wie es ihre Väter
in denen sie wohnten. 30 Die Leute von gemacht haben, bis zu diesem Tag.
Babel machten den Sukkot-Benot, und
die Leute von Kut machten den Nergal, DIE LETZTEN KÖNIGE VON JUDA
und die Leute von Hamat machten den BIS ZUR WEGFÜHRUNG NACH BABYLON
Aschima; 31 und die von Awa machten Kapitel 18 - 25
den Nibchas und den Tartak; aber die
von Sepharwajim ließen ihre Söhne für König Hiskia von Juda
2Chr 29 bis 31
den Adrammelech und den Anamme-
lech, die Götter von Sepharwajim, durchs Im dritten Jahr Hoseas, des Sohnes
Feuer gehen. Elas, des Königs von Israel, wurde
32 Doch verehrten sie auch den HERRN Hiskia König, der Sohn des Ahas, des
und machten aus dem gesamten Volk Königs von Juda. 2 Mit 25 Jahren wurde
Leute zu Höhenpriestern, die für sie in er König, und er regierte 29 Jahre lang in
den Höhenhäusern opferten. 33 So ver- Jerusalem. Und der Name seiner Mutter
ehrten sie den HERRN und dienten auch war Abija, eine Tochter Sacharjas. 3 Und
ihren Göttern nach der Gewohnheit er tat, was recht war in den Augen des
jedes Volkes, von dem sie hergebracht HERRN, ganz wie es sein Vater David
worden waren. getan hatte. 4 Er schaffte die Höhen ab
34 Und bis zu diesem Tag machen sie es und zerbrach die Steinmale und hieb die
nach der früheren Weise; sie fürchten den Aschera-Standbilder um und zertrüm-
HERRN nicht; sie handeln auch nicht nach merte die eherne Schlange, die Mose
ihren Satzungen und Ordnungen, noch gemacht hatte; denn bis zu dieser Zeit
nach dem Gesetz und Gebot, das der hatten die Kinder Israels ihr geräuchert,
HERR den Kindern Jakobs geboten hat, und man nannte sie Nechuschtan.

a (17,28) im Sinn von »verehren«, d.h. ihn als Gott anerkennen und ihm Opfer bringen.
434 2. KÖNIGE 18
5 Er vertraute dem HERRN, dem Gott Isra- vorfand. 16 Zu jener Zeit ließ Hiskia, der
els, so daß unter allen Königen von Juda König von Juda, das [Gold] abschneiden
keiner seinesgleichen war, weder nach von den Türen an der Tempelhalle des
ihm noch vor ihm. 6 Er hing dem HERRN HERRN und von den Pfosten, die er selbst
an, wich nicht von ihm ab und befolgte hatte überziehen lassen, und gab es dem
die Gebote, die der HERR dem Mose ge- König von Assyrien.
boten hatte. 7 Und der HERR war mit ihm;
und überall, wo er hinzog, hatte er Gelin- Sanherib bedroht Jerusalem
gen. Er fiel auch ab von dem König von und verhöhnt den HERRN
Assyrien und diente ihm nicht. 8 Und er 17 Und der König von Assyrien sandte
schlug die Philister bis hin nach Gaza den Tartan und den Rabsaris und den
und dessen Gebiet, vom Wachtturm bis Rabschakea mit einem großen Heer von
zu den festen Städten. Lachis aus zum König Hiskia nach Jerusa-
9 Es geschah aber im vierten Jahr des lem. Und sie zogen herauf, und als sie vor
Königs Hiskia — das war das siebte Jahr Jerusalem angelangten, hielten sie an der
Hoseas, des Sohnes Elas, des Königs von Wasserleitung des oberen Teiches, die an
Israel —, da zog Salmanassar, der König der Straße des Walkerfeldes liegt; 18 und
von Assyrien, gegen Samaria herauf und sie riefen den König. Da ging Eljakim zu
belagerte es. 10 Und er eroberte es nach ihnen hinaus, der Sohn Hilkijas, der über
drei Jahren; im sechsten Jahr Hiskias den Palast gesetzt war, und Schebna, der
— das ist das neunte Jahr Hoseas, des Schreiber, und Joach, der Sohn Asaphs,
Königs von Israel — wurde Samaria einge- der Kanzleischreiber.
nommen. 11 Und der König von Assyrien 19 Und der Rabschake sprach zu ihnen:
führte Israel nach Assyrien hinweg und Sagt doch dem Hiskia: So spricht der
siedelte sie in Halach und am Habor, große König, der König von Assyrien:
dem Fluß Gosans, und in den Städten Was ist das für eine Stütze, auf die du
der Meder an, 12 weil sie der Stimme des vertraust? 20 Wenn du sagst: »Es ist Rat
HERRN, ihres Gottes, nicht gehorcht und und Macht zum Krieg vorhanden«, so ist
seinen Bund gebrochen hatten, alles, das leeres Geschwätz! Auf wen vertraust
was Mose, der Knecht des HERRN, gebot; du denn, daß du dich gegen mich auf-
sie hatten nicht darauf gehört und es gelehnt hast? 21 Nun, siehe, du vertraust
nicht getan. auf jenen geknickten Rohrstab, auf Ägyp-
ten, der jedem, der sich darauf stützt, in
Sanheribs Feldzug gegen Juda die Hand fährt und sie durchbohrt! So ist
2Chr 32,1-23; Jes 36
der Pharao, der König von Ägypten, für
13 Aber im vierzehnten Jahr des Königs alle, die auf ihn vertrauen!
Hiskia zog Sanherib, der König von 22 Wenn ihr mir aber sagen wolltet: »Wir
Assyrien, gegen alle festen Städte Judas vertrauen auf den HERRN, unseren Gott!«
herauf und nahm sie ein. 14 Da sandte — ist das nicht der, dessen Höhen und
Hiskia, der König von Juda, [Boten] zum Altäre Hiskia beseitigt hat, indem er zu
König von Assyrien nach Lachis und ließ Juda und zu Jerusalem sagte: [Nur] vor
ihm sagen: Ich habe mich versündigt! diesem Altar [hier] in Jerusalem sollt ihr
Ziehe ab von mir; was du mir auferlegst, anbeten?
das will ich tragen! Da legte der König 23 Laß dich doch jetzt einmal ein mit mei-
von Assyrien Hiskia, dem König von nem Herrn, dem König von Assyrien: Ich
Juda, 300 Talente Silber und 30 Talente will dir 2 000 Pferde geben, wenn du die
Gold auf. 15 Und Hiskia gab ihm alles Reiter dazu stellen kannst! 24 Wie woll-
Silber, das sich im Haus des HERRN und test du auch nur einem der geringsten
in den Schätzen des königlichen Hauses Statthalter von den Knechten meines

a (18,17) d.h. den obersten Feldherrn, den Oberkämmerer und den Obermundschenk.
2. KÖNIGE 18.19 435
Herrn widerstehen? Doch du vertraust Sepharwajim, Hena und Iwa? Haben sie
ja auf Ägypten, wegen der Streitwagen etwa Samaria aus meiner Hand errettet?
und Reiter! 25 Nun aber — bin ich etwa 35 Wen gibt es unter allen Göttern der
ohne den HERRN gegen diesen Ort herauf- Länder, der sein Land aus meiner Hand
gezogen, um ihn zu verderben? Der HERR errettet hätte, daß der HERR Jerusalem aus
selbst hat zu mir gesprochen: Ziehe hin- meiner Hand erretten sollte?
auf gegen dieses Land und verderbe es! 36 Das Volk aber schwieg still und ant-
26 Da sprachen Eljakim, der Sohn Hilki- wortete ihm nicht ein Wort; denn der Kö-
jas, und Schebna und Joach zu dem Rab- nig hatte das Gebot erlassen und gesagt:
schake: Rede doch mit deinen Knechten Antwortet ihm nichts! 37 Darauf kamen
aramäisch, denn wir verstehen es; und Eljakim, der Sohn Hilkijas, der über den
rede nicht judäisch mit uns vor den Palast gesetzt war, und Schebna, der
Ohren des Volkes, das auf der Mauer ist! Schreiber, und Joach, der Sohn Asaphs,
27 Der Rabschake aber antwortete ihnen: der Kanzleischreiber, mit zerrissenen
Hat mich denn mein Herr zu deinem Kleidern zu Hiskia und berichteten ihm
Herrn oder zu dir gesandt, damit ich die- die Worte des Rabschake.
se Worte rede, und nicht vielmehr zu den
Männern, die auf der Mauer sitzen, um Hiskia wendet sich an Jesaja
2Chr 32,20-23; Jes 37,1-13
mit euch ihren Kot zu essen und ihren
Harn zu trinken? Und es geschah, als der König His-
28 Und der Rabschake trat vor und rief kia dies hörte, da zerriß er seine
mit lauter Stimme auf judäisch, redete Kleider, hüllte sich in Sacktuch und ging
und sprach: Hört das Wort des großen in das Haus des HERRN. 2 Und er sandte
Königs, des Königs von Assyrien! 29 So Eljakim, der über den Palast gesetzt war,
spricht der König: Laßt euch von Hiskia und Schebna, den Schreiber, samt den
nicht verführen, denn er kann euch nicht Ältesten der Priester in Sacktuch gehüllt
aus seiner Hand erretten! 30 Laßt euch zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn des
von Hiskia auch nicht auf den HERRN Amoz. 3 Und sie sprachen zu ihm: So
vertrösten, wenn er sagt: »Der HERR wird spricht Hiskia: Das ist ein Tag der Not und
uns gewiß erretten, und diese Stadt wird der Züchtigung und ein Tag der Schmach;
nicht in die Hand des Königs von Assyri- denn die Kinder sind bis zum Durchbruch
en gegeben werden«! gekommen, aber da ist keine Kraft zum
31 Hört nicht auf Hiskia! Denn so spricht Gebären! 4 Vielleicht wird der HERR, dein
der König von Assyrien: Macht Frieden Gott, all die Worte des Rabschake hören,
mit mir und kommt zu mir heraus, so soll den sein Herr, der König von Assyrien,
jedermann von seinem Weinstock und gesandt hat, um den lebendigen Gott zu
von seinem Feigenbaum essen und das verhöhnen, und wird die Worte bestrafen,
Wasser seines Brunnens trinken, 32 bis die der HERR, dein Gott, gehört hat. So lege
ich komme und euch in ein Land führe, doch Fürbitte ein für den Überrest, der
das eurem Land gleich ist; ein Land voll noch vorhanden ist!
Korn und Most, ein Land voll Brot und 5 Als nun die Knechte des Königs Hiskia
Weinbergen, ein Land voll Ölbäumen zu Jesaja kamen, 6 da sprach Jesaja zu
und Honig; so werdet ihr am Leben ihnen: So sollt ihr zu eurem Herrn spre-
bleiben und nicht sterben. Hört nicht auf chen: So spricht der HERR: »Fürchte dich
Hiskia; denn er verführt euch, wenn er nicht vor den Worten, die du gehört hast,
sagt: »Der HERR wird uns erretten!« mit denen die Knechte des Königs von
33 Hat etwa irgendeiner von den Göttern Assyrien mich gelästert haben! 7 Siehe,
der Heidenvölker sein Land aus der ich will ihm einen Geist eingeben, daß
Hand des Königs von Assyrien erretten er ein Gerücht hören und wieder in sein
können? 34 Wo sind die Götter von Ha- Land ziehen wird; und ich will ihn in sei-
mat und Arpad? Wo sind die Götter von nem Land durch das Schwert fällen!«
436 2. KÖNIGE 19
Die Drohungen Sanheribs Menschenhand, Holz und Stein, und
Jes 37,14-20 so konnten sie sie vernichten. 19 Nun
8 Und als der Rabschake zurückkehrte, aber, HERR, unser Gott, errette uns doch
fand er den König von Assyrien im Kampf aus seiner Hand, damit alle Königreiche
gegen Libna; denn er hatte gehört, daß er auf Erden erkennen, daß du, HERR, allein
von Lachis abgezogen war. 9 Da hörte Gott bist!
[Sanherib] von Tirhaka, dem König von 20 Da sandte Jesaja, der Sohn des Amoz,
Kuscha, sagen: Siehe, er ist ausgezogen, zu Hiskia und ließ ihm sagen: So spricht
um mit dir zu kämpfen! Da sandte er der HERR, der Gott Israels: Was du we-
nochmals Boten zu Hiskia und sprach: gen Sanheribs, des Königs von Assyri-
10 So sollt ihr zu Hiskia, dem König von en, zu mir gebetet hast, das habe ich
Juda, sprechen: Laß dich von deinem gehört. 21 Dies ist das Wort, das der HERR
Gott, auf den du vertraust, nicht verfüh- gegen ihn geredet hat:
ren, indem du sprichst: »Jerusalem wird »Es verachtet dich, es spottet über dich
nicht in die Hand des Königs von Assyrien die Jungfrau, die Tochter Zion; die Tochter
gegeben werden!« 11 Siehe, du hast ge- Jerusalem schüttelt das Haupt über dich!
hört, was die Könige von Assyrien allen 22 Wen hast du verhöhnt und gelästert?
Ländern angetan haben, wie sie den Und gegen wen hast du deine Stimme
Bann an ihnen vollstreckt haben; und du erhoben und deine Augen [stolz] empor-
solltest errettet werden? 12 Haben die gerichtet? Gegen den Heiligen Israels!
Götter der Heidenvölker etwa die errettet, 23 Du hast durch deine Boten den Herrn
welche meine Väter vernichtet haben, verhöhnt und gesagt: ›Mit der Menge
nämlich Gosan, Haran, Rezeph und die meiner Streitwagen bin ich auf die Hö-
Söhne Edens, die in Telassar waren? 13 Wo hen der Berge gestiegen, auf das äußer-
ist der König von Hamat und der König sten Ende des Libanon. Und ich will
von Arpad und der König der Stadt Se- seine hohen Zedernbäume abhauen und
pharwajim, von Hena und Iwa? seine auserlesenen Zypressen, und will in
seine äußerste Herberge kommen, in den
Hiskias Gebet und die Antwort des HERRN Wald seines Lustgartens.
Jes 37,14-38; 2Chr 32,20-21
24 Ich habe fremde Wasser gegraben und
14 Als nun Hiskia den Brief aus der Hand ausgetrunken und trockne mit meinen
der Boten empfangen und gelesen hatte, Fußsohlen alle Ströme Ägyptens aus!‹
ging er hinauf in das Haus des HERRN; 25 Hast du denn nicht gehört, daß ich dies
und Hiskia breitete ihn aus vor dem längst vorbereitet und seit den Tagen der
HERRN. 15 Und Hiskia betete vor dem Vorzeit beschlossen habe? Nun aber habe
HERRN und sprach: O HERR, du Gott Isra- ich es kommen lassen, daß du feste Städte
els, der du über den Cherubim thronst, zu öden Steinhaufen verwüstet hast.
du allein bist Gott über alle Königreiche 26 Und ihre Einwohner waren machtlos;
der Erde! Du hast den Himmel und die sie erschraken und wurden zuschanden;
Erde gemacht. 16 HERR, neige dein Ohr sie wurden wie das Gras auf dem Feld
und höre! Tue deine Augen auf, o HERR, und wie grünes Kraut, wie Gras auf den
und sieh! Ja, höre die Worte Sanheribs, Dächern und wie Getreide, das versengt
der hierher gesandt hat, um den leben- ist, ehe es aufschießt.
digen Gott zu verhöhnen! 27 Ich weiß um deinen Wohnsitz und um
17 Es ist wahr, HERR, die Könige von dein Aus- und Einziehen, und daß du
Assyrien haben die Heidenvölker und gegen mich tobst.
ihre Länder verwüstet, 18 und sie haben 28 Weil du denn gegen mich tobst und
ihre Götter ins Feuer geworfen; denn sie dein Übermut mir zu Ohren gekommen
waren keine Götter, sondern Werke von ist, so will ich dir meinen Ring in die Nase

a (19,9) »Kusch« bezeichnet ein Land südlich von Ägypten, im Gebiet des heutigen Äthiopien und Sudan.
2. KÖNIGE 19.20 437
legen und meinen Zaum in dein Maul, der Sohn des Amoz, zu ihm und sprach
und ich will dich auf dem Weg zurück- zu ihm: So spricht der HERR: Bestelle dein
führen, auf dem du gekommen bist!« Haus;a denn du sollst sterben und nicht
29 Und das soll dir zum Zeichen sein: am Leben bleiben! 2 Da wandte er sein
In diesem Jahr werdet ihr Brachwuchs Angesicht gegen die Wand und betete
essen und im zweiten Jahr, was von zum HERRN und sprach: 3 Ach, HERR, ge-
selbst wachsen wird; im dritten Jahr aber denke doch daran, daß ich in Wahrheit
sollt ihr säen und ernten und Weinberge und mit ganzem Herzen vor dir gewan-
pflanzen und deren Früchte essen! delt bin und getan habe, was gut ist in
30 Und was vom Haus Juda entkommen deinen Augen! Und Hiskia weinte sehr.
und übriggeblieben ist, wird wieder nach 4 Als aber Jesaja noch nicht aus dem mitt-
unten Wurzeln schlagen und nach oben leren Hof hinausgegangen war, da ge-
Frucht tragen; 31 denn von Jerusalem schah es, daß das Wort des HERRN folgen-
wird ein Überrest ausgehen und Ent- dermaßen an ihn erging: 5 Kehre um und
kommene vom Berg Zion. Der Eifer des sage zu Hiskia, dem Fürsten meines Vol-
HERRN der Heerscharen wird dies tun! kes: So spricht der HERR, der Gott deines
32 Darum, so spricht der HERR über den Vaters David: Ich habe dein Gebet erhört
König von Assyrien: Er soll nicht in diese und deine Tränen angesehen. Siehe, ich
Stadt hineinkommen und keinen Pfeil will dich heilen; am dritten Tag wirst du in
hineinschießen und mit keinem Schild das Haus des HERRN hinaufgehen; 6 und
gegen sie anrücken und keinen Wall ge- ich will zu deinen Lebenstagen noch 15
gen sie aufwerfen. 33 Auf dem Weg, auf Jahre hinzufügen; und ich will dich und
dem er gekommen ist, soll er wieder zu- diese Stadt aus der Hand des Königs von
rückkehren, aber in diese Stadt soll er Assyrien erretten; und ich will diese Stadt
nicht eindringen; der HERR sagt es! beschirmen um meinetwillen und um
34 Denn ich will diese Stadt beschirmen, meines Knechtes David willen!
um sie zu erretten um meinetwillen und 7 Und Jesaja sprach: Bringt eine Feigen-
um meines Knechtes David willen! masse her! Und als sie eine solche brach-
35 Und es geschah in derselben Nacht, ten, strichen sie diese als Salbe auf das
da ging der Engel des HERRN aus und Geschwür, und er wurde gesund. 8 His-
erschlug im Lager der Assyrer 185 000 kia aber sprach zu Jesaja: Welches ist
Mann. Und als man am Morgen früh das Zeichen, daß mich der HERR gesund
aufstand, siehe, da waren diese alle tot, machen wird und daß ich am dritten
lauter Leichen. 36 Da brach Sanherib, Tag in das Haus des HERRN hinaufgehen
der König von Assyrien, auf und zog werde? 9 Jesaja sprach: Dies sei dir das
fort, und er kehrte heim und blieb in Zeichen von dem HERRN, daß der HERR
Ninive. 37 Und es geschah, als er im das Wort erfüllen wird, das er gesprochen
Haus seines Gottes Nisroch anbetete, da hat: Soll der Schatten [der Sonnenuhr]
erschlugen ihn [seine Söhne] Adramma- zehn Stufen vorwärts gehen oder zehn
lech und Sarezer mit dem Schwert, und Stufen zurückkehren?
sie entkamen in das Land Ararat. Und 10 Hiskia sprach: Es ist ein Leichtes, daß
sein Sohn Esarhaddon wurde König an der Schatten zehn Stufen abwärts geht;
seiner Stelle. nein, sondern der Schatten soll zehn
Stufen zurückgehen! 11 Da rief der Pro-
Hiskias Krankheit und Genesung phet Jesaja den HERRN an; und er ließ an
2Chr 32,24; Jes 38
der Sonnenuhr des Ahas den Schatten,
In jenen Tagen wurde Hiskia tod- der abwärts gegangen war, zehn Stufen
krank. Da kam der Prophet Jesaja, zurückgehen.

a (20,1) d.h. ordne deine Familienangelegenheiten und die Nachfolge auf dem Thron; Hiskia hatte zu der Zeit
noch keinen Sohn.
438 2. KÖNIGE 20.21
Die Botschafter aus Babel bei Hiskia. König Manasse von Juda
Jesaja kündigt die Wegführung an 2Chr 33,1-20; Jer 15,4
Jes 39; 2Chr 32,25-33 Manasse war 12 Jahre alt, als er Kö-
12 Zu jener Zeit sandte Berodach-Baladan, nig wurde, und er regierte 55 Jahre
der Sohn Baladans, der König von Babel, lang in Jerusalem. Und der Name seiner
einen Brief und Geschenke an Hiskia, Mutter war Hephziba. 2 Und er tat, was
denn er hatte gehört, daß Hiskia krank böse war in den Augen des HERRN, nach
gewesen war. 13 Hiskia aber schenkte ih- den Greueln der Heidenvölker, die der
nen Gehör und zeigte ihnen sein ganzes HERR vor den Kindern Israels vertrieben
Schatzhaus, das Silber und das Gold und hatte.
die Spezereien und das kostbare Öl, und 3 Er baute die Höhen wieder auf, die sein
sein ganzes Zeughaus samt allem, was Vater Hiskia zerstört hatte, und errichtete
sich in seinen Schatzkammern vorfand. dem Baal Altäre und machte ein Asche-
Es gab nichts in seinem Haus und im ra-Standbild, wie es Ahab, der König
ganzen Bereich seiner Herrschaft, das von Israel, getan hatte, und er betete das
Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte. ganze Heer des Himmels an und diente
14 Da kam der Prophet Jesaja zum König ihnen. 4 Er baute auch Altäre im Haus
Hiskia und fragte ihn: Was haben diese des HERRN, von dem der HERR gesagt hat-
Männer gesagt? Und woher sind sie zu te: In Jerusalem will ich meinen Namen
dir gekommen? Und Hiskia antwortete: wohnen lassen.
Sie sind aus einem fernen Land zu mir 5 Und er baute dem ganzen Heer des
gekommen, aus Babel! 15 Er aber fragte: Himmels Altäre in beiden Vorhöfen am
Was haben sie in deinem Haus gesehen? Haus des HERRN. 6 Er ließ auch seinen
Und Hiskia antwortete: Sie haben alles Sohn durchs Feuer gehen und trieb
gesehen, was in meinem Haus ist; es gibt Zeichendeuterei und Zauberei und hielt
nichts in meinen Schatzkammern, was Geisterbefrager und Wahrsager; er tat
ich ihnen nicht gezeigt hätte! vieles, was böse ist in den Augen des
16 Da sprach Jesaja zu Hiskia: Höre das HERRN, um ihn herauszufordern.
Wort des HERRN! 17 Siehe, es kommt die 7 Er setzte auch das Standbild der Asche-
Zeit, da alles, was in deinem Haus ist und ra, das er gemacht hatte, in das Haus,
was deine Väter bis zu diesem Tag ge- von dem der HERR zu David und zu
sammelt haben, nach Babel weggebracht seinem Sohn Salomo gesagt hatte: »In
werden wird; es wird nichts übrigbleiben! diesem Haus und in Jerusalem, das ich
spricht der HERR. 18 Und von deinen Söh- aus allen Stämmen Israels erwählt habe,
nen, die von dir abstammen werden, die will ich meinen Namen wohnen lassen
du zeugen wirst, wird man welche neh- ewiglich, 8 und ich will den Fuß Israels
men, und sie werden Kämmerer sein im nicht mehr aus dem Land wandern las-
Palast des Königs von Babel! 19 Da sprach sen, das ich ihren Vätern gegeben habe;
Hiskia zu Jesaja: Das Wort des HERRN, das wenn sie nur darauf achten, nach allem
du geredet hast, ist gut! Denn, sprach er, zu handeln, was ich ihnen geboten habe,
es wird ja doch Friede und Sicherheit sein ja, nach dem ganzen Gesetz, das mein
zu meinen Lebzeiten! Knecht Mose ihnen befohlen hat!« 9 Aber
20 Was aber mehr von Hiskia zu sagen sie gehorchten nicht, und Manasse ver-
ist, und alle seine großen Taten, und wie führte sie, so daß sie Schlimmeres taten
er den Teich und die Wasserleitung er- als die Heidenvölker, die der HERR vor den
baute und das Wasser in die Stadt leitete, Kindern Israels vertilgt hatte.
ist das nicht aufgezeichnet im Buch der 10 Da redete der HERR durch seine Knech-
Chronik der Könige von Juda? 21 Und te, die Propheten, und sprach: 11 Weil
Hiskia legte sich zu seinen Vätern; und Manasse, der König von Juda, diese Greu-
sein Sohn Manasse wurde König an el verübt hat, die schlimmer sind als alle
seiner Stelle. Greuel, welche die Amoriter getan haben,
2. KÖNIGE 21.22 439
die vor ihm gewesen sind, und weil er seiner Väter, und wandelte nicht im Weg
auch Juda mit seinen Götzen zur Sünde des HERRN.
verführt hat, 12 darum spricht der HERR, 23 Und die Knechte Amons machten eine
der Gott Israels: Siehe, ich will Unheil Verschwörung gegen ihn und töteten den
über Jerusalem und über Juda bringen, König in seinem Haus. 24 Aber das Volk
daß jedem, der es hört, beide Ohren gel- des Landes erschlug alle, die sich gegen
len sollen. 13 Und ich will über Jerusalem den König Amon verschworen hatten; und
die Meßschnur Samarias ausspannen das Volk des Landes machte seinen Sohn
und das Senkblei des Hauses Ahabs,a Josia zum König an seiner Stelle. 25 Was
und ich will Jerusalem auswischen, wie aber mehr von Amon zu sagen ist und
man eine Schüssel auswischt: wenn man was er getan hat, ist das nicht aufgezeich-
sie ausgewischt hat, dreht man sie um net im Buch der Chronik der Könige von
auf ihre Oberseite. 14 Und den Überrest Juda? 26 Und er wurde begraben in seiner
meines Erbteils will ich verwerfen und Grabstätte im Garten Ussas, und sein Sohn
sie in die Hand ihrer Feinde geben, und Josia wurde König an seiner Stelle.
sie sollen allen ihren Feinden zum Raub
und zur Beute werden; 15 weil sie getan König Josia von Juda
haben, was böse ist in meinen Augen, und die Ausbesserung des Tempels
2Chr 34,1-13
und mich erzürnt haben, von dem Tag
an, als ihre Väter aus Ägypten gezogen Josia war acht Jahre alt, als er Kö-
sind, bis zu diesem Tag! nig wurde, und er regierte 31 Jahre
16 Auch vergoß Manasse sehr viel unschul- lang in Jerusalem. Und der Name seiner
diges Blut, so daß er Jerusalem damit er- Mutter war Jedida, eine Tochter Adajas
füllte, von einem Ende bis zum anderen, von Bozkat. 2 Und er tat, was recht war
abgesehen von seiner Sünde, zu der er Ju- in den Augen des HERRN, und wandelte
da verführt hatte, so daß sie taten, was bö- in allen Wegen seines Vaters David, und
se war in den Augen des HERRN. 17 Was wich nicht davon ab, weder zur Rechten
aber mehr von Manasse zu sagen ist, und noch zur Linken.
alles, was er getan hat, und seine Sünde, 3 Und im achtzehnten Jahr [der Regie-
die er tat, ist das nicht aufgezeichnet im rung] des Königs Josia sandte der König
Buch der Chronik der Könige von Juda? den Schaphan, den Sohn Azaljas, des
18 Und Manasse legte sich zu seinen Vä- Sohnes Meschullams, den Schreiber, in
tern und wurde begraben im Garten sei- das Haus des HERRN und sprach: 4 Geh
nes Hauses, im Garten Ussas. Und sein hinauf zu Hilkija, dem Hohenpriester!
Sohn Amon wurde König an seiner Stelle. Er soll das Geld bereitstellen, das zum
Haus des HERRN gebracht worden ist, das
König Amon von Juda die Hüter der Schwelle vom Volk gesam-
2Chr 33,21-25
melt haben, 5 damit man es den Werk-
19 Amon war 22 Jahre alt, als er König meistern gebe, die am Haus des HERRN
wurde, und er regierte zwei Jahre in Je- die Arbeit beaufsichtigen; diese sollen
rusalem. Und der Name seiner Mutter es den Arbeitern am Haus des HERRN
war Messulemet, eine Tochter des Haruz geben, damit sie die Schäden am Haus
von Jotba. 20 Und er tat, was böse war in ausbessern; 6 nämlich den Handwerkern
den Augen des HERRN, wie es sein Vater und Bauleuten und den Maurern, um
Manasse getan hatte. 21 Und er wandelte Holz und behauene Steine für die Aus-
ganz auf dem Weg, den sein Vater gewan- besserung des Hauses zu kaufen; 7 doch
delt war, und diente den Götzen, denen soll man nicht abrechnen mit ihnen
sein Vater gedient hatte, und betete sie wegen des Geldes, das ihnen in die Hand
an; 22 und er verließ den HERRN, den Gott gegeben wird, denn sie handeln treu!

a (21,13) d.h. ich will Jerusalem mit demselben Gericht richten wie Samaria und das Haus Ahabs.
440 2. KÖNIGE 22.23
Das Buch des Gesetzes Buches, das der König von Juda gelesen
wird wieder gefunden hat, 17 weil sie mich verlassen und ande-
2Chr 34,14-22; 5Mo 31,24-36 ren Göttern geräuchert haben, um mich
8 Und Hilkija, der Hohepriester, sprach herauszufordern mit allen Werken ihrer
zu Schaphan, dem Schreiber: Ich habe Hände; deshalb wird mein Zorn gegen
das Buch des Gesetzes im Haus des diesen Ort entbrennen und nicht ausge-
HERRN gefunden! Und Hilkija übergab löscht werden!«
Schaphan das Buch, und er las es. 9 Und 18 Zu dem König von Juda aber, der euch
Schaphan, der Schreiber, kam zum König gesandt hat, um den HERRN zu befragen,
und brachte dem König Bericht und sollt ihr so reden: So spricht der HERR, der
sprach: Deine Knechte haben das Geld Gott Israels: »Was die Worte betrifft, die
ausgeschüttet, das im Haus vorhanden du gehört hast — 19 weil dein Herz weich
war, und haben es den Werkmeistern geworden ist und du dich vor dem HERRN
gegeben, die am Haus des HERRN die Ar- gedemütigt hast, als du hörtest, was ich
beit beaufsichtigen. 10 Dann berichtete gegen diesen Ort und seine Einwohner
Schaphan, der Schreiber, dem König und geredet habe, daß sie zum Entsetzen
sprach: Der Priester Hilkija hat mir ein und zum Fluch werden sollen; und weil
Buch gegeben! Und Schaphan las es vor du deine Kleider zerrissen und vor mir
dem König. geweint hast, so habe auch ich darauf
11 Und es geschah, als der König die Worte gehört, spricht der HERR. 20 Darum, siehe,
des Buches des Gesetzes hörte, da zerriß ich will dich zu deinen Vätern versam-
er seine Kleider. 12 Und der König gebot meln, daß du in Frieden in dein Grab
dem Priester Hilkija und Achikam, dem gebracht wirst, und deine Augen all das
Sohn Schaphans, und Achbor, dem Sohn Unheil nicht sehen müssen, das ich über
Michajas, und Schaphan, dem Schrei- diesen Ort bringen will!« Und sie brach-
ber, und Asaja, dem Knecht des Königs, ten dem König diese Antwort.
und sprach: 13 Geht hin und befragt den
HERRN für mich und das Volk und für ganz Josia macht einen Bund mit dem HERRN
Juda wegen der Worte dieses Buches, das und bekämpft den Götzendienst
gefunden worden ist! Denn groß ist der 2Chr 34,29-33
Zorn des HERRN, der gegen uns entbrannt Da sandte der König hin und ließ
ist, weil unsere Väter nicht auf die Worte alle Ältesten von Juda und Jeru-
dieses Buches gehört haben, daß sie alles salem zu sich versammeln. 2 Und der
getan hätten, was uns darin vorgeschrie- König ging hinauf in das Haus des HERRN,
ben ist! und alle Männer von Juda und alle Ein-
14 Da gingen der Priester Hilkija und wohner von Jerusalem mit ihm, auch die
Achikam, Achbor, Schaphan und Asaja Priester und Propheten und das ganze
zu der Prophetin Hulda, der Frau Schal- Volk, klein und groß, und man las vor
lums, des Sohnes Tikwas, des Sohnes ihren Ohren alle Worte des Buches des
Harchas, des Hüters der Kleider. Sie Bundes, das im Haus des HERRN gefunden
wohnte aber in Jerusalem, im zweiten worden war.
Stadtteil. Und sie redeten mit ihr. 3 Der König aber trat auf das Podium und
machte einen Bund vor dem HERRN, daß
Die Botschaft des HERRN an Josia sie dem HERRN nachwandeln und seine
2Chr 34,23-28
Gebote, seine Zeugnisse und seine Sat-
15 Sie aber sprach zu ihnen: So spricht zungen befolgen sollten von ganzem
der HERR, der Gott Israels: Sagt dem Herzen und von ganzer Seele, um die
Mann, der euch zu mir gesandt hat: 16 So Worte dieses Bundes auszuführen, die in
spricht der HERR: »Siehe, ich will Unheil diesem Buch geschrieben standen. Und
bringen über diesen Ort und über sei- das ganze Volk trat in den Bund.
ne Einwohner, nämlich alle Worte des 4 Und der König gebot dem Hohenprie-
2. KÖNIGE 23 441
ster Hilkija und den Priestern der zweiten 12 Der König brach auch die Altäre auf dem
Ordnung und den Hütern der Schwelle, Dach bei dem Obergemach des Ahas ab,
daß sie aus der Tempelhalle des HERRN alle welche die Könige von Juda gemacht hat-
Geräte entfernen sollten, die man dem ten; ebenso die Altäre, die Manasse in den
Baal und der Aschera und dem ganzen beiden Vorhöfen des Hauses des HERRN ge-
Heer des Himmels gemacht hatte; und macht hatte; er schaffte sie fort und warf
er verbrannte sie draußen vor Jerusalem, ihren Staub ins Tal Kidron. 13 Und der
auf den Feldern des Kidron[tales], und König verunreinigte die Höhen, die öst-
brachte ihren Staub nach Bethel. 5 Und lich von Jerusalem, zur Rechten am Berg
er beseitigte die Götzenpriester, die die des Verderbens waren, die Salomo, der
Könige von Juda eingesetzt hatten und König von Israel, der Astarte, dem Greuel
die auf den Höhen, in den Städten Judas der Zidonier, gebaut hatte, und Kemosch,
und um Jerusalem her räucherten; auch dem Greuel der Moabiter, und Milkom,
die, welche dem Baal, der Sonne und dem dem Greuel der Ammoniter. 14 Und er
Mond und den Sternbildern und dem zerbrach die Gedenksteine und hieb die
ganzen Heer des Himmels räucherten. Aschera-Standbilder um und füllte ihren
6 Er ließ auch das Aschera-Standbild Platz mit Menschengebeinen.
aus dem Haus des HERRN hinausbringen
außerhalb von Jerusalem, ins Tal Kidron, Das Gericht über den Altar von Bethel
1Kö 13,1-2.32
und er verbrannte es im Tal Kidron und
zermalmte es zu Staub und warf seinen 15 Ebenso auch den Altar von Bethel und
Staub auf die Gräber des gewöhnlichen die Höhe, die Jerobeam erbaut hatte, der
Volkes. 7 Und er brach die Häuser der Sohn Nebats, der Israel zur Sünde ver-
Tempelhurer ab, die am Haus des HERRN führte: auch diesen Altar und die Höhe
waren, in denen die Frauen für die Asche- brach er ab; und er verbrannte die Höhe
ra Zelttempel wirkten. und zermalmte sie zu Staub und ver-
8 Auch ließ er alle Priester aus den Städ- brannte das Aschera-Standbild. 16 Und
ten Judas kommen und verunreinigte die Josia sah sich um und erblickte die Grä-
Höhen, wo die Priester geräuchert hat- ber, die dort auf dem Berg waren, und
ten, von Geba an bis nach Beerscheba; sandte hin und ließ die Gebeine aus den
und er brach die Höhen der Tore ab, die Gräbern nehmen und verbrannte sie auf
am Eingang des Tores Josuas, des Stadt- dem Altar und verunreinigte ihn, nach
obersten, waren, und die am Stadttor zur dem Wort des HERRN, das der Mann Got-
Linken jedes Eintretenden waren. 9 Doch tes verkündigt hatte, als er dies ausrief.
durften die Höhenpriester nicht auf dem 17 Und er sprach: Was ist das für ein Grab-
Altar des HERRN in Jerusalem opfern, da- mal, das ich hier sehe? Da sprachen die
gegen aßen sie von dem ungesäuerten Leute der Stadt zu ihm: Es ist das Grab des
Brot unter ihren Brüdern. Mannes Gottes, der von Juda kam, und
10 Er verunreinigte auch das Tophet im diese Dinge, die du getan hast, gegen den
Tal der Söhne Hinnoma, damit niemand Altar von Bethel ankündigte! 18 Da sprach
mehr seinen Sohn oder seine Tochter dem er: So laßt ihn liegen; niemand rühre seine
Moloch durchs Feuer gehen ließe. 11 Und Gebeine an! So blieben seine Gebeine
er schaffte die Rosse ab, die die Könige erhalten, samt den Gebeinen des Prophe-
von Juda der Sonne geweiht hatten, beim ten, der von Samaria gekommen war.
Eingang des Hauses des HERRN, bei der 19 Josia beseitigte auch alle Höhenhäuser
Kammer Netan-Melechs, des Kämmerers, in den Städten Samarias, welche die Kö-
die im Anbau war; und die Wagen der nige von Israel gemacht hatten, um den
Sonne verbrannte er mit Feuer. HERRN zu erzürnen, und verfuhr mit ihnen

a (23,10) hebr. Ge-Ben-Hinnom; daraus wurde das nt. Gehenna = Hölle abgeleitet. Das Tophet war die dem
Moloch geweihte Opferstätte, wo man auch Kinder durchs Feuer gehen ließ (vgl. Jer 7,31-32; 19,6-13).
442 2. KÖNIGE 23
ganz so, wie er es in Bethel getan hatte. Pharao Necho, der König von Ägypten,
20 Und er schlachtete alle Höhenpriester, herauf gegen den König von Assyrien an
die dort waren, auf den Altären; und er den Euphratstrom; und der König Josia
verbrannte Menschengebeine darauf und zog ihm entgegen; aber der Pharao tötete
kehrte dann nach Jerusalem zurück. ihn bei Megiddo, sobald er ihn gesehen
hatte. 30 Und seine Knechte führten ihn
Josia feiert das Passah tot von Megiddo weg und brachten ihn
2Chr 35
nach Jerusalem; und sie begruben ihn
21 Dann gebot der König dem ganzen in seinem Grab. Da nahm das Volk des
Volk und sprach: Feiert dem HERRN, eurem Landes Joahas, den Sohn Josias, und sie
Gott, das Passah, wie es in diesem Buch salbten ihn und machten ihn zum König
des Bundes geschrieben steht! 22 Für- an Stelle seines Vaters.
wahr, kein solches Passah war gehalten
worden seit der Zeit der Richter, die Israel König Joahas von Juda
2Chr 36,1-4
gerichtet hatten, und während der ganzen
Zeit der Könige von Israel und der Könige 31 Joahas war 23 Jahre alt, als er König
von Juda; 23 doch im achtzehnten Jahr wurde, und er regierte drei Monate lang
des Königs Josia ist dieses Passah dem in Jerusalem. Und der Name seiner Mut-
HERRN in Jerusalem gefeiert worden. ter war Hamutal; [sie war] die Tochter Je-
24 Auch die Geisterbefrager und die Wahr- remias von Libna. 32 Und er tat, was böse
sager, die Teraphim und Götzen und alle war in den Augen des HERRN, ganz wie es
Greuel, die im Land Juda und in Jerusalem seine Väter getan hatten.
gesehen wurden, rottete Josia aus, um die 33 Aber der Pharao Necho setzte ihn ge-
Worte des Gesetzes zu vollstrecken, die fangen in Ribla, im Land Hamat, so daß
geschrieben standen in dem Buch, das er nicht mehr König war in Jerusalem;
der Priester Hilkija im Haus des HERRN und er legte dem Land eine Geldbuße
gefunden hatte. 25 Und seinesgleichen ist von 100 Talenten Silber und einem Ta-
vor ihm kein König gewesen, der sich so lent Gold auf. 34 Und der Pharao Necho
von ganzem Herzen und von ganzer Seele machte Eljakim, den Sohn Josias, zum
und mit allen seinen Kräften dem HERRN König an Stelle seines Vaters Josia; und er
zuwandte, ganz nach dem Gesetz Moses; änderte seinen Namen in Jehojakim. Aber
auch nach ihm ist keiner seinesgleichen den Joahas nahm er und brachte ihn nach
aufgestanden. Ägypten, wo er starb. 35 Und Jehojakim
26 Doch wandte sich der HERR nicht ab gab das Silber und das Gold dem Pharao;
von der Glut seines großen Zornes, womit doch schätzte er das Land ein, um das
er über Juda erzürnt war, um aller Heraus- Silber nach dem Befehl des Pharao geben
forderungen willen, mit denen Manasse zu können; von dem Volk des Landes, von
ihn herausgefordert hatte. 27 Denn der jedem nach seiner Schätzung, trieb er
HERR sprach: Ich will auch Juda von mei- Silber und Gold ein, um es dem Pharao
nem Angesicht hinwegtun, wie ich Israel Necho zu geben.
hinweggetan habe; und ich will diese
Stadt Jerusalem, die ich erwählt hatte, ver- König Jehojakim von Juda.
werfen, und auch das Haus, von dem ich Feldzug Nebukadnezars gegen Jerusalem
2Chr 36,5-8; Dan 1,1-7
gesagt habe: Mein Name soll dort sein!
36 Jehojakim war 25 Jahre alt, als er König
Das Ende Josias wurde, und er regierte 11 Jahre lang in
2Chr 35,20-26
Jerusalem. Und der Name seiner Mutter
28 Was aber mehr von Josia zu sagen ist, war Sebudda, die Tochter Pedajas von
und alles, was er getan hat, ist das nicht Ruma. 37 Und er tat, was böse war in den
geschrieben im Buch der Chronik der Kö- Augen des HERRN, ganz wie es seine Väter
nige von Juda? 29 In seinen Tagen zog der getan hatten.
2. KÖNIGE 24.25 443
In seinen Tagen zog Nebukadne- Obersten und seinen Kämmerern; und
zar, der König von Babel, herauf, der König von Babel nahm ihn gefangen
und Jehojakim wurde ihm drei Jahre lang im achten Jahr seiner Regierung.
untertan. Danach fiel er wieder von ihm 13 Und er ließ von dort alle Schätze im
ab. 2 Da sandte der HERR Truppen gegen Haus des HERRN und die Schätze im kö-
ihn aus Chaldäa, aus Aram, aus Moab niglichen Haus wegbringen; und er ließ
und von den Ammonitern; die sandte er alle goldenen Geräte in der Tempelhalle
gegen Juda, um es zugrundezurichten, des HERRN zerschlagen, die Salomo, der
nach dem Wort des HERRN, das er durch König von Israel, gemacht hatte — wie
seine Knechte, die Propheten, geredet der HERR es gesagt hatte. 14 Und er führte
hatte. ganz Jerusalem gefangen hinweg, näm-
3 Fürwahr, nach dem Wort des HERRN kam lich alle Obersten und alle kriegstüch-
das über Juda, damit er sie von seinem tigen Männer, 10 000 Gefangene, auch
Angesicht hinwegtäte, um der Sünden alle Handwerker und alle Schlosser, und
Manasses willen, für all das, was er getan ließ nichts übrig als das geringe Volk des
hatte; 4 und auch um des unschuldigen Landes.
Blutes willen, das er vergossen hatte, 15 So führte er Jehojachin nach Babel
als er Jerusalem mit unschuldigem Blut hinweg, auch die Mutter des Königs und
erfüllt hatte; darum wollte der HERR nicht die Frauen des Königs und seine Käm-
vergeben. merer. Dazu führte er die Mächtigen des
5 Was aber mehr von Jehojakim zu sagen Landes von Jerusalem gefangen nach Ba-
ist, und alles, was er getan hat, ist das nicht bel, 16 auch alle Kriegsleute, 7 000, dazu
geschrieben im Buch der Chronik der Kö- die Handwerker und die Schlosser, [im
nige von Juda? 6 Und Jehojakim legte sich ganzen] 1 000, alles kriegstüchtige Män-
zu seinen Vätern. Und Jehojachin, sein ner; und der König von Babel brachte sie
Sohn, wurde König an seiner Stelle. 7 Aber gefangen nach Babel. 17 Und der König
der König von Ägypten zog nicht mehr aus von Babel machte Mattanja, Jehojachins
seinem Land; denn der König von Babel Onkel, zum König an seiner Stelle, und
hatte alles eingenommen, was dem König änderte seinen Namen in Zedekia.
von Ägypten gehörte, vom Bach Ägyptens
bis an den Euphratstrom. Zedekia, der letzte König von Juda,
und der Fall Jerusalems
König Jehojachin von Juda. 2Chr 36,11-16; Jer 52,1.11; Jes 39,1-10
Die Wegführung Judas nach Babylon 18 Zedekia war 21 Jahre alt, als er König
2Chr 36,9-10
wurde, und er regierte 11 Jahre in Jeru-
8 Jehojachin war 18 Jahre alt, als er König salem. Und der Name seiner Mutter war
wurde, und er regierte drei Monate lang Hamutal; [sie war] die Tochter Jeremias
in Jerusalem. Und der Name seiner Mut- von Libna. 19 Und er tat, was böse war
ter war Nehusta, die Tochter Elnathans in den Augen des HERRN, ganz wie es
von Jerusalem. 9 Er tat aber, was böse Jehojakim getan hatte. 20 Denn wegen
war in den Augen des HERRN, ganz wie es des Zornes des HERRN kam es so weit mit
sein Vater getan hatte. Jerusalem und Juda, bis er sie von seinem
10 Zu jener Zeit zogen die Knechte Ne- Angesicht verwarf. Und Zedekia fiel ab
bukadnezars, des Königs von Babel, von dem König von Babel.
nach Jerusalem herauf, und die Stadt
wurde belagert. 11 Und Nebukadnezar, Und es geschah im neunten Jahr
der König von Babel, kam zu der Stadt, seiner Königsherrschaft, am zehn-
und seine Knechte belagerten sie. 12 Aber ten Tag des zehnten Monats, da kam
Jehojachin, der König von Juda, ging zu Nebukadnezar, der König von Babel, und
dem König von Babel hinaus, er samt sein ganzes Heer gegen Jerusalem und
seiner Mutter, seinen Knechten, seinen belagerte die Stadt; und sie bauten Bela-
444 2. KÖNIGE 25
gerungstürme rings um sie her. 2 Und die 13 Aber die ehernen Säulen am Haus des
Stadt wurde belagert bis ins elfte Jahr des HERRN und die Gestelle und das eherne
Königs Zedekia. Wasserbecken, das im Haus des HERRN
3 Am neunten Tag des [vierten] Monats war, zerbrachen die Chaldäer und brach-
aber wurde die Hungersnot in der Stadt ten das Erz nach Babel. 14 Auch die Töp-
so stark, daß das einfache Volk nichts zu fe, Schaufeln, Messer, Schalen und alle
essen hatte. 4 Da brach [der Feind] in die ehernen Geräte, womit man den Dienst
Stadt ein, und alle Kriegsleute flohen bei verrichtete, nahmen sie weg. 15 Dazu
Nacht durch das Tor zwischen den bei- nahm der Oberste der Leibwache die
den Mauern, beim Garten des Königs; Räucherpfannen und Sprengschalen,
und da die Chaldäer rings um die Stadt alles, was aus Gold, und alles, was aus
her lagen, zog man den Weg zur Aravaa. Silber war. 16 Die beiden Säulen, das
5 Aber das Heer der Chaldäer jagte dem Kö- eine Wasserbecken und die Gestelle, die
nig nach und holte ihn ein auf den Ebenen Salomo für das Haus des HERRN gemacht
von Jericho, nachdem sein ganzes Heer sich hatte — das Erz aller dieser Geräte konn-
von ihm zerstreut hatte. 6 Sie aber fingen te nicht gewogen werden. 17 Die eine
den König und führten ihn hinauf zum Kö- Säule war 18 Ellen hoch, und es war auf
nig von Babel nach Ribla, und man sprach ihr ein Kapitellb aus Erz, 3 Ellen hoch,
das Urteil über ihn. 7 Und sie metzelten die und um das Kapitell ein Geflecht und
Söhne Zedekias vor dessen Augen nieder; Granatäpfel, alles aus Erz. Ebensolche
danach stachen sie Zedekia die Augen aus [Granatäpfel] hatte auch die andere Säu-
und banden ihn mit zwei ehernen Ketten le um das Geflecht.
und führten ihn nach Babel. 18 Und der Oberste der Leibwache nahm
Seraja, den Oberpriester, und Zephanja,
Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. den zweiten Priester, und die drei Hüter
Die letzte Wegführung Judas der Schwelle; 19 er nahm auch einen Käm-
Jer 52,12-27; 39,8-18; 2Chr 36,17-21
merer aus der Stadt, der über die Kriegs-
8 Und am siebten Tag des fünften Monats leute gesetzt war, und fünf Männer, die
— das ist das neunzehnte Jahr Nebukad- stets vor dem König waren, die in der Stadt
nezars, des Königs von Babel — kam Ne- gefunden wurden, und den Schreiber des
busaradan, der Oberste der Leibwache, Heerführers, der das einfache Volk für das
der Diener des Königs von Babel, nach Heer aushob, und 60 Männer aus dem
Jerusalem, 9 und er verbrannte das Haus einfachen Volk, die in der Stadt gefunden
des HERRN und das Haus des Königs und wurden; 20 diese nahm Nebusaradan, der
alle Häuser von Jerusalem, ja, alle großen Oberste der Leibwache, und brachte sie
Häuser verbrannte er mit Feuer. 10 Und zum König von Babel nach Ribla. 21 Und
das ganze Heer der Chaldäer, das bei der König von Babel ließ sie hinrichten in
dem Obersten der Leibwache war, riß die Ribla im Land Hamat. So wurde Juda aus
Mauern von Jerusalem ringsum nieder. seinem Land gefangen hinweggeführt.
11 Den Überrest des Volkes aber, der in
der Stadt noch übriggeblieben war, und Gedalja wird Statthalter von Juda
die Überläufer, die zum König von Babel 22 Über das Volk aber, das im Land Juda
übergegangen waren, und den Überrest blieb, das Nebukadnezar, der König von
der Menge führte Nebusaradan, der Babel, übriggelassen hatte, setzte er
Oberste der Leibwache, hinweg. 12 Doch Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes
von den Geringsten im Land ließ der Schaphans. 23 Als nun alle Obersten des
Oberste der Leibwache Weingärtner und Heeres und ihre Leute hörten, daß der
Ackerleute zurück. König von Babel den Gedalja eingesetzt

a (25,4) d.h. die Tiefebene des Jordantales und des b (25,17) d.h. das obere, kunstvoll geformte und
Toten Meeres. verzierte Abschlußteil der Säule.
2. KÖNIGE 25 445
hatte, kamen sie zu Gedalja nach Mizpa; Jehojachin wird begnadigt
nämlich Ismael, der Sohn Netanjas, und Jer 52,31-34
Johanan, der Sohn Kareachs, und Seraja, 27 Und es geschah im siebenunddrei-
der Sohn Tanchumets, des Netophatiters, ßigsten Jahr, nachdem Jehojachin, der
und Jaasanja, der Sohn des Maachatiters, König von Juda, gefangen hinweggeführt
samt ihren Männern. 24 Und Gedalja worden war, am siebenundzwanzigsten
schwor ihnen und ihren Männern und Tag des zwölften Monats, da erhob
sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht Ewil-Merodach, der König von Babel, im
vor den Knechten der Chaldäer; bleibt ersten Jahr seiner Regierung das Haupt
im Land und seid dem König von Babel Jehojachins, des Königs von Juda, [und
untertan, so wird es euch gut gehen! entließ ihn] aus dem Kerker; 28 und er
25 Es geschah aber im siebten Monat, redete freundlich mit ihm und setzte
da kam Ismael, der Sohn Netanjas, des seinen Thron über die Throne der Kö-
Sohnes Elischamas, von königlichem Ge- nige, die bei ihm in Babel waren; 29 und
schlecht, und zehn Männer mit ihm; und er erlaubte ihm, seine Gefängniskleider
sie schlugen Gedalja tot, dazu die Juden abzulegen; und er durfte stets vor ihm
und die Chaldäer, die in Mizpa bei ihm essen, sein ganzes Leben lang. 30 Und
waren. 26 Da machte sich das ganze Volk, sein Unterhalt, der beständige Unterhalt,
klein und groß, mit den Heerführern auf, wurde ihm vom König gegeben, für jeden
und sie zogen nach Ägypten; denn sie Tag sein bestimmtes Teil, für alle Tage
fürchteten sich vor den Chaldäern. seines Lebens.
Das erste Buch der Chronik
DIE GESCHLECHTSREGISTER ISRAELS 24 Sem, Arpakschad, Schelach. 25 Heber,
Kapitel 1 - 9 Peleg, Regu, 26 Serug, Nahor, Terach,
Von Adam bis zu Abraham 27 Abram, das ist Abraham. 28 Die Söhne
1Mo 5; 1Mo 10 u. 11 Abrahams: Isaak und Ismael.
Adam,a Seth, Enosch, 2 Kenan, Maha-
laleel, Jared, 3 Henoch, Methusalah, Die Nachkommen Abrahams
1Mo 25
Lamech, 4 Noah, Sem, Ham und Japhet.
5 Die Söhne Japhets: Gomer, Magog, 29 Das sind ihre Geschlechter: Der Erst-
Madai, Jawan, Tubal, Mesech und Tiras. geborene Ismaels: Nebajoth, dann Kedar
6 Und die Söhne Gomers: Aschkenas, und Adbeel und Mibsam, 30 Mischma
Diphat und Togarma. 7 Und die Söhne und Duma, Massa, Hadad und Tema,
Jawans: Elischa und Tarsis, die Kittäer 31 Jetur, Naphisch und Kedema. Das sind
und die Rodaniter. die Söhne Ismaels.
8 Die Söhne Hams: Kusch, Mizraim, Put 32 Und die Söhne der Ketura, der Ne-
und Kanaan. 9 Und die Söhne Kuschs: Se- benfrau Abrahams: sie gebar Simran,
ba, Hawila, Sabta, Ragma und Sabtecha. Jokschan, Medan, Midian, Jischbak und
Und die Söhne Ragmas: Scheba und De- Schuach. Und die Söhne Jokschans: Sche-
dan. 10 Auch zeugte Kusch den Nimrod; der ba und Dedan. 33 Und die Söhne Midi-
war der erste Gewalthaber auf Erden. ans: Epha, Epher, Henoch, Abida und
11 Mizraim aber zeugte die Luditer, die Eldaa. Alle diese sind Söhne der Ketura.
Anamiter, die Lehabiter, die Naphtuchiter, 34 Und Abraham zeugte Isaak. Die Söhne
12 auch die Patrusiter und die Kasluchiter Isaaks: Esau und Israel.
(von denen die Philister ausgegangen sind)
und die Kaphtoriter. 13 Kanaan aber zeugte Esau und die Edomiter
1Mo 36,1-43
Zidon, seinen Erstgeborenen, und Het,
14 auch die Jebusiter, die Amoriter und die 35 Die Söhne Esaus: Eliphas, Reguel, Je-
Girgasiter 15 und die Hewiter, die Arkiter husch, Jaelam und Korah. 36 Die Söhne
und Siniter 16 und die Arwaditer, die Zema- des Eliphas: Teman und Omar, Zephi
riter und die Hamatiter. und Gaetam, Kenas und Timna und
17 Die Söhne Sems waren Elam, Assur, Amalek. 37 Die Söhne Reguels: Nachath,
Arpakschad, Lud, Aram, und Uz, Hul, Serach, Schamma und Missa.
Geter und Mesech. 18 Und Arpakschad 38 Und die Söhne Seirs: Lotan, Schobal,
zeugte Schelach, und Schelach zeugte Zibeon, Ana, Dischon, Ezer und Dischan.
Heber. 19 Und Heber wurden zwei Söhne 39 Und die Söhne Lotans: Hori und Homam
geboren; der Name des einen war Peleg, und die Schwester Lotans, Timna. 40 Die
denn in seinen Tagen wurde die Erde Söhne Schobals: Aljan, Manachat und
geteilt, und der Name seines Bruders war Ebal, Schephi und Onam. Und die Söhne
Joktan. 20 Und Joktan zeugte Almodad, Zibeons: Aija und Ana. 41 Die Söhne Anas:
Scheleph, Hazarmawet und Jerach, 21 Ha- Dischon. Und die Söhne Dischons: Ham-
doram, Usal und Dikla, 22 Ebal, Abimael ran, Eschban, Jithran und Keran. 42 Und
und Scheba, 23 Ophir, Hawila und Jobab. die Söhne Ezers: Bilhan, Saawan und Jaa-
Alle diese sind Söhne Joktans. kan. Die Söhne Dischons: Uz und Aran.

a (1,1) Das Buch der Chronik beginnt mit ausführlichen Geschlechtsregistern, in denen von Adam an die
Namen derer verzeichnet sind, mit denen Gott Geschichte gemacht hat, insbesondere die Vorfahren des
Zwölfstämmevolkes Israel. Dabei wird u.a. angeknüpft an die Geschlechtsregister des 1. Buches Mose. Bei
solchen Registern sind unter Umständen unbedeutende Zwischenglieder ausgelassen worden; »Vater« und
»Sohn« können im Hebr. auch für männliche Vorfahren bzw. Nachkommen über mehrere Generationen
stehen.
1. CHRONIK 1.2 447
43 Die Könige aber, die im Land Edom Kalkol und Dara, insgesamt fünf. 7 Und
regiert haben, bevor ein König über die die Söhne Karmis: Achar, der Israel ins
Kinder Israels regierte, sind diese: Bela, Unglück brachte, weil er sich vergriff an
der Sohn Beors, und der Name seiner dem, was dem Bann verfallen war. 8 Und
Stadt war Dinhaba. 44 Als Bela starb, die Söhne Etans: Asarja. 9 Und die Söhne
wurde Jobab, der Sohn Serachs, aus Hezrons, die ihm geboren wurden: Jer-
Bozra König an seiner Stelle. 45 Als Jobab achmeel, Ram und Kelubai.
starb, wurde Huscham aus dem Land der 10 Und Ram zeugte Amminadab, und
Temaniter König an seiner Stelle. 46 Als Amminadab zeugte Nachschon, den
Huscham starb, wurde an seiner Stelle Fürsten der Kinder Judas. 11 Und Nach-
Hadad, der Sohn Bedads, König, der die schon zeugte Salma, und Salma zeugte
Midianiter schlug im Gebiet von Moab; Boas, 12 und Boas zeugte Obed, und
und der Name seiner Stadt war Awith. Obed zeugte Isai, 13 und Isai zeugte sei-
47 Als Hadad starb, wurde Samla von nen Erstgeborenen Eliab, und Abinadab,
Masreka König an seiner Stelle. 48 Als den zweiten [Sohn], und Schimea, den
Samla starb, wurde Saul von Rechobot dritten, 14 Nethaneel, den vierten, Rad-
am Strom König an seiner Stelle. 49 Als dai, den fünften, 15 Ozem, den sechsten,
Saul starb, wurde Baal-Hanan, der Sohn David, den siebten. 16 Und ihre Schwe-
Achbors, König an seiner Stelle. 50 Als stern waren: Zeruja und Abigail. Und die
Baal-Hanan starb, wurde Hadad König an Söhne der Zeruja: Abisai und Joab und
seiner Stelle, und der Name seiner Stadt Asahel, [insgesamt] drei. 17 Und Abigail
war Pagi, und der Name seiner Frau war gebar Amasa, und der Vater Amasas war
Mehetabeel, eine Tochter Matreds, der Jeter, der Ismaeliter.
Tochter Me-Sahabs. 51 Und Hadad starb. 18 Und Kaleb, der Sohn Hezrons, zeugte
Und [dies] waren die Fürsten von Edom: [Söhne] mit Asuba, seiner Frau, und mit
der Fürst von Timna, der Fürst von Alwa, Jeriot; und das sind ihre Söhne: Jescher,
der Fürst von Jetet, 52 der Fürst von Oho- Schobab und Ardon. 19 Und Asuba starb,
libama, der Fürst von Ela, der Fürst von und Kaleb nahm sich Ephrat zur Frau,
Pinon, 53 der Fürst von Kenas, der Fürst und sie gebar ihm Hur. 20 Und Hur zeug-
von Teman, der Fürst von Mibzar, 54 der te Uri, und Uri zeugte Bezaleel.
Fürst von Magdiel, der Fürst von Iram. 21 Und danach ging Hezron ein zu der
Das sind die Fürsten von Edom. Tochter Machirs, des Vaters Gileads, und
er hatte sie zur Frau genommen, als er 60
Die zwölf Söhne Israels Jahre alt war; und sie gebar ihm Segub.
Das sind die Söhne Israels: Ruben, 22 Und Segub zeugte Jair; der hatte 23
Simeon, Levi und Juda, Issaschar und Städte im Land Gilead; 23 aber die Ge-
Sebulon, 2 Dan, Joseph und Benjamin, schuriter und Aramäer nahmen ihnen
Naphtali, Gad und Asser. die Dörfer Jairs weg, Kenat und seine Ne-
benorte, 60 Städte. Alle diese sind Söhne
Die Söhne Judas und ihre Nachkommen Machirs, des Vaters Gileads. 24 Und
Rt 4,18-22; Mt 1,3-6
nachdem Hezron in Kaleb-Ephrata ge-
3 Die Söhne Judas: Er, Onan und Schela; storben war, gebar ihm Abija, die Frau
die drei wurden ihm geboren von der Hezrons, Aschchur, den Vater Tekoas.
Tochter Schuas, der Kanaaniterin. Und 25 Und die Söhne Jerachmeels, des Erst-
Er, der Erstgeborene Judas, war böse in geborenen Hezrons, waren: der Erstgebo-
den Augen des HERRN, darum tötete er rene Ram, sodann Buna, Oren und Ozem
ihn. 4 Und Tamar, seine Schwiegertoch- von Achija. 26 Und Jerachmeel hatte eine
ter, gebar ihm Perez und Serach. Im gan- andere Frau, ihr Name war Atara; diese
zen hatte Juda fünf Söhne. 5 Die Söhne ist die Mutter Onams. 27 Und die Söhne
des Perez: Hezron und Hamul. 6 Und Rams, des Erstgeborenen Jerachmeels,
die Söhne Serachs: Simri, Etan, Heman, waren: Maaz, Jamin und Eker. 28 Und
448 1. CHRONIK 2.3
die Söhne Onams: Schammai und Jada. waren Schobal, der Vater von Kirjat-
Und die Söhne Schammais: Nadab und Jearim, 51 Salma, der Vater von Bethle-
Abischur. 29 Und der Name der Frau Abi- hem, Hareph, der Vater von Beth-Ga-
schurs war Abichail, und sie gebar ihm der. 52 Und die Söhne Schobals, des Vaters
Achban und Molid. 30 Und die Söhne von Kirjat-Jearim, waren: Haroe, Hazi-
Nadabs: Seled und Appaim. Seled aber Hamenuchot. 53 Und die Geschlechter
starb ohne Söhne. 31 Und die Söhne von Kirjat-Jearim sind: die Jitriter und die
Appaims waren: Jischi. Und die Söhne Putiter und die Schumatiter und die
Jischis: Scheschan. Und die Söhne Sche- Mischraiter; von diesen sind ausgegangen
schans: Achlai. 32 Und die Söhne Jadas, die Zoratiter und die Eschtauliter. 54 Die
des Bruders Schammais: Jeter und Jona- Söhne Salmas: Bethlehem und die Neto-
than. Und Jeter starb ohne Söhne. 33 Und phatiter, Aterot-Beth-Joab und die Hälfte
die Söhne Jonathans: Pelet und Sasa. Das der Manachtiter, die Zoriter; 55 und die
waren die Söhne Jerachmeels. Geschlechter der Schreiber, der Bewohner
34 Und Scheschan hatte keine Söhne, von Jabez: die Tiratiter, die Schimatiter,
sondern nur Töchter. Scheschan hatte die Suchatiter. Das sind die Keniter, die
aber einen ägyptischen Knecht namens von Hammat, dem Vater des Hauses Re-
Jarcha. 35 Und Scheschan gab Jarcha, sei- chab, abstammen.
nem Knecht, seine Tochter zur Frau, und
sie gebar ihm Attai. 36 Und Attai zeugte Die Nachkommen Davids
2Sam 3,2-5; 5,13-16
Nathan, und Nathan zeugte Sabad, 37 und
Sabad zeugte Ephlal, und Ephlal zeugte Und das waren die Söhne Davids, die
Obed, 38 und Obed zeugte Jehu, und Jehu ihm in Hebron geboren wurden: der
zeugte Asarja, 39 und Asarja zeugte Helez, Erstgeborene Amnon, von Achinoam,
Helez zeugte Elasa, 40 Elasa zeugte Sis- der Jesreelitin; der zweite Daniel, von
mai, Sismai zeugte Schallum, 41 Schallum Abigail, der Karmeliterin; 2 der dritte Ab-
zeugte Jekamia, Jekamia zeugte Eli- salom, der Sohn der Maacha, der Tochter
schama. Talmais, des Königs von Geschur; der
42 Und die Söhne Kalebs, des Bruders Je- vierte Adonija, der Sohn der Haggit; 3 der
rachmeels, waren: Mescha, sein Erstgebo- fünfte Schephatja, von Abital; der sechste
rener, der ist der Vater Siphs; und die Söh- Jitream, von seiner Frau Egla. 4 Diese
ne Mareschas, des Vaters Hebrons. 43 Und sechs wurden ihm in Hebron geboren;
die Söhne Hebrons: Korah, Thappuach, und er regierte dort 7 Jahre und 6 Mona-
Rekem und Schema. 44 Und Schema zeug- te, und 33 Jahre regierte er in Jerusalem.
te Racham, den Vater Jorkeams, und Re- 5 Und diese wurden ihm in Jerusalem
kem zeugte Schammai. 45 Und der Sohn geboren: Schimea und Schobab und
Schammais war Maon, und Maon war der Nathan und Salomo, vier von Bathschua,
Vater Beth-Zurs. 46 Und Epha, die Neben- der Tochter Ammiels, 6 ferner: Jibchar,
frau Kalebs, gebar Haran, Moza und Ga- Elischama und Eliphelet, 7 Noga, Ne-
ses. Und Haran zeugte Gases. 47 Und die pheg und Japhia, 8 Elischama, Eljada
Söhne Jahdais: Regem, Jotam, Geschan, und Eliphelet, [insgesamt] neun; 9 [das
Pelet, Epha und Schaaph. 48 Die Neben- sind] alle Söhne Davids, außer den Söh-
frau Kalebs, Maacha, gebar Scheber und nen der Nebenfrauen. Und Tamar war
Tirchana; 49 und sie gebar Schaaph, den ihre Schwester.
Vater Madmannas, Schewa, den Vater
Machbenas und den Vater Gibeas. Und Die Könige von Juda
die Tochter Kalebs war Achsa. 10 Und der Sohn Salomos war Rehabeam,
50 Das waren die Söhnea Kalebs: die Söhne dessen Sohn war Abija, dessen Sohn Asa,
Hurs, des Erstgeborenen von Ephrata, dessen Sohn Josaphat, 11 dessen Sohn
Joram, dessen Sohn Ahasja, dessen Sohn
a (2,50) hier im Sinn von »männlichen Nachkommen«. Joas, 12 dessen Sohn Amazja, dessen Sohn
1. CHRONIK 3.4 449
Asarja, dessen Sohn Jotam, 13 dessen 8 Und Koz zeugte Anub und Zobeba
Sohn Ahas, dessen Sohn Hiskia, dessen und die Geschlechter Acharchels, des
Sohn Manasse, 14 dessen Sohn Amon, des- Sohnes Harums. 9 Und Jabez war an-
sen Sohn Josia. 15 Und die Söhne Josias: gesehener als seine Brüder; und seine
der Erstgeborene Jochanan, der zweite Mutter gab ihm den Namen Jabez, denn
Jojakim, der dritte Zedekia, der vierte sie sprach: Mit Schmerzen habe ich ihn
Schallum. 16 Und die Söhne Jojakims: des- geboren. 10 Und Jabez rief zu dem Gott
sen Sohn Jechonja, dessen Sohn Zedekia. Israels und sprach: O daß du mich reich-
lich segnen und meine Grenze erweitern
Die königliche Linie nach der Wegführung wolltest und deine Hand mit mir wäre
17 Und die Söhne Jechonjas, des Gefan- und du mich vom Übel befreitest, damit
genen: sein Sohn Schealtiel 18 und Mal- mich kein Schmerz trifft! Und Gott ließ
kiram und Pedaja und Schenazzar, Je- kommen, was er gebeten hatte.
kamja, Hoschama und Nedabja. 19 Und 11 Und Kelub, der Bruder Schuhas, zeugte
die Söhne Pedajas: Serubbabel und Mechir; der ist der Vater Eschtons. 12 Und
Simei. Und die Söhne Serubbabels: Me- Eschton zeugte Beth-Rapha und Pase-
schullam und Hananja, und Schelomit, ach und Techinna, den Vater der Stadt
ihre Schwester, 20 und Haschuba, Ohel, Nachasch. Das sind die Männer von
Berechja, Hasadja und Juschab-Hesed, Recha. 13 Und die Söhne des Kenas: Ot-
[insgesamt] fünf. 21 Und die Söhne niel und Seraja. Und die Söhne Otniels:
Hananjas: Pelatja und Jesaja, die Söhne Hatat. 14 Und Meonotai zeugte Ophra,
Rephajas, die Söhne Arnans, die Söhne und Seraja zeugte Joab, den Vater des
Obadjas, die Söhne Schechanjas. 22 Und Tales der Handwerker, denn sie waren
die Söhne Schechanjas: Schemaja. Und Handwerker. 15 Und die Söhne Kalebs,
die Söhne Schemajas: Hattus und Jigeal des Sohnes Jephunnes: Iru, Ela und
und Bariach und Nearja und Saphat, Naam. Die Söhne Elas: Kenas. 16 Und die
[insgesamt] sechs. 23 Und die Söhne Söhne Jehallelels: Siph und Sipha, Tirja
Nearjas: Eljoenai und Hiskia und Asri- und Asarel.
kam, [insgesamt] drei. 24 Und die Söhne 17 Und die Söhne Esras: Jeter und Mered
Eljoenais: Hodaja und Eljaschib und Pe- und Epher und Jalon. Und sie wurde
laja und Akkub und Jochanan und Delaja schwanger und gebar Mirjam und Sc-
und Anani, [insgesamt] sieben. hammai und Jischbach, den Vater von
Eschtemoa. 18 Und seine Frau, die Judä-
Weitere Nachkommen Judas erin, gebar Jered, den Vater Gedors, und
Die Söhne Judas: Perez, Hezron, Kar- Heber, den Vater Sochos, und Jekutiel,
mi, Hur und Schobal. 2 Und Reaja, der den Vater Sanoachs. Und jene sind die
Sohn Schobals, zeugte Jachat, und Jachat Söhne der Bitja, der Tochter des Pharao,
zeugte Achumai und Lehad. Das sind die welche Mered zur Frau nahm. 19 Und
Geschlechter der Zoratiter. 3 Und diese die Söhne der Frau Hodijas, der
sind von Abi-Etam: Jesreel, Jischma, Jid- Schwester Nachams: der Vater von Ke-
basch, und der Name ihrer Schwester ist hila, der Garmiter, und Eschtemoa, der
Hazlelponi; 4 sodann Penuel, der Vater Maachatiter. 20 Und die Söhne Simons:
Gedors, und Eser, der Vater Huschas. Das Amnon und Rinna, Ben-Hanan und Ti-
sind die Söhne Hurs, des Erstgeborenen lon. Und die Söhne Jischis: Sochet und
Ephratas, des Vaters von Bethlehem. Ben-Sochet.
5 Und Aschchur, der Vater von Tekoa, hat- 21 Die Söhne Schelas, des Sohnes Judas,
te zwei Frauen, Hela und Naara. 6 Und sind: Er, der Vater Lechas, und Lada, der
Naara gebar ihm Achussam und Hepher Vater Mareschas, und die Geschlechter
und Temni und Achasthari. Das sind die des Hauses der Baumwollweber vom
Söhne der Naara. 7 Und die Söhne der Haus Aschbeas, 22 und Jokim und die
Hela: Zeret, Jizchar und Etnan. Männer von Koseba und Joas und Sa-
450 1. CHRONIK 4.5
raph, die über Moab herrschten, und von Juda, und vernichteten deren Zelte
Jaschubi-Lechem. Doch diese Ereignisse und die Meuniter, die dort gefunden
sind lange her. 23 Sie waren Töpfer und wurden, und vollstreckten den Bann an
bewohnten Netaim und Gedera; sie ihnen bis zu diesem Tag und wohnten an
wohnten dort bei dem König, in seinem ihrer Stelle. Denn dort gab es Weide für
Dienst. ihre Schafe. 42 Und ein Teil von ihnen,
von den Söhnen Simeons, 500 Mann,
Die Nachkommen Simeons zogen zum Bergland von Seir, an ihrer
4Mo 26,12-14
Spitze Pelatja und Nearja und Rephaja
24 Die Söhne Simeons: Nemuel und Ja- und Ussiel, die Söhne Jischis. 43 Und sie
min, Jarib, Serach, Saul; 25 dessen Sohn schlugen den Rest der Entkommenen
war Schallum, dessen Sohn Mibsam, von Amalek und wohnten dort bis zu
dessen Sohn Mischma. 26 Und die Söhne diesem Tag.
Mischmas: sein Sohn Hamuel, dessen
Sohn Sakkur, dessen Sohn Simei. Die Nachkommen
27 Und Simei hatte 16 Söhne und sechs
von Ruben, Gad und Manasse
Töchter, aber seine Brüder hatten Und die Söhne Rubens, des Erstge-
nicht viele Söhne, und keines ihrer Ge- borenen Israels (er war nämlich der
schlechter mehrte sich wie die Söhne Erstgeborene, aber weil er das Lager
Judas. 28 Und sie wohnten in Beerscheba, seines Vaters entweihte, wurde sein Erst-
Molada und Hazar-Schual, 29 in Bilha, geburtsrecht den Söhnen Josephs, des
Ezem und Tolad, 30 in Betuel, Horma Sohnes Israels, gegeben, doch ohne daß
und Ziklag, 31 in Beth-Markabot, Ha- dieser im Geschlechtsregister als Erstge-
zar-Susim, Beth-Biri und Schaaraim. borener verzeichnet wurde; 2 denn Juda
Das waren ihre Städte, bis David König war mächtig unter seinen Brüdern, so
wurde. 32 Und ihre Dörfer waren: Etam, daß von ihm der Fürst kommen sollte;
Ain, Rimmon, Tochen und Aschan, [ins- aber das Erstgeburtsrecht fiel Joseph zu),
gesamt] fünf Städte 33 und alle ihre Dör- 3 die Söhne Rubens, des Erstgeborenen
fer, die rings um diese Städte waren bis Israels, waren: Henoch, Pallu, Hezron
nach Baal. Das waren ihre Wohnplätze, und Karmi. 4 Die Söhne Joels: sein Sohn
und sie hatten ihr Geschlechtsregister. Schemaja, dessen Sohn Gog, dessen
34 Und Meschobab und Jamlek und Joscha, Sohn Simei, 5 dessen Sohn Micha, dessen
der Sohn Amazjas, 35 und Joel und Jehu, Sohn Reaja, dessen Sohn Baal, 6 dessen
der Sohn Joschibjas, des Sohnes Serajas, Sohn Beera, welchen Tiglat-Pilneser, der
des Sohnes Asiels, 36 und Eljoenai und König von Assyrien, gefangen wegführte;
Jaakoba und Jeschochaja und Asaja und er war ein Fürst der Rubeniter.
Adiel und Jeschimiel und Benaja, 37 und 7 Und seine Brüder nach ihren Ge-
Sisa, der Sohn Schiphis, des Sohnes schlechtern, in der Aufzeichnung nach
Allons, des Sohnes Jedajas, des Sohnes ihrer Geburtsfolge, waren: das Ober-
Schimris, des Sohnes Schemajas: 38 diese haupt, Jehiel; und Secharja, 8 und Bela,
mit Namen Angeführten waren Fürsten in der Sohn Asas, des Sohnes Schemas, des
ihren Geschlechtern, und ihre Vaterhäu- Sohnes Joels; dieser wohnte in Aroer und
ser breiteten sich stark aus. 39 Und sie zo- bis nach Nebo und Baal-Meon, 9 und
gen bis nach Gedor hin, bis an die Ostseite gegen Osten wohnte er bis zur Wüste hin,
des Tales, um Weide für ihre Schafe zu die sich vom Euphratstrom her erstreckt;
suchen. 40 Und sie fanden fette und gute denn ihre Herden waren zahlreich im
Weide und ein Land, weit nach beiden Land Gilead. 10 Und in den Tagen Sauls
Seiten, ruhig und still; denn die vorzeiten führten sie Krieg mit den Hagaritern,
dort wohnten, waren von Ham. und diese fielen durch ihre Hand, und
41 Und so kamen die mit Namen Aufge- so wohnten sie in deren Zelten auf der
schriebenen zur Zeit Hiskias, des Königs ganzen Ostseite von Gilead.
1. CHRONIK 5.6 451
11 Und die Kinder Gads wohnten ihnen Jischi, Eliel, Asriel, Jeremia, Hodawja und
gegenüber im Land Baschan bis nach Jachdiel, Kriegshelden, Männer von Na-
Salcha: 12 Joel, das Oberhaupt, und men, Häupter ihrer Vaterhäuser. 25 Aber
Schapham, der zweite, und Janai und sie fielen ab von dem Gott ihrer Väter
Saphat in Baschan. 13 Und ihre Brüder und hurten den Göttern der Völker des
nach ihren Vaterhäusern: Michael, Me- Landes nach,a die Gott vor ihnen vertilgt
schullam, Scheba, Jorai, Jakan, Sia und hatte. 26 Da erweckte der Gott Israels den
Heber, [insgesamt] sieben. 14 Dies sind Geist Puls, des Königs von Assyrien, ja,
die Söhne Abichails, des Sohnes Huris, den Geist Tiglat-Pilnesers, des Königs von
des Sohnes Jaroachs, des Sohnes Gileads, Assyrien,b und er führte die Rubeniter und
des Sohnes Michaels, des Sohnes Jeschi- die Gaditer und den halben Stamm Ma-
schais, des Sohnes Jachdos, des Sohnes nasse gefangen hinweg und brachte sie
des Bus. 15 Achi, der Sohn Abdiels, des nach Halach und Habor und nach Hara
Sohnes Gunis, war das Oberhaupt ihres und zum Gosanfluß bis zu diesem Tag.
Vaterhauses. 16 Und sie wohnten in Gi-
lead, in Baschan und in deren Dörfern Der Stamm Levi
2Mo 6,16-25
und in allen Weideplätzen Sarons bis
an ihre Ausgänge. 17 Sie alle wurden [in 27 Die Söhne Levis: Gerson, Kahat und
Geschlechtsregistern] aufgezeichnet zur Merari. Und die Söhne Kahats: 28 Amram,
Zeit Jotams, des Königs von Juda, und Jizhar, Hebron und Ussiel. Und die Söhne
Jerobeams, des Königs von Israel. Amrams: 29 Aaron und Mose, sowie Mir-
18 Bei den Kindern Rubens und den Ga- jam. Und die Söhne Aarons: Nadab und
ditern und dem halben Stamm Manasse Abihu, Eleasar und Itamar. 30 Eleasar
waren 44 760 tapfere Leute, die mit dem zeugte Pinehas, Pinehas zeugte Abischua,
Heer auszogen, Männer, die Schild 31 und Abischua zeugte Bukki, und Bukki
und Schwert führten und den Bogen zeugte Ussi, 32 und Ussi zeugte Serach-
spannten und kampfgeübt waren, 19 die ja, Serachja zeugte Merajot, 33 Merajot
führten Krieg mit den Hagaritern und mit zeugte Amarja, Amarja zeugte Achitub,
Jetur und Naphisch und Nodab. 20 Und 34 Achitub zeugte Zadok, Zadok zeugte
es wurde ihnen geholfen gegen sie, und Achimaaz, 35 Achimaaz zeugte Asarja,
die Hagariter und alle, die mit ihnen Asarja zeugte Jochanan, 36 Jochanan
waren, wurden in ihre Hand gegeben; zeugte Asarja — das ist der, welcher als
denn sie riefen im Kampf zu Gott, und Priester diente in dem Tempel, den Salo-
er ließ sich von ihnen erbitten, weil mo in Jerusalem baute.
sie auf ihn vertrauten. 21 Und sie führ- 37 Und Asarja zeugte Amarja, und Amarja
ten ihr Vieh hinweg, 50 000 Kamele, zeugte Achitub, 38 Achitub zeugte Zadok,
250 000 Schafe, 2 000 Esel, dazu 100 000 Zadok zeugte Schallum, 39 Schallum zeug-
Menschenseelen. 22 Denn es fielen viele te Hilkija, Hilkija zeugte Asarja, 40 Asarja
Erschlagene, denn der Kampf war von zeugte Seraja, Seraja zeugte Jozadak,
Gott. Und sie wohnten an ihrer Stelle bis 41 Jozadak aber zog mit hinweg, als der
zur Wegführung. HERR Juda und Jerusalem durch Nebukad-
23 Und die Kinder des halben Stammes nezar wegführte.
Manasse wohnten im Land von Ba-
schan bis nach Baal-Hermon und bis Die Söhne Levis: Gersom, Kahat und
zum Senir und dem Berg Hermon; sie Merari. 2 Und das sind die Namen der
waren zahlreich. 24 Und das waren die Söhne Gersoms: Libni und Simei. 3 Und
Oberhäupter ihrer Vaterhäuser: Epher, die Söhne Kahats: Amram und Jizhar

a (5,25) d.h. sie betrieben Götzendienst, der in der b (5,26) »Pul« ist der babylonische, während »Tiglath-
Bibel als geistliche Hurerei bezeichnet wird. Pilneser/Pileser« der assyrische Name desselben
Herrschers ist.
452 1. CHRONIK 6
und Hebron und Ussiel. 4 Die Söhne Rechten stand: Asaph, der Sohn Berech-
Meraris: Machli und Muschi. Und das jas, des Sohnes Schimeas, 25 des Sohnes
sind die Geschlechter der Leviten nach Michaels, des Sohnes Baasejas, des
ihren Vätern: Sohnes Malkijas, 26 des Sohnes Etnis,
5 von Gersom: sein Sohn Libni, dessen des Sohnes Serachs, des Sohnes Adajas,
Sohn Jachat, dessen Sohn Simma, 6 des- 27 des Sohnes Etans, des Sohnes Simmas,
sen Sohn Joach, dessen Sohn Iddo, des- des Sohnes Simeis, 28 des Sohnes Jachats,
sen Sohn Serach, dessen Sohn Jeatrai. des Sohnes Gersoms, des Sohnes Levis.
7 Die Söhne Kahats: sein Sohn Ammina- 29 Und die Söhne Meraris, ihre Brüder,
dab, dessen Sohn Korah, dessen Sohn As- standen zur Linken: Etan, der Sohn
sir, 8 dessen Sohn Elkana, dessen Sohn Eb- Kischis, des Sohnes Abdis, des Sohnes
jasaph, dessen Sohn Assir, 9 dessen Sohn Malluchs, 30 des Sohnes Haschabjas,
Tachat, dessen Sohn Uriel, dessen Sohn des Sohnes Amazjas, des Sohnes Hilkijas,
Ussija, dessen Sohn Saul. 10 Und die Söh- 31 des Sohnes Amzis, des Sohnes Banis,
ne Elkanas: Amasai und Achimot, 11 El- des Sohnes Schemers, 32 des Sohnes
kana; die Söhne Elkanas: dessen Sohn Machlis, des Sohnes Muschis, des Sohnes
Zophai, dessen Sohn Nachat, 12 dessen Meraris, des Sohnes Levis.
Sohn Eliab, dessen Sohn Jerocham, des- 33 Und ihre Brüder, die Leviten, waren für
sen Sohn Elkana. 13 Und die Söhne Samu- den gesamten Dienst der Wohnung des
els: der Erstgeborene Waschni und Abija. Hauses Gottes gegeben worden. 34 Und
14 Die Söhne Meraris: Machli, dessen Aaron und seine Söhne opferten auf
Sohn Libni, dessen Sohn Simei, dessen dem Brandopferaltar und auf dem Räu-
Sohn Ussa, 15 dessen Sohn Simea, des- cheraltar, gemäß allem Dienst des Aller-
sen Sohn Haggija, dessen Sohn Asaja. heiligsten, und um für Israel Sühnung
zu erwirken, ganz so, wie es Mose, der
Die von David Knecht Gottes, geboten hatte.
bestimmten Sängerfamilien 35 Und das sind die Söhne Aarons: sein
16 Und diese sind es, die David für den Sohn Eleasar, dessen Sohn Pinehas,
Gesang im Haus des HERRN bestimm- dessen Sohn Abischua, 36 dessen Sohn
te, seitdem die Lade einen Ruheplatz Bukki, dessen Sohn Ussi, dessen Sohn
hatte. 17 Und sie dienten mit Singen vor Serachja, 37 dessen Sohn Merajot, des-
der Wohnung der Stiftshütte, bis Salomo sen Sohn Amarja, dessen Sohn Achitub,
das Haus des HERRN in Jerusalem gebaut 38 dessen Sohn Zadok, dessen Sohn
hatte, und sie standen nach ihrer Ord- Achimaaz.
nung ihrem Dienst vor.
18 Und diese sind es, die vorstanden,
Die Levitenstädte
Jos 21
und ihre Söhne: von den Söhnen der
Kahatiter: Heman, der Sänger, der Sohn 39 Und das sind ihre Wohnorte, nach
Joels, des Sohnes Samuels, 19 des Soh- ihren Gehöften, in ihrem Gebiet: den
nes Elkanas, des Sohnes Jerochams, Söhnen Aarons vom Geschlecht der
des Sohnes Eliels, des Sohnes Toachs, Kahatiter — denn auf sie fiel das [er-
20 des Sohnes Zuphs, des Sohnes Elka- ste] Los —, 40 ihnen gab man Hebron
nas, des Sohnes Machats, des Sohnes im Land Juda und seine Weideplätze
Amasais, 21 des Sohnes Elkanas, des Soh- ringsum; 41 aber das Feld der Stadt und
nes Joels, des Sohnes Asarjas, des Sohnes ihre Dörfer gab man Kaleb, dem Sohn
Zephanjas, 22 des Sohnes Tachats, des Jephunnes.
Sohnes Assirs, des Sohnes Ebjasaphs, des 42 Und den Söhnen Aarons gab man die
Sohnes Korahs, 23 des Sohnes Jizhars, Zufluchtsstadt Hebron und Libna und
des Sohnes Kahats, des Sohnes Levis, des deren Weideplätze, und Jatir und Esch-
Sohnes Israels. temoa und deren Weideplätze, 43 und
24 Und sein Bruder Asaph, der zu seiner Hilen und seine Weideplätze, und Debir
1. CHRONIK 6.7 453
und seine Weideplätze, 44 und Aschan Asser: Maschal und seine Weideplätze,
und seine Weideplätze und Beth-Sche- und Abdon und seine Weideplätze, 60 und
mesch und seine Weideplätze. 45 Sodann Hukok und seine Weideplätze, und Rechob
vom Stamm Benjamin: Geba und seine und seine Weideplätze, 61 und vom Stamm
Weideplätze und Allemet und seine Wei- Naphtali: Kedesch in Galiläa und seine
deplätze und Anatot und seine Weide- Weideplätze und Hammon und seine
plätze. Die Gesamtzahl ihrer Städte war Weideplätze und Kirjataim und seine Wei-
13, nach ihren Geschlechtern. deplätze.
46 Und den Söhnen Kahats, die von dem 62 Den noch übrigen Söhnen Meraris gab
Geschlecht des Stammes noch übrig man vom Stamm Sebulon: Rimmono und
waren, gab man von dem halben Stamm, seine Weideplätze, und Tabor und seine
nämlich vom halben Stamm Manasse, Weideplätze; 63 und jenseits des Jordan,
durchs Los 10 Städte; bei Jericho, östlich vom Jordan, vom
47 und den Söhnen Gersoms nach ihren Stamm Ruben: Bezer in der Wüste und sei-
Geschlechtern [gab man] vom Stamm ne Weideplätze, und Jahza und seine
Issaschar und vom Stamm Asser und Weideplätze, 64 und Kedemot und seine
vom Stamm Naphtali und vom Stamm Weideplätze, und Mephaat und seine Wei-
Manasse in Baschan 13 Städte. deplätze; 65 und vom Stamm Gad: Ramot
48 Den Söhnen Meraris nach ihren in Gilead und seine Weideplätze, und Ma-
Geschlechtern [gab man] vom Stamm hanajim und seine Weideplätze. 66 und
Ruben und vom Stamm Gad und vom Hesbon und seine Weideplätze, und Jaeser
Stamm Sebulon durchs Los 12 Städte. und seine Weideplätze.
49 Und so gaben die Kinder Israels den
Leviten die Städte und ihre Weideplätze. Die Stämme
50 Und sie gaben durchs Los vom Stamm
Issaschar, Benjamin und Naphtali
4Mo 26,23-25
der Kinder Judas und vom Stamm der
Kinder Simeons und vom Stamm der Und die Söhne Issaschars waren: Tola
Kinder Benjamins diese Städte, die sie und Pua, Jaschub und Schimron,
mit Namen nannten. 51 Den [übrigen] [insgesamt] vier. 2 Und die Söhne Tolas:
Geschlechtern der Nachkommen Kahats Ussi, Rephaja, Jeriel, Jachmai, Jibsam
fielen die Ortschaften ihres Loses im und Samuel, Häupter ihrer Vaterhäuser,
Stamm Ephraim zu. 52 Und man gab ih- von Tola, tapfere Männer nach ihren Ge-
nen die Zufluchtsstadt Sichem und ihre schlechtern; ihre Zahl war zur Zeit Davids
Weideplätze auf dem Bergland Ephraim, 22 600. 3 Und die Söhne Ussis: Jisrachja.
und Geser und seine Weideplätze, 53 Jok- Und die Söhne Jisrachjas: Michael und
meam und seine Weideplätze, und Beth- Obadja und Joel, Jischija, [insgesamt] fünf
Horon und seine Weideplätze, 54 und Häupter. 4 Und bei ihnen waren nach ih-
Ajalon und seine Weideplätze, und Gat- ren Geschlechtern, nach ihren Vaterhäu-
Rimmon und seine Weideplätze, 55 und sern, an Kriegstruppen 36 000 Mann; denn
vom halben Stamm Manasse Aner und sie hatten viele Frauen und Söhne. 5 Und
seine Weideplätze, und Bileam und seine ihre Brüder in allen Geschlechtern Is-
Weideplätze — dem Geschlecht der übri- saschars waren tapfere Männer; 87 000
gen Nachkommen Kahats. waren insgesamt eingetragen.
56 Den Söhnen Gersoms: vom Geschlecht 6 [Von] Benjamin: Bela und Becher und
des halben Stammes Manasse: Golan in Ba- Jediael, [insgesamt] drei. 7 Und die Söhne
schan und seine Weideplätze, und Astarot Belas: Ezbon, Ussi, Ussiel, Jerimot und
und seine Weideplätze; 57 und vom Stamm Iri, [insgesamt] fünf, Häupter ihrer Va-
Issaschar: Kedesch und seine Weideplätze terhäuser, tapfere Männer: 22 034 waren
und Dabrat und seine Weideplätze, 58 und eingetragen. 8 Und die Söhne Bechers: Se-
Ramot und seine Weideplätze, und Anem mira, Joas, Elieser, Eljoenai, Omri, Jeremot,
und seine Weideplätze; 59 und vom Stamm Abija, Anatot und Alemet: alle diese waren
454 1. CHRONIK 7.8
Söhne Bechers, 9 und das Verzeichnis nach 24 Und seine Tochter war Scheera; die bau-
ihren Geschlechtern, den Häuptern ihrer te Beth-Horon, das untere und das obere,
Vaterhäuser, ergab an tapferen Männern und Ussen-Scheera. 25 Und Rephach war
20 200. 10 Und die Söhne Jediaels: Bilhan. sein Sohn, und Rescheph, und dessen Sohn
Und die Söhne Bilhans: Jeusch, Benjamin, Telach, und dessen Sohn Tachan, 26 dessen
Ehud, Kenaana, Setan, Tarschisch und Achi- Sohn Ladan, dessen Sohn Ammichud, des-
schachar. 11 Alle diese waren Söhne Jediaels, sen Sohn Elischama, 27 dessen Sohn Nun,
nach den Stammhäupterna, tapfere Männer, dessen Sohn Josua.
17 200, bereit, zum Krieg auszuziehen. 28 Und ihr Eigentum und ihre Wohnsitze
12 Und Schuppim und Huppim waren die waren Bethel und seine Tochterstädte,
Söhne Irs; Huschim die Söhne Achers. 13 Die gegen Osten Naaran, gegen Westen Geser
Söhne Naphtalis: Jachziel, Guni, Jezer und und seine Tochterstädte, Sichem und
Schallum, die Söhne der Bilha. seine Tochterstädte, bis nach Gasa und
seinen Tochterstädten; 29 und nach der
Die Stämme Manasse, Ephraim und Asser Seite der Kinder Manasses waren Beth-
14 Die Söhne Manasses: seine aramäische Schean und seine Tochterstädte, Taa-
Nebenfrau gebar ihm Machir, den Vater Gi- nach und seine Tochterstädte, Megiddo
leads; [von ihm] wurde Asriel geboren. und seine Tochterstädte, Dor und seine
15 Und Machir nahm eine Frau, [eine Tochterstädte. Darin wohnten die Söhne
Schwester] von Huppim und Schuppim, Josephs, des Sohnes Israels.
und der Name ihrer Schwester war Maacha, 30 Die Söhne Assers: Jimna und Jischwa und
und der Name des zweiten [Sohnes] war Jischwi und Beria; und Serach, ihre Schwes-
Zelophchad, und Zelophchad hatte Töch- ter. 31 Und die Söhne Berias: Heber und
ter. 16 Und Maacha, die Frau Machirs, ge- Malkiel, das ist der Vater Birsajits. 32 Und
bar einen Sohn und nannte ihn Peresch; Heber zeugte Japhlet und Schomer und
und der Name seines Bruders war Scher- Hotam und Schua, ihre Schwester. 33 Und
esch, und seine Söhne waren Ulam und die Söhne Japhlets: Pasach und Bimhal und
Rekem. 17 Und die Söhne Ulams: Bedan. Aschwat. Das sind die Söhne Japhlets.
Das sind die Söhne Gileads, des Sohnes 34 Und die Söhne Schemers: Achi und Roh-
Machirs, des Sohnes Manasses. 18 Und ga und Jechubba und Aram. 35 Und der
seine Schwester Hammolechet gebar Isch- Sohn Helems, seines Bruders: Zophach,
hod und Abieser und Machla. 19 Und die und Jimna und Schelesch und Amal. 36 Die
Söhne Semidas waren: Achjan und Sichem Söhne Zophachs: Suach und Harnepher
und Likchi und Aniam. und Schual und Beri und Jimra, 37 Bezer
20 Und die Söhne Ephraims: Schutelach; und Hod und Schamma und Schilscha und
und dessen Sohn Bered und dessen Sohn Jitran und Beera. 38 Und die Söhne Jeters:
Tachat, und dessen Sohn Elada, und des- Jephunne und Pispa und Ara. 39 Und die
sen Sohn Tachat, 21 und dessen Sohn Sa- Söhne Ullas: Arach und Hanniel und Rizja.
bad und dessen Sohn Schutelach; ferner 40 Alle diese waren Söhne Assers, Häup-
Eser und Elad. Und die Männer von Gat, ter der Vaterhäuser, auserlesene, tapfere
die Eingeborenen des Landes, ermorde- Männer, Häupter der Fürsten. Und 26 000
ten sie; denn sie waren hinabgezogen, Mann von ihnen waren eingetragen für
um ihre Herden wegzunehmen. den Kriegsdienst.
22 Und Ephraim, ihr Vater, trauerte lange
Zeit, und seine Brüder kamen, um ihn zu Die Nachkommen Benjamins
trösten. 23 Und er ging ein zu seiner Frau, mit Wohnsitz in Jerusalem
4Mo 26,38-41
und sie wurde schwanger und gebar einen
Sohn, und er nannte seinen Namen Beria, Und Benjamin zeugte Bela, seinen
weil Unglück sein Haus getroffen hatte. Erstgeborenen, Aschbel, den zweiten

a (7,11) w. Häupter der Väter; d.h. Oberhäupter von Großfamilien oder Sippen innerhalb der Stämme.
1. CHRONIK 8.9 455
[Sohn], Achrach, den dritten, 2 Noha, den zeugte Jonathan und Malkischua und
vierten, und Rapha, den fünften. 3 Und Abinadab und Eschbaal. 34 Und der Sohn
Bela hatte Söhne: Addar, Gera, Abichud, Jonathans war Meribbaal, und Meribbaal
4 Abischua, Naaman, Achoach, 5 Gera, zeugte Micha. 35 Und die Söhne Michas
Schephuphan und Huram. 6 Und das sind: Piton und Melech und Tarea und
sind die Söhne Echuds; diese waren Achas. 36 Und Achas zeugte Joadda, und
Stammhäupter der Einwohner von Geba, Joadda zeugte Alemet, Asmawet und Sim-
und man führte sie weg nach Manachat: ri; und Simri zeugte Moza, 37 Moza zeugte
7 nämlich Naaman und Achija und Gera, Binea, dessen Sohn Rapha, dessen Sohn
dieser führte sie weg: und er zeugte Ussa Elasa, dessen Sohn Azel. 38 Und Azel hatte
und Achichud. sechs Söhne, und das sind ihre Namen:
8 Und Schacharaim zeugte [Söhne] im Ge- Asrikam, Bochru, Ismael, Schearja, Obadja
biet von Moab, nachdem er seine Frauen und Hanan. Alle diese waren Söhne
Huschim und Baara entlassen hatte, 9 und Azels. 39 Und die Söhne Escheks, seines
er zeugte mit Hodesch, seiner Frau, Jobab, Bruders: Ulam, sein Erstgeborener, Jeusch,
Zibja, Mescha, Malkam, 10 Jeuz, Sachja der zweite, und Eliphelet, der dritte. 40 Und
und Mirma. Das sind seine Söhne, Stamm- die Söhne Ulams waren tapfere Männer,
häupter. 11 Und mit Huschim hatte er Bogenschützen, und hatten viele Söhne
Abitub und Elpaal gezeugt. 12 Und die und Enkel, 150. Alle diese sind von den
Söhne Elpaals: Heber und Mischam und Kindern Benjamins.
Schemed; dieser baute Ono und Lod und
dessen Tochterstädte. Erste Einwohner Jerusalems nach
13 Und Beria und Schema waren die
der Rückkehr der Juden aus dem
Stammhäupter der Einwohner von Ajalon; babylonischen Exil
Neh 11
sie jagten die Einwohner von Gat in die
Flucht. 14 Und Achjo, Schaschak, Jeremot, Und ganz Israel wurde nach seinen
15 Sebadja, Arad, Eder, 16 Michael, Jischpa Geschlechtern verzeichnet, und sie-
und Jocha sind die Söhne Berias. 17 Und Se- he, sie sind eingeschrieben im Buch der
badja, Meschullam, Hiski, Heber, 18 Jisch- Könige von Israel. Und Juda wurde nach
merai, Jislia und Jobab sind die Söhne Babel weggeführt um seiner Untreue
Elpaals. 19 Und Jakim, Sichri, Sabdi, 20 Eli- willen. 2 Und die früheren Einwohner,
enai, Zilletai und Eliel, 21 Adaja, Beraja und die in ihrem Eigentum, in ihren Städten
Schimrat sind die Söhne Simeis. 22 Und wohnten, waren Israeliten, die Priester,
Jischpan, Heber und Eliel, 23 Abdon, Sichri die Leviten und die Tempeldiener.
und Hanan, 24 Hananja, Elam und Antoti- 3 Und in Jerusalem wohnten von den
ja, 25 Jiphdeja und Penuel sind die Söhne Kindern Judas und von den Kindern Ben-
Schaschaks. 26 Und Schamscherai und jamins und von den Kindern Ephraims
Secharja, Atalja, 27 Jaareschia, Elija und und Manasses: 4 Utai, der Sohn Ammi-
Sichri sind die Söhne Jerochams. 28 Diese huds, des Sohnes Omris, des Sohnes
sind Stammhäupter nach ihren Ge- Imris, des Sohnes Banis, von den Söhnen
schlechtern, Oberhäupter; diese wohnten des Perez, des Sohnes Judas. 5 Und von
in Jerusalem. den Silonitern: Asaja, der Erstgeborene,
29 Und in Gibeon wohnte der Vater Gibe- und seine Söhne. 6 Und von den Söhnen
ons, und der Name seiner Frau war Serahs: Jeuel und seine Brüder, 690.
Maacha. 30 Und sein erstgeborener Sohn 7 Und von den Kindern Benjamins: Sal-
war Abdon, und die übrigen Zur und Kis, lu, der Sohn Meschullams, des Sohnes
Baal, Nadab, 31 Gedor, Achjo und Secher. Hodawjas, des Sohnes Hassenuas; 8 und
32 Und Miklot zeugte Schimea, und auch Jibneja, der Sohn Jerochams, und Ela, der
sie wohnten ihren Brüdern gegenüber in Sohn Ussis, des Sohnes Michris, und Me-
Jerusalem, bei ihren Brüdern. 33 Und Ner schullam, der Sohn Sephatjas, des Soh-
zeugte Kis, und Kis zeugte Saul, und Saul nes Reguels, des Sohnes Jibnijas; 9 und
456 1. CHRONIK 9
ihre Brüder nach ihren Geschlechtern, waren, betrug 212. Sie wurden in ihren
956. Alle diese Männer waren Stamm- Dörfern eingetragen; David und Samuel,
häupter ihrer Vaterhäuser. der Seher, hatten sie in ihre Vertrauens-
stellung eingesetzt. 23 Und sie und ihre
Die Diener im Tempel des HERRN Söhne hielten Wache an den Toren des
10 Und von den Priestern: Jedaja und Hauses des HERRN, an der Zeltwohnung.
Jojarib und Jachin, 11 und Asarja, der 24 Nach den vier Windrichtungen sollten
Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, die Torhüter stehen, gegen Osten, gegen
des Sohnes Zadoks, des Sohnes Mera- Westen, gegen Norden und gegen Süden.
jots, des Sohnes Achitubs, der Fürst des 25 Und ihre Brüder in ihren Dörfern hat-
Hauses Gottes; 12 und Adaja, der Sohn ten jeweils für sieben Tage, von Termin zu
Jerochams, des Sohnes Paschhurs, des Termin, zu ihnen zu kommen. 26 Denn
Sohnes Malkijas, und Maasai, der Sohn die vier Vorsteher der Türhüter hatten
Adiels, des Sohnes Jachseras, des Sohnes eine Vertrauensstellung; sie waren Levi-
Meschullams, des Sohnes Meschillemits, ten; sie waren auch über die Kammerna
des Sohnes Immers; 13 und ihre Brüder, und über die Schätze des Hauses Gottes
Häupter ihrer Vaterhäuser: 1 760 tüchtige gesetzt. 27 Und sie übernachteten in der
Männer im Werk des Dienstes für das Umgebung des Hauses Gottes; denn ih-
Haus Gottes. nen war die Wache aufgetragen, und sie
14 Und von den Leviten: Schemaja, der hatten jeden Morgen aufzuschließen.
Sohn Haschubs, des Sohnes Asrikams, 28 Und etliche von ihnen waren über
des Sohnes Haschabjas, von den Söhnen die Geräte des Dienstes [gesetzt]; denn
Meraris; 15 und Bakbakar, Heresch, Galal abgezählt brachten sie sie hinein, und
und Mattanja, der Sohn Michas, des Soh- abgezählt brachten sie sie heraus. 29 Und
nes Sichris, des Sohnes Asaphs; 16 und etliche von ihnen waren über die Geräte
Obadja, der Sohn Schemajas, des Sohnes gesetzt, und zwar über alle Geräte des
Galals, des Sohnes Jeduthuns; und Be- Heiligtums, und über das Feinmehl und
rechja, der Sohn Asas, des Sohnes Elka- den Wein und das Öl und den Weihrauch
nas, der in den Dörfern der Netophatiter und die Gewürze. 30 Und etliche von den
wohnte. Söhnen der Priester mischten Salböl mit
17 Und die Torhüter: Schallum und Ak- den Gewürzen. 31 Und Mattitja von den
kub und Talmon und Achiman und ihre Leviten, dem Erstgeborenen Schallums,
Brüder; Schallum war das Haupt; 18 und des Korahiters, ihm war das Pfannen-
bis jetzt sind sie am Tor des Königs gegen Backwerk anvertraut. 32 Und etliche von
Osten, sie, die Torhüter für die Lager den Söhnen der Kahatiter, von ihren
der Söhne Levis. 19 Und Schallum, der Brüdern, waren über die Schaubrote
Sohn Kores, des Sohnes Ebjasaphs, des gesetzt, um sie zuzurichten, Sabbat für
Sohnes Korahs, und seine Brüder vom Sabbat. 33 Und jene, die Sänger, Stamm-
Haus seines Vaters, die Korahiter, waren häupter der Leviten, wohnten frei [von
über das Werk des Dienstes [gesetzt], als anderen Diensten] in den Kammern; denn
Schwellenhüter des Zeltes, und ihre Vä- Tag und Nacht waren sie im Dienst. 34 Das
ter waren im Lager des HERRN Hüter des sind die Stammhäupter der Leviten nach
Eingangs gewesen. 20 Und Pinehas, der ihren Geschlechtern, die Oberhäupter;
Sohn Eleasars, war vor Zeiten Fürst über diese wohnten in Jerusalem.
sie; der HERR war mit ihm.
21 Secharja, der Sohn Meschelemjas,
Geschlechtsregister von Saul und Jonathan
war Torhüter am Eingang der Stiftshütte. 35 Und in Gibeon wohnte der Vater Gibe-
22 Die Gesamtzahl derer, die als Torhüter ons, Jeiel; seine Frau hieß Maacha. 36 Und
an den Schwellen ausgewählt worden sein Sohn, der Erstgeborene, war Abdon,

a (9,26) Die Kammern oder Zellen des Tempels waren Vorrats- und z.T. auch Wohnräume für den Tempeldienst.
1. CHRONIK 9.10.11 457
und Zur und Kis und Baal und Ner und Israels] geflohen und Saul und seine Söh-
Nadab, 37 und Gedor und Achjo und Sa- ne tot waren, da verließen sie ihre Städte
charja und Miklot. 38 Und Miklot zeugte und flohen; und die Philister kamen und
Schimeam, und auch diese wohnten wohnten darin. 8 Und es geschah am
ihren Brüdern gegenüber in Jerusalem, folgenden Tag, da kamen die Philister,
bei ihren Brüdern. 39 Und Ner zeugte um die Erschlagenen auszuplündern,
Kis, und Kis zeugte Saul, und Saul zeugte und sie fanden Saul und seine Söhne auf
Jonathan und Malkischua und Abinadab dem Bergland von Gilboa liegen. 9 Und
und Eschbaal. 40 Und der Sohn Jonathans sie plünderten ihn aus und nahmen sein
war Meribbaal, und Meribbaal zeugte Haupt und seine Waffen weg, und sie lie-
Micha. 41 Und die Söhne Michas: Piton ßen ringsum im Land der Philister diese
und Melech und Tachrea. 42 Und Achas Freudenbotschaft vor ihren Götzen und
zeugte Jara, und Jara zeugte Alemet und dem Volk verkünden. 10 Und sie legten
Asmawet und Simri, und Simri zeugte seine Waffen in das Haus ihres Gottes,
Moza. 43 Moza zeugte Binea, und dessen und seinen Schädel nagelten sie an das
Sohn war Rephaja, dessen Sohn Elasa, Haus Dagons.
dessen Sohn Azel. 44 Und Azel hatte sechs 11 Als aber alle Einwohner von Jabes in
Söhne, und das sind ihre Namen: Asri- Gilead hörten, was die Philister dem Saul
kam, Bochru, Ismael, Schearja, Obadja alles getan hatten, 12 da machten sich
und Hanan. Das waren die Söhne Azels. alle tapferen Männer auf und nahmen
den Leichnam Sauls und die Leichname
DIE GESCHICHTE DES KÖNIGS DAVID seiner Söhne weg, und sie brachten sie
Kapitel 10 - 29 nach Jabes und begruben ihre Gebeine
unter der Terebinthe von Jabes, und sie
Tod des Königs Saul fasteten sieben Tage lang.
1Sam 31
13 So starb Saul wegen seiner Treulosig-
Und die Philister kämpften ge- keit, die er gegen den HERRN begangen
gen Israel, und die Männer von hatte, wegen des Wortes des HERRN, das
Israel flohen vor den Philistern und er nicht eingehalten hatte, und weil er die
fielen erschlagen auf dem Bergland von Totenbeschwörerin gesucht und befragt
Gilboa. 2 Aber die Philister drangen ein hatte; 14 den HERRN aber hatte er nicht ge-
auf Saul und seine Söhne; und die Phi- sucht. Darum tötete Er ihn und wandte das
lister erschlugen Jonathan und Abinadab Königreich David, dem Sohn Isais, zu.
und Malchischua, die Söhne Sauls. 3 Und
der Kampf wurde hart gegen Saul; und David wird König über Israel
die Bogenschützen erreichten ihn, und und erobert Jerusalem
2Sam 5,1-10
er zitterte vor den Schützen.
4 Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: Und ganz Israel versammelte sich
Zieh dein Schwert und ersteche mich zu David nach Hebron und sprach:
damit, daß nicht diese Unbeschnittenen Siehe, wir sind dein Gebein und dein
kommen und Mutwillen mit mir treiben! Fleisch! 2 Schon früher, als Saul noch
Aber sein Waffenträger wollte nicht, denn König war, schon damals warst du es, der
er fürchtete sich sehr. Da nahm Saul das Israel aus- und einführte. Und der HERR,
Schwert und stürzte sich hinein. 5 Als dein Gott, hat zu dir gesagt: Du sollst mein
nun sein Waffenträger sah, daß Saul tot Volk Israel weiden, und du sollst Fürst sein
war, stürzte auch er sich in sein Schwert über mein Volk Israel! 3 Und alle Ältesten
und starb. 6 So starben Saul und seine Israels kamen zu dem König nach Heb-
drei Söhne und sein ganzes Haus mit- ron. Und David machte in Hebron einen
einander. Bund mit ihnen vor dem HERRN. Und sie
7 Als aber alle Männer Israels, die in der salbten David zum König über Israel, nach
Ebene wohnten, sahen, daß [das Heer dem Wort des HERRN durch Samuel.
458 1. CHRONIK 11
4 Und David und ganz Israel zogen nach lüste und sprach: Wer will mir Wasser zu
Jerusalem, das ist Jebus; denn die Jebu- trinken geben aus dem Brunnen unter
siter wohnten dort im Land. 5 Und die dem Tor von Bethlehem? 18 Da brachen
Bürger von Jebus sprachen zu David: die drei durch das Lager der Philister und
Du wirst hier nicht hereinkommen! Da- schöpften Wasser aus dem Brunnen un-
vid aber eroberte die Burg Zion, das ist ter dem Tor von Bethlehem und brachten
die Stadt Davids. 6 Denn David sprach: es David. David aber wollte es nicht
Wer die Jebusiter zuerst schlägt, der soll trinken, sondern goß es als Trankopfer
Haupt und Oberster sein! Da stieg Joab, für den HERRN aus und sprach: 19 Das
der Sohn der Zeruja, zuerst hinauf und lasse mein Gott ferne von mir sein, daß
wurde Hauptmann. 7 David aber wohn- ich so etwas tue! Sollte ich das Blut dieser
te in der Burg; daher nennt man sie die Männer trinken, [die] unter Einsatz ihres
Stadt Davids. 8 Und er baute die Stadt, Lebens [hingegangen sind]? Denn unter
vom Milloa an ringsum, während Joab Einsatz ihres Lebens haben sie es herge-
die übrige Stadt wiederherstellte. 9 Und bracht! Darum wollte er es nicht trinken.
David wurde immer mächtiger, und der Das taten diese drei Helden.
HERR der Heerscharen war mit ihm. 20 Und Abisai, der Bruder Joabs, war
der Vornehmste unter den Dreien. Der
Die Helden Davids erhob auch seinen Speer und erschlug
2Sam 23,8-39; 1Chr 27,1-15
dreihundert. Und er war berühmt unter
10 Und dies sind die Obersten von Davids den Dreien. 21 Unter diesen Dreien der
Helden, die ihm mit ganz Israel kräftig zweiten Ordnung war er der geehrteste
beistanden bei seiner Erhebung zur und war ihr Oberster. Aber an jene [er-
Königswürde, als man ihn zum König sten] Drei reichte er nicht heran.
machte nach dem Wort des HERRN über 22 Benaja, der Sohn Jojadas, war der Sohn
Israel. eines tapferen Mannes, groß an Taten,
11 Dies ist die Zahl der Helden Davids: Ja- von Kabzeel; dieser erschlug die zwei
sobeam, der Sohn Hachmonis, das Haupt starken Helden von Moab; und er ging
der Wagenkämpfer. Dieser erhob seinen hinab und erschlug einen Löwen mit-
Speer gegen dreihundert, die auf einmal ten in einer Grube zur Schneezeit. 23 Er
erschlagen wurden. 12 Nach ihm war erschlug auch einen ägyptischen Mann,
Eleasar, der Sohn Dodos, der Achochiter; der war 5 Ellen lang und hatte einen
der war unter den drei Helden. 13 Er war Speer in der Hand, wie ein Weberbaum;
auch mit David bei Pas-Dammim, als die und er ging mit einem Stecken zu ihm
Philister sich dort zum Kampf versam- hinab und riß ihm den Speer aus der
melt hatten. Nun war dort ein Ackerstück, Hand und tötete ihn mit seinem eigenen
auf dem Gerste stand. Und das Volk floh Speer. 24 Das tat Benaja, der Sohn Joja-
vor den Philistern. 14 Da traten die beiden das, und er war berühmt unter den drei
mitten auf das Ackerstück und verteidig- Helden. 25 Siehe, er war der geehrteste
ten es und schlugen die Philister. Und der unter den Dreißig; aber an die [ersten]
HERR gab einen großen Sieg. Drei reichte er nicht heran. Und David
15 Und drei von den 30 Obersten zogen setzte ihn über seine Leibwache.
zum Felsen hinab, zu David in die Höh- 26 Die starken Kriegshelden aber sind die-
le Adullam, als das Heer der Philister se: Asahel, der Bruder Joabs; Elchanan, der
im Tal Rephaim lagerte. 16 David aber Sohn Dodos, von Bethlehem; 27 Sammot,
war damals auf der Berghöhe; und eine der Haroriter; Helez, der Peloniter; 28 Ira,
Besatzung der Philister war damals in der Sohn Ikkeschs, der Tekoiter; Abieser,
Bethlehem. 17 Und David hatte ein Ge- der Anatotiter; 29 Sibbechai, der Husati-

a (11,8) Millo (hebr. »Auffüllung«) ist der Name einer gewaltigen Steinaufschüttung in der Davidsstadt, durch die
die spärliche Baufläche erweitert wurde.
1. CHRONIK 11.12 459
ter; Ilai, der Achochiter; 30 Macherai, der Johanan, Josabad, der Gederatiter; 6 Elu-
Netophatiter; Heled, der Sohn Baanas, sai, Jerimot, Bealja, Schemarja, Sephatja,
der Netophatiter; der Hariphiter; 7 Elkana, Jischija, Asareel,
31 Ittai, der Sohn Ribais, aus Gibea der Joeser, Jasobeam, die Korhiter; 8 Joela
Kinder Benjamins; Benaja, der Piratoniter; und Sebadja, die Söhne Jerohams, von
32 Hurai, aus den Tälern Gaaschs; Abiel, der Gedor.
Arabatiter; 33 Asmawet, der Baharumiter; 9 Auch von den Gaditern sonderten sich
Eljachba, der Saalboniter. 34 Die Söhne etliche ab zu David auf die Berghöhe in
Haschems, des Gisoniters; Jonathan, der der Wüste, starke Helden und Kriegsleu-
Sohn Sages, der Harariter; 35 Achiam, der te, die Schilde und Speere führten; deren
Sohn Sachars, der Harariter; Eliphal, der Angesichter waren wie die Angesichter
Sohn Urs; 36 Hepher, der Mecheratiter; der Löwen, und sie waren so schnell
Achija, der Peloniter; wie die Gazellen auf den Bergen. 10 Das
37 Hezro, der Karmeliter; Naarai, der Haupt war Eser, der zweite Obadja, der
Sohn Esbais; 38 Joel, der Bruder Nathans; dritte Eliab; 11 der vierte Mismanna, der
Mibhar, der Sohn Hagris; 39 Zelek, der fünfte Jeremia; 12 der sechste Attai; der
Ammoniter; Naherai, der Berotiter, der siebte Eliel; 13 der achte Jochanan; der
Waffenträger Joabs, des Sohnes der Ze- neunte Elsabad; 14 der zehnte Jeremia;
ruja. 40 Ira, der Jitriter; Gareb, der Jitriter; der elfte Machbannai.
41 Urija, der Hetiter; Sabad, der Sohn 15 Diese waren von den Söhnen Gads,
Achalais; Häupter im Heer; der kleinste unter
42 Adina, der Sohn Sisas, der Rubeniter, ihnen nahm es mit hundert, der größte
ein Hauptmann der Rubeniter, und mit mit tausend auf. 16 Diese sind es, die im
ihm waren dreißig; 43 Hanan, der Sohn ersten Monat über den Jordan gingen, als
Maachas. Josaphat, der Mitniter; 44 Us- er über alle seine Ufer getreten war; und
sija, der Astrotiter; Sama und Jehiel, die sie verjagten alle, die in den Tälern gegen
Söhne Hotams, des Aroeriters; 45 Jediael, Osten und Westen wohnten.
der Sohn Simris, und Joha, sein Bruder, 17 Es kamen auch einige von den Söhnen
der Tiziter; 46 Eliel, der Mahawiter; Jeri- Benjamins und Judas auf die Bergfeste
bai und Josawja, die Söhne Elnaams; Jit- zu David. 18 Und David ging zu ihnen
ma, der Moabiter; 47 Eliel, Obed, Jaasiel hinaus, ergriff das Wort und sprach:
von Mezobaja. Seid ihr in friedlicher Absicht zu mir ge-
kommen, um mir zu helfen, so soll mein
Krieger, die unter Sauls Herrschaft Herz mit euch eins sein; wenn aber, um
zu David stießen mich meinen Feinden zu verraten, da
Und das sind die, welche zu David doch kein Frevel an meinen Händen ist,
nach Ziklag kamen, als er sich noch so sehe der Gott unserer Väter danach
vor Saul, dem Sohn des Kis, verbergen und strafe es! 19 Da kam der Geist über
mußte; sie waren auch unter den Helden, Amasai, das Haupt der Wagenkämpfer,
die ihm im Kampf halfen. 2 Sie waren [und er sprach:] »Dein sind wir, David,
bewaffnet mit Bogen und geübt, mit der und mit dir halten wir es, du Sohn Isais:
Rechten und mit der Linken Steine zu Friede, Friede sei mit dir, und Friede mit
schleudern, auch mit dem Bogen Pfeile deinen Helfern; denn dein Gott hilft dir!«
zu schießen; sie waren von den Brüdern So nahm sie David an und setzte sie als
Sauls, aus Benjamin. Häupter über die Streifscharen ein.
3 Das Haupt war Achieser, und Joas, Söh- 20 Und von Manasse gingen einige zu
ne Semahas, des Gibeatiters; Jesiel und David über, als er mit den Philistern ge-
Pelet, die Söhne Asmawets; Beracha und gen Saul in den Kampf zog; doch standen
Jehu, der Anatotiter; 4 Jismaja, der Gibe- sie jenen nicht bei; denn nachdem sie Rat
oniter, ein Gewaltiger unter den Dreißig, gehalten hatten, schickten ihn die Für-
ja, über die Dreißig; 5 Jeremia, Jahasiel, sten der Philister fort, indem sie spra-
460 1. CHRONIK 12.13
chen: Es könnte uns den Kopf kosten, Heer zogen, zum Kampf gerüstet. 38 Und
wenn er zu Saul, seinem Herrn, überliefe! von denen jenseits des Jordan, von den
21 Als er dann nach Ziklag zog, schlossen Rubenitern, Gaditern und dem halben
sich ihm von Manasse an: Adna, Josabad, Stamm Manasse: 120 000 mit allerlei
Jediael, Michael, Josabad, Elihu und Zi- Kriegswaffen.
letai, Häupter über Tausendschaften in 39 Alle diese Kriegsleute, in Schlachtrei-
Manasse. 22 Und sie halfen David gegen hen geordnet, kamen mit ungeteiltem
die Schar der Plünderer; denn sie waren Herzen nach Hebron, um David zum
alle tapfere Helden und wurden Oberste König zu machen über ganz Israel. Auch
über das Heer. 23 Auch kamen alle Tage das ganze übrige Israel war einmütig da-
etliche zu David, um ihm zu helfen, bis es für, David zum König zu machen. 40 Und
ein großes Heer wurde, wie ein Heer Got- sie waren dort bei David drei Tage lang
tes. und aßen und tranken; denn ihre Brüder
hatten für sie [Speise] zubereitet. 41 Auch
Das Heer der zwölf Stämme brachten die, welche nahe bei ihnen
krönt David in Hebron wohnten, bis nach Issaschar, Sebulon
24 Und dies ist die Zahl der Hauptleute und Naphtali hin, Speise auf Eseln, Ka-
über die zum Heeresdienst Gerüsteten, melen, Maultieren und Rindern: Mehl-
die zu David nach Hebron kamen, um speise, Feigen- und Rosinenkuchen,
ihm das Königreich Sauls zuzuwenden, Wein, Öl, Rinder, Schafe in Menge; denn
nach dem Wort des HERRN: es war Freude in Israel.
25 Von den Söhnen Judas, die Schild und
Speer trugen: 6 800 zum Krieg Gerüstete; Die gescheiterte Überführung der
26 von den Söhnen Simeons an tapferen
Bundeslade. Ussas Tod.
Helden für den Krieg: 7 100; 27 von den Und David hielt Rat mit den
Söhnen Levis: 4 600; 28 dazu Jojada, der Obersten über Tausend und über
Fürst von Aaron, mit 3 700 Mann; 29 Za- Hundert, mit allen Fürsten. 2 Und David
dok, ein junger Mann, ein tapferer Held, sprach zu der ganzen Gemeinde Israels:
mit dem Haus seines Vaters, 22 Oberste; Wenn es euch gut erscheint und wenn
30 von den Söhnen Benjamins, den es von dem HERRN, unserem Gott ist, so
Brüdern Sauls: 3 000; denn bis zu dieser laßt uns rasch [Botschaft] senden zu
Zeit hielten viele von ihnen es noch mit unseren übrigen Brüdern in allen Gegen-
dem Haus Sauls; 31 von den Söhnen den Israels, sowie zu den Priestern und
Ephraims: 20 800 tapfere Helden und Leviten in ihren Bezirksstädten, daß sie
berühmte Männer im Haus ihrer Väter; sich zu uns versammeln; 3 und laßt uns
32 von dem halben Stamme Manasse: die Lade unseres Gottes wieder zu uns
18 000, die namentlich bestimmt wur- holen; denn zu den Zeiten Sauls fragten
den, daß sie hinziehen sollten, um David wir nicht nach ihr! 4 Da sagte die ganze
zum König zu machen; Gemeinde, daß man so handeln solle;
33 von den Söhnen Issaschars, die Ein- denn diese Sache war recht in den Augen
sicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, des ganzen Volkes.
was Israel tun sollte: 200 Häupter; und 5 So versammelte David ganz Israel
alle ihre Brüder folgten ihrem Wort; 34 von vom Sihorfluß in Ägypten an bis nach
Sebulon, von denen, die in das Heer zo- Lebo-Hamat, um die Lade Gottes von
gen, mit allerlei Kriegswaffen zum Kampf Kirjat-Jearim zu holen. 6 Und David zog
gerüstet: 50 000, bereit, sich mit ungeteil- mit ganz Israel hinauf nach Baala, das ist
tem Herzen einzureihen; 35 von Naph- Kirjat-Jearim, welches in Juda liegt, um
tali: 1 000 Oberste und mit ihnen 37 000, die Lade Gottes, des HERRN, der über den
die Schild und Speer führten; 36 von Cherubim thront, wo sein Name angeru-
den Danitern: 28 600, zum Kampf fen wird, von dort heraufzuholen.
gerüstet; 37 von Asser: 40 000, die in das 7 Und sie ließen die Lade Gottes auf
1. CHRONIK 13.14.15 461
einem neuen Wagen aus dem Haus David zum König über ganz Israel ge-
Abinadabs führen; und Ussa und Achio salbt hatte, da zogen alle Philister hinauf,
lenkten den Wagen. 8 David aber und um David herauszufordern. Als David
ganz Israel spielten vor Gott her mit aller dies hörte, zog er ihnen entgegen. 9 Die
Kraft, mit Liedern und Lauten, mit Har- Philister aber waren gekommen und
fen und Handpauken, mit Zimbeln und breiteten sich aus im Tal Rephaim. 10 Da
Trompeten. befragte David Gott und sprach: Soll ich
9 Als sie aber zur Tenne Kidon kamen, gegen die Philister hinaufziehen? Und
streckte Ussa seine Hand aus, um die willst du sie in meine Hand geben? Und
Lade zu halten; denn die Rinder waren der HERR sprach zu ihm: Zieh hinauf,
ausgeglitten. 10 Da entbrannte der Zorn denn ich werde sie in deine Hand geben!
des HERRN über Ussa, und er schlug ihn, 11 Und als sie nach Baal-Perazim hinauf-
weil er seine Hand an die Lade gelegt zogen, schlug sie David dort. Und David
hatte; und er starb dort vor Gott. sprach: Gott hat durch meine Hand
11 Und David entbrannte darübera, daß meine Feinde zerrissen, wie das Wasser
der HERR den Ussa so hinweggerafft [einen Damm] zerreißt! Daher nannte
hatte, und er nannte jenen Ort Perez- man jenen Ort Baal-Perazim. 12 Und sie
Ussa bis zu diesem Tag. 12 Und David ließen ihre Götter dort zurück; und David
fürchtete sich vor Gott an jenem Tag befahl, sie mit Feuer zu verbrennen.
und sprach: Wie soll ich die Lade Gottes 13 Aber die Philister breiteten sich noch-
zu mir bringen? 13 Darum ließ David die mals im Tal aus. 14 Und David befragte
Lade Gottes nicht zu sich in die Stadt Gott wiederum. Und Gott sprach zu ihm:
Davids bringen, sondern ließ sie beiseite Du sollst nicht hinter ihnen her hinauf-
führen in das Haus Obed-Edoms, des ziehen, sondern wende dich von ihnen
Gatiters. 14 So blieb die Lade Gottes bei ab, daß du von den Balsambäumen her
Obed-Edom, in seinem Haus, drei Mona- an sie herankommst! 15 Wenn du dann
te lang. Und der HERR segnete das Haus in den Wipfeln der Balsambäume das
Obed-Edoms und alles, was er hatte. Geräusch eines Einherschreitens hören
wirst, so ziehe aus zum Kampf; denn Gott
Davids Königtum wird bestätigt ist dort vor dir ausgezogen, um das Heer
2Sam 5,11-25
der Philister zu schlagen! 16 Und David
Und Hiram, der König von Tyrus, machte es, wie Gott ihm geboten hatte.
sandte Boten zu David, und Ze- Und sie schlugen das Heer der Philister
dernholz und Maurer und Zimmerleute, von Gibeon an bis nach Geser. 17 Und
damit sie ihm ein Haus bauten. 2 Und Davids Ruhm ging aus in alle Lande, und
David erkannte, daß der HERR ihn als der HERR ließ Furcht vor ihm über alle
König über Israel bestätigt hatte; denn Heidenvölker kommen.
sein Königreich war zu hohem Ansehen
gebracht worden um seines Volkes Israel Die Bundeslade
willen. wird nach Jerusalem gebracht
2Sam 6,12.23
3 Und David nahm sich in Jerusalem
noch mehr Frauen; und David zeugte Und [David] baute sich Häuser in
noch mehr Söhne und Töchter. 4 Und der Stadt Davids; und er bereitete
dies sind die Namen derer, die ihm in einen Ort für die Lade Gottes und schlug
Jerusalem geboren wurden: Schammua, ein Zelt für sie auf. 2 Damals sprach
Schobab, Nathan, Salomo, 5 Jibschar, Eli- David: Niemand soll die Lade Gottes
schua, Eliphelet, 6 Noga, Nepheg, Japhija, tragen als allein die Leviten; denn diese
7 Elischama, Beeljada und Eliphelet. hat der HERR erwählt, um die Lade Gottes
8 Als aber die Philister hörten, daß man zu tragen und ihm zu dienen für immer!
3 Darum versammelte David ganz Israel
a (13,11) d.h. vor Schmerz oder vor Unmut. in Jerusalem, damit sie die Lade des
462 1. CHRONIK 15.16
HERRN an den für sie bereiteten Ort hin- 19 Und zwar die Sänger Heman, Asaph
aufbrächten. und Etan mit ehernen Zimbeln, um
4 David versammelte auch die Söhne Aa- laut zu spielen. 20 Sacharja aber, Asiel,
rons und die Leviten; 5 von den Söhnen Semiramot, Jehiel, Unni, Eliab, Maaseja
Kahats: Uriel, den Obersten, samt seinen und Benaja mit Harfen auf der oberen
Brüdern, 120; 6 von den Söhnen Meraris: Oktave. 21 Mattitja aber, Eliphelehu, Mik-
Asaja, den Obersten, samt seinen Brü- neja, Obed-Edom, Jechiel und Asasja mit
dern, 220; 7 von den Söhnen Gersoms: Lauten auf der unteren Oktave, als Vor-
Joel, den Obersten, samt seinen Brü- sänger. 22 Kenanja aber, der Oberste der
dern, 130; 8 von den Söhnen Elizaphans: Leviten beim Gesang, der unterwies im
Schemaja, den Obersten, samt seinen Gesang, denn er verstand es. 23 Und Be-
Brüdern, 200; 9 von den Söhnen Heb- rechja und Elkana waren Torhüter bei der
rons: Eliel, den Obersten, samt seinen Lade. 24 Aber Sebanja, Josaphat, Netha-
Brüdern, 80; 10 von den Söhnen Ussiels: neel, Amasai, Sacharja, Benaja und Elieser,
Amminadab, den Obersten, samt seinen die Priester, bliesen mit Trompeten vor der
Brüdern, 112. Lade Gottes, während Obed-Edom und
11 So rief nun David die Priester Zadok Jechija Torhüter bei der Lade waren.
und Abjatar und die Leviten Uriel, Asaja, 25 So gingen David und die Ältesten Isra-
Joel, Schemaja, Eliel und Amminadab, els und die Obersten der Tausendschaf-
12 und er sprach zu ihnen: Ihr seid die ten hin, um die Bundeslade des HERRN
Familienhäupter unter den Leviten; so mit Freuden aus dem Haus Obed-Edoms
heiligt euch nun, ihr und eure Brüder, heraufzuholen. 26 Und es geschah, als
und bringt die Lade des HERRN, des Gottes Gott den Leviten beistand, welche die
Israels, hinauf an den Ort, den ich für sie Bundeslade des HERRN trugen, da op-
zubereitet habe! 13 Denn das vorige Mal, ferte man sieben Jungstiere und sieben
als nicht ihr es wart, machte der HERR, un- Widder. 27 Und David war mit einem
ser Gott, einen Riß unter uns, weil wir ihn Obergewand aus weißem Leinen beklei-
nicht suchten, wie es sich gebührte! det, ebenso alle Leviten, welche die Lade
14 So heiligten sich die Priester und Levi- trugen, und die Sänger und Kenanja, der
ten, um die Lade des HERRN, des Gottes Is- Oberste über den Gesang der Sänger.
raels, hinaufzubringen. 15 Und die Söhne Und David trug ein leinenes Ephod. 28 So
der Leviten trugen die Lade Gottes auf brachte ganz Israel die Bundeslade des
ihren Schultern, [indem sie] die Stangen HERRN hinauf mit Jauchzen, mit dem
auf sich [legten], wie es Mose geboten Schall von Schopharhörnern, Trompeten
hatte, nach dem Wort des HERRN. 16 Und und Zimbeln; sie spielten laut mit Harfen
David befahl den Obersten der Leviten, und Lauten.
daß sie ihre Brüder zu Sängern bestim- 29 Und es geschah, als die Bundeslade
men sollten mit Musikinstrumenten, des HERRN in die Stadt Davids kam, da
Harfen, Lauten und Zimbeln, damit sie schaute Michal, die Tochter Sauls, zum
sich hören ließen und die Stimme mit Fenster hinaus; und als sie den König Da-
Freuden erhöben. vid hüpfen und tanzen sah, da verachtete
17 Da bestimmten die Leviten Heman, sie ihn in ihrem Herzen.
den Sohn Joels, und von seinen Brüdern
Asaph, den Sohn Berechjas, und von den Und sie brachten die Lade Gottes
Söhnen Meraris, ihren Brüdern, Etan, hinein und stellten sie mitten in das
den Sohn Kusajas, 18 und mit ihnen ihre Zelt, das David für sie aufgerichtet hatte;
Brüder von der zweiten Ordnung, näm- und sie opferten Brandopfer und Dank-
lich Sacharja, Ben-Jaasiel, Semiramot, opfer vor Gott. 2 Und nachdem David die
Jehiel, Unni, Eliab, Benaja, Maaseja, Mat- Brandopfer und Dankopfer vollbracht
titja, Elipheleh, Mikneja, Obed-Edom, hatte, segnete er das Volk im Namen des
Jehiel, die Torhüter. HERRN; 3 und er verteilte an jedermann in
1. CHRONIK 16 463
Israel, an Männer und Frauen, je einen für Israel als ewigen Bund,
Laib Brot, einen Dattelkuchen und einen 18 als er sprach: »Dir gebe ich das Land
Rosinenkuchen. Kanaan
4 Und er bestimmte etliche Leviten zu als das Los eures Erbteils«,
Dienern vor der Lade des HERRN, damit sie 19 als ihr noch leicht zu zählen wart,
den HERRN, den Gott Israels, priesen, ihm nur wenige und Fremdlinge darin.
dankten und ihn lobten: 5 nämlich Asaph 20 Und sie zogen von einem Volk zum
als das Oberhaupt, Sacharja als zweiten; andern
nach ihm Jehiel, Semiramot, Jechiel, Mat- und von einem Königreich zum andern.
titja, Eliab, Benaja, Obed-Edom und Jehiel, 21 Er ließ sie von keinem Menschen
mit Harfen und Lauten; Asaph aber, um bedrücken
mit Zimbeln laut zu spielen, 6 die Priester und züchtigte Könige um ihretwillen:
Benaja und Jehasiel aber mit Trompeten 22 »Tastet meine Gesalbten nicht an
allezeit vor der Lade des Bundes Gottes. und fügt meinen Propheten kein Leid
zu!«
Davids Lob- und Danklied 23 Singt dem HERRN, alle Welt;
Ps 105; 96; 106,47-48
verkündigt Tag für Tag sein Heil!
7 Zu derselben Zeit gab David zum ersten 24 Erzählt unter den Heiden von seiner
Mal Asaph und seinen Brüdern den Auf- Herrlichkeit,
trag, dem HERRN zu danken: unter allen Völkern von seinen
8 Dankt dem HERRN, ruft seinen Namen Wundern!
an, 25 Denn groß ist der HERR und hoch zu
macht unter den Völkern seine Taten loben;
bekannt! er ist furchtbar über alle Götter.
9 Singt ihm, lobsingt ihm, 26 Denn alle Götter der Völker sind
redet von allen seinen Wundern! nichtige Götzen;
10 Rühmt euch seines heiligen Namens! aber der HERR hat die Himmel gemacht.
Es freue sich das Herz derer, die den 27 Pracht und Majestät sind vor seinem
HERRN suchen! Angesicht,
11 Fragt nach dem HERRN und nach Stärke und Freude ist in seiner
seiner Macht, Wohnstätte.
sucht sein Angesicht allezeit! 28 Bringt dar dem HERRN, ihr Völker-
12 Gedenkt an seine Wunder, die er stämme,
getan hat, bringt dar dem HERRN Ehre und Lob!
an seine Zeichen und die Urteile seines 29 Bringt dar dem HERRN die Ehre seines
Mundes, Namens,
13 o Same Israels, seines Knechtes, bringt Gaben dar und kommt vor sein
o ihr Kinder Jakobs, seine Angesicht!
Auserwählten! Betet den HERRN an in heiligem
14 Er, der HERR, ist unser Gott; Schmuck!
auf der ganzen Erde gelten seine 30 Erbebt vor ihm, alle Welt!
Rechtsurteile. Der Erdkreis steht fest und wankt nicht.
15 Gedenkt auf ewig an seinen Bund, 31 Es freue sich der Himmel, und die
an das Wort, das er ergehen ließ auf Erde frohlocke,
tausend Geschlechter hin; und unter den Heiden soll man sagen:
16 [an den Bund,] den er mit Abraham Der HERR regiert als König!
geschlossen, 32 Es brause das Meer und was es erfüllt!
an seinen Eid, den er Isaak geschworen Es jauchze das Feld und alles, was
hat. darauf ist!
17 Er stellte ihn auf für Jakob als 33 Dann sollen alle Bäume des Waldes
Satzung, jubeln vor dem HERRN,
464 1. CHRONIK 16.17
denn er kommt, um die Erde zu richten! zu dem Propheten Nathan: Siehe, ich
34 Dankt dem HERRN, denn er ist gütig, wohne in einem Haus aus Zedernholz,
denn seine Gnade währt ewiglich! aber die Bundeslade des HERRN wohnt
35 Und sprecht: Rette uns, o Gott unsres unter Teppichen! 2 Und Nathan sprach
Heils, zu David: Alles, was in deinem Herzen
und sammle uns und errette uns von ist, das tue, denn Gott ist mit dir! 3 Aber
den Heidenvölkern, es geschah in derselben Nacht, da er-
daß wir deinem heiligen Namen danken, ging das Wort Gottes an Nathan: 4 Geh
daß wir uns glücklich preisen, zu hin und rede zu meinem Knecht David:
deinem Ruhm! So spricht der HERR: Nicht du sollst mir
36 Gepriesen sei der HERR, der Gott ein Haus bauen, das mir als Wohnung
Israels, dienen soll! 5 Denn ich habe in keinem
von Ewigkeit zu Ewigkeit! Haus gewohnt von dem Tag an, als ich
Und alles Volk sagte: Amen! und lobte Israel heraufführte, bis zu diesem Tag,
den HERRN. sondern ich zog von Zelt zu Zelt und von
37 So ließ er Asaph und seine Brüder dort Wohnung [zu Wohnung]. 6 Wo immer ich
vor der Lade des Bundes des HERRN, um mit ganz Israel umherzog, habe ich auch
allezeit vor der Lade zu dienen, wie es zu einem der Richter in Israel, denen ich
Tag für Tag vorgeschrieben war; 38 und gebot, mein Volk zu weiden, jemals ge-
Obed-Edom und seine 68 Brüdera, sagt: Warum baut ihr mir kein Haus aus
Obed-Edom, den Sohn Jeduthuns, und Zedernholz?
Hosa als Torhüter; 39 aber den Priester 7 So sprich nun zu meinem Knecht Da-
Zadok und seine Brüder, die Priester, vid: So spricht der HERR der Heerscharen:
ließ er vor der Wohnung des HERRN auf Ich habe dich von der Weide hinter den
der Höhe von Gibeon, 40 damit sie dem Schafen weggenommen, damit du Fürst
HERRN täglich Brandopfer darbrächten würdest über mein Volk Israel; 8 und ich
auf dem Brandopferaltar, morgens und bin überall mit dir gewesen, wohin du
abends, und zwar nach allem, was ge- gegangen bist, und habe alle deine Fein-
schrieben steht im Gesetz des HERRN, das de vor dir her ausgerottet und dir einen
er Israel geboten hat; 41 und mit ihnen Namen gemacht gleich dem Namen der
Heman und Jeduthun und die übrigen Gewaltigen auf Erden. 9 Und ich werde für
Auserlesenen, die namentlich dazu be- mein Volk Israel einen Ort bereiten und
stimmt wurden, dem HERRN zu danken, werde es einpflanzen, daß es dort bleiben
daß seine Gnade ewig währt. 42 Und mit und nicht mehr beunruhigt werden soll;
ihnen, mit Heman und Jeduthun, waren und die Söhne der Bosheit sollen es nicht
Trompeten und Zimbeln für die, welche mehr verderben wie zuvor, 10 seit der Zeit,
laut spielten, und Instrumente für die als ich Richter über mein Volk eingesetzt
Lieder Gottes; aber die Söhne Jeduthuns habe. Und ich werde alle deine Feinde de-
waren für das Tor [bestimmt]. 43 Und das mütigen; und ich verkündige dir, daß der
ganze Volk ging fort, jeder in sein Haus; HERR dir ein Haus bauen wird!
und auch David kehrte zurück, um sein 11 Und es wird geschehen, wenn deine
Haus zu segnen. Tage erfüllt sind, so daß du zu deinen
Vätern hingehst, so will ich deinen Sa-
Davids Wunsch, dem HERRN einen Tempel men nach dir erwecken, der von deinen
zu bauen. Gottes Verheißung für David Söhnen sein wird; und ich werde sein
und sein Königtum Königtum bestätigen. 12 Der wird mir ein
2Sam 7,1-16
Haus bauen, und ich werde seinen Thron
Es geschah aber, als David in sei- auf ewig befestigen. 13 Ich will sein Vater
nem Haus wohnte, da sprach er sein, und er soll mein Sohn sein. Und ich

a (16,38) »Brüder« hier im Sinn von »männlichen Verwandten«.


1. CHRONIK 17.18 465
will meine Gnade nicht von ihm weichen deines Knechtes geoffenbart, daß du
lassen, wie ich sie von dem weichen ließ, ihm ein Haus bauen willst. Darum hat
der vor dir war; 14 sondern ich will ihn dein Knecht [den Mut] gefunden, vor dir
auf ewig über mein Haus und mein Kö- zu beten. 26 Und nun, HERR, du bist Gott
nigreich einsetzen, und sein Thron soll und hast deinem Knecht [so viel] Gutes
auf ewig fest stehen! zugesagt. 27 So lasse es dir nun wohlge-
fällig sein, das Haus deines Knechtes zu
Davids Dankgebet segnen, daß es ewiglich vor dir sei; denn
2Sam 7,17-29
was du, HERR, gesegnet hast, das ist auf
15 Alle diese Worte und diese ganze Of- ewig gesegnet!
fenbarung teilte Nathan dem David mit.
16 Da kam der König David und setzte
Siege des Königs David
2Sam 8,1-18
sich vor dem HERRN nieder und sprach:
Wer bin ich, HERR, o Gott, und was ist Und danach geschah es, daß
mein Haus, daß du mich bis hierher ge- David die Philister schlug und sie
bracht hast? 17 Und das war noch zu we- demütigte; und er entriß Gat und seine
nig in deinen Augen, o Gott, sondern du Tochterstädte der Hand der Philister.
hast über das Haus deines Knechtes 2 Auch schlug er die Moabiter, so daß die
noch von ferner Zukunft geredet, und du Moabiter David untertan wurden und
hast mich für den höchsten Rang eines ihm Tribut ablieferten. 3 David schlug
Menschen ausersehen, HERR, o Gott! auch Hadad-Eser, den König von Zoba,
18 Was kann David noch dazutun, zu die- bei Hamat, als er hinzog, um seine Macht
ser Ehre, die du deinem Knecht erweist? am Euphratstrom aufzurichten. 4 Und
Du kennst ja deinen Knecht. 19 HERR, um David eroberte von ihm 1 000 Streitwagen
deines Knechtes willen und nach deinem und 7 000 Reiter und 20 000 Mann Fuß-
Herzen hast du all dies Große getan und volk. Und David lähmte alle Wagenpferde;
alle diese großen Dinge verkündet! aber 100 Wagenpferde behielt er übrig.
20 HERR, dir ist niemand gleich, und es 5 Und die Aramäer von Damaskus kamen
gibt keinen Gott außer dir, nach allem, Hadad-Eser, dem König von Zoba, zu Hil-
was wir mit unseren Ohren gehört ha- fe. Aber David erschlug von den Aramäern
ben! 21 Und wer ist wie dein Volk Israel, 22 000 Mann. 6 Und David legte [Besat-
die einzige Nation auf Erden, für die zungen] in Aram von Damaskus, so daß
Gott selbst hingegangen ist, um sie sich die Aramäer David untertan wurden und
als [Eigentums-]Volk zu erlösen, womit ihm Tribut entrichteten; denn der HERR
du dir einen großen und furchtgebie- half David überall, wo er hinzog. 7 Und
tenden Namen machtest, indem du die David nahm die goldenen Schilde, die
Heidenvölker ausgestoßen hast vor dei- den Knechten Hadad-Esers gehörten, und
nem Volk her, das du aus Ägypten erlöst brachte sie nach Jerusalem. 8 Auch nahm
hast! 22 Und du hast dir dein Volk Israel David aus Tibchat und Kun, den Städten
auf ewig zum Volk bestimmt; und du, o Hadad-Esers, sehr viel Erz, woraus Salomo
HERR, bist ihr Gott geworden. das eherne Wasserbecken und die Säulen
23 Und nun, HERR, das Wort, das du über und die ehernen Geräte machte.
deinen Knecht und über sein Haus ge- 9 Als aber Toi, der König von Hamat,
redet hast, bleibe ewig wahr; tue, wie du hörte, daß David die ganze Heeresmacht
geredet hast! 24 Ja, es möge sich bewahr- Hadad-Esers, des Königs von Zoba, ge-
heiten! Und so soll dein Name erhoben schlagen hatte, 10 da sandte er seinen
werden ewiglich, daß man sage: Der HERR Sohn Hadoram zum König David, um
der Heerscharen, der Gott Israels, ist Gott ihn nach seinem Wohlergehen zu fragen
für Israel! Und das Haus deines Knechtes und ihn zu beglückwünschen, weil er
David möge vor dir Bestand haben! gegen Hadad-Eser gekämpft und ihn ge-
25 Denn du, mein Gott, hast dem Ohr schlagen hatte — denn Hadad-Eser war
466 1. CHRONIK 18.19
ständig im Kriegszustand mit Toi —, und 5 Als man nun hinging und David von
er hatte bei sich allerlei goldene, silberne diesen Männern berichtete, sandte er
und eherne Geräte. 11 Auch diese heiligte ihnen entgegen; denn die Männer wa-
der König David dem HERRN, samt dem ren sehr beschämt. Und der König ließ
Silber und Gold, das er von allen Völkern ihnen sagen: Bleibt in Jericho, bis euer
genommen hatte, nämlich von Edom, Bart wieder gewachsen ist, dann kommt
von Moab, von den Ammonitern, von wieder heim!
den Philistern und von Amalek. 6 Als aber die Ammoniter sahen, daß sie
12 Und Abisai, der Sohn der Zeruja, er- sich bei David verhaßt gemacht hatten,
schlug von den Edomitern im Salztal sandten Hanun und die Ammoniter 1 000
18 000 [Mann]; 13 und er legte Besatzun- Talente Silber, um Streitwagen und Reiter
gen nach Edom, so daß alle Edomiter von den Aramäern aus Aram-Naharajim
David untertan wurden; denn der HERR und von den Aramäern aus Maacha und
half David überall, wo er hinzog. aus Zoba anzuwerben; 7 und sie warben
14 Und David regierte über ganz Israel, 32 000 Streitwagen an und den König
und er verschaffte seinem ganzen Volk von Maacha mit seinem Volk; die kamen
Recht und Gerechtigkeit. 15 Joab aber, der und lagerten sich vor Medeba. Und die
Sohn der Zeruja, war [Befehlshaber] über Ammoniter sammelten sich aus ihren
das Heer, und Josaphat, der Sohn Achi- Städten und zogen in den Kampf.
luds, war Kanzleischreiber, 16 und Zadok, 8 Als David dies hörte, sandte er Joab
der Sohn Achitubs, und Abimelech, der mit dem ganzen Heer, die Helden. 9 Die
Sohn Abjatars, waren Priester, Schawscha Ammoniter aber waren ausgezogen und
war Staatsschreiber, 17 Benaja, der Sohn rüsteten sich zum Kampf vor dem Stadt-
Jojadas, war über die Kreter und Pleter tor. Die Könige aber, die [zu ihrer Hilfe]
[gesetzt], und die Söhne Davids waren die gekommen waren, standen für sich auf
Ersten an der Seite des Königs. dem Schlachtfeld. 10 Als nun Joab sah,
daß ihm von vorn und hinten ein An-
Krieg gegen die Ammoniter griff drohte, traf er eine Auswahl unter
und deren Verbündete der Mannschaft in Israel und stellte sich
2Sam 10
gegen die Aramäer auf. 11 Das übrige
Und danach geschah es, daß Nahas Volk aber übergab er dem Befehl seines
starb, der König der Ammoniter, Bruders Abisai, damit sie sich gegen die
und sein Sohn wurde König an seiner Ammoniter aufstellten; 12 und er sprach:
Stelle. 2 Da sprach David: Ich will Güte er- Wenn die Aramäer mir überlegen sind,
weisen an Hanun, dem Sohn des Nahas; so komme mir zu Hilfe; wenn aber die
denn sein Vater hat an mir Güte erwiesen! Ammoniter dir überlegen sind, so will ich
Und David sandte Boten hin, um ihn we- dir zur Hilfe kommen. 13 Sei stark; ja, laß
gen seines Vaters zu trösten. Als aber die uns stark sein für unser Volk und für die
Knechte Davids in das Land der Ammo- Städte unseres Gottes; der HERR aber tue,
niter zu Hanun kamen, um ihn zu trösten, was ihm gefällt!
3 da sprachen die Fürsten der Ammoniter 14 Und Joab rückte mit dem Volk, das bei
zu Hanun: Meinst du, daß David deinen ihm war, zum Kampf gegen die Aramäer
Vater vor deinen Augen ehren will, wenn vor, und sie flohen vor ihm. 15 Als aber
er Tröster zu dir gesandt hat? Sind nicht die Ammoniter sahen, daß die Aramäer
seine Knechte zu dir gekommen, um das flohen, flohen auch sie vor seinem Bruder
Land auszuforschen und zu durchstö- Abisai und zogen sich in die Stadt zurück.
bern und auszukundschaften? 4 Da ließ Und Joab kam nach Jerusalem. 16 Als
Hanun die Knechte Davids ergreifen, und aber die Aramäer sahen, daß sie von Is-
er ließ ihnen [die Bärte] abscheren und rael geschlagen worden waren, sandten
ihre Obergewänder halb abschneiden bis sie Boten hin und ließen die Aramäer von
ans Gesäß; und er sandte sie fort. jenseits des Stromes ausziehen. Und So-
1. CHRONIK 19.20.21 467
phach, der Heerführer Hadad-Esers, zog Goliaths, den Gatiter, dessen Speerschaft
vor ihnen her. wie ein Weberbaum war. 6 Und es kam
17 Als dies David berichtet wurde, ver- wiederum zum Kampf bei Gat; dort war
sammelte er ganz Israel und zog über ein Mann von großer Länge, der hatte
den Jordan. Und als er zu ihnen kam, je sechs Finger und je sechs Zehen, im
stellte er sich in Schlachtordnung gegen ganzen 24. Auch er stammte von Rapha
sie auf. Und David stellte sich gegen die ab. 7 Als er nun Israel verhöhnte, da er-
Aramäer zum Kampf, und sie kämpften schlug ihn Jonathan, der Sohn Simeas,
mit ihm. 18 Aber die Aramäer flohen vor des Bruders Davids. 8 Diese waren dem
Israel. Und David tötete von den Ara- Rapha in Gat geboren, und sie fielen
mäern 7 000 Wagenkämpfer und 40 000 durch die Hand Davids und durch die
Mann Fußvolk. Dazu tötete er Sophach, Hand seiner Knechte.
den Heerführer. 19 Und als die Knechte
Hadad-Esers sahen, daß sie vor Israel ge- Davids Volkszählung
schlagen waren, machten sie Frieden mit und das Gericht Gottes
2Sam 24,1-25
David und wurden ihm dienstbar. Und
die Aramäer wollten den Ammonitern Und Satan stand auf gegen Israel
nicht mehr helfen. und reizte David, Israel zählen zu
lassen. 2 Und David sprach zu Joab und
Die Eroberung Rabbas. zu den Obersten des Volkes: Geht hin,
Sieg über die Philister zählt Israel von Beerscheba an bis nach
2Sam 11 bis 12; 21,18-22
Dan, und bringt mir Bericht, damit ich
Und es geschah im folgenden ihre Zahl erfahre! 3 Joab aber sprach: Der
Jahr, zu der Zeit, da die Könige HERR füge zu seinem Volk, wie zahlreich
[zum Kampf] ausziehen, da führte Joab es jetzt ist, noch hundertmal mehr hinzu!
die Kriegsmacht aus und verheerte das Aber sind sie nicht, mein Herr und König,
Land der Ammoniter; und er kam und alle die Knechte meines Herrn? Warum
belagerte Rabbaa. David aber blieb in verlangt mein Herr so etwas? Warum soll
Jerusalem. Und Joab eroberte Rabba und eine Schuld auf Israel kommen?
zerstörte es. 2 Und David nahm die Kro- 4 Doch das Wort des Königs blieb fest ge-
ne ihres Königs von dessen Haupt, und gen Joab; so zog Joab aus und durchwan-
er fand, daß sie ein Talent Gold wog und derte ganz Israel und kam wieder nach
mit Edelsteinen besetzt war; und sie kam Jerusalem. 5 Und Joab gab David die Zahl
auf das Haupt Davids. Er führte auch sehr des gemusterten Volkes an. Das ganze
viel Beute aus der Stadt. 3 Auch das Volk Israel zählte 1 100 000 Männer, die das
darin führte er weg, und er stellte sie an Schwert zogen, und Juda 470 000 Män-
die Sägen und an eiserne Werkzeuge und ner, die das Schwert zogen. 6 Levi aber
eiserne Beile. So machte es David mit al- und Benjamin hatte er nicht mit ihnen
len Städten der Ammoniter. Dann kehrte gemustert; denn das Wort des Königs war
David samt dem ganzen Volk wieder Joab ein Greuel.
nach Jerusalem zurück. 7 Und diese Sache mißfiel Gott; darum
4 Und es geschah danach, da kam es bei schlug er Israel. 8 Und David sprach zu
Geser zum Kampf mit den Philistern. Da- Gott: Ich habe mich schwer versündigt,
mals erschlug Sibechai, der Huschatiter, daß ich diese Sache getan habe. Nun
den Sippai, einen von den Söhnen der aber nimm doch die Missetat deines
Rephaiter; und sie wurden gedemütigt. Knechtes hinweg, denn ich habe sehr
5 Und es kam nochmals zum Kampf mit töricht gehandelt! 9 Und der HERR redete
den Philistern. Da erschlug Elchanan, zu Gad, dem Seher Davids, und sprach:
der Sohn Jairs, den Lachmi, den Bruder 10 Geh hin, rede zu David und sprich:
So spricht der HERR: Dreierlei lege ich
a (20,1) d.h. das heutige Amman in Jordanien. dir vor, erwähle dir eines davon, daß
468 1. CHRONIK 21.22
ich es dir antue! 11 Und als Gad zu Da- steckten sich mit ihm; Ornan drosch
vid kam, sprach er zu ihm: So spricht aber gerade Weizen. 21 Und David kam
der HERR: Wähle für dich: 12 Entweder zu Ornan; und Ornan blickte um sich
drei Jahre Hungersnot oder drei Monate und sah David; und er ging aus der Tenne
lang Flucht vor deinen Widersachern, heraus und verneigte sich vor David mit
so daß dich das Schwert deiner Feinde dem Angesicht zur Erde.
ereilt, oder drei Tage lang das Schwert 22 Und David sprach zu Ornan: Gib mir
des HERRN und die Pest im Land, und den den Platz der Tenne, damit ich dem
Engel des HERRN als Verderber im ganzen HERRN einen Altar darauf baue — um
Gebiet von Israel. So überlege dir nun, den vollen Geldwert sollst du ihn mir
welche Antwort ich dem zurückbringen geben —, damit die Plage von dem Volk
soll, der mich gesandt hat! abgewandt wird! 23 Da sprach Ornan zu
13 Und David sprach zu Gad: Mir ist sehr David: Nimm ihn hin; mein Herr und
angst! Ich will in die Hand des HERRN fal- König tue damit, was ihm gefällt! Siehe,
len; denn seine Barmherzigkeit ist sehr ich gebe die Rinder als Brandopfer und
groß; aber in die Hände der Menschen die Dreschwagen als Brennholz und
will ich nicht fallen! 14 Da ließ der HERR den Weizen zum Speisopfer; alles gebe
die Pest über Israel kommen, so daß ich zum Geschenk! 24 Aber der König
70 000 Mann aus Israel umkamen. 15 Und David sprach zu Ornan: Nicht so, son-
Gott sandte den Engel nach Jerusalem, dern ich will es um den vollen Geldwert
um es zu verderben. Und als er verderbte, kaufen! Denn ich will nicht für den HERRN
sah es der HERR, und ihn reute das Unheil; nehmen, was dir gehört, und umsonst
und er sprach zu dem Engel, der verderb- Brandopfer bringen!
te: Genug! Laß deine Hand nun sinken! 25 So gab David dem Ornan für den Platz
Der Engel des HERRN aber stand bei der Gold im Gewicht von 600 Schekel. 26 Und
Tenne Ornansa, des Jebusiters. David baute dem HERRN dort einen Altar
16 Und David erhob seine Augen und sah und opferte Brandopfer und Friedensop-
den Engel des HERRN zwischen Erde und fer. Und als er den HERRN anrief, antwor-
Himmel stehen, und in seiner Hand ein tete er ihm mit Feuer vom Himmel, [das
bloßes Schwert, über Jerusalem ausge- er] auf den Brandopferaltar [fallen ließ].
streckt. Da fielen David und die Ältesten, 27 Und der HERR gebot dem Engel,
in Sacktuch gehüllt, auf ihr Angesicht. sein Schwert wieder in die Scheide zu
17 Und David sprach zu Gott: Habe nicht stecken. 28 Zu jener Zeit, als David sah,
ich gesagt, daß man das Volk zählen soll? daß der HERR ihn auf der Tenne Ornans,
Ich bin es, der gesündigt und sehr böse des Jebusiters, erhört hatte, pflegte er
gehandelt hat. Was haben aber diese dort zu opfern. 29 Die Wohnung des
Schafe getan? HERR, mein Gott, laß doch HERRN aber, die Mose in der Wüste ge-
deine Hand gegen mich und das Haus macht hatte, und der Brandopferaltar
meines Vaters gerichtet sein, und nicht waren zu jener Zeit auf der Höhe von
gegen dein Volk zur Plage! Gibeon. 30 David aber konnte nicht vor
18 Und der Engel des HERRN befahl Gad, denselben treten, um Gott zu suchen; so
David zu sagen, daß er hinaufgehen solle, sehr war er erschrocken vor dem Schwert
um dem HERRN einen Altar aufzurichten des Engels des HERRN.
auf der Tenne Ornans, des Jebusiters.
19 So ging David hinauf nach dem Wort
Davids Vorbereitungen für den Tempelbau
1Chr 29,1-5
Gads, das dieser im Namen des HERRN
geredet hatte. Und David sprach: Hier soll das
20 Und Ornan wandte sich um und sah Haus Gottes, des HERRN, sein und
den Engel, und seine vier Söhne ver- dies der Altar zum Brandopfer für Israel!
2 Und David gebot, die Fremdlinge, die
a (21,15) Ornan wird in 2Sam 24,16 Arawna genannt. im Land Israel waren, zu versammeln;
1. CHRONIK 22.23 469
und er stellte sie an als Steinhauer, um hat. Sei stark und mutig! Fürchte dich
Quadersteine zu hauen für den Bau des nicht und verzage nicht!
Hauses Gottes. 3 Und David schaffte viel 14 Und siehe, durch meine Bemühung
Eisen an für die Nägel an den Torflü- habe ich für das Haus des HERRN 100 000
geln und für die Klammern, und so viel Talente Gold bereitgestellt, und tausend-
Erz, daß es nicht zu wägen war, 4 auch mal tausend Talente Silber; dazu Erz und
Zedernholz ohne Zahl. Denn die von Eisen, das nicht zu wägen ist; denn es ist
Zidon und Tyrus brachten David viel sehr viel. Auch habe ich Holz und Steine
Zedernholz. 5 Und David sprach: Mein angeschafft, und du kannst noch mehr
Sohn Salomo ist jung und zart; das Haus dazutun. 15 Und Werkleute sind bei dir
aber, das dem HERRN gebaut werden soll, in Menge: Steinmetze, Maurer und Zim-
das soll sehr groß sein, damit sein Name merleute und allerlei weise Meister für
und Ruhm in allen Ländern erhoben jegliches Werk. 16 Das Gold, das Silber,
werde; darum will ich einen Vorrat für das Erz und das Eisen sind nicht zu zäh-
ihn anlegen! So legte David vor seinem len. Mache dich auf und führe es aus, und
Tod Vorräte in Menge an. der HERR sei mit dir!
6 Und er rief seinen Sohn Salomo und ge- 17 Und David gebot allen Obersten Israels,
bot ihm, das Haus des HERRN, des Gottes seinem Sohn Salomo beizustehen: 18 »Ist
Israels, zu bauen. 7 David aber sprach nicht der HERR, euer Gott, mit euch und
zu Salomo: Mein Sohn, es lag mir am hat euch Ruhe gegeben ringsumher?
Herzen, dem Namen des HERRN, meines Denn er hat die Einwohner des Landes
Gottes, ein Haus zu bauen; 8 aber das in meine Hand gegeben, und das Land
Wort des HERRN erging an mich, und er ist dem HERRN und seinem Volk unter-
sprach: Du hast viel Blut vergossen und worfen. 19 So richtet nun euer Herz und
große Kriege geführt; du sollst meinem eure Seele darauf, den HERRN, euren Gott,
Namen kein Haus bauen, weil du so zu suchen! Und macht euch auf und baut
viel Blut vor mir auf die Erde vergossen das Heiligtum Gottes, des HERRN, damit
hast! 9 Siehe, ein Sohn wird dir geboren man die Lade des Bundes des HERRN und
werden, der wird ein Mann der Ruhe die heiligen Geräte Gottes in das Haus
sein; denn ich will ihm Ruhe geben vor bringe, das dem Namen des HERRN ge-
allen seinen Feinden ringsumher, darum baut werden soll!«
soll sein Name Salomoa sein; und ich will
Israel Frieden und Ruhe geben in seinen Die Leviten und ihre Dienstordnung
Tagen. 10 Der soll meinem Namen ein So machte David, als er alt und
Haus bauen. Und er soll mein Sohn lebenssatt geworden war, seinen
sein, und ich will sein Vater sein und Sohn Salomo zum König über Israel.
den Thron seines Königtums über Israel 2 Und er versammelte alle Obersten in
befestigen auf ewig! Israel und die Priester und Leviten. 3 Die
11 So sei nun der HERR mit dir, mein Sohn, Leviten aber wurden gezählt, von 30 Jah-
daß es dir gelinge, und daß du dem HERRN, ren an und darüber. Und ihre Zahl, Haupt
deinem Gott, ein Haus baust, wie er von für Haupt, betrug 38 000 Mann. 4 »Von
dir geredet hat! 12 Der HERR wolle dir nur diesen [— sagte David —] sollen 24 000
Weisheit und Verstand geben und setze Mann die Aufsicht über das Werk am
dich [zum Herrscher] über Israel ein und Haus des HERRN führen, und 6 000 sollen
verleihe dir, daß du das Gesetz des HERRN, Vorsteher und Richter sein, 5 und 4 000
deines Gottes, befolgst. 13 Dann wird es Torhüter und 4 000, die den HERRN loben
dir gelingen, wenn du darauf achtest, mit Instrumenten, die ich für den Lobge-
die Satzungen und Rechte zu befolgen, sang gemacht habe.« 6 Und David teilte
die der HERR dem Mose für Israel geboten sie in Abteilungen, nach den Söhnen
Levis: Gerson, Kahat und Merari.
a (22,9) bed. »Der Friedliche«. 7 Von den Gersonitern: Laedan und Si-
470 1. CHRONIK 23.24
mei. 8 Die Söhne Laedans: Jechiel, das Israels, hat seinem Volk Ruhe gegeben,
Oberhaupt, Setam und Joel, [insgesamt] und er wird auf ewig in Jerusalem
drei. 9 Die Söhne Simeis aber waren: wohnen. 26 So haben nun die Leviten die
Schelomit, Hasiel und Haran, [insgesamt] Wohnung mit allen Geräten, die zu ihrem
drei. Das waren die Familienhäupter von Dienst gehören, nicht mehr zu tragen
Laedan. 10 Und die Söhne Simeis waren: 27 (nach den letzten Anordnungen Davids
Jahat, Sina, Jeusch und Berija; diese vier waren die Söhne Levis nämlich von 20
waren Söhne Simeis. 11 Jahat war das Jahren und darüber gezählt worden),
Oberhaupt, Sina der zweite. Aber Jeusch 28 sondern ihr Platz ist an der Seite der
und Berija hatten nicht viele Söhne, dar- Söhne Aarons im Dienst am Haus des
um wurden sie als ein einziges Vaterhaus HERRN: zur Aufsicht über die Vorhöfe und
gerechnet. über die Kammern und zur Reinigung des
12 Die Söhne Kahats waren: Amram, ganzen Heiligtums und zur Verrichtung
Jizhar, Hebron und Ussiel, [insgesamt] des Dienstes am Haus Gottes; 29 auch
vier. 13 Die Söhne Amrams waren: Aaron sollen sie nach dem Schaubrot, nach dem
und Mose. Aaron aber wurde ausgeson- Feinmehl zum Speisopfer, nach den un-
dert, daß er als hochheilig geheiligt würde, gesäuerten Fladen, nach dem Pfannenge-
er und seine Söhne, auf ewig, um vor dem bäck, nach dem Rührgebäck und nach
HERRN zu räuchern, ihm zu dienen und allem Hohl- und Längenmaß sehen;
in seinem Namen zu segnen ewiglich. 30 und sie sollen alle Morgen antreten,
14 Und was Mose, den Mann Gottes, be- um dem HERRN zu danken und ihn zu lo-
trifft, so wurden seine Söhne zum Stamm ben, ebenso auch am Abend; 31 auch ha-
Levi gerechnet. 15 Die Söhne Moses aber ben sie dem HERRN alle Brandopfer zu
waren: Gerson und Elieser. 16 Die Söhne opfern, an den Sabbaten, Neumonden
Gersons: Sebuel, das Oberhaupt. 17 Die und Festen, in der erforderlichen Zahl
Söhne Eliesers: Rechabja, das Oberhaupt. und nach der Vorschrift, beständig vor
Und Elieser hatte keine anderen Söhne. dem HERRN. 32 So sollen sie besorgen, was
Aber die Söhne Rechabjas waren sehr es an der Stiftshütte und am Heiligtum zu
zahlreich. 18 Die Söhne Jizhars waren: besorgen gibt, und die Aufträge der Söh-
Schelomit, das Oberhaupt. 19 Die Söhne ne Aarons, ihrer Brüder, im Dienst am
Hebrons waren: Jerija, das Oberhaupt; Haus des HERRN.«
Amarja, der zweite; Jahasiel, der dritte;
und Jekameam, der vierte. 20 Die Söhne Die 24 Priesterklassen
Ussiels waren: Micha, das Oberhaupt, Folgendes sind die Abteilungen
und Jischija, der zweite. der Söhne Aarons: Die Söhne Aa-
21 Die Söhne Meraris waren: Machli rons waren: Nadab und Abihu, Eleasar
und Muschi. Die Söhne Machlis waren: und Itamar. 2 Aber Nadab und Abihu
Eleasar und Kis. 22 Eleasar aber starb und starben vor dem Angesicht ihres Vaters,
hatte keine Söhne, sondern nur Töchter; und sie hatten keine Söhne; und Eleasar
und die Söhne des Kis, ihre Vettern, nah- und Itamar wurden Priester.
men sie als Ehefrauen. 23 Die Söhne Mu- 3 Und David teilte sie, zusammen mit
schis waren: Machli, Eder und Jeremot, Zadok von den Söhnen Eleasars und mit
[insgesamt] drei. Achimelech von den Söhnen Itamars,
24 Das sind die Söhne Levis nach den entsprechend ihren Ämtern in ihre
Häusern ihrer Väter, die Familienhäup- Dienste ein. 4 Es fand sich aber, daß die
ter, so wie sie gemustert wurden nach Söhne Eleasars an Familienhäuptern
der Zahl der Namen, nach der Kopfzahl, zahlreicher waren als die Söhne Itamars.
von 20 Jahren an und darüber, die das Daher teilte man sie so ein, daß 16 Fami-
Werk des Dienstes am Haus des HERRN lienhäupter auf die Söhne Eleasars und
verrichteten. 8 auf die Söhne Itamars kamen. 5 Und
25 Denn David sprach: »Der HERR, der Gott zwar teilte man sie durchs Los ein, die ei-
1. CHRONIK 24.25 471
nen wie die anderen, denn es gab sowohl Jischija, das Oberhaupt. 22 Von den
unter den Söhnen Eleasars als auch unter Jizharitern: Selomot. Von den Söhnen
den Söhnen Itamars »Oberste des Heilig- Selomots: Jachat. 23 Und die Söhne [He-
tums« und »Oberste vor Gott«. brons]: Jerija, [das Oberhaupt]; Amarja,
6 Und Schemaja, der Sohn Nathaneels, der zweite; Jahasiel, der dritte; Jekameam,
der Schreiber aus den Leviten, schrieb der vierte. 24 Die Söhne Ussiels: Micha.
sie auf in Gegenwart des Königs und der Von den Söhnen Michas: Samir. 25 Der
Obersten und Zadoks, des Priesters, und Bruder Michas war Jischija. Von den
Achimelechs, des Sohnes von Abjatar, Söhnen Jischijas: Sacharja. 26 Die Söhne
und in Gegenwart der Familienhäupter Meraris waren: Machli und Muschi, [und]
unter den Priestern und Leviten; je ein die Söhne Jaasijas, seines Sohnes. 27 Die
Vaterhaus wurde ausgelost von Eleasar Söhne Meraris von Jaasija, seinem Sohn,
und je eines wurde ausgelost von Itamar. waren: Soham, Sakkur und Ibri. 28 Von
7 Und das erste Los fiel auf Jojarib, das Machli: Eleasar; und dieser hatte keine
zweite auf Jedaja, Söhne; 29 von Kis: unter den Söhnen
8 das dritte auf Harim, das vierte auf des Kis war Jerachmeel. 30 Die Söhne
Seorim, Muschis: Machli, Eder und Jerimot. Das
9 das fünfte auf Malchija, das sechste auf sind die Söhne der Leviten nach ihren
Mijamin, Vaterhäusern. 31 Und auch sie warfen
10 das siebte auf Hakkoz, das achte auf Lose gleichwie ihre Brüder, die Söhne Aa-
Abija, rons, vor dem König David und vor Zadok
11 das neunte auf Jeschua, das zehnte auf und Achimelech und vor den Familien-
Schechanja, häuptern der Priester und Leviten, und
12 das elfte auf Eljaschib, das zwölfte auf zwar die Familienhäupter ganz gleich wie
Jakim, ihre jüngeren Brüder.
13 das dreizehnte auf Huppa, das vier-
zehnte auf Jeschebab, Die Sänger werden in 24 Klassen eingeteilt
14 das fünfzehnte auf Bilga, das sech- Und David samt den Heerführern
zehnte auf Immer, sonderte von den Söhnen Asaphs,
15 das siebzehnte auf Hesir, das acht- Hemans und Jeduthuns solche zum Dienst
zehnte auf Happizez, aus, die weissagten zum Lauten-, Harfen-
16 das neunzehnte auf Petachja, das und Zimbelspiel. Die Zahl der Männer, die
zwanzigste auf Jecheskel, diesen Dienst verrichteten, war:
17 das einundzwanzigste auf Jachin, das 2 von den Söhnen Asaphs: Sakkur, Joseph,
zweiundzwanzigste auf Gamul, Netanja, Asarela, die Söhne Asaphs, unter
18 das dreiundzwanzigste auf Delaja, das der Leitung Asaphs, der nach Anweisung
vierundzwanzigste auf Maasja. des Königs weissagte. 3 Von Jeduthun: die
19 Das ist die Reihenfolge ihres Dienstes, Söhne Jeduthuns waren: Gedalja, Zeri,
nach der sie in das Haus des HERRN zu Jesaja, Haschabja und Mattitja, [insge-
gehen hatten nach ihrer Ordnung, [gege- samt] sechs, unter der Leitung ihres Vaters
ben] durch ihren Vater Aaron, wie es ihm Jeduthun, der mit der Harfe weissagte, um
der HERR, der Gott Israels, geboten hatte. zu danken und den HERRN zu loben.
4 Von Heman: die Söhne Hemans waren:
Die Häupter der Levitenklassen Bukkija, Mattanja, Ussiel, Schebuel, Jeri-
20 Und was die übrigen Söhne Levis be- mot, Hananja, Hanani, Eliata, Giddalti,
trifft, [so waren ihre Abteilungen]: von Romamti-Eser, Joschbekascha, Malloti,
den Söhnen Amrams: Schubael. Von Hotir und Machasiot. 5 Alle diese waren
den Söhnen Schubaels: Jechdeja. 21 Von Söhne Hemans, des Sehers des Königs,
Rechabja, von den Söhnen Rechabjas: nach den Worten Gottes, um das Horn zu
erheben,a denn Gott gab dem Heman 14
a (25,5) d.h. um Gottes Macht im Lobgesang zu erheben. Söhne und drei Töchter.
472 1. CHRONIK 25.26
6 Alle diese waren unter der Leitung ihrer 28 Das einundzwanzigste auf Hotir samt
Väter Asaph, Jeduthun und Heman beim seinen Söhnen und Brüdern, [insge-
Gesang im Haus des HERRN mit Zim- samt] 12.
beln, Harfen und Lauten, zum Dienst 29 Das zweiundzwanzigste auf Gidalti
im Haus Gottes nach der Anweisung samt seinen Söhnen und Brüdern, [ins-
des Königs. 7 Und ihre Zahl samt ihren gesamt] 12.
Brüdern, aller, die im Gesang für den 30 Das dreiundzwanzigste auf Machasiot
HERRN geübt und kundig waren, betrug samt seinen Söhnen und Brüdern, [ins-
288. 8 Sie warfen aber das Los über ihr gesamt] 12.
Amt, der Jüngste wie der Älteste, der 31 Das vierundzwanzigste auf Romamti-
Kundige wie der Schüler. Eser samt seinen Söhnen und Brüdern,
9 Und das erste Los für Asaph fiel auf Jo- [insgesamt] 12.
seph. Das zweite fiel auf Gedalja samt sei-
nen Brüdern und Söhnen, [insgesamt] 12; Die Torhüter des Tempels und die
10 das dritte auf Sakkur samt seinen Söh-
Verwalter des Tempelschatzes
nen und Brüdern, [insgesamt] 12; Was die Abteilungen der Torhüter
11 das vierte auf Jizri samt seinen Söhnen betrifft: Unter den Korahitern war
und Brüdern, [insgesamt] 12; Meschelemja, der Sohn Kores, von den
12 das fünfte auf Netanja samt seinen Söhnen Asaphs. 2 Die Söhne Mesche-
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. lemjas aber waren diese: Der Erstgebore-
13 Das sechste auf Bukkija samt seinen ne Sacharja, der zweite Jediael, der dritte
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. Sebadja, der vierte Jatniel, 3 der fünfte
14 Das siebte auf Jesarela samt seinen Elam, der sechste Johanan, der siebte
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. Eljoenai. 4 Die Söhne Obed-Edoms aber
15 Das achte auf Jesaja samt seinen Söh- waren diese: Der Erstgeborene Schemaja,
nen und Brüdern, [insgesamt] 12. der zweite Josabad, der dritte Joach, der
16 Das neunte auf Mattanja samt seinen vierte Sakar, der fünfte Nethaneel, 5 der
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. sechste Ammiel, der siebte Issaschar,
17 Das zehnte auf Simei samt seinen Söh- der achte Peulletai; denn Gott hatte ihn
nen und Brüdern, [insgesamt] 12. gesegnet.
18 Das elfte auf Asareel samt seinen Söh- 6 Und seinem Sohn Schemaja wurden
nen und Brüdern, [insgesamt] 12. auch Söhne geboren, die Häupter ihrer
19 Das zwölfte auf Haschabja samt seinen Familien wurden; denn sie waren tüch-
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. tige Männer voller Kraft. 7 Die Söhne
20 Das dreizehnte auf Schubael samt sei- Schemajas waren: Otni, Rephael, Obed
nen Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. und Elsabad und seine Brüder, tüchtige
21 Das vierzehnte auf Mattitja samt seinen Leute, Elihu und Semachja. 8 Alle diese
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. waren von den Söhnen Obed-Edoms,
22 Das fünfzehnte auf Jeremot samt seinen sie und ihre Söhne und Brüder, tüchtige
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. Männer, tauglich zum Dienst, zusammen
23 Das sechzehnte auf Hananja samt sei- 62 von Obed-Edom. 9 Und Meschelemja
nen Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. hatte Söhne und Brüder, tüchtige Leute,
24 Das siebzehnte auf Joschbekascha [insgesamt] 18.
samt seinen Söhnen und Brüdern, [ins- 10 Hosa aber, von den Söhnen Meraris,
gesamt] 12. hatte Söhne; Simri war das Oberhaupt
25 Das achtzehnte auf Hanani samt seinen (obwohl er nicht der Erstgeborene war,
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. setzte ihn sein Vater doch zum Ober-
26 Das neunzehnte auf Malloti samt sei- haupt); 11 der zweite Hilkija, der dritte Te-
nen Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. balja, der vierte Sacharja. Zusammen wa-
27 Das zwanzigste auf Eliata samt seinen ren es 13 Söhne und Brüder Hosas.
Söhnen und Brüdern, [insgesamt] 12. 12 Diesen Abteilungen der Torhüter, [ein-
1. CHRONIK 26.27 473
geteilt] nach den Oberhäuptern der Mann- die Heerführer geweiht hatten — 27 sie
schaften, fielen gleich wie ihren Brüdern hatten sie von den Kriegen und von der
Aufgaben zu, die sie im Haus des HERRN zu Beute geweiht, um das Haus des HERRN
versehen hatten. 13 Und sie warfen das zu unterstützen —, 28 auch über alles,
Los nach ihren Vaterhäusern, den Jungen was Samuel, der Seher, und Saul, der
sowohl als den Alten, für jedes Tor. 14 Das Sohn des Kis, und Abner, der Sohn Ners,
Los für das Tor gegen Osten fiel auf Sche- und Joab, der Sohn der Zeruja, geweiht
lemja; und für seinen Sohn Sacharja, der hatten; alles Geweihte war unter der Auf-
ein verständiger Ratgeber war, warf man sicht Schelomits und seiner Brüder.
das Los, das fiel für ihn gegen Norden.
15 Für Obed-Edom aber gegen Süden, und
David bestimmt Leviten
für seine Söhne bei dem Vorratshaus; 16 für als Vorsteher und Richter
Schuppim und Hosa gegen Westen, beim 29 Von den Jizharitern waren Kenanja
Tor Schalleket an der oberen Straße; eine und seine Söhne als Vorsteher und Rich-
Wache neben der anderen. 17 Gegen ter über Israel bestimmt für die äußeren
Osten waren sechs Leviten [eingesetzt]; Geschäfte. 30 Von den Hebronitern aber
gegen Norden täglich vier, gegen Süden standen Hasabja und seine Brüder, 1 700
täglich vier und bei dem Vorratshaus je tüchtige Leute, der Verwaltung Israels
zwei; 18 am Parbara, gegen Westen: vier an diesseits des Jordan vor, gegen Westen,
der Straße und zwei am Parbar. 19 Dies für alle Angelegenheiten des HERRN und
sind die Abteilungen der Torhüter von den für den Dienst des Königs. 31 Von den
Söhnen der Korahiter und den Söhnen Hebronitern war Jerija das Oberhaupt
Meraris. der Hebroniter, ihrer Geschlechter und
Familien. Im vierzigsten Jahr des König-
Die Verwalter der Schätze im Haus Gottes reichs Davids wurde nach ihnen gesucht,
1Kor 4,1; 1Pt 4,10-11
und man fand unter ihnen tüchtige
20 Und was die Leviten betrifft: Achija Männer in Jaeser in Gilead, 32 und seine
war über die Schätze des Hauses Gottes Brüder, tüchtige Leute, 2 700 Familien-
und über die Schätze der geweihten Din- häupter; die setzte der König David über
ge [eingesetzt]. 21 Die Söhne Laedans, die Rubeniter, Gaditer und den halben
die Söhne des Gersoniters Laedan, die Stamm Manasse, für alle Angelegenhei-
Familienhäupter Laedans, des Gersoni- ten Gottes und für die Angelegenheiten
ters, waren die Jechieliter. 22 Die Söhne des Königs.
der Jechieliter, Setam und dessen Bruder
Joel, waren über die Schätze des Hauses Die zwölf Heerführer Davids
des HERRN [eingesetzt]. Und dies sind die Kinder Israels
23 Von den Amramitern, Jizharitern, Heb- nach ihrer Zahl, die Familienhäup-
ronitern und Ussielitern 24 war Schebu- ter, die Obersten der Tausendschaften
el, der Sohn Gersoms, des Sohnes Moses, und Hundertschaften und ihre Vorsteher,
Oberster über die Schätze. 25 Und seine die dem König dienten nach der Ordnung
Brüder, von Elieser: dessen Sohn war Re- der Abteilungen, wie sie Monat für Monat
chabja, dessen Sohn war Jesaja, dessen kamen und gingen, alle Monate des Jah-
Sohn war Joran, dessen Sohn war Sichri, res; jede Abteilung zählte 24 000 Mann.
dessen Sohn war Schelomit. 26 Dieser 2 Über die erste Abteilung für den ersten
Schelomit und seine Brüder waren über Monat war Jaschobam, der Sohn Sabdiels,
alle Schätze der geweihten Dinge [einge- gesetzt, und zu seiner Abteilung gehörten
setzt], die der König David und die Fami- 24 000. 3 Von den Söhnen des Perez war er
lienhäupter und die Obersten der Tau- das Oberhaupt aller Heerführer für den
sendschaften und Hundertschaften und ersten Monat. 4 Über die Abteilung für

a (26,18) Bezeichnung für den Anbau an der Westseite des Tempels.


474 1. CHRONIK 27
den zweiten Monat war Dodai, der Acho- Juda Elihu, von den Brüdern Davids;
chiter, [gesetzt,] und von seiner Abteilung über Issaschar Omri, der Sohn Micha-
war Miklot Oberaufseher, und zu seiner els; 19 über Sebulon Jischmaja, der Sohn
Abteilung gehörten 24 000. 5 Der dritte Obadjas; über Naphtali Jerimot, der Sohn
Heerführer für den dritten Monat war Asriels; 20 über die Kinder Ephraims Ho-
Benaja, der Sohn Jojadas, des Ministers, sea, der Sohn Asasjas; über den halben
das Oberhaupt; und zu seiner Abteilung Stamm Manasse Joel, der Sohn Pedajas;
gehörten 24 000. 6 Dieser Benaja war ei- 21 über den anderen halben Stamm Ma-
ner der 30 Helden und über die Dreißig nasse, in Gilead, war Jiddo, der Sohn Sa-
[gesetzt]. Und an der Spitze seiner Abtei- charjas; über Benjamin Jaasiel, der Sohn
lung stand sein Sohn Ammi-Sabad. Abners; 22 über Dan war Asareel, der
7 Der vierte für den vierten Monat war Sohn Jerochams. Das sind die Fürsten
Asahel, der Bruder Joabs, und nach ihm der Stämme Israels.
Sebadja, sein Sohn; und zu seiner Abtei- 23 Aber David nahm die Zahl derer, die
lung gehörten 24 000. 8 Der fünfte für den unter 20 Jahren waren, nicht auf; denn
fünften Monat war der Fürst Samhut, der der HERR hatte verheißen, Israel zu meh-
Jisrachiter; und zu seiner Abteilung gehör- ren wie die Sterne des Himmels. 24 Joab,
ten 24 000. 9 Der sechste für den sechsten der Sohn der Zeruja, hatte zwar ange-
Monat war Ira, der Sohn des Ikkes, des fangen zu zählen, allein er vollendete
Tekoiters; und zu seiner Abteilung gehör- es nicht, denn es kam deswegen ein
ten 24 000. Zorn[gericht] über Israel. Daher wurde
10 Der siebte für den siebten Monat war die Zahl nicht in die Chronik des Königs
Helez, der Peloniter, von den Söhnen David aufgenommen.
Ephraims; und zu seiner Abteilung ge-
hörten 24 000. 11 Der achte für den achten Die Gutsverwalter und Ratgeber Davids
Monat war Sibbekai, der Husatiter, von 25 Über die Vorräte des Königs war As-
den Sarchitern; und zu seiner Abteilung mawet, der Sohn Adiels, [eingesetzt];
gehörten 24 000. 12 Der neunte für den über die Vorräte auf dem Land, in den
neunten Monat war Abieser, der Anatoti- Städten, Dörfern und Festungen war
ter, von den Benjaminitern, und zu seiner Jonathan, der Sohn Ussijas; 26 über die
Abteilung gehörten 24 000. Feldarbeiter, die das Land bebauten,
13 Der zehnte für den zehnten Monat war Esri, der Sohn Kelubs; 27 über die
war Maharai, der Netophatiter, von den Weinberge Simei, der Ramatiter; aber
Sarchitern, und zu seiner Abteilung ge- über die Vorräte an Wein in den Wein-
hörten 24 000. 14 Der elfte für den elften bergen war Sabdi, der Siphmiter; 28 über
Monat war Benaja, der Piratoniter, von die Ölbäume und die Maulbeerfeigen-
den Söhnen Ephraims; und zu seiner Ab- bäume in der Schephelaa Baal-Hanan,
teilung gehörten 24 000. 15 Der zwölfte der Gederiter; über die Vorräte an Öl
für den zwölften Monat war Heldai, der Joas; 29 über die Rinder, die in Saron wei-
Netophatiter, von Otniel; und zu seiner deten, war Sitrai, der Saroniter; über die
Abteilung gehörten 24 000. Rinder in den Tälern Saphat, der Sohn
Adlais; 30 über die Kamele war Obil, der
Die Oberhäupter der zwölf Stämme Israels Ismaeliter; über die Eselinnen Jechdeja,
16 Und über die Stämme Israels waren der Meronotiter; 31 über die Schafe Jaser,
gesetzt: über die Rubeniter als Fürst Elie- der Hagariter. Alle diese waren Verwalter
ser, der Sohn Sichris; über die Simeoniter der Güter des Königs David.
Schephathja, der Sohn Maachas; 17 über 32 Jonathan aber, Davids Onkel, war Rat,
die Leviten Haschabja, der Sohn Kemu- ein verständiger Mann, ein Schriftgelehr-
els; über die Aaroniter Zadok; 18 über ter. Und Jechiel, der Sohn Hakmonis, war

a (27,28) Bezeichnung für das Hügelland zwischen der Mittelmeerküste und dem judäischen Bergland.
1. CHRONIK 27.28 475
bei den Söhnen des Königs. 33 Ahitophel der Gemeinde des HERRN, und vor den
war auch ein Rat des Königs, und Hu- Ohren unseres Gottes [ermahne ich
sai, der Arkiter, war der Freund des euch]: Befolgt und erforscht alle Gebote
Königs. 34 Nach Ahitophel waren es Jo- des HERRN, eures Gottes, damit ihr im Be-
jada, der Sohn Benajas, und Abjatar. Joab sitz des guten Landes bleibt und es euren
aber war der Heerführer des Königs. Kindern nach euch auf ewig vererbt!
9 Und du, mein Sohn Salomo, erkenne
David gibt den Auftrag zum Tempelbau den Gott deines Vaters und diene ihm
an Salomo und die Obersten Israels von ganzem Herzen und mit williger
Und David versammelte alle Ober- Seele! Denn der HERR erforscht alle
sten Israels nach Jerusalem, näm- Herzen und erkennt alles Trachten der
lich die Obersten der Stämme, die Obers- Gedanken. Wenn du ihn suchst, so wird
ten der Abteilungen, die dem König er sich von dir finden lassen; wenn du
dienten, die Obersten der Tausendschaf- ihn aber verläßt, so wird er dich verwer-
ten, die Obersten der Hundertschaften fen auf ewig! 10 So habe nun acht! Denn
und die Obersten über alle Güter und al- der HERR hat dich erwählt, [ihm] ein Haus
les Vieh des Königs und seiner Söhne, als Heiligtum zu bauen. Sei stark und
samt den Kämmerern, den Helden und führe es aus!
allen tüchtigen Männern. 11 Und David gab seinem Sohn Salomo
2 Und der König David erhob sich und den Plan der Vorhalle [des Tempels] und
sprach: Hört mir zu, meine Brüder und seiner Gebäude, seiner Schatzkammern,
mein Volk! Es lag mir am Herzen, eine seiner Obergemächer, seiner inneren
Ruhestätte zu bauen für die Bundeslade Gemächer und des Raumes für den
des HERRN, den Schemel der Füße unseres Sühnedeckel; 12 auch einen Plan alles
Gottes, und ich hatte mich für den Bau dessen, was er durch den Geist in sich
gerüstet. 3 Aber Gott sprach zu mir: Du trug: nämlich der Vorhöfe des Hauses des
sollst meinem Namen kein Haus bauen; HERRN und aller Kammern ringsum für
denn du bist ein Kriegsmann und hast die Schätze des Hauses Gottes und für
Blut vergossen! die Schätze der geweihten Gegenstände;
4 Nun hat der HERR, der Gott Israels, aus 13 und [den Plan] für die Abteilungen der
dem ganzen Haus meines Vaters mich er- Priester und Leviten und für alle Dienst-
wählt, daß ich auf ewig König über Israel verrichtungen im Haus des HERRN, auch
sein sollte; denn er hat Juda zum Fürsten für alle Geräte zum Dienst im Haus des
erwählt, und im Stamm Juda das Haus HERRN.
meines Vaters, und unter den Söhnen 14 Er gab ihm auch Gold nach Bedarf, für
meines Vaters hatte er Wohlgefallen an die verschiedenen Geräte jedes Dienstes,
mir, so daß er mich zum König über ganz und [Silber] nach Bedarf für die verschie-
Israel machte. denen silbernen Geräte, für die verschie-
5 Und von allen meinen Söhnen — denn denen Geräte jedes Dienstes, 15 und den
der HERR hat mir viele Söhne gegeben Bedarf für die goldenen Leuchter und
— hat er meinen Sohn Salomo erwählt, ihre goldenen Lampen, was für jeden
daß er auf dem Thron des Königreichs Leuchter und seine Lampen erforderlich
des HERRN über Israel sitzen soll. 6 Und er war. So gab er auch den Bedarf für die
hat zu mir gesagt: Dein Sohn Salomo soll silbernen Leuchter, für den Leuchter und
mein Haus und meine Vorhöfe bauen; seine Lampen, was für jeden Leuchter
denn ihn habe ich mir zum Sohn erwählt, erforderlich war. 16 Auch gab er das Gold
und ich will sein Vater sein. 7 Und ich will für die Schaubrottische, für jeden Tisch
sein Königreich auf ewig gründen, wenn sein Gewicht; ebenso auch das Silber für
er fest dabei bleibt, meine Gebote und die silbernen Tische.
Rechte zu halten, wie es heute geschieht. 17 Auch gab er ihm reines Gold für die Ga-
8 Nun denn, vor dem ganzen Israel, vor beln, Becken und Schalen und goldenen
476 1. CHRONIK 28.29
Becher, für jeden Becher sein Gewicht; dem hinzu, was ich für das Haus des Hei-
auch für die silbernen Becher, für jeden ligtums herbeigeschafft habe: 4 nämlich
sein Gewicht. 18 Und für den Räucheral- 3 000 Talente Gold, Gold aus Ophir, und
tar das allerlauterste Gold, nach Bedarf. 7 000 Talente geläutertes Silber, um die
Er gab ihm auch ein Modell des Wagens, Wände des Hauses zu überziehen; 5 da-
der goldenen Cherubim, die [ihre Flügel] mit golden werde, was golden, und sil-
ausbreiten und die Lade des Bundes des bern, was silbern sein soll, und für jede
HERRN bedecken sollten. Arbeit von der Hand der Künstler. Und
19 »Über all dies« [sprach David,] »über wer ist nun willig, heute seine Hand für
alle Werke des Planes, hat Er mich durch den HERRN zu füllen?
eine Schrift unterwiesen, weil die Hand 6 Da erzeigten sich die Obersten der
des HERRN auf mir war.« 20 Und David Vaterhäuser, die Obersten der Stämme
sprach zu seinem Sohn Salomo: »Sei stark Israels, die Obersten der Tausendschaf-
und mutig und führe es aus! Fürchte dich ten und der Hundertschaften und die
nicht und erschrick nicht! Denn Gott, der Obersten über die Geschäfte des Königs
HERR, mein Gott, ist mit dir und wird dich willig; 7 und sie gaben für den Dienst
nicht loslassen noch dich verlassen, bis des Hauses Gottes 5 000 Talente Gold
du alle Werke für den Dienst am Haus und 10 000 Dareikena und 10 000 Talente
des HERRN vollendet hast! 21 Und siehe, Silber, 18 000 Talente Erz und 100 000
da sind die Abteilungen der Priester Talente Eisen. 8 Und alle, die Edelsteine
und Leviten für den ganzen Dienst im besaßen, gaben sie für den Schatz des
Haus Gottes; und für jedes Werk werden Hauses des HERRN in die Hand Jechiels,
Freiwillige mit dir sein, die mit Weisheit des Gersoniters. 9 Und das Volk freute
ausgerüstet sind für jeden Dienst; auch sich über ihr freiwilliges Geben; denn sie
die Obersten und das ganze Volk stehen gaben es dem HERRN von ganzem Herzen,
dir in allem zu Befehl!« freiwillig. Und auch der König David war
hocherfreut.
Freiwillige Gaben für den Tempelbau
Und der König David sprach zu der Davids Dankgebet
ganzen Gemeinde: Mein Sohn Sa- 10 Und David lobte den HERRN vor der
lomo, der einzige, den Gott erwählt hat, ganzen Gemeinde und sprach: Gelobt
ist noch jung und zart; das Werk aber ist seist du, o HERR, du Gott unseres Vaters
groß, denn nicht für einen Menschen ist Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit! 11 Dein,
dieser Tempelbau bestimmt, sondern für o HERR, ist die Majestät und die Gewalt
Gott, den HERRN. 2 Ich aber habe mit all und die Herrlichkeit und der Glanz und
meiner Kraft für das Haus meines Gottes der Ruhm! Denn alles, was im Himmel
beschafft: Gold für goldene, Silber für sil- und auf Erden ist, das ist dein. Dein, o
berne, Erz für eherne, Eisen für eiserne, HERR, ist das Reich, und du bist als Haupt
Holz für hölzerne Geräte, Onyxsteine über alles erhaben! 12 Reichtum und
und Steine für Einfassungen, Steine zur Ehre kommen von dir! Du herrschst über
Verzierung und farbige Steine und aller- alles; in deiner Hand stehen Kraft und
lei Edelsteine und weiße Marmorsteine Macht; in deiner Hand steht es, alles groß
in Menge. und stark zu machen! 13 Und nun, unser
3 Überdies, weil ich Wohlgefallen habe Gott, wir danken dir und rühmen deinen
am Haus meines Gottes, gebe ich, was herrlichen Namen.
ich als eigenes Gut an Gold und Silber 14 Denn was bin ich, und was ist mein
besitze, für das Haus meines Gottes, zu Volk, daß wir Kraft haben sollten, in sol-

a (29,7) Die Dareike war eine persische Goldmünze aus der Zeit des Exils (vgl. Esr 2,69). Ihre Erwähnung weist
wie auch die Fortführung der Geschlechtsregister bis zur Zeit Nehemias darauf hin, daß die Chronikbücher zu
dieser Zeit fertiggestellt wurden.
1. CHRONIK 29 477
cher Weise freiwillig zu geben? Denn von dem HERRN Brandopfer, 1 000 Jungstiere,
dir kommt alles, und aus deiner eigenen 1 000 Widder, 1 000 Lämmer, samt ihren
Hand haben wir dir gegeben. 15 Denn Trankopfern, dazu Schlachtopfer in Men-
wir sind Gäste und Fremdlinge vor dir, ge für ganz Israel. 22 Und an jenem Tag
wie alle unsere Väter. Unser Leben auf Er- aßen und tranken sie vor dem HERRN mit
den ist wie ein Schatten und bleibt nicht großer Freude; und sie machten Salomo,
bestehen. 16 HERR, unser Gott, dieser den Sohn Davids, zum zweitenmal zum
ganze Reichtum, den wir bereitgestellt König und salbten ihn dem HERRN zum
haben, um dir ein Haus zu bauen für dei- Fürsten und Zadok zum Priester.
nen heiligen Namen, kommt von deiner 23 So saß Salomo auf dem Thron des
Hand, und alles gehört dir. 17 Ich weiß, HERRN als König an Stelle seines Vaters
mein Gott, daß du das Herz prüfst, und David. Und er hatte Gedeihen; und
an Aufrichtigkeit hast du Wohlgefallen; ganz Israel war ihm gehorsam. 24 Und
darum habe ich dies alles in Aufrichtig- alle Obersten und Gewaltigen, auch alle
keit meines Herzens freiwillig gegeben; Söhne des Königs David unterwarfen
und ich habe jetzt mit Freuden gesehen, sich dem König Salomo. 25 Und der HERR
wie dein Volk, das sich hier befindet, dir machte Salomo überaus groß vor ganz
bereitwillig gegeben hat. Israel und verlieh seinem Königtum eine
18 HERR, du Gott unserer Väter Abraham, Herrlichkeit, wie sie vor ihm kein König
Isaak und Israel, bewahre ewiglich sol- über Israel gehabt hatte.
chen Sinn und Gedanken im Herzen 26 So regierte David, der Sohn Isais, über
deines Volkes, und richte ihr Herz fest auf ganz Israel. 27 Die Zeit aber, die er über
dich! 19 Und gib meinem Sohn Salomo ein Israel regierte, betrug 40 Jahre; in Heb-
ungeteiltes Herz, daß er deine Gebote, dei- ron regierte er 7 Jahre, und in Jerusalem
ne Zeugnisse und deine Satzungen bewah- regierte er 33 Jahre lang. 28 Und er starb
re und alles ausführe, und daß er diesen in gutem Alter, satt an Leben, Reichtum
Bau errichte, den ich vorbereitet habe! und Ehre. Und sein Sohn Salomo wurde
König an seiner Stelle.
Salomo wird als König eingesetzt. 29 Und die Geschichte des Königs David,
Davids Lebensende die frühere und die spätere, ist aufge-
20 Und David sprach zu der ganzen zeichnet in der Geschichte Samuels, des
Gemeinde: Nun lobt den HERRN, euren Sehers, und in der Geschichte Nathans,
Gott! Und die ganze Gemeinde lobte des Propheten, und in der Geschichte
den HERRN, den Gott ihrer Väter; und sie Gads, des Sehers, 30 samt seiner ganzen
neigten sich und warfen sich nieder vor Regierung und seiner Macht und den Er-
dem HERRN und vor dem König. 21 Und eignissen, die unter ihm vorgekommen
sie opferten dem HERRN Schlachtopfer; sind in Israel und unter allen Königrei-
und am folgenden Morgen opferten sie chen der Länder.
Das zweite Buch der Chronik
DIE KÖNIGSHERRSCHAFT SALOMOS 11 Da sprach Gott zu Salomo: Weil dir
UND DER BAU DES TEMPELS das am Herzen liegt und du nicht um
Kapitel 1 - 9 Reichtum, Güter und Ehre noch um den
Gott erscheint Salomo Tod deiner Feinde noch um langes Leben
und verleiht ihm Reichtum und Weisheit gebeten hast, sondern um Weisheit und
1Kö 3,1-15 Erkenntnis, damit du mein Volk richten
Und Salomo, der Sohn Davids, erstark- kannst, über das ich dich zum König
te in seiner Königsherrschaft; und der gemacht habe, 12 so sei dir nun Weisheit
HERR, sein Gott, war mit ihm und machte und Erkenntnis gegeben! Dazu will ich
ihn überaus groß. 2 Und Salomo redete zu dir Reichtum, Güter und Ehre geben, wie
ganz Israel, zu den Obersten der Tausend- sie kein König vor dir gehabt hat noch
schaften und der Hundertschaften, zu nach dir haben soll!
den Richtern und zu allen Fürsten in ganz 13 Und Salomo kam von der Höhe, die
Israel, zu den Familienhäuptern, 3 und in Gibeon war, von der Stiftshütte, nach
sie gingen hin zu der Höhe, die in Gibeon Jerusalem und regierte über Israel. 14 Und
war, Salomo und die ganze Gemeinde mit Salomo sammelte Streitwagen und Reiter,
ihm; denn dort war die Stiftshütte Gottes, so daß er 1 400 Streitwagen und 12 000 Rei-
die Mose, der Knecht des HERRN, in der ter hatte; die legte er in die Wagenstädte
Wüste gemacht hatte. und zum König nach Jerusalem. 15 Und
4 Die Lade Gottes aber hatte David von der König machte das Silber und das Gold
Kirjat-Jearim heraufgebracht an den Ort, in Jerusalem an Menge den Steinen gleich
den David ihr bereitet hatte; denn er hatte und das Zedernholz den Maulbeerfeigen-
für sie in Jerusalem ein Zelt aufgeschlagen. bäumen in der Schephelab.
5 Aber der eherne Altar, den Bezaleel, der 16 Und man brachte dem Salomo Pferde
Sohn Uris, des Sohnes Hurs, gemacht hat- aus Ägypten. Und je ein Zug von Kaufleu-
te, war dort vor der Wohnung des HERRN, ten des Königs holte sie scharenweise um
und Salomo und die Gemeinde suchten den Kaufpreis. 17 Und man führte den
Ihn [dort] auf. 6 Und Salomo opferte dort Streitwagen aus Ägypten für 600 Silber-
vor dem HERRN auf dem ehernen Altar, der linge ein und das Pferd für 150; ebenso
vor der Stiftshütte stand; und er opferte führte man sie durch ihre Vermittlung
auf ihm 1 000 Brandopfer. auch für alle Könige der Hetiter und die
7 In jener Nacht erschien Gott dem Sa- Könige von Aramc aus.
lomo und sprach zu ihm: Bitte, was ich
dir geben soll! 8 Und Salomo sprach zu Salomos Vorbereitungen für den Tempelbau
Jes 60,13; 1Kö 5,15-32
Gott: Du hast an meinem Vater David
große Gnade erwiesen, und du hast mich Und Salomo gedachte dem Namen
an seiner Stelle zum König gemacht. 9 So des HERRN ein Haus zu bauen und ein
laß nun, HERR, o Gott, deine Zusage an Haus als seine königliche Residenz. 2 Und
meinen Vater David wahr werden! Denn Salomo zählte 70 000 Lastträger ab und
du hast mich zum König gemacht über 80 000 Steinhauer im Bergland und 3 600
ein Volk, das so zahlreich ist wie der Staub Aufseher über sie. 3 Und Salomo sandte
auf Erden. 10 So gib mir nun Weisheit und zu Huram, dem König von Tyrus, und ließ
Erkenntnis, damit ich vor diesem Volk ihm sagen: Wie damals, als du meinem
aus- und einzugehen weiß. Denn wer Vater David Zedern geliefert hast, damit
kann dieses dein großes Volk richtena? er sich ein Haus bauen konnte, um darin

a (1,10) d.h. ihm Recht sprechen, es regieren. Mittelmeerküste und judäischem Bergland.
b (1,15) Bezeichnung für das Hügelland zwischen c (1,17) d.h. dem heutigen Syrien.
2. CHRONIK 2.3 479
zu wohnen [— so mache es auch mit mir]. HERRN ein Haus bauen kann und für sich
4 Siehe, ich will dem Namen des HERRN, selbst ein Haus als königliche Residenz!
meines Gottes, ein Haus bauen, um es 13 So sende ich nun einen weisen und
ihm zu weihen, um wohlriechendes Räu- verständigen Mann, Huram Abi; 14 er ist
cherwerk vor ihm zu räuchern und allezeit der Sohn einer Frau aus den Töchtern
Schaubrote zuzurichten und Brandopfer Dans, und sein Vater ist ein Tyrer. Der
zu opfern, am Morgen und am Abend, weiß mit Gold, Silber, Erz, Eisen, Stein
an den Sabbaten und Neumonden und und Holz, mit rotem und blauem Purpur,
an den Festen des HERRN, unseres Gottes. mit feinem Leinen und mit Karmesin
Dies ist Israels Pflicht auf ewig. zu arbeiten und versteht alle Arten von
5 Das Haus aber, das ich bauen will, soll Schnitzwerk und weiß jedes Kunstwerk,
groß sein; denn unser Gott ist größer das ihm aufgegeben wird, auszuführen
als alle Götter. 6 Aber wer kann ihm ein mit Hilfe deiner Meister und der Meister
Haus bauen? Denn der Himmel und meines Herrn David, deines Vaters.
aller Himmel Himmel können ihn nicht 15 So wolle nun mein Herr seinen Knechten
fassen; und wer bin ich, daß ich ihm ein den Weizen, die Gerste, das Öl und den Wein
Haus baue, es sei denn, um vor ihm zu senden, wie er versprochen hat; 16 und wir
räuchern? werden das Holz auf dem Libanon hauen,
7 So sende mir nun einen weisen Mann, soviel du benötigst, und es als Flöße auf
der mit Gold, Silber, Erz, Eisen, rotem dem Meer nach Japho führen, von wo du es
Purpur, Karmesin und blauem Purpur nach Jerusalem hinaufbringen kannst!
zu arbeiten versteht und geschickt ist 17 Und Salomo zählte alle Fremdlinge im
in Schnitzarbeiten, damit er zusammen- Land Israel, nachdem schon sein Vater
arbeite mit den Kunsthandwerkern, die David eine Zählung durchgeführt hatte,
bei mir in Juda und Jerusalem sind, die und es wurden 153 600 gefunden. 18 Von
mein Vater David eingesetzt hat. diesen machte er 70 000 zu Lastträgern
8 Und sende mir Zedern-, Zypressen- und 80 000 zu Steinhauern im Bergland
und Sandelholz vom Libanon; denn ich und 3 600 zu Aufsehern, die das Volk zur
weiß, daß deine Knechte es verstehen, Arbeit anzuhalten hatten.
die Bäume auf dem Libanon zu fällen.
Und siehe, meine Knechte sollen mit Der Bau des Tempels und seine Ausstattung
1Kö 6; 2Mo 36,8-38
deinen Knechten sein, 9 damit man mir
viel Holz zurichtet; denn das Haus, das Und Salomo fing an, das Haus des
ich bauen will, soll groß und wunderbar HERRN zu bauen in Jerusalem, auf
sein. 10 Und siehe, ich will den Zimmer- dem Berg Morija, wo [der HERR] seinem
leuten, deinen Knechten, die das Holz Vater David erschienen war, an dem Ort,
hauen, 20 000 Kora ausgedroschenen den David bestimmt hatte, auf der Tenne
Weizen geben, 20 000 Kor Gerste, 20 000 Ornans, des Jebusiters. 2 Er fing aber an
Batb Wein und 20 000 Bat Öl. zu bauen im zweiten Monat, am zweiten
11 Da antwortete Huram, der König von Tag, im vierten Jahr seiner Regierung.
Tyrus, schriftlich und ließ Salomo sagen: 3 Und so legte Salomo den Grund zum
Weil der HERR sein Volk liebt, hat er dich Bau des Hauses Gottes: die Länge betrug
zum König über sie gemacht. 12 Und Hu- nach altem Maß 60 Ellen und die Breite
ram sprach weiter: Gelobt sei der HERR, 20 Ellen. 4 Die Vorhalle aber, die sich über
der Gott Israels, der Himmel und Erde die ganze Breite des Hauses erstreckte,
gemacht hat, daß er dem König David war 20 Ellen lang und 120 hoch. Und
einen weisen Sohn gegeben hat, der so er überzog sie inwendig mit lauterem
einsichtig und verständig ist, daß er dem Gold. 5 Das große Hausc aber täfelte er mit

a (2,10) 1 Kor = ca. 360 Liter (Trockenmaß). c (3,5) hier Bezeichnung für das Heilige des Tempels.
b (2,10) 1 Bat = ca. 36 Liter (Flüssigkeitsmaß).
480 2. CHRONIK 3.4
Zypressenholz und überzog es mit gutem richtete die Säulen vor dem Tempel auf,
Gold, und er brachte darauf Palmen und eine zur Rechten, die andere zur Linken;
Kettenwerk an, 6 und er überzog das und er gab der Säule zur Rechten den
Haus mit kostbaren Steinen zur Zierde; Namen Jachin und der zur Linken den
das Gold aber war Parwaimgold. 7 Und Namen Boas.
er überzog das Haus, die Deckenbalken,
die Schwellen, seine Wände und seine Die Geräte des Tempels
1Kö 7,23-39; 2Mo 37,17-38,20
Türen mit Gold und ließ Cherubim an
den Wänden einschnitzen. Er machte auch einen ehernen Altar,
8 Er machte auch das Haus des Aller- 20 Ellen lang und 20 Ellen breit und
heiligsten: seine Länge war 20 Ellen, 10 Ellen hoch.
entsprechend der Breite des Hauses; und 2 Er machte auch das gegossene Wasser-
seine Breite war auch 20 Ellen. Und er beckenc, 10 Ellen weit von einem Rand
überzog es mit gutem Gold [im Gewicht bis zum anderen; es war ringsum rund
von] 600 Talenten. 9 Und das Gewicht der und 5 Ellen hoch, und eine 30 Ellen lange
Nägel betrug 50 Schekel Gold; er überzog Schnur konnte es umfassen. 3 Und es
auch die Obergemächer mit Gold. waren Gebilde von Rindern unter ihm
10 Er machte im Haus des Allerheiligsten ringsum, die es umgaben, zehn auf die
auch zwei Cherubima in Bildhauerarbeit, Elle, rings um das Wasserbecken herum;
und man überzog sie mit Gold. 11 Und zwei Reihen Rinder waren es, gegossen
die Länge der Flügel der Cherubim be- aus einem Guß mit dem Wasserbecken.
trug [insgesamt] 20 Ellen; ein Flügel [des 4 Es stand auf zwölf Rindern, von denen
einen Cherubs], 5 Ellen lang, berührte drei gegen Norden, drei gegen Westen,
die Wand des Raumes, und der andere drei gegen Süden und drei gegen Osten
Flügel, [auch] 5 Ellen lang, berührte den gewandt waren; und das Wasserbecken
Flügel des anderen Cherubs. 12 [Ebenso] ruhte oben auf ihnen, und alle ihre Hin-
maß ein Flügel des zweiten Cherubs 5 El- terteile waren nach innen gekehrt. 5 Sei-
len und berührte die Wand des Raumes, ne Dicke aber betrug eine Handbreite,
und der andere Flügel, 5 Ellen lang, war und sein Rand war gearbeitet wie ein
verbunden mit dem Flügel des anderen Becherrand, wie die Blüte einer Lilie; und
Cherubs, 13 so daß sich die Flügel dieser es faßte 3 000 Bat.
Cherubim 20 Ellen weit ausbreiteten. Und 6 Und er stellte zehn Becken her und setz-
sie standen auf ihren Füßen, und ihre An- te fünf zur Rechten und fünf zur Linken,
gesichter waren einwärts gewandt. damit man darin waschen konnte; was
14 Er machte auch einen Vorhang von zum Brandopfer gehörte, spülte man da-
blauem und rotem Purpur, Karmesin und rin ab; das Wasserbecken aber war für die
feinem weißen Leinen, und er brachte Waschungen der Priester bestimmt.
Cherubim darauf an. 7 Er fertigte auch zehn goldene Leuchter
15 Und er ließ vor dem Haus zwei Säu- nach ihrer Vorschrift und setzte sie in
len anfertigen, 35 Ellen hoch, und oben den Tempel; fünf zur Rechten und fünf
darauf ein Kapitell, 5 Ellen hoch. 16 Und zur Linken.
er machte Kettenwerk im Sprachortb und 8 Und er machte zehn Tische und stellte
brachte es oben auf den Säulen an, und sie in den Tempel; fünf zur Rechten und
er machte 100 Granatäpfel und brachte fünf zur Linken. Auch machte er 100 gol-
sie an dem Kettenwerk an. 17 Und er dene Sprengschalen.

a (3,10) Laut Hesekiel Engelwesen vor dem Thron b (3,16) eine Bezeichnung für das Allerheiligste, wo
Gottes, die ihn als Wächter umgeben. Diese beiden Gott redete und sich offenbarte.
Cherubim beschirmten die Bundeslade, auf deren c (4,2) gemeint ist das Wasserbecken für die Wa-
Sühnedeckel die zwei ursprünglichen, kleineren schungen der Priester (vgl. 2Mo 30,17-21).
Cherubim standen.
2. CHRONIK 4.5 481
9 Er machte auch einen Vorhof für die Die Bundeslade
Priester und den großen Vorhof sowie wird in den Tempel gebracht
Türen für den Vorhof, und er überzog 1Kö 8,1-11
die Türen mit Erz. 10 Und er setzte das Und so wurde das ganze Werk voll-
Wasserbecken auf die rechte Seite, nach endet, das Salomo für das Haus des
Südosten hin. HERRN ausführte. Und Salomo brachte hi-
11 Und Huram machte die Töpfe, die nein, was sein Vater David geheiligt hatte,
Schaufeln und die Sprengschalen; und nämlich das Silber und das Gold und
so vollendete Huram das Werk, das er für alle Geräte, und er legte es in die Schatz-
den König Salomo am Haus Gottes zu kammern des Hauses Gottes. 2 Damals
machen hatte, 12 nämlich die zwei Säu- versammelte Salomo die Ältesten von
len und die Kugeln der Kapitelle oben Israel und alle Häupter der Stämme, die
auf den Säulen und die beiden Geflech- Fürsten der Vaterhäuser der Kinder Isra-
te, um die zwei Kugeln der Kapitelle auf els in Jerusalem, um die Lade des Bundes
den Säulen zu bedecken, 13 sowie die des HERRN hinaufzubringen aus der Stadt
400 Granatäpfel an beiden Geflechten, Davids, das ist Zion.
zwei Reihen Granatäpfel an jedem Ge- 3 Und alle Männer von Israel versam-
flecht, um die zwei Kugeln der Kapitelle melten sich zum König an dem Fest,a das
oben auf den Säulen zu bedecken. heißt im siebten Monat. 4 Und es kamen
14 Auch machte er die Gestelle und die alle Ältesten von Israel; und die Leviten
Becken auf den Gestellen; 15 und das trugen die Lade, 5 und sie brachten die
eine Wasserbecken und die zwölf Rinder Lade hinauf, samt der Stiftshütte und al-
darunter. len heiligen Geräten, die in der Stiftshüt-
16 Und die Töpfe, Schaufeln, Gabeln te waren. Das trugen die Priester [und]
und alle ihre Geräte machte Huram-Abi Leviten hinauf. 6 Und der König Salomo
dem König Salomo für das Haus des und die ganze Gemeinde Israels, die
HERRN aus glänzendem Erz. 17 In der sich zu ihm versammelt hatten, standen
Jordanebene ließ sie der König gießen vor der Lade und opferten Schafe und
in lehmiger Erde, zwischen Sukkot und Rinder, so viele, daß man sie wegen der
Zereda. 18 Und Salomo machte alle Menge weder zählen noch berechnen
diese Geräte in sehr großer Menge, so konnte.
daß das Gewicht des Erzes nicht zu 7 Und die Priester brachten die Bundesla-
ermitteln war. de des HERRN an ihren Ort, in den Sprach-
19 Und Salomo machte alle Geräte, die ort des Hauses, in das Allerheiligste,
zum Haus Gottes gehörten; nämlich den unter die Flügel der Cherubim. 8 Denn
goldenen Altar, die Tische, auf denen die die Cherubim breiteten die Flügel aus
Schaubrote liegen, 20 und die Leuchter über den Ort, wo die Lade stand, und
mit ihren Lampen aus lauterem Gold, um die Cherubim bedeckten die Lade und
sie nach der Vorschrift vor dem Allerhei- ihre Stangen von oben her. 9 Die Stangen
ligsten anzuzünden, 21 und das Blumen- aber waren so lang, daß man ihre Enden
werk und die Lampen und die Lichtsche- von der Lade aus, vor dem Sprachort se-
ren aus Gold. Das alles war aus feinstem hen konnte, aber von außen sah man sie
Gold; 22 dazu die Messer, Sprengschalen, nicht. Und sie blieb dort bis zu diesem
Pfannen und Räucherpfannen aus fei- Tag. 10 Es war nichts in der Lade als nur
nem Gold. Auch der Eingang des Hauses, die zwei Tafeln, die Mose am Horeb hin-
seine inneren Türen zum Allerheiligsten eingelegt hatte, als der HERR mit den Kin-
und die Türen der Tempelhalle waren dern Israels einen Bund machte, als sie
vergoldet. aus dem Land Ägypten gezogen waren.

a (5,3) d.h. am Laubhüttenfest. Man nannte es einfach »das Fest«, weil es den Festzyklus der sieben Feste des
HERRN (3Mo 23) abschloß und in sich zusammenfaßte.
482 2. CHRONIK 5.6
11 Und es geschah, als die Priester aus am Herzen, dem Namen des HERRN, des
dem Heiligtum hinausgingen — denn Gottes Israels, ein Haus zu bauen. 8 Aber
alle Priester, die anwesend waren, hat- der HERR sprach zu meinem Vater David:
ten sich geheiligt, ohne Rücksicht auf »Daß es dir am Herzen lag, meinem Na-
die Abteilungen —, 12 und als auch die men ein Haus zu bauen — daß dies dir
Leviten, alle Sänger, Asaph, Heman, Jedu- am Herzen lag, daran hast du wohlgetan;
thun und ihre Söhne und ihre Brüder, in 9 doch sollst nicht du das Haus bauen,
weißes Leinen gekleidet, dastanden mit sondern dein Sohn, der aus deinen Len-
Zimbeln, Harfen und Lauten östlich vom den hervorgehen wird, der soll meinem
Altar, und bei ihnen 120 Priester, die auf Namen das Haus bauen!«
Trompeten bliesen — 13 da war es, wie 10 Und der HERR hat sein Wort erfüllt,
wenn die, welche die Trompeten bliesen das er geredet hat; denn ich bin an die
und sangen, nur eine Stimme hören lie- Stelle meines Vaters David getreten und
ßen, um den HERRN zu loben und ihm zu sitze auf dem Thron Israels, wie der HERR
danken. Und als sie die Stimme erhoben geredet hat, und ich habe dem Namen
mit Trompeten, Zimbeln, ja, mit Musikin- des HERRN, des Gottes Israels, ein Haus
strumenten und mit dem Lob des HERRN, gebaut, 11 und ich habe dort hinein die
daß er freundlich ist und seine Gnade Lade gestellt, in welcher der Bund des
ewig währt, da wurde das Haus, das Haus HERRN ist, den er mit den Kindern Israels
des HERRN, mit einer Wolke erfüllt, 14 so gemacht hat.
daß die Priester wegen der Wolke nicht
hinzutreten konnten, um ihren Dienst Salomos Gebet bei der Tempeleinweihung
1Kö 8,22-53
zu verrichten, denn die Herrlichkeit des
HERRN erfüllte das Haus Gottes. 12 Und er trat vor den Altar des HERRN
angesichts der ganzen Gemeinde Israels
Salomos Rede an das Volk und breitete seine Hände aus. 13 Denn
bei der Tempeleinweihung Salomo hatte ein ehernes Podium ma-
1Kö 8,12-21; 1Chr 17
chen und mitten in den Hof stellen lassen,
Damals sprach Salomo: Der HERR hat 5 Ellen lang und 5 Ellen breit und 3 Ellen
gesagt, er wolle im Dunkeln wohnen. hoch; darauf trat er und fiel auf seine Knie
2 Ich aber habe ein Haus gebaut, als Woh- nieder angesichts der ganzen Gemeinde
nung für dich, und eine Stätte, daß du Israels; und er breitete seine Hände zum
ewiglich dort bleiben mögest. Himmel aus 14 und sprach: O HERR, du
3 Und der König wandte sein Angesicht Gott Israels! Es gibt keinen Gott, der dir
und segnete die ganze Gemeinde Israels; gleich wäre, weder im Himmel noch auf
denn die ganze Gemeinde Israels stand Erden, der du den Bund und die Gnade
da. 4 Und er sprach: Gepriesen sei der bewahrst deinen Knechten, die mit ihrem
HERR, der Gott Israels, der zu meinem Vater ganzen Herzen vor dir wandeln; 15 der
David durch seinen Mund geredet und es du deinem Knecht David, meinem Vater,
auch durch seine Hand erfüllt hat, indem gehalten hast, was du ihm verheißen hat-
er sagte: 5 »Seit dem Tag, als ich mein Volk test; du hast es mit deinem Mund geredet,
aus dem Land Ägypten führte, habe ich und mit deiner Hand hast du es erfüllt,
unter allen Stämmen Israels niemals eine wie es heute der Fall ist.
Stadt erwählt, daß mir [dort] ein Haus ge- 16 Und nun, o HERR, du Gott Israels, halte
baut würde, damit mein Name dort sei, doch deinem Knecht David, meinem Va-
und habe auch keinen Mann erwählt, daß ter, was du ihm versprochen hast, als du
er über mein Volk Israel Fürst sei. 6 Aber Je- sagtest: »Es soll dir nicht fehlen an einem
rusalem habe ich erwählt, daß mein Name Mann vor meinem Angesicht, der auf
dort sei; und David habe ich erwählt, daß dem Thron Israels sitzt, wenn nur deine
er über mein Volk Israel sei.« Söhne ihren Weg bewahren, daß sie in
7 Nun lag es zwar meinem Vater David meinem Gesetz wandeln, wie du vor
2. CHRONIK 6 483
mir gewandelt bist!« 17 Und nun, HERR, Knechte und deines Volkes Israel, indem
du Gott Israels, laß doch dein Wort wahr du sie den guten Weg lehrst, auf dem sie
werden, das du zu deinem Knecht David wandeln sollen; und lasse es regnen auf
geredet hast! dein Land, das du deinem Volk zum Erbe
18 Aber wohnt Gott wirklich bei den Men- gegeben hast!
schen auf der Erde? Siehe, die Himmel 28 Wenn eine Hungersnot im Land
und aller Himmel Himmel können dich herrscht, wenn die Pest ausbricht, wenn
nicht fassen; wie sollte es denn dieses Kornbrand, Vergilben [des Getreides],
Haus tun, das ich gebaut habe! 19 Wende Heuschrecken und Fresser auftreten
dich aber zu dem Gebet deines Knechtes werden, wenn sein Feind es belagert in
und zu seinem Flehen, o HERR, mein Gott, den Städten seines Landes, wenn irgend
daß du hörst auf das Rufen und das Ge- eine Plage, irgend eine Krankheit auftritt,
bet, welches dein Knecht vor dich bringt! 29 was immer dann irgend ein Mensch
20 Lasse deine Augen Tag und Nacht bittet und fleht, [oder] dein ganzes Volk
offenstehen über diesem Haus, über Israel, wenn jeder von ihnen seine Plage
dem Ort, von dem du gesagt hast, daß du und seinen Schmerz erkennen wird, und
deinen Namen dahin setzen willst, daß sie ihre Hände ausbreiten zu diesem
du das Gebet erhörst, das dein Knecht Haus hin, 30 so höre du es vom Himmel
zu dieser Stätte gerichtet betet. 21 So höre her, deiner Wohnstätte, und vergib und
doch das Flehen deines Knechtes und gib jedem einzelnen entsprechend allen
deines Volkes Israel, das sie zu diesem Ort seinen Wegen, wie du sein Herz erkennst
hin richten werden! Höre du es an dem — denn du allein erkennst das Herz der
Ort deiner Wohnung, im Himmel, und Menschenkinder —, 31 damit sie dich
wenn du es hörst, so vergib! fürchten, um in deinen Wegen zu wandeln
22 Wenn jemand gegen seinen Nächsten alle Tage, solange sie leben in dem Land,
sündigt, und man erlegt ihm einen Eid das du unseren Vätern gegeben hast.
auf, den er schwören soll, und er kommt 32 Aber auch wenn ein Fremdling, der
und schwört vor deinem Altar in diesem nicht zu deinem Volk Israel gehört, aus
Haus, 23 so höre du es vom Himmel her einem fernen Land kommt, um deines
und greife ein und schaffe deinen Knech- großen Namens und deiner mächtigen
ten Recht, indem du dem Schuldigen Hand und deines ausgestreckten Arms
vergiltst und sein Tun auf sein Haupt willen, und er kommt und betet zu
zurückfallen läßt, den Gerechten aber diesem Haus hin, 33 so höre du es vom
rechtfertigst und ihm nach seiner Ge- Himmel her, deiner Wohnstätte, und tue
rechtigkeit vergiltst. alles, um was dieser Fremdling dich an-
24 Und wenn dein Volk Israel vor dem ruft, damit alle Völker auf Erden deinen
Feind geschlagen wird, weil sie gegen Namen erkennen und dich fürchten, wie
dich gesündigt haben, und sie kehren dein Volk Israel, und erfahren, daß dein
wieder um und bekennen deinen Namen Name ausgerufen ist über diesem Haus,
und beten und flehen zu dir in diesem das ich erbaut habe!
Haus, 25 so höre du es vom Himmel her 34 Wenn dein Volk in den Krieg zieht ge-
und vergib die Sünde deines Volkes Isra- gen seine Feinde, auf dem Weg, den du
el, und bringe sie wieder in das Land, das sie senden wirst, und sie zu dir beten,
du ihnen und ihren Vätern gegeben hast! zu dieser Stadt gewandt, die du erwählt
26 Wenn der Himmel verschlossen ist hast, und zu dem Haus, das ich deinem
und es nicht regnet, weil sie gegen dich Namen erbaut habe, 35 so höre du vom
gesündigt haben, und sie dann zu diesem Himmel her ihr Gebet und ihr Flehen
Ort hin beten und deinen Namen beken- und verschaffe ihnen Recht!
nen, und von ihrer Sünde umkehren, weil 36 Wenn sie gegen dich sündigen — denn
du sie gedemütigt hast, 27 so höre du es es gibt keinen Menschen, der nicht sün-
im Himmel und vergib die Sünde deiner digt — und du über sie zornig bist und
484 2. CHRONIK 6.7
sie vor dem Feind dahingibst, so daß ihre Erde, auf das Pflaster, und beteten an und
Bezwinger sie gefangen wegführen in ein dankten dem HERRN, daß er freundlich ist
fernes oder nahes Land, 37 und sie neh- und seine Gnade ewiglich währt.
men es sich zu Herzen in dem Land, in das 4 Und der König und das ganze Volk opfer-
sie gefangen weggeführt wurden, und sie ten Schlachtopfer vor dem HERRN. 5 Und
kehren um und flehen zu dir in dem Land der König Salomo opferte als Schlacht-
ihrer Gefangenschaft und sprechen: Wir opfer 22 000 Rinder und 120 000 Schafe.
haben gesündigt und Unrecht getan und So weihten der König und das ganze Volk
sind gottlos gewesen! 38 — wenn sie so zu das Haus Gottes ein. 6 Die Priester aber
dir umkehren mit ihrem ganzen Herzen standen auf ihren Posten und die Leviten
und mit ihrer ganzen Seele im Land ihrer mit den Musikinstrumenten des HERRN,
Gefangenschaft, wohin man sie wegge- die der König David hatte machen las-
führt hat, und sie beten, zu ihrem Land sen, um dem HERRN zu danken, daß seine
hin gewandt, das du ihren Vätern gegeben Gnade ewig währt. Während sie den
hast, und zu der Stadt hin, die du erwählt Lobpreis Davids darbrachten, bliesen die
hast, und zu dem Haus hin, das ich dei- Priester ihnen gegenüber die Trompeten,
nem Namen gebaut habe, 39 so höre du und ganz Israel stand dabei.
vom Himmel her, deiner Wohnstätte, ihr 7 Und Salomo heiligte den inneren Be-
Gebet und ihr Flehen, und verschaffe reich des Vorhofes, der vor dem Haus
ihnen Recht, und vergib deinem Volk, was des HERRN war; denn er brachte dort
sie gegen dich gesündigt haben! Brandopfer dar und die Fettstücke der
40 So laß doch nun, mein Gott, deine Friedensopfer; denn der eherne Altar,
Augen offen sein und deine Ohren ach- den Salomo hatte machen lassen, konnte
ten auf das Gebet an diesem Ort! 41 Und die Brandopfer und Speisopfer und die
mache dich nun auf, HERR, o Gott, zu dei- Fettstücke nicht fassen.
ner Ruhe, du und die Lade deiner Macht! 8 So feierte Salomo zu jener Zeit das Fest,b
Laß deine Priester, HERR, o Gott, mit Heil sieben Tage lang, und ganz Israel mit ihm,
bekleidet werden und deine Getreuen eine sehr große Gemeinde, von Lebo-
sich freuen über das Gute! 42 HERR, o Hamat an bis zum Bach Ägyptens;c 9 und
Gott, weise nicht ab das Angesicht deines sie hielten am achten Tag eine feierliche
Gesalbtena! Gedenke an die Gnaden- Festversammlung. Denn die Einweihung
erweise, die du deinem Knecht David des Altars hatten sie sieben Tage lang ge-
[verheißen hast]! feiert und das Fest auch sieben Tage lang.
10 Aber am dreiundzwanzigsten Tag des
Die Herrlichkeit des HERRN erfüllt den siebten Monats ließ er das Volk in ihre Zel-
Tempel. Die Opfer Salomos und das Fest te ziehen, fröhlich und guten Mutes wegen
Als nun Salomo sein Gebet vollendet all des Guten, das der HERR an David, Salo-
hatte, da fiel Feuer vom Himmel mo und seinem Volk Israel getan hatte.
und verzehrte das Brandopfer und die
Schlachtopfer. Und die Herrlichkeit des Der HERR erscheint Salomo
HERRN erfüllte das Haus, 2 so daß die zum zweiten Mal
1Kö 9,1-9
Priester nicht in das Haus des HERRN hin-
eingehen konnten, weil die Herrlichkeit 11 Und so vollendete Salomo das Haus
des HERRN das Haus des HERRN erfüllte. des HERRN und das Haus des Königs; und
3 Als aber alle Kinder Israels das Feuer alles, was Salomo im Sinn gehabt hatte,
herabfallen sahen und die Herrlichkeit im Haus des HERRN und in seinem Haus
des HERRN über dem Haus, da fielen sie zu machen, das war ihm gelungen.
auf ihre Knie, mit dem Angesicht zur 12 Da erschien der HERR dem Salomo in

a (6,42) od. Messias. c (7,8) d.h. das Wadi El-Arisch.


b (7,8) gemeint ist das Laubhüttenfest.
2. CHRONIK 7.8 485
der Nacht und sprach zu ihm: »Ich habe Salomos Unternehmungen
dein Gebet erhört und mir diesen Ort und sein Gottesdienst
zur Opferstätte erwählt. 13 Wenn ich den 1Kö 9,10-28
Himmel verschließe, so daß es nicht reg- Und es geschah, als die 20 Jahre ver-
net, oder den Heuschrecken gebiete, das flossen waren, in denen Salomo das
Land abzufressen, oder wenn ich eine Haus des HERRN und sein eigenes Haus
Pest unter mein Volk sende, 14 und mein gebaut hatte, 2 da baute Salomo auch die
Volk, über dem mein Name ausgerufen Städte aus, die Huram dem Salomo gege-
worden ist, demütigt sich, und sie beten ben hatte, und er ließ die Kinder Israels
und suchen mein Angesicht und kehren darin wohnen. 3 Und Salomo zog nach
um von ihren bösen Wegen, so will ich es Hamat-Zoba und überwältigte es, 4 und
vom Himmel her hören und ihre Sünden er baute Tadmor in der Wüste [aus] und
vergeben und ihr Land heilen. 15 So sol- alle Vorratsstädte, die er in Hamat baute.
len nun meine Augen offen stehen und 5 Er baute auch das obere Beth-Horon
meine Ohren achten auf das Gebet an und das untere Beth-Horon [aus], feste
diesem Ort. 16 Ich habe nun dieses Haus Städte mit Mauern, Toren und Riegeln,
erwählt und geheiligt, daß mein Name 6 auch Baalat und alle Vorratsstädte, die
ewiglich dort sein soll; und meine Augen Salomo gehörten, und alle Wagenstädte
und mein Herz sollen da sein alle Tage. und Reiterstädte und alles, wozu Salomo
17 Und was dich betrifft, wenn du vor mir Lust hatte zu bauen in Jerusalem und auf
wandelst, wie dein Vater David gewandelt dem Libanon und im ganzen Land seiner
ist, und du alles tust, was ich dir geboten Herrschaft.
habe, und meine Satzungen und meine 7 Und alles Volk, das von den Hetitern,
Rechte befolgst, 18 so will ich den Thron Amoritern, Pheresitern, Hewitern und
deines Königtums über Israel auf ewig Jebusitern übriggeblieben war und nicht
befestigen, gemäß dem Bund, den ich zu Israel gehörte, 8 ihre Söhne, die im
mit deinem Vater David gemacht habe, Land nach ihnen übriggeblieben waren,
indem ich sagte: Es soll dir nicht fehlen welche die Kinder Israels nicht vertilgt
an einem Mann, der über Israel herrscht. hatten, machte Salomo fronpflichtig bis
19 Wenn ihr euch aber abwendet und zu diesem Tag. 9 Aber von den Kindern
meine Satzungen und Gebote, die ich Israels machte er keine zu Leibeigenen
euch vorgelegt habe, verlaßt und hin- für seine Arbeit, sondern sie waren seine
geht und anderen Göttern dient und sie Kriegsleute und Oberste seiner Wagen-
anbetet, 20 so werde ich sie aus meinem kämpfer und Oberste über seine Streit-
Land herausreißen, das ich ihnen gege- wagen und über seine Reiter. 10 Und die
ben habe; und dieses Haus, das ich mei- Zahl der Oberaufseher, die der König
nem Namen geheiligt habe, werde ich Salomo hatte, betrug 250; die geboten
von meinem Angesicht verwerfen und über das Volk.
es zum Sprichwort setzen und zum Spott 11 Und Salomo brachte die Tochter des
unter allen Völkern. 21 Und über dieses Pharao aus der Stadt Davids herauf in das
Haus, das erhaben gewesen ist, wird Haus, das er für sie gebaut hatte. Denn er
[dann] jeder, der an ihm vorübergeht, sprach: Meine Frau soll nicht im Haus
sich entsetzen und sagen: Warum hat Davids, des Königs von Israel, wohnen;
der HERR diesem Land und diesem Haus denn die Stätten sind heilig, weil die Lade
so etwas angetan? 22 Dann wird man des HERRN hineingekommen ist!
antworten: Weil sie den HERRN, den Gott 12 Von da an opferte Salomo dem HERRN
ihrer Väter, der sie aus dem Land Ägypten Brandopfer auf dem Altar des HERRN,
geführt hat, verlassen haben und sich an den er vor der Halle gebaut hatte, 13 was
andere Götter gehängt und sie angebetet an jedem Tag zu opfern war nach dem
und ihnen gedient haben — darum hat er Gesetz Moses, an den Sabbaten und
all dieses Unheil über sie gebracht!« Neumonden und an den Festzeiten,
486 2. CHRONIK 8.9
dreimal im Jahr, nämlich am Fest der ßer sich vor Staunen; 5 und sie sprach
ungesäuerten Brote, am Wochenfest und zum König: Das Wort ist wahr, das ich in
am Laubhüttenfest. meinem Land über deine Taten und über
14 Und er bestimmte die Abteilungen der deine Weisheit gehört habe! 6 Ich aber
Priester, wie sein Vater David sie geordnet habe ihren Worten nicht geglaubt, bis
hatte, zu ihrem Dienst, und die Leviten ich gekommen bin und es mit eigenen
zu ihren Aufgaben, um zu loben und zu Augen gesehen habe. Und siehe, es ist
dienen vor den Priestern, wie es jeder Tag mir nicht die Hälfte gesagt worden von
erforderte; und die Torhüter nach ihren der Größe deiner Weisheit; du hast das
Abteilungen zu jedem Tor; denn so hat- Gerücht übertroffen, das ich vernommen
te es David, der Mann Gottes, geboten. habe!
15 Und sie wichen nicht ab vom Gebot 7 Glücklich sind deine Leute, ja, glücklich
des Königs betreffs der Priester und Le- diese deine Knechte, die allezeit vor dir
viten, in keinem Wort, auch hinsichtlich stehen und deine Weisheit hören! 8 Ge-
der Schätze nicht. priesen sei der HERR, dein Gott, der Ge-
16 So kam das ganze Werk Salomos zu- fallen an dir gehabt hat, so daß er dich
stande, bis zu dem Tag, als das Haus des auf seinen Thron setzte als König vor
HERRN gegründet wurde, [und] bis zu sei- dem HERRN, deinem Gott! Weil dein Gott
ner Vollendung, bis das Haus des HERRN Israel liebt und es ewiglich erhalten will,
vollständig fertig war. deshalb hat er dich zum König über sie
17 Damals ging Salomo nach Ezjon-Geber eingesetzt, damit du Recht und Gerech-
und Elat, das am Ufer des Meeres liegt, tigkeit übst!
im Land Edom. 18 Und Huram sandte 9 Und sie gab dem König 120 Talente Gold
ihm Schiffe durch seine Knechte, die sich und sehr viel Gewürze und Edelsteine; es
auf dem Meer auskannten; die fuhren gab sonst kein solches Gewürz wie das,
mit den Knechten Salomos nach Ophir welches die Königin von Saba dem König
und holten von dort 450 Talente Gold Salomo schenkte.
und brachten es dem König Salomo. 10 (Dazu brachten die Knechte Hurams
und die Knechte Salomos, die Gold aus
Der Besuch der Königin von Saba Ophir holten, auch Sandelholz und Edel-
1Kö 10,1-13; Mt 12,42
steine. 11 Und der König ließ aus dem
Und die Königin von Saba hörte von Sandelholz einen Aufgang machen für
dem Ruhm Salomos; und sie kam das Haus des HERRN und für das Haus des
nach Jerusalem, um Salomo mit Rätseln Königs, und Lauten und Harfen für die
zu prüfen, mit einem sehr großen Gefol- Sänger: etwas Derartiges war zuvor im
ge und mit Kamelen, die Gewürze und Land Juda niemals gesehen worden.)
viel Gold und Edelsteine trugen. Und als 12 Und der König Salomo gab der Königin
sie zu Salomo kam, sagte sie ihm alles, von Saba alles, was sie wünschte und er-
was sie auf dem Herzen hatte. 2 Und Sa- bat, viel mehr als das, was sie selbst dem
lomo gab ihr Antwort auf alle ihre Fragen; König gebracht hatte. Dann kehrte sie in
es war Salomo nichts verborgen, daß er ihr Land zurück samt ihren Knechten.
es ihr nicht hätte erklären können.
3 Als nun die Königin von Saba die Weis-
Salomos großer Reichtum und sein Tod
1Kö 10,14-29; 11,41-43
heit Salomos sah und das Haus, das er
gebaut hatte, 4 und die Speise auf seinem 13 Das Gewicht des Goldes aber, das bei
Tisch, die Wohnung seiner Knechte und Salomo in einem Jahr einging, betrug
das Auftreten seiner Dienerschaft und 666 Talente Gold, 14 außer dem, was die
ihre Kleidung, auch seine Mundschen- Handelsleute und die Kaufleute brach-
ken und ihre Kleidung und auch seinen ten. Es brachten auch alle Könige von
Aufgang, auf dem er zum Haus des HERRN Arabien und die Statthalter des Landes
hinaufzugehen pflegte, da geriet sie au- Gold und Silber zu Salomo.
2. CHRONIK 9.10 487
15 Und der König Salomo ließ 200 Lang- gleich und das Zedernholz den Maulbeer-
schildea aus gehämmertem Gold ma- feigenbäumen in der Schephela. 28 Und
chen; 600 Schekel gehämmertes Gold man brachte dem Salomo Pferde aus
verwendete er für jeden Schild; 16 außer- Ägypten und aus allen Ländern.
dem 300 Kleinschilde aus gehämmertem 29 Was aber mehr von Salomo zu sagen
Gold, wobei er 300 Schekel gehämmertes ist, die früheren und die späteren [Bege-
Gold für einen Kleinschild verwendete. benheiten], ist das nicht aufgezeichnet in
Und der König brachte sie in das Haus der Geschichte des Propheten Nathan
des Libanonwaldes.b und in der Weissagung Achijas von Silo
17 Ferner ließ der König einen großen und in den Gesichten Iddos, des Sehers,
Thron aus Elfenbein anfertigen und mit über Jerobeam, den Sohn Nebats? 30 Und
dem edelsten Gold überziehen. 18 Und Salomo regierte in Jerusalem 40 Jahre
der Thron hatte sechs Stufen und einen lang über ganz Israel. 31 Und Salomo leg-
goldenen Fußschemel, der an dem te sich zu seinen Vätern, und man begrub
Thron befestigt war, und es befanden ihn in der Stadt seines Vaters David; und
sich Armlehnen an beiden Seiten des Rehabeam, sein Sohn, wurde König an
Sitzes, und zwei Löwen standen neben seiner Stelle.
den Armlehnen. 19 Und zwölf Löwen
standen dort auf den sechs Stufen zu DIE GESCHICHTE DES KÖNIGREICHES JUDA
beiden Seiten. Etwas Derartiges ist nie- BIS ZUR BABYLONISCHEN GEFANGENSCHAFT
mals in irgend einem Königreich ge- Kapitel 10 - 36
macht worden. 20 Auch alle Trinkgefäße
des Königs Salomo waren aus Gold, und Das Reich wird geteilt. König Rehabeam
alle Geräte im Haus des Libanonwaldes von Juda und König Jerobeam von Israel
1Kö 12,1-19
waren aus feinem Gold; denn zu Salo-
mos Zeit wurde das Silber für nichts Und Rehabeam zog nach Sichem;
geachtet. 21 Denn die Schiffe des Königs denn ganz Israel war nach Sichem
fuhren nach Tarsis mit den Knechten gekommen, um ihn zum König zu ma-
Hurams; diese Tarsisschiffe kamen alle chen. 2 Und es geschah, als Jerobeam,
drei Jahre einmal und brachten Gold, der Sohn Nebats, dies hörte, (er war aber
Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen. noch in Ägypten, wohin er vor dem Kö-
22 So war der König Salomo größer an nig Salomo geflohen war, und Jerobeam
Reichtum und Weisheit als alle Könige blieb in Ägypten; 3 und man sandte hin
auf Erden. 23 Und alle Könige auf Erden und ließ ihn rufen), da kamen Jerobeam
suchten das Angesicht Salomos, um sei- und ganz Israel und redeten mit Reha-
ne Weisheit zu hören, die ihm Gott ins beam und sprachen: 4 Dein Vater hat
Herz gegeben hatte. 24 Und sie brachten unser Joch hart gemacht; so erleichtere
jeder sein Geschenk, silberne und golde- du nun den harten Dienst deines Vaters
ne Geräte, Kleider, Waffen und Gewürze, und das schwere Joch, das er uns aufer-
Pferde und Maultiere, Jahr für Jahr. legt hat, so wollen wir dir dienen!
25 Und Salomo hatte 4 000 Stallplätze und 5 Er aber sprach zu ihnen: Kommt in drei
Streitwagen und 12 000 Reiter; die legte er Tagen wieder zu mir! Und das Volk ging
in die Wagenstädte und zum König nach weg. 6 Da beriet sich der König Reha-
Jerusalem. 26 Und er war Herrscher über beam mit den Ältesten, die vor seinem
alle Könige, vom Euphratstrom bis an das Vater Salomo gestanden hatten, als er
Land der Philister und bis an die Grenzen noch lebte, und sprach: Wie ratet ihr uns,
Ägyptens. 27 Und der König machte das diesem Volk zu antworten? 7 Sie antwor-
Silber in Jerusalem an Menge den Steinen teten ihm und sprachen: Wenn du gegen

a (9,15) d.h. Schilde, die den ganzen Mann schützten. b (9,16) d.h. ein prunkvolles Regierungsgebäude Salo-
mos (vgl. 1Kö 7,2-7).
488 2. CHRONIK 10.11
dieses Volk freundlich und ihm gefällig Fronmeister Hadoram hin, aber die Kin-
bist und ihnen gute Worte gibst, so wer- der Israels steinigten ihn, so daß er starb.
den sie allezeit deine Knechte sein! Der König Rehabeam aber sprang rasch
8 Aber er verwarf den Rat der Ältesten, den auf seinen Streitwagen, um nach Jeru-
sie ihm gegeben hatten, und beriet sich salem zu fliehen. 19 So fiel Israel ab vom
mit den Jungen, die mit ihm aufgewach- Haus Davids bis zu diesem Tag.
sen waren und vor ihm standen. 9 Und er
sprach zu ihnen: Was ratet ihr, daß wir Rehabeam
diesem Volk antworten sollen, das zu mir festigt seine Königsherrschaft in Juda
1Kö 12,21-24
gesagt hat: Erleichtere das Joch, das dein
Vater uns auferlegt hat? Als aber Rehabeam nach Jerusalem
10 Da antworteten ihm die Jungen, die kam, versammelte er das Haus
mit ihm aufgewachsen waren: Dem Volk, Juda und Benjamin, 180 000 auserlesene
das zu dir gesagt hat: »Dein Vater hat Krieger, um gegen Israel zu kämpfen und
unser Joch zu schwer gemacht; du aber das Königtum wieder an Rehabeam zu
erleichtere es uns«, dem sollst du so ant- bringen.
worten: »Mein kleiner Finger ist dicker als 2 Aber das Wort des HERRN erging an Sche-
die Lenden meines Vaters! 11 Und nun, maja, den Mann Gottes, folgendermaßen:
wenn mein Vater euch ein schweres Joch 3 Rede zu Rehabeam, dem Sohn Salomos,
aufgeladen hat, so will ich euer Joch noch dem König von Juda, und zu ganz Israel,
schwerer machen! Hat mein Vater euch das unter Juda und Benjamin ist, und
mit Geißeln gezüchtigt, so will ich euch sprich: 4 So spricht der HERR: »Ihr sollt nicht
mit Skorpionen züchtigen!« hinaufziehen und nicht gegen eure Brüder
12 Als nun Jerobeam samt dem ganzen kämpfen! Kehrt um, jeder zu seinem Haus,
Volk am dritten Tag zu Rehabeam kam, denn von mir aus ist diese Sache gesche-
wie der König gesagt hatte: »Kommt am hen!« Und sie hörten auf die Worte des
dritten Tag zu mir!«, 13 da antwortete HERRN und kehrten um und zogen nicht [in
ihnen der König hart. Denn der König den Kampf] gegen Jerobeam.
Rehabeam verwarf den Rat der Ältesten, 5 Und Rehabeam blieb in Jerusalem und
14 und er redete zu ihnen nach dem Rat baute Städte in Juda zu Festungen aus,
der Jungen und sprach: »Mein Vater hat 6 und zwar baute er Bethlehem, Etam,
euer Joch schwer gemacht, ich aber will Tekoa, 7 Beth-Zur, Socho, Adullam, 8 Gat,
es noch schwerer machen! Mein Vater hat Marescha, Siph, 9 Adoraim, Lachis, Aseka,
euch mit Geißeln gezüchtigt, ich aber will 10 Zorea, Ajalon und Hebron, die in Juda
euch mit Skorpionen züchtigen!« 15 So und Benjamin liegen, feste Städte. 11 Und
schenkte der König dem Volk kein Gehör; er verstärkte die festen Städte und ver-
denn es wurde von Gott so gefügt, damit teilte Befehlshaber auf sie und Vorräte an
der HERR sein Wort erfüllte, das er durch Nahrung, Öl und Wein, 12 und er brachte
Achija von Silo zu Jerobeam, dem Sohn in alle Städte Schilde und Speere und
Nebats, geredet hatte. machte sie sehr fest. So gehörten Juda
16 Als nun ganz Israel sah, daß der König und Benjamin ihm.
ihnen kein Gehör schenkte, da antworte- 13 Auch die Priester und Leviten aus
te das Volk dem König und sprach: Was ganz Israel und aus allen ihren Gebieten
haben wir für einen Anteil an David? Wir stellten sich bei ihm ein. 14 Denn die
haben kein Erbteil an dem Sohn Isais! Leviten verließen ihre Bezirke und ihr
Auf, Israel, zu deinen Zelten! Sorge du Besitztum und kamen nach Juda und
nun für dein Haus, David! So ging ganz Jerusalem. Jerobeam und seine Söhne
Israel zu seinen Zelten. 17 Und Reha- hatten sie nämlich aus dem Priester-
beam regierte nur über die Kinder Israels, dienst für den HERRN verstoßen; 15 er hat-
die in den Städten Judas wohnten. te aber für sich selbst Priester eingesetzt
18 Und der König Rehabeam sandte den für die Höhen und für die Böcke und
2. CHRONIK 11.12 489
Kälber, welche er machen ließ. 16 Jenen Volk war nicht zu zählen, das mit ihm
[Leviten] aber folgten aus allen Stäm- aus Ägypten kam: Lubier, Suchiter und
men Israels die, welche ihr Herz darauf Kuschiterb. 4 Und er eroberte die festen
richteten, den HERRN, den Gott Israels, Städte, die in Juda waren, und kam bis
zu suchen; diese kamen nach Jerusalem, nach Jerusalem.
um dem HERRN, dem Gott ihrer Väter, zu 5 Da kam Schemaja, der Prophet, zu Re-
opfern. 17 Diese stärkten das Königreich habeam und zu den Obersten von Juda,
Juda und ermutigten Rehabeam, den die sich vor Sisak nach Jerusalem zurück-
Sohn Salomos, drei Jahre lang; denn sie gezogen hatten, und sprach zu ihnen: So
wandelten drei Jahre lang auf dem Weg spricht der HERR: Ihr habt mich verlassen;
Davids und Salomos. darum habe auch ich euch verlassen
18 Und Rehabeam nahm sich Machalat, und in die Hand Sisaks gegeben! 6 Da
die Tochter Jerimots, des Sohnes Davids, demütigten sich die Obersten Israels
zur Frau, und Abichail, die Tochter Eliabs, mit dem König und sprachen: Der HERR
des Sohnes Isais; 19 und die gebar ihm ist gerecht!
Söhne: Jeusch, Semarja und Saham. 7 Als aber der HERR sah, daß sie sich de-
20 Nach dieser nahm er Maacha, die Toch- mütigten, da erging das Wort des HERRN
ter Absaloms, die gebar ihm Abija, Attai, an Schemaja folgendermaßen: Sie haben
Sisa und Schelomit. 21 Aber Rehabeam sich gedemütigt, darum will ich sie nicht
hatte Maacha, die Tochtera Absaloms, verderben, sondern ich will ihnen ein
lieber als alle seine anderen Frauen und wenig Rettung verschaffen, so daß mein
Nebenfrauen, denn er hatte 18 Frauen Zorn durch die Hand Sisaks nicht auf Je-
genommen und 60 Nebenfrauen. Und er rusalem ausgegossen wird. 8 Doch sollen
zeugte 28 Söhne und 60 Töchter. sie ihm untertan sein, damit sie erfahren,
22 Und Rehabeam setze Abija, den Sohn was es bedeutet, mir zu dienen, oder den
der Maacha, zum Haupt und zum Für- Königreichen der Länder zu dienen!
sten ein unter seinen Brüdern; denn er 9 So zog Sisak, der König von Ägypten,
wollte ihn zum König machen. 23 Und nach Jerusalem hinauf und nahm die
er war verständig und verteilte alle seine Schätze im Haus des HERRN weg und
Söhne in alle Gebiete von Juda und Ben- die Schätze im Haus des Königs und
jamin, in alle festen Städte. Und er gab ih- nahm alles weg, auch die goldenen
nen reichlichen Unterhalt und begehrte Kleinschilde, die Salomo hatte machen
viele Frauen [für sie]. lassen. 10 An deren Stelle ließ der König
Rehabeam eherne Kleinschilde machen
Rehabeams Untreue. und übergab sie den Obersten der Leib-
Der Einfall Sisaks, des Königs von Ägypten wächter, welche die Tür am Haus des
1Kö 14,21-31
Königs bewachten. 11 Und es geschah, so
Es geschah aber, als Rehabeams oft der König in das Haus des HERRN ging,
Herrschaft befestigt und er stark kamen die Leibwächter und trugen sie
geworden war, da verließ er das Gesetz und brachten sie wieder in die Kammer
des HERRN, und ganz Israel mit ihm. der Leibwächter.
2 Es geschah aber im fünften Jahr [der 12 Weil er sich nun demütigte, wandte
Regierung] des Königs Rehabeam, da sich der Zorn des HERRN von ihm, so daß
zog Sisak, der König von Ägypten, ge- nicht alles verderbt wurde; denn es war
gen Jerusalem herauf — denn sie hatten in Juda noch etwas Gutes. 13 So erstarkte
sich am HERRN versündigt —, 3 mit 1 200 der König Rehabeam in Jerusalem und
Streitwagen und 60 000 Reitern; und das regierte. Denn 41 Jahre alt war Reha-

a (11,21) d.h. die Enkelin; das Wort wird auch für b (12,3) eine Bezeichnung für die Völker westlich und
weibliche Nachkommen im 2. Glied oder späteren südlich von Ägypten.
Generationen verwendet (vgl. 2Chr 12,2).
490 2. CHRONIK 12.13
beam, als er König wurde, und er regierte Söhne Belials, zu ihm geschlagen, die
17 Jahre lang in Jerusalem, in der Stadt, widersetzten sich Rehabeam, dem Sohn
die der HERR aus allen Stämmen Israels Salomos; denn Rehabeam war noch jung
erwählt hatte, um seinen Namen dort und zu furchtsam, um ihnen zu wider-
wohnen zu lassen. Und der Name seiner stehen.
Mutter war Naama, eine Ammoniterin. 8 Und nun, glaubt ihr, dem Reich des
14 Er tat aber, was böse war; denn er hatte HERRN widerstehen zu können, das in der
sein Herz nicht darauf gerichtet, den Hand der Söhne Davids ist, weil ihr ein
HERRN zu suchen. großer Haufe seid und ihr bei euch die
15 Die Geschichte Rehabeams aber, die goldenen Kälber habt, die euch Jerobeam
frühere und die spätere, ist sie nicht als Götter gemacht hat? 9 Habt ihr nicht
niedergeschrieben in der Geschichte die Priester des HERRN, die Söhne Aarons,
Schemajas, des Propheten, und Iddos, und die Leviten verstoßen und habt euch
des Sehers, wo die Geschlechter aufge- eigene Priester gemacht, wie die Völker
zeichnet sind? Es war aber Krieg zwischen der [heidnischen] Länder? Wer irgend
Rehabeam und Jerobeam ihr Leben lang. kam, um sich weihen zu lassen mit ei-
16 Und Rehabeam legte sich zu seinen nem jungen Stier und sieben Widdern,
Vätern und wurde begraben in der Stadt der wurde Priester derer, die doch nicht
Davids; und Abija, sein Sohn, wurde Kö- Götter sind!
nig an seiner Stelle. 10 Unser Gott aber ist der HERR, und wir
haben ihn nicht verlassen; und als Prie-
König Abija von Juda. ster dienen dem HERRN die Söhne Aarons,
Sein Krieg mit Jerobeam und die Leviten verrichten den Dienst,
1Kö 15,1-8
11 und sie lassen dem HERRN alle Morgen
Im achtzehnten Jahr [der Regie- und alle Abend Brandopfer in Rauch
rung] des Königs Jerobeam wurde aufgehen, dazu das wohlriechende Räu-
Abija König über Juda, 2 und er regierte cherwerk, und besorgen die Zurichtung
drei Jahre lang in Jerusalem. Der Name des Brotes auf dem reinen Tisch und den
seiner Mutter war Michaja, eine Tochter goldenen Leuchter mit seinen Lampen,
Uriels von Gibea. Und es war Krieg zwi- daß sie alle Abend angezündet werden.
schen Abija und Jerobeam. Denn wir befolgen die Vorschriften des
3 Und Abija rüstete sich zum Krieg mit ei- HERRN, unseres Gottes; ihr aber habt
nem Heer von tapferen Kriegern, 400 000 ihn verlassen! 12 Und siehe, Gott ist mit
auserlesenen Männern. Jerobeam aber uns an unserer Spitze und seine Prie-
rüstete sich zum Krieg gegen ihn mit ster und die Lärmtrompeten, um gegen
800 000 auserlesenen Männern, tapferen euch Lärm zu blasen. Ihr Kinder Israels,
Helden. kämpft nicht gegen den HERRN, den Gott
4 Und Abija stellte sich oben auf den eurer Väter, denn es wird euch nicht
Berg Zemarajim, der zum Bergland von gelingen!
Ephraim gehört, und rief: Hört mir zu,
Jerobeam und ganz Israel! 5 Wißt ihr Gott gibt Juda den Sieg
nicht, daß der HERR, der Gott Israels, das 13 Aber Jerobeam hatte den Hinterhalt
Königtum über Israel David gegeben ausgesandt, daß er sie umgehen sollte, so
hat auf ewige Zeiten, ihm und seinen daß er vor Juda stand, der Hinterhalt aber
Söhnen, durch einen Salzbunda? 6 Aber in ihrem Rücken. 14 Als sich nun Juda
Jerobeam, der Sohn Nebats, der Knecht umwandte, siehe, da war Kampf vorne
Salomos, des Sohnes Davids, erhob sich und hinten! Da schrieen sie zum HERRN,
und wurde von seinem Herrn abtrünnig. und die Priester bliesen in die Trompe-
7 Und es haben sich leichtfertige Leute, ten, 15 und die Männer Judas erhoben

a (13,5) d.h. durch einen ewig bleibenden, unverweslichen Bund (vgl. 4Mo 18,19).
2. CHRONIK 13.14.15 491
ein Feldgeschrei. Und als die Männer Land noch [frei] vor uns liegt! Denn wir
Judas ein Kriegsgeschrei erhoben, schlug haben den HERRN, unseren Gott, gesucht;
Gott den Jerobeam und ganz Israel vor wir haben ihn gesucht, und er hat uns
Abija und Juda. Ruhe gegeben ringsumher! So bauten
16 Und die Kinder Israels flohen vor Juda; sie, und es gelang ihnen. 7 Und Asa hatte
und Gott gab sie in ihre Hand, 17 so daß ein Heer, das Langschild und Speer trug,
Abija mit seinem Volk ihnen eine große 300 000 [Mann] aus Juda, und 280 000 aus
Niederlage zufügte, und aus Israel fielen Benjamin, die Kurzschilde trugen und
an Erschlagenen 500 000 auserlesene mit Bogen schossen. Diese waren alle
Männer. 18 So wurden die Kinder Israels starke Helden.
zu jener Zeit gedemütigt, aber die Kinder 8 Aber Serach, der Kuschiter, zog aus ge-
Judas wurden gestärkt; denn sie verließen gen sie mit einem Heer von tausendmal
sich auf den HERRN, den Gott ihrer Väter. tausend, dazu 300 Streitwagen, und er
19 Und Abija jagte Jerobeam nach und kam bis Marescha. 9 Und Asa zog aus,
gewann ihm Städte ab, nämlich Bethel mit ihm entgegen. Und sie rüsteten sich zum
seinen Tochterstädten und Jeschana mit Kampf im Tal Zephata bei Marescha.
seinen Tochterstädten und Ephron mit 10 Und Asa rief den HERRN, seinen Gott, an
seinen Tochterstädten; 20 so daß Jerobeam und sprach: HERR, bei dir ist kein Unter-
forthin nicht mehr zu Kräften kam, solan- schied, zu helfen, wo viel oder wo keine
ge Abija lebte. Und der HERR schlug ihn, Kraft ist. Hilf uns, HERR, unser Gott, denn
daß er starb. 21 Abija aber erstarkte, und er wir verlassen uns auf dich, und in deinem
nahm 14 Frauen und zeugte 22 Söhne und Namen sind wir gegen diesen Haufen ge-
16 Töchter. 22 Was aber mehr von Abija zu zogen! Du, HERR, bist unser Gott! Vor dir
sagen ist und seine Wege und seine Reden, behält der Sterbliche keine Kraft!
sie sind aufgezeichnet in der Schrift des 11 Da schlug der HERR die Kuschiter vor
Propheten Iddo. 23 Und Abija legte sich zu Asa und vor Juda, so daß die Kuschiter
seinen Vätern, und man begrub ihn in der flohen. 12 Und Asa samt dem Volk, das
Stadt Davids. Und Asa, sein Sohn, wurde bei ihm war, jagte ihnen nach bis nach
König an seiner Stelle. Zu dessen Zeiten Gerar. Und von den Kuschitern fielen so
hatte das Land 10 Jahre lang Ruhe. viele, daß sie sich nicht erholen konnten,
sondern sie wurden zerschmettert vor
König Asa von Juda. Sein Sieg über Serach dem HERRN und vor seiner Heerschar;
1Kö 15,11-12
und sie trugen sehr viel Beute davon.
Und Asa tat, was gut und recht 13 Und sie schlugen alle Städte um Gerar
war vor dem HERRN, seinem Gott. her; denn der Schrecken des HERRN kam
2 Denn er entfernte die fremden Altäre über sie. Und sie plünderten alle Städte;
und die Höhen und zerbrach die Gedenk- es war nämlich viel Beute darin. 14 Auch
steine und hieb die Aschera-Standbilder die Zeltlager der Hirten schlugen sie und
um; 3 und er gebot Juda, den HERRN, den führten viele Schafe und Kamele hinweg
Gott ihrer Väter, zu suchen und nach und kehrten wieder nach Jerusalem
dem Gesetz und Gebot zu handeln. 4 Er zurück.
entfernte auch aus allen Städten Judas
die Höhen und die Sonnensäulen; und Das Wort des Propheten Asarja
das Königreich hatte Ruhe unter ihm. und Asas Eifer für den HERRN
1Kö 15,9-15
5 Und er baute feste Städte in Juda, weil
in jenen Jahren das Land Ruhe hatte Und der Geist Gottes kam auf
und kein Krieg gegen ihn geführt wurde; Asarja, den Sohn Odeds; 2 und er
denn der HERR gab ihm Ruhe. 6 Und [Asa] ging hinaus, Asa entgegen, und sprach
sprach zu Juda: Laßt uns diese Städte zu ihm: »Hört mir zu, Asa, und ganz Juda
bauen und sie mit Mauern umgeben und und Benjamin! Der HERR ist mit euch,
mit Türmen, Toren und Riegeln, weil das wenn ihr mit ihm seid; und wenn ihr ihn
492 2. CHRONIK 15.16
sucht, so wird er sich von euch finden freute sich über den Eid; denn sie hatten
lassen; wenn ihr ihn aber verlaßt, so wird mit ihrem ganzen Herzen geschworen;
er euch auch verlassen! und sie suchten Ihn mit ihrem ganzen
3 Israel war lange Zeit ohne den wahren Willen; und Er ließ sich von ihnen finden.
Gott und ohne einen Priester, der lehrt, Und der HERR gab ihnen Ruhe ringsum-
und ohne Gesetz. 4 Als es aber in seiner her.
Not zu dem HERRN, dem Gott Israels, 16 Auch setzte der König Asa seine Mutter
umkehrte und ihn suchte, da ließ er sich Maacha ab, daß sie nicht mehr Gebie-
von ihnen finden. 5 Und in jenen Zeiten terin war,a weil sie der Aschera ein Göt-
hatten die, welche aus- und eingingen, zenbild gemacht hatte. Und Asa hieb das
keinen Frieden, sondern es kamen große Götzenbild um und zermalmte es und
Schrekken über alle Bewohner der Länder. verbrannte es im Tal Kidron. 17 Aber die
6 Und ein Volk stieß mit dem anderen Höhen kamen nicht weg aus Israel; doch
zusammen und eine Stadt mit der ande- war das Herz Asas ungeteilt sein Leben
ren; denn Gott erschreckte sie durch aller- lang. 18 Und er brachte das, was sein
lei Drangsal. 7 Ihr aber, seid stark und laßt Vater geheiligt und was er selbst geheiligt
eure Hände nicht sinken; denn euer Werk hatte, in das Haus Gottes, nämlich Silber,
hat seinen Lohn!« Gold und Geräte. 19 Und es gab keinen
8 Als nun Asa diese Worte und die Weis- Krieg bis zum fünfunddreißigsten Jahr
sagung des Propheten Oded hörte, faßte der Regierung Asas.
er Mut, und er schaffte die Greuel hinweg
aus dem ganzen Land Juda und Benja- Asas Bündnis mit Aram.
min und aus den Städten, die er auf dem Seine Krankheit und sein Tod
1Kö 15,16-24
Bergland von Ephraim erobert hatte, und
er erneuerte den Altar des HERRN, der vor Im sechsunddreißigsten Jahr der
der Halle des HERRN stand. Regierung Asas zog Baesa, der
9 Und er versammelte ganz Juda und König von Israel, herauf gegen Juda, und
Benjamin und die Fremdlinge bei ihnen er baute Rama [zur festen Stadt aus], um
aus Ephraim, Manasse und Simeon; denn Asa, dem König von Juda, keinen Aus-
eine große Zahl von Leuten lief aus Israel gang und Eingang mehr zu lassen. 2 Da
zu ihm über, als sie sahen, daß der HERR, nahm Asa aus dem Schatz im Haus des
sein Gott, mit ihm war. HERRN und im Haus des Königs Silber und
10 Und sie versammelten sich in Jerusa- Gold und sandte zu Benhadad, dem Kö-
lem im dritten Monat, im fünfzehnten nig von Aram, der in Damaskus wohnte,
Jahr der Regierung Asas. 11 Und sie opfer- und ließ ihm sagen: 3 Es besteht ein Bund
ten dem HERRN an jenem Tag von der zwischen mir und dir, zwischen meinem
Beute, die sie mitgebracht hatten, 700 Vater und deinem Vater; siehe, ich sende
Rinder und 7 000 Schafe. 12 Und sie gin- dir Silber und Gold; geh hin, brich deinen
gen den Bund ein, daß sie den HERRN, den Bund mit Baesa, dem König von Israel,
Gott ihrer Väter, suchen wollten mit ih- damit er von mir abzieht!
rem ganzen Herzen und ihrer ganzen 4 Und Benhadad hörte auf den König
Seele; 13 jeder aber, der den HERRN, den Asa und sandte seine Heerführer gegen
Gott Israels, nicht suchen würde, der soll- die Städte Israels; die schlugen Ijon,
te sterben, ob klein oder groß, ob Mann Dan, Abel-Majim und alle Vorratsplätze
oder Frau. der Städte in Naphtali. 5 Als Baesa dies
14 Und sie schworen dem HERRN mit hörte, ließ er davon ab, Rama zu bauen,
lauter Stimme, mit Jauchzen, Trompeten und stellte seine Arbeit ein. 6 Da holte
und Schopharhörnern. 15 Und ganz Juda der König Asa ganz Juda herbei, und sie

a (15,16) Die Königinmutter (d.h. in diesem Fall Asas Großmutter) hatte in den Königreichen des Altertums eine
z.T. einflußreiche Ehrenstellung.
2. CHRONIK 16.17 493
trugen die Steine und das Holz, womit de mächtig gegen Israel. 2 Denn er legte
Baesa gebaut hatte, von Rama weg, und er Kriegsvolk in alle festen Städte Judas und
baute damit Geba und Mizpa [zur festen legte Besatzungen in das Land Juda und
Stadt aus]. in die Städte Ephraims, die sein Vater Asa
7 Aber zu jener Zeit kam Hanani, der erobert hatte.
Seher, zu Asa, dem König von Juda, und 3 Und der HERR war mit Josaphat; denn er
sprach zu ihm: Weil du dich auf den Kö- wandelte in den früheren Wegen seines
nig von Aram verlassen hast und hast dich Vaters David und suchte nicht die Baale
nicht auf den HERRN, deinen Gott, verlas- auf, 4 sondern er suchte den Gott seines
sen, darum ist das Heer des Königs von Vaters und wandelte in seinen Geboten
Aram deiner Hand entkommen! 8 Waren und handelte nicht wie Israel. 5 Darum
nicht die Kuschiter und Lubier ein ge- befestigte der HERR das Königtum in sei-
waltiges Heer mit sehr vielen Streitwagen ner Hand. Und ganz Juda gab Josaphat
und Reitern? Dennoch gab sie der HERR in Geschenke, so daß er viel Reichtum und
deine Hand, als du dich auf ihn verlassen Ehre hatte. 6 Und da sein Herz in den
hattest. Wegen des HERRN mutig wurde, tat er
9 Denn die Augen des HERRN durchstrei- auch noch die Höhen und die Aschera-
fen die ganze Erde, um sich mächtig zu Standbilder aus Juda hinweg.
erweisen an denen, deren Herz ungeteilt 7 Und im dritten Jahr seiner Regierung
auf ihn gerichtet ist. Du hast hierin tö- sandte er seine Fürsten Ben-Hail, Obadja,
richt gehandelt; darum wirst du von nun Sacharja, Nethaneel und Michaja, daß sie
an Krieg haben! in den Städten Judas lehren sollten; 8 und
10 Aber Asa wurde zornig über den Se- mit ihnen [sandte er] Leviten, [nämlich]
her und warf ihn ins Gefängnis; denn er Schemaja, Nethanja, Sebadja, Asahel,
zürnte ihm deswegen. Asa unterdrückte Semiramot, Jonathan, Adonia, Tobia und
auch etliche von dem Volk zu jener Zeit. Tob-Adonia, die Leviten; und mit ihnen
11 Und siehe, die Geschichte Asas, die Elischama und Joram, die Priester. 9 Und
frühere und die spätere, ist aufgezeichnet sie lehrten in Juda und hatten das Buch
im Buch der Könige von Juda und Israel. des Gesetzes des HERRN bei sich; sie zogen
12 Und Asa wurde krank an seinen Füßen in allen Städten Judas umher und lehrten
im neununddreißigsten Jahr seines Kö- das Volk.
nigreichs, und seine Krankheit war sehr 10 Und der Schrecken des HERRN kam über
schwer; doch suchte er auch in seiner alle Königreiche der Länder, die rings
Krankheit nicht den HERRN, sondern die um Juda lagen, so daß sie nicht gegen
Ärzte. Josaphat kämpften. 11 Und man brachte
13 So legte sich Asa zu seinen Vätern und Josaphat Geschenke von den Philistern
starb im einundvierzigsten Jahr seiner und Silber als Tribut. Und die Araber
Regierung. 14 Und man begrub ihn in sei- brachten ihm Kleinvieh, 7 700 Widder und
nem Grab, das er sich in der Stadt Davids 7 700 Böcke.
hatte aushauen lassen. Und sie legten ihn 12 Und Josaphat wurde immer größer,
auf ein Lager, das man angefüllt hatte mit bis er sehr groß war. Und er baute Bur-
Gewürzen und allerlei Spezereien, nach gen und Vorratsstädte in Juda. 13 Und er
der Kunst des Salbenbereiters gemacht, hatte große Vorräte in den Städten Judas
und sie zündeten ihm ein sehr großes und in Jerusalem Kriegsmänner, tapfere
Feuer an. Helden. 14 Und dies ist das Ergebnis ihrer
Musterung nach ihren Vaterhäusern: In
König Josaphat von Juda. Juda waren Befehlshaber über Tausende:
Seine Treue und seine wachsende Macht Adna, der Oberste, und mit ihm 300 000
1Kö 22,41-47
tapfere Helden. 15 Und neben ihm war
Und sein Sohn Josaphat wurde Johanan, der Oberste, und mit ihm
König an seiner Stelle; und er wur- 280 000. 16 Und neben ihm Amasja, der
494 2. CHRONIK 17.18
Sohn Sichris, der sich dem HERRN freiwil- 9 Und der König von Israel und Josaphat,
lig zur Verfügung gestellt hatte, und mit der König von Juda, saßen jeder auf sei-
ihm 200 000 tapfere Helden. nem Thron, in königliche Gewänder ge-
17 Von Benjamin war Eljada, ein tapferer kleidet. Sie saßen aber auf dem Platz am
Held, und mit ihm 200 000 [Mann], die Eingang des Tores von Samaria, und alle
mit Bogen und Schild bewaffnet waren. Propheten weissagten vor ihnen. 10 Und
18 Und neben ihm Josabad, und mit ihm Zedekia, der Sohn Kenaanas, hatte sich
180 000 zum Heeresdienst Gerüstete. eiserne Hörner gemacht und sprach: So
19 Diese standen alle im Dienst des Kö- spricht der HERR: Hiermit wirst du die Ara-
nigs, außer denen, welche der König in die mäer niederstoßen, bis du sie vernichtet
festen Städte von ganz Juda gelegt hatte. hast! 11 Und alle Propheten weissagten
ebenso und sprachen: Zieh hinauf nach
Josaphats Bündnis mit Ahab. Die falschen Ramot in Gilead, und es wird dir gelin-
Propheten und der echte Prophet Micha gen, denn der HERR wird es in die Hand
1Kö 22,1-14
des Königs geben!
Als nun Josaphat großen Reich- 12 Der Bote aber, der hingegangen war,
tum und Ehre erlangt hatte, da um Micha zu rufen, redete mit ihm und
verschwägerte er sich mit Ahab. 2 Und sprach: Siehe, die Worte der Propheten
nach etlichen Jahren zog er zu Ahab verkündigen einstimmig Gutes für den
hinab, nach Samaria. Und Ahab ließ König; so laß nun dein Wort auch sein wie
für ihn und das Volk, das bei ihm war, das Wort eines jeden von ihnen und rede
viele Schafe und Rinder schlachten und Gutes! 13 Micha aber sprach: So wahr der
überredete ihn, nach Ramot in Gilead HERR lebt, ich will reden, was mein Gott
hinaufzuziehen. 3 Denn Ahab, der Kö- sagen wird!
nig von Israel, sprach zu Josaphat, dem
König von Juda: Willst du mit mir nach Micha weissagt den Tod Ahabs
1Kö 22,15-28
Ramot in Gilead hinaufziehen? Er sprach
zu ihm: Ich will sein wie du, und mein 14 Und als er zum König kam, sagte der
Volk sei wie dein Volk, und ich will mit König zu ihm: Micha, sollen wir nach Ra-
dir in den Kampf ziehen! 4 Und Josaphat mot in Gilead in den Krieg ziehen, oder
sprach zum König von Israel: Befrage soll ich es lassen? Und er sprach: Zieht
doch heute das Wort des HERRN! hinauf! Es soll euch gelingen, denn sie
5 Da versammelte der König von Israel werden in eure Hände gegeben werden!
die Propheten, 400 Mann, und sprach zu 15 Da sprach der König zu ihm: Wie oft
ihnen: Sollen wir nach Ramot in Gilead in muß ich dich beschwören, daß du mir
den Krieg ziehen, oder soll ich es lassen? nichts als die Wahrheit sagen sollst im
Sie sprachen: Zieh hinauf, und Gott wird Namen des HERRN? 16 Da sagte er: Ich sah
sie in die Hand des Königs geben! ganz Israel auf den Bergen zerstreut, wie
6 Josaphat aber sprach: Ist hier kein Schafe, die keinen Hirten haben; und der
Prophet des HERRN mehr, den wir fragen HERR sprach: »Diese haben keinen Herrn;
könnten? 7 Der König von Israel aber ein jeder kehre wieder heim in Frieden!«
sprach zu Josaphat: Es gibt noch einen 17 Da sprach der König von Israel zu
Mann, durch den man den HERRN be- Josaphat: Habe ich dir nicht gesagt, daß
fragen kann; aber ich hasse ihn, denn er mir nichts Gutes weissagt, sondern
er weissagt mir nichts Gutes, sondern nur Böses?
immer nur Böses; das ist Micha, der Sohn 18 [Micha] aber sprach: Darum hört das
Jimlas! Josaphat aber antwortete: Der Wort des HERRN! Ich sah den HERRN auf
König rede doch nicht so! 8 Da rief der seinem Thron sitzen, und das ganze Heer
König von Israel einen Kämmerer und des Himmels stand zu seiner Rechten
sprach: Bring Micha, den Sohn Jimlas, und zu seiner Linken. 19 Und der HERR
rasch her! sprach: »Wer will Ahab, den König von Is-
2. CHRONIK 18.19 495
rael, betören, daß er hinaufzieht und bei noch Große kämpfen, sondern nur gegen
Ramot in Gilead fällt?« Und einer sagte den König von Israel! 31 Und es geschah,
dies, der andere das. 20 Da trat ein Geist als die Obersten der Streitwagen Josa-
hervor und stellte sich vor den HERRN und phat sahen, da sprachen sie: Das ist der
sprach: »Ich will ihn betören!« Und der König von Israel! und umringten ihn, um
HERR sprach zu ihm: »Womit?« 21 Und zu kämpfen. Aber Josaphat schrie, und
er sprach: »Ich will hingehen und ein der HERR half ihm; und Gott lockte sie
Lügengeist sein im Mund aller seiner von ihm weg. 32 Und es geschah, als die
Propheten!« Da sprach er: »Du sollst ihn Obersten der Streitwagen sahen, daß er
betören, und du wirst es auch ausführen! nicht der König von Israel war, da wand-
Geh hin und mache es so!« 22 Und nun ten sie sich von ihm ab.
siehe, der HERR hat einen Lügengeist in 33 Aber ein Mann spannte seinen Bogen
den Mund dieser deiner Propheten ge- aufs Geratewohl und traf den König von
legt; und der HERR hat Unheil über dich Israel zwischen den Fugen des Panzers.
geredet! Da sprach er zu seinem Wagenlenker:
23 Da trat Zedekia, der Sohn Kenaanas, Wende um und bringe mich aus dem
herzu und gab Micha einen Backen- Heer; denn ich bin verwundet! 34 Aber
streich und sprach: Auf welchem Weg ist der Kampf wurde immer heftiger an
der Geist des HERRN von mir gewichen, jenem Tag. So blieb der König von Israel
um mit dir zu reden? 24 Und Micha auf seinem Streitwagen stehen, den Ara-
sprach: Siehe, du wirst es sehen an jenem mäern gegenüber, bis zum Abend, und er
Tag, an dem du in die innerste Kammer starb zur Zeit des Sonnenuntergangs.
gehen wirst, um dich zu verbergen!
25 Da sprach der König von Israel: Nehmt
Josaphat wird getadelt und ordnet die
Micha und bringt ihn wieder zu Amon, Rechtspflege in Juda
dem Obersten der Stadt, und zu Joas, Aber Josaphat, der König von
dem Sohn des Königs, 26 und sagt: So Juda, kehrte in Frieden heim nach
spricht der König: Legt diesen in den Ker- Jerusalem. 2 Und Jehu, der Sohn Hana-
ker und speist ihn mit Brot der Drangsal nis, der Seher, ging hinaus, ihm entge-
und mit Wasser der Drangsal,a bis ich in gen, und sprach zum König Josaphat:
Frieden wiederkomme! 27 Micha aber »Solltest du so dem Gottlosen helfen und
sprach: Wenn du in Frieden wieder- die lieben, welche den HERRN hassen?
kommst, dann hat der HERR nicht durch Deswegen ist Zorn auf dir von seiten des
mich geredet! Und dann sagte er: Hört es, HERRN! 3 Dennoch ist etwas Gutes an dir
ihr Völker alle! gefunden worden, weil du die Aschera-
Standbilder aus dem Land ausgerottet
Ahabs Niederlage und Tod und dein Herz darauf gerichtet hast, Gott
1Kö 22,29-40
zu suchen.«
28 Da zogen der König von Israel und 4 Danach blieb Josaphat in Jerusalem;
Josaphat, der König von Juda, hinauf dann ging er wieder aus unter das Volk,
nach Ramot in Gilead. 29 Und der König von Beerscheba bis zum Bergland von
von Israel sprach zu Josaphat: Ich will Ephraim, und führte sie zu dem HERRN,
verkleidet in den Kampf ziehen; du aber dem Gott ihrer Väter, zurück. 5 Und er be-
ziehe deine Gewänder an! So verkleidete stimmte Richter im Land, in allen festen
sich der König von Israel, und sie zogen Städten Judas, Stadt für Stadt.
in den Kampf. 6 Und er sprach zu den Richtern: Habt
30 Aber der König von Aram hatte seinen acht, was ihr tut! Denn ihr haltet das
Obersten über die Streitwagen geboten Gericht nicht für Menschen, sondern für
und gesagt: Ihr sollt weder gegen Kleine den HERRN, und er ist mit euch beim Ur-

a (18,26) d.h. mit kärglichen Wasser- und Brotrationen wie zur Zeit einer Belagerung.
496 2. CHRONIK 19.20
teilsspruch. 7 So sei denn der Schrecken 5 Und Josaphat trat unter die Gemeinde
des HERRN über euch; nehmt euch in acht, von Juda und Jerusalem im Haus des
was ihr tut! Denn bei dem HERRN, unse- HERRN, vor dem neuen Vorhof, 6 und er
rem Gott, gibt es weder Unrecht noch An- sprach: O HERR, du Gott unserer Väter,
sehen der Person noch Bestechlichkeit. bist du nicht Gott im Himmel und Herr-
8 Auch in Jerusalem bestimmte Josaphat scher über alle Königreiche der Heiden?
etliche von den Leviten und Priestern In deiner Hand ist Kraft und Macht, und
und Familienhäuptern Israels für das Ge- niemand kann vor dir bestehen! 7 Hast du
richt des HERRN und für die Rechtshändel, nicht, unser Gott, die Einwohner dieses
als sie wieder nach Jerusalem gekommen Landes vor deinem Volk Israel vertrieben
waren. und hast es dem Samen Abrahams, deines
9 Und er gebot ihnen und sprach: So sollt Freundes, gegeben auf ewige Zeiten? 8 Sie
ihr handeln in der Furcht des HERRN, in haben sich darin niedergelassen und dir
Wahrheit und mit ungeteiltem Herzen: darin ein Heiligtum für deinen Namen
10 In jedem Rechtsstreit, der vor euch ge- gebaut und gesagt: 9 Wenn Unglück über
bracht wird von seiten eurer Brüder, die uns kommt, Schwert des Gerichts oder
in ihren Städten wohnen, sei es zwischen Pest oder Hungersnot, und wir vor dieses
Blut[tat] und Blut[tat] oder zwischen Ge- Haus und vor dich hintreten — denn
setz und Gebot, Satzungen und Rechten, dein Name wohnt ja in diesem Haus —,
sollt ihr sie verwarnen, damit sie sich und wir in unserer Not zu dir schreien, so
nicht an dem HERRN versündigen und sein wollest du hören und helfen!
Zorn nicht über euch und eure Brüder 10 Und nun siehe, die Ammoniter und
komme. So sollt ihr handeln, damit ihr Moabiter und die vom Bergland Seir,
euch nicht schuldig macht! durch [deren Land] zu ziehen du Israel
11 Und siehe, Amarja, der oberste Prie- nicht erlaubt hast, als sie aus dem Land
ster, ist über euch gesetzt für alle Ange- Ägypten zogen, sondern von denen sie
legenheiten des HERRN; Sebadja aber, der sich fernhielten und die sie nicht vertil-
Sohn Ismaels, der Fürst des Hauses Juda, gen durften — 11 siehe, diese vergelten
für alle Angelegenheiten des Königs, und uns das damit, daß sie kommen, um uns
als Vorsteher stehen euch die Leviten zur aus deinem Besitztum zu vertreiben, das
Verfügung. Seid stark und handelt! Der du uns doch zum Besitz gegeben hast!
HERR aber sei mit dem Rechtschaffenen! 12 Unser Gott, willst du sie nicht richten?
Denn in uns ist keine Kraft gegen diesen
Die Bedrohung durch die Moabiter und großen Haufen, der gegen uns herange-
Ammoniter und Josaphats Gebet rückt ist, und wir wissen nicht, was wir
Und es geschah danach, da kamen tun sollen, sondern auf dich sind unsere
die Moabiter und die Ammoniter Augen gerichtet!
und mit ihnen andere neben den Am- 13 Und ganz Juda stand vor dem HERRN,
monitern, um Josaphat zu bekämpfen. samt ihren Kindern, Frauen und Söh-
2 Und man kam und meldete es Josaphat nen. 14 Da kam der Geist des HERRN auf
und sprach: Eine große Menge rückt ge- Jehasiel, den Sohn Sacharjas, des Sohnes
gen dich heran von jenseits des [Toten] Benajas, des Sohnes Jehiels, des Sohnes
Meeres, aus Aram; und siehe, sie sind Matthanjas, den Leviten von den Söhnen
bei Hazezon-Tamar, das ist En-Gedi! 3 Da Asaphs, mitten in der Gemeinde, 15 und
fürchtete sich Josaphat und richtete sein er sprach: Horcht auf, ganz Juda und
Angesicht darauf, den HERRN zu suchen; ihr Einwohner von Jerusalem und du,
und er ließ in ganz Juda ein Fasten König Josaphat: So spricht der HERR zu
ausrufen. 4 Und Juda kam zusammen, euch: Fürchtet euch nicht und erschreckt
um von dem HERRN Hilfe zu erbitten; nicht vor diesem großen Haufen; denn
auch aus allen Städten Judas kamen sie, nicht eure, sondern Gottes Sache ist
um den HERRN zu suchen. der Kampf! 16 Morgen sollt ihr gegen sie
2. CHRONIK 20 497
hinabziehen. Siehe, sie kommen auf der seinem Volk, um unter ihnen Beute zu
Anhöhe Ziz herauf, und ihr werdet sie am machen, und sie fanden dort eine Menge
Ende des Tales antreffen, vor der Wüste sowohl Güter als auch Leichname sowie
Jeruel. 17 Aber es ist nicht an euch, dort kostbare Geräte, und sie plünderten für
zu kämpfen. Tretet nur hin und bleibt sich so viel, daß sie es nicht tragen konn-
stehen und seht die Rettung des HERRN, ten. Und sie plünderten drei Tage lang,
der mit euch ist! O Juda und Jerusalem, weil so viel vorhanden war. 26 Aber am
fürchtet euch nicht und verzagt nicht! vierten Tag kamen sie zusammen im »Lo-
Zieht morgen aus gegen sie, und der HERR betal«; denn dort lobten sie den HERRN.
ist mit euch! Daher nennt man jenen Ort »Lobetal« bis
18 Da beugte sich Josaphat mit seinem zu diesem Tag.
Angesicht zur Erde, und ganz Juda und 27 Danach kehrte die ganze Mannschaft
die Einwohner von Jerusalem fielen vor von Juda und Jerusalem wieder um, mit
dem HERRN nieder und beteten den HERRN Josaphat an ihrer Spitze, um mit Freuden
an. 19 Und die Leviten von den Söhnen nach Jerusalem zu ziehen; denn der HERR
der Kahatiter und von den Söhnen der hatte ihnen Freude gegeben angesichts
Korahiter machten sich auf, um den [der Niederlage] ihrer Feinde. 28 Und sie
HERRN, den Gott Israels, zu loben mit laut zogen in Jerusalem ein unter Harfen-,
schallender Stimme. Lauten- und Trompetenklang, zum Haus
des HERRN.
Der HERR gibt einen großen Sieg 29 Und der Schrecken Gottes kam über
20 Und sie machten sich am Morgen alle Königreiche der [heidnischen] Län-
früh auf und zogen zur Wüste Tekoa. der, als sie hörten, daß der HERR gegen die
Und als sie auszogen, trat Josaphat hin Feinde Israels gekämpft hatte. 30 So blieb
und sprach: Hört mir zu, Juda und ihr denn Josaphats Regierung ungestört,
Einwohner von Jerusalem: Vertraut auf und sein Gott gab ihm Ruhe ringsum.
den HERRN, euren Gott, so könnt ihr ge-
trost sein, und glaubt seinen Propheten, Josaphats Regierungszeit und Ende
1Kö 22,41-51
so werdet ihr Gelingen haben! 21 Und er
beriet sich mit dem Volk und stellte die, 31 Und so regierte Josaphat über Juda.
welche in heiligem Schmuck dem HERRN Mit 35 Jahren war er König geworden,
singen und ihn preisen sollten, im Zug und er regierte 25 Jahre in Jerusalem.
vor die gerüsteten Krieger hin, um zu Und der Name seiner Mutter war Asuba,
singen: Dankt dem HERRN, denn seine eine Tochter Silhis. 32 Und er wandelte
Gnade währt ewiglich! in dem Weg seines Vaters Asa und wich
22 Und als sie anfingen mit Jauchzen und nicht ab davon, sondern tat, was dem
Loben, ließ der HERR einen Hinterhalt HERRN wohlgefiel. 33 Nur die Höhen
kommen über die Ammoniter, Moabiter wurden nicht abgeschafft, denn das Volk
und die vom Bergland Seir, die gegen hatte sein Herz noch nicht dem Gott ihrer
Juda gekommen waren, und sie wurden Väter zugewandt. 34 Was aber mehr von
geschlagen. 23 Und die Ammoniter und Josaphat zu sagen ist, die früheren und
Moabiter stellten sich denen vom Berg- die späteren [Begebenheiten], siehe, das
land Seir entgegen, um sie zu vernichten ist aufgezeichnet in der Geschichte Jehus,
und zu vertilgen. Und als sie die vom des Sohnes Hananis, die in das Buch der
Bergland Seir aufgerieben hatten, halfen Könige von Israel aufgenommen wurde.
sie selbst einander zur Vertilgung. 35 Danach aber verbündete sich Josa-
24 Als aber Juda zur Bergwarte gegen die phat, der König von Juda, mit Ahasja,
Wüste hin kam und sich gegen den Hau- dem König von Israel, der gottlos war in
fen wenden wollte, siehe, da lagen die seinem Tun. 36 Und zwar verband er sich
Leichen auf dem Boden; niemand war mit ihm, um Schiffe zu bauen, die nach
entkommen. 25 Und Josaphat kam mit Tarsis fahren sollten; und sie fertigten die
498 2. CHRONIK 20.21
Schiffe in Ezjon-Geber. 37 Aber Elieser, ner Zeit fiel auch Libna von ihm ab; denn
der Sohn Dodawahs von Marescha, weis- er hatte den HERRN, den Gott seiner Väter,
sagte gegen Josaphat und sprach: Weil verlassen. 11 Auch machte er Höhen
du dich mit Ahasja verbunden hast, so auf den Bergen Judas und verführte die
hat der HERR dein Werk zerstört! Und die Bewohner Jerusalems zur Hurerei und
Schiffe zerschellten und konnten nicht brachte Juda auf Abwege.
nach Tarsis fahren. 12 Es kam aber ein Schreiben zu ihm
von dem Propheten Elia; das lautete fol-
König Jehoram von Juda. gendermaßen: »So spricht der HERR, der
Seine Gottlosigkeit und sein Ende Gott deines Vaters David: Weil du nicht
2Kö 8,16-24
in den Wegen deines Vaters Josaphat
Und Josaphat legte sich zu seinen gewandelt bist, noch in den Wegen Asas,
Vätern und wurde begraben bei des Königs von Juda, 13 sondern in dem
seinen Vätern in der Stadt Davids. Und Je- Weg der Könige von Israel, und weil du
horam, sein Sohn, wurde König an seiner Juda und die Bewohner Jerusalems zur
Stelle. 2 Und er hatte Brüder, Söhne Josa- Hurerei verführst, gleichwie das Haus
phats, nämlich Asarja, Jechiel, Sacharja, Ahabs Hurerei einführte, und hast dazu
Asarja, Michael und Sephatja. Diese deine Brüder aus dem Haus deines Vaters
alle waren Söhne Josaphats, des Königs ermordet, die besser waren als du; 14 sie-
von Israel. 3 Und ihr Vater machte ihnen he, deshalb wird der HERR eine schwere
reiche Geschenke von Silber, Gold und Plage über dein Volk verhängen, auch
Kleinodien und gab ihnen feste Städte über deine Kinder, deine Frauen und
in Juda. Aber das Königreich gab er Jeho- alle deine Habe. 15 Du aber wirst viel zu
ram, denn er war der Erstgeborene. leiden haben an einer Krankheit in dei-
4 Als aber Jehoram das Königreich seines nen Eingeweiden, bis deine Eingeweide
Vaters übernommen hatte und mächtig nach langer Zeit infolge dieser Krankheit
geworden war, tötete er alle seine Brüder heraustreten werden!«
mit dem Schwert; dazu auch etliche von 16 Und der HERR erweckte gegen Jehoram
den Fürsten Israels. 5 Jehoram war 32 Jah- den Geist der Philister und Araber, die
re alt, als er König wurde, und er regierte 8 neben den Kuschitern wohnen; 17 und
Jahre lang in Jerusalem; 6 und er wandelte sie zogen herauf gegen Juda und brachen
in dem Weg der Könige von Israel, wie es ein und führten allen Besitz hinweg, der
das Haus Ahabs getan hatte; denn er hat- im Haus des Königs vorhanden war; dazu
te eine Tochter Ahabs zur Frau. Und er tat, seine Söhne und seine Frauen, so daß
was böse war in den Augen des HERRN. ihm kein Sohn übrigblieb, außer Joahas,
7 Aber der HERR wollte das Haus Davids seinem jüngsten Sohn.
nicht verderben, um des Bundes willen, 18 Und nach alledem schlug ihn der HERR
den er mit David gemacht hatte, und in seinen Eingeweiden mit einer unheil-
weil er ihm verheißen hatte, daß er ihm baren Krankheit. 19 Und nach langer
und seinen Söhnen allezeit eine Leuchte Zeit, und zwar am Ende von zwei Jahren,
geben werde. traten seine Eingeweide infolge seiner
8 Zu seiner Zeit fielen die Edomiter von Krankheit heraus, und er starb unter
der Oberherrschaft Judas ab und setzten schlimmen Schmerzen. Und sein Volk
einen König über sich. 9 Da zog Jeho- machte kein Feuer [ihm zu Ehren], wie
ram hinüber mit seinen Obersten und man es für seine Väter getan hatte.
allen Streitwagen; und es geschah, als er 20 Mit 32 Jahren war er König geworden,
sich bei Nacht aufmachte, schlug er die und er regierte 8 Jahre lang in Jerusa-
Edomiter, die ihn und die Obersten der lem. Und er ging dahin, ohne bedauert
Streitwagen umzingelt hatten. 10 Aber zu werden, und man begrub ihn in der
die Edomiter fielen von der Oberherr- Stadt Davids, aber nicht in den Gräbern
schaft Judas ab bis zu diesem Tag. Zu je- der Könige.
2. CHRONIK 22.23 499
König Ahasja von Juda Die blutige Herrschaft Athaljas über Juda
2Kö 8,25-29; 9,16-29 2Kö 11,1-3
Und die Einwohner von Jerusalem 10 Als aber Athalja, die Mutter Ahasjas,
machten Ahasja, seinen jüngsten sah, daß ihr Sohn tot war, da machte sie
Sohn, zum König an seiner Stelle; denn sich auf und brachte alle königlichen
die Truppe, die mit den Arabern in das Nachkommen des Hauses Juda um.
Lager gekommen war, hatte alle älteren 11 Aber Joschabat, die Tochter des Königs,
getötet. So wurde Ahasja König, der Sohn nahm Joas, den Sohn Ahasjas, und schaff-
Jehorams, des Königs von Juda. 2 Es war te ihn heimlich weg aus der Mitte der
nach 42 Jahren, daß Ahasja König wurde, Königssöhne, die getötet wurden, und
und er regierte ein Jahr lang in Jerusalem; brachte ihn samt seiner Amme in eine
und der Name seiner Mutter war Athalja, Schlafkammer. So verbarg ihn Joschabat,
eine Tochter Omris. die Tochter des Königs Jehoram, die Frau
3 Und auch er wandelte in den Wegen des des Priesters Jojada (denn sie war Ahasjas
Hauses Ahabs, denn seine Mutter beriet Schwester), vor Athalja, so daß er nicht
ihn so, daß er gottlos handelte. 4 Und so getötet wurde. 12 Und er war sechs Jahre
tat er, was böse war in den Augen des lang bei ihnen im Haus Gottes verborgen.
HERRN, wie das Haus Ahabs; denn nach Athalja aber herrschte über das Land.
dem Tod seines Vaters waren sie seine
Ratgeber, zu seinem Verderben. Joas wird vom Priester Jojada als König
5 Er wandelte auch nach ihrem Rat und
von Juda eingesetzt
2Kö 11, 4-20
zog mit Joram, dem Sohn Ahabs, dem
König von Israel, in den Krieg gegen Ha- Aber im siebten Jahr ermannte sich
sael, den König von Aram, nach Ramot in Jojada und schloß einen Bund mit
Gilead. Aber die Aramäer verwundeten den Obersten über die Hundertschaften,
Joram. 6 Da kehrte er um, um sich in Jes- nämlich mit Asarja, dem Sohn Jerohams,
reel heilen zu lassen; denn er hatte Wun- Ismael, dem Sohn Johanans, Asarja, dem
den, die ihm in Rama geschlagen worden Sohn Obeds, Maaseja, dem Sohn Adajas,
waren, als er mit Hasael, dem König von und Elischaphat, dem Sohn Sichris. 2 Die
Aram, kämpfte. Und Asarja, der Sohn zogen in Juda umher und versammelten
Jehorams, der König von Juda, zog hinab, die Leviten aus allen Städten Judas und
um Joram, den Sohn Ahabs, in Jesreel zu die Familienhäupter von Israel, und sie
besuchen, weil er krank lag. kamen nach Jerusalem.
7 Und das war von Gott zum Untergang 3 Und diese ganze Versammlung machte
Ahasjas [so gefügt], daß er zu Joram ging; im Haus Gottes einen Bund mit dem Kö-
denn als er kam, zog er mit Joram aus nig. Und [Jojada] sprach zu ihnen: Siehe,
gegen Jehu, den Sohn Nimsis, den der der Sohn des Königs soll König sein, so
HERR gesalbt hatte, um das Haus Ahabs wie der HERR es den Söhnen Davids zu-
auszurotten. 8 Und es geschah, als Jehu gesagt hat! 4 Das ist es, was ihr tun sollt:
am Haus Ahabs Gericht übte, da traf Ein Drittel von euch Priestern und Levi-
er die Fürsten Judas und die Söhne der ten, die ihr am Sabbat antretet, soll als
Brüder Ahasjas, die Ahasja dienten, und Türhüter an der Schwelle dienen, 5 und
brachte sie um. 9 Er suchte auch Ahasja; ein Drittel im Haus des Königs und ein
und man fing ihn in Samaria, wo er sich Drittel am Grundtor, während das ganze
verborgen hatte, und brachte ihn zu Jehu; Volk in den Vorhöfen vor dem Haus des
der tötete ihn. Und man begrub ihn, HERRN ist. 6 Es soll aber niemand in das
denn sie sprachen: Er ist der Sohn von Haus des HERRN gehen; nur die Priester
Josaphat, der von ganzem Herzen den und die diensttuenden Leviten dürfen
HERRN gesucht hat! Und es war niemand hineingehen, denn sie sind heilig; aber
mehr aus dem Haus Ahasjas, der stark das ganze Volk soll die Vorschrift des
genug gewesen wäre zum Regieren. HERRN befolgen! 7 Und die Leviten sollen
500 2. CHRONIK 23.24
den König umringen, jeder mit seiner 16 Und Jojada machte einen Bund mit
Waffe in der Hand; und wer in das Haus dem ganzen Volk und mit dem König, daß
eindringt, soll getötet werden. Ihr aber sie das Volk des HERRN sein sollten. 17 Da
sollt bei dem König sein, wenn er aus- ging das ganze Volk zum Baalstempel
und eingeht! und zerstörte ihn, und auch seine Altäre
8 Und die Leviten und ganz Juda handel- und seine Bilder zertrümmerten sie und
ten genau nach dem Befehl des Priesters töteten Mattan, den Baalspriester, vor
Jojada; und jeder nahm seine Leute, die den Altären.
am Sabbat antraten, samt denen, die am 18 Und Jojada legte die Ämter im Haus des
Sabbat abtraten. Denn der Priester Joja- HERRN in die Hand der Priester und Levi-
da hatte die Abteilungen nicht entlassen. ten, die David über das Haus des HERRN
9 Und der Priester Jojada gab den Ober- eingeteilt hatte, um dem HERRN Brandop-
sten über die Hundertschaften Speere fer darzubringen, wie es im Gesetz Moses
und Schilde und die Köcher, die dem Kö- geschrieben steht, mit Freuden und
nig David gehört hatten, und die im Haus Gesang, nach der Verordnung Davids.
Gottes waren, 10 und er stellte das ganze 19 Und er stellte Torhüter an die Tore des
Kriegsvolk, jeden mit seiner Waffe in der Hauses des HERRN, damit niemand hin-
Hand, von der rechten Seite des Hauses einkäme, der irgendwie unrein wäre.
bis zur linken Seite, bei dem Altar und bei 20 Und er nahm die Obersten über die
dem Haus, rings um den König her auf. Hundertschaften und die Vornehmen
11 Da führten sie den Sohn des Königs und Herrscher über das Volk, auch das
heraus und setzten ihm die Krone auf ganze Volk des Landes, und führte den
und gaben ihm das Zeugnisa und mach- König aus dem Haus des HERRN hinab;
ten ihn zum König. Und Jojada und seine und sie kamen durch das obere Tor in das
Söhne salbten ihn und sprachen: Es lebe Haus des Königs und setzten den König
der König! auf den Thron des Königreiches. 21 Und
12 Als aber Athalja das Geschrei des Vol- das ganze Volk des Landes freute sich,
kes hörte, das herbeilief und den König und die Stadt hatte Ruhe. Athalja aber
lobte, kam sie zu dem Volk in das Haus hatten sie mit dem Schwert getötet.
des HERRN. 13 Und sie schaute, und sie-
he, der König stand auf seinem Podium Die Wiederherstellung
beim Eingang, und die Obersten und die des Tempels durch Joas
2Kö 12,1-17
Trompeter bei dem König, und das ganze
Volk des Landes war fröhlich und stieß in Joas war sieben Jahre alt, als er Kö-
die Trompeten, und die Sänger waren da nig wurde, und er regierte 40 Jahre
mit den Musikinstrumenten und leiteten lang in Jerusalem. Und der Name seiner
den Lobgesang. Da zerriß Athalja ihre Mutter war Zibja, von Beerscheba. 2 Und
Kleider und schrie: Verrat! Verrat! Joas tat, was recht war in den Augen des
14 Aber Jojada, der Priester, ließ die Ober- HERRN, solange der Priester Jojada lebte.
sten über die Hundertschaften, die über 3 Und Jojada gab ihm zwei Frauen, und er
das Heer gesetzt waren, hinausgehen und zeugte Söhne und Töchter.
sprach zu ihnen: Führt sie hinaus, zwi- 4 Danach nahm sich Joas vor, das Haus
schen den Reihen hindurch, und wer ihr des HERRN zu erneuern. 5 Und er ver-
nachfolgt, den soll man mit dem Schwert sammelte die Priester und Leviten und
töten! Denn der Priester hatte gesagt: Ihr sprach zu ihnen: Zieht aus in die Städte
sollt sie nicht im Haus des HERRN töten! Judas und sammelt Geld aus ganz Israel,
15 Und sie legten Hand an sie. Und als sie um das Haus eures Gottes jährlich auszu-
zum Eingang des Roßtors am Haus des bessern, und beeilt euch damit! Aber die
Königs kam, tötete man sie dort. Leviten beeilten sich nicht.

a (23,11) d.h. die Buchrolle des Gesetzes des HERRN (vgl. 5Mo 17,18-20).
2. CHRONIK 24 501
6 Da rief der König den Jojada, den 15 Jojada aber wurde alt und lebenssatt
Oberpriester, und sprach zu ihm: Warum und starb; er war bei seinem Tod 130
verlangst du nicht von den Leviten, daß Jahre alt. 16 Und sie begruben ihn in der
sie von Juda und Jerusalem die Steuer Stadt Davids, bei den Königen, weil er
einbringen, die Mose, der Knecht des für Israel Gutes getan hatte und auch für
HERRN, auferlegte und die die Gemein- Gott und sein Haus.
de Israels für das Zelt des Zeugnisses
brachte? 7 Denn die gottlose Athalja und Joas weicht vom HERRN und kommt um
ihre Söhne haben das Haus des HERRN 17 Aber nach Jojadas Tod kamen die
aufgebrochen und alle geheiligten Dinge, Obersten von Juda und huldigten dem
die zum Haus des HERRN gehören, den König; und der König hörte auf sie. 18 Und
Baalen gegeben! sie verließen das Haus des HERRN, des Got-
8 Da befahl der König, daß man eine Lade tes ihrer Väter, und dienten den Aschera-
machen und sie außerhalb des Tores am Standbildern und Götzenbildern. Da kam
Haus des HERRN aufstellen sollte. 9 Und ein Zorngericht über Juda und Jerusalem
man ließ in Juda und Jerusalem ausrufen, um dieser ihrer Schuld willen. 19 Er
daß man dem HERRN die Abgabe bringen sandte aber Propheten zu ihnen, um sie
solle, die Mose, der Knecht Gottes, Israel zum HERRN zurückzubringen; und diese
in der Wüste auferlegt hatte. 10 Da freu- ermahnten sie ernstlich, aber sie hörten
ten sich alle Obersten und das ganze Volk nicht darauf.
und brachten sie und warfen sie in die 20 Da kam der Geist Gottes über Sachar-
Lade, bis sie es alle getan hatten. ja, den Sohn Jojadas, des Priesters, so daß
11 Und wenn es Zeit war, die Lade durch er gegen das Volk auftrat und zu ihnen
die Leviten zu der königlichen Behörde sprach: So spricht Gott: Warum übertre-
zu bringen, und wenn man sah, daß viel tet ihr die Gebote des HERRN? Darum wird
Geld darin war, so kamen der Schreiber es euch nicht gelingen; denn weil ihr den
des Königs und der Beauftragte des Ober- HERRN verlassen habt, wird er euch auch
priesters und leerten die Lade und trugen verlassen!
sie wieder an ihren Ort. So machten sie es 21 Aber sie machten eine Verschwörung
von Zeit zu Zeit, so daß sie viel Geld zus gegen ihn und steinigten ihn auf Be-
ammenbrachten. 12 Und der König und fehl des Königs im Vorhof am Haus des
Jojada gaben es denen, die das Werk des HERRN. 22 Und der König Joas gedachte
Dienstes am Haus des HERRN betrieben; nicht an die Güte, die sein Vater Jojada ihm
die stellten Steinmetze und Zimmerleute erwiesen hatte, sondern er brachte dessen
ein, um das Haus des HERRN zu erneuern, Sohn um. Als der aber starb, sprach er: Der
auch Handwerker für die Eisen- und HERR wird es sehen und richten!
Erzbearbeitung, um das Haus des HERRN 23 Und es geschah um die Jahreswende,
auszubessern. da zog das Heer der Aramäer gegen ihn
13 Und die Handwerker arbeiteten, so herauf, und sie kamen nach Juda und
daß die Verbesserung des Werkes unter Jerusalem und vertilgten alle Obersten
ihrer Hand fortschritt, und sie setzten des Volkes aus dem Volk und sandten alle
das Haus Gottes wieder in seinen rech- ihre Beute zu dem König von Damaskus.
ten Stand und machten es fest. 14 Und 24 Denn obwohl das Heer der Aramäer
als sie es vollendet hatten, brachten sie nur aus wenigen Leuten bestand, gab
das übrige Geld vor den König und vor doch der HERR ein sehr großes Heer in
Jojada; davon machte man Geräte für das ihre Hand, weil jene den HERRN, den Gott
Haus des HERRN, Geräte für den Dienst ihrer Väter, verlassen hatten. So vollzogen
und für die Brandopfer, Schalen und sie das Strafgericht an Joas.
goldene und silberne Geräte. Und sie 25 Und als sie von ihm abgezogen waren,
opferten beständig Brandopfer im Haus wobei sie ihn schwer verwundet zu-
des HERRN, solange Jojada lebte. rückließen, machten seine Knechte eine
502 2. CHRONIK 24.25
Verschwörung gegen ihn wegen der Blut- nicht mit dir ziehen; denn der HERR ist
schuld an den Söhnen des Priesters Jojada, nicht mit Israel, mit keinem von den
und sie töteten ihn auf seinem Bett; und er Söhnen Ephraims; 8 sondern geh du hin,
starb, und man begrub ihn in der Stadt handle und sei stark zum Kampf! Gott
Davids, aber man begrub ihn nicht in den könnte dich sonst zu Fall bringen vor
Gräbern der Könige. dem Feind; denn bei Gott steht die Kraft,
26 Und diese sind es, die sich gegen ihn zu helfen und zu Fall zu bringen!
verschworen hatten: Sabad, der Sohn der 9 Da sprach Amazja zu dem Mann Gottes:
Ammoniterin Simeat, und Josabad, der Was wird dann aber aus den 100 Talenten,
Sohn der Moabiterin Simrit. 27 Aber sei- die ich den israelitischen Truppen gege-
ne Söhne und die Größe des Tributs, der ben habe? Der Mann Gottes sprach: Der
ihm auferlegt wurde, und die Wiederher- HERR hat dir noch mehr zu geben als nur
stellung des Hauses Gottes, siehe, das ist das! 10 Da sonderte Amazja seine Leute
beschrieben in der Schrift des Buches der ab von den Truppen, die aus Ephraim zu
Könige. Und Amazja, sein Sohn, wurde ihm gekommen waren, und er ließ sie an
König an seiner Stelle. ihren Ort hingehen. Da entbrannte ihr
Zorn sehr gegen Juda, und sie kehrten in
König Amazja von Juda glühendem Zorn wieder heim.
und sein Sieg über die Edomiter 11 Amazja aber faßte Mut und führte sein
2Kö 14,1-7
Volk aus und zog in das Salztal und schlug
Amazja war 25 Jahre alt, als er von den Söhnen Seirs 10 000 [Mann].
König wurde, und er regierte 29 12 Und die Söhne Judas fingen 10 000
Jahre lang in Jerusalem. Und der Name von ihnen lebendig, führten sie auf eine
seiner Mutter war Joaddan, von Jeru- Felsenspitze und stürzten sie von der
salem. 2 Und er tat, was recht war in den Felsenspitze hinunter, daß sie alle zer-
Augen des HERRN, doch nicht von ganzem schmettert wurden.
Herzen. 13 Aber die Kriegsleute, die Amazja zu-
3 Als ihm nun die Königsherrschaft gesi- rückgeschickt hatte, daß sie nicht mit
chert war, tötete er seine Knechte, die sei- ihm in den Krieg zögen, fielen in die Städ-
nen königlichen Vater erschlagen hatten. te Judas ein, von Samaria bis nach Beth-
4 Aber ihre Söhne tötete er nicht, sondern Horon, erschlugen dort 3 000 [Mann] und
er handelte, wie es geschrieben steht im machten große Beute.
Buch des Gesetzes Moses, wo der HERR
geboten hatte und sprach: »Die Väter Amazjas Götzendienst
sollen nicht um der Söhne willen sterben und Niederlage gegen Israel
2Kö 14,8-20
und die Söhne nicht um der Väter willen,
sondern jeder soll um seiner eigenen 14 Und es geschah, als Amazja von der
Sünde willen sterben!« Schlacht gegen die Edomiter heimkehrte,
5 Und Amazja versammelte Juda und da brachte er die Götter der Söhne Seirs mit
stellte sie auf nach den Vaterhäusern, nach und stellte sie für sich als Götter auf und
den Obersten über die Tausendschaften betete vor ihnen an und räucherte ihnen.
und nach den Obersten über die Hundert- 15 Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen
schaften, von ganz Juda und Benjamin, Amazja; und er sandte einen Propheten zu
und er musterte sie, von 20 Jahren an und ihm, der sprach zu ihm: Warum suchst du
darüber, und es fanden sich 300 000 Auser- die Götter des Volkes, die ihr Volk nicht aus
lesene, die in den Krieg ziehen und Speer deiner Hand errettet haben?
und Schild handhaben konnten. 6 Dazu 16 Als dieser aber [so] zu ihm redete,
warb er aus Israel 100 000 starke Kriegsleu- sprach [Amazja] zu ihm: Hat man dich
te um 100 Talente Silber an. zum Ratgeber des Königs gemacht? Hör
7 Aber ein Mann Gottes kam zu ihm und auf; warum willst du geschlagen werden?
sprach: O König, laß das Heer Israels Da hörte der Prophet auf und sprach: Ich
2. CHRONIK 25.26 503
merke wohl, daß Gott beschlossen hat, rael, noch 15 Jahre lang. 26 Was aber mehr
dich zu verderben, weil du dies getan und von Amazja zu sagen ist, die früheren und
meinem Rat nicht gehorcht hast! die späteren [Begebenheiten], siehe, ist das
17 Und Amazja, der König von Juda, beriet nicht aufgezeichnet im Buch der Könige
sich und sandte [Boten] hin zu Joas, dem von Juda und Israel? 27 Und von der Zeit
Sohn des Joahas, des Sohnes Jehus, dem an, da Amazja vom HERRN abwich, bestand
König von Israel, und ließ ihm sagen: in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn.
Komm, wir wollen einander ins Angesicht Er aber floh nach Lachis. Da sandten sie
sehen!a ihm [Leute] hinterher bis nach Lachis und
18 Da sandte Joas, der König von Israel, töteten ihn dort. 28 Und sie brachten ihn
[Boten] zu Amazja, dem König von Juda, auf Pferden zurück und begruben ihn bei
und ließ ihm sagen: Der Dornstrauch auf seinen Vätern in der Hauptstadt Judas.
dem Libanon sandte zur Zeder auf dem
Libanon und ließ ihr sagen: Gib deine König Ussija von Juda
2Kö 15,1-4
Tochter meinem Sohn zur Frau! Aber das
Wild auf dem Libanon lief über den Dorn- Da nahm das ganze Volk Juda den
strauch und zertrat ihn. 19 Du aber denkst Ussija, der 16 Jahre alt war, und
daran, daß du die Edomiter geschlagen machte ihn zum König an Stelle seines Va-
hast, und dein Herz verführt dich zum ters Amazja. 2 Er baute Elot und brachte es
Stolz. Bleibe du jetzt daheim! Warum wieder an Juda, nachdem der König sich zu
willst du das Unheil herausfordern, daß seinen Vätern gelegt hatte. 3 Ussija war 16
du zu Fall kommst und Juda mit dir? Jahre alt, als er König wurde, und er regierte
20 Aber Amazja wollte nicht hören; denn 52 Jahre lang in Jerusalem. Und der Name
es war von Gott [so gefügt], um sie in die seiner Mutter war Jecholja, von Jerusalem.
Hand [der Feinde] zu geben, weil sie die 4 Und er tat, was recht war in den Augen
Götter der Edomiter gesucht hatten. 21 Da des HERRN, ganz wie es sein Vater Amazja
zog Joas, der König von Israel, herauf, getan hatte. 5 Und er suchte Gott, solange
und sie sahen sich ins Angesicht, er und Sacharja lebte, der Einsicht hatte in die
Amazja, der König von Juda, bei Beth- Offenbarungen Gottes. Und solange er den
Schemesch, das zu Juda gehört. 22 Aber HERRN suchte, ließ Gott es ihm gelingen.
Juda wurde vor Israel geschlagen, so daß 6 Denn er zog aus und kämpfte gegen die
jeder in sein Zelt floh. Philister und riß die Mauern von Gat und
23 Und Joas, der König von Israel, nahm die Mauern von Jabne und die Mauern
Amazja, den König von Juda, den Sohn von Asdod nieder und baute Städte bei
des Joas, des Sohnes des Joahas, bei Asdod und unter den Philistern. 7 Denn
Beth-Schemesch gefangen und brachte Gott half ihm gegen die Philister, gegen
ihn nach Jerusalem; und er riß die Mauer die Araber, die in Gur-Baal wohnten, und
von Jerusalem ein, vom Tor Ephraim bis gegen die Meuniter. 8 Und die Ammoni-
zum Ecktor, auf 400 Ellen Länge. 24 Und ter zahlten dem Ussija Tribut; und sein
er nahm alles Gold und Silber und alle Ruhm verbreitete sich bis nach Ägypten
Geräte, die sich im Haus Gottes bei hin; denn er wurde sehr stark.
Obed-Edom befanden, auch die Schätze 9 Und Ussija baute Türme in Jerusalem,
im Haus des Königs, dazu Geiseln, und am Ecktor und am Taltor und am Winkel,
kehrte wieder nach Samaria zurück. und befestigte sie. 10 Er baute auch Tür-
25 Aber Amazja, der Sohn des Joas, der Kö- me in der Wüste und grub viele Brunnen;
nig von Juda, lebte nach dem Tod des Joas, denn er hatte viel Vieh in der Schephela
des Sohnes des Joahas, des Königs von Is- und auf dem Mischorb, auch Ackerleute

a (25,17) d.h. miteinander kämpfen. (Schephela) bzw. die Hochebene zwischen dem
b (26,10) Bezeichnungen für das Hügelland zwischen Arnon und der Stadt Hesbon (Mischor).
der Mittelmeerküste und dem Bergland von Juda
504 2. CHRONIK 26.27
und Weingärtner auf dem Bergland und beim Räucheraltar. 20 Denn als sich der
am Karmel; denn er liebte den Ackerbau. Oberpriester Asarja und alle Priester zu
11 Ussija hatte auch ein kriegstüchtiges ihm hinwandten, siehe, da war er aus-
Heer, das truppenweise ins Feld zog, in sätzig an seiner Stirn! Da jagten sie ihn
der Anzahl, wie sie gemustert wurden rasch hinaus; und auch er selbst machte
durch Jehiel, den Schreiber, und Maaseja, sich schnell davon, weil der HERR ihn ge-
den Vorsteher, unter der Leitung Hanan- schlagen hatte.
jas, eines königlichen Obersten. 12 Die 21 So war der König Ussija aussätzig bis
Gesamtzahl der Familienhäupter der zum Tag seines Todes und wohnte als
kriegstüchtigen Mannschaft betrug 2 600. Aussätziger in einem abgesonderten
13 Und unter ihrer Hand war das Kriegs- Haus; denn er war vom Haus des HERRN
heer, 307 500 kriegstüchtige Leute mit ausgeschlossen, und sein Sohn Jotam
gewaltiger Schlagkraft, um dem König stand dem Haus des Königs vor und
gegen die Feinde zu helfen. richtete das Volk des Landes. 22 Was aber
14 Und Ussija rüstete das ganze Heer mit mehr von Ussija zu sagen ist, die frühe-
Schilden, Speeren, Helmen, Panzern, ren und die späteren [Begebenheiten],
Bogen und Schleudersteinen aus. 15 Er das hat der Prophet Jesaja, der Sohn des
machte in Jerusalem auch Maschinen, Amoz, aufgezeichnet. 23 Und Ussija legte
von erfinderischen Männern kunstvoll sich zu seinen Vätern, und sie begruben
gebaut, die auf Türmen und Zinnen ihn bei seinen Vätern auf dem Feld bei der
aufgestellt wurden, um mit Pfeilen und Grabstätte der Könige; denn sie sprachen:
großen Steinen zu schießen. So verbrei- Er ist aussätzig! Und sein Sohn Jotam wur-
tete sich sein Ruhm weithin, weil ihm de König an seiner Stelle.
wunderbar geholfen wurde, bis er sehr
stark wurde. König Jotam von Juda
und seine gute Regierung
Ussijas Anmaßung gegenüber dem HERRN 2Kö 15,32-38
und seine Strafe Jotam war 25 Jahre alt, als er König
2Kö 15,5-7
wurde, und er regierte 16 Jahre
16 Als er aber stark geworden war, über- lang in Jerusalem. Und der Name seiner
hob sich sein Herz zu seinem Verderben, Mutter war Jerusa, eine Tochter Zadoks.
und er versündigte sich an dem HERRN, 2 Und er tat, was recht war in den Augen
seinem Gott, indem er in die Tempelhalle des HERRN, ganz wie es sein Vater Ussija
des HERRN ging, um auf dem Räucheraltar getan hatte, nur daß er nicht in die Tem-
zu räuchern. pelhalle des HERRN ging. Aber das Volk
17 Aber der Priester Asarja ging ihm nach, handelte noch verderblich.
und 80 Priester des HERRN mit ihm, vor- 3 Er baute das obere Tor am Haus des
treffliche Männer; 18 die traten dem Kö- HERRN; auch an der Mauer des Ophel
nig Ussija entgegen und sprachen zu ihm: baute er viel. 4 Er baute auch Städte auf
Ussija, es steht nicht dir zu, dem HERRN dem Bergland Juda; und in den Wäldern
zu räuchern, sondern den Priestern, den baute er Burgen und Türme.
Söhnen Aarons, die zum Räuchern gehei- 5 Und er kämpfte mit dem König der
ligt sind! Verlaß das Heiligtum, denn du Ammoniter und überwältigte sie, so daß
hast dich versündigt, und das bringt dir ihm die Ammoniter in jenem Jahr 100
vor Gott, dem HERRN, keine Ehre! Talente Silber und 10 000 Kor Weizen und
19 Da wurde Ussija zornig, während er 10 000 Kor Gerste [Tribut] gaben. Dies
die Räucherpfanne in seiner Hand hielt, entrichteten ihm die Ammoniter auch
um zu räuchern. Als er aber seinen Zorn im zweiten und dritten Jahr.
gegen die Priester ausließ, da brach 6 So erstarkte Jotam; denn er richtete
der Aussatz an seiner Stirn aus, vor den seine Wege aus vor dem Angesicht des
Augen der Priester im Haus des HERRN, HERRN, seines Gottes. 7 Was aber mehr
2. CHRONIK 27.28 505
von Jotam zu sagen ist und alle seine Ein Prophet mahnt Israel zur
Kriege und seine Wege, siehe, das ist Barmherzigkeit mit den besiegten Judäern
aufgezeichnet im Buch der Könige von 9 Es war aber dort ein Prophet des HERRN
Israel und Juda. 8 Mit 25 Jahren war er namens Oded; der ging hinaus, dem
König geworden, und er regierte 16 Jahre Heer entgegen, das nach Samaria kam,
lang in Jerusalem. 9 Und Jotam legte sich und sprach zu ihnen: Siehe, weil der
zu seinen Vätern; und sie begruben ihn HERR, der Gott eurer Väter, über Juda zor-
in der Stadt Davids; und sein Sohn Ahas nig ist, hat er sie in eure Hand gegeben;
wurde König an seiner Stelle. und ihr habt sie niedergemetzelt mit ei-
ner Wut, die zum Himmel schreit! 10 Und
König Ahas von Juda. Sein Götzendienst nun gedenkt ihr die Kinder Judas und Je-
und die Niederlage Judas gegen Israel rusalems so niederzutreten, daß sie eure
2Kö 16,1-6; Jes 7,1-17 Knechte und Mägde werden sollen? Was
Ahas war 20 Jahre alt, als er König habt ihr denn anderes als Schulden bei
wurde, und er regierte 16 Jahre dem HERRN, eurem Gott? 11 So hört nun
lang in Jerusalem; aber er tat nicht, was auf mich und schickt die Gefangenen
recht war in den Augen des HERRN, wie wieder zurück, die ihr von euren Brüdern
sein Vater David, 2 sondern er wandelte weggeführt habt; denn der brennende
in den Wegen der Könige von Israel, und Zorn des HERRN lastet auf euch!
er machte sogar gegossene Bilder für die 12 Da standen einige Männer von den
Baale. Häuptern der Kinder Ephraims auf, näm-
3 Und er räucherte im Tal des Sohnes lich Asarja, der Sohn Johanans, Berechja,
Hinnoms und ließ seine Söhne durchs der Sohn Messilemots, Hiskia, der Sohn
Feuer gehen, nach den Greueln der Hei- Schallums, und Amasa, der Sohn Hadlais,
denvölker, die der HERR vor den Kindern gegen diejenigen, welche vom Feldzug
Israels vertrieben hatte. 4 Und er opferte zurückkehrten, 13 und sie sprachen zu ih-
und räucherte auf den Höhen und auf nen: Ihr sollt die Gefangenen nicht hierher
den Hügeln und unter allen grünen bringen, denn ihr würdet Schuld auf uns
Bäumen. bringen vor dem HERRN! Ihr gedenkt unse-
5 Darum gab ihn der HERR, sein Gott, in re Sünde und Schuld zu vermehren; und
die Hand des Königs der Aramäer, die ihn doch ist unsere Schuld schon groß genug
schlugen und von den Seinen eine große und der brennende Zorn über Israel!
Menge gefangen wegführten und nach 14 Da ließen die Krieger die Gefangenen
Damaskus brachten. Auch wurde er in und die Beute vor den Obersten und der
die Hand des Königs von Israel gegeben, ganzen Gemeinde frei. 15 Die Männer
der brachte ihm eine große Niederlage aber, die mit Namen genannt sind, mach-
bei. 6 Denn Pekach, der Sohn Remaljas, ten sich auf und nahmen sich der Gefan-
machte in Juda an einem Tag 120 000 genen an und bekleideten alle, die unter
[Mann] nieder, lauter tapfere Leute, weil ihnen ohne Kleidung waren, mit Kleidern
sie den HERRN, den Gott ihrer Väter, ver- von der Beute, zogen ihnen Schuhe an
lassen hatten. und gaben ihnen zu essen und zu trinken
7 Zudem erschlug Sichri, ein ephraimi- und salbten sie und führten alle, die zu
tischer Held, Maaseja, den Sohn des schwach waren, auf Eseln und brachten
Königs, und Asrikam, den Vorsteher des sie nach Jericho, zur Palmenstadt, in die
Königshauses, und Elkana, den Zweiten Nähe ihrer Brüder, und kehrten dann
nach dem König. 8 Und die Kinder Isra- wieder nach Samaria zurück.
els führten von ihren Brüdern 200 000
Frauen, Söhne und Töchter gefangen Ahas sucht Hilfe bei den Assyrern.
hinweg und machten dazu große Beute Seine Gottlosigkeit und sein Ende
2Kö 16,7-20
unter ihnen und brachten die Beute nach
Samaria. 16 Zu jener Zeit sandte der König Ahas Bot-
506 2. CHRONIK 28.29
schaft zu den Königen von Assyrien, daß König Hiskia von Juda. Seine Gottesfurcht
sie ihm helfen sollten. 17 Auch die Edomi- und die Wiederherstellung des Tempels
ter waren wieder gekommen und hatten 2Kö 18,1-6
Juda geschlagen und führten Gefangene Hiskia war 25 Jahre alt, als er König
hinweg. 18 Dazu fielen die Philister in die wurde, und er regierte 29 Jahre
Städte der Schephela und in den Süden lang in Jerusalem. Und der Name seiner
von Juda ein und eroberten Beth-Sche- Mutter war Abija, eine Tochter Sacharjas.
mesch, Ajalon, Gederot und Socho mit sei- 2 Und er tat, was recht war in den Augen
nen Tochterstädten und Timna mit seinen des HERRN, ganz wie es sein Vater David
Tochterstädten und Gimso mit seinen getan hatte.
Tochterstädten und wohnten darin. 3 Im ersten Monat des ersten Jahres seiner
19 Denn der HERR demütigte Juda um Regierung öffnete er die Türen am Haus
Ahas’ willen, des Königs von Israel, weil des HERRN und besserte sie aus. 4 Und er
er in Juda Zügellosigkeit getrieben und ließ die Priester und Leviten kommen
sich schwer an dem HERRN versündigt und versammelte sie auf dem Platz gegen
hatte. 20 Da rückte Tiglat-Pilneser, der Osten, 5 und er sprach zu ihnen: Hört mir
König von Assyrien, gegen ihn heran, zu, ihr Leviten! Heiligt euch jetzt und hei-
und er bedrängte ihn, anstatt ihn zu ligt das Haus des HERRN, des Gottes eurer
stärken. 21 Denn Ahas beraubte das Haus Väter, und schafft das Unreine aus dem
des HERRN und das Haus des Königs und Heiligtum hinaus!
die Fürsten und gab [alles] dem König 6 Denn unsere Väter haben sich versün-
von Assyrien; aber es half ihm nichts. digt und getan, was böse ist in den Augen
22 Ja, zu der Zeit, als er bedrängt wurde, des HERRN, unseres Gottes, und haben ihn
versündigte er sich noch mehr gegen verlassen; denn sie haben ihr Angesicht
den HERRN, der König Ahas! 23 Er opferte von der Wohnung des HERRN abgewandt
nämlich den Göttern von Damaskus, die und ihr den Rücken gekehrt. 7 Auch
ihn geschlagen hatten, indem er sprach: haben sie die Türen der Vorhalle zuge-
»Weil die Götter der Könige von Aram schlossen und die Lampen ausgelöscht
ihnen helfen, so will ich ihnen opfern, und dem Gott Israels kein Räucherwerk
damit sie mir auch helfen!« Aber sie dien- angezündet und kein Brandopfer darge-
ten nur dazu, ihn und ganz Israel zu Fall bracht im Heiligtum.
zu bringen. 8 Daher ist der Zorn des HERRN über Juda
24 Und Ahas nahm die Geräte des Hauses und Jerusalem gekommen, und er hat
Gottes weg, und er zerbrach die Geräte sie der Mißhandlung und Verwüstung
des Hauses Gottes, und er verschloß die preisgegeben, daß man sie auszischt, wie
Türen am Haus des HERRN und machte ihr mit euren Augen seht. 9 Denn siehe,
sich Altäre an allen Ecken von Jerusalem. eben deswegen sind unsere Väter durch
25 Und in jeder einzelnen Stadt Judas das Schwert gefallen und unsere Söhne,
machte er Höhen, um anderen Göttern unsere Töchter und unsere Frauen ge-
zu räuchern, und er reizte den HERRN, den fangen weggeführt worden!
Gott seiner Väter, zum Zorn. 10 Nun habe ich im Sinn, einen Bund
26 Was aber mehr von ihm zu sagen ist zu machen mit dem HERRN, dem Gott
und alle seine Wege, die früheren und Israels, damit sein brennender Zorn sich
die späteren, siehe, das ist aufgezeich- von uns abwendet. 11 Nun, meine Söhne,
net im Buch der Könige von Juda und seid nicht nachlässig; denn euch hat der
Israel. 27 Und Ahas legte sich zu seinen HERR erwählt, damit ihr vor ihm steht und
Vätern, und man begrub ihn in der Stadt, ihm dient und damit ihr seine Knechte
in Jerusalem; doch man bestattete ihn seid und ihm Räucherwerk darbringt!
nicht in den Gräbern der Könige Israels. 12 Da machten sich die Leviten auf: Ma-
Und sein Sohn Hiskia wurde König an chat, der Sohn Amasais, und Joel, der
seiner Stelle. Sohn Asarjas, von den Söhnen der Kahati-
2. CHRONIK 29 507
ter; und von den Söhnen Meraris: Kis, der 22 Da schächteten sie die Rinder, und die
Sohn Abdis, und Asarja, der Sohn Jehal- Priester nahmen das Blut und sprengten
lelels; und von den Gersonitern: Joach, der es an den Altar; und sie schächteten die
Sohn Simmas, und Eden, der Sohn Joachs; Widder und sprengten das Blut an den
13 und von den Söhnen Elizaphans: Simri Altar; und sie schächteten die Lämmer
und Jehiel, und von den Söhnen Asaphs: und sprengten das Blut an den Altar.
Sacharja und Mattanja; 14 und von den 23 Und sie brachten die Böcke zum Sünd-
Söhnen Hemans: Jechiel und Simei; und opfer vor den König und die Gemeinde,
von den Söhnen Jeduthuns: Schemaja und sie stützten ihre Hände auf sie. 24 Und
und Ussiel. die Priester schächteten sie und brachten
15 Und sie versammelten ihre Brüder und ihr Blut zur Entsündigung auf den Altar,
heiligten sich; und sie gingen nach dem um für ganz Israel Sühnung zu erwirken;
Gebot des Königs und entsprechend den denn für ganz Israel hatte der König
Worten des HERRN hinein, um das Haus Brandopfer und Sündopfer befohlen.
des HERRN zu reinigen. 16 So gingen die 25 Er ließ auch die Leviten sich im Haus
Priester hinein in das Innere des Hauses des HERRN aufstellen mit Harfen und
des HERRN, um es zu reinigen, und schaff- Lauten, wie es David und Gad, der Seher
ten alles Unreine, das in der Tempelhalle des Königs, und der Prophet Nathan be-
des HERRN gefunden wurde, hinaus in fohlen hatten; denn es war das Gebot des
den Vorhof am Haus des HERRN; und die HERRN durch seine Propheten. 26 Und die
Leviten nahmen es und trugen es hinaus Leviten stellten sich auf mit den Musik-
zum Tal Kidron. 17 Und zwar begannen instrumenten Davids und die Priester
sie mit der Heiligung am ersten Tag des mit den Trompeten.
ersten Monats; und am achten Tag des- 27 Und Hiskia befahl, das Brandopfer
selben Monats kamen sie in die Vorhalle auf dem Altar zu opfern. Und als das
des HERRN, und sie heiligten das Haus Brandopfer begann, fing auch der Ge-
des HERRN acht Tage lang; und am sech- sang für den HERRN an und das Spiel
zehnten Tag des ersten Monats wurden der Trompeten, zusammen mit den
sie fertig. Musikinstrumenten Davids, des Königs
18 Da gingen sie hinein zum König Hiskia von Israel. 28 Und die ganze Gemeinde
und sprachen: Wir haben das ganze Haus betete an; und die Sänger sangen, und
des HERRN gereinigt, den Brandopferaltar die Trompeter schmetterten so lange, bis
und alle seine Geräte; auch den Schau- das Brandopfer vollendet war.
brottisch und alle seine Geräte; 19 auch 29 Als nun das Brandopfer vollendet
alle Geräte, die der König Ahas während war, kniete der König nieder samt allen,
seiner Regierung entweiht hat, als er sich die sich bei ihm befanden, und sie be-
versündigte, haben wir wieder hergerich- teten an. 30 Und der König Hiskia und
tet und geheiligt; und siehe, sie sind vor die Obersten geboten den Leviten, den
dem Altar des HERRN! HERRN zu loben mit den Worten Davids
und Asaphs, des Sehers. Und sie lobten
Die Wiederherstellung des Priesterdienstes mit Freuden und verneigten sich und
20 Da machte sich der König Hiskia früh beteten an.
auf und versammelte die Obersten der 31 Und Hiskia ergriff das Wort und sprach:
Stadt und ging hinauf zum Haus des Nun habt ihr euch dem HERRN geweiht.
HERRN. 21 Und sie brachten sieben Jung- Tretet herzu und bringt die Schlachtopfer
stiere, sieben Widder, sieben Lämmer und Dankopfer zum Haus des HERRN! Da
und sieben Ziegenböcke herbei zum brachte die Gemeinde Schlachtopfer und
Sündopfer für das Königreich, für das Dankopfer dar, und alle, die willigen Her-
Heiligtum und für Juda. Und er befahl zens waren, brachten Brandopfer dar.
den Söhnen Aarons, den Priestern, [sie] 32 Und die Zahl der Brandopfer, welche
auf dem Altar des HERRN zu opfern. die Gemeinde herzubrachte, betrug 70
508 2. CHRONIK 29.30
Rinder, 100 Widder und 200 Lämmer; euch aus der Hand der Könige von Assy-
diese alle als Brandopfer für den HERRN. rien noch übriggeblieben sind. 7 Und seid
33 Zudem heiligten sie 600 Rinder und nicht wie eure Väter und eure Brüder, die
3 000 Schafe. 34 Nur waren es zu wenig sich versündigt haben an dem HERRN, dem
Priester, so daß sie nicht allen Brandop- Gott ihrer Väter, so daß er sie der Verwüs-
fern die Haut abziehen konnten; darum tung preisgab, wie ihr seht!
halfen ihnen ihre Brüder, die Leviten, bis 8 So seid nun nicht halsstarrig wie eure
das Werk vollendet war, und bis sich die Väter, sondern reicht dem HERRN die Hand
Priester geheiligt hatten; denn die Leviten und kommt zu seinem Heiligtum, das
waren ernstlicher darauf bedacht, sich zu er auf ewig geheiligt hat, und dient dem
heiligen, als die Priester. 35 Es waren aber HERRN, eurem Gott, so wird sich die Glut
auch Brandopfer in Menge darzubringen, seines Zorns von euch wenden! 9 Denn
samt dem Fett der Friedensopfer und den wenn ihr zum HERRN umkehrt, so werden
Trankopfern zu den Brandopfern. So wur- eure Brüder und eure Kinder Barmher-
de der Dienst im Haus des HERRN wieder- zigkeit finden vor denen, die sie gefangen
hergestellt. 36 Und Hiskia freute sich samt halten, so daß sie wieder in dieses Land
dem ganzen Volk über das, was Gott dem zurückkehren können. Denn der HERR,
Volk zubereitet hatte; denn die Sache war euer Gott, ist gnädig und barmherzig, und
sehr rasch vor sich gegangen. er wird das Angesicht nicht von euch wen-
den, wenn ihr zu ihm umkehrt!
Hiskia feiert das Passah 10 Und die Läufer gingen von einer Stadt
Und Hiskia sandte [Boten] an ganz zur anderen im Land Ephraim und Ma-
Israel und Juda und schrieb auch nasse und bis nach Sebulon; aber man
Briefe an Ephraim und Manasse, daß verlachte und verspottete sie. 11 Doch
sie zum Haus des HERRN nach Jerusalem etliche von Asser und Manasse und Se-
kommen sollten, um dem HERRN, dem bulon demütigten sich und kamen nach
Gott Israels, das Passah zu feiern. Jerusalem. 12 Auch in Juda wirkte die
2 Denn der König beschloß mit seinen Hand Gottes, daß er ihnen ein einmüti-
Obersten und der ganzen Gemeinde in ges Herz gab, das Gebot des Königs und
Jerusalem, das Passah im zweiten Monat der Obersten zu erfüllen nach dem Wort
zu feiern; 3 denn sie konnten es nicht des HERRN.
zur bestimmten Zeit feiern, weil sich 13 So versammelte sich denn in Jeru-
die Priester nicht in genügender Zahl salem eine große Volksmenge, um im
geheiligt hatten und das Volk noch nicht zweiten Monat das Fest der ungesäuer-
in Jerusalem versammelt war. ten Brote zu feiern, eine sehr große Ge-
4 Und der Beschluß gefiel dem König meinde. 14 Und sie machten sich auf und
und der ganzen Gemeinde gut. 5 Und sie schafften die Altäre weg, die in Jerusalem
verfaßten einen Aufruf, der in ganz Isra- waren; auch alle Räucheraltäre beseitig-
el, von Beerscheba bis Dan, verkündigt ten sie und warfen sie in das Tal Kidron.
werden sollte, daß sie kommen sollten, 15 Dann schächteten sie das Passah am
um dem HERRN, dem Gott Israels, in Je- vierzehnten Tag des zweiten Monats.
rusalem das Passah zu halten; denn sie Und die Priester und Leviten schämten
hatten es lange Zeit nicht mehr gefeiert, sich und heiligten sich und brachten
wie es vorgeschrieben ist. Brandopfer zum Haus des HERRN; 16 und
6 Und die Läufer gingen mit den Briefen sie standen auf ihren Posten, wie es sich
von der Hand des Königs und seiner gebührt, nach dem Gesetz Moses, des
Obersten durch ganz Israel und Juda und Mannes Gottes. Und die Priester spreng-
sprachen nach dem Befehl des Königs: Ihr ten das Blut, das sie aus der Hand der
Kinder Israels, kehrt um zum HERRN, dem Leviten empfingen.
Gott Abrahams, Isaaks und Israels, so wird 17 Denn es waren viele in der Gemeinde,
er sich zu den Entkommenen kehren, die die sich nicht geheiligt hatten; deshalb
2. CHRONIK 30.31 509
schächteten die Leviten die Passahläm- Die Neuordnung des Tempeldienstes
mer für alle, die nicht rein waren, um durch Hiskia
sie dem HERRN zu heiligen. 18 Denn ein Neh 13,10-14
großer Teil des Volkes, viele von Ephraim, Und als dies alles zu Ende war,
Manasse, Issaschar und Sebulon, hatten zogen alle Israeliten, die sich eingefunden
sich nicht gereinigt, so daß sie das Passah hatten, hinaus zu den Städten Judas, und
nicht aßen, wie es vorgeschrieben ist; sie zerbrachen die Gedenksteine und
aber Hiskia betete für sie und sprach: hieben die Aschera-Standbilder um und
Der HERR, der gütig ist, wolle allen denen zerstörten die Höhen und die Altäre
vergeben, 19 die ihr Herz darauf gerichtet in ganz Juda und Benjamin, Ephraim
haben, Gott zu suchen, den HERRN, den und Manasse, bis sie diese vollständig
Gott ihrer Väter, auch wenn sie es nicht ausgetilgt hatten. Danach kehrten alle
mit der Reinheit getan haben, die für das Kinder Israels wieder zu ihrem Besitztum,
Heiligtum erforderlich ist! 20 Und der in ihre Städte zurück.
HERR erhörte Hiskia und heilte das Volk. 2 Hiskia aber stellte die Abteilungen der
21 So feierten die Kinder Israels, die sich Priester und der Leviten wieder her, daß
in Jerusalem befanden, das Fest der unge- jeder wieder seinen Dienst hatte, sowohl
säuerten Brote sieben Tage lang mit großer die Priester als auch die Leviten, Brand-
Freude. Und die Leviten und Priester lob- opfer und Friedensopfer darzubringen,
ten den HERRN alle Tage mit Instrumenten zu dienen, zu danken und zu loben in
zum Preis der Macht des HERRN. 22 Und den Toren des Lagers des HERRN. 3 Auch
Hiskia sprach allen Leviten Mut zu, die gab der König einen Teil seiner Habe
sich verständig erwiesen in der Erkennt- für die Brandopfer, für die Brandopfer
nis des HERRN; und sie aßen das [für das] am Morgen und am Abend, und für die
Fest [Bestimmte], sieben Tage lang, und Brandopfer an den Sabbaten und Neu-
opferten Friedensopfer und priesen den monden und Festen, wie es im Gesetz
HERRN, den Gott ihrer Väter. des HERRN vorgeschrieben ist. 4 Und er
23 Und die ganze Gemeinde beschloß, gebot dem Volk, das in Jerusalem wohn-
noch weitere sieben Tage das Fest zu fei- te, den Priestern und Leviten den ihnen
ern, und so feierten sie noch sieben Tage gebührenden Anteil zu geben, damit sie
lang ein Freudenfest; 24 denn Hiskia, der am Gesetz des HERRN festhalten könnten.
König von Juda, spendete für die Gemein- 5 Als nun dieser Befehl bekannt wurde,
de 1 000 Jungstiere und 7 000 Schafe. Und gaben die Kinder Israels viele Erstlingsga-
die Obersten spendeten der Gemeinde ben von Korn, Most, Öl, Honig und allem
1 000 Jungstiere und 10 000 Schafe. Und Ertrag des Feldes und brachten die Zehn-
es heiligten sich viele Priester. 25 Und ten von allem in Menge herbei. 6 Und
die ganze Gemeinde von Juda freute sich auch die Kinder Israels und Judas, die
und die Priester und Leviten und die gan- in den Städten Judas wohnten, brachten
ze Gemeinde, die aus Israel gekommen den Zehnten von Rindern und Schafen
war, auch die Fremdlinge, die aus dem und den Zehnten von den geheiligten
Land Israel gekommen waren, und die in Dingen, die dem HERRN, ihrem Gott, ge-
Juda wohnten. heiligt worden waren, und legten es hau-
26 Es war aber große Freude in Jerusa- fenweise hin. 7 Im dritten Monat fingen
lem; denn seit der Zeit Salomos, des sie an, die Haufen aufzuschütten, und im
Sohnes Davids, des Königs von Israel, siebten Monat waren sie damit fertig.
hatte es etwas Derartiges nicht gegeben 8 Als nun Hiskia und die Obersten hin-
in Jerusalem. 27 Und die Priester, die eingingen und die Haufen sahen, lobten
Leviten, standen auf und segneten das sie den HERRN und sein Volk Israel. 9 Und
Volk, und ihr Rufen wurde erhört, und ihr Hiskia befragte die Priester und Leviten
Gebet kam zu Seiner heiligen Wohnung, wegen dieser Haufen. 10 Da antwortete
in den Himmel. ihm Asarja, der Oberpriester aus dem
510 2. CHRONIK 31.32
Haus Zadok, und sprach: Seitdem man männlichen Glieder der Priesterfamilien
angefangen hat, das Hebopfer in das und an alle, die in die levitischen Ge-
Haus des HERRN zu bringen, haben wir schlechtsregister eingetragen waren, zu
gegessen und sind satt geworden und besorgen hatten.
haben noch viel übriggelassen; denn der 20 So handelte Hiskia in ganz Juda, und
HERR hat sein Volk gesegnet; daher ist eine er tat, was gut, recht und getreu war vor
so große Menge übriggeblieben! dem HERRN, seinem Gott. 21 Und in all
11 Da befahl Hiskia, daß man Vorratskam- seinem Werk, das er im Dienst des Hauses
mern herrichte im Haus des HERRN; und sie Gottes und nach dem Gesetz und Gebot
richteten sie her, 12 und sie brachten das unternahm, um seinen Gott zu suchen,
Hebopfer, die Zehnten und das Geheiligte handelte er von ganzem Herzen, und so
getreulich hinein. Und als Oberaufseher gelang es ihm auch.
darüber wurden bestimmt: Kananja, der
Levit, und Simei, sein Bruder, als zweiter; Der Einfall des Königs von Assyrien
2Kö 18,13-37; Jes 36,1-22
13 dazu Jechiel, Asasja, Nahat, Asahel,
Jerimot, Josabad, Eliel, Jismachja, Mahat Nach diesen Ereignissen und dieser
und Benaja, als Aufseher unter der Leitung bewiesenen Treue kam Sanherib,
Kananjas und Simeis, seines Bruders, nach der König von Assyrien, und rückte in
dem Befehl des Königs Hiskia und Asarjas, Juda ein und belagerte die festen Städte
des Obersten im Haus Gottes. und gedachte sie zu erobern.
14 Und Kore, der Sohn Jimnas, der Levit, 2 Als aber Hiskia sah, daß Sanherib in der
der Torhüter gegen Osten, war über die Absicht gekommen war, gegen Jerusalem
freiwilligen Gaben für Gott gesetzt, um das zu kämpfen, 3 da beschloß er mit seinen
Hebopfer des HERRN und die hochheiligen Obersten und seinen Kriegshelden, die
Dinge herauszugeben. 15 Und unter seiner Wasserquellen draußen vor der Stadt zu
Leitung waren Eden, Minjamin, Jeschua, verstopfen; und sie halfen ihm. 4 Und die
Schemaja, Amarja und Sechanja, um in Leute versammelten sich in großer Zahl
den Städten der Priester ihren Brüdern und verstopften alle Quellen und den
abteilungsweise getreulich [ihren Anteil] Bach, der mitten durch das Land fließt,
zu geben, den Kleinen wie den Großen. und sprachen: Warum sollten die Könige
16 Überdies wurden sie in Geschlechts- von Assyrien viel Wasser finden, wenn sie
register eingetragen, alles, was männlich kommen?
war, von drei Jahren an und darüber, 5 Und er faßte Mut und baute die Mauer
alle, die in das Haus des HERRN gehen überall [wieder auf], wo sie eingerissen
sollten nach der täglichen Ordnung an war, und erhöhte die Türme und baute
ihren Dienst auf ihren Posten, nach draußen noch eine andere Mauer und
ihren Abteilungen. 17 Und zwar erfolgte befestigte den Millo der Stadt Davids.
die Eintragung der Priester nach ihren Auch machte er viele Wurfgeschosse und
Vaterhäusern, und die der Leviten von Schilde, 6 und er setzte kriegstüchtige
20 Jahren an und darüber mit Rücksicht Hauptleute über das Volk und versammel-
auf ihre Ämter, die sie abteilungsweise zu te sie zu sich auf den Platz am Tor der Stadt,
versehen hatten. 18 Und sie hatten sich sprach ihnen Mut zu und sagte: 7 Seid
einzutragen samt ihren Kindern, ihren stark und mutig! Fürchtet euch nicht und
Frauen, ihren Söhnen und Töchtern, als erschreckt nicht vor dem König von As-
ganze Gemeinde; denn getreulich heilig- syrien noch vor dem ganzen Haufen, der
ten sie sich für das Heiligtum. bei ihm ist; denn mit uns ist ein Größerer
19 Und für die Söhne Aarons, die Prie- als mit ihm! 8 Mit ihm ist ein fleischlicher
ster, [die] in den zu ihren Stadtbezirken Arm, mit uns aber ist der HERR, unser Gott,
gehörenden Ländereien [wohnten], gab um uns zu helfen und für uns Krieg zu füh-
es in jeder Stadt mit Namen bezeichne- ren! Und das Volk verließ sich auf die Worte
te Leute, welche die Austeilung an die Hiskias, des Königs von Juda.
2. CHRONIK 32 511
Sanherib verhöhnt den HERRN schrecken, damit sie die Stadt einnehmen
9 Danach sandte Sanherib, der König von könnten; 19 und sie redeten von dem Gott
Assyrien, seine Knechte nach Jerusalem Jerusalems wie von den Göttern der Völ-
(denn er lag vor Lachis mit seinem gan- ker der Erde, die ein Werk von Menschen-
zen Heer) zu Hiskia, dem König von Juda, händen sind.
und zu ganz Juda, das in Jerusalem war,
und ließ ihm sagen: Gottes wunderbare Rettung
10 So spricht Sanherib, der König von 20 Aber der König Hiskia und der Prophet
Assyrien: Worauf verlaßt ihr euch, die ihr Jesaja, der Sohn des Amoz, beteten des-
in dem belagerten Jerusalem sitzt? 11 Ver- halb und schrieen zum Himmel. 21 Und
führt euch nicht Hiskia, um euch dem der HERR sandte einen Engel, der vertilgte
Tod durch Hunger und Durst preiszuge- alle tapferen Helden und die Fürsten und
ben, indem er sagt: »Der HERR, unser Gott, die Obersten im Lager des Königs von As-
wird uns aus der Hand des Königs von syrien, so daß er mit Schimpf und Schan-
Assyrien erretten?« 12 Hat nicht derselbe de in sein Land zurückkehrte. Und als er
Hiskia seine Höhen und Altäre wegge- in das Haus seines Gottes ging, fällten ihn
schafft und Juda und Jerusalem befohlen: dort einige seiner leiblichen Söhne durch
Vor einem einzigen Altar sollt ihr anbeten das Schwert.
und auf ihm räuchern? 22 So rettete der HERR den Hiskia und die
13 Wißt ihr nicht, was ich und meine Einwohner von Jerusalem aus der Hand
Väter allen Völkern der Länder getan Sanheribs, des Königs von Assyrien,
haben? Konnten auch die Götter der und aus der Hand aller anderen, und er
Nationen in den Ländern jemals ihre beschützte sie auf allen Seiten; 23 so daß
Länder aus meiner Hand erretten? 14 Wer viele dem HERRN Geschenke brachten
ist unter allen Göttern dieser Nationen, nach Jerusalem und Hiskia, dem König
die meine Väter ganz und gar vernichtet von Juda, Kostbarkeiten; und er stieg da-
haben, der sein Volk aus meiner Hand nach in der Achtung aller Nationen.
erretten konnte, daß euer Gott euch aus
meiner Hand erretten könnte? 15 So laßt Hiskias Krankheit und Genesung.
euch nun durch Hiskia nicht täuschen Sein Ende
und laßt euch nicht auf diese Weise von 2Kö 20; Jes 38
ihm verführen, und glaubt ihm nicht! 24 Zu jener Zeit wurde Hiskia todkrank. Da
Denn kein einziger Gott irgend einer betete er zum HERRN; der redete mit ihm
Nation oder eines Königreiches konnte und gab ihm ein Wunderzeichen. 25 Aber
sein Volk aus meiner Hand und aus der Hiskia vergalt die Wohltat nicht, die ihm
Hand meiner Väter erretten — wieviel widerfahren war, sondern sein Herz
weniger wird euer Gott euch aus meiner überhob sich. Da kam der Zorn über
Hand erretten! ihn und über Juda und Jerusalem. 26 Als
16 Und noch mehr redeten seine Knech- aber Hiskia sich darüber demütigte, daß
te gegen Gott, den HERRN, und gegen sein Herz sich überhoben hatte, er und
seinen Knecht Hiskia. 17 Er schrieb auch die Einwohner von Jerusalem, kam der
Briefe, um den HERRN, den Gott Israels, Zorn des HERRN nicht über sie, solange
zu verhöhnen, und redete gegen ihn und Hiskia lebte.
sprach: Wie die Götter der Nationen in 27 Und Hiskia hatte sehr viel Reichtum
den Ländern ihr Volk nicht aus meiner und Ehre; und er sammelte sich Schätze
Hand errettet haben, so wird auch der von Silber, Gold und Edelsteinen, von
Gott Hiskias sein Volk nicht aus meiner Gewürzen, Schilden und allerlei kost-
Hand erretten! 18 Und sie riefen mit baren Geräten. 28 Er hatte auch Vorrats-
lauter Stimme auf jüdisch dem Volk von häuser für den Ertrag des Korns, Mosts
Jerusalem zu, das auf den Mauern war, und Öls; und Ställe für allerlei Vieh und
um es furchtsam zu machen und zu er- Schafhürden. 29 Und er baute sich Städte
512 2. CHRONIK 32.33
und hatte sehr viel Schafe und Rinder; böse ist in den Augen des HERRN, um ihn
denn Gott gab ihm sehr viele Güter. herauszufordern.
30 Er, Hiskia, war es auch, der den oberen 7 Er setzte auch das Götzenbild, das er
Ausfluß des Gihonbaches verstopfte und machen ließ, in das Haus Gottes, von
ihn westlich abwärts, zur Stadt Davids dem Gott zu David und seinem Sohn
leitete. Und Hiskia hatte Gelingen in Salomo gesagt hatte: In dieses Haus und
allem, was er unternahm. 31 Als aber die nach Jerusalem, das ich aus allen Stäm-
Gesandten der Fürsten von Babel zu ihm men Israels erwählt habe, will ich meinen
geschickt wurden, um sich nach dem Namen wohnen lassen ewiglich; 8 und ich
Wunder zu erkundigen, das im Land ge- will den Fuß Israels nicht mehr aus dem
schehen war, da verließ ihn Gott, um ihn Land vertreiben, das ich ihren Vätern be-
auf die Probe zu stellen, damit er alles stimmt habe, wenn sie nur darauf achten,
erkenne, was in seinem Herzen war. alles zu tun, was ich ihnen geboten habe
32 Was aber mehr von Hiskia zu sagen ist in dem ganzen Gesetz, in den Satzungen
und von seiner Frömmigkeit, siehe, das und Rechten durch Mose! 9 Aber Manas-
ist aufgezeichnet in der Offenbarung des se verführte Juda und die Einwohner von
Propheten Jesaja, des Sohnes des Amoz, Jerusalem, so daß sie Schlimmeres taten
[und] im Buch der Könige von Juda und als die Heidenvölker, die der HERR vor den
Israel. 33 Und Hiskia legte sich zu seinen Kindern Israels vertilgt hatte.
Vätern, und man begrub ihn bei der Trep-
pe, die zu den Gräbern der Söhne Davids Manasse wird gefangengenommen
führt. Und ganz Juda und die Einwohner und tut Buße
von Jerusalem erwiesen ihm Ehre bei sei- 10 Und der HERR redete zu Manasse und
nem Tod. Und sein Sohn Manasse wurde zu seinem Volk, aber sie achteten nicht
König an seiner Stelle. darauf. 11 Da ließ der HERR die Heer-
führer des Königs von Assyrien über sie
König Manasse von Juda kommen; die fingen Manasse mit Haken,
und seine gottlose Regierung banden ihn mit zwei ehernen Ketten und
2Kö 21,1-18
führten ihn nach Babel ab. 12 Als er nun
Manasse war 12 Jahre alt, als er Kö- in der Not war, flehte er den HERRN, sei-
nig wurde, und er regierte 55 Jahre nen Gott, an und demütigte sich sehr vor
lang in Jerusalem. 2 Und er tat, was böse dem Gott seiner Väter. 13 Und als er zu
war in den Augen des HERRN, nach den ihm betete, ließ sich [Gott] von ihm erbit-
Greueln der Heidenvölker, die der HERR ten, so daß er sein Flehen erhörte und ihn
vor den Kindern Israels vertrieben hatte. wieder nach Jerusalem zu seinem König-
3 Er baute die Höhen wieder auf, die reich brachte. Da erkannte Manasse, daß
sein Vater Hiskia abgebrochen hatte, der HERR Gott ist.
und errichtete den Baalen Altäre und 14 Danach baute er eine äußere Mauer
machte Aschera-Standbilder und betete an der Stadt Davids, westlich von der Gi-
das ganze Heer des Himmels an und hon[-Quelle] im Tal und bis zum Eingang
diente ihnen. 4 Er baute auch Altäre im beim Fischtor und rings um den Ophel,
Haus des HERRN, von dem der HERR gesagt und machte sie sehr hoch; und er legte
hatte: In Jerusalem soll mein Name sein Hauptleute in alle festen Städte Judas.
ewiglich! 5 Und er baute dem ganzen 15 Er tat auch die fremden Götter weg
Heer des Himmels Altäre in den beiden und entfernte das Götzenbild aus dem
Vorhöfen am Haus des HERRN. Haus des HERRN und alle Altäre, die er auf
6 Er ließ auch seine Söhne durchs Feuer dem Berg des Hauses des HERRN und in
gehen im Tal des Sohnes Hinnoms und Jerusalem gebaut hatte, und warf sie vor
trieb Zeichendeuterei, Zauberei und die Stadt hinaus. 16 Und er richtete den
Beschwörung und hielt Geisterbefrager Altar des HERRN [wieder] auf und opferte
und Wahrsager, und er tat vieles, was darauf Friedensopfer und Dankopfer
2. CHRONIK 33.34 513
und befahl Juda, daß sie dem HERRN, dem 3 Denn im achten Jahr seiner Königs-
Gott Israels, dienen sollten. 17 Zwar op- herrschaft, als er noch ein Knabe war,
ferte das Volk noch auf den Höhen, aber fing er an, den Gott seines Vaters David
nur dem HERRN, seinem Gott. zu suchen; und im zwölften Jahr fing er
18 Was aber mehr von Manasse zu sagen an, Juda und Jerusalem von den Höhen
ist und sein Gebet zu seinem Gott und und den Aschera-Standbildern und den
die Reden der Seher, die im Namen des geschnitzten und gegossenen Bildern
HERRN, des Gottes Israels, zu ihm redeten, zu reinigen. 4 Und man brach in seiner
siehe, das steht im Geschichtsbuch der Gegenwart die Altäre der Baale ab; und er
Könige von Israel. 19 Sein Gebet, und wie hieb die Sonnensäulen um, die oben auf
sich [Gott] von ihm hat erbitten lassen, ihnen standen, und die Aschera-Stand-
und alle seine Sünde und seine Treulo- bilder und die geschnitzten und gegos-
sigkeit und die Stätten, wo er die Höhen senen Bilder zerbrach er und machte sie
baute und Aschera-Standbilder und zu Staub und streute sie auf die Gräber
Götzenbilder aufstellte, ehe er gedemü- derer, die ihnen geopfert hatten; 5 er
tigt wurde, siehe, das ist beschrieben im verbrannte auch die Gebeine der Priester
Geschichtsbuch Hosais. 20 Und Manasse auf ihren Altären. Und so reinigte er Juda
legte sich zu seinen Vätern, und man be- und Jerusalem.
grub ihn in seinem Haus; und sein Sohn 6 Ebenso [machte er es] in den Städten
Amon wurde König an seiner Stelle. von Manasse, Ephraim und Simeon und
bis nach Naphtali in ihren Ruinen rings-
König Amon von Juda um. 7 Und als er die Altäre und die Asche-
2Kö 21,19-26
ra-Standbilder abgebrochen und die
21 Amon war 22 Jahre alt, als er König geschnitzten Bilder zu Staub zermalmt
wurde, und er regierte zwei Jahre lang in und alle Sonnensäulen im ganzen Land
Jerusalem. 22 Er tat aber, was böse war in Israel abgehauen hatte, kehrte er wieder
den Augen des HERRN, wie es sein Vater nach Jerusalem zurück.
Manasse getan hatte. Und Amon opferte 8 Im achtzehnten Jahr seiner Königs-
allen Götzen, die sein Vater Manasse ge- herrschaft, als er das Land und das Haus
macht hatte, und diente ihnen. 23 Aber er [Gottes] gereinigt hatte, sandte er Scha-
demütigte sich nicht vor dem HERRN, wie phan, den Sohn Azaljas, und Maaseja,
sich sein Vater Manasse gedemütigt hatte, den Obersten der Stadt, und Joach, den
sondern er, Amon, lud große Schuld auf Sohn des Joahas, den Kanzleischreiber,
sich. 24 Und seine Knechte machten eine um das Haus des HERRN, seines Gottes,
Verschwörung gegen ihn und töteten ihn auszubessern.
in seinem Haus. 25 Aber das Volk des Lan- 9 Und sie kamen zu dem Hohenpriester
des erschlug alle, welche die Verschwörung Hilkija und übergaben das Geld, das
gegen den König Amon gemacht hatten; zum Haus Gottes gebracht worden war,
und das Volk des Landes machte seinen das die Leviten, die an der Schwelle Wa-
Sohn Josia zum König an seiner Stelle. che hielten, von Manasse, Ephraim und
von dem ganzen Überrest Israels und
König Josia von Juda von ganz Juda und Benjamin und von
und sein Eifer für den HERRN den Einwohnern Jerusalems gesammelt
2Kö 22,1-7
hatten. 10 Sie gaben es aber den Werk-
Josia war acht Jahre alt, als er Kö- meistern, die am Haus des HERRN die Ar-
nig wurde, und er regierte 31 Jahre beit zu beaufsichtigen hatten, und diese
lang in Jerusalem. 2 Und er tat, was recht gaben es den Arbeitern, die am Haus des
war in den Augen des HERRN, und wandel- HERRN arbeiteten, um das Haus wieder-
te in den Wegen seines Vaters David und herzustellen und auszubessern; 11 und
wich nicht davon ab, weder zur Rechten zwar gaben sie es den Handwerkern und
noch zur Linken. den Bauleuten, um gehauene Steine zu
514 2. CHRONIK 34
kaufen und Holz für die Bindebalken und des HERRN, der über uns ausgegossen
für die Balken der Häuser, welche die Kö- ist, weil unsere Väter das Wort des HERRN
nige von Juda hatten verfallen lassen. nicht befolgt haben, daß sie alles getan
12 Und die Leute arbeiteten getreulich an hätten, was in diesem Buch geschrieben
dem Werk. Und Jahat und Obadja waren steht!
über sie eingesetzt, die Leviten von den 22 Da ging Hilkija mit den anderen, die
Söhnen Meraris, Sacharja und Meschul- vom König gesandt waren, zu der Pro-
lam von den Söhnen der Kahatiter, um phetin Hulda, der Frau Schallums, des
die Aufsicht zu führen, und die Leviten, Sohnes Tokhats, des Sohnes Hasras, des
alle die sich auf Musikinstrumente ver- Hüters der Kleider, die in Jerusalem im
standen. 13 Auch über die Lastträger und zweiten Stadtteil wohnte; und sie redeten
alle Arbeitsleute der verschiedenen Ge- demgemäß mit ihr.
werbe waren sie Aufseher, und einige von
den Leviten waren Schreiber, Vorsteher Die Botschaft des HERRN an Josia
2Kö 22,15-20
und Torhüter.
23 Sie aber sprach zu ihnen: So spricht der
Das Buch des Gesetzes wird wieder HERR, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der
gefunden. Josias Buße euch zu mir gesandt hat: 24 So spricht der
2Kö 22,8-14
HERR: »Siehe, ich will Unheil bringen über
14 Als sie aber das Geld herausnahmen, diesen Ort und über seine Einwohner,
das zum Haus des HERRN gebracht worden nämlich alle die Flüche, die geschrieben
war, fand der Priester Hilkija das Buch des stehen in dem Buch, das man vor dem
Gesetzes des HERRN, das durch Mose [ge- König von Juda gelesen hat, 25 weil sie
geben worden war]. 15 Da ergriff Hilkija mich verlassen und anderen Göttern
das Wort und sprach zu Schaphan, dem geräuchert haben, um mich herauszufor-
Schreiber: Ich habe das Buch des Gesetzes dern mit allen Werken ihrer Hände; des-
im Haus des HERRN gefunden! Und Hilkija halb wird mein Zorn sich über diesen Ort
übergab Schaphan das Buch. ergießen und nicht ausgelöscht werden!«
16 Schaphan aber brachte das Buch zum 26 Zu dem König von Juda aber, der euch
König und meldete dem König und gesandt hat, um den HERRN zu befragen,
sprach: Deine Knechte führen alles aus, sollt ihr so reden: So spricht der HERR, der
was ihnen aufgetragen wurde. 17 Sie ha- Gott Israels: »Was die Worte betrifft, die
ben das Geld ausgeschüttet, das im Haus du gehört hast 27 — weil dein Herz weich
des HERRN vorgefunden worden ist, und geworden ist und du dich vor Gott ge-
haben es den Aufsehern und den Arbei- demütigt hast, als du seine Worte gegen
tern gegeben. 18 Dann berichtete Scha- diesen Ort und gegen seine Einwohner
phan, der Schreiber, dem König und hörtest, ja, weil du dich vor mir gedemü-
sprach: Der Priester Hilkija hat mir ein tigt und deine Kleider zerrissen und vor
Buch gegeben! Und Schaphan las daraus mir geweint hast, so habe auch ich darauf
dem König vor. gehört, spricht der HERR. 28 Siehe, ich will
19 Und es geschah, als der König die Wor- dich zu deinen Vätern versammeln, daß
te des Gesetzes hörte, da zerriß er seine du in Frieden in dein Grab gebracht wirst
Kleider. 20 Und der König gebot Hilkija und deine Augen all das Unheil nicht se-
und Achikam, dem Sohn Schaphans, und hen müssen, das ich über diesen Ort und
Abdon, dem Sohn Michas, und Scha- seine Einwohner bringen will!« Und sie
phan, dem Schreiber, und Asaja, dem brachten dem König diese Antwort.
Knecht des Königs, und sprach: 21 Geht
hin, befragt den HERRN für mich und für Josias Bund vor dem HERRN
2Kö 23,1-14
die Übriggebliebenen in Israel und Juda
wegen der Worte des Buches, das gefun- 29 Da sandte der König hin und ließ
den worden ist! Denn groß ist der Zorn alle Ältesten von Juda und Jerusalem
2. CHRONIK 34.35 515
zusammenkommen. 30 Und der König Volkes, auch nach der Einteilung der Va-
ging hinauf in das Haus des HERRN, und terhäuser der Leviten, 6 und schlachtet
[mit ihm] alle Männer von Juda und die das Passah! Heiligt euch und bereitet es
Einwohner von Jerusalem, die Priester, zu für eure Brüder, daß sie handeln nach
die Leviten und das ganze Volk, groß und dem Wort des HERRN durch Mose!
klein, und man las vor ihren Ohren alle 7 Und Josia schenkte den Kindern des
Worte des Buches des Bundes, das im Volkes Kleinvieh, Lämmer und Ziegen,
Haus des HERRN gefunden worden war. alles zu den Passahopfern, für alle An-
31 Der König aber trat auf das Podium wesenden, 30 000 an der Zahl; dazu 3 000
und machte einen Bund vor dem HERRN, Rinder, und dies aus dem Besitz des Kö-
daß sie dem HERRN nachwandeln und nigs. 8 Auch seine Fürsten schenkten frei-
seine Gebote, seine Zeugnisse und seine willig Gaben für das Volk, für die Priester
Satzungen befolgen sollten von ganzem und für die Leviten; Hilkija, Sacharja und
Herzen und von ganzer Seele, um die Jechiel, die Obersten des Hauses Gottes,
Worte des Bundes zu tun, die in diesem gaben den Priestern für die Passahopfer
Buch geschrieben sind. 2 600 [Lämmer], dazu 300 Rinder. 9 Und
32 Und er ließ alle, die in Jerusalem und Kananja, Schemaja und Nathaneel, seine
in Benjamin anwesend waren, [in den Brüder, und Haschabja, Jechiel und Josa-
Bund] eintreten. Und die Einwohner von bad, die Obersten der Leviten, stifteten
Jerusalem handelten nach dem Bund den Leviten für die Passahopfer 5 000
Gottes, des Gottes ihrer Väter. 33 Und [Lämmer] und 500 Rinder.
Josia schaffte alle Greuel weg aus allen 10 Nach diesen Vorbereitungen zum
Ländern der Kinder Israels und verpflich- Dienst traten die Priester an ihren Platz
tete alle, die sich in Israel befanden, dem und die Leviten in ihre Abteilungen
HERRN, ihrem Gott, zu dienen. Solange er nach dem Gebot des Königs. 11 Und
lebte, wichen sie nicht von dem HERRN, sie schächteten das Passah; die Priester
dem Gott ihrer Väter. vollzogen die Besprengung [mit dem
Blut], das sie aus ihrer Hand empfangen
Josia feiert das Passah hatten, und die Leviten zogen [den Läm-
2Kö 23,21-25
mern] die Haut ab. 12 Und sie legten das
Und Josia hielt dem HERRN ein Brandopfer beiseite, um es den Abtei-
Passah in Jerusalem, und sie lungen der Vaterhäuser der Kinder des
schlachteten das Passah am vierzehnten Volkes zu geben, damit sie es dem HERRN
Tag des ersten Monats. darbrächten, wie es im Buch Moses ge-
2 Und er stellte die Priester auf ihre Po- schrieben steht. Ebenso [machten sie es]
sten und ermutigte sie zu ihrem Dienst mit den Rindern.
im Haus des HERRN. 3 Er sprach auch zu 13 Und sie brieten das Passah am Feuer,
den Leviten, die ganz Israel lehrten und nach der Vorschrift. Was aber geheiligt
die dem HERRN geheiligt waren: Bringt war, kochten sie in Töpfen, Kesseln und
die heilige Lade in das Haus, das Salo- Schalen; und sie teilten es schnell unter
mo, der Sohn Davids, der König Israels, alle Kinder des Volkes aus. 14 Danach
gebaut hat! Ihr habt sie nicht mehr auf aber bereiteten sie es auch für sich und
den Schultern zu tragen; so dient nun für die Priester zu. Denn die Priester, die
dem HERRN, eurem Gott, und seinem Volk Söhne Aarons, waren mit der Darbrin-
Israel! 4 Und seid bereit nach euren Va- gung des Brandopfers und der Fettstücke
terhäusern, in euren Abteilungen, nach bis in die Nacht beschäftigt. Deshalb
der Vorschrift Davids, des Königs von bereiteten die Leviten für sich und für die
Israel, und der Vorschrift seines Sohnes Priester, die Söhne Aarons, zu.
Salomo, 5 und stellt euch im Heiligtum 15 Und die Sänger, die Söhne Asaphs,
auf, entsprechend den Abteilungen der standen an ihrem Platz nach dem Gebot
Vaterhäuser eurer Brüder, der Söhne des Davids und Asaphs und Hemans und
516 2. CHRONIK 35.36
Jeduthuns, des Sehers des Königs; und schwer verwundet! 24 Da hoben ihn seine
die Torhüter waren an allen Toren. Sie Knechte von dem Streitwagen auf seinen
brauchten ihren Dienst nicht zu verlas- anderen Wagen hinüber, den er [bei sich]
sen, denn ihre Brüder, die Leviten, berei- hatte, und brachten ihn nach Jerusalem.
teten für sie zu. Und er starb und wurde begraben in den
16 So wurde an jenem Tag der ganze Gräbern seiner Väter. Und ganz Juda und
Dienst des HERRN eingerichtet, die Pas- Jerusalem trug Leid um Josia.
sahfeier und der Brandopferdienst auf 25 Und Jeremia dichtete ein Klagelied auf
dem Altar des HERRN, nach dem Gebot Josia, und alle Sänger und Sängerinnen
des Königs Josia. 17 So feierten die Kinder haben [seitdem] in ihren Klageliedern
Israels, die anwesend waren, zu jener Zeit von Josia geredet, bis zu diesem Tag; und
das Passah und das Fest der ungesäuer- man machte sie zum Brauch in Israel.
ten Brote, sieben Tage lang. 18 Es war Und siehe, sie sind aufgezeichnet in den
aber kein derartiges Passah in Israel ge- Klageliedern.
feiert worden seit der Zeit des Propheten 26 Was aber mehr von Josia zu sagen ist
Samuel; und keiner der Könige von Israel und seine Frömmigkeit nach der Vor-
hatte ein solches Passah veranstaltet, schrift des Gesetzes des HERRN, 27 und
wie Josia es hielt mit den Priestern und seine Geschichte, die frühere und die
Leviten und mit ganz Juda und mit allen, spätere, siehe, das [alles] ist aufgezeich-
die von Israel anwesend waren, auch mit net im Buch der Könige von Israel und
den Einwohnern von Jerusalem. 19 Im Juda.
achtzehnten Jahr der Regierung Josias
wurde dieses Passah gefeiert. Joahas, Jehojakim und Jehojachin
werden Könige von Juda
Josia wird im Kampf 2Kö 23,31-37; 24,1-17
gegen den Pharao tödlich verletzt Und das Volk des Landes nahm
2Kö 23,29-30
Joahas, den Sohn Josias, und mach-
20 Nach alledem, als Josia das Haus [des te ihn in Jerusalem zum König an Stelle
HERRN] wieder hergestellt hatte, zog seines Vaters. 2 Joahas war 23 Jahre alt,
Necho, der König von Ägypten, herauf, als er König wurde, und er regierte drei
um bei Karkemisch am Euphrat eine Monate lang in Jerusalem.
Schlacht zu liefern. Und Josia zog aus, 3 Und der König von Ägypten setzte ihn
ihm entgegen. 21 Jener aber sandte Bo- ab in Jerusalem und legte dem Land
ten zu ihm und ließ ihm sagen: Was habe eine Abgabe von 100 Talenten Silber und
ich mit dir zu schaffen, du König von einem Talent Gold auf. 4 Und der König
Juda? Nicht gegen dich [ziehe ich] heute, von Ägypten machte Eljakim, seinen Bru-
sondern gegen ein Haus, das mit mir im der, zum König über Juda und Jerusalem,
Krieg liegt, und Gott hat gesagt, ich solle und änderte seinen Namen in Jehojakim.
eilen. Laß ab von Gott,a der mit mir ist, Seinen Bruder Joahas aber nahm Necho
damit er dich nicht verderbe! und brachte ihn nach Ägypten.
22 Aber Josia wandte sein Angesicht nicht 5 Jehojakim war 25 Jahre alt, als er König
von ihm ab, sondern verkleidete sich, um wurde, und er regierte 11 Jahre lang in Je-
mit ihm zu kämpfen, und er hörte nicht rusalem. Und er tat, was böse war in den
auf die Worte Nechos, [die] aus dem Augen des HERRN, seines Gottes.
Mund Gottes [kamen], sondern er zog 6 Da zog Nebukadnezar, der König von
zum Kampf auf die Ebene bei Megiddo. Babel, gegen ihn herauf und band ihn
23 Aber die Schützen trafen den König mit zwei ehernen Ketten, um ihn nach
Josia. Und der König sprach zu seinen Babel zu bringen. 7 Auch schleppte Ne-
Knechten: Bringt mich weg, denn ich bin bukadnezar etliche Geräte des Hauses
des HERRN nach Babel und brachte sie in
a (35,21) d.h. höre auf, gegen Gott zu kämpfen. seinen Tempel in Babel.
2. CHRONIK 36 517
8 Was aber mehr von Jehojakim zu sagen über sein Volk so hoch stieg, daß keine
ist und seine Greuel, die er tat, und was Heilung mehr möglich war.
an ihm gefunden wurde, das ist aufge- 17 Da ließ er den König der Chaldäer gegen
zeichnet im Buch der Könige von Israel sie heraufziehen, der tötete ihre Jung-
und Juda. Und Jehojachin, sein Sohn, mannschaft mit dem Schwert im Haus ih-
wurde König an seiner Stelle. res Heiligtums und verschonte weder junge
9 Es war nach 8 Jahren, daß Jehojachin Männer noch Jungfrauen, weder Alte noch
König wurde,a und er regierte drei Mo- Hochbetagte — alle gab er in seine Hand.
nate und zehn Tage lang in Jerusalem. 18 Und alle Geräte des Hauses Gottes, die
Und er tat, was böse war in den Augen großen und die kleinen, und die Schätze
des HERRN. 10 Aber um die Jahreswende des Hauses des HERRN und die Schätze des
sandte der König Nebukadnezar hin Königs und seiner Fürsten, alles ließ er
und ließ ihn nach Babel holen samt den nach Babel führen. 19 Und sie verbrann-
kostbaren Geräten des Hauses des HERRN; ten das Haus Gottes und rissen die Mauer
und er machte Zedekia, seinen Bruder, von Jerusalem nieder und verbrannten
zum König über Juda und Jerusalem. alle ihre Paläste mit Feuer, so daß alle ihre
kostbaren Geräte zugrundegingen.
Zedekia, der letzte König von Juda. 20 Den Überrest derer aber, die dem
Die Zerstörung Jerusalems und die Schwert entkommen waren, führte er
Wegführung Judas in die Gefangenschaft nach Babel hinweg, und sie wurden ihm
2Kö 24,18-20; 25,1-21; Jer 39,1-10; Jer 52
und seinen Söhnen als Knechte dienst-
11 Zedekia war 21 Jahre alt, als er König bar, bis das Königreich der Perser zur
wurde, und er regierte 11 Jahre lang in Herrschaft kam. 21 So wurde das Wort
Jerusalem. 12 Und er tat, was böse war des HERRN durch den Mund Jeremias er-
in den Augen des HERRN, seines Gottes, füllt: Bis das Land seine Sabbate gefeiert
und er demütigte sich nicht vor dem Pro- hat, soll es ruhen, solange die Verwüstung
pheten Jeremia, [der] aus dem Mund des währt, bis 70 Jahre vollendet sind!
HERRN [zu ihm redete].
13 Dazu fiel er ab von dem König Nebu-
Das Edikt des Königs Kyrus (Kores)
Esr 1,1-3; Jer 29,10-14
kadnezar, der einen Eid bei Gott von ihm
genommen hatte, und wurde halsstarrig 22 Und im ersten Jahr des Kyrus, des Kö-
und verstockte sein Herz, so daß er nicht nigs von Persien — damit das Wort des
zu dem HERRN, dem Gott Israels, um- HERRN erfüllt würde, das durch den Mund
kehren wollte. 14 Auch alle Obersten der Jeremias ergangen war —, da erweckte
Priester samt dem Volk versündigten sich der HERR den Geist des Kyrus, des Königs
schwer nach allen Greueln der Heiden von Persien, so daß er durch sein ganzes
und verunreinigten das Haus des HERRN, Königreich, auch schriftlich, bekanntma-
das er geheiligt hatte in Jerusalem. chen und sagen ließ:
15 Und der HERR, der Gott ihrer Väter, 23 »So spricht Kyrus, der König von Persi-
sandte ihnen seine Boten, indem er sich en: Der HERR, der Gott des Himmels, hat
früh aufmachte und sie immer wieder mir alle Königreiche der Erde gegeben,
sandte; denn er hatte Erbarmen mit sei- und er selbst hat mir befohlen, ihm ein
nem Volk und seiner Wohnung. 16 Aber Haus zu bauen in Jerusalem, das in Juda
sie verspotteten die Boten Gottes und ist. Wer irgend unter euch zu seinem Volk
verachteten seine Worte und verlachten gehört, mit dem sei der HERR, sein Gott,
seine Propheten, bis der Zorn des HERRN und er ziehe hinauf!«

a (36,9) Jehojachin (bed. »Der HERR befestigt«) wurde mit 18 Jahren König (vgl. 2Kö 24,8). Nach einigen Auslegern
beziehen sich die 8 Jahre auf eine vorherige Zeit der Mitregentschaft, wie sie öfters vorkam; nach anderen wird
hier die Zeit seit Beginn der babylonischen Gefangenschaft gerechnet.
Das Buch Esra
Der Erlaß von der zweiten Art, und 1 000 andere
des persischen Königs Kyrus (Kores) Geräte. 11 Die Zahl aller Geräte, der golde-
2Chr 36,20-23; Jer 29,10-14; Jes 44,26-28 nen und silbernen, betrug 5 400. Diese al-
Und im ersten Jahr des Kyrus, des Kö- le brachte Sesbazzar hinauf, als die Weg-
nigs von Persien — damit das Wort des geführten aus Babel nach Jerusalem
HERRN erfüllt würde, das durch den Mund hinaufgeführt wurden.
Jeremias ergangen war —, da erweckte
der HERR den Geist des Kyrus, des Königs Verzeichnis der Rückkehrer aus dem Exil
von Persien, so daß er durch sein ganzes Neh 7,6-73; Ps 126
Königreich, auch schriftlich, bekanntma- Und dies sind die Söhne der Provinz
chen und sagen ließ: [Juda], die heraufgezogen sind aus
2 »So spricht Kyrus, der König von Persien: der Gefangenschaft der Weggeführten,
Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir die Nebukadnezar, der König von Babel,
alle Königreiche der Erde gegeben, und er nach Babel weggeführt hatte, und die
selbst hat mir befohlen, ihm ein Haus zu wieder nach Jerusalem und Juda zurück-
bauen in Jerusalem, das in Juda ist. 3 Wer kehrten, jeder in seine Stadt, 2 die mit
irgend unter euch zu seinem Volk gehört, Serubbabel, Jeschua, Nehemia, Seraja,
mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf Reelaja, Mordechai, Bilsan, Mispar, Big-
nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue wai, Rehum und Baana kamen.
das Haus des HERRN, des Gottes Israels – Dies ist die Anzahl der Männer des Volkes
Er ist Gott – in Jerusalem! 4 Und jeder, Israel:
der noch übriggeblieben ist an irgend ei- 3 Die Söhne Parhoschs waren 2 172;
nem Ort, wo er sich als Fremdling aufhält, 4 die Söhne Schephatjas: 372;
dem sollen die Leute seines Ortes helfen 5 die Söhne Arachs: 775;
mit Silber und Gold, mit Gütern und Vieh 6 die Söhne Pachat-Moabs, von den Söh-
sowie freiwilligen Gaben für das Haus nen Jeschuas und Joabs: 2 812;
Gottes in Jerusalem!« 7 die Söhne Elams: 1 254;
5 Da machten sich die Familienhäupter 8 die Söhne Sattus: 945;
von Juda und Benjamin auf, und die 9 die Söhne Sakkais: 760;
Priester und Leviten — jeder, dessen Geist 10 die Söhne Banis: 642;
Gott erweckte, um hinaufzuziehen und 11 die Söhne Bebais: 623;
um das Haus des HERRN zu bauen, das in 12 die Söhne Asgads: 1 222;
Jerusalem ist. 6 Und alle ihre Nachbarn 13 die Söhne Adonikams: 666;
stärkten ihnen die Hände mit silbernen 14 die Söhne Bigwais: 2 056;
und goldenen Geräten, mit Gütern und 15 die Söhne Adins: 454;
Vieh und Kleinodien, außer dem, was sie 16 die Söhne Aters, von Hiskia: 98;
alles freiwillig gaben. 17 die Söhne Bezais: 323;
7 Und der König Kyrus gab die Geräte des 18 die Söhne Jorahs: 112;
Hauses des HERRN heraus, die Nebukad- 19 die Söhne Haschums: 223;
nezar aus Jerusalem weggenommen und 20 die Söhne Gibbars: 95;
in das Haus seines Gottes gebracht hatte. 21 die Söhne Bethlehems: 123;
8 Und Kyrus, der König von Persien, gab 22 die Männer von Netopha: 56;
sie heraus durch Mitredat, den Schatz- 23 die Männer von Anatot: 128;
meister, und übergab sie abgezählt Ses- 24 die Söhne Asmawets: 42;
bazzar, dem Fürsten von Juda. 9 Und dies 25 die Söhne von Kirjat-Arim, Kephira
ist ihre Zahl: 30 goldene Becken, 1 000 sil- und Beeroth: 743;
berne Becken, 29 Messer, 10 [sowie] 30 26 die Söhne von Rama und Geba: 621;
goldene Becher, und 410 silberne Becher 27 die Männer von Michmas: 122;
ESRA 2 519
28 die Männer von Bethel und Ai: 223; 56 die Söhne Jaalas, die Söhne Darkons,
29 die Söhne Nebos: 52; die Söhne Giddels;
30 die Söhne Magbis: 156; 57 die Söhne Schephatjas, die Söhne Hat-
31 die Söhne des anderen Elam: 1 254; tils, die Söhne Pocherets, von Zebajim,
32 die Söhne Harims: 320; die Söhne Amis.
33 die Söhne Lods, Hadids und Onos: 725; 58 Die Zahl aller Tempeldiener und Söhne
34 die Söhne von Jericho: 345; der Knechte Salomos betrug 392.
35 die Söhne Senaas: 3 630. — 59 Und diese zogen auch mit herauf aus
36 Die Priester: Die Söhne Jedajas, vom Tel-Melach und Tel-Harsa, Kerub, Addan
Haus Jeschuas, waren 973; und Immer, konnten aber das Haus ihrer
37 die Söhne Immers: 1 052; Väter und ihre Abstammung nicht nach-
38 die Söhne Paschhurs: 1 247; weisen, ob sie aus Israel seien:
39 die Söhne Harims: 1 017. 60 die Söhne Delajas, die Söhne Tobijas,
40 Die Leviten: Die Söhne Jeschuas und die Söhne Nekodas: 652.
Kadmiels, von den Söhnen Hodawjas: 74. 61 Und von den Söhnen der Priester: Die
41 Die Sänger: Die Söhne Asaphs: 128. Söhne Habajas, die Söhne des Hakkoz,
42 Die Söhne der Torhüter: die Söhne die Söhne Barsillais, der von den Töch-
Schallums, die Söhne Aters, die Söhne tern Barsillais, des Gileaditers, eine Frau
Talmons, die Söhne Akkubs, die Söhne genommen hatte und nach deren Namen
Hatitas und die Söhne Schobais, zusam- genannt worden war.
men 139. 62 Diese suchten ihr Geschlechtsregister,
43 Die Tempeldiener: die Söhne Zihas, die und als sie es nicht fanden, wurden sie als
Söhne Hasuphas, die Söhne Tabbaots; unrein vom Priestertum ausgeschlossen.
44 die Söhne des Keros, die Söhne Siahas, 63 Und der Statthalter sagte ihnen, daß sie
die Söhne Padons, nicht vom Hochheiligen essen dürften, bis
45 die Söhne Lebanas, die Söhne Haga- ein Priester für die Urim und die Thum-
bas, die Söhne Akkubs; mima [seinen Dienst] antreten würde.
46 die Söhne Hagabs, die Söhne Salmais, 64 Die Gesamtzahl der ganzen Gemeinde
die Söhne Hanans; betrug 42 360, 65 ohne ihre Knechte und
47 die Söhne Giddels, die Söhne Gahars; ihre Mägde; deren Zahl betrug 7 337; und
die Söhne Reajas; dazu kamen noch 200 Sänger und Sänge-
48 die Söhne Rezins, die Söhne Nekodas, rinnen. 66 Sie hatten 736 Pferde und 245
die Söhne Gassams; Maultiere, 67 an Kamelen 435, und 6 720
49 die Söhne Ussas, die Söhne Paseachs, Esel.
die Söhne Besais; 68 Und als sie zum Haus des HERRN nach
50 die Söhne Asnas, die Söhne der Mehu- Jerusalem kamen, gaben etliche von den
niter, die Söhne der Nephisiter; Familienhäuptern freiwillige Gaben für
51 die Söhne Bakbuks, die Söhne Haku- das Haus Gottes, damit man es an seiner
phas, die Söhne Harchurs; [früheren] Stätte wieder aufbauen könn-
52 die Söhne Bazluts, die Söhne Mehidas, te; 69 und zwar gaben sie nach ihrem Ver-
die Söhne Harsas, mögen für den Bauschatz 61 000 Gold-
53 die Söhne Barkos, die Söhne Siseras, Dareiken und 5 000 Silberminen und 100
die Söhne Tamachs; Priestergewänder.
54 die Söhne Neziachs, die Söhne Hati- 70 Und die Priester und die Leviten und
phas. die aus dem Volk und die Sänger und die
55 Die Söhne der Knechte Salomos: Die Torhüter und die Tempeldiener ließen
Söhne Sotais, die Söhne Sopherets, die sich in ihren Städten nieder und alle Isra-
Söhne Perudas; eliten in ihren Städten.

a (2,63) bed. »Lichter und Vollkommenheiten«. Für den Hohenpriester bestimmte Lose (vgl. 2Mo 28,30), mit
denen Gott befragt werden konnte (vgl. 4Mo 27,21; 1Sam 28,6).
520 ESRA 3.4
Der Wiederaufbau des Brandopferaltars die Leviten von 20 Jahren an und darüber
5Mo 12,11-14 zur Aufsicht über das Werk am Haus des
Als aber der siebte Monat nahte und HERRN. 9 Und Jeschua samt seinen Söhnen
die Kinder Israels nun in ihren Städten und Brüdern und Kadmiel samt seinen
waren, da versammelte sich das Volk wie Söhnen, die Söhne Jehudas, traten an wie
ein Mann in Jerusalem. 2 Und Jeschua, der ein Mann, um Aufsicht zu führen über die,
Sohn Jozadaks, und seine Brüder, die welche das Werk am Haus Gottes taten,
Priester, und Serubbabel, der Sohn Sche- [auch] die Söhne Henadads samt ihren
altiels, und seine Brüder, machten sich auf Söhnen und Brüdern, die Leviten.
und bauten den Altar des Gottes Israels, 10 Und als die Bauleute den Grund zum
um Brandopfer darauf darzubringen, wie Tempel des HERRN legten, stellten sich die
es geschrieben steht im Gesetz Moses, des Priester in ihren Gewändern auf, mit
Mannes Gottes. 3 Und sie errichteten den Trompeten, und die Leviten, die Söhne
Altar auf seiner Grundfeste, obwohl Furcht Asaphs, mit Zimbeln, um den HERRN zu
vor den Völkern der [umliegenden] Län- loben nach der Anordnung Davids, des
der auf ihnen lastete; und sie opferten Königs von Israel. 11 Und sie stimmten
dem HERRN Brandopfer darauf, Brandop- einen Wechselgesang an und dankten
fer am Morgen und am Abend. dem HERRN und lobten ihn, daß er so
4 Und sie feierten das Laubhüttenfest so, freundlich ist und daß seine Gnade ewig-
wie es geschrieben steht, und opferten lich währt über Israel; und das ganze Volk
Brandopfer Tag für Tag in der vorgeschrie- lobte den HERRN mit großem Freudenge-
benen Zahl, was für jeden Tag bestimmt schrei darüber, daß nun der Grund für
war; 5 danach auch das beständige Brand- das Haus des HERRN gelegt war.
opfer und die [Brandopfer] für die Neu- 12 Aber viele der alten Priester und Levi-
monde und alle heiligen Festtage des ten und Familienhäupter, die den frühe-
HERRN, dazu die [Brandopfer] für jeden, ren Tempel gesehen hatten, weinten laut,
der dem HERRN eine freiwillige Gabe dar- als der Grund für dieses Haus vor ihren
brachte. 6 Am ersten Tag des siebten Mo- Augen gelegt wurde, während viele ihre
nats fingen sie an, dem HERRN Brandopfer Stimme zu einem Freudengeschrei erho-
darzubringen, obwohl der Grunda für ben, 13 so daß das Volk das Freudenge-
den Tempel des HERRN noch nicht gelegt schrei nicht unterscheiden konnte von
war. 7 Sie gaben aber den Steinmetzen dem lauten Weinen im Volk; denn das
und Zimmerleuten Geld und den Leuten Volk erhob ein großes Jubelgeschrei, so
von Zidon und Tyrus Speise, Trank und daß man den Schall weithin hörte.
Öl, daß sie Zedernholz vom Libanon auf
dem Meer nach Japho brächten, wie es Widersacher schrecken das Volk vom Bau ab
ihnen Kyrus, der König von Persien, er- Als aber die Widersacher Judas und
laubt hatte. Benjamins hörten, daß die Kinder der
Wegführung dem HERRN, dem Gott Isra-
Die Grundsteinlegung els, den Tempel bauten, 2 da kamen sie
für den zweiten Tempel zu Serubbabel und zu den Familienhäup-
8 Und im zweiten Jahr nach ihrer Ankunft tern und sprachen zu ihnen: Wir wollen
bei dem Haus Gottes in Jerusalem, im mit euch bauen, denn wir wollen euren
zweiten Monat, begannen Serubbabel, Gott suchen, gleich wie ihr. Opfern wir
der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der ihm nicht seit der Zeit Asar-Haddons, des
Sohn Jozadaks, und ihre übrigen Brüder, Königs von Assyrien, der uns hierher ge-
die Priester und die Leviten und alle, die bracht hat? 3 Aber Serubbabel und Je-
aus der Gefangenschaft nach Jerusalem schua und die übrigen Familienhäupter
gekommen waren, und sie bestimmten Israels antworteten ihnen: Es geziemt
sich nicht, daß ihr und wir miteinander
a (3,6) d.h. das Fundament. das Haus unseres Gottes bauen; sondern
ESRA 4 521
wir allein wollen dem HERRN, dem Gott Kenntnis gebracht, daß, wenn diese Stadt
Israels, bauen, wie es uns der König Ky- wieder aufgebaut wird und die Mauern
rus, der König von Persien, geboten hat! vollendet werden, sie keine Steuern, we-
4 Da suchte das Volk im Land die Hände der Zoll noch Weggeld mehr geben und so
des Volkes Juda schlaff zu machen und sie das königliche Einkommen schmälern
vom Bauen abzuschrecken. 5 Und sie werden. 14 Da wir nun das Salz des Pala-
warben Ratgeber gegen sie an, um ihr stes essen und es uns nicht geziemt, ruhig
Vorhaben zu verhindern, solange Kyrus, zuzusehen, wie der König geschädigt wird,
der König von Persien, lebte, bis Darius, so senden wir zum König und bringen es
der König von Persien, zur Regierung ihm zur Kenntnis, 15 damit man im Buch
kam. 6 Als aber Ahasveros König wurde, der Denkwürdigkeiten deiner Väter nach-
schrieben sie zu Anfang seiner Regierung forsche; dann wirst du im Buch der Denk-
eine Anklage gegen die Einwohner von würdigkeiten finden und erfahren, daß
Juda und Jerusalem. diese Stadt eine aufrührerische Stadt war
7 Und zu den Zeiten Artasastasa schrie- und für die Könige und Provinzen schäd-
ben Bislam, Mitredat, Tabeel und ihre lich gewesen ist, und daß man seit den äl-
übrigen Genossen an Artasasta, den Kö- testen Zeiten dort Aufstände verübt hat,
nig von Persien. Der Brief aber war in weshalb die Stadt auch zerstört worden
aramäischer Schrift geschrieben und ins ist. 16 Wir machen also den König darauf
Aramäischeb übersetzt. aufmerksam, daß, wenn diese Stadt wie-
8 Rehum, der Statthalter, und Simsai, der der aufgebaut wird und [ihre] Mauern
Schreiber, schrieben einen Brief gegen vollendet werden, dir aus diesem Grund
Jerusalem an den König Artasasta, der so kein Teil jenseits des Stromes mehr blei-
lautete: 9 »Wir, Rehum, der Statthalter, ben wird!«
und Simsai, der Schreiber, und ihre übri- 17 Da sandte der König eine Antwort an
gen Genossen, die Diniter, die Apharsat- Rehum, den Statthalter, und Simsai, den
kiter, die Tarpliter, die Apharsiter, die Schreiber, und an ihre übrigen Genossen,
Arkewiter, die Babylonier, die Susaniter, die in Samaria wohnten, und in dem üb-
die Dehawiter, die Elamiter, 10 und die rigen Gebiet jenseits des Stromes: »Frie-
übrigen Völker, die der große und be- den! und so weiter. 18 Der Brief, den ihr
rühmte Asnapparc wegführte und in den an uns gesandt habt, ist mir deutlich vor-
Städten Samarias wohnen ließ, und in gelesen worden. 19 Und ich habe Befehl
dem übrigen Gebiet jenseits des [Eu- gegeben, und man hat nachgeforscht
phrat-]Stromesd und so weiter.« und gefunden, daß diese Stadt sich von
11 Dies ist die Abschrift des Briefes, den sie alters her gegen die Könige empört hat,
zum König Artasasta sandten: »Deine und daß Aufruhr und Aufstände darin
Knechte, die Männer jenseits des Stromes, verübt worden sind. 20 Auch sind mäch-
und so weiter. 12 Es sei dem König zur tige Könige über Jerusalem gewesen, die
Kenntnis gebracht, daß die Juden, die von über alles geherrscht haben, was jenseits
dir zu uns heraufgezogen waren und nach des Stromes ist, und denen Steuer, Zoll
Jerusalem gekommen sind, nun die auf- und Weggeld zu entrichten war. 21 So
rührerische und böse Stadt wieder auf- gebt nun Befehl, daß man diesen Män-
bauen wollen, und daß sie die Mauern nern wehre, damit diese Stadt nicht ge-
vollenden und die Grundfesten ausbes- baut wird, bis es von mir angeordnet
sern wollen. 13 So sei nun dem König zur wird! 22 Und seid hiermit gewarnt, daß

a (4,7) d.h. Gaumata Pseudosmerdis, der als Usurpator wieder zu Hebräisch. Auch der Text in 7,12-26 ist
nur wenige Monate im Jahr 522 v. Chr. regierte. aramäisch abgefaßt.
b (4,7) Das dem Hebräischen nahe verwandte Ara- c (4,10) d.h. Assur-Banipal, 669-625 v. Chr.
mäische war damals die übliche Verkehrssprache d (4,10) »Jenseits des Stromes« ist im Buch Esra eine
im gesamten persischen Weltreich. Ab Esra 4,8 ist feststehende Bezeichnung für die Gebiete westlich
der Text aramäisch; erst in 6,19 wechselt die Sprache des Euphrats aus der Sicht von Babylon und Persien.
522 ESRA 4.5
ihr in dieser Sache keinen Fehler begeht! geht mit gutem Gelingen unter ihrer Hand
Denn warum sollte der Schaden groß voran. 9 Da fragten wir diese Ältesten und
werden, zum Nachteil für die Könige?« sprachen zu ihnen: Wer hat euch befohlen,
23 Als nun der Brief des Königs Artasasta dieses Haus zu bauen und diese Mauer zu
vor Rehum und Simsai, dem Schreiber, vollenden? 10 Wir fragten sie auch nach ih-
und ihren Genossen verlesen worden war, ren Namen, um sie dir mitzuteilen, und
eilten sie nach Jerusalem zu den Juden wir haben die Namen der Männer, die ihre
und wehrten ihnen mit Gewalt und Obersten sind, aufgezeichnet.
Macht. 24 Damals hörte das Werk am 11 Sie aber gaben uns folgendes zur Ant-
Haus Gottes in Jerusalem auf, und es kam wort: Wir sind Knechte des Gottes des
zum Stillstand bis in das zweite Jahr der Himmels und der Erde und bauen das
Regierung des Königs Darius von Persien. Haus wieder auf, das vor vielen Jahren ge-
baut worden war, das ein großer König
Die Wiederaufnahme des Tempelbaues von Israel gebaut und vollendet hat.
Hag 1,1-2.19; Sach 1 bis 8
12 Aber als unsere Väter den Gott des Him-
Die Propheten aber, der Prophet Hag- mels erzürnten, gab er sie in die Hand
gai und Sacharja, der Sohn Iddos, Nebukadnezars, des Königs von Babel,
weissagten den Juden, die in Juda und in des Chaldäers; der zerstörte dieses Haus
Jerusalem lebten; im Namen des Gottes und führte das Volk hinweg nach Babel.
Israels weissagten sie ihnen. 2 Da mach- 13 Aber im ersten Regierungsjahr des Ky-
ten sich Serubbabel, der Sohn Schealtiels, rus, des Königs von Babel, befahl der Kö-
und Jeschua, der Sohn Jozadaks, auf und nig Kyrus, dieses Haus Gottes wieder
fingen an, das Haus Gottes in Jerusalem aufzubauen. 14 Und auch die goldenen
zu bauen, und mit ihnen die Propheten und silbernen Geräte des Hauses Gottes,
Gottes, die sie unterstützten. die Nebukadnezar aus dem Tempel in Je-
3 Zu jener Zeit kam Tatnai zu ihnen, der rusalem genommen und in den Tempel
Statthalter jenseits des Stromes, und Setar- von Babel verbracht hatte, nahm der Kö-
Bosnai und ihre Genossen, und sie spra- nig Kyrus aus dem Tempel von Babel und
chen zu ihnen: Wer hat euch befohlen, gab sie einem Mann namens Sesbazzar,
dieses Haus zu bauen und diese Mauer zu den er zum Statthalter einsetzte; 15 und
vollenden? 4 Darauf sagten wir ihnen die er sprach zu ihm: Nimm diese Geräte,
Namen der Männer, die diesen Bau ziehe hin und bringe sie in den Tempel,
führten. 5 Aber das Auge ihres Gottes war der in Jerusalem ist. Und das Haus Gottes
auf die Ältesten der Juden gerichtet, so daß soll an seiner Stätte wieder aufgebaut
ihnen nicht gewehrt wurde, bis die Sache werden! 16 Da kam dieser Sesbazzar und
Darius vorgelegt und danach ein Brief mit legte den Grund für das Haus Gottes in
seiner Antwort zurückgekommen wäre. Jerusalem. Und seit jener Zeit und bis
6 [Folgendes aber ist] die Abschrift des jetzt baut man daran; es ist aber noch
Briefes, den Tatnai, der Statthalter jenseits nicht vollendet.
des Stromes, und Setar-Bosnai und ihre 17 Und nun, wenn es dem König gefällt,
Genossen, die Apharsatkiter, die jenseits so lasse er im Schatzhaus des Königs, das
des Stromes waren, an den König Darius dort in Babel ist, nachforschen, ob wirk-
geschickt haben. 7 Sie sandten ihm einen lich vom König Kyrus befohlen worden
Bericht, darin war folgendes geschrie- ist, dieses Haus Gottes in Jerusalem auf-
ben: »Dem König Darius allen Frieden! zubauen; und der König sende uns seine
8 Dem König sei zur Kenntnis gebracht, Entscheidung darüber!«
daß wir in die Provinz Juda zu dem Haus
des großen Gottes gekommen sind; es Der Erlaß des Königs Darius
Sach 4,9; 7,1-8,23
wird mit schön gehauenen Steinen gebaut,
und man legt Balken in die Wände; und Da befahl der König Darius, daß man
dieses Werk wird mit Eifer betrieben und im Urkundenhaus nachforschen solle,
ESRA 6 523
wo die Schätze von Babel aufbewahrt Haus einen Balken nehmen, ihn daran
wurden. 2 Da fand man in Achmeta, in der hängen und töten soll; und sein Haus soll
Königsburg, die in der Provinz Medien deswegen zu einem Misthaufen gemacht
liegt, eine Schriftrolle, darin war folgende werden. 12 Der Gott aber, der seinen Na-
Denkwürdigkeit niedergeschrieben: men dort wohnen läßt, stürze alle Könige
3 »Im ersten Jahr des Königs Kyrus befahl und Völker, die ihre Hand ausstrecken
der König Kyrus betreffs des Hauses Got- werden, [diesen Erlaß] zu übertreten, in-
tes in Jerusalem: Das Haus soll wieder dem sie dieses Haus Gottes in Jerusalem
aufgebaut werden als eine Stätte, wo man zerstören! Ich, Darius, habe dies befoh-
Opfer darbringt. Sein Grund soll tragfähig len; es soll genau ausgeführt werden!«
sein, seine Höhe 60 Ellen und seine Breite
auch 60 Ellen; 4 drei Reihen Quaderstei- Die Einweihung des Tempels
ne und eine Reihe Balken; und die Kosten und das Passah
sollen vom Haus des Königs bestritten 13 Da befolgten Tatnai, der Statthalter
werden. 5 Dazu soll man die goldenen jenseits des Stromes, und Setar-Bosnai
und silbernen Geräte des Hauses Gottes, und ihre Genossen genau den Befehl,
die Nebukadnezar aus dem Tempel in Je- den der König Darius gesandt hatte.
rusalem weggenommen und nach Babel 14 Und die Ältesten der Juden bauten
gebracht hat, zurückgeben, damit sie weiter, und es gelang ihnen durch die
wieder in den Tempel in Jerusalem an ih- Weissagung der Propheten Haggai und
ren Ort gebracht werden, und du sollst sie Sacharja, des Sohnes Iddos. So bauten sie
im Haus Gottes niederlegen!« und vollendeten es nach dem Befehl des
6 »So haltet euch nun fern von dort, du, Gottes Israels und nach dem Befehl des
Tatnai, Statthalter jenseits des Stromes, Kyrus und des Darius und des Artasasta,
und du, Setar-Bosnai, und eure Genos- der Könige von Persien. 15 Sie vollende-
sen, die Apharsatkiter, die ihr jenseits des ten aber dieses Haus am dritten Tag des
Stromes seid! 7 Laßt sie arbeiten an die- Monats Adar, das war im sechsten Jahr
sem Haus Gottes; der Statthalter von Juda der Regierung des Königs Darius.
und die Ältesten der Juden sollen das 16 Und die Kinder Israels, die Priester, die
Haus Gottes an seiner Stätte wieder auf- Leviten und der Überrest der Kinder der
bauen! Gefangenschaft feierten die Einweihung
8 Auch ist von mir befohlen worden, wie dieses Hauses Gottes mit Freuden. 17 Und
ihr diesen Ältesten Judas behilflich sein sie brachten zur Einweihung dieses Hau-
sollt, damit sie dieses Haus Gottes bauen ses Gottes 100 Stiere dar, 200 Widder, 400
können: man soll aus den Gütern des Lämmer, und als Sündopfer für ganz Isra-
Königs von den Steuern jenseits des Stro- el 12 Ziegenböcke, nach der Zahl der
mes diesen Leuten die Kosten genau er- Stämme Israels. 18 Und sie bestimmten
statten, damit sie nicht behindert wer- die Priester nach ihren Abteilungen und
den. 9 Und was sie benötigen an jungen die Leviten nach ihren Ordnungen für
Stieren oder Widdern oder Lämmern als den Dienst Gottes in Jerusalem, wie es im
Brandopfer für den Gott des Himmels, Buch Moses geschrieben steht.
oder an Weizen, Salz, Wein und Öl, das 19 Und die Kinder der Gefangenschaft
soll ihnen nach Angabe der Priester in Je- hielten das Passah am vierzehnten Tag
rusalem täglich gegeben werden, ohne des ersten Monats. 20 Denn die Priester
Verzug, 10 damit sie dem Gott des Him- und die Leviten hatten sich gereinigt wie
mels Opfer lieblichen Geruchs darbrin- ein Mann, so daß sie alle rein waren; und
gen und für das Leben des Königs und sie schächteten das Passah für alle Kinder
seiner Söhne beten. der Gefangenschaft und für ihre Brüder,
11 Es ist auch von mir Befehl gegeben die Priester, und für sich selbst. 21 Und
worden, daß, wenn irgend ein Mensch die Kinder Israels, die aus der Gefangen-
dieses Gebot übertritt, man von seinem schaft zurückgekehrt waren, aßen es, und
524 ESRA 6.7
alle, die sich von der Unreinheit der Hei- ra gab, dem Schriftgelehrten, der gelehrt
den im Land abgesondert und sich ihnen war in den Worten der Gebote des HERRN
angeschlossen hatten, um den HERRN, den und seiner Satzungen für Israel:
Gott Israels, zu suchen. 22 Und sie hielten 12 »Artasasta, der König der Könige, an
das Fest der ungesäuerten Brote sieben Esra, den Priester, den vollkommenen
Tage lang mit Freuden; denn der HERR Schriftgelehrten im Gesetz des Gottes des
hatte sie fröhlich gemacht und das Herz Himmels, ausgefertigt und so weiter. 13 Es
des Königs von Assyrien ihnen zuge- ist von mir befohlen worden, daß jeder
wandt, so daß ihre Hände gestärkt wur- mit dir ziehen soll, der in meinem Reich
den in dem Werk am Haus Gottes, des vom Volk Israel und seinen Priestern und
Gottes Israels. Leviten willens ist, nach Jerusalem zu ge-
hen.
Esra kommt nach Jerusalem 14 Weil du von dem König und seinen
Nach diesen Ereignissen geschah es sieben Räten gesandt bist, um eine Un-
unter der Regierung Artasastas, des Kö- tersuchung über Juda und Jerusalem
nigs von Persien, daß Esra, der Sohn Sera- durchzuführen, nach dem weisen Gesetz
jas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Hilkias, deines Gottes, das in deiner Hand ist,
2 des Sohnes Schallums, des Sohnes Za- 15 und um das Silber und das Gold hinzu-
doks, des Sohnes Achitubs, 3 des Sohnes bringen, das der König und seine Räte
Amarjas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes dem Gott Israels, dessen Wohnung in Je-
Merajots, 4 des Sohnes Serachjas, des Soh- rusalem ist, freiwillig gegeben haben,
nes Ussis, des Sohnes Bukkis, 5 des Sohnes 16 dazu alles Silber und Gold, das du in
Abischuas, des Sohnes des Pinehas, des der ganzen Provinz von Babel bekommen
Sohnes Eleasars, des Sohnes Aarons, des wirst, samt der Gabe, die das Volk und die
obersten Priesters —, 6 daß dieser Esra von Priester freiwillig geben für das Haus ih-
Babel heraufzog [nach Jerusalem]. Und er res Gottes in Jerusalem, 17 deshalb kaufe
war ein Schriftgelehrter, wohlbewandert gewissenhaft für dieses Geld Stiere, Wid-
im Gesetz Moses, das der HERR, der Gott Is- der, Lämmer samt den dazugehörigen
raels, gegeben hatte. Und der König gab Speisopfern und Trankopfern, und opfe-
ihm alles, was er erbat, weil die Hand des re sie auf dem Altar bei dem Haus eures
HERRN, seines Gottes, über ihm war. 7 Und Gottes in Jerusalem.
etliche von den Kindern Israels und von 18 Und was dir und deinen Brüdern mit
den Priestern und Leviten, von den Sän- dem übrigen Silber und Gold zu tun gut
gern und Torhütern und Tempeldienern erscheint, das tut nach dem Willen eures
zogen mit ihm nach Jerusalem hinauf, im Gottes! 19 Und die Geräte, die dir überge-
siebten Jahr des Königs Artasasta. ben werden für den Dienst im Haus dei-
8 Und er kam im fünften Monat nach Je- nes Gottes, die sollst du vollständig ablie-
rusalem, im siebten Jahr des Königs. fern vor Gott in Jerusalem. 20 Und was
9 Denn am ersten Tag des ersten Monats sonst noch für das Haus deines Gottes
begann der Hinaufzug von Babel, und am notwendig sein wird, was du ausgeben
ersten Tag des fünften Monats kam er in mußt, sollst du aus der Schatzkammer
Jerusalem an, weil die gute Hand seines des Königs ausgeben.
Gottes über ihm war. 10 Denn Esra hatte 21 Und ich, der König Artasasta, habe al-
sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des len Schatzmeistern jenseits des Stromes
HERRN zu erforschen und zu tun, und in befohlen, daß alles, was Esra, der Priester
Israel Gesetz und Recht zu lehren. und Schriftgelehrte im Gesetz des Gottes
des Himmels, von euch fordern wird,
Die Vollmacht pünktlich gegeben werden soll, 22 bis zu
des Königs Artasasta für Esra 100 Talenten Silber und bis zu 100 Kor
11 Und dies ist die Abschrift des Briefes, Weizen und bis zu 100 Bat Wein und bis
den der König Artasasta dem Priester Es- zu 100 Bat Öl und unbegrenzt Salz.
ESRA 7.8 525
23 Alles, was nach dem Befehl des Gottes 5 Von den Söhnen Schechanjas: der Sohn
des Himmels ist, das soll für das Haus des Jehasiels, und mit ihm 300 männlichen
Gottes des Himmels mit großer Sorgfalt Geschlechts.
ausgeführt werden, damit nicht ein Zorn 6 Von den Söhnen Adins: Ebed, der Sohn
über das Reich des Königs und seiner Jonathans, und mit ihm 50 männlichen
Söhne kommt. 24 Ferner sollt ihr wissen, Geschlechts.
daß ihr nicht berechtigt seid, Steuern, 7 Von den Söhnen Elams: Jesaja, der Sohn
Zoll und Weggeld irgend einem Priester, Ataljas, und mit ihm 70 männlichen Ge-
Leviten, Sänger, Torhüter, Tempeldiener schlechts.
und Diener im Haus dieses Gottes aufzu- 8 Von den Söhnen Schephatjas: Sebadja,
erlegen. der Sohn Michaels, und mit ihm 80
25 Du aber, Esra, setze nach dem weisen männlichen Geschlechts.
Gesetz deines Gottes, das in deiner Hand 9 Von den Söhnen Joabs: Obadja, der
ist, Richter und Rechtspfleger ein, die alles Sohn Jehiels, und mit ihm 218 männli-
Volk richten sollen, das jenseits des Stro- chen Geschlechts.
mes ist, alle, welche die Gesetze deines 10 Von den Söhnen Schelomits: der Sohn
Gottes kennen; und wer sie nicht kennt, Josiphjas, und mit ihm 160 männlichen
den sollt ihr sie lehren. 26 Und jeder, der Geschlechts.
das Gesetz deines Gottes und das Gesetz 11 Von den Söhnen Bebais: Sacharja, der
des Königs nicht tun wird, über den soll Sohn Bebais, und mit ihm 28 männlichen
gewissenhaft Gericht gehalten werden, es Geschlechts.
sei zum Tode oder zur Verbannung, zur 12 Von den Söhnen Asgads: Johanan, der
Geldbuße oder zum Gefängnis!« Sohn Hakkatans, und mit ihm 110 männ-
27 Gelobt sei der HERR, der Gott unserer lichen Geschlechts.
Väter, der dies dem König ins Herz gege- 13 Von den Söhnen Adonikams: die letz-
ben hat, um das Haus des HERRN in Jeru- ten, und dies sind ihre Namen: Eliphelet,
salem zu verherrlichen, 28 und der mir Jechiel und Schemaja, und mit ihnen 60
Gnade zugewandt hat vor dem König männlichen Geschlechts.
und seinen Räten und vor allen gewalti- 14 Von den Söhnen Bigwais: Utai und
gen Fürsten des Königs! Und so faßte ich Sabbud und mit ihnen 70 männlichen
Mut, weil die Hand des HERRN, meines Geschlechts.
Gottes, über mir war, und versammelte
die Häupter von Israel, damit sie mit mir Esras Reisebericht
hinaufzögen. 15 Und ich versammelte sie an dem Fluß,
der nach Ahawa fließt; und wir lagerten
Verzeichnis der mit Esra dort drei Tage lang. Und ich schaute mich
Zurückgekehrten um unter dem Volk und den Priestern,
Folgendes sind die Familienhäupter, aber ich fand keinen von den Söhnen Le-
die mit mir von Babel heraufzogen zu vis dort. 16 Da ließ ich die Obersten Elie-
der Zeit, als der König Artasasta regierte, ser, Ariel, Schemaja, Elnathan, Jarib, Elna-
und ihre Geschlechtsregister: than, Nathan, Sacharja und Meschullam
2 Von den Söhnen des Pinehas: Gersom. rufen und die verständigen Männer Joja-
Von den Söhnen Itamars: Daniel. Von den rib und Elnathan. 17 Denen gab ich Be-
Söhnen Davids: Hattus. fehl an Iddo, den Obersten in dem Ort
3 Von den Söhnen Schechanjas, von den Kasiphja, und legte die Worte in ihren
Söhnen des Parhosch: Sacharja und mit Mund, die sie zu Iddo und seinem Bruder,
ihm die 150 Eingeschriebenen männli- den Tempeldienern in der Ortschaft Ka-
chen Geschlechts. siphja, reden sollten, damit sie uns Diener
4 Von den Söhnen Pachat-Moabs: Eljoe- für das Haus unseres Gottes herbrächten.
nai, der Sohn Serachjas, und mit ihm 200 18 Die brachten uns, dank der guten Hand
männlichen Geschlechts. unseres Gottes über uns, einen verständi-
526 ESRA 8.9
gen Mann von den Söhnen Machlis, des 30 Da nahmen die Priester und Leviten das
Sohnes Levis, des Sohnes Israels, nämlich abgewogene Silber und Gold und die Ge-
Serebja, samt seinen Söhnen und seinen räte entgegen, um sie nach Jerusalem zum
Brüdern, 18 [Mann]; 19 und Hasabja und Haus unseres Gottes zu bringen.
mit ihm Jesaja, von den Söhnen Meraris, 31 So brachen wir vom Fluß Ahawa auf, am
samt seinen Brüdern und ihren Söhnen, zwölften Tag des ersten Monats, um nach
20 [Mann]; 20 und von den Tempeldie- Jerusalem zu ziehen; und die Hand unseres
nern, welche David und die Fürsten zum Gottes war über uns, und er errettete uns
Dienst der Leviten bestimmt hatten, 220 vor der Hand des Feindes und des Wegela-
Tempeldiener; alle waren mit Namen an- gerers. 32 Und wir kamen nach Jerusalem
gegeben. und ruhten dort drei Tage lang aus. 33 Aber
21 Und ich ließ dort an dem Fluß Ahawa am vierten Tag wurden das Silber und das
ein Fasten ausrufen, daß wir uns demü- Gold und die Geräte im Haus unseres Got-
tigten vor unserem Gott, um von ihm ei- tes abgewogen in die Hand Meremots, des
nen geebneten Weg für uns und unsere Sohnes Urijas, des Priesters, übergeben —
Kinder und alle unsere Habe zu erflehen. mit ihm war auch Eleasar, der Sohn des
22 Denn ich schämte mich, vom König Pinehas, und mit ihnen Josabad, der Sohn
ein Heer und Reiter anzufordern, die uns Jeschuas, und Noadja, der Sohn Binnuis,
gegen den Feind auf dem Weg helfen die Leviten —, 34 alles nach Anzahl und
könnten; denn wir hatten mit dem König Gewicht; und das ganze Gewicht wurde
geredet und gesagt: »Die Hand unseres damals aufgeschrieben.
Gottes ist über allen, die ihn suchen, zu 35 Und die Kinder der Wegführung, die
ihrem Guten; seine Stärke aber und sein aus der Gefangenschaft gekommen wa-
Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen!« ren, brachten dem Gott Israels Brandop-
23 So fasteten wir und erflehten dies von fer dar, 12 Jungstiere für ganz Israel, 96
unserem Gott; und er erhörte uns. Widder, 77 Lämmer, sowie 12 Böcke zum
24 Und ich sonderte von den obersten Sündopfer; alles als Brandopfer für den
Priestern zwölf aus, nämlich Serebja und HERRN. 36 Und sie übergaben die Befehle
Hasabja und mit ihnen zehn von ihren des Königs den Satrapen des Königs und
Brüdern, 25 und ich übergab ihnen das den Statthaltern jenseits des Stromes. Da
abgewogene Silber, das Gold und die Ge- unterstützten diese das Volk und das
räte, das Hebopfer für das Haus unseres Haus Gottes.
Gottes, das der König und seine Räte und
Fürsten und ganz Israel, das sich dort be- Esras Bußgebet wegen der Mischehen
Neh 9; Dan 9
fand, als Hebopfer gegeben hatten. 26 Ich
übergab ihnen aber abgewogen in ihre Als nun dies alles ausgerichtet war,
Hand: 650 Talente Silber, und an silber- traten die Obersten zu mir und spra-
nen Geräten 100 Talente, und 100 Talente chen: Das Volk Israel und die Priester und
Gold. 27 Auch 20 goldene Becher, die wa- Leviten haben sich nicht abgesondert
ren 1 000 Dareiken wert, und zwei Geräte gehalten von den Völkern der Länder be-
aus goldglänzendem, gutem Erz, kostbar züglich ihrer Greuel, nämlich von den
wie Gold. Kanaanitern, Hetitern, Pheresitern, Jebu-
28 Und ich sprach zu ihnen: Ihr seid dem sitern, Ammonitern, Moabitern, Ägyp-
HERRN heilig; und die Geräte sind auch tern und Amoritern. 2 Denn sie haben
heilig, und das Silber und Gold ist dem von deren Töchtern [Frauen] für sich und
HERRN, dem Gott eurer Väter, freiwillig ihre Söhne genommen, und so hat sich
gegeben. 29 So seid wachsam und bewahrt der heilige Same mit den Völkern der
es, bis ihr es abwägen werdet vor den Länder vermischt; und die Hand der
Obersten der Priester und Leviten und den Obersten und Vorsteher ist in dieser Mis-
Obersten der Väter von Israel in Jerusalem, setat die erste gewesen!
in den Kammern des Hauses des HERRN! 3 Als ich nun dies hörte, zerriß ich mein
ESRA 9.10 527
Hemd und mein Obergewand und raufte Unreinheit der Völker des Landes, wegen
mir das Haupthaar und den Bart und saß ihrer Greuel und ihrer Verunreinigung,
bestürzt da. 4 Und alle, die die Worte des womit sie es von einem Ende bis zum an-
Gottes Israels fürchteten wegen der deren erfüllt haben. 12 So sollt ihr nun
Übertretung derer, die aus der Wegfüh- eure Töchter nicht ihren Söhnen zur Frau
rung gekommen waren, versammelten geben und ihre Töchter nicht für eure
sich zu mir. Und ich saß bestürzt da bis Söhne zur Frau nehmen, und ihr sollt
zum Abendopfer. 5 Und um das Abend- ewiglich nicht ihren Frieden und ihr Wohl-
opfer stand ich auf von meiner Demüti- ergehen suchen, damit ihr erstarkt und
gung, bei der ich mein Hemd und mein das Gut des Landes eßt und es auf eure
Obergewand zerrissen hatte, und ich fiel Kinder vererbt, auf ewige Zeiten!«
auf meine Knie und breitete meine Hän- 13 Und nach alledem, was über uns ge-
de aus zu dem HERRN, meinem Gott. kommen ist wegen unserer bösen Taten
6 Und ich sprach: Mein Gott, ich schäme und unserer großen Schuld — und doch
und scheue mich, mein Angesicht aufzu- hast du, weil du unser Gott bist, uns mehr
heben zu dir, mein Gott; denn unsere verschont, als es unsere Missetaten ver-
Missetaten sind über unser Haupt ge- dienten, und hast uns so viele Entkom-
wachsen, und unsere Schuld ist so groß, mene geschenkt! — 14 sollten wir da wie-
daß sie bis an den Himmel reicht! 7 Seit derum deine Gebote brechen und uns
den Tagen unserer Väter bis zu diesem Tag mit diesen Greuelvölkern verschwägern?
sind wir in großer Schuld, und um unse- Würdest du nicht über uns zürnen, bis zu
rer Missetaten willen sind wir, unsere Kö- [unserer] Vertilgung, so daß [uns] kein
nige und unsere Priester, in die Hand der Überrest und keine Entkommenen mehr
Könige der [heidnischen] Länder überge- blieben? 15 O HERR, du Gott Israels, du
ben worden, dem Schwert, der Gefangen- bist gerecht; denn wir sind übriggeblie-
schaft, dem Raub und der sichtbaren ben und entkommen, wie es heute der
Schmach, wie es heute der Fall ist. Fall ist. Siehe, wir sind vor deinem Ange-
8 Nun aber ist uns für einen kleinen Au- sicht in unseren Schulden, denn darum
genblick Gnade von dem HERRN, unserem können wir nicht vor dir bestehen!
Gott, zuteil geworden, indem er uns ei-
nen Überrest von Entkommenen übrig- Die Umkehr des Volkes
ließ und uns an seiner heiligen Stätte ei- Während nun Esra so betete und
nen [Zelt-]Pflock gab, womit unser Gott sein Bekenntnis ablegte, weinend
unsere Augen erleuchtete und uns ein und hingestreckt vor dem Haus Gottes,
wenig aufleben ließ in unserer Knecht- versammelte sich zu ihm aus Israel eine
schaft. 9 Denn Knechte sind wir; doch hat sehr große Versammlung von Männern,
uns unser Gott in unserer Knechtschaft Frauen und Kindern; denn das Volk wein-
nicht verlassen, sondern hat uns die te sehr. 2 Und Schechanja, der Sohn Je-
Gunst der Könige von Persien zugewandt, chiels, von den Söhnen Elams, ergriff das
daß sie uns ein Aufleben schenkten, um Wort und sprach zu Esra: Wir haben un-
das Haus unseres Gottes aufzubauen und serem Gott die Treue gebrochen, daß wir
seine Trümmer wiederherzustellen, und fremde Frauen aus den Völkern des Lan-
daß sie uns eine [Schutz-]Mauer gaben in des heimgeführt haben. Nun aber ist
Juda und Jerusalem. noch Hoffnung für Israel in dieser Sache!
10 Und nun, unser Gott, was sollen wir 3 Laßt uns nun einen Bund schließen mit
sagen nach alledem? Denn wir haben unserem Gott, daß wir alle Frauen und
deine Gebote verlassen, 11 die du uns die von ihnen geboren sind, hinaustun
durch deine Knechte, die Propheten, be- nach dem Ratschluß des Herrn und de-
fohlen hast, indem du sprachst: »Das rer, die das Gebot unseres Gottes fürch-
Land, in das ihr kommt, um es einzuneh- ten; und es soll nach dem Gesetz gehan-
men, ist ein unreines Land, wegen der delt werden. 4 Steh auf, denn du mußt
528 ESRA 10
handeln in dieser Sache! Wir wollen dir Richter, bis der glühende Zorn unseres
beistehen; führe es mutig aus! Gottes, [der auf uns ist,] solange diese Sa-
5 Da stand Esra auf, und er nahm einen che währt, von uns abgewandt wird!
Eid von den Obersten der Priester, der 15 Nur Jonathan, der Sohn Asahels, und
Leviten und ganz Israels, daß sie nach Jahseja, der Sohn Tikwas, standen dage-
diesem Wort handeln wollten. Und sie gen auf, und Meschullam und Sabbetai,
schworen. 6 Und Esra stand auf von [dem der Levit, unterstützten sie.
Platz] vor dem Haus Gottes und ging in 16 Und die Kinder der Wegführung mach-
die Kammer Johanans, des Sohnes Elja- ten es so; und der Priester Esra sonderte
schibs. Er ging dort hinein und aß kein sich Männer aus, die Familienhäupter
Brot und trank kein Wasser; denn er trug ihrer Stammhäuser, und diese alle mit
Leid wegen des Treuebruchs derer, die Namen bezeichnet; die setzten sich am
weggeführt gewesen waren. ersten Tag des zehnten Monats [zusam-
7 Und man ließ in Juda und Jerusalem an men] zur Untersuchung der Angelegen-
alle Kinder der Wegführung einen Ruf er- heit. 17 Und sie erledigten die ganze An-
gehen, daß sie sich nach Jerusalem ver- gelegenheit der Männer, die fremde
sammeln sollten. 8 Wer aber binnen drei Frauen heimgeführt hatten, bis zum er-
Tagen gemäß dem Rat der Obersten und sten Tag des ersten Monats.
Ältesten nicht kommen würde, dessen
ganze Habe sollte mit dem Bann belegt Verzeichnis der Männer, die fremde
und er selbst aus der Gemeinde der Weg- Frauen heimgeführt hatten
geführten ausgeschlossen werden. 18 Und es wurden unter den Söhnen der
9 Da versammelten sich alle Männer von Priester, die fremde Frauen heimgeführt
Juda und Benjamin in Jerusalem auf den hatten, gefunden: von den Söhnen Je-
dritten Tag, das war der zwanzigste Tag schuas, des Sohnes Jozadaks, und seinen
des neunten Monats. Und das ganze Volk Brüdern: Maaseja, Elieser, Jarib und Ge-
saß auf dem Platz vor dem Haus Gottes, dalja; 19 die gaben ihre Hand darauf, daß
zitternd um der Sache willen und wegen sie ihre Frauen ausstoßen und, weil sie
des strömenden Regens. 10 Und Esra, der schuldig geworden waren, einen Widder
Priester, stand auf und sprach zu ihnen: für ihre Schuld opfern würden.
Ihr habt eine Treulosigkeit begangen und 20 Von den Söhnen Immers: Hanani und
habt fremde Frauen heimgeführt, womit Sebadja.
ihr die Schuld Israels noch größer ge- 21 Von den Söhnen Harims: Maaseja, Elia,
macht habt! 11 So legt nun dem HERRN, Schemaja, Jehiel und Usija.
dem Gott eurer Väter, ein Bekenntnis ab 22 Von den Söhnen Paschhurs: Eljoenai,
und tut, was ihm wohlgefällig ist, und Maaseja, Ismael, Nethaneel, Josabad und
sondert euch ab von den Völkern des Eleasar.
Landes und von den fremden Frauen! 23 Von den Leviten: Josabad, Simei, Kela-
12 Da antwortete die ganze Gemeinde und jah (das ist Kelita), Petachja, Juda und
sprach mit lauter Stimme: Es soll gesche- Elieser.
hen, wie du uns gesagt hast! 13 Aber das 24 Von den Sängern: Eljaschib. Von den
Volk ist zahlreich, und es ist Regenzeit, so Torhütern: Schallum, Telem und Uri.
daß man nicht hier draußen stehen kann; 25 Und von Israel: Von den Söhnen des
und es ist auch nicht ein Werk von einem Parhosch: Ramja, Jissija, Malkija, Mija-
oder zwei Tagen, denn wir haben in dieser min, Eleasar, Malkija und Benaja.
Sache viel gesündigt. 14 Laßt doch unsere 26 Von den Söhnen Elams: Mattanja, Sa-
Obersten für die ganze Gemeinde einste- charja, Jechiel, Abdi, Jeremot und Elia.
hen; und alle aus unseren Städten, die 27 Von den Söhnen Sattus: Eljoenai, Elja-
fremde Frauen heimgeführt haben, sollen schib, Mattanja, Jeremot, Sabad und Asisa.
zu bestimmten Zeiten kommen, und mit 28 Von den Söhnen Bebais: Johanan, Ha-
ihnen die Ältesten jeder Stadt und deren nanja, Sabbai, Atlai.
ESRA 10 529
29 Von den Söhnen Banis: Meschullam, Mal- 35 Benaja, Bedja, Keluhu,
luch, Adaja, Jaschub, Scheal und Jeramot. 36 Wanja, Meremot, Eljaschib.
30 Von den Söhnen Pachat-Moabs: Adna, 37 Mattanja, Mattenai, Jahasai,
Kelal, Benaja, Maaseja, Mattanja, Beza- 38 Bani, Binnui, Simei,
leel, Binnui und Manasse. 39 Schelemja, Nathan, Adaja,
31 Von den Söhnen Harims: Elieser, Ji- 40 Machnadbai, Sasai, Sarai,
schija, Malkija, Schemaja, Simeon, 41 Asareel, Schelemja, Schemarja,
32 Benjamin, Malluch, Schemarja. 42 Schallum, Amarja, Joseph.
33 Von den Söhnen Haschums: Mattenai, 43 Von den Söhnen Nebos: Jechiel, Mattit-
Mattatta, Sabad, Eliphelet, Jeremai, Ma- ja, Sabad, Sebina, Jaddai, Joel, Benaja.
nasse, Simei. 44 Diese alle hatten fremde Frauen ge-
34 Von den Söhnen Banis: Mahadai, Am- nommen; und unter diesen Frauen wa-
ram und Uel, ren etliche, die Kinder geboren hatten.
Das Buch Nehemia
Nehemias Trauer um Jerusalem en; 9 kehrt ihr aber zu mir um und befolgt
und sein Bußgebet meine Gebote und tut sie — selbst wenn
Dies ist die Geschichte Nehemias, des einige von euch bis ans Ende der Himmel
Sohnes Hachaljas: Es geschah im Mo- verstoßen wären, so würde ich sie doch
nat Kislew, im zwanzigsten Jahr,a daß ich von dort sammeln und sie an den Ort
in Susan in der Königsburgb war. 2 Da kam bringen, den ich erwählt habe, damit
Hanani, einer meiner Brüder, mit etlichen mein Name dort wohnen soll!«
Männern aus Juda, und ich erkundigte 10 Sie sind ja doch deine Knechte und dein
mich bei ihm über die Juden, die Entkom- Volk, die du erlöst hast durch deine große
menen, die nach der Gefangenschaft üb- Kraft und durch deine mächtige Hand.
riggeblieben waren, und über Jerusalem. 11 Ach Herr, laß doch dein Ohr aufmerk-
3 Und sie sprachen zu mir: Die Übrigge- sam sein auf das Gebet deines Knechtes
bliebenen, die nach der Gefangenschaft und auf das Gebet deiner Knechte, die
übriggeblieben sind, befinden sich dort in das Verlangen haben, deinen Namen zu
der Provinz in großem Unglück und in fürchten, und laß es doch deinem Knecht
Schmach; und die Mauern der Stadt Jeru- heute gelingen, und gib ihm Barmherzig-
salem sind niedergerissen und ihre Tore keit vor diesem Mann! — Ich war nämlich
mit Feuer verbrannt! der Mundschenk des Königs.c
4 Und es geschah, als ich diese Worte hör-
te, da setzte ich mich hin und weinte und Nehemia erhält den Auftrag zum
trug Leid etliche Tage lang; und ich faste- Wiederaufbau von Jerusalem
te und betete vor dem Gott des Himmels Es geschah aber im Monat Nisan, im
5 und sprach: Ach, HERR, du Gott des Him- zwanzigsten Jahr des Königs Artasasta,
mels, du großer und furchtgebietender als Wein vor ihm stand, da nahm ich den
Gott, der den Bund und die Gnade denen Wein und gab ihn dem König. Ich war aber
bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote zuvor nie traurig vor ihm gewesen. 2 Da
halten! 6 Laß doch deine Ohren aufmer- sprach der König zu mir: Warum siehst du
ken und deine Augen offen sein, daß du so traurig aus? Du bist doch nicht krank?
auf das Gebet deines Knechtes hörst, das Es ist nichts anderes als ein betrübtes
ich nun vor dir bete Tag und Nacht für die Herz! Da fürchtete ich mich sehr; 3 und
Kinder Israels, deine Knechte, und mit ich sprach zu dem König: Der König lebe
dem ich die Sünde der Kinder Israels be- ewig! Warum sollte ich nicht traurig ausse-
kenne, die wir an dir begangen haben! hen, da doch die Stadt, wo die Grabstätte
Auch ich und das Haus meines Vaters meiner Väter ist, in Trümmern liegt und
haben gesündigt! 7 Wir haben sehr ver- ihre Tore vom Feuer verzehrt sind?
werflich gegen dich gehandelt, daß wir 4 Da sprach der König zu mir: Was erbit-
die Gebote, die Satzungen und Rechtsbe- test du denn? Da flehte ich zu dem Gott
stimmungen nicht befolgt haben, die du des Himmels; 5 und dann sagte ich zu
deinem Knecht Mose geboten hast. dem König: Wenn es dem König gefällt
8 Gedenke doch an das Wort, das du dei- und wenn dein Knecht wohlgefällig vor
nem Knecht Mose gegeben hast, indem dir ist, so sende mich nach Juda, zu der
du sprachst: »Wenn ihr treulos handelt, Stadt, wo meine Väter begraben liegen,
so will ich euch unter die Völker zerstreu- damit ich sie wieder aufbaue!

a (1,1) d.h. im 20. Jahr der Regierung des persischen b (1,1) od. in der befestigten Oberstadt. Susa in Elam war
Königs Artasasta (= Artaxerxes I. Longimanus, 464- die Winterresidenz der persischen Könige.
423 v. Chr.), der wie seine Vorgänger Kyrus und Darius c (1,11) d.h. ein hoher Hofbeamter, der für die Getränke
über das ehemalige babylonische Reich regierte, in des Königs verantwortlich war; eine einflußreiche Ver-
dem Juda eine kleine Provinz war (vgl. 2,1). trauensstellung.
NEHEMIA 2.3 531
6 Da sprach der König zu mir, während zum Durchkommen. 15 So stieg ich in
die Königin neben ihm saß: Wie lange der Nacht das Tala hinauf und untersuch-
wird die Reise dauern, und wann wirst du te die Mauern und kehrte dann um und
zurückkommen? Und es gefiel dem Kö- kam durch das Taltor wieder heim.
nig, mich hinzusenden, nachdem ich 16 Die Vorsteher aber wußten nicht, wo
ihm eine bestimmte Zeit genannt hatte. ich hingegangen war und was ich ge-
7 Und ich sprach zu dem König: Wenn es macht hatte; denn ich hatte bis dahin den
dem König gefällt, so gebe man mir Briefe Juden und den Priestern, auch den Vor-
an die Statthalter jenseits des Stromes, nehmsten und den Vorstehern und den
damit sie mich durchziehen lassen, bis anderen, die an dem Werk arbeiteten,
ich nach Juda komme; 8 auch einen Brief nichts gesagt. 17 Da sprach ich zu ihnen:
an Asaph, den Forstmeister des Königs, Ihr seht das Unglück, in dem wir uns be-
daß er mir Holz gibt, damit ich die Tore finden; wie Jerusalem in Trümmern liegt
des Tempelbezirkes, der zum Haus [Got- und seine Tore mit Feuer verbrannt sind.
tes] gehört, aus Balken zimmern kann, Kommt, laßt uns die Mauern Jerusalems
und für die Stadtmauer und für das Haus, wieder aufbauen, damit wir nicht länger
in das ich ziehen soll! Und der König gab ein Gespött sind! 18 Und ich teilte ihnen
sie mir, weil die gute Hand meines Gottes mit, wie gütig die Hand meines Gottes
über mir war. 9 Als ich nun zu den Statt- über mir gewaltet hatte; dazu die Worte
haltern jenseits des Stromes kam, gab ich des Königs, die er zu mir geredet hatte.
ihnen die Briefe des Königs. Und der Kö- Da sprachen sie: Wir wollen uns aufma-
nig hatte Oberste des Heeres und Reiter chen und bauen! Und sie stärkten ihre
mit mir gesandt. Hände zu dem guten Werk.
10 Als aber Sanballat, der Horoniter, und 19 Als aber Sanballat, der Horoniter, und
Tobija, der ammonitische Knecht, dies Tobija, der ammonitische Knecht, und
hörten, mißfiel es ihnen sehr, daß ein Geschem, der Araber, dies hörten, spotte-
Mensch gekommen war, um das Wohl ten sie über uns und verachteten uns und
der Kinder Israels zu suchen. sprachen: Was hat das zu bedeuten, was
ihr euch da vornehmt? Wollt ihr euch ge-
Nehemia untersucht den Zustand der gen den König auflehnen? 20 Da antwor-
Mauern und ermutigt die Obersten von tete ich ihnen und sprach: Der Gott des
Jerusalem Himmels wird es uns gelingen lassen;
11 Ich aber kam nach Jerusalem. Und als darum wollen wir, seine Knechte, uns
ich drei Tage dort gewesen war, 12 da aufmachen und bauen. Ihr aber habt
machte ich mich bei Nacht auf mit weni- weder Anteil noch Recht noch Andenken
gen Männern; denn ich sagte keinem in Jerusalem!
Menschen, was mir mein Gott ins Herz
gegeben hatte, für Jerusalem zu tun; und Die Mauern und Tore Jerusalems
es war kein Tier bei mir außer dem Tier, werden wieder aufgebaut
auf dem ich ritt. Und Eljaschib, der Hohepriester, mach-
13 Und ich ritt bei Nacht durch das Taltor te sich auf samt seinen Brüdern, den
hinaus in Richtung der Drachenquelle Priestern, und sie bauten das Schaftor;b
und zum Misttor, und ich untersuchte die das heiligten sie und setzten seine Türflü-
Mauern Jerusalems, die niedergerissen gel ein; und [sie bauten] weiter bis zum
waren, und ihre Tore, die mit Feuer ver- Turm Mea, den heiligten sie, [und] bis
brannt waren. 14 Und ich ging hinüber zum Turm Hananeel. 2 Neben ihm bauten
zum Quelltor und zum Königsteich, aber die Männer von Jericho; auch Sakkur, der
da war für das Tier unter mir kein Platz Sohn Imris, baute neben ihm.

a (2,15) d.h. das Kidrontal. zum Tempelbezirk, danach folgen die West-, die Süd-
b (3,1) Die Beschreibung beginnt mit dem Nordtor und die Ostmauer der Stadt.
532 NEHEMIA 3
3 Und das Fischtor bauten die Söhne 15 Aber das Quelltor besserte Schallum
Senaas; sie deckten es mit Balken und aus, der Sohn Kol-Hoses, der Oberste des
setzten seine Türflügel ein, seine Schlös- Bezirks Mizpa. Er baute und überdachte
ser und seine Riegel. 4 Neben ihnen bes- es, setzte seine Türflügel ein, seine
serte Meremot aus, der Sohn Urijas, des Schlösser und seine Riegel, dazu [baute
Sohnes des Hakkoz. Neben ihnen besser- er] die Mauern am Teich Siloah beim Gar-
te Meschullam aus, der Sohn Berechjas, ten des Königs, bis an die Stufen, die von
des Sohnes Meschesabels; und neben ih- der Stadt Davids herabführen. 16 Nach
nen besserte Zadok aus, der Sohn Baa- ihm besserte Nehemia aus, der Sohn As-
nas. 5 Neben ihnen besserten die Leute buks, der Oberste über die Hälfte des Be-
von Tekoa aus; aber die Vornehmen unter zirks Beth-Zur, bis gegenüber den Grä-
ihnen beugten ihre Nacken nicht zum bern Davids und bis an den künstlichen
Dienst für ihren Herrn. Teich und bis an das Haus der Helden.
6 Das alte Tor besserten Jojada, der Sohn 17 Nach ihm besserten die Leviten aus,
Paseachs, und Meschullam, der Sohn Be- Rehum, der Sohn Banis. Neben ihm bes-
sodjas, aus; sie deckten es mit Balken und serte Hasabja aus, der Oberste über die
setzten seine Türflügel ein, seine Schlös- Hälfte des Bezirks Kehila, für seinen
ser und seine Riegel. 7 Neben ihnen bes- Bezirk. 18 Nach ihm besserten ihre Brü-
serte Melatja aus, der Gibeoniter, und Ja- der aus, Bawai, der Sohn Henadads, der
don, der Meronotiter, samt den Männern Oberste über die [andere] Hälfte des Be-
von Gibeon und von Mizpa, die der Ge- zirks Kehila. 19 Neben ihm besserte Eser,
richtsbarkeit des Statthalters jenseits des der Sohn Jeschuas, der Oberste von Miz-
Stromes unterstanden. 8 Neben ihnen pa, einen weiteren Mauerabschnitt aus
besserte Ussiel aus, der Sohn Harchajas, gegenüber dem Aufstieg zum Zeughaus
einer der Goldschmiede. Neben ihm bes- am Winkel.
serte Hananja aus, ein Salbenmischer. Sie 20 Nach ihm besserte Baruch, der Sohn
stellten Jerusalem wieder her bis an die Sabbais, mit Eifer einen weiteren Mauer-
breite Mauer. abschnitt aus vom Winkel bis an die
9 Neben ihnen besserte Rephaja aus, der Haustür Eljaschibs, des Hohenpriesters.
Sohn Hurs, der Oberste des halben Bezirks 21 Nach ihm besserte Meremot, der Sohn
von Jerusalem. 10 Neben ihnen besserte Urijas, des Sohnes des Hakkoz, einen
Jedaja aus, der Sohn Harumaphs, und weiteren Mauerabschnitt aus von der
zwar gegenüber seinem Haus. Neben ihm Haustür Eljaschibs bis an das Ende des
besserte Hattus aus, der Sohn Hasabnias. Hauses Eljaschibs.
11 Malchija, der Sohn Harims, und Ha- 22 Nach ihm besserten die Priester aus, die
schub, der Sohn Pachat-Moabs, besserten Männer aus der [Jordan]ebene. 23 Nach
einen weiteren Mauerabschnitt aus und ihnen besserten Benjamin und Haschub
den Ofenturm. 12 Neben ihm besserte ihrem Haus gegenüber aus. Nach ihnen
Schallum aus, der Sohn Hallohes, der besserte Asarja aus, der Sohn Maasejas,
Oberste des [anderen] halben Bezirkes des Sohnes Ananjas, bei seinem Haus.
von Jerusalem, er und seine Töchter. 24 Nach ihm besserte Binnui, der Sohn
13 Das Taltor besserten Hanun und die Henadads, einen weiteren Mauerabschnitt
Bürger von Sanoach aus. Sie bauten es aus, vom Haus Asarjas bis zum Winkel und
und setzten seine Türflügel ein, seine bis an die Ecke.
Schlösser und seine Riegel, dazu 1 000 25 Palal, der Sohn Usais, besserte gegen-
Ellen an der Mauer, bis zum Misttor. über dem Winkel und dem oberen Turm
14 Das Misttor aber besserte Malchija aus, der am Haus des Königs vorspringt,
aus, der Sohn Rechabs, der Oberste über bei dem Kerkerhof. Nach ihm Pedaja, der
den Bezirk Beth-Kerem. Er baute es und Sohn des Parhosch. 26 Die Tempeldiener
setzte seine Türflügel ein, seine Schlösser aber wohnten auf dem Ophel bis gegen-
und seine Riegel. über dem Wassertor im Osten und dem
NEHEMIA 3.4 533
vorspringenden Turm. 27 Nach ihm bes- Plünderung preis in einem Land der Ge-
serten die Leute von Tekoa einen weite- fangenschaft! 37 Und decke ihre Schuld
ren Mauerabschnitt aus, gegenüber dem nicht zu und laß ihre Sünde vor dir nicht
großen vorspringenden Turm und bis an ausgetilgt werden; denn sie haben [dich]
die Ophelmauer. vor den Bauleuten herausgefordert!
28 Von dem Roßtor an besserten die Prie- 38 Wir aber bauten [weiter] an der Mauer;
ster aus, jeder seinem Haus gegenüber. und die ganze Mauer schloß sich bis zur
29 Nach ihnen besserte Zadok aus, der halben Höhe. Und das Volk gewann Mut
Sohn Immers, seinem Haus gegenüber. zur Arbeit.
Nach ihm besserte Schemaja aus, der
Sohn Schechanjas, der Hüter des Ostto- Und es geschah, als Sanballat und To-
res. 30 Nach ihm besserten Hananja, der bija und die Araber, die Ammoniter
Sohn Schelemjas, und Hanun, der sechste und die Asdoditer hörten, daß die Wie-
Sohn Zalaphs, einen weiteren Mauerab- derherstellung der Mauer von Jerusalem
schnitt aus. Nach ihm besserte Meschul- fortschritt und daß die Lücken sich zu
lam aus, der Sohn Berechjas, gegenüber schließen begannen, da wurden sie sehr
seiner Tempelkammer. zornig, 2 und sie verschworen sich alle
31 Nach ihm besserte Malchija, ein Gold- miteinander, daß sie kommen und gegen
schmied, aus bis an das Haus der Tem- Jerusalem kämpfen und Verwirrung an-
peldiener und der Händler, dem Tor richten wollten.
Miphkad gegenüber, bis zum Oberge- 3 Wir aber beteten zu unserem Gott und
mach an der Mauerecke. 32 Und zwi- stellten Wachen gegen sie auf, Tag und
schen dem Obergemach an der Mauer- Nacht, [zum Schutz] vor ihnen. 4 Und Ju-
ecke und dem Schaftor besserten die da sprach: Die Kraft der Lastträger wankt,
Goldschmiede und die Händler aus. und es gibt so viel Schutt; wir können
nicht [mehr] an der Mauer bauen! 5 Un-
Fortgang der Arbeiten sere Widersacher aber sprachen: Die sol-
trotz feindlichem Widerstand len es nicht wissen noch sehen, bis wir
Esr 4,4-5; 5,1-5
mitten unter sie kommen und sie erschla-
33 Und es geschah, als Sanballat hörte, gen und dem Werk ein Ende machen!
daß wir die Mauer bauten, da wurde er 6 Als aber die Juden, die in ihrer Nähe
zornig und ärgerte sich sehr und spottete wohnten, kamen und es uns [wohl] zehn-
über die Juden. 34 Und er sprach vor sei- mal sagten: Von allen Orten her, wohin ihr
nen Brüdern und den Mächtigen von Sa- euch auch wenden mögt, [ziehen sie] ge-
maria: Was machen die ohnmächtigen gen uns!, 7 da stellte ich das Volk nach ih-
Juden? Soll man sie gewähren lassen? ren Geschlechtern an die tieferen Stellen
Werden sie ein Opfer darbringen?a Wer- hinter den Mauern, an die offenen Plätze,
den sie es eines Tages vollenden? Werden und stellte sie auf mit ihren Schwertern,
sie die Steine aus den Schutthaufen wie- Speeren und Bogen. 8 Und ich besah es
der beleben, da sie doch verbrannt sindb? und machte mich auf und sprach zu den
35 Aber Tobija, der Ammoniter, war bei Vornehmsten und zu den Vorstehern und
ihm und sprach: Sie mögen bauen, was zu dem übrigen Volk: Fürchtet euch nicht
sie wollen; wenn ein Fuchs hinaufginge, vor ihnen! Gedenkt an den großen,
würde er ihre steinernen Mauern zerrei- furchtgebietenden Herrn und kämpft für
ßen! eure Brüder, eure Söhne und eure Töch-
36 Höre, unser Gott, wie verachtet wir ter, eure Frauen und eure Häuser!
sind, und laß ihre Schmähungen auf ih- 9 Und es geschah, als unsere Feinde hör-
ren Kopf zurückfallen und gib sie der ten, daß es uns bekannt geworden war

a (3,34) d.h. wohl zum Dank für die vollendete Arbeit. b (3,34) d.h. durch die Brandhitze geborsten und un-
brauchbar.
534 NEHEMIA 4.5
und daß Gott ihren Rat zunichtegemacht Häuser verpfänden, damit wir Getreide
hatte, da kehrten wir alle wieder zur Mau- bekommen in der Hungersnot! 4 Etliche
er zurück, jeder an seine Arbeit. 10 Und aber sprachen: Wir haben uns Geld lei-
von jenem Tag an geschah es, daß die hen müssen auf unsere Äcker und unsere
Hälfte meiner Diener an dem Werk arbei- Weinberge, damit wir dem König die
tete, während die andere Hälfte mit Spee- Steuern zahlen können. 5 Nun sind ja
ren, Schilden, Bogen und Brustpanzern unsere Brüder vom gleichen Fleisch [und
bewaffnet war; und die Obersten standen Blut] wie wir, und unsere Kinder sind wie
hinter dem ganzen Haus Juda, 11 das an ihre Kinder. Und siehe, wir müssen unse-
der Mauer baute. Und die Lastträger, die re Söhne und unsere Töchter in die Leib-
aufluden, verrichteten mit der einen eigenschaft bringen, und von unseren
Hand die Arbeit, während sie mit der an- Töchtern sind schon etliche zu leibeige-
deren die Waffe hielten. 12 Und von den nen Mägden geworden, und es steht
Bauleuten hatte jeder sein Schwert an die nicht in unserer Macht, es zu verhindern,
Seite gegürtet und baute so; der Scho- da ja unsere Äcker und Weinberge bereits
pharhornbläser aber stand neben mir. anderen gehören!
13 Und ich sprach zu den Vornehmsten 6 Als ich aber ihr Geschrei und diese Worte
und zu den Vorstehern und zum übrigen hörte, wurde ich sehr zornig. 7 Dann über-
Volk: Das Werk ist groß und weit, und wir legte ich bei mir selbst, und ich wies die
sind auf der Mauer zerstreut und weit Vornehmsten und Vorsteher zurecht und
voneinander entfernt: 14 An dem Ort, von sprach zu ihnen: Wollt ihr Wucher treiben
dem ihr nun den Schall des Schopharhor- an euren Brüdern? Und ich brachte eine
nes hören werdet, dort sammelt euch zu große Versammlung gegen sie zusammen,
uns. Unser Gott wird für uns kämpfen! 8 und sprach zu ihnen: Wir haben unsere
15 So arbeiteten wir an dem Werk, wäh- Brüder, die Juden, die an die Heiden ver-
rend die eine Hälfte die Speere hielt, vom kauft waren, so weit es uns möglich war,
Aufgang der Morgenröte bis zum Hervor- losgekauft; ihr aber wollt sogar eure eige-
kommen der Sterne. 16 Auch sprach ich nen Brüder verkaufen? Sollen sie sich etwa
zu jener Zeit zum Volk: Ein jeder bleibe mit an uns verkaufen? Da schwiegen sie und
seinem Diener über Nacht in Jerusalem, fanden keine Antwort.
damit sie bei Nacht Wache halten und bei 9 Und ich sprach: Was ihr da tut, ist nicht
Tag die Arbeit verrichten! 17 Und weder gut! Solltet ihr nicht in der Furcht unseres
ich noch meine Brüder noch meine Die- Gottes wandeln wegen der Lästerung der
ner noch die Männer der Wache in mei- Heiden, unserer Feinde? 10 Ich und mei-
nem Gefolge zogen unsere Kleider aus; je- ne Brüder und meine Diener haben ih-
der hatte seine Waffe bei sich und Wasser. nen auch Geld und Korn geliehen. Wir
wollen ihnen doch diese Schuld erlassen!
Nehemia behebt Mißstände 11 Gebt ihnen heute noch ihre Äcker, ihre
unter dem Volk Weinberge, ihre Ölbäume und ihre Häu-
3Mo 25,35-46; 5Mo 15,7-11
ser zurück, dazu den Hundertsten vom
Es erhob sich aber ein großes Geschrei Geld, vom Korn, vom Most und vom Öl,
des Volkes und ihrer Frauen gegen ih- den ihr ihnen auferlegt habt!
re Brüder, die Juden. 2 Und etliche spra- 12 Da sprachen sie: Wir wollen es zurück-
chen: Wir, unsere Söhne und unsere geben und nichts von ihnen fordern,
Töchter sind viele; und wir müssen uns sondern es so machen, wie du gesagt
Getreide beschaffen, damit wir zu essen hast! Und ich rief die Priester herbei und
haben und leben können! nahm einen Eid von ihnen, daß sie es so
3 Andere sprachen: Wir mußten unsere machen wollten. 13 Auch schüttelte ich
Äcker, unsere Weinberge und unsere den Bausch meines Gewandesa aus und

a (5,13) d.h. den Bausch über der Brust des Obergewandes, der sich bildete, sobald man sich gürtete.
NEHEMIA 5.6 535
sprach: So schüttle Gott jedermann von eingehängt hatte —, 2 da sandten San-
seinem Haus und von seinem Besitztum ballat und Geschem zu mir und ließen
ab, der dies versprochen hat und nicht mir sagen: Komm und laß uns in den
ausführt; ja, so werde er ausgeschüttelt Dörfern in der Ebene Ono zusammen-
und leer! Und die ganze Versammlung kommen! Sie hatten aber im Sinn, mir
sprach: Amen! Und sie lobten den HERRN. Böses anzutun. 3 Da sandte ich Boten zu
Und das Volk handelte nach diesem ihnen und ließ ihnen sagen: Ich habe ein
Wort. großes Werk zu verrichten, darum kann
ich nicht hinabkommen. Warum sollte
Nehemias Uneigennützigkeit das Werk stillstehen, wenn ich es ruhen
Apg 20,33-35
lasse und zu euch hinabkomme? 4 Sie
14 Auch habe ich von der Zeit an, da mir ließen mir aber viermal das Gleiche sa-
befohlen wurde, im Land Juda ihr Statt- gen, und ich gab ihnen die gleiche Ant-
halter zu sein, nämlich vom zwanzigsten wort.
Jahr bis zum zweiunddreißigsten Jahr des 5 Da ließ mir Sanballat zum fünftenmal
Königs Artasasta, das sind zwölf Jahre, für das Gleiche durch seinen Diener sagen;
mich und meine Brüder nicht den Unter- der kam mit einem offenen Brief in der
halt eines Statthalters beansprucht. Hand, 6 darin stand geschrieben: »Unter
15 Denn die früheren Statthalter, die vor den Völkern verlautet und Gasmu sagt,
mir gewesen waren, hatten das Volk be- daß du mitsamt den Juden einen Auf-
drückt und von ihnen Brot und Wein ge- stand vorhast; darum würdest du die
nommen, dazu 40 Schekel Silber; auch Mauer bauen, und du wolltest ihr König
ihre Diener herrschten willkürlich über sein, so sagt man. 7 Und du hättest dir
das Volk; ich aber machte es nicht so, um auch Propheten bestellt, die von dir in
der Furcht Gottes willen. 16 Auch habe Jerusalem ausrufen und sagen sollen: Er
ich am Wiederaufbau der Mauer gearbei- ist König von Juda! Nun wird der König
tet, ohne daß wir Grundbesitz erwarben; diese Gerüchte hören; darum komm, wir
und alle meine Diener kamen dort zur wollen miteinander beraten!«
Arbeit zusammen. 8 Ich aber sandte zu ihm und ließ ihm sa-
17 Dazu aßen die Juden, sowohl die Vor- gen: Nichts von dem, was du sagst, ist ge-
steher, 150 Mann, als auch die, welche schehen; aus deinem eigenen Herzen
von den Heiden aus der Umgebung zu hast du es erdacht! 9 Denn sie alle wollten
uns kamen, an meinem Tisch. 18 Und uns furchtsam machen und dachten: Ihre
man bereitete mir täglich einen Ochsen Hände werden schon ablassen von dem
zu, sechs auserlesene Schafe, Geflügel Werk, und es wird nicht vollendet werden!
und alle zehn Tage eine Menge verschie- — Nun aber stärke du meine Hände!
dener Weinsorten; für all dies forderte ich 10 Und ich kam in das Haus Schemajas,
nicht den Unterhalt des Statthalters; des Sohnes Delajas, des Sohnes Meheta-
denn der Dienst lastete schwer auf die- beels. Der hatte sich eingeschlossen und
sem Volk. 19 Gedenke, mein Gott, mir sprach: Wir wollen zusammenkommen
zum Guten, an all das, was ich für dieses im Haus Gottes, im Inneren des Tempels,
Volk getan habe! und die Türflügel des Tempels schließen;
denn sie werden kommen, um dich um-
Nehemia begegnet den Intrigen der zubringen, und zwar werden sie bei
Feinde und vollendet die Mauer Nacht kommen, um dich umzubringen!
Und es geschah, als Sanballat, Tobija 11 Ich aber sprach: Sollte ein Mann wie
und Geschem, der Araber, und unsere ich fliehen? Und wie könnte ein Mann
übrigen Feinde erfuhren, daß ich die wie ich in den Tempel gehen und am Le-
Mauern gebaut hatte und daß keine Lük- ben bleiben? Ich werde nicht hineinge-
ke mehr daran war — obwohl ich zu jener hen! 12 Denn siehe, ich merkte wohl:
Zeit die Türflügel noch nicht in die Tore nicht Gott hatte ihn gesandt, sondern er
536 NEHEMIA 6.7
sprach diese Weissagung über mich, weil Wache stehen, soll man die Türflügel
Tobija und Sanballat ihn angeworben schließen und verriegeln! Und stellt Wa-
hatten; 13 und zwar war er zu dem Zweck chen aus den Einwohnern Jerusalems auf,
angeworben worden, daß ich in Furcht jeden auf seinen Posten, und zwar jeden
geraten und dementsprechend handeln gegenüber seinem Haus! 4 Nun war die
und mich versündigen sollte, damit sie Stadt nach allen Seiten weit und groß, das
meinen Namen verunglimpfen und mich Volk darin aber spärlich, und es gab keine
verlästern könnten. [neu] gebauten Häuser.a
14 Gedenke, mein Gott, dem Tobija und
dem Sanballat nach diesen ihren Werken, Verzeichnis der mit Serubbabel
auch der Prophetin Noadja und den an- zurückgekehrten Israeliten
deren Propheten, die mir Furcht einjagen 5 Da gab mir mein Gott ins Herz, die Vor-
wollten! nehmsten und die Vorsteher und das Volk
15 Und die Mauer wurde fertig am fünf- zu versammeln, um sie nach ihren Ge-
undzwanzigsten Tag des Monats Elul, in schlechtern aufzuzeichnen; und ich fand
52 Tagen. 16 Und es geschah, als alle un- das Buch mit dem Geschlechtsregister
sere Feinde dies hörten und alle Heiden derer, die zuerst heraufgezogen waren,
rings um uns her dies sahen, da entfiel und fand darin geschrieben:
ihnen aller Mut; denn sie erkannten, daß 6 Dies sind die Söhne der Provinz [Juda],
dieses Werk von unserem Gott getan wor- die heraufgezogen sind aus der Gefangen-
den war. schaft der Weggeführten, die Nebukadne-
17 Auch ließen zu jener Zeit die Vor- zar, der König von Babel, weggeführt hat-
nehmsten in Juda viele Briefe an Tobija te, und die wieder nach Jerusalem und
abgehen, und auch von Tobija gelangten Juda zurückkehrten, jeder in seine Stadt;
solche zu ihnen. 18 Denn es waren viele 7 die mit Serubbabel, Jeschua, Nehemia,
in Juda, die mit ihm verschworen waren, Asarja, Raamja, Nahemani, Mordechai,
weil er der Schwiegersohn Schechanjas, Bilsan, Misperet, Bigwai, Nehum und Baa-
des Sohnes Arachs, war und sein Sohn na gekommen sind. Dies ist die Zahl der
Johanan die Tochter Meschullams, des Männer des Volkes Israel:
Sohnes Berechjas, zur Frau genommen 8 Die Söhne Parhoschs waren 2 172;
hatte. 19 Sie redeten auch von seinen gu- 9 die Söhne Schephatjas: 372;
ten Werken vor mir und hinterbrachten 10 die Söhne Arachs: 652;
ihm meine Worte; und Tobija sandte 11 die Söhne Pachat-Moabs, von den
Briefe, um mir Furcht einzujagen. Söhnen Jeschuas und Joabs: 2 818;
12 die Söhne Elams: 1 254;
Schutz der Stadt vor den Feinden 13 die Söhne Sattus: 845;
Und es geschah, als die Mauer gebaut 14 die Söhne Sakkais: 760;
war, da setzte ich die Türflügel ein; 15 die Söhne Binnuis: 648;
und die Torhüter, Sänger und Leviten 16 die Söhne Bebais: 628;
wurden in den Dienst gestellt. 2 Und ich 17 die Söhne Asgads: 2 322;
gab meinem Bruder Hanani und Hanan- 18 die Söhne Adonikams: 667;
ja, dem Obersten des Tempelbezirks, den 19 die Söhne Bigwais: 2 067;
Oberbefehl über Jerusalem; denn er war 20 die Söhne Adins: 655;
ein zuverlässiger Mann und gottesfürch- 21 die Söhne Aters, von Hiskia: 98;
tiger als viele [andere]. 22 die Söhne Haschums: 328;
3 Und ich sprach zu ihnen: Man soll die 23 die Söhne Bezais: 324;
Tore Jerusalems nicht öffnen, ehe die Son- 24 die Söhne Hariphs: 112;
ne heiß scheint; und während sie noch 25 die Söhne Gibeons: 95;

a (7,4) Nach den Zerstörungen der babylonischen Eroberer gab es noch große unbebaute Flächen in der Stadt,
was ihre Verteidigung erschwerte.
NEHEMIA 7 537
26 die Männer von Bethlehem und Neto- 55 die Söhne Barkos, die Söhne Siseras,
pha: 188; die Söhne Tamachs,
27 die Männer von Anatot: 128; 56 die Söhne Neziachs, die Söhne Hati-
28 die Männer von Beth-Asmawet: 42; phas.
29 die Männer von Kirjath-Jearim, Kephi- 57 Die Söhne der Knechte Salomos: Die
ra und Beerot: 743; Söhne Sotais, die Söhne Sopherets, die
30 die Männer von Rama und Geba: 621; Söhne Peridas,
31 die Männer von Michmas: 122; 58 die Söhne Jaalas, die Söhne Darkons,
32 die Männer von Bethel und Ai: 123; die Söhne Giddels,
33 die Männer des anderen Nebo: 52; 59 die Söhne Schephatjas, die Söhne Hat-
34 die Söhne des anderen Elam: 1 254; tils, die Söhne Pocherets, von Zebajim,
35 die Söhne Harims: 320; die Söhne Amons.
36 die Söhne Jerichos: 345; 60 Die Zahl aller Tempeldiener und Söhne
37 die Söhne Lods, Hadids und Onos: 721; der Knechte Salomos betrug 392.
38 die Söhne Senaas: 3 930. 61 Und diese zogen auch mit herauf aus
39 Von den Priestern: die Söhne Jedajas, Tel-Melach, Tel-Harsa, Kerub, Addon und
vom Haus Jeschuas, waren 973; Immer, konnten aber das Haus ihrer Vä-
40 die Söhne Immers: 1 052; ter und ihre Abstammung nicht nachwei-
41 die Söhne Paschhurs: 1 247; sen, ob sie aus Israel seien:
42 die Söhne Harims: 1 017. 62 die Söhne Delajas, die Söhne Tobijas,
43 Von den Leviten: die Söhne Jeschuas die Söhne Nekodas, 642.
von Kadmiel unter den Söhnen Hodewas 63 Und von den Priestern: die Söhne Ho-
waren 74; bajas, die Söhne des Hakkoz, die Söhne
44 von den Sängern: die Söhne Asaphs Barsillais, der eine Frau von den Töchtern
waren 148. Barsillais, des Gileaditers, genommen
45 Von den Torhütern: die Söhne Schal- hatte und nach deren Namen genannt
lums, die Söhne Aters, die Söhne Tal- worden war.
mons, die Söhne Akkubs, die Söhne Hati- 64 Diese suchten ihr Geschlechtsregister,
tas, die Söhne Schobais waren 138. und als sie es nicht fanden, wurden sie als
46 Von den Tempeldienern: die Söhne unrein vom Priestertum ausgeschlossen.
Zihas, die Söhne Hasuphas, die Söhne 65 Und der Statthalter sagte ihnen, daß
Tabbaots, sie nicht vom Hochheiligen essen dürf-
47 die Söhne des Keros, die Söhne Sias, ten, bis ein Priester für die Urim und die
die Söhne Padons, Thummima aufstände.
48 die Söhne Lebanas, die Söhne Haga- 66 Die Gesamtzahl der ganzen Gemeinde
bas, die Söhne Salmais, betrug 42 360, 67 ohne ihre Knechte und
49 die Söhne Hanans, die Söhne Giddels, ihre Mägde; deren Zahl betrug 7 337; und
die Söhne Gahars, dazu hatten sie noch 245 Sänger und
50 die Söhne Reajas, die Söhne Rezins, die Sängerinnen. 68 Sie hatten 736 Pferde
Söhne Nekodas, und 245 Maultiere, 69 an Kamelen 435,
51 die Söhne Gassams, die Söhne Ussas, und 6 720 Esel.
die Söhne Paseachs, 70 Und ein Teil der Familienhäupter gab
52 die Söhne Besais, die Söhne der Mehu- Beiträge zum Werk. Der Statthalter gab
niter, die Söhne der Nephisiter, für den Schatz an Gold 1 000 Dareiken, 50
53 die Söhne Bakbuks, die Söhne Haku- Sprengschalen, 530 Priestergewänder,
phas, die Söhne Harchurs, 71 und einige von den Familienhäuptern
54 die Söhne Bazlits, die Söhne Mehidas, gaben für den Schatz des Werkes an Gold
die Söhne Harsas, 20 000 Dareiken und an Silber 2 200 Mi-

a (7,65) od. Lichter und Vollkommenheiten (vgl. 2Mo 28,30). Durch die Urim und die Thummim konnte der
Hohepriester den Willen Gottes in Erfahrung bringen.
538 NEHEMIA 7.8
nen. 72 Und das übrige Volk gab an Gold Asarja, Josabad, Hanan, Pelaja, die Levi-
20 000 Dareiken und an Silber 2 000 Mi- ten, erklärten dem Volk das Gesetz, wäh-
nen und 67 Priestergewänder. rend das Volk an seinem Platz blieb. 8 Und
73 Und die Priester und die Leviten und die sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Got-
Torhüter und die Sänger und die aus dem tes deutlich vor und erklärten den Sinn,
Volk und die Tempeldiener und alle Israeli- so daß man das Gelesene verstand.
ten ließen sich in ihren Städten nieder.
Das Laubhüttenfest wird gefeiert
Die Vorlesung und Auslegung 5Mo 16,13-15
des Gesetzes vor dem Volk 9 Und Nehemia — das ist der Statthalter
5Mo 31,10-13
— und Esra, der Priester, der Schriftge-
Und als der siebte Monat nahte und lehrte, und die Leviten, die das Volk lehr-
die Kinder Israels in ihren Städten wa- ten, sprachen zu dem ganzen Volk: Dieser
ren, da versammelte sich das ganze Volk Tag ist dem HERRN, eurem Gott, heilig!
wie ein Mann auf dem Platz vor dem Was- Darum seid nicht traurig und weint nicht!
sertor, und sie sprachen zu Esra, dem Denn das ganze Volk weinte, als es die
Schriftgelehrten, daß er das Buch des Ge- Worte des Gesetzes hörte.
setzes Moses holen solle, das der HERR Is- 10 Darum sprach er zu ihnen: Geht hin,
rael geboten hatte. 2 Und Esra, der Prie- eßt Fettes und trinkt Süßes und sendet
ster, brachte das Gesetz vor die Gemeinde, Teile davon auch denen, die nichts für
vor die Männer und Frauen und alle, die sich zubereitet haben; denn dieser Tag ist
Verständnis hatten, um zuzuhören,a am unserem Herrn heilig; darum seid nicht
ersten Tag des siebten Monats.b bekümmert, denn die Freude am HERRN
3 Und er las daraus vor auf dem Platz, der ist eure Stärke!
vor dem Wassertor ist, vom hellen Mor- 11 Und die Leviten beruhigten das ganze
gen bis zum Mittag, vor den Männern Volk und sprachen: Seid still, denn der Tag
und Frauen und allen, die Verständnis ist heilig; seid nicht bekümmert! 12 Und
hatten, um zuzuhören; und die Ohren das ganze Volk ging hin, um zu essen und
des ganzen Volkes waren auf das Buch zu trinken und Teile davon zu senden und
des Gesetzes gerichtet. 4 Esra aber, der ein großes Freudenfest zu machen; denn
Schriftgelehrte, stand auf einer hölzernen sie hatten die Worte verstanden, die man
Kanzel, die man zu diesem Zweck errich- ihnen verkündigt hatte.
tet hatte, und neben ihm standen Mattit- 13 Und am zweiten Tag versammelten sich
ja, Schema, Anaja, Urija, Hilkija und die Familienhäupter des ganzen Volkes, die
Maaseja zu seiner Rechten, und zu seiner Priester und die Leviten zu Esra, dem
Linken Pedaja, Misael, Malkija, Haschum, Schriftgelehrten, damit er sie in den Wor-
Hasbaddana, Sacharja und Meschullam. ten des Gesetzes unterrichte. 14 Und sie
5 Und Esra öffnete das Buch vor den Au- fanden im Gesetz, das der HERR durch Mose
gen des ganzen Volkes; denn er stand hö- geboten hatte, geschrieben, daß die Kinder
her als das ganze Volk. Und als er es öffne- Israels am Fest im siebten Monat in Laub-
te, stand das ganze Volk auf. 6 Und Esra hütten wohnen sollten. 15 Und so ließen
pries den HERRN, den großen Gott; und sie es verkünden und in allen ihren Städten
das ganze Volk antwortete mit aufgeho- und in Jerusalem ausrufen und sagen: Geht
benen Händen: Amen! Amen! Und sie hinaus auf die Berge und holt Ölzweige,
verneigten sich und beteten den HERRN Zweige vom wilden Ölbaum, Myrtenzwei-
an, das Angesicht zur Erde gewandt. ge, Palmzweige und Zweige von dichtbe-
7 Und Jeschua, Bani, Serebja, Jamin, Ak- laubten Bäumen, um Laubhütten zu ma-
kub, Sabbetai, Hodija, Maaseja, Kelita, chen, wie es geschrieben steht!

a (8,2) d.h. die älteren Kinder. Kalender, an dem das Posaunenhallfest gefeiert wer-
b (8,2) Dies ist der Neujahrstag nach dem religiösen den mußte (3Mo 23,23-25).
NEHEMIA 8.9 539
16 Und das Volk ging hinaus, und sie hol- die Meere und alles, was in ihnen ist. Du
ten [die Zweige] und machten sich Laub- erhältst alles am Leben, und das Heer des
hütten, jeder auf seinem Dach und in ih- Himmels betet dich an.
ren Höfen und in den Höfen am Haus 7 Du, HERR, bist der Gott, der Abram er-
Gottes und auf dem Platz am Wassertor wählt und aus Ur in Chaldäa herausge-
und auf dem Platz am Tor Ephraim. führt und mit dem Namen Abraham be-
17 Und die ganze Gemeinde derer, die aus nannt hat. 8 Und du hast sein Herz treu
der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, vor dir befunden und den Bund mit ihm
machte Laubhütten und wohnte in den geschlossen, das Land der Kanaaniter,
Hütten. Denn die Kinder Israels hatten es der Hetiter, Amoriter, Pheresiter, Jebusi-
seit der Zeit Josuas, des Sohnes Nuns, bis ter und Girgasiter seinem Samen zu ge-
zu diesem Tag nicht so gemacht. Und sie ben; und du hast dein Wort gehalten,
hatten sehr große Freude. denn du bist gerecht.
18 Und es wurde im Buch des Gesetzes 9 Du hast das Elend unserer Väter in Ägyp-
Gottes gelesen Tag für Tag, vom ersten ten angesehen und ihr Schreien am
Tag bis zum letzten Tag. Und sie feierten Schilfmeer erhört; 10 und du hast Zeichen
das Fest sieben Tage lang, und am achten und Wunder getan am Pharao und allen
Tag war eine Festversammlung, nach der seinen Knechten und an allem Volk seines
Vorschrift. Landes; denn du wußtest wohl, daß sie
Übermut mit ihnen getrieben hatten, und
Die Buße des Volkes. du hast dir einen Namen gemacht, wie es
Das Gebet der Leviten am heutigen Tag [offenbar] ist. 11 Du hast
Aber am vierundzwanzigsten Tag die- das Meer vor ihnen zerteilt, und sie gin-
ses Monats kamen die Kinder Israels gen mitten durchs Meer auf dem Trocke-
zusammen unter Fasten, in Sacktuch nen, aber ihre Verfolger hast du in die
[gekleidet] und mit Erde auf ihren Häup- Tiefe geschleudert, wie einen Stein in
tern. 2 Und der Same Israels sonderte sich mächtige Wasser. 12 Du hast sie geleitet
von allen Kindern der Fremden ab, und bei Tag mit einer Wolkensäule und bei
sie traten hin und bekannten ihre Sün- Nacht mit einer Feuersäule, um ihnen
den und die Missetaten ihrer Väter. 3 Und den Weg zu erleuchten, auf dem sie zie-
sie standen auf an ihrem Platz, und man hen sollten.
las im Buch des Gesetzes des HERRN, ihres 13 Du bist auf den Berg Sinai herabgefah-
Gottes, während eines Viertels des Tages: ren und hast mit ihnen vom Himmel her
und sie bekannten [ihre Sünden] und geredet und ihnen richtige Ordnungen
warfen sich nieder vor dem HERRN, ihrem und wahrhaftige Gesetze gegeben, gute
Gott, während eines anderen Viertels des Satzungen und Gebote. 14 Deinen heili-
Tages. gen Sabbat hast du ihnen verkündet und
4 Und Jeschua, Banai, Kadmiel, Sebanja, ihnen Gebote, Satzungen und ein Gesetz
Buni, Serebja, Bani und Kenani traten auf geboten durch deinen Knecht Mose.
das Podest der Leviten und schrieen laut 15 Brot vom Himmel hast du ihnen gege-
zu dem HERRN, ihrem Gott. 5 Und die Le- ben, als sie hungerten, und Wasser aus
viten Jeschua, Kadmiel, Bani, Hasabneja, dem Felsen hast du für sie hervorge-
Serebja, Hodija, Sebanja und Petachja bracht, als sie dürsteten; und du hast ih-
sprachen: Steht auf, lobt den HERRN, eu- nen befohlen, hineinzugehen und das
ren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und Land einzunehmen, über das du deine
man lobe den Namen deiner Herrlich- Hand [zum Schwur] erhoben hattest, es
keit, der über alle Danksagung und alles ihnen zu geben.
Lob erhaben ist! 6 Du bist der HERR, du 16 Aber sie und unsere Väter wurden
allein! Du hast den Himmel gemacht, al- übermütig und halsstarrig, so daß sie
ler Himmel Himmel samt ihrem ganzen deinen Geboten nicht folgten; 17 und sie
Heer, die Erde und alles, was auf ihr ist, weigerten sich zu hören, und gedachten
540 NEHEMIA 9
nicht an deine Wunder, die du an ihnen 26 Aber sie wurden widerspenstig und
getan hattest, sondern wurden halsstar- lehnten sich auf gegen dich und warfen
rig und gaben sich selbst ein Oberhaupt, dein Gesetz hinter ihren Rücken und er-
um in ihrer Widerspenstigkeit in die schlugen deine Propheten, die gegen sie
Knechtschaft zurückzukehren. Aber du Zeugnis ablegten, um sie zu dir zurück-
bist ein Gott der Vergebung, gnädig und zuführen, und verübten große Lästerun-
barmherzig, langmütig und von großer gen. 27 Darum gabst du sie in die Hand
Güte, und du hast sie nicht verlassen. ihrer Feinde, die sie bedrängten. Doch
18 Selbst als sie sich ein gegossenes Kalb zur Zeit ihrer Drangsal schrieen sie zu dir,
machten und sprachen: Das ist dein Gott, und du erhörtest sie vom Himmel her
der dich aus Ägypten geführt hat! und und gabst ihnen nach deiner großen
große Lästerungen verübten, 19 hast du Barmherzigkeit Retter, die sie aus der
sie nach deiner großen Barmherzigkeit Hand ihrer Feinde erretteten.
doch nicht verlassen in der Wüste; die 28 Aber sobald sie Ruhe hatten, taten sie
Wolkensäule wich nicht von ihnen am wiederum Böses vor dir. Da hast du sie
Tag, um sie auf dem Weg zu führen, noch der Hand ihrer Feinde überlassen; die
die Feuersäule in der Nacht, um ihnen herrschten über sie. Wenn sie dann wie-
den Weg zu erleuchten, den sie ziehen der zu dir schrieen, erhörtest du sie vom
sollten. 20 Und du gabst ihnen deinen Himmel her und hast sie oftmals errettet
guten Geist, um sie zu unterweisen; und nach deiner großen Barmherzigkeit.
dein Manna nahmst du nicht von ihrem 29 Und du ließest ihnen bezeugen, daß
Mund, und als sie Durst litten, gabst du sie zu deinem Gesetz zurückkehren soll-
ihnen Wasser. 21 Du versorgtest sie 40 ten; aber sie waren übermütig und folg-
Jahre lang in der Wüste, daß ihnen nichts ten deinen Geboten nicht, sondern sün-
mangelte; ihre Kleider zerfielen nicht, digten gegen deine Rechte, durch die der
und ihre Füße schwollen nicht an. Mensch, wenn er sie befolgt, leben wird;
22 Du gabst ihnen Königreiche und Völ- und sie entzogen dir widerspenstig ihre
ker und teiltest ihnen das ganze Gebiet Schultera und waren halsstarrig und folg-
aus, daß sie das Land Sihons einnahmen, ten nicht. 30 Du aber hattest viele Jahre
das Land des Königs von Hesbon, und lang Geduld mit ihnen und hast gegen sie
das Land Ogs, des Königs von Baschan. Zeugnis ablegen lassen durch deinen
23 Du machtest ihre Kinder zahlreich wie Geist, durch deine Propheten; aber sie
die Sterne am Himmel und brachtest sie wollten nicht hören. Darum hast du sie in
in das Land, von dem du ihren Vätern die Hand der Völker der Länder gegeben.
verheißen hattest, daß sie hineinziehen 31 Aber nach deiner großen Barmherzig-
und es einnehmen würden; 24 und die keit hast du sie nicht völlig vertilgt und sie
Kinder zogen hinein und nahmen das nicht verlassen. Denn du bist ein gnädi-
Land ein. Und du demütigtest vor ihnen ger und barmherziger Gott!
die Einwohner des Landes, die Kanaani- 32 Nun, unser Gott, du großer Gott, mäch-
ter, und gabst sie in ihre Hand, ebenso tig und furchtgebietend, der du den Bund
ihre Könige und die Völker im Land, daß und die Gnade bewahrst, achte nicht ge-
sie mit ihnen nach Belieben handelten. ring all das Elend, das uns getroffen hat,
25 Und sie eroberten feste Städte und ein unsere Könige, unsere Fürsten, unsere
fettes Land und nahmen Häuser in Be- Priester, unsere Propheten, unsere Väter
sitz, mit allerlei Gut gefüllt, ausgehauene und dein ganzes Volk, seit der Zeit der
Brunnen, Weinberge, Ölbäume und Könige von Assyrien bis zum heutigen
Obstbäume in Menge; und sie aßen und Tag! 33 Du bist gerecht in allem, was über
wurden satt und fett und ließen sich’s uns gekommen ist; denn du hast Treue
wohl sein in deiner großen Güte. bewiesen; wir aber sind gottlos gewesen.

a (9,29) d.h. um die Last, das Joch des Dienstes nicht zu tragen.
NEHEMIA 9.10 541
34 Und unsere Könige, unsere Fürsten, 18 Ater, Hiskia, Assur,
unsere Priester und unsere Väter haben 19 Hodija, Haschum, Bezai,
nicht nach deinem Gesetz gehandelt und 20 Hariph, Anatot, Nebai,
haben nicht geachtet auf deine Gebote 21 Magpias, Meschullam, Hesir,
und auf deine Zeugnisse, die du ihnen 22 Mesesabeel, Zadok, Jaddua,
hast bezeugen lassen. 35 Sie haben dir 23 Pelatja, Hanan, Anaja,
nicht gedient in ihrem Königreich, trotz 24 Hosea, Hananja, Haschub,
deiner großen Wohltat, die du ihnen er- 25 Hallohes, Pilha, Sobek,
wiesen hast, und trotz des weiten, fetten 26 Rehum, Hasabna, Maaseja,
Landes, das du ihnen gegeben hast, und 27 und Achija, Hanan, Anan,
sie haben sich von ihren bösen Taten 28 Malluch, Harim und Baana.
nicht abgekehrt. 29 Und das übrige Volk, die Priester, die
36 Siehe, wir sind heute Knechte; ja, in Leviten, die Torhüter, die Sänger, die
dem Land, das du unseren Vätern gege- Tempeldiener und alle, die sich von den
ben hast, damit sie seine Früchte und Völkern der Länder zum Gesetz Gottes
Güter genießen sollten, siehe, in dem sind abgesondert hatten, samt ihren Frauen,
wir [nun] Knechte; 37 und sein Ertrag ihren Söhnen und Töchtern, alle, die es
mehrt sich für die Könige, die du über uns wissen und verstehen konnten, 30 die
gesetzt hast um unserer Sünden willen, schlossen sich ihren Brüdern, den Vor-
und sie herrschen über unsere Leiber und nehmen unter ihnen, an. Sie kamen, um
über unser Vieh nach ihrem Wohlgefallen, zu schwören und sich eidlich zu ver-
und wir sind in großer Bedrängnis! pflichten, im Gesetz Gottes, das durch
Mose, den Knecht Gottes, gegeben wor-
Die Erneuerung des Bundes den ist, zu wandeln und alle Gebote,
Aufgrund alles dessen treffen wir ei- Rechte und Satzungen des HERRN, unse-
ne feste Abmachung und schreiben res Herrschers, zu halten und zu tun,
sie nieder und lassen sie durch unsere 31 auch daß wir unsere Töchter nicht den
Fürsten, Leviten und Priester versiegeln! Völkern des Landes zur Frau geben, noch
2 Zu der Versiegelung aber wurden abge- ihre Töchter für unsere Söhne zur Frau
ordnet: Nehemia, der Statthalter, der nehmen wollten; 32 und daß, wenn die
Sohn Hachaljas, und Zedekia, Völker des Landes am Sabbattag Waren
3 Seraja, Asarja, Jeremia, und allerlei Getreide zum Verkauf bräch-
4 Paschhur, Amarja, Malchija, ten, wir sie ihnen am Sabbat und an heili-
5 Hattus, Sebanja, Malluch, gen Tagen nicht abnehmen, und daß wir
6 Harim, Meremot, Obadja, im siebten Jahr [die Felder] ruhen lassen
7 Daniel, Ginneton, Baruch, und auf alle Schuldforderungen verzich-
8 Meschullam, Abija, Mijamin, ten wollten.
9 Maasja, Bilgai und Schemaja; dies wa- 33 Und wir legten uns die Verpflichtung
ren die Priester. auf, jährlich das Drittel eines Schekels für
10 Ferner die Leviten: Jeschua, der Sohn den Dienst im Haus unseres Gottes zu
Asanjas, Binnui, von den Söhnen Hena- geben: 34 für die Schaubrote, für das täg-
dads, und Kadmiel, liche Speisopfer und das tägliche Brand-
11 und ihre Brüder: Sebanja, Hodija, Keli- opfer, [für die Opfer] an den Sabbaten,
ta, Pelaja, Hanan, Neumonden und Festtagen, und für das
12 Micha, Rechob, Hasabja, Geheiligte und für die Sündopfer, um für
13 Sakkur, Serebja, Sebanja, Israel Sühnung zu erwirken, und für den
14 Hodija, Bani, Beninu. ganzen Dienst im Haus unseres Gottes.
15 Die Häupter des Volkes: Parhosch, 35 Wir warfen auch das Los, wir, die Prie-
Pachat-Moab, Elam, Sattu, Bani, ster, Leviten und das Volk, wegen der
16 Bunni, Asgad, Bebai, Spenden an Holz, daß wir dieses Jahr für
17 Adonija, Bigwai, Adin, Jahr, zu bestimmten Zeiten, nach unseren
542 NEHEMIA 10.11
Vaterhäusern, zum Haus unseres Gottes zung, in ihren Städten: Israel, die Priester,
bringen wollten, damit es auf dem Altar die Leviten, die Tempeldiener und die
des HERRN, unseres Gottes, verbrannt wer- Söhne der Knechte Salomos. 4 Es wohn-
de, wie es im Gesetz geschrieben steht; ten aber in Jerusalem Söhne von Juda
36 auch daß wir jährlich die Erstlinge un- und Söhne von Benjamin. Von den Söh-
seres Landes und die Erstlinge aller Früch- nen Judas: Ataja, der Sohn Ussijas, des
te von allen Bäumen, Jahr für Jahr, zum Sohnes Secharjas, des Sohnes Amarjas,
Haus des HERRN bringen wollten; 37 eben- des Sohnes Schephatjas, des Sohnes Ma-
so die Erstgeburt unserer Söhne und un- halaleels, von den Söhnen des Perez,
seres Viehs — wie es im Gesetz geschrie- 5 und Maaseja, der Sohn Baruchs, des
ben steht — und die Erstlinge unserer Sohnes Kol-Hoses, des Sohnes Hassajas,
Rinder und unserer Schafe; daß wir das des Sohnes Adajas, des Sohnes Jojaribs,
alles zum Haus unseres Gottes bringen des Sohnes Secharjas, von den Silo-
wollten, zu den Priestern, die im Haus nitern. 6 Die Gesamtzahl der Söhne des
unseres Gottes dienen. Perez, die in Jerusalem wohnten, war 468,
38 Auch daß wir den Priestern die Erstlin- tüchtige Männer.
ge unseres Mehls und unserer Hebopfer 7 Und dies sind die Söhne Benjamins:
und die Früchte von allen Bäumen, von Sallu, der Sohn Meschullams, des Sohnes
Most und Öl in die Kammern am Haus Joeds, des Sohnes Pedajas, des Sohnes
unseres Gottes bringen wollten, ebenso Kolajas, des Sohnes Maasejas, des Sohnes
den Leviten den Zehnten unseres Bodens; Itiels, des Sohnes Jesajas; 8 und nach ihm
daß die Leviten den Zehnten erheben Gabbai, Sallai, [zusammen] 928. 9 Und
sollten in allen Städten, wo wir Ackerbau Joel, der Sohn Sichris, war der Aufseher
treiben. 39 Und der Priester, der Sohn Aa- über sie; und Juda, der Sohn Hassenuas,
rons, soll bei den Leviten sein, wenn sie war der Zweite über die Stadt.
den Zehnten erheben, und die Leviten 10 Von den Priestern: Jedaja, der Sohn Jo-
sollen den Zehnten von ihrem Zehnten jaribs, und Jachin, 11 Seraja, der Sohn
zum Haus unseres Gottes, in die Kam- Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des
mern des Schatzhauses hinaufbringen. Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des
40 Denn in die Kammern sollen die Kin- Sohnes Achitubs; der war der Fürst im
der Israels und die Kinder Levis das Heb- Haus Gottes. 12 Und ihre Brüder, die den
opfer vom Korn, Most und Öl bringen, Tempeldienst besorgten, waren [insge-
weil dort die Geräte des Heiligtums sind samt] 822. Und Adaja, der Sohn Jero-
und die Priester, welche dienen, und die hams, des Sohnes Pelaljas, des Sohnes
Torhüter und Sänger. Und so wollen wir Amzis, des Sohnes Secharjas, des Sohnes
das Haus unseres Gottes nicht im Stich Paschhurs, des Sohnes Malchijas; 13 und
lassen. seine Brüder, die Familienhäupter, waren
[insgesamt] 242. Und Amassai, der Sohn
Verzeichnis der Ansiedler Asareels, des Sohnes Achsais, des Sohnes
in Jerusalem und Judäa Mesillemots, des Sohnes Immers; 14 und
Und die Obersten des Volkes wohn- ihre Brüder, tüchtige Männer, waren [ins-
ten in Jerusalem; das übrige Volk gesamt] 128. Und ihr Aufseher war Sab-
aber warf das Los, wonach jeder zehnte diel, der Sohn Hagedolims.
Mann in der heiligen Stadt wohnen sollte, 15 Von den Leviten: Schemaja, der Sohn
die übrigen neun Zehntel aber in den Haschubs, des Sohnes Asrikams, des
[übrigen] Städten [des Landes]. 2 Und das Sohnes Hasabjas, des Sohnes Bunnis.
Volk segnete alle Männer, die freiwillig in 16 Und Sabbetai und Josabad, von den
Jerusalem wohnen wollten. Häuptern der Leviten, waren über die
3 Dies sind die Obersten der Provinz, die äußeren Geschäfte des Hauses Gottes [ge-
in Jerusalem wohnten. In den Städten Ju- setzt]. 17 Und Mattanja, der Sohn Michas,
das aber wohnten, jeder in seiner Besit- des Sohnes Sabdis, des Sohnes Asaphs,
NEHEMIA 11.12 543
war das Oberhaupt; er hatte die Danksa- Die Zählung der Priester und Leviten
gung im Gebet anzustimmen; und Bak- Dies sind die Priester und Leviten,
bukja, der zweite unter seinen Brüdern, die mit Serubbabel, dem Sohn
und Abda, der Sohn Sammuas, des Soh- Schealtiels, und mit Jeschua heraufgezo-
nes Galals, des Sohnes Jeduthuns. 18 Die gen waren:
Gesamtzahl aller Leviten in der heiligen Seraja, Jeremia, Esra,
Stadt betrug 284. 2 Amarja, Malluch, Hattus,
19 Und die Torhüter Akkub, Talmon und 3 Schechanja, Rehum, Meremot,
ihre Brüder, die bei den Toren Wache hiel- 4 Iddo, Ginnetoi, Abija,
ten, waren [insgesamt] 172. 20 Die übri- 5 Mijamin, Maadja, Bilga,
gen von Israel, von den Priestern und den 6 Schemaja, Jojarib, Jedaja,
Leviten, wohnten in allen Städten Judas, 7 Sallu, Amok, Hilkija und Jedaja.
jeder in seinem Erbteil. 21 Und die Tem- Diese waren die Häupter der Priester und
peldiener wohnten auf dem Ophel; und ihrer Brüder, zu den Zeiten Jeschuas.
Ziha und Gispa waren über die Tempel- 8 Und die Leviten: Jeschua, Binnui, Kad-
diener eingesetzt. miel, Serebja, Juda und Mattanja, der
22 Der Aufseher über die Leviten in Jeru- samt seinen Brüdern den Lobgesang
salem aber war Ussi, der Sohn Banis, des leitete. 9 Bakbukja und Unni, ihre Brüder,
Sohnes Hasabjas, des Sohnes Mattanjas, standen gemäß ihren Dienstabteilungen
des Sohnes Michas, von den Söhnen jenen gegenüber.
Asaphs, die den Dienst im Haus Gottes 10 Jeschua aber zeugte Jojakim, Jojakim
mit Gesang begleiteten. 23 Denn es be- zeugte Eljaschib, und Eljaschib zeugte
stand eine königliche Verordnung über Jojada. 11 Jojada zeugte Jonathan, Jona-
sie, und es war eine bestimmte Gebühr than zeugte Jaddua.
für die Sänger festgesetzt, für jeden Tag. 12 Und zu den Zeiten Jojakims waren fol-
24 Und Petachja, der Sohn Mesesabeels, gende Priester Familienhäupter: Von Se-
von den Söhnen Serachs, des Sohnes Ju- raja: Meraja, von Jeremia: Hananja;
das, war der Bevollmächtigte des Königs 13 von Esra: Meschullam, von Amarja:
in allem, was das Volk betraf. Jochanan;
25 Was aber die Dörfer auf dem Land be- 14 von Melichu: Jonathan, von Sebanja:
trifft, so wohnten etliche von den Kindern Joseph;
Judas in Kirjat-Arba und seinen Nebenor- 15 von Harim: Adna, von Merajot: Helkai;
ten, in Dibon und in seinen Nebenorten, 16 von Iddo: Secharja, von Ginneton: Me-
in Jekabzeel und seinen Höfen; 26 in Je- schullam;
schua, in Molada, in Beth-Palet, 27 in 17 von Abija: Sichri, von Minjamin, von
Hazar-Schual, in Beerscheba und seinen Moadja: Piltai;
Nebenorten; 28 in Ziklag, in Mechona 18 von Bilga: Sammua, von Schemaja: Jo-
und seinen Nebenorten; 29 in En-Rim- nathan;
mon, in Zorea, in Jarmut, 30 in Sanoach, 19 von Jojarib: Mattenai, von Jedaja: Ussi;
in Adullam und seinen Höfen; in Lachis 20 von Sallai: Kallai, von Amok: Heber;
und seinem Gebiet; in Aseka und seinen 21 von Hilkija: Hasabja, von Jedaja: Ne-
Tochterstädten. Und sie ließen sich nie- thaneel.
der von Beerscheba bis zum Tal Hinnom; 22 Und zu den Zeiten Eljaschibs, Jojadas,
31 die Kinder Benjamins aber wohnten Jochanans und Jadduas wurden die Fa-
von Geba an in Michmas, Aja, Bethel und milienhäupter der Leviten aufgeschrie-
seinen Tochterstädten; 32 in Anatot, Nob, ben, und die Priester unter der Regierung
Ananja, 33 Hazor, Rama, Gittaim, 34 Ha- des Persers Darius.a 23 Die Söhne Levis,
did, Zeboim, Neballat, 35 Lod und Ono, die Familienhäupter, wurden aufge-
im Tal der Handwerker. 36 Und von den schrieben im Buch der Chronik, bis zur
Leviten kamen Abteilungen von Juda zu
Benjamin. a (12,22) d.h. Darius II. (423-404 v. Chr.)
544 NEHEMIA 12
Zeit Jochanans, des Sohnes Eljaschibs. menten Davids, des Mannes Gottes, und
24 Und folgende waren die Obersten un- Esra, der Schriftgelehrte, vor ihnen her.
ter den Leviten: Hasabja, Serebja und Je- 37 Und sie zogen zum Quelltor und dann
schua, der Sohn Kadmiels, und ihre Brü- geradeaus auf den Aufstieg zur Stadt Da-
der, [die] ihnen gegenüber [standen], um vids, den Aufgang der Mauer hinauf, ober-
zu loben und zu danken, wie es David, halb des Hauses Davids vorbei, bis zum
der Mann Gottes, befohlen hatte, eine Wassertor gegen Osten.
Abteilung mit der anderen abwechselnd. 38 Der zweite Dankchor zog nach links,
25 Mattanja, Bakbukja, Obadja, Meschul- und ich folgte ihm mit der anderen Hälfte
lam, Talmon und Akkub waren Torhüter, des Volkes oben auf der Mauer oberhalb
die bei den Toren der Vorratskammern des Ofenturms, bis an die breite Mauer;
Wache hielten. 26 Diese lebten zu den 39 dann über das Tor Ephraim und über
Zeiten Jojakims, des Sohnes Jeschuas, des das alte Tor und über das Fischtor und den
Sohnes Jozadaks, und zu den Zeiten Ne- Turm Hananeel und den Turm Mea, bis
hemias, des Statthalters, und des Prie- zum Schaftor; und sie blieben stehen
sters Esra, des Schriftgelehrten. beim Kerkertor.
40 Dann stellten sich die beiden Dank-
Die Einweihung der Mauern Jerusalems chöre beim Haus Gottes auf, ebenso ich
27 Bei der Einweihung der Mauer Jerusa- und die Hälfte der Vorsteher mit mir;
lems aber suchte man die Leviten an al- 41 und die Priester Eljakim, Maaseja, Min-
len ihren Orten, um sie nach Jerusalem jamin, Michaja, Eljoenai, Sacharja und
zu bringen, damit man die Einweihung Hananja mit Trompeten; 42 ebenso Maa-
mit Freuden begehen könnte, mit Loblie- seja, Schemaja, Eleasar, Ussi, Jochanan,
dern und Gesängen, mit Zimbeln, Harfen Malchija, Elam und Eser. Und die Sänger
und Lauten. 28 Und die Söhne der Sänger ließen sich hören unter der Leitung
versammelten sich aus der ganzen Um- Jisrachjas. 43 Und an jenem Tag brachte
gebung von Jerusalem und aus den Dör- man große Opfer dar und war fröhlich;
fern der Netophatiter; 29 auch von Beth- denn Gott hatte ihnen eine große Freude
Gilgal und von den Landgütern von Geba bereitet, und auch die Frauen und Kinder
und Asmawet; denn die Sänger hatten freuten sich. Und man hörte die Freude
sich Dörfer gebaut um Jerusalem her. Jerusalems weithin.
30 Und die Priester und Leviten reinigten
sich; sie reinigten auch das Volk und die Die Versorgung der Priester und Leviten
Tore und die Mauer. 44 Zu jener Zeit wurden Männer über die
31 Und ich ließ die Fürsten von Juda auf Vorratskammern eingesetzt, die zur Auf-
die Mauer steigen und setzte zwei große bewahrung der Hebopfer, der Erstlinge
Dankchöre ein und veranstaltete einen und der Zehnten dienten, damit sie darin
Umzug; der eine Dankchor zog nach von den Äckern der Städte die gesetzli-
rechts über die Mauer zum Misttor chen Abgaben für die Priester und Levi-
hin. 32 Und hinter ihnen her ging Hosaja ten sammeln sollten; denn Juda hatte
mit der einen Hälfte der Fürsten von Freude an den Priestern und an den Levi-
Juda, 33 dazu Asarja, Esra, Meschul- ten, die im Dienst standen 45 und die für
lam, 34 Juda, Benjamin, Schemaja und den Dienst ihres Gottes und die Reini-
Jeremia, 35 und etliche der Priester mit gung sorgten. Auch die Sänger und die
Trompeten, nämlich Secharja, der Sohn Torhüter [standen] nach dem Gebot Da-
Jonathans, des Sohnes Schemajas, des vids und seines Sohnes Salomo [im
Sohnes Mattanjas, des Sohnes Michajas, Dienst]. 46 Denn schon in alten Zeiten, in
des Sohnes Sakkurs, des Sohnes den Tagen Davids und Asaphs, gab es
Asaphs; 36 und seine Brüder Schemaja, Häupter der Sänger und Lobgesänge und
Asareel, Milalai, Gilalai, Maai, Nethaneel, Danklieder für Gott.
Juda und Hanani, mit den Musikinstru- 47 Und ganz Israel gab zu den Zeiten Se-
NEHEMIA 12.13 545
rubbabels und zu den Zeiten Nehemias die Leviten und Sänger, die sonst den
den Sängern und Torhütern Abgaben, je- Dienst verrichteten, geflohen waren, ein
den Tag die bestimmte Gebühr; und sie jeder zu seinem Acker. 11 Da stritt ich mit
weihten [ihre Gaben] den Leviten, die den Vorstehern und sprach: Warum ist
Leviten aber weihten [ihre Gaben] den das Haus Gottes im Stich gelassen wor-
Söhnen Aarons. den? Und ich versammelte jene [wieder]
und stellte sie an ihre Posten.
Nehemia sorgt für die Absonderung von 12 Da brachte ganz Juda die Zehnten vom
den Heiden und beseitigt Mißstände Korn, Most und Öl in die Vorratskammern.
Zu jener Zeit wurde vor den Ohren 13 Und ich setzte Schelemja, den Priester,
des Volkes im Buch Moses gelesen und Zadok, den Schreiber, und Pedaja von
und darin geschrieben gefunden, daß den Leviten als Verwalter über die Vorräte
kein Ammoniter und Moabiter in die Ge- ein, und ich gab ihnen Hanan zur Seite,
meinde Gottes kommen sollte ewiglich, den Sohn Sakkurs, des Sohnes Mattanjas;
2 weil sie den Kindern Israels nicht mit denn sie wurden für treu erachtet, und sie
Brot und Wasser entgegengekommen hatten die Aufgabe, die Verteilung an ihre
waren, sondern den Bileam gegen sie an- Brüder zu besorgen.
warben, damit er sie verfluche; aber un- 14 Gedenke mir dessen, mein Gott, und
ser Gott verwandelte den Fluch in Segen. tilge die Wohltaten nicht aus, die ich dem
3 Und es geschah, als sie nun das Gesetz Haus meines Gottes und seinen Hütern
hörten, da sonderten sie alles Mischvolk erwiesen habe!
von Israel ab. 15 Zu jener Zeit sah ich, daß etliche in Ju-
4 Vorher aber hatte Eljaschib, der Priester, da am Sabbat die Kelter traten und Gar-
der über die Kammern des Hauses Gottes ben einbrachten und Esel beluden, auch
gesetzt war, ein Verwandter Tobijas, 5 die- Wein, Trauben, Feigen und allerlei Lasten
sem eine große Kammer eingeräumt, aufluden und dies am Sabbat nach Jeru-
wohin man zuvor die Speisopfer, den salem brachten. Da verwarnte ich sie an
Weihrauch und die Geräte gelegt hatte, dem Tag, da sie die Lebensmittel ver-
dazu die Zehnten vom Korn, Most und kauften. 16 Es wohnten auch Tyrer in der
Öl, die Gebühr der Leviten, der Sänger Stadt, die brachten Fische und allerlei
und der Torhüter, dazu die Hebopfer der Ware und verkauften sie am Sabbat den
Priester. Kindern Judas und in Jerusalem. 17 Da
6 Während aber dies geschah, war ich stritt ich mit den Vornehmsten von Juda
nicht in Jerusalem. Denn im zweiund- und sprach zu ihnen: Was ist das für eine
dreißigsten Jahr Artasastas, des Königs schlimme Sache, die ihr tut, daß ihr den
von Babel, war ich zum König zurückge- Sabbat entheiligt? 18 Machten es nicht
gangen; aber nach einiger Zeit erbat ich eure Väter so, und brachte unser Gott
mir wieder Urlaub vom König. 7 Und als [nicht darum] all dies Unglück über uns
ich nach Jerusalem kam, erfuhr ich von und über diese Stadt? Und ihr bringt
dem Bösen, das Eljaschib dem Tobija zu- noch mehr Zorn über Israel, indem ihr
liebe getan hatte, indem er ihm eine den Sabbat entheiligt?
Kammer in den Vorhöfen des Hauses 19 Und es geschah, sobald es dunkel wur-
Gottes eingeräumt hatte. 8 Und dies miß- de in den Toren Jerusalems vor dem Sab-
fiel mir sehr; und ich warf alle Hausgeräte bat, da befahl ich, die Tore zu schließen;
Tobijas vor die Kammer hinaus 9 und be- und ich befahl, man solle sie nicht öffnen
fahl, die Kammern zu reinigen; dann bis nach dem Sabbat; und ich stellte eini-
brachte ich die Geräte des Hauses Gottes, ge meiner Diener an den Toren auf, damit
das Speisopfer und den Weihrauch wie- man am Sabbattag keine Last herein-
der dorthin. bringe. 20 Nun blieben die Krämer und
10 Ich erfuhr auch, daß man den Leviten Verkäufer von allerlei Ware über Nacht
ihre Anteile nicht gegeben hatte, so daß draußen vor Jerusalem, ein- und zwei-
546 NEHEMIA 13
mal. 21 Da verwarnte ich sie und sprach: Frau nehmen! 26 Hat sich nicht Salomo,
Warum bleibt ihr über Nacht vor der der König von Israel, damit versündigt?
Mauer? Wenn ihr es noch einmal tut, wer- Ihm war doch unter den vielen Völkern
de ich Hand an euch legen! Von der Zeit kein König gleich, und er war von seinem
an kamen sie am Sabbat nicht mehr. Gott geliebt, und Gott setzte ihn zum Kö-
22 Und ich befahl den Leviten, sich zu nig über ganz Israel; gleichwohl verführ-
reinigen und zu kommen und die Tore zu ten ihn die fremden Frauen zur Sünde!
hüten, damit der Sabbattag geheiligt wer- 27 Und nun muß man von euch hören,
de. — Mein Gott, gedenke mir auch des- daß ihr dieses ganz große Unrecht tut
sen, und verschone mich nach deiner und euch so an unserem Gott versündigt,
großen Gnade! daß ihr fremde Frauen heimführt?
23 Auch sah ich zu jener Zeit Juden, die 28 Und einer von den Söhnen Jojadas, des
Frauen von Asdod, Ammon und Moab Sohnes Eljaschibs, des Hohenpriesters,
heimgeführt hatten. 24 Darum redeten hatte sich mit Sanballat, dem Horoniter,
auch ihre Kinder halb asdoditisch und verschwägert; den jagte ich von mir weg.
konnten nicht jüdisch reden, sondern die 29 Gedenke an die, mein Gott, die das
Sprache dieses oder jenes Volkes. Priestertum und den Bund des Priester-
25 Und ich stritt mit ihnen und fluchte tums und der Leviten befleckt haben!
ihnen und schlug etliche Männer von ih- 30 So reinigte ich sie von allem Fremden
nen und raufte ihnen das Haar und be- und setzte die Dienste der Priester und
schwor sie bei Gott und sprach: Ihr sollt Leviten ein und wies jedem seine Arbeit
eure Töchter nicht ihren Söhnen zur Frau an, 31 und sorgte für die rechtzeitige Liefe-
geben, noch welche von ihren Töchtern rung des Holzes und der Erstlinge. — Ge-
für eure Söhne oder für euch selbst zur denke mir dessen, mein Gott, zum Guten!
Das Buch Esther

Das Festmahl des Ahasveros Ungehorsam und Verstoßung


Und es geschah in den Tagen des der Königin Vasti
Ahasverosa — desselben Ahasveros, 1Pt 3,1-7
der von Indien bis Äthiopien über 127 10 Und am siebten Tag, als das Herz des
Provinzen regierte —, 2 in jenen Tagen, Königs vom Wein fröhlich war, befahl er
als der König Ahasveros in der Königs- Mehuman, Bista, Harbona, Bigta, Abagta,
burgb Susan auf seinem königlichen Setar und Karkas, den sieben Kämmerern,
Thron saß, 3 im dritten Jahr seiner Regie- die vor dem König Ahasveros dienten,
rung, da veranstaltete er für alle seine 11 die Königin Vasti mit der königlichen
Fürsten und Knechte ein Festmahl, wo- Krone vor den König zu bringen, um den
bei die Gewaltigen von Persien und Me- Völkern und Fürsten ihre Schönheit zu
dien, die Edlen und Obersten seiner Pro- zeigen, denn sie war von schöner Gestalt.
vinzen vor ihm waren, 4 als er den 12 Aber die Königin Vasti weigerte sich,
Reichtum der Herrlichkeit seines König- auf den Befehl des Königs hin zu kom-
reichs und die kostbare Pracht seiner men, den er durch seine Kämmerer gege-
Majestät viele Tage zur Schau stellte, ben hatte. Da wurde der König sehr zor-
nämlich 180 Tage lang. nig, und sein Zorn entbrannte in ihm.
5 Und als diese Tage vollendet waren, ver- 13 Und der König sprach zu den Weisen,
anstaltete der König ein Festmahl für das die sich auf die Zeiten verstanden — denn
ganze Volk, das sich in der Burg Susan so kamen die Angelegenheiten des Königs
befand, für die Großen und die Kleinen, vor alle Gesetzes- und Rechtskundigen,
sieben Tage lang, im Hof des Gartens 14 und ihm zunächst saßen Karschena,
beim königlichen Palast. 6 Da waren fei- Setar, Admata, Tarsis, Meres, Marsena und
ne Vorhänge aus weißem Leinen und Memuchan, die sieben Fürsten der Perser
blauem Purpur mit Schnüren aus feinem und Meder, die das Angesicht des Königs
weißem Leinen und rotem Purpur an sil- sahen und die ersten Stellen im König-
bernen Ringen und Säulen aus weißem reich einnahmen —: 15 »Wie ist nach dem
Marmor aufgehängt. Goldene und silber- Gesetz mit der Königin Vasti zu verfahren,
ne Ruhelager standen auf einem Stein- weil sie nicht nach dem Befehl des Königs
pflaster aus grünem und weißem Mar- Ahasveros gehandelt hat, der ihr durch die
mor, Perlmutter und dunklem Marmor, Kämmerer übermittelt wurde?«
7 und man reichte die Getränke aus gol- 16 Da sprach Memuchan vor dem König
denen Gefäßen, und die Gefäße waren und den Fürsten: »Die Königin Vasti hat
voneinander verschieden, und königli- sich nicht nur an dem König vergangen,
chen Wein gab es in Menge, nach der sondern auch an allen Fürsten und an al-
Freigebigkeit des Königs. 8 Und das Trin- len Völkern, die in allen Provinzen des
ken war der Verordnung gemäß ohne Königs Ahasveros leben. 17 Denn das
Zwang; denn so hatte der König allen Verhalten der Königin wird allen Frauen
Vorstehern seines Palastes befohlen, bekannt werden, so daß ihre Männer in
daß man jedermann machen ließe, wie es ihren Augen verächtlich werden, da es
ihm gefiele. 9 Auch die Königin Vasti ver- heißen wird: Der König Ahasveros befahl,
anstaltete ein Festmahl für die Frauen im daß die Königin Vasti vor ihn kommen
königlichen Palast, der dem König Ahas- sollte, aber sie kam nicht! 18 Das werden
veros gehörte. die Fürstinnen der Perser und Meder heu-

a (1,1) d.h. Xerxes I. (486-465 v. Chr.); es handelt sich b (1,2) od. in der befestigten Oberstadt. Susan (Susa) war
um den in Dan 11,2 prophetisch angekündigten die Winterresidenz der persischen Könige.
vierten Herrscher nach Kores / Kyrus.
548 ESTHER 1.2
te schon allen Fürsten des Königs erzäh- Kis, welcher ein Benjaminiter war, 6 der
len, wenn sie von dem Verhalten der Köni- von Jerusalem weggeführt worden war
gin hören, und daraus wird schon genug mit den Gefangenen, die mit Jechonja,
Verachtung und Verdruß entstehen! dem König von Juda, hinweggeführt wor-
19 Wenn es dem König gefällt, so soll ein den waren, die Nebukadnezar, der König
königlicher Befehl von ihm ergehen und von Babel, gefangen weggeführt hatte.
aufgezeichnet werden unter die Gesetze 7 Und dieser war Pflegevater der Hadassa
der Perser und Meder, damit er nicht bloß — das ist Esther —, der Tochter seines
vorübergehend gilt: daß Vasti nicht mehr Onkels; denn sie hatte weder Vater noch
vor dem König Ahasveros erscheinen Mutter. Diese Jungfrau aber war von schö-
darf, und daß der König ihre königliche ner Gestalt und lieblichem Aussehen.
Würde einer anderen gibt, die besser ist Und als ihr Vater und ihre Mutter gestor-
als sie. 20 Wenn dann dieser Befehl des ben waren, hatte Mordechai sie als seine
Königs, den er erlassen wird, in seinem Tochter angenommen.
ganzen Königreich, das groß ist, bekannt 8 Und es geschah, als das Gebot des Kö-
gemacht wird, so werden alle Frauen ihre nigs und das Gesetz bekanntgemacht war
Ehemänner in Ehren halten, vornehme und viele Jungfrauen in die Burg Susan
und geringe!« unter die Obhut Hegais zusammenge-
21 Diese Rede gefiel dem König und den bracht wurden, da wurde auch Esther in
Fürsten; und der König handelte nach das Haus des Königs geholt, unter die Ob-
den Worten Memuchans; 22 und er sand- hut Hegais, des Hüters der Frauen. 9 Und
te Briefe in alle Provinzen des Königs, in das Mädchen gefiel ihm, und sie fand
jede Provinz in ihrer Schrift und zu jedem Gunst bei ihm. Und er sorgte dafür, daß sie
Volk in seiner Sprache, daß jeder Mann ihre Reinigungssalben und ihre Verpfle-
Herr sein solle in seinem Haus. Das ließ er gung rasch erhielt; auch gab er ihr sieben
bekanntmachen in der Sprache des je- auserlesene Mägde aus dem Haus des
weiligen Volkes. Königs. Und er wies ihr samt ihren Mäg-
den den besten Platz im Frauenhaus an.
Esther wird zur Königin ausersehen 10 Esther aber gab ihr Volk und ihre Her-
Nach diesen Begebenheiten, als sich kunft nicht an; denn Mordechai hatte ihr
der Grimm des Königs Ahasveros ge- geboten, es nicht zu sagen. 11 Und Mor-
legt hatte, dachte er an Vasti und daran, dechai ging alle Tage vor dem Hof am
was sie getan hatte und was über sie be- Frauenhaus auf und ab, um zu erfahren,
schlossen worden war. 2 Da sprachen die ob es Esther wohlgehe und was mit ihr
Knechte des Königs, die ihm dienten: Man geschehe.
suche für den König Mädchen, Jungfrauen 12 Wenn die Reihe an jede Jungfrau kam,
von schöner Gestalt; 3 und der König be- zum König Ahasveros zu kommen, nach-
stimme Beamte in allen Provinzen seines dem sie zwölf Monate lang gemäß der
Königreichs, damit sie alle Mädchen, Jung- Verordnung für die Frauen behandelt wor-
frauen von schöner Gestalt, in die Burg den war — denn damit wurden die Tage
Susan zusammenbringen, in das Frauen- ihrer Reinigung ausgefüllt: sechs Monate
haus, unter die Obhut Hegais, des königli- wurden sie mit Myrrhenöl und sechs Mo-
chen Kämmerers, des Hüters der Frauen; nate mit Balsam und mit den Reinigungs-
und man lasse ihnen ihre Reinigungs- salben der Frauen behandelt —, 13 dann
salben geben; 4 und die Jungfrau, die dem kam die Jungfrau zum König; dann gab
König gefällt, die soll Königin werden an man ihr alles, was sie wünschte, um damit
Vastis Stelle! Dieser Vorschlag gefiel dem vom Frauenhaus zum Haus des Königs zu
König, und er machte es so. gehen. 14 Am Abend ging sie hinein, und
5 Es war aber ein jüdischer Mann in der am Morgen kam sie zurück, in das andere
Burg Susan, der hieß Mordechai, ein Sohn Frauenhaus, unter die Obhut Schaasch-
Jairs, des Sohnes Simeis, des Sohnes des gas, des Kämmerers des Königs, des Hü-
ESTHER 2.3 549
ters der Nebenfrauen; sie kam nicht wie- Mordechais Namen. 23 Da wurde die Sa-
der zum König, außer wenn der König che untersucht und als wahr erfunden,
Gefallen an ihr hatte; dann wurde sie mit und die beiden wurden an ein Holz ge-
Namen gerufen. hängt; und dies wurde vor dem König in
15 Und als die Reihe an Esther kam, die das Buch der Chronik geschrieben.
Tochter Abichails, des Onkels Mordechais,
die er als Tochter angenommen hatte, daß Der Aufstieg Hamans
sie zum König kommen sollte, wünschte und sein Mordplan gegen die Juden
sie sich nichts, als was Hegai, der Kämme- Nach diesen Begebenheiten erhob der
rer des Königs, der Hüter der Frauen, ihr König Ahasveros Haman, den Sohn
riet. Und Esther fand Gnade bei allen, die Hamedatas, den Agagiter, zu höherer
sie sahen. 16 Und Esther wurde zum Kö- Macht und Würde und setzte ihn über alle
nig Ahasveros in sein königliches Haus Fürsten, die bei ihm waren. 2 Und alle
geholt im zehnten Monat, das ist der Mo- Knechte des Königs, die im Tor des Königs
nat Thebet, im siebten Jahr seiner Regie- waren, beugten die Knie und fielen vor
rung. Haman nieder; denn der König hatte es so
17 Und der König gewann Esther lieber geboten. Aber Mordechai beugte die Knie
als alle anderen Frauen, und sie fand nicht und fiel nicht nieder.
Gnade und Gunst vor ihm, mehr als alle 3 Da sprachen die Knechte des Königs,
Jungfrauen; und er setzte die königliche die im Tor des Königs waren, zu Morde-
Krone auf ihr Haupt und machte sie zur chai: Warum übertrittst du das Gebot des
Königin an Vastis Stelle. 18 Und der König Königs? 4 Und es geschah, als sie dies
veranstaltete für alle seine Fürsten und täglich zu ihm sagten und er ihnen nicht
Knechte ein großes Festmahl, das Fest- gehorchte, sagten sie es Haman, um zu
mahl der Esther. Und er gewährte in den sehen, ob man Mordechais Begründung
Provinzen eine Steuererleichterung und gelten lassen würde; denn er hatte ihnen
teilte eine [Korn]spende aus mit königli- gesagt, daß er ein Jude sei.
cher Freigebigkeit. 5 Als nun Haman sah, daß Mordechai die
Knie nicht vor ihm beugte und nicht vor
Mordechai ihm niederfiel, da wurde er mit Wut
vereitelt einen Anschlag auf den König erfüllt. 6 Doch es war ihm zu wenig, an
19 Und als man zum zweitenmal Jung- Mordechai allein Hand zu legen; sondern
frauen zusammenbrachte, saß Morde- weil man ihm das Volk Mordechais ge-
chai im Tor des Königs.a 20 Esther aber nannt hatte, trachtete Haman danach, alle
hatte weder ihre Herkunft noch ihr Volk Juden im ganzen Königreich des Ahas-
angegeben, wie ihr Mordechai geboten veros, das Volk Mordechais, zu vertilgen.
hatte. Denn Esther handelte nach der 7 Im ersten Monat, das ist der Monat Ni-
Weisung Mordechais, wie zu der Zeit, als san, im zwölften Jahr [der Regierung] des
sie noch von ihm erzogen wurde. Königs Ahasveros, wurde das Pur,b das ist
21 In jenen Tagen, als Mordechai im Tor das Los, vor Haman geworfen über die
des Königs saß, gerieten die zwei Kämme- Tage und Monate, und es fiel auf den
rer des Königs, welche die Schwelle hüte- zwölften Monat, das ist der Monat Adar.
ten, Bigtan und Teres, in Zorn und trachte- 8 Und Haman sprach zum König Ahas-
ten danach, Hand an den König Ahasveros veros: Es gibt ein Volk, das lebt zerstreut
zu legen. 22 Das wurde dem Mordechai und abgesondert unter allen Völkern in
bekannt, und er sagte es der Königin allen Provinzen deines Königreichs, und
Esther; Esther aber sagte es dem König in ihre Gesetze sind anders als die aller Völ-

a (2,19) d.h. er übte einen Beamtendienst für den b (3,7) d.h. ein Würfel, der als Losorakel verwendet
König aus. Das Tor war der Ort der Rechtssprechung wurde; Haman wollte so nach heidnischer Sitte den
und der Regierungsgeschäfte. besten Zeitpunkt für seinen Anschlag ermitteln.
550 ESTHER 3.4
ker, und sie befolgen die Gesetze des Kö- kam bis vor das Tor des Königs; denn es
nigs nicht, so daß es dem König nicht ge- durfte niemand zum Tor des Königs ein-
ziemt, sie gewähren zu lassen! 9 Wenn es gehen, der in Sacktuch gekleidet war.
dem König gefällt, so werde ein Schrei- 3 Auch in allen Provinzen, wo immer das
ben erlassen, daß man sie umbringen Wort und Gebot des Königs hinkam, war
soll; dann will ich 10 000 Talente Silber unter den Juden große Trauer und Fasten
abwiegen in die Hände der Schatzmei- und Weinen und Wehklage, und viele la-
ster, damit man es in die Schatzkammern gen auf Sacktuch und in der Asche.
des Königs bringe! 4 Und die Mägde der Esther und ihre
10 Da zog der König seinen Siegelring von Kämmerer kamen und sagten es ihr; und
der Hand und gab ihn Haman, dem Sohn die Königin erschrak sehr. Und sie sandte
Hamedatas, dem Agagiter, dem Feind der Kleider, damit Mordechai sie anziehe und
Juden. 11 Und der König sprach zu Haman: das Sacktuch ablege. Aber er nahm sie
Das Silber sei dir geschenkt, und das Volk nicht an. 5 Da rief Esther den Hatach, ei-
dazu, daß du mit ihm tust, was dir gefällt! nen Kämmerer des Königs, den er zu ih-
12 Da berief man die Schreiber des Königs rem Dienst bestimmt hatte, und gab ihm
am dreizehnten Tag des ersten Monats, Befehl, bei Mordechai in Erfahrung zu
und es wurde ein Schreiben erlassen, bringen, was das bedeute und warum es
ganz wie Haman es befahl, an die Satra- geschehe.
pen des Königs und an die Statthalter in 6 Da ging Hatach zu Mordechai hinaus
allen Provinzen und an die Fürsten jedes auf den Platz der Stadt, vor das Tor des
Volkes, in der Schrift jeder Provinz und in Königs. 7 Und Mordechai berichtete ihm
der Sprache jedes Volkes; im Namen des alles, was ihm begegnet war, auch die ge-
Königs Ahasveros wurde es geschrieben naue Summe Silber, die Haman verspro-
und mit dem Siegelring des Königs versie- chen hatte, in den Schatzkammern des
gelt. 13 Und die Briefe wurden durch die Königs abzuwiegen als Entgelt für die
Eilboten in alle Provinzen des Königs ge- Vertilgung der Juden. 8 Und er gab ihm
sandt, daß man alle Juden vertilgen, er- die Abschrift des schriftlichen Befehls,
schlagen und umbringen solle, Junge und der zu ihrer Vertilgung in Susan erlassen
Alte, Kinder und Frauen, an einem Tag, worden war, damit er ihn Esther zeige
nämlich am dreizehnten des zwölften und ihr berichte und sie auffordere, zum
Monats, das ist der Monat Adar, und daß König hineinzugehen, um seine Gnade
man zugleich ihren Besitz rauben dürfe. zu erflehen und vor seinem Angesicht für
14 Die Abschrift des Schreibens wurde in ihr Volk zu bitten.
jeder Provinz als Gesetz erlassen, indem 9 Da ging Hatach hinein und berichtete
man es allen Völkern bekannt machte, Esther die Worte Mordechais. 10 Da
damit sie sich auf diesen Tag vorbereiten sprach Esther zu Hatach und befahl ihm,
sollten. 15 Und die Eilboten zogen auf den Mordechai zu sagen: 11 »Alle Knechte des
Befehl des Königs hin schnell aus, sobald Königs und die Leute in den königlichen
das Gesetz in der Burg Susan erlassen war. Provinzen wissen, daß, wer irgend in den
Der König und Haman aber setzten sich, inneren Hof zum König hineingeht, es sei
um zu trinken, während die Stadt Susan Mann oder Frau, ohne gerufen zu sein,
in Bestürzung geriet. nach dem gleichen Gesetz sterben muß,
es sei denn, daß ihm der König das golde-
Mordechai fordert Esther auf, sich für die ne Zepter entgegenstreckt, damit er am
Rettung der Juden einzusetzen Leben bleibe. Ich aber bin nun seit 30 Ta-
Als nun Mordechai alles erfuhr, was gen nicht gerufen worden, daß ich zum
geschehen war, da zerriß Mordechai König hineingehen sollte!«
seine Kleider und kleidete sich in Sack 12 Als nun Esthers Worte dem Mordechai
und Asche und ging in die Stadt hinein mitgeteilt wurden, 13 da ließ Mordechai
und klagte laut und bitterlich. 2 Und er der Esther antworten: »Denke nicht in
ESTHER 4.5.6 551
deinem Herzen, daß du vor allen Juden 7 Da antwortete Esther und sprach: Mei-
entkommen würdest, weil du im Haus des ne Bitte und mein Begehren ist: 8 Habe
Königs bist! 14 Denn wenn du jetzt ich Gnade gefunden vor dem König, und
schweigst, so wird von einer anderen Seite gefällt es dem König, mir meine Bitte zu
her Befreiung und Rettung für die Juden gewähren und meinen Wunsch zu erfül-
kommen, du aber und das Haus deines len, so komme der König mit Haman zu
Vaters werden untergehen. Und wer weiß, dem Mahl, das ich für sie zubereiten will;
ob du nicht gerade wegen einer Zeit wie dann will ich morgen tun, was der König
dieser zum Königtum gekommen bist?« gesagt hat!
15 Da ließ Esther dem Mordechai ant-
worten: 16 »So geh hin, versammle alle Haman plant die Ermordung
Juden, die in Susan anwesend sind, und Mordechais
fastet für mich, drei Tage lang bei Tag und 9 Und Haman ging an jenem Tag fröhlich
Nacht, eßt und trinkt nicht. Auch ich will und guten Mutes hinaus. Aber als Haman
mit meinen Mägden so fasten, und dann den Mordechai im Tor des Königs sah,
will ich zum König hineingehen, obgleich wie er nicht aufstand, noch ihm Ehr-
es nicht nach dem Gesetz ist. Komme ich furcht erwies, da wurde er von Wut über
um, so komme ich um!« 17 Und Morde- Mordechai erfüllt. 10 Doch Haman über-
chai ging hin und machte alles ganz so, wand sich; als er aber heimkam, sandte er
wie Esther es ihm geboten hatte. hin und ließ seine Freunde und seine
Frau Seres holen.
Esther erscheint vor dem König 11 Und Haman erzählte ihnen von der
Und es geschah am dritten Tag, da Herrlichkeit seines Reichtums und von
legte Esther ihre königliche Kleidung der Menge seiner Söhne und wie ihn der
an und trat in den inneren Hof am Haus König so groß gemacht und ihn über die
des Königs, dem Haus des Königs gegen- Fürsten und Knechte des Königs erhoben
über, während der König auf seinem kö- habe. 12 Auch sprach Haman: Und die
niglichen Thron im königlichen Haus Königin Esther hat niemand mit dem
saß, gegenüber dem Eingang zum Haus. König zu dem Mahl kommen lassen, das
2 Als nun der König die Königin Esther im sie zubereitet hat, als mich; und ich bin
Hof stehen sah, fand sie Gnade vor seinen auch morgen mit dem König zu ihr
Augen; und der König streckte das golde- geladen! 13 Aber das alles befriedigt mich
ne Zepter, das in seiner Hand war, Esther nicht, solange ich Mordechai, den Juden,
entgegen. Da trat Esther herzu und rühr- im Tor des Königs sitzen sehe!
te die Spitze des Zepters an. 14 Da sprachen seine Frau Seres und alle
3 Da sprach der König zu ihr: Was hast du, seine Freunde zu ihm: Man soll einen
Königin Esther, und was begehrst du? Es Holzstamm zubereiten, 50 Ellen hoch;
soll dir gewährt werden, und wäre es dann sage du morgen dem König, daß
auch die Hälfte des Königreichs! 4 Esther man Mordechai daran hängen soll, so
sprach: Wenn es dem König gefällt, so kannst du fröhlich mit dem König zum
komme der König heute mit Haman zu Mahl gehen! Das gefiel Haman gut, und
dem Mahl, das ich ihm zubereitet habe! er ließ den Holzstamm zubereiten.
5 Da sprach der König: Holt rasch Haman,
damit wir den Wunsch Esthers erfüllen! Mordechai kommt zu Ehren -
Und der König und Haman kamen zu Haman wird gedemütigt
dem Mahl, das Esther zubereitet hatte. In derselben Nacht konnte der König
6 Und der König sprach zu Esther beim nicht schlafen, und er ließ das Buch
Weingelage: Was bittest du? Es soll dir ge- der Denkwürdigkeiten, die Chronik, her-
geben werden! Und was begehrst du? bringen; daraus wurde dem König vorge-
Wäre es auch die Hälfte des Königreichs, lesen. 2 Da fand sich, daß darin geschrie-
es soll geschehen! ben war, wie Mordechai angezeigt hatte,
552 ESTHER 6.7
daß Bigtana und Teres, die beiden Käm- 12 Darauf kehrte Mordechai zum Tor des
merer des Königs, die die Schwelle hüte- Königs zurück; Haman aber eilte nieder-
ten, danach getrachtet hatten, Hand an geschlagen und mit verhülltem Haupt
den König Ahasveros zu legen. nach Hause. 13 Und Haman erzählte sei-
3 Und der König sprach: Was für Ehre und ner Frau Seres und allen seinen Freunden
Würde haben wir dafür Mordechai zuteil alles, was ihm begegnet war. Da sprachen
werden lassen? Da sprachen die Knechte seine Weisen und seine Frau Seres zu ihm:
des Königs, die ihm dienten: Man hat ihm Wenn Mordechai, vor dem du zu fallen
gar nichts gegeben! 4 Und der König frag- begonnen hast, vom Samen der Juden ist,
te: Wer ist im Hof? Nun war Haman gera- so kannst du nichts gegen ihn ausrichten,
de in den äußeren Hof des königlichen sondern du wirst gänzlich vor ihm fallen!
Hauses gekommen, um dem König zu 14 Während sie aber noch mit ihm rede-
sagen, er solle Mordechai an den Holz- ten, kamen die Kämmerer des Königs und
stamm hängen lassen, den er für ihn be- führten Haman rasch zu dem Mahl, das
reitet hatte. 5 Da sprachen die Knechte Esther zubereitet hatte.
des Königs zu ihm: Siehe, Haman steht
im Hof! Der König sprach: Er soll herein- Haman wird entlarvt und hingerichtet
kommen! So kam nun der König mit Haman
6 Als nun Haman hereinkam, sprach der zum Trinkgelage bei der Königin
König zu ihm: Was soll man mit dem Esther. 2 Da sprach der König zu Esther
Mann machen, den der König gern ehren auch am zweiten Tag beim Weintrinken:
möchte? Haman aber dachte in seinem Was bittest du, Königin Esther? Es soll dir
Herzen: Wem anders sollte der König Eh- gegeben werden! Und was forderst du?
re erweisen wollen als mir? 7 Und Haman Wäre es auch die Hälfte des Königreichs,
sprach zum König: Für den Mann, den es soll geschehen!
der König gern ehren möchte, 8 soll man 3 Da antwortete die Königin Esther und
ein königliches Gewand herbringen, das sprach: Habe ich Gnade vor dir gefunden,
der König selbst trägt, und ein Pferd, auf o König, und gefällt es dem König, so
dem der König reitet und auf dessen Kopf schenke mir das Leben um meiner Bitte
ein königlicher Kopfschmuck gesetzt willen, und mein Volk um meines Begeh-
worden ist. 9 Und man soll das Gewand rens willen! 4 Denn wir sind verkauft, ich
und das Pferd den Händen eines der vor- und mein Volk, um vertilgt, erschlagen
nehmsten Fürsten des Königs übergeben, und umgebracht zu werden. Wenn wir
damit man den Mann bekleide, den der nur zu Knechten und Mägden verkauft
König gern ehren möchte, und man soll würden, so wollte ich schweigen; obwohl
ihn auf dem Pferd in den Straßen der der Feind nicht imstande wäre, den Scha-
Stadt umherführen und vor ihm her aus- den des Königs zu ersetzen!
rufen lassen: »So macht man es mit dem 5 Da sprach der König Ahasveros zu der
Mann, den der König gern ehren möch- Königin Esther: Wer ist es, der sich vorge-
te!« nommen hat, so etwas zu tun, und wo ist
10 Da sprach der König zu Haman: Eile, er? 6 Und Esther sprach: Der Widersacher
nimm das Gewand und das Pferd, wie du und Feind ist dieser böse Haman! Da er-
gesagt hast, und mache es so mit Morde- schrak Haman vor dem König und der
chai, dem Juden, der vor dem Tor des Königin. 7 Der König aber stand in seinem
Königs sitzt! Laß es an nichts fehlen von Grimm auf vom Weintrinken und ging in
allem, was du gesagt hast! 11 Da nahm den Garten des Palastes. Haman aber
Haman das Gewand und das Pferd und blieb zurück und bat die Königin Esther
bekleidete Mordechai und führte ihn auf um sein Leben; denn er sah, daß sein Ver-
die Straßen der Stadt und rief vor ihm derben beim König beschlossen war.
her: »So macht man es mit dem Mann, 8 Und als der König aus dem Garten des
den der König gern ehren möchte!« Palastes wieder in das Haus kam, wo man
ESTHER 7.8 553
den Wein getrunken hatte, da war Haman nigin Esther und zu Mordechai, dem Ju-
auf das Polster gesunken, auf dem Esther den: Seht, ich habe Esther das Haus Ha-
saß. Da sprach der König: Will er sogar der mans gegeben, und man hat ihn an das
Königin Gewalt antun in meinem eigenen Holz gehängt, weil er seine Hand gegen
Haus? Das Wort war kaum aus dem Mund die Juden ausgestreckt hat. 8 So schreibt
des Königs gekommen, da verhüllte man nun im Namen des Königs betreffs der
das Angesicht Hamans. 9 Und Harbona, Juden, so wie ihr es für gut haltet, und ver-
einer der Kämmerer, die vor dem König siegelt es mit dem Siegelring des Königs;
standen, sprach: Siehe, der Holzstamm, denn eine Schrift, die im Namen des Kö-
den Haman für Mordechai zubereitet hat, nigs geschrieben und mit dem Siegelring
der Gutes für den König geredet hat, steht des Königs versiegelt worden ist, kann
schon beim Haus Hamans, 50 Ellen hoch! nicht widerrufen werden!
Und der König sprach: Hängt ihn daran! 9 Da wurden die Schreiber des Königs zu
10 So hängte man Haman an den Holz- jener Zeit berufen, im dritten Monat, das
stamm, den er für Mordechai zubereitet ist der Monat Siwan, am dreiundzwan-
hatte. Da legte sich der Zorn des Königs. zigsten Tag desselben. Und es wurde ge-
schrieben, ganz wie Mordechai gebot, an
Mordechai und Esther erwirken einen die Juden und an die Satrapen und Statt-
Erlaß zu Gunsten der Juden halter und Fürsten der Provinzen von In-
An demselben Tag gab der König dien bis Äthiopien, nämlich 127 Provin-
Ahasveros der Königin Esther das zen, jeder Provinz in ihrer Schrift, und
Haus Hamans, des Feindes der Juden, jedem Volk in seiner Sprache, auch an die
zum Geschenk. Mordechai aber bekam Juden in ihrer Schrift und in ihrer Spra-
Zutritt beim König; denn Esther hatte che. 10 Und es wurde geschrieben im Na-
ihm erzählt, was er für sie war. 2 Und der men des Königs Ahasveros und versiegelt
König zog seinen Siegelring ab, den er mit dem Siegelring des Königs. Und er
Haman abgenommen hatte, und gab ihn sandte Briefe durch reitende Eilboten, die
Mordechai. Und Esther setzte Mordechai auf schnellen Rossen aus den königlichen
über das Haus Hamans. Gestüten ritten.
3 Esther aber redete weiter vor dem König 11 In diesen [Briefen] gestattete der König
und fiel ihm zu Füßen, weinte und flehte den Juden, sich in allen Städten zu ver-
ihn an, daß er die Bosheit Hamans, des sammeln und für ihr Leben einzustehen
Agagiters abwenden möchte, nämlich und zu vertilgen, zu erschlagen und um-
seinen Anschlag, den er gegen die Juden zubringen jede Heeresmacht der Völker
erdacht hatte. 4 Und der König streckte und Provinzen, die sie bedrängen sollten,
Esther das goldene Zepter entgegen. Da mitsamt den Kindern und Frauen, und
stand Esther auf und trat vor den König, die ihren Besitz rauben wollten; 12 und
5 und sie sprach: Gefällt es dem König, zwar an einem Tag in allen Provinzen des
und habe ich Gnade vor ihm gefunden, Königs Ahasveros, nämlich am dreizehn-
und hält es der König für richtig, und bin ten Tag des zwölften Monats, das ist der
ich ihm wohlgefällig, so soll ein Schrei- Monat Adar. 13 Die Abschrift des Schrei-
ben ergehen, daß die Briefe mit dem An- bens wurde in jeder Provinz als Gesetz
schlag Hamans, des Sohnes Hammeda- erlassen, indem man es allen Völkern be-
tas, des Agagiters, widerrufen werden, die kannt machte, damit sich die Juden auf
er geschrieben hat, um die Juden in allen diesen Tag vorbereiten sollten, um sich
Provinzen des Königs umzubringen! an ihren Feinden zu rächen. 14 Und Eil-
6 Denn wie könnte ich dem Unglück zu- boten, die auf königlichen Stuten ritten,
sehen, das mein Volk treffen würde? Und zogen auf Befehl des Königs schleunigst
wie könnte ich zusehen, wie mein Ge- und eilends aus, sobald das Gesetz in der
schlecht umkommt? Burg Susan erlassen war.
7 Da sprach der König Ahasveros zur Kö- 15 Mordechai aber verließ den König in
554 ESTHER 8.9
königlichen Gewändern, in blauem Pur- 11 An jenem Tag erfuhr der König die Zahl
pur und weißem Leinen und mit einer der in der Burg Susan Erschlagenen.
großen goldenen Krone und einem Man- 12 Und der König sprach zu der Königin
tel aus weißem Leinen und rotem Purpur; Esther: Die Juden haben in der Burg Susan
und die Stadt Susan jauchzte und war 500 Mann erschlagen und umgebracht,
fröhlich. 16 Für die Juden aber war Licht dazu die zehn Söhne Hamans. Was haben
und Freude, Frohlocken und Ehre gekom- sie in den anderen Provinzen des Königs
men. 17 Und in allen Provinzen und in al- getan? Was bittest du nun? Es soll dir gege-
len Städten, wohin das Wort und Gebot ben werden. Und was forderst du mehr?
des Königs gelangte, da war Freude und Es soll geschehen!
Frohlocken unter den Juden, Gastmahl 13 Esther sprach: Gefällt es dem König, so
und Festtag, so daß viele von der Bevölke- lasse er auch morgen die Juden in Susan
rung des Landes Juden wurden; denn die handeln nach der heutigen Verordnung;
Furcht vor den Juden war auf sie gefallen. die zehn Söhne Hamans aber soll man an
das Holz hängen! 14 Da befahl der König,
Die Feinde der Juden werden getötet dies zu tun, und das Gebot wurde in Su-
Im zwölften Monat nun, das ist der san erlassen, und die zehn Söhne Hamans
Monat Adar, am dreizehnten Tag, an wurden gehängt. 15 Und die Juden, die in
dem das Wort des Königs und sein Gebot Susan waren, versammelten sich auch am
in Erfüllung gehen sollte, an eben dem vierzehnten Tag des Monats Adar und er-
Tag, an dem die Feinde der Juden gehofft schlugen in Susan 300 Mann; aber an ih-
hatten, sie zu überwältigen, da wendete ren Besitz legten sie die Hand nicht.
es sich so, daß die Juden ihre Hasser 16 Auch die übrigen Juden, die in den
überwältigen durften. Provinzen des Königs waren, versammel-
2 Da versammelten sich die Juden in ih- ten sich und standen für ihr Leben ein
ren Städten, in sämtlichen Provinzen des und verschafften sich Ruhe vor ihren
Königs Ahasveros, um Hand an die zu le- Feinden, und sie erschlugen von ihren
gen, die nach ihrem Verderben trachte- Feinden 75 000; aber an ihre Güter legten
ten, und niemand konnte ihnen wider- sie die Hand nicht. 17 Das geschah am
stehen; denn die Furcht vor ihnen war dreizehnten Tag des Monats Adar, und sie
auf alle Völker gefallen. 3 Auch alle Für- ruhten am vierzehnten Tag desselben
sten der Provinzen und die Satrapen und Monats und machten ihn zu einem Tag
Statthalter und die Beamten des Königs des Gastmahls und der Freude.
unterstützten die Juden; denn die Furcht
vor Mordechai war auf sie gefallen. 4 Denn Das Purimfest wird eingesetzt
Mordechai hatte großen Einfluß am Hof 18 Aber die Juden in Susan versammelten
des Königs, und sein Ruf ging durch alle sich am dreizehnten und vierzehnten Tag
Provinzen; der Mann Mordechai bekam dieses Monats und ruhten am fünfzehn-
nämlich immer größeren Einfluß. ten Tag; und sie machten diesen Tag zu
5 So schlugen die Juden alle ihre Feinde einem Tag des Gastmahls und der Freude.
mit dem Schwert; sie erschlugen sie, 19 Darum machen die Juden auf dem
brachten sie um und verfuhren mit ihren Land, die in den offenen Städten wohnen,
Hassern nach ihrem Belieben. 6 Auch in den vierzehnten Tag des Monats Adar zu
der Burg Susan erschlugen die Juden [ihre einem Tag der Freude, des Gastmahls und
Feinde] und brachten 500 Mann um. zum Festtag und senden einander Ge-
7 Dazu erschlugen sie Parsandata, Dal- schenke.
phon, Aspata, 8 Porata, Adalja, Aridata, 20 Und Mordechai schrieb diese Bege-
9 Parmasta, Arisai, Aridai und Vajesata, benheiten auf; und er sandte Briefe an
10 die zehn Söhne Hamans, des Sohnes alle Juden, die in allen Provinzen des Kö-
Hammedatas, des Feindes der Juden; aber nigs Ahasveros wohnten, in der Nähe
an ihren Besitz legten sie die Hand nicht. und in der Ferne, 21 worin er sie ver-
ESTHER 9.10 555
pflichtete, daß sie den vierzehnten und schlecht zu Geschlecht, in allen Sippen,
fünfzehnten Tag des Monats Adar Jahr für in allen Provinzen und Städten; so daß
Jahr feiern sollten, 22 als die Tage, an de- diese Purimtage nie verschwinden sollen
nen die Juden vor ihren Feinden zur Ruhe unter den Juden und ihr Andenken bei
gekommen waren, und als den Monat, in ihren Nachkommen nicht aufhören soll.
welchem ihr Kummer in Freude und ihre 29 Und die Königin Esther, die Tochter
Trauer in einen Festtag verwandelt wor- Abichails, und Mordechai, der Jude, schrie-
den war; daß sie diese feiern sollten als ben mit allem Nachdruck, um diesen
Tage des Gastmahls und der Freude, an zweiten Brief betreffend die Purim zu be-
denen sie einander Geschenke machen stätigen. 30 Und er sandte Briefe an alle
und die Armen beschenken sollten. Juden in den 127 Provinzen des Königrei-
23 Und die Juden machten sich das, was ches von Ahasveros, Worte des Friedens
sie zu tun angefangen hatten und was ih- und der Wahrheit, 31 um diese Purimtage
nen Mordechai vorgeschrieben hatte, zur zu ihren bestimmten Zeiten festzusetzen,
Gewohnheit. 24 Denn Haman, der Sohn wie Mordechai, der Jude, und die Königin
Hammedatas, der Agagiter, der Feind al- Esther ihnen verordnet und wie sie sie
ler Juden, hatte den Plan gefaßt, die Juden auch für sich selbst und für ihre Nach-
umzubringen, und hatte das Pur, das ist kommen festgesetzt hatten, nämlich die
das Los, werfen lassen, um sie zu vernich- Angelegenheit der Fasten und ihrer Weh-
ten und umzubringen; 25 und als es vor klage. 32 Und der Befehl Esthers bestätig-
den König kam, befahl dieser durch einen te diese Purimpflichten, und er wurde in
Brief, daß Hamans böser Anschlag, den er einem Buch aufgezeichnet.
gegen die Juden erdacht hatte, auf seinen
eigenen Kopf zurückkam, so daß man ihn Mordechais Ansehen und Tugend
und seine Söhne an das Holz hängte. Und der König Ahasveros legte
26 Darum werden diese Tage Purim ge- dem Festland und den Inseln des
nannt, nach dem Wort »Pur«. Deshalb, Meeres einen Tribut auf. 2 Aber alle Wer-
wegen alles dessen, was in dem Schrift- ke seiner Gewalt und seiner Macht und
stück stand, und was sie selbst gesehen die Beschreibung der Größe Mordechais,
und erfahren hatten, 27 setzten die Juden zu der ihn der König erhob, ist das nicht
dies fest und nahmen es als Brauch an für aufgezeichnet in der Chronik der Könige
sich und ihre Nachkommen und alle, die von Medien und Persien? 3 Denn der Ju-
sich ihnen anschließen würden, daß sie de Mordechai war der Nächste nach dem
nicht davon abgehen wollten, jährlich König Ahasveros und groß unter den Ju-
diese zwei Tage zu feiern, wie sie vorge- den und beliebt bei der Menge seiner
schrieben und bestimmt worden waren. Brüder, weil er das Beste seines Volkes
28 Und so sollen diese Tage im Gedächt- suchte und zum Wohl seines ganzen Ge-
nis bleiben und gefeiert werden von Ge- schlechts redete.
Das Buch Hiob

Hiobs Rechtschaffenheit fürchtig? 10 Hast du nicht ihn und sein


Es war ein Mann im Land Uz, der hieß Haus und alles, was er hat, ringsum ein-
Hioba; der war ein untadeliger und gehegt? Das Werk seiner Hände hast du
rechtschaffener Mann, der Gott fürchtete gesegnet, und seine Herden breiten sich
und das Böse mied. 2 Und ihm wurden im Land aus. 11 Aber strecke doch einmal
sieben Söhne und drei Töchter geboren, deine Hand aus und taste alles an, was er
3 und an Herden besaß er 7 000 Schafe, hat; laß sehen, ob er dir dann nicht ins
3 000 Kamele, 500 Joch Rinder und 500 Angesicht absagen wird!
Eselinnen; und seine Dienerschaft war 12 Da sprach der HERR zum Satan: Siehe,
sehr groß, so daß der Mann größer war alles, was er hat, soll in deiner Hand sein;
als alle Söhne des Ostens. nur nach ihm selbst strecke deine Hand
4 Seine Söhne aber pflegten einander zu nicht aus! Und der Satan ging vom Ange-
besuchen und ein festliches Mahl zu be- sicht des HERRN hinweg.
reiten, jeder in seinem Haus und an sei-
nem Tag; und sie sandten hin und luden Hiob verliert seine Güter
auch ihre drei Schwestern ein, um mit ih- und seine Familie
nen zu essen und zu trinken. 5 Wenn 13 Und es geschah eines Tages, als seine
dann die Tage des Festmahls zu Ende wa- Söhne und Töchter im Haus ihres erstge-
ren, ließ Hiob sie holen und heiligte sie; er borenen Bruders aßen und Wein tranken,
stand früh am Morgen auf und brachte 14 da kam ein Bote zu Hiob und sprach:
Brandopfer dar für jeden von ihnen; denn Die Rinder pflügten und die Eselinnen
Hiob sagte sich: Vielleicht könnten meine weideten neben ihnen; 15 da fielen die
Kinder gesündigt und sich in ihrem Her- Sabäer ein und nahmen sie weg und er-
zen von Gott losgesagt haben! So machte schlugen die Knechte mit der Schärfe des
es Hiob allezeit. Schwertes; ich aber bin entkommen, nur
ich allein, um es dir zu berichten!
Hiob wird von Satan angeklagt. 16 Während dieser noch redete, kam ein
Gott läßt zu, daß er geprüft wird anderer und sagte: Feuer von Gott fiel
Lk 22,31-32
vom Himmel und hat die Schafe und die
6 Es geschah aber eines Tages, daß die Knechte verbrannt und verzehrt; ich aber
Söhne Gottesb vor den HERRN traten, und bin entkommen, nur ich allein, um es dir
unter ihnen kam auch der Satanc. 7 Da zu berichten!
sprach der HERR zum Satan: Wo kommst 17 Während dieser noch redete, kam ein
du her? Und der Satan antwortete dem anderer und sagte: Die Chaldäer haben
HERRN und sprach: Vom Durchstreifen der drei Banden aufgestellt und sind über die
Erde und vom Umherwandeln darauf. Kamele hergefallen und haben sie weg-
8 Da sprach der HERR zum Satan: Hast du genommen und haben die Knechte mit
meinen Knecht Hiob beachtet? Denn sei- der Schärfe des Schwertes erschlagen; ich
nesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen aber bin entkommen, nur ich allein, um
so untadeligen und rechtschaffenen Mann, es dir zu berichten!
der Gott fürchtet und das Böse meidet! 18 Während dieser noch redete, kam ein
9 Der Satan aber antwortete dem HERRN anderer und sagte: Deine Söhne und Töch-
und sprach: Ist Hiob umsonst gottes- ter aßen und tranken Wein im Haus ihres

a (1,1) bed. »Der Angefeindete«. Das Land Uz lag c (1,6) Satan (= »der Widersacher«, auch der Verkläger
südöstlich des Toten Meeres und umfaßte u.a. das vor Gericht) ist der at. Name des Teufels, eines in
Gebiet von Edom (vgl. Kla 4,25). Sünde gefallenen Engelwesens.
b (1,6) Eine Bezeichnung für die Engel.
HIOB 1.2.3 557
erstgeborenen Bruders; 19 und siehe, da 9 Da sprach seine Frau zu ihm: Hältst du
kam ein heftiger Wind drüben von der Wü- immer noch fest an deiner Tadellosigkeit?
ste her und erfaßte die vier Ecken des Hau- Sage dich los von Gott und stirb! 10 Er
ses, so daß es auf die jungen Leute stürzte aber sprach zu ihr: Du redest so, wie eine
und sie starben; ich aber bin entkommen, törichte Frau redet! Wenn wir das Gute
nur ich allein, um es dir zu berichten! von Gott annehmen, sollten wir da das
20 Da stand Hiob auf und zerriß sein Ge- Böse nicht auch annehmen? — Bei alle-
wand und schor sein Haupt; und er warf dem versündigte sich Hiob nicht mit sei-
sich auf die Erde nieder und betete an. nen Lippen.
21 Und er sprach: Nackt bin ich aus dem
Leib meiner Mutter gekommen; nackt Besuch der drei Freunde Hiobs
werde ich wieder dahingehen. Der HERR 11 Als aber die drei Freunde Hiobs von all
hat gegeben, der HERR hat genommen; diesem Unglück hörten, das über ihn ge-
der Name des HERRN sei gelobt! 22 Bei alle- kommen war, kamen sie, jeder von sei-
dem sündigte Hiob nicht und verhielt nem Ort, nämlich Eliphas, der Temaniter,
sich nicht ungebührlich gegen Gott. und Bildad, der Schuchiter, und Zophar,
der Naamatiter; diese verabredeten sich,
Hiob wird miteinander hinzugehen, um ihm ihr
durch schwere Krankheit geprüft Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten.
Es geschah aber eines Tages, daß die 12 Und als sie von ferne ihre Augen erho-
Söhne Gottes vor den HERRN traten, ben, erkannten sie ihn nicht mehr. Da er-
und unter ihnen kam auch der Satan, um hoben sie ihre Stimme und weinten; und
sich vor den HERRN zu stellen. 2 Da sprach jeder zerriß sein Gewand, und sie warfen
der HERR zum Satan: Wo kommst du her? Staub über ihre Häupter zum Himmel.
Und der Satan antwortete dem HERRN 13 Dann setzten sie sich zu ihm auf den
und sprach: Vom Durchstreifen der Erde Erdboden sieben Tage und sieben Nächte
und vom Umherwandeln darauf! lang, und keiner redete ein Wort mit ihm;
3 Da sprach der HERR zum Satan: Hast du denn sie sahen, daß sein Schmerz sehr
meinen Knecht Hiob beachtet? Denn sei- groß war.
nesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen
so untadeligen und rechtschaffenen Mann, Hiob verflucht den Tag seiner Geburt
Jer 20,14-18
der Gott fürchtet und das Böse meidet;
und er hält immer noch fest an seiner Ta- Danach tat Hiob seinen Mund auf
dellosigkeit, obwohl du mich gereizt hast, und verfluchte den Tag seiner Geburt.
ihn ohne Ursache zu verderben! 2 Und Hiob begann und sprach:
4 Der Satan aber antwortete dem HERRN 3 O wäre doch der Tag ausgelöscht, da ich
und sprach: Haut für Haut! Ja, alles, was geboren wurde, und die Nacht, die
der Mensch hat, gibt er hin für sein Leben; sprach: Ein Knabe ist gezeugt!
5 aber strecke doch deine Hand aus und 4 Wäre doch dieser Tag Finsternis geblie-
taste sein Gebein und sein Fleisch an, so ben; hätte doch Gott in der Höhe sich
wird er dir sicher ins Angesicht absagen! nicht um ihn gekümmert, und wäre doch
6 Da sprach der HERR zum Satan: Siehe, er niemals das Tageslicht über ihm aufge-
ist in deiner Hand; nur schone sein Leben! leuchtet!
7 Da ging der Satan vom Angesicht des 5 Hätten doch Finsternis und Todesschat-
HERRN hinweg; und er plagte Hiob mit ten ihn zurückgefordert, Gewölk sich auf
bösen Geschwüren von der Fußsohle bis ihm niedergelassen und diesen trüben
zum Scheitel, 8 so daß Hiob eine Scherbe Tag überfallen!
nahm, um sich damit zu kratzen, wäh- 6 Und jene Nachta — hätte doch das Dun-
rend er mitten in der Asche saß. kel sie hinweggerafft, hätte sie sich nur

a (3,6) d.h. die Nacht, in der Hiob empfangen wurde (vgl. V. 7); von ihr ist auch in den folgenden Versen die Rede.
558 HIOB 3.4
nicht gefreut unter den Tagen des Jahres, 24 Denn statt zu essen, seufze ich, und
und wäre sie doch nicht in die Zahl der mein Gestöhn ergießt sich wie Wasser.
Monate eingereiht worden! 25 Denn das Schreckliche, das ich befürch-
7 Ja, wäre doch jene Nacht unfruchtbar tet habe, ist über mich gekommen, und
geblieben, hätte doch kein Jubel sie er- wovor mir graute, das hat mich getroffen.
reicht! 26 Ich konnte nicht ruhen und nicht ras-
8 Hätten sie doch die verwünscht, die den ten, und kaum hatte ich mich erholt, so
Tag verfluchen können, die imstande kam ein [neuer] Sturm über mich!
sind, den Leviathan aufzuwecken!
9 Hätten sich doch die Sterne ihrer
Die erste Rede des Eliphas
[Morgen]dämmerung verfinstert, hätte Da ergriff Eliphas, der Temaniter, das
sie doch auf Licht gehofft, ohne daß es Wort und sprach:
erschienen wäre; hätte sie doch die Strah- 2 Wenn man ein Wort an dich richtet, wird
len der Morgenröte nicht geschaut! es dich verärgern? Aber Worte zurückhal-
10 Doch sie verschloß mir nicht die Pforte ten, wer könnte das?
des Mutterleibes, und verbarg nicht den 3 Siehe, du hast viele unterwiesen und
Jammer vor meinen Augen. hast müde Hände gestärkt.
11 Warum starb ich nicht gleich bei der 4 Deine Worte haben den Strauchelnden
Geburt, kam nicht um, sobald ich aus aufgerichtet, und wankende Knie hast du
dem Mutterschoß hervorging? gekräftigt.
12 Warum kamen mir Knie entgegen, und 5 Nun aber, da es an dich kommt, bist du
wozu Brüste, daß ich daran trank? verzagt; weil es dich trifft, bist du bestürzt!
13 Denn jetzt läge ich da und wäre still; 6 Ist nicht deine Gottesfurcht deine Zu-
ich wäre entschlafen und hätte nun Ru- versicht, und die Tadellosigkeit deines
he, Weges deine Hoffnung?
14 [zusammen] mit Königen und Ratge- 7 Bedenke doch: Ist je ein Unschuldiger
bern der Erde, die sich längst verfallene umgekommen, und wo wurden Recht-
Paläste erbauten, schaffene vertilgt?
15 oder mit Fürsten, reich an Gold, die in 8 Soviel ich gesehen habe: die Unrecht
ihren Häusern Silber häuften. pflügen und die Unheil säen, die ernten
16 Oder wäre ich doch niemals dagewe- es auch.
sen, wie eine verscharrte Fehlgeburt, den 9 Durch Gottes Odem kommen sie um;
Kindern gleich, die nie das Licht erblick- durch den Hauch seines Zornes werden
ten! sie verzehrt.
17 Dort hört das Toben der Gottlosen auf, 10 Das Brüllen des Löwen und die Stim-
dort finden die Erschöpften Ruhe; me des Junglöwen [verstummt], und die
18 [dort] sind alle Gefangenen in Frieden, Zähne der jungen Löwen werden ausge-
sie hören die Stimme des Treibers nicht brochen.
mehr; 11 Der Löwe kommt um aus Mangel an
19 Kleine und Große sind dort gleich, und Beute, und die Jungen der Löwin zer-
der Knecht ist frei von seinem Herrn! streuen sich.
20 Warum läßt Er Lebensmüde noch das 12 Zu mir aber kam heimlich ein Wort,
Licht sehen und gibt Leben den Verbitter- mein Ohr vernahm ein leises Flüstern;
ten, 13 in Schreckgedanken, durch Nachtge-
21 [denen], die auf den Tod harren, und er sichte erregt, wenn tiefer Schlaf die Men-
kommt nicht, die nach ihm graben, mehr schen befällt,
als nach verborgenen Schätzen; 14 da kam Furcht und Zittern über mich
22 die sich jubelnd freuen würden, die und durchschauerte alle meine Gebeine;
frohlockten, wenn sie ein Grab fänden, 15 denn ein Geist ging an mir vorüber;
23 dem Mann, dem sein Weg verborgen die Haare meines Leibes standen mir zu
ist, den Gott rings umzäunt hat? Berge.
HIOB 4.5.6 559
16 Er trat vor mich hin, und ich konnte 12 er vereitelt die Anschläge der Listigen,
sein Aussehen nicht erkennen; eine Ge- daß ihre Hand sie nicht ausführen kann;
stalt war vor meinen Augen, ich hörte ei- 13 er fängt die Weisen in ihrer List, und
ne flüsternde Stimme: der Rat der Verschlagenen wird über den
17 Kann wohl ein Sterblicher gerecht sein Haufen geworfen;
vor Gott, oder ein Mann rein vor seinem 14 bei Tag stoßen sie auf Finsternis, und am
Schöpfer? Mittag tappen sie umher wie in der Nacht.
18 Siehe, seinen Dienern traut er nicht, 15 Aber er rettet den Elenden vom Schwert,
seinen Engeln wirft er Irrtum vor; aus ihrem Rachen und aus der Hand des
19 wieviel mehr denen, die in Lehmhüt- Starken,
ten wohnen, die auf Staub gegründet 16 so daß der Geringe Hoffnung faßt und
sind, die wie Motten zerstört werden! die Frechheit ihr Maul verschließt.
20 Zwischen Morgen und Abend gehen 17 Siehe, wohl dem Menschen, den Gott
sie zugrunde; ehe man sich’s versieht, zurechtweist! Darum verwirf die Züchti-
sind sie für immer dahin. gung des Allmächtigen nicht!
21 Wird nicht ihr Zeltstrick abgerissen? Sie 18 Denn er verwundet und verbindet; er
sterben, ohne Weisheit erlangt zu haben. zerschlägt, und seine Hand heilt.
19 In sechs Bedrängnissen wird er dich
Eliphas ermahnt Hiob, erretten, und in sieben wird dich nichts
die Züchtigung anzunehmen Böses antasten:
Rufe doch! Ist einer da, der dir antwor- 20 In Hungersnot wird er dich vom Tod
tet? Und an welchen von den Heiligen erlösen und im Krieg von der Gewalt des
willst du dich wenden? Schwertes;
2 Denn den Narren bringt der Unmut um, 21 vor der Geißel der Zunge wirst du ge-
und den Unverständigen tötet der Eifer. borgen sein und wirst die Verwüstung
3 Ich selbst habe einen Narren gesehen, nicht fürchten, wenn sie kommt.
der Wurzel schlug, und sogleich verfluch- 22 Über Verwüstung und Dürre wirst du
te ich seine Wohnung. lachen und vor den wilden Tieren der Er-
4 Seine Kinder fanden keine Hilfe, und sie de nicht erschrecken,
wurden im Tora zertreten, ohne daß es 23 denn mit den Steinen des Feldes stehst
einen Retter gab; du im Bund, und das Wild des Feldes hält
5 seine Ernte verzehrte der Hungrige und Frieden mit dir.
holte sie ihm selbst aus den Dornhecken 24 Du wirst erfahren, daß dein Zelt sicher
heraus, und sein Vermögen schnappten ist, und betrachtest du deine Wohnung,
die Habgierigen weg. so fehlt dir nichts.
6 Denn Unglück wächst nicht aus dem 25 Du wirst erfahren, daß dein Same zahl-
Staub hervor, und Unheil sproßt nicht reich wird und deine Sprößlinge wie das
aus der Erde; Gras auf Erden.
7 sondern der Mensch ist zum Unglück 26 Du wirst in gutem Alter begraben wer-
geboren, wie die Funken nach oben flie- den, wie man Garben einbringt zu ihrer
gen. Zeit.
8 Ich jedoch würde Gott suchen und Gott 27 Siehe, das haben wir erforscht, so ist es;
meine Sache darlegen, höre du darauf und merke es dir wohl!
9 der große, unerforschliche Dinge tut,
Wunder, die nicht zu zählen sind: Hiobs Unmut und Schmerz
10 Er gießt Regen auf die Erde und sendet Da antwortete Hiob und sprach: 2 O
Wasser über die Fluren; daß man meinen Unmut wiegen
11 er erhöht die Niedrigen, und die Leid- könnte, und mein Unglück auf die andere
tragenden erlangen das Heil; Waagschale legte!

a (5,4) Das Tor einer Stadt war der Ort der Rechtssprechung.
560 HIOB 6.7
3 Denn nun ist es schwerer als der Sand 19 die Karawanen Temas halten Ausschau,
der Meere; darum sind meine Worte so die Reisegesellschaften von Saba hoffen
ungestüm. auf sie.
4 Denn die Pfeile des Allmächtigen stek- 20 Aber sie werden in ihrer Hoffnung be-
ken in mir, mein Geist trinkt ihr Gift; die trogen; sie kommen dorthin und werden
Schrecken Gottes bestürmen mich. enttäuscht.
5 Schreit auch ein Wildesel auf der Gras- 21 So seid auch ihr jetzt ein Nichts gewor-
weide, oder brüllt ein Stier, wenn er Fut- den; ihr seht Schreckliches und fürchtet
ter hat? euch davor!
6 Läßt sich etwa Fades ohne Salz essen? 22 Habe ich etwa gesagt: »Gebt mir et-
Oder findet man am Eiweiß irgendwel- was!« oder »Macht mir ein Geschenk von
chen Geschmack? eurem Vermögen!«
7 Was meine Seele zu berühren ver- 23 oder »Rettet mich aus der Hand des
schmähte, das ist jetzt mein tägliches Bedrängers und erlöst mich aus der Hand
Brot, mir zum Ekel! des Tyrannen!«?
8 O daß doch meine Bitte in Erfüllung gin- 24 Belehrt mich doch, und ich will schwei-
ge, und Gott mein Verlangen gewährte: gen, weist mir nach, worin ich geirrt ha-
9 daß doch Gott sich entschlösse, mich zu be!
zermalmen, seine Hand ausstreckte, um 25 Wie eindringlich sind Worte der Wahr-
mich abzuschneiden! heit! Aber was bringen eure Zurechtwei-
10 So bliebe mir noch der Trost — und ich sungen schon zurecht?
frohlockte darüber im schonungslosen 26 Gedenkt ihr Worte zu bekritteln und
Schmerz —, daß ich die Worte des Heili- haltet die Reden eines Verzweifelten für
gen nicht verleugnet habe! Wind?
11 Wie groß ist denn meine Kraft, daß ich 27 Ja, ihr würdet selbst über eine Waise
noch ausharren, und wann kommt mein das Los werfen und euren Freund ver-
Ende, daß meine Seele sich gedulden soll? schachern!
12 Ist mir denn die Kraft der Steine gege- 28 Und nun tut mir den Gefallen und
ben? Ist mein Fleisch denn aus Erz? schaut mich an; ich werde euch doch
13 Bin ich denn nicht hilflos und jeder wahrhaftig nicht ins Angesicht belügen!
Stütze beraubt? 29 Kehrt doch um, tut nicht Unrecht! Ja,
kehrt um! Noch bin ich hier im Recht!
Hiob wehrt sich gegen die 30 Ist denn Unrecht auf meiner Zunge,
Zurechtweisungen seiner Freunde oder unterscheidet mein Gaumen nicht,
14 Dem Verzagten gebürt Mitleid von was verderblich ist?
seinem Freund, sonst wird er die Furcht
des Allmächtigen verlassen. Hiobs Leiden und Auflehnung
15 Meine Brüder haben sich trügerisch Hat der Mensch nicht harten Fron-
erwiesen wie ein Wildbach, wie das Bett dienst auf Erden; sind seine Tage nicht
der Wildbäche, die vergehen,a wie die eines Tagelöhners?
16 die trübe werden vom Eis, wenn der 2 Wie einem Knecht, der sich nach dem
Schnee sich darin birgt, Schatten sehnt, und wie einem Tagelöh-
17 die aber versiegen zur Zeit der Som- ner, der auf seinen Lohn harrt,
merhitze und von ihrem Ort verschwin- 3 so wurden [auch] mir Monate voller
den, wenn es heiß wird. Enttäuschung beschert und Nächte vol-
18 Die Karawanen biegen ab von ihrem ler Qual zugeteilt.
Weg, sie ziehen in die Wüste und verirren 4 Wenn ich mich niederlege, so spreche
sich; ich: Wann werde ich aufstehen? Aber der

a (6,15) Gemeint sind die im Nahen Osten häufigen Wadis, die im Winter reißende Wildbäche bilden, im Sommer
aber austrocknen.
HIOB 7.8 561
Abend zieht sich hin, und ich bin gesättigt 21 Warum vergibst du meine Übertretung
mit Unrast bis zur Morgendämmerung. nicht und erläßt mir nicht meine Schuld?
5 Mein Fleisch ist bekleidet mit Maden Denn jetzt muß ich mich in den Staub
und Schorf; meine Haut verkrustet und legen, und wenn du nach mir suchst, so
eitert. bin ich nicht mehr!
6 Meine Tage gleiten schneller dahin als
ein Weberschiffchen; sie entschwinden Die erste Rede des Bildad
ohne Hoffnung. Da antwortete Bildad, der Schuchiter,
7 Bedenke doch, daß mein Leben [nur] und sprach:
ein Hauch ist, daß mein Auge nichts Gu- 2 Wie lange willst du solche Reden führen,
tes mehr sehen wird! [wie lange] sollen die Worte deines Mun-
8 Das Auge dessen, der mich [jetzt] er- des wie heftiger Wind sein?
blickt, wird mich nicht mehr sehen; wenn 3 Beugt denn Gott das Recht, oder ver-
deine Augen [nach mir sehen], so bin ich kehrt der Allmächtige die Gerechtigkeit?
nicht mehr! 4 Wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt
9 Wie die Wolke vergeht und verschwin- haben, so hat er sie dahingegeben in die
det, so kommt, wer ins Totenreich fährt, Gewalt ihrer Missetat.
nicht mehr herauf; 5 Bist du es aber, so suche Gott ernstlich
10 er kehrt nicht mehr in sein Haus zu- und flehe um Gnade zu dem Allmäch-
rück, und seine Stätte kennt ihn nicht tigen!
mehr. 6 Wenn du lauter und aufrichtig bist, so
11 Darum will auch ich meinen Mund
wird er sich um deinetwillen aufmachen
nicht zurückhalten; ich will reden in der
und dein gerechtes Heim wiederherstel-
Bedrängnis meines Geistes, in der Verbit-
len.
terung meiner Seele will ich klagen:
7 Da wird dein früheres Glück im Ver-
12 Bin ich denn das Meer oder ein Unge-
heuer, daß du eine Wache gegen mich gleich zu deinem späteren klein sein!
aufstellst? 8 Denn frage doch das frühere Geschlecht
13 Wenn ich denke: Mein Bett wird mich und beherzige das, was ihre Väter er-
trösten, mein Lager wird meine Klage er- forscht haben!
leichtern!, 9 Denn von gestern sind wir und wissen
14 so erschreckst du mich mit Träumen nichts; ein Schatten nur sind unsere Tage
und ängstigst mich durch Gesichte, auf Erden.
15 so daß meine Seele lieber ersticken 10 Sind sie es nicht, die dich belehren, es
möchte und ich lieber tot wäre, als ein dir sagen und Sprüche hervorholen aus
Gerippe zu sein. ihrem Herzen?
16 Ich habe genug! Ich will nicht ewig le- 11 Schießt der Papyrus ohne Sumpf empor,
ben; laß ab von mir; meine Tage sind oder gedeiht das Riedgras ohne Wasser?
[nur] ein Hauch! 12 Noch steht es in vollem Trieb, ist nicht
17 Was ist der Mensch, daß du ihn so zum Schneiden reif — da verdorrt es
hochhältst und daß du auf ihn achtest? schon vor allem anderen Gras.
18 Du suchst ihn Morgen für Morgen 13 Das ist der Weg all derer, die Gott ver-
heim; alle Augenblicke prüfst du ihn. gessen; ja, die Hoffnung des Ruchlosen
19 Warum schaust du immer noch nicht geht zugrunde!
von mir weg und läßt mir nicht einmal 14 Seine Zuversicht wird abgeschnitten,
soviel Ruhe, daß ich meinen Speichel her- und sein Vertrauen ist ein Spinngewebe.
unterschlucken kann? 15 Er stützt sich auf sein Haus, aber es hält
20 Habe ich gesündigt? Was tue ich dir an, nicht stand; er hält sich daran fest, aber es
du Menschenhüter? Warum hast du mich bleibt nicht stehen.
zu deiner Zielscheibe gemacht, so daß 16 Er steht voll Saft im Sonnenschein, und
ich mir selbst zur Last bin? seine Ranken überziehen seinen Garten;
562 HIOB 8.9
17 über Steinhaufen schlingen sich seine 13 Gott läßt von seinem Zorn nicht ab;
Wurzeln, auf ein Haus von Steinen schaut selbst Rahabs Helfer müssen sich unter
er hin. ihn beugen.
18 Doch wenn man ihn von seiner Stätte 14 Wieviel weniger könnte ich ihm da ant-
wegreißt, so verleugnet sie ihn: »Ich habe worten, und Worte finden, um mit ihm zu
dich nie gesehen!« reden!
19 Siehe, das ist die Freude seines Weges, 15 Auch wenn ich im Recht wäre, könnte
und aus dem Staub werden andere wach- ich ihm nichts erwidern, sondern müßte
sen. meinen Richter um Gnade anflehen.
20 Siehe, Gott verwirft den Unschuldigen 16 Wenn ich rufe, wird er mir antworten?
nicht, und er reicht auch keinem Übeltä- Ich glaube nicht, daß er auf meine Stim-
ter die Hand; me hört;
21 während er deinen Mund mit Lachen 17 denn im Sturm zermalmt er mich und
füllen wird und deine Lippen mit Freu- fügt mir ohne Ursache viele Wunden zu.
dengeschrei, 18 Er läßt mich nicht einmal Atem holen,
22 werden deine Hasser mit Schande be- sondern sättigt mich mit bitteren Leiden.
kleidet werden, und das Zelt der Gottlo- 19 Kommt’s auf die Kraft des Starken an,
sen wird nicht mehr sein! siehe, er hat sie, und wenn aufs Recht,
wer lädt mich vor?
Hiobs Antwort auf Bildad: 20 Wenn ich mich auch rechtfertige, so
Er anerkennt Gottes Allmacht wird mich doch mein Mund verurteilen,
Da antwortete Hiob und sprach: und bin ich auch untadelig, so wird er
2 Wahrhaftig, ich weiß, daß es sich so mich doch für verkehrt erklären.
verhält; und wie kann ein Mensch ge-
recht sein vor Gott? Hiob bezichtigt Gott der Ungerechtigkeit
3 Wenn er mit Ihm rechten wollte, so 21 Ich bin unschuldig, dennoch kümmert
könnte er Ihm auf tausend nicht eins ant- mich meine Seele nicht; ich verachte
worten. mein Leben.
4 Er hat ein weises Herz und ist von unge- 22 Darum sage ich: Es ist einerlei; Unta-
brochener Kraft; wer hat ihm je getrotzt delige und Gottlose bringt er gleicherwei-
und ist heil davongekommen? se um!
5 Er versetzt Berge, und man merkt es 23 Wenn die Geißel plötzlich tötet, so
nicht; er, der sie umkehrt in seinem Zorn. lacht er über die Prüfung der Unschuldi-
6 Er stört die Erde auf von ihrem Ort, so gen.
daß ihre Säulen erzittern. 24 Die Erde ist in die Gewalt des Frevlers
7 Er gebietet der Sonne, und sie geht nicht gegeben; das Angesicht ihrer Richter ver-
auf; er verschließt die Sterne mit einem hüllt Er; wenn nicht Er, wer dann?
Siegel. 25 Und meine Tage sind schneller dahin-
8 Er allein spannt den Himmel aus und geeilt als ein Läufer; sie sind entflohen
schreitet auf Meereswogen einher. und haben nichts Gutes gesehen;
9 Er machte den Großen Bären, den Ori- 26 sie sind vorbeigezogen wie Rohrschif-
on und das Siebengestirn, samt den fe, wie ein Adler, der sich auf Beute
Kammern des Südens. stürzt.
10 Er tut große Dinge, die unerforschlich 27 Wenn ich denke: »Ich will meine Klage
sind, und Wunderwerke ohne Zahl. vergessen, meine Miene ändern und hei-
11 Siehe, er geht an mir vorüber, und ich ter dreinschauen!«,
sehe ihn nicht; er zieht vorbei, und ich 28 so muß ich meine vielen Schmerzen
bemerke ihn nicht. fürchten; denn ich weiß, daß du mich
12 Siehe, wenn er dahinrafft, wer kann ihn nicht freisprechen wirst!
hindern? Wer kann ihm zurufen: Was 29 Soll ich denn schuldig sein, was mühe
machst du da? ich mich vergeblich ab?
HIOB 9.10.11 563
30 Wenn ich mich auch mit Schnee wa- mit Gebeinen und Sehnen mich durch-
schen würde und meine Hände mit Lau- woben?
ge reinigte, 12 Leben und Gnade hast du mir gewährt,
31 so würdest du mich doch in die Grube und deine Fürsorge bewahrte meinen
tauchen, so daß sich meine eigenen Klei- Geist.
der vor mir ekelten! 13 Doch dieses verbargst du in deinem
32 Denn Er ist nicht ein Mann wie ich, daß Herzen; ich weiß, daß es bei dir so be-
ich Ihm antworten dürfte, daß wir mit- schlossen war:
einander vor Gericht gehen könnten; 14 Wenn ich sündigte, so würdest du dar-
33 es gibt auch keinen Mittler zwischen auf achten und mich nicht freisprechen
uns, der seine Hand auf uns beide legen von meiner Missetat.
könnte. 15 Habe ich Böses getan, dann wehe mir!
34 Er nehme aber seine Rute von mir, und Und bin ich im Recht, so darf ich mein
sein Schrecken ängstige mich nicht Haupt doch nicht erheben; ich bin ja ge-
mehr, sättigt mit Schande und muß mein Elend
35 so wollte ich reden und keine Angst vor ansehen!
Ihm haben — aber so ist es bei mir nicht. 16 Wagt [mein Haupt] es aber, sich zu er-
heben, so verfolgst du mich wie ein Löwe
Hiob fühlt sich und handelst noch unbegreiflicher mit
von Gott grundlos bedrängt mir.
Meine Seele ekelt’s vor meinem Le- 17 Du stellst neue Zeugen gegen mich auf
ben; ich will mich meiner Klage und mehrst deinen Zorn gegen mich; du
überlassen, will reden in der Betrübnis bietest stets frische Scharen, ja ein Heer
meiner Seele. gegen mich auf!
2 Ich spreche zu Gott: Verdamme mich 18 Warum hast du mich aus dem Mutter-
nicht! Laß mich wissen, weshalb du mich leib hervorgebracht? Wäre ich doch dabei
befehdest! umgekommen, ohne daß mich ein Auge
3 Gefällt es dir wohl, daß du bedrückst, gesehen hätte!
daß du das Werk deiner Hände verwirfst, 19 So würde ich sein, als wäre ich niemals
während du über den Rat der Gottlosen gewesen, vom Mutterleib weg ins Grab
dein Licht leuchten läßt? gelegt.
4 Hast du Fleischesaugen, oder siehst du, 20 Ist meine Lebenszeit nicht kurz genug?
wie ein Mensch sieht? Er höre doch auf, lasse ab von mir, daß
5 Sind denn deine Tage wie Menschenta- ich mich ein wenig erhole,
ge, deine Jahre den Jahren eines Mannes 21 ehe ich dahinfahre auf Nimmerwie-
gleich, derkehren in das Land der Düsternis und
6 daß du nach meiner Schuld forschst des Todesschattens,
und nach meiner Sünde fragst, 22 in das Land, das schwarz ist wie die
7 obwohl du doch weißt, daß ich unschul- Finsternis, [das Land] des Todesschat-
dig bin, und mich niemand aus deiner tens, wo keine Ordnung herrscht, wo das
Hand erretten kann? Licht wie tiefe Finsternis ist!
8 Deine Hände haben mich als Ganzes
gebildet und rundum gestaltet, und nun Die erste Rede des Zophar
verschlingst du mich? Da antwortete Zophar, der Naama-
9 Gedenke doch, daß du mich wie Ton titer, und sprach:
gebildet hast; und nun willst du mich 2 Soll die Menge der Worte unbeantwor-
wieder in Staub verwandeln! tet bleiben und der Schwätzer recht be-
10 Hast du mich nicht wie Milch hinge- halten?
gossen und wie Käse mich gerinnen las- 3 Soll dein Geschwätz Männern den
sen, Mund stopfen, daß du spottest und nie-
11 mit Haut und Fleisch mich bekleidet, mand dich beschämt?
564 HIOB 11.12
4 Und du hast gesagt: »Meine Lehre ist Hiobs Antwort auf Zophar
lauter, und ich bin vor deinen Augen Und Hiob antwortete und sprach:
rein!« 2 Wahrlich, ihr seid die [rechten]
5 O daß doch Gott reden möchte und sei- Leute, und mit euch wird die Weisheit
ne Lippen auftäte gegen dich! aussterben!
6 Und daß er dir doch die Geheimnisse 3 Auch ich habe Verstand wie ihr und ste-
der Weisheit verkündete — denn es gibt he nicht hinter euch zurück; wer wüßte
noch doppelt so viele wie du weißt —, so denn diese Dinge nicht?
würdest du erkennen, daß Gott dir noch 4 Ich bin wie einer, der zum Gespött für
nachläßt von deiner Schuld! seine Freunde wird; dabei rief ich [einst]
7 Kannst du die Tiefe Gottes ergründen zu Gott und wurde von ihm erhört! Der
oder zur Vollkommenheit des Allmächti- untadelige Gerechte wird zum Gespött!
gen gelangen? 5 »Dem Unglück gebührt Verachtung!«, so
8 Sie ist himmelhoch — was willst du tun? meint der Sichere; ja, einen Stoß noch für
tiefer als das Totenreich — was kannst du die, deren Fuß wankt!
wissen? 6 Die Zelte der Räuber haben Ruhe, und
9 Ihre Ausdehnung ist größer als die Erde in Sicherheit leben die, welche Gott rei-
und breiter als das Meer. zen, diejenigen, die Gott in ihrer Faust
10 Wenn Er einherfährt, kann er verhaften führen.
und vor Gericht stellen — wer will es ihm 7 Aber frage doch das Vieh, und es wird
wehren? dich belehren, oder die Vögel des Him-
11 Denn er kennt die nichtswürdigen mels, und sie werden dir’s verkünden,
Leute und sieht auch die Schuld, ohne 8 oder rede mit der Erde, und sie wird
daß er [darauf] achthaben muß. dich unterweisen, und die Fische im
12 Kann ein Hohlkopf Verstand gewin- Meer erzählen es dir.
nen, und ein Eselhengst als Mensch ge- 9 Wer unter allen diesen wüßte nicht, daß
boren werden? die Hand des HERRN dies gemacht hat,
13 Wenn du nun dein Herz fest ausrich- 10 daß in seiner Hand die Seele alles Le-
test und zu ihm deine Hände ausstreckst bendigen ist und der Geist jedes mensch-
14 — wenn Unrecht an deinen Händen lichen Fleisches?
ist, so entferne es, und laß in deinen Zel- 11 Prüft nicht das Ohr die Worte, wie der
ten nichts Böses wohnen! Gaumen die Speise schmeckt?
15 Ja, dann darfst du ohne Scheu dein 12 Wohnt bei den Greisen die Weisheit
Angesicht erheben und fest auftreten oh- und bei den Betagten der Verstand?
ne Furcht;
16 dann wirst du deine Mühsal vergessen,
Hiob bezeugt die Macht Gottes
wie man das Wasser vergißt, das vorüber- 13 Bei Ihm ist Weisheit und Stärke, Sein ist
geflossen ist. Rat und Verstand!
17 Heller als der Mittag wird dein Leben 14 Siehe, wenn Er niederreißt, wird nicht
dir aufgehen; das Dunkel wird wie der wieder aufgebaut; wenn er über dem
Morgen sein. Menschen zuschließt, wird nicht wieder
18 Dann wirst du getrost sein, weil es geöffnet.
Hoffnung gibt, und wirst um dich blicken 15 Siehe, wenn er die Gewässer zurück-
und in Sicherheit dich niederlegen. hält, so vertrocknen sie; läßt er sie los, so
19 Du legst dich zur Ruhe, und niemand verwüsten sie das Land.
schreckt dich auf, und viele werden dann 16 Bei ihm ist Macht und Verstand; ihm
deine Gunst suchen. gehört, wer irregeht und wer irreführt.
20 Aber die Augen der Gottlosen ver- 17 Er führt die Ratgeber beraubt hinweg
schmachten, [ihre] Zuflucht geht ihnen und macht Richter zu Narren.
verloren, und ihre Hoffnung ist das Aus- 18 Die Herrschaft der Könige löst er auf
hauchen der Seele! und schlingt eine Fessel um ihre Lenden.
HIOB 12.13.14 565
19 Er führt die Priester beraubt hinweg Asche, und eure Schutzwehren sind
und stürzt die Festgegründeten um. Schutzwehren aus Lehm.
20 Er nimmt den Wohlbewährten die 13 Schweigt vor mir und laßt mich reden;
Sprache weg und raubt den Alten die Ur- es komme über mich, was will!
teilskraft. 14 Warum sollte ich mein Fleisch in mei-
21 Er schüttet Verachtung über die Edlen ne Zähne nehmen und mein Leben in
und löst den Gürtel der Starken. meine Hand legen?
22 Er enthüllt, was im Finstern verborgen 15 Siehe, er soll mich töten — ich will auf
liegt, und zieht den Todesschatten ans ihn warten; nur will ich meine Wege ihm
Licht. ins Angesicht verteidigen!
23 Er macht Völker groß, und er vernich- 16 Auch das schon wird mir zur Rettung
tet sie; er breitet die Völker weit aus, und dienen; denn kein Gottloser kommt vor
er führt sie weg. sein Angesicht.
24 Den Häuptern des Volkes im Land 17 Hört doch, hört auf meine Rede, und
nimmt er den Verstand und läßt sie irren meine Erklärung dringe in eure Ohren!
in pfadloser Wüste; 18 Gebt acht, ich habe die Verteidigung
25 sie tappen in Finsternis ohne Licht; er vorgebracht; ich weiß, daß ich Recht be-
läßt sie taumeln wie Betrunkene. kommen werde.
19 Wer ist es, der noch mit mir rechten
Hiob will sich vor Gott rechtfertigen will? Denn dann wollte ich verstummen
und verteidigen und sterben.
Siehe, dies alles hat mein Auge ge- 20 Nur zweierlei tue mir nicht an, dann
sehen, mein Ohr hat’s gehört und will ich mich vor deinem Angesicht nicht
sich gemerkt; verbergen:
2 was ihr wißt, weiß auch ich; ich stehe 21 Tue deine Hand von mir und ängstige
nicht hinter euch zurück. mich nicht mit deinem Schrecken!
3 Ich aber will nun zu dem Allmächtigen 22 Dann rufe du, und ich will antworten,
reden; mit Gott zu rechten begehre ich. oder ich will reden, und du erwidere mir!
4 Ihr hingegen streicht ja nur Lügenpflas- 23 Wie viele Sünden und Vergehen habe
ter und seid nichts als Quacksalber, ihr ich? Laß mich meine Übertretungen und
alle! Missetaten wissen!
5 O daß ihr doch schweigen könntet; das 24 Warum verbirgst du dein Angesicht
würde euch als Weisheit angerechnet! und hältst mich für deinen Feind?
6 So hört nun meine Rechtfertigung, und 25 Verscheuchst du ein verwehtes Blatt
achtet auf die Verteidigung meiner Lip- und verfolgst einen dürren Halm?
pen! 26 Denn du verschreibst mir Bitteres und
7 Wollt ihr Gott zuliebe Unrechtes reden läßt mich erben die Sünden meiner Ju-
und zu seinen Gunsten lügen? gend;
8 Wollt ihr seine Partei ergreifen oder Got- 27 du legst meine Füße in den Stocka und
tes Anwalt spielen? lauerst auf alle meine Schritte und zeich-
9 Wäre es gut [für euch], wenn er euch er- nest dir meine Fußspuren auf,
forschte? Könnt ihr ihn täuschen, wie 28 da ich doch wie Moder vergehe, wie ein
man Menschen täuscht? Kleid, das die Motten fressen!
10 Nein, strafen wird er euch, wenn ihr im
Geheimen die Person anseht! Hiob beschreibt das Elend des Menschen
11 Wird nicht seine Majestät euch in Der Mensch, von der Frau geboren,
Furcht versetzen und Schrecken vor ihm lebt [nur] kurze Zeit und ist voll
euch überfallen? Unruhe.
12 Eure Denksprüche sind Sprüche aus 2 Wie eine Blume sprießt er auf und ver-

a (13,27) d.h. in ein Holzgestell, in dem Hände und Füße eingeschlossen werden konnten.
566 HIOB 14.15
welkt; gleich einem Schatten flieht er und 19 das Wasser höhlt Steine aus, und die
hat keinen Bestand. Flut schwemmt den Staub der Erde fort:
3 Ja, über einem solchen hältst du deine so machst du auch die Hoffnung des
Augen auf, und mit mir gehst du ins Ge- Sterblichen zunichte.
richt! 20 Du überwältigst ihn für immer, und er
4 Wie könnte denn ein Reiner von einem fährt dahin; du entstellst sein Angesicht
Unreinen kommen? Nicht ein einziger! und jagst ihn fort.
5 Wenn doch seine Tage bestimmt sind, 21 Ob seine Kinder zu Ehren kommen,
die Zahl seiner Monate bei dir [festgelegt] weiß er nicht, und kommen sie herunter,
ist und du ihm ein Ziel gesetzt hast, das er so merkt er es nicht.
nicht überschreiten kann, 22 Sein Fleisch empfindet nur noch seine
6 so schaue doch weg von ihm und laß eigenen Schmerzen, und seine Seele
ihn in Ruhe, damit er seinen Tag froh be- trauert nur über sich selbst!
endet wie ein Tagelöhner!
7 Denn für einen Baum gibt es Hoffnung:
Die zweite Rede des Eliphas
wird er abgehauen, so sproßt er wieder, Da antwortete Eliphas, der Temani-
und seine Schößlinge bleiben nicht aus. ter, und sprach:
8 Wenn seine Wurzel in der Erde auch alt 2 Soll ein Weiser mit windigem Wissen
wird und sein Stumpf im Staub abstirbt, antworten und seinen Leib mit Ostwind
9 so sproßt er doch wieder vom Duft des füllen?
Wassers und treibt Zweige, als wäre er 3 Soll er mit Worten streiten, die nichts tau-
neu gepflanzt. gen, oder mit Reden, durch die er nichts
10 Der Mann aber stirbt und ist dahin; der nützt?
Mensch vergeht, und wo ist er? 4 Ja, du machst die Gottesfurcht zunichte
11 Wie Wasser zerrinnen aus dem See, und und schwächst die Andacht vor Gott!
wie ein Strom vertrocknet und versiegt, 5 Denn deine Missetat lehrt deinen
12 so legt sich auch der Mensch nieder Mund, und du wählst die Sprache der
und steht nicht wieder auf; bis die Him- Listigen.
mel nicht mehr sind, regen sie sich nicht 6 Dein eigener Mund verurteilt dich und
und werden nicht aufgeweckt aus ihrem nicht ich; und deine Lippen zeugen ge-
Schlaf. gen dich!
13 O daß du mich doch im Totenreich 7 Bist du als erster der Menschen gebo-
verstecken, daß du mich verbergen wür- ren, und bist du vor den Hügeln hervor-
dest, bis dein Zorn sich wendet; daß du gebracht worden?
mir eine Frist setztest und dann wieder 8 Hast du Gottes Geheimnis belauscht
an mich gedächtest! und alle Weisheit an dich gerissen?
14 Aber wird denn der Mensch, wenn er 9 Was weißt du, das wir nicht wüßten? Was
stirbt, [wieder] leben? Die ganze Zeit mei- verstehst du, das uns nicht bekannt wäre?
nes Frondienstes würde ich harren, bis 10 Auch unter uns sind ergraute Häupter,
meine Ablösung käme. auch Greise, reicher an Tagen als dein
15 Dann würdest du rufen, und ich würde Vater!
dir antworten; nach dem Werk deiner 11 Sind dir Gottes Tröstungen zu gering,
Hände würdest du dich sehnen. und ein Wort, das sanft mit dir verfährt?
16 Nun aber zählst du meine Schritte; 12 Was hat dir die Besinnung geraubt, und
achtest du nicht auf meine Sünde? wie übermütig wirst du,
17 Versiegelt ist meine Übertretung in ei- 13 daß du dein Schnauben gegen Gott
nem Bündel, und meine Schuld hast du kehrst und solche Worte aus deinem
verwahrt. Mund ausstößt?
18 Doch stürzen ja auch Berge ein und 14 Was ist der Sterbliche, daß er rein sein
sinken dahin, und Felsen werden von ih- sollte, und wie kann der von einer Frau
rer Stelle weggerückt; Geborene gerecht sein?
HIOB 15.16 567
15 Siehe, seinen Heiligen traut Er nicht, die 33 Wie ein Weinstock, der seine unreifen
Himmel sind nicht rein in seinen Augen; Trauben abstößt, und wie ein Ölbaum [ist
16 wieviel weniger der Abscheuliche und er], der seine Blüten abwirft.
Verdorbene, der Mensch, der Unrecht 34 Denn die Rotte der Ruchlosen ist un-
wie Wasser säuft? fruchtbar, und Feuer verzehrt die Zelte
17 Ich will’s dir mitteilen, höre mir zu; und der Bestechung.
was ich gesehen habe, will ich erzählen, 35 Mit Mühsal gehen sie schwanger und
18 was Weise verkündeten und nicht ver- gebären Unheil, und ihr Schoß bereitet
borgen haben von ihren Vätern her, ihnen Enttäuschung!
19 als ihnen das Land noch allein gehörte
und noch kein Fremder in ihrer Mitte Hiobs Antwort auf Eliphas
umherzog: Und Hiob antwortete und sprach:
20 Der Gottlose quält sich mit Angst sein 2 Dergleichen habe ich oft gehört;
Leben lang; nur abgezählte Zeit ist dem ihr seid allesamt leidige Tröster!
Gewalttäter bestimmt; 3 Haben die geistreichen Worte ein Ende?
21 Schreckensrufe sind in seinen Ohren, Oder was reizte dich, zu antworten?
mitten im Frieden überfällt ihn der Ver- 4 Auch ich könnte reden wie ihr! Befände
derber. sich nur eure Seele an meiner Stelle — da
22 Er soll nicht glauben, daß er aus der wollte ich Worte gegen euch zusammen-
Finsternis je wiederkehrt; für das Schwert reimen und den Kopf schütteln über
ist er ausersehen! euch!
23 Er irrt umher nach Brot: wo [kann er’s 5 Ich wollte euch mit meinem Mund stär-
finden]? Er weiß, daß der Tag der Finster- ken und mit dem Trost meiner Lippen
nis ihm bereitet ist. euren Schmerz lindern!
24 Not und Bedrängnis überfallen ihn; sie
überwältigen ihn wie ein König, der zum Hiob klagt über sein Geschick
Angriff gerüstet ist. 6 Wenn ich rede, so wird mein Schmerz
25 Denn er hat seine Hand gegen Gott nicht gelindert, unterlasse ich es aber,
ausgestreckt und sich gegen den All- was verliere ich?
mächtigen aufgelehnt; 7 Doch jetzt hat Er mich erschöpft. Du hast
26 er ist hartnäckig gegen ihn angelaufen, meinen ganzen Hausstand verwüstet
unter dem dicken Buckel seiner Schilde; 8 und hast mich zusammenschrumpfen
27 denn sein Angesicht hat er mit Fett ge- lassen; zum Zeugen [gegen mich] ist das
polstert, und Speck hat er an seinen Len- geworden; auch mein Hinsiechen tritt
den angesetzt. gegen mich auf, es zeugt mir ins Ange-
28 Und er hat seine Wohnung in zerstör- sicht.
ten Städten aufgeschlagen, in Häusern, 9 Sein Zorn hat mich zerrissen und ver-
die unbewohnt bleiben sollten, zu Trüm- folgt, er knirscht mit den Zähnen gegen
merhaufen bestimmt. mich; mein Feind blickt mich mit schar-
29 Er wird nicht reich, sein Vermögen hat fem Auge an.
keinen Bestand, und sein Besitz breitet 10 Sie haben ihr Maul gegen mich aufge-
sich nicht aus im Land. sperrt, unter Hohnreden schlagen sie
30 Der Finsternis entgeht er nicht, die Flam- mich ins Gesicht; sie rotten sich gegen
me versengt seine Sprößlinge; vor dem mich zusammen.
Hauch Seines Mundes flieht er dahin. 11 Gott hat mich dem Ungerechten preis-
31 Er verlasse sich nicht auf Betrug, sonst gegeben und in die Hände der Gottlosen
wird er irregeführt; und Betrug wird seine ausgeliefert.
Vergeltung sein. 12 Sorglos war ich, da hat er mich überfal-
32 Ehe sein Tag kommt, so erfüllt sich len; er hat mich beim Nacken ergriffen
[sein Geschick]; sein Zweig grünt nicht und zerschmettert und mich als seine
mehr. Zielscheibe aufgestellt.
568 HIOB 16.17.18
13 Seine Geschosse umschwirrten mich, 8 Die Gerechten werden sich darüber
er durchbohrte meine Nieren ohne Er- entsetzen, und der Unschuldige wird sich
barmen; meine Galle schüttete er auf die über den Ruchlosen empören.
Erde aus. 9 Aber der Gerechte wird an seinem Weg
14 Er zerbrach mich, [riß mir] eine Bre- festhalten, und wer reine Hände hat, des-
sche nach der anderen, lief gegen mich sen Kraft nimmt zu.
an wie ein Krieger. 10 Ihr dagegen, kehrt nur alle wieder um
15 Ich habe einen Sack um meine Haut und geht [heim], ich finde doch keinen
genäht und mein Horn in den Staub ge- Weisen unter euch!
senkt. 11 Meine Tage sind dahin, zerrissen mei-
16 Mein Angesicht ist gerötet vom Wei- ne Pläne, die Wünsche meines Herzens.
nen, und Todesschatten liegt auf meinen 12 Die Nacht machen sie zum Tag; das
Lidern Licht sei nahe, nicht die Finsternis!
17 — obwohl kein Unrecht an meinen 13 Dabei erwarte ich doch, daß das Toten-
Händen klebt und mein Gebet lauter ist! reich meine Wohnung wird und ich mein
18 O Erde, decke mein Blut nicht zu, und Lager in der Finsternis aufschlagen muß;
mein Geschrei komme nicht zur Ruhe! 14 dabei muß ich doch zum Grab sagen:
19 Aber auch jetzt noch, siehe, ist mein Du bist mein Vater!, zu den Würmern: Ihr
Zeuge im Himmel und mein Verteidiger seid meine Mutter und meine Schwe-
in der Höhe! stern!
20 Meine Freunde spotten über mich; 15 Wo ist da noch Hoffnung für mich, und
aber mein Auge blickt unter Tränen auf wer wird meine Hoffnung [verwirklicht]
zu Gott, sehen?
21 daß er dem Mann Recht verschaffe vor 16 Zu den Pforten des Totenreichs fährt
Gott und dem Menschenkind vor seinem sie hinab, wenn wir einmal alle miteinan-
Nächsten. der im Staub ruhen!
22 Denn es kommen nur noch wenige
Jahre, und ich gehe den Weg ohne Wie- Die zweite Rede des Bildad
derkehr. Da antwortete Bildad, der Schuchi-
ter, und sprach:
Hiob schildert seine Leiden 2 Wie lange wollt ihr doch Jagd auf Worte
Mein Geist ist verstört, meine Tage machen? Besinnt euch zuerst, und redet
laufen ab; die Grabstätte wartet auf dann!
mich. 3 Warum werden wir dem Vieh gleichge-
2 Treibt man nicht Gespött mit mir, und achtet, sind so dumm in euren Augen?
muß nicht mein Auge ständig ihre Her- 4 Du, der sich selbst zerfleischt in seinem
ausforderungen ansehen? Zorn: soll um deinetwillen die Erde verö-
3 Setze doch einen ein, verbürge dich den und der Fels von seiner Stelle wegrü-
selbst für mich! Wer sollte sonst [als Bür- cken?
ge] in meine Hand einschlagen? 5 Jawohl, das Licht des Gottlosen wird er-
4 Denn du hast ihre Herzen der Einsicht löschen, und die Flamme seines Feuers
verschlossen; darum wirst du sie nicht nicht mehr leuchten.
siegen lassen. 6 Das Licht verfinstert sich schon in sei-
5 Wer Freunde der Plünderung preisgibt, nem Zelt, und seine Leuchte erlischt über
dessen Kindern werden die Augen ver- ihm.
schmachten. 7 Seine kräftigen Schritte werden einge-
6 Man stellt mich den Leuten zum Sprich- engt, und sein eigener Ratschlag wird ihn
wort hin, und ich muß sein wie einer, zu Fall bringen.
dem man ins Angesicht spuckt. 8 Denn er wird mit seinen Füßen im Netz
7 Mein Augenlicht erlischt vor Gram, und verstrickt und wandelt über Fallgruben
alle meine Glieder sind wie ein Schatten. dahin.
HIOB 18.19 569
9 Eine Schlinge wird ihn an der Ferse er- 6 so erkennt doch, daß Gott mein Recht
greifen, und ein Fallstrick hält ihn fest. gebeugt und sein Netz über mich gewor-
10 Ein Strick ist für ihn auf dem Boden fen hat.
versteckt und seine Falle auf dem Pfad. 7 Siehe, wenn ich schreie »Gewalttat!«, so
11 Von allen Seiten ängstigen ihn Schreck- erhalte ich keine Antwort, und rufe ich
nisse und hetzen ihn auf Schritt und um Hilfe, so finde ich kein Recht.
Tritt. 8 Er hat mir den Weg versperrt, so daß ich
12 Sein Verderben verlangt hungrig nach nicht weiterkomme, und über meine Pfa-
ihm, und sein Unglück steht neben ihm de hat er Finsternis gebreitet.
bereit. 9 Er hat mich meiner Ehre entkleidet und
13 Es verzehrt die Glieder seines Leibes; mir die Krone meines Hauptes wegge-
der Erstgeborene des Todes zehrt seine nommen.
Glieder auf. 10 Er hat mich gänzlich niedergerissen, so
14 Er wird vertrieben aus seinem Zelt, daß ich vergehe, und hat meine Hoffnung
seinem Zufluchtsort, und es treibt ihn zu entwurzelt wie einen Baum.
dem König der Schrecken. 11 Sein Zorn ist gegen mich entbrannt,
15 Sein Zelt wird von einem bewohnt, der und er sieht mich an wie einen seiner
ihm nicht zugehört; auf seine Wohnung Feinde.
wird Schwefel gestreut. 12 Seine Scharen rücken geschlossen an
16 Von unten werden seine Wurzeln ver- und bahnen sich einen Weg gegen mich
dorren, und von oben seine Zweige ver- und lagern sich um mein Zelt her.
welken. 13 Meine Brüder hat er von mir ver-
17 Sein Gedenken verschwindet von der scheucht, und die mich kennen, sind mir
Erde, und sein Name wird auf den Stra- ganz entfremdet.
ßen nicht genannt werden. 14 Meine Verwandten bleiben aus, und
18 Man stößt ihn aus dem Licht in die meine Vertrauten verlassen mich.
Finsternis und verjagt ihn aus der Welt. 15 Meine Hausgenossen und meine
19 Kein Sproß noch Schößling bleibt ihm Mägde halten mich für einen Fremden;
unter seinem Volk, und kein Überleben- sie sehen mich als einen Unbekannten
der in seinen Wohnungen. an.
20 Über seinen Tag entsetzen sich die 16 Rufe ich meinen Knecht, so antwortet
Abendländer, und die Morgenländer er mir nicht; ich muß ihn anflehen mit
packt der Schauder. meinem Mund.
21 So geht es der Wohnung des Ungerech- 17 Mein Atem ist meiner Frau zuwider
ten, und so der Stätte dessen, der Gott und mein Gestank den Söhnen meiner
nicht kennt! Mutter.
18 Sogar Buben verachten mich; stehe ich
Hiobs Antwort auf Bildad. auf, so reden sie gegen mich.
Klage über Gottes Züchtigungen 19 Alle meine Vertrauten verabscheuen
Und Hiob antwortete und sprach: mich, und die ich liebte, haben sich ge-
2 Wie lange wollt ihr meine Seele gen mich gewandt.
plagen und mich mit Worten niederdrük- 20 An meiner Haut und meinem Fleisch
ken? klebt mein Gebein, und ich habe kaum
3 Zehnmal schon habt ihr mich geschmäht; noch Haut, um meine Zähne zu behal-
schämt ihr euch nicht, mich zu mißhan- ten.
deln? 21 Erbarmt euch, erbarmt euch doch
4 Habe ich mich aber wahrhaftig verfehlt, über mich, ihr, meine Freunde, denn die
so trifft doch meine Verfehlung mich Hand Gottes hat mich getroffen!
selbst! 22 Warum verfolgt ihr mich ebenso wie
5 Wenn ihr in Wahrheit gegen mich großtun Gott, und werdet nicht satt, mich zu zer-
und mir meine Schmach vorwerfen wollt, fleischen?
570 HIOB 19.20
Hiobs Glaube: 9 Das Auge, das ihn sah, sieht ihn nicht
»Ich weiß, daß mein Erlöser lebt« wieder, und erblickt ihn nicht mehr an
23 O daß doch meine Worte aufgeschrie- seinem Ort.
ben, o daß sie doch in ein Buch eingetra- 10 Seine Söhne müssen die Armen ent-
gen würden, schädigen, und seine Hände sein Vermö-
24 daß sie mit eisernem Griffel und Blei gen wieder herausgeben.
für immer in den Felsen gehauen wür- 11 Seine Gebeine waren voller Jugend-
den: kraft: die liegt nun mit ihm im Staub.
25 Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und 12 Ist das Böse noch so süß in seinem
zuletzt wird er sich über den Staub erhe- Mund, daß er es unter seiner Zunge birgt,
ben. 13 daß er es hegt und nicht lassen kann
26 Und nachdem diese meine Hülle zer- und an seinem Gaumen festhält:
brochen ist, dann werde ich, von meinem 14 so verwandelt sich doch seine Speise in
Fleisch los, Gott schauen; seinen Eingeweiden, wird zu Schlangen-
27 ja, ich selbst werde ihn schauen, und gift in seinem Inneren.
meine Augen werden ihn sehen, ohne 15 Den Reichtum, den er verschlungen
[ihm] fremd zu sein. Danach sehnt sich hat, muß er wieder von sich geben; Gott
mein Herz in mir! treibt es ihm aus seinem Bauch heraus.
28 Wenn ihr sprecht: »Wie wollen wir ihn 16 Schlangengift hat er gesaugt: darum
zur Strecke bringen?« und [meint,] die wird ihn die Zunge der Otter töten.
Wurzel der Sache sei in mir zu finden, 17 Er wird seine Lust nicht sehen an den
29 so fürchtet euch selbst vor dem Bächen, an den Strömen von Honig und
Schwert! Denn das Schwert wird die Sün- von Milch.
den rächen, damit ihr wißt, daß es ein 18 Den Gewinn muß er zurückgeben, und
Gericht gibt! er kann ihn nicht verschlingen; an dem
Reichtum, den er erwarb, wird er nicht
Die zweite Rede des Zophar froh;
Da antwortete Zophar, der Naama- 19 denn er hat Arme mißhandelt und sie
titer, und sprach: liegen lassen, hat ein Haus beraubt an-
2 Darum veranlassen mich meine erreg- statt gebaut.
ten Gedanken zu einer Antwort, und 20 Sein Bauch kannte keine Ruhe; vor sei-
deswegen drängt es mich [zu reden]. ner Begehrlichkeit blieb nichts verschont.
3 Eine Zurechtweisung zu meiner Schan- 21 Nichts entging seiner Freßgier, darum
de mußte ich hören; aber mein Geist wird auch sein Gut nicht Bestand haben.
treibt mich zu antworten um meiner Ein- 22 Mitten in seinem Überfluß wird er in
sicht willen: Not geraten; alle Hände der Unglückli-
4 Hast du dies nicht von alter Zeit her er- chen kommen über ihn.
kannt? Seitdem der Mensch auf die Erde 23 Es wird geschehen, während er seinen
gesetzt wurde, Bauch noch füllt, wird Er die Glut Seines
5 ist das Frohlocken der Gottlosen kurz, Zornes über ihn senden und sie auf ihn
und die Freude der Frevler währt nur ei- regnen lassen, in seine Eingeweide hin-
nen Augenblick. ein.
6 Wenn auch sein Stolz bis zum Himmel 24 Flieht er vor eisernen Waffen, so wird
reichte und sein Haupt die Wolken be- ihn der eherne Bogen durchbohren.
rührte, 25 Er zieht [an dem Pfeil], und er kommt
7 so geht er doch, gleich seinem Kot, auf aus dem Rücken hervor; blitzend fährt er
ewig unter; die ihn gesehen haben, wer- aus seiner Galle, Todesschrecken kom-
den sagen: Wo ist er? men über ihn.
8 Wie ein Traum verfliegt er, man wird 26 Alle Finsternis ist aufgespart für seine
ihn nicht mehr finden; er wird wegge- Schätze; ihn wird ein Feuer verzehren,
scheucht wie ein Nachtgesicht. das nicht angefacht wird; übel wird es
HIOB 20.21 571
dem ergehen, der in seinem Zelt übrigge- 16 — Doch siehe, ihr Glück liegt nicht in
blieben ist. ihrer Hand; [darum] sei der Rat der Gott-
27 Der Himmel wird seine Schuld offen- losen fern von mir! —
baren und die Erde sich gegen ihn empö- 17 Wie oft erlischt die Leuchte der Gottlo-
ren. sen und ereilt sie ihr Unglück, teilt Er
28 Der Ertrag seines Hauses fährt dahin, ihnen Verderben zu in seinem Zorn,
muß zerrinnen am Tag Seines Zornes. 18 werden sie wie Stroh vor dem Wind
29 Das ist das Teil des gottlosen Menschen und wie Spreu, die der Sturm entführt?
von Gott, das Erbe, das Gott ihm zuge- 19 Spart Gott das Unglück [des Gottlosen]
sprochen hat! für seine Kinder auf? — Ihm selbst sollte
er vergelten, so daß er es weiß!
Hiobs Antwort: 20 Seine eigenen Augen sollen sein Ver-
Das Wohlergehen der Gottlosen derben sehen, und den Zorn des All-
Darauf antwortete Hiob und mächtigen soll er selbst trinken!
sprach: 21 Denn was liegt ihm an seinem Haus
2 Hört, o hört doch an, was ich zu sagen nach seinem Tod, wenn die Zahl seiner
habe; das soll der Trost sein, den ihr mir Monate abgerissen ist?
gewährt! 22 Kann man Gott Erkenntnis lehren, da
3 Erlaubt mir, daß ich rede; und nachdem er es doch ist, der die Hohen richtet?
ich gesprochen habe, magst du spotten! 23 Der eine stirbt im Vollbesitz seiner
4 Richte ich etwa meine Klage an einen Kraft, vollkommen ruhig und sorglos;
Menschen? Und warum sollte ich nicht 24 seine Tröge fließen über von Milch,
ungeduldig sein? und das Mark seiner Gebeine ist ge-
5 Wendet euch zu mir und staunt, und tränkt.
legt die Hand auf den Mund! 25 Der andere aber stirbt mit betrübter
6 Ja, wenn ich daran denke, so erschrecke Seele und hat nie Gutes geschmeckt:
ich, und Zittern erfaßt meinen Leib. 26 Gemeinsam liegen sie im Staub, und
7 Warum leben denn die Gottlosen, wer- Gewürm bedeckt sie beide.
den alt, groß und stark? 27 Seht, ich kenne eure Überlegungen
8 Ihr Same gedeiht vor ihrem Angesicht, und die listigen Pläne, mit denen ihr mir
um sie her, und ihre Sprößlinge sind vor Unrecht tun wollt!
ihren Augen. 28 Denn ihr denkt: »Wo ist das Haus des
9 Ihre Häuser haben Frieden, keine Fürsten? Und wo ist das Zelt, in dem die
Furcht; die Rute Gottes schlägt sie nicht. Gottlosen wohnten?«
10 Sein Stier bespringt, und nicht um- 29 Habt ihr nicht die befragt, die auf dem
sonst; seine Kuh kalbt ohne Fehlgeburt. Weg vorüberzogen? Und habt ihr ihre
11 Ihre Jungen lassen sie ausziehen wie Hinweise nicht beachtet,
eine Schafherde, und ihre Kinder hüpfen 30 daß der Böse verschont wird am Tag
herum. des Unglücks und dem Tag des Zorns
12 Sie singen laut zur Pauke und Laute entgeht?
und sind fröhlich beim Klang der Schal- 31 Wer kann ihm ins Gesicht seinen Wan-
mei. del vorhalten, und sein Tun, wer vergilt es
13 Sie verbringen ihre Tage in Wohlleben ihm?
und fahren in einem Augenblick in das 32 Doch er wird [feierlich] zu Grabe getra-
Totenreich hinab. gen, und über seinem Grabhügel hält
14 Und doch sprechen sie zu Gott: »Wei- man Wache.
che von uns; nach der Erkenntnis deiner 33 Angenehm sind ihm die Schollen des
Wege fragen wir nicht! Tales; hinter ihm her zieht jedermann,
15 Was ist schon der Allmächtige, daß wir und vor ihm her eine unzählbare Schar.
ihm dienen sollten, und was nützt es uns, 34 Was tröstet ihr mich da mit Nichtigkei-
ihn anzurufen?« ten? Eure Antworten sind nichts als Trug!
572 HIOB 22.23
Die dritte Rede des Eliphas 20 »Fürwahr, unsere Widersacher sind
Darauf antwortete Eliphas, der Te- vertilgt, und das Feuer hat ihren Überrest
maniter, und sprach: verzehrt!«
2 Kann ein Mann Gott etwas nützen? Es 21 Versöhne dich doch mit Ihm und ma-
nützt ja der Verständige nur sich selbst. che Frieden! Dadurch wird Gutes über
3 Hat der Allmächtige Freude, wenn du dich kommen.
gerecht bist? Ist’s ihm ein Gewinn, wenn 22 Nimm doch Belehrung an aus seinem
du in Unschuld wandelst? Mund und lege seine Worte in dein Herz!
4 Straft er dich etwa wegen deiner Gottes- 23 Wenn du zu dem Allmächtigen um-
furcht, und geht er deshalb mit dir ins kehrst, so wirst du aufgerichtet werden,
Gericht? wenn du die Ungerechtigkeit aus deinem
5 Sind nicht deine Missetaten groß und Zelt entfernst.
deine Schulden ohne Ende? 24 Wirf das Gold in den Staub und das
6 Du hast deine Brüder grundlos gepfän- Ophirgold zu den Steinen der Bäche,
det und den Entblößten die Kleider aus- 25 so wird der Allmächtige dein Gold und
gezogen; dein erlesenes Silber sein!
7 du hast dem Ermatteten kein Wasser zu 26 Dann wirst du dich an dem Allmächti-
trinken gegeben und dem Hungrigen das gen erfreuen und dein Angesicht zu Gott
Brot verweigert. erheben;
8 Dem Gewalttätigen gehört ja das Land, 27 du wirst zu ihm flehen, und er wird
und der Angesehene wohnt darin. dich erhören, und du wirst deine Gelüb-
9 Du hast Witwen leer fortgeschickt, und de erfüllen.
die Arme der Waisen wurden zerbrochen. 28 Was du dir vornimmst, das wird gelin-
10 Deshalb waren rings um dich her Fal- gen, und ein Licht wird auf deinen Wegen
len, so daß dich plötzlich Schrecken leuchten.
überfiel. 29 Wenn sie abwärts führen, so wirst du
11 Oder siehst du die Finsternis nicht und sagen: »Es geht empor!«, und wer die Au-
die Wasserflut, die dich bedeckt? gen niederschlägt, den wird er retten.
12 Ist Gott nicht so hoch wie die Himmel? 30 Er wird [selbst] den freilassen, der
Sieh doch die höchsten Sterne, wie hoch nicht unschuldig ist: durch die Reinheit
sie stehen! deiner Hände wird er befreit werden.
13 Und du denkst: »Was weiß Gott! Sollte
er durch das Wolkendunkel hindurch rich- Hiobs Antwort auf Eliphas: Er will
ten? seine Rechtssache vor Gott bringen
14 Die Wolken sind eine Hülle für ihn, so Da antwortete Hiob und sprach:
daß er nicht sehen kann, und er wandelt 2 Auch heute noch ist meine Klage
auf dem Himmelsgewölbe umher!« bitter; die Hand, die mich trifft, preßt mir
15 Willst du den Weg der Vorzeit befolgen, schwere Seufzer aus!
den Pfad, auf dem die Frevler einhergin- 3 O daß ich wüßte, wo ich ihn fände, daß
gen, ich bis zu seinem Thron gelangen könnte!
16 die vor ihrer Zeit weggerafft wurden, 4 Ich würde ihm [meine] Rechtssache
deren Fundament der Strom wegriß, vorlegen und meinen Mund mit Bewei-
17 die zu Gott sprachen: »Weiche von sen füllen.
uns!« und: »Was kann der Allmächtige ei- 5 Ich möchte wissen, was er mir antwor-
nem schon tun?« ten, und erfahren, was er zu mir sagen
18 Und er hatte doch ihre Häuser mit Gü- würde.
tern gefüllt! — Doch der Rat der Gottlo- 6 Würde er in seiner Machtfülle mit mir strei-
sen sei fern von mir! ten? Nein, er würde mich gewiß anhören.
19 Als die Gerechten es sahen, freuten sie 7 Da würde ein Redlicher bei ihm vor-
sich, und der Unschuldige spottete über sprechen, und ich würde auf ewig frei
sie: ausgehen von meinem Richter.
HIOB 23.24 573
8 Wenn ich aber nach Osten gehe, so ist er 7 Entblößt bringen sie die Nächte zu; sie
nirgends; wende ich mich nach Westen, haben kein Gewand, und wenn es kalt
so bemerke ich ihn nicht; wird, keine Decke.
9 wirkt er im Norden, so erblicke ich ihn 8 Vom Regen der Berge werden sie durch-
nicht; verbirgt er sich im Süden, so kann näßt, und weil sie keine Zuflucht haben,
ich ihn nicht sehen. klammern sie sich an den Felsen.
10 Ja, er kennt meinen Weg; wenn er mich 9 Man reißt das Waisenkind von der Brust,
prüft, so werde ich wie Gold hervorgehen! und was der Arme anhat, nimmt man als
11 Mein Fuß ist seinen Tritten gefolgt; Pfand.
seinen Weg habe ich bewahrt und bin 10 Entblößt gehen sie umher, ohne Ge-
nicht davon abgewichen; wand; sie müssen Garben tragen und
12 vom Gebot seiner Lippen habe ich mich hungern dabei.
nicht entfernt; die Worte seines Mundes 11 Innerhalb der Mauern [der Reichen]
bewahrte ich mehr als meine Grundsätze. pressen sie Öl; sie treten die Kelter und
13 Doch Er bleibt sich gleich, und wer will müssen doch Durst leiden.
ihm wehren? Was er will, das tut er. 12 Von der Stadt her ächzen Sterbende,
14 Ja, Er wird vollenden, was mir be- und die Seele der Erschlagenen schreit;
stimmt ist, und dergleichen hat er [noch] aber Gott achtet nicht auf das Unrecht.
vieles im Sinn. 13 Jene hassen das Licht, sie wollen seine
15 Darum schrecke ich zurück vor seinem Wege nicht kennen und bleiben nicht auf
Angesicht, und wenn ich daran denke, so seinen Pfaden.
fürchte ich mich vor ihm. 14 Bei Tagesanbruch steht der Mörder
16 Ja, Gott hat mein Herz verzagt ge- auf, um den Elenden und Armen umzu-
macht, und der Allmächtige hat mich er- bringen; in der Nacht aber ist er wie ein
schreckt. Dieb.
17 Damit ich [aber] nicht vergehe vor dem 15 Das Auge des Ehebrechers wartet auf
Anblick der Finsternis, hat er vor meinem die Dämmerung; er spricht: »Kein Auge
Angesicht das Dunkel verdeckt. soll mich sehen!« und verhüllt sein Ange-
sicht.
Hiob klagt, daß Gott das Treiben der 16 In der Finsternis bricht man in die
Bösen gewähren lasse Häuser ein; bei Tag halten sie sich einge-
Warum sind vom Allmächtigen schlossen; sie scheuen das Licht.
nicht Zeiten [des Gerichts] aufbe- 17 Denn für sie alle ist der Morgen gleich
wahrt, und warum sehen die, welche ihn wie Todesschatten; denn sie sind vertraut
kennen, seine Tage nicht?a mit dem Schrecken des Todesschattens.
2 Man verrückt die Grenzen; sie rauben 18 Schnell treibt er auf der Oberfläche des
die Herde und weiden sie. Wassers dahin. Verflucht ist sein Erbteil
3 Den Esel der Waisen treibt man fort und auf Erden; sein Weg führt nicht durch
pfändet die Kuh der Witwe. Weingärten.
4 Man jagt die Armen aus dem Weg, und 19 Wie Hitze und Sonnenglut die Schnee-
die Elenden im Land müssen sich alle- wasser wegraffen, so das Totenreich die,
samt verbergen. welche gesündigt haben.
5 Siehe, wie Wildesel in der Wüste ziehen 20 Der Mutterschoß wird ihn vergessen,
sie zu ihrem Tagewerk aus, auf der Suche Würmer laben sich an ihm; nie mehr wird
nach Nahrung; die Wildnis bietet ihnen an ihn gedacht, und wie ein Baum wird
Speise für die Kinder. [sein] Übermut gebrochen,
6 Sie ernten das Futter auf dem Feld und 21 der die Unfruchtbare beraubte, die
halten Nachlese im Weinberg des Gottlo- nicht gebar, und der Witwe nichts Gutes
sen. tat.

a (24,1) d.h. die Gerichtstage Gottes, an denen er das Böse straft.


574 HIOB 24.25.26.27
22 Und Mächtige rafft er dahin durch sei- 8 Er bindet die Wasser in seinen Wolken
ne Kraft; steht er auf, so ist man seines zusammen, und das Gewölk zerreißt
Lebens nicht mehr sicher. nicht unter ihrem Gewicht.
23 Er gibt ihm Sicherheit, und jener ver- 9 Er verschließt den Anblick des Thrones,
läßt sich darauf; und seine Augen [wa- er breitet sein Gewölk darüber.
chen] über ihre Wege. 10 Er hat einen Kreis abgesteckt auf der
24 Sie kommen hoch; aber wenig braucht’s, Oberfläche der Wasser bis zur Grenze von
so sind sie dahin; sie sinken hin und wer- Licht und Finsternis.
den zusammengerafft, wie alle anderen 11 Die Säulen des Himmels erbeben und
auch, und wie die Ährenspitze werden sie erschrecken vor seinem Schelten.
abgeschnitten. 12 Durch seine Kraft erregt er das Meer,
25 Oder ist’s nicht so? Wer will mich Lügen und mit seinem Verstand zerschlägt er
strafen und meine Rede zunichte ma- das Ungeheuer.
chen? 13 Durch seinen Hauch wird der Himmel
klar; mit seiner Hand durchbohrt er die
Die dritte Rede des Bildad flüchtige Schlange.
Da antwortete Bildad, der Schu- 14 Siehe, das sind die Umrisse seiner We-
chiter, und sprach: ge; wie leise ist das Wort, das wir davon
2 Herrschaft und Schrecken sind bei Ihm; vernehmen! Aber den Donner seiner
Frieden schafft Er in seinen Höhen. Macht — wer versteht ihn?
3 Sind seine Scharen zu zählen? Und über
wem erhebt sich nicht sein Licht? Hiob hält an seiner Unschuld fest
4 Wie kann aber der Sterbliche gerecht Und Hiob setzte seine Rede fort
sein vor Gott, und wie will der rein sein, und sprach:
der von der Frau geboren ist? 2 So wahr Gott lebt, der mir mein Recht
5 Siehe, sogar der Mond leuchtet nicht entzogen, und der Allmächtige, der mei-
hell, und die Sterne sind nicht rein in sei- ne Seele verbittert hat:
nen Augen 3 Ja, solange noch mein Odem in mir ist
6 — wie viel weniger der Sterbliche, die und der Hauch Gottes in meiner Nase,
Made, und das Menschenkind, der 4 sollen meine Lippen nichts Verkehrtes
Wurm! reden und meine Zunge keine Lüge aus-
sprechen!
Letzte Erwiderung Hiobs 5 Fern sei es von mir, daß ich euch Recht
an seine drei Freunde gebe; ich werde mir meine Unschuld
Und Hiob antwortete und sprach: nicht nehmen lassen bis an mein Ende!
2 Wie hast du doch den Ohnmäch- 6 Ich halte an meiner Gerechtigkeit fest
tigen unterstützt und dem machtlosen und werde sie nicht loslassen; mein Ge-
Arm geholfen! wissen straft mich über keinen meiner
3 Wie hast du den beraten, dem Weisheit Tage!
fehlt, und Einsicht in Fülle mitgeteilt! 7 Meinem Feind aber ergehe es wie dem
4 Wen hast du mit deinen Worten getrof- Gottlosen, und meinem Widersacher wie
fen, und wessen Odem ist aus dir hervor- dem Übeltäter!
gegangen? 8 Denn was für eine Hoffnung hat der
5 Die Schatten werden von Zittern erfaßt Frevler, wenn Gott [ihn] abschneidet,
unter den Wassern und ihren Bewoh- wenn Er ihm seine Seele entzieht?
nern. 9 Wird Gott sein Geschrei erhören, wenn
6 Das Totenreich liegt enthüllt vor Ihm, Not über ihn kommt?
und der Abgrund hat keine Decke. 10 Wird er an dem Allmächtigen seine
7 Er spannt den Norden aus über der Lee- Lust haben, wird er Gott anrufen zu jeder
re und hängt die Erde über dem Nichts Zeit?
auf. 11 Ich will euch über die Hand Gottes be-
HIOB 27.28 575
lehren und euch nicht verhehlen, was bei forscht alles vollkommen aus; selbst das
dem Allmächtigen gilt. Gestein, das in Finsternis und Dunkelheit
12 Siehe, ihr selbst habt es alle gesehen liegt.
— warum schwatzt ihr dann nichtiges 4 Einen Schacht bricht man auf von da
Zeug? aus, wo man wohnt; wie vergessen, ohne
13 Das ist das Teil des gottlosen Menschen ihren Fuß aufzusetzen, baumeln und
von Gott, und dies das Erbe, das die Ge- schwanken sie, weit weg von den Men-
walttätigen empfangen von dem All- schen.b
mächtigen: 5 Aus der Erde kommt zwar Speise hervor,
14 Wenn seine Kinder sich mehren, so ist’s aber unter ihr ist’s wie vom Feuer durch-
für das Schwert, und seine Sprößlinge wühlt.
können sich nicht am Brot sättigen. 6 Ihr Gestein ist der Fundort des Saphirs,
15 Die ihm noch übrigbleiben, sinken und Goldstaub ist in ihr.
durch die Pest ins Grab, und ihre Witwen 7 Ein Pfad [ist’s], den kein Raubvogel
beweinen sie nicht. kennt, und den auch das Auge des Ha-
16 Wenn er auch Geld zusammenscharrt bichts nicht erspäht,
wie Staub und Kleider aufhäuft wie Stra- 8 den auch das stolze [Wild] nicht betre-
ßendreck ten hat, auf dem der Löwe nicht geschrit-
17 — er bringt sie zwar zusammen, aber ten ist.
der Gerechte wird sie anziehen, und das 9 [Der Mensch] streckt seine Hand nach
Geld wird der Unschuldige erben. dem Felsgestein aus, wühlt die Berge um
18 Er baut sein Haus wie die Motte, und von Grund auf.
wie die Laubhütte, die sich der Wächter 10 Er treibt Stollen in die Felsen, und sein
macht. Auge erfaßt alles, was kostbar ist.
19 Reich legt er sich hin, und noch ist ihm 11 Die Ströme hat er eingedämmt, damit
nichts weggenommen; er schlägt die Au- sie nicht durchsickern, und er bringt das
gen auf, und nichts ist mehr da! Verborgene hervor ans Licht.
20 Schrecken ergreift ihn wie eine Wasser- 12 Aber die Weisheit, wo wird sie gefun-
flut, der Sturmwind führt ihn über Nacht den, und wo ist der Fundort der Ein-
davon. sicht?
21 Ein Ostwind hebt ihn empor, und er 13 Der Sterbliche kennt ihren Wert nicht,
fährt dahin; er rafft ihn von seiner Stätte und im Land der Lebendigen wird sie
hinweg. nicht gefunden.
22 Schonungslos schleudert Er [Geschos- 14 Die Tiefe spricht: »Sie ist nicht in mir!«,
se] nach ihm, eiligst muß er fliehen vor und das Meer: »Sie ist nicht bei mir!«
seiner Hand. 15 Mit Feingold kann man sie nicht be-
23 Man klatscht über ihn in die Hände zahlen, und Silber kann nicht als ihr
und zischt ihn aus von seinem Wohnort Kaufpreis abgewogen werden.
her. 16 Um Gold von Ophir ist sie nicht zu ha-
ben, auch nicht um köstlichen Onyxstein
Hiob auf der Suche nach der Weisheit und Saphir.
Denn für das Silber gibt es einen 17 Gold und Glas kommt ihr nicht gleich,
Fundorta und für das Gold einen noch kann man sie eintauschen gegen
Platz, wo man es läutert. ein goldenes Gerät.
2 Eisen wird aus dem Erdenstaub gewon- 18 Korallen und Kristall gelten nichts ge-
nen, und Gestein schmilzt man zu Kup- gen sie, und der Besitz der Weisheit geht
fer. über Perlen.
3 Man macht der Finsternis ein Ende und 19 Der Topas aus Kusch ist ihr nicht zu

a (28,1) Hiob 28,1-11 schildert, wie im Altertum Berg- b (28,4) Dieser Vers beschreibt, wie Bergarbeiter an
bau betrieben wurde. einem Seil in den Schacht hinuntergelassen wurden.
576 HIOB 28.29.30
vergleichen; mit reinem Gold wird sie 10 Die Stimme der Vornehmen verstumm-
nicht aufgewogen. te, und ihre Zunge klebte an ihrem Gau-
20 Woher kommt denn nun die Weisheit, men.
und wo ist die Fundstätte der Einsicht? 11 Wessen Ohr mich hörte, der pries mich
21 Sie ist verborgen vor den Augen alles glücklich, und wessen Auge mich sah, der
Lebendigen und vor den Vögeln des Him- stimmte mir zu.
mels versteckt. 12 Denn ich rettete den Elenden, der um
22 Der Abgrund und der Tod sprechen: Hilfe schrie, und die Waise, die keinen
»Wir haben mit unseren Ohren ein Ge- Helfer hatte.
rücht von ihr gehört!« 13 Der Segenswunsch des Verlorenen kam
23 Gott hat Einsicht in ihren Weg, und er über mich, und ich brachte das Herz der
kennt ihre Fundstätte. Witwe zum Jauchzen.
24 Denn Er schaut bis zu den Enden der 14 Die Gerechtigkeit, die ich angelegt hat-
Erde und sieht alles, was unter dem Him- te, bekleidete mich; als Talar und Turban
mel ist. diente mir mein Recht.
25 Als er dem Wind sein Gewicht gab und 15 Ich war das Auge des Blinden und der
die Wasser abwog mit einem Maß, Fuß des Lahmen.
26 als er dem Regen sein Gesetz bestimm- 16 Ich war der Vater des Armen, und die
te und dem donnernden Unwetter seinen Streitsache dessen, den ich nicht kannte,
Weg: untersuchte ich.
27 da hat er sie gesehen und verkündigt, 17 Ich zerbrach die Kinnladen des Frev-
sie bestätigt und ergründet, lers und riß ihm den Raub aus den Zäh-
28 und er sprach zum Menschen: »Siehe, nen.
die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, 18 Und so dachte ich: Ich werde in mei-
und vom Bösen weichen, das ist Ein- nem Nest sterben und meine Tage ver-
sicht!« mehren wie Sand.
19 Meine Wurzel war an Wassern ausge-
Hiob blickt zurück auf sein einstiges Glück breitet, und der Tau übernachtete auf
Und Hiob fuhr fort im Vortrag sei- meinem Zweig.
ner Sprüche und sagte: 20 Meine Ehre erneuerte sich bei mir, und
2 O daß ich wäre wie in den früheren Mo- mein Bogen verjüngte sich in meiner
naten, wie in den Tagen, als Gott mich Hand.
behütete, 21 Auf mich hörte und wartete man und
3 als seine Leuchte über meinem Haupt lauschte stillschweigend auf meinen Rat.
schien und ich in seinem Licht durch das 22 Auf meine Rede folgte kein Wider-
Dunkel ging; spruch, und meine Worte träufelten auf
4 wie ich in den Tagen meiner Mannesrei- sie.
fe war, als über meinem Zelt der vertraute 23 Sie harrten auf mich, wie auf einen Re-
Umgang mit Gott waltete, gen, und sperrten ihren Mund auf wie
5 als der Allmächtige noch mit mir war nach einem Spätregen.
und meine Knechte um mich her; 24 Ich lächelte ihnen zu, wenn sie kein
6 als ich meine Tritte in Milch badete und Zutrauen hatten, und das Licht meines
der Fels neben mir Öl in Strömen ergoß. Angesichts konnten sie nicht trüben.
7 Wenn ich [damals] zum Tor ging, zur 25 Ich wählte für sie den Weg aus und saß
Stadt hinauf, und meinen Sitz auf dem an ihrer Spitze und thronte wie ein König
Marktplatz aufstellte, inmitten seiner Schar, wie einer, der die
8 und mich die Jungen sahen, so verbar- Traurigen tröstet.
gen sie sich, und die Greise standen auf
und blieben stehen. Hiobs Elend und Demütigung
9 Die Fürsten hörten auf zu reden und Jetzt aber lachen die über mich, die
legten die Hand auf ihren Mund. an Jahren jünger sind als ich, deren
HIOB 30.31 577
Väter ich verschmäht hätte, neben die mir nicht; ich stehe da, und du beobach-
Hunde meiner Herde zu setzen! test mich.
2 Wozu sollte mir die Arbeit ihrer Hände 21 Du hast dich mir in einen unbarmher-
dienen, da es ihnen an ungebrochener zigen Feind verwandelt; mit deiner ge-
Kraft fehlte? waltigen Hand widerstehst du mir.
3 Durch Mangel und Hunger abgezehrt, 22 Du setzt mich dem Sturm aus, läßt
benagen sie das dürre Land, das längst mich dahinfahren, läßt mich vergehen in
wüst und verödet war; Unruhe.
4 sie pflücken Salzkraut am Gesträuch, 23 Denn ich weiß, daß du mich zum Tode
und ihr Brot ist die Ginsterwurzel. führen wirst, in das Haus, wo alle Leben-
5 Aus der Gemeinschaft werden sie gejagt; digen zusammenkommen.
man schreit über sie wie über Diebe. 24 Doch streckt man nicht seine Hand
6 Am Abhang der Schluchten müssen sie aus, wenn man unter Trümmern [begra-
wohnen, in Erdlöchern und Felsenhöhlen. ben] ist, oder erhebt man nicht ein Hilfs-
7 Im Gebüsch schreien sie, unter dem geschrei, wenn man untergeht?
Unkraut finden sie sich zusammen. 25 Habe ich nicht geweint über den, der
8 Als Kinder von Narren, Kinder von Ehr- böse Zeiten hatte, und war meine Seele
losen, sind sie aus dem Land hinausge- nicht über den Armen bekümmert?
peitscht worden. 26 Ja, ich habe auf Gutes gehofft, und es
9 Und jetzt bin ich ihr Spottlied geworden kam Böses; ich wartete auf das Licht, und
und diene ihnen zum Geschwätz! es kam Finsternis.
10 Sie verabscheuen mich, fliehen vor 27 Meine Eingeweide sind zum Sieden ge-
mir, und vor meinem Angesicht halten bracht und haben keine Ruhe; die Tage
sie den Speichel nicht zurück. meines Elends sind mir entgegengetreten.
11 Denn meine Bogensehne hat Er gelöst 28 Traurig gehe ich einher, ohne Sonne;
und mich gebeugt, darum lassen sie den ich stehe in der Gemeinde auf und
Zügel vor mir schießen. schreie [um Hilfe].
12 Zu meiner Rechten erhebt sich die 29 Ich bin den Schakalen ein Bruder ge-
Brut; sie stoßen meine Füße weg und worden und ein Gefährte der Strauße.
schütten ihre Rampen zum Sturm gegen 30 Meine Haut ist schwarz geworden und
mich auf. löst sich von mir ab, und meine Gebeine
13 Meinen Pfad haben sie eingerissen, zu brennen vor Hitze.
meinem Untergang helfen sie, die selbst 31 Mein Harfenklang ist zu einem Trauer-
keinen Helfer haben. lied geworden und mein Flötenspiel zu
14 Wie durch eine weite Bresche rücken sie lautem Weinen.
heran; unter Getöse wälzen sie sich daher.
15 Jähe Schrecken haben sich gegen mich
Hiob hält an seiner Unschuld fest
gewendet; meine Ehre ist wie der Wind Ich hatte einen Bund geschlossen
verflogen, und meine Rettung ist vorü- mit meinen Augen, daß ich ja nicht
bergezogen wie eine Wolke. [begehrlich] auf eine Jungfrau blickte.
16 Und nun zerfließt meine Seele in mir; 2 Denn was würde mir Gott vom Himmel
die Tage des Elends haben mich ergriffen. her zuteilen, und welchen Lohn erhielte
17 Die Nacht durchbohrt mein Gebein, ich von dem Allmächtigen aus der Höhe?
und meine nagenden Schmerzen schla- 3 Ist denn das Unglück nicht für den Un-
fen nicht; gerechten und das Mißgeschick für die
18 durch ihre große Heftigkeit verändert Übeltäter?
sich mein Gewand; wie der Kragen mei- 4 Sieht Er denn nicht meine Wege und
nes Hemdes schnürt es mich ein. zählt alle meine Schritte,
19 Er hat mich in den Kot geworfen, und 5 so daß er wissen kann, ob ich mit Lügen
ich bin wie Staub und Asche geworden. umgegangen oder auf Betrug ausgegan-
20 Ich schreie zu dir, und du antwortest gen bin?
578 HIOB 31
6 Er wäge mich auf der Waage der Gerech- 23 Denn schrecklich wäre Gottes Strafe
tigkeit, so wird Gott meine Tadellosigkeit für mich gewesen, und vor seiner Hoheit
erkennen! hätte ich nicht bestehen können.
7 Ist mein Schritt vom Weg abgewichen 24 Habe ich mein Vertrauen je auf Gold
oder mein Herz den Augen nachgewandelt, gesetzt und zum Feingold gesagt: »Sei du
und klebt an meinen Händen ein Makel, meine Zuversicht!«,
8 so will ich säen, und ein anderer soll es- 25 habe ich mich gefreut, weil ich reich
sen, und meine Pflanzungen sollen ent- geworden bin und meine Hand viel er-
wurzelt werden! worben hat;
9 Hat sich mein Herz zu einer Frau hinrei- 26 habe ich die Sonne angesehen, wenn
ßen lassen, oder habe ich an der Tür sie leuchtete, und den Mond, wie er so
meines Nächsten gelauert, prächtig dahinzog,
10 so soll meine Frau für einen anderen 27 und habe ich mein Herz im Geheimen
mahlen, und andere mögen sich über sie verführen lassen, daß ich ihnen Kußhän-
beugen! de zuwarf,
11 Denn das wäre eine Schandtat und ein 28 so wäre auch das ein strafwürdiges
strafwürdiges Vergehen, Vergehen gewesen; denn ich hätte Gott in
12 ja, ein Feuer wär’s, das bis zum Ab- der Höhe verleugnet.
grund fräße und all meinen Ertrag ver- 29 Habe ich mich gefreut über den Sturz
zehren würde mit Stumpf und Stiel! meines Feindes und mich ergötzt daran,
13 Wenn ich meinem Knecht oder meiner wenn ihn ein Unglück traf?
Magd das Recht verweigert hätte, als sie 30 Nein, ich habe meine Zunge nie herge-
einen Rechtsstreit gegen mich hatten, geben zum Sündigen, daß ich mit einem
14 was wollte ich tun, wenn Gott gegen Fluch sein Leben gefordert hätte.
mich aufträte; und wenn er mich zur Rede 31 Haben meine Hausgenossen nicht oft
stellte, was wollte ich ihm antworten? gesagt: »Wer wäre nicht von seinem Fleisch
15 Hat nicht der, der mich im Mutterleib satt geworden?«
bereitete, auch ihn gemacht? Hat nicht ein 32 Kein Fremder brauchte draußen zu
und derselbe uns im Mutterleib gebildet? übernachten; ich öffnete meine Tür dem
16 Habe ich den Armen versagt, was sie Wandersmann.
begehrten, und die Augen der Witwe ver- 33 Habe ich, wie Adam, meine Übertre-
schmachten lassen? tung zugedeckt, so daß ich meine Schuld
17 Habe ich meinen Bissen allein ver- in meiner Brust verbarg,
zehrt, und hat die Waise nichts davon es- 34 weil ich die große Menge fürchtete und
sen können? die Verachtung [meiner] Verwandten
18 Wahrlich, von meiner Jugend auf ist sie mich niedergeschlagen hätte, so daß ich
bei mir aufgewachsen wie bei einem Va- geschwiegen hätte und nicht zur Tür hin-
ter, und von meiner Mutter Leib an habe ausgegangen wäre?
ich sie geführt! 35 O daß ich einen hätte, der mir Gehör
19 Habe ich mit angesehen, wie einer um- schenkte! Siehe, da ist meine Unter-
herirrte ohne Kleider, oder der Arme oh- schrift; der Allmächtige antworte mir,
ne Decke? und mein Gegner schreibe eine Klage-
20 Wenn seine Lenden mich nicht geseg- schrift gegen mich!
net haben, und er sich von der Wolle 36 Wahrlich, ich würde sie auf meine
meiner Lämmer nicht wärmen durfte, Schulter nehmen und als Ehrenkranz um
21 wenn ich meine Hand gegen die Waise mein Haupt winden!
erhob, weil ich sah, daß man mir helfen 37 Meine Schritte dürfte ich ihm getrost
würde im Tor, aufzählen und ihm nahen wie ein Fürst!
22 so soll mir meine Schulter vom Nacken 38 Wenn mein Ackerboden gegen mich
fallen und mein Arm aus seinem Gelenk schreit und seine Furchen miteinander
brechen! weinen,
HIOB 31.32.33 579
39 weil ich, ohne ihn zu bezahlen, seinen 15 Sie sind bestürzt, sie geben keine Ant-
Ertrag verzehrt habe und die Seele seines wort mehr, die Worte sind ihnen ausge-
Besitzers aushauchen ließ, gangen!
40 so soll statt Weizen Dorngestrüpp her- 16 Und ich sollte warten, weil sie nichts
vorkommen und Unkraut anstatt der sagen, weil sie dastehen und nicht mehr
Gerste! antworten?
Zu Ende sind die Reden Hiobs. 17 So will auch ich nun meinen Teil erwidern
und mein Wissen verkünden, ja, auch ich!
Elihu tadelt Hiobs Freunde 18 Denn ich bin voll von Worten, und der
und redet zu Hiob Geist, der in mir ist, drängt mich dazu.
Und jene drei Männer hörten auf, 19 Siehe, mein Inneres ist wie Wein, der
Hiob zu antworten, weil er in seinen nicht geöffnet wurde; wie [Wein], der selbst
Augen gerecht war. 2 Da entbrannte der aus neuen Schläuchen hervorbricht.
Zorn Elihus, des Sohnes Baracheels, des 20 Ich will reden, damit ich Luft bekom-
Busiters, aus dem Geschlecht Ram; über me; ich will meine Lippen auftun und
Hiob entbrannte sein Zorn, weil er meinte, antworten.
er sei Gott gegenüber im Recht; 3 über sei- 21 Ich will aber für niemand Partei ergrei-
ne drei Freunde aber entbrannte sein fen und keinem Menschen schmeicheln;
Zorn, weil sie keine Antwort fanden und 22 denn ich kann nicht schmeicheln —
Hiob doch verurteilten. 4 Elihu aber hatte leicht könnte mein Schöpfer mich sonst
mit seiner Rede an Hiob gewartet; denn wegraffen!
jene waren älter als er. 5 Als aber Elihu sah,
daß im Mund jener drei Männer keine Elihu verkündet das Heilswerk Gottes
Antwort mehr war, da entbrannte sein Doch höre nun, Hiob, meine Rede,
Zorn. 6 Und Elihu, der Sohn Baracheels, und nimm meine Worte zu Ohren!
der Busiter, ergriff das Wort und sprach: 2 Siehe doch, ich öffne meinen Mund, mei-
Jung bin ich an Jahren, ihr aber seid grau; ne Zunge redet in meiner Mundhöhle;
darum scheute und fürchtete ich mich, 3 meine Reden kommen aus aufrichti-
euch mein Wissen zu verkünden. gem Herzen, und meine Lippen sprechen
7 Ich dachte: Die Betagten sollen reden und lautere Wahrheit aus.
die Bejahrten Weisheit lehren! 4 Der Geist Gottes hat mich gemacht, und
8 Aber der Geist ist es im Menschen, und der Odem des Allmächtigen erhält mich
der Odem des Allmächtigen, der sie ver- am Leben.
ständig macht. 5 Kannst du es, so widerlege mich; rüste
9 Nicht alle Angesehenen sind weise, und dich, tritt vor mich hin!
nicht alle Alten verstehen sich aufs Recht. 6 Siehe, ich bin vor Gott gleich wie du;
10 Darum sage ich: Hört auf mich, so will auch ich bin aus Lehm gebildet.
ich mein Wissen verkünden, ja, auch ich! 7 Siehe, Furcht vor mir soll dich nicht schrek-
11 Siehe, ich habe eure Reden abgewartet, ken, und meine Hand soll dich nicht nieder-
auf eure Einsichten gehört, bis ihr die drücken.
[rechten] Worte finden würdet; 8 Nun hast du vor meinen Ohren gesagt,
12 und ich gab aufmerksam auf euch acht und ich höre [noch] den Klang der Worte:
— aber siehe, da war keiner, der Hiob wi- 9 »Rein bin ich, ohne Vergehen, unbe-
derlegt hätte, der seine Reden beantwor- fleckt bin ich und ohne Schuld!
tet hätte! 10 Siehe, Er erfindet Feindseligkeiten ge-
13 Sagt nur ja nicht: »Wir haben die Weis- gen mich, er hält mich für seinen Feind;
heit gefunden: Gott wird ihn wegfegen, 11 er legt meine Füße in den Stock und
nicht ein Mensch!« lauert auf alle meine Wege!«
14 Er hat seine Worte nicht an mich ge- 12 Siehe, da bist du nicht im Recht, erwi-
richtet, so will ich ihm auch nicht mit eu- dere ich dir; denn Gott ist größer als der
ren Worten antworten. Mensch!
580 HIOB 33.34
13 Warum rechtest du denn mit ihm, da er 30 um seine Seele vom Verderben zurück-
doch keine seiner Taten zu verantworten zuholen, damit sie erleuchtet werde mit
hat? dem Licht der Lebendigen.
14 Sondern Gott redet einmal und zum 31 Habe acht, Hiob, höre mir zu; schwei-
zweitenmal, aber man beachtet es nicht. ge, und ich will reden!
15 Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tie- 32 Wenn du Worte hast, so antworte mir;
fer Schlaf die Menschen befällt und sie rede nur, denn ich wünsche deine Recht-
auf ihren Lagern schlummern, fertigung!
16 da öffnet er das Ohr der Menschen und 33 Wenn aber nicht, so höre mir zu; schwei-
besiegelt seine Warnung an sie, ge, und ich will dich Weisheit lehren!
17 um den Menschen von seinem Tun
abzubringen und den Mann vor dem Elihu verkündet
Hochmut zu bewahren, die souveräne Gerechtigkeit Gottes
18 damit er seine Seele von der Grube zu- Und Elihu redete weiter und sprach:
rückhalte, und sein Leben davon, in den 2 Hört, ihr Weisen, auf meine Wor-
Wurfspieß zu rennen. te, und ihr Verständigen, gebt mir Gehör!
19 Er züchtigt ihn mit Schmerzen auf sei- 3 Denn das Ohr prüft die Worte, wie der
nem Lager, ja, er straft sein Gebein sehr Gaumen die Speise schmeckt.
hart, 4 Das Rechte wollen wir uns erwählen, um
20 daß ihm das Brot zum Ekel wird, und untereinander zu erkennen, was gut ist!
seiner Seele die Lieblingsspeise. 5 Denn Hiob behauptet: »Ich bin gerecht,
21 Sein Fleisch schwindet dahin, man aber Gott hat mir mein Recht entzogen.
sieht es nicht mehr, und seine Knochen, 6 Trotz meines Rechtes werde ich zum
die man sonst nicht sah, liegen bloß; Lügner gestempelt; tödlich verwundet
22 seine Seele naht sich der Grube und bin ich vom Pfeil — ohne daß ich schul-
sein Leben den Todesmächten. dig wäre!«
23 Wenn es dann für ihn einen Gesandten 7 Wer ist ein Mann wie Hiob, der Läste-
gibt, einen Mittler, einen aus Tausenden, rung trinkt wie Wasser,
der dem Menschen Seine Gerechtigkeit 8 der in Gemeinschaft mit Übeltätern
verkündigt, wandelt und mit gottlosen Leuten um-
24 so wird Er sich über ihn erbarmen und geht?
sprechen: »Erlöse ihn, damit er nicht zur 9 Denn er hat gesagt: »Es nützt dem Men-
Grube hinabfahre; ich habe ein Lösegeld schen nichts, wenn er mit Gott Freund-
gefunden!« schaft pflegt!«
25 Alsdann wird sein Fleisch frischer sein 10 Darum, ihr verständigen Männer, hört
als in jungen Jahren; er wird zurückkeh- mir zu: Fern sei es von Gott, daß er ge-
ren zu den Tagen seiner Jugend; setzlos handle, und von dem Allmächti-
26 er wird zu Gott flehen, und der wird gen, daß er Unrecht tue;
ihm gnädig sein; ja, Er wird ihn Sein An- 11 sondern er vergilt dem Menschen nach
gesicht sehen lassen mit Jauchzen, und seinem Handeln und läßt es jedem erge-
Er wird dem Menschen seine Gerechtig- hen nach seinem Wandel.
keit wiedergeben. 12 Ja wahrlich, Gott handelt nicht gesetz-
27 Der wird [dann] singen vor den Men- los, und der Allmächtige beugt das Recht
schen und sagen: Ich hatte gesündigt und nicht!
das Recht verkehrt; aber er hat mir nicht 13 Wer hätte ihm die Erde unterstellt?
vergolten [wie ich es verdiente]; Und wer hat den ganzen Erdkreis ge-
28 er hat meine Seele erlöst, daß sie nicht gründet?
in die Grube hinabgefahren ist, so daß 14 Wenn Er nur noch auf sich selbst ach-
mein Leben das Licht wieder sieht! tete und seinen Geist und Odem wieder
29 Siehe, dies alles tut Gott zwei- oder zurücknähme,
dreimal mit dem Menschen, 15 so würde alles Fleisch miteinander ver-
HIOB 34.35 581
gehen und der Mensch zum Staub zurück- 32 was ich nicht sehe, lehre du mich; wenn
kehren. ich Unrecht getan habe, so will ich’s nicht
16 Hast du nun Verstand, so höre dies; wieder tun!«
und schenke der Stimme meiner Worte 33 Soll Er nach deinem Sinn Vergeltung
Gehör! üben, weil du verwirfst? Denn du mußt
17 Könnte auch einer herrschen, der das wählen, und nicht ich; was du weißt, das
Recht haßt? Oder willst du den Gerech- rede!
ten, den Mächtigen, schuldig sprechen? 34 Verständige Männer werden mir zu-
18 Darf man zum König sagen: Du Nichts- stimmen, und [jeder] weise Mann, der
nutz! und zu Edlen: Du Gottloser? mir zuhört:
19 Wieviel weniger zu dem, der die Person 35 Hiob redet wie ein Unwissender, und
der Fürsten nicht ansieht und den Vor- seine Worte zeugen nicht von Einsicht.
nehmen nicht mehr achtet als den Gerin- 36 O daß doch Hiob fort und fort geprüft
gen; denn sie sind alle das Werk seiner würde, weil er antwortet, wie gottlose Män-
Hände. ner antworten!
20 Plötzlich sterben sie, mitten in der 37 Denn zu seiner Sünde fügt er Frevel
Nacht; ein Volk wird ins Wanken gebracht hinzu; er verhöhnt uns und redet viel ge-
und geht dahin, und er beseitigt den Ty- gen Gott!
rannen ohne Menschenhand.
21 Denn Gottes Augen sind auf die Wege
Elihu rät Hiob,
des Menschen gerichtet, und er sieht je- Gott und seine Belehrung zu suchen
den Schritt, den einer macht. Weiter redete Elihu und sprach:
22 Es gibt keine Finsternis und keinen 2 Hältst du dies für Recht, wenn du
Todesschatten, wo die Übeltäter sich ver- sagst: »Ich bin gerechter als Gott«,
bergen könnten. 3 Denn du fragst dich, was es dir nützt:
23 Denn er braucht nicht lange auf einen »Was habe ich davon, wenn ich nicht
Menschen zu achten, damit der vor Gott sündige?«
ins Gericht kommt. 4 Ich will dir Worte erwidern und deinen
24 Er zerschmettert Gewaltige ohne Unter- Gefährten mit dir!
suchung und setzt andere an ihre Stelle. 5 Sieh zum Himmel empor und betrachte
25 Denn Er kennt ihre Werke, und er kehrt ihn, und schau die Wolken an, die höher
sie um über Nacht, so daß sie zermalmt sind als du!
werden. 6 Wenn du sündigst, was tust du Ihm zu-
26 Als Gottlose züchtigt er sie dort, wo alle leide? Und sind deine Missetaten zahl-
es sehen, reich, was schadest du Ihm?
27 weil sie von ihm abgefallen sind und 7 Bist du aber gerecht, was gibst du Ihm,
keinen seiner Wege beachtet haben, und was empfängt Er von deiner Hand?
28 so daß sie das Schreien des Geringen 8 Aber ein Mensch wie du leidet unter
zu ihm hinaufdringen ließen und er das deiner Gottlosigkeit, und einem Men-
Schreien der Unterdrückten hörte. schenkind nützt deine Gerechtigkeit.
29 Wenn er sich ruhig verhält, wer kann 9 Sie schreien unter den vielen Bedrük-
[ihn] verurteilen? Wenn er sein Angesicht kungen, sie rufen um Hilfe wegen der
verbirgt, wer kann ihn schauen? So [han- Gewalt der Großen.
delt] er sowohl an einem Volk als auch an 10 Aber man denkt nicht: Wo ist Gott, mein
dem einzelnen Menschen, Schöpfer, der Loblieder gibt in der Nacht,
30 damit nicht gottlose Menschen regie- 11 der uns mehr Belehrung zuteil werden
ren, daß sie nicht Fallstricke für das Volk ließ als den Tieren des Feldes, und uns
werden. mehr Verstand gegeben hat als den Vö-
31 Denn zu Gott muß man sagen: »Ich geln unter dem Himmel?
habe [meine Strafe] getragen und will 12 Dann schreien sie, doch Er antwortet
nicht mehr verkehrt handeln; nicht wegen des Übermuts der Bösen.
582 HIOB 35.36
13 Gott wird auf Nichtigkeit gewiß nicht 14 Ihre Seele stirbt in der Jugend, und ihr
hören, und der Allmächtige sieht sie nicht Leben unter den Hurern.
an. 15 Den Gedemütigten aber rettet er durch
14 Auch wenn du sagst, du könntest ihn die Demütigung und öffnet durch die Not
nicht sehen, so liegt die Rechtssache sein Ohr.
doch vor ihm; warte du nur auf ihn! 16 Und auch dich führt er aus dem Ra-
15 Und nun, weil sein Zorn noch nicht chen der Bedrängnis; dein Platz wird un-
gestraft hat, sollte er deshalb um den eingeschränkte Weite sein, und dein
Übermut nicht sehr wohl wissen? Tisch bereitet mit reicher, guter Speise.
16 So hat also Hiob seinen Mund umsonst 17 Bist du aber vom Urteil des Gottlosen
aufgesperrt und aus lauter Unverstand so erfüllt, so werden Urteil und Gericht dich
viele Worte gemacht! treffen.
18 Der Zorn aber verleite dich ja nicht zur
Elihu beschreibt das Schicksal Lästerung, und die Menge des Lösegeldes
der Gerechten und der Gottlosen besteche dich nicht!
Und Elihu fuhr fort und sprach: 19 Wird dich etwa dein Hilferuf aus der
2 Gedulde dich noch ein wenig, so Bedrängnis herausführen und alle deine
will ich es dir mitteilen; ich habe noch mühevollen Anstrengungen?
mehr Worte für Gott. 20 Sehne dich nicht nach der Nacht, wenn
3 Ich will mein Wissen weither holen und Völker untergehen werden!
meinem Schöpfer Gerechtigkeit wider- 21 Hüte dich, wende dich nicht zum Un-
fahren lassen! recht, denn dies hast du dem Elend vor-
4 Denn wahrlich, meine Reden sind keine gezogen!
Lügen; vor dir steht ein Mann mit voll-
kommener Erkenntnis. Die unerforschlichen Wege Gottes
5 Siehe, Gott ist mächtig, doch verachtet er 22 Siehe, Gott ist erhaben in seiner Kraft;
niemand; groß ist die Kraft seines Herzens. wer ist ein Lehrer wie er?
6 Den Gottlosen erhält er nicht am Leben, 23 Wer will ihn zur Rede stellen über sei-
aber den Elenden schafft er Recht. nen Weg, und wer will zu ihm sagen: Du
7 Er wendet seine Augen nicht ab von hast Unrecht getan?
dem Gerechten, und er setzt sie auf ewig 24 Denke daran, sein Tun zu erheben, das
mit Königen auf den Thron, damit sie Menschen besingen.
herrschen. 25 Alle Menschen schauen es an; der Sterb-
8 Sind sie aber in Fesseln gebunden, in liche erblickt es von ferne.
Banden des Elends gefangen, 26 Siehe, wie erhaben ist Gott! Wir aber
9 so hält er ihnen ihre Taten und ihre verstehen ihn nicht; die Zahl seiner Jahre
Übertretungen vor, denn sie haben sich ist unerforschlich.
überhoben; 27 Denn er zieht Wassertropfen herauf;
10 er öffnet ihr Ohr der Zurechtweisung sie sickern als Regen für seinen Wasser-
und befiehlt ihnen, sich von der Bosheit strom herab,
abzukehren. 28 den die Wolken niederrieseln, auf viele
11 Wenn sie dann gehorchen und sich Menschen herabtropfen lassen.
unterwerfen, so werden sie ihre Tage in 29 Versteht man auch das Ausspannen
Glück vollenden und ihre Jahre in Wohl- der Wolken und den Donnerschall seines
ergehen. Gezelts?
12 Gehorchen sie aber nicht, so kommen 30 Siehe, er breitet sein Licht darüber aus
sie um durchs Schwert und sterben dahin und bedeckt die Gründe des Meeres;
in ihrem Unverstand. 31 denn damit richtet er die Völker, und
13 Die aber ein gottloses Herz haben, gibt Speise die Fülle.
häufen Zorn auf; sie rufen nicht um Hilfe, 32 Seine Hände umhüllt er mit dem Blitz-
wenn er sie gefesselt hat. strahl und gebietet ihm, zu treffen.
HIOB 36.37.38 583
33 Sein Donnerruf kündigt ihn an, sogar 18 breitest du mit Ihm das Firmament
das Vieh sein Heranziehen. aus, daß es feststeht wie ein gegossener
Spiegel?
Schluß der Rede Elihus: Der 19 Lehre uns, was wir ihm sagen sollen;
Gewittersturm bezeugt die Größe Gottes wir können nichts vorbringen vor [lauter]
Ja, darüber erzittert mein Herz und Finsternis!
fährt auf von seiner Stelle! 20 Soll ihm gemeldet werden, daß ich re-
2 Hört, hört auf das Donnern seiner Stim- de? Oder sollte der Mensch wünschen,
me, und auf das Grollen, das aus seinem vertilgt zu werden?
Mund hervorkommt! 21 Jetzt zwar sieht man das Licht nicht,
3 Er läßt es dahinfahren unter dem gan- das doch leuchtend hinter den Wolken
zen Himmel, und sein Licht bis zu den steht; aber der Wind wird sich erheben
Enden der Erde. und sie wegfegen.
4 Hinter ihm her brüllt der Donner; er 22 Von Norden her kommt Goldglanz; Gott
donnert mit seiner majestätischen Stim- ist von wunderbarer Pracht umgeben.
me, und er spart damit nicht, damit seine 23 Den Allmächtigen finden wir nicht; er
Stimme gehört werde. ist von unbegreiflicher Kraft, voll Recht
5 Gott donnert mit seiner Stimme wun- und Gerechtigkeit; er beugt sie nicht.
derbar; er tut große Dinge, die wir nicht 24 Darum fürchten ihn die Menschen; er
verstehen. aber sieht keinen an, der sich selbst für
6 Denn er gebietet dem Schnee: Falle auf weise hält!
die Erde! und läßt Regen fließen, heftige
Regengüsse. Der HERR selbst antwortet Hiob
7 Dann zwingt er die Hand jedes Men-
und stellt ihm prüfende Fragen
schen zur Untätigkeit, damit alle Leute Da antwortete der HERR dem Hiob
sein Werk erkennen möchten. aus dem Gewittersturm und sprach:
8 Da sucht das Wild seine Schlupfwinkel 2 Wer verfinstert da den Ratschluß mit
auf und bleibt in seinen Höhlen. Worten ohne Erkenntnis?
9 Aus der Kammer [des Südens] kommt 3 Gürte doch deine Lenden wie ein Mann!
der Sturm, und von den Nordwinden die Ich will dich fragen, und du sollst mich
Kälte. belehren!
10 Durch den Hauch Gottes entsteht Eis,
und die weiten Wasser frieren zu. Die Schöpfung bezeugt Gottes Macht
11 Mit Wasserfülle belastet er die Wolken;
und die Ohnmacht des Menschen
er zerstreut sein helles Gewölk. 4 Wo warst du, als ich den Grund der Erde
12 Und dieses zieht ringsumher, wohin er legte? Sprich es aus, wenn du Bescheid
es lenkt, wendet sich überall hin, um alles weißt!
auszurichten, was er ihm befiehlt, auf 5 Wer hat ihre Maße bestimmt? Weißt du
dem ganzen Erdenrund das? Oder wer hat die Meßschnur über
13 — bald zur Rute für sein Land, bald zur sie ausgespannt?
Wohltat läßt er es über sie kommen. 6 Worin wurden ihre Grundpfeiler einge-
14 Nimm dies zu Ohren, Hiob; steh still senkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
und erwäge Gottes Wundertaten! 7 als die Morgensterne miteinander jauchz-
15 Weißt du, wie Gott ihnen Befehl gibt, wie ten und alle Söhne Gottes jubelten?
er das Licht seiner Wolken leuchten läßt? 8 Wer hat das Meer mit Schleusen ver-
16 Verstehst du das Schweben der Wolke, schlossen, als es hervorbrach, heraustrat
die Wunder dessen, der an Verstand voll- [wie] aus dem Mutterschoß,
kommen ist? 9 als ich es in Wolken kleidete und Wol-
17 Du, dem die Kleider zu warm werden, kendunkel zu seinen Windeln machte;
wenn es im Land schwül wird vom Süd- 10 als ich ihm seine Grenze zog und Rie-
wind, gel und Tore einsetzte
584 HIOB 38.39
11 und sprach: »Bis hierher sollst du kom- die Oberfläche der Fluten schließt sich
men und nicht weiter; hier soll sich der fest zusammen.
Stolz deiner Wellen legen«? 31 Knüpfst du die Bande des Siebenge-
12 Hast du, solange du lebst, jemals den stirns, oder kannst du die Fesseln des Orion
Sonnenaufgang angeordnet und dem lösen?
Morgenrot seinen Platz angewiesen, 32 Kannst du die Sterne des Tierkreises
13 daß es die Enden der Erde erfasse, damit herausführen zu ihrer Zeit, und leitest du
die Frevler von ihr verscheucht werden? den Großen Bären samt seinen Jungen?
14 Sie verwandelt sich wie Siegelton, und 33 Kennst du die Gesetze des Himmels,
alles steht da wie ein [Pracht-]Gewand; oder bestimmst du seine Herrschaft über
15 den Gottlosen wird ihr Licht entzogen, die Erde?
und der erhobene Arm wird zerbrochen. 34 Kannst du deine Stimme zu den Wol-
16 Bist du auch bis zu den Quellen des ken erheben, so daß dich Regengüsse
Meeres gekommen, oder hast du den Ur- bedecken?
grund der Meerestiefe durchwandelt? 35 Kannst du Blitze entsenden, daß sie
17 Sind dir die Tore des Todes geöffnet hinfahren und zu dir sagen: Siehe, hier
worden, oder hast du die Pforten des To- sind wir?
desschattens gesehen? 36 Wer hat Weisheit in die Nieren gelegt,
18 Hast du die Breiten der Erde über- oder wer hat dem Herzen Verstand verlie-
schaut? Weißt du das alles, so sage es mir! hen?
19 Welches ist denn der Weg zu den Woh- 37 Wer zählt die Wolken mit Weisheit, und
nungen des Lichts, und wo hat denn die wer schüttet die Schläuche des Himmels
Finsternis ihren Ort, aus,
20 daß du sie bis zu ihrer Grenze bringen 38 daß der Staub zu Klumpen wird und
und die Pfade zu ihrem Haus kennen die Schollen aneinanderkleben?
könntest?
21 Du weißt es ja, denn zu der Zeit warst
Die Tierwelt weist auf die Größe
du geboren, und die Zahl deiner Tage ist und Weisheit Gottes hin
groß! 39 Jagst du die Beute für die Löwin und
22 Bist du auch bis zu den Vorratskam- stillst du die Begierde der jungen Löwen,
mern des Schnees gekommen, und hast 40 wenn sie in ihren Höhlen kauern, im
du die Speicher des Hagels gesehen, Dickicht auf der Lauer liegen?
23 die ich aufbehalten habe für die Zeit 41 Wer verschafft dem Raben seine Spei-
der Drangsal, für den Tag des Kampfes se, wenn seine Jungen zu Gott schreien
und der Schlacht? und herumflattern aus Mangel an Nah-
24 Auf welchem Weg verteilt sich denn rung?
das Licht, und wie verbreitet sich der Ost-
wind über die Erde? Kennst du die Zeit, da die Steinbö-
25 Wer hat der Regenflut ein Bett gewie- cke gebären, oder hast du beob-
sen und dem Donnerstrahl einen Weg, achtet, wann die Hindinnen kreißen?
26 damit es regne auf ein menschenleeres 2 Zählst du die Monate, die sie erfüllen
Land, auf die Wüste, wo kein Mensch ist, müssen, und weißt du die Zeit ihres Ge-
27 um die Einöde und Wildnis zu sättigen, bärens?
um das junge Grün hervorsprießen zu 3 Sie kauern sich nieder, werfen ihre Jun-
lassen? gen und sind ihre Wehen los.
28 Hat der Regen einen Vater, oder wer 4 Ihre Jungen erstarken, wachsen im Frei-
hat die Tropfen des Taus erzeugt? en auf, verlassen sie und kommen nicht
29 Aus wessen Schoß ist das Eis hervorge- mehr zurück.
gangen, und wer hat den Reif des Him- 5 Wer hat den Wildesel frei laufen lassen,
mels geboren? und wer hat die Fesseln des Wildlings ge-
30 Wie zu Stein erstarrt das Wasser, und löst,
HIOB 39.40 585
6 dem ich die Steppe zur Wohnung ange- 26 Bewirkt dein Verstand, daß der Habicht
wiesen habe, das salzige Land zum Auf- fliegt und seine Flügel nach Süden aus-
enthalt? breitet?
7 Er lacht über den Lärm der Stadt, und 27 Schwingt sich auf dein Geheiß der Ad-
das Geschrei des Treibers hört er nicht; ler empor und legt sein Nest in der Höhe
8 er ersieht sich die Berge zu seiner Weide an?
und spürt allen grünen Kräutern nach. 28 Er wohnt in Felsspalten und horstet
9 Wird der Büffel willig sein, dir zu dienen? dort, auf Felsenzacken und Bergesspit-
Bleibt er an deiner Krippe über Nacht? zen.
10 Führst du den Büffel in der Furche an 29 Von dort aus erspäht er sich Beute, sei-
einem Strick, oder wird er hinter dir her ne Augen schweifen weit umher;
die Talgründe eggen? 30 seine Jungen schlürfen Blut, und wo
11 Vertraust du ihm wegen seiner großen Erschlagene liegen, da ist er.
Kraft und überläßt du ihm deine Arbeit?
12 Rechnest du auf ihn, daß er deine Saat
Hiob demütigt sich vor Gott
einbringt oder deine Tenne füllt? Weiter redete der HERR mit Hiob
13 Die Straußin schwingt fröhlich ihre und sprach:
Flügel; sind es aber treue Schwingen und 2 Will der Tadler mit dem Allmächtigen
Federn? hadern? Wer Gott zurechtweisen will, der
14 Denn sie überläßt ihre Eier der Erde antworte nun!
und läßt sie im Sand ausbrüten. 3 Da antwortete Hiob dem HERRN und
15 Sie vergißt, daß ein Fuß sie zertreten sprach:
und das Getier des Feldes sie zermalmen 4 Siehe, ich bin zu gering; was soll ich dir
kann. erwidern? Ich will meine Hand auf mei-
16 Sie ist hart gegen ihre Jungen, als ge- nen Mund legen!
hörten sie ihr nicht; es macht ihr keinen 5 Ich habe einmal geredet und konnte
Kummer, wenn sie sich umsonst abge- nichts antworten, und noch ein zweites
müht hat; Mal, und ich will es nicht mehr tun!
17 denn Gott ließ sie die Weisheit verges-
sen und hat ihr keinen Verstand zugeteilt. Der HERR verweist Hiob auf seine
18 Kommt aber die Zeit, da sie in die Höhe
Herrlichkeit und Macht
schnellt, so verlacht sie Roß und Reiter. 6 Und der HERR antwortete dem Hiob aus
19 Hast du dem Roß Stärke verliehen und dem Gewittersturm und sprach:
seinen Hals mit der Mähne umhüllt? 7 Gürte doch deine Lenden wie ein Mann;
20 Bringst du es zum Springen wie eine ich will dich fragen, und du unterweise
Heuschrecke? Sein stolzes Schnauben mich!
klingt schrecklich! 8 Willst du mein Rechtsurteil zunichte-
21 Es scharrt den Boden, freut sich seiner machen, mich schuldig sprechen, damit
Stärke; es zieht los, den Waffen entgegen; du gerecht seist?
22 es lacht über die Furcht, ist unverzagt 9 Ist denn dein Arm dem Arm Gottes
und weicht vor dem Schwert nicht zu- gleich, oder sprichst du mit Donnerstim-
rück; me wie er?
23 über ihm klirrt der Köcher, die Klinge 10 Schmücke dich doch mit Herrlichkeit
von Speer und Wurfspieß. und Hoheit, und bekleide dich mit Ma-
24 Mit wildem Lauf und Ungestüm ver- jestät und Pracht!
schlingt es den Boden und bleibt nicht 11 Gieße die Fluten deines Zornes aus;
stehen, wenn das Schopharhorn ertönt; sieh jeden Hochmütigen an und demüti-
25 so oft das Schopharhorn erklingt, ruft ge ihn!
es: Hui! Von ferne wittert es die Schlacht, 12 Sieh jeden Hochmütigen an, erniedri-
die Donnerstimme der Heerführer und ge ihn; und zertrete die Gottlosen, wo sie
das Kriegsgeschrei. stehen!
586 HIOB 40.41
13 Begrabe sie miteinander im Staub, ver- 29 Kannst du mit ihm spielen wie mit ei-
hülle ihre Angesichter mit Finsternis! nem Vögelchen, oder ihn anbinden für
14 Dann will auch ich dich preisen, daß deine Mädchen?
deine Rechte dir zur Hilfe kommt. 30 Feilschen etwa die Fischersleute um ihn,
oder teilen ihn die Händler unter sich?
Der Behemoth und seine Kraft 31 Kannst du seine Haut mit Spießen spi-
15 Sieh doch den Behemotha, den ich ge- cken und mit Fischharpunen seinen Kopf?
macht habe wie dich: Gras frißt er wie der 32 Lege doch deine Hand einmal an ihn
Ochse! — du wirst den Kampf nicht vergessen,
16 Sieh doch, welche Kraft in seinen Len- wirst es nicht noch einmal tun!
den liegt und welche Stärke in seinen
Bauchmuskeln! Siehe, die Hoffnung auf ihn wird
17 Sein Schwanz streckt sich wie eine Ze- getäuscht; wird man nicht schon
der; die Sehnen seiner Schenkel sind fest bei seinem Anblick hingestreckt?
verflochten. 2 Niemand ist so tollkühn, daß er ihn rei-
18 Seine Knochen sind wie eherne Röh- zen möchte; wer aber kann vor mir beste-
ren, seine Gebeine wie Eisenstangen. hen?
19 Er ist der Erstling der Wege Gottes; der 3 Wer hat mir zuvor gegeben, daß ich ihm
ihn gemacht hat, reichte ihm sein Schwert. vergelten sollte? Alles, was unter dem
20 Denn Futter tragen ihm die Berge, wo ganzen Himmel ist, gehört mir!
alle Tiere des Feldes spielen. 4 Ich will von seinen Gliedern nicht
21 Unter Lotosgebüschen liegt er, ver- schweigen, sondern reden von seiner
steckt im Rohr und Sumpf. Kraftfülle und von der Schönheit seines
22 Lotosgebüsche bedecken ihn mit ih- Baus.
rem Schatten; die Bachweiden umgeben 5 Wer kann sein Gewand aufdecken, und
ihn. wer greift ihm in die Doppelreihe seiner
23 Siehe, der Strom schwillt mächtig an Zähne?
— er fürchtet sich nicht; er bleibt auch 6 Wer öffnet die Tore seines Rachens?
ruhig, wenn ein Jordan sich in seinen Rings um seine Zähne lagert Schrecken.
Mund ergießt! 7 Prächtig sind seine starken Schilder, fest
24 Kann man ihm in seine Augen greifen, zusammengeschlossen und versiegelt;
kann man mit Fangseilen seine Nase 8 einer fügt sich an den anderen, so daß
durchbohren? kein Luftzug dazwischenkommt;
9 sie hängen fest zusammen, sie greifen
Der Leviathan ist für den Menschen ineinander und trennen sich nicht.
unbezwingbar — 10 Sein Niesen läßt Licht aufleuchten,
»Wer aber kann vor mir bestehen?« und seine Augen sind wie die Strahlen der
25 Ziehst du etwa den Leviathanb mit der Morgenröte.
Angel heraus, und kannst du seine Zunge 11 Aus seinem Rachen schießen Fackeln;
mit einer Fangschnur fassen? Feuerfunken sprühen aus ihm heraus.
26 Kannst du ein Binsenseil durch seine 12 Aus seinen Nüstern kommt Rauch her-
Nase ziehen und einen Haken durch sei- vor wie aus einem siedenden Topf und
ne Kinnbacken stoßen? einem Kessel.
27 Wird er dich lange anflehen oder dir 13 Sein Hauch entzündet Kohlen, eine
freundliche Worte sagen? Flamme schießt aus seinem Rachen;
28 Wird er einen Bund mit dir schließen, 14 Stärke wohnt auf seinem Nacken, und
daß du ihn zum ewigen Knecht machst? Angst springt vor ihm her.

a (40,15) bed. »Riesentier«. Die Beschreibung weist b (40,25) bed. »Der Gewundene«; nach der Beschrei-
auf einen pflanzenfressenden Saurier hin, nicht, wie bung ein großer Meeressaurier.
früher angenommen, auf das Nilpferd.
HIOB 41.42 587
15 Die Wampen seines Fleisches haften HERR zu Eliphas, dem Temaniter: Mein
aneinander; sie sind ihm fest angegossen, Zorn ist entbrannt über dich und deine
unbeweglich. beiden Freunde, denn ihr habt nicht
16 Sein Herz ist hart wie Stein und so fest recht von mir geredet, wie mein Knecht
wie der untere Mühlstein. Hiob. 8 So nehmt nun sieben Jungstiere
17 Die Helden erbeben, wenn er auffährt; und sieben Widder und geht zu meinem
vor Verzagtheit geraten sie außer sich. Knecht Hiob und bringt sie als Brandop-
18 Trifft man ihn mit dem Schwert, so hält fer dar für euch selbst! Mein Knecht Hiob
es nicht stand, weder Speer noch Wurf- aber soll für euch bitten; denn nur seine
spieß oder Harpune. Person will ich ansehen, daß ich gegen
19 Er achtet Eisen für Stroh und Erz für euch nicht nach eurer Torheit handle;
faules Holz. denn ihr habt nicht recht von mir gere-
20 Kein Pfeil kann ihn in die Flucht schla- det, wie mein Knecht Hiob!
gen, und Schleudersteine verwandeln 9 Da gingen Eliphas, der Temaniter, und
sich ihm zu Spreu. Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der
21 Er achtet die Keule für einen Halm und Naamatiter, und machten es so, wie der
verlacht das Sausen des Wurfspießes. HERR es ihnen befohlen hatte. Und der
22 Auf seiner Unterseite sind spitze Scher- HERR erhörte Hiob.
ben; er zieht einen Dreschschlitten über
den Schlamm dahin. Das gesegnete Ende Hiobs
23 Er bringt die Tiefe zum Sieden wie ei-
Jak 5,11
nen Kessel, macht das Meer zu einem 10 Und der HERR wendete Hiobs Geschick,
Salbentopf. als er für seine Freunde bat; und der HERR
24 Hinter ihm her leuchtet der Pfad; man erstattete Hiob alles doppelt wieder, was
könnte die Flut für Silberhaar halten. er gehabt hatte.
25 Auf Erden ist nicht seinesgleichen; er 11 Und alle seine Brüder und alle seine
ist geschaffen, um ohne Furcht zu sein. Schwestern und alle seine früheren Be-
26 Er schaut alle Hohen [furchtlos] an; er kannten kamen zu Hiob und aßen mit ihm
ist ein König über alle Stolzen. in seinem Haus; und sie bezeugten ihm
Teilnahme und trösteten ihn wegen all des
Hiobs Demütigung und Reue Unglücks, das der HERR über ihn gebracht
Da antwortete Hiob dem HERRN und hatte, und schenkten ihm ein jeder eine
sprach: 2 Ich erkenne, daß du alles Kesitaa und einen goldenen Ring.
vermagst, und daß kein Vorhaben dir ver- 12 Und der HERR segnete das spätere Leben
wehrt werden kann. 3 »Wer verfinstert da Hiobs mehr als sein früheres; er bekam
den Ratschluß mit Worten ohne Erkennt- 14 000 Schafe, 6 000 Kamele, 1 000 Joch
nis?« Fürwahr, ich habe geredet, was ich Rinder und 1 000 Eselinnen. 13 Er bekam
nicht verstehe, Dinge, die mir zu wunder- auch sieben Söhne und drei Töchter.
bar sind und die ich nicht begreifen kann! 14 Und er gab der ersten den Namen Jemi-
4 »Höre nun, ich will reden; ich will dich ma, der zweiten den Namen Kezia und der
fragen, und du belehre mich!« 5 Vom Hö- dritten den Namen Keren-Happuch.
rensagen hatte ich von dir gehört, aber 15 Und es wurden im ganzen Land keine
nun hat mein Auge dich gesehen. 6 Dar- so schönen Frauen gefunden wie Hiobs
um spreche ich mich schuldig und tue Töchter; und ihr Vater gab ihnen ein Erb-
Buße in Staub und in Asche! teil unter ihren Brüdern. 16 Hiob aber leb-
te danach noch 140 Jahre und sah seine
Hiob bittet für seine Freunde Kinder und Kindeskinder bis in das vierte
7 Und es geschah, als der HERR diese Wor- Geschlecht. 17 Und Hiob starb alt und le-
te an Hiob vollendet hatte, da sprach der benssatt.

a (42,11) Eine Gewichts- oder Münzeinheit (vgl. 1Mo 33,19).


Die Psalmen
ERSTES BUCH 5 Dann wird er zu ihnen reden in
(Psalm 1 – 41) seinem Zorn
Psalm 1 und sie schrecken mit seinem Grimm:
1 Wohl dem, der nicht wandelt nach 6 »Ich habe meinen König eingesetzt
dem Rat der Gottlosen, auf Zion, meinem heiligen Berg!« —
noch tritt auf den Weg der Sünder, 7 Ich will den Ratschluß des HERRN
noch sitzt, wo die Spötter sitzen, verkünden;
2 sondern seine Lust hat am Gesetza er hat zu mir gesagt:
des HERRN »Du bist mein Sohn, heute habe ich
und über sein Gesetz nachsinnt Tag dich gezeugt.
und Nacht. 8 Erbitte von mir, so will ich dir die
3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Heidenvölker zum Erbe geben
Wasserbächen, und die Enden der Erde zu deinem
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, Eigentum.
und seine Blätter verwelken nicht, 9 Du sollst sie mit eisernem Zepter
und alles, was er tut, gerät wohl. zerschmettern,
4 Nicht so die Gottlosen, wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen!«
sondern sie sind wie Spreu, die der Wind 10 So nehmt nun Verstand an, ihr Könige,
verweht. und laßt euch warnen, ihr Richter der
5 Darum werden die Gottlosen nicht Erde!
bestehen im Gericht, 11 Dient dem HERRN mit Furcht
noch die Sünder in der Gemeinde der und frohlockt mit Zittern.
Gerechten. 12 Küßt den Sohn,d damit er nicht
6 Denn der HERR kennt den Weg der zornig wird
Gerechten; und ihr nicht umkommt auf dem Weg;
aber der Weg der Gottlosen führt ins denn wie leicht kann sein Zorn entbrennen!
Verderben. Wohl allen, die sich bergen bei ihm!
Psalm 2 Psalm 3
1 Warum toben die Heidenb 1 Ein Psalm Davids, als er vor seinem
und ersinnen die Völker Nichtiges? Sohn Absalom floh.
2 Die Könige der Erde lehnen sich auf, 2 Ach HERR, wie zahlreich sind meine
und die Fürsten verabreden sich Feinde!
gegen den HERRN und gegen seinen Viele erheben sich gegen mich;
Gesalbtenc: 3 viele sagen von meiner Seele:
3 »Laßt uns ihre Bande zerreißen »Sie hat keine Hilfe bei Gott.« (Sela.e)
und ihre Fesseln von uns werfen!« 4 Aber du, HERR, bist ein Schild um mich,
4 Der im Himmel thront, lacht; bist meine Herrlichkeit und der mein
der Herr spottet über sie. Haupt emporhebt.

a (1,2) od. an der Weisung / Lehre (hebr. torah). Dieses d.h. der von Gott gesalbte Retter-König, der Israel am
Wort bezeichnet sowohl die Gebote und Anordnungen Ende der Zeiten erretten und der Welt Frieden bringen
Gottes als auch seine Unterweisung und Lehre. soll (vgl. Dan 9,25-26).
Es wird öfters für das mosaische Gesetz bzw. die 5 d (2,12) d.h. küßt seine Füße; im Altertum ein Zeichen
Bücher Mose verwandt; hier und an anderen Stellen der Unterwerfung unter einen siegreichen, mäch-
steht es für die ganze Gottesoffenbarung der Heiligen tigen König.
Schrift. e (3,3) Sela bezeichnet eine Pause für den Gesang
b (2,1) hebr. gojim; d.h. die Völker außerhalb des aus- (ein Zeichen für den Einsatz eines instrumentalen
erwählten Gottesvolkes Israel. Zwischenspiels), aber auch eine Aufforderung, das
c (2,2) od. seinen Messias (hebr. maschiach; gr. Christus), Herz und die Gedanken emporzuheben zu Gott.
PSALM 3.4.5 589
5 Ich rufe mit meiner Stimme zum HERRN, Psalm 5
und er erhört mich von seinem heiligen 1 Dem Vorsänger. Mit Flötenspiel.
Berg. (Sela.) Ein Psalm Davids.
6 Ich legte mich nieder und schlief; 2 Vernimm, o HERR, meine Worte;
ich bin wieder erwacht, denn der HERR achte auf mein Seufzen!
hält mich. 3 Höre auf die Stimme meines Schreiens,
7 Ich fürchte mich nicht vor den mein König und mein Gott;
Zehntausenden des Volkes, denn zu dir will ich beten!
die sich ringsum gegen mich gelagert haben. 4 HERR, in der Frühe wirst du meine
8 Steh auf, o HERR! Hilf mir, mein Gott! Stimme hören;
Denn du schlägst alle meine Feinde auf in der Frühe werde ich dir zu Befehl sein
den Kinnbacken, und Ausschau halten.
zerbrichst die Zähne der Gottlosen. 5 Denn du bist nicht ein Gott, dem
9 Bei dem HERRN ist die Rettung. Gesetzlosigkeit gefällt;
Dein Segen sei über deinem Volk! (Sela.) wer böse ist, darf nicht bei dir wohnen.
6 Die Prahler bestehen nicht vor
Psalm 4 deinen Augen;
1 Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel. du haßt alle Übeltäter.
Ein Psalm Davids. 7 Du vertilgst die Lügner;
2 Antworte mir auf mein Schreien, du den Blutgierigen und Falschen
Gott meiner Gerechtigkeita! verabscheut der HERR.
In der Bedrängnis hast du mir Raum 8 Ich aber darf durch deine große Gnade
gemacht; eingehen in dein Haus;
sei mir gnädig und erhöre mein Gebet! ich will anbeten, zu deinem heiligen
3 Ihr Männer, wie lange noch soll meine Tempel gewandt,
Ehre geschändet werden? in Ehrfurcht vor dir.
Wie habt ihr das Nichtige so lieb und die 9 HERR, leite mich in deiner Gerechtigkeit
Lüge so gern! (Sela.) um meiner Feinde willen;
4 Erkennt doch, daß der HERR den ebne deinen Weg vor mir!
Getreuen für sich erwählt hat! 10 Denn in ihrem Mund ist nichts
Der HERR wird hören, wenn ich zu ihm rufe. Zuverlässiges;
5 Erzittert und sündigt nicht! ihr Inneres ist [voll] Bosheit,
Denkt nach in eurem Herzen auf eurem ihr Rachen ein offenes Grab,
Lager und seid still! (Sela.) mit ihren Zungen heucheln sie.
6 Bringt Opfer der Gerechtigkeit 11 Sprich sie schuldig, o Gott,
und vertraut auf den HERRN! laß sie fallen durch ihre Anschläge!
7 Viele sagen: Wer wird uns Gutes Verstoße sie um ihrer vielen
sehen lassen? Übertretungen willen,
O HERR, erhebe über uns das Licht denn sie haben sich gegen dich empört!
deines Angesichts! 12 Aber alle werden sich freuen, die auf
8 Du hast mir Freude in mein Herz dich vertrauen;
gegeben, ewiglich werden sie jubeln,
die größer ist als ihre, wenn sie Korn und denn du wirst sie beschirmen;
Most in Fülle haben. und fröhlich werden sein in dir,
9 Ich werde mich in Frieden niederlegen die deinen Namen lieben!
und schlafen; 13 Denn du, HERR, segnest den Gerechten;
denn du allein, HERR, läßt mich sicher du umgibst ihn mit Gnade wie mit
wohnen. einem Schild.

a (4,2) d.h. du, der Gott, von dem meine Gerechtigkeit kommt. Solche Wendungen (vgl. »du Gott meines Heils«)
finden sich im Hebr. immer wieder.
590 PSALM 6.7.8
Psalm 6 und trete mein Leben zu Boden
1 Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel; auf der und lege meine Ehre in den Staub! (Sela.)
Scheminith. Ein Psalm Davids. 7 Steh auf, o HERR, in deinem Zorn;
2 HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn, erhebe dich gegen den Übermut meiner
züchtige mich nicht in deinem Grimm! Feinde!
3 Sei mir gnädig, o HERR, Wache auf um meinetwillen,
denn ich verschmachte! und schreite zu dem Gericht, das du
Heile mich, o HERR, befohlen hast!
denn meine Gebeine sind erschrocken, 8 Die Versammlung der Völker umgebe dich,
4 und meine Seele ist sehr erschrocken; und über ihr kehre zur Höhe zurück!
und du, HERR, wie lange —? 9 Der HERR wird die Völker richten.
5 Kehre doch wieder zurück, HERR, Schaffe mir Recht, o HERR, nach meiner
rette meine Seele! Gerechtigkeit
Hilf mir um deiner Gnade willen! und nach meiner Lauterkeit!
6 Denn im Tod gedenkt man nicht an dich; 10 Laß doch die Bosheit der Gottlosen
wer wird dir im Totenreich lobsingen? ein Ende nehmen
7 Ich bin müde vom Seufzen; und stärke den Gerechten,
ich schwemme mein Bett die ganze denn du prüfst die Herzen und Nieren,
Nacht, du gerechter Gott!
benetze mein Lager mit meinen Tränen. 11 Mein Schild ist bei Gott,
8 Mein Auge ist verfallen vor Kummer, der den von Herzen Aufrichtigen hilft.
gealtert wegen all meiner Feinde. 12 Gott ist ein gerechter Richter
9 Weicht von mir, ihr Übeltäter alle; und ein Gott, der täglich zürnt.
denn der HERR hat die Stimme meines 13 Wenn man nicht umkehrt,
Weinens gehört! so schärft er sein Schwert,
10 Der HERR hat mein Flehen gehört, hält seinen Bogen gespannt und zielt
der HERR nimmt mein Gebet an! 14 und richtet auf jenen tödliche
11 Alle meine Feinde müssen zuschan- Geschosse;
den werden und sehr erschrecken; seine Pfeile steckt er in Brand.
sie sollen sich plötzlich zurückziehen mit 15 Siehe, da hat einer Böses im Sinn;
Schanden! er ist schwanger mit Unheil,
doch er wird Trug gebären!
Psalm 7 16 Er hat eine Grube gegraben und
1 Ein Klagelied Davids, das er dem HERRN ausgehöhlt
sang wegen der Worte Kuschs, des — und ist in die Grube gefallen, die er
Benjaminiters. gemacht hat.
2 HERR, mein Gott, bei dir suche ich 17 Das Unheil, das er angerichtet hat,
Zuflucht; kehrt auf sein eigenes Haupt zurück,
hilf mir von allen meinen Verfolgern und und die Gewalttat, die er begangen hat,
rette mich, fällt auf seinen Scheitel.
3 daß er nicht wie ein Löwe meine Seele 18 Ich will dem HERRN danken für seine
zerreißt Gerechtigkeit,
und sie zerfleischt, weil kein Retter da ist. und dem Namen des HERRN, des
4 HERR, mein Gott, habe ich solches getan, Höchsten, will ich lobsingen.
ist Unrecht an meinen Händen,
5 habe ich dem, der mit mir im Frieden
Psalm 8
war, mit Bösem vergolten 1 Dem Vorsänger. Auf der Gittit.
und nicht vielmehr den errettet, der Ein Psalm Davids.
mich nun ohne Ursache bedrängt, 2 HERR, unser Herrscher,
6 so verfolge der Feind meine Seele und wie herrlich ist dein Name auf der
ergreife sie ganzen Erde,
PSALM 8.9 591
der du deine Hoheit über die Himmel du sitzt auf dem Thron als ein gerechter
gesetzt hast! Richter!
3 Aus dem Mund von Kindern und 6 Du hast die Heiden gescholten,
Säuglingen den Gesetzlosen umgebracht,
hast du ein Lob bereitet ihren Namen ausgelöscht auf immer
um deiner Bedränger willen, und ewig.
um den Feind und den Rachgierigen 7 Der Feind — er ist völlig und für immer
zum Schweigen zu bringen. zertrümmert,
4 Wenn ich deinen Himmel betrachte, und die Städte hast du zerstört;
das Werk deiner Finger, ihr Andenken ist dahin.
den Mond und die Sterne, die du bereitet 8 Aber der HERR thront auf ewig;
hast: er hat seinen Thron aufgestellt zum
5 Was ist der Mensch, daß du Gericht.
an ihn gedenkst, 9 Und er wird den Erdkreis richten in
und der Sohn des Menschen, daß du Gerechtigkeit
auf ihn achtest? und den Völkern das Urteil sprechen, wie
6 Du hast ihn ein wenig niedriger es recht ist.
gemacht als die Engel; 10 Und der HERR wird eine Zuflucht sein
aber mit Herrlichkeit und Ehre hast du dem Unterdrückten,
ihn gekrönt. eine Zuflucht in Zeiten der Not.
7 Du hast ihn zum Herrscher über die 11 Darum vertrauen auf dich, die deinen
Werke deiner Hände gemacht; Namen kennen;
alles hast du unter seine Füße gelegt: denn du hast nicht verlassen, die dich,
8 Schafe und Rinder allesamt, HERR, suchten!
dazu auch die Tiere des Feldes; 12 Lobsingt dem HERRN, der in Zion
9 die Vögel des Himmels und die Fische wohnt,
im Meer, verkündigt seine Taten unter den
alles, was die Pfade der Meere Völkern!
durchzieht. 13 Denn er forscht nach der Blutschuld
10 HERR, unser Herrscher, und denkt daran;
wie herrlich ist dein Name auf der er vergißt das Schreien der Elenden nicht.
ganzen Erde! 14 HERR, sei mir gnädig!
Sieh, wie ich unterdrückt werde von
Psalm 9 denen, die mich hassen!
1 Dem Vorsänger. Auf Muth-Labben. Befreie mich aus den Toren des Todes,
Ein Psalm Davids. 15 damit ich all deinen Ruhm erzähle
2 Ich will den HERRN loben von ganzem in den Toren der Tochter Ziona,
Herzen, damit ich jauchze über dein Heil!
ich will alle deine Wunder erzählen. 16 Die Heidenvölker sind versunken in
3 Ich will mich freuen und frohlocken der Grube, die sie gegraben haben;
in dir, ihr Fuß hat sich gefangen in dem Netz,
ich will deinem Namen lobsingen, das sie heimlich stellten.
du Höchster! 17 Der HERR hat sich zu erkennen
4 Als meine Feinde zurückwichen, gegeben, hat Gericht gehalten;
da strauchelten sie und kamen um der Gottlose ist verstrickt in dem Werk
vor deinem Angesicht. seiner Hände! (Saitenspiel — Sela.)
5 Denn du hast mein Recht und meine 18 Die Gottlosen müssen ins Totenreich
Sache geführt, hinabfahren,

a (9,15) d.h. in den Toren Jerusalems. Die Tore einer Stadt waren der Ort der Rechtssprechung und der öffentlichen
Zusammenkunft.
592 PSALM 9.10.11
alle Heidenvölker, die Gott vergessen. er fängt den Schwachen und schleppt
19 Denn der Arme wird nicht für immer ihn fort in seinem Netz.
vergessen; 10 Er duckt sich, kauert nieder,
die Hoffnung der Elendena wird nicht und durch seine starken Pranken fallen
stets vergeblich sein. die Wehrlosen.
20 Steh auf, o HERR, damit der Mensch 11 Er spricht in seinem Herzen: »Gott hat
nicht die Oberhand gewinnt, es vergessen,
daß die Heiden gerichtet werden vor er hat sein Angesicht verborgen, er sieht
deinem Angesicht! es niemals!«
21 O HERR, lege doch Furcht auf sie, 12 Steh auf, o HERR!
damit die Heiden erkennen, daß sie Erhebe, o Gott, deine Hand!
[sterbliche] Menschen sind! (Sela.) Vergiß die Elenden nicht!
13 Warum soll der Gottlose Gott lästern
Psalm 10 und in seinem Herzen denken, daß du
1 HERR, warum stehst du so fern, nicht danach fragst?
verbirgst dich in Zeiten der Not? 14 Du hast es wohl gesehen!
2 Vom Übermut des Gottlosen wird dem Denn du gibst auf Elend und
Elenden bange; Kränkung acht,
mögen doch von der Arglist die betroffen um es in deine Hand zu nehmen;
werden, die sie ausgeheckt haben! der Wehrlose überläßt es dir,
3 Denn der Gottlose rühmt sich der der du der Helfer der Waisen bist!
Gelüste seines Herzens, 15 Zerbrich den Arm des Gottlosen und
und der Habsüchtige sagt sich los vom des Bösen,
HERRN und lästert ihn. suche seine Gottlosigkeit heim, bis du
4 Der Gottlose sagt in seinem Hochmut: nichts mehr von ihm findest!
»Er wird nicht nachforschen!« 16 Der HERR ist König immer und ewig;
Alle seine Gedanken sind: »Es gibt die Heidenvölker sind verschwunden
keinen Gott«! aus seinem Land.
5 Seine Unternehmungen gelingen 17 Das Verlangen der Elenden hast du,
immer; o HERR, gehört;
hoch droben sind deine Gerichte, fern du machst ihr Herz fest, leihst ihnen dein
von ihm; Ohr,
er tobt gegen alle seine Gegner. 18 um der Waise Recht zu schaffen und
6 Er spricht in seinem Herzen: »Ich dem Unterdrückten,
werde niemals wanken; damit der Mensch von der Erde nicht
nie und nimmer wird mich ein Unglück weiter Schrecken verbreite.
treffen!«
7 Sein Mund ist voll Fluchen, Trug und
Psalm 11
Bedrückung; 1 Dem Vorsänger. Von David.
unter seiner Zunge verbirgt sich Leid Bei dem HERRN habe ich Zuflucht
und Unheil. gefunden!
8 Er sitzt im Hinterhalt in den Dörfern; Wie sagt ihr denn zu meiner Seele:
im Verborgenen ermordet er den »Flieh wie ein Vogel auf eure Berge«?
Unschuldigen; 2 Denn siehe, die Gottlosen spannen
seine Augen spähen den Wehrlosen aus. ihren Bogen;
9 Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe sie haben ihre Pfeile auf die Sehne gelegt,
im dichten Gebüsch; um im Verborgenen auf die zu schießen,
er lauert, um den Schwachen zu fangen; welche aufrichtigen Herzens sind.

a (9,19) od. Gebeugten / Demütigen. Das Wort bezeichnet solche, die in der Bedrängnis ergeben und demütig
bleiben und an Gott festhalten.
PSALM 11.12.13.14 593
3 Wenn die Grundfesten wenn die Niederträchtigkeit sich der
eingerissen werden, Menschenkinder bemächtigt.
was soll der Gerechte tun?
4 Der HERR ist in seinem heiligen Tempel.
Psalm 13
Der Thron des HERRN ist im Himmel; 1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids.
seine Augen spähen, 2 Wie lange, o HERR, willst du mich ganz
seine Blicke prüfen die Menschenkinder. vergessen?
5 Der HERR prüft den Gerechten; Wie lange verbirgst du dein Angesicht
aber den Gottlosen und den, vor mir?
der Frevel liebt, 3 Wie lange soll ich Sorgen hegen
haßt seine Seele. in meiner Seele,
6 Er läßt Schlingen regnen über die Kummer in meinem Herzen tragen
Gottlosen, Feuer, Schwefel und Glutwind Tag für Tag?
ist das Teil ihres Bechers.a Wie lange soll mein Feind sich über mich
7 Denn der HERR ist gerecht, erheben?
er liebt Gerechtigkeit; 4 Schau her und erhöre mich, o HERR,
die Aufrichtigen werden sein Angesicht mein Gott!
schauen. Erleuchte meine Augen, daß ich nicht in
den Todesschlaf versinke,
Psalm 12 5 daß mein Feind nicht sagen kann, er
1 Dem Vorsänger. Auf der Scheminith. habe mich überwältigt,
Ein Psalm Davids. und meine Widersacher nicht
2 Hilf, HERR; denn der Getreue ist dahin, frohlocken, weil ich wanke!
die Treuen sind verschwunden unter den 6 Ich aber vertraue auf deine Gnade;
Menschenkindern! mein Herz soll frohlocken in deinem Heil.
3 Sie erzählen Lügen, jeder seinem Ich will dem HERRN singen, weil er mir
Nächsten; wohlgetan hat!
mit schmeichelnder Lippe, mit
hinterhältigem Herzen reden sie. Psalm 14
4 Der HERR möge ausrotten alle schmei- 1 Dem Vorsänger. Von David.
chelnden Lippen, Der Narr spricht in seinem Herzen:
die Zunge, die großtuerisch redet, »Es gibt keinen Gott!«
5 sie, die sagen: »Wir wollen mit unserer Sie handeln verderblich, und abscheu-
Zunge herrschen, lich ist ihr Tun;
unsere Lippen stehen uns bei! Wer ist da ist keiner, der Gutes tut.
unser Herr?« — 2 Der HERR schaut vom Himmel
6 »Weil die Elenden unterdrückt werden auf die Menschenkinder,
und die Armen seufzen, um zu sehen, ob es einen
so will ich mich nun aufmachen«, spricht Verständigen gibt,
der HERR; einen, der nach Gott fragt.
»ich will den ins Heil versetzen, der sich 3 Sie sind alle abgewichen,
danach sehnt!« allesamt verdorben;
7 Die Worte des HERRN sind reine Worte, es gibt keinen, der Gutes tut,
in irdenem Tiegel geschmolzenes Silber, auch nicht einen einzigen!
siebenmal geläutert. 4 Haben denn die Übeltäter keine
8 Du, o HERR, wirst sie bewahren, Einsicht,
wirst sie behüten vor diesem Geschlecht die mein Volk verschlingen,
ewiglich! als äßen sie Brot?
9 Es laufen überall Gottlose herum, Den HERRN rufen sie nicht an.

a (11,6) d.h. wohl hier: des Zornesbechers des HERRN (vgl. Jes 51,17.22; Jer 25,15-29).
594 PSALM 14.15.16.17
5 Dann erschrecken sie furchtbar, 5 Der HERR ist mein Erbteil und das [Teil]
weil Gott bei dem Geschlecht der meines Bechers;
Gerechten ist! du sicherst mir mein Los.
6 Wollt ihr das Vorhaben des Elenden 6 Die Meßschnüre sind mir in einer
zuschanden machen, lieblichen Gegend gefallen,
obwohl der HERR seine Zuflucht ist? ja, mir wurde ein schönes Erbe zuteil.
7 Ach, daß aus Zion die Rettung für Israel 7 Ich lobe den HERRN, der mir Rat
käme! gegeben hat;
Wenn der HERR das Geschick seines auch in der Nacht mahnt mich mein
Volkes wendet, Inneres.
wird Jakob sich freuen und Israel fröhlich 8 Ich habe den HERRN allezeit vor Augen;
sein! weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich
nicht.
Psalm 15 9 Darum freut sich mein Herz, und
1 Ein Psalm Davids. meine Seele frohlockt;
HERR, wer darf weilen in deinem Zelt? auch mein Fleisch wird sicher ruhen,
Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? 10 denn du wirst meine Seele nicht dem
2 Wer in Unschuld wandelt und Totenreich preisgeben
Gerechtigkeit übt und wirst nicht zulassen, daß dein
und die Wahrheit redet von Herzen; Getreuer die Verwesung sieht.
3 wer keine Verleumdungen herumträgt 11 Du wirst mir den Weg des Lebens
auf seiner Zunge, zeigen;
wer seinem Nächsten nichts Böses tut vor deinem Angesicht sind Freuden
und seinen Nachbarn nicht schmäht; in Fülle,
4 wer den Verworfenen als verächtlich liebliches Wesen zu deiner Rechten
ansieht, ewiglich!
aber die ehrt, die den HERRN fürchten;
wer, wenn er etwas zu seinem Schaden Psalm 17
geschworen hat, es dennoch hält; 1 Ein Gebet Davids.
5 wer sein Geld nicht um Höre, o HERR, die gerechte Sache!
Wucherzinsen gibt Vernimm meine Klage,
und keine Bestechung annimmt gegen achte auf mein Gebet, das nicht von
den Unschuldigen; falschen Lippen kommt!
wer dies tut, wird ewiglich nicht wanken. 2 Von dir gehe das Urteil über mich aus;
deine Augen werden auf die Redlichkeit
Psalm 16 schauen!
1 Ein Miktam von David. 3 Du hast mein Herz geprüft,
Bewahre mich, o Gott, mich in der Nacht durchforscht;
denn ich vertraue auf dich! du hast mich geläutert, und du hast
2 [Meine Seele,] du hast zum HERRN nichts gefunden,
gesagt: »Du bist mein Herr; worin ich mich vergangen hätte mit
es gibt für mich nichts Gutes außer dir!« meinen Gedanken oder mit meinem
3 Die Heiligen, die auf Erden sind, Mund.
sie sind die Edlen, an denen ich all mein 4 Beim Treiben der Menschen habe ich
Wohlgefallen habe. mich nach dem Wort deiner Lippen
4 Zahlreich werden die Schmerzen derer gehütet vor den Wegen des Gewalttätigen.
sein, die einem anderen [Gott] nacheilen; 5 Senke meine Tritte ein in deine
an ihren Trankopfern von Blut will ich Fußstapfen,
mich nicht beteiligen, damit mein Gang nicht wankend sei!
noch ihre Namen auf meine Lippen 6 Ich rufe zu dir, denn du, Gott, wirst
nehmen! mich erhören;
PSALM 17.18 595
neige dein Ohr zu mir, höre meine Rede! mein Gott ist mein Fels, in dem ich
7 Erweise deine wunderbare Gnade, mich berge,
du Retter derer, mein Schild und das Horn meines Heils,
die vor den Widersachern Zuflucht meine sichere Festung.
suchen bei deiner Rechten! 4 Den HERRN, den Hochgelobten, rief ich an
8 Behüte mich wie den Augapfel im — und wurde von meinen Feinden
Auge, errettet!
beschirme mich unter dem Schatten 5 Die Fesseln des Todes umfingen mich,
deiner Flügel die Ströme Belials schreckten mich;
9 vor den Gottlosen, die mir Gewalt 6 die Fesseln des Totenreiches
antun wollen, umschlangen mich,
vor meinen Todfeinden, die mich es ereilten mich die Fallstricke des Todes.
umringen! 7 In meiner Bedrängnis rief ich den
10 Ihr fettes [Herz] verschließen sie; HERRN an
mit ihrem Mund reden sie übermütig. und schrie zu meinem Gott;
11 Auf Schritt und Tritt umringen sie er hörte meine Stimme in seinem
uns jetzt; Tempel,
sie haben es darauf abgesehen, uns mein Schreien vor ihm drang zu seinen
zu Boden zu strecken. Ohren.
12 Sie gleichen dem Löwen, der 8 Da bebte und erzitterte die Erde;
zerreißen will, die Grundfesten der Berge wurden
dem Junglöwen, der lauert im Versteck. erschüttert
13 Steh auf, o HERR, komm ihm zuvor, und bebten, weil er zornig war.
demütige ihn! 9 Rauch stieg auf von seiner Nase
Errette meine Seele von dem Gottlosen und verzehrendes Feuer aus seinem
durch dein Schwert, Mund;
14 von den Leuten durch deine Hand, Feuersglut sprühte daraus hervor.
o HERR, 10 Er neigte den Himmel und fuhr herab,
von den Leuten dieser Welt, deren Teil und Dunkel war unter seinen Füßen.
in diesem Leben ist, 11 Er fuhr auf dem Cherub und flog
und deren Bauch du füllst mit deinem daher,
Gut; er schwebte auf den Flügeln des Windes.
sie haben Söhne genug 12 Er machte Finsternis zu seiner Hülle,
und lassen, was sie übrig haben, ihren dunkle Wasser, dichte Wolken
Kindern. zu seinem Zelt um sich her.
15 Ich aber werde dein Angesicht 13 Aus dem Glanz vor ihm gingen seine
schauen in Gerechtigkeit, Wolken über
an deinem Anblick mich sättigen, von Hagel und Feuersglut.
wenn ich erwache. 14 Dann donnerte der HERR in den
Himmeln,
Psalm 18 der Höchste ließ seine Stimme erschallen
1 Für den Vorsänger. Von dem Knecht des — Hagel und Feuersglut.
HERRN, von David, der dem HERRN die 15 Und er schoß seine Pfeile und
Worte dieses Liedes sang, an dem Tag, als zerstreute sie,
der HERR ihn aus der Hand aller seiner er schleuderte Blitze und schreckte sie.
Feinde errettet hatte, auch aus der Hand 16 Da sah man die Gründe der Wasser,
Sauls. Er sprach: und die Grundfesten des Erdkreises
2 Ich will dich von Herzen lieben, wurden aufgedeckt
o HERR, meine Stärke! von deinem Schelten, o HERR,
3 Der HERR ist mein Fels, meine Burg und von dem Schnauben deines grimmigen
mein Retter; Zorns!
596 PSALM 18
17 Er streckte [seine Hand] aus von der und wer ist ein Fels außer unserem Gott?
Höhe und ergriff mich, 33 Gott ist es, der mich umgürtet
er zog mich aus großen Wassern; mit Kraft
18 er rettete mich von meinem und meinen Weg unsträflich macht.
mächtigen Feind 34 Er macht meine Füße denen der
und von meinen Hassern, die mir zu Hirsche gleich
stark waren. und stellt mich auf meine Höhen;
19 Sie hatten mich überfallen zur Zeit 35 er lehrt meine Hände kämpfen
meines Unglücks; und meine Arme den ehernen Bogen
aber der HERR wurde mir zur Stütze. spannen.
20 Er führte mich auch heraus in die 36 Du gibst mir den Schild deines Heils,
Weite; und deine Rechte stützt mich,
er befreite mich, denn er hatte und deine Herablassung macht
Wohlgefallen an mir. mich groß.
21 Der HERR hat mir vergolten nach 37 Du machst mir Raum zum Gehen,
meiner Gerechtigkeit, und meine Knöchel wanken nicht.
nach der Reinheit meiner Hände hat er 38 Ich jagte meinen Feinden nach und
mich belohnt; holte sie ein
22 denn ich habe die Wege des HERRN und kehrte nicht um, bis sie aufgerieben
bewahrt waren;
und bin nicht abgefallen von meinem 39 ich zerschmetterte sie, daß sie nicht
Gott, mehr aufstehen konnten;
23 sondern alle seine Verordnungen sie fielen unter meine Füße.
hatte ich vor Augen 40 Du hast mich gegürtet mit Kraft
und stieß seine Satzungen nicht von mir, zum Kampf;
24 und ich hielt es ganz mit ihm du hast unter mich gebeugt, die gegen
und hütete mich vor meiner Sünde. mich aufstanden.
25 Darum vergalt mir der HERR nach 41 Du wandtest mir den Rücken meiner
meiner Gerechtigkeit, Feinde zu,
nach der Reinheit meiner Hände vor und ich habe vertilgt, die mich hassen.
seinen Augen. 42 Sie schrieen, aber da war kein Retter;
26 Gegen den Gütigen erzeigst du dich zum HERRN, aber er antwortete ihnen
gütig, nicht.
gegen den Rechtschaffenen rechtschaffen, 43 Und ich zerrieb sie zu Staub vor dem
27 gegen den Reinen erzeigst du dich Wind,
rein, warf sie hinaus wie Straßenkot.
aber dem Hinterlistigen trittst du 44 Du hast mich gerettet aus den
entgegen! Streitigkeiten des Volkes
28 Denn du rettest das elende Volk und hast mich gesetzt zum Haupt der
und erniedrigst die stolzen Augen. Heiden;
29 Ja, du zündest meine Leuchte an; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir;
der HERR, mein Gott, macht meine 45 sie gehorchen mir aufs Wort;
Finsternis licht; die Söhne der Fremde schmeicheln mir.
30 denn mit dir kann ich gegen Kriegs- 46 Die Söhne der Fremde verzagen
volk anrennen, und kommen zitternd aus ihren Burgen.
und mit meinem Gott über die Mauer 47 Der HERR lebt! Gepriesen sei mein Fels!
springen. Der Gott meines Heils sei hoch erhoben!
31 Dieser Gott — sein Weg ist vollkommen! 48 Der Gott, der mir Rache verlieh
Das Wort des HERRN ist geläutert; und die Völker unter mich zwang,
er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen. 49 der mich meinen Feinden entkom-
32 Denn wer ist Gott außer dem HERRN, men ließ.
PSALM 18.19.20 597
Ja, du hast mich erhöht über meine 11 Sie sind begehrenswerter als Gold und
Widersacher viel Feingold,
und hast mich errettet von dem Mann süßer als Honig und Honigseim.
der Gewalttat! 12 Auch dein Knecht wird durch sie
50 Darum will ich dich, o HERR, preisen belehrt,
unter den Heiden und wer sie befolgt, empfängt reichen Lohn.
und deinem Namen lobsingen, 13 Verfehlungen — wer erkennt sie?
51 dich, der seinem König große Siege Sprich mich los von denen, die verbor-
verliehen hat, gen sind!
und der Gnade erweist seinem Gesalbten, 14 Auch vor übermütigen bewahre
David und seinem Samen bis in deinen Knecht,
Ewigkeit. damit sie nicht über mich herrschen;
dann werde ich unsträflich sein
Psalm 19 und frei bleiben von großer Übertretung!
1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids. 15 Laß dir wohlgefallen die Worte meines
2 Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Mundes
Gottes, und das Sinnen meines Herzens vor dir,
und die Ausdehnung verkündigt das HERR, mein Fels und mein Erlöser!
Werk seiner Hände.
3 Es fließt die Rede Tag für Tag,
Psalm 20
Nacht für Nacht tut sich die 1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids.
Botschaft kund. 2 Der HERR antworte dir am Tag der
4 Es ist keine Rede und es sind keine Worte, Drangsal,
deren Stimme unhörbar wäre. der Name des Gottes Jakobs schütze dich!
5 Ihre Reichweite erstreckt sich über die 3 Er sende dir Hilfe aus dem Heiligtum
ganze Erde, und stärke dich aus Zion;
und ihre Worte bis ans Ende des 4 er gedenke an alle deine Speisopfer
Erdkreises. und sehe dein Brandopfer wohlgefällig
Er hat der Sonne am Himmel ein Zelt an. (Sela.)
gemacht. 5 Er gebe dir, was dein Herz begehrt,
6 Und sie geht hervor wie ein Bräutigam und lasse alle deine Vorhaben gelingen!
aus seiner Kammer 6 Wir wollen jauchzen über dein Heil
und freut sich wie ein Held, die Bahn zu und das Banner erheben im Namen
durchlaufen. unseres Gottes!
7 Sie geht an einem Ende des Himmels auf Der HERR erfülle alle deine Bitten!
und läuft um bis ans andere Ende, 7 Nun habe ich erfahren,
und nichts bleibt vor ihrer Glut daß der HERR seinem Gesalbten hilft.
verborgen. Er antwortet ihm aus seinem heiligen
8 Das Gesetz des HERRN ist vollkommen, Himmel
es erquickt die Seele; mit rettenden Machttaten seiner
das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig, Rechten.
es macht den Unverständigen weise. 8 Jene rühmen sich der Wagen und diese
9 Die Befehle des HERRN sind richtig, der Rosse;
sie erfreuen das Herz; wir aber des Namens des HERRN, unseres
das Gebot des HERRN ist lauter, Gottes.
es erleuchtet die Augen. 9 Sie sind niedergesunken und gefallen;
10 Die Furcht des HERRN ist rein, wir aber stehen fest und halten uns
sie bleibt in Ewigkeit; aufrecht.
die Bestimmungen des HERRN sind 10 O HERR, hilf!
Wahrheit, Der König antworte uns an dem Tag,
sie sind allesamt gerecht. da wir rufen!
598 PSALM 21.22
Psalm 21 14 Erhebe dich, HERR, in deiner Kraft,
1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids. so wollen wir deine Stärke besingen und
2 O HERR, der König freut sich in preisen!
deiner Kraft,
und wie frohlockt er so sehr über dein Heil! Psalm 22
3 Du hast ihm gegeben, was sein Herz 1 Dem Vorsänger. Nach [der Melodie]
wünschte, »Hindin der Morgenröte«. Ein Psalm
und ihm nicht verweigert, was seine Davids.
Lippen begehrten. (Sela.) 2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du
4 Denn du kamst ihm entgegen mit mich verlassen?b
köstlichen Segnungen, Warum bleibst du fern von meiner
du hast eine Krone aus Feingold auf sein Rettung, von den Worten meiner Klage?
Haupt gesetzt. 3 Mein Gott, ich rufe bei Tag, und du
5 Er bat dich um Leben, du hast es ihm antwortest nicht,
gegeben; und auch bei Nacht, und ich habe
Dauer der Tage für immer und ewig. keine Ruhe.
6 Groß ist seine Herrlichkeit durch 4 Aber du bist heilig,
deine Hilfe; der du wohnst unter den Lobgesängen
Hoheit und Pracht hast du auf ihn gelegt. Israels!
7 Denn du setzt ihn zum Segen 5 Auf dich haben unsere Väter vertraut;
für immer, sie vertrauten, und du hast sie errettet.
erquickst ihn mit Freude vor deinem 6 Zu dir riefen sie und haben Rettung
Angesicht. gefunden;
8 Denn der König vertraut auf den HERRN, auf dich vertrauten sie und wurden nicht
und durch die Gnade des Höchsten wird zuschanden.
er nicht wanken. 7 Ich aber bin ein Wurm und kein
9 Deine Hand wird alle deine Feinde Mensch,
finden; ein Spott der Menschen und verachtet
deine Rechte wird die finden, welche vom Volk.
dich hassen. 8 Alle, die mich sehen, spotten
10 Du wirst sie machen wie einen über mich;
feurigen Schmelzofen sie reißen den Mund auf und schütteln
zur Zeit deines Erscheinens! den Kopf:
Der HERR wird sie verschlingen in 9 »Er soll doch auf den HERRN vertrauen;
seinem Zorn, der soll ihn befreien;
das Feuer wird sie fressen. der soll ihn retten, er hat ja Lust an ihm!«
11 Ihre Frucht wirst du vom Erdboden 10 Ja, du hast mich aus dem Leib meiner
vertilgen Mutter gezogen,
und ihren Samena unter den du warst meine Zuversicht schon an
Menschenkindern. meiner Mutter Brust.
12 Denn sie sinnen Böses gegen dich; 11 Auf dich bin ich geworfen vom
sie schmieden Pläne, die sie nicht Mutterschoß an;
ausführen können. vom Leib meiner Mutter her bist du
13 Denn du machst, daß sie sich zur mein Gott.
Flucht wenden; 12 Sei nicht fern von mir! Denn Drangsal
mit deinen Bogen zielst du auf ihr ist nahe,
Angesicht. und kein Helfer ist da.

a (21,11) d.h. ihre Nachkommen. des Messias als stellvertretendes Sühnopfer am


b (22,2) Diese Worte spricht Jesus Christus am Kreuz Kreuz, als er das Zorngericht Gottes und den Hohn
(Mt 27,46). Ps 22 redet prophetisch von den Leiden der Menschen erdulden muß.
PSALM 22.23 599
13 Es umringen mich große Stiere, 27 Die Elenden sollen essen
mächtige [Stiere] von Baschana und satt werden;
umzingeln mich. die den HERRN suchen, werden ihn loben;
14 Sie sperren ihr Maul gegen mich auf euer Herz soll ewiglich leben!
wie ein reißender und brüllender Löwe. 28 Daran werden gedenken und zum
15 Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, HERRN umkehren
und alle meine Gebeine sind ausgerenkt. alle Enden der Erde,
Mein Herz ist geworden wie Wachs, und vor dir werden anbeten
zerschmolzen in meinem Innern. alle Geschlechter der Heiden.
16 Meine Kraft ist vertrocknet wie 29 Denn das Königreich gehört dem
eine Scherbe, HERRN,
und meine Zunge klebt an meinem und er ist Herrscher über die Nationen.
Gaumen, 30 Es werden essen und anbeten alle
und du legst mich in den Staub des Todes. Großen der Erde;
17 Denn Hunde umringen mich, vor ihm werden ihre Knie beugen alle,
eine Rotte von Übeltätern umgibt mich; die in den Staub hinabfahren,
sie haben meine Hände und meine Füße und wer seine Seele nicht lebendig erhal-
durchgraben. ten kann.
18 Ich kann alle meine Gebeine zählen; 31 Ein Same wird ihm dienen,
sie schauen her und sehen mich wird dem HERRN als Geschlecht zugezählt
schadenfroh an. werden.
19 Sie teilen meine Kleider unter sich 32 Sie werden kommen und seine
und werfen das Los über mein Gewand. Gerechtigkeit verkündigen
20 Du aber, o HERR, sei nicht ferne! dem Volk, das geboren wird, daß er es
O meine Stärke, eile mir zu Hilfe! vollbracht hat.
21 Errette meine Seele von dem Schwert,
meine einsame von der Gewalt der Hunde! Psalm 23
22 Errette mich aus dem Rachen 1 Ein Psalm Davids.
des Löwen! Der HERR ist mein Hirte;
— Ja, du hast mich erhört [und gerettet] mir wird nichts mangeln.
von den Hörnern der Büffel! 2 Er weidet mich auf grünen Auen
23 So will ich meinen Brüdern deinen und führt mich zu stillen Wassern.
Namen verkündigen; 3 Er erquickt meine Seele;
inmitten der Gemeinde will ich er führt mich auf rechter Straße
dich loben! um seines Namens willen.
24 Die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn! 4 Und wenn ich auch wanderte im
Ihr alle vom Samen Jakobs, ehrt ihn; finsteren Todestal,
und scheue dich vor ihm, du ganzer so fürchte ich kein Unglück;
Same Israels! denn du bist bei mir,
25 Denn er hat nicht verachtet noch dein Stecken und dein Stab, die trösten
verabscheut mich.
das Elend des Armen, 5 Du bereitest vor mir einen Tisch
und hat sein Angesicht nicht vor ihm angesichts meiner Feinde;
verborgen, du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
und als er zu ihm schrie, erhörte er ihn. mein Becher fließt über.
26 Von dir soll mein Loblied handeln in 6 Nur Güte und Gnade werden mir
der großen Gemeinde; folgen mein Leben lang,
ich will meine Gelübde erfüllen vor und ich werde bleiben im Haus des
denen, die ihn fürchten! HERRN immerdar.

a (22,13) In Baschan gab es üppiges Weideland und Viehzucht.


600 PSALM 24.25
Psalm 24 zuschanden werden, die ohne Ursache
1 Ein Psalm Davids. treulos handeln.
Dem HERRN gehört die Erde und was 4 HERR, zeige mir deine Wege
sie erfüllt, und lehre mich deine Pfade!
der Erdkreis und seine Bewohner; 5 Leite mich in deiner Wahrheit und
2 denn er hat ihn gegründet über den lehre mich,
Meeren denn du bist der Gott meines Heils;
und befestigt über den Strömen. auf dich harre ich allezeit.
3 Wer darf auf den Berg des HERRN 6 Gedenke, o HERR, an deine Barmherzigkeit
steigen? und an deine Gnade, die von Ewigkeit
Und wer darf an seiner heiligen Stätte her sind!
stehen? 7 Gedenke nicht an die Sünden meiner
4 Wer unschuldige Hände hat und ein Jugend und an meine Übertretungen;
reines Herz, gedenke aber an mich nach deiner
wer seine Seele nicht auf Trug richtet Gnade,
und nicht falsch schwört. um deiner Güte willen, o HERR!
5 Der wird Segen empfangen von 8 Der HERR ist gut und gerecht,
dem HERRN darum weist er die Sünder auf den Weg.
und Gerechtigkeit von dem Gott 9 Er leitet die Elenden in Gerechtigkeit
seines Heils. und lehrt die Elenden seinen Weg.
6 Dies ist das Geschlecht derer, die nach 10 Alle Pfade des HERRN sind Gnade
ihm fragen, und Wahrheit
die dein Angesicht suchen für die, welche seinen Bund und seine
— das ist Jakob! (Sela.) Zeugnisse bewahren.
7 Hebt eure Häuptera empor, ihr Tore, 11 Um deines Namens willen, o HERR,
und hebt euch, ihr ewigen Pforten, vergib meine Schuld; denn sie ist groß!
damit der König der Herrlichkeit 12 Wer ist der Mann, der
einziehe! den HERRN fürchtet?
8 Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Er weist ihm den Weg, den er
Es ist der HERR, der Starke und Mächtige, wählen soll.
der HERR, der Held im Streit! 13 Seine Seele wird im Guten wohnen,
9 Hebt eure Häupter empor, ihr Tore, und sein Same wird das Land besitzen.
ja, hebt [eure Häupter], ihr ewigen 14 Das Geheimnis des HERRN ist für die,
Pforten, welche ihn fürchten,
damit der König der Herrlichkeit einziehe! und seinen Bund läßt er sie erkennen.
10 Wer ist denn dieser König der 15 Meine Augen sind stets auf den HERRN
Herrlichkeit? gerichtet,
Der HERR der Heerscharen, denn er wird meine Füße
er ist der König der Herrlichkeit! (Sela.) aus dem Netz ziehen.
16 Wende dich zu mir und sei mir gnädig,
Psalm 25 denn ich bin einsam und elend!
1 Von David. 17 Die Ängste meines Herzens haben
Zu dir, o HERR, erhebe ich meine Seele; sich vermehrt;
2 mein Gott, ich vertraue auf dich! führe mich heraus aus meinen Nöten!
Laß mich nicht zuschanden werden, 18 Sieh an mein Elend und mein Leid,
daß meine Feinde nicht frohlocken und vergib mir alle meine Sünden!
über mich! 19 Sieh an meine Feinde, denn es
3 Gar keiner wird zuschanden, der auf sind viele,
dich harrt; und sie hassen mich grimmig.
20 Bewahre meine Seele und rette mich!
a (24,7) Das »Haupt« ist der obere, deckende Teil des Tores. Laß mich nicht zuschanden werden,
PSALM 25.26.27 601
denn ich vertraue auf dich! 2 Wenn Übeltäter mir nahen,
21 Lauterkeit und Redlichkeit mögen um mein Fleisch zu fressen,
mich behüten, meine Widersacher und Feinde,
denn auf dich harre ich. so müssen sie straucheln und fallen.
22 O Gott, erlöse Israel 3 Selbst wenn ein Heer sich gegen mich
aus allen seinen Nöten! lagert,
so fürchtet mein Herz sich dennoch nicht;
Psalm 26 wenn sich Krieg gegen mich erhebt,
1 Von David. so bin ich auch dabei getrost.
Schaffe mir Recht, o HERR! 4 Eines erbitte ich von dem HERRN,
Denn ich bin in meiner Lauterkeit nach diesem will ich trachten:
gewandelt daß ich bleiben darf im Haus des HERRN
und habe mein Vertrauen auf den HERRN mein ganzes Leben lang,
gesetzt; um die Lieblichkeit des HERRN zu schauen
ich werde nicht wanken. und [ihn] zu suchen in seinem Tempel.
2 Prüfe mich, HERR, und erprobe mich; 5 Denn er deckt mich in seiner Hütte
läutere meine Nieren und mein Herz! zur Zeit des Unheils,
3 Denn deine Gnade ist mir vor Augen, er verbirgt mich im Schutz seines Zeltes
und ich wandle in deiner Wahrheit. und erhöht mich auf einen Felsen.
4 Ich sitze nicht bei falschen Leuten 6 Nun ragt mein Haupt hoch
und gehe nicht um mit Hinterlistigen. über meine Feinde, die um mich
5 Ich hasse die Versammlung der her sind,
Übeltäter und ich will Jubelopfer bringen in
und sitze nicht zusammen mit den seinem Zelt;
Gottlosen. ich will singen und spielen dem HERRN.
6 Ich wasche meine Hände in Unschuld 7 O HERR, höre meine Stimme,
und umschreite deinen Altar, o HERR, wenn ich rufe;
7 um dir zu danken mit lauter Stimme sei mir gnädig und antworte mir!
und alle deine Wunder zu verkünden. 8 Mein Herz hält dir vor dein Wort:
8 HERR, ich habe lieb die Stätte deines »Sucht mein Angesicht!«
Hauses Dein Angesicht, o HERR, will ich suchen.
und den Ort, da deine Herrlichkeit wohnt! 9 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir;
9 Raffe meine Seele nicht hinweg mit den weise deinen Knecht nicht ab in
Sündern, deinem Zorn!
noch mein Leben mit den Blutbefleckten, Meine Hilfe bist du geworden;
10 an deren Händen Laster klebt verwirf mich nicht
und deren Rechte voll Bestechung ist. und verlaß mich nicht, du Gott
11 Ich aber wandle in meiner Lauterkeit; meines Heils!
erlöse micha und sei mir gnädig! 10 Wenn auch mein Vater und meine
12 Mein Fuß steht fest auf rechtem Grund; Mutter mich verlassen,
ich will den Herrn loben in den so nimmt doch der HERR mich auf.
Versammlungen! 11 Zeige mir, HERR, deinen Weg
und leite mich auf ebener Bahn
Psalm 27 um meiner Feinde willen!
1 Von David. 12 Gib mich nicht preis der Gier
Der HERR ist mein Licht und mein Heil, meiner Feinde,
vor wem sollte ich mich fürchten? denn falsche Zeugen sind gegen mich
Der HERR ist meines Lebens Kraft, aufgestanden
vor wem sollte mir grauen? und stoßen Drohungen aus.
13 Ach, wenn ich nicht gewiß wäre,
a (26,11) d.h. kaufe mich los, befreie mich. daß ich die Güte des HERRN sehen werde
602 PSALM 27.28.29.30
im Land der Lebendigen — gebt dem HERRN Ehre und Lob!
14 Harre auf den HERRN! 2 Gebt dem HERRN die Ehre seines Namens,
Sei stark, und dein Herz fasse Mut, betet den HERRN an in heiligem Schmuck!
und harre auf den HERRN! 3 Die Stimme des HERRN schallt über den
Wassern;
Psalm 28 der Gott der Herrlichkeit donnert,
1 Von David. der HERR über großen Wassern.
Zu dir, HERR, rufe ich; 4 Die Stimme des HERRN ist stark,
mein Fels, wende dich nicht schweigend die Stimme des HERRN ist herrlich.
ab von mir, 5 Die Stimme des HERRN zerbricht die
damit ich nicht denen gleich werde, die Zedern,
in die Grube hinabfahren, der HERR zerbricht die Zedern des
wenn du dich verstummend von mir Libanon,
abwendest! 6 und er macht sie hüpfen wie ein Kalb,
2 Höre die Stimme meines Flehens, den Libanon und den Sirjon wie einen
wenn ich zu dir rufe, jungen Büffel.
wenn ich meine Hände aufhebe zum 7 Die Stimme des HERRN sprüht Feuer-
Sprachort deines Heiligtums. flammen,
3 Laß mich nicht weggerafft werden mit 8 die Stimme des HERRN erschüttert die
den Gottlosen Wüste,
und mit den Übeltätern, der HERR erschüttert die Wüste Kadesch.
die friedlich reden mit ihren Nächsten 9 Die Stimme des HERRN macht Hirsch-
und doch Böses im Sinn haben! kühe gebären
4 Gib ihnen nach ihrem Tun und entblättert die Wälder,
und nach der Bosheit ihrer Handlungen; und in seinem Tempel ruft alles
gib ihnen nach den Werken ihrer Hände, »Herrlichkeit!«.
vergilt ihnen, wie sie es verdient haben! 10 Der HERR thront über der Wasserflut,
5 Denn sie achten nicht auf die Taten ja, der HERR thront als König in Ewigkeit.
des HERRN, 11 Der HERR wird seinem Volk Kraft
noch auf das Werk seiner Hände; verleihen,
er möge sie zerstören und nicht bauen! der HERR wird sein Volk segnen mit
6 Gelobt sei der HERR, Frieden!
denn er hat erhört die Stimme meines
Flehens! Psalm 30
7 Der HERR ist meine Stärke und 1 Ein Psalm; ein Lied zur Einweihung
mein Schild; des Hauses. Von David.
auf ihn hat mein Herz vertraut, 2 Ich will dich erheben, o HERR, denn du
und mir wurde geholfen. hast mich herausgezogen,
Darum frohlockt mein Herz, daß meine Feinde sich nicht freuen
und ich will ihm danken mit meinem Lied. durften über mich.
8 Der HERR ist ihre Stärke 3 HERR, mein Gott, zu dir habe ich
und die rettende Festung seines geschrieen,
Gesalbten. und du hast mich geheilt.
9 Rette dein Volk und segne dein Erbe; 4 HERR, du hast meine Seele aus dem
und weide und trage sie bis in Ewigkeit! Totenreich heraufgebracht;
du hast mich belebt aus denen, die in die
Psalm 29 Grube hinabfahren.
1 Ein Psalm Davids. 5 Lobsingt dem HERRN, ihr seine
Gebt dem HERRN, ihr Göttersöhnea, Getreuen,

a (29,1) od. Söhne der Mächtigen; verm. eine Bezeichnung für Engelmächte.
PSALM 30.31 603
und preist seinen heiligen Namen! 8 Ich will frohlocken und mich freuen
6 Denn sein Zorn währt einen Augenblick, an deiner Gnade,
seine Gnade aber lebenslang; denn du hast mein Elend angesehen,
am Abend kehrt das Weinen ein du hast auf die Nöte meiner Seele
und am Morgen der Jubel. geachtet
7 Und ich sprach, als es mir gut ging: 9 und hast mich nicht ausgeliefert in die
»Ich werde ewiglich nicht wanken!« Hand des Feindes,
8 HERR, durch deine Gnade hattest du sondern hast meine Füße in weiten
meinen Berg fest hingestellt; Raum gestellt.
als du aber dein Angesicht verbargst, 10 Sei mir gnädig, o HERR, denn mir
wurde ich bestürzt. ist angst;
9 Zu dir, HERR, rief ich; vor Gram sind schwach geworden
zum HERRN flehte ich um Gnade: mein Auge,
10 »Wozu ist mein Blut gut, meine Seele und mein Leib;
wenn ich in die Grube fahre? 11 denn mein Leben ist dahingeschwun-
Wird dir der Staub danken, den in Kummer
wird er deine Treue verkündigen? und meine Jahre mit Seufzen;
11 Höre, o HERR, und sei mir gnädig; meine Kraft ist gebrochen durch meine
HERR, sei du mein Helfer!« Schuld,
12 Du hast mir meine Klage in einen und meine Gebeine sind schwach
Reigen verwandelt; geworden.
du hast mein Trauergewand gelöst und 12 Vor all meinen Feinden bin ich zum
mich mit Freude umgürtet, Hohn geworden,
13 damit man dir zu Ehren lobsinge und meinen Nachbarn allermeist,
nicht schweige. und ein Schrecken meinen Bekannten;
O HERR, mein Gott, ich will dich ewiglich die mich auf der Gasse sehen,
preisen! fliehen vor mir.
13 Ich bin in Vergessenheit geraten, aus
Psalm 31 dem Sinn gekommen wie ein Toter;
1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids.a ich bin geworden wie ein zertrümmertes
2 Bei dir, o HERR, habe ich Zuflucht gefunden; Gefäß.
laß mich niemals zuschanden werden; 14 Denn ich habe die Verleumdung vieler
errette mich durch deine Gerechtigkeit! gehört
3 Neige dein Ohr zu mir, rette mich rasch; — Schrecken ringsum! —,
sei mir ein starker Fels, als sie sich miteinander berieten gegen mich;
eine feste Burg zu meiner Rettung! sie trachten danach, mir das Leben zu
4 Denn du bist mein Fels und meine nehmen.
Festung, 15 Aber ich vertraue auf dich, o HERR;
führe und leite du mich um deines ich sage: Du bist mein Gott!
Namens willen! 16 In deiner Hand steht meine Zeit;
5 Befreie mich aus dem Netz, das sie mir rette mich aus der Hand meiner Feinde
heimlich gestellt haben; und von meinen Verfolgern!
denn du bist meine Schutzwehr. 17 Laß dein Angesicht leuchten über
6 In deine Hand befehle ich meinen Geist; deinem Knecht;
du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott! rette mich durch deine Gnade!
7 Ich hasse die, welche trügerische 18 HERR, laß mich nicht zuschanden
Götzen verehren, werden,
und ich, ich vertraue auf den HERRN. denn ich rufe dich an!

a (31,1) Dieser Psalm weist prophetisch auf die Leiden des Messias (Christus); V. 6 spricht der sterbende Erlöser
am Kreuz (Lk 23,46).
604 PSALM 31.32.33
Zuschanden werden sollen die Gottlosen, 5 Da bekannte ich dir meine Sünde
verstummen im Totenreich! und verbarg meine Schuld nicht;
19 Die Lügenlippen sollen zum Schwei- ich sprach: »Ich will dem HERRN meine
gen gebracht werden, Übertretung bekennen!«
die frech reden gegen den Gerechten Da vergabst du mir meine Sünden-
mit Hochmut und Verachtung! schuld. (Sela.)
20 Wie groß ist deine Güte, 6 Darum soll jeder Getreue dich bitten
die du denen bewahrst, zu der Zeit, da du zu finden bist;
die dich fürchten, wenn dann große Wasser einherfluten,
und die du an denen erzeigst, werden sie ihn gewiß nicht erreichen.
die bei dir Zuflucht suchen 7 Du bist mein Schutz, du behütest mich
angesichts der Menschenkinder. vor Bedrängnis,
21 Du verbirgst sie im Schutz deines du umgibst mich mit Rettungsjubel!
Angesichtsa (Sela.)
vor den Verschwörungen der Menschen; 8 — »Ich will dich unterweisen und dir
du verbirgst sie in einer Hütte den Weg zeigen, auf dem du wandeln
vor dem Gezänk der Zungen. sollst;
22 Gelobt sei der HERR, ich will dir raten, mein Auge auf dich
denn er hat mir seine Gnade wunderbar richten.
erwiesen 9 Seid nicht wie das Roß und das
in einer festen Stadt! Maultier, die keinen Verstand haben;
23 Ich hatte zwar in meiner Bestürzung mit Zaum und Gebiß, ihrem Geschirr,
gesagt: muß man sie bändigen,
»Ich bin verstoßen von deinen Augen!« weil sie sonst nicht zu dir nahen!« —
Doch du hast die Stimme meines 10 Der Gottlose hat viele Plagen;
Flehens gehört, wer aber dem HERRN vertraut,
als ich zu dir schrie. den wird er mit Gnade umgeben.
24 Liebt den HERRN, alle seine Frommen! 11 Freut euch an dem HERRN und seid
Der HERR bewahrt die Treuen, fröhlich, ihr Gerechten,
und er vergilt reichlich dem, der und jubelt alle, die ihr aufrichtigen
hochmütig handelt. Herzens seid!
25 Seid stark, und euer Herz fasse Mut,
ihr alle, die ihr auf den HERRN harrt! Psalm 33
1 Jauchzt dem HERRN, ihr Gerechten!
Psalm 32 Den Aufrichtigen ziemt Lobgesang.
1 Von David. Ein Maskil. 2 Preist den HERRN mit der Laute,
Wohl dem, dessen Übertretung lobsingt ihm auf der zehnsaitigen Harfe!
vergeben, 3 Singt ihm ein neues Lied,
dessen Sünde zugedeckt ist! spielt gut mit Posaunenschall!
2 Wohl dem Menschen, dem der HERR 4 Denn das Wort des HERRN ist wahrhaftig,
keine Schuld anrechnet, und all sein Tun ist Treue.
und in dessen Geist keine Falschheit ist! 5 Er liebt Gerechtigkeit und Recht;
3 Als ich es verschwieg, da verfielen die Erde ist erfüllt von der Güte
meine Gebeine des HERRN.
durch mein Gestöhn den ganzen Tag. 6 Die Himmel sind durch das Wort des
4 Denn deine Hand lag schwer auf mir HERRN gemacht,
Tag und Nacht, und ihr ganzes Heer durch den Hauch
so daß mein Saft vertrocknete, seines Mundes.
wie es im Sommer dürr wird. (Sela.) 7 Er türmt die Wasser des Meeres auf wie
einen Damm
a (31,21) d.h. deiner Gegenwart. und sammelt die Fluten in Speicher.
PSALM 33.34 605
8 Alle Welt fürchte den HERRN, 3 Meine Seele rühme sich des HERRN;
und vor ihm scheue sich alles, was auf die Elenden sollen es hören und
dem Erdboden wohnt! sich freuen.
9 Denn er sprach, und es geschah; 4 Erhebt mit mir den HERRN,
er gebot, und es stand da. und laßt uns miteinander seinen Namen
10 Der HERR macht den Ratschluß der erhöhen!
Heiden zunichte, 5 Als ich den HERRN suchte, antwortete
er vereitelt die Gedanken der Völker. er mir
11 Der Ratschluß des HERRN bleibt ewig und rettete mich aus allen meinen
bestehen, Ängsten.
die Gedanken seines Herzens von 6 Die auf ihn blicken, werden strahlen,
Geschlecht zu Geschlecht. und ihr Angesicht wird nicht beschämt.
12 Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, 7 Als dieser Elende rief, hörte der HERR
dem Volk, das er sich zum Erbe erwählt und half ihm aus allen seinen Nöten.
hat! 8 Der Engel des HERRN lagert sich um die
13 Der HERR schaut herab vom Himmel, her, die ihn fürchten,
er sieht alle Menschenkinder; und er rettet sie.
14 von der Stätte seiner Wohnung schaut er 9 Schmeckt und seht, wie freundlich der
auf alle Bewohner der Erde. HERR ist;
15 Er, der ihnen allen das Herz gebildet hat, wohl dem, der auf ihn traut!
er gibt auch acht auf alle ihre Werke. 10 Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen;
16 Einem König ist nicht geholfen mit denn die ihn fürchten, haben keinen
viel Heeresmacht, Mangel.
ein Held wird nicht gerettet durch 11 Junge Löwen leiden Not und Hunger;
große Kraft; aber die den HERRN suchen, müssen
17 das Roß ist trügerisch und kann nicht nichts Gutes entbehren.
retten, 12 Kommt her, ihr Kinder, hört auf mich;
und trotz seiner großen Stärke kann man ich will euch die Furcht des HERRN lehren!
nicht entfliehen. 13 Wer ist der Mann, der Leben begehrt,
18 Siehe, das Auge des HERRN achtet auf der sich Tage wünscht, an denen er
die, welche ihn fürchten, Gutes schaut?
die auf seine Gnade harren, 14 Behüte deine Zunge vor Bösem
19 damit er ihre Seele vom Tod errette und deine Lippen, daß sie nicht
und sie am Leben erhalte in der betrügen;
Hungersnot. 15 weiche vom Bösen und tue Gutes,
20 Unsere Seele harrt auf den HERRN; suche den Frieden und jage ihm nach!
er ist unsere Hilfe und unser Schild. 16 Die Augen des HERRN achten auf die
21 Ja, an ihm wird unser Herz sich Gerechten
freuen, und seine Ohren auf ihr Schreien;
denn wir vertrauen auf seinen heiligen 17 das Angesicht des HERRN steht gegen
Namen. die, welche Böses tun,
22 Deine Gnade, o HERR, sei über uns, um ihr Andenken von der Erde zu
wie wir es von dir erhoffen! vertilgen.
18 Wenn jene rufen, so hört der HERR
Psalm 34 und rettet sie aus all ihrer Bedrängnis.
1 Von David. Als er sich wahnsinnig stellte 19 Der HERR ist nahe denen, die
vor Abimelech und dieser ihn von sich zerbrochenen Herzens sind,
wegtrieb und er fortging. und er hilft denen, die zerschlagenen
2 Ich will den HERRN preisen allezeit, Geistes sind.
sein Lob soll immerzu in meinem Mund 20 Der Gerechte muß viel Böses erleiden;
sein. aber aus allem rettet ihn der HERR.
606 PSALM 34.35
21 Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, 11 Es treten ungerechte Zeugen auf;
daß nicht eines von ihnen zerbrochen wird. sie stellen mich zur Rede über Dinge,
22 Den Gottlosen wird das Böse töten, von denen ich nichts weiß.
und die den Gerechten hassen, müssen 12 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem;
es büßen. verwaist ist meine Seele.
23 Der HERR erlöst die Seele seiner 13 Ich aber legte das Trauergewand an,
Knechte, als sie krank waren;
und alle, die auf ihn vertrauen, werden ich beugte meine Seele mit Fasten
es nicht zu büßen haben. und betete gesenkten Hauptes für sie;
14 ich ging einher, als wäre es mein
Psalm 35 Freund, mein Bruder,
1 Von David. und lief trauernd gebeugt,
HERR, führe meine Sache gegen meine wie einer, der um seine Mutter Leid trägt.
Widersacher, 15 Dennoch freuen sie sich, wenn ich
streite mit denen, die gegen mich wanke, und rotten sich zusammen;
streiten! Lästermäuler sammeln sich gegen mich,
2 Ergreife Kleinschild und Langschild ich weiß nicht warum;
und erhebe dich, um mir zu helfen! sie lästern ohne Aufhören.
3 Zücke den Speer und tritt meinen 16 Mit gottlosen Schmarotzern
Verfolgern entgegen; fletschen sie die Zähne über mich.
sprich zu meiner Seele: Ich bin deine 17 O Herr, wie lange willst du zusehen?
Rettung! Befreie meine Seele von ihrem Gebrüll,
4 Es sollen beschämt und zuschanden meine einsame von den Löwen!
werden, 18 Ich will dir danken in der großen
die mir nach dem Leben trachten; Gemeinde,
es sollen zurückweichen und schamrot unter zahlreichem Volk will ich dich
werden, rühmen.
die mein Unglück wollen! 19 Es sollen sich nicht über mich freuen,
5 Sie sollen werden wie Spreu vor dem die mir ohne Ursache feind sind;
Wind, es sollen nicht mit den Augen zwinkern,
und der Engel des HERRN bringe sie zu Fall! die mich ohne Grund hassen;
6 Ihr Weg sei finster und glatt, 20 denn sie reden nicht, was zum
und der Engel des HERRN verfolge sie! Frieden dient,
7 Denn ohne Ursache haben sie mir sondern ersinnen Verleumdungen gegen
heimlich ihr Netz gestellt, die Stillen im Land.
ohne allen Grund meiner Seele eine 21 Sie sperren ihr Maul weit auf über mich
Grube gegraben. und rufen: »Haha, haha! Nun sieht es
8 So soll ihn unversehens Verderben unser Auge!«
ereilen; 22 Du hast es gesehen, o HERR;
und das Netz, das er heimlich gestellt schweige nicht!
hat, soll ihn selber fangen, Herr, sei nicht fern von mir!
so daß er ins Verderben stürzt. 23 Erhebe dich und erwache, um mir
9 Aber meine Seele soll sich freuen Recht zu schaffen,
am HERRN für meine Sache, mein Gott und mein Herr!
und frohlocken über seine Rettung! 24 Schaffe mir Recht nach deiner
10 Alle meine Gebeine sollen sagen: Gerechtigkeit, HERR, mein Gott,
HERR, wer ist dir gleich, daß sie sich nicht freuen dürfen
der du den Elenden errettest von dem, über mich,
der stärker ist als er, 25 daß sie nicht sagen können
ja, den Elenden und Armen von dem, in ihren Herzen:
der ihn beraubt! »Haha, so haben wir’s gewollt!«
PSALM 35.36.37 607
Laß sie nicht sagen: »Wir haben ihn 11 Erweise deine Gnade auch weiterhin
verschlungen!« denen, die dich kennen,
26 Es sollen alle zuschanden werden und deine Gerechtigkeit denen, die
und sich schämen, aufrichtigen Herzens sind!
die sich über mein Unglück freuen; 12 Laß den Fuß der Hochmütigen mich
in Scham und Schande sollen sich nicht erreichen,
kleiden, und die Hand der Gottlosen mich
die gegen mich großtun. nicht vertreiben!
27 Aber jauchzen und fröhlich sein sollen 13 Dort sind die Übeltäter gefallen;
alle, sie wurden niedergestoßen und konnten
die meine Rechtfertigung wünschen; nicht mehr aufstehen.
sie sollen allezeit sagen: Der HERR sei
hochgelobt, Psalm 37
der das Heil seines Knechtes will! 1 Von David.
28 Und meine Zunge soll reden von Erzürne dich nicht über die Bösen,
deiner Gerechtigkeit, und ereifere dich nicht über die
von deinem Lob allezeit! Übeltäter!
2 Denn sie werden schnell verdorren wie
Psalm 36 das Gras
1 Dem Vorsänger. Von David, dem Knecht und verwelken wie das grüne Kraut.
des HERRN. 3 Vertraue auf den HERRN und tue Gutes,
2 Ein Urteil über die Abtrünnigkeit des wohne im Land und übe Treue;
Gottlosen [kommt] aus der Tiefe meines 4 und habe deine Lust am HERRN,
Herzens: so wird er dir geben, was dein Herz
Die Gottesfurcht gilt nichts vor seinen begehrt!
Augen! 5 Befiehl dem HERRN deinen Weg,
3 Denn es schmeichelt ihm in seinen und vertraue auf ihn, so wird er es
Augen, vollbringen.
seine Missetat zu vollbringen, zu hassen. 6 Ja, er wird deine Gerechtigkeit
4 Die Worte seines Mundes sind Lug und aufgehen lassen wie das Licht
Trug; und dein Recht wie den hellen Mittag.
er hat aufgehört, verständig und gut zu 7 Halte still dem HERRN und warte
sein. auf ihn!
5 Auf seinem Lager brütet er Bosheit aus, Erzürne dich nicht über den,
er stellt sich auf einen Weg, der nicht gut ist; dessen Weg gelingt,
das Böse verabscheut er nicht. — über den Mann, der Arglist übt.
6 HERR, deine Gnade reicht bis zum 8 Steh ab vom Zorn und laß den Grimm;
Himmel, erzürne dich nicht! Es entsteht nur Böses
deine Treue bis zu den Wolken! daraus.
7 Deine Gerechtigkeit ist wie die Berge 9 Denn die Übeltäter werden ausgerottet;
Gottes, die aber auf den HERRN harren, werden
deine Gerichte sind wie die große Flut; das Land erben.
du, o HERR, rettest Menschen und Tiere. 10 Nur noch eine kurze Zeit, so wird der
8 Wie köstlich ist deine Gnade, o Gott, Gottlose nicht mehr sein,
daß Menschenkinder Zuflucht finden und wenn du dich nach seiner Wohnung
unter dem Schatten deiner Flügel! erkundigst, ist er nicht mehr da.
9 Sie laben sich an den reichen Gütern 11 Aber die Sanftmütigen werden das
deines Hauses, Land erben
mit dem Strom deiner Wonne tränkst du sie. und sich großen Friedens erfreuen.
10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, 12 Der Gottlose heckt Pläne aus gegen
in deinem Licht schauen wir das Licht. den Gerechten
608 PSALM 37
und knirscht gegen ihn mit den Zähnen; 27 Weiche vom Bösen und tue Gutes,
13 aber der Herr lacht über ihn; so wirst du ewiglich bleiben!
denn er sieht, daß sein Tag kommt. 28 Denn der HERR hat das Recht lieb
14 Die Gottlosen haben das Schwert und verläßt seine Getreuen nicht;
gezückt und ihren Bogen gespannt, sie werden ewiglich bewahrt,
um den Elenden und Armen zu fällen aber der Same der Gottlosen wird
und die umzubringen, die aufrichtig ausgerottet.
wandeln. 29 Die Gerechten werden das Land erben
15 Ihr Schwert wird in ihr eigenes Herz und für immer darin wohnen.
dringen, 30 Der Mund des Gerechten verkündet
und ihre Bogen werden zerbrechen! Weisheit,
16 Das Wenige, das ein Gerechter hat, und seine Zunge redet Recht.
ist besser als der Überfluß vieler 31 Das Gesetz seines Gottes ist in seinem
Gottloser. Herzen,
17 Denn die Arme der Gottlosen werden und seine Schritte wanken nicht.
zerbrochen, 32 Der Gottlose lauert auf den Gerechten
aber die Gerechten stützt der HERR. und sucht ihn zu töten.
18 Der HERR kennt die Tage der Recht- 33 Aber der HERR wird ihn nicht seiner
schaffenen, Hand überlassen
und ihr Erbe wird ewiglich bestehen. und ihn nicht verurteilen, wenn er
19 Sie sollen nicht zuschanden werden gerichtet wird.
zur bösen Zeit, 34 Harre auf den HERRN und bewahre
sondern genug haben auch in den Tagen seinen Weg,
der Hungersnot. so wird er dich erhöhen, daß du
20 Aber die Gottlosen werden das Land erbst.
umkommen, Wenn die Gottlosen ausgerottet werden,
und die Feinde des HERRN sind wie die wirst du es sehen!
Pracht der Auen; 35 Ich sah einen Gottlosen, der war
sie vergehen, im Rauch vergehen sie. gewalttätig
21 Der Gottlose borgt und zahlt nicht und breitete sich aus wie ein grünender,
zurück; tiefwurzelnder Baum.
der Gerechte aber ist barmherzig und 36 Aber als man wieder vorbeiging,
gibt. da war er nicht mehr;
22 Denn die von Ihm Gesegneten werden ich suchte ihn, doch er war nicht mehr
das Land erben, zu finden.
aber die von Ihm Verfluchten sollen 37 Achte auf den Unschuldigen und sieh
ausgerottet werden. auf den Aufrichtigen;
23 Vom HERRN werden die Schritte des denn für den Mann des Friedens gibt es
Mannes bestätigt, eine Zukunft!
wenn Ihm sein Weg gefällt. 38 Die Übertreter jedoch werden
24 Fällt er, so wird er nicht hingestreckt allesamt vertilgt,
liegenbleiben; und die Zukunft der Gottlosen wird
denn der HERR stützt seine Hand. abgeschnitten.
25 Ich bin jung gewesen und alt 39 Die Rettung der Gerechten kommt
geworden, von dem HERRN;
doch habe ich nie den Gerechten er ist ihre Zuflucht zur Zeit der Drangsal.
verlassen gesehen, 40 Der HERR wird ihnen beistehen und sie
oder seinen Samen um Brot betteln. erretten,
26 Er ist allezeit barmherzig er wird sie erretten von den Gottlosen
und leiht gern, und ihnen helfen;
und sein Same wird zum Segen. denn sie bergen sich bei ihm.
PSALM 38.39 609
Psalm 38 18 Denn ich bin nahe daran zu fallen,
1 Ein Psalm Davids. Zum Gedenken. und mein Schmerz ist stets vor mir.
2 HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn, 19 Denn ich bekenne meine Schuld
züchtige mich nicht in deinem Grimm! und bin bekümmert wegen meiner Sünde.
3 Denn deine Pfeile haben mich 20 Meine Feinde aber gedeihen und sind
getroffen, mächtig,
und deine Hand liegt schwer auf mir. und zahlreich sind, die mich unter
4 Es ist nichts Unversehrtes an meinem falschem Vorwand hassen.
Fleisch vor deinem Zorn, 21 Die mir Gutes mit Bösem vergelten,
nichts Heiles an meinen Gebeinen sind meine Widersacher, weil ich dem
wegen meiner Sünde. Guten nachjage.
5 Denn meine Verschuldungen gehen 22 Verlaß mich nicht, o HERR!
über mein Haupt; Mein Gott, sei nicht fern von mir!
wie eine schwere Last sind sie, zu schwer 23 Eile zu meiner Hilfe,
für mich. o Herr, mein Heil!
6 Meine Wunden stinken und eitern
um meiner Torheit willen. Psalm 39
7 Ich bin tief gebeugt und niedergedrückt; 1 Dem Vorsänger, dem Jeduthun.
ich gehe trauernd einher den ganzen Tag; Ein Psalm Davids.
8 denn meine Lenden sind voll Brand, 2 Ich habe gesagt: Ich will auf meine
und es ist nichts Unversehrtes an Wege achten,
meinem Fleisch. daß ich nicht sündige mit meiner Zunge;
9 Ich bin ganz kraftlos und zermalmt; ich will meinen Mund im Zaum halten,
ich schreie vor Unruhe meines Herzens. solange der Gottlose vor mir ist.
10 O Herr, all mein Verlangen ist vor dir 3 Ich war gänzlich verstummt, schwieg
offenbar, auch vom Guten,
und mein Seufzen ist dir nicht verborgen! aber mein Schmerz fraß in mir.
11 Mein Herz pocht heftig, meine Kraft 4 Mein Herz entbrannte in mir,
hat mich verlassen, durch mein Nachsinnen wurde ein Feuer
und selbst das Licht meiner Augen ist entzündet,
mir geschwunden. da redete ich mit meiner Zunge:
12 Meine Lieben und Freunde stehen 5 Laß mich mein Ende wissen, o HERR,
abseits wegen meiner Plage, und was das Maß meiner Tage ist,
und meine Nächsten halten sich fern. damit ich erkenne, wie vergänglich ich bin!
13 Die mir nach dem Leben trachten, 6 Siehe, nur Handbreiten lang hast du
legen mir Schlingen, meine Tage gemacht,
und die mein Unglück suchen, bespre- und die Dauer meines Lebens ist wie
chen meinen Untergang; nichts vor dir.
sie ersinnen Lügen den ganzen Tag. Wahrlich, jeder Mensch, wie fest er auch
14 Ich aber bin wie ein Tauber und höre steht, ist nur ein Hauch! (Sela.)
nichts, 7 Ja, als Schattenbild geht der Mensch
und wie ein Stummer, der seinen Mund einher;
nicht auftut. nur um Nichtigkeit machen sie so viel Lärm!
15 Ja, ich bin wie einer, der nichts hört, Er häuft auf und weiß nicht, wer es
und in dessen Mund kein Widerspruch ist. einsammeln wird.
16 Denn auf dich, HERR, harre ich; 8 Und nun, Herr, worauf soll ich hoffen?
du wirst antworten, o Herr, mein Gott! Meine Hoffnung gilt dir allein!
17 Denn ich sagte: Daß sie nur nicht über 9 Errette mich von allen meinen
mich frohlocken, Übertretungen,
nicht großtun gegen mich, wenn mein mache mich nicht dem Narren zum
Fuß wankt! Gespött!
610 PSALM 39.40
10 Ich schweige und tue meinen Mund Brandopfer und Sündopfer hast du nicht
nicht auf; verlangt.
denn du hast es getan. 8 Da sprach ich: Siehe, ich komme,
11 Nimm deine Plage von mir, in der Buchrolle steht von mir geschrieben;
denn ich vergehe wegen der Schläge 9 deinen Willen zu tun, mein Gott,
deiner Hand! begehre ich,
12 Wenn du jemand züchtigst mit Strafen und dein Gesetz ist in meinem Herzen.
um der Sünde willen, 10 Ich habe Gerechtigkeit als frohe
so läßt du seine Schönheit vergehen wie Botschaft verkündigt
die Motte in der großen Gemeinde;
— jeder Mensch ist nur ein Hauch! siehe, ich will meine Lippen nicht
(Sela.) verschließen,
13 HERR, höre mein Gebet und vernimm HERR, das weißt du!
mein Schreien! 11 Deine Gerechtigkeit verbarg ich nicht
Schweige nicht zu meinen Tränen; in meinem Herzen,
denn ich bin ein Gast bei dir, ich redete von deiner Wahrheit und von
ein Fremdling wie alle meine Väter. deinem Heil;
14 Blicke weg von mir, damit ich wieder deine Gnade und Wahrheit verschwieg
froh werde, ich nicht
bevor ich dahinfahre und nicht mehr bin! vor der großen Gemeinde.
12 Du, HERR, wollest dein Herz nicht vor
Psalm 40 mir verschließen;
1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids. laß deine Gnade und deine Wahrheit
2 Beharrlich habe ich auf den HERRN geharrt, mich allezeit behüten!
da neigte er sich zu mir und erhörte 13 Denn Übel ohne Zahl haben mich
mein Schreien. umringt,
3 Er zog mich aus der Grube des meine Verschuldungen haben mich
Verderbens, ergriffen; ich kann sie nicht überschauen;
aus dem schmutzigen Schlamm, sie sind zahlreicher als die Haare meines
und stellte meine Füße auf einen Fels; Hauptes,
er machte meine Schritte fest und mein Mut hat mich verlassen.
4 und gab mir ein neues Lied 14 HERR, laß es dir gefallen, mich zu retten;
in meinen Mund, HERR, eile mir zu Hilfe!
ein Lob für unseren Gott. 15 Es sollen sich alle schämen und
Das werden viele sehen und sich fürchten schamrot werden,
und werden auf den HERRN vertrauen. die mir nach dem Leben trachten, um es
5 Wohl dem, der sein Vertrauen auf den wegzuraffen;
HERRN setzt es sollen zurückweichen und zuschan-
und sich nicht zu den Aufgeblasenen den werden,
wendet die mein Unglück suchen!
und zu den abtrünnigen Lügnern. 16 Erstarren sollen wegen ihrer eigenen
6 HERR, mein Gott, [wie] zahlreich sind Schmach,
die Wunder, die du getan hast, die zu mir sagen: »Haha, haha«!
und deine Pläne, die du für uns 17 Es sollen fröhlich sein und sich freuen
gemacht hast; in dir
dir ist nichts gleich! alle, die dich suchen;
Wollte ich sie verkündigen und davon die dein Heil lieben,
reden sollen allezeit sagen:
— es sind zu viele, um sie aufzuzählen. »Der HERR ist groß!«
7 Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; 18 Bin ich auch elend und arm
Ohren aber hast du mir bereitet; — für mich sorgt der Herr.
PSALM 40.41.42 611
Du bist meine Hilfe und mein Retter; ZWEITES BUCH
mein Gott, säume nicht! (Psalm 42 – 72)
Psalm 42
Psalm 41 1 Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs.
1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids. Ein Maskil.
2 Wohl dem, der sich des Armen annimmt; 2 Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen,
der HERR wird ihn erretten zur bösen Zeit. so lechzt meine Seele, o Gott, nach dir!
3 Der HERR wird ihn bewahren und am 3 Meine Seele dürstet nach Gott,
Leben erhalten, nach dem lebendigen Gott:
er wird glücklich gepriesen im Land; Wann werde ich kommen
ja, du wirst ihn nicht der Gier seiner und erscheinen vor Gottes Angesicht?
Feinde ausliefern! 4 Meine Tränen sind meine Speise
4 Der HERR wird ihn erquicken auf bei Tag und bei Nacht,
seinem Krankenlager; weil man täglich zu mir sagt:
du machst, daß es ihm besser geht, wenn Wo ist [nun] dein Gott?
er krank ist. 5 Daran will ich denken, und meine
5 Ich sprach: HERR, sei mir gnädig! Seele in mir ausschütten,
Heile meine Seele, denn ich habe gegen wie ich dahinzog im Gedränge,
dich gesündigt! mit ihnen feierlich dahinschritt zum
6 Meine Feinde wünschen mir Unglück: Haus Gottes
»Wann wird er sterben, daß sein Name unter lautem Jubel und Lobgesang,
untergeht?« in der feiernden Menge.
7 Und wenn einer kommt, um mich zu 6 Was betrübst du dich, meine Seele,
besuchen, so redet er Lügen; und bist so unruhig in mir?
sein Herz sammelt sich Bosheit, Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch
er geht hinaus und spricht davon. danken
8 Alle, die mich hassen, flüstern für die Hilfe, die von seinem Angesicht
miteinander über mich; kommt!
sie haben mir Böses zugedacht: 7 Mein Gott, meine Seele ist betrübt in mir;
9 »Ein Belialsspruch haftet ihm an; darum gedenke ich an dich
wenn er daliegt, steht er nicht wieder auf!« im Land des Jordan und der Hermongipfel,
10 Auch mein Freund, dem ich vertraute, am Berg Mizar.
der mein Brot aß,a 8 Eine Flut ruft der anderen beim
hat die Ferse gegen mich erhoben. Rauschen deiner Wasserstürze;
11 Du aber, HERR, sei mir gnädig und alle deine Wellen und Wogen sind über
richte mich auf, mich gegangen.
so will ich es ihnen vergelten. 9 Am Tag wird der HERR seine Gnade
12 Daran erkenne ich, daß du Gefallen entbieten,
an mir hast, und in der Nacht wird sein Lied
daß mein Feind nicht über mich bei mir sein,
triumphieren darf. ein Gebet zu dem Gott meines Lebens.
13 Mich aber hast du in meiner 10 Ich will sprechen zu Gott, meinem Fels:
Lauterkeit erhalten Warum hast du mich vergessen?
und läßt mich vor deinem Angesicht Warum muß ich trauernd einhergehen,
stehen auf ewig. weil mein Feind mich bedrängt?
11 Wie Zermalmung meiner Gebeine
14 Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, ist der Hohn meiner Bedränger,
von Ewigkeit zu Ewigkeit! weil sie täglich zu mir sagen:
Amen, ja, Amen! Wo ist [nun] dein Gott?

a (41,10) ein Zeichen der Gemeinschaft und eine Verpflichtung, Frieden zu halten (vgl. Jos 9,14).
612 PSALM 42.44
12 Was betrübst du dich, meine Seele, 6 Durch dich wollen wir unsere Feinde
und bist so unruhig in mir? niederstoßen;
Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch in deinem Namen wollen wir unsere
danken, Widersacher zertreten.
daß er meine Rettung und mein Gott ist! 7 Denn ich verlasse mich nicht auf
meinen Bogen,
Psalm 43 und mein Schwert kann mir nicht helfen;
1 Schaffe mir Recht, o Gott, und führe 8 sondern du rettest uns von unseren
meine Sache gegen ein unbarmherziges Volk; Feinden
errette mich von dem Mann der Lüge und machst zuschanden, die uns hassen.
und des Unrechts! 9 In Gott rühmen wir uns alle Tage,
2 Denn du bist der Gott, der mich schützt; und deinen Namen loben wir ewiglich.
warum verwirfst du mich? (Sela.)
Warum muß ich trauernd einhergehen, 10 Und doch hast du uns verworfen und
weil mein Feind mich bedrängt? zuschanden werden lassen
3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, und bist nicht ausgezogen mit unseren
daß sie mich leiten, Heerscharen.
mich bringen zu deinem heiligen Berg 11 Du hast uns zurückweichen lassen vor
und zu deinen Wohnungen, dem Feind,
4 daß ich komme zum Altar Gottes, und die uns hassen, haben sich Beute
zu dem Gott, der meine Freude und geraubt.
Wonne ist, 12 Du hast uns wie Schafe zum Fraß
und dich preise auf der Laute, hingegeben
o Gott, mein Gott! und hast uns unter die Heiden zerstreut.
5 Was betrübst du dich, meine Seele, 13 Du hast dein Volk um ein Geringes
und bist so unruhig in mir? verkauft
Harre auf Gott! Denn ich werde ihm und hast nicht viel dafür verlangt.
noch danken, 14 Du hast uns der Beschimpfung
daß er meine Rettung und mein Gott ist! unserer Nachbarn ausgesetzt,
dem Spott und Hohn derer, die uns
Psalm 44 umgeben.
1 Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs. 15 Du hast uns zum Sprichwort unter
Ein Maskil. den Heiden gemacht,
2 O Gott, mit unseren eigenen Ohren daß die Völker den Kopf über uns
haben wir es gehört, schütteln.
unsere Väter haben es uns erzählt, 16 Alle Tage ist meine Schmach vor mir,
was du für Taten getan hast zu ihrer Zeit, und Scham bedeckt mein Angesicht
in den Tagen der Vorzeit! 17 wegen der Stimme des Spötters und
3 Du hast mit deiner Hand die Heiden- Lästerers,
völker vertrieben, wegen des Feindes, des Rachgierigen.
sie aber gepflanzt; 18 Dies alles ist über uns gekommen,
du hast Völker zerschmettert, und doch haben wir dich nicht vergessen,
sie aber ausgebreitet. noch treulos gehandelt gegen deinen Bund.
4 Denn nicht mit ihrem Schwert haben 19 Unser Herz hat sich nicht zurückgewandt,
sie das Land gewonnen, noch sind unsere Schritte abgewichen
und nicht ihr Arm hat ihnen geholfen, von deinem Pfad;
sondern deine rechte Hand und dein Arm 20 dennoch hast du uns zermalmt am
und das Licht deines Angesichts; Ort der Schakale
denn du hattest Wohlgefallen an ihnen. und uns mit Todesschatten bedeckt.
5 Du bist derselbe, mein König, o Gott; 21 Hätten wir den Namen unseres Gottes
gebiete du Rettung für Jakob! vergessen
PSALM 44.45.46 613
und unsere Hände ausgestreckt zu darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt
einem fremden Gott, mit dem Öl der Freuden mehr als deine
22 würde Gott das nicht erforschen? Gefährten.
Er kennt ja die Geheimnisse des Herzens. 9 Nach Myrrhe, Aloe und Kassia duften
23 Ja, um deinetwillen werden wir getötet deine Kleider;
den ganzen Tag; Saitenspiel erfreut dich aus Palästen von
wie Schlachtschafe sind wir geachtet. Elfenbein.
24 Herr, erhebe dich! Warum schläfst du? 10 Königstöchter stehen in deinem
Wache auf und verstoße uns nicht Schmuck,
für immer! die Gemahlin zu deiner Rechten in Gold
25 Warum verbirgst du dein Angesicht von Ophir.
und vergißt unser Elend und unsere 11 Höre, Tochter, schau her und neige
Bedrängnis? dein Ohr;
26 Denn unsere Seele ist in den Staub vergiß dein Volk und das Haus deines Vaters!
gebeugt, 12 Und wird der König deine Schönheit
und unser Leib klebt am Erdboden. begehren
27 Mache dich auf und komm uns zu Hilfe, — denn er ist dein Herr —, so huldige ihm!
und erlöse uns um deiner Gnade willen! 13 Und die Tochter Tyrus [wird kommen]
mit Geschenken;
Psalm 45 die Reichsten des Volkes werden deine
1 Dem Vorsänger. Nach [der Melodie] Gunst suchen.
»Lilien«. Von den Söhnen Korahs. 14 Ganz herrlich ist die Königstochter
Ein Maskil; ein Lied der Liebe.a im Innern;
2 Mein Herz fließt über mit einem aus gewirktem Gold ist ihr Gewand.
lieblichen Lied. 15 In gestickten Kleidern wird sie dem
Ich sage: Meine Gedichte sind für den König zugeführt;
König bestimmt, die Jungfrauen, die sie begleiten, ihre
meine Zunge ist der Griffel eines Gefährtinnen,
gewandten Schreibers. sie werden zu dir gebracht.
3 Du bist schöner als die Menschenkinder; 16 Man führt sie mit Freuden und
Gnade ist ausgegossen über deine Frohlocken,
Lippen; und sie ziehen ein in den Palast des Königs.
darum hat Gott dich gesegnet auf ewig. 17 An die Stelle deiner Väter werden
4 Gürte dein Schwert an die Seite, du Held, deine Söhne treten,
deine Majestät und deine Pracht! du wirst sie als Fürsten einsetzen
5 In deiner Pracht fahre siegreich einher im ganzen Land.
für die Sache der Wahrheit, der Sanftmut 18 Ich will deinen Namen verkünden in
und Gerechtigkeit, allen Geschlechtern;
und deine Rechte lehre dich darum werden dich die Völker preisen
furchterregende Taten! immer und ewiglich.
6 Deine Pfeile sind scharf, sie
unterwerfen dir die Völker; Psalm 46
sie dringen ins Herz der Feinde des Königs. 1 Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs.
7 Dein Thron, o Gott, bleibt immer Auf Alamoth. Ein Lied.
und ewig; 2 Gott ist unsere Zuflucht und Stärke,
das Zepter deines Reiches ist ein Zepter ein Helfer, bewährt in Nöten.
des Rechts! 3 Darum fürchten wir uns nicht, wenn
8 Du liebst die Gerechtigkeit und haßt auch die Erde umgekehrt wird
die Gesetzlosigkeit, und die Berge mitten ins Meer sinken,

a (45,1) Dieser Psalm wird im NT auf den Messias (Christus) gedeutet (vgl. Hebr 1,8).
614 PSALM 46.47.48
4 wenn auch seine Wasser wüten und 6 Gott ist aufgefahren mit Jauchzen,
schäumen der HERR mit Hörnerschall.
und die Berge zittern vor seinem 7 Lobsingt Gott, lobsingt!
Ungestüm. (Sela.) Lobsingt unserem König, lobsingt!
5 Ein Strom mit seinen Bächen erfreut 8 Denn Gott ist König der ganzen Erde;
die Stadt Gottes, lobsingt mit Einsicht!
das Heiligtum der Wohnungen des 9 Gott herrscht über die Völker;
Höchsten. Gott sitzt auf seinem heiligen Thron.
6 Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht 10 Die Edlen der Völker haben sich
wanken; versammelt
Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen [und] das Volk des Gottes Abrahams;
anbricht. denn Gott gehören die Schildea der Erde;
7 Die Völker toben, die Königreiche er ist sehr erhaben.
wanken;
wenn Er seine Stimme erschallen läßt, Psalm 48
dann zerschmilzt die Erde. 1 Ein Lied; ein Psalm. Von den Söhnen
8 Der HERR der Heerscharen ist mit uns; Korahs.
der Gott Jakobs ist unsere sichere Burg! 2 Groß ist der HERR und hoch zu loben
(Sela.) in der Stadt unsres Gottes, auf seinem
9 Kommt her, schaut die Werke des heiligen Berg.
HERRN, 3 Schön erhebt sich, die Freude der
der Verwüstungen angerichtet hat auf ganzen Erde,
Erden, der Berg Zion auf der Seite des Nordens
10 der den Kriegen ein Ende macht bis — die Stadt des großen Königs.
ans Ende der Erde, 4 Gott hat in ihren Palästen
der den Bogen zerbricht, den Speer als sichere Burg sich kundgetan.
zerschlägt 5 Denn siehe, die Könige hatten sich
und die Wagen mit Feuer verbrennt! verbündet
11 »Seid still und erkennt, daß ich Gott bin; und waren miteinander herangezogen.
ich werde erhaben sein unter den 6 Sie sahen — da staunten sie;
Völkern, sie erschraken und flohen ängstlich
ich werde erhaben sein auf der Erde!« davon.
12 Der HERR der Heerscharen ist mit uns, 7 Zittern ergriff sie dort,
der Gott Jakobs ist unsere sichere Burg! Wehen wie eine Gebärende.
(Sela.) 8 Du zerbrichst die [stolzen] Tarsisschiffe
durch einen Sturm von Osten.
Psalm 47 9 Wie wir es gehört haben, so haben wir
1 Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs. es gesehen
Ein Psalm. in der Stadt des HERRN der Heerscharen,
2 Klatscht in die Hände, ihr Völker alle! in der Stadt unsres Gottes.
Jauchzt Gott zu mit fröhlichem Schall! Gott wird sie erhalten bis in Ewigkeit!
3 Denn der HERR, der Höchste, ist zu (Sela.)
fürchten, 10 Wir gedenken, o Gott, an deine Gnade
ein großer König über die ganze Erde. inmitten deines Tempels.
4 Er wird die Völker uns unterwerfen 11 Wie dein Name, o Gott, so reicht auch
und die Nationen unter unsere Füße. dein Ruhm
5 Er wird unser Erbteil für uns erwählen, bis an die Enden der Erde;
den Stolz Jakobs, den er geliebt hat. deine Rechte ist voller Gerechtigkeit.
(Sela.) 12 Der Berg Zion freut sich,
die Töchter Judas frohlocken
a (47,10) ein bildhaftes Wort für Herrscher. um deiner Gerichte willen.
PSALM 48.49.50 615
13 Geht rings um Zion, 13 Aber der Mensch in seiner Pracht
geht rings um sie herum, bleibt nicht;
zählt ihre Türme! er gleicht dem Vieh, das umgebracht wird.
14 Beachtet ihre Bollwerke, 14 Dieser ihr Weg ist ihre Torheit,
durchschreitet ihre Paläste, und doch haben ihre Nachkommen
damit ihr es erzählt dem künftigen Wohlgefallen an ihren Worten. (Sela.)
Geschlecht, 15 Herdenweise sinken sie ins Totenreich
15 daß dieser Gott unser Gott ist für hinab;
immer und ewig; der Tod weidet sie,
er führt uns über den Tod hinaus! und die Redlichen werden am Morgen
über sie herrschen.
Psalm 49 Das Totenreich verzehrt ihre Gestalt
1 Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs. fern von ihrer Wohnung.
Ein Psalm. 16 Aber Gott wird meine Seele aus der
2 Hört dies, ihr Völker alle, Gewalt des Totenreichs erlösen;
horcht doch auf, alle Bewohner der Welt, denn er wird mich aufnehmen! (Sela.)
3 ihr Menschenkinder und Herrensöhne, 17 Fürchte dich nicht, wenn einer reich wird,
alle miteinander, reich und arm! wenn die Herrlichkeit seines Hauses
4 Mein Mund soll Weisheit reden groß wird;
und das Denken meines Herzens 18 denn bei seinem Tod nimmt er das
verständig sein. alles nicht mit,
5 Ich will mein Ohr zu einer Gleichnis- seine Herrlichkeit fährt ihm nicht nach!
rede neigen 19 Denn er preist sich glücklich, solange
und beim Lautenspiel mein Rätsel er lebt
eröffnen. — und man lobt dich, wenn es dir gut
6 Warum sollte ich mich fürchten zur geht! —,
bösen Zeit, 20 bis auch er eingehen wird
wenn mich die Missetat meiner Verfolger zum Geschlecht seiner Väter,
umringt? die in Ewigkeit das Licht nicht sehen.
7 Sie verlassen sich auf ihr Vermögen 21 Der Mensch, der in [seiner] Pracht lebt
und prahlen mit ihrem großen Reichtum. und doch ohne Einsicht ist,
8 Und doch vermag kein Bruder den er gleicht dem Vieh, das umgebracht wird!
anderen zu erlösen;a
er kann Gott das Lösegeld nicht geben Psalm 50
9 — zu teuer ist die Erlösung ihrer Seelen, 1 Ein Psalm Asaphs.
er muß davon abstehen auf ewig! —, Der Mächtige, Gott der HERR, er redet
10 damit er für immer leben könnte, und ruft die Erde
die Grube nicht sähe. vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem
11 Denn er sieht ja, daß die Weisen Niedergang.
sterben, 2 Aus Zion, der Schönheit Vollendung,
der Tor und der Narr kommen erscheint Gott im Lichtglanz.
miteinander um 3 Unser Gott kommt und schweigt nicht;
und müssen ihr Vermögen andern verzehrendes Feuer geht vor ihm her,
überlassen. und rings um ihn stürmt es gewaltig.
12 Ihr Trachten ist, daß ihre Häuser ewig 4 Er ruft dem Himmel droben zu
bestehen sollen, und der Erde, damit er sein Volk richte:
ihre Wohnungen auf alle Geschlechter hin; 5 »Versammelt mir meine Getreuen,
sie nennen Ländereien nach ihrem die den Bund mit mir schlossen über
Namen. dem Opfer!«

a (49,8) d.h. loskaufen aus seiner Schuld und dem göttlichen Gericht (vgl. 2Mo 21,30; Mi 6,7; Hi 33,24).
616 PSALM 50.51
6 Und der Himmel verkündet seine 23 Wer Dank opfert, der ehrt mich,
Gerechtigkeit, und wer [seinen] Weg [recht] ausrichtet,
daß Gott selbst Richter ist. (Sela.) dem zeige ich das Heil Gottes!«
7 »Höre, mein Volk, so will ich reden;
Israel, ich lege gegen dich Zeugnis ab! Psalm 51
Ich bin Gott, dein Gott. 1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids.
8 Deiner Opfer wegen will ich dich nicht 2 Als der Prophet Nathan zu ihm kam,
tadeln, weil er zu Bathseba eingegangen war:
sind doch deine Brandopfer stets vor mir. 3 O Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte;
9 Ich will keinen Stier aus deinem Haus tilge meine Übertretungen nach deiner
nehmen, großen Barmherzigkeit!
keine Böcke aus deinen Hürden; 4 Wasche mich völlig [rein] von meiner
10 denn mir gehören alle Tiere des Schuld
Waldes, und reinige mich von meiner Sünde;
das Vieh auf tausend Bergen. 5 denn ich erkenne meine Übertretungen,
11 Ich kenne alle Vögel auf den Bergen, und meine Sünde ist allezeit vor mir.
und was sich auf dem Feld regt, ist mir 6 An dir allein habe ich gesündigt
bekannt. und getan, was böse ist in deinen Augen,
12 Wenn ich hungrig wäre, so würde ich damit du recht behältst, wenn du redest,
es dir nicht sagen; und rein dastehst, wenn du richtest.
denn mir gehört der Erdkreis und was 7 Siehe, in Schuld bin ich geboren,
ihn erfüllt. und in Sünde hat mich meine Mutter
13 Sollte ich etwa Stierfleisch essen empfangen.
oder Blut von Böcken trinken? 8 Siehe, du verlangst nach Wahrheit im
14 Opfere Gott Dank Innersten:
und erfülle dem Höchsten deine Gelübde; so laß mich im Verborgenen Weisheit
15 und rufe mich an am Tag der Not, erkennen!
so will ich dich erretten, und du sollst 9 Entsündige mich mit Ysop, so werde
mich ehren!« ich rein;
16 Zu dem Gottlosen aber spricht Gott: wasche mich, so werde ich weißer als
»Was zählst du meine Satzungen auf Schnee!
und nimmst meinen Bund in deinen Mund, 10 Laß mich Freude und Wonne hören,
17 da du doch Zucht haßt damit die Gebeine frohlocken, die du
und meine Worte verwirfst? zerschlagen hast.
18 Siehst du einen Dieb, so freundest du 11 Verbirg dein Angesicht vor meinen
dich mit ihm an, Sünden
und mit Ehebrechern hast du und tilge alle meine Missetaten!
Gemeinschaft; 12 Erschaffe mir, o Gott, ein reines Herz,
19 deinen Mund läßt du Böses reden, und gib mir von neuem einen festen
und deine Zunge knüpft Betrug. Geist in meinem Innern!
20 Du sitzt da und redest gegen deinen 13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,
Bruder; und nimm deinen heiligen Geist nicht
den Sohn deiner Mutter verleumdest du. von mir.
21 Das hast du getan, und ich habe 14 Gib mir wieder die Freude an
geschwiegen; deinem Heil,
da meintest du, ich sei gleich wie du. und stärke mich mit einem willigen Geist!
Aber ich will dich zurechtweisen und es 15 Ich will die Abtrünnigen deine Wege
dir vor Augen stellen! lehren,
22 Seht doch das ein, die ihr Gott vergeßt, daß sich die Sünder zu dir bekehren.
damit ich nicht hinwegraffe, und keiner 16 Errette mich von Blutschuld, o Gott,
rettet! du Gott meines Heils,
PSALM 51.52.53.54 617
so wird meine Zunge deine Gerechtigkeit 10 Ich aber bin wie ein grüner Ölbaum
jubelnd rühmen. im Haus Gottes;
17 Herr, tue meine Lippen auf, ich vertraue auf die Gnade Gottes für
damit mein Mund dein Lob verkündige! immer und ewig.
18 Denn an Schlachtopfern hast du kein 11 Ich preise dich ewiglich, denn du hast
Wohlgefallen, es vollbracht,
sonst wollte ich sie dir geben; und in der Gegenwart deiner Getreuen
Brandopfer gefallen dir nicht. harre ich auf deinen Namen, weil er so
19 Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein gut ist.
zerbrochener Geist;
ein zerbrochenes und zerschlagenes Psalm 53
Herz wirst du, 1 Dem Vorsänger. Nach Machalat. Ein
o Gott, nicht verachten. Maskil von David.
20 Tue wohl an Zion nach deiner Gnade, 2 Der Narr spricht in seinem Herzen:
baue die Mauern Jerusalems! »Es gibt keinen Gott!«
21 Dann wirst du Gefallen haben an Sie handeln verderblich und begehen
Opfern der Gerechtigkeit, abscheulichen Frevel;
an Brandopfern und Ganzopfern; da ist keiner, der Gutes tut.
dann wird man Stiere darbringen auf 3 Gott schaut vom Himmel
deinem Altar! auf die Menschenkinder,
um zu sehen, ob es einen Verständigen
Psalm 52 gibt,
1 Dem Vorsänger. Ein Maskil von David. einen, der nach Gott fragt.
2 Als Doeg, der Edomiter, kam und Saul 4 Sie sind alle abgewichen,
anzeigte: David ist in das Haus Achi- allesamt verdorben;
melechs gegangen! es gibt keinen, der Gutes tut,
3 Was rühmst du dich des Bösen, du auch nicht einen einzigen!
Tyrann? 5 Haben denn die Übeltäter keine Einsicht,
Die Gnade Gottes ist den ganzen Tag da. die mein Volk verschlingen, als äßen sie
4 Deine Zunge trachtet nach Schaden Brot?
wie ein scharfes Schermesser, du Gott rufen sie nicht an.
Betrüger; 6 Dann aber überfällt sie Furcht,
5 du ziehst das Böse dem Guten vor, wo nichts zu fürchten ist;
redest lieber Lüge als Gerechtigkeit! denn Gott zerstreut die Gebeine deiner
(Sela.) Belagerer;
6 Du liebst alle verderblichen Worte, du machst sie zuschanden, denn Gott
du trügerische Zunge! hat sie verworfen.
7 So wird auch Gott dich stürzen 7 Ach, daß aus Zion die Rettung für Israel
für immer; käme!
er wird dich wegraffen und herausreißen Wenn Gott das Geschick seines Volkes
aus dem Zelt, wendet,
und dich ausrotten aus dem Land der wird Jakob sich freuen und Israel fröhlich
Lebendigen! (Sela.) sein.
8 Das werden die Gerechten sehen und
sich fürchten, Psalm 54
und sie werden über ihn lachen: 1 Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel. Ein
9 »Seht, das ist der Mann, der Gott nicht Maskil von David.
zu seiner Zuflucht machte, 2 Als die Siphiter kamen und zu Saul
sondern sich auf seinen großen sprachen: Hält sich nicht David bei uns
Reichtum verließ verborgen?
und durch seine Habgier mächtig wurde!« 3 O Gott, rette mich durch deinen Namen,
618 PSALM 54.55
und schaffe mir Recht durch deine Macht! denn ich sehe Gewalttat und Streit in der
4 O Gott, erhöre mein Gebet, Stadt!
und achte auf die Reden meines 11 Tag und Nacht gehen sie umher auf
Mundes! ihren Mauern,
5 Denn Fremde haben sich gegen mich und in ihrem Inneren ist Unheil und
erhoben, Verderben.
und Gewalttätige trachten mir nach dem 12 Bosheit herrscht in ihrer Mitte,
Leben; und von ihrem Markt weichen nicht
sie haben Gott nicht vor Augen. (Sela.) Bedrückung und Betrug.
6 Siehe, Gott ist mein Helfer; 13 Denn es ist nicht mein Feind, der
der Herr ist es, der mein Leben erhält. mich schmäht;
7 Er wird meinen Feinden ihre Bosheit das könnte ich ertragen.
vergelten; Nicht mein Hasser tut groß gegen mich;
vertilge sie nach deiner Treue! vor dem wollte ich mich verbergen.
8 Ich will dir opfern aus freiem Trieb; 14 Aber du bist es, ein Mensch meines-
deinen Namen, o HERR, will ich loben, gleichen,
denn er ist gut! mein Freund und mein Vertrauter!
9 Denn er hat mich errettet aus aller Not, 15 [Dabei] hatten wir innige Gemein-
und mein Auge sieht seine Lust an schaft miteinander,
meinen Feinden. sind zum Haus Gottes gegangen mit der
Menge! —
Psalm 55 16 Der Tod überfalle sie!
1 Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel. Sie sollen lebendig ins Totenreich fahren,
Ein Maskil von David. denn Bosheit ist in ihren Wohnungen, in
2 Schenke meinem Gebet Gehör, o Gott, ihrem Inneren.
und verbirg dich nicht vor meinem 17 Ich aber rufe zu Gott,
Flehen! und der HERR wird mir helfen.
3 Höre auf mich und antworte mir! 18 Abends, morgens und mittags will ich
Ich bin unruhig in meiner Klage und beten und ringen,
stöhne so wird er meine Stimme hören.
4 vor dem Brüllen des Feindes, 19 Er hat meine Seele erlöst und ihr
vor der Bedrückung des Gottlosen; Frieden verschafft
denn sie wollen Unheil über mich bringen vor denen, die mich bekriegten;
und befeinden mich grimmig! denn viele sind gegen mich gewesen.
5 Mein Herz bebt in mir, 20 Gott wird hören und sie demütigen,
und die Schrecken des Todes haben er, der auf dem Thron sitzt von Urzeit
mich überfallen; her. (Sela.)
6 Furcht und Zittern kommt mich an, Denn sie ändern sich nicht,
und Schauder bedeckt mich. und sie fürchten Gott nicht. —
7 Und ich sprach: O daß ich Flügel hätte 21 Era hat seine Hand ausgestreckt gegen
wie die Taube; die, welche in Frieden mit ihm lebten;
ich würde davonfliegen, bis ich Ruhe fände! seinen Bund hat er entweiht.
8 Siehe, ich wollte weit weg fliehen, 22 Seine Reden sind glatt wie Butter,
mich in der Wüste aufhalten; aber Krieg hat er im Sinn.
9 ich wollte zu meinem Zufluchtsort eilen Seine Worte sind sanfter als Öl,
vor dem brausenden Wind, vor dem aber doch gezückte Schwerter.
Sturm. (Sela.) 23 Wirf dein Anliegen auf den HERRN,
10 Vertilge sie, HERR, entzweie sie in ihren und er wird für dich sorgen;
Absprachen, er wird den Gerechten in Ewigkeit nicht
wanken lassen!
a (55,21) d.h. der Gottlose. 24 Ja, du, o Gott,
PSALM 55.56.57 619
wirst sie in die Grube des Verderbens damit ich wandle vor dem Angesicht
hinunterstoßen; Gottes
die Blutgierigen und Falschen im Licht des Lebens.
werden es nicht bis zur Hälfte ihrer Tage
bringen. Psalm 57
Ich aber vertraue auf dich! 1 Dem Vorsänger. »Verdirb nicht.« Von
David; ein Miktam; als er vor Saul in die
Psalm 56 Höhle floh.
1 Dem Vorsänger. Nach [der Melodie]: 2 Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig!
»Die stumme Taube unter den Fremden.« Denn bei dir birgt sich meine Seele,
Ein Miktam Davids; als ihn die Philister und ich nehme Zuflucht unter dem
in Gat ergriffen. Schatten deiner Flügel,
2 O Gott, sei mir gnädig, bis das Verderben vorübergezogen ist.
denn der Mensch wütet gegen mich; 3 Ich rufe zu Gott, dem Allerhöchsten,
den ganzen Tag bekriegt und bedrängt er zu Gott, der meine Sache hinausführt.
mich! 4 Er wird mir vom Himmel Rettung
3 Meine Widersacher wüten gegen mich senden,
den ganzen Tag, wird den zum Hohn machen, der gegen
ja, viele bekriegen mich voller Hochmut. mich wütet. (Sela.)
4 Wenn mir angst ist, Gott wird seine Gnade und Wahrheit
vertraue ich auf dich! senden.
5 In Gott will ich rühmen sein Wort; 5 Meine Seele ist mitten unter Löwen,
auf Gott vertraue ich und fürchte mich ich liege zwischen Feuerbränden, wohne
nicht; unter Menschenkindern,
was kann ein Mensch mir antun? deren Zähne Speere und Pfeile
6 Täglich verdrehen sie meine Worte, und deren Zungen scharfe Schwerter
auf mein Unglück gehen alle ihre sind.
Gedanken; 6 Erhebe dich über die Himmel, o Gott,
7 sie rotten sich zusammen, verbergen sich; über der ganzen Erde sei deine Herrlichkeit!
sie beobachten meine Tritte, 7 Sie haben meinen Füßen ein Netz
weil sie auf mein Leben lauern. gestellt,
8 Sollten sie bei ihrer Bosheit entkommen? meine Seele niedergebeugt;
O Gott, stürze die Völker nieder im Zorn! sie haben eine Grube gegraben vor mir
9 Du zählst, wie oft ich fliehen muß; — und sie sind selbst hineingefallen!
sammle meine Tränen in deinen (Sela.)
Schlauch! 8 Mein Herz ist getrost, o Gott,
Stehen sie nicht in deinem Buch? mein Herz ist getrost,
10 An dem Tag, da ich rufe, ich will singen und spielen.
weichen meine Feinde zurück; 9 Wach auf, meine Seele,
das weiß ich, daß Gott für mich ist. Harfe und Laute, wacht auf!
11 In Gott will ich rühmen das Wort, Ich will die Morgenröte wecken.
im HERRN will ich rühmen das Wort. 10 Herr, ich will dich preisen unter den
12 Auf Gott vertraue ich und fürchte Völkern,
mich nicht; ich will dir lobsingen unter den
was kann ein Mensch mir antun? Nationen!
13 Die Gelübde, die ich dir, o Gott, 11 Denn groß bis zum Himmel ist deine
gelobte, liegen auf mir; Gnade,
ich will dir Dankopfer entrichten! und deine Treue bis zu den Wolken!
14 Denn du hast meine Seele vom Tod 12 Erhebe dich über die Himmel, o Gott,
gerettet, über der ganzen Erde sei deine Herrlich-
meine Füße vom Gleiten, keit!
620 PSALM 58.59
Psalm 58 3 Rette mich von den Übeltätern,
1 Dem Vorsänger. »Verdirb nicht.« und hilf mir gegen die Blutgierigen!
Von David, ein Miktam. 4 Denn siehe, sie lauern auf mein Leben,
2 Seid ihr denn wirklich stumm, wo ihr Starke sammeln sich gegen mich, o HERR,
Recht sprechen, ohne mein Verschulden und ohne daß
wo ihr ein richtiges Urteil fällen solltet, ich gesündigt hätte.
ihr Menschenkinder? 5 Gegen einen Unschuldigen laufen und
3 Statt dessen schmiedet ihr Unrecht im rüsten sie sich;
Herzen; erwache, komm mir entgegen und sieh!
im Land teilen eure Hände Gewalttat aus. 6 Ja, du, HERR, Gott der Heerscharen,
4 Die Gottlosen sind abtrünnig von du Gott Israels, erwache, um alle Heiden
Mutterleib an, heimzusuchen;
die Lügner gehen auf dem Irrweg von sei keinem der ruchlosen Verräter
Geburt an. gnädig! (Sela.)
5 Ihr Gift ist wie Schlangengift, 7 Sie kommen jeden Abend,
sie sind wie eine taube Otter, die ihr Ohr heulen wie die Hunde und laufen in der
verschließt, Stadt umher.
6 die nicht hört auf die Stimme der 8 Siehe, sie geifern mit ihrem Mund,
Beschwörer, Schwerter sind auf ihren Lippen;
des Zauberers, der kundig ist in denn [sie denken:] »Wer hört es?«
Zaubersprüchen. 9 Du aber, o HERR, lachst über sie,
7 O Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Maul; du spottest über alle Heiden.
HERR, zerschmettere den jungen Löwen 10 Angesichts ihrer Macht will ich auf
das Gebiß! dich harren;
8 Laß sie zerrinnen wie Wasser, das sich denn Gott ist meine sichere Burg.
verläuft! 11 Mein Gott wird mir entgegenkommen
Legt er seine Pfeile an, so seien sie wie mit seiner Gnade;
abgeschnitten! Gott wird mich meine Lust sehen lassen
9 Sie sollen sein wie eine Schnecke, die an meinen Feinden.
dahingeht und zerfließt, 12 Töte sie nicht, damit mein Volk es
wie die Fehlgeburt einer Frau, welche nie nicht vergißt;
die Sonne sah! laß sie umherirren durch deine Macht
10 Ehe noch eure Töpfe heiß werden und stürze sie nieder,
vom Dornfeuer, Herr, unser Schild!
wird er sie hinwegfegen, sei es roh, sei es 13 Das Wort ihres Mundes ist nichts als
in Gluthitze. Sünde;
11 Der Gerechte wird sich freuen, wenn sie sollen sich verstricken in ihrem
er die Rache sieht, Hochmut
und wird seine Füße baden im Blut des wegen des Fluches und wegen der Lüge,
Gottlosen. die sie aussprechen.
12 Und die Leute werden sagen: Der 14 Vertilge sie im Zorn,
Gerechte empfängt doch seine Frucht; vertilge sie, damit sie nicht mehr sind,
es gibt doch einen Gott, der richtet auf Erden! damit man erkennt, daß Gott in Jakob
herrscht
Psalm 59 bis an die Enden der Erde! (Sela.)
1 Dem Vorsänger. »Verdirb nicht.« Von 15 Jeden Abend kommen sie wieder,
David; ein Miktam; als Saul das Haus heulen wie die Hunde und laufen in der
bewachen ließ, um ihn zu töten. Stadt umher;
2 Mein Gott, rette mich von meinen 16 sie irren umher nach Fraß;
Feinden, wenn sie nicht satt werden, so bleiben
beschütze mich vor meinen Widersachern! sie über Nacht.
PSALM 59.60.61.62 621
17 Ich aber will deine Macht besingen und ziehst nicht aus, o Gott, mit unseren
und jeden Morgen deine Gnade rühmen, Heeren?
daß du mir eine sichere Burg warst, 13 Schaffe uns Hilfe in der Drangsal;
und ein Zufluchtsort am Tag meiner Menschenhilfe ist ja nichtig!
Bedrängnis. 14 Mit Gott werden wir Gewaltiges
18 Ich will dir lobsingen, meine Stärke; vollbringen,
denn Gott ist meine sichere Burg, und er wird unsere Feinde zertreten.
der Gott, der mir Gnade erweist!
Psalm 61
Psalm 60 1 Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel.
1 Dem Vorsänger. Nach [der Melodie] Von David.
»Lilie«. Ein Zeugnis. Ein Miktam von 2 Höre, o Gott, mein Schreien,
David; zum Lehren. achte auf mein Gebet!
2 Als er mit den Aramäern von Nahara- 3 Vom Ende der Erde rufe ich zu dir,
jim und mit den Aramäern von Zoba da mein Herz verschmachtet:
gekämpft hatte, und Joab zurückkehrte Führe du mich auf den Felsen,
und die Edomiter im Salztal schlug, der mir zu hoch ist!
zwölftausend Mann. 4 Denn du bist meine Zuflucht
3 O Gott, du hast uns verworfen, du hast geworden,
uns zerstreut, ein starker Turm vor dem Feind. (Sela.)
du bist zornig gewesen. Stelle uns 5 Laß mich ewiglich wohnen
wieder her! in deinem Zelt,
4 Du hast das Land erschüttert und mich bergen im Schatten deiner Flügel!
zerspalten; 6 Denn du, o Gott, hast auf meine
heile seine Brüche; denn es wankt! Gelübde gehört,
5 Du hast dein Volk Hartes sehen lassen; du hast mir das Erbteil derer gegeben,
du tränktest uns mit Taumelwein. die deinen Namen fürchten.
6 Du hast denen, die dich fürchten, ein 7 Verleihe dem König langes Leben,
Banner gegeben, daß seine Jahre Geschlechter überdauern!
daß sie sich erheben um der Wahrheit 8 Er bleibe ewiglich vor Gottes Angesicht;
willen. (Sela.) gib, daß Gnade und Treue ihn behüten!
7 Damit deine Geliebten errettet werden, 9 So will ich deinem Namen lobsingen
hilf durch deine Rechte und erhöre uns! allezeit,
8 Gott hat gesprochen in seinem um meine Gelübde zu erfüllen Tag
Heiligtum: für Tag.
»Ich will frohlocken! Ich will Sichem
verteilen Psalm 62
und das Tal Sukkoth ausmessen; 1 Dem Vorsänger. Für Jeduthun.
9 Gilead gehört mir, und Manasse Ein Psalm Davids.
gehört mir, 2 Nur auf Gott wartet still meine Seele;
und Ephraim ist die Festung meines von ihm kommt meine Rettung.
Hauptes, 3 Nur er ist mein Fels und mein Heil,
Juda mein Herrscherstab; meine sichere Burg;
10 Moab ist mein Waschbecken, ich werde nicht allzusehr wanken.
auf Edom werfe ich meinen Schuh,a 4 Wie lange lauft ihr alle Sturm gegen
jauchze mir zu, Philisterland!« einen Mann
11 Wer führt mich in die feste Stadt, und wollt ihn zertrümmern
wer geleitet mich nach Edom? wie eine überhängende Wand,
12 Hast du uns, o Gott, nicht verstoßen, eine rissige Mauer?

a (60,10) Eine zeichenhafte Handlung, die die Unterwerfung des Landes anzeigt.
622 PSALM 62.63.64
5 Sie planen nur, ihn von seiner Höhe 6 Meine Seele wird satt wie von Fett und
hinabzustoßen; Mark,
sie haben Wohlgefallen an Lüge; und mit jauchzenden Lippen lobt dich
mit ihrem Mund segnen sie, mein Mund,
aber im Herzen fluchen sie. (Sela.) 7 wenn ich an dich gedenke auf meinem
6 Nur auf Gott wartet still meine Seele; Lager,
denn von ihm kommt meine Hoffnung. in den Nachtwachen nachsinne über dich.
7 Nur er ist mein Fels und mein Heil, 8 Denn du bist meine Hilfe geworden,
meine sichere Burg; und ich juble unter dem Schatten deiner
ich werde nicht wanken. Flügel.
8 Auf Gott ruht mein Heil und meine Ehre; 9 An dir hängt meine Seele;
der Fels meiner Stärke, meine Zuflucht deine Rechte hält mich aufrecht.
ist in Gott. 10 Jene aber, die meine Seele verderben
9 Vertraue auf ihn allezeit, o Volk, wollen,
schüttet euer Herz vor ihm aus! werden hinabfahren in die untersten
Gott ist unsere Zuflucht. (Sela.) Örter der Erde.
10 Nur ein Hauch sind die Menschen- 11 Man wird sie der Gewalt des Schwer-
kinder, tes preisgeben,
ein Trug die Herrensöhne; eine Beute der Schakale werden sie sein!
auf der Waage steigen sie empor, 12 Der König aber wird sich freuen in Gott;
sind allesamt leichter als ein Hauch! wer bei ihm schwört, wird sich glücklich
11 Verlaßt euch nicht auf erpreßtes Gut preisen,
und setzt nicht trügerische Hoffnung auf doch der Mund der Lügenredner wird
Raub; gestopft!
wenn der Reichtum sich mehrt,
so hängt euer Herz nicht daran! Psalm 64
12 Eines hat Gott geredet, 1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids.
zweierlei ist’s, was ich gehört habe: 2 O Gott, höre meine Stimme, wenn ich
daß die Macht bei Gott steht; seufze;
13 bei dir, o Herr, steht aber auch die behüte meine Seele, wenn der Feind
Gnade, mich schreckt!
denn du vergiltst einem jeden nach 3 Verbirg mich vor dem geheimen Rat
seinem Tun! der Bösen,
vor der Rotte der Übeltäter,
Psalm 63 4 die ihre Zunge geschärft haben wie ein
1 Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Schwert,
Juda war. die mit giftigen Worten zielen wie mit
2 O Gott, du bist mein Gott; früh suche Pfeilen,
ich dich! 5 um damit heimlich auf den
Meine Seele dürstet nach dir; Unschuldigen zu schießen;
mein Fleisch schmachtet nach dir plötzlich schießen sie auf ihn ohne
in einem dürren, lechzenden Land ohne Scheu.
Wasser, 6 Sie ermutigen sich zu einer bösen
3 daß ich deine Macht und Herrlichkeit Sache,
sehen darf, verabreden sich, heimlich Schlingen zu
gleichwie ich dich schaute im Heiligtum. legen;
4 Denn deine Gnade ist besser als Leben; sie sagen: »Wer wird sie sehen?«
meine Lippen sollen dich rühmen. 7 Sie ersinnen Tücken: »Wir sind fertig,
5 So will ich dich loben mein Leben lang, ersonnen ist der Plan!
in deinem Namen meine Hände Und das Innere eines jeden, ja, sein Herz
aufheben. ist unergründlich!«
PSALM 64.65.66 623
8 Aber Gott schießt einen Pfeil auf sie, denn so bereitest du [das Land] zu;
plötzlich werden sie verwundet, 11 du tränkst seine Furchen, feuchtest
9 und ihre eigene Zunge bringt sie zu Fall, seine Schollen;
so daß sich jedermann entsetzt, mit Regenschauern machst du es weich
der sie sieht. und segnest sein Gewächs.
10 Da werden sich alle Menschen 12 Du krönst das Jahr mit deiner Güte,
fürchten und deine Fußstapfen triefen von Fett.
und sagen: »Das hat Gott getan!« 13 Es triefen Auen in der Steppe,
und erkennen, daß es sein Werk ist. und mit Jubel gürten sich die Hügel.
11 Der Gerechte wird sich freuen im HERRN 14 Die Weiden kleiden sich mit Schafen,
und auf ihn vertrauen, und die Täler bedecken sich mit Korn;
und alle aufrichtigen Herzen werden sie jauchzen, ja, sie singen.
sich glücklich preisen.
Psalm 66
Psalm 65 1 Dem Vorsänger. Ein Lied, ein Psalm.
1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids; ein Lied. Jauchzt Gott, alle Welt!
2 Auf dich harrt der Lobgesang, o Gott, 2 Besingt die Herrlichkeit seines
in Zion, Namens,
und dir wird das Gelübde erfüllt werden! macht herrlich sein Lob!
3 Du erhörst Gebet; 3 Sprecht zu Gott: Wie furchtgebietend
darum kommt alles Fleisch zu dir. sind deine Werke!
4 Missetaten überwältigen mich; Wegen der Größe deiner Macht
unsere Übertretungen — du wirst sie schmeicheln dir deine Feinde.
sühnen. 4 Alle Welt wird dich anbeten und dir
5 Wohl dem, den du erwählst und zu dir lobsingen,
nahen läßt, sie wird deinem Namen lobsingen!
daß er wohne in deinen Vorhöfen! (Sela.)
Wir werden uns sättigen von den Gütern 5 Kommt her und schaut die Großtaten
deines Hauses, Gottes,
deines heiligen Tempels! dessen Tun an den Menschenkindern so
6 Du antwortest uns wunderbar in furchtgebietend ist!
Gerechtigkeit, 6 Er verwandelte das Meer in trockenes
du Gott unseres Heils, Land,
du Zuversicht aller Enden der Erde durch den Strom gingen sie zu Fuß;
und des fernsten Meeres; dort freuten wir uns in ihm.
7 der du die Berge gründest in deiner 7 Er herrscht ewiglich in seiner Macht;
Kraft, seine Augen haben acht auf die Heiden.
der du mit Macht umgürtet bist; Die Widerspenstigen sollen sich ja nicht
8 der du das Brausen der Meere stillst, gegen ihn erheben! (Sela.)
das Brausen ihrer Wellen und das Toben 8 Preist unseren Gott, ihr Nationen,
der Völker, laßt laut sein Lob erschallen,
9 damit vor deinen Wunderzeichen sich 9 der unsere Seelen zum Leben brachte
fürchten, und unsere Füße nicht wanken ließ!
die an den Enden [der Erde] wohnen; 10 Denn du hast uns geprüft, o Gott,
du läßt jubeln den Osten und den und hast uns geläutert, wie man Silber
Westen. läutert.
10 Du suchst das Land heim und 11 Du hast uns ins Gefängnis geführt,
bewässerst es hast unseren Lenden eine schwere Last
und machst es sehr reich; auferlegt;
der Strom Gottes hat Wasser in Fülle. 12 du hast Menschen über unser Haupt
Du läßt ihr Getreide gut geraten, fahren lassen;
624 PSALM 66.67.68
wir sind in Feuer und Wasser gekommen, und alle Enden der Erde sollen ihn
aber du hast uns herausgeführt in die Fülle. fürchten!
13 Ich will mit Brandopfern in dein Haus
kommen, Psalm 68
will dir meine Gelübde erfüllen, 1 Dem Vorsänger. Von David.
14 zu denen sich meine Lippen aufgetan Ein Psalmlied.
hatten, 2 Gott wird sich erheben;
und die mein Mund geredet hatte in seine Feinde werden sich zerstreuen,
meiner Not. und die ihn hassen, werden vor ihm
15 Brandopfer von fetten [Schafen] will fliehen!
ich dir darbringen 3 Wie Rauch vertrieben wird, so wirst du
samt dem Rauch von Widdern; sie vertreiben;
Rinder samt Böcken will ich zurichten. wie Wachs vor dem Feuer zerschmilzt,
(Sela.) so werden die Gottlosen vergehen vor
16 Kommt her, hört zu, ihr alle, die ihr dem Angesicht Gottes!
Gott fürchtet; 4 Die Gerechten aber werden sich freuen
ich will erzählen, was er an meiner Seele und fröhlich sein vor Gottes Angesicht
getan hat! und jubeln vor Freude.
17 Zu ihm rief ich mit meinem Mund, 5 Singt Gott, lobsingt seinem Namen!
und [sein] Ruhm war auf meiner Zunge. Macht Bahn dem, der durch die Steppen
18 Hätte ich Unrecht vorgehabt in fährt,
meinem Herzen, HERR ist sein Name,
so hätte der Herr nicht erhört; und frohlockt vor ihm!
19 doch wahrlich, Gott hat erhört, 6 Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der
er hat geachtet auf die Stimme meines Witwen
Flehens. ist Gott, der in seinem Heiligtum wohnt;
20 Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht 7 ein Gott, der Vereinsamten ein Heim gibt,
abgewiesen der Gefangene hinausführt ins Glück;
noch seine Gnade von mir gewendet hat! aber die Widerspenstigen wohnen in
dürrem Land.
Psalm 67 8 O Gott, als du auszogst vor deinem Volk
1 Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel. her,
Ein Psalmlied. als du durch die Wüste schrittest, (Sela)
2 Gott sei uns gnädig und segne uns; 9 da erbebte die Erde,
er lasse sein Angesicht leuchten auch die Himmel troffen vor Gottes
über uns, (Sela) Angesicht,
3 damit man auf Erden deinen Weg der Sinai dort vor Gott,
erkenne, dem Gott Israels.
unter allen Heidenvölkern dein Heil. 10 Regen in Fülle hast du ausgegossen,
4 Es sollen dir danken die Völker, o Gott, o Gott;
alle Völker sollen dir danken! dein Erbe, das ermattet war, hast du
5 Die Nationen sollen sich freuen und erquickt.
jauchzen, 11 Deine Herde wohnte darin;
weil du die Völker recht richtest in deiner Güte, o Gott, hast du es für die
und die Nationen auf Erden führst. Elenden zubereitet!
(Sela.) 12 Der Herr erläßt sein Wort;
6 Es sollen dir danken die Völker, o Gott, groß ist die Schar der Siegesbotinnen.
alle Völker sollen dir danken! 13 Die Könige der Heerscharen,
7 Das Land gibt sein Gewächs; sie fliehen, ja, sie fliehen;
es segne uns Gott, unser Gott. und die Bewohnerin des Hauses teilt
8 Es segne uns Gott, Beute aus!
PSALM 68.69 625
14 Wollt ihr zwischen den Hürden liegen? inmitten der Jungfrauen, die die
Die Flügel der Taube sind mit Silber Handpauken schlagen.
überzogen 27 Preist Gott, den HERRN, in den
und ihr Gefieder mit schimmerndem Gold! Versammlungen,
15 Als der Allmächtige die Könige dort ihr aus Israels Quell!
zerstreute, 28 Dort ist Benjamin, der kleine, [mit]
da schneite es auf dem Zalmon. ihrem Herrscher,
16 Das Gebirge Baschan ist ein Gottesberg, die Fürsten von Juda mit ihrer Schar,
das Gebirge Baschan ist ein gipfelreicher die Fürsten von Sebulon, die Fürsten von
Berg. Naphtali!
17 Warum beneidet ihr gipfelreichen Berge 29 Dein Gott hat geboten, daß du stark seist;
den Berg, den Gott zu seiner Wohnung stärke, o Gott, was du für uns gewirkt hast!
begehrt hat, 30 Um deines Tempels in Jerusalem
den der HERR auch ewiglich bewohnen wird? willen
18 Gottes Wagen sind zehntausendmal werden Könige dir Gaben bringen.
zehntausend, 31 Schelte das Tier im Schilf,
tausende und abertausende; die Rotte der starken Stiere samt den
der Herr ist unter ihnen — [wie am] Sinai Kälbern der Völker,
in Heiligkeit. damit sie sich unterwerfen und
19 Du bist zur Höhe emporgestiegen, Silberbarren als Tribut bringen!
hast Gefangene weggeführt; Zerstreue die Völker, die gerne Krieg
du hast Gaben empfangen unter den führen!
Menschen, 32 Vornehme aus Ägypten werden
auch den Widerspenstigen, kommen,
damit Gott, der HERR, eine Wohnung habe. Kusch wird eilends seine Hände nach
20 Gepriesen sei der Herr! Gott ausstrecken.
Tag für Tag trägt er unsere Last, 33 Ihr Königreiche der Erde, singt Gott,
Gott ist unser Heil! (Sela.) lobsingt dem Herrn, (Sela)
21 Gott ist für uns ein Gott der Rettung, 34 dem, der einherfährt am Himmel, am
und GOTT, der Herr, hat Auswege aus uralten Himmel!
dem Tod. Siehe, er läßt seine Stimme erschallen,
22 Gewiß wird Gott das Haupt seiner seine gewaltige Stimme!
Feinde zerschmettern, 35 Gebt Gott das Lob!
den Haarscheitel dessen, der in seinen Seine Hoheit waltet über Israel
Sünden einhergeht. und seine Macht in den Wolken.
23 Der Herr hat gesagt: Ich will [sie] von 36 Furchtgebietend erweist du dich, o
Baschan zurückbringen, Gott, von deinem Heiligtum aus!
ich will [sie] zurückbringen aus den Der Gott Israels verleiht seinem Volk
Tiefen des Meeres, Macht und Stärke.
24 damit du sie zerschmetterst, Gepriesen sei Gott!
damit dein Fuß im Blut [watet],
damit die Zunge deiner Hunde Psalm 69
ihr Teil bekommt von den Feinden! 1 Dem Vorsänger. Nach [der Melodie]
25 Man sieht, o Gott, deinen Einzug, »Lilien«. Von David.a
den Einzug meines Gottes, meines 2 Hilf mir, o Gott,
Königs, ins Heiligtum: denn die Wasser gehen mir bis an die
26 Die Sänger gehen voran, danach die Seele!
Saitenspieler, 3 Ich bin versunken in tiefem Schlamm

a (69,1) Das NT bezeugt, daß sich dieser Psalm prophetisch auf die Leiden des Herrn Jesus Christus bezieht (vgl.
V. 5 mit Joh 15,25 und V. 10 mit Joh 2,17 und Röm 15,3).
626 PSALM 69
und habe keinen Stand; Laß mich Rettung finden vor denen, die
ich bin in tiefes Wasser geraten, mich hassen, und aus den Wassertiefen,
und die Flut überströmt mich; 16 daß mich die Wasserflut nicht
4 ich bin müde von meinem Schreien, überströmt
meine Kehle ist vertrocknet; und mich die Tiefe nicht verschlingt,
meine Augen sind verschmachtet noch die Grube sich über mir schließt!
im Harren auf meinen Gott. 17 Erhöre mich, HERR,
5 Die mich ohne Ursache hassen, denn deine Gnade ist freundlich;
sind zahlreicher als die Haare auf wende dich zu mir
meinem Haupt; nach deiner großen Barmherzigkeit
die mich verderben wollen, sind 18 und verbirg dein Angesicht nicht vor
mächtig, deinem Knecht,
die ohne Grund mir feind sind; denn ich bin in Not;
was ich nicht geraubt habe, erhöre mich eilends!
das soll ich erstatten! 19 Nahe dich meiner Seele, erlöse sie;
6 O Gott, du kennst meine Torheit, um meiner Feinde willen befreie mich!
und meine Verschuldungen sind dir 20 Du weißt um meine Schmach,
nicht verborgen.a um meine Schande und Beschimpfung;
7 Laß nicht zuschanden werden an mir, meine Widersacher sind alle vor dir.
die auf dich hoffen, 21 Die Schmach hat mein Herz gebrochen,
o du Herrscher, HERR der Heerscharen; und ich bin elend;
laß nicht meinetwegen beschämt ich wartete auf Mitleid, aber da war
werden, die dich suchen, keines,
du Gott Israels! und auf Tröster, aber ich fand sie nicht.
8 Denn um deinetwillen trage ich 22 Und sie gaben mir Galle zur Speise
Schmach, und Essig zu trinken in meinem Durst.
und Schande bedeckt mein Angesicht. 23 Ihr Tisch vor ihnen soll zur Schlinge
9 Entfremdet bin ich meinen Brüdern werden
und ein Fremder geworden den Söhnen und zum Fallstrick den Sorglosen!
meiner Mutter. 24 Ihre Augen sollen finster werden, daß
10 Denn der Eifer um dein Haus hat sie nicht mehr sehen,
mich verzehrt, und ihre Lenden sollen allezeit wanken.
und die Schmähungen derer, die dich 25 Gieße deinen Grimm über sie aus,
schmähen, sind auf mich gefallen. und die Glut deines Zorns erfasse sie;
11 Als meine Seele fastete und weinte, 26 ihre Wohnstätte soll verwüstet
wurde ich deshalb beschimpft, werden,
12 und als ich mich mit Sacktuch kleidete, und in ihren Zelten wohne niemand
haben sie mich zum Sprichwort mehr!
gemacht. 27 Denn sie verfolgen den, welchen du
13 Die im Tor sitzen, schwatzen von mir, geschlagen hast,
und die Zecher singen von mir beim und haben sich unterhalten über die
Saitenspiel. Schmerzen deiner Verwundeten.
14 Ich aber bete zu dir, 28 Füge Schuld zu ihrer Schuld,
o HERR, zur angenehmen Zeit; und laß sie nicht zu deiner Gerechtigkeit
o Gott, nach deiner großen Gnade gelangen!
erhöre mich mit deiner treuen Hilfe! 29 Tilge sie aus dem Buch des Lebens;
15 Reiße mich aus dem Schlamm, daß sie sollen nicht eingeschrieben sein mit
ich nicht versinke! den Gerechten!

a (69,6) Am Kreuz wurde Jesus Christus »zur Sünde« gemacht (2Kor 5,21). Dadurch hat er, der Vollkommene und
Sündlose, fremde Schuld derart auf sich genommen, als hätte er sie begangen.
PSALM 69.70.71 627
30 Ich aber bin elend und voller Psalm 71
Schmerzen; 1 Bei dir, HERR, suche ich Zuflucht;
deine Rettung, o Gott, berge mich laß mich niemals zuschanden werden!
in der Höhe! 2 Errette mich durch deine Gerechtigkeit
31 Ich will den Namen Gottes loben mit und befreie mich;
einem Lied neige dein Ohr zu mir und hilf mir!
und ihn erheben mit Dank. 3 Sei mir ein Felsenhorst, zu dem ich
32 Das wird dem HERRN angenehmer sein stets fliehen kann,
als ein Stier, der du verheißen hast, mir zu helfen;
als ein Jungstier, der Hörner und denn du bist mein Fels und meine Burg.
gespaltene Hufe hat. 4 Mein Gott, befreie mich aus der Hand
33 Wenn das die Elenden sehen, werden des Gottlosen,
sie sich freuen. aus der Faust des Ungerechten und
Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz soll Gewalttätigen!
aufleben! 5 Denn du bist meine Hoffnung, o HERR,
34 Denn der HERR hört auf die Armen du Herrscher,
und verachtet seine Gefangenen nicht. meine Zuversicht von meiner Jugend an.
35 Himmel und Erde sollen ihn rühmen, 6 Auf dich habe ich mich verlassen vom
die Meere und alles, was sich in ihnen regt! Mutterleib an,
36 Denn Gott wird Zion retten vom Mutterschoß an hast du für mich
und die Städte Judas bauen, gesorgt;
und man wird dort wohnen und sie mein Rühmen gilt dir allezeit.
besitzen; 7 Ich bin für viele wie ein Wunderzeichen,
37 und der Same seiner Knechte wird und du bist meine starke Zuflucht.
sie erben, 8 Mein Mund sei deines Ruhmes voll,
und die seinen Namen lieben, werden voll deiner Verherrlichung allezeit!
darin wohnen. 9 Verwirf mich nicht in den Tagen
des Alters,
Psalm 70 verlaß mich nicht, wenn meine Kraft
1 Dem Vorsänger. Von David. abnimmt!
Zum Gedenken. 10 Denn meine Feinde reden von mir,
2 Eile, o Gott, mich zu retten, und die meiner Seele auflauern,
o HERR, mir zu helfen! ratschlagen miteinander
3 Es sollen sich schämen und schamrot 11 und sagen: »Gott hat ihn verlassen!
werden, Jagt ihm nach und ergreift ihn;
die mir nach dem Leben trachten; denn es gibt keinen Retter!«
es sollen zurückweichen und zuschan- 12 O Gott, sei nicht fern von mir!
den werden, Mein Gott, eile mir zu Hilfe!
die mein Unglück suchen! 13 Es sollen sich schämen und vertilgt
4 Es sollen sich zurückziehen wegen werden,
ihrer eigenen Schande, die meine Seele anfeinden;
die da sagen: »Haha, haha!«. in Schimpf und Schande sollen sich
5 Es sollen fröhlich sein und sich hüllen,
an dir freuen die mein Unglück suchen!
alle, die dich suchen; 14 Ich aber will beständig harren
und die dein Heil lieben, und noch mehr hinzufügen zu all
sollen allezeit sagen: Gott ist groß! deinem Ruhm.
6 Ich aber bin elend und arm; 15 Mein Mund soll erzählen von deiner
o Gott, eile zu mir! Gerechtigkeit,
Meine Hilfe und mein Retter bist du; von deinen Hilfserweisen Tag für Tag,
o HERR, säume nicht! die ich nicht zu zählen weiß.
628 PSALM 71.72
16 Ich will kommen in der Kraft des er helfe den Kindern der Armen
HERRN, des Herrschers; und zertrete den Gewalttätigen.
ich will rühmen deine Gerechtigkeit, 5 So wird man dich fürchten, solange die
dich allein! Sonne besteht,
17 O Gott, du hast mich gelehrt von und der Mond, von Geschlecht zu
Jugend auf, Geschlecht.
und bis hierher verkündige ich deine 6 Er wird herabkommen wie Regen auf
Wunder. die Aue,
18 Und auch wenn ich alt werde, wenn wie Regenschauer, die das Land
mein Haar ergraut, bewässern.
verlaß mich nicht, o Gott, 7 In seinen Tagen wird der Gerechte
bis ich deinen Arm verkündige dem blühen,
künftigen Geschlecht, und Fülle von Frieden wird sein, bis der
deine Macht allen, die noch kommen Mond nicht mehr ist.
sollen. 8 Und er wird herrschen von Meer zu
19 Und deine Gerechtigkeit, o Gott, Meer
reicht bis zur Höhe, und vom Strom bis an die Enden der Erde.
denn du hast Großes getan; 9 Vor ihm werden sich die Wüstenvölker
o Gott, wer ist dir gleich? beugen,
20 Der du uns viel Not und Unglück hast und seine Feinde werden Staub lecken.
sehen lassen, 10 Die Könige von Tarsis und von den
du machst uns wieder lebendig Inseln werden Gaben bringen,
und holst uns wieder herauf aus den die Könige von Saba und Seba werden
Tiefen der Erde. Tribut entrichten.
21 Du machst mich um so größer 11 Alle Könige werden sich vor ihm
und tröstest mich wiederum. niederwerfen,
22 Darum will auch ich dir danken mit alle Heidenvölker werden ihm dienen.
der Harfe, 12 Denn er wird den Armen retten, wenn
will deine Treue, o mein Gott, besingen, er um Hilfe schreit,
dir auf der Laute spielen, du Heiliger und den Elenden, der keinen Helfer hat.
Israels! 13 Über den Geringen und Armen wird
23 Meine Lippen sollen jubeln, wenn ich er sich erbarmen,
dir lobsinge, und die Seelen der Armen retten.
und meine Seele, die du erlöst hast. 14 Er wird ihre Seele erlösen aus
24 Auch meine Zunge soll täglich von Bedrückung und Gewalt,
deiner Gerechtigkeit reden; und ihr Blut wird kostbar sein in seinen
denn beschämt und schamrot wurden, Augen.
die mein Unglück suchen. 15 Und er wird leben,
und man wird ihm vom Gold aus Saba
Psalm 72 geben;
1 Für Salomo. und man wird allezeit für ihn beten,
O Gott, gib deine Rechtssprüche dem täglich wird man ihn segnen.
König 16 Es wird Überfluß an Getreide sein im
und deine Gerechtigkeit dem Königssohn, Land, bis hinauf zu den Bergeshöhen;
2 damit er dein Volk richte mit Gerechtigkeit wie der Libanon werden seine Frucht-
und deine Elenden nach dem Recht. bäume rauschen,
3 Laß die Berge dem Volk Frieden und sie werden hervorblühen aus der
spenden Stadt wie das Gras auf dem Land.
und auch die Hügel, durch Gerechtigkeit. 17 Sein Name bleibt ewiglich;
4 Er schaffe den Elenden des Volkes sein Ruhm wird wachsen, solange die
Recht; Sonne scheint;
PSALM 72.73 629
in ihm werden gesegnet sein alle Heiden, 13 Ganz umsonst habe ich mein Herz
sie werden ihn glücklich preisen! rein erhalten
und meine Hände in Unschuld
18 Gepriesen sei Gott, der HERR, gewaschen;
der Gott Israels, 14 denn ich bin doch den ganzen Tag
der allein Wunder tut! geplagt worden,
19 Ja, gepriesen sei sein herrlicher Name und meine Züchtigung war jeden
ewiglich, Morgen da!
und die ganze Erde sei erfüllt von seiner 15 Wenn ich gesagt hätte: »Ich will
Herrlichkeit! ebenso reden!«
Amen, ja, Amen! — siehe, so hätte ich treulos gehandelt
am Geschlecht deiner Söhne.
20 Zu Ende sind die Gebete Davids, des 16 So sann ich denn nach, um dies zu
Sohnes Isais. verstehen;
aber es war vergebliche Mühe in meinen
DRITTES BUCH Augen
(Psalm 73 – 89) 17 — bis ich in das Heiligtum Gottes ging
und auf ihr Ende achtgab.
Psalm 73 18 Fürwahr, du stellst sie auf
1 Ein Psalm Asaphs. schlüpfrigen Boden;
Nur gut ist Gott gegen Israel, du läßt sie fallen, daß sie
gegen die, welche reinen Herzens sind. in Trümmer sinken.
2 Ich aber — fast wäre ich gestrauchelt 19 Wie sind sie so plötzlich verwüstet
mit meinen Füßen, worden!
wie leicht hätte ich einen Fehltritt getan! Sie sind untergegangen und haben ein
3 Denn ich beneidete die Übermütigen, Ende mit Schrecken genommen.
als ich das Wohlergehen der Gottlosen sah. 20 Wie man einen Traum nach dem
4 Denn sie leiden keine Qual bis zu Erwachen verschmäht,
ihrem Tod, so wirst du, o Herr, wenn du dich
und ihr Leib ist wohlgenährt. aufmachst, ihr Bild verschmähen.
5 Sie leben nicht in der Not der Sterblichen 21 Als mein Herz verbittert war
und sind nicht geplagt wie andere Menschen. und ich in meinen Nieren das Stechen
6 Darum ist Hochmut ihr Halsschmuck, fühlte,
und Gewalttat ist das Gewand, das sie 22 da war ich töricht und verstand nichts;
umhüllt. ich verhielt mich wie ein Vieh gegen dich.
7 Ihr Gesicht strotzt von Fett; 23 Und dennoch bleibe ich stets bei dir;
sie bilden sich sehr viel ein. du hältst mich bei meiner rechten Hand.
8 Sie höhnen und reden boshaft von 24 Du leitest mich nach deinem Rat
Bedrückung, und nimmst mich danach in Herrlichkeit
hochfahrend reden sie. auf!
9 Sie reden, als käme es vom Himmel; 25 Wen habe ich im Himmel [außer dir]?
was sie sagen, muß gelten auf Erden. Und neben dir begehre ich nichts auf
10 Darum wendet sich auch sein Volk Erden!
ihnen zu, 26 Wenn mir auch Leib und Seele
und es wird von ihnen viel Wasser vergehen,
aufgesogen. so bleibt doch Gott ewiglich meines
11 Und sie sagen: »Wie sollte Gott es wissen? Herzens Fels und mein Teil.
Hat denn der Höchste Kenntnis davon?« 27 Denn siehe, die fern von dir sind,
12 Siehe, das sind die Gottlosen; gehen ins Verderben;
denen geht es immer gut, und sie du vertilgst alle, die dir hurerisch die
werden reich! Treue brechen.
630 PSALM 73.74.75
28 Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich; du zerschlugst die Köpfe der Drachen
ich habe GOTT, den Herrn, zu meiner auf dem Wasser;
Zuflucht gemacht, 14 du zerschmettertest die Häupter des
um alle deine Werke zu verkünden. Leviathan,
du gabst ihn dem Volk der Wüstenbe-
Psalm 74 wohner zur Speise.
1 Ein Maskil. Von Asaph. 15 Du ließest Quellen und Bäche
O Gott, warum hast du [uns] verworfen hervorbrechen,
für immer, du legtest Ströme trocken, die sonst
warum raucht dein Zorn gegen die beständig fließen.
Schafe deiner Weide? 16 Dein ist der Tag, dein ist auch die
2 Gedenke an deine Gemeinde, die du Nacht,
vorzeiten erworben, du hast den Mond und die Sonne
an den Stamm deines Erbteils, den du bereitet.
erlöst hast, 17 Du hast alle Grenzen des Landes
an den Berg Zion, auf dem du Wohnung festgesetzt;
genommen hast! Sommer und Winter hast du gemacht.
3 Erhebe deine Schritte zu dem Ort, der 18 Gedenke daran, HERR, wie der Feind
so lange in Trümmern liegt! dich schmäht,
Alles hat der Feind verderbt im Heiligtum! und wie ein schändliches Volk deinen
4 Deine Widersacher brüllen in deiner Namen lästert!
Versammlungsstätte; 19 Gib die Seele deiner Turteltaube nicht
sie haben ihre Banner als Zeichen dem Raubtier preis,
aufgestellt. und vergiß das Leben deiner Elenden
5 Es sieht aus, als schwänge man oben nicht für immer!
im Dickicht des Waldes die Axt; 20 Blicke auf den Bund!
6 und jetzt zerschlagen sie all ihr Denn die Schlupfwinkel des Landes sind
Schnitzwerk voll Räuberhöhlen.
mit Beilen und mit Hämmern. 21 Laß den Unterdrückten nicht
7 Sie stecken dein Heiligtum in Brand, beschämt davongehen,
sie entweihen die Wohnung deines sondern laß die Elenden und Armen
Namens bis auf den Grund! deinen Namen preisen!
8 Sie sprechen in ihren Herzen: »Laßt uns 22 Steh auf, o Gott, führe deine Sache
sie alle unterdrücken!« hinaus!
Sie verbrennen alle Versammlungsstät- Gedenke an die Schmach, die dir täglich
ten Gottes im Land. von dem Schändlichen widerfährt!
9 Unsere eigenen Zeichen sehen wir 23 Vergiß nicht das Geschrei deiner
nicht; Widersacher,
es ist kein Prophet mehr da, den Lärm deiner Feinde, der ständig
und niemand bei uns weiß, wie lange. emporsteigt!
10 O Gott, wie lange darf der Widersacher
schmähen? Psalm 75
Soll der Feind deinen Namen immerfort 1 Dem Vorsänger. »Verdirb nicht.«
lästern? Ein Psalmlied, von Asaph.
11 Warum ziehst du deine Hand zurück, 2 Wir danken dir, o Gott, wir danken dir,
deine Rechte? denn nahe ist dein Name;
[Ziehe sie] hervor aus deinem Gewand, man verkündet deine Wundertaten!
mache ein Ende! 3 »Wenn ich finde, daß die Zeit da ist,
12 Gott ist ja mein König von Urzeit her, so werde ich recht richten.
der Sieg gab in diesem Land. 4 Mag die Erde wanken und alle ihre
13 Du teiltest das Meer durch deine Kraft, Bewohner —
PSALM 75.76.77 631
Ich habe ihre Säulen festgestellt!« (Sela.) erschrickt die Erde und hält sich still,
5 Ich sprach zu den Übermütigen: Seid 10 wenn Gott sich erhebt zum Gericht,
nicht übermütig! um zu retten alle Elenden im Land.
und zu den Gottlosen: Erhebt nicht (Sela.)
das Horn!a 11 Denn der Zorn des Menschen muß
6 Erhebt euer Horn nicht hoch, dich preisen,
redet nicht mit frech emporgerecktem Hals! mit dem Rest der Zornesflammen
7 Denn weder von Osten noch von Westen, gürtest du dich.
auch nicht von der Wüste her kommt 12 Legt Gelübde ab und erfüllt sie dem
Erhöhung; HERRN, eurem Gott;
8 sondern Gott ist der Richter; von allen Seiten soll man Geschenke
den einen erniedrigt, den anderen bringen dem Furchtgebietenden!
erhöht er. 13 Er beschneidet den Mut der Fürsten
9 Denn ein Becher ist in der Hand des und ist furchtbar gegen die Könige auf
HERRN, Erden.
gefüllt mit schäumendem Würzwein;
davon schenkt er ein: Psalm 77
sogar seine Hefen müssen schlürfen 1 Dem Vorsänger. Für Jeduthun.
und trinken Ein Psalm Asaphs.
alle Gottlosen auf Erden. 2 Ich rufe zu Gott und will schreien;
10 Ich aber will es ewig verkünden; zu Gott rufe ich, und er wolle auf mich
dem Gott Jakobs will ich lobsingen. hören!
11 Und alle Hörner der Gottlosen will ich 3 Zur Zeit meiner Not suche ich den
abhauen; Herrn;
aber die Hörner des Gerechten sollen meine Hand ist bei Nacht ausgestreckt
erhöht werden! und ermüdet nicht,
meine Seele will sich nicht trösten
Psalm 76 lassen.
1 Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel. 4 Denke ich an Gott, so muß ich seufzen,
Ein Psalmlied, von Asaph. sinne ich nach, so ermattet mein Geist.
2 Gott ist in Juda bekannt, (Sela.)
sein Name ist groß in Israel; 5 Du hältst meine Augenlider offen;
3 in Salem ist sein Zelt ich werfe mich hin und her und kann
und seine Wohnung in Zion. nicht reden.
4 Dort zerbricht er die Blitze des Bogens, 6 Ich gedenke an die alte Zeit,
Schild, Schwert und Kriegsgerät. (Sela.) an die Jahre der Urzeit;
5 Glanzvoll bist du, Mächtiger, 7 ich gedenke an mein Saitenspiel
über den Bergen von Beute! in der Nacht,
6 Die Tapferen werden ausgeplündert; ich sinne in meinem Herzen nach,
sie sinken in ihren Schlaf, und es forscht mein Geist:
und den Kriegsleuten versagen die Hände. 8 Wird denn der Herr auf ewig verstoßen
7 Von deinem Schelten, o Gott Jakobs, und niemals wieder gnädig sein?
sinken Roß und Reiter in tiefen Schlaf! 9 Ist’s denn ganz und gar aus mit seiner
8 Du bist zu fürchten, Gnade,
und wer kann vor deinem Angesicht und ist die Verheißung zunichte für alle
bestehen, Geschlechter?
wenn dein Zorn entbrennt? 10 Hat denn Gott vergessen, gnädig zu sein,
9 Wenn du das Urteil vom Himmel und im Zorn seine Barmherzigkeit
erschallen läßt, verschlossen? (Sela.)

a (75,5) d.h. brüstet euch nicht in eurer Macht. Das Horn ist ein Zeichen der Stärke und Herrschermacht (vgl. auch V. 11).
632 PSALM 77.78
11 Und ich sage: Ich will das erleiden, und ein Gesetz gegeben in Israel;
die Änderungen, welche die rechte Hand und er gebot unseren Vätern,
des Höchsten getroffen hat. es ihren Kindern zu verkünden,
12 Ich will gedenken an die Taten des 6 damit das spätere Geschlecht es wisse,
HERRN; die Kinder, die noch geboren werden
ja, ich gedenke an deine Wunder aus sollten,
alter Zeit, damit auch sie aufständen
13 und ich sinne nach über alle deine Werke und es ihren Kindern erzählten;
und erwäge deine großen Taten: 7 damit diese auf Gott ihr Vertrauen
14 O Gott, dein Weg ist heilig! setzten
Wer ist ein so großer Gott wie du, o Gott? und die Taten Gottes nicht vergäßen
15 Du bist der Gott, der Wunder tut; und seine Gebote befolgten
du hast deine Macht erwiesen an den 8 und nicht würden wie ihre Väter,
Völkern! ein trotziges und widerspenstiges
16 Du hast dein Volk erlöst mit deinem Arm, Geschlecht,
die Kinder Jakobs und Josephs. (Sela.) ein Geschlecht, das kein festes Herz hatte,
17 Als dich, o Gott, die Wasser sahen, und dessen Geist nicht treu war
als dich die Wasser sahen, da brausten sie, gegen Gott.
ja, das Meer wurde aufgeregt; 9 Die Söhne Ephraims [waren wie]
18 die Wolken gossen Wasser aus, gerüstete Bogenschützen,
es donnerte im Gewölk, die sich umwenden am Tag der Schlacht.
und deine Pfeile fuhren daher; 10 Sie bewahrten den Bund Gottes nicht
19 deine Donnerstimme erschallte im und weigerten sich, nach seinem Gesetz
Wirbelwind, zu wandeln.
Blitze erhellten den Erdkreis, 11 Und sie vergaßen seine Taten und
die Erde erbebte und zitterte. seine Wunder,
20 Dein Weg führte durch das Meer die er sie hatte sehen lassen.
und dein Pfad durch gewaltige Fluten, 12 Vor ihren Vätern hatte er Wunder getan
und deine Fußstapfen waren nicht zu im Land Ägypten, im Gebiet von Zoan.
erkennen. 13 Er spaltete das Meer und führte sie
21 Du führtest dein Volk wie eine Herde hindurch
durch die Hand von Mose und Aaron. und türmte die Wasser auf wie einen
Damm.
Psalm 78 14 Er leitete sie bei Tag mit einer Wolke
1 Ein Maskil; von Asaph. und mit dem Licht eines Feuers durch
Höre, mein Volk, meine Lehre; die ganze Nacht.
neigt eure Ohren zu den Reden meines 15 Er spaltete Felsen in der Wüste
Mundes! und tränkte sie wie mit großen Fluten;
2 Ich will meinen Mund zu einer 16 er ließ Bäche aus dem Felsen
Gleichnisrede öffnen, hervorspringen
will Rätsel vortragen aus alter Zeit. und Wasser herabfließen in Strömen.
3 Was wir gehört und gelernt haben 17 Dennoch fuhren sie fort, gegen ihn zu
und was unsere Väter uns erzählt haben, sündigen
4 das wollen wir ihren Kindern nicht und den Höchsten zu erzürnen in der
vorenthalten, Wüste.
sondern den Ruhm des HERRN erzählen 18 Und sie versuchten Gott in ihrem
dem späteren Geschlecht, Herzen,
seine Macht und seine Wunder, die er indem sie Speise forderten für ihr
getan hat. Gelüste.
5 Denn er hat ein Zeugnis aufgerichtet 19 Und sie redeten gegen Gott und
in Jakob sprachen:
PSALM 78 633
»Kann Gott uns wohl einen Tisch 36 Aber sie heuchelten vor ihm
bereiten in der Wüste? mit ihrem Mund
20 Siehe, er hat den Felsen geschlagen, und logen mit ihren Zungen;
daß Wasser flossen und Bäche sich 37 denn ihr Herz war nicht aufrichtig
ergossen. gegen ihn,
Kann er aber auch Brot geben? und sie hielten nicht treu an seinem
Wird er seinem Volk Fleisch verschaffen?« Bund fest.
21 Darum, als der HERR das hörte, 38 Er aber war barmherzig und vergab
da wurde er zornig, die Schuld
und Feuer entbrannte gegen Jakob, und vertilgte sie nicht;
ja, Zorn stieg auf über Israel, und oftmals wandte er seinen Zorn ab
22 weil sie Gott nicht glaubten und erweckte nicht seinen ganzen
und nicht auf seine Rettung vertrauten. Grimm;
23 Und doch hatte er den Wolken droben 39 denn er dachte daran,
geboten daß sie Fleisch sind,
und die Türen des Himmels geöffnet; ein Hauch, der dahinfährt und nicht
24 und hatte Manna auf sie regnen lassen wiederkehrt.
zum Essen 40 Wie oft lehnten sie sich gegen ihn auf
und ihnen Himmelskorn gegeben. in der Wüste
25 Der Mensch aß das Brot der Starken; und betrübten ihn in der Einöde!
er sandte ihnen Speise, bis sie satt waren. 41 Und sie versuchten Gott immer wieder
26 Er ließ den Ostwind am Himmel und bekümmerten den Heiligen Israels.
hinfahren 42 Sie gedachten nicht an seine Hand,
und führte durch seine Kraft den an den Tag, als er sie von dem Feind
Südwind herbei; erlöste;
27 er ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub 43 als er seine Zeichen tat in Ägypten
und Geflügel wie Sand am Meer, und seine Wunder im Gebiet von Zoan;
28 und ließ sie mitten in ihr Lager fallen, 44 als er ihre Ströme in Blut verwandelte
rings um ihre Wohnung her. und ihre Bäche, so daß man nicht
29 Da aßen sie und wurden völlig satt; trinken konnte;
er gewährte ihnen, wonach sie gelüstet 45 als er Ungeziefer unter sie sandte,
hatten. das sie fraß,
30 Sie hatten ihre Begierde noch nicht und Frösche, die sie verderbten;
gestillt, 46 als er dem Vertilger ihren Ertrag gab
und ihre Speise war noch in ihrem Mund, und der Heuschrecke die Frucht ihrer
31 da erhob sich der Zorn Gottes gegen sie; Arbeit;
und er tötete die Vornehmsten unter 47 als er ihre Weinstöcke mit Hagel schlug
ihnen, und ihre Maulbeerbäume durch eine
und die Jungmannschaft Israels streckte verheerende Wasserflut,
er nieder. 48 und ihr Vieh dem Hagel preisgab
32 Trotz alledem sündigten sie weiter und ihre Herden den Blitzen;
und glaubten nicht an seine Wunder. 49 als er gegen sie die Glut seines Zornes
33 Darum ließ er ihre Tage wie einen entsandte,
Hauch vergehen Wut und Grimm und Drangsal,
und ihre Jahre in Schrecken. eine ausgesandte Schar
34 Wenn er sie schlug, so fragten sie verderbenbringender Engel;
nach ihm 50 als er seinem Zorn den Lauf ließ,
und kehrten wieder um und suchten Gott; ihre Seele nicht vor dem Tod bewahrte,
35 und sie gedachten daran, daß Gott sondern ihr Leben der Pest preisgab;
ihr Fels ist, 51 als er alle Erstgeburt in Ägypten schlug,
und Gott, der Höchste, ihr Erlöser. die Erstlinge der Kraft in den Zelten Hams.
634 PSALM 78.79
52 Und er ließ sein Volk ausziehen 68 sondern er erwählte den Stamm Juda,
wie Schafe den Berg Zion, den er liebt.
und leitete sie wie eine Herde in der Wüste 69 Und er baute sein Heiligtum gleich
53 und führte sie sicher, daß sie sich Himmelshöhen,
nicht fürchteten; gleich der Erde, die er auf ewig
ihre Feinde aber bedeckte das Meer. gegründet hat.
54 Und er brachte sie in sein heiliges 70 Und er erwählte seinen Knecht David
Land, und nahm ihn von den Schafhürden
zu diesem Berg, den seine Rechte weg.
erworben hat. 71 Als er den tragenden Schafen
55 Und er vertrieb die Heiden vor ihnen her nachging, holte Er ihn,
und teilte ihnen das Erbe aus mit der daß er Jakob weiden sollte, sein Volk,
Meßschnur und Israel, sein Erbe.
und ließ in ihren Zelten die Stämme 72 Und er weidete sie mit aller Treue
Israels wohnen. seines Herzens
56 Aber sie versuchten Gott, den und leitete sie mit weiser Hand.
Höchsten,
und waren widerspenstig gegen ihn Psalm 79
und bewahrten seine Zeugnisse nicht, 1 Ein Psalm Asaphs.
57 sondern sie wichen zurück und fielen O Gott, es sind Heiden in dein Erbteil
ab wie ihre Väter; eingedrungen!
sie gingen fehl wie ein trügerischer Sie haben deinen heiligen Tempel
Bogen. verunreinigt
58 Und sie reizten ihn zum Zorn durch und Jerusalem zu Trümmerhaufen
ihre Höhen gemacht!
und zur Eifersucht durch ihre Götzenbilder. 2 Sie haben die Leichname deiner
59 Gott hörte es und geriet in Zorn, Knechte
und er verabscheute Israel sehr. den Vögeln des Himmels zur Speise
60 Und er verließ seine Wohnung in Silo, gegeben,
das Zelt, das er unter den Menschen das Fleisch deiner Getreuen
aufgeschlagen hatte; den wilden Tieren;
61 und er gab seine Macht in 3 sie haben ihr Blut vergossen wie Wasser,
Gefangenschaft rings um Jerusalem her,
und seine Herrlichkeit in Feindeshand. und niemand hat sie begraben.
62 Er überlieferte sein Volk dem Schwert 4 Wir sind ein Hohn geworden für unsere
und war zornig über sein Erbe. Nachbarn,
63 Seine jungen Männer verzehrte das zu Spott und Schande denen, die uns
Feuer, umgeben!
und seine Jungfrauen mußten ohne 5 Wie lange, o HERR? Willst du ewiglich
Brautlied bleiben. zürnen?
64 Seine Priester fielen durchs Schwert, Soll dein Eifer wie Feuer brennen?
und seine Witwen konnten keine 6 Gieße deinen Grimm über die Heiden
Totenklage halten. aus, die dich nicht kennen,
65 Da erwachte der Herr wie ein und über die Königreiche, die deinen
Schlafender, Namen nicht anrufen!
wie ein Held, der aufjauchzt vom Wein. 7 Denn man hat Jakob gefressen,
66 Und er schlug seine Feinde und seine Wohnung haben sie verwüstet.
in die Flucht, 8 Rechne uns nicht die Verschuldungen
ewige Schande fügte er ihnen zu. unserer Vorfahren an;
67 Und er verwarf das Zelt Josephs dein Erbarmen komme uns eilends
und erwählte nicht den Stamm Ephraim, entgegen,
PSALM 79.80.81 635
denn wir sind sehr geschwächt! 9 Einen Weinstock hast du aus Ägypten
9 Hilf uns, du Gott unseres Heils, herausgebracht;
um der Ehre deines Namens willen, du hast die Heidenvölker vertrieben und
und rette uns und vergib uns unsere Sünden ihn gepflanzt.
um deines Namens willen! 10 Du machtest Raum vor ihm,
10 Warum sollen die Heiden sagen: daß er Wurzeln schlug und das Land
»Wo ist [nun] ihr Gott?« erfüllte;
Laß unter den Heiden offenbar werden 11 sein Schatten bedeckte die Berge
vor unseren Augen und seine Ranken die Zedern Gottes;
die Rache für das vergossene Blut deiner 12 er streckte seine Zweige aus bis ans Meer
Knechte! und seine Schoße bis zum Strom.
11 Laß vor dich kommen das Seufzen des 13 Warum hast du nun seine Mauer
Gefangenen; niedergerissen,
bewahre durch deinen gewaltigen Arm daß alle ihn zerpflücken, die vorübergehen?
die dem Tod Geweihten, 14 Der Eber aus dem Wald zerwühlt ihn,
12 und vergilt unseren Nachbarn und die wilden Tiere des Feldes weiden
siebenfältig in ihren Schoß ihn ab.
ihren Hohn, womit sie dich, Herr, 15 O Gott der Heerscharen, kehre doch
verhöhnt haben! zurück!
13 Wir aber, dein Volk und die Schafe Blicke vom Himmel herab und sieh,
deiner Weide, und nimm dich dieses Weinstocks an
wir wollen dir ewiglich danken 16 und des Setzlings, den deine Rechte
und deinen Ruhm erzählen von gepflanzt,
Geschlecht zu Geschlecht. des Sohnes, den du dir großgezogen hast!
17 Er ist mit Feuer verbrannt, er ist
Psalm 80 abgeschnitten,
1 Dem Vorsänger. Nach der [Melodie] vor dem Schelten deines Angesichts sind
»Lilien«. Ein Zeugnis von Asaph. Ein Psalm. sie umgekommen!
2 Du Hirte Israels, höre, 18 Deine Hand sei über dem Mann
der du Joseph führst wie Schafe; deiner Rechten,
der du thronst über den Cherubim, über dem Sohn des Menschen, den du
leuchte hervor! dir großgezogen hast,
3 Erwecke deine Macht vor Ephraim, 19 so werden wir nicht von dir weichen.
Benjamin und Manasse, Erhalte uns am Leben,
und komme zu unserer Rettung! so wollen wir deinen Namen anrufen!
4 O Gott, stelle uns wieder her, 20 O HERR, Gott der Heerscharen, stelle
und laß dein Angesicht leuchten, so uns wieder her!
werden wir gerettet! Laß dein Angesicht leuchten, so werden
5 O HERR, Gott der Heerscharen, wir gerettet!
wie lange noch raucht dein Zorn beim
Gebet deines Volkes? Psalm 81
6 Du speist sie mit Tränenbrot 1 Dem Vorsänger. Auf der Gittit.
und tränkst sie mit einem großen Krug Von Asaph.
voll Tränen. 2 Singt fröhlich Gott, der unsere Stärke ist,
7 Du machst uns zum Zankapfel für jauchzt dem Gott Jakobs!
unsere Nachbarn, 3 Stimmt ein Lied an und nehmt das
und unsere Feinde spotten untereinander. Tamburin zur Hand,
8 O Gott der Heerscharen, stelle uns die liebliche Laute samt der Harfe!
wieder her; 4 Stoßt am Neumond in das Horn,
und laß dein Angesicht leuchten, so am Vollmond, zum Tag unseres Festes!
werden wir gerettet! 5 Denn das ist eine Satzung für Israel,
636 PSALM 81.82.83
es ist eine Verordnung des Gottes Jakobs. 3 Schafft Recht dem Geringen und der
6 Er setzte es ein als Zeugnis für Joseph, Waise,
als er auszog gegen das Land Ägypten. den Elenden und Armen laßt Gerechtig-
— Eine Sprache, die ich nicht kannte, keit widerfahren!
höre ich: 4 Befreit den Geringen und Bedürftigen,
7 »Ich habe die Last von seiner Schulter errettet ihn aus der Hand der Gottlosen!«
genommen, 5 Aber sie wollen nichts erkennen und
seine Hände sind den Tragkorb nichts verstehen,
losgeworden. sondern wandeln in der Finsternis;
8 Als du mich anriefst in der Not, es wanken alle Grundfesten der Erde!
da brachte ich dir Rettung; 6 »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter
ich antwortete dir im Donnergewölk und allesamt Söhne des Höchsten;
und prüfte dich am Haderwasser. (Sela.) 7 dennoch sollt ihr sterben wie ein Mensch
9 Höre, mein Volk, ich will dich ermahnen; und fallen wie einer der Fürsten!«
Israel, wenn du mir doch Gehör 8 Mache dich auf, o Gott, richte die Erde;
schenken wolltest! denn du bist Erbherr über alle Völker!
10 Kein anderer Gott soll bei dir sein,
und einen fremden Gott bete nicht an! Psalm 83
11 Ich bin der HERR, dein Gott, 1 Ein Psalmlied; von Asaph.
der dich heraufgeführt hat aus dem Land 2 Bleibe nicht ruhig, o Gott,
Ägypten. schweige nicht und sei nicht still, o Gott!
Tue deinen Mund weit auf, so will ich ihn 3 Denn siehe, deine Feinde toben,
füllen! und die dich hassen, erheben das Haupt.
12 Aber mein Volk hat meiner Stimme 4 Sie machen listige Anschläge gegen
nicht gehorcht, dein Volk,
und Israel war mir nicht zu Willen. verabreden sich gegen deine
13 Da gab ich sie dahin in die Verstockt- Schutzbefohlenen.
heit ihres Herzens, 5 Sie sprechen: »Kommt, wir wollen sie
daß sie wandelten nach ihrem eigenen Rat. vertilgen, daß sie kein Volk mehr seien,
14 O daß doch mein Volk mir gehorsam daß an den Namen Israel nicht mehr
wäre, gedacht werde!«
und Israel in meinen Wegen wandelte! 6 Ja, sie haben einen einmütigen
15 Wie bald wollte ich ihre Feinde Beschluß gefaßt,
demütigen sie haben einen Bund gegen dich
und meine Hand wenden gegen ihre geschlossen:
Widersacher! 7 die Zelte Edoms und die Ismaeliter,
16 Die den HERRN hassen, müßten sich Moab und die Hagariter,
ihm schmeichelnd unterwerfen; 8 Gebal und Ammon und Amalek,
ihre Zeit aber würde ewiglich währen! das Philisterland samt den Bewohnern
17 Und Er würde sie mit dem besten von Tyrus.
Weizen speisen; 9 Auch Assur hat sich ihnen angeschlossen
ja, mit Honig aus dem Felsen würde ich und ist den Söhnen Lots ein Beistand
dich sättigen!« geworden. (Sela.)
10 Mach es mit ihnen wie mit Midian,
Psalm 82 wie mit Sisera,
1 Ein Psalm Asaphs. wie mit Jabin am Bach Kison,
Gott steht in der Gottesversammlung, 11 die vertilgt wurden in Endor,
inmitten der Mächtigen richtet er: zu Dünger wurden fürs Ackerfeld!
2 »Wie lange wollt ihr ungerecht richten 12 Mache ihre Edlen wie Oreb und Seb,
und die Person des Gottlosen ansehen? wie Sebach und Zalmunna alle ihre
(Sela.) Fürsten,
PSALM 83.84.85 637
13 sie, die sagen: »Wir wollen für uns in 9 HERR, Gott der Heerscharen, höre mein
Besitz nehmen Gebet;
die Wohnungen Gottes!« du Gott Jakobs, achte darauf! (Sela.)
14 Mein Gott, laß sie sein wie ein 10 O Gott, unser Schild, sieh doch;
Blätterwirbel, blicke auf das Angesicht deines
mache sie wie Stoppeln vor dem Wind! Gesalbten!
15 Wie ein Feuer, das den Wald 11 Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist
verbrennt, besser als sonst tausend;
und wie eine Flamme, welche die Berge ich will lieber an der Schwelle im Haus
versengt, meines Gottes stehen,
16 so verfolge sie mit deinem Ungewitter als wohnen in den Zelten der Gottlosen!
und schrecke sie mit deinem Sturmwind! 12 Denn Gott, der HERR, ist Sonne und
17 Bedecke ihr Angesicht mit Schande, Schild;
daß sie nach deinem Namen fragen, der HERR gibt Gnade und Herrlichkeit,
o HERR! wer in Lauterkeit wandelt, dem versagt
18 Laß sie beschämt und erschreckt er nichts Gutes.
werden für immer, 13 O HERR der Heerscharen,
laß sie schamrot werden und umkommen, wohl dem Menschen, der auf dich
19 damit sie erkennen, daß du, dessen vertraut!
Name HERR ist,
allein der Höchste bist über die ganze Psalm 85
Erde! 1 Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs.
Ein Psalm.
Psalm 84 2 HERR, du hast deinem Land [einst]
1 Dem Vorsänger. Auf der Gittit. Von den Gnade gewährt,
Söhnen Korahs. Ein Psalm. hast das Geschick Jakobs gewendet,
2 Wie lieblich sind deine Wohnungen, 3 hast vergeben die Schuld deines Volkes,
o HERR der Heerscharen! hast alle ihre Sünde zugedeckt. (Sela.)
3 Meine Seele verlangte und sehnte sich 4 Du hast all deinen Grimm hinweggetan,
nach den Vorhöfen des HERRN; hast dich abgewandt von der Glut deines
nun jubeln mein Herz und mein Leib Zornes:
dem lebendigen Gott zu! 5 so stelle uns wieder her, du Gott unsres
4 Hat doch der Sperling ein Haus Heils,
gefunden laß ab von deinem Unmut gegen uns!
und die Schwalbe ein Nest für sich, 6 Oder willst du ewig mit uns zürnen,
wo sie ihre Jungen hinlegen kann: deinen Zorn währen lassen von
deine Altäre, o HERR der Heerscharen, Geschlecht zu Geschlecht?
mein König und mein Gott! 7 Willst du uns nicht wieder neu beleben,
5 Wohl denen, die in deinem Haus damit dein Volk sich an dir erfreuen kann?
wohnen; 8 HERR, laß uns deine Gnade schauen
sie preisen dich allezeit! (Sela.) und schenke uns dein Heil!
6 Wohl dem Menschen, dessen Stärke 9 Ich will hören, was Gott, der HERR,
in dir liegt, reden wird;
[wohl denen], in deren Herzen gebahnte denn er wird Frieden zusagen seinem
Wege sind! Volk und seinen Getreuen
7 Wenn solche durch das Tal der Tränen — nur daß sie sich nicht wieder zur
gehen, Torheit wenden!
machen sie es zu lauter Quellen, 10 Gewiß ist seine Rettung denen nahe,
und der Frühregen bedeckt es mit Segen. die ihn fürchten,
8 Sie schreiten von Kraft zu Kraft, damit die Herrlichkeit in unserem Land
erscheinen vor Gott in Zion. wohne.
638 PSALM 85.86.87
11 Gnade und Wahrheit sind einander richte mein Herz auf das Eine,
begegnet, daß ich deinen Namen fürchte!a
Gerechtigkeit und Friede haben sich 12 Ich will dich preisen, Herr, mein Gott,
geküßt. von ganzem Herzen,
12 Die Wahrheit wird aus der Erde und deinem Namen Ehre erweisen
sprossen auf ewig.
und Gerechtigkeit vom Himmel 13 Denn deine Gnade ist groß über mir,
herabschauen. und du hast meine Seele errettet aus der
13 Dann wird der HERR auch das Gute Tiefe des Totenreichs.
geben, 14 O Gott, es sind Vermessene gegen
und unser Land wird seinen Ertrag mich aufgestanden,
abwerfen; und eine Rotte von Gewalttätigen
14 Gerechtigkeit wird vor Ihm hergehen trachtet mir nach dem Leben;
und den Weg bereiten für seine Tritte. sie haben dich nicht vor Augen.
15 Du aber, Herr, bist ein barmherziger
Psalm 86 und gnädiger Gott,
1 Ein Gebet Davids. langsam zum Zorn und von großer
Neige dein Ohr, o HERR, und erhöre mich, Gnade und Treue.
denn ich bin elend und arm; 16 Wende dich zu mir und sei mir gnädig!
2 bewahre meine Seele, denn ich bin dir Verleihe deinem Knecht deine Stärke,
zugetan; und hilf dem Sohn deiner Magd!
hilf du, mein Gott, deinem Knecht, der 17 Tue an mir ein Zeichen zum Guten,
sich auf dich verläßt! damit meine Hasser es zu ihrer
3 Sei mir gnädig, o Herr; Beschämung sehen,
denn zu dir rufe ich allezeit! daß du, HERR, mir geholfen und mich
4 Erfreue die Seele deines Knechtes; getröstet hast.
denn zu dir, Herr, erhebe ich meine
Seele! Psalm 87
5 Denn du, Herr, bist gut und vergibst 1 Von den Söhnen Korahs. Ein Psalmlied.
gern; Er hat sie gegründet auf heiligen Bergen;
und du bist reich an Gnade für alle, die 2 der HERR liebt die Tore Zions
dich anrufen. mehr als alle Wohnungen Jakobs.
6 Vernimm, o HERR, mein Gebet, 3 Herrliches ist über dich verheißen,
und achte auf die Stimme meines du Stadt Gottes! (Sela.)
Flehens! 4 Ich nenne Rahabb und Babel denen,
7 Am Tag meiner Not rufe ich dich an, die mich kennen;
denn du erhörst mich. siehe, Philisterland und Tyrus und
8 Dir, Herr, ist keiner gleich unter den Kuschc:
Göttern, »Dieser ist dort geboren.«
und nichts gleicht deinen Werken! 5 Aber von Zion wird man sagen:
9 Alle Völker, die du gemacht hast, »Mann für Mann ist in ihr geboren«,
werden kommen und der Höchste selbst wird sie
und vor dir anbeten, o Herr, befestigen.
und deinem Namen Ehre geben; 6 Der HERR wird zählen, wenn er die
10 denn du bist groß und tust Wunder, Völker verzeichnet:
du bist Gott, du allein! »Dieser ist dort geboren.« (Sela.)
11 Weise mir, HERR, deinen Weg, 7 Und sie singen beim Reigen:
damit ich wandle in deiner Wahrheit; »Alle meine Quellen sind in dir!«

a (86,11) w. einige mein Herz zur Furcht deines Namens. bzw. »Großtuer« = hebr. Rahab; Jes 51,9)
b (87,4) Bezeichnung für Ägypten (Jes 30,7: »Ungetüm« c (87,4) vgl. Fn. zu Ps 68,32.
PSALM 88.89 639
Psalm 88 15 Warum, o HERR, verwirfst du meine
1 Ein Psalmlied. Von den Söhnen Korahs. Seele,
Dem Vorsänger. Nach Machalat-Leannot. verbirgst dein Angesicht vor mir?
Ein Maskil Hemans, des Esrachiters. 16 Von Jugend auf bin ich elend und dem
2 O HERR, du Gott meines Heilsa, Tod nahe,
ich schreie Tag und Nacht vor dir! ich trage deine Schrecken und weiß mir
3 Laß mein Gebet vor dich kommen, keinen Rat.
neige dein Ohr zu meinem Flehen! 17 Deine Zorngerichte ergehen über
4 Denn meine Seele ist gesättigt vom mich,
Leiden, deine Schrecknisse vernichten mich.
und mein Leben ist dem Totenreich nahe. 18 Sie umgeben mich wie Wasser den
5 Ich werde schon zu denen gerechnet, ganzen Tag,
die in die Grube hinabfahren; sie umringen mich allesamt.
ich bin wie ein Mann, der keine Kraft 19 Freunde und Gefährten hast du von
mehr hat. mir weggetan,
6 Ich liege unter den Toten, meine Vertrauten [in die] Finsternis.b
bin den Erschlagenen gleich, die im Grab
ruhen, Psalm 89
an die du nicht mehr gedenkst 1 Ein Maskil. Von Etan, dem Esrachiter.
und die von deiner Hand abgeschnitten 2 Die Gnadenerweise des HERRN will ich
sind. ewiglich besingen,
7 Du hast mich in die unterste Grube von Geschlecht zu Geschlecht deine
gelegt, Treue mit meinem Mund verkünden.
in die Finsternis, in die Tiefen. 3 Ich sage: Auf ewig wird die Gnade
8 Auf mir lastet dein Grimm, gebaut,
und du bedrängst mich mit allen deinen deine Treue gründest du fest in den
Wogen. (Sela.) Himmeln:
9 Du hast meine Bekannten von mir 4 »Ich habe einen Bund geschlossen mit
entfremdet, meinem Auserwählten,
du hast mich ihnen zum Abscheu gemacht; habe meinem Knecht David geschworen:
ich bin eingeschlossen und kann nicht 5 Auf ewig will ich deinen Samen fest
heraus. gründen
10 Mein Auge ist verschmachtet vor Elend; und für alle Geschlechter deinen Thron
ich rufe dich, HERR, täglich an, bauen!« (Sela.)
strecke meine Hände aus nach dir. 6 Und die Himmel werden deine
11 Wirst du an den Toten Wunder tun, Wundertat preisen, o HERR,
oder werden die Schatten auferstehen ja, deine Treue in der Gemeinde der
und dich preisen? (Sela.) Heiligen!
12 Wird man im Grab deine Gnade 7 Denn wer in den Wolken ist dem HERRN
verkündigen, zu vergleichen,
deine Wahrheit im Abgrund? wer ist dem HERRN ähnlich unter den
13 Werden deine Wunder in der Göttersöhnen?
Finsternis bekannt, 8 Gott ist sehr gefürchtet im Kreis der
deine Gerechtigkeit im Land der Heiligen
Vergessenheit? und furchtgebietend über alle um ihn her.
14 Ich aber schreie zu dir, HERR, 9 O HERR, Gott der Heerscharen,
und am Morgen kommt dir mein Gebet wer ist mächtig wie du, HERR?
entgegen. Und deine Treue ist um dich her!

a (88,2) d.h. du Gott, von dem mein Heil kommt; du b (88,19) od. mein Vertrauter ist die Finsternis.
Gott, der mich rettet.
640 PSALM 89
10 Du beherrschst das ungestüme Meer; 24 sondern ich will seine Widersacher vor
wenn sich seine Wogen erheben, ihm zermalmen
so stillst du sie. und niederstoßen, die ihn hassen.
11 Du hast Rahab zermalmt wie einen 25 Und meine Treue und meine Gnade
Erschlagenen, sollen mit ihm sein,
deine Feinde zerstreut mit deinem und in meinem Namen soll sein Horn
starken Arm. erhöht werden.
12 Dein sind die Himmel, dir gehört auch 26 Und ich will seine Hand auf das Meer
die Erde, legen
der Erdkreis und was ihn erfüllt; und seine Rechte auf die Ströme.
du hast es alles gegründet. 27 Er wird zu mir rufen: Du bist mein Vater,
13 Norden und Süden hast du erschaffen, mein Gott und der Fels meines Heils!
Tabor und Hermon jauchzen über 28 Und ich will ihn zum Erstgeborenen
deinen Namen. machen,
14 Du hast einen Arm voll Kraft; zum Höchsten der Könige auf Erden.
stark ist deine Hand, hoch erhoben 29 Auf ewig bewahre ich ihm meine Gnade,
deine Rechte. und mein Bund soll ihm fest bleiben.
15 Recht und Gerechtigkeit sind die 30 Und ich setze seinen Samen auf ewig ein
Grundfeste deines Thrones, und mache seinen Thron wie die Tage
Gnade und Wahrheit gehen vor deinem des Himmels.
Angesicht her. 31 Wenn seine Söhne mein Gesetz
16 Wohl dem Volk, das den Jubelschall verlassen
kennt! und nicht in meinen Verordnungen
O HERR, im Licht deines Angesichts wandeln,
wandeln sie; 32 wenn sie meine Satzungen entheiligen
17 über deinen Namen frohlocken sie und meine Gebote nicht beachten,
allezeit, 33 so will ich ihre Abtrünnigkeit mit der
und durch deine Gerechtigkeit werden Rute heimsuchen
sie erhöht; und ihre Missetat mit Schlägen;
18 denn du bist ihr mächtiger Ruhm, 34 aber meine Gnade will ich ihm nicht
und durch deine Gnade wird unser Horn entziehen
erhöht.a und meine Treue nicht verleugnen;
19 Denn der HERR ist unser Schild, 35 meinen Bund will ich nicht ungültig
ja, der Heilige Israels ist unser König. machen
20 Damals hast du durch ein Gesicht und nicht ändern, was über meine
geredet Lippen gekommen ist.
mit deinen Getreuen, und gesprochen: 36 Einmal habe ich bei meiner Heiligkeit
»Ich habe die Hilfe einem Helden geschworen;
übertragen, niemals werde ich David belügen!
einen Auserwählten aus dem Volk 37 Sein Same soll ewig bleiben
erhöht; und sein Thron wie die Sonne vor mir;
21 ich habe meinen Knecht David 38 wie der Mond soll er ewig bestehen,
gefunden und wie der Zeuge in den Wolken
und ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt. zuverlässig sein!« (Sela.)
22 Meine Hand soll beständig mit ihm sein, 39 Und doch hast du verstoßen und
und mein Arm soll ihn stärken. verworfen
23 Kein Feind soll ihn überlisten, und bist zornig geworden über deinen
und der Sohn der Ungerechtigkeit soll Gesalbten;
ihn nicht unterdrücken; 40 du hast den Bund mit deinem Knecht
preisgegeben
a (89,18) d.h. empfangen wir Stärke und Macht. und trittst seine Krone zu Boden;
PSALM 89.90 641
41 du hast alle seine Mauern niedergerissen 2 Ehe denn die Berge wurden
und seine Festungen in Trümmer gelegt. und du die Erde und den Erdkreis
42 Es berauben ihn alle, die vorüberziehen; hervorbrachtest,
er ist seinen Nachbarn zum Gespött ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott!
geworden. 3 Du läßt den Menschen zum Staub
43 Du hast die rechte Hand seiner zurückkehren
Widersacher erhöht, und sprichst: Kehrt zurück, ihr
hast allen seinen Feinden Freude Menschenkinder!
gemacht; 4 Denn tausend Jahre sind vor dir
44 du ließest sein scharfes Schwert wie der gestrige Tag, der vergangen ist,
zurückweichen und wie eine Nachtwache.
und schenktest ihm keinen Sieg im Krieg; 5 Du läßt sie dahinfahren wie eine
45 du hast seinem Glanz ein Ende gemacht Wasserflut,
und seinen Thron zu Boden gestürzt; sie sind wie ein Schlaf,
46 du hast die Tage seiner Jugend verkürzt wie das Gras, das am Morgen aufsprießt;
und ihn mit Schande bedeckt. (Sela.) 6 am Morgen blüht es und sprießt,
47 Wie lange, o HERR, willst du dich am Abend welkt es und verdorrt.
ständig verbergen, 7 Denn wir werden aufgerieben durch
soll dein Zorn wie Feuer brennen? deinen Zorn
48 Gedenke, wie kurz meine Lebenszeit ist! und schnell hinweggerafft durch deinen
Wie vergänglich hast du alle Menschen- Grimm.
kinder erschaffen! 8 Du hast unsere Missetaten vor dich
49 Wer ist der Mann, der lebt und den hingestellt,
Tod nicht sehen muß, unser geheimstes Tun in das Licht deines
und der seine Seele erretten könnte aus Angesichts.
der Gewalt des Totenreichs? (Sela.) 9 Denn alle unsere Tage schwinden
50 Wo sind, o Herr, deine früheren dahin durch deinen Zorn;
Gnadenerweise, wir verbringen unsere Jahre wie ein
die du dem David in deiner Treue Geschwätz.
zugeschworen hast? 10 Unser Leben währt siebzig Jahre,
51 Gedenke, o Herr, an die Schmach, die und wenn es hoch kommt, so sind’s
deinen Knechten angetan wird, achtzig Jahre;
die ich in meinem Gewand trage von all und worauf man stolz ist, das war
den vielen Völkern, Mühsal und Nichtigkeit,
52 mit der deine Feinde dich, HERR, denn schnell enteilt es, und wir fliegen
schmähen, dahin.
mit der sie schmähen die Fußstapfen 11 Wer erkennt aber die Stärke deines
deines Gesalbten! Zorns,
deinen Grimm so, wie er zu fürchten ist?
53 Gepriesen sei der HERR ewiglich! 12 Lehre uns unsere Tage richtig zählen,
Amen, ja, Amen! damit wir ein weises Herz erlangen!a
13 Kehre zurück, o HERR! Wie lange noch?
VIERTES BUCH Und hab Erbarmen mit deinen Knechten!
(Psalm 90 – 106) 14 Sättige uns früh mit deiner Gnade,
so wollen wir jubeln und fröhlich sein
Psalm 90 unser Leben lang.
1 Ein Gebet Moses, des Mannes Gottes. 15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns
Herr, du bist unsere Zuflucht beugtest,
von Geschlecht zu Geschlecht! so viele Jahre, wie wir Unglück sahen.

a (90,12) Luther übersetzte: Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.
642 PSALM 90.91.92
16 Laß deinen Knechten dein Walten wirst den Junglöwen und den Drachen
sichtbar werden, zertreten.
und deine Herrlichkeit ihren Kindern! 14 »Weil er sich an mich klammert,
17 Und die Freundlichkeit des Herrn, darum will ich ihn erretten;
unsres Gottes, sei über uns, ich will ihn beschützen,
und das Werk unsrer Hände fördere du weil er meinen Namen kennt.
für uns, 15 Ruft er mich an, so will ich ihn erhören;
ja, das Werk unsrer Hände wollest du ich bin bei ihm in der Not,
fördern! ich will ihn befreien und zu Ehren
bringen.
Psalm 91 16 Ich will ihn sättigen mit langem Leben
1 Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, und ihn schauen lassen mein Heil!«
der bleibt unter dem Schatten des
Allmächtigen. Psalm 92
2 Ich sage zu dem HERRN: 1 Ein Psalmlied. Für den Sabbattag.
Meine Zuflucht und meine Burg, 2 Gut ist’s, dem HERRN zu danken,
mein Gott, auf den ich traue! und deinem Namen zu lobsingen, du
3 Ja, er wird dich retten vor der Schlinge Höchster;
des Vogelstellers 3 am Morgen deine Gnade zu verkünden
und vor der verderblichen Pest; und in den Nächten deine Treue,
4 er wird dich mit seinen Fittichen decken, 4 auf der zehnsaitigen Laute und der Harfe,
und unter seinen Flügeln wirst du dich mit dem Klang der Zither.
bergen; 5 Denn du hast mich erfreut, o HERR,
seine Treue ist Schirm und Schild. durch dein Tun,
5 Du brauchst dich nicht zu fürchten vor und ich juble über die Werke deiner
dem Schrecken der Nacht, Hände:
vor dem Pfeil, der bei Tag fliegt, 6 HERR, wie sind deine Werke so groß;
6 vor der Pest, die im Finstern schleicht, deine Gedanken sind sehr tief!
vor der Seuche, die am Mittag verderbt. 7 Ein unvernünftiger Mensch erkennt
7 Ob tausend fallen zu deiner Seite das nicht,
und zehntausend zu deiner Rechten, und der Törichte begreift es nicht.
so wird es doch dich nicht treffen; 8 Wenn die Gottlosen sprossen wie das Gras
8 ja, mit eigenen Augen wirst du es sehen, und alle Übeltäter blühen,
und zuschauen, wie den Gottlosen so ist’s doch nur, damit sie für immer
vergolten wird. vertilgt werden.
9 Denn du [sprichst]: Der HERR ist meine 9 Du aber, HERR, bist auf ewig erhaben!
Zuversicht! 10 Denn siehe, HERR, deine Feinde,
Den Höchsten hast du zu deiner siehe, deine Feinde kommen um;
Zuflucht gemacht; alle Übeltäter sollen zerstreut werden!
10 kein Unglück wird dir zustoßen 11 Aber mein Horn erhöhst du wie das
und keine Plage zu deinem Zelt sich nahen. eines Büffels;
11 Denn er wird seinen Engeln deinetwe- ich bin übergossen mit frischem Öl.
gen Befehl geben, 12 Mein Auge wird mit Freuden
daß sie dich behüten auf allen deinen herabschauen auf die, die mir auflauern,
Wegen. und mein Ohr wird mit Freuden hören
12 Auf den Händen werden sie dich vom Geschick der Bösen, die sich gegen
tragen, mich erheben.
damit du deinen Fuß nicht an einen 13 Der Gerechte wird sprossen wie ein
Stein stößt. Palmbaum,
13 Auf den Löwen und die Otter wirst du er wird wachsen wie eine Zeder auf dem
den Fuß setzen, Libanon.
PSALM 92.93.94 643
14 Die gepflanzt sind im Haus des HERRN, Der das Auge gebildet hat, sollte der
sie werden gedeihen in den Vorhöfen nicht sehen?
unsres Gottes; 10 Der die Völker züchtigt, sollte der
15 noch im Alter tragen sie Frucht, nicht strafen,
sind saftvoll und frisch, er, der die Menschen Erkenntnis lehrt?
16 um zu verkünden, daß der HERR 11 Der HERR erkennt die Gedanken der
gerecht ist. Menschen,
Er ist mein Fels, und kein Unrecht ist an ihm! daß sie nichtig sind.
12 Wohl dem Mann, den du, HERR,
Psalm 93 züchtigst,
1 Der HERR regiert als König! Er hat sich und den du aus deinem Gesetz belehrst,
mit Majestät bekleidet; 13 um ihm Ruhe zu geben vor den Tagen
der HERR hat sich bekleidet, er hat sich des Unglücks,
umgürtet mit Macht; bis dem Gottlosen die Grube gegraben
auch der Erdkreis steht fest und wird wird.
nicht wanken. 14 Denn der HERR wird sein Volk nicht
2 Dein Thron steht fest von Anbeginn; verstoßen
von Ewigkeit her bist du! und sein Erbteil nicht verlassen;
3 Die Wasserströme brausen, o HERR, 15 denn zur Gerechtigkeit kehrt das
die Wasserströme brausen stark, Gericht zurück,
die Wasserströme schwellen mächtig an; und alle von Herzen Aufrichtigen werden
4 doch mächtiger als das Brausen großer ihm folgen!
Wasser, 16 Wer steht mir bei gegen die Bösen,
mächtiger als die Meereswogen wer tritt für mich ein gegen die
ist der HERR in der Höhe! Übeltäter?
5 Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig; 17 Wäre der HERR nicht meine Hilfe
deinem Haus geziemt Heiligkeit, gewesen
o HERR, für alle Zeiten. — wenig fehlte, und meine Seele hätte in
der Totenstille gewohnt!
Psalm 94 18 So oft ich aber sprach: »Mein Fuß ist
1 Du Gott der Rache, o HERR, wankend geworden!«,
du Gott der Rache, leuchte hervor! hat deine Gnade, o HERR, mich gestützt.
2 Erhebe dich, du Richter der Erde, 19 Bei den vielen Sorgen in meinem
gib den Hochmütigen ihren Lohn! Herzen
3 Wie lange sollen die Gottlosen, o HERR, erquickten deine Tröstungen meine
wie lange sollen die Gottlosen frohlocken? Seele.
4 Sie halten viele und freche Reden; 20 Sollte der Thron des Verderbens mit
stolz überheben sich alle Übeltäter. dir Gemeinschaft haben,
5 Dein Volk, o HERR, zertreten sie der Unheil schafft durch Gesetz?
und unterdrücken dein Erbteil. 21 Sie rotten sich zusammen gegen die
6 Witwen und Fremdlinge erwürgen sie Seele des Gerechten
und ermorden Waisen; und verurteilen unschuldiges Blut.
7 und dann sagen sie: »Der HERR sieht es 22 Aber der HERR ist meine sichere Burg
nicht, geworden,
und der Gott Jakobs achtet nicht darauf!« mein Gott der Fels, bei dem ich Zuflucht
8 Nehmt doch Verstand an, ihr Unver- gefunden habe.
nünftigen unter dem Volk! 23 Und er läßt ihr Unrecht auf sie selber
Ihr Toren, wann wollt ihr einsichtig zurückfallen,
werden? und er wird sie durch ihre eigene Bosheit
9 Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der vertilgen;
nicht hören? der HERR, unser Gott, wird sie vertilgen.
644 PSALM 95.96.97
Psalm 95 Stärke und Herrlichkeit in seinem
1 Kommt, laßt uns dem HERRN zujubeln Heiligtum.
und jauchzen dem Fels unsres Heils! 7 Bringt dar dem HERRN, ihr Völkerstämme,
2 Laßt uns ihm begegnen mit Lobgesang bringt dar dem HERRN Ehre und Lob!
und mit Psalmen ihm zujauchzen! 8 Bringt dar dem HERRN die Ehre seines
3 Denn der HERR ist ein großer Gott Namens,
und ein großer König über alle Götter. bringt Gaben dar und geht ein zu seinen
4 In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, Vorhöfen!
und die Gipfel der Berge gehören ihm. 9 Betet den HERRN an in heiligem Schmuck;
5 Sein ist das Meer, denn er hat es erbebt vor ihm, alle Welt!
gemacht, 10 Sagt unter den Heiden: Der HERR
und seine Hände haben das Festland regiert als König!
bereitet. Darum steht auch der Erdkreis fest und
6 Kommt, laßt uns anbeten und uns wankt nicht.
beugen, Er wird die Völker gerecht richten.
laßt uns niederfallen vor dem HERRN, 11 Es freue sich der Himmel, und die
unserem Schöpfer! Erde frohlocke,
7 Denn er ist unser Gott, es brause das Meer und was es erfüllt!
und wir sind das Volk seiner Weide 12 Es jauchze das Feld und alles, was
und die Schafe seiner Hand. darauf ist!
»Heute, wenn ihr seine Stimme hört, Dann sollen alle Bäume des Waldes
8 so verstockt eure Herzen nicht, jubeln
wie bei der Herausforderung, am Tag der 13 vor dem HERRN, denn er kommt,
Versuchung in der Wüste, denn er kommt, um die Erde zu richten!
9 wo mich eure Väter versuchten; Er wird den Erdkreis richten mit
sie prüften mich — und sahen doch Gerechtigkeit
mein Werk! und die Völker in seiner Treue.
10 Vierzig Jahre empfand ich Ekel vor
diesem Geschlecht; Psalm 97
und ich sprach: Sie sind ein Volk, das in 1 Der HERR regiert als König;
seinem Herzen in die Irre geht, es frohlocke die Erde,
und sie haben meine Wege nicht erkannt, die vielen Länder sollen sich freuen!
11 so daß ich schwor in meinem Zorn: 2 Wolken und Dunkel sind um ihn her,
Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen!« Gerechtigkeit und Recht sind die
Grundfeste seines Thrones.
Psalm 96 3 Feuer geht vor ihm her
1 Singt dem HERRN ein neues Lied, und verbrennt seine Feinde ringsum.
singt dem HERRN, alle Welt! 4 Seine Blitze erleuchten den Erdkreis;
2 Singt dem HERRN, preist seinen Namen, die Erde sieht es und erschrickt.
verkündigt Tag für Tag sein Heil! 5 Die Berge zerschmelzen wie Wachs vor
3 Erzählt unter den Heiden von seiner dem HERRN,
Herrlichkeit, vor dem Herrscher der ganzen Erde.
unter allen Völkern von seinen Wundern! 6 Die Himmel verkünden seine
4 Denn groß ist der HERR und hoch zu Gerechtigkeit,
loben; und alle Völker sehen seine Herrlichkeit.
er ist furchtbar über alle Götter. 7 Schämen müssen sich alle, die den
5 Denn alle Götter der Völker sind Götzenbildern dienen
nichtige Götzen; und sich wegen der nichtigen Götzen
aber der HERR hat die Himmel gemacht. rühmen;
6 Pracht und Majestät sind vor seinem vor Ihm werfen sich alle Götter nieder.
Angesicht, 8 Zion hört es und ist froh;
PSALM 97.98.99.100.101 645
und die Töchter Judas frohlocken 2 Der HERR ist groß in Zion
um deiner Gerichte willen, o HERR. und hoch erhaben über alle Völker.
9 Denn du, HERR, bist der Höchste über 3 Loben sollen sie deinen Namen,
die ganze Erde; den großen und furchtgebietenden
du bist hoch erhaben über alle Götter. — heilig ist er! —,
10 Die ihr den HERRN liebt, haßt das Böse! 4 und die Stärke des Königs, der das
Er bewahrt die Seelen seiner Getreuen Recht liebt.
und rettet sie aus der Hand der Gottlosen. Du hast die Redlichkeit fest gegründet;
11 Licht wird dem Gerechten gesät Recht und Gerechtigkeit hast du in Jakob
und Freude den von Herzen Aufrichtigen. geübt.
12 Freut euch an dem HERRN, ihr 5 Erhebt den HERRN, unseren Gott,
Gerechten, und fallt nieder vor dem Schemel seiner
und preist seinen heiligen Namen! Füße
— heilig ist er!
Psalm 98 6 Mose und Aaron unter seinen Priestern
1 Ein Psalm. und Samuel unter denen, die seinen
Singt dem HERRN ein neues Lied! Namen anriefen,
Denn er hat Wunder getan; sie riefen den HERRN an, und er erhörte sie.
seine Rechte hat ihm den Sieg verschafft 7 In der Wolkensäule redete er zu ihnen;
und sein heiliger Arm. sie bewahrten seine Zeugnisse
2 Der HERR hat sein Heil kundwerden und die Satzung, die er ihnen gab.
lassen; 8 HERR, unser Gott, du hast sie erhört;
er hat vor den Augen der Heiden seine du warst ihnen ein vergebender Gott,
Gerechtigkeit geoffenbart. doch auch ein Rächer ihrer Missetat.
3 Er gedachte an seine Gnade und Treue 9 Erhebt den HERRN, unseren Gott,
gegenüber dem Haus Israel; und betet an auf seinem heiligen Berg,
alle Enden der Erde haben gesehen denn heilig ist der HERR, unser Gott!
das Heil unseres Gottes.
4 Jauchzt dem HERRN, alle Welt;
Psalm 100
brecht in Jubel aus, frohlockt und lobsingt! 1 Ein Psalm zum Dankopfer.
5 Lobsingt dem HERRN mit der Laute, Jauchzt dem HERRN, alle Welt!
mit der Laute und mit klangvoller 2 Dient dem HERRN mit Freuden,
Stimme, kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
6 mit Trompeten und Hörnerschall; 3 Erkennt, daß der HERR Gott ist!
jauchzt vor dem König, dem HERRN! Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst,
7 Es brause das Meer und was es erfüllt, zu seinem Volk und zu Schafen seiner
der Erdkreis und die darauf wohnen; Weide.
8 die Ströme sollen in die Hände 4 Geht ein zu seinen Toren mit Danken,
klatschen, zu seinen Vorhöfen mit Loben;
die Berge allesamt sollen jubeln dankt ihm, preist seinen Namen!
9 vor dem HERRN, 5 Denn der HERR ist gut;
denn er kommt, um die Erde zu richten! seine Gnade währt ewiglich
Er wird den Erdkreis richten mit und seine Treue von Geschlecht zu
Gerechtigkeit Geschlecht.
und die Völker, wie es recht ist.
Psalm 101
Psalm 99 1 Ein Psalm Davids.
1 Der HERR regiert als König — die Völker Von Gnade und Recht will ich singen;
erzittern; dir, HERR, will ich spielen!
er thront über den Cherubim — die Erde 2 Ich will achthaben auf den voll-
wankt! kommenen Weg.
646 PSALM 101.102
Wann wirst du zu mir kommen? ja, ich habe vergessen, mein Brot zu essen.
Ich will mit lauterem Herzen wandeln 6 Vor meinem Stöhnen und Seufzen
im Innern meines Hauses. klebt mein Gebein an meinem Fleisch.
3 Ich will nichts Schändliches vor meine 7 Ich gleiche einem Pelikan in der Wüste,
Augen stellen; bin wie ein Käuzchen in den Ruinen;
das Tun der Abtrünnigen hasse ich, 8 ich wache und bin
es soll mir nicht anhaften! wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.
4 Ein verkehrtes Herz soll von mir 9 Täglich schmähen mich meine Feinde,
weichen; und die gegen mich toben, schwören
von Bösem will ich nichts wissen! bei mir;b
5 Wer seinen Nächsten heimlich 10 denn ich esse Asche wie Brot
verleumdet, und mische meinen Trank mit Tränen
den will ich vertilgen; 11 wegen deines Grimms und deines
wer stolze Augen und ein hochmütiges Zorns,
Herz hat, denn du hast mich aufgehoben und
den will ich nicht dulden. hingeschleudert.
6 Ich achte auf die Treuen im Land, 12 Meine Tage sind wie ein
sie sollen bei mir wohnen; langgestreckter Schatten,
wer auf unsträflichem Weg wandelt, und ich verdorre wie Gras.
der soll mir dienen. 13 Aber du, o HERR, thronst auf ewig,
7 In meinem Haus soll keiner wohnen, und dein Gedenken bleibt von Ge-
der Betrug verübt; schlecht zu Geschlecht.
wer Lügen redet, soll nicht bestehen vor 14 Du wirst dich aufmachen und dich
meinen Augen. über Zion erbarmen;
8 Jeden Morgen will ich alle Gottlosen im denn es ist Zeit, daß du ihr Gnade
Land vertilgen, erweist;
um aus der Stadt des HERRN alle die Stunde ist gekommen!
auszurotten, die Böses tun. 15 Denn deine Knechte lieben [Zions]
Steine
Psalm 102 und trauern über ihren Schutt.
1 Ein Gebet des Elenden, wenn er verzagt 16 Dann werden die Heiden den Namen
ist und seine Klage vor dem HERRN des HERRN fürchten
ausschüttet.a und alle Könige auf Erden deine
2 O HERR, höre mein Gebet, Herrlichkeit,
und laß mein Schreien vor dich 17 wenn der HERR Zion gebaut hat
kommen! und erschienen ist in seiner Herrlichkeit,
3 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir 18 wenn er sich zu dem Gebet der
am Tag meiner Not! Verlassenen gewendet
Neige dein Ohr zu mir; und ihr Gebet nicht verachtet hat.
an dem Tag, da ich rufe, erhöre mich 19 Das wird man aufschreiben für das
eilends! spätere Geschlecht,
4 Denn meine Tage sind in Rauch und das Volk, das geschaffen werden soll,
aufgegangen, wird den HERRN loben;
und meine Gebeine glühen wie ein 20 denn er hat herabgeschaut von der
Brand. Höhe seines Heiligtums,
5 Mein Herz ist geschlagen und verdorrt der HERR hat vom Himmel zur Erde
wie Gras; geblickt,

a (102,1) In Hebr 1,10-12 wird gezeigt, daß dieser schlimm gehen soll wie ihm, wenn sie die Unwahrheit
Psalm auf den Messias Jesus hinweist. sagen oder wortbrüchig werden.
b (102,9) d.h. die Feinde schwören, daß es ihnen so
PSALM 102.103.104 647
21 um zu hören das Seufzen der und nicht ewig zornig bleiben.
Gefangenen 10 Er hat nicht mit uns gehandelt nach
und loszumachen die dem Tod Geweihten, unseren Sünden
22 damit sie den Namen des HERRN und uns nicht vergolten nach unseren
verkündigen in Zion Missetaten.
und sein Lob in Jerusalem, 11 Denn so hoch der Himmel über der
23 wenn die Völker sich versammeln Erde ist,
allesamt so groß ist seine Gnade über denen, die
und die Königreiche, um dem HERRN zu ihn fürchten;
dienen. 12 so fern der Osten ist vom Westen,
24 Er hat meine Kraft gebeugt auf dem Weg, hat er unsere Übertretungen von uns
hat verkürzt meine Tage. entfernt.
25 Ich spreche: Mein Gott, nimm mich 13 Wie sich ein Vater über Kinder
nicht hinweg erbarmt,
in der Hälfte meiner Tage! so erbarmt sich der HERR über die,
Deine Jahre währen von Geschlecht zu welche ihn fürchten;
Geschlecht. 14 denn er weiß, was für ein Gebilde
26 Du hast vorzeiten die Erde gegründet, wir sind;
und die Himmel sind das Werk deiner er denkt daran, daß wir Staub sind.
Hände. 15 Die Tage des Menschen sind wie Gras;
27 Sie werden vergehen, du aber bleibst; er blüht wie eine Blume auf dem Feld;
sie alle werden wie ein Kleid zerfallen, 16 wenn ein Wind darüber geht, so ist sie
wie ein Gewand wirst du sie wechseln, nicht mehr da,
und sie werden verschwinden. und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.
28 Du aber bleibst, der du bist, 17 Aber die Gnade des HERRN währt von
und deine Jahre nehmen kein Ende! Ewigkeit zu Ewigkeit
29 Die Söhne deiner Knechte werden über denen, die ihn fürchten,
bleiben, und seine Gerechtigkeit bis zu den
und ihr Same wird vor dir bestehen. Kindeskindern
18 bei denen, die seinen Bund bewahren
Psalm 103 und an seine Gebote gedenken, um sie
1 Von David. zu tun.
Lobe den HERRN, meine Seele, 19 Der HERR hat seinen Thron im Himmel
und alles, was in mir ist, seinen heiligen gegründet,
Namen! und seine Königsherrschaft regiert über
2 Lobe den HERRN, meine Seele, alles.
und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! 20 Lobt den HERRN, ihr seine Engel,
3 Der dir alle deine Sünden vergibt ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl
und heilt alle deine Gebrechen; ausführt,
4 der dein Leben vom Verderben erlöst, gehorsam der Stimme seines Wortes!
der dich krönt mit Gnade und 21 Lobt den HERRN, alle seine Heerscharen,
Barmherzigkeit; seine Diener, die ihr seinen Willen tut!
5 der dein Alter mit Gutem sättigt, 22 Lobt den HERRN, alle seine Werke,
daß du wieder jung wirst wie ein Adler. an allen Orten seiner Herrschaft!
6 Der HERR übt Gerechtigkeit Lobe den HERRN, meine Seele!
und schafft Recht allen Unterdrückten.
7 Er hat seine Wege Mose wissen lassen,
Psalm 104
die Kinder Israels seine Taten. 1 Lobe den HERRN, meine Seele!
8 Barmherzig und gnädig ist der HERR, HERR, mein Gott, du bist sehr groß;
geduldig und von großer Güte. mit Pracht und Majestät bist du
9 Er wird nicht immerzu rechten bekleidet,
648 PSALM 104
2 du, der sich in Licht hüllt wie in ein 16 Die Bäume des HERRN trinken sich satt,
Gewand, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt
der den Himmel ausspannt wie eine hat,
Zeltbahn, 17 wo die Vögel ihre Nester bauen
3 der sich seine Obergemächer zimmert und der Storch, der die Zypressen
in den Wassern, bewohnt.
der Wolken zu seinem Wagen macht 18 Die hohen Berge sind für die
und einherfährt auf den Flügeln des Steinböcke,
Windes, die Felsen sind eine Zuflucht für die
4 der seine Engel zu Winden macht, Klippdachse.
seine Diener zu Feuerflammen. 19 Er hat den Mond gemacht zur
5 Er hat die Erde auf ihre Grundfesten Bestimmung der Zeiten;
gegründet, die Sonne weiß ihren Untergang.
daß sie nicht wankt für immer und ewig. 20 Schaffst du Finsternis, und wird es
6 Mit der Flut decktest du sie wie mit Nacht,
einem Kleid; so regen sich alle Tiere des Waldes.
die Wasser standen über den Bergen; 21 Die jungen Löwen brüllen nach Raub
7 aber vor deinem Schelten flohen sie, und suchen ihre Nahrung von Gott.
vor deiner Donnerstimme suchten sie 22 Geht die Sonne auf, so ziehen sie sich
ängstlich das Weite. zurück
8 Die Berge stiegen empor, und legen sich in ihre Verstecke;
die Täler senkten sich zu dem Ort, 23 der Mensch aber geht hinaus an sein
den du ihnen gesetzt hast. Tagewerk,
9 Du hast [den Wassern] eine Grenze an seine Arbeit bis zum Abend.
gesetzt, 24 HERR, wie sind deine Werke so viele!
die sie nicht überschreiten sollen; Du hast sie alle in Weisheit gemacht,
sie dürfen die Erde nicht wiederum und die Erde ist erfüllt von deinem
bedecken. Besitz.
10 Du läßt Quellen entspringen in den 25 Da ist das Meer, so groß und weit
Tälern; ausgedehnt;
sie fließen zwischen den Bergen hin; darin wimmelt es ohne Zahl von Tieren
11 sie tränken alle Tiere des Feldes; klein und groß;
die Wildesel löschen ihren Durst. 26 da fahren die Schiffe,
12 Über ihnen wohnen die Vögel des der Leviathan, den du gemacht hast,
Himmels; daß er sich darin tummle.
die lassen aus den Zweigen ihre Stimme 27 Sie alle warten auf dich,
erschallen. daß du ihnen ihre Speise gibst zu
13 Du tränkst die Berge aus deinen seiner Zeit.
Obergemächern; 28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie;
von der Frucht deiner Werke wird die wenn du deine Hand auftust, so werden
Erde satt. sie mit Gutem gesättigt;
14 Du läßt Gras wachsen für das Vieh 29 verbirgst du dein Angesicht, so
und Pflanzen, daß sie dem Menschen erschrecken sie;
dienen, nimmst du ihren Odem weg, so vergehen sie
damit er Nahrung hervorbringe aus der und werden wieder zu Staub;
Erde; 30 sendest du deinen Odem aus, so
15 und damit der Wein das Herz des werden sie erschaffen,
Menschen erfreue, und du erneuerst die Gestalt der Erde.
und das Angesicht glänzend werde vom Öl, 31 Die Herrlichkeit des HERRN währe
und damit Brot das Herz des Menschen ewig;
stärke. der HERR freue sich an seinen Werken!
PSALM 104.105 649
32 Blickt er die Erde an, so zittert sie; und züchtigte Könige um ihretwillen:
rührt er die Berge an, so rauchen sie. 15 »Tastet meine Gesalbten nicht an
33 Ich will dem HERRN singen mein Leben und fügt meinen Propheten kein Leid zu!«
lang, 16 Und er rief eine Hungersnot herbei
meinem Gott lobsingen, solange ich bin. über das Land
34 Möge mein Nachsinnen ihm und zerschlug jede Stütze an Brot.
wohlgefallen! 17 Er sandte einen Mann vor ihnen her;
Ich freue mich an dem HERRN. Joseph wurde als Knecht verkauft.
35 Die Sünder sollen von der Erde vertilgt 18 Sie zwangen seinen Fuß in einen
werden Stock;
und die Gottlosen nicht mehr sein! sein Hals kam ins Eisen
Lobe den HERRN, meine Seele! 19 — bis zu der Zeit, da sein Wort eintraf
Hallelujah! und der Ausspruch des HERRN ihn
geläutert hatte.
Psalm 105 20 Der König sandte hin und befreite ihn;
1 Dankt dem HERRN, ruft seinen Namen an, der die Völker beherrschte, ließ ihn los.
macht unter den Völkern seine Taten 21 Er setzte ihn zum Herrn über sein
bekannt! Haus
2 Singt ihm, lobsingt ihm, und zum Herrscher über alle seine Güter,
redet von allen seinen Wundern! 22 daß er seine Fürsten nach Belieben
3 Rühmt euch seines heiligen Namens! binde
Es freue sich das Herz derer, die den und seine Ältesten unterweise.
HERRN suchen! 23 Da zog Israel nach Ägypten,
4 Fragt nach dem HERRN und nach seiner und Jakob wurde ein Fremdling im Land
Macht, Hams.
sucht sein Angesicht allezeit! 24 Und er machte sein Volk sehr
5 Gedenkt an seine Wunder, die er getan hat, fruchtbar
an seine Zeichen und die Urteile seines und ließ es stärker werden als seine
Mundes, Bedränger.
6 o Same Abrahams, seines Knechtes, 25 Er verwandelte ihr Herz, daß sie sein
o ihr Kinder Jakobs, seine Auserwählten! Volk haßten,
7 Er, der HERR, ist unser Gott; arglistig handelten an seinen Knechten.
auf der ganzen Erde gelten seine 26 Er sandte Mose, seinen Knecht,
Rechtsurteile. Aaron, den er erwählt hatte.
8 Er gedenkt auf ewig an seinen Bund, 27 Die taten seine Zeichen unter ihnen
an das Wort, das er ergehen ließ auf und Wunder im Land Hams.
tausend Geschlechter hin; 28 Er sandte Finsternis, und es wurde
9 [an den Bund,] den er mit Abraham Nacht,
geschlossen, damit sie seinem Wort nicht widerstre-
an seinen Eid, den er Isaak geschworen hat. ben möchten.
10 Er stellte ihn auf für Jakob als Satzung, 29 Er verwandelte ihre Gewässer in Blut
für Israel als ewigen Bund, und tötete ihre Fische;
11 als er sprach: »Dir gebe ich das Land 30 ihr Land wimmelte von Fröschen
Kanaan bis in die Gemächer ihrer Könige.
als das Los eures Erbteils«, 31 Er sprach, und es kamen Fliegen-
12 als sie noch leicht zu zählen waren, schwärme,
nur wenige und Fremdlinge darin. Mücken über ihr ganzes Gebiet.
13 Und sie zogen von einem Volk zum andern 32 Er gab ihnen Hagel statt Regen,
und von einem Königreich zum andern. Feuerflammen auf ihr Land;
14 Er ließ sie von keinem Menschen 33 und er schlug ihre Weinstöcke und
bedrücken Feigenbäume
650 PSALM 105.106
und zerbrach die Bäume in ihrem Land. daß ich mich freue an der Freude deines
34 Er sprach, da kamen Heuschrecken Volkes
und Fresser ohne Zahl, und mich rühme mit deinem Erbteil.
35 die fraßen alles Grün im Land 6 Wir haben gesündigt samt unseren
und verzehrten ihre Feldfrüchte. Vätern,
36 Und er schlug alle Erstgeburt in ihrem wir haben Unrecht getan,
Land, haben gottlos gehandelt.
die Erstlinge all ihrer Kraft. 7 Unsere Väter in Ägypten achteten nicht
37 Aber [Israel] ließ er ausziehen mit auf deine Wunder,
Silber und Gold, sie gedachten nicht an deine große
und es war kein Strauchelnder unter Gnade
ihren Stämmen. und waren widerspenstig am Meer, am
38 Ägypten war froh, daß sie gingen; Schilfmeer.
denn Furcht vor ihnen war auf sie 8 Aber er rettete sie um seines Namens
gefallen. willen,
39 Er breitete vor ihnen eine Wolke aus um seine Stärke offenbar zu machen.
als Decke 9 Und er bedrohte das Schilfmeer, daß es
und Feuer, um die Nacht zu erleuchten. vertrocknete,
40 Sie forderten; da ließ er Wachteln und ließ sie durch die Fluten gehen wie
kommen auf einer Steppe.
und sättigte sie mit Himmelsbrot. 10 Und er rettete sie von der Hand des
41 Er öffnete den Felsen, da floß Wasser Hassers
heraus; und erlöste sie aus der Hand des
es floß als ein Strom in der Wüste. Feindes.
42 Denn er gedachte an sein heiliges Wort, 11 Und das Wasser bedeckte ihre
an Abraham, seinen Knecht. Bedränger;
43 Er ließ sein Volk ausziehen mit nicht einer von ihnen blieb übrig.
Freuden, 12 Da glaubten sie seinen Worten
mit Jubel seine Auserwählten. und sangen sein Lob.
44 Und er gab ihnen die Länder der 13 Aber sie vergaßen seine Werke bald;
Heiden, sie warteten nicht auf seinen Rat,
und was die Völker sich mühsam 14 sondern sie wurden begehrlich in der
erworben hatten, das nahmen sie in Besitz, Wüste
45 damit sie seine Satzungen hielten und versuchten Gott in der Einöde.
und seine Lehren bewahrten. 15 Und er gab ihnen, was sie forderten,
Hallelujah! aber er sandte Auszehrung in ihre
Seelen.
Psalm 106 16 Und sie wurden eifersüchtig auf Mose
1 Hallelujah! im Lager,
Dankt dem HERRN, denn er ist freundlich, auf Aaron, den Heiligen des HERRN.
denn seine Gnade währt ewiglich! 17 Da tat sich die Erde auf und
2 Wer kann die Machttaten des HERRN verschlang Dathan
beschreiben und bedeckte die Rotte Abirams;
und all seinen Ruhm verkünden? 18 und Feuer verzehrte ihre Rotte,
3 Wohl denen, die das Recht beachten, eine Flamme versengte die Gottlosen.
die Gerechtigkeit üben allezeit! 19 Sie machten sich ein Kalb am Horeb
4 Gedenke an mich, o HERR, aus Gnade und warfen sich nieder vor dem
gegen dein Volk; gegossenen Bild.
suche mich heim mit deiner Hilfe, 20 Sie vertauschten den, der ihre
5 daß ich das Glück deiner Auserwählten Herrlichkeit war,
schaue, gegen das Abbild eines Stiers, der Gras frißt.
PSALM 106.107 651
21 Sie vergaßen Gott, ihren Retter, 39 Und sie machten sich unrein mit
der Großes getan hatte in Ägypten, ihren Werken
22 Wunder im Land Hams, und begingen Hurerei mit ihrem Tun.
Furchtbares am Schilfmeer. 40 Da entbrannte der Zorn des HERRN
23 Und er gedachte sie zu vertilgen, gegen sein Volk,
wenn nicht Mose, sein Auserwählter, und er verabscheute sein Erbteil.
in den Riß getreten wäre vor ihm, 41 Und er gab sie in die Hand der
um seinen Grimm abzuwenden, daß er Heidenvölker,
sie nicht vertilgte. daß ihre Hasser über sie herrschten.
24 Sie verachteten das liebliche Land, 42 Und ihre Feinde bedrückten sie,
sie glaubten seinem Wort nicht. und sie wurden gedemütigt unter ihre Hand.
25 Und sie murrten in ihren Zelten, 43 Er errettete sie oftmals;
sie gehorchten nicht der Stimme des aber sie widerstrebten ihm mit ihren
HERRN. Plänen,
26 Da erhob er seine Hand gegen sie und sie sanken immer tiefer durch ihre
[und schwor], Ungerechtigkeit.
sie niederzustrecken in der Wüste 44 Aber er sah ihre Not an,
27 und ihren Samen unter die Heiden- als er ihr Schreien hörte,
völker zu werfen 45 und er gedachte an seinen Bund mit
und sie zu zerstreuen in die Länder. ihnen
28 Und sie hängten sich an den Baal- und empfand Mitleid nach seiner großen
Peor Gnade;
und aßen Opfer der toten [Götzen], 46 und er ließ sie Barmherzigkeit finden
29 und sie reizten ihn mit ihrem Tun; bei allen, die sie gefangen hielten.
da brach die Plage unter ihnen aus. 47 Rette uns, HERR, unser Gott!
30 Aber Pinehas trat auf und übte Sammle uns aus den Heidenvölkern,
Gericht, daß wir deinem heiligen Namen danken
so daß die Plage aufgehalten wurde. und uns glücklich preisen, zu deinem
31 Das wurde ihm zur Gerechtigkeit Ruhm!
angerechnet
auf alle Geschlechter, in Ewigkeit. 48 Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels,
32 Und sie erzürnten ihn am Haderwasser, von Ewigkeit zu Ewigkeit!
und es erging Mose schlecht um Und alles Volk soll sagen: Amen!
ihretwillen. Hallelujah!
33 Denn sie erbitterten sein Gemüt,
so daß er unbedacht redete mit seinen FÜNFTES BUCH
Lippen. (Psalm 107 – 150)
34 Sie vertilgten die Völker nicht,
wie ihnen der HERR geboten hatte; Psalm 107
35 sondern sie vermischten sich mit den 1 »Dankt dem HERRN, denn er ist
Heidenvölkern freundlich,
und lernten ihre Werke. denn seine Gnade währt ewiglich!«
36 Und sie dienten ihren Götzen, 2 So sollen sagen die Erlösten des HERRN,
und diese wurden ihnen zum Fallstrick. die er erlöst hat aus der Hand des
37 Und sie opferten ihre Söhne Bedrängers
und ihre Töchter den Dämonen. 3 und die er gesammelt hat aus den
38 Und sie vergossen unschuldiges Blut, Ländern,
das Blut ihrer Söhne und ihrer Töchter, von Osten und von Westen, von Norden
die sie den Götzen Kanaans opferten; und vom Meer.
und so wurde das Land durch Blutschuld 4 Sie irrten umher in der Wüste, auf
entweiht. ödem Weg;
652 PSALM 107
sie fanden keine Stadt, in der sie wohnen 22 Sie sollen ihm Dankopfer bringen
konnten. und jubelnd seine Taten erzählen!
5 Hungrig und durstig waren sie, 23 Die in Schiffen sich aufs Meer
ihre Seele verschmachtete in ihnen. begaben
6 Da schrieen sie zum HERRN in ihrer Not, und Handel trieben auf großen Wassern,
und er rettete sie aus ihren Ängsten 24 die sahen die Werke des HERRN
7 und führte sie auf den rechten Weg, und seine Wunder auf hoher See.
daß sie zu einer Stadt gelangten, in der 25 Er sprach und erregte einen Sturm-
sie wohnen konnten. wind,
8 Sie sollen dem HERRN danken für seine der die Wellen in die Höhe warf;
Gnade 26 sie fuhren empor zum Himmel und
und für seine Wunder an den Menschen- hinab zur Tiefe,
kindern! und ihre Seele verging vor Angst;
9 Denn er hat die durstige Seele getränkt 27 sie taumelten und schwankten wie ein
und die hungrige Seele mit Gutem erfüllt! Trunkener,
10 Die in Finsternis und Todesschatten und alle ihre Weisheit war dahin.
saßen, 28 Da schrieen sie zum HERRN in ihrer Not,
gebunden in Elend und Eisen, und er führte sie heraus aus ihren
11 weil sie den Worten Gottes widerstrebt Ängsten.
und den Rat des Höchsten verachtet 29 Er stillte den Sturm, daß er schwieg
hatten, und die Wellen sich beruhigten;
12 so daß er ihr Herz durch Unglück 30 und jene freuten sich, daß sie sich
beugte legten;
— sie strauchelten, und niemand half und er führte sie in den ersehnten Hafen.
ihnen. 31 Sie sollen dem HERRN danken für seine
13 Da schrieen sie zum HERRN in ihrer Not, Gnade
und er rettete sie aus ihren Ängsten. und für seine Wunder an den Menschen-
14 Er führte sie heraus aus Finsternis und kindern;
Todesschatten 32 sie sollen ihn erheben in der
und zerriß ihre Fesseln. Versammlung des Volkes
15 Sie sollen dem HERRN danken für seine und ihn rühmen im Rat der Ältesten!
Gnade 33 Er machte Ströme zur Wüste
und für seine Wunder an den Menschen- und Wasserquellen zu dürstendem Land,
kindern. 34 fruchtbares Land zur Salzwüste
16 Denn er hat eherne Türen zerbrochen wegen der Bosheit derer, die es bewohnten.
und eiserne Riegel zerschlagen! 35 Er machte aber auch die Wüste zum
17 Die Toren litten wegen ihres sündigen Wasserteich
Wandels und dürres Land zu Wasserquellen;
und um ihrer Ungerechtigkeit willen. 36 und er ließ Hungrige dort siedeln,
18 Ihre Seele verabscheute alle Nahrung, und sie gründeten eine Stadt, in der sie
und sie gelangten bis an die Pforten des wohnen konnten.
Todes. 37 Und sie säten Äcker an und pflanzten
19 Da schrieen sie zum HERRN in ihrer Not, Weinberge,
und er rettete sie aus ihren Ängsten. die reichen Ertrag an Früchten brachten;
20 Er sandte sein Wort und machte sie 38 und er segnete sie, daß sie sich stark
gesund mehrten,
und ließ sie ihren Gräbern entrinnen. und auch ihr Vieh ließ er nicht wenig sein.
21 Sie sollen dem HERRN danken für seine 39 Dann aber nahmen sie ab und
Gnade wurden gebeugt
und für seine Wunder an den Menschen- durch Bedrückung, Unglück und
kindern! Kummer.
PSALM 107.108.109 653
40 Auf Fürsten goß er Verachtung aus 13 Schaffe uns Hilfe in der Drangsal;
und ließ sie umherirren in unwegsamer Öde; Menschenhilfe ist ja nichtig!
41 den Armen aber hob er aus dem Elend 14 Mit Gott werden wir Gewaltiges
empor vollbringen,
und mehrte sein Geschlecht wie eine und er wird unsere Feinde zertreten.
Herde.
42 Die Redlichen werden es sehen und
Psalm 109
sich freuen, 1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids.a
und alle Bosheit wird ihr Maul Gott, den ich rühme, schweige nicht!
verschließen! 2 Denn der Mund des Gottlosen und des
43 Wer weise ist, wird dies beachten, Betrügers
und er wird die Gnadenerweise des hat sich gegen mich aufgetan;
HERRN verstehen. mit lügnerischer Zunge sprechen sie
zu mir.
Psalm 108 3 Sie umringen mich mit gehässigen
1 Ein Psalmlied. Von David. Worten
2 Mein Herz ist getrost, o Gott: und bekämpfen mich ohne Grund.
ich will singen und spielen, 4 Dafür, daß ich sie liebe, sind sie mir feind;
auch meine Seele! ich aber bete.
3 Harfe und Laute, wacht auf! 5 Sie erweisen mir Böses für Gutes
Ich will die Morgenröte wecken. und Haß für Liebe.
4 HERR, ich will dich preisen unter den 6 Setze einen Gottlosen über ihn,
Völkern und ein Ankläger stehe zu seiner
und dir lobsingen unter den Nationen; Rechten!
5 denn groß bis über die Himmel hinaus 7 Wenn er gerichtet wird, soll er schuldig
ist deine Gnade, gesprochen werden,
und deine Treue bis zu den Wolken. und sein Gebet werde ihm zur Sünde!
6 Erhebe dich über die Himmel, o Gott, 8 Seine Tage seien wenige,
und über der ganzen Erde sei deine und sein Amt empfange ein anderer!
Herrlichkeit! 9 Seine Kinder sollen Waisen werden
7 Damit deine Geliebten errettet werden, und seine Frau eine Witwe!
hilf durch deine Rechte und erhöre mich! 10 Seine Kinder sollen umherwandern
8 Gott hat gesprochen in seinem und betteln,
Heiligtum: nach [Brot] suchen fern von ihren
»Ich will frohlocken! Ich will Sichem zerstörten Wohnungen!
verteilen 11 Der Gläubiger nehme ihm alles weg,
und das Tal Sukkoth ausmessen; und Fremde sollen plündern, was er sich
9 Gilead gehört mir, Manasse gehört mir, erworben hat.
und Ephraim ist die Festung meines 12 Niemand gebe ihm Gnadenfrist,
Hauptes, und keiner erbarme sich über seine
Juda mein Herrscherstab; Waisen!
10 Moab ist mein Waschbecken, 13 Seine Nachkommen sollen
auf Edom werfe ich meinen Schuh, ausgerottet werden,
über das Philisterland jauchze ich!« ihr Name erlösche in der nächsten
11 Wer führt mich in die feste Stadt, Generation!
wer geleitet mich nach Edom? 14 Der Missetat seiner Väter werde
12 Hast du uns, o Gott, nicht verstoßen, gedacht vor dem HERRN,
und ziehst nicht aus, o Gott, mit unseren und die Sünde seiner Mutter werde nicht
Heeren? ausgetilgt!

a (109,1) Das NT zeigt, daß dieser Psalm prophetisch auf den Messias Jesus hinweist (vgl. V. 8 mit Apg 1,20).
654 PSALM 109.110.111
15 Sie sollen allezeit dem HERRN vor aber dein Knecht soll sich freuen.
Augen stehen, 29 Meine Ankläger sollen Schmach
und ihr Angedenken werde von der Erde anziehen
vertilgt, und in ihre Schande sich hüllen wie in
16 weil er nicht daran dachte, Barmher- einen Mantel.
zigkeit zu üben, 30 Ich will den HERRN laut preisen mit
sondern den Elenden und Armen meinem Mund,
verfolgte und inmitten vieler will ich ihn rühmen,
und den Niedergeschlagenen, um ihn zu 31 weil er dem Armen zur Seite stand,
töten. um ihn zu retten vor denen, die ihn
17 Da er den Fluch liebte, so komme er verurteilten.
über ihn;
und da er den Segen nicht begehrte, Psalm 110
so sei er fern von ihm! 1 Ein Psalm Davids.a
18 Er zog den Fluch an wie sein Gewand; Der HERR sprach zu meinem Herrn:
so dringe er in sein Inneres wie Wasser Setze dich zu meiner Rechten,
und wie Öl in seine Gebeine! bis ich deine Feinde hinlege
19 Er sei ihm wie das Gewand, das er als Schemel für deine Füße!
anzieht, 2 Der HERR wird das Zepter deiner Macht
und wie der Gurt, mit dem er sich ausstrecken von Zion:
ständig umgürtet! Herrsche inmitten deiner Feinde!
20 Das sei der Lohn für meine Wider- 3 Dein Volk ist willig am Tag deines
sacher von seiten des HERRN, Kriegszuges;
für die, welche Böses gegen meine Seele in heiligem Schmuck, aus dem Schoß
reden! der Morgenröte,
21 Du aber, o HERR, [mein] Herr, tritt der Tau deiner Jungmannschaft
handle an mir um deines Namens willen; hervor.
deine Gnade ist gut; darum errette mich! 4 Der HERR hat geschworen,
22 Denn ich bin elend und arm, und es wird ihn nicht gereuen:
und mein Herz ist verwundet in meiner Du bist Priester in Ewigkeit
Brust. nach der Weise Melchisedeks!
23 Wie ein Schatten, wenn er sich neigt, 5 Der Herr zu deiner Rechten
schleiche ich dahin; zerschmettert Könige am Tag
ich werde verscheucht wie eine seines Zorns.
Heuschrecke. 6 Er wird Gericht halten unter den
24 Meine Knie wanken vom Fasten, Heiden,
mein Fleisch magert gänzlich ab, es wird viele Leichen geben;
25 und ich bin ihnen zum Gespött er zerschmettert das Haupt über ein
geworden; großes Land.
wer mich sieht, schüttelt den Kopf. 7 Er wird trinken aus dem Bach am Weg;
26 Hilf mir, o HERR, mein Gott! darum wird er das Haupt erheben.
Rette mich nach deiner Gnade,
27 so wird man erkennen, daß dies deine Psalm 111
Hand ist, 1 Hallelujah!
daß du, HERR, dies getan hast. Ich will den HERRN loben von ganzem
28 Sie mögen fluchen — du aber segne; Herzen
erheben sie sich [gegen mich], so sollen im Kreis der Aufrichtigen und in der
sie zuschanden werden; Gemeinde.

a (110,1) An zahlreichen Stellen im NT wird dieser Psalm auf Christus bezogen (vgl. z.B. Mt 22,44; Apg 2,34; 1Kor
15,25; Hebr 1,13; 7,21; 10,13)
PSALM 111.112.113.114 655
2 Groß sind die Werke des HERRN, 9 Er hat ausgestreut, er hat den Armen
erforscht von allen, die sie lieben. gegeben;
3 Voll Majestät und Hoheit ist sein Tun, seine Gerechtigkeit besteht in Ewigkeit,
und seine Gerechtigkeit besteht ewiglich. sein Horn wird emporragen in Ehren.
4 Er hat ein Gedenken seiner Wunder 10 Der Gottlose wird es sehen und sich
gestiftet; ärgern;
gnädig und barmherzig ist der HERR. er wird mit den Zähnen knirschen und
5 Er hat Speise gegeben denen, die ihn vergehen;
fürchten, das Verlangen der Gottlosen bleibt
er wird ewiglich gedenken an seinen Bund. unerfüllt.
6 Er hat seinem Volk seine gewaltigen
Taten kundgetan, Psalm 113
indem er ihnen das Erbe der Heiden gab. 1 Hallelujah!
7 Die Werke seiner Hände sind Wahrheit Lobt, ihr Knechte des HERRN,
und Recht; lobt den Namen des HERRN!
alle seine Verordnungen sind 2 Gepriesen sei der Name des HERRN
unwandelbar, von nun an bis in Ewigkeit!
8 bestätigt für immer und ewig, 3 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem
ausgeführt in Treue und Aufrichtigkeit. Niedergang
9 Er hat seinem Volk Erlösung gesandt, sei gelobt der Name des HERRN!
auf ewig verordnet seinen Bund; 4 Der HERR ist erhaben über alle
heilig und furchtgebietend ist sein Heidenvölker,
Name. seine Herrlichkeit ist höher als die
10 Die Furcht des HERRN ist der Anfang Himmel.
der Weisheit; 5 Wer ist wie der HERR, unser Gott,
sie macht alle einsichtig, die sie befolgen. der in solcher Höhe thront?
Sein Ruhm bleibt ewiglich bestehen. 6 Der so tief heruntersieht
auf den Himmel und auf die Erde;
Psalm 112 7 der den Geringen aufrichtet aus dem
1 Hallelujah! Staub
Wohl dem, der den HERRN fürchtet, und den Armen erhöht aus dem Kot,
der große Freude hat an seinen Geboten! 8 um ihn neben Fürsten zu setzen,
2 Sein Same wird gewaltig sein auf Erden; neben die Fürsten seines Volkes;
das Geschlecht der Aufrichtigen wird 9 der die unfruchtbare Frau des Hauses
gesegnet sein. wohnen läßt
3 Reichtum und Fülle ist in seinem Haus, als eine fröhliche Mutter von Söhnen.
und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich Hallelujah!
bestehen.
4 Den Aufrichtigen geht ein Licht auf in
Psalm 114
der Finsternis: 1 Als Israel aus Ägypten zog,
der Gnädige, Barmherzige und Gerechte. das Haus Jakob aus dem Volk fremder
5 Wohl dem, der barmherzig ist und leiht; Sprache,
er wird sein Recht behaupten im Gericht, 2 da wurde Juda sein Heiligtum,
6 denn er wird ewiglich nicht wanken; Israel sein Herrschaftsgebiet.
des Gerechten wird ewiglich gedacht. 3 Das Meer sah es und floh,
7 Vor der Unglücksbotschaft fürchtet er der Jordan wandte sich zurück;
sich nicht; 4 die Berge hüpften wie Widder,
sein Herz vertraut fest auf den HERRN. die Hügel wie junge Schafe.
8 Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich 5 Was kam dich an, o Meer, daß du
nicht, geflohen bist,
bis er seine Lust an seinen Feinden sieht. du Jordan, daß du dich zurückwandtest,
656 PSALM 114.115.116
6 ihr Berge, daß ihr hüpftet wie Widder, 18 Wir aber wollen den HERRN preisen
ihr Hügel wie junge Schafe? von nun an bis in Ewigkeit.
7 O Erde, erbebe vor dem Angesicht des Hallelujah!
Herrschers,
vor dem Angesicht des Gottes Jakobs, Psalm 116
8 der den Fels verwandelte in einen 1 Ich liebe den HERRN, denn er hat erhört
Wasserteich, meine Stimme und mein Flehen;
den Kieselfels in einen Wasserquell! 2 denn er hat sein Ohr zu mir geneigt;
darum will ich ihn anrufen mein Leben
Psalm 115 lang.
1 Nicht uns, o HERR, nicht uns, 3 Die Fesseln des Todes umfingen mich
sondern deinem Namen gib Ehre, und die Ängste des Totenreichs trafen
um deiner Gnade und Treue willen! mich;
2 Warum sollen die Heiden sagen: ich kam in Drangsal und Kummer.
»Wo ist denn ihr Gott?« 4 Da rief ich den Namen des HERRN an:
3 Aber unser Gott ist im Himmel; »Ach, HERR, errette meine Seele!«
er tut alles, was ihm wohlgefällt. 5 Der HERR ist gnädig und gerecht,
4 Ihre Götzen sind Silber und Gold, ja, unser Gott ist barmherzig.
von Menschenhänden gemacht. 6 Der HERR behütet die Einfältigen;
5 Sie haben einen Mund und reden nicht, ich war ganz elend, aber er half mir.
sie haben Augen und sehen nicht; 7 Kehre zurück, meine Seele, zu deiner
6 Ohren haben sie und hören nicht, Ruhe,
eine Nase haben sie und riechen nicht; denn der HERR hat dir wohlgetan!
7 Hände haben sie und greifen nicht, 8 Denn du hast meine Seele vom Tod
Füße haben sie und gehen nicht; errettet,
mit ihrer Kehle geben sie keinen Laut. mein Auge von den Tränen,
8 Ihnen gleich werden die, welche sie meinen Fuß vom Fall.
machen, 9 Ich werde wandeln vor dem HERRN
alle, die auf sie vertrauen. im Land der Lebendigen.
9 Israel, vertraue auf den HERRN! 10 Ich habe geglaubt, darum rede ich;
Er ist ihre Hilfe und ihr Schild. ich wurde aber sehr gebeugt.
10 Haus Aaron, vertraut auf den HERRN! 11 Ich sprach in meiner Bestürzung:
Er ist ihre Hilfe und ihr Schild. »Alle Menschen sind Lügner!«
11 Die ihr den HERRN fürchtet, vertraut 12 Wie soll ich dem HERRN vergelten
auf den HERRN! all seine Wohltaten an mir?
Er ist ihre Hilfe und ihr Schild. 13 Den Kelch des Heils will ich nehmen
12 Der HERR wolle an uns gedenken; und den Namen des HERRN anrufen;
er wolle segnen! 14 meine Gelübde will ich dem HERRN
Er segne das Haus Israel, erfüllen,
er segne das Haus Aaron! ja, vor seinem ganzen Volk.
13 Er segne, die den HERRN fürchten, 15 Kostbar ist in den Augen des HERRN
die Kleinen samt den Großen! der Tod seiner Getreuen.
14 Der HERR mehre euch, 16 Ach, HERR, ich bin ja dein Knecht,
euch und eure Kinder! ich bin dein Knecht, der Sohn deiner
15 Gesegnet seid ihr von dem HERRN, Magd;
der Himmel und Erde gemacht hat. du hast meine Fesseln gelöst.
16 Der Himmel ist der Himmel des HERRN; 17 Dir will ich Dankopfer darbringen
aber die Erde hat er den Menschen- und den Namen des HERRN anrufen;
kindern gegeben. 18 meine Gelübde will ich dem HERRN
17 Die Toten rühmen den HERRN nicht, erfüllen,
keiner, der zum Schweigen hinabfährt. ja, vor seinem ganzen Volk,
PSALM 116.117.118 657
19 in den Vorhöfen des Hauses des HERRN, 14 Der HERR ist meine Stärke und mein Lied,
in deiner Mitte, Jerusalem. und er wurde mir zum Heil.
Hallelujah! 15 Stimmen des Jubels und des Heils
ertönen in den Zelten der Gerechten:
Psalm 117 Die Rechte des HERRN hat den Sieg
1 Lobt den HERRN, alle Heiden! errungen!
Preist ihn, alle Völker! 16 Die Rechte des HERRN ist erhöht,
2 Denn seine Gnade ist mächtig über uns, die Rechte des HERRN hat den Sieg
und die Treue des HERRN währt ewig. errungen!
Hallelujah! 17 Ich werde nicht sterben, sondern leben
und die Taten des HERRN verkünden.
Psalm 118a 18 Der HERR hat mich wohl hart
1 Dankt dem HERRN, denn er ist freundlich, gezüchtigt;
ja, seine Gnade währt ewiglich! aber dem Tod hat er mich nicht
2 So soll denn Israel sprechen: preisgegeben.
Ja, seine Gnade währt ewiglich! 19 Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit,
3 So soll denn das Haus Aaron sprechen: daß ich durch sie einziehe und den
Ja, seine Gnade währt ewiglich! HERRN preise!
4 So sollen denn, die den HERRN fürchten, 20 Dies ist das Tor des HERRN;
sprechen: die Gerechten werden durch es
Ja, seine Gnade währt ewiglich! eingehen.
5 Ich rief zum HERRN in meiner Not, 21 Ich danke dir, denn du hast mich
der HERR antwortete mir und befreite erhört
mich. und wurdest mein Heil!
6 Der HERR ist für mich, ich fürchte mich 22 Der Stein, den die Bauleute verworfen
nicht; haben,
was kann ein Mensch mir antun? der ist zum Eckstein geworden;
7 Der HERR ist für mich, er kommt mir zu 23 vom HERRN ist das geschehen;
Hilfe, es ist wunderbar in unseren Augen!
und ich werde meine Lust sehen an 24 Dies ist der Tag, den der HERR gemacht
denen, die mich hassen. hat;
8 Besser ist’s, bei dem HERRN Schutz zu wir wollen uns freuen und fröhlich sein
suchen, in ihm!
als sich auf Menschen zu verlassen; 25 Ach, HERR, hilf!
9 besser ist’s, bei dem HERRN Schutz zu Ach, HERR, laß wohl gelingen!
suchen, 26 Gesegnet sei der, welcher kommt im
als sich auf Fürsten zu verlassen! Namen des HERRN!
10 Alle Heiden haben mich umringt; Wir segnen euch vom Haus des HERRN aus.
im Namen des HERRN schlage ich sie! 27 Der HERR ist Gott, er hat uns Licht
11 Sie haben mich umringt, ja, sie haben gegeben.
mich umringt; Bindet das Festopfer mit Stricken
im Namen des HERRN schlage ich sie. an die Hörner des Altars!
12 Sie haben mich umringt wie Bienen; 28 Du bist mein Gott, ich will dich
sie sind erloschen wie ein Dornenfeuer; preisen!
im Namen des HERRN schlage ich sie. Mein Gott, ich will dich erheben!
13 Du hast mich hart gestoßen, daß ich 29 Dankt dem HERRN, denn er ist
fallen sollte; freundlich,
aber der HERR half mir. denn seine Gnade währt ewiglich!

a (118,1) Nach dem Zeugnis des NT bezieht sich dieser Psalm auf den Messias (vgl. z.B. V. 22 mit Mt 21,42; Mk
12,10; Lk 20,17; 1Pt 2,7; und V. 26a mit Mt 21,9; 23,39; Mk 11,9; Lk 13,35; 19,38; Joh 12,13).
658 PSALM 119
Psalm 119 Gimel
17 Gewähre deinem Knecht, daß ich lebe
Aleph a
und dein Wort befolge!
1 Wohl denen, deren Weg untadelig ist, 18 Öffne mir die Augen, damit ich sehe
die wandeln nach dem Gesetz des HERRN! die Wunder in deinem Gesetz!
2 Wohl denen, die seine Zeugnisse 19 Ich bin ein Fremdling auf Erden;
bewahren, verbirg deine Gebote nicht vor mir!
die ihn von ganzem Herzen suchen, 20 Meine Seele verzehrt sich vor
3 die auch kein Unrecht tun, Sehnsucht
die auf seinen Wegen gehen! nach deinen Bestimmungen allezeit.
4 Du hast deine Befehle gegeben, 21 Du hast die Frechen gescholten,
daß man sie eifrig befolge. die Verfluchten, die abirren von deinen
5 O daß meine Wege dahin zielten, Geboten.
deine Satzungen zu halten! 22 Wälze Schimpf und Schande von mir ab,
6 Dann werde ich nicht zuschanden, denn ich habe deine Zeugnisse bewahrt!
wenn ich auf alle deine Gebote achte. 23 Sogar Fürsten sitzen und beraten sich
7 Ich werde dir danken mit aufrichtigem gegen mich;
Herzen, aber dein Knecht sinnt nach über deine
wenn ich die Rechtsbestimmungen Satzungen.
deiner Gerechtigkeit lerne. 24 Ja, deine Zeugnisse sind meine Freude;
8 Deine Satzungen will ich halten; sie sind meine Ratgeber.
verlaß mich niemals!
Daleth
Beth 25 Meine Seele klebt am Staub;
9 Wie wird ein junger Mann seinen Weg belebe mich nach deinem Wort!
unsträflich gehen? 26 Ich habe meine Wege erzählt, und du
Indem er ihn bewahrt nach deinem hast mir geantwortet;
Wort! lehre mich deine Satzungen!
10 Von ganzem Herzen suche ich dich; 27 Laß mich den Weg verstehen, den
laß mich nicht abirren von deinen deine Befehle weisen,
Geboten! so will ich reden über deine Wundertaten.
11 Ich bewahre dein Wort in meinem 28 Meine Seele weint vor Kummer;
Herzen, richte mich auf nach deinem Wort!
damit ich nicht gegen dich sündige. 29 Halte den Weg der Lüge fern von mir
12 Gelobt seist du, o HERR! und begnadige mich mit deinem Gesetz!
Lehre mich deine Satzungen. 30 Den Weg der Treue habe ich erwählt
13 Mit meinen Lippen verkünde ich und deine Bestimmungen vor mich
alle Bestimmungen deines Mundes. hingestellt.
14 Ich freue mich an dem Weg, den deine 31 HERR, ich halte fest an deinen
Zeugnisse weisen, Zeugnissen;
wie über lauter Reichtümer. laß mich nicht zuschanden werden!
15 Ich will über deine Befehle 32 Ich laufe den Weg deiner Gebote,
nachsinnen denn du machst meinem Herzen Raum.
und auf deine Pfade achten.
16 Ich habe meine Lust an deinen
He
Satzungen; 33 Lehre mich, HERR, den Weg deiner
dein Wort vergesse ich nicht. Satzungen,
daß ich ihn einhalte bis ans Ende.

a (119,1) Jede der 22 Strophen dieses Psalms umfaßt 8 Verse, die alle mit demselben hebr. Konsonanten beginnen,
und zwar geordnet vom ersten Buchstaben des Alphabets (Aleph) bis zum letzten (Thaw).
PSALM 119 659
34 Gib mir Verständnis, so will ich dein daß deine Verheißung mich belebt.
Gesetz bewahren 51 Die Frechen haben mich arg
und es befolgen von ganzem Herzen. verspottet;
35 Laß mich wandeln auf dem Pfad dennoch bin ich von deinem Gesetz
deiner Gebote, nicht abgewichen.
denn ich habe Lust an ihm. 52 Wenn ich an deine ewigen Ordnungen
36 Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen denke, o HERR,
und nicht zur Habgier! so werde ich getröstet.
37 Halte meine Augen davon ab, nach 53 Zornglut hat mich ergriffen wegen der
Nichtigem zu schauen; Gottlosen,
belebe mich auf deinem Weg! die dein Gesetz verlassen.
38 Erfülle an deinem Knecht deine 54 Deine Satzungen sind meine Lieder
Verheißung, geworden
die denen gilt, die dich fürchten. in dem Haus, in dem ich als Fremdling
39 Wende von mir die Schmach, die ich wohne.
fürchte; 55 Bei Nacht denke ich an deinen
denn deine Rechtsbestimmungen sind gut! Namen, o HERR,
40 Siehe, ich sehne mich nach deinen und ich bewahre dein Gesetz.
Befehlen; 56 Das ist mir zuteil geworden,
belebe mich durch deine Gerechtigkeit! daß ich deine Befehle befolgen darf.
Waw Cheth
41 HERR, laß mir deine Gnade widerfahren, 57 Ich sage: Das ist mein Teil, o HERR,
deine Hilfe nach deinem Wort, daß ich deine Worte befolge.
42 damit ich dem antworten kann, der 58 Ich flehe von ganzem Herzen um
mich schmäht; deine Gunst:
denn ich verlasse mich auf dein Wort! Sei mir gnädig nach deiner Verheißung!
43 Und nimm nur nicht das Wort der 59 Als ich meine Wege bedachte,
Wahrheit von meinem Mund; da wandte ich meine Füße zu deinen
denn ich hoffe auf deine Bestimmungen! Zeugnissen.
44 Ich will dein Gesetz stets bewahren, 60 Ich eile und säume nicht,
immer und ewiglich. deine Gebote zu befolgen.
45 Und ich werde wandeln in weitem 61 Die Schlingen der Gottlosen umgeben
Raum; mich,
denn ich suche deine Befehle. aber ich vergesse dein Gesetz nicht.
46 Ja, ich will vor Königen von deinen 62 Mitten in der Nacht stehe ich auf, um
Zeugnissen reden dir zu danken
und mich nicht schämen. für die Ordnungen deiner Gerechtigkeit.
47 Und ich will mich erfreuen an deinen 63 Ich bin verbunden mit allen, die dich
Geboten, fürchten,
die ich liebe. und die deine Befehle befolgen.
48 Ich will meine Hände ausstrecken 64 HERR, die Erde ist erfüllt von deiner Güte;
nach deinen Geboten, die ich liebe, lehre mich deine Satzungen!
und will über deine Satzungen
nachsinnen. Teth
65 Du tust Gutes an deinem Knecht,
Zajin o HERR, nach deinem Wort.
49 Gedenke an das Wort für deinen 66 Lehre mich rechte Einsicht und
Knecht, Erkenntnis;
auf das du mich hast hoffen lassen! denn ich habe deinen Geboten geglaubt.
50 Das ist mein Trost in meinem Elend, 67 Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich;
660 PSALM 119
nun aber befolge ich dein Wort. 83 Bin ich auch geworden wie ein
68 Du bist gut und tust Gutes; Schlauch im Rauch,
lehre mich deine Satzungen! so habe ich doch deine Satzungen nicht
69 Die Hochmütigen haben mich mit vergessen.
Lügen besudelt; 84 Wieviele Tage bleiben noch deinem
ich [aber] befolge von ganzem Herzen Knecht?
deine Befehle. Wann willst du an meinen Verfolgern das
70 Ihr Herz ist stumpf wie von Fett; Urteil vollziehen?
doch ich habe meine Wonne an deinem 85 Die Frechen haben mir Gruben
Gesetz. gegraben,
71 Es ist gut für mich, daß ich gedemütigt sie, die sich nicht nach deinem Gesetz
wurde, richten.
damit ich deine Satzungen lerne. 86 Alle deine Gebote sind Wahrheit;
72 Das Gesetz, das aus deinem Mund sie aber verfolgen mich mit Lügen; hilf mir!
kommt, ist besser für mich 87 Sie hätten mich fast vertilgt auf Erden;
als Tausende von Gold- und ich aber verlasse deine Befehle nicht.
Silberstücken. 88 Belebe mich nach deiner Gnade,
so will ich das Zeugnis deines Mundes
Jod bewahren.
73 Deine Hände haben mich gemacht
und bereitet; Lamed
gib mir Einsicht, damit ich deine Gebote 89 Auf ewig, o HERR,
lerne! steht dein Wort fest in den Himmeln;
74 Die dich fürchten, werden mich sehen 90 deine Treue währt von Geschlecht zu
und sich freuen, Geschlecht!
denn ich hoffe auf dein Wort. Du hast die Erde gegründet, und sie steht;
75 HERR, ich weiß, daß deine Gerichte 91 nach deinen Ordnungen stehen sie
gerecht sind, noch heute;
und daß du mich in Treue gedemütigt hast. denn alles muß dir dienen!
76 Laß doch deine Gnade mein Trost sein, 92 Wäre dein Gesetz nicht meine Freude
wie du es deinem Knecht zugesagt hast! gewesen,
77 Laß mir deine Barmherzigkeit so wäre ich vergangen in meinem Elend.
widerfahren, daß ich lebe! 93 Ich will deine Befehle auf ewig nicht
Denn dein Gesetz ist meine Freude. vergessen;
78 Laß die Hochmütigen zuschanden denn durch sie hast du mich belebt.
werden, weil sie mir mit Lügen Unrecht 94 Ich bin dein; hilf mir,
getan haben; denn ich habe nach deinen Befehlen
ich aber sinne über deine Befehle nach. getrachtet!
79 Laß die sich mir zuwenden, die dich 95 Die Gottlosen lauern mir auf, um
fürchten mich zu verderben;
und die deine Zeugnisse anerkennen. aber ich richte meinen Sinn auf deine
80 Mein Herz soll sich redlich an deine Zeugnisse.
Satzungen halten, 96 Von aller Vollkommenheit habe ich ein
damit ich nicht zuschanden werde. Ende gesehen;
aber dein Gebot ist unbeschränkt.
Kaph
81 Meine Seele verlangt nach deiner Hilfe;
Mem
ich hoffe auf dein Wort. 97 Wie habe ich dein Gesetz so lieb!
82 Meine Augen verlangen nach deiner Ich sinne darüber nach den ganzen Tag.
Verheißung 98 Dein Gebot macht mich weiser als
und fragen: Wann wirst du mich trösten? meine Feinde,
PSALM 119 661
denn es ist ewiglich mein. 115 Weicht von mir, ihr Übeltäter,
99 Ich bin verständiger geworden als alle ich will die Gebote meines Gottes befolgen!
meine Lehrer, 116 Unterstütze mich nach deiner
denn deine Zeugnisse sind mein Verheißung, damit ich lebe
Nachsinnen. und nicht zuschanden werde mit meiner
100 Ich bin einsichtiger als die Alten, Hoffnung!
denn ich achte auf deine Befehle. 117 Stärke du mich, so ist mir geholfen,
101 Von allen bösen Wegen halte ich und ich werde deine Satzungen stets
meine Füße fern, beachten!
damit ich dein Wort befolge. 118 Du wirst alle verwerfen, die von
102 Von deinen Bestimmungen bin ich deinen Satzungen abweichen;
nicht abgewichen, denn ihre Täuschung ist vergeblich.
denn du hast mich gelehrt. 119 Wie Schlacken räumst du alle
103 Wie süß ist dein Wort meinem Gottlosen von der Erde hinweg;
Gaumen, darum liebe ich deine Zeugnisse.
mehr als Honig meinem Mund! 120 Mein Fleisch schaudert aus Furcht
104 Von deinen Befehlen werde ich vor dir,
verständig; und ich habe Ehrfurcht vor deinen
darum hasse ich jeden Pfad der Lüge. Rechtsbestimmungen!
Nun Ajin
105 Dein Wort ist meines Fußes Leuchte 121 Ich habe Recht und Gerechtigkeit
und ein Licht auf meinem Weg. geübt;
106 Ich habe geschworen und will es überlaß mich nicht meinen Bedrückern!
halten, 122 Tritt als Bürge ein zum Besten für
daß ich die Bestimmungen deiner deinen Knecht,
Gerechtigkeit bewahren will. daß mich die Frechen nicht unterdrücken!
107 Ich bin tief gebeugt; 123 Meine Augen verlangen nach deiner
HERR, belebe mich nach deinem Wort! Rettung
108 HERR, laß dir doch wohlgefallen die und nach dem Wort deiner Gerechtigkeit.
freiwilligen Opfer meines Mundes, 124 Handle mit deinem Knecht nach
und lehre mich deine Rechtsbestim- deiner Gnade
mungen! und lehre mich deine Satzungen!
109 Mein Leben ist beständig in Gefahr, 125 Ich bin dein Knecht; gib mir Einsicht,
aber ich vergesse dein Gesetz nicht. damit ich deine Zeugnisse verstehe!
110 Die Gottlosen haben mir eine 126 Es ist Zeit für den HERRN, zu handeln;
Schlinge gelegt; sie haben dein Gesetz gebrochen!
aber ich bin von deinen Befehlen nicht 127 Darum liebe ich deine Gebote
abgeirrt. mehr als Gold und feines Gold;
111 Deine Zeugnisse sind mein ewiges 128 darum halte ich alle deine Befehle in
Erbe, allem für recht
denn sie sind die Wonne meines Herzens. und hasse jeden Pfad der Lüge.
112 Ich habe mein Herz geneigt, deine
Satzungen zu erfüllen, Pe
auf ewig, bis ans Ende. 129 Wunderbar sind deine Zeugnisse;
darum bewahrt sie meine Seele.
Samech 130 Die Eröffnung deiner Worte
113 Ich hasse, die geteilten Herzens sind; erleuchtet
aber dein Gesetz habe ich lieb. und gibt den Unverständigen Einsicht.
114 Du bist mein Schirm und mein Schild; 131 Ich tue meinen Mund weit auf und
ich hoffe auf dein Wort. lechze,
662 PSALM 119
denn mich verlangt nach deinen ich hoffe auf dein Wort.
Befehlen. 148 Meine Augen kommen den
132 Wende dich zu mir und sei mir gnädig, Nachtwachen zuvor,
wie du denen zu tun pflegst, die deinen damit ich nachsinne über dein Wort.
Namen lieben! 149 Höre meine Stimme nach deiner
133 Mache meine Schritte fest durch Gnade!
dein Wort, O HERR, belebe mich nach deinen
und laß nichts Böses über mich Rechtsbestimmungen!
herrschen! 150 Die der Arglist nachjagen, nahen
134 Erlöse mich von der Bedrückung sich;
durch Menschen, von deinem Gesetz sind sie fern.
und ich will deine Befehle befolgen! 151 Du bist nahe, o HERR,
135 Laß dein Angesicht leuchten über und alle deine Gebote sind Wahrheit.
deinen Knecht 152 Längst weiß ich aus deinen Zeugnissen,
und lehre mich deine Satzungen! daß du sie auf ewig gegründet hast.
136 Tränenströme fließen aus meinen
Augen, Resch
weil man dein Gesetz nicht befolgt. 153 Sieh mein Elend an und errette mich;
denn ich habe dein Gesetz nicht
Zade vergessen!
137 Gerecht bist du, o HERR, 154 Führe meine Sache und erlöse mich;
und deine Ordnungen sind richtig! belebe mich nach deiner Verheißung!
138 Du hast deine Vorschriften in 155 Das Heil ist fern von den Gottlosen;
Gerechtigkeit geboten denn sie fragen nicht nach deinen
und in großer Treue. Satzungen.
139 Mein Eifer verzehrt mich, 156 Deine Barmherzigkeit ist groß, o HERR;
weil meine Widersacher deine Worte belebe mich nach deinen Verordnungen!
vergessen. 157 Zahlreich sind meine Verfolger und
140 Dein Wort ist wohlgeläutert, Widersacher;
und dein Knecht hat es lieb. dennoch habe ich mich nicht abgewandt
141 Ich bin gering und verachtet; von deinen Zeugnissen.
doch deine Befehle habe ich nicht 158 Wenn ich die Abtrünnigen ansehe,
vergessen. empfinde ich Abscheu,
142 Deine Gerechtigkeit ist eine ewige weil sie dein Wort nicht bewahren.
Gerechtigkeit, 159 Siehe, ich liebe deine Befehle;
und dein Gesetz ist Wahrheit. o HERR, belebe mich nach deiner Gnade!
143 Angst und Drangsal haben mich 160 Die Summe deines Wortes ist
getroffen; Wahrheit,
aber deine Befehle sind meine Freude. und jede Bestimmung deiner Gerechtig-
144 Deine Zeugnisse sind auf ewig keit bleibt ewiglich.
gerecht;
gib mir Einsicht, so werde ich leben! Schin
161 Fürsten verfolgen mich ohne
Qoph Ursache;
145 Ich rufe von ganzem Herzen: HERR, aber vor deinem Wort fürchtet sich mein
erhöre mich; Herz.
ich will deine Satzungen befolgen! 162 Ich freue mich über dein Wort
146 Ich rufe zu dir; hilf mir, wie einer, der große Beute findet.
so will ich deine Zeugnisse bewahren. 163 Ich hasse die Lüge und verabscheue
147 Ich komme der Morgendämmerung sie;
zuvor und schreie; dein Gesetz aber habe ich lieb.
PSALM 119.120.121.122 663
164 Ich lobe dich siebenmal am Tag und glühendes Ginsterholz!
wegen der Ordnungen deiner Gerechtig- 5 Weh mir, daß ich ein Fremdling bin
keit. in Mesech,
165 Großen Frieden haben, die dein daß ich wohne bei den Zelten Kedars!
Gesetz lieben, 6 Lange genug hat meine Seele gewohnt
und nichts bringt sie zu Fall. bei denen die den Frieden hassen!
166 Ich hoffe auf dein Heil, o HERR, 7 Ich bin für den Frieden;
und tue deine Gebote. doch wenn ich rede,
167 Meine Seele bewahrt deine Zeugnisse so sind sie für den Krieg.
und liebt sie sehr.
168 Ich habe deine Befehle und deine
Psalm 121
Zeugnisse bewahrt; 1 Ein Wallfahrtslied.
denn alle meine Wege sind vor dir. Ich hebe meine Augen auf zu den
Bergen:
Thaw Woher kommt mir Hilfe?
169 HERR, laß mein Rufen vor dich 2 Meine Hilfe kommt von dem HERRN,
kommen; der Himmel und Erde gemacht hat!
gib mir Einsicht nach deinem Wort! 3 Er wird deinen Fuß nicht wanken
170 Laß mein Flehen vor dich kommen; lassen,
errette mich nach deiner Verheißung! und der dich behütet, schläft nicht.
171 Meine Lippen sollen überfließen 4 Siehe, der Hüter Israels
von Lob, schläft noch schlummert nicht.
wenn du mich deine Satzungen lehrst. 5 Der HERR behütet dich;
172 Meine Zunge soll reden von deinem der HERR ist dein Schatten zu deiner
Wort, rechten Hand,
denn alle deine Gebote sind gerecht. 6 daß dich am Tag die Sonne nicht
173 Deine Hand komme mir zu Hilfe, steche,
denn ich habe deine Befehle erwählt. noch der Mond bei Nacht.
174 Ich habe Verlangen nach deinem 7 Der HERR behüte dich vor allem Übel,
Heil, o HERR, er behüte deine Seele;
und dein Gesetz ist meine Lust. 8 der HERR behüte deinen Ausgang und
175 Laß meine Seele leben, damit sie Eingang
dich lobe, von nun an bis in Ewigkeit.
und deine Rechtsbestimmungen seien
meine Hilfe! Psalm 122
176 Ich bin in die Irre gegangen wie ein 1 Ein Wallfahrtslied. Von David.
verlorenes Schaf; suche deinen Knecht! Ich freue mich an denen, die zu mir sagen:
Denn deine Gebote habe ich Laßt uns zum Haus des HERRN gehen!
nicht vergessen. 2 Nun stehen unsere Füße
in deinen Toren, Jerusalem!
Psalm 120 3 Jerusalem, du bist gebaut
1 Ein Wallfahrtslied. als eine festgefügte Stadt,
Ich rief zum HERRN in meiner Not, 4 wohin die Stämme hinaufziehen,
und er erhörte mich. die Stämme des HERRN
2 HERR, rette meine Seele — ein Zeugnis für Israel —,
von den Lügenmäulern, um zu preisen den Namen des HERRN!
von den falschen Zungen! 5 Denn dort sind Throne zum Gericht
3 Was wird Er dir geben aufgestellt,
und was dir hinzufügen, die Throne des Hauses David.
du falsche Zunge? 6 Bittet für den Frieden Jerusalems!
4 Geschärfte Kriegerpfeile Es soll denen wohlgehen, die dich lieben!
664 PSALM 122.123.124.125.126.127
7 Friede sei in deinen Mauern Psalm 125
und sichere Ruhe in deinen Palästen! 1 Ein Wallfahrtslied.
8 Um meiner Brüder und Freunde willen Die auf den HERRN vertrauen, sind wie
sage ich: Friede sei in dir! der Berg Zion,
9 Um des Hauses des HERRN, unsres der nicht wankt, sondern ewiglich bleibt.
Gottes, willen 2 Wie Berge Jerusalem rings umgeben,
will ich dein Bestes suchen! so ist der HERR um sein Volk her
von nun an bis in Ewigkeit.
Psalm 123 3 Denn das Zepter der Gesetzlosigkeit
1 Ein Wallfahrtslied. wird nicht bleiben
Zu dir erhebe ich meine Augen, auf dem Erbteil der Gerechten,
der du im Himmel thronst. damit die Gerechten ihre Hände
2 Siehe, wie die Augen der Knechte nicht nach Unrecht ausstrecken.
auf die Hand ihres Herrn, 4 HERR, tue Gutes den Guten
wie die Augen der Magd und denen, die aufrichtigen Herzens sind!
auf die Hand ihrer Gebieterin, 5 Die aber abweichen auf ihre krummen
so blicken unsere Augen auf den HERRN, Wege,
unseren Gott, lasse der HERR dahinfahren mit den
bis er uns gnädig ist. Übeltätern!
3 Sei uns gnädig, o HERR! Sei uns gnädig; Friede sei über Israel!
denn wir sind reichlich gesättigt mit
Verachtung! Psalm 126
4 Reichlich gesättigt ist unsere Seele 1 Ein Wallfahrtslied.
mit dem Spott der Sorglosen, Als der HERR die Gefangenen Zions
mit der Verachtung der Hochmütigen! zurückbrachte,
da waren wir wie Träumende.
Psalm 124 2 Da war unser Mund voll Lachen
1 Ein Wallfahrtslied. Von David. und unsere Zunge voll Jubel;
Wenn der HERR nicht für uns gewesen da sagte man unter den Heiden:
wäre »Der HERR hat Großes an ihnen getan!«
— so sage Israel —, 3 Der HERR hat Großes an uns getan,
2 wenn der HERR nicht für uns wir sind fröhlich geworden.
gewesen wäre, 4 HERR, bringe unsere Gefangenen zurück
als die Menschen gegen uns auftraten, wie die Bäche im Südland!
3 so hätten sie uns lebendig verschlungen, 5 Die mit Tränen säen,
als ihr Zorn gegen uns entbrannte; werden mit Freuden ernten.
4 dann hätten die Wasser uns überflutet, 6 Wer weinend hingeht
ein Strom wäre über unsere Seele und trägt den Samen zur Aussaat,
gegangen; der kommt gewiß mit Freuden zurück
5 dann hätten die wildwogenden Wasser und bringt seine Garben.
unsere Seele überflutet!
6 Gepriesen sei der HERR,
Psalm 127
der uns ihren Zähnen nicht 1 Ein Wallfahrtslied. Von Salomo.
zur Beute gab! Wenn der HERR nicht das Haus baut,
7 Unsere Seele ist entflohen wie ein Vogel dann arbeiten umsonst, die daran
aus der Schlinge des Vogelstellers; bauen;
die Schlinge ist zerrissen, wenn der HERR nicht die Stadt behütet,
und wir sind entkommen! dann wacht der Wächter umsonst.
8 Unsere Hilfe steht im Namen 2 Es ist umsonst, daß ihr früh aufsteht
des HERRN, und spät aufbleibt
der Himmel und Erde gemacht hat. und sauer erworbenes Brot eßt;
PSALM 127.128.129.130.131.132 665
solches gibt er seinem Geliebten im Schlaf! das verdorrt ist, bevor man es ausrauft,
3 Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN, 7 mit dem kein Schnitter seine Hand füllt
die Leibesfrucht ist eine Belohnung. und kein Garbenbinder seinen Schoß;
4 Wie Pfeile in der Hand eines Helden, 8 von denen auch die Vorübergehenden
so sind die Söhne der Jugend. nicht sagen:
5 Wohl dem Mann, »Der Segen des HERRN sei mit euch!
der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat! Wir segnen euch im Namen des HERRN!«
Sie werden nicht zuschanden,
wenn sie mit den Widersachern reden Psalm 130
im Tor. 1 Ein Wallfahrtslied.
Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir:
Psalm 128 2 Herr, höre meine Stimme!
1 Ein Wallfahrtslied. Laß deine Ohren aufmerksam sein
Wohl jedem, der den HERRN fürchtet, auf die Stimme meines Flehens!
der in seinen Wegen wandelt! 3 Wenn du, o HERR, Sünden anrechnest,
2 Du wirst dich nähren von der Arbeit Herr, wer kann bestehen?
deiner Hände; 4 Aber bei dir ist die Vergebung,
wohl dir, du hast es gut! damit man dich fürchte.
3 Deine Frau ist wie ein fruchtbarer 5 Ich harre auf den HERRN, meine Seele
Weinstock harrt,
im Innern deines Hauses; und ich hoffe auf sein Wort.
deine Kinder wie junge Ölbäume 6 Meine Seele harrt auf den Herrn
rings um deinen Tisch. mehr als die Wächter auf den Morgen,
4 Siehe, so wird der Mann gesegnet, mehr als die Wächter auf den Morgen.
der den HERRN fürchtet! 7 Israel, hoffe auf den HERRN!
5 Der HERR segne dich aus Zion, Denn bei dem HERRN ist die Gnade,
daß du das Glück Jerusalems siehst und bei ihm ist Erlösung in Fülle.
alle Tage deines Lebens 8 Ja, er wird Israel erlösen
6 und siehst die Kinder deiner Kinder! von allen seinen Sünden.
Friede sei über Israel!
Psalm 131
Psalm 129 1 Ein Wallfahrtslied. Von David.
1 Ein Wallfahrtslied. O HERR, mein Herz ist nicht hochmütig,
Sie haben mich oft bedrängt von meiner und meine Augen sind nicht stolz;
Jugend an ich gehe nicht mit Dingen um,
— so soll Israel sprechen —, die mir zu groß und zu wunderbar sind.
2 sie haben mich oft bedrängt von 2 Nein, ich habe meine Seele beruhigt
meiner Jugend an, und gestillt;
und sie haben mich doch nicht wie ein entwöhntes Kind bei seiner
überwältigt. Mutter,
3 Auf meinem Rücken haben Pflüger wie ein entwöhntes Kind ist meine Seele
gepflügt still in mir.
und ihre Furchen lang gezogen. 3 Israel, hoffe auf den HERRN
4 Der HERR ist gerecht; von nun an bis in Ewigkeit!
er hat die Stricke der Gottlosen
zerschnitten. Psalm 132
5 Es müssen zuschanden werden und 1 Ein Wallfahrtslied.
zurückweichen Gedenke, o HERR, dem David
alle, die Zion hassen; alle seine Mühsal,
6 sie müssen werden wie das Gras auf 2 daß er dem HERRN schwor
den Dächern, und dem Mächtigen Jakobs gelobte:
666 PSALM 132.133.134.135
3 »Ich will nicht in das Zelt meines 18 Seine Feinde will ich mit Schande
Hauses gehen, bekleiden;
noch mein Ruhelager besteigen, aber auf ihm soll seine Krone glänzen!«
4 ich will meinen Augen keinen Schlaf
gönnen Psalm 133
und meinen Augenlidern keinen 1 Ein Wallfahrtslied. Von David.
Schlummer, Siehe, wie fein und wie lieblich ist’s,
5 bis ich eine Stätte gefunden habe für wenn Brüder in Eintracht beisammen sind!
den HERRN, 2 Wie das feine Öl auf dem Haupt,
eine Wohnung für den Mächtigen das herabfließt in den Bart, den Bart
Jakobs!« Aarons,
6 Siehe, wir hörten von ihr in Ephrata; das herabfließt bis zum Saum seiner
wir haben sie gefunden im Gebiet von Jear! Kleider;
7 Wir wollen kommen zu seiner 3 wie der Tau des Hermon,
Wohnung, der herabfällt auf die Berge Zions;
wir wollen anbeten bei dem Schemel denn dort hat der HERR den Segen
seiner Füße! verheißen,
8 Mache dich auf, o HERR, zu deiner Leben bis in Ewigkeit.
Ruhestatt,
du und die Lade deiner Macht! Psalm 134
9 Deine Priester sollen sich in Gerechtig- 1 Ein Wallfahrtslied.
keit kleiden, Wohlan, lobt den HERRN, all ihr Knechte
und deine Getreuen sollen jubeln. des HERRN,
10 Um Davids, deines Knechtes willen die ihr im Haus des HERRN steht in den
weise das Angesicht deines Gesalbten Nächten!
nicht ab! 2 Erhebt eure Hände in Heiligkeit
11 Der HERR hat David in Wahrheit und lobt den HERRN!
geschworen, 3 Der HERR segne dich aus Zion,
davon wird er nicht abgehen: er, der Himmel und Erde gemacht hat!
»Einen von der Frucht deines Leibes
will ich auf deinen Thron setzen! Psalm 135
12 Wenn deine Söhne meinen Bund 1 Hallelujah!
bewahren Lobt den Namen des HERRN!
und mein Zeugnis, das ich sie lehren will, Lobt ihn, ihr Knechte des HERRN,
so sollen auch ihre Söhne für immer 2 die ihr steht im Haus des HERRN,
auf deinem Thron sitzen!« in den Vorhöfen des Hauses
13 Denn der HERR hat Zion erwählt, unseres Gottes!
hat sie zu seiner Wohnung begehrt: 3 Lobt den HERRN,
14 »Dies ist für immer meine Ruhestatt, denn gütig ist der HERR;
hier will ich wohnen; denn ich habe sie lobsingt seinem Namen,
begehrt. denn er ist lieblich!
15 Ihre Nahrung will ich reichlich 4 Denn der HERR hat sich Jakob erwählt,
segnen, Israel zu seinem besonderen Eigentum.
ihre Armen sättigen mit Brot. 5 Denn ich weiß, daß der HERR groß ist;
16 Ihre Priester will ich mit Heil ja, unser Herr ist größer als alle Götter.
bekleiden, 6 Alles, was dem HERRN wohlgefällt,
und ihre Getreuen sollen jubeln. das tut er,
17 Dort will ich dem David ein Horn im Himmel und auf Erden,
hervorsprossen lassen, in den Meeren und in allen Tiefen:
eine Leuchte zurichten meinem 7 Er läßt Dünste aufsteigen vom Ende
Gesalbten. der Erde her,
PSALM 135.136 667
er macht Blitze beim Regen 5 der die Himmel in Weisheit erschuf;
und holt den Wind aus seinen Speichern denn seine Gnade währt ewiglich!
hervor. 6 der die Erde über den Wassern
8 Er schlug die Erstgeborenen Ägyptens, ausbreitete;
vom Menschen bis zum Vieh; denn seine Gnade währt ewiglich!
9 er sandte Zeichen und Wunder in deine 7 der große Lichter machte;
Mitte, Ägypten, denn seine Gnade währt ewiglich!
gegen den Pharao und alle seine Knechte; 8 die Sonne zur Beherrschung des Tages;
10 er schlug große Nationen denn seine Gnade währt ewiglich!
und tötete mächtige Könige; 9 den Mond und die Sterne zur Beherr-
11 Sihon, den König der Amoriter, schung der Nacht;
und Og, den König von Baschan, denn seine Gnade währt ewiglich!
und alle Könige Kanaans, 10 der die Ägypter schlug an ihren
12 und er gab ihr Land als Erbe, Erstgeborenen;
als Erbe seinem Volk Israel. denn seine Gnade währt ewiglich!
13 O HERR, dein Name währt ewig; 11 und Israel aus ihrer Mitte führte;
HERR, dein Gedenken bleibt von denn seine Gnade währt ewiglich!
Geschlecht zu Geschlecht! 12 mit starker Hand und mit
14 Denn der HERR wird seinem Volk Recht ausgestrecktem Arm;
schaffen denn seine Gnade währt ewiglich!
und Mitleid haben mit seinen Knechten. 13 der das Schilfmeer in zwei Teile
15 Die Götzen der Heiden sind Silber und schnitt;
Gold, denn seine Gnade währt ewiglich!
von Menschenhand gemacht. 14 und Israel mitten hindurchführte;
16 Sie haben einen Mund und reden denn seine Gnade währt ewiglich!
nicht, 15 und den Pharao samt seinem Heer
Augen haben sie und sehen nicht; ins Schilfmeer stürzte;
17 Ohren haben sie und hören nicht, denn seine Gnade währt ewiglich!
auch ist kein Odem in ihrem Mund. 16 der sein Volk durch die Wüste führte;
18 Ihnen gleich sind die, welche sie denn seine Gnade währt ewiglich!
machen, 17 der große Könige schlug;
ein jeder, der auf sie vertraut! denn seine Gnade währt ewiglich!
19 Haus Israel, lobe den HERRN! 18 und mächtige Könige tötete;
Haus Aaron, lobe den HERRN! denn seine Gnade währt ewiglich!
20 Haus Levi, lobe den HERRN! 19 Sihon, den König der Amoriter;
Die ihr den HERRN fürchtet, lobt den denn seine Gnade währt ewiglich!
HERRN! 20 Og, den König von Baschan;
21 Gelobt sei der HERR von Zion aus, denn seine Gnade währt ewiglich!
er, der in Jerusalem wohnt! 21 und ihr Land als Erbe gab;
Hallelujah! denn seine Gnade währt ewiglich!
22 als Erbe seinem Knecht Israel;
Psalm 136 denn seine Gnade währt ewiglich!
1 Dankt dem HERRN; denn er ist 23 der an uns gedachte in unserer
freundlich; Niedrigkeit;
denn seine Gnade währt ewiglich! denn seine Gnade währt ewiglich!
2 Dankt dem Gott der Götter; 24 und uns unseren Feinden entriß;
denn seine Gnade währt ewiglich! denn seine Gnade währt ewiglich!
3 Dankt dem Herrn der Herren; 25 der allem Fleisch Speise gibt;
denn seine Gnade währt ewiglich! denn seine Gnade währt ewiglich!
4 Ihm, der allein große Wunder tut; 26 Dankt dem Gott des Himmels;
denn seine Gnade währt ewiglich! denn seine Gnade währt ewiglich!
668 PSALM 137.138.139
Psalm 137 6 Denn der HERR ist erhaben und sieht
1 An den Strömen Babels saßen wir und auf den Niedrigen,
weinten, und den Hochmütigen erkennt er von
wenn wir an Zion gedachten. ferne.
2 An den Weiden, die dort sind, 7 Wenn ich mitten durch die Bedrängnis
hängten wir unsere Lauten auf. gehe,
3 Denn die uns dort gefangen hielten, so wirst du mich am Leben erhalten;
forderten von uns, daß wir Lieder gegen den Zorn meiner Feinde wirst du
sängen, deine Hand ausstrecken,
und unsere Peiniger, daß wir fröhlich seien: und deine Rechte wird mich retten.
»Singt uns eines von den Zionsliedern!« 8 Der HERR wird es für mich vollbringen!
4 Wie sollten wir ein Lied des HERRN singen HERR, deine Gnade währt ewiglich;
auf fremdem Boden? das Werk deiner Hände wirst du nicht im
5 Vergesse ich dich, Jerusalem, Stich lassen!
so erlahme meine Rechte!
6 Meine Zunge soll an meinem Gaumen
Psalm 139
kleben, 1 Dem Vorsänger. Von David. Ein Psalm.
wenn ich nicht an dich gedenke, HERR, du erforschst mich
wenn ich Jerusalem nicht über meine und kennst mich!
höchste Freude setze! 2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
7 Gedenke, HERR, den Söhnen Edoms den du verstehst meine Gedanken von ferne.
Tag Jerusalems, 3 Du beobachtest mich, ob ich gehe
wie sie sprachen: »Zerstört, zerstört sie oder liege,
bis auf den Grund!« und bist vertraut mit allen meinen Wegen;
8 Tochter Babel, du sollst verwüstet 4 ja, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
werden! das du, HERR, nicht völlig wüßtest.
Wohl dem, der dir vergilt, was du uns 5 Von allen Seiten umgibst du mich
angetan hast! und hältst deine Hand über mir.
9 Wohl dem, der deine Kindlein nimmt 6 Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar,
und sie zerschmettert am Felsgestein! zu hoch, als daß ich sie fassen könnte!
7 Wo sollte ich hingehen vor deinem Geist,
Psalm 138 und wo sollte ich hinfliehen vor deinem
1 Von David. Angesicht?
Dir will ich danken von ganzem Herzen, 8 Stiege ich hinauf zum Himmel,
vor den Göttern will ich dir lobsingen! so bist du da;
2 Ich will anbeten, zu deinem heiligen machte ich das Totenreich zu meinem
Tempel gewandt, Lager, siehe, so bist du auch da!
und deinem Namen danken um deiner 9 Nähme ich Flügel der Morgenröte
Gnade und Treue willen; und ließe mich nieder am äußersten
denn du hast dein Wort groß gemacht Ende des Meeres,
über all deinen Ruhm hinaus. 10 so würde auch dort deine Hand mich
3 An dem Tag, da ich rief, hast du mir führen
geantwortet; und deine Rechte mich halten!
du hast mir Mut verliehen, 11 Spräche ich: »Finsternis soll
in meine Seele kam Kraft. mich überfallen
4 Alle Könige der Erde werden dir, HERR, und das Licht zur Nacht werden um
danken, mich her!«,
wenn sie die Worte deines Mundes hören; 12 so ist auch die Finsternis nicht finster
5 und sie werden singen von den Wegen für dich,
des HERRN, und die Nacht leuchtet wie der Tag,
denn groß ist die Herrlichkeit des HERRN! die Finsternis wie das Licht.
PSALM 139.140.141 669
13 Denn du hast meine Nieren gebildet; behüte mich vor dem Gewalttätigen,
du hast mich gewoben im Schoß meiner der mich zu Fall bringen will!
Mutter. 6 Die Hochmütigen legen mir heimlich
14 Ich danke dir dafür, daß ich erstaun- Fallstricke und Schlingen;
lich und wunderbar gemacht bin; sie haben ein Netz ausgespannt neben
wunderbar sind deine Werke, dem Weg,
und meine Seele erkennt das wohl! sie haben mir Fallen gestellt. (Sela.)
15 Mein Gebein war nicht verhüllt vor dir, 7 Ich aber sage zum HERRN: Du bist mein
als ich im Verborgenen gemacht wurde, Gott;
kunstvoll gewirkt tief unten auf Erden. HERR, höre auf die Stimme meines
16 Deine Augen sahen mich schon als Flehens!
ungeformten Keim, 8 O HERR, [mein] Herr, du bist meine
und in dein Buch waren geschrieben mächtige Hilfe;
alle Tage, die noch werden sollten, du schützt mein Haupt am Tag der
als noch keiner von ihnen war. Schlacht!
17 Und wie kostbar sind mir deine 9 HERR, gewähre dem Gottlosen nicht,
Gedanken, o Gott! was er begehrt;
Wie ist ihre Summe so gewaltig! laß seinen Anschlag nicht gelingen!
18 Wollte ich sie zählen — sie sind Sie würden sich sonst überheben. (Sela.)
zahlreicher als der Sand. 10 Die Häupter derer, die mich umgeben
Wenn ich erwache, so bin ich immer — das Unheil, von dem ihre Lippen
noch bei dir! reden, komme über sie selbst!
19 Ach, wollest du, o Gott, doch den 11 Feuersglut falle auf sie!
Gottlosen töten! Ins Feuer stürze er sie,
Und ihr Blutgierigen, weicht von mir! in tiefe Abgründe, daß sie nicht mehr
20 Denn sie reden arglistig gegen dich; aufstehen!
deine Feinde erheben [ihre Hand] zur 12 Der Verleumder wird nicht bestehen
Lüge. im Land;
21 Sollte ich nicht hassen, die dich, HERR, den Gewalttätigen wird das Unglück
hassen, verfolgen bis zu seinem Untergang!
und keine Abscheu empfinden vor 13 Ich weiß, daß der HERR die Sache des
deinen Widersachern? Elenden führen wird
22 Ich hasse sie mit vollkommenem Haß, und den Armen Recht schaffen wird.
sie sind mir zu Feinden geworden. 14 Ja, die Gerechten werden deinen
23 Erforsche mich, o Gott, und erkenne Namen preisen,
mein Herz; und die Aufrichtigen werden wohnen vor
prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; deinem Angesicht!
24 und sieh, ob ich auf bösem Weg bin,
und leite mich auf dem ewigen Weg! Psalm 141
1 Ein Psalm Davids.
Psalm 140 HERR, ich rufe zu dir, eile zu mir!
1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids. Schenke meiner Stimme Gehör, wenn
2 Errette mich, HERR, von dem bösen ich dich anrufe!
Menschen; 2 Laß mein Gebet wie Räucherwerk
vor dem Gewalttätigen bewahre mich! gelten vor dir,
3 Denn sie haben Böses im Herzen das Aufheben meiner Hände wie das
und schüren täglich Streit. Abendopfer.
4 Sie spitzen ihre Zunge wie eine Schlange, 3 HERR, stelle eine Wache an meinen Mund,
Otterngift ist unter ihren Lippen. (Sela.) bewahre die Tür meiner Lippen!
5 Bewahre mich, HERR, vor den Händen 4 Laß mein Herz sich nicht zu einer
des Gottlosen; bösen Sache neigen,
670 PSALM 141.142.143
daß ich gottlose Taten vollbringe 7 Höre auf mein Wehklagen,
mit Männern, die Übeltäter sind; denn ich bin sehr schwach;
und von ihren Leckerbissen laß mich errette mich von meinen Verfolgern,
nicht genießen! denn sie sind mir zu mächtig!
5 Der Gerechte schlage mich, 8 Führe meine Seele aus dem Kerker,
das ist Gnade; daß ich deinen Namen preise!
und er züchtige mich, Die Gerechten werden sich zu mir
das ist Öl für mein Haupt, sammeln,
und mein Haupt soll sich nicht dagegen wenn du mir wohlgetan hast.
sträuben,
wenn es auch wiederholt geschieht; Psalm 143
ich bete nur gegen ihre Bosheiten. 1 Ein Psalm Davids.
6 Wenn ihre Richter den Felsen HERR, höre mein Gebet,
hinabgestürzt worden sind, achte auf mein Flehen!
so werden sie auf meine Worte hören, Antworte mir in deiner Treue,
daß sie lieblich sind. in deiner Gerechtigkeit!
7 Wie wenn einer die Erde pflügt und 2 Und geh nicht ins Gericht mit
aufreißt, deinem Knecht;
so sind unsere Gebeine hingestreut am denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht!
Rand des Totenreichs. 3 Denn der Feind verfolgt meine Seele;
8 Darum sind meine Augen auf dich er hat mein Leben zu Boden getreten
gerichtet, o HERR, [mein] Herr; und zwingt mich, im Dunkeln zu sitzen
bei dir suche ich Zuflucht; wie die längst Verstorbenen.
schütte meine Seele nicht aus! 4 Und mein Geist ist verzagt in mir,
9 Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mein Herz ist erstarrt in meinem Innern.
mir gelegt haben, 5 Ich gedenke an die längst vergangenen
vor den Fallen der Übeltäter! Tage,
10 Die Gottlosen sollen alle miteinander rufe mir alle deine Taten in Erinnerung
in ihre eigenen Netze fallen, und sinne nach über die Werke deiner
während ich daran vorübergehe! Hände.
6 Ich strecke meine Hände aus nach dir;
Psalm 142 meine Seele verlangt nach dir
1 Ein Maskil von David, als er in der wie lechzendes Erdreich. (Sela.)
Höhle war. Ein Gebet. 7 Erhöre mich eilends, o HERR; mein Geist
2 Ich schreie mit meiner Stimme zum vergeht!
HERRN, Verbirg dein Angesicht nicht vor mir,
ich flehe mit meiner Stimme zum HERRN. daß ich nicht denen gleich werde, die in
3 Ich schütte meine Klage vor ihm aus, die Grube hinabfahren!
und bringe meine Not vor ihn. 8 Laß mich früh deine Gnade hören,
4 Wenn mein Geist in mir verzagt ist, denn auf dich vertraue ich!
so kennst du doch meinen Pfad; Laß mich den Weg erkennen, auf dem
auf dem Weg, den ich wandeln soll, ich gehen soll,
haben sie mir heimlich eine Schlinge denn zu dir erhebe ich meine Seele.
gelegt. 9 Errette mich, HERR, von meinen
5 Ich schaue zur Rechten, siehe, Feinden,
da ist keiner, der mich kennt; denn bei dir suche ich Schutz!
jede Zuflucht ist mir abgeschnitten, 10 Lehre mich tun nach deinem
niemand fragt nach meiner Seele! Wohlgefallen,
6 Ich schreie, o HERR, zu dir; denn du bist mein Gott;
ich sage: Du bist meine Zuflucht, dein guter Geist führe mich in ebenem
mein Teil im Land der Lebendigen! Land!
PSALM 143.144.145 671
11 Um deines Namens willen, HERR, wie Sprößlinge emporwachsen,
erhalte mich am Leben; unsere Töchter den Säulen gleichen,
durch deine Gerechtigkeit führe meine gemeißelt nach der Art eines Tempelbaus;
Seele aus der Not! 13 daß unsere Speicher gefüllt sind
12 Und in deiner Gnade vertilge meine und Vorräte geben von jeglicher Art;
Feinde, daß unsere Schafe sich tausendfach
und laß zugrundegehen alle Widersacher mehren,
meiner Seele; zehntausendfach auf unseren Weiden;
denn ich bin dein Knecht! 14 daß unsere Rinder trächtig sind
ohne Unfall noch Verlust,
Psalm 144 und daß kein Klagegeschrei zu hören ist
1 Von David. auf unseren Straßen!
Gelobt sei der HERR, mein Fels, 15 Wohl dem Volk, dem es so ergeht;
der meine Hände geschickt macht zum wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist!
Kampf,
meine Finger zum Krieg; Psalm 145
2 meine gnädige Hilfe und meine Burg, 1 Ein Loblied, von David.
meine Zuflucht und mein Erretter, Ich will dich erheben, mein Gott,
mein Schild, auf den ich vertraue, du König,
der mir auch mein Volk unterwirft! und deinen Namen loben immer und
3 HERR, was ist der Mensch, daß du an ihn ewiglich!
gedenkst, 2 Täglich will ich dich preisen
der Sohn des Menschen, daß du auf ihn und deinen Namen rühmen immer und
achtest? ewiglich!
4 Der Mensch gleicht einem Hauch, 3 Groß ist der HERR und hoch zu loben,
seine Tage sind wie ein flüchtiger ja, seine Größe ist unerforschlich.
Schatten! 4 Ein Geschlecht rühme dem andern
5 HERR, neige deinen Himmel und fahre deine Werke
herab! und verkündige deine mächtigen Taten!
Rühre die Berge an, daß sie rauchen! 5 Von dem herrlichen Glanz deiner
6 Laß es blitzen und zerstreue sie, Majestät will ich sprechen
schieße deine Pfeile ab und schrecke sie! und von deinen Wundertaten.
7 Strecke deine Hand aus von der Höhe; 6 Von der Macht deines furchterregenden
reiße mich heraus und rette mich aus Waltens soll man reden,
großen Wassern, und deine Größe will ich verkünden.
aus der Hand der Söhne der Fremde, 7 Das Lob deiner großen Güte soll man
8 deren Mund Lügen redet reichlich fließen lassen,
und deren Rechte eine trügerische und deine Gerechtigkeit soll man
Rechte ist. jubelnd rühmen!
9 O Gott, ein neues Lied will ich dir singen, 8 Gnädig und barmherzig ist der HERR,
mit der zehnsaitigen Harfe will ich dir geduldig und von großer Güte.
spielen, 9 Der HERR ist gütig gegen alle,
10 der du den Königen Sieg gibst und seine Barmherzigkeit waltet über
und deinen Knecht David errettest vor allen seinen Werken.
dem verderblichen Schwert! 10 Alle deine Werke werden dich loben,
11 Reiße mich heraus und errette mich o HERR,
aus der Hand der Söhne der Fremde, und deine Getreuen dich preisen.
deren Mund Lügen redet 11 Von der Herrlichkeit deines Reiches
und deren Rechte eine trügerische werden sie reden
Rechte ist, und von deiner Macht sprechen,
12 damit unsere Söhne in ihrer Jugend 12 daß sie den Menschenkindern seine
672 PSALM 145.146.147
mächtigen Taten verkünden 7 Er verschafft den Unterdrückten Recht
und die prachtvolle Herrlichkeit seines und gibt den Hungrigen Brot.
Reiches. Der HERR löst die Gebundenen.
13 Dein Reich ist ein Reich für alle 8 Der HERR macht die Blinden sehend;
Ewigkeiten, der HERR richtet die Elenden auf;
und deine Herrschaft währt durch alle der HERR liebt die Gerechten.
Geschlechter. 9 Der HERR behütet den Fremdling;
14 Der HERR stützt alle Strauchelnden, er erhält Waisen und Witwen;
und richtet alle auf, die gebeugt sind. aber die Gottlosen läßt er verkehrte Wege
15 Aller Augen warten auf dich, gehen.
und du gibst ihnen ihre Speise zur 10 Der HERR wird herrschen in Ewigkeit,
rechten Zeit. dein Gott, o Zion, von Geschlecht zu
16 Du tust deine Hand auf Geschlecht!
und sättigst alles, was lebt, mit Hallelujah!
Wohlgefallen.
17 Der HERR ist gerecht in allen seinen
Psalm 147
Wegen 1 Lobt den HERRN!
und gnädig in allen seinen Werken. Denn es ist gut, unsrem Gott zu
18 Der HERR ist nahe allen, die ihn lobsingen:
anrufen, es ist lieblich, es gebührt [ihm] Lobgesang.
allen, die ihn in Wahrheit anrufen; 2 Der HERR baut Jerusalem;
19 er erfüllt das Begehren derer, die ihn die Zerstreuten Israels wird er sammeln.
fürchten; 3 Er heilt, die zerbrochenen Herzens
er hört ihr Schreien und rettet sie. sind,
20 Der HERR behütet alle, die ihn lieben, und verbindet ihre Wunden.
und er wird alle Gottlosen vertilgen. 4 Er zählt die Zahl der Sterne
21 Mein Mund soll den Ruhm des HERRN und nennt sie alle mit Namen.
verkünden, 5 Groß ist unser Herr und reich an
und alles Fleisch lobe seinen heiligen Macht;
Namen sein Verstand ist unermeßlich.
immer und ewiglich! 6 Der HERR richtet die Gedemütigten
wieder auf;
Psalm 146 er erniedrigt die Gottlosen bis zur Erde.
1 Hallelujah! 7 Stimmt dem HERRN ein Danklied an,
Lobe den HERRN, meine Seele! lobsingt unserem Gott mit der Harfe,
2 Ich will den HERRN loben, solange ich lebe, 8 der den Himmel mit Wolken bedeckt,
und meinem Gott lobsingen, der Regen bereitet für die Erde
solange ich bin. und auf den Bergen Gras wachsen läßt;
3 Verlaßt euch nicht auf Fürsten, 9 der dem Vieh sein Futter gibt,
auf ein Menschenkind, bei dem keine den jungen Raben, die [zu ihm] schreien!
Rettung ist! 10 Er hat keine Freude an der Stärke des
4 Fährt sein Geist aus, wird er wieder Rosses,
zu Erde; noch Gefallen an der Kraft des Mannes;
an dem Tag ist’s aus mit allen seinen 11 der HERR hat Gefallen an denen, die
Plänen. ihn fürchten,
5 Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, die auf seine Gnade hoffen.
dessen Hoffnung ruht auf dem HERRN, 12 Rühme den HERRN, Jerusalem;
seinem Gott! Zion, lobe deinen Gott!
6 Er hat Himmel und Erde gemacht, 13 Denn er hat die Riegel deiner Tore
das Meer und alles, was darinnen ist; befestigt,
er bewahrt Treue auf ewig. deine Kinder gesegnet in deiner Mitte;
PSALM 147.148.149.150 673
14 er gibt deinen Grenzen Frieden Denn sein Name allein ist erhaben,
und sättigt dich mit dem besten Weizen. sein Glanz überstrahlt Erde und Himmel.
15 Er sendet seinen Befehl auf die Erde; 14 Und er hat das Horn seines Volkes
sein Wort läuft sehr schnell. erhöht,a
16 Er gibt Schnee wie Wolle, allen seinen Getreuen zum Ruhm,
er streut Reif wie Asche, den Kindern Israels,
17 er wirft sein Eis wie Brocken; dem Volk, das ihm nahe ist.
wer kann bestehen vor seinem Frost? Hallelujah!
18 Er sendet sein Wort, so zerschmelzen sie;
er läßt seinen Wind wehen, so tauen sie auf. Psalm 149
19 Er verkündet Jakob sein Wort, 1 Hallelujah!
Israel seine Satzungen und Rechtsbe- Singt dem HERRN ein neues Lied,
stimmungen. sein Lob in der Gemeinde der Getreuen!
20 So hat er an keinem Heidenvolk 2 Israel freue sich an seinem Schöpfer,
gehandelt, die Kinder Zions sollen jubeln über ihren
und die Rechtsbestimmungen kennen König!
sie nicht. 3 Sie sollen seinen Namen loben im
Hallelujah! Reigen,
mit Tamburin und Laute ihm lobsingen!
Psalm 148 4 Denn der HERR hat Wohlgefallen an
1 Hallelujah! seinem Volk;
Lobt den HERRN von den Himmeln her, er schmückt die Elenden mit Heil.
lobt ihn in der Höhe! 5 Die Getreuen sollen frohlocken in
2 Lobt ihn, alle seine Engel; Herrlichkeit,
lobt ihn, alle seine Heerscharen! sie sollen jauchzen auf ihren Lagern.
3 Lobt ihn, Sonne und Mond; 6 Das Lob Gottes sei in ihrem Mund
lobt ihn, alle leuchtenden Sterne! und ein zweischneidiges Schwert in ihrer
4 Lobt ihn, ihr Himmel der Himmel Hand,
und ihr Wasser oben am Himmel! 7 um Rache zu üben an den Heidenvölkern,
5 Sie sollen loben den Namen des HERRN; Strafe an den Nationen,
denn er gebot, und sie wurden erschaffen, 8 um ihre Könige mit Ketten zu binden
6 und er verlieh ihnen Bestand auf und ihre Edlen mit Fußeisen,
immer und ewig; 9 um das geschriebene Urteil an ihnen
er gab ein Gesetz, das nicht zu vollstrecken.
überschritten wird. Das ist eine Ehre für alle seine Getreuen.
7 Lobt den HERRN von der Erde her, Hallelujah!
ihr Meerestiere und alle Meeresfluten!
8 Feuer und Hagel, Schnee und Dunst,
Psalm 150
Sturmwind, der sein Wort ausführt; 1 Hallelujah!
9 Ihr Berge und alle Hügel, Lobt Gott in seinem Heiligtum,
Obstbäume und alle Zedern; lobt ihn in der Ausdehnung seiner Macht!
10 wilde Tiere und alles Vieh, 2 Lobt ihn wegen seiner mächtigen Taten,
alles, was kriecht und fliegt; lobt ihn wegen seiner großen Herrlichkeit!
11 ihr Könige der Erde und alle Völker, 3 Lobt ihn mit Hörnerschall,
ihr Fürsten und alle Richter auf Erden; lobt ihn mit Harfe und Laute!
12 ihr jungen Männer und auch 4 Lobt ihn mit Tamburin und Reigen,
Jungfrauen, lobt ihn mit Saitenspiel und Flöte!
Alte mitsamt den Jungen; 5 Lobt ihn mit hellen Zimbeln,
13 sie sollen loben den Namen des HERRN! lobt ihn mit wohlklingenden Zimbeln!
6 Alles, was Odem hat, lobe den HERRN!
a (148,14) d.h. seinem Volk Stärke und Macht gegeben. Hallelujah!
Die Sprüche

DIE MAHNUNG DER WEISHEIT ZU 11 wenn sie sagen: »Komm mit uns, wir
GOTTESFURCHT UND BESONNENHEIT wollen auf Blut lauern,
Kapitel 1 - 9 wir wollen dem Unschuldigen ohne
Sinn und Zweck der Sprüche Ursache nachstellen!
Pred 12,11-14 12 Wir wollen sie verschlingen wie das
[Dies sind die] Sprüche Salomos, des Totenreich die Lebendigen,
Sohnes Davids, des Königs von Israel, als sänken sie unversehrt ins Grab.
2 die dazu dienen, daß man Weisheit 13 Wir wollen allerlei kostbares Gut
und Unterweisunga erkenne gewinnen
und verständige Reden verstehe, und unsere Häuser mit Raub füllen.
3 daß man Unterweisung empfange, 14 Schließ dich uns auf gut Glück an,
die einsichtig macht, laß uns gemeinsame Kasse führen!«
Gerechtigkeit, Recht und Aufrichtigkeit; 15 Mein Sohn, geh nicht mit ihnen auf
4 damit den Unverständigen Klugheit dem Weg,
verliehen werde, halte deinen Fuß zurück von ihrem Pfad!
den jungen Männern Erkenntnis 16 Denn ihre Füße laufen zum Bösen
und Besonnenheit. und eilen, um Blut zu vergießen.
5 Wer weise ist, der hört darauf und 17 Denn vergeblich wird das Netz
vermehrt seine Kenntnisse, ausgespannt
und wer verständig ist, eignet sich weise vor den Augen aller Vögel;
Lebensführung an, 18 sie aber lauern auf ihr eigenes Blut
6 damit er den Spruch und die bildliche und stellen ihrem eigenen Leben nach.
Rede verstehe, 19 So geht es allen, die nach [ungerech-
die Worte der Weisen und ihre Rätsel. tem] Gewinn trachten:
er kostet seinen Besitzern das Leben!
7 Die Furcht des HERRNb ist der Anfang
der Erkenntnis; Die Weisheit ruft zur Umkehr auf
Spr 8,1-21.32-36
nur Torenc verachten Weisheit und Zucht!
20 Die Weisheit ruft draußen laut,
8 Höre, mein Sohn, auf die Unterweisung öffentlich läßt sie ihre Stimme hören;
deines Vaters, 21 auf den Plätzend, im ärgsten Straßen-
und verwirf nicht die Lehre deiner lärm schreit sie,
Mutter! an den Pforten der Stadttore hält sie ihre
9 Denn sie sind ein schöner Kranz für Reden:
dein Haupt 22 Wie lange wollt ihr Unverständigen
und ein Schmuck um deinen Hals. den Unverstand lieben
und ihr Spötter Lust am Spotten haben
Warnung vor Verführung zur Sünde und ihr Toren Erkenntnis hassen?
Ps 1,1; 7,15-17; 1Kor 15,33
23 Kehrt um zu meiner Zurechtweisung!
10 Mein Sohn, wenn dich Sünder Siehe, ich will euch meinen Geist
überreden wollen, hervorströmen lassen,
so willige nicht ein, ich will euch meine Worte verkünden!

a (1,2) od. Zucht; so auch weiterhin im Text. Dieses frecher, uneinsichtiger Mensch, der in Auflehnung
Wort, das 30mal vorkommt, beinhaltet Unterweisung, und Widerspruch zu den Geboten Gottes lebt.
Zurechtweisung und Züchtigung. d (1,21) Gemeint sind Plätze in der Stadt, an denen
b (1,7) d.h. die Ehrfurcht vor dem HERRN, die Scheu mehrere Straßen zusammenkommen und man sich
davor, Gott durch Sünde herauszufordern. entscheiden muß, welchen Weg man weiter geht.
c (1,7) Der Tor (der Törichte oder Narr) ist im AT ein
SPRÜCHE 1.2 675
24 Darum, weil ich rufe und ihr 5 dann wirst du die Furcht des HERRN
mich abweist, verstehen
weil ich meine Hand ausstrecke und und die Erkenntnis Gottes erlangen.
niemand darauf achtet, 6 Denn der HERR gibt Weisheit,
25 weil ihr vielmehr allen meinen Rat aus seinem Mund kommen Erkenntnis
verwerft und Einsicht.
und meine Zurechtweisung nicht 7 Er hält für die Aufrichtigen Gelingen
begehrt, bereit
26 so werde auch ich über euer Unglück und beschirmt, die in Lauterkeit
lachen wandeln;
und über euch spotten, wenn das 8 er bewahrt die Pfade des Rechts,
kommt, was ihr fürchtet, und er behütet den Weg seiner Getreuen.
27 wenn das, was ihr fürchtet, als 9 Dann wirst du Gerechtigkeit und Recht
Verwüstung über euch kommt verstehen,
und euer Unheil euch überraschen wird Aufrichtigkeit und jeden guten Weg.
wie ein Sturm, 10 Wenn die Weisheit in dein Herz
wenn euch Angst und Not überfällt! kommen wird
28 Dann werden sie mich anrufen, aber und die Erkenntnis deiner Seele gefällt,
ich werde nicht antworten; 11 dann wird Besonnenheit dich
sie werden mich eifrig suchen und nicht beschirmen,
finden, Einsicht wird dich behüten,
29 weil sie die Erkenntnis gehaßt 12 um dich zu erretten von dem Weg
und die Furcht des HERRN nicht erwählt des Bösen,
haben, von dem Menschen, der Verkehrtes
30 weil sie meinen Rat nicht begehrt spricht;
und alle meine Zurechtweisung 13 von denen, welche die geraden Pfade
verschmäht haben. verlassen,
31 Darum sollen sie von der Frucht ihres um auf den Wegen der Finsternis
eigenen Weges essen zu wandeln;
und von ihren eigenen Ratschlägen 14 die sich freuen, Böses zu tun,
genug bekommen! und frohlocken über boshafte
32 Denn die Abtrünnigkeit der Unver- Verkehrtheit;
ständigen bringt sie um, 15 deren Pfade krumm sind,
und die Sorglosigkeit der Toren stürzt sie und die auf Abwege geraten;
ins Verderben. 16 — damit du auch errettet wirst von
33 Wer aber auf mich hört, der wird der Verführerin,
sicher wohnen; von der fremden Frau, die glatte Worte gibt;
er kann ohne Sorge sein und muß kein 17 die den Vertrauten ihrer Jugend
Unheil fürchten. verläßt
und den Bund ihres Gottes vergißt;
Die Weisheit bewahrt vor bösen Wegen 18 denn ihr Haus führt hinab zum Tod
Mein Sohn, wenn du meine Worte und ihre Bahn zu den Erschlafften;
annimmst 19 alle, die zu ihr eingehen, kehren
und meine Gebote bei dir bewahrst, nicht wieder zurück,
2 so daß du der Weisheit dein Ohr leihst sie erreichen die Pfade des Lebens
und dein Herz der Einsicht zuwendest; nicht mehr.
3 wenn du um Verständnis betest 20 Darum wandle du auf dem Weg
und um Einsicht flehst, der Guten
4 wenn du sie suchst wie Silber und bewahre die Pfade der Gerechten!
und nach ihr forschst wie nach 21 Denn die Redlichen werden das Land
Schätzen, bewohnen
676 SPRÜCHE 2.3
und die Unsträflichen darin übrigbleiben; 13 Wohl dem Menschen, der Weisheit
22 aber die Gottlosena werden aus dem findet,
Land ausgerottet dem Menschen, der Einsicht erlangt!
und die Treulosen daraus vertrieben 14 Denn ihr Erwerb ist besser als
werden. Gelderwerb,
und ihr Gewinn ist mehr wert als feines
Die Weisheit wird belohnt Gold.
Mein Sohn, vergiß meine Lehre nicht, 15 Sie ist kostbarer als Perlen,
und dein Herz bewahre meine und alle deine Schätze sind ihr nicht
Gebote! zu vergleichen.
2 Denn sie werden dir Verlängerung der 16 In ihrer Rechten ist langes Leben,
Tage und Jahre des Lebens in ihrer Linken Reichtum und Ehre.
und viel Frieden bringen. 17 Ihre Wege sind liebliche Wege
3 Gnade und Wahrheit werden dich und alle ihre Pfade Frieden.
nicht verlassen! 18 Sie ist ein Baum des Lebens denen,
Binde sie um deinen Hals, die sie ergreifen,
schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, und wer sie festhält, ist glücklich
4 so wirst du Gunst und Wohlgefallen zu preisen.
erlangen
in den Augen Gottes und der Menschen. 19 Der HERR hat die Erde durch Weisheit
gegründet
5 Vertraue auf den HERRN von ganzem und die Himmel durch Einsicht befestigt.
Herzen 20 Durch seine Erkenntnis brachen die
und verlaß dich nicht auf deinen Fluten hervor
Verstand; und träufelten die Wolken Tau herab.
6 erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, 21 Mein Sohn, laß dies niemals aus den
so wird Er deine Pfade ebnen. Augen;
7 Halte dich nicht selbst für weise; bewahre Überlegung und Besonnenheit!
fürchte den HERRN und weiche vom 22 Sie werden deiner Seele zum Leben
Bösen! dienen
8 Das wird deinem Leib Heilung bringen und zum Schmuck deinem Hals.
und deine Gebeine erquicken! 23 Dann wirst du sicher auf deinem Weg
gehen,
9 Ehre den HERRN mit deinem Besitz und dein Fuß stößt nicht an.
und mit den Erstlingen all deines 24 Ohne Furcht wirst du dich niederlegen,
Einkommens, und liegst du, so wird dein Schlaf süß
10 so werden sich deine Scheunen mit sein.
Überfluß füllen 25 Du brauchst keinen plötzlichen
und deine Keltern von Most überlaufen. Schrecken zu fürchten,
auch nicht den Untergang der Gottlosen,
11 Mein Sohn, verwirf nicht die wenn er kommt.
Züchtigung des HERRN 26 Denn der HERR wird deine Zuversicht
und sei nicht unwillig über seine sein
Zurechtweisung; und deinen Fuß bewahren vor dem
12 denn wen der HERR liebt, den Fallstrick.
züchtigt er,
wie ein Vater den Sohn, an dem er 27 Verweigere keine Wohltat dem,
Wohlgefallen hat. welchem sie zukommt,

a (2,22) Dieses Wort bezeichnet Menschen, die Böses tun in bewußter Mißachtung Gottes und seiner Gebote (von
anderen mit Gesetzlose od. Frevler übersetzt).
SPRÜCHE 3.4 677
wenn es in der Macht deiner Hände liegt, 7 Der Anfang der Weisheit ist:
sie zu erweisen! Erwirb Weisheit,
28 Sprich nicht zu deinem Nächsten: und um allen deinen Erwerb erwirb
»Geh hin und komm wieder; Verstand!
morgen will ich dir geben!«, während du 8 Halte sie hoch, so wird sie dich
es doch hast. erhöhen;
29 Ersinne nichts Böses gegen deinen sie wird dich ehren, wenn du sie
Nächsten, umfängst.
der arglos bei dir wohnt. 9 Sie wird deinem Haupt einen lieblichen
30 Fange mit keinem Menschen ohne Kranz verleihen;
Ursache Streit an, eine prächtige Krone wird sie dir reichen.
wenn er dir nichts Böses zugefügt hat.
31 Sei nicht neidisch auf den Gewalt- 10 Höre, mein Sohn, nimm meine
tätigen Worte an,
und erwähle dir keinen seiner Wege! sie werden dir die Lebensjahre verlängern!
32 Denn der Verkehrte ist dem HERRN 11 Ich will dich den Weg der Weisheit
ein Greuel, lehren,
aber mit den Aufrichtigen hat er dich leiten auf gerader Bahn.
vertrauten Umgang. 12 Wenn du gehst, so wird dein Schritt
33 Der Fluch des HERRN ist im Haus nicht gehemmt,
des Gottlosen, und wenn du läufst, so wirst du nicht
aber die Wohnung der Gerechten straucheln.
segnet er. 13 Halte fest an der Unterweisung,
34 Wenn er auch spottet über die Spötter, laß sie nicht los;
so gibt er doch den Demütigen Gnade. bewahre sie, denn sie ist dein Leben!
35 Die Weisen werden Ehre erben, 14 Begib dich nicht auf den Pfad der
die Toren aber macht die Schande Gottlosen
berühmt. und tue keinen Schritt auf dem Weg der
Bösen;
Die Weisheit muß erworben werden 15 meide ihn, überschreite ihn nicht
Ihr Söhne, gehorcht der Unter- einmal,
weisung des Vaters, weiche davon und gehe vorüber!
und gebt acht, damit ihr zu unter- 16 Denn sie schlafen nicht, wenn sie
scheiden wißt! nicht Böses getan haben;
2 Denn ich habe euch eine gute Lehre der Schlummer flieht sie, wenn sie
gegeben; niemand zu Fall gebracht haben.
verlaßt meine Weisung nicht! 17 Denn sie essen gesetzlos erworbenes
3 Denn da ich noch als Sohn bei meinem Brot
Vater war, und trinken gewaltsam erpreßten Wein.
als zartes und einziges Kind unter den 18 Aber der Pfad des Gerechten ist wie
Augen meiner Mutter, der Glanz des Morgenlichts,
4 da lehrte er mich und sprach zu mir: das immer heller leuchtet bis zum
Dein Herz halte meine Worte fest; vollen Tag.
bewahre meine Gebote, so wirst du 19 Der Weg der Gottlosen ist dichte
leben! Finsternis;
5 Erwirb Weisheit, erwirb Verständnis; sie wissen nicht, worüber sie straucheln.
vergiß sie nicht und weiche nicht ab von
den Reden meines Mundes! 20 Mein Sohn, achte auf meine Worte,
6 Verlaß du sie nicht, so wird sie dich neige dein Ohr zu meinen Reden!
bewahren; 21 Laß sie nie von deinen Augen
liebe du sie, so wird sie dich behüten! weichen,
678 SPRÜCHE 4.5
bewahre sie im Innersten deines und du dich nicht abmühen mußt
Herzens! für das Haus eines anderen,
22 Denn sie sind das Leben denen, 11 damit du nicht seufzen mußt
die sie finden, bei deinem Ende,
und heilsam ihrem ganzen Leib. wenn dir dein Leib und Leben
23 Mehr als alles andere behüte dein hinschwinden,
Herz; 12 und sagen mußt: »Warum habe ich
denn von ihm geht das Leben aus. doch die Zucht gehaßt,
24 Tue hinweg von dir die Falschheit des warum hat mein Herz die Zurecht-
Mundes, weisung verachtet?
und verdrehte Reden seien fern von dir! 13 Ich habe nicht gehört auf die Stimme
25 Laß deine Augen geradeaus schauen meiner Lehrer
und deine Blicke auf das gerichtet sein, und meinen Lehrmeistern kein Gehör
was vor dir liegt! geschenkt!
26 Mache die Bahn für deinen Fuß 14 Fast wäre ich gänzlich ins Unglück
gerade, geraten
und alle deine Wege seien bestimmt; inmitten der Versammlung und der
27 weiche weder zur Rechten ab noch Gemeinde!«
zur Linken,
halte deinen Fuß vom Bösen fern! 15 Trinke Wasser aus deiner eigenen
Zisterne
Warnung vor Unzucht und Ströme aus deinem eigenen
1Kor 6,15-20; Offb 2,20-23
Brunnen!
Mein Sohn, achte auf meine Weisheit 16 Sollen sich deine Quellen auf die
und neige dein Ohr meiner Beleh- Straße ergießen,
rung zu, deine Wasserbäche auf die Plätze?
2 damit du Besonnenheit übst 17 Sie sollen dir allein gehören
und deine Lippen Erkenntnis bewahren! und keinem Fremden neben dir!
3 Denn von Honig triefen die Lippen der 18 Deine Quelle sei gesegnet,
Verführerin, und freue dich an der Frau deiner
und glatter als Öl ist ihr Gaumen, Jugend!
4 aber zuletzt ist sie bitter wie Wermut, 19 Die liebliche Hindin,
scharf wie ein zweischneidiges Schwert. die anmutige Gemse,
5 Ihre Füße steigen hinab zum Tod, ihr Busen soll dich allezeit sättigen,
ihre Schritte streben dem Totenreich zu. von ihrer Liebe sollst du stets entzückt
6 Den Pfad des Lebens erwägt sie nicht sein!
einmal; 20 Warum aber, mein Sohn, solltest du
sie geht eine unsichere Bahn, die sie von einer Verführerin entzückt sein
selbst nicht kennt. und den Busen einer Fremden
7 Und nun hört auf mich, ihr Söhne, umarmen?
und weicht nicht von den Worten meines
Mundes! 21 Denn die Wege eines jeden liegen klar
8 Bleibe fern von dem Weg, vor den Augen des HERRN,
der zu ihr führt, und er achtet auf alle seine Pfade!
und nähere dich nicht der Tür ihres 22 Den Gottlosen nehmen seine eigenen
Hauses, Missetaten gefangen,
9 damit du nicht anderen deine Ehre und von den Stricken seiner Sünde wird
opferst er festgehalten.
und deine Jahre dem Grausamen, 23 Er stirbt an Zuchtlosigkeit,
10 damit sich nicht Fremde von deinem und infolge seiner großen Torheit
Vermögen sättigen taumelt er dahin.
SPRÜCHE 6 679
Warnung vor einer Bürgschaft 14 Verkehrtheit ist in seinem Herzen, er
Spr 11,15; 22,26-27; 20,25 schmiedet Böses;
Mein Sohn, hast du dich für deinen allezeit streut er Zwietracht aus.
Nächsten verbürgt, 15 Darum wird sein Verderben plötzlich
für einen Fremden dich durch Hand- über ihn kommen;
schlag verpflichtet, augenblicklich wird er zerschmettert
2 bist du durch ein mündliches werden, unrettbar.
Versprechen gebunden, 16 Diese sechs haßt der HERR,
gefangen durch die Worte deines und sieben sind seiner Seele ein Greuel:
Mundes, 17 stolze Augen, eine falsche Zunge,
3 so tu doch das, mein Sohn: Rette dich, Hände, die unschuldiges Blut vergießen,
denn du bist in die Hand deines 18 ein Herz, das böse Pläne schmiedet,
Nächsten geraten! Füße, die schnell zum Bösen laufen,
Darum geh hin, wirf dich vor ihm nieder 19 ein falscher Zeuge, der Lügen
und bestürme deinen Nächsten. ausspricht,
4 Gönne deinen Augen keinen Schlaf und einer, der Zwietracht sät zwischen
und deinen Lidern keinen Schlummer! Brüdern.
5 Rette dich aus seiner Hand wie eine
Gazelle Warnung vor Ehebruch
und wie ein Vogel aus der Hand des 20 Bewahre, mein Sohn, das Gebot
Vogelstellers! deines Vaters,
und verwirf nicht die Lehre deiner Mutter!
Warnung vor Faulheit 21 Binde sie beständig auf dein Herz,
Spr 26,13-16; 24,30-34
schlinge sie um deinen Hals;
6 Geh hin zur Ameise, du Fauler, 22 wenn du gehst, sollen sie dich
sieh ihre Wege an und werde weise: geleiten,
7 Obwohl sie keinen Anführer hat, wenn du dich niederlegst, sollen sie
weder Vorsteher noch Herrscher, dich behüten,
8 bereitet sie dennoch im Sommer und wenn du aufstehst, so sollen sie
ihr Brot zu dir reden!
und sammelt in der Erntezeit ihre Speise. 23 Denn das Gebot ist eine Leuchte
9 Wie lange willst du liegenbleiben, und das Gesetz ist ein Licht;
du Fauler? Unterweisung und Ermahnung sind
Wann willst du aufstehen von ein Weg des Lebens,
deinem Schlaf? 24 um dich zu bewahren vor der bösen
10 »Ein wenig schlafen, ein wenig Frau,
schlummern, vor der glatten Zunge der Fremden.
ein wenig die Hände in den Schoß legen, 25 Begehre nicht in deinem Herzen nach
um zu ruhen«: ihrer Schönheit,
11 so holt dich die Armut ein wie ein und laß dich nicht fangen von ihren
Läufer, Blicken!
und der Mangel wie ein bewaffneter 26 Denn um einer hurerischen Frau
Mann! willen kommt man an den Bettelstab,
und die Frau eines anderen gefährdet die
Warnung vor Falschheit kostbare Seele!
12 Ein Taugenichts, ein nichtswürdiger 27 Kann jemand Feuer in seinem
Mensch ist, Gewand tragen,
wer umhergeht mit trügerischen Reden ohne daß seine Kleider in Brand geraten?
13 und dabei mit seinen Augen blinzelt, 28 Oder kann einer auf glühenden
mit seinen Füßen Zeichen gibt Kohlen schreiten,
und mit seinen Fingern deutet. ohne sich die Füße zu verbrennen?
680 SPRÜCHE 6.7
29 So ergeht es dem, der zu der Ehefrau 8 Der strich auf der Gasse herum, nicht
seines Nächsten eingeht. weit von ihrem Winkel,
Keiner wird ungestraft bleiben, der sie und betrat den Weg zu ihrem Haus,
anrührt! 9 in der Dämmerung, am Abend des
30 Man verachtet den Dieb nicht, wenn Tages,
er stiehlt, beim Einbruch der Nacht, als es
um sein Leben zu fristen, weil er Hunger dunkelte.
hat; 10 Siehe, da lief ihm eine Frau entgegen,
31 wird er ertappt, so muß er siebenfach in Hurenkleidung und mit arglistigem
bezahlen Herzen.
und alles hergeben, was er im Haus hat; 11 Sie ist unbändig und zügellos,
32 wer aber mit einer Frau Ehebruch ihre Füße können nicht zu Hause
begeht, ist ein herzloser Mensch; bleiben;
er richtet seine eigene Seele zugrunde, 12 bald ist sie auf der Straße, bald auf den
wenn er so etwas tut. Plätzen;
33 Schläge und Schmach werden ihn an allen Ecken lauert sie.
treffen, 13 Da ergriff sie ihn und küßte ihn,
und seine Schande ist nicht auszutilgen; und mit unverschämter Miene sprach sie
34 denn die Eifersucht versetzt einen zu ihm:
Mann in glühenden Zorn, 14 »Ich war ein Friedensopfer schuldig,
und am Tag der Rache wird er nicht heute habe ich meine Gelübde bezahlt;
schonen; 15 darum bin ich ausgegangen,
35 er wird nicht bereit sein, ein Lösegeld dir entgegen,
anzunehmen, um eifrig dein Angesicht zu suchen,
und läßt sich auch durch das größte und ich fand dich auch!
Geschenk nicht besänftigen. 16 Ich habe mein Lager mit Teppichen
bedeckt,
Der unverständige junge Mann wird mit bunten Decken aus ägyptischem
Opfer der Ehebrecherin Garn;
Mein Sohn, bewahre meine Worte 17 ich habe mein Bett besprengt mit
und birg meine Gebote bei dir! Myrrhe,
2 Bewahre meine Gebote, so wirst du mit Aloe und Zimt.
leben, 18 Komm, wir wollen uns an Liebe
und bewahre meine Lehre wie deinen berauschen bis zum Morgen,
Augapfel! uns an Liebkosungen erfreuen!
3 Binde sie um deine Finger, 19 Denn der Mann ist nicht zu Hause,
schreibe sie auf die Tafel deines Herzens! er ist auf eine weite Reise gegangen;
4 Sprich zur Weisheit: Du bist meine 20 er hat den Geldbeutel mitgenommen
Schwester! und kommt erst am Tag des Vollmonds
und sage zur Einsicht: Du bist meine wieder heim!«
Vertraute!, 21 Durch ihr eifriges Zureden verleitete
5 damit du bewahrt bleibst vor der sie ihn
Verführerin, und riß ihn fort mit ihren glatten Worten,
vor der Fremden, die glatte Worte gibt! 22 so daß er ihr plötzlich nachlief,
wie ein Ochse zur Schlachtbank geht,
6 Denn als ich am Fenster meines und wie ein Gefesselter zur Bestrafung
Hauses der Toren,
durch das Gitter schaute 23 bis ihm der Pfeil die Leber spaltet;
7 und die Unverständigen beobachtete, wie ein Vogel hastig ins Netz hineinfliegt
bemerkte ich unter den Söhnen einen und nicht weiß, daß es ihn sein Leben
jungen Mann ohne Einsicht. kostet!
SPRÜCHE 7.8 681
24 So hört nun auf mich, ihr Söhne, 12 Ich, die Weisheit, wohne bei der
und achtet auf die Worte meines Klugheit
Mundes! und gewinne die Erkenntnis wohl-
25 Dein Herz neige sich nicht ihren durchdachter Pläne.
Wegen zu, 13 Die Furcht des HERRN bedeutet, das
und verirre dich nicht auf ihre Pfade; Böse zu hassen;
26 denn sie hat viele verwundet und zu Stolz und Übermut, den Weg des Bösen
Fall gebracht, und einen verkehrten Mund hasse ich.
und gewaltig ist die Zahl derer, die sie 14 Von mir kommt Rat und Tüchtigkeit;
getötet hat. ich bin verständig, mein ist die Kraft.
27 Ihr Haus ist der Eingang zum 15 Durch mich herrschen die Könige
Totenreich, und erlassen die Fürsten gerechte
der hinabführt zu den Kammern des Verordnungen.
Todes! 16 Durch mich regieren die Herrscher
und die Edlen, alle Richter auf Erden.
Die Weisheit Gottes redet
Ruft nicht die Weisheit laut, 17 Ich liebe, die mich lieben,
und läßt nicht die Einsicht ihre und die mich eifrig suchen, finden mich.
Stimme vernehmen? 18 Reichtum und Ehre kommen
2 Oben auf den Höhen, draußen auf mit mir,
dem Weg, bleibende Güter und Gerechtigkeit.
mitten auf den Plätzen hat sie sich 19 Meine Frucht ist besser als Gold, ja
aufgestellt; feines Gold,
3 zur Seite der Tore, am Ausgang der Stadt, und was ich einbringe, übertrifft
beim Eingang der Pforten ruft sie laut: auserlesenes Silber.
4 An euch, ihr Männer, ergeht mein Ruf, 20 Ich wandle auf dem Weg der
und meine Stimme an die Menschen- Gerechtigkeit,
kinder! mitten auf den Pfaden des Rechts,
21 damit ich denen, die mich lieben,
5 Ihr Unverständigen, werdet klug, ein wirkliches Erbteil verschaffe
und ihr Toren, gebraucht den Verstand! und ihre Schatzkammern fülle.
6 Hört, denn ich habe Vortreffliches zu
sagen, Die Selbstoffenbarung der Weisheit
Joh 1,1-4; Kol 1,15-17; 1Kor 1,24.30
und meine Lippen öffnen sich für
aufrichtige Rede. 22 Der HERR besaß mich am Anfang
7 Denn mein Mund redet Wahrheit, seines Weges,
und meine Lippen verabscheuen ehe er etwas machte, vor aller Zeit.
Gottlosigkeit. 23 Ich war eingesetzt von Ewigkeit her,
8 Alle Reden meines Mundes sind vor dem Anfang, vor den Ursprüngen
gerecht, der Erde.
es ist nichts Verkehrtes noch Verdrehtes 24 Als noch keine Fluten waren, wurde
darin. ich geboren,
9 Den Verständigen sind sie alle klar, als die wasserreichen Quellen noch nicht
und wer Erkenntnis sucht, findet sie flossen.
richtig. 25 Ehe die Berge eingesenkt wurden,
10 Nehmt meine Unterweisung an und vor den Hügeln wurde ich geboren.
nicht Silber, 26 Als er die Erde noch nicht gemacht
und Erkenntnis lieber als feines Gold! hatte und die Fluren,
11 Ja, Weisheit ist besser als Perlen, die ganze Summe des Erdenstaubes,
und alle Kostbarkeiten sind nicht zu 27 als er den Himmel gründete,
vergleichen mit ihr. war ich dabei;
682 SPRÜCHE 8.9.10
als er einen Kreis abmaß auf der Ober- und wer einen Gesetzlosen zurechtweist,
fläche der Meerestiefe, der holt sich Schmach.
28 als er die Wolken droben befestigte 8 Weise nicht den Spötter zurecht, damit
und Festigkeit gab den Quellen der er dich nicht haßt;
Meerestiefe; weise den Weisen zurecht, und er wird
29 als er dem Meer seine Schranke setzte, dich lieben!
damit die Wasser seinen Befehl nicht 9 Gib dem Weisen, so wird er noch weiser
überschritten, werden;
als er den Grund der Erde legte, belehre den Gerechten, so wird er noch
30 da war ich Werkmeister bei ihm, mehr lernen!
war Tag für Tag seine Wonne 10 Die Furcht des HERRN ist der Anfang
und freute mich vor seinem Angesicht der Weisheit,
allezeit; und die Erkenntnis des Heiligen ist
31 ich freute mich auf seinem Erdkreis Einsicht.
und hatte meine Wonne an den 11 Denn durch mich werden deine Tage
Menschenkindern. sich mehren
und werden Jahre zu deinem Leben
32 Und nun, ihr Söhne, hört auf mich! hinzugefügt.
Wohl denen, die meine Wege bewahren! 12 Bist du weise, so kommt es dir selbst
33 Hört auf Unterweisung, damit ihr zugute;
weise werdet, bist du aber ein Spötter, so hast du’s
und verwerft sie nicht! allein zu tragen.
34 Wohl dem Menschen, der auf mich hört,
indem er täglich an meiner Pforte wacht 13 Frau Torheit ist unbändig,
und die Pfosten meiner Türen hütet! voll Unverstand und erkennt gar nichts;
35 Denn wer mich findet, der findet das 14 und doch sitzt sie bei der Tür ihres
Leben Hauses,
und erlangt Wohlgefallen von dem auf einem Sessel auf den Höhen der Stadt,
HERRN; 15 um die Vorübergehenden einzuladen,
36 wer mich aber verfehlt, tut seiner die auf dem richtigen Pfad wandeln:
Seele Gewalt an; 16 »Wer unverständig ist, der komme
alle, die mich hassen, lieben den Tod! herzu!«
Und zum Uneinsichtigen spricht sie:
Ruf der Weisheit - Ruf der Torheit 17 »Gestohlenes Wasser ist süß,
Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, und heimliches Brot schmeckt köstlich!«
hat ihre sieben Säulen ausgehauen. 18 Er weiß aber nicht, daß die Schatten
2 Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren dort hausen
Wein gemischt und ihre Gäste in den Tiefen des
und ihre Tafel gedeckt. Totenreiches.
3 Sie hat ihre Mägde ausgesandt,
sie lädt ein EINSICHTEN UND LEBENSREGELN DER WEISHEIT -
auf den Höhen der Stadt: WARNUNG VOR TORHEIT UND GOTTLOSIGKEIT
4 Wer unverständig ist, der komme herzu! Kapitel 10 - 29
Zu den Uneinsichtigen spricht sie:
5 Kommt her, eßt von meinem Brot
Der Segen der Gerechtigkeit -
und trinkt von dem Wein, den ich der Fluch der Gottlosigkeit
gemischt habe! Sprüche Salomos:
6 Verlaßt die Torheit, damit ihr lebt, Ein weiser Sohn macht seinem
und wandelt auf dem Weg der Einsicht! Vater Freude,
7 Wer einen Spötter züchtigt, holt sich aber ein törichter Sohn ist der Kummer
Beschimpfung, seiner Mutter.
SPRÜCHE 10 683
2 Durch Gottlosigkeit erworbene Schätze 17 Wer auf die Unterweisung achtet, geht
nützen nichts, den Weg zum Leben,
aber Gerechtigkeit errettet vom Tod. wer aber aus der Schule läuft, gerät auf
3 Das Verlangen der Gerechten läßt der Irrwege.
HERR nicht ungestillt, 18 Wer Haß verbirgt, hat Lügenlippen,
aber die Gier der Gottlosen weist er ab. und wer Verleumdungen austrägt,
4 Eine nachlässige Hand macht arm, ist ein Tor.
aber eine fleißige Hand macht reich. 19 Wo viele Worte sind, da geht es ohne
5 Wer im Sommer sammelt, Sünde nicht ab;
ist ein kluger Sohn, wer aber seine Lippen im Zaum hält,
wer aber in der Ernte schläft, der ist klug.
ist ein Sohn, der Schande macht. 20 Die Zunge des Gerechten ist erlesenes
6 Segnungen sind auf dem Haupt des Silber;
Gerechten, das Herz der Gottlosen ist wenig wert.
aber der Mund der Gottlosen birgt 21 Die Lippen des Gerechten weiden
Gewalttat. viele,
7 Das Andenken des Gerechten bleibt im aber die Toren sterben durch
Segen, Unverstand.
aber der Name der Gottlosen wird 22 Der Segen des HERRN macht reich,
verwesen. und [eigene] Mühe fügt ihm nichts
8 Wer ein weises Herz hat, nimmt hinzu.
Gebote an, 23 Dem Toren macht es Vergnügen,
aber ein Narrenmund kommt zu Fall. Schandtaten zu verüben,
9 Wer in Lauterkeit wandelt, der wandelt dem einsichtigen Mann aber,
sicher, weise zu handeln.
wer aber krumme Wege geht, der wird 24 Was der Gottlose fürchtet, das wird
ertappt werden. über ihn kommen,
10 Wer mit den Augen zwinkert, den Wunsch der Gerechten aber wird Er
verursacht Leid, erfüllen.
und ein Narrenmund kommt zu Fall. 25 Wenn ein Sturm vorüberfährt, so ist
11 Der Mund des Gerechten ist eine der Gottlose nicht mehr da;
Quelle des Lebens, der Gerechte aber ist für die Ewigkeit
aber der Mund der Gottlosen birgt gegründet.
Gewalttat. 26 Wie der Essig für die Zähne und der
12 Haß erregt Streit, Rauch für die Augen,
aber die Liebe deckt alle so ist der Faule für die, welche ihn
Verfehlungen zu. senden.
13 Auf den Lippen des Verständigen wird 27 Die Furcht des HERRN verlängert das
Weisheit gefunden, Leben,
aber auf den Rücken des Uneinsichtigen aber die Jahre der Gottlosen werden
gehört eine Rute. verkürzt.
14 Die Weisen sammeln ihr Wissen, 28 Das Warten der Gerechten wird
die Lippen der Narren aber schnelles Freude werden,
Verderben. aber die Hoffnung der Gottlosen wird
15 Der Besitz des Reichen ist für ihn eine verloren sein.
feste Stadt, 29 Der Weg des HERRN ist eine Schutz-
die Armut der Bedürftigen aber ist für sie wehr für den Lauteren,
ein Unglück. den Übeltätern aber bringt er den
16 Der Gerechte gebraucht seinen Untergang.
Erwerb zum Leben, 30 Der Gerechte wird in Ewigkeit nicht
der Gottlose sein Einkommen zur Sünde. wanken,
684 SPRÜCHE 10.11
aber die Gottlosen bleiben nicht im behandelt, ist ein herzloser Mensch,
Land. aber ein verständiger Mann nimmt es
31 Der Mund des Gerechten bringt als schweigend an.
Frucht Weisheit hervor, 13 Ein umhergehender Verleumder
aber die verkehrte Zunge wird ausgerottet. plaudert Geheimnisse aus,
32 Die Lippen des Gerechten verkünden aber eine treue Seele hält geheim,
Gnade, was man ihr sagt.
aber der Mund der Gottlosen 14 Wo es an weiser Führung fehlt,
[verkündet] Verkehrtes. kommt ein Volk zu Fall,
wo aber viele Ratgeber sind, da geht es
Die Frucht der Redlichkeit und die Frucht [ihm] gut.
der Gottlosigkeit 15 Wer für einen Fremden bürgt, dem
Falsche Waage ist dem HERRN ein geht es sehr schlecht,
Greuel, wer aber Verpflichtung durch Hand-
aber volles Gewicht gefällt ihm wohl. schlag verabscheut, der ist sicher.
2 Auf Übermut folgt Schande, 16 Eine anmutige Frau erlangt Ehre,
bei den Demütigen aber ist Weisheit. Gewalttätige aber erlangen Reichtum.
3 Die Redlichen leitet ihre Unschuld, 17 Ein barmherziger Mensch tut seiner
aber die Treulosen richtet ihre Verkehrt- eigenen Seele Gutes,
heit zugrunde. ein Grausamer aber schneidet sich ins
4 Reichtum hilft nicht am Tag des Zorns, eigene Fleisch.
aber Gerechtigkeit errettet vom Tod. 18 Der Gottlose erwirbt trügerischen
5 Die Gerechtigkeit des Unsträflichen Gewinn,
ebnet seinen Weg, wer aber Gerechtigkeit sät, wird
den Gottlosen aber bringt seine eigene wahrhaftig belohnt.
Gottlosigkeit zu Fall. 19 So gewiß die Gerechtigkeit zum Leben
6 Die Gerechtigkeit der Redlichen rettet sie, führt,
aber die Treulosen werden gefangen in so sicher die Jagd nach dem Bösen
ihrer eigenen Gier. zum Tod.
7 Wenn der gottlose Mensch stirbt, so ist 20 Die ein verkehrtes Herz haben, sind
seine Hoffnung verloren, dem HERRN ein Greuel;
und die Erwartung der Gewalttätigen die aber unsträflich wandeln, gefallen
wird zunichte. ihm wohl.
8 Der Gerechte wird aus der Bedrängnis 21 Die Hand darauf! Der Böse bleibt
befreit, nicht ungestraft,
und der Gottlose tritt an seine Stelle. aber der Samea der Gerechten wird
9 Mit seinem Mund richtet ein gewissen- errettet.
loser Mensch seinen Nächsten zugrunde, 22 Ein goldener Ring in dem Rüssel
aber durch Erkenntnis werden die einer Sau
Gerechten befreit. — so ist eine schöne Frau ohne Anstand.
10 Wenn es den Gerechten wohlgeht, 23 Das Verlangen der Gerechten führt zu
so freut sich die ganze Stadt, lauter Glück,
und wenn die Gottlosen umkommen, die Hoffnung der Gottlosen führt zum
so jubelt man. Zorngericht.
11 Durch den Segen der Redlichen 24 Einer teilt aus und wird doch reicher;
kommt eine Stadt empor, ein anderer spart mehr, als recht ist,
aber durch den Mund der Gottlosen und wird nur ärmer.
wird sie niedergerissen. 25 Eine segnende Seele wird
12 Wer seinen Nächsten verächtlich reichlich gesättigt,
und wer anderen zu trinken gibt,
a (11,21) d.h. die Nachkommen. wird selbst erquickt.
SPRÜCHE 11.12 685
26 Wer das Korn zurückhält, aber das Haus der Gerechten bleibt
den verflucht das Volk, stehen!
aber Segen kommt über das Haupt 8 Nach dem Maß seiner Einsicht wird
dessen, der es verkauft.a ein Mann gelobt,
27 Wer eifrig das Gute sucht, ist auf wer aber ein verkehrtes Herz hat,
[Gottes] Wohlgefallen bedacht, wird verachtet.
wer aber nach Bösem trachtet, über den 9 Besser gering sein und sein eigener
wird es kommen. Knecht,
28 Wer auf seinen Reichtum vertraut, als großtun und Mangel an Brot haben!
der wird fallen; 10 Der Gerechte erbarmt sich über sein
die Gerechten aber werden grünen Vieh,
wie das Laub. das Herz des Gottlosen aber ist grausam.
29 Wer seine eigene Familie zerrüttet, 11 Wer seinen Acker bebaut, wird
wird [nur] Wind zum Erbe bekommen, reichlich Brot haben;
und der Tor wird ein Knecht dessen, wer aber Nichtigem nachjagt, dem
der weise ist! mangelt es an Verstand.
30 Die Frucht des Gerechten ist ein 12 Den Gottlosen gelüstet nach der
Baum des Lebens, Beute der Bösen,
und der Weise gewinnt Seelen. aber die Wurzel der Gerechten trägt
31 Siehe, dem Gerechten wird auf Erden Frucht.
vergolten 13 In treulosen Lippen steckt ein böser
— wieviel mehr dem Gottlosen und Fallstrick,
Sünder! ein Gerechter aber entgeht der
Bedrängnis.
Die Wurzel der Gerechten trägt Frucht 14 Von der Frucht seines Mundes wird
Wer Unterweisung liebt, der liebt einer mit Gutem gesättigt,
Erkenntnis, und was ein Mensch mit seinen Händen
wer aber Zurechtweisung haßt, der ist tut, das wird ihm vergolten.
töricht. 15 Der Weg des Narren ist richtig
2 Ein gütiger Mensch erlangt Gunst von in seinen Augen,
dem HERRN, aber ein Weiser hört auf guten Rat.
aber einen heimtückischen verurteilt er. 16 Ein Narr läßt seinen Ärger sofort
3 Kein Mensch kann bestehen durch merken,
Gottlosigkeit; der Kluge aber steckt die Beleidigung ein.
die Wurzel der Gerechten aber wird nicht 17 Wer die Wahrheit sagt, legt ein rechtes
wanken. Zeugnis ab,
4 Eine tugendhafte Frau ist die Krone ein falscher Zeuge aber verkündet
ihres Mannes, Lügen.
aber eine schändliche ist wie ein Fraß in 18 Wer unbedacht schwatzt, der verletzt
seinen Gebeinen. wie ein durchbohrendes Schwert;
5 Die Pläne der Gerechten sind richtig, die Zunge der Weisen aber ist heilsam.
aber die Ratschläge der Gottlosen sind 19 Wahrhaftige Lippen bestehen
trügerisch. ewiglich,
6 Die Worte der Gottlosen stiften die Lügenzunge nur einen Augenblick.
Blutvergießen an, 20 Falschheit wohnt im Herzen derer,
aber der Mund der Aufrichtigen rettet sie. die Böses schmieden;
7 Die Gottlosen werden umgestürzt und die aber zum Frieden raten,
sind nicht mehr, haben Freude.

a (11,26) Reiche Grundbesitzer und Getreidehändler horteten manchmal aus Gewinnsucht ihre Vorräte, statt sie
an das Volk zu verkaufen.
686 SPRÜCHE 12.13
21 Den Gerechten wird kein Übel treffen, 7 Einer stellt sich reich und hat doch
aber die Gottlosen werden voll Unglück gar nichts,
sein. ein anderer stellt sich arm und besitzt
22 Falsche Lippen sind dem HERRN ein doch viel.
Greuel, 8 Mit seinem Reichtum muß sich
wer aber die Wahrheit übt, gefällt ihm wohl. mancher sein Leben erkaufen;
23 Ein kluger Mensch verbirgt sein ein Armer aber bekommt keine
Wissen, Drohungen zu hören.
aber das Herz der Narren schreit die 9 Das Licht der Gerechten wird hell
Torheit heraus. brennen,
24 Die Hand der Fleißigen wird herrschen, die Leuchte der Gottlosen aber wird
eine lässige aber muß Zwangsarbeit erlöschen.
verrichten. 10 Durch Übermut entsteht nur Streit;
25 Kummer drückt das Herz eines wo man sich aber raten läßt, da wohnt
Mannes nieder, Weisheit.
aber ein gutes Wort erfreut es. 11 Was man mühelos gewinnt,
26 Der Gerechte zeigt seinem Nächsten das zerrinnt;
den rechten Weg, was man aber mit der Hand sammelt,
aber der Weg der Gottlosen führt sie irre. das mehrt sich.
27 Der Nachlässige erjagt kein Wild, 12 Hingehaltene Hoffnung macht das
aber kostbarer Reichtum ist es, wenn ein Herz krank;
Mensch fleißig ist. ein erfüllter Wunsch aber ist ein Baum
28 Auf dem Pfad der Gerechtigkeit ist des Lebens.
Leben, 13 Wer das Wort verachtet, der wird
auf ihrem Weg gibt es keinen Tod. zugrundegehen;
wer aber das Gebot fürchtet, der wird
Wo man sich raten läßt, belohnt.
da wohnt Weisheit 14 Die Lehre des Weisen ist eine Quelle
Ein weiser Sohn hört auf die des Lebens;
Unterweisung des Vaters, man meidet durch sie die Fallstricke
ein Spötter hört nicht einmal aufs des Todes.
Schelten. 15 Gute Einsicht erwirbt Gunst,
2 Von der Frucht seines Mundes nährt aber der Weg der Treulosen ist hart.
sich einer mit Gutem, 16 Der Kluge tut alles mit Vernunft,
die Seele der Treulosen aber [nährt sich] aber der Tor verbreitet Dummheiten.
mit Gewalttat. 17 Ein gottloser Bote stürzt ins Unglück,
3 Wer auf seinen Mund achtgibt, behütet aber ein treuer Gesandter bringt
seine Seele, Heilung.
wer aber immer seine Lippen aufsperrt, 18 Wer Zucht verwirft, gerät in Armut
tut’s zu seinem Unglück. und Schande,
4 Die Seele des Faulen gelüstet nach wer aber auf Zurechtweisung achtet,
vielem und hat doch nichts, kommt zu Ehren.
die Seele der Fleißigen aber wird 19 Die Befriedigung eines Verlangens
reichlich gesättigt. tut der Seele wohl,
5 Der Gerechte haßt Verleumdungen, aber vom Bösen zu weichen ist den
aber der Gottlose verursacht Schande Toren ein Greuel.
und Schmach. 20 Der Umgang mit den Weisen macht
6 Die Gerechtigkeit bewahrt den, der weise,
unsträflich wandelt, wer sich aber mit Narren einläßt, dem
die Gottlosigkeit aber stürzt den Sünder geht es schlecht.
ins Verderben. 21 Das Unglück verfolgt die Sünder,
SPRÜCHE 13.14 687
den Gerechten aber wird Gutes 9 Die Toren treiben Gespött mit ihrer
vergolten. Schuld,
22 Was ein guter Mensch hinterläßt, geht unter den Redlichen aber ist [Gottes]
über auf Kindeskinder, Wohlgefallen.
das Vermögen des Sünders aber wird für 10 Das Herz allein kennt seinen eigenen
den Gerechten aufbewahrt. Kummer,
23 Der Neubrucha der Armen gibt viel und auch in seine Freude kann sich kein
Speise, Fremder mischen.
aber der Ertrag mancher Leute wird 11 Das Haus der Gottlosen wird zerstört,
weggerafft durch Ungerechtigkeit. aber das Zelt der Redlichen wird
24 Wer seine Rute spart, der haßt seinen aufblühen.
Sohn, 12 Mancher Weg erscheint dem
wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn Menschen richtig,
beizeiten. aber zuletzt führt er ihn doch zum Tod.
25 Der Gerechte ißt, bis er satt ist, 13 Auch beim Lachen kann das Herz
der Bauch der Gottlosen aber hat Kummer empfinden,
Mangel. und die Freude endet in Traurigkeit.
14 Wer ein abtrünniges Herz hat,
Wahre Weisheit im menschlichen Leben bekommt genug von seinen eigenen
Die Weisheit der Frauen baut ihr Wegen,
Haus,b und ebenso ein guter Mensch von dem,
die Torheit reißt es ein mit eigenen was in ihm ist.
Händen. 15 Der Unverständige glaubt jedem Wort,
2 Wer in seiner Redlichkeit wandelt, aber der Kluge gibt auf seine Schritte acht.
der fürchtet den HERRN, 16 Der Weise fürchtet sich und weicht
wer aber verkehrte Wege geht, vom Bösen,
der verachtet ihn. aber der Tor ist übermütig und sorglos.
3 Im Mund des Narren ist eine Rute für 17 Ein Jähzorniger handelt töricht,
[seinen] Hochmut, und ein Mensch, der Böses plant, macht
aber die Lippen der Weisen behüten sie. sich verhaßt.
4 Wo keine Rinder sind, da bleibt die 18 Torheit ist das Erbteil der
Krippe sauber, Unverständigen,
die Kraft des Ochsen aber verschafft Erkenntnis die Krone der Klugen.
großen Gewinn. 19 Die Bösen müssen sich beugen vor
5 Ein treuer Zeuge lügt nicht, den Guten
aber ein falscher Zeuge spricht Lügen und die Gottlosen an den Toren des
aus. Gerechten.
6 Ein Spötter sucht Weisheit und findet 20 Ein Armer wird sogar von seinem
sie nicht, Nächsten gehaßt,
doch für den Verständigen ist Erkenntnis ein Reicher aber hat viele Freunde.
leicht. 21 Wer seinen Nächsten verachtet,
7 Geh weg von dem dummen Menschen! der sündigt,
Du hörst doch nichts Gescheites von aber wohl dem, der sich über den
ihm. Elenden erbarmt!
8 Die Weisheit läßt den Klugen erkennen, 22 Werden nicht irregehen, die nach
welchen Weg er gehen soll, Bösem trachten?
aber die Torheit der Narren betrügt sie Aber Gnade und Wahrheit wird denen
selbst. zuteil, die nach Gutem trachten!

a (13,23) d.h. der aus dem verwilderten Brachland b (14,1) d.h. bildhaft: läßt Familie und Haushalt
durch tiefes Pflügen neu gewonnene Acker. wachsen und gedeihen.
688 SPRÜCHE 14.15
23 Wo man sich alle Mühe gibt, da ist 2 Die Zunge der Weisen gibt gute Lehre,
Überfluß, aber der Mund der Toren schwatzt viel
aber wo man nur Worte macht, da dummes Zeug.
herrscht Mangel. 3 Die Augen des HERRN sind überall,
24 Für die Weisen ist ihr Reichtum eine sie erspähen die Bösen und die Guten.
Krone, 4 Eine heilsame Zunge ist ein Baum
aber die Narren haben nichts als Torheit. des Lebens,
25 Ein Zeuge der Wahrheit rettet Seelen; ist aber Verkehrtheit an ihr, verwundet
wer aber Lügen vorbringt, der ist ein sie den Geist.
Betrüger. 5 Ein Narr verschmäht die Zucht
26 In der Furcht des HERRN liegt seines Vaters,
starkes Vertrauen, wer aber auf die Zurechtweisung achtet,
Er wird auch seinen Kindern der wird klug.
eine Zuflucht sein. 6 Im Haus des Gerechten ist ein reicher
27 Die Furcht des HERRN ist eine Quelle Schatz,
des Lebens; im Einkommen des Gottlosen aber ist
man meidet durch sie die Fallstricke Zerrüttung.
des Todes. 7 Die Lippen der Weisen säen
28 In der Menge des Volkes besteht die Erkenntnis,
Herrlichkeit des Königs, das Herz der Narren aber ist
aber das Schwinden der Bevölkerung ist unaufrichtig.
der Untergang des Fürsten. 8 Das Opfer der Gottlosen ist dem HERRN
29 Der Langmütige ist reich an Einsicht, ein Greuel,
der Jähzornige aber begeht große das Gebet der Aufrichtigen aber ist ihm
Torheiten. wohlgefällig.
30 Ein gelassenes Herz ist das Leben 9 Der Weg der Gottlosen ist dem HERRN
des Leibes, ein Greuel,
aber Eifersucht ist Fraß in den Gebeinen. wer aber der Gerechtigkeit nachjagt,
31 Wer den Schwachen unterdrückt, der den hat er lieb.
lästert seinen Schöpfer, 10 Wer den Weg verläßt, wird schwer
wer Ihn aber ehren will, der erbarmt sich gezüchtigt,
über den Armen. wer Zurechtweisung haßt, der muß
32 Der Gottlose wird durch seine Bosheit sterben.
gestürzt, 11 Totenreich und Abgrund sind dem
der Gerechte aber ist auch im Tod getrost. HERRN bekannt,
33 Die Weisheit wohnt ruhig im Herzen wieviel mehr die Herzen der Menschen!
des Verständigen, 12 Der Spötter liebt es nicht, wenn man
aber was im Inneren des Toren ist, das ihn zurechtweist,
wird offenbar. darum geht er nicht zu den Weisen.
34 Gerechtigkeit erhöht ein Volk, 13 Ein fröhliches Herz macht das
die Sünde aber ist die Schande der Angesicht heiter,
Völker. aber durch ein betrübtes Herz wird der
35 Ein König hat Wohlgefallen an einem Geist niedergeschlagen.
verständigen Knecht, 14 Das Herz der Verständigen trachtet
aber einen schändlichen trifft sein Zorn. nach Erkenntnis,
aber der Mund der Narren weidet sich an
Heilsame Wege - unheilvolle Wege der Dummheit.
Eine sanfte Antwort wendet den 15 Ein Unglücklicher hat lauter böse
Grimm ab, Tage,
ein verletzendes Wort aber reizt zum aber ein fröhliches Herz hat immer ein
Zorn. Festmahl.
SPRÜCHE 15.16 689
16 Besser wenig mit der Furcht des 31 Ein Ohr, das auf die Zurechtweisung
HERRN, zum Leben hört,
als großer Reichtum und ein unruhiges wird sich [gern] inmitten der Weisen
Gewissen dabei! aufhalten.
17 Besser ein Gericht Gemüse mit Liebe, 32 Wer die Unterweisung verwirft,
als ein gemästeter Ochse mit Haß! verachtet seine Seele,
18 Ein zorniger Mann erregt Streit, wer aber auf Zurechtweisung hört,
aber ein Langmütiger stillt den Zank. erwirbt Verstand.
19 Der Weg des Faulen ist wie mit 33 Die Furcht des HERRN ist die Schule
Dornen verzäunt, der Weisheit,
aber der Pfad der Redlichen ist gebahnt. und der Ehre geht Demut voraus.
20 Ein weiser Sohn macht seinem Vater
Freude, Gott achtet auf das Tun der Menschen
ein dummer Mensch aber verachtet Die Pläne des Herzens sind Sache
seine Mutter. des Menschen,
21 Torheit ist dem Unvernünftigen eine aber die rechte Antwort der Zunge
Wonne, kommt von dem HERRN.
ein verständiger Mann aber wandelt 2 Alle Wege des Menschen sind rein in
geradeaus. seinen Augen,
22 Wo keine Beratung ist, da scheitern aber der HERR prüft die Geister.
Pläne, 3 Befiehl dem HERRN deine Werke,
wo aber viele Ratgeber sind, da kommen und deine Pläne werden zustandekommen.
sie zustande. 4 Alles hat der HERR zu seinem bestimm-
23 Es freut einen Mann, wenn sein Mund ten Zweck gemacht,
eine richtige Antwort geben kann, sogar den Gottlosen für den Tag des
und wie gut ist ein Wort, das zur rechten Unheils.
Zeit gesprochen wird! 5 Alle stolzen Herzen sind dem HERRN ein
24 Der Weg des Lebens geht aufwärts für Greuel,
den Einsichtigen, die Hand darauf — sie bleiben nicht
damit er dem Totenreich entgeht, das ungestraft!
drunten liegt.
25 Der HERR reißt das Haus der Stolzen 6 Durch Gnade und Wahrheit wird
nieder, Schuld gesühnt,
aber die Grenze der Witwe setzt er fest. und durch die Furcht des HERRN weicht
26 Böse Gedanken sind dem HERRN man vom Bösen.
ein Greuel, 7 Wenn die Wege eines Menschen dem
aber freundliche Reden sind [ihm] rein. HERRN wohlgefallen,
27 Wer sich unrechtmäßigen Gewinn so läßt er selbst seine Feinde mit ihm im
verschafft, der richtet sein Haus Frieden leben.
zugrunde, 8 Besser wenig mit Gerechtigkeit,
wer aber Bestechungsgeschenke haßt, als ein großes Einkommen mit Unrecht.
der wird leben. 9 Das Herz des Menschen denkt sich
28 Das Herz des Gerechten überlegt, seinen Weg aus,
was es antworten soll, aber der HERR lenkt seine Schritte.
aber der Mund des Gottlosen sprudelt
Bosheiten hervor. 10 Ein Gottesspruch ist auf den Lippen
29 Der HERR ist fern von den Gottlosen, des Königs;
aber das Gebet der Gerechten erhört er. beim Rechtsprechen verfehlt sich sein
30 Ein freundlicher Blick erfreut das Mund nicht.
Herz; 11 Gerechte Waage und Waagschale
eine gute Botschaft stärkt das Gebein. kommen vom HERRN,
690 SPRÜCHE 16.17
alle Gewichtsteine im Beutel sind 25 Mancher Weg erscheint dem
sein Werk. Menschen richtig,
12 Freveltaten sind den Königen aber sein Ende führt doch zum Tod.
ein Greuel, 26 Der Arbeiter arbeitet für sich selbst,
denn durch Gerechtigkeit wird ein Thron denn sein Hunger treibt ihn an.
befestigt. 27 Ein nichtswürdiger Mann gräbt
13 Gerechte Lippen gefallen den Königen Unheilsgruben,
wohl, und auf seinen Lippen brennt es wie
und wer aufrichtig redet, macht sich Feuer.
beliebt. 28 Ein verdrehter Mann entfesselt Streit,
14 Der Zorn des Königs ist Todesboten und ein Verleumder trennt vertraute
gleich, Freunde.
aber ein weiser Mann versöhnt ihn. 29 Ein gewalttätiger Mensch überredet
15 Wenn das Angesicht des Königs seinen Nächsten
leuchtet, bedeutet es Leben, und führt ihn einen Weg, der nicht gut ist.
und seine Gunst ist wie eine Wolke 30 Wer die Augen verschließt, der denkt
des Spätregens. verkehrt;
wer die Lippen zukneift, der hat Böses
16 Wieviel besser ist es, Weisheit zu beschlossen.
erwerben, als Gold, 31 Graue Haare sind eine Krone der Ehre;
und Einsicht zu erwerben ist begehrens- sie wird erlangt auf dem Weg der
werter als Silber! Gerechtigkeit.
17 Der Weg der Redlichen ist es, vom 32 Besser ein Langmütiger als ein Starker,
Bösen fernzubleiben, und wer sich selbst beherrscht, als wer
denn wer auf seinen Weg achtgibt, eine Stadt bezwingt.
der bewahrt seine Seele. 33 Im Gewandbausch wird das Los
18 Stolz kommt vor dem Zusammenbruch, geworfen,
und Hochmut kommt vor dem Fall. aber jeder seiner Entscheide kommt von
19 Besser bescheiden sein mit den dem HERRN.
Demütigen,
als Beute teilen mit den Stolzen. Warnung vor gottlosen Reden
20 Wer auf das Wort achtet, wird Gutes
und ungerechtem Tun
erlangen, Besser ein trockener Bissen
und wohl dem, der auf den HERRN mit Ruhe,
vertraut! als ein Haus voll Opferfleisch mit Streit!
21 Wer ein weises Herz hat, wird 2 Ein einsichtiger Knecht wird herrschen
verständig genannt, über einen schändlichen Sohn,
und liebliche Rede fördert die Belehrung. und er wird sich mit den Brüdern das
22 Wer Einsicht besitzt, hat eine Quelle Erbe teilen.
des Lebens, 3 Der Schmelztiegel prüft das Silber und
aber mit ihrer Torheit strafen sich die der Ofen das Gold,
Narren selbst. der HERR aber prüft die Herzen.
23 Wer ein weises Herz hat, spricht 4 Ein Boshafter horcht auf falsche
vernünftig Mäuler,
und mehrt auf seinen Lippen die ein Lügner leiht verderblichen Zungen
Belehrung. sein Ohr.
24 Freundliche Worte sind wie Honigseima, 5 Wer über den Armen spottet, der lästert
süß für die Seele und heilsam für das seinen Schöpfer;
Gebein. wer schadenfroh ist, bleibt nicht
ungestraft.
a (16,24) d.h. aus der Wabe fließender Honig. 6 Kindeskinder sind eine Krone der Alten,
SPRÜCHE 17.18 691
und die Ehre der Kinder sind ihre Väter. und der Vater eines Narren hat keine
7 Zu einem Narren paßt keine Freude.
vortreffliche Rede, 22 Ein fröhliches Herz fördert die
so wenig wie zu einem edlen Menschen Genesung,
Lügenreden. aber ein niedergeschlagener Geist dörrt
8 Ein Bestechungsgeschenk ist wie ein das Gebein aus.
Edelstein in den Augen seiner Besitzer; 23 Der Gottlose nimmt ein Bestechungs-
überall, wo es hinkommt, hat es Erfolg. geschenk aus dem Gewand,
9 Wer Liebe sucht, deckt die Verfehlung um die Pfade des Rechts zu beugen.
zu, 24 Dem Verständigen liegt die Weisheit
wer aber eine Sache weitererzählt, vor Augen,
trennt vertraute Freunde. die Augen des Toren aber schweifen am
10 Eine Zurechtweisung macht mehr Ende der Erde umher.
Eindruck auf den Verständigen 25 Ein törichter Sohn bereitet seinem
als hundert Schläge auf den Narren. Vater Verdruß
11 Ein Boshafter sucht nur Auflehnung, und seiner Mutter Herzeleid.
aber ein unbarmherziger Bote wird 26 Einen Gerechten zu bestrafen ist
gegen ihn ausgesandt werden. schon nicht gut,
12 Besser, es trifft jemand eine Bärin an, erst recht nicht, Edle zu schlagen um
die ihrer Jungen beraubt ist, ihrer Aufrichtigkeit willen.
als einen Narren in seiner Torheit! 27 Wer seine Worte zurückhält, der
13 Wer Gutes mit Bösem vergilt, besitzt Erkenntnis,
von dessen Haus wird das Böse und wer kühlen Geistes ist, der ist ein
nicht weichen. weiser Mann.
14 Einen Streit anfangen ist, als ob man 28 Selbst ein Narr wird für weise
Wasser entfesselt; gehalten, wenn er schweigt,
darum laß ab vom Zank, ehe er heftig für verständig, wenn er seine Lippen
wird! verschließt.
15 Wer den Gottlosen gerechtspricht und
wer den Gerechten verurteilt, Freundschaft und zwischenmenschliche
die sind beide dem HERRN ein Greuel. Beziehungen
16 Was nützt das Geld in der Hand des Wer sich absondert, der sucht,
Narren; was ihn gelüstet,
soll er Weisheit kaufen in seinem und wehrt sich gegen alles, was
Unverstand? heilsam ist.
17 Ein Freund liebt zu jeder Zeit, 2 Einem Toren ist es nicht ums Lernen
und als Bruder für die Not wird er zu tun,
geboren. sondern darum, zu enthüllen,
18 Ein unvernünftiger Mensch ist, wer was er weiß.
sich durch Handschlag verpflichtet 3 Wo der Gottlose hinkommt, da stellt
und gegenüber seinem Nächsten sich auch Verachtung ein,
Bürgschaft leistet. und mit der Schande die Schmach.
19 Wer Übertretung liebt, der liebt Streit, 4 Die Worte eines Mannes sind tiefe
und wer sein Tor hoch baut, der sucht Wasser,
den Einsturz. ein sprudelnder Bach, eine Quelle der
20 Wer ein verkehrtes Herz hat, findet Weisheit.
nichts Gutes, 5 Es ist nicht gut, wenn man die Person
und wer eine arglistige Zunge hat, fällt des Gottlosen ansieht,
ins Unglück. um den Gerechten zu unterdrücken im
21 Wer einen Toren zeugt, der hat Gericht.
Kummer, 6 Die Reden des Toren stiften Streit,
692 SPRÜCHE 18.19
und er schimpft, bis er Schläge kriegt. 21 Tod und Leben steht in der Gewalt der
7 Der Mund des Toren wird ihm zum Zunge,
Verderben, und wer sie liebt, der wird ihre Frucht
und seine Lippen sind der Fallstrick essen.
seiner Seele. 22 Wer eine Ehefrau gefunden hat, der
8 Die Worte des Verleumders sind wie hat etwas Gutes gefunden
Leckerbissen; und hat Gunst erlangt von dem HERRN.
sie dringen in die verborgenen Kammern 23 Der Arme bittet mit Flehen,
des Inneren. aber der Reiche antwortet hart.
9 Schon wer nachlässig ist in seiner 24 Wer viele Gefährten hat, der wird
Arbeit, daran zugrundegehen,
der ist ein Bruder des Zerstörers. aber es gibt einen Freund, der
10 Der Name des HERRN ist ein starker anhänglicher ist als ein Bruder.
Turm;
der Gerechte läuft dorthin und ist Die bösen Folgen von Torheit,
in Sicherheit. Faulheit und Spott
11 Der Besitz des Reichen ist für ihn Besser ein Armer [sein], der in
eine feste Stadt seiner Lauterkeit wandelt,
und wie eine hohe Mauer als ein Verkehrter, der verdrehte Lippen
in seiner Einbildung. hat.
12 Vor dem Zusammenbruch wird das 2 Schon Mangel an Erkenntnis ist nicht
Herz des Menschen hochmütig, gut für die Seele,
aber vor der Ehre kommt die Demut. und wer zu schnell läuft, geht leicht fehl.
13 Wer antwortet, bevor er gehört hat, 3 Die Torheit des Menschen verdirbt
dem ist es Torheit und Schande. seinen Weg,
14 Ein männlicher Mut erträgt sein und dann zürnt sein Herz gegen
Leiden, den HERRN.
wer aber kann einen niedergeschlagenen 4 Reichtum macht viele Freunde,
Geist aufrichten? der Arme aber wird von seinem Freund
15 Das Herz des Verständigen erwirbt verlassen.
Erkenntnis, 5 Ein falscher Zeuge bleibt nicht
und nach Erkenntnis trachtet das Ohr ungestraft,
der Weisen. und wer Lügen ausspricht, wird nicht
16 Das Geschenk macht dem Menschen entfliehen.
Raum 6 Viele schmeicheln dem Vornehmen,
und verschafft ihm Zutritt zu den und jeder will ein Freund dessen sein,
Großen. der Geschenke gibt.
17 Wer sich in seinem Prozeß zuerst 7 Den Armen hassen alle seine Brüder,
verteidigen darf, hat recht erst recht ziehen sich seine Freunde von
— doch dann kommt der andere und ihm zurück;
forscht ihn aus. jagt er ihren Worten nach, so sind sie
18 Das Los schlichtet den Streit nichts!
und entscheidet zwischen Mächtigen. 8 Wer Verstand erwirbt, liebt seine Seele;
19 Ein Bruder, an dem man treulos wer Einsicht bewahrt, findet Gutes.
gehandelt hat, ist schwerer zu gewinnen 9 Ein falscher Zeuge bleibt nicht
als eine befestigte Stadt, ungestraft,
und Zerwürfnisse sind wie der Riegel und wer Lügen ausspricht, geht
einer Burg. zugrunde.
20 An der Frucht seines Mundes sättigt 10 Einem Toren steht Wohlleben nicht an,
sich der Mensch, geschweige denn einem Knecht,
am Ertrag seiner Lippen ißt er sich satt. über Fürsten zu herrschen.
SPRÜCHE 19.20 693
11 Einsicht macht einen Menschen 25 Schlage den Spötter, so wird der
langsam zum Zorn, Unverständige klug;
und es ist ihm eine Ehre, Vergehungen zu weise den Verständigen zurecht, so läßt
übersehen. er sich’s zur Lehre dienen!
12 Wie das Brüllen des Löwen ist der 26 Wer den Vater mißhandelt und die
Zorn des Königs, Mutter verjagt,
und seine Gunst wie der Tau auf grünem der ist ein Sohn, der Schande und
Gras. Schmach bereitet.
13 Ein törichter Sohn ist das Unglück 27 Laß ab davon, auf Unterweisung zu
seines Vaters, hören, mein Sohn,
und wie beständiges Tropfen durchs wenn du von den Worten der Erkenntnis
Dach ist die Zänkerei einer Frau. doch abweichen willst!
14 Haus und Besitz erbt man von den 28 Ein nichtsnutziger Zeuge verhöhnt
Vätern, das Gericht,
aber eine verständige Ehefrau kommt und der Mund der Gottlosen verschlingt
von dem HERRN. Lügen.
15 Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, 29 Für die Spötter sind Strafgerichte
und eine träge Seele muß hungern. bereit
16 Wer das Gebot bewahrt, der bewahrt und Schläge für den Rücken der Toren.
seine Seele,
wer aber auf seine Wege nicht achtet, Warnung vor unordentlichem Wandel
der muß sterben. Der Wein macht zum Spötter, das
17 Wer sich über den Armen erbarmt, starke Getränk macht wild,
der leiht dem HERRN, und keiner, der sich damit berauscht,
und Er wird ihm seine Wohltat vergelten. wird weise.
18 Züchtige deinen Sohn, solange noch 2 Der König ist zu fürchten wie ein
Hoffnung vorhanden ist, brüllender Löwe;
und laß dir nicht in den Sinn kommen, wer sich seinen Zorn zuzieht, verwirkt
ihn dem Tod preiszugeben! sein Leben.
19 Wer jähzornig ist, muß die Strafe dafür 3 Abzulassen vom Streit ist für den Mann
bezahlen, eine Ehre,
denn wenn du ihn davon befreien willst, jeder Narr aber stürzt sich hinein.
so machst du’s nur noch schlimmer. 4 Im Herbst will der Faule nicht pflügen;
20 Gehorche dem Rat und nimm die begehrt er dann in der Erntezeit,
Zurechtweisung an, so ist nichts da!
damit du künftig weise bist! 5 Tiefes Wasser ist das Vorhaben im
21 Ein Mensch macht vielerlei Pläne Herzen eines Mannes;
in seinem Herzen, ein verständiger Mann aber schöpft
aber der Ratschluß des HERRN es aus.
hat Bestand. 6 Die meisten Menschen rühmen ihre
22 Die Zierde des Menschen ist seine Güte, eigene Güte;
und ein Armer ist besser als ein Mann, wer findet aber einen treuen Mann?
der betrügt. 7 Ein Gerechter, der in seiner
23 Die Furcht des HERRN dient zum Unsträflichkeit wandelt
Leben; — wohl seinen Kindern nach ihm!
wer daran reich ist, der wird über Nacht 8 Ein König, der auf dem Richterstuhl
von keinem Unglück heimgesucht. sitzt,
24 Hat der Faule seine Hand in die findet mit seinen Augen jeden Bösen
Schüssel gesteckt, heraus.
so will er sie nicht wieder zum Mund 9 Wer kann sagen: Ich habe mein Herz
zurückbringen. geläutert,
694 SPRÜCHE 20.21
ich bin rein geworden von meiner 24 Vom HERRN hängen die Schritte des
Sünde? Mannes ab;
10 Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß, was versteht der Mensch von seinem
die sind beide dem HERRN ein Greuel! Weg?
11 Schon ein Knabe gibt durch sein 25 Es ist dem Menschen ein Fallstrick,
Verhalten zu erkennen, überstürzt zu rufen: »Geweiht!«,
ob sein Tun lauter und redlich ist. und erst nach dem Gelübde zu überle-
12 Ein hörendes Ohr und ein sehendes gen.
Auge, 26 Ein weiser König worfelta die
die hat beide der HERR gemacht. Gottlosen
13 Liebe den Schlaf nicht, sonst wirst und zerdrischt sie mit dem Rad.
du arm; 27 Der Geist des Menschen ist eine
tu deine Augen auf, so hast du zu essen Leuchte des HERRN;
genug! sie durchforscht alle verborgenen
14 »Es ist schlecht, es ist schlecht!« sagt Kammern des Inneren.
der Käufer 28 Gnade und Wahrheit werden den
— wenn er aber weggeht, dann rühmt er König behüten;
sich. durch Gnade befestigt er seinen Thron.
15 Gold und Perlen gibt es in Menge, 29 Die Zier der jungen Männer ist ihre
aber ein kostbarer Schmuck sind Kraft,
verständige Lippen. und der Schmuck der Alten ist ihr graues
16 Nimm ihm sein Gewand; denn er hat Haar.
sich für einen Fremden verbürgt, 30 Wundstriemen scheuern das Böse
und pfände ihn aus anstelle der weg,
Fremden! und Schläge [säubern] die verborgenen
17 Erschwindeltes Brot schmeckt dem Kammern des Inneren.
Mann süß,
aber hinterher wird sein Mund voll Kies. Der HERR wägt die Herzen
18 Pläne kommen durch Beratung Gleich Wasserbächen ist das Herz
zustande, des Königs in der Hand des HERRN;
und mit weiser Überlegung führe Krieg! er leitet es, wohin immer er will.
19 Ein umhergehender Verleumder 2 Jeder Weg eines Menschen ist recht in
plaudert Geheimnisse aus; seinen Augen,
darum, weil er den Mund nicht halten aber der HERR prüft die Herzen.
kann, laß dich gar nicht mit ihm ein! 3 Recht und Gerechtigkeit üben
20 Wer seinem Vater und seiner Mutter ist dem HERRN lieber als Opfer.
flucht, 4 Hohe Augen und ein aufgeblasenes
dessen Leuchte wird erlöschen in der Herz
dichtesten Finsternis. — die Leuchte der Gottlosen ist Sünde.
21 Ein Erbe, welches man am Anfang 5 Die Überlegungen des Fleißigen sind
übereilt erworben hat, nur zum Vorteil,
das wird am Ende nicht gesegnet sein. aber wer allzusehr eilt, hat nur Schaden
22 Du sollst nicht sagen: »Ich will Böses davon.
vergelten!« 6 Wer mit lügenhafter Zunge Schätze
Harre auf den HERRN, der wird dir helfen! erwirbt,
23 Zweierlei Gewicht ist dem HERRN ein der jagt nach Wind und sucht den Tod.
Greuel, 7 Die Gewalttätigkeit der Gottlosen rafft
und falsche Waage ist nicht gut. sie hinweg,

a (20,26) od. zerstreut. Durch das Worfeln wurde die Spreu vom Korn getrennt, meist indem beides mit Wurfschaufeln
hochgeworfen wurde, wobei der Wind das leichte Stroh verwehte und das Korn übrigblieb (vgl. Mt 3,12).
SPRÜCHE 21.22 695
denn sie weigern sich, zu tun, aber ein törichter Mensch vergeudet es.
was recht ist. 21 Wer eifrig danach trachtet, gerecht
8 Wer schuldbeladen ist, muß krumme und gütig zu sein,
Wege gehen; der findet Leben, Gerechtigkeit und Ehre.
wer aber lauter ist, der handelt 22 Ein Weiser erobert die Stadt der
aufrichtig. Starken
9 Es ist besser, in einem Winkel auf dem und stürzt das Bollwerk, auf das sie sich
Dach zu wohnen, verließ.
als gemeinsam mit einer zänkischen 23 Wer seinen Mund und seine Zunge
Frau in einem Haus. behütet,
10 Die Seele des Gottlosen begehrt nach der behütet seine Seele vor mancher
Bösem; Not.
sein Nächster findet keine Gnade vor 24 Ein übermütiger und vermessener
ihm. Mensch — Spötter wird er genannt —
11 Wenn man den Spötter bestraft, wird handelt in frevelhaftem Übermut.
der Unverständige weise, 25 Dem Faulen bringt seine Begierde
und wenn man den Weisen belehrt, so den Tod,
nimmt er Einsicht an. denn seine Hände weigern sich zu
12 Der Gerechte achtet auf das Haus arbeiten.
des Gottlosen; 26 Voll Gier begehrt er den ganzen Tag,
er stürzt die Gottlosen ins Unglück. aber der Gerechte gibt und hält nicht
13 Wer sein Ohr verstopft vor dem zurück.
Schreien des Armen, 27 Das Opfer der Gottlosen ist ein Greuel,
der wird auch keine Antwort erhalten, zumal wenn man es mit Bosheit
wenn er ruft. darbringt.
14 Eine heimliche Gabe besänftigt den 28 Ein Lügenzeuge geht zugrunde,
Zorn, aber ein Ohrenzeuge darf immer wieder
und ein Geschenk im Gewand den reden.
heftigsten Grimm. 29 Der Gottlose macht ein trotziges
15 Es ist eine Freude für die Gerechten, Gesicht,
wenn Recht geschaffen wird, aber der Gerechte richtet seine Wege aus.
aber für die Übeltäter ist es ein 30 Es hilft keine Weisheit, kein Verstand
Schrecken. und kein Rat gegen den HERRN.
16 Ein Mensch, der vom Weg der Einsicht 31 Das Roß ist gerüstet auf den Tag der
abirrt, Schlacht,
wird ruhen in der Versammlung der aber der Sieg kommt von dem HERRN.
Schatten.a
17 Wer das Vergnügen liebt, muß Mangel
Der Lohn der Demut - die Rute für den
leiden; Übermut
wer Wein und Öl liebt, wird nicht reich. Ein guter Name ist wertvoller als
18 Der Gottlose wird den Gerechten großer Reichtum,
ablösen, und Freundlichkeit ist besser als Silber
und der Betrüger kommt an die Stelle und Gold.
des Redlichen. 2 Reiche und Arme begegnen einander;
19 Besser ist’s, in der Wüste zu wohnen, der HERR hat sie alle gemacht.
als bei einer zänkischen und zornigen 3 Der Kluge sieht das Unglück und
Frau. verbirgt sich,
20 Ein wertvoller Schatz und Öl ist in der aber die Unverständigen tappen hinein
Wohnung des Weisen, und müssen es büßen.
4 Der Lohn der Demut und der Furcht
a (21,16) d.h. im Totenreich. des HERRN
696 SPRÜCHE 22.23
ist Reichtum, Ehre und Leben. wenn sie allesamt bereitstehen auf
5 Dornen und Schlingen sind auf dem deinen Lippen.
Weg des Verkehrten; 19 Damit du dein Vertrauen auf den
wer seine Seele bewahren will, bleibe HERRN setzt,
fern davon! lehre ich dich heute, ja, dich!
6 Gewöhne den Knaben an den Weg, den 20 Habe ich dir nicht Vortreffliches
er gehen soll, geschrieben
so wird er nicht davon weichen, wenn er mit Ratschlägen und Lehren,
alt wird! 21 um dich die zuverlässigen Worte der
7 Der Reiche herrscht über die Armen, Wahrheit wissen zu lassen,
und wer borgt, ist der Knecht des damit du die Worte der Wahrheit denen
Gläubigers. weitergibst, die dich senden?
8 Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, 22 Beraube den Schwachen nicht, weil er
und die Rute seines Übermutes wird ein schwach ist,
Ende nehmen. und unterdrücke den Elenden nicht
9 Wer freigebig ist, der wird gesegnet, im Tora!
denn er gibt dem Armen von seinem 23 Denn der HERR wird ihre Sache führen
Brot. und wird denen, die sie berauben,
10 Vertreibe den Spötter, so nimmt der das Leben rauben.
Streit ein Ende, 24 Freunde dich nicht mit einem
und das Zanken und Schmähen hört auf. Zornmütigen an
11 Wer Herzensreinheit liebt und Gnade und geh nicht um mit einem Hitzkopf,
auf seinen Lippen hat, 25 damit du dir nicht seinen Wandel
dessen Freund ist der König. angewöhnst
12 Die Augen des HERRN behüten die und er dir nicht zum Fallstrick deiner
Erkenntnis, Seele wird!
aber er bringt die Reden des Betrügers zu 26 Sei nicht unter denen, die sich mit
Fall. Handschlag verpflichten,
13 Der Faule spricht: »Es ist ein Löwe die sich für Schulden verbürgen;
draußen; 27 denn wenn du nicht bezahlen kannst,
ich könnte umkommen auf offener warum soll man dir dein Bett
Straße!« wegnehmen?
14 Eine tiefe Grube ist der Mund fremder 28 Verrücke die uralte Grenze nicht,
Frauen; die deine Väter gemacht haben.
wen der HERR strafen will, der fällt hinein. 29 Siehst du jemand tüchtig in seinem
15 Torheit steckt dem Knaben im Herzen, Geschäft —
aber die Rute der Zucht wird sie ihm bei Königen wird er im Dienst stehen;
austreiben. er wird nicht bei unbedeutenden Leuten
16 Wer einen Armen bedrückt, verhilft dienen.
ihm zur Bereicherung;
wer einem Reichen gibt, verschafft ihm Kluger Wandel und weise Erziehung
nur Verarmung. Wenn du mit einem Herrscher zu
Tisch sitzt,
Die Worte der Weisen - so bedenke gut, wen du vor dir hast!
Unterweisung zur Gottesfurcht 2 Setze ein Messer an deine Kehle,
17 Neige dein Ohr und höre auf die Worte wenn du gierig bist!
der Weisen, 3 Laß dich nicht gelüsten nach seinen
und dein Herz achte auf meine Leckerbissen,
Erkenntnis! denn das ist ein trügerisches Brot!
18 Denn das ist lieblich, wenn du sie in
deinem Innern bewahrst, a (22,22) d.h. im Stadttor, wo Gericht gesprochen wurde.
SPRÜCHE 23 697
4 Bemühe dich nicht, Reichtum zu 19 Höre, mein Sohn, und sei weise,
erwerben; und laß dein Herz auf dem Weg
aus eigener Einsicht laß davon! geradeaus schreiten!
5 Kaum hast du dein Auge darauf 20 Geselle dich nicht zu den Weinsäufern
geworfen, so ist er nicht mehr da, und zu denen, die sich übermäßigem
denn sicherlich schafft er sich Flügel Fleischgenuß ergeben,
wie ein Adler, der zum Himmel fliegt. 21 denn Säufer und Schlemmer
6 Iß nicht das Brot eines Mißgünstigen, verarmen,
und laß dich nicht gelüsten nach seinen und Schläfrigkeit kleidet in Lumpen.
Leckerbissen! 22 Höre auf deinen Vater, der dich
7 Denn wie er in seiner Seele berechnend gezeugt hat,
denkt, so ist er. und verachte deine Mutter nicht, wenn
Er spricht zu dir: »Iß und trink!« sie alt geworden ist!
— aber er gönnt es dir nicht. 23 Kaufe Wahrheit und verkaufe sie
8 Den Bissen, den du gegessen hast, nicht,
mußt du wieder ausspeien, Weisheit und Unterweisung und
und deine freundlichen Worte hast du Einsicht!
verschwendet. 24 Freudig frohlockt ein Vater über einen
9 Sprich keinem Toren gut zu, rechtschaffenen Sohn,
denn er wird deine weisen Reden nur und wer einen Weisen gezeugt hat, freut
verachten! sich über ihn.
10 Verrücke die uralte Grenze nicht 25 So mögen sich denn Vater und Mutter
und dringe nicht ein in das Feld der [über dich] freuen;
Waisen! es möge frohlocken, die dich geboren
11 Denn ihr Erlöser ist stark; hat!
er wird ihre Sache gegen dich führen. 26 Gib mir, mein Sohn, dein Herz,
und laß deinen Augen meine Wege
12 Ergib dein Herz der Unterweisung wohlgefallen!
und neige deine Ohren zu den Worten 27 Denn die Hure ist eine tiefe Grube,
der Erkenntnis. und die Fremde ist ein gefährliches Loch.
13 Erspare dem Knaben die Züchtigung 28 Ja, sie lauert auf wie ein Räuber
nicht; und vermehrt die Treulosen unter den
wenn du ihn mit der Rute schlägst, muß Menschen.
er nicht sterben.
14 Indem du ihn mit der Rute schlägst, 29 Wer hat Ach und wer hat Weh?
rettest du seine Seele vor dem Totenreich. Wer hat Streit? Wer hat Klage?
15 Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist, Wer hat Wunden ohne Ursache?
so ist das auch für mein Herz eine Wer hat trübe Augen?
Freude, 30 Die, welche spät aufbleiben beim
16 und mein Innerstes wird frohlocken, Wein,
wenn deine Lippen reden, was richtig ist. die einkehren, um Würzweina zu kosten!
17 Dein Herz sei nicht eifersüchtig auf 31 Schau nicht darauf, wie der Wein
die Sünder, rötlich schimmert,
sondern trachte allezeit eifrig nach der wie er im Becher perlt!
Furcht des HERRN! Er gleitet leicht hinunter;
18 Denn gewiß gibt es eine Zukunft [für 32 zuletzt aber beißt er wie eine Schlange
dich], und sticht wie eine Otter!
und deine Hoffnung soll nicht zunichte 33 Deine Augen werden seltsame Dinge
werden. sehen,

a (23,30) Im alten Orient wurde der Wein häufig mit Honig oder Gewürzen gemischt.
698 SPRÜCHE 23.24
und dein Herz wird verworrenes Zeug 12 Wenn du sagen wolltest: »Siehe, wir
reden; haben das nicht gewußt!«
34 du wirst sein wie einer, der auf hoher — wird nicht der, welcher die Herzen
See schläft prüft, es erkennen,
und wie einer, der oben im Mastkorb liegt. und der auf deine Seele achthat, es
35 »Man hat mich geschlagen, aber es tat wahrnehmen
mir nicht weh; und dem Menschen vergelten nach
man prügelte mich, aber ich merkte es seinem Tun?
nicht! 13 Iß Honig, mein Sohn, denn er ist gut,
Wann werde ich aufwachen? und Honigseim ist süß für deinen
Ich will es weiter so treiben, ich werde Gaumen!
ihn wieder aufsuchen!« 14 So erkenne auch, daß die Weisheit gut
ist für deine Seele;
Mahnungen zu Weisheit und wenn du sie gefunden hast, so hast du
Besonnenheit im Lebenswandel eine Zukunft,
Beneide böse Menschen nicht und deine Hoffnung wird nicht zunichte
und begehre nicht, mit ihnen werden.
zusammen zu sein;
2 denn ihr Herz trachtet nach Zerstö- 15 Du Gottloser, belaure nicht die
rung, Wohnung des Gerechten
und ihre Lippen reden Unheil! und zerstöre nicht seine Ruhestätte!
3 Durch Weisheit wird ein Haus gebaut,a 16 Denn der Gerechte fällt siebenmal
und durch Einsicht wird es fest und steht wieder auf,
gegründet; aber die Gottlosen stürzen nieder im
4 auch werden durch Erkenntnis seine Unglück.
Vorratskammern gefüllt 17 Freue dich nicht über den Fall deines
mit allerlei kostbarem und lieblichem Feindes,
Gut. und wenn er strauchelt, so frohlocke
5 Ein weiser Mann ist stark, dein Herz nicht,
und ein verständiger Mensch nimmt zu 18 damit nicht der HERR es sieht und es
in seiner Kraft. ihm mißfällt
6 Denn durch weise Führung gewinnst und Er seinen Zorn abwendet von ihm.
du die Schlacht
und durch viele Ratgeber den Sieg. 19 Erzürne dich nicht über die Übeltäter,
7 Die Weisheit ist dem Narren zu hoch; sei nicht neidisch auf die Gottlosen!
er tut seinen Mund nicht auf im Tor. 20 Denn der Böse hat keine Zukunft,
8 Wer vorsätzlich Böses tut, und die Leuchte der Gottlosen wird
den nennt man einen Bösewicht! erlöschen.
9 Dummheiten ersinnen ist Sünde, 21 Fürchte den HERRN, mein Sohn, und
und ein Spötter ist den Menschen ein den König,
Greuel. und laß dich nicht mit Aufrührern ein!
10 Wirst du schwach am Tag der 22 Denn ihr Unheil wird plötzlich
Bedrängnis, kommen,
so zeigt sich, daß deine Kraft beschränkt ist. und ihrer beider Verderben,
wer kennt es?
11 Errette, die zum Tod geschleppt
werden, Weitere Sprüche der Weisen
und die zur Schlachtbank wanken, halte 23 Auch diese Sprüche kommen von den
zurück! Weisen:

a (24,3) d.h. übertragen: wird eine Familie und ihr Hauswesen gedeihen.
SPRÜCHE 24.25 699
Die Person ansehen im Gericht aber die Ehre der Könige, eine Sache zu
ist nicht gut. erforschen.
24 Wer zum Gottlosen spricht: »Du bist 3 Die Höhe des Himmels und die Tiefe
gerecht!«, den verfluchen die Völker, der Erde
und die Leute verwünschen ihn; und das Herz der Könige sind
25 aber an denen, die recht richten, unergründlich.
hat man Wohlgefallen, 4 Man entferne die Schlacken vom Silber,
und über sie kommt der Segen des so gelingt dem Goldschmied ein Gefäß!
Guten. 5 Man entferne den Gottlosen vom König,
26 Eine rechte Antwort so wird sein Thron durch Gerechtigkeit
ist wie ein Kuß auf die Lippen. feststehen.
27 Besorge zuerst draußen deine Arbeit 6 Rühme dich nicht vor dem König
und bestelle dir dein Feld, und tritt nicht an den Platz der Großen;
danach magst du dein Haus bauen. 7 denn es ist besser, man sagt zu dir:
28 Tritt nicht ohne Ursache als Zeuge auf »Komm hier herauf!«,
gegen deinen Nächsten! als daß man dich vor einem Fürsten
Weshalb willst du irreführen mit deinen erniedrigt,
Lippen? den deine Augen gesehen haben.
29 Sage nicht: »Wie er mir getan hat, so 8 Geh nicht rasch gerichtlich vor,
will ich ihm tun; denn was willst du danach tun,
ich will dem Mann vergelten nach wenn dein Nächster dich zuschanden
seinem Werk!« macht?
9 Trage deine Streitsache mit deinem
30 Ich ging vorüber am Acker eines Nächsten aus,
Faulen aber das Geheimnis eines anderen
und am Weinberg eines Unverständigen, offenbare nicht,
31 und siehe, er ging ganz in Unkraut auf, 10 damit nicht der dich beschimpft, der
und Nesseln überwucherten ihn, es vernimmt,
und seine Steinmauer war eingestürzt. und dein übler Ruf nicht mehr weicht.
32 Das sah ich und nahm es mir zu
Herzen; 11 Wie goldene Äpfel in silbernen
ich betrachtete es und zog eine Lehre Schalen,
daraus: so ist ein Wort, gesprochen zur rechten
33 »Ein wenig schlafen, ein wenig Zeit.
schlummern, 12 Wie ein goldener Ring und Schmuck
die Hände ein wenig in den Schoß legen, aus feinem Gold,
um zu ruhen« so paßt eine weise Mahnung zu einem
34 — so kommt deine Armut wie ein aufmerksamen Ohr.
Wegelagerer 13 Wie die Kühle des Schnees in der
und dein Mangel wie ein bewaffneter Erntezeit,
Mann! so erfrischt ein treuer Bote die, welche
ihn gesandt haben;
Weitere Sprüche Salomos, er erquickt die Seele seines Herrn.
in der Zeit Hiskias zusammengetragen 14 Wie aufziehende Wolken und Wind
Auch das sind Sprüche Salomos, ohne Regen,
welche die Männer Hiskias, des so ist ein Mensch, der lügenhafte
Königs von Juda zusammengetragen Versprechungen macht.
haben: 15 Durch Geduld wird ein Richter
überredet,
2 Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu und eine sanfte Zunge zerbricht
verbergen, Knochen.
700 SPRÜCHE 25.26
16 Hast du Honig gefunden, so iß nur, Von Narrheit, Faulheit und Streitsucht
soviel du brauchst; Wie der Schnee zum Sommer und
nicht daß du davon übersatt wirst und der Regen zur Ernte,
ihn ausspeien mußt! so wenig paßt Ehre für den Narren.
17 Betritt nur selten das Haus deines 2 Wie ein Sperling davonflattert und eine
Nächsten, Schwalbe wegfliegt,
damit er deiner nicht überdrüssig wird so ist ein unverdienter Fluch: er trifft
und dich haßt! nicht ein.
18 Ein Hammer, ein Schwert, ein spitzer 3 Dem Pferd eine Geißel, dem Esel einen
Pfeil: Zaum,
so ist ein Mensch, der gegen seinen und den Narren eine Rute auf den
Nächsten ein falsches Zeugnis ablegt. Rücken!
19 Auf einen treulosen Menschen ist am 4 Antworte dem Narren nicht nach
Tag der Not ebensoviel Verlaß seiner Narrheit,
wie auf einen zerbrochenen Zahn und damit nicht auch du ihm gleich wirst;
auf einen wankenden Fuß. 5 antworte aber dem Narren nach seiner
20 Wie einer, der an einem kalten Tag das Narrheit,
Gewand auszieht oder Essig auf Natron damit er sich nicht für weise hält.
gießt, 6 Es haut sich die Füße ab und muß
so ist, wer einem mißmutigen Herzen Ärger schlucken,
Lieder singt. wer seine Angelegenheiten durch einen
Narren besorgen läßt.
21 Hat dein Feind Hunger, so speise ihn 7 Die Beine des Lahmen hängen schlaff
mit Brot; herunter:
hat er Durst, so gib ihm Wasser zu so ist ein weiser Spruch im Mund der
trinken! Toren.
22 Denn damit sammelst du feurige 8 Wie wenn man einen Stein in der
Kohlen auf sein Haupt, Schleuder festbindet,
und der HERR wird dir’s vergelten. so ist’s, wenn man einem Toren Ehre
23 Nordwind erzeugt Regen erweist.
und Verleumdung verdrießliche 9 Ein Dorn geriet in die Hand eines
Gesichter. Trunkenen
24 Es ist besser, in einem Winkel auf dem und ein Spruch in den Mund der
Dach zu wohnen, Toren!
als gemeinsam mit einer zänkischen 10 Ein Schütze, der alle verwundet,
Frau in einem Haus! so ist, wer einen Toren und Daher-
25 Wie kühles Wasser für eine dürstende gelaufene in Lohn nimmt.
Seele, 11 Wie ein Hund, der zu seinem Gespei
so ist eine gute Botschaft aus fernem zurückkehrt,
Land. so ist ein Narr, der seine Dummheit
26 Ein getrübter Quell und ein wiederholt.
verdorbener Brunnen: 12 Siehst du einen Mann, der sich selbst
so ist ein Gerechter, der vor einem für weise hält,
Gottlosen wankt. so kannst du für einen Toren mehr
27 Viel Honig essen ist nicht gut, Hoffnung haben als für ihn!
aber schwere Dinge erforschen ist eine
Ehre. 13 Der Faule spricht: »Ein Junglöwe ist
28 Wie eine Stadt mit niedergerissenen auf dem Weg,
Mauern, ein Löwe ist mitten auf der Straße!«
so ist ein Mann, der seinen Geist nicht 14 Die Tür dreht sich in der Angel
beherrschen kann. und der Faule in seinem Bett.
SPRÜCHE 26.27 701
15 Hat der Faule seine Hand in die Von guter Freundschaft und
Schüssel gesteckt, besonnenem Arbeiten
so wird’s ihm zu schwer, sie zum Mund Rühme dich nicht des morgigen
zurückzubringen! Tages,
16 Ein Fauler hält sich für weiser als denn du weißt nicht, was ein einziger Tag
sieben, bringen kann!
die verständige Antworten geben. 2 Ein anderer soll dich rühmen, nicht
dein eigener Mund,
17 Es packt einen Hund bei den Ohren, ein Fremder und nicht deine eigenen
wer sich im Vorbeigehen in einen Streit Lippen!
mischt, der ihn nichts angeht. 3 Ein Stein ist schwer und der Sand eine
18 Wie ein Wahnsinniger, Last,
der feurige und todbringende Pfeile aber der Ärger, den ein Tor verursacht, ist
abschießt, schwerer als beides.
19 so ist ein Mensch, der seinen 4 Grausam ist der Zorn und überwallend
Nächsten betrügt der Grimm;
und dann spricht: »Ich habe nur aber wer kann vor der Eifersucht
gescherzt!« bestehen?
20 Wo kein Holz mehr ist, erlischt das 5 Besser Zurechtweisung, die aufdeckt,
Feuer, als Liebe, die verheimlicht.
und wenn der Verleumder fort ist, hört 6 Treu gemeint sind die Schläge des
der Streit auf. Freundes,
21 Zur Glut braucht es Kohlen und zum aber reichlich sind die Küsse des
Feuer Holz, Hassers.
und um Streit anzufangen, einen 7 Eine übersättigte Seele tritt Honigseim
zänkischen Mann. mit Füßen,
22 Die Worte des Verleumders sind wie einer hungrigen Seele aber ist alles
Leckerbissen; Bittere süß.
sie dringen ins Innerste des Leibes. 8 Wie ein Vogel, der aus seinem Nest
23 Silberglasur über ein irdenes Gefäß flieht,
gezogen, so ist ein Mann, der aus seiner Heimat
so sind feurige Lippen und ein böses entflieht.
Herz. 9 Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz,
24 Mit seinen Lippen verstellt sich der so auch die süße Rede eines Freundes
Hasser, aus dem Rat seiner Seele.
und in seinem Herzen nimmt er sich 10 Verlaß deinen Freund und den Freund
Betrügereien vor. deines Vaters nicht,
25 Wenn er schöne Worte macht, so traue aber in das Haus deines Bruders begib
ihm nicht, dich nicht am Tag deiner Not;
denn es sind sieben Greuel in seinem ein Nachbar in der Nähe ist besser als ein
Herzen. Bruder in der Ferne.
26 Hüllt sich der Haß in Täuschung, 11 Sei weise, mein Sohn, und erfreue
so wird seine Bosheit doch offenbar in mein Herz,
der Gemeinde. so darf ich dem antworten, der mich
27 Wer [anderen] eine Grube gräbt, fällt schmäht.
selbst hinein; 12 Der Kluge sieht das Unheil und
und wer einen Stein [auf andere] wälzt, verbirgt sich;
zu dem kehrt er zurück. die Unerfahrenen aber tappen hinein
28 Eine Lügenzunge haßt die von ihr und müssen es büßen.
Zermalmten, 13 Nimm ihm sein Gewand, denn er hat
und ein glatter Mund richtet Verderben an. sich für einen Fremden verbürgt,
702 SPRÜCHE 27.28
und pfände ihn aus anstelle der fremden Über Gerechte und Gottlose,
Frau! Arme und Reiche
14 Wenn einer seinen Nächsten am Der Gottlose flieht, auch wenn
frühen Morgen mit lauter Stimme segnet, niemand ihn jagt,
so wird ihm das als ein Fluch angerechnet. aber die Gerechten sind furchtlos wie ein
15 Eine rinnende Dachtraufe an einem junger Löwe.
Regentag 2 Ist ein Land frevelhaft, so erlebt es
und eine zänkische Frau, die gleichen häufigen Fürstenwechsel;
sich; durch einen einsichtigen, weisen Mann
16 wer sie aufhalten will, der hält Wind aber hat es lange Bestand.
auf, 3 Ein armer Mann, der die Geringen
und mit seiner Rechten greift er nach Öl. bedrückt,
17 Eisen schärft Eisen; ist wie ein Wolkenbruch, der die Ernte
ebenso schärft ein Mann den anderen. wegschwemmt.
18 Wer den Feigenbaum aufmerksam 4 Die [Leute], die das Gesetz verlassen,
pflegt, wird dessen Frucht essen, loben den Gottlosen,
und wer seinem Herrn aufmerksam aber gegen die, welche das Gesetz
dient, wird geehrt. halten, sind sie aufgebracht.
19 Wie sich im Wasser das Angesicht 5 Böse Menschen verstehen das Recht
spiegelt, nicht,
so spiegelt sich das Herz des Menschen die aber den HERRN suchen, verstehen
im Menschen. alles.
20 Totenreich und Abgrund sind 6 Besser ein Armer [sein], der in seiner
unersättlich; Lauterkeit wandelt,
ebenso unersättlich sind auch die Augen als ein Reicher, der krumme Wege geht.
der Menschen. 7 Wer das Gesetz hält, ist ein verständiger
21 Der Schmelztiegel ist für das Silber Sohn;
und der Ofen für das Gold; wer aber mit Schlemmern zusammen
und der Mensch [wird geprüft] durch ist, macht seinem Vater Schande.
den Mund des Lobredners. 8 Wer sein Vermögen durch Zins und
22 Wenn du den Narren im Mörser mit Wucher vermehrt,
der Keule zu Grütze zerstößt, der sammelt es für einen, der sich über
so weicht doch seine Narrheit nicht von die Armen erbarmt.
ihm. 9 Wer sein Ohr abwendet vom Hören auf
das Gesetz,
23 Habe acht auf das Aussehen deiner dessen Gebet sogar ist ein Greuel.
Schafe, 10 Wer Redliche irreführt auf einen
und nimm dich der Herden an! schlimmen Weg,
24 Denn kein Reichtum währt ewig; der wird selbst in seine Grube fallen;
oder bleibt eine Krone von Geschlecht aber die Unsträflichen werden Gutes
zu Geschlecht? erben.
25 Das Heu wird weggeführt, dann 11 Ein Reicher kommt sich selbst
erscheint junges Grün, weise vor,
und man sammelt die Kräuter auf den aber ein Armer, der verständig ist,
Bergen. durchschaut ihn.
26 Die Lämmer kleiden dich, 12 Wenn die Gerechten triumphieren, so
und die Böcke zahlen dir den Acker. ist die Herrlichkeit groß,
27 Du hast genug Ziegenmilch zu deiner wenn aber die Gottlosen obenauf
Nahrung, kommen, so verbirgt man sich.
zur Ernährung deines Hauses und zum 13 Wer seine Schuld verheimlicht, dem
Lebensunterhalt für deine Mägde. wird es nicht gelingen,
SPRÜCHE 28.29 703
wer sie aber bekennt und läßt, der wird 27 Wer dem Armen gibt, hat keinen
Barmherzigkeit erlangen. Mangel;
14 Wohl dem Menschen, der beständig in wer aber seine Augen [vor ihm] verhüllt,
der Furcht [Gottes] bleibt; der wird sich viel Fluch sammeln.
wer aber sein Herz verhärtet, wird ins 28 Wenn die Gottlosen obenaufkommen,
Unglück stürzen. so verbergen sich die Leute;
15 Wie ein brüllender Löwe und ein wenn sie aber umkommen, so mehren
gieriger Bär, sich die Gerechten.
so ist ein gottloser Herrscher gegen das
geringe Volk. Warnung vor Hochmut und Bosheit -
16 Ein unverständiger Fürst erlaubt sich
Erziehungsratschläge
viele Erpressungen; Ein Mann, der allen Warnungen
wer aber ungerechten Gewinn haßt, wird trotzt,
lange regieren. geht plötzlich unheilbar zugrunde.
17 Ein Mensch, der das Blut einer Seele 2 Wenn die Gerechten sich mehren, freut
auf dem Gewissen hat, sich das Volk;
muß bis zum Grab flüchtig sein; wenn aber ein Gottloser herrscht,
niemand soll ihm helfen! seufzt es.
18 Wer unsträflich wandelt, 3 Wer Weisheit liebt, macht seinem Vater
wird gerettet; Freude;
wer aber ein Doppelleben führt, wird auf wer aber mit Huren geht, bringt sein
einmal fallen. Vermögen durch.
19 Wer seinen Acker bebaut, hat reichlich 4 Durch Recht gibt ein König dem Land
Brot, Bestand,
wer aber unnützen Sachen nachläuft, aber ein Mann, der viele Abgaben
der hat reichlich Not. erhebt, richtet es zugrunde.
20 Ein ehrlicher Mann ist reich an 5 Wer seinem Nächsten schmeichelt,
Segnungen; der stellt seinen Füßen ein Netz.
wer aber schnell reich werden will, 6 In der Übertretung des Bösewichts ist
bleibt nicht unschuldig. ein Fallstrick,
21 Die Person ansehen ist nicht gut, aber der Gerechte wird jauchzen und
und sollte ein Mann wegen einem Bissen frohlocken.
Brot Unrecht tun? 7 Der Gerechte berücksichtigt das Recht
22 Wer nach Reichtum jagt, ist ein der Armen,
habgieriger Mann, der Gottlose aber ist rücksichtslos.
und er weiß nicht, daß Mangel über ihn
kommen wird. 8 Spötter versetzen eine Stadt in Aufruhr,
23 Wer einen anderen zurechtweist, die Weisen aber wenden den Zorn ab.
wird zuletzt mehr Gunst finden 9 Wenn ein Weiser mit einem Toren
als derjenige, der mit der Zunge rechtet,
schmeichelt. so tobt dieser oder lacht, aber es gibt
24 Wer Vater und Mutter bestiehlt und keine Ruhe.
behauptet, das sei keine Sünde, 10 Die Blutgierigen hassen den
der ist ein Spießgeselle des Verderbers. Unsträflichen,
25 Der Habgierige verursacht Streit, aber die Aufrichtigen kümmern sich um
wer aber auf den HERRN vertraut, wird seine Seele.
reichlich gesättigt. 11 Ein Tor läßt all seinem Unmut freien
26 Wer sich auf sein eigenes Herz verläßt, Lauf,
ist ein Narr; aber ein Weiser hält ihn zurück.
wer aber in der Weisheit wandelt, 12 Wenn ein Fürst auf Lügenworte
der wird entkommen. achtet,
704 SPRÜCHE 29.30
so werden alle seine Diener gottlos. 27 Ein verkehrter Mensch ist den
13 Der Arme und der Unterdrücker Gerechten ein Greuel;
treffen einander; wer aber richtig wandelt, ist ein Greuel
der HERR gibt ihnen beiden das für die Gottlosen.
Augenlicht.
14 Ein König, der die Geringen treulich DIE WORTE AGURS UND LEMUELS
richtet, Kapitel 30 - 31
dessen Thron wird beständig sein.
Die Worte Agurs
15 Rute und Zucht verleihen Weisheit, Worte Agurs, des Sohnes Jakes, der
aber ein sich selbst überlassener Knabe Ausspruch;
bereitet seiner Mutter Schande. das Manneswort an Itiel,
16 Wo sich die Gottlosen mehren, da an Itiel und Ukal:
mehren sich die Sünden;
aber die Gerechten werden ihrem Fall 2 Ich bin unvernünftiger als irgend ein
zusehen. Mann
17 Züchtige deinen Sohn, so wird er dir und habe keinen Menschenverstand.
Erquickung verschaffen 3 Ich habe keine Weisheit gelernt,
und deiner Seele Wonne bereiten. daß ich die Erkenntnis des Heiligen
18 Wo keine Offenbarung ist, wird das besäße.
Volk zügellos, 4 Wer stieg zum Himmel empor und fuhr
aber wohl ihm, wenn es das Gesetz herab?
bewahrt! Wer faßte den Wind in seine Fäuste?
19 Mit bloßen Worten erzieht man sich Wer band die Wasser in ein Kleid?
keinen Knecht, Wer richtete alle Enden der Erde auf?
denn wenn er sie auch versteht, so beugt Was ist sein Name und was ist der Name
er sich doch nicht darunter. seines Sohnes?
20 Siehst du einen Mann, der übereilte Weißt du das?
Worte spricht,
so kannst du für einen Toren mehr 5 Alle Reden Gottes sind geläutert;
Hoffnung haben als für ihn. er ist ein Schild denen, die ihm
21 Wenn einer seinen Knecht von Jugend vertrauen.
auf verwöhnt, 6 Tue nichts zu seinen Worten hinzu,
so will der schließlich Sohn im Haus damit er dich nicht bestraft und du als
sein. Lügner dastehst!
22 Ein zorniger Mann richtet Streit an
und ein hitziger viel Sünde. 7 »Zweierlei erbitte ich mir von dir,
23 Der Hochmut des Menschen das wollest du mir nicht versagen, ehe
erniedrigt ihn, ich sterbe:
aber ein Demütiger erlangt Ehre. 8 Falschheit und Lügenwort entferne
24 Wer mit Dieben teilt, der haßt seine von mir;
Seele; Armut und Reichtum gib mir nicht,
er hört die Verfluchung und zeigt es nähre mich mit dem mir beschiedenen
nicht an. Brot;
25 Menschenfurcht ist ein Fallstrick; 9 daß ich nicht aus Übersättigung dich
wer aber auf den HERRN vertraut, der ist verleugne
geborgen. und sage: Wer ist der HERR?,
26 Viele suchen das Angesicht eines daß ich aber auch nicht aus lauter Armut
Fürsten, stehle
aber von dem HERRN kommt das Recht und mich am Namen meines Gottes
eines jeden. vergreife!«
SPRÜCHE 30.31 705
10 Verleumde keinen Knecht bei seinem und spricht: »Ich habe nichts Böses
Herrn, getan!«
damit er dich nicht verflucht und du es 21 Unter drei Dingen zittert ein Land,
büßen mußt! und unter vieren ist es ihm unerträglich:
22 Unter einem Knecht, wenn er zur
11 Es gibt ein Geschlecht, das seinen Königsherrschaft kommt,
Vater verflucht unter einem schändlichen Narren, wenn
und seine Mutter nicht segnet; er mit Brot gesättigt ist,
12 ein Geschlecht, das rein ist in seinen 23 unter einer Verschmähten, wenn sie
eigenen Augen zur Frau genommen wird,
und doch von seinem Kot nicht und unter einer Magd, wenn sie ihre
gewaschen ist; Herrin beerbt.
13 ein Geschlecht mit was für hohen
Augen 24 Diese vier sind die Kleinen im Lande,
und erhabenen Augenwimpern! und doch sind sie überaus weise:
14 Ein Geschlecht, dessen Zähne 25 Die Ameisen — kein starkes Volk,
Schwerter aber sie sammeln im Sommer ihre
und dessen Gebisse Messer sind, Speise;
um die Elenden aus dem Land wegzu- 26 die Klippdachse — kein mächtiges
fressen Volk,
und die Armen aus der Mitte der aber sie setzen ihr Haus auf den Felsen;
Menschen. 27 die Heuschrecken — sie haben keinen
König,
15 Der Blutegel hat zwei Töchter: und doch ziehen sie alle in geordneten
»Gib her, gib her!« Scharen aus;
Drei Dinge werden nimmer satt, 28 die Eidechse — du kannst sie mit
vier sagen nie: »Es ist genug!«: Händen fangen,
16 Das Totenreich, der verschlossene und dennoch findet sie sich in den
Mutterleib, Palästen der Könige.
die Erde, die vom Wasser nicht satt wird, 29 Diese drei haben einen schönen Gang,
und das Feuer, das nie spricht: »Es ist und vier schreiten stattlich einher:
genug!« 30 Der Löwe, der Held unter den Tieren
— er weicht vor nichts zurück,
17 Ein Auge, das den Vater verspottet 31 das lendengegürtete [Kriegsroß], der
und es verachtet, der Mutter zu Ziegenbock,
gehorchen, und der König, der mit seinem Heer
das werden die Raben am Bach zieht.
aushacken
und die jungen Adler fressen! 32 Bist du töricht gewesen und stolz,
oder hast du böse Pläne gemacht, so
18 Drei Dinge sind mir zu wunderbar, lege die Hand auf den Mund!
ja, vier begreife ich nicht: 33 Denn schlägt man die Milch, so gibt es
19 den Weg des Adlers am Himmel, Butter,
den Weg der Schlange auf einem und schlägt man die Nase, so gibt es
Felsen, Blut,
den Weg des Schiffes mitten im Meer, und schlägt man den Zorn, so gibt es
und den Weg des Mannes zu einer Streit.
Jungfrau.
20 Ebenso unbegreiflich ist mir der Weg
Die Worte Lemuels
einer Ehebrecherin: Worte des Königs Lemuel; die
Sie ißt und wischt ihr Maul Lehre, die seine Mutter ihm gab:
706 SPRÜCHE 31
2 Was soll ich dir raten, mein Sohn, was, 16 Sie trachtet nach einem Acker und
du Sohn meines Leibes, erwirbt ihn auch;
ja, was, du Sohn meiner Gelübde? vom Ertrag ihrer Hände pflanzt sie einen
3 Gib nicht den Frauen deine Kraft preis, Weinberg an.
noch deinen Wandel denen, die Könige 17 Sie gürtet ihre Lenden mit Kraft
verderben! und stärkt ihre Arme.
4 Es ziemt sich für Könige nicht, Lemuel, 18 Sie sieht, daß ihr Erwerb gedeiht;
es ziemt sich für Könige nicht, Wein zu ihr Licht geht auch bei Nacht
trinken, nicht aus.
noch für Fürsten der Hang zu starkem 19 Sie greift nach dem Spinnrocken,
Getränk! und ihre Hände fassen die Spindel.
5 Sie könnten über dem Trinken das 20 Sie tut ihre Hand dem Unglücklichen
vorgeschriebene Recht vergessen auf
und die Rechtssache aller geringen Leute und reicht ihre Hände dem Armen.
verdrehen. 21 Vor dem Schnee ist ihr nicht bange für
6 Gebt starkes Getränk dem, der ihr Haus,
zugrundegeht, denn ihr ganzes Haus ist in Scharlach
und Wein den betrübten Seelen! gekleidet.
7 Sie werden über dem Trinken ihre 22 Sie macht sich selbst Decken;
Armut vergessen Leinen und Purpur ist ihr Gewand.
und werden nicht mehr an ihr Elend 23 Ihr Mann ist wohlbekannt in den
denken. Toren,
8 Tue deinen Mund auf für den wenn er unter den Ältesten des Landes
Stummen, sitzt.
für das Recht all derer, die dem 24 Sie fertigt Hemden und verkauft sie
Untergang geweiht sind! und liefert dem Händler Gürtel.
9 Tue deinen Mund auf, richte recht 25 Kraft und Würde sind ihr Gewand,
und verteidige den Elenden und Armen! und sie lacht angesichts des
kommenden Tages.
Das Lob der tugendhaften Frau 26 Ihren Mund öffnet sie mit Weisheit,
10 Eine tugendhafte Frau — und freundliche Unterweisung ist auf
wer findet sie? ihrer Zunge.
Sie ist weit mehr wert als [die 27 Sie behält die Vorgänge in ihrem Haus
kostbarsten] Perlen! im Auge
11 Auf sie verläßt sich das Herz ihres und ißt nie das Brot der Faulheit.
Mannes, 28 Ihre Söhne wachsen heran und
und an Gewinn mangelt es ihm nicht. preisen sie glücklich;
12 Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses ihr Mann rühmt sie ebenfalls:
alle Tage ihres Lebens. 29 »Viele Töchter haben sich als
13 Sie kümmert sich um Wolle und tugendhaft erwiesen,
Flachs du aber übertriffst sie alle!«
und verarbeitet es mit willigen Händen. 30 Anmut ist trügerisch und Schönheit
14 Sie gleicht den Handelsschiffen; vergeht,
aus der Ferne bringt sie ihr Brot herbei. aber eine Frau, die den HERRN fürchtet,
15 Bevor der Morgen graut, ist sie schon die wird gelobt werden.
auf; 31 Gebt ihr von den Früchten ihrer
sie gibt Speise aus für ihr Haus Hände,
und bestimmt das Tagewerk für ihre und ihre Werke werden sie rühmen in
Mägde. den Toren!
Der Prediger

Der Kreislauf des Lebens unter der Sonne Geschäft, das Gott den Menschenkindern
Ps 90,2-12; Röm 8,20-22 gegeben hat, damit sie sich mit ihm pla-
Die Worte des Predigers, des Sohnes gen sollen. 14 Ich beobachtete alle Werke,
Davids, des Königs in Jerusalem: die getan werden unter der Sonne, und
2 O Nichtigkeita der Nichtigkeiten! spricht siehe, es war alles nichtig und ein Haschen
der Prediger. O Nichtigkeit der Nichtig- nach Wind!
keiten! Alles ist nichtig! 3 Was bleibt dem 15 Krumme Sachen kann man nicht gera-
Menschen von all seiner Mühe, womit er de machen, und die, welche fehlen, kann
sich abmüht unter der Sonne? 4 Ein Ge- man nicht zählen.
schlecht geht und ein anderes Geschlecht 16 Da redete ich mit meinem Herzen und
kommt; die Erde aber bleibt ewiglich! sprach: Siehe, nun habe ich mir mehr
5 Die Sonne geht auf, und die Sonne geht und größere Weisheit angeeignet als alle,
unter; und sie eilt an ihren Ort, wo sie die vor mir über Jerusalem herrschten,
wieder aufgehen soll. 6 Der Wind weht und mein Herz hat viel Weisheit und Wis-
gegen Süden und wendet sich nach Nor- senschaft gesehen; 17 und ich richtete
den; es weht und wendet sich der Wind, mein Herz darauf, die Weisheit zu erken-
und zu seinen Wendungen kehrt der nen, und zu erkennen, was Tollheit und
Wind wieder zurück. 7 Alle Flüsse laufen Unverstand sei; aber ich habe auch das
ins Meer, und das Meer wird doch nicht als ein Haschen nach Wind erkannt.
voll; an den Ort, wohin die Flüsse einmal 18 Denn wo viel Weisheit ist, da ist auch
laufen, laufen sie immer wieder. viel Enttäuschung, und wer sein Wissen
8 Alle Worte sind unzulänglich, der Mensch mehrt, der mehrt seinen Schmerz.
kann es nicht in Worten ausdrücken; das
Auge sieht sich nicht satt, und das Ohr hört Die Nichtigkeit der irdischen Freuden
nie genug. Mt 16,26-27; 1Joh 2,15-17
9 Was [einst] gewesen ist, das wird [wie- Ich dachte in meinem Herzen: Auf, ich
der] sein, und was [einst] geschehen ist, will es mit der Freude versuchen und
das wird [wieder] geschehen. Und es gibt das Gute genießen! Aber siehe, auch das
nichts Neues unter der Sonne. 10 Kann ist nichtig! 2 Vom Lachen sprach ich: Es ist
man von irgend etwas sagen: »Siehe, das töricht! Und von der Freude: Was bringt
ist neu«? Längst schon war es in unbe- sie? 3 Ich nahm mir in meinem Herzen
kannten Zeiten, die vor uns gewesen vor, meinen Leib mit Wein zu verwöhnen,
sind! 11 Man gedenkt eben an das Frühe- doch so, daß mein Herz in Weisheit die
re nicht mehr, und auch an das Spätere, Leitung behielte, und mich an die Torheit
das noch kommen soll, wird man nicht zu halten, bis ich sähe, was für die Men-
mehr gedenken bei denen, die noch spä- schenkinder gut zu tun sei in ihren ge-
ter kommen werden. zählten Lebenstagen unter dem Himmel.
4 Ich führte große Unternehmungen
Die Nichtigkeit der menschlichen Weisheit durch; ich baute mir Häuser, pflanzte mir
1Kor 1,19-21; 2,6-10
Weinberge. 5 Ich schuf mir Gärten und
12 Ich, der Prediger, war König über Israel Parkanlagen und pflanzte darin Frucht-
in Jerusalem. 13 Ich richtete mein Herz bäume jeder Art. 6 Ich legte mir Wassertei-
darauf, mit Weisheit alles zu erforschen che an, um daraus den sprossenden
und zu ergründen, was unter dem Him- Baumwald zu tränken. 7 Ich kaufte Knech-
mel getan wird. Das ist ein mühseliges te und Mägde und hatte auch Gesinde,

a (1,2) od. Eitelkeit; das hebr. Wort kann auch »Hauch, Leere, Sinnlosigkeit« bedeuten (entsprechend nichtig –
»eitel, sinnlos«).
708 PREDIGER 2.3
das in meinem eigenen Haus geboren Arbeit und Erfolg sind nichtig
war; so hatte ich auch größere Rinder- Lk 12,13-21
und Schafherden als alle, die vor mir in 17 Da haßte ich das Leben; denn mir miß-
Jerusalem gewesen waren. 8 Ich sammelte fiel das Tun, das unter der Sonne ge-
mir auch Silber und Gold, Schätze der Kö- schieht; denn es ist alles nichtig und ein
nige und Länder; ich verschaffte mir Sän- Haschen nach Wind. 18 Ich haßte auch
ger und Sängerinnen und was zur Wollust alle meine Arbeit, womit ich mich abge-
der Menschensöhne dient: Frauen über müht hatte unter der Sonne, weil ich sie
Frauen. 9 Und ich wurde größer und rei- dem Menschen überlassen muß, der
cher als alle, die vor mir in Jerusalem ge- nach mir kommt. 19 Und wer weiß, ob
wesen waren; auch blieb meine Weisheit der weise sein wird oder ein Narr? Und
bei mir. doch wird er über all das Macht bekom-
10 Und ich versagte meinen Augen nichts men, was ich mit Mühe und Weisheit er-
von allem, was sie begehrten; ich hielt arbeitet habe unter der Sonne. Auch das
mein Herz von keiner Freude zurück; ist nichtig!
denn mein Herz schöpfte Freude aus all 20 Da wandte ich mich ab und überließ
meiner Mühe, und das war mein Teil von mein Herz der Verzweiflung über all die
aller meiner Mühe. 11 Als ich mich aber Mühe, womit ich mich abgemüht hatte
umsah nach all meinen Werken, die mei- unter der Sonne. 21 Denn das Vermögen,
ne Hände gemacht hatten, und nach der das einer sich erworben hat mit Weisheit,
Mühe, die ich mir gegeben hatte, um sie Verstand und Geschick, das muß er ei-
zu vollbringen, siehe, da war alles nichtig nem anderen als Erbteil abgeben, der
und ein Haschen nach Wind, und nichts sich nicht darum bemüht hat. Auch das
Bleibendes unter der Sonne! ist nichtig und ein großes Unglück!
22 Denn was hat der Mensch von all sei-
Der Tod rafft den Weisen ner Mühe und dem Trachten seines Her-
und den Toren dahin zens, womit er sich abmüht unter der
Ps 49,7-21 Sonne? 23 Denn er plagt sich jeden Tag
12 Und ich wandte mich zur Betrachtung mit Kummer und Ärger; sogar in der
der Weisheit, der Tollheit und der Torheit. Nacht hat sein Herz keine Ruhe. Auch das
Denn was wird der Mensch tun, der nach ist nichtig!
dem König kommt? Das, was man längst 24 Ist es dann nicht besser für den Men-
getan hat! 13 Und ich habe eingesehen, schen, daß er esse und trinke und seine
daß die Weisheit einen so großen Vorzug Seele Gutes genießen lasse in seiner Müh-
vor der Torheit hat wie das Licht vor der sal? Doch habe ich gesehen, daß auch das
Finsternis. 14 Der Weise hat seine Augen von der Hand Gottes abhängt. 25 Denn:
im Kopf; der Tor aber wandelt in der Fin- »Wer kann essen und wer kann genießen
sternis. Zugleich erkannte ich jedoch, ohne mich?« 26 Denn dem Menschen, der
daß ihnen allen das gleiche Geschick wi- vor Ihm wohlgefällig ist, gibt Er Weisheit
derfährt. und Erkenntnis und Freude; aber dem
15 Da sprach ich in meinem Herzen: Sünder gibt er die Plage, zu sammeln und
Wenn mir doch das gleiche Geschick wi- zusammenzuscharren, um es dem abzu-
derfährt wie dem Toren, warum bin ich geben, der Gott wohlgefällig ist. Auch das
denn so überaus weise geworden? Und ist nichtig und ein Haschen nach Wind.
ich sprach in meinem Herzen: Auch das
ist nichtig! 16 Denn dem Weisen wird Alles hat seine Zeit
Pred 8,5-8.15-17
ebensowenig wie dem Toren ein ewiges
Andenken zuteil, weil in den künftigen Alles hat seine bestimmte Stunde,
Tagen längst alles vergessen sein wird. und jedes Vorhaben unter dem
Und wie stirbt doch der Weise samt dem Himmel hat seine Zeit:
Toren dahin! 2 Geborenwerden hat seine Zeit,
PREDIGER 3.4 709
und Sterben hat seine Zeit; Gott hat es so gemacht, damit man ihn
Pflanzen hat seine Zeit, fürchte. 15 Was da ist, das ist schon vor
und das Gepflanzte ausreißen hat seine Zeiten gewesen, und auch was sein wird,
Zeit; ist schon vor Zeiten gewesen; und Gott
3 Töten hat seine Zeit, sucht das Vergangene wieder hervor.
und Heilen hat seine Zeit;
Zerstören hat seine Zeit, Gott erinnert den Menschen an seine
und Bauen hat seine Zeit; Vergänglichkeit
4 Weinen hat seine Zeit, 16 Und weiter sah ich unter der Sonne: An
und Lachen hat seine Zeit; der Stätte des Gerichts, da herrschte Un-
Klagen hat seine Zeit, gerechtigkeit; ja, Ungerechtigkeit herrsch-
und Tanzen hat seine Zeit; te an der Stätte des Rechts. 17 Da sprach
5 Steine schleudern hat seine Zeit, ich in meinem Herzen: Gott wird den Ge-
und Steine sammeln hat seine Zeit; rechten wie den Gottlosen richten; denn
Umarmen hat seine Zeit, er hat dort eine Zeit bestimmt für jedes
und sich der Umarmung enthalten hat Vorhaben und für jedes Werk!
auch seine Zeit; 18 Ich sprach in meinem Herzen: Es ge-
6 Suchen hat seine Zeit, schieht wegen der Menschenkinder, damit
und Verlieren hat seine Zeit; Gott sie prüfe und damit sie einsehen, daß
Aufbewahren hat seine Zeit, sie an und für sich [wie das] Vieh sind.
und Wegwerfen hat seine Zeit; 19 Denn das Geschick der Menschenkinder
7 Zerreißen hat seine Zeit, und das Geschick des Viehs ist ein und das-
und Flicken hat seine Zeit; selbe: die einen sterben so gut wie die ande-
Schweigen hat seine Zeit, ren, und sie haben alle denselben Odemb,
und Reden hat seine Zeit; und der Mensch hat dem Vieh nichts vor-
8 Lieben hat seine Zeit, aus; denn es ist alles nichtig. 20 Alle gehen
und Hassen hat seine Zeit; an denselben Ort: alles ist aus dem Staub
Krieg hat seine Zeit, geworden, und alles kehrt auch wieder zum
und Frieden hat seine Zeit. Staub zurück. 21 Wer weiß, ob der Geist des
9 Was bleibt nun dem Schaffenden von Menschen aufwärts steigt, der Geist des
dem, womit er sich abmüht?a 10 Ich habe Viehs aber abwärts zur Erde fährt?
das mühselige Geschäft gesehen, das 22 So sah ich denn, daß es nichts Besseres
Gott den Menschenkindern gegeben hat, gibt, als daß der Mensch sich freue an
damit sie sich damit abplagen. 11 Er hat seinen Werken; denn das ist sein Teil!
alles vortrefflich gemacht zu seiner Zeit, Denn wer will ihn dahin bringen, daß er
auch die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz Einsicht in das gewinnt, was nach ihm
gelegt — nur daß der Mensch das Werk, sein wird?
das Gott getan hat, nicht von Anfang bis
zu Ende ergründen kann. 12 Ich habe er- Die Nichtigkeit des menschlichen Mühens
kannt, daß es nichts Besseres unter ihnen Und so wandte ich mich um und sah
gibt, als sich zu freuen und Gutes zu ge- alle Bedrückungen, die verübt werden
nießen in seinem Leben; 13 doch wenn unter der Sonne; und siehe, da flossen
irgend ein Mensch ißt und trinkt und Tränen von Unterdrückten, die keinen
Gutes genießt bei all seiner Mühe, so ist Tröster hatten; und weil die Hand ihrer
das auch eine Gabe Gottes. Unterdrücker so stark war, konnte sie
14 Ich habe erkannt, daß alles, was Gott niemand trösten. 2 Da pries ich die To-
tut, für ewig ist; man kann nichts hinzufü- ten, die längst gestorben sind, glücklicher
gen und nichts davon wegnehmen; und als die Lebenden, die jetzt noch am Le-

a (3,9) d.h. was bleibt letzten Endes, in der Schlußbilanz, b (3,19) od. Lebensatem.
an Gewinn und bleibendem Wert übrig?
710 PREDIGER 4.5
ben sind. 3 Aber besser als beide ist der um zu hören, ist besser, als wenn die Toren
daran, der noch nicht geboren ist, weil er Opfer bringen; denn sie haben keine Er-
das böse Treiben, das unter der Sonne kenntnis, darum tun sie Böses. 1 Übereile
geschieht, gar nicht gesehen hat. dich nicht mit deinem Mund, und laß dein
4 Ich sah auch, daß alle Mühe und alles Herz keine unbesonnenen Worte vor Gott
Gelingen im Geschäft nur den Neid des aussprechen; denn Gott ist im Himmel,
einen gegen den anderen weckt. Auch und du bist auf der Erde; darum sollst du
das ist nichtig und ein Haschen nach nicht viele Worte machen! 2 Denn Träume
Wind! 5 Der Tor faltet seine Hände und kommen von viel Geschäftigkeit, und
verzehrt sein eigenes Fleisch. 6 Besser ei- dummes Geschwätz vom vielen Reden.
ne Handvoll Ruhe, als beide Fäuste voll 3 Wenn du Gott ein Gelübde ablegst, so
Mühsal und Haschen nach Wind. versäume nicht, es zu erfüllen; denn er hat
7 Und ich wandte mich um und sah Nich- kein Wohlgefallen an den Toren; was du
tigkeit unter der Sonne: 8 Da steht einer gelobt hast, das sollst du auch erfüllen! 4 Es
ganz allein, hat weder Sohn noch Bruder, ist besser, daß du nichts gelobst, als daß du
und doch hat all seine Arbeit kein Ende, etwas gelobst und es nicht erfüllst. 5 Laß
und er sieht nie Reichtum genug. Für wen dich durch deinen Mund nicht zur Sünde
mühe ich mich denn ab und enthalte verführen, und sage nicht vor dem Boten:
meiner Seele das Beste vor? Auch das ist »Es war ein Versehen!« Warum soll Gott
nichtig und eine üble Mühe. über deine Äußerung erzürnen und das
9 Es ist besser, daß man zu zweit ist als al- Werk deiner Hände verderben? 6 Denn wo
lein, denn die beiden haben einen guten man viel träumt, da werden auch viel nich-
Lohn für ihre Mühe. 10 Denn wenn sie fal- tige Worte gemacht. Du aber fürchte Gott!
len, so hilft der eine dem anderen auf; wehe 7 Wenn du Unterdrückung des Armen im
aber dem, der allein ist, wenn er fällt und Land siehst und Beraubung im Namen
kein zweiter da ist, um ihn aufzurichten! von Recht und Gerechtigkeit, so wundere
11 Auch wenn zwei beieinander liegen, so dich nicht darüber. Denn über dem Ho-
wärmen sie sich gegenseitig; aber wie soll hen lauert noch ein Höherer und über
einer warm werden, wenn er allein ist? ihnen noch Höhere; 8 doch ein Vorteil für
12 Und wenn man den einen angreift, so ein Land ist bei alledem ein König, der
können die beiden Widerstand leisten; und dem Ackerbau dient.
eine dreifache Schnur wird nicht so bald
zerrissen. Reichtum bringt keine Sicherheit
1Tim 6,6-10.17
13 Ein armer, aber weiser junger Mann ist
besser als ein alter, törichter König, der 9 Wer Geld liebt, bekommt vom Geld
sich nicht mehr warnen läßt. 14 Denn aus nicht genug, und wer Reichtum liebt,
dem Gefängnis ist er hervorgegangen, um nicht vom Gewinn. Auch das ist nichtig!
zu herrschen, obschon er im Königreich 10 Wo viele Güter sind, da sind auch viele,
jenes [anderen] arm geboren wurde. 15 Ich die davon zehren, und was hat ihr Besit-
sah alle Lebenden, die unter der Sonne zer mehr davon als eine Augenweide?
wandeln, auf der Seite des jungen Man- 11 Süß ist der Schlaf des Arbeiters, ob er
nes, des zweiten, der an die Stelle jenes nun wenig oder viel ißt; aber den Reichen
[anderen] treten sollte. 16 All das Volk, vor läßt seine Übersättigung nicht schlafen.
dem er herging, nahm keine Ende; den- 12 Es gibt ein böses Übel, das ich gesehen
noch werden die Nachkommen sich nicht habe unter der Sonne: Reichtum, der von
an ihm freuen. Denn auch das ist nichtig seinem Besitzer zu seinem Schaden auf-
und ein Haschen nach Wind! bewahrt wird. 13 Geht solcher Reichtum
durch einen Unglücksfall verloren und
Die Furcht Gottes im Alltagsleben hat der Betreffende einen Sohn gezeugt,
[4,17] Bewahre deinen Fuß, wenn du so bleibt diesem gar nichts in der Hand.
zum Haus Gottes gehst! Sich nahen, 14 So nackt, wie er aus dem Leib seiner
PREDIGER 5.6.7 711
Mutter gekommen ist, geht er wieder da- 7 Alle Arbeit des Menschen ist für seinen
hin, und er kann gar nichts für seine Mü- Mund; die Seele aber wird nicht gesättigt!
he mitnehmen, das er in seiner Hand da- 8 Denn was hat der Weise vor dem Toren
vontragen könnte. voraus, was der Demütige, der weiß, wie
15 Das ist auch ein böses Übel, daß er gera- man vor den Lebenden wandeln soll?
de so, wie er gekommen ist, wieder gehen 9 Besser das, was wir mit den Augen an-
muß; und was bleibt ihm davon, daß er schauen, als das, wonach die Seele umher-
sich um Wind abgemüht hat? 16 Dazu muß schweift. Auch das ist nichtig und Haschen
er alle seine Tage [sein Brot] in Finsternis nach Wind. 10 Was immer entstanden ist,
essen und hat viel Ärger, Leiden und Zorn. längst wurde es mit Namen genannt! Und
17 Siehe, was ich für gut und für schön an- es ist bekannt, was ein Mensch ist: er kann
sehe, ist das, daß einer esse und trinke und nicht rechten mit dem, der mächtiger ist
Gutes genieße bei all seiner Arbeit, womit als er; 11 denn wenn er auch viele Worte
er sich abmüht unter der Sonne alle Tage macht, so sind sie doch ganz nichtig; was
seines Lebens, die Gott ihm gibt; denn das hat der Mensch davon?
ist sein Teil. 18 Auch wenn Gott irgend ei- 12 Denn wer weiß, was für den Menschen
nem Menschen Reichtum und Schätze gut ist im Leben, während der gezählten
gibt und ihm gestattet, davon zu genießen Tage seines nichtigen Lebens, die er wie
und sein Teil zu nehmen und sich zu freu- ein Schatten verbringt? Wer will dem
en in seiner Mühe, so ist das eine Gabe Menschen sagen, was nach ihm sein wird
Gottes. 19 Denn er denkt nicht viel an [die unter der Sonne?
Kürze] seiner Lebenstage, weil Gott ihm
die Freude seines Herzens gewährt. Lob der Weisheit und der Besonnenheit
Ein guter Name ist besser als wohlrie-
Die Unbeständigkeit und Leere des chendes Salböl, und der Tag des Todes
menschlichen Daseins unter der Sonne [ist besser] als der Tag der Geburt. 2 Bes-
Pred 2,21-26; 5,9-11; Ps 39,7
ser, man geht in das Haus der Trauer als
Es gibt ein Übel, das ich gesehen habe in das Haus des Festgelages; denn dort
unter der Sonne, und schwer lastet es ist das Ende aller Menschen, und der Le-
auf den Menschen: 2 Wenn Gott einem bendige nimmt es zu Herzen. 3 Kummer
Menschen Reichtum, Schätze und Ehre ist besser als Lachen; denn wenn das An-
gibt, so daß ihm gar nichts fehlt, wonach gesicht traurig ist, so wird das Herz ge-
seine Seele begehrt, wenn ihm Gott aber bessert. 4 Das Herz der Weisen ist im
nicht gestattet, davon zu genießen, son- Haus der Trauer; aber das Herz der Nar-
dern ein Fremder bekommt es zu genie- ren im Haus der Lustigkeit. 5 Es ist besser,
ßen, so ist das nichtig und ein schweres auf den Tadel des Weisen zu hören, als
Leid! dem Gesang der Narren zu lauschen!
3 Wenn ein Mann hundert Kinder zeugte 6 Denn das Lachen des Narren ist wie das
und viele Jahre lebte — so groß auch die Knistern der Dornen unter dem Topf;
Zahl seiner Lebenstage würde, wenn sei- auch das ist nichtig!
ne Seele nicht gesättigt wird von dem 7 Denn Bedrückung bringt den Weisen
Guten, und ihm kein Begräbnis zuteil zur Tollheit, und das Bestechungsge-
wird, so sage ich: Eine Fehlgeburt ist schenk verderbt das Herz.
glücklicher als er! 4 Denn sie kam in Nich- 8 Der Ausgang einer Sache ist besser als
tigkeit und ging im Dunkel dahin, und ihr ihr Anfang; besser ein Langmütiger als
Name ist im Dunkel geblieben; 5 auch ein Hochmütiger. 9 Laß dich nicht schnell
hat sie die Sonne nie gesehen noch ge- zum Ärger reizen; denn der Ärger wohnt
kannt; ihr ist wohler als jenem! 6 Und in der Brust der Toren. 10 Sprich nicht:
wenn er auch zweitausend Jahre lebte »Wie kommt es, daß die früheren Tage
und [dabei] nichts Gutes sähe — geht besser waren als diese?« Denn nicht aus
denn nicht alles dahin an denselben Ort? Weisheit fragst du so!
712 PREDIGER 7.8
11 Weisheit ist so gut wie ein Erbbesitz ist eine Frau, die Fangnetzen gleicht, de-
und ein Vorteil für die, welche die Sonne ren Herz ein Fallstrick ist und deren Hän-
sehen. 12 Denn die Weisheit gewährt de Fesseln sind; wer Gott wohlgefällig ist,
Schutz, und auch das Geld gewährt wird ihr entkommen, aber der Sünder
Schutz; aber der Vorzug der Erkenntnis wird von ihr gefangen.
ist der, daß die Weisheit ihrem Besitzer 27 Siehe, das habe ich herausgefunden,
Leben gibt. 13 Betrachte das Werk Gottes! spricht der Prediger, indem ich eins ums
Wer kann gerade machen, was er ge- andere prüfte, um zum Endergebnis zu
krümmt hat? 14 Am guten Tag sei guter kommen. 28 Was aber meine Seele noch
Dinge, und am bösen Tag bedenke: Auch immer sucht, habe ich nicht gefunden;
diesen hat Gott gemacht gleichwie jenen einen Mann habe ich unter tausend ge-
— wie ja der Mensch auch gar nicht her- funden; aber eine Frau habe ich unter
ausfinden kann, was nach ihm kommt. diesen allen nicht gefunden! 29 Allein,
15 Dies alles habe ich gesehen in den Ta- siehe, das habe ich gefunden, daß Gott
gen meiner Nichtigkeit: Da ist ein Gerech- den Menschen aufrichtig geschaffen hat;
ter, der umkommt in seiner Gerechtigkeit, sie aber suchen viele arglistige Machen-
und dort ist ein Gottloser, der lange lebt in schaften.
seiner Bosheit. 16 Sei nicht allzu gerecht
und erzeige dich nicht übermäßig weise! Demut und Gottesfurcht
Warum willst du dich selbst verderben? in der Lebensführung
17 Sei aber auch nicht allzu gesetzlos und Wer ist wie der Weise, und wer ver-
sei kein Narr! Warum willst du vor deiner steht die Deutung der Worte? Die
Zeit sterben? 18 Es ist am besten, du hältst Weisheit eines Menschen erleuchtet sein
das eine fest und läßt auch das andere Angesicht, und die Härte seiner Gesichts-
nicht aus der Hand; denn wer Gott fürch- züge wird verwandelt.
tet, der entgeht dem allem. 2 Ich [sage]: Befolge den Befehl des Kö-
19 Die Weisheit macht den Weisen stärker nigs, und zwar wegen des vor Gott gelei-
als zehn Mächtige, die in der Stadt sind. steten Eides! 3 Laß dich nicht von seinem
20 Weil kein Mensch auf Erden so gerecht Angesicht verscheuchen und vertritt kei-
ist, daß er Gutes tut, ohne zu sündigen, ne schlechte Sache; denn er tut alles, was
21 so höre auch nicht auf alle Worte, die er will. 4 Denn das Wort des Königs ist
man dir hinterbringt, und nimm sie nicht mächtig, und wer darf zu ihm sagen: Was
zu Herzen, damit du nicht deinen eige- machst du?
nen Knecht dir fluchen hörst! 22 Denn 5 Wer das Gebot bewahrt, der will nichts
wie oft — das weiß dein Herz — hast auch von einer bösen Sache wissen, und das
du anderen geflucht! Herz des Weisen weiß um Zeit und
Gericht. 6 Denn für jedes Vorhaben gibt
Die wahre Weisheit es eine Zeit und ein Gericht; denn das
ist auf Erden nicht zu finden Böse des Menschen lastet schwer auf
23 Dies alles habe ich mit Weisheit ge- ihm. 7 Denn er weiß nicht, was gesche-
prüft. Ich sprach: Ich will weise werden! hen wird; und wer sagt ihm, wie es ge-
Aber sie blieb fern von mir. 24 Wie weit schehen wird? 8 Kein Mensch hat Macht
entfernt ist das, was geschehen ist, und über den Wind, daß er den Wind zurück-
tief, ja, tief verborgen! Wer will es ausfin- halten könnte; so gebietet auch keiner
dig machen? 25 Ich wandte mich dazu, über den Tag des Todes; auch gibt es im
und mein Herz war dabei, zu erkennen Krieg keine Entlassung, und der Frevel
und zu erforschen und zu fragen nach rettet den nicht, der ihn verübt.
Weisheit und dem Endergebnis, aber 9 Dies alles habe ich gesehen und mein
auch kennenzulernen, wie dumm die Herz all dem Treiben gewidmet, das ge-
Gottlosigkeit und wie unsinnig die Narr- schieht unter der Sonne, in einer Zeit, da
heit ist. 26 Da fand ich: Bitterer als der Tod ein Mensch über den anderen herrscht
PREDIGER 8.9 713
zu seinem Schaden. 10 Ich sah dann tes sind. Der Mensch weiß weder um
auch, wie Gottlose begraben wurden und Liebe noch um Haß [im voraus]; es liegt
[zur Ruhe] eingingen, während solche, alles [verborgen] vor ihnen. 2 Alles [ge-
die recht gehandelt hatten, den heiligen schieht] gleicherweise allen. Es kann dem
Ort verlassen mußten und vergessen Gerechten dasselbe begegnen wie dem
wurden in der Stadt; auch das ist nichtig! Gottlosen, dem Guten und Reinen wie
11 Weil der Richterspruch über die böse Tat dem Unreinen, dem, der Opfer darbringt,
nicht rasch vollzogen wird, darum ist das wie dem, der keine Opfer darbringt; dem
Herz der Menschenkinder davon erfüllt, Guten wie dem Sünder, dem, der schwört,
Böses zu tun. 12 Wenn auch ein Sünder wie dem, der sich vor dem Eid fürchtet.
hundertmal Böses tut und lange lebt, so 3 Das ist das Schlimme bei allem, was
weiß ich doch, daß es denen gut gehen unter der Sonne geschieht, daß allen das-
wird, die Gott fürchten, die sich scheuen selbe begegnet; daher wird auch das Herz
vor seinem Angesicht. 13 Aber dem Gottlo- der Menschen voll Bosheit, und Tollheit
sen wird es nicht gut ergehen, und er wird, ist in ihren Herzen ihr Leben lang, und
dem Schatten gleich, seine Tage nicht ver- danach geht es zu den Toten! 4 Denn für
längern, weil er Gott nicht fürchtet! jeden, der noch zu den Lebenden gehört,
14 Es ist eine Nichtigkeit, die auf Erden gibt es Hoffnung; denn ein lebendiger
geschieht, daß es Gerechte gibt, denen es Hund ist besser daran als ein toter Löwe.
nach dem Tun der Gottlosen ergeht,a und 5 Denn die Lebendigen wissen, daß sie
Gottlose, denen es nach dem Tun der sterben müssen; aber die Toten wissen
Gerechten ergeht. Ich habe gesagt, daß gar nichts, und es wird ihnen auch keine
auch das nichtig ist. 15 Darum habe ich Belohnung mehr zuteil; denn man denkt
die Freude gepriesen, weil es für den nicht mehr an sie. 6 Ihre Liebe und ihr
Menschen nichts Besseres gibt unter der Haß wie auch ihr Eifer sind längst vergan-
Sonne, als zu essen und zu trinken und gen, und sie haben auf ewig keinen Anteil
fröhlich zu sein, daß ihn das begleiten mehr an allem, was unter der Sonne ge-
soll bei seiner Mühe alle Tage seines Le- schieht.
bens, die Gott ihm gibt unter der Sonne. 7 So geh nun hin, iß mit Freuden dein
16 Als ich mein Herz darauf richtete, die Brot und trinke deinen Wein mit fröhli-
Weisheit zu erlernen und das geschäftige chem Herzen, denn Gott hat dein Tun
Treiben zu betrachten, das sich auf Erden längst gebilligt! 8 Laß deine Kleider alle-
abspielt, so daß einer seinen Augen we- zeit weiß sein, und laß das Öl nicht fehlen
der bei Tag noch bei Nacht Schlaf gönnt auf deinem Haupt! 9 Genieße das Leben
— 17 da sah ich an dem ganzen Werk mit der Frau, die du liebst, alle Tage dei-
Gottes, daß der Mensch das Werk nicht nes nichtigen Lebens, das er dir unter der
ergründen kann, das geschieht unter der Sonne gegeben hat, alle deine nichtigen
Sonne; obwohl der Mensch sich Mühe Tage hindurch; denn das ist dein Anteil in
gibt, es zu erforschen, so kann er es nicht [diesem] Leben und in der Mühe, womit
ergründen; und wenn auch der Weise du dich abmühst unter der Sonne. 10 Al-
behauptet, er verstehe es, so kann er es les, was deine Hand zu tun vorfindet, das
dennoch nicht ergründen. tue mit deiner ganzen Kraft; denn im To-
tenreich, in das du gehst, gibt es kein
Der Mensch hat sein Geschick Wirken mehr und kein Planen, keine Wis-
nicht in der Hand senschaft und keine Weisheit!
Dies alles habe ich mir zu Herzen ge- 11 Und ich wandte mich um und sah un-
nommen, und dies habe ich zu erken- ter der Sonne, daß nicht die Schnellen
nen gesucht, daß die Gerechten und die den Wettlauf gewinnen, noch die Starken
Weisen und ihre Werke in der Hand Got- die Schlacht, daß nicht die Weisen das

a (8,14) d.h. sie werden von Gott mit Züchtigungen heimgesucht, als hätten sie dasselbe getan wie die Gottlosen.
714 PREDIGER 9.10.11
Brot erlangen, auch nicht die Verständi- und wer eine Mauer einreißt, den wird
gen den Reichtum, noch die Erfahrenen eine Schlange beißen. 9 Wer Steine bricht,
Gunst, denn sie sind alle von Zeit und verwundet sich daran, und wer Holz spal-
Umständen abhängig. 12 Denn auch der tet, bringt sich in Gefahr.
Mensch kennt seine Zeit nicht, so wenig 10 Wenn eine Axt stumpf ist und man die
wie die Fische, die mit dem tödlichen Klingen nicht schleift, so muß man um so
Netz gefangen werden, und wie die Vögel, mehr Kraft anwenden; aber durch Weis-
die man mit der Schlinge fängt; gleich heit kommt man zum Gelingen. 11 Wenn
diesen werden auch die Menschenkinder die Schlange beißt, ehe man sie be-
gefangen zur Zeit des Unheils, wenn es schworen hat, so hat der Beschwörer
plötzlich über sie kommt. keinen Nutzen von seiner Kunst. 12 Die
13 Auch das habe ich als Weisheit angese- Worte aus dem Mund eines Weisen sind
hen unter der Sonne, und sie schien mir anmutig, aber die Lippen eines Toren
groß: 14 Gegen eine kleine Stadt, in der verschlingen ihn selbst; 13 der Anfang der
wenig Männer waren, kam ein großer Worte aus seinem Mund ist Dummheit,
König und belagerte sie und baute große und das Ende seiner Rede die schlimmste
Belagerungstürme gegen sie. 15 Da fand Tollheit. 14 Auch macht der Tor viele Wor-
sich in derselben [Stadt] ein armer, aber te, obgleich kein Mensch weiß, was ge-
weiser Mann, der rettete die Stadt durch schehen ist; und was nach ihm sein wird,
seine Weisheit, und doch gedachte kein wer kann es ihm sagen? 15 Die Mühe, die
Mensch an diesen armen Mann. 16 Da der Tor sich gibt, ermüdet ihn; dabei fin-
sprach ich: Weisheit ist besser als Stärke; det er nicht einmal den Weg in die Stadt.
aber die Weisheit des Armen ist verachtet, 16 Wehe dir, du Land, dessen König ein
und man hört nicht auf seine Worte! Knabe ist und dessen Fürsten schon am
17 Die Worte der Weisen, die man in Ruhe Morgen [üppig] speisen! 17 Wohl dir, du
hört, sind besser als das Schreien eines Land, dessen König ein Sohn der Edlen ist
Herrschers unter den Narren. 18 Weisheit und dessen Fürsten zu rechter Zeit spei-
ist besser als Kriegsgerät; aber ein einzi- sen, als Männer und nicht als Zecher.
ger Sünder verdirbt viel Gutes. 18 Durch Faulheit senkt sich das Gebälk,
und durch lässige Hände tropft das
Warnung vor der menschlichen Torheit Hausdach. 19 Zum Vergnügen bereitet
Tote Fliegen bewirken, daß das Öl man Mahlzeiten, und der Wein erfreut
des Salbenbereiters stinkt und ver- die Lebendigen, und das Geld gewährt
dirbt; ein wenig Torheit wiegt schwerer als alles. 20 Fluche dem König nicht einmal
Weisheit und Ehre! 2 Der Weise trägt sein in deinen Gedanken, und verwünsche
Herz auf dem rechten Fleck, der Narr hat den Reichen auch nicht in deiner Schlaf-
es am unrechten Ort. 3 Auf welchem Weg kammer; denn die Vögel des Himmels
der Narr auch gehen mag, es fehlt ihm tragen den Laut davon, und ein geflügel-
überall an Verstand, und er sagt jeder- ter [Bote] verkündet das Wort.
mann, daß er ein Tor ist. 4 Wenn der Un-
mut des Herrschers gegen dich aufsteigt, Fleiß und Umsicht in der Arbeit
so verlasse deinen Posten nicht; denn Sende dein Brot übers Wasser, so
Gelassenheit verhütet große Sünden. wirst du es nach langer Zeit wieder-
5 Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne finden; 2 verteile es an sieben und an acht,
sah; es gleicht einem Mißgriff, der von ei- denn du weißt nicht, was Schlimmes auf
nem Machthaber begangen wurde: 6 Die Erden geschehen wird! 3 Wenn die Wolken
Torheit wird auf große Höhen gestellt, mit Regen erfüllt sind, so ergießen sie sich
und Reiche müssen unten sitzen; 7 ich auf die Erde. Und wenn ein Baum fällt, ob
sah Knechte auf Pferden, und Fürsten nach Süden oder nach Norden — an dem
gingen wie Knechte zu Fuß. Ort, wo der Baum fällt, da bleibt er liegen.
8 Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; 4 Wer auf den Wind achtet, der sät nicht,
PREDIGER 11.12 715
und wer auf die Wolken sieht, der erntet wenn trübe werden, die aus dem Fenster
nicht. 5 Gleichwie du nicht weißt, was der schauen; b
Weg des Windes ist, noch wie die Gebeine 4 wenn die Türen zur Straße hin geschlos-
im Bauch der Schwangeren bereitet wer- sen werden und das Klappern der Mühle
den, so kennst du auch das Werk Gottes leiser wird, wenn man aufsteht beim Vo-
nicht, der alles wirkt. 6 Am Morgen säe gelgezwitscher und gedämpft werden die
deinen Samen, und am Abend laß deine Töchter des Gesangs;c
Hand nicht ruhen; denn du weißt nicht, 5 wenn man sich auch vor jeder Anhöhe
ob dieses oder jenes gedeihen wird, oder fürchtet und Schrecknisse auf dem Weg
ob beides zugleich gut wird. sieht; wenn der Mandelbaum blüht und
die Heuschrecke sich mühsam fortschleppt
Weise Lebensfreude in Gottesfurcht und die Kaper versagtd — denn der Mensch
7 Süß ist das Licht, und gut ist’s für die geht in sein ewiges Haus, und die Trauern-
Augen, die Sonne zu sehen! 8 Denn wenn den gehen auf der Gasse umher —;
der Mensch auch viele Jahre lebt, so soll 6 ehe die silberne Schnur zerreißt und die
er sich in ihnen allen freuen und soll an goldene Schale zerspringt und der Krug an
die Tage der Finsternis denken, daß es der Quelle zerbricht und das Schöpfrad
viele sein werden. Alles, was kommt, ist zerbrochen in den Brunnen stürzt,
Nichtigkeit! 7 und der Staub wieder zur Erde zurück-
9 Freue dich [nur] in deiner Jugend, jun- kehrt, wie er gewesen ist, und der Geist
ger Mann, und laß dein Herz fröhlich sein zurückkehrt zu Gott, der ihn gegeben hat.
in den Tagen deines Jugendalters; wandle 8 O Nichtigkeit der Nichtigkeiten! spricht
in den Wegen deines Herzens und nach der Prediger; alles ist nichtig!
dem, was deine Augen sehen – doch sollst
du [dabei] wissen, daß dir Gott über dies Die Summe der Weisheit:
alles sein Urteil sprechen wird! Gottesfurcht und Gehorsam
10 Entferne den Unmut aus deinem Her- 9 Und über das hinaus, daß der Prediger
zen und halte das Übel von deinem Leib weise war, lehrte er auch das Volk Erkennt-
fern, denn Jugend und dunkles Haar sind nis und erwog und erforschte und verfaß-
nichtig! te viele Sprüche. 10 Der Prediger suchte
gefällige Worte zu finden und die Worte
Die richtige Zeit, der Wahrheit richtig aufzuzeichnen.
an den Schöpfer zu denken 11 Die Worte der Weisen sind wie Treiber-
Und gedenke an deinen Schöpfer stacheln, und wie eingeschlagene Nägel die
in den Tagen deiner Jugend, ehe die gesammelten [Aussprüche]; sie sind von
bösen Tage kommen und die Jahre her- einem einzigen Hirten gegeben. 12 Und
annahen, von denen du sagen wirst: »Sie über diese hinaus, laß dich warnen, mein
gefallen mir nicht«; Sohn! Des vielen Büchermachens ist kein
2 ehe die Sonne und das Licht, der Mond Ende, und viel Studieren ermüdet den Leib.
und die Sterne sich verfinstern und die 13 Laßt uns die Summe aller Lehre hören:
Wolken nach dem Regen wiederkehren;a Fürchte Gott und halte seine Gebote;
3 zu der Zeit, wenn die Hüter des Hauses denn das macht den ganzen Menschen
zittern und die Starken sich krümmen und aus. 14 Denn Gott wird jedes Werk vor ein
die Müllerinnen aufhören zu arbeiten, Gericht bringen, samt allem Verborge-
weil sie zu wenige geworden sind, und nen, es sei gut oder böse.

a (12,2) Bilder für die trüben Stimmungen des Alters. Gehörs, für Schlaflosigkeit und Versagen der Stimme.
b (12,3) Bilder des körperlichen Verfalls: Hände (oder d (12,5) d.h. der alte Mensch wird schwächer und furcht-
Arme), Beine, Zähne und Augen versagen allmählich samer, wenn er unterwegs ist und bewegt sich nicht mehr
den Dienst. so gut fort wie in jungen Jahren; sein Haar wird weiß wie
c (12,4) ein bildhafter Ausdruck für das Versagen des der blühende Mandelbaum und sein Appetit läßt nach.
Das Hohelied

Die innige Liebe des Geliebten 9 Einer Stute am Wagen des Pharao
zu seiner Braut vergleiche ich dich, meine Freundin!
Das Lied der Lieder, 10 Deine Wangen sind lieblich in den
von Salomo. Kettchen,
dein Hals in den Perlenschnüren!
Sulamit: 11 Wir wollen dir goldene Kettchen
2 Er küsse mich mit den Küssen seines machen
Mundes! mit silbernen Punkten!
Denn deine Liebkosungen sind besser
als Wein. Sulamit:
3 Lieblich duften deine Salben; 12 Solange der König an seiner Tafel war,
dein Name ist wie ausgegossenes Salböl: gab meine Narde ihren Duft.
darum lieben dich die Jungfrauen! 13 Mein Geliebter ist mir ein
4 Zieh mich dir nach, so laufen wir! Myrrhenbüschel,
Der König hat mich in seine Gemächer das zwischen meinen Brüsten ruht.
gebracht; 14 Mein Geliebter ist mir wie ein Büschel
wir wollen jauchzen und uns freuen an dir, der Cyperblume
deine Liebkosungen preisen, mehr als in den Weinbergen von En-Gedi!
Wein;
mit Recht haben sie dich lieb! Salomo:
15 Siehe, du bist schön, meine Freundin,
5 Schwarz bin ich, aber lieblich, siehe, du bist schön;
ihr Töchter Jerusalems, deine Augen sind [wie] Tauben!
wie die Zelte Kedars,a
wie die Vorhänge Salomos.b Sulamit:
6 Seht mich nicht an, weil ich so 16 Siehe, du bist schön, mein Geliebter,
schwärzlich bin, und so lieblich!
weil die Sonne mich verbrannt hat! Ja, unser Lager ist grün.
Die Söhne meiner Mutter zürnten mir, 17 Zedern sind die Balken unseres
sie setzten mich zur Hüterin der Hauses,
Weinberge; Zypressen unsere Täfelung.
[doch] meinen eigenen Weinberg habe
ich nicht gehütet! Die Sehnsucht der Braut
7 Sage mir doch, du, den meine Seele liebt:
nach dem Geliebten
Wo weidest du? Wo hältst du Mittagsrast? Ich bin eine Narzisse von Saron,
Warum soll ich wie eine Verschleierte sein eine Lilie der Täler.
bei den Herden deiner Gefährten?
Salomo:
Salomo: 2 Wie eine Lilie unter den Dornen,
8 Ist es dir nicht bekannt, so ist meine Freundin unter den
du Schönste unter den Frauen, Töchtern!
so geh nur hinaus, den Spuren der
Schafe nach, Sulamit:
und weide deine Zicklein 3 Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen
bei den Wohnungen der Hirten! des Waldes,

a (1,5) Die Zeltdecken der Araber waren aus schwarzen b (1,5) Salomos kostbare Zeltbehänge waren bunt.
Ziegenhaaren.
DAS HOHELIED 2.3 717
so ist mein Geliebter unter den Söhnen! laß mich deine Gestalt sehen,
In seinem Schatten saß ich so gern, laß mich deine Stimme hören!
und seine Frucht war meinem Gaumen Denn deine Stimme ist süß,
süß. und lieblich ist deine Gestalt.«
4 Er führte mich ins Weinhaus, 15 Fangt uns die Füchse,
und die Liebe ist sein Banner über mir. die kleinen Füchse,
5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen, welche die Weinberge verderben;
erquickt mich mit Äpfeln; denn unsere Weinberge stehen in Blüte!
denn ich bin krank vor Liebe! 16 Mein Geliebter ist mein,
6 Er lege seine Linke unter mein Haupt und ich bin sein,
und umarme mich mit seiner Rechten! der unter den Lilien weidet.
17 Bis der Tag kühl wird
7 Ich beschwöre euch, ihr Töchter und die Schatten fliehen,
Jerusalems, kehre um, mein Geliebter,
bei den Gazellen oder den Hindinnena sei gleich der Gazelle
des Feldes: oder dem jungen Hirsch
Erregt und erweckt nicht die Liebe, auf den zerklüfteten Bergen!
bis es ihr gefällt!b
Die Suche der Braut -
8 Da ist die Stimme meines Geliebten!
Die Herrlichkeit des Geliebten
Siehe, er kommt! Auf meinem Lager in den Nächten
Er springt über die Berge, suchte ich ihn, den meine Seele liebt;
er hüpft über die Hügel! ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht.
9 Mein Geliebter gleicht einer Gazelle 2 »Ich will doch aufstehen und in der
oder dem jungen Hirsch. Stadt umherlaufen,
Siehe, da steht er auf den Straßen und Plätzen;
hinter unserer Mauer, ich will ihn suchen, den meine Seele
schaut zum Fenster hinein, liebt!«
blickt durchs Gitter. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht.
10 Mein Geliebter beginnt und spricht 3 Mich fanden die Wächter,
zu mir: welche die Runde machten in der Stadt:
Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele
»Mach dich auf, meine Freundin, liebt?
komm her, meine Schöne! 4 Kaum war ich an ihnen vorübergegangen,
11 Denn siehe, der Winter ist vorüber, da fand ich ihn, den meine Seele liebt.
der Regen hat sich auf und davon Ich hielt ihn fest und ließ ihn nicht mehr
gemacht; los,
12 die Blumen zeigen sich auf dem Land, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter
die Zeit des Singvogels ist da, gebracht hatte,
und die Stimme der Turteltauben ins Gemach derer, die mich empfangen
läßt sich hören in unserem Land; hat.
13 am Feigenbaum röten sich die
Frühfeigen, 5 Ich beschwöre euch, ihr Töchter
und die Reben verbreiten Blütenduft; Jerusalems,
komm, mach dich auf, meine Freundin; bei den Gazellen oder bei den
meine Schöne, komm doch! Hindinnen des Feldes:
14 Meine Taube in den Felsenklüften, Erregt und erweckt nicht die Liebe,
im Versteck der Felsenwand; bis es ihr gefällt!

a (2,7) poetische Bezeichnung für Hirschkühe. markiert die vier Teile des Hoheliedes (2,7; 3,5; 8,4).
b (2,7) Dieser Vers ist der Refrain des Hoheliedes und
718 DAS HOHELIED 3.4
Die Töchter Jerusalems: 5 Deine beiden Brüste gleichen jungen
6 Wer kommt da von der Wüste herauf? Gazellen,
Es sieht aus wie Rauchsäulen Gazellenzwillingen,
von brennendem Weihrauch und Myrrhe, die zwischen den Lilien weiden.
von allerlei Gewürzpulver der Krämer. 6 Bis der Tag kühl wird
7 Siehe da, Salomos Sänfte: und die Schatten fliehen,
sechzig Helden sind rings um sie her, will ich auf den Myrrhenberg gehen
von den Helden Israels! und auf den Weihrauchhügel!
8 Sie alle sind mit Schwertern bewaffnet, 7 Schön bist du, meine Freundin,
im Krieg geübt, in allem,
jeder hat sein Schwert an der Seite, und kein Makel ist an dir!
damit nichts zu fürchten sei während der 8 Komm mit mir vom Libanon,
Nacht. [meine] Braut,
9 Der König Salomo ließ sich eine Sänfte komm mit mir vom Libanon!
machen, Steig herab vom Gipfel des Amana,
aus dem Holz des Libanon. vom Gipfel des Schenir und des Hermon,
10 Ihre Säulen ließ er aus Silber machen, von den Lagerstätten der Löwen,
ihre Lehne aus Gold, von den Bergen der Leoparden!
ihren Sitz aus Purpur, 9 Du hast mir das Herz geraubt,
das Innere wurde mit Liebe ausgestattet meine Schwester, [meine] Braut;
von den Töchtern Jerusalems. mit einem einzigen deiner Blicke
11 Kommt heraus, ihr Töchter Zions, und hast du mir das Herz geraubt,
betrachtet mit einem einzigen Kettchen von
den König Salomo mit dem Kranz, deinem Halsschmuck!
mit dem seine Mutter ihn bekränzt hat 10 Wie schön sind deine Liebkosungen,
an seinem Hochzeitstag, meine Schwester, [meine] Braut;
am Tag der Freude seines Herzens! wie viel besser sind deine Liebkosungen
als Wein,
Die Vorzüge der Braut und der Duft deiner Salben
Salomo: als alle Wohlgerüche!
11 Honigseim träufeln deine Lippen,
Siehe, du bist schön, meine Freundin, o Braut,
siehe, du bist schön; Honig und Milch sind unter deiner Zunge,
deine Augen sind [wie] Tauben und der Duft deiner Kleider
hinter deinem Schleier; ist wie der Duft des Libanon!
dein Haar gleicht der Ziegenherde, 12 Ein verschlossener Garten
die vom Bergland Gilead herabwallt. ist meine Schwester, [meine] Braut;
2 Deine Zähne gleichen einer Herde ein verschlossener Born,
frischgeschorener Schafe, eine versiegelte Quelle.
die von der Schwemme kommen, 13 Deine Schößlinge sind ein Lustgarten
die allesamt Zwillinge tragen, von Granatbäumen
und von denen keines unfruchtbar ist. mit herrlicher Frucht,
3 Deine Lippen sind wie eine Karmesin- Cyperblumen mit Narden;
schnur, 14 Narden und Safran,
und dein Mund ist lieblich; Kalmus und Zimt,
wie Granatäpfelhälften sind deine Schläfen samt allerlei Weihrauchgehölz,
hinter deinem Schleier. Myrrhe und Aloe
4 Dein Hals gleicht dem Turm Davids, und den edelsten Gewürzen;
zum Arsenal erbaut, 15 eine Gartenquelle,
mit tausend Schildern behängt, ein Brunnen lebendigen Wassers,
allen Schilden der Helden. und Bäche, die vom Libanon fließen!
DAS HOHELIED 5.6 719
Sulamit: zurückgezogen, war fortgegangen.
16 Erwache, du Nordwind, Meine Seele ging hinaus, auf sein Wort;
und komm, du Südwind, ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht;
durchwehe meinen Garten, ich rief ihm, aber er antwortete mir
daß sein Balsam träufle! nicht.
Mein Geliebter komme in seinen Garten 7 Es fanden mich die Wächter,
und esse seine herrliche Frucht! welche die Runde machen in der Stadt;
die schlugen mich wund,
Die Braut auf der Suche nach dem Geliebten sie nahmen mir meinen Schleier weg,
Salomo: die Wächter auf der Mauer.
8 Ich beschwöre euch, ihr Töchter
Ich komme in meinen Garten, Jerusalems,
meine Schwester, [meine] Braut; wenn ihr meinen Geliebten findet,
ich pflücke meine Myrrhe samt meinem was sollt ihr ihm berichten?
Balsam; Daß ich krank bin vor Liebe!
ich esse meine Wabe samt meinem
Honig, Die Töchter Jerusalems:
ich trinke meinen Wein samt meiner 9 Was ist dein Geliebter vor anderen
Milch. Geliebten,
Eßt, [meine] Freunde, o du Schönste unter den Frauen?
trinkt und berauscht euch an der Liebe! Was ist dein Geliebter vor anderen
Geliebten,
Sulamit: daß du uns so beschwörst?
2 Ich schlafe, aber mein Herz wacht.
Da ist die Stimme meines Geliebten, der Sulamit:
anklopft! 10 Mein Geliebter ist weiß und rot,
»Tu mir auf, meine Schwester, meine hervorragend unter Zehntausenden!
Freundin, 11 Sein Haupt ist reines Feingold,
meine Taube, meine Makellose; seine Locken sind gewellt,
denn mein Haupt ist voll Tau, schwarz wie ein Rabe.
meine Locken voll von Tropfen der 12 Seine Augen sind wie Tauben
Nacht!« an Wasserbächen,
3 »Ich habe mein Kleid ausgezogen, sich badend in Milch,
wie sollte ich es [wieder] anziehen? sie sitzen [wie Edelsteine] in ihrer
Ich habe meine Füße gewaschen, Fassung.
wie sollte ich sie [wieder] besudeln?« 13 Seine Wangen sind wie Balsambeete,
4 Aber mein Geliebter streckte seine in denen würzige Pflanzen turmhoch
Hand durch die Luke; wachsen;
da geriet mein Herz in Wallung seinetwe- seine Lippen wie Lilien,
gen. aus denen feinste Myrrhe fließt.
5 Ich stand auf, um meinem Geliebten zu 14 Seine Finger sind wie goldene
öffnen; Stäbchen,
da troffen meine Hände von Myrrhe mit Tarsisstein besetzt;
und meine Finger von feinster Myrrhea sein Leib ein Kunstwerk von Elfenbein,
auf dem Griff des Riegels.b mit Saphiren übersät.
6 Ich tat meinem Geliebten auf; 15 Seine Schenkel sind Säulen aus
aber mein Geliebter hatte sich weißem Marmor,

a (5,5) w. von fließender Myrrhe. Die von selbst ausge- Ein abgewiesener Liebhaber bestrich den Türgriff
flossene Myrrhe galt als besonders kostbar. mit einem Salböl, um damit die Beständigkeit seiner
b (5,5) Dies entspricht einer alten orientalischen Sitte: Liebe unter Beweis zu stellen.
720 DAS HOHELIED 6.7
gegründet auf goldene Sockel; sie ist die Auserwählte derer, die sie
seine Gestalt wie der Libanon, geboren hat.
auserlesen wie Zedern. Die Töchter sahen sie
16 Sein Gaumen ist süß, und priesen sie glücklich,
und alles an ihm ist lieblich. die Königinnen und Nebenfrauen
So ist mein Geliebter, rühmten sie:
und so ist mein Freund, 10 Wer ist sie, die hervorglänzt wie das
ihr Töchter Jerusalems! Morgenrot,
schön wie der Mond,
Die Freude der Wiedervereinigung klar wie die Sonne,
Die Töchter Jerusalems: furchtgebietend wie Heerscharen mit
Kriegsbannern?
Wohin ist dein Geliebter gegangen,
du Schönste unter den Frauen? Sulamit:
Wohin hat sich dein Geliebter gewandt? 11 Zum Nußgarten war ich
Wir wollen ihn mit dir suchen! hinabgegangen,
um die grünen Triebe des Tales zu
Sulamit: betrachten,
2 Mein Geliebter ist in seinen Garten um zu sehen, ob der Weinstock
hinabgegangen, ausgeschlagen,
zu den Balsambeeten, ob die Granatbäume Blüten getrieben
um sich in den Gärten zu ergehen hätten
und Lilien zu pflücken! 12 — ich wußte nicht, daß mein
3 Ich bin meines Geliebten, Verlangen mich gesetzt hatte
und mein Geliebter ist mein, auf die Wagen meines edlen Volkes. —
der unter den Lilien weidet.
Die Schönheit der Braut
Salomo: und ihre Zuneigung zu dem Geliebten
4 Du bist schön, meine Freundin, Die Töchter Jerusalems:
wie Tirza,
lieblich wie Jerusalem, Dreh dich, dreh dich, o Sulamit,
furchtgebietend wie Heerscharen dreh dich, dreh dich, daß wir dich
mit Kriegsbannern! betrachten!
5 Wende deine Augen ab von mir,
denn sie überwältigen mich! Sulamit:
Dein Haar gleicht der Ziegenherde, Was wollt ihr Sulamit betrachten
die vom Bergland Gilead herabwallt. wie den Reigen von Mahanaim?
6 Deine Zähne gleichen einer Herde
Mutterschafe, Die Töchter Jerusalems:
die von der Schwemme kommen, 2 Wie schön sind deine Schritte in den
die allesamt Zwillinge tragen, Schuhen,
und von denen keines unfruchtbar ist. du Tochter eines Edlen!
7 Wie Granatapfelhälften sind deine Die Wölbungen deiner Hüften sind wie
Schläfen ein Schmuckstück,
hinter deinem Schleier. von Künstlerhand gemacht.
8 Sechzig Königinnen sind es, 3 Dein Schoß ist wie eine runde
und achtzig Nebenfrauen, Schale,
dazu Jungfrauen ohne Zahl; in der der Mischwein nicht fehlt;
9 [doch] diese Eine ist meine Taube, dein Leib ist wie aufgehäufte
meine Makellose; Weizenkörner,
sie ist die Einzige ihrer Mutter, mit Lilien eingefaßt;
DAS HOHELIED 7.8 721
4 deine beiden Brüste gleichen zwei Die Macht der Liebe
jungen Gazellen, Ach, daß du mir wärst wie ein Bruder,
Gazellenzwillingen; der die Brüste meiner Mutter sog!
5 dein Hals gleicht einem Turm aus Dann dürfte ich dich doch küssen,
Elfenbein, wenn ich dich draußen träfe,
deine Augen den Teichen von Hesbon ohne daß man mich deshalb verachtete.
am Tor Batrabbim; 2 Ich wollte dich führen, dich bringen
deine Nase ist wie der Libanonturm, ins Haus meiner Mutter;
der nach Damaskus schaut. du würdest mich lehren;
6 Dein Haupt gleicht dem Karmel, ich würde dich mit Würzwein tränken,
und dein herabhängendes Haupthaar mit meinem Granatäpfelmost.
dem Purpur; 3 Seine Linke sei unter meinem Haupt,
der König ist gefesselt durch deine und seine Rechte umfange mich!
Locken.
4 Ich beschwöre euch, ihr Töchter
Salomo: Jerusalems:
7 Wie schön bist du und wie lieblich, Erregt und erweckt nicht die Liebe,
o Liebe voller Wonnen! bist es ihr gefällt!
8 Dieser dein Wuchs ist der Palme gleich,
und deine Brüste den Trauben. Die Töchter Jerusalems:
9 Ich sprach: Ich will die Palme 5 Wer ist sie, die da heraufkommt
besteigen von der Wüste,
und ihre Zweige erfassen; gestützt auf ihren Geliebten?
dann werden deine Brüste mir sein
wie Trauben des Weinstocks, Salomo:
und der Duft deiner Nase wie Äpfel, Unter dem Apfelbaum weckte ich
10 und dein Gaumen wie der beste dich auf;
Wein — dort litt deine Mutter Wehen für dich,
dort litt sie Wehen, die dich gebar.
Sulamit: 6 Setze mich wie ein Siegel auf dein Herz,
… der meinem Geliebten sanft wie ein Siegel an deinen Arm!
hinuntergleitet, Denn die Liebe ist stark wie der Tod,
über die Lippen der Schlafenden rieselt. und ihr Eifer unbezwinglich wie das
11 Ich gehöre meinem Geliebten, Totenreich;
und sein Verlangen steht nach mir! ihre Glut ist Feuerglut,
12 Komm, mein Geliebter, eine Flamme des HERRN.
wir wollen aufs Feld hinausgehen, 7 Große Wasser können die Liebe nicht
in den Dörfern übernachten; auslöschen,
13 wir wollen früh zu den Weinbergen und Ströme sie nicht ertränken.
aufbrechen, Wenn einer allen Reichtum seines
nachsehen, ob der Weinstock Hauses um die Liebe gäbe,
ausgeschlagen hat, so würde man ihn nur verachten!
ob die Blüten sich geöffnet haben,
ob die Granatbäume blühen; Die Töchter Jerusalems:
dort will ich dir meine Liebe schenken! 8 Wir haben eine kleine Schwester,
14 Die Liebesäpfel verbreiten Duft, die noch keine Brüste hat.
und über unseren Türen sind allerlei Was tun wir nun mit unserer Schwester
edle Früchte; an dem Tag, da man um sie wirbt?
neue und alte 9 Ist sie eine Mauer, so bauen wir
habe ich dir, mein Geliebter, eine silberne Zinne darauf;
aufbewahrt! ist sie aber eine Tür,
722
so verschließen wir sie die tausend gehören dir, o Salomo,
mit einem Zedernbrett! und zweihundert den Hütern seiner
Frucht!
Sulamit:
10 Ich bin eine Mauer,
Salomo:
und meine Brüste sind wie Türme; 13 Die du in den Gärten wohnst,
da wurde ich in seinen Augen die Gefährten lauschen deiner Stimme;
wie eine, die Frieden gefunden hat. laß mich sie hören!
11 Salomo hatte einen Weinberg
bei Baal-Hamon; Sulamit:
er übergab den Weinberg den Hütern, 14 Eile dahin, mein Geliebter,
jeder sollte für seine Frucht tausend und sei der Gazelle gleich
Silberlinge bringen. oder dem jungen Hirsch
12 Mein eigener Weinberg liegt vor mir; auf den Balsambergen!
Das Buch des Propheten Jesaja

WEISSAGUNGEN ÜBER JUDA UND ISRAEL unseres Gottes, du Volk von Gomorra!
Kapitel 1 - 12 11 Was soll mir die Menge eurer Schlacht-
Klage über das abtrünnige Volk opfer? spricht der HERR. Ich bin der Brand-
Dies ist die Offenbarung, die Jesajaa, opfer von Widdern und des Fettes der
der Sohn des Amoz, über Juda und Je- Mastkälber überdrüssig, und am Blut der
rusalem geschaut hat in den Tagen Ussi- Jungstiere, Lämmer und Böcke habe ich
jas, Jotams, Ahas’ und Hiskias, der Könige kein Gefallen! 12 Wenn ihr kommt, um vor
von Juda: meinem Angesicht zu erscheinen — wer
2 Hört, ihr Himmel, nimm zu Ohren, o verlangt dies von euch, daß ihr meine Vor-
Erde; denn der HERR hat gesprochen: Ich höfe zertretet? 13 Bringt nicht mehr ver-
habe Kinder großgezogen und emporge- gebliches Speisopfer! Räucherwerk ist mir
bracht, sie aber sind von mir abgefallen. ein Greuel! Neumond und Sabbat, Ver-
3 Ein Ochse kennt seinen Besitzer, und sammlungen halten: Frevel verbunden
ein Esel die Krippe seines Herrn, [aber] mit Festgedränge ertrage ich nicht! 14 Eure
Israel kennt ihn nicht; mein Volk hat kei- Neumonde und Festzeiten haßt meine
ne Einsicht. Seele; sie sind mir zur Last geworden; ich
4 Wehe der sündigen Nation, dem schuld- bin es müde, sie zu ertragen. 15 Und wenn
beladenen Volk! Same der Übeltäter, ver- ihr eure Hände ausbreitetb, verhülle ich
derbte Kinder! Sie haben den HERRN verlas- meine Augen vor euch, und wenn ihr auch
sen, haben den Heiligen Israels gelästert, noch so viel betet, höre ich doch nicht,
haben sich abgewandt. 5 Wohin soll man denn eure Hände sind voll Blut!
euch noch schlagen, da ihr doch den Abfall 16 Wascht, reinigt euch! Tut das Böse, das
nur noch weiter treibt? Das ganze Haupt ihr getan habt, von meinen Augen hinweg;
ist krank, und das ganze Herz ist wund. hört auf, Böses zu tun! 17 Lernt Gutes tun,
6 Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist trachtet nach dem Recht, bestraft den Ge-
nichts Unversehrtes an ihm, sondern klaf- walttätigen, schafft der Waise Recht, führt
fende Wunden und Striemen und frische den Rechtsstreit für die Witwe!
Verletzungen, die nicht ausgedrückt, noch 18 Kommt doch, wir wollen miteinander
verbunden, noch mit Öl gelindert sind. rechten! spricht der HERR. Wenn eure
7 Euer Land ist verwüstet, eure Städte Sünden wie Scharlach sind, sollen sie
sind mit Feuer verbrannt; Fremde fressen weiß werden wie der Schnee; wenn sie rot
euer Land vor euren Augen, und es ist sind wie Karmesin, sollen sie [weiß] wie
verwüstet, wie von Fremden verheert. Wolle werden. 19 Seid ihr willig und ge-
8 Und die Tochter Zion ist übriggeblieben horsam, so sollt ihr das Gute des Landes
wie eine Hütte im Weinberg, wie ein essen; 20 wenn ihr euch aber weigert und
Wachthäuschen im Gurkenfeld, wie eine widerspenstig seid, so sollt ihr vom
belagerte Stadt. 9 Hätte uns der HERR der Schwert gefressen werden! Ja, der Mund
Heerscharen nicht einen geringen Über- des HERRN hat es gesprochen.
rest übriggelassen, so wären wir wie So-
dom, gleich wie Gomorra geworden! Gericht und Läuterung für Jerusalem
21 Wie ist die treue Stadt zur Hure gewor-
Der HERR tadelt den falschen Gottesdienst den! Sie war voll Recht; Gerechtigkeit
Am 5,21-27 wohnte in ihr, nun aber Mörder! 22 Dein
10 Hört das Wort des HERRN, ihr Fürsten Silber ist zu Schlacken geworden; dein
von Sodom! Nimm zu Ohren das Gesetz edler Wein ist mit Wasser verfälscht.

a (1,1) hebr. Jeschajahu (»Der HERR ist Rettung«). b (1,15) d.h. zum Gebet; eine im Orient übliche Gebets-
haltung.
724 JESAJA 1.2
23 Deine Fürsten sind Widerspenstige Haus des Gottes Jakobs, damit er uns be-
und Diebsgesellen; sie alle lieben Beste- lehre über seine Wege und wir auf seinen
chung und jagen nach Geschenken; der Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird
Waise schaffen sie nicht Recht, und die das Gesetz ausgehen und das Wort des
Sache der Witwen kommt nicht vor sie. HERRN von Jerusalem.
24 Darum spricht der Herrscher, der HERR 4 Und er wird Recht sprechen zwischen
der Heerscharen, der Mächtige Israels: den Heiden und viele Völker zurechtwei-
Wehe, ich will mir Genugtuung verschaf- sen, so daß sie ihre Schwerter zu Pflug-
fen von meinen Feinden und mich rächen scharen schmieden werden und ihre
an meinen Widersachern; 25 und ich will Speere zu Rebmessern; kein Volk wird ge-
meine Hand gegen dich wenden und dei- gen das andere das Schwert erheben, und
ne Schlacken ausschmelzen wie mit Lau- sie werden den Krieg nicht mehr erlernen.
gensalz und all dein Blei wegschaffen; 5 — Komm, o Haus Jakobs, wir wollen
26 und ich werde deine Richter wieder wandeln im Licht des HERRN! —
machen, wie sie ursprünglich waren, und
deine Ratsherren wie am Anfang; danach Das kommende Gericht Gottes über
wird man dich nennen: »Die Stadt der allen Hochmut und Götzendienst
Gerechtigkeit, die treue Stadt«. 6 Denn du hast dein Volk verstoßen, das
27 Zion wird durch Recht erlöst werden, Haus Jakobs; denn voll morgenländischer
und seine Bekehrten durch Gerechtigkeit; Zauberei sind sie und Zeichendeuter wie die
28 aber der Zusammenbruch trifft die Über- Philister, und sie haben sich mit fremdem
treter und Sünder alle miteinander, und die Gesindel verbündet. 7 Ihr Land ist voll Silber
den HERRN verlassen, kommen um. 29 Denn und Gold, und ihrer Schätze ist kein Ende;
sie werden zuschanden wegen der Tere- ihr Land ist voll von Rossen, und ihrer Wa-
binthen, an denen ihr Lust hattet, und ihr gen ist kein Ende; 8 auch ist ihr Land voll
sollt schamrot werden wegen der Gärten, Götzen; das Werk ihrer Hände beten sie an,
die ihr erwählt habt;a 30 denn ihr werdet und das, was ihre Finger gemacht haben.
sein wie eine Terebinthe, deren Laub ver- 9 Da beugt sich der Mensch [vor den Göt-
welkt ist, und wie ein Garten, der ohne zen], da erniedrigt sich der Mann; des-
Wasser ist; 31 und der Starke wird zum halb vergib es ihnen nicht! 10 Verkrieche
Werg und sein Tun zum Funken, und dich in den Felsen und verbirg dich im
beide werden miteinander brennen, so Staub aus Furcht vor dem HERRN und vor
daß niemand löschen kann. der Herrlichkeit seiner Majestät! 11 Die
stolzen Augen der Menschen werden er-
Das zukünftige Königreich in Zion niedrigt, und der Hochmut der Männer
Mi 4,1-5
wird gebeugt werden; der HERR aber wird
Das Wort, das Jesaja, der Sohn des allein erhaben sein an jenem Tag.
Amoz, über Juda und Jerusalem 12 Denn es kommt ein Tag [des Gerichts]
schaute: von dem HERRN der Heerscharen über al-
2 Und es wird geschehen am Ende der les Stolze und Hohe und über alles Erha-
Tage, da wird der Berg des Hauses des bene, und es wird erniedrigt werden;
HERRN festgegründet stehen an der Spitze 13 über alle hohen und erhabenen Ze-
der Berge, und er wird erhaben sein über dern Libanons und über alle Eichen Ba-
alle Höhen, und alle Heiden werden zu schans; 14 über alle hohen Berge und
ihm strömen. 3 Und viele Völker werden über alle erhabenen Höhen; 15 über je-
hingehen und sagen: »Kommt, laßt uns den hohen Turm und über jede feste
hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Mauer; 16 über alle Tarsisschiffeb und

a (1,29) Der heidnische Götzendienst, den Israel über- Götzenverehrung.


nahm, machte bestimmte Bäume wie die Terebinthe b (2,16) Die Tarsisschiffe waren speziell für den
und Baumgärten (Haine) zu »geweihten« Orten der Mittelmeerhandel gebaute schnelle Hochseeschiffe.
JESAJA 2.3 725
über alle köstlichen Kleinodien. 17 Und macht mich nicht zum Oberhaupt des
der Hochmut des Menschen wird ge- Volkes!«
beugt und der Stolz des Mannes gedemü- 8 Denn Jerusalem ist gestürzt und Juda
tigt werden; der HERR aber wird allein er- gefallen, weil ihre Zungen und ihre Taten
haben sein an jenem Tag. 18 Und die gegen den HERRN gerichtet sind, um den
nichtigen Götzen werden gänzlich ver- Augen seiner Majestät zu trotzen. 9 Der
schwinden. Ausdruck ihres Angesichts zeugt gegen
19 Und man wird sich in Felshöhlen und sie, und von ihren Sünden sprechen sie
Erdlöcher verkriechen aus Furcht vor offen wie die Sodomiter und verbergen
dem HERRN und vor der Herrlichkeit seiner sie nicht. Wehe ihrer Seele, denn sie fügen
Majestät, wenn er sich aufmachen wird, sich selbst Schaden zu!
um die Erde zu schrecken. 20 An jenem 10 Sagt den Gerechten, daß es ihnen gut
Tag wird der Mensch seine silbernen Göt- gehen wird; denn sie werden die Frucht
zen und seine goldenen Götzen, die jeder ihrer Taten genießen. 11 Wehe dem Gott-
sich gemacht hat, um sie anzubeten, den losen! Ihm geht es schlecht; denn was er
Maulwürfen und Fledermäusen hinwer- mit seinen Händen getan hat, das wird
fen, 21 um sich zu verkriechen in die Fels- ihm angetan werden!
spalten und Steinklüfte aus Furcht vor 12 Mein Volk wird von Mutwilligen be-
dem HERRN und der Herrlichkeit seiner drückt, und Frauen beherrschen es. Mein
Majestät, wenn er sich aufmachen wird, Volk, deine Führer verführen [dich] und
um die Erde in Schrecken zu versetzen. haben den Weg verwüstet, den du wan-
22 So laßt nun ab von dem Menschen, der deln sollst.
nur Hauch in seiner Nase hat; denn wofür 13 Der HERR tritt auf, um zu rechten, und
ist er zu achten? er steht da, um die Völker zu richten.
14 Der HERR geht ins Gericht mit den Äl-
Gericht über Jerusalem und Juda testen seines Volkes und mit dessen Füh-
Denn siehe, der Herrscher, der HERR rern: Ihr habt den Weinberg kahlgefres-
der Heerscharen, nimmt von Jerusa- sen; was ihr dem Armen geraubt habt, ist
lem und Juda Stab und Stütze weg, jede in euren Häusern! 15 Warum zertretet ihr
Stütze an Brot und jede Stütze an mein Volk und unterdrückt die Person
Wasser, 2 den Helden und den Kriegs- der Elenden? spricht der Herrscher, der
mann, den Richter und den Propheten, HERR der Heerscharen.
den Wahrsager und den Ältesten, 3 den
Obersten über Fünfzig und den Hochan- Die stolzen Töchter Zions
gesehenen, den Ratgeber samt dem Mei- 16 Und der HERR sprach: Weil die Töchter
ster in Künsten und den Zauberkundigen. Zions stolz geworden sind und mit em-
4 Und ich werde ihnen Knaben als Für- porgerecktem Hals einhergehen und her-
sten geben, und Mutwillige sollen über ausfordernde Blicke werfen; weil sie trip-
sie herrschen. 5 Und die Leute werden pelnd einherstolzieren und mit ihren
sich gegenseitig bedrängen, einer den Fußspangen klirren, 17 deshalb wird der
anderen, jeder seinen Nächsten; der Jun- Herr den Scheitel der Töchter Zions kahl
ge wird frech auftreten gegen den Alten machen, und der HERR wird ihre Scham
und der Verachtete gegen den Vorneh- entblößen.
men. 6 Wenn einer dann seinen Bruder 18 An jenem Tag wird der Herr die Zierde
im Haus seines Vaters festhalten wird und der Fußspangen, der Stirnbänder und
sagt: »Du hast einen Mantel; sei unser Halbmonde wegnehmen, 19 die Ohrge-
Oberhaupt, und dieser Trümmerhaufen hänge, die Armspangen, die Schleier, 20 die
sei unter deiner Hand!«, 7 so wird er an Kopfbünde, die Schrittfesseln und die Gür-
jenem Tag schwören und sagen: »Ich tel, die Riechfläschchen und die Amu-
kann nicht Wundarzt sein, und in mei- lette, 21 die Fingerringe und die Nasen-
nem Haus ist weder Brot noch Mantel: ringe, 22 die Festkleider und die Mäntel,
726 JESAJA 3.4.5
die Überwürfe und die Täschchen; 23 die Israel, der unfruchtbare Weinberg des HERRN
Handspiegel und die Hemden, die Hüte Ps 80,9-17; Jer 2,21; Mt 21,33-44
und die Schleier. 24 Und es wird gesche- Ich will doch singen von meinem Ge-
hen: statt des Wohlgeruchs gibt es Moder, liebten, ein Lied meines Freundes von
statt des Gürtels einen Strick, statt der ge- seinem Weinberg!
kräuselten Haare eine Glatze, statt des Mein Geliebter hatte einen Weinberg auf
Prunkgewandes einen engen Sack, und ein einem fruchtbaren Hügel. 2 Und er grub
Brandmal statt der Schönheit. ihn um und säuberte ihn von Steinen und
25 Deine Männer werden durch das bepflanzte ihn mit edlen Reben. Mitten da-
Schwert fallen und deine Helden im Krieg. rin baute er einen Turm und hieb auch eine
26 Ja, [Zions] Tore werden klagen und trau- Kelter darin aus; und er hoffte, daß er [gute]
ern, und sie wird ausgeplündert auf der Trauben brächte; aber er trug schlechte.
Erde sitzen. 3 Nun, ihr Bürger von Jerusalem und ihr
Männer von Juda, sprecht Recht zwi-
An jenem Tag werden sieben Frauen schen mir und meinem Weinberg! 4 Was
einen Mann ergreifen und sagen: Wir konnte man an meinem Weinberg noch
wollen selbst für unser Brot und für unse- weiter tun, das ich nicht getan habe? Wa-
re Kleider sorgen; laß uns nur deinen Na- rum hoffte ich, daß er [gute] Trauben
men tragen, nimm unsere Schmach hin- brächte, aber er trug nur schlechte?
weg! 5 Nun will ich euch aber verkünden, was
ich mit meinem Weinberg tun will: Ich
Der Sproß des HERRN wird Zion Rettung will seinen Zaun wegschaffen, damit er
und Segen bringen abgeweidet wird, und die Mauer einrei-
Jer 23,5-6; Zeph 3,12-15; Jes 33,20-24 ßen, damit er zertreten wird! 6 Ich will ihn
2 An jenem Tag wird der Sproß des HERRN öde liegen lassen; er soll weder beschnit-
schön und herrlich sein, und die Frucht ten noch gehackt werden, und Dornen
des Landes wird der Stolz und der und Disteln sollen ihn überwuchern. Ich
Schmuck für die Entkommenen Israels will auch den Wolken gebieten, daß sie
sein. 3 Und es wird geschehen: Jeder Üb- keinen Regen auf ihn fallen lassen!
riggebliebene in Zion und jeder Übrigge- 7 Das Haus Israel nämlich ist der Wein-
lassene in Jerusalem wird heilig genannt berg des HERRN der Heerscharen, und die
werden, jeder, der zum Leben einge- Männer von Juda sind seine Lieblings-
schrieben ist in Jerusalem. pflanzung. Und er hoffte auf Rechts-
4 Ja, wenn der Herr den Schmutz der spruch, und siehe da — Rechtsbruch; auf
Töchter Zions abgewaschen und die Gerechtigkeit, und siehe da — Geschrei
Blutschuld Jerusalems aus seiner Mitte über Schlechtigkeit.
hinweggetan hat durch den Geist des
Gerichts und den Geist der Vertilgung, Weherufe und Gerichtssprüche über Israel
Mi 2,1-5; Am 6
5 dann wird der HERR über der ganzen
Wohnung des Berges Zion und über sei- 8 Wehe denen, die ein Haus ans andere rei-
nen Versammlungen bei Tag eine Wolke hen, ein Feld zum anderen fügen, bis kein
und Rauch schaffen und den Glanz einer Platz mehr bleibt und ihr allein mitten im
Feuerflamme bei Nacht, denn über der Land wohnt! 9 Vor meinen Ohren spricht
ganzen Herrlichkeit wird ein Schutzdach der HERR der Heerscharen: Fürwahr, viele
sein; 6 und eine Laubhütte wird zum Häuser sollen öde werden, große und
Schatten vor der Hitze bei Tag sein, und schöne unbewohnt! 10 Denn zehn Joch
zur Zuflucht und zum Schirm vor Unge- Weinberge werden nur ein Bat geben und
witter und Regen. ein Homer Samen nur ein Epha erzielen.a

a (5,10) Die Ankündigung einer schlimmen Mißernte: Eine Fläche, die ein Ochsengespann an einem Tag
umpflügen kann, ergibt nur etwa 40 l Wein, und etwa 360 l Samen ergeben etwa 36 l Getreide.
JESAJA 5.6 727
11 Wehe denen, die sich früh am Morgen sammensinkt, so wird ihre Wurzel wie
aufmachen, um berauschenden Geträn- Moder werden und ihre Blüte wie Staub
ken nachzujagen, und die am Abend lan- auffliegen; denn sie haben das Gesetz des
ge aufbleiben, bis sie der Wein erhitzt! HERRN der Heerscharen verworfen und
12 Zither und Harfe, Pauke, Flöte und das Wort des Heiligen Israels verachtet.
Wein gehören zu ihrem Gelage — aber 25 Darum ist auch der Zorn des HERRN ge-
auf das Tun des HERRN schauen sie nicht, gen sein Volk entbrannt, und er hat seine
und das Werk seiner Hände sehen sie Hand gegen sie ausgestreckt und hat sie
nicht! geschlagen, daß die Berge erbebten und
13 Darum wandert mein Volk in die Ge- ihre Leichname wie Kot auf den Straßen
fangenschaft aus Mangel an Erkenntnis; lagen. —
seine Edlen leiden Hunger, und seine Bei alledem hat sich sein Zorn nicht ab-
Volksmenge verschmachtet vor Durst. gewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.
14 Darum sperrt das Totenreich seinen 26 Und er wird für die Heiden in der Ferne
Schlund weit auf und hat seinen Rachen ein Kriegsbanner aufrichten und [ein
über die Maßen weit aufgerissen. Und Volk] vom Ende der Erde herbeipfeifen;
ihre Pracht fährt hinunter und ihre Men- und siehe, es wird schnell und eilends
ge samt all ihrem Getümmel und wer in kommen. 27 Unter ihnen ist kein Müder
ihr frohlockt. und kein Strauchelnder, keiner schlum-
15 So wird der Mensch gebeugt und der mert und keiner schläft; keinem geht der
Mann gedemütigt, und die Augen der Gurt seiner Lenden auf, keinem zerreißt
Hochmütigen sollen erniedrigt werden; ein Riemen seiner Schuhe. 28 Seine Pfeile
16 aber der HERR der Heerscharen wird sind geschärft und alle seine Bogen ge-
erhaben sein im Gericht, und Gott, der spannt. Die Hufe seiner Rosse sind wie
Heilige, wird sich als heilig erweisen in Kieselsteine anzusehen und seine Wa-
Gerechtigkeit. 17 Und Lämmer werden genräder wie ein Sturmwind. 29 Es gibt
weiden auf ihrem Weideplatz und Frem- ein Gebrüll von sich wie eine Löwin, es
de sich nähren in den verwüsteten Fluren brüllt wie die Junglöwen; es knurrt und
der Fetten. packt die Beute und bringt sie in Sicher-
18 Wehe denen, die ihre Schuld an Lügen- heit, und kein Retter ist da. 30 Und es
stricken hinter sich herschleppen und die wird über ihr brausen an jenem Tag wie
Sünde wie an Wagenseilen, 19 die sagen: Meeresbrausen; schaut man aber zur Er-
»Er soll doch eilen und sein Werk be- de, siehe, so ist da dichte Finsternis; auch
schleunigen, damit wir es sehen; der Rat- das Licht wird durch ihr Gewölk verdun-
schluß des Heiligen Israels soll doch kelt.
kommen und eintreten, damit wir ihn
kennenlernen!« Jesaja schaut den HERRN
20 Wehe denen, die Böses gut und Gutes
und wird von ihm berufen
böse nennen, die Finsternis zu Licht und Im Todesjahr des Königs Ussija sah
Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres ich den Herrn sitzen auf einem hohen
süß und Süßes bitter nennen! 21 Wehe und erhabenen Thron, und seine Säume
denen, die in ihren eigenen Augen weise erfüllten den Tempel. 2 Seraphim stan-
sind, und die sich selbst für verständig den über ihm; jeder von ihnen hatte
halten! 22 Wehe denen, die Helden sind sechs Flügel: mit zweien bedeckten sie
im Weintrinken und tapfer im Mischen ihr Angesicht, mit zweien bedeckten sie
von berauschendem Getränk; 23 die dem ihre Füße, und mit zweien flogen sie.
Gottlosen Recht geben um eines Beste- 3 Und einer rief dem anderen zu und
chungsgeschenkes willen, aber dem Ge- sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR
rechten seine Gerechtigkeit absprechen! der Heerscharen; die ganze Erde ist erfüllt
24 Darum, wie die Feuerzunge Stoppeln von seiner Herrlichkeit! 4 Da erbebten
frißt und dürres Gras in der Flamme zu- die Pfosten der Schwellen von der Stim-
728 JESAJA 6.7
me des Rufenden, und das Haus wurde zum Krieg gegen Jerusalem; er konnte es
mit Rauch erfüllt. aber nicht erobern. 2 Als nun dem Haus
5 Da sprach ich: Wehe mir, ich vergehe! Davids berichtet wurde: »Der Aramäer
Denn ich bin ein Mann mit unreinen hat sich in Ephraim niedergelassen!«, da
Lippen und wohne unter einem Volk, das bebte sein Herz und das Herz seines Vol-
unreine Lippen hat; denn meine Augen kes, wie die Bäume des Waldes vor dem
haben den König, den HERRN der Heer- Wind beben.
scharen, gesehen! 6 Da flog einer der Se- 3 Der HERR aber sprach zu Jesaja: Geh
raphim zu mir, und er hielt eine glühende doch hinaus, dem Ahas entgegen, du und
Kohle in seiner Hand, die er mit der Zan- dein Sohn Schear-Jaschub, an das Ende
ge vom Altar genommen hatte; 7 und er der Wasserleitung des oberen Teiches, zur
berührte meinen Mund [damit] und Straße des Walkerfeldes, 4 und sprich zu
sprach: Siehe, dies hat deine Lippen be- ihm: Hüte dich und sei ruhig; fürchte
rührt; deine Schuld ist von dir genom- dich nicht, und dein Herz verzage nicht
men und deine Sünde gesühnt! vor diesen zwei rauchenden Feuerbrand-
8 Und ich hörte die Stimme des Herrn stummeln, vor der Zornglut Rezins und
fragen: Wen soll ich senden, und wer wird der Aramäer und des Sohnes Remaljas!
für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, 5 Weil der Aramäer Böses gegen dich ge-
sende mich! 9 Und er sprach: Geh und plant hat [samt] Ephraim und dem Sohn
sprich zu diesem Volk: Hört immerfort Remaljas, die sagen: 6 »Wir wollen nach
und versteht nicht, seht immerzu und er- Juda hinaufziehen und es in Schrecken
kennt nicht! 10 Verstocke das Herz dieses versetzen und es für uns erobern und
Volkes, verstopfe seine Ohren und verkle- dort den Sohn Tabeels zum König ein-
be seine Augen, damit es mit seinen Au- setzen!«, 7 [deshalb] spricht GOTT, der
gen nicht sieht und mit seinen Ohren Herr: Es soll nicht zustandekommen und
nicht hört, und damit sein Herz nicht zur nicht geschehen! 8 Denn Damaskus ist
Einsicht kommt und es sich nicht bekehrt das Haupt von Aram, und Rezin ist das
und für sich Heilung findet! Haupt von Damaskus; und binnen 65
11 Und ich fragte: Wie lange, Herr? Er ant- Jahren wird Ephraim zertrümmert sein,
wortete: Bis die Städte verwüstet liegen, so daß es kein Volk mehr ist. 9 Und das
so daß niemand mehr darin wohnt, und Haupt Ephraims ist Samaria, und das
die Häuser menschenleer sein werden Haupt Samarias ist der Sohn Remaljas.
und das Land in eine Einöde verwandelt — Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!
ist. 12 Denn der HERR wird die Menschen
weit wegführen, und die Verödung inmit- Das Zeichen des HERRN:
ten des Landes wird groß sein. 13 Und der verheißene Immanuel
Mt 1,18
bleibt noch ein Zehntel darin, so fällt
auch dieser wiederum der Vertilgung an- 10 Weiter redete der HERR zu Ahas und
heim. Aber wie die Terebinthe und die sprach: 11 Erbitte ein Zeichen von dem
Eiche beim Fällen doch noch ihren Wur- HERRN, deinem Gott; erbitte es in der Tiefe
zelstock behalten, so bleibt ein heiliger oder droben in der Höhe! 12 Da antwor-
Same als Wurzelstock! tete Ahas: Ich will nichts erbitten, damit
ich den HERRN nicht versuche!
Die Bedrohung Jerusalems 13 Darauf sprach [Jesaja]: Höre doch, Haus
und Gottes Aufruf zum Glauben David! Ist es euch nicht genug, daß ihr
2Kö 16,1-5
Menschen ermüdet, müßt ihr auch mei-
Und es geschah zur Zeit des Ahas, des nen Gott ermüden? 14 Darum wird euch
Sohnes Jotams, des Sohnes Ussijas, der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe,
des Königs von Juda, da zog Rezin, der die Jungfrau wird schwanger werden und
König von Aram, mit Pekach, dem Sohn einen Sohn gebären und wird ihm den
Remaljas, dem König von Israel, hinauf Namen Immanuel geben. 15 Dickmilch
JESAJA 7.8 729
und Wildhonig wird er essen, bis er ver- Plünderung, rasch Raub!« 2 Und ich will
steht, das Böse zu verwerfen und das Gute mir glaubwürdige Zeugen bestellen, Uri-
zu erwählen. 16 Denn ehe der Knabe ver- ja, den Priester, und Sacharja, den Sohn
steht, das Böse zu verwerfen und das Gute Jeberechjas! — 3 Und ich nahte mich der
zu erwählen, wird das Land, vor dessen Prophetin, und sie wurde schwanger und
beiden Königen dir graut, verlassen sein. gebar einen Sohn. Da sprach der HERR zu
mir: Nenne ihn: »Bald kommt Plünde-
Ankündigung einer Invasion rung, rasch Raub«! 4 Denn ehe der Knabe
durch die Assyrer wird sagen können: »Mein Vater« und
17 Der HERR aber wird über dich, über dein »Meine Mutter«, wird der Reichtum von
Volk und über das Haus deines Vaters Tage Damaskus und die Beute Samarias vor
bringen, wie sie niemals gekommen sind, dem König von Assyrien hergetragen
seitdem Ephraim von Juda abgefallen ist werden.
— nämlich den König von Assyrien. 5 Und der HERR fuhr fort zu mir zu reden
18 Denn es wird geschehen an jenem Tag, und sprach: 6 Weil dieses Volk das still
da wird der HERR die Fliege, die an der Mün- fließende Wasser Siloahs verachtet, dage-
dung der Ströme Ägyptens ist, und die Bie- gen Freude hat an Rezin und an dem
ne im Land Assyrien herbeipfeifen; 19 und Sohn Remaljas, 7 siehe, so wird der Herr
sie werden herbeikommen und sich alle die starken und großen Wasser des Stro-
niederlassen in den Schluchten und in den mes über sie bringen, den König von As-
Felsspalten und auf allen Dornhecken und syrien mit seiner ganzen Herrlichkeit.
allen Weideplätzen. 20 Zu jener Zeit wird Der wird sich über all seine Flußbetten
der Herr durch das gemietete Schermesser ergießen und über alle seine Ufer treten;
von jenseits des [Euphrat-]Stromes, näm- 8 und er wird daherfahren über Juda, es
lich durch den König von Assyrien, das überschwemmen und überfluten, bis an
Haupt und das Haar an den Beinen, ja auch den Hals wird er reichen; und die Spanne
den Bart abrasieren. 21 An jenem Tag wird seiner [Heeres]flügel wird die Breite dei-
es geschehen, daß ein Mann nur eine Kuh nes Landes füllen, Immanuel!
und zwei Schafe am Leben erhalten kann, 9 Schließt euch zusammen, ihr Völker —
22 und es wird geschehen, sie werden so ihr werdet doch zerschmettert! Horcht
viel Milch geben, daß er Dickmilch essen auf, ihr alle in fernen Ländern; rüstet euch
kann; denn Dickmilch und Wildhonig wird — ihr werdet doch zerschmettert; ja, rü-
dann jeder Übriggebliebene im Land es- stet euch — ihr werdet doch zerschmettert!
sen. 10 Schmiedet einen Plan — es wird doch
23 Und es wird geschehen an jenem Tag, nichts daraus! Verabredet etwas — es wird
daß jeder Ort, wo 1 000 Weinstöcke im doch nicht ausgeführt; denn Gott ist mit
Wert von 1 000 [Schekel] Silber standen, uns!
zu Dornen und Disteln werden wird;
24 man wird [nur] mit Pfeil und Bogen
Aufruf zur Gottesfurcht und zum
dahin gehen; denn das ganze Land wird geduldigen Warten auf den HERRN
zu Dornen und Disteln werden; 25 und 11 Denn so hat der HERR zu mir gespro-
keinen der Berge, die man jetzt mit der chen, indem er mich fest bei der Hand
Hacke behackt, wirst du mehr betreten faßte und mich davor warnte, auf dem
aus Furcht vor den Dornen und Disteln; Weg dieses Volkes zu gehen: 12 Nennt
man wird das Rindvieh dorthin treiben nicht alles Verschwörung, was dieses Volk
und sie von Schafen zertreten lassen. Verschwörung nennt, und vor dem, was
es fürchtet, fürchtet euch nicht und er-
Assyrien, das Werkzeug in Gottes Hand schreckt nicht davor! 13 Den HERRN der
Und der HERR sprach zu mir: Nimm dir Heerscharen, den sollt ihr heiligen; er sei
eine große Tafel und schreibe darauf eure Furcht und euer Schrecken! 14 So
mit deutlicher Schrift: »Bald kommt wird er [euch] zum Heiligtum werden;
730 JESAJA 8.9
aber zum Stein des Anstoßes und zum Sieger] jubeln, wenn sie Beute verteilen.
Fels des Strauchelns für die beiden Häu- 3 Denn du hast das Joch zerbrochen, das
ser Israels, zum Fallstrick und zur Schlin- auf ihm lastete, den Stab auf seiner
ge für die Bewohner von Jerusalem, 15 so Schulter, und hast den Stecken seines
daß viele unter ihnen straucheln und fal- Treibers zerbrochen wie am Tag Midians.
len und zerbrochen, verstrickt und gefan- 4 Denn jeder Stiefel derer, die gestiefelt
gen werden. einherstapfen im Schlachtgetümmel,
16 Binde das Zeugnis zusammen, versieg- und jeder Mantel, der durchs Blut ge-
le das Gesetz in meinen Jüngern! 17 Und schleift wurde, wird verbrannt und vom
ich will warten auf den HERRN, der sein Feuer verzehrt.
Angesicht verbirgt vor dem Haus Jakobs, 5 Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn
und will auf ihn hoffen. ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht
18 Siehe, ich und die Kinder, die mir der auf seiner Schulter; und man nennt sei-
HERR gegeben hat, wir sind Zeichen und nen Namen: Wunderbarer, Ratgeber,
Wunder für Israel von dem HERRN der starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst. 6 Die
Heerscharen, der auf dem Berg Zion Mehrung der Herrschaft und des Frie-
wohnt. 19 Wenn sie euch aber sagen wer- dens wird kein Ende haben auf dem
den: Befragt die Totenbeschwörer und Thron Davids und über seinem König-
Wahrsager, die flüstern und murmeln! — reich, daß er es gründe und festige mit
[so antwortet ihnen]: Soll nicht ein Volk Recht und Gerechtigkeit von nun an bis
seinen Gott befragen, oder soll man die in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heer-
Toten für die Lebendigen befragen? scharen wird dies tun!
20 »Zum Gesetz und zum Zeugnis!« —
wenn sie nicht so sprechen, gibt es für sie Gottes Zorn über das Nordreich von Israel
kein Morgenrot. 21 Und sie werden be- 7 Ein Wort hat der Herr gegen Jakob ge-
drückt und hungrig [im Land] umher- sandt, und es soll in Israel niederfallen.
schleichen, und wenn sie Hunger leiden, 8 Das ganze Volk soll es erkennen, Ephraim
werden sie in Zorn geraten und werden und die Bewohner von Samaria, die im
ihren König und ihren Gott verfluchen. Stolz und Übermut des Herzens sagen:
Wenn sie sich dann nach oben wenden 9 Ziegelsteine sind eingestürzt, wir aber
22 oder wenn sie auf die Erde sehen, sie- wollen mit Quadern aufbauen; Maulbeer-
he, so ist da Drangsal und Finsternis, be- bäume wurden abgehauen, wir aber wol-
ängstigendes Dunkel, und in dichte Fin- len Zedern an ihre Stelle setzen! 10 Doch
sternis wird es verstoßen. der HERR hat die Feinde Rezins ihm überle-
gen gemacht und seine Gegner aufgesta-
Verheißung des kommenden Friedefürsten chelt, 11 die Aramäer von vorn und die
Mt 4,12-17; Lk 1,31-33 Philister von hinten, und sie sollen Israel
[8,23] Doch bleibt nicht im Dunkel mit vollem Maul fressen. —
[das Land], das bedrängt ist. Wie er in Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abge-
der ersten Zeit das Land Sebulon und das wandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.
Land Naphtali gering machte, so wird er 12 Aber das Volk kehrt nicht um zu dem,
in der Folgezeit den Weg am See zu Ehren der es schlägt, und sie suchen den HERRN
bringen, jenseits des Jordan, das Gebiet der Heerscharen nicht. 13 Darum wird
der Heiden. der HERR von Israel Haupt und Schwanz
1 Das Volk, das in der Finsternis wandelt, abhauen, Palmzweig und Binse an einem
hat ein großes Licht gesehen; über den Tag. 14 Der Älteste und Angesehene ist
Bewohnern des Landes der Todesschat- das Haupt, und der Prophet, der Lügen
ten ist ein Licht aufgeleuchtet. 2 Du hast lehrt, ist der Schwanz. 15 Die Führer die-
das Volk vermehrt, hast seine Freude groß ses Volkes sind Verführer geworden, und
gemacht; sie werden sich vor dir freuen, die von ihnen Geführten sind verloren.
wie man sich in der Ernte freut, wie [die 16 Darum freut sich auch der Herr nicht
JESAJA 9.10 731
über seine auserwählten [Krieger] und denkt nicht so, sondern er nimmt sich
hat kein Erbarmen mit seinen Waisen vor, Völker umzubringen und auszurot-
und Witwen; denn sie sind alle Frevler ten, und zwar nicht wenige. 8 Denn er
und Bösewichte, und jeder Mund redet spricht: Sind nicht alle meine Feldherren
Torheit! — Könige? 9 Ist nicht Kalne wie Karkemisch,
Bei alledem hat sich sein Zorn nicht ab- Hamat wie Arpad, Samaria wie Damas-
gewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt. kus? 10 Wie meine Hand sich der König-
17 Denn die Gottlosigkeit brennt wie ein reiche der Götzen bemächtigt hat, deren
Feuer: Dornen und Disteln frißt sie, und Götterbilder doch mächtiger waren als
die dichten Wälder zündet sie an, so daß die von Jerusalem und Samaria, 11 und
Rauchsäulen emporwirbeln. 18 Durch wie ich es mit Samaria und ihren Götzen
den Zorn des HERRN ist das Land wie aus- gemacht habe, sollte ich es nicht auch
gebrannt und das Volk wie vom Feuer mit Jerusalem und ihren Götzenbildern
verzehrt; keiner hat Mitleid mit dem so machen?
anderen. 19 Man verschlingt zur Rechten 12 Und es wird geschehen: Wenn einst der
und bleibt hungrig, man frißt zur Linken HERR sein ganzes Werk am Berg Zion und
und wird nicht satt; jeder frißt das Fleisch an Jerusalem vollendet hat, so will ich
seines eigenen Arms, 20 Manasse den Vergeltung üben an der Frucht des über-
Ephraim und Ephraim den Manasse, und heblichen Herzens des Königs von Assy-
diese beiden fallen über Juda her! — rien und an dem Trotz seiner hochfah-
Bei alledem hat sich sein Zorn nicht ab- renden Augen! 13 Denn er sprach: »Durch
gewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt. die Kraft meiner Hand habe ich es voll-
bracht und durch meine Weisheit; denn
Wehe den Gesetzgebern, die unge- ich bin klug; ich verrücke die Grenzen der
rechte Gesetze erlassen, und den Völker, und ihre Vorräte plündere ich und
Schreibern, die bedrückende Vorschrif- stürze wie ein Starker die Thronenden
ten schreiben, 2 womit sie die Armen hinab. 14 Meine Hand hat nach dem
vom Rechtsweg verdrängen und den Un- Reichtum der Völker gegriffen wie nach
terdrückten meines Volkes ihr Recht rau- einem Vogelnest, und wie man verlasse-
ben, damit die Witwen ihre Beute werden ne Eier zusammenrafft, so habe ich die
und sie die Waisen plündern können. ganze Erde zusammengerafft, und keiner
3 Was wollt ihr tun am Tag der Rechen- war da, der mit den Flügeln schlug, den
schaft und wenn der Sturm hereinbricht, Schnabel aufsperrte und piepte!« —
der von ferne kommt? Zu wem wollt ihr 15 Rühmt sich auch die Axt gegen den,
um Hilfe fliehen, und wo wollt ihr euren der damit haut? Oder brüstet sich die Sä-
Reichtum lassen? 4 Wer sich nicht mit ge gegen den, der sie führt? Als ob der
den Gefangenen beugen will, der muß Stock den schwänge, der ihn aufhebt, als
mit den Erschlagenen fallen! — ob die Rute den erhöbe, der kein Holz
Bei alledem hat sich sein Zorn nicht ab- ist! 16 Darum wird der Herrscher, der
gewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt. HERR der Heerscharen, unter die Fetten
[Assyriens] die Schwindsucht senden
Gottes Gericht und unter seinen Edlen einen Brand an-
über den Hochmut von Assyrien zünden wie Feuersglut. 17 Und das Licht
5 Wehe Assyrien, der Rute meines Zorns, Israels wird zum Feuer werden und sein
der in seiner Hand den Stock meines Heiliger zur Flamme; die wird seine Dor-
Grimms trägt! 6 Gegen eine gottlose Nati- nen und Disteln an einem einzigen Tag
on werde ich ihn senden, und gegen das verbrennen und verzehren. 18 Und er
Volk, dem ich zürne, will ich ihn aufbie- wird die Herrlichkeit seines Waldes und
ten, damit er Beute macht und Raub holt seines Fruchtgartens mit Stumpf und
und es zertritt wie Kot auf der Gasse! Stiel ausrotten, daß es sein wird, wie
7 Aber er meint es nicht so, und sein Herz wenn ein Kranker dahinsiecht; 19 und
732 JESAJA 10.11
der Überrest der Bäume seines Waldes 33 Siehe, da haut der Herrscher, der HERR
wird zu zählen sein, so daß ein Knabe sie der Heerscharen, die Äste herunter mit
aufschreiben kann. furchtbarer Gewalt; die Hochgewachse-
nen werden abgehauen und die Erhabe-
Ein Überrest von Israel wird gerettet werden nen erniedrigt! 34 Und er schlägt den
20 Und es wird geschehen: An jenem Tag dichten Wald mit dem Eisen nieder, und
wird der Überrest Israels und das, was vom der Libanon fällt durch einen Mächtigen.
Haus Jakobs entkommen ist, sich nicht
mehr auf den stützen, der ihn schlägt, son- Der Messias und seine Herrschaft
Jer 23,5
dern er wird sich in Wahrheit auf den
HERRN verlassen, auf den Heiligen Israels. Und es wird ein Zweig hervorgehen
21 Ein Überrest wird sich bekehren, der aus dem Stumpf Isais und ein
Überrest Jakobs zu dem starken Gott. Schößling hervorbrechen aus seinen
22 Denn wenn dein Volk, o Israel, wäre wie Wurzeln; 2 und auf ihm wird ruhen der
der Sand am Meer, so wird doch nur ein Geist des HERRN, der Geist der Weisheit
Überrest von ihm sich bekehren; denn und des Verstandes, der Geist des Rats
Vertilgung ist beschlossen, die einherflutet und der Kraft, der Geist der Erkenntnis
in Gerechtigkeit. 23 Denn ein Vertilgen, und der Furcht des HERRN.
und zwar ein festbeschlossenes, wird der 3 Und er wird sein Wohlgefallen haben an
Herrscher, der HERR der Heerscharen, in- der Furcht des HERRN; er wird nicht nach
mitten der ganzen Erde ausführen. dem Augenschein richten, noch nach
24 Deshalb spricht der Herrscher, der dem Hörensagen Recht sprechen, 4 son-
HERR der Heerscharen: Du mein Volk, das dern er wird die Armen mit Gerechtigkeit
in Zion wohnt, fürchte dich nicht vor As- richten und den Elenden im Land ein
syrien, das dich mit der Rute schlägt und unparteiisches Urteil sprechen; er wird
seinen Stock gegen dich erhebt nach der die Erde mit dem Stab seines Mundes
Weise Ägyptens! 25 Denn nur noch eine schlagen und den Gesetzlosen mit dem
ganz kleine Weile, so ist der Grimm vorü- Hauch seiner Lippen töten. 5 Gerechtig-
ber, und mein Zorn [wendet sich] zu ihrer keit wird der Gurt seiner Lenden sein und
Vernichtung. 26 Und der HERR der Heer- Wahrheit der Gurt seiner Hüften.
scharen wird eine Geißel über ihn 6 Da wird der Wolf bei dem Lämmlein
schwingen, wie er Midian schlug am Fel- wohnen und der Leopard sich bei dem
sen Oreb; und sein Stab wird über dem Böcklein niederlegen. Das Kalb, der junge
Meer sein, und zwar wie er ihn einst ge- Löwe und das Mastvieh werden beieinan-
gen Ägypten erhob. 27 Und es wird ge- der sein, und ein kleiner Knabe wird sie
schehen an jenem Tag, da wird seine Last treiben. 7 Die Kuh und die Bärin werden
von deinen Schultern weichen und sein miteinander weiden und ihre Jungen zu-
Joch von deinem Hals; ja, das Joch wird sammen lagern, und der Löwe wird Stroh
zersprengt werden wegen der Salbung. fressen wie das Rindvieh. 8 Der Säugling
28 Er kommt über Ajat, zieht durch Mi- wird spielen am Schlupfloch der Natter,
gron, bei Michmas legt er sein Gerät und der Entwöhnte seine Hand nach der
nieder; 29 sie ziehen durch den Engpaß: Höhle der Otter ausstrecken. 9 Sie werden
Geba sei unser Nachtquartier! Rama er- nichts Böses tun noch Verderben anrich-
zittert, das Gibea Sauls flieht. 30 Schreie ten auf dem ganzen Berg meines Heilig-
laut, du Tochter Gallim! Horche auf, Lai- tums; denn die Erde wird erfüllt sein von
scha! Elendes Anatot! 31 Madmena flieht, der Erkenntnis des HERRN, wie die Wasser
die Bewohner Gebims suchen Zuflucht. den Meeresgrund bedecken.
32 Noch heute wird er sich in Nob aufstel- 10 Und es wird geschehen an jenem Tag,
len; er wird seine Hand gegen den Berg da werden die Heidenvölker fragen nach
der Tochter Zion schwingen, gegen die dem Wurzelsproß Isais, der als Banner für
Höhe von Jerusalem! die Völker dasteht; und seine Ruhestätte
JESAJA 11.12.13 733
wird Herrlichkeit sein. 11 Und es wird ge- unter den Völkern seine Taten, erinnert
schehen an jenem Tag, da wird der Herr daran, daß sein Name hoch erhaben
zum zweitenmal seine Hand ausstrecken, ist! 5 Singt dem HERRN, denn er hat Herrli-
um den Überrest seines Volkes, der übrig- ches getan; das soll bekannt werden auf
geblieben ist, loszukaufen aus Assyrien der ganzen Erde! 6 Jauchze und rühme,
und aus Ägypten, aus Patros und Kusch die du in Zion wohnst; denn der Heilige
und Elam und Sinear, aus Hamat und von Israels ist groß in deiner Mitte!
den Inseln des Meeres.
12 Und er wird für die Heidenvölker ein WEISSAGUNGEN ÜBER VERSCHIEDENE
Banner aufrichten und die Verjagten Isra- HEIDENVÖLKER
els sammeln und die Zerstreuten Judas Kapitel 13 - 23
zusammenbringen von den vier Enden
der Erde. 13 Und die Eifersucht Ephraims Weissagung gegen Babylon
soll weichen, und die Widersacher Judas Ausspruch über Babel, den Jesaja,
sollen ausgerottet werden; Ephraim wird der Sohn des Amoz, geschaut
Juda nicht mehr beneiden, und Juda wird hat: 2 Richtet ein Kriegsbanner auf einem
Ephraim nicht mehr bedrängen; 14 son- kahlen Berg auf, ruft ihnen laut zu, winkt
dern sie werden den Philistern auf die mit der Hand, daß sie einziehen durch
Schulter fliegen nach Westen und ge- die Tore der Fürsten! 3 Ich habe meinen
meinsam die Söhne des Ostens plündern. Geheiligten Befehl erteilt, auch meine
Nach Edom und Moab greift ihre Hand, Helden berufen zu meinem Zorngericht,
und die Ammoniter gehorchen ihnen. meine stolz Frohlockenden.
15 Auch wird der HERR die ägyptische 4 Horch! Lärm auf den Bergen wie von ei-
Meereszunge zerteilen und mit der Glut nem großen Volk! Horch! Getöse von Kö-
seines Hauches seine Hand über den nigreichen, von versammelten Heidenvöl-
Strom schwingen und ihn zu sieben Bä- kern! Der HERR der Heerscharen mustert
chen zerschlagen, so daß man mit Schu- ein Kriegsheer! 5 Sie kommen aus einem
hen hindurchgehen kann. 16 Und es wird fernen Land, vom Ende des Himmels, der
eine Straße vorhanden sein für den Über- HERR und die Werkzeuge seines Zorns, um
rest seines Volkes, der übriggeblieben ist, das ganze Land zu verderben.
von Assyrien her, wie es für Israel eine gab 6 Heult! Denn der Tag des HERRNa ist nahe;
an dem Tag, als es aus dem Land Ägypten er kommt wie eine Verwüstung von dem
hinaufzog. Allmächtigen! 7 Deshalb werden alle Hän-
de schlaff, und das Herz jedes Sterblichen
Der Dank der erlösten Israeliten zerschmilzt. 8 Sie sind bestürzt; Krämpfe
Jer 31,10-12; Zeph 3,14-15; Ps 98
und Wehen ergreifen sie, sie winden sich
Und an jenem Tag wirst du sagen: wie eine Gebärende; einer starrt den an-
Ich preise dich, HERR; denn du warst dern an, ihre Angesichter glühen.
gegen mich erzürnt; [doch] dein Zorn hat 9 Siehe, der Tag des HERRN kommt, un-
sich gewendet, und du hast mich getrös- barmherzig, mit Grimm und Zornglut,
tet! 2 Siehe, Gott ist mein Heil; ich will um die Erde zur Wüste zu machen und
vertrauen und lasse mir nicht grauen; die Sünder daraus zu vertilgen. 10 Ja, die
denn Jah, der HERR, ist meine Kraft und Sterne des Himmels und seine Sternbil-
mein Lied, und er wurde mir zur Ret- der werden nicht mehr glänzen; die Son-
tung! ne wird sich bei ihrem Aufgang verfin-
3 Und ihr werdet mit Freuden Wasser stern und der Mond sein Licht nicht
schöpfen aus den Quellen des Heils, 4 und leuchten lassen.
werdet sagen zu jener Zeit: Dankt dem 11 Und ich werde an der Erde ihre Bosheit
HERRN, ruft seinen Namen an, verkündigt heimsuchen und an den Gottlosen ihre

a (13,6) d.h. der Gerichtstag, an dem der HERR richten und Recht schaffen wird.
734 JESAJA 13.14
Schuld; und ich will die Prahlerei der Jakobs anhängen. 2 Und die Völker wer-
Übermütigen zum Schweigen bringen den sich ihrer annehmen und sie an ih-
und den Hochmut der Gewalttätigen ren Ort bringen; und das Haus Israel wird
erniedrigen. 12 Ich will den Sterblichen sie im Land des HERRN als Knechte und
seltener machen als gediegenes Gold, Mägde zum Erbbesitz erhalten; so wer-
und den Menschen [seltener] als Gold den sie die gefangennehmen, deren Ge-
von Ophir. 13 Darum will ich die Himmel fangene sie gewesen sind, und diejenigen
erschüttern, und die Erde soll von ihrer beherrschen, die einst sie bedrängten.
Stelle aufschrecken, vor dem Zorn des
HERRN der Heerscharen, und zwar am Tag Das Spottlied auf den König von Babel
der Glut seines Zorns. 3 Und es wird geschehen, an dem Tag, an
14 Und sie werden sein wie verscheuchte dem der HERR dir Ruhe verschafft von
Gazellen und wie Schafe, die niemand deiner Qual und Unruhe und von dem
sammelt; jeder wird sich zu seinem Volk harten Dienst, der dir auferlegt war, 4 da
wenden und jeder wird in sein Land wirst du dieses Spottlied auf den König
fliehen. 15 Wen man aber erwischt, der von Babel anstimmen und sagen:
wird durchbohrt, und wer ergriffen wird, »Wie hat der Treiber ein Ende genommen,
der fällt durchs Schwert. 16 Ihre Kinder wie hat die Erpressung aufgehört!
werden vor ihren Augen zerschmettert, 5 Der HERR hat den Stab der Gesetzlosen
ihre Häuser geplündert und ihre Frauen zerbrochen,
geschändet werden. den Herrscherstab der Tyrannen,
17 Siehe, ich erwecke die Meder gegen sie, 6 der die Völker im Grimm schlug
die das Silber nicht achten und am Gold mit unaufhörlichen Schlägen,
kein Gefallen haben. 18 Und ihre Bogen der im Zorn Nationen niedertrat
werden junge Männer zu Boden strecken; mit schonungsloser Verfolgung.
sie werden sich über die Leibesfrucht nicht 7 Jetzt ruht die ganze Erde und ist still;
erbarmen und kein Mitleid mit den Kin- man bricht in Jubel aus.
dern haben. 19 So wird Babel, die Zierde 8 Selbst die Zypressen freuen sich über
der Königreiche, der Ruhm, der Stolz der dich,
Chaldäer, umgekehrt von Gott wie Sodom und die Zedern des Libanon, [sie sagen]:
und Gomorra. 20 Sie wird nie mehr be- Seitdem du darniederliegst,
wohnt werden und unbesiedelt bleiben kommt kein Holzfäller mehr zu uns herauf!
von Geschlecht zu Geschlecht. Kein Araber 9 Das Totenreich drunten gerät in
wird dort zelten, und keine Hirten werden Aufregung wegen dir,
[ihre Herden] dort lagern lassen; 21 son- in Erwartung deines Kommens;
dern Steppentiere werden dort liegen, und er stört deinetwegen die Schatten auf,
ihre Häuser werden voller Eulen sein, und alle Anführer der Erde;
Strauße werden dort hausen und Ziegen- er läßt von ihren Thronen aufstehen
böcke herumhüpfen. 22 Und wilde Hunde alle Könige der Heidenvölker.
werden heulen in ihren verödeten Palästen 10 Sie alle ergreifen das Wort und
und Schakale in den Lustschlössern. Ihre sprechen zu dir:
Zeit ist nahe herbeigekommen, und ihre Auch du bist kraftlos geworden wie wir,
Tage sollen nicht verlängert werden! bist uns gleich geworden!
11 Ins Totenreich hinabgestürzt ist deine
Ruhe für Israel Pracht, das Rauschen deiner Harfen;
nach der Niederlage Babylons Maden werden dein Lager sein
Denn der HERR wird sich über Jakob und Würmer deine Decke.
erbarmen und Israel wieder erwäh- 12 Wie bist du vom Himmel herabgefallen,
len und sie zur Ruhe bringen in ihrem du Glanzstern, Sohn der Morgenröte!
Land. Und der Fremdling wird sich ihnen Wie bist du zu Boden geschmettert,
anschließen, und sie werden dem Haus du Überwältiger der Nationen!
JESAJA 14.15 735
13 Und doch hattest du dir in deinem und will es wegfegen mit dem Besen des
Herzen vorgenommen: Verderbens!
›Ich will zum Himmel emporsteigen spricht der HERR der Heerscharen.
und meinen Thron über die Sterne
Gottes erhöhen Weissagung gegen Assyrien
und mich niederlassen auf dem 24 Der HERR der Heerscharen hat ge-
Versammlungsberg im äußersten Norden; schworen und gesagt: Fürwahr, es soll
14 ich will emporfahren auf Wolkenhöhen, geschehen, wie ich es mir vorgenommen
dem Allerhöchsten mich gleich machen!‹ habe, und es soll zustandekommen, wie
15 Doch ins Totenreich bist du hinabgestürzt, ich es beschlossen habe: 25 Ich will den
in die tiefste Grube! Assyrer zerschmettern in meinem Land,
16 Die dich sehen, schauen dich und ich will ihn zertreten auf meinen
verwundert an, Bergen; so wird sein Joch von ihnen ge-
sie betrachten dich [und sagen]: nommen werden und seine Last von ih-
›Ist das der Mann, der die Erde erzittern ließ, ren Schultern fallen.
der Königreiche erschütterte; 26 Das ist der Ratschluß, der beschlossen
17 der den Erdkreis zur Wüste machte ist über die ganze Erde, und dies ist die
und seine Städte niederriß; Hand, die ausgestreckt ist über alle Völ-
der seine Gefangenen nicht nach Hause ker! 27 Denn der HERR der Heerscharen
entließ?‹ hat es beschlossen — wer will es verei-
18 Alle Könige der Völker, teln? Seine Hand ist ausgestreckt — wer
sie ruhen in Ehren, will sie abwenden?
jeder in seinem Haus;
19 du aber bist hingeworfen fern von
Weissagung gegen das Land der Philister
2Kö 18,8; Hes 25,15-17
deiner Grabstätte,
wie ein verabscheuter Schößling, 28 Im Todesjahr des Königs Ahas ist dieser
bedeckt mit Erschlagenen, Ausspruch ergangen: 29 Freue dich nicht,
vom Schwert Durchbohrten, ganz Philisterland, daß der Stock zerbro-
die in eine mit Steinen bedeckte Grube chen ist, der dich schlug! Denn aus der
hinabfahren, Wurzel der Schlange wird eine Natter
wie ein zertretenes Aas. hervorkommen, und deren Frucht wird
20 Du wirst nicht mit jenen vereint ein fliegender, feuriger Drache sein.
werden im Grab, 30 Und die Erstgeborenen der Armen wer-
denn du hast dein Land zugrundegerichtet, den weiden und die Geringen sicher
hast dein Volk erwürgt. wohnen; aber deine Wurzel will ich durch
Der Same der Übeltäter wird in Ewigkeit Hunger töten, und deinen Überrest wird
nicht mehr erwähnt werden!« — er umbringen.
21 Richtet eine Schlachtbank her für 31 Jammere, o Tor! Schreie, o Stadt! Verza-
seine Söhne, ge, ganz Philisterland! Denn von Norden
um der Missetat ihrer Väter willen, kommt Rauch und eine lückenlose Schar!
damit sie nicht wieder aufkommen und 32 Was wird man den Boten des Heiden-
die Erde in Besitz nehmen volkes antworten? Daß der HERR Zions
und den Erdkreis voller Städte machen! Grundmauern gelegt hat, und dort wer-
22 Ich will gegen sie aufstehen, den die Elenden seines Volkes Zuflucht
spricht der HERR der Heerscharen, finden.
und von Babel ausrotten Namen und
Überrest, Ankündigung des Gerichts über Moab
Hes 25,8-11; Am 2,1-3
Sproß und Schößling! spricht der HERR.
23 Und ich will es zum Besitztum der Igel Ausspruch über Moab:
machen Über Nacht wird Ar-Moab verwü-
und zu Wassersümpfen stet, es ist vertilgt! Über Nacht wird Kir-
736 JESAJA 15.16.17
Moab verwüstet, es ist vertilgt! 2 Habaith heit, im Zelt Davids, ein Richter, der nach
und Dibon steigen zu ihren Höhen hin- dem Recht trachtet und die Gerechtigkeit
auf, um zu weinen; Moab jammert auf fördert.
dem Nebo und in Medeba; auf allen sei- 6 Wir haben gehört von dem Hochmut
nen Häuptern sind Glatzen, und alle Moabs, das sehr anmaßend ist, von sei-
Bärte sind abgeschnitten. 3 Auf ihren nem Übermut, seinem Stolz und seiner
Gassen sind sie mit Sacktuch umgürtet; Überheblichkeit, seinem leeren Ge-
auf ihren Dächern und Plätzen heult alles schwätz. 7 Darum werden die Moabiter
und zerfließt in Tränen. 4 Hesbon und um Moab heulen, alles wird heulen; um
Eleale schreien, bis Jahaz hört man ihre die Traubenkuchen von Kir-Hareset wer-
Stimme. Darum werden Moabs Bewaff- det ihr seufzen: Ach, sie sind dahin!
nete laut schreien, der Mut wird ihnen 8 Denn die Pflanzungen von Hesbon sind
entsinken. verwelkt, der Weinstock von Sibma, des-
5 Von Herzen jammere ich um Moab; sie sen edles Gewächs den Adel der Heiden-
fliehen bis nach Zoar, nach Eglath-Sche- völker überwältigte; sie reichten bis Ja-
lischija; sie steigen weinend die Anhöhe eser, wucherten bis in die Wüste, breiteten
nach Luchit hinauf, auf dem Weg nach ihre Ranken aus, gingen [bis] übers Meer.
Horonaim erheben sie ein erschüttern- 9 Darum weine ich mit den Weinenden
des Geschrei. 6 Denn die Wasser von von Jaeser um den Weinstock von Sibma,
Nimrim sollen zu Wüsten werden; ja, das ich benetze dich, Hesbon und Eleale, mit
Gras ist verdorrt, alles Kraut abgefressen, meinen Tränen; denn über deine Ob-
kein grünes Hälmchen ist mehr da! 7 Da- sternte, über deine ganze Erntezeit, ist
rum tragen sie den Rest ihrer Habe, was das Jauchzen [der Feinde] gefallen.
sie noch retten konnten, über den Wei- 10 Freude und Frohlocken sind aus den
denbach. 8 Ja, das Geschrei geht im gan- Obstgärten verschwunden, und in den
zen Land Moab um; ihr Wehklagen reicht Weinbergen jubelt und jauchzt man
bis nach Eglaim, bis nach Beer-Elim ihr nicht; der Kelterer tritt keinen Wein in
Geheul. 9 Denn die Wasser Dimons sind den Kufen, das Kelterlied habe ich zum
voll Blut; ja, ich verhänge noch mehr über Schweigen gebracht. 11 Darum klagt
Dimon: über die entkommenen Moabi- mein Innerstes um Moab wie eine Laute,
ter kommt ein Löwe, auch über den und mein Herz um Kir-Heres. 12 Und es
Überrest, der noch im Land ist. wird geschehen, wenn Moab erscheint,
wenn es sich auf die Höhe bemüht und in
Schickt ein Lamm dem Beherrscher sein Heiligtum geht, um zu beten, so wird
des Landes, von Sela aus durch die es nichts ausrichten!
Wüste zu dem Berg der Tochter Zion! 13 Das ist das Wort, das der HERR ehemals
2 Denn es wird geschehen: Wie umherflat- über Moab gesprochen hat; 14 jetzt aber
ternde Vögel, wie ein aufgescheuchtes redet der HERR und spricht: In drei Jahren,
Nest werden die Töchter Moabs an den wie sie der Tagelöhner zählt, wird die gro-
Furten des Arnon sein. ße Menge, deren Moab sich rühmt, ge-
3 Gib Rat, triff eine Entscheidung! Mach ring werden, und der Überrest wird win-
deinen Schatten am hellen Mittag gleich zig klein, ohne Ehre sein.
der dunklen Nacht, verbirg die Verjagten,
verrate die Flüchtlinge nicht! 4 Laß meine Weissagung gegen Damaskus
Am 1,3-5; Jer 49,23-27; 2Kö 16,9
Flüchtlinge bei dir einkehren, Moab; sei
ihnen ein Schirm vor dem Verderber! Ausspruch über Damaskus:
Wenn der Bedrücker nicht mehr da ist, Siehe, Damaskus hört auf, eine
das Zerstören aufgehört hat, die Gewalt- Stadt zu sein, und wird zu einer verfalle-
tätigen von der Erde weggefegt sind, nen Ruine. 2 Verlassen sind die Städte von
5 dann wird ein Thron in Gnade errichtet Aroer, den Herden werden sie zuteil; die
werden; und auf ihm wird sitzen in Wahr- lagern sich dort, und niemand scheucht
JESAJA 17.18 737
sie auf. 3 Aus ist’s mit der Festung in Schrecken da; ehe es aber Morgen wird,
Ephraim und mit dem Königtum in Da- sind sie nicht mehr vorhanden! Das ist
maskus; und der Überrest von Aram wird das Teil derer, die uns berauben, und das
der Herrlichkeit der Kinder Israels gleich Los derer, die uns plündern.
sein! spricht der HERR der Heerscharen.
4 Und es wird geschehen an jenem Tag,
Botschaft an das Land Kusch
da wird die Herrlichkeit Jakobs armselig (Äthiopien)
sein und das Fett seines Fleisches hin- Wehe dir, du Land des Flügelge-
schwinden. 5 Es wird gehen, wie wenn schwirrs, das jenseits der Ströme
der Schnitter Halme zusammenrafft und von Kusch liegt, 2 das seine Boten aufs
sein Arm Ähren abmäht, ja, wie wenn ei- Meer entsendet und in Rohrschiffen über
ner Ähren liest im Tal Rephaim. 6 Es wird die Wasserfläche: Geht hin, ihr schnellen
nur eine Nachlese von ihnen übrigblei- Boten, zu der Nation, die verschleppt und
ben, wie beim Abschlagen der Oliven: gerupft ist, zu dem Volk, vor dem man
zwei oder drei reife Oliven oben im Wipfel sich scheut, seit es besteht, zu der Nation,
des Baumes, vier oder fünf in den Zwei- die immer wieder mit der Meßschnur
gen des Fruchtbaums! spricht der HERR, gemessen und von Zertretung heimge-
der Gott Israels. sucht wurde, deren Land die Ströme
7 An jenem Tag wird der Mensch auf den überschwemmt haben.
schauen, der ihn gemacht hat, und seine 3 Ihr Bewohner des Erdkreises alle und
Augen werden auf den Heiligen Israels die ihr auf der Erde wohnt: Wenn das
blicken. 8 Und er wird nicht auf die Altäre Kriegsbanner auf den Bergen aufgerich-
schauen, das Werk seiner Hände, und tet wird, so schaut hin, und wenn man ins
wird nicht mehr nach dem blicken, was Horn stößt, so horcht auf! 4 Denn so hat
seine Finger gemacht haben, nach den der HERR zu mir gesprochen: Ich werde
Aschera-Standbildern und Sonnensäulen. ruhig warten und von meiner Wohnstätte
9 An jenem Tag werden ihre Festungs- aus zuschauen, wie heitere Wärme bei
städte wie die verlassenen Waldeshöhen Sonnenschein, wie Taugewölk in der
und Berggipfel sein, die man [einst] vor Ernteglut. 5 Denn vor der Ernte, wenn die
den Kindern Israels verließ; und es wird Blüte abfällt und der Blütenstand zur rei-
eine Wüste sein. 10 Denn du hast den fenden Traube wird, dann schneidet Er
Gott deines Heils vergessen und nicht die Ranken mit Rebmessern ab, er wird
gedacht an den Felsen deiner Stärke; dar- auch die Reben wegnehmen und ab-
um pflanzt du liebliche Pflanzungena hauen. 6 Und sie werden allesamt den
und besäst sie mit fremden Weinranken! Raubvögeln der Berge und den Tieren des
11 An dem Tag, da du sie pflanzt, ziehst du Feldes überlassen, daß die Raubvögel
sie groß, und am Morgen, wenn du gesät darauf den Sommer verbringen und alle
hast, bringst du sie zum Blühen; die Ernte Tiere des Feldes darauf überwintern.
aber wird dahin sein am Tag der Krank- 7 In jener Zeit wird dem HERRN der Heer-
heit und des unheilbaren Schmerzes. scharen ein Geschenk dargebracht wer-
12 Wehe, ein Toben vieler Völker, die to- den: ein Volk, das verschleppt und ge-
ben wie das Meer, und ein Rauschen von rupft ist, [Leute] aus einem Volk, vor dem
Völkern, die wie mächtige Wasser rau- man sich scheut, seit es besteht, einer
schen! 13 Die Völker rauschen gleich den Nation, die immer wieder mit der Meß-
großen Wassern; wenn Er sie aber schilt, schnur gemessen und von Zertretung
so fliehen sie weit davon und werden da- heimgesucht wurde, deren Land die Strö-
hingejagt wie Spreu auf den Bergen vor me überschwemmt haben — hin zu der
dem Wind und wie wirbelnder Staub vor Wohnstätte des Namens des HERRN, zum
dem Sturm. 14 Siehe, zur Abendzeit ist Berg Zion.

a (17,10) d.h. Gärten zur Verehrung einer heidnischen Gottheit.


738 JESAJA 19
Gottes Gericht über Ägypten haben Ägypten irregeführt. 14 Der HERR
Jer 46; Hes 29-32 hat einen Taumelgeist unter sie ausge-
Ausspruch über Ägypten: gossen, so daß sie Ägypten in all seinem
Siehe, der HERR fährt auf einer Tun irreführen, wie ein Trunkener her-
schnellen Wolke einher und kommt nach umtaumelt in seinem Erbrochenen.
Ägypten! Da werden die Götzen Ägyptens 15 Und für Ägypten wird keine [rettende]
vor ihm beben, und das Herz wird den Tat mehr übrigbleiben, die Kopf oder
Ägyptern im Leibe vergehen. 2 Und ich Schwanz, Palmzweig oder Binse ausrich-
will die Ägypter gegeneinander aufsta- ten könnten.
cheln, daß sie kämpfen werden, ein Bru- 16 An jenem Tag werden die Ägypter wie
der gegen den anderen, ein Freund gegen Weiber sein; sie werden zittern und er-
den anderen, Stadt gegen Stadt, König- schrecken vor dem Erheben der Hand
reich gegen Königreich. 3 Und der Geist des HERRN der Heerscharen, die er gegen
der Ägypter wird irre werden in ihrem In- sie erheben wird. 17 Und das Land Juda
neren, und ich will ihren Plan zunichte wird für die Ägypter ein Schrecken sein;
machen; dann werden sie die Götzen, die so oft es jemand bei den Ägyptern er-
Zauberer, die Totenbeschwörer und die wähnt, werden sie erschrecken vor dem
Wahrsager befragen. 4 Und ich will die Ratschluß des HERRN der Heerscharen,
Ägypter in die Hände eines strengen den er über sie beschlossen hat.
Herrn ausliefern, und ein harter König 18 Zu jener Zeit werden fünf ägyptische
soll über sie herrschen, spricht der Herr- Städte die Sprache Kanaans reden und
scher, der HERR der Heerscharen. bei dem HERRN der Heerscharen schwö-
5 Und die Wasser werden sich aus dem Nil ren; eine wird Ir-Heres heißen. 19 An je-
verlaufen, und der Strom wird versiegen nem Tag wird mitten im Land Ägypten
und vertrocknen. 6 Und stinkend werden ein Altar für den HERRN stehen, und ein
die Ströme, seicht und trocken die Kanäle Gedenkstein für den HERRN nahe an sei-
Mazors; Rohr und Schilf werden hinwel- ner Grenze; 20 und das wird ein Zeichen
ken. 7 Die Auen am Nil, an der Mündung und ein Zeugnis sein für den HERRN der
des Nils, und jedes Saatfeld des Nil[tals] Heerscharen im Land Ägypten; denn sie
werden verdorren, verwehen und nicht werden zum HERRN schreien wegen ihrer
mehr sein. 8 Die Fischer werden klagen, Bedrücker, und er wird ihnen einen Ret-
und trauern werden alle, die die Angel in ter senden, der wird kämpfen und sie er-
den Nil werfen; und die das Netz auf dem retten.
Wasserspiegel ausbreiten, werden trost- 21 Und der HERR wird sich den Ägyptern
los sein. 9 Es werden zuschanden die zu erkennen geben, und die Ägypter wer-
Leinenweber und die Weißzeugweber; den an jenem Tag den HERRN erkennen;
10 ja, ihre Grundpfeiler sind zerschlagen, sie werden [ihm] mit Schlachtopfern und
und alle Lohnarbeiter sind in der Seele Speisopfern dienen, sie werden dem
bekümmert. HERRN Gelübde ablegen und sie auch
11 Nichts als Toren sind die Fürsten von erfüllen. 22 So wird der HERR die Ägypter
Zoan, die weisen Ratgeber des Pharao; ihr schlagen, wird sie schlagen und [dann]
Ratschlag hat sich als töricht erwiesen. heilen, und sie werden sich zum HERRN
Wie könnt ihr denn zum Pharao sagen: wenden, und er wird sich von ihnen er-
Ich bin ein Sohn der Weisen, ein Sohn der bitten lassen und sie heilen.
uralten Könige? 12 Wo sind denn deine 23 An jenem Tag wird von Ägypten eine
Weisen? Sie sollen dir doch verkünden gebahnte Straße nach Assyrien gehen;
und erkennen, was der HERR der Heer- der Assyrer wird nach Ägypten und der
scharen über Ägypten beschlossen Ägypter nach Assyrien kommen, und die
hat! 13 Die Fürsten von Zoan sind zu Nar- Ägypter werden mit den Assyrern [dem
ren geworden, getäuscht sind die Fürsten HERRN] dienen. 24 An jenem Tag wird sich
von Noph; die Anführer seiner Stämme Israel als drittes zu Ägypten und Assyrien
JESAJA 19.20.21 739
gesellen und inmitten der Erde ein Segen wurde mir gezeigt: Der Räuber raubt, der
sein, 25 denn der HERR der Heerscharen Zerstörer zerstört. Zieht heran, ihr Elami-
segnet es, indem er sagen wird: Gesegnet ter! Belagert sie, ihr Meder! Denn alles
bist du, Ägypten, mein Volk, und du, As- von ihr verursachte Seufzen will ich
syrien, das Werk meiner Hände, und du, stillen. 3 Darum sind meine Lenden voll
Israel, mein Erbteil! Schmerz; Wehen haben mich ergriffen,
gleich den Wehen einer Gebärenden; ich
Weissagung gegen Ägypten und Kusch krümme mich vor dem, was ich hören
In dem Jahr, als der Tartana nach As- muß, bin erschrocken von dem, was ich
dod kam, als ihn Sargon, der König sehen muß. 4 Mein Herz schlägt wild;
von Assyrien, sandte und er gegen Asdod Schauder hat mich überfallen; die Däm-
kämpfte und es einnahm, 2 zu jener Zeit merung, die mir lieb ist, hat er mir in
hatte der HERR durch Jesaja, den Sohn des Schrecken verwandelt.
Amoz, so gesprochen: Geh, lege das Sack- 5 Man deckt den Tisch, man breitet die
tuch ab von deinen Hüften und zieh die Polster aus, man ißt und trinkt — »Auf, ihr
Sandalen aus von deinen Füßen! Und er Fürsten, salbt den Schild!«d 6 Denn so hat
machte es so, ging entblößtb und barfuß. der Herr zu mir gesprochen: Geh, stelle
3 Da sprach der HERR: Gleichwie mein den Späher auf; er soll berichten, was er
Knecht Jesaja drei Jahre lang entblößt sieht, 7 und sieht er Reiter, Pferdegespan-
und barfuß einhergegangen ist, als Zei- ne, Reiter auf Eseln und Reiter auf Kame-
chen und Warnung für Ägypten und len, so beobachte er scharf, mit größter
Kusch, 4 so wird der König von Assyrien Aufmerksamkeit! 8 Und er schrie [wie]
die gefangenen Ägypter und die zur Ver- ein Löwe: »Herr, ich stehe unablässig auf
bannung bestimmten Kuschiter, Knaben der Warte bei Tag, und auf meinem Pos-
und Greise, entblößt und barfuß und mit ten alle Nächte! 9 Und sieh, da kommt ein
entblößtem Gesäß wegführen, zur Schan- Zug Männer, ein Pferdegespann —« Und
de Ägyptens. er begann und sprach: »Gefallen, gefallen
5 Da werden dann diejenigen verzagen ist Babel, und alle Bilder ihrer Götter hat
und zuschanden werden, die sich auf er zu Boden geschmettert!«
Kusch verließen und sich mit Ägypten 10 O mein zerdroschenes [Volk], du Sohn
brüsteten. 6 Und die Bewohner dieses meiner Tennee! Was ich von dem HERRN
Küstenlandes werden an jenem Tag sa- der Heerscharen, dem Gott Israels, ge-
gen: Siehe, so steht es mit unserer Zu- hört habe, das verkündige ich euch!
flucht, zu der wir geflohen sind um Hilfe
und Rettung vor dem König von Assyrien! Weissagungen über Edom und Arabien
Jer 49,7-22.28-33; Ob 1
Wie wollen wir nun entkommen?
11 Ausspruch über Duma:
Weissagung über den Fall von Babylon Aus Seir ruft man mir zu: Wächter, ist die
Jes 13-14; Jer 50-51; Dan 5
Nacht bald vorbei? Wächter, ist die Nacht
Ausspruch über die Wüste des bald vorbei? 12 Der Wächter spricht: Der
Meeresc: Morgen ist angebrochen, und doch ist es
Wie Stürme im Negev daherbrausen, so noch Nacht! Wenn ihr fragen wollt, so
kommt es daher aus der Wüste, aus dem fragt; kommt bald wieder!
schrecklichen Land! 2 Ein hartes Gesicht 13 Ausspruch über Arabien:

a (20,1) Titel des assyrischen Oberfeldherrn. lonischen Festmählern; während der Festtafel wird der
b (20,2) d.h. ohne Oberbekleidung, was in Israel bereits Befehl zum Kampf gegeben (die ledernen Schutz-
als Blöße angesehen wurde. schilde wurden mit Öl eingerieben, damit die Waffen
c (21,1) Eine Bezeichnung für Südbabylonien, das die daran abglitten), aber es ist bereits zu spät (vgl. Dan 5).
Babylonier und Assyrer auch »Land des Meeres« e (21,10) d.h. der du auf meiner Tenne gedroschen
nannten. wurdest.
d (21,5) Jesaja schildert die Sorglosigkeit bei den baby-
740 JESAJA 21.22
In der Wildnis von Arabien müßt ihr Davids — denn es sind viele —, und die
übernachten, ihr Karawanen der Dedani- Wasser des unteren Teiches sammelt
ter! 14 Bringt dem Durstigen Wasser ent- ihr. 10 Ihr zählt auch die Häuser Jerusa-
gegen, ihr Bewohner des Landes Tema! lems und brecht Häuser ab, um die Mau-
Geht dem Flüchtling entgegen mit Brot er zu befestigen. 11 Und ihr legt ein Sam-
für ihn! 15 Denn vor den Schwertern sind melbecken an zwischen den beiden
sie geflohen, vor dem gezückten Schwert, Mauern für die Wasser des alten Teiches
vor dem gespannten Bogen und vor der — aber ihr schaut nicht auf den, der dies
Gewalt des Krieges. getan hat, und seht nicht nach dem, der
16 Denn so hat der Herr zu mir gespro- es seit langem bereitet hat!
chen: Noch ein Jahr, wie die Jahre eines 12 Und an jenem Tag ermahnt der Herr-
Tagelöhners, so ist alle Herrlichkeit Ke- scher, der HERR der Heerscharen, zum
dars dahin; 17 und von den tapferen Bo- Weinen und Klagen, zum Kahlscheren
genschützen Kedars wird nur eine gerin- des Hauptes und zum Umgürten des
ge Zahl übrigbleiben! Ja, der HERR, der Sacktuches — 13 doch siehe, da ist Jubel
Gott Israels, hat geredet. und Vergnügen, Ochsen schlachten und
Schafe schächten, Fleisch essen und
Das kommende Gericht über Jerusalem Wein trinken: »Laßt uns essen und trin-
Weissagung über das Tal der Offen- ken, denn morgen sind wir tot!« 14 Doch
barung: der HERR der Heerscharen hat sich mei-
Was ist denn mit dir, daß alle deine Leute nem Ohr geoffenbart: Wahrlich, diese
auf die Dächer steigen, 2 du vom Getüm- Missetat soll euch nicht vergeben wer-
mel erfüllte, lärmende Stadt, du jauch- den, bis ihr sterbt! spricht der Herrscher,
zende Stadt? Deine Erschlagenen sind der HERR der Heerscharen.
weder vom Schwert durchbohrt, noch im
Kampf gefallen! 3 Alle deine Anführer Gerichtswort über Schebna -
sind miteinander geflohen, wurden ge- Erhöhung des Eljakim
fesselt, ohne einen Bogenschuß abzuge- 15 So hat der Herrscher, der HERR der
ben; dein ganzes Aufgebot ist miteinan- Heerscharen, gesprochen: Geh hinein zu
der in Gefangenschaft geraten; schon von diesem Verwalter, zu Schebna, der über
ferne sind sie geflohen! 4 Deshalb sage den Palast gesetzt ist [und sprich]: 16 Was
ich: Schaut weg von mir, denn ich muß hast du hier, und wen hast du hier, daß du
bitterlich weinen; gebt euch keine Mühe, dir hier ein Grab aushaust? Du, der sich
mich zu trösten über den Untergang der hoch oben sein Grab aushaut, sich eine
Tochter meines Volkes! Wohnung in den Felsen hineinmeißelt?
5 Denn es [kommt] ein Tag der Bestür- 17 Siehe, der HERR wird dich weit weg-
zung, der Zertretung und Verwirrung von schleudern, Mann! Und er wird dich fest
dem Herrscher, dem HERRN der Heerscha- packen, 18 dich fest zusammenwickeln
ren, im Tal der Offenbarung; man reißt die wie einen Knäuel und dich wie einen Ball
Mauer ein, und Geschrei hallt gegen den in ein weites und breites Land schleu-
Berg. 6 Die Elamiter tragen den Köcher, dern! Dort wirst du sterben, und dorthin
neben bemannten Streitwagen kommen kommen deine prächtigen Wagen, du
Reiter daher, Kir entblößt den Schild. Schande für das Haus deines Herrn! 19 Ich
7 Und es wird geschehen: Deine schönen will dich aus deinem Amt stoßen, und
Täler werden voller Streitwagen sein, und man wird dich von deiner Stellung herab-
die Reiter nehmen Stellung ein gegen das stürzen.
Tor. 20 Und es wird geschehen an jenem Tag,
8 Und er nimmt den Schutz Judas weg. da werde ich meinen Knecht Eljakim, den
Aber du schaust an jenem Tag auf die Sohn Hilkijas, berufen, 21 und ich werde
Waffen des Zeughauses. 9 Und ihr seht ihn mit deinem Gewand bekleiden und
nach den Rissen [in der Mauer] der Stadt mit deinem Gürtel fest umgürten und
JESAJA 22.23 741
deine Vollmacht in seine Hand legen. Er Ursprung in uralter Vorzeit liegt, deren
wird den Bürgern von Jerusalem und Füße sie in ferne [Länder] trugen, damit
dem Haus Juda ein Vater sein. 22 Ich will sie sich dort ansiedelten?
ihm auch den Schlüssel des Hauses Da- 8 Wer hat dieses über Tyrus beschlossen,
vids auf seine Schulter legen, so daß, die Kronenspenderin, deren Kaufleute
wenn er öffnet, niemand zuschließen Fürsten und deren Händler die Vorneh-
kann, und wenn er zuschließt, niemand men der Erde waren? 9 Der HERR der
aufschließen kann. 23 Und ich will ihn als Heerscharen hat es beschlossen, um den
Pflock einschlagen an einem festen Ort, Stolz all ihrer Pracht zu entweihen und
und er soll ein Ehrenthron für das Haus alle Vornehmen der Welt verächtlich zu
seines Vaters werden, 24 so daß die ganze machen.
Herrlichkeit seines Vaterhauses sich an 10 Überflute dein Land, wie es beim Nil
ihn hängen wird, die Sprößlinge und die geschieht, du Tochter Tarsisc; es ist keine
Abkömmlinge, alle kleinen Gefäße, von Werft mehr da! 11 Er hat seine Hand über
den Tonschalen bis zu allen Krügen. das Meer ausgestreckt, er hat Königreiche
25 An jenem Tag, spricht der HERR der erschüttert; der HERR hat über Kanaan
Heerscharen, wird der Pflock, der an dem Befehl gegeben, daß seine Festungen
festen Ort eingeschlagen war, weichen; zerstört werden sollen. 12 Und er hat ge-
ja, er wird abgehauen werden und fallen, sagt: Du sollst dich künftig nicht mehr
und die Last, die daran hängt, wird zu- freuen, du geschändete Jungfrau, Tochter
grundegehen; denn der HERR hat [es] ge- Zidon! Nach Kittim mache dich auf, fahre
redet. hinüber! Auch dort wird man dir keine
Ruhe lassen!
Der Fall von Tyrus 13 Siehe, das Land der Chaldäer, dieses Volk,
Jer 25,22; Hes 26-28; Am 1,9-10; Sach 9,2-4
das nicht war — Assyrien hat es den Wü-
Ausspruch über Tyrus: Jammert, stenbewohnern zugewiesen —, sie haben
ihr Tarsisschiffe! Denn [Tyrus] ist ihre Belagerungstürme errichtet, seine Pa-
zerstört, ohne Häuser und ohne Einfahrt läste bloßgelegt, es zu Trümmerhaufen ge-
[für Schiffe]. Aus dem Land der Kittäera ist macht. 14 Jammert, ihr Tarsisschiffe, denn
es ihnen bekanntgeworden. 2 Schweigt, eure Zuflucht ist zerstört! 15 Und es wird
ihr Bewohner der Küste! Die zidonischen geschehen an jenem Tag, da wird Tyrus für
Kaufleute, die das Meer befahren, haben 70 Jahre in Vergessenheit geraten, solange
dich erfüllt, 3 und auf großen Wassern ein König regieren kann. Am Ende von 70
war die Saat des Sihor, die Ernte des Jahren aber wird es Tyrus ergehen, wie es in
Niltales, ihr Einkommen, und sie war der dem Lied von der Hure heißt: 16 »Nimm die
Markt der Nationen. Laute, ziehe in der Stadt herum, du verges-
4 Schäme dich, Zidon; denn das Meer, die sene Hure! Spiele gut, singe viel, daß man
Meeresfeste spricht: »Ich habe keine We- wieder an dich denkt!«
hen gehabt, noch geboren, noch junge 17 Denn es wird geschehen am Ende der 70
Männer großgezogen, noch Jungfrauen Jahre, da wird der HERR Tyrus heimsuchen,
auferzogen!« 5 Wie bei der Nachricht und sie wird wieder zu ihrem Hurenlohn
über Ägypten, so werden sie sich auch kommen und wird mit allen Königreichen
[vor Schrecken] winden bei der Nachricht der Erde, die auf der Erde [ansässig] sind,
über Tyrus. 6 Fahrt hinüber nach Tarsisb, Hurerei treiben. 18 Aber ihr Erwerb und
jammert, ihr Bewohner der Küste! 7 Ist Hurenlohn wird dem HERRN geweiht wer-
das nicht eure freudenreiche Stadt, deren den; er wird nicht angesammelt noch auf-

a (23,1) d.h. Zypern. c (23,10) Das Gerichtswort droht der reichen Handels-
b (23,6) Eine Hafenstadt in Spanien, die ein Handels- stadt an, daß sie ihren Unterhalt künftig mit mühsa-
zentrum der Phönizier war. mer Feldbebauung verdienen muß, weil es an Häfen
für ihre Handelsschiffe fehlt.
742 JESAJA 23.24.25
gespeichert, sondern ihr Erwerb wird für das Tor wurde in Trümmer geschlagen. 13 Ja,
die sein, die vor dem Angesicht des HERRN so wird es geschehen im Land und unter
wohnen, damit sie essen bis zur Sättigung den Leuten, wie wenn man Oliven ab-
und stattlich bekleidet sind. klopft, oder wie bei der Nachlese, wenn die
Weinernte zu Ende ist.
GERICHT UND WIEDERHERSTELLUNG 14 Jene [Übriggebliebenen]a aber werden
FÜR DAS LAND ISRAEL ihre Stimme erheben und frohlocken; sie
Kapitel 24 - 27 jubeln auf dem Meer über die Majestät des
HERRN. 15 Darum rühmt den HERRN in den
Das Gericht über das Land Israel Ländern des Sonnenaufgangs, [preist] den
und die Könige der Erde Namen des HERRN, des Gottes Israels, auf
Siehe, der HERR wird das Land ent- den Inseln des Meeres! 16 Wir hören Lob-
völkern und verwüsten, er wird gesänge vom Ende der Erde: Herrlichkeit
sein Angesicht entstellen und seine Be- dem Gerechten! — Ich aber sprach: Ich
wohner zerstreuen. 2 Dann wird der vergehe, ich vergehe! Wehe mir! Räuber
Priester sein wie das Volk, der Herr wie rauben, ja, räuberisch rauben die Räuber!
sein Knecht, die Frau wie ihre Magd, der 17 Grauen, Grube und Garn kommen
Verkäufer wie der Käufer, der Verleiher über dich, du Bewohner der Erde! 18 Und
wie der, der borgt, der Gläubiger wie der es wird geschehen, wer vor der grauener-
Schuldner. 3 Das Land wird gänzlich ent- regenden Stimme flieht, der wird in die
völkert und ausgeplündert werden; ja, Grube fallen, wer aber aus der Grube her-
der HERR hat dieses Wort gesprochen! aufsteigt, wird im Garn gefangen werden;
4 Es trauert und welkt das Land; der Erd- denn die Fenster der Höhe werden sich
kreis verschmachtet und verwelkt; es öffnen und die Grundfesten der Erde er-
verschmachten die Hohen des Volkes im beben. 19 Die Erde wird krachend zerber-
Land. 5 Denn das Land liegt entweiht sten, die Erde wird reißen und bersten,
unter ihren Bewohnern; denn sie haben die Erde wird hin- und herschwanken.
die Gesetze übertreten, die Satzungen 20 Die Erde wird hin- und hertaumeln wie
abgeändert, den ewigen Bund gebro- ein Betrunkener und schaukeln wie eine
chen! 6 Darum hat der Fluch das Land Hängematte; ihre Missetat lastet schwer
verzehrt, und die darin wohnen, müssen auf ihr; sie fällt und steht nicht wieder
es büßen; darum sind die Bewohner des auf.
Landes von der Glut verzehrt, und nur 21 Und es wird geschehen an jenem Tag,
wenige Menschen sind übriggeblieben. da wird der HERR das Heer der Höhe in der
7 Der Most trauert, der Weinstock ver- Höhe heimsuchen und die Könige der
schmachtet; es seufzen alle, die sich von Erde auf Erden; 22 die werden einge-
Herzen gefreut hatten. 8 Der Jubel der sperrt, wie man Gefangene in die Grube
Paukenschläger ist vorbei; das Geschrei einsperrt, und im Kerker werden sie ein-
der Frohlockenden ist verstummt, und geschlossen; aber nach vielen Jahren
die Freude des Lautenspiels hat ein werden sie heimgesucht werden. 23 Da
Ende. 9 Man singt nicht mehr beim Wein- wird der Mond erröten und die Sonne
trinken; wer noch Rauschtrank zu sich schamrot werden; denn der HERR der
nimmt, dem schmeckt es bitter. Heerscharen herrscht dann als König auf
10 Die verödete Stadt ist zerstört; jedes dem Berg Zion und in Jerusalem, und vor
Haus ist verschlossen, so daß niemand seinen Ältesten ist Herrlichkeit.
hineinkommt. 11 Man klagt um den Wein
auf den Gassen; alle Freude ist untergegan- Lob Gottes angesichts der Segnungen
gen, alle Wonne des Landes dahin. 12 Nur des messianischen Friedensreiches
Ps 9
Verwüstung bleibt in der Stadt zurück, und
O HERR, du bist mein Gott; dich will
a (24,14) d.h. der gerettete Überrest Israels. ich erheben! Ich lobe deinen Na-
JESAJA 25.26 743
men, denn du hast Wunder getan; deine Loblied der Erlösten
Ratschlüsse von alters her sind zuverläs- zur Verherrlichung Gottes
sig und wahrhaftig! 2 Denn du hast die An jenem Tag wird dieses Lied im
Stadt zum Steinhaufen gemacht, die feste Land Juda gesungen werden:
Burg zum Trümmerhaufen, den Palast »Wir haben eine feste Stadt; Errettung
der Fremden zu einer untergegangenen setzt er als Mauern und als Schutzwehr.
Stadt; ewiglich wird sie nicht mehr aufge- 2 Öffnet die Tore, damit ein gerechtes
baut werden. Volk einzieht, das Treue bewahrt! 3 Ei-
3 Darum ehrt dich auch ein mächtiges nem festen Herzen bewahrst du den
Volk, die Städte gewalttätiger Nationen Frieden, den Frieden, weil es auf dich
fürchten dich; 4 denn du bist dem Schwa- vertraut. 4 Vertraut auf den HERRN alle-
chen eine Zuflucht geworden, eine Zu- zeit, denn Jah, der HERR, ist ein Fels der
flucht dem Armen in seiner Not, ein Ewigkeiten! 5 Denn er hat erniedrigt die
Schirm vor dem Wolkenbruch, ein Schat- Bewohner der Höhe, die hochragende
ten vor der Hitze, als der Zornhauch der Stadt; er hat sie niedergeworfen, er hat
Tyrannen wie ein Unwetter gegen eine sie zu Boden gestürzt, hat sie herabge-
Wand [daherkam]. 5 Wie die Sonnenglut stoßen bis in den Staub, 6 daß sie der Fuß
in einer dürren Gegend, so dämpfst du das zertrete, die Füße der Elenden, die Tritte
Toben der Fremden; wie die Sonnenglut der Schwachen.«
durch den Schatten einer Wolke, so legt 7 Der Pfad des Gerechten ist gerade; ge-
sich der Triumphgesang der Tyrannen. radeaus bahnst du den Weg des Gerech-
6 Und der HERR der Heerscharen wird auf ten. 8 Auch auf dem Weg deiner Gerichte,
diesem Berg allen Völkern ein Mahl von HERR, harrten wir auf dich; auf deinen
fetten Speisen bereiten, ein Mahl von al- Namen und dein Gedenken war das Ver-
ten Weinen, von fetten, markigen Spei- langen der Seele gerichtet. 9 Meine Seele
sen, von alten, geläuterten Weinen. 7 Und verlangte nach dir in der Nacht, ja, mein
er wird auf diesem Berg die Schleierhülle Geist in mir suchte dich; denn sobald
wegnehmen, die alle Völker verhüllt, und deine Gerichte die Erde treffen, lernen
die Decke, womit alle Nationen bedeckt die Bewohner des Erdkreises Gerech-
sind. 8 Er wird den Tod auf ewig ver- tigkeit. 10 Wird der Gottlose begnadigt,
schlingen. Und GOTT, der Herr, wird die so lernt er nicht Gerechtigkeit; in dem
Tränen abwischen von allen Angesich- Land, wo Ordnung herrscht, handelt er
tern und die Schmach seines Volkes hin- verkehrt und sieht nicht die Majestät des
wegnehmen von der ganzen Erde. Ja, der HERRN.
HERR hat [es] gesprochen. 11 HERR, deine Hand ist erhoben; sie wol-
9 Und an jenem Tag wird man sagen: Seht, len es nicht sehen! Sie werden es aber se-
das ist unser Gott, auf den wir gehofft ha- hen und sich schämen müssen. Der Eifer
ben, daß er uns rette; das ist der HERR, auf für das Volk, das Zornesfeuer wird deine
den wir hofften; nun laßt uns frohlocken Feinde verzehren. 12 Uns aber, HERR, wirst
und fröhlich sein in seiner Rettung! du Frieden schaffen; denn auch alle un-
10 Denn die Hand des HERRN wird auf die- sere Werke hast du für uns vollbracht. 13 O
sem Berg ruhen; Moab aber wird unter HERR, unser Gott, andere Herren als du
ihm zertreten werden, wie Stroh in der herrschten über uns; aber [künftig] ge-
Mistlache zertreten wird. 11 Und sollte es denken wir allein an dich, an deinen
auch seine Hände ausbreiten, wie ein Namen! 14 Tote werden nicht wieder le-
Schwimmer sie ausbreitet, um zu schwim- bendig; Schatten stehen nicht wieder auf;
men, so wird Er seinen Hochmut ernied- darum hast du sie heimgesucht und aus-
rigen trotz der Kunstgriffe seiner Hände. gerottet und jede Erinnerung an sie aus-
12 Deine festen, hohen Mauern wird er getilgt.
niederwerfen, abreißen und zu Boden 15 Du hast, o HERR, zum Volk hinzugetan,
stoßen, in den Staub. du hast das Volk vermehrt; du hast dich
744 JESAJA 26.27.28
herrlich erwiesen, du hast alle Grenzen schlagen, Israel wird blühen und grünen,
des Landes erweitert. 16 HERR, in der und sie werden den ganzen Erdkreis mit
Drangsal suchten sie dich; sie flehten lei- Früchten füllen. 7 Hat Er es auch geschla-
se in der Bedrängnis, als deine Züchti- gen, wie er die schlug, welche ihm Schlä-
gung sie traf. 17 Wie eine Schwangere, die ge versetzten? Oder wurde es hingemor-
dem Gebären nahe ist, sich windet und det, wie seine Mörder ermordet worden
vor Schmerzen schreit in ihren Wehen, so sind? 8 Mit Maßen, durch Verbannung,
waren auch wir, HERR, vor deinem An- hast du es gestraft; Er hat es durch seinen
gesicht: 18 Wir waren schwanger, wanden heftigen Sturm fortgetrieben am Tag des
uns [in Schmerzen] und gebaren gleich- Ostwinds. 9 Darum wird Jakobs Schuld
sam Wind; wir konnten dem Land nicht dadurch gesühnt. Und das wird die volle
Rettung verschaffen, und es wurden kei- Frucht der Hinwegnahme seiner Sünde
ne Erdenbewohner geboren. sein, daß er alle Altarsteine gleich zer-
19 Aber deine Toten werden leben, [auch] schlagenen Kalksteinen macht und keine
mein Leichnam; sie werden auferstehen! Aschera-Standbilder und Sonnensäulen
Wacht auf und jubelt, ihr Bewohner des mehr aufrichtet.
Staubes! Denn dein Tau ist ein Morgen- 10 Denn die feste Stadt ist einsam gewor-
tau, und die Erde wird die Toten wieder- den, eine verworfene und verlassene
geben. Wohnung, wie die Steppe. Kälber weiden
20 So geh nun, mein Volk, in deine Kam- und lagern sich dort und fressen ihre Bü-
mern und schließe die Tür hinter dir zu! sche ab. 11 Wenn deren Zweige verdor-
Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis ren, werden sie abgebrochen. Frauen
der Zorn vorübergegangen ist! 21 Denn kommen und zünden sie an. Denn es ist
siehe, der HERR wird von seinem Ort aus- ein unverständiges Volk; darum erbarmt
gehen, um die Bosheit der Erdenbewoh- sich der nicht über sie, welcher sie ge-
ner an ihnen heimzusuchen; und die Erde macht hat, und der sie gebildet hat, wird
wird das auf ihr vergossene Blut offenba- sie nicht begnadigen.
ren und die auf ihr Erschlagenen nicht 12 Und es wird geschehen an jenem Tag,
länger verbergen. daß der HERR ein Dreschen veranstalten
wird von den Fluten des [Euphrat-]Stro-
Ankündigung mes an bis zum Bach Ägyptens, und ihr
der Wiederherstellung Israels sollt gesammelt werden, ihr Kinder Isra-
An jenem Tag wird der HERR mit els, eins ums andere. 13 Und es wird ge-
seinem harten, großen und star- schehen an jenem Tag, da wird das große
ken Schwert den Leviathan heimsuchen, Schopharhorn geblasen werden; da wer-
die flüchtige Schlange, und den Levia- den heimkommen die Verlorenen aus
than, die gewundene Schlange, und er dem Land Assyrien und die Vertriebenen
wird das Ungeheuer töten, das im Meer aus dem Land Ägypten; und sie werden
ist. 2 An jenem Tag [wird man sagen]: Ein den HERRN anbeten auf dem heiligen Berg
Weinberg von feurigen Weinen! Besingt in Jerusalem.
ihn! 3 Ich, der HERR, behüte ihn und be-
wässere ihn zu jeder Zeit; ich bewache WARNENDE WEISSAGUNGEN ÜBER ISRAEL
ihn Tag und Nacht, damit sich niemand (EPHRAIM) UND JUDA
an ihm vergreift. 4 Zorn habe ich keinen. Kapitel 28 - 35
Wenn ich aber Dornen und Disteln darin
fände, so würde ich im Kampf darauf los- Gerichtswort über die sorglosen Führer
gehen und sie allesamt verbrennen! 5 Es von Israel und Juda
sei denn, daß man Schutz bei mir suchte, Wehe der stolzen Krone der Trun-
daß man Frieden mit mir machte, ja, kenbolde Ephraims, der welken
Frieden machte mit mir. Blume seines herrlichen Schmucks oben
6 In zukünftigen Zeiten wird Jakob Wurzel über dem fetten Tal der vom Wein Über-
JESAJA 28 745
wältigten! 2 Siehe, der Herr hat einen Die frevlerischen Herrscher in Jerusalem
Starken und Gewaltigen [bereit]; wie ein und der kostbare Eckstein
Hagelwetter, wie ein verderbenbringen- Röm 9,30-33; 1Pt 2,4-8
der Sturm, wie ein Wolkenbruch mit 14 Darum hört das Wort des HERRN, ihr
mächtiger Wasserflut reißt er zu Boden Spötter, die ihr über dieses Volk herrscht,
mit Macht. 3 Mit Füßen wird zertreten das in Jerusalem ist! 15 Weil ihr sprecht:
die stolze Krone der Trunkenbolde Ephra- »Wir haben einen Bund mit dem Tod ge-
ims; 4 und der welken Blume seines herr- schlossen und einen Vertrag mit dem To-
lichen Schmucks auf dem Gipfel über tenreich gemacht; wenn die über-
dem fetten Tal wird es ergehen wie einer schwemmende Flut daherkommt, wird
Frühfeige vor der Obsternte: Wer sie er- sie nicht zu uns gelangen; denn wir ha-
blickt, der verschlingt sie, sobald er sie in ben Lüge zu unserer Zuflucht gemacht
der Hand hält. und in Betrug uns geborgen!« — 16 dar-
5 An jenem Tag wird der HERR der Heer- um, so spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich
scharen für den Überrest seines Volkes lege in Zion einen Stein, einen bewährten
eine herrliche Krone und ein prächtiger Stein, einen kostbaren Eckstein, der aufs
Kranz sein, 6 und für den, der zu Gericht festeste gegründet ist: wer glaubt, der
sitzt, ein Geist des Rechts, und eine Stärke flieht nicht!
denen, die den Angriff vom Tor abweh- 17 Und ich will das Recht zur Richtschnur
ren. machen und die Gerechtigkeit zur Waa-
7 Aber auch diese taumeln vom Wein und ge; der Hagel wird eure Lügenzuflucht
schwanken vom Rauschtrank: Priester wegreißen, und die Wasser sollen euer
und Prophet sind vom Rauschtrank be- Versteck wegschwemmen. 18 Und euer
rauscht, vom Wein benebelt, sie taumeln Bund mit dem Tod wird außer Kraft ge-
vom Rauschtrank; sie torkeln beim Weis- setzt, und euer Vertrag mit dem Toten-
sagen, schwanken beim Rechtsentscheid. reich hat keinen Bestand. Wenn die über-
8 Ja, alle Tische sind besudelt mit Erbro- schwemmende Flut daherfährt, so werdet
chenem und Kot bis auf den letzten ihr von ihr zermalmt werden; 19 so oft sie
Platz. daherfährt, wird sie euch erfassen; ja, sie
9 Wem soll man Erkenntnis beibringen, wird jeden Morgen daherkommen, bei
wem die Botschaft erläutern? Denen, die Tag und bei Nacht; und es wird schon
von der Milch entwöhnt, von den Brüsten lauter Schrecken sein, die Botschaft zu
abgesetzt sind? 10 Weil sie sagen: »Vor- hören! 20 Denn das Bett wird so kurz sein,
schrift auf Vorschrift, Vorschrift auf Vor- daß man sich nicht darauf ausstrecken
schrift; Satzung auf Satzung, Satzung auf kann, und die Decke so schmal, daß man
Satzung, hier ein wenig, da ein wenig«, sich nicht in sie einwickeln kann.
11 so wird auch Er zu diesem Volk mit 21 Denn der HERR wird aufstehen wie auf
stammelnden Lippen und in fremder dem Berg Perazim und wird beben vor
Sprache reden,a 12 Er, der zu ihnen gesagt Zorn wie im Tal von Gibeon, um sein
hatte: »Das ist die Ruhe! Erquickt den Werk, ja, sein fremdartiges Werk auszu-
Müden! Und das ist die Erquickung«, führen, und seine Arbeit, ja, seine uner-
aber sie wollten nicht hören. 13 Und so hörte Arbeit zu vollbringen. 22 Und nun
soll auch ihnen das Wort des HERRN wer- treibt keinen Spott, daß eure Fesseln
den: »Vorschrift auf Vorschrift, Vorschrift nicht fester gemacht werden; denn ich
auf Vorschrift; Satzung auf Satzung, Sat- habe von dem Herrscher, dem HERRN der
zung auf Satzung, hier ein wenig, da ein Heerscharen, gehört, daß Vertilgung und
wenig« — damit sie hingehen und rück- Strafgericht über das ganze Land be-
lings fallen, zerbrochen und verstrickt schlossen ist.
und gefangen werden. 23 Horcht auf und hört meine Stimme!
Gebt acht und hört meine Rede! 24 Pflügt
a (28,11) d.h. durch heidnische Eroberer. der Ackersmann den ganzen Tag, um zu
746 JESAJA 28.29
säen? Zieht er Furchen und eggt er auf sei- hen, und alle, die gegen ihn und seine
nem Acker [den ganzen Tag]? 25 Ist’s nicht Festung Krieg führen und ihn bedrängen.
so: Wenn er ihn geebnet hat, so streut er 8 Und es wird geschehen: Wie der Hungri-
Dill aus und sät Kümmel, wirft Weizen in ge träumt, er esse, und wenn er erwacht,
Reihen und Gerste auf das abgesteckte ist sein Verlangen ungestillt; oder wie der
Feld und Spelt an seinen Rand? 26 Und Durstige träumt, er trinke, und wenn er
dieses Vorgehen lehrte ihn sein Gott; er erwacht, so ist er matt und seine Seele
unterwies ihn, 27 daß er den Dill nicht mit lechzt — so wird es der Menge der Hei-
dem Dreschwagen drischt und das Wagen- den ergehen, die Krieg führen gegen den
rad nicht über den Kümmel führt; sondern Berg Zion!
Dill wird mit dem Stab ausgeklopft und 9 Stutzt und staunt, laßt euch verblenden
Kümmel mit dem Stock. 28 Wird Brotkorn und erblindet! Sie sind trunken, aber
etwa zermalmt? Nein, er drischt es nicht nicht vom Wein; sie schwanken, aber
unaufhörlich aus; selbst wenn er sein Wa- nicht vom Rauschtrank. 10 Denn der
genrad und seine Pferde darüberjagt, so HERR hat über euch einen Geist tiefen
zermalmt er es nicht. Schlafes ausgegossen, und er hat eure
29 Auch dies geht aus von dem HERRN der Augen, die Propheten, verschlossen und
Heerscharen; denn sein Rat ist wunder- eure Häupter, die Seher, verhüllt.
bar, und er führt es herrlich hinaus. 11 Darum ist alle Offenbarung für euch
geworden wie die Worte eines versiegel-
Weheruf über Jerusalem ten Buches. Wenn man dieses einem gibt,
Wehe dir, Ariela, Ariel, du Stadt, wo der lesen kann, und zu ihm sagt: Lies das!,
David lagerte! Zählt noch ein Jahr so antwortet er: Ich kann nicht, weil es
zu diesem hinzu, die Feste mögen ihren versiegelt ist! 12 Wenn man aber das Buch
Kreislauf vollenden! 2 Dann will ich Ariel einem gibt, der nicht lesen kann, und zu
bedrängen, daß Traurigkeit und Klage ihm sagt: Lies das!, so spricht er: Ich kann
entstehen; und er wird mir zum rechten nicht lesen!
Gottesaltar werden. 3 Denn ich will dich 13 Weiter spricht der Herr: Weil sich die-
ringsum belagern und dich mit einem ses Volk mit seinem Mund mir naht und
Belagerungswall einschließen und Boll- mich mit seinen Lippen ehrt, während es
werke gegen dich aufrichten. 4 Dann doch sein Herz fern von mir hält und ihre
wirst du erniedrigt, von der Erde aus re- Furcht vor mir nur angelerntes Men-
den, und aus dem Staub werden deine schengebot ist, 14 siehe, so will auch ich
Worte gedämpft ertönen. Deine Stimme künftig mit diesem Volk wundersam, ja
wird wie die eines Totengeistes aus der überaus wundersam und verwunderlich
Erde kommen und deine Rede aus dem umgehen; und die Weisheit seiner Weisen
Staub heraus flüstern. soll zunichte werden und der Verstand
5 Aber wie feiner Staub wird die Menge seiner Verständigen unauffindbar sein.
deiner Feinde sein und wie zerstiebende 15 Wehe denen, die [ihren] Plan vor dem
Spreu die Menge der Tyrannen, und das HERRN tief verbergen, damit ihre Werke im
plötzlich, in einem Augenblick. 6 Vom Finstern geschehen, die sprechen: Wer
HERRN der Heerscharen wirst du heimge- sieht uns, oder wer kennt uns? 16 O eure
sucht werden mit Donner und Erdbeben Verkehrtheit! Soll denn der Töpfer dem
und mit großem Krachen, Sturmwind Ton gleichgeachtet werden oder das Werk
und Ungewitter und mit verzehrenden von seinem Meister sagen: »Er hat mich
Feuerflammen. 7 Und wie ein Traum, wie nicht gemacht«? Oder soll das Geschöpf
ein Nachtgesicht wird die Menge aller von seinem Schöpfer sagen: »Er versteht
Völker sein, die gegen Ariel zu Felde zie- es nicht«?

a (29,1) bed. »Gottesaltar«; bildlich für Jerusalem als Tempelstadt, in der Opfer dargebracht wurden (vgl. dasselbe
Wort in V. 2).
JESAJA 29.30 747
Verheißung der künftigen Rettung für Israel Hanes gekommen. 5 Aber sie müssen
17 Geht es doch nur noch eine kleine Wei- doch alle zuschanden werden wegen ei-
le, so wird der Libanon in einen Baum- nes Volkes, das ihnen nichts nützt, das
garten verwandelt und der Karmel für ei- ihnen weder Hilfe noch Vorteil bringt,
nen Wald gehalten werden. 18 An jenem sondern Schande und Spott!
Tag werden die Tauben die Worte des Bu- 6 Ausspruch über die Tiere des Südens:
ches hören, und die Augen der Blinden Durch ein bedrängtes und geängstigtes
werden aus Dunkel und Finsternis her- Land, woher die Löwin kommt und der
aus sehen. 19 Und die Elenden werden Löwe, die Otter und der fliegende Drache,
wieder Freude am HERRN haben, und die schleppen sie auf dem Rücken der Esel
Armen unter den Menschen werden ihren Reichtum und auf dem Höcker der
frohlocken über den Heiligen Israels. Kamele ihre Schätze zu einem Volk, das
20 Denn der Tyrann hat ein Ende, und der nichts nützt! 7 Denn Ägypten ist Dunst
Spötter verschwindet, und alle sollen und hilft gar nichts. Darum habe ich es
ausgerottet werden, die auf Unrecht lau- genannt: Das stillsitzende Ungetüm.
ern, 21 die einen Menschen auf bloße 8 Geh du nun hin und schreibe ihnen das
Anklage hin schuldig sprechen und dem- auf eine Tafel und verzeichne es in ein
jenigen Schlingen legen, der im Tor Recht Buch; und es soll bleiben für einen zu-
spricht, und den Gerechten aus nichtigen künftigen Tag, für immer, bis in Ewig-
Gründen verdrängen. keit, 9 nämlich: Es ist ein widerspenstiges
22 Darum, so spricht der HERR zum Haus Volk, lügenhafte Söhne, Söhne, die das
Jakobs, er, der Abraham erlöst hat: Nun Gesetz des HERRN nicht hören wollen;
soll Jakob nicht mehr zuschanden wer- 10 die zu den Sehern sagen: »Ihr sollt
den, und nun soll sein Angesicht nicht nicht sehen!« und zu den Schauenden:
mehr erbleichen. 23 Denn wenn er, wenn »Schaut uns nicht das Richtige, sondern
seine Kinder das Werk meiner Hände in sagt uns angenehme Dinge und schaut
ihrer Mitte sehen, so werden sie meinen uns Täuschungen! 11 Verlaßt den Weg,
Namen heiligen; sie werden den Heiligen biegt ab von dem Pfad, laßt uns mit dem
Jakobs heiligen und den Gott Israels Heiligen Israels in Ruhe!«
fürchten; 24 und die, welche in ihrem 12 Darum, so spricht der Heilige Israels:
Geist irren, werden Einsicht bekommen, Weil ihr dieses Wort verwerft und euch auf
und die Murrenden werden Belehrung Gewalttätigkeit und Verdrehung verlaßt
annehmen. und euch darauf stützt, 13 darum wird
euch diese Sünde sein wie ein Bruch-
Weheruf über das abtrünnige Volk stück, das herunterfallen will, das heraus-
Jer 17,5
tritt aus einer hohen Mauer, die plötzlich,
Wehe den widerspenstigen Kin- unversehens einstürzt; 14 und er wird sie
dern, spricht der HERR, welche Plä- zerbrechen, wie man ein Töpfergeschirr
ne ausführen, die nicht von mir stam- zerbricht, das schonungslos in Stücke ge-
men, und Trankopfer ausgießen ohne schlagen wird, so daß man unter seinen
meinen Geist, und so Sünde auf Sünde Stücken nicht eine Scherbe findet, mit der
häufen, 2 die sich aufmachen, um nach man Glut vom Herd holen oder Wasser
Ägypten zu ziehen — aber mich fragen aus einem Tümpel schöpfen könnte.
sie nicht um Rat —, um sich unter den 15 Denn so spricht GOTT, der Herr, der
Schutz des Pharao zu flüchten und Zu- Heilige Israels: Durch Umkehr und Ruhe
flucht zu suchen im Schatten Ägyptens! könntet ihr gerettet werden, im Stillesein
3 Aber der Schutz des Pharao wird euch und im Vertrauen läge eure Stärke. Aber
zur Schande werden und die Zuflucht ihr habt nicht gewollt, 16 sondern ihr
unter dem Schatten Ägyptens zur sagt: »Nein, wir wollen auf Rossen dahin-
Schmach. 4 Denn ihre Fürsten sind in fliegen!« — darum werdet ihr auch da-
Zoan gewesen und ihre Boten bis nach hinfliehen; »Wir wollen schnell davonrei-
748 JESAJA 30.31
ten!« — darum werden eure Verfolger wie das Licht von sieben Tagen, an dem
noch schneller sein! 17 Tausend [von Tag, da der HERR den Bruch seines Volkes
euch] werden fliehen vor dem Drohen verbinden und die ihm geschlagene
eines einzigen; ja, wenn euch fünf bedro- Wunde heilen wird.
hen, so werdet ihr alle fliehen, bis euer
Überrest geworden ist wie ein Mastbaum Ankündigung des Gerichts über Assyrien
auf dem Gipfel eines Berges und wie ein 27 Siehe, der Name des HERRN kommt von
Banner auf einem Hügel. ferne! Sein Zorn brennt, mächtiger Rauch
steigt auf; seine Lippen sind voll Grimm
Zukunftsverheißungen für Israel und seine Zunge wie ein verzehrendes
Ps 30,6
Feuer, 28 und sein Atem ist wie ein über-
18 Darum wartet der HERR, damit er euch schwemmender Wasserstrom, der bis an
begnadigen kann, und darum ist er hoch den Hals reicht, daß er die Nichtigkeit der
erhaben, damit er sich über euch erbar- Heiden durch das Sieb erweise und an
men kann, denn der HERR ist ein Gott des die Kinnbacken der Völker den irrefüh-
Rechts; wohl allen, die auf ihn harren! renden Zaum lege.
19 Denn du Volk, das in Zion wohnen 29 Ihr aber werdet singen wie in der
wird, in Jerusalem, du sollst nicht mehr Nacht, da man sich für ein Fest heiligt,
weinen; er wird dir gewiß Gnade erwei- und ihr werdet von Herzen fröhlich sein
sen, wenn du [um Hilfe] rufst; sobald er wie die, welche unter Flötenspiel hinauf-
es hört, antwortet er dir! 20 Der Herr hat ziehen, um auf den Berg des HERRN zu
euch zwar Brot der Drangsal zu essen kommen, zu dem Fels Israels.
und Wasser der Trübsal zu trinken gege- 30 Der HERR wird seine majestätische Stim-
ben; aber dein Lehrer wird sich nicht me hören lassen und seinen niederfah-
länger verborgen halten, sondern deine renden Arm sehen lassen, mit Zornesbrau-
Augen werden deinen Lehrer sehen; sen und verzehrenden Feuerflammen,
21 und deine Ohren werden das Wort hö- Wolkenbruch, Platzregen und Hagelstei-
ren, das hinter dir her so spricht: »Dies ist nen. 31 Da wird der Assyrer von der Stim-
der Weg, den geht!«, wenn ihr zur Rech- me des HERRN zerschmettert werden,
ten oder zur Linken abbiegen wollt. wenn er ihn mit der Rute schlägt. 32 Und
22 Und ihr werdet den Überzug eurer sil- jeder Hieb des [für ihn] bestimmten Stok-
bernen Götzen und die goldene Beklei- kes, den der HERR auf ihn herabsausen
dung eurer gegossenen Bilder entweihen; läßt, wird unter Pauken- und Harfenspiel
du wirst sie wegwerfen wie etwas Unrei- erfolgen, und in Kämpfen mit geschwun-
nes und zu ihnen sagen: Hinaus! genem Arm wird er gegen ihn angehen.
23 Und Er wird Regen spenden für deine 33 Denn die Feuerstelle ist längst bereit,
Saat, mit der du den Acker besäst, so daß auch für den König ist sie hergerichtet;
das Brotgetreide, der Ertrag des Ackers, man hat ihren Scheiterhaufen tief und
saftig und nahrhaft wird; dein Vieh wird weit gemacht; Feuer und Holz ist genug
zu jener Zeit auf weiter Aue weiden. 24 Die vorhanden; wie ein Schwefelstrom wird
Rinder und Esel, die das Feld bearbeiten, der Atem des HERRN ihn anzünden.
werden gesalzenes Mengfutter fressen,
das mit der Worfschaufel und mit der Das Volk soll auf die Hilfe des HERRN
Gabel geworfelt ist. 25 Auf allen hohen vertrauen, nicht auf Ägypten
Bergen und auf allen erhabenen Hügeln Wehe denen, die nach Ägypten hin-
wird es Bäche geben, Wasserströme am abziehen, um Hilfe [zu suchen],
Tag der großen Schlacht, wenn die Türme und sich auf Pferde verlassen und auf
fallen werden. Streitwagen vertrauen, weil es so viele
26 Und das Licht des Mondes wird dem sind, und auf Reiter, weil sie sehr stark
Licht der Sonne gleichen, das Licht der sind, aber auf den Heiligen Israels nicht
Sonne aber wird siebenmal stärker sein, schauen und den HERRN nicht suchen!
JESAJA 31.32 749
2 Aber auch er ist weise und führt Unheil mächtigen Felsens in einem erschöpften
herbei, und er nimmt seine Worte nicht Land. 3 Und die Augen der Sehenden
zurück; sondern er steht auf gegen das werden nicht mehr zugeklebt sein, und
Haus der Bösen und gegen die Hilfe der die Ohren der Hörenden werden
Übeltäter. 3 Denn die Ägypter sind Men- aufhorchen; 4 und das Herz der Unbe-
schen und nicht Gott, und ihre Pferde sonnenen wird Einsicht gewinnen, und
sind Fleisch und nicht Geist; der HERR die Zunge der Stammelnden wird geläu-
braucht nur seine Hand auszustrecken, fig und verständlich reden.
so wird der Helfer straucheln, und der, 5 Der gemeine Mensch wird dann nicht
dem geholfen werden sollte, wird fallen, mehr ein Edler heißen, und der Betrüger
so daß sie alle miteinander umkommen. wird nicht mehr vornehm genannt wer-
4 Denn so hat der HERR zu mir gespro- den. 6 Denn der gemeine Mensch redet
chen: Wie der Löwe und der junge Löwe Gemeinheit, und sein Herz bereitet Böses
über seiner Beute knurrt, wenn man ge- vor, indem er ruchlos handelt und Irre-
gen ihn die ganze Menge der Hirten zu- führendes ausspricht über den HERRN, in-
sammenruft, und vor ihrem Geschrei dem er die hungrige Seele leer läßt und
nicht erschrickt, noch vor ihrer Menge dem Durstigen das Trinken verwehrt.
sich duckt, so wird auch der HERR der 7 Und der Betrüger wendet schlimme
Heerscharen herabkommen, um auf dem Mittel an; er hat böse Anschläge im Sinn,
Berg Zion und auf dessen Höhe zu um die Elenden durch erlogene Reden
kämpfen. 5 Wie flatternde Vögel [ihre zugrundezurichten, auch wenn der Arme
Jungen], so wird der HERR der Heerscha- sein Recht beweist. 8 Aber der Edle hat
ren Jerusalem beschützen, beschirmen Edles im Sinn, und er steht auch zu dem,
und erretten, verschonen und befreien. was edel ist.
6 Kehrt um, ihr Kinder Israels, zu Ihm, 9 Kommt, ihr unbekümmerten Frauen,
von dem ihr so weit abgewichen seid! hört auf meine Stimme! Ihr sorglosen
7 Denn an jenem Tag wird jedermann Töchter, vernehmt meine Rede! 10 Über
seine silbernen und goldenen Götzen Jahr und Tag werdet ihr zittern, ihr Sorg-
wegwerfen, die eure Hände gemacht ha- losen! Denn aus ist’s mit der Weinlese,
ben, so daß es euch zur Sünde wurde. und die Obsternte wird nicht kommen.
8 Und der Assyrer wird fallen durchs 11 Erschreckt, ihr Unbekümmerten, und
Schwert, doch nicht das eines Mannes; erzittert, ihr Sorglosen! Entblößt euch,
ein Schwert wird ihn fressen, aber nicht zieht euch aus, und legt [Sacktuch] um
das eines Menschen; und er wird vor dem die Lenden! 12 Sie werden sich an die
Schwert fliehen, und seine jungen Krie- Brust schlagen wegen der lieblichen Fel-
ger sollen zu Zwangsarbeitern werden. der, wegen des fruchtbaren Weinstocks,
9 Sein Fels wird vor Furcht vergehen, und 13 wegen der Äcker meines Volkes, die in
seine Fürsten werden vor dem Kriegs- Dornen und Disteln aufgehen, ja, wegen
banner erschrecken, spricht der HERR, der all der Häuser voll Freuden in der fröhli-
in Zion sein Feuer hat und in Jerusalem chen Stadt!
seinen Feuerherd. 14 Denn der Palast ist aufgegeben und die
lärmende Stadt verlassen, Ophel und
Das kommende Friedensreich Wachturm sollen zu Höhlen werden für
des Messias immer, eine Wonne für den Wildesel, eine
Siehe, ein König wird in Gerechtig- Weide für die Herden — 15 so lange, bis
keit regieren, und Fürsten werden der Geist aus der Höhe über uns ausge-
gemäß dem Recht herrschen; 2 und ein gossen wird. Dann wird die Wüste zum
Mann wird sein wie ein Bergungsort vor Fruchtgarten, und der Fruchtgarten wird
dem Wind und wie ein Schutz vor dem wie Wald geachtet werden.
Unwetter, wie Wasserbäche in einer dür- 16 Und das Recht wird sich in der Wüste
ren Gegend, wie der Schatten eines niederlassen, und die Gerechtigkeit im
750 JESAJA 32.33
Fruchtgarten wohnen; 17 und das Werk selbst verzehren wird! 12 Die Völker sol-
der Gerechtigkeit wird Friede sein, und len zu Kalk verbrannt werden; wie abge-
der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und hauene Dornen sollen sie im Feuer ver-
Sicherheit auf ewig. 18 Und mein Volk brennen.
wird in Wohnorten des Friedens wohnen, 13 Hört, ihr Fernen, was ich tue, und ihr
in sicheren Wohnungen und an sorglosen Nahen, erkennt meine Stärke! 14 Die
Ruheorten. Sünder in Zion sind erschrocken, Zittern
19 Aber hageln muß es [zuvor], daß der hat die Heuchler ergriffen: »Wer von uns
Wald zusammenbricht und die Stadt tief kann bei einem verzehrenden Feuer woh-
erniedrigt wird. 20 Wohl euch, die ihr an nen? Wer von uns kann bei der ewigen
allen Wassern sät und eure Rinder und Glut bleiben?« — 15 Wer in Gerechtigkeit
Esel frei umherschweifen laßt! wandelt und aufrichtig redet; wer es ver-
schmäht, durch Bedrückung Gewinn zu
Jerusalems Not und Rettung machen; wer sich mit seinen Händen
Wehe dir, du Verwüster, der doch wehrt, ein Bestechungsgeschenk anzu-
selbst nicht verwüstet worden ist, nehmen; wer seine Ohren verstopft, um
du Räuber, den man doch nicht beraubt nicht von Blutvergießen zu hören; wer
hat! Wenn du dein Verwüsten vollendet seine Augen verschließt, um Böses nicht
hast, sollst auch du verwüstet werden; mit anzusehen — 16 der wird auf Höhen
wenn du deinen Raub erlangt hast, wird wohnen, Felsenfesten sind seine Burg;
man dich berauben! sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser
2 HERR, sei uns gnädig; wir hoffen auf dich! versiegt nie.
Sei du jeden Morgen unser Arm, ja, sei du 17 Deine Augen werden den König in sei-
unsere Rettung zur Zeit der Drangsal! ner Schönheit schauen; du wirst das Land
3 Die Völker werden fliehen vor dem don- erweitert sehen. 18 Dein Herz wird an die
nernden Tosen, und die Heiden werden Schreckenszeit zurückdenken: »Wo ist
sich zerstreuen, wenn du dich erhebst. nun, der [den Tribut] zählte? wo, der [das
4 Da wird man eure Beute wegraffen, wie Gold] abwog? wo, der die Türme zählte?«
die Heuschrecken wegraffen; wie die Kä- 19 Da wirst du das freche Volk nicht mehr
fer rennen, so rennt man darauf los. sehen, das Volk mit der dunklen Rede, die
5 Der HERR ist erhaben; ja, er wohnt in der man nicht verstehen kann, mit der stam-
Höhe; er hat Zion mit Recht und Gerech- melnden Sprache ohne Sinn.
tigkeit erfüllt. 6 Und du wirst sichere Zei- 20 Schaue Zion an, die Stadt unserer Fest-
ten haben, eine Fülle von Heil, Weisheit versammlungen! Deine Augen werden
und Erkenntnis; die Furcht des HERRN, die Jerusalem sehen als eine sichere Wohn-
wird [Zions] Schatz sein. stätte, als ein Zelt, das nicht mehr wan-
7 Siehe, ihre Helden schreien draußen, dert, dessen Pflöcke nie mehr herausge-
die Friedensboten weinen bitterlich. 8 Die zogen werden und von dessen Seilen
Straßen sind verödet, der Wanderer zieht keines je losgerissen wird. 21 Denn dort
nicht hindurch. Man hat den Bund ge- wird der HERR in seiner Majestät bei uns
brochen, die Städte mißhandelt, den sein, an einem Ort der Flüsse, der breiten
Sterblichen verachtet! 9 Das Land trauert, Ströme; gegen ihn wird keine Ruderflotte
es schwindet dahin; der Libanon schämt kommen und kein mächtiges Schiff sich
sich, er welkt dahin; Saron ist einer Wüste herüberwagen. 22 Denn der HERR ist un-
gleich, Baschan und Karmel schütteln ihr ser Richter, der HERR ist unser Gesetzge-
Laub ab. ber, der HERR ist unser König; er wird uns
10 Nun will ich mich aufmachen, spricht retten!
der HERR, jetzt will ich mich erheben, jetzt 23 Deine Taue sind locker geworden, daß
will ich mich aufrichten! 11 Ihr geht sie weder ihren Mastbaum festhalten
schwanger mit Heu, ihr werdet Stroh ge- noch das Segel ausbreiten können! Dann
bären; ihr blast ein Feuer an, das euch wird Raub in Menge ausgeteilt werden, so
JESAJA 33.34.35 751
daß auch die Lahmen Beute machen. nen; die Meßschnur der Verwüstung wird
24 Und kein Einwohner wird sagen: »Ich Er darüber spannen und das Richtblei
bin schwach!« Dem Volk, das darin der Verödung.
wohnt, wird die Sünde vergeben sein. 12 Von ihrem alten Adel wird keiner mehr
da sein, um das Königtum auszurufen,
Das künftige Strafgericht über die und alle ihre Fürsten sind dahin. 13 In ih-
Heidenvölker, besonders über Edom ren Palästen werden Dornen wachsen,
Kommt herzu, ihr Heiden, um zu Nesseln und Disteln in ihren befestigten
hören, und ihr Völker, horcht auf! Städten; sie werden den Schakalen zur
Es höre die Erde und was sie erfüllt, der Wohnung dienen, zum Gehege den
Erdkreis und alles, was ihm entsproßt! Straußen. 14 Wüstentiere und Schakale
2 Denn der HERR ist zornig über alle Völker werden einander begegnen und ein Zie-
und ergrimmt über ihr ganzes Heer. Er genbock dem anderen zurufen; ja, dort
hat über ihnen den Bann verhängt und wird die Lilith sich niederlassen und eine
sie zur Schlachtung dahingegeben. 3 Ihre Ruhestätte für sich finden. 15 Dort wird
Erschlagenen sollen hingeworfen werden die Pfeilschlange nisten und Eier legen,
und der Gestank ihrer Leichname auf- sie ausbrüten und [ihre Jungen] sammeln
steigen, und die Berge werden von ihrem unter ihrem Schatten, dort werden auch
Blut triefen. die Geier zusammenkommen, jeder zu
4 Das gesamte Heer des Himmels wird seinem Gesellen.
vergehen, und die Himmel werden zu- 16 Forscht nach im Buch des HERRN und
sammengerollt wie eine Buchrolle, und lest es! Nicht eines von alledem wird feh-
all ihr Heer wird herabfallen, wie das len; zu keinem Wort wird man die Erfül-
Laub am Weinstock herabfällt und wie lung vermissen; denn mein Mund ist’s,
die verdorrte [Frucht] des Feigenbaums. der es befohlen, und sein Geist ist’s, der
5 Denn mein Schwert ist trunken ge- sie gesammelt hat. 17 Und Er selbst hat
worden im Himmel; siehe, es wird her- ihnen das Los geworfen, und seine Hand
abfahren auf Edom, zum Gericht über hat es ihnen mit der Meßschnur zuge-
das Volk, das ich mit dem Bann belegt teilt. Sie werden es ewig besitzen und
habe. darin wohnen von Geschlecht zu Ge-
6 Das Schwert des HERRN ist voll Blut; es schlecht.
trieft von Fett, vom Blut der Lämmer und
Böcke, vom Nierenfett der Widder; denn Die Freude der Erlösten Israels
der HERR hält ein Schlachtopfer in Bozra über die Rettung des HERRN
und ein großes Schlachten im Land Die Wüste und Einöde wird sich
Edom. 7 Da werden die Büffel mit ihnen freuen, und die Steppe wird froh-
fallen und die Jungstiere mit den starken locken und blühen wie ein Narzissenfeld.
Stieren; ihr Land wird mit Blut getränkt 2 Sie wird lieblich blühen und frohlocken,
und ihr Boden mit Fett gedüngt. ja, es wird Frohlocken und Jubel geben;
8 Denn es ist ein Tag der Rache des HERRN, denn die Herrlichkeit des Libanon wird
ein Jahr der Vergeltung für die Sache ihr gegeben, die Pracht des Karmel und
Zions. 9 Da sollen [Edoms] Bäche in Pech der Saron[-Ebene]. Sie werden die Herr-
verwandelt werden und ihr Staub in lichkeit des HERRN sehen, die Pracht unse-
Schwefel; ja, ihr Land wird zu brennen- res Gottes.
dem Pech. 10 Tag und Nacht erlischt es 3 Stärkt die schlaff gewordenen Hände
nicht, ewig wird sein Rauch aufsteigen; es und macht fest die strauchelnden Knie;
wird öde liegen von Geschlecht zu Ge- 4 sagt zu denen, die ein verzagtes Herz
schlecht, und niemand wird mehr hin- haben: Seid tapfer und fürchtet euch
durchziehen ewiglich. 11 Und der Pelikan nicht! Seht, da ist euer Gott! Die Rache
und der Igel werden es einnehmen, und kommt, die Vergeltung Gottes; er selbst
die Eule und der Rabe werden darin woh- kommt und wird euch retten!
752 JESAJA 35.36
5 Dann werden die Augen der Blinden Sagt doch dem Hiskia: So spricht der gro-
aufgetan und die Ohren der Tauben ge- ße König, der König von Assyrien: Was ist
öffnet werden; 6 dann wird der Lahme das für eine Stütze, auf die du vertraust?
springen wie ein Hirsch und die Zunge 5 Ich erkläre es für leeres Geschwätz, wenn
des Stummen lobsingen; denn es werden du sagst, du hättest Rat und Macht zum
Wasser in der Wüste hervorbrechen und Krieg! Auf wen vertraust du denn, daß du
Ströme in der Einöde. 7 Der glutheiße dich gegen mich aufgelehnt hast? 6 Siehe,
Boden wird zum Teich und das dürre du vertraust auf jenen geknickten Rohr-
Land zu Wasserquellen. Wo zuvor die stab, auf Ägypten, der jedem, der sich
Schakale wohnten und lagerten, wird ein darauf stützt, in die Hand fährt und sie
Gehege für Rohr und Schilf sein. durchbohrt! So ist der Pharao, der König
8 Und eine Straße wird dort sein und ein von Ägypten, für alle, die auf ihn vertrau-
Weg; man wird ihn den heiligen Weg nen- en. 7 Wenn du aber zu mir sagen wolltest:
nen; kein Unreiner wird auf ihm gehen, »Wir vertrauen auf den HERRN, unseren
sondern er ist für sie; die auf dem Weg Gott« — ist das nicht der, dessen Höhen
wandeln, selbst Einfältige, werden nicht und Altäre Hiskia beseitigt hat, indem er
irregehen. 9 Dort wird es keinen Löwen zu Juda und Jerusalem sagte: [Nur] vor
geben, und kein Raubtier wird zu ihm diesem Altar sollt ihr anbeten?
herankommen oder dort angetroffen 8 Laß dich doch jetzt einmal ein mit mei-
werden, sondern die Losgekauften wer- nem Herrn, dem König von Assyrien: Ich
den darauf gehen. 10 Und die Erlösten will dir 2 000 Pferde geben, wenn du die
des HERRN werden zurückkehren und Reiter dazu stellen kannst! 9 Wie wolltest
nach Zion kommen mit Jauchzen. Ewige du denn einem der geringsten Statthalter
Freude wird über ihrem Haupt sein; Won- von den Knechten meines Herrn wider-
ne und Freude werden sie erlangen, aber stehen? Doch du vertraust ja auf Ägypten,
Kummer und Seufzen werden entflie- wegen der Streitwagen und Reiter! 10 Nun
hen! aber — bin ich etwa ohne den Befehl des
HERRN gegen dieses Land heraufgezogen,
DIE BELAGERUNG UND RETTUNG JERUSALEMS um es zu verderben? Der HERR selbst hat
UNTER KÖNIG HISKIA zu mir gesprochen: Ziehe hinauf in dieses
Kapitel 36 - 39 Land und verderbe es!
11 Da sprachen Eljakim, Schebna und
Sanheribs Feldzug gegen Jerusalem Joach zu dem Rabschake: Rede doch mit
2Chr 32,9-16
deinen Knechten aramäisch, denn wir
Und es geschah im vierzehnten verstehen es, und rede nicht judäisch mit
Jahr des Königs Hiskia, da zog San- uns vor den Ohren des Volkes, das auf der
herib, der König von Assyrien, gegen alle Mauer ist! 12 Da antwortete der Rabscha-
festen Städte Judas herauf und nahm sie ke: Hat mich denn mein Herr zu deinem
ein. 2 Und der König von Assyrien sandte Herrn oder zu dir gesandt, damit ich die-
den Rabschakea mit einer großen Heeres- se Worte rede, und nicht vielmehr zu den
macht von Lachis nach Jerusalem gegen Männern, die auf der Mauer sitzen, um
den König Hiskia; und der stellte sich bei mit euch ihren Kot zu essen und ihren
der Wasserleitung des oberen Teiches an Harn zu trinken?
der Straße des Walkerfeldes auf. 3 Da gin- 13 Und der Rabschake trat vor und rief mit
gen zu ihm hinaus Eljakim, der Sohn Hil- lauter Stimme auf judäisch und sprach:
kijas, der über den Palast gesetzt war, und Hört die Worte des großen Königs, des
Schebna, der Schreiber, und Joach, der Königs von Assyrien! 14 So spricht der
Sohn Asaphs, der Kanzleischreiber. König: Laßt euch von Hiskia nicht verfüh-
4 Und der Rabschake sprach zu ihnen: ren, denn er kann euch nicht erretten!

a (36,2) bed. »Obermundschenk«; der Rabschake bekleidete gleichzeitig das Amt eines hohen Generals.
JESAJA 36.37 753
15 Laßt euch von Hiskia auch nicht auf Ältesten der Priester in Sacktuch gehüllt
den HERRN vertrösten, wenn er sagt: »Der zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn des
HERR wird uns gewiß erretten, und diese Amoz. 3 Und sie sprachen zu ihm: So
Stadt wird nicht in die Hand des Königs spricht Hiskia: Das ist ein Tag der Not und
von Assyrien gegeben werden«! der Züchtigung und ein Tag der Schmach;
16 Hört nicht auf Hiskia! Denn so spricht denn die Kinder sind bis zum Durch-
der König von Assyrien: Macht Frieden bruch gekommen, aber da ist keine Kraft
mit mir und kommt zu mir heraus, so soll zum Gebären!a 4 Vielleicht wird der HERR,
jedermann von seinem Weinstock und dein Gott, die Worte des Rabschake hö-
von seinem Feigenbaum essen und das ren, den sein Herr, der König von Assyri-
Wasser seines Brunnens trinken, 17 bis en, gesandt hat, um den lebendigen Gott
ich komme und euch in ein Land führe, zu verhöhnen, und wird die Worte bestra-
das eurem Land gleich ist, ein Land voll fen, die der HERR, dein Gott, gehört hat. So
Korn und Most, ein Land voll Brot und lege doch Fürbitte ein für den Überrest,
Weinbergen. der noch vorhanden ist!
18 Laßt euch von Hiskia nicht verführen, 5 Als nun die Knechte des Königs Hiskia
wenn er spricht: »Der HERR wird uns erret- zu Jesaja kamen, 6 da sprach Jesaja zu ih-
ten!« Hat etwa irgendeiner von den Göttern nen: So sollt ihr zu eurem Herrn spre-
der Heidenvölker sein Land aus der Hand chen: So spricht der HERR: »Fürchte dich
des Königs von Assyrien erretten können? nicht vor den Worten, die du gehört hast,
19 Wo sind die Götter von Hamat und Ar- mit denen die Knechte des Königs von
pad? Wo sind die Götter von Sepharwajim? Assyrien mich gelästert haben! 7 Siehe,
Haben sie etwa Samaria aus meiner Hand ich will ihm einen Geist eingeben, daß er
errettet? 20 Wen gibt es unter allen Göttern ein Gerücht hören und wieder in sein
dieser Länder, der sein Land aus meiner Land ziehen wird; und ich will ihn in sei-
Hand errettet hätte, daß der HERR Jerusa- nem Land durch das Schwert fällen!«
lem aus meiner Hand erretten sollte? 8 Als nun der Rabschake zurückkehrte,
21 Sie schwiegen aber still und antworte- fand er den König von Assyrien im Kampf
ten ihm nicht ein Wort; denn der König gegen Libna; denn er hatte gehört, daß er
hatte das Gebot erlassen und gesagt: Ant- von Lachis abgezogen war. 9 Da hörte
wortet ihm nichts! 22 Darauf kamen Elja- [Sanherib] von Tirhaka, dem König von
kim, der Sohn Hilkias, der über den Palast Kusch, sagen: Er ist ausgezogen, um gegen
gesetzt war, und Schebna, der Schreiber, dich zu kämpfen! Als er das hörte, sandte er
und Joach, der Sohn Asaphs, der Kanz- Boten zu Hiskia und sprach: 10 So sollt ihr
leischreiber, mit zerrissenen Kleidern zu zu Hiskia, dem König von Juda, sprechen:
Hiskia und berichteten ihm die Worte des Laß dich von deinem Gott, auf den du ver-
Rabschake. traust, nicht verführen, indem du sprichst:
»Jerusalem wird nicht in die Hand des Kö-
Hiskia sucht Jesajas Fürbitte. nigs von Assyrien gegeben werden!« 11 Sie-
Der HERR wendet die Belagerung ab he, du hast gehört, was die Könige von As-
2Kö 19,1-13
syrien allen Ländern angetan haben, wie
Und es geschah, als der König His- sie den Bann an ihnen vollstreckt haben;
kia dies hörte, da zerriß er seine und du solltest errettet werden? 12 Haben
Kleider, hüllte sich in Sacktuch und ging die Götter der Heidenvölker etwa die erret-
in das Haus des HERRN. 2 Und er sandte tet, welche meine Väter vernichtet haben,
Eljakim, der über den Palast gesetzt war, nämlich Gosan, Haran, Rezeph und die
und Schebna, den Schreiber, samt den Söhne Edens, die in Telassar waren? 13 Wo

a (37,3) Hiskia gebraucht hier das Bild einer natürlichen Geburt, bei der das Kind schon im Geburtskanal steckt,
aber die Kraft zum endgültigen Austreiben fehlt — damals eine schlimme Notlage mit meist tödlichem Ausgang
für das Kind.
754 JESAJA 37
ist der König von Hamat und der König von Wald seines Lustgartens. 25 Ich habe
Arpad und der König der Stadt Sepharwai- Wasser gegraben und ausgetrunken und
jm, von Hena und Iwa? trockne mit meinen Fußsohlen alle Strö-
me Ägyptens aus!‹.
Hiskias Gebet und die Antwort des HERRN 26 Hast du aber nicht gehört, daß ich dies
2Kö 19,14-37; 2Chr 32,20-21
längst vorbereitet und seit den Tagen der
14 Als nun Hiskia den Brief aus der Hand Vorzeit beschlossen habe? Nun aber habe
der Boten empfangen und gelesen hatte, ich es kommen lassen, daß du feste Städte
ging er hinauf in das Haus des HERRN; und zu öden Steinhaufen verwüstet hast.
Hiskia breitete ihn aus vor dem HERRN. 27 Und ihre Einwohner waren machtlos; sie
15 Und Hiskia betete vor dem HERRN und erschraken und wurden zuschanden; sie
sprach: 16 O HERR der Heerscharen, du wurden wie das Gras auf dem Feld und wie
Gott Israels, der du über den Cherubim grünes Kraut, wie Gras auf den Dächern
thronst, du allein bist Gott über alle Kö- und wie Korn, das versengt wurde, ehe
nigreiche der Erde! Du hast den Himmel es aufgeschossen ist.
und die Erde gemacht. 17 HERR, neige 28 Ich weiß um deinen Wohnsitz und um
dein Ohr und höre! Tue deine Augen auf, dein Aus- und Einziehen, und daß du ge-
o HERR, und sieh! Ja, höre alle Worte San- gen mich tobst. 29 Weil du denn gegen
heribs, der hierher gesandt hat, um den mich tobst und dein Übermut mir zu
lebendigen Gott zu verhöhnen! Ohren gekommen ist, so will ich dir mei-
18 Es ist wahr, HERR, die Könige von Assyri- nen Ring in die Nase legen und meinen
en haben alle Länder [der Heidenvölker] Zaum in dein Maul, und ich will dich auf
und ihr Gebiet verwüstet, 19 und sie ha- dem Weg wieder zurückführen, auf dem
ben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn du gekommen bist!«
sie waren keine Götter, sondern Werke von 30 Und das soll dir zum Zeichen sein: In
Menschenhand, Holz und Stein, und so diesem Jahr werdet ihr Brachwuchs essen
konnten sie sie vernichten. 20 Nun aber, und im zweiten Jahr, was von selbst wach-
HERR, unser Gott, errette uns aus seiner sen wird; im dritten Jahr aber sollt ihr sä-
Hand, damit alle Königreiche der Erde er- en und ernten und Weinberge pflanzen
kennen, daß du der HERR bist, du allein! und deren Früchte essen! 31 Und was
21 Da sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, vom Haus Juda entkommen und übrigge-
zu Hiskia und ließ ihm sagen: So spricht blieben ist, wird wieder nach unten Wur-
der HERR, der Gott Israels: Was du wegen zeln schlagen und nach oben Frucht
Sanheribs, des Königs von Assyrien, zu tragen; 32 denn von Jerusalem wird ein
mir gebetet hast — 22 nun, dies ist das Überrest ausgehen und Entkommene
Wort, das der HERR gegen ihn geredet hat: vom Berg Zion. Der Eifer des HERRN der
»Es verachtet dich, es spottet über dich Heerscharen wird dies tun!
die Jungfrau, die Tochter Zion; die Toch- 33 Darum, so spricht der HERR über den
ter Jerusalem schüttelt das Haupt über König von Assyrien: Er soll nicht in diese
dich. 23 Wen hast du verhöhnt und gelä- Stadt hineinkommen und keinen Pfeil
stert? Und gegen wen hast du deine Stim- hineinschießen und mit keinem Schild
me erhoben und deine Augen [stolz] em- gegen sie anrücken und keinen Wall ge-
porgerichtet? Gegen den Heiligen Israels! gen sie aufwerfen. 34 Auf dem Weg, auf
24 Du hast durch deine Knechte den dem er gekommen ist, soll er wieder zu-
Herrn verhöhnt und gesagt: ›Mit der rückkehren; aber in diese Stadt soll er
Menge meiner Streitwagen bin ich auf die nicht eindringen; der HERR sagt es!
Gipfel der Berge gestiegen, auf das äu- 35 Denn ich will diese Stadt beschirmen,
ßerste Ende des Libanon. Und ich will um sie zu erretten um meinetwillen und
seine hohen Zedernbäume abhauen und um meines Knechtes David willen!
seine auserlesenen Zypressen, und will 36 Und der Engel des HERRN ging aus und
auf seine äußerste Höhe kommen, in den erschlug im Lager der Assyrer 185 000
JESAJA 37.38 755
Mann. Und als man am Morgen früh auf- eingehen! Ich bin des Rests meiner Jahre
stand, siehe, da waren diese alle tot, lau- beraubt. 11 Ich sprach: Ich werde den
ter Leichen. 37 Da brach Sanherib, der HERRN nicht mehr sehen, den HERRN im
König von Assyrien, auf und zog fort, und Land der Lebendigen; bei den Abgeschie-
er kehrte heim und blieb in Ninive. 38 Und denen werde ich keinen Menschen mehr
es geschah, als er im Haus seines Gottes erblicken. 12 Meine Wohnung wird abge-
Nisroch anbetete, da erschlugen ihn sei- brochen und wie ein Hirtenzelt von mir
ne Söhne Adrammelech und Sarezer mit weggeführt. Ich habe mein Leben aus-
dem Schwert; und sie entkamen in das gewoben wie ein Weber; er wird mich vom
Land Ararat. Und sein Sohn Esarhaddon Kettgarn abschneiden. Ehe der Tag zur
wurde König an seiner Stelle. Nacht wird, machst du ein Ende mit mir!
13 Ich lag da bis zum Morgen [und dach-
Hiskias Krankheit und Genesung te]: Einem Löwen gleich, so wird er mir
2Kö 20,1-11; 2Chr 32,24
alle meine Gebeine zermalmen. Ehe der
In jenen Tagen wurde Hiskia tod- Tag zur Nacht wird, machst du ein Ende
krank. Da kam der Prophet Jesaja, mit mir! 14 Ich zwitscherte wie eine
der Sohn des Amoz, zu ihm und sprach Schwalbe, wie eine Drossel, und gurrte
zu ihm: So spricht der HERR: Bestelle dein wie eine Taube. Meine Augen blickten
Haus; denn du sollst sterben und nicht schmachtend zur Höhe: Ach, Herr, ich
am Leben bleiben! 2 Da wandte Hiskia bin bedrängt; tritt als Bürge für mich
sein Angesicht gegen die Wand und bete- ein! 15 Was [anderes] sollte ich sagen? Er
te zum HERRN; 3 und er sprach: Ach, HERR, aber redete zu mir und führte es auch
gedenke doch daran, daß ich in Wahrheit aus! Ich will nun mein Leben lang vor-
und mit ganzem Herzen vor dir gewan- sichtig wandeln wegen dieser Beküm-
delt bin und getan habe, was gut ist in mernis meiner Seele.
deinen Augen! Und Hiskia weinte sehr. 16 O Herr, dadurch lebt man, und in all
4 Da erging das Wort des HERRN folgender- diesem besteht das Leben meines Gei-
maßen an Jesaja: 5 Geh hin und sage zu stes! So wirst du mich gesund machen
Hiskia: So spricht der HERR, der Gott dei- und aufleben lassen. 17 Siehe, zum Frie-
nes Vaters David: Ich habe dein Gebet er- den diente mir bitteres Leid; du hast ja
hört und deine Tränen angesehen. Siehe, meine Seele liebevoll umfangen und sie
ich will zu deinen Lebenstagen noch 15 aus der Grube des Verderbens herausge-
Jahre hinzufügen; 6 und ich will dich und zogen; denn du hast alle meine Sünden
diese Stadt aus der Hand des Königs von hinter deinen Rücken geworfen!
Assyrien erretten; und ich will diese Stadt 18 Denn das Totenreich kann dich nicht
beschirmen. loben, noch der Tod dich preisen; und die
7 Und das sei dir das Zeichen von dem in die Grube fahren, können nicht auf
HERRN, daß der HERR das Wort erfüllen deine Treue hoffen; 19 sondern der Le-
wird, das er gesprochen hat: 8 Siehe, ich bendige, ja, der Lebendige lobt dich, wie
lasse den Schatten an der Sonnenuhr des ich es heute tue. Der Vater erzählt den
Ahas um zehn Stufen zurückkehren, Kindern von deiner Treue.
[nämlich um so viel], wie die Sonne ihn 20 HERR! Dafür, daß du mich gerettet hast,
bereits an der Sonnenuhr hatte abwärts wollen wir alle Tage unseres Lebens unser
gehen lassen! So ging die Sonne an der Saitenspiel erklingen lassen im Haus des
Sonnenuhr um zehn Stufen zurück, die HERRN!
sie abwärts gegangen war. 21 Denn Jesaja hatte gesagt: Man bringe
9 Eine Aufzeichnung Hiskias, des Königs eine Feigenmasse und streiche sie ihm
von Juda, als er krank gewesen und von als Salbe auf das Geschwür, so wird er
seiner Krankheit wieder genesen war: gesund werden! 22 Da hatte Hiskia ge-
10 Ich sprach: In meinen besten Jahren fragt: Welches ist das Zeichen, daß ich in
muß ich zu den Toren des Totenreichs das Haus des HERRN hinaufgehen werde?
756 JESAJA 39.40
Gesandte aus Babel kommen zu Hiskia rusalems und ruft ihr zu, daß ihr Fron-
2Kö 20,12-19; 2Chr 32,25-26 dienst vollendet, daß ihre Schuld abge-
Zu jener Zeit sandte Merodach-Ba- tragen ist; denn sie hat von der Hand des
ladan, der Sohn Baladans, der Kö- HERRN Zweifaches empfangen für alle ihre
nig von Babel, einen Brief und Geschenke Sünden.
an Hiskia, denn er hatte gehört, daß er 3 Eine Stimme ruft: In der Wüste bereitet
krank gewesen und wieder zu Kräften den Weg des HERRN, ebnet in der Steppe
gekommen war. 2 Und Hiskia freute sich eine Straße unserem Gott! 4 Jedes Tal soll
über sie und zeigte ihnen sein Schatz- erhöht und jeder Berg und Hügel ernied-
haus, das Silber und das Gold und die rigt werden; was uneben ist, soll gerade
Spezereien und das kostbare Öl, und sein werden, und was hügelig ist, zur Ebene!
ganzes Zeughaus, samt allem, was sich in 5 Und die Herrlichkeit des HERRN wird sich
seinen Schatzkammern vorfand. Es gab offenbaren, und alles Fleisch miteinan-
nichts in seinem Haus und im ganzen der wird sie sehen; denn der Mund des
Bereich seiner Herrschaft, das Hiskia ih- HERRN hat es geredet.
nen nicht gezeigt hätte. 6 Es spricht eine Stimme: Verkündige! Und
3 Da kam der Prophet Jesaja zum König er sprach: Was soll ich verkündigen? »Alles
Hiskia und fragte ihn: Was haben diese Fleisch ist Gras und alle seine Anmut wie
Männer gesagt? Und woher sind sie zu dir die Blume des Feldes! 7 Das Gras wird
gekommen? Und Hiskia antwortete: Sie dürr, die Blume fällt ab; denn der Hauch
sind aus einem fernen Land zu mir ge- des HERRN hat sie angeweht. Wahrhaftig,
kommen, aus Babel! 4 Er aber fragte: Was das Volk ist Gras! 8 Das Gras ist verdorrt,
haben sie in deinem Haus gesehen? Und die Blume ist abgefallen; aber das Wort
Hiskia antwortete: Sie haben alles gese- unseres Gottes bleibt in Ewigkeit!«
hen, was in meinem Haus ist; es gibt 9 Steige auf einen hohen Berg, o Zion, die
nichts in meinen Schatzkammern, was du frohe Botschaft verkündigst! Erhebe
ich ihnen nicht gezeigt hätte! deine Stimme mit Macht, o Jerusalem,
5 Da sprach Jesaja zu Hiskia: Höre das die du frohe Botschaft verkündigst; erhe-
Wort des HERRN der Heerscharen: 6 Siehe, be sie, fürchte dich nicht; sage den Städ-
es kommt die Zeit, da alles, was in deinem ten Judas: Seht, da ist euer Gott! 10 Siehe,
Haus ist, und was deine Väter bis zu die- GOTT, der Herr, kommt mit Macht, und
sem Tag gesammelt haben, nach Babel sein Arm wird herrschen für ihn; siehe,
weggebracht werden wird; es wird nichts sein Lohn ist bei ihm, und was er sich er-
übrigbleiben! spricht der HERR. 7 Und von worben hat, geht vor ihm her. 11 Er wird
deinen Söhnen, die von dir abstammen seine Herde weiden wie ein Hirte; die
werden, die du zeugen wirst, wird man Lämmer wird er in seinen Arm nehmen
welche nehmen, und sie werden Kämme- und im Bausch seines Gewandes tragen;
rer sein im Palast des Königs von Babel! die Mutterschafe wird er sorgsam führen.
8 Da sprach Hiskia zu Jesaja: Das Wort des
HERRN, das du geredet hast, ist gut! Denn, Die Macht und Herrlichkeit Gottes
Röm 11,33-36; Jer 10,6-16
sprach er, es wird ja doch Friede und Si-
cherheit sein zu meinen Lebzeiten! 12 Wer hat die Wasser mit der hohlen
Hand gemessen? Wer hat den Himmel
DER HERR TRÖSTET SEIN VOLK mit der Spanne abgegrenzt und den
UND VERHEISST IHM ERRETTUNG Staub der Erde in ein Maß gefaßt? Wer hat
Kapitel 40 - 48 die Berge mit der Waage gewogen und die
Hügel mit Waagschalen? 13 Wer hat den
Die gute Botschaft von der Erlösung Geist des HERRN ergründet, und wer hat
Lk 3,4-6; Jes 62,10-11 ihn als Ratgeber unterwiesen? 14 Wen hat
Tröstet, tröstet mein Volk! spricht Er um Rat gefragt, daß der Ihn verständig
euer Gott. 2 Redet zum Herzen Je- machte und Ihm den Weg des Rechts
JESAJA 40.41 757
wiese, daß er Ihn Erkenntnis lehrte und sein Verstand ist unerschöpflich! 29 Er gibt
Ihm den Weg der Einsicht zeigte? dem Müden Kraft und Stärke genug dem
15 Siehe, die Völker sind wie ein Tropfen Unvermögenden. 30 Knaben werden müde
am Eimer; wie ein Stäubchen in den und matt, und junge Männer straucheln
Waagschalen sind sie geachtet; siehe, er und fallen; 31 aber die auf den HERRN har-
hebt die Inseln auf wie ein Staubkörn- ren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren
chen! 16 Der Libanon reicht nicht hin mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und
zum Brennholz, und sein Wild genügt nicht matt werden, daß sie wandeln und
nicht zum Brandopfer. 17 Alle Völker sind nicht müde werden.
wie nichts vor ihm; sie gelten ihm weni-
ger als nichts, ja, als Nichtigkeit gelten sie Trost für Israel -
ihm! 18 Wem wollt ihr denn Gott verglei- Nichtigkeit der Götzendiener
chen? Oder was für ein Ebenbild wollt ihr Hört mir schweigend zu, ihr Inseln,
ihm an die Seite stellen? 19 Das Götzen- und die Völker mögen neue Kraft
bild? Das hat der Künstler gegossen, und gewinnen! Sie sollen herzukommen, dann
der Goldschmied überzieht es mit Gold mögen sie reden; wir wollen zusammen-
und lötet silberne Kettchen daran. 20 Wer kommen, um miteinander zu rechten!
aber zu arm ist, wählt als Weihegeschenk 2 Wer hat vom Aufgang her den erweckt,
ein Holz, das nicht fault, und sucht sich dem Gerechtigkeit begegnet auf Schritt
einen Schnitzer, der ein Götzenbild her- und Tritt? Wer gibt Völker vor ihm hin und
stellen kann, das nicht wackelt. — unterwirft ihm Könige? Sein Schwert
21 Wißt ihr es nicht? Hört ihr es nicht? Ist es macht sie wie Staub, sein Bogen wie ver-
euch nicht von Anfang an verkündigt wor- wehte Stoppeln. 3 Er verfolgt sie, zieht
den? Habt ihr nicht Einsicht erlangt in die wohlbehalten einen Weg, den er mit sei-
Grundlegung der Erde? 22 Er ist es, der nen Füßen nie zuvor betrat. 4 Wer hat es
über dem Kreis der Erde thront und vor bewirkt und ausgeführt? Er, der die Ge-
dem ihre Bewohner wie Heuschrecken schlechter gerufen hat von Anbeginn:
sind; der den Himmel ausbreitet wie einen Ich, der HERR, der ich der Erste bin und
Schleier und ihn ausspannt wie ein Zelt auch bei den Letzten noch derselbe!
zum Wohnen; 23 der die Fürsten zunichte 5 Die Inseln schauen und schaudern, die
macht, die Richter der Erde in Nichtigkeit Enden der Welt erschrecken; sie nähern
verwandelt — 24 kaum sind sie gepflanzt, sich und kommen herzu. 6 Da hilft einer
kaum sind sie gesät, kaum hat ihr Stamm dem anderen und spricht zu seinem Bru-
in der Erde Wurzeln getrieben, da haucht der: Sei getrost! 7 Der Künstler ermutigt
er sie an, und sie verdorren, und ein Sturm- den Goldschmied; der, welcher mit dem
wind trägt sie wie Stoppeln hinweg. 25 Mit Hammer glättet, [ermutigt] den, der auf
wem wollt ihr mich denn vergleichen, dem den Amboß schlägt, indem er von der
ich gleich sein soll? spricht der Heilige. Lötung sagt: Sie ist gut! Und er befestigt es
26 Hebt eure Augen auf zur Höhe und mit Nägeln, damit es nicht wackelt.
seht: Wer hat diese erschaffen? Er, der ihr 8 Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob,
Heer abgezählt herausführt, er ruft sie al- mein Auserwählter, du Same Abrahams,
le mit Namen. So groß ist seine Macht meines Freundes, 9 den ich von den En-
und so stark ist er, daß nicht eines ver- den der Erde ergriffen und aus ihren ent-
mißt wird. ferntesten Winkeln berufen habe, und zu
27 Warum sprichst du denn, Jakob, und dem ich gesprochen habe: Du bist mein
sagst du, Israel: Mein Weg ist verborgen Knecht, ich habe dich auserwählt und
vor dem HERRN, und mein Recht entgeht nicht verworfen — 10 fürchte dich nicht,
meinem Gott? 28 Weißt du es denn nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich,
hast du es denn nicht gehört? Der ewige denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich
Gott, der HERR, der die Enden der Erde ge- helfe dir auch, ja, ich erhalte dich durch
schaffen hat, wird nicht müde noch matt; die rechte Hand meiner Gerechtigkeit!
758 JESAJA 41.42
11 Siehe, beschämt und zuschanden wer- wundert anschauen und es miteinander
den alle, die gegen dich erzürnt sind; es betrachten! 24 Siehe, ihr seid gar nichts,
werden zunichte und kommen um die und euer Tun ist nichtig; verabscheu-
Männer, die gegen dich kämpfen. 12 Du ungswürdig ist, wer euch erwählt!
wirst sie suchen, aber nicht finden, die 25 Ich habe einen von Norden her erweckt,
Leute, die mit dir streiten; wie nichts und und er ist von Sonnenaufgang her gekom-
gar nichts werden die Männer, die gegen men — einer, der meinen Namen anruft. Er
dich Krieg führen. 13 Denn ich, der HERR, wird über Fürsten kommen wie über Lehm
dein Gott, ergreife deine rechte Hand und und wird sie zertreten wie ein Töpfer den
sage dir: Fürchte dich nicht; ich helfe dir! Ton. 26 Wer hat das von Anbeginn verkün-
14 So fürchte dich nicht, du Würmlein Ja- digt, daß wir es wüßten, und wer im voraus,
kob, du Häuflein Israel; denn ich helfe dir, daß wir sagen könnten: Er hat recht? Aber
spricht der HERR, und dein Erlöser ist der da ist ja keiner, der es verkündete, ja, kei-
Heilige Israels. 15 Siehe, ich mache dich ner, der es hören ließe, ja, niemand, der
zu einem neuen, scharf schneidenden Worte von euch vernähme! 27 Ich habe als
Dreschwagen, mit Doppelschneiden ver- Erster zu Zion gesagt: »Seht, seht, da sind
sehen: du wirst Berge zerdreschen und sie!«, und Jerusalem gebe ich einen Freu-
zermalmen und Hügel der Spreu gleich- denboten. 28 Denn ich sehe mich um, aber
machen; 16 du wirst sie worfeln, und der da ist niemand, und unter diesen ist kein
Wind wird sie davontragen, und der Ratgeber, den ich fragen könnte und der
Sturmwind wird sie zerstreuen; du aber mir Antwort gäbe. 29 Siehe, sie alle sind
wirst fröhlich sein in dem HERRN und dich trügerisch; ihre Werke sind nichtig; ihre ge-
des Heiligen Israels rühmen. gossenen Bilder sind ein leerer Wahn!
17 Die Elenden und Armen suchen Wasser
und finden keines; ihre Zunge verdorrt vor Der Messias, der Knecht des HERRN
Durst. Ich, der HERR, will sie erhören; ich, Siehe, das ist mein Knecht, auf den
der Gott Israels, will sie nicht verlassen. ich mich verlassen kann, mein Aus-
18 Ich lasse Ströme hervorbrechen auf kah- erwählter, an dem meine Seele Wohlgefal-
len Höhen und Quellen inmitten der Täler; len hat. Ich habe meinen Geist auf ihn ge-
ich mache die Wüste zum Wasserteich und legt; er wird das Recht zu den Heiden
dürres Erdreich zu Wasserquellen. 19 Ich hinaustragen. 2 Er wird nicht schreien und
setze Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäu- kein Aufhebens machen, noch seine Stim-
me in der Wüste; ich pflanze Wacholder- me auf der Gasse hören lassen. 3 Das ge-
bäume, Platanen und Zypressen miteinan- knickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und
der in der Steppe; 20 damit alle miteinander den glimmenden Docht wird er nicht aus-
es sehen und erkennen und es sich zu Her- löschen; wahrheitsgetreu wird er das Recht
zen nehmen und ermessen, daß die Hand hervorbringen. 4 Er wird nicht ermatten
des HERRN dies gemacht, daß der Heilige und nicht zusammenbrechen, bis er auf
Israels es geschaffen hat. Erden das Recht gegründet hat, und die
21 Bringt eure Rechtssache vor, spricht Inseln werden auf seine Lehre warten.
der HERR; schafft eure stärksten Gründe 5 So spricht Gott, der HERR, der die Him-
herbei! spricht der König Jakobs. 22 Sie mel erschuf und ausspannte und die Er-
mögen sie herbeischaffen und uns ver- de ausbreitete samt ihrem Gewächs, der
künden, was sich ereignen wird! Das dem Volk auf ihr Odem gibt und Geist
Frühere, was ist es? Verkündet es, so wol- denen, die darauf wandeln: 6 Ich, der
len wir es bedenken und dessen Ausgang HERR, habe dich berufen in Gerechtigkeit
erkennen! Oder laßt uns hören, was kom- und ergreife dich bei deiner Hand; und
men wird, 23 verkündet, was künftig ge- ich will dich behüten und dich zum Bund
schehen wird, so werden wir erkennen, für das Volk setzen, zum Licht für die
daß ihr Götter seid! Ja, tut doch etwas Heiden; 7 daß du die Augen der Blinden
Gutes oder Böses, so werden wir uns ver- öffnest, die Gebundenen aus dem Ge-
JESAJA 42.43 759
fängnis führst und aus dem Kerker die, nicht mein Knecht, oder so taub wie mein
welche in der Finsternis sitzen. Bote, den ich sende? Wer ist so blind wie
8 Ich bin der HERR, das ist mein Name; der Vertraute und so blind wie der Knecht
und ich will meine Ehre keinem anderen des HERRN? 20 Du hast viel gesehen und es
geben, noch meinen Ruhm den Götzen! doch nicht beachtet; die Ohren hat er auf-
9 Siehe, das Frühere ist eingetroffen, und getan und doch nicht gehört.
Neues verkündige ich; ehe es eintritt, las- 21 Es gefiel dem HERRN um seiner Gerech-
se ich es euch hören. tigkeit willen, das Gesetz groß und herr-
lich zu machen. 22 Und doch ist es ein
Das machtvolle Eingreifen des HERRN beraubtes und ausgeplündertes Volk; sie
gegen seine Feinde sind alle in Löchern gefangen, und in
10 Singt dem HERRN ein neues Lied, [be- Gefängnissen versteckt; sie wurden zum
singt] seinen Ruhm vom Ende der Erde, Raub, und niemand rettet; sie wurden
die ihr das Meer befahrt und alles, was es zur Beute, und niemand sagt: Gib zu-
erfüllt, ihr Inseln und ihre Bewohner! rück!
11 Die Steppe mit ihren Städten soll ihre 23 Wer ist aber unter euch, der auf dieses
Stimme erheben, die Dörfer, in denen hört, der achtgibt und es künftig beachtet?
Kedar wohnt; die Bewohner von Sela sol- 24 Wer übergab Jakob zum Raub und Israel
len frohlocken und von den hohen Ber- den Plünderern? Ist’s nicht der HERR, gegen
gen herab jauchzen! 12 Sie sollen dem den wir gesündigt haben? Und sie wollten
HERRN die Ehre geben und seinen Ruhm nicht auf seinen Wegen wandeln, und sei-
auf den Inseln verkündigen! nem Gesetz waren sie nicht gehorsam.
13 Der HERR wird ausziehen wie ein Held, 25 Darum hat Er über ihn die Glut seines
wie ein Kriegsmann den Eifer anfachen; Zorns ausgegossen und die Gewalt des
er wird einen Schlachtruf, ja, ein Kriegs- Krieges; und [seine Zornglut] hat ihn
geschrei erheben; er wird sich gegen seine überall angezündet, aber er ist nicht zur
Feinde als Held erweisen. 14 Sehr lange Erkenntnis gekommen, und sie hat ihn in
habe ich geschwiegen, bin still gewesen Brand gesteckt, aber er nimmt es nicht zu
und habe mich zurückgehalten; aber jetzt Herzen.
will ich schreien wie eine Gebärende und
schnauben und schnaufen zugleich. Der HERR ist der Erlöser Israels
15 Ich will Berge und Hügel öde machen Und nun, so spricht der HERR, der
und all ihr Gras verdorren lassen; ich will dich geschaffen hat, Jakob, und der
Wasserflüsse in Inseln verwandeln und dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich
Seen austrocknen. nicht, denn ich habe dich erlöst! Ich habe
16 Ich will die Blinden auf einem Weg füh- dich bei deinem Namen gerufen; du bist
ren, den sie nicht kennen, und auf Pfaden mein. 2 Wenn du durchs Wasser gehst, so
leiten, die ihnen unbekannt sind; ich will ich bei dir sein, und wenn durch Strö-
werde die Finsternis vor ihnen zum Licht me, so sollen sie dich nicht ersäufen.
machen und das Hügelige zur Ebene. Wenn du durchs Feuer gehst, sollst du
Diese Worte werde ich erfüllen und nicht nicht versengt werden, und die Flamme
davon lassen. 17 Es sollen zurückweichen soll dich nicht verbrennen.
und tief beschämt werden, die auf Göt- 3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der
zen vertrauen und zu gegossenen Bildern Heilige Israels, dein Erretter! Ich habe
sagen: Ihr seid unsere Götter! Ägypten hingegeben als Lösegeld für
dich, Kusch und Saba an deiner Stelle.
Israel ist blind und taub für die 4 Darum, weil du kostbar bist in meinen
Züchtigung und das Reden Gottes Augen [und] wertgeachtet, und ich dich
Mt 13,9-15; Joh 9,39-41
lieb habe, so gebe ich Menschen für dich
18 Hört, ihr Tauben, und ihr Blinden, schaut hin und Völker für dein Leben.
her, um zu sehen! 19 Wer ist blind, wenn 5 So fürchte dich nun nicht, denn ich bin
760 JESAJA 43.44
bei dir. Ich will deinen Samen vom Osten miteinander, stehen nicht mehr auf; sie
herführen und dich vom Westen her sind erloschen, wie ein Docht verglom-
sammeln. 6 Ich will zum Norden sagen: men: 18 Gedenkt nicht mehr an das Frühe-
Gib her! und zum Süden: Halte nicht zu- re und achtet nicht auf das Vergangene!
rück! Bringe meine Söhne aus der Ferne 19 Siehe, ich will etwas Neues tun, jetzt
herbei und meine Töchter vom Ende der wird es hervorsprossen; solltet ihr es nicht
Welt, 7 einen jeden, der mit meinem Na- wissen? Ich will einen Weg in der Wüste
men genannt ist und den ich zu meiner bereiten und Ströme in der Einöde. 20 Die
Ehre geschaffen habe, den ich gebildet Tiere des Feldes werden mich preisen, die
und gemacht habe. Schakale und Strauße, weil ich Wasser ge-
8 Bringe hervor das blinde Volk, das doch geben habe in der Wüste und Ströme in
Augen hat, und die Tauben, die doch Oh- der Einöde, um mein Volk zu tränken,
ren haben! 9 Alle Heidenvölker mögen zu- mein auserwähltes, 21 das Volk, das ich
sammenkommen und die Nationen sich mir gebildet habe, damit sie meinen Ruhm
vereinigen! Wer unter ihnen kann dies verkündigen.
verkündigen und uns Früheres hören 22 Und doch hast du, Jakob, nicht mich
lassen? Laß sie ihre Zeugen stellen und angerufen, noch hast du dich um mich
sich rechtfertigen; dann wird man es hö- bemüht, Israel! 23 Du hast deine Brand-
ren und sagen: Es ist wahr! opferschafe nicht mir dargebracht und
10 Ihr seid meine Zeugen, spricht der mit deinen Schlachtopfern nicht mich
HERR, und mein Knecht, den ich erwählt geehrt. Ich habe dir nicht zu schaffen ge-
habe, damit ihr erkennt und mir glaubt macht mit Speisopfern, ich habe dich mit
und einseht, daß ich es bin; vor mir ist Weihrauchspenden nicht ermüdet. 24 Du
kein Gott gebildet worden, und nach mir hast mir nicht Gewürzrohr um Geld ge-
wird es keinen geben. kauft und mit dem Fett deiner Schlacht-
11 Ich, ich bin der HERR, und außer mir opfer mich nicht getränkt; aber du hast
gibt es keinen Erretter. 12 Ich habe ver- mir zu schaffen gemacht mit deinen Sün-
kündigt, gerettet und von mir hören las- den und mir Mühe gemacht mit deinen
sen und bin nicht fremd unter euch; und Missetaten!
ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, 25 Ich, ich tilge deine Übertretungen um
daß ich Gott bin. 13 Auch fernerhin bin meinetwillen, und an deine Sünden will
ich derselbe, und niemand kann aus mei- ich nie mehr gedenken! 26 Erinnere mich,
ner Hand erretten. Ich wirke — wer will es wir wollen miteinander rechten; zähle
abwenden? [alles] auf, womit du dich rechtfertigen
willst! 27 Dein erster Vater hat gesündigt,
Der HERR wird Israel retten und deine Lehrer haben mir die Treue
trotz dessen Untreue gebrochen; 28 darum habe ich die Vorste-
14 So spricht der HERR, euer Erlöser, der her des Heiligtums entweiht und Jakob
Heilige Israels: Um euretwillen habe ich dem Bann preisgegeben und Israel den
nach Babel geschickt und habe sie alle als Schmähungen.
Flüchtlinge hinuntergejagt, auch die
Chaldäer in den Schiffen ihrer Jubelrufea; Der HERR wird seinen Geist
15 ich, der HERR, bin euer Heiliger, der
auf Israel ausgießen
Hes 36,24-30; Joel 3,1-5; Sach 2,10-11
Schöpfer Israels, euer König.
16 So spricht der HERR, der einen Weg im So höre nun, mein Knecht Jakob,
Meer bahnt und einen Pfad in mächtigen und Israel, den ich erwählt habe!
Wassern, 17 der Wagen und Rosse auszie- 2 So spricht der HERR, der dich gemacht
hen läßt, Heer und Macht — da liegen sie und von Mutterleib an gebildet hat, der

a (43,14) Auf den Euphratkanälen in Babylonien fanden oft Götterprozessionen in Schiffen unter den Jubelrufen
der Bevölkerung statt.
JESAJA 44 761
dir hilft: Fürchte dich nicht, mein Knecht ab mit dem Stift, bearbeitet es mit Schnitz-
Jakob, und du, Jeschurun, den ich erwählt messern und umreißt es mit dem Zirkel;
habe! 3 Denn ich werde Wasser auf das und er macht es nach dem Bildnis eines
Durstige gießen und Ströme auf das Dür- Mannes, nach der Schönheit des Men-
re; ich werde meinen Geist auf deinen schen, damit es in einem Haus wohne.
Samen ausgießen und meinen Segen auf 14 Er fällt sich Zedern und nimmt eine
deine Sprößlinge, 4 und sie sollen hervor- Steineiche oder eine Eiche und wählt sie
sprossen zwischen dem Gras wie Weiden sich aus unter den Bäumen des Waldes.
an den Wasserbächen. 5 Dieser wird sa- Er pflanzt eine Pinie, und der Regen
gen: »Ich gehöre dem HERRN!«, und jener macht sie groß. 15 Das dient dann dem
wird [sich] nach dem Namen Jakobs nen- Menschen als Brennstoff; und er nimmt
nen; ein anderer wird sich mit seiner davon und wärmt sich damit; er heizt ein,
Hand dem HERRN verschreiben und [sich] um damit Brot zu backen; davon macht
den Ehrennamen »Israel« geben. er auch einen Gott und betet ihn an; er
verfertigt sich ein Bild und fällt davor
Der HERR allein ist Gott - nieder! 16 Den einen Teil verbrennt er im
die Torheit des Götzendienstes Feuer, bei dem anderen ißt er Fleisch; er
6 So spricht der HERR, der König Israels, brät einen Braten und sättigt sich; er
und sein Erlöser, der HERR der Heerscha- wärmt sich auch daran und spricht: »Ah,
ren: Ich bin der Erste, und ich bin der ich habe mich erwärmt, ich spüre das
Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott. Feuer!« 17 Aus dem Rest aber macht er
7 Und wer ruft wie ich und verkündigt und einen Gott, sein Götzenbild. Er kniet da-
tut es mir gleich, seit der Zeit, da ich ein vor nieder, verehrt es und fleht zu ihm
ewiges Volk eingesetzt habe? Und was be- und spricht: »Errette mich, denn du bist
vorsteht und was kommen wird, das sol- mein Gott!«
len sie doch ankündigen! 8 Fürchtet euch 18 Sie erkennen und verstehen es nicht,
nicht und erschreckt nicht! Habe ich es dir denn er hat ihre Augen verklebt, daß sie
nicht schon längst verkündet und dir an- nicht sehen, und ihre Herzen, daß sie
gekündigt? Ihr seid meine Zeugen! Gibt es nichts verstehen. 19 Keiner nimmt es sich
einen Gott außer mir? Nein, es gibt sonst zu Herzen; da ist weder Einsicht noch
keinen Fels, ich weiß keinen! Verstand, daß man bei sich sagte: Ich ha-
9 Alle Götzenmacher sind nichtig, und be den einen Teil mit Feuer verbrannt und
ihre Lieblinge nützen nichts; ihre eigenen über seiner Glut Brot gebacken, Fleisch
Zeugen sehen nichts und erkennen gebraten und gegessen — und aus dem
nichts, so daß sie zuschanden werden. Übrigen sollte ich nun einen Greuel ma-
10 Wer hat je einen Gott gemacht und ein chen? Sollte ich vor einem Holzklotz
Götzenbild gegossen, ohne einen Nutzen niederfallen? 20 Wer der Asche nachgeht,
davon zu erwarten? 11 Siehe, alle, die mit den hat ein betrogenes Herz verführt; er
ihm Gemeinschaft haben, werden zu- rettet seine Seele nicht und denkt nicht:
schanden, und seine Werkmeister sind Es ist ja Betrug in meiner Rechten!
auch nur Menschen. Mögen sie alle sich
vereinigen und zusammenstehen — sie Der HERR schenkt Vergebung für Israel —
müssen doch erschrecken und miteinan- Ankündigung der Rückkehr nach
der zuschanden werden! Jerusalem unter Kyrus
12 Der Kunstschmied hat einen Meißel 21 Bedenke dies, Jakob, und du, Israel;
und arbeitet in der Glut und bildet es mit denn du bist mein Knecht! Ich habe dich
Hämmern und fertigt es mit der Kraft gebildet, du bist mein Knecht; o Israel, du
seines Armes; dabei leidet er Hunger, bis wirst nicht von mir vergessen werden!
er kraftlos wird, und trinkt kein Wasser, 22 Ich tilge deine Übertretungen wie ei-
bis er ermattet ist. 13 Der Holzschnitzer nen Nebel und deine Sünden wie eine
spannt die Meßschnur aus, er zeichnet es Wolke. Kehre um zu mir, denn ich habe
762 JESAJA 44.45
dich erlöst! 23 Frohlockt, ihr Himmel; gerufen; und ich habe dir einen Ehrenna-
denn der HERR hat es vollbracht! Jauchzt, men gegeben, ohne daß du mich kann-
ihr Tiefen der Erde! Brecht in Jubel aus, test.
ihr Berge und Wälder samt allen Bäumen,
die darin sind! Denn der HERR hat Jakob Der HERR ist der einzige Gott
erlöst, und an Israel verherrlicht er sich. 5 Ich bin der HERR und sonst ist keiner;
24 So spricht der HERR, dein Erlöser, der denn außer mir gibt es keinen Gott. Ich
dich von Mutterleib an gebildet hat: Ich habe dich gegürtet, ohne daß du mich
bin der HERR, der alles vollbringt — ich kanntest, 6 damit vom Aufgang der Sonne
habe die Himmel ausgespannt, ich allein, bis zu ihrem Niedergang erkannt werde,
und die Erde ausgebreitet durch mich daß gar keiner ist außer mir. Ich bin der
selbst —, 25 der die Zeichen der Schwät- HERR, und sonst ist keiner, 7 der ich das
zer vereitelt und die Wahrsager zu Narren Licht mache und die Finsternis schaffe;
macht; der die Weisen zum Widerruf der ich Frieden gebe und Unheil schaffe.
zwingt und ihr Wissen zur Torheit macht; Ich, der HERR, vollbringe dies alles.
26 der aber das Wort seines Knechtes be- 8 Träufelt, ihr Himmel, von oben herab,
stätigt und den Ratschluß ausführt, den und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Die
seine Boten verkündeten; der zu Jerusa- Erde tue sich auf, und es sprosse Heil
lem spricht: »Werde [wieder] bewohnt!« hervor, und Gerechtigkeit wachse zu-
und zu den Städten Judas: »Werdet [wie- gleich! Ich, der HERR, habe es geschaffen.
der] gebaut! Und ihre Trümmer richte ich 9 Wehe dem, der mit seinem Schöpfer ha-
wieder auf«, 27 der zur Meerestiefe spricht: dert, eine Scherbe unter irdenen Scher-
»Versiege! Und deine Ströme werde ich ben! Spricht wohl der Ton zu seinem Töp-
trockenlegen!« 28 der von Kyrusa spricht: fer: »Was machst du?« — oder dein Werk:
»Er ist mein Hirte, und er wird all meinen »Er hat keine Hände«? 10 Wehe dem, der
Willen ausführen und zu Jerusalem sa- zum Vater spricht: »Warum zeugst du?«
gen: Werde gebaut! und zum Tempel: und zur Frau: »Warum gebierst du?«
Werde gegründet!« 11 So spricht der HERR, der Heilige Israels
und sein Schöpfer: Wegen der Zukunft
Gott sendet Kyrus befragt mich; meine Kinder und das Werk
So spricht der HERR zu Kyrus, sei- meiner Hände laßt mir anbefohlen sein!
nem Gesalbten, dessen rechte 12 Ich habe die Erde gemacht und den
Hand ich ergriffen habe, um Völker vor Menschen darauf erschaffen; ich habe
ihm niederzuwerfen und die Lenden der mit meinen Händen die Himmel ausge-
Könige zu entgürten, um Türen vor sei- spannt und gebiete all ihrem Heer. 13 Ich
nem Angesicht aufzutun und Tore, damit habe ihn erweckt in Gerechtigkeit und
sie nicht geschlossen bleiben: 2 Ich selbst will alle seine Wege ebnen. Er wird meine
will vor dir herziehen und das Hügelige Stadt bauen und meine Weggeführten
eben machen; ich will eherne Türen zer- loslassen, und zwar weder um Geld noch
brechen und eiserne Riegel zerschlagen; um Gaben, spricht der HERR der Heer-
3 und ich will dir verborgene Schätze ge- scharen.
ben und versteckte Reichtümer, damit du
erkennst, daß ich, der HERR, es bin, der Der HERR rettet Israel und bietet auch
dich bei deinem Namen gerufen hat, der den Heiden sein Heil an
Gott Israels. 4 Um Jakobs, meines Knech- 14 So hat der HERR gesprochen: Der Er-
tes, und Israels, meines Auserwählten werb Ägyptens und der Gewinn Kuschs
willen habe ich dich bei deinem Namen und die Sabäer, Leute von hohem Wuchs,

a (44,28) hebr. Koresch, der Name des persischen Königs, der etwa 150 Jahre nach dieser Weissagung den Wiederaufbau
Jerusalems befahl (vgl. 2Chr 36,22-23; Esr 1,1-4). Gott offenbarte seinen Namen im voraus, um zu zeigen, daß er der
Herr der Menschheitsgeschichte ist (vgl. Jes 46, 9-11).
JESAJA 45.46 763
werden zu dir hinüberkommen und dir keit und Stärke! Zu ihm wird man kom-
gehören; dir werden sie nachfolgen und men; aber beschämt werden alle, die sich
in Fesseln gehen; vor dir werden sie nie- gegen ihn auflehnten. 25 In dem HERRN
derfallen und zu dir flehen: »Nur bei dir wird gerechtfertigt werden und sich rüh-
ist Gott, und sonst gibt es gar keinen an- men der ganze Same Israels.
deren Gott!«
15 Fürwahr, du bist ein Gott, der sich ver-
Das Ende der Götzen Babylons
Jer 50,2; 10,1-15
borgen hält, du Gott Israels, du Erretter!
16 Es sollen beschämt und zuschanden Bel krümmt sich; Nebo ist zusam-
werden, es sollen sich allesamt mit Schan- mengebrochen;a ihre Bilder sind
de davonmachen, die Götzen anfertigen! den Tieren und dem Vieh aufgeladen; eu-
17 Israel aber wird durch den HERRN erret- re Prozessionsbilderb sind ihnen zur
tet mit einer ewigen Errettung. Ihr sollt schweren Last geworden, eine Bürde für
nicht beschämt noch zuschanden wer- das erschöpfte Vieh. 2 Sie sind miteinan-
den in alle Ewigkeiten! der zusammengebrochen und niederge-
18 Denn so spricht der HERR, der Schöpfer sunken und konnten die Last nicht retten;
der Himmel — Er ist Gott — der die Erde sie selbst mußten in die Gefangenschaft
gebildet und bereitet hat — Er hat sie ge- gehen.
gründet; nicht als Einöde hat er sie ge- 3 Hört auf mich, o du Haus Jakob, und der
schaffen, sondern um bewohnt zu sein ganze Überrest vom Haus Israel; ihr, die
hat er sie gebildet —: Ich bin der HERR, ihr vom Mutterleib an [mir] aufgeladen,
und sonst gibt es keinen! 19 Ich habe von Geburt an [von mir] getragen worden
nicht im Verborgenen geredet, in einem seid: 4 Bis in [euer] Greisenalter bin ich
dunklen Winkel der Erde; ich habe zu derselbe, und bis zu [eurem] Ergrauen
dem Samen Jakobs nicht gesagt: Sucht will ich euch tragen. Ich habe es getan,
mich vergeblich! Ich, der HERR, rede, was und ich will auch fernerhin [euch] heben,
recht ist, und verkündige, was richtig ist. tragen und erretten.
20 Versammelt euch, kommt, tretet mit- 5 Wem wollt ihr mich nachbilden und
einander herzu, ihr Entkommenen unter vergleichen, und wem mich ähnlich ma-
den Heiden! Sie haben keine Erkenntnis, chen, daß wir uns gleichen sollten? 6 Da
die das Holz ihres Götzen tragen und zu schütteln sie Gold aus dem Beutel und
einem Gott beten, der nicht retten wiegen Silber mit der Waage ab, sie be-
kann. 21 Verkündet’s, bringt es vor; ja, sie zahlen einen Goldschmied, damit er ih-
mögen sich miteinander beraten! Wer hat nen daraus einen Gott macht, vor dem
dies vorzeiten verlauten lassen? Oder wer sie niederfallen, ja, den sie anbeten. 7 Sie
hat es von Anfang her angekündigt? War nehmen ihn auf die Schulter, tragen ihn
ich es nicht, der HERR, außer dem es kei- und stellen ihn an seinen Ort; da steht er
nen anderen Gott gibt, der gerechte Gott und rührt sich nicht von der Stelle; ja,
und Erretter? Außer mir gibt es keinen! man schreit zu ihm, aber er antwortet
22 Wendet euch zu mir, so werdet ihr ge- nicht; er rettet niemand aus seiner Not.
rettet, all ihr Enden der Erde; denn ich bin 8 Bedenkt das und erweist euch als Män-
Gott und keiner sonst! 23 Ich habe bei mir ner und nehmt es euch zu Herzen, ihr
selbst geschworen, aus meinem Mund ist Übertreter!
Gerechtigkeit hervorgegangen, ein Wort, 9 Gedenkt an die Anfänge von der Urzeit
das nicht zurückgenommen wird: Ja, mir her, daß Ich Gott bin und keiner sonst;
soll sich jedes Knie beugen und jede Zun- ein Gott, dem keiner zu vergleichen
ge schwören! 24 Nur in dem HERRN, wird ist. 10 Ich verkündige von Anfang an das
man von mir sagen, habe ich Gerechtig- Ende, und von der Vorzeit her, was noch

a (46,1) Bel und Nebo sind Namen der Hauptgottheiten b (46,1) od. Tragbilder; d.h. Götzenbildnisse, die in
Babels. Prozessionen feierlich umhergetragen wurden.
764 JESAJA 46.47.48
nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Rat- genblick, an einem Tag: die Kinder wer-
schluß soll zustandekommen, und alles, den dir geraubt, und Witwe wirst du sein;
was mir gefällt, werde ich vollbringen. mit großer Macht werden sie über dich
11 Ich berufe von Osten her einen Adler kommen trotz der Menge deiner Zaube-
und aus fernen Ländern den Mann mei- reien und der großen Anzahl deiner
nes Ratschlusses. Ja, ich habe es gesagt, Beschwörungen. 10 Denn du vertrautest
ich führe es auch herbei; ich habe es ge- auf deine Bosheit und sprachst: »Nie-
plant, und ich vollbringe es auch. 12 Hört mand sieht mich!« Deine Weisheit und
mir zu, die ihr ein stolzes Herz habt und dein Wissen haben dich verführt, daß du
fern von der Gerechtigkeit seid! 13 Ich bei dir selbst gedacht hast: »Ich bin’s und
habe meine Gerechtigkeit nahe gebracht; sonst niemand!« 11 Darum wird ein Un-
sie ist nicht fern, und meine Rettung läßt glück über dich kommen, das du nicht
nicht auf sich warten. Ich will in Zion wegzaubern kannst; und ein Verderben
Rettung geben und für Israel meine Herr- wird dich überfallen, das du nicht abzu-
lichkeit. wenden vermagst; plötzlich wird eine
Verwüstung über dich kommen, von der
Babylons Fall du nichts ahnst.
Steige herab und setze dich in den 12 Tritt doch auf mit deinen Beschwörun-
Staub, o Jungfrau, Tochter Babel! gen und mit der Menge deiner Zauberei-
Setze dich auf die Erde, ohne Thron, du en, mit denen du dich abgemüht hast von
Tochter der Chaldäer! Denn man wird Jugend auf! Vielleicht vermagst du zu hel-
dich nicht mehr die Verwöhnte und Ver- fen; vielleicht kannst du Schrecken einflö-
zärtelte nennen. 2 Nimm die Mühle her- ßen. 13 Du bist müde geworden von der
vor und mahle Mehl; nimm deinen Menge deiner Beratungen. So laß sie doch
Schleier ab und hebe die Schleppe auf; herzutreten und dich retten, die den Him-
entblöße die Schenkel, wate durch die mel einteilen, die Sternseher, die jeden
Flüsse. 3 Deine Blöße soll enthüllt und Neumond ankündigen, was über dich
deine Schande gesehen werden; ich will kommen soll! 14 Siehe, sie sind geworden
Rache nehmen und keinen Menschen wie Stoppeln, die das Feuer verbrannt hat;
schonen! sie werden ihre Seele nicht vor der Gewalt
4 Unser Erlöser — sein Name ist HERR der der Flammen erretten; denn es wird keine
Heerscharen, der Heilige Israels! Kohlenglut sein, an der man sich wärmen,
5 Setze dich schweigend hin und geh in und kein Ofen, an dem man sitzen könnte.
die Finsternis, du Tochter der Chaldäer! 15 So sind die für dich geworden, um die
Denn man wird dich nicht mehr »Beherr- du dich bemüht hast, sie, mit denen du
scherin der Königreiche« nennen. Handel getrieben hast von Jugend auf: je-
6 Ich war über mein Volk so erzürnt, daß der von ihnen irrt auf seinem eigenen Weg
ich mein Erbteil entweihte und in deine davon, und keiner hilft dir!
Gewalt gab; du aber hast ihnen keine
Barmherzigkeit erwiesen, [selbst] auf den Der HERR mahnt Israel,
Greis hast du ein schweres Joch gelegt. auf sein Reden zu hören
7 Und du hast gedacht: »Ich werde ewig- Hört dies, ihr vom Haus Jakob, die
lich Gebieterin sein«, und hast dir dies ihr mit dem Namen Israel benannt
nicht zu Herzen genommen und nicht und aus den Wassern Judas entsprungen
bedacht, was danach kommen würde. seid; die ihr bei dem Namen des HERRN
8 Nun aber höre, du Üppige, die sorglos schwört und euch zu dem Gott Israels
thront, die in ihrem Herzen spricht: »Ich bekennt, aber nicht in Wahrheit noch in
bin’s und sonst niemand! Ich werde nicht Gerechtigkeit! 2 Denn sie nennen sich
als Witwe dasitzen, noch erleben, wie mir nach der heiligen Stadt und stützen sich
die Kinder geraubt werden!« 9 Dennoch auf den Gott Israels, dessen Name »HERR
wird dir beides begegnen in einem Au- der Heerscharen« ist.
JESAJA 48.49 765
3 Das Frühere habe ich längst schon ver- 16 Naht euch zu mir und hört dieses! Ich
kündigt; aus meinem Mund ist es hervor- habe von Anfang an nicht im Verborge-
gegangen, und ich habe es bekanntge- nen geredet. Seitdem es geschehen ist,
macht. Plötzlich habe ich es ausgeführt, bin ich da; und nun hat mich GOTT, der
und es ist eingetroffen. 4 Weil ich wußte, Herr, und sein Geist gesandt. 17 So
daß du hart bist und dein Nacken eine spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige
eiserne Sehne und deine Stirn ehern Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der
ist, 5 so habe ich es dir damals angekün- dich lehrt, was dir nützlich ist, der dich
digt; ehe es geschah, habe ich es dich hö- leitet auf dem Weg, den du gehen
ren lassen, damit du nicht sagen könn- sollst. 18 O daß du doch auf meine Gebo-
test: »Mein Götze hat es gemacht, und te geachtet hättest! Dann wäre dein Frie-
mein geschnitztes oder gegossenes Bild de wie ein Wasserstrom gewesen und
hat es befohlen.« deine Gerechtigkeit wie Meereswellen.
6 Du hast es gehört, betrachte es alles! 19 Dein Same wäre wie der Sand, und die
Wollt ihr es nun nicht eingestehen? Von Sprößlinge deines Leibes wie seine Kör-
nun an lasse ich dich Neues hören und ner; sein Name würde weder ausgerottet
Verborgenes, was du nicht wußtest. 7 Jetzt noch vertilgt werden vor meinem Ange-
erst ist es geschaffen worden und nicht sicht.
schon früher; und vor dem heutigen Tag 20 Zieht aus von Babel, flieht von den
hast du nichts davon gehört, damit du Chaldäern mit jubelnder Stimme! Ver-
nicht sagen könntest: Siehe, ich habe es kündigt dies, laßt es hören! Breitet es aus
gewußt! 8 Du hast es weder gehört noch bis an das Ende der Erde und sagt: Der
gewußt, noch war jemals dein Ohr geöff- HERR hat seinen Knecht Jakob erlöst! 21 Sie
net; denn ich wußte, daß du völlig treulos litten keinen Durst, als er sie durch die
bist und von Mutterleib an ein Übertreter Wüsten führte, Wasser ließ er ihnen aus
genannt worden bist. dem Felsen rinnen; er spaltete den Fels,
9 Um meines Namens willen bin ich lang- da floß Wasser heraus! —
mütig, und um meiner Ehre willen halte 22 Keinen Frieden, spricht der HERR, gibt
ich mich zurück, dir zugute, um dich nicht es für die Gottlosen!
auszurotten. 10 Siehe, ich habe dich ge-
läutert, aber nicht im Silber[schmelzofen]; DER MESSIAS, DER VERWORFENE UND
im Schmelzofen des Elends habe ich dich LEIDENDE KNECHT DES HERRN
geprüft. 11 Um meinetwillen, um meinet- Kapitel 49 - 57
willen will ich es vollbringen! Denn wie
würde ich sonst gelästert! Und ich will Der Messias offenbart sich
meine Ehre keinem anderen geben. als der Knecht des HERRN
Jes 61,1-4
12 Höre auf mich, Jakob, und du, Israel,
mein Berufener! Ich bin es, ich bin der Hört auf mich, ihr Inseln, und gebt
Erste, und ich bin auch der Letzte! 13 Ja, acht, ihr Völker in der Ferne! Der
meine Hand hat die Erde gegründet und HERR hat mich von Mutterleib an berufen
meine Rechte die Himmel ausgespannt. und meinen Namen von Mutterschoß an
Sobald ich ihnen zurufe, stehen sie alle- bekanntgemacht. 2 Er hat meinen Mund
samt da. gemacht wie ein scharfes Schwert; er hat
14 Versammelt euch, ihr alle, und hört! mich im Schatten seiner Hand geborgen
Wer unter ihnen hat dies verkündigt? Er, und mich zu einem geschärften Pfeil ge-
den der HERR liebhat, er wird sein Wohlge- macht; er hat mich in seinem Köcher
fallen an Babel vollstrecken, und die versteckt. 3 Und er sprach zu mir: Du bist
Chaldäer seinen Arm fühlen lassen. 15 Ich mein Knecht, bist Israel, durch den ich
selbst habe es gesagt, ich habe ihn auch mich verherrliche. 4 Ich aber hatte ge-
berufen und ihn hergebracht, und sein dacht: Ich habe mich vergeblich abge-
Weg wird gelingen. müht und meine Kraft umsonst und
766 JESAJA 49
nutzlos verbraucht! Doch steht mein Der HERR verheißt Zion sein Erbarmen
Recht bei dem HERRN und mein Lohn bei und seine Rettung
meinem Gott. 14 Zion sprach: »Der HERR hat mich ver-
5 Und nun spricht der HERR, der mich von lassen, und der Herrscher hat mich
Mutterleib an zu seinem Knecht gebildet vergessen.« 15 Kann auch eine Frau ihr
hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen Kindlein vergessen, daß sie sich nicht er-
— Israel aber wurde nicht gesammelt, barmt über ihren leiblichen Sohn? Selbst
und doch wurde ich geehrt in den Augen wenn sie [ihn] vergessen sollte — ich will
des HERRN, und mein Gott war meine dich nicht vergessen! 16 Siehe, in meine
Stärke —, 6 ja, er spricht: »Es ist zu gering, Hände habe ich dich eingezeichnet; dei-
daß du mein Knecht bist, um die Stämme ne Mauern sind allezeit vor mir.
Jakobs aufzurichten und die Bewahrten 17 Deine Söhne eilen herbei; aber die dich
aus Israel wiederzubringen; sondern ich zerstört und verwüstet haben, werden
habe dich auch zum Licht für die Heiden sich davonmachen! 18 Erhebe deine Au-
gesetzt, damit du mein Heil seist bis an gen ringsumher und sieh: alle diese ver-
das Ende der Erde!« sammeln sich, sie kommen zu dir. So
wahr ich lebe, spricht der HERR, du wirst
Der HERR redet zu seinem Knecht sie alle wie einen Schmuck anlegen und
7 So spricht der HERR, der Erlöser Israels, wirst sie als Gürtel umbinden, wie eine
sein Heiliger, zu dem von jedermann Ver- Braut es tut.
achteten, zu dem Abscheu der Nation, zu 19 Denn dein Land, das öde, verwüstet
dem Knecht der Herrschenden: Könige und zerstört liegt, das wird nun für dich
werden es sehen und aufstehen und Für- zu eng sein wegen der [vielen] Bewohner,
sten anbetend niederfallen um des HERRN und die dich verschlingen wollten, wer-
willen, der treu ist, um des Heiligen Israels den sich entfernen. 20 Und die Söhne, die
willen, der dich auserwählt hat. 8 So dir [einst] geraubt wurden, werden noch
spricht der HERR: Zur angenehmen Zeit vor deinen Ohren sagen: Dieser Ort ist
habe ich dich erhört und am Tag des Heils mir zu eng, gib mir Raum, daß ich woh-
dir geholfen; und ich will dich behüten nen kann! 21 Dann wirst du bei dir selbst
und dich dem Volk zum Bund geben, da- denken: Wer hat mir denn diese geboren,
mit du dem Land wieder aufhilfst und die mir, der Kinderlosen und Unfruchtbaren,
verwüsteten Erbteile wieder als Erbbesitz verbannt und verstoßen? Und wer hat
austeilst; 9 damit du zu den Gefangenen mir diese großgezogen? Siehe, ich war ja
sagst: »Geht hinaus!« und zu denen in der allein übriggeblieben; wo waren denn
Finsternis: »Kommt hervor!« Sie werden an diese?
den Straßen weiden und auf allen kahlen 22 So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich will
Hügeln ihre Weide haben. 10 Sie werden meine Hand zu den Heiden hin erheben
weder hungern noch dürsten; keine trüge- und für die Völker mein Banner aufrich-
rische Wasserspiegelung noch Sonne wird ten; und sie werden dir deine Söhne im
sie blenden; denn ihr Erbarmer wird sie Gewandbausch herbringen, und deine
führen und zu den Wasserquellen leiten. Töchter werden auf der Schulter herbei-
11 Ich werde alle meine Berge zum Weg getragen werden. 23 Und Könige sollen
machen, und meine Straßen sollen er- deine Wärter sein, und ihre Fürstinnen
höht werden. 12 Siehe, diese werden von deine Ammen. Sie werden vor dir nieder-
ferne kommen und jene dort von Norden fallen, das Angesicht zur Erde gewandt,
und von Westen, und diese aus dem Land und werden den Staub deiner Füße le-
der Sinim. cken; und du sollst erkennen, daß ich der
13 Jubelt, ihr Himmel, und frohlocke, du HERR bin: die auf mich harren, werden
Erde! Brecht in Jubel aus, ihr Berge, denn nicht zuschanden werden.
der HERR hat sein Volk getröstet und er- 24 Kann wohl einem Helden die Beute ge-
barmt sich über seine Elenden! nommen werden? Und können rechtmä-
JESAJA 49.50.51 767
ßig Gefangene entfliehen? 25 Ja, so spricht men; darum machte ich mein Angesicht
der HERR: Auch die Gefangenen des Hel- wie einen Kieselstein, denn ich wußte,
den sollen ihm genommen werden, und daß ich nicht zuschanden würde. 8 Der
die Beute des Tyrannen soll entfliehen; mich rechtfertigt, ist nahe; wer will mit
denn nun werde ich mit dem kämpfen, mir rechten? Laßt uns miteinander hin-
der gegen dich kämpft, und ich werde treten! Wer will gegen mich Anklage erhe-
deine Kinder erretten. 26 Ich will deine ben? Er trete her zu mir! 9 Siehe, GOTT, der
Bedrücker mit ihrem eigenen Fleisch Herr, steht mir bei — wer will mich für
speisen, und sie sollen trunken werden schuldig erklären? Siehe, sie werden alle
von ihrem eigenen Blut wie von Most. zerfallen wie ein Kleid; die Motte wird sie
Und alles Fleisch soll erkennen, daß ich, fressen.
der HERR, dein Erretter bin und dein Erlö- 10 Wer unter euch fürchtet den HERRN?
ser, der Starke Jakobs. Wer gehorcht der Stimme seines Knech-
tes? Wenn er im Finstern wandelt und
Vorhaltungen des HERRN an Israel ihm kein Licht scheint, so vertraue er auf
Jer 3,6-8
den Namen des HERRN und halte sich an
So spricht der HERR: Wo ist der seinen Gott! 11 Habt aber acht, ihr alle,
Scheidebrief eurer Mutter, mit dem die ihr ein Feuer anzündet und euch mit
ich sie verstoßen habe? Oder welchem feurigen Pfeilen wappnet! Geht hin in die
von meinen Gläubigern habe ich euch Flamme eures eigenen Feuers und in die
verkauft? Siehe, ihr seid um eurer Sünden feurigen Pfeile, die ihr angezündet habt!
willen verkauft worden, und um eurer Dieses widerfährt euch von meiner Hand,
Übertretungen willen ist eure Mutter ver- daß ihr am Ort der Qual liegen müßt.
stoßen worden. 2 Warum war kein
Mensch da, als ich kam, antwortete nie- Der HERR tröstet die gottesfürchtigen
mand, als ich rief? Ist etwa meine Hand Israeliten und verheißt ihnen Hilfe
zu kurz, um zu erlösen, oder ist bei mir Hört auf mich, ihr, die ihr der Ge-
keine Kraft, um zu erretten? Siehe, mit rechtigkeit nachjagt, ihr, die ihr den
meinem Schelten trockne ich das Meer HERRN sucht! Seht auf den Felsen, aus
aus; ich mache Ströme zur Wüste, daß dem ihr gehauen, und auf den Brunnen-
ihre Fische vor Wassermangel faulen und schacht, aus dem ihr gegraben seid! 2 Seht
vor Durst sterben! 3 Ich kleide den Him- auf Abraham, euren Vater, und auf Sarah,
mel in Schwarz und bedecke ihn mit die euch geboren hat; denn als Einzelnen
Sacktuch. habe ich ihn berufen und ihn gesegnet
und gemehrt. 3 Denn der HERR tröstet Zi-
Der Knecht des HERRN wird angegriffen, on; er tröstet alle ihre Trümmer und
aber Gott steht ihm bei macht ihre Wüsten wie Eden und ihre
4 GOTT, der Herr, hat mir die Zunge eines Steppe wie den Garten des HERRN. Freude
Jüngers gegeben, damit ich den Müden und Wonne, Danklied und Lobgesang
mit einem Wort zu erquicken wisse. Er wird darin gefunden werden.
weckt Morgen für Morgen, ja, er weckt 4 So achte nun auf mich, mein Volk, und
mir das Ohr, damit ich höre wie Jünger ihr, meine Leute, leiht mir eure Ohren;
[hören]. 5 GOTT, der Herr, hat mir das Ohr denn ein Gesetz wird von mir ausgehen,
geöffnet; und ich habe mich nicht wider- und mein Recht will ich zum Licht der
setzt und bin nicht zurückgewichen. Völker aufrichten. 5 Meine Gerechtigkeit
6 Meinen Rücken bot ich denen dar, die ist nahe, meine Rettung zieht aus, und
mich schlugen, und meine Wangen de- meine Arme werden die Völker richten.
nen, die mich rauften; mein Angesicht Auf mich werden die Inseln hoffen, und
verbarg ich nicht vor Schmach und auf meinen Arm werden sie warten. 6 Er-
Speichel. 7 Aber GOTT, der Herr, wird mir hebt eure Augen zum Himmel und
helfen, darum muß ich mich nicht schä- schaut auf die Erde drunten; denn die
768 JESAJA 51.52
Himmel werden vergehen wie ein Rauch, meiner Hand bedeckt, um den Himmel
und die Erde wird wie ein Kleid zerfallen, auszuspannen und die Erde zu gründen
und ihre Einwohner werden auf dieselbe und zu Zion zu sagen: Du bist mein Volk!
Weise umkommen; aber mein Heil wird
ewig bleiben und meine Gerechtigkeit Zuspruch für das bedrängte Jerusalem
nicht zugrundegehen. 17 Erwache, erwache! Stehe auf, Jerusa-
7 Hört auf mich, ihr, die ihr die Gerechtig- lem, die du von der Hand des HERRN den
keit kennt, du Volk, das mein Gesetz im Becher seines Zorns getrunken hast, die
Herzen trägt! Fürchtet euch nicht vor du den Taumelkelch getrunken und aus-
dem Schmähen der Menschen und ent- geschlürft hast! 18 Denn da war niemand,
setzt euch nicht vor ihrem Lästern. 8 Denn der sie leitete, von allen Söhnen, die sie
die Motte wird sie fressen wie ein Kleid; geboren hat, und niemand, der sie an der
und die Schabe wird sie fressen wie Wol- Hand führte, von allen Söhnen, die sie
le; aber meine Gerechtigkeit wird ewig großgezogen hat.
bleiben und mein Heil von Geschlecht zu 19 Dies beides ist dir begegnet — aber wer
Geschlecht. bezeugt dir Teilnahme? — Verheerung
9 Erwache, erwache! Kleide dich in und Zerstörung, Hunger und Schwert —
Macht, du Arm des HERRN! Erwache wie in wie soll ich dich trösten? 20 Deine Kinder
den Tagen der Vorzeit und bei den Ge- sanken ohnmächtig hin; sie lagen an al-
schlechtern der Urzeit! Bist du nicht der, len Straßenecken, wie eine Antilope im
welcher Rahab zerschmettert und den Netz, und waren voll von dem grimmigen
Drachen durchbohrt hat? 10 Bist du nicht Zorn des HERRN und von dem Schelten
der, welcher das Meer, die Wasser der deines Gottes.
großen Flut, trockengelegt und die Tiefen 21 Darum höre doch das, du Elende, die du
des Meers zu einem Weg gemacht hat, trunken bist, aber nicht vom Wein: 22 So
damit die Erlösten hindurchziehen konn- spricht dein Herr, der HERR, und dein Gott,
ten? 11 So werden die Erlösten des HERRN der den Rechtsstreit für sein Volk führt:
zurückkehren und nach Zion kommen Siehe, ich will den Taumelbecher aus dei-
mit Jauchzen, und ewige Freude wird ner Hand nehmen, den Kelch meines
über ihrem Haupt sein; Freude und Won- Grimms, daß du künftig nicht mehr daraus
ne werden sie erfassen, aber Kummer trinken mußt, 23 und ich will ihn deinen
und Seufzen wird entfliehen. Peinigern in die Hand geben, die zu deiner
12 Ich, ich bin es, der euch tröstet. Wer Seele gesprochen haben: Bücke dich, daß
bist aber du, daß du dich vor dem sterbli- wir über dich wegschreiten können!, so
chen Menschen fürchtest, vor dem Men- daß du deinen Rücken der Erde gleich
schenkind, das wie Gras dahingegeben machen mußtest und wie eine Straße für
wird, 13 und daß du den HERRN vergißt, die, die darübergingen.
der dich gemacht hat, der den Himmel
ausgespannt und die Erde gegründet hat? Der HERR verheißt Heil für Jerusalem
Und allezeit, den ganzen Tag, fürchtest Wache auf, wache auf! Zion, kleide
du dich vor dem Grimm des Bedrückers, dich in deine Macht! Lege deine
wenn er sich rüstet, um zu verderben. Wo Ehrenkleider an, Jerusalem, du heilige
ist denn nun der Grimm des Bedrückers? Stadt! Denn von nun an wird kein Unbe-
14 Der in Ketten Gekrümmte wird schnell schnittener noch Unreiner mehr in dich
losgemacht, damit er nicht umkommt in hineinkommen. 2 Schüttle den Staub
der Grube, noch an Brot Mangel leidet. von dir ab, steh auf und setze dich hin,
15 Ich bin ja der HERR, dein Gott, der das Jerusalem! Mache dich los von den Fes-
Meer aufwühlt, daß seine Wellen brau- seln deines Halses, du gefangene Tochter
sen: HERR der Heerscharen ist sein Zion! 3 Denn so spricht der HERR: Um-
Name. 16 Ich habe meine Worte in deinen sonst seid ihr verkauft worden, so sollt ihr
Mund gelegt und dich mit dem Schatten auch ohne Geld erlöst werden!
JESAJA 52.53 769
4 Denn so spricht GOTT, der Herr: Mein das werden sie sehen, und was sie nie
Volk ist vor Zeiten nach Ägypten hinabge- gehört hatten, werden sie wahrnehmen.
zogen, um sich dort in der Fremde aufzu-
halten; und der Assyrer hat sie ohne Ursa- Das stellvertretende Leiden und Sterben
che bedrückt. 5 Nun aber, was geschieht des Messias für die Sünder
Ps 22; Lk 24,25-27; Apg 8,32-35; 1Pt 2,21-25;
mir denn hier, spricht der HERR, daß mein
Hebr 9,11-28; Joh 1,29
Volk ohne Entschädigung geraubt wird?
Seine Beherrscher jauchzen triumphie- Wer hat unserer Verkündigung ge-
rend, spricht der HERR, und mein Name glaubt, und der Arm des HERRN, wem
wird beständig gelästert, den ganzen ist er geoffenbart worden? 2 Er wuchs auf
Tag. 6 Darum soll mein Volk meinen Na- vor ihm wie ein Schößling, wie ein Wur-
men kennenlernen, ja, darum wird es an zelsproß aus dürrem Erdreich. Er hatte
jenem Tag erkennen, daß ich der bin, keine Gestalt und keine Pracht; wir sahen
welcher spricht: Siehe, hier bin ich! ihn, aber sein Anblick gefiel uns nicht.
7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße 3 Verachtet war er und verlassen von den
des Freudenboten, der Frieden verkündigt, Menschen, ein Mann der Schmerzen und
der gute Botschaft bringt, der das Heil ver- mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem
kündigt, der zu Zion sagt: Dein Gott man das Angesicht verbirgt, so verachtet
herrscht als König! 8 Da ist die Stimme war er, und wir achteten ihn nicht.
deiner Wächter! Sie werden ihre Stimme 4 Fürwahr, er hat unsere Krankheita getra-
erheben und miteinander jauchzen; denn gen und unsere Schmerzen auf sich gela-
mit eigenen Augen werden sie es sehen, den; wir aber hielten ihn für bestraft, von
wenn der HERR wieder nach Zion kommt. Gott geschlagen und niedergebeugt.
9 Ihr Trümmer Jerusalems, freut euch und 5 Doch er wurde um unserer Übertretun-
frohlockt miteinander! Denn der HERR hat gen willen durchbohrt, wegen unserer
sein Volk getröstet, hat Jerusalem erlöst! Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf
10 Der HERR hat seinen heiligen Arm ent- ihm, damit wir Frieden hätten, und durch
blößt vor den Augen aller Heiden; und seine Wunden sind wir geheilt worden.
alle Enden der Erde werden das Heil un- 6 Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, ein
seres Gottes sehen! — jeder wandte sich auf seinen Weg; aber
11 Weicht! weicht! Geht hinaus von dort! der HERR warf unser aller Schuld auf ihn.
Rührt nichts Unreines an! Geht hinaus aus 7 Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich
ihrer Mitte! Reinigt euch, die ihr die Geräte und tat seinen Mund nicht auf, wie ein
des HERRN tragt! 12 Geht aber nicht hastig Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird,
davon, und eilt nicht wie Flüchtlinge hin- und wie ein Schaf, das verstummt vor sei-
weg; denn der HERR zieht vor euch her, und nem Scherer und seinen Mund nicht
der Gott Israels ist eure Nachhut. auftut. 8 Infolge von Drangsal und Gericht
wurde er weggenommen; wer will aber
Die Erniedrigung und Erhöhung des sein Geschlecht beschreiben? Denn er
Messias wird angekündigt wurde aus dem Land der Lebendigen weg-
13 Siehe, mein Knecht wird einsichtig gerissen; wegen der Übertretung meines
handeln, er wird erhoben sein, erhöht Volkes hat ihn Strafe getroffen. 9 Und man
werden und sehr erhaben sein. 14 Gleich- bestimmte sein Grab bei Gottlosen, aber
wie sich viele über dich entsetzten — so bei einem Reichen [war er] in seinem Tod,
sehr war sein Angesicht entstellt, mehr weil er kein Unrecht getan hatte und kein
als das irgendeines Mannes, und seine Betrug in seinem Mund gewesen war.
Gestalt, mehr als die der Menschenkin- 10 Aber dem HERRN gefiel es, ihn zu zer-
der —, 15 genauso wird er viele Heiden- schlagen; er ließ ihn leiden. Wenn er sein
völker in Erstaunen setzen, und Könige Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so
werden vor ihm den Mund schließen.
Denn was ihnen nie erzählt worden war, a (53,4) od. unsere Leiden.
770 JESAJA 53.54.55
wird er Nachkommen sehen und seine das soll mir sein wie die Wasser Noahs:
Tage verlängern; und das Vorhaben des denn wie ich geschworen habe, daß die
HERRN wird in seiner Hand gelingen. Wasser Noahs nie mehr die Erde überflu-
11 Nachdem seine Seele Mühsal erlitten ten sollen, so habe ich geschworen, daß
hat, wird er seine Lust sehen und die Fül- ich nie mehr über dich zornig werden
le haben; durch seine Erkenntnis wird noch dich schelten werde. 10 Denn die
mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht Berge mögen weichen und die Hügel wan-
machen, und ihre Sünden wird er ken, aber meine Gnade wird nicht von dir
tragen. 12 Darum will ich ihm die Vielen weichen und mein Friedensbund nicht
zum Anteil geben, und er wird Starke wanken, spricht der HERR, dein Erbarmer.
zum Raub erhalten, dafür, daß er seine 11 Du Elende, Sturmbewegte, Ungetröste-
Seele dem Tod preisgegeben hat und sich te! Siehe, ich will deine Steine in Bleiglanz
unter die Übeltäter zählen ließ und die legen und deine Grundfesten mit Saphi-
Sünde vieler getragen und für die Übeltä- ren bauen. 12 Ich will deine Zinnen aus
ter gebetet hat. Rubinen machen und deine Pforten aus
Karfunkeln und alle deine Grenzmauern
Das zukünftige Wohlergehen Israels aus köstlichen Steinen. 13 Und alle deine
Freue dich, du Unfruchtbare, die du Kinder werden vom HERRN gelehrt, und
nicht geboren hast! Brich in Jubel der Friede deiner Kinder wird groß sein.
aus und jauchze, die du nicht in Wehen 14 Durch Gerechtigkeit wirst du fest ge-
lagst! Denn die Vereinsamte wird mehr gründet werden. Du wirst fern sein von
Kinder haben als die Vermählte! spricht Bedrückung, denn du brauchst dich nicht
der HERR. 2 Erweitere den Raum deines zu fürchten, und von Schrecken, denn er
Zeltes und dehne die Zeltdecken deiner wird nicht zu dir nahen. 15 Siehe, sie mö-
Wohnungen aus; spare nicht, spanne dei- gen sich wohl zusammenrotten; aber es
ne Seile weit aus und befestige deine geht nicht von mir aus. Wer sich aber ge-
Pflöcke; 3 denn zur Rechten und zur Lin- gen dich zusammenrottet, der wird an dir
ken wirst du durchbrechen, und dein Sa- zu Fall kommen.
me wird die Heidenvölker besitzen, und 16 Siehe, ich habe den Schmied gemacht,
sie werden verlassene Städte bevölkern. der das Kohlenfeuer anbläst und eine Waf-
4 Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht fe hervorbringt nach seinem Handwerk;
beschämt werden! Schäme dich nicht, und ich habe auch den Zerstörer gemacht,
denn du sollst nicht zuschanden werden; um zu vernichten. 17 Keiner Waffe, die ge-
denn du wirst die Schande deiner Jugend gen dich geschmiedet wird, soll es gelin-
vergessen, und an die Schmach deiner gen; und alle Zungen, die sich gegen dich
Witwenschaft wirst du nicht mehr geden- vor Gericht erheben, sollst du schuldig
ken. 5 Denn dein Schöpfer ist dein Ehe- sprechen. Das ist das Erbteil der Knechte
mann, HERR der Heerscharen ist sein des HERRN und ihre Gerechtigkeit, die ih-
Name; und dein Erlöser ist der Heilige Is- nen von mir zuteil wird, spricht der HERR.
raels; er wird »Gott der ganzen Erde« ge-
nannt. 6 Denn wie eine verlassene und im Das Gnadenangebot Gottes
Geist bekümmerte Frau wird der HERR Wohlan, ihr Durstigen alle, kommt
dich rufen, wie die Frau der Jugendzeit, her zum Wasser; und die ihr kein
wenn sie verstoßen ist, spricht dein Gott. Geld habt, kommt her, kauft und eßt!
7 Einen kleinen Augenblick habe ich dich Kommt her und kauft ohne Geld und
verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit umsonst Wein und Milch! 2 Warum wiegt
werde ich dich sammeln. 8 In überwallen- ihr Geld ab für das, was kein Brot ist, und
dem Zorn habe ich einen Augenblick mein euren Arbeitslohn für das, was nicht sät-
Angesicht vor dir verborgen; aber mit ewi- tigt? Hört doch auf mich, so sollt ihr Gu-
ger Gnade will ich mich über dich erbar- tes essen, und eure Seele soll sich laben
men, spricht der HERR, dein Erlöser. 9 Und an fetter Speise! 3 Neigt eure Ohren und
JESAJA 55.56 771
kommt her zu mir; hört, so wird eure See- und meine Gerechtigkeit, um geoffenbart
le leben! Denn ich will euch einen ewigen zu werden. 2 Wohl dem Menschen, der
Bund gewähren: die Gnadengüter Da- dies tut, und dem Menschenkind, das da-
vids, die zuverlässig sind. ran festhält: der den Sabbat hält, um ihn
4 Siehe, ich habe ihn zum Zeugen für Völ- nicht zu entweihen, und seine Hand da-
kerschaften bestimmt, zum Fürsten und vor bewahrt, irgend etwas Böses zu tun!
Gebieter von Völkern. 5 Siehe, du wirst 3 Und der Fremdling, der sich dem HERRN
ein Volk berufen, das du nicht kennst, angeschlossen hat, soll nicht sagen: Der
und ein Volk, das dich nicht kannte, wird HERR wird mich gewiß von seinem Volk
dir zulaufen wegen des HERRN, deines ausschließen! Und der Verschnittene soll
Gottes, und um des Heiligen Israels wil- nicht sagen: Siehe, ich bin ein dürrer
len, weil er dich herrlich gemacht hat. Baum! 4 Denn so spricht der HERR: Den
6 Sucht den HERRN, solange er zu finden Verschnittenen, die meine Sabbate hal-
ist; ruft ihn an, während er nahe ist! 7 Der ten und erwählen, was mir gefällt, und an
Gottlose verlasse seinen Weg und der meinem Bund festhalten, 5 denen will
Übeltäter seine Gedanken; und er kehre ich in meinem Haus und in meinen Mau-
um zu dem HERRN, so wird er sich über ern einen Platz und einen Namen geben,
ihn erbarmen, und zu unserem Gott, der besser ist als Söhne und Töchter; ich
denn bei ihm ist viel Vergebung. will ihnen einen ewigen Namen geben,
8 Denn meine Gedanken sind nicht eure der nicht ausgerottet werden soll.
Gedanken, und eure Wege sind nicht 6 Und die Fremdlinge, die sich dem HERRN
meine Wege, spricht der HERR; 9 sondern anschließen, um ihm zu dienen und den
so hoch der Himmel über der Erde ist, so Namen des HERRN zu lieben [und] um
viel höher sind meine Wege als eure Wege seine Knechte zu sein, und alle, die dar-
und meine Gedanken als eure Gedanken. auf achten, den Sabbat nicht zu entheili-
10 Denn gleichwie der Regen und der gen, und die an meinem Bund festhalten,
Schnee vom Himmel fällt und nicht wie- 7 die will ich zu meinem heiligen Berg
der dahin zurückkehrt, bis er die Erde führen und sie in meinem Bethaus er-
getränkt und befruchtet und zum Grü- freuen; ihre Brandopfer und Schlachtop-
nen gebracht hat und dem Sämann Sa- fer sollen wohlgefällig sein auf meinem
men gegeben hat und Brot dem, der ißt Altar; denn mein Haus soll ein Bethaus
— 11 genauso soll auch das Wort sein, das für alle Völker genannt werden. 8 GOTT,
aus meinem Mund hervorgeht: es wird der Herr, der die Verstoßenen Israels
nicht leer zu mir zurückkehren, sondern sammelt, spricht: Ich will noch mehr zu
es wird ausrichten, was mir gefällt, und ihm sammeln, zu seinen Gesammelten!
durchführen, wozu ich es gesandt habe!
12 Denn ihr werdet mit Freuden auszie-
Tadel für die nachlässigen Hirten Israels
hen und in Frieden geleitet werden; die 9 Kommt alle her, ihr Tiere auf dem Feld,
Berge und Hügel sollen vor euch in Jubel um zu fressen, alle ihr Tiere im Wald! 10 Sei-
ausbrechen und alle Bäume des Feldes in ne Wächter sind blind; sie wissen alle
die Hände klatschen. 13 Statt der Dornen nichts; stumme Hunde sind sie, die nicht
werden Zypressen wachsen und statt der bellen können; sie liegen träumend da,
Hecken Myrten; und das wird dem HERRN schlafen gern. 11 Doch sie sind auch gieri-
zum Ruhm gereichen, zu einem ewigen ge Hunde, die nicht wissen, wann sie genug
Zeichen, das nicht vergehen wird. haben; und sie, die Hirten, verstehen nicht
aufzupassen; sie alle wenden sich auf ihren
Ermahnung an Israel, die Gebote zu halten. eigenen Weg, jeder sieht auf seinen Ge-
Auch der Fremdling darf Gott nahen winn, ohne Ausnahme. 12 »Kommt her«,
So spricht der HERR: Bewahrt das sagen sie, »ich will Wein holen, laßt uns
Recht und übt Gerechtigkeit; denn Rauschtrank saufen, und morgen soll es
mein Heil ist nahe, um herbeizukommen, gehen wie heute, ja noch viel großartiger!«
772 JESAJA 57.58
Tadel für die Untreue Machwerke werden dir nichts nützen!
und den Götzendienst in Israel 13 Wenn du dann schreist, so mögen dich
Der Gerechte kommt um, und kein alle deine gesammelten [Götzen] erret-
Mensch nimmt es zu Herzen; und ten; aber ein einziger Windstoß wird sie
treue Männer werden hinweggerafft, oh- alle davontragen, ein Hauch wird sie
ne daß jemand bemerkt, daß der Gerech- wegnehmen. Wer aber bei mir Zuflucht
te vor dem Unglück hinweggenommen sucht, der wird das Land erben und mei-
wird. 2 Er geht zum Frieden ein; sie ruhen nen heiligen Berg besitzen.
auf ihren Lagern, ein jeder, der gerade
Wege ging. Verheißungen für den Demütigen -
3 Ihr aber, kommt hierher, ihr Kinder der Kein Friede für die Gottlosen
Zauberin, Same des Ehebrechers und der 14 Und er wird sagen: Macht Bahn, macht
Hure! 4 Über wen wollt ihr euch lustig Bahn! Ebnet den Weg! Räumt jeden An-
machen? Gegen wen wollt ihr das Maul stoß aus dem Weg meines Volkes! 15 Denn
aufsperren und die Zunge herausstrek- so spricht der Hohe und Erhabene, der
ken? Seid ihr nicht Kinder des Abfalls, ein ewig wohnt und dessen Name »der Heili-
falscher Same? 5 Ihr erglüht für die Göt- ge« ist: In der Höhe und im Heiligtum
zen unter jedem grünen Baum, ihr opfert wohne ich und bei dem, der zerschlage-
die Kinder in den Bachtälern unter Fel- nen und gedemütigten Geistes ist, damit
senklüften. 6 Bei den glatten Steinen des ich den Geist der Gedemütigten belebe
Bachtals ist dein Teil, sie sind dein Los; und das Herz der Zerschlagenen erquik-
ihnen hast du auch Trankopfer ausgegos- ke. 16 Denn ich will nicht ewig rechten
sen und Speisopfer dargebracht — sollte und nicht ohne Ende zornig sein; denn
ich mich darüber beruhigen? ihr Geist würde vor mir verschmachten
7 Du hast dein Lager auf einen hohen und und die Seelen, die ich gemacht habe.
erhabenen Berg bereitet; auch dort bist 17 Über [Israels] sündhafte Habgier wurde
du hinaufgestiegen und hast Schlacht- ich zornig, und ich schlug es, verbarg mich
opfer dargebracht. 8 Und hinter Tür und und zürnte; da wandte es sich noch weiter
Pfosten hast du dein Andenken gesetzt; ab auf seinen selbsterwählten Wegen.
denn du hast dich von mir abgewandt, 18 Seine Wege habe ich gesehen; dennoch
hast dein Bett aufgedeckt, hast es bestie- will ich es heilen und es leiten und ihm und
gen und breit gemacht und mit ihnen seinen Trauernden mit Tröstungen vergel-
[den Hurenlohn] ausgehandelt; du lieb- ten, 19 indem ich Frucht der Lippen schaf-
test es, bei ihnen zu liegen, bist ihrem fe: Friede, Friede den Fernen und den Na-
Wink gefolgt. 9 Du bist mit Öl zum König hen, spricht der HERR; ja, ich will es heilen!
gezogen und hast reichlich wohlriechen- 20 Aber die Gottlosen sind wie das aufge-
de Salben gespendet; du hast deine Boten wühlte Meer, das nicht ruhig sein kann,
in die weiteste Ferne geschickt und dich dessen Wasser Schlamm und Kot auf-
erniedrigt bis zum Totenreich. 10 Du bist wühlen. 21 Keinen Frieden, spricht mein
müde geworden von der Menge deiner Gott, gibt es für die Gottlosen!
Wege, hast aber nicht gesagt: Es ist ver-
geblich! Du hast noch Lebensunterhalt AUSBLICK AUF DAS MESSIANISCHE FRIEDENSREICH
gefunden, darum wurdest du nicht matt. UND SEINE SEGNUNGEN
11 Vor wem hast du dich so gescheut und Kapitel 58 - 66
gefürchtet, daß du mich verleugnet und
an mich nicht mehr gedacht hast und es Aufruf an das Volk zu echter Buße
dir nicht zu Herzen nahmst? Habe ich und wohlgefälligem Fasten
nicht geschwiegen, und das seit langer Rufe aus voller Kehle, schone nicht!
Zeit? Aber du willst mich doch nicht Erhebe deine Stimme wie eine Po-
fürchten! 12 Ich selbst will jetzt deine Ge- saune und verkündige meinem Volk sei-
rechtigkeit bekanntmachen, und deine ne Übertretungen und dem Haus Jakob
JESAJA 58.59 773
seine Sünde! 2 Sie suchen mich Tag für 11 Der HERR wird dich ohne Unterlaß lei-
Tag und erheben den Anspruch, meine ten und deine Seele in der Dürre sättigen
Wege zu kennen, wie ein Volk, das Ge- und deine Gebeine stärken; du wirst sein
rechtigkeit geübt und das Recht seines wie ein wohlbewässerter Garten und wie
Gottes nicht verlassen hat; sie verlangen eine Wasserquelle, deren Wasser niemals
von mir gerechte Urteile, begehren die versiegen. 12 Und die aus dir [hervorge-
Nähe Gottes: 3 »Warum fasten wir, und hen,] werden die Trümmer der Vorzeit
du siehst es nicht, warum kasteien wir wieder aufbauen, du wirst die Grund-
unsere Seelen, und du beachtest es mauern früherer Geschlechter wieder
nicht?« aufrichten; und man wird dich nennen
Seht, an eurem Fastentag geht ihr euren »Der die Breschen vermauert und die
Geschäften nach und treibt alle eure Ar- Straßen wiederherstellt, damit man [dort]
beiter an! 4 Siehe, ihr fastet, um zu zan- wohnen kann«.
ken und zu streiten und dreinzuschlagen 13 Wenn du am Sabbat deinen Fuß zu-
mit gottloser Faust; ihr fastet gegenwärtig rückhältst, daß du nicht an meinem heili-
nicht so, daß euer Schreien in der Höhe gen Tag das tust, was dir gefällt; wenn du
Erhörung finden könnte. 5 Meint ihr, daß den Sabbat deine Lust nennst und den
mir ein solches Fasten gefällt, wenn der heiligen [Tag] des HERRN ehrenwert; wenn
Mensch sich selbst einen Tag lang quält du ihn ehrst, so daß du nicht deine Gänge
und seinen Kopf hängen läßt wie ein erledigst und nicht dein Geschäft treibst,
Schilfhalm und sich in Sacktuch und noch nichtige Worte redest; 14 dann wirst
Asche bettet? Willst du das ein Fasten du an dem HERRN deine Lust haben; und
nennen und einen dem HERRN wohlgefäl- ich will dich über die Höhen des Landes
ligen Tag? führen und dich speisen mit dem Erbe
6 Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Ge- deines Vaters Jakob! Ja, der Mund des
fallen habe: daß ihr ungerechte Fesseln HERRN hat es verheißen.
losmacht, daß ihr die Knoten des Joches
löst, daß ihr die Unterdrückten freilaßt Die Sünden des Volkes trennen es von Gott
und jegliches Joch zerbrecht? 7 Besteht es Siehe, die Hand des HERRN ist nicht
nicht darin, daß du dem Hungrigen dein zu kurz zum Retten und sein Ohr
Brot brichst und arme Verfolgte in dein nicht zu schwer zum Hören; 2 sondern
Haus führst, daß, wenn du einen Ent- eure Missetaten trennen euch von eurem
blößten siehst, du ihn bekleidest und Gott, und eure Sünden verbergen sein
dich deinem eigenen Fleisch nicht ent- Angesicht vor euch, daß er nicht hört!
ziehst? 3 Denn eure Hände sind mit Blut befleckt
8 Dann wird dein Licht hervorbrechen und eure Finger mit Unrecht; eure Lip-
wie die Morgenröte, und deine Heilung pen reden Lügen, und eure Zunge dichtet
wird rasche Fortschritte machen; deine Verdrehungen. 4 Keiner erhebt Klage mit
Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und Recht, und keiner führt eine Rechtssache
die Herrlichkeit des HERRN wird deine gemäß der Wahrheit; man vertraut auf
Nachhut sein! 9 Dann wirst du rufen, und Nichtiges und redet Unwahres; man geht
der HERR wird antworten; du wirst schrei- mit Unheil schwanger und gebiert
en, und er wird sagen: Hier bin ich! Wenn Frevel. 5 Sie brüten Schlangeneier aus
du das Joch aus deiner Mitte hinwegtust, und weben Spinngewebe. Wer von ihren
das höhnische Fingerzeigen und das un- Eiern ißt, muß sterben; zertritt sie aber
heilvolle Reden; 10 wenn du dem Hungri- jemand, so fährt eine Otter heraus. 6 Ihr
gen dein Herz darreichst und die ver- Gewebe taugt nicht zur Bekleidung, und
schmachtende Seele sättigst — dann mit dem, was sie erzeugen, kann man
wird dein Licht in der Finsternis aufge- sich nicht bedecken; denn ihre Werke
hen, und dein Dunkel wird sein wie der sind Unheilswerke, und Gewalttat ist in
Mittag! ihren Händen.
774 JESAJA 59.60
7 Ihre Füße laufen zum Bösen und eilen, 18 Den Taten entsprechend, so wird er
um unschuldiges Blut zu vergießen; sie vergelten: Zorn seinen Widersachern,
hegen schlimme Absichten; Verwüstung Vergeltung seinen Feinden, ja, selbst den
und Zerstörung bezeichnen ihre Bahn. [entfernten] Inseln wird er den verdien-
8 Den Weg des Friedens kennen sie nicht; ten Lohn bezahlen! 19 Dann wird man im
es ist kein Recht in ihren Spuren; sie ma- Westen den Namen des HERRN fürchten
chen sich krumme Pfade; keiner, der und im Osten seine Herrlichkeit; wenn
darauf geht, kennt den Frieden. der Bedränger kommt wie ein Wasser-
9 Darum bleibt das Recht fern von uns, strom, wird der Hauch des HERRN ihn in
und die Gerechtigkeit erreicht uns nicht. die Flucht schlagen.
Wir warten auf das Licht, und siehe da, 20 Und es wird ein Erlöser kommen für
Finsternis, auf den hellen Tag, aber wir Zion und für die in Jakob, die sich von der
wandeln in der Dunkelheit! 10 Wir tappen Übertretung bekehren, spricht der
an der Wand wie die Blinden; wir tappen, HERR. 21 Und meinerseits ist dies mein
wie wenn wir keine Augen hätten; wir Bund mit ihnen, spricht der HERR: Mein
straucheln am hellen Tag wie in der Däm- Geist, der auf dir ruht, und meine Worte,
merung; unter Gesunden sind wir wie die die ich in deinen Mund gelegt habe, sol-
Toten. 11 Wir brummen alle wie die Bären len nicht mehr aus deinem Mund wei-
und gurren wie die Tauben; wir warten chen, noch aus dem Mund deiner Kinder,
auf das Recht, aber es ist nirgends, und noch aus dem Mund deiner Kindeskin-
auf Rettung, aber sie bleibt fern von uns. der, spricht der HERR, von nun an bis in
12 Denn unsere Übertretungen sind zahl- Ewigkeit!
reich vor dir, und unsere Sünden zeugen
gegen uns; denn unsere Übertretungen Die Wiederherstellung Jerusalems
sind vor uns, und unsere Verschuldungen wird verheißen
Offb 21,9-27
kennen wir; 13 nämlich, daß wir treulos
waren gegen den HERRN und ihn verleug- Mache dich auf, werde Licht! Denn
net haben und von unserem Gott abge- dein Licht kommt, und die Herr-
wichen sind, daß wir gewalttätig und lichkeit des HERRN geht auf über dir!
widerspenstig geredet haben, Lügenworte 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde
ersonnen und aus unseren Herzen her- und tiefes Dunkel die Völker; aber über
vorgebracht haben. 14 So wurde das Recht dir geht auf der HERR, und seine Herrlich-
verdrängt, und die Gerechtigkeit zog sich keit erscheint über dir. 3 Und Heidenvöl-
zurück; denn die Wahrheit strauchelte auf ker werden zu deinem Licht kommen,
dem Markt, und die Redlichkeit fand kei- und Könige zu dem Glanz, der über dir
nen Eingang. 15 Und die Treue wurde ver- aufgeht.
mißt, und wer vom Bösen wich, mußte 4 Hebe deine Augen auf und sieh um
sich ausplündern lassen. dich: Diese alle kommen versammelt zu
dir! Deine Söhne werden von ferne kom-
Vergeltung den Widersachern, men und deine Töchter auf dem Arm
Erlösung für die Bekehrten herbeigetragen werden. 5 Wenn du dies
Als der HERR dies sah, mißfiel es ihm, daß siehst, wirst du vor Freude strahlen, und
kein Recht da war; 16 er sah auch, daß kein dein Herz wird klopfen und weit werden;
Mann vorhanden war, und war verwun- denn der Reichtum des Meeres wird dir
dert, daß kein Fürsprecher da war. Da half zugewandt, die Schätze der Heidenvölker
ihm sein eigener Arm, und seine Gerech- werden zu dir kommen. 6 Eine Menge
tigkeit, die unterstützte ihn. 17 Er legte Ge- Kamele wird dich bedecken, Dromedare
rechtigkeit an wie einen Panzer und setzte von Midian und Epha; sie alle werden
den Helm des Heils auf sein Haupt. Er legte von Saba kommen, Gold und Weihrauch
als Kleidung Rachegewänder an und hüllte bringen und mit Freuden das Lob des
sich in Eifer wie in einen Mantel. HERRN verkündigen. 7 Alle Schafe von Ke-
JESAJA 60.61 775
dar werden sich zu dir versammeln, die Ich will den Frieden zu deiner Obrigkeit
Widder Nebajoths werden dir zu Dien- machen und die Gerechtigkeit zu deiner
sten stehen; sie werden als wohlgefälliges Verwaltung. 18 Man wird in deinem Land
Opfer auf meinen Altar kommen; und ich von keiner Gewalttat mehr hören, noch
will das Haus meiner Herrlichkeit noch von Verheerung und Verwüstung inner-
herrlicher machen. halb deiner Grenzen, sondern deine
8 Wer sind die, welche gleich einer Wolke Mauern sollen »Heil« und deine Tore
daherfliegen und wie Tauben zu ihren »Ruhm« genannt werden.
Schlägen? 9 Ja, auf mich warten die In- 19 Die Sonne wird nicht mehr dein Licht
seln, und die Tarsisschiffe [kommen] zu- sein am Tag, noch der Mond dir als
erst, um deine Söhne aus der Ferne her- Leuchte scheinen, sondern der HERR wird
zubringen, samt ihrem Silber und Gold, dir zum ewigen Licht werden, und dein
für den Namen des HERRN, deines Gottes, Gott zu deinem Glanz. 20 Deine Sonne
und für den Heiligen Israels, weil er dich wird nicht mehr untergehen und dein
herrlich gemacht hat. Mond nicht mehr verschwinden; denn
10 Und Fremdlinge werden deine Mauern der HERR wird dir zum ewigen Licht wer-
bauen und ihre Könige dich bedienen; den, und die Tage deiner Trauer sollen
denn in meinem Zorn habe ich dich ge- ein Ende haben. 21 Und dein Volk wird
schlagen, aber in meiner Gnade erbarme aus lauter Gerechten bestehen und das
ich mich über dich. 11 Deine Tore sollen Land auf ewig besitzen als eine von mir
stets offen stehen und Tag und Nacht nicht angelegte Pflanzung, ein Werk meiner
zugeschlossen werden, damit der Reich- Hände, mir zum Ruhm. 22 Der Kleinste
tum der Heidenvölker herzugebracht und wird zu Tausend werden und der Ge-
ihre Könige herbeigeführt werden können. ringste zu einem starken Volk; ich, der
12 Denn das Volk und das Königreich, das HERR, werde das zu seiner Zeit rasch aus-
dir nicht dienen will, wird umkommen, führen!
und diese Nationen sollen vollständig ver-
tilgt werden. Der Messias offenbart seine Sendung
Lk 4,18-21
13 Die Herrlichkeit des Libanon wird zu
dir kommen, Wacholderbäume, Platanen Der Geist des HERRN, des Herrschers,
und Zypressen miteinander, um den Ort ist auf mir, weil der HERR mich ge-
meines Heiligtums zu schmücken; denn salbt hat, den Armen frohe Botschaft zu
den Schemel für meine Füße will ich herr- verkünden; er hat mich gesandt, zu ver-
lich machen. 14 Und tief gebückt werden binden, die zerbrochenen Herzens sind,
die Söhne deiner Unterdrücker zu dir den Gefangenen Befreiung zu verkünden
kommen, und alle, die dich geschmäht und Öffnung des Kerkers den Gebunde-
haben, werden sich zu deinen Fußsohlen nen, 2 um zu verkündigen das angenehme
niederwerfen und dich »Stadt des HERRN« Jahr des HERRN und den Tag der Rache un-
nennen, »Zion des Heiligen Israels«. seres Gottes, und um zu trösten alle Trau-
15 Dafür, daß du verlassen und verhaßt ernden; 3 um den Trauernden von Zion zu
gewesen bist, so daß niemand dich be- verleihen, daß ihnen Kopfschmuck statt
suchte, will ich dich zum ewigen Ruhm Asche gegeben werde, Freudenöl statt
machen, daß man sich über dich freuen Trauer und Feierkleider statt eines betrüb-
soll von Geschlecht zu Geschlecht. 16 Du ten Geistes, daß sie genannt werden »Bäu-
wirst die Milch der Heiden saugen und me der Gerechtigkeit«, eine »Pflanzung
dich an königlichen Brüsten nähren; so des HERRN« zu seinem Ruhm.
wirst du erfahren, daß ich, der HERR, dein
Erretter bin und dein Erlöser, der Mächti- Die Wiederherstellung Israels
ge Jakobs. 17 Statt Erz will ich Gold her- im messianischen Reich
beibringen, und statt Eisen Silber; statt 4 Und sie werden die uralten Trümmer
Holz aber Erz, und statt der Steine Eisen. aufbauen und wieder aufrichten, was vor
776 JESAJA 61.62
Zeiten zerstört worden ist; sie werden die und du wirst mit einem neuen Namen
verwüsteten Städte erneuern, die von genannt werden, den der Mund des
Geschlecht zu Geschlecht in Trümmern HERRN bestimmen wird. 3 Und du wirst
lagen. 5 Fremde werden dastehen und eine Ehrenkrone in der Hand des HERRN
euer Vieh weiden, und Ausländer werden sein und ein königliches Diadem in der
eure Bauern und eure Weingärtner Hand deines Gottes.
sein; 6 ihr aber werdet Priester des HERRN 4 Man wird dich nicht mehr »Verlassene«
heißen, und man wird euch Diener unse- nennen und dein Land nicht mehr als
res Gottes nennen. Ihr werdet den Reich- »Wüste« bezeichnen, sondern man wird
tum der Nationen genießen und in ihre dich nennen »Meine Lust an ihr« und
Herrlichkeit eintreten. dein Land »Vermählte«; denn der HERR
7 Die erlittene Schmach wird euch dop- wird Lust an dir haben, und dein Land
pelt vergolten, und zum Ausgleich für die wird wieder vermählt sein. 5 Denn wie
Schande werden sie frohlocken über ihr ein junger Mann sich mit einer Jungfrau
Teil; denn sie werden in ihrem Land ein vermählt, so werden deine Söhne sich
doppeltes Erbteil erlangen, und ewige mit dir vermählen; und wie sich ein Bräu-
Freude wird ihnen zuteil werden. tigam an seiner Braut freut, so wird dein
8 Denn ich, der HERR, liebe das Recht und Gott sich an dir freuen.
hasse frevelhaften Raub; ich werde ihnen 6 O Jerusalem, ich habe Wächter auf dei-
ihren Lohn getreulich geben und einen ne Mauern gestellt, die den ganzen Tag
ewigen Bund mit ihnen schließen. 9 Und und die ganze Nacht nicht einen Augen-
man wird ihren Samena unter den Hei- blick schweigen sollen. Die ihr den HERRN
den kennen und ihre Sprößlinge inmitten erinnern sollt, gönnt euch keine Ruhe!
der Völker; alle, die sie sehen, werden an- 7 Und laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusa-
erkennen, daß sie ein Same sind, den der lem [wieder] aufrichtet, und bis er es zum
HERR gesegnet hat. Ruhm auf Erden setzt!
10 Ich freue mich sehr in dem HERRN, und 8 Der HERR hat geschworen bei seiner
meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; Rechten und bei seinem starken Arm: Ich
denn er hat mir Kleider des Heils angezo- will dein Korn in Zukunft nicht mehr dei-
gen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit nen Feinden zur Speise geben, und die
mich bekleidet, wie ein Bräutigam sich Fremdlinge sollen nicht mehr deinen
den priesterlichen Kopfschmuck anlegt Most trinken, um den du dich abgemüht
und wie eine Braut sich mit ihrem Ge- hast; 9 sondern die es einsammeln, die
schmeide schmückt. 11 Denn gleichwie sollen es essen und den HERRN preisen;
das Erdreich sein Gewächs hervorbringt und die ihn einbringen, die sollen ihn
und ein Garten seinen Samen sprossen trinken in den Vorhöfen meines Heilig-
läßt, so wird GOTT, der Herr, Gerechtigkeit tums.
und Ruhm hervorsprossen lassen vor al- 10 Geht hin, geht hin durch die Tore! Be-
len Heidenvölkern. reitet dem Volk den Weg; macht Bahn,
macht Bahn! Räumt die Steine weg! Hebt
Flehen um das Heil für Jerusalem das Banner hoch empor über die
Jes 61,3-11; Ps 122,6-9
Völker! 11 Siehe, der HERR läßt verkündi-
Um Zions willen schweige ich gen bis ans Ende der Erde: Sagt der Toch-
nicht, und um Jerusalems willen ter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe,
lasse ich nicht ab, bis seine Gerechtigkeit sein Lohn ist bei ihm, und was er sich er-
hervorbricht wie Lichtglanz und sein Heil worben hat, geht vor ihm her! 12 Und
wie eine brennende Fackel. 2 Und die man wird sie nennen »Das heilige Volk,
Heiden werden deine Gerechtigkeit se- die Erlösten des HERRN«; und dich wird
hen und alle Könige deine Herrlichkeit; man nennen »Die Stadt, nach der man
fragt und die nicht [mehr] verlassen
a (61,9) d.h. ihre Nachkommen. wird«.
JESAJA 63.64 777
Der Tag der Vergeltung an Mose: Wo ist der, welcher sie aus dem
für die Heidenvölker Meer führte mit dem Hirten seiner Herde?
Wer ist dieser, der dort von Edom Wo ist er, der seinen heiligen Geist in ihre
her kommt, von Bozra mit hochro- Mitte gab, 12 der seinen majestätischen
ten Kleidern; er, der prächtig aussieht in Arm zur Rechten Moses einherziehen ließ,
seinem Gewand, stolz auftritt in der Fülle der vor ihnen das Wasser zerteilte, um sich
seiner Kraft? »Ich bin es, der ich von Ge- einen ewigen Namen zu machen, 13 der
rechtigkeit rede und mächtig bin zum sie durch die Wassertiefen führte wie ein
Retten!« Roß auf der Ebene, ohne daß sie strau-
2 Warum ist denn dein Gewand so rot, chelten? 14 Wie das Vieh, das ins Tal hinab-
und deine Kleider sehen aus wie die eines steigt, so brachte der Geist des HERRN sie
Keltertreters? zur Ruhe. So hast du dein Volk geführt, um
3 »Ich habe die Kelter allein getreten, und dir einen herrlichen Namen zu machen.
von den Völkern war kein Mensch mit mir;
und so habe ich sie zertreten in meinem Israels Flehen um Gottes Eingreifen
Zorn und zerstampft in meinem Grimm, in der Bedrängnis
daß ihr Saft an meine Kleider spritzte und 15 Blicke vom Himmel hernieder und sieh
ich mein ganzes Gewand besudelte. herab von dem Ort, wo deine Heiligkeit
4 Denn ich hatte mir einen Tag der Rache und Ehre wohnt! Wo ist nun dein Eifer
vorgenommen; das Jahr meiner Erlösten und deine Macht? Das Aufwallen deiner
war gekommen. 5 Und ich sah mich um, Liebe und deiner Barmherzigkeit hält sich
aber da war kein Helfer; und ich war ver- gegen mich zurück! 16 Und doch bist du
wundert, aber niemand unterstützte unser Vater; denn Abraham weiß nichts
mich; da half mir mein eigener Arm, und von uns, und Israel kennt uns nicht; du
mein Grimm, der unterstützte mich. 6 Und aber, o HERR, bist unser Vater, und dein
so zertrat ich die Völker in meinem Zorn Name ist »Unser Erlöser von Ewigkeit
und machte sie trunken mit meinem her«! 17 HERR, warum willst du uns abirren
Grimm, und ich ließ ihren Saft zur Erde lassen von deinen Wegen und unser Herz
fließen!« verstocken, daß wir dich nicht fürchten?
Kehre zurück um deiner Knechte willen,
Rückblick des Volkes Israel wegen der Stämme deines Erbteils! 18 Nur
auf Gottes Gnadenerweise kurze Zeit hat dein heiliges Volk es in Be-
7 Ich will an die Gnadenerweisungen des sitz gehabt; unsere Feinde haben dein
HERRN gedenken, an die Ruhmestaten des Heiligtum zertreten. 19 Wir sind geworden
HERRN, [wie es sich gebührt] nach allem, wie solche, über die du niemals ge-
was der HERR an uns getan hat, und dem herrscht hast, über die dein heiliger Name
vielen Guten, das er dem Haus Israel er- nicht ausgerufen worden ist.
wiesen hat nach seiner Barmherzigkeit
und der Fülle seiner Gnadenerweisungen, Ach, daß du die Himmel zerrissest
8 da er sprach: Sie sind ja mein Volk, Kin- und herabführest, daß die Berge
der, die nicht untreu sein werden! Und so erbebten vor deinem Angesicht, wie Feu-
wurde er ihr Retter. 9 Bei all ihrer Be- er Reisig entzündet, wie Feuer Wasser
drängnis war er auch bedrängt, und der siedend macht, um deinen Namen dei-
Engel seines Angesichts rettete sie; in sei- nen Feinden bekanntzumachen, damit
ner Liebe und seinem Erbarmen hat er die Heiden vor deinem Angesicht erzit-
sie erlöst; er nahm sie auf und trug sie alle tern; 2 indem du furchtbar eingriffest, für
Tage der Vorzeit. 10 Sie aber waren wider- uns unerwartet herabführest, daß vor
spenstig und betrübten seinen heiligen deinem Angesicht die Berge erbebten!
Geist; da wurde er ihnen zum Feind und 3 Denn von Ewigkeit her hat man nie ge-
kämpfte selbst gegen sie. hört, nie vernommen, hat kein Auge es ge-
11 Da gedachte sein Volk an die alte Zeit, sehen, daß außer dir ein Gott tätig war für
778 JESAJA 64.65
die, welche auf ihn harren. 4 Du kommst 3 Es ist ein Volk, das mich beständig ins
dem entgegen, der sich daran erfreut, Ge- Angesicht beleidigt, indem es in den Gär-
rechtigkeit zu tun, denen, die auf deinen ten opfert und auf Ziegelsteinen räuchert,
Wegen an dich gedenken. Doch siehe, du 4 in Gräbern wohnt und in Höhlen über-
wurdest zornig, weil wir Sünde begingen nachtet, Schweinefleisch ißt und Greuel-
und lange Zeit darin geblieben waren; aber brühe in seinen Schüsseln hat. 5 Dabei
möchte uns doch geholfen werden! können sie noch sagen: »Bleibe für dich,
5 Wir sind ja allesamt geworden wie Un- rühre mich nicht an; denn ich bin heiliger
reine, und alle unsere Tugenden wie ein als du!« Solche sind ein Rauch in meiner
beflecktes Kleid. Wir sind alle verwelkt Nase, ein Feuer, das den ganzen Tag
wie die Blätter, und unsere Sünden tru- brennt!
gen uns fort wie der Wind. 6 Und da war 6 Siehe, das ist vor mir aufgeschrieben.
niemand, der deinen Namen anrief, der Ich will nicht schweigen, sondern vergel-
sich aufmachte, um dich zu ergreifen; ten; ja, ich werde es ihnen in den Ge-
denn du hast dein Angesicht vor uns ver- wandbauscha vergelten, 7 eure Sünden
borgen und uns dahingegeben in die Ge- und die Sünden eurer Väter miteinander,
walt unserer Missetaten. spricht der HERR, weil sie auf den Bergen
7 Nun aber bist du, HERR, unser Vater; wir geräuchert und mich auf den Höhen ver-
sind der Ton, und du bist unser Töpfer; höhnt haben; darum will ich ihnen zuerst
wir alle sind das Werk deiner Hände. ihren verdienten Lohn in ihren Gewand-
8 Zürne nicht allzu sehr, o HERR, und ge- bausch zumessen.
denke nicht ewiglich an die Sünden! Zie- 8 So spricht der HERR: Wie wenn sich noch
he doch das in Betracht, daß wir alle dein Saft in einer Traube findet, und man
Volk sind! 9 Deine heiligen Städte sind dann sagt: »Verdirb sie nicht; es ist ein
zur Wüste geworden; Zion ist verwüstet, Segen in ihr!«, so will auch ich handeln
Jerusalem zerstört! 10 Unser heiliger und um meiner Knechte willen, daß ich nicht
herrlicher Tempel, in dem unsere Väter das Ganze verderbe. 9 Und ich werde aus
dich gelobt haben, ist in Flammen aufge- Jakob einen Samen hervorgehen lassen
gangen, und alles, was uns teuer war, ist und aus Juda einen Erben meiner Berge;
verwüstet! 11 Willst du, HERR, trotz alle- meine Auserwählten sollen es besitzen,
dem dich zurückhalten, schweigen und und meine Knechte werden dort woh-
uns ganz und gar niederbeugen? nen. 10 Saron soll zu einer Schafhürde
und das Tal Achor zu einem Lagerplatz
Gottes Antwort: Vergeltung für der Rinder werden, für mein Volk, das
die Unbußfertigen, Heil für die mich gesucht hat.
Gottesfürchtigen in Israel 11 Ihr aber, die ihr den HERRN verlaßt, die
Ich bin gesucht worden von denen, ihr meinen heiligen Berg vergeßt, die ihr
die nicht nach mir fragten; ich bin dem »Glück« einen Tisch bereitet und
gefunden worden von denen, die mich dem »Schicksal«b zu Ehren einen Trank
nicht suchten; ich habe gesagt: »Siehe, einschenkt — 12 über euch will ich als
hier bin ich; siehe, hier bin ich!« zu einem Schicksal das Schwert verhängen, daß ihr
Volk, über dem mein Name nicht ausge- alle zur Schlachtung hinsinken werdet!
rufen war. 2 Den ganzen Tag habe ich Denn als ich rief, da habt ihr nicht geant-
meine Hände ausgestreckt nach einem wortet; als ich redete, da habt ihr nicht
widerspenstigen Volk, das seinen eigenen hören wollen; sondern ihr habt getan,
Gedanken nachgeht auf einem Weg, der was in meinen Augen böse ist, und habt
nicht gut ist. erwählt, was mir nicht gefiel.

a (65,6) Der Gewandbausch wurde als Tasche verwendet. und Schicksalsgötter verehrten und denen die
b (65,11) hebr. Gad bzw. Meni: Name der Planeten abgefallenen Israeliten Speisopfer opferten.
Jupiter bzw. Venus, die die Kanaaniter als Glücks-
JESAJA 65.66 779
13 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Sie- nes Volkes sein, und was ihre Hände erar-
he, meine Knechte sollen essen, ihr aber beitet haben, werden meine Auserwähl-
sollt hungern; siehe, meine Knechte sol- ten auch verbrauchen. 23 Sie werden sich
len trinken, ihr aber sollt durstig sein; nicht vergeblich mühen und nicht Kinder
siehe, meine Knechte sollen vor gutem für einen jähen Tod zeugen; denn sie sind
Mut jauchzen, ihr aber werdet beschämt der Same der Gesegneten des HERRN, und
werden; 14 siehe, meine Knechte sollen ihre Sprößlinge mit ihnen. 24 Und es wird
vor Freude des Herzens frohlocken, ihr geschehen: Ehe sie rufen, will ich antwor-
aber sollt vor Herzeleid schreien und vor ten; während sie noch reden, will ich [sie]
gebrochenem Mut jammern; 15 und ihr erhören! 25 Wolf und Lamm werden ein-
müßt euren Namen meinen Auserwähl- trächtig weiden, und der Löwe wird Stroh
ten zum Fluchwort hinterlassen; denn fressen wie das Rind, und die Schlange
GOTT, der Herr, wird dich töten; seine wird sich von Staub nähren. Sie werden
Knechte aber wird er mit einem anderen nicht Schaden noch Verderben anrichten
Namen benennen, 16 so daß, wer sich im auf meinem ganzen heiligen Berg! spricht
Land segnen will, sich bei dem wahrhafti- der HERR.
gen Gott segnen wird, und wer im Land
schwören will, bei dem wahrhaftigen Der HERR wird die Gottesfürchtigen erhöhen,
Gott schwören wird; denn man wird die die Gesetzlosen aber im Zorn richten
früheren Nöte vergessen, und sie werden So spricht der HERR: Der Himmel
vor meinen Augen verborgen sein. ist mein Thron und die Erde der
Schemel für meine Füße! Was für ein
Gott wird einen neuen Himmel Haus wollt ihr mir denn bauen? Oder wo
und eine neue Erde erschaffen ist der Ort, an dem ich ruhen soll? 2 Denn
2Pt 3,10-14; Offb 21,1-5
dies alles hat meine Hand gemacht, und
17 Denn siehe, ich schaffe einen neuen so ist dies alles geworden, spricht der
Himmel und eine neue Erde, so daß man HERR. Ich will aber den ansehen, der de-
an die früheren nicht mehr gedenkt und mütig und zerbrochenen Geistes ist und
sie nicht mehr in den Sinn kommen der zittert vor meinem Wort.
werden; 18 sondern ihr sollt euch allezeit 3 Wer einen Ochsen schächtet, [ist wie ei-
freuen und frohlocken über das, was ich ner,] der einen Menschen erschlägt; wer
erschaffe; denn siehe, ich erschaffe Jeru- ein Schaf opfert, [ist wie einer,] der einem
salem zum Jubel und sein Volk zur Hund das Genick bricht; wer Speisopfer
Freude. 19 Und ich selbst werde frohlok- darbringt, [ist wie einer,] der Schwei-
ken über Jerusalem und mich freuen neblut [opfert]; wer Weihrauch anzündet,
über mein Volk, und es soll kein Klagelaut [ist wie einer,] der einen Götzen verehrt
und kein Wehgeschrei mehr darin ver- — sie alle erwählen ihre eigenen Wege,
nommen werden. und ihre Seele hat Wohlgefallen an ihren
20 Es soll dann nicht mehr Kinder geben, Greueln. 4 Darum will auch ich erwählen,
die nur ein paar Tage leben, noch Alte, die was sie quält, und über sie bringen, wo-
ihre Jahre nicht erfüllen; sondern wer vor ihnen graut; denn als ich rief, gab mir
hundertjährig stirbt, wird noch als junger niemand Antwort; als ich redete, wollten
Mann gelten, und wer nur hundert Jahre sie nicht hören, sondern taten, was böse
alt wird, soll als ein vom Fluch getroffener ist in meinen Augen, und erwählten, was
Sünder gelten. 21 Sie werden Häuser bau- mir nicht gefiel!
en und sie auch bewohnen, Weinberge 5 Hört das Wort des HERRN, ihr, die ihr er-
pflanzen und auch deren Früchte genie- zittert vor seinem Wort: Es höhnen eure
ßen. 22 Sie werden nicht bauen, damit es Brüder, die euch hassen und euch versto-
ein anderer bewohnt, und nicht pflan- ßen um meines Namens willen: »Der
zen, damit es ein anderer ißt; denn gleich HERR möge sich doch verherrlichen, da-
dem Alter der Bäume wird das Alter mei- mit wir eure Freude sehen können!« Aber
780 JESAJA 66
sie werden sich schämen müssen! 6 Eine verwandeln und seine Drohungen in Feuer-
Stimme des Getümmels erschallt von der flammen. 16 Denn mit Feuer und mit sei-
Stadt her, eine Stimme aus dem Tempel! nem Schwert wird der HERR alles Fleisch
Das ist die Stimme des HERRN, der seinen richten; und die vom HERRN Erschlagenen
Feinden bezahlt, was sie verdienen. werden eine große Menge sein.
17 Die sich heiligen und reinigen für die
Das Heil Jerusalems [Götzen-]Gärten, und einer anderen nach-
7 Ehe sie Wehen empfand, hat sie gebo- laufen, inmitten derer, welche Schweine-
ren; bevor die Kindesnot sie ankam, wur- fleisch, Mäuse und andere Greuel essen —
de sie von einem Knaben entbunden! alle zusammen sollen sie weggerafft wer-
8 Wer hat je so etwas gehört? Wer hat et- den! spricht der HERR.
was derartiges gesehen? Wurde je ein 18 Ich aber [kenne] ihre Werke und Pläne.
Land an einem Tag zur Welt gebracht? Ist Es kommt die Zeit, alle Nationen und
je ein Volk auf einmal geboren worden? Sprachen zusammenzubringen, und sie
Denn Zion hat Wehen bekommen und werden kommen und meine Herrlichkeit
zugleich ihre Kinder geboren. 9 Sollte ich sehen. 19 Und ich will ein Zeichen an ih-
bis zum Durchbruch bringen und doch nen tun und aus ihrer Mitte Gerettete
nicht gebären lassen? spricht der HERR. entsenden zu den Heidenvölkern nach
Sollte ich, der ich gebären lasse, [die Ge- Tarsis, Pul und Lud, die den Bogen span-
burt] verhindern? spricht dein Gott. nen, nach Tubal und Jawan, nach den
10 Freut euch mit Jerusalem und froh- fernen Inseln, die noch nichts von mir
lockt über sie, ihr alle, die ihr sie liebt; gehört haben und meine Herrlichkeit
frohlockt, teilt nun auch ihre Freude mit nicht gesehen haben; und sie werden
ihr, ihr alle, die ihr euch um sie betrübt meine Herrlichkeit unter den Heidenvöl-
habt, 11 indem ihr euch satt trinkt an ih- kern verkündigen.
rer tröstenden Brust, indem ihr euch in 20 Und sie werden alle eure Brüder aus
vollen Zügen labt an der Fülle ihrer Herr- allen Heidenvölkern dem HERRN als Op-
lichkeit! fergabe herbeibringen auf Pferden und
12 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich auf Wagen und in Sänften, auf Maultieren
will den Frieden zu ihr hinleiten wie ei- und Dromedaren, zu meinem heiligen
nen Strom und die Herrlichkeit der Hei- Berg, nach Jerusalem, spricht der HERR,
denvölker wie einen überfließenden gleichwie die Kinder Israels das Speisop-
Bach; und ihr sollt gestillt werden. Man fer in einem reinen Gefäß zum Haus des
wird euch auf den Armen tragen und auf HERRN bringen. 21 Und ich werde auch
den Knien liebkosen. 13 Wie einen, den von ihnen welche als Priester und Leviten
seine Mutter tröstet, so will ich euch trös- nehmen, spricht der HERR.
ten; ja, in Jerusalem sollt ihr getröstet 22 Denn gleichwie der neue Himmel und
werden! die neue Erde, die ich mache, vor mei-
14 Und wenn ihr dies seht, dann wird euer nem Angesicht bleiben werden, spricht
Herz sich freuen, und eure Gebeine wer- der HERR, so soll auch euer Same und euer
den sprossen wie grünes Gras. So wird Name bestehen bleiben. 23 Und es wird
sich die Hand des HERRN zu erkennen ge- geschehen, daß an jedem Neumond und
ben an seinen Knechten, sein Zorn aber an jedem Sabbat alles Fleisch sich einfin-
an seinen Feinden. den wird, um vor mir anzubeten, spricht
der HERR.
Gericht und Gnade im kommenden 24 Und man wird hinausgehen und die
Friedensreich des Messias Leichname der Leute anschauen, die von
Offb 19,11-21
mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird
15 Denn siehe, der HERR wird im Feuer nicht sterben und ihr Feuer nicht erlö-
kommen und seine Streitwagen wie der schen; und sie werden ein Abscheu sein
Sturmwind, um seinen Zorn in Glut zu für alles Fleisch.
Das Buch des Propheten Jeremia
GOTTES LETZTER MAHNRUF Da sprach ich: Ich sehe den Zweig eines
AN DAS VERHÄRTETE VOLK VON JUDA Wächterbaumesb. 12 Da sprach der HERR
Kapitel 1 - 29 zu mir: Du hast recht gesehen; denn ich
Der HERR beruft Jeremia werde über meinem Wort wachen, um es
und gibt ihm seinen Auftrag auszuführen!
Die Worte Jeremiasa, des Sohnes Hil- 13 Und das Wort des HERRN erging zum
kias, von den Priestern, die in Anatot zweitenmal an mich: Was siehst du? Da
im Land Benjamin wohnten, 2 an wel- antwortete ich: Ich sehe einen siedenden
chen das Wort des HERRN erging in den Topf, der kommt von Norden her! 14 Und
Tagen Josias, des Sohnes Amons, des Kö- der HERR sprach zu mir: Von Norden her
nigs von Juda, im dreizehnten Jahr seiner wird das Unheil über alle Bewohner des
Regierung, 3 und auch in den Tagen Joja- Landes entfesselt werden. 15 Denn siehe,
kims, des Sohnes Josias, des Königs von ich rufe alle Geschlechter der Königrei-
Juda, bis zum Ende des elften Jahres Ze- che des Nordens, spricht der HERR, damit
dekias, des Sohnes Josias, des Königs von sie kommen und jeder seinen Thron auf-
Juda, bis zur Wegführung Jerusalems im stellt vor den Toren Jerusalems und gegen
fünften Monat. alle seine Mauern ringsum und gegen al-
4 Und das Wort des HERRN erging an mich le Städte Judas; 16 und ich will mein Ur-
folgendermaßen: 5 Ehe ich dich im Mut- teil über sie fällen wegen all ihrer Bosheit,
terleib bildete, habe ich dich ersehen, daß sie mich verlassen haben und ande-
und bevor du aus dem Mutterschoß her- ren Göttern Räucherwerk dargebracht
vorkamst, habe ich dich geheiligt; zum und die Werke ihrer Hände angebetet
Propheten für die Völker habe ich dich haben.
bestimmt! 17 Du aber, gürte deine Lenden,c mache
6 Da sprach ich: Ach, Herr, HERR, siehe, ich dich auf und rede zu ihnen alles, was ich
kann nicht reden, denn ich bin noch zu dir gebieten werde! Sei nicht verzagt vor
jung! 7 Aber der HERR sprach zu mir: Sage ihnen, damit ich dich nicht vor ihnen
nicht: »Ich bin zu jung«; sondern du sollst verzagt mache! 18 Siehe, ich mache dich
zu allen hingehen, zu denen ich dich sen- heute zu einer festen Stadt und zu einer
de, und du sollst alles reden, was ich dir eisernen Säule und zu einer ehernen
gebiete! 8 Fürchte dich nicht vor ihnen! Mauer gegen das ganze Land, gegen die
Denn ich bin mit dir, um dich zu erretten, Könige von Juda, gegen ihre Fürsten, ge-
spricht der HERR. 9 Und der HERR streckte gen ihre Priester und gegen das Volk des
seine Hand aus und rührte meinen Mund Landes; 19 sie werden zwar gegen dich
an; und der HERR sprach zu mir: Siehe, ich streiten, aber sie werden dich nicht über-
habe meine Worte in deinen Mund gelegt! wältigen; denn ich bin mit dir, spricht der
10 Siehe, ich habe dich am heutigen Tag HERR, um dich zu erretten!
über die Völker und über die Königreiche
eingesetzt, um auszurotten und nieder- Der HERR tadelt sein untreues Volk Israel
zureißen, und um zu zerstören und abzu- Und das Wort des HERRN erging an
brechen, um zu bauen und zu pflanzen. mich folgendermaßen: Geh hin und
11 Und das Wort des HERRN erging an mich rufe in die Ohren Jerusalems und sprich:
folgendermaßen: Was siehst du, Jeremia? 2 So spricht der HERR: Ich denke noch an

a (1,1) hebr. Jirmejahu = »Der HERR gründet / erhöht«. c (1,17) d.h. binde dein Gewand mit dem Gürtel
b (1,11) w. den Stab eines Wächters; andere Übersetzung: hoch; dies war nötig, damit das lange Gewand den
einen Mandelzweig; der Mandelbaum blüht in Israel Mann nicht beim Arbeiten, Reisen oder Kämpfen
als erstes im Frühjahr und heißt daher »Wächter« (vgl. behinderte.
das verwandte »wachen« in V. 12).
782 JEREMIA 2
die Zuneigung deiner Jugendzeit, an dei- graben, löchrige Zisternen, die kein Was-
ne bräutliche Liebe, als du mir nachgezo- ser halten!
gen bist in der Wüste, in einem Land oh- 14 Ist denn Israel ein Knecht oder unfrei
ne Aussaat. 3 Israel war [damals] dem geboren? Warum ist es zur Beute gewor-
HERRN geheiligt, der Erstling seines Ertra- den? 15 Junge Löwen brüllen es an mit
ges; alle, die es verzehren wollten, mach- lautem Gebrüll und machen sein Land
ten sich schuldig; es kam Unheil über sie, zur Wüste, seine Städte zu Brandstätten,
spricht der HERR. die niemand bewohnt. 16 Auch weiden
4 Hört das Wort des HERRN, ihr vom Haus dir die Söhne von Noph und Tachpan-
Jakob, und alle Geschlechter des Hauses ches den Scheitel ab.
Israel! 5 So spricht der HERR: Was haben 17 Hast du dir dies nicht selbst bereitet,
eure Väter denn Unrechtes an mir gefun- indem du den HERRN, deinen Gott, verlas-
den, daß sie sich von mir entfernt haben sen hast zu der Zeit, als er dich auf dem
und dem Nichtigena nachgegangen und Weg führte? 18 Und nun, was soll dir die
zunichte geworden sind? 6 Und sie haben Reise nach Ägypten helfen, um die Wasser
nicht gefragt: Wo ist der HERR, der uns aus des Nil zu trinken? Oder was soll dir die
dem Land Ägypten heraufgeführt und Reise nach Assyrien helfen, um die Wasser
uns durch die Wüste geleitet hat, durch des Euphrat zu trinken?b 19 Du strafst
ein wildes und zerklüftetes Land, durch dich selbst mit deiner Bosheit und züch-
ein dürres und totes Land, durch ein tigst dich selbst mit deinem Abfall! Erken-
Land, das niemand durchwandert und ne doch und sieh, wie schlimm und bitter
kein Mensch bewohnt? 7 Und ich brachte es ist, daß du den HERRN, deinen Gott,
euch in das fruchtbare Land, damit ihr verlassen hast, und daß keine Furcht vor
dessen Früchte und Güter genießt; und mir in dir ist! spricht der Herrscher, der
ihr kamt hinein und habt mein Land ver- HERR der Heerscharen.
unreinigt, und mein Erbteil habt ihr zum 20 Denn vor langer Zeit habe ich dein Joch
Greuel gemacht! 8 Die Priester fragten zerbrochen und deine Bande zerrissen;
nicht: Wo ist der HERR? Und die mit dem aber du hast gesagt: »Ich will nicht die-
Gesetz umgingen, erkannten mich nicht; nen!« Ja, du hast dich auf allen hohen Hü-
die Hirten fielen von mir ab, und die Pro- geln und unter allen grünen Bäumen als
pheten weissagten durch Baal und liefen Hure hingestreckt! 21 Und doch hatte ich
denen nach, die nicht helfen können. dich gepflanzt als eine Edelrebe von ganz
9 Darum will ich weiter mit euch rechten, echtem Samen; wie hast du dich mir ver-
spricht der HERR, und auch mit euren Kin- wandeln können in wilde Ranken eines
deskindern will ich rechten! 10 Fahrt doch fremden Weinstocks? 22 Denn wenn du
hinüber zu den Inseln der Kittäer und dich auch mit Lauge waschen und viel
schaut, und sendet nach Kedar und er- Seife dazu nehmen würdest, so würde
kundigt euch genau und seht, ob es dort deine Schuld vor meinem Angesicht doch
so zugeht! 11 Hat je ein Heidenvolk die schmutzig bleiben! spricht GOTT, der Herr.
Götter gewechselt, die doch nicht einmal 23 Wie kannst du sagen: »Ich habe mich
Götter sind? Aber mein Volk hat seine nicht verunreinigt und bin den Baalen
Herrlichkeit vertauscht gegen das, was nicht nachgelaufen?« Schau doch deinen
nicht hilft! 12 Entsetzt euch darüber, ihr Weg im Tal an; erkenne, was du getan
Himmel, und schaudert, werdet schrek- hast, du leichtfüßige Kamelin, die kreuz
kensstarr! spricht der HERR. 13 Denn mein und quer läuft! 24 Die Eselin, welche die
Volk hat eine zweifache Sünde begangen: Wüste gewohnt ist, die in der Begierde
Mich, die Quelle des lebendigen Wassers, ihrer Lust nach Luft schnappt, wer kann
haben sie verlassen, um sich Zisternen zu sie aufhalten in ihrer Brunst? Alle, die sie

a (2,5) d.h. den nichtigen Götzen. Zeit verbündet waren) politische Unterstützung
b (2,18) d.h. um in Ägypten oder Assyrien (die zu dieser gegen Babylon zu finden.
JEREMIA 2.3 783
suchen, brauchen sich nicht abzumühen; hin und her und änderst deinen Weg? Du
in ihrem Monat finden sie sie. 25 Bewahre wirst an Ägypten ebenso zuschanden
deinen Fuß vor dem Barfußgehen und werden, wie du an Assyrien zuschanden
deine Kehle vor dem Durst! Aber du geworden bist! 37 Auch von dort wirst du
sprichst: Nein, da wird nichts daraus! abziehen müssen, die Hände auf dem
Denn ich liebe die Fremden, und ihnen Kopf; denn der HERR hat die verworfen,
will ich nachlaufen! auf welche du dein Vertrauen setzt, und es
26 Wie ein Dieb sich schämen muß, wenn wird dir mit ihnen nicht gelingen!
er ertappt wird, so ist das Haus Israel zu-
schanden geworden — sie, ihre Könige, Und er spricht: »Wenn ein Mann seine
ihre Fürsten, ihre Priester und ihre Pro- Frau verstößt und sie ihn verläßt und
pheten, 27 die zum Holz sagen: »Du bist einem anderen Mann zu eigen wird, darf
mein Vater!« und zum Stein: »Du hast er wieder zu ihr zurückkehren? Würde
mich geboren!« Denn sie haben mir den nicht ein solches Land dadurch entweiht?
Rücken zugewandt und nicht das Ange- Du aber hast mit vielen Liebhabern ge-
sicht; zur Zeit ihres Unglücks aber werden hurt; und du solltest wieder zu mir zu-
sie sagen: »Mache dich auf und rette uns!« rückkehren?« spricht der HERR. 2 Erhebe
28 Wo sind denn deine Götter, die du dir deine Augen zu den Höhen und schau: Wo
gemacht hast? Sie sollen sich aufmachen, hast du dich nicht schänden lassen? An
wenn sie dich retten können zur Zeit dei- den Wegen sitzend, hast du auf sie gewar-
nes Unglücks! Denn so viele Städte du tet wie ein Araber in der Wüste, und du
hast, Juda, so viele Götter hast du auch! hast das Land entweiht durch deine Hure-
29 Warum wollt ihr denn mit mir rechten? rei und deine Bosheit! 3 Deshalb blieben
Ihr seid ja alle von mir abgefallen! spricht die Regenschauer aus und kein Spätregen
der HERR. 30 Vergeblich habe ich eure Kin- fiel; aber du hattest die Stirn eines Huren-
der geschlagen — sie haben die Züchti- weibes und wolltest dich nicht schämen.
gung nicht angenommen; euer Schwert 4 Hast du nicht eben jetzt angefangen, mir
hat eure Propheten gefressen wie ein rei- zuzurufen: »Mein Vater, der Freund mei-
ßender Löwe. ner Jugend bist du! 5 Sollte er ewiglich
31 O du [verkehrtes] Geschlecht, achte grollen, für immer zürnen?« — Siehe, so
doch auf das Wort des HERRN! Bin ich denn hast du gesprochen und dabei Böses ge-
für Israel eine Wüste gewesen oder ein tan und es durchgesetzt!
Land tiefer Finsternis? Warum spricht
denn mein Volk: »Wir schweifen frei um- Der HERR ruft Juda und Israel zur Buße
her! Wir kommen nicht mehr zu dir!« und verheißt ihnen den Segen des
32 Vergißt auch eine Jungfrau ihren
messianischen Reiches
Schmuck, oder eine Braut ihren Gürtel? 6 Und der HERR sprach zu mir in den Tagen
Aber mein Volk hat mich vergessen seit des Königs Josia: Hast du gesehen, was Is-
unzähligen Tagen. 33 Wie gut weißt du rael, die Abtrünnige, getan hat? Sie ist auf
deinen Weg einzurichten, um Liebe zu su- jeden hohen Berg und unter jeden grünen
chen! Darum hast du dich auch an Verbre- Baum gelaufen und hat dort Hurerei
chen gewöhnt auf deinen Wegen. 34 Sogar getrieben! 7 Und ich dachte, nachdem sie
an deinen [Kleider-]Säumen findet man das alles getan hat, wird sie zu mir zurück-
das Blut armer, unschuldiger Seelen, die kehren. Aber sie kehrte nicht zurück. Und
du nicht etwa beim Einbruch angetroffen ihre treulose Schwester Juda sah dies; 8 ich
hast, sondern auf all diesen [Wegen]. aber sah, daß, obwohl ich die abtrünnige
35 Aber du sagst: »Ich bin doch unschul- Israel wegen ihres Ehebruchs entlassen
dig; gewiß hat sich sein Zorn schon von und ihr den Scheidebrief gegeben hatte,
mir abgewandt!« — Siehe, ich will mit dir sich ihre treulose Schwester Juda nicht
ins Gericht gehen, weil du sagst: »Ich habe fürchtete, hinzugehen und auch Hurerei
nicht gesündigt!« 36 Was läufst du ständig zu treiben. 9 Und so kam es, daß sie durch
784 JEREMIA 3.4
ihre leichtfertige Hurerei das Land ent- 19 Ich hatte zwar gedacht: Was für eine
weihte; und sie trieb Ehebruch mit Stein Stellung will ich dir geben unter den Söh-
und Holz. 10 Trotz alledem ist ihre treulose nen! Ich will dir das erwünschte Land
Schwester Juda nicht von ganzem Herzen schenken, das allerschönste Erbteil der
zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Völker! Und ich hatte auch gedacht, ihr
Schein, spricht der HERR. würdet mich »Vater« nennen und ihr
11 Und der HERR sprach zu mir: Israel, die würdet euch nicht mehr von mir abwen-
Abtrünnige, steht gerechter da als Juda, den. 20 Aber wie eine Frau ihrem Gefähr-
die Treulose. 12 Geh hin, rufe diese Worte ten untreu wird, so seid ihr mir untreu
aus gegen den Norden hin und sprich: geworden, Haus Israel! spricht der HERR.
Kehre um, Israel, du Abtrünnige! spricht 21 Eine Stimme hört man auf den kahlen
der HERR. Ich will mein Angesicht nicht Höhen: Es ist das flehentliche Weinen der
vor euch verdüstern, denn ich bin gnädig, Kinder Israels, weil sie ihren Weg verkehrt
spricht der HERR, und zürne nicht ewig! und den HERRN, ihren Gott, vergessen ha-
13 Nur erkenne deine Schuld, daß du dem ben.
HERRN, deinem Gott, die Treue gebrochen 22 Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder! Ich
hast und hierhin und dorthin zu den will eure Abtrünnigkeit heilen! — »Siehe,
Fremden gelaufen bist unter jeden grü- wir kommen zu dir, denn du bist der HERR,
nen Baum; aber auf meine Stimme habt unser Gott. 23 Wahrlich, die Höhen haben
ihr nicht gehört! spricht der HERR. uns betrogen, das Lärmen auf den Bergen;
14 Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder, wahrlich, bei dem HERRN, unserem Gott,
spricht der HERR, denn ich bin euer Ehe- steht das Heil Israels! 24 Aber die Schandea
herr! Und ich will euch nehmen, einen hat den Erwerb unserer Väter verzehrt von
aus [jeder] Stadt und zwei aus [jeder] Fa- unserer Jugend an, ihre Schafe und ihre
milie, und euch nach Zion bringen. Rinder, ihre Söhne und ihre Töchter; 25 wir
15 Und ich will euch Hirten nach meinem müssen in unserer Schande daliegen, und
Herzen geben, die sollen euch weiden mit unsere Schmach bedeckt uns; denn wir
Erkenntnis und Einsicht. 16 Und es wird haben an dem HERRN, unserem Gott, ge-
geschehen, wenn ihr euch dann in jenen sündigt, wir und unsere Väter, von unserer
Tagen mehrt und fruchtbar werdet im Jugend an bis zu diesem Tag, und wir ha-
Land, spricht der HERR, so wird man nicht ben nicht gehört auf die Stimme des
mehr sagen: »Die Bundeslade des HERRN«; HERRN, unseres Gottes!«
und sie wird niemand mehr in den Sinn
kommen, man wird an sie nicht mehr ge- Gottes Ruf zur Umkehr und zum Neuanfang
denken und sie nicht mehr vermissen; es Wenn du umkehrst, Israel, spricht der
wird auch keine mehr gemacht werden. HERR, wenn du zu mir umkehrst und
17 Zu jener Zeit wird man Jerusalem wenn du deine Greuel von meinem Ange-
»Thron des HERRN« nennen, und alle Hei- sicht entfernst, so brauchst du nicht mehr
denvölker werden sich dorthin versam- umherzuirren; 2 und wenn du in Wahr-
meln, zum Namen des HERRN, nach Jeru- heit, Recht und Gerechtigkeit schwörst:
salem, und sie werden künftig nicht mehr »So wahr der HERR lebt!«, so werden sich
dem Starrsinn ihres bösen Herzens fol- die Heiden in Ihm segnen und sich rüh-
gen. 18 In jenen Tagen wird das Haus Juda men in Ihm!
mit dem Haus Israel ziehen, und sie wer- 3 Denn so spricht der HERR zu den Män-
den miteinander aus dem Land des Nor- nern von Juda und zu Jerusalem: Pflügt ei-
dens in das Land kommen, das ich euren nen Neubruch und sät nicht unter die
Vätern zum Erbteil gegeben habe. Dornen!a 4 Beschneidet euch für den HERRN

a (3,24) Im AT oft eine Umschreibung des Götzen- (vgl. zogenes Land besät werden konnte, mußte es vom
Jer 11,13) und besonders des Baalsdienstes (Hos 9,10). Unkraut befreit und neu umgepflügt werden (vgl.
b (4,3) Bevor verwildertes, von Dornsträuchern über- 1Mo 3,17-18).
JEREMIA 4 785
und beseitigt die Vorhaut eurer Herzen, ihr eine Stimme meldet es von Dan her und
Männer von Juda und ihr Einwohner von verkündet Unheil vom Bergland Ephraim
Jerusalem, damit mein Zorn nicht aus- aus: 16 Laßt es die Völker wissen; siehe,
bricht wie ein Feuer, das niemand löschen verkündet es über Jerusalem: Belagerer
kann, wegen der Bosheit eurer Taten! sind aus einem fernen Land gekommen
und lassen ihre Stimme erschallen gegen
Ankündigung einer verheerenden Invasion die Städte Judas; 17 wie Feldhüter lagern
aus dem Norden sie sich rings um [Juda] her; denn es hat
5 Verkündigt es in Juda und laßt es hören sich gegen mich empört, spricht der
in Jerusalem und sagt es; stoßt in die Po- HERR. 18 Dein Wandel und deine Taten
saune im Land, ruft aus voller Kehle und haben dir das eingetragen; deine Bosheit
sprecht: »Versammelt euch und laßt uns ist schuld daran, daß es [nun] so bitter
in die festen Städte ziehen!« 6 Richtet ein steht, daß es dir bis ans Herz dringt!
Banner auf nach Zion hin, flieht und steht 19 Meine Brust! Meine Brust! Mir ist so
nicht still! Denn ich bringe Unheil von angst! O ihr Wände meines Herzens! Mein
Norden her und eine große Zerstörung: Herz rast in mir; ich kann nicht schweigen!
7 Der Löwe ist aus seinem Dickicht her- Denn du, meine Seele, hörst den Schall
vorgekommen, und der Verderber der der Posaune, das Kriegsgeschrei. 20 Zer-
Völker ist aufgebrochen; er ist ausgegan- störung über Zerstörung wird gemeldet;
gen von seinem Ort, um dein Land zur denn das ganze Land ist verheert; plötz-
Wüste zu machen, damit deine Städte lich sind meine Zelte verwüstet, in einem
zerstört werden und niemand mehr da- Augenblick meine Zeltbahnen! 21 Wie lan-
rin wohnt. 8 Darum gürtet euch Sacktuch ge muß ich noch das Kriegsbanner sehen
um, klagt und jammert; denn die Zorn- und den Schall der Posaune hören?
glut des HERRN hat sich nicht von uns 22 Wahrlich, mein Volk ist töricht, sie ken-
abgewandt! 9 Und es wird geschehen an nen mich nicht; närrische Kinder sind sie
jenem Tag, spricht der HERR, da werden und ohne Einsicht; weise sind sie, Böses
der König und die Fürsten den Mut ver- zu tun, aber Gutes zu tun verstehen sie
lieren, und die Priester werden entsetzt nicht.
sein und die Propheten erstarrt. 23 Ich schaute zur Erde — doch siehe, sie
10 Da sprach ich: »Ach, Herr, HERR, du hast war wüst und leer! und zum Himmel —
wahrlich dieses Volk und Jerusalem sehr aber sein Licht war verschwunden! 24 Ich
getäuscht, indem du sprachst: Ihr sollt schaute die Berge an — doch siehe, sie er-
Frieden haben!, aber nun ist [ihnen] das bebten und alle Hügel schwankten! 25 Ich
Schwert an die Kehle gesetzt!« — 11 Zu schaute — und siehe, da war kein Mensch
jener Zeit wird zu dem Volk und zu Jeru- mehr, und alle Vögel des Himmels waren
salem gesagt werden: Ein heißer Wind verschwunden! 26 Ich schaute — und sie-
kommt von den kahlen Höhen der Wüste he, das fruchtbare Land war zur Wüste
zu der Tochter meines Volkes, nicht zum geworden, und alle seine Städte waren
Worfeln und nicht zum Säubern; 12 ein zerstört vor dem HERRN, vor der Glut seines
Wind, zu heftig dafür, kommt von mir. Zorns.
Nun will auch ich ihnen mein Urteil spre- 27 Denn so spricht der HERR: Das ganze
chen! Land soll verwüstet werden; doch ich will
13 Siehe, gleich Wolken zieht er herauf, ihm nicht ganz ein Ende machen. 28 Dar-
und wie ein Sturmwind sind seine Streit- um wird die Erde trauern und der Him-
wagen; schneller als Adler sind seine mel droben sich in Dunkel kleiden, weil
Rosse! Wehe uns, denn wir sind verwü- ich entschlossen bin, zu tun, was ich ge-
stet! 14 Wasche dein Herz rein von [dei- sagt habe; und es reut mich nicht, und ich
ner] Bosheit, o Jerusalem, damit du geret- gehe nicht davon ab.
tet wirst! Wie lange sollen deine heillosen 29 Vor dem Geschrei der Reiter und der
Pläne in deinem Herzen bleiben? 15 Denn Bogenschützen flieht die ganze Stadt; sie
786 JEREMIA 4.5
verstecken sich im Gebüsch und steigen nen geschworen, die keine Götter sind;
auf die Felsen; die ganze Stadt ist verlas- und nachdem ich sie gesättigt hatte, bra-
sen; kein Mensch wohnt mehr darin. chen sie die Ehe und drängten sich scha-
30 Und nun, du Verwüstete, was willst du renweise ins Hurenhaus! 8 Wie brünstige
tun? Wenn du dich auch in Scharlach Hengste schweifen sie umher; jeder wie-
kleidest, wenn du dich auch mit Gold- hert nach der Ehefrau seines Nächsten.
geschmeide schmückst, wenn du auch 9 Sollte ich dies nicht heimsuchen, spricht
deine Augen mit Schminke heraus- der HERR, und sollte sich meine Seele an
streichst, so machst du dich doch vergeb- einem solchen Volk nicht rächen?
lich schön; deine Liebhaber verschmä- 10 Besteigt ihre Mauern und verderbt,
hen dich und trachten dir nach dem aber richtet sie nicht völlig zugrunde!
Leben! 31 Denn ich höre ein Geschrei wie Schneidet ihre Ranken ab, denn sie gehö-
von einer, die in Wehen liegt, einen Angst- ren nicht dem HERRN! 11 Denn ganz und
ruf wie von einer, die zum erstenmal gar treulos haben das Haus Israel und das
Mutter wird: die Stimme der Tochter Zi- Haus Juda an mir gehandelt, spricht der
on, die stöhnt und ihre Hände ausbreitet: HERR. 12 Sie haben den HERRN verleugnet
O wehe mir, denn meine Seele erliegt und gesagt: »Nicht Er ist’s! Kein Unglück
kraftlos den Mördern! wird über uns kommen; weder Schwert
noch Hungersnot werden wir zu sehen
Die Bosheit des verstockten Volkes bekommen! 13 Die Propheten sind ja nur
und das kommende Gericht Windbeutel, und das Wort ist nicht in ih-
Streift durch die Gassen Jerusalems nen; ihnen selbst soll es so ergehen!«
und schaut doch nach und erkundigt 14 Darum spricht der HERR, der Gott der
euch und forscht nach auf ihren Plätzen, Heerscharen: Weil ihr das gesagt habt, sie-
ob ihr einen Mann findet, ob einer da ist, he, so will ich meine Worte in deinem
der Recht übt und nach Wahrhaftigkeit Mund zu einem Feuer machen und dieses
strebt; so will ich ihr vergeben! 2 Aber Volk zu Holz, so daß es sie verzehren
wenn sie auch sagen: »So wahr der HERR wird. 15 Siehe, ich bringe über euch, du
lebt!«, so schwören sie dennoch falsch. Haus Israel, ein Volk von ferne her, spricht
3 HERR, sehen deine Augen nicht auf Wahr- der HERR, ein zähes Volk, ein uraltes Volk,
haftigkeit? Du hast sie geschlagen, aber es ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst
tat ihnen nicht weh; du hast sie fast aufge- und dessen Rede du nicht verstehst. 16 Sein
rieben, aber sie haben sich geweigert, Köcher ist wie ein offenes Grab, und es be-
Zucht anzunehmen; sie haben ihr Ange- steht aus lauter Helden. 17 Und es wird
sicht härter als Fels gemacht, sie haben deine Ernte und dein Brot aufessen, sie
sich geweigert, umzukehren! 4 Ich aber werden deine Söhne und deine Töchter
dachte: Nur die Geringen sind so; sie be- verzehren, deine Schafe und deine Rinder
nehmen sich so töricht, weil sie den Weg fressen; es wird deinen Weinstock und dei-
des HERRN, das Recht ihres Gottes nicht nen Feigenbaum abfressen; und deine fe-
kennen. 5 Ich will doch zu den Großen ge- sten Städte, auf die du dich verläßt, wird es
hen und mit ihnen reden; denn sie kennen mit dem Schwert zerstören.
den Weg des HERRN, das Recht ihres Gottes! 18 Aber auch in jenen Tagen, spricht der
Aber sie haben allesamt das Joch zerbro- HERR, will ich mit euch nicht ganz ein En-
chen, die Bande zerrissen. 6 Darum schlägt de machen. 19 Und wenn es dann ge-
sie der Löwe aus dem Wald, überfällt sie der schieht, daß ihr fragt: »Weshalb hat der
Steppenwolf; der Leopard lauert vor ihren HERR, unser Gott, uns das alles angetan?«,
Städten, so daß, wer sie verläßt, zerrissen so sollst du ihnen antworten: »Gleichwie
wird; denn ihre Übertretungen sind zahl- ihr mich verlassen und fremden Göttern
reich, und groß sind ihre Abweichungen! gedient habt in eurem Land, so müßt ihr
7 Warum sollte ich dir vergeben? Deine auch jetzt Fremden dienen in einem
Kinder haben mich verlassen und bei de- Land, das nicht euch gehört!«
JEREMIA 5.6 787
20 Verkündigt dies im Haus Jakob und ne in Tekoa, und über Beth-Kerem richtet
laßt es hören in Juda und sprecht: 21 Höre ein Zeichen auf; denn ein Unheil droht
doch dies, du törichtes Volk ohne Ein- von Norden her und ein großes Ver-
sicht, die ihr Augen habt und doch nicht derben! 2 Die Liebliche und Verzärtelte,
seht, die ihr Ohren habt und doch nicht die Tochter Zion, gebe ich hiermit der
hört! 22 Mich wollt ihr nicht fürchten, Vernichtung preis. 3 Hirten mit ihren
spricht der HERR, vor mir nicht erzittern, Herden werden zu ihr kommen; ihre Zel-
der ich dem Meer den Sand zur Grenze te werden sie aufschlagen rings um sie
gesetzt habe, zur ewigen Schranke, die es her, und jeder wird sein Teil abweiden.
nicht überschreiten darf? Wenn sich sei- 4 »Heiligt einen Krieg gegen sie! Auf, laßt
ne Wogen auch dagegen auflehnen, so uns am Mittag hinaufziehen!« – »Wehe
sind sie doch machtlos; wenn sie auch uns, der Tag neigt sich, und die Abend-
toben, können sie sie nicht überschrei- schatten dehnen sich!« 5 »Auf, laßt uns
ten. 23 Aber dieses Volk hat ein halsstarri- bei Nacht hinaufziehen und ihre Paläste
ges, aufrührerisches Herz; sie haben sich zerstören!«
abgewandt und sind davongelaufen; 6 Denn so hat der HERR der Heerscharen
24 und sie haben in ihrem Herzen nicht befohlen: Fällt Bäume und schüttet einen
gedacht: Wir wollen doch den HERRN, un- Wall auf gegen Jerusalem! Das ist die Stadt,
seren Gott, fürchten, der den Regen gibt, die heimgesucht werden soll; denn lauter
Früh- und Spätregen zu seiner Zeit, der Gewalttat ist in ihrer Mitte. 7 Wie ein
die bestimmten Wochen der Ernte für Brunnen sein Wasser hervorsprudeln läßt,
uns einhält! 25 Eure Missetaten haben so haben sie ihre Bosheit hervorsprudeln
dies verhindert, und eure Sünden haben lassen; von Gewalttat und Bedrückung
das Gute von euch zurückgehalten. hört man in ihr; Leid und Mißhandlung
26 Denn unter meinem Volk finden sich muß ich beständig mit ansehen. 8 Laß
Gottlose; sie liegen auf der Lauer, ducken dich warnen, Jerusalem, damit sich meine
sich wie Vogelsteller; sie stellen Fallen, Seele nicht ganz von dir losreißt, damit ich
um Menschen zu fangen. 27 Wie ein Käfig dich nicht zur Wüste mache, zu einem
voller Vögel geworden ist, so haben sich unbewohnten Land!
ihre Häuser mit Betrug gefüllt; auf diese 9 So spricht der HERR der Heerscharen:
Weise sind sie groß und reich geworden. Am Überrest Israels wird man Nachlese
28 Sie glänzen vor Fett; auch fließen sie halten wie am Weinstock. Lege nochmals
über von bösen Taten. Für das Recht sor- deine Hand an wie ein Weinleser an die
gen sie nicht, für das Recht der Waisen, Ranken!
um ihnen zum Gelingen zu verhelfen; 10 Zu wem soll ich reden, wem Zeugnis
und die Rechtssache der Armen führen ablegen, daß sie darauf hören? Siehe, ihr
sie nicht. 29 Sollte ich dies nicht heimsu- Ohr ist unbeschnitten; sie können nicht
chen? spricht der HERR; ja, sollte sich darauf achten. Siehe, das Wort des HERRN
meine Seele an einem solchen Volk nicht ist ihnen zum Hohn geworden; sie haben
rächen? keine Lust daran. 11 Und ich bin erfüllt
30 Entsetzliches und Abscheuliches ist im von dem Grimm des HERRN, daß ich ihn
Land geschehen: 31 Die Propheten weis- kaum zurückhalten kann. Gieße ihn aus
sagen falsch, und die Priester herrschen über die Kinder auf der Gasse und zu-
mit ihrer Unterstützung; und mein Volk gleich über die Schar der jungen Männer!
liebt es so! Was wollt ihr aber tun, wenn Ja, Mann und Frau sollen gefangen wer-
das Ende von [all] dem kommt? den, Alte und Hochbetagte. 12 Ihre Häuser
sollen anderen zugewandt werden, samt
Der HERR warnt Jerusalem den Äckern und Frauen; denn ich will
vor einer drohenden Belagerung meine Hand ausstrecken gegen die Be-
Flieht, ihr Kinder Benjamins, aus Jeru- wohner dieses Landes! spricht der HERR.
salems Mitte, und stoßt in die Posau- 13 Denn vom Kleinsten bis zum Größten
788 JEREMIA 6.7
trachten sie alle nach unrechtem Gewinn, sam sind sie und ohne Erbarmen. Ihr
und vom Propheten bis zum Priester ge- Lärmen ist wie das Brausen des Meeres,
hen sie alle mit Lügen um. 14 Und leicht- und auf Pferden reiten sie, gerüstet wie
fertig wollen sie den Schaden der Tochter ein Mann zum Kampf gegen dich, o Toch-
meines Volkes heilen, indem sie sprechen: ter Zion!
»Friede, Friede!«, wo es doch keinen Frie- 24 Als wir von ihnen hörten, da wurden
den gibt. 15 Schämen sollten sie sich, weil unsere Hände schlaff; Angst ergriff uns,
sie Greuel verübt haben! Aber sie wissen Wehen wie eine Gebärende. 25 Geh ja
nicht mehr, was sich schämen heißt, und nicht aufs Feld hinaus und betritt die
empfinden keine Scham. Darum werden Straße nicht! Denn das Schwert des
sie fallen unter den Fallenden; zur Zeit Feindes [verbreitet] Schrecken ringsum.
ihrer Heimsuchung werden sie stürzen! 26 Gürte Sacktuch um dich, o Tochter
spricht der HERR. meines Volkes, und wälze dich in der
16 So spricht der HERR: Tretet hin an die Asche; trauere wie um einen einzigen
Wege und schaut und fragt nach den Pfa- Sohn, halte bittere Klage! Denn plötzlich
den der Vorzeit, welches der gute Weg ist, wird der Verwüster über uns kommen.
und wandelt darauf, so werdet ihr Ruhe 27 Ich habe dich zum Prüfer über mein
finden für eure Seelen! Sie aber sprechen: Volk bestellt, zum Goldprüfer, damit du
»Wir wollen nicht darauf wandeln!« ihren Weg erkennst und prüfst. 28 Sie sind
17 Und ich habe Wächter über euch be- alle widerspenstige Empörer, gehen als
stellt: Achtet doch auf den Schall der Po- Verleumder umher; Erz und Eisen sind sie,
saune! Sie aber sprechen: »Wir wollen Verderber alle miteinander. 29 Der Blase-
nicht darauf achten!« 18 So hört nun, ihr balg schnaubt; vom Feuer ist das Blei ver-
Völker, und du, Gemeinde, erkenne, was zehrt, vergebens hat man geschmolzen
mit ihnen geschieht! 19 Höre es, Erde! und geschmolzen; die Bösen werden doch
Siehe, ich will Unheil über dieses Volk nicht ausgeschieden!a 30 »Verworfenes
kommen lassen, die Frucht ihrer An- Silber« nennt man sie, weil der HERR sie
schläge; denn auf meine Worte haben sie verworfen hat.
nicht geachtet, und mein Gesetz, das ha-
ben sie verworfen. 20 Was soll mir der Jeremias Botschaft vor dem Tempel des HERRN
Weihrauch von Saba und das köstliche Dies ist das Wort, das vom HERRN an
Gewürzrohr aus fernem Land? Eure Jeremia erging: 2 Stelle dich in das Tor
Brandopfer sind mir nicht wohlgefällig, am Haus des HERRN und rufe dort dieses
und eure Schlachtopfer sind mir nicht Wort aus und sprich: Hört das Wort des
angenehm! HERRN, ihr alle aus Juda, die ihr zu diesen
21 Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich Toren hineingeht, um den HERRN anzu-
will diesem Volk Steine des Anstoßes in beten!
den Weg legen, damit Väter und Kinder 3 So spricht der HERR der Heerscharen,
zugleich daran zu Fall kommen; der der Gott Israels: Bessert euren Wandel
Nachbar und sein Freund werden mitein- und eure Taten, so will ich euch an die-
ander umkommen! sem Ort wohnen lassen! 4 Verlaßt euch
22 So spricht der HERR: Siehe, es kommt nicht auf trügerische Worte wie diese:
ein Volk aus dem Land des Nordens, und »Der Tempel des HERRN, der Tempel des
eine große Nation erhebt sich von den HERRN, der Tempel des HERRN ist dies!«
äußersten Enden der Erde. 23 Mit Bogen 5 Denn nur wenn ihr euren Wandel und
und Wurfspieß sind sie bewaffnet; grau- eure Taten ernstlich bessert, wenn ihr

a (6,29) Das im Bergbau gewonnene Silber wurde mit Blei verschmolzen; das Blei verband sich im Schmelztiegel
mit allen unedlen Substanzen zu Schlacken, so daß nur noch reines Silber übrig blieb. In dem in Jer 6,29
gebrauchten Bild war alles Blei aufgebraucht und zu Schlacke geworden, ohne daß das Silber rein geworden
wäre.
JEREMIA 7 789
wirklich Recht schafft untereinander, dringen; denn ich werde dich keineswegs
6 wenn ihr die Fremdlinge, die Waisen erhören! 17 Siehst du denn nicht, was sie
und Witwen nicht bedrückt und an dieser in den Städten Judas und auf den Straßen
Stätte kein unschuldiges Blut vergießt von Jerusalem tun? 18 Die Kinder lesen
und nicht anderen Göttern nachwandelt Holz zusammen, und die Väter zünden
zu eurem eigenen Schaden — 7 dann will das Feuer an, die Frauen aber kneten
ich euch an diesem Ort wohnen lassen, in Teig, um der Himmelskönigin Kuchen zu
dem Land, das ich euren Vätern gegeben backen; und fremden Göttern spenden
habe, von Ewigkeit zu Ewigkeit. sie Trankopfer, um mich zu ärgern. 19 Är-
8 Siehe, ihr verlaßt euch auf trügerische gern sie denn mich damit, spricht der
Reden, die keinen Nutzen bringen! HERR, und nicht vielmehr sich selbst, da-
9 Meint ihr denn, nachdem ihr gestohlen, mit sie zuschanden werden?
gemordet, die Ehe gebrochen, falsch ge- 20 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Sie-
schworen, dem Baal geräuchert habt und he, mein Zorn und mein Grimm wird sich
anderen Göttern nachgelaufen seid, die über diesen Ort ergießen, über die Men-
ihr nicht kennt, 10 daß ihr dann kommen schen und über das Vieh, über die Bäume
und vor mein Angesicht treten könnt in des Feldes und über die Früchte der Erde,
diesem Haus, das nach meinem Namen und er wird unauslöschlich brennen!
genannt ist, und sprechen: »Wir sind er- 21 So spricht der HERR der Heerscharen,
rettet!« — nur, um dann alle diese Greuel der Gott Israels: Bringt nur eure Brandop-
weiter zu verüben? 11 Ist denn dieses fer zu euren Schlachtopfern hinzu und
Haus, das nach meinem Namen genannt eßt Fleisch! 22 Denn ich habe zu euren
ist, in euren Augen zu einer Räuberhöhle Vätern nichts gesagt und ihnen nichts
geworden? Ja wahrlich, auch ich sehe es befohlen in bezug auf Brandopfer und
so an! spricht der HERR. Schlachtopfer an dem Tag, als ich sie aus
12 Denn geht doch hin zu meiner Stätte in dem Land Ägypten herausführte, 23 son-
Silo, wo ich zuerst meinen Namen woh- dern dieses Wort habe ich ihnen befoh-
nen ließ, und seht, wie ich mit ihr verfah- len: Gehorcht meiner Stimme, so will ich
ren bin wegen der Bosheit meines Volkes euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk
Israel!a 13 Und nun, weil ihr alle diese sein; und wandelt auf dem ganzen Weg,
Werke verübt habt, spricht der HERR, und den ich euch gebieten werde, damit es
weil ich zu euch geredet habe, indem ich euch wohlergehe! 24 Aber sie gehorchten
mich früh aufmachte und [immer wie- nicht und neigten mir ihre Ohren nicht
der] redete, ihr aber nicht hören wolltet, zu, sondern sie wandelten nach den Rat-
weil ich euch gerufen habe, ihr aber nicht schlägen, nach dem Starrsinn ihres bösen
geantwortet habt, 14 so will ich auch mit Herzens, und sie wandten mir den Rük-
dem Haus, das nach meinem Namen ge- ken zu und nicht das Angesicht. 25 Von
nannt ist und auf das ihr euch verlaßt, dem Tag an, als eure Väter aus dem Land
und mit dem Ort, den ich euch und euren Ägypten zogen, bis zu diesem Tag habe
Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich euch alle meine Knechte, die Prophe-
ich mit Silo verfahren bin; 15 und ich will ten, gesandt, [und zwar] täglich, indem
auch euch von meinem Angesicht ver- ich mich früh aufmachte und sie [immer
werfen, gleichwie ich alle eure Brüder, die wieder] sandte, 26 aber sie haben mir
ganze Nachkommenschaft Ephraims, nicht gehorcht und mir kein Gehör ge-
verworfen habe! schenkt, sondern sie zeigten sich noch
16 Du aber sollst für dieses Volk keine Für- halsstarriger und böser als ihre Väter.
bitte einlegen, sollst weder Flehen noch 27 Und wenn du auch alle diese Worte zu
Gebet für sie erheben und nicht in mich ihnen redest, so werden sie doch nicht auf

a (7,12) Man nimmt an, daß Silo nach dem Verlust der Bundeslade durch die Philister völlig zerstört (vgl. Jer 26,6.9)
und erst später wieder aufgebaut wurde.
790 JEREMIA 7.8
dich hören; und wenn du ihnen zurufst, sucht und angebetet haben; man wird sie
werden sie dir nicht antworten. 28 Darum weder zusammenlesen noch begraben,
sollst du zu ihnen sagen: Dies ist das Volk, sondern zu Dünger auf dem Erdboden
das auf die Stimme des HERRN, seines Got- sollen sie werden! 3 Und der ganze Über-
tes, nicht hören will und keine Züchti- rest, der von diesem bösen Geschlecht
gung annimmt; dahin ist die Wahrhaftig- übrigbleibt, wird lieber sterben als leben
keit, ausgerottet aus ihrem Mund! wollen an allen Orten, wohin ich die Üb-
riggebliebenen verstoßen habe, spricht
Die kommende Verwüstung Jerusalems der HERR der Heerscharen.
29 So schere nun deinen Haarschmuck ab
und wirf ihn weg, und stimme auf kahlen Der HERR hält Jerusalem
Höhen ein Klagelied an! Denn verworfen seine Verstocktheit vor
und verstoßen hat der HERR das Ge- 4 So sollst du zu ihnen sagen: So spricht der
schlecht, über das er zornig ist. 30 Denn HERR: Wer fällt und steht nicht wieder auf?
die Kinder Judas haben getan, was böse Wer weicht [vom rechten Weg] ab und
ist in meinen Augen, spricht der HERR; sie kehrt nicht wieder um? 5 Warum ist denn
haben ihre Greuelgötzen in dem Haus dieses Volk [vom rechten Weg] abgewi-
aufgestellt, das nach meinem Namen ge- chen, verharrt Jerusalem in fortwährender
nannt ist, um es zu verunreinigen. 31 Sie Abkehr? Sie halten fest am Betrug; sie wei-
haben auch die Höhen des Tophet im Tal gern sich, umzukehren! 6 Denn ich gab
Ben-Hinnom errichtet, um ihre Söhne acht und horchte: Sie reden nicht, was
und Töchter mit Feuer zu verbrennen, recht ist; da ist keiner, der seine Bosheit
was ich ihnen nie geboten habe und was bereut, der sagt: »Was habe ich getan!«
mir nie in den Sinn gekommen ist. Sondern sie alle wenden sich zu ihrem
32 Darum siehe, es kommen Tage, spricht Lauf wie ein Roß, das sich in den Kampf
der HERR, da man nicht mehr vom »To- stürzt. 7 Selbst der Storch am Himmel
phet« oder vom »Tal Ben-Hinnom« reden kennt seine bestimmten Zeiten; Turteltau-
wird, sondern vom »Tal der Schlachtung«; be, Schwalbe und Kranich halten die Zeit
und man wird im Tophet begraben müs- ihrer Wiederkehr ein; aber mein Volk kennt
sen, weil es sonst keinen Raum mehr gibt; die Rechtsordnung des HERRN nicht!
33 und die Leichname dieses Volkes wer- 8 Wie könnt ihr da sagen: »Wir sind weise,
den den Vögeln des Himmels und den und das Gesetz des HERRN ist bei uns«?
wilden Tieren zur Speise dienen, und Wahrlich, ja, zur Lüge gemacht hat es der
niemand wird sie verscheuchen. 34 So Lügengriffel der Schriftgelehrten! 9 Zu-
will ich in den Städten Judas und auf den schanden geworden sind die Weisen; sie
Straßen Jerusalems das Jubel- und Freu- sind erschrocken und haben sich selbst
dengeschrei zum Verstummen bringen, gefangen; denn siehe, sie haben das Wort
die Stimme des Bräutigams und die Stim- des HERRN verworfen — was für eine Weis-
me der Braut; denn das Land soll zur heit bleibt ihnen da noch übrig?
Einöde werden! 10 Darum will ich ihre Frauen anderen ge-
ben, ihre Felder neuen Besitzern. Denn
Zu jener Zeit, spricht der HERR, wird vom Kleinsten bis zum Größten trachten
man die Gebeine der Könige von Juda, sie alle nach [unrechtem] Gewinn, und
die Gebeine seiner Fürsten, die Gebeine vom Propheten bis zum Priester gehen sie
der Priester, die Gebeine der Propheten alle mit Lügen um. 11 Und sie heilen den
und die Gebeine der Bewohner Jerusalems Schaden der Tochter meines Volkes leicht-
aus ihren Gräbern hervorholen; 2 und man hin, indem sie sprechen: »Friede, Friede!«,
wird sie ausbreiten vor der Sonne und dem wo es doch keinen Frieden gibt. 12 Schä-
Mond und vor dem ganzen Heer des Him- men sollten sie sich, weil sie Greuel verübt
mels, die sie liebgehabt, denen sie gedient haben! Aber sie wissen nicht mehr, was
haben und nachgelaufen sind, die sie ge- sich schämen heißt, und empfinden keine
JEREMIA 8.9 791
Scham. Darum werden sie fallen unter den O daß ich in der Wüste eine Herberge
Fallenden; zur Zeit ihrer Heimsuchung für Wanderer hätte, daß ich mein Volk
werden sie stürzen! spricht der HERR. verlassen und von ihm wegziehen könn-
13 Ich will ihnen ganz und gar ein Ende te! Denn sie sind alle Ehebrecher und ein
machen, spricht der HERR; keine Trauben treuloser Haufen.
sollen mehr am Weinstock sein, keine 2 Sie haben ihre Zunge als ihren Bogen mit
Feigen mehr am Feigenbaum, und die Lügen gespannt, und nicht durch Wahr-
Blätter sollen verwelken: was ich ihnen heit sind sie mächtig geworden im Land;
gab, wird man von ihnen wegbringen! denn sie schreiten fort von Bosheit zu Bos-
14 Wozu sitzen wir herum? Versammelt heit; mich aber erkennen sie nicht! spricht
euch, und laßt uns in die festen Städte der HERR. 3 Jeder hüte sich vor seinem
ziehen, damit wir dort zugrundegehen! Freund, und keiner traue seinem Bruder!
Denn der HERR, unser Gott, läßt uns um- Denn jeder Bruder übt Hinterlist, und je-
kommen und tränkt uns mit Giftwasser, der Freund geht als Verleumder umher.
weil wir gegen den HERRN gesündigt ha- 4 Einer hintergeht den anderen, und die
ben. 15 Man hofft auf Frieden — aber es Wahrheit reden sie nicht; sie haben ihre
wird nicht besser! auf eine Zeit der Hei- Zungen das Lügen gelehrt; sie mühen sich
lung — aber siehe da, Schrecken! 16 Von ab mit Unrechttun. 5 Deine Wohnung ist
Dan hört man das Schnauben seiner Ros- mitten in Arglist; aus Arglist wollen sie
se; vom Wiehern seiner starken Pferde mich nicht kennen! spricht der HERR.
bebt das ganze Land; ja, sie kommen und 6 Darum spricht der HERR der Heerscha-
fressen das Land auf und was darin ist, ren so: Siehe, ich will sie schmelzen und
die Stadt und ihre Bewohner. 17 Denn läutern; denn wie sollte ich anders umge-
siehe, ich will Schlangen unter euch sen- hen mit der Tochter meines Volkes? 7 Ihre
den, Giftschlangen, die sich nicht be- Zunge ist ein tödlicher Pfeil, Lügen redet
schwören lassen, und sie werden euch sie: Mit dem Mund redet man freundlich
beißen! spricht der HERR. mit seinem Nächsten, aber im Herzen legt
man ihm einen Hinterhalt. 8 Sollte ich sie
Klage über den Zusammenbruch Jerusalems wegen dieser Dinge nicht strafen? spricht
18 Wenn mir doch Erquickung zuteil wür- der HERR, und sollte sich meine Seele an
de in meinem Kummer! Aber mein Herz einem solchen Volk nicht rächen?
ist krank in mir. 19 Horch! das laute Ge- 9 Auf den Bergen will ich ein Weinen und
schrei der Tochter meines Volkes aus ei- Klagen anheben und auf den Auen der
nem fernen Land: »Ist denn der HERR Steppe ein Trauerlied anstimmen, weil
nicht in Zion, ist ihr König nicht bei ihr?« sie so verbrannt sind, daß niemand sie
— Warum haben sie mich mit ihren Göt- mehr durchwandert; man hört das Blö-
zenbildern erzürnt, mit den nichtigen ken der Herde nicht mehr; die Vögel des
Götzen aus der Fremde? 20 »Die Ernte ist Himmels und das Vieh sind entflohen,
vorüber, der Sommer ist zu Ende, und wir weggezogen.
sind nicht gerettet!« 21 Wegen des Zu- 10 Ich will Jerusalem zu einem Steinhaufen
sammenbruchs der Tochter meines Vol- machen, zu einer Wohnung für Schakale;
kes bin ich ganz zerbrochen; ich trage und die Städte Judas will ich so wüst ma-
Leid, und Entsetzen hat mich ergriffen. chen, daß niemand mehr darin wohnt.
22 Ist denn kein Balsam in Gilead? Ist kein 11 Wer ist so weise, daß er dies versteht?
Arzt da? Warum hat die Heilung der Toch- Und zu wem hat der Mund des HERRN ge-
ter meines Volkes keine Fortschritte redet, daß er verkündet, weshalb das
gemacht? 23 O daß mein Haupt zu Was- Land zugrundegeht und warum es ver-
ser würde und mein Auge zum Tränen- brannt ist gleich einer Wüste, die niemand
quell, so würde ich Tag und Nacht die Er- durchwandert? 12 Und der HERR spricht:
schlagenen der Tochter meines Volkes Weil sie mein Gesetz verlassen haben, das
beweinen! ich ihnen gab, und meiner Stimme nicht
792 JEREMIA 9.10
gehorcht haben und nicht danach lebten, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten
13 sondern dem Starrsinn ihres Herzens sind: 25 die Ägypter, die Juden, die Edomi-
und den Baalen nachgelaufen sind, was ter, die Ammoniter, die Moabiter und alle
ihre Väter sie gelehrt haben. 14 Darum mit gestutztem Bart, die in der Wüste woh-
spricht der HERR der Heerscharen, der nen; denn alle Heiden sind unbeschnitten,
Gott Israels: Siehe, ich will sie, dieses Volk, das ganze Haus Israel aber hat ein unbe-
mit Wermut speisen und sie mit Giftwas- schnittenes Herz.
ser tränken; 15 und ich will sie unter die
Heidenvölker zerstreuen, die weder sie Die toten Götzen und der lebendige Gott
noch ihre Väter gekannt haben, und will Jes 40,18-26; Ps 115,3-8
das Schwert hinter ihnen herschicken, bis Hört das Wort, das der HERR zu euch
ich sie aufgerieben habe. redet, o Haus Israel! 2 So spricht der
16 So spricht der HERR der Heerscharen: HERR: Lernt nicht den Weg der Heiden
Gebt acht, und ruft die Klageweiber her- und erschreckt nicht vor den Zeichen des
bei und laßt sie kommen, und schickt Himmels, auch wenn die Heiden sich vor
nach weisen Frauen und laßt sie kommen ihnen fürchten! 3 Denn die Bräuche der
17 und eilends ein Trauerlied über uns Heiden sind nichtig. Denn ein Holz ist’s,
singen, daß Tränen aus unseren Augen das man im Wald gehauen hat und das
rinnen und Wasser von unseren Wimpern der Künstler mit dem Schnitzmesser
fließt. 18 Denn man hört ein klägliches anfertigt. 4 Er verziert es mit Silber und
Geschrei von Zion: »Wie sind wir so ver- Gold und befestigt es mit Hämmern und
wüstet! Wie sind wir so jämmerlich ge- Nägeln, damit es nicht wackelt; 5 sie sind
schändet! Wir mußten ja das Land verlas- gedrechselten Palmbäumen gleich, sie
sen; denn sie haben unsere Wohnungen können nicht reden; man muß sie tragen,
niedergerissen!« denn sie können nicht gehen. Fürchtet
19 So hört nun, ihr Frauen, das Wort des euch nicht vor ihnen, denn sie können
HERRN, und faßt zu Ohren das Wort seines nichts Böses tun, und auch Gutes zu tun
Mundes, und lehrt eure Töchter Wehkla- steht nicht in ihrer Macht!
ge und jede ihre Nachbarin den Trauerge- 6 Doch dir, o HERR, ist niemand gleich!
sang! 20 Denn der Tod ist durch unsere Groß bist du, und groß ist dein Name an
Fenster hereingestiegen; er ist in unsere Macht! 7 Wer sollte dich nicht fürchten, du
Paläste gekommen, um die Kinder von König der Völker? Denn dir gebührt dies;
der Straße wegzuraffen und die jungen unter allen Weisen der Völker und in allen
Männer von den Plätzen. ihren Königreichen ist ja keiner wie du!
21 Sage: So spricht der HERR: Die Leichna- 8 Sie sind allesamt dumm und töricht, ei-
me der Menschen werden fallen wie ne äußerst nichtige Lehre: Holz sind
Dünger auf dem freien Feld und wie Gar- sie. 9 Gehämmertes Silber wird von Tarsis
ben hinter dem Schnitter, die niemand gebracht, und Gold von Uphas, eine Ar-
sammelt. beit des Künstlers und der Hände des
22 So spricht der HERR: Der Weise rühme Goldschmieds; mit blauem und rotem
sich nicht seiner Weisheit und der Starke Purpur sind sie bekleidet; sie sind alle nur
rühme sich nicht seiner Stärke, der Rei- das Werk von Kunstfertigen. 10 Aber der
che rühme sich nicht seines Reichtums; HERR ist in Wahrheit Gott; er ist der leben-
23 sondern wer sich rühmen will, der rüh- dige Gott und ein ewiger König. Vor sei-
me sich dessen, daß er Einsicht hat und nem Zorn erbebt die Erde, und die Völker
mich erkennt, daß ich der HERR bin, der können seinen Grimm nicht ertragen.
Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit 11 So sollt ihr nun zu ihnen sagen: Die
übt auf Erden! Denn daran habe ich Götter, welche weder Himmel noch Erde
Wohlgefallen, spricht der HERR. erschaffen haben, sie werden von der Er-
24 Siehe, es kommen Tage, spricht der de und unter dem Himmel verschwin-
HERR, da werde ich alle heimsuchen, die, den! —
JEREMIA 10.11 793
12 Er ist’s, der die Erde erschaffen hat mich, HERR, doch mit rechtem Maß und
durch seine Kraft, der in seiner Weisheit nicht in deinem Zorn, damit du mich
den Weltkreis abgegrenzt und mit seinem nicht zunichtemachst! 25 Gieße deinen
Verstand den Himmel ausgespannt hat. Zorn über die Heiden aus, die dich nicht
13 Sobald er den Donnerschall gibt, [sam- kennen, und über die Geschlechter, die
melt sich] eine Wassermenge am Him- deinen Namen nicht anrufen; denn sie
mel, und Wolken ziehen herauf vom Ende haben Jakob verzehrt, ja, ganz und gar
der Erde. Blitze macht er zum Regen, und aufgezehrt und aufgerieben und seine
den Wind führt er aus seinen Kammern Wohnung verwüstet!
hervor.
14 Dumm steht jeder Mensch da, ohne es
Das Volk hat den Bund
zu begreifen, und jeder Goldschmied wird mit dem HERRN gebrochen
an seinem Götzenbild zuschanden; denn 2Chr 34,29-33
sein gegossenes Bild ist Betrug, und kein Das Wort, das vom HERRN an Jere-
Geist ist darin. 15 Schwindel ist’s, ein lä- mia erging, lautete folgenderma-
cherliches Machwerk! Zur Zeit ihrer Heim- ßen: 2 »Hört auf die Worte dieses Bundes
suchung gehen sie zugrunde. 16 Aber Ja- und redet zu den Männern von Juda und
kobs Teil ist nicht wie diese, sondern der den Einwohnern von Jerusalem! 3 Und
Schöpfer des Alls ist er, und Israel ist der du sollst zu ihnen sprechen: So spricht
Stamm seines Erbteils: HERR der Heer- der HERR, der Gott Israels: Verflucht ist der
scharen ist sein Name. Mann, der nicht hört auf die Worte dieses
17 Raffe dein Bündel auf von der Erde, die Bundes, 4 die ich euren Vätern geboten
du in Belagerung sitzt! 18 Denn so hat der habe zu der Zeit, als ich sie aus dem Land
HERR gesprochen: Siehe, diesmal will ich Ägypten führte, aus dem Eisenschmelz-
die Bewohner des Landes hinausschleu- ofen, indem ich sprach: Hört auf meine
dern und sie ängstigen, damit sie es her- Stimme und tut diese [Worte], ganz wie
ausfinden. ich es euch gebiete, so sollt ihr mein Volk
sein, und ich will euer Gott sein, 5 damit
Klage und Bußgebet ich den Eid aufrechterhalte, den ich eu-
inmitten des Gerichts ren Vätern geschworen habe, ihnen ein
19 Wehe mir wegen meines Schadens! Wie Land zu geben, in dem Milch und Honig
tut mir meine Wunde so weh! Doch ich fließt, wie es heute der Fall ist!« Da ant-
dachte: Sicherlich ist das mein Leiden; ich wortete ich und sprach: So sei es, HERR!
will es auch tragen. 20 Mein Zelt ist ver- 6 Darauf sprach der HERR zu mir: Verkün-
wüstet, und alle meine Zeltstricke sind dige alle diese Worte in den Städten Judas
abgerissen; meine Kinder haben mich und auf den Straßen Jerusalems und
verlassen, sie sind nirgends mehr. Nie- sprich: Hört auf die Worte dieses Bundes
mand schlägt mir mehr mein Zelt auf und tut sie! 7 Denn ich habe euren Vätern
oder bringt meine Zeltbahnen an! 21 Denn eindringlich bezeugt von dem Tag an, als
die Hirten sind töricht geworden und ha- ich sie aus dem Land Ägypten herauf-
ben den HERRN nicht gesucht; darum hat- führte, bis zu diesem Tag, indem ich mich
ten sie kein Gelingen, und ihre ganze früh aufmachte und es [immer wieder]
Herde ist zerstreut. 22 Horch! ein Gerücht: bezeugte und sprach: »Hört auf meine
Siehe, es kommt, und zwar ein großes Stimme!« 8 Aber sie haben nicht darauf
Beben aus dem Land des Nordens, um die gehört; sie haben mir kein Gehör ge-
Städte Judas zu Trümmern zu machen schenkt, sondern jeder von ihnen wan-
und zu einer Wohnung für die Schakale! delte nach dem Starrsinn seines bösen
23 Ich weiß, HERR, daß der Weg des Men- Herzens; darum brachte ich alle Worte
schen nicht in seiner Macht steht, daß dieses Bundes über sie, die zu halten ich
der Mann, wenn er geht, seine Schritte ihnen befohlen habe, die sie aber nicht
nicht zu lenken vermag. 24 Züchtige du gehalten haben.
794 JEREMIA 11.12
9 Und der HERR sprach zu mir: Es besteht wie ein zahmes Lamm, das zur Schlacht-
eine Verschwörung unter den Männern bank geführt wird, und wußte nicht, daß
von Juda und unter den Bewohnern von sie solche Anschläge gegen mich schmie-
Jerusalem. 10 Sie sind zu den Sünden ihrer deten: »Laßt uns den Baum samt seiner
Vorväter zurückgekehrt, die sich geweigert Frucht verderben und ihn aus dem Land
haben, meinen Worten zu gehorchen; sie der Lebendigen ausrotten, daß nicht mehr
selbst sind auch fremden Göttern nachge- an seinen Namen gedacht werde!« 20 Aber
folgt und haben ihnen gedient. Das Haus du, o HERR der Heerscharen, du gerechter
Israel und das Haus Juda haben meinen Richter, der du Nieren und Herzen prüfst:
Bund gebrochen, den ich mit ihren Vätern Laß mich deine Rache an ihnen sehen;
geschlossen habe! denn dir habe ich meine Rechtssache an-
11 Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich vertraut!
will ein Unheil über sie bringen, dem sie 21 Darum, so spricht der HERR über die
nicht werden entfliehen können; und Männer von Anatot, die dir nach dem
wenn sie dann zu mir schreien, werde ich Leben trachten und sagen: »Du sollst uns
sie nicht erhören. 12 Dann werden die nicht mehr im Namen des HERRN weissa-
Städte Judas und die Bewohner Jerusa- gen, sonst mußt du durch unsere Hand
lems hingehen und die Götter anrufen, sterben!« 22 Darum, so spricht der HERR
denen sie geräuchert haben, aber sie wer- der Heerscharen: Siehe, ich will sie heim-
den sie zur Zeit ihres Unglücks keineswegs suchen; die jungen Männer sollen durchs
erretten können. 13 Denn so viele Städte Schwert umkommen, und ihre Söhne
du hast, Juda, so viele Götter hast du auch, und Töchter sollen vor Hunger sterben,
und so viele Straßen es in Jerusalem gibt, 23 und es soll ihnen kein Überrest verblei-
so viele Altäre habt ihr der Schande errich- ben; denn ich will Unheil über die Män-
tet, Altäre, um dem Baal zu räuchern! ner von Anatot bringen im Jahr ihrer
14 Du aber sollst für dieses Volk nicht beten Heimsuchung!
und für sie weder Flehen noch Fürbitte er-
heben, denn ich werde keineswegs erhö- Die Fragen Jeremias und die Antwort Gottes
ren, wenn sie wegen ihres Unglücks zu mir O HERR, du bleibst im Recht, wenn
rufen werden. 15 Was geschieht meinem ich mit dir rechte; dennoch will ich
Geliebten in meinem Haus? Es werden von über [deine] Rechtsentscheide mit dir re-
den Großen gegen ihn böse Anschläge ge- den: Warum ist der Weg der Gottlosen so
schmiedet. – Wird das heilige [Opfer-] erfolgreich und bleiben alle, die treulos
Fleisch etwa deine Bosheit von dir weg- handeln, unangefochten? 2 Du hast sie
nehmen? Dann kannst du ja frohlocken! gepflanzt, sie schlagen auch Wurzeln, sie
16 »Einen grünen Ölbaum mit schöner, gedeihen und bringen sogar Frucht. Du
wohlgestalteter Frucht« hat dich der HERR bist zwar ihrem Mund nahe, aber fern
genannt. Mit mächtigem Brausen legt er von ihrem Herzen! 3 Doch du, o HERR, du
nun Feuer an ihn, und seine Äste krachen. kennst mich, du durchschaust mich, du
17 Denn der HERR der Heerscharen, der prüfst, wie mein Herz zu dir steht. Reiße
dich pflanzte, hat dir Unheil angedroht sie wie Schafe hin zur Schlachtbank und
wegen der Bosheit des Hauses Israel und weihe sie für den Tag der Schlachtung!
des Hauses Juda, die sie verübt haben, um 4 Wie lange soll das Land noch trauern
mich zu erzürnen, indem sie dem Baal und das Gewächs auf dem ganzen Feld
räucherten. verdorren? Infolge der Bosheit derer, die
darin wohnen, werden Vieh und Vögel
Mordanschläge gegen Jeremia weggerafft; denn sie sagen: Er wird unser
Jer 18,18-23; 20,1-12 Ende nicht sehen!
18 Und der HERR hat mich dies wissen las- 5 Wenn du mit Fußgängern gelaufen bist
sen, so daß ich es erkannte; damals hast du und sie dich müde gemacht haben, wie
mir ihr Treiben offenbart. 19 Ich aber war willst du dann mit Rossen um die Wette
JEREMIA 12.13 795
laufen? Und wenn du dich nur in einem ben, so daß sie bei meinem Namen schwö-
friedlichen Land sicher fühlst, was willst ren: »So wahr der HERR lebt!«, so wie sie
du tun im Dickicht des Jordan? 6 Denn mein Volk auch gelehrt haben, beim Baal
auch deine Brüder und das Haus deines zu schwören, so sollen sie inmitten mei-
Vaters sind treulos gegen dich gewesen; nes Volkes aufgebaut werden; 17 wenn sie
sie haben dir aus voller Kehle nachge- aber nicht gehorchen wollen, so will ich
schrien. Glaube ihnen nicht, wenn sie ein solches Volk endgültig ausrotten und
auch freundlich mit dir reden! vertilgen! spricht der HERR.
7 Ich habe mein Haus verlassen, mein Er-
be verstoßen; ich habe den Liebling mei- Das Zeichen des verdorbenen Gürtels
ner Seele in die Hand seiner Feinde gege- So sprach der HERR zu mir: Geh hin
ben. 8 Mein Erbteil ist mir geworden wie und kaufe dir einen leinenen Gürtel
ein Löwe im Wald; es hat seine Stimme und gürte ihn um deine Lenden, bringe
gegen mich erhoben, darum hasse ich ihn aber nicht ins Wasser! 2 Da kaufte ich
es. 9 Ist mein Erbteil für mich zu einer einen Gürtel nach dem Wort des HERRN
Hyänenhöhle geworden, um die sich die und legte ihn um meine Lenden. 3 Da
Raubvögel ringsum scharen? Geht hin geschah das Wort des HERRN zum zwei-
und versammelt alle Tiere des Feldes; tenmal zu mir: 4 Nimm den Gürtel, den
bringt sie herzu, damit sie fressen! du gekauft und um deine Lenden gelegt
10 Viele Hirten haben meinen Weinberg hast, und mache dich auf, geh an den
verwüstet und meinen Acker zertreten; Euphrat und verbirg ihn dort in einer
meinen kostbaren Acker haben sie zur Felsspalte! 5 So ging ich hin und verbarg
öden Wüste gemacht. 11 Man hat ihn ver- ihn am Euphrat, wie mir der HERR gebo-
heert; verwüstet trauert er vor mir. Das ten hatte.
ganze Land liegt wüst, denn niemand 6 Und es geschah nach vielen Tagen, da
nahm es sich zu Herzen. 12 Über alle kah- sprach der HERR zu mir: Mache dich auf
len Höhen der Steppe sind Zerstörer ge- und geh an den Euphrat und hole dort
kommen; denn das Schwert des HERRN den Gürtel, von dem ich dir geboten hat-
frißt von einem Ende des Landes bis zum te, daß du ihn dort verbergen sollst! 7 So
anderen; da gibt es keinen Frieden für al- ging ich hin an den Euphrat und grub auf
les Fleisch. 13 Sie haben Weizen gesät und und nahm den Gürtel weg von dem Ort,
Dornen geerntet, sie haben sich abge- wo ich ihn verborgen hatte. Und siehe,
müht und doch nichts erzielt; so müßt ihr der Gürtel war verdorben; er taugte zu gar
zuschanden werden an euren Erträgen nichts mehr.
wegen des grimmigen Zornes des HERRN! 8 Da erging das Wort des HERRN an mich:
9 So spricht der HERR: Gerade so will ich
Weissagung den Stolz Judas und den Stolz Jerusalems,
gegen die feindseligen Nachbarvölker der sehr groß ist, verderben! 10 Dieses bö-
und Heilsankündigung für Israel se Volk, das sich weigert, auf meine Worte
14 So spricht der HERR über alle meine bö- zu hören, das in der Verstocktheit seines
sen Nachbarn, die das Erbteil antasten, Herzens wandelt und fremden Göttern
das ich meinem Volk Israel gegeben habe: nachgeht, um ihnen zu dienen und sie
Siehe, ich will sie aus ihrem Land heraus- anzubeten, das soll werden wie dieser
reißen, und ich will das Haus Juda aus ih- Gürtel, der zu nichts mehr taugt! 11 Denn
rer Mitte wegreißen. 15 Und es soll ge- gleichwie ein Gürtel an den Lenden eines
schehen, nachdem ich sie herausgerissen Mannes anliegt, so habe ich das ganze
habe, will ich mich wieder über sie erbar- Haus Israel und das ganze Haus Juda mir
men und will sie wieder heimführen, je- angelegt, spricht der HERR, daß sie mein
den zu seinem Erbteil und jeden in sein Volk und mir zum Ruhm und zum Lob
Land. 16 Und es wird geschehen, wenn sie und zur Zierde sein sollten; aber sie woll-
die Wege meines Volkes eifrig gelernt ha- ten nicht auf mich hören.
796 JEREMIA 13.14
Die Weinkrüge haupt über dich setzen wird? Werden
Jer 25,15-18.27 dich nicht Wehen ergreifen wie eine ge-
12 Darum rede dieses Wort zu ihnen: So bärende Frau? 22 Und wenn du dann in
spricht der HERR, der Gott Israels: »Jeder deinem Herzen sprichst: »Warum ist mir
Krug wird mit Wein gefüllt!« Wenn sie das zugestoßen?« — Wegen der Größe
dann zu dir sagen werden: »Meinst du, deiner Sünde wurden dir deine Säume
wir wissen das nicht, daß jeder Krug mit aufgedeckt und deine Fersen mit Gewalt
Wein gefüllt wird?« so sage zu ihnen: 13 So entblößt! 23 Kann wohl ein Mohr seine
spricht der HERR: Siehe, ich werde alle Haut verwandeln, oder ein Leopard seine
Einwohner dieses Landes und die Köni- Flecken? Dann könnt ihr auch Gutes tun,
ge, die auf dem Thron Davids sitzen, und die ihr gewohnt seid, Böses zu tun!
die Priester und die Propheten samt allen 24 Darum will ich sie zerstreuen wie Stop-
Einwohnern Jerusalems mit Trunkenheit peln, die vor dem Wüstenwind dahintrei-
füllen, 14 und ich werde sie zerschlagen, ben. 25 Das wird dein Los sein, dein Teil,
den einen am anderen, die Väter zusam- das ich dir zumesse, spricht der HERR, weil
men mit den Söhnen, spricht der HERR; du mich vergessen und auf Lügen ver-
ich will sie nicht verschonen; ich werde traut hast. 26 Darum will ich auch deine
kein Mitleid mit ihnen haben, und kein Säume über dein Angesicht hochziehen,
Erbarmen soll mich davon abhalten, sie damit man deine Schande sieht, 27 deine
zu verderben! Ehebrüche, dein Wiehern und deine
schändliche Hurerei; auf den Hügeln und
Ankündigung der Gefangenschaft für Juda im Feld habe ich deine Greuel gesehen.
2Kö 24,8-16
Wehe dir, Jerusalem! Willst du denn nicht
15 Hört und gebt acht! Seid nicht über- rein werden? Wie lange geht es noch [so]?
heblich; denn der HERR redet! 16 Gebt
doch dem HERRN, eurem Gott, die Ehre, Die Dürre und das kommende Schwert
bevor er es finster werden läßt und bevor Das Wort des HERRN, das an Jeremia
eure Füße sich an düsteren Bergen sto- erging betreffs der Dürre: 2 Juda
ßen! Ihr werdet auf Licht hoffen, aber er trauert, und seine Tore stehen kläglich da;
wird es zu Todesschatten machen und in sie liegen betrübt am Boden, und das
dichte Dunkelheit verwandeln. 17 Wenn Geschrei Jerusalems steigt empor. 3 Ihre
ihr aber nicht hören wollt, so wird meine Mächtigen schicken ihre Geringen, um
Seele im Verborgenen weinen wegen eu- Wasser zu holen; aber wenn sie zu den
res Hochmuts; mein Auge wird unaufhör- Zisternen kommen, finden sie kein Was-
lich weinen und in Tränen zerfließen, ser, sondern bringen ihre Gefäße leer
weil die Herde des HERRN gefangen weg- heim. Schamrot und zuschanden gewor-
geführt wird. den, verhüllen sie ihre Häupter. 4 Wegen
18 Sprich zu dem König und zur Gebiete- des Erdreichs, das zerrissen ist, weil kein
rin: Setzt euch tief herunter! Denn die Regen auf die Erde fällt, sehen sich die
Krone eurer Herrlichkeit ist von eurem Bauern in ihrer Hoffnung getäuscht und
Haupt gefallen. 19 Die Städte im Süden verhüllen ihre Häupter. 5 Die Hindin im
sind verschlossen und niemand öffnet Feld verläßt das Junge, das sie geboren
[sie]. Ganz Juda wird nun gefangen weg- hat, denn es gibt kein Gras. 6 Die Wildesel
geführt, ja, es wird vollständig wegge- stehen auf den kahlen Höhen und
führt. schnappen nach Luft wie die Schakale;
20 Hebt eure Augen auf und beschaut die, ihre Augen verschmachten, weil nichts
welche von Norden herkommen! Wo ist Grünes wächst.
die Herde, die dir anvertraut wurde, dei- 7 Wenn unsere Missetaten gegen uns zeu-
ne prächtige Herde? 21 Was willst du sa- gen, so handle du, o HERR, um deines Na-
gen, wenn er deine Liebhaber, die du ja mens willen; denn unsere Abweichungen
selbst an dich gewöhnt hast, als Ober- sind zahlreich, an dir haben wir gesündigt!
JEREMIA 14.15 797
8 Du Hoffnung Israels, der du sein Retter sprechen: Meine Augen zerfließen in Trä-
bist zur Zeit der Not: Warum willst du sein nen Tag und Nacht, ohne Aufhören; denn
wie ein Fremdling im Land und wie ein schwer verwundet ist die Jungfrau, die
Wanderer, der nur zum Übernachten sein Tochter meines Volkes, durch einen sehr
Zelt aufschlägt? 9 Warum willst du sein wie schmerzlichen Schlag. 18 Gehe ich aufs
ein erschrockener Mann, wie ein Kriegs- Feld hinaus — siehe da, vom Schwert Er-
held, der nicht retten kann? Du bist doch, schlagene! Komme ich in die Stadt hinein
o HERR, in unserer Mitte, und wir tragen — siehe da, vor Hunger Verschmachtete!
deinen Namen; verlaß uns nicht! Ja, auch ihre Propheten und Priester zie-
10 So spricht der HERR von diesem Volk: hen im Land umher und wissen nicht
So liebten sie es, umherzuschweifen; sie weiter.
schonten ihre Füße nicht, deswegen hat 19 Hast du denn Juda ganz und gar ver-
der HERR kein Wohlgefallen an ihnen. worfen? Oder ist Zion deiner Seele ein
Jetzt aber gedenkt er an ihre Missetat solcher Greuel? Warum hast du uns so
und wird ihre Sünde heimsuchen! geschlagen, daß es keine Heilung mehr
11 Und der HERR sprach zu mir: Du sollst für uns gibt? Man hofft auf Frieden, aber
für dieses Volk nicht bitten, daß es ihm es kommt nichts Gutes, [hofft] auf eine
gut gehe! 12 Denn wenn sie auch fasten, Zeit der Heilung, aber siehe da, Schrek-
so höre ich doch nicht auf ihr Flehen; und ken! 20 Wir erkennen, o HERR, unsere Ge-
auch wenn sie Brandopfer und Speisop- setzlosigkeit und die Sünde unserer Vä-
fer darbringen, so habe ich kein Wohlge- ter; denn wir haben gegen dich gesündigt.
fallen daran; sondern mit dem Schwert, 21 Verwirf uns nicht, um deines Namens
mit Hunger und mit der Pest will ich sie willen! Schände nicht den Thron deiner
aufreiben! 13 Da antwortete ich: Ach, Herrlichkeit; gedenke an deinen Bund
Herr, HERR! Siehe, die Propheten sagen mit uns, und löse ihn nicht auf! 22 Sind
ihnen: »Ihr werdet kein Schwert sehen etwa unter den nichtigen Götzen der Hei-
und keinen Hunger leiden, sondern ich den Regenspender? Oder kann der Him-
werde euch an diesem Ort beständigen mel Regenschauer geben? Bist du es
Frieden geben!« nicht, HERR, unser Gott? Und auf dich
14 Da sprach der HERR zu mir: Diese Pro- hoffen wir; denn du hast dies alles ge-
pheten weissagen Lüge in meinem Na- macht!
men; ich habe sie nicht gesandt, ihnen
nichts befohlen und nichts zu ihnen ge- Das Gericht läßt sich auch durch
redet; sie weissagen euch Lügengesichte Fürbitte nicht mehr abwenden
und Wahrsagerei, Hirngespinste und Hes 14,12-21
Einbildungen ihres eigenen Herzens! Und der HERR sprach zu mir: Selbst
15 Darum, so spricht der HERR über die wenn Mose und Samuel vor mich
Propheten, die in meinem Namen weis- hinträten, so wollte ich doch mein Herz
sagen, obgleich ich sie nicht gesandt ha- diesem Volk nicht zuwenden. Treibe sie
be, die sagen: »Es wird weder Schwert hinweg von meinem Angesicht, sie sollen
noch Teuerung in diesem Land geben!«: fortgehen! 2 Und wenn sie zu dir sagen:
Durch Schwert und Hungersnot sollen Wo sollen wir hingehen? so sage du ih-
diese Propheten umkommen! 16 Das nen: So spricht der HERR: Wer dem Tod
Volk aber, dem sie geweissagt haben, verfallen ist, der gehe in den Tod, wer
wird auf den Straßen Jerusalems nieder- dem Schwert, zum Schwert; wer dem
gestreckt werden vom Hunger und vom Hunger [verfallen ist], [der gehe] zum
Schwert; und niemand wird sie begra- Hunger, wer der Gefangenschaft, in die
ben, sie und ihre Frauen, Söhne und Gefangenschaft!
Töchter; so will ich ihre Bosheit über sie 3 Denn ich will viererlei über sie bringen,
ausschütten! spricht der HERR: Das Schwert soll sie hin-
17 Und du sollst dieses Wort zu ihnen richten; die Hunde sollen sie herum-
798 JEREMIA 15.16
schleifen; die Vögel des Himmels und die zwar wegen aller deiner Sünden. 14 Und
Tiere des Feldes sollen sie fressen und ich werde dafür sorgen, daß sie mit dei-
vertilgen! 4 Und ich will sie allen König- nen Feinden in ein Land kommen, das du
reichen der Erde zum Entsetzen machen, nicht kennst; denn das Feuer, das durch
wegen Manasse, des Sohnes Hiskias, des meinen Zorn angezündet worden ist,
Königs in Juda, wegen dessen, was er in wird über euch lodern!
Jerusalem getan hat. 15 HERR, du weißt es, so gedenke nun an
5 Denn wer sollte sich über dich erbar- mich; nimm dich meiner an und räche
men, Jerusalem? Und wer sollte dir Beileid mich an meinen Verfolgern! Nach deiner
bezeugen? Oder wer sollte bei dir einkeh- Langmut raffe mich nicht hin; bedenke,
ren, um sich nach deinem Wohlergehen daß ich um deinetwillen Schmach erlei-
zu erkundigen? 6 Du hast mich zurückge- de! 16 Als ich deine Worte fand, da ver-
stoßen, spricht der HERR; du bist rückwärts schlang ich sie; deine Worte sind mir zur
gegangen; darum habe ich meine Hand Freude und Wonne meines Herzens ge-
gegen dich ausgestreckt, um dich zu ver- worden, denn ich bin ja nach deinem
derben. Ich bin des Erbarmens müde Namen genannt, o HERR, du Gott der
geworden. 7 Darum habe ich sie mit der Heerscharen! 17 Ich saß nicht in scher-
Worfschaufel geworfelt in den Toren des zender Gesellschaft, um mich zu belusti-
Landes; ich habe mein Volk der Kinder gen; [aus Furcht] vor deiner Hand saß ich
beraubt, es umgebracht; denn von ihren allein; denn du hattest mich mit Entrü-
eigenen Wegen kehrten sie nicht um. stung erfüllt. 18 Warum ist mein Schmerz
8 Ihre Witwen sind mir zahlreicher gewor- dauernd geworden und meine Wunde
den als der Sand am Meer; ich habe am tödlich? Sie will nicht heilen. Willst du mir
hellen Mittag über die Mutter der auser- denn sein wie ein trügerischer Bach, wie
wählten [Krieger] einen Verwüster ge- Wasser, das versiegt?
bracht; ich habe sie unversehens mit Angst 19 Darum, so spricht der HERR: Wenn du
und Schrecken überfallen. 9 Die, welche umkehrst, so will ich dich wieder vor
sieben Kinder geboren hat, ist verwelkt; sie mein Angesicht treten lassen; und wenn
hauchte ihre Seele aus; ihre Sonne ist noch du das Edle vom Unedlen scheidest,
bei Tag untergegangen; sie ist zuschanden sollst du sein wie mein Mund. Jene sollen
und schamrot geworden, und ihren Über- sich zu dir wenden, du aber sollst dich
rest will ich dem Schwert preisgeben ange- nicht zu ihnen wenden! 20 Und ich will
sichts ihrer Feinde! spricht der HERR. dich diesem Volk gegenüber zur festen,
ehernen Mauer machen; und sie werden
Jeremias Leiden und Klagen gegen dich kämpfen, aber sie sollen dich
Kla 3,59-66 nicht überwältigen; denn ich bin bei dir,
10 »Wehe mir, meine Mutter, daß du mich um dich zu retten und um dich zu befrei-
geboren hast, einen Mann, mit dem je- en, spricht der HERR. 21 Ja, ich werde dich
dermann streitet und zankt im ganzen befreien aus der Hand der Bösen und
Land! Ich habe nichts ausgeliehen, und dich erlösen aus der Faust der Tyrannen!
sie haben mir nichts geliehen, und doch
fluchen sie mir alle!« Jeremias Ehelosigkeit als Hinweis
11 Der HERR antwortete: Wahrlich, ich will
auf die kommende Not
dich erhalten zum Besten! Wahrlich, ich Und das Wort des HERRN erging an
will machen, daß zur Zeit der Not und der mich folgendermaßen: 2 Du sollst
Angst der Feind dich um Fürbitte angeht! dir keine Frau nehmen und weder Söhne
12 Kann man auch Eisen zerbrechen, Ei- noch Töchter haben an diesem Ort! 3 Denn
sen vom Norden und Erz? 13 Deine Habe so spricht der HERR von den Söhnen und
und deine Schätze will ich zur Plünde- Töchtern, die an diesem Ort geboren wer-
rung preisgeben ohne Entschädigung, den, und von ihren Müttern, die sie gebo-
und das in deinem ganzen Gebiet, und ren haben, und von ihren Vätern, die sie in
JEREMIA 16.17 799
diesem Land gezeugt haben: 4 Sie sollen an wegschleudern in ein Land, das euch und
tödlichen Krankheiten sterben; niemand euren Vätern unbekannt war, und dort
wird sie beklagen noch begraben, sondern sollt ihr den fremden Göttern dienen Tag
sie sollen zum Dünger auf dem Erdboden und Nacht, weil ich euch keine Gnade
werden; sie sollen durch Schwert und erweisen werde!
Hunger umkommen, und ihre Leichname
sollen eine Speise der Vögel des Himmels Die künftige Wiederherstellung Israels
und der Tiere des Feldes werden! wird verheißen
5 Ja, so hat der HERR gesprochen: Du sollst
Röm 11,25-27; Jes 2,2-4
in kein Trauerhaus gehen und zu keiner 14 Doch siehe, es kommen Tage, spricht
Totenklage und sollst ihnen auch kein der HERR, da man nicht mehr sagen wird:
Beileid bezeugen; denn ich habe meinen »So wahr der HERR lebt, der die Kinder Is-
Frieden von diesem Volk weggenommen, raels aus dem Land Ägypten heraufge-
spricht der HERR, die Gnade und das Er- führt hat!«, 15 sondern: »So wahr der HERR
barmen. 6 Große und Kleine sollen ster- lebt, der die Kinder Israels heraufgeführt
ben in diesem Land und nicht begraben hat aus dem Land des Nordens und aus
werden, und niemand wird sie beklagen; allen Ländern, wohin er sie verstoßen
niemand wird sich um ihretwillen Ein- hatte!« Denn ich will sie wieder in ihr
schnitte machen noch sich kahl scheren Land zurückbringen, das ich ihren Vätern
lassen. 7 Und man wird ihnen kein Trau- gegeben habe.
erbrot brechen, um sie zu trösten wegen 16 Siehe, ich will viele Fischer senden,
eines Verstorbenen; man wird ihnen spricht der HERR, die sie fischen sollen;
auch den Trostbecher nicht reichen we- danach will ich viele Jäger senden, die sie
gen ihres Vaters oder ihrer Mutter. jagen sollen von allen Bergen und von al-
8 Du sollst auch nicht in ein Gasthaus ge- len Hügeln und aus den Felsenklüften.
hen, um bei ihnen zu sitzen und mit ihnen 17 Denn meine Augen sind auf alle ihre
zu essen und zu trinken. 9 Denn so hat der Wege gerichtet; sie sind nicht verborgen
HERR der Heerscharen, der Gott Israels, ge- vor meinem Angesicht, und ihre Schuld
sprochen: Siehe, ich will an diesem Ort, vor ist nicht verhüllt vor meinen Augen.
euren Augen und in euren Tagen, die Stim- 18 Darum will ich vorher ihre Schuld und
me der Freude und die Stimme der Wonne Sünde zweifach vergelten, weil sie mein
zum Schweigen bringen, die Stimme des Land mit ihren schändlichen Götzen ent-
Bräutigams und die Stimme der Braut! weiht und mein Erbteil mit ihren Greueln
10 Und es wird geschehen, wenn du die- erfüllt haben.
sem Volk alle diese Worte verkündigen 19 O HERR, du meine Stärke, meine Burg
wirst, so werden sie zu dir sagen: »Warum und meine Zuflucht am Tag der Not! Zu dir
hat der HERR all dieses große Unheil über werden die Heidenvölker kommen von
uns ausgesprochen? Was für eine Misse- den Enden der Erde und sagen: Nur Betrug
tat und was für eine Sünde haben wir ge- haben unsere Väter ererbt, nichtige Göt-
gen den HERRN, unseren Gott, begangen?« zen, von denen keiner helfen kann! 20 Wie
11 Dann sollst du ihnen antworten: Dar- kann ein Mensch sich selbst Götter ma-
um, weil mich eure Väter verlassen ha- chen? Das sind ja gar keine Götter!
ben, spricht der HERR, und fremden Göt- 21 Darum siehe, ich werde es sie diesmal
tern nachgefolgt sind und ihnen gedient wissen lassen, werde sie meine Hand und
und sie angebetet haben; mich aber ha- meine Macht erkennen lassen, und sie
ben sie verlassen und mein Gesetz nicht sollen erfahren, daß mein Name HERR ist!
gehalten! 12 Und ihr habt die Bosheit eu-
rer Väter übertroffen; denn siehe, jeder Die Sünde Judas
von euch folgt dem Starrsinn seines bö- bringt den Zorn Gottes über sie
sen Herzens und ist mir nicht gehorsam. Die Sünde Judas ist aufgeschrieben
13 Darum will ich euch aus diesem Land mit eisernem Griffel und eingegra-
800 JEREMIA 17
ben mit diamantener Spitze auf die Tafel 12 O du Thron der Herrlichkeit, erhaben
ihres Herzens und auf die Hörner eurer von Anbeginn, Ort unseres Heiligtums!
Altäre — 2 wie sie an ihre Kinder geden- 13 HERR, du Hoffnung Israels! Alle, die dich
ken, so auch an ihre Altäre und ihre Astar- verlassen, müssen zuschanden werden!
ten bei den grünen Bäumen auf den hohen Ja, die, welche von mir weichen, werden
Hügeln. 3 Du mein Berg in der Landschaft, auf die Erde geschrieben werden; denn
deine Habe und alle deine Schätze will ich sie haben den HERRN verlassen, die Quelle
zur Beute preisgeben, deine Höhen um lebendigen Wassers!
der Sünde willen in deinem ganzen Gebiet!
4 Und du wirst, und zwar durch deine
Jeremias Gebet in der Anfechtung
Schuld, dein Erbteil fahren lassen müssen, 14 Heile du mich, HERR, so werde ich heil!
das ich dir gegeben habe; und ich will dich Hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du
deinen Feinden dienstbar machen in ei- bist mein Ruhm! 15 Siehe, jene sprechen
nem Land, das du nicht kennst; denn das zu mir: »Wo ist das Wort des HERRN? Es soll
Feuer, das ihr in meinem Zorn angezündet doch eintreffen!« 16 Ich aber habe mich
habt, soll ewig brennen! nicht geweigert, als Hirte zu dienen und
dir nachzufolgen, und ich habe den Tag
Fluch und Segen hängen davon ab, des Unheils niemals herbeigewünscht;
auf was der Mensch vertraut das weißt du wohl! Was aus meinen Lip-
5 So spricht der HERR: Verflucht ist der pen hervorging, liegt offen vor deinem
Mann, der auf Menschen vertraut und Angesicht. 17 So werde mir nun nicht zum
Fleisch zu seinem Arm macht, und dessen Schrecken, denn du bist meine Zuflucht
Herz vom HERRN weicht! 6 Er wird sein wie am Tag des Unheils! 18 Laß meine Verfol-
ein kahler Strauch in der Einöde; er wird ger zuschanden werden, mich aber laß
nichts Gutes kommen sehen, sondern muß nicht zuschanden werden; laß sie verzagt
in dürren Wüstenstrichen hausen, in ei- werden, mich aber laß nicht verzagt wer-
nem salzigen Land, wo niemand wohnt. den; bringe über sie den Tag des Unheils,
7 Gesegnet ist der Mann, der auf den HERRN ja, zerstöre sie mit zweifacher Zerstörung!
vertraut und dessen Zuversicht der HERR
geworden ist! 8 Denn er wird sein wie ein Der HERR mahnt Juda zur Sabbatheiligung
Baum, der am Wasser gepflanzt ist und 2Mo 20,8-11; Neh 13,15-21
seine Wurzeln am Bach ausstreckt, der die 19 Weiter sprach der HERR zu mir: Geh hin
Hitze nicht fürchtet, wenn sie kommt, und stelle dich in das Tor der Söhne des
sondern seine Blätter bleiben grün; auch Volkes, durch das die Könige von Juda aus-
in einem dürren Jahr braucht er sich nicht und eingehen, und in alle Tore Jerusalems,
zu sorgen, und er hört nicht auf, Frucht zu 20 und sprich zu ihnen: Hört das Wort des
bringen. HERRN, ihr Könige von Juda, und ganz Juda
und alle Einwohner von Jerusalem, die ihr
Das Menschenherz durch diese Tore einzieht!
ist trügerisch und bösartig 21 So spricht der HERR: Hütet euch um
9 Überaus trügerisch ist das Herz und eurer Seele willen, daß ihr am Sabbattag
bösartig; wer kann es ergründen? 10 Ich, keine Last auf euch nehmt und sie zu den
der HERR, erforsche das Herz und prüfe Toren Jerusalems hineinbringt! 22 Auch
die Nieren, um jedem einzelnen zu ver- sollt ihr am Sabbattag keine Last aus eu-
gelten entsprechend seinen Wegen, ent- ren Häusern tragen und kein Werk tun;
sprechend der Frucht seiner Taten. sondern heiligt den Sabbattag, wie ich es
11 Wie ein Rebhuhn, das Eier brütet, die es euren Vätern geboten habe! 23 Aber sie
nicht gelegt hat, so ist, wer ein Vermögen sind nicht gehorsam gewesen und haben
erwirbt, aber nicht auf rechtmäßige Weise; ihr Ohr nicht [zu mir] geneigt, sondern
in der Mitte seiner Tage muß er es verlas- sie haben sich hartnäckig geweigert, zu
sen, und an seinem Ende ist er ein Narr! gehorchen oder Zucht anzunehmen.
JEREMIA 17.18 801
24 Wenn ihr nun wirklich auf mich hört, grunderichten will; 8 wenn aber jenes
spricht der HERR, und am Sabbattag keine Volk, über das ich geredet habe, von seiner
Last durch die Tore dieser Stadt hinein- Bosheit umkehrt, dann reut mich auch
tragt, sondern den Sabbat heiligt, so daß das Unheil, das ich über sie zu bringen
ihr an diesem Tag kein Werk tut, 25 dann gedachte. 9 Und ein anderes Mal rede ich
wird es geschehen, daß durch die Tore über ein Volk oder Königreich, daß ich es
dieser Stadt Könige und Fürsten einzie- bauen und pflanzen will; 10 wenn es aber
hen, die auf dem Thron Davids sitzen das tut, was böse ist in meinen Augen und
werden; sie werden auf Wagen fahren auf meine Stimme nicht hört, so reut mich
und auf Pferden reiten, sie und ihre Für- auch das Gute, das ich mir vorgenommen
sten, die Männer von Juda und die Ein- hatte, ihnen zu tun.
wohner von Jerusalem; und diese Stadt 11 Darum sage nun den Männern Judas
wird für immer bewohnt bleiben. 26 Und und den Einwohnern Jerusalems: So
die Leute werden kommen aus den Städ- spricht der HERR: Siehe, ich bereite euch
ten Judas und aus dem Umkreis Jerusa- Unheil und ersinne einen Anschlag ge-
lems, auch vom Land Benjamin und aus gen euch. So kehrt doch um, jeder von
der Schephela und vom Bergland und seinem bösen Weg, und bessert eure We-
aus dem Negev, und werden Brandopfer, ge und eure Taten! 12 Aber sie sagen:
Schlachtopfer, Speisopfer und Weihrauch »Daraus wird nichts, denn nach unseren
darbringen und Dank[opfer] bringen in Ratschlägen wollen wir wandeln und
das Haus des HERRN. wollen jeder nach der Verstocktheit sei-
27 Wenn ihr aber nicht auf mich hört, daß nes bösen Herzens handeln!«
ihr den Sabbattag heiligt und keine Bürde 13 Darum, so spricht der HERR: Fragt doch
tragt und nicht am Sabbattag durch die unter den Heiden: Wer hat etwas derarti-
Tore Jerusalems hineingeht, dann werde ges gehört? Ganz und gar abscheulich hat
ich ein Feuer anzünden in ihren Toren; die Jungfrau Israel gehandelt! 14 Verläßt
das soll die Paläste Jerusalems verzehren auch der Schnee des Libanon den Fels in
und nicht erlöschen! der Landschaft, oder verlagern die quel-
lenden, kühlen, fließenden Wasser ihren
Das Zeichen des mißlungenen Lauf? 15 Aber mein Volk hat mich verges-
Töpfergefäßes sen! Sie haben den nichtigen Götzen ge-
Das Wort, das an Jeremia von seiten räuchert, und diese haben sie straucheln
des HERRN erging, lautet folgender- lassen auf ihren Wegen, auf den ewigen
maßen: 2 Mache dich auf und geh in das Pfaden, so daß sie nun auf [anderen] Pfa-
Haus des Töpfers hinab; dort will ich dich den gehen, auf einem ungebahnten Weg,
meine Worte hören lassen! 3 Und ich ging 16 um so ihr Land zum Entsetzen und ewi-
in das Haus des Töpfers hinab, und siehe, gen Gespött zu machen, so daß jeder Vorü-
da fertigte er gerade ein Werkstück auf der bergehende sich entsetzen und sein Haupt
Scheibe an. 4 Aber das Gefäß, das er aus schütteln wird. 17 Wie durch den Ostwind
Ton machte, mißlang dem Töpfer unter will ich sie vor dem Feind zerstreuen; den
den Händen. Da fing er von neuem an und Rücken und nicht das Angesicht will ich
machte daraus ein anderes Gefäß, wie es ihnen zeigen am Tag ihres Unheils!
in den Augen des Töpfers richtig war.
5 Da erging das Wort des HERRN an mich
Ein Anschlag gegen Jeremia
folgendermaßen: 6 Kann ich mit euch 18 Da sprachen sie: »Kommt, laßt uns ge-
nicht genauso umgehen wie dieser Töpfer, gen Jeremia Anschläge ersinnen! Denn es
du Haus Israel? spricht der HERR. Siehe, wie wird weder das Gesetz dem Priester, noch
der Ton in der Hand des Töpfers, so seid der Rat dem Weisen, noch das Wort dem
ihr in meiner Hand, Haus Israel! 7 Einmal Propheten verlorengehen. Kommt, laßt
rede ich über ein Volk oder ein Königreich, uns ihn mit der Zunge niederschlagen, und
daß ich es ausrotten, verderben und zu- laßt uns auf keines seiner Worte achten!«
802 JEREMIA 18.19
19 Achte du auf mich, o HERR, und ver- er zu verbrennen, was ich nicht geboten
nimm die Rede meiner Widersacher! und wovon ich nichts gesagt und was mir
20 Soll Gutes mit Bösem vergolten wer- nie in den Sinn gekommen ist. 6 Darum,
den, da sie meiner Seele eine Grube ge- siehe, es werden Tage kommen, spricht
graben haben? Gedenke daran, wie ich der HERR, da dieser Ort nicht mehr »To-
vor dir gestanden habe, um zu ihrem Be- phet« oder »Tal Ben-Hinnom«, sondern
sten zu reden, um deinen Zorn von ihnen »Tal der Schlachtung« heißen wird!
abzuwenden! 7 Und ich werde an diesem Ort den Rat Ju-
21 So übergib nun ihre Söhne dem Hun- das und Jerusalems zunichte machen und
ger und liefere sie der Gewalt des Schwer- sie durch das Schwert fallen lassen vor dem
tes aus! Ihre Frauen sollen der Kinder be- Angesicht ihrer Feinde und durch die Hand
raubt und Witwen werden; ihre Männer derer, die nach ihrem Leben trachten; ihre
sollen von der Pest getötet, ihre jungen Leichname aber werde ich den Vögeln des
Männer im Krieg mit dem Schwert er- Himmels und den Tieren des Feldes zur
schlagen werden! 22 Wehgeschrei erhebe Speise geben. 8 Und ich werde diese Stadt
sich aus ihren Häusern, wenn du plötz- zum Entsetzen und zum Gespött machen,
lich ein Kriegsheer über sie bringen wirst; so daß jeder, der vorüberzieht, sich entset-
denn sie haben eine Grube gegraben, um zen wird und spottet über all ihre Plagen.
mich zu fangen, und meinen Füßen ha- 9 Und ich werde ihnen das Fleisch ihrer
ben sie heimlich Fallstricke gelegt! Söhne und ihrer Töchter zu essen geben,
23 Du aber weißt, o HERR, um alle ihre Mord- daß einer Fleisch des anderen essen soll in
anschläge gegen mich; decke ihre Missetat der Belagerung und Not, mit der ihre Fein-
nicht zu und tilge ihre Sünde nicht vor dei- de sie bedrängen werden und die, welche
nem Angesicht, sondern laß sie niederge- ihnen nach dem Leben trachten.
stürzt vor deinem Angesicht liegen! Zur 10 Und du sollst die Flasche zerbrechen vor
Zeit deines Zorns handle mit ihnen! den Augen der Männer, die mit dir gehen,
11 und du sollst zu ihnen sagen: So spricht
Der zerbrochene Krug der HERR der Heerscharen: Ebenso will ich
und die Zerstörung Jerusalems dieses Volk und diese Stadt zerschlagen,
So sprach der HERR: Geh hin und wie man Töpfergeschirr zerschlägt, das
kaufe beim Töpfer eine Flasche aus man nicht mehr ganz machen kann; und
Ton und [nimm] etliche von den Ältesten man wird im Tophet begraben, weil es an
des Volkes und von den Ältesten der Raum zum Begraben fehlen wird. 12 So will
Priester, 2 und geh hinaus in das Tal Ben- ich mit diesem Ort und seinen Bewohnern
Hinnom, das außerhalb des Scherbento- verfahren, spricht der HERR, daß ich diese
res liegt, und verkündige dort die Worte, Stadt zu einem Tophet mache; 13 und die
die ich dir sagen werde, 3 und sprich: Häuser von Jerusalem und die Häuser der
Hört das Wort des HERRN, ihr Könige von Könige Judas sollen so unrein werden wie
Juda und ihr Einwohner von Jerusalem! das Tophet, alle Häuser, auf deren Dächern
So spricht der HERR der Heerscharen, der sie dem ganzen Heer des Himmels geräu-
Gott Israels: Siehe, ich will Unheil über chert und fremden Göttern Trankopfer
diesen Ort bringen, daß jedem, der davon ausgegossen haben!
hört, die Ohren gellen werden; 4 darum, 14 Als aber Jeremia vom Tophet zurückge-
weil sie mich verlassen und diesen Ort kehrt war, wohin ihn der HERR gesandt
mißbraucht und dort anderen Göttern hatte, zu weissagen, da trat er in den Vor-
geräuchert haben, die weder sie noch ih- hof des Hauses des HERRN und sprach zu
re Väter noch die Könige von Juda ge- dem ganzen Volk: 15 So spricht der HERR
kannt haben; und sie haben diesen Ort der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe,
mit dem Blut Unschuldiger gefüllt. 5 Sie ich werde über diese Stadt und über alle
haben auch Baalshöhen gebaut, um ihre ihre Städte all das Unheil bringen, das ich
Kinder dem Baal als Brandopfer mit Feu- gegen sie geredet habe; denn sie haben
JEREMIA 19.20.21 803
sich hartnäckig geweigert, auf meine 9 Da sagte ich mir: »Ich will Ihn nicht
Worte zu hören! mehr erwähnen und nicht mehr in sei-
nem Namen reden!« Doch da brannte es
Der Tempelaufseher mißhandelt Jeremia in meinem Herzen, als wäre ein Feuer in
wegen seiner Botschaft meinen Gebeinen eingeschlossen, und
Als aber Paschhur, der Sohn Im- ich wurde müde, es auszuhalten; ja, ich
mers, der Priester (er war Oberauf- kann es nicht. 10 Denn ich habe die Ver-
seher im Haus des HERRN), Jeremia diese leumdungen vieler gehört: »Schrecken
Worte weissagen hörte, 2 da schlug er ringsum!« — »Zeigt ihn an!« und »Wir
den Propheten Jeremia und legte ihn in wollen ihn anzeigen!« Alle Leute, mit de-
den Stock, der sich im oberen Tor Benja- nen ich in Frieden lebte, lauern auf mei-
min beim Haus des HERRN befand. nen Fall und sprechen: »Vielleicht läßt er
3 Und es geschah am anderen Morgen, als sich überreden, und wir können ihn über-
Paschhur Jeremia aus dem Stock freiließ, wältigen und uns an ihm rächen!«
da sprach Jeremia zu ihm: Nicht Paschhur 11 Aber der HERR ist mit mir wie ein star-
nennt der HERR deinen Namen, sondern ker Held; darum werden meine Verfolger
Magor-Missabib! 4 Denn so spricht der straucheln und nicht die Oberhand be-
HERR: »Siehe, ich werde dich zum Schrek- halten. Sie sollen ganz und gar zuschan-
ken machen, dir selbst und allen deinen den werden, weil es ihnen nicht gelungen
Freunden, und sie sollen fallen durch das ist; eine ewige Schmach, die man nie ver-
Schwert ihrer Feinde, und deine Augen gessen wird! 12 Und nun, o HERR der Heer-
sollen es sehen; ich werde auch ganz Juda scharen, der du den Gerechten prüfst,
in die Hand des Königs von Babel geben, Nieren und Herzen siehst, laß mich deine
und er wird sie nach Babel wegführen und Rache an ihnen sehen! Denn dir habe ich
sie mit dem Schwert erschlagen. meine Sache anvertraut.
5 Dazu werde ich den ganzen Reichtum 13 Singt dem HERRN, lobt den HERRN! Denn
dieser Stadt und allen ihren Erwerb da- er hat die Seele des Armen errettet aus
hingeben; alle ihre Kostbarkeiten und al- der Hand der Übeltäter! —
le Schätze der Könige von Juda werde ich 14 Verflucht sei der Tag, an dem ich gebo-
in die Hand ihrer Feinde geben; und sie ren wurde; der Tag, an dem mich meine
werden sie plündern und wegnehmen Mutter zur Welt gebracht hat, sei nicht
und nach Babel bringen. 6 Auch du, gesegnet! 15 Verflucht sei der Mann, der
Paschhur, wirst samt allen deinen Haus- meinem Vater die frohe Botschaft ge-
genossen in die Gefangenschaft wandern bracht hat: »Dir ist ein Knabe geboren!«,
müssen, und zwar wirst du nach Babel der ihn hoch erfreut sein ließ! 16 Diesem
kommen und dort sterben und dort be- Mann ergehe es wie den Städten, die der
graben werden, du und alle deine Freun- HERR umgekehrt hat, ohne daß es ihn reu-
de, denen du falsch geweissagt hast!« te; laß ihn Geschrei hören am Morgen und
Kriegslärm zur Mittagszeit; 17 weil er mich
Jeremia klagt über die Last nicht im Mutterschoß tötete, so daß mei-
seines Prophetendienstes ne Mutter mein Grab geworden und sie
7 HERR, du hast mich überredet, und ich ewig schwanger geblieben wäre! 18 Warum
habe mich überreden lassen; du bist mir bin ich doch aus dem Mutterschoß her-
zu stark geworden und hast mich über- vorgegangen, um Mühsal und Kummer zu
wunden! So bin ich zum täglichen Ge- sehen, und damit meine Tage in Schande
lächter geworden; jedermann spottet vergehen?
über mich! 8 Denn so oft ich rede, muß
ich schreien, muß Gewalttat und Zerstö- Jeremia kündigt die Eroberung Jerusalems
rung ankündigen, so daß das Wort des durch Nebukadnezar an
HERRN mir Hohn und Spott einträgt die Dies ist das Wort, das vom HERRN an
ganze Zeit. Jeremia erging, als der König Zede-
804 JEREMIA 21.22
kia den Paschhur, den Sohn Malchijas, 11 Und zum Haus des Königs von Juda
und Zephanja, den Sohn Maasejas, den [sollst du sagen]: Höre das Wort des
Priester, zu ihm sandte und ihm sagen HERRN! 12 Ihr vom Haus Davids, so spricht
ließ: 2 Frage doch den HERRN für uns, weil der HERR: Haltet jeden Morgen ein ge-
Nebukadnezar, der König von Babel, rechtes Gericht und rettet den Beraubten
Krieg gegen uns führt! Vielleicht wird der aus der Hand des Unterdrückers, damit
HERR gemäß allen seinen Wundern an uns mein Zorn nicht ausbricht wie ein Feuer
handeln, so daß jener von uns abzieht! und unauslöschlich brennt wegen der
3 Da sprach Jeremia zu ihnen: So sollt ihr Bosheit eurer Taten!
dem Zedekia antworten: 4 So spricht der 13 Siehe, ich komme über dich, du Bewoh-
HERR, der Gott Israels: Siehe, ich werde die nerin des Tales, des Felsens der Ebene!
Kriegswaffen in euren Händen, mit de- spricht der HERR, [an euch,] die ihr sagt:
nen ihr außerhalb der Stadtmauern den »Wer wollte zu uns herabsteigen, und wer
König von Babel und die Chaldäer, die sollte in unsere Wohnungen kommen?«
euch belagern, bekämpft, umwenden 14 Ich werde euch heimsuchen, wie es eure
und mitten in dieser Stadt versammeln; Taten verdienen, spricht der HERR, ja, ich
5 und ich werde selbst gegen euch kämp- werde ein Feuer anzünden in ihrem Wald,
fen mit ausgereckter Hand und mit star- das ihre ganze Umgebung verzehren wird!
kem Arm, im Zorn und mit Grimm und
mit großer Wut, 6 und ich werde die Be- Warnung an das Königshaus Juda
wohner dieser Stadt schlagen, sowohl So sprach der HERR: Geh hinab ins
Menschen als auch Vieh; durch eine gro- Haus des Königs von Juda und rede
ße Pest sollen sie umkommen! dort dieses Wort 2 und sprich: Höre das
7 Und danach, spricht der HERR, werde ich Wort des HERRN, du König von Juda, der
Zedekia, den König von Juda, samt seinen du auf dem Thron Davids sitzt, du samt
Knechten und dem [Kriegs]volk und de- deinen Knechten und deinem Volk, die
nen, die in dieser Stadt von der Pest, vom zu diesen Toren eingehen! 3 So spricht
Schwert und von der Hungersnot ver- der HERR: Schafft Recht und Gerechtig-
schont geblieben sind, in die Hand Nebu- keit; errettet den Beraubten aus der Hand
kadnezars, des Königs von Babel, preisge- des Unterdrückers; bedrückt nicht den
ben, ja, in die Hand ihrer Feinde und Fremdling, die Waise und die Witwe und
derer, die nach ihrem Leben trachten; und tut ihnen keine Gewalt an, und vergießt
er wird sie mit der Schärfe des Schwertes kein unschuldiges Blut an diesem Ort!
erschlagen, und er wird sie nicht verscho- 4 Denn wenn ihr dieses Wort wirklich be-
nen und kein Mitleid mit ihnen haben folgt, so sollen durch die Tore dieses Hau-
noch sich [über sie] erbarmen! ses Könige einziehen, die auf dem Thron
8 Und zu diesem Volk sollst du sagen: So Davids sitzen, die auf Wagen fahren und
spricht der HERR: Siehe, ich lege euch den auf Rossen reiten, sie und ihre Knechte
Weg des Lebens vor und den Weg des und ihr Volk. 5 Wenn ihr aber diesen Wor-
Todes: 9 Wer in dieser Stadt bleibt, der ten nicht gehorcht, so schwöre ich bei
wird entweder durchs Schwert oder vor mir selbst, spricht der HERR, daß dieses
Hunger oder an der Pest sterben; wer Haus zur Ruine werden soll!
aber hinausgeht und zu den Chaldäern 6 Denn so spricht der HERR über das Haus
überläuft, die euch belagern, der wird le- des Königs von Juda: Wie Gilead giltst du
ben und sein Leben als Beute davontra- mir, wie ein Gipfel des Libanon — doch
gen. 10 Denn ich habe mein Angesicht wahrlich, ich will dich zur Wüste machen,
gegen diese Stadt gerichtet zum Bösen zu einer unbewohnten Stadt! 7 Und ich
und nicht zum Guten, spricht der HERR; in werde Verderber gegen dich weihen, je-
die Hand des Königs von Babel wird sie den mit seinen Waffen; die werden deine
gegeben, und er wird sie mit Feuer ver- auserlesenen Zedern abhauen und ins
brennen! Feuer werfen.
JEREMIA 22 805
8 Und es werden viele Heiden an dieser schleift und hinwirft, fern von den Toren
Stadt vorüberziehen und einer zum an- Jerusalems!
deren sagen: Warum hat der HERR dieser 20 Steige auf den Libanon und schreie; er-
großen Stadt so etwas angetan? 9 Und hebe deine Stimme in Baschan und schreie
man wird antworten: Weil sie den Bund vom [Gebirge] Abarim herunter; denn alle
des HERRN, ihres Gottes, verlassen und deine Liebhaber sind zerschmettert! 21 Ich
andere Götter angebetet und ihnen ge- habe zu dir geredet, als es dir noch gut
dient haben! ging; aber du sagtest: »Ich will nicht hö-
10 Beweint nicht den Verstorbenen und ren!« Das war deine Art von deiner Jugend
beklagt ihn nicht! Beweint vielmehr den, an, daß du nicht auf meine Stimme
der hinwegzieht; denn er wird nicht mehr hörtest. 22 Der Sturmwind wird alle deine
zurückkehren und sein Vaterland nicht Hirten weiden, und deine Liebhaber müs-
mehr sehen! 11 Denn so spricht der HERR sen in die Gefangenschaft wandern. Ja,
von Schallum, dem Sohn Josias, des Kö- dann wirst du zuschanden werden und
nigs von Juda, der anstelle seines Vaters dich schämen müssen wegen aller deiner
Josia regierte und von diesem Ort wegge- Bosheit. 23 Die du jetzt auf dem Libanon
zogen ist: Er wird nicht mehr hierher wohnst und auf Zedernbäumen nistest —
zurückkehren, 12 sondern an dem Ort, an wie erbarmungswürdig wirst du sein,
den man ihn gefangen wegführte, dort wenn dich Krämpfe ankommen werden,
wird er sterben und dieses Land nicht Wehen wie eine, die gebären soll!
wiedersehen! 24 So wahr ich lebe, spricht der HERR: Selbst
13 Wehe dem, der sein Haus mit Unrecht wenn Konja, der Sohn Jojakims, der König
baut und seine Obergemächer mit Unge- von Juda, ein Siegelring an meiner Hand
rechtigkeit, der seinen Nächsten umsonst wäre, so würde ich dich doch davon
arbeiten läßt und ihm seinen Lohn nicht abreißen! 25 Und ich werde dich in die
gibt, 14 der spricht: »Ich will mir ein ge- Hand derer geben, die nach deinem Leben
räumiges Haus und weite Obergemächer trachten, in die Hand derer, vor denen du
bauen«, und sich Fenster machen läßt dich fürchtest, nämlich in die Hand Nebu-
und es mit Zedern täfelt und mit roter kadnezars, des Königs von Babel, und in
Farbe anstreicht! die Hand der Chaldäer. 26 Und ich will
15 Bist du damit König, daß du dich im dich samt deiner Mutter, die dich geboren
Bau von Zedernpalästen hervortust? Hat hat, in ein fremdes Land schleudern, in
nicht dein Vater auch gegessen und ge- dem ihr nicht geboren seid, und dort sollt
trunken und doch Recht und Gerechtig- ihr sterben! 27 Aber in das Land, in das sie
keit geübt? Damals stand es gut mit ihm. sich sehnen zurückzukehren, dorthin wer-
16 Ja, wenn man den Bedrängten und Ar- den sie nicht wieder zurückkehren!
men zum Recht verhilft, dann steht es gut! 28 Ist dieser Mann, dieser Konja, denn ein
Bedeutet das nicht, mich zu erkennen? verworfenes, zertrümmertes Gefäß? Ist er
spricht der HERR. 17 Aber deine Augen und ein Geschirr, an dem man keinen Gefal-
dein Herz sind auf nichts anderes aus als len findet? Warum wurde er samt seinem
auf deinen Gewinn, und auf das Vergießen Samen weggeschleudert und hingewor-
unschuldigen Blutes und darauf, Bedrük- fen in ein Land, das ihnen unbekannt ist?
kung und Mißhandlung zu verüben! 29 O Land, Land, Land, höre das Wort des
18 Darum, so spricht der HERR über Joja- HERRN!
kim, den Sohn Josias, den König von Ju- 30 So spricht der HERR: Schreibt diesen
da: Man wird nicht um ihn klagen: »Ach, Mann auf als kinderlos, als einen Mann,
mein Bruder!« oder »Ach, meine Schwe- dem es sein Leben lang nicht gelingen
ster!« Man wird auch nicht um ihn kla- wird; ja, es soll keinem seiner Nachkom-
gen: »Ach, mein Herr!« oder »Ach, seine men gelingen, auf dem Thron Davids zu
Majestät!«, 19 sondern er soll wie ein Esel sitzen und weiterhin über Juda zu herr-
begraben werden, indem man ihn fort- schen!
806 JEREMIA 23
Die falschen Hirten Israels chern; denn das Land trauert wegen des
und der künftige Messias-König Fluches, die Auen der Steppe sind ver-
Hes 34; Sach 11,15-17 dorrt; ihr Treiben ist böse, und sie miß-
Wehe den Hirten, welche die Scha- brauchen ihre Macht.
fe meiner Weide verderben und 11 Denn sowohl der Prophet als auch der
zerstreuen! spricht der HERR. 2 Darum, so Priester sind ruchlos; sogar in meinem
spricht der HERR, der Gott Israels, über die Haus habe ich ihre Bosheit gefunden!
Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt spricht der HERR. 12 Darum soll ihr Weg
meine Schafe zerstreut und versprengt wie schlüpfriger Boden in der Finsternis
und nicht nach ihnen gesehen! Siehe, ich werden; sie sollen gestoßen werden und
werde an euch die Bosheit eurer schlim- auf ihm fallen; denn ich will Unheil über
men Taten heimsuchen, spricht der sie bringen, das Jahr ihrer Heimsuchung!
HERR. 3 Und ich selbst werde den Über- spricht der HERR.
rest meiner Schafe sammeln aus allen 13 Auch bei den Propheten von Samaria
Ländern, wohin ich sie versprengt habe; habe ich Torheit gesehen, daß sie durch
und ich werde sie wieder zu ihren Weide- Baal weissagten und mein Volk Israel
plätzen bringen, daß sie fruchtbar sein verführten; 14 aber bei den Propheten
und sich mehren sollen. 4 Und ich werde von Jerusalem habe ich Schauderhaftes
Hirten über sie setzen, die sie weiden wahrgenommen, nämlich Ehebruch und
sollen; sie werden sich nicht mehr fürch- in der Lüge leben; sie stärken die Hände
ten noch erschrecken müssen, auch soll der Bösen, so daß niemand mehr von
keines vermißt werden! spricht der HERR. seiner Bosheit umkehrt; sie sind mir alle
5 Siehe, es kommen Tage, spricht der wie Sodomiter geworden und ihre Ein-
HERR, da werde ich dem David einen ge- wohner wie die von Gomorra.
rechten Sproß erwecken; der wird als Kö- 15 Darum, so spricht der HERR der Heer-
nig regieren und weise handeln und wird scharen über die Propheten: Siehe, ich
Recht und Gerechtigkeit schaffen auf will ihnen Wermut zu essen geben und
Erden. 6 In seinen Tagen wird Juda geret- Giftwasser zu trinken; denn von den Pro-
tet werden und Israel sicher wohnen; und pheten Jerusalems ist die Gottlosigkeit
das ist der Name, den man ihm geben ausgegangen in das ganze Land. 16 So
wird: »Der HERR ist unsere Gerechtigkeit«. spricht der HERR der Heerscharen: Hört
7 Darum siehe, es kommen Tage, spricht nicht auf die Worte der Propheten, die
der HERR, da wird man nicht mehr sagen: euch weissagen! Sie täuschen euch; die
»So wahr der HERR lebt, der die Kinder Is- Offenbarung ihres eigenen Herzens ver-
raels aus dem Land Ägypten heraufge- künden sie und nicht [was] aus dem
führt hat!«, 8 sondern: »So wahr der HERR Mund des HERRN [kommt]. 17 Ständig sa-
lebt, der den Samen des Hauses Israel aus gen sie zu denen, die mich verachten:
dem Land des Nordens heraufgeführt »Der HERR hat gesagt: Ihr werdet Frieden
und wiedergebracht hat, und aus allen haben!« Und zu allen denen, die in der
Ländern, wohin ich sie versprengt habe!« Verstocktheit ihres Herzens wandeln,
Und sie sollen wohnen in ihrem Land. sprechen sie: »Es wird kein Unheil über
euch kommen!« 18 Denn wer hat im Rat
Gottes Gericht über die Lügenpropheten des HERRN gestanden und hat sein Wort
Kla 2,14; Hes 13
gesehen und gehört? Wer hat auf mein
9 Über die Propheten: Wort geachtet und gehört?
Gebrochen ist mein Herz in meiner Brust, 19 Siehe, als ein Sturmwind des HERRN ist
es schlottern alle meine Gebeine; ich bin der Grimm losgebrochen, und ein wir-
wie ein Betrunkener, wie ein Mann, den belnder Sturmwind wird sich auf das
der Wein überwältigt hat, wegen des Haupt der Gottlosen entladen! 20 Der
HERRN und wegen seiner heiligen Worte. Zorn des HERRN wird sich nicht abwen-
10 Denn das Land ist voll von Ehebre- den, bis er die Gedanken seines Herzens
JEREMIA 23.24 807
vollbracht und ausgeführt hat. Am Ende und ihnen nichts befohlen habe, und sie
der Tage werdet ihr es erkennen und diesem Volk auch gar nichts nützen!
verstehen! 21 Ich habe diese Propheten spricht der HERR.
nicht gesandt, und doch sind sie gelau- 33 Und wenn dich dieses Volk oder ein
fen; ich habe nicht zu ihnen geredet, und Prophet oder ein Priester fragen sollten:
doch haben sie geweissagt. 22 Hätten sie »Was ist die Lasta des HERRN?«, so sollst du
in meinem Rat gestanden, so würden sie ihnen antworten: »Was die Last ist? Ich
meinem Volk meine Worte verkündigen will euch abwerfen! spricht der HERR.«
und sie abbringen von ihrem bösen Weg 34 Der Prophet aber und der Priester und
und von ihren schlimmen Taten! das Volk — wer [von ihnen] sagt: »die Last
23 Bin ich denn nur Gott in der Nähe, des HERRN«, einen solchen Mann will ich
spricht der HERR, und nicht auch Gott in heimsuchen samt seinem Haus!
der Ferne? 24 Oder kann sich jemand so 35 So sollt ihr aber einer zum anderen
heimlich verbergen, daß ich ihn nicht se- und jeder zu seinem Bruder sagen: »Was
he? spricht der HERR. Erfülle ich nicht den hat der HERR geantwortet?« oder »Was hat
Himmel und die Erde? spricht der HERR. der HERR gesprochen?« 36 Aber die »Last
25 Ich habe gehört, was die Propheten re- des HERRN« sollt ihr nicht mehr erwäh-
den, die in meinem Namen Lügen weis- nen; denn jedem einzelnen wird sein ei-
sagen und sagen: »Ich habe einen Traum genes Wort zur Last werden, denn ihr
gehabt, ich habe einen Traum gehabt!« verdreht die Worte des lebendigen Got-
26 Wie lange soll das noch gehen? Soll et- tes, des HERRN der Heerscharen, unseres
wa die falsche Weissagung im Herzen der Gottes! 37 So sollst du zu dem Propheten
Propheten bleiben? Und die Propheten, sagen: »Was hat dir der HERR geantwor-
die selbsterfundenen Betrug weissagen, tet?« oder »Was hat der HERR geredet?«
27 haben sie nicht im Sinn, bei meinem 38 Wenn ihr aber sagt: »Last des HERRN«, so
Volk meinen Namen in Vergessenheit zu spricht der HERR: Weil ihr diesen Ausdruck
bringen durch die Träume, die sie einan- »Last des HERRN« gebraucht, obwohl ich
der erzählen, gleichwie ihre Väter meinen euch sagen ließ, ihr sollt nicht von der
Namen vergessen haben über dem Baal? »Last des HERRN« reden, 39 darum siehe,
28 Der Prophet, der einen Traum hat, der so will ich euch ganz vergessen und euch
erzähle den Traum; wer aber mein Wort samt dieser Stadt, die ich euch und euren
hat, der verkündige mein Wort in Wahr- Vätern gegeben habe, von meinem Ange-
heit! Was hat das Stroh mit dem Weizen sicht verwerfen; 40 und ich will euch mit
gemeinsam? spricht der HERR. 29 Ist mein ewiger Schmach und ewiger Schande
Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, belegen, die unvergessen bleiben soll!
und wie ein Hammer, der Felsen zer-
schmettert? Zwei Körbe mit Feigen -
30 Darum siehe, ich komme über die Pro-
Sinnbild für die Zukunft des Volkes
pheten, spricht der HERR, die meine Worte Der HERR ließ mich schauen, und
stehlen, einer dem anderen; 31 siehe, ich siehe, da standen zwei Körbe mit
komme über die Propheten, spricht der Feigen vor dem Tempel des HERRN — [das
HERR, die ihre eigenen Zungen nehmen, war,] nachdem Nebukadnezar, der König
um einen Gottesspruch zu sprechen! von Babel, den Jechonja, den Sohn Joja-
32 Siehe, ich komme über diejenigen, kims, den König von Juda, aus Jerusalem
spricht der HERR, die Lügenträume weis- gefangen weggeführt und ihn samt den
sagen und sie erzählen und mit ihren Lü- Fürsten Judas und den Schmieden und
gen und ihrer Prahlerei mein Volk irrefüh- den Schlossern nach Babel gebracht hat-
ren, während ich sie doch nicht gesandt te —: 2 Der eine Korb enthielt sehr gute

a (23,33) Das Wort »Last« bedeutet übertragen eine gewichtige, ernste Botschaft des HERRN an sein Volk, meist im
Zusammenhang mit Gericht.
808 JEREMIA 24.25
Feigen, so wie die Frühfeigen; im anderen Nebukadnezars, des Königs von Babel),
Korb aber waren sehr schlechte Feigen, 2 das der Prophet Jeremia an das ganze
die man vor Schlechtigkeit nicht genie- jüdische Volk und an alle Einwohner von
ßen konnte. Jerusalem richtete, indem er sprach:
3 Da sprach der HERR zu mir: Jeremia, was 3 Seit dem dreizehnten Jahr Josias, des
siehst du? — Feigen, antwortete ich; die Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis
guten Feigen sind sehr gut, und die zum heutigen Tag, diese 23 Jahre hin-
schlechten Feigen sind sehr schlecht, so durch ist das Wort des HERRN an mich er-
daß man sie vor Schlechtigkeit nicht ge- gangen, und ich habe zu euch geredet,
nießen kann. indem ich mich früh aufmachte und [im-
4 Da erging das Wort des HERRN an mich: mer wieder] redete, aber ihr habt nicht
5 So spricht der HERR, der Gott Israels: Wie gehört.
diese guten Feigen hier, so will ich die Ge- 4 Dazu hat der HERR alle seine Knechte,
fangenen Judas, die ich von diesem Ort die Propheten, zu euch gesandt, indem er
weg ins Land der Chaldäer geschickt habe, sich früh aufmachte und sie [immer wie-
als gut ansehen; 6 und ich werde mein der] sandte; aber ihr wolltet nicht hören
Auge auf sie richten zum Guten und sie und neigtet eure Ohren nicht, um auf sie
wieder in dieses Land zurückbringen; und zu hören, 5 wenn Er euch sagen ließ:
ich werde sie bauen und nicht niederrei- Kehrt doch um, jeder von seinem bösen
ßen, pflanzen und nicht ausreißen; 7 und Weg und von der Bosheit eurer Taten,
ich will ihnen ein Herz geben, daß sie damit ihr in dem Land, das der HERR euch
mich erkennen sollen, daß ich der HERR und euren Vätern gegeben hat, von Ewig-
bin; und sie sollen mein Volk sein, und ich keit zu Ewigkeit wohnen könnt! 6 Und
will ihr Gott sein; denn sie werden sich wandelt nicht fremden Göttern nach, um
von ganzem Herzen zu mir bekehren. ihnen zu dienen und sie anzubeten; und
8 Aber wie die schlechten Feigen, die so reizt mich nicht zum Zorn mit dem Werk
schlecht sind, daß man sie nicht genie- eurer Hände, so will ich euch nichts Bö-
ßen kann, so will ich Zedekia, den König ses tun!
von Juda, behandeln, spricht der HERR, 7 Aber ihr habt mir nicht gehorcht, spricht
und seine Fürsten und den Überrest von der HERR, sondern habt mich erzürnt
Jerusalem, sowohl die, welche in diesem durch das Werk eurer Hände, euch selbst
Land übriggeblieben sind, als auch die, zum Schaden! 8 Darum, so spricht der
welche im Land Ägypten wohnen. 9 Und HERR der Heerscharen: Weil ihr meinen
ich will sie zum Entsetzen, zum Unheil Worten nicht gehorcht habt, 9 siehe, so
dahingeben in alle Königreiche der Erde, sende ich nach allen Geschlechtern des
zum Schimpfwort und zum Sprichwort, Nordens und hole sie herbei, und sende
zum Stichelwort und zum Fluch an allen zu meinem Knecht Nebukadnezar, dem
Orten, wohin ich sie verstoßen werde; König von Babel, und lasse sie kommen
10 und ich werde gegen sie das Schwert, über dieses Land und über seine Bewoh-
die Hungersnot und die Pest loslassen, ner und über alle diese Völker ringsum;
bis sie vollständig aus dem Land vertilgt und ich will sie dem Bann preisgeben
sind, das ich ihnen und ihren Vätern ge- und sie zum Entsetzen und zum Gespött
geben habe! und zu ewigen Trümmerhaufen machen.
10 Und ich will unter ihnen aufhören las-
Die siebzigjährige sen das Jubel- und Freudengeschrei, die
Gefangenschaft in Babel Stimme des Bräutigams und die Stimme
Dan 1,1-6; 2Chr 36,20-23
der Braut, das Klappern der Mühle und
[Dies ist] das Wort, das an Jeremia das Licht der Lampe; 11 und dieses ganze
über das ganze Volk Juda erging im Land soll zu Trümmerhaufen, zur Wüste
vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, werden, und diese Völker sollen dem Kö-
des Königs von Juda (das ist das erste Jahr nig von Babel dienen, 70 Jahre lang.
JEREMIA 25 809
12 Und es wird geschehen, wenn die 70 len Königen von Medien; 26 dazu alle
Jahre vollendet sind, dann will ich an dem Könige des Nordens, die nahen und die
König von Babel und an jenem Volk ihre fernen, einen wie den anderen, und alle
Schuld heimsuchen, spricht der HERR, Königreiche der Erde, die auf dem Erdbo-
auch am Land der Chaldäer, und ich will den sind — und der König von Sche-
es zur ewigen Wüste machen. 13 Und ich schakb soll nach ihnen trinken!
will über jenes Land alle meine Worte 27 Und du sollst zu ihnen sagen: So
bringen, die ich gegen es geredet habe, al- spricht der HERR der Heerscharen, der
les, was in diesem Buch geschrieben steht, Gott Israels: Trinkt und werdet trunken
was Jeremia über alle Heidenvölker ge- und speit aus und fallt hin, ohne wieder
weissagt hat. 14 Denn auch sie werden in aufzustehen vor dem Schwert, das ich
die Knechtschaft großer Völker und mäch- unter euch senden werde! 28 Und es soll
tiger Könige geraten, und ich will ihnen geschehen, wenn sie sich weigern, den
entsprechend ihren Taten und entspre- Kelch aus deiner Hand zu nehmen und
chend den Werken ihrer Hände vergelten. daraus zu trinken, so sollst du zu ihnen
sagen: So spricht der HERR der Heerscha-
Gericht über Babel ren: Ihr müßt dennoch trinken! 29 Denn
und alle Heidenvölker siehe, bei der Stadt, die nach meinem
15 Denn so sprach der HERR, der Gott Isra- Namen genannt ist, fange ich an, Unheil
els, zu mir: Nimm diesen Kelch voll Zorn- zu wirken, und ihr solltet ungestraft blei-
wein aus meiner Hand und gib ihn allen ben? Ihr werdet nicht ungestraft bleiben,
Völkern zu trinken, zu denen ich dich sondern ich rufe das Schwert über alle
sende, 16 damit sie trinken und taumeln Bewohner der Erde! spricht der HERR der
und sich wie toll gebärden vor dem Heerscharen.
Schwert, das ich unter sie sende! 30 Und du sollst ihnen alle diese Worte
17 Da nahm ich den Kelch aus der Hand weissagen und zu ihnen sagen: Der HERR
des HERRN und ließ alle Völker trinken, zu wird von der Höhe herab brüllen und
denen der HERR mich gesandt hatte, seine Stimme erschallen lassen aus sei-
18 nämlich Jerusalem und die Städte Ju- ner heiligen Wohnung; er wird laut brül-
das, ihre Könige und ihre Fürsten, um sie len über seine Weide hin, ein Lied wie die
zum Trümmerhaufen, zum Entsetzen, Keltertreter wird er anstimmen über alle
zum Gespött und zum Fluch zu machen, Bewohner der Erde. 31 Es dringt ein Lärm
wie sie es heute sind; 19 auch den Pharao, bis an die Enden der Erde, denn der HERR
den König von Ägypten, samt seinen hat einen Rechtsstreit mit den Heiden-
Knechten, seinen Fürsten und seinem völkern, er hält Gericht mit allem Fleisch;
ganzen Volk, 20 dazu das ganze Völkerge- die Gottlosen übergibt er dem Schwert,
misch und alle Könige des Landes Uz und spricht der HERR.
alle Könige des Philisterlandes, Askalon 32 So spricht der HERR der Heerscharen:
und Gaza, Ekron und den Überrest von Siehe, es geht Unheil aus von einem Volk
Asdod; 21 Edom und Moab und die zum anderen, und ein gewaltiger Sturm
Ammoniter; 22 auch alle Könige von Ty- erhebt sich vom äußersten Ende der Erde
rus und alle Könige von Zidon, und die her, 33 und an jenem Tag werden die vom
Könige der Inseln jenseits des Meeres; HERRN Erschlagenen daliegen von einem
23 Dedan, Tema und Bus und alle mit ge- Ende der Erde bis zum anderen; sie wer-
stutztem Bart, 24 alle Könige Arabiens den nicht beklagt, nicht gesammelt und
und alle Könige des Völkergemisches, die nicht begraben werden; zu Dünger auf
in der Wüste wohnena; 25 alle Könige von dem Erdboden sollen sie werden.
Simri und alle Könige von Elam samt al- 34 Heult, ihr Hirten, und schreit, wälzt

a (25,24) d.h. die Nomaden der syrisch-arabischen b (25,26) durch Vertauschung der hebr. Buchstaben
Wüste. entstandener Name für Babel.
810 JEREMIA 25.26
euch in Asche, ihr Beherrscher der Herde! wißlich sterben! 9 Warum hast du im Na-
Denn nun ist eure Zeit erfüllt, daß man men des HERRN geweissagt und gesagt:
euch schlachte, und ihr sollt zerschmet- Diesem Haus wird es wie Silo ergehen
tert werden und zu Boden fallen wie und diese Stadt wird verwüstet werden,
kostbares Geschirr. 35 Da gibt es keine so daß keiner darin wohnt? Und das gan-
Zuflucht mehr für die Hirten und kein ze Volk sammelte sich um Jeremia im
Entkommen für die Beherrscher der Her- Haus des HERRN.
de. 36 Man hört die Hirten schreien und 10 Als aber die Fürsten von Juda diese
die Beherrscher der Herde heulen, weil Worte hörten, kamen sie vom königli-
der HERR ihre Weide verwüstet hat, 37 ja, chen Palast herauf zum Haus des HERRN
weil die Auen des Friedens verwüstet sind und setzten sich in den Eingang des neu-
vor der Zornglut des HERRN. 38 Er hat sein en Tores des HERRN. 11 Und die Priester
Dickicht verlassen wie ein junger Löwe; und die Propheten sprachen zu den Für-
so ist nun ihr Land ganz verwüstet gewor- sten und zum ganzen Volk: Dieser Mann
den durch die Zornglut des Bedrückers, verdient die Todesstrafe, weil er gegen
ja, durch seine grimmige Zornglut. diese Stadt geweissagt hat, wie ihr es mit
eigenen Ohren gehört habt!
Das Volk will Jeremia wegen seiner 12 Da sprach Jeremia zu allen Fürsten
Botschaft umbringen und zum ganzen Volk: Der HERR hat mich
Im Anfang der Regierung Jojakims, gesandt, gegen dieses Haus und gegen
des Sohnes Josias, des Königs von diese Stadt alle die Worte zu weissagen,
Juda, erging dieses Wort vom HERRN: 2 So die ihr gehört habt. 13 Und nun bessert
spricht der HERR: Stelle dich auf im Vorhof eure Wege und eure Taten und gehorcht
des Hauses des HERRN und rede zu allen der Stimme des HERRN, eures Gottes, so
Städten Judas, die kommen, um anzube- wird den HERRN das Unheil reuen, das er
ten im Haus des HERRN, alle Worte, die ich euch angedroht hat! 14 Was aber mich
dir befohlen habe, ihnen zu sagen; nimm betrifft — siehe, ich bin in euren Händen;
kein Wort davon weg! 3 Vielleicht werden macht mit mir, was gut und recht ist in
sie hören und umkehren, jeder von sei- euren Augen! 15 Nur sollt ihr gewiß wis-
nem bösen Weg, dann wird mich das sen, daß ihr, wenn ihr mich tötet, un-
Unheil reuen, das ich ihnen zu tun ge- schuldiges Blut auf euch und auf diese
denke wegen ihrer bösen Taten. Stadt und auf ihre Bewohner bringt; denn
4 Und zwar sollst du zu ihnen sagen: So wahrhaftig, der HERR hat mich zu euch
spricht der HERR: »Wenn ihr nicht auf mich gesandt, um vor euren Ohren alle diese
hört, daß ihr nach meinem Gesetz wan- Worte zu reden!
delt, das ich euch vorgelegt habe, 5 und 16 Da sprachen die Fürsten und das gan-
daß ihr auf die Worte meiner Knechte, der ze Volk zu den Priestern und zu den Pro-
Propheten, hört, die ich zu euch sende, in- pheten: Dieser Mann verdient nicht die
dem ich mich früh aufmache und sie [im- Todesstrafe; denn er hat im Namen des
mer wieder] sende, ohne daß ihr [bisher] HERRN, unseres Gottes, zu uns geredet!
auf sie gehört habt, 6 dann will ich dieses 17 Und es standen auch etliche Männer
Haus wie Silo machen und diese Stadt zum von den Ältesten des Landes auf und
Fluch für alle Völker der Erde!« sprachen zu der ganzen Gemeinde des
7 Es hörten aber die Priester und die Pro- Volkes: 18 Micha, der Moreschtiter, hat in
pheten und das ganze Volk, wie Jeremia den Tagen des Königs Hiskia von Juda
diese Worte redete im Haus des HERRN. geweissagt und zu dem ganzen Volk von
8 Und es geschah, als Jeremia alles gesagt Juda gesagt: »So spricht der HERR der
hatte, was ihm der HERR zu dem ganzen Heerscharen: Man wird Zion wie einen
Volk zu reden befohlen hatte, da ergriffen Acker pflügen, und Jerusalem soll zum
ihn die Priester, die Propheten und das Steinhaufen werden und der Tempelberg
ganze Volk und sprachen: Du mußt ge- zu einem bewaldeten Hügel!« 19 Haben
JEREMIA 26.27 811
ihn denn Hiskia, der König von Juda, und recht ist in meinen Augen; 6 und nun ha-
ganz Juda deshalb getötet? Hat man nicht be ich alle diese Länder in die Hand mei-
den HERRN gefürchtet und das Angesicht nes Knechtes, Nebukadnezars, des Kö-
des HERRN angefleht, so daß den HERRN nigs von Babel, gegeben; sogar die Tiere
das Unheil reute, das er ihnen angedroht des Feldes habe ich in seinen Dienst
hatte? Und wir sollten ein so großes Un- gestellt; 7 und alle Völker sollen ihm und
recht gegen unsere Seelen begehen? seinem Sohn und seinem Enkel dienen,
20 Es war aber auch ein anderer Mann, bis auch die Zeit für sein Land kommt
der im Namen des HERRN weissagte, Urija, und viele Völker und mächtige Könige es
der Sohn Schemajas, von Kirjat-Jearim; unterjochen werden.
der weissagte gegen diese Stadt und ge- 8 Es soll aber geschehen: das Volk und das
gen dieses Land, ganz entsprechend den Königreich, das Nebukadnezar, dem Kö-
Worten Jeremias. 21 Als aber der König nig von Babel, nicht dienen will und sei-
Jojakim und alle seine Gewaltigen und al- nen Hals nicht unter das Joch des Königs
le Fürsten seine Worte hörten, suchte der von Babel beugen will, dieses Volk werde
König ihn zu töten; doch als es Urija hör- ich heimsuchen mit dem Schwert und mit
te, fürchtete er sich und floh und entkam Hungersnot und Pest, spricht der HERR, bis
nach Ägypten. 22 Da sandte der König Jo- ich es durch seine Hand vertilgt habe. 9 So
jakim Männer nach Ägypten, Elnathan, sollt ihr nun nicht auf eure Propheten hö-
den Sohn Achbors, und mit ihm noch ren, auf eure Wahrsager, auf eure Träumer,
andere. 23 Und sie holten Urija aus Ägyp- auf eure Zauberer und auf eure Beschwö-
ten und brachten ihn zu dem König Joja- rer, die zu euch sagen: »Ihr werdet dem
kim; der erschlug ihn mit dem Schwert König von Babel nicht dienen!« 10 Denn
und warf seinen Leichnam in die Gräber sie weissagen euch Lügen, um euch aus
des gemeinen Volkes. 24 Doch die Hand eurem Land zu entfernen, damit ich euch
Achikams, des Sohnes Schaphans, war vertreibe und ihr umkommt! 11 Das Volk
mit Jeremia, so daß er dem Volk nicht zur aber, das seinen Hals unter das Joch des
Tötung preisgegeben wurde. Königs von Babel bringt und ihm dient,
das werde ich in seinem Land lassen,
Das Zeichen des Joches: spricht der HERR, damit es dasselbe bebaue
Jeremia ruft zur Unterwerfung und bewohne.
unter den König von Babel auf 12 Und ich redete mit Zedekia, dem König
2Kö 24,17-20
von Juda, entsprechend allen diesen Wor-
Im Anfang der Regierung Jojakims, ten und sprach: Bringt euren Nacken un-
des Sohnes Josias, des Königs von ter das Joch des Königs von Babel und
Juda, erging an Jeremia dieses Wort vom dient ihm und seinem Volk, so sollt ihr
HERRN: 2 So sprach der HERR zu mir: Mache leben! 13 Warum wollt ihr sterben, du und
dir Stricke und Jochstangen und lege sie dein Volk, durch Schwert, durch Hungers-
um deinen Hals, 3 und sende sie dem Kö- not und Pest, wie es der HERR dem Volk
nig von Edom und dem König von Moab angedroht hat, das dem König von Babel
und dem König der Ammoniter und dem nicht dienen will? 14 Hört doch nicht auf
König von Tyrus und dem König von Zi- die Worte der Propheten, die zu euch sa-
don durch die Boten, die nach Jerusalem gen: »Ihr werdet dem König von Babel
zu König Zedekia von Juda kommen, 4 und nicht dienen!«, denn sie weissagen euch
trage ihnen auf, ihren Herren zu sagen: So Lügen! 15 Denn ich habe sie nicht ge-
spricht der HERR der Heerscharen, der Gott sandt, spricht der HERR, sondern sie weis-
Israels: So sollt ihr zu euren Herren sagen: sagen Lüge in meinem Namen, damit ich
5 Ich habe durch meine große Kraft und euch vertreibe und ihr umkommt samt
meinen ausgestreckten Arm die Erde, euren Propheten, die euch weissagen!
den Menschen und das Vieh auf dem 16 Auch zu den Priestern und zu diesem
Erdboden gemacht und gebe sie dem, der ganzen Volk redete ich und sprach: So
812 JEREMIA 27.28
spricht der HERR: Hört nicht auf die Worte Babel von hier weggenommen und nach
eurer Propheten, die euch weissagen und Babel gebracht hat, wieder an diesen Ort
sprechen: »Siehe, die Geräte des Hauses zurück; 4 auch Jechonja, den Sohn Joja-
des HERRN werden jetzt bald wieder aus kims, den König von Juda, samt allen Ge-
Babel zurückgebracht werden!« Denn sie fangenen Judas, die nach Babel gekom-
weissagen euch Lüge; 17 hört nicht auf men sind, bringe ich an diesen Ort
sie; dient dem König von Babel, so sollt zurück, spricht der HERR; denn ich will
ihr leben! Warum soll diese Stadt zur Rui- das Joch des Königs von Babel zerbre-
ne werden? 18 Wenn sie aber wirklich chen!
Propheten sind und das Wort des HERRN 5 Da sprach der Prophet Jeremia zu dem
bei ihnen ist, so sollen sie beim HERRN der Propheten Hananja vor den Augen der
Heerscharen Fürbitte einlegen, damit die Priester und vor den Augen des ganzen
übrigen Geräte, die noch im Haus des Volkes, das im Haus des HERRN stand —
HERRN und im Haus des Königs von Juda 6 da sprach Jeremia, der Prophet: Amen!
und in Jerusalem vorhanden sind, nicht So möge der HERR handeln! Der HERR lasse
auch nach Babel kommen! deine Worte zustandekommen, die du
19 Denn so hat der HERR der Heerscharen geweissagt hast, daß er die Geräte des
gesprochen von den Säulen und dem Hauses des HERRN und alle Gefangenen
[ehernen] Wasserbecken und von den von Babel wieder an diesen Ort zurück-
Gestellen und von den übrigen Geräten, bringe! 7 Höre jedoch dieses Wort, das ich
die in dieser Stadt übriggeblieben sind, vor deinen Ohren und den Ohren des
20 die Nebukadnezar, der König von Ba- ganzen Volkes ausspreche: 8 Die Prophe-
bel, nicht weggenommen hat, als er ten, die vor mir und vor dir von jeher ge-
Jechonja, den Sohn Jojakims, den König wesen sind, die haben über viele Länder
von Juda samt allen Vornehmen von Juda und große Königreiche von Krieg und
und Jerusalem gefangen von Jerusalem Unheil und Pest geweissagt. 9 Der Prophet
nach Babel führte — 21 denn so hat der [aber], der Frieden weissagt, der wird am
HERR der Heerscharen, der Gott Israels, Eintreffen seiner Weissagung erkannt als
von den Geräten gesprochen, die im ein Prophet, den der HERR in Wahrheit ge-
Haus des HERRN und im Haus des Königs sandt hat!
von Juda und in Jerusalem übriggeblie- 10 Da nahm der Prophet Hananja das
ben sind: 22 Sie sollen nach Babel ge- Joch vom Hals des Propheten Jeremia
bracht werden und dort bleiben bis zu und zerbrach es. 11 Und Hananja sprach
dem Tag, da ich nach ihnen sehen und sie vor den Augen des ganzen Volkes: So
wieder herauf an diesen Ort bringen wer- spricht der HERR: So will ich das Joch Ne-
de! spricht der HERR. bukadnezars, des Königs von Babel, in-
nerhalb von zwei Jahren vom Hals aller
Der falsche Prophet Hananja Völker nehmen und zerbrechen! — Da
und sein Ende ging der Prophet Jeremia seines Weges.
Es geschah aber in demselben Jahr, 12 Es erging aber das Wort des HERRN an
im Anfang der Regierung Zedekias, Jeremia, nachdem der Prophet Hananja
des Königs von Juda, im vierten Jahr, im das Joch vom Hals des Propheten Jeremia
fünften Monat, daß Hananja, der Sohn zerbrochen hatte: 13 Geh und rede zu
Assurs, der Prophet von Gibeon, im Haus Hananja und sprich: So spricht der HERR:
des HERRN vor den Augen der Priester und Du hast ein hölzernes Joch zerbrochen,
dem ganzen Volk zu mir sagte: 2 So aber du hast ein eisernes Joch an seiner
spricht der HERR der Heerscharen, der Stelle bereitet! 14 Denn so spricht der
Gott Israels: Ich habe das Joch des Königs HERR der Heerscharen, der Gott Israels:
von Babel zerbrochen; 3 binnen zwei Jah- Ich habe ein eisernes Joch auf den Hals
ren bringe ich alle Geräte des Hauses des aller dieser Völker gelegt, damit sie Nebu-
HERRN, die Nebukadnezar, der König von kadnezar, dem König von Babel dienstbar
JEREMIA 28.29 813
sein sollen, und sie werden ihm auch euch sind, noch von euren Wahrsagern;
dienen, und ich habe ihm sogar die Tiere hört auch nicht auf eure Träume, die ihr
des Feldes gegeben! euch träumen laßt! 9 Denn sie weissagen
15 Und der Prophet Jeremia sprach zu euch falsch in meinem Namen; ich habe
dem Propheten Hananja: Höre doch, sie nicht gesandt! spricht der HERR.
Hananja! Der HERR hat dich nicht gesandt, 10 Fürwahr, so spricht der HERR: Wenn die
sondern du hast dieses Volk dazu ge- 70 Jahre für Babel gänzlich erfüllt sind,
bracht, daß es auf eine Lüge vertraut. werde ich mich euer annehmen und mein
16 Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich gutes Wort, euch an diesen Ort zurückzu-
schaffe dich vom Erdboden weg; du wirst bringen, an euch erfüllen. 11 Denn ich
noch in diesem Jahr sterben, weil du weiß, was für Gedanken ich über euch
Widerstand gegen den HERRN verkündet habe, spricht der HERR, Gedanken des Frie-
hast! 17 Und der Prophet Hananja starb dens und nicht des Unheils, um euch eine
in demselben Jahr, im siebten Monat. Zukunft und eine Hoffnung zu geben.
12 Und ihr werdet mich anrufen und hin-
Jeremias Brief gehen und zu mir flehen, und ich will
an die Weggeführten in Babel euch erhören; 13 ja, ihr werdet mich su-
Und dies sind die Worte des Briefes, chen und finden, wenn ihr von ganzem
den der Prophet Jeremia von Jerusa- Herzen nach mir verlangen werdet;
lem an den Überrest der Ältesten der Weg- 14 und ich werde mich von euch finden
geführten sandte, sowie an die Priester lassen, spricht der HERR. Und ich werde
und Propheten und an das ganze Volk, das euer Geschick wenden und euch sam-
Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel meln aus allen Völkern und von allen Or-
weggeführt hatte, 2 nachdem der König ten, zu denen ich euch verstoßen habe,
Jechonja mit der Königin, mit den Käm- spricht der HERR; und ich werde euch wie-
merern und Fürsten von Juda und Jerusa- der an den Ort zurückbringen, von dem
lem, auch mit den Schmieden und Schlos- ich euch weggeführt habe.
sern Jerusalem verlassen hatte. 3 Durch die 15 Weil ihr aber sagt: »Der HERR hat uns in
Hand Eleasars, des Sohnes Schaphans, Babel Propheten erweckt!« 16 — fürwahr,
und Gemarjas, den Sohn Hilkias, die Zede- so spricht der HERR über den König, der auf
kia, der König von Juda, nach Babel zu dem Thron Davids sitzt, und über das gan-
Nebukadnezar, dem König von Babel, ge- ze Volk, das in dieser Stadt wohnt, über
sandt hatte, ließ [Jeremia] sagen: eure Brüder, die nicht mit euch in die Ge-
4 So spricht der HERR der Heerscharen, der fangenschaft gezogen sind, 17 so spricht
Gott Israels, zu allen Weggeführten, die der HERR der Heerscharen: Siehe, ich sende
ich von Jerusalem nach Babel weggeführt das Schwert, die Hungersnot und die Pest
habe: 5 Baut Häuser und wohnt darin; gegen sie und will sie machen wie die ab-
pflanzt Gärten und eßt ihre Früchte; scheulichen Feigen, die man vor Schlech-
6 nehmt Frauen und zeugt Söhne und tigkeit nicht essen kann; 18 und ich will sie
Töchter; und nehmt Frauen für eure mit dem Schwert, mit Hungersnot und
Söhne, und eure Töchter gebt Männern Pest verfolgen und will sie zum Schrecken
zur Frau, damit sie Söhne und Töchter für alle Königreiche der Erde machen, zum
gebären, damit ihr euch mehrt und eure Fluch und zum Entsetzen, zum Spott und
Zahl nicht abnimmt! 7 Und sucht den zum Hohn unter allen Völkern, wohin ich
Frieden der Stadt, in die ich euch wegge- sie vertrieben habe, 19 dafür, daß sie nicht
führt habe, und betet für sie zum HERRN; auf meine Worte gehört haben, spricht der
denn in ihrem Frieden werdet auch ihr HERR, da ich doch meine Knechte, die Pro-
Frieden haben! pheten, zu ihnen gesandt habe, indem ich
8 Denn so spricht der HERR der Heerscha- mich früh aufmachte und sie [immer wie-
ren, der Gott Israels: Laßt euch nicht täu- der] sandte; ihr aber habt nicht gehört!
schen von euren Propheten, die unter spricht der HERR.
814 JEREMIA 29.30
20 So hört das Wort des HERRN, ihr Wegge- ich will Schemaja, den Nechelamiter, und
führten alle, die ich von Jerusalem nach seinen Samen heimsuchen; er soll keinen
Babel weggeschickt habe! 21 So spricht [Nachkommen] haben, der inmitten die-
der HERR der Heerscharen, der Gott Isra- ses Volkes wohnt, und er soll das Gute
els, über Ahab, den Sohn Kolajas, und nicht sehen, das ich diesem Volk tun wer-
über Zedekia, den Sohn Maasejas, die de, spricht der HERR; denn er hat Wider-
euch Lügen weissagen in meinem Na- stand gegen den HERRN verkündet!
men: Siehe, ich gebe sie in die Hand Ne-
bukadnezars, des Königs von Babel, und DIE VERHEISSUNG DER WIEDERHERSTELLUNG
er wird sie vor euren Augen erschlagen; ISRAELS UND DES NEUEN BUNDES
22 und man wird sie für alle Weggeführten Kapitel 30 - 33
Judas, die in Babel sind, zu einem Fluch-
wort machen, so daß man sagen wird: Künftige Rückkehr aus der
»Der HERR mache dich wie Zedekia und Gefangenschaft und Erneuerung Israels
Ahab, die der König von Babel im Feuer Jes 14,1-5; 49,8-26
braten ließ!« 23 Denn sie haben eine Dies ist das Wort, das vom HERRN
Schandtat begangen in Israel: Sie haben an Jeremia erging: 2 So spricht der
mit den Frauen ihrer Nächsten Ehebruch HERR, der Gott Israels: Schreibe dir alle
getrieben und in meinem Namen erloge- Worte, die ich zu dir geredet habe, in ein
ne Worte geredet, die ich ihnen nicht be- Buch! 3 Denn siehe, es kommen Tage,
fohlen habe. Ich weiß es genau, denn ich spricht der HERR, da ich das Geschick mei-
bin Zeuge, spricht der HERR. nes Volkes Israel und Juda wenden werde,
24 Und zu Schemaja, dem Nechelamiter, spricht der HERR; und ich werde sie wie-
sollst du sagen: 25 So spricht der HERR der der in das Land zurückbringen, das ich
Heerscharen, der Gott Israels: Weil du in ihren Vätern gegeben habe, und sie sollen
deinem eigenen Namen Briefe gesandt es in Besitz nehmen.
hast an das ganze Volk in Jerusalem und 4 Das aber sind die Worte, die der HERR zu
an Zephanja, den Sohn Maasejas, den Israel und Juda gesprochen hat: 5 So
Priester, wie auch an alle Priester, und ge- spricht der HERR: Wir haben ein Schrek-
sagt hast: 26 »Der HERR hat dich an Stelle kensgeschrei vernommen; da ist Furcht
Jojadas zum Priester gemacht, damit du und kein Friede! 6 Fragt doch und seht,
Aufseher bestellst im Haus des HERRN über ob auch ein Mannsbild gebiert! Warum
alle Wahnsinnigen und alle, die als Pro- sehe ich denn, daß alle Männer ihre Hän-
pheten auftreten, daß du sie in den Stock de auf den Hüften haben wie eine Gebä-
und in das Halseisen legst. 27 Nun, warum rende, und daß alle Angesichter toten-
hast du dann Jeremia von Anatot nicht bleich geworden sind? 7 Wehe! Denn
gestraft, der euch gegenüber als Prophet groß ist dieser Tag, keiner ist ihm gleich,
auftritt? 28 Ja, überdies hat er uns in Babel und eine Zeit der Drangsal ist es für Ja-
sagen lassen: Es wird lange dauern! Baut kob; aber er wird aus ihr errettet werden!
Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten 8 Und es soll geschehen an jenem Tag,
und eßt ihre Früchte!« 29 Der Priester Ze- spricht der HERR der Heerscharen, daß ich
phanja hatte diesen Brief nämlich vor den sein Joch von deinem Hals wegnehmen
Ohren des Propheten Jeremia vorgelesen. und zerbrechen werde und deine Fesseln
30 Da erging das Wort des HERRN an Jere- zerreiße, so daß Fremde ihn nicht mehr
mia folgendermaßen: knechten sollen; 9 sondern sie werden
31 Sende hin zu allen Weggeführten und dem HERRN, ihrem Gott, dienen und ih-
sprich: So spricht der HERR über Schema- rem König David, den ich ihnen erwek-
ja, den Nechelamiter: Weil euch Schemaja ken will.
geweissagt hat, ohne daß ich ihn gesandt 10 Darum fürchte dich nicht, du, mein
habe, und er euch auf Lügen vertrauen Knecht Jakob, spricht der HERR, und er-
lehrt, 32 deshalb spricht der HERR: Siehe, schrick nicht, Israel! Denn siehe, ich will
JEREMIA 30.31 815
dich aus einem fernen Land erretten und 21 Und ihr Fürst wird aus ihnen stammen
deine Nachkommen aus dem Land ihrer und ihr Herrscher aus ihrer Mitte hervor-
Gefangenschaft, und Jakob wird zurück- gehen; den will ich herzutreten lassen,
kehren, ruhig und sicher sein, und nie- und er wird mir nahen; denn wer ist es,
mand wird [ihn] aufschrecken! 11 Denn der sein Herz hingibt, um zu mir zu na-
ich bin mit dir, spricht der HERR, um dich hen? spricht der HERR. 22 Und ihr werdet
zu erretten; denn ich will allen Heiden- mein Volk sein, und ich werde euer Gott
völkern, unter die ich dich zerstreut habe, sein!
ein Ende machen; nur dir will ich nicht 23 Siehe, ein Sturmwind, eine Glut ist
ein Ende machen, sondern dich nach vom HERRN ausgegangen; ein sausender
dem Recht züchtigen; doch ganz unge- Sturm wird sich auf den Kopf der Gottlo-
straft kann ich dich nicht lassen. sen stürzen! 24 Die Zornglut des HERRN
12 Denn so spricht der HERR: Dein Scha- wird nicht nachlassen, bis er die Gedan-
den ist verzweifelt böse und deine Wunde ken seines Herzens ausgeführt und zu-
unheilbar. 13 Niemand führt deine Rechts- standegebracht hat; am Ende der Tage
sache; es gibt kein Heilmittel für die ei- werdet ihr es verstehen.
ternde Wunde, kein Verband ist für dich
da! 14 Alle deine Liebhaber vergessen Das künftige Heil Israels
dich, sie fragen nicht nach dir; denn wie und der neue Bund
ein Feind schlägt, habe ich dich geschla- Zu jener Zeit, spricht der HERR, wer-
gen mit grausamer Züchtigung, weil dei- de ich der Gott aller Geschlechter
ne Schuld so groß ist und deine Sünden Israels sein, und sie werden mein Volk
so zahlreich sind. 15 Was schreist du über sein. 2 So spricht der HERR: Ein Volk, das
deinen Schaden und deinen unheilbaren dem Schwert entflohen ist, hat Gnade
Schmerz? Weil deine Schuld so groß ist gefunden in der Wüste. Ich will gehen,
und deine Sünden so zahlreich sind, ha- um Israel zur Ruhe zu bringen!
be ich dir dies zugefügt! 3 Von ferne her ist mir der HERR erschie-
16 Darum sollen alle, die dich fressen, ge- nen: Mit ewiger Liebe habe ich dich ge-
fressen werden, und man wird alle deine liebt; darum habe ich dich zu mir gezogen
Feinde gefangen wegführen; alle, die dich aus lauter Gnade. 4 Ich will dich wieder
plündern, sollen geplündert werden, und aufbauen, ja, du wirst [neu] aufgebaut da-
alle, die dich berauben, werde ich dem stehen, du Jungfrau Israel; du sollst dich
Raub preisgeben. 17 Denn ich will dir Ge- wieder mit deinen Handpauken schmük-
nesung bringen und dich von deinen Wun- ken und ausziehen in fröhlichem Reigen.
den heilen, spricht der HERR, weil sie dich 5 Du wirst auf den Höhen Samarias wieder
eine »Verstoßene« nennen [und sagen]: Weinberge pflanzen; die sie angelegt ha-
»Das ist Zion, nach der niemand fragt!« ben, sollen sie auch genießen. 6 Denn es
18 So spricht der HERR: Siehe, ich werde kommt ein Tag, da die Wächter auf dem
das Geschick der Zelte Jakobs wenden Bergland von Ephraim rufen werden:
und mich über seine Wohnungen erbar- Macht euch auf, laßt uns nach Zion gehen,
men, und die Stadt soll auf ihrem Hügel zu dem HERRN, unserem Gott!
wieder erbaut und der Palast wie üblich 7 Denn so spricht der HERR: Frohlockt mit
bewohnt werden; 19 und Loblieder und Freuden über Jakob und jauchzt über das
Freudengesänge sollen von ihnen ausge- Haupt der Völker! Verkündet, singt und
hen; und ich werde sie mehren und nicht sprecht: Rette, o HERR, dein Volk, den
mindern, ich werde sie herrlich machen, Überrest Israels! 8 Siehe, ich bringe sie
und sie sollen nicht unbedeutend sein. herbei aus dem Land des Nordens und
20 Ihre Söhne werden sein wie früher, und sammle sie von den Enden der Erde; unter
ihre Gemeinde wird vor meinem Ange- ihnen sind Blinde und Lahme, Schwange-
sicht feststehen, und ich will alle ihre Be- re und Gebärende miteinander; eine gro-
dränger heimsuchen. ße Gemeinde kehrt hierher zurück! 9 Wei-
816 JEREMIA 31
nend kommen sie, und unter Flehen führe bin, schlage ich mir auf die Hüfte; ich
ich sie; ich will sie zu Wasserflüssen führen schäme mich und bin sogar zuschanden
auf einem ebenen Weg, auf dem sie nicht geworden; denn ich trage die Schmach
straucheln werden; denn ich bin Israel meiner Jugend! — 20 Ist mir Ephraim ein
zum Vater geworden, und Ephraim ist teurer Sohn? Ist er mein Lieblingskind?
mein Erstgeborener. Denn so viel ich auch gegen ihn geredet
10 Hört das Wort des HERRN, ihr Heiden- habe, muß ich doch immer wieder an ihn
völker, und verkündigt es auf den fernen denken! Darum ist mein Herz entbrannt
Inseln und sprecht: Der Israel zerstreut für ihn; ich muß mich über ihn erbar-
hat, der wird es auch sammeln und wird men! spricht der HERR.
es hüten wie ein Hirte seine Herde. 21 Setze dir Wegweiser, stelle dir Meilen-
11 Denn der HERR hat Jakob losgekauft steine auf; richte dein Herz auf die ge-
und ihn aus der Hand dessen erlöst, der bahnte Straße, auf den Weg, den du ge-
mächtiger war als er. 12 Und sie werden gangen bist! Kehre um, Jungfrau Israel,
kommen und auf der Höhe Zions jubeln kehre um zu diesen deinen Städten!
und herbeiströmen zu der Güte des 22 Wie lange willst du dich noch hierhin
HERRN, zum Korn, zum Most und zum Öl und dorthin wenden, du abtrünnige
und zu den jungen Schafen und Rindern; Tochter? Denn der HERR hat etwas Neues
und ihre Seele wird sein wie ein bewäs- geschaffen auf Erden: die Frau wird den
serter Garten, und sie werden nicht län- Mann umgeben.
ger verschmachten. 13 Dann wird die 23 So spricht der HERR der Heerscharen,
Jungfrau sich mit Reigentanz erfreuen, der Gott Israels: Man wird dieses Wort
auch junge Männer und Greise miteinan- wiederum sagen im Land Juda und in
der; und ich will ihre Trauer in Freude seinen Städten, wenn ich ihr Geschick
verwandeln und sie trösten und erfreuen wenden werde: »Der HERR segne dich, du
nach ihrem Schmerz. 14 Und ich werde Wohnung der Gerechtigkeit, du heiliger
die Seele der Priester mit Fett sättigen, Berg!« 24 Und Juda samt allen seinen
und mein Volk soll sich an meiner Güte Städten wird darin wohnen, die Bauers-
sättigen! spricht der HERR. leute und solche, die mit Herden um-
15 So spricht der HERR: Eine Stimme wird herziehen. 25 Denn ich will die ermattete
in Rama gehört, bitterliches Klagen und Seele erquicken und jede schmachtende
Weinen: Rahel beweint ihre Kinder und Seele sättigen! —
will sich nicht trösten lassen wegen ihrer 26 Darüber bin ich aufgewacht und habe
Kinder, weil sie nicht mehr sind! 16 So aufgeblickt, und mein Schlaf war mir
spricht der HERR: Halte deine Stimme zu- süß.
rück vom Weinen und deine Augen von 27 Siehe, es kommen Tage, spricht der
Tränen! Denn es gibt noch einen Lohn für HERR, da ich das Haus Israel und das Haus
deine Mühe, spricht der HERR; denn sie Juda mit Menschen und mit Vieh besäen
sollen aus dem Land des Feindes zu- werde; 28 und es soll geschehen: Wie ich
rückkehren. 17 Ja, es gibt Hoffnung für über sie gewacht habe, um sie auszurei-
deine Zukunft, spricht der HERR, und dei- ßen und zu zerstören, sie niederzureißen
ne Kinder werden in ihr Gebiet zurück- und zu verderben und ihnen übelzutun,
kehren! so werde ich über sie wachen, um aufzu-
18 Ich habe wohl gehört, wie Ephraim bauen und zu pflanzen, spricht der HERR.
klagt: Du hast mich gezüchtigt, und ich 29 In jenen Tagen wird man nicht mehr
bin gezüchtigt worden wie ein unge- sagen: »Die Väter haben saure Trauben
zähmtes Rind! Bringe du mich zur Um- gegessen, und den Kindern sind die Zäh-
kehr, so werde ich umkehren; denn du, ne stumpf geworden!«, 30 sondern jeder-
HERR, bist mein Gott! 19 Denn nach mei- mann wird an seiner eigenen Missetat
ner Umkehr empfinde ich Reue, und sterben; jeder Mensch, der saure Trauben
nachdem ich zur Erkenntnis gekommen ißt, dessen Zähne sollen stumpf werden!
JEREMIA 31.32 817
Der neue Bund und die Fettasche hinwirft, samt allen
Jer 32,37-40; Hes 36,24-38; 37,26-28; Feldern bis zum Bach Kidron, bis zur
Hebr 8,6-13; 10,14-18 Ecke des Roßtors im Osten, soll dem
31 Siehe, es kommen Tage, spricht der HERRN heilig sein; es soll ewiglich nicht
HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit mehr zerstört noch niedergerissen wer-
dem Haus Juda einen neuen Bund schlie- den.
ßen werde; 32 nicht wie der Bund, den ich
mit ihren Vätern schloß an dem Tag, da Jeremia kauft einen Acker
ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus Dies ist das Wort, das vom HERRN an
dem Land Ägypten herauszuführen; Jeremia erging im zehnten Jahr
denn sie haben meinen Bund gebrochen, Zedekias, des Königs von Juda — dieses
obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht Jahr war das achtzehnte Jahr Nebukadne-
der HERR. zars. 2 Damals belagerte das Heer des
33 Sondern das ist der Bund, den ich mit Königs von Babel Jerusalem; der Prophet
dem Haus Israel nach jenen Tagen schlie- Jeremia aber war eingesperrt im Gefäng-
ßen werde, spricht der HERR: Ich will mein nishof, der zum Palast des Königs von
Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und Juda gehörte. 3 Zedekia, der König von
es auf ihre Herzen schreiben, und ich will Juda, hatte ihn nämlich einsperren las-
ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sen, indem er sprach: Warum weissagst
sein; 34 und es wird keiner mehr seinen du: »So spricht der HERR: Siehe, ich gebe
Nächsten und keiner mehr seinen Bruder diese Stadt in die Hand des Königs von
lehren und sagen: »Erkenne den HERRN!« Babel, daß er sie einnehme; 4 und Zede-
Denn sie werden mich alle kennen, vom kia, der König von Juda, wird der Hand
Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, der Chaldäer nicht entfliehen, sondern
spricht der HERR; denn ich werde ihre gewiß in die Hand des Königs von Babel
Missetat vergeben und an ihre Sünde gegeben werden; der wird von Mund zu
nicht mehr gedenken! Mund mit ihm reden und sie werden ein-
35 So spricht der HERR, der die Sonne als ander Auge in Auge sehen; 5 und er wird
Licht bei Tag gegeben hat, die Ordnungen Zedekia nach Babel führen, und dort
des Mondes und der Sterne zur Leuchte muß er bleiben, bis ich nach ihm sehe,
bei Nacht; der das Meer erregt, daß seine spricht der HERR; wenn ihr auch mit den
Wellen brausen, HERR der Heerscharen ist Chaldäern kämpft, so werdet ihr doch
sein Name: 36 Wenn diese Ordnungen nichts ausrichten«?
vor meinem Angesicht beseitigt werden 6 Und Jeremia sprach: Das Wort des HERRN
können, spricht der HERR, dann soll auch ist an mich so ergangen: 7 Siehe, Hana-
der Same Israels aufhören, allezeit ein mel, der Sohn deines Onkels Schallum,
Volk vor meinem Angesicht zu sein! wird zu dir kommen und sagen: Kaufe dir
37 So spricht der HERR: Wenn man den mein Feld, das bei Anatot liegt; denn dir
Himmel droben messen kann und die steht das Lösungsrecht zu, es zu kaufen!
Grundfesten der Erde drunten zu erfor- 8 Da kam mein Vetter Hanamel gemäß
schen vermag, so will ich auch den gan- dem Wort des HERRN zu mir in den Ge-
zen Samen Israels verwerfen wegen all fängnishof und sprach zu mir: Kaufe
dessen, was sie getan haben, spricht der doch mein Feld, das bei Anatot, im Land
HERR. Benjamin liegt; denn dir steht das Er-
38 Siehe, es kommen Tage, spricht der brecht und das Lösungsrecht zu; kaufe es
HERR, da diese Stadt dem HERRN gebaut dir! Da erkannte ich, daß es das Wort des
werden soll, vom Turm Hananeel an bis HERRN war. 9 Und ich kaufte das Feld bei
zum Ecktor; 39 und weiter soll die Meß- Anatot von meinem Vetter Hanamel und
schnur geradeaus gehen bis zum Hügel wog ihm das Geld dar, 17 Schekel Silber.
Gareb und sich von da nach Goa wenden; 10 Und ich schrieb einen Kaufbrief und
40 und das ganze Tal, wo man die Leichen versiegelte ihn und berief Zeugen und
818 JEREMIA 32
wog das Geld auf der Waage ab. 11 Und ausgestrecktem Arm und mit großem
ich nahm den versiegelten Kaufbrief mit Schrecken; 22 und du hast ihnen dieses
der Abmachung und den Bedingungen, Land gegeben, wie du ihren Vätern ge-
dazu auch den offenen,a 12 und ich über- schworen hattest, es ihnen zu geben, ein
gab den Kaufbrief Baruch, dem Sohn Ne- Land, in dem Milch und Honig fließt.
rijas, des Sohnes Machsejas, vor den Au- 23 Als sie nun kamen und es einnahmen,
gen meines Vetters Hanamel und vor den gehorchten sie deiner Stimme nicht und
Augen der Zeugen, die den Kaufbrief un- wandelten nicht in deinem Gesetz, sie
terschrieben hatten, auch vor den Augen taten nichts von all dem, was du ihnen zu
aller Juden, die im Gefängnishof saßen. tun geboten hattest; darum hast du ihnen
13 Und ich befahl Baruch vor ihren Augen all dieses Unheil widerfahren lassen.
und sprach: 14 So spricht der HERR der 24 Siehe, die [Belagerungs-]Wälle reichen
Heerscharen, der Gott Israels: Nimm die- bis an die Stadt, daß sie erobert werde;
se Kaufbriefe, sowohl den versiegelten und durch das Schwert, die Hungersnot
als auch den offenen Kaufbrief, und lege und die Pest ist die Stadt in die Hand der
sie in ein Tongefäß, damit sie lange Zeit Chaldäer gegeben, die gegen sie kämp-
erhalten bleiben! 15 Denn so spricht der fen; und was du geredet hast, das ist ein-
HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Es getroffen; und siehe, du bemerkst es
sollen in diesem Land wieder Häuser und wohl. 25 Und doch hast du, Herr, HERR, zu
Felder und Weinberge gekauft werden! mir gesagt: Kaufe dir das Feld um Geld
und nimm Zeugen dazu! Und dabei ist
Jeremias Gebet und die Verheißung die Stadt in die Hand der Chaldäer gege-
der Wiederherstellung für Israel ben!
16 Nachdem ich nun den Kaufbrief Ba- 26 Da erging das Wort des HERRN an Jere-
ruch, dem Sohn Nerijas, übergeben hatte, mia folgendermaßen: 27 Siehe, ich, der
betete ich zum HERRN und sprach: 17 Ach, HERR, bin der Gott alles Fleisches; sollte
Herr, HERR, siehe, du hast den Himmel mir etwas unmöglich sein? 28 Darum, so
und die Erde gemacht mit deiner großen spricht der HERR: Siehe, ich gebe diese
Kraft und mit deinem ausgestreckten Stadt in die Hand der Chaldäer und in die
Arm; dir ist nichts unmöglich! 18 Du er- Hand Nebukadnezars, des Königs von
weist Gnade vielen Tausenden und ver- Babel, daß er sie einnehme. 29 Und die
giltst die Missetat der Väter in den Schoß Chaldäer, die gegen diese Stadt kämpfen,
ihrer Kinder nach ihnen, du großer und werden hineinkommen und Feuer an
starker Gott, dessen Name »HERR der diese Stadt legen und sie verbrennen
Heerscharen« ist, 19 groß an Rat und samt den Häusern, auf deren Dächern sie
mächtig an Tat; dessen Augen über allen dem Baal geräuchert und fremden Göt-
Wegen der Menschenkinder offen ste- tern Trankopfer ausgegossen haben, um
hen, um jedem einzelnen zu geben ge- mich zu erzürnen; 30 denn die Kinder Is-
mäß seinen Wegen und gemäß der Frucht raels und die Kinder Judas haben von Ju-
seiner Taten. 20 Du hast Zeichen und gend auf [immer] nur getan, was böse
Wunder getan im Land Ägypten, [die] bis war in meinen Augen; ja, die Kin-der Isra-
zu diesem Tag [bekannt sind], und auch els haben mich [immer] nur erzürnt
an Israel und an anderen Menschen; und durch das Tun ihrer Hände! spricht der
du hast dir einen Namen gemacht, wie es HERR.
heute der Fall ist. 31 Denn diese Stadt hat mich [immer] nur
21 Du hast dein Volk Israel aus dem Land zum Zorn und Grimm [gereizt] von dem
Ägypten herausgeführt durch Zeichen Tag an, da man sie baute, bis zu diesem
und Wunder und mit starker Hand und Tag, so daß ich sie von meinem Angesicht

a (32,11) Im Alten Orient galt der offene Kaufbrief als Quittung, der versiegelte Kaufbrief als eine Art Besitzurkunde,
die bei Anfechtung des erworbenen Besitzes geöffnet werden konnte.
JEREMIA 32.33 819
hinwegtun will, 32 wegen aller Bosheit, 43 Und es sollen Felder gekauft werden in
die die Kinder Israels und die Kinder Ju- diesem Land, von dem ihr sagt, es sei von
das begangen haben, um mich zu erzür- Menschen und Vieh verlassen und in die
nen — sie, ihre Könige, ihre Fürsten, ihre Hand der Chaldäer gegeben. 44 Man wird
Priester und ihre Propheten, und die Felder um Geld kaufen und Kaufbriefe
Männer von Juda und die Bewohner Je- schreiben und sie versiegeln und Zeugen
rusalems. bestellen im Land Benjamin und in der
33 Und sie wandten mir den Rücken zu Umgebung von Jerusalem, in den Städ-
und nicht das Angesicht; auch als ich sie ten Judas, in den Städten des Berglandes
belehrte, indem ich mich früh aufmachte und in den Städten der Schephela, auch
und sie [immer wieder] belehrte, haben in den Städten des Negev; denn ich will
sie nicht hören und keine Züchtigung ihr Geschick wenden! spricht der HERR.
annehmen wollen, 34 sondern sie haben
ihre Scheusale in das Haus gesetzt, das Die Rückkehr des Volkes
nach meinem Namen genannt ist, um es und der Wiederaufbau des Landes
zu verunreinigen. 35 Sie haben dem Baal wird verheißen
Am 9,11-15
Höhen gebaut im Tal Ben-Hinnom, um
ihre Söhne und Töchter dem Moloch zu Und das Wort des HERRN erging
verbrennen, was ich nicht geboten habe zum zweitenmal an Jeremia, als er
und mir nie in den Sinn gekommen ist, noch im Gefängnishof eingeschlossen
daß sie solche Greuel verüben sollten, war: 2 So spricht der HERR, der es tut, der
um Juda zur Sünde zu verführen. HERR, der es ersinnt, um es auszuführen,
36 Und nun, bei alledem spricht der HERR, HERR ist sein Name: 3 Rufe mich an, so
der Gott Israels, von dieser Stadt, von der will ich dir antworten und dir große und
ihr sagt, daß sie durch Schwert, Hunger unbegreifliche Dinge verkünden, die du
und Pest in die Hand des Königs von Ba- nicht weißt.
bel gegeben sei: 37 Siehe, ich will sie sam- 4 Denn so spricht der HERR, der Gott Isra-
meln aus allen Ländern, wohin ich sie in els, betreffs der Häuser dieser Stadt und
meinem Zorn und Grimm und in meiner der Paläste der Könige von Juda, die nie-
großen Entrüstung verstoßen habe, und dergerissen wurden, um gegen die Bela-
ich werde sie wieder an diesen Ort zu- gerungswälle und zum Schwert[kampf]
rückführen und sie sicher wohnen lassen; verwendet zu werden, 5 um die Chaldäer
38 und sie sollen mein Volk sein, und ich zu bekämpfen und die Stadt mit den Lei-
will ihr Gott sein; 39 und ich will ihnen chen der Menschen zu füllen, die ich in
ein Herz und einen Wandel geben, daß sie meinem Zorn und Grimm geschlagen
mich allezeit fürchten, ihnen selbst zum habe, weil ich mein Angesicht vor dieser
Besten und ihren Kindern nach ihnen. Stadt verborgen habe wegen all ihrer
40 Und ich will einen ewigen Bund mit Bosheit: 6 Siehe, ich verschaffe ihr Linde-
ihnen schließen, daß ich nicht von ihnen rung und Heilung, und ich will sie heilen
ablassen will, ihnen wohlzutun. Und ich und ihnen eine Fülle von Frieden und
werde die Furcht vor mir in ihr Herz ge- Treue offenbaren.
ben, damit sie nicht mehr von mir 7 Und ich werde das Geschick Judas und
abweichen, 41 und damit ich mich über das Geschick Israels wenden und sie wie-
sie freuen kann, ihnen wohlzutun; und der bauen wie im Anfang. 8 Und ich wer-
ich werde sie einpflanzen in dieses Land de sie reinigen von all ihrer Ungerechtig-
in Wahrheit, mit meinem ganzen Herzen keit, mit der sie gegen mich gesündigt
und mit meiner ganzen Seele. haben, und ich will ihnen alle ihre Misse-
42 Denn so spricht der HERR: Wie ich all taten vergeben, mit denen sie gegen mich
dieses große Unheil über dieses Volk ge- gesündigt und an mir gefrevelt haben.
bracht habe, so will ich auch alles Gute 9 Und [Jerusalem] soll mir zum Freuden-
über sie bringen, das ich über sie rede. namen, zum Lob und zum Schmuck die-
820 JEREMIA 33.34
nen bei allen Völkern der Erde, die von all und Speisopfer anzündet und Schlacht-
dem Guten hören werden, das ich ihnen opfer zurichtet!
tue; und sie werden erschrecken und er- 19 Und das Wort des HERRN erging an Jere-
zittern über all das Gute und über all den mia folgendermaßen: 20 So spricht der
Frieden, den ich ihr verschaffen will. HERR: Wenn ihr meinen Bund betreffs des
10 So spricht der HERR: An diesem Ort, von Tages und meinen Bund betreffs der
dem ihr sagt, daß er verlassen sei von Nacht aufheben könnt, so daß Tag und
Menschen und Vieh, nämlich in den Städ- Nacht nicht mehr zu ihrer Zeit eintreten
ten Judas und auf den Straßen Jerusalems, werden, 21 dann wird auch mein Bund
die verwüstet sind, ohne Menschen und mit meinem Knecht David aufgehoben
ohne Vieh, 11 da soll man wiederum Ju- werden, so daß er keinen Sohn mehr ha-
bel- und Freudengeschrei vernehmen, die be, der auf seinem Thron regiere, und mit
Stimme des Bräutigams und die Stimme den Leviten, den Priestern, daß sie nicht
der Braut, die Stimme derer, die sagen: mehr meine Diener seien. 22 Wie man das
»Dankt dem HERRN der Heerscharen; denn Heer des Himmels nicht zählen und den
der HERR ist freundlich, und seine Gnade Sand am Meer nicht messen kann, so will
währt ewiglich!« und die Stimme derer, die ich den Samen meines Knechtes David
Friedensopfer bringen ins Haus des HERRN; mehren und die Leviten, meine Diener.
denn ich will das Geschick des Landes 23 Und das Wort des HERRN erging an Jere-
wenden, daß es wieder sei wie im Anfang, mia folgendermaßen: 24 Merkst du nicht,
spricht der HERR. was dieses Volk behauptet, wenn es
12 So spricht der HERR der Heerscharen: spricht: »Die zwei Geschlechter, die der
Es soll an diesem Ort, der von Menschen HERR erwählt hat, die hat er verworfen«?
und Vieh verlassen ist, und in allen ihren So verlästern sie mein Volk, daß es in ih-
Städten wieder Niederlassungen von Hir- ren Augen kein Volk mehr ist. 25 So
ten geben, die ihre Schafe lagern werden. spricht nun der HERR: So gewiß ich mei-
13 In den Städten des Berglandes, in den nen Bund mit Tag und Nacht, die Ord-
Städten der Schephela und in den Städ- nungen des Himmels und der Erde fest-
ten des Negev, auch im Land Benjamin gesetzt habe, 26 so wenig werde ich den
und in der Umgebung von Jerusalem und Samen Jakobs und meines Knechtes Da-
in den Städten Judas sollen die Schafe vid verwerfen, daß ich aus seinen Nach-
wiederum unter den Händen dessen vor- kommen keinen Herrscher mehr nähme,
übergehen, der sie zählt, spricht der HERR. der über den Samen Abrahams, Isaaks
14 Siehe, es kommen Tage, spricht der und Jakobs herrschen soll; denn ich wer-
HERR, da ich das gute Wort erfüllen werde, de ihr Geschick wenden und mich über
das ich über das Haus Israel und über das sie erbarmen!
Haus Juda geredet habe. 15 In jenen Ta-
gen und zu jener Zeit will ich dem David DIE LETZTEN BOTSCHAFTEN JEREMIAS
einen Sproß der Gerechtigkeit hervor- VOR DEM FALL JERUSALEMS
sprießen lassen, und er wird Recht und Kapitel 34 - 39
Gerechtigkeit schaffen auf Erden. 16 In
jenen Tagen wird Juda gerettet werden Warnung an Zedekia
und Jerusalem sicher wohnen, und mit Das ist das Wort, welches vom
diesem Namen wird man sie benennen: HERRN an Jeremia erging, während
»Der HERR ist unsere Gerechtigkeit!« Nebukadnezar, der König von Babel,
17 Denn so spricht der HERR: Es soll David samt seinem ganzen Heer und allen Kö-
nie an einem Mann fehlen, der auf dem nigreichen der Erde und allen Völkern,
Thron des Hauses Israel sitzt! 18 Auch die seine Hand beherrschte, gegen Jeru-
den Priestern und Leviten soll es nie an salem und alle ihre Städte kämpfte: 2 So
einem Mann fehlen vor meinem Ange- spricht der HERR, der Gott Israels: Geh
sicht, der allezeit Brandopfer darbringt und rede zu Zedekia, dem König von Ju-
JEREMIA 34 821
da, und sprich zu ihm: So spricht der zurück und unterwarfen sie sich wieder zu
HERR: Siehe, ich gebe diese Stadt in die Knechten und Mägden.
Hand des Königs von Babel, und er wird 12 Da erging das Wort des HERRN von sei-
sie mit Feuer verbrennen. 3 Auch du wirst ten des HERRN an Jeremia: 13 So spricht
seiner Hand nicht entfliehen, sondern du der HERR, der Gott Israels: Ich habe mit
wirst gewiß ergriffen und in seine Hand euren Vätern einen Bund gemacht an
gegeben werden; und deine Augen wer- dem Tag, da ich sie aus dem Land Ägyp-
den in die Augen des Königs von Babel ten, aus dem Haus der Knechtschaft, her-
sehen, und sein Mund wird mit deinem ausführte, der besagte: 14 Nach Verlauf
Mund reden, und du wirst nach Babel von sieben Jahren soll jeder seinen heb-
kommen! räischen Bruder, der sich dir verkauft hat,
4 Doch höre das Wort des HERRN, Zedekia, freilassen; sechs Jahre soll er dir dienen,
du König von Juda! So spricht der HERR dann sollst du ihn frei von dir entlassen!
über dich: Du sollst nicht durch das Aber eure Väter gehorchten nicht und
Schwert umkommen; 5 in Frieden sollst neigten ihre Ohren nicht zu mir. 15 Nun
du sterben, und wie man deinen Vätern, seid ihr heute zwar umgekehrt und habt
den früheren Königen, die vor dir gewe- getan, was in meinen Augen richtig ist,
sen sind, Feuer anzündete, so soll man indem ihr Freilassung ausgerufen habt,
auch dir ein Feuer anzünden und über jeder für seinen Nächsten, und vor mei-
dich klagen: »Ach, Herr!« Denn ich habe nem Angesicht einen Bund geschlossen
dieses Wort geredet, spricht der HERR. habt in dem Haus, das nach meinem Na-
6 Und der Prophet Jeremia redete alle die- men genannt ist. 16 Aber es reute euch
se Worte zu Zedekia, dem König von Juda, wieder, und ihr habt meinen Namen ent-
in Jerusalem, 7 während das Heer des Kö- weiht, indem jeder seinen Knecht und
nigs von Babel gegen Jerusalem und alle jeder seine Magd, die ihr nach ihrem
[noch] übriggebliebenen Städte Judas Wunsch freigelassen hattet, wieder zu-
kämpfte, nämlich gegen Lachis und Ase- rückgeholt hat, und ihr habt sie gezwun-
ka; denn diese waren von allen befestig- gen, eure Knechte und Mägde zu sein.
ten Städten Judas [noch] übriggeblieben. 17 Darum spricht der HERR: Ihr habt mir
nicht gehorcht, daß ihr eine Freilassung
Die rückgängig gemachte Freilassung ausgerufen hättet, jeder für seinen Bruder
der Sklaven und für seinen Nächsten. Siehe, nun rufe
8 Das Wort, das vom HERRN an Jeremia er- ich für euch eine Freilassung aus, spricht
ging, nachdem der König Zedekia mit der HERR, für das Schwert, für die Pest und
dem ganzen Volk in Jerusalem einen Bund für die Hungersnot; und ich mache euch
gemacht hatte, eine Freilassung auszuru- zum Entsetzen für alle Königreiche der
fen, 9 daß jeder seinen Knecht und jeder Erde! 18 Und die Männer, die meinen
seine Magd, sofern sie Hebräer und Heb- Bund übertreten haben, indem sie die
räerinnen waren, freilassen sollte, und Worte des Bundes nicht ausgeführt haben,
niemand mehr einen Juden, seinen Bru- den sie vor meinem Angesicht schlossen,
der, zum Dienst zwingen sollte. 10 Und es als sie das Kalb zerteilten und zwischen
gehorchten alle Fürsten und das ganze seinen beiden Hälften hindurchgingen,a
Volk, die dem Bund beigetreten waren, 19 die Fürsten Judas und die Fürsten von
daß jeder seinen Knecht und jeder seine Jerusalem, die Kämmerer und die Priester
Magd freilassen sollte und sie nicht mehr und das ganze Volk des Landes, so viele
zum Dienst zwingen sollte; sie gehorchten von ihnen zwischen den Stücken des Kal-
und ließen sie frei. 11 Danach aber reute bes hindurchgegangen sind, 20 ich will sie
es sie, und sie holten die Knechte und in die Hand ihrer Feinde geben und in die
Mägde, die sie freigelassen hatten, wieder Hand derer, die nach ihrem Leben trach-

a (34,18) Zu diesem Brauch beim altorientalischen Bundesschluß vgl. 1Mo 15,9-21.


822 JEREMIA 34.35
ten, so daß ihre Leichname den Vögeln keinen Wein alle unsere Tage, weder wir,
des Himmels und den Tieren des Feldes noch unsere Frauen, noch unsere Söhne,
zur Speise dienen. noch unsere Töchter; 9 wir bauen auch
21 Zedekia aber, den König von Juda, und keine Häuser, um darin zu wohnen, und
seine Fürsten gebe ich in die Hand ihrer besitzen weder Weinberg noch Acker und
Feinde und in die Hand derer, die nach Saat, 10 sondern wir wohnen in Zelten
ihrem Leben trachten, und in die Hand und sind gehorsam und befolgen alles,
des Heeres des Königs von Babel, das von was uns unser Vater Jonadab geboten hat.
euch abgezogen ist. 22 Siehe, ich gebe 11 Als aber Nebukadnezar, der König von
Befehl, spricht der HERR, und bringe sie Babel, ins Land heraufzog, da sprachen
wieder zu dieser Stadt zurück, damit sie wir: »Kommt, laßt uns vor dem Heer der
gegen sie kämpfen und sie erobern und Chaldäer und vor dem Heer der Aramäer
mit Feuer verbrennen; und ich will die nach Jerusalem ziehen!« Und so wohnen
Städte Judas verwüsten, daß niemand wir jetzt in Jerusalem.
mehr darin wohnt! 12 Da erging das Wort des HERRN an
Jeremia: 13 So spricht der HERR der Heer-
Die Treue der Rechabiter scharen, der Gott Israels: Geh und sage zu
und die Untreue Judas den Männern Judas und zu den Einwoh-
Das Wort, welches in den Tagen Jo- nern von Jerusalem: Wollt ihr euch das
jakims, des Sohnes Josias, des Kö- nicht zur Lehre nehmen, daß ihr meinen
nigs von Juda, vom HERRN an Jeremia er- Worten gehorcht? spricht der HERR. 14 Die
ging, lautete folgendermaßen: 2 Geh zum Worte Jonadabs, des Sohnes Rechabs, die
Haus der Rechabiter und rede mit ihnen er seinen Kindern geboten hat, nämlich,
und führe sie ins Haus des HERRN, in eine daß sie keinen Wein trinken sollen, die
der Kammern, und gib ihnen Wein zu werden gehalten; denn sie trinken keinen
trinken! 3 Da nahm ich Jaasanja, den Sohn Wein bis zu diesem Tag und gehorchen so
Jeremias, des Sohnes Habazinjas, samt dem Gebot ihres Vaters. Ich aber habe zu
seinen Brüdern und allen seinen Söhnen euch geredet, indem ich mich früh auf-
und dem ganzen Haus der Rechabiter, machte und [immer wieder] redete, und
4 und ich führte sie in das Haus des HERRN, ihr habt mir nicht gehorcht! 15 Und doch
zur Kammer der Söhne Hanans, des Soh- habe ich alle meine Knechte, die Prophe-
nes Jigdaljas, des Mannes Gottes, die ne- ten, zu euch gesandt, indem ich mich
ben der Kammer der Fürsten, oberhalb früh aufmachte und sie [immer wieder]
der Kammer Maasejas, des Sohnes Schal- sandte, und habe euch sagen lassen:
lums, des Türhüters, lag. 5 Und ich setzte Kehrt doch um, jeder von seinem bösen
den Söhnen des Hauses der Rechabiter Weg, und bessert eure Taten, und folgt
Krüge voll Wein und Becher vor und nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu
sprach zu ihnen: Trinkt Wein! dienen, dann sollt ihr in dem Land blei-
6 Da sprachen sie: Wir trinken keinen ben, das ich euch und euren Vätern gege-
Wein, denn Jonadab, der Sohn Rechabs, ben habe! Aber ihr habt eure Ohren nicht
unser Vater, hat uns geboten und gesagt: geneigt und nicht auf mich gehört.
»Ihr sollt keinen Wein trinken, weder ihr 16 Weil denn die Söhne Jonadabs, des
noch eure Kinder, ewiglich; 7 ihr sollt auch Sohnes Rechabs, das Gebot ihres Vaters
kein Haus bauen, keine Saat bestellen, gehalten haben, das er ihnen gegeben
keinen Weinberg pflanzen noch besitzen, hat, dieses Volk aber mir nicht gehorsam
sondern euer Leben lang in Zelten woh- gewesen ist, 17 darum spricht der HERR,
nen, damit ihr lange lebt in dem Land, in der Gott der Heerscharen, der Gott Isra-
dem ihr als Fremdlinge wohnt!« 8 So ge- els: Siehe, ich bringe über Juda und über
horchen wir nun der Stimme unseres Va- die Bewohner von Jerusalem all das Un-
ters Jonadab, des Sohnes Rechabs, in al- heil, das ich gegen sie geredet habe, weil
lem, was er uns befohlen hat, und trinken sie nicht hören wollten, als ich zu ihnen
JEREMIA 35.36 823
redete, und nicht antworteten, als ich ih- HERRN aus dem Buch die Worte des HERRN
nen rief! vorlas. 9 Und es geschah im fünften Jahr
18 Aber zum Haus der Rechabiter sprach Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs
Jeremia: So spricht der HERR der Heer- von Juda, im neunten Monat, daß man
scharen, der Gott Israels: Weil ihr dem die ganze Bevölkerung von Jerusalem
Gebot eures Vaters Jonadab gehorcht und und alles Volk, das aus den Städten Judas
alle seine Gebote bewahrt und nach al- nach Jerusalem kam, zu einem Fasten vor
lem gehandelt habt, was er euch geboten dem HERRN berief. 10 Da las Baruch aus
hat, 19 darum spricht der HERR der Heer- dem Buch die Reden Jeremias im Haus
scharen, der Gott Israels: Es soll Jonadab, des HERRN, in der Kammer Gemarjas, des
dem Sohn Rechabs, nie an einem Mann Sohnes Schaphans, des Staatsschreibers,
fehlen, der vor mir steht! im oberen Vorhof, am Eingang des neuen
Tores des Hauses des HERRN, vor den Oh-
König Jojakim verbrennt das ren des ganzen Volkes.
Weissagungsbuch Jeremias 11 Und Michaja, der Sohn Gemarjas, des
Und es geschah im vierten Jahr Joja- Sohnes Schaphans, hörte alle Worte des
kims, des Sohnes Josias, des Königs HERRN aus dem Buch, 12 und er ging in
von Juda, da erging dieses Wort vom HERRN das Haus des Königs, in die Kanzlei hin-
an Jeremia: 2 Nimm dir eine Buchrolle und ab; und siehe, da saßen alle Fürsten,
schreibe alle Worte darauf, die ich zu dir nämlich Elischama, der Kanzleischreiber,
geredet habe über Israel und über Juda Delaja, der Sohn Schemajas, Elnathan,
und über alle Völker, von dem Tag an, da der Sohn Achbors, Gemarja, der Sohn
ich zu dir geredet habe, von den Tagen Jo- Schaphans, Zedekia, der Sohn Hananjas,
sias an bis zu diesem Tag! 3 Vielleicht wer- und alle Fürsten. 13 Da verkündigte ih-
den die vom Haus Juda auf all das Unheil nen Michaja alle Worte, die er gehört
hören, das ich ihnen anzutun gedenke, hatte, als Baruch vor den Ohren des Vol-
und umkehren, jeder von seinem bösen kes aus dem Buch vorlas.
Weg, so daß ich ihnen ihre Missetaten und 14 Da sandten alle Fürsten Jehudi, den
ihre Sünden vergeben kann! Sohn Netanjas, des Sohnes Schelemjas,
4 Da rief Jeremia den Baruch, den Sohn des Sohnes Kuschis, zu Baruch und lie-
Nerijas, und Baruch schrieb, wie Jeremia ßen ihm sagen: Nimm die Rolle, aus der
es ihm vorsagte, alle Worte des HERRN, die du vor den Ohren des Volkes gelesen hast,
er zu ihm geredet hatte, auf eine Buchrolle. zur Hand und komm! Da nahm Baruch,
5 Und Jeremia befahl dem Baruch und der Sohn Nerijas, die Rolle in seine Hand
sprach: Ich bin verhindert, so daß ich nicht und kam zu ihnen. 15 Und sie sprachen
in das Haus des HERRN gehen kann; 6 dar- zu ihm: Setze dich doch und lies sie vor
um geh du hinein und lies aus der Rolle unseren Ohren! So las Baruch vor ihren
vor, was du aufgeschrieben hast, wie ich es Ohren. 16 Und es geschah, als sie alle
dir vorsagte, die Worte des HERRN, vor den Worte gehört hatten, da sahen sie einan-
Ohren des Volkes, im Haus des HERRN am der erschrocken an und sprachen zu Ba-
Fastentag; auch vor den Ohren aller Juden, ruch: Wir müssen dem König alle diese
die aus ihren Städten kommen, sollst du Worte berichten! 17 Und sie fragten Ba-
sie lesen! 7 Vielleicht wird ihr Flehen vor ruch und sprachen: Sage uns doch, wie
dem Angesicht des HERRN gelten und sie hast du alle diese Reden aus seinem
werden umkehren, jeder von seinem bö- Mund aufgeschrieben? 18 Da antwortete
sen Weg; denn groß ist der Zorn und ihnen Baruch: Er sagte mir alle diese Wor-
Grimm, den der HERR gegen dieses Volk te mündlich vor, und ich schrieb sie mit
ausgesprochen hat! Tinte in das Buch! 19 Da sprachen die
8 Und Baruch, der Sohn Nerijas, machte Fürsten zu Baruch: Geh hin und verbirg
es ganz so, wie ihm der Prophet Jeremia dich mit Jeremia, damit niemand weiß,
geboten hatte, indem er im Haus des wo ihr seid!
824 JEREMIA 36.37
20 Und sie gingen in den Hof zum König, hinausgeworfen werden, so daß ihn bei
nachdem sie die Rolle in der Kammer Tag die Hitze und bei Nacht der Frost
Elischamas, des Schreibers, niedergelegt trifft. 31 Und ich will seine Bosheit und
hatten, und berichteten alle die Worte vor die seiner Nachkommen und seiner
den Ohren des Königs. 21 Da sandte der Knechte an ihnen heimsuchen; und ich
König den Jehudi, um die Rolle abzuho- werde über sie, über die Bewohner von
len. Und er brachte sie aus der Kammer Jerusalem und über die Männer von Juda
Elischamas, des Schreibers, und Jehudi alles Unheil bringen, das ich ihnen ange-
las sie vor den Ohren des Königs und vor droht habe, und von dem sie nichts hören
den Ohren aller Fürsten, die bei dem Kö- wollten!
nig standen. 22 Der König aber saß im 32 Da nahm Jeremia eine andere Rolle
Winterhaus — denn es war im neunten und gab sie dem Schreiber Baruch, dem
Monat —, und der Kohlentopf brannte Sohn Nerijas; und er schrieb, wie Jeremia
vor ihm. 23 Und es geschah, so oft Jehudi es ihm vorsagte, alle Worte hinein, die in
drei oder vier Spalten gelesen hatte, dem Buch gestanden hatten, das Jojakim,
schnitt er sie mit dem Schreibermesser der König von Juda, im Feuer verbrannt
heraus und warf sie in das Feuer, das im hatte; und es wurden noch viele andere
Kohlentopf war, bis die ganze Rolle im Worte gleichen Inhalts hinzugefügt.
Feuer des Kohlentopfes verbrannt war.
24 Und es war niemand, der darüber er-
Nach dem Abzug der Chaldäer
schrak oder sein Gewand zerriß, weder sagt Jeremia ihre Rückkehr
der König noch alle seine Diener, obwohl und ihren Sieg voraus
sie alle diese Worte gehört hatten. 25 Doch Und Zedekia, der Sohn Josias, re-
baten Elnathan, Delaja und Gemarja den gierte als König an Stelle Jechonjas,
König, die Rolle nicht zu verbrennen; aber des Sohnes Jojakims, denn Nebukadne-
er hörte nicht auf sie. 26 Und der König zar, der König von Babel, hatte ihn zum
befahl dem Königssohn Jerachmeel, Sera- König über das Land Juda gemacht. 2 Aber
ja, dem Sohn Asriels, und Schelemja, dem weder er, noch seine Knechte, noch das
Sohn Abdeels, den Schreiber Baruch und Volk des Landes waren den Worten des
den Propheten Jeremia festzunehmen. HERRN gehorsam, die er durch den Pro-
Aber der HERR hielt sie verborgen. pheten Jeremia geredet hatte.
27 Nachdem nun der König die Rolle mit 3 Und der König Zedekia sandte Jehuchal,
den Worten, die Baruch nach dem Diktat den Sohn Schelemjas, und den Priester
Jeremias niedergeschrieben hatte, ver- Zephanja, den Sohn Maasejas, zu dem
brannt hatte, erging das Wort des HERRN Propheten Jeremia und ließ ihm sagen:
an Jeremia: 28 Nimm dir noch eine ande- Bete doch für uns zu dem HERRN, unse-
re Rolle und schreibe darauf alle früheren rem Gott! 4 Damals ging Jeremia noch ein
Worte, die auf der ersten Rolle geschrie- und aus unter dem Volk, denn sie hatten
ben standen, die Jojakim, der König von ihn noch nicht ins Gefängnis gesetzt.
Juda, verbrannt hat! 29 Und über Jojakim, 5 Auch war das Heer des Pharao aus
den König von Juda, sage: So spricht der Ägypten aufgebrochen. Als das die Chal-
HERR: Du hast diese Rolle verbrannt, in- däer erfuhren, die Jerusalem belagerten,
dem du sprachst: Warum hast du hinein- zogen sie von Jerusalem ab.
geschrieben, daß der König von Babel 6 Da erging das Wort des HERRN an den
gewiß kommen und dieses Land verwü- Propheten Jeremia: 7 So spricht der HERR,
sten und Menschen und Vieh daraus ver- der Gott Israels: So sollt ihr dem König
tilgen wird? von Juda antworten, der euch zu mir ge-
30 Darum, so spricht der HERR von Joja- sandt hat, um mich zu befragen: Siehe,
kim, dem König von Juda: Er soll keinen das Heer des Pharao, das heraufgezogen
[Nachkommen] haben, der auf dem ist, um euch zu helfen, wird wieder in
Thron Davids sitzt. Sein Leichnam soll sein Land, nach Ägypten zurückkehren.
JEREMIA 37.38 825
8 Die Chaldäer aber werden wiederkom- sagt haben: »Der König von Babel wird
men und gegen diese Stadt kämpfen, sie nicht über euch und über dieses Land
einnehmen und mit Feuer verbrennen. kommen?« 20 Und nun, höre doch, mein
9 So spricht der HERR: Habt acht, daß ihr Herr und König! Laß doch meine Bitte
euch nicht selbst betrügt, indem ihr etwas vor dir gelten und schicke mich
denkt: »Die Chaldäer ziehen jetzt gewiß nicht wieder in das Haus Jonathans, des
von uns ab!« Nein, sie werden nicht Schreibers, zurück, damit ich nicht dort
abziehen! 10 Denn wenn ihr auch das sterbe!
ganze Heer der Chaldäer, die euch bela- 21 Da gab der König Zedekia Befehl, und
gern, schlagen würdet, und es würden man versetzte Jeremia in den Gefängnis-
von ihnen nur etliche Verwundete übrig- hof und gab ihm täglich einen Laib Brot
bleiben, so würden sie dennoch aufste- aus der Bäckerstraße, bis alles Brot in der
hen, jeder in seinem Zelt, und diese Stadt Stadt aufgegessen war. So blieb Jeremia
mit Feuer verbrennen! im Gefängnishof.
Jeremia im Gefängnis Jeremia wird in die Zisterne geworfen
11 Und es geschah, als das Heer der Chal-
und später befreit
däer vor dem Heer des Pharao von Jeru- Schephatja aber, der Sohn Mat-
salem abgezogen war, 12 da verließ Jere- tans, und Gedalja, der Sohn Pasch-
mia Jerusalem, um ins Land Benjamin zu hurs, und Juchal, der Sohn Schelemjas,
gehen und dort unter dem Volk einen und Paschhur, der Sohn Malkijas, hörten
Besitzanteil in Empfang zu nehmen. die Worte, die Jeremia zu dem ganzen
13 Als er aber zum Tor Benjamin kam, war Volk redete, indem er sprach: 2 So spricht
dort ein Wachhabender namens Jerija, der HERR: Wer in dieser Stadt bleibt, der
ein Sohn Schelemjas, des Sohnes Hanan- muß sterben durch Schwert, Hungersnot
jas; der ergriff den Propheten Jeremia oder Pest; wer aber zu den Chaldäern hin-
und sprach: Du willst zu den Chaldäern ausgeht, der soll am Leben bleiben; er
überlaufen! 14 Da sprach Jeremia: Das ist wird seine Seele als Beute davontragen
eine Lüge! Ich will nicht zu den Chaldä- und leben! 3 So spricht der HERR: Diese
ern überlaufen! Aber Jerija wollte ihm Stadt wird ganz gewiß in die Hand des
nicht glauben, sondern nahm Jeremia Heeres des Königs von Babel gegeben
fest und führte ihn vor die Fürsten. 15 Und werden, und er wird sie einnehmen!
die Fürsten wurden zornig über Jeremia 4 Da sprachen die Fürsten zum König:
und schlugen ihn und setzten ihn ins Dieser Mann muß endlich getötet wer-
Gefängnis im Haus des Schreibers Jona- den; denn damit macht er nur die Hände
than; denn dieses hatte man zum Kerker der in dieser Stadt noch übriggebliebe-
gemacht. 16 So kam Jeremia ins Gefäng- nen Kriegsleute schlaff, und auch die
nis und unter die Gewölbe; und Jeremia Hände des ganzen Volkes, weil er solche
blieb dort lange Zeit. Worte an sie richtet; denn dieser Mensch
17 Aber der König Zedekia sandte nach sucht nicht das Wohl, sondern das Un-
ihm und ließ ihn holen; und der König glück dieses Volkes! 5 Da antwortete der
fragte ihn heimlich in seinem Haus und König Zedekia: Siehe, er ist in eurer Hand;
sprach: Hast du ein Wort von dem HERRN? denn der König vermag nichts gegen
Jeremia antwortete: Ja! und sprach: Du euch!
wirst in die Gewalt des Königs von Babel 6 Da nahmen sie Jeremia und warfen ihn
gegeben werden! 18 Auch sprach Jeremia in die Zisterne des Königssohnes Malkija,
zu dem König Zedekia: Was habe ich ge- die sich im Gefängnishof befand; und sie
gen dich, gegen deine Diener und gegen ließen ihn an Stricken hinunter. In der
dieses Volk gesündigt, daß ihr mich ins Zisterne aber war kein Wasser, sondern
Gefängnis gesetzt habt? 19 Wo sind eure nur Schlamm; und Jeremia sank in den
Propheten, die euch geweissagt und ge- Schlamm.
826 JEREMIA 38
7 Als aber Ebed-Melech, der Kuschit, ein 17 Da sprach Jeremia zu Zedekia: So
Kämmerer im Palast des Königs, hörte, spricht der HERR, der Gott der Heerscha-
daß man Jeremia in die Zisterne gewor- ren, der Gott Israels: Wenn du freiwillig zu
fen hatte — der König saß gerade im Tor den Fürsten des Königs von Babel hin-
Benjamin —, 8 da verließ Ebed-Melech ausgehst, so sollst du am Leben bleiben,
den königlichen Palast und redete mit dann soll auch diese Stadt nicht mit Feu-
dem König und sprach: 9 Mein Herr und er verbrannt werden, und du sollst samt
König, jene Männer haben unrecht getan deinem Haus am Leben bleiben. 18 Wenn
in allem, was sie dem Propheten Jeremia du aber nicht zu den Fürsten des Königs
zugefügt haben, indem sie ihn in die Zi- von Babel hinausgehst, so wird diese
sterne geworfen haben. Er muß ja dort Stadt in die Hand der Chaldäer gegeben
unten an Hunger sterben, denn es ist kein werden, und sie werden sie mit Feuer
Brot mehr in der Stadt! 10 Da befahl der verbrennen; und du wirst ihren Händen
König dem Kuschiten Ebed-Melech: nicht entkommen!
Nimm 30 Männer von hier mit dir und 19 Da antwortete der König Zedekia dem
zieh den Propheten Jeremia aus der Zi- Jeremia: Ich fürchte die Juden, die zu den
sterne, bevor er stirbt! Chaldäern übergelaufen sind; man könn-
11 Da nahm Ebed-Melech die Männer mit te mich ihnen ausliefern, daß sie mich
sich und ging zum Palast und nahm aus mißhandeln!
dem Raum unter der Schatzkammer alte 20 Jeremia antwortete: Man wird dich ih-
Lumpen und abgetragene Kleider und nen nicht ausliefern! Höre doch auf die
ließ sie an Stricken zu Jeremia in die Zi- Stimme des HERRN in dem, was ich dir sa-
sterne hinunter. 12 Und Ebed-Melech, ge, so wird es dir wohl ergehen und du
der Kuschit, sprach zu Jeremia: Lege doch wirst am Leben bleiben! 21 Weigerst du
die alten Lumpen und zerrissenen Kleider dich aber hinauszugehen, so hat mich
zwischen deine Achselhöhlen und die der HERR dieses Wort sehen lassen: 22 Sie-
Stricke! Und Jeremia machte es so. 13 Da he, alle Frauen, die noch im Palast des
zogen sie Jeremia an den Stricken hoch Königs von Juda übriggeblieben sind,
und holten ihn aus der Zisterne heraus, werden zu den Fürsten des Königs von
und Jeremia blieb im Gefängnishof. Babel hinausgeführt werden, und dabei
werden sie jammern: »Deine guten
König Zedekia spricht mit Jeremia Freundea haben dich verführt und über-
14 Der König Zedekia aber sandte hin und wältigt; als deine Füße im Schlamm ver-
ließ den Propheten Jeremia zu sich holen sanken, machten sie sich davon!«
an den dritten Eingang, der im Haus des 23 Dann müssen alle deine Frauen und
HERRN war; und der König sprach zu Jere- alle deine Kinder zu den Chaldäern hin-
mia: Ich will dich etwas fragen; ver- ausgehen, und auch du wirst ihren Hän-
schweige mir nichts! 15 Da antwortete den nicht entkommen, sondern von der
Jeremia dem Zedekia: Wenn ich dir etwas Hand des Königs von Babel erfaßt wer-
sage, wirst du mich nicht gewißlich tö- den, und diese Stadt wirst du mit Feuer
ten? Wenn ich dir aber einen Rat gebe, so verbrennen!b 24 Da sprach Zedekia zu Je-
wirst du nicht auf mich hören! remia: Niemand darf etwas von diesen
16 Da schwor der König Zedekia dem Je- Worten erfahren, sonst mußt du sterben!
remia insgeheim und sprach: So wahr der 25 Sollten aber die Fürsten erfahren, daß
HERR lebt, der uns diese Seele erschaffen ich mit dir geredet habe, und zu dir kom-
hat, ich werde dich nicht töten, noch dich men und dir sagen: »Berichte uns doch,
in die Hände der Männer geben, die nach was du mit dem König geredet hast! Ver-
deinem Leben trachten! schweige uns nichts, so wollen wir dich

a (38,22) d.h. die ägyptische Armee, die Zedekia im b (38,23) d.h. Zedekia wird die Schuld daran tragen, daß
Stich ließ (vgl. Jer 37,5). Jerusalem verbrannt wird.
JEREMIA 38.39 827
nicht töten; und was hat der König zu dir 8 Und die Chaldäer verbrannten den kö-
gesagt?« so antworte ihnen: 26 »Ich habe niglichen Palast und die Häuser des Vol-
den König angefleht, mich nicht wieder kes mit Feuer und rissen die Mauern Jeru-
in das Haus Jonathans bringen zu lassen, salems nieder. 9 Den Überrest des Volkes
damit ich nicht dort sterbe.« aber, sowohl die, welche in der Stadt üb-
27 Als nun die Fürsten zu Jeremia kamen riggeblieben waren, als auch die Überläu-
und ihn fragten, gab er ihnen Bescheid, fer, die zu den Chaldäern übergegangen
wie der König ihm befohlen hatte; da lie- waren, und den Rest des Volkes, der üb-
ßen sie ihn in Ruhe; denn die Sache war riggeblieben war, führte Nebusaradan,
nicht weiter bekannt geworden. 28 Jere- der Oberste der Leibwache, nach Babel.
mia aber blieb im Gefängnishof bis zu 10 Von dem geringen Volk aber, das gar
dem Tag, an dem Jerusalem eingenom- nichts besaß, ließ Nebusaradan, der
men wurde. Oberste der Leibwache, einige im Land
Juda zurück und gab ihnen an jenem Tag
Jerusalem wird eingenommen Weinberge und Äcker.
und Zedekia nach Babel weggeführt
Jer 52,1-27; 2Kö 25,1-12; 2Chr 36,13-21 Jeremia wird befreit.
Und es geschah, daß Jerusalem Das Wort des HERRN für Ebed-Melech
eingenommen wurde. Im neunten 11 Und Nebukadnezar, der König von Ba-
Jahr Zedekias, des Königs von Juda, im bel, erließ zugunsten Jeremias durch Ne-
zehnten Monat, war Nebukadnezar, der busaradan, den Obersten der Leibwache,
König von Babel, mit seinem ganzen einen Befehl und sprach: 12 Nimm ihn
Heer nach Jerusalem gekommen und und trage Sorge für ihn und tue ihm
hatte die Belagerung begonnen; 2 und im nichts zuleide, sondern verfahre mit ihm
elften Jahr Zedekias, am neunten Tag des so, wie er es dir sagen wird! 13 Da sandten
vierten Monats, brach man in die Stadt Nebusaradan, der Oberste der Leibwa-
ein. 3 Da zogen alle Fürsten des Königs che, und Nebuschasban, der Oberkäm-
von Babel ein und besetzten das mittlere merer, und Nergal-Sarezer, der Oberma-
Tor, nämlich Nergal-Sarezer, der Fürst, gier, und alle Obersten des Königs von
Nebo-Sarsekim, der Oberkämmerer, Ner- Babel [Boten aus], 14 sie sandten hin und
gal-Sarezer, der Obermagier, samt allen ließen Jeremia aus dem Gefängnishof
übrigen Fürsten des Königs von Babel. holen; und sie übergaben ihn Gedalja,
4 Und es geschah, als Zedekia, der König dem Sohn Achikams, des Sohnes Scha-
von Juda, und alle Kriegsleute sie sahen, phans, damit er ihn nach Hause bringe;
da flohen sie und verließen die Stadt bei und er wohnte unter dem Volk.
Nacht auf dem Weg zum Königsgarten, 15 Zu Jeremia aber war das Wort des
durch das Tor zwischen den beiden Mau- HERRN ergangen, als er noch im Gefäng-
ern, und sie wandten sich der Jordanebe- nishof eingeschlossen war: 16 Geh und
ne zu. 5 Aber das Heer der Chaldäer jagte rede zu Ebed-Melech, dem Kuschiten,
ihnen nach und holte Zedekia in der Ebe- und sage: So spricht der HERR der Heer-
ne von Jericho ein; und sie ergriffen ihn scharen, der Gott Israels: »Siehe, ich lasse
und führten ihn zu Nebukadnezar, dem meine Worte über diese Stadt kommen
König von Babel, nach Ribla im Land Ha- zum Unheil und nicht zum Guten, und
mat; der sprach das Urteil über ihn. 6 Und sie werden an jenem Tag vor deinen Au-
der König von Babel ließ die Söhne Zede- gen in Erfüllung gehen; 17 dich aber will
kias in Ribla vor seinen Augen niedermet- ich an jenem Tag erretten, spricht der
zeln; und der König von Babel ließ auch HERR, und du sollst nicht den Leuten in
alle Vornehmen von Juda niedermetzeln; die Hand gegeben werden, vor denen du
7 Zedekia aber ließ er die Augen ausste- dich fürchtest, 18 sondern ich will dich
chen und ihn mit zwei ehernen Ketten gewißlich entkommen lassen, und du
binden, um ihn nach Babel zu bringen. sollst nicht durch das Schwert fallen, son-
828 JEREMIA 39.40
dern dein Leben als Beute davontragen, aufhielten, hörten, daß der König von Ba-
weil du auf mich vertraut hast!« spricht bel Gedalja, den Sohn Achikams, über das
der HERR. Land gesetzt und ihm die Männer, Frauen
und Kinder übergeben hatte, auch solche
DIE VERSTOCKTHEIT DES ÜBERRESTES DER JUDEN von den Geringen des Landes, die nicht
TROTZT DEN MAHNUNGEN GOTTES nach Babel weggeführt worden waren,
Kapitel 40 - 45 8 da kamen sie zu Gedalja nach Mizpa,
nämlich Ismael, der Sohn Netanjas, Joha-
Jeremia bleibt im Land Juda nan und Jonathan, die Söhne Kareachs,
Dies ist das Wort, welches vom Seraja, der Sohn Tanchumets, und die
HERRN an Jeremia erging, nachdem Söhne Ephais, des Netophatiters, Jesanja,
ihn Nebusaradan, der Oberste der Leib- der Sohn des Maachatiters, sie und ihre
wache, in Rama freigelassen hatte; denn Leute.
als er ihn holen ließ, war er noch mit Fes- 9 Und Gedalja, der Sohn Achikams, des
seln gebunden unter all den Gefangenen Sohnes Schaphans, schwor ihnen und
Jerusalems und Judas, die nach Babel ihren Leuten und sprach: Fürchtet euch
weggeführt werden sollten. nicht davor, den Chaldäern zu dienen;
2 Und der Oberste der Leibwache ließ Jere- bleibt im Land und dient dem König von
mia holen und sprach zu ihm: Der HERR, Babel, so wird es euch wohl ergehen!
dein Gott, hat dieses Unheil über diesen 10 Siehe, ich wohne in Mizpa, um den
Ort vorhergesagt; 3 und der HERR hat es so Chaldäern zu Befehl zu stehen, die zu uns
kommen lassen und gehandelt, wie er ge- kommen werden. So erntet nun Wein,
sagt hatte; denn ihr habt gegen den HERRN Obst und Öl und tut es in eure Gefäße
gesündigt und auf seine Stimme nicht ge- und wohnt in euren Städten, die ihr in
hört; darum ist es euch so ergangen! Besitz genommen habt!
4 Und nun siehe, ich löse dich heute von 11 Als auch alle Juden, die in Moab und
den Ketten, die an deinen Händen sind; unter den Ammonitern, in Edom und al-
gefällt es dir, mit mir nach Babel zu ziehen, len Ländern wohnten, hörten, daß der
so komm! Ich will Sorge für dich tragen. König von Babel einen Überrest in Juda
Gefällt es dir aber nicht, mit mir nach Ba- gelassen und Gedalja, den Sohn Achi-
bel zu ziehen, so laß es bleiben! Siehe, das kams, des Sohnes Schaphans, über sie
ganze Land steht dir offen; wohin es dir gut gesetzt hatte, 12 da kehrten alle diese Ju-
und recht erscheint zu gehen, dahin geh! den wieder zurück von den Orten, wohin
5 Da er sich aber noch nicht entschließen sie vertrieben worden waren; und sie ka-
konnte, [sprach Nebusaradan]: So kehre men in das Land Juda zu Gedalja nach
zurück zu Gedalja, dem Sohn Achikams, Mizpa; und sie ernteten Wein und Obst in
des Sohnes Schaphans, den der König sehr großer Menge.
von Babel über die Städte Judas gesetzt 13 Johanan aber, der Sohn Kareachs, und
hat, und bleibe bei ihm unter dem Volk, alle Heerführer, die sich im Landesinne-
oder gehe, wohin es dir gefällt! Und der ren aufhielten, kamen zu Gedalja nach
Oberste der Leibwache gab ihm Wegzeh- Mizpa, 14 und sie sprachen zu ihm: Weißt
rung und ein Geschenk und entließ du auch, daß Baalis, der König der Am-
ihn. 6 Da kam Jeremia zu Gedalja, dem moniter, Ismael, den Sohn Netanjas, ge-
Sohn Achikams, nach Mizpa und wohnte sandt hat, um dich zu ermorden? Aber
bei ihm unter dem Volk, das im Land üb- Gedalja, der Sohn Achikams, glaubte ih-
riggeblieben war. nen nicht.
15 Da redete Johanan, der Sohn Kareachs,
Gedalja, der Statthalter von Judäa heimlich mit Gedalja in Mizpa und sprach:
2Kö 25,22-24
Laß mich doch hingehen; ich will Ismael,
7 Als nun alle Heerführer, die sich mit ih- den Sohn Netanjas, erschlagen, ohne daß
ren Männern noch im Landesinneren es jemand erfährt! Warum sollte er dich
JEREMIA 40.41 829
ermorden, so daß alle Juden, die sich zu die Ismael alle Leichname der Männer
dir versammelt haben, zerstreut werden werfen ließ, die er wegen Gedalja erschla-
und der Überrest von Juda umkommt? gen hatte, ist die, welche der König Asa
16 Da sprach Gedalja, der Sohn Achikams, wegen Baesas, des Königs von Israel, hat-
zu Johanan, dem Sohn Kareachs: Du sollst te machen lassen; die füllte Ismael, der
diesen Anschlag nicht ausführen; denn du Sohn Netanjas, mit den Erschlagenen.
redest Lügen über Ismael! 10 Und Ismael führte den ganzen Über-
rest des Volkes, der in Mizpa war, gefan-
Der Mord an dem Statthalter Gedalja gen weg, die Töchter des Königs und das
2Kö 25,25-26
ganze Volk, das in Mizpa übriggeblieben
Es geschah aber im siebten Monat, war, das Nebusaradan, der Oberste der
da kam Ismael, der Sohn Netanjas, Leibwache, Gedalja, dem Sohn Achi-
des Sohnes Elischamas, aus königlichem kams, anvertraut hatte; Ismael, der Sohn
Samen und von den Vornehmen des Kö- Netanjas, führte sie gefangen hinweg und
nigs, in Begleitung von zehn Männern zu machte sich davon, um zu den Ammoni-
Gedalja, dem Sohn Achikams, nach Miz- tern hinüberzuziehen.
pa; und sie aßen dort in Mizpa miteinan- 11 Als aber Johanan, der Sohn Kareachs,
der. 2 Aber Ismael, der Sohn Netanjas, und alle Heerführer, die bei ihm waren,
und die zehn Männer, die bei ihm waren, von all dem Bösen erfuhren, das Ismael,
standen auf und erschlugen Gedalja, den der Sohn Netanjas, begangen hatte, 12 da
Sohn Achikams, des Sohnes Schaphans, nahmen sie alle Männer und zogen hin,
mit dem Schwert; und so tötete er den, um gegen Ismael, den Sohn Netanjas, zu
welchen der König von Babel über das kämpfen, und sie fanden ihn an dem gro-
Land gesetzt hatte. 3 Auch alle Juden, die ßen Wasser von Gibeon. 13 Als nun das
in Mizpa bei Gedalja waren, und die Chal- ganze Volk, das bei Ismael war, Johanan,
däer, die Kriegsleute, die sich dort befan- den Sohn Kareachs, sah und alle Heerfüh-
den, erschlug Ismael. rer, die bei ihm waren, da wurden sie froh;
4 Und es geschah am zweiten Tag, nach- 14 und das ganze Volk, das Ismael von Mi-
dem er Gedalja getötet hatte — was aber zpa weggeführt hatte, machte kehrt und
noch unbekannt war —, 5 da kamen lief zu Johanan, dem Sohn Kareachs, über.
Männer aus Sichem, aus Silo und Sama- 15 Ismael aber, der Sohn Netanjas, ent-
ria, 80 Mann, die ihre Bärte geschoren, die kam vor Johanan mit acht Männern und
Kleider zerrissen und sich Einschnitte ge- zog zu den Ammonitern.
macht hatten; die hatten Speisopfer und 16 Und Johanan, der Sohn Kareachs, nahm
Weihrauch bei sich, um es zum Haus des zusammen mit allen Heerführern, die bei
HERRN zu bringen. 6 Da ging Ismael, der ihm waren, den ganzen Überrest des Vol-
Sohn Netanjas, von Mizpa hinaus, ihnen kes, den er von Ismael, dem Sohn Netanjas
entgegen, und weinte beim Gehen. Als er zurückgebracht hatte, der sie von Mizpa
aber mit ihnen zusammentraf, sprach er [weggeführt hatte], nachdem er Gedalja,
zu ihnen: Kommt herein zu Gedalja, dem den Sohn Achikams, ermordet hatte: die
Sohn Achikams! 7 Und es geschah, als sie Männer, die Soldaten, die Frauen und Kin-
mitten in die Stadt gekommen waren, da der und die Kämmerer, die er von Gibeon
ermordete sie Ismael, der Sohn Netanjas, zurückgebracht hatte. 17 Und sie zogen
und warf sie in die Zisterne, er und die hin und blieben bei der Herberge Kim-
Leute, die bei ihm waren. hams, die neben Bethlehem liegt, um [von
8 Unter jenen aber waren zehn Männer, dort] nach Ägypten zu ziehen, 18 aus
die sprachen zu Ismael: Töte uns nicht, Furcht vor den Chaldäern; denn sie fürch-
denn wir haben noch verborgene Vorräte teten sich vor ihnen, weil Ismael, der Sohn
im Acker, Weizen, Gerste, Öl und Honig! Netanjas, Gedalja, den Sohn Achikams,
So verschonte er sie und tötete sie nicht erschlagen hatte, den der König von Babel
mit ihren Brüdern. 9 Die Zisterne aber, in über das Land gesetzt hatte.
830 JEREMIA 42
Die Obersten der Judäer ich bin mit euch, um euch zu helfen und
erbitten sich Führung vom HERRN euch aus seiner Hand zu erretten! 12 Ich
Und alle Fürsten des Heeres traten will euch Barmherzigkeit zuwenden, daß
herzu, Johanan, der Sohn Kareachs, er sich über euch erbarmen und euch wie-
und Jesanja, der Sohn Hosajas, und das der in euer Land bringen wird.
ganze Volk, vom Kleinsten bis zum Größ- 13 Wenn ihr aber sagt: »Wir wollen nicht
ten, 2 und sie sprachen zum Propheten in diesem Land bleiben«, so daß ihr der
Jeremia: Laß doch unser Flehen vor dir Stimme des HERRN, eures Gottes nicht
gelten und bete für uns zu dem HERRN, gehorcht, 14 indem ihr sagt: »Nein, son-
deinem Gott, für diesen ganzen Überrest; dern in das Land Ägypten wollen wir zie-
denn es sind nur wenige übriggeblieben hen, wo wir weder Krieg sehen noch Po-
von den vielen, wie deine Augen uns hier saunenschall hören, noch Hunger leiden
sehen. 3 Der HERR, dein Gott, möge uns werden; dort wollen wir wohnen!« —
doch den Weg zeigen, den wir gehen sol- 15 dann hört das Wort des HERRN, du
len, und uns sagen, was wir zu tun haben! Überrest von Juda: So spricht der HERR
4 Da antwortete ihnen der Prophet Jere- der Heerscharen, der Gott Israels: Wenn
mia: Ich habe es gehört! Siehe, ich will zu ihr euer Angesicht wirklich darauf richtet,
dem HERRN, eurem Gott, beten, wie ihr nach Ägypten zu ziehen, und hinzieht,
gesagt habt; und es soll geschehen: jedes um euch dort als Fremdlinge aufzuhal-
Wort, das euch der HERR zur Antwort gibt, ten, 16 so wird es geschehen, daß das
will ich euch mitteilen und euch kein Schwert, welches ihr fürchtet, euch dort
Wort vorenthalten! im Land Ägypten erreichen wird, und der
5 Da sprachen sie zu Jeremia: Der HERR sei Hunger, vor dem euch hier graut, euch
ein wahrhaftiger und zuverlässiger Zeuge dort in Ägypten verfolgen wird; und dort
gegen uns, wenn wir nicht nach dem werdet ihr sterben! 17 Und es wird ge-
ganzen Wort handeln, mit dem der HERR, schehen: Alle die Männer, die ihr Ange-
dein Gott, dich zu uns senden wird! 6 Es sicht darauf richten, nach Ägypten zu
scheine uns gut oder böse, so wollen wir ziehen, um dort zu wohnen, werden
der Stimme des HERRN, unseres Gottes, zu durchs Schwert, durch Hunger und Pest
dem wir dich senden, gehorchen, damit umkommen; keiner von ihnen wird üb-
es uns wohl ergehe, wenn wir der Stimme rigbleiben, keiner wird dem Unheil ent-
des HERRN, unseres Gottes, gehorchen! kommen, das ich über sie bringen werde!
18 Denn so spricht der HERR der Heerscha-
Jeremias Warnung ren, der Gott Israels: Wie mein Zorn und
vor dem Zug nach Ägypten mein Grimm sich über die Einwohner
7 Und es geschah nach zehn Tagen, da er- von Jerusalem ergossen hat, so wird sich
ging das Wort des HERRN an Jeremia. 8 Da mein Grimm auch über euch ergießen,
berief er Johanan, den Sohn Kareachs, und wenn ihr nach Ägypten zieht; und ihr sollt
alle Heerführer, die bei ihm waren, sowie zur Verwünschung und zum Entsetzen,
das ganze Volk, vom Kleinsten bis zum zum Fluch und zum Hohn werden und
Größten, 9 und er sprach zu ihnen: So sollt diesen Ort nicht mehr sehen!
spricht der HERR, der Gott Israels, zu dem 19 Der HERR sagt zu euch, ihr Überrest von
ihr mich gesandt habt, um euer Flehen vor Juda: Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen!
sein Angesicht zu bringen: 10 Wenn ihr in Merkt euch wohl, daß ich es euch heute
diesem Land bleibt, so werde ich euch bezeugt habe! 20 Denn ihr habt euch selbst
bauen und nicht niederreißen, pflanzen um den Preis eures Lebens in die Irre ge-
und nicht ausreißen; denn mich reut das führt; denn ihr habt mich zu dem HERRN,
Unheil, das ich euch zugefügt habe. eurem Gott, gesandt und gesprochen: »Be-
11 Fürchtet euch nicht vor dem König von te für uns zu dem HERRN, unserem Gott!
Babel, vor dem ihr Angst habt; fürchtet Und alles, was der HERR, unser Gott, dir zur
euch nicht vor ihm, spricht der HERR; denn Antwort gibt, das verkünde uns, so wollen
JEREMIA 42.43.44 831
wir es tun!« 21 Nun habe ich es euch heute den bei der Ziegelterrasse, die sich in Tach-
verkündet, aber ihr habt nicht auf die panches am Eingang des Hauses des Pha-
Stimme des HERRN, eures Gottes, gehört, rao befindet, vor den Augen der jüdischen
noch auf all das, womit er mich zu euch Männer. 10 Und sage zu ihnen: So spricht
gesandt hat. 22 So sollt ihr nun gewiß wis- der HERR der Heerscharen, der Gott Israels:
sen, daß ihr durchs Schwert, durch Hunger Siehe, ich will meinen Knecht Nebukadne-
und Pest sterben werdet an dem Ort, wo- zar, den König von Babel, holen lassen und
hin es euch zu ziehen gelüstet, um euch seinen Thron über diesen Steinen aufrich-
dort als Fremdlinge aufzuhalten! ten, die ich eingesenkt habe, und er wird sei-
nen Prachtteppich über ihnen ausbreiten.
Die Obersten der Judäer mißachten das 11 Und wenn er kommt, wird er das Land
Wort des HERRN und ziehen nach Ägypten Ägypten schlagen: Wer zum Tod be-
Und es geschah, als Jeremia alle stimmt ist, den wird er töten; wer zur Ge-
diese Worte des HERRN, ihres Gottes, fangenschaft bestimmt ist, den wird er
mit denen der HERR, ihr Gott, ihn zu ihnen gefangen wegführen; und wer für das
gesandt hatte, dem ganzen Volk bis zum Schwert bestimmt ist, den wird er mit
Ende mitgeteilt hatte, alle diese Worte, dem Schwert umbringen. 12 Und ich
2 da sprachen Asarja, der Sohn Hosajas, werde in den Tempeln der Götter Ägyp-
und Johanan, der Sohn Kareachs, und alle tens ein Feuer anzünden, und er wird sie
frechen Männer zu Jeremia: Du lügst! Der verbrennen und wegführen; und er wird
HERR, unser Gott, hat dich nicht gesandt, das Land Ägypten um sich werfen, wie
zu sagen: Ihr sollt nicht nach Ägypten zie- ein Hirte sein Obergewand um sich wirft,
hen, um euch dort als Fremde aufzuhal- und er wird in Frieden von dort wegzie-
ten; 3 sondern Baruch, der Sohn Nerijas, hen. 13 Dazu wird er die Obelisken von
hetzt dich gegen uns auf, um uns in die Beth-Schemesch, die im Land Ägypten
Hand der Chaldäer zu bringen, damit sie sind, zerbrechen und die Tempel der Göt-
uns töten oder nach Babel wegführen! ter Ägyptens mit Feuer verbrennen.
4 So gehorchten Johanan, der Sohn Kare-
achs, und alle Heerführer und das ganze Der HERR kündigt sein Gericht gegen die
Volk dem Aufruf des HERRN nicht, im Land nach Ägypten ausgewanderten Juden an
Juda zu bleiben. 5 Und Johanan, der Sohn Dies ist das Wort, das an Jeremia
Kareachs, und alle Heerführer nahmen erging betreffs aller Juden, die im
den ganzen Überrest von Juda, die aus Land Ägypten wohnten, in Migdol und
allen Völkern, in die sie vertrieben wor- Tachpanches, in Noph und im Land
den waren, zurückgekehrt waren, um im Patros: 2 So spricht der HERR der Heer-
Land Juda zu wohnen: 6 Männer, Frauen scharen, der Gott Israels: Ihr habt all das
und Kinder, die Königstöchter und alle Unheil gesehen, das ich über Jerusalem
Seelen, die Nebusaradan, der Oberste der und alle Städte Judas gebracht habe; und
Leibwache, bei Gedalja, dem Sohn Achi- siehe, sie sind heute Ruinen, und es
kams, des Sohnes Schaphans, gelassen wohnt niemand darin, 3 um der Bosheit
hatte; auch den Propheten Jeremia und willen, die sie begangen haben, um mich
Baruch, den Sohn Nerijas, 7 und sie zo- zu erzürnen, indem sie hingegangen sind
gen in das Land Ägypten; denn sie waren und anderen Göttern räucherten und
der Stimme des HERRN nicht gehorsam. dienten, die sie nicht kannten, weder sie,
Und sie kamen bis Tachpanches. noch ihr, noch eure Väter, 4 obwohl ich
alle meine Knechte, die Propheten, zu
Jeremia sagt die Eroberung Ägyptens euch gesandt habe, indem ich mich früh
durch Nebukadnezar voraus aufmachte und sie [immer wieder] sand-
8 Und das Wort des HERRN erging an Jeremia te und euch sagen ließ: Begeht doch die-
in Tachpanches: 9 Nimm große Steine in sen Greuel nicht, den ich hasse!
deine Hand und senke sie in den Lehmbo- 5 Sie aber wollten nicht hören und neig-
832 JEREMIA 44
ten ihr Ohr nicht, daß sie von ihrer Bos- Hungersnot und Pest heimgesucht habe.
heit umgekehrt wären und nicht mehr 14 Und von dem Überrest von Juda, der in
fremden Göttern geräuchert hätten. 6 Dar- das Land Ägypten gekommen ist, um sich
um hat sich mein Grimm ergossen und dort als Fremdlinge aufzuhalten, wird nie-
ist mein Zorn gegen die Städte Judas und mand übrigbleiben noch entkommen, um
die Straßen Jerusalems entbrannt, so daß wieder ins Land Juda zurückzukehren, wie
sie zu Trümmern und Ruinen geworden sie sich vorgenommen haben, sich wieder
sind, wie es heute der Fall ist. dort anzusiedeln; sie werden nicht zurück-
7 Und nun, so spricht der HERR, der Gott kehren, außer einigen Flüchtlingen!
der Heerscharen, der Gott Israels: Warum
begeht ihr ein so großes Übel gegen euch Das Volk beharrt auf seinem Götzendienst
selbst, indem ihr euch Männer und Frau- 15 Da antworteten dem Jeremia alle Män-
en, Kinder und Säuglinge aus Juda aus- ner, die wußten, daß ihre Frauen fremden
rottet, so daß euch kein Überrest mehr Göttern räucherten, und alle Frauen, die
bleiben wird, 8 dadurch nämlich, daß ihr dastanden, eine große Gemeinde, auch
mich durch die Werke eurer Hände er- das ganze Volk, das im Land Ägypten, in
zürnt, indem ihr anderen Göttern räu- Patros wohnte: 16 Was das Wort angeht,
chert im Land Ägypten, wohin ihr gegan- das du im Namen des HERRN zu uns geredet
gen seid, um euch dort aufzuhalten, euch hast, so wollen wir nicht auf dich hören;
selbst zum Verderben, und damit ihr zum 17 sondern wir wollen gewißlich alles das
Fluch- und Schimpfwort werdet unter tun, was wir gelobt haben: Wir wollen der
allen Heidenvölkern der Erde? Himmelskönigin räuchern und ihr Trank-
9 Habt ihr denn die Übeltaten eurer Väter opfer ausgießen, wie wir, unsere Väter, un-
vergessen und die Übeltaten der Könige sere Könige und unsere Fürsten es in den
von Juda und die Übeltaten ihrer Frauen Städten Judas und auf den Straßen Jerusa-
und eure eigenen Übeltaten und die Übel- lems getan haben; damals hatten wir Brot
taten, die eure Frauen im Land Juda und in Fülle, und es ging uns gut, und wir erleb-
auf den Straßen von Jerusalem begangen ten kein Unheil! 18 Sobald wir aber aufhör-
haben? 10 Sie sind noch nicht gedemütigt ten, der Himmelskönigin zu räuchern und
bis zum heutigen Tag; sie fürchten sich Trankopfer auszugießen, hat es uns über-
nicht und wandeln nicht in meinem Ge- all gefehlt, und wir wurden durch Schwert
setz und in meinen Ordnungen, die ich und Hungersnot aufgerieben. 19 Und wenn
euch und euren Vätern gegeben habe! wir der Himmelskönigin räuchern und
11 Darum, so spricht der HERR der Heer- Trankopfer ausgießen, tun wir das etwa
scharen, der Gott Israels: Siehe, ich richte ohne den Willen unserer Männer, daß wir
mein Angesicht gegen euch zum Unheil, ihr Kuchen backen, um sie abzubilden,
und zwar um ganz Juda auszurotten. und ihr Trankopfer spenden?
12 Und ich werde den Überrest von Juda 20 Da redete Jeremia zu dem ganzen Volk,
hinwegraffen, sie, die ihr Angesicht darauf zu den Männern und Frauen und zu allen
gerichtet haben, nach Ägypten hinzuge- Leuten, die ihm so geantwortet hatten,
hen und sich dort als Fremdlinge aufzu- und sprach: 21 Hat etwa der HERR nicht an
halten. Sie sollen alle im Land Ägypten das Räuchern gedacht, das ihr und eure
aufgerieben werden, durchs Schwert fal- Väter und eure Könige und eure Fürsten
len, durch Hunger aufgerieben werden, samt dem Volk des Landes in den Städten
vom Kleinsten bis zum Größten; durch das Judas und auf den Straßen Jerusalems
Schwert oder durch den Hunger sollen sie dargebracht habt? Er hat daran gedacht,
sterben, und sie sollen zum Fluch, zum und es ist ihm in den Sinn gekommen!
Entsetzen, zur Verwünschung und zur Be- 22 Ja, der HERR konnte es nicht länger er-
schimpfung werden! 13 So will ich die, tragen, angesichts der Schlechtigkeit eu-
welche im Land Ägypten wohnen, heim- rer Handlungen, angesichts der Greuel,
suchen, wie ich Jerusalem mit Schwert, die ihr verübtet; darum ist euer Land zur
JEREMIA 44.45.46 833
Wüste und zum Entsetzen und zum Leben trachten, gleichwie ich Zedekia,
Fluch geworden, unbewohnt, wie es heu- den König von Juda, in die Hand Nebu-
te der Fall ist. 23 Weil ihr geräuchert und kadnezars, des Königs von Babel, gege-
gegen den HERRN gesündigt habt und der ben habe, der sein Feind war und ihm
Stimme des HERRN nicht gehorsam wart nach dem Leben trachtete.
und nicht in seinem Gesetz, in seinen
Ordnungen und in seinen Zeugnissen Mahn- und Trostwort an Baruch
gewandelt seid, deshalb ist euch dieses Das Wort, das der Prophet Jeremia
Unheil begegnet, wie es heute der Fall ist! zu Baruch, dem Sohn Nerijas,
24 Weiter sprach Jeremia zu dem ganzen sprach, als dieser im vierten Jahr Joja-
Volk, auch zu allen Frauen: Hört das Wort kims, des Sohnes Josias, des Königs von
des HERRN, ihr Juden alle, die ihr im Land Juda, diese Worte nach dem Diktat Jere-
Ägypten seid! 25 So spricht der HERR der mias in ein Buch schrieb, lautet folgender-
Heerscharen, der Gott Israels: Ihr und eu- maßen: 2 So spricht der HERR, der Gott Is-
re Frauen habt mit eurem eigenen Mund raels, über dich, Baruch: 3 Du hast gesagt:
gesagt und mit euren eigenen Händen »O wehe mir; der HERR hat zu meinem
erfüllt, was ihr sagtet: »Wir wollen unbe- Schmerz noch Kummer hinzugefügt; ich
dingt unsere Gelübde erfüllen, die wir der bin müde vom Seufzen und finde keine
Himmelskönigin gelobt haben, wir wol- Ruhe!« 4 Sage zu ihm: So spricht der HERR:
len ihr räuchern und Trankopfer ausgie- Siehe, was ich gebaut habe, das breche
ßen!« Haltet eure Gelübde nur aufrecht ich ab, und was ich gepflanzt habe, das
und erfüllt doch, was ihr gelobt habt! reiße ich aus, und zwar das ganze Land!
26 Darum hört das Wort des HERRN, ihr Ju- 5 Du aber begehrst für dich Großes? Be-
den alle, die ihr im Land Ägypten wohnt: gehre es nicht! Denn siehe, ich bringe
Siehe, ich habe bei meinem großen Na- Unheil über alles Fleisch, spricht der
men geschworen, spricht der HERR, daß HERR; dir aber will ich dein Leben zur
mein Name nie mehr durch den Mund ir- Beute geben an allen Orten, wohin du
gend eines Mannes aus Juda im ganzen gehen wirst!
Land Ägypten genannt werden soll, so daß
einer spräche: So wahr GOTT, der Herr,
lebt! 27 Siehe, ich werde über sie wachen WEISSAGUNGEN
zum Unheil und nicht zum Guten, und alle ÜBER BENACHBARTE HEIDENVÖLKER
Kapitel 46 - 51
Männer von Juda im Land Ägypten sollen
durch Schwert und Hunger aufgerieben Dies ist das Wort des HERRN, das an
werden, bis sie vernichtet sind. 28 Es wird den Propheten Jeremia über die
zwar ein zählbares Häuflein, die dem Heidenvölker erging:
Schwert entkommen, aus dem Land Ägyp-
ten ins Land Juda zurückkehren; aber der Das Wort des HERRN über Ägypten
ganze Überrest von Juda, der in das Land 2 Über Ägypten:
Ägypten gekommen ist, um sich dort auf- Über das Heer des Pharao Necho, des Kö-
zuhalten, wird erfahren, wessen Wort sich nigs von Ägypten, das bei Karkemisch am
bestätigen wird, das meine oder das ihre! Euphratstrom stand, wo Nebukadnezar,
29 Und das soll für euch das Zeichen sein, der König von Babel, es schlug im vierten
spricht der HERR, daß ich euch an diesem Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Kö-
Ort heimsuchen werde, und daran könnt nigs von Juda:
ihr erkennen, daß meine Worte sich an 3 Rüstet Schild und Langschild und rückt
euch gewißlich erfüllen werden zum zum Kampf aus! 4 Spannt die Rosse an
Unheil: 30 So spricht der HERR, siehe, ich und sitzt auf, ihr Reiter! Tretet an mit den
will den Pharao Hophra, den König von Helmen, macht die Lanzen blank, legt
Ägypten, in die Hand seiner Feinde geben den Panzer um! 5 Warum sehe ich sie so
und in die Hand derer, die nach seinem erschrocken zurückweichen? Ihre Helden
834 JEREMIA 46
sind geschlagen, sie fliehen, daß keiner 17 Man nannte dort den Pharao, den
hinter sich sieht; Schrecken ringsum! König von Ägypten, einen Kriegslärmer,
spricht der HERR. der die Frist hat verstreichen lassen. 18 So
6 Der Schnellste wird nicht entfliehen, und wahr ich lebe, spricht der König, dessen
der Starke kann nicht entkommen; im Name HERR der Heerscharen ist: So ge-
Norden, am Ufer des Euphratstromes, wiß wie der Tabor unter den Bergen und
straucheln und fallen sie! 7 Wer steigt wie wie der Karmel am Meer ist, so wird er
der Nil empor, daß seine Wasser wie Strö- kommen! 19 Packe deine Wandersachen,
me daherwogen? 8 Ägypten steigt empor du Bewohnerin, Tochter Ägypten; denn
wie der Nil, und seine Wasser wogen wie Noph wird zur Ruine werden, verbrannt
Ströme daher, und es spricht: Ich will hin- und menschenleer!
aufziehen und das Land bedecken, will die 20 Ägypten ist eine wunderschöne junge
Städte samt ihren Bewohnern vertilgen! Kuh; eine Bremse aus dem Norden
9 Auf, ihr Rosse! Rast daher, ihr Streitwa- kommt, sie kommt! 21 Auch die Söldner
gen! Die Starken sollen ausziehen, die in seiner Mitte, Mastkälbern gleich, ja,
Schildträger von Kusch und Put, samt auch sie haben sich umgewandt, sind al-
den Bogenschützen der Luditer! 10 Und lesamt geflohen, hielten nicht stand;
dieser Tag ist für den Herrscher, den denn der Tag ihres Verderbens ist über sie
HERRN der Heerscharen, ein Tag der Ra- gekommen, die Zeit ihrer Heimsuchung.
che, daß er sich an seinen Feinden räche; 22 Man hört etwas wegziehen wie das Ra-
und das Schwert wird fressen, satt und scheln einer Schlange! Ja, sie kommen
trunken werden von ihrem Blut; denn ein mit Heeresmacht und fallen mit Äxten
Schlachtopfer hält der Herrscher, der über sie her wie Holzhauer; 23 sie hauen
HERR der Heerscharen, im Land des Nor- den Wald [Ägyptens] um — spricht der
dens, am Euphratstrom! HERR —, wenn er auch undurchdringlich
11 Geh hinauf nach Gilead und hole Bal- ist; denn sie sind zahlreicher als Heu-
sam, du Jungfrau, Tochter Ägypten! Um- schrecken, sie sind unzählbar. 24 Die
sonst wendest du so viele Heilmittel an; Tochter Ägypten ist zuschanden gewor-
es gibt kein Pflaster für dich! 12 Die Völker den; sie ist in die Hand des Volkes aus
haben von deiner Schmach gehört, und dem Norden gegeben.
die Erde ist voll von deinem Klagege- 25 Der HERR der Heerscharen, der Gott Isra-
schrei; denn ein Held ist über den ande- els, hat gesprochen: Siehe, ich suche den
ren gestürzt, sie sind beide miteinander Amon von Noa heim, dazu den Pharao und
gefallen. ganz Ägypten, samt seinen Göttern und
13 Dies ist das Wort, das der HERR zu dem Königen, den Pharao und die, welche sich
Propheten Jeremia gesprochen hat, daß auf ihn verlassen; 26 und ich gebe sie in die
Nebukadnezar, der König von Babel, Hand derer, die ihnen nach dem Leben
kommen werde, um das Land Ägypten zu trachten, und zwar in die Hand Nebukad-
schlagen: 14 Macht es bekannt in Ägypten nezars, des Königs von Babel, und in die
und laßt es hören in Migdol, in Noph und Hand seiner Knechte. — Danach aber soll
Tachpanches! Sprecht: Stelle dich auf und es wieder bewohnt werden wie in den Ta-
rüste dich; denn das Schwert frißt rings gen der Vorzeit, spricht der HERR.
um dich her! 15 Warum ist dein Gewalti- 27 Du aber, mein Knecht Jakob, fürchte
ger gefallen? Er hielt nicht stand, weil der dich nicht, und du, Israel, erschrick nicht!
HERR ihn niederstieß! 16 Er ließ viele strau- Denn siehe, ich rette dich aus einem fer-
cheln; einer fiel über den anderen, so daß nen Land und deinen Samen aus dem
sie sprachen: Kommt, laßt uns wieder zu Land ihrer Gefangenschaft; und Jakob
unserem Volk und in unser Vaterland zie- wird heimkehren, ruhig und sicher woh-
hen vor dem grausamen Schwert! nen, und niemand wird ihn aufschrek-

a (46,25) d.h. den Hauptgott der bedeutenden Stadt Theben im Süden Ägyptens.
JEREMIA 46.47.48 835
ken. 28 Fürchte du dich nicht, mein den und zerbrochen! 2 Mit Moabs Ruhm
Knecht Jakob, spricht der HERR; denn ich ist es aus; in Hesbon schmiedet man gegen
bin mit dir; denn ich will allen Völkern, sie böse Pläne: »Kommt, laßt uns sie aus-
unter die ich dich verstoßen habe, ein rotten, daß sie kein Volk mehr sind!« Auch
Ende machen; dir aber werde ich nicht du, Madmen, wirst verstummen müssen;
ein Ende machen, sondern dich nach das Schwert kommt hinter dir her!
dem Recht züchtigen; doch ganz unge- 3 Von Horonaim her vernimmt man Ge-
straft kann ich dich nicht lassen. schrei,Verwüstung und gewaltigen Zusam-
menbruch! 4 Moab ist zerschmettert! Man
Das Wort des HERRN über die Philister hört bis nach Zoar hin Geschrei; 5 denn
Dies ist das Wort des HERRN, das an die Anhöhe nach Luchit steigt man mit
den Propheten Jeremia erging Weinen, unter Tränen hinauf; und am Ab-
über die Philister, ehe der Pharao Gaza hang von Horonaim hört man das Ge-
schlug: schrei über den Zusammenbruch.
2 So spricht der HERR: Siehe, es steigen 6 Flieht, rettet eure Seelen und werdet wie
Wasser vom Norden empor, die werden ein Strauch in der Wüste! 7 Denn weil du
zu einem überschwemmenden Wildbach dich auf deine Werke und auf deine
und überfluten das Land und was darin Schätze verlassen hast, sollst auch du
ist, die Stadt und die in ihr wohnen, so eingenommen werden, und Kemoscha
daß die Leute schreien und alle Bewoh- muß in die Gefangenschaft wandern,
ner des Landes heulen. 3 Vor dem Getöse seine Priester und seine Fürsten alle mit-
der Hufe seiner stampfenden Pferde, vor einander; 8 und es wird über jede Stadt
dem Rasseln seiner Wagen, vor dem Ge- ein Verwüster kommen, und keine Stadt
töse seiner Räder sehen sich die Väter wird entkommen; das Tal wird zugrunde-
nicht einmal nach ihren Kindern um, so gehen und die Ebene verwüstet werden,
schlaff sind ihre Hände. 4 Denn der Tag wie der HERR es gesagt hat. 9 Gebt Moab
ist gekommen, um die Philister zu vertil- Flügel, daß es davonfliegen kann! Und
gen und von Tyrus und Zidon alle noch seine Städte sollen zu Ruinen werden,
übrigen Helfer auszurotten; denn der ohne Bewohner!
HERR zerstört die Philister, den Überrest 10 Verflucht sei, wer das Werk des HERRN
der Insel Kaphtor. 5 Kahlheit kommt über lässig treibt, und verflucht, wer sein
Gaza! Askalon geht unter, die letzte Stadt Schwert vom Blutvergießen zurückhält!
ihrer Tiefebene! Wie lange willst du dir 11 Moab ist von seiner Jugend an sorglos
Trauerzeichen einritzen? gewesen, und ungestört lag es auf seinen
6 O du Schwert des HERRN, wann willst du Hefen; es ist niemals von einem Gefäß ins
endlich ruhen? Kehre doch zurück in dei- andere gegossen worden, es ist auch nie
ne Scheide, raste und halte dich still! 7 Wie in die Gefangenschaft gewandert; deswe-
sollte es aber ruhen? Hat doch der HERR es gen ist sein Geschmack ihm geblieben
beordert, gegen Askalon und gegen die und sein Geruch hat sich nicht verändert.
Meeresküste, dorthin hat er es bestellt. 12 Darum siehe, es kommen Tage, spricht
der HERR, da ich ihm Küfer senden werde,
Das Wort des HERRN über Moab die es umfüllen und seine Gefäße ausgie-
Jes 15 u. 16; Hes 25,8-11
ßen und seine Krüge zerschlagen werden.
Über Moab: 13 Und Moab wird am Kemosch zuschan-
So spricht der HERR der Heerscha- den werden, gleichwie das Haus Israel an
ren, der Gott Israels: Wehe über Nebo; Bethel zuschanden geworden ist, als es
denn es ist verwüstet! Kirjataim ist zu- sich darauf verließ.
schanden geworden, ist eingenommen, 14 Wie dürft ihr sagen: Wir sind Helden und
die hohe Festung ist zuschanden gewor- kriegstüchtige Männer? 15 Moab ist ver-

a (48,7) der Nationalgott der Moabiter (vgl. 4Mo 21,29; Jer 48,46).
836 JEREMIA 48
wüstet, und seine Städte hat man erstiegen, mut wohl, spricht der HERR; sein Gerede
und seine auserlesene junge Mannschaft ist nicht aufrichtig, und es handelt auch
muß zur Schlachtbank hinuntersteigen! nicht ehrlich.
spricht der König, dessen Name HERR der 31 Darum muß ich über Moab wehklagen
Heerscharen ist. 16 Moabs Verderben ist und um ganz Moab jammern; um die
nahe herbeigekommen, und sein Unglück Männer von Kir-Heres wird man seufzen.
läuft schnell! 17 Bezeugt ihm Beileid, ihr 32 Mehr als um Jaeser muß ich um dich
seine Nachbarn alle, und ihr alle, die ihr weinen, du Weinstock von Sibma! Deine
seinen Namen kennt! Sagt: »Wie ist doch Ranken haben das Meer überschritten,
das Zepter der Macht zerbrochen, der Stab ihr Schmuck dehnt sich bis nach Jaeser
der Majestät!« aus. Deine Obsternte und deine Weinlese
18 Herunter von deinem Ehrenplatz; setze hat ein Verwüster überfallen, 33 und so ist
dich auf die dürre Erde, du Einwohner- Freude und Frohlocken aus dem frucht-
schaft, Tochter Dibons! Denn der Verwü- baren Gartenland verschwunden und
ster Moabs ist zu dir hinaufgekommen, er aus dem Land Moab gewichen; und ich
hat deine Festungen zerstört. 19 Tritt an lasse keinen Wein mehr aus den Kufen
den Weg und spähe, du Einwohnerschaft fließen; [die Kelter] wird nicht mehr jauch-
von Aroer! Frage den Flüchtling und den zend getreten, das Jauchzen ist kein
Entkommenen, sprich: Was ist geschehen? Jauchzen mehr.
20 Moab ist zuschanden geworden, ge- 34 Vom schreienden Hesbon bis nach
brochen; jammert und schreit, und ver- Eleale und Jahaz lassen sie ihre Stimme
kündigt am Arnon, daß Moab verwüstet erschallen, von Zoar bis nach Horonaim,
ist! 21 Auch über das flache Land ist das bis Eglat-Schelischija; denn auch die
Gericht ergangen, über Holon und Jahza Wasserplätze von Nimrim sollen zu Wü-
und über Mophaat; 22 auch über Dibon sten werden. 35 So mache ich in Moab,
und über Nebo und über Beth-Diblataim; spricht der HERR, demjenigen ein Ende,
23 desgleichen über Kirjataim, über Beth- der zur Höhe hinaufsteigt und seinen
Gamul und über Beth-Maon; 24 über Ke- Göttern räuchert.
rijot und über Bozra und über alle Städte 36 Darum klagt mein Herz um Moab wie
des Landes Moab, seien sie fern oder nah. Flöten, und wie Flöten klagt mein Herz
25 Das Horn Moabsa ist abgehauen und über die Männer von Kir-Heres. Deshalb
sein Arm zerbrochen, spricht der HERR. geht das Hab und Gut, das es erworben
26 Macht es trunken; denn es hat großge- hat, verloren! 37 Denn jeder Kopf ist kahl
tan gegen den HERRN! Darum soll Moab in und jeder Bart abgeschoren; in alle Hände
sein eigenes Gespei hineinfallen und sind Trauerzeichen eingeschnitten, und
selbst zum Gespött werden! 27 Oder ist an den Lenden ist Sacktuch. 38 Auf allen
dir nicht Israel zum Gespött gewesen? Dächern Moabs und auf seinen Straßen
Wurde es etwa unter Dieben ertappt, ist nichts als Klagen; denn ich habe Moab
daß du nur mit Kopfschütteln von ihm zerbrochen wie ein Gefäß, an dem man
sprichst? 28 Verlaßt die Städte und schlagt keinen Gefallen hat, spricht der HERR.
eure Wohnung in Felsenklüften auf, ihr 39 Wie ist Moab erschrocken! Heult! Wie
Bewohner von Moab, und seid der Taube wandte es den Rücken! Schäme dich! So
gleich, die dort drüben am Rand des Ab- wird Moab allen seinen Nachbarn zum
grunds nistet! Gelächter und zum Entsetzen sein.
29 Wir haben vom Hochmut Moabs ge- 40 Denn so spricht der HERR: Siehe, wie
hört, daß er sehr groß ist, von seinem ein Adler fliegt er daher und breitet seine
Stolz und seinem Hochmut und seiner Flügel über Moab aus! 41 Die Städte sind
Überheblichkeit und von der Großtuerei eingenommen und die Festungen er-
seines Herzens. 30 Ich kenne seinen Über- obert, und das Herz der Helden Moabs
wird an jenem Tag sein wie das Herz ei-
a (48,25) Das Horn ist ein Bild der Macht und Stärke. ner Frau in Kindesnöten.
JEREMIA 48.49 837
42 So wird Moab vertilgt, daß es kein Volk spricht der Herrscher, der HERR der Heer-
mehr ist, weil es sich gegen den HERRN scharen, und ihr sollt verjagt werden, je-
gerühmt hat. 43 Grauen und Grube und der vor sich hin; und niemand wird die
Garn kommen über dich, der du in Moab Flüchtlinge sammeln! —
wohnst! spricht der HERR. 44 Wer dem 6 Aber danach will ich das Geschick der
Grauen entflieht, wird in die Grube fallen; Ammoniter wieder wenden, spricht der
und wer aus der Grube heraufsteigt, wird HERR.
im Garn gefangen werden; denn ich brin-
ge über sie, über Moab, das Jahr ihrer Das Wort des HERRN über Edom
Hes 25,12-14; Ob 1-21; Jes 34
Heimsuchung! spricht der HERR.
45 Im Schatten von Hesbon stehen er- 7 Über Edom:
schöpft die Fliehenden; denn von Hes- So spricht der HERR der Heerscharen: Ist
bon ist ein Feuer ausgegangen, und eine denn keine Weisheit mehr in Teman? Ist
Flamme geht mitten von Sihon aus; die den Verständigen der Rat abhandenge-
hat die Schläfe Moabs verzehrt und den kommen? Ist ihre Weisheit ausgeschüttet?
Scheitel der Söhne des Kriegsgetümmels. 8 Flieht, seid verwirrt, die ihr euch tiefe
46 Wehe dir, Moab! Das Volk des Kemosch Schlupflöcher gemacht habt, ihr Bewoh-
ist umgekommen. Denn deine Söhne ner von Dedan! Denn Esaus Verhängnis
werden in die Verbannung geführt und lasse ich über ihn kommen, die Zeit seiner
deine Töchter in die Gefangenschaft! Heimsuchung. 9 Wenn Weingärtner über
47 Doch will ich Moabs Geschick wieder dich kommen, werden sie nicht eine
wenden am Ende der Tage, spricht der Nachlese übriglassen?, wenn Diebe in der
HERR. — Nacht, so verderben sie [nur], bis sie ge-
Bis hierher das Urteil über Moab. nug haben.
10 Doch ich, ich lege Esau bloß, ich ziehe
Das Wort des HERRN über Ammon ihn aus seinen Schlupfwinkeln hervor, so
Hes 25,1-7
daß er sich nicht länger verbergen kann.
Über die Ammoniter: Seine Nachkommen und seine Brüder
So spricht der HERR: Hat denn Isra- und seine Nachbarn sind zerstört, und sie
el keine Kinder, oder hat es keinen Erben? sind nicht mehr. 11 Laß nur deine Waisen!
Warum hat denn ihr König Gad geerbt Ich will sie am Leben erhalten, und deine
und wohnt sein Volk in dessen Städten? Witwen mögen auf mich vertrauen!
2 Darum siehe, es kommen Tage, spricht 12 Denn so spricht der HERR: Siehe, die,
der HERR, da ich gegen Rabba der Ammo- welche nicht dazu verurteilt waren, den
niter Kriegslärm werde erschallen lassen, Kelch zu trinken, müssen dennoch trin-
so daß es zu einem Schutthaufen wird ken; und du solltest ungestraft bleiben?
und seine Tochterstädte in Feuer aufge- Nein, du bleibst nicht ungestraft, son-
hen; und Israel soll seine Erben wieder dern du mußt ihn gewiß auch trinken!
beerben! spricht der HERR. 13 Denn ich habe bei mir selbst geschwo-
3 Heule, Hesbon; denn Ai ist verwüstet! ren, spricht der HERR, daß Bozra zum
Schreit, ihr Töchter Rabbas! Gürtet Sack- Entsetzen, zum Hohn, zur Verwüstung
tuch um, lauft klagend zwischen den und zum Fluch werden soll; ja, alle ihre
Mauern umher; denn ihr König muß in Städte sollen zu ewigen Trümmerstätten
die Verbannung wandern, seine Priester werden!
und seine Fürsten alle miteinander! 4 Was 14 Ich habe eine Kunde gehört von dem
rühmst du dich der Täler? Dein Tal soll HERRN, es ist ein Bote zu den Heidenvölkern
überflutet werden, du abtrünnige Toch- gesandt worden: Versammelt euch und
ter, die im Vertrauen auf ihre Schätze zieht gegen sie und steht auf zum Krieg!
[spricht:] »Wer sollte mir nahekommen?« 15 Denn siehe, ich habe dich klein ge-
5 Siehe, ich will von allen Seiten her macht unter den Heidenvölkern, verach-
Schrecken über dich kommen lassen, tet unter den Menschen. 16 Daß man
838 JEREMIA 49
dich fürchtete, hat dich verführt, und der 26 Darum wird ihre junge Mannschaft in
Übermut deines Herzens, du, der du in ihren Straßen fallen, und alle Kriegsleute
Felsschluchten wohnst und dich auf Ber- sollen an jenem Tag umkommen, spricht
geshöhen aufhältst! Wenn du aber auch der HERR der Heerscharen; 27 und ich will
dein Nest so hoch bautest wie ein Adler, ein Feuer anzünden in den Mauern von
so werde ich dich dennoch von dort hin- Damaskus, das soll die Paläste Benha-
unterstürzen! spricht der HERR. dads verzehren!
17 Und Edom soll zum Entsetzen werden;
wer daran vorübergeht, wird sich entset- Das Wort des HERRN über Kedar und Hazor
zen und zischen wegen all seiner Plagen. 28 Über Kedar und die Königreiche von
18 Wie Sodom und Gomorra samt ihren Hazor, die Nebukadnezar, der König von
Nachbarstädten umgekehrt worden sind, Babel, schlug:
spricht der HERR, so wird auch dort nie- So spricht der HERR: Kommt, zieht herauf
mand mehr wohnen und kein Men- gegen Kedar und vertilgt die Söhne des
schenkind sich dort aufhalten. Ostens! 29 Man wird ihre Zelte und Schaf-
19 Siehe, wie ein Löwe vom Dickicht des herden rauben, ihre Teppiche und alle
Jordan heraufkommt zu der fruchtbaren ihre Geräte; auch ihre Kamele wird man
Weide, so will ich sie plötzlich von ihr ihnen nehmen; man wird über sie rufen:
wegtreiben, und den, der [dafür] auser- »Schrecken ringsum!«
wählt ist, über sie setzen. Denn wer ist 30 Flieht, flüchtet schnell, die ihr euch
mir gleich, und wer will mich zur Rechen- Schlupflöcher gemacht habt, ihr Bewoh-
schaft ziehen? Oder welcher Hirte kann ner von Hazor! spricht der HERR; denn
vor mir bestehen? 20 Darum hört den Nebukadnezar, der König von Babel, hat
Ratschluß des HERRN, den er über Edom einen Ratschluß gegen euch beschlossen
gefaßt hat, und seine Absichten über die und einen Plan gegen euch ausgeheckt.
Einwohner von Teman: Man wird sie ge- 31 Macht euch auf, zieht ins Feld gegen
wißlich wegschleppen, [auch] die Klein- das sorglose Volk, das so sicher wohnt!
sten der Herde! Wahrlich, ihre Weide wird spricht der HERR. Sie haben weder Tore
sich über sie entsetzen! 21 Vom Getöse noch Riegel und wohnen für sich allein.
ihres Falls erbebt die Erde; man hört am 32 Ihre Kamele sollen zum Raub werden
Schilfmeer den Widerhall von ihrem und ihre vielen Herden zur Beute, und ich
Geschrei. 22 Siehe, wie ein Adler steigt er will sie, die sich den Bart stutzen, nach
empor und fliegt und breitet seine Flügel allen Winden zerstreuen und ihr Verder-
über Bozra aus! An jenem Tag wird das ben von allen Seiten hereinbrechen las-
Herz der Helden Edoms werden wie das sen! spricht der HERR. 33 So soll Hazor zur
Herz einer Frau in Kindesnöten! Wohnung der Schakale werden und zu
einer ewigen Wüste, so daß niemand dort
Das Wort des HERRN über Damaskus wohnen und kein Menschenkind sich
Jes 17,1-3
dort aufhalten wird!
23 Über Damaskus:
Hamat und Arpad sind zuschanden ge- Das Wort des HERRN über Elam
Hes 32,24-25
worden; denn sie haben eine böse Nach-
richt vernommen; sie sind fassungslos! 34 Das Wort des HERRN über Elam, das an
Sie sind in ängstlicher Erregung wie das den Propheten Jeremia erging, im Anfang
Meer, das nicht zur Ruhe kommen kann. der Regierung Zedekias, des Königs von
24 Damaskus ist mutlos geworden; es hat Juda, lautet folgendermaßen:
sich zur Flucht gewandt, Zittern hat es 35 So spricht der HERR der Heerscharen:
befallen, Angst und Wehen haben es er- Siehe, ich will den Bogen Elams zerbre-
griffen wie eine, die gebären soll. chen, seine vornehmste Stärke, 36 und
25 Wie? Ist sie nicht verlassen, die geprie- ich will über Elam die vier Winde kom-
sene Stadt, die Burg meiner Wonne? men lassen von den vier Himmelsgegen-
JEREMIA 49.50 839
den und sie nach allen diesen Windrich- auf den Bergen sie irregeführt; sie gingen
tungen zerstreuen, so daß es kein Volk von Berg zu Hügel, haben ihren Ruhe-
geben wird, wohin nicht elamitische platz vergessen. 7 Alle, die sie fanden,
Flüchtlinge kommen. 37 Und ich will den fraßen sie auf, und ihre Feinde sprachen:
Elamitern Schrecken einjagen vor ihren »Wir verschulden uns nicht; sondern sie
Feinden und vor denen, die ihnen nach haben sich an dem HERRN versündigt, an
dem Leben trachten, und werde Unheil der Wohnung der Gerechtigkeit, an der
über sie bringen, die Glut meines Zornes, Hoffnung ihrer Väter, am HERRN!«
spricht der HERR, und ich werde das 8 Flieht hinaus aus Babels Mitte und zieht
Schwert hinter ihnen her schicken, bis hinweg aus dem Land der Chaldäer und
ich sie aufgerieben habe. seid wie Böcke vor der Herde her! 9 Denn
38 Und ich werde meinen Thron in Elam siehe, ich erwecke im Land des Nordens
aufstellen und werde König und Fürsten eine Versammlung großer Völker und
daraus vertilgen, spricht der HERR. 39 Aber lasse sie nach Babel hinaufziehen, um es
es soll geschehen in den letzten Tagen, da zu belagern, und von dort aus wird es er-
will ich das Geschick Elams wenden! obert werden. Ihre Pfeile sind wie die ei-
spricht der HERR. nes geschickten Helden; keiner kehrt
vergeblich zurück. 10 So soll Chaldäa zur
Das Wort des HERRN über Babel Beute werden, daß alle, die es plündern,
Jes 13 u. 14; 21,1-10; 47; Offb 18
genug bekommen sollen! spricht der
Dies ist das Wort, das der HERR über HERR.
Babel, über das Land der Chaldäer,
durch den Propheten Jeremia gespro- Der HERR wird Babel seine Bosheit
chen hat: gegen Juda vergelten
2 Verkündigt es unter den Heiden und 11 Ja, freue dich, ja, frohlockt nur, die ihr
laßt es hören, richtet ein Kriegsbanner mein Erbteil geplündert habt; ja, hüpfe
auf; laßt es hören und verheimlicht es nur wie eine dreschende junge Kuh und
nicht, sagt: Babel ist eingenommen, Bel wiehere wie die Hengste: 12 Eure Mutter
ist zuschanden geworden, Merodach ist wird doch ganz zuschanden werden; die
erschrocken; ihre Götzenbilder sind zu- euch geboren hat, wird beschämt daste-
schanden geworden und ihre Götzen hen. Siehe, sie ist das letzte der Völker, ei-
erschrocken! 3 Denn von Norden zieht ne dürre Wüste, eine öde Steppe! 13 Wegen
ein Volk gegen sie heran, das wird ihr des Zornes des HERRN wird sie unbewohnt
Land zur Wüste machen, daß niemand bleiben und gänzlich verwüstet werden;
mehr darin wohnen wird, weder Men- wer an Babel vorübergeht, wird sich ent-
schen noch Vieh, weil sie sich schnell da- setzen und zischen wegen all ihrer Pla-
vongemacht haben. gen.
14 Stellt euch ringsum gegen Babel auf, ihr
Der HERR verheißt den gefangenen Judäern Bogenschützen alle! Schießt nach ihm,
den Auszug aus Babel spart die Pfeile nicht! Denn es hat gegen
4 In jenen Tagen und zu jener Zeit, spricht den HERRN gesündigt. 15 Erhebt ringsum
der HERR, werden die Kinder Israels kom- Kriegsgeschrei gegen es! Es muß sich er-
men und die Kinder Judas mit ihnen; sie geben; seine Grundfesten fallen, seine
werden weinend hingehen, um den HERRN, Mauern werden geschleift. Denn das ist
ihren Gott, zu suchen. 5 Sie werden den die Rache des HERRN. Rächt euch an ihm!
Weg nach Zion erfragen, dorthin ist ihr Handelt an ihm, wie es gehandelt hat!
Angesicht gerichtet: »Kommt, laßt uns 16 Rottet aus Babel den Sämann aus samt
dem HERRN anhängen mit einem ewigen dem, der die Sichel führt zur Zeit der Ern-
Bund, der nicht vergessen werden soll!« te! Vor dem grausamen Schwert wird sich
6 Mein Volk war wie verlorene Schafe; ih- jedermann seinem Volk zuwenden und
re Hirten haben sie auf Abwege geleitet, jeder in sein Land fliehen.
840 JEREMIA 50
17 Israel ist ein versprengtes Schaf; Löwen sollen sie hinab! Wehe ihnen; denn ihr Tag
haben es verscheucht. Zuerst hat es der ist gekommen, die Zeit ihrer Heimsu-
König von Assyrien gefressen, und nun chung! 28 Man hört ein Geschrei von de-
zuletzt hat Nebukadnezar, der König von nen, die aus dem Land Babel entkommen
Babel, seine Knochen zermalmt. und geflohen sind, um in Zion die Rache
18 Darum spricht der HERR der Heerscha- des HERRN, unseres Gottes, zu verkünden,
ren, der Gott Israels: Siehe, ich suche den die Rache für seinen Tempel.
König von Babel und sein Land heim, wie 29 Ruft Schützen herbei gegen Babel; alle,
ich den König von Assyrien heimgesucht die den Bogen spannen! Lagert euch
habe. 19 Und ich will Israel zu seiner Wei- rings um es her, daß niemand entkommt!
de zurückführen, damit es auf dem Kar- Vergeltet ihm nach seinem Werk, handelt
mel und in Baschan weide und auf dem an ihm gerade so, wie es gehandelt hat;
Bergland Ephraim und in Gilead seinen denn es hat sich vermessen gezeigt gegen
Hunger stille. 20 In jenen Tagen und zu den HERRN, den Heiligen Israels! 30 Dar-
jener Zeit wird man die Schuld Israels um sollen seine jungen Männer auf sei-
suchen, spricht der HERR, aber sie wird nen Straßen fallen und alle seine Kriegs-
nicht mehr vorhanden sein, und die Sün- leute umkommen an jenem Tag! spricht
den Judas, aber man wird sie nicht fin- der HERR. 31 Siehe, ich komme über dich,
den; denn ich werde denen vergeben, die du »Frechheit«! spricht der Herrscher, der
ich übriglasse. HERR der Heerscharen: Ja, dein Tag ist ge-
21 Ziehe hinauf gegen das »Land des kommen, die Zeit deiner Heimsuchung;
zweifachen Trotzes« und gegen die Be- 32 dann wird die »Frechheit« straucheln
wohner der »Heimsuchung«! Mache sie und fallen, und niemand wird sie aufrich-
nieder und vollstrecke den Bann hinter ten; und ich will in ihren Städten ein
ihnen her, spricht der HERR, und mache es Feuer anzünden, das ihre ganze Umge-
mit ihnen genau so, wie ich es dir befoh- bung verzehren soll.
len habe! 33 So spricht der HERR der Heerscharen:
Die Kinder Israels und die Kinder Judas
Der Zusammenbruch Babels leiden miteinander Gewalt, und alle, die
wird angekündigt sie gefangen wegführten, halten sie fest,
22 Kriegslärm ist im Land und ein gewal- weigern sich, sie loszulassen. 34 Aber ihr
tiger Zusammenbruch! 23 Wie ist doch Erlöser ist stark, HERR der Heerscharen ist
der Hammer der ganzen Erde zertrüm- sein Name; er wird ihre Rechtssache ge-
mert und zerbrochen worden! Wie ist wißlich führen, damit er dem Land Ruhe
doch Babel unter den Völkern zum Ent- verschaffe, den Bewohnern von Babel
setzen geworden! 24 Ich habe dir eine aber Unruhe.
Falle gestellt, Babel, und du bist auch ge- 35 Das Schwert über die Chaldäer und
fangen worden, ohne daß du es merktest; über die Bewohner von Babel, spricht der
du bist ertappt und ergriffen worden; HERR, über ihre Fürsten und über ihre
denn du hast dich gegen den HERRN auf- Weisen! 36 Das Schwert über die Schwät-
gelehnt. zer, daß sie zu Narren werden; das Schwert
25 Der HERR hat seine Waffenkammer ge- über ihre Helden, daß sie verzagen! 37 Das
öffnet und die Waffen seines Zornes her- Schwert über seine Rosse und über seine
vorgeholt; denn im Land der Chaldäer hat Wagen und über das ganze Mischvolk in
der Herrscher, der HERR der Heerscharen, ihrer Mitte, daß sie zu Weibern werden!
ein Werk zu vollbringen. 26 Kommt von Das Schwert über ihre Schätze, daß sie
allen Enden über [das Land]! Öffnet seine geplündert werden! 38 Dürre über ihre
Kornhäuser, schüttet alles auf wie Garben Gewässer, daß sie vertrocknen! Denn es ist
und vollstreckt den Bann an ihm; es soll ein Land der Götzenbilder, und durch ihre
ihm kein Überrest verbleiben! 27 Stecht Schreckgestalten haben sie den Verstand
alle seine Stiere nieder, zur Schlachtbank verloren.
JEREMIA 50.51 841
39 Deswegen sollen Wildkatzen mit Scha- [den Bogen] spannt, und gegen den, der
kalen darin wohnen und Strauße dort sich in seinem Panzer erhebt! Und habt
hausen; aber es soll niemals mehr besie- kein Mitleid mit seiner jungen Mann-
delt werden, sondern unbewohnt bleiben schaft; vollstreckt den Bann an seinema
von Geschlecht zu Geschlecht. 40 Wie Gott ganzen Heer! 4 Ja, Erschlagene sollen fal-
Sodom und Gomorra samt ihrer Nachbar- len im Land der Chaldäer und Erstoche-
schaft umgekehrt hat, so soll auch dort ne auf ihren Straßen!
niemand wohnen und kein Menschenkind 5 Denn Israel und Juda sollen nicht verwit-
sich dort aufhalten! spricht der HERR. wet gelassen werden von ihrem Gott, dem
41 Siehe, es kommt ein Volk von Norden HERRN der Heerscharen; das Land [der
her, ja, ein großes Volk und viele Könige Chaldäer] dagegen ist voller Schuld gegen
erheben sich von den Enden der Erde. den Heiligen Israels. 6 Flieht hinaus aus
42 Sie führen Bogen und Spieße, sie sind Babel und rettet jeder seine Seele, damit
grausam und unbarmherzig; sie machen ihr nicht umkommt in seiner Missetat!
einen Lärm, als tobte das Meer; sie reiten Denn dies ist die Zeit der Rache des HERRN;
auf Rossen, gerüstet wie ein Mann zum Er bezahlt ihm, was es verdient hat.
Krieg, gegen dich heran, du Tochter Ba- 7 Babel war ein goldener Becher in der
bel! 43 Wenn der König von Babel Nach- Hand des HERRN, der die ganze Welt trun-
richt von ihnen erhält, so läßt er seine ken machte; die Völker haben von seinem
Hände sinken; es ergreift ihn Angst, We- Wein getrunken, darum sind die Völker
hen wie eine Gebärende. rasend geworden. 8 Babel ist plötzlich
44 Siehe, wie ein Löwe vom Dickicht des gefallen und zertrümmert worden. Heult
Jordan heraufkommt zu der fruchtbaren über es! Bringt Balsam für seine Wunden,
Weide, so will ich sie plötzlich von ihm vielleicht kann es noch geheilt werden!
wegtreiben und den, der [dafür] auser- 9 »Wir haben Babel heilen wollen, aber es
wählt ist, über es setzen. Denn wer ist mir ist nicht gesund geworden. Verlaßt es und
gleich, und wer will mich zur Rechen- laßt uns jeder in sein Land ziehen; denn
schaft ziehen? Oder welcher Hirte kann sein Gericht reicht bis zum Himmel und
vor mir bestehen? 45 Darum hört den steigt bis zu den Wolken empor!« 10 »Der
Ratschluß des HERRN, den er über Babel HERR hat unsere Gerechtigkeit ans Licht
gefaßt hat, und seine Absichten, die er gebracht; kommt, wir wollen in Zion das
über das Land der Chaldäer hat: Man Werk des HERRN, unseres Gottes, verkün-
wird sie gewißlich wegschleppen, [auch] den!«
die Kleinsten der Herde! Wahrlich, die 11 Schärft die Pfeile, faßt die Schilde! Der
Weide wird sich über sie entsetzen! 46 Von HERR hat den Geist der Könige von Medi-
dem Geschrei: »Babel ist eingenommen!« en erweckt; denn sein Trachten ist gegen
erbebt die Erde, und der Lärm wird unter Babel gerichtet, um es zu verderben;
den Völkern gehört. denn das ist die Rache des HERRN, die Ra-
che für seinen Tempel. 12 Richtet das
Der HERR wird Gericht an Babel üben Kriegsbanner gegen die Mauern Babels
und Israel befreien auf, verstärkt die Bewachung, stellt
So spricht der HERR: Siehe, ich er- Wächter auf, legt die Hinterhalte! Denn
wecke einen verderbenbringenden was der HERR sich vorgenommen hat, was
Wind gegen Babel und gegen die, welche er gegen die Bewohner von Babel geredet
das »Herz meiner Widersacher« bewoh- hat, das wird er auch tun. 13 Die du an
nen. 2 Und ich will Fremde nach Babel vielen Wassern wohnst und viele Schätze
schicken, die es worfeln und sein Land hast, dein Ende ist gekommen, das Maß
auskehren werden; denn sie werden sich deines Raubes [ist voll]! 14 Der HERR der
von allen Seiten gegen es aufmachen am Heerscharen hat bei sich selbst geschwo-
Tag des Unheils. 3 Der Bogenschütze mö-
ge seinen Bogen gegen den spannen, der a (51,3) d.h. Babels.
842 JEREMIA 51
ren: Ich will dich mit Menschen füllen wie 27 Richtet das Kriegsbanner auf im Land,
mit Heuschrecken, die sollen ein Tri- stoßt in die Posaune unter den Heiden!
umphgeschrei über dich anstimmen! Heiligt die Völker gegen sie, beruft die
15 Er ist es, der die Erde durch seine Kraft Königreiche Ararat, Minni und Aschke-
gemacht hat, der den Weltkreis in seiner nas gegen sie! Bestellt Heerführer gegen
Weisheit gegründet und mit seiner Ein- sie, laßt Pferde anrücken, borstigen Heu-
sicht die Himmel ausgespannt hat. schrecken gleich! 28 Heiligt Völker gegen
16 Wenn er seine Stimme hören läßt, ent- sie, die Könige von Medien, ihre Statthal-
steht Wasserrauschen am Himmel, und ter und alle seine Befehlshaber und das
Gewölk zieht von den Enden der Erde ganze Gebiet ihrer Herrschaft! 29 Da wird
herauf; er macht Blitze, damit es regnet, die Erde erzittern und beben, wenn die
und läßt den Wind aus seinen Vorrats- Ratschlüsse des HERRN gegen Babel zu-
kammern hervor. stande kommen, um das Land Babel zur
17 Da werden alle Menschen zu Narren Wüste zu machen, so daß niemand mehr
mit ihrem Wissen, und beschämt wird darin wohnt.
jeder Goldschmied über das Götzenbild; 30 Die Helden Babels haben es aufgege-
denn was sie gießen, ist Betrug, und kein ben zu kämpfen, sie sitzen in ihren Fe-
Geist ist darin. 18 Schwindel ist’s, ein lä- stungen; ihre Kraft ist versiegt, sie sind zu
cherliches Machwerk; zur Zeit ihrer Heim- Weibern geworden; man hat ihre Woh-
suchung gehen sie zugrunde! 19 Aber Ja- nungen in Brand gesteckt, ihre Riegel
kobs Teil ist nicht wie diese, sondern Er sind zerbrochen! 31 Ein Schnelläufer
ist’s, der das All gebildet hat, und auch läuft dem anderen entgegen und ein Bote
den Stamm seines Erbteils; HERR der dem anderen, um dem König von Babel
Heerscharen ist sein Name. zu melden, daß seine Stadt von allen Sei-
20 Du bist mir ein Hammer und eine ten her eingenommen ist, 32 daß die
Kriegswaffe; mit dir zerschmettere ich Furten besetzt und die Bollwerke mit
Völker, und mit dir zerstöre ich Königrei- Feuer verbrannt sind und die Kriegsleute
che; 21 mit dir zerschmettere ich Roß und den Mut verloren haben.
Reiter, Streitwagen und Besatzung; 22 mit 33 Denn so spricht der HERR der Heer-
dir zerschmettere ich Mann und Frau, scharen, der Gott Israels: Die Tochter Ba-
mit dir zerschmettere ich Greis und Kna- bel ist wie eine Tenne zu der Zeit, da man
be, mit dir zerschmettere ich den jungen sie feststampft: In kurzem wird für sie die
Mann und die Jungfrau; 23 mit dir zer- Zeit der Ernte kommen!
schmettere ich auch den Hirten samt
seiner Herde, mit dir zerschmettere ich Die Klage der Judäer. Gottes Abrechnung
den Ackersmann samt seinem Gespann; mit Babel und seinen Götzen
mit dir zerschmettere ich Statthalter und 34 »Nebukadnezar, der König von Babel,
Befehlshaber. hat mich gefressen und vernichtet, er hat
24 Und ich will Babel und allen Bewoh- mich wie ein leeres Gefäß hingestellt. Er
nern Chaldäas alles Böse vergelten, das hat mich verschlungen wie ein Drache, er
sie Zion angetan haben, vor euren Augen! hat seinen Bauch gefüllt mit dem, was
spricht der HERR. 25 Siehe, ich komme meine Freude war; er hat mich vertrieben.
über dich, spricht der HERR, du Berg des 35 Der Frevel, der an mir und meinem
Verderbens, der du die ganze Erde ver- Fleisch begangen wurde, komme über
dirbst; und ich lege meine Hand an dich Babel!« spreche die Bewohnerin von Zion,
und wälze dich von den Felsen herunter »Und mein Blut komme über die Bewoh-
und mache dich zu einem ausgebrann- ner von Chaldäa!« spreche Jerusalem.
ten Berg, 26 so daß man weder Eckstein 36 Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich
noch Grundstein von dir nehmen wird, will deine Rechtssache führen und die
sondern eine ewige Wüste sollst du wer- Rache für dich vollziehen; und ich werde
den! spricht der HERR. seinen Strom austrocknen und seine
JEREMIA 51 843
Quelle versiegen lassen. 37 Und Babel soll 49 Auch Babel soll fallen, ihr Erschlage-
zu einem Steinhaufen werden, zur Be- nen Israels, gleichwie um Babels willen
hausung der Schakale, zum Entsetzen Erschlagene auf der ganzen Erde gefallen
und zum Gespött, und niemand soll da- sind. 50 So zieht nun weg, die ihr dem
rin wohnen. 38 Sie brüllen alle zusammen Schwert entflohen seid, und steht nicht
wie junge Löwen und knurren wie Lö- still! Gedenkt in der Ferne an den HERRN,
wenkätzchen; 39 wenn sie erhitzt sind, und Jerusalem sei das Anliegen eures
bereite ich ihnen ein Trinkgelage und Herzens!
mache sie trunken, damit sie frohlocken 51 »Wir mußten uns schämen; denn wir
und einen ewigen Schlaf schlafen, aus haben Schmähreden gehört; vor Scham
dem sie nicht mehr erwachen sollen! mußten wir unser Angesicht bedecken,
spricht der HERR. 40 Ich führe sie wie Läm- weil Fremde über die Heiligtümer des
mer zur Schlachtbank hinab, wie Widder Hauses des HERRN hergefallen sind!«
samt den Böcken. 52 Darum siehe, es kommen Tage, spricht
41 Wie ist Scheschaka erobert worden und der HERR, da ich über seine Götzen Ge-
eingenommen der Ruhm der ganzen Er- richt halten werde, und in seinem ganzen
de! Wie ist Babel zum Entsetzen gewor- Land werden tödlich Verwundete stöh-
den unter den Heidenvölkern! 42 Das nen. 53 Wenn Babel auch bis zum Him-
Meer ist gegen Babel heraufgestiegen; mel emporstiege und seine Macht in der
von seinen brausenden Wellen wurde es Höhe befestigte, so würden von mir aus
bedeckt. 43 Seine Städte sind zur Einöde dennoch Verwüster zu ihm kommen,
geworden, zu einem dürren und wüsten spricht der HERR. 54 Es erschallt ein Ge-
Land, zu einem Land, in dem niemand schrei aus Babel und ein großes Krachen
wohnt und durch das kein Menschkind aus dem Land der Chaldäer! 55 Denn der
zieht. 44 Ich will den Bel von Babelb heim- HERR verwüstet Babel und macht darin
suchen und ihm wieder aus dem Rachen dem lauten Lärmen ein Ende; es brausen
reißen, was er verschlungen hat; und die seine Wellen wie große Wasser; es er-
Heiden sollen ihm nicht mehr zuströ- schallt der Lärm seines Getöses.
men; auch die Mauer Babels ist gefallen. 56 Denn ein Verwüster ist über Babel ge-
45 Geht hinaus aus seiner Mitte, mein kommen; seine Helden sind gefangen
Volk, und jeder rette seine Seele vor dem und ihre Bogen zerbrochen worden;
grimmigen Zorn des HERRN! 46 Daß nur denn der HERR ist ein Gott der Vergeltung,
euer Herz nicht verzage und ihr euch er wird sicherlich vergelten! 57 Und zwar
nicht fürchtet vor dem Gerücht, das man will ich seine Fürsten und seine Weisen,
im Land hören wird, wenn in einem Jahr seine Statthalter, seine Befehlshaber und
dieses und im anderen Jahr jenes Gerücht seine Helden trunken machen, daß sie
kommt und Gewalttätigkeit verübt wird einen ewigen Schlaf schlafen und nicht
im Land und ein Herrscher sich gegen mehr erwachen, spricht der König, des-
den anderen [erhebt]! sen Name HERR der Heerscharen ist. 58 So
47 Darum siehe, es kommen Tage, da wer- spricht der HERR der Heerscharen: Babel
de ich die Götzen Babels heimsuchen; da soll von seinen breiten Mauern gänzlich
soll sein ganzes Land zuschanden wer- entblößt werden, und seine hohen Tore
den, und alle seine Erschlagenen in sei- sollen mit Feuer verbrannt werden, und
ner Mitte fallen. 48 Himmel und Erde daher arbeiten die Völker vergebens, und
samt allem, was in ihnen ist, werden dann die Nationen mühen sich für das Feuer
über Babel jubeln, denn vom Norden her ab, und sie werden aufgeben!
werden die Zerstörer zu ihm kommen, 59 Dies ist das Wort, das der Prophet Jere-
spricht der HERR. mia Seraja, dem Sohn Nerijas, des Sohnes

a (51,41) Dieser Name ist durch Buchstabenver- b (51,44) »Bel« ist ein Name der babylonischen Haupt-
tauschung aus dem Wort Babel entstanden. gottheit Marduk.
844 JEREMIA 51.52
Machsejas gebot, als dieser Zedekia, den nahm und das Volk des Landes kein Brot
König von Juda, im vierten Jahr seiner mehr hatte, 7 da brach man in die Stadt
Regierung nach Babel begleitete; Seraja ein, und alle Kriegsleute flohen und ver-
war nämlich Quartiermeister. 60 Und Je- ließen die Stadt bei Nacht auf dem Weg
remia schrieb all das Unheil, das über durch das Tor zwischen den beiden Mau-
Babel kommen sollte, in ein einziges ern beim Garten des Königs, während die
Buch, alle jene Worte, die gegen Babel Chaldäer die Stadt umzingelten; und sie
geschrieben sind. 61 Und Jeremia sprach nahmen den Weg zur Arava. 8 Aber das
zu Seraja: Wenn du nach Babel kommst, Heer der Chaldäer jagte dem König nach,
so sieh zu und lies alle diese Worte vor; und sie holten Zedekia ein auf der Ebene
62 und du sollst sagen: »HERR, du hast ge- von Jericho, nachdem sein ganzes Heer
gen diesen Ort geredet, daß du ihn aus- ihn verlassen und sich zerstreut hatte.
rotten willst, so daß niemand mehr dort 9 Und sie ergriffen den König und führten
wohnen soll, weder Mensch noch Vieh, ihn zum König von Babel hinauf nach
sondern daß er zur ewigen Wüste werde!« Ribla im Land Hamat, und er sprach das
63 Und es soll geschehen, wenn du dieses Urteil über ihn. 10 Und der König von
Buch zu Ende gelesen hast, so binde ei- Babel ließ die Söhne Zedekias vor dessen
nen Stein daran und wirf es mitten in den Augen niedermetzeln, auch alle Fürsten
Euphrat, 64 und sprich: »So soll Babel Judas ließ er in Ribla niedermetzeln; 11 Ze-
versinken und nicht wieder hochkom- dekia aber ließ er die Augen ausstechen
men infolge des Unheils, das ich über es und ihn mit zwei ehernen Ketten binden;
bringen werde; und sie werden erliegen!« und der König von Babel brachte ihn
Bis hierher gehen die Worte Jeremias. nach Babel und warf ihn ins Gefängnis
bis zum Tag seines Todes.
SCHLUSS: Die Plünderung
DIE CHRONIK DES FALLS VON JERUSALEM und Zerstörung des Tempels
Die Einnahme Jerusalems 12 Aber am zehnten Tag des fünften Mo-
und das Gericht über Zedekia nats, das war das neunzehnte Jahr des
2Kö 24,18-20; 25,1-21; 2Chr 36,11-21; Jer 39,1-10
Königs Nebukadnezar, des Königs von
Zedekia war 21 Jahre alt, als er Kö- Babel, kam Nebusaradan, der Oberste
nig wurde, und er regierte 11 Jahre der Leibwache, der vor dem König von
lang in Jerusalem; und der Name seiner Babel stand, nach Jerusalem, 13 und er
Mutter war Hamutal, eine Tochter Jere- brannte das Haus des HERRN und das
mias von Libna. 2 Und er tat, was böse Haus des Königs und alle Häuser von Je-
war in den Augen des HERRN, ganz wie Jo- rusalem nieder; und jedes Haus der Vor-
jakim es getan hatte. 3 Und so geschah es nehmen verbrannte er mit Feuer. 14 Und
wegen des Zornes des HERRN gegen Jeru- das Heer der Chaldäer, das bei dem
salem und Juda — damit er sie von sei- Obersten der Leibwache war, zerstörte
nem Angesicht verwerfe —, daß Zedekia alle Mauern von Jerusalem ringsum.
sich gegen den König von Babel empörte. 15 Und einige von den Geringen des Vol-
4 Und es geschah im neunten Jahr seiner kes und den Überrest des Volkes, der in
Regierung, am zehnten Tag des zehnten der Stadt übriggeblieben war, samt den
Monats, daß Nebukadnezar, der König von Überläufern, die zum König von Babel
Babel, er und seine ganze Heeresmacht, übergegangen waren, und den Rest der
gegen Jerusalem kam; und sie belagerten Handwerker führte Nebusaradan, der
es und bauten Belagerungswälle rings um Oberste der Leibwache, gefangen hin-
es her. 5 Und die Stadt wurde belagert bis weg. 16 Aber von den Geringen des Lan-
ins elfte Jahr des Königs Zedekia. des ließ Nebusaradan, der Oberste der
6 Am neunten Tag des vierten Monats, als Leibwache, einige als Weingärtner und
die Hungersnot in der Stadt überhand Bauern zurück.
JEREMIA 52 845
17 Die ehernen Säulen aber, die zum Haus des Königs gesehen hatten, die in der
des HERRN gehörten, und die Gestelle und Stadt gefunden wurden, dazu den Schrei-
das eherne Wasserbecken, das im Haus ber des Heerführers, der das Volk des Lan-
des HERRN war, zerbrachen die Chaldäer des zum Heeresdienst aushob, und 60
und schleppten das ganze Erz davon nach Mann vom Volk des Landes, die in der
Babel. 18 Sie nahmen auch die Töpfe weg Stadt gefunden wurden; 26 diese nahm
und die Schaufeln, die Messer, die Spreng- Nebusaradan, der Oberste der Leibwache,
schalen, die Schalen und alles eherne Ge- und führte sie zum König von Babel nach
rät, womit man den [Tempel]dienst zu Ribla.
verrichten pflegte; 19 die Becken und die 27 Und der König von Babel ließ sie in
Räucherpfannen, die Sprengschalen und Ribla umbringen, im Land Hamat. So
die Töpfe, die Leuchter und die Schalen wurde Juda aus seinem Land gefangen
und die Opferschalen; alles, was aus rei- weggeführt. 28 Dies ist das Volk, das Ne-
nem Gold war, und alles, was aus reinem bukadnezar gefangen weggeführt hat: Im
Silber war, das nahm der Oberste der Leib- siebten Jahr 3 023 Juden; 29 im achtzehn-
wache weg. 20 Die zwei Säulen, das eine ten Jahr Nebukadnezars aus Jerusalem
Wasserbecken und die zwölf ehernen Rin- 832 Seelen; 30 im dreiundzwanzigsten Jahr
der darunter, die Gestelle, die der König Nebukadnezars führte Nebusaradan, der
Salomo für das Haus des HERRN hatte ma- Oberste der Leibwache, von den Juden
chen lassen — das Erz von allen diesen 745 Seelen weg; im ganzen 4 600 Seelen.
Geräten war nicht zu wägen. 21 Und was
die beiden Säulen [betrifft] — eine Säule Die Begnadigung des Königs Jojachin
2Kö 25,27-30
war 18 Ellen hoch, und ein Faden von 12
Ellen umspannte sie; sie waren aber vier 31 Und es geschah im siebenunddreißig-
Finger dick, inwendig hohl. 22 Oben dar- sten Jahr der Wegführung Jojachins, des
auf war ein Kapitell aus Erz, und die Höhe Königs von Juda, am fünfundzwanzig-
des einen Kapitells betrug 5 Ellen; und ein sten Tag des zwölften Monats, da erhob
Geflecht mit Granatäpfeln war an dem Evil-Merodach, der König von Babel, im
Kapitell ringsum, alles aus Erz; ganz gleich ersten Jahr seiner Regierung das Haupt
war auch die andere Säule und hatte auch Jojachins, des Königs von Juda, und führ-
Granatäpfel. 23 Es waren 96 Granatäpfel te ihn aus dem Gefängnis heraus. 32 Und
nach den [vier] Windrichtungen verteilt, er redete freundlich mit ihm und setzte
im ganzen waren es 100 in dem Geflecht seinen Thron über den Thron der Könige,
ringsum. die bei ihm in Babel waren; 33 er durfte
24 Und der Oberste der Leibwache nahm auch seine Gefängniskleider ablegen,
Seraja, den obersten Priester, und den und er aß allezeit in seiner Gegenwart,
zweiten Priester Zephanja samt den drei sein Leben lang. 34 Und sein Unterhalt,
Hütern der Schwelle; 25 und er nahm ein beständiger Unterhalt, wurde ihm
auch aus der Stadt einen Hofbeamten, der vom König von Babel gewährt, soviel er
über das Kriegsvolk gesetzt war, und sie- täglich benötigte, bis zum Tag seines To-
ben Männer von denen, die das Angesicht des, alle Tage, die er noch zu leben hatte.
Die Klagelieder Jeremias
Erstes Klagelied 7 Jerusalem gedenkt
Jerusalems Verwüstung und Schmach in den Tagen ihres Elends und
Ach, wie einsam sitzt doch jetzt die ihrer Plünderung
Stadt, an all ihre Kostbarkeiten,
die einst so stark bevölkert war! die sie hatte von uralten Zeiten her.
Sie ist zur Witwe geworden, Als ihr Volk durch die Gewalt
sie, die groß war unter den Völkern; des Feindes fiel,
die Fürstin der Hauptstädte gab es niemand, der ihr zu Hilfe kam;
muß nun Frondienste leisten! ihre Feinde sahen sie
und lachten über ihren Untergang.
2 Sie weint unaufhörlich bei Nacht,
und ihre Tränen laufen ihr über 8 Jerusalem hat schwer gesündigt;
die Wangen; darum ist sie zum Abscheu geworden;
sie hat keinen Tröster alle, die sie ehrten, verachten sie jetzt,
unter allen ihren Liebhabern; denn sie haben ihre Blöße gesehen;
alle ihre Freunde sind ihr untreu, auch sie selbst stöhnt auf
sind ihr zu Feinden geworden. und wendet sich ab.

3 Juda ist ausgewandert 9 Ihre Unreinheit klebt an ihren Säumen;


vor lauter Elend und hartem Knechtsdienst; sie hat ihr Ende nicht bedacht.
es wohnt unter den Heiden, Sie ist schrecklich heruntergekommen;
es findet keine Ruhe! niemand tröstet sie.
Alle seine Verfolger haben es eingeholt Ach, HERR, sieh mein Elend an,
mitten in seinen Nöten. denn der Feind triumphiert!

4 Die Straßen Zions trauern, 10 Der Feind hat seine Hand ausgestreckt
weil niemand mehr zu den Festen nach allen ihren Kostbarkeiten;
kommt; ja, sie hat sehen müssen,
alle ihre Tore sind verödet, wie Heiden in ihr Heiligtum eindrangen,
ihre Priester seufzen; von denen du doch geboten hattest,
ihre Jungfrauen sind betrübt, daß sie nicht in deine Gemeinde
und ihr selbst ist bitter weh. kommen sollten!

5 Ihre Widersacher haben die Oberhand 11 All ihr Volk seufzt


gewonnen, auf der Suche nach Brot;
ihren Feinden geht es gut; sie haben ihre Kostbarkeiten um
denn der HERR hat ihr Betrübnis zugefügt Nahrung hergegeben,
um ihrer vielen Übertretungen willen; um sich nur am Leben zu erhalten.
ihre Kinder sind in die Gefangenschaft HERR, schau her und sieh,
gewandert wie verachtet ich bin!
vor dem Feind her.
12 Bedeutet das euch nichts,
6 So ist der Tochter Zion ihr alle, die ihr hier vorübergeht?
all ihr Schmuck genommen; Schaut und seht doch,
ihre Fürsten sind Hirschen gleichgeworden, ob ein Schmerz sei wie mein Schmerz,
die keine Weide finden; der mich getroffen hat,
kraftlos ziehen sie hin mit dem mich der HERR bekümmert hat
vor dem Verfolger. am Tag seines glühenden Zorns!
DIE KLAGELIEDER JEREMIAS 1.2 847
13 Er hat ein Feuer aus der Höhe in aber sie haben mich betrogen;
meine Gebeine gesandt meine Priester und meine Ältesten
und läßt es wüten; sind in der Stadt verschmachtet,
er spannte meinen Füßen ein Netz als sie sich Speise erbettelten,
und trieb mich zurück; um sich am Leben zu erhalten.
er hat mich zu einer Ruine gemacht;
ich bin die ganze Zeit krank! 20 Ach, HERR, schau her,
denn mir ist angst,
14 Das Joch meiner Übertretungen mein Inneres kocht;
ist durch seine Hand angeschirrt; mein Herz kehrt sich um in meiner
ineinander verschlungen sind sie mir Brust,
auf den Nacken gelegt; denn ich bin sehr widerspenstig gewesen.
er hat meine Kraft gebrochen. Draußen hat mich das Schwert der
Der Herr hat mich in die Hände Kinder beraubt,
derer gegeben, drinnen ist es wie der Tod!
denen ich nicht widerstehen kann.
21 Sie hören mich zwar seufzen,
15 Der Herr hat alle Helden aber ich habe niemand, der mich
in meiner Mitte weggerafft; trösten würde;
er hat eine Festversammlung gegen alle meine Feinde freuten sich,
mich einberufen, als sie von meinem Unglück hörten,
um meine auserwählten [Krieger] daß du es getan hast.
zu zerschmettern; Wenn du aber den Tag herbeiführst,
der Herr hat die Kelter getreten den du angekündigt hast,
der Jungfrau, der Tochter Juda. so werden auch sie mir gleich sein!

16 Darum weine ich, 22 Laß alle ihre Bosheit vor dein


und mein Auge, ja, mein Auge zerfließt Angesicht kommen,
in Tränen, und handle du an ihnen,
weil der Tröster fern von mir ist, wie du an mir gehandelt hast
der meine Seele erquicken sollte; wegen all meiner Übertretungen!
meine Kinder sind verwüstet, Denn meine Seufzer sind zahlreich,
denn der Feind war zu stark. und mein Herz ist krank.

17 Zion streckt flehentlich ihre Hände aus,


Zweites Klagelied
doch da ist niemand, der sie tröstet. Trauer über Gottes Zorngericht
Der HERR hat gegen Jakob aufgeboten gegen die Tochter Zion
seine Feinde ringsumher; Ach! Wie hat doch der Herr
Jerusalem ist unter ihnen in seinem Zorn
zum Abscheu geworden. die Tochter Zion in Wolkendunkel
gehüllt!
18 Der HERR ist gerecht; Er hat die Zierde Israels
denn ich bin widerspenstig gewesen vom Himmel zur Erde geschleudert
gegen sein Reden. und an den Schemel seiner Füße nicht
Hört doch zu, alle Völker, gedacht
und schaut an meinen Schmerz! am Tag seines Zorns.
Meine Jungfrauen und meine jungen
Männer 2 Der Herr hat vertilgt und nicht
mußten in die Gefangenschaft ziehen. verschont
alle Wohnungen Jakobs;
19 Ich rief nach meinen Liebhabern, in seinem Grimm hat er niedergerissen
848 DIE KLAGELIEDER JEREMIAS 2
die Festungen der Tochter Juda; er zog seine Hand nicht zurück, bis er sie
zu Boden geworfen und entweiht hat er vertilgt hatte;
ihr Königreich samt ihren Fürsten. Bollwerk und Mauer versetzte er in
Trauer;
3 In seinem grimmigen Zorn schlug er ab kläglich liegen sie miteinander da.
jedes Horn von Israel;a
er zog seine rechte Hand zurück vor 9 Ihre Tore sind in den Erdboden
dem Feind versunken,
und hat Jakob in Brand gesteckt ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen;
wie ein flammendes Feuer, ihr König und ihre Fürsten sind unter
das ringsum alles verzehrt. den Heiden;
es ist kein Gesetz mehr da,
4 Er spannte seinen Bogen wie ein Feind, auch bekommen ihre Propheten
er stellte sich mit seiner Rechten wie ein keine Offenbarung mehr vom HERRN.
Widersacher hin
und machte alles nieder, was lieblich 10 Die Ältesten der Tochter Zion,
anzusehen war; sie sitzen schweigend auf der Erde;
ins Zelt der Tochter Zion sie haben Staub auf ihr Haupt gestreut
goß er seinen Grimm aus wie Feuer. und sich mit Sacktuch umgürtet;
die Jungfrauen von Jerusalem,
5 Der Herr ist wie ein Feind geworden; sie senken ihr Haupt zur Erde.
er hat Israel vertilgt,
alle seine Paläste vernichtet; 11 Meine Augen sind ausgeweint,
er hat seine Festungen zerstört mein Inneres kocht;
und hat der Tochter Juda mein Herz schmilzt in mir
viel Seufzen und Wehklage bereitet. wegen des Zusammenbruchs der
Tochter meines Volkes,
6 Er hat seine Hütte verwüstet wie einen weil Kind und Säugling verschmachten
Garten, auf den Straßen der Stadt!
den Ort seiner Festversammlungen
zerstört; 12 Sie fragten ihre Mütter:
der HERR hat in Zion »Wo ist Brot und Wein?«,
die Festtage und Sabbate in Vergessen- als sie wie tödlich Verwundete
heit gebracht dahinschmachteten
und König und Priester verworfen auf den Straßen der Stadt,
in seinem grimmigen Zorn. als sie den Geist aufgaben
im Schoß ihrer Mütter.
7 Der Herr hat seinen Altar verabscheut,
sein Heiligtum verworfen; 13 Was soll ich dir zusprechen,
er hat der Hand des Feindes preisgegeben was dir vergleichen,
die Mauern ihrer Paläste; du Tochter Jerusalem?
sie haben im Haus des HERRN Lärm Was setze ich dir gleich,
erschallen lassen damit ich dich trösten kann,
wie an einem Festtag. du Jungfrau, Tochter Zion?
Dein Schaden ist ja so groß wie das Meer!
8 Der HERR hatte sich vorgenommen, Wer kann dich heilen?
die Mauern der Tochter Zion zu
zerstören; 14 Deine Propheten, sie haben dir
er spannte die Meßschnur aus, erlogenes und fades Zeug geweissagt;

a (2,3) d.h. er riß alle Stützen der Macht und Stärke Israels nieder; das Horn ist ein Sinnbild der Macht und Kraft.
DIE KLAGELIEDER JEREMIAS 2.3 849
sie deckten deine Schuld nicht auf, Sollten denn Frauen ihre eigene
um dadurch deine Gefangenschaft Leibesfrucht essen,
abzuwenden, die Kinder ihrer liebevollen Pflege?
sondern sie weissagten dir Aussprüche Sollten wirklich Priester und Propheten
voll Trug und Verführung. erschlagen werden im Heiligtum des
Herrn?
15 Alle, die auf dem Weg vorübergehen,
schlagen die Hände zusammen 21 Auf den Straßen liegen am Boden
über dich; hingestreckt
sie zischen und schütteln den Kopf Knaben und Greise;
über die Tochter Jerusalem: meine Jungfrauen und meine jungen
»Ist das die Stadt, von der man sagte, Männer,
sie sei der Schönheit Vollendung, sie sind durchs Schwert gefallen;
die Wonne der ganzen Erde?« du hast sie erwürgt am Tag deines
grimmigen Zornes,
16 Alle deine Feinde du hast sie schonungslos niedergemacht!
sperren ihr Maul gegen dich auf,
sie zischen und knirschen mit den 22 Wie zu einem Festtag hast du
Zähnen; zusammengerufen
sie sagen: »Jetzt haben wir sie vertilgt! alles, was ich fürchtete, von allen Seiten,
Das ist der Tag, auf den wir hofften; und nicht einer ist entkommen oder
jetzt haben wir ihn erreicht und gesehen!« übriggeblieben
am Tag des Zornes des HERRN.
17 Der HERR hat vollbracht, was er sich Die ich liebevoll gepflegt und
vorgenommen hatte; großgezogen hatte,
er hat sein Wort genau erfüllt, die hat mein Feind vertilgt!
das er von alters her hat verkündigen
lassen; Drittes Klagelied
er hat schonungslos zerstört; Die Leiden des Propheten und sein Trost
er hat den Feind über dich frohlocken in der Barmherzigkeit des HERRN
lassen Ich bin der Mann, der tief gebeugt
und das Horn deiner Widersacher erhöht. worden ist
durch die Rute seines Zorns.
18 Ihr Herz schreit zum Herrn! 2 Mich hat er verjagt
Du Mauer der Tochter Zion, und in die Finsternis geführt und nicht
laß Tränenströme fließen ans Licht.
bei Tag und Nacht, 3 Nur gegen mich kehrt er immer wieder
gönne dir keine Ruhe, seine Hand den ganzen Tag.
dein Augapfel raste nicht!
4 Er hat mein Fleisch und meine Haut
19 Steh auf und klage in der Nacht, verfallen lassen
beim Beginn der Wachen! und meine Knochen zermalmt.
Schütte dein Herz wie Wasser aus 5 Er hat rings um mich her
vor dem Angesicht des Herrn! Gift und Leid aufgebaut.
Hebe deine Hände zu ihm empor 6 In Finsternis ließ er mich wohnen
für die Seele deiner Kinder, wie längst Verstorbene.
die vor Hunger verschmachten
an allen Straßenecken! 7 Er hat mich eingemauert, daß ich nicht
herauskommen kann;
20 HERR, schau her und sieh: mit ehernen Ketten hat er mich
An wem hast du so gehandelt? beschwert.
850 DIE KLAGELIEDER JEREMIAS 3
8 Selbst wenn ich schreie und rufe, 25 Der HERR ist gütig gegen die, welche
verschließt er doch [die Ohren] vor auf ihn hoffen,
meinem Gebet. gegen die Seele, die nach ihm sucht.
9 Mit Quadersteinen hat er meine Wege 26 Gut ist’s, schweigend zu warten
vermauert, auf die Rettung des HERRN.
hat meine Pfade gekrümmt. 27 Es ist gut für einen Mann,
das Joch zu tragen in seiner Jugend.
10 Er lauert mir auf wie ein Bär,
wie ein Löwe im Dickicht. 28 Er sitze einsam und schweige,
11 Er hat meine Wege versperrt und hat wenn Er es ihm auferlegt!
mich zerfleischt, 29 Er stecke seinen Mund in den Staub;
mich arg zugerichtet. vielleicht ist noch Hoffnung vorhanden.
12 Er hat seinen Bogen gespannt 30 Schlägt ihn jemand, so biete er ihm
und mich dem Pfeil zum Ziel gesetzt. die Wange dar
und lasse sich mit Schmach sättigen!
13 Er hat mir in die Nieren gejagt
die Söhne seines Köchers. 31 Denn der Herr wird nicht auf ewig
14 Ich bin meinem ganzen Volk zum verstoßen;
Gelächter geworden, 32 sondern wenn er betrübt hat, so
ihr Spottlied den ganzen Tag. erbarmt er sich auch
15 Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt, nach der Fülle seiner Gnade;
mit Wermut getränkt. 33 denn nicht aus Lust plagt
und betrübt Er
16 Er ließ meine Zähne sich an Kies die Menschenkinder.
zerbeißen,
hat mich niedergedrückt in die Asche. 34 Wenn alle Gefangenen eines Landes
17 Ja, du hast meine Seele aus dem mit Füßen getreten werden,
Frieden verstoßen, 35 wenn das Recht eines Mannes
daß ich das Glück vergaß. gebeugt wird
18 Und ich sprach: Meine Lebenskraft vor dem Angesicht des Höchsten,
ist dahin, 36 wenn die Rechtssache eines
und auch meine Hoffnung auf den HERRN! Menschen verdreht wird
— sollte der Herr es nicht beachten?
19 Gedenke doch an mein Elend und
mein Umherirren, 37 Wer hat je etwas gesagt und es ist
an den Wermut und das Gift! geschehen,
20 Beständig denkt meine Seele daran ohne daß der Herr es befahl?
und ist tief gebeugt! 38 Geht nicht aus dem Mund des
21 Dieses aber will ich meinem Herzen Höchsten hervor
vorhalten, das Böse und das Gute?
darum will ich Hoffnung fassen: 39 Was beklagt sich der Mensch, der noch
am Leben ist?
22 Gnadenbeweise des HERRN sind’s, daß Es hätte sich wahrlich jeder über seine
wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, Sünde zu beklagen!
denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu
Ende; 40 Laßt uns unsere Wege prüfen und
23 sie ist jeden Morgen neu, erforschen
und deine Treue ist groß! und umkehren zum HERRN!
24 Der HERR ist mein Teil! spricht meine 41 Laßt uns unsere Herzen samt den
Seele; Händen
darum will ich auf ihn hoffen. zu Gott im Himmel erheben!
DIE KLAGELIEDER JEREMIAS 3.4 851
42 Wir sind abtrünnig und widerspenstig du hast mein Leben erlöst!
gewesen; 59 Du hast, o HERR, meine Unterdrückung
das hast du nicht vergeben. gesehen;
43 Du hast dich im Zorn verborgen und schaffe du mir Recht!
uns verfolgt; 60 Du hast all ihre Rachgier gesehen,
du hast uns ohne Mitleid umgebracht; alle ihre Anschläge gegen mich.
44 du hast dich in eine Wolke gehüllt,
daß kein Gebet hindurchdrang; 61 Du hast, o HERR, ihr Schmähen gehört,
45 du hast uns zu Kot und Abscheu alle ihre Pläne gegen mich,
gemacht 62 das Gerede meiner Widersacher
mitten unter den Völkern! und ihr dauerndes Murmeln über mich.
63 Sieh doch: Ob sie sich setzen oder
46 Alle unsere Feinde haben ihr Maul aufstehen,
gegen uns aufgesperrt. so bin ich ihr Spottlied!
47 Grauen und Grube sind über uns
gekommen, 64 Vergilt ihnen, o HERR,
Verwüstung und Untergang. nach dem Werk ihrer Hände!
48 Es rinnen Wasserbäche aus meinen 65 Gib ihnen Verstockung des Herzens;
Augen dein Fluch komme über sie!
wegen des Untergangs der Tochter 66 Verfolge sie in deinem Zorn und
meines Volkes. vertilge sie
unter dem Himmel des HERRN hinweg!
49 Mein Auge tränt unaufhörlich
und kommt nicht zur Ruhe, Viertes Klagelied
50 bis der HERR vom Himmel
Die schrecklichen Geschehnisse
herabschauen beim Untergang Jerusalems
und dareinsehen wird. Ach! Wie ist das Gold geschwärzt,
51 Was ich sehen muß, tut meiner Seele wie ist das köstliche Gold entstellt!
weh Wie sind die Steine des Heiligtums
wegen aller Töchter meiner Stadt. aufgeschüttet
an allen Straßenecken!
52 Die mich ohne Ursache hassen,
stellten mir heftig nach wie einem Vogel; 2 Die Kinder Zions, die teuren,
53 sie wollten mich in der Grube ums die mit feinem Gold aufgewogenen,
Leben bringen ach, wie sind sie irdenen Gefäßen
und warfen Steine auf mich. gleichgeachtet,
54 Wasser gingen über mein Haupt; dem Werk von Töpferhänden!
ich sagte: Ich bin verloren!
3 Selbst Schakale reichen die Brust,
55 Aber ich rief deinen Namen an, o HERR, sie säugen ihre Jungen;
tief unten aus der Grube. aber die Tochter meines Volkes ist
56 Du hörtest meine Stimme: »Ver- grausam geworden
schließe dein Ohr nicht wie die Strauße in der Wüste.
vor meinem Seufzen, vor meinem
Hilferuf!« 4 Dem Säugling klebt die Zunge
57 Du nahtest dich mir an dem Tag, als am Gaumen vor lauter Durst;
ich dich anrief; die Kinder verlangen nach Brot,
du sprachst: »Fürchte dich nicht!« aber niemand bricht es ihnen.

58 Du führtest, o Herr, die Sache meiner 5 Die sonst Leckerbissen aßen,


Seele; verschmachten auf den Gassen;
852 DIE KLAGELIEDER JEREMIAS 4
die auf Purpurlagern ruhten, 13 [Doch es geschah] wegen der Sünden
sind jetzt froh über Misthaufen. ihrer Propheten,
6 Denn die Schuld der Tochter meines wegen der Schuld ihrer Priester,
Volkes, sie ist größer geworden die in ihrer Mitte vergossen haben
als die Sünde Sodoms, das Blut der Gerechten.
das in einem Augenblick umgekehrt
wurde, 14 Sie wankten auf den Straßen
ohne daß Menschenhände sich dabei wie Blinde,
abmühten. sie waren so mit Blut bespritzt,
daß niemand ihre Kleider anrühren
7 Ihre Geweihten waren glänzender mochte.
als Schnee,
weißer als Milch, 15 Man rief ihnen zu: »Fort mit euch,
ihr Leib war röter als Korallen, ihr seid unrein!
ihre Gestalt wie ein Saphir. Weg, weg, kommt uns nicht zu nah!«
Ja, sie mußten fliehen und umherirren;
8 Jetzt aber sind sie schwärzer als Ruß, unter den Heiden sprach man:
man erkennt sie nicht auf den Straßen; »Bleibt nicht länger hier!«
ihre Haut klebt an ihrem Gebein,
sie sind so dürr wie Holz. 16 Das Angesicht des HERRN hat sie
zerstreut;
9 Die das Schwert erschlug, waren Er will sie nicht mehr anblicken.
glücklicher Man nahm auf Priester keine Rücksicht
als die der Hunger tötete, mehr
welche [vom Hunger] durchbohrt und hatte kein Erbarmen mit den Alten.
dahinschmachteten,
aus Mangel an Früchten des Feldes. 17 Auch da noch schmachteten unsere
Augen
10 Die Hände barmherziger Frauen nach Hilfe — vergeblich!
haben ihre eigenen Kinder gekocht; Auf unserer Warte hielten wir Ausschau
sie dienten ihnen zur Nahrung nach einem Volk, das doch nicht half.
beim Zusammenbruch der Tochter
meines Volkes. 18 Man stellte uns nach auf Schritt
und Tritt,
11 Der HERR ließ seine Zornglut so daß wir nicht mehr auf unseren
ausbrennen, Straßen umhergehen konnten;
er schüttete seinen grimmigen Zorn aus, unser Ende war nahe, unsere Tage
und er zündete in Zion ein Feuer an, abgelaufen;
das seine Grundfesten verzehrt hat. ja, unser Ende war gekommen.

12 Die Könige der Erde hätten es nicht 19 Unsere Verfolger waren schneller
geglaubt, als die Adler des Himmels;
noch irgend ein Bewohner über die Berge jagten sie uns nach,
des Erdkreises, und in der Wüste lauerten sie auf uns.
daß der Feind, der sie belagerte,
je einziehen würde 20 Unser Lebensodem, der Gesalbte
durch die Tore Jerusalems. des HERRN,a

a (4,20) »Der Gesalbte des Herrn« ist eine Bezeichnung des jüdischen Königs; hier ist der letzte König Zedekia
gemeint, der auf seiner Flucht vor den Babyloniern gefangen wurde (vgl. Jer 52,6-9).
DIE KLAGELIEDER JEREMIAS 4.5 853
wurde in ihren Gruben gefangen, da ist keiner, der uns aus ihrer Hand
er, von dem wir sagten: befreit!
»Wir werden in seinem Schatten unter 9 Wir schaffen unsere Nahrung unter
den Heiden leben!« Lebensgefahr herbei,
21 Juble nur und sei schadenfroh, weil uns in der Wüste das Schwert
du Tochter Edom, die du im Land Uz bedroht.
wohnst! 10 Unsere Haut ist schwarz wie ein Ofen,
Der Kelch wird auch an dich kommen; so versengt uns der Hunger.
auch du wirst trunken und entblößt 11 Frauen wurden geschändet in Zion,
werden! Jungfrauen in den Städten Judas.
12 Fürsten wurden durch ihre Hand
22 Du Tochter Zion, deine Schuld gehängt;
ist getilgt; die Person der Alten hat man nicht
er wird dich nicht mehr gefangen geachtet.
wegführen lassen; 13 Junge Männer müssen die Hand-
deine Schuld aber, du Tochter Edom, mühle tragen,
sucht er heim, und Knaben straucheln unter Holzlasten.
deine Sünden deckt er auf! 14 Die Ältesten bleiben fern vom Tor,
und die jungen Männer lassen ihr
Fünftes Klagelied Saitenspiel.
Das Gebet des elenden Volkes um 15 Die Freude unseres Herzens ist dahin,
Erbarmen und Wiederherstellung unser Reigen hat sich in Klage
Gedenke, HERR, an das, was uns verwandelt.
widerfahren ist! 16 Gefallen ist die Krone unseres Hauptes;
Schau her und sieh unsere Schmach! wehe uns, daß wir gesündigt haben!
2 Unser Erbe ist den Fremden zugefallen, 17 Darum ist unser Herz krank geworden,
unsere Häuser den Ausländern. darum sind unsere Augen trübe —
3 Wir sind Waisen geworden, ohne Vater; 18 weil der Berg Zion verwüstet ist
unsere Mütter sind wie Witwen. [und] Füchse sich dort tummeln.
4 Unser Wasser trinken wir um Geld, 19 Du aber, o HERR, thronst in Ewigkeit;
unser eigenes Holz bekommen wir [nur] dein Thron besteht von Geschlecht
gegen Bezahlung. zu Geschlecht!
5 Unsere Verfolger sitzen uns im Nacken; 20 Warum willst du uns für immer
auch wenn wir müde sind, gönnt man vergessen,
uns keine Ruhe. uns verlassen alle Tage?
6 Wir haben Ägypten die Hand gereicht 21 Bringe uns zu dir zurück, o HERR,
und Assyrien, um genug Brot zu erhalten. so werden wir umkehren;
7 Unsere Väter, die gesündigt haben, sind laß unsere Tage wieder werden
nicht mehr; wie früher!
wir müssen ihre Schuld tragen. 22 Oder hast du uns gänzlich verworfen,
8 Knechte herrschen über uns; bist du allzusehr über uns erzürnt?
Das Buch des Propheten Hesekiel (Ezechiel)
DER HERR BERUFT HESEKIEL waren nach oben ausgebreitet; je zwei
IN DEN PROPHETENDIENST [Flügel] waren miteinander verbunden,
Kapitel 1 - 3 und zwei bedeckten ihre Leiber. 12 Und je-
Die Erscheinung des ging gerade vor sich hin; wo der Geist
der Herrlichkeit des HERRN hingehen wollte, da gingen sie hin; sie
Und es geschah im dreißigsten Jahr, wandten sich nicht um, wenn sie gingen.
am fünften Tag des vierten Monats, als 13 Und dies war die Gestalt der lebendigen
ich unter den Weggeführten am Fluß Ke- Wesen: Ihr Aussehen war wie brennende
bara war, da öffnete sich der Himmel, und Feuerkohlen, wie das Aussehen von Fa-
ich sah Gesichteb Gottes. 2 Am fünften ckeln; und [die Feuerkohle] fuhr zwischen
Tag jenes Monats — es war das fünfte Jahr den lebendigen Wesen hin und her; und
[seit] der Wegführung des Königs Joja- [das Feuer] hatte einen strahlenden Glanz,
chinc — 3 da erging das Wort des HERRN und von dem Feuer gingen Blitze aus.
ausdrücklich an Hesekield, den Sohn Bu- 14 Die lebendigen Wesen aber liefen hin
sis, den Priester, im Land der Chaldäer und her, so daß es aussah wie Blitze.
am Fluß Kebar, und die Hand des HERRN 15 Als ich nun die lebendigen Wesen be-
kam dort über ihn. trachtete, siehe, da war je ein Rad auf der
4 Und ich schaute, und siehe, ein Sturm- Erde neben jedem der lebendigen Wesen,
wind kam von Norden her, eine große bei ihren vier Gesichtern. 16 Das Aussehen
Wolke und loderndes Feuer, von einem der Räder und ihre Gestaltung war wie
Strahlenglanz umgeben; mitten aus dem Chrysolith, und alle vier hatten die gleiche
Feuer aber glänzte es wie Goldschimmer. Gestalt. Sie sahen aber so aus und waren
5 Und mitten aus diesem [erschien] die so gemacht, als wäre ein Rad mitten in
Gestalt von vier lebendigen Wesen, und dem anderen Rad. 17 Wenn sie gingen, so
dies war ihr Aussehen: Sie hatten Men- liefen sie nach ihren vier Seiten hin; sie
schengestalt; 6 jedes von ihnen hatte vier wandten sich nicht um, wenn sie gingen.
Gesichter und vier Flügel. 7 Ihre Füße 18 Und ihre Felgen waren hoch und furcht-
standen gerade, und ihre Fußsohlen gli- gebietend; und ihre Felgen waren voller
chen der Fußsohle eines Kalbes, und sie Augen ringsum bei allen vier.
funkelten wie blankes Erz. 8 Unter ihren 19 Und wenn die lebendigen Wesen gin-
Flügeln befanden sich Menschenhände gen, so liefen auch die Räder neben ihnen,
an ihren vier Seiten, und alle vier [Seiten] und wenn sich die lebendigen Wesen von
hatten ihre Gesichter und ihre Flügel. der Erde erhoben, so erhoben sich auch
9 Ihre Flügel waren miteinander verbun- die Räder. 20 Wo der Geist hingehen woll-
den; wenn sie gingen, wandten sie sich te, da gingen sie hin, wohin der Geist ge-
nicht um, wenn sie gingen; jedes ging hen wollte; und die Räder erhoben sich
gerade vor sich hin. vereint mit ihnen, denn der Geist des le-
10 Ihre Gesichter aber waren so gestaltet: bendigen Wesens war in den Rädern.
[vorn] das Gesicht eines Menschen; auf 21 Wenn jene gingen, so gingen auch sie,
der rechten Seite, bei allen vieren, das Ge- und wenn jene stillstanden, standen auch
sicht eines Löwen; zur Linken, bei allen sie still; und wenn jene sich von der Erde
vieren, das Gesicht eines Stieres; [hinten] erhoben, so erhoben sich auch die Räder
aber hatten alle vier das Gesicht eines Ad- vereint mit ihnen; denn der Geist des le-
lers. 11 Ihre Gesichter aber und ihre Flügel bendigen Wesens war in den Rädern.
a (1,1) ein bedeutender Seitenkanal des Euphrat; Kebar c (1,2) d.h. der zweiten Wegführung von Judäern in die
bed. »der Große«. Gefangenschaft durch Nebukadnezar um 597 v. Chr.
b (1,1) od. Offenbarungen. (vgl. 2Kö 24,12-16; 2Chr 36,9-10).
d (1,3) bed. »Gott ist stark« od. »Gott stärkt«.
HESEKIEL 1.2.3 855
22 Und über den Häuptern des lebendi- den abtrünnigen Heiden[stämmen], die
gen Wesens befand sich etwas, das der sich gegen mich empört haben; sie und
Himmelsausdehnung glich, wie der An- ihre Väter sind von mir abgefallen bis zu
blick eines Kristalls, ehrfurchterregend, diesem heutigen Tag. 4 Und diese Kinder
ausgebreitet oben über ihren Häuptern. haben ein trotziges Angesicht und ein
23 Und unter der Himmelsausdehnung verstocktes Herz; zu ihnen sende ich
waren ihre Flügel ausgestreckt, einer zum dich, und ihnen sollst du sagen: »So
anderen hin: jedes hatte zwei Flügel, wo- spricht GOTT, der Herr!« 5 Sie aber, ob sie
mit sie ihre Leiber auf der einen Seite, nun darauf hören oder es bleiben lassen
und zwei, womit sie sie auf der anderen — denn sie sind ein widerspenstiges
Seite bedeckten. 24 Und ich hörte das Haus —, sie sollen doch wissen, daß ein
Rauschen ihrer Flügel wie das Rauschen Prophet in ihrer Mitte gewesen ist.
großer Wasser und wie die Stimme des 6 Du aber, Menschensohn, fürchte dich
Allmächtigen. Wenn sie gingen, so gab es nicht vor ihnen, und fürchte dich auch
ein Geräusch wie das Getümmel eines nicht vor ihren Worten, wenn sie auch wie
Heerlagers; wenn sie aber still standen, Disteln und Dornen gegen dich sind und
ließen sie ihre Flügel sinken. du unter Skorpionen wohnst. So fürchte
25 Und es kam eine Stimme oben von der dich doch nicht vor ihren Worten und er-
Himmelsausdehnung her, die über ihren schrick nicht vor ihrem Angesicht; denn
Häuptern war; wenn sie still standen, lie- sie sind ein widerspenstiges Haus. 7 Und
ßen sie ihre Flügel sinken. 26 Und ober- du sollst meine Worte zu ihnen reden, ob
halb der Himmelsausdehnung, die über sie nun darauf hören oder es bleiben las-
ihren Häuptern war, war das Gebilde ei- sen; denn sie sind widerspenstig! 8 Du
nes Thrones, anzusehen wie ein Saphir- aber, Menschensohn, höre auf das, was
stein. Oben auf dem Gebilde des Thrones ich zu dir rede; sei nicht widerspenstig
aber saß eine Gestalt, anzusehen wie ein wie das widerspenstige Haus! Tu deinen
Mensch. 27 Ich sah auch etwas wie Gold- Mund auf und iß, was ich dir gebe!
schimmer, wie das Aussehen eines Feuers 9 Da schaute ich, und siehe, eine Hand
inwendig ringsum; von der Erscheinung war zu mir ausgestreckt, und siehe, sie
seiner Lenden nach oben hin und von der hielt eine Buchrolle. 10 Und er breitete sie
Erscheinung seiner Lenden nach unten vor mir aus; sie war aber auf der Vorder-
hin sah ich wie das Aussehen eines Feuers, seite und auf der Rückseite beschrieben,
und ein Glanz war rings um ihn her. 28 Wie und es waren Klagen, Seufzer und Wehe-
der Bogen aussieht, der an einem Regen- rufe darauf geschrieben.
tag in den Wolken erscheint, so war auch
der Glanz ringsum anzusehen. So war das Hesekiel wird zum Boten Gottes und
Aussehen der Erscheinung der Herrlich- zum Wächter über Israel bestimmt
keit des HERRN. Als ich sie sah, fiel ich auf Und er sprach zu mir: Menschensohn,
mein Angesicht; und ich hörte die Stimme iß, was du hier vorfindest; iß diese
von einem, der redete. Rolle und geh hin, rede zum Haus Israel!
2 Da tat ich meinen Mund auf, und er gab
Der HERR sendet Hesekiel zu dem mir jene Rolle zu essen. 3 Und er sprach
widerspenstigen Volk Israel zu mir: Menschensohn, speise deinen
Und er sprach zu mir: Menschensohn, Bauch und fülle deinen Leib mit dieser
stelle dich auf deine Füße, so will ich Rolle, die ich dir gebe! Da aß ich, und es
mit dir reden! 2 Und als er zu mir redete, war in meinem Mund so süß wie Honig.
kam der Geist in mich und stellte mich 4 Da sprach er zu mir: Menschensohn,
auf meine Füße; und ich hörte dem zu, geh hin zum Haus Israel und rede zu ih-
der mit mir redete. nen mit meinen Worten! 5 Denn du wirst
3 Und er sprach zu mir: Menschensohn, nicht zu einem Volk mit unverständlicher
ich sende dich zu den Kindern Israels, zu Sprache und schwerer Zunge gesandt,
856 HESEKIEL 3
sondern zum Haus Israel; 6 nicht zu gro- sage: »Du mußt gewißlich sterben!«, und
ßen Nationen, die eine unverständliche du warnst ihn nicht und sagst es ihm
Sprache und schwere Zunge haben, de- nicht, um den Gottlosen vor seinem gott-
ren Worte du nicht verstehen könntest — losen Weg zu warnen und ihn am Leben
wahrlich, wenn ich dich zu solchen Leu- zu erhalten, so wird der Gottlose um sei-
ten senden würde, so würden sie auf dich ner Missetat willen sterben; aber sein
hören! 7 Aber das Haus Israel wird nicht Blut werde ich von deiner Hand fordern!
auf dich hören wollen, sie wollen ja auch 19 Warnst du aber den Gottlosen und er
auf mich nicht hören; denn das ganze kehrt doch nicht um von seiner Gottlo-
Haus Israel hat eine harte Stirn und ein sigkeit und von seinem gottlosen Weg, so
verstocktes Herz. 8 Doch siehe, ich habe wird er um seiner Missetat willen sterben;
dein Angesicht so hart gemacht wie ihr du aber hast deine Seele gerettet!
Angesicht und deine Stirn so hart wie ihre 20 Wenn aber ein Gerechter sich von sei-
Stirn. 9 Wie Diamant und härter als Fels ner Gerechtigkeit abkehrt und Unrecht
mache ich deine Stirn. Fürchte sie nicht tut, und ich lege einen Anstoß vor ihn
und erschrick nicht vor ihrem Angesicht! hin, so wird er sterben, weil du ihn nicht
Denn sie sind ein widerspenstiges Haus. gewarnt hast; um seiner Sünde willen
10 Und er sprach zu mir: Menschensohn, wird er sterben, und an seine Gerechtig-
alle meine Worte, die ich zu dir rede, sollst keit, die er getan hat, wird nicht gedacht
du in dein Herz aufnehmen und mit dei- werden; aber sein Blut will ich von deiner
nen Ohren hören! 11 Und du sollst hinge- Hand fordern! 21 Wenn du aber den Ge-
hen zu den Weggeführten, zu den Kin- rechten gewarnt hast, daß der Gerechte
dern deines Volkes, und sollst zu ihnen nicht sündigen soll, und er dann nicht
reden und zu ihnen sagen: So spricht sündigt, so wird er gewißlich am Leben
GOTT, der Herr! – ob sie nun darauf hören bleiben, weil er sich hat warnen lassen;
oder es bleiben lassen. und du hast deine Seele gerettet!
12 Da hob mich der Geist empor, und ich 22 Und die Hand des HERRN kam dort über
hörte hinter mir eine Stimme, ein gewal- mich, und er sprach zu mir: Mach dich
tiges Getöse: Gepriesen sei die Herrlich- auf, geh in die Talebene hinaus; dort will
keit des HERRN von seiner Wohnstätte ich mit dir reden! 23 Als ich mich nun
her! 13 [Ich hörte auch] das Rauschen der aufgemacht hatte und in die Talebene hin-
Flügel der lebendigen Wesen, die einan- ausgegangen war, siehe, da stand dort die
der berührten, und das Geräusch der Rä- Herrlichkeit des HERRN, gleich der Herr-
der neben ihnen, und den Schall eines lichkeit, die ich beim Fluß Kebar gesehen
gewaltigen Getöses. 14 Da hob mich der hatte; und ich fiel auf mein Angesicht
Geist empor und nahm mich hinweg; nieder.
und ich fuhr dahin, erbittert in der Glut 24 Und der Geist kam in mich und stellte
meines Geistes, und die Hand des HERRN mich auf meine Füße; und er redete mit
lag fest auf mir. 15 Und ich kam zu den mir und sprach zu mir: Geh hin und
Weggeführten nach Tel-Abib, zu denen, schließe dich in dein Haus ein! 25 Und
die am Fluß Kebar wohnen; und da sie du, Menschensohn, siehe, man wird dir
dort saßen, setzte ich mich auch dorthin Stricke anlegen und dich damit binden,
und war sieben Tage lang in Entsetzen so daß du nicht mitten unter sie wirst hin-
versunken unter ihnen. ausgehen können. 26 Und ich will deine
16 Aber nach sieben Tagen erging das Zunge an deinem Gaumen kleben lassen,
Wort des HERRN an mich. Er sprach: so daß du verstummst und sie nicht mehr
17 Menschensohn, ich habe dich zum zurechtweisen kannst; denn sie sind ein
Wächter gesetzt für das Haus Israel; wenn widerspenstiges Haus! 27 Aber wenn ich
du aus meinem Mund ein Wort gehört zu dir reden werde, so will ich deinen
hast, so sollst du sie in meinem Auftrag Mund auftun, daß du zu ihnen sagen
warnen! 18 Wenn ich zu dem Gottlosen sollst: »So spricht GOTT, der Herr! Wer hö-
HESEKIEL 3.4.5 857
ren will, der höre, wer es aber unterlassen Speise nach dem Gewicht essen, 20 Sche-
will, der unterlasse es!« Denn sie sind ein kel täglich; von Zeit zu Zeit sollst du da-
widerspenstiges Haus. von essen. 11 Du sollst auch das Wasser
nach dem Maß trinken, nämlich ein
WARNUNGEN VOR DEM GERICHT Sechstel Hin; das sollst du von Zeit zu Zeit
ÜBER JERUSALEM trinken. 12 Und zwar sollst du [die Speise]
Kapitel 4 - 24 in Form von Gerstenbrot essen; und du
sollst sie auf Ballen von Menschenkot
Zeichenhafte Darstellung backen, vor ihren Augen. 13 Und der HERR
des kommenden Gerichts sprach: So müssen die Kinder Israels ihr
Und du, Menschensohn, nimm dir Brot unrein essen unter den Heidenvöl-
einen Ziegelstein, lege ihn vor dich kern, unter die ich sie verstoßen will!
und zeichne darauf die Stadt Jerusalem. 14 Da sprach ich: Ach, Herr, HERR! Siehe,
2 Und veranstalte eine Belagerung gegen meine Seele ist noch niemals befleckt
sie und baue einen Belagerungsturm ge- worden; denn von meiner Jugend an bis
gen sie und schütte einen Wall gegen sie zu dieser Stunde habe ich niemals von
auf und stelle Kriegslager gegen sie auf einem Aas oder Zerrissenen gegessen;
und Sturmböcke rings um sie her. 3 Und auch ist niemals Greuelfleisch in meinen
du, nimm dir eine eiserne Pfanne und Mund gekommen! 15 Hierauf antwortete
stelle sie wie eine eiserne Mauer zwi- er mir: Siehe, ich will dir gestatten, daß du
schen dich und die Stadt; und richte dein Kuhmist anstatt Menschenkot nimmst
Angesicht gegen sie, daß sie in Belage- und darauf dein Brot bereitest!
rungszustand komme, und du sollst sie 16 Ferner sprach er zu mir: Menschen-
belagern. Das soll ein Zeichen sein für sohn, siehe, ich will in Jerusalem den Stab
das Haus Israel. des Brotes zerbrechen, so daß sie nach
4 Du aber lege dich auf deine linke Seite dem Gewicht und mit Sorgen Brot essen
und lege die Missetat des Hauses Israel und nach dem Maß und mit Entsetzen
darauf. Für die Zahl der Tage, die du dar- Wasser trinken sollen, 17 damit sie an
auf liegst, sollst du ihre Schuld tragen. Brot und Wasser Mangel haben und sich
5 Ich aber habe dir die Jahre ihrer Schuld entsetzen, einer wie der andere, und ver-
in ebenso viele Tage verwandelt, nämlich schmachten wegen ihrer Missetat.
390 Tage; so lang sollst du die Schuld des
Hauses Israel tragen. Und du, Menschensohn, nimm dir
6 Wenn du aber diese Tage vollendet hast, ein scharfes Schwert; als Schermesser
so lege dich das zweitemal auf deine sollst du es nehmen und damit über dein
rechte Seite und trage die Schuld des Haupt und über deinen Bart fahren; da-
Hauses Juda 40 Tage lang; je einen Tag nach nimm eine Waage und teile [die
will ich dir für ein Jahr auferlegen. 7 So Haare] auf. 2 Ein Drittel verbrenne im
richte nun dein Angesicht und deinen Feuer, mitten in der Stadt, wenn die Tage
entblößten Arm auf die Belagerung Jeru- der Belagerung vollendet sind; ein Drittel
salems und weissage gegen es. 8 Und sie- nimm und zerhaue es mit dem Schwert
he, ich will dir Stricke anlegen, daß du rings um sie her; ein Drittel aber zer-
dich nicht von einer Seite auf die andere streue in den Wind; denn ich will das
umwenden kannst, bis du die Tage deiner Schwert zücken hinter ihnen her. 3 Doch
Belagerung vollendet hast. nimm davon eine geringe Zahl [Haare]
9 Nimm du dir auch Weizen und Gerste, und binde sie in die Zipfel deines Gewan-
Bohnen und Linsen, Hirse und Spelt und des. 4 Danach nimm von ihnen noch ein-
tue sie in ein einziges Geschirr und berei- mal etwas und wirf es mitten ins Feuer
te deine Speise daraus, solange du auf der und verbrenne es im Feuer; davon soll ein
Seite liegen mußt; 390 Tage lang sollst du Feuer ausgehen über das ganze Haus Is-
davon essen. 10 Und zwar sollst du diese rael.
858 HESEKIEL 5.6
5 So spricht GOTT, der Herr: Das ist Jerusa- 14 Und ich will dich zu einer Einöde und
lem! Ich habe es mitten unter die Heiden- zur Schmach machen unter den Heiden-
völker gesetzt und unter die Länder rings völkern um dich her, vor den Augen aller,
um es her. 6 Aber es hat meinen Rechts- die vorübergehen; 15 und es soll Schmach
bestimmungen frevelhaft widerstanden, und Hohn, Warnung und Entsetzen be-
mehr als die Heidenvölker, und meinen wirken bei den Heidenvölkern, die um
Satzungen, mehr als die Länder, die rings dich her sind, wenn ich an dir das Urteil
um es her liegen; denn sie haben meine vollziehe im Zorn und Grimm und mit
Rechtsbestimmungen verachtet und sind grimmigen Strafen. — Ich, der HERR, habe
nicht in meinen Satzungen gewandelt. es gesagt! 16 Wenn ich die bösen Pfeile
7 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Weil des Hungers gegen sie abschieße zu ih-
ihr es schlimmer getrieben habt als die rem Verderben — und ich werde sie ab-
Heidenvölker um euch her; weil ihr nicht schießen, um euch zu verderben —, so
in meinen Satzungen gewandelt und werde ich immer größeren Hunger über
meine Rechtsbestimmungen nicht ge- euch bringen und werde euch den Stab
halten habt, ja, weil ihr nicht einmal nach des Brotes zerbrechen. 17 Ja, ich werde
den Rechtsbestimmungen der Heiden- Hunger über euch senden und auch wil-
völker um euch her gehandelt habt, 8 dar- de Tiere, damit sie dich der Kinder berau-
um, so spricht GOTT, der Herr: Siehe, auch ben. Pest und Blutvergießen sollen bei dir
ich will über dich kommen und will Ge- umgehen, und das Schwert werde ich
richt halten in deiner Mitte, vor den Au- über dich bringen. Ich, der HERR, habe es
gen der Heidenvölker; 9 und ich will so gesagt!
mit dir umgehen, wie ich es niemals ge-
tan habe und künftig auch nicht mehr Das Land wird verwüstet
tun werde, und dies um aller deiner wegen Israels Götzendienst
Greuel willen. Und das Wort des HERRN erging an
10 Darum werden in deiner Mitte Väter mich folgendermaßen: 2 Menschen-
ihre Söhne essen, und Söhne werden ihre sohn, richte dein Angesicht gegen die
Väter essen; und ich will Gericht an dir Berge Israels und weissage über sie, 3 und
üben und deinen ganzen Überrest in alle sprich: Ihr Berge Israels, hört das Wort
Winde zerstreuen. 11 Darum, so wahr ich GOTTES, des Herrn! So spricht GOTT, der
lebe, spricht GOTT, der Herr: Wahrlich, Herr, zu den Bergen und zu den Hügeln,
weil du mein Heiligtum verunreinigt hast zu den Gründen und zu den Tälern: Sie-
mit allen deinen Scheusalen und mit al- he, ich selbst will ein Schwert über euch
len deinen Greueln, deshalb will auch ich bringen und eure Höhen verderben. 4 Eu-
mich abwenden; mein Auge soll dich re Altäre sollen verwüstet und eure Son-
nicht verschonen, und ich will mich nicht nensäulen zerbrochen werden. Und ich
erbarmen. will eure Erschlagenen vor euren Götzen
12 Ein Drittel von dir soll an der Pest ster- hinsinken lassen. 5 Ja, ich will die Leich-
ben und in deiner Mitte durch Hunger name der Kinder Israels vor ihre Götzen
aufgerieben werden; ein Drittel soll durch hinwerfen und will eure Gebeine rings
das Schwert fallen rings um dich her; das um eure Altäre streuen.
letzte Drittel aber will ich in alle Winde 6 An allen euren Wohnsitzen sollen die
zerstreuen und das Schwert hinter ihnen Städte öde und die Höhen verwüstet wer-
her zücken. 13 So soll mein Zorn voll- den, damit eure Altäre verlassen und zer-
streckt werden, und ich will meinen stört seien, eure Götzen zerbrochen und
Grimm an ihnen stillen und mich rächen; vernichtet, eure Sonnensäulen umge-
und sie sollen erkennen, daß ich, der stürzt und eure Machwerke vertilgt. 7 Und
HERR, in meinem Eifer geredet habe, Erschlagene sollen mitten unter euch
wenn ich meinen Grimm an ihnen voll- fallen; so werdet ihr erkennen, daß ich
strecke. der HERR bin!
HESEKIEL 6.7 859
8 Doch ich will einen Überrest [bestehen] Ende über dich kommen, und ich will
lassen, solche, die dem Schwert entkom- meinen Zorn gegen dich entfesseln und
men sollen unter den Heidenvölkern, dich nach deinen Wegen richten, und ich
wenn ihr in die Länder zerstreut werdet. will alle deine Greuel über dich bringen.
9 Diejenigen aber von euch, welche ent- 4 Mein Auge soll dich nicht verschonen,
kommen sind, werden an mich geden- und ich will mich nicht über dich erbar-
ken bei den Heidenvölkern, wohin sie men, sondern ich will deine Wege über
gefangen weggeführt wurden, wenn ich dich bringen, und deine Greuel werden
ihr hurerisches Herz gebrochen habe, in deiner Mitte sein; und so sollt ihr er-
das von mir abgewichen ist, und ihre kennen, daß ich der HERR bin!
Augen, die ihren Götzen nachhurten. 5 So spricht GOTT, der Herr: Es kommt ein
Dann werden sie Abscheu über sich einzigartiges Unheil; siehe, das Unheil
selbst empfinden wegen der Bosheit, die kommt! 6 Das Ende kommt, es kommt
sie mit allen ihren Greueln verübt haben, das Ende! Es erwacht gegen dich; siehe,
10 und sie werden erkennen, daß ich der es kommt! 7 Das Verhängnis kommt über
HERR bin. Nicht umsonst habe ich gere- dich, du Bewohner des Landes; die Zeit
det, daß ich dieses Unglück über sie ist da, der Tag ist nahe; Tumult und nicht
bringen werde! Jauchzen auf den Bergen. 8 Nun gieße ich
11 So spricht GOTT, der Herr: Schlage dei- bald meinen Grimm über dich aus und
ne Hände zusammen und stampfe mit vollende meinen Zorn an dir! Ich will dich
deinem Fuß und rufe ein Wehe aus über nach deinen Wegen richten und alle dei-
alle schändlichen Greuel des Hauses Is- ne Greuel über dich bringen. 9 Mein Auge
rael! Durchs Schwert, durch Hunger und soll dich nicht verschonen, und ich will
Pest sollen sie umkommen! 12 Wer in der mich nicht erbarmen, sondern dir vergel-
Ferne sein wird, der wird an der Pest ten nach deinen Wegen, und deine Greu-
sterben, und wer in der Nähe sein wird, el werden in deiner Mitte sein; und so
soll durch das Schwert umkommen; wer sollt ihr erkennen, daß ich, der HERR, es
aber übrigbleibt und erhalten wird, soll bin, der die Schläge austeilt.
vor Hunger sterben. So will ich meinen 10 Siehe, da ist der Tag, siehe, er kommt!
grimmigen Zorn an ihnen vollstrecken. Das Verhängnis bricht an; die Rute blüht,
13 Dann werdet ihr erkennen, daß ich der es grünt der Übermut! 11 Die Gewalttä-
HERR bin, wenn ihre Erschlagenen mitten tigkeit erhebt sich als Rute der Gottlosig-
unter ihren Götzen um ihre Altäre her keit. Es wird nichts von ihnen übrigblei-
liegen werden, auf allen hohen Hügeln, ben, weder von ihrer Menge, noch von
auf allen Berggipfeln, unter allen grünen ihrem Getümmel, noch von ihrer Herr-
Bäumen und unter allen dichtbelaubten lichkeit. 12 Die Zeit kommt, der Tag naht!
Terebinthen, an den Stätten, wo sie allen Wer etwas kauft, der freue sich nicht; wer
ihren Götzen lieblichen Geruch darge- verkauft, der traure nicht, denn Zornglut
bracht haben. 14 Und ich will meine ist entbrannt über ihre ganze Menge.
Hand gegen sie ausstrecken und das 13 Denn der Verkäufer wird nicht wieder
Land zur Wüste und Einöde machen, zu dem verkauften Gut gelangen, auch
mehr als die Wüste nach Diblat hin, an wenn er noch lebt unter den Lebendigen;
allen ihren Wohnorten; und so sollen sie denn die Weissagung gegen ihre ganze
erkennen, daß ich der HERR bin! Menge wird nicht rückgängig gemacht
werden, und niemand wird sich durch
Das Unheil kommt rasch herbei seine Missetat am Leben erhalten. 14 Man
Und das Wort des HERRN erging an stößt ins Horn und macht alles bereit,
mich: 2 Du, Menschensohn! So spricht aber es wird niemand in die Schlacht zie-
GOTT, der Herr, über das Land Israel: Das hen; denn mein Zorn kommt über ihre
Ende kommt, ja, das Ende über alle vier ganze Menge.
Gegenden des Landes! 3 Nun wird das 15 Draußen wird das Schwert wüten,
860 HESEKIEL 7.8
drinnen aber Pest und Hunger; und wer wird sich in Entsetzen kleiden, und die
auf dem Feld ist, der soll durchs Schwert Hände des Volkes im Land werden zit-
umkommen; wer aber in der Stadt ist, tern. Ich will sie behandeln nach ihrem
den sollen Hunger und Pest verzehren! Wandel und sie richten, wie es ihnen ge-
16 Und wenn welche von ihnen entkom- bührt; so werden sie erkennen, daß ich
men, die werden auf den Bergen sein wie der HERR bin!
die Tauben in den Schluchten. Sie wer-
den alle seufzen, jeder um seiner Missetat Greuel und Götzendienst
willen. im Heiligtum Gottes
17 Alle Hände werden erschlaffen und alle Und es geschah im sechsten Jahr, am
Knie wie Wasser zerfließen. 18 Sie werden fünften Tag des sechsten Monats, als
sich Sacktuch umgürten; Schrecken wird ich in meinem Haus saß, und die Ältesten
sie bedecken. Alle Angesichter werden Judas saßen vor mir; da fiel dort die Hand
schamrot sein und alle ihre Häupter kahl. GOTTES, des Herrn, auf mich.
19 Sie werden ihr Silber auf die Gassen 2 Und ich schaute, und siehe, eine Gestalt,
werfen, und ihr Gold wird zu Unrat wer- die aussah wie Feuer; von seinen Lenden
den. Ihr Silber und Gold kann sie nicht abwärts war er anzusehen wie Feuer, von
retten am Tag des grimmigen Zorns des seinen Lenden aufwärts aber war er anzu-
HERRN! Es wird ihre Seelen nicht sättigen sehen wie ein Lichtglanz, gleich dem An-
und ihren Leib nicht füllen; denn es ist blick von Goldschimmer. 3 Und er streck-
ihnen ein Anstoß zur Sünde geworden. te etwas wie eine Hand aus und ergriff
20 Seinen zierlichen Schmuck haben sie mich bei dem Haar meines Hauptes, und
für [ihren] Hochmut verwendet, und sie der Geist hob mich empor zwischen Him-
haben ihre greulichen und scheußlichen mel und Erde und brachte mich in Ge-
Bilder daraus gemacht. Darum habe ich es sichten Gottes nach Jerusalem, an den
ihnen in Unrat verwandelt, 21 und ich will Eingang des inneren Tores, das nach Nor-
es den Fremden zum Raub und den Gott- den schaut, wo ein Götzenbild der Eifer-
losen auf Erden zur Beute geben, daß sie sucht, das die Eifersucht [Gottes] erregt,
es entweihen. 22 Und ich will mein Ange- seinen Standort hatte. 4 Und siehe, dort
sicht von ihnen abwenden, und man wird war die Herrlichkeit des Gottes Israels, in
meinen verborgenen [Schatz]a entweihen; derselben Gestalt, wie ich sie im Tal gese-
denn es werden Räuber dort hineinkom- hen hatte.
men und es entweihen. 5 Und er sprach zu mir: Menschensohn,
23 Mache Ketten, denn das Land ist ganz hebe doch deine Augen auf nach Norden!
mit Blutschuld erfüllt, und die Stadt ist Und ich hob meine Augen auf nach Nor-
voller Frevel! 24 Ich aber will die schlimm- den, und siehe, da war nördlich vom Al-
sten Heidenvölker herbringen, daß sie ih- tartor dieses Götzenbild der Eifersucht,
re Häuser in Besitz nehmen; und ich will beim Eingang. 6 Da sprach er zu mir:
dem Hochmut der Starken ein Ende ma- Menschensohn, siehst du, was diese tun?
chen, und ihre Heiligtümer sollen ent- Die großen Greuel, welche das Haus Isra-
weiht werden. el hier begeht, so daß ich mich von mei-
25 Die Angst kommt! Sie werden Frieden nem Heiligtum entfernen muß? Aber du
suchen und ihn nicht finden. 26 Unglück wirst noch mehr große Greuel sehen!
über Unglück kommt und eine Schrek- 7 Und er führte mich zum Eingang des
kensnachricht nach der anderen! Da Vorhofs; und ich schaute, und siehe, da
werden sie vom Propheten ein Gesicht war ein Loch in der Wand. 8 Da sprach er
verlangen; aber die Priester haben das zu mir: Menschensohn, durchbrich doch
Gesetz verloren und die Ältesten den Rat. die Wand! Als ich nun die Wand durch-
27 Der König wird trauern, und der Fürst brach, siehe, da war eine Tür.
9 Und er sprach zu mir: Komm und sieh
a (7,22) gemeint ist das Heiligtum des Tempels. die schlimmen Greuel, die sie hier verü-
HESEKIEL 8.9 861
ben! 10 Da ging ich hinein und schaute, Das Zorngericht kommt über Jerusalem
und siehe, da waren allerlei Bildnisse von Und er rief mir mit lauter Stimme in
Gewürm und greulichem Getier, auch al- die Ohren und sprach: Kommt herbei,
lerlei Götzen des Hauses Israel ringsum ihr Wächter über die Stadt! Jeder nehme
an die Wand gezeichnet. 11 Und vor ihnen seine Zerstörungswaffe in die Hand!
standen 70 Männer von den Ältesten des 2 Und siehe, da kamen sechs Männer auf
Hauses Israels, und mitten unter ihnen dem Weg vom oberen Tor her, das nach
stand Jaasanja, der Sohn Schaphans; und Norden schaut, und jeder hatte seine
jeder von ihnen hatte eine Räucherpfan- Waffe zum Zerschlagen in der Hand; in
ne in seiner Hand, und der Duft einer ihrer Mitte aber war ein Mann, der trug
Weihrauchwolke stieg auf. ein leinenes Gewand und hatte ein
12 Da sprach er zu mir: Menschensohn, Schreibzeug an seiner Hüfte; diese gin-
hast du gesehen, was die Ältesten des gen hinein und stellten sich neben den
Hauses Israel im Finstern tun, jeder in ehernen Altar.
seinen Bilderkammern? Denn sie sagen: 3 Da erhob sich die Herrlichkeit des Got-
Der HERR sieht uns nicht; der HERR hat tes Israels von dem Cherub, über dem sie
dieses Land verlassen! 13 Danach sprach gewesen war, hin zur Schwelle des Hau-
er zu mir: Du wirst noch mehr große ses; und er rief dem Mann zu, der das lei-
Greuel sehen, die sie begehen! nene Gewand trug und das Schreibzeug
14 Und er führte mich zu dem Eingang an der Hüfte hatte. 4 Und der HERR sprach
des Tores am Haus des HERRN, das gegen zu ihm: Geh mitten durch die Stadt, mit-
Norden liegt; und siehe, dort saßen Frau- ten durch Jerusalem und mache ein Zei-
en, die den Tammuza beweinten. 15 Da chen auf die Stirn der Leute, die seufzen
sprach er zu mir: Hast du das gesehen, und jammern über all die Greuel, die in
Menschensohn? Du wirst noch mehr und ihrer Mitte verübt werden!
größere Greuel sehen als diese! 16 Und er 5 Zu den anderen aber sprach er vor mei-
führte mich in den inneren Vorhof des nen Ohren: Geht hinter ihm her durch die
Hauses des HERRN; und siehe, am Eingang Stadt und erwürgt; euer Auge soll nicht
zum Tempel des HERRN, zwischen der verschonen, und ihr dürft euch nicht
Halle und dem Altar, waren etwa 25 Män- erbarmen. 6 Tötet, vernichtet Greise, jun-
ner; die kehrten dem Tempel des HERRN ge Männer und Jungfrauen, Kinder und
den Rücken, ihr Angesicht aber nach Frauen! Von denen aber, die das Zeichen
Osten; und sie warfen sich nach Osten tragen, rührt niemand an! Und bei mei-
anbetend vor der Sonne nieder. nem Heiligtum sollt ihr anfangen! Da
17 Da sprach er zu mir: Hast du das gese- fingen sie bei den Ältesten an, die vor
hen, Menschensohn? Ist es dem Haus Ju- dem Tempel waren. 7 Und er sprach zu
da zu wenig, die Greuel zu tun, die sie ihnen: Verunreinigt das Haus und füllt die
hier verüben, daß sie auch das Land mit Vorhöfe mit Erschlagenen! Geht hinaus!
Frevel erfüllen und mich immer wieder Da gingen sie hinaus und erwürgten in
zum Zorn reizen? Und siehe, sie halten der Stadt.
grüne Zweige an ihre Nase!b 18 So will 8 Als sie nun so erwürgten und [nur] ich
denn auch ich in meinem grimmigen noch übrig war, fiel ich auf mein Ange-
Zorn handeln; mein Auge soll sie nicht sicht, schrie und sprach: Ach, Herr, HERR,
verschonen, und ich will mich nicht über willst du in deinem Zorn, den du über Je-
sie erbarmen; und wenn sie mir auch mit rusalem ausgießt, den ganzen Überrest
lauter Stimme in die Ohren schreien, so von Israel umbringen? 9 Da antwortete er
werde ich sie doch nicht erhören! mir: Die Sünde des Hauses Israel und Ju-

a (8,14) Tammuz war ein babylonischer Götze, der mit Anhängern rituell beklagt.
der absterbenden und wiederauflebenden Vegetation b (8,17) ein Brauch im heidnischen Götzendienst.
in Verbindung gebracht wurde. Er wurde von seinen
862 HESEKIEL 9.10
da ist überaus groß! Das Land ist voll Blut Cherubim etwas wie eine Menschenhand
und die Stadt voll Unrecht; denn sie sa- unter ihren Flügeln sichtbar.
gen: »Der HERR hat das Land verlassen!« 9 Und ich schaute, und siehe, da waren
und »Der HERR sieht es nicht!« 10 So soll vier Räder bei den Cherubim; ein Rad bei
auch mein Auge sie nicht verschonen, dem einen Cherub und das andere Rad
und ich will mich nicht erbarmen, son- bei dem anderen Cherub; die Räder aber
dern ihren Wandel will ich auf ihren Kopf waren anzusehen wie der Glanz eines
bringen! Chrysolithsteins. 10 Dem Ansehen nach
11 Und siehe, der Mann, der das leinene waren sie alle vier von ein und derselben
Gewand trug und das Schreibzeug an Gestalt, als wäre ein Rad mitten in dem
seiner Hüfte hatte, brachte eine Meldung anderen.
und sprach: Ich habe getan, wie du mir 11 Wenn sie gingen, so gingen sie nach ih-
befohlen hast! ren vier Seiten; keines wandte sich um,
wenn es ging; sondern wohin sich das
Die Herrlichkeit des HERRN Haupt wandte, dahin gingen sie, ihm
verläßt den Tempel nach, und sie wandten sich nicht um im
Und ich schaute, und siehe, auf der Gehen. 12 Ihr ganzer Leib und ihr Rücken
Himmelsausdehnung, die über dem und ihre Hände und ihre Flügel, auch die
Haupt der Cherubim war, befand sich et- Räder waren alle ringsum voller Augen;
was wie ein Saphirstein; etwas, das wie ein alle vier hatten ihre Räder. 13 Und ihre
Throngebilde aussah, erschien über ih- Räder, sie nannte er vor meinen Ohren
nen. 2 Und er redete mit dem Mann, der »Räderwerk«. 14 Aber jeder einzelne [Che-
das leinene Gewand trug, und sagte: Geh rub] hatte vier Gesichter; das erste war das
hinein zwischen das Räderwerk unter Gesicht eines Cherubs, das zweite das
dem Cherub und fülle deine Hände mit Gesicht eines Menschen, das dritte das
glühenden Kohlen, die zwischen den Che- Gesicht eines Löwen und das vierte das
rubim sind, und streue sie über die Stadt! Gesicht eines Adlers.
Da ging er vor meinen Augen hinein. 15 Und die Cherubim erhoben sich. Es
3 Und die Cherubim standen auf der war das lebendige Wesen, das ich am
rechten Seite des Hauses, als der Mann Fluß Kebar gesehen hatte. 16 Wenn nun
hineinging; die Wolke aber erfüllte den die Cherubim gingen, so gingen auch die
inneren Vorhof. 4 Da erhob sich die Herr- Räder neben ihnen mit; und wenn die
lichkeit des HERRN von dem Cherub zur Cherubim ihre Flügel schwangen, um
Schwelle des Hauses hin, und der Tempel sich von der Erde emporzuheben, so
wurde von der Wolke erfüllt, und der Vor- wandten sich auch die Räder nicht von
hof war voll vom Glanz der Herrlichkeit ihrer Seite. 17 Wenn jene stillstanden, so
des HERRN. 5 Und man hörte das Rau- standen auch diese still; wenn jene sich
schen der Flügel der Cherubim bis in den emporhoben, so erhoben sich auch die
äußeren Vorhof, gleich der Stimme Got- Räder mit ihnen; denn der Geist des le-
tes, des Allmächtigen, wenn er redet. bendigen Wesens war in ihnen.
6 Und es geschah, als er dem Mann, der 18 Und die Herrlichkeit des HERRN ging
das leinene Gewand trug, befahl, Feuer von der Schwelle des Tempels hinweg
zwischen dem Räderwerk, zwischen den und stellte sich über die Cherubim. 19 Da
Cherubim, zu holen, da ging dieser hin- schwangen die Cherubim ihre Flügel und
ein und trat neben das Rad. 7 Da streckte erhoben sich von der Erde bei ihrem
ein Cherub seine Hand zwischen die Wegzug vor meinen Augen, und die Rä-
Cherubim, nach dem Feuer, das zwi- der, die mit ihnen vereint waren. Aber
schen den Cherubim war, und nahm da- beim Eingang des östlichen Tores am
von und gab es dem, der das leinene Ge- Haus des HERRN blieben sie stehen, und
wand trug, in die Hände; der nahm es oben über ihnen war die Herrlichkeit des
und ging hinaus. 8 Und es wurde an den Gottes Israels.
HESEKIEL 10.11 863
20 Es war das lebendige Wesen, das ich sein, sondern ich will euch richten auf
am Fluß Kebar unter dem Gott Israels dem Gebiet Israels! 12 Und ihr sollt er-
gesehen hatte; und ich erkannte, daß es kennen, daß ich der HERR bin, in dessen
Cherubim waren. 21 Jeder hatte vier Ge- Satzungen ihr nicht gewandelt und des-
sichter und jeder vier Flügel, und etwas sen Rechtsbestimmungen ihr nicht ge-
wie Menschenhände war unter ihren halten habt; sondern nach den Bräuchen
Flügeln. 22 Was aber die Gestalt ihrer Ge- der Heidenvölker, die um euch her sind,
sichter betrifft, so waren es die gleichen habt ihr gehandelt.
Gesichter, die ich am Fluß Kebar gesehen 13 Und es geschah, während ich weissag-
hatte, ihre Erscheinung und sie selbst. Je- te, da starb Pelatja, der Sohn Benajas.
der ging gerade vor sich hin. Und ich fiel nieder auf mein Angesicht
und schrie mit lauter Stimme und sprach:
Gericht über die Obersten des Volkes Ach, Herr, HERR, willst du den Überrest
Und der Geist hob mich empor und Israels gänzlich aufreiben?
führte mich zum östlichen Tor des
Hauses des HERRN, das nach Osten sieht. Verheißung der Rückkehr Israels
Und siehe, 25 Männer waren am Eingang aus der Zerstreuung
des Tores, unter denen ich Jaasanja, den 14 Da erging das Wort des HERRN an mich
Sohn Assurs, und Pelatja, den Sohn Bena- folgendermaßen: 15 Menschensohn, deine
jas, die Obersten des Volkes, erblickte. Brüder, ja, deine Brüder, deine Verwandten
2 Und er sprach zu mir: Menschensohn, und das ganze Haus Israel, sie alle sind es,
das sind die Leute, die auf Unheil sinnen von denen die Einwohner Jerusalems sa-
und bösen Rat erteilen in dieser Stadt! gen: »Sie sind fern vom HERRN; uns aber ist
3 Sie sagen: »Wird man nicht bald wieder dieses Land zum Besitztum gegeben!«
Häuser bauen? Siea ist der Topf und wir 16 Darum sollst du zu ihnen sagen: So
das Fleisch!« 4 Darum sollst du gegen sie spricht GOTT, der Herr: Ich habe sie wohl
weissagen! Weissage, Menschensohn! in die Ferne unter die Heidenvölker ge-
5 Und der Geist des HERRN fiel auf mich bracht und in die Länder zerstreut; aber
und sprach zu mir: Sage: So spricht der ich bin ihnen doch für eine kurze Zeit
HERR: Ihr, das Haus Israel, redet so; und zum Heiligtum geworden in den Län-
was in eurem Geist aufsteigt, weiß ich dern, in die sie gekommen sind.
wohl! 6 Ihr habt viele in dieser Stadt um- 17 Darum sollst du weiter zu ihnen sagen:
gebracht und habt ihre Gassen mit Er- So spricht GOTT, der Herr: Ich will euch
schlagenen gefüllt. aus den Völkern sammeln und euch aus
7 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Eure den Ländern, in die ihr zerstreut worden
Erschlagenen, die ihr in [Jerusalem] hin- seid, wieder zusammenbringen und euch
gestreckt habt, sind das Fleisch, und [Je- das Land Israel wieder geben! 18 Und sie
rusalem] ist der Topf; euch aber wird man werden dahin kommen und alle seine
aus ihm hinausführen! 8 Ihr fürchtet das Scheusale und Greuel daraus entfernen.
Schwert, aber das Schwert will ich über 19 Ich aber will ihnen ein einiges Herz ge-
euch bringen! spricht GOTT, der Herr. ben, ja, ich will einen neuen Geist in euer
9 Ich will euch aus [Jerusalem] hinaus- Innerstes legen; und ich will das steinerne
führen und euch an Fremde ausliefern Herz aus ihrem Leib nehmen und ihnen
und das Urteil an euch vollstrecken. 10 Ihr ein fleischernes Herz geben, 20 damit sie
sollt durchs Schwert fallen; auf dem Ge- in meinen Geboten wandeln und meine
biet Israels will ich euch richten, und ihr Rechtsordnungen bewahren und sie tun;
sollt erkennen, daß ich der HERR bin! und sie sollen mein Volk sein, und ich will
11 Diese Stadt wird nicht euer Topf sein, ihr Gott sein. 21 Denen aber, deren Herz
und ihr werdet nicht das Fleisch darin ihren Greueln und Scheusalen nachwan-
delt, will ich ihren Wandel auf ihren Kopf
a (11,3) d.h. Jerusalem. vergelten! spricht GOTT, der Herr.
864 HESEKIEL 11.12
Die Herrlichkeit des HERRN am Abend durchbrach ich mit der Hand
weicht von Jerusalem die Wand; als es aber finster wurde, nahm
22 Danach hoben die Cherubim ihre Flü- ich sie auf meine Schulter und trug sie vor
gel empor, und die Räder [gingen] vereint ihren Augen hinaus.
mit ihnen, und die Herrlichkeit des Got- 8 Aber am Morgen früh erging das Wort
tes Israels war oben über ihnen. 23 Und des HERRN an mich folgendermaßen:
die Herrlichkeit des HERRN stieg auf, mit- 9 Menschensohn, hat nicht das Haus Isra-
ten aus der Stadt, und blieb stehen auf el, das widerspenstige Haus, zu dir gesagt:
dem Berg, der östlich von der Stadt liegt.a »Was tust du da?« 10 Sage zu ihnen: So
24 Mich aber nahm der Geist und führte spricht GOTT, der Herr: Diese Weissagung
mich im Gesicht, im Geist Gottes, wieder gilt dem Fürsten in Jerusalem und dem
nach Chaldäa zu den Weggeführten; und ganzen Haus Israel, in deren Mitte sie
die Erscheinung, die ich gesehen hatte, wohnen. 11 Sage: Ich bin für euch ein
hob sich von mir hinweg. 25 Und ich re- Wahrzeichen! Wie ich es gemacht habe, so
dete zu den Weggeführten alle Worte des soll es ihnen gehen! In die Verbannung, in
HERRN, die er mich hatte schauen lassen. die Gefangenschaft müssen sie wandern!
12 Und der Fürst, der in ihrer Mitte ist,
Hesekiel kündigt wird seine Schulter beladen und sich im
die Wegführung des Volkes an Finstern davonmachen. Man wird durch
Und das Wort des HERRN erging an die Mauer brechen, um ihn da hinauszu-
mich folgendermaßen: 2 Menschen- führen; er wird sein Angesicht verhüllen,
sohn, du wohnst inmitten eines wider- damit er mit seinen Augen das Land
spenstigen Hauses, das Augen hat zum nicht ansehen muß. 13 Ich will auch
Sehen und doch nicht sieht, Ohren zum mein Fanggarn über ihn ausspannen,
Hören und doch nicht hört; denn sie sind und er wird in meinem Netz gefangen
ein widerspenstiges Haus. werden; und ich will ihn nach Babel füh-
3 Darum, du Menschensohn, bereite dir ren, in das Land der Chaldäer; aber er
die Sachen zum Fortziehen und zieh bei wird es nicht sehen; und dort soll er
Tag vor ihren Augen fort! Vor ihren Augen sterben. 14 Und alles, was um ihn her ist,
sollst du von deinem Wohnort an einen seine Helfer und seine Truppen, will ich
anderen Ort ziehen; vielleicht werden sie in alle Winde zerstreuen und das Schwert
es bemerken, denn sie sind ein wider- hinter ihnen ziehen.
spenstiges Haus. 4 Du sollst deine Sachen 15 Dann werden sie erkennen, daß ich der
bei Tag vor ihren Augen heraustragen wie HERR bin, wenn ich sie unter die Heiden-
Sachen gepackt zum Auswandern; du völker zerstreut und in die Länder verjagt
aber sollst am Abend vor ihren Augen habe. 16 Und ich will von ihnen einige
fortziehen, wie man auszieht, wenn man Männer übriglassen vom Schwert, vom
auswandern will! 5 Du sollst vor ihren Hunger und von der Pest, damit sie unter
Augen die Wand durchbrechen und [dei- den Heiden, unter die sie kommen, alle
ne Sachen] durch sie hinaustragen. 6 Du ihre Greuel erzählen; und sie sollen er-
sollst sie vor ihren Augen auf die Schulter kennen, daß ich der HERR bin!
nehmen und sie in der Finsternis hinaus- 17 Und das Wort des HERRN erging an mich
tragen. Verhülle aber dein Angesicht, da- folgendermaßen: 18 Menschensohn, du
mit du das Land nicht siehst; denn ich sollst dein Brot mit Zittern essen und
habe dich zu einem Wahrzeichen ge- dein Wasser mit Furcht und Sorgen trin-
macht für das Haus Israel! ken; 19 und du sollst zu dem Volk des
7 Da machte ich es so, wie mir befohlen Landes sagen: So spricht GOTT, der Herr
war; meine Sachen brachte ich gepackt zu den Einwohnern Jerusalems, zum
wie zum Auswandern bei Tag hinaus; und Land Israel: Sie müssen ihr Brot mit Sor-
gen essen und ihr Wasser mit Entsetzen
a (11,23) d.h. der Ölberg. trinken, weil ihr Land verödet wird, sei-
HESEKIEL 12.13 865
ner Fülle beraubt wegen der Gewalttat das Wort des HERRN! 3 So spricht GOTT, der
aller derer, die darin wohnen. 20 Die be- Herr: Wehe den törichten Propheten, die
wohnten Städte sollen verwüstet werden ihrem eigenen Geist folgen und dem, was
und das Land öde, damit ihr erkennt, daß sie nicht gesehen haben!
ich der HERR bin! 4 O Israel, deine Propheten sind wie Scha-
kale in den Ruinen geworden! 5 Ihr seid
Der HERR tadelt die Spötter, die nicht an die nicht in die Risse getretena und habt keine
Erfüllung der Weissagung glauben Mauer um das Haus Israel gebaut, damit
2Pt 3,1-10
es im Kampf standhalten könnte am Tag
21 Und das Wort des HERRN erging an mich des HERRN! 6 Sie schauen Trug und lügen-
folgendermaßen: 22 Menschensohn, was hafte Wahrsagung, sie, die sagen: »So
ist das für ein Sprichwort, das ihr im Land spricht der HERR!«, obwohl der HERR sie
Israel gebraucht, indem ihr sagt: »Die Ta- nicht gesandt hat; und sie machen [dem
ge ziehen sich hinaus, und es wird nichts Volk] Hoffnung, daß [ihr] Wort sich erfülle.
aus allen Weissagungen«? 23 Darum 7 Habt ihr nicht trügerische Gesichte gese-
sprich zu ihnen: So spricht GOTT, der Herr: hen und lügenhafte Wahrsagung ausge-
Ich will diesem Sprichwort ein Ende ma- sprochen und dabei gesagt: »So spricht
chen, daß man es in Israel nicht mehr als der HERR!«, während ich doch nicht gere-
Sprichwort gebrauchen wird! Du aber det habe?
sprich zu ihnen: Die Tage sind nahe, und 8 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Weil
jedes Wort der Weissagung [trifft bald ihr Trug redet und Lügen schaut, darum,
ein]! 24 Denn es soll künftig kein lügen- siehe, komme ich über euch! Das spricht
haftes Gesicht und keine schmeichelhafte GOTT, der Herr. 9 Und meine Hand soll
Wahrsagung mehr geben inmitten des über die Propheten kommen, die Trug
Hauses Israel. 25 Denn ich, der HERR, ich schauen und Lügen wahrsagen. Sie sol-
rede; das Wort, das ich rede, das soll auch len nicht dem geheimen Rat meines Vol-
geschehen und nicht weiter hinausgezö- kes angehören und nicht in das Verzeich-
gert werden. Ja, ich will in euren Tagen, du nis des Hauses Israel eingetragen werden;
widerspenstiges Haus, ein Wort reden sie sollen auch nicht in das Land Israel
und es auch vollbringen! spricht GOTT, der kommen — ja, ihr werdet erkennen, daß
Herr. ich GOTT, der Herr bin! —, 10 darum, ja,
26 Weiter erging das Wort des HERRN an darum, weil sie mein Volk irregeführt und
mich folgendermaßen: 27 Menschensohn, von Frieden geredet haben, wo doch kein
siehe, das Haus Israel spricht: »Das Ge- Friede ist. Jener baut eine Wand, und die-
sicht, das er gesehen hat, erfüllt sich erst in se übertünchen sie mit Kalk!
vielen Tagen, und er weissagt von fernen 11 So sage nun denen, die mit Kalk tün-
Zeiten!« 28 Darum sage zu ihnen: So chen, daß sie fallen wird! Es soll ein über-
spricht GOTT, der Herr: Keines meiner Wor- schwemmender Platzregen kommen,
te soll mehr hinausgezögert werden; das und Hagelsteine werden fallen, und ein
Wort, das ich gesprochen habe, soll auch Sturmwind wird losbrechen. 12 Ja, siehe,
geschehen! spricht GOTT, der Herr. die Wand wird fallen! Wird man dann
nicht zu euch sagen: Wo ist nun die Tün-
Gottes Urteil über die falschen Propheten che, die ihr darübergetüncht habt?
Jer 14,13-16; 23,9-40
13 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Ich
Und das Wort des HERRN erging an lasse in meinem Grimm einen Sturm-
mich folgendermaßen: 2 Menschen- wind hervorbrechen, und ein über-
sohn, weissage gegen die Propheten Isra- schwemmender Platzregen soll durch
els, die weissagen, und sage zu denen, die meinen Zorn kommen und Hagelsteine
aus ihrem eigenen Herzen weissagen: Hört durch meinen Grimm zur Vernichtung.

a (13,5) d.h. ihr seid nicht in die Breschen der Mauer getreten, um das Eindringen des Feindes abzuwehren.
866 HESEKIEL 13.14
14 Und die Wand, die ihr mit Kalk ge- sondern ich will mein Volk aus eurer
tüncht habt, will ich niederreißen und zu Hand erretten, und ihr sollt erkennen,
Boden werfen, daß ihr Fundament aufge- daß ich der HERR bin!
deckt wird und [Jerusalem] fällt und ihr
in ihrer Mitte umkommt; und ihr werdet Gottes Antwort an die Götzendiener
erkennen, daß ich der HERR bin. 15 So will Und es kamen etliche Männer von
ich meinen Grimm vollstrecken an dieser den Ältesten Israels zu mir und
Wand und an denen, die sie mit Kalk ge- setzten sich vor mich hin. 2 Da erging das
tüncht haben, und zu euch sagen: Die Wort des HERRN an mich folgenderma-
Wand ist nicht mehr, und die, welche sie ßen: 3 Menschensohn, diese Männer ha-
getüncht haben, sind auch nicht mehr, ben ihre Götzen in ihr Herz geschlossen
16 nämlich die Propheten Israels, die über und den Anstoß zu ihrer Missetat vor ihr
Jerusalem weissagen und Gesichte des Angesicht gestellt! Sollte ich mich wirk-
Friedens für sie schauen, wo doch kein lich von ihnen befragen lassen? 4 Darum
Friede ist, spricht GOTT, der Herr. rede mit ihnen und sprich zu ihnen: So
17 Und du, Menschensohn, richte dein spricht GOTT, der Herr: Jedermann vom
Angesicht gegen die Töchter deines Vol- Haus Israel, der seine Götzen in sein Herz
kes, die aus ihrem eigenen Herzen weissa- schließt und den Anstoß zu seiner Misse-
gen, und weissage gegen sie und sprich: tat vor sein Angesicht stellt und zu dem
18 So spricht GOTT, der Herr: Wehe den Propheten kommt, demjenigen, der
Frauen, die Binden nähen für jedes Hand- kommt, will ich, der HERR selbst, nach der
gelenk und Kopfhüllen verfertigen für Menge seiner Götzen antworten, 5 um
Köpfe jeder Größe, um Seelen zu fangen! dem Haus Israel ans Herz zu greifen, weil
Wollt ihr die Seelen meines Volkes fangen, sie sich von mir entfremdet haben um
um eure eigenen Seelen am Leben zu aller ihrer Götzen willen.
erhalten? 19 Ihr entweiht mich bei mei- 6 Darum sprich zu dem Haus Israel: So
nem Volk für einige Hände voll Gerste spricht GOTT, der Herr: Kehrt um und
und für etliche Bissen Brot, um Seelen zu wendet euch ab von euren Götzen, und
töten, die nicht sterben sollten, und See- wendet eure Angesichter von allen euren
len am Leben zu erhalten, die nicht leben Greueln ab! 7 Denn jedermann vom Haus
sollten, indem ihr mein Volk anlügt, das Israel oder von den Fremdlingen, die un-
Lügen gern Gehör schenkt! ter Israel wohnen, der sich von mir ab-
20 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Sie- kehrt und seine Götzen in sein Herz
he, ich komme über eure Binden, mit de- schließt und den Anstoß zu seiner Misse-
nen ihr [sie] fangt; ich will die Seelen tat vor sein Angesicht stellt und [den-
wegfliegenlassen [wie Vögel]! Ich will sie noch] zu dem Propheten kommt, um
euch von den Armen wegreißen und die mich durch ihn zu befragen, dem will ich,
Seelen, die ihr fangt, freilassen; ich [will] der HERR, selbst antworten. 8 Und ich will
die Seelen wegfliegenlassen [wie Vögel]! mein Angesicht gegen diesen Mann rich-
21 Und ich will eure Kopfhüllen zerreißen ten und ihn zum Zeichen und Sprichwort
und mein Volk aus eurer Hand erretten, machen, und ich will ihn ausrotten aus
damit sie künftig nicht mehr als Beute in der Mitte meines Volkes; und so sollt ihr
eure Hand fallen; und ihr sollt erkennen, erkennen, daß ich der HERR bin!
daß ich der HERR bin. 22 Weil ihr das Herz 9 Und wenn der Prophet sich dazu verlei-
des Gerechten mit Betrug kränkt, den ich ten ließe, ein Wort zu reden, so habe ich,
doch nicht gekränkt haben will, dagegen der HERR, ihn verleitet; und ich strecke
die Hände des Gottlosen stärkt, damit er meine Hand gegen ihn aus und rotte ihn
sich ja nicht von seinem bösen Weg be- mitten aus meinem Volk Israel aus. 10 Sie
kehrt und am Leben bleibt, 23 darum sollen ihre Schuld tragen: wie die Schuld
sollt ihr künftig keinen Trug mehr schau- des Fragenden, so soll auch die Schuld
en und keine Wahrsagerei mehr treiben, des Propheten sein, 11 damit das Haus
HESEKIEL 14.15 867
Israel künftig nicht mehr von mir abirrt werde, um Menschen und Vieh daraus zu
und sie sich nicht mehr durch all ihre vertilgen? 22 Doch siehe, es werden Ge-
Übertretung beflecken; und sie sollen rettete darin übrigbleiben, die herausge-
mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein, führt werden, Söhne und Töchter. Siehe,
spricht GOTT, der Herr. diese werden zu euch hinauskommen,
und ihr werdet ihren Wandel und ihre
Gottes unerbittliches Gericht - Taten sehen; und ihr sollt getröstet wer-
Ein Überrest Israels soll verschont werden den über dem Unglück, das ich über Jeru-
12 Und das Wort des HERRN erging an mich salem gebracht habe, ja, über alles, was
folgendermaßen: 13 Menschensohn, wenn ich über sie gebracht habe. 23 Und sie
ein Land gegen mich sündigt und einen werden euch trösten, denn ihr werdet ih-
Treubruch begeht und ich meine Hand ren Wandel und ihre Taten sehen; und ihr
gegen es ausstrecke und ihm den Stab des werdet erkennen, daß ich alles, was ich
Brots zerbreche und eine Hungersnot hin- gegen [Jerusalem] tat, nicht ohne Ursa-
einsende und Menschen und Vieh daraus che getan habe, spricht GOTT, der Herr.
vertilge, 14 und es wären die drei Männer
Noah, Daniel und Hiob darin, so würden Jerusalem, das unnütze Rebholz
Jes 5,1-7; Joh 15,5-6
diese durch ihre Gerechtigkeit nur ihre ei-
gene Seele retten, spricht GOTT, der Herr. Und das Wort des HERRN erging an
15 Wenn ich wilde Tiere das Land durch- michfolgendermaßen: 2 Menschen-
streifen ließe und es würde so entvölkert sohn, was hat das Holz des Weinstocks
und verwüstet, daß aus Furcht vor den voraus vor allem anderen Holz, [das Holz]
wilden Tieren niemand mehr hindurch- der Ranke, die sich unter den Bäumen
zöge, 16 und diese drei Männer wären des Waldes befindet? 3 Nimmt man etwa
auch darin: So wahr ich lebe, spricht Holz davon, um es zu einer Arbeit zu ver-
GOTT, der Herr, sie würden weder Söhne wenden? Nimmt man etwa davon einen
noch Töchter retten; sie allein würden Pflock, um irgend ein Gerät daran zu
gerettet, das Land aber würde zur Wüste hängen?
werden! 4 Siehe, man wirft es ins Feuer, damit es
17 Oder wenn ich ein Schwert über dieses verzehrt wird! Wenn das Feuer seine bei-
Land brächte und spräche: »Das Schwert den Enden verzehrt hat und es in der
soll durchs Land fahren!«, und wenn ich Mitte angebrannt ist, taugt es dann noch
Menschen und Vieh daraus vertilgen zur Verarbeitung? 5 Siehe, als es noch un-
würde, 18 und diese drei Männer wären versehrt war, konnte man nichts daraus
darin: So wahr ich lebe, spricht GOTT, der machen; wenn es nun vom Feuer ver-
Herr, sie könnten weder Söhne noch zehrt und versengt ist, kann es erst recht
Töchter retten, sondern sie allein würden nicht mehr verarbeitet werden!
gerettet werden! 6 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Wie
19 Oder wenn ich die Pest in dieses Land ich das Holz des Weinstocks unter den
senden und meinen grimmigen Zorn mit Bäumen des Waldes dem Feuer zur Nah-
Blut darüber ausgießen würde, daß ich rung bestimmt habe, so habe ich auch
Menschen und Vieh daraus vertilgte, 20 und die Einwohner Jerusalems dahingege-
Noah, Daniel und Hiob wären darin: So ben. 7 Und ich will mein Angesicht gegen
wahr ich lebe, spricht GOTT, der Herr, sie sie richten; sie sind zwar dem Feuer ent-
könnten weder Sohn noch Tochter retten, gangen; aber das Feuer soll sie doch ver-
sondern sie würden durch ihre Gerechtig- zehren! Dann werdet ihr erkennen, daß
keit [nur] ihre eigene Seele retten! ich der HERR bin, wenn ich mein Ange-
21 Denn so spricht GOTT, der Herr: Wieviel sicht gegen sie richte. 8 Und ich will das
mehr, wenn ich meine vier schlimmen Land zur Wüste machen, weil sie so treu-
Gerichte, das Schwert, den Hunger, wilde los gehandelt haben, spricht GOTT, der
Tiere und Pest über Jerusalem senden Herr.
868 HESEKIEL 16
Jerusalem, die treulose Ehefrau 12 ich legte einen Ring an deine Nase und
Jer 2,1-13; Hes 23 Ringe an deine Ohren und setzte dir eine
Und das Wort des HERRN erging an Ehrenkrone auf das Haupt.
mich folgendermaßen: 2 Menschen- 13 So warst du geschmückt mit Gold und
sohn, halte Jerusalem ihre Greuel vor, Silber, und dein Kleid war aus weißem
3 und sage: So spricht GOTT, der Herr, zu Leinen, aus Seide und Buntwirkerei. Du
Jerusalem: Nach Herkunft und Geburt hast Weißbrot und Honig und Öl geges-
stammst du aus dem Land der Kanaani- sen; und du wurdest überaus schön und
ter; dein Vater war ein Amoriter und deine brachtest es bis zur Königswürde. 14 Und
Mutter eine Hetiterin. 4 Und mit deiner dein Ruhm verbreitete sich unter den
Geburt verhielt es sich so: An dem Tag, als Heidenvölkern wegen deiner Schönheit;
du geboren wurdest, ist deine Nabel- denn sie war vollkommen durch meinen
schnur nicht abgeschnitten worden; du Schmuck, den ich dir angelegt hatte,
bist auch nicht im Wasser gebadet worden spricht GOTT, der Herr.
zu deiner Reinigung; man hat dich nicht 15 Du aber hast dich auf deine Schönheit
mit Salz abgerieben noch in Windeln verlassen und auf deine Berühmtheit hin
gewickelt. 5 Niemand hat mitleidig auf gehurt und hast deine Hurerei über je-
dich geblickt, daß er etwas derartiges für den ausgegossen, der vorüberging; er be-
dich getan und sich über dich erbarmt kam sie. 16 Du hast auch von deinen Klei-
hätte, sondern du wurdest auf das Feld dern genommen und dir bunte Höhen
hinausgeworfen, so verachtet war dein gemacht; und du hast auf ihnen Hurereia
Leben am Tag deiner Geburt. getrieben, wie sie niemals vorgekommen
6 Da ging ich an dir vorüber und sah dich ist und nie wieder getrieben wird. 17 Du
in deinem Blut zappeln und sprach zu hast auch deine prächtigen Schmucksa-
dir, als du dalagst in deinem Blut: »Du chen von meinem Gold und meinem Sil-
sollst leben!« Ja, zu dir in deinem Blut ber genommen, die ich dir gegeben hatte,
sprach ich: »Du sollst leben!« 7 Ich ließ und hast dir Bilder von Männern daraus
dich zu vielen Tausenden werden wie das gemacht und mit ihnen Hurerei getrieben.
Gewächs des Feldes. Du bist herange- 18 Du hast auch deine buntgewirkten Klei-
wachsen und groß geworden und gelang- der genommen und sie damit bekleidet;
test zur schönsten Blüte. Deine Brüste und mein Öl und mein Räucherwerk hast
wölbten sich, und dein Haar wuchs, aber du ihnen vorgesetzt. 19 Meine Speise, die
du warst noch nackt und bloß. ich dir gegeben hatte, Weißbrot, Öl und
8 Als ich nun an dir vorüberging und dich Honig, womit ich dich speiste, hast du ih-
sah, siehe, da war deine Zeit da, die Zeit nen vorgesetzt zum lieblichen Geruch. Ja,
der Liebe. Da breitete ich meine Decke das ist geschehen! spricht GOTT, der Herr.
über dich und bedeckte deine Blöße. Ich 20 Ferner hast du deine Söhne und deine
schwor dir auch und machte einen Bund Töchter genommen, die du mir geboren
mit dir, spricht GOTT, der Herr; und du hattest, und hast sie ihnen zum Fraß ge-
wurdest mein. 9 Da badete ich dich mit opfert! War nicht schon deine Hurerei
Wasser und wusch dein Blut von dir ab genug, 21 daß du noch meine Kinder ge-
und salbte dich mit Öl. 10 Ich bekleidete schlachtet und sie dahingegeben hast,
dich mit buntgewirkten Kleidern und zog indem du sie für jene [durchs Feuer] ge-
dir Schuhe aus Seekuhfellen an; ich legte hen ließest? 22 Und bei allen deinen
dir weißes Leinen an und hüllte dich in Greueln und deinen Hurereien hast du
Seide. 11 Ich zierte dich mit köstlichem nicht an die Tage deiner Jugend gedacht,
Schmuck; ich legte dir Spangen an die wie du damals nackt und bloß dalagst
Arme und eine Kette um deinen Hals; und in deinem Blut zappeltest!

a (16,16) In diesen Abschnitten wird der Begriff »Hurerei« (od. »Unzucht«) sinnbildlich für den Götzendienst Israels
verwendet.
HESEKIEL 16 869
23 Und es geschah, nach aller dieser deiner du dein Geld so verschwendet hast und
Bosheit — Wehe, wehe dir! spricht GOTT, mit deiner Hurerei deine Blöße gegen al-
der Herr — 24 da hast du dir auch noch le deine Liebhaber aufgedeckt und gegen
Götzenkapellen gebaut und Höhena ge- alle deine greuelhaften Götzen entblößt
macht an jeder Straße. 25 An allen Wegga- hast, und wegen des Blutes deiner Kin-
belungen hast du deine Höhen gebaut, der, die du ihnen geopfert hast, 37 darum
und du hast deine Schönheit geschändet; siehe, will ich alle deine Liebhaber ver-
du spreiztest deine Beine gegen alle, die sammeln, denen du gefallen hast, alle,
vorübergingen, und hast immer schlim- die du geliebt und alle, die du gehaßt
mer Hurerei getrieben. 26 Du hurtest mit hast: ja, ich will sie von allen Orten gegen
den Söhnen Ägyptens, deinen Nachbarn, dich versammeln und deine Blöße vor
die großes Fleisch hatten, und hast immer ihnen aufdecken, daß sie deine ganze
mehr Hurerei getrieben, um mich zum Blöße sehen sollen.
Zorn zu reizen. 27 Aber siehe, da streckte 38 Ich will dir auch das Urteil sprechen,
ich meine Hand gegen dich aus und min- wie man den Ehebrecherinnen und Mör-
derte dir deine Kost; und ich gab dich dem derinnen das Urteil spricht, und an dir
Mutwillen deiner Feindinnen, der Töchter das Blutgericht vollziehen mit Grimm
der Philister, preis, die sich deines verruch- und Eifer. 39 Und ich will dich in ihre Ge-
ten Treibens schämten. 28 Da hurtest du walt geben, und sie werden deine Göt-
mit den Söhnen Assyriens, weil du uner- zenkapellen abbrechen und deine Hö-
sättlich warst. Du hurtest mit ihnen, wur- hen umreißen; sie werden dir deine Kleider
dest aber doch nicht satt. 29 Da triebst du ausziehen; sie werden dir allen deinen kost-
noch mehr Hurerei, bis hin zu dem Händ- baren Schmuck nehmen und dich nackt
lerland Chaldäa. Aber auch da wurdest du und bloß liegen lassen. 40 Sie werden auch
nicht satt. eine Versammlung gegen dich aufbieten;
30 Wie schmachtete dein Herz, spricht sie werden dich steinigen und dich mit ih-
GOTT, der Herr, als du dies alles triebst, das ren Schwertern erschlagen.
Treiben eines zügellosen Hurenweibs, 41 Sie werden deine Häuser mit Feuer
31 daß du deine Götzenkapellen an jeder verbrennen und an dir das Strafgericht
Weggabelung bautest und deine Höhen vollziehen vor den Augen vieler Frauen.
an jeder Straße machtest. Nur darin warst So will ich deiner Hurerei ein Ende ma-
du nicht wie eine andere Hure, daß du chen, und du wirst künftig auch keinen
den Hurenlohn verschmähtest. Hurenlohn mehr geben. 42 Und ich will
32 O du ehebrecherische Frau, die Frem- meinen grimmigen Zorn an dir stillen;
de annimmt anstatt ihres Ehemannes! und dann wird sich mein Eifer von dir
33 Sonst gibt man allen Huren Lohn; du abwenden, und ich werde Ruhe finden
aber gibst allen deinen Liebhabern Lohn und nicht mehr zornig sein.
und beschenkst sie, damit sie von allen 43 Weil du nicht an die Tage deiner Jugend
Orten zu dir kommen und Hurerei mit dir gedacht hast, sondern durch dies alles
treiben! 34 Es geht bei dir in der Hurerei dich wie wild gegen mich gewandt hast,
umgekehrt wie bei anderen Frauen: Dir siehe, so will auch ich dir deinen Wandel
stellt man nicht nach, um Hurerei zu trei- auf deinen Kopf bringen, spricht GOTT,
ben; denn da du Hurenlohn gibst, dir der Herr, damit du nicht zu allen deinen
aber kein Hurenlohn gegeben wird, ist es Greueln noch weitere Schandtaten ver-
bei dir umgekehrt. übst!
44 Siehe, alle Spruchdichter werden auf
Gottes Gericht über die Hurerei Jerusalems dich dieses Sprichwort anwenden: »Wie
35 Darum, du Hure, höre das Wort des die Mutter, so die Tochter!« 45 Du bist die
HERRN! 36 So spricht GOTT, der Herr: Weil Tochter deiner Mutter, die ihren Mann

a (16,24) Die »Höhen« waren ein Ort für heidnische Opferriten.


870 HESEKIEL 16.17
und ihre Kinder verschmähte, und du bist und ihre Töchter, wieder zur ihrem frühe-
die Schwester deiner Schwestern, die ihre ren Stand zurückkehren; auch Samaria
Männer und Kinder verschmähten. Eure und ihre Töchter sollen wieder zu ihrem
Mutter war eine Hetiterin und euer Vater früheren Stand zurückkehren; und du
ein Amoriter. 46 Deine ältere Schwester und deine Töchter, ihr sollt auch in euren
ist Samaria mit ihren Töchtern, die zu früheren Stand zurückkehren. 56 Es war
deiner Linken wohnen; deine jüngere von deiner Schwester Sodom nichts zu
Schwester aber, die zu deiner Rechten hören aus deinem Mund zur Zeit deines
wohnt,a ist Sodom mit ihren Töchtern. Stolzes, 57 ehe deine Bosheit auch an den
47 Auf ihren Wegen bist du nicht gewan- Tag kam, zu der Zeit, da die Töchter
delt, und nach ihren Greueln hast du Arams und alle ihre Nachbarn dich
nicht gehandelt, sondern, wie wenn dies schmähten und die Töchter der Philister
zu wenig gewesen wäre, hast du es in all dich ringsum verachteten. 58 Deine Ver-
deinem Wandel schlimmer getrieben als dorbenheit und deine Greuel, wahrlich,
sie. 48 So wahr ich lebe, spricht GOTT, der du mußt sie tragen, spricht der HERR.
Herr, deine Schwester Sodom mit ihren 59 Denn so spricht GOTT, der Herr: Ich
Töchtern hat nicht so [übel] gehandelt, handle an dir, wie du gehandelt hast! Du
wie du und deine Töchter es getan ha- hast den Eid verachtet, den Bund gebro-
ben! chen. 60 Aber ich will an meinen Bund
49 Siehe, das war die Sünde deiner Schwe- gedenken, den ich mit dir geschlossen
ster Sodom: Hochmut, Speise in Fülle habe in den Tagen deiner Jugend, und ich
und sorglose Ruhe wurde ihr und ihren will einen ewigen Bund mit dir aufrich-
Töchtern zuteil; aber dem Armen und ten. 61 Dann wirst du an deine Wege ge-
Bedürftigen reichten sie nie die Hand, denken und dich schämen, wenn du dei-
50 sondern sie waren stolz und verübten ne älteren und jüngeren Schwestern zu
Greuel vor mir; deswegen habe ich sie dir nehmen wirst, die ich dir zu Töchtern
auch hinweggetan, als ich es sah. geben will, obgleich nicht auf Grund dei-
51 Auch Samaria hat nicht halb so viel ge- nes Bundes. 62 Aber ich will meinen
sündigt wie du; sondern du hast viel mehr Bund mit dir aufrichten, und du sollst er-
Greuel verübt als sie, so daß du deine kennen, daß ich der HERR bin, 63 damit
Schwestern gerecht erscheinen ließest du daran denkst und dich schämst und
durch alle deine Greuel, die du begangen vor Scham den Mund nicht auftust, wenn
hast! 52 So trage nun auch du deine ich dir alles vergebe, was du getan hast,
Schande, die du für deine Schwestern spricht GOTT, der Herr.
eingetreten bist durch deine Sünden, mit
denen du größere Greuel begangen hast Der Weinstock und die Adler:
als sie, so daß sie gerechter dastehen als Zedekias Treuebruch bringt Gericht über ihn
du! Darum schäme du dich auch und tra- Und das Wort des HERRN erging an
ge deine Schande, weil du deine Schwe- michfolgendermaßen: 2 Menschen-
stern gerechtfertigt hast! sohn, gib dem Haus Israel ein Rätsel auf
53 Ich will aber ihr Geschick wenden, das und lege ihm ein Gleichnis vor 3 und sage:
Geschick Sodoms und ihrer Töchter und So spricht GOTT, der Herr: Ein großer Adler
das Geschick Samarias und ihrer Töchter; mit großen Flügeln und langen Fittichen
auch das Geschick deiner Gefangenschaft voll vielfarbiger Federn kam auf den Liba-
in ihrer Mitte will ich wenden, 54 damit du non und nahm den Wipfel der Zeder
deine Schande trägst und dich alles des- hinweg. 4 Und er brach den obersten ih-
sen schämst, was du getan hast, wodurch rer Zweige ab und brachte ihn in ein
du ihnen zum Trost dientest. Händlerland und setzte ihn in eine Stadt
55 So werden deine Schwestern, Sodom von Kaufleuten.

a (16,46) d.h. nördlich (Samaria) bzw. südlich (Sodom) von Jerusalem.


HESEKIEL 17 871
5 Er nahm auch von dem Samen des Lan- kommen, und sollte er entkommen, da er
des und pflanzte ihn auf ein Saatfeld; er den Bund gebrochen hat?
brachte ihn zu reichlichen Wassern und 16 So wahr ich lebe, spricht GOTT, der
setzte ihn wie einen Weidenbaum. 6 Da Herr: An dem Ort, wo der König wohnt,
wuchs er und wurde ein wuchernder der ihn zum König machte, dessen Eid er
Weinstock von niedrigem Wuchs; seine verachtet und dessen Bund er gebrochen
Ranken bogen sich zu ihm, und seine hat, bei ihm soll er sterben, mitten in
Wurzeln waren unter ihm. So wurde ein Babel! 17 Auch wird ihm der Pharao nicht
Weinstock daraus, und er trieb Äste und mit großem Heer und zahlreichem Volk
streckte Schoße aus. im Krieg beistehen, wenn man einen Wall
7 Es war aber ein anderer großer Adler, der aufschüttet und Belagerungstürme baut,
hatte große Flügel und viele Federn. Und um viele Seelen umzubringen. 18 Er hat
siehe, dieser Weinstock bog seine Wurzeln ja den Eid verachtet und den Bund gebro-
von den Beeten, worin er gepflanzt war, chen — und siehe, er hat seine Hand
zu ihm hin und streckte seine Ranken ge- darauf gegeben und doch das alles getan!
gen ihn aus, damit er ihn tränke. 8 [Dabei] —, er wird nicht entkommen.
war er [doch] auf einem guten Boden bei 19 Darum, so spricht GOTT, der Herr: So
vielen Wassern gepflanzt und konnte wahr ich lebe, ich will meinen Eid, den er
Zweige treiben und Frucht tragen und ein verachtet, und den vor mir geschlossenen
prächtiger Weinstock werden! Bund, den er gebrochen hat, auf seinen
9 Sage: So spricht GOTT, der Herr: Wird er Kopf bringen! 20 Ich will mein Netz über
geraten? Wird jener nicht seine Wurzeln ihn ausspannen, und er soll in meinem
ausreißen und seine Frucht abschneiden, Fanggarn gefangen werden. Ich will ihn
damit er verdorrt? Alle seine grünen Trie- nach Babel führen; dort will ich mit ihm
be werden verdorren! Und es braucht da- ins Gericht gehen wegen des Treubruchs,
zu keinen großen Arm und nicht viel Volk, den er an mir begangen hat. 21 Aber alle
um ihn mit seinen Wurzeln herauszuhe- seine Flüchtlinge in allen seinen Truppen
ben. 10 Und siehe, er ist zwar gepflanzt, sollen durchs Schwert fallen, und die Üb-
sollte er aber geraten? Wird er nicht, so- riggebliebenen sollen in alle Winde zer-
bald der Ostwind ihn berührt, gänzlich streut werden; so werdet ihr erkennen,
verdorren? Auf den Beeten, wo er aufge- daß ich, der HERR, geredet habe.
wachsen ist, wird er verdorren.
11 Und das Wort des HERRN erging an mich
Gott verheißt eine Wiederherstellung
folgendermaßen: 12 Sprich doch zu dem des Königtums Davids
widerspenstigen Haus: Wißt ihr nicht, 22 So spricht GOTT, der Herr: Ich will auch
was das bedeutet? Sprich: Siehe, der Kö- [einen Schößling] vom Wipfel des hohen
nig von Babel ist nach Jerusalem gekom- Zedernbaumes nehmen und will ihn ein-
men und hat dessen König und dessen setzen. Von dem obersten seiner Schöß-
Fürsten genommen und sie zu sich nach linge will ich ein zartes Reis abbrechen
Babel gebracht. 13 Er nahm auch einen und will es auf einem hohen und erhabe-
von dem königlichen Samen und schloß nen Berg pflanzen; 23 auf dem hohen
einen Bund mit ihm und ließ ihn einen Berg Israelsa will ich es pflanzen, damit es
Eid schwören; und er nahm die Mächti- Zweige treibe und Früchte bringe und zu
gen des Landes mit sich, 14 damit das einem prächtigen Zedernbaum werde,
Königtum gering bliebe und sich nicht daß allerlei Vögel und allerlei Geflügel
erhebe, sondern seinen Bund hielte, so unter ihm wohnen und unter dem Schat-
daß es Bestand habe. 15 Er aber fiel von ten seiner Äste bleiben können; 24 und
ihm ab und sandte seine Boten nach alle Bäume des Feldes sollen erkennen,
Ägypten, damit man ihm Rosse und viel daß ich, der HERR, den hohen Baum er-
Volk zusendete. Wird er Gelingen haben?
Wird der, welcher so etwas tat, davon- a (17,23) d.h. auf dem Tempelberg Zion.
872 HESEKIEL 17.18
niedrigt und den niedrigen Baum erhöht nimmt — sollte der leben? Er soll nicht
habe; daß ich den grünen Baum verdor- leben; er hat alle diese Greuel getan, dar-
ren ließ und den dürren Baum zum Grü- um soll er unbedingt sterben; sein Blut
nen brachte. Ich, der HERR, habe es gesagt sei auf ihm!
und werde es auch ausführen. 14 Und siehe, wenn er wiederum einen
Sohn zeugt, der alle Sünden seines Vaters
Gott richtet jeden nach seinem Werk sieht, die dieser vollbracht hat, ja, wenn
Jer 31,29-30; Röm 2,1-16; 1Pt 1,17 er sie sieht, aber solche nicht tut: 15 nicht
Und das Wort des HERRN erging an auf den Bergen [Opferfleisch] ißt, seine
mich folgendermaßen: 2 Was ge- Augen nicht zu den Götzen des Hauses
braucht ihr da für ein Sprichwort im Land Israel erhebt, die Frau seines Nächsten
Israel, das besagt: »Die Väter haben saure nicht befleckt, 16 niemand bedrückt, nie-
Trauben gegessen, und die Kinder be- mand pfändet, nicht Raub begeht, son-
kommen stumpfe Zähne!« dern dem Hungrigen sein Brot gibt und
3 So wahr ich lebe, spricht GOTT, der Herr, den Entblößten bekleidet, 17 seine Hand
ihr sollt dieses Sprichwort künftig in Isra- nicht an den Armen legt, weder Wucher
el nicht mehr gebrauchen! 4 Siehe, alle noch Zins nimmt, meine Rechtsbestim-
Seelen gehören mir! Wie die Seele des Va- mungen befolgt und in meinen Satzun-
ters mir gehört, so gehört mir auch die gen wandelt: der soll nicht sterben um
Seele des Sohnes. Die Seele, die sündigt, der Missetat seines Vaters willen, sondern
soll sterben! er soll gewiß leben. 18 Sein Vater aber, der
5 Wenn aber ein Mensch gerecht ist und Gewalttat verübt, seinen Bruder beraubt
Recht und Gerechtigkeit übt, 6 wenn er und getan hat, was nicht gut ist unter
nicht auf den Bergen [Opferfleisch] ißt, seinem Volk, siehe, der soll sterben we-
seine Augen nicht zu den Götzen des gen seiner Missetat!
Hauses Israel erhebt, die Frau seines 19 Ihr aber sagt: Warum soll der Sohn die
Nächsten nicht befleckt und sich nicht Missetat des Vaters nicht mittragen? Weil
seiner Frau naht während ihrer Unrein- der Sohn Recht und Gerechtigkeit geübt
heit; 7 wenn er niemand bedrückt, sei- hat; er hat alle meine Satzungen bewahrt
nem Schuldner das Pfand zurückgibt, und befolgt; er soll gewißlich leben! 20 Die
nichts raubt, sondern dem Hungrigen Seele, welche sündigt, die soll sterben!
sein Brot gibt und den Nackten bekleidet, Der Sohn soll nicht die Missetat des Vaters
8 wenn er nicht auf Wucher leiht, und mittragen, und der Vater soll nicht die
keinen Wucherzins nimmt — seine Hand Missetat des Sohnes mittragen. Auf dem
vom Unrecht fernhält und jedermann Gerechten sei seine Gerechtigkeit, und
der Wahrheit gemäß zu seinem Recht auf dem Gottlosen sei seine Gottlosigkeit!
kommen läßt, 9 wenn er in meinen Sat-
zungen wandelt und meine Rechtsbe- Gott wünscht die Umkehr des Sünders
stimmungen bewahrt und sie gewissen- 21 Wenn aber der Gottlose umkehrt von
haft befolgt: ein solcher ist gerecht, er soll allen seinen Sünden, die er begangen hat,
gewiß leben, spricht GOTT, der Herr. und alle meine Satzungen bewahrt und
10 Wenn aber dieser einen gewalttätigen Recht und Gerechtigkeit übt, so soll er
Sohn zeugt, der Blut vergießt oder irgend gewiß leben; er soll nicht sterben. 22 An
etwas von alledem tut, 11 was jener nicht alle seine Übertretungen, die er began-
getan hatte, wenn er sogar auf den Ber- gen hat, soll nicht mehr gedacht werden;
gen [Opferfleisch] ißt, die Frau seines er soll leben um seiner Gerechtigkeit wil-
Nächsten befleckt, 12 den Armen und len, die er getan hat! 23 Oder habe ich et-
Bedürftigen bedrückt, Raub begeht, das wa Gefallen am Tod des Gottlosen,
Pfand nicht zurückgibt, seine Augen zu spricht GOTT, der Herr, und nicht viel-
den Götzen erhebt und Greuel verübt; mehr daran, daß er sich von seinen We-
13 wenn er auf Wucher leiht, Wucherzins gen bekehrt und lebt?
HESEKIEL 18.19.20 873
24 Wenn dagegen der Gerechte sich von Beute reißen; er fraß Menschen. 4 Da hör-
seiner Gerechtigkeit abkehrt und Unrecht ten die Heiden von ihm, und er wurde in
tut und nach allen Greueln handelt, die ihrer Grube gefangen, und sie führten ihn
der Gottlose verübt hat, sollte er leben? an Nasenringen in das Land Ägypten.
Nein, sondern es soll an alle seine Gerech- 5 Als sie aber sah, daß sie [vergeblich]
tigkeit, die er getan hat, nicht gedacht harrte, daß ihre Hoffnung verloren war,
werden; wegen seiner Treulosigkeit, die er da nahm sie ein anderes von ihren Jun-
begangen hat, und wegen seiner Sünde, gen und erzog es zu einem jungen Lö-
die er getan hat, soll er sterben! wen; 6 der ging einher unter den Löwen
25 Dennoch sagt ihr: »Der Weg des Herrn und wurde ein junger Löwe; der lernte
ist nicht richtig!« So hört doch, ihr vom Beute reißen; er fraß Menschen. 7 Und er
Haus Israel: Mein Weg sollte nicht richtig machte sich über ihre Paläste her und
sein? Sind nicht vielmehr eure Wege verwüstete ihre Städte, so daß das Land
unrichtig? 26 Wenn der Gerechte sich von samt allem, was darin war, sich entsetzte
seiner Gerechtigkeit abkehrt und Unrecht vor seinem lauten Brüllen. 8 Aber die Völ-
tut, so soll er sterben deswegen; um der ker stellten sich ihm entgegen ringsum
Missetat willen, die er getan hat, muß er aus allen Ländern; sie spannten ihr Netz
sterben. 27 Wenn aber der Gottlose sich über ihn; und er wurde in ihrer Grube
abwendet von seiner Gottlosigkeit, die er gefangen. 9 Und sie zogen ihn an Nasen-
begangen hat, und Recht und Gerechtig- ringen in einen Käfig und brachten ihn zu
keit übt, so wird er seine Seele am Leben dem König von Babel; sie brachten ihn in
erhalten. 28 Weil er es eingesehen hat und einen Zwinger, damit seine Stimme nicht
umgekehrt ist von allen seinen Übertre- mehr gehört würde auf den Bergen Isra-
tungen, die er verübt hat, soll er gewiß le- els.
ben und nicht sterben. 29 Aber das Haus 10 Deine Mutter war wie du ein Weinstock,
Israel spricht: Der Weg des Herrn ist nicht an Wassern gepflanzt, der viele Früchte
richtig! Sollten meine Wege nicht richtig und Reben bekam vom vielen Wasser.
sein, Haus Israel? Sind nicht vielmehr eu- 11 Seine Äste wurden so stark, daß man
re Wege unrichtig? Herrscherstäbe daraus machen konnte,
30 Darum will ich einen jeden von euch und sein Wuchs erhob sich bis zu den
nach seinen Wegen richten, ihr vom Haus Wolken, so daß er auffiel wegen seiner
Israel! spricht GOTT, der Herr. Kehrt um Höhe und wegen der Menge seiner Ran-
und wendet euch ab von allen euren Über- ken. 12 Aber er wurde im Zorn ausgerissen
tretungen, so wird euch die Missetat nicht und zu Boden geworfen, und der Ostwind
zum Fall gereichen! 31 Werft alle eure Treu- dörrte seine Frucht aus; seine starken Äste
losigkeiten, die ihr verübt habt, von euch wurden abgerissen und dürr; Feuer ver-
ab und schafft euch ein neues Herz und zehrte sie. 13 Jetzt aber ist er in der Wüste
einen neuen Geist! Denn warum wollt ihr gepflanzt, in einem dürren und trockenen
sterben, ihr vom Haus Israel? 32 Denn ich Land. 14 Und es ging Feuer aus von einem
habe kein Gefallen am Tod dessen, der Zweig seiner Äste, das verzehrte seine
sterben muß, spricht GOTT, der Herr. So Früchte, so daß ihm [nun] kein starker Ast
kehrt denn um, und ihr sollt leben! mehr geblieben ist, der zu einem Herr-
scherstab tauglich wäre. —
Klage über die Fürsten Israels Das ist ein Klagelied und zum Klage-
Du aber stimme ein Klagelied an gesang bestimmt.
über die Fürsten Israels 2 und
sprich: Was ist deine Mutter? Eine Löwin; Der HERR blickt zurück
unter Löwen lagerte sie, mitten unter den auf die verkehrten Wege Israels
Neh 9,9-28; Ps 106,1-40
jungen Löwen zog sie ihre Jungen auf.
3 Und sie zog eins von ihren Jungen auf, Und es geschah im siebten Jahr,
das wurde ein junger Löwe; der lernte am zehnten Tag des fünften Mo-
874 HESEKIEL 20
nats, daß etliche von den Ältesten Israels 13 Aber das Haus Israel war widerspenstig
zu mir kamen, um den HERRN zu befra- gegen mich in der Wüste; sie wandelten
gen; und sie setzten sich vor mir nieder. nicht in meinen Satzungen, sondern ver-
2 Da erging das Wort des HERRN an mich warfen meine Rechtsbestimmungen,
folgendermaßen: 3 Menschensohn, rede durch die der Mensch lebt, wenn er sie
zu den Ältesten Israels und sprich zu ih- tut, und meine Sabbate entheiligten sie
nen: So spricht GOTT, der Herr: Um mich sehr. Da nahm ich mir vor, meinen
zu befragen, seid ihr gekommen? So wahr Grimm über sie auszuschütten in der
ich lebe, spricht GOTT, der Herr, ich will Wüste und sie aufzureiben. 14 Aber ich
mich von euch nicht befragen lassen! handelte um meines Namens willen, da-
4 Willst du sie richten? Willst du sie rich- mit er nicht entheiligt würde in den Au-
ten, Menschensohn? Halte ihnen die gen der Heidenvölker, vor deren Augen
Greuel ihrer Väter vor! 5 Und sprich zu ich sie herausgeführt hatte. 15 Doch
ihnen: So spricht GOTT, der Herr: An dem schwor ich ihnen auch in der Wüste, daß
Tag, als ich Israel erwählte und dem Sa- ich sie nicht in das Land bringen wolle,
men des Hauses Jakob schwor und mich das ich ihnen bestimmt hatte, in dem
ihnen zu erkennen gab im Land Ägypten; Milch und Honig fließt und das eine
ja, als ich ihnen schwor und sprach: Ich, Zierde vor allen Ländern ist, 16 weil sie
der HERR, bin euer Gott! 6 — eben an je- meine Rechtsbestimmungen verworfen
nem Tag, als ich ihnen schwor, sie aus und nicht nach meinen Satzungen gelebt
dem Land Ägypten hinauszuführen in hatten, auch meine Sabbate entheiligt
ein Land, das ich für sie ausersehen hatte, hatten, weil ihr Herz nur ihren Götzen
in dem Milch und Honig fließt und das nachging. 17 Dennoch verschonte sie
eine Zierde vor allen Ländern ist, 7 da mein Auge, so daß ich sie nicht verdarb
sprach ich zu ihnen: »Jeder werfe die und nicht gänzlich aufrieb in der Wüste.
Greuel weg, die er vor sich hat; und ver- 18 Da sagte ich in der Wüste zu ihren Söh-
unreinigt euch nicht an den Götzen nen: Wandelt nicht in den Satzungen eu-
Ägyptens! Ich, der HERR, bin euer Gott.« rer Väter und befolgt ihre Sitten nicht und
8 Sie aber waren widerspenstig gegen mich verunreinigt euch nicht mit ihren Götzen!
und wollten nicht auf mich hören; keiner 19 Ich, der HERR, bin euer Gott; wandelt in
von ihnen warf die Greuel, die er vor sich meinen Satzungen und befolgt meine
hatte, weg, und die Götzen Ägyptens ga- Rechtsbestimmungen und tut sie; 20 und
ben sie nicht auf. Da nahm ich mir vor, heiligt meine Sabbate, damit sie ein Zei-
meinen Grimm über sie auszuschütten chen sind zwischen mir und euch, damit
und meinen Zorn an ihnen zu vollstrecken ihr erkennt, daß ich, der HERR, euer Gott
mitten im Land Ägypten. 9 Aber ich han- bin!
delte um meines Namens willen, damit er 21 Aber die Söhne waren auch wider-
nicht entheiligt würde in den Augen der spenstig gegen mich, sie wandelten nicht
Heidenvölker, unter denen sie wohnten in meinen Satzungen und befolgten mei-
und vor deren Augen ich mich ihnen zu ne Rechtsbestimmungen nicht, daß sie
erkennen gegeben hatte, um sie aus dem nach ihnen gehandelt hätten — obgleich
Land Ägypten zu führen. 10 So führte ich der Mensch, wenn er sie tut, dadurch
sie denn aus dem Land Ägypten heraus lebt; und sie entheiligten meine Sabbate.
und brachte sie in die Wüste, 11 und ich Da nahm ich mir vor, meinen Grimm
gab ihnen meine Satzungen und verkün- über sie auszuschütten und meinen Zorn
dete ihnen meine Rechtsbestimmungen, an ihnen zu vollstrecken in der Wüste.
durch die der Mensch lebt, wenn er sie 22 Aber ich zog meine Hand zurück und
tut. 12 Ich gab ihnen auch meine Sabbate, handelte um meines Namens willen, da-
die ein Zeichen sein sollten zwischen mir mit er in den Augen der Heidenvölker, vor
und ihnen, damit sie erkennen sollten, daß deren Augen ich sie ausgeführt hatte,
ich, der HERR, es bin, der sie heiligt. nicht entheiligt würde.
HESEKIEL 20 875
23 Doch schwor ich ihnen in der Wüste, ist, daß ihr sagt: »Wir wollen sein wie die
daß ich sie unter die Heidenvölker zer- Heidenvölker, wie die Geschlechter der
streuen und in die Länder versprengen Länder, indem wir Holz und Stein die-
würde, 24 weil sie meine Rechtsordnun- nen«, das soll nicht geschehen! 33 So
gen nicht befolgt und meine Satzungen wahr ich lebe, spricht GOTT, der Herr, ich
verworfen hatten und meine Sabbate will selbst mit starker Hand, mit ausge-
entheiligt und ihre Augen nach den Göt- strecktem Arm und mit ausgeschüttetem
zen ihrer Väter gerichtet hatten. 25 So ha- Grimm über euch herrschen; 34 und ich
be auch ich ihnen Gesetze gegeben, die will euch aus den Völkern herausführen
nicht gut waren, und Rechtsbestimmun- und euch aus den Ländern sammeln, in
gen, durch die sie nicht leben konnten, die ihr zerstreut worden seid, mit starker
26 und ich ließ sie unrein werden durch Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit
ihre Opfergaben, indem sie alle ihre Erst- ausgeschüttetem Grimm; 35 und ich will
geburt durchs Feuer gehen ließen, damit euch in die Wüste der Völker führen und
ich sie verwüstete, damit sie erkennen dort mit euch ins Gericht gehen von An-
sollten, daß ich der HERR bin. gesicht zu Angesicht.
27 Darum, o Menschensohn, rede zu dem 36 Wie ich in der Wüste des Landes Ägyp-
Haus Israel und sprich zu ihnen: So ten mit euren Vätern ins Gericht gegan-
spricht GOTT, der Herr: Auch dadurch ha- gen bin, so will ich auch mit euch ins Ge-
ben mich eure Väter gelästert, daß sie richt gehen, spricht GOTT, der Herr. 37 Ich
treulos an mir handelten: 28 denn als ich will euch unter dem Stab hindurchgehen
sie in das Land gebracht hatte, betreffs lassena und euch in die Bundesverpflich-
dessen ich geschworen hatte, daß ich es tungen einführen. 38 Und ich will die Wi-
ihnen geben wolle, da ersahen sie jeden derspenstigen und die von mir Abgefalle-
hohen Hügel und jeden dichtbelaubten nen von euch absondern; ich will sie aus
Baum und schlachteten dort ihre Opfer dem Land ihrer Fremdlingschaft heraus-
und brachten dort ihre Gaben dar, um führen, aber in das Land Israel soll keiner
mich zu ärgern, und legten dort ihr lieb- von ihnen kommen; und ihr sollt erken-
lich duftendes Räucherwerk nieder und nen, daß ich der HERR bin.
gossen dort ihre Trankopfer aus. 29 Da
fragte ich sie: Was soll diese Höhe, wohin Die Wiederherstellung Israels
ihr geht? Daher nannte man sie »Höhe« wird verheißen
bis zu diesem Tag. 39 So geht nur, spricht GOTT, der Herr, ihr
vom Haus Israel, und dient nur jeder sei-
Der HERR tadelt nen Götzen! Aber danach werdet ihr ge-
die jetzige Generation der Israeliten wiß auf mich hören und meinen heiligen
30 Darum sprich zum Haus Israel: So Namen künftig nicht mehr mit euren Ga-
spricht GOTT, der Herr: Verunreinigt ihr ben und Götzen entheiligen.
euch nicht nach der Weise eurer Väter 40 Denn auf meinem heiligen Berg, auf
und hurt ihren Götzen nach? 31 Ja, durch dem erhabenen Berg Israels, spricht
die Darbringung eurer Gaben, dadurch, GOTT, der Herr, dort wird mir das ganze
daß ihr eure Kinder durchs Feuer gehen Haus Israel dienen, sie alle, [die] im Land
laßt, verunreinigt ihr euch an allen euren [sind]; dort will ich sie gnädig annehmen;
Götzen bis zu diesem Tag; und ich sollte und dort will ich eure Hebopfer fordern
mich von euch befragen lassen, ihr vom und eure Erstlingsgaben und alles, was
Haus Israel? So wahr ich lebe, spricht ihr heiligt. 41 Als einen lieblichen Geruch
GOTT, der Herr, ich will mich von euch will ich euch gnädig annehmen, wenn ich
nicht befragen lassen! euch aus den Völkern herausführe und
32 Und was euch in den Sinn gekommen euch sammle aus den Ländern, in die ihr

a (20,37) d.h. sie zählen und sichten, wie es die Hirten mit ihren Schafen tun (vgl. 3Mo 27,32; Jer 33,13).
876 HESEKIEL 20.21
zerstreut worden seid, damit ich an euch zum Norden. 10 Und alles Fleisch soll er-
geheiligt werde vor den Augen der Hei- kennen, daß ich, der HERR, mein Schwert
denvölker. aus seiner Scheide gezogen habe; und es
42 Und ihr sollt erkennen, daß ich der soll nicht mehr eingesteckt werden!
HERR bin, wenn ich euch in das Land Israel 11 Und du, Menschensohn, stöhne, als
führe, in das Land, von dem ich geschwo- hättest du einen Lendenbruch, ja, stöhne
ren hatte, daß ich es euren Vätern geben bitterlich vor ihren Augen! 12 Und wenn
werde. 43 Dort werdet ihr an eure Wege sie dich fragen werden: »Warum stöhnst
gedenken und an alle eure Taten, mit de- du?« so sprich: Über eine Botschaft! Wenn
nen ihr euch verunreinigt habt; und ihr die eintrifft, so werden alle Herzen verza-
werdet Abscheu über euch selbst empfin- gen, alle Hände sinken, aller Mut schwin-
den wegen aller eurer bösen Taten, die ihr den und alle Knie wie Wasser vergehen.
begangen habt. 44 Und ihr werdet erken- Siehe, es wird kommen und geschehen!
nen, daß ich der HERR bin, wenn ich mit spricht GOTT, der Herr.
euch handeln werde um meines Namens 13 Und das Wort des HERRN erging an mich
willen und nicht nach eurem bösen Wan- folgendermaßen:14 Menschensohn,weis-
del und euren ruchlosen Taten, Haus Isra- sage und sprich: So spricht der HERR:
el, spricht GOTT, der Herr. Sprich: Das Schwert, ja, das Schwert ist
geschärft und geschliffen! 15 Zu einer
Warnung vor dem Schwert über Jerusalem Metzelei ist es geschärft; damit es blinke
Und das Wort des HERRN erging an und blitze, ist es geschliffen. Sollten wir
mich folgendermaßen: 2 Menschen- uns da etwa freuen? Das Zepter meines
sohn, richte dein Angesicht nach Süden Sohnes verachtet alles Holz. 16 Er hat das
und rede gegen Süden und weissage gegen Schwert zum Schleifen gegeben, um es in
den Wald der Gegend im Negev; 3 und sage die Hand zu nehmen. Das Schwert ist
zu dem Wald des Negevs: Höre das Wort geschärft und geschliffen, damit man es
des HERRN! So spricht GOTT, der Herr: Siehe, dem Würger in die Hand gebe. 17 Schreie
ich will ein Feuer in dir anzünden, das wird und heule, Menschensohn! Denn es rich-
alle grünen Bäume und alle dürren Bäume tet sich gegen mein Volk, es richtet sich
in dir verzehren; die lodernde Flamme wird gegen alle Fürsten Israels; mit meinem
nicht erlöschen, sondern alle Gesichter Volk sind sie dem Schwert verfallen! Dar-
sollen durch sie verbrannt werden, vom um schlage dich auf die Hüfte!
Süden bis zum Norden, 4 und alles Fleisch 18 Denn es ist eine Prüfung; und wie ginge
wird sehen, daß ich, der HERR, es angezün- es, wenn das Zepter, das verachtet, nicht
det habe; es soll nicht erlöschen! 5 Da wäre? spricht GOTT, der Herr. 19 Und du,
sprach ich: Ach, Herr, HERR, sie werden von Menschensohn, weissage und schlage die
mir sagen: »Redet er nicht in Gleichnis- Hände zusammen! Denn das Schwert
sen?« wird dreimal einen Doppelschlag ausfüh-
6 Und das Wort des HERRN erging an mich ren! Ein Abschlachtungsschwert ist es,
folgendermaßen: 7 Menschensohn, rich- das Abschlachtungsschwert eines Gro-
te dein Angesicht gegen Jerusalem und ßen, das sie umkreist. 20 Damit die Her-
rede gegen die Heiligtümer und weissage zen verzagen und die Gefallenen zahl-
gegen das Land Israel. 8 Und sage zu dem reich werden, habe ich das schlachtende
Land Israel: So spricht der HERR: Siehe, ich Schwert an allen ihren Toren gezogen.
komme über dich; ich will mein Schwert Wehe, zum Blitzen ist es gemacht, zur
aus seiner Scheide ziehen; und ich will Schlachtung geschärft! 21 Vereine deine
den Gerechten und den Gottlosen in dir [Kraft] zur Rechten hin, wende dich zur
ausrotten. 9 Weil ich nun den Gerechten Linken hin, wohin deine Schneide bestellt
und den Gottlosen in dir ausrotten will, ist! 22 So will ich auch meine Hände zu-
so soll mein Schwert aus seiner Scheide sammenschlagen und meinen Grimm
fahren gegen alles Fleisch, vom Süden bis stillen! Ich, der HERR, habe es gesagt.
HESEKIEL 21.22 877
Gott lenkt den König von Babel nach recht zusteht, dem werde ich sie geben!
Jerusalem. Gottes Strafe für die Lästerung 33 Und du, Menschensohn, weissage und
der Ammoniter sprich: So spricht GOTT, der Herr, über die
23 Und das Wort des HERRN erging an mich Ammoniter und ihre Schmähung, näm-
folgendermaßen: 24 Du aber, Menschen- lich: Das Schwert, ja, das Schwert ist
sohn, mache dir zwei Wege, auf denen schon gezückt zur Schlachtung und ge-
das Schwert des Königs von Babel kom- schliffen zum Vertilgen, daß es blitze
men soll! Von einem Land sollen sie beide — 34 während man dich durch Weissa-
ausgehen; und zeichne einen Wegweiser gung täuscht, dir Lügen wahrsagt —, um
am Anfang des Weges zur Stadt. 25 Mache dich zu den enthaupteten Leichen der
den Weg so, daß das Schwert sowohl nach erschlagenen Gesetzlosen zu legen, de-
Rabba, [der Stadt] der Ammoniter, als ren Tag gekommen ist zur Zeit der Sünde
auch nach Judäa und zur Festung Jerusa- des Endes.
lem kommen kann. 35 Stecke es wieder in die Scheide! An
26 Denn der König von Babel steht an der dem Ort, wo du erschaffen wurdest, im
Weggabelung, am Anfang der beiden We- Land deines Ursprungs will ich dich rich-
ge, um das Wahrsageorakel zu befragen; ten. 36 Und ich will meinen Grimm über
er lost mit den Pfeilen, befragt die Tera- dich ausschütten und das Feuer meines
phim und beschaut die Leber. 27 In seine Zornes gegen dich anfachen und dich
Rechte fällt das Wahrsagelos »Jerusalem«, rohen Leuten ausliefern, die Verderben
daß er Sturmböcke heranführen lassen schmieden. 37 Du sollst dem Feuer zum
und den Befehl zum Angriff geben soll, Fraß dienen; dein Blut soll mitten im
daß man ein Kriegsgeschrei erheben, Land [vergossen werden]; man wird nicht
Sturmböcke gegen die Tore aufstellen, ei- an dich gedenken; ja, ich, der HERR, habe
nen Wall aufwerfen und Belagerungstür- es gesagt!
me bauen soll. 28 Aber sie werden es für
eine falsche Wahrsagung halten, wegen Die Sünden Jerusalems
der feierlichen Eide, die geschworen wur- Und das Wort des HERRN erging an
den; jener aber bringt ihre Missetat in mich folgendermaßen: 2 Du, Men-
Erinnerung, damit sie gefangen werden. schensohn, willst du richten, willst du die
29 Darum, so spricht GOTT, der Herr: blutdürstige Stadt richten? So halte ihr
Weil ihr eure Missetat in Erinnerung alle ihre Greuel vor 3 und sprich: So
bringt, indem ihr eure Übertretungen spricht GOTT, der Herr: O Stadt, die in ih-
aufdeckt, so daß eure Sünden in allen rer Mitte Blut vergießt, damit ihre Zeit
euren Taten offenbar werden; weil ihr komme, und die bei sich selbst Götzen
euch in Erinnerung bringt, so sollt ihr macht, damit sie sich verunreinige! 4 Du
mit Gewalt gefangen genommen wer- hast dich mit Schuld beladen durch das
den! Blut, das du vergossen hast, und hast dich
30 Was aber dich betrifft, du entweihter verunreinigt durch deine selbstgemach-
Gesetzloser, du Fürst Israels, dessen Tag ten Götzen; du hast bewirkt, daß deine
kommt zur Zeit der Sünde des Endes, Tageb herannahen, und bist zu deinen
31 so spricht GOTT, der Herr: Fort mit dem Jahren gekommen! Darum will ich dich
Kopfbunda, herunter mit der Krone! So zum Hohn machen für die Heiden und
soll’s sein und nicht anders: Das Niedrige zum Gespött für alle Länder. 5 Sie seien
soll erhöht, und das Hohe soll erniedrigt nahe oder fern von dir, so sollen sie dich
werden! 32 Zunichte, zunichte, zunichte verspotten, weil du einen schlimmen Ruf
will ich sie machen; auch dies wird nicht hast und völlig verstört bist.
mehr sein, bis der kommt, dem das An- 6 Siehe, die Fürsten Israels haben jeder

a (21,31) Das Wort wird für den priesterlichen Kopf- b (22,4) d.h. die Tage deines Gerichts.
bund verwendet (vgl. 2Mo 28,4.39-41).
878 HESEKIEL 22
seine Gewalt in dir mißbraucht, um Blut zen, so will ich auch euch in meinem Zorn
zu vergießen. 7 Man hat in dir Vater und und in meinem Grimm zusammenbrin-
Mutter verachtet, man hat in deiner Mitte gen, euch hineinlegen und schmelzen.
dem Fremdling Gewalt angetan, man hat 21 Ich will euch versammeln und das Feu-
in dir Witwen und Waisen bedrängt. er meines grimmigen Zorns unter euch
8 Meine Heiligtümer hast du verachtet anfachen, damit ihr darin geschmolzen
und meine Sabbate entheiligt. 9 Verleum- werdet. 22 Wie das Silber im Schmelzofen
der sind in dir, um Blut zu vergießen, und geschmolzen wird, so sollt auch ihr darin
man hat bei dir [Opfer]mahle gehalten geschmolzen werden, und ihr sollt erken-
auf den Bergen; man hat Schandtaten nen, daß ich, der HERR, meinen grimmigen
begangen in deiner Mitte. 10 Man hat in Zorn über euch ausgegossen habe.
dir die Blöße des Vaters aufgedeckt; man 23 Und das Wort des HERRN erging an mich
hat in dir die Frauen zur Zeit ihrer Unrein- folgendermaßen: 24 Menschensohn, sprich
heit geschwächt. 11 Der eine hat mit der zu ihm: Du bist ein Land, das nicht gerei-
Frau seines Nächsten Greuel verübt, und nigt worden ist, das keinen Regenguß
ein anderer hat seine Schwiegertochter empfangen hat am Tag des Zorns. 25 Seine
mit Schandtat befleckt; und ein anderer Propheten haben sich in seiner Mitte mit-
hat in dir seine Schwester, die Tochter einander verschworen. Gleich einem
seines Vaters, geschwächt. 12 Man hat in brüllenden Löwen, der den Raub zerreißt,
dir Bestechungsgeschenke angenommen, verschlingen sie Seelen, reißen Reich-
um Blut zu vergießen. Du hast Wucher tum und Gut an sich und machen viele
und Zins genommen und deine Nächsten Witwen darin. 26 Seine Priester tun mei-
mit Gewalt übervorteilt; mich aber hast nem Gesetz Gewalt an und entweihen
du vergessen! spricht GOTT, der Herr. meine Heiligtümer; sie machen keinen
13 Darum siehe, ich habe meine Hände Unterschied zwischen dem Heiligen und
zusammengeschlagen über den unrecht- dem Unheiligen und lehren nicht, zu un-
mäßigen Gewinn, den du gemacht hast, terscheiden zwischen dem Unreinen und
und über dein Blutvergießen, das in dir dem Reinen. Sie verbergen ihre Augen
geschehen ist. 14 Wird dein Herz es aus- vor meinen Sabbaten, und ich werde ent-
halten und werden deine Hände stark heiligt in ihrer Mitte.
sein in den Tagen, da ich mit dir abrech- 27 Seine Fürsten, die darin wohnen, sind
nen werde? Ich, der HERR, habe es geredet wie räuberische Wölfe; sie vergießen Blut,
und werde es auch tun! 15 Ich will dich verderben Seelen, nur um unrechtmäßi-
unter die Heidenvölker versprengen und gen Gewinn zu machen. 28 Und seine
in die Länder zerstreuen und deine Un- Propheten streichen ihnen mit Tünche
reinheit gänzlich von dir wegtun. 16 Und darüber: sie schauen Trug und wahrsa-
du wirst durch dich selbst entweiht wer- gen ihnen Lügen und sagen: »So spricht
den vor den Augen der Heidenvölker; und GOTT, der Herr!«, während doch der HERR
du sollst erkennen, daß ich der HERR bin! gar nicht geredet hat. 29 Das Volk des
17 Und das Wort des HERRN erging an mich Landes ist gewalttätig und begeht Raub;
folgendermaßen: 18 Menschensohn, das es unterdrückt die Armen und Bedürfti-
Haus Israel ist mir zu Schlacken gewor- gen, und den Fremdling mißhandelt es
den! Sie alle sind wie Erz, Zinn, Eisen und gegen alles Recht!
Blei im Schmelzofen; zu Silberschlacken 30 Und ich suchte unter ihnen einen
sind sie geworden. 19 Darum spricht GOTT, Mann, der die Mauer zumauern und vor
der Herr: Weil ihr alle zu Schlacken gewor- mir in den Riß treten könnte für das Land,
den seid, so will ich euch mitten in Jerusa- damit es nicht zugrundegehe; aber ich
lem zusammenbringen; 20 wie man Silber, fand keinen. 31 Da schüttete ich meinen
Erz, Eisen, Blei und Zinn mitten in einem Zorn über sie aus, rieb sie auf im Feuer
Schmelzofen zusammenbringt und ein meines Grimmes und brachte ihren Wan-
Feuer darunter anbläst, um es zu schmel- del auf ihren Kopf, spricht GOTT, der Herr.
HESEKIEL 23 879
Das Gleichnis von Ohola (Israel) 14 Und sie trieb ihre Hurerei noch weiter;
und Oholiba (Juda) und sie sah an die Wand gezeichnete
Und das Wort des HERRN erging an Männer, Bildnisse von Chaldäern, mit
michfolgendermaßen: 2 Menschen- roter Farbe gemalt, 15 die um ihre Len-
sohn, es waren zwei Frauen, Töchter einer den einen Gurt und auf ihren Häuptern
Mutter; 3 die trieben Hurerei in Ägypten, herabhängende Kopfbinden hatten, ganz
in ihrer Jugend hurten sie; dort wurden wie hervorragende Kämpfer anzusehen,
ihre Brüste gedrückt, und dort wurde ihr nach Art der Söhne Babels, deren Ge-
jungfräulicher Busen betastet. 4 Und der burtsland Chaldäa ist; 16 da entbrannte
Name der Älteren war Ohola, und ihre sie heftig für sie, als ihre Augen diese sa-
Schwester hieß Oholiba. Und sie wurden hen, und sandte Boten zu ihnen ins Land
mein und gebaren Söhne und Töchter. der Chaldäer. 17 Da kamen die Söhne
Und was ihre Namen betrifft: Samaria ist Babels zu ihr zum Liebeslager und verun-
Ohola, und Jerusalem ist Oholiba.a reinigten sie mit ihrer Hurerei; und als sie
5 Aber Ohola hurte, obwohl sie mir ange- sich an ihnen verunreinigt hatte, da
hörte, und war heftig verliebt in ihre Lieb- wandte sich ihre Seele von ihnen ab.
haber, die Assyrer, die sich ihr nahten, 18 Und als sie ihre Hurerei enthüllte und
6 gekleidet in blauem Purpur, Statthalter ihre Blöße aufdeckte, da wandte sich
und Befehlshaber, lauter anmutige junge meine Seele von ihr ab, wie sich meine
Männer, Reiter, die auf Rossen daherritten. Seele von ihrer Schwester abgewandt
7 So hängte sie sich mit ihrer Hurerei an sie, hatte. 19 Aber sie trieb ihre Hurerei je län-
lauter auserlesene Assyrer, und sie verun- ger je mehr; sie gedachte wieder an die
reinigte sich mit allen Götzen derer, für die Tage ihrer Jugend, als sie im Land Ägyp-
sie entbrannte. 8 Sie ließ auch nicht ab von ten gehurt hatte. 20 Und sie entbrannte
ihrer Hurerei mit den Ägyptern, denn diese für ihre Liebhaber, deren Fleisch wie
hatten in ihrer Jugend bei ihr gelegen und Eselsfleisch und deren Erguß wie der Er-
ihren jungfräulichen Busen betastet und guß von Hengsten war. 21 So sehntest du
ihre Hurerei mit ihr getrieben. dich nach den Schandtaten deiner Ju-
9 Darum habe ich sie den Händen ihrer gend, als man in Ägypten deine Brüste
Liebhaber preisgegeben, den Händen der betastete um deines jungfräulichen Bu-
Assyrer, für die sie entbrannt war. 10 Die sens willen.
deckten ihre Blöße auf, nahmen ihre Söh-
ne und Töchter weg und erschlugen sie Das Gericht Gottes über Oholiba
selbst mit dem Schwert, und sie bekam 22 Darum, Oholiba, so spricht GOTT, der
einen schlechten Ruf unter den Frauen; Herr: Siehe, ich will deine Liebhaber, von
und sie vollstreckten an ihr das Gericht. denen sich deine Seele abgewandt hat,
11 Ihre Schwester Oholiba aber sah das, erwecken und sie von ringsumher über
doch sie trieb es mit ihrer Lüsternheit dich kommen lassen: 23 die Söhne Babels
noch viel schlimmer als jene und übertraf und alle Chaldäer, Pekod, Schoa und
ihre Schwester in der Hurerei. 12 Sie ent- Koa,b samt allen Assyrern, anmutige jun-
brannte für die Assyrer, die Statthalter ge Männer, lauter Statthalter und Be-
und Befehlshaber, die sich ihr nahten, die fehlshaber, hervorragende Kämpfer und
prächtig gekleidet waren, Reiter, die auf berühmte Männer, alle auf Pferden rei-
Rossen daherritten, lauter anmutige jun- tend. 24 Diese werden über dich kom-
ge Männer. 13 Und ich sah, daß sie sich men, gerüstet mit Streitwagen und Rä-
auf die gleiche Weise verunreinigte wie dern, und mit einer Schar von Völkern;
die erste der beiden. sie werden sich mit großen und kleinen

a (23,4) Ohola bed. »Ihr eigenes Zelt«, d.h. »die ihr »Mein Zelt in ihr«, d.h. »die, in der mein Heiligtum
eigenes Heiligtum hat« (eine Anspielung auf die sich befindet«.
eigenmächtigen Heiligtümer Samarias); Oholiba bed. b (23,23) babylonische Volksstämme.
880 HESEKIEL 23
Schilden und Helmen rings um dich her 36 Ferner sprach der HERR zu mir: Men-
lagern. Und ich will ihnen das Gericht schensohn, willst du nicht Ohola und
übergeben, und sie werden dich nach ih- Oholiba strafen und ihnen ihre Greuel
ren Rechten richten. vorhalten? 37 Denn sie haben Ehebruch
25 Ich will dich meinen Eifer fühlen las- getrieben und Blut ist an ihren Händen;
sen, und sie sollen grausam mit dir um- ja, mit ihren Götzen haben sie Ehebruch
gehen; sie werden dir Nase und Ohren getrieben, und für sie sogar ihre eigenen
abschneiden, und deine Nachkommen- Kinder, die sie mir geboren haben, durchs
schaft wird durch das Schwert fallen. Sie Feuer gehen lassen, so daß sie verzehrt
werden deine Söhne und Töchter wegfüh- wurden! 38 Überdies haben sie mir auch
ren, und was von dir übrigbleibt, soll vom das angetan: Sie haben an demselben Tag
Feuer verzehrt werden. 26 Sie werden dir mein Heiligtum verunreinigt und meine
deine Kleider ausziehen und deine köstli- Sabbate entheiligt. 39 Denn wenn sie ihre
chen Kleinodien wegnehmen. 27 So will Kinder ihren Götzen geschlachtet hatten,
ich deiner Schandtat ein Ende machen so kamen sie noch am selben Tag in mein
und deiner Hurerei, die noch aus dem Heiligtum, um es zu entweihen. Siehe,
Land Ägypten stammt, so daß du deine das haben sie mitten in meinem Haus
Augen nicht mehr ihnen zuwendest und getrieben!
künftig nicht mehr an Ägypten denkst. 40 Ja, sie sandten sogar nach Männern, die
28 Denn so spricht GOTT, der Herr: Siehe, von ferne kamen, zu denen ein Bote ge-
ich will dich in die Hand derer geben, die sandt wurde; und siehe, sie kamen. Für sie
du haßt, ja in die Hand derer, von denen hast du dich gebadet, hast du deine Augen
deine Seele sich abgewandt hat. 29 Und geschminkt und dich aufs schönste aufge-
diese werden dich ihren Haß fühlen las- putzt; 41 und du hast dich auf ein prächti-
sen und alles, was du erworben hast, ges Bett gesetzt, vor dem ein Tisch zube-
wegnehmen und dich bloß und nackt sit- reitet war, auf den du mein Räucherwerk
zen lassen; und so wird deine hurerische und mein Öl gestellt hattest. 42 Und bei
Blöße aufgedeckt werden, deine Schand- [Oholiba] war das Gejohle einer sorglosen
taten und deine Hurereien. 30 Das wird Menge. Und zu der zahlreichen Menge
dir begegnen um deiner Hurerei willen, von Männern wurden Trinker aus der
die du mit den Heiden getrieben hast, Wüste herzugebracht, diese legten den
weil du dich mit ihren Götzen verunrei- Frauen Spangen an die Arme und setzten
nigt hast. 31 Auf dem Weg deiner Schwe- ihnen eine Ehrenkrone aufs Haupt.
ster bist du gewandelt; darum will ich dir 43 Da sprach ich von der durch Ehebruch
auch ihren Becher in die Hand geben! Aufgebrauchten: Wollen diese jetzt noch
32 So spricht GOTT, der Herr: Den Becher mit ihr Hurereien treiben, da sie in einem
deiner Schwester sollst du trinken, der tief solchen Zustand ist? 44 Und sie gingen zu
und weit ist, und du sollst zu Hohn und ihr ein, wie man zu einer Hure einzuge-
Spott werden; denn er faßt viel! 33 Du hen pflegt; so gingen sie ein zu Ohola und
wirst voll Trunkenheit und Jammer wer- zu Oholiba, den lasterhaften Frauen.
den; denn der Becher deiner Schwester 45 Aber gerechte Männer werden sie rich-
Samaria ist ein Becher des Schauderns ten, wie man Ehebrecherinnen und Mör-
und Entsetzens! 34 Und du mußt ihn aus- derinnen richten soll; denn sie sind Ehe-
trinken und ausschlürfen und auch noch brecherinnen, und Blut klebt an ihren
seine Scherben ablecken und deine Brü- Händen.
ste zerreißen. Denn ich habe es gesagt, 46 Denn so spricht GOTT, der Herr: Ich
spricht GOTT, der Herr. 35 Darum, so spricht bringe eine große Versammlung gegen
GOTT, der Herr: Weil du mich vergessen sie herauf und gebe sie der Mißhandlung
und mir den Rücken zugekehrt hast, so und Plünderung preis. 47 Und die Ver-
sollst du auch deine Schandtaten und sammlung soll sie steinigen und mit ih-
deine Hurereien tragen! ren Schwertern niederstechen; ihre Söh-
HESEKIEL 23.24 881
ne und Töchter werden sie töten und ihre viel Holz zusammen, zünde das Feuer an,
Häuser mit Feuer verbrennen. 48 So will koche das Fleisch gar, bereite eine Brühe,
ich die Schandtaten aus dem Land aus- und die Knochen sollen anbrennen!
rotten, damit sich alle Frauen dadurch 11 Stelle danach den leeren Topf auf seine
warnen lassen und nicht solche Schand- Kohlen, damit sein Erz heiß und glühend
taten treiben wie ihr. 49 So werden sie wird, damit seine Unreinheit in ihm
eure Schandtaten auf euch legen, und ihr schmilzt und sein Rost verzehrt wird.
sollt die Sünde tragen, die ihr mit euren 12 Es ist vergebliche Mühe! Der viele Rost
Götzen begangen habt, damit ihr er- geht doch nicht weg, sein Rost bleibt
kennt, daß ich GOTT, der Herr bin! auch im Feuer. 13 Du begehst wieder Un-
zucht in deiner Unreinheit! Weil ich dich
Letzte Gerichtsworte über Jerusalem. reinigen wollte und du dich nicht reini-
Das Gleichnis vom rostigen Topf gen ließest, so sollst du von deiner Un-
Im neunten Jahr, im zehnten Mo- reinheit nicht mehr gereinigt werden, bis
nat, am zehnten Tag des Monats, ich meinen Zorn an dir gestillt habe.
erging das Wort des HERRN an mich fol- 14 Ich, der HERR, habe es gesagt; es kommt
gendermaßen: 2 Menschensohn, schrei- dazu, und ich werde es tun! Ich lasse
be dir den Namen dieses Tages auf, ja, nicht nach, ich schone nicht, und es soll
eben dieses heutigen Tages; denn der Kö- mich auch nicht reuen. Man wird dich
nig von Babel rückt an eben diesem Tag richten nach deinem Wandel und nach
gegen Jerusalem an! 3 Und du sollst dem deinen Taten! spricht GOTT, der Herr.
widerspenstigen Haus ein Gleichnis vor-
tragen und zu ihnen sagen: So spricht Hesekiels zeichenhaftes Verhalten
GOTT, der Herr: Setze den Topf auf, setze beim Tod seiner Ehefrau
ihn auf und gieße auch Wasser hinein! 15 Und das Wort des HERRN erging an mich
4 Sammle die Fleischstücke dafür, alle gu- folgendermaßen: 16 Menschensohn, sie-
ten Stücke, Lende und Schulter, und fülle he, ich will die Lust deiner Augen durch
ihn mit den besten Knochen; 5 nimm das einen plötzlichen Schlag von dir wegneh-
Beste von den Schafen und schichte auch men; aber du sollst weder klagen noch
Holzscheite darunter auf; laß es tüchtig weinen und keine Tränen darüber vergie-
sieden, damit auch seine Knochen darin ßen. 17 Seufze still, aber veranstalte keine
gut kochen! Totenklage! Binde deinen Kopfbund um
6 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Wehe und lege deine Schuhe an deine Füße;
der blutbefleckten Stadt, dem Topf, an verhülle den Bart nicht und iß das Brot
dem noch der Rost hängt und von dem der Leute nichta!
der Rost nicht abgefegt ist! Nimm Fleisch- 18 Und ich redete am Morgen früh zu
stück um Fleischstück heraus, ohne das dem Volk, und am Abend starb meine
Los darüber zu werfen! 7 Denn ihr Blut ist Frau. Da handelte ich am anderen Mor-
noch mitten in ihr. Sie hat es auf einen gen so, wie mir geboten war. 19 Da sprach
nackten Felsen gegossen und nicht auf die das Volk zu mir: Willst du uns nicht wis-
Erde geschüttet, daß man es mit Staub sen lassen, was das für uns bedeuten soll,
hätte zudecken können. 8 Um meinen was du da tust?
Zorn auflodern zu lassen und Rache zu 20 Ich antwortete ihnen: Das Wort des
nehmen, habe ich ihr Blut auf einen nack- HERRN ist so an mich ergangen: 21 Sprich
ten Felsen gießen lassen, daß man es nicht zu dem Haus Israel: So spricht GOTT, der
zudecken kann. Herr: Seht, ich will mein Heiligtum ent-
9 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Wehe weihen, euren höchsten Stolz, die Lust
der blutdürstigen Stadt! Auch ich will ei- eurer Augen und das Verlangen eurer
nen großen Holzstoß aufrichten! 10 Trage Seelen; und eure Söhne und eure Töch-

a (24,17) Als Zeichen der Beileidsbezeugung sandten die Freunde Brot in das Trauerhaus (5Mo 26,14; Jer 16,7).
882 HESEKIEL 24.25
ter, die ihr zurückgelassen habt, sollen dir errichten; sie sollen deine Früchte es-
durchs Schwert fallen. 22 Da werdet ihr sen und deine Milch trinken.
handeln, wie ich gehandelt habe; ihr wer- 5 Ich will Rabba zu einer Weide für Kame-
det den Bart nicht verhüllen und das Brot le machen und das Ammoniterland zu
der Leute nicht essen, 23 und ihr werdet einem Lagerplatz der Herden; und ihr
euren Kopfbund auf dem Kopf behalten sollt erkennen, daß ich der HERR bin!
und eure Schuhe an euren Füßen; ihr 6 Denn so spricht GOTT, der Herr: Weil du
werdet weder klagen noch weinen, son- mit den Händen geklatscht und mit den
dern ihr werdet in euren Missetaten da- Füßen gestampft hast, ja, dich von Her-
hinschwinden und miteinander seufzen. zen mit aller Verachtung über das Land
24 Und so wird Hesekiel für euch ein Zei- Israel gefreut hast, 7 darum, siehe, will
chen sein; ihr werdet genau so handeln, ich meine Hand gegen dich ausstrecken
wie er gehandelt hat; und wenn es ein- und dich den Heiden zum Raub überge-
treffen wird, werdet ihr erkennen, daß ich ben und dich aus den Völkern ausrotten
GOTT, der Herr bin! und dich aus den Ländern vertilgen und
25 Du aber, Menschensohn, siehe, an dich verwüsten; und du sollst erkennen,
dem Tag, da ich ihnen ihre Zuflucht weg- daß ich der HERR bin!
nehmen werde, den prächtigen Gegen-
stand ihrer Freude, die Lust ihrer Augen, Über die Moabiter
Zeph 2,8-11
das Verlangen ihrer Seelen, ihre Söhne
und ihre Töchter 26 — an jenem Tag wird 8 So spricht GOTT, der Herr: Weil Moab
ein Entflohener zu dir kommen, daß du und Seir sprechen: »Siehe, das Haus Juda
es mit eigenen Ohren hören kannst. 27 An ist wie alle anderen Völker!«, 9 darum,
jenem Tag wird dein Mund vor dem Ent- siehe, will ich Moabs Bergseite entblößen
flohenen aufgetan werden, daß du reden von den Städten, von den Städten an sei-
und nicht mehr stumm sein wirst; und du nen Grenzen, die eine Zierde des Landes
wirst für sie ein Zeichen sein, und sie wer- sind, nämlich Beth-Jesimot, Baal-Meon
den erkennen, daß ich der HERR bin. und Kirjataim. 10 Den Söhnen des Ostens
will ich sie mitsamt dem Ammoniterland
GERICHTSWORTE zum Erbe geben, so daß man unter den
ÜBER DIE BENACHBARTEN HEIDENVÖLKER Heidenvölkern nicht mehr an die Ammo-
Kapitel 25 - 32 niter gedenken wird. 11 Und über Moab
will ich Gericht halten; und sie sollen er-
Über die Ammoniter kennen, daß ich der HERR bin!
Hes 21,33-37; Jer 49,1-6; Am 1,13-15
Und das Wort des HERRN erging an Über die Edomiter
Jer 49,7-22; Hes 35; Ob 1; Jes 34
mich folgendermaßen: 2 Menschen-
sohn, wende dein Angesicht gegen die 12 So spricht GOTT, der Herr: Weil Edom
Ammoniter und weissage gegen sie; 3 und Rachsucht geübt hat am Haus Juda und
sprich zu den Ammonitern: Hört das Wort sich damit schwer verschuldet hat, in-
GOTTES, des Herrn! So spricht GOTT, der dem es sich an ihnen rächte, 13 darum,
Herr: Weil du »Ha! Ha!« gerufen hast über so spricht GOTT, der Herr: Ich will meine
mein Heiligtum, weil es entweiht ist, und Hand gegen Edom ausstrecken und Men-
über das Land Israel, weil es verwüstet ist, schen und Vieh darin ausrotten. Von Te-
und über das Haus Juda, weil es in die Ver- man an will ich es in Trümmer legen, und
bannung wandern mußte; 4 darum siehe, bis nach Dedan sollen sie durchs Schwert
will ich dich den Söhnen des Ostensa zum fallen! 14 Und ich will meine Rache an
Besitztum geben; die sollen ihre Zeltlager Edom vollstrecken durch mein Volk Isra-
in dir aufschlagen und ihre Wohnungen in el; diese sollen an Edom handeln nach

a (25,4) eine Bezeichnung für arabische Stämme aus den Gebieten östlich von Israel.
HESEKIEL 25.26 883
meinem Zorn und nach meinem Grimm, Norden her über Tyrus, mit Rossen, Streit-
so daß sie meine Rache kennenlernen wagen und Reitern und mit einem großen
sollen, spricht GOTT, der Herr. Haufen Volk. 8 Er wird deine Tochterstäd-
te auf dem Festland mit dem Schwert
Über die Philister umbringen, und gegen dich wird er Bela-
Jer 7,4; Zeph 2,4-7; Sach 9,5-7
gerungstürme aufstellen und einen Wall
15 So spricht GOTT, der Herr: Weil die Phi- gegen dich aufwerfen und den Schild ge-
lister aus Rachsucht gehandelt und Ra- gen dich aufstellen. 9 Er wird auch seine
che geübt haben in Verachtung des Le- Sturmböcke gegen deine Mauern einset-
bens und in ewiger Feindschaft, um zu zen und deine Türme mit seinen Brech-
verderben, 16 darum, so spricht GOTT, der eisen niederreißen.
Herr: Siehe, ich will meine Hand gegen 10 Der Staub von der Menge seiner Pferde
die Philister ausstrecken und die Kretera wird dich bedecken; deine Mauern wer-
ausrotten und den Überrest an der Mee- den erbeben vor dem Getümmel der Rei-
resküste umbringen. 17 Ich will große ter, Räder und Streitwagen, wenn der
Rache an ihnen üben durch grimmige Feind durch deine Tore einzieht, wie man
Züchtigungen; und sie sollen erkennen, in eine eroberte Stadt einzuziehen pflegt.
daß ich der HERR bin, wenn ich meine 11 Er wird mit den Hufen seiner Pferde
Rache über sie bringe! alle deine Gassen zertreten; er wird dein
Volk mit dem Schwert töten, und die Ge-
Weissagung gegen Tyrus denksteine deiner Macht werden zu Bo-
Und es geschah im elften Jahr, am den sinken.
ersten Tag des Monats, da erging 12 Und sie werden deinen Reichtum rau-
das Wort des HERRN an mich folgender- ben und deine Handelsgüter plündern; sie
maßen: 2 Menschensohn, weil Tyrus werden deine Mauern niederreißen und
über Jerusalem ausgerufen hat: »Ha! Ha! deine Lusthäuser zerstören; sie werden
Es ist zerbrochen, das Tor der Völker; es deine Steine, dein Holz und deinen Schutt
öffnet sich mir! Nun werde ich [alles] in ins Wasser werfen. 13 So will ich dem
Fülle haben, weil es verwüstet ist!«, 3 dar- Lärm deiner Lieder ein Ende machen,
um, so spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich und dein Saitenspiel soll künftig nicht
komme über dich, Tyrus, und will viele mehr gehört werden. 14 Ich will einen
Völker gegen dich heraufführen, wie das kahlen Felsen aus dir machen; du sollst
Meer seine Wellen heraufführt! ein Ort werden, wo man die Fischernetze
4 Und sie werden die Mauern von Tyrus ausspannt, und du sollst nicht wieder auf-
zerstören und ihre Türme niederreißen; gebaut werden. Denn ich, der HERR, habe
und ich will das Erdreich von ihr weg- es gesagt! spricht GOTT, der Herr.
fegen und sie zu einem kahlen Felsen 15 So spricht GOTT, der Herr, zu Tyrus: Wer-
machen; 5 zu einem Ort, wo man die Fi- den nicht von dem Getöse deines Falls,
schernetze ausspannt, soll sie werden in- von dem Seufzen der Erschlagenen, von
mitten des Meeres. Ich habe es gesagt, dem Morden in deiner Mitte die Inseln
spricht GOTT, der Herr, sie soll den Völ- erbeben? 16 Und alle Fürsten am Meer
kern zur Beute werden! 6 Und ihre Toch- werden von ihren Thronen herabsteigen;
terstädte auf dem Festland sollen durchs sie werden ihre Mäntel ablegen und ihre
Schwert umkommen; und sie sollen er- gestickten Gewänder ausziehen; in Schrek-
kennen, daß ich der HERR bin. ken werden sie sich kleiden, auf dem Bo-
7 Denn so spricht GOTT, der Herr: Siehe, den sitzen; sie werden jeden Augenblick
ich bringe Nebukadnezar, den König von erzittern und sich über dich entsetzen.
Babel, der ein König aller Könige ist, von 17 Und sie werden ein Klagelied über dich

a (25,16) Die Philister waren ursprünglich von Kreta (Kaphtor) in die Gegend des Gazastreifens eingewandert (vgl.
Am 9,7; Jer 47,4).
884 HESEKIEL 26.27
anstimmen und zu dir sagen: Ach, wie bist em und rotem Purpur von den Küsten
du zugrundegegangen, in der man über Elischas war dein Zeltdach. 8 Die Ein-
den Meeren thronte, du berühmte Stadt, wohner von Zidon und Arwad waren
die mächtig war auf dem Meer, sie und deine Ruderknechte; deine eigenen Wei-
ihre Einwohner, die Schrecken einflößte sen, o Tyrus, die in dir wohnten, waren
allen, die um sie her wohnen! 18 Jetzt wer- deine Steuermänner. 9 Die Ältesten von
den die Inseln zittern, am Tag deines Falls, Gebal und ihre Weisen sind bei dir gewe-
ja, die Inseln im Meer sind bestürzt wegen sen und haben die Lecks [deiner Schiffe]
deines Untergangs! ausgebessert. Alle Schiffe des Meeres
19 Denn so spricht GOTT, der Herr: Wenn samt ihren Matrosen sind bei dir gewe-
ich dich zur verwüsteten Stadt mache, sen, um Tauschhandel mit dir zu treiben.
gleich den unbewohnten Städten, wenn 10 Die Perser, die Leute von Lud und Put
ich die Flut gegen dich aufsteigen lasse waren in deinem Heer als deine Kriegs-
und die großen Wasser dich bedecken, leute; sie hängten ihre Schilde und Helme
20 dann lasse ich dich hinabfahren mit bei dir auf; sie verliehen dir Glanz. 11 Die
denen, die in die Grube hinabfahren, zu Söhne Arwads waren mit deinem Heer
dem Volk der Vorzeit, daß du in den un- ringsum auf deinen Mauern und die
tersten Örtern der Erde wohnen sollst, Gammaditer auf deinen Türmen. Sie
gleich uralten Ruinen, mit denen, die in hängten ihre Schilde ringsum an deinen
die Grube hinabgefahren sind, damit du Mauern auf; sie machten deine Schön-
unbewohnt bleibst. Aber im Land der Le- heit vollkommen.
bendigen schenke ich Herrlichkeit. 21 Zum 12 Tarsis hat mit dir Handel getrieben mit
Schrecken will ich dich machen, und du einer Menge von allerlei Gütern; mit Sil-
sollst nicht mehr sein! Man wird dich su- ber, Eisen, Zinn und Blei hat es deine
chen, aber du sollst ewiglich nicht mehr Waren bezahlt. 13 Jawan, Tubal und Me-
gefunden werden! spricht GOTT, der Herr. sech sind deine Kunden gewesen; mit
Menschenseelen und ehernen Geräten
Klagelied über Tyrus haben sie Tauschhandel mit dir getrie-
Jes 23,1-9
ben. 14 Die vom Haus Togarma haben mit
Und das Wort des HERRN erging an Rossen, Reitern und Maultieren deine
mich folgendermaßen: 2 Du, Men- Waren bezahlt.
schensohn, stimme ein Klagelied über 15 Die Söhne Dedans waren deine Kun-
Tyrus an 3 und sprich zu Tyrus, die am den; viele Küstenländer standen in Han-
Meeresstrand liegt und mit den Völkern delsbeziehung mit dir; sie lieferten dir
Handel treibt nach vielen Inseln hin: So Stoßzähne aus Elfenbein und Ebenholz
spricht GOTT, der Herr: Tyrus, du hast ge- als Zahlung. 16 Die Aramäer haben mit
sagt: »Ich bin von vollkommener Schön- dir Handel getrieben wegen der Menge
heit!« 4 Deine Grenzen liegen mitten im deiner Erzeugnisse; für deine Waren ga-
Meer, und deine Bauleute haben dich ben sie dir Karfunkel, roten Purpur, bunt-
vollkommen schön gemacht. 5 Aus Zy- gewirkte Stoffe, feines Leinen, Korallen
pressen von Senir haben sie alle deine und Rubinen. 17 Juda und das Land Israel
Planken gemacht; Zedern vom Libanon waren deine Kunden; sie lieferten dir
haben sie genommen, um einen Mast für Weizen aus Minnit, Backwaren, Honig, Öl
dich zu fertigen. 6 Aus Eichen von Ba- und Balsam im Austausch. 18 Damaskus
schan haben sie deine Ruder hergestellt; trieb Handel mit dir wegen der Menge
sie haben dein Deck aus Elfenbein ge- deiner Erzeugnisse, mit einer Menge von
macht, eingefaßt in Scherbinzederholz allerlei Gütern, mit Wein von Helbon und
von den Inseln der Kittäer. Wolle von Zachar. 19 Wedan und Jawan
7 Dein Segel war aus feinem Leinen in von Usal gaben dir geschmiedetes Eisen
Buntwirkerarbeit aus Ägypten, damit es für dein Handelsgut; Kassia und Zimtrohr
dir als Kriegsbanner diene, und aus blau- hatten sie für dich als Tauschware.
HESEKIEL 27.28 885
20 Dedan hat mit Satteldecken zum Reiten Erde bereichert. 34 Nun aber, da du zer-
mit dir gehandelt. 21 Die Araber und alle schellt und vom Meer verschwunden
Fürsten von Kedar suchten dich auf mit und in die Wassertiefen gestürzt worden
Schafen, Widdern und Böcken; damit trie- bist, sind deine Tauschwaren und all dein
ben sie Handel mit dir. 22 Die Kaufleute von Volk in deiner Mitte gefallen. 35 Alle Ein-
Saba und Rama waren deine Kunden; sie wohner der Inseln sind entsetzt über
haben die allerköstlichste Spezerei, allerlei dich, und alle ihre Könige sind von Schau-
Edelsteine und Gold für deine Ware der erfaßt; ihre Angesichter beben. 36 Die
gegeben. 23 Haran, Kanne und Eden, die Kaufleute unter den Völkern zischen über
Kaufleute aus Saba, Assyrien und Kilmad dich. Du bist zum Schreckbild geworden
sind deine Kunden gewesen. 24 Sie trieben und bist für immer dahin!
mit dir Handel mit prächtigen Gewän-
dern, mit Mänteln aus blauem Purpur und Weissagung über den Fürsten von Tyrus
Jes 23,8-9; 14,11-15; 2,12-22
buntgewirktem Stoff, mit zweifarbigen
Stoffen, mit Schiffstauen und festgedreh- Und das Wort des HERRN erging
ten Seilen [im Tausch] gegen deine Waren. an mich folgendermaßen: 2 Men-
25 Tarsisschiffe zogen für dich dahin mit schensohn, sprich zu dem Fürsten von
deinen Tauschwaren; davon wurdest du Tyrus: So spricht GOTT, der Herr: Weil sich
sehr reich und geehrt im Herzen der Mee- dein Herz erhoben hat und du gesagt
re. 26 Deine Ruderknechte haben dich hast: »Ich bin ein Gott und sitze auf einem
über viele Wasser gebracht; ein Ostwind Götterthron mitten im Meer«, da du doch
soll dich zerbrechen im Herzen der Mee- nur ein Mensch und kein Gott bist, und
re! 27 Deine Reichtümer und dein Absatz, [weil du] dein Herz dem Herzen Gottes
deine Tauschware, deine Seeleute und gleichstellst — 3 siehe, du warst weiser als
deine Steuermänner, deine Schiffszim- Daniel; kein Geheimnis war für dich im
merleute und deine Tauschhändler und Dunkeln; 4 durch deine Weisheit und dei-
alle deine Kriegsleute, die bei dir sind, nen Verstand hast du dir Reichtum erwor-
samt der ganzen Volksmenge in dir wer- ben und hast Gold und Silber in deinen
den mitten ins Meer stürzen am Tag dei- Schatzhäusern aufgehäuft; 5 durch deine
nes Falls. große Weisheit und deinen Handel hast
28 Von dem Geschrei deiner Steuermän- du deinen Reichtum gemehrt, und wegen
ner wird das Festland erzittern. 29 Alle, deines Reichtums hat sich dein Herz
die das Ruder führen, die Schiffsleute überhoben —, 6 darum spricht GOTT, der
und alle Steuermänner auf dem Meer, Herr, so: Weil du dein Herz dem Herzen
werden aus ihren Schiffen steigen und Gottes gleichgestellt hast, 7 darum, siehe,
ans Land treten. 30 Und sie werden dei- will ich Fremde über dich bringen, die
netwegen ihre Stimme erheben und bit- Gewalttätigsten der Völker; die sollen ihre
terlich schreien. Sie werden Staub auf ih- Schwerter gegen die Pracht deiner Weis-
re Häupter werfen und sich in Asche heit zücken und deinen Glanz entweihen.
wälzen. 31 Auch werden sie sich um dei- 8 In die Grube werden sie dich hinabsto-
netwillen kahlscheren und Sacktuch an- ßen, und du wirst den Tod eines Erschla-
legen. Sie werden dich mit traurigem genen sterben mitten im Meer! 9 Wirst du
Herzen und in bitterer Klage beweinen. dann angesichts deiner Mörder auch
32 Und in ihrem Jammer werden sie ein noch sagen: »Ich bin Gott«, da du doch ein
Klagelied über dich anstimmen und über Mensch und nicht Gott bist, in der Hand
dich wehklagen: Wer ist wie Tyrus, das so derer, die dich durchbohren? 10 Den Tod
still geworden ist mitten im Meer? der Unbeschnittenen wirst du sterben
33 Als deine Güter den Meeren entstie- durch die Hand der Fremden! Ja, ich habe
gen, ernährtest du viele Völker; mit der es gesagt, spricht GOTT, der Herr.
Menge deiner Reichtümer und mit dei- 11 Weiter erging das Wort des HERRN an
nen Tauschwaren hast du die Könige der mich folgendermaßen: 12 Menschensohn,
886 HESEKIEL 28.29
stimme ein Klagelied an über den König daß ich der HERR bin, wenn ich das Urteil
von Tyrus und sprich zu ihm: So spricht an ihm vollstrecken und mich an ihm hei-
GOTT, der Herr: O du Siegel der Vollen- lig erweisen werde. 23 Denn ich will die
dung, voller Weisheit und vollkommener Pest zu ihm senden und Blutvergießen auf
Schönheit! seine Gassen, und es sollen Erschlagene in
13 In Eden, im Garten Gottes warst du; seiner Mitte fallen durchs Schwert, das
mit allerlei Edelsteinen warst du bedeckt: von allen Seiten über es kommt, und sie
mit Sardis, Topas, Diamant, Chrysolith, sollen erkennen, daß ich der HERR bin.
Onyx, Jaspis, Saphir, Karfunkel, Smaragd, 24 Es soll künftig für das Haus Israel kein
und mit Gold. Deine kunstvoll hergestell- stechender Dorn und kein schmerzender
ten Tamburine und Flöten waren bei dir; Stachel mehr verbleiben von seiten derer,
am Tag deiner Erschaffung wurden sie die rings um sie her [wohnen] und sie
bereitet. 14 Du warst ein gesalbter, schüt- verachten; und sie sollen erkennen, daß
zender Cherub, ja, ich hatte dich dazu ich GOTT, der Herr, bin. 25 So spricht GOTT,
eingesetzt; du warst auf dem heiligen der Herr: Wenn ich das Haus Israel wieder
Berg Gottes, und du wandeltest mitten sammle aus den Völkern, unter die sie
unter den feurigen Steinen. zerstreut worden sind, so werde ich mich
15 Du warst vollkommen in deinen We- an ihnen heilig erweisen vor den Augen
gen vom Tag deiner Erschaffung an, bis der Heiden, und sie sollen in ihrem Land
Sünde in dir gefunden wurde. 16 Durch wohnen, das ich meinem Knecht Jakob
deine vielen Handelsgeschäfte ist dein gegeben habe. 26 Ja, sie sollen sicher da-
Inneres mit Frevel erfüllt worden, und du rin wohnen, Häuser bauen und Weinber-
hast gesündigt. Darum habe ich dich von ge pflanzen; ja, sie werden sicher woh-
dem Berg Gottes verstoßen und dich, du nen, wenn ich das Urteil vollziehen werde
schützender Cherub, aus der Mitte der an allen denen rings um sie her, die sie
feurigen Steine vertilgt. verachten; dann werden sie erkennen,
17 Dein Herz hat sich überhoben wegen daß ich, der HERR, ihr Gott bin!
deiner Schönheit; du hast deine Weisheit
um deines Glanzes willen verderbt. So Weissagung gegen Ägypten
habe ich dich auf die Erde geworfen und und den Pharao
Hes 30-32
dich vor den Königen zum Schauspiel
gemacht. 18 Mit deinen vielen Misseta- Im zehnten Jahr, am zwölften Tag
ten, durch die Ungerechtigkeit deines des zehnten Monats, erging das
Handels, hast du deine Heiligtümer ent- Wort des HERRN an mich folgenderma-
weiht; da ließ ich ein Feuer von dir ausge- ßen: 2 Menschensohn, richte dein Ange-
hen, das dich verzehrte, und ich habe sicht gegen den Pharao, den König von
dich zu Asche gemacht auf Erden, vor den Ägypten, und weissage gegen ihn und
Augen aller, die dich sahen. 19 Alle, die gegen ganz Ägypten! 3 Sage und sprich:
dich kennen unter den Völkern, entsetzen So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich kom-
sich über dich; du bist zum Schrecken me über dich, Pharao, du König von
geworden und bist für immer dahin! Ägypten, du großes Seeungeheuer, das
mitten in seinen Strömen liegt und
Weissagung gegen Zidon spricht: »Mein Strom gehört mir, und ich
Jer 25,22
habe ihn mir gemacht!«
20 Und das Wort des HERRN erging an mich 4 So will ich dir denn Haken in deine
folgendermaßen: 21 Menschensohn, rich- Kinnbacken legen und die Fische in dei-
te dein Angesicht gegen Zidon und weis- nen Strömen an deine Schuppen hängen;
sage gegen es 22 und sprich: So spricht und ich will dich herausziehen aus dei-
GOTT, der Herr: Siehe, ich komme über nen Strömen samt allen Fischen in dei-
dich, Zidon, und will mich verherrlichen nen Strömen, die an deinen Schuppen
in deiner Mitte, und sie sollen erkennen, hängen. 5 Und ich will dich samt allen
HESEKIEL 29.30 887
Fischen in deinen Strömen in die Wüste daß es sich künftig nicht über die Völker
schleudern, daß du auf dem freien Feld erheben wird. Denn ich will sie so ver-
liegen bleibst. Man wird dich weder auf- mindern, daß sie nicht mehr über die
lesen noch einsammeln, sondern ich will Völker herrschen werden. 16 Sie werden
dich den Tieren des Feldes und den Vö- auch für das Haus Israel künftig keine
geln des Himmels zum Fraß geben! Zuflucht mehr sein, die an ihre Missetat
6 Dann sollen alle Einwohner Ägyptens erinnert, wenn sie sich zu ihnen wenden.
erkennen, daß ich der HERR bin, weil sie Und sie sollen erkennen, daß ich GOTT,
für das Haus Israel [wie] ein Rohrstab der Herr bin.
gewesen sind: 7 Wenn sie dich in die 17 Und es geschah im siebenundzwan-
Hand nahmen, so knicktest du ein und zigsten Jahr, im ersten Monat, am ersten
durchstachst ihnen die ganze Schulter; Tag des Monats, da erging das Wort des
und wenn sie sich auf dich lehnten, so HERRN an mich folgendermaßen: 18 Men-
zerbrachst du und lähmtest ihre Hüften. schensohn, Nebukadnezar, der König
8 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Siehe, von Babel, hat seine Heeresmacht schwe-
ich will das Schwert über dich bringen und ren Dienst tun lassen gegen Tyrus. Alle
Menschen und Vieh in dir ausrotten. 9 Und Häupter sind geschoren und alle Schul-
das Land Ägypten soll zur Wüste und Ein- tern zerschunden; aber Lohn ist ihm und
öde werden; und sie sollen erkennen, daß seinem Heer von Tyrus nicht zuteil ge-
ich der HERR bin. Weil [der Pharao] sagt: worden für die Arbeit, die er gegen sie
»Der Strom gehört mir, und ich habe ihn getan hat.
gemacht!«, 10 darum, siehe, komme ich 19 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Sie-
über dich und über deine Ströme, und he, ich will Nebukadnezar, dem König
ich will das Land Ägypten zu Trümmer- von Babel, das Land Ägypten geben, daß
stätten machen, zu einer schrecklichen er sich dessen Reichtum aneigne und es
Einöde, von Migdol bis nach Syene, bis ausraube und ausplündere; das soll sei-
an die Grenze von Kusch. 11 Keines Men- nem Heer als Lohn zuteil werden! 20 Als
schen Fuß soll es durchwandern, auch Sold für seine Arbeit, die er verrichtet hat,
keines Tieres Fuß soll es durchwandern, will ich ihm das Land Ägypten geben,
und es soll 40 Jahre lang unbewohnt weil sie für mich gearbeitet haben,
bleiben. 12 Und ich will das Land Ägyp- spricht GOTT, der Herr.
ten zu einer schrecklichen Wüste machen 21 Zu jener Zeit will ich dem Haus Israel
inmitten anderer verwüsteter Länder, ein Horn hervorsprossen lassen, und dir
und seine Städte sollen unter anderen werde ich es gewähren, den Mund aufzu-
öden Städten 40 Jahre lang schrecklich tun in ihrer Mitte; und sie sollen erken-
öde liegen. Aber die Ägypter will ich unter nen, daß ich der HERR bin.
die Heidenvölker zerstreuen und in die
Länder versprengen. Klagelied über Ägypten
13 Dennoch spricht GOTT, der Herr, so: Und das Wort des HERRN erging
Wenn die 40 Jahre vollendet sind, will ich an mich folgendermaßen: 2 Men-
die Ägypter aus den Völkern, unter die sie schensohn, weissage und sprich: So
zerstreut worden sind, wieder zusammen- spricht GOTT, der Herr: Wehklagt: »Wehe,
bringen; 14 und ich will das Geschick der welch ein Tag!« 3 Denn nahe ist der Tag, ja,
Ägypter wenden; ja, in das Land Patros,b nahe ist der Tag des HERRN! Ein Tag [dunk-
in das Land ihres Ursprungs, will ich sie ler] Wolken, die Zeitc der Heidenvölker
zurückbringen, daß sie dort ein beschei- wird es sein. 4 Und das Schwert wird über
denes Königreich sein sollen. 15 Ja, es soll Ägypten kommen; und in Kusch wird gro-
geringer sein als andere Königreiche, so ße Angst sein, wenn die Erschlagenen in

a (29,6) d.h. schwankend und unzuverlässig. c (30,3) d.h. die Gerichtszeit.


b (29,14) Bezeichnung für Oberägypten.
888 HESEKIEL 30.31
Ägypten fallen und man seinen Reichtum sollen durch das Schwert fallen, und [ihre
wegnimmt und seine Grundfesten nie- Bewohner] werden in die Gefangenschaft
derreißt. 5 Kusch, Put und Lud, alles wandern. 18 In Tachpanches soll der Tag
Mischvolk und Kub und die Söhne des verfinstert werden, wenn ich dort das
verbündeten Landes werden samt ihnen Joch Ägyptens zerbreche und ihre stolze
durchs Schwert fallen. Macht dort ein Ende findet; es wird sie
6 So spricht der HERR: Die Stützen Ägyp- eine [dunkle] Wolke bedecken, und ihre
tens werden fallen, und ihre stolze Macht Töchter sollen in die Gefangenschaft
muß herunter! Von Migdol bis nach Sye- wandern. 19 So will ich an Ägypten das
ne sollen sie darin durchs Schwert fallen! Urteil vollziehen, und sie sollen erken-
spricht GOTT, der Herr. 7 Und sie sollen nen, daß ich der HERR bin!
verwüstet sein unter anderen verwüste- 20 Und es geschah im elften Jahr, im er-
ten Ländern, und ihre Städte sollen unter sten Monat, am siebten Tag des Monats,
anderen zerstörten Städten daliegen; da erging das Wort des HERRN an mich:
8 und sie sollen erkennen, daß ich der 21 Menschensohn, ich habe den Arm des
HERR bin, wenn ich ein Feuer in Ägypten Pharao, des Königs von Ägypten, zerbro-
anzünde und alle ihre Helfer zerschmet- chen; und siehe, er ist nicht verbunden
tert werden. 9 An jenem Tag werden Bo- worden, man hat kein Heilmittel ange-
ten von mir ausfahren auf Schiffen, um wandt, keine Binde angelegt, um ihn zu
die sicheren Kuschiten aufzuschrecken, verbinden, daß er stark genug würde, das
und große Angst wird sie überfallen am Schwert zu fassen.
Tag Ägyptens; denn siehe, es kommt! 22 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Sie-
10 So spricht GOTT, der Herr: Ich will durch he, ich komme über den Pharao, den Kö-
die Hand Nebukadnezars, des Königs von nig von Ägypten, und werde ihm seine
Babel, das Lärmen Ägyptens zum Schwei- Arme, den starken und den zerbroche-
gen bringen. 11 Er und sein Volk mit ihm, nen, zerschmettern, so daß das Schwert
die Gewalttätigsten unter den Heiden, aus seiner Hand fällt. 23 Und die Ägypter
sollen herbeigeführt werden, um das will ich unter die Heidenvölker zerstreu-
Land zu verderben. Sie sollen ihre Schwer- en und in die Länder versprengen. 24 Ja,
ter gegen Ägypten ziehen und das Land ich werde dem König von Babel die Arme
mit Erschlagenen füllen. 12 Ich will die stärken und ihm mein Schwert in die
Ströme austrocknen und das Land in die Hand geben; aber die Arme des Pharao
Hand von bösen Leuten verkaufen, und werde ich zerbrechen, daß er vor ihm
das Land samt allem, was darin ist, durch stöhnen wird wie ein zu Tode Verwunde-
die Hand von Fremden verwüsten; ich, ter. 25 Ja, die Arme des Königs von Babel
der HERR, habe es gesagt! will ich stärken, dem Pharao aber werden
13 So spricht GOTT, der Herr: Ich will die die Arme sinken. Und sie sollen erken-
Götzen vertilgen und die falschen Götter nen, daß ich der HERR bin, wenn ich dem
ausrotten aus Noph, und es soll kein König von Babel mein Schwert in die
Ägypter mehr Fürst sein über das Land; Hand gebe, daß er es gegen das Land
ich will dem Land Ägypten Furcht einja- Ägypten ausstreckt. 26 Und ich werde die
gen. 14 Und ich will Patros verwüsten und Ägypter unter die Heidenvölker zerstreu-
in Zoan ein Feuer anzünden und an No en und in die Länder versprengen; und
das Urteil vollziehen; 15 und ich will mei- sie sollen erkennen, daß ich der HERR bin.
nen Zorn ausgießen über Sin, das Boll-
werk Ägyptens, und die Volksmenge von Die Zeder auf dem Libanon.
No ausrotten. 16 Und ich will Feuer an Ägypten und Assyrien
Ägypten legen: Sin soll sich krümmen vor Und es geschah im elften Jahr, im
Schmerz, No soll erobert und Noph ge- dritten Monat, am ersten Tag des
ängstigt werden am hellen Tag. 17 Die Monats, daß das Wort des HERRN an mich
jungen Männer von Awen und Pi-Beset erging: 2 Menschensohn, sprich zum
HESEKIEL 31.32 889
Pharao, dem König von Ägypten, und zu Feldes, 14 damit sich künftig kein Baum
seiner Menge: Wem gleichst du in deiner am Wasser wegen seiner Höhe überhe-
Größe? 3 Siehe, der Assyrer war wie eine ben und seinen Wipfel bis zu den Wolken
Zeder auf dem Libanon, mit schönen erheben soll; damit auch alle Großen un-
Ästen, so dicht, daß er Schatten gab, und ter ihnen, die vom Wasser getränkt wer-
hoch aufgeschossen, daß sein Wipfel bis den, nicht mehr in ihrer Höhe dastehen,
zu den Wolken reichte. 4 Die Wasser da sie doch alle dem Tod preisgegeben
machten ihn groß, und große Wasser- sind, in die untersten Örter der Erde, in-
massen machten ihn hoch; ihre Ströme mitten der Menschenkinder, zu denen
umspülten seine Pflanzung, und ihre hin, die zur Grube hinabfahren.
Kanäle erstreckten sich zu allen Bäumen 15 So spricht GOTT, der Herr: An dem Tag,
des Feldes. 5 Darum wuchs er höher als als er ins Totenreich hinabfuhr, ließ ich
alle Bäume des Feldes; er bekam viele eine Klage abhalten; ich verhüllte um
Äste und lange Zweige von dem vielen seinetwillen die großen Wassermassen;
Wasser, in dem er sich ausbreitete. ich hemmte ihre Ströme, und die großen
6 Alle Vögel des Himmels nisteten in sei- Wasser wurden zurückgehalten, und ich
nen Zweigen, und unter seinen Ästen ließ den Libanon um ihn trauern, und al-
warfen alle Tiere des Feldes ihre Jungen; le Bäume des Feldes verschmachteten
unter seinem Schatten wohnten alle gro- seinetwegen. 16 Vom Getöse seines Falles
ßen Völker. 7 Er wurde schön in seiner ließ ich die Heidenvölker erbeben, als ich
Größe und wegen der Länge seiner Äste; ihn ins Totenreich hinabstieß mit denen,
denn seine Wurzeln waren an sehr vielen die in die Grube hinabfahren. Und es
Wassern. 8 Die Zedern im Garten Gottes trösteten sich in den untersten Örtern der
stellten ihn nicht in den Schatten, die Zy- Erde alle Bäume Edens, samt allen aus-
pressen waren seinen Ästen nicht zu ver- erlesenen und besten Bäumen Libanons,
gleichen, die Platanen waren nicht wie alle, die vom Wasser getränkt worden
seine Zweige; kein Baum im Garten Got- waren. 17 Auch sie fuhren mit ihm ins
tes war ihm zu vergleichen in seiner Totenreich hinab zu denen, die durchs
Schönheit. 9 Ich hatte ihn schön gemacht Schwert gefallen sind, die als seine Helfer
durch die Menge seiner Äste, so daß ihn unter seinem Schatten gewohnt haben
alle Bäume Edens beneideten, die im inmitten der Heidenvölker. 18 Wem bist
Garten Gottes standen. du an Herrlichkeit und Größe zu verglei-
10 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Weil chen unter den Bäumen Edens? Dennoch
du so hoch gewachsen bist, ja, weil sein wirst du mit den Bäumen Edens in die
Wipfel bis zu den Wolken reichte und sein untersten Örter der Erde hinabgestoßen,
Herz sich überhoben hat wegen seiner wo du mitten unter den Unbeschnitte-
Höhe, 11 so habe ich ihn der Hand eines nen liegen sollst bei denen, die durchs
Mächtigen unter den Völkern preisgege- Schwert gefallen sind. So soll es dem Pha-
ben, daß er ihn behandelte nach seinem rao ergehen und seiner ganzen Menge!
Belieben; ich habe ihn verstoßen wegen spricht GOTT, der Herr.
seiner Gottlosigkeit! 12 Und Fremde, die
Gewalttätigsten unter den Heidenvöl- Klagelied über den Pharao
kern, hieben ihn um und warfen ihn hin. Und es geschah im zwölften Jahr,
Auf die Berge und in alle Täler fielen seine im zwölften Monat, am ersten Tag
Äste, und seine Zweige wurden zerbro- des Monats, da erging das Wort des HERRN
chen in allen Talschluchten des Landes, an mich folgendermaßen: 2 Menschen-
so daß alle Völker der Erde seinen Schat- sohn, stimme ein Klagelied an über den
ten verließen und ihn aufgaben. Pharao, den König von Ägypten, und
13 Auf seinem gefällten Stamm wohnten sprich zu ihm: Du warst einem jungen
alle Vögel des Himmels, und auf seinen Löwen gleich unter den Heidenvölkern,
Ästen lagerten sich alle wilden Tiere des und du warst wie ein Seeungeheuer in
890 HESEKIEL 32
den Meeren. Du brachst hervor in deinen Land Ägypten zur Wüste gemacht und das
Strömen; du trübtest das Wasser mit dei- Land entblößt habe von allem, was es er-
nen Füßen und wühltest ihre Flüsse auf. füllt, wenn ich alle, die darin wohnen, ge-
3 So spricht GOTT, der Herr: Ich will mein schlagen habe, so werden sie erkennen,
Netz über dich ausspannen durch eine daß ich der HERR bin.
Schar vieler Völker; die werden dich in 16 Das ist das Klagelied, und man wird es
meinem Garn heraufziehen. 4 Und ich klagend singen; die Töchter der Heiden
will dich auf das Land werfen und aufs werden es klagend singen; sie werden es
freie Feld schleudern; und ich will bewir- klagend singen über Ägypten und über
ken, daß alle Vögel des Himmels sich auf seine ganze Menge, spricht GOTT, der Herr.
dir niederlassen sollen; ich will die Tiere
der ganzen Erde mit dir sättigen. 5 Ich will Der Pharao und sein Heer
dein Fleisch auf die Berge werfen und die fahren ins Totenreich
Jes 14,4-20; Pred 9,10
Täler mit deinem Aas füllen. 6 Ich will das
Land mit deinem Ausfluß, mit deinem 17 Und es geschah im zwölften Jahr, am
Blut, tränken bis an die Berge hin, und die fünfzehnten Tag des Monats, da erging
Talsohlen sollen voll werden von dir. das Wort des HERRN an mich folgender-
7 Wenn ich dich auslöschen werde, so will maßen: 18 Menschensohn, erhebe eine
ich den Himmel bedecken und seine Wehklage über die Menge in Ägypten
Sterne verdunkeln; ich will die Sonne mit und laß sie mit den Töchtern mächtiger
einer Wolke überziehen, und der Mond Völker hinabfahren in die untersten Örter
wird seinen Schein nicht geben; 8 ich will der Erde, zu denen, die in die Grube hin-
alle leuchtenden Himmelslichter über dir abgefahren sind. 19 Wen übertriffst du an
verdunkeln und Finsternis über dein Lieblichkeit? — Fahre hinab! Lege dich zu
Land bringen, spricht GOTT, der Herr. 9 Ich den Unbeschnittenen! 20 Mitten unter
will auch das Herz vieler Völker traurig den vom Schwert Erschlagenen sollen sie
machen, wenn ich deinen Untergang be- fallen. Das Schwert ist übergeben; zieht
kanntmache unter den Heiden und in sie hinab samt all ihrer Menge! 21 Die
den Ländern, die du nicht kennst. 10 Und Vornehmen unter den Helden aus der
ich werde bewirken, daß sich viele Völker Mitte des Totenreichs werden von ihm
über dich entsetzen und daß ihre Könige und seinen Helfern sagen: »Sie sind hin-
deinetwegen erschaudern werden, wenn abgefahren, sie liegen da, die Unbe-
ich mein Schwert vor ihren Augen schnittenen, die vom Schwert durch-
schwingen werde. Sie werden jeden Au- bohrt sind!«
genblick erzittern, jeder für sein Leben, 22 Da ist Assyrien mit seinem ganzen
am Tag deines Falls. Haufen, ringsum sind seine Gräber, sie
11 Denn so spricht GOTT, der Herr: Das alle sind mit dem Schwert erschlagen
Schwert des Königs von Babel wird über und gefallen. 23 Ihre Gräber sind in die
dich kommen. 12 Ich will deine Menge tiefste Grube gelegt, und rings um sein
fällen durch das Schwert der Helden; sie Grab ist seine Schar; sie sind alle erschla-
sind allesamt die Gewalttätigsten unter gen, durchs Schwert gefallen, die zuvor
den Heiden, und sie werden die stolze Schrecken verbreitet haben im Land der
Pracht Ägyptens verwüsten, und seine Lebendigen.
ganze Volksmenge wird vertilgt werden. 24 Da ist auch Elam und alle seine Menge
13 Ich will auch all sein Vieh an den großen rings um sein Grab; sie alle sind erschla-
Wassern umbringen, daß künftig weder gen, durchs Schwert gefallen, unbeschnit-
die Füße der Menschen noch die Klauen ten in die untersten Örter der Erde hinab-
des Viehs sie trüben sollen. 14 Dann will gefahren; sie, die einst Schrecken verbrei-
ich bewirken, daß ihre Wasser sinken und teten im Land der Lebendigen und nun
ihre Ströme wie Öl daherfließen sollen, ihre Schande tragen samt denen, die in
spricht GOTT, der Herr. 15 Wenn ich das die Grube hinabgefahren sind. 25 Man
HESEKIEL 32.33 891
hat ihm mit all seiner Menge unter den DIE VERHEISSUNG DER ZUKÜNFTIGEN
Erschlagenen ein Lager gegeben; ihre WIEDERHERSTELLUNG FÜR ISRAEL
Gräber sind ringsum. Alle sind unbe- Kapitel 33 - 39
schnitten, mit dem Schwert erschlagen; Der Wächterdienst des Propheten
weil sie Schrecken verbreitet haben im Hes 3,17-21; Apg 20,28
Land der Lebendigen, müssen sie ihre Und das Wort des HERRN erging
Schande tragen samt denen, die in die an mich folgendermaßen: 2 Men-
Grube hinabgefahren sind; man hat ihn schensohn, rede zu den Kindern deines
mitten unter die Erschlagenen gelegt. Volkes und sage ihnen: Wenn ich das
26 Da sind auch Mesech, Tubal und ihre Schwert über ein Land bringe, so nimmt
ganze Menge und ihre Gräber ringsum. das Volk des Landes einen Mann aus sei-
Diese alle sind unbeschnitten durchs ner Mitte und bestimmt ihn zu seinem
Schwert umgekommen, weil sie Schrek- Wächter. 3 Wenn nun dieser das Schwert
ken verbreitet haben im Land der Leben- über sein Land kommen sieht, so stößt er
digen. 27 Und sie liegen nicht bei den ins Schopharhorn und warnt das Volk.
Helden, die unter den Unbeschnittenen 4 Wenn dann jemand den Schall des Scho-
gefallen sind, die mit ihren Kriegswaffen pharhornes hört und sich nicht warnen las-
ins Totenreich hinabfuhren, denen man sen will, und das Schwert kommt und rafft
ihre Schwerter unter ihre Häupter legte; ihn weg, so kommt sein Blut auf seinen
sondern ihre Missetat ist auf ihren Gebei- Kopf; 5 denn da er den Schall des Schophar-
nen, weil sie ein Schrecken der Helden hornes hörte, sich aber nicht warnen ließ, so
waren im Land der Lebendigen. sei sein Blut auf ihm! Hätte er sich warnen
28 So sollst auch du unter den Unbe- lassen, so hätte er seine Seele gerettet.
schnittenen zerschmettert werden und 6 Wenn aber der Wächter das Schwert
bei denen liegen, die durch das Schwert kommen sieht und nicht ins Schophar-
umgekommen sind! horn stößt und das Volk nicht gewarnt
29 Da ist auch Edom mit seinen Königen wird und das Schwert kommt und einen
und allen seinen Fürsten, die mit ihrer von ihnen wegrafft, so wird derjenige
Macht zu denen gelegt wurden, die durch zwar um seiner Sünde willen weggerafft,
das Schwert erschlagen wurden. Sie liegen aber sein Blut werde ich von der Hand
bei den Unbeschnittenen und bei denen, des Wächters fordern.
die in die Grube hinabgefahren sind. 7 Nun habe ich dich, o Menschensohn, für
30 Da sind auch alle Fürsten des Nordens das Haus Israel zum Wächter bestellt, da-
und alle Zidonier, die mit den Erschlage- mit du das Wort aus meinem Mund hören
nen hinabgefahren sind. Sie sind mit ihrer und sie von mir aus warnen sollst. 8 Wenn
furchterregenden Stärke zuschanden ge- ich zu dem Gottlosen sage: »Du Gottloser,
worden und liegen unbeschnitten unter du mußt gewißlich sterben!« und du sagst
denen, die mit dem Schwert erschlagen es ihm nicht, um den Gottlosen vor seinem
wurden, und tragen ihre Schande samt de- Weg zu warnen, so wird jener, der Gottlose,
nen, die in die Grube hinabgefahren sind. um seiner Sünde willen sterben; aber sein
31 Der Pharao wird sie sehen, und er wird Blut will ich von deiner Hand fordern.
getröstet werden über alle seine Menge. 9 Wenn du aber den Gottlosen vor seinem
Vom Schwert erschlagen ist der Pharao Weg warnst, damit er davon umkehrt, und
und sein ganzes Heer! spricht GOTT, der er von seinem Weg nicht umkehren will, so
Herr. 32 Denn ich habe ihn Schrecken wird er um seiner Sünde willen sterben; du
verbreiten lassen im Land der Lebendi- aber hast deine Seele gerettet.
gen; darum soll der Pharao und seine 10 Du nun, Menschensohn, sprich zu dem
ganze Menge unter Unbeschnittenen Haus Israel: So redet ihr und sagt: »Unsere
hingestreckt werden, bei denen, die vom Übertretungen und unsere Sünden liegen
Schwert erschlagen worden sind, spricht auf uns, daß wir darunter verschmachten;
GOTT, der Herr. wie können wir leben?« 11 Sprich zu ihnen:
892 HESEKIEL 33
So wahr ich lebe, spricht GOTT, der Herr: Gefangenschaft, da kam ein Entflohener
Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlo- von Jerusalem zu mir und sprach: Die
sen, sondern daran, daß der Gottlose um- Stadt ist geschlagen! 22 Aber die Hand
kehre von seinem Weg und lebe! Kehrt um, des HERRN war auf mich gekommen an
kehrt um von euren bösen Wegen! Warum dem Abend, ehe der Entflohene zu mir
wollt ihr sterben, o Haus Israel? kam, und er hatte mir den Mund aufge-
12 Und du, Menschensohn, sprich zu den tan, als jener am Morgen zu mir kam; und
Kindern deines Volkes: Den Gerechten der Mund wurde mir aufgetan, so daß ich
wird seine Gerechtigkeit nicht retten an nicht mehr stumm war.
dem Tag, da er sich versündigt; und den 23 Da erging das Wort des HERRN an mich
Gottlosen wird seine Gottlosigkeit nicht folgendermaßen: 24 Menschensohn, die
zu Fall bringen an dem Tag, da er von Bewohner dieser Ruinen im Land Israel
seinem gottlosen Wesen umkehrt, so we- sagen: »Abraham war nur ein einzelner
nig wie den Gerechten seine Gerechtig- Mann und hat das Land zum Besitz er-
keit am Leben erhalten wird an dem Tag, halten; wir aber sind viele, und uns ist das
da er sündigt. 13 Wenn ich von dem Ge- Land zum Besitz gegeben!« 25 Darum
rechten sage: »Er soll gewißlich leben!«, sprich zu ihnen: So spricht GOTT, der
und er verläßt sich auf seine Gerechtig- Herr: Ihr habt [das Fleisch] mitsamt dem
keit und tut Unrecht, so soll nicht mehr Blut gegessen; ihr habt eure Augen zu
an all seine gerechten Taten gedacht wer- euren Götzen erhoben und habt Blut ver-
den; sondern um seines Unrechts willen, gossen; und ihr solltet dennoch das Land
das er getan hat, soll er sterben. besitzen? 26 Ihr verlaßt euch auf euer
14 Und wenn ich zu dem Gottlosen sage: Schwert; ihr [Frauen] verübt Greuel und
»Du sollst gewißlich sterben!«, und er ihr [Männer] verunreinigt einer die Frau
kehrt von seiner Sünde um und übt Recht des anderen; und ihr solltet dennoch das
und Gerechtigkeit, 15 so daß der Gottlose Land besitzen?
das Pfand wiedergibt, den Raub zurück- 27 So sollst du zu ihnen reden: So spricht
erstattet und in den Satzungen des Le- GOTT, der Herr: So wahr ich lebe, alle die,
bens wandelt, ohne Unrecht zu tun, so welche in diesen Ruinen wohnen, sollen
soll er gewißlich leben und nicht sterben. durchs Schwert fallen; und wer auf dem
16 Auch soll bei ihm nicht mehr an alle freien Feld ist, den will ich den wilden
seine Sünden gedacht werden, die er ge- Tieren zum Fraß preisgeben; die aber in
tan hat; er hat Recht und Gerechtigkeit den Festungen und Höhlen sind, sollen
geübt, er soll gewißlich leben! an der Pest sterben! 28 Und ich will das
17 Dennoch sagen die Kinder deines Vol- Land zur Einöde machen und es verwü-
kes: »Der Weg des Herrn ist nicht richtig!« sten; und ihre Kraft, auf die sie stolz sind,
— dabei ist es doch ihr Weg, der nicht soll ein Ende haben; und die Berge Isra-
richtig ist! 18 Wenn der Gerechte sich von els sollen so schrecklich wüst daliegen,
seiner Gerechtigkeit abkehrt und Unrecht daß niemand darüber hinwandern wird.
tut, so muß er deshalb sterben; 19 wenn 29 Dann werden sie erkennen, daß ich
aber der Gottlose sich von seiner Gottlo- der HERR bin, wenn ich das Land zur Ein-
sigkeit abkehrt und Recht und Gerechtig- öde machen und es verwüsten werde
keit übt, so soll er deswegen leben! 20 Da wegen aller ihrer Greuel, die sie verübt
ihr aber sagt: »Der Weg des HERRN ist nicht haben.
richtig!«, so will ich jeden von euch nach 30 Und du, Menschensohn, die Kinder
seinen Wegen richten, Haus Israel! deines Volkes unterreden sich deinetwe-
gen an den Wänden und unter den Türen
Hesekiel erhält die Nachricht der Häuser und sagen zueinander, jeder
von der Einnahme Jerusalems zu seinem Bruder: »Kommt doch und
21 Und es geschah im zwölften Jahr, am hört, was für ein Wort vom HERRN aus-
fünften Tag des zehnten Monats unserer geht!« 31 Und sie werden zu dir kommen,
HESEKIEL 33.34 893
wie das Volk zusammenkommt, und wer- nur sich selbst weiden und nicht meine
den als mein Volk vor dir sitzen und dei- Schafe, 9 so hört, ihr Hirten, das Wort des
ne Worte hören, aber nicht danach han- HERRN! 10 So spricht GOTT, der Herr: Siehe,
deln. Denn wenn sie auch mit dem ich komme über die Hirten, und ich will
Mund ihre Liebe bekunden, so läuft ihr meine Schafe von ihren Händen fordern
Herz doch hinter dem Gewinn her. und will ihrem Schafeweiden ein Ende
32 Und siehe, du bist für sie wie ein Lie- machen, und die Hirten sollen nicht
beslied, wie einer, der eine schöne Stim- mehr sich selbst weiden; denn ich will
me hat und gut die Saiten spielen kann; meine Schafe aus ihrem Maul erretten,
sie werden deine Worte hören, aber sie daß sie ihnen künftig nicht mehr zum
nicht tun. 33 Wenn es aber kommt — und Fraß sein sollen.
siehe, es kommt! —, so werden sie erken-
nen, daß ein Prophet in ihrer Mitte gewe- Der gute Hirte Israels
Jer 23,3-8
sen ist.
11 Denn so spricht GOTT, der Herr: Siehe,
Weissagung gegen die untreuen Hirten ich selbst will nach meinen Schafen su-
des Volkes Gottes chen und mich ihrer annehmen! 12 Wie
Jer 23,1-3; Apg 20,28
ein Hirte seine Herde zusammensucht an
Und das Wort des HERRN erging dem Tag, da er mitten unter seinen zer-
an mich folgendermaßen: 2 Men- streuten Schafen ist, so will ich mich
schensohn, weissage gegen die Hirten Is- meiner Schafe annehmen und sie aus al-
raels, weissage und sprich zu ihnen, den len Orten erretten, wohin sie zerstreut
Hirten: So spricht GOTT, der Herr: Wehe wurden an dem nebligen und dunklen
den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Tag. 13 Und ich werde sie aus den Völkern
Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? herausführen und aus den Ländern zu-
3 Das Fette verzehrt ihr, mit der Wolle be- sammenbringen und werde sie in ihr
kleidet ihr euch, und das Gemästete Land führen; und ich werde sie weiden
schlachtet ihr, aber die Herde weidet ihr auf den Bergen Israels, in den Tälern und
nicht! 4 Das Schwache stärkt ihr nicht, allen bewohnten Gegenden des Landes.
das Kranke heilt ihr nicht, das Verwunde- 14 Auf einer guten Weide will ich sie wei-
te verbindet ihr nicht, das Verscheuchte den; und ihr Weideplatz soll auf den ho-
holt ihr nicht zurück, und das Verlorene hen Bergen Israels sein, dort sollen sie
sucht ihr nicht, sondern streng und hart sich auf einem guten Weideplatz lagern
herrscht ihr über sie! und auf den Bergen Israels fette Weide
5 Und so haben sie sich zerstreut, weil sie haben! 15 Ich selbst will meine Schafe
ohne Hirten waren, und sind allen wilden weiden und sie lagern, spricht GOTT, der
Tieren des Feldes zum Fraß geworden Herr. 16 Das Verlorene will ich suchen
und haben sich zerstreut. 6 Auf allen Ber- und das Verscheuchte zurückholen und
gen und hohen Hügeln irren meine Scha- das Verwundete verbinden; das Schwa-
fe umher, und über das ganze Land sind che will ich stärken; das Fette aber und
meine Schafe zerstreut; und niemand ist das Starke will ich vertilgen; ich will sie
da, der nach ihnen fragt, und niemand, weiden, wie es recht ist.
der sie sucht. 17 Und zu euch, meinen Schafen, spricht
7 Darum, ihr Hirten, hört das Wort des GOTT, der Herr: Siehe, ich will Recht spre-
HERRN! 8 So wahr ich lebe, spricht GOTT, chen zwischen den einzelnen Schafen,
der Herr: Weil meine Schafe zum Raub zwischen den Widdern und den Ziegen-
geworden sind, ja, weil meine Schafe al- böcken. 18 Ist es euch nicht genug, daß
len wilden Tieren des Feldes zum Fraß ihr eine so gute Weide abweidet; müßt ihr
geworden sind, weil sie keinen Hirten auch noch das übrige Weideland mit eu-
haben und meine Hirten nicht nach mei- ren Füßen zertreten? Und wenn ihr klares
nen Schafen fragen, und weil die Hirten Wasser getrunken habt, müßt ihr dann
894 HESEKIEL 34.35
das Übrige mit euren Füßen trüben? sind, spricht GOTT, der Herr. 31 Und ihr
19 Und sollen dann meine Schafe das ab- seid meine Herde, die Schafe meiner Wei-
weiden, was ihr mit euren Füßen zertre- de; ihr seid Menschen, [und] ich bin euer
ten habt, und trinken, was ihr mit euren Gott, spricht GOTT, der Herr.
Füßen trübe gemacht habt?
20 Darum, so spricht GOTT, der Herr, zu ih-
Weissagung gegen das Gebirge Seir (Edom)
nen: Siehe, ich selbst will Recht sprechen Und das Wort des HERRN erging
zwischen den fetten und den mageren an mich folgendermaßen: 2 Men-
Schafen: 21 weil ihr alle schwachen Schafe schensohn, wende dein Angesicht gegen
mit Seite und Schulter weggedrängt und das Gebirge Seir und weissage gegen
mit euren Hörnern gestoßen habt, bis ihr dasselbe 3 und sprich zu ihm: So spricht
sie hinausgetrieben hattet, 22 so will ich GOTT, der Herr: Siehe, ich komme über
meinen Schafen zu Hilfe kommen, daß sie dich, du Gebirge Seir; ich will meine
künftig nicht mehr zur Beute werden sol- Hand gegen dich ausstrecken und dich
len, und ich will Recht sprechen zwischen zu einer schrecklichen Wüste und Einöde
den einzelnen Schafen. 23 Ich will ihnen machen! 4 Deine Städte will ich in Trüm-
einen einzigen Hirten erwecken, der sie mer legen, und zu einer schrecklichen
weiden soll, nämlich meinen Knecht Da- Wüste sollst du werden; und du sollst er-
vid; der soll sie weiden, und der soll ihr kennen, daß ich der HERR bin. 5 Weil du
Hirte sein. 24 Und ich, der HERR, will ihr ewige Feindschaft hegst und die Kinder
Gott sein, und mein Knecht David soll Israels der Schärfe des Schwertes überlie-
Fürst sein in ihrer Mitte; ich, der HERR, ha- fert hast zur Zeit ihres Unglücks, zur Zeit
be es gesagt! der Sünde des Endes, 6 darum, so wahr
25 Ich will einen Friedensbund mit ihnen ich lebe, spricht GOTT, der Herr, ich will
schließen und alle bösen Tiere im Land dich bluten lassen, und Blut soll dich ver-
ausrotten, daß sie in der Steppe sicher folgen; weil du das Blutvergießen nicht
wohnen und in den Wäldern schlafen gescheut hast, so soll das Blut auch dich
können. 26 Ich will sie und die Umge- verfolgen!
bung meines Hügels zum Segen setzen 7 Und ich will das Gebirge Seir zu einer
und will ihnen den Regen zu seiner Zeit schrecklichen Wüste und Einöde machen
herabsenden; das sollen Regengüsse des und alle Hin- und Herziehenden daraus
Segens sein! 27 Und die Bäume des Fel- vertilgen. 8 Ich will seine Berge mit sei-
des sollen ihre Früchte bringen und das nen Erschlagenen füllen; ja, auf deinen
Erdreich seinen Ertrag; und sie sollen si- Hügeln und in deinen Tälern und allen
cher in ihrem Land wohnen; und sie sol- deinen Gründen sollen mit dem Schwert
len erkennen, daß ich der HERR bin, wenn Erschlagene fallen. 9 Zur ewigen, schreck-
ich die Balken ihres Joches zerbreche und lichen Wüste will ich dich machen, und
sie aus der Hand derer errette, die sie deine Städte sollen unbewohnt bleiben;
knechteten. und ihr sollt erkennen, daß ich der HERR
28 Sie sollen künftig nicht mehr eine Beu- bin.
te der Heiden werden, noch sollen die 10 Weil du gesagt hast: »Diese beiden Völ-
wilden Tiere des Landes sie fressen, son- ker und diese beiden Länder sollen mir
dern sie sollen sicher wohnen, und nie- gehören, und wir wollen [ihr Gebiet] ein-
mand wird sie erschrecken. 29 Ich will ih- nehmen!«, obgleich der HERR dort gewe-
nen auch eine Pflanzung erwecken zum sen ist, 11 darum spricht GOTT, der Herr:
Ruhm, daß sie nicht mehr durch Hunger So wahr ich lebe, ich will mit dir verfah-
im Land weggerafft werden und die ren nach deinem Zorn und nach deiner
Schmähung der Heiden nicht mehr tra- Eifersucht, wie du auch nach deinem
gen müssen. 30 So werden sie erkennen, Haß mit ihnen gehandelt hast; und ich
daß ich, der HERR, ihr Gott, bei ihnen bin werde mich bei ihnen zu erkennen ge-
und daß sie, das Haus Israel, mein Volk ben, wenn ich dich richte.
HESEKIEL 35.36 895
12 Du aber sollst erkennen, daß ich, der Bergen und Hügeln, zu den Gründen und
HERR, alle deine Lästerungen gehört habe, Tälern: So spricht GOTT, der Herr: Seht, in
die du gegen die Berge Israels ausgesto- meinem Eifer und in meinem grimmigen
ßen hast, indem du sprachst: »Sie sind Zorn rede ich, weil ihr Schmach von sei-
verwüstet, uns sind sie zur Speise gege- ten der Heidenvölker erlitten habt. 7 Dar-
ben!« 13 So habt ihr mit eurem Maul ge- um, so spricht GOTT, der Herr: Ich hebe
gen mich großgetan und viele Worte ge- meine Hand auf [zum Schwur], daß die
gen mich geredet — ich habe es gehört! Völker, die um euch her liegen, ihre eige-
14 So spricht GOTT, der Herr: Wenn sich ne Schmach tragen sollen!
die ganze Erde freut, so will ich dich zur 8 Ihr aber, ihr Berge Israels, laßt eure
entsetzlichen Wüste machen! 15 Wie du Zweige sprossen und tragt eure Frucht für
dich gefreut hast über das Erbe des Hau- mein Volk Israel; denn sie sollen bald
ses Israel, weil es verwüstet wurde, so will heimkehren! 9 Denn siehe, ich komme zu
ich auch mit dir verfahren: Du sollst ver- euch und wende mich euch wieder zu,
wüstet werden, Gebirge Seir, und du, und ihr sollt angebaut und besät werden!
Edom, insgesamt; und sie sollen erken- 10 Ich will viele Menschen auf euch woh-
nen, daß ich der HERR bin! nen lassen, das ganze Haus Israel, sie alle;
die Städte sollen bewohnt und die Trüm-
Israel wird in sein Land zurückkehren mer aufgebaut werden.
Jer 31,4-14.23-28
11 Ich will Menschen und Vieh bei euch
Du aber, Menschensohn, weissage zahlreich machen, und sie werden sich
über die Berge Israels und sprich: mehren und fruchtbar sein; ich will euch
Ihr Berge Israels, hört das Wort des bevölkern wie in alten Zeiten und euch
HERRN! 2 So spricht GOTT, der Herr: Weil mehr Gutes erweisen als je zuvor; und ihr
der Feind über euch gesprochen hat: »Ha! sollt erkennen, daß ich der HERR bin!
Ha! Die ewigen Höhen sind unser Erbe 12 Und ich will Menschen auf euch wan-
geworden!«, 3 so weissage nun und deln lassen, nämlich mein Volk Israel; die
sprich: So spricht GOTT, der Herr: Darum, sollen dich besitzen, und du sollst ihr
ja, darum, weil man euch verwüstet und Erbteil sein und sie nicht mehr der Kin-
von allen Seiten nach euch geschnappt der berauben!
hat, so daß ihr den übrigen Völkern zum 13 So spricht GOTT, der Herr: Weil sie zu
Erbteil geworden seid, und weil ihr ins euch sagen: »Du warst eine Menschen-
Gerede der Zungen gekommen und zum fresserin und hast dein Volk der Kinder
Geschwätz der Leute geworden seid — beraubt!«, 14 so sollst du künftig keine
4 darum, o ihr Berge Israels, hört das Wort Menschen mehr fressen und dein Volk
GOTTES, des Herrn! So spricht GOTT, der nicht mehr zu Fall bringen, spricht GOTT,
Herr, zu den Bergen und Hügeln, zu den der Herr. 15 Ich will dich künftig nicht
Gründen und Tälern, zu den öden Trüm- mehr die Schmähungen der Heiden hö-
mern und verlassenen Städten, die den ren lassen, und den Hohn der Völker
umwohnenden übrigen Heidenvölkern sollst du nicht mehr tragen und dein Volk
zum Raub und zum Gespött geworden nicht mehr zu Fall bringen, spricht GOTT,
sind; der Herr.
5 ja, darum spricht GOTT, der Herr, so: 16 Und das Wort des HERRN erging an mich
Fürwahr, in meinem feurigen Eifer rede folgendermaßen: 17 Menschensohn, als
ich gegen die übrigen Heidenvölker und das Haus Israel in seinem Land wohnte
gegen ganz Edom, die sich mein Land und sie es mit ihrem Weg und mit ihren
zum Besitztum gegeben und die sich von Taten verunreinigten, so daß ihr Weg vor
ganzem Herzen und mit übermütiger mir war wie die Unreinheit einer Frau in
Verachtung gefreut haben, sie auszusto- ihrer Monatsblutung, 18 da goß ich mei-
ßen und zu berauben. 6 Darum weissage nen Zorn über sie aus wegen des Blutes,
über das Land Israel und sprich zu den das sie im Land vergossen hatten, und
896 HESEKIEL 36.37
weil sie es durch ihre Götzen verunreinigt lassen. 30 Ich will auch die Früchte der
hatten. 19 Ich zerstreute sie unter die Hei- Bäume und den Ertrag des Feldes ver-
denvölker, und sie wurden in die Länder mehren, damit ihr künftig nicht mehr die
versprengt; ich richtete sie entsprechend Schmach des Hungers unter den Heiden-
ihrem Weg und entsprechend ihren Taten. völkern tragen müßt. 31 Dann werdet ihr
20 Als sie nun unter die Heidenvölker ka- an eure bösen Wege gedenken und an
men, wohin sie gezogen waren, da ent- eure Taten, die nicht gut waren, und ihr
weihten sie meinen heiligen Namen, in- werdet vor euch selbst Abscheu empfin-
dem man von ihnen sagte: »Das ist das den wegen eurer Sünden und wegen eu-
Volk des HERRN; die mußten aus seinem rer Greuel. 32 Nicht euretwegen werde
Land ausziehen!« 21 Da tat es mir leid um ich dies tun, spricht GOTT, der Herr, das
meinen heiligen Namen, den das Haus sollt ihr wissen! Schämt euch und errötet
Israel entweiht hatte unter den Heiden- über eure Wege, ihr vom Haus Israel!
völkern, zu denen es gekommen ist. 33 So spricht GOTT, der Herr: Zu jener Zeit,
22 Darum sprich zu dem Haus Israel: So wenn ich euch reinigen werde von allen
spricht GOTT, der Herr: Nicht um euret- euren Missetaten, da will ich [euch] wie-
willen tue ich dies, Haus Israel, sondern der in den Städten wohnen lassen, und
wegen meines heiligen Namens, den ihr die Trümmer sollen wieder aufgebaut
entweiht habt unter den Heidenvölkern, werden. 34 Und das verwüstete Land soll
zu denen ihr gekommen seid. 23 Darum wieder bearbeitet werden, nachdem es
will ich meinen großen Namen wieder zuvor verwüstet dalag vor den Augen al-
heilig machen, der vor den Heidenvöl- ler, die vorübergingen. 35 Dann wird man
kern entheiligt worden ist, den ihr unter sagen: »Dieses verwüstete Land ist wie
ihnen entheiligt habt! Und die Heiden- der Garten Eden geworden, und die Städ-
völker sollen erkennen, daß ich der HERR te, die [einst] verödet, verwüstet und zer-
bin, spricht GOTT, der Herr, wenn ich stört waren, sind [nun] befestigt und
mich vor ihren Augen an euch heilig er- bewohnt!« 36 Und die Heidenvölker, die
weisen werde. rings um euch her übriggeblieben sind,
24 Denn ich will euch aus den Heidenvöl- sollen erkennen, daß ich, der HERR, es bin,
kern herausholen und aus allen Ländern der das Abgebrochene aufbaut und das
sammeln und euch wieder in euer Land Verwüstete bepflanzt. Ich, der HERR, habe
bringen. 25 Und ich will reines Wasser es gesagt und werde es auch tun!
über euch sprengen, und ihr werdet rein 37 So spricht GOTT, der Herr: Auch deswe-
sein; von aller eurer Unreinheit und von gen will ich mich vom Haus Israel noch
allen euren Götzen will ich euch reinigen. erbitten lassen, daß ich es für sie tue: Ich
26 Und ich will euch ein neues Herz ge- will sie an Menschen so zahlreich werden
ben und einen neuen Geist in euer Inne- lassen wie eine Schafherde. 38 Wie die
res legen; ich will das steinerne Herz aus Schafherden des Heiligtums, wie die
eurem Fleisch wegnehmen und euch ein Schafherden in Jerusalem an ihren Fe-
fleischernes Herz geben; 27 ja, ich will sten, so sollen auch die verödeten Städte
meinen Geist in euer Inneres legen und voll Menschenherden werden; und sie
werde bewirken, daß ihr in meinen Sat- werden erkennen, daß ich der HERR bin!
zungen wandelt und meine Rechtsbe-
stimmungen befolgt und tut. 28 Und ihr Die Wiederherstellung Israels:
sollt in dem Land wohnen, das ich euren Das Gesicht von den Totengebeinen
Ps 85,7; Röm 11,15; 5Mo 30,1-5
Vätern gegeben habe, und ihr sollt mein
Volk sein, und ich will euer Gott sein. Die Hand des HERRN kam über
29 Und ich will euch befreien von allen mich, und der HERR führte mich im
euren Unreinheiten, und ich will dem Geist hinaus und ließ mich nieder mitten
Korn rufen und es vermehren und keine auf der Ebene, und diese war voller
Hungersnot mehr über euch kommen Totengebeine. 2 Und er führte mich rings-
HESEKIEL 37 897
herum an ihnen vorüber; und siehe, es und ich werde euch wieder in euer Land
waren sehr viele auf der Ebene; und sie- bringen; und ihr werdet erkennen, daß
he, sie waren sehr dürr. 3 Da sprach er zu ich der HERR bin. Ich habe es gesagt und
mir: Menschensohn, können diese Ge- werde es auch tun! spricht der HERR.
beine wieder lebendig werden? Ich ant-
wortete: O Herr, HERR, du weißt es! Die künftige Wiedervereinigung
4 Da sprach er zu mir: Weissage über diese
des Volkes und die Wiederherstellung
Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorr- des Königtums Davids
Jer 23,3-6; Lk 1,31-33
ten Gebeine, hört das Wort des HERRN! 5 So
spricht GOTT, der Herr, zu diesen Gebei- 15 Und das Wort des HERRN erging an mich
nen: Seht, ich will Odem in euch kommen folgendermaßen: 16 Du, Menschensohn,
lassen, daß ihr lebendig werdet! 6 Ich will nimm dir einen Holzstab und schreibe
euch Sehnen geben und Fleisch über darauf: »Für Juda und die Kinder Israels,
euch wachsen lassen und euch mit Haut seine Mitverbundenen«. Dann nimm ei-
überziehen und Odem in euch geben, nen anderen Holzstab und schreibe dar-
daß ihr lebendig werdet; und ihr werdet auf: »Für Joseph, den Holzstab Ephraims,
erkennen, daß ich der HERR bin! und das ganze Haus Israel, seine Mitver-
7 Da weissagte ich, wie mir befohlen war, bundenen«. 17 Danach füge die beiden
und als ich weissagte, entstand ein Ge- zusammen, einen zum anderen, damit
räusch, und siehe, eine Erschütterung, ein Holzstab daraus werde; ja, zu einem
und die Gebeine rückten zusammen, ein einzigen sollen sie werden in deiner
Knochen zum anderen. 8 Und ich schau- Hand.
te, und siehe, sie bekamen Sehnen, und 18 Wenn dann die Kinder deines Volkes zu
es wuchs Fleisch an ihnen; und es zog dir sagen: »Willst du uns nicht erklären,
sich Haut darüber; aber es war noch kein was du damit meinst?«, 19 so gib ihnen
Odem in ihnen. zur Antwort: So spricht GOTT, der Herr:
9 Da sprach er zu mir: Richte eine Weissa- Siehe, ich will den Holzstab Josephs neh-
gung an den Odem; weissage, Menschen- men, der in der Hand Ephraims und der
sohn, und sprich zum Odem: So spricht Stämme Israels, seiner Mitverbundenen,
GOTT, der Herr: Odem, komme von den ist, und will ihn zu dem Holzstab Judas
vier Windrichtungen und hauche diese hinzufügen und sie zu einem einzigen
Getöteten an, daß sie lebendig werden! Holzstab machen, und sie sollen eins wer-
10 So weissagte ich, wie er mir befohlen den in meiner Hand! 20 Und die Holzstä-
hatte. Da kam der Odem in sie, und sie be, auf die du geschrieben hast, sollst du
wurden lebendig und stellten sich auf ih- vor ihren Augen in deiner Hand halten.
re Füße — ein sehr, sehr großes Heer. 21 Und sage zu ihnen: So spricht GOTT, der
11 Und er sprach zu mir: Menschensohn, Herr: Siehe, ich werde die Kinder Israels
diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. aus den Heidenvölkern zurückholen, un-
Siehe, sie sprechen: »Unsere Gebeine ter die sie gekommen sind, und sie von
sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist ringsumher sammeln und sie in ihr Land
verloren; es ist aus mit uns!« 12 Darum führen. 22 Und ich werde sie im Land, auf
weissage und sprich zu ihnen: So spricht den Bergen Israels, zu einem einzigen
GOTT, der Herr: Siehe, ich will eure Gräber Volk machen; sie sollen alle nur einen
öffnen und euch, mein Volk, aus euren einzigen König haben, sie sollen auch
Gräbern heraufbringen, und ich will euch künftig nicht mehr zwei Völker bilden,
wieder in das Land Israel bringen; 13 und noch in zwei Reiche zerteilt werden.
ihr sollt erkennen, daß ich der HERR bin, 23 Und sie sollen sich auch künftig nicht
wenn ich eure Gräber öffne und euch, mehr verunreinigen mit ihren Götzen
mein Volk, aus euren Gräbern herauf- und mit ihren Scheusalen und durch al-
bringen werde. 14 Und ich werde meinen lerlei Übertretungen. Und ich will ihnen
Geist in euch legen, und ihr sollt leben; aus allen ihren Wohnorten, in denen sie
898 HESEKIEL 37.38
gesündigt haben, heraushelfen und will werden; zur letzten Zeit wirst du in das
sie reinigen; und sie werden mein Volk Land kommen, das dem Schwert ent-
sein, und ich werde ihr Gott sein. kommen und aus vielen Völkern wieder
24 Und mein Knecht David soll ihr König gesammelt worden ist, auf die Berge Isra-
sein, und sie sollen alle einen einzigen els, die die ganze Zeit verödet waren; es
Hirten haben. Und sie werden in meinen wurde aber aus den Völkern herausge-
Rechtsbestimmungen wandeln und mei- führt, und sie wohnen nun alle in Sicher-
ne Satzungen bewahren und sie tun. 25 Sie heit. 9 Du aber wirst heraufziehen, heran-
werden wieder in dem Land wohnen, das kommen wie ein Unwetter; du wirst sein
ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, wie eine finstere Wolke, die das Land be-
in dem auch eure Väter gewohnt haben. decken will, du und alle deine Truppen
Ja, darin sollen sie in Ewigkeit wohnen, sie und viele Völker mit dir.
und ihre Kinder und Kindeskinder; und 10 So spricht GOTT, der Herr: Ja, es wird ge-
mein Knecht David soll ihr Fürst sein auf schehen zu jener Zeit, da wird dir allerlei
ewig. 26 Ich will auch einen Bund des Frie- in den Sinn kommen, und du wirst böse
dens mit ihnen schließen; ein ewiger Pläne schmieden. 11 Du wirst sagen: »Ich
Bund soll mit ihnen bestehen, und ich will will hinaufziehen in das offene Land; ich
sie seßhaft machen und mehren; ich will will über die kommen, die ruhig und si-
mein Heiligtum auf ewig in ihre Mitte cher wohnen; sie wohnen ja alle ohne
stellen. 27 Meine Wohnung wird bei ihnen Mauern; sie haben weder Riegel noch
sein, und ich will ihr Gott sein, und sie Tore!« 12 Um Beute zu machen und Raub
sollen mein Volk sein. 28 Und die Heiden- zu raffen, wirst du deine Hand an die wie-
völker werden erkennen, daß ich der HERR der bewohnten Ruinen zu legen suchen,
bin, der Israel heiligt, wenn mein Heilig- und an das Volk, das aus den Heidenvöl-
tum in Ewigkeit in ihrer Mitte sein wird. kern gesammelt worden ist, das Vieh und
Güter bekommen hat und das den Mittel-
Weissagung gegen Gog punkt der Erde bewohnt. 13 Dann werden
Offb 20,7-10
Saba und Dedan und die Kaufleute von
Und das Wort des HERRN erging Tarsis und alle ihre jungen Löwena zu dir
an mich folgendermaßen: 2 Men- sagen: Bist du gekommen, um Beute zu
schensohn, wende dein Angesicht gegen machen? Hast du deine Menge gesam-
Gog im Land Magog, den Fürsten von melt, um zu plündern, um Silber und Gold
Rosch, Mesech und Tubal, und weissage zu nehmen, um Vieh und Güter wegzu-
gegen ihn, 3 und sprich: So spricht GOTT, führen und großen Raub an dich zu rei-
der Herr: Siehe, ich komme über dich, ßen?
Gog, du Fürst von Rosch, Mesech und 14 Darum weissage, Menschensohn, und
Tubal! 4 Und ich will dich herumlenken sprich zu Gog: So spricht GOTT, der Herr:
und will dir Haken in deine Kinnbacken Wirst du es zu jener Zeit nicht erkennen,
legen; ich will dich und deine ganze Kriegs- daß mein Volk Israel in Sicherheit wohnt?
macht herausführen, Rosse und Reiter, alle 15 Ja, du wirst von deinem Ort herkom-
prächtig gekleidet, eine große Menge, die men, aus dem äußersten Norden, du und
alle Ganzschilde, Kleinschilde und Schwer- viele Völker mit dir, die alle auf Pferden
ter tragen: 5 Perser, Kuschiten und Put mit reiten, eine große Menge und ein mächti-
ihnen, alle mit Kleinschild und Helm, 6 Go- ges Heer. 16 Und du wirst gegen mein Volk
mer samt allen seinen Truppen, das Haus Israel heraufziehen, wie eine finstere Wol-
Togarma vom äußersten Norden, auch mit ke, die das Land bedecken will. Zur letz-
allen seinen Truppen, viele Völker mit dir. ten Zeit wird es geschehen, daß ich dich
7 So mache dich nun bereit und rüste gegen mein Land heraufkommen lasse,
dich mit all deiner Menge, die sich bei dir damit mich die Heidenvölker erkennen
versammelt hat, und sei du ihr Aufseher!
8 Nach langer Zeit sollst du aufgeboten a (38,13) bildhaft für ihre raubgierigen Herrscher.
HESEKIEL 38.39 899
sollen, wenn ich mich an dir, Gog, vor ih- samt allen deinen Kriegsscharen und al-
ren Augen heilig erweisen werde! len Völkern, die bei dir sind; dort will ich
17 So spricht GOTT, der Herr: Bist du nicht dich den Raubvögeln aller Gattungen
der, von dem ich vor Zeiten geredet habe und den wilden Tieren des Feldes zur
durch meine Knechte, die Propheten Is- Speise geben. 5 Du sollst auf dem freien
raels, die in jenen Tagen viele Jahre lang Feld fallen! Ich habe es gesagt, spricht
weissagten, daß ich dich gegen sie her- GOTT, der Herr. 6 Und ich werde Feuer
aufführen werde? 18 Es soll aber zu jener senden gegen Magog und gegen die, wel-
Zeit geschehen, zu der Zeit, wenn Gog che auf den Inseln sicher wohnen; und
gegen das Land Israel heranzieht, spricht sie sollen erkennen, daß ich der HERR bin.
GOTT, der Herr, daß mir das Zornesfeuer 7 Und ich werde meinen heiligen Namen
in mein Angesicht steigen wird. offenbar machen unter meinem Volk Isra-
19 Und ich sage es in meinem Eifer, im el, und ich werde meinen heiligen Namen
Feuer meines Zornes; wahrlich, zu jener künftig nicht mehr entweihen lassen;
Zeit wird es ein großes Erdbeben geben sondern die Heidenvölker sollen erken-
im Land Israel. 20 Die Fische im Meer nen, daß ich, der HERR, der Heilige in Israel
werden vor mir erbeben, die Vögel des bin! 8 Siehe, es kommt und es wird ge-
Himmels, die Tiere des Feldes, auch alles schehen! spricht GOTT, der Herr. Das ist
Gewürm, das auf dem Erdboden kriecht, der Tag, von dem ich geredet habe.
und alle Menschen, die auf Erden sind. 9 Und die Bewohner der Städte Israels
Auch die Berge sollen einstürzen, die werden herauskommen und ein Feuer
Felswände fallen und alle Mauern zu anzünden und die Waffen verbrennen,
Boden sinken. 21 Ich will auch auf allen Kleinschilde und Großschilde, Bogen
meinen Bergen das Schwert gegen ihn und Pfeile, Keulen und Speere, und wer-
aufbieten, spricht GOTT, der Herr, so daß den sieben Jahre lang damit heizen.
das Schwert eines jeden sich gegen den 10 Man wird kein Holz mehr vom Feld
anderen richten wird. 22 Und ich will ihn holen und keines in den Wäldern hauen;
richten mit Pest und Blut; Platzregen sondern man wird die Waffen als Brenn-
und Hagelsteine, Feuer und Schwefel stoff benützen. Sie werden diejenigen
will ich regnen lassen auf ihn und auf berauben, die sie beraubt haben, und
seine Kriegsscharen, auf die vielen Völ- diejenigen plündern, die sie geplündert
ker, die bei ihm sind. 23 So will ich mich haben, spricht GOTT, der Herr.
groß und heilig erweisen und mich zu 11 Und es wird zu jener Zeit geschehen,
erkennen geben vor den Augen vieler daß ich für Gog einen Ort zum Begräbnis
Völker; und sie sollen erkennen, daß ich in Israel anweisen werde, nämlich das Tal
der HERR bin! Abarim östlich vom [Toten] Meer, und es
wird den Umherziehenden [den Weg] ver-
Das Gericht über Gog sperren. Dort wird man Gog und seinen
Ps 76
ganzen Heerhaufen begraben; und man
So weissage nun, Menschensohn, wird es das »Tal des Heerhaufens von
gegen Gog und sprich: So spricht Gog« nennen. 12 Das Haus Israel wird an
GOTT, der Herr: Siehe, ich komme über ihnen sieben Monate lang zu begraben
dich, Gog, du Fürst von Rosch, Mesech haben, um das Land zu reinigen. 13 Und
und Tubal! 2 Und ich will dich herumlen- zwar wird das ganze Volk des Landes sie
ken und dich gängeln und dich herauf- begraben, und das wird ihnen zum Ruhm
führen vom äußersten Norden und dich gereichen. Es ist die Zeit, da ich mich ver-
auf die Berge Israels bringen. 3 Und ich herrlichen werde, spricht GOTT, der Herr.
werde dir den Bogen aus deiner linken 14 Und man wird Männer bestellen, die
Hand schlagen und die Pfeile aus deiner beständig das Land durchstreifen, um
rechten Hand fallen lassen. zur Reinigung mit Hilfe der Umherzie-
4 Auf den Bergen Israels sollst du fallen, henden die auf der Erdoberfläche liegen-
900 HESEKIEL 39.40
gebliebenen Toten zu begraben; nach mich über das ganze Haus Israel erbar-
Verlauf von sieben Monaten werden sie men und für meinen heiligen Namen
Nachforschung halten. 15 Und wenn die eifern. 26 Und sie werden die Verantwor-
Umherziehenden auf ihrer Reise durchs tung für ihre Schmach und ihre Treulo-
Land ein Menschengebein sehen, so wer- sigkeit, womit sie sich gegen mich ver-
den sie dabei ein Mal errichten, bis die gangen haben, auf sich nehmen, wenn
Totengräber es im »Tal des Heerhaufens sie sicher in ihrem Land wohnen und
von Gog« begraben haben. 16 Dort wird niemand sie aufschreckt, 27 wenn ich sie
auch eine Stadt namens »Hamona« sein. aus den Völkern zurückgebracht und aus
So werden sie das Land reinigen. den Ländern ihrer Feinde gesammelt
17 Du aber, Menschensohn — so spricht und mich an ihnen heilig erwiesen habe
GOTT, der Herr: Sprich zu den Vögeln aller vor den Augen der vielen Heidenvölker.
Gattungen und zu allen wilden Tieren des 28 Daran sollen sie erkennen, daß ich, der
Feldes: Versammelt euch und kommt! HERR, ihr Gott bin, weil ich sie unter die
Sammelt euch von allen Seiten zu mei- Heidenvölker in die Gefangenschaft führen
nem Schlachtopfer, das ich euch ge- ließ und sie nun wieder in ihr Land ver-
schlachtet habe! Es ist ein großes Schlacht- sammle und keinen von ihnen mehr dort
opfer auf den Bergen Israels; eßt Fleisch zurücklasse. 29 Und ich will künftig mein
und trinkt Blut! 18 Das Fleisch von Helden Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen,
sollt ihr essen und das Blut der Fürsten weil ich meinen Geist über das Haus Israel
der Erde trinken: Widder, Lämmer, Böcke ausgegossen habe, spricht GOTT, der Herr.
und Stiere, die alle in Baschan gemästet
worden sind. 19 Eßt das Fett, bis ihr satt GESICHTE VON EINEM NEUEN TEMPEL
werdet, und trinkt das Blut, bis ihr trun- UND DEM ERNEUERTEN ISRAEL
ken werdet von meinen Schlachtopfern, Kapitel 40 - 48
die ich euch geschlachtet habe! 20 Sättigt
euch an meinem Tisch von Pferden und Prophetisches Gesicht vom neuen Tempel
Reitern, von Helden und allen Kriegsleu- in Jerusalem
ten! spricht GOTT, der Herr. Im fünfundzwanzigsten Jahr unse-
21 Und ich will meine Herrlichkeit unter rer Wegführung, am Anfang des
den Heidenvölkern erweisen, und alle Jahres, am zehnten Tag des Monats, im
Heidenvölker sollen mein Gericht sehen, vierzehnten Jahr, nachdem die Stadt ge-
das ich gehalten habe, und meine Hand, schlagen worden war, an eben dem Tag,
die ich an sie gelegt habe. 22 Und das Haus kam die Hand des HERRN über mich und
Israel soll erkennen, daß ich, der HERR, ihr brachte mich dorthin. 2 In göttlichen Ge-
Gott bin, von diesem Tag an und künftig. sichten brachte er mich in das Land Isra-
23 Und die Heidenvölker sollen erkennen, el, und er ließ mich nieder auf einem sehr
daß das Haus Israel wegen seiner Missetat hohen Berg; auf diesem war etwas wie
in Gefangenschaft geraten ist, weil sie der Bau einer Stadt, nach Süden hin.
treulos gegen mich gehandelt haben, wes- 3 Und er brachte mich dorthin; und siehe,
halb ich mein Angesicht vor ihnen verbarg da war ein Mann, der sah aus, als wäre er
und sie in die Hand ihrer Feinde gab, so aus Erz, und er hatte eine Schnur aus
daß sie alle mit dem Schwert erschlagen Leinen in der Hand und eine Meßrute;
wurden. 24 Gemäß ihrer Unreinheit und und er stand im Tor. 4 Und der Mann
ihrer Übertretungen habe ich an ihnen sprach zu mir: Menschensohn, schaue
gehandelt und habe mein Angesicht vor mit deinen Augen und höre mit deinen
ihnen verborgen. Ohren und richte dein Herz auf alles, was
ich dir zeigen werde! Denn du bist hier-
Der HERR wird sich über Israel erbarmen hergebracht worden, damit dir dies ge-
25 Darum, so spricht GOTT, der Herr: Jetzt zeigt werde; alles, was du sehen wirst,
will ich das Geschick Jakobs wenden und sollst du dem Haus Israel verkünden!
HESEKIEL 40 901
Das Osttor zum Vorhof Tor[gebäude]. 15 Und von der Vorderseite
5 Und siehe, es war eine Mauer außen um des Tors am Eingang bis zur Vorderseite
das Haus [des Tempels]a herum; und die der inneren Torhalle waren es 50 Ellen.d
Meßrute, die der Mann in der Hand hatte, 16 Und sich [nach außen] verengende
war 6 Ellen lang, und jede von ihnen maß Fenster waren an den Nischen [für die
eine [kleine] Elle und eine Handbreite.b Wächter] und an ihren Türmen inwendig
Damit maß er die Breite des [Mauer-]Bau- am Tor[gebäude] angebracht, und ebenso
es: eine Rute, und die Höhe: auch eine an der Halle. Und ringsum nach innen zu
Rute. 6 Und er ging zu dem nach Osten gab es Fenster. Und an [jedem] Turm wa-
gerichteten Torc und stieg dessen Stufen ren Palmen[verzierungen] angebracht.
hinauf; und er maß die Schwelle des Tores,
die eine Rute tief war, und zwar die erste Der äußere Vorhof und seine Tore
Schwelle: eine Rute tief war sie. 7 Und jede 17 Und er führte mich in den äußeren
Nische [für die Wächter] war eine Rute Vorhof, und siehe, dort waren Kammern,
lang und eine Rute breit; und zwischen und ein Steinpflaster war ringsherum im
den Nischen waren 5 Ellen [Abstand]. Und Vorhof angelegt; 30 Kammern lagen zum
die Schwelle des Tors zur Torhalle auf der Steinpflaster hin. 18 Dieses Steinpflaster
Innenseite war eine Rute [tief]. war seitlich an den Toren und entsprach
8 Er maß auch die Halle des Tors nach der Länge der Tore: das war das untere
einwärts: eine Rute. 9 Danach maß er die Steinpflaster.e 19 Und er maß die Breite
Halle des Tors; 8 Ellen [tief], und ihre Tür- [des Vorhofs] von der Vorderseite des un-
me: 2 Ellen [Mauerdicke]; und die Halle teren Tores bis zur Vorderseite des äuße-
des Tors lag nach innen zu. 10 Und bei ren Tores am inneren Vorhof: 100 Ellen
dem Tor gegen Osten gab es auf beiden — gegen Osten und gegen Norden.
Seiten je drei Nischen [für die Wächter]; 20 Auch das Tor am äußeren Vorhof, das
alle drei hatten dasselbe Maß, und die nach Norden schaut, maß er nach seiner
Türme hatten dasselbe Maß auf dieser Länge und Breite. 21 Es hatte drei Nischen
und auf jener Seite. 11 Danach maß er die [für die Wächter] auf der einen und drei
Breite der Toröffnung: 10 Ellen; die Länge Nischen auf der anderen Seite, und seine
des Tores: 13 Ellen. 12 An der Vorderseite Türme und seine Halle hatten dasselbe
der Nischen [für die Wächter] befand sich Maß wie das erste Tor; seine Länge betrug
eine Schwelle von einer Elle Tiefe; auf der 50 Ellen und seine Breite 25 Ellen. 22 Und
einen wie auf der anderen Seite maß die seine Fenster, seine Halle und seine Pal-
Schwelle eine Elle. Die Nische selbst aber men[verzierungen] hatten dasselbe Maß
maß 6 Ellen auf der einen und 6 Ellen auf wie das nach Osten gerichtete Tor[ge-
der anderen Seite. 13 Dann maß er das Tor bäude]; man ging auf sieben Stufen hin-
vom Dach einer Nische [für die Wächter] auf, und seine Halle war ihnen zuge-
bis zum Dach der anderen: eine Breite wendet. 23 Und das Tor zum inneren
von 25 Ellen; eine Türöffnung der ande- Vorhof entsprach dem [äußeren] Tor ge-
ren gegenüber. 14 Und er machte für die gen Norden und dem gegen Osten. Von
Türme 60 Ellen [Höhe] aus. Und der Vor- einem Tor zum anderen maß er 100 Ellen.
hof stieß an die Türme rund um das 24 Und er führte mich in südlicher Rich-

a (40,5) »Haus« bezeichnet in Hes 40 bis 48 norma- b (40,5) Die kleine Elle maß 6 Handbreiten (45 cm).
lerweise den eigentlichen Tempelbau, der von drei Die hier verwendete Königselle maß 7 Handbreiten
ummauerten Vorhöfen umgeben ist. Die Beschrei- (52,5 cm), so daß die Rute insgesamt 3,15 m maß.
bung beginnt mit der Umfassungsmauer des zweiten c (40,6) Die Tore des Tempels waren, ähnlich ausgegra-
Vorhofs (500 Ellen im Quadrat, vgl. 42,16) und deren benen Stadttoren aus der Zeit Hesekiels, mit Türmen
Eingangstoren und geht dann zum innersten Vorhof befestigte Bauten, in denen der Torweg durch seitli-
weiter und beschreibt zuletzt das Tempelhaus. Der che Nischen für Wächter gesäumt wurde.
dritte, äußerste Vorhof umfaßt ein Quadrat von 500 d (40,15) Somit maß das Torgebäude 50 x 25 Ellen (vgl. V. 13).
Ruten (vgl. Hes 42,15-20). e (40,18) Der äußere Vorhof lag auf einem tieferen
Niveau als der innere.
902 HESEKIEL 40
tung, und siehe, dort stand ein nach Süden Räume für den Priesterdienst
gerichtetes Tor; dessen Türme und Halle 38 Und eine Kammer war da, deren Tür-
maß er und fand sie gleich wie jene. 25 Auch öffnung sich an den Türmen der Tore be-
an ihm und an seiner Halle hatte es Fenster fand: dort wusch man das Brandopfer
ringsum, den anderen Fenstern gleich. Es ab. 39 Und in der Halle des Tores standen
war 50 Ellen lang und 25 Ellen breit, 26 und auf beiden Seiten je zwei Tische, auf die
es hatte eine Treppe von sieben Stufen und die geschächteten Brandopfer, Sünd-
seine Halle davor; die hatte auch Palmen- opfer und Schuldopfer gelegt werden.
[verzierungen], eine an diesem und eine 40 Und an der Außenseite beim Aufstieg
am anderen Turm. 27 Und ein Tor bildete zum Eingang des nördlichen Tores stan-
den nach Süden gerichteten [Eingang] zum den zwei Tische, und auf der anderen
inneren Vorhof. Und er maß vom [äußeren] Seite bei der Halle des Tores waren auch
Tor bis zu dem nach Süden gerichteten Tor: zwei Tische. 41 Vier Tische auf dieser und
100 Ellen. vier Tische auf jener Seite standen seitlich
des Tores, [insgesamt] acht Tische, um
Der innere Vorhof und seine Tore auf sie die geschächteten Opfer zu legen.
28 Und er führte mich in den inneren Vor- 42 Ferner waren da vier Tische für das
hof durch das südliche Tor; er maß das Brandopfer, aus behauenen Steinen, an-
südliche Tor und fand dieselben Maße. derthalb Ellen lang und anderthalb Ellen
29 Auch seine Nischen [für die Wächter], breit und eine Elle hoch; darauf sollte man
seine Türme und seine Halle hatten die- die Geräte legen, womit man die Brand-
selben Maße. Und es hatte Fenster, wie opfer und Schlachtopfer schächtete. 43 Und
auch seine Halle, ringsum, und es war 50 Doppelpflöcke von einer Handbreite wa-
Ellen lang und 25 Ellen breit. 30 Und Hal- ren ringsum am [Tor]haus angebracht, und
len gingen ringsum, 25 Ellen lang und 5 auf die Tische kam das Opferfleisch zu lie-
Ellen breit. 31 Und seine Vorhalle lag ge- gen.
gen den äußeren Vorhof zu. An seinen 44 Und an der Außenseite des inneren
Türmen waren Palmen[verzierungen], Tores, im inneren Vorhof, waren Kam-
und acht Stufen bildeten seinen Aufgang. mern für die Sänger: eine an der Seite des
32 Und er führte mich im inneren Vorhof Nordtores, das nach Süden schaut, die
zum Eingang gegen Osten und fand das andere seitlich des Südtores, das nach
Tor[gebäude] vom gleichen Ausmaß wie Norden schaut. 45 Und er sprach zu mir:
jenes. 33 Auch seine Nischen [für die Diese Kammer, die gegen Süden gerich-
Wächter], seine Türme und seine Halle tet ist, gehört den Priestern, die den Tem-
hatten das gleiche Maß wie jene. Es hatte peldienst überwachen. 46 Jene Kammer
auch Fenster ringsum, ebenso seine Hal- aber, die gegen Norden schaut, ist für die
le. Die Länge betrug 50 Ellen, die Breite 25 Priester bestimmt, die den Altardienst
Ellen. 34 Seine Halle lag zum äußeren überwachen, nämlich für die Söhne
Vorhof hin; Palmen[verzierungen] waren Zadoks, die von den Söhnen Levis sich
auf seinen Türmen, auf dieser und auf dem HERRN nahen dürfen, um ihm zu
jener Seite, und eine Treppe von acht dienen. 47 Und er maß den Vorhof: 100
Stufen führte hinauf. Ellen lang und 100 Ellen breit, ein Vier-
35 Und er führte mich zum nördlichen Tor eck; der Altar aber stand vor dem Haus
und fand dieselben Maße. 36 Es hatte Ni- [des Tempels].
schen [für die Wächter], Türme, eine Halle 48 Und er führte mich zur Vorhalle des
und ringsum Fenster; seine Länge betrug Hauses und maß die Türme der Vorhalle,
50 Ellen und die Breite 25 Ellen. 37 Und die hatten auf dieser und auf jener Seite
seine Türme standen zum äußeren Vor- eine Dicke von 5 Ellen. Die Breite des
hof hin; Palmen[verzierungen] waren an Toreingangs maß auf beiden Seiten 3
den Türmen zu beiden Seiten, und acht Ellen. 49 Die Länge der Halle betrug 20 El-
Stufen bildeten seinen Aufgang. len und die Breite 11 Ellen; man stieg auf
HESEKIEL 40.41 903
Stufen hinauf; und es standen Säulen bei und die Breite des freigelassenen Raumes
den Türmen, eine hier, die andere dort. betrug 5 Ellen ringsum.
12 Das Gebäude aber, das auf der westli-
Das Tempelhaus und seine Innenräume chen Seite an dem abgegrenzten Hof lag,
Und er führte mich in den Tempel- war 70 Ellen breit; die Mauer des Gebäu-
saal und maß die Pfeiler; die waren des war ringsum 5 Ellen dick; seine Länge
6 Ellen breit auf dieser und 6 Ellen breit aber betrug 90 Ellen. 13 Er maß auch das
auf jener Seite, gemäß der Breite des Haus [des Tempels]: 100 Ellen lang. Der
Zeltes. 2 Die Breite der Türöffnung betrug abgegrenzte Hof und das Gebäude mit
10 Ellen, die Seitenwände der Tür waren seinen Wänden hatten eine Länge von
auf beiden Seiten 5 Ellen breit. Er maß 100 Ellen. 14 Auch die Breite der Vorder-
auch seine Länge: 40 Ellen, und die Brei- seite des Hauses und des abgegrenzten
te: 20 Ellen. Hofes nach Osten zu betrug 100 Ellen.
3 Danach trat er ins Innere hinein und maß 15 Und er maß die Länge des Gebäudes
den Türpfeiler: 2 Ellen, und die Türöffnung zu dem abgegrenzten Hof hin, der hinter
selbst: 6 Ellen [hoch], und die Breite der ihm liegt, samt seinen Galerien an beiden
Türöffnung: 7 Ellen. 4 Und er maß seine Seiten: 100 Ellen. Das Innere der Tempel-
Länge: 20 Ellen, und die Breite: 20 Ellen, halle und die Hallen des Vorhofes, 16 die
gemäß der Front des Tempels; und er sagte Schwellen und die [nach außen] vereng-
zu mir: Das ist das Allerheiligste! ten Fenster und die Galerien rings um
5 Und er maß die Wand des Hauses: 6 El- diese drei [Gebäude], der Schwelle ge-
len dick, und die Breite der Seitenräume genüber, waren durchwegs mit Holz ge-
rings um das Haus herum: 4 Ellen. 6 Es täfelt, vom Boden bis zu den Fenstern,
gab aber je 30 Seitenräume in drei [Stock- und die Fenster waren verkleidet.
werken], einen über dem anderen. Sie 17 [Der Raum] oben über der Tür und bis
stützten sich auf die Mauer, die am Haus zum inneren Haus, auch außerhalb und an
ringsumher für die Seitenräume [errich- allen Wänden um und um, in- und außer-
tet] war, so daß sie Halt hatten; aber sie halb: alles war [genau] abgemessen. 18 Und
waren nicht in die Mauer des Hauses Cherubim und Palmen[verzierungen] wa-
eingelassen. 7 Und die Seitenräume wur- ren angebracht, und zwar so, daß stets eine
den breiter in dem Maß, wie sie sich hö- Palmen[verzierung] zwischen zwei Cheru-
her und höher um das Haus herumzogen, bim war. Jeder Cherub hatte zwei An-
so daß der Umfang des Hauses nach gesichter, 19 und zwar war das Angesicht
oben zu größer wurde rings um das Haus. eines Menschen gegen die eine Palmen-
So wurde das Haus nach oben zu breiter. [verzierung], und das Angesicht eines Lö-
Und man stieg vom unteren zum oberen wen gegen die andere Palmen[verzierung]
[Stockwerk] durch das mittlere. gerichtet. So war es am ganzen Haus rings-
8 Ich sah auch ein erhöhtes Fundament um gemacht. 20 Vom Boden bis oberhalb
rings um das Haus herum. Die Funda- der Tür waren die Cherubim und Palmen-
mente der Seitenräume waren eine volle [verzierungen] angebracht, nämlich an
Rute, das ist 6 Ellen [hoch], bis zum Über- der Wand der Tempelhalle.
gang [zur Mauer]. 9 Die Dicke der äuße- 21 Die Tempelhalle hatte viereckige Tür-
ren Mauer der Seitenräume betrug 5 El- pfosten; und diejenigen auf der Vordersei-
len; und es war ein Raum freigelassen te des Allerheiligsten hatten dieselbe Ge-
längs des Baus der Seitenräume am stalt [wie sie]. 22 Der hölzerne Altar war
Haus. 10 Und zwischen den Kammerge- 3 Ellen hoch und 2 Ellen lang; und er hatte
bäuden war [ein Hofraum von] 20 Ellen seine Ecken, und sein Sockel und seine
Breite rings um das Haus herum. 11 Und Wände waren aus Holz. Und er sprach zu
der Eingang zu den Seitenräumen befand mir: Das ist der Tisch, der vor dem HERRN
sich am freigelassenen Raum: eine Tür steht! 23 Und da waren zwei Türen zur
gegen Norden und eine Tür gegen Süden; Tempelhalle und zum Allerheiligsten.
904 HESEKIEL 41.42.43
24 Und jede Tür hatte zwei Flügel, zwei hofs gegen Osten, vor dem abgegrenzten
drehbare Türflügel; zwei hatte die eine Hof und dem Gebäude, waren auch
Tür und zwei die andere. 25 Auch an den Kammern; 11 vor ihnen lief ein Gang hin,
Türen des Tempels waren Cherubim und und ihr Aussehen glich demjenigen der
Palmen[verzierungen] angebracht, gleich- Kammern gegen Norden; sie waren von
wie an den Wänden. Und ein hölzernes gleicher Länge und gleicher Breite, und
Dachgesims befand sich draußen vor der alle ihre Ausgänge und Einrichtungen
Halle. 26 Und [nach außen] verengte [waren gleich]. Und wie ihre Eingänge,
Fenster und Palmen[verzierungen] waren 12 so waren auch die Eingänge der Kam-
an den beiden Seitenwänden der Halle mern, die nach Süden lagen: Ein Eingang
und an den Seitenräumen des Hauses am Anfang des Weges, nämlich des Weges
und an dem Dachgesims. der entsprechenden Mauer entlang, ge-
gen Osten, wo man hineinkam.
Die Kammern der Priester. 13 Und er sprach zu mir: Die Kammern ge-
Die Maße des Tempelbezirks gen Norden und die Kammern gegen Sü-
Danach führte er mich in den äu- den, gegenüber dem abgegrenzten Hof,
ßeren Vorhof hinaus in Richtung sind heilige Kammern, in denen die Prie-
Norden und brachte mich zu den Kam- ster, die vor dem HERRN dienen, das Hoch-
mern, die gegenüber dem abgegrenzten heilige essen sollen; dort sollen sie das
Hof und gegenüber dem Gebäude gegen Hochheilige und das Speisopfer und das
Norden lagen, 2 vor die 100 Ellen betra- Sündopfer und das Schuldopfer niederle-
gende Längsseite mit Eingang gegen gen; denn es ist ein heiliger Ort. 14 Wenn
Norden; die Breite betrug 50 Ellen. die Priester hineingegangen sind, sollen
3 Gegenüber den 20 Ellen des inneren Vor- sie nicht aus dem Heiligtum in den äuße-
hofs und gegenüber dem Steinpflaster, ren Vorhof hinaustreten, sondern sollen
das zum äußeren Vorhof gehörte, ragte dort ihre Kleider, in denen sie gedient ha-
eine Galerie unter der anderen hervor, ben, ablegen, weil sie heilig sind, und sie
dreifach übereinander. 4 Vor den Kam- sollen andere Kleider anziehen, um sich
mern war ein 10 Ellen breiter Gang; in das mit dem zu befassen, was das Volk angeht.
Innere aber führte ein Weg von einer Elle 15 Als er nun das innere Haus fertig ausge-
[Breite]; und ihre Türen waren auf der messen hatte, führte er mich durch das
Nordseite. 5 Die obersten Kammern aber nach Osten gerichtete Tor hinaus und
waren schmäler als die unteren und mitt- maß [den Bau] von außen, den ganzen
leren des Baues, weil die Galerien ihnen Umfang. 16 Er maß die Ostseite mit der
einen Teil vom Raum wegnahmen. 6 Denn Meßrute: 500 Ruten, nach der Meßrute,
sie standen dreifach übereinander und ringsum. 17 Er maß die Nordseite: 500
hatten keine Säulen wie die Säulen der Ruten, mit der Meßrute, ringsum. 18 Er
Vorhöfe, darum waren sie schmäler als die maß die Südseite mit der Meßrute: 500
unteren und mittleren, vom Boden an. Ruten. 19 Dann ging er herum nach der
7 Und eine äußere Mauer, die den Kam- Westseite und maß 500 Ruten mit der
mern entlang in Richtung zum äußeren Meßrute. 20 So maß er nach allen vier
Vorhof verlief, befand sich an der Vorder- Windrichtungen. Und es war eine Mauer
seite der Kammern. Sie war 50 Ellen ringsherum: 500 Meßruten lang und 500
lang. 8 Denn die Länge der Kammern, die Meßruten breit, um das Heilige von dem
nach dem äußeren Vorhof zu lagen, be- Gemeinen zu trennen.
trug 50 Ellen; und siehe, gegenüber dem
Tempel waren es 100 Ellen. 9 Und unter- Die Herrlichkeit des HERRN
halb dieser Kammern befand sich der erfüllt den Tempel
1Kö 8,10-13
östliche Eingang, wenn man vom äuße-
ren Vorhof her zu ihnen kam. Und er führte mich zum Tor, zu
10 An der Breitseite der Mauer des Vor- dem Tor, das nach Osten liegt.
HESEKIEL 43 905
2 Und siehe, da kam die Herrlichkeit des zungen, ja, verkünde ihnen alle seine
Gottes Israels von Osten her, und seine Formen und alle seine Gesetze, und
Stimme war wie das Rauschen großer zeichne es vor ihre Augen hin, daß sie alle
Wasser, und die Erde wurde von seiner seine Formen und Satzungen behalten
Herrlichkeit erleuchtet. 3 Und der An- und es so machen.
blick der Erscheinung, die ich sah, war 12 Dies ist das Gesetz des [Tempel-]Hau-
wie der Anblick, den ich sah, als ich kam, ses: Auf der Höhe des Berges soll sein
um die Stadt zu zerstören.a Die Erschei- ganzes Gebiet ringsum hochheilig sein.
nung glich derjenigen, die ich am Fluß Siehe, das ist das Gesetz des Hauses.
Kebar gesehen hatte. Und ich fiel nieder
auf mein Angesicht. Der Brandopferaltar
2Mo 27,1-8
4 Und die Herrlichkeit des HERRN kam zu
dem Haus [des Tempels], auf dem Weg 13 Und dies sind die Maße des Altars,
durch das Tor, das nach Osten gerichtet nach Ellen gerechnet, von denen jede ei-
war. 5 Und der Geist hob mich empor ne [kleine] Elle und eine Handbreite
und führte mich in den inneren Vorhof, mißt: Seine Grundeinfassung: eine Elle
und siehe, die Herrlichkeit des HERRN er- hoch und eine Elle breit; und seine Rand-
füllte das Haus. leiste ringsum: eine Spanne breit. Und
6 Und ich hörte jemand vom Haus her dies ist der Sockel des Altars. 14 Von der
mit mir reden, während der Mann neben Grundeinfassung am Boden bis an den
mir stand. 7 Und er sprach zu mir: Men- unteren Absatz: 2 Ellen [hoch], und die
schensohn, dies ist der Ort für meinen Breite: eine Elle. Und von dem kleinen
Thron und die Stätte für meine Fußsoh- Absatz bis zum größeren: 4 Ellen [hoch],
len, wo ich inmitten der Kinder Israels und die Breite: eine Elle. 15 Der Gottes-
ewiglich wohnen will! Und das Haus Isra- herd ist 4 Ellen [hoch], und von dem
el wird künftig meinen heiligen Namen Gottesherd ragen die vier Hörner empor.
nicht mehr verunreinigen, weder sie 16 Und der Gottesherd ist 12 Ellen lang
noch ihre Könige, durch ihre Hurerei, und 12 Ellen breit; seine vier Seiten bil-
durch die Leichname ihrer Könige und den ein Quadrat. 17 Und der [mittlere]
ihre Höhen, 8 wie damals, als sie ihre Absatz ist 14 Ellen lang und 14 Ellen breit
Schwellen an meine Schwellen und ihre auf seinen vier Seiten, und die Randleiste
Türpfosten neben meine Türpfosten rings um ihn her eine halbe Elle, und sei-
setzten, daß nur eine Mauer zwischen ne Grundeinfassung eine Elle ringsum,
mir und ihnen war. So haben sie meinen und seine Stufen sind nach Osten ge-
heiligen Namen verunreinigt mit ihren wandt.
Greueln, die sie verübten, so daß ich sie 18 Und er sprach zu mir: Menschensohn,
in meinem Zorn verzehrte. 9 Nun werden so spricht GOTT, der Herr: Dies sind die
sie ihre Hurerei und die Leichname ihrer Verordnungen für den Altar, an dem Tag,
Könige von mir entfernen, und ich will da man ihn errichten wird, damit man
ewiglich in ihrer Mitte wohnen. Brandopfer darauf darbringe und Blut an
10 Du aber, Menschensohn, beschreibe ihn sprenge. 19 Und den levitischen Prie-
dem Haus Israel diesen Tempel, damit sie stern, die vom Samen Zadoks sind, die
sich ihrer Missetaten schämen; und laß sich zu mir nahen, um mir zu dienen,
sie den Bau messen. 11 Wenn sie sich spricht GOTT, der Herr, sollst du einen jun-
dann aller ihrer Taten schämen, die sie gen Stier als Sündopfer geben. 20 Und du
begangen haben, so zeige ihnen die Form sollst von seinem Blut nehmen und es auf
dieses Tempels und seine Einrichtung die vier Hörner [des Altars] tun und auf
und seine Ausgänge und seine Eingänge die vier Ecken des Absatzes und auf die
und alle seine Formen und alle seine Sat- Randleiste ringsum und sollst ihn so ent-

a (43,3) Hesekiel bezieht sich auf das Gesicht von Hes 8 bis 11, wo er Gericht über Jerusalem zu weissagen hatte.
906 HESEKIEL 43.44
sündigen und für ihn Sühne erwirken. HERR sprach zu mir: Menschensohn, gib
21 Und du sollst den Jungstier des Sünd- acht mit deinem Herzen und schaue mit
opfers nehmen und ihn an einem be- deinen Augen und höre mit deinen Ohren
stimmten Ort des Hauses, außerhalb des alles, was ich mit dir reden will in bezug
Heiligtums, verbrennen. 22 Und am zwei- auf alle Satzungen des Hauses des HERRN
ten Tag sollst du einen makellosen Zie- und alle seine Gesetze; und gib acht mit
genbock als Sündopfer darbringen, damit deinem Herzen auf den Eingang des Hau-
man den Altar entsündige, wie man ihn ses und auf alle Ausgänge des Heiligtums!
mit dem Jungstier entsündigt hat. 6 Und sage zu dem widerspenstigen Haus
23 Wenn du ihn nun völlig entsündigt Israel: So spricht GOTT, der Herr: Ihr soll-
hast, so bringe dann einen makellosen tet nun genug haben von allen euren
jungen Stier dar und einen makellosen Greueln, ihr vom Haus Israel! 7 Ihr habt
jungen Widder vom Kleinvieh. 24 Und du Fremdlinge mit unbeschnittenem Her-
sollst sie vor dem HERRN darbringen, und zen und mit unbeschnittenem Fleisch
die Priester sollen Salz darauf streuen hineingeführt, so daß sie in meinem Hei-
und sie dem HERRN als Brandopfer dar- ligtum waren und mein Haus entweih-
bringen. ten, wenn ihr meine [Opfer]speise, Fett
25 Sieben Tage lang sollst du täglich ei- und Blut, geopfert habt; und sie haben
nen Bock als Sündopfer zurichten; man meinen Bund gebrochen, zu allen euren
soll auch einen jungen Stier zurichten Greueln hinzu! 8 Und ihr habt den Dienst
und einen Widder vom Kleinvieh, beide in meinen Heiligtümern nicht besorgt,
makellos. 26 Sieben Tage lang soll man sondern sie zur Besorgung meines Dien-
für den Altar Sühnung erwirken und stes in meinem Heiligtum bestimmt.
ihn reinigen und ihn so einweihen. 9 So spricht GOTT, der Herr: Es soll kein
27 Wenn dann die Tage vollendet sind, Fremder mit unbeschnittenem Herzen
sollen die Priester am achten Tag und und mit unbeschnittenem Fleisch in
künftig immer eure Brandopfer und mein Heiligtum kommen, keiner von al-
eure Dankopfer auf dem Altar zurich- len Fremdlingen, die unter den Kindern
ten, so will ich euch gnädig sein, spricht Israels wohnen. 10 Wahrlich, die Leviten,
GOTT, der Herr. die sich von mir entfernt haben, als Israel
irreging, und von mir weg ihren Götzen
Die Ordnungen des erneuerten Heiligtums nachgelaufen sind, sie sollen ihre Misse-
Und er führte mich wieder zurück tat tragen! 11 Aber sie sollen in meinem
auf dem Weg zum äußeren Tor des Heiligtum Dienst tun als Wachen bei den
Heiligtums, das nach Osten sieht; und es Toren des Hauses und als Diener des
war verschlossen. 2 Da sprach der HERR Hauses; sie sollen für das Volk Brandopfer
zu mir: Dieses Tor soll verschlossen blei- und Schlachtopfer schächten und vor ih-
ben und nicht geöffnet werden, und nie- nen stehen, um ihnen zu dienen. 12 Denn
mand soll durch es hineingehen, weil der weil sie ihnen vor ihren Götzen gedient
HERR, der Gott Israels, durch es hineinge- und dem Haus Israel ein Anstoß zur Ver-
gangen ist; darum soll es verschlossen schuldung geworden sind, darum habe
bleiben. 3 Was den Fürsten betrifft, so soll ich meine Hand gegen sie [zum Schwur]
er, der Fürst, darin sitzen, um ein Mahl zu erhoben, spricht GOTT, der Herr, daß sie
halten vor dem HERRN. Er soll durch die ihre Missetat tragen sollen. 13 Und sie
Vorhalle des Tores eintreten und es auf sollen mir nicht nahen, um mir als Prie-
demselben Weg wieder verlassen. ster zu dienen und zu allen meinen heili-
4 Danach führte er mich durch das nördli- gen Dingen und zum Allerheiligsten hin-
che Tor, vor das Haus [des Tempels]. Da zutreten, sondern sie sollen ihre Schande
schaute ich, und siehe, die Herrlichkeit des und ihre Greuel tragen, die sie begangen
HERRN erfüllte das Haus des HERRN! Da fiel haben. 14 Doch will ich sie zu Hütern des
ich nieder auf mein Angesicht. 5 Und der Dienstes für das Haus setzen und sie für
HESEKIEL 44.45 907
all seinen Dienst gebrauchen und zu al- 25 Auch sollen sie zu keiner Menschenlei-
lem, was es darin zu tun gibt. che gehen, so daß sie sich verunreinigen;
nur [an der Leiche] von Vater oder Mutter,
Ordnungen für die Priester von Sohn oder Tochter, Bruder oder
15 Aber die levitischen Priester, die Söhne Schwester, sofern sie keinen Mann gehabt
Zadoks, die den Dienst meines Heilig- hat, dürfen sie sich verunreinigen. 26 Und
tums bewahrt haben, als die Kinder Isra- nachdem er sich gereinigt hat, soll man
els von mir abgeirrt sind, die sollen zu mir ihm sieben Tage [dazu]zählen. 27 Und an
nahen, um mir zu dienen, und sie sollen dem Tag, da er wieder in das Heiligtum, in
vor mir stehen, um mir Fett und Blut zu den inneren Vorhof tritt, um im Heiligtum
opfern, spricht GOTT, der Herr. 16 Sie sol- zu dienen, soll er sein Sündopfer darbrin-
len in mein Heiligtum hineingehen und gen, spricht GOTT, der Herr.
zu meinem Tisch nahen, um mir zu die- 28 Und darin soll ihr Erbteil bestehen: Ich
nen und meinen Dienst zu besorgen. will ihr Erbteil sein! Kein Besitztum sollt
17 Es soll aber geschehen, wenn sie durch ihr ihnen in Israel geben: Ich bin ihr
die Tore des inneren Vorhofes hineingehen Besitztum. 29 Sie sollen aber das Speisop-
wollen, sollen sie leinene Kleider anziehen, fer und das Sündopfer und das Schuldop-
und sie sollen keine Wolle auf sich haben, fer essen; und alles, was in Israel dem
während sie innerhalb der Tore des inneren Bann verfallen ist, soll ihnen gehören.
Vorhofs und im Tempelhaus dienen. 18 Lei- 30 Das Beste von den Erstlingsfrüchten al-
nene Kopfbünde sollen sie auf ihrem Haupt ler Art und alle Abgaben jeder Art von al-
tragen und leinene Unterkleider an ihren len euren Hebopfern sollen den Priestern
Lenden; sie sollen sich nicht in Kleidung gehören. Auch die Erstlinge eures Mehls
gürten, die Schweiß fördert. 19 Wenn sie sollt ihr dem Priester geben, damit der Se-
aber in den äußeren Vorhof hinausgehen, gen auf deinem Haus ruhe. 31 Aber die
in den äußeren Vorhof zum Volk, so sollen Priester sollen kein Aas und kein Zerrisse-
sie ihre Kleider, in denen sie gedient haben, nes essen, seien es Vögel oder Vierfüßler.
ausziehen und sie in den Kammern des
Heiligtums niederlegen und andere Kleider Die Aufteilung des Landes
anziehen, damit sie nicht das Volk mit ihren und der heilige Bezirk für den HERRN
Hes 48,8-22
Kleidern heiligen.
20 Ihr Haupt sollen sie nicht kahl scheren, Wenn ihr das Land durch das Los
aber auch das Haar nicht frei wachsen zum Erbe austeilt, so sollt ihr dem
lassen, sondern ihr Haupthaar geschnit- HERRN eine Weihegabe als heilige Abgabe
ten tragen. 21 Und kein Priester soll Wein des Landes erheben: 25 000 [Ruten] lang
trinken, wenn er in den inneren Vorhof und 10 000 [Ruten] breit; das soll in sei-
hineinzugehen hat. 22 Auch sollen sie nem ganzen Umfang heilig sein. 2 Davon
keine Witwe noch Verstoßene zur Frau soll ein Quadrat von 500 [Ruten] für das
nehmen, sondern Jungfrauen vom Samen Heiligtum verwendet werden, und dazu
des Hauses Israel; doch dürfen sie eine 50 Ellen freien Raum ringsum.
Witwe nehmen, die zuvor mit einem 3 Und nach diesem Maß sollst du einen
Priester verheiratet war. 23 Sie sollen Landstrich abmessen, 25 000 [Ruten] lang
mein Volk unterscheiden lehren zwischen und 10 000 [Ruten] breit; und darauf
Heiligem und Unheiligem und ihm den soll das Heiligtum und das Allerheiligste
Unterschied erklären zwischen Unreinem kommen. 4 Dieser heilige Bezirk des Lan-
und Reinem. 24 Und über Streitigkeiten des soll den Priestern gehören, den Die-
sollen sie zu Gericht sitzen, um nach mei- nern des Heiligtums, die herzunahen, um
nen Rechtsbestimmungen zu urteilen. dem HERRN zu dienen; er soll ihnen als
Und meine Gesetze und meine Satzun- Platz für ihre Häuser dienen und ein dem
gen sollen sie an allen meinen Festen be- Heiligtum geheiligter Raum sein.
folgen und meine Sabbate heilig halten. 5 Und den Leviten, die im Haus dienen,
908 HESEKIEL 45.46
soll ein Gebiet von 25 000 [Ruten] Länge Sühnung für sie zu erwirken, spricht
und 10 000 [Ruten] Breite überlassen wer- GOTT, der Herr. 16 Das ganze Volk des
den, 20 Parzellen zum Eigentum. 6 Ihr sollt Landes soll zu dieser Abgabe an den
auch der Stadt einen Grundbesitz geben, Fürsten Israels verpflichtet sein. 17 Dem
5 000 [Ruten] breit und 25 000 [Ruten] lang, Fürsten dagegen obliegen die Brandop-
entsprechend der heiligen Weihegabe. Das fer, Speisopfer und Trankopfer für die
soll dem ganzen Haus Israel gehören. Feste, Neumonde, Sabbate, an allen Fest-
7 Dem Fürsten aber soll das Land zu bei- zeiten des Hauses Israel. Er soll das Sünd-
den Seiten der heiligen Weihegabe und opfer, das Speisopfer, das Brandopfer
des Grundbesitzes der Stadt gehören, zur und das Dankopfer darbringen, um für
Seite der heiligen Weihegabe und zur das Haus Israel Sühnung zu erwirken.
Seite des Grundbesitzes der Stadt, west-
lich von der Westseite und östlich von der Opferordnungen für die Feste
5Mo 16,1-8; 4Mo 28,16-25; 3Mo 23,33-44
Ostseite, und die Länge soll einem der
[Stammes]anteile entsprechen, von der 18 So spricht GOTT, der Herr: Am ersten
westlichen bis zur östlichen Grenze. 8 Das Tag des ersten Monats sollst du einen
soll sein eigener Grundbesitz in Israel makellosen jungen Stier nehmen und das
sein, damit meine Fürsten künftig mein Heiligtum entsündigen. 19 Und der Prie-
Volk nicht mehr bedrücken. Und das [üb- ster soll von dem Blut des Sündopfers
rige] Land soll man dem Haus Israel nach nehmen und es an die Türpfosten des
seinen Stämmen überlassen. Hauses tun und auf die vier Ecken des
Absatzes am Altar und an die Torpfosten
Anordnungen für den Opferdienst des inneren Vorhofs. 20 So sollst du es
3Mo 19,35-37
auch am Siebten des Monats machen, für
9 So spricht GOTT, der Herr: Laßt es genug den, der aus Versehen oder aus Unwis-
sein, ihr Fürsten Israels! Tut gewalttätigen senheit gesündigt hat; und so sollt ihr für
Frevel und Unterdrückung hinweg, übt das Haus Sühnung erwirken.
Recht und Gerechtigkeit! Hört auf, mein 21 Am vierzehnten Tag des ersten Monats
Volk aus seinem Besitz zu vertreiben! sollt ihr das Passah halten, ein Fest von
spricht GOTT, der Herr. 10 Ihr sollt richtige sieben Tagen. Man soll ungesäuertes Brot
Waage, richtiges Epha und richtiges Bat essen. 22 An jenem Tag soll der Fürst für
gebrauchen! 11 Das Epha und das Bat sich und für das ganze Volk des Landes
sollen ein und dasselbe Maß haben. Ein einen Stier als Sündopfer darbringen.
Bat soll den zehnten Teil eines Homers 23 Und während der sieben Festtage soll
fassen, und ein Epha soll der zehnte Teil er dem HERRN täglich sieben makellose
eines Homers sein; ihr Maß soll sich nach Stiere und Widder als Brandopfer dar-
dem Homer richten. 12 Ein Schekel soll bringen, sieben Tage lang; und als Sünd-
20 Gera betragen; 20 Schekel, 25 Schekel opfer täglich einen Ziegenbock. 24 Er soll
und 15 Schekel soll euch die Mine gelten. auch ein Speisopfer opfern: je ein Epha
13 Dies ist die Abgabe, die ihr erheben zu einem Stier und ein Epha zu einem
sollt: Ein Sechstel Epha von einem Homer Widder und je ein Hin Öl zu einem Epha.
Weizen und ein Sechstel Epha von einem 25 Am fünfzehnten Tag des siebten Mo-
Homer Gerste sollt ihr geben. 14 Und die nats soll er an dem Festa sieben Tage lang
Gebühr vom Öl, vom Bat Öl: ein Zehntel dasselbe darbringen, sowohl Sündopfer
Bat von jedem Kor, von 10 Bat; denn 10 als auch Brandopfer, sowohl Speisopfer
Bat machen ein Homer. 15 Dazu je ein als auch Öl.
Lamm von 200 Schafen von der wasser-
reichen Weide Israels zum Speisopfer, Anordnungen für den Tempeldienst
Brandopfer und Dankopfer, um damit und die Aufgaben des Fürsten
So spricht GOTT, der Herr: Das Tor
57 (45,25) d.h. am Laubhüttenfest. des inneren Vorhofs, das gegen
HESEKIEL 46 909
Osten sieht, soll während der sechs Werk- Epha zu jedem Stier bestehen und einem
tage geschlossen bleiben; aber am Sab- Epha zu jedem Widder, zu den Lämmern
battag und am Tag des Neumonds soll es aber, soviel seine Hand aufbringen kann,
geöffnet werden. 2 Und der Fürst soll und in einem Hin Öl zu jedem Epha.
dann durch die Halle des Tores von außen 12 Wenn aber der Fürst dem HERRN ein
her eintreten, aber an den Pfosten des freiwilliges Brandopfer oder freiwillige
Tores stehen bleiben. Dann sollen die Friedensopfer darbringen will, so soll
Priester seine Brandopfer und seine man ihm das Tor auftun, das gegen Osten
Dankopfer opfern; er aber soll auf der sieht, und er soll sein Brandopfer und
Schwelle des Tores anbeten und dann seine Friedensopfer darbringen, wie er es
wieder hinausgehen, und das Tor soll am Sabbat zu tun pflegt. Wenn er aber
nicht geschlossen werden bis zum Abend. hinausgeht, so soll man das Tor schlie-
3 Auch das Volk des Landes soll beim Ein- ßen, nachdem er hinausgegangen ist.
gang dieses Tores an den Sabbaten und 13 Du sollst dem HERRN täglich ein einjäh-
Neumonden vor dem HERRN anbeten. riges makelloses Lamm als Brandopfer
4 Und dies ist das Brandopfer, das der zurichten; jeden Morgen sollst du das
Fürst dem HERRN am Sabbattag darbrin- darbringen. 14 Und dazu sollst du jeden
gen soll: sechs makellose Lämmer und Morgen als Speisopfer ein Sechstel Epha
einen makellosen Widder. 5 Und als geben und ein Drittel Hin Öl, zur Be-
Speisopfer ein Epha zum Widder; und als sprengung des Feinmehls als Speisopfer
Speisopfer zu den Lämmern, was seine für den HERRN. Das sind ewig gültige
Hand geben kann, und ein Hin Öl zu ei- Ordnungen! 15 So sollen sie das Lamm,
nem Epha. 6 Und am Tag des Neumonds das Speisopfer und das Öl jeden Morgen
soll er einen jungen, makellosen Stier als ein beständiges Brandopfer darbrin-
und sechs Lämmer und einen Widder gen.
geben, die makellos sein sollen. 7 Und 16 So spricht GOTT, der Herr: Wenn der
zum Stier soll er ein Epha und zum Wid- Fürst einem seiner Söhne ein Geschenk
der auch ein Epha geben als Speisopfer; gibt, so ist es dessen Erbteil; es soll seinen
zu den Lämmern aber, soviel seine Hand Söhnen verbleiben als ihr erblicher Be-
aufbringen kann, und je ein Hin Öl auf sitz. 17 Wenn er aber einem seiner Knech-
ein Epha. te etwas von seinem Erbbesitz schenkt,
8 Und wenn der Fürst hineingeht, so soll er so soll es diesem bis zum Jahr der Freilas-
durch die Torhalle eintreten und auf dem- sung gehören und dann wieder an den
selben Weg wieder hinausgehen. 9 Wenn Fürsten zurückfallen. Es ist ja sein Besitz-
aber das Volk des Landes an den hohen tum. Seinen Söhnen soll es verbleiben.
Feiertagena vor den HERRN kommt, so soll, 18 Der Fürst soll auch nichts von dem
wer zum nördlichen Tor hineingeht, um Erbteil des Volkes nehmen, so daß er sie
anzubeten, durch das südliche Tor wieder mit Gewalt von ihrem Besitz verstoßen
hinausgehen; wer aber zum südlichen Tor würde. Er soll von seinem eigenen Besitz-
hineingeht, soll zum nördlichen Tor wie- tum seinen Söhnen ein Erbe geben, da-
der hinausgehen; man soll nicht durch mit nicht jemand von meinem Volk aus
das gleiche Tor, durch das man eingetre- seinem Besitz verdrängt werde.
ten ist, zurückkehren, sondern gerade vor 19 Und er führte mich durch den Eingang
sich hinausgehen. 10 Und der Fürst soll in an der Seite des Tores zu den heiligen
ihrer Mitte hineingehen, wenn sie hinein- Kammern, die den Priestern gehören und
gehen; und wenn sie hinausgehen, sollen gegen Norden liegen. Und siehe, dort war
sie [zusammen] hinausgehen. ein Raum zuhinterst, nach Westen
11 Und an den Festen und an den hohen zu. 20 Da sprach er zu mir: Dies ist der
Feiertagen soll das Speisopfer in einem Ort, wo die Priester das Schuldopfer und

a (46,9) Bezeichnung für Passah, Wochenfest und Laubhüttenfest.


910 HESEKIEL 46.47
das Sündopfer kochen und das Speisop- 6 Da sprach er zu mir: Hast du das gese-
fer backen sollen, damit sie es nicht in hen, Menschensohn? Und er führte mich
den äußeren Vorhof tragen müssen, wo- und brachte mich wieder an das Ufer des
durch sie das Volk heiligen würden. Stromes zurück.
21 Und er führte mich in den äußeren 7 Als ich nun zurückkehrte, siehe, da
Vorhof hinaus und ließ mich an den vier standen auf dieser und jener Seite am
Ecken des Vorhofs vorbeigehen. Und sie- Ufer des Stromes sehr viele Bäume. 8 Und
he, in jeder Ecke des Vorhofs war noch ein er sprach zu mir: Dieses Wasser fließt hin-
[kleiner] Hof. 22 In allen vier Ecken des aus zum östlichen Kreis und ergießt sich
Vorhofs waren kleine Höfe abgesondert, über die Aravaa und mündet ins [Tote]
40 Ellen lang und 30 Ellen breit. Diese vier Meer, und wenn es ins Meer geflossen ist,
Eckhöfe hatten ein und dasselbe Maß. dann wird das Wasser gesund. 9 Und alle
23 Und es ging eine Mauer rings um alle lebendigen Wesen, alles, was sich dort
vier herum; und unter der [Mauer]reihe tummelt, wohin diese fließenden Wasser
hatte man ringsum Kochherde aufge- kommen, das wird leben. Es wird auch
stellt. 24 Da sagte er zu mir: Das ist die sehr viele Fische geben, weil dieses Was-
Kochstätte, wo die Diener des Hauses das ser dorthin kommt; und es wird alles ge-
Schlachtopfer des Volkes kochen sollen. sund werden und leben, wohin dieser
Strom kommt.
Der Wasserstrom aus dem Tempel 10 Und es werden Fischer an ihm stehen;
Joel 3,18; Sach 14,8; Offb 22,1-2
von En-Gedi bis En-Eglaim wird es Plätze
Und er führte mich zum Eingang zum Ausbreiten der Netze geben. Seine
des Hauses zurück, und siehe, da Fische werden sehr zahlreich sein, gleich
floß unter der Schwelle des Hauses Was- den Fischen im großen Meer, nach ihrer
ser heraus, nach Osten hin; denn die Vor- Art. 11 Seine Sümpfe aber und seine La-
derseite des Hauses lag gegen Osten. Und chen werden nicht gesund; sie bleiben
das Wasser floß hinab, unterhalb der süd- dem Salz überlassen. 12 Aber an diesem
lichen Seite des Hauses, südlich vom Strom, auf beiden Seiten seines Ufers,
Altar. 2 Und er führte mich durch das werden allerlei Bäume wachsen, von de-
nördliche Tor hinaus und brachte mich nen man ißt, deren Blätter nicht verwel-
auf dem Weg außen herum zum äußeren ken und deren Früchte nicht aufhören
Tor, das nach Osten gerichtet ist; und sie- werden. Alle Monate werden sie neue
he, da floß von der rechten Seite [des To- Früchte bringen; denn ihr Wasser fließt
res] das Wasser heraus! aus dem Heiligtum. Ihre Früchte werden
3 Während nun der Mann mit der Meßru- als Speise dienen und ihre Blätter als Heil-
te in seiner Hand nach Osten hinausging, mittel.
maß er 1 000 Ellen und führte mich durch
das Wasser; und das Wasser ging mir bis Die Grenzen des Landes
1Mo 15,18-21; 4Mo 34,1-12; Jes 26,15
an die Knöchel. 4 Und er maß [noch]
1 000 Ellen und führte mich durch das 13 So spricht GOTT, der Herr: Das ist die
Wasser; da ging mir das Wasser bis an die Grenze, innerhalb derer ihr den zwölf
Knie. Und er maß [noch] 1 000 Ellen und Stämmen Israels das Land zum Erbe aus-
führte mich hinüber, da ging mir das teilen sollt; Joseph gehören zwei Lose.
Wasser bis an die Lenden. 5 Als er aber 14 Und zwar sollt ihr es, einer wie der an-
[noch] 1 000 Ellen maß, da war es ein dere, zum Erbbesitz erhalten, da ich mei-
Strom, den ich nicht durchschreiten ne Hand [zum Schwur] erhoben habe, es
konnte. Denn das Wasser war so tief, euren Vätern zu geben; und dieses Land
daß man darin schwimmen mußte; ein soll euch als Erbbesitz zufallen.
Strom, der nicht zu durchschreiten war. 15 Das ist aber die Grenze des Landes: Auf
der Nordseite vom großen Meer an, wo
a (47,8) Bezeichnung für die Talebene des Toten Meeres. man von Hetlon nach Zedad geht, 16 Ha-
HESEKIEL 47.48 911
mat, Berota, Sibraim, das zwischen dem der Ostseite bis zur Westseite, Naphtali
Gebiet von Damaskus und dem Gebiet einen Anteil; 4 neben dem Gebiet von
von Hamat liegt, bis Hazar-Tichon, das Naphtali, von der Ostseite bis zur Westsei-
an der Grenze des Hauran liegt. 17 Und te, Manasse einen Anteil; 5 neben dem
die Grenze vom Meer soll nach Hazar- Gebiet von Manasse, von der Ostseite bis
Enon verlaufen, im Gebiet von Damas- zur Westseite, Ephraim einen Anteil; 6 ne-
kus; und was den Norden betrifft, nord- ben dem Gebiet von Ephraim, von der
wärts soll Hamat die Grenze sein. Das ist Ostseite bis zur Westseite, Ruben einen
die Nordseite. Anteil; 7 neben dem Gebiet von Ruben,
18 Was aber die Ostseite betrifft, so soll sie von der Ostseite bis zur Westseite, Juda
von Hauran nach Damaskus und Gilead einen Anteil.
bis zum Land Israel am Jordan verlaufen. 8 Aber neben dem Gebiet von Juda, von
Von der [Nord]grenze sollt ihr [so] bis der Ostseite bis zur Westseite, soll die
zum östlichen Meera messen. Das ist die Weihegabe liegen, die ihr abgeben sollt,
Ostseite. 25 000 [Ruten] breit und so lang, wie sonst
19 Aber die Südseite gegen Mittag geht ein Teil von der Ostseite bis zur Westseite;
von Tamar bis an das Haderwasser von und innerhalb derselben soll das Heilig-
Kadesch, durch den Bach [Ägyptens]b bis tum stehen.
zum großen Meer. Das ist die Mittagsseite 9 Und die Weihegabe, die ihr dem HERRN
nach Süden. abzugeben habt, soll 25 000 [Ruten] lang
20 Und die Westseite bildet das große und 10 000 [Ruten] breit sein. 10 Und die-
Meer, von der [Süd-]Grenze an bis man se heilige Weihegabe soll diesen gehören:
gegenüber von Lebo-Hamat kommt. Das Den Priestern [ein Bezirk] von 25 000 [Ru-
ist die Westseite. ten] nach Norden, 10 000 [Ruten] nach
21 Dieses Land sollt ihr unter euch vertei- Westen und 10 000 [Ruten] nach Osten in
len nach den Stämmen Israels. 22 Ihr sollt der Breite, und nach Süden 25 000 [Ru-
es aber als Erbbesitz verlosen unter euch ten] lang. Innerhalb desselben aber soll
und unter die Fremdlinge, die unter euch das Heiligtum des HERRN stehen. 11 Den
wohnen und unter euch Kinder gezeugt geweihten Priestern [soll es gehören],
haben. Und sie sollen euch gelten wie den Söhnen Zadoks, die meinen Dienst
Eingeborene unter den Kindern Israels. versehen haben, die nicht abgeirrt sind
Sie sollen mit euch unter den Stämmen wie die Leviten, als die Kinder Israels
Israels ihren Erbbesitz erhalten. 23 In irregingen. 12 So soll ihnen als ein Weihe-
dem Stamm, bei dem der Fremdling geschenk von der Weihegabe des Landes
wohnt, sollt ihr ihm sein Erbteil geben, ein Bezirk gehören, ein Hochheiliges, ne-
spricht GOTT, der Herr. ben dem Gebiet der Leviten.
13 Den Leviten aber, entsprechend dem
Die Aufteilung des Landes Gebiet der Priester, [soll] eine Weihegabe
Jos 14-19
[gehören], 25 000 [Ruten] lang und 10 000
Und das sind die Namen der Stäm- [Ruten] breit. Die ganze Länge soll 25 000
me: Am nördlichen Ende zur Seite [Ruten] und die Breite 10 000 [Ruten] be-
des Weges, auf dem man von Hetlon bis tragen. 14 Und davon sollen sie nichts
Lebo-Hamat und bis Hazar-Enon kommt, verkaufen noch tauschen; und dieser
an der Grenze von Damaskus im Norden, Erstling des Landes darf nicht in anderen
zur Seite von Hamat, soll Dan seinen An- Besitz übergehen; denn er ist dem HERRN
teil haben von der Ostseite bis zur West- geheiligt.
seite. 2 Neben dem Gebiet von Dan, von 15 Die übrigen 5 000 [Ruten] aber, die von
der Ostseite bis zur Westseite Asser einen der ganzen Breite von 25 000 [Ruten] üb-
Anteil; 3 neben dem Gebiet von Asser, von rig sind, sollen als gemeinsames Land zu

a (47,18) d.h. das Tote Meer. b (47,19) d.h. das Wadi El-Arisch.
912 HESEKIEL 48
der Stadt gehören, als Wohn- und Frei- ben dem Gebiet von Benjamin, von der
platz, und die Stadt soll in seiner Mitte Ostseite bis zur Westseite, Simeon einen
stehen. 16 Und das sollen ihre Maße sein: Anteil; 25 und neben dem Gebiet von
die Nordseite 4 500 [Ruten], die Südseite Simeon, von der Ostseite bis zur Westsei-
4 500 [Ruten], die Ostseite 4 500 [Ruten] te, Issaschar einen Anteil; 26 und neben
und die Westseite 4 500 [Ruten]. 17 Der dem Gebiet von Issaschar, von der Ost-
Freiplatz der Stadt soll im Norden 250 seite bis zur Westseite, Sebulon einen
[Ruten], im Süden 250 [Ruten], im Osten Anteil; 27 und neben dem Gebiet von Se-
250 [Ruten] und im Westen 250 [Ruten] bulon, von der Ostseite bis zur Westseite,
messen. 18 Aber das übrige [Gebiet] längs Gad einen Anteil; 28 und neben dem Ge-
gegenüber der heiligen Weihegabe, die biet von Gad aber, auf der Südseite, gegen
10 000 [Ruten] im Osten und die 10 000 Mittag, soll die Grenze von Tamar bis
[Ruten] im Westen, das, was neben der zum Haderwasser bei Kadesch und durch
heiligen Weihegabe liegt, dessen Ertrag den Bach [Ägyptens] zum großen Meer
soll den Arbeitern der Stadt zur Speise laufen. 29 Dies ist das Land, das ihr als
dienen. 19 Und die Arbeiter der Stadt aus Erbbesitz unter die Stämme Israels verlo-
allen Stämmen Israels sollen es bebauen. sen sollt; und das sind ihre Anteile,
20 Die ganze Weihegabe soll 25 000 auf spricht GOTT, der Herr.
25 000 [Ruten] betragen. Den vierten Teil 30 Und dies sollen die Ausgänge der Stadt
der heiligen Weihegabe sollt ihr abgeben sein: Auf der Nordseite, die 4 500 [Ruten]
als Eigentum der Stadt. 21 Aber das Übri- mißt — 31 und zwar sollen die Tore der
ge soll dem Fürsten gehören, zu beiden Stadt nach den Namen der Stämme Isra-
Seiten der heiligen Weihegabe und des els benannt werden —, nach Norden [al-
Grundbesitzes der Stadt, längs der 25 000 so] drei Tore: erstens das Tor Rubens,
[Ruten] der Weihegabe an der Ostgrenze zweitens das Tor Judas, drittens das Tor
und längs der 25 000 [Ruten] an der West- Levis. 32 Auf der Ostseite, die 4 500 [Ru-
grenze, entsprechend den [Stammes]an- ten] mißt, auch drei Tore: erstens das Tor
teilen. Das gehört dem Fürsten; die heili- Josephs, zweitens das Tor Benjamins,
ge Weihegabe aber und das Heiligtum des drittens das Tor Dans. 33 Auf der Südsei-
Tempelhauses liegt in seiner Mitte. 22 Es te, die 4 500 [Ruten] mißt, auch drei Tore:
soll auch vom Grundbesitz der Leviten erstens das Tor Simeons, zweitens das Tor
und vom Grundbesitz der Stadt an (die Issaschars, drittens das Tor Sebulons.
zwischen dem liegen, was dem Fürsten 34 Auf der Westseite, die auch 4 500 [Ru-
gehört), alles, was zwischen dem Gebiet ten] mißt, ebenfalls ihre drei Tore: erstens
von Juda und dem Gebiet von Benjamin das Tor Gads, zweitens das Tor Assers,
liegt, dem Fürsten gehören. drittens das Tor Naphtalis. 35 Der ganze
23 Von den übrigen Stämmen aber soll Umfang beträgt 18 000 [Ruten]. Und der
Benjamin von der Ostseite bis zur West- Name der Stadt soll künftig lauten: »Der
seite einen Anteil empfangen; 24 und ne- HERR ist hier!«
Das Buch des Propheten Daniel

DAS ZEUGNIS DANIELS UND SEINER GEFÄHRTEN dem obersten Kämmerer. 10 Und der
VOR DEN KÖNIGEN VON BABYLON oberste Kämmerer sprach zu Daniel: Ich
Kapitel 1 - 6 fürchte nur meinen Herrn, den König,
Daniel und seine Gefährten am der euch eure Speise und euer Getränk
babylonischen Königshof bestimmt hat. Denn warum sollte er
Jes 39,5-7 wahrnehmen, daß euer Aussehen weni-
Im dritten Jahr der Regierung Jojakims, ger gut wäre als das der anderen jungen
des Königs von Juda, kam Nebukadne- Männer in eurem Alter? Dann wärt ihr
zar, der König von Babel, nach Jerusalem schuld, wenn ich meinen Kopf beim Kö-
und belagerte es. 2 Und der Herr gab Joja- nig verwirkte!
kim, den König von Juda, in seine Hand, 11 Da antwortete Daniel dem Aufseher,
auch einen Teil der Geräte des Hauses den der oberste Kämmerer über Daniel,
Gottes; diese führte er hinweg in das Hananja, Misael und Asarja gesetzt
Land Sineara, in das Haus seines Gottes; hatte: 12 Versuche es doch zehn Tage lang
und er brachte die Geräte in die Schatz- mit deinen Knechten, daß man uns Ge-
kammer seines Gottes. müse zu essen und Wasser zu trinken
3 Und der König befahl Aspenas, dem gibt; 13 danach soll man vor dir unser
Obersten seiner Kämmerer, daß er ihm Aussehen und das Aussehen der anderen
etliche von den Söhnen Israels bringen jungen Männer anschauen, die von der
solle, die von königlichem Samen und feinen Speise des Königs essen; nach
von den Vornehmsten sein sollten, 4 jun- dem, was du dann sehen wirst, handle
ge Männer ohne jeden Makel, schön von weiter mit deinen Knechten!
Gestalt und für alle Wissenschaften be- 14 Da hörte er auf sie in dieser Sache und
gabt, die Einsicht und Verstand hätten versuchte es zehn Tage lang mit ihnen.
und tüchtig wären, im Palast des Königs 15 Und nach den zehn Tagen sah man,
zu dienen, und daß man sie in der Schrift daß sie besser aussahen und wohlge-
und Sprache der Chaldäer unterwiese. nährter waren als alle jungen Männer, die
5 Diesen bestimmte der König den tägli- von der feinen Speise des Königs aßen.
chen Unterhalt von der feinen Speise des 16 Da nahm der Aufseher ihre feine Spei-
Königs und von dem Wein, den er selbst se und den Wein, den sie trinken sollten,
trank, und [ordnete an], daß man sie drei weg und gab ihnen Gemüse.
Jahre lang erziehen sollte, und daß sie 17 Und Gott gab diesen vier jungen Män-
danach dem König dienen sollten. nern Kenntnis und Verständnis für alle
6 Unter ihnen befanden sich von den Söh- Schrift und Weisheit; Daniel aber machte
nen Judas Daniel, Hananja, Misael und er verständig in allen Gesichten und
Asarja. 7 Diesen gab der oberste Käm- Träumen.
merer andere Namen; und zwar nannte er 18 Nachdem nun die Zeit verflossen war,
Daniel »Beltsazar«, Hananja »Sadrach«, nach welcher der König ihre Vorstellung
Misael »Mesach« und Asarja »Abednego«. befohlen hatte, führte sie der oberste
8 Daniel aber nahm sich in seinem Her- Kämmerer vor Nebukadnezar. 19 Da rede-
zen vor, sich mit der feinen Speise des te der König mit ihnen; aber keiner unter
Königs und mit dem Wein, den er trank, ihnen allen wurde gefunden, der Daniel,
nicht zu verunreinigen; er erbat sich vom Hananja, Misael und Asarja gleich-
obersten Kämmerer, daß er sich nicht gekommen wäre; und sie traten in den
verunreinigen müsse. 9 Und Gott gab Dienst des Königs. 20 Und in allen Angele-
Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor genheiten, die Weisheit und Einsicht er-

a (1,2) Name für Babylonien; eine Ebene zwischen Euphrat und Tigris (vgl. 1Mo 10,10; 11,2 u.a.).
914 DANIEL 1.2
forderten, nach denen der König sie fragte, Zeiten ändern. Darum sagt mir den
fand er sie zehnmal besser als alle Traum- Traum, damit ich weiß, daß ihr mir auch
deuter und Wahrsager,a die er in seinem die Deutung verkünden könnt!
ganzen Reich hatte. 21 Und Daniel blieb 10 Die Chaldäer antworteten vor dem Kö-
bis zum ersten Jahr des Königs Kyrus. nig und sprachen: Es gibt keinen Men-
schen auf Erden, der verkünden könnte,
Nebukadnezars beunruhigender Traum was der König befiehlt; deshalb hat auch
Und im zweiten Jahr der Regierung nie irgend ein großer und mächtiger König
Nebukadnezars hatte Nebukadnezar so etwas von irgend einem Traumdeu-
Träume, so daß sein Geist sich beunruhig- ter, Wahrsager oder Chaldäer verlangt!
te und er nicht mehr schlafen konnte. 2 Da 11 Denn die Sache, die der König verlangt,
befahl der König, man solle die Traum- ist schwer. Es gibt auch niemand, der es
deuter und die Wahrsager, die Zauberer dem König mitteilen könnte, ausgenom-
und die Chaldäer zusammenrufen, damit men die Götter, deren Wohnung nicht bei
sie dem König seine Träume verkündeten. den Menschen ist!
So kamen sie und traten vor den König.
3 Da sprach der König zu ihnen: Ich habe
Daniel bittet Gott um Weisheit und
einen Traum gehabt, und mein Geist ist empfängt die Offenbarung des Traums
beunruhigt, bis ich den Traum verstehe! 12 Hierüber wurde der König aufgebracht
4 Hierauf gaben die Chaldäer dem König und sehr zornig, und er befahl, alle Wei-
auf aramäisch zur Antwort:b O König, mö- sen von Babel umzubringen. 13 Und der
gest du ewig leben! Erzähle deinen Knech- Befehl ging aus, und die Weisen von Babel
ten den Traum, so wollen wir die Deutung sollten getötet werden; und man suchte
verkünden! auch Daniel samt seinen Gefährten, um
5 Der König antwortete den Chaldäern: sie zu töten. 14 Da erwiderte Daniel dem
Mein Entschluß steht unwiderruflich Arioch, dem Obersten der Scharfrichter
fest: Wenn ihr mir nicht den Traum samt des Königs, der ausgezogen war, um die
seiner Deutung verkündet, so sollt ihr in Weisen zu töten, mit klugen und verstän-
Stücke zerhauen und eure Häuser zu digen Worten. 15 Er begann und sprach
Misthaufen gemacht werden; 6 wenn ihr zu Arioch, dem Bevollmächtigten des Kö-
mir aber den Traum und seine Deutung nigs: Warum ist dieser strenge Befehl vom
verkündet, so sollt ihr von mir Geschenke König ausgegangen? Da erklärte Arioch
und Gaben und große Ehre empfangen. die Sache dem Daniel. 16 Daniel aber ging
Darum sagt mir den Traum und seine hinein und bat den König, ihm eine Frist
Deutung! 7 Da antworteten sie zum zwei- zu gewähren, damit er dem König die
ten Mal und sprachen: Der König möge Deutung verkünden könne.
seinen Knechten den Traum erzählen, so 17 Darauf zog sich Daniel in sein Haus
wollen wir die Deutung verkünden! zurück und teilte die Sache seinen Ge-
8 Der König antwortete und sprach: Ich fährten mit, Hananja, Misael und Asarja,
weiß nun sicher, daß ihr Zeit gewinnen 18 damit sie von dem Gott des Himmels
wollt, weil ihr seht, daß mein Entschluß Erbarmen erflehen möchten wegen die-
unwiderruflich feststeht. 9 Wenn ihr mir ses Geheimnisses, damit nicht Daniel
den Traum nicht mitteilt, so bleibt für und seine Gefährten samt den übrigen
euch nur ein Urteil; denn ihr habt euch Weisen von Babel umkämen.
vorgenommen, lügenhafte und trügeri- 19 Hierauf wurde dem Daniel in einem Ge-
sche Worte vor mir zu reden, bis sich die sicht bei Nacht das Geheimnis geoffenbart.

a (1,20) Traumdeuter und Wahrsager waren an den Höfen b (2,4) Ab hier bis Dan 7,28 ist das Buch Daniel in Ara-
der heidnischen Könige tätig, um bei jeder politischen mäisch abgefaßt, der Handels- und Verkehrssprache
Entscheidung mit verschiedenen Methoden den Willen des Vorderen Orients.
der Götter zu erfragen (vgl. Dan 2,27).
DANIEL 2 915
Da pries Daniel den Gott des Himmels. dieses Geheimnis nicht durch eine Weis-
20 Daniel begann und sprach: Gepriesen heit, die ich vor allen Lebenden voraus
sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewig- hätte, geoffenbart worden, sondern damit
keit! Denn sein ist beides, Weisheit und dem König die Deutung bekanntgemacht
Macht. 21 Er führt andere Zeiten und Stun- werde und du erfährst, was dein Herz zu
den herbei; er setzt Könige ab und setzt wissen wünscht.
Könige ein; er gibt den Weisen die Weisheit 31 Du, o König, schautest, und siehe, ein
und den Verständigen den Verstand. 22 Er erhabenes Standbild. Dieses Bild war ge-
offenbart, was tief und verborgen ist; er waltig und sein Glanz außergewöhnlich;
weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm es stand vor dir, und sein Anblick war
wohnt das Licht! 23 Dir, dem Gott meiner furchterregend. 32 Das Haupt dieses Bil-
Väter, sage ich Lob und Dank, daß du mir des war aus gediegenem Gold, seine Brust
Weisheit und Kraft verliehen und mich und seine Arme aus Silber, sein Bauch und
jetzt wissen lassen hast, was wir von dir er- seine Lenden aus Erz, 33 seine Ober-
beten haben; denn die Sache des Königs schenkel aus Eisen, seine Füße teils aus
hast du uns wissen lassen! Eisen und teils aus Ton. 34 Du sahst zu, bis
sich ein Stein losriß ohne Zutun von Men-
Die Deutung des Traumes schenhänden und das Bild an seinen Fü-
vom großen Standbild ßen traf, die aus Eisen und Ton waren, und
24 Daraufhin ging Daniel zu Arioch, den sie zermalmte. 35 Da wurden Eisen, Ton,
der König beauftragt hatte, die Weisen Erz, Silber und Gold miteinander zer-
von Babel umzubringen; er nahm ihn malmt; und sie wurden wie Spreu auf den
beiseite und sprach zu ihm: Bringe die Sommertennen, und der Wind verwehte
Weisen von Babel nicht um! Führe mich sie, so daß keine Spur mehr von ihnen zu
vor den König, so will ich ihm die Deu- finden war. Der Stein aber, der das Bild
tung verkünden! zertrümmert hatte, wurde zu einem gro-
25 Darauf führte Arioch den Daniel rasch ßen Berg und erfüllte die ganze Erde.
vor den König und sprach zu ihm: Ich 36 Das ist der Traum; nun wollen wir vor
habe unter den Weggeführten von Juda dem König auch seine Deutung verkün-
einen Mann gefunden, der dem König den: 37 Du, o König, bist ein König der
die Deutung verkünden will! 26 Der Kö- Könige, dem der Gott des Himmels das
nig antwortete und sprach zu Daniel, Königtum, die Macht, die Stärke und die
dessen Name Beltsazar war: Bist du im- Ehre gegeben hat; 38 und überall, wo
stande, mir den Traum, den ich gehabt Menschenkinder wohnen, Tiere des Fel-
habe, und seine Deutung mitzuteilen? des und Vögel des Himmels, hat er sie in
27 Daniel antwortete vor dem König und deine Hand gegeben und dich zum Herr-
sprach: Das Geheimnis, nach dem der scher über sie alle gemacht; du bist das
König fragt, können Weise, Wahrsager, Haupt aus Gold! 39 Nach dir aber wird ein
Traumdeuter oder Zeichendeuter dem anderes Reich aufkommen, geringer als
König nicht verkünden; 28 aber es gibt du; und ein nachfolgendes drittes König-
einen Gott im Himmel, der Geheimnisse reich, das eherne, wird über die ganze Er-
offenbart; der hat den König Nebukadne- de herrschen.
zar wissen lassen, was am Ende der Tage 40 Und ein viertes Königreich wird sein,
geschehen soll. Mit deinem Traum und so stark wie Eisen; ebenso wie Eisen alles
den Gesichten deines Hauptes auf dei- zermalmt und zertrümmert, und wie Ei-
nem Lager verhielt es sich so: sen alles zerschmettert, so wird es auch
29 Dir, o König, stiegen auf deinem Lager jene alle zermalmen und zerschmettern.
Gedanken darüber auf, was nach diesem 41 Daß du aber die Füße und Zehen teils
geschehen werde, und da hat dir der, wel- aus Töpferton und teils aus Eisen beste-
cher die Geheimnisse offenbart, mitge- hend gesehen hast, bedeutet, daß das
teilt, was geschehen wird. 30 Mir aber ist Königreich gespalten sein wird; aber es
916 DANIEL 2.3
wird etwas von der Festigkeit des Eisens hoch und 6 Ellen breit, das stellte er in
in ihm bleiben, gerade so, wie du das Ei- der Ebene Dura in der Provinz Babel
sen mit lehmigem Ton vermengt gesehen auf. 2 Und der König Nebukadnezar ließ
hast. 42 Und wie die Zehen seiner Füße die Satrapen, Vorsteher und Statthalter
teils aus Eisen und teils aus Ton waren, so versammeln, die Räte, Hofschatzmeister,
wird auch das Reich zum Teil stark und Richter und Gerichtsbeamten samt allen
zum Teil zerbrechlich sein. 43 Daß du Provinzvorstehern, damit sie zur Einwei-
aber Eisen mit Tonerde vermengt gese- hung des Bildes kämen, das der König
hen hast, bedeutet, daß sie sich zwar un- Nebukadnezar aufgestellt hatte.
tereinander vermischen, aber doch nicht 3 Sobald nun die Satrapen, Vorsteher und
aneinander haften werden, wie sich ja Statthalter, die Räte, Hofschatzmeister,
Eisen mit Ton nicht vermischt. Richter und Gerichtsbeamten samt allen
44 Aber in den Tagen jener Könige wird der Provinzvorstehern zur Einweihung des
Gott des Himmels ein Königreich aufrich- Bildes versammelt waren, das der König
ten, das in Ewigkeit nicht untergehen wird; Nebukadnezar aufgestellt hatte, und vor
und sein Reich wird keinem anderen Volk dem Bild standen, das Nebukadnezar
überlassen werden; es wird alle jene Kö- aufgestellt hatte, 4 da rief der Herold mit
nigreiche zermalmen und ihnen ein Ende gewaltiger Stimme: Das laßt euch gesagt
machen; es selbst aber wird in Ewigkeit sein, ihr Völker, Stämme und Sprachen:
bestehen; 45 ganz so wie du gesehen hast, 5 Sobald ihr den Klang der Hörner, Flö-
daß sich von dem Berg ein Stein ohne Zu- ten, Zithern, Lauten, Harfen, Sackpfeifen
tun von Menschenhänden losriß und das und aller Arten von Musik hören werdet,
Eisen, das Erz, den Ton, das Silber und das sollt ihr niederfallen und das goldene Bild
Gold zermalmte. Der große Gott hat den anbeten, das der König Nebukadnezar
König wissen lassen, was nach diesem ge- aufgestellt hat! 6 Wer aber nicht nieder-
schehen soll. Und der Traum ist zuverläs- fällt und anbetet, der soll augenblicklich
sig, und seine Deutung steht fest! in den glühenden Feuerofen geworfen
46 Da fiel der König Nebukadnezar auf werden! 7 Darum fielen zur bestimmten
sein Angesicht und verneigte sich tief vor Zeit, als alle Völker den Klang der Hörner,
Daniel und befahl, ihm Speisopfer und Flöten, Zithern, Lauten, Harfen und aller
Räucherwerk darzubringen. 47 Der König Arten von Musik hörten, alle Völker,
ergriff [dann] das Wort und sprach zu Stämme und Sprachen nieder und bete-
Daniel: Wahrhaftig, euer Gott ist der Gott ten das goldene Bild an, das der König
der Götter und der Herr der Könige und Nebukadnezar aufgestellt hatte.
ein Offenbarer der Geheimnisse, daß du 8 Deswegen traten zur selben Stunde etli-
dieses Geheimnis offenbaren konntest! che chaldäische Männer herzu und ver-
48 Darauf machte der König den Daniel klagten die Juden. 9 Sie ergriffen das Wort
groß und gab ihm sehr viele Geschenke und sprachen zum König Nebukadnezar:
und setzte ihn zum Herrn über die ganze O König, mögest du ewig leben! 10 Du
Provinz Babel und zum Oberhaupt über hast, o König, Befehl gegeben, daß jeder-
alle Weisen von Babel. 49 Daniel aber er- mann, der den Klang der Hörner, Flöten,
bat sich vom König, daß er Sadrach, Me- Zithern, Lauten, Harfen und Sackpfeifen
sach und Abednego über die Verwaltung und aller Arten von Musik hört, niederfal-
der Provinz Babel einsetzte; Daniel aber len und das goldene Bild anbeten soll;
blieb am Hof des Königs. 11 wer aber nicht niederfällt und anbetet,
der soll in den glühenden Feuerofen ge-
Das große goldene Standbild worfen werden. 12 Nun sind da jüdische
Nebukadnezars Männer, die du über die Verwaltung der
Offb 13,14-15
Provinz Babel bestellt hast, Sadrach, Me-
Der König Nebukadnezar ließ ein gol- sach und Abednego. Diese Männer, o
denes Standbild anfertigen, 60 Ellen König, achten nicht auf dich, dienen dei-
DANIEL 3 917
nen Göttern nicht und beten das goldene den glühenden Feuerofen geworfen. 22 Weil
Bild nicht an, das du aufgerichtet hast! nun der Befehl des Königs dringend und
der Ofen übermäßig geheizt war, so tötete
Die drei Gefährten Daniels beten das die Feuerflamme jene Männer, die Sa-
Standbild nicht an und werden in den drach, Mesach und Abednego hinauftru-
Feuerofen geworfen gen; 23 diese drei Männer aber, Sadrach,
13 Da befahl Nebukadnezar mit grimmi- Mesach und Abednego, fielen gebunden
gem Zorn, daß man Sadrach, Mesach in den glühenden Feuerofen.
und Abednego kommen lasse. Sogleich
wurden jene Männer vor den König ge- Die wunderbare Errettung
bracht. 14 Nebukadnezar ergriff das Wort der drei Glaubenszeugen
und sprach zu ihnen: Sadrach, Mesach 24 Da erschrak der König Nebukadnezar
und Abednego, geschieht es vorsätzlich, und stand rasch auf. Er redete und sprach
daß ihr meinen Göttern nicht dient und zu seinen Räten: Haben wir nicht drei
das goldene Bild nicht anbetet, das ich Männer gebunden ins Feuer geworfen?
habe aufrichten lassen? 15 Nun, wenn ihr Sie erwiderten und sprachen zu dem Kö-
bereit seid, sobald ihr den Klang der Hör- nig: gewiß, o König! 25 Er antwortete und
ner, Flöten, Zithern, Lauten, Harfen und sprach: Siehe, ich sehe vier Männer mit-
Sackpfeifen und aller Arten von Musik ten im Feuer frei umherwandeln, und es
hören werdet, niederzufallen und das ist keine Verletzung an ihnen; und die
Bild anzubeten, das ich gemacht habe, Gestalt des vierten gleicht einem Sohn
[dann ist es gut!] Wenn ihr es aber nicht der Götter!
anbetet, so sollt ihr augenblicklich in den 26 Darauf trat Nebukadnezar vor die Öff-
glühenden Feuerofen geworfen werden! nung des glühenden Feuerofens, begann
Und wer ist der Gott, der euch aus meiner und sprach: Sadrach, Mesach und Abed-
Hand erretten könnte? nego, ihr Knechte Gottes, des Allerhöch-
16 Sadrach, Mesach und Abednego ant- sten, tretet heraus und kommt her! Da
worteten und sprachen zum König: Ne- kamen Sadrach, Mesach und Abednego
bukadnezar, wir haben es nicht nötig, dir aus dem Feuer hervor. 27 Daraufhin ver-
darauf ein Wort zu erwidern. 17 Wenn es sammelten sich die Satrapen, Vorsteher
so sein soll — unser Gott, dem wir die- und Statthalter samt den Räten des Kö-
nen, kann uns aus dem glühenden Feuer- nigs. Sie schauten diese Männer an, über
ofen erretten, und er wird uns bestimmt deren Leiber das Feuer keine Gewalt ge-
aus deiner Hand erretten, o König! 18 Und habt hatte; ihre Haupthaare waren nicht
auch wenn es nicht so sein soll, so wisse, versengt und ihre Kleider waren unver-
o König, daß wir deinen Göttern nicht ändert; man bemerkte nicht einmal ei-
dienen und auch das goldene Bild nicht nen Brandgeruch an ihnen.
anbeten werden, das du aufgestellt hast! 28 Da ergriff Nebukadnezar das Wort und
19 Da wurde Nebukadnezar voll Wut, und sprach: Gepriesen sei der Gott Sadrachs,
das Aussehen seines Angesichts verän- Mesachs und Abednegos, der seinen En-
derte sich gegen Sadrach, Mesach und gel gesandt und seine Knechte errettet
Abednego; [dann] redete er und gab den hat, die auf ihn vertrauten und das Gebot
Befehl, man solle den Ofen siebenmal des Königs übertraten und ihre Leiber
heißer machen, als man es sonst zu tun hingaben, weil sie keinen anderen Gott
pflegte. 20 Und den stärksten Männern in verehren und anbeten wollten als ihren
seinem Heer befahl er, Sadrach, Mesach Gott allein! 29 Und von mir wird eine Ver-
und Abednego zu binden und sie in den ordnung erlassen, daß, wer immer unter
glühenden Feuerofen zu werfen. 21 Da allen Völkern, Völkerschaften und Spra-
wurden diese Männer gebunden und in chen von dem Gott Sadrachs, Mesachs
ihren Mänteln und Beinkleidern samt ih- und Abednegos leichtfertig spricht, in
ren Turbanen und ihren Gewändern in Stücke zerhauen und sein Haus zu einem
918 DANIEL 3.4
Misthaufen gemacht werden soll, weil es sehen. 9 Sein Laub war schön und seine
keinen anderen Gott gibt, der so erretten Frucht reichlich, und Nahrung für alle
kann wie dieser! fand sich an ihm; unter ihm suchten die
30 Daraufhin machte der König Sadrach, Tiere des Feldes Schatten, und die Vögel
Mesach und Abednego groß in der Pro- des Himmels wohnten in seinen Zwei-
vinz Babel. gen, und von ihm nährte sich alles
Fleisch. 10 Ich schaute in den Gesichten
Der Traum Nebukadnezars meines Hauptes auf meinem Lager, und
von dem großen Baum siehe, ein heiliger Wächter stieg vom
[3,31] »Der König Nebukadnezar wünscht Himmel herab; 11 und er rief mit gewalti-
allen Völkern, Völkerschaften und ger Stimme und sprach: ›Haut den Baum
Sprachen, die auf der ganzen Erde woh- um und schlagt seine Äste ab! Streift sein
nen: Euer Friede nehme zu! [3,32] Es hat Laub ab und zerstreut seine Früchte; die
mir gefallen, die Zeichen und Wunder zu Tiere unter ihm sollen wegfliehen und
verkünden, die der höchste Gott an mir die Vögel von seinen Zweigen!
getan hat. [3,33] Wie groß sind seine Zei- 12 Aber seinen Wurzelstock sollt ihr in der
chen, und wie gewaltig seine Wunder! Erde lassen, und zwar in Fesseln aus Eisen
Sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine und Erz im Gras des Feldes, damit er vom
Herrschaft währt von Geschlecht zu Ge- Tau des Himmels benetzt werde und mit
schlecht! den Tieren Anteil habe an den Kräutern
1 Ich, Nebukadnezar, lebte sorglos in mei- der Erde. 13 Sein menschliches Herz soll
nem Haus und glücklich in meinem Palast. verwandelt werden, und es soll ihm ein
2 Da hatte ich einen Traum, der mich er- tierisches Herz gegeben werden; und sie-
schreckte, und die Gedanken auf meinem ben Zeiten sollen über ihm vergehen.
Lager und die Gesichte meines Hauptes 14 Im Rat der Wächter wurde das be-
ängstigten mich. 3 Und es wurde von mir schlossen, und von den Heiligen wurde es
Befehl gegeben, alle Weisen Babels vor besprochen und verlangt, damit die Le-
mich zu bringen, damit sie mir die Deu- benden erkennen, daß der Höchste über
tung des Traumes verkündeten. 4 Sogleich das Königtum der Menschen herrscht
kamen die Traumdeuter, Wahrsager, Chal- und es gibt, wem er will, und den Nied-
däer und Zeichendeuter herbei, und ich rigsten der Menschen darüber setzt!‹
erzählte vor ihnen den Traum; aber sie 15 Diesen Traum habe ich, der König Ne-
konnten mir seine Deutung nicht verkün- bukadnezar, gesehen; du aber, Beltsazar,
den, 5 bis zuletzt Daniel vor mich kam, der gib die Auslegung, weil alle Weisen mei-
Beltsazar heißt nach dem Namen meines nes Reiches nicht imstande sind, mir die
Gottes, und in welchem der Geist der heili- Deutung zu verkünden; du aber kannst
gen Götter ist; vor dem erzählte ich mei- es, weil der Geist der heiligen Götter in dir
nen Traum: ist!
6 Beltsazar, du Oberster der Schriftkundi-
gen, von dem ich weiß, daß der Geist der Daniel deutet den Traum
heiligen Götter in dir ist und daß kein 16 Da blieb Daniel, den man Beltsazar
Geheimnis dir zu schwierig ist, [ver- nennt, eine Weile ganz starr, und seine
nimm] das Traumgesicht, das ich gese- Gedanken erschreckten ihn. Der König
hen habe, und sage mir, was es bedeutet! ergriff das Wort und sprach: ›Beltsazar,
7 Das sind aber die Gesichte meines der Traum und seine Deutung dürfen
Hauptes auf meinem Lager: Ich schaute, dich nicht erschrecken!‹ Beltsazar ant-
und siehe, es stand ein Baum mitten auf wortete und sprach: ›Mein Herr, der
der Erde, und seine Höhe war gewaltig. Traum gelte deinen Hassern und seine
8 Der Baum war groß und stark, und sein Auslegung deinen Feinden! 17 Der Baum,
Wipfel reichte bis an den Himmel, und er den du gesehen hast, so groß und stark,
war bis ans Ende der ganzen Erde zu daß sein Wipfel bis zum Himmel reichte,
DANIEL 4 919
und der über die ganze Erde zu sehen der König und sprach: ›Ist das nicht das
war, 18 der so schönes Laub hatte und so große Babel, das ich mir erbaut habe zur
reiche Früchte trug und an dem sich königlichen Residenz mit meiner gewal-
Nahrung für alle fand, unter dem sich die tigen Macht und zu Ehren meiner Maje-
Tiere des Feldes aufhielten und in dessen stät?‹
Zweigen die Vögel des Himmels wohnten 28 Noch war das Wort im Mund des Kö-
— 19 dieser [Baum] bist du, o König, der nigs, da erklang eine Stimme vom Him-
du so groß und stark geworden bist und mel herab: ›Dir wird gesagt, König Nebu-
dessen Majestät so groß ist, daß sie bis kadnezar: Das Königreich ist von dir
zum Himmel reicht, und deine Herr- genommen! 29 Und man wird dich von
schaft bis ans Ende der Erde. den Menschen verstoßen, und du sollst
20 Daß aber der König einen heiligen dich bei den Tieren des Feldes aufhalten;
Wächter vom Himmel herabsteigen sah mit Gras wird man dich füttern wie die
und sagen hörte: Haut den Baum um und Ochsen, und sieben Zeiten sollen über
verderbt ihn; aber seinen Wurzelstock dir vergehen, bis du erkennst, daß der
laßt in der Erde, und zwar in Fesseln von Höchste Macht hat über das Königtum
Eisen und Erz im Gras des Feldes, daß er der Menschen und es gibt, wem er will!‹
vom Tau des Himmels benetzt werde und 30 Im selben Augenblick erfüllte sich das
seinen Anteil habe mit den Tieren des Wort an Nebukadnezar: Er wurde von
Feldes, bis sieben Zeiten über ihm ver- den Menschen ausgestoßen, fraß Gras
gangen sind!, 21 das hat, o König, folgen- wie ein Ochse, und sein Leib wurde vom
de Bedeutung, und dies ist der Beschluß Tau des Himmels benetzt, bis sein Haar
des Höchsten, der über meinen Herrn, so lang wurde wie Adlerfedern und seine
den König, ergangen ist: Nägel wie Vogelkrallen.
22 Man wird dich von den Menschen aus- 31 Aber nach Verlauf der Zeit hob ich, Ne-
stoßen, und bei den Tieren des Feldes bukadnezar, meine Augen zum Himmel
wirst du dich aufhalten; und man wird empor, und mein Verstand kehrte zu mir
dich mit Gras füttern wie die Ochsen und zurück. Da lobte ich den Höchsten und
dich vom Tau des Himmels benetzen las- pries und verherrlichte den, der ewig lebt,
sen; und es werden sieben Zeiten über dir dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft
vergehen, bis du erkennst, daß der ist und dessen Reich von Geschlecht zu
Höchste Macht hat über das Königtum Geschlecht währt; 32 gegen welchen alle,
der Menschen und es gibt, wem er will! die auf Erden wohnen, wie nichts zu rech-
23 Weil aber davon die Rede war, man nen sind; er verfährt mit dem Heer des
solle den Wurzelstock des Baumes belas- Himmels und mit denen, die auf Erden
sen, so wird auch dir dein Königtum wie- wohnen, wie er will, und es gibt niemand,
der zuteil werden, sobald du erkennen der seiner Hand wehren oder zu ihm sa-
wirst, daß der Himmel herrscht. 24 Dar- gen dürfte: Was machst du?
um, o König, laß dir meinen Rat gefallen 33 Zur selben Zeit kam mir mein Ver-
und brich mit deinen Sünden durch Ge- stand zurück, und mit der Ehre meines
rechtigkeit und mit deinen Missetaten Königtums kehrte auch meine Herrlich-
durch Barmherzigkeit gegen Elende, keit und mein Glanz zurück; meine Räte
wenn dein Wohlergehen dauerhaft sein und meine Großen suchten mich auf,
soll!‹ und ich wurde wieder über mein König-
reich gesetzt und erhielt noch größere
Die Erniedrigung und Wiederherstellung Macht. 34 Nun lobe und erhebe und ver-
Nebukadnezars herrliche ich, Nebukadnezar, den König
25 Dies alles ist über den König Nebukad- des Himmels; denn all sein Tun ist rich-
nezar gekommen. 26 Zwölf Monate spä- tig, und seine Wege sind gerecht; wer
ter nämlich erging er sich auf seinem kö- aber hochmütig wandelt, den kann er
niglichen Palast in Babel. 27 Da begann demütigen!«
920 DANIEL 5
König Belsazars Vermessenheit wirrt. 10 Auf Wunsch des Königs und sei-
und das göttliche Gericht ner Gewaltigen kam die Königin[-Mutter]
Der König Belsazara veranstaltete für in den Trinksaal. Die Königin begann und
seine tausend Gewaltigen ein großes sprach: O König, mögest du ewig leben!
Mahl und trank Wein vor den Tausend. Deine Gedanken sollen dich nicht er-
2 Und während er sich den Wein schmek- schrecken, und dein Aussehen verändere
ken ließ, befahl Belsazar, man solle die sich nicht! 11 Es gibt einen Mann in dei-
goldenen und silbernen Gefäße herbei- nem Königreich, in dem der Geist der
bringen, die sein Vater Nebukadnezar heiligen Götter ist und bei dem in den
aus dem Tempel in Jerusalem wegge- Tagen deines Vaters Erleuchtung, Ver-
nommen hatte, damit der König samt stand und Weisheit gleich der Weisheit
seinen Gewaltigen, seinen Frauen und der Götter gefunden worden ist, so daß
seinen Nebenfrauen daraus trinken kön- dein Vater, der König Nebukadnezar, ihn
ne. 3 Da wurden die goldenen Gefäße zum Obersten der Traumdeuter, Wahrsa-
herbeigebracht, die man aus dem Tem- ger, Chaldäer und Zeichendeuter be-
pel, aus dem Haus Gottes in Jerusalem, stimmt hat — ja, dein Vater, o König! —,
weggenommen hatte, und der König 12 ganz allein deshalb, weil bei ihm ein
trank daraus samt seinen Gewaltigen, vortrefflicher Geist, Verstand und Scharf-
seinen Frauen und seinen Nebenfrauen. sinn gefunden wurde zur Deutung von
4 Sie tranken Wein und priesen die Götter Träumen, zur Erklärung von Rätseln und
aus Gold und Silber, aus Erz, Eisen, Holz zur Auflösung von Knoten, nämlich bei
und Stein. Daniel, dem der König den Namen
5 Im selben Augenblick erschienen Finger Beltsazar gab. So lasse man nun Daniel
einer Menschenhand, die schrieben ge- rufen; der wird dir die Deutung sagen!
genüber dem Leuchter auf die getünchte 13 Sobald nun Daniel vor den König hin-
Wand des königlichen Palastes, so daß eingeführt worden war, ergriff der König
der König die schreibende Hand sah. 6 Da das Wort und sprach zu ihm: Bist du Da-
verfärbte sich das Gesicht des Königs, niel, einer der Weggeführten von Juda, die
und seine Gedanken erschreckten ihn, mein Vater, der König, aus Juda herge-
und alle Kraft wich aus seinen Gliedern, bracht hat? 14 Ich habe von dir gehört, daß
und seine Knie schlotterten. der Geist der Götter in dir sei und daß Er-
7 Der König schrie mit lauter Stimme, leuchtung und Verstand und außerordent-
man solle die Wahrsager, Chaldäer und liche Weisheit bei dir gefunden werden.
Zeichendeuter holen. Und der König be- 15 Nun sind die Weisen und Wahrsager vor
gann und sprach zu den Weisen von Ba- mich geführt worden, um diese Schrift zu
bel: »Derjenige, welcher diese Schrift le- lesen und mir ihre Bedeutung mitzuteilen;
sen und mir sagen kann, was sie bedeutet, sie waren aber nicht imstande, die Bedeu-
der soll mit Purpur bekleidet werden und tung der Worte zu erklären. 16 Und von dir
eine goldene Kette um seinen Hals tragen habe ich gehört, daß du Deutungen geben
und als Dritter im Königreich herrschen!« und Knoten auflösen könnest. Wenn du
8 Und alle Weisen des Königs kamen her- nun diese Schrift lesen und mir ihre Be-
bei, aber sie konnten weder die Schrift deutung erklären kannst, so sollst du mit
lesen noch ihre Bedeutung dem König Purpur bekleidet werden und eine goldene
erklären. Kette an deinem Hals tragen und als Drit-
9 Da wurde der König Belsazar sehr be- ter im Königreich herrschen!
stürzt, und sein Gesicht verfärbte sich, 17 Da antwortete Daniel und sprach vor
und seine Gewaltigen waren ganz ver- dem König: Deine Gaben mögen dir ver-
a (5,1) Belsazar (Bel-scharra-ussur = »Bel schütze den König«) war der Sohn von Nabonides und regierte zu der Zeit
stellvertretend für seinen Vater, der in Arabien war. Er wurde bei der in Dan 5 geschilderten Eroberung Babylons
539 v. Chr. getötet. Belsazar war ein Enkel Nebukadnezars (s. Jer 27,7); Nebukadnezar wird nach damaligem
Sprachgebrauch sein Vater genannt (vgl. V. 11).
DANIEL 5.6 921
bleiben, und gib deine Geschenke einem deines Königtums gezählt und ihm ein
anderen! Jedoch die Schrift will ich dem Ende bereitet! 27 »Tekel« bedeutet: Du
König lesen und erklären, was sie bedeu- bist auf einer Waage gewogen und zu
tet. leicht erfunden worden! 28 »Peres« be-
18 O König! Gott, der Allerhöchste, hat deutet: Dein Königreich wird zerteilt und
deinem Vater Nebukadnezar das König- den Medern und Persern gegeben wer-
tum, die Majestät, die Ehre und die Herr- den!
lichkeit verliehen; 19 und wegen der Ma- 29 Sogleich befahl Belsazar, daß man den
jestät, die Er ihm gab, zitterten und bebten Daniel mit Purpur bekleiden und ihm ei-
vor ihm alle Völker, Stämme und Spra- ne goldene Kette um den Hals legen und
chen; denn er tötete, wen er wollte, und von ihm ausrufen solle, daß er der dritte
ließ leben, wen er wollte; er erhöhte, wen Herrscher im Königreich sein solle. 30 In
er wollte, und erniedrigte, wen er wollte. derselben Nacht wurde Belsazar, der Kö-
20 Da sich aber sein Herz erhob und sein nig der Chaldäer, umgebracht.
Geist stolz wurde bis zur Vermessenheit,
wurde er von seinem königlichen Thron Daniels Errettung aus der Löwengrube
gestürzt, und seine Würde wurde ihm Und Darius, der Medera, empfing
genommen; 21 man verstieß ihn von den das Königreich, als er 62 Jahre alt
Menschenkindern, und sein Herz wurde war. 2 Darius aber befand es für gut, 120
den Tieren gleich; er wohnte bei den Wild- Satrapenb über das Reich zu setzen, die
eseln, und man fütterte ihn mit Gras wie im ganzen Reich [verteilt] sein sollten,
die Ochsen, und sein Leib wurde vom Tau 3 und über diese drei Minister, von de-
des Himmels benetzt, bis er erkannte, daß nen Daniel einer war; diesen sollten je-
Gott, der Allerhöchste, Macht hat über das ne Satrapen Rechenschaft ablegen, da-
Königtum der Menschen und darüber mit der König keinen Schaden erleide.
setzt, wen er will. 4 Da sich nun dieser Daniel vor allen
22 Du aber, sein Sohn Belsazar, hast dein Ministern und Satrapen auszeichnete,
Herz nicht gedemütigt, obwohl du das weil ein so vortrefflicher Geist in ihm
alles wußtest, 23 sondern du hast dich war, so nahm sich der König vor, ihn
über den Herrn des Himmels erhoben; über das ganze Reich zu setzen.
und man hat die Gefäße seines Hauses 5 Da suchten die Minister und Satrapen
vor dich gebracht, und du und deine Ge- eine Anklage gegen Daniel zu finden im
waltigen, deine Frauen und Nebenfrau- Hinblick auf die Regierungsgeschäfte;
en, ihr habt Wein daraus getrunken, und aber sie konnten keine Schuld oder ir-
du hast die Götter aus Gold und Silber, gend etwas Nachteiliges finden, weil er
aus Erz, Eisen, Holz und Stein gepriesen, treu war und keine Nachlässigkeit noch
die weder sehen noch hören noch verste- irgend ein Vergehen bei ihm gefunden
hen; den Gott aber, in dessen Hand dein werden konnte. 6 Da sprachen jene Män-
Odem und alle deine Wege sind, hast du ner: Wir werden gegen diesen Daniel kei-
nicht geehrt! 24 Infolgedessen wurde von nen Anklagegrund finden, es sei denn im
ihm diese Hand gesandt und diese Schrift Gesetz seines Gottes!
geschrieben. 7 Darauf bestürmten jene Fürsten und
25 So lautet aber die Schrift, die geschrie- Satrapen den König und sprachen: König
ben steht: »Mene, mene, tekel upharsin!« Darius, mögest du ewig leben! 8 Sämtli-
26 Und das ist die Bedeutung des Spru- che Minister des Königreichs, die Vorste-
ches: »Mene« bedeutet: Gott hat die Tage her und Satrapen, die Räte und die Statt-

a (6,1) Darius der Meder (nicht zu verwechseln mit das babylonische Reich eingesetzt worden (Dan
dem späteren persischen König Darius, Esr 4,24; Hag 6,29; 9,1).
1,1; Sach 1,1) regierte entweder übergangsweise bis b (6,2) Ein Satrap war ein Statthalter über mehrere
zur Machtübernahme des Kyrus von Persien (Dan kleine Provinzen im persischen Reich.
6,29) oder war bereits von Kyrus als Unterkönig über
922 DANIEL 6
halter erachten es für ratsam, daß eine Der König begann und sprach zu Daniel:
königliche Verordnung aufgestellt und ein Dein Gott, dem du ohne Unterlaß dienst,
Verbot erlassen werde, wonach jeder, der der rette dich! 18 Und man brachte einen
innerhalb von 30 Tagen irgend eine Bitte Stein und legte ihn auf die Öffnung der
an irgend einen Gott oder Menschen rich- Grube, und der König versah ihn mit sei-
tet, außer an dich allein, o König, in die nem Siegel und mit dem Siegel seiner
Löwengrube geworfen werden soll. 9 Nun, Gewaltigen, damit in der Sache Daniels
o König, erlasse das Gebot und unter- nichts geändert werde. 19 Dann zog sich
schreibe das Edikt, das nicht abgeändert der König in seinen Palast zurück, und er
werden darf nach dem Gesetz der Meder verbrachte die Nacht fastend und ließ
und Perser, welches unwiderruflich ist! keine Frauen zu sich führen, und der
10 Daraufhin unterschrieb der König das Schlaf floh von ihm.
Edikt und Verbot. 20 Beim Anbruch der Morgenröte aber
11 Als nun Daniel erfuhr, daß das Edikt stand der König auf und begab sich rasch
unterschrieben war, ging er hinauf in sein zur Löwengrube. 21 Und als er sich der
Haus, wo er in seinem Obergemach offe- Grube näherte, rief er Daniel mit angst-
ne Fenster nach Jerusalem hin hatte, und voller Stimme. Der König begann und
er fiel dreimal am Tag auf die Knie nieder sprach zu Daniel: Daniel, du Knecht des
und betete und dankte vor seinem Gott, lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du
ganz wie er es zuvor immer getan hatte. ohne Unterlaß dienst, dich von den Lö-
12 Da stürmten jene Männer herein und wen retten können?
fanden Daniel bittend und flehend vor 22 Da sprach Daniel zu dem König: O
seinem Gott. 13 Sogleich erschienen sie König, mögest du ewig leben! 23 Mein
vor dem König und brachten das königli- Gott hat seinen Engel gesandt und den
che Verbot zur Sprache: Hast du nicht ein Rachen der Löwen verschlossen, daß sie
Verbot unterschrieben, wonach jeder, der mir kein Leid zufügten, weil vor ihm mei-
innerhalb von 30 Tagen von irgend einem ne Unschuld offenbar war und ich auch
Gott oder Menschen etwas erbittet, außer dir gegenüber, o König, nichts Böses ver-
von dir, o König, in die Löwengrube ge- übt habe!
worfen werden soll? Der König antworte- 24 Da wurde der König sehr froh und be-
te und sprach: Die Sache steht fest nach fahl, Daniel aus der Grube heraufzuzie-
dem Gesetz der Meder und Perser, das hen. Als man aber Daniel aus der Grube
unwiderruflich ist! heraufgebracht hatte, fand sich keine Ver-
14 Da antworteten sie und sprachen vor letzung an ihm; denn er hatte seinem
dem König: Daniel, einer der Weggeführ- Gott vertraut. 25 Da befahl der König, jene
ten von Juda, nimmt keine Rücksicht auf Männer herbeizuholen, die Daniel ver-
dich, o König, und achtet nicht auf das leumdet hatten. Und man warf sie in die
Verbot, das du unterzeichnet hast, son- Löwengrube, sie, ihre Kinder und Frauen;
dern er verrichtet dreimal am Tag sein und ehe sie noch den Boden der Grube
Gebet! 15 Als der König das hörte, wurde berührten, waren die Löwen schon über
er sehr betrübt, und er sann darüber sie hergefallen und zermalmten ihnen al-
nach, wie er Daniel retten könnte, und le Gebeine.
gab sich bis zum Sonnenuntergang Mü- 26 Darauf schrieb der König Darius an alle
he, ihn zu befreien. 16 Da bestürmten je- Völker, Stämme und Sprachen, die im
ne Männer den König und sprachen: Be- ganzen Land wohnten: »Euer Friede neh-
denke, o König, daß nach dem Gesetz der me zu! 27 Es ist von mir ein Befehl erlas-
Meder und Perser kein Verbot und keine sen worden, daß man sich im ganzen Be-
Verordnung, die der König aufgestellt hat, reich meiner Herrschaft vor dem Gott
abgeändert werden darf! Daniels fürchten und scheuen soll; denn
17 Da befahl der König, daß man Daniel er ist der lebendige Gott, welcher in Ewig-
herbringe und in die Löwengrube werfe. keit bleibt, und sein Königreich wird nie
DANIEL 6.7 923
zugrundegehen, und seine Herrschaft hat ner. 8 Während ich achtgab auf die Hörner,
kein Ende. 28 Er errettet und befreit, er tut siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn
Zeichen und Wunder am Himmel und auf zwischen denselben auf, und drei der vor-
Erden; er hat Daniel aus der Gewalt der herigen Hörner wurden vor ihm ausgeris-
Löwen errettet!« sen; und siehe, dieses Horn hatte Augen
29 Und diesem Daniel ging es von da an wie Menschenaugen und ein Maul, das
gut unter der Regierung des Darius und große Dinge redete.
unter der Regierung Kyrus’, des Persers. 9 Ich schaute, bis Throne aufgestellt wur-
den und ein Hochbetagter sich setzte.
DIE GROSSEN GESICHTE DANIELS Sein Gewand war schneeweiß, und das
ÜBER DEN VERLAUF DER WELTGESCHICHTE Haar seines Hauptes wie reine Wolle; sein
UND DAS REICH GOTTES Thron waren Feuerflammen und dessen
Kapitel 7 - 12 Räder ein brennendes Feuer. 10 Ein Feu-
erstrom ergoß sich und ging von ihm aus.
Das Gesicht von den vier Tieren und Tausendmal Tausende dienten ihm, und
dem Menschensohn zehntausendmal Zehntausende standen
Mt 24,6-8.15-35; Offb 19,11-16
vor ihm; das Gericht setzte sich, und die
Im ersten Jahr Belsazars, des Königs Bücher wurden geöffnet. 11 Ich sah fort-
von Babel, hatte Daniel einen Traum während hin wegen des Lärms der hoch-
und Gesichte seines Hauptes auf seinem fahrenden Reden, die das Horn führte;
Lager. Er schrieb den Traum sogleich auf, ich sah zu, bis das Tier getötet und sein
und dies ist der vollständige Bericht: Leib umgebracht und einem brennenden
2 Daniel begann und sprach: Ich sah bei Feuer ausgeliefert wurde. 12 Auch die
Nacht in meinem Gesicht, und siehe, die Herrschaft der anderen Tiere verging;
vier Winde des Himmels brachen los auf und ihre Lebensdauer wurde ihnen auf
das große Meer; 3 und vier große Tiere Zeit und Stunde bestimmt.
stiegen aus dem Meer empor, jedes ver- 13 Ich sah in den Nachtgesichten, und sie-
schieden vom anderen: 4 Das erste glich he, es kam einer mit den Wolken des Him-
einem Löwen und hatte Adlerflügel. Ich mels, gleich einem Sohn des Menschen;
schaute, bis ihm die Flügel ausgerissen und er gelangte bis zu dem Hochbetagten
wurden und es von der Erde aufgerichtet und wurde vor ihn gebracht. 14 Und ihm
und wie ein Mensch aufrecht auf seine wurde Herrschaft, Ehre und Königtum
Füße gestellt wurde und wie ihm ein verliehen, und alle Völker, Stämme und
menschliches Herz gegeben wurde. 5 Und Sprachen dienten ihm; seine Herrschaft
siehe, das andere, zweite Tier glich einem ist eine ewige Herrschaft, die nicht ver-
Bären; und es war nur auf einer Seite auf- geht, und sein Königtum wird nie zugrun-
gerichtet und hatte drei Rippen in seinem degehen.
Maul zwischen seinen Zähnen; und es
wurde zu ihm so gesprochen: Steh auf, friß Die Deutung des Gesichtes
viel Fleisch! 6 Danach schaute ich weiter von den vier Tieren
und siehe, ein anderes [Tier] wie ein Pan- 15 Ich, Daniel, wurde deshalb in meinem
ther; das hatte vier Vogelflügel auf seinem Geist zutiefst beunruhigt, und die Ge-
Rücken; auch vier Köpfe hatte dieses Tier, sichte meines Hauptes ängstigten mich.
und ihm wurde Herrschaft verliehen. 16 Ich näherte mich einem der Umste-
7 Nach diesem sah ich in den Nachtge- henden und erbat von ihm sichere Aus-
sichten und siehe, ein viertes Tier, furcht- kunft über das alles. Der redete mit mir
erregend, schrecklich und außerordent- und verkündete mir die Bedeutung der
lich stark; es hatte große eiserne Zähne, Dinge:
fraß und zermalmte und zertrat das Übri- 17 »Jene großen Tiere, vier an der Zahl,
ge mit den Füßen; es war ganz anders als bedeuten, daß vier Könige sich aus der
alle vorherigen Tiere und hatte zehn Hör- Erde erheben werden; 18 aber die Heili-
924 DANIEL 7.8
gen des Allerhöchsten werden die Kö- gehorchen!« 28 Dies ist der Schluß der
nigsherrschaft empfangen, und sie wer- Rede. Mich, Daniel, erschreckten meine
den die Königsherrschaft bis in Ewigkeit Gedanken sehr, und mein Gesicht ver-
behalten, ja, bis in alle Ewigkeit!« färbte sich; aber die Sache behielt ich in
19 Hierauf wünschte ich sichere Auskunft meinem Herzen.
über das vierte Tier, das sich von allen an-
deren unterschied, das so furchterregend Das Gesicht vom Widder
war und eiserne Zähne und eherne Klau- und vom Ziegenbock
en hatte, das fraß und zermalmte und Im dritten Jahr der Regierung des Kö-
das Übrige mit seinen Füßen zertrat; nigs Belsazar erschien mir, Daniel, ein
20 auch über die zehn Hörner auf seinem Gesicht, nach jenem, das mir im Anfang
Kopf und über das andere Horn, das em- erschienen war. 2 Und ich schaute in
porstieg und vor dem drei ausfielen; näm- dem Gesicht, und es geschah, während
lich jenes Horn, welches Augen hatte und ich schaute, da befand ich mich in der
ein Maul, das große Dinge redete, und das Residenza Susa, die in der Provinz Elam
so viel größer aussah als seine Gefährten. liegt, und ich schaute in dem Gesicht,
21 Ich schaute, wie dieses Horn Krieg führ- und ich war am Fluß Ulaib.
te mit den Heiligen und sie überwand, 3 Und ich hob meine Augen auf und
22 bis der Hochbetagte kam und den Heili- schaute; und siehe, da stand vor dem Fluß
gen des Allerhöchsten das Gericht über- ein Widder, der hatte zwei Hörner, und
gab und die Zeit eintrat, daß die Heiligen beide Hörner waren hoch; aber das eine
das Reich in Besitz nahmen. war höher als das andere, und das höhere
23 Er sprach: »Das vierte Tier bedeutet ein war zuletzt emporgewachsen. 4 Ich sah,
viertes Reich, das auf Erden sein wird; das wie der Widder gegen Westen, Norden
wird sich von allen anderen Königreichen und Süden stieß; und kein Tier konnte vor
unterscheiden, und es wird die ganze Er- ihm bestehen, und niemand konnte aus
de fressen, zerstampfen und zermalmen. seiner Gewalt erretten, sondern er tat,
24 Und die zehn Hörner bedeuten, daß was er wollte, und wurde groß.
aus jenem Reich zehn Könige aufstehen 5 Während ich nun achtgab, siehe, da
werden; und ein anderer wird nach ihnen kam ein Ziegenbock von Westen her über
aufkommen, der wird verschieden sein die ganze Erde, ohne den Erdboden zu
von seinen Vorgängern und wird drei Kö- berühren; der Bock aber hatte ein an-
nige erniedrigen. 25 Und er wird [freche] sehnliches Horn zwischen seinen Augen.
Reden gegen den Höchsten führen und 6 Und er kam zu dem Widder, der zwei
die Heiligen des Allerhöchsten aufreiben, Hörner hatte, den ich vor dem Fluß hatte
und er wird danach trachten, Zeiten und stehen sehen, und lief wütend mit seiner
Gesetz zu ändern; und sie werden in sei- ganzen Kraft gegen ihn an. 7 Und ich sah,
ne Gewalt gegeben für eine Zeit, zwei wie er nahe an den Widder herankam
Zeiten und eine halbe Zeit. und sich erbittert auf ihn warf und den
26 Aber das Gericht wird sich setzen und Widder schlug und ihm seine beiden
ihm die Herrschaft wegnehmen, um sie Hörner zerbrach; und da der Widder
endgültig zu vertilgen und zu vernichten. nicht stark genug war, um ihm standzu-
27 Aber das Königreich, die Herrschaft halten, warf er ihn zu Boden und zertrat
und die Macht über die Königreiche un- ihn; und niemand rettete den Widder aus
ter dem ganzen Himmel wird dem Volk seiner Gewalt. 8 Der Ziegenbock aber
der Heiligen des Allerhöchsten gegeben wurde über die Maßen groß; als er aber
werden; sein Reich ist ein ewiges Reich, am stärksten war, zerbrach das große
und alle Mächte werden ihm dienen und Horn, und es wuchsen an dessen Stelle

a (8,2) od. Burg. Susa war die Residenz der persischen b (8,2) Ein Kanal bzw. Fluß, der nahe bei Susa vorbei-
Könige. fließt.
DANIEL 8.9 925
vier ansehnliche Hörner auf, nach den stimmte Zeit des Endes. 20 Der Widder
vier Himmelsrichtungen hin. mit den beiden Hörnern, den du gesehen
9 Und aus einem von ihnen wuchs ein hast, das sind die Könige der Meder und
kleines Horn hervor, das tat außerordent- Perser. 21 Der zottige Ziegenbock aber ist
lich groß gegen den Süden und gegen den der König von Griechenland; und das
Osten und gegen das herrliche [Land]a. große Horn zwischen seinen beiden Au-
10 Und es wagte sich bis an das Heer des gen, das ist der erste König. 22 Daß es
Himmels heran und warf von dem Heer aber zerbrach und an seiner Stelle vier
und von den Sternen etliche auf die Erde andere aufgekommen sind, bedeutet,
und zertrat sie. 11 Ja, bis zum Fürsten des daß aus diesem Volk vier Königreiche
Heeres erhob es sich, und es nahm ihm entstehen werden, doch nicht mit der
das beständige [Opfer] weg, und seine Macht, die jener hatte.
heilige Wohnung wurde verwüstet. 12 Ein 23 Aber am Ende ihrer Regierung, wenn die
Opferdienst aber wurde gegen das bestän- Frevler das Maß voll gemacht haben, wird
dige [Opfer] im Frevel eingerichtet, und ein frecher und listiger König auftreten.
[das Horn] warf die Wahrheit zu Boden, 24 Und er wird stark werden, aber nicht in
und sein Unternehmen gelang ihm. eigener Kraft; und er wird ein erstaunli-
13 Und ich hörte einen Heiligen reden; ches Verderben anrichten, und sein Unter-
und ein anderer Heiliger fragte den Be- nehmen wird ihm gelingen; und er wird
treffenden, der redete: Wie lange gilt die- Starke verderben und das Volk der Heili-
ses Gesicht, nämlich das von dem be- gen. 25 Und wegen seiner Klugheit und
ständigen [Opfer] und dem verheerenden weil ihm der Betrug in seiner Hand gelingt,
Frevel, daß sowohl Heiligtum als auch wird er sich in seinem Herzen erheben
Opferdienst der Zertretung preisgegeben und viele in ihrer Sorglosigkeit verderben;
wird? 14 Er sprach zu mir: Bis zu 2 300 und er wird gegen den Fürsten der Fürsten
Abenden und Morgen; dann wird das auftreten, aber ohne Zutun von Men-
Heiligtum gerechtfertigt werden! schenhand zerschmettert werden.
26 Was aber über das Gesicht von den
Die Deutung des Gesichtes Abenden und Morgen gesagt worden ist,
vom Widder und vom Ziegenbock das ist wahr; und du sollst das Gesicht
15 Es geschah aber, als ich, Daniel, das verwahren, denn es bezieht sich auf fern-
Gesicht sah und es zu verstehen suchte, liegende Tage! 27 Aber ich, Daniel, lag
siehe, da stand einer vor mir, der aussah mehrere Tage krank, ehe ich wieder auf-
wie ein Mann. 16 Und ich hörte über dem stehen und die Geschäfte des Königs be-
Ulai eine Menschenstimme, die rief und sorgen konnte. Ich war aber entsetzt über
sprach: Gabriel, erkläre diesem das Ge- das Gesicht, und niemand verstand es.
sicht! 17 Da kam er an den Ort, wo ich
stand; als er aber kam, erschrak ich so Daniels Gebet für sein Volk
1Kö 8,46-53; Esr 9; Neh 1 u. 9
sehr, daß ich auf mein Angesicht fiel. Und
er sprach zu mir: Du sollst wissen, Men- Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes
schensohn, daß das Gesicht sich auf die Ahasveros’, von medischer Abstam-
Zeit des Endes bezieht! mung, der zum König über das Reich der
18 Als er aber mit mir redete, sank ich Chaldäer gemacht worden war, 2 im er-
ohnmächtig zur Erde auf mein Angesicht. sten Jahr seiner Regierung achtete ich,
Er aber rührte mich an und richtete mich Daniel, in den Schriften auf die Zahl der
wieder auf an meinem Standort. 19 Und Jahre, von der das Wort des HERRN an den
er sprach: Siehe, ich verkünde dir, was in Propheten Jeremia ergangen war, daß die
der letzten Zeit des Zornes geschehen Verwüstung Jerusalems in 70 Jahren voll-
wird; denn es bezieht sich auf die be- endet sein sollte.b 3 Und ich wandte mein

a (8,9) od. gegen die Zierde. Gemeint ist Israel. b (9,2) vgl. Jer 25,11-14; 29,10.
926 DANIEL 9
Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn zu hen ist. 13 Genauso, wie es im Gesetz
suchen mit Gebet und Flehen, mit Fasten Moses geschrieben steht, ist all dies Un-
im Sacktuch und in der Asche. heil über uns gekommen; wir aber such-
4 Ich betete aber zu dem HERRN, meinem ten das Angesicht des HERRN nicht da-
Gott, und ich bekannte und sprach: Ach, durch zu besänftigen, daß wir uns von
Herr, du großer und furchtgebietender unseren Sünden abgewandt und auf dei-
Gott, der den Bund und die Gnade denen ne Wahrheit geachtet hätten. 14 Darum
bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote hat auch der HERR darüber gewacht, das
bewahren! 5 Wir haben gesündigt und Unheil über uns zu bringen; denn der
haben unrecht getan und gesetzlos ge- HERR, unser Gott, ist gerecht in allen sei-
handelt; wir haben uns aufgelehnt und nen Werken, die er getan hat, da wir nicht
sind von deinen Geboten und deinen auf seine Stimme gehört haben.
Rechtsordnungen abgewichen! 6 Wir ha- 15 Nun aber, Herr, unser Gott, der du dein
ben auch nicht auf deine Knechte, die Volk mit starker Hand aus dem Land
Propheten, gehört, die in deinem Namen Ägypten herausgeführt hast und dir ei-
zu unseren Königen, unseren Fürsten nen Namen gemacht hast bis zum heuti-
und unseren Vätern und zu dem ganzen gen Tag: wir haben gesündigt, wir haben
Volk des Landes geredet haben. gottlos gehandelt. 16 O Herr, laß doch um
7 Du, Herr, bist im Recht, uns aber treibt all deiner Gerechtigkeit willen deinen
es heute die Schamröte ins Gesicht, wie Zorn und Grimm sich abwenden von
es jetzt zutage liegt, den Männern von deiner Stadt Jerusalem, von deinem heili-
Juda und den Bürgern von Jerusalem und gen Berg! Denn wegen unserer Sünden
dem ganzen Israel, seien sie nah oder und der Missetaten unserer Väter ist Jeru-
fern in allen Ländern, wohin du sie ver- salem und dein Volk allen seinen Nach-
trieben hast wegen ihrer Untreue, die sie barn zum Gespött geworden.
gegen dich verübt haben. 8 Uns, HERR, 17 So höre nun, unser Gott, auf das Gebet
treibt es die Schamröte ins Gesicht, unse- deines Knechtes und auf sein Flehen und
ren Königen, unseren Fürsten und unse- laß dein Angesicht leuchten über dein
ren Vätern, weil wir gegen dich gesündigt verwüstetes Heiligtum, um des Herrn
haben! 9 Aber bei dem Herrn, unserem willen! 18 Neige dein Ohr, mein Gott, und
Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung; höre; tue deine Augen auf und sieh unse-
denn gegen ihn haben wir uns aufge- re Verwüstung und die Stadt, die nach
lehnt, 10 und wir haben nicht gehört auf deinem Namen genannt ist! Denn nicht
die Stimme des HERRN, unseres Gottes, um unserer eigenen Gerechtigkeit willen
um in seinem Gesetz zu wandeln, das er bringen wir unsere Bitten vor dich, son-
uns durch seine Knechte, die Propheten, dern um deiner großen Barmherzigkeit
vorgelegt hat; 11 sondern ganz Israel hat willen! 19 Herr, höre! Herr, vergib! Herr,
dein Gesetz übertreten und ist abgewi- achte darauf und handle und zögere
chen, so daß es auf deine Stimme gar nicht, um deiner selbst willen, mein Gott!
nicht hören wollte. Darum hat sich auch Denn nach deinem Namen ist deine
über uns ergossen, was als Fluch und Stadt und dein Volk genannt!
Schwur im Gesetz Moses, des Knechtes
Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen Die Antwort Gottes: Die Ankündigung des
Ihn gesündigt haben. Messias und die 70 Jahrwochen
Gal 4,4-5; Lk 24,44-47; Mt 24,15
12 Und so hat er seine Worte ausgeführt,
die er gegen uns und unsere Herrscher, 20 Während ich noch redete und betete
die über uns regierten, ausgesprochen und meine Sünde und die Sünde meines
hat, daß er großes Unheil über uns brin- Volkes Israel bekannte und meine Bitte für
gen wolle, wie es unter dem ganzen Him- den heiligen Berg meines Gottes vor den
mel noch nirgends vorgekommen und HERRN, meinen Gott, brachte, 21 ja, wäh-
wie es nun wirklich an Jerusalem gesche- rend ich noch redete und betete, rührte
DANIEL 9.10 927
mich der Mann Gabriel an, den ich an- handelt von einer großen Drangsal; und
fangs im Gesicht gesehen hatte, als ich er verstand das Wort und bekam Ver-
völlig erschöpft war, um die Zeit des ständnis für das Gesicht.
Abendopfers. 22 Und er unterwies mich 2 In jenen Tagen trauerte ich, Daniel, drei
und redete mit mir und sprach: Daniel, Wochen lang. 3 Ich aß keine leckere Speise,
jetzt bin ich ausgegangen, um dich Ver- und Fleisch und Wein kamen nicht über
ständnis zu lehren! 23 Als du anfingst zu meine Lippen, auch salbte ich mich nicht,
beten, erging ein Wort, und ich bin ge- bis die drei Wochen um waren. 4 Aber am
kommen, es dir zu verkünden; denn du vierundzwanzigsten Tag des ersten Mo-
bist ein vielgeliebter [Mann]. So achte nun nats befand ich mich am Ufer des großen
auf das Wort und verstehe das Gesicht! Stromes, das ist der Hiddekelb.
24 Über dein Volk und über deine heilige 5 Und ich hob meine Augen auf und
Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der schaute und siehe, da stand ein Mann, in
Übertretung ein Ende zu machen und Leinwand gekleidet und die Lenden mit
die Sünden abzutun, um die Missetat zu Gold von Uphas umgürtet. 6 Und sein
sühnen und eine ewige Gerechtigkeit Leib war wie ein Topas, und sein Ange-
herbeizuführen, um Gesicht und Weissa- sicht strahlte wie der Blitz und seine Au-
gung zu versiegeln und ein Allerheilig- gen wie Feuerfackeln; seine Arme aber
stes zu salben. und seine Füße sahen aus wie leuchten-
25 So wisse und verstehe: Vom Erlaß des des Erz, und der Klang seiner Worte war
Befehls zur Wiederherstellung und zum wie das Tosen einer Volksmenge. 7 Und
Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalb- ich, Daniel, sah die Erscheinung allein;
tena, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen die Männer aber, die bei mir waren, sa-
und 62 Wochen; Straßen und Gräben hen die Erscheinung nicht; doch befiel
werden wieder gebaut, und zwar in be- sie ein so großer Schrecken, daß sie flo-
drängter Zeit. 26 Und nach den 62 Wo- hen und sich verbargen.
chen wird der Gesalbte ausgerottet wer- 8 Und ich blieb allein zurück und sah die-
den, und ihm wird nichts zuteil werden; se große Erscheinung. Es blieb aber keine
die Stadt aber samt dem Heiligtum wird Kraft in mir, und mein Aussehen wurde
das Volk des zukünftigen Fürsten zerstö- sehr schlecht, und ich behielt keine
ren, und sie geht unter in der überströ- Kraft. 9 Und ich hörte den Klang seiner
menden Flut; und bis ans Ende wird es Worte; als ich aber den Klang seiner Wor-
Krieg geben, fest beschlossene Verwü- te hörte, sank ich ohnmächtig auf mein
stungen. 27 Und er wird mit den Vielen Angesicht zur Erde nieder.
einen festen Bund schließen eine Woche
lang; und in der Mitte der Woche wird er Ein Engel stärkt Daniel.
Schlacht- und Speisopfer aufhören las- Der Kampf der Engelmächte
sen, und neben dem Flügel wird ein 10 Und siehe, eine Hand rührte mich an,
Greuel der Verwüstung aufgestellt, und so daß ich mich zitternd auf meine Knie
zwar bis die fest beschlossene Vernich- und Hände stützen konnte. 11 Und er
tung sich über den Verwüster ergießt. sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter
Mann, achte auf die Worte, die ich jetzt zu
Daniel fastet und sieht dir rede, und nimm deine Stellung ein;
eine himmlische Erscheinung denn jetzt bin ich zu dir gesandt! Als er
Offb 1,12-18
dieses Wort zu mir redete, stand ich zit-
Im dritten Jahr des Kyrus, des Kö- ternd auf.
nigs von Persien, wurde dem Dani- 12 Da sprach er zu mir: Fürchte dich
el, der Beltsazar genannt wird, ein Wort nicht, Daniel! Denn von dem ersten Tag
geoffenbart; und dieses Wort ist wahr und an, da du dein Herz darauf gerichtet hast,

a (9,25) od. Messias (gr. Christus, hebr. maschiach). b (10,4) Der babylonische Name für den Tigris.
928 DANIEL 10.11
zu verstehen und dich vor deinem Gott he, es werden noch drei Könige in Persien
zu demütigen, sind deine Worte erhört aufstehen, und der vierte wird größeren
worden, und ich bin gekommen um dei- Reichtum erwerben als alle anderen, und
ner Worte willen. 13 Aber der Fürst des wenn er sich in seinem Reichtum stark
Königreichs Persien hat mir 21 Tage lang fühlt, wird er alles gegen das griechische
widerstanden; und siehe, Michael, einer Reich aufbieten.
der vornehmsten Fürsten, ist mir zu Hilfe 3 Es wird aber ein tapferer König auftre-
gekommen, so daß ich dort bei den Köni- ten und eine große Herrschaft gründen
gen von Persien entbehrlich war. 14 So und tun, was ihm gefällt. 4 Aber wie sein
bin ich nun gekommen, um dir Einblick Reich aufgekommen ist, so wird es auch
darüber zu geben, was deinem Volk am zerbrechen und nach den vier Himmels-
Ende der Tage begegnen wird; denn das richtungen zerteilt werden, aber nicht
Gesicht bezieht sich wiederum auf fern- unter seine Nachkommen, und nicht mit
liegende Tage! 15 Da er nun mit diesen gleicher Macht, wie er sie ausgeübt hat;
Worten zu mir redete, schlug ich meine denn sein Reich wird ausgerissen und
Augen zur Erde nieder und blieb stumm. anderen zuteil als jenen.
16 Und siehe, da rührte einer, der den 5 Und der König des Südens wird erstar-
Menschenkindern gleich war, meine Lip- ken; aber von seinen Fürsten wird einer
pen an; und ich öffnete meinen Mund, noch stärker werden als er und eine Herr-
redete und sprach zu dem, der vor mir schaft begründen; seine Herrschaft wird
stand: Mein Herr, wegen dieser Erschei- eine große Herrschaft sein. 6 Und nach
nung haben mich Wehen überfallen, und Jahren werden sie sich verbünden, und
ich habe keine Kraft behalten! 17 Und wie die Tochter des Königs des Südens wird zu
könnte ein Knecht dieses meines Herrn dem König des Nordens kommen, um ei-
mit diesem meinem Herrn reden? Und nen Ausgleich zustande zu bringen. Aber
nun ist keine Kraft mehr in mir, und der sie wird die Macht nicht behalten, und
Atem ist mir ausgegangen! auch er wird nicht bestehen, noch seine
18 Da rührte mich der, welcher einem Macht; sondern sie wird dahingegeben
Menschen glich, nochmals an und stärk- werden, sie und die sie kommen ließen
te mich. 19 Und er sprach: Fürchte dich und der sie gezeugt hat, und der sie eine
nicht, du vielgeliebter Mann! Friede sei Zeitlang zur Frau genommen hatte.
mit dir! Sei stark, ja, sei stark! Und als er 7 Es wird aber ein Sprößling aus der glei-
so mit mir redete, wurde ich gestärkt, und chen Wurzel, der sie entstammte, an seine
ich sprach: Mein Herr, rede; denn du hast Stelle treten und wird gegen das Heer zu
mich gestärkt! 20 Und er sprach: Weißt Feld ziehen, ja, er wird in die Festung des
du, warum ich zu dir gekommen bin? Königs des Nordens eindringen und sie
Nun will ich wieder hingehen und mit siegreich überwältigen. 8 Auch ihre Götter
dem Fürsten von Persien kämpfen; so- samt ihren gegossenen Bildern und kost-
bald ich aber ausziehe, siehe, so kommt baren goldenen und silbernen Geräten
der Fürst von Griechenland! 21 Doch will wird er in die Gefangenenschaft nach
ich dir verkünden, was in dem Buch der Ägypten bringen; er wird auch einige Jahre
Wahrheit aufgezeichnet ist; und kein ein- vor dem König des Nordens standhalten.
ziger steht mir mutig bei gegen jene als 9 Dieser wird zwar in das Reich des Königs
nur euer Fürst Michael. des Südens eindringen, dann aber wieder
in sein Land zurückkehren. 10 Doch wer-
Die Botschaft des Engels über die den seine Söhne sich zum Krieg rüsten
künftigen Geschichtsereignisse und eine gewaltige Menge von Streitkräf-
Auch ich stand ihm im ersten Jahr ten zusammenziehen. Und er wird kom-
Darius’ des Meders bei, um ihn zu men und überschwemmen und überflu-
stärken und ihm zu helfen. 2 Und nun ten und zurückkehren, und sie werden bis
will ich dir die Wahrheit verkünden: Sie- zu seiner Festung Krieg führen.
DANIEL 11 929
11 Und der König des Südens wird dar- Reiches ziehen läßt. Aber nach einigen
über erbittert sein und ausziehen und Tagen wird er zerschmettert werden, und
mit jenem, dem König des Nordens, zwar weder durch Zorn noch im Krieg.
kämpfen. Dieser wird zwar ein großes
Heer aufstellen, aber die Menge wird in Die Entweihung des Heiligtums durch den
die Hand [des Königs des Südens] gege- verachteten Herrscher des Nordens
ben werden. 12 Und wenn die Menge 21 An seiner Stelle wird ein Verachteter
weggenommen wird, wird sein Herz aufkommen, dem die königliche Würde
übermütig werden, so daß er Zehntau- nicht zugedacht war; aber er wird unver-
sende niederwerfen, aber doch nicht sehens kommen und sich durch Schmei-
mächtig bleiben wird; 13 sondern der cheleien des Königtums bemächtigen.
König des Nordens wird wiederum ein 22 Und die Streitkräfte, die wie eine Flut
Heer aufstellen, größer als das frühere daherfahren, werden vor ihm wegge-
war, und wird nach etlichen Jahren an der schwemmt und zerbrochen werden, dazu
Spitze einer großen und wohlgerüsteten auch ein Fürst des Bundes. 23 Denn nach-
Streitkraft wiederkommen. dem er sich mit ihm verbündet hat, wird
14 Auch werden zu jener Zeit viele gegen er Betrug verüben und hinaufziehen und
den König des Südens aufstehen; auch mit nur wenig Volk Macht gewinnen.
gewalttätige Leute aus deinem Volk wer- 24 Mitten im Frieden wird er in die frucht-
den sich erheben, um die Weissagung zu barsten Gegenden eindringen und tun,
erfüllen; aber sie werden fallen. 15 Denn was weder seine Väter noch seine Vorväter
der König des Nordens wird kommen und getan haben: Beute, Raub und Reichtum
einen Wall aufwerfen und eine befestigte wird er unter sie verschleudern, und ge-
Stadt einnehmen. Und die Streitkräfte des gen die Festungen wird er Pläne schmie-
Südens werden nicht standhalten, auch den; und dies wird eine Zeitlang dauern.
nicht die beste Mannschaft seines Volkes; 25 Dann wird er seine Kraft und seinen
denn da wird keine Kraft zum Widerstand Mut gegen den König des Südens aufbie-
sein, 16 sondern der, welcher gegen ihn ten mit großer Heeresmacht; der König
gekommen ist, wird tun, was ihm beliebt, des Südens aber wird sich gleichfalls mit
und niemand kann vor ihm bestehen; großer und sehr starker Heeresmacht zum
und er wird Stellung nehmen in dem Krieg rüsten, aber doch nicht standhalten,
herrlichen Land, und Verheerung wird in denn man wird Anschläge gegen ihn
seiner Hand sein. planen: 26 die seine Tafelkost essen, wer-
17 Er wird aber sein Augenmerk darauf den seinen Untergang herbeiführen, und
richten, sein ganzes Königreich in die Ge- sein Heer wird sich zerstreuen, und viele
walt zu bekommen, und sich [dazu] mit Erschlagene werden fallen.
ihm zu vertragen, und wird es durchfüh- 27 Die beiden Könige aber haben Böses im
ren und wird ihm eine Tochter von [sei- Sinn; sie sitzen am gleichen Tisch und re-
nen] Frauen geben, um es zu verderben; den Lügen; aber es wird nicht gelingen;
aber sie wird nicht bestehen und wird für denn das Ende kommt erst zur bestimm-
ihn nichts ausrichten. 18 Dann wird er ten Zeit. 28 Und er wird mit großem Reich-
sein Auge auf die Inseln richten und viele tum in sein Land zurückkehren; und er
einnehmen; aber ein Feldherr wird sei- wird das, was er sich gegen den heiligen
nem Hohnlachen ein Ende machen, er Bund vorgenommen hat, ausführen, und
wird ihm genug geben, daß ihm das Höh- [wieder] in sein Land zurückkehren.
nen vergeht. 19 Darauf wird er sich den 29 Zur bestimmten Zeit wird er wieder
Festungen seines Landes zuwenden, wird gegen den Süden ziehen; aber es wird das
aber straucheln und fallen, daß man ihn zweite Mal nicht mehr gehen wie das
nicht mehr finden wird. 20 Und an seiner vorherige Mal, 30 sondern es werden ihn
Stelle wird einer auftreten, der einen Steu- Kittäerschiffe angreifen, so daß er entmu-
ereintreiber durch die Herrlichkeit des tigt umkehrt, um seinen Zorn an dem
930 DANIEL 11.12
heiligen Bund auszulassen. Das wird er gen, Reitern und vielen Schiffen auf ihn
auch tun und bei seiner Rückkehr sich losstürmen und in die Länder eindringen
diejenigen merken, welche den heiligen und sie überschwemmen und überfluten.
Bund verlassen. 31 Es werden auch von 41 Er wird auch in das herrliche Land kom-
seinen Truppen zurückbleiben und das men, und viele werden unterliegen. Diese
Heiligtum, die Zuflucht, entweihen und aber werden seiner Hand entfliehen:
das beständige [Opfer] abschaffen und Edom, Moab und die Vornehmsten der
den Greuel der Verwüstung aufstellen. Ammoniter. 42 Er wird auch seine Hand
32 Und er wird die, welche gegen den nach den Ländern ausstrecken, und das
Bund freveln, durch Schmeicheleien zum Land Ägypten wird nicht entfliehen;
Abfall verleiten; die Leute aber, die ihren 43 sondern er wird sich der Gold- und Sil-
Gott kennen, werden fest bleiben und berschätze und aller Kostbarkeiten Ägyp-
handeln. 33 Und die Verständigen im Volk tens bemächtigen; auch werden Lubier
werden die Vielen unterweisen; sie wer- und Kuschiten zu seinem Gefolge gehö-
den aber eine Zeitlang dem Schwert, dem ren. 44 Aber Gerüchte aus Osten und Nor-
Feuer, der Gefangenschaft und der Plün- den werden ihn erschrecken; daher wird
derung unterliegen. 34 Und im Unterlie- er in großer Wut aufbrechen, um viele zu
gen werden sie ein wenig Hilfe erlangen; verderben und zu vertilgen. 45 Und er
und es werden sich viele heuchlerisch an wird sein Prachtzelt zwischen dem Meer
sie hängen. 35 Auch von den Verständi- und dem herrlichen Berg des Heiligtums
gen werden etliche unterliegen, damit aufschlagen; da wird er sein Ende finden,
unter ihnen eine Läuterung geschehe, ei- und niemand wird ihm helfen.
ne Sichtung und Reinigung, bis zur Zeit
des Endes; denn es währt bis zur be- Die große Drangsal zur Zeit des Endes
stimmten Zeit. und die Rettung Israels
Mt 24,21-22; Offb 10-19
Der vermessene König zur Zeit des Endes Zu jener Zeit wird sich der große
36 Und der König wird tun, was ihm be- Fürst Michael erheben, der für die
liebt, und wird sich erheben und großtun Kinder deines Volkes einsteht; denn es
gegen jeglichen Gott, und er wird gegen wird eine Zeit der Drangsal sein, wie es
den Gott der Götter unerhörte Worte aus- noch keine gab, seitdem es Völker gibt,
stoßen, und es wird ihm gelingen, bis der bis zu dieser Zeit. Aber zu jener Zeit wird
Zorn vorüber ist; denn was beschlossen dein Volk gerettet werden, jeder, der sich
ist, wird ausgeführt werden. 37 Er wird in dem Buch eingeschrieben findet. 2 Und
sich auch nicht um die Götter seiner Väter viele von denen, die im Staub der Erde
kümmern, noch um den Lieblingsgott der schlafen, werden aufwachen; die einen
Frauen, überhaupt um gar keinen Gott, zum ewigen Leben, die anderen zur ewi-
sondern gegen alle wird er großtun. gen Schmach und Schande.
38 Statt dessen wird er den Gott der Fe- 3 Und die Verständigen werden leuchten
stungen verehren; diesen Gott, den seine wie der Glanz der Himmelsfeste, und die,
Väter nicht kannten, wird er verehren mit welche die Vielen zur Gerechtigkeit wei-
Gold und Silber, mit Edelsteinen und sen, wie die Sterne immer und ewiglich.
Kleinodien. 39 Und er wird gegen die star- 4 Du aber, Daniel, verschließe diese Worte
ken Festungen vorgehen mit einem frem- und versiegle das Buch bis zur Zeit des
den Gott. Wer diesen anerkennt, dem wird Endes! Viele werden darin forschen, und
er große Ehre erweisen, und er wird ihnen die Erkenntnis wird zunehmen.
Gewalt geben über viele und zur Beloh- 5 Und ich, Daniel, schaute, und siehe, da
nung Ländereien unter sie verteilen. standen zwei andere da, der eine an die-
40 Zur Zeit des Endes aber wird der König sem Ufer des Flusses, der andere am jen-
des Südens mit ihm zusammenstoßen. Da seitigen Ufer des Flusses. 6 Und einer
wird dann der König des Nordens mit Wa- sprach zu dem in Leinen gekleideten
DANIEL 12 931
Mann, der oberhalb der Wasser des Flus- Geh hin, Daniel! Denn diese Worte sollen
ses stand: Wie lange wird es dauern, bis verschlossen und versiegelt bleiben bis
diese unerhörten Zustände zu Ende zur Zeit des Endes. 10 Viele sollen gesich-
sind? 7 Da hörte ich den in Leinen geklei- tet, gereinigt und geläutert werden; und
deten Mann, der oberhalb der Wasser des die Gottlosen werden gottlos bleiben, und
Flusses war, wie er seine Rechte und sei- kein Gottloser wird es verstehen; aber die
ne Linke zum Himmel erhob und bei Verständigen werden es verstehen. 11 Und
dem schwor, der ewig lebt: Eine Zeit, zwei von der Zeit an, da das beständige [Opfer]
Zeiten und eine halbe Zeit; und wenn die beseitigt und der Greuel der Verwüstung
Zerschmetterung der Kraft des heiligen aufgestellt wird, sind es 1 290 Tage. 12 Wohl
Volkes vollendet ist, so wird das alles zu dem, der ausharrt und 1 335 Tage erreicht!
Ende gehen! 13 Du aber geh hin, bis das Ende kommt!
8 Das hörte ich, verstand es aber nicht. Du darfst nun ruhen und wirst einst auf-
Darum fragte ich: Mein Herr, was wird das erstehen zu deinem Erbteil am Ende der
Ende von diesen Dingen sein? 9 Er sprach: Tage!
Das Buch des Propheten Hosea

PROPHETISCHE BOTSCHAFTEN AN ISRAEL, Gottes Züchtigung für Israel


DIE UNTREUE FRAU und seine Wiederannahme
Kapitel 1 - 3 Röm 9,22-33; 11,1-36
Israels Untreue Und doch wird die Zahl der Kinder Is-
führt zu seiner zeitweiligen Verwerfung raels werden wie der Sand am Meer,
Dies ist das Wort des HERRN, das an den man nicht messen noch zählen kann;
Hoseaa, den Sohn Beeris, erging in den und es soll geschehen, an dem Ort, wo zu
Tagen Ussijas, Jotams, Ahas’ und Hiskias, ihnen gesagt wurde: »Ihr seid nicht mein
der Könige von Juda, und in den Tagen Volk«, da sollen sie »Söhne des lebendigen
Jerobeams, des Sohnes von Joas, des Kö- Gottes« genannt werden. 2 Dann werden
nigs von Israel. die Söhne Judas und die Söhne Israels
2 Als der HERR durch Hosea zu reden be- sich einmütig versammeln und über sich
gann, da sprach der HERR zu ihm: Geh, ein einziges Oberhaupt setzen und wer-
erwirb dir eine hurerische Frau und Hu- den aus dem Land heraufziehen; denn
renkinder; denn das Land ist dem HERRN der Tag von Jesreel wird groß sein. 3 Nennt
untreu geworden und hat sich der Hure- eure Brüder »Mein Volk«, und eure
rei hingegeben! 3 Und er ging hin und Schwestern: »Begnadigte«!
nahm Gomer, die Tochter Diblaims, zur 4 Weist eure Mutter zurecht; weist sie zu-
Frau; und sie wurde schwanger und ge- recht! — denn sie ist nicht meine Frau,
bar ihm einen Sohn. und ich bin nicht ihr Mann —, damit sie
4 Der HERR aber sprach zu ihm: Gib ihm ihre Hurerei von ihrem Angesicht weg-
den Namen »Jesreel«b; denn in kurzem schaffe und ihre Ehebrecherei von ihren
werde ich das in Jesreel vergossene Blut Brüsten; 5 sonst werde ich sie nackt aus-
am Haus Jehus rächen und dem König- ziehen und sie hinstellen, wie sie war am
tum des Hauses Israel ein Ende machen! Tag ihrer Geburt, und sie der Wüste
5 Und es wird geschehen an jenem Tag, gleichmachen, einem dürren Land, und
da will ich den Bogen Israels zerbrechen sie sterben lassen vor Durst! 6 Und über
in der Talebene von Jesreel. ihre Kinder werde ich mich nicht erbar-
6 Und als sie wiederum schwanger wurde men, weil sie Hurenkinder sind. 7 Denn
und eine Tochter gebar, da sprach Er zu ihre Mutter hat Hurerei getrieben; die sie
ihm: Nenne sie »Lo-Ruchama«c; denn ich geboren hat, bedeckte sich mit Schande;
werde mich über das Haus Israel künftig denn sie sprach: »Ich will doch meinen
nicht mehr erbarmen, daß ich ihnen ver- Liebhabern nachlaufen, die mir mein
geben würde! 7 Dagegen will ich mich Brot und Wasser geben, meine Wolle, mei-
über das Haus Juda erbarmen und sie ret- nen Flachs, mein Öl und meinen Trank!«
ten durch den HERRN, ihren Gott; doch 8 Darum siehe, ich will deinen Weg mit
nicht durch Bogen, Schwert und Kampf Dornen verzäunen; ja, ich will eine Mau-
will ich sie retten, nicht durch Rosse noch er für sie errichten, damit sie ihre Pfade
Reiter. 8 Als sie nun Lo-Ruchama entwöhnt nicht mehr finden soll. 9 Wenn sie dann
hatte, wurde sie wieder schwanger und ihren Liebhabern nachjagt und sie nicht
gebar einen Sohn. 9 Da sprach Er: Nenne mehr einholt, wenn sie sie sucht, aber
ihn »Lo-Ammi«d; denn ihr seid nicht mein nicht findet, so wird sie dann sagen: »Ich
Volk, und ich bin nicht der Eure! will hingehen und wieder zu meinem

a (1,1) hebr. Hoschea; bed. »Rettung / Heil«. c (1,6) bed. »Nicht-Begnadigte« / »Die kein Erbarmen
b (1,4) bed. »Gott sät« / »Gott wird säen«; Name der im erlangt hat«.
Hinterland von Haifa liegenden riesigen Talebene, in d (1,9) bed. »Nicht-mein-Volk«.
der auch Harmaggedon liegt (vgl. Offb 16,16).
HOSEA 2.3.4 933
ersten Mann zurückkehren; denn damals in Gnade und Erbarmen; 22 ja, ich will
hatte ich es besser als jetzt!« dich mir verloben in Treue, und du wirst
10 Sie erkannte ja nicht, daß ich es war, den HERRN erkennen!
der ihr das Korn, den Most und das Öl gab 23 Und es soll geschehen an jenem Tag,
und ihr das Silber und Gold mehrte, das spricht der HERR, da will ich antworten;
sie für den Baal verwendet haben. 11 Dar- ich will dem Himmel antworten, und er
um will ich mein Korn zurücknehmen zu soll der Erde antworten; 24 und die Erde
seiner Zeit und meinen Most zu seiner wird antworten mit Korn, Most und Öl,
Frist und will ihr meine Wolle und mei- und diese werden Jesreel antworten.
nen Flachs entziehen, womit sie ihre 25 Und ich will sie mir im Land ansäen
Blöße bedeckt. 12 Und ich will nun ihre und mich über die »Unbegnadigte« er-
Schande enthüllen vor den Augen ihrer barmen und zu »Nicht-mein-Volk« sagen:
Liebhaber; und niemand wird sie aus »Du bist mein Volk!«, und es wird sagen:
meiner Hand erretten. 13 Und ich will al- »Du bist mein Gott!«
ler ihrer Freude ein Ende machen, ihren
Festen, ihren Neumondfeiern und ihren Gottes Erziehungswege mit Israel
Sabbaten und allen ihren Feiertagen. Und der HERR sprach zu mir: Geh
14 Ich will auch ihren Weinstock und ihren nochmals hin und liebe eine Frau, die
Feigenbaum verwüsten, von denen sie von ihrem Freund geliebt wird und im
sagt: »Das ist der Lohn, den mir meine Lieb- Ehebruch lebt, gleichwie der HERR die Kin-
haber gegeben haben!« Ja, ich will sie in der Israels liebt, obwohl sie sich anderen
eine Wildnis verwandeln, daß sich die Tie- Göttern zuwenden und Traubenkuchen
re des Feldes davon nähren sollen. 15 Ich lieben! 2 Da erkaufte ich sie mir um 15
will sie strafen für die Festtage der Baale, Silberlinge und um ein Homer und ein
an denen sie ihnen räucherte und sich mit Letech Gerste. 3 Und ich sprach zu ihr:
ihren Ohrringen und ihrem Geschmeide »Du sollst mir viele Tage so bleiben und
schmückte und ihren Liebhabern nachlief nicht huren und keinem anderen Mann
und mich vergaß! spricht der HERR. angehören; ebenso will auch ich mich dir
16 Darum siehe, ich will sie locken und in gegenüber verhalten!« 4 Denn die Kinder
die Wüste führen und ihr zu Herzen Israels werden viele Tage ohne König blei-
reden; 17 und ich will ihr von dort aus ih- ben und ohne Fürsten, auch ohne Opfer,
re Weinberge wiedergeben und ihr das ohne Bildsäule, ohne Ephod und ohne
Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung ma- Teraphim. 5 Danach werden die Kinder
chen, daß sie dort singen soll wie in den Israels umkehren und den HERRN, ihren
Tagen ihrer Jugend und wie an dem Tag, Gott, und David, ihren König, suchen;
als sie aus dem Land Ägypten zog. und sie werden sich bebend zu dem
18 An jenem Tag wird es geschehen, spricht HERRN und zu seiner Güte flüchten am
der HERR, daß du mich »mein Mann« und Ende der Tage.
nicht mehr »mein Baal« nennen wirst;
19 und ich werde die Namen der Baale aus PROPHETISCHE BOTSCHAFTEN
ihrem Mund entfernen, daß an ihre Na- VON GERICHT UND ERLÖSUNG
men nicht mehr gedacht werden soll. Kapitel 4 - 14
20 An jenem Tag will ich auch zu ihren
Gunsten einen Bund schließen mit den Gott geht mit dem abtrünnigen Volk
Tieren des Feldes und mit den Vögeln des ins Gericht
Himmels und mit allem, was auf Erden Hört das Wort des HERRN, ihr Kinder
kriecht; und ich will Bogen, Schwert und Israels! Denn der HERR hat einen
alles Kriegsgerät im Land zerbrechen und Rechtsstreit mit den Bewohnern des Lan-
sie sicher wohnen lassen. 21 Und ich will des, weil es keine Wahrheit, keine Liebe
dich mir verloben auf ewig, ich will dich und keine Gotteserkenntnis im Land
mir verloben in Gerechtigkeit und Recht, gibt. 2 Fluchen und Lügen, Morden, Steh-
934 HOSEA 4.5
len und Ehebrechen hat überhand ge- verständige Volk stürzt sich selbst ins Ver-
nommen, und Blutschuld reiht sich an derben.
Blutschuld. 15 Wenn du, Israel, Hurerei treibst, so soll
3 Darum trauert das Land, und alle müs- sich doch Juda nicht versündigen! Geht
sen verschmachten, die darin wohnen; doch nicht nach Gilgal, zieht nicht nach
die Tiere des Feldes und die Vögel des Beth-Awen hinauf und schwört nicht: »So
Himmels; und auch die Fische im Meer wahr der HERR lebt!« 16 Denn Israel ist
werden dahingerafft. 4 Doch niemand widerspenstig geworden wie eine störri-
soll rechten, und keiner soll tadeln; denn sche Kuh; nun wird sie der HERR weiden
dein Volk ist wie die, welche mit dem wie ein Lamm in weiter Landschaft.b
Priester rechten! 5 Und so wirst du bei Tag 17 Ephraim ist an die Götzen gebunden;
straucheln, und auch der Prophet wird laß ihn in Ruhe! 18 Ihr Saufgelage ist aus-
mit dir straucheln bei Nacht, und ich will geartet, sie haben sich der Hurerei hinge-
deine Mutter vertilgen. geben; ihre Beschützer haben die Schan-
6 Mein Volk geht zugrunde aus Mangel an de geliebt. 19 Der Wind hat sie mit seinen
Erkenntnis; denn du hast die Erkenntnis Flügeln erfaßt, und sie werden zuschan-
verworfen, darum will ich auch dich ver- den mit ihren Opfern.
werfen, daß du nicht mehr mein Priester
seist; und weil du das Gesetz deines Got- Israels Weigerung, Buße zu tun,
tes vergessen hast, will auch ich deine bringt es zu Fall
Kinder vergessen! 7 Je mehr sie wurden, Hört dies, ihr Priester, und du, Haus
desto mehr sündigten sie gegen mich; Israel, achte darauf, und du, Königs-
darum will ich ihre Ehre in Schande haus, horche! Denn euch droht das Ge-
verwandeln. 8 Von der Sünde meines richt, weil ihr eine Schlinge geworden
Volkes nähren sie sich und sind gierig seid für Mizpa und ein ausgebreitetes
nach ihren Missetaten. 9 Aber es soll dem Fangnetz auf dem Tabor. 2 Die Abtrünni-
Volk ergehen wie dem Priester; ich werde gen haben die Verdorbenheit weit getrie-
ihren Wandel an ihnen heimsuchen und ben; aber ich habe ihnen allen eine Züch-
ihnen ihre Taten vergelten. tigung zugedacht.
10 Sie werden essen und nicht satt werden, 3 Ich kenne Ephraim wohl, und Israel ist
Hurerei treiben und sich nicht vermehren; vor mir nicht verborgen; [ich weiß], daß
denn sie haben davon abgelassen, auf den du, Ephraim, jetzt Hurerei getrieben hast,
HERRN zu achten. 11 Hurerei, Wein und daß Israel sich verunreinigt hat. 4 Ihre
Most rauben den Verstand. 12 Mein Volk Taten erlauben ihnen nicht, zu ihrem
befragt sein Holz, und sein Stab wahrsagt Gott zurückzukehren; denn ein Geist der
ihm; denn der Geist der Hurerei hat sie Hurerei ist in ihren Herzen, und den
verführt, daß sie ihrem Gott durch Hurerei HERRN erkennen sie nicht. 5 Aber Israels
untreu geworden sind. Stolz wird sich als Zeuge gegen ihn erhe-
13 Sie opfern auf den Berghöhen und räu- ben; und Israel und Ephraim werden fal-
chern auf den Hügeln, unter Eichen, Pap- len durch eigene Schuld; auch Juda wird
peln und Terebinthen; denn ihr Schatten mit ihnen fallen.
ist angenehm. Darum treiben eure Töch- 6 Mit ihren Schafen und mit ihren Rin-
ter Hurerei und brechen eure Schwieger- dern werden sie kommen, um den HERRN
töchter die Ehe. 14 Ich werde es an euren zu suchen; aber sie werden ihn nicht fin-
Töchtern nicht strafen, daß sie Hurerei den; er hat sich von ihnen entfernt. 7 Sie
treiben, noch an euren Schwiegertöch- sind dem HERRN untreu geworden, denn
tern, daß sie die Ehe brechen; denn sie sie haben fremde Kinder gezeugt; jetzt
selbsta gehen mit Huren abseits und op- wird der Neumond sie fressen samt ihren
fern mit den Tempeldirnen, und das un- Erbteilen.

a (4,14) d.h. die Familienväter und Häupter des Volkes. b (4,16) d.h. so, daß sie allen Raubtieren preisgegeben sind.
HOSEA 5.6.7 935
8 Stoßt in die Posaune in Gibea, in das ten, sie getötet durch die Worte meines
Schopharhorn in Rama; schlagt Lärm in Mundes, daß deine Gerichte seien wie
Beth-Awen, nimm dich in acht, Benjamin! ein Licht, das aufgeht.
9 Ephraim soll zur Wüste werden am Tag 6 Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen
der Züchtigung; was ich den Stämmen Is- und nicht am Opfer, an der Gotteserkennt-
raels angekündigt habe, das kommt ge- nis mehr als an Brandopfern. 7 Sie aber
wiß! 10 Die Fürsten Judas sind denen haben wie Adam den Bund übertreten;
gleich, welche die Grenze verrücken; über dort sind sie mir untreu geworden.
sie will ich meinen Grimm ausschütten 8 Gilead ist eine Stadt von Übeltätern, vol-
wie Wasser. ler Blutspuren; 9 gleich lauernden Stra-
11 Ephraim wird unterdrückt, zerschla- ßenräubern ist die Bande der Priester: am
gen im Gericht; denn er ist willig [Men- Weg nach Sichem morden sie; ja, Schand-
schen]geboten gefolgt. 12 Ich aber wurde taten haben sie begangen! 10 Im Haus Is-
für Ephraim wie eine Motte und für das rael habe ich Schauderhaftes gesehen;
Haus Juda wie ein nagender Wurm. dort treibt Ephraim Hurerei, befleckt sich
13 Und als Ephraim seine Krankheit sah Israel. 11 Auch dir, Juda, ist eine Ernte be-
und Juda sein Geschwür, da lief Ephraim stimmt, wenn ich das Geschick meines
nach Assyrien und sandte zum König Ja- Volkes wende!
reb; er aber kann euch nicht heilen und
das Geschwür nicht von euch nehmen. Der HERR deckt Israels Schuld
14 Denn ich bin wie ein Löwe gegen
und Bosheit auf
Ephraim und wie ein junger Löwe gegen Wenn ich Israel heilen will, so offen-
das Haus Juda; ich, ja ich, zerreiße und baren sich Ephraims Schuld und die
gehe davon und nehme weg, daß nie- Übel Samarias; denn sie verüben Betrug,
mand retten kann. 15 Ich werde davon- und der Dieb dringt ein, und Räuberban-
gehen, an meinen Ort zurückkehren, bis den plündern draußen. 2 Und sie beden-
sie ihre Schuld erkennen und mein Ange- ken nicht in ihrem Herzen, daß ich an all
sicht suchen werden; in ihrer Drangsal ihre Bosheit gedenke; nun aber haben
werden sie mich ernstlich suchen: ihre [bösen] Taten sie umstellt; sie sind
vor meinem Angesicht [offenbar]!
Aufruf zur Umkehr 3 Durch ihre Bosheit erfreuen sie den Kö-
»Kommt, wir wollen wieder umkeh- nig und durch ihre Lügen die Fürsten.
ren zum HERRN! Er hat uns zerrissen, er 4 Sie alle sind Ehebrecher; sie gleichen
wird uns auch heilen; er hat uns geschla- einem Ofen, welcher vom Bäcker ange-
gen, er wird uns auch verbinden! 2 Nach heizt wurde, der das Schüren nach dem
zwei Tagen wird er uns lebendig machen, Kneten des Teiges nur so lange unterläßt,
am dritten Tag wird er uns aufrichten, bis er ganz durchsäuert ist.
daß wir vor ihm leben. 3 So laßt uns er- 5 Am Festtag unseres Königs sind die
kennen, ja, eifrig trachten nach der Er- Fürsten fieberkrank geworden vom Wein;
kenntnis des HERRN! Sein Hervorgehen ist er hat seine Hand den Spöttern gereicht.
so sicher wie das Licht des Morgens, und 6 Denn sie haben ihr Herz in ihrer Hinter-
er wird zu uns kommen wie ein Regen- list einem Ofen gleichgemacht: ihr Bäk-
guß, wie ein Spätregen, der das Land be- ker schläft die ganze Nacht, am Morgen
netzt!« — brennt er lichterloh. 7 Sie glühen alle wie
ein Ofen und verzehren ihre Richter; alle
Gottes Klage über sein Volk ihre Könige sind gefallen: keiner von ih-
4 Was soll ich mit dir tun, Ephraim? Was nen ruft mich an.
soll ich mit dir tun, Juda? Eure Liebe ist 8 Ephraim hat sich mit den anderen Völ-
[so flüchtig] wie eine Morgenwolke, ja, kern vermischt; Ephraim ist wie ein Ku-
wie der Tau, der früh vergeht! 5 Darum chen, den man nicht umgewendet hat.
habe ich sie behauen durch die Prophe- 9 Fremde haben seine Kraft verzehrt, und
936 HOSEA 7.8.9
er erkennt es nicht; sein Haupthaar ist Mein Zorn ist entbrannt über sie! Wie
mit Grau gesprenkelt, und er erkennt es lange noch sind sie unfähig zur Reinheit?
nicht. 6 Denn aus Israel stammt es, und ein
10 Wiewohl aber Israels Stolz sich als Zeu- Künstler hat es gemacht; es ist kein Gott,
ge gegen ihn erhebt, sind sie doch nicht sondern zu Splittern soll es zerschlagen
zu dem HERRN, ihrem Gott, umgekehrt werden, das Kalb von Samaria!
und haben ihn trotz alledem nicht 7 Denn Wind säen sie, und Sturm werden
gesucht; 11 sondern Ephraim hat sich sie ernten; da wächst kein Halm, das Ge-
benommen wie eine einfältige Taube oh- wächs ergibt kein Mehl, und sollte es etwas
ne Verstand; Ägypten haben sie herbeige- geben, so würden Fremde es verschlingen.
rufen, nach Assyrien sind sie gelaufen. 8 Verschlungen wird Israel! Schon sind sie
12 Wohin sie aber auch gehen, breite ich unter den Heiden geworden wie ein Gefäß,
mein Netz aus über sie; ich ziehe sie wie an dem man kein Wohlgefallen hat. 9 Denn
Vögel vom Himmel herunter und züchti- sie sind nach Assyrien hinaufgezogen; ein
ge sie, wie es ihrer Gemeinde verkündigt Wildesel lebt für sich, Ephraim aber hat
worden ist.a 13 Wehe ihnen, daß sie von sich um Geschenke [Liebhaber] angewor-
mir weggeflohen sind! Verderben komme ben. 10 Weil sie sich denn [Liebhaber] unter
über sie, daß sie von mir abgefallen sind! den Heidenvölkern anwerben, so will ich
Ich möchte sie erlösen, aber sie reden diese jetzt auch haufenweise herbeibrin-
Lügen gegen mich. gen, und bald werden sie zu leiden haben
14 Und sie rufen nicht von Herzen zu mir, unter der Last des Königs der Fürstenb.
sondern jammern auf ihren Lagern. We- 11 Weil Ephraim viele Altäre baute, um zu
gen Korn und Most laufen sie zusammen; sündigen, so sind ihm die Altäre auch zur
von mir aber weichen sie ab. 15 Und ich Sünde geworden. 12 Wenn ich ihm mein
lehrte und stärkte doch ihren Arm; aber Gesetz auch noch so oft vorschreiben
sie ersinnen Böses gegen mich. 16 Sie würde, so halten sie es doch für etwas
wenden sich wohl um, aber nicht nach Fremdes! 13 Die Schlachtopfer, die sie mir
oben; sie sind wie ein trügerischer Bogen. schenken, bringen sie dar wie [gewöhnli-
Ihre Fürsten sollen durchs Schwert fallen ches] Fleisch und essen es. Der HERR hat
wegen ihrer trotzigen Reden, die ihnen kein Wohlgefallen an ihnen. Jetzt wird er
nur Spott eintragen im Land Ägypten! an ihre Schuld gedenken und ihre Sünden
strafen; sie sollen nach Ägypten zurück-
Israel sät Wind und wird Sturm ernten kehren! 14 Weil Israel seinen Schöpfer ver-
Setze das Schopharhorn an deinen gaß und sich Paläste erbaute, und weil Ju-
Mund! Wie ein Adler kommt es über da viele Städte befestigte, so will ich Feuer
das Haus des HERRN, weil sie meinen in seine Städte senden, das seine Pracht-
Bund übertreten und sich gegen mein bauten verzehren soll.
Gesetz vergangen haben! 2 Zu mir wer-
den sie schreien: »Du bist mein Gott; wir Hosea kündigt die Vertreibung Israels
Israeliten kennen dich!« — aus seinem Land an
3 Israel hat das Gute verworfen; jetzt soll Freue dich nicht, Israel, wie die Völker
es der Feind verfolgen! 4 Sie haben Köni- frohlocken; denn du bist deinem Gott
ge eingesetzt ohne meinen Willen, Für- durch Hurerei untreu geworden, hast
sten, ohne daß ich es billigte; aus ihrem gerne Hurenlohn genommen auf allen
Silber und Gold haben sie sich Götzen Korntennen! 2 Tenne und Kelter werden
gemacht, damit sie sich selbst zugrunde- sie nicht nähren, und der Most wird sie
richteten. im Stich lassen.
5 Dein Kalb hat Er verworfen, Samaria! 3 Sie sollen nicht bleiben im Land des

a (7,12) d.h. entsprechend den Gerichtsankündigungen b (8,10) eine Anspielung auf den mächtigen assyrischen
im Gesetz Moses (vgl. 5Mo 27 bis 32). König.
HOSEA 9.10 937
HERRN, sondern Ephraim muß nach Ägyp- 15 Alle ihre Bosheit stammt von Gilgal her,
ten zurückkehren und in Assyrien unreine so daß ich sie dort zu hassen begann; we-
Speisen essen. 4 Sie sollen dem HERRN gen ihrer schlimmen Handlungen will ich
keinen Wein [zum Trankopfer] spenden, sie aus meinem Haus vertreiben; ich kann
und an ihren Schlachtopfern wird er kein sie nicht mehr lieben; alle ihre Fürsten
Wohlgefallen haben; wie Trauerbrot sol- sind Abtrünnige! 16 Ephraim ist geschla-
len sie ihnen sein; alle, die davon essen, gen, ihre Wurzel ist verdorrt; sie bringen
verunreinigen sich damit; denn ihr Brot keine Frucht! Wenn sie auch Kinder gebä-
ist nur für ihren Hunger, es soll nicht ins ren, so werde ich doch die Lieblinge tö-
Haus des HERRN kommen! ten, die aus ihrem Leib hervorkommen.
5 Was wollt ihr am Feiertag tun, am Tag 17 Mein Gott wird sie verwerfen, weil sie
des Festes des HERRN? 6 Denn siehe, wenn ihm nicht gehorcht haben; darum müs-
sie wegen der Verwüstung weggezogen sen sie als Flüchtlinge umherirren unter
sind, so wird Ägypten sie aufnehmen, den Heidenvölkern.
Memphis sie begraben; Disteln werden
ihre silbernen Kleinodien überwuchern, Gott muß sein Volk züchtigen
Dornen ihre Hütten. Israel ist ein rankender Weinstock,
7 Die Tage der Heimsuchung sind gekom- der für sich selbst Frucht bringt. Je
men, die Tage der Vergeltung sind da! Isra- mehr Früchte er brachte, desto mehr Al-
el soll erfahren, ob der Prophet ein Narr täre bauten sie; je besser ihr Land war,
sei, der Geistesmensch wahnsinnig! Und desto schönere Götzenbilder machten
das um deiner großen Schuld willen, weil sie. 2 Ihr Herz ist falsch, nun sollen sie es
du so feindselig bist. 8 Ephraim schaut büßen: er wird ihre Altäre zerschlagen,
nach [Gesichten] aus neben meinem ihre Götzenbilder zertrümmern.
Gott; dem Propheten sind auf allen sei- 3 Dann werden sie bekennen müssen:
nen Wegen Vogelfallen gelegt; im Haus »Wir haben keinen König mehr, weil wir
seines Gottes feindet man ihn an. 9 In tie- den HERRN nicht fürchteten; und ein Kö-
fe Verderbnis sind sie versunken, wie vor nig, was kann der uns helfen?« 4 [Leere]
Zeiten in Gibea;a er wird an ihre Missetat Worte reden, falsche Eide schwören,
gedenken, ihre Sünden wird er strafen. Bündnisse schließen, so daß das Gericht
10 Wie Trauben in der Wüste, so fand ich aufsproßt wie Giftkraut aus den Furchen
Israel; wie eine frühreife Frucht am jun- des Ackers!
gen Feigenbaum erblickte ich eure Väter; 5 Um das Kalb von Beth-Awen wird den
sie aber gingen zum Baal-Peor und weih- Einwohnern von Samaria bange sein; ja,
ten sich der Schande und wurden zum seine Bevölkerung trauert darum, und
Greuel wie der, den sie lieben. 11 Ephraims seine Götzenpriester zittern seinetwegen,
Herrlichkeit fliegt wie ein Vogel davon; wegen seiner Herrlichkeit, weil sie von
keine Geburt mehr, keine Schwanger- ihnen weggeführt wird. 6 Ja, es selbst
schaft, keine Empfängnis! 12 Ja, wenn sie wird nach Assyrien gebracht, als Tribut
auch ihre Söhne aufziehen, so mache ich für den König Jareb: Scham erfaßt
sie doch kinderlos, daß kein Mensch Ephraim, und Israel muß sich seines Ra-
mehr da ist; denn wehe ihnen, wenn ich tes schämen.
mich von ihnen abwende! 7 Samarias König fährt dahin wie ein zer-
13 Ephraim, wie ich ihn sehe, ist gepflanzt brochener Zweig, der auf der Wasserflä-
wie Tyrus in der Aue; aber er muß seine che schwimmt; 8 so werden die Höhen
Söhne zu dem hinausführen, der sie er- von Awen, die Sünde Israels, verwüstet;
würgen wird! 14 Gib ihnen, HERR — was Dornen und Disteln werden auf ihren Al-
willst du ihnen geben? —, gib ihnen einen tären wachsen. Da werden sie zu den
unfruchtbaren Leib und trockene Brüste! Bergen sagen: Bedeckt uns!, und zu den
Hügeln: Fallt über uns!
a (9,9) vgl. Ri 19 bis 21; derselbe Hinweis auch in Hos 10,9. 9 Seit den Tagen von Gibea hast du gesün-
938 HOSEA 10.11.12
digt, Israel! Dort sind sie stehengeblie- nen gleichsam das Joch auf vom Kinn
ben. Sollte sie nun nicht auch in Gibea und neigte mich zu ihnen, um ihnen
der Krieg erreichen, der gegen die frevel- Nahrung zu geben.
haften Kinder geführt wird? 10 Ich will sie 5 Er soll nicht nach dem Land Ägypten zu-
züchtigen nach Herzenslust, und es sol- rückkehren, sondern der Assyrer soll ihr
len Völker gegen sie versammelt werden König werden, weil sie nicht umkehren
zur Züchtigung für ihre zweifache Schuld! wollen! 6 Und das Schwert soll in ihren
11 Ephraim ist eine [ans Joch] gewöhnte Städten umgehen und ihre Riegel vernich-
junge Kuh, die gerne drischt; aber ich ten und sie wegen ihrer Ratschläge ver-
fahre über ihren schönen Hals; ich will zehren. 7 Mein Volk ist geneigt zum Abfall
Ephraim anspannen, Juda soll pflügen, von mir; ruft man es nach oben, so erhebt
Jakob soll eggen! sich gar niemand!
8 Wie könnte ich dich dahingeben,
Der Ruf, den HERRN zu suchen: Ephraim, wie könnte ich dich preisgeben,
Pflügt einen Neubruch! Israel? Wie könnte ich dich behandeln
12 Sät euch Gerechtigkeit, erntet nach wie Adama, dich machen wie Zeboim?a
dem Maß der Gnade! Pflügt einen Neu- Mein Herz sträubt sich dagegen, mein
bruch, denn es ist Zeit, den HERRN zu su- ganzes Mitleid ist erregt! 9 Ich will nicht
chen, bis er kommt und euch Gerechtig- handeln nach der Glut meines Zorns, will
keit regnen läßt! 13 Als ihr Gesetzlosigkeit Ephraim nicht wiederum verderben;
pflügtet, habt ihr Unheil geerntet und die denn ich bin Gott und nicht ein Mensch,
Frucht der Falschheit gegessen. Weil du als der Heilige bin ich in deiner Mitte und
dich auf deine Wege und die Menge dei- will nicht in grimmigem Zorn kommen.
ner Helden verlassen hast, 14 so soll sich 10 Sie werden dem HERRN nachfolgen, der
Kriegslärm gegen deine Bevölkerung er- brüllen wird wie ein Löwe; wenn er brüllt,
heben, und alle deine Festungen sollen so werden die Söhne zitternd vom Meer
zerstört werden, wie Schalman Beth-Ar- herbeieilen; 11 wie Vögel werden sie aus
bel zerstörte am Tag des Kampfes und die Ägypten zitternd herbeieilen und wie
Mutter samt den Kindern zu Boden Tauben aus dem Land Assyrien; und ich
streckte. 15 Dasselbe [Geschick] bringt werde sie in ihren eigenen Häusern woh-
Bethel über euch um eurer großen Bos- nen lassen, spricht der HERR.
heit willen; beim [Anbruch des] Morgen-
rots wird der König Israels völlig vertilgt Israel hat sich in Lügen
sein. und Selbstbetrug verstrickt
Ephraim hat mich mit Lügen um-
Gott liebt Israel geben und das Haus Israel mit Be-
trotz dessen Undankbarkeit trug; auch Juda schweift immer noch
Jer 31,20-22
umher neben Gott, dem Heiligen, der
Als Israel jung war, liebte ich ihn, treu ist. 2 Ephraim nährt sich von Wind
und aus Ägypten habe ich meinen und läuft den ganzen Tag dem Ostwind
Sohn gerufen. 2 Aber sobald man sie rief, nach; er wird täglich verlogener und ge-
wandten sie sich vom Angesicht [der Ru- walttätiger; ein Bündnis mit Assyrien
fenden] ab. Den Baalen opferten sie, und wollen sie schließen, und Öl wird nach
den Götzenbildern räucherten sie. Ägypten gebracht. 3 Auch mit Juda hat
3 Und ich war es doch, der Ephraim ge- der HERR einen Rechtsstreit, und er muß
hen lehrte, der sie auf seine Arme nahm. Jakob strafen entsprechend seinen We-
Aber sie haben nicht erkannt, daß ich sie gen, er wird ihm vergelten entsprechend
heilte. 4 Mit menschlichen Banden zog seinen Taten.
ich sie, mit Seilen der Liebe; ich hob ih- 4 Schon im Mutterschoß hielt er die Ferse

a (11,8) Diese zwei Städte wurden zusammen mit Sodom und Gomorra durch Feuer vom Himmel zerstört (5Mo 29,23).
HOSEA 12.13 939
seines Bruders, und in seiner Mannes- ne Morgenwolke und wie der Tau, der
kraft kämpfte er mit Gott; 5 er kämpfte früh vergeht, wie die Spreu, die von der
mit dem Engel und siegte, er weinte und Tenne verweht wird, und wie der Rauch
flehte zu ihm; in Bethel hat er ihn gefun- aus dem Kamin!
den, und dort hat Er mit uns geredet 4 Ich aber bin der HERR, dein Gott, vom
— 6 nämlich der HERR, der Gott der Heer- Land Ägypten her, und außer mir kennst
scharen, dessen Gedenkname HERR ist. du keinen Gott, und es gibt keinen Retter
7 So kehre nun um zu deinem Gott, halte als mich allein! 5 Ich habe mich deiner
fest an Liebe und Recht und hoffe stets angenommen in der Wüste, im dürren
auf deinen Gott! Land. 6 Als sie aber Weide fanden, wurden
8 Der Kanaaniter hat eine falsche Waage sie satt; und als sie satt wurden, überhob
in der Hand, er übervorteilt gern. 9 Auch sich ihr Herz; darum vergaßen sie mich.
Ephraim spricht: »Ich bin doch reich ge- 7 Da wurde ich gegen sie wie ein Löwe und
worden, ich habe mir ein Vermögen er- lauerte wie ein Panther am Weg; 8 ich
worben; an all meinem Erwerb wird man überfiel sie wie eine Bärin, der man die
mir kein Unrecht nachweisen können, Jungen geraubt hat, und zerriß ihnen den
das Sünde wäre!« Brustkasten und fraß sie dort wie ein Lö-
10 Ich aber, der HERR, bin dein Gott vom we; die wilden Tiere zerrissen sie.
Land Ägypten her, ich werde dich wieder 9 Das ist dein Verderben, Israel, daß du
in Zelten wohnen lassen wie zur Zeit des gegen mich, deine Hilfe, bist! 10 Wo ist
[Laubhütten-]Festes. 11 Ich habe zu den denn nun dein König, daß er dir helfe in
Propheten geredet und viele Offenbarun- allen deinen Städten, und wo sind deine
gen gegeben und durch die Propheten in Richter? Denn du hast ja gesagt: »Gib mir
Gleichnissen gelehrt. einen König und Fürsten!« 11 Ich gab dir
12 Sind sie in Gilead nichtswürdig gewe- einen König in meinem Zorn und nahm
sen, so sollen sie zunichte werden; haben ihn [wieder] weg in meinem Grimm!
sie in Gilgal Stiere geopfert, so sollen auch
ihre Altäre wie Steinhaufen auf den Fur- Die Schuld Ephraims und die Verheißung
chen des Ackers werden! 13 Als Jakob in der zukünftigen Erlösung
das Gebiet von Aram floh, da diente Israel 12 Ephraims Schuld ist zusammengebun-
um eine Frau; um eine Frau hütete er [die den, seine Sünde ist aufbewahrt. 13 Ge-
Herde]. 14 So hat der HERR durch einen burtswehen werden ihn ankommen; er ist
Propheten Israel aus Ägypten heraufge- ein unverständiges Kind; denn er stellt
führt und es durch einen Propheten hü- sich nicht zur rechten Zeit ein zur Geburt!
ten lassen. 15 Ephraim hat ihn bitter ge- 14 Ich will sie erlösen aus der Gewalt des
kränkt; Er wird seine Blutschuld auf ihn Totenreichs, vom Tod will ich sie loskau-
werfen, und sein Herr wird ihm seine Be- fen. Tod, wo ist dein Verderben? Toten-
schimpfung vergelten. reich, wo ist dein Sieg? Doch der Trost ist
vor meinen Augen verborgen.
Der Götzendienst als Ursache 15 Denn wenn er auch fruchtbar ist un-
für Israels Verderben ter den Brüdern, so wird doch ein Ost-
Wenn Ephraim redete, herrschte wind kommen, ein Wind des HERRN von
Schrecken; groß stand er da in Isra- der Wüste herauf, so daß sein Brunnen
el; als er sich aber mit dem Baal versün- vertrocknet und sein Quell versiegt. Er
digte, da starb er. 2 Und nun fahren sie wird den Schatz aller kostbaren Geräte
fort zu sündigen und gießen sich Bildnis- berauben.
se aus ihrem Silber, Götzenbilder nach [14,1] Samaria muß es büßen; denn es hat
ihrer Erfindung, allesamt ein Machwerk sich gegen seinen Gott empört; durchs
von Künstlern; von ihnen sagen sie: »Die Schwert sollen sie fallen; ihre Kinder sol-
Menschen, die opfern, sollen die Kälber len zerschmettert und ihre Schwangeren
küssen!« 3 Darum werden sie sein wie ei- aufgeschlitzt werden!
940 HOSEA 14
Aufruf zur Umkehr - eine Lilie und Wurzel schlagen wie der
Zukunftsverheißungen Libanon. 7 Seine Schößlinge sollen sich
Jer 3,12-15.21-23; 31,18-21; 5Mo 30,1-10; ausbreiten; es soll so schön werden wie
Röm 11,25-36 ein Ölbaum und so guten Geruch geben
2 Kehre um, o Israel, zu dem HERRN, wie der Libanon. 8 Die unter seinem
deinem Gott! Denn du bist zu Fall Schatten wohnen, sollen wiederum Ge-
gekommen durch deine eigene Schuld. treide hervorbringen und blühen wie der
3 Nehmt Worte mit euch und kehrt um Weinstock und so berühmt werden wie
zum HERRN! Sprecht: »Vergib alle Schuld der Wein vom Libanon.
und nimm es gut auf, daß wir dir das Op- 9 Ephraim [wird sagen:] »Was soll ich
fer unserer Lippen bringen, das wir künftig noch mit den Götzen zu schaffen
schuldig sind! 4 Assyrien wird uns nicht haben?« — Ich, ich habe ihn erhört und
retten; wir wollen nicht mehr auf Rossen auf ihn geblickt! — »Ich bin wie eine grü-
reiten und das Werk unserer Hände nicht nende Zypresse.« — Es soll sich zeigen,
mehr unsere Götter nennen, denn bei dir daß deine Frucht von mir kommt!
findet der Verwaiste Barmherzigkeit!« 10 Wer ist so weise, daß er das einsehe,
5 Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen, gerne und so klug, daß er das verstehe? Denn
will ich sie lieben; denn mein Zorn hat die Wege des HERRN sind richtig, und die
sich von ihnen abgewandt. 6 Ich will für Gerechten wandeln darauf; aber die Über-
Israel sein wie der Tau; es soll blühen wie treter kommen auf ihnen zu Fall.
Das Buch des Propheten Joel
Die Heuschreckenplage - Aufruf zur Buße angesichts des
Sinnbild des assyrischen Einfalles kommenden Tages des HERRN
2Mo 10,12-15 13 Umgürtet euch und klagt, ihr Priester!
Das Wort des HERRN, das an Joela, den Jammert, ihr Diener des Altars! Kommt
Sohn Petuels, erging: 2 Hört das, ihr her und verbringt die Nacht im Sacktuch,
Ältesten, und achtet darauf, alle Bewoh- ihr Diener meines Gottes! Denn Speisop-
ner des Landes: Ist so etwas jemals in eu- fer und Trankopfer sind dem Haus eures
ren Tagen oder in den Tagen eurer Väter Gottes entzogen. 14 Heiligt ein Fasten, be-
geschehen? 3 Erzählt davon euren Kin- ruft eine allgemeine Versammlung, ver-
dern, und eure Kinder ihren Kindern, sammelt die Ältesten, alle Bewohner des
und deren Kinder dem künftigen Ge- Landes, zum Haus des HERRN, eures Got-
schlecht! 4 Was der Nager übrigließ, das tes, und schreit zum HERRN!
hat die Heuschrecke gefressen, und was 15 Ach, was für ein Tag! Ja, der Tag des
die Heuschrecke übrigließ, das hat der HERRN ist nahe, er kommt als eine Verwü-
Fresser verzehrt, und was der Fresser ver- stung vom Allmächtigen! 16 Ist nicht vor
schonte, das hat der Verwüster aufgefres- unseren Augen die Nahrung weggenom-
sen. men worden, Freude und Frohlocken von
5 Wacht auf, ihr Trunkenen, und weint, dem Haus unseres Gottes? 17 Verdorben
und jammert, ihr Weintrinker alle, wegen sind die Samenkörner unter den Schol-
des Mosts, weil er euch vom Mund weg- len, die Speicher stehen leer, die Scheu-
genommen ist! 6 Denn ein Volk hat mein nen zerfallen; ja, das Korn ist verwelkt!
Land überzogen, das ist mächtig und oh- 18 O wie seufzt das Vieh, wie sind die Rin-
ne Zahl; es hat Zähne wie Löwenzähne derherden verstört, weil sie keine Weide
und ein Gebiß wie eine Löwin. 7 Meinen haben; auch die Schafherden gehen zu-
Weinstock hat es verwüstet und meinen grunde!
Feigenbaum kahlgefressen; sogar die 19 Zu dir, o HERR, will ich rufen; denn das
Rinde hat es vollständig abgeschält und Feuer hat die Auen der Steppe verzehrt,
weggeworfen; weiß geworden sind seine und die Flamme hat alle Bäume des offe-
Zweige. nen Feldes versengt! 20 Auch die Tiere
8 Klage wie eine Jungfrau, die mit Sack- des Feldes lechzen nach dir, weil die Was-
tuch umgürtet ist wegen des Bräutigams serbäche vertrocknet sind und das Feuer
ihrer Jugend! 9 Speisopfer und Trankop- die Auen der Steppe verzehrt hat.
fer sind dem Haus des HERRN entzogen;
es trauern die Priester, die Diener des Das Verwüsterheer am Tag des HERRN
Offb 9,2-11
HERRN. 10 Das Feld ist verheert, der Acker
trauert; denn das Korn ist verwüstet, das Stoßt in das Schopharhorn in Zion
Obst ist verdorrt, die Ölbäume sind ver- und blast Lärm auf meinem heiligen
welkt. 11 Die Bauern sind enttäuscht, die Berg, daß alle Bewohner des Landes er-
Winzer jammern wegen des Weizens zittern; denn der Tag des HERRN kommt,
und der Gerste, denn die Ernte des Fel- ja, er ist nahe — 2 ein Tag der Finsternis
des ist verloren. 12 Der Weinstock ist und des Dunkels, ein Tag des Gewölks
verdorrt, der Feigenbaum verwelkt, Gra- und des Wolkendunkels. Wie Morgenrot
natbäume, Palmen und Apfelbäume — breitet sich über die Berge aus ein großes,
alle Bäume des Feldes sind verdorrt, ja, mächtiges Volk, wie es seinesgleichen
den Menschenkindern ist die Freude von Ewigkeit her nicht gegeben hat und
vergangen. auch in künftigen Zeiten und Generatio-
nen nicht mehr geben wird.
a (1,1) bed. »Der HERR ist Gott«. 3 Fressendes Feuer geht vor ihm her, und
942 JOEL 2
hinter ihm her eine lodernde Flamme: ist versammelt die Kinder und die Säuglin-
das Land vor ihm wie der Garten Eden ge; der Bräutigam gehe aus seiner Kam-
gewesen, hinter ihm ist es eine öde Wü- mer und die Braut aus ihrem Gemach!
ste; und man kann ihm nicht entfliehen! 17 Die Priester, die Diener des HERRN, sol-
4 Wie Rosse sehen sie aus, und wie Reiter len zwischen der Halle und dem Altar
rennen sie. 5 Wie rasselnde Kriegswagen weinen und sagen: HERR, habe Mitleid mit
kommen sie über die Höhen der Berge deinem Volk und gib dein Erbteil nicht
her, wie eine Feuerflamme, die prasselnd der Beschimpfung preis, daß die Heiden-
das Stroh verzehrt, gleich einem mächti- völker über sie spotten! Warum soll man
gen Heer, das zum Kampf gerüstet ist. unter den Völkern sagen: »Wo ist [nun]
6 Vor ihm erzittern die Völker; alle Ange- ihr Gott?«
sichter verfärben sich. 7 Wie Helden lau-
fen sie, wie Krieger ersteigen sie die Mau- Die Verheißung der Wiederherstellung
er; jeder geht auf seinem Weg, und keiner für Israel nach dem Endgericht
kreuzt den Pfad des anderen. 8 Keiner 18 Dann gerät der HERR in Eifer für sein
drängt den anderen, jeder geht seine eige- Land und hat Mitleid mit seinem Volk.
ne Bahn; zwischen den Wurfgeschossen 19 Und der HERR wird antworten und zu
stürzen sie hindurch und lassen sich nicht seinem Volk sprechen: Siehe, ich sende
aufhalten. 9 Sie dringen in die Stadt ein, euch Korn, Most und Öl, daß ihr davon
rennen auf die Mauer, erklimmen die satt werden sollt, und ich will euch nicht
Häuser, steigen wie Diebe zum Fenster mehr der Beschimpfung preisgeben un-
hinein. ter den Heidenvölkern; 20 sondern ich
10 Vor ihnen erbebt die Erde, der Himmel will den von Norden [Kommenden] von
erzittert; Sonne und Mond verfinstern euch entfernen und ihn verstoßen in ein
sich, und die Sterne verlieren ihren Schein. dürres und wüstes Land, seine Vorhut ins
11 Und der HERR läßt seine Stimme hören östliche Meera und seine Nachhut ins
vor seinem Kriegsvolk her; denn sehr groß westliche Meer,b und sein Gestank soll
ist sein Heerlager und gewaltig sind, die aufsteigen und sein Verwesungsgeruch
sein Wort vollstrecken. Ja, groß ist der Tag sich erheben; denn er hat großgetan!
des HERRN und sehr schrecklich; wer kann 21 Fürchte dich nicht, o Land, sondern
ihn ertragen? frohlocke und freue dich; denn der HERR
hat Großes getan!
Aufruf an das Volk zur Herzensumkehr 22 Fürchtet euch nicht, ihr Tiere des Fel-
12 Doch auch jetzt noch, spricht der HERR, des; denn die Auen der Steppe sollen grü-
kehrt um zu mir von ganzem Herzen, mit nen, und die Bäume sollen ihre Früchte
Fasten, mit Weinen, mit Klagen! 13 Zer- tragen, der Weinstock und der Feigen-
reißt eure Herzen und nicht eure Kleider, baum, so viel sie nur können. 23 Und ihr
und kehrt um zu dem HERRN, eurem Gott; Kinder Zions, frohlockt und freut euch
denn er ist gnädig und barmherzig, lang- über den HERRN, euren Gott; denn er gibt
mütig und von großer Gnade, und das euch den Frühregen in rechtem Maß, und
Übel reut ihn. 14 Wer weiß, ob er sich wie- er läßt euch am ersten [Tag] Regengüsse
der abkehrt und es ihn nicht reut, und ob herabkommen, Frühregen und Spätre-
er nicht einen Segen zurücklassen wird, gen. 24 Und die Tennen sollen voll Korn
Speisopfer und Trankopfer für den HERRN, werden und die Keltern von Most und Öl
euren Gott? überfließen.
15 Stoßt in das Horn in Zion, heiligt ein 25 Und ich werde euch die Jahre zurück-
Fasten, beruft eine allgemeine Versamm- erstatten, welche die Heuschrecke, der
lung! 16 Versammelt das Volk, heiligt die Fresser, der Verwüster und der Nager ver-
Gemeinde, bringt die Ältesten herbei, zehrt haben — mein großes Kriegsheer,

a (2,20) d.h. ins Tote Meer. b (2,20) d.h. ins Mittelmeer.


JOEL 2.3.4 943
das ich gegen euch gesandt habe; 26 und hingegeben und das Mädchen um Wein
ihr sollt genug zu essen haben und satt verkauft und vertrunken haben.
werden und den Namen des HERRN, eures 4 Und was habt ihr mit mir zu tun, Tyrus
Gottes, loben, der wunderbar an euch und Zidon und sämtliche Bezirke der
gehandelt hat; und mein Volk soll nie Philister? Wollt ihr mir etwa vergelten,
mehr zuschanden werden! 27 Und ihr was ich getan habe? Wenn ihr mir vergel-
sollt erkennen, daß ich in Israels Mitte ten wollt, so bringe ich schnell und un-
bin und daß ich, der HERR, euer Gott bin verzüglich euer Tun auf euren Kopf! 5 Ihr
und keiner sonst; und mein Volk soll nie habt ja mein Silber und mein Gold ge-
mehr zuschanden werden! nommen und meine besten Kleinodien
in eure Tempel gebracht; 6 und ihr habt
Die Ausgießung die Kinder Judas und die Kinder Jerusa-
des Geistes Gottes auf das Volk lems an die Griechen verkauft, um sie
Jes 44,3-5; 32,15-18; Hes 39,29; Sach 12,10;
von ihrer Heimat zu entfernen!
Apg 2,1-21; Lk 21,25-28
7 Siehe, ich wecke sie auf an dem Ort,
Und nach diesem wird es geschehen, wohin ihr sie verkauft habt; und ich wer-
daß ich meinen Geist ausgieße über de euer Tun auf euren Kopf zurückfallen
alles Fleisch; und eure Söhne und eure lassen; 8 und eure Söhne und eure Töch-
Töchter werden weissagen, eure Ältesten ter werde ich in die Hand der Kinder Ju-
werden Träume haben, eure jungen das verkaufen, und diese werden sie den
Männer werden Gesichte sehen; 2 und Sabäern verkaufen, einem weit weg woh-
auch über die Knechte und über die Mäg- nenden Volk; denn der HERR hat es ge-
de will ich in jenen Tagen meinen Geist sagt.
ausgießen; 3 und ich werde Zeichen ge- 9 Ruft dies aus unter den Heidenvölkern,
ben am Himmel und auf Erden: Blut und rüstet euch zum heiligen Krieg! Weckt die
Feuer und Rauchsäulen; 4 die Sonne soll Helden auf! Alle Krieger sollen einrücken
verwandelt werden in Finsternis und der und hinaufziehen! 10 Schmiedet eure
Mond in Blut, ehe der große und schreck- Pflugscharen zu Schwertern um und eure
liche Tag des HERRN kommt. Rebmesser zu Spießen! Der Schwache
5 Und es wird geschehen: Jeder, der den spreche: Ich bin stark! 11 Eilt und kommt
Namen des HERRN anruft, wird gerettet herbei, all ihr Heidenvölker ringsum, und
werden; denn auf dem Berg Zion und in versammelt euch! Dorthin führe, o HERR,
Jerusalem wird Errettung sein, wie der deine Helden hinab!
HERR verheißen hat, und bei den Übrigge- 12 Die Heidenvölker sollen sich aufma-
bliebenen, die der HERR beruft. chen und in das Tal Josaphat hinaufzie-
hen! Dort will ich zu Gericht sitzen über
Der Tag des HERRN bringt Gericht alle Heidenvölker ringsum. 13 Legt die
über die Heidenvölker Sichel an, denn die Ernte ist reif; kommt
Denn siehe, in jenen Tagen und zu je- und tretet, denn die Kelter ist voll; die
ner Zeit, wenn ich das Geschick Judas Kufen fließen über, denn ihre Bosheit ist
und Jerusalems wende, 2 da werde ich al- groß! 14 Scharen um Scharen [treffen ein]
le Heidenvölker versammeln und sie ins im Tal der Entscheidung; denn nahe ist
Tal Josaphata hinabführen; und ich werde der Tag des HERRN im Tal der Entschei-
dort mit ihnen ins Gericht gehen wegen dung.
meines Volkes und meines Erbteils Israel, 15 Sonne und Mond kleiden sich in Trau-
weil sie es unter die Heidenvölker zer- er, und die Sterne verlieren ihren Schein,
streut und mein Land verteilt haben; 3 und 16 und der HERR wird aus Zion brüllen
weil sie über mein Volk das Los geworfen und von Jerusalem her seine Stimme hö-
haben und den Knaben für eine Hure ren lassen, daß Himmel und Erde zittern;

a (4,2) bed. »Der HERR ist Richter«; ein Tal in der Nähe von Jerusalem.
944 JOEL 4
aber der HERR ist eine Zuflucht für sein aus dem Haus des HERRN wird eine Quelle
Volk und eine feste Burg für die Kinder hervorbrechen und das Tal Sittima be-
Israels. 17 Und ihr werdet erkennen, daß wässern.
ich, der HERR, euer Gott bin, der ich in 19 Ägypten soll zur Wüste werden und
Zion wohne, auf meinem heiligen Berg. Edom zu einer öden Steppe, wegen der
Jerusalem aber wird heilig sein, und Mißhandlung der Kinder Judas, weil sie
Fremde sollen es nicht mehr betreten. in ihrem Land unschuldiges Blut vergos-
sen haben.
Segensverheißungen für Israel 20 Juda aber soll ewig bewohnt werden
Hes 47,1-12; 48,35; Am 9,13-15
und Jerusalem von Geschlecht zu Ge-
18 Und zu jener Zeit wird es geschehen, schlecht. 21 Und ich werde sie von ihrem
daß die Berge von Most triefen und die Blut reinigen, von dem ich sie nicht gerei-
Hügel von Milch überfließen werden; alle nigt hatte; und der HERR wird wohnen
Bäche Judas werden voll Wasser sein, und bleiben in Zion.

a (4,18) d.h. das Tal des Toten Meeres, die Arava.


Das Buch des Propheten Amos
Das unabwendbare Gericht Gottes ganze Bevölkerung an Edom ausgeliefert
über Israels Nachbarvölker und an den Bruderbund nicht gedacht
Dies sind die Worte, welche Amosa, der haben. 10 Darum will ich ein Feuer in die
unter den Hirten von Tekoa war, über Mauern von Tyrus senden, das ihre Palä-
Israel geschaut hat in den Tagen von Us- ste verzehren soll.
sija, dem König von Juda, und in den Ta- 11 So spricht der HERR: Wegen drei und
gen von Jerobeam, dem Sohn des Joas, wegen vier Übertretungen Edoms werde
dem König von Israel, zwei Jahre vor dem ich es nicht abwenden: Weil er seinen
Erdbeben. 2 Er sprach: Der HERR wird Bruder mit dem Schwert verfolgt und
brüllen aus Zion und seine Stimme er- sein Erbarmen abgetötet hat, und weil
schallen lassen von Jerusalem her; da sein Zorn stets zerfleischt und er seinen
werden die Auen der Hirten verküm- Grimm allezeit behalten hat; 12 darum
mern, und der Gipfel des Karmel wird will ich ein Feuer nach Teman senden,
verdorren. das die Paläste von Bozra verzehren soll.
3 So spricht der HERR: Wegen drei und 13 So spricht der HERR: Wegen drei und
wegen vier Übertretungen von Damas- wegen vier Übertretungen der Ammoni-
kus werde ich es nicht abwenden, näm- ter werde ich es nicht abwenden: Weil sie
lich weil sie Gilead mit eisernen Dresch- die Schwangeren in Gilead aufgeschlitzt
schlittenb zerdroschen haben; 4 darum haben, um ihr eigenes Gebiet zu erwei-
will ich ein Feuer in das Haus Hasaels tern; 14 darum will ich ein Feuer in den
senden, und es wird die Paläste Benha- Mauern von Rabba anzünden, das ihre
dads verzehren; 5 und ich will den Riegel Paläste verzehren soll, unter Kriegsge-
von Damaskus zerbrechen und den, der schrei am Tag der Schlacht und im Sturm
auf dem Thron sitzt, aus dem Tal Awen am Tag des Unwetters. 15 Und ihr König
ausrotten samt dem, der das Zepter in muß in die Gefangenschaft ziehen und
Beth-Eden hält; und das Volk von Aram seine Fürsten samt ihm! spricht der HERR.
soll nach Kir in die Verbannung wandern!
spricht der HERR. So spricht der HERR: Wegen drei und
6 So spricht der HERR: Wegen drei und wegen vier Übertretungen von Moab
wegen vier Übertretungen von Gaza wer- werde ich es nicht abwenden: Weil sie die
de ich es nicht abwenden: Weil sie eine Gebeine des Königs von Edom zu Kalk
ganze Bevölkerung in die Gefangenschaft verbrannt haben; 2 darum will ich ein
abgeführt und an Edom ausgeliefert Feuer nach Moab senden, das die Paläste
haben; 7 darum will ich ein Feuer in die von Kerijot verzehren soll; und Moab soll
Mauern von Gaza senden, das seine Pa- sterben im Getümmel, im Kriegslärm
läste verzehren soll; 8 und ich will den, und beim Schall des Schopharhorns;
der auf dem Thron sitzt, aus Asdod aus- 3 und ich werde den Richter aus seiner
rotten und den, der in Askalon das Zepter Mitte ausrotten und alle seine Fürsten
hält, und will meine Hand gegen Ekron mit ihm umbringen! spricht der HERR.
wenden; und der Überrest der Philister
soll zugrundegehen! spricht GOTT, der Das unabwendbare Gericht
Herr. trifft auch Juda und Israel
9 So spricht der HERR: Wegen drei und 4 So spricht der HERR: Wegen drei und
wegen vier Übertretungen von Tyrus wer- wegen vier Übertretungen von Juda wer-
de ich es nicht abwenden: Weil sie eine de ich es nicht abwenden: Weil sie das

a (1,1) bed. »Lastträger«. messern an der Unterseite wurden bei der Getrei-
b (1,3) Von Tieren gezogene Dreschschlitten mit Eisen- deernte verwendet.
946 AMOS 2.3
Gesetz des HERRN verachtet und seine Gottes Züchtigung
Satzungen nicht bewahrt haben, sondern für sein auserwähltes Volk
sich durch ihre Lügen verführen ließen, Hört dieses Wort, das der HERR gegen
denen schon ihre Väter gefolgt sind; 5 dar- euch gesprochen hat, ihr Kinder Isra-
um will ich ein Feuer nach Juda senden, els, gegen das ganze Geschlecht, das ich
das die Paläste Jerusalems verzehren soll! aus dem Land Ägypten heraufgeführt
6 So spricht der HERR: Wegen drei und habe! 2 Es lautet so: Nur euch habe ich
wegen vier Übertretungen von Israel wer- ersehen von allen Geschlechtern der Er-
de ich es nicht abwenden: Weil sie den de, darum will ich auch alle eure Misseta-
Gerechten um Geld verkaufen und den ten an euch heimsuchen.
Armen für ein Paar Schuhe; 7 weil sie 3 Gehen auch zwei miteinander, ohne
selbst nach dem Erdenstaub auf den daß sie übereingekommen sind? 4 Brüllt
Köpfen der Geringen gierig sinda und die der Löwe im Wald, wenn er keinen Raub
Wehrlosen vom Weg stoßen; weil Vater hat? Läßt der junge Löwe aus seiner Höh-
und Sohn zu derselben jungen Frau le die Stimme erschallen, wenn er nichts
gehen, um meinen heiligen Namen zu erwischt hat? 5 Gerät auch ein Vogel in
entheiligen; 8 und auf gepfändeten Klei- die Falle am Boden, wenn ihm kein Köder
dern strecken sie sich aus neben jedem gelegt worden ist? Schnellt wohl die Falle
Altar und vertrinken Wein von auferleg- vom Erdboden empor, obwohl sie gar
ten Abgaben im Haus ihrer Götter! nichts gefangen hat?
9 Und doch habe ich den Amoriter vor 6 Kann man in das Horn stoßen in der
ihnen her ausgerottet, der so hoch war Stadt, ohne daß das Volk erschrickt? Ge-
wie die Zedern und so stark wie die Ei- schieht auch ein Unglück in der Stadt, das
chen; ich habe oben seine Frucht und der HERR nicht gewirkt hat? 7 Nein, GOTT,
unten seine Wurzel vertilgt; 10 und ich der Herr, tut nichts, ohne daß er sein Ge-
war es, der euch aus dem Land Ägypten heimnis seinen Knechten, den Prophe-
heraufgebracht und euch 40 Jahre lang in ten, geoffenbart hat. 8 Der Löwe brüllt;
der Wüste geleitet hat, damit ihr das Land wer sollte sich nicht fürchten? GOTT, der
der Amoriter einnehmen konntet; 11 und Herr, redet; wer sollte nicht weissagen?
ich habe von euren Söhnen Propheten 9 Laßt es hören auf den Palästen von Asdod
erweckt und Nasiräerb von euren jungen und auf den Palästen im Land Ägypten und
Männern; oder ist es etwa nicht so, ihr sprecht: Versammelt euch auf den Bergen
Kinder Israels? spricht der HERR. von Samaria und seht, welch wildes Trei-
12 Ihr aber habt den Nasiräern Wein zu ben darin herrscht und was für Bedrückun-
trinken gegeben und den Propheten gebo- gen dort vorkommen! 10 Sie sind unfähig,
ten und gesagt: Ihr sollt nicht weissagen! das Rechte zu tun, spricht der HERR; sie
13 Siehe, ich will das Fortkommen bei euch häufen durch Unrecht und Gewalt in ihren
hindern, wie ein Wagen am Fortkommen Palästen Schätze an. 11 Darum, so spricht
gehindert wird, der voller Garben ist. 14 Da GOTT, der Herr: Der Feind wird kommen
wird dem Schnellen das Fliehen vergehen und dein Land umzingeln; er wird deine
und dem Starken seine Kraft versagen, und Macht zu Boden stürzen, und deine Paläste
der Held wird sein Leben nicht retten werden geplündert! 12 So spricht der HERR:
können, 15 und der Bogenschütze wird Wie ein Hirte aus dem Rachen des Löwen
nicht standhalten und der Schnellfüßige zwei Schenkel oder ein Ohrläppchen rettet,
nicht entkommen und der Reiter sein Le- so sollen die Kinder Israels, die in Samaria
ben nicht retten; 16 auch wer unter den wohnen, errettet werden: Sie werden nur
Helden das tapferste Herz hat, der wird die Kopfecke des Sofas und den Damast
entblößt fliehen! spricht der HERR. des Ruhebettes [retten]!

a (2,7) d.h. sie sind so gierig nach Grundbesitz, daß sie Trauer auf seinen Kopf gestreut hat.
dem Armen sogar den Staub mißgönnen, den er aus b (2,11) d.h. Gott Geweihte (vgl. 4Mo 6,2-13).
AMOS 3.4.5 947
13 Hört und legt Zeugnis ab gegen das mit Vergilben; wenn eure Gärten und
Haus Jakob, spricht der Herrscher, der eure Weinberge, eure Feigenbäume und
HERR, der Gott der Heerscharen! 14 An dem eure Ölbäume viel hervorbrachten, fraß
Tag, da ich die Übertretungen des Hauses es die Heuschrecke ab. Dennoch seid ihr
Israel an ihnen heimsuche, werde ich nicht zu mir umgekehrt! spricht der HERR.
auch die Altäre von Bethel heimsuchen, so 10 Ich sandte die Pest unter euch wie einst
daß die Hörner des Altars abgehauen wer- gegen Ägypten; ich tötete eure junge
den und zu Boden fallen. 15 Und ich will Mannschaft mit dem Schwert und führte
den Winterpalast samt der Sommerresi- eure Pferde gefangen weg, und ich ließ
denz zertrümmern, und die Elfenbein- den Gestank eurer Heerlager in eure Nase
häuser sollen untergehen und die großen steigen. Dennoch seid ihr nicht zu mir
Häuser verschwinden! spricht der HERR. umgekehrt! spricht der HERR.
11 Ich kehrte etliche unter euch um, wie
Israel verweigert die Umkehr zu Gott Gott Sodom und Gomorra umgekehrt
Hört dieses Wort, ihr Kühe von Ba- hat, und ihr wart wie ein aus dem Brand
schan auf dem Berg von Samaria, die gerettetes Holzscheit. Dennoch seid ihr
ihr die Geringen bedrückt und die Armen nicht zu mir umgekehrt! spricht der HERR.
mißhandelt und zu euren Herren sagt: 12 Darum will ich so mit dir verfahren, Is-
Schaffe herbei, damit wir trinken können! rael! Weil ich denn so mit dir verfahren
2 GOTT, der Herr, hat bei seiner Heiligkeit will, so mache dich bereit, deinem Gott
geschworen: Siehe, es kommen Tage über zu begegnen, Israel! 13 Denn siehe, der
euch, da man euch an Haken wegschlep- die Berge bildet und den Wind schafft
pen wird und eure Nachkommen an Fi- und den Menschen wissen läßt, was sei-
scherangeln; 3 und ihr werdet durch die ne Gedanken sind, der das Morgenrot
Mauerbreschen hinausgehen, jeder gera- und das Dunkel macht und einherschrei-
de vor sich hin, und zum Hermon hin ge- tet über die Höhen der Erde — HERR, Gott
worfen werden! spricht der HERR. der Heerscharen ist sein Name.
4 Geht nur nach Bethel und sündigt, und
in Gilgal sündigt noch mehr! Bringt nur Das Klagelied des Amos.
jeden Morgen eure Opfer und am dritten Aufruf, den HERRN zu suchen
Tag eure Zehnten! 5 Verbrennt nur gesäu- Hört dieses Wort, dieses Klagelied, das
erte Dankopfer und ruft freiwillige Gaben ich über euch anstimme, ihr vom Haus
aus, damit man es hören kann; denn so Israel! 2 Sie ist gefallen und kann nicht wie-
habt ihr’s gern, ihr Kinder Israels! spricht der aufstehen, die Jungfrau Israel; hinge-
GOTT, der Herr. 6 Dafür habe ich euch streckt liegt sie auf ihrem eigenen Land,
auch blanke Zähne gegeben in allen eu- niemand richtet sie auf. 3 Denn so spricht
ren Städten und Mangel an Brot an allen GOTT, der Herr: Die Stadt, die tausend Mann
euren Orten; und dennoch seid ihr nicht stellt, wird nur hundert übrig behalten, und
zu mir umgekehrt! spricht der HERR. die, welche hundert stellt, wird nur zehn
7 So habe ich euch auch den Regen vor- übrig behalten für das Haus Israel.
enthalten bis drei Monate vor der Ernte, 4 Denn so spricht der HERR zum Haus Is-
und ich ließ es regnen auf die eine Stadt, rael: Sucht mich, so werdet ihr leben!
während ich es auf die andere Stadt nicht 5 Und sucht nicht Bethel auf und geht
regnen ließ; ein Feld wurde beregnet, und nicht nach Gilgal und zieht nicht hinüber
ein anderes, auf das es nicht regnete, nach Beerscheba; denn Gilgal wird in die
verdorrte; 8 und es wankten zwei, drei Gefangenschaft wandern und Bethel
Städte zu einer Stadt, um Wasser zu trin- zum Unheilshaus werden! 6 Sucht den
ken, und bekamen doch nicht genug. HERRN, so werdet ihr leben! Sonst wird er
Dennoch seid ihr nicht zu mir umge- das Haus Joseph wie ein Feuer überfallen
kehrt! spricht der HERR. und es verzehren, und niemand wird
9 Ich schlug euch mit Getreidebrand und Bethel löschen.
948 AMOS 5.6
7 Ihr verwandelt das Recht in Wermut herbeiwünschen! Was soll euch der Tag
und stoßt die Gerechtigkeit zu Boden. 8 Er des HERRN? Er wird Finsternis sein und
aber ist es, der das Siebengestirn und den nicht Licht, 19 wie wenn jemand vor dem
Orion geschaffen hat, und der den Todes- Löwen flieht und ihm ein Bär begegnet,
schatten in den Morgen verwandelt, den und wenn er heimkommt und sich mit
Tag aber in finstere Nacht; er ruft den der Hand an die Wand lehnt, so beißt ihn
Meereswassern und gießt sie auf den Erd- eine Schlange! 20 Wird nicht der Tag des
boden — HERR ist sein Name. 9 Er läßt HERRN Finsternis sein und nicht Licht,
blitzschnell Zerstörung über den Starken Dunkelheit und nicht Glanz?
kommen; ja, Zerstörung bricht über die 21 Ich hasse, ich verachte eure Feste und
Festung herein. mag eure Festversammlungen nicht rie-
10 Sie hassen den, der im Tor Recht spricht, chen! 22 Wenn ihr mir auch euer Brand-
und verabscheuen den, der aufrichtig opfer und Speisopfer darbringt, so habe
redet. 11 Darum, weil ihr den Geringen ich doch kein Wohlgefallen daran, und
niedertretet und Getreideabgaben von das Dankopfer von euren Mastkälbern
ihm erhebt, sollt ihr die Häuser, die ihr aus schaue ich gar nicht an. 23 Tue nur hin-
Quadersteinen gebaut habt, nicht bewoh- weg von mir den Lärm deiner Lieder, und
nen und den Wein der lieblichen Weinber- dein Harfenspiel mag ich nicht hören!
ge, die ihr gepflanzt habt, nicht trinken. 24 Es soll aber das Recht einherfluten wie
12 Denn ich weiß, daß eurer Übertretun- Wasser und die Gerechtigkeit wie ein un-
gen viele und daß eure Sünden zahlreich versiegbarer Strom!
sind, daß ihr den Gerechten bedrängt, 25 Habt ihr etwa mir während der 40 Jahre
Bestechung annehmt und die Armen im in der Wüste Schlachtopfer und Speisop-
Tor unterdrückt! 13 Darum muß der Klu- fer dargebracht, ihr vom Haus Israel? 26 Ihr
ge zu dieser Zeit schweigen; denn es ist habt die Hütten eures Molocha und den
eine böse Zeit. Kaiwanb, eure Götzenbilder, getragen, das
14 Sucht das Gute und nicht das Böse, Sternbild eurer Götter, die ihr euch ge-
damit ihr lebt; dann wird der HERR so mit macht habt! 27 Und ich will euch bis über
euch sein, wie ihr es immer sagt! 15 Haßt Damaskus hinaus in die Gefangenschaft
das Böse und liebt das Gute, und gebt wegführen! spricht der HERR — Gott der
dem Recht seinen Platz im Tor; vielleicht Heerscharen ist sein Name.
wird der HERR, der Gott der Heerscharen,
dem Überrest Josephs gnädig sein. Die Sorglosigkeit und trügerische
16 Darum, so spricht der HERR, der Gott
Sicherheit der Vornehmen
Jes 5,8-14; Jak 5,1-6
der Heerscharen, der Herrscher: Auf allen
Plätzen Wehklage! Und auf allen Straßen Wehe den Sorglosen in Zion und den
wird man »Wehe, wehe!« rufen. Man wird Sicheren auf dem Berg von Samaria,
den Bauern zur Trauer rufen und die, wel- den Vornehmsten des ersten der Völker,
che Klagelieder singen können, zur Weh- zu denen das Haus Israel kommt! 2 Geht
klage. 17 Und in allen Weinbergen wird hinüber nach Kalne und seht es euch an,
Wehklage erschallen; denn ich will mitten und kommt dann von dort nach Hamat,
durch euch dahinschreiten! spricht der der großen Stadt; steigt auch hinab nach
HERR. dem Gat der Philister! Seid ihr besser als
diese Königreiche, oder ist ihr Gebiet grö-
Der Tag des HERRN - Gott verwirft den ßer als euer Gebiet?
bloß äußerlichen Gottesdienst 3 Ihr meint, ihr könntet den Tag des Un-
Zeph 1,14-18
heils hinausschieben, und bringt doch
18 Wehe denen, die den Tag des HERRN den Thron der Gewalttat immer näher!a

a (5,26) od. eures Königs. b (5,26) Bezeichnung eines Sternbildes, das im Griechi-
schen »Remphan« genannt wird (vgl. Apg 7,43).
AMOS 6.7 949
4 Sie liegen auf elfenbeinernen Betten Gesichte vom Gericht -
und strecken sich auf ihren Ruhelagern Fürbitte des Propheten für Israel
aus und verzehren Fettschafe von der Dies ließ GOTT, der Herr, mich schau-
Herde weg und Kälber frisch aus dem en: Siehe, er bildete Heuschrecken, als
Maststall; 5 sie phantasieren auf der das Spätgras zu wachsen begann; und
Harfe und erfinden Musikinstrumente siehe, es war das Spätgras nach der Heu-
wie David; 6 sie trinken Wein aus Scha- ernte des Königs. 2 Und es geschah, als
len und salben sich mit den besten sie nun das Grün des Landes abgefressen
Ölen; aber um den Schaden Josephs hatten, da sprach ich: Herr, HERR, vergib
kümmern sie sich nicht! 7 Darum sollen doch! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so
sie nun an der Spitze der Weggeführten klein! 3 Da reute es den HERRN: »Es soll
in die Gefangenschaft wandern, und nicht geschehen!« sprach der HERR.
das Jauchzen der Schlemmer wird ver- 4 Dies ließ mich GOTT, der Herr, schauen:
stummen. Siehe, GOTT, der Herr, rief das Feuer her-
bei zum Gericht; das fraß ein großes Loch
Der HERR verabscheut und hatte schon das Erbteil ergriffen. 5 Da
den Hochmut Jakobs sprach ich: Herr, HERR, laß doch ab! Wie
8 GOTT, der Herr, hat bei sich selbst ge- soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein! 6 Da
schworen, und das ist der Ausspruch des reute den HERRN auch das: »Es soll nicht
HERRN, des Gottes der Heerscharen: Ich geschehen!« sprach GOTT, der Herr.
verabscheue den Hochmut Jakobs und 7 Dies ließ er mich schauen: Siehe, der
hasse seine Paläste; darum gebe ich die Herr stand auf einer senkrechten Mauer
Stadt preis samt allem, was darin ist. und hatte ein Senkblei in der Hand. 8 Und
9 Und es wird geschehen, wenn zehn der HERR sprach zu mir: Was siehst du,
Männer in einem Haus übrigbleiben, so Amos? Ich sprach: Ein Senkblei! Da
sollen sie sterben. 10 Und heben dann sprach der Herr: Siehe, ich lege ein Senk-
sein Angehöriger und sein Leichenver- blei an mitten in meinem Volk Israel, und
brenner [den Toten] auf, um die Gebeine ich werde künftig nicht mehr [verscho-
aus dem Haus zu schaffen, und fragt er nend] an ihm vorübergehen, 9 sondern
den drinnen im Haus: »Ist noch jemand die Höhen Isaaks sollen verwüstet und
bei dir?« so wird er antworten: »Niemand die Heiligtümer Israels zertrümmert wer-
mehr!« Dann wird er sagen: »Still! Denn den, und gegen das Haus Jerobeams will
der Name des HERRN soll nicht erwähnt ich mit dem Schwert aufstehen!
werden!«
11 Denn siehe, der HERR wird Befehl ge-
Amos und der Priester Amazja
ben, daß das große Haus in Trümmer 10 Da sandte Amazja, der Priester von
geschlagen wird und das kleine Haus in Bethel, zu Jerobeam, dem König von Isra-
Stücke. 12 Können Rosse auf Felsen ren- el, und ließ ihm sagen: »Amos hat eine
nen, oder kann man mit Rindern darauf Verschwörung gegen dich angezettelt
pflügen, daß ihr das Recht in Gift verwan- mitten im Haus Israel; das Land kann all
delt habt und die Frucht der Gerechtigkeit seine Worte nicht ertragen! 11 Denn
in Wermut, 13 und daß ihr euch über Amos hat gesagt: Jerobeam wird durchs
Nichtiges freut und sagt: »Haben wir nicht Schwert sterben, und Israel wird gewiß-
mit eigener Kraft uns Macht verschafft?« lich aus seinem Land gefangen wegge-
14 Doch siehe, ich erwecke ein Volk gegen führt werden!« 12 Und Amazja sprach zu
euch, ihr vom Haus Israel, spricht der Amos: »Du Seher, geh, fliehe in das Land
HERR, der Gott der Heerscharen, das euch Juda und iß dort dein Brot und weissage
bedrängen wird vom Zugang nach Hamat dort! 13 In Bethel aber sollst du nicht
bis zum Bach der Arava. mehr weissagen; denn es ist ein königli-
ches Heiligtum und eine königliche Resi-
a (6,3) d.h. den König, der sie mit Gewalt richten wird. denz!«
950 AMOS 7.8.9
14 Amos aber antwortete und sprach zu das ganze [Land] emporsteigen wie der
Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Nil, es wird aufwogen und sich wieder
Prophetensohn, sondern ein Viehhirt bin senken wie der Strom Ägyptens.
ich und züchte Maulbeerfeigen. 15 Aber 9 Und es soll geschehen an jenem Tag,
der HERR hat mich von den Schafen weg- spricht GOTT, der Herr, da will ich die Son-
genommen, und der HERR hat zu mir ge- ne am Mittag untergehen lassen und
sagt: Geh, weissage meinem Volk Israel! über die Erde Finsternis bringen am lich-
16 Und nun höre das Wort des HERRN: Du ten Tag. 10 Dann werde ich eure Feste in
sprichst: »Weissage nicht gegen Israel, Trauer verwandeln und alle eure Lieder
und laß dich nicht aus gegen das Haus in Klagegesang; und ich werde um alle
Isaak!« 17 Darum, so spricht der HERR: Lenden Sacktuch und auf alle Häupter
Deine Frau wird in der Stadt Hurerei trei- eine Glatze bringen; man wird trauern
ben, und deine Söhne und Töchter wer- wie um den Eingeborenen, und das Ende
den durchs Schwert fallen, und dein wird sein wie ein bitterer Tag.
Land wird man mit der Meßschnur ver- 11 Siehe, es kommen Tage, spricht GOTT,
teilen; du aber sollst in einem unreinen der Herr, da werde ich einen Hunger ins
Land sterben; und Israel wird gewißlich Land senden; nicht einen Hunger nach
aus seinem Land gefangen weggeführt Brot, noch einen Durst nach Wasser, son-
werden! dern danach, das Wort des HERRN zu
hören. 12 Da wird man hin und her wan-
Der Korb mit reifen Früchten - ken von einem Meer zum anderen und
Israels Ende wird vorausgesagt umherziehen vom Norden bis zum Osten,
Dies ließ GOTT, der Herr, mich schau- um das Wort des HERRN zu suchen, und
en: Siehe, da war ein Korb mit reifem wird es doch nicht finden. 13 An jenem Tag
Obst; 2 und er sprach: Was siehst du, werden die schönen Jungfrauen und die
Amos? Ich antwortete: Einen Korb mit jungen Männer vor Durst verschmachten,
reifem Obst! Da sprach der HERR zu mir: 14 sie, die jetzt bei der Schuld Samarias
Die Zeit ist reif geworden für mein Volk schwören und sagen: »So wahr dein Gott
Israel; ich werde künftig nicht mehr [ver- lebt, Dan!« und »So wahr der Kult von
schonend] an ihm vorübergehen! 3 An Beerscheba lebt!« Ja, sie werden fallen und
jenem Tag werden ihre Tempellieder zu nicht wieder aufstehen!
Geheul werden, spricht GOTT, der Herr;
man wird überall viele Leichname hin- Israel kann dem Strafgericht Gottes
werfen — Still! nicht entfliehen
4 Hört dies, die ihr dem Armen nachstellt Ich sah den Herrn am Altar stehen,
und die Wehrlosen im Land vernichten und er sprach: Schlage an den Säulen-
wollt, 5 die ihr sagt: »Wann [endlich] ist knauf, daß die Schwellen beben, und
der Neumond vorüber, damit wir Getrei- zerschmettere sie auf dem Haupt von ih-
de verkaufen, und der Sabbat, daß wir nen allen! Ihren Rest aber will ich mit
Korn anbieten, damit wir das Ephamaß dem Schwert umbringen, daß kein
verkleinern und das Schekelgewicht er- Flüchtling von ihnen entflieht und kein
höhen und die Waage zum Betrug fäl- Entkommener sich retten kann. 2 Wenn
schen können, 6 daß wir die Bedürftigen sie auch bis ins Totenreich eindrängen, so
um Geld und den Armen für ein Paar würde sie doch meine Hand von dort ho-
Schuhe kriegen und Spreu als Korn ver- len, und wenn sie zum Himmel empor-
kaufen können?« stiegen, so würde ich sie von dort hinun-
7 Der HERR hat geschworen bei [sich,] terstoßen.
dem Ruhm Jakobs: Niemals werde ich ir- 3 Wenn sie sich aber auf dem Gipfel des
gend eine ihrer Taten vergessen! 8 Sollte Karmel versteckten, so würde ich sie dort
das Land deswegen nicht erbeben und aufspüren und ergreifen; und wollten sie
jeder trauern, der darin wohnt? Da wird sich auf dem Meeresgrund vor meinen
AMOS 9 951
Augen verbergen, so würde ich dort der nicht ein Körnlein auf die Erde fallen!
Schlange gebieten, sie zu beißen; 4 und 10 Durchs Schwert sollen alle Sünder
wenn sie vor ihren Feinden her in die meines Volkes sterben, die sagen: »Kein
Gefangenschaft ziehen würden, so wollte Unglück wird uns erreichen noch über-
ich doch von dort dem Schwert gebieten, fallen!«
sie umzubringen. So will ich mein Auge
auf sie richten zum Bösen und nicht zum Die künftige Wiederherstellung Israels
Joel 4,18-21
Guten!
5 Denn der Herrscher, der HERR der Heer- 11 An jenem Tag will ich die zerfallene
scharen, ist es, der das Land anrührt, und Hütte Davids wieder aufrichten und ihre
es vergeht, und es trauern alle, die darin Risse vermauern und ihre Trümmer wie-
wohnen; und das ganze [Land] hebt sich derherstellen und sie wieder bauen wie
empor wie der Nil und sinkt wieder zu- in den Tagen der Vorzeit, 12 so daß sie
rück wie der Strom Ägyptens. 6 Er ist es, den Überrest Edoms in Besitz nehmen
der seine Stufen im Himmel gebaut und werden und alle Heidenvölker, über die
sein Gewölbe über der Erde gegründet mein Name ausgerufen worden ist,
hat, der den Meereswassern ruft und sie spricht der HERR, der dies tut.
ausgießt über den Erdboden — HERR ist 13 Siehe, es kommen Tage, spricht der
sein Name. HERR, da der Pflüger den Schnitter und
7 Seid ihr Kinder Israels für mich nicht der Traubenkelterer den Sämann ablösen
wie die Kinder der Kuschiten? spricht der wird. Dann werden die Berge von Most
HERR. Habe ich nicht Israel aus dem Land triefen und alle Hügel überfließen. 14 Und
Ägypten herausgeführt und die Philister ich will das Geschick meines Volkes Israel
aus Kaphtor und die Aramäer aus wenden, und sie werden die verwüsteten
Kir? 8 Siehe, die Augen GOTTES, des Herrn, Städte wieder aufbauen und bewohnen,
sind auf das sündige Königreich gerich- Weinberge pflanzen und deren Wein trin-
tet, daß ich es vom Erdboden vertilge. ken, Gärten anlegen und deren Früchte
Aber ich will das Haus Jakob nicht ganz genießen. 15 Und ich werde sie einpflan-
und gar vertilgen, spricht der HERR. 9 Denn zen in ihr Land; und sie sollen aus ihrem
siehe, ich lasse das Haus Israel durch alle Land, das ich ihnen gegeben habe, nicht
Heidenvölker sichten, wie Getreide mit mehr herausgerissen werden! spricht der
einem Sieb gesichtet wird; und es soll HERR, dein Gott.
Das Buch des Propheten Obadja
Gottes Gericht ken, und du sollst auf ewig ausgerottet
über das hochmütige Edom werden! 11 An jenem Tag, als du dabei-
Jer 49,7-22; Hes 25,12-14; 35; Jes 34 standest, an dem Tag, da Fremde sein
1 Dies ist die Offenbarung an Obadjaa: So Hab und Gut wegführten und Ausländer
spricht GOTT, der Herr, über Edom: Wir zu seinen Toren einzogen und das Los
haben eine Botschaft gehört vom HERRN, über Jerusalem warfen, da warst du auch
und ein Bote wurde damit an die Völker wie einer von ihnen!
entsandt: »Auf, laßt uns aufbrechen zum 12 Du sollst aber deine Lust nicht sehen
Krieg gegen sie!« 2 Siehe, ich habe dich am Tag deines Bruders, am Tag seines
klein gemacht unter den Völkern; sehr Unheils, und sollst dich nicht freuen über
verachtet bist du. die Kinder Judas am Tag ihres Untergangs
3 Der Hochmut deines Herzens hat dich und nicht dein Maul aufreißen am Tag
verführt, weil du an Felshängen wohnst, der Drangsal. 13 Du sollst auch nicht zum
in der Höhe thronst und in deinem Her- Tor meines Volkes einziehen am Tag ihres
zen sprichst: »Wer wird mich zur Erde Unglücks und auch nicht dich weiden an
hinunterstoßen?« 4 Wenn du aber auch seinem Unheil an seinem Schicksalstag,
dein Nest in der Höhe bautest wie der noch deine Hand ausstrecken nach sei-
Adler und es zwischen den Sternen an- nem Hab und Gut am Tag seines Un-
legtest, so werde ich dich doch von dort glücks. 14 Du sollst dich auch nicht beim
hinunterstürzen! spricht der HERR. Scheideweg aufstellen, um seine Flücht-
5 Wenn Diebe zu dir kämen, nächtliche linge niederzumachen, und sollst seine
Räuber — wie bist du untergegangen! —, Entkommenen nicht ausliefern am Tag
würden sie nicht nur so viel stehlen, bis der Drangsal!
sie genug haben? Wenn Winzer zu dir kä- 15 Denn nahe ist der Tag des HERRN über
men, würden sie nicht eine Nachlese alle Heidenvölker; wie du gehandelt hast,
übriglassen? 6 Wie ist [aber] Esau durch- so wird man dir gegenüber handeln; dein
sucht, wie sind seine verborgenen Schät- Tun fällt auf deinen Kopf zurück! 16 Denn
ze ausfindig gemacht worden! 7 Alle dei- gleichwie ihr auf meinem heiligen Berg
ne Bundesgenossen haben dich an die getrunken habt, so sollen alle Heidenvöl-
Grenze zurückgeschickt; getäuscht, über- ker beständig trinken; sie sollen trinken
wältigt haben dich die Männer, mit de- und schlürfen und sein, als wären sie nie
nen du Frieden hieltest; die dein Brot gewesen.
aßen, haben dir Schlingen gelegt: »Es ist
keine Einsicht in ihm!« Am Ende der Zeit
8 Werde ich, spricht der HERR, an jenem wird Israel Edom überwinden
Tag nicht die Weisen aus Edom vertilgen Kla 4,21-22
und die Einsicht vom Gebirge Esaus? 17 Aber auf dem Berg Zion wird Erret-
9 Und deine Helden, Temanb, sollen den tung sein, und er wird heilig sein; und die
Mut verlieren, damit jedermann ausge- vom Haus Jakob werden ihre Besitzun-
rottet wird bei dem Gemetzel auf dem gen wieder einnehmen. 18 Und das Haus
Gebirge Esaus. Jakob wird ein Feuer sein und das Haus
Joseph eine Flamme; aber das Haus Esau
Edoms Schuld: die Grausamkeit wird zu Stoppeln werden; und jene wer-
gegen sein Brudervolk Israel den sie anzünden und verzehren, so daß
10 Wegen der Grausamkeit gegen deinen dem Haus Esau kein Überlebender üb-
Bruder Jakob soll dich Schande bedek- rigbleibt; denn der HERR hat es gesagt!

a (1,1) bed. »Knecht des HERRN«. b (1,9) eine Stadt in Edom (vgl. Jer 49,7).
OBADJA 953
19 Und die im Süden werden das Gebirge men]: nämlich was den Kanaanitern ge-
Esaus in Besitz nehmen und die in der hört bis nach Zarpat hin, und die Wegge-
Ebene das Philisterland; auch werden sie führten Jerusalems, die in Sepharad sind,
das Gebiet von Ephraim und das Gebiet die Städte des Negev. 21 Und es werden
von Samaria in Besitz nehmen, und Ben- Befreier auf den Berg Zion hinaufziehen,
jamin [das Gebiet von] Gilead. 20 Und die um das Gebirge Esaus zu richten. Und die
WeggeführtenwerdendiesenBefestigungs- Königsherrschaft wird dem HERRN gehö-
wall für die Kinder Israels [in Besitz neh- ren!
Das Buch des Propheten Jona
Jonas Ungehorsam und Flucht vor Gott 10 Da gerieten die Männer in große Furcht
Und das Wort des HERRN erging an Jo- und sprachen: Was hast du da getan?
naa, den Sohn Amittais, folgenderma- Denn die Männer wußten, daß er vor dem
ßen: 2 Mache dich auf, geh nach Niniveb, Angesicht des HERRN floh; denn er hatte es
in die große Stadt, und verkündige gegen ihnen erzählt. 11 Und sie fragten ihn: Was
sie; denn ihre Bosheit ist vor mein Ange- sollen wir mit dir machen, damit das
sicht heraufgekommen! Meer uns in Ruhe läßt? Denn das Meer
3 Da machte sich Jona auf, um von dem tobte immer schlimmer. 12 Er sprach zu
Angesicht des HERRN weg nach Tarsis zu ihnen: Nehmt mich und werft mich ins
fliehen; und er ging nach Japhoc hinab und Meer, so wird das Meer euch in Ruhe las-
fand dort ein Schiff, das nach Tarsis fuhr. sen! Denn ich weiß wohl, daß dieser große
Da bezahlte er sein Fahrgeld und stieg ein, Sturm um meinetwillen über euch ge-
um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weg kommen ist. 13 Da ruderten die Leute mit
von dem Angesicht des HERRN. aller Kraft, um das Ufer wieder zu errei-
4 Aber der HERR schleuderte einen starken chen; aber sie konnten es nicht; denn das
Wind auf das Meer, so daß ein großer Meer tobte immer schlimmer gegen sie.
Sturm auf dem Meer entstand und das 14 Da schrieen sie zu dem HERRN und spra-
Schiff zu zerbrechen drohte. 5 Da fürch- chen: »Ach, HERR! laß uns doch nicht um
teten sich die Schiffsleute und schrieen, der Seele dieses Mannes willen unterge-
jeder zu seinem Gott; und sie warfen die hen, rechne uns aber auch nicht unschul-
Geräte, die im Schiff waren, ins Meer, um diges Blut an; denn du, HERR, hast getan,
es dadurch zu erleichtern. Jona aber war was dir wohlgefiel!« 15 Darauf nahmen sie
in den untersten Schiffsraum hinabge- Jona und warfen ihn ins Meer; und das
stiegen, hatte sich niedergelegt und war Meer hörte auf mit seinem Wüten. 16 Da
fest eingeschlafen. 6 Da trat der Schiffs- bekamen die Männer große Ehrfurcht vor
kapitän zu ihm und sprach: Was ist mit dem HERRN und brachten dem HERRN ein
dir, daß du so schläfst? Steh auf, rufe dei- Schlachtopfer dar und taten Gelübde.
nen Gott an! Vielleicht wird dieser Gott an
uns gedenken, daß wir nicht untergehen! Jona im Bauch eines großen Fisches -
7 Und sie sprachen einer zum anderen: Sein Gebet und seine Rettung
Kommt, wir wollen Lose werfen, damit Mt 12,38-40
wir erfahren, um wessen willen uns die- Und der HERR entsandte einen großen
ses Unglück getroffen hat! Und sie warfen Fisch, der Jona verschlingen sollte;
Lose, und das Los fiel auf Jona. 8 Da spra- und Jona war im Bauch des Fisches drei
chen sie zu ihm: Sage uns doch, um wes- Tage und drei Nächte lang. 2 Und Jona
sen willen uns dieses Unglück getroffen betete aus dem Bauch des Fisches zu
hat! Was ist dein Gewerbe, und wo dem HERRN, seinem Gott, und sprach:
kommst du her? Was ist dein Land, und 3 Aus meiner Drangsal rief ich zu dem
von welchem Volk bist du? 9 Er sprach: HERRN, und er erhörte mich; aus dem
Ich bin ein Hebräer; und ich fürchte den Schoß des Totenreiches schrie ich, und
HERRN, den Gott des Himmels, der das du hörtest meine Stimme! 4 Und doch
Meer und das Trockene gemacht hat. hattest du mich in die Tiefe geschleudert,

a (1,1) bed. »Taube«. Ninive 612 v. Chr. von den Medern und Chaldäern
b (1,2) Ninive war eine bedeutende Großstadt und erobert und zerstört.
zeitweise die Hauptstadt des assyrischen Reiches. c (1,3) eine Hafenstadt am Mittelmeer (das heutige
Entsprechend den Weissagungen der Propheten Jaffa).
Nahum (Nah 2) und Zephanja (Zeph 2,13-15) wurde
JONA 2.3.4 955
mitten ins Meer, daß mich die Strömung Rinder und Schafe sollen nichts genießen,
umspülte; alle deine Wogen und Wellen sie sollen weder weiden noch Wasser
gingen über mich. 5 Und ich sprach: Ich trinken; 8 sondern Menschen und Vieh
bin von deinen Augen verstoßen; den- sollen sich in Sacktuch hüllen und mit al-
noch will ich fortfahren, nach deinem ler Kraft zu Gott rufen und sollen sich ab-
heiligen Tempel zu schauen! wenden, jeder von seinem bösen Weg und
6 Die Wasser umringten mich bis an die von dem Unrecht, das an seinen Händen
Seele, die Tiefe umgab mich, Meergras klebt! 9 Wer weiß, Gott könnte anderen
umschlang mein Haupt. 7 Zu den Grün- Sinnes werden, es sich gereuen lassen und
den der Berge sank ich hinunter; die Erde ablassen von seinem grimmigen Zorn, so
war auf ewig hinter mir verriegelt — da daß wir nicht untergehen!«
hast du, HERR, mein Gott, mein Leben aus 10 Und Gott sah ihre Taten, daß sie sich
dem Grab heraufgeführt! abwandten von ihren bösen Wegen, und
8 Als meine Seele in mir verschmachtete, ihn reute das Übel, das er ihnen ange-
gedachte ich an den HERRN, und mein droht hatte, und er tat es nicht.
Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tem-
pel. 9 Die Verehrer nichtiger Götzen ver- Jonas Unmut
lassen ihre Gnadea; 10 ich aber will dir mit und die Zurechtweisung des HERRN
lauter Stimme Lob opfern; was ich gelobt Das aber mißfiel Jona sehr, und er wur-
habe, das will ich bezahlen. Die Rettung de zornig. 2 Und [Jona] betete zum
kommt vom HERRN! HERRN und sprach: Ach, HERR, ist’s nicht
11 Und der HERR gebot dem Fisch; und der das, was ich mir sagte, als ich noch in mei-
spie Jona ans Land. nem Land war, dem ich auch durch die
Flucht nach Tarsis zuvorkommen wollte?
Jonas Verkündigung in Ninive Denn ich wußte, daß du ein gnädiger und
und die Buße der Stadt barmherziger Gott bist, langmütig und
Lk 11,32; Jer 18,7-8
von großer Gnade, und das Unheil reut
Und das Wort des HERRN erging zum dich! 3 Und nun, HERR, nimm doch meine
zweitenmal an Jona folgendermaßen: Seele von mir; denn es ist besser, ich ster-
2 Mache dich auf, geh nach Ninive, in die be, als daß ich lebe! 4 Da sprach der HERR:
große Stadt, und verkündige ihnen die Ist es recht, daß du so zornig bist?
Botschaft, die ich dir sagen werde! 3 Da 5 Hierauf ging Jona zur Stadt hinaus und
machte sich Jona auf und ging nach Nini- ließ sich östlich von der Stadt nieder und
ve, nach dem Wort des HERRN. Ninive aber machte sich dort eine Hütte und saß un-
war eine sehr große Stadt vor Gott, drei ter ihrem Schatten, bis er sähe, wie es der
Tagereisen groß. 4 Und Jona fing an, eine Stadt ergehen würde. 6 Da entsandte
Tagereise weit in die Stadt hineinzuge- Gott, der HERR, eine Rizinusstaude, die
hen, und er rief und sprach: »Noch 40 Ta- wuchs über Jona empor, um seinem
ge, und Ninive wird zerstört!« Haupt Schatten zu spenden und ihn von
5 Und die Leute von Ninive glaubten Gott; seiner üblen Laune zu befreien; und Jona
und sie riefen ein Fasten aus und legten freute sich sehr über den Rizinus. 7 Da
Sacktuch an, vom Größten bis zum Klein- entsandte Gott einen Wurm, als die Mor-
sten unter ihnen. 6 Und das Wort gelangte genröte am anderen Morgen aufstieg; der
bis zum König von Ninive; und er stand stach den Rizinus, so daß er verdorrte.
von seinem Thron auf, legte seinen Man- 8 Und es geschah, als die Sonne aufging,
tel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte da entsandte Gott einen heißen Ostwind,
sich in die Asche. 7 Und er ließ ausrufen und die Sonne stach Jona aufs Haupt, so
und sagen in Ninive, auf Befehl des Königs daß er ganz matt wurde; und er wünschte
und seiner Großen: »Menschen und Vieh, sich den Tod und sprach: Es ist besser, daß
ich sterbe, als daß ich am Leben bleibe!
a (2,9) d.h. den, der ihnen Gnade erweist. 9 Da sprach Gott zu Jona: Ist es recht, daß
956 JONA 4
du so zornig bist wegen des Rizinus? Da standen und in einer Nacht zugrundege-
sprach er: Ja, ich bin mit Recht zornig bis gangen ist. 11 Und ich sollte kein Mitleid
zum Tod! 10 Da sprach der HERR: Du hast haben mit der großen Stadt Ninive, in der
Mitleid mit dem Rizinus, um den du dich mehr als 120 000 Menschen sind, die ihre
doch nicht bemüht und den du nicht rechte Hand nicht von ihrer linken unter-
großgezogen hast, der in einer Nacht ent- scheiden können, dazu so viel Vieh!
Das Buch des Propheten Micha
Der HERR wird Samaria reicht bis zu den Toren meines Volkes, bis
und Jerusalem verwüsten nach Jerusalem.
Dies ist das Wort des HERRN, das an 10 In Gat verkündet es nicht, weint nur
Michaa, den Moraschitenb, erging in nicht! In Beth-Leaphra wälze dich im
den Tagen Jotams, Ahas’ und Hiskias, der Staub! 11 Mach dich auf den Weg, du Ein-
Könige von Juda, was er geschaut hat wohnerschaft von Schaphir, in schimpfli-
über Samaria und Jerusalem: 2 Hört zu, cher Blöße! Die Bewohner von Zaanan
ihr Völker alle; achte darauf, o Erde und ziehen nicht aus; die Wehklage von Beth-
alles, was sie erfüllt! Und GOTT, der Herr, Ezel nimmt euch [die Lust] zum Aufent-
sei Zeuge gegen euch, der Herr von sei- halt dort! 12 Denn die Einwohnerschaft
nem heiligen Tempel aus! von Marot wartet sehnsüchtig auf Gutes,
3 Denn siehe, der HERR wird ausgehen von weil Unheil herabgekommen ist vom
seiner Stätte und wird herabkommen HERRN bis vor die Tore Jerusalems.
und auf die Höhen der Erde treten; 4 und 13 Spanne die Rosse an den Wagen, du
die Berge zerschmelzen unter ihm wie Einwohnerschaft von Lachis! Sie hat der
Wachs vor dem Feuer, und die Täler spal- Tochter Zion den Anstoß zur Sünde gege-
ten sich wie Wasser, das den Abhang hin- ben: ja, in dir sind die Übertretungen Is-
unterstürzt. raels gefunden worden. 14 Darum mußt
5 Das alles [wird geschehen] wegen der du Verzicht leisten auf Moreschet-Gat.
Übertretung Jakobs und wegen der Sün- Die Häuser von Achsib werden den Köni-
den des Hauses Israel. Was ist aber die gen Israels zur Täuschung. 15 Einen neu-
Übertretung Jakobs? Ist es nicht Samaria? en Besitzer will ich dir zuführen, du Ein-
Und welches sind die Höhen Judas? Ist es wohnerschaft von Marescha; bis nach
nicht Jerusalem? 6 Darum will ich Sama- Adullam wird die Herrlichkeit Israelsd
ria zu einem Steinhaufen im Feld machen kommen. 16 Mache dich kahl und schere
und zu einer Pflanzstätte für Weinberge, dein Haar wegen der Kinder deiner Won-
und ich will seine Steine ins Tal hinunter- ne! Mache deine Glatze so breit wie dieje-
werfen und seine Grundfesten bloßlegen; nige eines Geiers! Denn sie müssen von
7 und alle ihre Götzenbilder sollen zer- dir weg in die Gefangenschaft ziehen.
schlagen und alle ihre Weihegaben mit
Weheruf über die Gottlosen in Israel
Feuer verbrannt werden; und ich will alle
ihre Götzenbilder der Verwüstung preis- Wehe denen, die Frevel ersinnen und
geben; denn von Hurenlohn sind sie zu- Böses vorbereiten auf ihren Lagern!
sammengebracht worden, und zu Hu- Am Morgen, wenn es licht wird, führen
renlohn sollen sie wieder werden! sie es aus, weil es in ihrer Macht steht.
2 Gefällt ihnen ein Feld, so rauben sie es,
Jammer und Wehklage des Propheten und wollen sie ein Haus haben, so neh-
8 Darüber will ich wehklagen und jam- men sie es weg; sie üben Gewalt gegen
mern, ausgezogen und entblößtc einher- den Besitzer und sein Haus, gegen den
gehen; ich will eine Wehklage halten wie Mann und sein Erbteil. 3 Darum, so
die Schakale und eine Trauer wie die spricht der HERR: Siehe, ich nehme mir
Strauße. 9 Denn ihre Wunde ist unheil- Böses vor gegen dieses Geschlecht, aus
bar; sie erstreckt sich bis nach Juda und dem ihr eure Hälse nicht herausziehen

a (1,1) Kurzform von Michaja = »Wer ist wie der HERR?« c (1,8) d.h. ohne Obergewand, was schon als Blöße und
(vgl. 7,18). als Zeichen der Trauer galt.
b (1,1) d.h. den Mann aus Moreschet-Gat, in der Ebene d (1,15) d.h. die Edlen von Israel.
von Juda (vgl. 1,14).
958 MICHA 2.3
könnt, und ihr werdet nicht mehr so hoch der Hürde, wie eine Herde auf ihrem Wei-
erhaben einhergehen; denn die Zeit wird deplatz, daß es von Menschen wimmeln
böse sein. soll. 13 Der Durchbrecher wird vor ihnen
4 An jenem Tag wird man über euch einen hinaufziehen; sie werden durchbrechen
Spruch anheben und ein klägliches Kla- und zum Tor ein- und ausziehen; ihr Kö-
gelied anstimmen. »Es ist geschehen,« nig wird vor ihnen hergehen und der
wird man sagen, »wir sind gänzlich ver- HERR an ihrer Spitze.
wüstet worden; das Erbteil meines Volkes
gibt er einem anderen! Wie entzieht er es Micha tadelt die Fürsten
mir! Dem Abtrünnigen verteilt er unsere und die falschen Propheten
Jer 23,1-2.9-32
Felder!« — 5 Darum wirst du niemand
haben, der die Meßschnur wirft bei der Und ich sprach: Hört doch, ihr Häup-
Verlosung [des Landes], in der Versamm- ter von Jakob und ihr Fürsten des
lung des HERRN. Hauses Israel! Ist es nicht eure Sache, das
Recht zu kennen? 2 Und doch haßt ihr
Das Volk will das Reden der Propheten das Gute und liebt das Böse; ihr zieht ih-
nicht hören nen die Haut ab und das Fleisch von den
6 »Weissagta nicht!« weissagen sie.b Weis- Knochen!
sagt man diesen nicht, so hört die Schan- 3 Und wenn sie dann das Fleisch meines
de nicht auf. 7 Du, Haus Jakob, wie du Volkes gefressen und ihnen die Haut ab-
genannt wirst, ist denn der HERR ungedul- gezogen, ihnen die Knochen zerbrochen
dig? Sind seine Handlungen danach? und sie in Stücke zerschnitten haben, wie
Sind meine Worte nicht freundlich gegen man sie in einen Topf tut, und wie Fleisch,
den, der aufrichtig wandelt? das man in den Kessel legt, 4 dann schrei-
8 Doch erst gestern ist mein Volk als Feind en sie zum HERRN; aber er antwortet ih-
aufgestanden; vom Obergewand reißen nen nicht, sondern verbirgt sein Ange-
sie den Mantel denen weg, die sorglos sicht vor ihnen zu jener Zeit, weil sie
vorüberziehen, die dem Krieg abgeneigt Böses getan haben.
sind. 9 Ihr vertreibt die Frauen meines 5 So spricht der HERR über die Propheten,
Volkes aus den Häusern ihrer Wonne; die mein Volk irreführen, die »Friede« ru-
von ihren Kindern nehmt ihr meinen fen, wenn ihre Zähne etwas zu beißen
Schmuck für immer weg. 10 Auf, macht haben, aber dem den heiligen Krieg erklä-
euch davon! Denn dieses [Land] ist kein ren, der ihnen nichts ins Maul gibt: 6 Dar-
Ruheort mehr, wegen der Unreinheit, die um wird Nacht über euch kommen, ohne
Verderben anrichtet, und zwar ein gewal- Gesichte, und Finsternis, daß ihr nicht
tiges Verderben. 11 Wenn einer käme, der wahrsagen könnt; und die Sonne wird
dem Wind nachliefe und euch Lug und über den Propheten untergehen und der
Trug verkündete: »Ich will euch weissa- Tag über ihnen dunkel werden; 7 und die
gen zum Wein und zum starkem Ge- Seher sollen zuschanden werden und die
tränk!« — das wäre ein Prediger für dieses Wahrsager schamrot dastehen; sie wer-
Volk! den alle ihren Bart verhüllen, weil es keine
Antwort von Gott mehr gibt.
Verheißung für den Überrest Israels 8 Ich aber bin erfüllt mit Kraft, mit dem
Jer 23,3
Geist des HERRN, mit Recht und Stärke,
12 Ich will dich, Jakob, sammeln, und um Jakob seine Übertretung zu verkün-
zwar ganz sammeln; ich will den Über- den und Israel seine Sünde.
rest Israels vollständig zusammenbrin- 9 Hört doch dies, ihr Häupter des Hauses
gen, will sie vereinigen wie die Schafe in Jakob und ihr Fürsten des Hauses Israel,

a (2,6) w. »Träufelt«. Im Hebr. ist »[Worte] träufeln 29,22; Hes 21,2.7; Am 7,16), so auch V. 11.
lassen« ein Bild für bedeutungsvolle Rede (vgl. Hi b (2,6) d.h. die falschen Propheten.
MICHA 3.4.5 959
die ihr das Recht verabscheut und jede ich Unheil zugefügt habe. 7 Und ich will
gerechte Sache verkehrt; 10 die ihr Zion aus dem Hinkenden einen Überrest ma-
mit Blutschuld baut und Jerusalem mit chen und aus dem, was weit entfernt war,
Frevel! ein starkes Volk; und der HERR wird über
11 Seine Häupter sprechen Recht um Ge- sie als König herrschen auf dem Berg Zi-
schenke, und seine Priester lehren um on von nun an bis in Ewigkeit. 8 Und du
Lohn, und seine Propheten wahrsagen Turm der Herde, du Hügel der Tochter
um Geld; und dabei stützen sie sich auf Zion, zu dir wird gelangen und zu dir wird
den HERRN und sagen: »Ist nicht der HERR zurückkehren die frühere Herrschaft, das
in unserer Mitte? Es kann uns kein Unheil Königtum der Tochter Jerusalem!
begegnen!« 12 Darum soll um euretwillen 9 Was schreist du aber jetzt so laut? Ist
Zion wie ein Feld gepflügt werden, und kein König bei dir? Sind deine Ratsherren
Jerusalem soll zu einem Steinhaufen wer- umgekommen, daß dich Wehen ergriffen
den und der Tempelberg zu einem be- haben wie eine Gebärende?
waldeten Hügel! 10 Winde dich und brich in Geschrei aus,
du Tochter Zion, wie eine Gebärende;
Ausblick auf das messianische denn nun mußt du aus der Stadt hinaus-
Friedensreich in den letzten Tagen ziehen und auf dem Feld wohnen und
Jes 2,2-5; Sach 9,9-10
nach Babel wandern! Dort sollst du geret-
Doch es wird geschehen am Ende der tet werden, dort wird dich der HERR erlö-
Tage, da wird der Berg des Hauses des sen aus der Hand deiner Feinde. 11 Und
HERRN festgegründet an der Spitze der Ber- nun haben sich viele Völker gegen dich
ge stehen und wird über alle Höhen erha- versammelt, die sagen: »Sie soll entweiht
ben sein, und Völker werden ihm zuströ- werden, und unsere Augen sollen ihre
men. 2 Und viele Heidenvölker werden Lust an Zion sehen!«
hingehen und sagen: »Kommt, laßt uns 12 Sie erkennen aber nicht die Gedanken
hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum des HERRN, und sie verstehen seinen Rat-
Haus des Gottes Jakobs, damit er uns über schluß nicht, daß er sie zusammenge-
seine Wege belehre und wir auf seinen bracht hat wie Garben auf der Tenne.
Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird das 13 Mache dich auf und drisch, du Tochter
Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN Zion! Denn ich mache dein Horn zu Eisen
von Jerusalem. und deine Hufe zu Erz, und du sollst große
3 Und er wird das Urteil sprechen zwi- Völker zermalmen; und ich werde ihren
schen großen Völkern und starke Natio- Raub dem HERRN weihen und ihren Reich-
nen zurechtweisen, die weit weg wohnen, tum dem Beherrscher der ganzen Erde.
so daß sie ihre Schwerter zu Pflugscharen
schmieden und ihre Spieße zu Rebmes- Verheißung des Messias aus Bethlehem
Jes 9,5-6; Mt 2,1-11
sern; kein Volk wird gegen das andere ein
Schwert erheben, und sie werden den [4:14] Nun aber schließe deine Reihen,
Krieg nicht mehr erlernen; 4 sondern je- du Schar! Man hat eine Belagerung
dermann wird unter seinem Weinstock gegen uns aufgestellt; mit dem Stab ha-
und unter seinem Feigenbaum sitzen, und ben sie dem Richter Israels ins Gesicht
niemand wird ihn aufschrecken; denn der geschlagen. 1 Und du, Bethlehem-Ephra-
Mund des HERRN der Heerscharen hat es ta, du bist zwar gering unter den Hauptor-
geredet! 5 Denn alle Völker mögen wan- ten von Juda; aber aus dir soll mir hervor-
deln, jedes im Namen seines Gottes; wir kommen, der Herrscher über Israel
aber wollen wandeln im Namen des HERRN, werden soll, dessen Hervorgehen von
unseres Gottes, immer und ewiglich! Anfang, von den Tagen der Ewigkeit her
6 An jenem Tag, spricht der HERR, will ich gewesen ist. 2 Darum gibt er sie hin bis zu
das Hinkende sammeln und das Versto- der Zeit, da die, welche gebären soll, ge-
ßene zusammenbringen und die, denen boren haben wird; und dann wird der
960 MICHA 5.6
Überrest seiner Brüder zu den Kindern angesichts der Berge, und laß die Hügel
Israels zurückkehren. deine Stimme hören! 2 Hört doch, ihr
3 Und Er wird auftreten und [sie] weiden in Berge, den Rechtsstreit des HERRN und
der Kraft des HERRN und in der Hoheit des [achtet darauf,] ihr unwandelbaren
Namens des HERRN, seines Gottes; und sie Grundfesten der Erde! Denn der HERR hat
werden [sicher] wohnen; denn nun wird Er einen Rechtsstreit mit seinem Volk, und
groß sein bis an die Enden der Erde. 4 Und mit Israel will er sich auseinandersetzen.
dieser wird der Friede sein! Wenn der Assy- 3 Mein Volk, was habe ich dir angetan,
rer in unser Land kommt und unsere Palä- und womit habe ich dich beleidigt? Lege
ste betritt, so werden wir sieben Hirten, ja Zeugnis ab gegen mich! 4 Habe ich dich
acht Menschenfürsten gegen ihn aufstel- doch aus dem Land Ägypten heraufge-
len; 5 die werden das Land Assyrien mit führt und dich aus dem Haus der Knecht-
dem Schwert abweiden und das Land Nim- schaft erlöst und Mose, Aaron und Mir-
rod in seinen Toren; und so wird er uns von jam vor dir her gesandt! 5 Mein Volk,
dem Assyrer erretten, wenn dieser in unser bedenke doch, was Balak, der König von
Land kommt und unser Gebiet betritt. Moab, vorhatte, und was Bileam, der
6 Und der Überrest Jakobs wird inmitten Sohn Beors, ihm antwortete, [und was
vieler Völker sein wie ein Tau vom HERRN, geschah] von Sittim bis Gilgal, damit du
wie Regenschauer auf das Gras, das auf die gerechten Taten des HERRN erkennst!
niemand wartet und nicht auf Menschen- 6 Womit soll ich vor den HERRN treten,
kinder hofft. 7 Und der Überrest Jakobs mich beugen vor dem erhabenen Gott?
wird unter den Nationen inmitten vieler Soll ich mit Brandopfern, mit einjährigen
Völker sein wie ein Löwe unter den Tieren Kälbern vor ihn treten? 7 Hat der HERR
des Waldes, wie ein junger Löwe unter Wohlgefallen an Tausenden von Widdern
den Schafherden, der, wenn er hindurch- oder an unzähligen Strömen von Öl? Soll
geht, niedertritt und zerreißt, so daß nie- ich meinen Erstgeborenen geben für
mand retten kann. 8 Deine Hand wird meine Übertretung, die Frucht meines
siegen über deine Widersacher, und alle Leibes für die Sünde meiner Seele?
deine Feinde sollen ausgerottet werden! 8 Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist
9 An jenem Tag soll es geschehen, spricht und was der HERR von dir fordert: Was
der HERR, daß ich deine Rosse aus deiner anders als Recht tun, Liebe üben und de-
Mitte ausrotten und deine Wagen ab- mütig wandeln mit deinem Gott?
schaffen werde; 10 und ich will die Städte 9 Die Stimme des HERRN ruft der Stadt zu,
deines Landes ausrotten und alle deine und Weisheit ist es, auf deinen Namen zu
Festungen niederreißen. achten. Hört auf die Zuchtrute und auf
11 Ich will auch die Zaubermittel aus dei- den, der sie bestellt hat! 10 Ist immer
ner Hand ausrotten, und du sollst keine noch unrechtes Gut im Haus des Gottlo-
Zeichendeuter mehr haben. 12 Auch dei- sen und das verfluchte, schwindsüchtige
ne Bilder und deine Bildsäulen will ich Epha? 11 Kann ich rein sein bei unrechter
aus deiner Mitte vertilgen, daß du das Waage und wenn falsche Gewichtsteine
Werk deiner Hände nicht mehr anbeten im Beutel sind?
sollst. 13 Dazu will ich die Aschera-Stand- 12 Weil denn ihre Reichen so gewalttätig
bilder in deiner Mitte vertilgen und deine sind und ihre Einwohner Lügen reden
Städte verwüsten. 14 Und ich werde mit und falsche Zungen in ihrem Mund ha-
Zorn und Grimm Rache üben an den ben, 13 so will auch ich dich krank schla-
Heidenvölkern, die nicht hören wollten. gen, dich verwüsten um deiner Sünden
willen: 14 Du wirst essen und doch nicht
Gottes Rechtsstreit mit seinem Volk satt werden, sondern dein Hunger bleibt
Jer 2,4-7
in deinem Innern. Schaffst du etwas bei-
Hört doch, was der HERR spricht: Ma- seite, so kannst du es doch nicht retten,
che dich auf, führe den Rechtsstreit und was du rettest, will ich dem Schwert
MICHA 6.7 961
preisgeben. 15 Du wirst säen, aber nicht he ich doch wieder auf; wenn ich auch in
ernten; du wirst Oliven pressen, aber dich der Finsternis sitze, so ist doch der HERR
nicht mit Öl salben, Most keltern, aber mein Licht.
keinen Wein trinken! 9 Den Zorn des HERRN will ich tragen —
16 Denn man befolgt eifrig die Satzungen denn ich habe gegen ihn gesündigt —, bis
Omris und handelt genau so wie das er meine Sache hinausführt und mir
Haus Ahabs und wandelt nach ihrem Rat; Recht verschafft; er wird mich herausfüh-
deshalb werde ich dich zum Entsetzen ren ans Licht; ich werde mit Lust seine
machen und deine Bewohner zum Ge- Gerechtigkeit schauen. 10 Wenn meine
spött; und ihr sollt die Schmach meines Feindin das sieht, wird Schamröte sie be-
Volkes tragen. decken, sie, die zu mir sagt: »Wo ist der
HERR, dein Gott?« Meine Augen werden es
Klage über die Verderbnis im Volk Gottes mit ansehen; nun wird sie zertreten wer-
Ps 12,2-6
den wie Kot auf den Gassen.
Wehe mir, denn es geht mir wie de- 11 An dem Tag, da man deine Mauern
nen, die Obst einsammeln, die bei der baut, an dem Tag wird deine Grenze weit
Weinernte Nachlese halten: Keine Traube werden. 12 An jenem Tag wird man zu dir
mehr gibt es zu essen, keine Frühfeige, kommen von Assyrien und von den Städ-
nach der doch meine Seele verlangt! 2 Der ten Ägyptens und von Ägypten bis zum
Getreue ist aus dem Land verschwunden, [Euphrat-]Strom, von Meer zu Meer und
und es ist kein Redlicher mehr unter den von Berg zu Berg. — 13 Aber das Land wird
Menschen. Sie lauern alle auf Blut, jeder zur Wüste werden um ihrer Bewohner
jagt seinen Bruder mit Netzen. 3 Zum willen, um der Frucht ihrer Taten willen.
Bösen brauchen sie beide Hände, um es 14 Weide dein Volk mit deinem Stab, die
ja recht gut zu machen; der Fürst fordert, Schafe deines Erbteils, die abgesondert
und dem Richter ist es um den Lohn zu wohnen im Wald, mitten auf dem Kar-
tun; der Große sagt, wie er es haben will, mel; laß sie in Baschan und Gilead wei-
und danach drehen sie’s! den wie in uralter Zeit! 15 Ich will sie
4 Der Beste von ihnen ist wie ein Dorn- Wunder sehen lassen, wie zu der Zeit, als
strauch, der Redlichste schlimmer als ei- du aus dem Land Ägypten zogst!
ne Dornhecke. Doch der Tag, den deine 16 Die Heidenvölker werden es sehen und
Wächter schauten, deine Heimsuchung zuschanden werden trotz aller ihrer
ist gekommen; da werden sie nicht aus Macht; sie werden ihre Hand auf den
noch ein wissen! 5 Verlaßt euch nicht auf Mund legen, und ihre Ohren werden taub
den Nächsten, vertraut dem Verwandten sein. 17 Sie werden Staub lecken wie die
nicht; bewahre die Pforte deines Mundes Schlange, wie die Kriechtiere der Erde; sie
vor der, die in deinen Armen liegt! 6 Denn werden zitternd aus ihren Festungen her-
der Sohn verachtet den Vater, die Tochter vorkriechen; angstvoll werden sie zu dem
erhebt sich gegen die Mutter, die Schwie- HERRN, unserem Gott, nahen und sich
gertochter gegen ihre Schwiegermutter; fürchten vor dir.
die Feinde des Menschen sind seine [ei- 18 Wer ist ein Gott wie du, der die Sünden
genen] Hausgenossen! vergibt und dem Überrest seines Erbteils
die Übertretung erläßt, der seinen Zorn
Die Hoffnung der Gottesfürchtigen auf die nicht allezeit festhält, sondern Lust an der
Gnade und die Rettung des HERRN Gnade hat? 19 Er wird sich wieder über
Kla 3,21-30
uns erbarmen, unsere Missetaten bezwin-
7 Ich aber will nach dem HERRN ausschau- gen. Ja, du wirst alle ihre Sünden in die
en, will harren auf den Gott meines Heils; Tiefe des Meeres werfen! 20 Du wirst Jakob
mein Gott wird mich erhören. 8 Freue Treue erweisen und an Abraham Gnade
dich nicht über mich, meine Feindin! üben, wie du unseren Vätern von den Ta-
Denn wenn ich auch gefallen bin, so ste- gen der Vorzeit her geschworen hast.
Das Buch des Propheten Nahum
Gott ist furchtgebietend und es wird aus sein [mit ihnen]. Wenn
in seinem Gericht ich dichb auch gedemütigt habe, so will
Ausspruch über Ninive. Das Buch der ich dich nicht nochmals demütigen;
Offenbarung Nahumsa, des Elkoschi- 13 sondern nun will ich sein Joch von dir
ten: 2 Ein eifersüchtiger und rächender wegnehmen und zerbrechen und will
Gott ist der HERR; ein Rächer ist der HERR deine Bande zerreißen. —
und voller Zorn; ein Rächer ist der HERR 14 Gegen dichc aber hat der HERR den Be-
an seinen Widersachern, er verharrt [im fehl erlassen: Dein Name soll nicht mehr
Zorn] gegen seine Feinde. fortgepflanzt werden; aus dem Haus dei-
3 Der HERR ist langsam zum Zorn, aber von nes Gottes rotte ich gemeißelte und ge-
großer Kraft, und er läßt gewiß nicht unge- gossene Bilder aus; ich will dir dein Grab
straft. Der Weg des HERRN ist im Sturmwind herrichten, denn du bist zu leicht erfun-
und im Ungewitter, und Gewölk ist der den worden!
Staub seiner Füße. 4 Er schilt das Meer und
Der Untergang von Ninive
trocknet es aus, und er läßt alle Ströme
versiegen; Baschan und Karmel verdorren, Siehe auf den Bergen die Füße dessen,
und die Blüte des Libanon verwelkt. 5 Die der frohe Botschaft bringt, der Frie-
Berge erbeben vor ihm, und die Hügel den verkündigt: Feiere, Juda, deine Feste,
zerschmelzen; das Land hebt sich empor bezahle deine Gelübde! Denn der Frevler
vor seinem Angesicht, der Erdkreis samt wird forthin nicht mehr über dich kom-
allen, die darauf wohnen. men; er ist gänzlich vertilgt! —
6 Wer kann bestehen vor seinem Grimm, 2 Der Zerstörer ist gegen dich herangezo-
und wer widersteht der Glut seines gen, [Ninive;] bewache die Festung,
Zorns? Sein Grimm ergießt sich wie ein beobachte die Straße; stärke deine Len-
Feuer, und Felsen werden von ihm zerris- den, nimm deine Kraft aufs äußerste zu-
sen. 7 Gütig ist der HERR, eine Zuflucht am sammen! 3 Denn der HERR stellt die Ho-
Tag der Not; und er kennt die, welche auf heit Jakobs wieder her, gleichwie die
ihn vertrauen. 8 Aber mit überströmen- Hoheit Israels; denn die Plünderer haben
der Flut wird er die Stätte jener [Widersa- sie geplündert und ihre Reben verderbt.
cher] verwüsten und seine Feinde in die 4 Der Schild seiner Helden ist rot gefärbt,
Finsternis jagen. die Krieger sind in Scharlach gekleidet; in
feurigem Glanz stehen die Beschläge der
Warnung an Ninive Streitwagen an dem Tag, da er sich rüstet,
9 Was ersinnt ihr [Anschläge] gegen den und die Lanzen werden geschwungen.
HERRN? Er wird sie zunichte machen! Die 5 Die Streitwagen rasen wie toll durch die
Drangsal wird sich nicht zum zweitenmal Straßen und überholen einander auf den
erheben. 10 Sie sind zwar verflochten zu Plätzen; sie sind anzusehen wie Fackeln,
einem Dornengestrüpp und trunken wie fahren daher wie Blitze.
vom Wein; doch sollen sie wie dürre Stop- 6 Er bietet seine Würdenträger auf, sie
peln völlig verzehrt werden. 11 Von dir ist straucheln auf dem Weg; sie eilen zur
ausgegangen, der Böses ersann gegen Mauer — schon ist das Schutzdach
den HERRN, ein frevlerischer Ratgeber. aufgestellt! 7 Die Tore an den Strömen
12 So spricht der HERR: Wenn sie sich auch werden aufgebrochen, und der Palast
sicher fühlen und noch so zahlreich sind, verzagt. 8 Aber es steht fest: Sie wird ent-
so sollen sie doch abgehauen werden, blößt, abgeführt, und ihre Mägde seufzen

a (1,1) bed. »Tröster«. c (1,14) gemeint ist Ninive.


b (1,12) gemeint ist Juda.
NAHUM 2.3 963
wie gurrende Tauben und schlagen sich mit Unrat bewerfen und dich beschimp-
an die Brust. fen lassen und zur Schau stellen, 7 und es
9 Ninive glich ja von jeher einem Wasser- wird geschehen, daß alle, die dich sehen,
teich — dennoch fliehen sie! »Steht still, von dir wegfliehen und sagen werden:
haltet stand!« — Aber niemand wendet Verwüstet ist Ninive! Wer will ihr Beileid
sich um. 10 Raubt Silber, raubt Gold! Denn bezeugen? Wo soll ich dir Tröster suchen?
ihr Vorrat hat kein Ende; sie ist angefüllt 8 Sollte es dir besser gehen als No-Amon,
mit allerlei kostbaren Geräten. 11 Leer und die an den Nilarmen lag, die rings vom
ausgeplündert, verwüstet [wird sie]! Ver- Wasser umgeben war, deren Bollwerk der
zagte Herzen und schlotternde Knie und Nil bildete, deren Mauer die Flut war?
Schmerz in allen Hüften und Totenblässe 9 Kuschiten waren ihre Stärke, Ägypter, ja,
auf allen Gesichtern! ohne Zahl; Put und die Lubier gehörten
12 Wo ist nun die Höhle der Löwen und zu ihren Hilfsvölkern.a 10 Dennoch ver-
die Weide der jungen Löwen, wo der Lö- fiel auch sie der Verbannung, mußte in
we mit der Löwin umherstreifte und das die Gefangenschaft ziehen; auch ihre
Löwenjunge sicher war, so daß niemand Kindlein wurden an allen Straßenecken
es erschreckte? 13 Der Löwe raubte, soviel zerschmettert; man warf über ihre Vor-
seine Jungen brauchten, und er würgte nehmen das Los, und alle ihre Großen
für seine Löwinnen und füllte seine Höh- wurden mit Ketten gefesselt. 11 So wirst
le mit Raub und seine Schlupfwinkel mit auch du trunken werden und umnachtet
zerrissener Beute. sein, auch du wirst eine Zuflucht suchen
14 Siehe, ich komme über dich, spricht vor dem Feind!
der HERR der Heerscharen, und ich lasse 12 Alle deine Festungen sind wie Feigen-
deine Streitwagen in Rauch aufgehen; bäume mit Frühfeigen; wenn man sie
und deine Löwen soll das Schwert fres- schüttelt, so fallen sie dem, der essen will,
sen; und ich will deine Beute von der Erde in den Mund. 13 Siehe, dein Volk ist zu
vertilgen, und man soll die Stimme dei- Weibern geworden in deiner Mitte; dei-
ner Gesandten nicht mehr hören! nen Feinden werden die Tore deines
Landes weit geöffnet; Feuer hat deine
Die Schuld Ninives Riegel verzehrt!
und die Vergeltung Gottes 14 Schöpfe dir Wasser für die Belagerung;
Wehe der blutbefleckten Stadt, die verstärke deine Bollwerke! Tritt den Ton
voll ist von Lüge und Gewalttat, und und stampfe den Lehm, nimm die Ziegel-
die nicht aufhört zu rauben! 2 Peitschen- form zur Hand! 15 Dort wird das Feuer
knall und lautes Rädergerassel, jagende dich verzehren, das Schwert dich ausrot-
Rosse und rasende Streitwagen! 3 Stür- ten; es wird dich verzehren wie Heu-
mende Reiter, funkelnde Schwerter und schrecken; magst du auch zahlreich sein
blitzende Spieße! Viele Erschlagene und wie die Heuschrecken, magst du auch
Haufen von Toten, zahllose Leichen, so zahlreich sein wie das Heupferd!
daß man darüber strauchelt — 4 [und 16 Deine Kaufleute sind zahlreicher ge-
das] wegen der vielen Hurereien der an- worden als Sterne am Himmel; wie Heu-
mutigen Hure, der Zaubermeisterin, die schrecken häuten sie sich und fliegen
Völker mit ihrer Hurerei verkauft hat und davon. 17 Deine Söldner sind wie die
ganze Geschlechter mit ihrer Zauberei. Heupferde, und deine Würdenträger glei-
5 Siehe, ich komme über dich, spricht der chen den Grashüpfern, die sich an kalten
HERR der Heerscharen, und will dir deine Tagen an den Mauern lagern; wenn aber
Säume übers Gesicht ziehen, so daß die die Sonne aufgeht, so fliegen sie davon,
Völker deine Blöße sehen und die König- und niemand weiß, wohin sie gekommen
reiche deine Schande! 6 Und ich will dich sind.

a (3,9) Kusch = Äthiopien und Sudan; Put und Lubier = Völker westlich von Ägypten, im heutigen Libyen.
964 NAHUM 3
18 Während deine Hirten schlummerten, nichts gemildert; tödlich ist deine Wun-
deine Würdenträger schliefen, hat sich de. Alle, die davon hören, klatschen in die
dein Volk, o König von Assyrien, über die Hände über dich; denn über wen ist dei-
Berge zerstreut, und niemand sammelt ne Bosheit nicht ohne Unterlaß dahinge-
es mehr! 19 Dein Unglück wird durch gangen?
Das Buch des Propheten Habakuk
Die Klage des Propheten vor dem HERRN Habakuk bittet den HERRN um
Der Ausspruch, den der Prophet Haba- Begrenzung des Gerichts
kuka geschaut hat: 2 Wie lange, o HERR, 12 Bist du, o HERR, nicht von Urzeiten her
rufe ich [schon], ohne daß du hörst! Ich mein Gott, mein Heiliger? Wir werden nicht
schreie zu dir [wegen des] Unrechts, und sterben! HERR, zum Gericht hast du ihn
du hilfst nicht. eingesetzt, und zur Züchtigung hast du, o
3 Warum läßt du mich Bosheit sehen und Fels, ihn bestimmt. 13 Deine Augen sind so
schaust dem Unheil zu? Bedrückung und rein, daß sie das Böse nicht ansehen kön-
Gewalttat werden vor meinen Augen be- nen; du kannst dem Unheil nicht zuschau-
gangen; es entsteht Streit, und Zank erhebt en. Warum siehst du denn den Frevlern
sich. 4 Darum wird das Gesetz kraftlos, schweigend zu, während der Gottlose den
und das Recht bricht nicht mehr durch; verschlingt, der gerechter ist als er?
denn der Gottlose bedrängt den Gerech- 14 Du läßt die Menschen so behandeln wie
ten von allen Seiten; darum kommt das die Fische im Meer, wie das Gewürm, das
Urteil verkehrt heraus! keinen Herrscher hat. 15 Er fischt sie alle
mit der Angel heraus, fängt sie mit seinem
Die Antwort des HERRN: Ankündigung des Netz und sammelt sie in sein Garn; darü-
Gerichts durch die Chaldäer ber freut er sich und frohlockt. 16 Darum
Jer 5,15-17
opfert er auch seinem Netz und bringt
5 Seht euch um unter den Heidenvölkern seinem Garn Räucherwerk dar; denn ih-
und schaut umher; verwundert und ent- nen verdankt er seine fetten Bissen und
setzt euch! Denn ich tue ein Werk in euren seine kräftige Nahrung. 17 Darf er aber
Tagen — ihr würdet es nicht glauben, darum sein Netz beständig ausleeren und
wenn man es erzählte! 6 Denn siehe, ich ohne Erbarmen Völker hinmorden?
erwecke die Chaldäer, ein bitterböses und
ungestümes Volk, das die Weiten der Erde Die Antwort des HERRN: Der Gerechte wird
durchzieht, um Wohnsitze zu erobern, die durch den Glauben leben
Hebr 10,35-39; Mi 7,7-10
ihm nicht gehören. 7 Es ist schrecklich
und furchterregend; sein Recht und sein Auf meine Warte will ich treten und
Ansehen gehen von ihm selbst aus. auf dem Turm mich aufstellen, damit
8 Schneller als Leoparden sind seine Rosse ich Ausschau halte und sehe, was Er mir
und rascher als Wölfe am Abend; seine sagen wird und was ich als Antwort wei-
Reiter kommen im Galopp daher, von tergeben soll auf meine Klage hin! — 2 Da
fernher kommen seine Reiter; sie fliegen antwortete mir der HERR und sprach:
daher wie ein Adler, der sich auf den Fraß Schreibe die Offenbarung nieder und
stürzt. 9 Sie gehen alle auf Gewalttaten grabe sie in Tafeln ein, damit man sie ge-
aus; ihre Angesichter streben [unaufhalt- läufig lesen kann! 3 Denn die Offenba-
sam] vorwärts, und sie fegen Gefangene rung wartet noch auf die bestimmte Zeit,
zusammen wie Sand. 10 Es spottet über und doch eilt sie auf das Ende zu und
die Könige, und für Fürsten hat es nur Ge- wird nicht trügen. Wenn sie sich verzö-
lächter übrig; es lacht über alle Festungen, gert, so warte auf sie, denn sie wird gewiß
schüttet Erde auf und erobert sie. 11 Dann eintreffen und nicht ausbleiben. 4 Siehe,
fährt es daher wie ein Sturmwind, geht der Vermessene — unaufrichtig ist seine
weiter und lädt Schuld auf sich; denn diese Seele in ihm;b der Gerechte aber wird
seine Kraft macht es zu seinem Gott. durch seinen Glauben leben.

a (1,1) bed. »Umarmung / Umarmer« (der sich an den b (2,4) Andere übersetzen: Siehe, vermessen, unaufrich-
HERRN klammert). tig ist seine Seele in ihm.
966 HABAKUK 2.3
Die Chaldäer werden ihrerseits gerichtet Hand des HERRN zu nehmen, und Schande
5 Und dazu kommt noch, daß der Wein wird auf deine Herrlichkeit fallen. 17 Denn
tückisch ist. Der übermütige Mann wird die Gewalttat, die am Libanon begangen
nicht bleiben; er, der seinen Rachen weit wurde, wird [dann] über dich kommen,
aufgesperrt hat wie das Totenreich und und die Verheerung, [die an den] wilden
unersättlich ist wie der Tod, daß er alle Tieren [begangen wurde] und die sie in
Völker zu sich sammeln und alle Natio- Schrecken versetzte, [und zwar] wegen des
nen an sich ziehen will. 6 Werden nicht vergossenen Menschenblutes und wegen
diese alle einen Spruch über ihn anheben der Vergewaltigung des Landes, der Stadt
und ein Spottlied in Rätseln auf ihn an- und aller ihrer Bewohner.
stimmen? Man wird sagen: Wehe dem, 18 Ein gemeißeltes Bild – was nützt es, daß
der sich bereichert mit dem, was ihm der Bildhauer es geschaffen hat; [was nützt]
nicht gehört — wie lange noch? —, und ein gegossenes Bild und ein Lügenlehrer
der sich mit Pfandgut beschwert! 7 Wer- dazu? Denn der es gemacht hat, vertraut
den nicht plötzlich die aufstehen, die auf sein eigenes Machwerk, so daß er
dich beißen werden, und die aufwachen, stumme Götzen verfertigt. 19 Wehe dem,
die dich wegjagen werden, so daß du ih- der zum Holz spricht: »Wache auf!« und
nen zur Beute wirst? zum stummen Stein: »Steh auf!« Kann er
8 Denn wie du viele Völker geplündert denn lehren? Siehe, er ist in Gold und Silber
hast, so sollen alle übriggebliebenen Völ- gefaßt, und es ist gar kein Geist in ihm!
ker dich plündern wegen des vergosse- 20 Aber der HERR ist in seinem heiligen
nen Menschenblutes und wegen der Ver- Tempel – sei still vor ihm, du ganze Erde!
gewaltigung des Landes, der Stadt und
aller ihrer Bewohner! Das Gebet des Habakuk: Ausblick auf die
9 Wehe dem, der ungerechten Gewinn Erscheinung des HERRN zum Gericht
macht für sein Haus, um dann sein Nest Ein Gebet des Propheten Habakuk,
in der Höhe anzulegen und sicher zu sein eine heftige Wehklage.
vor dem Unglück! 10 Du hast beschlos- 2 O HERR, ich habe deine Botschaft
sen, was deinem Haus zur Schande ge- vernommen;
reicht, [nämlich] die Vertilgung vieler ich bin erschrocken.
Völker, und durch deine Sünden hast du O HERR, belebe dein Werk inmitten
deine Seele verwirkt. 11 Ja, der Stein wird der Jahre!
aus der Mauer heraus schreien und der Inmitten der Jahre offenbare dich!
Balken im Holzwerk ihm antworten. Im Zorn sei eingedenk deiner
12 Wehe dem, der Städte mit Blut baut und Barmherzigkeit! —
Ortschaften auf Ungerechtigkeit gründet! 3 Gott kommt von Teman her
13 Siehe, kommt es nicht von dem HERRN und der Heilige vom Berg Paran. (Sela)
der Heerscharen, daß Völker fürs Feuer Seine Pracht bedeckt den Himmel,
arbeiten und Nationen für nichts sich und die Erde ist voll von seinem Ruhm.
abmühen? 14 Denn die Erde wird erfüllt 4 Ein Glanz entsteht, wie Licht;
werden von der Erkenntnis der Herrlich- Strahlen gehen aus seiner Hand hervor,
keit des HERRN, gleichwie die Wasser den und dort ist seine Kraft verborgen.
Meeresgrund bedecken. 5 Vor ihm her geht die Pest,
15 Wehe dir, der du deinem Nächsten zu und die Fieberseuche folgt ihm auf dem
trinken gibst und ihm deinen Gluttrank Fuß.
einschenkst und ihn auch betrunken 6 Er bleibt stehen und mißt die Erde,
machst, um seine Blöße zu sehen! 16 Du er sieht hin, und die Heidenvölker
hast dich an Schande gesättigt statt an Eh- erschrecken;
re; so trinke auch du und zeige dein Unbe- es zerbersten die uralten Berge,
schnittensein! Die Reihe wird auch an dich es sinken die Hügel aus der Vorzeit;
kommen, den Becher aus der rechten er wandelt auf ewigen Pfaden.
HABAKUK 3 967
7 In Nöten sehe ich die Hütten Kuschans, als wollten sie den Elenden im
es zittern die Zelte des Landes Midian. Verborgenen verzehren.
8 Ist der HERR über die Ströme ergrimmt? 15 Du betrittst das Meer mit deinen
Ergießt sich dein Zorn über die Ströme, Rossen,
dein Grimm über das Meer, die schäumenden Wassermassen.
daß du auf deinen Rossen reitest, 16 Als ich das hörte, erzitterte mein Leib;
auf deinen Wagen der Rettung? wegen dieser Stimme erbebten meine
9 Bloß, enthüllt ist dein Bogen; Lippen;
deine Eide sind die Pfeile, gemäß deinem Fäulnis drang in mein Gebein, und
Wort. (Sela) meine Füße zitterten.
Durch Ströme zerteilst du das Land. O daß ich Ruhe finden möchte am Tag
10 Wenn die Berge dich sehen, der Drangsal,
erzittern sie; wenn der gegen das Volk heranzieht, der
ein Platzregen flutet einher, es angreifen will!
der Ozean läßt seine Stimme hören, 17 Denn der Feigenbaum wird nicht
hoch gehen seine Wellen. ausschlagen
11 Sonne und Mond treten in ihre und der Weinstock keinen Ertrag geben;
Wohnung die Frucht des Ölbaums wird trügen,
beim Leuchten deiner fliegenden Pfeile, und die Felder werden keine Nahrung
beim Glanz deines blitzenden Speers. liefern;
12 Im Grimm schreitest du über die Erde, die Schafe werden aus den Hürden
im Zorn zerdrischst du die Heidenvölker. getilgt,
13 Du ziehst aus zur Rettung deines und kein Rind wird mehr in den Ställen
Volkes, sein.
zum Heil mit deinem Gesalbten; 18 Ich aber will mich freuen in dem
du zerschmetterst das Haupt vom Haus HERRN
des Gesetzlosen, und frohlocken über den Gott meines
du entblößt die Grundmauer von unten Heilsa!
bis oben. (Sela) 19 GOTT, der Herr, ist meine Kraft;
14 Du durchbohrst mit ihren eigenen er macht meine Füße denen der Hirsche
Speeren das Haupt seiner Horden; gleich
sie stürmten einher, um mich in die und stellt mich auf meine Höhen!
Flucht zu schlagen, Dem Vorsänger, auf meinen Saiten-
und erhoben ihr Freudengeschrei, instrumenten.

a (3,18) d.h. den Gott, der mir Heil und Rettung verschafft.
Das Buch des Propheten Zephanja

Ankündigung des nahenden Gerichtes und ein großes Krachen von den Hügeln
über Juda her. 11 Heult, die ihr im Maktesch wohnt!
Das Wort des HERRN, das an Zephanjaa Denn das ganze Krämervolk ist vernich-
erging, den Sohn Kuschis, des Sohnes tet, alle Geldabwäger sind ausgerottet.
Gedaljas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes 12 Und es wird geschehen, daß ich zu je-
Hiskias, in den Tagen Josias, des Sohnes ner Zeit Jerusalem mit Leuchten durch-
Amons, des Königs von Juda: 2 Ich will al- suchen werde;d und ich will die Leute
les vom Erdboden gänzlich wegraffen! heimsuchen, die auf ihren Hefen liegene,
spricht der HERR. 3 Ich will wegraffen Men- indem sie in ihrem Herzen sagen: »Der
schen und Vieh, ich will wegraffen die Vö- HERR wird weder Gutes noch Böses tun!«
gel des Himmels und die Fische im Meer 13 Ihr Vermögen soll der Plünderung an-
und die Ärgernisse mitsamt den Gottlo- heimfallen und ihre Häuser der Verwü-
sen; und ich will die Menschen vom Erd- stung; sie werden Häuser bauen und
boden vertilgen! spricht der HERR. nicht darin wohnen, Weinberge pflanzen
4 Und ich will meine Hand ausstrecken und keinen Wein davon trinken.
gegen Juda und gegen alle Bewohner von
Jerusalem und will von diesem Ort den Der große Tag des HERRN
Überrest des Baal[-Kultes] ausrotten, den Hes 7; Joel 2,1-11
Namen der Götzendiener samt den 14 Nahe ist der große Tag des HERRN; er ist
Priestern; 5 auch die, welche auf den Dä- nahe, und sehr rasch kommt er herbei!
chern das Heer des Himmels anbeten, Horch, der Tag des HERRN! Bitter schreit
samt denen, die den HERRN anbeten und dort auf der Held.
bei ihm schwören, zugleich aber auch bei 15 Ein Tag des Zorns ist dieser Tag, ein Tag
ihrem Königb schwören; 6 und die, wel- der Angst und der Bedrängnis, ein Tag
che abweichen von der Nachfolge des des Ruins und der Zerstörung, ein Tag der
HERRN und weder den HERRN suchen noch Finsternis und des Dunkels, ein Tag des
nach ihm fragen. Gewölks und des Wolkendunkels, 16 ein
7 Seid still vor dem Angesicht GOTTES, des Tag des Schopharklangs und des Alarm-
Herrn! Denn nahe ist der Tag des HERRN; blasens gegen die festen Städte und ge-
denn der HERR hat ein Schlachtopfer zu- gen die hohen Zinnen.
bereitet, er hat seine Geladenen geheiligt. 17 Da will ich die Menschen ängstigen,
8 Und es wird geschehen am Tag des daß sie herumtappen wie die Blinden;
Schlachtopfers des HERRN, daß ich die denn am HERRN haben sie sich versün-
Fürsten und die Königssöhne strafen wer- digt; darum soll ihr Blut hingeschüttet
de und alle, die sich in fremde Gewänder werden wie Staub und ihr Fleisch wie
hüllen; 9 auch werde ich an jenem Tag Mist! 18 Weder ihr Silber noch ihr Gold
alle diejenigen strafen, welche über die wird sie retten können am Tag des Zornes
Schwelle springen,c die das Haus ihres des HERRN, und durch das Feuer seines
Herrn mit Frevel und Betrug erfüllen. Eifers soll das ganze Land verzehrt wer-
10 An jenem Tag, spricht der HERR, wird den; denn eine Vernichtung, einen plötz-
ein Geschrei vom Fischtor her erschallen lichen Untergang wird er allen Bewoh-
und ein Geheul vom zweiten Stadtteil her nern des Landes bereiten.

a (1,1) bed. »Der HERR verbirgt« bzw. »Der, den der HERR d (1,12) d.h. so wie man vor dem Passah das Wohnhaus
verborgen hat«. nach Überresten von Sauerteig durchsucht.
b (1,5) Wenn man im Hebr. andere Vokale einsetzt, e (1,12) Hier wird darauf angespielt, daß der Wein, wenn
ergeben sich die Götzennamen »Milkom« bzw. »Mo- er zu lange auf seinen Hefen bleibt, Ablagerungen
loch« (vgl. Am 5,26). entwickelt, dickflüssig und ungenießbar wird (vgl. Jer
c (1,9) ein abergläubischer heidnischer Brauch. 48,11).
ZEPHANJA 2.3 969
Letzter Bußruf an Juda werden ihn anbeten alle Inseln der Hei-
Tut euch zusammen, sammelt euch, den, jeder von seinem Ort aus; 12 auch
du Volk ohne Scham, 2 ehe der Rat- ihr Kuschiter sollt von meinem Schwert
schluß sich erfüllt — wie Spreu [verweht], erschlagen werden!
geht der Tag vorüber! —, ehe der grimmi- 13 Er wird auch seine Hand nach Norden
ge Zorn des HERRN über euch kommt, ehe ausstrecken und wird Assyrien vernichten
der Tag des Zornes des HERRN über euch und Ninive zur Wüste machen, dürr wie
kommt! 3 Sucht den HERRN, alle ihr De- eine Steppe, 14 so daß sich mitten darin
mütigen im Land, die ihr sein Recht übt! Herden lagern werden, Tiere aller Art in
Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut; viel- Scharen: der Pelikan und die Trappe wer-
leicht werdet ihr Bergung finden am Tag den auf ihren Säulenknäufen übernach-
des Zorns des HERRN! ten; [Vogel-]geschrei wird in den Fenstern
ertönen; auf der Schwelle wird ein Schutt-
Das Gericht haufen liegen, denn er hat das Zedern-
über die Nachbarvölker Israels werk bloßgelegt. 15 Das ist die ausgelasse-
4 Denn Gaza wird verlassen und Askalon ne Stadt, die so sicher wohnte, die in
verödet werden, Asdod soll am hellen ihrem Herzen sprach: »Ich bin’s und sonst
Mittag fortgetrieben und Ekron ausge- niemand!« Wie ist sie zur Wildnis gewor-
rottet werden. 5 Wehe den Bewohnern den, zu einem Lagerplatz der wilden Tie-
des Landstrichs am Meer, dem Kreter- re! Wer vorübergeht, zischt sie aus und
volk! Das Wort des HERRN ergeht gegen schwenkt [verächtlich] seine Hand.
dich, Kanaan, du Philisterland: Ich will
dich so zugrunderichten, daß niemand Das Gericht über Jerusalem
mehr da wohnen soll! 6 Und der Land- Wehe der widerspenstigen und be-
strich am Meer soll zu Weideland mit fleckten, der grausamen Stadt! 2 Sie
Hirtenwohnungen und Schafhürden wer- hat nicht auf die Warnung gehört, die
den; 7 und dieser Landstrich soll dem Züchtigung nicht angenommen; sie hat
Überrest vom Haus Juda [als Erbteil] zu- nicht auf den HERRN vertraut, sich nicht
fallen, daß sie darauf weiden und sich zu ihrem Gott genaht!
am Abend in den Häusern von Askalon 3 Ihre Fürsten in ihrer Mitte sind brüllen-
lagern sollen; denn der HERR, ihr Gott, de Löwen, ihre Richter Wölfe am Abend,
wird sich ihrer annehmen und ihr Ge- die nichts übriglassen für den Morgen.
schick wenden. 4 Ihre Propheten sind leichtfertige, betrü-
8 Ich habe die Beschimpfung Moabs ge- gerische Menschen; ihre Priester entwei-
hört und die Lästerungen der Ammoni- hen das Heiligtum, tun dem Gesetz Ge-
ter, womit sie mein Volk geschmäht und walt an. 5 Der HERR ist gerecht in ihrer
sich gegen ihr Gebiet gerühmt haben. Mitte, er tut kein Unrecht: Jeden Morgen
9 Darum, so wahr ich lebe, spricht der stellt er sein Recht ins Licht, er läßt es an
HERR der Heerscharen, der Gott Israels: nichts fehlen; aber der Verkehrte weiß
Moab soll gewißlich wie Sodom werden nichts von Scham!
und die Ammoniter wie Gomorra, näm- 6 Ich habe Heidenvölker ausgerottet, ihre
lich ein Besitz der Nesseln und eine Salz- Zinnen sind verwüstet; ihre Straßen habe
grube und eine ewige Wüste. Der Über- ich öde gemacht, daß niemand mehr
rest meines Volkes soll sie berauben und darauf vorübergeht; ihre Städte wurden
der Rest meiner Nation sie beerben. gänzlich entvölkert, bis auf den letzten
10 Dies soll ihnen für ihren Hochmut zu- Mann, so daß niemand mehr darin
teil werden, daß sie gelästert haben und wohnt. 7 Ich sprach: »Mich sollst du
großgetan gegen das Volk des HERRN der fürchten; nimm doch Züchtigung an!« —
Heerscharen. 11 Furchtbar wird der HERR dann würde ihre Wohnung nicht vertilgt,
über ihnen sein; denn er wird allen Göt- so wie ich es über sie beschlossen habe;
tern auf Erden ein Ende machen, und es aber sie haben trotzdem beharrlich alles
970 ZEPHANJA 3
Böse getan. 8 Darum wartet auf mich, und ruhen, ohne daß sie jemand auf-
spricht der HERR, bis zu dem Tag, da ich schreckt.
mich aufmache, um Beute zu machen! 14 Jauchze, du Tochter Zion; juble, Israel!
Denn mein Ratschluß ist es, Heidenvölker Freue dich und sei fröhlich von ganzem
zu versammeln, Königreiche zusammen- Herzen, du Tochter Jerusalem! 15 Denn
zubringen, um über sie meinen Grimm der HERR hat die Gerichte von dir abge-
auszugießen, die ganze Glut meines Zor- wendet, er hat deinen Feind weggeräumt.
nes; denn durch das Feuer meines Eifers Der HERR, der König Israels, ist in deiner
soll die ganze Erde verzehrt werden. Mitte; du brauchst kein Unheil mehr zu
fürchten!
Die Wiederannahme Israels am Ende 16 In jenen Tagen wird man zu Jerusalem
5Mo 4,29-31; Jes 12
sagen: Fürchte dich nicht! Zion, laß deine
9 Dann aber will ich den Völkern andere, Hände nicht sinken! 17 Der HERR, dein
reine Lippen geben, daß sie alle den Na- Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der
men des HERRN anrufen und ihm einträch- rettet; er wird sich über dich freuen mit
tig dienen. 10 Von jenseits der Ströme Wonne, er wird still sein in seiner Liebe,
Kuschs wird man meine Anbeter, die Toch- er wird über dich jubelnd frohlocken.
ter meiner Zerstreuten, mir als Opfergabe 18 Die Bekümmerten, welche die Festver-
bringen. 11 An jenem Tag brauchst du dich sammlungen entbehren mußten, will ich
nicht mehr zu schämen wegen aller deiner sammeln; sie waren von dir, auf ihnen
Taten, mit denen du dich gegen mich ver- lastete Schmach. 19 Siehe, ich will zu je-
gangen hast; denn dann will ich die stolzen ner Zeit vorgehen gegen alle, die dich be-
Prahler aus deiner Mitte hinwegtun, und drücken, und will dem Hinkenden helfen
du wirst dich künftig nicht mehr überhe- und das Versprengte sammeln; und ich
ben auf meinem heiligen Berg. will sie zu Ruhm und Ehren bringen in al-
12 Und ich will in deiner Mitte ein demü- len Ländern, wo sie [jetzt] verachtet sind.
tiges und geringes Volk übriglassen; das 20 Zu jener Zeit will ich euch herbeibrin-
wird auf den Namen des HERRN vertrauen. gen, zu der Zeit, da ich euch sammeln
13 Der Überrest von Israel wird kein Un- werde; denn ich will euch zu Ruhm und
recht tun und keine Lüge reden; man Ehren bringen unter allen Völkern der Er-
wird auch in ihrem Mund keine trügeri- de, wenn ich euer Geschick vor euren Au-
sche Zunge finden; ja, sie werden weiden gen wenden werde! spricht der HERR.
Das Buch des Propheten Haggai
Aufruf zum Wiederaufbau des Tempels der Hohepriester, und der ganze Überrest
Esr 4; 5,1-2 des Volkes auf die Stimme des HERRN, ih-
Im zweiten Jahr des Königs Darius, am res Gottes, und auf die Worte des Prophe-
ersten Tag des sechsten Monats, erging ten Haggai, weil der HERR, ihr Gott, ihn
das Wort des HERRN durch den Propheten gesandt hatte; und das Volk fürchtete sich
Haggaia an Serubbabel, den Sohn Scheal- vor dem HERRNb. 13 Da sprach Haggai, der
tiels, den Statthalter von Juda, und an Je- Bote des HERRN, im Auftrag des HERRN zum
schua, den Sohn Jozadaks, den Hohen- Volk: Ich bin mit euch! spricht der HERR.
priester, folgendermaßen: 2 So spricht 14 Und der HERR erweckte den Geist Serub-
der HERR der Heerscharen: Dieses Volk sagt: babels, des Sohnes Schealtiels, des Statthal-
»Es ist noch nicht die Zeit, zu kommen, die ters von Juda, und den Geist Jeschuas, des
Zeit, um das Haus des HERRN zu bauen!« Sohnes Jozadaks, des Hohenpriesters, und
3 Da erging das Wort des HERRN durch den den Geist des ganzen Überrestes des Volkes,
Propheten Haggai folgendermaßen: so daß sie kamen und die Arbeit am Haus
4 Ist es aber für euch an der Zeit, in euren des HERRN der Heerscharen, ihres Gottes, in
getäfelten Häusern zu wohnen, während Angriff nahmen, 15 [und zwar] am vierund-
dieses Haus in Trümmern liegt? 5 Und nun, zwanzigsten Tag des sechsten Monats, im
so spricht der HERR der Heerscharen: Achtet zweiten Jahr des Königs Darius.
doch auf eure Wege! 6 Ihr sät viel und bringt
wenig ein; ihr eßt und werdet doch nicht Die Herrlichkeit des künftigen Tempels
satt; ihr trinkt und habt doch nicht genug; Sach 4,6-10
ihr kleidet euch und werdet doch nicht Am einundzwanzigsten Tag des sieb-
warm; und wer einen Lohn verdient, der ten Monats erging das Wort des HERRN
legt ihn in einen durchlöcherten Beutel! durch den Propheten Haggai folgender-
7 So spricht der HERR der Heerscharen: Ach- maßen: 2 Rede doch zu Serubbabel, dem
tet doch auf eure Wege! 8 Geht auf das Sohn Schealtiels, dem Statthalter von Ju-
Bergland und holt Holz und baut das Haus! da, und zu Jeschua, dem Sohn Jozadaks,
Dann werde ich Wohlgefallen daran haben dem Hohenpriester, und zu dem Über-
und verherrlicht werden, spricht der HERR. rest des Volkes und sprich:
9 Ihr habt viel erwartet, doch siehe, es wur- 3 Wer ist unter euch übriggeblieben, der
de wenig daraus; und brachtet ihr es heim, dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit
so blies ich es weg! Warum das? So spricht gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es
der HERR der Heerscharen: Um meines Hau- nicht so viel wie nichts in euren Augen?
ses willen, das in Trümmern liegt, während 4 Aber nun sei stark, Serubbabel, spricht
jeder von euch eilt, um für sein eigenes der HERR; auch du Jeschua, sei stark, du
Haus zu sorgen! 10 Darum hat der Himmel Sohn Jozadaks, du Hoherpriester, und alles
über euch seinen Tau zurückgehalten, und Volk des Landes, seid stark, spricht der
die Erde hat ihren Ertrag zurückgehalten. HERR, und arbeitet! Denn ich bin mit euch,
11 Und ich habe die Dürre gerufen über das spricht der HERR der Heerscharen. 5 Das
Land und über die Berge, über Korn, Most Wort, aufgrund dessen ich mit euch einen
und Öl und über alles, was der Erdboden Bund gemacht habe, als ihr aus Ägypten
hervorbringt, auch über Menschen und zogt, und mein Geist sollen in eurer Mitte
Vieh und über alle Arbeit der Hände. bleiben; fürchtet euch nicht!
12 Da hörten Serubbabel, der Sohn Sche- 6 Denn so spricht der HERR der Heerscha-
altiels, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, ren: Noch einmal, eine kurze Weile, werde

a (1,1) bed. »der Festliche / Mann des Festes« von hebr. b (1,12) od. das Volk bekam Ehrfurcht vor dem Angesicht
chag = das Fest [des HERRN]. des HERRN.
972 HAGGAI 2
ich den Himmel und die Erde erschüttern, euch ergangen ist vor diesem Tag und frü-
das Meer und das trockene Land; 7 und ich her, ehe man Stein auf Stein legte am
werde auch alle Heidenvölker erschüttern, Tempel des HERRN! 16 Bevor dies geschah,
und das Ersehnte aller Heidenvölker wird wenn man da zu einem Kornhaufen von
kommen, und ich werde dieses Haus mit 20 Scheffeln kam, so waren es nur 10;
Herrlichkeit erfüllen, spricht der HERR der wenn man zur Kelterkufe kam, um 50 Ei-
Heerscharen. 8 Mein ist das Silber, und mer zu schöpfen, so waren es bloß 20!
mein ist das Gold, spricht der HERR der 17 Ich schlug euch mit Getreidebrand und
Heerscharen. 9 Die letzte Herrlichkeit die- mit Vergilben und Hagel, alles Werk eurer
ses Hauses wird größer sein als die erste, Hände; dennoch seid ihr nicht umgekehrt
spricht der HERR der Heerscharen; und an zu mir! spricht der HERR. 18 So achtet nun
diesem Ort will ich Frieden geben! spricht darauf, von diesem Tag an und weiterhin,
der HERR der Heerscharen. vom vierundzwanzigsten Tag des neunten
Monats an, von dem Tag an, da der Grund-
Die Unreinheit des bisherigen stein zum Tempel des HERRN gelegt wor-
Opferdienstes und des Volkes den ist, achtet darauf! 19 Liegt das Saatgut
10 Am vierundzwanzigsten Tag des neunten immer noch im Speicher? Hat auch der
Monats, im zweiten Jahr des Darius, erging Weinstock, der Feigenbaum, der Granat-
das Wort des HERRN an den Propheten Hag- äpfel- und der Ölbaum noch nichts ge-
gai folgendermaßen: 11 So spricht der HERR tragen? Von diesem Tag an will ich seg-
der Heerscharen: Frage doch die Priester nen!
über das Gesetz und sprich: 12 Wenn jemand
heiliges Fleisch im Zipfel seines Gewandes Die Verheißung an Serubbabel
trägt und mit seinem Zipfel Brot oder ein 20 Und das Wort des HERRN erging zum
Gericht oder Wein oder Öl oder irgend eine zweitenmal an Haggai am vierundzwan-
Speise berührt, wird dieses dadurch heilig? zigsten Tag des Monats, folgendermaßen:
Und die Priester antworteten und sprachen: 21 Rede zu Serubbabel, dem Statthalter
Nein! 13 Da sprach Haggai: Wenn aber je- von Juda, und sprich: Ich werde den Him-
mand, der sich an einer Leiche verunreinigt mel und die Erde erschüttern; 22 und ich
hat, eines von diesen Dingen anrührt, wird werde Königsthrone umstoßen und die
es dadurch unrein? Und die Priester antwor- Macht der heidnischen Königreiche zer-
teten und sprachen: Es wird unrein! 14 Da trümmern, und ich will die Streitwagen
antwortete Haggai und sprach: Ebenso ist umstoßen samt ihren Besatzungen, daß
auch dieses Volk und diese Nation vor mir, Roß und Reiter zu Boden sinken und jeder
spricht der HERR; so ist jedes Werk ihrer Hän- [umkommt] durch das Schwert des ande-
de und was sie dort opfern: unrein ist es! ren. 23 An jenem Tag, spricht der HERR der
Heerscharen, werde ich dich, Serubbabel,
Ermunterung zur Aufbauarbeit: du Sohn Schealtiels, meinen Knecht, neh-
Gott will segnen men und dich wie einen Siegelring ma-
Sach 8,9-17
chena; denn dich habe ich erwählt! spricht
15 Und nun, achtet doch darauf, wie es der HERR der Heerscharen.

a (2,23) Der Siegelring war ein Symbol der königlichen Autorität. Serubbabel war einer der Vorfahren von Jesus
Christus, dem Messias (vgl. Mt 1,12; Lk 3,27).
Das Buch des Propheten Sacharja
BOTSCHAFTEN WÄHREND DES TEMPELBAUS Myrtenc, die im Talgrund stehen, und hin-
Kapitel 1 - 8 ter ihm her rötliche, fuchsrote und weiße
Aufruf zur Umkehr Pferde.
2Chr 30,6-9 9 Da fragte ich: Mein Herr, was bedeuten
Im achten Monat des zweiten Jahres diese? Da sprach der Engel, der mit mir
des Dariusa erging das Wort des HERRN redete, zu mir: Ich will dir zeigen, wer
an Sacharjab, den Sohn Berechjas, des diese sind! 10 Und der Mann, der zwi-
Sohnes Iddos, den Propheten, folgender- schen den Myrten hielt, antwortete und
maßen: 2 Der HERR ist über eure Väter sprach: Das sind die, welche der HERR ge-
sehr zornig gewesen! 3 Darum sollst du sandt hat, die Erde zu durchstreifen!
zu ihnen sagen: So spricht der HERR der 11 Und sie antworteten dem Engel des
Heerscharen: Kehrt um zu mir, spricht HERRN, der zwischen den Myrten hielt,
der HERR der Heerscharen, so will ich und sprachen: Wir haben die Erde durch-
mich zu euch kehren! spricht der HERR streift, und siehe, die ganze Erde ist still
der Heerscharen. 4 Seid nicht wie eure und ruhig!
Väter, denen die früheren Propheten ver-
kündigt und gesagt haben: So spricht der Verheißungen für Jerusalem
HERR der Heerscharen: Kehrt doch um 12 Da begann der Engel des HERRN und
von euren bösen Wegen und von euren sprach: HERR der Heerscharen, wie lange
schlimmen Taten! Sie hörten aber nicht willst du dich nicht erbarmen über Jeru-
und achteten nicht auf mich, spricht der salem und über die Städte Judas, über
HERR. welche du diese 70 Jahre zornig warst?
5 Wo sind nun eure Väter? Und die Pro- 13 Da antwortete der HERR dem Engel,
pheten, leben sie ewig? 6 Aber meine der zu mir redete, mit gütigen Worten,
Worte und meine Beschlüsse, die ich mit tröstlichen Worten. 14 Und der En-
meinen Knechten, den Propheten, zu gel, der mit mir redete, sprach zu mir:
verkündigen befohlen habe, haben sie Verkündige und sprich: So spricht der
nicht eure Väter getroffen, so daß sie um- HERR der Heerscharen: Ich eifere für Je-
kehrten und sprachen: »Wie der HERR der rusalem und für Zion mit großem Eifer;
Heerscharen sich vorgenommen hatte, 15 und ich bin heftig erzürnt über die
uns zu vergelten nach unseren Wegen selbstsicheren Heidenvölker; denn als
und nach unseren Taten, so hat er uns ich nur ein wenig zornig war, halfen sie
auch vergolten«? zum Unglück! 16 Darum, so spricht der
HERR: Ich habe mich Jerusalem wieder
Das erste Nachtgesicht: voll Erbarmen zugewandt; mein Haus
Der Mann zwischen den Myrten soll darin gebaut werden, spricht der
7 Am vierundzwanzigsten Tag des elften HERR der Heerscharen, und man wird
Monats — das ist der Monat Sebat —, im die Meßschnur ausspannen über Jeru-
zweiten Jahr des Darius, erging das Wort salem. 17 Verkündige ferner und sprich:
des HERRN an Sacharja, den Sohn Berech- So spricht der HERR der Heerscharen:
jas, des Sohnes Iddos, den Propheten, Meine Städte sollen wiederum von Gu-
folgendermaßen: 8 Ich schaute bei Nacht, tem überfließen, und der HERR wird Zion
und siehe, ein Mann ritt auf einem rötli- wieder trösten und Jerusalem wieder
chen Pferd, und er hielt zwischen den erwählen!

a (1,1) Der persische König Darius I. Hystaspes regierte c (1,8) Der immergrüne Myrtenbusch galt als Symbol
522 bis 485 v. Chr. des Friedens und göttlichen Segens und wurde u.a.
b (1,1) bed. »Der HERR gedenkt«. beim Laubhüttenfest verwendet (vgl. Neh 8,15).
974 SACHARJA 2.3
Das zweite Nachtgesicht: haben; denn wer euch antastet, der tastet
Die vier Hörner und die vier Schmiede seinen Augapfel an! 13 Denn siehe, ich
Und ich hob meine Augen auf und schwinge meine Hand gegen sie, daß sie
schaute, und siehe, vier Hörnera. denen zur Beute werden sollen, die ihnen
2 Und ich fragte den Engel, der mit mir gedient haben; so werdet ihr erfahren,
redete: Was bedeuten diese? Er sprach zu daß der HERR der Heerscharen mich ge-
mir: Das sind die Hörner, welche Juda, sandt hat.
Israel und Jerusalem zerstreut haben. 14 Juble und freue dich, du Tochter Zion!
3 Da ließ mich der HERR vier Schmiede Denn siehe, ich komme und werde in dei-
sehen. 4 Und ich fragte: Was wollen diese ner Mitte wohnen, spricht der HERR. 15 An
tun? Er sprach: Jene sind die Hörner, wel- jenem Tag werden sich viele Heidenvölker
che Juda so versprengt haben, daß nie- dem HERRN anschließen, und sie sollen
mand mehr sein Haupt erheben durfte; mein Volk sein; und ich werde in deiner
diese aber sind gekommen, um sie abzu- Mitte Wohnung machen, und du wirst er-
schrecken und die Hörner der Heiden- kennen, daß mich der HERR der Heerscha-
völker niederzuwerfen, die das Horn ge- ren zu dir gesandt hat. 16 Und der HERR
gen das Land Juda erhoben haben, um es wird Juda als sein Erbteil in Besitz nehmen
zu zerstreuen! im heiligen Land, und er wird Jerusalem
wieder erwählen.
Das dritte Nachtgesicht: 17 Alles Fleisch sei still vor dem HERRN,
Der Mann mit der Meßschnur - denn er hat sich aufgemacht aus seiner
Jerusalem im messianischen Reich heiligen Wohnung!
5 Und ich hob meine Augen auf und
schaute, und siehe, da war ein Mann, der Das vierte Nachtgesicht:
hatte eine Meßschnur in der Hand. 6 Den Jeschua, der Hohepriester
fragte ich: Wo gehst du hin? Er sprach zu Jes 44,22; 61,10
mir: Jerusalem zu messen und zu sehen, Und er ließ mich den Hohenpriester
welches seine Breite und welches seine Jeschua sehen, wie er vor dem Engel
Länge ist! des HERRN stand; der Satan aber stand zu
7 Und siehe, der Engel, der mit mir redete, seiner Rechten, um ihn anzuklagen. 2 Da
ging hinaus, und ein anderer Engel ging sprach der HERR zum Satan: Der HERR
ihm entgegen. 8 Und er sprach zu ihm: schelte dich, du Satan; ja, der HERR schelte
Laufe und sage jenem jungen Mann und dich, er, der Jerusalem erwählt hat! Ist
sprich: Als offene Stadt soll Jerusalem be- dieser nicht ein Brandscheit, das aus dem
wohnt werden wegen der großen Menge Feuer herausgerissen ist?
von Menschen und Vieh in seiner 3 Jeschua aber hatte unreine Kleider an
Mitte; 9 und ich selbst, spricht der HERR, und stand doch vor dem Engel. 4 Und erb
will eine feurige Mauer um es her sein begann und sprach zu denen, die vor ihm
und Herrlichkeit in seiner Mitte. standen: »Nehmt die unreinen Kleider
10 Auf, auf, flieht aus dem Land des Nor- von ihm weg!« Und zu ihm sprach er:
dens! spricht der HERR; denn nach allen vier »Siehe, ich habe deine Sünde von dir ge-
Himmelsrichtungen habe ich euch zer- nommen und lasse dir Festkleider anzie-
streut, spricht der HERR. 11 Auf, Zion, entflie- hen! 5 Und ich habe geboten: Man setze
he, die du bei der Tochter Babels wohnst! einen reinen Kopfbund auf sein Haupt!«
12 Denn so spricht der HERR der Heer- Da setzten sie den reinen Kopfbund auf
scharen: Nachdem die Herrlichkeit [er- sein Haupt und bekleideten ihn mit Ge-
schienen ist], hat er mich zu den Heiden- wändern, während der Engel des HERRN
völkern gesandt, die euch geplündert dabeistand.

a (2,1) Das Horn ist in der Bibel meist ein Bild der b (3,4) d.h. der Engel.
Macht, oft von politischen Mächten oder Königen.
SACHARJA 3.4.5 975
6 Und der Engel des HERRN versicherte Geist! spricht der HERR der Heerscharen.
dem Jeschua [eindringlich] und sprach: 7 Wer bist du, großer Berg? Vor Serubba-
7 So spricht der HERR der Heerscharen: bel sollst du zur Ebene werden! Und er
Wenn du in meinen Wegen wandeln und wird den Schlußstein hervorbringen un-
meinen Dienst eifrig versehen wirst, so ter lautem Zuruf: Gnade, Gnade mit ihm!
sollst du auch mein Haus regieren und 8 Und das Wort des HERRN erging an
meine Vorhöfe hüten, und ich will dir mich: 9 Die Hände Serubbabels haben
Zutritt geben unter diesen, die hier ste- dieses Haus gegründet, seine Hände sol-
hen! len es auch vollenden; und du wirst er-
8 Höre doch, Jeschua, du Hoherpriester! kennen, daß mich der HERR der Heerscha-
Du und deine Gefährten, die vor dir ren zu euch gesandt hat. 10 Denn wer ist’s,
sitzen, ja, ihr seid Männer, die als Zei- der den Tag geringer Anfänge verachtet?
chen dienen! Denn siehe, ich lasse mei- Und jene Sieben werden mit Freuden das
nen Knecht, Sproßa [genannt], kommen. Senkblei in der Hand Serubbabels sehen,
9 Denn siehe, der Stein, den ich vor Je- die Augen des HERRN; sie sind’s, welche die
schua gelegt habe — auf den einen Stein ganze Erde durchstreifen!
sind sieben Augen gerichtet; siehe, ich 11 Und ich ergriff das Wort und sprach zu
grabe seine Inschrift ein, spricht der HERR ihm: Was sind das für zwei Ölbäume zur
der Heerscharen, und ich werde die Sün- Rechten und zur Linken des Leuchters?
de dieses Landes an einem einzigen Tag 12 Und ich ergriff wiederum das Wort und
entfernen! 10 An jenem Tag, spricht der sprach zu ihm: Was bedeuten die beiden
HERR der Heerscharen, werdet ihr einan- Ölbaumzweige zur Seite der beiden gol-
der einladen unter den Weinstock und denen Röhren, aus denen das goldene Öl
unter den Feigenbaum. fließt? 13 Er sprach zu mir: Weißt du
nicht, was diese bedeuten? Ich antworte-
Das fünfte Nachtgesicht: Der goldene te: Nein, mein Herr! 14 Da sprach er: Das
Leuchter und die zwei Ölbäume sind die beiden Söhne des Öls, die vor
Da kam der Engel wieder, der mit mir dem Herrscher der ganzen Erde stehen.
zu reden pflegte, und weckte mich
auf wie einen, der aus seinem Schlaf ge- Das sechste Nachtgesicht:
weckt wird. 2 Und er fragte mich: Was Die fliegende Buchrolle
siehst du? Ich sprach: Ich sehe, und sie- Und ich erhob wiederum meine Au-
he, ein Leuchter, ganz aus Gold, und sein gen und schaute, und siehe, eine Buch-
Ölgefäß oben darauf und seine sieben rolle kam geflogen. 2 Und er fragte mich:
Lampen daran, und sieben Gießrohre zu Was siehst du? Ich sprach: Ich sehe eine
den sieben Lampen, die oben auf ihm fliegende Buchrolle, 20 Ellen lang und 10
sind, 3 und zwei Ölbäume dabei, einer Ellen breit. 3 Und er sprach zu mir: Das
zur Rechten des Ölgefäßes, der andere ist der Fluch, der über die Fläche der gan-
zur Linken. 4 Und ich ergriff das Wort zen Erde ausgeht; denn jeder Dieb wird
und sprach zu dem Engel, der mit mir weggefegt werden gemäß dem, was auf
redete: Mein Herr, was bedeuten diese? dieser Seite [der Rolle] steht, und jeder,
5 Da antwortete der Engel, der mit mir der falsch schwört, wird weggefegt wer-
redete, und sprach zu mir: Weißt du den gemäß dem, was auf jener Seite [der
nicht, was diese bedeuten? Ich sprach: Rolle] steht. 4 Ich habe ihnb ausgehen
Nein, mein Herr! 6 Da antwortete er und lassen, spricht der HERR der Heerscharen,
sprach zu mir: Das ist das Wort des HERRN damit er eindringe in das Haus des Die-
an Serubbabel: Nicht durch Macht und bes und in das Haus dessen, der fälsch-
nicht durch Kraft, sondern durch meinen lich bei meinem Namen schwört, und

a (3,8) hebr. zemach; ein Name des Messias (vgl. Sach b (5,4) d.h. den Fluch.
6,12; Jes 4,2; Jer 23,5; 33,15).
976 SACHARJA 5.6
damit er in seinem Haus bleibe und es zu mir: Das sind die vier Winde des Him-
samt seinem Holzwerk und seinen Stei- mels, die ausziehen, nachdem sie vor
nen verzehre! dem Herrscher der ganzen Erde gestan-
den haben.c 6 Der [Streitwagen] mit den
Das siebte Nachtgesicht: schwarzen Pferden zieht aus ins Land des
Das Epha der Gesetzlosigkeit Nordens, und die weißen sind ausgezo-
5 Und der Engel, der mit mir redete, trat gen, ihm nach; die scheckigen aber sind
hervor und sprach zu mir: Erhebe doch ausgezogen in das Land des Südens,
deine Augen und sieh, was da heraus- 7 auch die starken sind ausgezogen. Und
kommt! 6 Ich aber fragte: Was ist das? Und sie trachteten danach, umherzuziehen
er antwortete: Das ist ein Ephaa, das da auf der Erde. Und er sprach: Geht und
hervorkommt. Und er fügte hinzu: Dar- durchzieht die Erde! Und sie durchzogen
auf ist ihr Auge gerichtet überall auf der die Erde. 8 Und er rief mich und redete zu
Erde. 7 Und siehe, da erhob sich eine mir und sagte: Siehe, die nach dem Land
Scheibe von Blei, und eine Frau saß drin- des Nordens ziehen, die bewirken, daß
nen im Epha. 8 Da sprach er: Das ist die mein Geist sich [im Zorn] niederläßt im
Gesetzlosigkeit! Und er stieß sie wieder in Land des Nordens.
das Epha hinein und warf das Bleigewicht
auf dessen Öffnung. Die Krönung Jeschuas und der kommende
9 Und ich erhob meine Augen und schau-
Messias mit dem Namen „Sproß“
Ps 110,1-4; Hebr 7; 8,1
te; und siehe, da kamen zwei Frauen her-
vor, und der Wind blies in ihre Flügel — 9 Und das Wort des HERRN erging an mich
denn sie hatten Flügel wie Störche —, folgendermaßen: 10 Nimm [Gaben] von
und sie hoben das Epha empor zwischen denen, die in der Gefangenschaft gewesen
Himmel und Erde. 10 Da fragte ich den sind, von Heldai, von Tobia und Jedaja,
Engel, der mit mir redete: Wohin bringen und zwar sollst du am selben Tag kommen
sie das Epha? 11 Er antwortete mir: Es soll und dich in das Haus Josias, des Sohnes
ihm ein Haus gebaut werden im Land Si- Zephanjas, begeben, wohin sie aus Babel
nearb, und wenn [dieses Haus] aufgerich- gekommen sind; 11 und nimm Silber und
tet ist, so wird [das Epha] an seinem Ort Gold und mache eine Krone daraus und
hingestellt werden. setze sie Jeschua, dem Sohn Jozadaks,
dem Hohenpriester, aufs Haupt!
Das achte Nachtgesicht: 12 Und du sollst zu ihm reden und sagen:
Die vier Streitwagen So spricht der HERR der Heerscharen: Siehe,
Und ich erhob wiederum meine Augen ein Mann, dessen Name »Sproß«d ist, denn
und schaute, und siehe, vier Streitwa- er wird aus seinem Ort hervorsprossen und
gen kamen zwischen zwei Bergen hervor, den Tempel des HERRN bauen. 13 Ja, er ist’s,
und die Berge waren Berge aus Erz. 2 Am der den Tempel des HERRN bauen wird, und
ersten Streitwagen waren rote Pferde, am er wird Herrlichkeit [als Schmuck] tragen
zweiten Streitwagen schwarze Pferde, und auf seinem Thron sitzen und herr-
3 am dritten Streitwagen aber weiße Pfer- schen, und er wird Priester sein auf seinem
de und am vierten Streitwagen scheckige, Thron, und der Rat des Friedens wird zwi-
starke Pferde. 4 Und ich ergriff das Wort schen beiden bestehen.e 14 Die Krone aber
und sprach zu dem Engel, der mit mir re- soll für Helem, Tobia, Jedaja und für Hen,
dete: Mein Herr, was bedeuten diese? den Sohn Zephanjas, ein Gedenken sein im
5 Und der Engel antwortete und sprach Tempel des HERRN.

a (5,6) Das Epha war ein Getreidehohlmaß, wie es c (6,5) d.h. um seine Befehle zu empfangen.
im Handel verwendet wurde; es erscheint hier als d (6,12) hebr. zemach (vgl. Fn. zu Sach 3,8).
überdimensionales Gefäß, das mit einem Bleideckel e (6,13) d.h. in dem zukünftigen Messias wird das
verschlossen wird. Amt des Königs und das des Priesters harmonisch
b (5,11) d.h. dem Gebiet von Babylon (vgl. 1Mo 10,10; 11,2). vereinigt sein.
SACHARJA 6.7.8 977
15 Und man wird aus der Ferne kommen 11 Aber damals weigerten sie sich, darauf
und bauen am Tempel des HERRN. So wer- zu achten, und sie waren halsstarrig und
det ihr erkennen, daß mich der HERR der verstopften ihre Ohren, um nicht zu
Heerscharen zu euch gesandt hat. Und hören. 12 Und sie machten ihre Herzen
das wird geschehen, wenn ihr der Stim- so hart wie Diamant und wollten das Ge-
me des HERRN, eures Gottes, wirklich ge- setz nicht hören, noch die Worte, die der
horchen werdet. HERR der Heerscharen durch seinen Geist,
durch die früheren Propheten gesandt
Recht und Erbarmen statt Fasten hatte. Daher kam ein großes Zorngericht
Jes 58,3-10; Hos 6,6; Mi 6,8
von seiten des HERRN der Heerscharen
Es geschah aber im vierten Jahr des [über sie]. 13 Und es geschah, ebenso wie
Königs Darius, daß das Wort des HERRN sie nicht gehört hatten, als er rief, ebenso
an Sacharja erging, am vierten Tag des — spricht der HERR der Heerscharen —
neunten Monats, im [Monat] Kislev. 2 Da- hörte auch ich nicht, als sie riefen; 14 son-
mals sandte Bethel den Sarezer und Re- dern ich verwehte sie wie ein Sturm über
gem-Melech samt seinen Leuten, um das alle Heidenvölker, die ihnen unbekannt
Angesicht des HERRN zu besänftigen, 3 in- gewesen waren; und das Land wurde
dem sie die Priester am Haus des HERRN hinter ihnen her verwüstet, daß niemand
der Heerscharen und die Propheten frag- mehr hindurchzieht und zurückkehrt;
ten: Soll ich auch fernerhin im fünften und so haben sie das liebliche Land zu
Monat weinen und mich enthalten, wie Wüste gemacht.
ich es nun so viele Jahre getan habe?a
4 Da erging das Wort des HERRN der Heer-
Der HERR verheißt Segen und
scharen an mich folgendermaßen: 5 Rede Wiederherstellung für Jerusalem
Jer 30,18-22; Jes 2,1-3; Hag 2
zu dem ganzen Volk des Landes und zu
den Priestern und sprich: Wenn ihr je- Und das Wort des HERRN der Heer-
weils im fünften und siebten Monat ge- scharen erging folgendermaßen: 2 So
fastet und geklagt habt, und zwar schon spricht der HERR der Heerscharen: Ich ei-
diese 70 Jahre — habt ihr denn da für fere für Zion mit großem Eifer, und mit
mich gefastet? 6 Und wenn ihr eßt und großem Grimm eifere ich für es. 3 So
wenn ihr trinkt, eßt und trinkt ihr dann spricht der HERR: Ich will wieder nach
nicht für euch? 7 Sind nicht dies die Wor- Zion zurückkehren, und ich werde Woh-
te, welche der HERR durch die früheren nung nehmen mitten in Jerusalem, und
Propheten verkündigen ließ, als Jerusa- Jerusalem soll »die Stadt der Wahrheit«
lem noch bewohnt war und Frieden hatte heißen und der Berg des HERRN der Heer-
samt den umliegenden Städten, und als scharen »der heilige Berg«.
auch der Negev und die Schephela noch 4 So spricht der HERR der Heerscharen: Es
bewohnt waren? sollen noch alte Männer und alte Frauen
8 Und das Wort des HERRN erging an Sachar- in den Straßen Jerusalems sitzen, jeder
ja folgendermaßen: 9 So spricht der HERR mit einem Stab in seiner Hand wegen ih-
der Heerscharen: Übt getreulich Recht, res hohen Alters. 5 Und die Straßen der
und jeder erweise seinem Bruder Gnade Stadt sollen erfüllt werden mit Knaben
und Erbarmen; 10 bedrückt nicht die Wit- und Mädchen, die auf ihren Straßen
wen und Waisen, auch nicht den Fremdling spielen. 6 So spricht der HERR der Heer-
und den Armen, und keiner sinne Böses in scharen: Wenn das wunderbar sein wird
seinem Herzen gegen seinen Bruder! in den Augen des Überrestes dieses Vol-

a (7,3) Die Juden nahmen im babylonischen Exil die Sitte an, an wichtigen Gedenktagen der Zerstörung des
Königreiches Juda zu fasten; solche Fastentage wurden im fünften Monat gehalten (Zerstörung des Tempels),
im siebten Monat (Ermordung Gedaljas), im zehnten Monat (Beginn der Belagerung Jerusalems) und im vierten
Monat (Zerstörung der Mauer Jerusalems); vgl. auch Sach 8,19.
978 SACHARJA 8.9
kes in jenen Tagen, sollte es auch in mei- fällt einen Rechtsspruch des Friedens in
nen Augen wunderbar sein? spricht der euren Toren; 17 und keiner sinne Böses in
HERR der Heerscharen. seinem Herzen gegen seinen Bruder;
7 So spricht der HERR der Heerscharen: liebt auch nicht falschen Eid! Denn dies
Siehe, ich rette mein Volk aus dem Land alles hasse ich, spricht der HERR.
des Aufgangs und aus dem Land des Un- 18 Und das Wort des HERRN der Heerscha-
tergangs der Sonne; 8 und ich will sie her- ren erging an mich folgendermaßen: 19 So
einführen, daß sie mitten in Jerusalem spricht der HERR der Heerscharen: Das
wohnen sollen; und sie werden mein Volk Fasten im vierten und das Fasten im fünf-
sein, und ich will ihr Gott sein in Wahr- ten und das Fasten im siebten und das
heit und Gerechtigkeit. Fasten im zehnten Monat wird dem Haus
9 So spricht der HERR der Heerscharen: Juda zur Freude und Wonne werden und
Stärkt eure Hände, ihr, die ihr in diesen zu fröhlichen Festtagen. Liebt ihr nur die
Tagen diese Worte aus dem Mund der Wahrheit und den Frieden!
Propheten hört – an dem Tag, da der 20 So spricht der HERR der Heerscharen: Es
Grundstein für das Haus des HERRN der werden noch Völker und die Bewohner
Heerscharen gelegt wurde —, damit der vieler Städte kommen; 21 und die Bewoh-
Tempel gebaut werde! 10 Denn vor die- ner einer Stadt werden zu denen einer
sem Tag lohnte sich die Arbeit der Men- anderen kommen und sagen: »Laßt uns
schen und des Viehs nicht; auch hatten hingehen, um den HERRN anzuflehen und
die, welche aus- und eingingen, keine den HERRN der Heerscharen zu suchen!
Ruhe vor dem Feind, und ich ließ alle Auch ich will gehen!« 22 So werden große
Leute gegeneinander los. Völker und mächtige Nationen kommen,
11 Nun aber will ich mich zu dem Über- um den HERRN der Heerscharen in Jerusa-
rest dieses Volkes nicht mehr stellen wie lem zu suchen und den HERRN anzuflehen.
in den vorigen Tagen, spricht der HERR der 23 So spricht der HERR der Heerscharen: In
Heerscharen; 12 sondern es soll eine Saat jenen Tagen wird es geschehen, daß zehn
des Friedens geben: der Weinstock soll Männer aus allen Sprachen der Heiden-
seine Frucht bringen und das Land sei- völker einen Juden beim Rockzipfel fest-
nen Ertrag abwerfen und der Himmel halten und zu ihm sagen werden: »Wir
seinen Tau spenden, und dem Überrest wollen mit euch gehen, denn wir haben
dieses Volkes will ich dies alles zum Erb- gehört, daß Gott mit euch ist!«
teil geben. 13 Und es soll geschehen, wie
ihr ein Fluch gewesen seid unter den Hei- OFFENBARUNGEN
denvölkern, o Haus Juda und Haus Israel, ÜBER DEN KOMMENDEN MESSIAS
so will ich euch erretten, daß ihr ein Se- Kapitel 9 - 14
gen werden sollt. Fürchtet euch nur
nicht, sondern stärkt eure Hände! Gericht über Israels Feinde
14 Denn so spricht der HERR der Heer- Dies ist der Ausspruch, das Wort des
scharen: Gleichwie ich mir vornahm, HERRN über das Land Hadrach,a und
Unheil über euch zu bringen, als eure auf Damaskus wird es ruhen; denn der
Väter mich erzürnten, spricht der HERR HERR hat ein Auge auf die Menschen,
der Heerscharen, und es mich nicht auch auf alle Stämme Israels, 2 und auch
reute, 15 so habe ich mir jetzt in diesen auf Hamat, das daran grenzt, Tyrus und
Tagen vorgenommen, Jerusalem und Zidon; denn sie sind sehr weise; 3 denn
dem Haus Juda Gutes zu tun. Fürchtet Tyrus hat sich eine Festung erbaut und
euch nicht! 16 Das ist es aber, was ihr tun Silber angehäuft wie Staub und Gold wie
sollt: Redet die Wahrheit, jeder mit sei- Straßendreck. 4 Siehe, der Herr wird es
nem Nächsten, übt treulich Recht und erobern und wird seine Streitmacht auf
dem Meer schlagen, und es selbst soll mit
a (9,1) Eine aramäische Stadt nördlich von Damaskus. Feuer verzehrt werden.
SACHARJA 9.10 979
5 Askalon wird es sehen und schaudern, ne Söhne, o Griechenland, und will dich
und Gaza wird sehr erzittern, auch Ekron, machen wie das Schwert eines Helden!
weil seine Hoffnung zuschanden gewor- 14 Und der HERR wird über ihnen erschei-
den ist; und der König wird aus Gaza ver- nen, und sein Pfeil wird ausfahren wie ein
tilgt, und Askalon wird unbewohnt blei- Blitz; und GOTT, der Herr, wird in die Po-
ben. 6 Und in Asdod wird ein Bastard saune stoßen und einherfahren in den
wohnen, und ich will den Stolz der Phili- Stürmen des Südens. 15 Der HERR der
ster brechen; 7 und ich will sein Blut aus Heerscharen wird sie beschirmen, und
seinem Mund wegschaffen und seine sie werden [die Feinde] verzehren und
Greuel zwischen seinen Zähnen, so daß mit Schleudersteinen unterwerfen; und
auch er unserem Gott übrigbleiben und sie werden trinken und werden laut sein
sein soll wie ein Geschlecht in Juda, und [vor Siegesfreude] wie vom Wein; und sie
Ekron wie die Jebusiter. 8 Und ich will werden voll [Blut] sein wie die Opferscha-
mich um mein Haus her lagern zum len, wie die Ecken am Altar.
Schutz vor dem Kriegsvolk und vor de- 16 Und der HERR, ihr Gott, wird sie erretten
nen, die hin- und herziehen, daß künftig an jenem Tag als die Herde seines Volkes,
kein Bedränger mehr über sie kommen denn Edelsteine am Diadem sind sie,
wird; denn jetzt habe ich es mit eigenen funkelnd über seinem Land. 17 Denn wie
Augen angesehen. vortrefflich und wie schön ist es! Korn
gibt’s, das junge Männer, und Most, der
Der kommende König Zions Jungfrauen gedeihen läßt!
9 Frohlocke sehr, du Tochter Zion; jauch-
ze, du Tochter Jerusalem! Siehe, dein Kö- Der HERR gibt Juda Sieg
nig kommt zu dir; ein Gerechter und ein und läßt Israel zurückkehren
Retter ist er, demütig und reitend auf ei- Erbittet vom HERRN Regen zur Zeit
nem Esel, und zwar auf einem Füllen, ei- des Spätregens! Der HERR macht
nem Jungen der Eselin. Blitze und wird euch Regengüsse geben,
10 Und ich werde die Streitwagen aus jedem das Gewächs auf dem Feld! 2 Denn
Ephraim ausrotten und die Pferde aus die Teraphim haben leere Versprechun-
Jerusalem; und der Kriegsbogen soll zer- gen gemacht, und die Wahrsager haben
brochen werden; und Er wird den Völ- Lügen geschaut, und sie erzählen erloge-
kern Frieden gebieten; und seine Herr- ne Träume und spenden leeren Trost.
schaft wird reichen von einem Meer zum Darum sind sie fortgelaufen wie Schafe;
anderen und vom Stroma bis an die En- sie sind im Elend, weil kein Hirte da ist.
den der Erde. 11 Und was dich betrifft, so 3 Mein Zorn ist entbrannt über die Hir-
habe ich um des Blutes deines Bundes ten, und die Böcke werde ich strafen;
willen deine Gefangenen entlassen aus denn der HERR der Heerscharen hat sich
der Grube, in der kein Wasser ist. 12 Kehrt seiner Herde, des Hauses Juda, angenom-
wieder zur Festung zurück, ihr, die ihr auf men und hat sie hergerichtet wie sein
Hoffnung gefangen liegt! Schon heute Prachtroß im Kampf. 4 Von ihm kommt
verkündige ich, daß ich dir zweifachen der Eckstein, von ihm der Zeltpflock, von
Ersatz geben will! ihm der Kriegsbogen, von ihm wird zu-
gleich jeder Beherrscher hervorgehen.
Der HERR wird erscheinen 5 Und sie werden sein wie die Helden, die
und sein Volk retten den Straßendreck im Kampf zertreten;
Jer 31,10-14
und sie werden kämpfen, weil der HERR
13 Denn ich habe mir Juda gespannt, den mit ihnen ist, und werden die Reiter auf
Bogen mit Ephraim gefüllt, und ich will den Kriegsrossen zuschanden machen.
deine Söhne, o Zion, erwecken gegen dei- 6 Und ich werde das Haus Juda stärken
und das Haus Joseph erretten und werde
a (9,10) wohl vom Euphratstrom. sie heimkehren lassen, weil ich Erbarmen
980 SACHARJA 10.11
mit ihnen habe; und sie sollen sein, als des auch nicht mehr verschonen, spricht
hätte ich sie niemals verstoßen; denn ich, der HERR, sondern siehe, ich will die Men-
der HERR, bin ihr Gott und will sie erhö- schen preisgeben, jeden in die Hand sei-
ren. 7 Und Ephraim wird sein wie ein nes Nächsten und in die Hand seines
Held, und ihr Herz soll frohlocken wie Königs; die werden das Land verheeren,
vom Wein. Ihre Kinder werden es sehen und ich werde es nicht aus ihrer Hand
und fröhlich sein; ihr Herz wird sich freu- erretten.
en im HERRN. 7 Und ich weidete die Schlachtschafe, ja,
8 Ich will sie herbeirufen und sie sam- die Elenden der Herde; und ich nahm mir
meln; denn ich habe sie erlöst; und sie zwei Stäbe, den einen nannte ich »Huld«,
sollen so zahlreich werden, wie sie einst- den anderen »Verbindung«. Und so wei-
mals waren. 9 Ich werde sie zwar unter dete ich die Schafe. 8 Da vertilgte ich in
die Völker säen; aber in der Ferne werden einem Monat die drei Hirten; und meine
sie an mich gedenken; und sie sollen le- Seele wurde ungeduldig über sie, und
ben samt ihren Kindern und zurückkeh- auch sie hatten einen Widerwillen gegen
ren. 10 Und ich werde sie aus dem Land mich. 9 Da sprach ich: Ich will euch nicht
Ägypten zurückführen und aus Assyrien länger weiden! Was stirbt, das sterbe; was
sammeln und sie ins Land Gilead und auf vertilgt werden soll, das werde vertilgt;
den Libanon bringen; aber es wird nicht von den übrigen aber soll jedes das
Raum genug gefunden werden für sie. Fleisch des anderen fressen!
11 Und er wird das Meer durchziehen mit 10 Und ich nahm meinen Stab »Huld«
Bedrängnis und die Wellen des Meeres und zerbrach ihn, um meinen Bund auf-
schlagen, und alle Tiefen des Stromes zuheben, den ich mit allen Völkern ge-
werden versiegen; und das stolze Assyri- macht hatte. 11 Als er nun an jenem Tag
en wird gestürzt, und das Zepter Ägyp- aufgehoben wurde, da erkannten die
tens muß weichen. 12 Und ich will sie Elenden der Herde, die auf mich achte-
stark machen in dem HERRN, und sie wer- ten, daß es das Wort des HERRN war.
den wandeln in seinem Namen, spricht 12 Da sprach ich zu ihnen: Wenn es gut ist
der HERR. in euren Augen, so gebt mir meinen Lohn;
wenn aber nicht, so laßt es bleiben! Da
Das Gericht über Israel - wogen sie mir meinen Lohn ab, 30
die untreuen Hirten und der gute Hirte Silberlinge. 13 Aber der HERR sprach zu
Libanon, öffne deine Türen, damit mir: Wirf ihn dem Töpfer hin, den herr-
das Feuer deine Zedern fresse! lichen Preis, dessen ich von ihnen wert
2 Klage, Zypresse, denn die Zeder ist ge- geachtet worden bin! Da nahm ich die
fallen, denn die Herrlichen sind verwü- 30 Silberlinge und warf sie ins Haus des
stet! Klagt, ihr Eichen von Baschan, denn HERRN, dem Töpfer hin. 14 Darauf zer-
der undurchdringliche Wald ist umge- brach ich auch meinen zweiten Stab »Ver-
hauen! 3 Man hört die Hirten jammern, bindung«, um die Bruderschaft aufzulö-
weil ihre Herrlichkeit verwüstet ist; man sen zwischen Juda und dem Haus Israel.
hört die Junglöwen brüllen, denn das 15 Da sprach der HERR zu mir: Nimm dir
Dickicht des Jordan ist dahin. wiederum Geräte eines törichten Hirten!
4 So sprach der HERR, mein Gott: Weide 16 Denn siehe, ich lasse einen Hirten im
die Schlachtschafe! 5 Denn ihre Käufer Land aufkommen, der das Vermißte nicht
schlachten sie und fühlen sich dabei un- sucht, das Zerstreute nicht sammelt, das
schuldig, und ihre Verkäufer sagen: »Ge- Verwundete nicht heilt, das Gesunde
lobt sei der HERR; ich bin reich geworden!« nicht versorgt, sondern das Gemästete
Und ihre Hirten verschonen sie nicht. frißt und ihre Klauen zerreißt. 17 Wehe
6 Darum will ich die Bewohner des Lan- dem nichtsnutzigen Hirtena, der die Her-

a (11,17) od. dem götzendienerischen Hirten / Götzenhirten.


SACHARJA 11.12.13 981
de verläßt! Ein Schwert komme über sei- Tag der Schwächste unter ihnen sein wird
nen Arm und über sein rechtes Auge! Sein wie David, und das Haus David wie Gott,
Arm soll gänzlich verdorren und sein wie der Engel des HERRN vor ihnen her.
rechtes Auge völlig erlöschen! 9 Und es wird geschehen an jenem Tag,
daß ich danach trachten werde, alle Hei-
Jerusalem wird zum Laststein für alle denvölker zu vertilgen, die gegen Jerusa-
Völker; seine Feinde werden vertilgt lem anrücken.
Dies ist der Ausspruch, das Wort
des HERRN über Israel: Es spricht der Das Volk von Jerusalem wird über den
HERR, der den Himmel ausspannt und die trauern, den sie durchstochen haben
Hes 36,26-27; Mt 24,29-31; Joh 19,37
Erde gründet und den Geist des Men-
schen in seinem Inneren bildet: 2 Siehe, 10 Aber über das Haus David und über die
ich mache Jerusalem zum Taumelkelcha Einwohner von Jerusalem will ich den
für alle Völker ringsum, und auch über Geist der Gnade und des Gebets ausgie-
Juda wird es kommen bei der Belagerung ßen, und sie werden auf mich sehen, den
Jerusalems. 3 Und es soll geschehen an sie durchstochen haben, ja, sie werden
jenem Tag, daß ich Jerusalem zum Last- um ihn klagen, wie man klagt um den
steinb für alle Völker machen werde; alle, eingeborenen [Sohn], und sie werden bit-
die ihn heben wollen, werden sich gewiß- terlich über ihn Leid tragen, wie man bit-
lich daran wund reißen; und alle Heiden- terlich Leid trägt über den Erstgeborenen.
völker der Erde werden sich gegen es 11 An jenem Tag wird es eine große Klage
versammeln. geben in Jerusalem, wie die Klage in Ha-
4 An jenem Tag, spricht der HERR, will ich dad-Rimmon war in der Ebene von
alle Pferde mit Scheu schlagen und ihre Megiddo. 12 Und das Land wird klagen,
Reiter mit Wahnsinn; über das Haus Juda jedes Geschlecht für sich; das Geschlecht
aber will ich meine Augen offen halten, des Hauses David für sich und ihre Frau-
und alle Pferde der Völker will ich mit en für sich, das Geschlecht des Hauses
Blindheit schlagen. 5 Und die Fürsten Ju- Nathan für sich und ihre Frauen für
das werden in ihrem Herzen sagen: Meine sich; 13 das Geschlecht des Hauses Levi
Stärke sind die Bewohner Jerusalems, für sich und ihre Frauen für sich, das Ge-
durch den HERRN der Heerscharen, ihren schlecht der Simeiter für sich und ihre
Gott! 6 An jenem Tag will ich die Fürsten Frauen für sich; 14 ebenso alle übrigen
Judas wie einen glühenden Ofen zwischen Geschlechter, jedes Geschlecht für sich
Holzstößen machen und wie eine bren- und ihre Frauen für sich.
nende Fackel in einem Garbenhaufen, und
sie werden zur Rechten und zur Linken alle Die falschen Propheten
Völker ringsum verzehren; Jerusalem aber müssen sich schämen
soll wieder bewohnt werden an seinem An jenem Tag wird für das Haus
[alten] Platz, nämlich in Jerusalem. David und für die Einwohner von
7 Und der HERR wird zuerst die Zelte Judas Jerusalem ein Quell eröffnet sein gegen
erretten, damit der Stolz des Hauses Da- Sünde und Unreinheit. 2 Und es soll ge-
vid und der Stolz der Bewohner Jerusa- schehen an jenem Tag, spricht der HERR
lems sich nicht über Juda erhebt. 8 An je- der Heerscharen, da will ich die Namen
nem Tag wird der HERR die Einwohner der Götzen aus dem Land ausrotten, daß
Jerusalems beschirmen, so daß an jenem sie nicht mehr erwähnt werden; auch die

a (12,2) d.h. zu einem Kelch gefüllt mit Zorngericht, der zu messen. Wer stark war, brachten ihn auf Hüfthöhe,
taumeln macht wie Rauschtrank. stärkere bis zur Brust, die Stärksten bis über den Kopf.
b (12,3) Das mit »Laststein« übersetzte hebräische Wort Doch wenn man ihn nicht mehr halten konnte und
ma’amasah kommt nur in Sach 12,3 vor. Es bezeich- losließ, konnte er schwere, unter Umständen tödliche
net einen schweren Stein, den junge Leute im alten Verletzungen hervorrufen.
Israel hochstemmten, um untereinander die Kräfte
982 SACHARJA 13.14
Propheten und den Geist der Unreinheit verteilen in deiner Mitte! 2 Da werde ich
will ich aus dem Land vertreiben. alle Heidenvölker bei Jerusalem zum
3 Und es wird geschehen, wenn einer im- Krieg versammeln; und die Stadt wird er-
mer noch weissagen wird, dann werden obert, die Häuser werden geplündert und
sein Vater und seine Mutter, seine eigenen die Frauen geschändet werden; und die
Eltern, zu ihm sagen: »Du sollst nicht am Hälfte der Stadt muß in die Gefangen-
Leben bleiben; denn du hast Lügen geredet schaft ziehen; der Überrest des Volkes
im Namen des HERRN!« Und sein Vater und aber soll nicht aus der Stadt ausgerottet
seine Mutter, seine eigenen Eltern, werden werden.
ihn durchbohren, weil er geweissagt hat. 3 Aber der HERR wird ausziehen und ge-
4 Und es wird geschehen an jenem Tag, gen jene Heidenvölker kämpfen, wie [da-
da werden sich die Propheten schämen, mals] am Tag seines Kampfes, am Tag der
jeder über sein Gesicht, wenn er weissagt, Schlacht. 4 Und seine Füße werden an
und sie werden keinen Mantel aus Zie- jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor
genhaar mehr anziehen, um zu täuschen. Jerusalem nach Osten zu liegt; und der
5 Und er wird sagen: »Ich bin kein Pro- Ölberg wird sich in der Mitte spalten
phet, ich bin ein Mann, der sein Land nach Osten und nach Westen hin zu ei-
bebaut; denn ein Mensch hat mich [als nem sehr großen Tal, und die eine Hälfte
Sklave] gekauft seit meiner Jugend!« des Berges wird nach Norden zurückwei-
6 Und er wird zu ihm sagen: »Was sind das chen, die andere nach Süden. 5 Da wer-
für Wunden in deinen Händen?« — Und det ihr in das Tal meiner Berge fliehen;
er wird antworten: »Die hat man mir ge- denn das Tal zwischen den Bergen wird
schlagen im Haus meiner Lieben!« bis nach Azel reichen; und ihr werdet
fliehen, wie ihr geflohen seid vor dem
Der geschlagene Hirte, die Läuterung Erdbeben in den Tagen Ussijas, des Kö-
und Begnadigung Israels nigs von Juda. Dann wird der HERR, mein
7 Schwert, mache dich auf gegen meinen Gott, kommen, und alle Heiligen mit
Hirten, gegen den Mann, der mein Ge- dir!a
fährte ist! spricht der HERR der Heerscha- 6 Und es wird geschehen an jenem Tag,
ren. Schlage den Hirten, und die Schafe da wird es kein Licht geben; die glänzen-
werden sich zerstreuen; und ich will mei- den [Gestirne] werden sich verfinstern.
ne Hand den Geringen zuwenden! 7 Und es wird ein einziger Tag sein — er
8 Und es soll geschehen, spricht der HERR, ist dem HERRN bekannt —, weder Tag
daß im ganzen Land zwei Drittel ausge- noch Nacht; und es wird geschehen: zur
rottet werden und umkommen, ein Drit- Abendzeit wird es licht werden.
tel aber soll darin übrigbleiben. 9 Aber 8 Und es wird geschehen an jenem Tag, da
dieses [letzte] Drittel will ich ins Feuer werden lebendige Wasser von Jerusalem
bringen und es läutern, wie man Silber ausfließen, die eine Hälfte in das östliche,
läutert, und ich will es prüfen, wie man die andere in das westliche Meer; Sommer
Gold prüft. Es wird meinen Namen anru- und Winter wird es so bleiben. 9 Und der
fen, und ich will ihm antworten; ich will HERR wird König sein über die ganze Erde.
sagen: »Das ist mein Volk!« und es wird An jenem Tag wird der HERR der einzige
sagen: »Der HERR ist mein Gott!« sein und sein Name der einzige.
10 Das ganze Land von Geba bis Rimmon,
Die Ankunft des HERRN auf dem Ölberg südlich von Jerusalem, wird sich verwan-
zur Rettung seines Volkes deln wie die Arava, und [Jerusalem] wird
Lk 21,24-28; Apg 1,9-12
erhöht sein und an seiner Stätte bewohnt
Siehe, es kommt ein Tag für den werden, vom Tor Benjamin bis an die
HERRN, da wird man deine Beute Stelle des ersten Tors, bis an das Ecktor,

a (14,5) Sacharja spricht hier den HERRN selbst an. Ein solcher Wechsel findet sich im Hebräischen öfters.
SACHARJA 14 983
und vom Turm Hananeel bis zu den Kel- die gegen Jerusalem gezogen sind, Jahr für
tern des Königs. 11 Und sie werden darin Jahr heraufkommen werden, um den Kö-
wohnen; und es wird keinen Bannfluch nig, den HERRN der Heerscharen, anzubeten
mehr geben, und Jerusalem wird sicher und das Laubhüttenfest zu feiern. 17 Und
wohnen. es wird geschehen: Dasjenige von den Ge-
12 Das aber wird die Plage sein, mit wel- schlechtern der Erde, das nicht nach Jeru-
cher der HERR alle Völker schlagen wird, salem hinaufziehen wird, um den König,
die gegen Jerusalem Krieg geführt haben: den HERRN der Heerscharen anzubeten,
ihr Fleisch wird verfaulen, während sie über dieses wird kein Regen fallen.
noch auf ihren Füßen stehen; ihre Augen 18 Und wenn das Geschlecht der Ägypter
werden verfaulen in ihren Höhlen, und nicht heraufzieht und nicht kommt, dann
ihre Zunge wird verfaulen in ihrem Mund. wird er auch über sie nicht fallen. Das
13 Und es wird geschehen an jenem Tag, wird die Plage sein, mit welcher der HERR
da wird eine große Verwirrung vom HERRN die Heidenvölker schlagen wird, die nicht
über sie kommen, so daß einer die Hand heraufkommen wollen, um das Laubhüt-
des anderen ergreifen und jeder gegen tenfest zu feiern. 19 Das wird die Strafe
seinen Nächsten die Hand erheben wird. für die Ägypter und die Strafe für alle Hei-
14 Aber auch Juda wird kämpfen bei Jeru- denvölker sein, die nicht hinaufziehen
salem, und es wird der Reichtum aller wollen, um das Laubhüttenfest zu feiern.
Heidenvölker ringsum zusammengerafft 20 An jenem Tag wird auf den Schellen der
werden, Gold und Silber und Kleider in Pferde stehen: »Heilig dem HERRN«, und die
großer Menge. 15 Die gleiche Plage wird Kochtöpfe im Haus des HERRN werden sein
auch den Pferden, Maultieren, Kamelen wie die Opferschalen vor dem Altar. 21 Es
und Eseln, ja, allem Vieh widerfahren, das wird auch jeder Kochtopf in Jerusalem und
in jenen Heerlagern sein wird. in Juda dem HERRN der Heerscharen heilig
sein, so daß alle, die opfern wollen, kom-
Die Übriggebliebenen der Heidenvölker men werden und davon nehmen und da-
werden in Jerusalem den HERRN anbeten rin kochen. Und es wird keinen Kanaaniter
16 Und es wird geschehen, daß alle Übrig- mehr im Haus des HERRN der Heerscharen
gebliebenen von all den Heidenvölkern, geben an jenem Tag.
Das Buch des Propheten Maleachi
Israel mißachtet die Liebe seines Gottes weil so etwas von eurer Hand geschehen
Röm 9,10-13 ist, jemand von euch freundlich beach-
Dies ist der Ausspruch, das Wort des ten? spricht der HERR der Heerscharen.
HERRN an Israel, durch die Hand 10 Es soll doch lieber gleich jemand von
Maleachisa: 2 Ich habe euch geliebt, euch die Türen [des Tempels] schließen,
spricht der HERR. Aber ihr fragt: »Worin damit ihr nicht vergeblich mein Altarfeuer
hast du uns geliebt?« 3 Ist nicht Esau Ja- anzündet! Ich habe kein Wohlgefallen an
kobs Bruder? spricht der HERR. Dennoch euch, spricht der HERR der Heerscharen,
habe ich Jakob geliebt, Esau aber habe und die Opfergabe, die von euren Händen
ich gehaßt; und sein Gebirge habe ich zu kommt, gefällt mir nicht!
einer Wildnis gemacht und sein Erbteil 11 Denn vom Aufgang der Sonne bis zu
den Schakalen der Wüste gegeben. ihrem Niedergang soll mein Name groß
4 Wenn aber Edom sagt: »Wir sind zwar werden unter den Heidenvölkern, und
zerstört, wir wollen aber die Trümmer überall sollen meinem Namen Räucher-
wieder aufbauen!«, so spricht der HERR werk und Gaben, und zwar reine Opferga-
der Heerscharen: Sie mögen bauen, ich ben, dargebracht werden; denn groß soll
aber werde niederreißen; und man wird mein Name unter den Heidenvölkern
sie nennen: »Land der Gesetzlosigkeit« sein! spricht der HERR der Heerscharen.
und »das Volk, über das der HERR ewiglich 12 Ihr aber entheiligt ihn damit, daß ihr
zürnt«. 5 Wenn eure Augen das sehen, so sagt: »Der Tisch des Herrn darf verunrei-
werdet ihr sagen: Der HERR sei hochge- nigt werden, und die Speise, die von ihm
priesen über Israels Grenzen hinaus! kommt, ist verachtenswert!« 13 Und ihr
sagt: »Siehe, ist es auch der Mühe wert?«
Das Volk und die Priester Und ihr verachtet ihn, spricht der HERR
mißachten den HERRN bei ihren Opfern der Heerscharen, und bringt Geraubtes
6 Ein Sohn soll seinen Vater ehren und ein und Lahmes und Krankes herbei und
Knecht seinen Herrn! Bin ich nun Vater, bringt so etwas als Opfergabe dar. Sollte
wo ist meine Ehre? Bin ich Herr, wo ist die ich das von eurer Hand wohlgefällig
Furcht vor mir? spricht der HERR der Heer- annehmen? spricht der HERR. 14 Nein,
scharen zu euch Priestern, die ihr meinen verflucht sei der Betrüger, der in seiner
Namen verächtlich macht. Aber ihr fragt: Herde ein männliches Tier hat und ein
»Womit haben wir deinen Namen ver- Gelübde tut und dann doch dem Herrn
ächtlich gemacht?« 7 Damit, daß ihr auf ein verdorbenes opfert! Denn ich bin ein
meinem Altar verunreinigtes Brot dar- großer König, spricht der HERR der Heer-
bringt! Aber ihr fragt: »Womit haben wir scharen, und mein Name ist gefürchtet
dich verunreinigt?« Damit, daß ihr sagt: unter den Heidenvölkern.
»Der Tisch des HERRN ist verachtenswert!«
8 Und wenn ihr ein blindes Tier zum Op-
Ermahnung an die treulosen Priester
fer bringt, ist das nichts Böses; und wenn Und nun, ihr Priester, dieses Gebot gilt
ihr ein lahmes oder krankes darbringt, ist euch! 2 Wenn ihr nicht hören wollt und
das auch nichts Böses? Bringe es doch ihr es euch nicht zu Herzen nehmt, mei-
deinem Statthalter! Wird er Wohlgefallen nem Namen die Ehre zu geben, spricht der
an dir haben oder dich freundlich beach- HERR der Heerscharen, so schleudere ich
ten? spricht der HERR der Heerscharen. den Fluch gegen euch und verfluche eure
9 Und nun besänftigt doch das Angesicht Segenssprüche; und ich habe sie auch
Gottes, damit er uns gnädig sei! Wird er, schon verflucht, denn ihr nehmt es nicht
zu Herzen! 3 Siehe, ich schelte euch die
a (1,1) bed. »Mein Bote« (vgl. 2,7; 3,1). Saat und will euch Kot ins Angesicht streu-
MALEACHI 2.3 985
en, den Kot eurer Feste, und man wird euch 13 Und zum anderen tut ihr auch das: Ihr
zu ihm hintragen; 4 und ihr sollt erkennen, bedeckt den Altar des HERRN mit Tränen,
daß ich euch dieses Gebot gesandt habe, mit Weinen und Seufzen, so daß er sich
damit mein Bund mit Levi bestehe! spricht nicht mehr zu der Opfergabe wenden
der HERR der Heerscharen. und sie nicht mit Wohlgefallen aus euren
5 Mein Bund mit ihm war Leben und Frie- Händen annehmen mag. 14 Und ihr
de, und ich verlieh ihm beides, damit er fragt: »Warum?« Weil der HERR Zeuge war
[mich] fürchtete, und er fürchtete mich zwischen dir und der Frau deiner Jugend,
auch und hatte Ehrfurcht vor meinem der du nun untreu geworden bist, ob-
Namen. 6 Das Gesetz der Wahrheit war in wohl sie deine Gefährtin und die Frau
seinem Mund, und nichts Verkehrtes deines Bundesb ist! 15 Und hat Er sie
wurde auf seinen Lippen gefunden; er nicht eins gemacht, ein Überrest des
wandelte mit mir in Frieden und Aufrich- Geistes für Ihn? Und wonach soll das Ei-
tigkeit, und viele brachte er zur Umkehr ne trachten? Nach göttlichem Samen!c So
von der Missetat. hütet euch denn in eurem Geist, und
7 Denn die Lippen des Priesters sollen die niemand werde der Frau seiner Jugend
Erkenntnis bewahren, und aus seinem untreu! 16 Denn ich hasse die Eheschei-
Mund soll man das Gesetz erfragen; denn dung, spricht der HERR, der Gott Israels,
er ist ein Bote des HERRN der Heerscharen. und daß man sein Gewand mit Frevel
8 Ihr aber seid vom Weg abgewichen; ihr bedeckt, spricht der HERR der Heerscha-
seid schuld, daß viele im Gesetz zu Fall ren; darum hütet euch in eurem Geist
gekommen sind, ihr habt den Bund mit und werdet nicht untreu!
Levi mißbraucht! spricht der HERR der 17 Ihr habt dem HERRN Mühe gemacht mit
Heerscharen. 9 Darum habe auch ich euren Reden; und ihr fragt noch: »Womit
euch beim ganzen Volk verächtlich und haben wir ihm denn Mühe gemacht?«
unwert gemacht, weil ihr meine Wege Damit, daß ihr sagt: »Wer Böses tut, der
nicht bewahrt, sondern bei Anwendung ist gut in den Augen des HERRN, und an
des Gesetzes die Person anseht. solchen hat er Wohlgefallen — oder wo ist
der Gott des Gerichts?«
Scharfer Tadel wegen Mischehen
und Ehescheidung Der Wegbereiter des HERRN
10 Haben wir nicht alle einen Vater? Hat
und der kommende Gerichtstag
Mt 11,7-12
uns nicht ein Gott erschaffen? Warum
sind wir denn so treulos, einer gegen den Siehe, ich sende meinen Boten, der
anderen, und entweihen den Bund unse- vor mir her den Weg bereiten soll; und
rer Väter? 11 Juda hat treulos gehandelt plötzlich wird zu seinem Tempel kommen
und einen Greuel verübt in Israel und Je- der Herr, den ihr sucht; und der Bote des
rusalem; denn Juda hat das Heiligtum Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!
des HERRN entweiht, das er liebte, und hat spricht der HERR der Heerscharen. 2 Wer
die Tochter eines fremden Gottesa gehei- aber wird den Tag seines Kommens ertra-
ratet. 12 Der HERR wird dem Mann, der so gen, und wer wird bestehen, wenn er er-
etwas tut, ausrotten aus den Zelten Ja- scheint? Denn er ist wie das Feuer des
kobs, was sich regt und redet, auch den, [Silber]schmelzers und wie die Lauge der
der dem HERRN der Heerscharen eine Op- Wäscher. 3 Er wird sitzen und schmelzen
fergabe darbringt! und das Silber reinigen; er wird die Söhne

a (2,11) d.h. ausländische Frauen, die Götzenanbete- c (2,15) Die Ehen des zurückgekehrten jüdischen
rinnen waren (vgl. 2Mo 34,15-16; 5Mo 7,3-6; Ri 3,5-7). Überrests in Judäa sollten nach Gottes Absicht Kinder
b (2,14) d.h. die Ehefrau, mit der du einen Bund vor hervorbringen, die ihren Gott erkannten und dem
dem HERRN geschlossen hast. Ein solcher Bund ver- HERRN dienten. Durch Ehen mit götzendienerischen
pflichtete zur Treue; sein Bruch wurde von Gott mit Frauen verrieten die Zurückgekehrten ihren geistli-
Gericht geahndet. chen Auftrag (vgl. Esr 9 u. 10; Neh 13).
986 MALEACHI 3
Levis reinigen und sie läutern wie das Gott macht einen Unterschied zwischen
Gold und das Silber; dann werden sie dem Gerechten und dem Gesetzlosen
dem HERRN Opfergaben darbringen in 13 Ihr habt harte Worte gegen mich aus-
Gerechtigkeit. 4 Dann wird die Opfergabe gestoßen! spricht der HERR. Aber ihr fragt:
von Juda und Jerusalem dem HERRN wohl- »Was haben wir untereinander gegen
gefallen, wie in der grauen Vorzeit und dich geredet?« 14 Ihr habt gesagt: »Es ist
wie in den längst vergangenen Jahren. umsonst, daß man Gott dient, und was
5 Und ich werde mich euch nahen zum nützt es uns, seine Ordnung zu halten
Gericht und will ein schneller Zeuge sein und vor dem HERRN der Heerscharen in
gegen die Zauberer und gegen die Ehe- Trauer einherzugehen? 15 Und nun prei-
brecher und gegen die Meineidigen und sen wir die Übermütigen glücklich; denn
gegen die, welche den Lohn der Tagelöh- die, welche Gesetzlosigkeit verüben, ste-
ner verkürzen, Witwen und Waisen über- hen aufrecht, und die, welche Gott ver-
vorteilen und das Recht des Fremdlings sucht haben, kommen davon!«
beugen und mich nicht fürchten! spricht 16 Da besprachen sich die miteinander,
der HERR der Heerscharen. 6 Denn ich, der welche den HERRN fürchteten, und der HERR
HERR, verändere mich nicht; deshalb seid achtete darauf und hörte es, und ein Ge-
ihr, die Kinder Jakobs, nicht zugrundege- denkbuch wurde vor ihm geschrieben für
gangen. die, welche den HERRN fürchten und seinen
Namen hochachten. 17 Und sie werden
Das Volk hat Gott beraubt von mir, spricht der HERR der Heerscharen,
und den Fluch auf sich gebracht als mein auserwähltes Eigentum behandelt
7 Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von werden an dem Tag, den ich bereite; und
meinen Satzungen abgewichen und habt ich will sie verschonen, wie ein Mann sei-
sie nicht befolgt. Kehrt um zu mir, so will nen Sohn verschont, der ihm dient. 18 Dann
ich mich zu euch kehren! spricht der HERR werdet ihr wieder sehen, was für ein Unter-
der Heerscharen. Aber ihr fragt: »Worin schied besteht zwischen dem Gerechten
sollen wir umkehren?« 8 Darf ein Mensch und dem Gesetzlosen, zwischen dem, der
Gott berauben, wie ihr mich beraubt? Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.
Aber ihr fragt: »Worin haben wir dich
beraubt?« In den Zehnten und den Ab- Der kommende Tag des HERRN
2Pt 3,7.10-14
gaben! 9 Mit dem Fluch seid ihr verflucht
worden, denn ihr habt mich beraubt, ihr, 19 Denn siehe, der Tag kommt, brennend
das ganze Volk! wie ein Ofen! Da werden alle Übermüti-
10 Bringt den Zehnten ganz in das Vorrats- gen und alle, die gesetzlos handeln, wie
haus, damit Speise in meinem Haus sei, Stoppeln sein, und der kommende Tag
und prüft mich doch dadurch, spricht der wird sie verbrennen, spricht der HERR der
HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht Heerscharen, so daß ihnen weder Wurzel
die Fenster des Himmels öffnen und euch noch Zweig übrigbleibt.
Segen in überreicher Fülle herabschütten 20 Euch aber, die ihr meinen Namen
werde! 11 Und ich will für euch den Fres- fürchtet, wird die Sonne der Gerechtig-
ser schelten, daß er euch die Frucht der keit aufgehen, und Heilung [wird] unter
Erde nicht verdirbt und daß euch der ihren Flügeln [sein]; und ihr werdet her-
Weinstock auf dem Feld nicht fruchtleer auskommen und hüpfen wie Kälber aus
bleibt, spricht der HERR der Heerscharen. dem Stall!a 21 Und ihr werdet die Gesetz-
12 Und alle Heidenvölker werden euch losen zertreten; denn sie werden wie
glücklich preisen; denn ihr werdet ein Asche sein unter euren Fußsohlen an
Land des Wohlgefallens werden, spricht dem Tag, den ich machen werde! spricht
der HERR der Heerscharen. der HERR der Heerscharen.

a (3,20) d.h. wie Kälber, die nach einem langen Aufenthalt im Stall ins Freie kommen.
MALEACHI 3 987
Die Vorbereitung des Volkes auf den 23 Siehe, ich sende euch den Propheten
kommenden Tag durch den Propheten Elia Elia, ehe der große und furchtbare Tag
Lk 1,13-17; Mt 17,10-13 des HERRN kommt; 24 und er wird das
22 Gedenkt an das Gesetz Moses, meines Herz der Väter den Kindern und das Herz
Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb für der Kinder wieder ihren Vätern zuwen-
ganz Israel befohlen habe, an die Satzun- den, damit ich bei meinem Kommen das
gen und Rechte! Land nicht mit dem Bann schlagen muß!
Das Neue Testament
991

Das Evangelium nach Matthäus


Das Geschlechtsregister Jesu Christi Babylon vierzehn Generationen und von
Lk 3,23-38; Apg 13,23 der Wegführung nach Babylon bis zu
Geschlechtsregistera Jesu Christi, des Christus vierzehn Generationen.
Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.
2 Abraham zeugte den Isaak; Isaak zeugte Die Geburt Jesu Christi
den Jakob; Jakob zeugte den Juda und sei- Jes 7,14; Lk 1,26-38; 2,1-21
ne Brüder; 3 Juda zeugte den Perez und den 18 Die Geburt Jesu Christi aber geschah auf
Serach mit der Tamar; Perez zeugte den diese Weise: Als nämlich seine Mutter Ma-
Hezron; Hezron zeugte den Aram; 4 Aram ria mit Joseph verlobt war, noch ehe sie zu-
zeugte den Amminadab; Amminadab sammengekommen waren, erwies es sich,
zeugte den Nachschon; Nachschon zeug- daß sie vom Heiligen Geist schwanger ge-
te den Salmon; 5 Salmon zeugte den Boas worden war. 19 Aber Joseph, ihr Mann,
mit der Rahab; Boas zeugte den Obed mit der gerecht war und sie doch nicht der
der Ruth; Obed zeugte den Isai; 6 Isai zeug- öffentlichen Schande preisgeben wollte,
te den König David. gedachte sie heimlich zu entlassen.
Der König David zeugte den Salomo mit 20 Während er aber dies im Sinn hatte, sie-
der Frau des Uria; 7 Salomo zeugte den he, da erschien ihm ein Engel des Herrn
Rehabeam; Rehabeam zeugte den Abija; im Traum, der sprach: Joseph, Sohn Da-
Abija zeugte den Asa; 8 Asa zeugte den vids, scheue dich nicht, Maria, deine Frau,
Josaphat; Josaphat zeugte den Joram; Jo- zu dir zu nehmen; denn was in ihr gezeugt
ram zeugte den Usija; 9 Usija zeugte den ist, das ist vom Heiligen Geist. 21 Sie wird
Jotam; Jotam zeugte den Ahas; Ahas zeugte aber einen Sohn gebären, und du sollst
den Hiskia; 10 Hiskia zeugte den Manasse; ihm den Namen Jesusc geben, denn er wird
Manasse zeugte den Amon; Amon zeugte sein Volk retten von ihren Sünden. 22 Dies
den Josia; 11 Josia zeugte den Jechonja und alles aber ist geschehen, damit erfüllt
dessen Brüder zur Zeit der Wegführung würde, was der Herr durch den Prophe-
nach Babylon. ten geredet hat, der spricht: 23 »Siehe, die
12 Nach der Wegführung nach Babylon Jungfrau wird schwanger werden und ei-
zeugte Jechonja den Schealtiel; Schealtiel nen Sohn gebären; und man wird ihm
zeugte den Serubbabel; 13 Serubbabel zeug- den Namen Immanuel geben«d, das heißt
te den Abihud; Abihud zeugte den Eljakim; übersetzt: »Gott mit uns«.
Eljakim zeugte den Asor; 14 Asor zeugte den 24 Als nun Joseph vom Schlaf erwachte,
Zadok; Zadok zeugte den Achim; Achim handelte er so, wie ihm der Engel des
zeugte den Eliud; 15 Eliud zeugte den Elea- Herrn befohlen hatte, und nahm seine
sar; Eleasar zeugte den Mattan; Mattan Frau zu sich; 25 und er erkannte sie nicht,
zeugte den Jakob; 16 Jakob zeugte den Jo- bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren
seph, den Mann der Maria, von welcher Je- hatte; und er gab ihm den Namen Jesus.
sus geboren ist, der Christusb genannt wird.
17 So sind es nun von Abraham bis zu Die Weisen aus dem Morgenland
David insgesamt vierzehn Generationen Als nun Jesus geboren war in Bethle-
und von David bis zur Wegführung nach hem in Judäa, in den Tagen des Königs

a (1,1) w. Buch der Abstammung (vgl. 1Mo 5,1). Jesus Das ist der besondere Titel des Retters und Königs,
Christus war als der verheißene Messias ein Nach- den Gott für das Ende der Tage verheißen hatte und
komme Davids und Abrahams. Seine wichtigsten der von Gott gesalbt, d.h. in seine Königswürde ein-
Vorväter werden hier aufgezählt bis zu Joseph, der gesetzt ist (vgl. Ps 2,2; Dan 9,25).
nicht leiblich, aber nach dem Recht sein Vater war. c (1,21) Jesus ist die gr. Umschrift des hebr. Jehoschua;
b (1,16) Christus ist die griechische Übersetzung des dieser Name bedeutet »Der HERR ist Rettung«.
hebr. maschiach und bedeutet »Gesalbter« (Messias). d (1,23) Jes 7,14.
992 MATTHÄUS 2
Herodesa, siehe, da kamen Weise aus dem Die Flucht nach Ägypten
Morgenland nach Jerusalem, 2 die spra- 13 Als sie aber weggezogen waren, siehe, da
chen: Wo ist der neugeborene König der erscheint ein Engel des Herrn dem Joseph
Juden? Denn wir haben seinen Stern im im Traum und spricht: Steh auf, nimm das
Morgenland gesehen und sind gekom- Kind und seine Mutter mit dir und fliehe
men, um ihn anzubeten! nach Ägypten und bleibe dort, bis ich es dir
3 Als das der König Herodes hörte, erschrak sage; denn Herodes will das Kind suchen,
er, und ganz Jerusalem mit ihm. 4 Und um es umzubringen! 14 Da stand er auf,
er rief alle obersten Priesterb und Schrift- nahm das Kind und seine Mutter bei Nacht
gelehrtenc des Volkes zusammen und er- mit sich und entfloh nach Ägypten. 15 Und
fragte von ihnen, wo der Christus geboren er blieb dort bis zum Tod des Herodes, da-
werden sollte. 5 Sie aber sagten ihm: In mit erfüllt würde, was der Herr durch den
Bethlehem in Judäa; denn so steht es ge- Propheten geredet hat, der spricht: »Aus
schrieben durch den Propheten: 6 »Und Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen«.e
du, Bethlehem im Land Juda, bist kei-
neswegs die geringste unter den Fürsten- Der Kindermord in Bethlehem
städten Judas; denn aus dir wird ein Herr- 16 Als sich nun Herodes von den Weisen
scher hervorgehen, der mein Volk Israel betrogen sah, wurde er sehr zornig, sand-
weiden soll«.d te hin und ließ alle Knaben töten, die
7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu in Bethlehem und in seinem ganzen Ge-
sich und erkundigte sich bei ihnen genau biet waren, von zwei Jahren und darunter,
nach der Zeit, wann der Stern erschienen nach der Zeit, die er von den Weisen ge-
war; 8 und er sandte sie nach Bethlehem nau erforscht hatte. 17 Da wurde erfüllt,
und sprach: Zieht hin und forscht genau was durch den Propheten Jeremia gesagt
nach dem Kind. Und wenn ihr es gefun- ist, der spricht: 18 »Eine Stimme ist in
den habt, so laßt es mich wissen, damit Rama gehört worden, viel Jammern, Wei-
auch ich komme und es anbete! nen und Klagen; Rahel beweint ihre Kin-
9 Und als sie den König gehört hatten, zo- der und will sich nicht trösten lassen, weil
gen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie sie nicht mehr sind«.f
im Morgenland gesehen hatten, ging vor
ihnen her, bis er ankam und über dem Die Rückkehr nach Nazareth
Lk 2,39-40
Ort stillstand, wo das Kind war. 10 Als sie
nun den Stern sahen, wurden sie sehr 19 Als aber Herodes gestorben war, siehe,
hoch erfreut; 11 und sie gingen in das da erscheint ein Engel des Herrn dem Jo-
Haus hinein und fanden das Kind samt seph in Ägypten im Traum 20 und spricht:
Maria, seiner Mutter. Da fielen sie nieder Steh auf, nimm das Kind und seine Mut-
und beteten es an; und sie öffneten ihre ter zu dir und zieh in das Land Israel;
Schatzkästchen und brachten ihm Ga- denn die dem Kind nach dem Leben
ben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. trachteten, sind gestorben! 21 Da stand er
12 Und da sie im Traum angewiesen wur- auf, nahm das Kind und seine Mutter zu
den, nicht wieder zu Herodes zurück- sich und ging in das Land Israel.
zukehren, zogen sie auf einem anderen 22 Als er aber hörte, daß Archelaus anstatt
Weg zurück in ihr Land. seines Vaters Herodes über Judäa regierte,

a (2,1) Gemeint ist Herodes d. Gr. (ca. 37 - 4 v. Chr.), ein ster, die abgesetzt worden waren, aber noch Einfluß
Idumäer (Edomiter, vgl. 1Mo 36,1), der damals unter hatten.
römischer Oberhoheit als König über Judäa herrschte. c (2,4) Die Schriftgelehrten waren mit der Abschrift,
Jesus Christus wurde also ca. 5 v. Chr. geboren. Erforschung und Auslegung der heiligen Schriften
b (2,4) Andere Übersetzung: Hohenpriester. Der Begriff des AT betraut.
bezeichnet den kleinen Kreis von führenden Prie- d (2,6) Mi 5,1.3.
stern, die einen bestimmenden Einfluß im Hohen Rat e (2,15) Hos 11,1.
hatten. Zu ihnen gehörten auch ehemalige Hoheprie- f (2,18) Jer 31,15.
MATTHÄUS 2.3.4 993
fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und auf Frucht bringt, wird abgehauen und ins
eine Anweisung hin, die er im Traum erhielt, Feuer geworfen!
zog er weg in das Gebiet Galiläas. 23 Und 11 Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der
dort angekommen, ließ er sich in einer Stadt aber nach mir kommt, ist stärker als ich,
namens Nazareth nieder, damit erfüllt wür- so daß ich nicht würdig bin, ihm die Schu-
de, was durch die Propheten gesagt ist, daß he zu tragen; der wird euch mit Heiligem
er ein Nazarener genannt werden wird. Geist und Feuer taufen. 12 Er hat die Wurf-
schaufel in seiner Hand und wird seine
Die Verkündigung Johannes des Täufers Tenne gründlich reinigen und seinen Wei-
Mk 1,2-8; Lk 3,1-18; Joh 1,6-8; 1,15-34
zen in die Scheune sammeln; die Spreu
In jenen Tagen aber erscheint Johannes aber wird er verbrennen mit unaus-
der Täufer und verkündigt in der Wüste löschlichem Feuer.
von Judäa 2 und spricht: Tut Buße,a denn
das Reich der Himmelb ist nahe herbei- Die Taufe Jesu Christi
Lk 3,21-22; Joh 1,32-34
gekommen! 3 Das ist der, von welchem
geredet wurde durch den Propheten Je- 13 Da kommt Jesus aus Galiläa an den Jor-
saja, der spricht: »Eine Stimme ruft in dan zu Johannes, um sich von ihm tau-
der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, fen zu lassen. 14 Johannes aber wehrte
macht seine Pfade eben!«c 4 Er aber, Jo- ihm und sprach: Ich habe es nötig, von
hannes, hatte ein Gewand aus Kamelhaa- dir getauft zu werden, und du kommst zu
ren und einen ledernen Gürtel um seine mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach
Lenden, und seine Speise waren Heu- zu ihm: Laß es jetzt so geschehen; denn
schrecken und wilder Honig. 5 Da zog zu so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu
ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa erfüllen! Da gab er ihm nach.
und das ganze umliegende Gebiet des 16 Und als Jesus getauft war, stieg er so-
Jordan, 6 und es wurden von ihm im Jor- gleich aus dem Wasser; und siehe, da tat
dan getauft, die ihre Sünden bekannten. sich ihm der Himmel auf, und er sah den
7 Als er aber viele von den Pharisäernd Geist Gottes wie eine Taube herabsteigen
und Sadduzäerne zu seiner Taufe kom- und auf ihn kommen. 17 Und siehe, eine
men sah, sprach er zu ihnen: Schlangen- Stimme [kam] vom Himmel, die sprach:
brut! Wer hat euch eingeredet, ihr könntet Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich
dem zukünftigen Zorn entfliehen? 8 So Wohlgefallen habe!
bringt nun Früchte, die der Buße würdig
sind! 9 Und denkt nicht, bei euch selbst Die Versuchung Jesu
Mk 1,12-13; Lk 4,1-13
sagen zu können: »Wir haben Abraham
zum Vater«. Denn ich sage euch: Gott ver- Darauf wurde Jesus vom Geist in die
mag dem Abraham aus diesen Steinen Wüste geführt, damit er vom Teufelf
Kinder zu erwecken! 10 Es ist aber auch versucht würde. 2 Und als er 40 Tage
schon die Axt an die Wurzel der Bäume und 40 Nächte gefastet hatte, war er zu-
gelegt. Jeder Baum nun, der keine gute letzt hungrig. 3 Und der Versucher trat zu

a (3,2) »Tut Buße« bedeutet: Kehrt von Herzen um zu genaues Befolgen der Gebote erlangen und schufen
Gott, ändert eure Gesinnung. dafür viele menschliche Zusatzbestimmungen (vgl.
b (3,2) »Reich der Himmel« ist gleichbedeutend mit Mt 15,1-10; Mt 23). Sie waren Gegner der Sadduzäer.
»Reich (od. Königsherrschaft) Gottes« (vgl. Dan 2,44); e (3,7) Die Sadduzäer waren eine politisch und wirt-
es ist ein Reich, in dem Gott selbst durch seinen Mes- schaftlich einflußreiche Partei um die hohenprie-
sias-König regiert. sterlichen Familien, die mit den Römern zusam-
c (3,3) Jes 40,3. »Herr« (gr. kyrios) steht hier wie in ande- menarbeitete. Sie leugneten die Auferstehung und
ren at. Zitaten für den at. Gottesnamen JHWH (im AT die Autorität großer Teile der at. Schriften (vgl. Mt
dieser Bibel mit HERR wiedergegeben). 22,23-33).
d (3,7) Die Pharisäer (= »die Abgesonderten«) waren f (4,1) Der Teufel (gr. diabolos = Verleumder, Verkläger,
ein kleiner, aber einflußreicher Bund von »Eiferern hebr. Satan = Widersacher, Verkläger) ist ein von Gott
für das Gesetz«. Sie wollten die Gerechtigkeit durch abgefallenes, aufrührerisches Engelwesen.
994 MATTHÄUS 4
ihm und sprach: Wenn du Gottes Sohn des Jordan, das Galiläa der Heidenf, 16 das
bist, so sprich, daß diese Steine Brot wer- Volk, das in der Finsternis wohnte, hat
den! 4 Er aber antwortete und sprach: ein großes Licht gesehen, und denen, die
Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt im Land des Todesschattens wohnten, ist
nicht vom Brot allein, sondern von einem ein Licht aufgegangen«.g 17 Von da an
jeden Wort, das aus dem Mund Gottes begann Jesus zu verkündigen und zu
hervorgeht!«a sprechen: Tut Buße, denn das Reich der
5 Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich Himmel ist nahe herbeigekommen!
in die heilige Stadt und stellt ihn auf
die Zinne des Tempels 6 und spricht zu Die Berufung der ersten Jünger
Mk 1,16-20; Lk 5,1-11; Joh 1,35-51
ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze
dich hinab; denn es steht geschrieben: 18 Als Jesus aber am See von Galiläa ent-
»Er wird seinen Engeln deinetwegen Be- langging, sah er zwei Brüder, Simon, ge-
fehl geben, und sie werden dich auf den nannt Petrus, und dessen Bruder Andreas;
Händen tragen, damit du deinen Fuß die warfen das Netz in den See, denn sie
nicht etwa an einen Stein stößt«.b 7 Da waren Fischer. 19 Und er spricht zu ihnen:
sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht ge- Folgt mir nach, und ich will euch zu Men-
schrieben: »Du sollst den Herrn, deinen schenfischern machen! 20 Da verließen
Gott, nicht versuchen!«c sie sogleich die Netze und folgten ihm
8 Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf nach. 21 Und als er von dort weiterging,
einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle sah er in einem Schiff zwei andere Brüder,
Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und
spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir ge- dessen Bruder Johannes mit ihrem Vater
ben, wenn du niederfällst und mich an- Zebedäus ihre Netze flicken; und er berief
betest! 10 Da spricht Jesus zu ihm: Wei- sie. 22 Da verließen sie sogleich das Schiff
che, Satan! Denn es steht geschrieben: und ihren Vater und folgten ihm nach.
»Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbe-
ten und ihm allein dienen!«d 11 Da verließ Jesu Wirken in Galiläa
Lk 6,17-19
ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hin-
zu und dienten ihm. 23 Und Jesus durchzog ganz Galiläa, lehr-
te in ihren Synagogenh und verkündigte
Der Beginn der Verkündigung Jesu das Evangeliumi von dem Reich und heil-
in Galiläa te alle Krankheiten und alle Gebrechen
Mk 1,14-15; Lk 4,14-15
im Volk. 24 Und sein Ruf verbreitete sich
12 Als aber Jesus hörte, daß Johannes ge- in ganz Syrien; und sie brachten alle Kran-
fangengesetzt worden war, zog er weg ken zu ihm, die von mancherlei Krank-
nach Galiläa. 13 Und er verließ Nazareth, heiten und Schmerzen geplagt waren,
kam und ließ sich in Kapernaum nieder, und Besessene und Mondsüchtige und
das am Seee liegt, im Gebiet von Sebulon Lahme; und er heilte sie. 25 Und es folgte
und Naphtali, 14 damit erfüllt würde, was ihm eine große Volksmenge nach aus
durch den Propheten Jesaja gesagt ist, der Galiläa und aus dem Gebiet der Zehn
spricht: 15 »Das Land Sebulon und das Städte und aus Jerusalem und Judäa und
Land Naphtali, am Weg des Sees, jenseits von jenseits des Jordan.

a (4,4) 5Mo 8,3. standen (vgl. Röm 1,18-32; Röm 9 u. 11; Eph 2,11-12).
b (4,6) Ps 91,11-12. g (4,16) Jes 8,23-9,1.
c (4,7) 5Mo 6,16. h (4,23) »Synagogen« wurden die jüdischen Gemein-
d (4,10) 5Mo 6,13; 10,20. den genannt, die sich zu Gebet und Lesung der
e (4,13) d.h. am See Genezareth; so auch später. Heiligen Schriften zusammenfanden, sowie ihre
f (4,15) Mit »Heiden« werden die Völker außerhalb von Versammlungsstätten.
Israel bezeichnet, die den wahren Gott nicht erkann- i (4,23) »Evangelium« bedeutet die Heilsbotschaft, die
ten und nicht in einer Bundesbeziehung mit Gott gute Botschaft von der Errettung durch Jesus Christus.
MATTHÄUS 5 995
DIE BERGPREDIGT Scheffela, sondern auf den Leuchter; so
Kapitel 5 – 7 leuchtet es allen, die im Haus sind. 16 So
Als er aber die Volksmenge sah, stieg soll euer Licht leuchten vor den Leuten,
er auf den Berg; und als er sich setzte, daß sie eure guten Werke sehen und eu-
traten seine Jünger zu ihm. 2 Und er tat ren Vater im Himmel preisen.
seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
Die Erfüllung des Gesetzes
Die Seligpreisungen 17 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekom-
Lk 6,20-26
men sei, um das Gesetz oder die Pro-
3 Glückselig sind die geistlich Armen, pheten aufzulösen.b Ich bin nicht ge-
denn ihrer ist das Reich der Himmel! kommen, um aufzulösen, sondern um
4 Glückselig sind die Trauernden, denn zu erfüllen! 18 Denn wahrlichc, ich sage
sie sollen getröstet werden! euch: Bis Himmel und Erde vergangen
5 Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein
sie werden das Land erben! einziges Strichlein vom Gesetz vergehen,
6 Glückselig sind, die nach der Gerechtig- bis alles geschehen ist. 19 Wer nun eines
keit hungern und dürsten, denn sie sol- von diesen kleinsten Geboten auflöst
len satt werden! und die Leute so lehrt, der wird der
7 Glückselig sind die Barmherzigen, denn Kleinste genannt werden im Reich der
sie werden Barmherzigkeit erlangen! Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der
8 Glückselig sind, die reinen Herzens sind, wird groß genannt werden im Reich der
denn sie werden Gott schauen! Himmel. 20 Denn ich sage euch: Wenn
9 Glückselig sind die Friedfertigen, denn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehr-
sie werden Söhne Gottes heißen! ten und Pharisäer nicht weit übertrifft,
10 Glückselig sind, die um der Gerechtig- so werdet ihr gar nicht in das Reich der
keit willen verfolgt werden, denn ihrer ist Himmel eingehen!
das Reich der Himmel!
11 Glückselig seid ihr, wenn sie euch Ermahnung zu Versöhnlichkeit
schmähen und verfolgen und lügnerisch Lk 12,58-59; 1Joh 3,15
jegliches böse Wort gegen euch reden 21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt
um meinetwillen! 12 Freut euch und froh- ist: »Du sollst nicht töten!«d, wer aber tötet,
lockt, denn euer Lohn ist groß im Him- der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich
mel; denn ebenso haben sie die Prophe- aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder
ten verfolgt, die vor euch gewesen sind. ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht
verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder
Die Jünger - Salz und Licht sagt: Raka!,e der wird dem Hohen Ratf ver-
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber fallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der
das Salz fade wird, womit soll es wieder wird dem höllischen Feuer verfallen sein.
salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts 23 Wenn du nun deine Gabe zum Altar
mehr, als daß es hinausgeworfen und von bringst und dich dort erinnerst, daß dein
den Leuten zertreten wird. Bruder etwas gegen dich hat, 24 so laß dei-
14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann ne Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor
eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht hin und versöhne dich mit deinem Bruder,
verborgen bleiben. 15 Man zündet auch und dann komm und opfere deine Gabe!
nicht ein Licht an und setzt es unter den 25 Sei deinem Widersacher bald geneigt,

a (5,15) ein Tongefäß zum Abmessen von Getreide. d (5,21) 2Mo 20,13.
b (5,17) Im Judentum wurde unter »Gesetz« meist die fünf e (5,22) d.h. »Nichtsnutz« od. »Hohlkopf« (aramäischer
Bücher Mose verstanden, die »Propheten« sind hier eine Ausdruck der Verachtung).
Sammelbezeichnung für die übrigen Schriften. f (5,22) Der Hohe Rat oder »Sanhedrin« war das
c (5,18) w. Amen; hebr. Ausdruck der Bekräftigung: höchste Selbstverwaltungs- und Gerichtsorgan der
»Wahrhaftig«, »Das ist gewiß«. Juden unter der römischen Oberherrschaft.
996 MATTHÄUS 5.6
während du noch mit ihm auf dem Weg ist der Schemel seiner Füße, noch bei Je-
bist, damit der Widersacher dich nicht rusalem, denn sie ist die Stadt des großen
etwa dem Richter ausliefert und der Rich- Königs. 36 Auch bei deinem Haupt sollst du
ter dich dem Gerichtsdiener übergibt und nicht schwören, denn du kannst kein einzi-
du ins Gefängnis geworfen wirst. 26 Wahr- ges Haar weiß oder schwarz machen. 37 Es
lich, ich sage dir: Du wirst von dort nicht sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was
herauskommen, bis du den letzten Gro- darüber ist, das ist vom Bösen.
schen bezahlt hast! 38 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: »Auge
um Auge und Zahn um Zahn!«d 39 Ich aber
Ehebruch und Ehescheidung sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht wi-
Mt 19,3-9; Mk 10,2-12; 1Kor 7,10-16.39; Röm 7,2-3
derstehen; sondern wenn dich jemand auf
27 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt deine rechte Backe schlägt, so biete ihm
ist: »Du sollst nicht ehebrechen!«a 28 Ich auch die andere dar; 40 und dem, der mit
aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, dir vor Gericht gehen und dein Hemd neh-
um sie zu begehren, der hat in seinem men will, dem laß auch den Mantel; 41 und
Herzen schon Ehebruch mit ihr began- wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit
gen. 29 Wenn dir aber dein rechtes Auge zu gehen, so geh mit ihm zwei. 42 Gib dem,
ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus der dich bittet, und wende dich nicht ab
und wirf es von dir! Denn es ist besser für von dem, der von dir borgen will!
dich, daß eines deiner Glieder verloren-
geht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle Liebe zu den Feinden
geworfen wird. 30 Und wenn deine rechte 43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du
Hand für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, sollst deinen Nächsten lieben und dei-
so haue sie ab und wirf sie von dir! Denn nen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch:
es ist besser für dich, daß eines deiner Liebt eure Feinde, segnet, die euch flu-
Glieder verlorengeht, als daß dein ganzer chen, tut wohl denen, die euch hassen,
Leib in die Hölle geworfen wird. und bittet für die, welche euch beleidigen
31 Es ist auch gesagt: »Wer sich von sei- und verfolgen, 45 damit ihr Söhne eures
ner Frau scheidet, der gebe ihr einen Vaters im Himmel seid. Denn er läßt sei-
Scheidebrief«.b 32 Ich aber sage euch: Wer ne Sonne aufgehen über Böse und Gute
sich von seiner Frau scheidet, ausgenom- und läßt es regnen über Gerechte und
men wegen Unzucht, der macht, daß sie Ungerechte. 46 Denn wenn ihr die liebt,
die Ehe bricht. Und wer eine Geschiede- die euch lieben, was habt ihr für einen
ne heiratet, der bricht die Ehe. Lohn? Tun nicht auch die Zöllnere das-
selbe? 47 Und wenn ihr nur eure Brüder
Vom Schwören und vom Vergelten grüßt, was tut ihr Besonderes? Machen es
Jak 5,12; Röm 12,17-19; Lk 6,27-36
nicht auch die Zöllner ebenso? 48 Darum
33 Wiederum habt ihr gehört, daß zu den sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer
Alten gesagt ist: »Du sollst nicht falsch Vater im Himmel vollkommen ist!
schwören; du sollst aber dem Herrn deine
Schwüre halten«.c 34 Ich aber sage euch, Vom Almosengeben
daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, Habt acht, daß ihr eure Almosenf nicht
weder bei dem Himmel, denn er ist Got- vor den Leuten gebt, um von ihnen ge-
tes Thron, 35 noch bei der Erde, denn sie sehen zu werden; sonst habt ihr keinen

a (5,27) 2Mo 20,14. ten sich dabei selbst. Sie galten als besonders verach-
b (5,31) vgl. 5Mo 24,1. tenswerte Sünder.
c (5,33) vgl. 3Mo 19,12; 5Mo 23,23. f (6,1) Almosen waren Gaben der Barmherzigkeit, wie
d (5,38) 2Mo 21,24. sie das mosaische Gesetz gebot: Die Wohlhabenden
e (5,46) Die jüdischen »Zöllner« (d.h. Steuereinneh- sollten die Armen und Bedürftigen unterstützen (vgl.
mer) trieben die drückenden Steuern und Abgaben 5Mo 15,7-10).
der römischen Besatzungsmacht ein und bereicher-
MATTHÄUS 6 997
Lohn bei eurem Vater im Himmel. 2 Wenn Vom Fasten
du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor 16 Wenn ihr aber fastet, sollt ihr nicht fin-
dir her posaunen lassen, wie es die Heuch- ster dreinsehen wie die Heuchler; denn
ler in den Synagogen und auf den Gassen sie verstellen ihr Angesicht, damit es von
tun, um von den Leuten gepriesen zu den Leuten bemerkt wird, daß sie fasten.
werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie ha- Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren
ben ihren Lohn schon empfangen. 3 Wenn Lohn dahin. 17 Du aber, wenn du fastest,
du aber Almosen gibst, so soll deine so salbe dein Haupt und wasche dein An-
linke Hand nicht wissen, was deine rech- gesicht, 18 damit es nicht von den Leu-
te tut, 4 damit dein Almosen im Verborge- ten bemerkt wird, daß du fastest, sondern
nen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene von deinem Vater, der im Verborgenen ist;
sieht, er wird es dir öffentlich vergelten. und dein Vater, der ins Verborgene sieht,
wird es dir öffentlich vergelten.
Vom Beten
Lk 11,1-4 Schätze auf Erden und im Himmel
Lk 12,15-34; 1Tim 6,9-10
5 Und wenn du betest, sollst du nicht sein
wie die Heuchler; denn sie stellen sich gern 19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln
in den Synagogen und an den Straßenecken auf Erden, wo die Motten und der Rost
auf und beten, um von den Leuten be- sie fressen und wo die Diebe nachgra-
merkt zu werden. Wahrlich, ich sage euch: ben und stehlen. 20 Sammelt euch viel-
Sie haben ihren Lohn schon empfangen. mehr Schätze im Himmel, wo weder die
6 Du aber, wenn du betest, geh in dein Motten noch der Rost sie fressen und
Kämmerlein und schließe deine Türe zu wo die Diebe nicht nachgraben und steh-
und bete zu deinem Vater, der im Verborge- len! 21 Denn wo euer Schatz ist, da wird
nen ist; und dein Vater, der ins Verborgene auch euer Herz sein.
sieht, wird es dir öffentlich vergelten. 22 Das Auge ist die Leuchte des Leibes.
7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plap- Wenn nun dein Auge lauter ist, so wird
pern wie die Heiden; denn sie meinen, sie dein ganzer Leib licht sein. 23 Wenn aber
werden erhört um ihrer vielen Worte wil- dein Auge verdorben ist, so wird dein gan-
len. 8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen! zer Leib finster sein. Wenn nun das Licht
Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die
ehe ihr ihn bittet. 9 Deshalb sollt ihr auf Finsternis sein!
diese Weise beten: Unser Vater, der du 24 Niemand kann zwei Herren dienen,
bist im Himmel! Geheiligt werde dein denn entweder wird er den einen hassen
Name. 10 Dein Reich komme. Dein Wille und den anderen lieben, oder er wird dem
geschehe, wie im Himmel, so auch auf einen anhängen und den anderen ver-
Erden. 11 Gib uns heute unser tägliches achten. Ihr könnt nicht Gott dienen und
Brot. 12 Und vergib uns unsere Schulden, dem Mammon!a
wie auch wir vergeben unseren Schuld-
nern. 13 Und führe uns nicht in Versu- Von unnützen Sorgen
chung, sondern errette uns von dem Bösen. 25 Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht
Denn dein ist das Reich und die Kraft und um euer Leben, was ihr essen und was ihr
die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen. trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr
14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Ver- anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr
fehlungen vergebt, so wird euer himmli- als die Speise und der Leib mehr als die
scher Vater euch auch vergeben. 15 Wenn Kleidung? 26 Seht die Vögel des Himmels
ihr aber den Menschen ihre Verfehlun- an: Sie säen nicht und ernten nicht, sie
gen nicht vergebt, so wird euch euer Vater sammeln auch nicht in die Scheunen,
eure Verfehlungen auch nicht vergeben. und euer himmlischer Vater ernährt sie

a (6,24) »Mammon« ist ein aramäisches Wort für Reichtum und Besitz.
998 MATTHÄUS 6.7
doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als Ermutigung zum Gebet
sie? 27 Wer aber von euch kann durch sein Lk 11,5-13
Sorgen zu seiner Lebenslänge eine einzi- 7 Bittet, so wird euch gegeben; sucht,
ge Elle hinzusetzen? so werdet ihr finden; klopft an, so wird
28 Und warum sorgt ihr euch um die Klei- euch aufgetan! 8 Denn jeder, der bittet,
dung? Betrachtet die Lilien des Feldes, empfängt; und wer sucht, der findet; und
wie sie wachsen! Sie mühen sich nicht wer anklopft, dem wird aufgetan.
und spinnen nicht; 29 ich sage euch aber, 9 Oder ist unter euch ein Mensch, der,
daß auch Salomo in all seiner Herrlichkeit wenn sein Sohn ihn um Brot bittet, ihm
nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ih- einen Stein gibt, 10 und, wenn er um ei-
nen. 30 Wenn nun Gott das Gras des Fel- nen Fisch bittet, ihm eine Schlange gibt?
des, das heute steht und morgen in den 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren
Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das Kindern gute Gaben zu geben versteht,
nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubi- wieviel mehr wird euer Vater im Himmel
gen? 31 Darum sollt ihr nicht sorgen und denen Gutes geben, die ihn bitten!
sagen: Was werden wir essen? oder: Was
werden wir trinken? oder: Womit werden Die Summe des Gesetzes - Die zwei Wege
Lk 13,23-25
wir uns kleiden? 32 Denn nach allen die-
sen Dingen trachten die Heiden, aber euer 12 Alles nun, was ihr wollt, daß die Leute
himmlischer Vater weiß, daß ihr das alles euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen
benötigt. 33 Trachtet vielmehr zuerst nach ebenso; denn dies ist das Gesetz und die
dem Reich Gottes und nach seiner Gerech- Propheten.
tigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt 13 Geht ein durch die enge Pforte! Denn
werden! 34 Darum sollt ihr euch nicht sor- die Pforte ist weit und der Weg ist breit,
gen um den morgigen Tag; denn der mor- der ins Verderben führt; und viele sind es,
gige Tag wird für das Seine sorgen. Jedem die da hineingehen. 14 Denn die Pforte
Tag genügt seine eigene Plage. ist eng und der Weg ist schmal, der zum
Leben führt; und wenige sind es, die ihn
Warnung vor dem Richten finden.
Lk 6,37-38; 6,41-42
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet Warnung vor falschen Propheten
Mt 24,3-13.24; Lk 6,43-46; Apg 20,29
werdet! 2 Denn mit demselben Ge-
richt, mit dem ihr richtet, werdet ihr ge- 15 Hütet euch aber vor den falschen Pro-
richtet werden; und mit demselben Maß, pheten, die in Schafskleidern zu euch kom-
mit dem ihr [anderen] zumeßt, wird auch men, inwendig aber reißende Wölfe sind!
euch zugemessen werden. 16 An ihren Früchten werdet ihr sie er-
3 Was siehst du aber den Splitter im Auge kennen. Sammelt man auch Trauben von
deines Bruders, und den Balken in dei- Dornen, oder Feigen von Disteln? 17 So
nem Auge bemerkst du nicht? 4 Oder wie bringt jeder gute Baum gute Früchte,
kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt, der schlechte Baum aber bringt schlechte
ich will den Splitter aus deinem Auge Früchte. 18 Ein guter Baum kann keine
ziehen! — und siehe, der Balken ist in schlechten Früchte bringen, und ein
deinem Auge? 5 Du Heuchler, zieh zuerst schlechter Baum kann keine guten Früchte
den Balken aus deinem Auge, und dann bringen. 19 Jeder Baum, der keine gute
wirst du klar sehen, um den Splitter aus Frucht bringt, wird abgehauen und ins
dem Auge deines Bruders zu ziehen! Feuer geworfen. 20 Darum werdet ihr sie
6 Gebt das Heilige nicht den Hunden und an ihren Früchten erkennen.
werft eure Perlen nicht vor die Säue, da- 21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!
mit diese sie nicht mit ihren Füßen zer- wird in das Reich der Himmel eingehen,
treten und [jene] sich nicht umwenden sondern wer den Willen meines Vaters im
und euch zerreißen. Himmel tut. 22 Viele werden an jenem Tag
MATTHÄUS 7.8 999
zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht Der Hauptmann von Kapernaum
in deinem Namen geweissagt und in dei- Lk 7,1-10
nem Namen Dämonen ausgetrieben und 5 Als Jesus aber nach Kapernaum kam, trat
in deinem Namen viele Wundertaten voll- ein Hauptmannb zu ihm, bat ihn 6 und
bracht? 23 Und dann werde ich ihnen be- sprach: Herr, mein Knecht liegt daheim
zeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht gelähmt danieder und ist furchtbar ge-
von mir, ihr Gesetzlosen! plagt! 7 Und Jesus spricht zu ihm: Ich will
kommen und ihn heilen! 8 Der Haupt-
Der kluge und der törichte Baumeister mann antwortete und sprach: Herr, ich
Lk 6,47-49 bin nicht wert, daß du unter mein Dach
24 Ein jeder nun, der diese meine Worte kommst, sondern sprich nur ein Wort, so
hört und sie tut, den will ich mit einem wird mein Knecht gesund werden! 9 Denn
klugen Mann vergleichen, der sein Haus auch ich bin ein Mensch, der unter Vor-
auf den Felsen baute. 25 Als nun der Platz- gesetzten steht, und habe Kriegsknechte
regen fiel und die Wasserströme kamen unter mir; und wenn ich zu diesem sage:
und die Winde stürmten und an dieses Geh hin!, so geht er; und zu einem an-
Haus stießen, fiel es nicht; denn es war auf deren: Komm her!, so kommt er; und zu
den Felsen gegründet. 26 Und jeder, der meinem Knecht: Tu das!, so tut er’s.
diese meine Worte hört und sie nicht tut, 10 Als Jesus das hörte, verwunderte er sich
wird einem törichten Mann gleich sein, und sprach zu denen, die nachfolgten:
der sein Haus auf den Sand baute. 27 Als Wahrlich, ich sage euch: Einen so großen
nun der Platzregen fiel und die Wasser- Glauben habe ich in Israel nicht gefun-
ströme kamen und die Winde stürmten den! 11 Ich sage euch aber: Viele werden
und an dieses Haus stießen, da stürzte es kommen vom Osten und vom Westen
ein, und sein Einsturz war gewaltig. und werden im Reich der Himmel mit
28 Und es geschah, als Jesus diese Worte Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch sit-
beendet hatte, erstaunte die Volksmenge zen, 12 aber die Kinder des Reiches wer-
über seine Lehre, 29 denn er lehrte sie wie den in die äußerste Finsternis hinaus-
einer, der Vollmacht hat, und nicht wie geworfen werden; dort wird Heulen und
die Schriftgelehrten. Zähneknirschen sein.
13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann:
Die Heilung eines Aussätzigen Geh hin, und dir geschehe, wie du ge-
Mk 1,40-45; Lk 5,12-16 glaubt hast! Und sein Knecht wurde in
Als er aber von dem Berg herabstieg, derselben Stunde gesund.
folgte ihm eine große Volksmenge nach.
2 Und siehe, ein Aussätzigera kam, fiel vor
Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus
ihm nieder und sprach: Herr, wenn du und anderer Kranker
Mk 1,29-39; Lk 4,38-44
willst, kannst du mich reinigen! 3 Und Je-
sus streckte die Hand aus, rührte ihn an 14 Und als Jesus in das Haus des Petrus
und sprach: Ich will; sei gereinigt! Und kam, sah er, daß dessen Schwiegermutter
sogleich wurde er von seinem Aussatz daniederlag und Fieber hatte. 15 Und er
rein. 4 Und Jesus spricht zu ihm: Sieh zu, berührte ihre Hand; und das Fieber verließ
daß du es niemand sagst; sondern geh sie, und sie stand auf und diente ihnen.
hin, zeige dich dem Priester und bringe 16 Als es aber Abend geworden war, brach-
das Opfer dar, das Mose befohlen hat, ih- ten sie viele Besessene zu ihm, und er
nen zum Zeugnis! trieb die Geister aus mit einem Wort und

a (8,2) Aussatz war eine Hautkrankheit, die in der Bibel (vgl. 3Mo 13 u.14).
die Folgen der Sünde versinnbildlicht; sie machte b (8,5) Der Hauptmann (Centurio) war ein römischer
den Erkrankten nach dem mosaischen Gesetz unrein Offizier, der ca. 100 Soldaten befehligte.
und führte zum Ausschluß aus der Gemeinschaft
1000 MATTHÄUS 8.9
heilte alle Kranken, 17 damit erfüllt wür- so daß niemand auf jener Straße wandern
de, was durch den Propheten Jesaja gesagt konnte. 29 Und siehe, sie schrieen und
ist, der spricht: »Er hat unsere Gebrechen sprachen: Was haben wir mit dir zu tun,
weggenommen und unsere Krankheiten Jesus, du Sohn Gottes? Bist du hierher ge-
getragen«.a kommen, um uns vor der Zeit zu quälen?
30 Es war aber fern von ihnen eine große
Vom Preis der Nachfolge Herde Schweine auf der Weide. 31 Und
Lk 9,57-62
die Dämonen baten ihn und sprachen:
18 Als aber Jesus die große Volksmenge um Wenn du uns austreibst, so erlaube uns,
sich sah, befahl er, ans jenseitige Ufer zu in die Schweineherde zu fahren! 32 Und
fahren. 19 Und ein Schriftgelehrter trat her- er sprach zu ihnen: Geht hin! Da fuhren
zu und sprach zu ihm: Meister, ich will dir sie aus und fuhren in die Schweineher-
nachfolgen, wohin du auch gehst! 20 Und de. Und siehe, die ganze Schweineherde
Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben stürzte sich den Abhang hinunter in den
Gruben, und die Vögel des Himmels haben See, und sie kamen im Wasser um.
Nester; aber der Sohn des Menschenb hat 33 Die Hirten aber flohen, gingen in die
nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann. Stadt und verkündeten alles, auch was mit
21 Ein anderer seiner Jüngerc sprach zu den Besessenen vorgegangen war. 34 Und
ihm: Herr, erlaube mir, zuvor hinzugehen siehe, die ganze Stadt kam heraus, Jesus
und meinen Vater zu begraben! 22 Jesus entgegen. Und als sie ihn sahen, baten sie
aber sprach zu ihm: Folge mir nach, und ihn, aus ihrem Gebiet wegzugehen.
laß die Toten ihre Toten begraben!
Die Heilung eines Gelähmten
Jesus stillt den Sturm Mk 2,1-12; Lk 5,17-26
Mk 4,35-41; Lk 8,22-25; Ps 89,9
Und er trat in das Schiff, fuhr hinüber
23 Und er trat in das Schiff, und seine Jünger und kam in seine Stadt. 2 Und siehe,
folgten ihm nach. 24 Und siehe, es erhob da brachten sie einen Gelähmten zu ihm,
sich ein großer Sturm auf dem See, so daß der auf einer Liegematted lag. Und als Je-
das Schiff von den Wellen bedeckt wurde; sus ihren Glauben sah, sprach er zu dem
er aber schlief. 25 Und seine Jünger traten Gelähmten: Sei getrost, mein Sohn, deine
zu ihm, weckten ihn auf und sprachen: Sünden sind dir vergeben!
Herr, rette uns! Wir kommen um! 26 Da 3 Und siehe, etliche der Schriftgelehrten
sprach er zu ihnen: Was seid ihr so furcht- sprachen bei sich selbst: Dieser lästert!
sam, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf 4 Und da Jesus ihre Gedanken sah, sprach
und befahl den Winden und dem See; und er: Warum denkt ihr Böses in euren Herzen?
es entstand eine große Stille. 27 Die Men- 5 Was ist denn leichter, zu sagen: Deine
schen aber verwunderten sich und spra- Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen:
chen: Wer ist dieser, daß ihm selbst die Steh auf und geh umher? 6 Damit ihr
Winde und der See gehorsam sind? aber wißt, daß der Sohn des Menschen
Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu ver-
Die Heilung von zwei Besessenen geben — sprach er zu dem Gelähmten:
Mk 5,1-20; Lk 8,26-39
Steh auf, nimm deine Liegematte und geh
28 Und als er ans jenseitige Ufer in das Ge- heim! 7 Und er stand auf und ging heim.
biet der Gergesener kam, liefen ihm zwei 8 Als aber die Volksmenge das sah, verwun-
Besessene entgegen, die kamen aus den derte sie sich und pries Gott, der solche
Gräbern heraus und waren sehr gefährlich, Vollmacht den Menschen gegeben hatte.

a (8,17) Jes 53,4. c (8,21) Ein »Jünger« war ein Schüler, der seinem Mei-
b (8,20) Sohn des Menschen: eine Bezeichnung für den ster nachfolgte und ihm diente.
Messias (vgl. Dan 7,13; 1Mo 3,15; Joh 1,14; 1Tim 3,16; d (9,2) d.h. eine zusammenrollbare Liegedecke.
Phil 2,7; Hebr 2,14-18).
MATTHÄUS 9 1001
Die Berufung des Matthäus da kam ein Vorsteherb, fiel vor ihm nieder
Mk 2,13-17; Lk 5,27-32 und sprach: Meine Tochter ist eben gestor-
9 Und als Jesus von da weiterging, sah er ben; aber komm und lege deine Hand auf
einen Menschen an der Zollstätte sitzen, sie, so wird sie leben! 19 Und Jesus stand
der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: auf und folgte ihm mit seinen Jüngern.
Folge mir nach! Und er stand auf und 20 Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre
folgte ihm nach. blutflüssig war, trat von hinten herzu
10 Und es geschah, als er in dem Haus zu und rührte den Saum seines Gewandes
Tisch saß, siehe, da kamen viele Zöllner an. 21 Denn sie sagte bei sich selbst: Wenn
und Sünder und saßen mit Jesus und ich nur sein Gewand anrühre, so bin ich
seinen Jüngern zu Tisch. 11 Und als die geheilt! 22 Jesus aber wandte sich um, sah
Pharisäer es sahen, sprachen sie zu sei- sie und sprach: Sei getrost, meine Toch-
nen Jüngern: Warum ißt euer Meister mit ter! Dein Glaube hat dich gerettet! Und
den Zöllnern und Sündern? 12 Jesus aber, die Frau war geheilt von jener Stunde an.
als er es hörte, sprach zu ihnen: Nicht die 23 Als nun Jesus in das Haus des Vor-
Starken brauchen den Arzt, sondern die stehers kam und die Pfeifer und das
Kranken. 13 Geht aber hin und lernt, was Getümmel sah, 24 spricht er zu ihnen:
das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und Entfernt euch! Denn das Mädchen ist
nicht Opfer«.a Denn ich bin nicht gekom- nicht gestorben, sondern es schläft. Und
men, Gerechte zu berufen, sondern Sün- sie lachten ihn aus. 25 Als aber die Men-
der zur Buße. ge hinausgetrieben war, ging er hinein
und ergriff ihre Hand; und das Mädchen
Vom Fasten. Gleichnisse vom neuen Flicken stand auf. 26 Und die Kunde hiervon ver-
und vom neuen Wein breitete sich in jener ganzen Gegend.
Mk 2,18-22; Lk 5,33-39
14 Da kamen die Jünger des Johannes zu Heilung von zwei Blinden
ihm und sprachen: Warum fasten wir und und einem Besessenen
die Pharisäer so viel, deine Jünger aber fa- Mk 8,22-26; Mt 12,22-24
sten nicht? 15 Und Jesus sprach zu ihnen: 27 Und als Jesus von dort weiterging, folg-
Können die Hochzeitsgäste trauern, so- ten ihm zwei Blinde nach, die schrieen
lange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wer- und sprachen: Du Sohn Davids, erbarme
den aber Tage kommen, da der Bräutigam dich über uns! 28 Als er nun ins Haus
von ihnen genommen sein wird, und kam, traten die Blinden zu ihm. Und Je-
dann werden sie fasten. sus fragte sie: Glaubt ihr, daß ich dies tun
16 Niemand aber setzt einen Lappen von kann? Sie sprachen zu ihm: Ja, Herr! 29 Da
neuem Tuch auf ein altes Kleid, denn rührte er ihre Augen an und sprach: Euch
der Flicken reißt von dem Kleid, und der geschehe nach eurem Glauben! 30 Und
Riß wird schlimmer. 17 Man füllt auch ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus
nicht neuen Wein in alte Schläuche, sonst ermahnte sie ernstlich und sprach: Seht
zerreißen die Schläuche, und der Wein zu, daß es niemand erfährt! 31 Sie aber
wird verschüttet, und die Schläuche ver- gingen hinaus und machten ihn in jener
derben; sondern man füllt neuen Wein in ganzen Gegend bekannt.
neue Schläuche, so bleiben beide mitein- 32 Als sie aber hinausgingen, siehe, da
ander erhalten. brachte man einen Menschen zu ihm, der
stumm und besessen war. 33 Und nach-
Heilung einer blutflüssigen Frau. dem der Dämon ausgetrieben war, rede-
Die Auferweckung der Tochter des Jairus te der Stumme. Und die Volksmenge ver-
Mk 5,22-43; Lk 8,41-56
wunderte sich und sprach: So etwas ist
18 Und als er dies mit ihnen redete, siehe, noch nie in Israel gesehen worden! 34 Die

a (9,13) Hos 6,6. b (9,18) d.h. der Vorsteher einer Synagoge.


1002 MATTHÄUS 9.10
Pharisäer aber sagten: Durch den Ober- Gürtel, 10 keine Tasche auf den Weg, auch
sten der Dämonen treibt er die Dämonen nicht zwei Hemden, weder Schuhe noch
aus! Stab; denn der Arbeiter ist seiner Nah-
rung wert.
Die große Ernte 11 Wo ihr aber in eine Stadt oder in ein
35 Und Jesus durchzog alle Städte und Dorf hineingeht, da erkundigt euch, wer
Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, ver- es darin wert ist, und bleibt dort, bis ihr
kündigte das Evangelium von dem Reich weiterzieht. 12 Wenn ihr aber in das Haus
und heilte jede Krankheit und jedes Ge- eintretet, so grüßt esb. 13 Und wenn das
brechen im Volk. Haus es wert ist, so komme euer Friede
36 Als er aber die Volksmenge sah, emp- über dasselbe. Ist es aber dessen nicht
fand er Mitleid mit ihnen, weil sie ermat- wert, so soll euer Friede wieder zu euch
tet und vernachlässigt waren wie Schafe, zurückkehren. 14 Und wenn euch jemand
die keinen Hirten haben. 37 Da sprach nicht aufnehmen noch auf eure Worte
er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, hören wird, so geht fort aus diesem Haus
aber es sind wenig Arbeiter. 38 Darum oder dieser Stadt und schüttelt den Staub
bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbei- von euren Füßen! 15 Wahrlich, ich sage
ter in seine Ernte aussende! euch: Es wird dem Land Sodom und Go-
morra erträglicher gehen am Tag des Ge-
Die Aussendung der zwölf Apostel richts als dieser Stadt. 16 Siehe, ich sende
Mk 3,13-19; 6,7-11; Lk 6,12-16; 9,1-5
euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.
Da rief er seine zwölf Jünger zu sich Darum seid klug wie die Schlangen und
und gab ihnen Vollmacht über die ohne Falsch wie die Tauben!
unreinen Geister, sie auszutreiben, und
jede Krankheit und jedes Gebrechen zu Die kommenden Verfolgungen
Lk 12,11-12; 21,12-17
heilen.
2 Die Namen der zwölf Apostela aber sind 17 Hütet euch aber vor den Menschen!
diese: Der erste Simon, genannt Petrus, Denn sie werden euch den Gerichten aus-
und sein Bruder Andreas; Jakobus, der liefern, und in ihren Synagogen werden
Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Jo- sie euch geißeln; 18 auch vor Fürsten und
hannes; 3 Philippus und Bartholomäus; Könige wird man euch führen um mei-
Thomas und Matthäus der Zöllner; Jako- netwillen, ihnen und den Heiden zum
bus, der Sohn des Alphäus, und Lebbäus, Zeugnis.
mit dem Beinamen Thaddäus; 4 Simon 19 Wenn sie euch aber ausliefern, so sorgt
der Kananiter, und Judas Ischariot, der euch nicht darum, wie oder was ihr re-
ihn auch verriet. den sollt; denn es wird euch in jener
5 Diese zwölf sandte Jesus aus, gebot ih- Stunde gegeben werden, was ihr reden
nen und sprach: Begebt euch nicht auf sollt. 20 Denn nicht ihr seid es, die reden,
die Straße der Heiden und betretet keine sondern der Geist eures Vaters ist’s, der
Stadt der Samariter; 6 geht vielmehr zu durch euch redet.
den verlorenen Schafen des Hauses Is- 21 Es wird aber ein Bruder den anderen
rael. 7 Geht aber hin, verkündigt und zum Tode ausliefern und ein Vater sein
sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe Kind; und Kinder werden sich gegen die
herbeigekommen! 8 Heilt Kranke, reinigt Eltern erheben und werden sie töten hel-
Aussätzige, weckt Tote auf, treibt Dä- fen. 22 Und ihr werdet von jedermann
monen aus! Umsonst habt ihr es emp- gehaßt sein um meines Namens willen.
fangen, umsonst gebt es! 9 Nehmt weder Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird
Gold noch Silber noch Kupfer in eure gerettet werden. 23 Wenn sie euch aber in

a (10,2) Das griechische Wort apostolos bedeutet b (10,12) Der gebräuchliche jüdische Gruß war »Scha-
Gesandter, bevollmächtigter Botschafter. lom«, d.h. Friede sei mit dir (vgl. V. 13).
MATTHÄUS 10.11 1003
der einen Stadt verfolgen, so flieht in eine mit ihrer Mutter und die Schwiegertoch-
andere. Denn wahrlich, ich sage euch: Ihr ter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und die
werdet mit den Städten Israels nicht fertig Feinde des Menschen werden seine eige-
sein, bis der Sohn des Menschen kommt. nen Hausgenossen sein. 37 Wer Vater oder
24 Der Jünger ist nicht über dem Meister, Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner
noch der Knecht über seinem Herrn; 25 es nicht wert; und wer Sohn oder Tochter
ist für den Jünger genug, daß er sei wie mehr liebt als mich, der ist meiner nicht
sein Meister und der Knecht wie sein wert. 38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich
Herr. Haben sie den Hausherrn Beelze- nimmtb und mir nachfolgt, der ist mei-
bula genannt, wieviel mehr seine Haus- ner nicht wert. 39 Wer sein Lebenc findet,
genossen! der wird es verlieren; und wer sein Leben
verliert um meinetwillen, der wird es fin-
Vom Bekennen den!
Lk 12,2-9
26 So fürchtet euch nun nicht vor ihnen!
Vom gerechten Lohn
Mt 25,34-40
Denn es ist nichts verdeckt, das nicht aufge-
deckt werden wird, und nichts verborgen, 40 Wer euch aufnimmt, der nimmt mich
das man nicht erfahren wird. 27 Was ich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt
euch im Finstern sage, das redet im Licht, den auf, der mich gesandt hat. 41 Wer ei-
und was ihr ins Ohr hört, das verkündigt auf nen Propheten aufnimmt, weil er ein Pro-
den Dächern! 28 Und fürchtet euch nicht phet ist, der wird den Lohn eines Prophe-
vor denen, die den Leib töten, die Seele ten empfangen; und wer einen Gerechten
aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, der
vielmehr den, der Seele und Leib verder- wird den Lohn eines Gerechten empfan-
ben kann in der Hölle! 29 Verkauft man gen; 42 und wer einem dieser Geringen
nicht zwei Sperlinge um einen Groschen? auch nur einen Becher mit kaltem Was-
Und doch fällt keiner von ihnen auf die ser zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist,
Erde ohne euren Vater. 30 Bei euch aber wahrlich, ich sage euch, der wird seinen
sind selbst die Haare des Hauptes alle ge- Lohn nicht verlieren!
zählt. 31 Darum fürchtet euch nicht! Ihr
seid mehr wert als viele Sperlinge. Jesus und Johannes der Täufer
Lk 7,18-35
32 Jeder nun, der sich zu mir bekennt
vor den Menschen, zu dem werde auch Und es geschah, als Jesus die Befeh-
ich mich bekennen vor meinem Vater im le an seine zwölf Jünger vollendet
Himmel; 33 wer mich aber verleugnet vor hatte, zog er von dort weg, um in ihren
den Menschen, den werde auch ich ver- Städten zu lehren und zu verkündigen.
leugnen vor meinem Vater im Himmel. 2 Als aber Johannes im Gefängnis von den
Werken des Christus hörte, sandte er zwei
Kämpfe und Opfer der Nachfolge seiner Jünger 3 und ließ ihm sagen: Bist
Mt 16,24-25; Lk 12,51-53; 14,26-33
du es, der kommen soll, oder sollen wir
34 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekom- auf einen anderen warten?
men sei, Frieden auf die Erde zu bringen. 4 Und Jesus antwortete und sprach zu ih-
Ich bin nicht gekommen, Frieden zu brin- nen: Geht hin und berichtet dem Johan-
gen, sondern das Schwert! 35 Denn ich nes, was ihr hört und seht: 5 Blinde wer-
bin gekommen, den Menschen zu ent- den sehend und Lahme gehen, Aussätzige
zweien mit seinem Vater und die Tochter werden rein und Taube hören, Tote werden

a (10,25) »Beelzebul« war ein im damaligen Judentum balken) selbst nehmen und zur Hinrichtungsstätte
üblicher Name für den Teufel (vgl. 2Kö 1,2). tragen.
b (10,38) Die zum Tode verurteilten Verbrecher mußten c (10,39) od. seine Seele. Das gr. psyche wird hier im
nach römischem Brauch ihr Kreuz (d.h. den Quer- Sinn von »seelisches Eigenleben« verwendet.
1004 MATTHÄUS 11.12
auferweckt, und Armen wird das Evan- Weheruf über unbußfertige Städte
gelium verkündigt. 6 Und glückselig ist, Lk 10,13-16
wer nicht Anstoß nimmt an mir! 20 Da fing er an, die Städte zu schelten, in
7 Als aber diese unterwegs waren, fing Je- denen die meisten seiner Wundertaten ge-
sus an, zu der Volksmenge über Johannes schehen waren, weil sie nicht Buße getan
zu reden: Was seid ihr in die Wüste hin- hatten: 21Wehe dir, Chorazin! Wehe dir,
ausgegangen zu sehen? Ein Rohr, das vom Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon
Wind bewegt wird? 8 Oder was seid ihr die Wundertaten geschehen wären, die bei
hinausgegangen zu sehen? Einen Men- euch geschehen sind, so hätten sie längst
schen, mit weichen Kleidern bekleidet? in Sack und Asche Buße getan. 22 Doch ich
Siehe, die, welche weiche Kleider tragen, sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträg-
sind in den Häusern der Könige! 9 Oder licher gehen am Tag des Gerichts als euch!
was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Ei- 23 Und du, Kapernaum, die du bis zum Him-
nen Propheten? Ja, ich sage euch, einen, mel erhöht worden bist, du wirst bis zum
der mehr ist als ein Prophet! 10 Denn die- Totenreich hinabgeworfen werden! Denn
ser ist’s, von dem geschrieben steht: »Sie- wenn in Sodom die Wundertaten gesche-
he, ich sende meinen Boten vor deinem hen wären, die bei dir geschehen sind, es
Angesicht her, der deinen Weg vor dir be- würde noch heutzutage stehen. 24 Doch ich
reiten soll«.a sage euch: Es wird dem Land Sodom er-
11 Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, träglicher gehen am Tag des Gerichts als dir!
die von Frauen geboren sind, ist kein
Größerer aufgetreten als Johannes der Jesus, der Heiland für die Unmündigen
Täufer; doch der Kleinste im Reich der und Bedrückten
Lk 10,21-22
Himmel ist größer als er. 12 Aber von den
Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt 25 Zu jener Zeit begann Jesus und sprach:
leidet das Reich der Himmel Gewalt, und Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels
die, welche Gewalt anwenden, reißen und der Erde, daß du dies vor den Weisen
es an sich. 13 Denn alle Propheten und und Klugen verborgen und es den Un-
das Gesetz haben geweissagt bis hin zu mündigen geoffenbart hast! 26 Ja, Vater,
Johannes. 14 Und wenn ihr es anneh- denn so ist es wohlgefällig gewesen vor
men wollt: Er ist der Elia, der kommen dir. 27 Alles ist mir von meinem Vater über-
soll. 15 Wer Ohren hat zu hören, der höre! geben worden, und niemand erkennt den
16 Wem soll ich aber dieses Geschlecht Sohn als nur der Vater; und niemand er-
vergleichen? Es ist Kindern gleich, die an kennt den Vater als nur der Sohn und der,
den Marktplätzen sitzen und ihren Freun- welchem der Sohn es offenbaren will.
den zurufen 17 und sprechen: Wir haben 28 Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig
euch aufgespielt, und ihr habt nicht ge- und beladen seid, so will ich euch erquik-
tanzt; wir haben euch Klagelieder gesun- ken! 29 Nehmt auf euch mein Joch und
gen, und ihr habt nicht geweint! 18 Denn lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und
Johannes ist gekommen, der aß nicht und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe
trank nicht; da sagen sie: Er hat einen finden für eure Seelen! 30 Denn mein Joch
Dämon! 19 Der Sohn des Menschen ist ist sanft und meine Last ist leicht.
gekommen, der ißt und trinkt; da sagen
sie: Wie ist der Mensch ein Fresser und Jesus ist der Herr über den Sabbat
Mk 2,23-28; Lk 6,1-5
Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und
Sünder! Und doch ist die Weisheit ge- Zu jener Zeit ging Jesus am Sabbatb
rechtfertigt worden von ihren Kindern. durch die Kornfelder; seine Jünger

a (11,10) Mal 3,1. ertag Israels, an dem keinerlei Arbeit getan werden
b (12,1) Der Sabbat war der 7. Tag der Woche, ein Tag durfte (vgl. 2Mo 31,12-17).
der Ruhe, der im Gesetz des Mose angeordnete Fei-
MATTHÄUS 12 1005
aber waren hungrig und fingen an, Ähren nicht offenbar machen sollten, 17 damit
abzustreifen und zu essen. 2 Als aber die erfüllt würde, was durch den Propheten Je-
Pharisäer das sahen, sprachen sie zu ihm: saja geredet wurde, der spricht: 18 »Siehe,
Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat mein Knecht, den ich erwählt habe, mein
zu tun nicht erlaubt ist! Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefal-
3 Er aber sagte zu ihnen: Habt ihr nicht len hat! Ich will meinen Geist auf ihn le-
gelesen, was David tat, als er und seine gen, und er wird den Heiden das Recht
Gefährten hungrig waren? 4 Wie er in das verkündigen. 19 Er wird nicht streiten noch
Haus Gottes hineinging und die Schau- schreien, und niemand wird auf den
brote aß, welche weder er noch seine Gassen seine Stimme hören. 20 Ein ge-
Gefährten essen durften, sondern allein knicktes Rohr wird er nicht zerbrechen,
die Priester? 5 Oder habt ihr nicht im Ge- und einen glimmenden Docht wird er
setz gelesen, daß am Sabbat die Priester nicht auslöschen, bis er das Recht zum
im Tempel den Sabbat entweihen und Sieg hinausführt. 21 Und die Heiden wer-
doch ohne Schuld sind? 6 Ich sage euch den auf seinen Namen hoffen.«b
aber: Hier ist einer, der größer ist als der
Tempel! 7 Wenn ihr aber wüßtet, was das Jesu Macht über die bösen Geister.
heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Die Lästerung gegen den Heiligen Geist.
Opfer«,a so hättet ihr nicht die Unschuldi- Mk 3,20-30; Lk 11,14-23; Jes 42,7
gen verurteilt. 8 Denn der Sohn des Men- 22 Da wurde ein Besessener zu ihm ge-
schen ist Herr auch über den Sabbat. bracht, der blind und stumm war, und er
heilte ihn, so daß der Blinde und Stumme
Der Mann mit der verdorrten Hand sowohl redete als auch sah. 23 Und die
Mk 3,1-6; Lk 6,6-11
Volksmenge staunte und sprach: Ist die-
9 Und er ging von dort weiter und kam in ser nicht etwa der Sohn Davidsc?
ihre Synagoge. 10 Und siehe, da war ein 24 Als aber die Pharisäer es hörten, spra-
Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. chen sie: Dieser treibt die Dämonen nicht
Und sie fragten ihn und sprachen: Darf anders aus als durch Beelzebul, den Ober-
man am Sabbat heilen?, damit sie ihn ver- sten der Dämonen!
klagen könnten. 11 Er aber sprach zu ih- 25 Da aber Jesus ihre Gedanken kannte,
nen: Welcher Mensch ist unter euch, der sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das mit
ein Schaf hat und, wenn es am Sabbat sich selbst uneins ist, wird verwüstet, und
in eine Grube fällt, es nicht ergreift und keine Stadt, kein Haus, das mit sich selbst
herauszieht? 12 Wieviel mehr ist nun ein uneins ist, kann bestehen. 26 Wenn nun
Mensch wert als ein Schaf! Darum darf der Satan den Satan austreibt, so ist er
man am Sabbat wohl Gutes tun. 13 Dann mit sich selbst uneins. Wie kann dann
sprach er zu dem Menschen: Strecke dei- sein Reich bestehen? 27 Und wenn ich
ne Hand aus! Und er streckte sie aus, und die Dämonen durch Beelzebul austreibe,
sie wurde gesund wie die andere. durch wen treiben eure Söhne sie aus?
Darum werden sie eure Richter sein.
Jesus, der Knecht Gottes 28 Wenn ich aber die Dämonen durch den
Mk 3,7-12; Lk 6,17-19
Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich
14 Da gingen die Pharisäer hinaus und hiel- Gottes zu euch gekommen!
ten Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen 29 Oder wie kann jemand in das Haus des
könnten. 15 Jesus aber zog sich von dort Starken hineingehen und seinen Hausrat
zurück, als er es bemerkte. Und es folgte rauben, wenn er nicht zuerst den Starken
ihm eine große Menge nach, und er heilte bindet? Erst dann kann er sein Haus be-
sie alle. 16 Und er befahl ihnen, daß sie ihn rauben. 30 Wer nicht mit mir ist, der ist

a (12,7) Hos 6,6. c (12,23) »Sohn Davids« war ein biblischer Titel des
b (12,21) Jes 42,1-4. Messias (vgl. 1Chr 17,11-14; Mt 22,42).
1006 MATTHÄUS 12.13
gegen mich, und wer nicht mit mir sam- und werden es verurteilen, denn sie ta-
melt, der zerstreut! ten Buße auf die Verkündigung des Jona
31 Darum sage ich euch: Jede Sünde und hin; und siehe, hier ist einer, der größer
Lästerung wird den Menschen vergeben ist als Jona! 42 Die Königin des Südens
werden; aber die Lästerung des Geistes wird im Gericht auftreten gegen dieses
wird den Menschen nicht vergeben wer- Geschlecht und wird es verurteilen, denn
den. 32 Und wer ein Wort redet gegen sie kam vom Ende der Erde, um die Weis-
den Sohn des Menschen, dem wird ver- heit Salomos zu hören; und siehe, hier ist
geben werden; wer aber gegen den Heili- einer, der größer ist als Salomo!
gen Geist redet, dem wird nicht vergeben
werden, weder in dieser Weltzeit noch in Die Rückkehr des unreinen Geistes
Lk 11,24-26
der zukünftigen.
43 Wenn aber der unreine Geist von dem
Gottes Gericht über das Böse im Menschen Menschen ausgefahren ist, so durchzieht
Mt 7,15-23; Lk 6,43-45; Röm 3,9-20
er wasserlose Stätten und sucht Ruhe und
33 Entweder pflanzt einen guten Baum, findet sie nicht. 44 Dann spricht er: Ich
so wird die Frucht gut, oder pflanzt ei- will in mein Haus zurückkehren, aus
nen schlechten Baum, so wird die Frucht dem ich gegangen bin. Und wenn er
schlecht! Denn an der Frucht erkennt kommt, findet er es leer, gesäubert und
man den Baum. geschmückt. 45 Dann geht er hin und
34 Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes nimmt sieben andere Geister mit sich,
reden, da ihr böse seid? Denn wovon die bösartiger sind als er; und sie ziehen
das Herz voll ist, davon redet der Mund. ein und wohnen dort, und es wird zuletzt
35 Der gute Mensch bringt aus dem gu- mit diesem Menschen schlimmer als zu-
ten Schatz des Herzens das Gute hervor, erst. So wird es auch sein mit diesem bö-
und der böse Mensch bringt aus seinem sen Geschlecht!
bösen Schatz Böses hervor.
36 Ich sage euch aber, daß die Menschen
Die wahren Verwandten Jesu
Mk 3,31-35; Lk 8,19-21
am Tag des Gerichts Rechenschaft geben
müssen von jedem unnützen Wort, das sie 46 Während er aber noch zu dem Volk re-
geredet haben. 37 Denn nach deinen Wor- dete, siehe, da standen seine Mutter und
ten wirst du gerechtfertigt, und nach dei- seine Brüder draußen und wollten mit
nen Worten wirst du verurteilt werden! ihm reden. 47 Da sprach einer zu ihm: Sie-
he, deine Mutter und deine Brüder stehen
Das Zeichen des Propheten Jona draußen und wollen mit dir reden! 48 Er
Lk 11,29-32
aber antwortete und sprach zu dem, der
38 Da antworteten etliche der Schriftge- es ihm sagte: Wer ist meine Mutter, und
lehrten und Pharisäer und sprachen: Mei- wer sind meine Brüder? 49 Und er streck-
ster, wir wollen von dir ein Zeichen se- te seine Hand aus über seine Jünger und
hen! sprach: Seht da, meine Mutter und mei-
39 Er aber erwiderte und sprach zu ih- ne Brüder! 50 Denn wer den Willen mei-
nen: Ein böses und ehebrecherisches Ge- nes Vaters im Himmel tut, der ist mir Bru-
schlecht begehrt ein Zeichen; aber es wird der und Schwester und Mutter!
ihm kein Zeichen gegeben werden als nur
das Zeichen des Propheten Jona. 40 Denn Die Geheimnisse des Reiches der Himmel
gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte An jenem Tag aber ging Jesus aus
im Bauch des Riesenfisches war, so wird dem Haus hinaus und setzte sich an
der Sohn des Menschen drei Tage und den See. 2 Und es versammelte sich eine
drei Nächte im Schoß der Erde sein. große Volksmenge zu ihm, so daß er in
41 Die Männer von Ninive werden im Ge- das Schiff stieg und sich setzte; und alles
richt auftreten gegen dieses Geschlecht Volk stand am Ufer.
MATTHÄUS 13 1007
Das Gleichnis vom Sämann sie sehen, und eure Ohren, daß sie hö-
Mk 4,3-9; Lk 8,4-8 ren! 17 Denn wahrlich, ich sage euch: Vie-
3 Und er redete zu ihnen vieles in Gleich- le Propheten und Gerechte haben zu se-
nissen und sprach: Siehe, der Sämann hen begehrt, was ihr seht, und haben
ging aus, um zu säen. 4 Und als er säte, es nicht gesehen, und zu hören, was ihr
fiel etliches an den Weg, und die Vögel hört, und haben es nicht gehört.
kamen und fraßen es auf. 5 Anderes aber
fiel auf den felsigen Boden, wo es nicht Die Deutung des Gleichnisses
viel Erde hatte; und es ging sogleich auf, vom Sämann
weil es keine tiefe Erde hatte. 6 Als aber Mk 4,14-20; Lk 8,11-15
die Sonne aufging, wurde es verbrannt, 18 So hört nun ihr das Gleichnis vom
und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte Sämann: 19 So oft jemand das Wort vom
es. 7 Anderes aber fiel unter die Dornen; Reich hört und nicht versteht, kommt der
und die Dornen wuchsen auf und er- Böse und raubt das, was in sein Herz
stickten es. 8 Anderes aber fiel auf das gesät ist. Das ist der, bei dem es an den
gute Erdreich und brachte Frucht, etli- Weg gestreut war. 20 Auf den felsigen Bo-
ches hundertfältig, etliches sechzigfältig den gestreut aber ist es bei dem, der das
und etliches dreißigfältig. 9 Wer Ohren Wort hört und sogleich mit Freuden auf-
hat zu hören, der höre! nimmt; 21 er hat aber keine Wurzel in
sich, sondern ist wetterwendisch. Wenn
Der Grund für die Gleichnisreden nun Bedrängnis oder Verfolgung entsteht
Mk 4,10-13; Lk 8,9-10; Röm 11,7-10
um des Wortes willen, so nimmt er so-
10 Da traten die Jünger herzu und spra- gleich Anstoß. 22 Unter die Dornen gesät
chen zu ihm: Warum redest du in Gleich- aber ist es bei dem, der das Wort hört,
nissen mit ihnen? 11 Er aber antwortete aber die Sorge dieser Weltzeit und der Be-
und sprach zu ihnen: Weil es euch gege- trug des Reichtums ersticken das Wort,
ben ist, die Geheimnisse des Reiches und es wird unfruchtbar. 23 Auf das gute
der Himmel zu verstehen; jenen aber Erdreich gesät aber ist es bei dem, der
ist es nicht gegeben. 12 Denn wer hat, das Wort hört und versteht; der bringt
dem wird gegeben werden, und er wird dann auch Frucht, und der eine trägt
Überfluß haben; wer aber nicht hat, von hundertfältig, ein anderer sechzigfältig,
dem wird auch das genommen werden, ein dritter dreißigfältig.
was er hat. 13 Darum rede ich in Gleich-
nissen zu ihnen, weil sie sehen und doch Das Gleichnis vom Unkraut
nicht sehen und hören und doch nicht unter dem Weizen
hören und nicht verstehen; 14 und es wird 24 Ein anderes Gleichnis legte er ihnen
an ihnen die Weissagung des Jesaja erfüllt, vor und sprach: Das Reich der Himmel
welche lautet: »Mit den Ohren werdet ihr gleicht einem Menschen, der guten Sa-
hören und nicht verstehen, und mit den men auf seinen Acker säte. 25 Während
Augen werdet ihr sehen und nicht erken- aber die Leute schliefen, kam sein Feind
nen! 15 Denn das Herz dieses Volkes ist und säte Unkrautb mitten unter den Wei-
verstockt, und mit den Ohren hören sie zen und ging davon. 26 Als nun die Saat
schwer, und ihre Augen haben sie ver- wuchs und Frucht ansetzte, da zeigte sich
schlossen, daß sie nicht etwa mit den Au- auch das Unkraut. 27 Und die Knechte
gen sehen und mit den Ohren hören und des Hausherrn traten herzu und spra-
mit dem Herzen verstehen und sich be- chen zu ihm: Herr, hast du nicht guten
kehren und ich sie heile.«a Samen in deinen Acker gesät? Woher hat
16 Aber glückselig sind eure Augen, daß er denn das Unkraut?

a (13,15) Jes 6,9-10. zen« gemeint, ein dem Weizen ähnliches giftiges
b (13,25) Hier ist der »Taumellolch« oder »Afterwei- Unkraut.
1008 MATTHÄUS 13
28 Er aber sprach zu ihnen: Das hat der nen: Der den guten Samen sät, ist der
Feind getan! Da sagten die Knechte zu Sohn des Menschen. 38 Der Acker ist die
ihm: Willst du nun, daß wir hingehen und Welt; der gute Same sind die Kinder des
es zusammenlesen? 29 Er aber sprach: Reichs; das Unkraut aber sind die Kinder
Nein! damit ihr nicht beim Zusammenle- des Bösen. 39 Der Feind, der es sät, ist der
sen des Unkrauts zugleich mit ihm den Teufel; die Ernte ist das Ende der Weltzeit;
Weizen ausreißt. 30 Laßt beides mitein- die Schnitter sind die Engel.
ander wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit 40 Gleichwie man nun das Unkraut sam-
der Ernte will ich den Schnittern sagen: melt und mit Feuer verbrennt, so wird es
Lest zuerst das Unkraut zusammen und sein am Ende dieser Weltzeit. 41 Der Sohn
bindet es in Bündel, daß man es verbren- des Menschen wird seine Engel aussen-
ne; den Weizen aber sammelt in meine den, und sie werden alle Ärgernisse und
Scheune! die Gesetzlosigkeit verüben aus seinem
Reich sammeln 42 und werden sie in den
Das Gleichnis vom Senfkorn Feuerofen werfen; dort wird das Heulen
Mk 4,30-32; Lk 13,18-19
und das Zähneknirschen sein. 43 Dann
31 Ein anderes Gleichnis legte er ihnen werden die Gerechten leuchten wie die
vor und sprach: Das Reich der Himmel Sonne im Reich ihres Vaters. Wer Ohren
gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch hat zu hören, der höre!
nahm und auf seinen Acker säte. 32 Die-
ses ist zwar unter allen Samen das klein- Das Gleichnis vom Schatz im Acker
ste; wenn es aber wächst, so wird es grö- und von der kostbaren Perle
ßer als die Gartengewächse und wird ein 44 Wiederum gleicht das Reich der Him-
Baum, so daß die Vögel des Himmels mel einem verborgenen Schatz im Acker,
kommen und in seinen Zweigen nisten. den ein Mensch fand und verbarg. Und
vor Freude darüber geht er hin und ver-
Das Gleichnis vom Sauerteig kauft alles, was er hat, und kauft jenen
Lk 13,20-21
Acker.
33 Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen: 45 Wiederum gleicht das Reich der Him-
Das Reich der Himmel gleicht einem Sau- mel einem Kaufmann, der schöne Perlen
erteig, den eine Frau nahm und heimlich suchte. 46 Als er eine kostbare Perle fand,
in drei Scheffel Mehl hineinmischte, bis ging er hin, verkaufte alles, was er hatte,
das Ganze durchsäuert war. und kaufte sie.
34 Dies alles redete Jesus in Gleichnissen
zu der Volksmenge, und ohne Gleichnis Das Gleichnis vom Fischnetz
redete er nicht zu ihnen, 35 damit erfüllt 47 Wiederum gleicht das Reich der Him-
würde, was durch den Propheten gesagt mel einem Netz, das ins Meer geworfen
ist, der spricht: »Ich will meinen Mund in wurde und alle Arten [von Fischen] zu-
Gleichnissen auftun; ich will verkündigen, sammenbrachte. 48 Als es voll war, zogen
was von Grundlegung der Welt an verbor- sie es ans Ufer, setzten sich und sammel-
gen war«.a ten die guten in Gefäße, die faulen aber
warfen sie weg. 49 So wird es am Ende der
Die Deutung des Gleichnisses Weltzeit sein: Die Engel werden ausgehen
vom Unkraut und die Bösen aus der Mitte der Gerech-
36 Da entließ Jesus die Volksmenge und ten aussondern 50 und sie in den Feuer-
ging in das Haus. Und seine Jünger tra- ofen werfen. Dort wird das Heulen und
ten zu ihm und sprachen: Erkläre uns das Zähneknirschen sein.
Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker! 51 Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr das
37 Und er antwortete und sprach zu ih- alles verstanden? Sie sprachen zu ihm:
Ja, Herr! 52 Da sagte er zu ihnen: Darum
a (13,35) Ps 78,2. gleicht jeder Schriftgelehrte, der für das
MATTHÄUS 13.14 1009
Reich der Himmel unterrichtet ist, einem der König wurde betrübt; doch um des Ei-
Hausvater, der aus seinem Schatz Neues des willen und derer, die mit ihm zu Tisch
und Altes hervorholt. saßen, befahl er, es zu geben. 10 Und er
sandte hin und ließ Johannes im Gefäng-
Der Unglaube der Einwohner von Nazareth nis enthaupten. 11 Und sein Haupt wurde
Mk 6,1-6; Lk 4,16-30
auf einer Schüssel gebracht und dem
53 Und es geschah, als Jesus diese Gleich- Mädchen gegeben, und sie brachte es ih-
nisse beendet hatte, zog er von dort weg. rer Mutter. 12 Und seine Jünger kamen
54 Und als er in seine Vaterstadt kam, herbei, nahmen den Leib und begruben
lehrte er sie in ihrer Synagoge, so daß ihn und gingen hin und verkündeten es
sie staunten und sprachen: Woher hat Jesus.
dieser solche Weisheit und solche Wun-
derkräfte? 55 Ist dieser nicht der Sohn des Die Speisung der Fünftausend
Mk 6,30-44; Lk 9,10-17; Joh 6,1-14
Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter
Maria, und seine Brüder [heißen] Jakobus 13 Und als Jesus das hörte, zog er sich von
und Joses und Simon und Judas? 56 Und dort in einem Schiff abseits an einen ein-
sind nicht seine Schwestern alle bei uns? samen Ort zurück. Und als die Volksmenge
Woher hat dieser denn das alles? 57 Und es vernahm, folgte sie ihm aus den Städten
sie nahmen Anstoß an ihm. Jesus aber zu Fuß nach. 14 Als nun Jesus ausstieg, sah
sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends er eine große Menge; und er erbarmte sich
verachtet außer in seinem Vaterland und über sie und heilte ihre Kranken.
in seinem Haus! 58 Und er tat dort nicht 15 Und als es Abend geworden war, traten
viele Wunder um ihres Unglaubens wil- seine Jünger zu ihm und sprachen: Der
len. Ort ist einsam, und die Stunde ist schon
vorgeschritten; entlasse das Volk, damit
Der Tod Johannes des Täufers sie in die Dörfer gehen und sich Speise
Mk 6,14-29; Lk 9,7-9
kaufen! 16 Jesus aber sprach zu ihnen: Sie
Zu jener Zeit hörte der Vierfürst Hero- haben es nicht nötig, wegzugehen. Gebt
desa das Gerücht von Jesus. 2 Und er ihr ihnen zu essen! 17 Sie sprachen zu
sprach zu seinen Dienern: Das ist Johannes ihm: Wir haben nichts hier als fünf Brote
der Täufer, der ist aus den Toten auferstan- und zwei Fische.
den; darum wirken auch die Wunderkräfte 18 Da sprach er: Bringt sie mir hierher!
in ihm! 3 Denn Herodes hatte den Johannes 19 Und er befahl der Volksmenge, sich in
ergreifen lassen und ihn binden und ins das Gras zu lagern, und nahm die fünf
Gefängnis bringen lassen wegen Herodias, Brote und die zwei Fische, sah zum Him-
der Frau seines Bruders Philippus. 4 Denn mel auf, dankte, brach die Brote und
Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist dir nicht gab sie den Jüngern; die Jünger aber ga-
erlaubt, sie zu haben! 5 Und er wollte ihn ben sie dem Volk. 20 Und sie aßen alle
töten, fürchtete aber die Volksmenge, denn und wurden satt; und sie hoben auf,
sie hielten ihn für einen Propheten. was an Brocken übrigblieb, zwölf Körbe
6 Als nun Herodes seinen Geburtstag be- voll. 21 Die aber gegessen hatten, waren
ging, tanzte die Tochter der Herodias vor etwa 5 000 Männer, ohne Frauen und
den Gästen und gefiel dem Herodes. 7 Dar- Kinder.
um versprach er ihr mit einem Eid, ihr zu
geben, was sie auch fordern würde. 8 Da Jesus geht auf dem See
Mk 6,45-56; Joh 6,15-21
sie aber von ihrer Mutter angeleitet war,
sprach sie: Gib mir hier auf einer Schüssel 22 Und sogleich nötigte Jesus seine Jün-
das Haupt Johannes des Täufers! 9 Und ger, in das Schiff zu steigen und vor

a (14,1) Hier ist Herodes Antipas gemeint, der Sohn Herodes d. Gr., der 4 v. - 39 n. Chr. über Galiläa und Peräa als
»Tetrarch« (eigentl. »Viertelsfürst«) unter römischer Oberherrschaft regierte.
1010 MATTHÄUS 14.15
ihm ans jenseitige Ufer zu fahren, bis er sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie
die Volksmenge entlassen hätte. 23 Und Brot essen.
nachdem er die Menge entlassen hatte, 3 Er aber antwortete und sprach zu ihnen:
stieg er auf den Berg, um abseits zu be- Und warum übertretet ihr das Gebot Got-
ten; und als es Abend geworden war, tes um eurer Überlieferung willen? 4 Denn
war er dort allein. Gott hat geboten und gesagt: »Du sollst
24 Das Schiff aber war schon mitten auf deinen Vater und deine Mutter ehren!«
dem See und litt Not von den Wellen; denn und: »Wer Vater oder Mutter flucht, der
der Wind stand ihnen entgegen. 25 Aber soll des Todes sterben!«a 5 Ihr aber sagt:
um die vierte Nachtwache kam Jesus zu Wer zum Vater oder zur Mutter spricht:
ihnen und ging auf dem See. 26 Und als Ich habe zur Weihegabe bestimmt, was
ihn die Jünger auf dem See gehen sahen, dir von mir zugute kommen sollte!, der
erschraken sie und sprachen: Es ist ein braucht auch seinen Vater oder seine Mut-
Gespenst! und schrieen vor Furcht. 27 Je- ter nicht mehr zu ehren. 6 Und so habt ihr
sus aber redete sogleich mit ihnen und das Gebot Gottes um eurer Überlieferung
sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet willen aufgehoben. 7 Ihr Heuchler! Tref-
euch nicht! fend hat Jesaja von euch geweissagt, wenn
28 Petrus aber antwortete ihm und sprach: er spricht: 8 »Dieses Volk naht sich zu
Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, mir mit seinem Mund und ehrt mich mit
zu dir auf das Wasser zu kommen! 29 Da den Lippen, aber ihr Herz ist fern von
sprach er: Komm! Und Petrus stieg aus mir. 9 Vergeblich aber verehren sie mich,
dem Schiff und ging auf dem Wasser, um weil sie Lehren vortragen, die Menschen-
zu Jesus zu kommen. 30 Als er aber den gebote sind.«b
starken Wind sah, fürchtete er sich, und
da er zu sinken anfing, schrie er und Das Herz des Menschen:
sprach: Herr, rette mich! 31 Jesus aber Quelle der Verunreinigung
Mk 7,14-23; Gal 5,19-21
streckte sogleich die Hand aus, ergriff ihn
und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, 10 Und er rief die Volksmenge zu sich
warum hast du gezweifelt? 32 Und als und sprach zu ihnen: Hört und ver-
sie in das Schiff stiegen, legte sich der steht! 11 Nicht das, was zum Mund hinein-
Wind. 33 Da kamen die in dem Schiff wa- kommt, verunreinigt den Menschen, son-
ren, warfen sich anbetend vor ihm nieder dern was aus dem Mund herauskommt,
und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes das verunreinigt den Menschen.
Sohn! 12 Da traten seine Jünger herzu und spra-
34 Und sie fuhren hinüber und kamen chen zu ihm: Weißt du, daß die Phari-
in das Land Genezareth. 35 Und als ihn säer Anstoß nahmen, als sie das Wort
die Männer dieser Gegend erkannten, hörten? 13 Er aber antwortete und sprach:
sandten sie in die ganze Umgebung und Jede Pflanze, die nicht mein himmli-
brachten alle Kranken zu ihm. 36 Und sie scher Vater gepflanzt hat, wird ausgeris-
baten ihn, daß sie nur den Saum seines sen werden. 14 Laßt sie; sie sind blinde
Gewandes anrühren dürften; und alle, die Blindenleiter! Wenn aber ein Blinder den
ihn anrührten, wurden ganz gesund. anderen leitet, werden beide in die Gru-
be fallen.
Die Pharisäer und die Überlieferung der Alten 15 Petrus aber antwortete und sprach zu
Mk 7,1-13
ihm: Erkläre uns dieses Gleichnis! 16 Je-
Da kamen die Schriftgelehrten und sus aber sprach: Seid denn auch ihr noch
Pharisäer von Jerusalem zu Jesus unverständig? 17 Begreift ihr noch nicht,
und sprachen: 2 Warum übertreten deine daß alles, was zum Mund hineinkommt,
Jünger die Überlieferung der Alten? Denn in den Bauch kommt und in den Abort ge-

a (15,4) 2Mo 20,12; 3Mo 20,9. b (15,9) Jes 29,13.


MATTHÄUS 15.16 1011
worfen wird? 18 Was aber aus dem Mund Die Speisung der Viertausend
herauskommt, das kommt aus dem Her- Mk 8,1-9
zen, und das verunreinigt den Men- 32 Da rief Jesus seine Jünger zu sich und
schen. 19 Denn aus dem Herzen kom- sprach: Ich bin voll Mitleid mit der Menge;
men böse Gedanken, Mord, Ehebruch, denn sie verharren nun schon drei Tage
Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, bei mir und haben nichts zu essen, und
Lästerungen. 20 Das ist’s, was den Men- ich will sie nicht ohne Speise entlassen,
schen verunreinigt! Aber mit ungewa- damit sie nicht auf dem Weg verschmach-
schenen Händen essen, das verunreinigt ten. 33 Und seine Jünger sprachen zu ihm:
den Menschen nicht. Woher sollen wir in der Einöde so viele
Brote nehmen, um eine so große Menge
Die kananäische Frau zu sättigen? 34 Und Jesus sprach zu ihnen:
Mk 7,24-30 Wieviele Brote habt ihr? Sie sprachen: Sie-
21 Und Jesus ging von dort weg und zog ben, und ein paar Fische.
sich in die Gegend von Tyrus und Sidon 35 Da gebot er dem Volk, sich auf die Erde
zurück. 22 Und siehe, eine kananäische zu lagern, 36 und nahm die sieben Brote
Frau kam aus jener Gegend, rief ihn an und die Fische, dankte, brach sie und gab
und sprach: Erbarme dich über mich, sie seinen Jüngern; die Jünger aber gaben
Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter ist sie dem Volk. 37 Und sie aßen alle und wur-
schlimm besessen! 23 Er aber antwortete den satt und hoben auf, was an Brocken
ihr nicht ein Wort. Da traten seine Jünger übrigblieb, sieben Körbe voll. 38 Es waren
herzu, baten ihn und sprachen: Fertige aber etwa 4 000 Männer, die gegessen hat-
sie ab, denn sie schreit uns nach! ten, ohne Frauen und Kinder. 39 Und nach-
24 Er aber antwortete und sprach: Ich dem er die Volksmenge entlassen hatte,
bin nur gesandt zu den verlorenen Scha- stieg er in das Schiff und kam in die Ge-
fen des Hauses Israel. 25 Da kam sie, fiel gend von Magdala.
vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf
mir! 26 Er aber antwortete und sprach: Die Pharisäer und Sadduzäer
Es ist nicht recht, daß man das Brot der fordern ein Zeichen
Mk 8,11-13
Kinder nimmt und es den Hunden vor-
wirft. 27 Sie aber sprach: Ja, Herr; und Und die Pharisäer und Sadduzäer
doch essen die Hunde von den Brosa- traten herzu, versuchten ihn und
men, die vom Tisch ihrer Herren fallen! verlangten, daß er ihnen ein Zeichen aus
28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: dem Himmel zeigen möge.
O Frau, dein Glaube ist groß; dir gesche- 2 Er aber antwortete und sprach zu ihnen:
he, wie du willst! Und ihre Tochter war ge- Am Abend sagt ihr: Es wird schön, denn
heilt von jener Stunde an. der Himmel ist rot! 3 und am Morgen:
Heute kommt ein Ungewitter, denn der
Zahlreiche Heilungen Himmel ist rot und trübe! Ihr Heuchler,
29 Und Jesus zog von dort weiter und kam das Aussehen des Himmels versteht ihr
an den See von Galiläa; und er stieg auf zu beurteilen, die Zeichen der Zeit aber
den Berg und setzte sich dort. 30 Und es nicht! 4 Ein böses und ehebrecherisches
kamen große Volksmengen zu ihm, die Geschlecht begehrt ein Zeichen, aber es
hatten Lahme, Blinde, Stumme, Krüppel wird ihm kein Zeichen gegeben werden
und viele andere bei sich. Und sie legten als nur das Zeichen des Propheten Jona!
sie zu Jesu Füßen, und er heilte sie, 31 so Und er verließ sie und ging davon.
daß sich die Menge verwunderte, als sie
sah, daß Stumme redeten, Krüppel ge- Warnung vor dem Sauerteig
sund wurden, Lahme gingen und Blinde der Pharisäer und Sadduzäer
Mk 8,14-21; Gal 5,7-10
sehend wurden; und sie priesen den Gott
Israels. 5 Als seine Jünger ans jenseitige Ufer ka-
1012 MATTHÄUS 16
men, hatten sie vergessen, Brot mitzu- nicht überwältigen. 19 Und ich will dir
nehmen. 6 Jesus aber sprach zu ihnen: die Schlüssel des Reiches der Himmel ge-
Habt acht und hütet euch vor dem Sau- ben; und was du auf Erden binden wirst,
erteig der Pharisäer und Sadduzäer! 7 Da das wird im Himmel gebunden sein; und
machten sie sich untereinander Gedan- was du auf Erden lösen wirst, das wird im
ken und sagten: Weil wir kein Brot mitge- Himmel gelöst sein. 20 Da gebot er sei-
nommen haben! nen Jüngern, daß sie niemand sagen soll-
8 Als es aber Jesus merkte, sprach er zu ten, daß er Jesus der Christus sei.
ihnen: Ihr Kleingläubigen, was macht ihr
euch Gedanken darüber, daß ihr kein Brot Die erste Ankündigung von Jesu Leiden
mitgenommen habt? 9 Versteht ihr noch und Auferstehung
Mk 8,31; Lk 9,22
nicht, und denkt ihr nicht an die fünf
Brote für die Fünftausend, und wie viele 21 Von da an begann Jesus seinen Jüngern
Körbe ihr da aufgehoben habt? 10 Auch zu zeigen, daß er nach Jerusalem gehen
nicht an die sieben Brote für die Viertau- und viel leiden müsse von den Ältesten,
send, und wie viele Körbe ihr da aufge- den obersten Priestern und Schriftge-
hoben habt? 11 Warum versteht ihr denn lehrten, und getötet werden und am drit-
nicht, daß ich euch nicht wegen des Bro- ten Tag auferweckt werden müsse. 22 Da
tes gesagt habe, daß ihr euch vor dem nahm Petrus ihn beiseite und fing an, ihm
Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer zu wehren und sprach: Herr, schone dich
hüten solltet? 12 Da sahen sie ein, daß er selbst! Das widerfahre dir nur nicht! 23 Er
nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten aber wandte sich um und sprach zu
vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor Petrus: Weiche von mir, Satan! Du bist
der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. mir ein Ärgernis; denn du denkst nicht
göttlich, sondern menschlich!
Das Bekenntnis des Petrus
Mk 8,27-30; Lk 9,18-21 Über die Nachfolge
Mk 8,34-9,1; Lk 9,23-27
13 Als aber Jesus in die Gegend von
Cäsarea Philippi gekommen war, fragte 24 Da sprach Jesus zu seinen Jüngern:
er seine Jünger und sprach: Für wen hal- Wenn jemand mir nachkommen will,
ten die Leute mich, den Sohn des Men- so verleugne er sich selbst und nehme
schen? 14 Sie sprachen: Etliche für Johan- sein Kreuz auf sich und folge mir nach!
nes den Täufer; andere aber für Elia; noch 25 Denn wer seine Seele retten will, der
andere für Jeremia oder einen der Pro- wird sie verlieren; wer aber seine Seele
pheten. 15 Da spricht er zu ihnen: Ihr verliert um meinetwillen, der wird sie fin-
aber, für wen haltet ihr mich? den. 26 Denn was hilft es dem Menschen,
16 Da antwortete Simon Petrus und wenn er die ganze Welt gewinnt, aber
sprach: Du bist der Christus, der Sohn seine Seele verliert? Oder was kann der
des lebendigen Gottes! Mensch als Lösegeld für seine Seele ge-
17 Und Jesus antwortete und sprach zu ben? 27 Denn der Sohn des Menschen
ihm: Glückselig bist du, Simon, Sohn des wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit
Jona; denn Fleisch und Blut hat dir das seinen Engeln kommen, und dann wird er
nicht geoffenbart, sondern mein Vater jedem einzelnem vergelten nach seinem
im Himmel! 18 Und ich sage dir auch: Tun. 28 Wahrlich, ich sage euch: Es stehen
Du bist Petrus, und auf diesen Felsen einige hier, die den Tod nicht schmecken
will ich meine Gemeinde bauen,a und werden, bis sie den Sohn des Menschen
die Pforten des Totenreiches sollen sie haben kommen sehen in seinem Reich!

a (16,18) Petrus (gr. petros) bedeutet »Stein«, während das Wort für »Felsen« hier petra ist (= großer Stein, Fels,
Felsengebirge). Der Felsen, auf dem Christus seine Gemeinde baut, ist er selbst (vgl. 1Kor 10,4, wo ebenfalls
petra steht, sowie 1Kor 3,11). Petrus war ein lebendiger Stein in diesem Bau (vgl. 1Pt 2,4-8).
MATTHÄUS 17 1013
Die Verklärung Jesu ins Feuer und oft ins Wasser! 16 Und ich
Mk 9,2-13; Lk 9,28-36; 2Pt 1,16-18 habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, aber
Und nach sechs Tagen nahm Jesus sie konnten ihn nicht heilen. 17 Da antwor-
den Petrus, den Jakobus und dessen tete Jesus und sprach: O du ungläubiges
Bruder Johannes mit sich und führte sie und verkehrtes Geschlecht! Wie lange soll
beiseite auf einen hohen Berg. 2 Und er ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch
wurde vor ihnen verklärt, und sein Ange- ertragen? Bringt ihn her zu mir! 18 Und Je-
sicht leuchtete wie die Sonne, und seine sus befahl dem Dämon, und er fuhr von
Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und ihm aus, und der Knabe war gesund von je-
siehe, es erschienen ihnen Mose und Elia, ner Stunde an.
die redeten mit ihm. 19 Da traten die Jünger allein zu Jesus und
4 Da begann Petrus und sprach zu Jesus: sprachen: Warum konnten wir ihn nicht
Herr, es ist gut, daß wir hier sind! Wenn du austreiben? 20 Jesus aber sprach zu ih-
willst, so laß uns hier drei Hütten bauen, nen: Um eures Unglaubens willen! Denn
dir eine und Mose eine und Elia eine. 5 Als wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glau-
er noch redete, siehe, da überschattete sie ben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr
eine lichte Wolke, und siehe, eine Stim- zu diesem Berg sprechen: Hebe dich weg
me aus der Wolke sprach: Dies ist mein von hier dorthin! und er würde sich hin-
geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen wegheben; und nichts würde euch un-
habe; auf ihn sollt ihr hören! 6 Als die möglich sein. 21 Aber diese Art fährt nicht
Jünger das hörten, fielen sie auf ihr Ange- aus außer durch Gebet und Fasten.
sicht und fürchteten sich sehr. 7 Und Je-
sus trat herzu, rührte sie an und sprach: Die zweite Ankündigung von Jesu Tod
Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als und Auferstehung
sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie Mk 9,30-32; Lk 9,43-45
niemand als Jesus allein. 22 Als sie nun ihren Weg durch Galiläa
9 Und als sie den Berg hinabgingen, gebot nahmen, sprach Jesus zu ihnen: Der Sohn
ihnen Jesus und sprach: Sagt niemand des Menschen wird in die Hände der Men-
von dem Gesicht, bis der Sohn des Men- schen ausgeliefert werden, 23 und sie wer-
schen aus den Toten auferstanden ist! den ihn töten, und am dritten Tag wird er
10 Und seine Jünger fragten ihn und spra- auferweckt werden. Und sie wurden sehr
chen: Warum sagen denn die Schrift- betrübt.
gelehrten, daß zuvor Elia kommen müs-
se? 11 Jesus aber antwortete und sprach zu Die Zahlung der Tempelsteuer
ihnen: Elia kommt freilich zuvor und wird 24 Als sie aber nach Kapernaum kamen, tra-
alles wiederherstellen. 12 Ich sage euch ten die Einnehmer der Tempelsteuer zu Pe-
aber, daß Elia schon gekommen ist; und trus und sprachen: Zahlt euer Meister nicht
sie haben ihn nicht anerkannt, sondern auch die zwei Drachmen? 25 Er antworte-
mit ihm gemacht, was sie wollten. Ebenso te: Doch! Und als er ins Haus trat, kam
wird auch der Sohn des Menschen von ih- ihm Jesus zuvor und sprach: Was meinst
nen leiden müssen. 13 Da verstanden die du, Simon, von wem nehmen die Könige
Jünger, daß er zu ihnen von Johannes dem der Erde den Zoll oder die Steuer, von ihren
Täufer redete. Söhnen oder von den Fremden? 26 Petrus
sagte zu ihm: Von den Fremden. Da sprach
Die Heilung eines mondsüchtigen Knaben Jesus zu ihm: So sind also die Söhne frei!
Mk 9,14-29; Lk 9,37-43
27 Damit wir ihnen aber keinen Anstoß
14 Und als sie zur Volksmenge kamen, trat geben, geh hin an den See, wirf die Angel
ein Mensch zu ihm, fiel vor ihm auf die aus und nimm den ersten Fisch, den du
Knie 15 und sprach: Herr, erbarme dich herausziehst, und wenn du sein Maul
über meinen Sohn, denn er ist mondsüch- öffnest, wirst du einen Stater finden; den
tig und leidet schwer; er fällt nämlich oft nimm und gib ihn für mich und dich!
1014 MATTHÄUS 18
Der Größte im Reich der Himmel von ihnen, läßt er nicht die neunund-
Mk 9,33-37; Lk 9,46-48 neunzig auf den Bergen, geht hin und
Zu jener Stunde traten die Jünger zu sucht das verirrte? 13 Und wenn es ge-
Jesus und sprachen: Wer ist wohl der schieht, daß er es findet, wahrlich, ich
Größte im Reich der Himmel? 2 Und Jesus sage euch: Er freut sich darüber mehr als
rief ein Kind herbei, stellte es in ihre Mit- über die neunundneunzig, die nicht ver-
te 3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch: irrt waren. 14 So ist es auch nicht der Wil-
Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie le eures Vaters im Himmel, daß eines die-
die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich ser Kleinen verlorengeht.
der Himmel kommen! 4 Wer nun sich
selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist Zurechtweisung und Gebet
der Größte im Reich der Himmel. 5 Und in der Gemeinde
wer ein solches Kind in meinem Namen 15 Wenn aber dein Bruder an dir gesün-
aufnimmt, der nimmt mich auf. digt hat, so geh hin und weise ihn zurecht
unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast
Warnung vor Verführung zur Sünde du deinen Bruder gewonnen. 16 Hört er
Mk 9,42-49
aber nicht, so nimm noch einen oder
6 Wer aber einem von diesen Kleinen, die zwei mit dir, damit jede Sache auf der
an mich glauben, Anstoß [zur Sünde] gibt, Aussage von zwei oder drei Zeugen be-
für den wäre es besser, daß ein großer ruht. 17 Hört er aber auf diese nicht, so
Mühlstein an seinen Hals gehängt und er sage es der Gemeinde. Hört er aber auch
in die Tiefe des Meeres versenkt würde. auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich
7 Wehe der Welt wegen der Anstöße [zur wie ein Heide und ein Zöllner.
Sünde]! Denn es ist zwar notwendig, daß 18 Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Er-
die Anstöße [zur Sünde] kommen, aber den binden werdet, das wird im Himmel
wehe jenem Menschen, durch den der gebunden sein, und was ihr auf Erden
Anstoß [zur Sünde] kommt! lösen werdet, das wird im Himmel gelöst
8 Wenn aber deine Hand oder dein Fuß für sein.
dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue 19 Weiter sage ich euch: Wenn zwei von
sie ab und wirf sie von dir! Es ist besser euch auf Erden übereinkommen über ir-
für dich, daß du lahm oder verstümmelt gend eine Sache, für die sie bitten wollen,
in das Leben eingehst, als daß du zwei so soll sie ihnen zuteil werden von mei-
Hände oder zwei Füße hast und in das nem Vater im Himmel. 20 Denn wo zwei
ewige Feuer geworfen wirst. 9 Und wenn oder drei in meinem Namen versammelt
dein Auge für dich ein Anstoß [zur Sünde] sind, da bin ich in ihrer Mitte.
wird, so reiß es aus und wirf es von dir!
Es ist besser für dich, daß du einäugig in Das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht
das Leben eingehst, als daß du zwei Au- Jak 2,13
gen hast und in das höllische Feuer ge- 21 Da trat Petrus zu ihm und sprach:
worfen wirst. Herr, wie oft soll ich meinem Bruder
10 Seht zu, daß ihr keinen dieser Kleinen vergeben, der gegen mich sündigt? Bis
verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel siebenmal? 22 Jesus antwortete ihm: Ich
im Himmel schauen allezeit das Ange- sage dir, nicht bis siebenmal, sondern bis
sicht meines Vaters im Himmel. 11 Denn siebzigmalsiebenmal!
der Sohn des Menschen ist gekommen, 23 Darum gleicht das Reich der Himmel
um das Verlorene zu retten. einem König, der mit seinen Knechten
abrechnen wollte. 24 Und als er anfing ab-
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf zurechnen, wurde einer vor ihn gebracht,
Lk 15,4-7
der war 10 000 Talente schuldig. 25 Weil er
12 Was meint ihr? Wenn ein Mensch hun- aber nicht bezahlen konnte, befahl sein
dert Schafe hat, und es verirrt sich eines Herr, ihn und seine Frau und seine Kin-
MATTHÄUS 18.19 1015
der und alles, was er hatte, zu verkaufen »Darum wird ein Mann Vater und Mutter
und so zu bezahlen. 26 Da warf sich der verlassen und seiner Frau anhängen; und
Knecht nieder, huldigte ihm und sprach: die zwei werden ein Fleisch sein«?a 6 So
Herr, habe Geduld mit mir, so will ich dir sind sie nicht mehr zwei, sondern ein
alles bezahlen! 27 Da erbarmte sich der Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt
Herr über diesen Knecht, gab ihn frei und hat, das soll der Mensch nicht scheiden!
erließ ihm die Schuld. 7 Da sprachen sie zu ihm: Warum hat
28 Als aber dieser Knecht hinausging, fand denn Mose befohlen, ihr einen Schei-
er einen Mitknecht, der war ihm 100 De- debrief zu geben und sie so zu entlas-
nare schuldig; den ergriff er, würgte ihn sen? 8 Er sprach zu ihnen: Mose hat euch
und sprach: Bezahle mir, was du schuldig wegen der Härtigkeit eures Herzens er-
bist! 29 Da warf sich ihm sein Mitknecht laubt, eure Frauen zu entlassen; von An-
zu Füßen, bat ihn und sprach: Habe Ge- fang an aber ist es nicht so gewesen. 9 Ich
duld mit mir, so will ich dir alles bezah- sage euch aber: Wer seine Frau entläßt,
len! 30 Er aber wollte nicht, sondern ging es sei denn wegen Unzucht, und eine an-
hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er dere heiratet, der bricht die Ehe; und wer
bezahlt hätte, was er schuldig war. 31 Als eine Geschiedene heiratet, der bricht die
aber seine Mitknechte sahen, was gesche- Ehe.
hen war, wurden sie sehr betrübt, kamen 10 Da sprechen seine Jünger zu ihm:
und berichteten ihrem Herrn den ganzen Wenn ein Mann solche Pflichten gegen
Vorfall. seine Frau hat, so ist es nicht gut, zu hei-
32 Da ließ sein Herr ihn kommen und raten! 11 Er aber sprach zu ihnen: Nicht
sprach zu ihm: Du böser Knecht! Jene alle fassen dieses Wort, sondern nur die,
ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil denen es gegeben ist. 12 Denn es gibt Ver-
du mich batest; 33 solltest denn nicht schnittene, die von Mutterleib so geboren
auch du dich über deinen Mitknecht er- sind; und es gibt Verschnittene, die von
barmen, wie ich mich über dich erbarmt Menschen verschnitten sind; und es gibt
habe? 34 Und voll Zorn übergab ihn sein Verschnittene, die sich selbst verschnit-
Herr den Folterknechten, bis er alles be- ten haben um des Reiches der Himmel
zahlt hätte, was er ihm schuldig war. willen. Wer es fassen kann, der fasse es!
35 So wird auch mein himmlischer Vater
euch behandeln, wenn ihr nicht jeder sei- Jesus segnet die Kinder
Mk 10,13-16; Lk 18,15-17
nem Bruder von Herzen seine Verfehlun-
gen vergebt. 13 Da wurden Kinder zu ihm gebracht,
damit er die Hände auf sie lege und bete.
Über Ehescheidung und Ehelosigkeit Die Jünger aber tadelten sie. 14 Aber Jesus
Mk 10,1-12; 1Kor 7
sprach: Laßt die Kinder und wehrt ihnen
Und es geschah, als Jesus diese Wor- nicht, zu mir zu kommen; denn solcher
te beendet hatte, verließ er Galiläa ist das Reich der Himmel! 15 Und nach-
und kam in das Gebiet von Judäa jenseits dem er ihnen die Hände aufgelegt hatte,
des Jordan. 2 Und es folgte ihm eine große zog er von dort weg.
Volksmenge nach, und er heilte sie dort.
3 Da traten die Pharisäer zu ihm, versuch-
Der reiche Jüngling
Mk 10,17-27; Lk 18,18-27
ten ihn und fragten ihn: Ist es einem
Mann erlaubt, aus irgend einem Grund 16 Und siehe, einer trat herzu und fragte
seine Frau zu entlassen? 4 Er aber antwor- ihn: Guter Meister, was soll ich Gutes tun,
tete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht um das ewige Leben zu erlangen? 17 Er
gelesen, daß der Schöpfer sie am Anfang aber sprach zu ihm: Was nennst du mich
als Mann und Frau erschuf 5 und sprach: gut? Niemand ist gut als Gott allein! Willst
du aber in das Leben eingehen, so halte
a (19,5) 1Mo 2,24. die Gebote! 18 Er sagt zu ihm: Welche?
1016 MATTHÄUS 19.20
Jesus aber sprach: Das »Du sollst nicht Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg
töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du Denn das Reich der Himmel gleicht
sollst nicht stehlen! Du sollst nicht fal- einem Hausherrn, der am Morgen
sches Zeugnis reden! 19 Ehre deinen Vater früh ausging, um Arbeiter in seinen Wein-
und deine Mutter!«a und »Du sollst dei- berg einzustellen. 2 Und nachdem er mit
nen Nächsten lieben wie dich selbst!«b den Arbeitern um einen Denar für den
20 Der junge Mann spricht zu ihm: Das Tag übereingekommen war, sandte er sie
habe ich alles gehalten von meiner Ju- in seinen Weinberg. 3 Als er um die dritte
gend an; was fehlt mir noch? 21 Jesus Stunde ausging, sah er andere auf dem
sprach zu ihm: Willst du vollkommen Markt untätig stehen 4 und sprach zu die-
sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, sen: Geht auch ihr in den Weinberg, und
und gib es den Armen, so wirst du einen was recht ist, will ich euch geben! 5 Und
Schatz im Himmel haben; und komm, sie gingen hin. Wiederum ging er aus um
folge mir nach! 22 Als aber der junge die sechste und um die neunte Stunde
Mann das Wort hörte, ging er betrübt da- und tat dasselbe.
von; denn er hatte viele Güter. 6 Als er aber um die elfte Stunde ausging,
23 Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: fand er andere untätig dastehen und
Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher hat es sprach zu ihnen: Warum steht ihr hier
schwer, in das Reich der Himmel hinein- den ganzen Tag untätig? 7 Sie sprachen
zukommen! 24 Und wiederum sage ich zu ihm: Es hat uns niemand eingestellt!
euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch Er spricht zu ihnen: Geht auch ihr in den
ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher Weinberg, und was recht ist, das werdet
in das Reich Gottes hineinkommt! 25 Als ihr empfangen!
seine Jünger das hörten, entsetzten sie 8 Als es aber Abend geworden war, sprach
sich sehr und sprachen: Wer kann dann der Herr des Weinbergs zu seinem Ver-
überhaupt gerettet werden? 26 Jesus aber walter: Rufe die Arbeiter und bezahle ih-
sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den nen den Lohn, indem du bei den Letzten
Menschen ist dies unmöglich; aber bei anfängst, bis zu den Ersten. 9 Und es ka-
Gott sind alle Dinge möglich. men die, welche um die elfte Stunde [ein-
gestellt worden waren], und empfingen
Vom Lohn der Nachfolge Jesu jeder einen Denar.
Mk 10,28-31; Lk 18,28-30 10 Als aber die Ersten kamen, meinten sie,
27 Da antwortete Petrus und sprach zu sie würden mehr empfangen; da empfin-
ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und gen auch sie jeder einen Denar. 11 Und
sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür als sie ihn empfangen hatten, murrten sie
zuteil? 28 Jesus aber sprach zu ihnen: Wahr- gegen den Hausherrn 12 und sprachen:
lich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nach- Diese Letzten haben nur eine Stunde ge-
gefolgt seid, werdet in der Wiedergeburt, arbeitet, und du hast sie uns gleich ge-
wenn der Sohn des Menschen auf dem macht, die wir die Last und Hitze des Ta-
Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird, auch ges getragen haben!
auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf 13 Er aber antwortete und sprach zu ei-
Stämme Israels richten. 29 Und jeder, der nem unter ihnen: Freund, ich tue dir nicht
Häuser oder Brüder oder Schwestern oder unrecht. Bist du nicht um einen Denar
Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder mit mir übereingekommen? 14 Nimm das
oder Äcker verlassen hat um meines Na- Deine und geh hin! Ich will aber diesem
mens willen, der wird es hundertfältig emp- Letzten so viel geben wie dir. 15 Oder habe
fangen und das ewige Leben erben. 30 Aber ich nicht Macht, mit dem Meinen zu tun,
viele von den Ersten werden Letzte, und was ich will? Blickst du darum neidisch,
Letzte werden Erste sein. weil ich gütig bin?

a (19,19) 2Mo 20,14-16. b (19,19) 3Mo 19,18.


MATTHÄUS 20.21 1017
16 So werden die Letzten die Ersten und werden will, der sei euer Diener, 27 und
die Ersten die Letzten sein. Denn viele wer unter euch der Erste sein will, der sei
sind berufen, aber wenige auserwählt. euer Knecht, 28 gleichwie der Sohn des
Menschen nicht gekommen ist, um sich
Die dritte Ankündigung von Jesu Tod dienen zu lassen, sondern um zu dienen
und Auferstehung und sein Leben zu geben als Lösegeld für
Mk 10,32-34; Lk 18,31-34
viele.
17 Und als Jesus nach Jerusalem hinauf-
zog, nahm er die zwölf Jünger auf dem Die Heilung zweier Blinder in Jericho
Mk 10,46-52; Lk 18,35-43
Weg beiseite und sprach zu ihnen: 18 Sie-
he, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, 29 Und als sie von Jericho auszogen, folgte
und der Sohn des Menschen wird den ihm eine große Volksmenge nach. 30 Und
obersten Priestern und Schriftgelehrten siehe, zwei Blinde saßen am Weg. Als sie
ausgeliefert werden, und sie werden ihn hörten, daß Jesus vorüberziehe, riefen sie
zum Tode verurteilen 19 und werden ihn und sprachen: Herr, du Sohn Davids, er-
den Heiden ausliefern, damit diese ihn barme dich über uns! 31 Aber das Volk
verspotten und geißeln und kreuzigen; gebot ihnen, sie sollten schweigen. Sie
und am dritten Tag wird er auferstehen. aber riefen nur noch mehr und sprachen:
Herr, du Sohn Davids, erbarme dich über
Vom Herrschen und vom Dienen uns!
Mk 10,35-45
32 Und Jesus stand still, rief sie und sprach:
20 Da trat die Mutter der Söhne des Zebe- Was wollt ihr, daß ich euch tun soll? 33 Sie
däus mit ihren Söhnen zu ihm und warf sagten zu ihm: Herr, daß unsere Augen
sich vor ihm nieder, um etwas von ihm geöffnet werden! 34 Da erbarmte sich Je-
zu erbitten. 21 Er aber sprach zu ihr: Was sus über sie und rührte ihre Augen an,
willst du? Sie sagt zu ihm: Sprich, daß und sogleich wurden ihre Augen wieder
diese meine beiden Söhne einer zu dei- sehend, und sie folgten ihm nach.
ner Rechten, der andere zur Linken sit-
zen sollen in deinem Reich! 22 Aber Jesus Der Einzug des Messias Jesus in Jerusalem
Mk 11,1-11; Lk 19,28-44; Joh 12,12-19
antwortete und sprach: Ihr wißt nicht,
um was ihr bittet! Könnt ihr den Kelch Als sie sich nun Jerusalem näherten
trinken, den ich trinke, und getauft wer- und nach Bethphage an den Ölberg
den mit der Taufe, womit ich getauft wer- kamen, sandte Jesus zwei Jünger 2 und
de? Sie sprechen zu ihm: Wir können sprach zu ihnen: Geht in das Dorf, das
es! 23 Und er spricht zu ihnen: Ihr werdet vor euch liegt, und sogleich werdet ihr
zwar meinen Kelch trinken und getauft eine Eselin angebunden finden und ein
werden mit der Taufe, womit ich getauft Füllen bei ihr; die bindet los und führt sie
werde. Aber das Sitzen zu meiner Rech- zu mir! 3 Und wenn euch jemand etwas
ten und zu meiner Linken zu verleihen, sagt, so sprecht: Der Herr braucht sie!,
steht nicht mir zu, sondern es wird de- dann wird er sie sogleich senden. 4 Das ist
nen zuteil, denen es von meinem Vater aber alles geschehen, damit erfüllt würde,
bereitet ist. was durch den Propheten gesagt ist, der
24 Und als die Zehn es hörten, wurden sie spricht: 5 »Sagt der Tochter Zion: Siehe,
unwillig über die beiden Brüder. 25 Aber dein König kommt zu dir demütig und
Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wißt, reitend auf einem Esel, und zwar auf ei-
daß die Fürsten der Völker sie unter- nem Füllen, dem Jungen des Lasttiers«.a
drücken und daß die Großen Gewalt über 6 Die Jünger aber gingen hin und taten,
sie ausüben. 26 Unter euch aber soll es wie Jesus ihnen befohlen hatte, 7 und
nicht so sein; sondern wer unter euch groß brachten die Eselin und das Füllen und
legten ihre Kleider auf sie und setzten ihn
a (21,5) Sach 9,9. darauf. 8 Aber die meisten aus der Menge
1018 MATTHÄUS 21
breiteten ihre Kleider aus auf dem Weg; verdorrte der Feigenbaum. 20 Und als die
andere hieben Zweige von den Bäumen Jünger es sahen, verwunderten sie sich
und streuten sie auf den Weg. 9 Und das und sprachen: Wie ist der Feigenbaum so
Volk, das vorausging, und die, welche plötzlich verdorrt?
nachfolgten, riefen und sprachen: Hosi- 21 Jesus aber antwortete und sprach zu
anna dem Sohn Davids! Gesegnet sei der, ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr
welcher kommt im Namen des Herrn! Glauben habt und nicht zweifelt, so wer-
Hosianna in der Höhe! det ihr nicht nur tun, was mit dem Fei-
10 Und als er in Jerusalem einzog, kam genbaum geschah, sondern auch, wenn
die ganze Stadt in Bewegung und sprach: ihr zu diesem Berg sagt: Hebe dich und
Wer ist dieser? 11 Die Menge aber sagte: wirf dich ins Meer!, so wird es gesche-
Das ist Jesus, der Prophet von Nazareth in hen. 22 Und alles, was ihr glaubend erbit-
Galiläa! tet im Gebet, das werdet ihr empfangen!
Die zweite Tempelreinigung Die Frage nach der Vollmacht Jesu
Mk 11,15-19; Lk 19,45-48 Mk 11,27-33; Lk 20,1-8
12 Und Jesus ging in den Tempel Gottes 23 Und als er in den Tempel kam, traten
hinein und trieb alle hinaus, die im Tem- die obersten Priester und die Ältesten des
pel verkauften und kauften, und stieß die Volkes zu ihm, während er lehrte, und
Tische der Wechsler um und die Stühle sprachen: In welcher Vollmacht tust du
der Taubenverkäufer. 13 Und er sprach zu dies, und wer hat dir diese Vollmacht
ihnen: Es steht geschrieben: »Mein Haus gegeben? 24 Und Jesus antwortete und
soll ein Bethaus genannt werden!«a Ihr sprach zu ihnen: Auch ich will euch ein
aber habt eine Räuberhöhle daraus ge- Wort fragen; wenn ihr mir darauf antwor-
macht! 14 Und es kamen Blinde und Lah- tet, will ich euch auch sagen, in welcher
me im Tempel zu ihm, und er heilte sie. Vollmacht ich dies tue. 25 Woher war die
15 Als aber die obersten Priester und die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder
Schriftgelehrten die Wunder sahen, die von Menschen? Da überlegten sie bei
er tat, und die Kinder, die im Tempel rie- sich selbst und sprachen: Wenn wir sa-
fen und sprachen: Hosianna dem Sohn gen: Vom Himmel, so wird er uns fragen:
Davids!, da wurden sie entrüstet 16 und Warum habt ihr ihm dann nicht ge-
sprachen zu ihm: Hörst du, was diese sa- glaubt? 26 Wenn wir aber sagen: Von Men-
gen? Jesus aber sprach zu ihnen: Ja! Habt schen, so müssen wir die Volksmenge
ihr noch nie gelesen: »Aus dem Mund fürchten, denn alle halten Johannes für ei-
der Unmündigen und Säuglinge hast du nen Propheten. 27 Und sie antworteten Je-
ein Lob bereitet«?b 17 Und er verließ sie, sus und sprachen: Wir wissen es nicht! Da
ging zur Stadt hinaus nach Bethanien sprach er zu ihnen: So sage ich euch auch
und übernachtete dort. nicht, in welcher Vollmacht ich dies tue.
Der unfruchtbare Feigenbaum. Das Gleichnis von den zwei Söhnen
Die Macht des Glaubens 28 Was meint ihr aber? Ein Mensch hatte
Mk 11,12-14; 11,20-26
zwei Söhne. Und er ging zu dem ersten
18 Als er aber früh am Morgen in die Stadt und sprach: Sohn, mache dich auf und ar-
zurückkehrte, hatte er Hunger. 19 Und als beite heute in meinem Weinberg! 29 Der
er einen einzelnen Feigenbaum am Weg aber antwortete und sprach: Ich will
sah, ging er zu ihm hin und fand nichts nicht! Danach aber reute es ihn, und er
daran als nur Blätter. Da sprach er zu ging. 30 Und er ging zu dem zweiten und
ihm: Nun soll von dir keine Frucht mehr sagte dasselbe. Da antwortete dieser und
kommen in Ewigkeit! Und auf der Stelle sprach: Ich [gehe], Herr! und ging nicht.

a (21,13) Jes 56,7. b (21,16) Ps 8,3.


MATTHÄUS 21.22 1019
31 Wer von diesen beiden hat den Willen ist das geschehen, und es ist wunderbar
des Vaters getan? Sie sprachen zu ihm: in unseren Augen«?a 43 Darum sage ich
Der erste. Da spricht Jesus zu ihnen: euch: Das Reich Gottes wird von euch ge-
Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und nommen und einem Volk gegeben wer-
die Huren kommen eher in das Reich den, das dessen Früchte bringt. 44 Und
Gottes als ihr! 32 Denn Johannes ist zu wer auf diesen Stein fällt, der wird zer-
euch gekommen mit dem Weg der Ge- schmettert werden; auf wen er aber fällt,
rechtigkeit, und ihr habt ihm nicht ge- den wird er zermalmen.
glaubt. Die Zöllner und die Huren aber 45 Und als die obersten Priester und die
glaubten ihm; und obwohl ihr es gesehen Pharisäer seine Gleichnisse hörten, er-
habt, reute es euch nicht nachträglich, so kannten sie, daß er von ihnen redete.
daß ihr ihm geglaubt hättet. 46 Und sie suchten ihn zu ergreifen, fürch-
teten aber die Volksmenge, weil sie ihn
Das Gleichnis von den Weingärtnern für einen Propheten hielt.
Mk 12,1-12; Lk 20,9-19; Jes 5,1-7
33 Hört ein anderes Gleichnis: Es war ein
Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
Lk 14,16-24
gewisser Hausherr, der pflanzte einen
Weinberg, zog einen Zaun darum, grub Da begann Jesus und redete wieder
eine Kelter darin, baute einen Wachtturm, in Gleichnissen zu ihnen und
verpachtete ihn an Weingärtner und reiste sprach: 2 Das Reich der Himmel gleicht ei-
außer Landes. 34 Als nun die Zeit der nem König, der für seinen Sohn das Hoch-
Früchte nahte, sandte er seine Knechte zu zeitsfest veranstaltete. 3 Und er sandte
den Weingärtnern, um seine Früchte in seine Knechte aus, um die Geladenen zur
Empfang zu nehmen. 35 Aber die Wein- Hochzeit zu rufen; aber sie wollten nicht
gärtner ergriffen seine Knechte und schlu- kommen. 4 Da sandte er nochmals an-
gen den einen, den anderen töteten sie, dere Knechte und sprach: Sagt den Ge-
den dritten steinigten sie. 36 Da sandte er ladenen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich
wieder andere Knechte, mehr als zuvor; bereitet; meine Ochsen und das Mast-
und sie behandelten sie ebenso. vieh sind geschlachtet, und alles ist be-
37 Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ih- reit; kommt zur Hochzeit! 5 Sie aber ach-
nen und sprach: Sie werden sich vor teten nicht darauf, sondern gingen hin,
meinem Sohn scheuen! 38 Als aber die der eine auf seinen Acker, der andere zu
Weingärtner den Sohn sahen, sprachen seinem Gewerbe; 6 die übrigen aber er-
sie untereinander: Das ist der Erbe! griffen seine Knechte, mißhandelten und
Kommt, laßt uns ihn töten und sein Erb- töteten sie. 7 Als der König das hörte, wur-
gut in Besitz nehmen! 39 Und sie ergrif- de er zornig, sandte seine Heere aus und
fen ihn, stießen ihn zum Weinberg hin- brachte diese Mörder um und zündete
aus und töteten ihn. ihre Stadt an.
40 Wenn nun der Herr des Weinbergs 8 Dann sprach er zu seinen Knechten:
kommt, was wird er mit diesen Wein- Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die
gärtnern tun? 41 Sie sprachen zu ihm: Geladenen waren nicht würdig. 9 Darum
Er wird die Übeltäter auf üble Weise geht hin an die Kreuzungen der Straßen
umbringen und den Weinberg anderen und ladet zur Hochzeit ein, so viele ihr
Weingärtnern verpachten, welche ihm die findet! 10 Und jene Knechte gingen hin-
Früchte zu ihrer Zeit abliefern werden. aus auf die Straßen und brachten alle zu-
42 Jesus spricht zu ihnen: Habt ihr noch sammen, so viele sie fanden, Böse und
nie in den Schriften gelesen: »Der Stein, Gute, und der Hochzeitssaal wurde voll
den die Bauleute verworfen haben, der von Gästen.
ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn 11 Als aber der König hineinging, um die
Gäste zu besehen, sah er dort einen Men-
a (21,42) Ps 118,22-23. schen, der kein hochzeitliches Gewand
1020 MATTHÄUS 22
anhatte; 12 und er sprach zu ihm: Freund, Bruder. 26 Gleicherweise auch der andere
wie bist du hier hereingekommen und und der dritte, bis zum siebten. 27 Zuletzt,
hast doch kein hochzeitliches Gewand nach allen, starb auch die Frau. 28 Wem
an? Er aber verstummte. 13 Da sprach der von den Sieben wird sie nun in der Auf-
König zu den Dienern: Bindet ihm Hän- erstehung als Frau angehören? Denn alle
de und Füße, führt ihn weg und werft haben sie zur Frau gehabt.
ihn hinaus in die äußerste Finsternis! 29 Aber Jesus antwortete und sprach zu
Da wird das Heulen und Zähneknirschen ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften
sein. 14 Denn viele sind berufen, aber we- noch die Kraft Gottes kennt. 30 Denn in
nige sind auserwählt! der Auferstehung heiraten sie nicht, noch
werden sie verheiratet, sondern sie sind
Die Frage nach der Steuer wie die Engel Gottes im Himmel. 31 Was
Mk 12,13-17; Lk 20,20-26
aber die Auferstehung der Toten betrifft,
15 Da gingen die Pharisäer und hielten habt ihr nicht gelesen, was euch von
Rat, wie sie ihn in der Rede fangen Gott gesagt ist, der spricht: 32 »Ich bin
könnten. 16 Und sie sandten ihre Jünger der Gott Abrahams und der Gott Isaaks
samt den Herodianern zu ihm, die spra- und der Gott Jakobs«a? Gott ist aber nicht
chen: Meister, wir wissen, daß du wahr- ein Gott der Toten, sondern der Lebendi-
haftig bist und den Weg Gottes in Wahr- gen. 33 Und als die Menge dies hörte, er-
heit lehrst und auf niemand Rücksicht staunte sie über seine Lehre.
nimmst; denn du siehst die Person der
Menschen nicht an. 17 Darum sage uns, Die Frage nach dem größten Gebot
Mk 12,28-34
was meinst du: Ist es erlaubt, dem Kaiser
die Steuer zu geben, oder nicht? 34 Als nun die Pharisäer hörten, daß er
18 Da aber Jesus ihre Bosheit erkannte, den Sadduzäern den Mund gestopft hat-
sprach er: Ihr Heuchler, was versucht ihr te, versammelten sie sich; 35 und einer
mich? 19 Zeigt mir die Steuermünze! Da von ihnen, ein Gesetzesgelehrter, stellte
reichten sie ihm einen Denar. 20 Und er ihm eine Frage, um ihn zu versuchen, und
spricht zu ihnen: Wessen ist dieses Bild sprach: 36 Meister, welches ist das größte
und die Aufschrift? 21 Sie antworteten Gebot im Gesetz? 37 Und Jesus sprach zu
ihm: Des Kaisers. Da spricht er zu ihnen: ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott,
So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, lieben mit deinem ganzen Herzen und
und Gott, was Gottes ist! 22 Als sie das mit deiner ganzen Seele und mit deinem
hörten, verwunderten sie sich, und sie ganzen Denken«.b 38 Das ist das erste und
ließen ab von ihm und gingen davon. größte Gebot. 39 Und das zweite ist ihm
vergleichbar: »Du sollst deinen Nächsten
Die Frage nach der Auferstehung lieben wie dich selbst«.c 40 An diesen zwei
Mk 12,18-27; Lk 20,27-40
Geboten hängen das ganze Gesetz und
23 An jenem Tag traten Sadduzäer zu ihm, die Propheten.
die sagen, es gebe keine Auferstehung,
und sie fragten ihn 24 und sprachen: Mei- Wessen Sohn ist der Christus?
Mk 12,35-37; Lk 20,41-44
ster, Mose hat gesagt: Wenn jemand ohne
Kinder stirbt, so soll sein Bruder dessen 41 Als nun die Pharisäer versammelt wa-
Frau zur Ehe nehmen und seinem Bruder ren, fragte sie Jesus 42 und sprach: Was
Nachkommen erwecken. 25 Nun waren denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn
bei uns sieben Brüder. Der erste heiratete ist er? Sie sagten zu ihm: Davids. 43 Er
und starb; und weil er keine Nachkom- spricht zu ihnen: Wieso nennt ihn denn
men hatte, hinterließ er seine Frau seinem David im Geist »Herr«, indem er spricht:

a (22,32) 2Mo 3,6. c (22,39) 3Mo 19,18.


b (22,37) 5Mo 6,5.
MATTHÄUS 22.23 1021
44 »Der Herr hat zu meinem Herrn ge- Reich der Himmel vor den Menschen zu-
sagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis schließt! Ihr selbst geht nicht hinein, und
ich deine Feinde hinlege als Schemel für die hinein wollen, die laßt ihr nicht hin-
deine Füße«?a 45 Wenn also David ihn ein. 14 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten
Herr nennt, wie kann er dann sein Sohn und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die
sein? 46 Und niemand konnte ihm ein Häuser der Witwen freßt und zum Schein
Wort erwidern. Auch getraute sich von je- lange betet. Darum werdet ihr ein schwe-
nem Tag an niemand mehr, ihn zu fra- reres Gericht empfangen!
gen. 15 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und
Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr Meer und
Strafrede gegen die Schriftgelehrten Land durchzieht, um einen einzigen Pro-
und Pharisäer selytenc zu machen, und wenn er es ge-
Mk 12,38-40; Lk 11,38-52; 20,45-47
worden ist, macht ihr ein Kind der Hölle
Da redete Jesus zu der Volksmenge aus ihm, zweimal mehr, als ihr es seid!
und zu seinen Jüngern 2 und sprach: 16 Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr
Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sagt: Wer beim Tempel schwört, das gilt
sich auf Moses Stuhl gesetzt. 3 Alles nun, nichts; wer aber beim Gold des Tempels
was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, schwört, der ist gebunden. 17 Ihr Narren
das haltet und tut; aber nach ihren Werken und Blinden, was ist denn größer, das
tut nicht, denn sie sagen es wohl, tun es Gold oder der Tempel, der das Gold hei-
aber nicht. 4 Sie binden nämlich schwere ligt? 18 Und: Wer beim Brandopferaltar
und kaum erträgliche Bürden und legen schwört, das gilt nichts; wer aber beim
sie den Menschen auf die Schultern; sie Opfer schwört, das darauf liegt, der ist
aber wollen sie nicht mit einem Finger gebunden. 19 Ihr Narren und Blinden!
anrühren. 5 Alle ihre Werke tun sie aber, Was ist denn größer, das Opfer oder
um von den Leuten gesehen zu werden. der Brandopferaltar, der das Opfer hei-
Sie machen nämlich ihre Gebetsriemen ligt? 20 Darum, wer beim Altar schwört,
breit und die Säume an ihren Gewändern der schwört bei ihm und bei allem,
groß, 6 und sie lieben den obersten Platz was darauf ist. 21 Und wer beim Tempel
bei den Mahlzeiten und die ersten Sitze schwört, der schwört bei ihm und bei
in den Synagogen 7 und die Begrüßungen dem, der darin wohnt. 22 Und wer beim
auf den Märkten, und wenn sie von den Himmel schwört, der schwört bei dem
Leuten »Rabbi, Rabbi«b genannt werden. Thron Gottes und bei dem, der darauf
8 Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen sitzt.
lassen, denn einer ist euer Meister, der 23 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und
Christus; ihr aber seid alle Brüder. 9 Nennt Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Minze
auch niemand auf Erden euren Vater; und den Anis und den Kümmel verzehn-
denn einer ist euer Vater, der im Himmel tet und das Wichtigere im Gesetz vernach-
ist. 10 Auch sollt ihr euch nicht Meister lässigt, nämlich das Recht und das Erbar-
nennen lassen; denn einer ist euer Mei- men und den Glauben! Dieses sollte man
ster, der Christus. 11 Der Größte aber un- tun und jenes nicht lassen. 24 Ihr blinden
ter euch soll euer Diener sein. 12 Wer sich Führer, die ihr die Mücke aussiebt, das Ka-
aber selbst erhöht, der wird erniedrigt mel aber verschluckt!
werden; und wer sich selbst erniedrigt, 25 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und
der wird erhöht werden. Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr das Äu-
13 Aber wehe euch, ihr Schriftgelehrten ßere des Bechers und der Schüssel reinigt,
und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr das inwendig aber sind sie voller Raub und

a (22,44) Ps 110,1. c (23,15) d.h. einen Heiden, der zum Judentum übertritt
b (23,7) Rabbi bedeutet »Meister/Lehrer«, eine ehren- (vgl. Gal 3,10-14; 5,2-6).
volle Anrede für jüdische Lehrer der Schrift.
1022 MATTHÄUS 23.24
Unmäßigkeit! 26 Du blinder Pharisäer, meln wollen, wie eine Henne ihre Küken
reinige zuerst das Inwendige des Bechers unter die Flügel sammelt, aber ihr habt
und der Schüssel, damit auch ihr Äußeres nicht gewollt! 38 Siehe, euer Haus wird
rein werde! euch verwüstet gelassen werden; 39 denn
27 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an
Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr ge- nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet:
tünchten Gräberna gleicht, die äußerlich Gesegnet sei der, welcher kommt im Na-
zwar schön scheinen, inwendig aber vol- men des Herrn!
ler Totengebeine und aller Unreinheit
sind! 28 So erscheint auch ihr äußerlich DIE ENDZEITREDE JESU AUF DEM ÖLBERG
vor den Menschen als gerecht, inwendig Kapitel 24 – 25
aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetz-
losigkeit. Die Frage der Jünger nach den Zeichen der
29 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und
Wiederkunft des Christus
Mk 13,1-4; Lk 21,5-7
Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Gräber
der Propheten baut und die Denkmäler Und Jesus trat hinaus und ging vom
der Gerechten schmückt 30 und sagt: Tempel hinweg. Und seine Jünger
Hätten wir in den Tagen unserer Väter kamen herzu, um ihm die Gebäude des
gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen Tempels zu zeigen. 2 Jesus aber sprach zu
des Blutes der Propheten schuldig ge- ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich,
macht. 31 So gebt ihr ja euch selbst ich sage euch: Hier wird kein Stein auf
das Zeugnis, daß ihr Söhne der Pro- dem anderen bleiben, der nicht abgebro-
phetenmörder seid. 32 Ja, macht ihr nur chen wird!b 3 Als er aber auf dem Ölberg
das Maß eurer Väter voll! saß, traten die Jünger allein zu ihm und
33 Ihr Schlangen! Ihr Otterngezücht! Wie sprachen: Sage uns, wann wird dies ge-
wollt ihr dem Gericht der Hölle entge- schehen, und was wird das Zeichen dei-
hen? 34 Siehe, darum sende ich zu euch ner Wiederkunft und des Endes der Welt-
Propheten und Weise und Schriftgelehr- zeit sein?
te; und etliche von ihnen werdet ihr töten
und kreuzigen, und etliche werdet ihr in Verführungen und Nöte in der Endzeit
Mk 13,5-13; Lk 21,8-19
euren Synagogen geißeln und sie verfol-
gen von einer Stadt zur anderen, 35 da- 4 Und Jesus antwortete und sprach zu
mit über euch alles gerechte Blut kommt, ihnen: Habt acht, daß euch niemand
das auf Erden vergossen worden ist, vom verführt! 5 Denn viele werden unter mei-
Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut nem Namen kommen und sagen: Ich
des Zacharias, des Sohnes Barachias, den bin der Christus! Und sie werden viele
ihr zwischen dem Tempel und dem Altar verführen. 6 Ihr werdet aber von Kriegen
getötet habt. 36 Wahrlich, ich sage euch: und Kriegsgerüchten hören; habt acht,
Dies alles wird über dieses Geschlecht erschreckt nicht; denn dies alles muß ge-
kommen! schehen; aber es ist noch nicht das Ende.
7 Denn ein Volk wird sich gegen das an-
Klage über Jerusalem dere erheben und ein Königreich gegen
Lk 13,34-35; 19,41-44
das andere; und es werden hier und dort
37 Jerusalem, Jerusalem, die du die Prophe- Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben ge-
ten tötest und steinigst, die zu dir gesandt schehen. 8 Dies alles ist der Anfang der
sind! Wie oft habe ich deine Kinder sam- Wehen.

a (23,27) Gräber wurden damals mit Kalk getüncht, erfüllt, als die Soldaten des römischen Feldherrn Titus
damit sie weithin sichtbar waren und kein Jude den Tempel des Herodes niederbrannten und abris-
sich versehentlich an ihnen verunreinigte (vgl. 4Mo sen. Die heutige »Klagemauer« war als Stützmauer
19,11). des erweiterten Tempelbezirks kein Bestandteil des
b (24,2) Diese Weissagung wurde 70 n. Chr. wortwörtlich eigentlichen Tempels.
MATTHÄUS 24 1023
9 Dann wird man euch der Drangsal preis- in der Wüste!«, so geht nicht hinaus; »Sie-
geben und euch töten; und ihr werdet he, er ist in den Kammern!«, so glaubt es
gehaßt sein von allen Völkern um meines nicht! 27 Denn wie der Blitz vom Osten
Namens willen. 10 Und dann werden vie- ausfährt und bis zum Westen scheint,
le Anstoß nehmen, einander verraten und so wird auch die Wiederkunft des Men-
einander hassen. 11 Und es werden viele schensohnes sein. 28 Denn wo das Aas
falsche Propheten auftreten und werden ist, da sammeln sich die Geier.
viele verführen. 12 Und weil die Gesetzlo-
sigkeit überhand nimmt, wird die Liebe in Das Kommen des Menschensohnes
Mk 13,24-27; Lk 21,25-28; Dan 7,13-14
vielen erkalten. 13 Wer aber ausharrt bis
ans Ende, der wird gerettet werden. 14 Und 29 Bald aber nach der Drangsal jener Tage
dieses Evangelium vom Reich wird in wird die Sonne verfinstert werden, und
der ganzen Welt verkündigt werden, zum der Mond wird seinen Schein nicht geben,
Zeugnis für alle Heidenvölker, und dann und die Sterne werden vom Himmel fallen
wird das Ende kommen. und die Kräfte des Himmels erschüttert
werden. 30 Und dann wird das Zeichen des
Die große Drangsal Menschensohnes am Himmel erscheinen,
Mk 13,14-23; Lk 21,20-24
und dann werden sich alle Geschlechter
15 Wenn ihr nun den Greuel der Ver- der Erde an die Brust schlagen, und sie
wüstung, von dem durch den Propheten werden den Sohn des Menschen kom-
Daniel geredet wurde,a an heiliger Stätte men sehen auf den Wolken des Himmels
stehen seht (wer es liest, der achte dar- mit großer Kraft und Herrlichkeit. 31 Und
auf!), 16 dann fliehe auf die Berge, wer in er wird seine Engel aussenden mit star-
Judäa ist; 17 wer auf dem Dach ist, der kem Posaunenschall, und sie werden sei-
steige nicht hinab, um etwas aus seinem ne Auserwählten versammeln von den vier
Haus zu holen, 18 und wer auf dem Windrichtungen her, von einem Ende des
Feld ist, der kehre nicht zurück, um sei- Himmels bis zum anderen.
ne Kleider zu holen. 19 Wehe aber den 32 Von dem Feigenbaum aber lernt das
Schwangeren und den Stillenden in je- Gleichnis: Wenn sein Zweig schon saftig
nen Tagen! 20 Bittet aber, daß eure Flucht wird und Blätter treibt, so erkennt ihr, daß
nicht im Winter noch am Sabbat ge- der Sommer nahe ist. 33 Also auch ihr,
schieht. wenn ihr dies alles seht, so erkennt, daß er
21 Denn dann wird eine große Drangsal nahe vor der Türe ist. 34 Wahrlich, ich sage
sein, wie von Anfang der Welt an bis euch: Dieses Geschlecht wird nicht verge-
jetzt keine gewesen ist und auch keine hen, bis dies alles geschehen ist. 35 Him-
mehr kommen wird. 22 Und wenn jene mel und Erde werden vergehen, aber mei-
Tage nicht verkürzt würden, so würde ne Worte werden nicht vergehen.
kein Fleisch gerettet werden; aber um
der Auserwählten willen sollen jene Tage Ermahnung zur Wachsamkeit
Mk 13,32-37; Lk 21,34-36; Röm 13,11-14;
verkürzt werden.
1Th 5,4-8
23 Wenn dann jemand zu euch sagen wird:
Siehe, hier ist der Christus, oder dort, so 36 Um jenen Tag aber und die Stunde
glaubt es nicht! 24 Denn es werden fal- weiß niemand, auch die Engel im Himmel
sche Christusse und falsche Propheten nicht, sondern allein mein Vater. 37 Wie es
auftreten und werden große Zeichen und aber in den Tagen Noahs war, so wird es
Wunder tun, um, wenn möglich, auch die auch bei der Wiederkunft des Menschen-
Auserwählten zu verführen. 25 Siehe, ich sohnes sein. 38 Denn wie sie in den Tagen
habe es euch vorhergesagt. 26 Wenn sie vor der Sintflut aßen und tranken, heira-
nun zu euch sagen werden: »Siehe, er ist teten und verheirateten bis zu dem Tag,
als Noah in die Arche ging, 39 und nichts
a (24,15) vgl. Dan 9,27; 11,31; 12,11. merkten, bis die Sintflut kam und sie alle
1024 MATTHÄUS 24.25
dahinraffte, so wird auch die Wiederkunft jene Jungfrauen und machten ihre Lam-
des Menschensohnes sein. 40 Dann wer- pen bereit. 8 Die törichten aber sprachen
den zwei auf dem Feld sein; der eine zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl,
wird genommen, und der andere wird denn unsere Lampen erlöschen! 9 Aber
zurückgelassen. 41 Zwei werden auf der die klugen antworteten und sprachen:
Mühle mahlen; die eine wird genommen, Nein, es würde nicht reichen für uns und
und die andere wird zurückgelassen. für euch. Geht doch vielmehr hin zu den
42 So wacht nun, da ihr nicht wißt, in Händlern und kauft für euch selbst!
welcher Stunde euer Herr kommt! 43 Das 10 Während sie aber hingingen, um zu
aber erkennt: Wenn der Hausherr wüßte, kaufen, kam der Bräutigam; und die be-
in welcher Nachtstunde der Dieb käme, reit waren, gingen mit ihm hinein zur
so würde er wohl wachen und nicht in Hochzeit; und die Tür wurde verschlos-
sein Haus einbrechen lassen. 44 Darum sen. 11 Danach kommen auch die übri-
seid auch ihr bereit! Denn der Sohn des gen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr,
Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr tue uns auf! 12 Er aber antwortete und
es nicht meint. sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich ken-
45 Wer ist nun der treue und kluge Knecht, ne euch nicht! 13 Darum wacht! Denn ihr
den sein Herr über seine Dienerschaft ge- wißt weder den Tag noch die Stunde, in
setzt hat, damit er ihnen die Speise gibt welcher der Sohn des Menschen kom-
zur rechten Zeit? 46 Glückselig ist jener men wird.
Knecht, den sein Herr, wenn er kommt,
bei solchem Tun finden wird. 47 Wahrlich, Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten
Lk 19,11-26
ich sage euch: Er wird ihn über alle
seine Güter setzen. 48 Wenn aber jener 14 Denn es ist wie bei einem Menschen,
böse Knecht in seinem Herzen spricht: der außer Landes reisen wollte, seine
Mein Herr säumt zu kommen! 49 und Knechte rief und ihnen seine Güter über-
anfängt, die Mitknechte zu schlagen und gab. 15 Dem einen gab er fünf Talente,
mit den Schlemmern zu essen und zu dem anderen zwei, dem dritten eins, ei-
trinken, 50 so wird der Herr jenes Knech- nem jeden nach seiner Kraft, und er reiste
tes an einem Tag kommen, da er es nicht sogleich ab. 16 Da ging der hin, welcher
erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht die fünf Talente empfangen hatte, han-
kennt, 51 und wird ihn entzweihauen und delte mit ihnen und gewann fünf weitere
ihm seinen Teil mit den Heuchlern geben. Talente. 17 Und ebenso der, welcher die
Da wird das Heulen und Zähneknirschen zwei Talente [empfangen hatte], auch er
sein. gewann zwei weitere. 18 Aber der, wel-
cher das eine empfangen hatte, ging hin,
Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen grub die Erde auf und verbarg das Geld
Dann wird das Reich der Himmel seines Herrn.
zehn Jungfrauen gleichen, die ihre 19 Nach langer Zeit aber kommt der Herr
Lampen nahmen und dem Bräutigam ent- dieser Knechte und hält Abrechnung mit
gegengingen. 2 Fünf von ihnen aber wa- ihnen. 20 Und es trat der hinzu, der die
ren klug und fünf töricht. 3 Die törichten fünf Talente empfangen hatte, brachte
nahmen zwar ihre Lampen, aber sie nah- noch fünf weitere Talente herzu und
men kein Öl mit sich. 4 Die klugen aber sprach: Herr, du hast mir fünf Talente
nahmen Öl in ihren Gefäßen mitsamt ih- übergeben; siehe, ich habe mit ihnen fünf
ren Lampen. 5 Als nun der Bräutigam auf weitere Talente gewonnen. 21 Da sagte
sich warten ließ, wurden sie alle schläfrig sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und
und schliefen ein. treuer Knecht! Du bist über wenigem treu
6 Um Mitternacht aber entstand ein Ge- gewesen, ich will dich über vieles setzen;
schrei: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht geh ein zur Freude deines Herrn!
aus, ihm entgegen! 7 Da erwachten alle 22 Und es trat auch der hinzu, der die zwei
MATTHÄUS 25.26 1025
Talente empfangen hatte, und sprach: durstig gewesen, und ihr habt mir zu trin-
Herr, du hast mir zwei Talente übergeben; ken gegeben; ich bin ein Fremdling gewe-
siehe, ich habe mit ihnen zwei andere sen, und ihr habt mich beherbergt; 36 ich
Talente gewonnen. 23 Sein Herr sagte zu bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt
ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und
Du bist über wenigem treu gewesen, ich ihr habt mich besucht; ich bin gefangen
will dich über vieles setzen; geh ein zur gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.
Freude deines Herrn! 37 Dann werden ihm die Gerechten ant-
24 Da trat auch der hinzu, der das eine worten und sagen: Herr, wann haben wir
Talent empfangen hatte, und sprach: dich hungrig gesehen und haben dich
Herr, ich kannte dich, daß du ein harter gespeist, oder durstig, und haben dir zu
Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät, trinken gegeben? 38 Wann haben wir dich
und sammelst, wo du nicht ausgestreut als Fremdling gesehen und haben dich
hast; 25 und ich fürchtete mich, ging hin beherbergt, oder ohne Kleidung, und ha-
und verbarg dein Talent in der Erde. Sie- ben dich bekleidet? 39 Wann haben wir
he, da hast du das Deine! 26 Aber sein dich krank gesehen, oder im Gefängnis,
Herr antwortete und sprach zu ihm: Du und sind zu dir gekommen? 40 Und der
böser und fauler Knecht! Wußtest du, König wird ihnen antworten und sagen:
daß ich ernte, wo ich nicht gesät, und Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem
sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? dieser meiner geringsten Brüder getan
27 Dann hättest du mein Geld den Wechs- habt, das habt ihr mir getan!
lern bringen sollen, so hätte ich bei mei- 41 Dann wird er auch denen zur Linken
nem Kommen das Meine mit Zinsen sagen: Geht hinweg von mir, ihr Verfluch-
zurückerhalten. 28 Darum nehmt ihm das ten, in das ewige Feuer, das dem Teufel
Talent weg und gebt es dem, der die zehn und seinen Engeln bereitet ist! 42 Denn
Talente hat! ich bin hungrig gewesen, und ihr habt
29 Denn wer hat, dem wird gegeben wer- mich nicht gespeist; ich bin durstig ge-
den, damit er Überfluß hat; von dem wesen, und ihr habt mir nicht zu trinken
aber, der nicht hat, wird auch das ge- gegeben; 43 ich bin ein Fremdling gewe-
nommen werden, was er hat. 30 Und den sen, und ihr habt mich nicht beherbergt;
unnützen Knecht werft hinaus in die ohne Kleidung, und ihr habt mich nicht
äußerste Finsternis! Dort wird das Heu- bekleidet; krank und gefangen, und ihr
len und Zähneknirschen sein. habt mich nicht besucht!
44 Dann werden auch sie ihm antworten
Das Gericht über die Heidenvölker und sagen: Herr, wann haben wir dich
31 Wenn aber der Sohn des Menschen hungrig oder durstig oder als Fremdling
in seiner Herrlichkeit kommen wird und oder ohne Kleidung oder krank oder ge-
alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er fangen gesehen und haben dir nicht ge-
auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen, dient? 45 Dann wird er ihnen antworten:
32 und vor ihm werden alle Heidenvölker Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem
versammelt werden. Und er wird sie von- dieser Geringsten nicht getan habt, das
einander scheiden, wie ein Hirte die Scha- habt ihr mir auch nicht getan!
fe von den Böcken scheidet, 33 und er 46 Und sie werden in die ewige Strafe hin-
wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, gehen, die Gerechten aber in das ewige
die Böcke aber zu seiner Linken. Leben.
34 Dann wird der König denen zu seiner
Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegne- DAS LEIDEN UND STERBEN JESU CHRISTI
Kapitel 26 – 27
ten meines Vaters, und erbt das Reich,
das euch bereitet ist seit Grundlegung Und es geschah, als Jesus alle diese
der Welt! 35 Denn ich bin hungrig gewe- Worte beendet hatte, sprach er zu
sen, und ihr habt mich gespeist; ich bin seinen Jüngern: 2 Ihr wißt, daß in zwei Ta-
1026 MATTHÄUS 26
gen das Passaha ist; dann wird der Sohn suchte er eine gute Gelegenheit, ihn zu ver-
des Menschen ausgeliefert, damit er ge- raten.
kreuzigt werde.
Das letzte Passahmahl
Der Plan der obersten Priester und Ältesten Mk 14,12-21; Lk 22,7-18; 22,21-23; Joh 13,1-30
Mk 14,1-2; Lk 22,1-2
17 Am ersten Tag der ungesäuerten Brote
3 Da versammelten sich die obersten Prie- traten die Jünger nun zu Jesus und spra-
ster und die Schriftgelehrten und die Äl- chen zu ihm: Wo willst du, daß wir dir das
testen des Volkes im Hof des Hohenprie- Passahmahl zu essen bereiten? 18 Und er
sters, der Kajaphas hieß. 4 Und sie hielten sprach: Geht hin in die Stadt zu dem und
miteinander Rat, wie sie Jesus mit List dem und sprecht zu ihm: Der Meister läßt
ergreifen und töten könnten. 5 Sie spra- dir sagen: Meine Zeit ist nahe; bei dir will
chen aber: Nicht während des Festes, da- ich mit meinen Jüngern das Passah hal-
mit kein Aufruhr unter dem Volk entsteht! ten! 19 Und die Jünger machten es, wie
Jesus ihnen befohlen hatte, und bereite-
Die Salbung Jesu in Bethanien ten das Passah.
Mk 14,3-9; Joh 12,1-8
20 Als es nun Abend geworden war, setzte
6 Als nun Jesus in Bethanien im Haus Si- er sich mit den Zwölfen zu Tisch. 21 Und
mons des Aussätzigen war, 7 da trat eine während sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich
Frau zu ihm mit einer alabasternen Fla- sage euch: Einer von euch wird mich ver-
sche voll kostbaren Salböls und goß es auf raten! 22 Da wurden sie sehr betrübt, und
sein Haupt, während er zu Tisch saß. 8 Als jeder von ihnen fing an, ihn zu fragen:
das seine Jünger sahen, wurden sie unwil- Herr, doch nicht ich? 23 Er antwortete aber
lig und sprachen: Wozu diese Verschwen- und sprach: Der mit mir die Hand in
dung? 9 Man hätte dieses Salböl doch die Schüssel taucht, der wird mich verra-
teuer verkaufen und den Armen geben ten. 24 Der Sohn des Menschen geht zwar
können! dahin, wie von ihm geschrieben steht; aber
10 Als es aber Jesus bemerkte, sprach wehe jenem Menschen, durch den der
er zu ihnen: Warum bekümmert ihr die Sohn des Menschen verraten wird! Es wäre
Frau? Sie hat doch ein gutes Werk an mir für jenen Menschen besser, wenn er nicht
getan! 11 Denn die Armen habt ihr allezeit geboren wäre. 25 Da antwortete Judas, der
bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. ihn verriet, und sprach: Rabbi, doch nicht
12 Damit, daß sie dieses Salböl auf mei- ich? Er spricht zu ihm: Du hast es gesagt!
nen Leib goß, hat sie mich zum Begräbnis
bereitet. 13 Wahrlich, ich sage euch: Wo Die Einsetzung des Mahles des Herrn
Mk 14,22-25; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-29
immer dieses Evangelium verkündigt wird
in der ganzen Welt, da wird man auch von 26 Als sie nun aßen, nahm Jesus das Brot
dem sprechen, was diese getan hat, zu ih- und sprach den Segen, brach es, gab es
rem Gedenken! den Jüngern und sprach: Nehmt, eßt! Das
ist mein Leib. 27 Und er nahm den Kelch
Der Verrat des Judas und dankte, gab ihnen denselben und
Mk 14,10-11; Lk 22,3-6
sprach: Trinkt alle daraus! 28 Denn das
14 Da ging einer der Zwölf namens Judas ist mein Blut, das des neuen Bundes, das
Ischariot hin zu den obersten Priestern für viele vergossen wird zur Vergebung
15 und sprach: Was wollt ihr mir geben, der Sünden. 29 Ich sage euch aber: Ich
wenn ich ihn euch verrate? Und sie setzten werde von jetzt an von diesem Gewächs
ihm 30 Silberlinge fest. 16 Und von da an des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu

a (26,2) Das Passah war eines der drei großen Feste Israels; an ihm gedachten die Israeliten an die Verschonung
vor dem Gericht gegen die Ägypter (»Passah« bedeutet »verschonendes Vorübergehen«), bei dem das Blut des
geschlachteten Passahlammes eine entscheidende Bedeutung hatte (vgl. 2Mo 12 u. 13; 3Mo 23,4-8; 1Kor 5,6-8).
MATTHÄUS 26 1027
jenem Tag, da ich es neu mit euch trinken 42 Wiederum ging er zum zweitenmal
werde im Reich meines Vaters! hin, betete und sprach: Mein Vater, wenn
dieser Kelch nicht an mir vorübergehen
Die Ankündigung der Verleugnung kann, ohne daß ich ihn trinke, so gesche-
durch Petrus he dein Wille! 43 Und er kommt und fin-
Mk 14,27-31; Lk 22,31-34; Joh 13,36-38
det sie wieder schlafend; denn die Augen
30 Und nachdem sie den Lobgesang ge- waren ihnen schwer geworden.
sungen hatten, gingen sie hinaus an den 44 Und er ließ sie, ging wieder hin, betete
Ölberg. 31 Da spricht Jesus zu ihnen: Ihr zum drittenmal und sprach dieselben
werdet in dieser Nacht alle an mir An- Worte. 45 Dann kommt er zu seinen Jün-
stoß nehmen; denn es steht geschrie- gern und spricht zu ihnen: Schlaft ihr
ben: »Ich werde den Hirten schlagen, noch immer und ruht? Siehe, die Stunde
und die Schafe der Herde werden sich ist nahe, und der Sohn des Menschen
zerstreuen«.a 32 Aber nachdem ich auf- wird in die Hände der Sünder ausgelie-
erweckt worden bin, will ich euch nach fert. 46 Steht auf, laßt uns gehen! Siehe,
Galiläa vorangehen. 33 Da antwortete Pe- der mich verrät, ist nahe.
trus und sprach zu ihm: Wenn auch alle
an dir Anstoß nehmen, so werde doch ich Die Gefangennahme Jesu
Mk 14,43-50; Lk 22,47-53; Joh 18,3-11
niemals Anstoß nehmen! 34 Jesus spricht
zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: In dieser 47 Und während er noch redete, siehe,
Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich da kam Judas, einer der Zwölf, und mit
dreimal verleugnen! 35 Petrus spricht zu ihm eine große Schar mit Schwertern und
ihm: Und wenn ich auch mit dir sterben Stöcken, [gesandt] von den obersten Prie-
müßte, werde ich dich nicht verleugnen! stern und Ältesten des Volkes. 48 Der ihn
Ebenso sprachen auch alle Jünger. aber verriet, hatte ihnen ein Zeichen ge-
geben und gesagt: Der, den ich küssen
Gethsemane werde, der ist’s, den ergreift! 49 Und so-
Mk 14,32-42; Lk 22,39-46
gleich trat er zu Jesus und sprach: Sei
36 Da kommt Jesus mit ihnen zu einem gegrüßt, Rabbi! und küßte ihn. 50 Jesus
Grundstück, das Gethsemane genannt aber sprach zu ihm: Freund, wozu bist du
wird. Und er spricht zu den Jüngern: Setzt hier? Da traten sie hinzu, legten Hand an
euch hier hin, während ich weggehe und Jesus und nahmen ihn fest.
dort bete! 37 Und er nahm Petrus und die 51 Und siehe, einer von denen, die bei
zwei Söhne des Zebedäus mit sich; und er Jesus waren, streckte die Hand aus, zog
fing an, betrübt zu werden, und ihm grau- sein Schwert, schlug den Knecht des
te sehr. 38 Da spricht er zu ihnen: Meine Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr
Seele ist tief betrübt bis zum Tod. Bleibt ab. 52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein
hier und wacht mit mir! Schwert an seinen Platz! Denn alle, die
39 Und er ging ein wenig weiter, warf sich zum Schwert greifen, werden durch das
auf sein Angesicht, betete und sprach: Schwert umkommen! 53 Oder meinst du,
Mein Vater! Ist es möglich, so gehe dieser ich könnte nicht jetzt meinen Vater bit-
Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ten, und er würde mir mehr als zwölf
ich will, sondern wie du willst! 40 Und Legionen Engel schicken? 54 Wie würden
er kommt zu den Jüngern und findet sie dann aber die Schriften erfüllt, daß es so
schlafend und spricht zu Petrus: Könnt kommen muß?
ihr also nicht eine Stunde mit mir wa- 55 In jener Stunde sprach Jesus zu der
chen? 41 Wacht und betet, damit ihr nicht Volksmenge: Wie gegen einen Räuber seid
in Anfechtung geratet! Der Geist ist wil- ihr ausgezogen mit Schwertern und Stök-
lig, aber das Fleisch ist schwach. ken, um mich zu fangen! Täglich bin ich
bei euch im Tempel gesessen und habe
a (26,31) Sach 13,7. gelehrt, und ihr habt mich nicht ergrif-
1028 MATTHÄUS 26.27
fen. 56 Das alles aber ist geschehen, da- chen: Christus, weissage uns! Wer ist’s,
mit die Schriften der Propheten erfüllt der dich geschlagen hat?
würden. — Da verließen ihn alle Jünger
und flohen. Die dreifache Verleugnung durch Petrus
Mk 14,66-72; Lk 22,55-62; Joh 18,15-18;
Jesus vor dem Hohen Rat 18,25-27
Mk 14,53-65; Lk 22,54; 22,63-71; Joh 18,12-13;
69 Petrus aber saß draußen im Hof. Und
18,19-24
eine Magd trat zu ihm und sprach: Auch
57 Die aber Jesus festgenommen hatten, du warst mit Jesus, dem Galiläer! 70 Er
führten ihn ab zu dem Hohenpriester aber leugnete vor allen und sprach: Ich
Kajaphas, wo die Schriftgelehrten und weiß nicht, was du sagst!
die Ältesten versammelt waren. 58 Petrus 71 Als er dann in den Vorhof hinausging,
aber folgte ihnen von ferne bis zum Hof sah ihn eine andere und sprach zu de-
des Hohenpriesters. Und er ging hinein nen, die dort waren: Auch dieser war mit
und setzte sich zu den Dienern, um den Jesus, dem Nazarener! 72 Und er leugnete
Ausgang [der Sache] zu sehen. nochmals mit einem Schwur: Ich kenne
59 Aber die obersten Priester und die den Menschen nicht!
Ältesten und der ganze Hohe Rat such- 73 Bald darauf aber traten die Umstehen-
ten ein falsches Zeugnis gegen Jesus, um den herzu und sagten zu Petrus: Wahrhaf-
ihn zu töten. 60 Aber sie fanden keines; tig, du bist auch einer von ihnen; denn
und obgleich viele falsche Zeugen her- auch deine Sprache verrät dich. 74 Da
zukamen, fanden sie doch keines. 61 Zu- fing er an, [sich] zu verfluchena und zu
letzt aber kamen zwei falsche Zeugen und schwören: Ich kenne den Menschen nicht!
sprachen: Dieser hat gesagt: Ich kann den Und sogleich krähte der Hahn. 75 Und Pe-
Tempel Gottes zerstören und ihn in drei trus erinnerte sich an das Wort Jesu, der
Tagen aufbauen! 62 Und der Hohepriester zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht,
stand auf und sprach zu ihm: Antwortest wirst du mich dreimal verleugnen. Und er
du nichts auf das, was diese gegen dich ging hinaus und weinte bitterlich.
aussagen? 63 Jesus aber schwieg. Und der
Hohepriester begann und sprach zu ihm: Die Auslieferung Jesu an Pilatus
Mk 15,1; Lk 23,1; Joh 18,28
Ich beschwöre dich bei dem lebendigen
Gott, daß du uns sagst, ob du der Chri- Als es aber Morgen geworden war,
stus bist, der Sohn Gottes! hielten alle obersten Priester und
64 Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt! die Ältesten des Volkes einen Rat gegen
Überdies sage ich euch: Künftig werdet Jesus, um ihn zu töten. 2 Und sie banden
ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen ihn, führten ihn ab und lieferten ihn dem
zur Rechten der Macht und kommen auf Statthalterb Pontius Pilatus aus.
den Wolken des Himmels!
65 Da zerriß der Hohepriester seine Klei-
Das Ende des Judas
Apg 1,16-20
der und sprach: Er hat gelästert! Was
brauchen wir weitere Zeugen? Siehe, nun 3 Als nun Judas, der ihn verraten hatte,
habt ihr seine Lästerung gehört. 66 Was sah, daß er verurteilt war, reute es ihn; und
meint ihr? Sie antworteten und sprachen: er brachte die 30 Silberlinge den obersten
Er ist des Todes schuldig! Priestern und den Ältesten zurück 4 und
67 Da spuckten sie ihm ins Angesicht sprach: Ich habe gesündigt, daß ich un-
und schlugen ihn mit Fäusten; andere schuldiges Blut verraten habe! Sie aber
gaben ihm Backenstreiche 68 und spra- sprachen: Was geht das uns an? Da sieh
a (26,74) Petrus sprach einen Fluch über sich aus, der b (27,2) Der Statthalter des römischen Reiches war der
ihn treffen sollte, wenn er nicht die Wahrheit sagte — oberste Machthaber im Land und hatte auch alle
eine damals übliche Form der ernsten Bekräftigung Gerichtsurteile über Leben und Tod zu fällen.
einer Aussage.
MATTHÄUS 27 1029
du zu! 5 Da warf er die Silberlinge im Tem- sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm
pel hin und machte sich davon, ging hin sagen: Habe du nichts zu schaffen mit
und erhängte sich. 6 Die obersten Priester diesem Gerechten; denn ich habe heute
aber nahmen die Silberlinge und spra- im Traum seinetwegen viel gelitten!
chen: Wir dürfen sie nicht in den Opfer- 20 Aber die obersten Priester und die Äl-
kasten legen, weil es Blutgeld ist! testen überredeten die Volksmenge, den
7 Nachdem sie aber Rat gehalten hatten, Barabbas zu erbitten, Jesus aber um-
kauften sie dafür den Acker des Töpfers als bringen zu lassen. 21 Der Statthalter aber
Begräbnisstätte für die Fremdlinge. 8 Da- antwortete und sprach zu ihnen: Wel-
her wird jener Acker »Blutacker« ge- chen von diesen beiden wollt ihr, daß ich
nannt bis zum heutigen Tag. 9 Da wurde euch freilasse? Sie sprachen: Den Barab-
erfüllt, was durch den Propheten Jere- bas! 22 Pilatus spricht zu ihnen: Was soll
mia gesagt ist, der spricht: »Und sie nah- ich denn mit Jesus tun, den man Christus
men die 30 Silberlinge, den Wert dessen, nennt? Sie sprachen alle zu ihm: Kreuzige
der geschätzt wurde, den die Kinder Isra- ihn! 23 Da sagte der Statthalter: Was hat
els geschätzt hatten, 10 und gaben sie für er denn Böses getan? Sie aber schrieen
den Acker des Töpfers, wie der Herr mir noch viel mehr und sprachen: Kreuzige
befohlen hatte.« ihn!
24 Als nun Pilatus sah, daß er nichts aus-
Jesus vor Pilatus richtete, sondern daß vielmehr ein Auf-
Mk 15,2-5; Lk 23,1-4; Joh 18,28-38
ruhr entstand, nahm er Wasser und wusch
11 Jesus aber stand vor dem Statthalter; sich vor der Volksmenge die Hände und
und der Statthalter fragte ihn und sprach: sprach: Ich bin unschuldig an dem Blut
Bist du der König der Juden? Jesus sprach dieses Gerechten; seht ihr zu! 25 Und das
zu ihm: Du sagst es! 12 Und als er von den ganze Volk antwortete und sprach: Sein
obersten Priestern und den Ältesten ver- Blut komme über uns und über unsere
klagt wurde, antwortete er nichts. 13 Da Kinder!
sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, was 26 Da gab er ihnen den Barabbas frei;
sie alles gegen dich aussagen? 14 Und er Jesus aber ließ er geißeln und übergab
antwortete ihm auch nicht auf ein einzi- ihn zur Kreuzigung.
ges Wort, so daß der Statthalter sich sehr
verwunderte. Verspottung und Dornenkrone
Mk 15,16-20; Joh 19,1-5
Die Verurteilung Jesu durch die Volksmenge 27 Da nahmen die Kriegsknechte des
Mk 15,6-15; Lk 23,13-25; Joh 18,39-40
Statthalters Jesus in das Prätorium und
15 Aber anläßlich des Festes pflegte der versammelten die ganze Schar um ihn.a
Statthalter der Volksmenge einen Gefan- 28 Und sie zogen ihn aus und legten ihm
genen freizugeben, welchen sie wollten. einen Purpurmantel um 29 und flochten
16 Sie hatten aber damals einen berüch- eine Krone aus Dornen, setzten sie auf
tigten Gefangenen namens Barabbas. sein Haupt, gaben ihm ein Rohr in die
17 Als sie nun versammelt waren, sprach rechte Hand und beugten vor ihm die
Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr, daß Knie, verspotteten ihn und sprachen: Sei
ich euch freilasse, Barabbas oder Jesus, gegrüßt, König der Juden! 30 Dann spuck-
den man Christus nennt? 18 Denn er ten sie ihn an und nahmen das Rohr und
wußte, daß sie ihn aus Neid ausgeliefert schlugen ihn auf das Haupt. 31 Und nach-
hatten. dem sie ihn verspottet hatten, zogen sie
19 Als er aber auf dem Richterstuhl saß, ihm den Mantel aus und legten ihm sei-

a (27,27) Das »Prätorium« war der Amtssitz des römischen Statthalters; die »Schar« war eine Einheit
(Kohorte) der römischen Besatzungsarmee, die ständig in Jerusalem stationiert war, um Unruhen zu
unterdrücken.
1030 MATTHÄUS 27
ne Kleider an. Und sie führten ihn ab, um te Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eli,
ihn zu kreuzigen. Eli, lama sabachthani, das heißt: »Mein
Gott, mein Gott, warum hast du mich
Die Kreuzigung Jesu verlassen?«b 47 Etliche der Anwesenden
Mk 15,21-32; Lk 23,26-43; Joh 19,16-27
sprachen, als sie es hörten: Der ruft den
32 Als sie aber hinauszogen, fanden sie Elia! 48 Und sogleich lief einer von ihnen,
einen Mann von Kyrene namens Simon; nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Es-
den zwangen sie, ihm das Kreuz zu sig, steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm
tragen. 33 Und als sie an den Platz ka- zu trinken. 49 Die übrigen aber sprachen:
men, den man Golgatha nennt, das heißt Halt, laßt uns sehen, ob Elia kommt, um
»Schädelstätte«, 34 gaben sie ihm Essig ihn zu retten! 50 Jesus aber schrie noch-
mit Galle vermischt zu trinken; und als er mals mit lauter Stimme und gab den Geist
es gekostet hatte, wollte er nicht trinken. auf.
35 Nachdem sie ihn nun gekreuzigt hat- 51 Und siehe, der Vorhang im Tempel riß
ten, teilten sie seine Kleider unter sich von oben bis unten entzwei, und die
und warfen das Los, damit erfüllt würde, Erde erbebte, und die Felsen spalteten
was durch den Propheten gesagt ist: sich. 52 Und die Gräber öffneten sich,
»Sie haben meine Kleider unter sich ge- und viele Leiber der entschlafenen Hei-
teilt, und das Los über mein Gewand ligen wurden auferweckt 53 und gingen
geworfen«.a 36 Und sie saßen dort und aus den Gräbern hervor nach seiner Auf-
bewachten ihn. 37 Und sie befestigten erstehung und kamen in die heilige Stadt
über seinem Haupt die Inschrift seiner und erschienen vielen.
Schuld: »Dies ist Jesus, der König der 54 Als aber der Hauptmann und die,
Juden«. 38 Dann wurden mit ihm zwei welche mit ihm Jesus bewachten, das
Räuber gekreuzigt, einer zur Rechten, der Erdbeben sahen und was da geschah,
andere zur Linken. fürchteten sie sich sehr und sprachen:
39 Aber die Vorübergehenden lästerten Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!
ihn, schüttelten den Kopf 40 und spra- 55 Es waren aber dort viele Frauen, die von
chen: Der du den Tempel zerstörst und ferne zusahen, welche Jesus von Galiläa
in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst! her gefolgt waren und ihm gedient hat-
Wenn du Gottes Sohn bist, so steige vom ten; 56 unter ihnen waren Maria Magda-
Kreuz herab! 41 Gleicherweise spotteten lena und Maria, die Mutter des Jakobus
aber auch die obersten Priester samt den und Joses, und die Mutter der Söhne des
Schriftgelehrten und Ältesten und spra- Zebedäus.
chen: 42 Andere hat er gerettet, sich selbst
kann er nicht retten! Ist er der König Is- Die Grablegung Jesu
Mk 15,42-47; Lk 23,50-56; Joh 19,38-42
raels, so steige er nun vom Kreuz herab,
und wir wollen ihm glauben! 43 Er hat 57 Als es nun Abend geworden war, kam
auf Gott vertraut; der befreie ihn jetzt, ein reicher Mann von Arimathia namens
wenn er Lust an ihm hat; denn er hat Joseph, der auch ein Jünger Jesu gewor-
ja gesagt: Ich bin Gottes Sohn! 44 Ebenso den war. 58 Dieser ging zu Pilatus und bat
schmähten ihn auch die Räuber, die mit um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, daß
ihm gekreuzigt waren. ihm der Leib gegeben werde. 59 Und Jo-
seph nahm den Leib, wickelte ihn in rei-
Der Tod Jesu ne Leinwand 60 und legte ihn in sein neu-
Mk 15,33-41; Lk 23,44-49; Joh 19,28-30
es Grab, das er im Felsen hatte aushauen
45 Aber von der sechsten Stunde an kam lassen; und er wälzte einen großen Stein
eine Finsternis über das ganze Land bis vor den Eingang des Grabes und ging da-
zur neunten Stunde. 46 Und um die neun- von. 61 Es waren aber dort Maria Mag-

a (27,35) Ps 22,19. b (27,46) Ps 22,2.


MATTHÄUS 27.28 1031
dalena und die andere Maria, die saßen 8 Und sie gingen schnell zum Grab hinaus
dem Grab gegenüber. mit Furcht und großer Freude und lie-
fen, um es seinen Jüngern zu verkünden.
Das Grab wird versiegelt und bewacht 9 Und als sie gingen, um es seinen Jüngern
62 Am anderen Tag nun, der auf den zu verkünden, siehe, da begegnete ihnen
Rüsttag folgt, versammelten sich die ober- Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Sie aber
sten Priester und die Pharisäer bei Pila- traten herzu und umfaßten seine Füße
tus 63 und sprachen: Herr, wir erinnern und beteten ihn an. 10 Da sprach Jesus
uns, daß dieser Verführer sprach, als er zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin,
noch lebte: Nach drei Tagen werde ich verkündet meinen Brüdern, daß sie nach
auferstehen. 64 So befiehl nun, daß das Galiläa gehen sollen; dort werden sie
Grab sicher bewacht wird bis zum drit- mich sehen!
ten Tag, damit nicht etwa seine Jünger
in der Nacht kommen, ihn stehlen und Die Bestechung der Kriegsknechte
zum Volk sagen: Er ist aus den Toten auf- 11 Während sie aber hingingen, siehe, da
erstanden! und der letzte Betrug schlim- kamen etliche von der Wache in die
mer wird als der erste. 65 Pilatus aber Stadt und verkündeten den obersten Prie-
sprach zu ihnen: Ihr sollt eine Wache ha- stern alles, was geschehen war. 12 Diese
ben! Geht hin und bewacht es, so gut ihr versammelten sich samt den Ältesten,
könnt! 66 Da gingen sie hin, versiegelten und nachdem sie Rat gehalten hatten,
den Stein und bewachten das Grab mit gaben sie den Kriegsknechten Geld ge-
der Wache. nug 13 und sprachen: Sagt, seine Jünger
sind bei Nacht gekommen und haben ihn
Die Auferstehung Jesu Christi gestohlen, während wir schliefen. 14 Und
Mk 16,1-11; Lk 24,1-12; Joh 20,1-18
wenn dies vor den Statthalter kommt, so
Nach dem Sabbat aber, als der erste wollen wir ihn besänftigen und machen,
Tag der Woche anbrach, kamen Ma- daß ihr ohne Sorge sein könnt. 15 Sie aber
ria Magdalena und die andere Maria, um nahmen das Geld und machten es so, wie
das Grab zu besehen. 2 Und siehe, es ge- sie belehrt worden waren. Und so wurde
schah ein großes Erdbeben, denn ein En- dieses Wort unter den Juden verbreitet
gel des Herrn stieg vom Himmel herab, bis zum heutigen Tag.
trat herzu, wälzte den Stein von dem Ein-
gang hinweg und setzte sich darauf. 3 Sein Der Auftrag an die Jünger
Mk 16,15-18; Lk 24,44-49
Aussehen war wie der Blitz und sein Ge-
wand weiß wie der Schnee. 4 Vor seinem 16 Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa
furchtbaren Anblick aber erbebten die auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt
Wächter und wurden wie tot. hatte. 17 Und als sie ihn sahen, warfen
5 Der Engel aber wandte sich zu den Frau- sie sich anbetend vor ihm nieder; etliche
en und sprach: Fürchtet ihr euch nicht! aber zweifelten. 18 Und Jesus trat herzu,
Ich weiß wohl, daß ihr Jesus, den Gekreu- redete mit ihnen und sprach: Mir ist ge-
zigten, sucht. 6 Er ist nicht hier, denn er ist geben alle Macht im Himmel und auf Er-
auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt den. 19 So geht nun hin und macht zu
her, seht den Ort, wo der Herr gelegen Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den
hat! 7 Und geht schnell hin und sagt sei- Namen des Vaters und des Sohnes und
nen Jüngern, daß er aus den Toten aufer- des Heiligen Geistes 20 und lehrt sie alles
standen ist. Und siehe, er geht euch voran halten, was ich euch befohlen habe. Und
nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das
Siehe, ich habe es euch gesagt! Ende der Weltzeit! Amen.
Das Evangelium nach Markus
Die Verkündigung Johannes des Täufers Der Beginn des Wirkens Jesu in Galiläa
Mt 3,1-12; Lk 3,1-18; Joh 1,6-8; 1,15-37 Mt 4,12-17; Lk 4,14-15
Anfang des Evangeliumsa von Jesus 14 Nachdem aber Johannes gefangenge-
Christusb, dem Sohn Gottes. 2 Wie ge- nommen worden war, kam Jesus nach
schrieben steht in den Propheten: »Sie- Galiläa und verkündigte das Evangelium
he, ich sende meinen Boten vor deinem vom Reich Gottes 15 und sprach: Die Zeit
Angesicht her, der deinen Weg vor dir be- ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe.
reiten wird.« 3 »Eine Stimme ruft in der Tut Bußee und glaubt an das Evangelium!
Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht
seine Pfade eben!«c 4 So begann Johan- Die Berufung der ersten Jünger
Mt 4,18-22; Lk 5,1-11; Joh 1,35-51
nes in der Wüste, taufte und verkündigte
eine Taufe der Bußed zur Vergebung der 16 Als er aber am See von Galiläaf entlang-
Sünden. 5 Und es ging zu ihm hinaus das ging, sah er Simon und dessen Bruder An-
ganze Land Judäa und die Bewohner von dreas; die warfen das Netz aus im See, denn
Jerusalem, und es wurden von ihm alle sie waren Fischer. 17 Und Jesus sprach zu
im Jordan getauft, die ihre Sünden be- ihnen: Folgt mir nach, und ich will euch zu
kannten. 6 Johannes aber war bekleidet Menschenfischern machen! 18 Da verließen
mit Kamelhaaren und trug einen leder- sie sogleich ihre Netze und folgten ihm
nen Gürtel um seine Lenden, und er aß nach. 19 Und als er von dort ein wenig
Heuschrecken und wilden Honig. weiter ging, sah er Jakobus, den Sohn des
7 Und er verkündigte und sprach: Es Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, die
kommt einer nach mir, der stärker ist als auch im Schiff waren und die Netze flickten.
ich, und ich bin nicht würdig, ihm gebückt 20 Und sogleich berief er sie; und sie ließen
seinen Schuhriemen zu lösen. 8 Ich habe ihren Vater Zebedäus samt den Tagelöhnern
euch mit Wasser getauft; er aber wird im Schiff und folgten ihm nach.
euch mit Heiligem Geist taufen.
Jesus treibt in Kapernaum
Die Taufe und die Versuchung Jesu Christi einen unreinen Geist aus
Mt 3,13-17; 4,1-11; Lk 3,21-22; 4,1-13 Lk 4,31-37
9 Und es geschah in jenen Tagen, daß Jesus 21 Und sie begaben sich nach Kapern-
von Nazareth in Galiläa kam und sich von aum; und er ging am Sabbat sogleich in
Johannes im Jordan taufen ließ. 10 Und die Synagoge und lehrte. 22 Und sie er-
sogleich, als er aus dem Wasser stieg, staunten über seine Lehre; denn er lehr-
sah er den Himmel zerrissen und den te sie wie einer, der Vollmacht hat, und
Geist wie eine Taube auf ihn herabstei- nicht wie die Schriftgelehrten.
gen. 11 Und eine Stimme ertönte aus dem 23 Und es war in ihrer Synagoge ein
Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an Mensch mit einem unreinen Geist, der
dem ich Wohlgefallen habe! 12 Und so- schrie 24 und sprach: Laß ab! Was haben
gleich treibt ihn der Geist in die Wüste wir mit dir zu tun, Jesus, du Nazarener?
hinaus. 13 Und er war 40 Tage dort in Bist du gekommen, um uns zu verder-
der Wüste und wurde von dem Satan ver- ben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige
sucht; und er war bei den wilden Tieren, Gottes! 25 Aber Jesus befahl ihm und
und die Engel dienten ihm. sprach: Verstumme und fahre aus von

a (1,1) d.h. der Heilsbotschaft, der frohen Botschaft c (1,3) Mal 3,1; Jes 40,3.
von der Errettung. d (1,4) d.h. ein Untertauchen im Wasser als Zeichen
b (1,1) Jesus (hebr. Jehoschua = »Der HERR ist Rettung«) trägt der Gesinnungswandlung, der Herzensumkehr.
den Titel »Christus« als der von Gott gesalbte und einge- e (1,15) d.h. kehrt von Herzen um zu Gott.
setzte Retter-König (Messias). Vgl. Fn. zu Mt 1,16. f (1,16) auch See Genezareth genannt.
MARKUS 1.2 1033
ihm! 26 Da zerrte ihn der unreine Geist bat ihn, fiel vor ihm auf die Knie und
hin und her, schrie mit lauter Stimme sprach zu ihm: Wenn du willst, kannst
und fuhr von ihm aus. du mich reinigen! 41 Da erbarmte sich Je-
27 Und sie erstaunten alle, so daß sie sus über ihn, streckte die Hand aus, rühr-
sich untereinander fragten und sprachen: te ihn an und sprach zu ihm: Ich will;
Was ist das? Was für eine neue Lehre sei gereinigt! 42 Und während er redete,
ist dies? Mit Vollmacht gebietet er auch wich der Aussatz sogleich von ihm, und
den unreinen Geistern, und sie gehor- er wurde rein.
chen ihm! 28 Und das Gerücht von ihm 43 Und er ermahnte ihn ernstlich und
verbreitete sich sogleich in das ganze um- schickte ihn sogleich fort 44 und sprach
liegende Gebiet von Galiläa. zu ihm: Hab acht, sage niemand etwas;
sondern geh hin, zeige dich dem Priester
Die Heilung der Schwiegermutter des und opfere für deine Reinigung, was Mose
Petrus und anderer Kranker befohlen hat, ihnen zum Zeugnis! 45 Er
Mt 8,14-17; Lk 4,38-44
aber ging und fing an, es vielfach zu ver-
29 Und sogleich verließen sie die Syn- kündigen und breitete die Sache überall
agoge und gingen mit Jakobus und Jo- aus, so daß Jesus nicht mehr öffentlich in
hannes in das Haus des Simon und An- eine Stadt hineingehen konnte, sondern
dreas. 30 Simons Schwiegermutter aber er war draußen an einsamen Orten; und
lag krank am Fieber danieder, und so- sie kamen von allen Seiten zu ihm.
gleich sagten sie ihm von ihr. 31 Und er
trat hinzu, ergriff ihre Hand und richtete Die Heilung eines Gelähmten
Mt 9,1-8; Lk 5,17-26
sie auf; und das Fieber verließ sie so-
gleich, und sie diente ihnen. Und nach etlichen Tagen ging er wieder
32 Als es aber Abend geworden und die nach Kapernaum; und als man hörte,
Sonne untergegangen war, brachten sie alle daß er im Haus sei, 2 da versammelten sich
Kranken und Besessenen zu ihm. 33 Und sogleich viele, so daß kein Platz mehr war,
die ganze Stadt war vor der Tür versam- auch nicht draußen bei der Tür; und er
melt. 34 Und er heilte viele, die an man- verkündigte ihnen das Wort. 3 Und etli-
cherlei Krankheiten litten, und trieb viele che kamen zu ihm und brachten einen
Dämonen aus und ließ die Dämonen nicht Gelähmten, der von vier Leuten getragen
reden, denn sie kannten ihn. wurde. 4 Und da sie wegen der Menge
35 Und am Morgen, als es noch sehr dun- nicht zu ihm herankommen konnten,
kel war, stand er auf, ging hinaus an einen deckten sie dort, wo er war, das Dach
einsamen Ort und betete dort. 36 Und es ab,a und nachdem sie es aufgebrochen
folgten ihm Simon und die, welche bei hatten, ließen sie die Liegematteb herab,
ihm waren; 37 und als sie ihn gefunden auf dem der Gelähmte lag. 5 Als aber Je-
hatten, sprachen sie zu ihm: Jedermann sus ihren Glauben sah, sprach er zu dem
sucht dich! 38 Und er spricht zu ihnen: Gelähmten: Sohn, deine Sünden sind dir
Laßt uns in die umliegenden Orte gehen, vergeben!
damit ich auch dort verkündige; denn 6 Es saßen aber dort etliche von den Schrift-
dazu bin ich gekommen! 39 Und er ver- gelehrten, die dachten in ihren Herzen:
kündigte in ihren Synagogen in ganz Ga- 7 Was redet dieser solche Lästerung? Wer
liläa und trieb die Dämonen aus. kann Sünden vergeben als nur Gott al-
lein? 8 Und sogleich erkannte Jesus in sei-
Die Heilung eines Aussätzigen nem Geist, daß sie so bei sich dachten,
Mt 8,2-4; Lk 5,12-16
und sprach zu ihnen: Warum denkt ihr
40 Und es kam ein Aussätziger zu ihm, dies in euren Herzen? 9 Was ist leichter,

a (2,4) Die Flachdächer der damaligen Häuser konn- b (2,4) d.h. eine zusammenrollbare Liegedecke.
ten über eine Treppe bestiegen werden.
1034 MARKUS 2.3
zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind genommen sein wird, und dann, in jenen
die Sünden vergeben! oder zu sagen: Steh Tagen, werden sie fasten.
auf und nimm deine Liegematte und geh 21 Und niemand näht einen Lappen von
umher? 10 Damit ihr aber wißt, daß der neuem Tuch auf ein altes Kleid; sonst löst
Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf sein neuer Flicken sich ab vom alten, und
Er den Sünden zu vergeben — sprach er der Riß wird schlimmer. 22 Und niemand
zu dem Gelähmten: 11 Ich sage dir, steh füllt neuen Wein in alte Schläuche, sonst
auf und nimm deine Liegematte und geh zerreißt der neue Wein die Schläuche,
heim! 12 Und er stand sogleich auf, nahm und der Wein wird verschüttet und die
seine Liegematte und ging vor aller Au- Schläuche verderben; sondern neuer Wein
gen hinaus, so daß sie alle erstaunten, soll in neue Schläuche gefüllt werden.
Gott priesen und sprachen: So etwas ha-
ben wir noch nie gesehen! Jesus ist Herr über den Sabbat
Mt 12,1-8; Lk 6,1-5
Die Berufung des Levi 23 Und es begab sich, daß er am Sabbat
Mt 9,9-13; Lk 5,27-32
durch die Kornfelder ging. Und seine
13 Da ging er wieder an den See hinaus, Jünger fingen an, auf dem Weg die Ähren
und die ganze Menge kam zu ihm, und abzustreifen. 24 Da sprachen die Phari-
er lehrte sie. 14 Und als er vorüberging, säer zu ihm: Sieh doch, warum tun sie am
sah er Levi, den Sohn des Alphäus, an der Sabbat, was nicht erlaubt ist?
Zollstätte sitzen. Und er sprach zu ihm: 25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie
Folge mir nach! Und er stand auf und gelesen, was David tat, als er Mangel litt
folgte ihm. und er und seine Gefährten Hunger hat-
15 Und es geschah, als er in dessen Haus ten, 26 wie er zur Zeit des Hohenpriesters
zu Tisch saß, daß auch viele Zöllner und Abjatar in das Haus Gottes hineinging
Sünder sich mit Jesus und seinen Jüngern und die Schaubrote aß, die niemand es-
zu Tisch setzten, denn es waren viele, die sen darf als nur die Priester, und auch de-
ihm nachfolgten. 16 Und als die Schriftge- nen davon gab, die bei ihm waren? 27 Und
lehrten und die Pharisäer sahen, daß er mit er sprach zu ihnen: Der Sabbat wurde
den Zöllnern und Sündern aß, sprachen sie um des Menschen willen geschaffen,
zu seinen Jüngern: Warum ißt und trinkt er nicht der Mensch um des Sabbats willen.
mit den Zöllnern und Sündern? 17 Als Jesus 28 Also ist der Sohn des Menschen Herr
es hörte, sprach er zu ihnen: Nicht die Star- auch über den Sabbat.
ken brauchen den Arzt, sondern die Kran-
ken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu Der Mann mit der verdorrten Hand.
rufen, sondern Sünder zur Buße. Weitere Heilungen
Mt 12,9-16; Lk 6,6-11
Vom Fasten. Gleichnisse vom neuen Und er ging wiederum in die Syn-
Flicken und vom neuen Wein agoge. Und es war dort ein Mensch,
Mt 9,14-17; Lk 5,33-39
der hatte eine verdorrte Hand. 2 Und sie
18 Und die Jünger des Johannes und die lauerten ihm auf, ob er ihn am Sabbat
der Pharisäer pflegten zu fasten; und sie heilen würde, damit sie ihn verklagen
kamen zu ihm und fragten: Warum fasten könnten. 3 Und er spricht zu dem Men-
die Jünger des Johannes und der Phari- schen, der die verdorrte Hand hatte: Steh
säer, deine Jünger aber fasten nicht? auf und tritt in die Mitte! 4 Und er spricht
19 Und Jesus sprach zu ihnen: Können zu ihnen: Darf man am Sabbat Gutes tun
die Hochzeitsgäste fasten, solange der oder Böses tun, das Leben retten oder
Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den töten? Sie aber schwiegen. 5 Und indem
Bräutigam bei sich haben, können sie er sie ringsumher mit Zorn ansah, betrübt
nicht fasten. 20 Es werden aber Tage wegen der Verstocktheit ihres Herzens,
kommen, da der Bräutigam von ihnen sprach er zu dem Menschen: Strecke dei-
MARKUS 3.4 1035
ne Hand aus! Und er streckte sie aus, und um ihn waren, es hörten, gingen sie aus,
seine Hand wurde wieder gesund wie die um ihn zu ergreifen; denn sie sagten: Er
andere. ist von Sinnen! 22 Und die Schriftgelehr-
6 Da gingen die Pharisäer hinaus und hiel- ten, die von Jerusalem herabgekommen
ten sogleich mit den Herodianern Rat ge- waren, sprachen: Er hat den Beelzebul!
gen ihn, wie sie ihn umbringen könnten. und: Durch den Obersten der Dämonen
7 Aber Jesus zog sich mit seinen Jüngern treibt er die Dämonen aus!
an den See zurück; und eine große Menge 23 Da rief er sie zu sich und sprach in
aus Galiläa folgte ihm nach, auch aus Gleichnissen zu ihnen: Wie kann der Satan
Judäa 8 und von Jerusalem und von Idumäa den Satan austreiben? 24 Und wenn ein
und von jenseits des Jordan; und die aus Reich in sich selbst uneins ist, so kann ein
der Gegend von Tyrus und Sidon kamen solches Reich nicht bestehen. 25 Und wenn
in großen Scharen zu ihm, weil sie gehört ein Haus in sich selbst uneins ist, so kann
hatten, wie viel er tat. 9 Und er befahl sei- ein solches Haus nicht bestehen. 26 Und
nen Jüngern, ihm ein kleines Schiff bereit- wenn der Satan gegen sich selbst auftritt
zuhalten um der Volksmenge willen, da- und entzweit ist, so kann er nicht bestehen,
mit sie ihn nicht bedrängten. 10 Denn er sondern er nimmt ein Ende. 27 Niemand
heilte viele, so daß alle, die eine Plage hat- kann in das Haus des Starken hineingehen
ten, sich an ihn herandrängten, um ihn und seinen Hausrat rauben, es sei denn, er
anzurühren. 11 Und wenn ihn die unrei- bindet zuvor den Starken; dann erst wird
nen Geister erblickten, fielen sie vor ihm er sein Haus berauben.
nieder, schrieen und sprachen: Du bist der 28 Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden
Sohn Gottes! 12 Und er gebot ihnen streng, sollen den Menschenkindern vergeben
daß sie ihn nicht offenbar machen sollten. werden, auch die Lästerungen, womit sie
lästern; 29 wer aber gegen den Heiligen
Die Berufung der zwölf Apostel Geist lästert, der hat in Ewigkeit keine
Lk 6,12-16
Vergebung, sondern er ist einem ewigen
13 Und er stieg auf den Berg und rief zu Gericht verfallen. 30 Denn sie sagten: Er
sich, welche er wollte; und sie kamen zu hat einen unreinen Geist.
ihm. 14 Und er bestimmte zwölf, die bei
ihm sein sollten und die er aussandte, um Die wahren Verwandten Jesu
Mt 12,46-50; Lk 8,19-21
zu verkündigen, 15 und die Vollmacht ha-
ben sollten, die Krankheiten zu heilen und 31 Da kamen seine Brüder und seine Mut-
die Dämonen auszutreiben: 16 Simon, ter; sie blieben aber draußen, schickten
dem er den Beinamen Petrus gab, 17 und zu ihm und ließen ihn rufen. 32 Und die
Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Jo- Volksmenge saß um ihn her. Sie spra-
hannes, den Bruder des Jakobus, denen er chen aber zu ihm: Siehe, deine Mutter
den Beinamen »Boanerges« gab, das heißt und deine Brüder sind draußen und su-
Donnersöhne, 18 und Andreas, Philippus, chen dich! 33 Und er antwortete ihnen
Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jako- und sprach: Wer ist meine Mutter oder
bus, den Sohn des Alphäus, Thaddäus, Si- wer sind meine Brüder? 34 Und indem er
mon den Kananiter, 19 und Judas Ischari- ringsumher die ansah, die um ihn saßen,
ot, der ihn auch verriet. sprach er: Siehe da, meine Mutter und
meine Brüder! 35 Denn wer den Willen
Jesu Macht über die bösen Geister. Gottes tut, der ist mein Bruder und mei-
Die Lästerung gegen den Heiligen Geist ne Schwester und Mutter.
Mt 12,22-37; Lk 11,14-23
20 Und sie traten in das Haus, und es kam
Die Geheimnisse des Reiches Gottes
nochmals eine Volksmenge zusammen, Und wiederum fing er an, am See zu
so daß sie nicht einmal Speise zu sich lehren. Und es versammelte sich eine
nehmen konnten. 21 Und als die, welche große Volksmenge bei ihm, so daß er in
1036 MARKUS 4
das Schiff stieg und sich auf dem See darin sind die, bei denen das Wort gesät wird,
niedersetzte; und das ganze Volk war am und wenn sie es gehört haben, kommt
See auf dem Land. 2 Und er lehrte sie vie- sogleich der Satan und nimmt das Wort
les in Gleichnissen und sagte zu ihnen in weg, das in ihre Herzen gesät worden
seiner Lehre: ist. 16 Und gleicherweise, wo auf steinigen
Boden gesät wurde, das sind die, welche
Das Gleichnis vom Sämann das Wort, wenn sie es hören, sogleich mit
Mt 13,3-9; Lk 8,4-8
Freuden aufnehmen; 17 aber sie haben
3 Hört zu! Siehe, der Sämann ging aus, um keine Wurzel in sich, sondern sind wetter-
zu säen. 4 Und es geschah, als er säte, daß wendisch. Später, wenn Bedrängnis oder
etliches an den Weg fiel; und die Vögel des Verfolgung entsteht um des Wortes wil-
Himmels kamen und fraßen es auf. 5 An- len, nehmen sie sogleich Anstoß. 18 Und
deres aber fiel auf den felsigen Boden, die, bei denen unter die Dornen gesät
wo es nicht viel Erde hatte; und es ging wurde, das sind solche, die das Wort
sogleich auf, weil es keine tiefe Erde hat- hören, 19 aber die Sorgen dieser Weltzeit
te. 6 Als aber die Sonne aufging, wurde und der Betrug des Reichtums und die
es verbrannt; und weil es keine Wurzel Begierden nach anderen Dingen dringen
hatte, verdorrte es. 7 Und anderes fiel un- ein und ersticken das Wort, und es wird
ter die Dornen; und die Dornen wuch- unfruchtbar. 20 Und die, bei denen auf
sen auf und erstickten es, und es brachte das gute Erdreich gesät wurde, das sind
keine Frucht. 8 Und anderes fiel auf das solche, die das Wort hören und es auf-
gute Erdreich und brachte Frucht, die nehmen und Frucht bringen, der eine
aufwuchs und zunahm; und etliches trug dreißigfältig, der andere sechzigfältig,
dreißigfältig, etliches sechzigfältig und et- der dritte hundertfältig.
liches hundertfältig. 9 Und er sprach zu
ihnen: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Das Licht auf dem Leuchter
Mt 5,15-16; Lk 8,16-18; 11,33-36
Der Grund für die Gleichnisreden 21 Und er sprach zu ihnen: Kommt etwa
Mt 13,10-17; Lk 8,9-10
das Licht, damit es unter den Scheffel
10 Als er aber allein war, fragten ihn die, oder unter das Bett gestellt wird, und
welche um ihn waren, samt den Zwölfen nicht vielmehr, damit man es auf den
über das Gleichnis. 11 Und er sprach zu Leuchter setzt? 22 Denn nichts ist verbor-
ihnen: Euch ist es gegeben, das Geheim- gen, das nicht offenbar gemacht wird,
nis des Reiches Gottes zu erkennen, de- und nichts geschieht so heimlich, daß es
nen aber, die draußen sind, wird alles in nicht an den Tag kommt. 23 Wer Ohren
Gleichnissen zuteil, 12 »damit sie mit se- hat zu hören, der höre!
henden Augen sehen und doch nicht er- 24 Und er sprach zu ihnen: Achtet auf
kennen, und mit hörenden Ohren hören das, was ihr hört! Mit demselben Maß,
und doch nicht verstehen, damit sie nicht mit dem ihr [anderen] zumeßt, wird auch
etwa umkehren und ihnen die Sünden euch zugemessen werden, und es wird
vergeben werden.«a euch, die ihr hört, noch hinzugelegt wer-
den. 25 Denn wer hat, dem wird gegeben
Die Deutung des Gleichnisses vom werden; wer aber nicht hat, von dem wird
Sämann auch das genommen werden, was er hat.
Mt 13,18-23; Lk 8,11-15
13 Und er spricht zu ihnen: Wenn ihr die- Das Gleichnis vom Wachstum der Saat
ses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr 26 Und er sprach: Mit dem Reich Gottes
dann alle Gleichnisse verstehen? 14 Der ist es so, wie wenn ein Mensch den Sa-
Sämann sät das Wort. 15 Die am Weg aber men auf die Erde wirft 27 und schläft
und aufsteht, Nacht und Tag, und der
a (4,12) vgl. Jes 6,9-10. Same keimt und geht auf, ohne daß
MARKUS 4.5 1037
er es weiß. 28 Denn die Erde trägt von Heilung eines Besessenen
selbst Frucht, zuerst den Halm, danach Mt 8,28-34; Lk 8,26-39
die Ähre, dann den vollen Weizen in der Und sie kamen ans andere Ufer des
Ähre. 29 Wenn aber die Frucht es zuläßt, Sees in das Gebiet der Gadarener. 2 Und
schickt er sogleich die Sichel hin; denn als er aus dem Schiff gestiegen war, lief
die Ernte ist da. ihm sogleich aus den Gräbern ein Mensch
mit einem unreinen Geist entgegen, 3 der
Das Gleichnis vom Senfkorn seine Wohnung in den Gräbern hatte.
Mt 13,31-32; Lk 13,18-19 Und selbst mit Ketten konnte niemand
30 Und er sprach: Womit sollen wir das ihn binden, 4 denn schon oft war er mit
Reich Gottes vergleichen, oder durch was Fußfesseln und Ketten gebunden wor-
für ein Gleichnis sollen wir es [euch] dar- den, aber die Ketten wurden von ihm zer-
legen? 31 Es ist einem Senfkorn gleich, rissen und die Fußfesseln zerrieben; und
das, wenn es in die Erde gesät wird, niemand konnte ihn bändigen. 5 Und
das kleinste ist unter allen Samen auf Er- er war allezeit, Tag und Nacht, auf den
den. 32 Und wenn es gesät ist, geht es auf Bergen und in den Gräbern, schrie und
und wird größer als alle Gartengewächse schlug sich selbst mit Steinen.
und treibt große Zweige, so daß die Vögel 6 Als er aber Jesus von ferne sah, lief er
des Himmels unter seinem Schatten ni- und warf sich vor ihm nieder, 7 schrie
sten können. mit lauter Stimme und sprach: Jesus, du
33 Und in vielen solchen Gleichnissen sag- Sohn Gottes, des Höchsten, was habe ich
te er ihnen das Wort, wie sie es zu hören mit dir zu tun? Ich beschwöre dich bei
vermochten. 34 Ohne Gleichnis aber rede- Gott, daß du mich nicht quälst! 8 Denn Er
te er nicht zu ihnen; wenn sie aber alleine sprach zu ihm: Fahre aus dem Menschen
waren, legte er seinen Jüngern alles aus. aus, du unreiner Geist! 9 Und er fragte ihn:
Was ist dein Name? Und er antwortete
Jesus stillt den Sturm und sprach: Legion ist mein Name; denn
Mt 8,23-27; Lk 8,22-25; Ps 107,23-31 wir sind viele! 10 Und er bat ihn sehr, sie
35 Und an jenem Tag, als es Abend ge- nicht aus dem Land zu verweisen.
worden war, sprach er zu ihnen: Laßt 11 Es war aber dort an den Bergen eine
uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer! große Herde Schweine zur Weide. 12 Und
36 Und nachdem sie die Volksmenge ent- die Dämonen baten ihn alle und spra-
lassen hatten, nahmen sie ihn mit, wie er chen: Schicke uns in die Schweine, damit
da in dem Schiff war; es waren aber auch wir in sie fahren! 13 Und sogleich erlaubte
andere kleine Schiffe bei ihm. 37 Und es es ihnen Jesus. Und die unreinen Geister
erhob sich ein großer Sturm, und die Wel- fuhren aus und fuhren in die Schweine.
len schlugen in das Schiff, so daß es sich Und die Herde stürzte sich den Abhang
schon zu füllen begann. 38 Und er war hinunter in den See. Es waren aber
hinten auf dem Schiff und schlief auf ei- etwa 2 000, und sie ertranken im See.
nem Kissen. Und sie weckten ihn auf und 14 Die Schweinehirten aber flohen und
sprachen zu ihm: Meister, kümmert es verkündeten es in der Stadt und auf dem
dich nicht, daß wir umkommen? Land. Und sie gingen hinaus, um zu se-
39 Und er stand auf, befahl dem Wind und hen, was da geschehen war. 15 Und sie
sprach zum See: Schweig, werde still! Da kamen zu Jesus und sahen den Beses-
legte sich der Wind, und es entstand eine senen, der die Legion gehabt hatte, da-
große Stille. 40 Und er sprach zu ihnen: sitzen, bekleidet und vernünftig; und sie
Was seid ihr so furchtsam? Wie, habt ihr fürchteten sich. 16 Und die es gesehen hat-
keinen Glauben? 41 Und sie gerieten in ten, erzählten ihnen, wie es mit dem Be-
große Furcht und sprachen zueinander: sessenen zugegangen war, und von den
Wer ist denn dieser, daß auch der Wind Schweinen. 17 Da begannen sie ihn zu bit-
und der See ihm gehorsam sind? ten, er möge aus ihrem Gebiet weggehen.
1038 MARKUS 5.6
18 Und als er in das Schiff trat, bat ihn der mich angerührt? 32 Und er sah sich um
besessen Gewesene, daß er bei ihm blei- nach der, die das getan hatte. 33 Aber die
ben dürfe. 19 Aber Jesus ließ es ihm nicht Frau kam mit Furcht und Zittern, weil sie
zu, sondern sprach zu ihm: Geh in dein wußte, was an ihr geschehen war, und
Haus, zu den Deinen, und verkündige warf sich vor ihm nieder und sagte ihm
ihnen, welch große Dinge der Herr an die ganze Wahrheit. 34 Er aber sprach zu
dir getan und wie er sich über dich ihr: Tochter, dein Glaube hat dich geret-
erbarmt hat! 20 Und er ging hin und tet! Geh hin im Frieden und sei von dei-
fing an, im Gebiet der Zehn Städte zu ner Plage gesund!
verkündigen, welch große Dinge Jesus 35 Während er noch redete, kamen etli-
an ihm getan hatte; und jedermann ver- che von den Leuten des Obersten der
wunderte sich. Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist
gestorben, was bemühst du den Meister
Die Heilung einer blutflüssigen Frau. noch? 36 Sobald aber Jesus das Wort hörte,
Die Auferweckung der Tochter des Jairus das sie redeten, sprach er zum Obersten
Mt 9,18-26; Lk 8,40-56
der Synagoge: Fürchte dich nicht, glaube
21 Und als Jesus im Schiff wieder ans jen- nur! 37 Und er ließ niemand mitgehen als
seitige Ufer hinübergefahren war, versam- Petrus und Jakobus und Johannes, den
melte sich eine große Volksmenge bei Bruder des Jakobus.
ihm; und er war am See. 22 Und siehe, da 38 Und er kommt in das Haus des Obersten
kam einer der Obersten der Synagoge, na- der Synagoge und sieht das Getümmel,
mens Jairus; und als er ihn erblickte, warf wie sehr sie weinten und heulten. 39 Und
er sich ihm zu Füßen, 23 und er bat ihn er geht hinein und spricht zu ihnen: Was
sehr und sprach: Mein Töchterlein liegt in lärmt ihr so und weint? Das Kind ist nicht
den letzten Zügen; komme doch und lege gestorben, sondern es schläft! 40 Und sie
ihr die Hände auf, damit sie gesund wird lachten ihn aus. Nachdem er aber alle
und am Leben bleibt! 24 Und er ging mit hinausgetrieben hatte, nahm er den Vater
ihm; und es folgte ihm eine große Menge und die Mutter des Kindes mit sich und
nach, und sie bedrängten ihn. die, welche bei ihm waren, und ging hin-
25 Und da war eine gewisse Frau, die hatte ein, wo das Kind lag. 41 Und er ergriff die
seit zwölf Jahren den Blutfluß, 26 und hat- Hand des Kindes und sprach zu ihm: Ta-
te viel erlitten von vielen Ärzten und all ihr lita kumi!, das heißt übersetzt: Mädchen,
Gut aufgewendet, ohne daß es ihr gehol- ich sage dir, steh auf! 42 Und sogleich
fen hätte — es war vielmehr noch schlim- stand das Mädchen auf und ging umher;
mer mit ihr geworden. 27 Als sie nun von es war nämlich zwölf Jahre alt. Und sie ge-
Jesus hörte, kam sie unter dem Volk von rieten außer sich vor Staunen. 43 Und er
hinten heran und rührte sein Gewand gebot ihnen ernstlich, daß es niemand er-
an. 28 Denn sie sagte sich: Wenn ich nur fahren dürfe, und befahl, man solle ihr zu
sein Gewand anrühre, so werde ich ge- essen geben.
heilt! 29 Und sogleich vertrocknete der
Quell ihres Blutes, und sie merkte es am Der Unglaube der Einwohner von Nazareth
Mt 13,54-58; Lk 4,16-30
Leib, daß sie von der Plage geheilt war.
30 Jesus aber, der in sich selbst erkannt Und er zog von dort weg und kam
hatte, daß eine Kraft von ihm ausgegan- in seine Vaterstadta; und seine Jünger
gen war, wandte sich sogleich inmitten folgten ihm nach. 2 Und als der Sabbat
der Menge um und sprach: Wer hat mein kam, fing er an, in der Synagoge zu leh-
Gewand angerührt? 31 Da sprachen sei- ren; und viele, die zuhörten, erstaunten
ne Jünger zu ihm: Du siehst, wie das und sprachen: Woher hat dieser solches?
Volk dich drängt, und sprichst: Wer hat Und was ist das für eine Weisheit, die ihm
gegeben ist, daß sogar solche Wunderta-
a (6,1) d.h. nach Nazareth. ten durch seine Hände geschehen? 3 Ist
MARKUS 6 1039
dieser nicht der Zimmermann, der Sohn pheten. 16 Als das Herodes hörte, sprach
der Maria, der Bruder von Jakobus und er: Er ist Johannes, den ich enthauptet
Joses und Judas und Simon? Und sind habe; der ist aus den Toten auferstanden!
nicht seine Schwestern hier bei uns? Und 17 Denn er, Herodes, hatte ausgesandt
sie nahmen Anstoß an ihm. und Johannes ergreifen und ihn im
4 Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet Gefängnis binden lassen wegen Herodias,
ist nirgends verachtet außer in seiner Va- der Frau seines Bruders Philippus, weil
terstadt und bei seinen Verwandten und er sie zur Frau genommen hatte. 18 Denn
in seinem Haus! 5 Und er konnte dort Johannes hatte zu Herodes gesagt: Es ist
kein Wunder tun, außer daß er wenigen dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders
Kranken die Hände auflegte und sie heil- zu haben! 19 Herodias aber stellte ihm
te. 6 Und er verwunderte sich wegen ihres nach und wollte ihn töten; und sie konnte
Unglaubens. Und er zog durch die Dörfer es nicht, 20 denn Herodes fürchtete den
ringsumher und lehrte. Johannes, weil er wußte, daß er ein ge-
rechter und heiliger Mann war, und er
Die Aussendung der zwölf Apostel bewachte ihn, und er gehorchte ihm in
Lk 9,1-6
manchem und hörte ihn gern.
7 Und er rief die Zwölf zu sich und be- 21 Als aber ein gelegener Tag kam, als
gann, sie je zwei und zwei auszusenden, Herodes seinen Großen und Obersten und
und gab ihnen Vollmacht über die unrei- den Vornehmsten von Galiläa an seinem
nen Geister. 8 Und er befahl ihnen, sie Geburtstag ein Gastmahl gab, 22 da trat die
sollten nichts auf den Weg nehmen als Tochter der Herodias herein und tanzte.
nur einen Stab; keine Tasche, kein Brot, Und weil sie dem Herodes und denen, die
kein Geld im Gürtel; 9 sie sollten aber mit ihm zu Tisch saßen, gefiel, sprach der
Sandalen an den Füßen tragen und nicht König zu dem Mädchen: Bitte von mir, was
zwei Hemden anziehen. 10 Und er sprach du willst, so will ich es dir geben! 23 Und er
zu ihnen: Wo immer ihr in ein Haus ein- schwor ihr: Was du auch von mir erbitten
tretet, da bleibt, bis ihr von dort weg- wirst, das will ich dir geben, bis zur Hälfte
geht. 11 Und von allen, die euch nicht meines Königreichs! 24 Sie aber ging hin-
aufnehmen noch hören wollen, zieht aus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll
fort und schüttelt den Staub von euren ich erbitten? Diese aber sprach: Das Haupt
Füßen, ihnen zum Zeugnis. Wahrlich, ich Johannes des Täufers! 25 Und sogleich
sage euch: Es wird Sodom und Gomorra ging sie rasch zum König hinein, bat und
erträglicher gehen am Tag des Gerichts sprach: Ich will, daß du mir jetzt gleich auf
als jener Stadt! einer Schüssel das Haupt Johannes des
12 Und sie gingen und verkündigten, man Täufers gibst!
solle Buße tun, 13 und trieben viele 26 Da wurde der König sehr betrübt; doch
Dämonen aus und salbten viele Kranke um des Eides und um derer willen, die
mit Öl und heilten sie. mit ihm zu Tisch saßen, wollte er sie
nicht abweisen. 27 Und der König schick-
Die Enthauptung Johannes des Täufers te sogleich einen von der Wache hin
Mt 14,1-12; Lk 9,7-9
und befahl, daß sein Haupt gebracht wer-
14 Und der König Herodesa hörte das de. 28 Dieser aber ging hin und enthaup-
(denn sein Name wurde bekannt), und er tete ihn im Gefängnis und brachte sein
sprach: Johannes der Täufer ist aus den Haupt auf einer Schüssel und gab es dem
Toten auferstanden; darum wirken auch Mädchen, und das Mädchen gab es sei-
die Wunderkräfte in ihm! 15 Andere sag- ner Mutter. 29 Und als seine Jünger es
ten: Er ist Elia; wieder andere aber sagten: hörten, kamen sie und nahmen seinen
Er ist ein Prophet, oder wie einer der Pro- Leichnam und legten ihn in ein Grab.

a (6,14) d.h. Herodes Antipas (4 v. - 39 n. Chr.), Vierfürst über Galiläa und Peräa.
1040 MARKUS 6.7
Die Speisung der Fünftausend Jesus geht auf dem See.
Mt 14,13-21; Lk 9,10-17; Joh 6,1-14 Heilungen in Genezareth
30 Und die Apostel versammelten sich Mt 14,22-36 Joh 6,16-21
bei Jesus und verkündeten ihm alles, 45 Und sogleich nötigte er seine Jünger,
was sie getan und was sie gelehrt hat- in das Schiff zu steigen und ans jensei-
ten. 31 Und er sprach zu ihnen: Kommt tige Ufer, nach Bethsaida, vorauszufah-
ihr allein abseits an einen einsamen Ort ren, bis er die Volksmenge entlassen hat-
und ruht ein wenig! Denn es waren vie- te. 46 Und nachdem er sie verabschiedet
le, die gingen und kamen, und sie hatten hatte, ging er auf einen Berg, um zu be-
nicht einmal Zeit zu essen. ten.
32 Und sie fuhren allein zu Schiff an ei- 47 Und als es Abend geworden war, be-
nen einsamen Ort. 33 Und die Leute sa- fand sich das Schiff mitten auf dem See
hen sie wegfahren, und viele erkannten und er allein auf dem Land. 48 Und er
ihn; und sie liefen aus allen Städten sah, daß sie beim Rudern Not litten; denn
zu Fuß dort zusammen und kamen ih- der Wind stand ihnen entgegen. Und
nen zuvor und versammelten sich bei um die vierte Nachtwache kommt er
ihm. 34 Und als Jesus ausstieg, sah er zu ihnen, auf dem See gehend; und er
eine große Volksmenge; und er hatte Er- wollte bei ihnen vorübergehen. 49 Als sie
barmen mit ihnen, denn sie waren wie ihn aber auf dem See gehen sahen, mein-
Schafe, die keinen Hirten haben. Und er ten sie, es sei ein Gespenst, und schrie-
fing an, sie vieles zu lehren. en. 50 Denn sie sahen ihn alle und er-
35 Und als nun der Tag fast vergangen schraken. Und sogleich redete er mit
war, traten seine Jünger zu ihm und ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost,
sagten: Dieser Ort ist einsam, und der ich bin’s; fürchtet euch nicht! 51 Und er
Tag ist fast vergangen. 36 Entlasse sie, stieg zu ihnen in das Schiff, und der Wind
damit sie in die Höfe und Dörfer rings- legte sich. Und sie erstaunten bei sich
umher gehen und sich Brot kaufen; selbst über die Maßen und verwunderten
denn sie haben nichts zu essen. 37 Er sich. 52 Denn sie waren nicht verständig
aber antwortete und sprach zu ihnen: geworden durch die Brote; denn ihr Herz
Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie spra- war verhärtet.
chen zu ihm: Sollen wir hingehen und 53 Und als sie hinübergefahren waren,
für 200 Denare Brot kaufen und ihnen kamen sie zum Land Genezareth und
zu essen geben? 38 Er aber sprach zu legten dort an. 54 Und als sie aus dem
ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht Schiff traten, erkannten die Leute ihn so-
hin und seht nach! Und als sie es er- gleich, 55 durchliefen die ganze umlie-
kundet hatten, sprachen sie: Fünf, und gende Gegend und fingen an, die Kranken
zwei Fische. auf den Liegematten dorthin zu tragen,
39 Und er befahl ihnen, daß sich alle wo sie hörten, daß er sei. 56 Und wo er
in Gruppen ins grüne Gras setzen soll- in Dörfer oder Städte oder Gehöfte ein-
ten. 40 Und sie setzten sich gruppenwei- kehrte, da legten sie die Kranken auf die
se, zu hundert und zu fünfzig. 41 Und freien Plätze und baten ihn, daß sie nur
er nahm die fünf Brote und die zwei Fi- den Saum seines Gewandes anrühren
sche, blickte zum Himmel auf und dank- dürften. Und alle, die ihn anrührten, wur-
te, brach die Brote und gab sie seinen den gesund.
Jüngern, damit sie ihnen austeilten; auch
die zwei Fische teilte er unter alle. 42 Und Die Pharisäer und die Überlieferung der Alten
Mt 15,1-9
sie aßen alle und wurden satt. 43 Und sie
hoben zwölf Körbe voll an Brocken auf, Und es versammelten sich bei ihm die
und auch von den Fischen. 44 Und die, Pharisäer und etliche Schriftgelehrte, die
welche die Brote gegessen hatten, waren von Jerusalem gekommen waren; 2 und als
etwa 5 000 Männer. sie einige seiner Jünger mit unreinen, das
MARKUS 7 1041
heißt mit ungewaschenen Händen Brot zu und versteht! 15 Nichts, was außerhalb
essen sahen, tadelten sie es. 3 Denn die des Menschen ist und in ihn hinein-
Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn kommt, kann ihn verunreinigen; sondern
sie sich nicht zuvor gründlich die Hände ge- was aus ihm herauskommt, das ist es, was
waschen haben, weil sie die Überlieferung den Menschen verunreinigt. 16 Wenn je-
der Alten halten. 4 Und wenn sie vom mand Ohren hat zu hören, der höre!
Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich 17 Und als er von der Menge weg nach
gewaschen zu haben. Und noch vieles an- Hause gegangen war, fragten ihn seine
dere haben sie zu halten angenommen, Jünger über das Gleichnis. 18 Und er
nämlich Waschungen von Bechern und sprach zu ihnen: Seid auch ihr so un-
Krügen und ehernem Geschirr und Pol- verständig? Begreift ihr nicht, daß alles,
stern. 5 Daraufhin fragten ihn die Pharisäer was von außen in den Menschen hinein-
und Schriftgelehrten: Warum wandeln dei- kommt, ihn nicht verunreinigen kann?
ne Jünger nicht nach der Überlieferung 19 Denn es kommt nicht in sein Herz,
der Alten, sondern essen das Brot mit un- sondern in den Bauch und wird auf dem
gewaschenen Händen? natürlichen Weg, der alle Speisen reinigt,
6 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: ausgeschieden. 20 Er sprach aber: Was
Trefflich hat Jesaja von euch Heuchlern aus dem Menschen herauskommt, das
geweissagt, wie geschrieben steht: »Die- verunreinigt den Menschen. 21 Denn von
ses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch innen, aus dem Herzen des Menschen,
ihr Herz ist fern von mir. 7 Vergeblich aber kommen die bösen Gedanken hervor,
verehren sie mich, weil sie Lehren vortra- Ehebruch, Unzucht, Mord, 22 Diebstahl,
gen, die Menschengebote sind.«a Geiz, Bosheit, Betrug, Zügellosigkeit, Neid,
8 Denn ihr verlaßt das Gebot Gottes und Lästerung, Hochmut, Unvernunft. 23 All
haltet die Überlieferung der Menschen dieses Böse kommt von innen heraus und
ein, Waschungen von Krügen und Be- verunreinigt den Menschen.
chern; und viele andere ähnliche Dinge
tut ihr. 9 Und er sprach zu ihnen: Treff- Jesus und die Frau aus Syrophönizien
Mt 15,21-28
lich verwerft ihr das Gebot Gottes, um
eure Überlieferung festzuhalten. 10 Denn 24 Und er brach auf von dort und begab
Mose hat gesagt: »Du sollst deinen Vater sich in die Gegend von Tyrus und Sidon
und deine Mutter ehren!« und: »Wer Va- und trat in das Haus, wollte aber nicht,
ter oder Mutter flucht, der soll des Todes daß es jemand erfuhr, und konnte doch
sterben!«b 11 Ihr aber lehrt [so]: Wenn je- nicht verborgen bleiben. 25 Denn eine
mand zum Vater oder zur Mutter spricht: Frau hatte von ihm gehört, deren Tochter
»Korban«, das heißt zur Weihegabe ist be- einen unreinen Geist hatte, und sie kam
stimmt, was dir von mir zugute kommen und fiel ihm zu Füßen 26 — die Frau war
sollte!, 12 dann gestattet ihr ihm auch aber eine Griechin, aus Syrophönizien
fortan nicht mehr, irgend etwas für seinen gebürtig —, und sie bat ihn, den Dämon
Vater oder seine Mutter zu tun; 13 und so aus ihrer Tochter auszutreiben. 27 Aber
hebt ihr mit eurer Überlieferung, die ihr Jesus sprach zu ihr: Laß zuvor die Kinder
weitergegeben habt, das Wort Gottes auf; satt werden! Denn es ist nicht recht, daß
und viele ähnliche Dinge tut ihr. man das Brot der Kinder nimmt und es
den Hunden hinwirft! 28 Sie aber antwor-
Das Herz des Menschen: tete und sprach zu ihm: Ja, Herr; und
Quelle der Verunreinigung doch essen die Hunde unter dem Tisch
Mt 15,10-20; Gal 5,19-21
von den Brosamen der Kinder! 29 Und er
14 Und er rief die ganze Volksmenge zu sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen
sich und sprach zu ihnen: Hört mir alle geh hin; der Dämon ist aus deiner Toch-

a (7,7) Jes 29,13. b (7,10) 2Mo 20,12; 21,17.


1042 MARKUS 7.8
ter ausgefahren! 30 Und als sie in ihr Haus hatten auch noch einige kleine Fische;
kam, fand sie, daß der Dämon ausgefah- und nachdem er gedankt hatte, gebot er,
ren war und die Tochter auf dem Bett lag. auch diese auszuteilen. 8 Sie aber aßen
und wurden satt. Und sie hoben noch
Die Heilung eines Taubstummen sieben Körbe voll übriggebliebener Brok-
Jes 35,5-6
ken auf. 9 Es waren aber etwa 4 000, die
31 Und er verließ das Gebiet von Tyrus und gegessen hatten; und er entließ sie.
Sidon wieder und begab sich zum See von
Galiläa, mitten durch das Gebiet der Zehn Die Pharisäer fordern ein Zeichen
Städte. 32 Und sie brachten einen Tauben vom Himmel
Mt 16,1-4
zu ihm, der kaum reden konnte, und ba-
ten ihn, ihm die Hand aufzulegen. 33 Und 10 Und sogleich stieg er mit seinen
er nahm ihn beiseite, weg von der Volks- Jüngern in das Schiff und kam in die Ge-
menge, legte seine Finger in seine Ohren gend von Dalmanutha. 11 Und die Phari-
und berührte seine Zunge mit Speichel. säer gingen hinaus und fingen an, mit
34 Dann blickte er zum Himmel auf, seufz- ihm zu streiten, indem sie von ihm ein
te und sprach zu ihm: Ephata!, das heißt: Zeichen vom Himmel forderten, um ihn
Tu dich auf! 35 Und sogleich wurden seine zu versuchen. 12 Und er seufzte in sei-
Ohren aufgetan und das Band seiner Zun- nem Geist und sprach: Warum fordert
ge gelöst, und er redete richtig. 36 Und er dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich,
gebot ihnen, sie sollten es niemand sagen; ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht
aber je mehr er es ihnen gebot, desto kein Zeichen gegeben werden! 13 Und er
mehr machten sie es bekannt. 37 Und sie ließ sie [stehen], stieg wieder in das Schiff
erstaunten über die Maßen und sprachen: und fuhr ans jenseitige Ufer.
Er hat alles wohl gemacht! Die Tauben
macht er hören und die Sprachlosen re- Warnung vor dem Sauerteig der Pharisäer
Mt 16,5-12; Gal 5,7-10
den!
14 Und sie hatten vergessen, Brote mit-
Die Speisung der Viertausend zunehmen, und hatten nur ein Brot bei
Mt 15,32-39
sich im Schiff. 15 Da gebot er ihnen und
In jenen Tagen, als eine sehr große sprach: Seht euch vor, hütet euch vor dem
Volksmenge zugegen war und sie nichts Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sau-
zu essen hatten, rief Jesus seine Jünger zu erteig des Herodes! 16 Und sie bespra-
sich und sprach zu ihnen: 2 Ich bin voll chen sich untereinander und sagten: Weil
Mitleid mit der Menge, denn sie verhar- wir kein Brot haben!
ren nun schon drei Tage bei mir und 17 Und als es Jesus merkte, sprach er zu
haben nichts zu essen. 3 Und wenn ich ihnen: Was macht ihr euch Gedanken
sie ohne Speise nach Hause entlasse, so darüber, daß ihr kein Brot habt? Versteht
werden sie auf dem Weg verschmachten, ihr noch nicht und begreift ihr noch
denn etliche von ihnen sind von weit her nicht? Habt ihr noch euer verhärtetes
gekommen. Herz? 18 Habt Augen und seht nicht, Oh-
4 Und seine Jünger antworteten ihm: Wo- ren und hört nicht? Und denkt ihr nicht
her könnte jemand diese hier in der daran, 19 als ich die fünf Brote brach für
Einöde mit Brot sättigen? 5 Und er fragte die Fünftausend, wieviel Körbe voll Brok-
sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie aber spra- ken ihr aufgehoben habt? Sie sprachen
chen: Sieben. zu ihm: Zwölf!
6 Da befahl er der Menge, sich auf die 20 Als ich aber die sieben für die Viertau-
Erde zu lagern. Und er nahm die sieben send [brach], wieviel Körbe voll Brocken
Brote, dankte, brach sie und gab sie sei- habt ihr aufgehoben? Sie sprachen: Sie-
nen Jüngern, damit sie sie austeilten. ben! 21 Und er sprach zu ihnen: Warum
Und sie teilten sie dem Volk aus. 7 Sie seid ihr denn so unverständig?
MARKUS 8.9 1043
Jesus heilt einen Blinden Über die Nachfolge
Jes 42,7 Mt 16,24-28; Lk 9,23-27
22 Und er kommt nach Bethsaida; und 34 Und er rief die Volksmenge samt seinen
man bringt einen Blinden zu ihm und Jüngern zu sich und sprach zu ihnen: Wer
bittet ihn, daß er ihn anrühre. 23 Und mir nachkommen will, der verleugne sich
er nahm den Blinden bei der Hand und selbst und nehme sein Kreuz auf sich und
führte ihn vor das Dorf hinaus, spie ihm folge mir nach! 35 Denn wer seine Seele
in die Augen, legte ihm die Hände auf und retten will, der wird sie verlieren; wer aber
fragte ihn, ob er etwas sehe. 24 Und er seine Seele verliert um meinetwillen und
blickte auf und sprach: Ich sehe die Leute, um des Evangeliums willen, der wird sie
als sähe ich wandelnde Bäume! 25 Hier- retten. 36 Denn was wird es einem Men-
auf legte er noch einmal die Hände auf schen helfen, wenn er die ganze Welt ge-
seine Augen und ließ ihn aufblicken; und winnt und seine Seele verliert? 37 Oder
er wurde wiederhergestellt und sah je- was kann ein Mensch als Lösegeld für
dermann deutlich. 26 Und er schickte ihn seine Seele geben? 38 Denn wer sich mei-
in sein Haus und sprach: Du sollst nicht ner und meiner Worte schämt unter die-
ins Dorf hineingehen, noch es jemand im sem ehebrecherischen und sündigen Ge-
Dorf sagen! schlecht, dessen wird sich auch der Sohn
des Menschen schämen, wenn er kom-
Das Bekenntnis des Petrus men wird in der Herrlichkeit seines Vaters
Mt 16,13-20; Lk 9,18-21
mit den heiligen Engeln.
27 Und Jesus ging samt seinen Jüngern
hinaus in die Dörfer bei Cäsarea Philippi; Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich
und auf dem Weg fragte er seine Jünger sage euch: Es sind einige unter denen,
und sprach zu ihnen: Für wen halten die hier stehen, die den Tod nicht schmek-
mich die Leute? 28 Sie antworteten: Für ken werden, bis sie das Reich Gottes in
Johannes den Täufer; und andere für Kraft haben kommen sehen!
Elia; andere aber für einen der Prophe-
ten. 29 Und er sprach zu ihnen: Ihr aber, Die Verklärung Jesu
Mt 17,1-13; Lk 9,28-36; 2Pt 1,16-18
für wen haltet ihr mich? Da antwortete
Petrus und sprach zu ihm: Du bist der 2 Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den
Christus! 30 Und er gebot ihnen ernst- Petrus und den Jakobus und den Johan-
lich, daß sie niemand von ihm sagen soll- nes zu sich und führt sie allein beiseite
ten. auf einen hohen Berg. Und er wurde vor
ihnen verklärt, 3 und seine Kleider wur-
Die erste Ankündigung von Jesu Leiden den glänzend, sehr weiß wie Schnee, wie
und Auferstehung kein Bleicher auf Erden sie weiß machen
Mt 16,21-23; Lk 9,22
kann. 4 Und es erschien ihnen Elia mit
31 Und er fing an, sie zu lehren, der Mose, die redeten mit Jesus.
Sohn des Menschen müsse viel leiden 5 Und Petrus begann und sprach zu Je-
und von den Ältesten und den obersten sus: Rabbi, es ist gut, daß wir hier sind!
Priestern und Schriftgelehrten verwor- So laß uns drei Hütten bauen, dir eine
fen und getötet werden und nach drei und Mose eine und Elia eine! 6 Er wußte
Tagen wieder auferstehen. 32 Und er re- nämlich nicht, was er sagen sollte; denn
dete das Wort ganz offen. Da nahm Pe- sie waren voller Furcht. 7 Da kam eine
trus ihn beiseite und fing an, ihm zu Wolke, die überschattete sie, und aus der
wehren. 33 Er aber wandte sich um und Wolke kam eine Stimme, die sprach: Dies
sah seine Jünger an und ermahnte den ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr
Petrus ernstlich und sprach: Weiche von hören! 8 Und plötzlich, als sie umher-
mir, Satan! Denn du denkst nicht göttlich, blickten, sahen sie niemand mehr bei
sondern menschlich! sich als Jesus allein.
1044 MARKUS 9
9 Als sie aber vom Berg herabgingen, ge- 23 Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du
bot er ihnen, niemand zu erzählen, was glauben kannst — alles ist möglich dem,
sie gesehen hatten, bis der Sohn des der glaubt! 24 Und sogleich rief der Vater
Menschen aus den Toten auferstanden des Knaben mit Tränen und sprach: Ich
sei. 10 Und sie behielten das Wort bei sich glaube, Herr; hilf mir, [loszukommen] von
und besprachen sich untereinander, was meinem Unglauben! 25 Da nun Jesus eine
das Auferstehen aus den Toten bedeute. Volksmenge herbeilaufen sah, befahl er
11 Und sie fragten ihn und sprachen: Wa- dem unreinen Geist und sprach zu ihm:
rum sagen die Schriftgelehrten, daß zu- Du sprachloser und tauber Geist, ich ge-
vor Elia kommen müsse? 12 Er aber ant- biete dir: Fahre aus von ihm und fahre
wortete und sprach zu ihnen: Elia kommt nicht mehr in ihn hinein! 26 Da schrie er
wirklich zuvor und stellt alles wieder her, und zerrte ihn heftig und fuhr aus; und er
so wie es auch über den Sohn des Men- wurde wie tot, so daß viele sagten: Er ist
schen geschrieben steht, daß er viel leiden tot! 27 Aber Jesus ergriff ihn bei der Hand
und verachtet werden muß. 13 Aber ich und richtete ihn auf; und er stand auf.
sage euch, daß Elia schon gekommen ist, 28 Und als er in ein Haus getreten war,
und sie haben mit ihm gemacht, was sie fragten ihn seine Jünger für sich allein:
wollten, wie über ihn geschrieben steht. Warum konnten wir ihn nicht austrei-
ben? 29 Und er sprach zu ihnen: Diese Art
Heilung eines besessenen Knaben kann durch nichts ausfahren außer durch
Mt 17,14-21; Lk 9,37-43
Gebet und Fasten.
14 Und als er zu den Jüngern kam, sah
er eine große Volksmenge um sie her Zweite Ankündigung von Jesu Tod
und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen und Auferstehung
Mt 17,22-23; Lk 9,43-45
stritten. 15 Und die ganze Volksmenge
geriet sogleich in Bewegung, als sie ihn 30 Und sie gingen von dort weg und zo-
sah, und sie liefen herzu und begrüßten gen durch Galiläa. Und er wollte nicht,
ihn. 16 Und er fragte die Schriftgelehrten: daß es jemand erfuhr. 31 Denn er lehrte
Was streitet ihr euch mit ihnen? 17 Und seine Jünger und sprach zu ihnen: Der
einer aus der Menge antwortete und Sohn des Menschen wird in die Hände
sprach: Meister, ich habe meinen Sohn zu der Menschen ausgeliefert; und sie wer-
dir gebracht, der hat einen sprachlosen den ihn töten, und nachdem er getötet
Geist; 18 und wo immer der ihn ergreift, worden ist, wird er am dritten Tag aufer-
da wirft er ihn nieder, und er schäumt stehen. 32 Sie aber verstanden das Wort
und knirscht mit seinen Zähnen und wird nicht und fürchteten sich, ihn zu fragen.
starr. Und ich habe deinen Jüngern ge-
sagt, sie sollten ihn austreiben; aber sie Der Größte im Reich Gottes
Mt 18,1-5; Lk 9,46-50
konnten es nicht!
19 Er aber antwortete ihm und sprach: O 33 Und er kam nach Kapernaum; und als
du ungläubiges Geschlecht! Wie lange soll er zu Hause angelangt war, fragte er sie:
ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch Was habt ihr unterwegs miteinander ver-
ertragen? Bringt ihn her zu mir! 20 Und sie handelt? 34 Sie aber schwiegen; denn sie
brachten ihn zu ihm. Und sobald der Geist hatten unterwegs miteinander verhandelt,
ihn sah, zerrte er ihn, und er fiel auf die wer der Größte sei. 35 Und er setzte sich
Erde, wälzte sich und schäumte. 21 Und und rief die Zwölf und sprach zu ihnen:
er fragte seinen Vater: Wie lange geht es Wenn jemand der Erste sein will, so sei er
ihm schon so? Er sprach: Von Kindheit von allen der Letzte und aller Diener!
an; 22 und er hat ihn oft ins Feuer und ins 36 Und er nahm ein Kind und stellte es
Wasser geworfen, um ihn umzubringen; mitten unter sie; und nachdem er es in
doch wenn du etwas kannst, so erbarme die Arme genommen hatte, sprach er zu
dich über uns und hilf uns! ihnen: 37 Wer ein solches Kind in mei-
MARKUS 9.10 1045
nem Namen aufnimmt, der nimmt mich 50 Das Salz ist etwas Gutes; wenn aber
auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt das Salz salzlos wird, womit wollt ihr es
nicht mich auf, sondern den, der mich würzen? Habt Salz in euch und haltet
gesandt hat. Frieden untereinander!
38 Johannes aber antwortete ihm und
sprach: Meister, wir sahen einen, der Über die Ehescheidung
Mt 19,1-12; 1Kor 7,10-16.39; Röm 7,2-3
uns nicht nachfolgt, in deinem Namen
Dämonen austreiben, und wir wehrten Und er brach auf von dort und kam
es ihm, weil er uns nicht nachfolgt. 39 Je- durch das Land jenseits des Jordan
sus aber sprach: Wehrt es ihm nicht! in das Gebiet von Judäa. Und wieder ka-
Denn niemand, der in meinem Namen men die Volksmengen zu ihm, und er lehr-
ein Wunder tut, wird mich bald darauf te sie wieder, wie er es gewohnt war. 2 Und
schmähen können. 40 Denn wer nicht ge- die Pharisäer traten herzu und fragten ihn,
gen uns ist, der ist für uns. 41 Denn wer um ihn zu versuchen: Ist es einem Mann
euch einen Becher Wasser in meinem Na- erlaubt, seine Frau zu entlassen? 3 Er aber
men zu trinken gibt, weil ihr Christus antwortete und sprach zu ihnen: Was hat
angehört, wahrlich, ich sage euch: Ihm euch Mose geboten? 4 Sie sprachen: Mose
wird sein Lohn nicht ausbleiben. hat erlaubt, einen Scheidebrief zu schrei-
ben und [seine Frau] zu entlassen.
Warnung vor Verführung zur Sünde 5 Da antwortete Jesus und sprach zu ih-
Mt 18,6-9
nen: Wegen der Härte eures Herzens hat
42 Wer aber einem der Kleinen, die an er euch dieses Gebot geschrieben. 6 Am
mich glauben, Anstoß [zur Sünde] gibt, Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie
für den wäre es besser, daß ein Mühlstein als Mann und Frau erschaffen. 7 »Darum
um seinen Hals gelegt und er ins Meer wird ein Mann seinen Vater und seine Mut-
geworfen würde. ter verlassen und seiner Frau anhängen;
43 Und wenn deine Hand für dich ein 8 und die zwei werden ein Fleisch sein.«a
Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab! So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein
Es ist besser für dich, daß du als Krüppel Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt
in das Leben eingehst, als daß du beide hat, das soll der Mensch nicht scheiden!
Hände hast und in die Hölle fährst, in das 10 Und seine Jünger fragten ihn zu Hause
unauslöschliche Feuer, 44 wo ihr Wurm nochmals darüber. 11 Und er sprach zu
nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. ihnen: Wer seine Frau entläßt und eine
45 Und wenn dein Fuß für dich ein Anstoß andere heiratet, der bricht die Ehe ihr
[zur Sünde] wird, so haue ihn ab! Es ist gegenüber. 12 Und wenn eine Frau ihren
besser für dich, daß du lahm in das Le- Mann entläßt und sich mit einem ande-
ben eingehst, als daß du beide Füße hast ren verheiratet, so bricht sie die Ehe.
und in die Hölle geworfen wirst, in das
unauslöschliche Feuer, 46 wo ihr Wurm Jesus segnet die Kinder
Mt 19,13-15; Lk 18,15-17
nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.
47 Und wenn dein Auge für dich ein 13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit
Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus! Es er sie anrühre; die Jünger aber tadelten
ist besser für dich, daß du einäugig in das die, welche sie brachten. 14 Als das Jesus
Reich Gottes eingehst, als daß du zwei sah, wurde er unwillig und sprach zu ih-
Augen hast und in das höllische Feuer ge- nen: Laßt die Kinder zu mir kommen und
worfen wirst, 48 wo ihr Wurm nicht stirbt wehrt ihnen nicht; denn solcher ist das
und das Feuer nicht erlischt. 49 Denn je- Reich Gottes! 15 Wahrlich, ich sage euch:
der muß mit Feuer gesalzen werden, wie Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie
jedes Opfer mit Salz gesalzen wird. ein Kind, wird nicht hineinkommen!
16 Und er nahm sie auf die Arme, legte ih-
a (10,8) 1Mo 2,24. nen die Hände auf und segnete sie.
1046 MARKUS 10
Der reiche Jüngling ist niemand, der Haus oder Brüder oder
Mt 19,16-26; Lk 18,18-27 Schwestern oder Vater oder Mutter oder
17 Und als er auf den Weg hinausging, lief Frau oder Kinder oder Äcker verlassen
einer herzu, fiel vor ihm auf die Knie und hat um meinetwillen und um des Evan-
fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, geliums willen, 30 der nicht hundertfältig
um das ewige Leben zu erben? 18 Jesus empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und
aber sprach zu ihm: Was nennst du mich Brüder und Schwestern und Mütter und
gut? Niemand ist gut als Gott allein! 19 Du Kinder und Äcker unter Verfolgungen,
kennst die Gebote: »Du sollst nicht ehe- und in der zukünftigen Weltzeit ewiges
brechen! Du sollst nicht töten! Du sollst Leben.
nicht stehlen! Du sollst nicht falsches 31 Aber viele von den Ersten werden Letz-
Zeugnis reden! Du sollst nicht rauben! te sein und die Letzten Erste.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter
ehren!«a 20 Er aber antwortete und sprach Die dritte Ankündigung von Jesu Tod
zu ihm: Meister, das alles habe ich gehal- und Auferstehung
ten von meiner Jugend an. Mt 20,17-19; Lk 18,31-34
21 Da blickte ihn Jesus an und gewann 32 Sie waren aber auf dem Weg und zogen
ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging ih-
dir! Geh hin, verkaufe alles, was du hast, nen voran, und sie entsetzten sich und
und gib es den Armen, so wirst du einen folgten ihm mit Bangen. Da nahm er die
Schatz im Himmel haben; und komm, Zwölf nochmals beiseite und fing an, ih-
nimm das Kreuz auf dich und folge mir nen zu sagen, was mit ihm geschehen
nach! 22 Er aber wurde traurig über die- werde: 33 Siehe, wir ziehen hinauf nach
ses Wort und ging betrübt davon; denn er Jerusalem, und der Sohn des Menschen
hatte viele Güter. wird den obersten Priestern und den
23 Da blickte Jesus umher und sprach zu Schriftgelehrten ausgeliefert werden; und
seinen Jüngern: Wie schwer werden die Rei- sie werden ihn zum Tode verurteilen und
chen in das Reich Gottes eingehen! 24 Die ihn den Heiden ausliefern; 34 und sie wer-
Jünger aber erstaunten über seine Worte. den ihn verspotten und geißeln und an-
Da begann Jesus wiederum und sprach spucken und ihn töten; und am dritten
zu ihnen: Kinder, wie schwer ist es für Tag wird er wieder auferstehen.
die, welche ihr Vertrauen auf Reichtum
setzen, in das Reich Gottes hineinzukom- Vom Herrschen und vom Dienen
men! 25 Es ist leichter, daß ein Kamel durch Mt 20,20-28
das Nadelöhr geht, als daß ein Reicher 35 Da traten Jakobus und Johannes, die
in das Reich Gottes hineinkommt. 26 Sie Söhne des Zebedäus, zu ihm und spra-
aber entsetzten sich sehr und sprachen chen: Meister, wir wünschen, daß du uns
untereinander: Wer kann dann überhaupt gewährst, um was wir bitten! 36 Und er
errettet werden? 27 Jesus aber blickte sie sprach zu ihnen: Was wünscht ihr, daß
an und sprach: Bei den Menschen ist es ich euch tun soll? 37 Sie sprachen zu ihm:
unmöglich, aber nicht bei Gott! Denn bei Gewähre uns, daß wir einer zu deiner
Gott sind alle Dinge möglich. Rechten und einer zu deiner Linken sit-
zen dürfen in deiner Herrlichkeit!
Vom Lohn der Nachfolge 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wißt
Mt 19,27-30; Lk 18,28-30
nicht, um was ihr bittet! Könnt ihr den
28 Da begann Petrus und sprach zu ihm: Kelch trinken, den ich trinke, und getauft
Siehe, wir haben alles verlassen und sind werden mit der Taufe, womit ich getauft
dir nachgefolgt! 29 Jesus aber antwortete werde? 39 Und sie sprachen zu ihm: Wir
und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es können es! Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr
werdet zwar den Kelch trinken, den ich
a (10,19) 2Mo 20,12-17. trinke, und getauft werden mit der Taufe,
MARKUS 10.11 1047
womit ich getauft werde; 40 aber das Sit- Der Einzug des Messias Jesus in Jerusalem
zen zu meiner Rechten und zu meiner Mt 21,1-11; Lk 19,28-40; Joh 12,12-19
Linken zu verleihen, steht nicht mir zu, Und als sie sich Jerusalem näherten
sondern [es wird denen zuteil], denen es und nach Bethphage und Bethanien
bereitet ist. an den Ölberg kamen, sandte er zwei sei-
41 Und als die Zehn es hörten, fingen sie ner Jünger 2 und sprach zu ihnen: Geht
an, über Jakobus und Johannes unwillig in das Dorf, das vor euch liegt, und so-
zu werden. 42 Aber Jesus rief sie zu sich bald ihr dort hineinkommt, werdet ihr ein
und sprach zu ihnen: Ihr wißt, daß die- Füllen angebunden finden, auf dem nie
jenigen, welche als Herrscher der Völker ein Mensch gesessen hat; bindet es los
gelten, sie unterdrücken, und daß ihre und führt es her! 3 Und wenn jemand zu
Großen Gewalt über sie ausüben. 43 Un- euch sagt: Warum tut ihr das? so sprecht:
ter euch aber soll es nicht so sein, sondern Der Herr braucht es!, so wird er es so-
wer unter euch groß werden will, der sei gleich hierher senden.
euer Diener, 44 und wer von euch der Erste 4 Sie aber gingen hin und fanden das Fül-
werden will, der sei aller Knecht. 45 Denn len angebunden an dem Tor draußen am
auch der Sohn des Menschen ist nicht ge- Scheideweg und banden es los. 5 Und et-
kommen, um sich dienen zu lassen, son- liche der Umstehenden sprachen zu ih-
dern um zu dienen und sein Leben zu ge- nen: Was macht ihr da, daß ihr das Füllen
ben als Lösegelda für viele. losbindet? 6 Sie aber redeten zu ihnen,
wie Jesus befohlen hatte, und sie ließen
Die Heilung des blinden Bartimäus es ihnen. 7 Und sie führten das Füllen zu
Mt 20,29-34; Lk 18,35-43 Jesus und legten ihre Kleider darauf, und
46 Und sie kommen nach Jericho. Und er setzte sich darauf.
als er von Jericho auszog samt seinen 8 Da breiteten viele ihre Kleider aus auf
Jüngern und einer großen Volksmenge, dem Weg, andere aber hieben Zweige
saß ein Sohn des Timäus, Bartimäus der von den Bäumen und streuten sie auf
Blinde, am Weg und bettelte. 47 Und den Weg. 9 Und die vorausgingen und die
als er hörte, daß es Jesus von Nazareth nachfolgten, riefen und sprachen: Ho-
war, begann er zu rufen und sprach: Je- sianna! Gesegnet sei der, welcher kommt
sus, du Sohn Davids,b erbarme dich über im Namen des Herrn!c 10 Gesegnet sei das
mich! 48 Und es geboten ihm viele, er Reich unseres Vaters David, das kommt
solle schweigen; er aber rief noch viel im Namen des Herrn! Hosianna in der
mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich Höhe! 11 Und Jesus zog ein in Jerusalem
über mich! 49 Und Jesus stand still und und in den Tempel. Und nachdem er al-
ließ ihn [zu sich] rufen. Da riefen sie den les betrachtet hatte, ging er, da die Stunde
Blinden und sprachen zu ihm: Sei ge- schon vorgerückt war, mit den Zwölfen
trost, steh auf; er ruft dich! 50 Er aber warf hinaus nach Bethanien.
seinen Mantel ab, stand auf und kam zu
Jesus. Der unfruchtbare Feigenbaum. Die zweite
51 Und Jesus begann und sprach zu ihm:
Tempelreinigung. Die Macht des Glaubens
Mt 21,12-22; Lk 19,45-48
Was willst du, daß ich dir tun soll? Der
Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich 12 Und als sie am folgenden Tag Bethani-
sehend werde! 52 Da sprach Jesus zu ihm: en verließen, hatte er Hunger. 13 Und als
Geh hin; dein Glaube hat dich gerettet! er von fern einen Feigenbaum sah, der
Und sogleich wurde er sehend und folgte Blätter hatte, ging er hin, ob er etwas dar-
Jesus nach auf dem Weg. an finden würde. Und als er zu ihm kam,

a (10,45) »Lösegeld« meint den Preis, mit dem ein Schul- b (10,47) »Sohn Davids« ist ein Titel des Messias.
diggewordener von seiner Strafe befreit werden konnte c (11,9) vgl. Ps 118,25-26.
(vgl. 2Mo 21,30; Ps 49,7; 1Pt 1,17-21; Jes 53,4-12).
1048 MARKUS 11.12
fand er nichts als Blätter; denn es war Die Frage nach der Vollmacht Jesu
nicht die Zeit der Feigen.a 14 Und Jesus Mt 21,23-27; Lk 20,1-8
begann und sprach zu ihm: Es esse in 27 Und sie kamen wiederum nach Jerusa-
Ewigkeit niemand mehr eine Frucht von lem. Und als er im Tempel umherging, tra-
dir! Und seine Jünger hörten es. ten die obersten Priester und die Schrift-
15 Und sie kamen nach Jerusalem. Und gelehrten und die Ältesten zu ihm 28 und
Jesus ging in den Tempel und begann sprachen zu ihm: In welcher Vollmacht
die hinauszutreiben, die im Tempel ver- tust du dies? Und wer hat dir diese Voll-
kauften und kauften; und er stieß die Ti- macht gegeben, dies zu tun?
sche der Wechsler um und die Stühle der 29 Jesus aber antwortete und sprach zu
Taubenverkäufer. 16 Und er ließ nicht zu, ihnen: Auch ich will euch ein Wort fra-
daß jemand ein Gerät durch den Tempel gen; wenn ihr mir antwortet, so will ich
trug. 17 Und er lehrte und sprach zu ih- euch sagen, in welcher Vollmacht ich dies
nen: Steht nicht geschrieben: »Mein Haus tue. 30 War die Taufe des Johannes vom
soll ein Bethaus für alle Völker genannt Himmel oder von Menschen? Antwortet
werden«?b Ihr aber habt eine Räuberhöhle mir! 31 Und sie überlegten bei sich selbst
daraus gemacht! 18 Und die Schriftge- und sprachen: Wenn wir sagen: Vom Him-
lehrten und die obersten Priester hörten mel, so wird er fragen: Warum habt ihr ihm
es und suchten, wie sie ihn umbringen dann nicht geglaubt? 32 Wenn wir aber sa-
könnten; denn sie fürchteten ihn, weil gen: Von Menschen — da fürchteten sie
die ganze Volksmenge über seine Lehre das Volk; denn alle meinten, daß Johan-
staunte. 19 Und als es Abend geworden nes wirklich ein Prophet gewesen war.
war, ging er aus der Stadt hinaus. 33 Und sie antworten Jesus und sprachen:
20 Und als sie am Morgen vorbeikamen, Wir wissen es nicht! Da erwiderte Jesus
sahen sie, daß der Feigenbaum von den und sprach zu ihnen: So sage ich euch
Wurzeln an verdorrt war. 21 Und Petrus auch nicht, in welcher Vollmacht ich dies
erinnerte sich und sprach zu ihm: Rabbi, tue!
siehe, der Feigenbaum, den du verflucht
hast, ist verdorrt! Das Gleichnis von den Weingärtnern
Mt 21,33-46; Lk 20,9-19; Jes 5,1-7
22 Und Jesus antwortete und sprach zu
ihnen: Habt Glauben an Gott! 23 Denn Und er fing an, in Gleichnissen zu
wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand ihnen zu reden: Ein Mensch pflanz-
zu diesem Berg spricht: Hebe dich und te einen Weinberg und zog einen Zaun
wirf dich ins Meer! und in seinem Herzen darum und grub eine Kelter und baute ei-
nicht zweifelt, sondern glaubt, daß das, nen Wachtturm und verpachtete ihn an
was er sagt, geschieht, so wird ihm zuteil Weingärtner und reiste außer Landes.
werden, was immer er sagt. 2 Und er sandte zur bestimmten Zeit ei-
24 Darum sage ich euch: Alles, was ihr nen Knecht zu den Weingärtnern, damit
auch immer im Gebet erbittet, glaubt, er von den Weingärtnern [seinen Anteil]
daß ihr es empfangt, so wird es euch von der Frucht des Weinberges empfan-
zuteil werden! 25 Und wenn ihr dasteht ge. 3 Die aber ergriffen ihn, schlugen ihn
und betet, so vergebt, wenn ihr etwas ge- und schickten ihn mit leeren Händen
gen jemand habt, damit auch euer Vater fort. 4 Und wiederum sandte er einen an-
im Himmel euch eure Verfehlungen ver- deren Knecht zu ihnen; und den steinig-
gibt. 26 Wenn ihr aber nicht vergebt, so ten sie, schlugen ihn auf den Kopf und
wird auch euer Vater im Himmel eure Ver- schickten ihn entehrt fort. 5 Und er sand-
fehlungen nicht vergeben. te wiederum einen anderen; den töteten

a (11,13) Um die Zeit des Passah (April) tragen die bedeutete, daß der Baum keine Früchte tragen
Feigenbäume in Israel noch keine reifen Früchte, würde.
aber eßbare »Frühfeigen« (Knospen). Ihr Fehlen b (11,17) Jes 56,7.
MARKUS 12 1049
sie; und noch viele andere; die einen Die Frage nach der Auferstehung
schlugen sie, die anderen töteten sie. Mt 22,23-33; Lk 20,27-40
6 Nun hatte er noch einen einzigen Sohn, 18 Und es kamen Sadduzäer zu ihm, die
seinen geliebten; den sandte er zuletzt sagen, es gebe keine Auferstehung; und
auch zu ihnen und sprach: Sie werden sie fragten ihn und sprachen: 19 Meister,
sich vor meinem Sohn scheuen! 7 Jene Mose hat uns geschrieben: Wenn jeman-
Weingärtner aber sprachen untereinander: des Bruder stirbt und eine Frau hinterläßt,
Das ist der Erbe! Kommt, laßt uns ihn töten, aber keine Kinder, so soll sein Bruder
so wird das Erbgut uns gehören! 8 Und sie dessen Frau nehmen und seinem Bruder
ergriffen ihn, töteten ihn und warfen ihn Nachkommen erwecken.
zum Weinberg hinaus. 20 Nun waren da sieben Brüder. Und der
9 Was wird nun der Herr des Weinbergs erste nahm eine Frau, und er starb und
tun? Er wird kommen und die Wein- hinterließ keine Nachkommen. 21 Da
gärtner umbringen und den Weinberg an- nahm sie der zweite, und er starb, und
deren geben! 10 Habt ihr nicht auch die- auch er hinterließ keine Nachkommen;
ses Schriftwort gelesen: »Der Stein, den und der dritte ebenso. 22 Und es nahmen
die Bauleute verworfen haben, der ist sie alle sieben und hinterließen keine
zum Eckstein geworden. 11 Vom Herrn ist Nachkommen. Als letzte von allen starb
das geschehen, und es ist wunderbar in auch die Frau. 23 In der Auferstehung
unseren Augen«a? nun, wenn sie auferstehen, wessen Frau
12 Da suchten sie ihn zu ergreifen, aber wird sie sein? Denn alle sieben haben sie
sie fürchteten das Volk; denn sie erkann- zur Frau gehabt.
ten, daß er das Gleichnis gegen sie gesagt 24 Da antwortete Jesus und sprach zu ih-
hatte. Und sie ließen ab von ihm und gin- nen: Irrt ihr nicht darum, weil ihr weder
gen davon. die Schriften kennt noch die Kraft Got-
tes? 25 Denn wenn sie aus den Toten auf-
Die Frage nach der Steuer erstehen, so heiraten sie nicht noch wer-
Mt 22,15-22; Lk 20,20-26 den sie verheiratet, sondern sie sind wie
13 Und sie sandten etliche von den Phari- die Engel, die im Himmel sind. 26 Was
säern und Herodianern zu ihm, um ihn aber die Toten anbelangt, daß sie aufer-
in der Rede zu fangen. 14 Diese kamen stehen: Habt ihr nicht gelesen im Buch
nun und sprachen zu ihm: Meister, wir Moses, bei [der Stelle von] dem Busch,
wissen, daß du wahrhaftig bist und auf wie Gott zu ihm sprach: »Ich bin der Gott
niemand Rücksicht nimmst; denn du Abrahams und der Gott Isaaks und der
siehst die Person der Menschen nicht an, Gott Jakobs«b? 27 Er ist nicht der Gott der
sondern lehrst den Weg Gottes der Wahr- Toten, sondern der Gott der Lebendigen.
heit gemäß. Ist es erlaubt, dem Kaiser die Darum irrt ihr sehr.
Steuer zu geben, oder nicht? Sollen wir
sie geben oder nicht geben? Die Frage nach dem größten Gebot
Mt 22,34-40
15 Da er aber ihre Heuchelei erkannte,
sprach er zu ihnen: Weshalb versucht ihr 28 Da trat einer der Schriftgelehrten her-
mich? Bringt mir einen Denar, damit ich zu, der ihrem Wortwechsel zugehört hat-
ihn ansehe! 16 Da brachten sie einen. Und te, und weil er sah, daß er ihnen gut ge-
er sprach zu ihnen: Wessen ist dieses Bild antwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist
und die Aufschrift? Sie aber sprachen zu das erste Gebot unter allen? 29 Jesus aber
ihm: Des Kaisers! 17 Und Jesus antworte- antwortete ihm: Das erste Gebot unter
te und sprach zu ihnen: Gebt dem Kaiser, allen ist: »Höre, Israel, der Herr, unser
was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes Gott, ist Herr allein; 30 und du sollst den
ist! Und sie verwunderten sich über ihn. Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem

a (12,11) Ps 118,22-23. b (12,26) 2Mo 3,6.


1050 MARKUS 12.13
ganzen Herzen und mit deiner ganzen Die Scherflein der Witwe
Seele und mit deinem ganzen Denken Lk 21,1-4
und mit deiner ganzen Kraft!«a Dies ist 41 Und Jesus setzte sich dem Opferkastend
das erste Gebot. 31 Und das zweite ist gegenüber und schaute zu, wie die Leute
[ihm] vergleichbar, nämlich dies: »Du Geld in den Opferkasten legten. Und vie-
sollst deinen Nächsten lieben wie dich le Reiche legten viel ein. 42 Und es kam
selbst!«b Größer als diese ist kein anderes eine arme Witwe, die legte zwei Scherf-
Gebot. 32 Und der Schriftgelehrte sprach lein ein, das ist ein Groschen. 43 Da rief
zu ihm: Recht so, Meister! Es ist in Wahr- er seine Jünger zu sich und sprach zu ih-
heit so, wie du sagst, daß es nur einen nen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme
Gott gibt und keinen anderen außer Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt
ihm; 33 und ihn zu lieben mit ganzem als alle, die eingelegt haben. 44 Denn alle
Herzen und mit ganzem Verständnis und haben von ihrem Überfluß eingelegt; die-
mit ganzer Seele und mit aller Kraft und se aber hat von ihrer Armut alles einge-
den Nächsten zu lieben wie sich selbst, legt, was sie hatte, ihren ganzen Lebens-
das ist mehr als alle Brandopfer und unterhalt.
Schlachtopfer!
34 Und da Jesus sah, daß er verständig ge-
DIE ENDZEITREDE JESU AUF DEM ÖLBERG
Mt 24 u. 25; Lk 21,5-37
antwortet hatte, sprach er zu ihm: Du bist
nicht fern vom Reich Gottes! Und es ge- Und als er aus dem Tempel ging,
traute sich niemand mehr, ihn weiter zu sprach einer seiner Jünger zu ihm:
fragen. Meister, sieh nur! Was für Steine! Und was
für Gebäude sind das! 2 Und Jesus ant-
Wessen Sohn ist der Christus? wortete und sprach zu ihm: Siehst du die-
Warnung vor den Schriftgelehrten se großen Gebäude? Es wird kein einzi-
Mt 22,41-45; 23,1-36; Lk 20,41-47 ger Stein auf dem anderen bleiben, der
35 Und Jesus begann und sprach, während nicht abgebrochen wird! 3 Und als er am
er im Tempel lehrte: Wie können die Ölberg saß, dem Tempel gegenüber, frag-
Schriftgelehrten sagen, daß der Christus ten ihn Petrus und Jakobus und Johannes
Davids Sohn ist? 36 David selbst sprach und Andreas für sich allein: 4 Sage uns,
doch im Heiligen Geist: »Der Herr sprach wann wird dies geschehen, und was wird
zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner das Zeichen sein, wann dies alles vollen-
Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als det werden soll?
Schemel für deine Füße!«c 37 David selbst
nennt ihn also Herr; wie kann er dann Verführungen und Nöte in der Endzeit
Mt 24,4-14; Lk 21,8-19
sein Sohn sein? Und die große Volksmen-
ge hörte ihm mit Freude zu. 5 Jesus aber antwortete ihnen und begann
38 Und er sagte ihnen in seiner Lehre: zu reden: Habt acht, daß euch niemand
Hütet euch vor den Schriftgelehrten, wel- verführt! 6 Denn viele werden unter mei-
che gern im Talar einhergehen und auf nem Namen kommen und sagen: Ich bin
den Märkten sich grüßen lassen 39 und es!, und werden viele verführen. 7 Wenn
die ersten Sitze in den Synagogen und ihr aber von Kriegen und Kriegsgeschrei
die obersten Plätze bei den Mahlzeiten hören werdet, so erschreckt nicht; denn
einnehmen wollen, 40 welche die Häuser es muß geschehen, aber es ist noch nicht
der Witwen fressen und zum Schein lan- das Ende. 8 Denn ein Volk wird sich gegen
ge Gebete sprechen. Diese werden ein das andere erheben und ein Königreich
um so schwereres Gericht empfangen! gegen das andere; und es wird hier und

a (12,30) 5Mo 6,4-5. d (12,41) d.h. dem im Tempel aufgestellten Schatzka-


b (12,31) 3Mo 19,18. sten für die Gaben zum Unterhalt des Tempels.
c (12,36) Ps 110,1.
MARKUS 13 1051
dort Erdbeben geben, und Hungersnöte stus! oder: Siehe, dort!, so glaubt es nicht.
und Unruhen werden geschehen. Das 22 Denn es werden falsche Christusse
sind die Anfänge der Wehen. und falsche Propheten auftreten und
9 Ihr aber, habt acht auf euch selbst! Denn werden Zeichen und Wunder tun, um,
sie werden euch den Gerichten und den wenn möglich, auch die Auserwählten zu
Synagogen ausliefern; ihr werdet geschla- verführen. 23 Ihr aber, habt acht! Siehe,
gen werden, und man wird euch vor ich habe euch alles vorhergesagt.
Fürsten und Könige stellen um meinet-
willen, ihnen zum Zeugnis. 10 Und allen Das Kommen des Menschensohnes
Mt 24,29-31; Lk 21,25-28; Dan 7,13-14
Heidenvölkern muß zuvor das Evangeli-
um verkündigt werden. 24 Aber in jenen Tagen, nach jener Drang-
11 Wenn sie euch aber wegführen und aus- sal, wird die Sonne verfinstert werden,
liefern werden, so sorgt nicht im voraus, was und der Mond wird seinen Schein nicht
ihr reden sollt und überlegt es nicht vorher, geben, 25 und die Sterne des Himmels
sondern was euch zu jener Stunde gegeben werden herabfallen und die Kräfte im
wird, das redet! Denn nicht ihr seid es, die Himmel erschüttert werden. 26 Und dann
reden, sondern der Heilige Geist. 12 Es wird wird man den Sohn des Menschen in
aber ein Bruder den anderen zum Tode aus- den Wolken kommen sehen mit großer
liefern und der Vater das Kind, und Kinder Kraft und Herrlichkeit. 27 Und dann wird
werden sich gegen die Eltern erheben und er seine Engel aussenden und seine
werden sie töten helfen; 13 und ihr werdet Auserwählten sammeln von den vier
von allen gehaßt sein um meines Namens Windrichtungen, vom äußersten Ende
willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der der Erde bis zum äußersten Ende des
wird gerettet werden. Himmels.
28 Von dem Feigenbaum aber lernt das
Die große Drangsal Gleichnis: Wenn sein Zweig schon saftig
Mt 24,15-28; Lk 21,20-24
wird und Blätter treibt, so erkennt ihr,
14 Wenn ihr aber den Greuel der Ver- daß der Sommer nahe ist. 29 So auch
wüstung, von dem durch den Propheten ihr, wenn ihr seht, daß dies geschieht,
Daniel geredet wurde, da stehen seht, wo so erkennt, daß er nahe vor der Türe
er nicht soll (wer es liest, der achte dar- ist. 30 Wahrlich, ich sage euch: Dieses Ge-
auf!), dann fliehe auf die Berge, wer in schlecht wird nicht vergehen, bis dies al-
Judäa ist; 15 wer aber auf dem Dach les geschehen ist. 31 Himmel und Erde
ist, der steige nicht hinab ins Haus und werden vergehen, aber meine Worte wer-
gehe auch nicht hinein, um etwas aus den nicht vergehen.
seinem Haus zu holen; 16 und wer auf
dem Feld ist, der kehre nicht zurück, um Ermahnung zur Wachsamkeit
Mt 24,36-51; Lk 21,34-36; Röm 13,11-14;
sein Gewand zu holen. 17 Wehe aber den
1Th 5,4-8
Schwangeren und den Stillenden in je-
nen Tagen! 18 Bittet aber, daß eure Flucht 32 Um jenen Tag aber und die Stunde
nicht im Winter geschieht. weiß niemand, auch die Engel im Him-
19 Denn jene Tage werden eine Drangsal mel nicht, auch nicht der Sohn, sondern
sein, wie es keine gegeben hat von An- nur der Vater. 33 Habt acht, wacht und
fang der Schöpfung, die Gott erschuf, bis betet! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit
jetzt, und wie es auch keine mehr geben da ist. 34 Es ist wie bei einem Menschen,
wird. 20 Und wenn der Herr die Tage nicht der außer Landes reiste, sein Haus verließ
verkürzt hätte, so würde kein Mensch ge- und seinen Knechten Vollmacht gab und
rettet werden; aber um der Auserwählten jedem sein Werk, und dem Türhüter be-
willen, die er erwählt hat, hat er die Tage fahl, daß er wachen solle. 35 So wacht
verkürzt. 21 Und wenn dann jemand zu nun! Denn ihr wißt nicht, wann der Herr
euch sagen wird: Siehe, hier ist der Chri- des Hauses kommt, am Abend oder zur
1052 MARKUS 14
Mitternacht oder um den Hahnenschrei um ihn an sie zu verraten. 11 Sie aber wa-
oder am Morgen; 36 damit er nicht, wenn ren erfreut, als sie das hörten, und ver-
er unversehens kommt, euch schlafend sprachen, ihm Geld zu geben. Und er
findet. 37 Was ich aber euch sage, das sage suchte eine gute Gelegenheit, um ihn zu
ich allen: Wacht! verraten.
Das letzte Passahmahl
DAS LEIDEN UND STERBEN JESU CHRISTI Mt 26,17-25; Lk 22,7-18; 22,21-30; Joh 13,1-30
Kapitel 14 – 15
12 Und am ersten Tag der ungesäuerten
Der Plan der obersten Priester und Brote, als man das Passahlamm schlach-
Schriftgelehrten tete, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo
Mt 26,1-5; Lk 22,1-2
willst du, daß wir hingehen und das
Es war aber zwei Tage vor dem Pas- Passah zubereiten, damit du es essen
sah und dem Fest der ungesäuerten kannst? 13 Und er sendet zwei seiner
Brote. Und die obersten Priester und die Jünger und spricht zu ihnen: Geht in die
Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit Stadt; da wird euch ein Mensch begeg-
List ergreifen und töten könnten; 2 sie spra- nen, der einen Wasserkrug trägt; dem
chen aber: Nicht während des Festes, da- folgt, 14 und wo er hineingeht, da sagt
mit kein Aufruhr unter dem Volk entsteht! zu dem Hausherrn: Der Meister läßt fra-
gen: Wo ist das Gastzimmer, in dem ich
Die Salbung Jesu in Bethanien mit meinen Jüngern das Passah essen
Mt 26,6-13; Joh 12,1-8
kann? 15 Und er wird euch einen großen
3 Und als er in Bethanien im Haus Simons Obersaal zeigen, der mit Polstern belegt
des Aussätzigen war und zu Tisch saß, da und hergerichtet ist; dort bereitet es für
kam eine Frau mit einem Alabaster- uns zu. 16 Und seine Jünger gingen hin
fläschchen voll Salböl, echter, kostbarer und kamen in die Stadt und fanden es,
Narde; und sie zerbrach das Alabaster- wie er ihnen gesagt hatte; und sie bereite-
fläschchen und goß es aus auf sein Haupt. ten das Passah.
4 Es wurden aber etliche unwillig bei sich 17 Und als es Abend geworden war, kam er
selbst und sprachen: Wozu ist diese Ver- mit den Zwölfen. 18 Und als sie zu Tisch
schwendung des Salböls geschehen? saßen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich,
5 Man hätte dies doch um mehr als 300 ich sage euch: Einer von euch, der mit mir
Denare verkaufen und den Armen geben ißt, wird mich verraten! 19 Da fingen sie an,
können! Und sie murrten über sie. betrübt zu werden und fragten ihn einer
6 Jesus aber sprach: Laßt sie! Warum be- nach dem anderen: Doch nicht ich? Und
kümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an der nächste: Doch nicht ich? 20 Er aber ant-
mir getan. 7 Denn die Armen habt ihr al- wortete und sprach zu ihnen: Einer von
lezeit bei euch, und ihr könnt ihnen Gutes den Zwölfen, der mit mir [das Brot] in die
tun, wann immer ihr wollt; mich aber Schüssel eintaucht! 21 Der Sohn des Men-
habt ihr nicht allezeit. 8 Sie hat getan, was schen geht zwar dahin, wie von ihm ge-
sie konnte; sie hat meinen Leib im voraus schrieben steht; aber wehe jenem Men-
zum Begräbnis gesalbt. 9 Wahrlich, ich sa- schen, durch den der Sohn des Menschen
ge euch: Wo immer dieses Evangelium verraten wird! Es wäre für jenen Menschen
verkündigt wird in der ganzen Welt, da besser, wenn er nicht geboren wäre!
wird man auch von dem sprechen, was
diese getan hat, zu ihrem Gedenken! Die Einsetzung des Mahles des Herrn
Mt 26,26-29; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-29
Der Verrat des Judas 22 Und während sie aßen, nahm Jesus
Mt 26,14-16; Lk 22,3-6
Brot, sprach den Segen, brach es, gab es
10 Da ging Judas Ischariot, einer von den ihnen und sprach: Nehmt, eßt! Das ist
Zwölfen, hin zu den obersten Priestern, mein Leib. 23 Und er nahm den Kelch,
MARKUS 14 1053
dankte und gab ihnen denselben; und sie er kommt und findet sie schlafend. Und
tranken alle daraus. 24 Und er sprach zu er spricht zu Petrus: Simon, schläfst
ihnen: Das ist mein Blut, das des neuen du? Konntest du nicht eine Stunde wa-
Bundes, welches für viele vergossen wird. chen? 38 Wacht und betet, damit ihr nicht
25 Wahrlich, ich sage euch: Ich werde in Anfechtung geratet! Der Geist ist willig,
nicht mehr von dem Gewächs des Wein- aber das Fleisch ist schwach.
stocks trinken bis zu jenem Tag, da ich es 39 Und er ging wiederum hin, betete und
neu trinken werde im Reich Gottes. sprach dieselben Worte. 40 Und als er
zurückkam, fand er sie wieder schlafend;
Die Ankündigung der Verleugnung denn die Augen waren ihnen schwer ge-
durch Petrus worden. Und sie wußten nicht, was sie
Mt 26,31-35; Lk 22,31-34; Joh 13,36-38
ihm antworten sollten.
26 Und nachdem sie den Lobgesang ge- 41 Und er kommt zum dritten Mal und
sungen hatten, gingen sie hinaus an den spricht zu ihnen: Schlaft ihr noch immer
Ölberg. 27 Und Jesus spricht zu ihnen: Ihr und ruht? — Es ist genug! Die Stunde
werdet in dieser Nacht alle an mir Anstoß ist gekommen. Siehe, der Sohn des Men-
nehmen; denn es steht geschrieben: »Ich schen wird in die Hände der Sünder aus-
werde den Hirten schlagen, und die Scha- geliefert. 42 Steht auf, laßt uns gehen! Sie-
fe werden sich zerstreuen«.a 28 Aber nach he, der mich verrät, ist nahe.
meiner Auferweckung will ich euch nach
Galiläa vorangehen. 29 Petrus aber sagte Die Gefangennahme Jesu
Mt 26,47-56; Lk 22,47-53; Joh 18,2-12
zu ihm: Wenn auch alle an dir Anstoß
nehmen, doch nicht ich! 30 Und Jesus 43 Und sogleich, als er noch redete, er-
spricht zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: schien Judas, der einer der Zwölf war, und
Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn mit ihm eine große Schar mit Schwertern
zweimal kräht, wirst du mich dreimal und Stöcken, [gesandt] von den obersten
verleugnen! 31 Er aber sagte desto mehr: Priestern und den Schriftgelehrten und
Wenn ich auch mit dir sterben müßte, den Ältesten. 44 Der ihn verriet, hatte ih-
werde ich dich nicht verleugnen! Das glei- nen aber ein Zeichen gegeben und gesagt:
che sagten aber auch alle. Der, den ich küssen werde, der ist’s; den
ergreift und führt ihn sicher ab! 45 Und
Gethsemane als er nun kam, trat er sogleich auf ihn
Mt 26,36-46; Lk 22,39-46
zu und sprach: Rabbi, Rabbi! und küßte
32 Und sie kommen zu einem Grundstück ihn. 46 Sie aber legten ihre Hände an
namens Gethsemane. Und er spricht zu ihn und nahmen ihn fest. 47 Einer aber
seinen Jüngern: Setzt euch hier hin, bis von denen, die dabei standen, zog das
ich gebetet habe! 33 Und er nahm Petrus Schwert, schlug den Knecht des Hohen-
und Jakobus und Johannes mit sich; und priesters und hieb ihm ein Ohr ab.
er fing an, zu erschrecken, und ihm grau- 48 Und Jesus begann und sprach zu ih-
te sehr. nen: Wie gegen einen Räuber seid ihr aus-
34 Und er sprach zu ihnen: Meine Seele gezogen mit Schwertern und Stöcken, um
ist tief betrübt bis zum Tod. Bleibt hier mich gefangenzunehmen? 49 Täglich war
und wacht! 35 Und er ging ein wenig wei- ich bei euch im Tempel und lehrte, und
ter, warf sich auf die Erde und betete, ihr habt mich nicht ergriffen. Doch da-
daß, wenn es möglich wäre, die Stunde mit die Schriften erfüllt werden —! 50 Da
an ihm vorüberginge. 36 Und er sprach: verließen ihn alle und flohen.
Abba, Vater! Alles ist dir möglich; nimm 51 Und ein gewisser junger Mann folgte
diesen Kelch von mir! Doch nicht, was ihm, der ein Leinengewand auf dem bloßen
ich will, sondern was du willst! 37 Und Leib trug; und die jungen Männer ergrif-
fen ihn, 52 er aber ließ das Leinengewand
a (14,27) Sach 13,7. zurück, und entblößt floh er von ihnen.
1054 MARKUS 14.15
Jesus vor dem Hohen Rat war, kam eine von den Mägden des Ho-
Mt 26,57-68; Lk 22,54; 22,63-65; Joh 18,13-15; henpriesters. 67 Und als sie Petrus sah,
18,19-24 der sich wärmte, blickte sie ihn an und
53 Und sie führten Jesus ab zum Hohen- sprach: Auch du warst mit Jesus, dem Na-
priester; und alle obersten Priester und zarener! 68 Er aber leugnete und sprach:
die Ältesten und die Schriftgelehrten ka- Ich weiß nicht und verstehe auch nicht,
men bei ihm zusammen. 54 Und Petrus was du sagst! Und er ging in den Vorhof
folgte ihm von ferne bis hinein in den Hof hinaus, und der Hahn krähte.
des Hohenpriesters; und er saß bei den 69 Und als die Magd ihn sah, begann sie
Dienern und wärmte sich am Feuer. wieder und sprach zu den Umstehenden:
55 Die obersten Priester aber und der gan- Dieser ist einer von ihnen! 70 Er aber leug-
ze Hohe Rat suchten ein Zeugnis gegen nete wiederum. Und ein wenig nachher
Jesus, um ihn zu töten, und sie fanden sprachen die Umstehenden nochmals zu
keines. 56 Denn viele legten ein falsches Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von ih-
Zeugnis gegen ihn ab, doch stimmten die nen! Denn du bist ein Galiläer, und dei-
Zeugnisse nicht überein. 57 Und es stan- ne Sprache ist gleich. 71 Er aber fing an,
den etliche auf, legten ein falsches Zeug- [sich] zu verfluchen und zu schwören: Ich
nis gegen ihn ab und sprachen: 58 Wir kenne diesen Menschen nicht, von dem
haben ihn sagen hören: Ich will diesen ihr redet!
mit Händen gemachten Tempel zerstören 72 Da krähte der Hahn zum zweitenmal;
und in drei Tagen einen anderen auf- und Petrus erinnerte sich an das Wort,
bauen, der nicht mit Händen gemacht das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der
ist. 59 Aber auch so war ihr Zeugnis nicht Hahn zweimal kräht, wirst du mich drei-
übereinstimmend. 60 Und der Hoheprie- mal verleugnen. Und er begann zu wei-
ster stand auf, trat in die Mitte, fragte Je- nen.
sus und sprach: Antwortest du nichts auf
das, was diese gegen dich aussagen? Jesus vor Pilatus
61 Er aber schwieg und antwortete nichts. Mt 27,1-2; 27,11-14; Lk 22,66-71; 23,1-4;
Wieder fragte ihn der Hohepriester und Joh 18,28-38
sagte zu ihm: Bist du der Christusa, der Und gleich in der Frühe faßten die
Sohn des Hochgelobten? 62 Jesus aber obersten Priester mit den Ältesten
sprach: Ich bin’s. Und ihr werdet den Sohn und Schriftgelehrten und dem ganzen Ho-
des Menschen sitzen sehen zur Rechten hen Rat einen Beschluß und führten Jesus
der Macht und kommen mit den Wolken gebunden hin und lieferten ihn dem Pila-
des Himmels! tus aus.
63 Da zerriß der Hohepriester seine Klei- 2 Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König
der und sagte: Was brauchen wir weitere der Juden? Er aber antwortete und sprach
Zeugen? 64 Ihr habt die Lästerung gehört. zu ihm: Du sagst es! 3 Und die obersten
Was meint ihr? Und sie fällten alle das Ur- Priester brachten viele Anklagen gegen ihn
teil, daß er des Todes schuldig sei. 65 Und vor. Er aber antwortete ihnen nichts. 4 Pi-
etliche fingen an, ihn anzuspucken und latus aber fragte ihn wieder und sprach:
sein Angesicht zu verhüllen und ihn mit Antwortest du nichts? Sieh, wie viele Din-
Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sa- ge sie gegen dich aussagen! 5 Jesus aber
gen: Weissage! Und die Diener schlugen antwortete nichts mehr, so daß sich Pila-
ihn ins Angesicht. tus verwunderte.
Die Verleugnung durch Petrus Die Verurteilung Jesu
Mt 26,69-75; Lk 22,55-62; Joh 18,15-18; 18,25-27 durch die Volksmenge
66 Und während Petrus unten im Hof Mt 27,15-26; Lk 23,13-25; Joh 18,39-40; 19,6-16
6 Aber anläßlich des Festes pflegte er ihnen
a (14,61) d.h. der verheißene Messias-König. einen Gefangenen freizugeben, welchen
MARKUS 15 1055
sie wollten. 7 Es lag aber ein gewisser Ba- rene, den Vater von Alexander und Ru-
rabbas gefangen samt den Mitaufrührern, fus, ihm das Kreuz zu tragen. 22 Und sie
die im Aufruhr einen Mord begangen hat- brachten ihn auf den Platz Golgatha, das
ten. 8 Und die Menge erhob ein Geschrei heißt übersetzt »Schädelstätte«. 23 Und
und fing an, das zu verlangen, was er sie gaben ihm Myrrhenwein zu trinken,
ihnen jedesmal gewährt hatte. 9 Pilatus aber er nahm ihn nicht.
aber antwortete ihnen und sprach: Wollt 24 Und nachdem sie ihn gekreuzigt hat-
ihr, daß ich euch den König der Juden ten, teilten sie seine Kleider und warfen
freigebe? 10 Denn er wußte, daß die das Los darüber, was jeder bekommen
obersten Priester ihn aus Neid ausge- sollte. 25 Es war aber die dritte Stunde, als
liefert hatten. 11 Aber die obersten Prie- sie ihn kreuzigten. 26 Und die Inschrift,
ster wiegelten die Volksmenge auf, daß er die seine Schuld anzeigte, war darüber ge-
ihnen lieber den Barabbas losgeben sol- schrieben: »Der König der Juden«. 27 Und
le. 12 Und Pilatus antwortete und sprach mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, einen
wiederum zu ihnen: Was wollt ihr nun, zu seiner Rechten und einen zu seiner
daß ich mit dem tue, den ihr König der Linken. 28 Da wurde die Schrift erfüllt,
Juden nennt? 13 Sie aber schrieen wieder- die spricht: »Und er ist unter die Gesetz-
um: Kreuzige ihn! 14 Und Pilatus sprach losen gerechnet worden«.b
zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? 29 Und die Vorübergehenden lästerten ihn,
Da schrieen sie noch viel mehr: Kreuzige schüttelten den Kopf und sprachen: Ha,
ihn! 15 Weil nun Pilatus die Menge befrie- der du den Tempel zerstörst und in drei
digen wollte, gab er ihnen den Barabbas Tagen aufbaust, 30 rette dich selbst und
frei und übergab Jesus, nachdem er ihn steige vom Kreuz herab! 31 Gleicherweise
hatte auspeitschen lassen, damit er ge- spotteten aber auch die obersten Priester
kreuzigt werde. untereinander samt den Schriftgelehrten
und sprachen: Andere hat er gerettet, sich
Verspottung und Dornenkrone selbst kann er nicht retten! 32 Der Chri-
Mt 27,27-31; Joh 19,2-5
stus, der König von Israel, steige nun vom
16 Da führten ihn die Kriegsknechte hin- Kreuz herab, damit wir sehen und glau-
ein in den Hof, das ist das Prätoriuma; ben! Auch die, welche mit ihm gekreuzigt
und sie riefen die ganze Schar zusam- wurden, schmähten ihn.
men, 17 legten ihm einen Purpur[mantel]
um, flochten eine Dornenkrone und setz- Der Tod Jesu
Mt 27,45-56; Lk 23,44-49; Joh 19,28-37
ten sie ihm auf. 18 Und sie fingen an,
ihn zu grüßen: Sei gegrüßt, König der Ju- 33 Als aber die sechste Stunde anbrach,
den! 19 Und sie schlugen sein Haupt mit kam eine Finsternis über das ganze Land
einem Rohr, spuckten ihn an, beugten die bis zur neunten Stunde. 34 Und um die
Knie und fielen vor ihm nieder. 20 Und neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stim-
nachdem sie ihn verspottet hatten, zo- me und sprach: Eloi, Eloi, lama sa-
gen sie ihm den Purpur[mantel] aus und bachthani? Das heißt übersetzt: »Mein
legten ihm seine eigenen Kleider an. Und Gott, mein Gott, warum hast du mich
sie führten ihn hinaus, um ihn zu kreuzi- verlassen?«c 35 Und etliche der Umste-
gen. henden, die es hörten, sprachen: Siehe, er
ruft den Elia! 36 Einer aber lief und füllte
Die Kreuzigung Jesu einen Schwamm mit Essig und steckte
Mt 27,32-44; Lk 23,26-43; Joh 19,17-27
ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken
21 Und sie zwangen einen Vorübergehen- und sprach: Halt! Laßt uns sehen, ob Elia
den, der vom Feld kam, Simon von Ky- kommt, um ihn herabzunehmen!

a (15,16) Bezeichnung für den Amtssitz des römischen b (15,28) Jes 53,12.
Statthalters. c (15,34) Ps 22,2.
1056 MARKUS 15.16
37 Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus 4 Und als sie aufblickten, sahen sie, daß
und verschied. 38 Und der Vorhang im der Stein weggewälzt war. Er war nämlich
Tempel riß von oben bis unten entzwei. sehr groß. 5 Und sie gingen in das Grab
39 Als aber der Hauptmann, der ihm hinein und sahen einen jungen Mann
gegenüberstand, sah, daß er so schrie zur Rechten sitzen, bekleidet mit einem
und verschied, sprach er: Wahrhaftig, die- langen, weißen Gewand; und sie erschra-
ser Mensch war Gottes Sohn! ken. 6 Er aber spricht zu ihnen: Erschreckt
40 Es sahen aber auch Frauen von ferne nicht! Ihr sucht Jesus den Nazarener, den
zu, unter ihnen war auch Maria Magdale- Gekreuzigten; er ist auferstanden, er ist
na und Maria, die Mutter des jüngeren Ja- nicht hier. Seht den Ort, wo sie ihn hinge-
kobus und des Joses, sowie Salome, 41 die legt hatten! 7 Aber geht hin, sagt seinen
ihm auch, als er in Galiläa war, nachge- Jüngern und dem Petrus, daß er euch
folgt waren und ihm gedient hatten, und nach Galiläa vorangeht. Dort werdet ihr
viele andere, die mit ihm nach Jerusalem ihn sehen, wie er euch gesagt hat! 8 Und
hinaufgezogen waren. sie gingen schnell hinaus und flohen
von dem Grab. Es hatte sie aber ein Zit-
Die Grablegung Jesu tern und Entsetzen befallen; und sie sag-
Mt 27,57-61; Lk 23,50-56; Joh 19,38-42
ten niemand etwas, denn sie fürchteten
42 Und als es schon Abend geworden sich.
war (es war nämlich Rüsttag, das ist der
Tag vor dem Sabbat), 43 da kam Joseph Der Auferstandene
von Arimathia, ein angesehener Rats- erscheint seinen Jüngern
Mt 28,8-10; Lk 24,13-43; Joh 20,11-29
herr, der selbst auch auf das Reich Got-
tes wartete; der wagte es, ging zu Pilatus 9 Als er aber früh am ersten Tag der Wo-
hinein und bat um den Leib Jesu. 44 Pi- che auferstanden war, erschien er zuerst
latus aber wunderte sich, daß er schon der Maria Magdalena, von der er sieben
gestorben sein sollte, und er ließ den Dämonen ausgetrieben hatte. 10 Diese
Hauptmann herbeirufen und fragte ihn, ging hin und verkündete es denen, die
ob er schon lange gestorben sei. 45 Und mit ihm gewesen waren, die trauerten
als er es von dem Hauptmann erfahren und weinten. 11 Und als diese hörten,
hatte, überließ er dem Joseph den daß er lebe und von ihr gesehen worden
Leib. 46 Da kaufte dieser Leinwand und sei, glaubten sie es nicht.
nahm ihn herab, wickelte ihn in die 12 Danach offenbarte er sich zwei von ih-
Leinwand und legte ihn in ein Grab, das nen auf dem Weg in einer anderen Gestalt,
in einen Felsen gehauen war; und er als sie sich aufs Land begaben. 13 Und
wälzte einen Stein vor den Eingang des diese gingen hin und verkündeten es den
Grabes. 47 Maria Magdalena aber und übrigen; aber auch ihnen glaubten sie
Maria, die Mutter des Joses, sahen, wo nicht.
er hingelegt wurde. 14 Danach offenbarte er sich den Elfen
selbst, als sie zu Tisch saßen, und tadelte
Die Auferstehung Jesu Christi ihren Unglauben und die Härte ihres
Mt 28,1-8; Lk 24,1-12; Joh 20,1-18
Herzens, daß sie denen, die ihn aufer-
Und als der Sabbat vorüber war, standen gesehen hatten, nicht geglaubt
kauften Maria Magdalena und Ma- hatten.
ria, die Mutter des Jakobus, und Salome
wohlriechende Gewürze, um hinzugehen Der Auftrag zur Verkündigung
und ihn zu salben. 2 Und sehr früh am er- des Evangeliums
sten Tag der Woche, als die Sonne aufging, und die Himmelfahrt Jesu Christi
Mt 28,16-20; Lk 24,44-53, Apg 1,8-12
kamen sie zu dem Grab. 3 Und sie sagten
zueinander: Wer wälzt uns den Stein von 15 Und er sprach zu ihnen: Geht hin in
dem Eingang des Grabes? alle Welt und verkündigt das Evangelium
MARKUS 16 1057
der ganzen Schöpfung! 16 Wer glaubt und ken werden sie die Hände auflegen, und
getauft wird, der wird gerettet werden; sie werden sich wohl befinden.
wer aber nicht glaubt, der wird verdammt 19 Der Herr nun wurde, nachdem er mit
werden.a 17 Diese Zeichen aber werden ihnen geredet hatte, aufgenommen in
die begleiten, die gläubig geworden sind: den Himmel und setzte sich zur Rech-
In meinem Namen werden sie Dämonen ten Gottes. 20 Sie aber gingen hinaus
austreiben, sie werden in neuen Sprachen und verkündigten überall; und der Herr
reden, 18 Schlangen werden sie aufhe- wirkte mit ihnen und bekräftigte das
ben, und wenn sie etwas Tödliches trin- Wort durch die begleitenden Zeichen.
ken, wird es ihnen nichts schaden; Kran- Amen.

a (16,16) d.h. in Gottes Gericht schuldig gesprochen werden.


Das Evangelium nach Lukas
Vorrede: Das zuverlässige Zeugnis des ten, und viele werden sich über seine Ge-
Evangeliums burt freuen. 15 Denn er wird groß sein vor
Hebr 2,1-4; Apg 5,30-32 dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird
Nachdem viele es unternommen ha- er nicht trinken, und mit Heiligem Geist
ben, einen Bericht über die Tatsachen wird er erfüllt werden schon von Mutter-
abzufassen, die unter uns völlig erwiesen leib an. 16 Und viele von den Kindern Is-
sind, 2 wie sie uns diejenigen überliefert raels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott,
haben, die von Anfang an Augenzeugen zurückführen. 17 Und er wird vor ihm her-
und Diener des Wortes gewesen sind, 3 so gehen im Geist und in der Kraft Elias, um
schien es auch mir gut, der ich allem von die Herzen der Väter umzuwenden zu den
Anfang an genau nachgegangen bin, es Kindern und die Ungehorsamen zur Ge-
dir der Reihe nach zu beschreiben, vor- sinnung der Gerechten, um dem Herrn
trefflichster Theophilus, 4 damit du die ein zugerüstetes Volk zu bereiten.
Gewißheit der Dinge erkennst, in denen 18 Und Zacharias sprach zu dem Engel:
du unterrichtet worden bist. Woran soll ich das erkennen? denn ich
bin ein alter Mann, und meine Frau ist in
Die Ankündigung der Geburt
fortgeschrittenem Alter! 19 Und der En-
Johannes des Täufers
gel antwortete und sprach zu ihm: Ich
5 In den Tagen des Herodes, des Königs bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin
von Judäa, lebte ein Priester mit Namen gesandt, zu dir zu reden und dir diese
Zacharias, aus der Abteilung Abijas; und frohe Botschaft zu bringen. 20 Und sie-
seine Frau war von den Töchtern Aarons, he, du wirst stumm sein und nicht reden
und ihr Name war Elisabeth. 6 Sie waren können bis zu dem Tag, an dem dies ge-
aber beide gerecht vor Gott und wan- schehen wird, weil du meinen Worten
delten untadelig in allen Geboten und nicht geglaubt hast, die erfüllt werden sol-
Rechtsbestimmungen des Herrn. 7 Und len zu ihrer Zeit! 21 Und das Volk wartete
sie hatten kein Kind, weil Elisabeth un- auf Zacharias; und sie verwunderten sich,
fruchtbar war, und beide waren in fortge- daß er so lange im Tempel blieb. 22 Als er
schrittenem Alter. aber herauskam, konnte er nicht zu ih-
8 Es geschah aber, als er seinen Priester- nen reden; und sie merkten, daß er im
dienst vor Gott verrichtete, zur Zeit, als sei- Tempel eine Erscheinung gesehen hatte.
ne Abteilung an die Reihe kam, 9 da traf Und er winkte ihnen und blieb stumm.
ihn nach dem Brauch des Priestertums das 23 Und es geschah, als die Tage seines
Los, daß er in den Tempel des Herrn ge- Dienstes vollendet waren, ging er heim
hen und räuchern sollte.a 10 Und die ganze in sein Haus. 24 Aber nach diesen Tagen
Menge des Volkes betete draußen zur Stun- wurde seine Frau Elisabeth schwanger;
de des Räucherns. 11 Da erschien ihm ein und sie verbarg sich fünf Monate und
Engel des Herrn, der stand zur Rechten des sprach: 25 So hat der Herr an mir gehan-
Räucheraltars. 12 Und Zacharias erschrak, delt in den Tagen, da er mich angesehen
als er ihn sah, und Furcht überfiel ihn. hat, um meine Schmach unter den Men-
13 Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte schen hinwegzunehmen!
dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist
erhört worden, und deine Frau Elisabeth Die Ankündigung der Geburt Jesu Christi
wird dir einen Sohn gebären, und du sollst Jes 7,14; Mt 1,18-23
ihm den Namen Johannes geben. 14 Und 26 Im sechsten Monat aber wurde der Engel
er wird dir Freude und Frohlocken berei- Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas na-

a (1,9) d.h. das im Gesetz vorgeschriebene Räucherwerk darbringen sollte (vgl. 2Mo 30,1-10).
LUKAS 1 1059
mens Nazareth gesandt, 27 zu einer Jung- unter den Frauen, und gesegnet ist die
frau, die verlobt war mit einem Mann na- Frucht deines Leibes! 43 Und woher wird
mens Joseph, aus dem Haus Davids; und mir das zuteil, daß die Mutter meines
der Name der Jungfrau war Maria. 28 Und Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, so-
der Engel kam zu ihr herein und sprach: Sei wie der Klang deines Grußes in mein Ohr
gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit drang, hüpfte das Kind vor Freude in mei-
dir, du Gesegnete unter den Frauen! 29 Als nem Leib. 45 Und glückselig ist, die ge-
sie ihn aber sah, erschrak sie über sein glaubt hat; denn es wird erfüllt werden,
Wort und dachte darüber nach, was das was ihr vom Herrn gesagt worden ist!
für ein Gruß sei.
30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte
Der Lobpreis Marias
1Sam 2,1-10
dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade
bei Gott gefunden. 31 Und siehe, du wirst 46 Und Maria sprach:
schwanger werden und einen Sohn ge- Meine Seele erhebt den Herrn,
bären; und du sollst ihm den Namen Je- 47 und mein Geist freut sich über Gott,
susa geben. 32 Dieser wird groß sein und meinen Retter,
Sohn des Höchsten genannt werden; und 48 daß er angesehen hat die Niedrigkeit
Gott der Herr wird ihm den Thron seines seiner Magd;
Vaters David geben; 33 und er wird re- denn siehe, von nun an werden mich
gieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, glückselig preisen alle Geschlechter!
und sein Reich wird kein Ende haben. 49 Denn große Dinge hat der Mächtige an
34 Maria aber sprach zu dem Engel: Wie mir getan,
kann das sein, da ich von keinem Mann und heilig ist sein Name;
weiß? 35 Und der Engel antwortete und 50 und seine Barmherzigkeit währt von
sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird Geschlecht zu Geschlecht
über dich kommen, und die Kraft des über die, welche ihn fürchten.
Höchsten wird dich überschatten. Darum 51 Er tut Mächtiges mit seinem Arm,
wird auch das Heilige, das geboren wird, er zerstreut, die hochmütig sind in der
Gottes Sohn genannt werden. 36 Und sie- Gesinnung ihres Herzens.
he, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch 52 Er stößt die Mächtigen von ihren
einen Sohn empfangen in ihrem Alter und Thronen
ist jetzt im sechsten Monat, sie, die vor- und erhöht die Niedrigen.
her unfruchtbar genannt wurde. 37 Denn 53 Hungrige sättigt er mit Gütern,
bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Ma- und Reiche schickt er leer fort.
ria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd 54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an,
des Herrn; mir geschehe nach deinem um an [seine] Barmherzigkeit zu
Wort! Und der Engel schied von ihr. gedenken,
55 wie er es unseren Vätern verheißen hat,
Der Besuch Marias bei Elisabeth Abraham und seinem Samen, auf ewig!
39 Maria aber machte sich auf in diesen 56 Und Maria blieb bei ihr etwa drei Mona-
Tagen und reiste rasch in das Bergland, te und kehrte wieder in ihr Haus zurück.
in eine Stadt in Juda, 40 und sie kam in
das Haus des Zacharias und begrüßte Die Geburt Johannes des Täufers
Elisabeth. 57 Für Elisabeth aber erfüllte sich die
41 Und es geschah, als Elisabeth den Gruß Zeit, da sie gebären sollte, und sie gebar
der Maria hörte, da hüpfte das Kind in ih- einen Sohn. 58 Und ihre Nachbarn und
rem Leib; und Elisabeth wurde mit Hei- Verwandten hörten, daß der Herr seine
ligem Geist erfüllt 42 und rief mit lauter Barmherzigkeit an ihr groß gemacht hat-
Stimme und sprach: Gesegnet bist du te, und sie freuten sich mit ihr. 59 Und

a (1,31) Jesus ist die gr. Schreibweise des hebr. Jehoschua, dieser Name bedeutet »Der HERR ist Rettung«.
1060 LUKAS 1.2
es geschah am achten Tag, daß sie ka- 75 in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm
men, um das Kind zu beschneiden; und alle Tage unseres Lebens.
sie nannten es nach dem Namen seines 76 Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des
Vaters Zacharias. 60 Seine Mutter aber er- Höchsten genannt werden,
widerte und sprach: Nein, sondern er soll denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn
Johannes heißen! 61 Und sie sagten zu hergehen, um seine Wege zu bereiten,
ihr: Es ist doch niemand in deiner Ver- 77 um seinem Volk Erkenntnis des Heils
wandtschaft, der diesen Namen trägt! zu geben,
62 Sie winkten aber seinem Vater, wie er [das ihnen zuteil wird] durch die
ihn genannt haben wolle. 63 Und er for- Vergebung ihrer Sünden,
derte ein Täfelchen und schrieb die Wor- 78 um der herzlichen Barmherzigkeit
te: Johannes ist sein Name! Und sie ver- unseres Gottes willen,
wunderten sich alle. 64 Sofort aber tat durch die uns besucht hat der Aufgang
sich sein Mund auf, und seine Zunge aus der Höhe,
[wurde gelöst], und er redete und lobte 79 um denen zu scheinen, die in Finster-
Gott. 65 Und es kam Furcht über alle ihre nis und Todesschatten sitzen,
Nachbarn, und im ganzen Bergland von um unsere Füße auf den Weg des Friedens
Judäa wurden alle diese Dinge bespro- zu richten!
chen. 66 Und alle, die es hörten, nahmen 80 Das Kind aber wuchs und wurde stark
es sich zu Herzen und sprachen: Was wird im Geist; und er war in der Wüste bis zum
wohl aus diesem Kind werden? Und die Tag seines Auftretens vor Israel.
Hand des Herrn war mit ihm.
Die Geburt Jesu Christi in Bethlehem
Der Lobpreis des Zacharias Mt 1,18-25
67 Und sein Vater Zacharias wurde mit Hei- Es begab sich aber in jenen Tagen, daß
ligem Geist erfüllt, weissagte und sprach: ein Befehl ausging von dem Kaiser Au-
68 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! gustusb, daß der ganze Erdkreisc sich er-
Denn er hat sein Volk besucht und ihm fassen lassen sollte. 2 Diese Erfassung war
Erlösung bereitet, die erste und geschah, als Kyrenius Statt-
69 und hat uns aufgerichtet ein Horn halter in Syrien war. 3 Und es zogen alle
des Heilsa aus, um sich erfassen zu lassen, jeder in
in dem Haus seines Knechtes David, seine eigene Stadt. 4 Es ging aber auch Jo-
70 wie er es verheißen hat durch den seph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth,
Mund seiner heiligen Propheten, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die
die von alters her waren: Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus
71 Errettung von unseren Feinden und Geschlecht Davids war, 5 um sich er-
und aus der Hand aller, die uns hassen; fassen zu lassen mit Maria, seiner ihm
72 um Barmherzigkeit zu erweisen angetrauten Frau, die schwanger war.
an unseren Vätern 6 Es geschah aber, während sie dort wa-
und zu gedenken an seinen heiligen ren, da erfüllten sich die Tage, daß sie
Bund, gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren Sohn,
73 an den Eid, den er unserem Vater den Erstgeborenen, und wickelte ihn in
Abraham geschworen hat, Windeln und legte ihn in die Krippe, weil
uns zu geben, für sie kein Raum war in der Herberge.
74 daß wir, erlöst aus der Hand unserer
Feinde, Die Hirten und die Engel
ihm dienten ohne Furcht 8 Und es waren Hirten in derselben Ge-

a (1,69) Eine bildhafte Bezeichnung für den Messias- meint ist Gajus Julius Caesar Octavianus (27 v. - 14 n. Chr.).
König, der Rettung bringen wird. c (2,1) Das gr. oikoumene bezeichnet hier das Gebiet
b (2,1) »Augustus« war der Titel der römischen Kaiser; ge- des Römischen Reiches.
LUKAS 2 1061
gend auf dem Feld, die bewachten ihre ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn
Herde in der Nacht. 9 Und siehe, ein Engel darzustellen, 23 wie im Gesetz des Herrn
des Herrn trat zu ihnen, und die Herr- geschrieben steht: »Alle männliche Erst-
lichkeit des Herrn umleuchtete sie; und geburt soll dem Herrn geheiligt heißen«,a
sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel 24 und um ein Opfer darzubringen, wie es
sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! im Gesetz des Herrn geboten ist, ein Paar
Denn siehe, ich verkündige euch große Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Freude, die dem ganzen Volk widerfahren
soll. 11 Denn euch ist heute in der Stadt Da- Der Lobpreis Simeons.
vids ein Retter geboren, welcher ist Chri- Die Prophetin Hanna
stus, der Herr. 12 Und das sei für euch das 25 Und siehe, es war ein Mensch namens
Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Simeon in Jerusalem; und dieser Mensch
Windeln gewickelt, in der Krippe liegend. war gerecht und gottesfürchtig und war-
13 Und plötzlich war bei dem Engel die tete auf den Trost Israels; und der Heilige
Menge der himmlischen Heerscharen, Geist war auf ihm. 26 Und er hatte vom
die lobten Gott und sprachen: 14 Herr- Heiligen Geist die Zusage empfangen,
lichkeit [ist] bei Gott in der Höhe und daß er den Tod nicht sehen werde, bevor
Friede auf Erden, [und] unter den Men- er den Gesalbten des Herrn gesehen
schen [Gottes] Wohlgefallen! habe. 27 Und er kam auf Antrieb des Gei-
15 Und es geschah, als die Engel von ih- stes in den Tempel. Und als die Eltern das
nen weg in den Himmel zurückgekehrt Kind Jesus hineinbrachten, um für ihn
waren, da sprachen die Hirten zuein- zu tun, was der Brauch des Gesetzes ver-
ander: Laßt uns doch bis nach Bethle- langte, 28 da nahm er es auf seine Arme,
hem gehen und die Sache sehen, die ge- lobte Gott und sprach:
schehen ist, die der Herr uns kundgetan 29 Nun, Herr, entläßt du deinen Knecht in
hat! 16 Und sie gingen eilends und fan- Frieden nach deinem Wort! 30 Denn mei-
den Maria und Joseph, dazu das Kind ne Augen haben dein Heil gesehen, 31 das
in der Krippe liegend. 17 Nachdem sie es du vor allen Völkern bereitet hast, 32 ein
aber gesehen hatten, machten sie überall Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur
das Wort bekannt, das ihnen über dieses Verherrlichung deines Volkes Israel!
Kind gesagt worden war. 18 Und alle, 33 Und Joseph und seine Mutter verwun-
die es hörten, verwunderten sich über derten sich über das, was über ihn gesagt
das, was ihnen von den Hirten gesagt wur- wurde. 34 Und Simeon segnete sie und
de. 19 Maria aber behielt alle diese Worte sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe,
und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufer-
die Hirten kehrten wieder um und prie- stehen vieler in Israel und zu einem Zei-
sen und lobten Gott für alles, was sie chen, dem widersprochen wird — 35 aber
gehört und gesehen hatten, so wie es ih- auch dir selbst wird ein Schwert durch die
nen gesagt worden war. Seele dringen —, damit aus vielen Her-
zen die Gedanken offenbar werden.
Die Darstellung Jesu 36 Und da war auch Hanna, eine Prophe-
im Tempel von Jerusalem tin, die Tochter Phanuels, aus dem Stamm
21 Und als acht Tage vollendet waren, als Asser, die war hochbetagt und hatte nach
man das Kind beschneiden mußte, da ihrer Jungfrauschaft mit ihrem Mann sie-
wurde ihm der Name Jesus gegeben, den ben Jahre gelebt; 37 und sie war eine Wit-
der Engel genannt hatte, ehe er im Mut- we von etwa 84 Jahren; die wich nicht vom
terleib empfangen worden war. 22 Und als Tempel, sondern diente [Gott] mit Fasten
die Tage ihrer Reinigung nach dem Ge- und Beten Tag und Nacht. 38 Auch diese
setz Moses vollendet waren, brachten sie trat zu derselben Stunde hinzu und pries
den Herrn und redete von ihm zu allen, die
a (2,23) 2Mo 13,2. auf die Erlösung warteten in Jerusalem.
1062 LUKAS 2.3
Die Rückkehr nach Nazareth Die Verkündigung Johannes des Täufers
Mt 2,22-23 Mt 3,1-12; Mk 1,1-8; Joh 1,6-8; 1,19-28
39 Und nachdem sie alles vollbracht hat- Aber im fünfzehnten Jahr der Regie-
ten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten rung des Kaisers Tiberiusa, als Pontius
sie zurück nach Galiläa, in ihre Stadt Na- Pilatus Statthalter von Judäa war und
zareth. 40 Das Kind aber wuchs und wur- Herodesb Vierfürst von Galiläa, sein Bru-
de stark im Geist, erfüllt mit Weisheit, und der Philippus aber Vierfürst von Ituräa und
Gottes Gnade war auf ihm. dem Gebiet von Trachonitis, und Lysanias
Vierfürst von Abilene, 2 unter den Hohen-
Der zwölfjährige Jesus im Tempel priestern Hannas und Kajaphas, da er-
41 Und seine Eltern reisten jährlich am ging das Wort Gottes an Johannes, den
Passahfest nach Jerusalem. 42 Und als er Sohn des Zacharias, in der Wüste.
zwölf Jahre alt war, gingen sie nach dem 3 Und er kam in die ganze Umgegend des
Brauch des Festes hinauf nach Jerusa- Jordan und verkündigte eine Taufe der
lem. 43 Und als sie die Tage vollendet hat- Bußec zur Vergebung der Sünden, 4 wie
ten und wieder heimkehrten, blieb der geschrieben steht im Buch der Aus-
Knabe Jesus in Jerusalem; und Joseph sprüche des Propheten Jesaja, der spricht:
und seine Mutter wußten es nicht. 44 Da »Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet
sie aber meinten, er wäre bei den Reise- den Weg des Herrn, macht seine Pfade
gefährten, zogen sie eine Tagesreise weit eben! 5 Jedes Tal soll ausgefüllt und jeder
und suchten ihn unter den Verwandten Berg und Hügel erniedrigt werden, und
und unter den Bekannten. 45 Und weil das Krumme soll gerade und die holpri-
sie ihn nicht fanden, kehrten sie wieder gen Wege eben werden; 6 und alles Fleisch
nach Jerusalem zurück und suchten ihn. wird das Heil Gottes sehen.«d
46 Und es geschah, nach drei Tagen fan- 7 Er sprach nun zu der Volksmenge, die
den sie ihn im Tempel sitzend mitten un- hinausging, um sich von ihm taufen zu
ter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und lassen: Schlangenbrut! Wer hat euch un-
sie befragte. terwiesen, dem kommenden Zorn zu ent-
47 Es erstaunten aber alle, die ihn hörten, fliehen? 8 So bringt nun Früchte, die der
über sein Verständnis und seine Ant- Buße würdig sind! Und fangt nicht an,
worten. 48 Und als sie ihn sahen, waren bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abra-
sie bestürzt; und seine Mutter sprach ham zum Vater! Denn ich sage euch: Gott
zu ihm: Kind, warum hast du uns das vermag dem Abraham aus diesen Steinen
getan? Siehe, dein Vater und ich haben Kinder zu erwecken. 9 Es ist aber auch
dich mit Schmerzen gesucht! 49 Und er schon die Axt an die Wurzel der Bäume
sprach zu ihnen: Weshalb habt ihr mich gelegt. Jeder Baum nun, der keine gute
gesucht? Wußtet ihr nicht, daß ich in Frucht bringt, wird abgehauen und ins
dem sein muß, was meines Vaters ist? Feuer geworfen!
50 Und sie verstanden das Wort nicht, 10 Da fragte ihn die Menge und sprach:
das er zu ihnen sagte. 51 Und er ging Was sollen wir denn tun? 11 Und er ant-
mit ihnen hinab und kam nach Naza- wortete und sprach zu ihnen: Wer zwei
reth und war ihnen untertan. Und seine Hemden hat, gebe dem, der keines hat;
Mutter behielt alle diese Worte in ihrem und wer Speise hat, der mache es ebenso!
Herzen. 52 Und Jesus nahm zu an Weis- 12 Es kamen auch Zöllnere, um sich tau-
heit und Alter und Gnade bei Gott und fen zu lassen, und sprachen zu ihm: Mei-
den Menschen. ster, was sollen wir tun? 13 Er sprach zu

a (3,1) d.h. 29 n. Chr.; Tiberius regierte 14 - 37 n. Chr. d (3,6) Jes 40,3-5.


b (3,1) d.h. Herodes Antipas (vgl. Fn. zu Mt 14,1). e (3,12) Die Zoll- bzw. Steuereinnehmer pflegten sich
c (3,3) d.h. der Gesinnungsänderung, der Herzensum- betrügerisch zu bereichern.
kehr zu Gott.
LUKAS 3.4 1063
ihnen: Fordert nicht mehr, als was euch des Mattathias, des Semei, des Joseph, des
vorgeschrieben ist! Juda, 27 des Johanan, des Resa, des Se-
14 Es fragten ihn aber auch Kriegsleute rubbabel, des Schealtiel, des Neri, 28 des
und sprachen: Und was sollen wir tun? Melchi, des Addi, des Kosam, des Elmo-
Und er sprach zu ihnen: Mißhandelt nie- dam, des Er, 29 des Joses, des Elieser, des
mand, erhebt keine falsche Anklage und Jorim, des Matthat, des Levi, 30 des Si-
seid zufrieden mit eurem Sold! meon, des Juda, des Joseph, des Jonan,
15 Da aber das Volk in Erwartung stand des Eljakim, 31 des Melea, des Mainan,
und alle in ihren Herzen sich wegen Jo- des Mattatha, des Nathan, des David,
hannes fragten, ob er vielleicht der Chri- 32 des Isai, des Obed, des Boas, des Sal-
stus sei, 16 antwortete Johannes allen und mon, des Nachschon, 33 des Ammina-
sprach: Ich taufe euch mit Wasser; es dab, des Aram, des Hezron, des Perez, des
kommt aber einer, der stärker ist als ich, Juda, 34 des Jakob, des Isaak, des Abra-
und ich bin nicht würdig, ihm seinen ham, des Terach, des Nahor, 35 des Serug,
Schuhriemen zu lösen; der wird euch mit des Regu, des Peleg, des Heber, des Sche-
Heiligem Geist und Feuer taufen. 17 Er lach, 36 des Kainan, des Arpakschad, des
hat die Worfschaufel in seiner Hand, und Sem, des Noah, des Lamech, 37 des Me-
er wird seine Tenne durch und durch thusalah, des Henoch, des Jared, des Ma-
reinigen und den Weizen in seine Scheu- halaleel, des Kainan, 38 des Enosch, des
ne sammeln; die Spreu aber wird er mit Seth, des Adam, Gottes.
unauslöschlichem Feuer verbrennen!
18 Auch mit vielen anderen Ermahnun-
Die Versuchung Jesu Christi
Mt 4,1-11; Mk 1,12-13
gen verkündigte er dem Volk die frohe
Botschaft. 19 Der Vierfürst Herodes aber, Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehr-
da er von ihm getadelt wurde wegen te vom Jordan zurück und wurde vom
Herodias, der Frau seines Bruders Philip- Geist in die Wüste geführt 2 und 40 Tage
pus, und wegen all des Bösen, was Hero- vom Teufel versucht. Und er aß nichts in
des tat, 20 fügte zu allem noch das hinzu, jenen Tagen; und zuletzt, als sie zu Ende
daß er den Johannes ins Gefängnis warf. waren, war er hungrig. 3 Und der Teufel
sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn
Die Taufe Jesu Christi bist, so sprich zu diesem Stein, daß er
Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Joh 1,32-34
Brot werde! 4 Und Jesus antwortete ihm
21 Es geschah aber, als alles Volk sich tau- und sprach: Es steht geschrieben: »Der
fen ließ und auch Jesus getauft wurde und Mensch lebt nicht vom Brot allein, son-
betete, da tat sich der Himmel auf, 22 und dern von einem jeglichen Wort Gottes«.a
der Heilige Geist stieg in leiblicher Ge- 5 Da führte der Teufel ihn auf einen ho-
stalt wie eine Taube auf ihn herab, und hen Berg und zeigte ihm alle Reiche der
eine Stimme ertönte aus dem Himmel, Welt in einem Augenblick. 6 Und der Teu-
die sprach: Du bist mein geliebter Sohn; fel sprach zu ihm: Dir will ich alle diese
an dir habe ich Wohlgefallen! Macht und ihre Herrlichkeit geben; denn
sie ist mir übergeben, und ich gebe sie,
Das Geschlechtsregister Jesu Christi wem ich will. 7 Wenn du nun vor mir an-
Mt 1,1-16; Apg 13,23
betest, soll alles dir gehören! 8 Und Jesus
23 Und Jesus war ungefähr 30 Jahre alt, antwortete ihm und sprach: Weiche von
als er begann; er war, wie man meinte, mir, Satan! Denn es steht geschrieben:
ein Sohn Josephs, 24 des Eli, des Matthat, »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbe-
des Levi, des Melchi, des Janna, des Jose- ten und ihm allein dienen«.b
ph, 25 des Mattathias, des Amos, des Na- 9 Und er führte ihn nach Jerusalem und
hum, des Esli, des Nangai, 26 des Maath, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und

a (4,4) 5Mo 8,3. b (4,8) 5Mo 6,13; 10,20.


1064 LUKAS 4
sprach zu ihm: Wenn du der Sohn Gottes 21 Er aber fing an, ihnen zu sagen: Heute
bist, so stürze dich von hier hinab; 10 denn ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren!
es steht geschrieben: »Er wird seinen En- 22 Und alle gaben ihm Zeugnis und wun-
geln deinetwegen Befehl geben, daß sie derten sich über die Worte der Gnade, die
dich behüten, 11 und sie werden dich auf aus seinem Mund kamen, und sprachen:
den Händen tragen, damit du deinen Fuß Ist dieser nicht der Sohn Josephs?
nicht an einen Stein stößt.«a 12 Und Jesus 23 Und er sprach zu ihnen: Gewiß werdet
antwortete und sprach zu ihm: Es ist ge- ihr mir dieses Sprichwort sagen: Arzt,
sagt: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, heile dich selbst! Die großen Taten, von
nicht versuchen!«b denen wir gehört haben, daß sie in Ka-
13 Und nachdem der Teufel alle Versu- pernaum geschahen, tue sie auch hier
chung vollendet hatte, wich er von ihm in deiner Vaterstadt! 24 Er sprach aber:
eine Zeitlang. Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet
ist anerkannt in seinem Vaterland. 25 In
Der Beginn des Wirkens Jesu in Galiläa Wahrheit aber sage ich euch: Es waren
Mt 4,12-17; Mk 1,14-15
viele Witwen in den Tagen Elias in Israel,
14 Und Jesus kehrte in der Kraft des Gei- als der Himmel drei Jahre und sechs
stes zurück nach Galiläa; und das Gerücht Monate lang verschlossen war, da eine
von ihm verbreitete sich durch die ganze große Hungersnot entstand im ganzen
umliegende Gegend. 15 Und er lehrte in Land; 26 und zu keiner von ihnen wurde
ihren Synagogenc und wurde von allen ge- Elia gesandt, sondern nur zu einer Witwe
priesen. nach Sarepta bei Sidon. 27 Und viele
Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Pro-
Die Verkündigung pheten Elisa; aber keiner von ihnen wurde
in der Synagoge von Nazareth gereinigt, sondern nur Naeman, der Syrer.
Mt 13,54-58; Mk 6,1-6
28 Da wurden alle in der Synagoge voll
16 Und er kam nach Nazareth, wo er er- Zorn, als sie dies hörten. 29 Und sie stan-
zogen worden war, und ging nach seiner den auf und stießen ihn zur Stadt hinaus
Gewohnheit am Sabbattag in die Synago- und führten ihn an den Rand des Berges,
ge und stand auf, um vorzulesen. 17 Und auf dem ihre Stadt gebaut war, um ihn
es wurde ihm die Buchrolle des Prophe- hinabzustürzen. 30 Er aber ging mitten
ten Jesaja gegeben; und als er die Buch- durch sie hindurch und zog weiter.
rolle aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo
geschrieben steht: 18 »Der Geist des Herrn Jesus treibt einen unreinen Geist aus
Mk 1,21-28
ist auf mir, weil er mich gesalbt hatd, den
Armen frohe Botschaft zu verkünden; er 31 Und er kam hinab nach Kapernaum, ei-
hat mich gesandt, zu heilen, die zerbro- ner Stadt in Galiläa, und lehrte sie am Sab-
chenen Herzens sind, Gefangenen Be- bat. 32 Und sie waren betroffen über sei-
freiung zu verkünden und den Blinden, ne Lehre, denn er redete mit Vollmacht.
daß sie wieder sehend werden, Zerschla- 33 Und in der Synagoge war ein Mensch,
gene in Freiheit zu setzen, 19 um zu der den Geist eines unreinen Dämons hat-
verkündigen das angenehme Jahr des te. Und er schrie mit lauter Stimme 34 und
Herrn.«e 20 Und er rollte die Buchrolle zu- sprach: Laß ab! Was haben wir mit dir zu
sammen und gab sie dem Diener wieder tun, Jesus, du Nazarener? Bist du gekom-
und setzte sich, und aller Augen in der men, um uns zu verderben? Ich weiß, wer
Synagoge waren auf ihn gerichtet. du bist: der Heilige Gottes!

a (4,11) Ps 91,11-12. d (4,18) Die Salbung bedeutete Einsetzung in einen


b (4,12) 5Mo 6,16. Dienst für Gott (vgl. 2Mo 40,13; 1Sam 16,13). Christus
c (4,15) d.h. in den Gemeinden bzw. Versammlungs- ist der Gesalbte Gottes.
stätten der Juden. e (4,19) Jes 61,1-2.
LUKAS 4.5 1065
35 Und Jesus befahl ihm und sprach: Ver- die Fischer aber waren aus ihnen ausge-
stumme und fahre aus von ihm! Da warf stiegen und wuschen die Netze. 3 Da stieg
ihn der Dämon mitten unter sie und fuhr er in eines der Schiffe, das Simon gehörte,
aus von ihm und tat ihm keinen Scha- und bat ihn, ein wenig vom Land wegzu-
den. 36 Und ein Entsetzen kam über alle, fahren; und er setzte sich und lehrte die
und sie redeten untereinander und spra- Volksmenge vom Schiff aus.
chen: Was ist das für ein Wort, daß er mit 4 Als er aber zu reden aufgehört hatte,
Vollmacht und Kraft den unreinen Gei- sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf
stern gebietet und sie ausfahren? 37 Und die Tiefe, und laßt eure Netze zu einem
sein Ruf verbreitete sich in alle Orte der Fang hinunter! 5 Und Simon antwortete
umliegenden Gegend. und sprach zu ihm: Meister, wir haben
die ganze Nacht hindurch gearbeitet und
Die Heilung der Schwiegermutter des nichts gefangen; aber auf dein Wort will
Petrus und anderer Kranker ich das Netz auswerfen! 6 Und als sie
Mt 8,14-17; Mk 1,29-39
das getan hatten, fingen sie eine große
38 Und er stand auf und ging aus der Syn- Menge Fische; und ihr Netz begann zu
agoge in das Haus des Simon. Simons reißen. 7 Da winkten sie den Gefährten,
Schwiegermutter aber war von einem hef- die im anderen Schiff waren, daß sie
tigen Fieber befallen, und sie baten ihn kommen und ihnen helfen sollten; und
für sie. 39 Und er trat zu ihr, neigte sich sie kamen und füllten beide Schiffe, so
über sie und befahl dem Fieber, und es daß sie zu sinken begannen.
verließ sie. Und sogleich stand sie auf und 8 Als aber Simon Petrus das sah, fiel er zu
diente ihnen. den Knien Jesu nieder und sprach: Herr,
40 Als aber die Sonne unterging, brach- gehe von mir hinweg, denn ich bin ein
ten alle, die Kranke hatten mit mancher- sündiger Mensch! 9 Denn ein Schrecken
lei Gebrechen, sie zu ihm, und er legte ei- überkam ihn und alle, die bei ihm waren,
nem jeden von ihnen die Hände auf und wegen des Fischzuges, den sie gemacht
heilte sie. 41 Es fuhren auch Dämonen hatten; 10 gleicherweise auch Jakobus
aus von vielen, indem sie schrieen und und Johannes, die Söhne des Zebedäus,
sprachen: Du bist der Christus, der Sohn die Simons Teilhaber waren. Und Jesus
Gottes! Und er befahl ihnen und ließ sie sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; von
nicht reden, weil sie wußten, daß er der nun an sollst du Menschen fangen! 11 Und
Christus war. sie brachten die Schiffe ans Land, ver-
42 Als es aber Tag geworden war, ging er ließen alles und folgten ihm nach.
hinaus an einen abgelegenen Ort; und
die Volksmenge suchte ihn und kam bis Die Heilung eines Aussätzigen
Mt 8,2-4; Mk 1,40-45
zu ihm, und sie wollten ihn zurückhalten,
damit er nicht von ihnen wegginge. 43 Er 12 Und es begab sich, als er in einer der
aber sprach zu ihnen: Ich muß auch den Städte war, siehe, da war ein Mann voll
anderen Städten die frohe Botschaft vom Aussatz. Und als er Jesus sah, fiel er auf
Reich Gottes verkündigen; denn dazu bin sein Angesicht, bat ihn und sprach: Herr,
ich gesandt. 44 Und er verkündigte in den wenn du willst, so kannst du mich rei-
Synagogen von Galiläa. nigen! 13 Da streckte er die Hand aus,
rührte ihn an und sprach: Ich will; sei
Der wunderbare Fischzug. gereinigt! Und sogleich wich der Aussatz
Die Berufung der ersten Jünger von ihm.
Mt 4,18-22; Mk 1,16-20; Joh 1,35-51; 21,1-11
14 Und er befahl ihm, es niemand zu sa-
Es begab sich aber, als die Menge sich gen: Geh vielmehr hin, zeige dich dem
zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu Priester und opfere für deine Reinigung,
hören, daß er am See Genezareth stand; wie Mose befohlen hat, ihnen zum Zeug-
2 und er sah zwei Schiffe am Ufer liegen; nis! 15 Aber die Kunde von ihm breitete
1066 LUKAS 5
sich desto mehr aus; und große Volks- Die Berufung des Levi
mengen kamen zusammen, um ihn zu Mt 9,9-13; Mk 2,13-17
hören und durch ihn von ihren Krank- 27 Danach ging er hinaus und sah einen
heiten geheilt zu werden. 16 Er aber hielt Zöllner namens Levi an der Zollstätte
sich zurückgezogen an einsamen Orten sitzen und sprach zu ihm: Folge mir
auf und betete. nach! 28 Und er verließ alles, stand auf
und folgte ihm nach.
Die Heilung eines Gelähmten 29 Und Levi bereitete ihm ein großes Mahl
Mt 9,1-8; Mk 2,1-12 in seinem Haus; und es saß eine große
17 Und es begab sich an einem Tag, daß Schar von Zöllnern und anderen, die
er lehrte; und es saßen Pharisäer da und es mit ihnen hielten, bei Tisch. 30 Und
Gesetzeslehrer, die aus allen Dörfern von die Schriftgelehrten unter ihnen und die
Galiläa und Judäa und von Jerusalem ge- Pharisäer murrten gegen seine Jünger
kommen waren; und die Kraft des Herrn und sprachen: Warum eßt und trinkt ihr
war da, um sie zu heilen. 18 Und siehe, mit Zöllnern und Sündern? 31 Und Jesus
Männer trugen auf einer Liegematte ei- antwortete und sprach zu ihnen: Nicht
nen Menschen, der gelähmt war; und die Gesunden brauchen den Arzt, son-
sie versuchten ihn hineinzubringen und dern die Kranken. 32 Ich bin nicht ge-
vor ihn zu legen. 19 Und da sie wegen kommen, Gerechte zu berufen, sondern
der Menge keine Möglichkeit fanden, Sünder zur Buße.
ihn hineinzubringen, stiegen sie auf das
Dach und ließen ihn mit der Liegematte Vom Fasten.
durch die Ziegel hinunter in die Mitte vor Gleichnisse vom neuen Flicken und
Jesus. 20 Und als er ihren Glauben sah, vom neuen Wein
Mt 9,14-17; Mk 2,18-22
sprach er zu ihm: Mensch, deine Sünden
sind dir vergeben! 33 Sie aber sprachen zu ihm: Warum fa-
21 Und die Schriftgelehrten und Phari- sten die Jünger des Johannes so oft und
säer fingen an, sich Gedanken zu ma- verrichten Gebete, ebenso auch die der
chen, und sprachen: Wer ist dieser, Pharisäer; die deinigen aber essen und
der solche Lästerungen ausspricht? Wer trinken? 34 Und er sprach zu ihnen: Könnt
kann Sünden vergeben als nur Gott al- ihr die Hochzeitsgäste etwa fasten las-
lein? 22 Da aber Jesus ihre Gedanken sen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?
erkannte, antwortete er und sprach 35 Es werden aber Tage kommen, da der
zu ihnen: Was denkt ihr in euren Her- Bräutigam von ihnen genommen sein
zen? 23 Was ist leichter, zu sagen: Deine wird; dann werden sie fasten, in jenen
Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Tagen.
Steh auf und geh umher? 24 Damit ihr 36 Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ih-
aber wißt, daß der Sohn des Menschena nen: Niemand setzt einen Lappen von ei-
Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu ver- nem neuen Kleid auf ein altes Kleid; denn
geben — sprach er zu dem Gelähmten: sonst zerreißt er auch das neue, und der
Ich sage dir, steh auf, nimm deine Lie- Lappen vom neuen paßt nicht zu dem
gematte und geh heim! 25 Und sofort alten. 37 Und niemand füllt neuen Wein
stand er auf vor ihren Augen, nahm sein in alte Schläuche; denn sonst wird der
Lager, ging heim und pries Gott. 26 Da neue Wein die Schläuche zerreißen, und
gerieten alle außer sich vor Staunen, er wird verschüttet, und die Schläuche
und sie priesen Gott und wurden voll verderben; 38 sondern neuer Wein soll in
Furcht und sprachen: Wir haben heute neue Schläuche gefüllt werden, so blei-
Unglaubliches gesehen! ben beide miteinander erhalten. 39 Und

a (5,24) Sohn des Menschen ist eine Bezeichnung für den Messias (vgl. Dan 7,13; 1Mo 3,15; Joh 1,14; 1Tim 3,16; Phil
2,7; Hebr 2,14-18).
LUKAS 5.6 1067
niemand, der alten trinkt, will sogleich Die Wahl der zwölf Apostel
neuen; denn er spricht: Der alte ist besser! Mk 3,13-19
12 Es geschah aber in jenen Tagen, daß er
Jesus ist der Herr über den Sabbat hinausging auf den Berg, um zu beten; und
Mt 12,1-8; Mk 2,23-28 er verharrte die Nacht hindurch im Gebet
Es geschah aber, daß er am zweiten zu Gott. 13 Und als es Tag wurde, rief er sei-
Sabbat nach dem ersten durch die ne Jünger zu sich und erwählte aus ihnen
Kornfelder ging; und seine Jünger streiften zwölf, die er auch Apostel nannte: 14 Simon,
Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen den er auch Petrus nannte, und dessen Bru-
und aßen sie. 2 Da sagten etliche von den der Andreas, Jakobus und Johannes, Philip-
Pharisäern zu ihnen: Warum tut ihr, was pus und Bartholomäus, 15 Matthäus und
am Sabbat nicht zu tun erlaubt ist? Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus,
3 Und Jesus antwortete ihnen und sprach: und Simon, genannt der Zelota, 16 Judas,
Habt ihr nicht einmal gelesen, was David den Sohn des Jakobus, und Judas Ischari-
tat, als er und seine Gefährten hungrig ot, der auch zum Verräter wurde.
waren? 4 Wie er in das Haus Gottes hin-
einging und die Schaubrote nahm und aß Jesu Wirken in Galiläa
Mt 4,23-25
und auch seinen Gefährten davon gab,
welche doch niemand essen darf als nur 17 Und er stieg mit ihnen hinab und stell-
die Priester? 5 Und er sprach zu ihnen: te sich auf einen ebenen Platz mit einer
Der Sohn des Menschen ist Herr auch Menge seiner Jünger und einer großen
über den Sabbat. Menge Volkes aus ganz Judäa und von
Jerusalem und von der Meeresküste von
Der Mann mit der verdorrten Hand Tyrus und Sidon, die gekommen waren,
Mt 12,9-14; Mk 3,1-6 um ihn zu hören und geheilt zu werden
6 Es geschah aber auch an einem ande- von ihren Krankheiten, 18 auch die, wel-
ren Sabbat, daß er in eine Synagoge ging che von unreinen Geistern geplagt waren;
und lehrte; und dort war ein Mensch, und sie wurden geheilt. 19 Und die ganze
dessen rechte Hand verdorrt war. 7 Aber Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn
die Schriftgelehrten und Pharisäer lau- Kraft ging von ihm aus und heilte alle.
erten ihm auf, ob er am Sabbat heilen
würde, um einen Grund zur Anklage ge- Seligpreisungen und Weherufe
Mt 5,1-12
gen ihn zu finden. 8 Er aber kannte ihre
Gedanken und sprach zu dem Menschen, 20 Und er hob seine Augen auf über sei-
der die verdorrte Hand hatte: Steh auf ne Jünger und sprach: Glückselig seid ihr
und stelle dich in die Mitte! Da stand er Armen, denn das Reich Gottes ist euer!
auf und stellte sich dorthin. 21 Glückselig seid ihr, die ihr jetzt hungert,
9 Da sprach nun Jesus zu ihnen: Ich will denn ihr sollt gesättigt werden! Glückselig
euch etwas fragen: Darf man am Sabbat seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr wer-
Gutes tun oder Böses tun, das Leben retten det lachen! 22 Glückselig seid ihr, wenn
oder verderben? 10 Und indem er sie alle euch die Menschen hassen, und wenn
ringsumher ansah, sprach er zu dem Men- sie euch ausschließen und schmähen
schen: Strecke deine Hand aus! Der aber und euren Namen als einen lasterhaften
tat es, und seine Hand wurde wiederher- verwerfen um des Menschensohnes wil-
gestellt [und war] gesund wie die andere. len. 23 Freut euch an jenem Tag und
11 Sie aber wurden mit Unverstand erfüllt hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß
und besprachen sich miteinander, was im Himmel. Denn ebenso haben es ihre
sie Jesus antun könnten. Väter mit den Propheten gemacht.

a (6,15) d.h. »der Eiferer«. Die Zeloten waren eine Gruppe von Juden, die die römische Herrschaft mit Waffenge-
walt abschütteln wollten.
1068 LUKAS 6
24 Aber wehe euch, ihr Reichen, denn wird euch gegeben werden; ein gutes,
ihr habt euren Trost schon empfangen! vollgedrücktes und gerütteltes und über-
25 Wehe euch, die ihr satt seid; denn ihr fließendes Maß wird man in euren Schoß
werdet hungern! Wehe euch, die ihr jetzt schütten. Denn mit demselben Maß, mit
lacht, denn ihr werdet trauern und wei- dem ihr [anderen] zumeßt, wird euch
nen! 26 Wehe euch, wenn alle Leute gut wieder zugemessen werden.
von euch reden! Denn ebenso haben es 39 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis: Kann
ihre Väter mit den falschen Propheten ge- auch ein Blinder einen Blinden führen?
macht. Werden nicht beide in die Grube fallen?
40 Der Jünger ist nicht über seinem Mei-
Liebe zu den Feinden ster; jeder aber, der vollendet ist, wird so
Mt 5,38-48
sein wie sein Meister.
27 Euch aber, die ihr hört, sage ich: Liebt 41 Was siehst du aber den Splitter im
eure Feinde, tut wohl denen, die euch Auge deines Bruders, und den Balken
hassen; 28 segnet, die euch fluchen, und in deinem eigenen Auge bemerkst du
betet für die, welche euch beleidigen! nicht? 42 Oder wie kannst du zu deinem
29 Dem, der dich auf die eine Backe Bruder sagen: Bruder, halt, ich will den
schlägt, biete auch die andere dar; und Splitter herausziehen, der in deinem Auge
dem, der dir den Mantel nimmt, verwei- ist! — während du doch den Balken in
gere auch das Hemd nicht. 30 Gib aber je- deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler,
dem, der dich bittet; und von dem, der zieh zuerst den Balken aus deinem Auge,
dir das Deine nimmt, fordere es nicht und dann wirst du klar sehen, um den
zurück. 31 Und wie ihr wollt, daß euch Splitter herauszuziehen, der im Auge dei-
die Leute behandeln sollen, so behandelt nes Bruders ist!
auch ihr sie gleicherweise!
32 Und wenn ihr die liebt, die euch lie-
Der Baum und die Früchte
Mt 7,16-20
ben, was für einen Dank erwartet ihr
dafür? Denn auch die Sünder lieben die, 43 Denn es gibt keinen guten Baum,
welche sie lieben. 33 Und wenn ihr de- der schlechte Frucht bringt, noch einen
nen Gutes tut, die euch Gutes tun, was schlechten Baum, der gute Frucht
für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn bringt. 44 Denn jeder Baum wird an seiner
auch die Sünder tun dasselbe. 34 Und Frucht erkannt; denn von Dornen sam-
wenn ihr denen leiht, von welchen ihr melt man keine Feigen, und vom Dorn-
wieder zu empfangen hofft, was für ei- busch liest man keine Trauben. 45 Der
nen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch gute Mensch bringt aus dem guten Schatz
die Sünder leihen den Sündern, um das seines Herzens das Gute hervor, und
Gleiche wieder zu empfangen. 35 Viel- der böse Mensch bringt aus dem bösen
mehr liebt eure Feinde und tut Gutes Schatz seines Herzens das Böse hervor;
und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen; denn wovon sein Herz voll ist, davon re-
so wird euer Lohn groß sein, und ihr det sein Mund.
werdet Söhne des Höchsten sein, denn
er ist gütig gegen die Undankbaren und Der kluge und der törichte Baumeister
Mt 7,21-29
Bösen. 36 Darum seid barmherzig, wie
auch euer Vater barmherzig ist. 46 Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr«
und tut nicht, was ich sage?
Warnung vor dem Richten 47 Jeder, der zu mir kommt und meine
Mt 7,1-5
Worte hört und sie tut — ich will euch
37 Und richtet nicht, so werdet ihr nicht zeigen, wem er gleich ist. 48 Er ist einem
gerichtet; verurteilt nicht, so werdet ihr Menschen gleich, der ein Haus baute und
nicht verurteilt; sprecht los, so werdet dazu tief grub und den Grund auf den
ihr losgesprochen werden! 38 Gebt, so Felsen legte. Als nun eine Überschwem-
LUKAS 6.7 1069
mung entstand, da brandete der Strom Die Auferweckung des Jünglings von Nain
gegen dieses Haus, und er konnte es 11 Und es begab sich am folgenden Tag,
nicht erschüttern, weil es auf den Felsen daß er in eine Stadt namens Nain ging,
gegründet war. und mit ihm zogen viele seiner Jünger
49 Wer aber hört und nicht tut, der ist ei- und eine große Volksmenge. 12 Wie er
nem Menschen gleich, der ein Haus auf sich aber dem Stadttor näherte, siehe, da
das Erdreich baute, ohne den Grund zu wurde ein Toter herausgetragen, der ein-
legen; und der Strom brandete gegen das- zige Sohn seiner Mutter, und sie war eine
selbe, und es stürzte sofort ein, und der Witwe; und viele Leute aus der Stadt be-
Zusammenbruch dieses Hauses war ge- gleiteten sie. 13 Und als der Herr sie sah,
waltig. erbarmte er sich über sie und sprach zu
ihr: Weine nicht! 14 Und er trat hinzu und
Der Hauptmann von Kapernaum rührte den Sarg an; die Träger aber stan-
Mt 8,5-13 den still. Und er sprach: Junger Mann, ich
Nachdem er aber vor den Ohren des sage dir: Steh auf! 15 Und der Tote setzte
Volkes alle seine Reden beendet hatte, sich auf und fing an zu reden; und er gab
ging er hinein nach Kapernaum. 2 Und ihn seiner Mutter.
ein Knecht eines Hauptmanns, den jener 16 Da wurden sie alle von Furcht ergrif-
schätzte, lag krank und war am Sterben. fen und priesen Gott und sprachen: Ein
3 Als er aber von Jesus hörte, sandte er großer Prophet ist unter uns aufgestan-
Älteste der Juden zu ihm mit der Bitte, den, und: Gott hat sein Volk heimge-
er möge kommen und seinen Knecht ret- sucht! 17 Und diese Rede über ihn ver-
ten. 4 Als diese zu Jesus kamen, baten sie breitete sich in ganz Judäa und in der
ihn eindringlich und sprachen: Er ist es ganzen Umgegend.
wert, daß du ihm dies gewährst; 5 denn
er hat unser Volk lieb, und er hat uns die Jesus und Johannes der Täufer
Mt 11,2-19
Synagoge erbaut.
6 Da ging Jesus mit ihnen hin. Und als 18 Und die Jünger des Johannes berich-
er schon nicht mehr fern von dem Haus teten ihm von dem allem. 19 Und Johan-
war, schickte der Hauptmann Freunde zu nes rief zwei seiner Jünger zu sich, sand-
ihm und ließ ihm sagen: Herr, bemühe te sie zu Jesus und ließ ihn fragen: Bist
dich nicht; denn ich bin nicht wert, du es, der kommen soll, oder sollen wir
daß du unter mein Dach kommst! 7 Dar- auf einen anderen warten? 20 Als nun die
um hielt ich auch mich selbst nicht Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Jo-
für würdig, zu dir zu kommen; sondern hannes der Täufer hat uns zu dir gesandt
sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht und läßt dich fragen: Bist du es, der kom-
gesund! 8 Denn auch ich bin ein Mensch, men soll, oder sollen wir auf einen ande-
der einem Kommando untersteht, und ren warten? 21 Zu derselben Stunde aber
habe Kriegsknechte unter mir; und wenn heilte er viele von Krankheiten und Pla-
ich zu diesem sage: Geh hin!, so geht er; gen und bösen Geistern und schenkte
und zu einem anderen: Komm her!, so vielen Blinden das Augenlicht.
kommt er; und zu meinem Knecht: Tu 22 Und Jesus antwortete und sprach zu
das!, so tut er’s. ihnen: Geht hin und berichtet dem Jo-
9 Als Jesus das hörte, verwunderte er hannes, was ihr gesehen und gehört habt:
sich über ihn und wandte sich um und Blinde werden sehend, Lahme gehen,
sprach zu der Menge, die ihm nachfolg- Aussätzige werden rein, Taube hören,
te: Ich sage euch: Einen so großen Tote werden auferweckt, Armen wird das
Glauben habe ich in Israel nicht gefun- Evangelium verkündigt. 23 Und glückselig
den! 10 Und als die Abgesandten in das ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir!
Haus zurückkamen, fanden sie den kran- 24 Und als die Boten des Johannes weg-
ken Knecht gesund. gegangen waren, fing er an, zu der Volks-
1070 LUKAS 7
menge über Johannes zu reden: Was seid zu Tisch. 37 Und siehe, eine Frau war
ihr in die Wüste hinausgegangen zu se- in der Stadt, die war eine Sünderin;
hen? Ein Rohr, das vom Wind bewegt als sie hörte, daß er in dem Haus des
wird? 25 Oder was seid ihr hinausgegan- Pharisäers zu Gast war, da brachte sie ein
gen zu sehen? Einen Menschen, mit wei- Alabasterfläschchen voll Salböl, 38 und
chen Kleidern bekleidet? Siehe, die in sie trat hinten zu seinen Füßen, weinte
herrlicher Kleidung und Üppigkeit leben, und fing an, seine Füße mit Tränen zu
sind an den Königshöfen! 26 Oder was benetzen; und sie trocknete sie mit den
seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Haaren ihres Hauptes, küßte seine Füße
Propheten? Ja, ich sage euch, einen, der und salbte sie mit der Salbe.
mehr ist als ein Prophet! 39 Als aber der Pharisäer, der ihn einge-
27 Dieser ist’s, von dem geschrieben steht: laden hatte, das sah, sprach er bei sich
»Siehe, ich sende meinen Boten vor dei- selbst: Wenn dieser ein Prophet wäre, so
nem Angesicht her, der deinen Weg vor wüßte er doch, wer und was für eine
dir bereiten soll«.a 28 Denn ich sage euch: Frau das ist, die ihn anrührt, daß sie eine
Unter denen, die von Frauen geboren Sünderin ist! 40 Da antwortete Jesus und
sind, gibt es keinen größeren Propheten sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas
als Johannes den Täufer; doch der Klein- zu sagen. Er sprach: Meister, sprich!
ste im Reich Gottes ist größer als er. 41 Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner.
29 Und das ganze Volk, das ihn hörte, und Der eine war 500 Denare schuldig, der
die Zöllner gaben Gott recht, indem sie andere 50. 42 Da sie aber nichts hatten,
sich taufen ließen mit der Taufe des Jo- um zu bezahlen, schenkte er es beiden.
hannes; 30 die Pharisäer aber und die Ge- Sage mir: Welcher von ihnen wird ihn
setzesgelehrten verwarfen den Ratschluß nun am meisten lieben? 43 Simon aber
Gottes, sich selbst zum Schaden, indem antwortete und sprach: Ich vermute der,
sie sich nicht von ihm taufen ließen. dem er am meisten geschenkt hat. Und
31 Und der Herr sprach: Wem soll ich nun er sprach zu ihm: Du hast richtig geur-
die Menschen dieses Geschlechts verglei- teilt!
chen? Und wem sind sie gleich? 32 Sie sind 44 Und indem er sich zu der Frau wand-
Kindern gleich, die am Markt sitzen und te, sprach er zu Simon: Siehst du diese
einander zurufen und sprechen: Wir haben Frau? Ich bin in dein Haus gekommen,
euch aufgespielt, und ihr habt nicht ge- und du hast mir kein Wasser für meine
tanzt; wir haben euch Klagelieder gesun- Füße gegeben; sie aber hat meine Füße
gen, und ihr habt nicht geweint! 33 Denn mit Tränen benetzt und mit den Haaren
Johannes der Täufer ist gekommen, der ihres Hauptes getrocknet. 45 Du hast mir
aß kein Brot und trank keinen Wein; da keinen Kuß gegeben; sie aber hat, seit ich
sagt ihr: Er hat einen Dämon! 34 Der Sohn hereingekommen bin, nicht aufgehört,
des Menschen ist gekommen, der ißt und meine Füße zu küssen. 46 Du hast mein
trinkt; da sagt ihr: Siehe, wie ist der Mensch Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat
ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund meine Füße mit Salbe gesalbt. 47 Des-
der Zöllner und Sünder! 35 Und doch ist halb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind
die Weisheit gerechtfertigt worden von al- vergeben worden, darum hat sie viel Lie-
len ihren Kindern. be erwiesen; wem aber wenig vergeben
wird, der liebt wenig.
Die Salbung Jesu im Haus des Pharisäers 48 Und er sprach zu ihr: Dir sind deine
36 Es bat ihn aber einer der Pharisäer, Sünden vergeben! 49 Da fingen die Tisch-
mit ihm zu essen. Und er ging in das genossen an, bei sich selbst zu sagen: Wer
Haus des Pharisäers und setzteb sich ist dieser, der sogar Sünden vergibt? 50 Er

a (7,27) Mal 3,1. tem Oberkörper, auf Kissen gestützt, um einen halb-
b (7,36) w. legte; die Gäste lagen mit halb aufgerichte- hohen Tisch.
LUKAS 7.8 1071
aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat sind die, welche es hören; danach kommt
dich gerettet; geh hin in Frieden! der Teufel und nimmt das Wort von ihren
Herzen weg, damit sie nicht zum Glau-
Die dienenden Frauen in der Begleitung Jesu ben gelangen und gerettet werden. 13 Die
Und es geschah danach, daß er von aber auf dem Felsen sind die, welche das
Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf Wort, wenn sie es hören, mit Freuden auf-
zog, wobei er das Evangelium vom Reich nehmen; aber sie haben keine Wurzel; sie
Gottes verkündigte; und die Zwölf waren glauben nur eine Zeitlang, und zur Zeit
mit ihm, 2 und auch etliche Frauen, die der Anfechtung fallen sie ab. 14 Was aber
von bösen Geistern und Krankheiten ge- unter die Dornen fiel, das sind die, welche
heilt worden waren: Maria, genannt Mag- es gehört haben; aber sie gehen hin und
dalena, von der sieben Dämonen ausge- werden von Sorgen und Reichtum und
fahren waren, 3 und Johanna, die Frau Vergnügungen des Lebens erstickt und
Chusas, eines Verwalters des Herodes, bringen die Frucht nicht zur Reife. 15 Das
und Susanna und viele andere, die ihm in dem guten Erdreich aber sind die, wel-
dienten mit ihrer Habe. che das Wort, das sie gehört haben, in ei-
nem feinen und guten Herzen behalten
Das Gleichnis vom Sämann und Frucht bringen in Geduld.
Mt 13,3-9; Mk 4,3-9
4 Als nun eine große Menge zusammen-
Das Licht auf dem Leuchter
Mt 5,15-16; Mk 4,21-24; Lk 11,33-36
kam und sie aus den Städten zu ihm zo-
gen, sprach er in einem Gleichnis: 5 Der 16 Niemand aber, der ein Licht anzündet,
Sämann ging aus, um seinen Samen zu bedeckt es mit einem Gefäß oder stellt es
säen. Und als er säte, fiel etliches an den unter ein Bett, sondern er setzt es auf ei-
Weg und wurde zertreten, und die Vögel nen Leuchter, damit die, welche herein-
des Himmels fraßen es auf. 6 Und ande- kommen, das Licht sehen. 17 Denn nichts
res fiel auf den Felsen; und als es auf- ist verborgen, das nicht offenbar werden
wuchs, verdorrte es, weil es keine Feuch- wird, und nichts ist geheim, das nicht be-
tigkeit hatte. 7 Und anderes fiel mitten kannt werden und an den Tag kommen
unter die Dornen; und die Dornen, die wird. 18 So habt nun acht, wie ihr hört!
mit ihm aufwuchsen, erstickten es. 8 Und Denn wer hat, dem wird gegeben; und wer
anderes fiel auf das gute Erdreich und nicht hat, von dem wird auch das genom-
wuchs auf und brachte hundertfältige men werden, was er zu haben meint.
Frucht. Und als er das sagte, rief er: Wer
Ohren hat zu hören, der höre! Die wahren Verwandten Jesu
Mt 12,46-50; Mk 3,31-35
Der Grund für die Gleichnisreden 19 Es kamen aber seine Mutter und seine
Mt 13,10-17; Mk 4,10-12
Brüder zu ihm, und sie konnten wegen
9 Da fragten ihn seine Jünger und spra- der Volksmenge nicht zu ihm gelangen.
chen: Was bedeutet wohl dieses Gleich- 20 Und man berichtete es ihm und sagte:
nis? 10 Er aber sprach: Euch ist es gege- Deine Mutter und deine Brüder stehen
ben, die Geheimnisse des Reiches Gottes draußen und wollen dich sehen! 21 Er
zu erkennen, den anderen aber in Gleich- aber antwortete und sprach zu ihnen:
nissen, damit sie sehen und doch nicht se- Meine Mutter und meine Brüder sind die,
hen und hören und doch nicht verstehen. welche das Wort Gottes hören und es tun!
Die Deutung des Gleichnisses Jesus stillt den Sturm
vom Sämann Mt 8,23-27; Mk 4,35-41; Ps 107,23-31; 89,9
Mt 13,18-23; Mk 4,14-20
22 Und es geschah an einem der Tage, daß
11 Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der er und seine Jünger in ein Schiff stiegen;
Same ist das Wort Gottes. 12 Die am Weg und er sprach zu ihnen: Laßt uns ans an-
1072 LUKAS 8
dere Ufer des Sees fahren! Und sie fuhren hen war, flohen sie und gingen hin und
ab. 23 Auf der Fahrt aber schlief er ein. Da verkündeten es in der Stadt und auf dem
fiel ein Sturmwind auf den See, und [das Land. 35 Da gingen sie hinaus, um zu
Schiff] füllte sich, und sie waren in Ge- sehen, was geschehen war, und kamen
fahr. 24 Da traten sie hinzu, weckten ihn zu Jesus und fanden den Menschen, von
auf und sprachen: Meister, Meister, wir dem die Dämonen ausgefahren waren,
kommen um! Er aber stand auf und befahl bekleidet und vernünftig zu den Füßen
dem Wind und den Wasserwogen; und Jesu sitzen, und sie fürchteten sich. 36 Die
sie legten sich, und es wurde still. 25 Da aber, welche es gesehen hatten, erzählten
sprach er zu ihnen: Wo ist euer Glaube? ihnen auch, wie der Besessene gerettet
Sie aber fürchteten und verwunderten worden war. 37 Da bat ihn die ganze
sich und sprachen zueinander: Wer ist Volksmenge aus der umliegenden Ge-
denn dieser, daß er auch den Winden und gend der Gadarener, von ihnen wegzuge-
dem Wasser befiehlt und sie ihm gehor- hen; denn es hatte sie eine große Furcht
sam sind? ergriffen. Er aber stieg in das Schiff und
kehrte zurück.
Heilung eines Besessenen 38 Der Mann aber, von dem die Dämonen
Mt 8,28-34; Mk 5,1-20
ausgefahren waren, bat ihn, daß er bei
26 Und sie fuhren in das Gebiet der Gada- ihm bleiben dürfe. Aber Jesus entließ ihn
rener, das Galiläa gegenüberliegt. 27 Und und sprach: 39 Kehre zurück in dein Haus
als er ans Land gestiegen war, kam ihm und erzähle, was Gott dir Großes getan
ein Besessener aus der Stadt entgegen, hat! Und er ging und verkündigte in der
der seit langer Zeit Dämonen hatte und ganzen Stadt, was Jesus ihm Großes ge-
keine Kleider mehr trug und sich auch tan hatte.
in keinem Haus aufhielt, sondern in den
Gräbern. 28 Als er aber Jesus sah, schrie er, Die Heilung einer blutflüssigen Frau.
warf sich vor ihm nieder und sprach mit Die Auferweckung der Tochter des Jairus
Mt 9,18-26; Mk 5,22-43
lauter Stimme: Was habe ich mit dir zu
tun, Jesus, du Sohn Gottes, des Höchsten? 40 Als Jesus zurückkam, geschah es, daß
Ich bitte dich, quäle mich nicht! 29 Denn ihn die Volksmenge freudig empfing;
Er hatte dem unreinen Geist geboten, denn sie warteten alle auf ihn. 41 Und sie-
von dem Menschen auszufahren; denn he, es kam ein Mann namens Jairus, der
der hatte ihn schon lange Zeit in seiner war ein Oberster der Synagoge; und er
Gewalt, und man hatte ihn mit Ketten warf sich Jesus zu Füßen und bat ihn, in
gebunden und mit Fußfesseln verwahrt, sein Haus zu kommen. 42 Denn er hatte
aber er zerriß die Fesseln und wurde von eine einzige Tochter von etwa zwölf Jah-
dem Dämon in die Einöde getrieben. ren, und diese lag im Sterben. Als er aber
30 Jesus aber fragte ihn und sprach: Wie hinging, bedrängte ihn die Volksmenge.
heißt du? Er sprach: Legion! Denn viele 43 Und eine Frau, die seit zwölf Jahren
Dämonen waren in ihn gefahren. 31 Und den Blutfluß gehabt und all ihr Gut an
er bat ihn, er möge ihnen nicht befehlen, die Ärzte gewandt hatte, aber von keinem
in den Abgrund zu fahren. 32 Es war aber geheilt werden konnte, 44 trat von hinten
dort eine große Schweineherde an dem herzu und rührte den Saum seines Ge-
Berg zur Weide, und sie baten ihn, daß wandes an; und auf der Stelle kam ihr
er ihnen erlaube, in jene zu fahren. Und Blutfluß zum Stehen.
er erlaubte es ihnen. 33 Da fuhren die 45 Und Jesus fragte: Wer hat mich ange-
Dämonen von dem Menschen aus und rührt? Als es nun alle bestritten, spra-
fuhren in die Schweine, und die Herde chen Petrus und die mit ihm waren: Mei-
stürzte sich den Abhang hinunter in den ster, die Volksmenge drückt und drängt
See und ertrank. dich, und du sprichst: Wer hat mich
34 Als aber die Hirten sahen, was gesche- angerührt? 46 Jesus aber sprach: Es hat
LUKAS 8.9 1073
mich jemand angerührt; denn ich habe 6 Und sie gingen aus und durchzogen
erkannt, wie eine Kraft von mir ausging! die Dörfer, verkündigten das Evangelium
47 Als nun die Frau sah, daß sie nicht und heilten überall.
unbemerkt geblieben war, kam sie zit-
ternd, fiel vor ihm nieder und erzählte Die Frage des Herodes
Mt 14,1-2; Mk 6,14-16
ihm vor dem ganzen Volk, aus welchem
Grund sie ihn angerührt hatte und wie 7 Aber der Vierfürst Herodes hörte alles,
sie auf der Stelle gesund geworden war. was durch ihn geschah; und er geriet in
48 Er aber sprach zu ihr: Sei getrost, mei- Verlegenheit, weil von etlichen gesagt wur-
ne Tochter! Dein Glaube hat dich geret- de, Johannes sei aus den Toten auferstan-
tet; geh hin in Frieden! den, 8 von etlichen aber, Elia sei erschie-
49 Während er noch redet, kommt jemand nen, und von anderen, einer der alten
vom Synagogenvorsteher und spricht zu Propheten sei auferstanden. 9 Und Hero-
ihm: Deine Tochter ist gestorben; bemühe des sprach: Johannes habe ich enthaup-
den Meister nicht! 50 Da es aber Jesus tet; wer ist aber der, von welchem ich dies
hörte, antwortete er ihm und sprach: höre? Und er wünschte ihn zu sehen.
Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird
sie gerettet werden! Die Speisung der Fünftausend
Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Joh 6,1-14
51 Und als er in das Haus kam, ließ er nie-
mand hineingehen als Petrus und Jako- 10 Und die Apostel kehrten zurück und
bus und Johannes sowie den Vater und erzählten ihm alles, was sie getan hatten.
die Mutter des Kindes. 52 Sie weinten aber Und er nahm sie zu sich und zog sich
alle und beklagten sie. Er aber sprach: zurück an einen einsamen Ort bei der
Weint nicht! Sie ist nicht gestorben, son- Stadt, die Bethsaida heißt. 11 Als aber die
dern sie schläft. 53 Und sie lachten ihn Volksmenge es erfuhr, folgten sie ihm
aus, weil sie wußten, daß sie gestorben nach; und er nahm sie auf und redete zu
war. 54 Er aber trieb sie alle hinaus und ihnen vom Reich Gottes, und die, welche
ergriff ihre Hand und rief: Kind, steh auf! Heilung brauchten, machte er gesund.
55 Und ihr Geist kehrte zurück, und sie 12 Aber der Tag fing an, sich zu neigen;
stand augenblicklich auf; und er befahl, und die Zwölf traten herzu und sprachen
ihr zu essen zu geben. 56 Und ihre Eltern zu ihm: Entlasse das Volk, damit sie in die
gerieten außer sich; er aber gebot ihnen, Dörfer und die Höfe hingehen und ein-
niemand zu sagen, was geschehen war. kehren und Speise finden; denn wir sind
hier an einem einsamen Ort!
Die Aussendung der zwölf Apostel 13 Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen
Mk 6,7-13; Mt 10,1-16
zu essen! Sie sprachen: Wir haben nicht
Er rief aber seine zwölf Jünger zusam- mehr als fünf Brote und zwei Fische; oder
men und gab ihnen Kraft und Voll- sollen wir hingehen und für diese ganze
macht über alle Dämonen und zur Hei- Menge Speise kaufen? 14 Denn es waren
lung von Krankheiten; 2 und er sandte sie etwa 5 000 Männer. Er sprach aber zu sei-
aus, das Reich Gottes zu verkündigen und nen Jüngern: Laßt sie sich gruppenweise
die Kranken zu heilen. 3 Und er sprach setzen, je fünfzig und fünfzig! 15 Und sie
zu ihnen: Nehmt nichts auf den Weg, we- machten es so und ließen alle sich setzen.
der Stäbe noch Tasche, weder Brot noch 16 Und er nahm die fünf Brote und die
Geld; auch soll einer nicht zwei Hemden zwei Fische, blickte zum Himmel auf und
haben. 4 Und wo immer ihr in ein Haus segnete sie; und er brach sie und gab sie
eintretet, da bleibt, und von da zieht wei- den Jüngern, damit diese sie der Menge
ter. 5 Und wo man euch nicht aufneh- austeilten. 17 Und sie aßen und wurden
men wird, da geht fort aus jener Stadt alle satt; und es wurde aufgehoben, was
und schüttelt auch den Staub von euren ihnen von den Brocken übrigblieb, zwölf
Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Körbe voll.
1074 LUKAS 9
Das Bekenntnis des Petrus. Aussehen seines Angesichts anders und
Die erste Ankündigung sein Gewand strahlend weiß. 30 Und sie-
von Jesu Tod und Auferstehung he, zwei Männer redeten mit ihm, das wa-
Mt 16,13-21; Mk 8,27-31 ren Mose und Elia; 31 die erschienen in
18 Und es geschah, als er [einmal] für sich Herrlichkeit und redeten von seinem Aus-
allein betete, daß die Jünger in seiner Nähe gang, den er in Jerusalem erfüllen sollte.
waren; und er fragte sie und sprach: Für 32 Petrus aber und seine Gefährten wa-
wen halten mich die Leute? 19 Sie antwor- ren vom Schlaf übermannt. Als sie aber
teten und sprachen: Für Johannes den erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit
Täufer; andere aber für Elia; und andere und die zwei Männer, die bei ihm stan-
[sagen], einer der alten Propheten sei auf- den. 33 Und es geschah, als diese von ihm
erstanden. 20 Da sprach er zu ihnen: Ihr scheiden wollten, da sprach Petrus zu Je-
aber, für wen haltet ihr mich? Da antwor- sus: Meister, es ist gut, daß wir hier sind;
tete Petrus und sprach: Für den Christus so laß uns drei Hütten bauen, dir eine,
Gottes! Mose eine und Elia eine! Und er wußte
21 Er aber ermahnte sie ernstlich und ge- nicht, was er sagte.
bot ihnen, dies niemand zu sagen, 22 in- 34 Während er aber dies redete, kam eine
dem er sprach: Der Sohn des Menschen Wolke und überschattete sie. Sie fürchte-
muß viel leiden und verworfen werden von ten sich aber, als jene in die Wolke hinein-
den Ältesten und den obersten Priestern kamen. 35 Und eine Stimme kam aus der
und Schriftgelehrten und getötet werden Wolke, die sprach: Dies ist mein geliebter
und am dritten Tag auferweckt werden. Sohn; auf ihn sollt ihr hören! 36 Und wäh-
rend die Stimme kam, fand es sich, daß
Über die Nachfolge Jesus allein war. Und sie schwiegen und
Mt 16,24-28; Mk 8,34-9,1
sagten in jenen Tagen niemand etwas von
23 Er sprach aber zu allen: Wenn jemand dem, was sie gesehen hatten.
mir nachkommen will, so verleugne er
sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich Heilung eines besessenen Knaben
täglich und folge mir nach. 24 Denn wer Mt 17,14-21; Mk 9,14-29
seine Seele retten will, der wird sie verlie- 37 Es begab sich aber am folgenden Tag,
ren; wer aber seine Seele verliert um mei- als sie den Berg hinunterstiegen, daß ihm
netwillen, der wird sie retten. 25 Denn was eine große Menge entgegenkam. 38 Und
hilft es einem Menschen, wenn er die gan- siehe, ein Mann aus der Volksmenge rief
ze Welt gewinnt, aber sich selbst verliert und sprach: Meister, ich bitte dich, sieh
oder schädigt? 26 Denn wer sich meiner doch meinen Sohn an, denn er ist mein
und meiner Worte schämt, dessen wird einziger! 39 Und siehe, ein Geist ergreift
sich auch der Sohn des Menschen schä- ihn, und plötzlich schreit er, und er zerrt
men, wenn er kommen wird in seiner ihn hin und her, daß er schäumt, und
Herrlichkeit und der des Vaters und der will kaum von ihm weichen, ohne ihn zu
heiligen Engel. 27 Ich sage euch aber in mißhandeln. 40 Und ich habe deine Jün-
Wahrheit: Es sind etliche unter denen, die ger gebeten, ihn auszutreiben, aber sie
hier stehen, welche den Tod nicht schmek- konnten es nicht.
ken werden, bis sie das Reich Gottes sehen. 41 Da antwortete Jesus und sprach: O du
ungläubiges und verkehrtes Geschlecht!
Die Verklärung Jesu Wie lange soll ich bei euch sein und
Mt 17,1-9; Mk 9,2-9
euch ertragen? Bring deinen Sohn hier-
28 Es geschah aber ungefähr acht Tage her! 42 Und noch während er auf ihn zu-
nach diesen Worten, daß er Petrus und Jo- kam, warf der Dämon ihn nieder und
hannes und Jakobus zu sich nahm und zerrte ihn. Aber Jesus befahl dem unrei-
auf den Berg stieg, um zu beten. 29 Und nen Geist und machte den Knaben ge-
es geschah, während er betete, wurde das sund und gab ihn seinem Vater wieder.
LUKAS 9.10 1075
Die zweite Ankündigung von Jesu Leiden Geistes [Kinder] ihr seid? 56 Denn der
Mt 17,22-23; Mk 9,30-32 Sohn des Menschen ist nicht gekommen,
43 Es erstaunten aber alle über die große um die Seelen der Menschen zu verder-
Macht Gottes. Als sich nun alle verwun- ben, sondern zu erretten! Und sie zogen
derten über alles, was Jesus tat, sprach er in ein anderes Dorf.
zu seinen Jüngern: 44 Laßt diese Worte in
eure Ohren dringen: Der Sohn des Men- Vom Preis der Nachfolge
schen wird in die Hände der Menschen Mt 8,19-22
ausgeliefert werden! 45 Sie aber verstan- 57 Es geschah aber, als sie ihre Reise fort-
den das Wort nicht, und es war vor ihnen setzten, da sprach einer auf dem Weg zu
verborgen, so daß sie es nicht begriffen; ihm: Herr, ich will dir nachfolgen, wohin
und sie fürchteten sich, ihn wegen dieses du auch gehst! 58 Und Jesus sprach zu
Wortes zu fragen. ihm: Die Füchse haben Gruben, und die
Vögel des Himmels haben Nester; aber
Der Größte im Reich Gottes der Sohn des Menschen hat nichts, wo er
Mt 18,1-6; Mk 9,33-42
sein Haupt hinlegen kann.
46 Es schlich sich aber der Gedanke bei ih- 59 Er sagte aber zu einem anderen: Folge
nen ein, wer wohl der Größte unter ihnen mir nach! Der sprach: Herr, erlaube mir,
sei. 47 Da nun Jesus die Gedanken ihres zuvor hinzugehen und meinen Vater zu
Herzens sah, nahm er ein Kind und stellte begraben! 60 Jesus aber sprach zu ihm:
es neben sich; 48 und er sprach zu ihnen: Laß die Toten ihre Toten begraben; du
Wer dieses Kind aufnimmt in meinem Na- aber geh hin und verkündige das Reich
men, der nimmt mich auf; und wer mich Gottes!
aufnimmt, der nimmt den auf, der mich 61 Es sprach aber auch ein anderer: Herr,
gesandt hat. Denn wer der Geringste ist ich will dir nachfolgen; zuvor aber erlau-
unter euch allen, der wird groß sein! be mir, von denen, die in meinem Haus
49 Johannes aber antwortete und sprach: sind, Abschied zu nehmen! 62 Jesus aber
Meister, wir sahen jemand, der in deinem sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand
Namen die Dämonen austrieb, und wir an den Pflug legt und zurückblickt, ist
wehrten es ihm, weil er [dir] nicht mit uns tauglich für das Reich Gottes!
nachfolgt. 50 Und Jesus sprach zu ihm:
Wehrt ihm nicht! Denn wer nicht gegen Die Aussendung der siebzig Jünger
uns ist, der ist für uns. Danach aber bestimmte der Herr
noch 70 andere und sandte sie je
Jesus in Samaria zwei und zwei vor sich her in alle Städte und
51 Es geschah aber, als sich die Tage sei- Orte, wohin er selbst kommen wollte. 2 Er
ner Wiederaufnahme [in den Himmel] sprach nun zu ihnen: Die Ernte ist groß,
erfüllten und er sein Angesicht [entschlos- aber es sind wenig Arbeiter. Darum bit-
sen] nach Jerusalem richtete, um dorthin tet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter
zu reisen, 52 da sandte er Boten vor sich in seine Ernte sende! 3 Geht hin! Siehe,
her. Diese kamen auf ihrer Reise in ein Sa- ich sende euch wie Lämmer mitten un-
mariterdorf und wollten ihm die Herber- ter die Wölfe. 4 Tragt weder Beutel noch
ge bereiten. 53 Aber man nahm ihn nicht Tasche noch Schuhe und grüßt niemand
auf, weil Jerusalem sein Reiseziel war. auf dem Weg.
54 Als aber seine Jünger Jakobus und Jo- 5 Wo ihr aber in ein Haus hineingeht, da
hannes das sahen, sagten sie: Herr, willst sprecht zuerst: Friede diesem Haus! 6 Und
du, daß wir sprechen, daß Feuer vom wenn dort ein Sohn des Friedens ist, so
Himmel herabfallen und sie verzehren wird euer Friede auf ihm ruhen, wenn aber
soll, wie es auch Elia getan hat? 55 Er aber nicht, so wird er zu euch zurückkehren. 7 In
wandte sich um und ermahnte sie ernst- demselben Haus aber bleibt und eßt und
lich und sprach: Wißt ihr nicht, welches trinkt das, was man euch vorsetzt; denn
1076 LUKAS 10
der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht 21 Zu derselben Stunde frohlockte Jesus im
nicht aus einem Haus ins andere. Geist und sprach: Ich preise dich, Vater,
8 Und wenn ihr in eine Stadt kommt und Herr des Himmels und der Erde, daß du
sie euch aufnehmen, da eßt, was euch vor- dies den Weisen und Klugen verborgen und
gesetzt wird; 9 und heilt die Kranken, die es den Unmündigen geoffenbart hast. Ja,
dort sind, und sagt zu ihnen: Das Reich Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen
Gottes ist nahe zu euch herbeigekommen! vor dir. 22 Und zu den Jüngern gewandt
10 Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sagte er: Alles ist mir übergeben worden
sie euch nicht aufnehmen, da geht auf von meinem Vater; und niemand weiß, wer
ihre Gassen hinaus und sprecht: 11 Auch der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der
den Staub, der sich aus eurer Stadt an uns Vater ist, [weiß niemand] als nur der Sohn
gehängt hat, streifen wir ab gegen euch; und wem der Sohn es offenbaren will.
doch sollt ihr wissen, daß das Reich Gottes 23 Und er wandte sich zu seinen Jüngern
nahe zu euch herbeigekommen ist! 12 Ich besonders und sprach: Glückselig sind die
sage euch aber: Es wird Sodom an jenem Augen, die sehen, was ihr seht! 24 Denn
Tag erträglicher gehen als dieser Stadt. ich sage euch, viele Propheten und Köni-
ge wünschten zu sehen, was ihr seht, und
Das Wehe über die unbußfertigen Städte haben es nicht gesehen, und zu hören,
Mt 11,20-24
was ihr hört, und haben es nicht gehört.
13 Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Beth-
saida! Denn wenn in Tyrus und Sidon Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter
die Wundertaten geschehen wären, die 25 Und siehe, ein Gesetzesgelehrter trat
bei euch geschehen sind, so hätten sie auf, versuchte ihn und sprach: Meister,
längst in Sack und Asche sitzend Buße was muß ich tun, um das ewige Leben zu
getan. 14 Doch es wird Tyrus und Sidon erben? 26 Und er sprach zu ihm: Was steht
erträglicher gehen im Gericht als euch. im Gesetz geschrieben? Wie liest du? 27 Er
15 Und du, Kapernaum, die du bis zum aber antwortete und sprach: »Du sollst
Himmel erhöht worden bist, du wirst bis den Herrn, deinen Gott, lieben mit dei-
zum Totenreich hinabgeworfen werden! nem ganzen Herzen und mit deiner gan-
16 Wer euch hört, der hört mich, und wer zen Seele und mit deiner ganzen Kraft
euch verwirft, der verwirft mich; wer aber und mit deinem ganzen Denken, und
mich verwirft, der verwirft den, der mich deinen Nächsten wie dich selbst!«a 28 Er
gesandt hat. sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet;
tue dies, so wirst du leben! 29 Er aber woll-
Das große Vorrecht der Jünger te sich selbst rechtfertigen und sprach zu
17 Die Siebzig aber kehrten mit Freuden Jesus: Und wer ist mein Nächster?
zurück und sprachen: Herr, auch die 30 Da erwiderte Jesus und sprach: Es ging
Dämonen sind uns untertan in deinem ein Mensch von Jerusalem nach Jericho
Namen! 18 Da sprach er zu ihnen: Ich sah hinab und fiel unter die Räuber; die zo-
den Satan wie einen Blitz vom Himmel gen ihn aus und schlugen ihn und liefen
fallen. 19 Siehe, ich gebe euch die Voll- davon und ließen ihn halbtot liegen, so
macht, auf Schlangen und Skorpione zu wie er war. 31 Es traf sich aber, daß ein
treten, und über alle Gewalt des Feindes; Priester dieselbe Straße hinabzog; und als
und nichts wird euch in irgendeiner Wei- er ihn sah, ging er auf der anderen Seite
se schaden. 20 Doch nicht darüber freut vorüber. 32 Ebenso kam auch ein Levit,
euch, daß euch die Geister untertan sind; der in der Gegend war, sah ihn und ging
freut euch aber lieber darüber, daß eure auf der anderen Seite vorüber. 33 Ein Sa-
Namen im Himmel geschrieben sind. mariterb aber kam auf seiner Reise in sei-

a (10,27) 5Mo 6,5; 3Mo 19,18. b (10,33) Die Samariter waren ein Mischvolk, das von
den Juden verachtet wurde.
LUKAS 10.11 1077
ne Nähe, und als er ihn sah, hatte er vergib uns unsere Sünden, denn auch wir
Erbarmen; 34 und er ging zu ihm hin, vergeben jedem, der uns etwas schuldig
verband ihm die Wunden und goß Öl ist! Und führe uns nicht in Versuchung,
und Wein darauf, hob ihn auf sein eige- sondern erlöse uns von dem Bösen!
nes Tier, führte ihn in eine Herberge und
pflegte ihn. 35 Und am anderen Tag, als er Ermutigung zum beharrlichen Gebet
Mt 7,7-11; 15,22-28; Lk 18,1-8
fortzog, gab er dem Wirt zwei Denare und
sprach zu ihm: Verpflege ihn! Und was du 5 Und er sprach zu ihnen: Wenn einer von
mehr aufwendest, will ich dir bezahlen, euch einen Freund hätte und ginge zu
wenn ich wiederkomme. ihm um Mitternacht und spräche zu ihm:
36 Welcher von diesen Dreien ist deiner Freund, leihe mir drei Brote, 6 denn mein
Meinung nach nun der Nächste dessen Freund ist von der Reise zu mir gekom-
gewesen, der unter die Räuber gefallen men, und ich habe nichts, was ich ihm
ist? 37 Er sprach: Der, welcher die Barmher- vorsetzen kann! 7 und jener würde von
zigkeit an ihm getan hat! Da sprach Jesus innen antworten und sagen: Mache mir
zu ihm: So geh du hin und handle ebenso! keine Mühe! Die Türe ist schon verschlos-
sen, und meine Kinder sind bei mir in
Martha und Maria der Kammer; ich kann nicht aufstehen
Jer 15,16; Mt 6,33
und dir etwas geben! 8 — ich sage euch:
38 Es begab sich aber, als sie weiterrei- Wenn er auch nicht deswegen aufstehen
sten, daß er in ein gewisses Dorf kam; und ihm etwas geben wird, weil er sein
und eine Frau namens Martha nahm ihn Freund ist, so wird er doch um seiner
auf in ihr Haus. 39 Und diese hatte eine Unverschämtheit willen aufstehen und
Schwester, welche Maria hieß; die setzte ihm geben, soviel er braucht.
sich zu Jesu Füßen und hörte seinem 9 Und ich sage euch: Bittet, so wird euch ge-
Wort zu. 40 Martha aber machte sich viel geben; sucht, so werdet ihr finden; klopft
zu schaffen mit der Bedienung. Und sie an, so wird euch aufgetan! 10 Denn jeder,
trat herzu und sprach: Herr, kümmerst der bittet, empfängt; und wer sucht, der fin-
du dich nicht darum, daß mich meine det; und wer anklopft, dem wird aufgetan.
Schwester allein dienen läßt? Sage ihr 11 Welcher Vater unter euch wird seinem
doch, daß sie mir hilft! 41 Jesus aber Sohn einen Stein geben, wenn er ihn um
antwortete und sprach zu ihr: Martha, Brot bittet? Oder wenn [er ihn] um einen
Martha, du machst dir Sorge und Unru- Fisch [bittet], gibt er ihm statt des Fi-
he um vieles; 42 eines aber ist not. Maria sches eine Schlange? 12 Oder auch wenn
aber hat das gute Teil erwählt; das soll er um ein Ei bittet, wird er ihm einen
nicht von ihr genommen werden! Skorpion geben? 13 Wenn nun ihr, die ihr
böse seid, euren Kindern gute Gaben zu
Vom Beten geben versteht, wieviel mehr wird der Va-
Mt 6,9-13
ter im Himmel [den] Heiligen Geist de-
Und es begab sich, daß er an einem nen geben, die ihn bitten!
Ort im Gebet war; und als er aufhörte,
sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, Jesu Macht über die bösen Geister
Mt 9,32-34; 12,22-30; Mk 3,22-27
lehre uns beten, wie auch Johannes seine
Jünger lehrte! 2 Da sprach er zu ihnen: 14 Und er trieb einen Dämon aus, und
Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater, der der war stumm. Es geschah aber, nach-
du bist im Himmel, geheiligt werde dein dem der Dämon ausgefahren war, redete
Name! Dein Reich komme! Dein Wille ge- der Stumme. Und die Volksmenge ver-
schehe wie im Himmel, so auch auf Erden. wunderte sich. 15 Aber etliche von ihnen
3 Gib uns täglich unser nötiges Brot! 4 Und sprachen: Durch Beelzebula, den Ober-

a (11,15) im Judentum gebräuchlicher Name des Teufels (vgl. 2Kö 1,2).


1078 LUKAS 11
sten der Dämonen, treibt er die Dämonen Das Zeichen des Propheten Jona
aus! 16 Und andere versuchten ihn und Mt 12,38-42
verlangten von ihm ein Zeichen aus dem 29 Als aber die Volksmenge sich haufen-
Himmel. weise herzudrängte, fing er an zu sagen:
17 Er aber, da er ihre Gedanken kannte, Dies ist ein böses Geschlecht! Es fordert
sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zei-
sich selbst uneins ist, wird verwüstet, chen gegeben werden als das Zeichen
und ein Haus, das gegen sich selbst ist, des Propheten Jona. 30 Denn gleichwie
fällt. 18 Wenn aber auch der Satan mit Jona den Niniviten ein Zeichen war, so
sich selbst uneins ist, wie kann sein wird es auch der Sohn des Menschen die-
Reich bestehen? Ihr sagt ja, ich treibe die sem Geschlecht sein. 31 Die Königin des
Dämonen durch Beelzebul aus. 19 Wenn Südens wird im Gericht auftreten gegen
ich aber die Dämonen durch Beelzebul die Männer dieses Geschlechts und sie
austreibe, durch wen treiben eure Söhne verurteilen; denn sie kam vom Ende der
sie aus? Darum werden sie eure Richter Erde, um die Weisheit Salomos zu hören;
sein. 20 Wenn ich aber die Dämonen und siehe, hier ist einer, der größer ist als
durch den Finger Gottes austreibe, so ist Salomo! 32 Die Männer von Ninive wer-
ja das Reich Gottes zu euch gekommen! den im Gericht auftreten gegen dieses
21 Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof Geschlecht und werden es verurteilen;
bewacht, so bleibt sein Besitztum in Frie- denn sie taten Buße auf die Verkündigung
den. 22 Wenn aber der, welcher stärker ist des Jona hin; und siehe, hier ist einer, der
als er, über ihn kommt und ihn überwin- größer ist als Jona!
det, so nimmt er ihm seine Waffenrüstung,
auf die er sich verließ, und verteilt seine Die Leuchte des Leibes
Mt 5,15; 6,22-23; Mk 4,21-23; Lk 8,16-18
Beute.
23 Wer nicht mit mir ist, der ist gegen 33 Niemand aber zündet ein Licht an und
mich; und wer nicht mit mir sammelt, setzt es an einen verborgenen Ort, auch
der zerstreut! nicht unter den Scheffel, sondern auf den
Leuchter, damit die Hereinkommenden
Die Rückkehr des unreinen Geistes den Schein sehen.
Mt 12,43-45 34 Das Auge ist die Leuchte des Leibes.
24 Wenn der unreine Geist von dem Men- Wenn nun dein Auge lauter ist, so ist auch
schen ausgefahren ist, so durchzieht er dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse
wasserlose Gegenden und sucht Ruhe. ist, so ist auch dein Leib finster. 35 So
Und da er sie nicht findet, spricht er: habe nun acht, daß das Licht in dir nicht
Ich will zurückkehren in mein Haus, aus Finsternis ist! 36 Wenn nun dein ganzer
dem ich weggegangen bin. 25 Und wenn Leib licht ist, so daß er keinen finsteren
er kommt, findet er es gesäubert und Teil mehr hat, so wird er ganz hell sein,
geschmückt. 26 Dann geht er hin und wie wenn das Licht mit seinem Strahl
nimmt sieben andere Geister mit sich, die dich erleuchtet.
bösartiger sind als er selbst, und sie zie-
hen ein und wohnen dort, und es wird der Strafrede gegen die Pharisäer und
letzte Zustand dieses Menschen schlim- Schriftgelehrten
Mt 23,1-36; Mk 7,1-16
mer als der erste.
27 Es geschah aber, als er dies redete, da 37 Und während er redete, bat ihn ein ge-
erhob eine Frau aus der Volksmenge die wisser Pharisäer, bei ihm zu Mittag zu es-
Stimme und sprach zu ihm: Glückselig ist sen. Und er ging hinein und setzte sich zu
der Leib, der dich getragen hat, und die Tisch. 38 Der Pharisäer aber verwunderte
Brüste, die du gesogen hast! 28 Er aber sich, als er sah, daß er sich vor dem Mit-
sprach: Glückselig sind vielmehr die, die tagsmahl nicht gewaschen hatte.
Gottes Wort hören und es bewahren! 39 Da sprach der Herr zu ihm: Nun, ihr
LUKAS 11.12 1079
Pharisäer, ihr reinigt das Äußere des Be- ten und versuchten, etwas aus seinem
chers und der Schüssel, euer Inneres aber Mund aufzufangen, damit sie ihn verkla-
ist voll Raub und Bosheit. 40 Ihr Toren! Hat gen könnten.
nicht der, welcher das Äußere schuf, auch
das Innere gemacht? 41 Gebt nur von dem, Aufruf zum offenen Bekenntnis
was darin ist, Almosen, siehe, so ist euch für Jesus Christus
Mt 10,16-39; 16,6-12; Mk 8,14-21
alles rein! 42 Aber wehe euch Pharisäern,
daß ihr die Minze und die Raute und alles Als sich inzwischen das Volk zu Tau-
Gemüse verzehntet und das Recht und die senden gesammelt hatte, so daß sie
Liebe Gottes umgeht! Dieses sollte man aufeinander traten, begann er zuerst zu
tun und jenes nicht lassen. 43 Wehe euch seinen Jüngern zu sprechen: Hütet euch
Pharisäern, daß ihr den ersten Sitz in den vor dem Sauerteig der Pharisäer, welcher
Synagogen und die Begrüßungen auf den die Heuchelei ist! 2 Es ist aber nichts ver-
Märkten liebt! 44 Wehe euch, ihr Schrift- deckt, das nicht aufgedeckt werden wird,
gelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, und nichts verborgen, das nicht bekannt
daß ihr wie die unkenntlich gewordenen werden wird. 3 Alles, was ihr im Finstern
Gräber seid, über welche die Leute dahin- redet, wird man darum im Licht hören,
gehen, ohne es zu wissen! und was ihr in den Kammern ins Ohr
45 Da antwortete einer der Gesetzesge- gesprochen habt, wird auf den Dächern
lehrten und sprach zu ihm: Meister, verkündigt werden.
mit diesen Worten schmähst du auch 4 Ich sage aber euch, meinen Freunden:
uns! 46 Er aber sprach: Wehe auch euch Fürchtet euch nicht vor denen, die den
Gesetzesgelehrten! Denn ihr ladet den Leib töten und danach nichts weiteres
Menschen unerträgliche Bürden auf, und tun können. 5 Ich will euch aber zeigen,
ihr selbst rührt die Bürden nicht mit ei- wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, wel-
nem Finger an. 47 Wehe euch, daß ihr die cher, nachdem er getötet hat, auch Macht
Grabmäler der Propheten baut! Eure Väter besitzt, in die Hölle zu werfen! Ja, ich sage
aber haben sie getötet. 48 So bestätigt euch, den fürchtet! 6 Verkauft man nicht
ihr also die Taten eurer Väter und habt fünf Sperlinge um zwei Groschen? Und
Wohlgefallen daran; denn jene haben sie nicht ein einziger von ihnen ist vor Gott
getötet, ihr aber baut ihre Grabmäler. vergessen. 7 Aber auch die Haare eures
49 Darum hat auch die Weisheit Gottes ge- Hauptes sind alle gezählt. Darum fürchtet
sprochen: Ich will Propheten und Apostel euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele
zu ihnen senden, und sie werden etliche Sperlinge.
von ihnen töten und verfolgen, 50 damit 8 Ich sage euch aber: Jeder, der sich zu
von diesem Geschlecht das Blut aller Pro- mir bekennen wird vor den Menschen,
pheten gefordert werde, das seit Grund- zu dem wird sich auch der Sohn des
legung der Welt vergossen worden ist, Menschen bekennen vor den Engeln Got-
51 vom Blut Abels an bis zum Blut des Za- tes; 9 wer mich aber verleugnet hat vor
charias, der zwischen dem Altar und dem den Menschen, der wird verleugnet wer-
Tempel umkam. Ja, ich sage euch, es wird den vor den Engeln Gottes.
gefordert werden von diesem Geschlecht! 10 Und jedem, der ein Wort reden wird
52 Wehe euch Gesetzesgelehrten, denn ihr gegen den Sohn des Menschen, dem wird
habt den Schlüssel der Erkenntnis wegge- vergeben werden; wer aber gegen den
nommen! Ihr selbst seid nicht hineinge- Heiligen Geist lästert, dem wird nicht ver-
gangen, und die, welche hineingehen geben werden.
wollten, habt ihr daran gehindert! 11 Wenn sie euch aber vor die Synagogen
53 Und als er dies zu ihnen sagte, fingen und vor die Fürsten und Obrigkeiten
die Schriftgelehrten und Pharisäer an, führen, so sorgt nicht, wie oder womit
ihm hart zuzusetzen und ihn über vieles ihr euch verteidigen oder was ihr sagen
auszufragen, 54 wobei sie ihm auflauer- sollt; 12 denn der Heilige Geist wird euch
1080 LUKAS 12
in derselben Stunde lehren, was ihr sagen nicht einmal das Geringste vermögt, was
sollt. sorgt ihr euch um das übrige? 27 Betrach-
tet die Lilien, wie sie wachsen! Sie mühen
Das Gleichnis vom reichen Narren sich nicht und spinnen nicht; ich sage
13 Es sprach aber einer aus der Volksmen- euch aber: Selbst Salomo in all seiner
ge zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, Herrlichkeit ist nicht gekleidet gewesen
daß er das Erbe mit mir teilen soll! 14 Er wie eine von ihnen!
aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat 28 Wenn aber Gott das Gras auf dem Feld,
mich zum Richter oder Erbteiler über das heute steht und morgen in den Ofen
euch gesetzt? 15 Er sagte aber zu ihnen: geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr
Habt acht und hütet euch vor der Hab- euch, ihr Kleingläubigen! 29 Und ihr sollt
sucht! Denn niemandes Leben hängt von auch nicht danach trachten, was ihr es-
dem Überfluß ab, den er an Gütern hat. sen oder was ihr trinken sollt; und beun-
16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und ruhigt euch nicht! 30 Denn nach all die-
sprach: Das Feld eines reichen Mannes sem trachten die Heidenvölker der Welt;
hatte viel Frucht getragen. 17 Und er euer Vater aber weiß, daß ihr diese Dinge
überlegte bei sich selbst und sprach: benötigt.
Was soll ich tun, da ich keinen Platz 31 Trachtet vielmehr nach dem Reich Got-
habe, wo ich meine Früchte aufspeichern tes, so wird euch dies alles hinzugefügt
kann? 18 Und er sprach: Das will ich tun: werden! 32 Fürchte dich nicht, du kleine
Ich will meine Scheunen abbrechen und Herde; denn es hat eurem Vater gefallen,
größere bauen und will darin alles, was euch das Reich zu geben. 33 Verkauft eure
mir gewachsen ist, und meine Güter auf- Habe und gebt Almosen! Macht euch
speichern 19 und will zu meiner Seele sa- Beutel, die nicht veralten, einen Schatz,
gen: Seele, du hast einen großen Vorrat der nicht vergeht, im Himmel, wo kein
auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink Dieb hinkommt und keine Motte ihr
und sei guten Mutes! 20 Aber Gott sprach Zerstörungswerk treibt. 34 Denn wo euer
zu ihm: Du Narr! In dieser Nacht wird Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
man deine Seele von dir fordern; und
wem wird gehören, was du bereitet hast? Ermahnung zur Wachsamkeit
Mt 24,42-51; 25,1-30; Mk 13,33-37
21 So geht es dem, der für sich selbst
Schätze sammelt und nicht reich ist für 35 Eure Lenden sollen umgürtet sein und
Gott! eure Lichter brennend; 36 und seid Men-
schen gleich, die ihren Herrn erwarten,
Von unnützen Sorgen wenn er von der Hochzeit aufbrechen
Mt 6,19-34; 1Tim 6,6-10; Hebr 13,5
wird, damit, wenn er kommt und anklopft,
22 Und er sprach zu seinen Jüngern: Dar- sie ihm sogleich auftun. 37 Glückselig sind
um sage ich euch: Sorgt euch nicht um jene Knechte, welche der Herr, wenn er
euer Leben, was ihr essen sollt, noch um kommt, wachend finden wird! Wahrlich,
den Leib, was ihr anziehen sollt. 23 Das ich sage euch: Er wird sich schürzena und
Leben ist mehr als die Speise und der Leib sie zu Tisch führen und hinzutreten und
mehr als die Kleidung. 24 Betrachtet die sie bedienen. 38 Und wenn er in der zwei-
Raben! Sie säen nicht und ernten nicht, ten Nachtwache kommt oder in der drit-
sie haben weder Speicher noch Scheu- ten Nachtwache kommt und sie so findet,
nen, und Gott nährt sie doch. Wieviel glückselig sind jene Knechte!
mehr seid ihr wert als die Vögel! 39 Das aber erkennt: Wenn der Hausherr
25 Wer aber von euch kann durch sein wüßte, zu welcher Stunde der Dieb käme,
Sorgen zu seiner Lebenslänge eine ein- so würde er wachen und nicht in sein
zige Elle hinzusetzen? 26 Wenn ihr nun Haus einbrechen lassen. 40 Darum seid

a (12,37) Das weite Gewand wurde bei der Arbeit mit einem Gürtel zusammengefaßt.
LUKAS 12.13 1081
auch ihr bereit! Denn der Sohn des Men- einem Haus entzweit sein, drei mit zwei-
schen kommt zu einer Stunde, da ihr es en und zwei mit dreien; 53 der Vater wird
nicht meint. mit dem Sohn entzweit sein und der
41 Da sprach Petrus zu ihm: Herr, sagst Sohn mit dem Vater, die Mutter mit der
du dieses Gleichnis für uns oder auch für Tochter und die Tochter mit der Mutter,
alle? 42 Der Herr aber sprach: Wer ist wohl die Schwiegermutter mit ihrer Schwie-
der treue und kluge Haushaltera, den der gertochter und die Schwiegertochter mit
Herr über seine Dienerschaft setzen wird, ihrer Schwiegermutter.
damit er ihnen zur rechten Zeit die ver-
ordnete Speise gibt? 43 Glückselig ist jener Zeichen der Zeit.
Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, Ermahnung zu Versöhnlichkeit
Mt 5,25-26; 16,1-3
bei solchem Tun finden wird! 44 Wahr-
lich, ich sage euch: Er wird ihn über alle 54 Er sprach aber auch zu der Volksmen-
seine Güter setzen. ge: Wenn ihr das Gewölk aufsteigen seht
45 Wenn aber jener Knecht in seinem Her- vom Westen her, so sagt ihr sofort: Es gibt
zen spricht: Mein Herr säumt zu kom- Regen!, und es geschieht auch so. 55 Und
men! und anfängt, die Knechte und die wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es
Mägde zu schlagen, auch zu essen und wird heiß!, und es geschieht auch so.
zu trinken und sich zu berauschen, 46 so 56 Ihr Heuchler, das Aussehen der Erde
wird der Herr jenes Knechtes an einem und des Himmels könnt ihr beurteilen;
Tag kommen, da er es nicht erwartet, und wie kommt es aber, daß ihr diese Zeit
zu einer Stunde, die er nicht kennt, und nicht beurteilt?
wird ihn entzweihauen und ihm sein Teil 57 Und warum entscheidet ihr nicht von
mit den Ungläubigen geben. euch selbst aus, was recht ist? 58 Denn
47 Der Knecht aber, der den Willen sei- wenn du mit deinem Widersacher zur
nes Herrn kannte und sich nicht be- Obrigkeit gehst, so gib dir auf dem Weg
reithielt und auch nicht nach seinem Mühe, von ihm loszukommen, damit er
Willen tat, wird viele Schläge erleiden dich nicht vor den Richter schleppt und
müssen; 48 wer ihn aber nicht kannte der Richter dich dem Gerichtsdiener
und doch tat, was Schläge verdient, der übergibt und der Gerichtsdiener dich
wird wenig Schläge erleiden müssen. ins Gefängnis wirft. 59 Ich sage dir: Du
Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird wirst von dort nicht herauskommen, bis
man viel suchen; und wem viel anver- du auch den letzten Groschen bezahlt
traut ist, von dem wird man desto mehr hast!
fordern.
Ermahnung zur Buße
Das Bekenntnis zu Christus Hes 18,27-32; Joh 8,24; Röm 2,3-6
bringt Trennung Es waren aber zur selben Zeit etli-
Mt 10,34-36
che eingetroffen, die ihm von den
49 Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus
Erde zu bringen, und wie wünschte ich, es mit ihren Opfern vermischt hatte. 2 Und Je-
wäre schon entzündet! 50 Aber ich muß sus antwortete und sprach zu ihnen: Meint
mich taufen lassen mit einer Taufe, und ihr, daß diese Galiläer größere Sünder
wie drängt es mich, bis sie vollbracht gewesen sind als alle anderen Galiläer,
ist! 51 Meint ihr, daß ich gekommen weil sie so etwas erlitten haben? 3 Nein,
sei, Frieden auf Erden zu geben? Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr nicht
sage ich euch, sondern vielmehr Entzwei- Buße tut, werdet ihr alle auch so umkom-
ung! 52 Denn von nun an werden fünf in men! 4 Oder jene achtzehn, auf die der

a (12,42) Der Haushalter oder Verwalter war meist ein Sklave, der die Geschäfte des Hauses bzw. Gutshofes für
den Hausherrn leitete und die Dienerschaft unter sich hatte.
1082 LUKAS 13
Turm in Siloah fiel und sie erschlug, meint herrlichen Taten, die durch ihn gescha-
ihr, daß diese schuldiger gewesen sind als hen.
alle anderen Leute, die in Jerusalem woh-
nen? 5 Nein, sage ich euch; sondern wenn Die Gleichnisse vom Senfkorn
ihr nicht Buße tut, so werdet ihr alle auch und vom Sauerteig
Mt 13,31-33; Mk 4,30-32
so umkommen!
6 Und er sagte dieses Gleichnis: Es hatte 18 Da sprach er: Wem ist das Reich Got-
jemand einen Feigenbaum, der war in tes gleich, und womit soll ich es verglei-
seinem Weinberg gepflanzt; und er kam chen? 19 Es gleicht einem Senfkorn, das
und suchte Frucht darauf und fand kei- ein Mensch nahm und in seinen Garten
ne. 7 Da sprach er zu dem Weingärtner: warf. Und es wuchs und wurde zu einem
Siehe, drei Jahre komme ich und suche großen Baum, und die Vögel des Him-
Frucht an diesem Feigenbaum und finde mels nisteten in seinen Zweigen.
keine. Haue ihn ab! Warum macht er das 20 Und wiederum sprach er: Womit soll
Land unnütz? 8 Er aber antwortet und ich das Reich Gottes vergleichen? 21 Es
spricht zu ihm: Herr, laß ihn noch dieses gleicht einem Sauerteig, den eine Frau
Jahr, bis ich um ihn gegraben und Dünger nahm und heimlich in drei Scheffel Mehl
gelegt habe, 9 ob er vielleicht doch noch hineinmischte, bis das Ganze durchsäuert
Frucht bringt — wenn nicht, so haue ihn war.
danach ab!
Die enge Pforte
Jesus heilt am Sabbat Mt 7,13-14; 7,21-23; 8,11-12
eine verkrümmte Frau 22 Und er zog durch Städte und Dörfer
10 Er lehrte aber in einer der Synagogen und lehrte und setzte seine Reise nach
am Sabbat. 11 Und siehe, da war eine Frau, Jerusalem fort. 23 Es sprach aber einer
die seit 18 Jahren einen Geist der Krank- zu ihm: Herr, sind es wenige, die errettet
heit hatte, und sie war verkrümmt und werden? Er aber sprach zu ihnen: 24 Ringt
konnte sich gar nicht aufrichten. 12 Als danach, durch die enge Pforte einzu-
nun Jesus sie sah, rief er sie zu sich und gehen! Denn viele, sage ich euch, wer-
sprach zu ihr: Frau, du bist erlöst von den einzugehen suchen und es nicht
deiner Krankheit! 13 Und er legte ihr die können. 25 Wenn einmal der Hausherr
Hände auf, und sie wurde sogleich wie- aufgestanden ist und die Türe verschlos-
der gerade und pries Gott. sen hat, dann werdet ihr anfangen,
14 Der Synagogenvorsteher aber war draußen zu stehen und an die Tür zu
empört darüber, daß Jesus am Sabbat klopfen und zu sagen: Herr, Herr, tue
heilte, und er ergriff das Wort und sprach uns auf! Dann wird er antworten und zu
zu der Volksmenge: Es sind sechs Tage, euch sagen: Ich weiß nicht, woher ihr
an denen man arbeiten soll; an diesen seid! 26 Dann werdet ihr anfangen zu sa-
kommt und laßt euch heilen, und nicht gen: Wir haben vor dir gegessen und ge-
am Sabbattag! trunken, und auf unseren Gassen hast
15 Der Herr nun antwortete ihm und du gelehrt! 27 Und er wird antworten: Ich
sprach: Du Heuchler, löst nicht jeder sage euch: Ich weiß nicht, woher ihr seid;
von euch am Sabbat seinen Ochsen oder weicht alle von mir, ihr Übeltäter!
Esel von der Krippe und führt ihn zur 28 Da wird das Heulen und das Zähne-
Tränke? 16 Diese aber, eine Tochter Abra- knirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak
hams, die der Satan, siehe, schon 18 Jah- und Jakob und alle Propheten im Reich
re gebunden hielt, sollte sie nicht von Gottes seht, euch selbst aber hinausge-
dieser Bindung gelöst werden am Sab- stoßen! 29 Und sie werden kommen von
battag? 17 Und als er das sagte, wurden Osten und von Westen, von Norden und
alle seine Widersacher beschämt; und von Süden, und zu Tisch sitzen im Reich
die ganze Menge freute sich über all die Gottes. 30 Und siehe, es sind Letzte, die
LUKAS 13.14 1083
werden Erste sein; und es sind Erste, die Demut und wahre Wohltätigkeit
werden Letzte sein. Mt 23,5-12
7 Er sagte aber zu den Gästen ein Gleich-
Die Feindschaft des Herodes. nis, da er bemerkte, wie sie sich die er-
Klage über Jerusalem sten Plätze aussuchten, und sprach zu ih-
Jer 6,6-15; Mt 23,37-39; Lk 19,41-44 nen: 8 Wenn du von jemand zur Hochzeit
31 An demselben Tag traten etliche Phari- eingeladen bist, so setze dich nicht auf
säer hinzu und sagten zu ihm: Gehe fort den obersten Platz, damit nicht etwa ein
und reise ab von hier; denn Herodes will Vornehmerer als du von ihm eingeladen
dich töten! 32 Und er sprach zu ihnen: ist, 9 und nun der, der dich und ihn einge-
Geht hin und sagt diesem Fuchs: Siehe, laden hat, kommt und zu dir sagt: Mache
ich treibe Dämonen aus und vollbringe diesem Platz! — und du dann beschämt
Heilungen heute und morgen, und am den letzten Platz einnehmen mußt.
dritten Tag bin ich am Ziel. 33 Doch muß 10 Sondern wenn du eingeladen bist, so
ich heute und morgen und übermorgen geh hin und setze dich auf den letzten
reisen; denn es geht nicht an, daß ein Pro- Platz, damit der, welcher dich eingela-
phet außerhalb Jerusalems umkomme. den hat, wenn er kommt, zu dir spricht:
34 Jerusalem, Jerusalem, die du die Pro- Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre
pheten tötest und steinigst, die zu dir haben vor denen, die mit dir zu Tisch
gesandt sind; wie oft habe ich deine Kin- sitzen. 11 Denn jeder, der sich selbst er-
der sammeln wollen wie eine Henne ihre höht, wird erniedrigt werden; und wer
Küken unter ihre Flügel, und ihr habt sich selbst erniedrigt, der wird erhöht
nicht gewollt! 35 Siehe, euer Haus wird werden.
euch verwüstet gelassen werden! Und 12 Er sagte aber auch zu dem, der ihn ein-
wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mich geladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder
nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, da Abendmahl machst, so lade nicht deine
ihr sprechen werdet: »Gesegnet sei der, Freunde, noch deine Brüder, noch deine
welcher kommt im Namen des Herrn!«a Verwandten, noch reiche Nachbarn ein,
damit nicht etwa auch sie dich wieder ein-
Jesus heilt einen Wassersüchtigen laden und dir vergolten wird; 13 sondern
am Sabbat wenn du ein Gastmahl machst, so lade
Mt 12,9-13; Lk 6,6-11; 13,10-17 Arme, Krüppel, Lahme, Blinde ein, 14 so
Und es begab sich, als er am Sabbat wirst du glückselig sein; denn weil sie es
in das Haus eines Obersten der dir nicht vergelten können, wird es dir
Pharisäer ging, um zu speisen, da beob- vergolten werden bei der Auferstehung
achteten sie ihn. 2 Und siehe, da war ein der Gerechten.
wassersüchtiger Mensch vor ihm. 3 Und
Jesus ergriff das Wort und redete zu den Das Gleichnis vom großen Gastmahl
Mt 22,2-14
Gesetzesgelehrten und Pharisäern, in-
dem er sprach: Ist es erlaubt, am Sabbat 15 Als nun einer, der mit ihm zu Tisch saß,
zu heilen? 4 Sie aber schwiegen. Da rührte dies hörte, sprach er zu ihm: Glückselig
er ihn an, machte ihn gesund und entließ ist, wer das Brot ißt im Reich Gottes! 16 Er
ihn. aber sprach zu ihm: Ein Mensch machte
5 Und er begann und sprach zu ihnen: ein großes Mahl und lud viele dazu ein.
Wer von euch, wenn ihm sein Esel oder 17 Und er sandte seinen Knecht zur Stun-
Ochse in den Brunnen fällt, wird ihn nicht de des Mahles, um den Geladenen zu
sogleich herausziehen am Tag des Sab- sagen: Kommt, denn es ist schon alles
bats? 6 Und sie konnten ihm nichts dage- bereit!
gen antworten. 18 Und sie fingen alle einstimmig an,
sich zu entschuldigen. Der erste sprach
a (13,35) Ps 118,26. zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft
1084 LUKAS 14.15
und muß unbedingt hinausgehen und send dem zu begegnen, der mit zwan-
ihn ansehen; ich bitte dich, entschuldige zigtausend gegen ihn anrückt? 32 Wenn
mich! 19 Und ein anderer sprach: Ich aber nicht, so sendet er, solange jener
habe fünf Joch Ochsen gekauft und gehe noch fern ist, eine Gesandtschaft und bit-
hin, um sie zu erproben; ich bitte dich, tet um die Friedensbedingungen. 33 So
entschuldige mich! 20 Wieder ein ande- kann auch keiner von euch mein Jünger
rer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet, sein, der nicht allem entsagt, was er hat.
darum kann ich nicht kommen! 34 Das Salz ist gut; wenn aber das Salz fade
21 Und jener Knecht kam wieder und be- wird, womit soll es gewürzt werden? 35 Es
richtete das seinem Herrn. Da wurde der ist weder für das Erdreich noch für den
Hausherr zornig und sprach zu seinem Dünger tauglich; man wirft es hinaus. Wer
Knecht: Geh schnell hinaus auf die Gas- Ohren hat zu hören, der höre!
sen und Plätze der Stadt und führe die Ar-
men und Krüppel und Lahmen und Blin- Das Gleichnis vom verlorenen Schaf
Mt 18,11-14
den herein! 22 Und der Knecht sprach:
Herr, es ist geschehen, wie du befohlen Es pflegten sich ihm aber alle Zöllner
hast; es ist aber noch Raum da! 23 Und und Sünder zu nahen, um ihn zu
der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hin- hören. 2 Und die Pharisäer und die Schrift-
aus an die Landstraßen und Zäune und gelehrten murrten und sprachen: Dieser
nötige sie hereinzukommen, damit mein nimmt Sünder an und ißt mit ihnen!
Haus voll werde! 24 Denn ich sage euch, 3 Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis
daß keiner jener Männer, die eingeladen und sprach: 4 Welcher Mensch unter
waren, mein Mahl schmecken wird! euch, der hundert Schafe hat und eines
von ihnen verliert, läßt nicht die neun-
Bedingungen der Nachfolge undneunzig in der Wildnis und geht dem
Mt 10,37-39; 16,24-26
verlorenen nach, bis er es findet? 5 Und
25 Es zog aber eine große Volksmenge mit wenn er es gefunden hat, nimmt er es auf
ihm; und er wandte sich um und sprach seine Schulter mit Freuden; 6 und wenn
zu ihnen: 26 Wenn jemand zu mir kommt er nach Hause kommt, ruft er die Freun-
und haßta nicht seinen Vater und seine de und Nachbarn zusammen und spricht
Mutter, seine Frau und Kinder, Brüder zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich
und Schwestern, dazu aber auch sein habe mein Schaf gefunden, das verloren
eigenes Leben, so kann er nicht mein war! 7 Ich sage euch, so wird auch Freude
Jünger sein. 27 Und wer nicht sein Kreuz sein im Himmel über einen Sünder, der
trägt und mir nachkommt, der kann nicht Buße tut, mehr als über neunundneunzig
mein Jünger sein. Gerechte, die keine Buße brauchen!
28 Denn wer von euch, der einen Turm
bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und Das Gleichnis von der verlorenen Drachme
berechnet die Kosten, ob er die Mittel 8 Oder welche Frau, die zehn Drachmen
hat zur gänzlichen Ausführung, 29 damit hat, zündet nicht, wenn sie eine Drachme
nicht etwa, wenn er den Grund gelegt verliert, ein Licht an und kehrt das Haus
hat und es nicht vollenden kann, alle, und sucht mit Fleiß, bis sie sie findet?
die es sehen, über ihn zu spotten begin- 9 Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie
nen 30 und sagen: Dieser Mensch fing an die Freundinnen und die Nachbarinnen
zu bauen und konnte es nicht vollenden! zusammen und spricht: Freut euch mit
31 Oder welcher König, der ausziehen will, mir; denn ich habe die Drachme gefun-
um mit einem anderen König Krieg zu den, die ich verloren hatte! 10 Ich sage
führen, setzt sich nicht zuvor hin und euch, so ist auch Freude vor den Engeln
berät, ob er imstande ist, mit zehntau- Gottes über einen Sünder, der Buße tut.

a (14,26) »Hassen« bedeutet hier kein bösartiges Gefühl, sondern verschmähen bzw. zurückstellen um des Herrn willen.
LUKAS 15.16 1085
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn Haus näherte, hörte er Musik und Tanz.
11 Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei 26 Und er rief einen der Knechte herbei
Söhne. 12 Und der jüngere von ihnen und erkundigte sich, was das sei. 27 Der
sprach zum Vater: Gib mir den Teil des sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekom-
Vermögens, der mir zufällt, Vater! Und er men, und dein Vater hat das gemästete
teilte ihnen das Gut. 13 Und nicht lange Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wie-
danach packte der jüngere Sohn alles zu- dererhalten hat!
sammen und reiste in ein fernes Land, 28 Da wurde er zornig und wollte nicht
und dort verschleuderte er sein Vermö- hineingehen. Sein Vater nun ging hinaus
gen mit ausschweifendem Leben. und redete ihm zu. 29 Er aber antwortete
14 Nachdem er aber alles aufgebraucht und sprach zum Vater: Siehe, so viele
hatte, kam eine gewaltige Hungersnot Jahre diene ich dir und habe nie dein Ge-
über jenes Land, und auch er fing an, bot übertreten; und mir hast du nie ei-
Mangel zu leiden. 15 Da ging er hin und nen Bock gegeben, damit ich mit meinen
hängte sich an einen Bürger jenes Lan- Freunden fröhlich sein kann. 30 Nun aber,
des; der schickte ihn auf seine Äcker, die da dieser dein Sohn gekommen ist, der
Schweine zu hüten. 16 Und er begehrte, dein Gut mit Huren vergeudet hat, hast du
seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, für ihn das gemästete Kalb geschlachtet!
welche die Schweine fraßen; und nie- 31 Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn,
mand gab sie ihm. du bist allezeit bei mir, und alles, was
17 Er kam aber zu sich selbst und sprach: mein ist, das ist dein. 32 Du solltest aber
Wie viele Tagelöhner meines Vaters ha- fröhlich sein und dich freuen; denn die-
ben Brot im Überfluß, ich aber verderbe ser dein Bruder war tot und ist wieder
vor Hunger! 18 Ich will mich aufmachen lebendig geworden, und er war verloren
und zu meinem Vater gehen und zu ihm und ist wiedergefunden worden!
sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen
den Himmel und vor dir, 19 und ich bin Das Gleichnis vom untreuen Haushalter
nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; Er sagte aber auch zu seinen Jün-
mache mich zu einem deiner Tagelöh- gern: Es war ein reicher Mann, der
ner! hatte einen Haushalter; und dieser wurde
20 Und er machte sich auf und ging zu bei ihm verklagt, daß er seine Güter ver-
seinem Vater. Als er aber noch fern war, schleudere. 2 Und er rief ihn zu sich und
sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen; sprach zu ihm: Was höre ich da von dir?
und er lief, fiel ihm um den Hals und küß- Lege Rechenschaft ab von deiner Verwal-
te ihn. 21 Der Sohn aber sprach zu ihm: tung; denn du kannst künftig nicht mehr
Vater, ich habe gesündigt gegen den Him- Haushalter sein!
mel und vor dir, und ich bin nicht mehr 3 Da sprach der Haushalter bei sich selbst:
wert, dein Sohn zu heißen! Was soll ich tun, da mein Herr mir die Ver-
22 Aber der Vater sprach zu seinen Knech- waltung nimmt? Graben kann ich nicht;
ten: Bringt das beste Festgewand her und zu betteln schäme ich mich. 4 Ich weiß,
zieht es ihm an, und gebt ihm einen was ich tun will, damit sie mich, wenn ich
Ring an seine Hand und Schuhe an die von der Verwaltung entfernt bin, in ihre
Füße; 23 und bringt das gemästete Kalb Häuser aufnehmen! 5 Und er rief einen
her und schlachtet es; und laßt uns essen jeden der Schuldner seines Herrn zu sich
und fröhlich sein! 24 Denn dieser mein und sprach zu dem ersten: Wieviel bist
Sohn war tot und ist wieder lebendig ge- du meinem Herrn schuldig? 6 Der aber
worden; und er war verloren und ist wie- sprach: 100 Bat Öl. Und er sprach zu ihm:
dergefunden worden. Und sie fingen an, Nimm deinen Schuldschein, setze dich
fröhlich zu sein. und schreibe schnell 50! 7 Danach sprach
25 Aber sein älterer Sohn war auf dem er zu einem anderen: Du aber, wieviel bist
Feld; und als er heimkam und sich dem du schuldig? Der aber sagte: 100 Kor Wei-
1086 LUKAS 16
zen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Ehe, und jeder, der eine von ihrem Mann
Schuldschein und schreibe 80! Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
8 Und der Herr lobte den ungerechten
Haushalter, daß er klug gehandelt habe. Der reiche Mann und der arme Lazarus
Denn die Kinder dieser Weltzeit sind ih- 19 Es war aber ein reicher Mann, der klei-
rem Geschlecht gegenüber klüger als die dete sich in Purpur und kostbare Lein-
Kinder des Lichts. 9 Auch ich sage euch: wand und lebte alle Tage herrlich und in
Macht euch Freunde mit dem ungerech- Freuden. 20 Es war aber ein Armer na-
ten Mammon, damit, wenn ihr Mangel mens Lazarus, der lag vor dessen Tür vol-
habt, sie euch aufnehmen in die ewigen ler Geschwüre 21 und begehrte, sich zu
Hütten! sättigen von den Brosamen, die vom Tisch
des Reichen fielen; und es kamen sogar
Ermahnung zum treuen Dienen Hunde und leckten seine Geschwüre.
10 Wer im Geringsten treu ist, der ist 22 Es geschah aber, daß der Arme starb
auch im Großen treu; und wer im Ge- und von den Engeln in Abrahams Schoß
ringsten ungerecht ist, der ist auch im getragen wurde. Es starb aber auch der
Großen ungerecht. 11 Wenn ihr nun mit Reiche und wurde begraben. 23 Und als
dem ungerechten Mammon nicht treu er im Totenreich seine Augen erhob, da
wart, wer wird euch das Wahre anver- er Qualen litt, sieht er den Abraham
trauen? 12 Und wenn ihr mit dem Gut von ferne und Lazarus in seinem Schoß.
eines anderen nicht treu wart, wer wird 24 Und er rief und sprach: Vater Abra-
euch das Eure geben? ham, erbarme dich über mich und sen-
13 Kein Knecht kann zwei Herren dienen; de Lazarus, daß er die Spitze seines
denn entweder wird er den einen hassen Fingers ins Wasser tauche und meine
und den anderen lieben, oder er wird Zunge kühle; denn ich leide Pein in die-
dem einen anhängen und den anderen ser Flamme! 25 Abraham aber sprach:
verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen Sohn, bedenke, daß du dein Gutes emp-
und dem Mammon! fangen hast in deinem Leben und Laza-
14 Das alles hörten aber auch die Pharisä- rus gleichermaßen das Böse; nun wird er
er, die geldgierig waren, und sie verspot- getröstet, du aber wirst gepeinigt. 26 Und
teten ihn. 15 Und er sprach zu ihnen: Ihr zu alledem ist zwischen uns und euch
seid es, die sich selbst rechtfertigen vor eine große Kluft befestigt, so daß die,
den Menschen, aber Gott kennt eure Her- welche von hier zu euch hinübersteigen
zen; denn was bei den Menschen hoch wollen, es nicht können, noch die, wel-
angesehen ist, das ist ein Greuel vor Gott. che von dort zu uns herüberkommen
wollen.
Das Gesetz und das Reich Gottes 27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater,
Mt 11,12-13
daß du ihn in das Haus meines Vaters
16 Das Gesetz und die Propheten [weissa- sendest — 28 denn ich habe fünf Brü-
gen] bis auf Johannes; von da an wird das der —, daß er sie warnt, damit nicht
Reich Gottes verkündigt, und jedermann auch sie an diesen Ort der Qual kom-
drängt sich mit Gewalt hinein. 17 Es ist men! 29 Abraham spricht zu ihm: Sie ha-
aber leichter, daß Himmel und Erde ver- ben Mose und die Propheten; auf diese
gehen, als daß ein einziges Strichlein des sollen sie hören! 30 Er aber sprach: Nein,
Gesetzes falle. Vater Abraham, sondern wenn jemand
von den Toten zu ihnen ginge, so würden
Ehebruch und Ehescheidung sie Buße tun! 31 Er aber sprach zu ihm:
Mt 5,31-32; 19,3-9; Mk 10,2-12; Röm 7,2-3;
Wenn sie auf Mose und die Propheten
1Kor 7,10-16
nicht hören, so würden sie sich auch
18 Jeder, der sich von seiner Frau scheidet nicht überzeugen lassen, wenn einer aus
und eine andere heiratet, der bricht die den Toten auferstände!
LUKAS 17 1087
Anstöße zur Sünde. Vergebung. 14 Und als er sie sah, sprach er zu ihnen:
Die Kraft des Glaubens Geht hin und zeigt euch den Priestern!
Mt 18,6-9; 18,21-35; Mk 11,22-26 Und es geschah, während sie hingingen,
Er sprach aber zu den Jüngern: Es wurden sie rein. 15 Einer aber von ihnen
ist unvermeidlich, daß Anstöße [zur kehrte wieder um, als er sah, daß er ge-
Sünde] kommen; wehe aber dem, durch heilt worden war, und pries Gott mit lau-
welchen sie kommen! 2 Es wäre für ihn ter Stimme, 16 warf sich auf sein Ange-
besser, wenn ein großer Mühlstein um sicht zu [Jesu] Füßen und dankte ihm;
seinen Hals gelegt und er ins Meer gewor- und das war ein Samariter.
fen würde, als daß er einem dieser Klei- 17 Da antwortete Jesus und sprach: Sind
nen einen Anstoß [zur Sünde] gibt. nicht zehn rein geworden? Wo sind aber
3 Habt acht auf euch selbst! Wenn aber die neun? 18 Hat sich sonst keiner gefun-
dein Bruder gegen dich sündigt, so weise den, der umgekehrt wäre, um Gott die
ihn zurecht; und wenn es ihn reut, so ver- Ehre zu geben, als nur dieser Fremdling?
gib ihm. 4 Und wenn er siebenmal am 19 Und er sprach zu ihm: Steh auf und geh
Tag gegen dich sündigte und siebenmal hin; dein Glaube hat dich gerettet!
am Tag wieder zu dir käme und spräche:
Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben. Das Reich Gottes und die Wiederkunft
5 Und die Apostel sprachen zum Herrn: des Menschensohnes
Mehre uns den Glauben! 6 Der Herr aber Mt 24,29-31; Mk 4,26-29; 13,24-27; Lk 21,25-28
sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein 20 Als er aber von den Pharisäern gefragt
Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maul- wurde, wann das Reich Gottes komme,
beerbaum sagen: Entwurzle dich und ver- antwortete er ihnen und sprach: Das Reich
pflanze dich ins Meer!, und er würde euch Gottes kommt nicht so, daß man es beob-
gehorchen. achten könnte. 21 Man wird nicht sagen:
Siehe hier! oder: Siehe dort! Denn siehe,
Von der Pflichterfüllung im Dienst das Reich Gottes ist inwendig in euch.
7 Wer aber von euch wird zu seinem Knecht, 22 Er sprach aber zu den Jüngern: Es wer-
der pflügt oder weidet, wenn er vom Feld den Tage kommen, da ihr begehren wer-
heimkommt, sogleich sagen: Komm her det, einen einzigen der Tage des Men-
und setze dich zu Tisch? 8 Wird er nicht schensohnes zu sehen, und ihr werdet
vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das ihn nicht sehen. 23 Und sie werden zu
Abendbrot, schürze dich und diene mir, bis euch sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort!
ich gegessen und getrunken habe, und da- Geht nicht hin und lauft ihnen nicht
nach sollst du essen und trinken? 9 Dankt er nach! 24 Denn gleichwie der Blitz, der in
wohl jenem Knecht, daß er getan hat, was einer Himmelsgegend erstrahlt, bis zur
ihm befohlen war? Ich meine nicht! 10 So anderen leuchtet, so wird auch der Sohn
sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt, des Menschen sein an seinem Tag. 25 Zu-
was euch befohlen war, sprechen: Wir sind vor aber muß er viel leiden und verwor-
unnütze Knechte; wir haben getan, was fen werden von diesem Geschlecht.
wir zu tun schuldig waren! 26 Und wie es in den Tagen Noahs zu-
ging, so wird es auch sein in den Tagen
Die Heilung der zehn Aussätzigen des Menschensohnes: 27 Sie aßen, sie
11 Und es geschah, als er nach Jerusalem tranken, sie heirateten und ließen sich
reiste, daß er durch das Grenzgebiet zwi- heiraten bis zu dem Tag, als Noah in die
schen Samaria und Galiläa zog. 12 Und Arche ging; und die Sintflut kam und ver-
bei seiner Ankunft in einem Dorf begeg- nichtete alle. 28 Ebenso ging es auch in
neten ihm zehn aussätzige Männer, die den Tagen Lots zu: Sie aßen, sie tranken,
von ferne stehen blieben. 13 Und sie er- sie kauften und verkauften, sie pflanz-
hoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, ten und bauten; 29 an dem Tag aber, als
Meister, erbarme dich über uns! Lot aus Sodom wegging, regnete es Feu-
1088 LUKAS 17.18
er und Schwefel vom Himmel und ver- Das Gleichnis vom Pharisäer
tilgte alle. und vom Zöllner
30 Gerade so wird es sein an dem Tag, da Spr 28,9; Jak 4,6-10; 1Pt 5,5-6
der Sohn des Menschen geoffenbart wird. 9 Er sagte aber auch zu etlichen, die auf
31 Wer an jenem Tag auf dem Dach ist und sich selbst vertrauten, daß sie gerecht
sein Gerät im Haus hat, der steige nicht seien, und die übrigen verachteten, die-
hinab, um dasselbe zu holen; ebenso, wer ses Gleichnis: 10 Es gingen zwei Men-
auf dem Feld ist, der kehre nicht wieder schen hinauf in den Tempel, um zu be-
zurück. 32 Gedenkt an Lots Frau! 33 Wer ten, der eine ein Pharisäer, der andere
seine Seele zu retten sucht, der wird sie ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stellte sich
verlieren, und wer sie verliert, der wird ihr hin und betete bei sich selbst so: O Gott,
zum Leben verhelfen. 34 Ich sage euch: In ich danke dir, daß ich nicht bin wie die
dieser Nacht werden zwei in einem Bett übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte,
sein; der eine wird genommen und der an- Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner
dere zurückgelassen werden. 35 Zwei wer- da. 12 Ich faste zweimal in der Woche und
den miteinander mahlen; die eine wird gebe den Zehnten von allem, was ich ein-
genommen, und die andere wird zurück- nehme!
gelassen werden. 36 Zwei werden auf dem 13 Und der Zöllner stand von ferne, wag-
Feld sein; der eine wird genommen und te nicht einmal seine Augen zum Him-
der andere zurückgelassen werden. mel zu erheben, sondern schlug an seine
37 Und sie antworteten und sprachen zu Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder
ihm: Wo, Herr? Und er sprach zu ihnen: gnädig!
Wo der Leichnam ist, da sammeln sich 14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfer-
die Geier. tigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu
jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht,
Das Gleichnis vom ungerechten Richter wird erniedrigt werden; wer aber sich
Er sagte ihnen aber auch ein Gleich- selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
nis dafür, daß man allezeit beten
und nicht nachlässig werden solle; 2 und Jesus segnet die Kinder
Mt 19,13-15; Mk 10,13-16
er sprach: Es war ein Richter in einer
Stadt, der Gott nicht fürchtete und sich 15 Sie brachten aber auch kleine Kinder
vor keinem Menschen scheute. 3 Es war zu ihm, damit er sie anrühre. Als es aber
aber eine Witwe in jener Stadt; die kam die Jünger sahen, tadelten sie sie. 16 Aber
zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht Jesus rief sie zu sich und sprach: Laßt
gegenüber meinem Widersacher! 4 Und die Kinder zu mir kommen und wehrt
er wollte lange nicht; danach aber sprach ihnen nicht, denn solcher ist das Reich
er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott Gottes. 17 Wahrlich, ich sage euch: Wer
nicht fürchte und mich vor keinem Men- das Reich Gottes nicht annimmt wie ein
schen scheue, 5 so will ich dennoch, weil Kind, wird gar nicht hineinkommen!
mir diese Witwe Mühe macht, ihr Recht
schaffen, damit sie nicht unaufhörlich Der reiche Oberste
kommt und mich plagt. und das Erbe des ewigen Lebens
Mt 19,16-30; Mk 10,17-31
6 Und der Herr sprach: Hört, was der un-
gerechte Richter sagt! 7 Gott aber, wird er 18 Und es fragte ihn ein Oberster und
nicht seinen Auserwählten Recht schaf- sprach: Guter Meister, was muß ich tun,
fen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, wenn um das ewige Leben zu erben? 19 Da
er auch lange zuwartet mit ihnen? 8 Ich sprach Jesus zu ihm: Was nennst du mich
sage euch: Er wird ihnen schnell Recht gut? Niemand ist gut als Gott allein! 20 Du
schaffen! Doch wenn der Sohn des Men- kennst die Gebote: »Du sollst nicht ehe-
schen kommt, wird er auch den Glauben brechen! Du sollst nicht töten! Du sollst
finden auf Erden? nicht stehlen! Du sollst nicht falsches
LUKAS 18.19 1089
Zeugnis reden! Du sollst deinen Vater und Heilung eines Blinden in Jericho
deine Mutter ehren!«a Mt 20,29-34; Mk 10,46-52
21 Er aber sprach: Das alles habe ich ge- 35 Es geschah aber, als er sich Jericho
halten von meiner Jugend an. 22 Als Je- näherte, da saß ein Blinder am Weg und
sus dies hörte, sprach er zu ihm: Eins bettelte. 36 Und als er die Menge vor-
fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, überziehen hörte, erkundigte er sich, was
und verteile es an die Armen, so wirst das sei. 37 Da verkündeten sie ihm, daß
du einen Schatz im Himmel haben, und Jesus von Nazareth vorübergehe. 38 Und
komm, folge mir nach! er rief und sprach: Jesus, du Sohn Davids,
23 Als er aber dies hörte, wurde er ganz erbarme dich über mich! 39 Und die vor-
traurig; denn er war sehr reich. 24 Als aber angingen, geboten ihm, er solle schwei-
Jesus ihn so sah, daß er ganz traurig ge- gen; er aber rief noch viel mehr: Du Sohn
worden war, sprach er: Wie schwer wer- Davids, erbarme dich über mich!
den die Reichen ins Reich Gottes hinein- 40 Da blieb Jesus stehen und befahl, daß
kommen! 25 Denn es ist leichter, daß ein er zu ihm gebracht werde. Und als er her-
Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß angekommen war, fragte er ihn 41 und
ein Reicher in das Reich Gottes hinein- sprach: Was willst du, daß ich dir tun
kommt. soll? Er sprach: Herr, daß ich sehend
26 Da sprachen die, welche es hörten: werde! 42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei
Wer kann dann überhaupt errettet wer- sehend! Dein Glaube hat dich gerettet.
den? 27 Er aber sprach: Was bei den Men- 43 Und sogleich wurde er sehend und
schen unmöglich ist, das ist bei Gott folgte ihm nach und pries Gott; und das
möglich. ganze Volk, das dies sah, lobte Gott.
28 Da sprach Petrus: Siehe, wir haben alles
verlassen und sind dir nachgefolgt! 29 Er Der Oberzöllner Zachäus
aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage Und er kam nach Jericho hinein
euch: Es ist niemand, der Haus oder El- und zog hindurch. 2 Und siehe, da
tern oder Brüder oder Frau oder Kinder war ein Mann, genannt Zachäus, ein
verlassen hat um des Reiches Gottes wil- Oberzöllner, und dieser war reich. 3 Und
len, 30 der es nicht vielfältig wieder emp- er wollte gerne Jesus sehen, wer er sei,
finge in dieser Zeit und in der zukünfti- und konnte es nicht wegen der Volksmen-
gen Weltzeit das ewige Leben! ge; denn er war von kleiner Gestalt. 4 Da
lief er voraus und stieg auf einen Maul-
Jesus sagt zum dritten Mal sein Leiden beerbaum, um ihn zu sehen; denn dort
und seine Auferstehung voraus sollte er vorbeikommen. 5 Und als Jesus
Mt 20,17-19; Mk 10,32-34 an den Ort kam, blickte er auf und sah
31 Er nahm aber die Zwölf zu sich und ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige
sprach zu ihnen: Siehe, wir ziehen hin- schnell herab; denn heute muß ich in
auf nach Jerusalem, und es wird alles deinem Haus einkehren! 6 Und er stieg
erfüllt werden, was durch die Propheten schnell herab und nahm ihn auf mit Freu-
über den Sohn des Menschen geschrie- den. 7 Als sie es aber sahen, murrten sie
ben ist; 32 denn er wird den Heiden aus- alle und sprachen: Er ist bei einem sün-
geliefert und verspottet und mißhandelt digen Mann eingekehrt, um Herberge zu
und angespuckt werden; 33 und sie wer- nehmen!
den ihn geißeln und töten, und am dritten 8 Zachäus aber trat hin und sprach zu
Tag wird er wieder auferstehen. 34 Und dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte mei-
sie verstanden nichts davon, und dieses ner Güter gebe ich den Armen, und wenn
Wort war ihnen zu geheimnisvoll, und sie ich jemand betrogen habe, so gebe ich es
begriffen das Gesagte nicht. vierfältig zurück! 9 Und Jesus sprach zu
ihm: Heute ist diesem Haus Heil wider-
a (18,20) 2Mo 20,14-16. fahren, weil auch er ein Sohn Abrahams
1090 LUKAS 19
ist; 10 denn der Sohn des Menschen ist ihm das Pfund weg und gebt es dem, der
gekommen, um zu suchen und zu retten, die zehn Pfunde hat! 25 Da sagten sie zu
was verloren ist. ihm: Herr, er hat schon zehn Pfunde!
26 Denn ich sage euch: Wer hat, dem wird
Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden gegeben werden; von dem aber, der nicht
Mt 25,14-30
hat, von ihm wird auch das genommen
11 Als sie aber dies hörten, fuhr er fort und werden, was er hat. 27 Doch jene meine
sagte ein Gleichnis, weil er nahe bei Jeru- Feinde, die nicht wollten, daß ich König
salem war und sie meinten, das Reich Got- über sie werde — bringt sie her und er-
tes würde unverzüglich erscheinen. 12 Er schlagt sie vor mir!
sprach nun: Ein Edelmann zog in ein fer-
nes Land, um sich die Königswürde zu ho- Der Einzug des Messias Jesus in Jerusalem
Mt 21,1-11; Mk 11,1-11; Joh 12,12-19; Sach 9,9
len und dann wiederzukommen. 13 Und
er rief zehn seiner Knechte, gab ihnen 28 Und nachdem er das gesagt hatte, zog
zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Han- er weiter und reiste hinauf nach Jerusa-
delt damit, bis ich wiederkomme! 14 Sei- lem. 29 Und es geschah, als er in die Nähe
ne Bürger aber haßten ihn und schickten von Bethphage und Bethanien kam, zu
ihm eine Gesandtschaft nach und ließen dem Berg, welcher Ölberg heißt, da sand-
sagen: Wir wollen nicht, daß dieser über te er zwei seiner Jünger 30 und sprach:
uns herrsche! Geht in das Dorf, das vor euch liegt; und
15 Und es geschah, als er wiederkam, wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein
nachdem er die Königswürde empfan- Füllen angebunden finden, auf dem noch
gen hatte, da ließ er die Knechte, denen nie ein Mensch gesessen hat; bindet es
er das Geld gegeben hatte, vor sich ru- los und führt es her! 31 Und wenn euch
fen, um zu erfahren, was jeder erhandelt jemand fragt: Warum bindet ihr es los?,
habe. 16 Da kam der erste und sprach: dann sprecht so zu ihm: Der Herr braucht
Herr, dein Pfund hat zehn Pfund dazuge- es!
wonnen! 17 Und er sprach zu ihm: Recht 32 Da gingen die Abgesandten hin und
so, du guter Knecht! Weil du im Gering- fanden es, wie er ihnen gesagt hatte. 33 Als
sten treu gewesen bist, sollst du Macht sie aber das Füllen losbanden, sprachen
über zehn Städte haben! 18 Und der zwei- seine Besitzer zu ihnen: Warum bindet ihr
te kam und sprach: Herr, dein Pfund hat das Füllen los? 34 Sie aber sprachen: Der
fünf Pfund erworben! 19 Er aber sprach Herr braucht es! 35 Und sie brachten es
auch zu diesem: So sollst auch du über zu Jesus und warfen ihre Kleider auf das
fünf Städte gesetzt sein! Füllen und setzten Jesus darauf. 36 Als er
20 Und ein anderer kam und sprach: Herr, aber weiterzog, breiteten sie ihre Kleider
siehe, hier ist dein Pfund, das ich im aus auf dem Weg.
Schweißtuch aufbewahrt habe! 21 Denn 37 Und als er sich schon dem Abhang des
ich fürchtete dich, weil du ein strenger Ölberges näherte, fing die ganze Menge
Mann bist; du nimmst, was du nicht ein- der Jünger freudig an, Gott zu loben mit
gelegt, und erntest, was du nicht gesät lauter Stimme wegen all der Wunderta-
hast. 22 Da sprach er zu ihm: Nach [dem ten, die sie gesehen hatten, 38 und sie
Wort] deines Mundes will ich dich rich- sprachen: Gesegnet sei der König, der
ten, du böser Knecht! Wußtest du, daß ich kommt im Namen des Herrn! Friede im
ein strenger Mann bin, daß ich nehme, Himmel und Ehre in der Höhe!
was ich nicht eingelegt, und ernte, was 39 Und etliche der Pharisäer unter der
ich nicht gesät habe? 23 Warum hast du Volksmenge sprachen zu ihm: Meister,
dann mein Geld nicht auf der Bank ange- weise deine Jünger zurecht! 40 Und er
legt, so daß ich es bei meiner Ankunft mit antwortete und sprach zu ihnen: Ich
Zinsen hätte einziehen können? 24 Und sage euch: Wenn diese schweigen soll-
zu den Umstehenden sprach er: Nehmt ten, dann würden die Steine schreien!
LUKAS 19.20 1091
Jesus weint über Jerusalem ten sie bei sich selbst und sprachen: Wenn
Mt 23,37-39; Lk 13,34-35 wir sagen: Vom Himmel, so wird er fragen:
41 Und als er näher kam und die Stadt sah, Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?
weinte er über sie 42 und sprach: Wenn 6 Wenn wir aber sagen: Von Menschen, so
doch auch du erkannt hättest, wenigstens wird das ganze Volk uns steinigen; denn es
noch an diesem deinem Tag, was zu dei- ist überzeugt, daß Johannes ein Prophet
nem Frieden dient! Nun aber ist es vor dei- war! 7 Und sie antworteten, sie wüßten
nen Augen verborgen. 43 Denn es werden nicht woher. 8 Da sprach Jesus zu ihnen: So
Tage über dich kommen, da deine Feinde sage ich euch auch nicht, in welcher Voll-
einen Wall um dich aufschütten, dich rings- macht ich dies tue.
um einschließen und von allen Seiten
bedrängen werden; 44 und sie werden dich Das Gleichnis von den Weingärtnern
dem Erdboden gleichmachen, auch deine Mt 21,33-46; Mk 12,1-12; Jes 5,1-7
Kinder in dir, und in dir keinen Stein auf 9 Er fing aber an, dem Volk dieses Gleich-
dem anderen lassen, weil du die Zeit dei- nis zu sagen: Ein gewisser Mensch pflanz-
ner Heimsuchunga nicht erkannt hast! te einen Weinberg und verpachtete ihn an
Weingärtner und hielt sich längere Zeit
Die zweite Tempelreinigung außer Landes auf. 10 Und als es Zeit war,
Mt 21,12-13; Mk 11,15-18
sandte er einen Knecht zu den Wein-
45 Und er ging in den Tempel hinein und gärtnern, damit sie ihm [seinen Anteil]
fing an, die Verkäufer und Käufer darin von der Frucht des Weinbergs gäben. Die
hinauszutreiben, 46 und sprach zu ihnen: Weingärtner aber schlugen ihn und schick-
Es steht geschrieben: »Mein Haus ist ein ten ihn mit leeren Händen fort. 11 Und er
Bethaus«.b Ihr aber habt eine Räuberhöhle fuhr fort und sandte einen anderen Knecht.
daraus gemacht! 47 Und er lehrte täglich Sie aber schlugen auch diesen und be-
im Tempel; die obersten Priester aber und schimpften ihn und jagten ihn mit leeren
die Schriftgelehrten und die Vornehmsten Händen davon. 12 Und er fuhr fort und
des Volkes trachteten danach, ihn umzu- sandte einen dritten; aber auch diesen ver-
bringen; 48 doch sie fanden keinen Weg, wundeten sie und warfen ihn hinaus.
wie sie es tun sollten; denn das ganze Volk 13 Da sprach der Herr des Weinbergs: Was
hing an ihm und hörte ihm zu. soll ich tun? Ich will meinen Sohn senden,
den geliebten; wenn sie den sehen, werden
Die Frage nach der Vollmacht Jesu sie sich vielleicht scheuen! 14 Als aber die
Mt 21,23-27; Mk 11,27-33
Weingärtner diesen sahen, sprachen sie un-
Es geschah aber an einem jener tereinander: Das ist der Erbe! Kommt, laßt
Tage, als er das Volk im Tempel lehr- uns ihn töten, damit das Erbgut uns gehört!
te und das Evangelium verkündigte, da tra- 15 Und sie stießen ihn zum Weinberg hinaus
ten die obersten Priester und die Schrift- und töteten ihn. Was wird nun der Herr des
gelehrten samt den Ältesten herzu 2 und Weinbergs mit ihnen tun? 16 Er wird kom-
redeten mit ihm und sprachen: Sage uns, men und diese Weingärtner umbringen und
in welcher Vollmacht tust du dies? Und den Weinberg anderen geben! Als sie das
wer hat dir diese Vollmacht gegeben? hörten, sprachen sie: Das sei ferne!
3 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: 17 Er aber blickte sie an und sprach: Was
Auch ich will euch ein Wort fragen! So sagt bedeutet denn das, was geschrieben steht:
mir: 4 War die Taufe des Johannes vom »Der Stein, den die Bauleute verworfen
Himmel oder von Menschen? 5 Da überleg- haben, der ist zum Eckstein geworden?«c

a (19,44) Das Wort bezeichnet den Besuch eines und Rettung anbot.
Höherstehenden zur Fürsorge und Hilfe, aber auch b (19,46) w. ein Haus des Gebets (vgl. Jes 56,7).
zur Aufsicht und Rechtssprechung; hier meint es den c (20,17) Ps 118,22.
gnädigen Besuch des Herrn, der Jerusalem Umkehr
1092 LUKAS 20
18 Wer auf diesen Stein fällt, der wird zer- kinderlos. 31 Und der dritte nahm sie,
schmettert werden; auf wen er aber fällt, ebenso alle sieben, und sie hinterließen
den wird er zermalmen! keine Kinder bei ihrem Tod. 32 Zuletzt
19 Da suchten die obersten Priester und aber, nach allen, starb auch die Frau.
die Schriftgelehrten Hand an ihn zu le- 33 Wessen Frau wird sie nun in der Aufer-
gen in derselben Stunde; aber sie fürch- stehung sein? Denn alle sieben haben sie
teten das Volk; denn sie erkannten, daß zur Frau gehabt.
er dieses Gleichnis im Blick auf sie gesagt 34 Und Jesus antwortete ihnen und
hatte. sprach: Die Kinder dieser Weltzeit hei-
raten und lassen sich heiraten; 35 dieje-
Die Frage nach der Steuer nigen aber, die gewürdigt werden, jene
Mt 22,15-22; Mk 12,13-17
Weltzeit zu erlangen und die Auferste-
20 Und sie lauerten ihm auf und sandten hung aus den Toten, die werden weder
Aufpasser ab, die sich stellen sollten, als heiraten noch sich heiraten lassen,
wären sie redlich, um ihn bei einem Wort 36 denn sie können nicht mehr sterben;
zu fassen, damit sie ihn der Obrigkeit denn sie sind den Engeln gleich und Söh-
und der Gewalt des Statthalters ausliefern ne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung
könnten. 21 Und sie fragten ihn und spra- sind. 37 Daß aber die Toten auferstehen,
chen: Meister, wir wissen, daß du richtig hat auch Mose angedeutet bei [der Stelle
redest und lehrst und nicht die Person von] dem Dornbusch, wo er den Herrn
ansiehst, sondern den Weg Gottes der den Gott Abrahams und den Gott Isaaks
Wahrheit gemäß lehrst. 22 Ist es uns er- und den Gott Jakobs nennt. 38 Er ist aber
laubt, dem Kaiser die Steuer zu geben, nicht ein Gott der Toten, sondern der Le-
oder nicht? bendigen; denn für ihn leben alle.
23 Da er aber ihre Arglist erkannte, sprach 39 Da antworteten etliche der Schriftge-
er zu ihnen: Was versucht ihr mich? lehrten und sprachen: Meister, du hast
24 Zeigt mir einen Denar! Wessen Bild gut geantwortet! 40 Und sie getrauten sich
und Aufschrift trägt er? Sie aber antworte- nicht mehr, ihn etwas zu fragen.
ten und sprachen: Des Kaisers. 25 Er aber
sagte ihnen: So gebt doch dem Kaiser, Wessen Sohn ist der Christus?
was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes Warnung vor den Schriftgelehrten
Mt 22,41-46; 23,1-36; Mk 12,35-40
ist! 26 Und sie konnten ihn nicht bei die-
sem Wort fassen vor dem Volk; und sie 41 Er aber sprach zu ihnen: Wieso sagen
verwunderten sich über seine Antwort sie, daß der Christus Davids Sohn sei?
und schwiegen. 42 Und doch sagt David selbst im Buch
der Psalmen: »Der Herr sprach zu mei-
Die Frage nach der Auferstehung nem Herrn: Setze dich zu meiner Rech-
Mt 22,23-33; Mk 12,18-27
ten, 43 bis ich deine Feinde hinlege als
27 Da traten aber etliche der Sadduzäer Schemel für deine Füße!«a 44 David nennt
herzu, die bestreiten, daß es eine Aufer- ihn also Herr; wie kann er dann sein Sohn
stehung gibt, und sie fragten ihn 28 und sein?
sprachen: Meister, Mose hat uns vorge- 45 Als aber das ganze Volk zuhörte, sprach
schrieben: Wenn jemandes Bruder eine er zu seinen Jüngern: 46 Hütet euch vor
Frau hat und kinderlos stirbt, so soll des- den Schriftgelehrten, die gern im Talar
sen Bruder die Frau nehmen und seinem einhergehen und die Begrüßungen auf
Bruder Nachkommen erwecken. den Märkten lieben und die ersten Sitze
29 Nun waren da sieben Brüder. Der erste in den Synagogen und die obersten Plätze
nahm eine Frau und starb kinderlos. 30 Da bei den Mahlzeiten; 47 sie fressen die
nahm der zweite die Frau und starb auch Häuser der Witwen und sprechen zum
Schein lange Gebete; diese werden ein
a (20,43) Ps 110,1. um so schwereres Gericht empfangen!
LUKAS 21 1093
Die Scherflein der Witwe meines Namens willen. 13 Das wird euch
Mk 12,41-44 aber Gelegenheit zum Zeugnis geben.
Als er aber aufblickte, sah er, wie 14 So nehmt euch nun zu Herzen, daß ihr
die Reichen ihre Gaben in den Op- eure Verteidigung nicht vorher überlegen
ferkasten legten. 2 Er sah aber auch eine sollt; 15 denn ich will euch Weisheit und
arme Witwe, die legte dort zwei Scherf- Fähigkeit zu reden geben, der alle eure
leina ein; 3 und er sprach: Wahrlich, ich Widersacher nicht werden widersprechen
sage euch: Diese arme Witwe hat mehr noch widerstehen können.
eingelegt als alle! 4 Denn diese alle haben 16 Ihr werdet aber auch von Eltern und
von ihrem Überfluß zu den Opfergaben Brüdern und Verwandten und Freunden
für Gott beigetragen; sie aber hat aus ih- ausgeliefert werden, und man wird etli-
rer Armut heraus alles eingelegt, was sie che von euch töten, 17 und ihr werdet
zum Lebensunterhalt besaß. von allen gehaßt werden um meines Na-
mens willen. 18 Doch kein Haar von eu-
Jesus sagt die Zerstörung des Tempels voraus rem Haupt wird verloren gehen. 19 Ge-
Mt 24,1-2; Mk 13,1-2
winnt eure Seelen durch euer standhaftes
5 Und als etliche von dem Tempel sag- Ausharren!
ten, daß er mit schönen Steinen und Wei-
hegeschenken geschmückt sei, sprach Die Ankündigung der Zerstörung Jerusalems
er: 6 Was ihr da seht — es werden Tage Dan 9,26
kommen, wo kein Stein auf dem ande- 20 Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegs-
ren bleiben wird, der nicht abgebrochen heeren belagert seht, dann erkennt, daß
wird! 7 Sie fragten ihn aber und sprachen: seine Verwüstung nahe ist. 21 Dann flie-
Meister, wann wird denn dies geschehen, he auf die Berge, wer in Judäa ist; und
und was wird das Zeichen sein, wann es wer in [Jerusalem] ist, der ziehe fort aus
geschehen soll? ihr; und wer auf dem Land ist, der gehe
nicht hinein in sie. 22 Denn das sind
Ankündigung von Verführung Tage der Rache, damit alles erfüllt werde,
und Verfolgung was geschrieben steht. 23 Wehe aber den
Mt 24,4-14; Mk 13,5-13
Schwangeren und den Stillenden in jenen
8 Da sprach er: Habt acht, daß ihr nicht Tagen! Denn es wird große Not im Land
verführt werdet! Denn viele werden unter sein und Zorn über dieses Volk! 24 Und
meinem Namen kommen und sagen: Ich sie werden fallen durch die Schärfe des
bin es! und: Die Zeit ist nahe! Lauft ihnen Schwerts und gefangen weggeführt wer-
nun nicht nach! 9 Wenn ihr aber von Krie- den unter alle Heiden. Und Jerusalem
gen und Unruhen hören werdet, so er- wird zertreten werden von den Heiden,
schreckt nicht; denn dies muß zuvor ge- bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind.
schehen; aber das Ende kommt nicht so
bald. 10 Dann sprach er zu ihnen: Ein Volk Das Kommen des Menschensohnes
wird sich gegen das andere erheben und in Kraft und Herrlichkeit
ein Königreich gegen das andere; 11 und Mt 24,29-31; Mk 13,24-27; Dan 7,13-14
es wird hier und dort große Erdbeben 25 Und es werden Zeichen geschehen an
geben, Hungersnöte und Seuchen; und Sonne und Mond und Sternen, und auf
Schrecknisse und große Zeichen vom Erden Angst der Völker vor Ratlosigkeit
Himmel werden sich einstellen. bei dem Tosen des Meeres und der Wo-
12 Vor diesem allem aber werden sie Hand gen, 26 da die Menschen in Ohnmacht
an euch legen und euch verfolgen und in sinken werden vor Furcht und Erwartung
Synagogen und Gefängnisse übergeben dessen, was über den Erdkreis kommen
und vor Könige und Fürsten führen um soll; denn die Kräfte des Himmels werden
erschüttert werden. 27 Und dann werden
a (21,23) d.h. die kleinste damalige Kupfermünze. sie den Sohn des Menschen kommen se-
1094 LUKAS 21.22
hen in einer Wolke mit großer Kraft und Priestern und den Hauptleuten, wie er ihn
Herrlichkeit. an sie ausliefern wollte. 5 Und sie waren er-
28 Wenn aber dies anfängt zu geschehen, freut und kamen überein, ihm Geld zu ge-
so richtet euch auf und erhebt eure ben. 6 Und er versprach es und suchte eine
Häupter, weil eure Erlösung naht. 29 Und gute Gelegenheit, um ihn ohne Volksauf-
er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Fei- lauf an sie auszuliefern.
genbaum und alle Bäume! 30 Wenn ihr
sie schon ausschlagen seht, so erkennt Das letzte Passahmahl
Mt 26,17-20; Mk 14,12-17; Joh 13,1-17
ihr von selbst, daß der Sommer jetzt nahe
ist. 31 So auch ihr: Wenn ihr seht, daß dies 7 Es kam aber der Tag der ungesäuerten
geschieht, so erkennt, daß das Reich Got- Brote, an dem man das Passah schlachten
tes nahe ist. 32 Wahrlich, ich sage euch: mußte. 8 Und er sandte Petrus und Johan-
Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, nes und sprach: Geht hin, bereitet uns das
bis alles geschehen ist. 33 Himmel und Passah, damit wir es essen können! 9 Sie
Erde werden vergehen, aber meine Worte aber sprachen zu ihm: Wo willst du, daß
werden nicht vergehen. wir es bereiten? 10 Und er sprach zu ih-
nen: Siehe, wenn ihr in die Stadt hinein-
Ermahnung zur Wachsamkeit kommt, so wird euch ein Mensch begeg-
Mt 24,36-51; Mk 13,32-37; Röm 13,11-14; 1Th 5,4-8
nen, der einen Wasserkrug trägt; dem folgt
34 Habt aber acht auf euch selbst, daß eure in das Haus, wo er hineingeht, 11 und
Herzen nicht beschwert werden durch sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister
Rausch und Trunkenheit und Sorgen läßt dir sagen: Wo ist das Gastzimmer, in
des Lebens, und jener Tag unversehens dem ich mit meinen Jüngern das Passah
über euch kommt! 35 Denn wie ein Fall- essen kann? 12 Und jener wird euch einen
strick wird er über alle kommen, die auf großen, mit Polstern ausgelegten Ober-
dem ganzen Erdboden wohnen. 36 Dar- saal zeigen; dort bereitet es zu! 13 Sie gin-
um wacht jederzeit und bittet, daß ihr gen hin und fanden es, wie er ihnen ge-
gewürdigt werdet, diesem allem zu ent- sagt hatte; und sie bereiteten das Passah.
fliehen, was geschehen soll, und vor dem 14 Und als die Stunde kam, setzte er sich
Sohn des Menschen zu stehen! zu Tisch und die zwölf Apostel mit ihm.
37 Er war aber tagsüber im Tempel und 15 Und er sprach zu ihnen: Mich hat herz-
lehrte, bei Nacht aber ging er hinaus lich verlangt, dieses Passah mit euch zu es-
und übernachtete an dem Berg, welcher sen, ehe ich leide. 16 Denn ich sage euch:
Ölberg heißt. 38 Und alles Volk kam früh Ich werde künftig nicht mehr davon es-
zu ihm in den Tempel, um ihn zu hören. sen, bis es erfüllt sein wird im Reich Got-
tes. 17 Und er nahm den Kelch, dankte und
DAS LEIDEN UND STERBEN JESU CHRISTI sprach: Nehmt diesen und teilt ihn unter
Kapitel 22 – 23 euch! 18 Denn ich sage euch: Ich werde
nicht mehr von dem Gewächs des Wein-
Der Plan der Führer Israels stocks trinken, bis das Reich Gottes ge-
und der Verrat des Judas kommen ist.
Mt 26,1-5; 26,14-16; Mk 14,1-2; 14,10-11
Es nahte aber das Fest der un- Die Einsetzung des Mahles des Herrn
Mt 26,26-29; Mk 14,22-25; 1Kor 11,23-29
gesäuerten Brote, das man Passah
nennt. 2 Und die obersten Priester und 19 Und er nahm das Brot, dankte, brach es,
Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn um- gab es ihnen und sprach: Das ist mein Leib,
bringen könnten; denn sie fürchteten das der für euch gegeben wird; das tut zu mei-
Volk. 3 Es fuhr aber der Satan in Judas, der nem Gedächtnis! 20 Desgleichen [nahm er]
mit Beinamen Ischariot genannt wird, wel- auch den Kelch nach dem Mahl und sprach:
cher aus der Zahl der Zwölf war. 4 Und er Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem
ging hin und besprach mit den obersten Blut, das für euch vergossen wird.
LUKAS 22 1095
Jesus sagt den Verrat voraus 35 Und er sprach zu ihnen: Als ich euch
Mt 26,21-25; Mk 14,18-21; Joh 13,18-30 aussandte ohne Beutel und Tasche und
21 Doch siehe, die Hand dessen, der mich Schuhe, hat euch etwas gemangelt? Sie
verrät, ist mit mir auf dem Tisch. 22 Und sprachen: Nichts! 36 Nun sprach er zu ih-
der Sohn des Menschen geht zwar dahin, nen: Aber jetzt, wer einen Beutel hat, der
wie es bestimmt ist; aber wehe dem Men- nehme ihn, ebenso auch die Tasche; und
schen, durch den er verraten wird! 23 Und wer es nicht hat, der verkaufe sein Gewand
sie fingen an, sich untereinander zu be- und kaufe ein Schwert. 37 Denn ich sage
fragen, welcher von ihnen es wohl wäre, euch: Auch dies muß noch an mir erfüllt
der dies tun würde. werden, was geschrieben steht: »Und er ist
unter die Gesetzlosen gerechnet worden«.b
Vom Herrschen und vom Dienen Denn was von mir [geschrieben steht], das
Mt 20,20-28; Mk 10,35-45; Joh 13,2-17
geht in Erfüllung! 38 Sie sprachen: Herr,
24 Es entstand aber auch ein Streit unter ih- siehe, hier sind zwei Schwerter! Er aber
nen, wer von ihnen als der Größte zu gelten sprach zu ihnen: Es ist genug!
habe. 25 Er aber sagte zu ihnen: Die Könige
der Völker herrschen über sie, und ihre Gethsemane
Gewalthaber nennt man Wohltäter. 26 Ihr Mt 26,36-46; Mk 14,32-42
aber sollt nicht so sein; sondern der Größte 39 Und er ging hinaus und begab sich nach
unter euch soll sein wie der Jüngste, und seiner Gewohnheit an den Ölberg. Es folg-
der Führende wie der Dienende. 27 Denn ten ihm aber auch seine Jünger. 40 Und
wer ist größer: der, welcher zu Tisch sitzt, als er an den Ort gekommen war, sprach
oder der Dienende? Ist es nicht der, wel- er zu ihnen: Betet, daß ihr nicht in An-
cher zu Tisch sitzt? Ich aber bin mitten un- fechtung geratet! 41 Und er riß sich von
ter euch wie der Dienende. ihnen los, ungefähr einen Steinwurf weit,
28 Ihr aber seid die, welche bei mir aus- kniete nieder, betete 42 und sprach: Vater,
geharrt haben in meinen Anfechtun- wenn du diesen Kelch von mir nehmen
gen. 29 Und so übergebe ich euch ein willst — doch nicht mein, sondern dein
Königtum, wie es mir mein Vater über- Wille geschehe! 43 Da erschien ihm ein En-
geben hat, 30 so daß ihr an meinem Tisch gel vom Himmel und stärkte ihn. 44 Und
in meinem Reich essen und trinken und er war in ringendem Kampf und betete
auf Thronen sitzen sollt, um die zwölf inbrünstiger; sein Schweiß wurde aber
Stämme Israels zu richten. wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.
45 Und als er vom Gebet aufstand und zu
Jesu Gebet für Petrus. seinen Jüngern kam, fand er sie schlafend
Die Ankündigung der Verleugnung vor Traurigkeit. 46 Und er sprach zu ih-
Mt 26,31-35; Mk 14,29-31; Joh 13,36-38
nen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet,
31 Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, damit ihr nicht in Anfechtung geratet!
siehe, der Satan hat euch begehrt, um
euch zu sichten wie den Weizen; 32 ich Die Gefangennahme Jesu
aber habe für dich gebetet, daß dein Glau- Mt 26,47-56; Mk 14,43-50; Joh 18,3-12
be nicht aufhöre; und wenn du einst um- 47 Während er aber noch redete, siehe,
gekehrt bista, so stärke deine Brüder! da kam eine Schar, und der, welcher Ju-
33 Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin das hieß, einer der Zwölf, ging vor ihnen
bereit, mit dir ins Gefängnis und in den her und näherte sich Jesus, um ihn zu
Tod zu gehen! 34 Er aber sprach: Ich sage küssen. 48 Jesus aber sprach zu ihm: Ju-
dir, Petrus: Der Hahn wird heute nicht das, verrätst du den Sohn des Menschen
krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, mit einem Kuß?
daß du mich kennst! 49 Als nun seine Begleiter sahen, was da

a (22,32) od. dich bekehrt hast. b (22,37) Jes 53,12.


1096 LUKAS 22.23
geschehen sollte, sprachen sie zu ihm: verspotteten und mißhandelten ihn; 64 und
Herr, sollen wir mit dem Schwert drein- nachdem sie ihn verhüllt hatten, schlugen
schlagen? 50 Und einer von ihnen schlug sie ihn ins Angesicht und fragten ihn und
den Knecht des Hohenpriesters und hieb sprachen: Weissage uns, wer ist’s, der dich
ihm sein rechtes Ohr ab. 51 Da antworte- geschlagen hat? 65 Und viele andere
te Jesus und sprach: Laßt ab davon! Und Lästerungen sprachen sie gegen ihn aus.
er rührte sein Ohr an und heilte ihn. 66 Und als es Tag geworden war, versam-
52 Es sprach aber Jesus zu den obersten melten sich die Ältesten des Volkes, die
Priestern und Hauptleuten des Tempels obersten Priester und Schriftgelehrten,
und zu den Ältesten, die an ihn heran- und führten ihn vor ihren Hohen Rat;
getreten waren: Wie gegen einen Räuber und sie sprachen: 67 Bist du der Christus?
seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Sage es uns! Er aber sprach zu ihnen:
mit Stöcken! 53 Als ich täglich bei euch im Wenn ich es euch sagte, so würdet ihr
Tempel war, habt ihr die Hände nicht ge- es nicht glauben; 68 wenn ich aber auch
gen mich ausgestreckt. Aber dies ist eure fragte, so würdet ihr mir nicht antworten,
Stunde und die Macht der Finsternis. noch mich loslassen. 69 Von nun an wird
der Sohn des Menschen sitzen zur Rech-
Die Verleugnung durch Petrus ten der Macht Gottes. 70 Da sprachen sie
Mt 26,57-58; 26,69-75; Mk 14,53-54; 14,66-72;
alle: Bist du also der Sohn Gottes? Er aber
Joh 18,15-18; 18,25-27
sprach zu ihnen: Ihr sagt es, denn ich bin
54 Nachdem sie ihn nun festgenommen es! 71 Da sprachen sie: Was brauchen wir
hatten, führten sie ihn ab und brachten ein weiteres Zeugnis? Denn wir haben es
ihn in das Haus des Hohenpriesters. Pe- selbst aus seinem Mund gehört!
trus aber folgte von ferne. 55 Da sie aber
mitten im Hof ein Feuer angezündet hat- Jesus vor Pilatus und Herodes
Mt 27,2; 27,11-14; Mk 15,2-5; Joh 18,28-38
ten und beisammen saßen, setzte sich
Petrus mitten unter sie. Und die ganze Versammlung stand
56 Es sah ihn aber eine Magd beim Feuer auf, und sie führten ihn vor Pilatus.
sitzen, schaute ihn an und sprach: Auch 2 Sie fingen aber an, ihn zu verklagen und
dieser war mit ihm! 57 Er aber verleugne- sprachen: Wir haben gefunden, daß die-
te ihn und sprach: Frau, ich kenne ihn ser das Volk verführt und es davon ab-
nicht! 58 Und bald danach sah ihn ein an- halten will, dem Kaiser die Steuern zu
derer und sprach: Du bist auch einer zahlen. Er behauptet, er sei Christus, der
von ihnen! Petrus aber sprach: Mensch, König. 3 Da fragte ihn Pilatus und sprach:
ich bin’s nicht! 59 Und nach einer Weile Bist du der König der Juden? Er antworte-
von ungefähr einer Stunde bekräftigte te ihm und sprach: Du sagst es!
es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, 4 Da sprach Pilatus zu den obersten Prie-
der war auch mit ihm; denn er ist ein stern und der Volksmenge: Ich finde kei-
Galiläer! 60 Petrus aber sprach: Mensch, ne Schuld an diesem Menschen! 5 Sie aber
ich weiß nicht, was du sagst! Und sogleich, bestanden darauf und sprachen: Er wie-
während er noch redete, krähte der Hahn. gelt das Volk auf, indem er in ganz Judäa
61 Und der Herr wandte sich um und sah lehrt, angefangen in Galiläa bis hierher!
Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das 6 Als Pilatus von Galiläa hörte, fragte er,
Wort des Herrn, das er zu ihm gespro- ob der Mensch ein Galiläer sei. 7 Und als
chen hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du er hörte, daß er aus dem Herrschaftsge-
mich dreimal verleugnen! 62 Und Petrus biet des Herodes sei, sandte er ihn zu
ging hinaus und weinte bitterlich. Herodes, der in diesen Tagen auch selbst
in Jerusalem war.
Jesus vor dem Hohen Rat 8 Herodes aber freute sich sehr, als er Jesus
Mt 26,57-68; 27,1; Mk 14,53-65; 15,1; Joh 18,19-24
erblickte; denn er hätte ihn schon längst
63 Die Männer aber, die Jesus festhielten, gern gesehen, weil er viel von ihm gehört
LUKAS 23 1097
hatte, und er hoffte, zu sehen, wie ein Zei- begehrten, welcher eines Aufruhrs und
chen von ihm vollbracht wurde. 9 Er legte Mordes wegen ins Gefängnis geworfen
ihm denn auch viele Fragen vor; aber er worden war; Jesus aber übergab er ihrem
gab ihm keine Antwort. 10 Die obersten Willen.
Priester aber und die Schriftgelehrten stan-
den da und verklagten ihn heftig. 11 Und Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung
Mt 27,31-32; Mk 15,20-22; Joh 19,16-17
Herodes verachtete und verspottete ihn
samt seinen Kriegsleuten und schickte ihn, 26 Und als sie ihn hinführten, ergriffen sie
nachdem er ihm ein Prachtgewand hatte einen gewissen Simon von Kyrene, der
anlegen lassen, wieder zu Pilatus. 12 An vom Feld kam, und legten ihm das Kreuz
demselben Tag schlossen Pilatus und Hero- auf, damit er es Jesus nachtrage.
des Freundschaft miteinander, denn zuvor 27 Es folgte ihm aber eine große Menge
waren sie einander feind gewesen. des Volkes, und dazu Frauen, die ihn auch
beklagten und betrauerten. 28 Da wandte
Die Verurteilung Jesu sich Jesus zu ihnen und sprach: Ihr Töchter
durch die Volksmenge Jerusalems, weint nicht über mich; weint
Mt 27,15-26; Mk 15,6-15; Joh 18,38-19,16
vielmehr über euch selbst und über eure
13 Pilatus aber rief die obersten Priester Kinder! 29 Denn siehe, es kommen Tage,
und die führenden Männer und das Volk da man sagen wird: Glückselig sind die Un-
zusammen 14 und sprach zu ihnen: Ihr fruchtbaren, und die Leiber, die nicht ge-
habt diesen Menschen zu mir gebracht, boren, und die Brüste, die nicht gestillt ha-
als mache er das Volk abtrünnig; und sie- ben! 30 Dann wird man anfangen, zu den
he, als ich ihn vor euch verhörte, habe ich Bergen zu sagen: Fallt über uns! und zu
an diesem Menschen keine Schuld ge- den Hügeln: Bedeckt uns! 31 Denn wenn
funden, deretwegen ihr ihn anklagt, man dies mit dem grünen Holz tut, was
15 aber auch Herodes nicht; denn ich wird mit dem dürren geschehen?
habe euch zu ihm gesandt; und siehe, es 32 Es wurden aber auch zwei andere
ist nichts von ihm verübt worden, was hingeführt, Übeltäter, um mit ihm hinge-
des Todes würdig wäre. 16 Darum will ich richtet zu werden.
ihn züchtigen und dann freilassen!
17 Er mußte ihnen aber anläßlich des Fe-
Die Kreuzigung Jesu
Mt 27,32-44; Mk 15,21-32; Joh 19,17-27
stes einen freigeben. 18 Da schrie aber
die ganze Menge und sprach: Hinweg mit 33 Und als sie an den Ort kamen, den
diesem, und gib uns Barabbas frei! 19 Der man Schädelstätte nennt, kreuzigten sie
war wegen eines in der Stadt vorgefalle- dort ihn und die Übeltäter, den einen zur
nen Aufruhrs und Mordes ins Gefängnis Rechten, den anderen zur Linken.
geworfen worden. 20 Nun redete ihnen 34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen,
Pilatus noch einmal zu, weil er Jesus frei- denn sie wissen nicht, was sie tun! Sie
lassen wollte. 21 Sie aber riefen dagegen teilten aber sein Gewand und warfen das
und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn! Los [darüber].
22 Und zum drittenmal sprach er zu ih- 35 Und das Volk stand da und sah zu. Und
nen: Was hat dieser denn Böses getan? es spotteten auch die Obersten mit ihnen
Ich habe keine des Todes würdige Schuld und sprachen: Andere hat er gerettet; er
an ihm gefunden. Darum will ich ihn rette nun sich selbst, wenn er der Christus
züchtigen und dann freilassen. 23 Sie aber ist, der Auserwählte Gottes! 36 Aber auch
hielten an mit lautem Geschrei und for- die Kriegsknechte verspotteten ihn, in-
derten, daß er gekreuzigt werde; und ihr dem sie herzutraten und ihm Essig brach-
Geschrei und das der obersten Priester ten 37 und sprachen: Bist du der König
nahm überhand. 24 Da entschied Pila- der Juden, so rette dich selbst! 38 Es stand
tus, daß ihre Forderung erfüllt werden aber auch eine Inschrift über ihm ge-
sollte, 25 und gab ihnen den frei, den sie schrieben in griechischer, lateinischer
1098 LUKAS 23.24
und hebräischer Schrift: »Dieser ist der latus und bat um den Leib Jesu; 53 und
König der Juden«. er nahm ihn herab, wickelte ihn in Lein-
39 Einer der gehängten Übeltäter aber wand und legte ihn in ein in Felsen ge-
lästerte ihn und sprach: Bist du der Chri- hauenes Grab, worin noch niemand gele-
stus, so rette dich selbst und uns! 40 Der gen hatte. 54 Und es war Rüsttag, und der
andere aber antwortete, tadelte ihn und Sabbat brach an.
sprach: Fürchtest auch du Gott nicht, 55 Es folgten aber auch die Frauen nach,
da du doch in dem gleichen Gericht die mit ihm aus Galiläa gekommen wa-
bist? 41 Und wir gerechterweise, denn ren, und sahen sich das Grab an und wie
wir empfangen, was unsere Taten wert sein Leib hineingelegt wurde. 56 Dann
sind; dieser aber hat nichts Unrechtes kehrten sie zurück und bereiteten wohl-
getan! 42 Und er sprach zu Jesus: Herr, riechende Gewürze und Salben; am Sab-
gedenke an mich, wenn du in deiner bat aber ruhten sie nach dem Gesetz.
Königsherrschaft kommst! 43 Und Jesus
sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Die Auferstehung Jesu Christi
Mt 28,1-10; Mk 16,1-11; Joh 20,1-10
Heute wirst du mit mir im Paradies sein!
Am ersten Tag der Woche aber ka-
Der Tod Jesu men sie am frühen Morgen zum
Mt 27,45-56; Mk 15,33-41; Joh 19,28-37
Grab und brachten die wohlriechenden
44 Es war aber um die sechste Stunde, Gewürze, die sie bereitet hatten und noch
und eine Finsternis kam über das ganze etliche mit ihnen. 2 Sie fanden aber den
Land bis zur neunten Stundea. 45 Und Stein von dem Grab weggewälzt. 3 Und
die Sonne wurde verfinstert, und der Vor- als sie hineingingen, fanden sie den Leib
hang im Tempelb riß mitten entzwei. des Herrn Jesus nicht. 4 Und es geschah,
46 Und Jesus rief mit lauter Stimme und als sie deswegen ganz ratlos waren, siehe,
sprach: Vater, in deine Hände befehle ich da standen zwei Männer in strahlenden
meinen Geist! Und als er das gesagt hatte, Gewändern bei ihnen.
verschied er. 5 Da sie nun erschraken und das Ange-
47 Als aber der Hauptmann sah, was ge- sicht zur Erde neigten, sprachen diese zu
schah, pries er Gott und sprach: Wahrlich, ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei
dieser Mensch war gerecht! 48 Und die den Toten? 6 Er ist nicht hier, sondern
ganzen Scharen, die herbeigekommen wa- er ist auferstanden! Denkt daran, wie er
ren zu diesem Schauspiel — als sie sahen, zu euch redete, als er noch in Galiläa
was geschah, schlugen sie sich an ihre war, 7 und sagte: »Der Sohn des Men-
Brust und kehrten zurück. 49 Es standen schen muß in die Hände sündiger Men-
aber alle, die ihn kannten, weit entfernt, schen ausgeliefert und gekreuzigt werden
auch die Frauen, die ihm von Galiläa her und am dritten Tag auferstehen«.
nachgefolgt waren; und sie sahen dies. 8 Da erinnerten sie sich an seine Worte,
9 und sie kehrten vom Grab zurück und
Die Grablegung Jesu verkündigten das alles den Elfen und
Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Joh 19,38-42
allen übrigen. 10 Es waren aber Maria
50 Und siehe, ein Mann namens Joseph Magdalena und Johanna und Maria, die
aus Arimathia, einer Stadt der Juden, der Mutter des Jakobus, die dies den Apo-
ein Ratsherrc war, ein guter und gerechter steln sagten, sie und die übrigen mit ih-
Mann, 51 der ihrem Rat und Tun nicht zu- nen. 11 Und ihre Worte kamen ihnen vor
gestimmt hatte, der auch selbst auf das wie ein Märchen, und sie glaubten ihnen
Reich Gottes wartete, 52 dieser ging zu Pi- nicht. 12 Petrus aber stand auf und lief

a (23,44) d.h. von 12 Uhr mittags bis 3 Uhr nachmittags. getrennt (vgl. 2Mo 26,31-33; Hebr 6,19-20; 9,6-12;
b (23,45) Das Allerheiligste im Tempel wurde vom Hei- 10,19-22).
ligtum durch einen schweren, kostbaren Vorhang c (23,50) d.h. ein Mitglied des jüdischen Hohen Rates.
LUKAS 24 1099
zum Grab, bückte sich und sah nur die und bei allen Propheten und legte ihnen
leinenen Tücher daliegen; und er ging in allen Schriften aus, was sich auf ihn
nach Hause, voll Staunen über das, was bezieht.
geschehen war. 28 Und sie näherten sich dem Dorf, wohin
sie wanderten; und er gab sich den An-
Die Jünger von Emmaus schein, als wollte er weitergehen. 29 Und
Mk 16,12-13
sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei
13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an uns, denn es will Abend werden, und der
demselben Tag zu einem Dorf namens Tag hat sich geneigt! Und er ging hinein,
Emmaus, das von Jerusalem 60 Stadien um bei ihnen zu bleiben.
entfernt war. 14 Und sie redeten mit- 30 Und es geschah, als er mit ihnen zu
einander von allen diesen Geschehnis- Tisch saß, nahm er das Brot, sprach den
sen. 15 Und es geschah, während sie mit- Segen, brach es und gab es ihnen. 31 Da
einander redeten und sich besprachen, wurden ihnen die Augen geöffnet, und
da nahte sich Jesus selbst und ging mit sie erkannten ihn; und er verschwand vor
ihnen. 16 Ihre Augen aber wurden gehal- ihnen. 32 Und sie sprachen zueinander:
ten, so daß sie ihn nicht erkannten. Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit
17 Und er sprach zu ihnen: Was habt uns redete auf dem Weg, und als er uns die
ihr unterwegs miteinander besprochen, Schriften öffnete?
und warum seid ihr so traurig? 18 Da ant- 33 Und sie standen auf in derselben Stun-
wortete der eine, dessen Name Kleopas de und kehrten nach Jerusalem zurück
war, und sprach zu ihm: Bist du der ein- und fanden die Elf und ihre Gefährten
zige Fremdling in Jerusalem, der nicht versammelt, 34 die sprachen: Der Herr
erfahren hat, was dort geschehen ist in ist wahrhaftig auferstanden, und er ist
diesen Tagen? 19 Und er sprach zu ih- dem Simon erschienen! 35 Und sie selbst
nen: Was? Sie sprachen zu ihm: Das mit erzählten, was auf dem Weg geschehen
Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, war, und wie er von ihnen am Brotbre-
mächtig in Tat und Wort vor Gott und al- chen erkannt worden war.
lem Volk; 20 wie ihn unsere obersten Prie-
ster und führenden Männer ausgeliefert Jesus erscheint den Jüngern
Mt 28,16-20; Mk 16,14-18; Joh 20,19-29
haben, daß er zum Tode verurteilt und
gekreuzigt wurde. 21 Wir aber hofften, er 36 Während sie aber davon redeten, trat
sei der, welcher Israel erlösen sollte. Ja, Jesus selbst in ihre Mitte, und er spricht
bei alledem ist heute schon der dritte Tag, zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Aber
seit dies geschehen ist! bestürzt und voll Furcht meinten sie, ei-
22 Zudem haben uns auch einige Frauen nen Geist zu sehen. 38 Und er sprach
aus unserer Mitte in Verwirrung gebracht; zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken,
sie waren am Morgen früh beim Grab, und warum steigen Zweifel auf in euren
23 fanden seinen Leib nicht, kamen und Herzen? 39 Seht an meinen Händen und
sagten, sie hätten sogar eine Erscheinung meinen Füßen, daß ich es bin! Rührt
von Engeln gesehen, welche sagten, er mich an und schaut, denn ein Geist hat
lebe. 24 Und etliche der Unsrigen gingen nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht,
hin zum Grab und fanden es so, wie es daß ich es habe! 40 Und indem er das
auch die Frauen gesagt hatten; ihn selbst sagte, zeigte er ihnen die Hände und die
aber haben sie nicht gesehen. Füße.
25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Unver- 41 Da sie aber noch nicht glaubten vor
ständigen, wie ist doch euer Herz träge, Freude und sich verwunderten, sprach er
zu glauben an alles, was die Propheten zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?
geredet haben! 26 Mußte nicht der Chri- 42 Da reichten sie ihm ein Stück ge-
stus dies erleiden und in seine Herrlich- bratenen Fisch und etwas Wabenhonig.
keit eingehen? 27 Und er begann bei Mose 43 Und er nahm es und aß vor ihnen.
1100 LUKAS 24
Der Auftrag zur Verkündigung Zeugen hiervon! 49 Und siehe, ich sende
des Evangeliums auf euch die Verheißung meines Vaters; ihr
Apg 1,8 aber bleibt in der Stadt Jerusalem, bis ihr
44 Er aber sagte ihnen: Das sind die Wor- angetan werdet mit Kraft aus der Höhe!
te, die ich zu euch geredet habe, als ich
noch bei euch war, daß alles erfüllt wer- Die Himmelfahrt Jesu Christi
den muß, was im Gesetz Moses und in den Mk 16,19-20; Apg 1,9-12
Propheten und den Psalmen von mir ge- 50 Er führte sie aber hinaus bis in die Nähe
schrieben steht. 45 Da öffnete er ihnen das von Bethanien und hob seine Hände
Verständnis, damit sie die Schriften ver- auf und segnete sie. 51 Und es geschah,
standen, 46 und sprach zu ihnen: So steht indem er sie segnete, schied er von ih-
es geschrieben, und so mußte der Chri- nen und wurde aufgehoben in den Him-
stus leiden und am dritten Tag aus den mel. 52 Und sie warfen sich anbetend vor
Toten auferstehen, 47 und in seinem Na- ihm nieder und kehrten nach Jerusalem
men soll Buße und Vergebung der Sünden zurück mit großer Freude; 53 und sie wa-
verkündigt werden unter allen Völkern, ren allezeit im Tempel und priesen und
beginnend in Jerusalem. 48 Ihr aber seid lobten Gott. Amen.
Das Evangelium nach Johannes
Das Wort wurde Fleisch gewesen, denn er war eher als ich. 16 Und
1Joh 1,13; Kol 1,15-17; Hebr 1,1-12; aus seiner Fülle haben wir alle emp-
Offb 19,13; 1Tim 3,16 fangen Gnade um Gnade. 17 Denn das
Im Anfang war das Worta, und das Wort Gesetz wurde durch Mose gegeben; die
war bei Gott, und das Wort war Gott. Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus
2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles Christus geworden. 18 Niemand hat Gott
ist durch dasselbe entstanden; und ohne je gesehen; der eingeborenec Sohn, der
dasselbe ist auch nicht eines entstanden, im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluß
was entstanden ist. 4 In ihm war das Le- [über ihn] gegeben.
ben, und das Leben war das Licht der 19 Und dies ist das Zeugnis des Johan-
Menschen. 5 Und das Licht leuchtet in nes, als die Juden von Jerusalem Priester
der Finsternis, und die Finsternis hat es und Leviten sandten, um ihn zu fragen:
nicht begriffen. Wer bist du? 20 Und er bekannte es und
6 Es war ein Mensch, von Gott gesandt; leugnete nicht, sondern bekannte: Ich
sein Name war Johannes. 7 Dieser kam bin nicht der Christus!d 21 Und sie frag-
zum Zeugnis, um von dem Licht Zeugnis ten ihn: Was denn? Bist du Elia? Und er
zu geben, damit alle durch ihn glaubten. sprach: Ich bin’s nicht! Bist du der Pro-
8 Nicht er war das Licht, sondern er sollte phet? Und er antwortete: Nein! 22 Nun
Zeugnis geben von dem Licht. sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn?
9 Das wahre Licht, welches jeden Men- Damit wir denen Antwort geben, die uns
schen erleuchtet, sollte in die Welt kom- gesandt haben: Was sagst du über dich
men. 10 Er war in der Weltb, und die Welt selbst? 23 Er sprach: Ich bin »eine Stim-
ist durch ihn geworden, doch die Welt er- me, die ruft in der Wüste: Ebnet den Weg
kannte ihn nicht. 11 Er kam in sein Eigen- des Herrn!«,e wie der Prophet Jesaja ge-
tum, und die Seinen nahmen ihn nicht sagt hat. 24 Die Gesandten gehörten aber
auf. 12 Allen aber, die ihn aufnahmen, de- zu den Pharisäern. 25 Und sie fragten ihn
nen gab er das Anrecht, Kinder Gottes und sprachen zu ihm: Warum taufst du
zu werden, denen, die an seinen Namen denn, wenn du nicht der Christus bist,
glauben; 13 die nicht aus dem Blut, noch noch Elia, noch der Prophet?
aus dem Willen des Fleisches, noch aus 26 Johannes antwortete ihnen und sprach:
dem Willen des Mannes, sondern aus Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter
Gott geboren sind. euch steht einer, den ihr nicht kennt;
14 Und das Wort wurde Fleisch und wohn- 27 dieser ist’s, der nach mir kommt, der vor
te unter uns; und wir sahen seine Herrlich- mir gewesen ist; und ich bin nicht würdig,
keit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen ihm den Schuhriemen zu lösen. 28 Dies
vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. geschah in Bethabara, jenseits des Jor-
dan, wo Johannes taufte.
Das Zeugnis Johannes des Täufers
Mt 3,1-12; Lk 3,15-18; Mal 3,1 Das Lamm Gottes
1Joh 2,2; 2Mo 12,1-13; 1Pt 1,19; 1Kor 5,7;
15 Johannes legte Zeugnis ab von ihm, rief
Offb 5,6-10; Mt 3,13-17
und sprach: Dieser war es, von dem ich
sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir 29 Am folgenden Tag sieht Johannes Jesusf

a (1,1) »Das Wort« (gr. logos) ist ein Name des Herrn d (1,20) d.h. der Messias, der von Gott gesandte Retter
Jesus Christus (vgl. 1Joh 1,1; Offb 19,13). und König (vgl. Fn. zu Mt 1,16).
b (1,10) »Welt« (gr. kosmos) steht hier und öfters im NT e (1,23) Jes 40,3.
für die von der Sünde gezeichnete Schöpfung und f (1,29) Jesus ist die gr. Umschrift des hebr. Jehoschua;
besonders für die von Gott abgefallene Menschheit. dieser Name bedeutet »Der HERR ist Rettung«.
c (1,18) od. einzig-geborene / einzig-gezeugte.
1102 JOHANNES 1.2
auf sich zukommen und spricht: Siehe, spricht zu ihm: Folge mir nach! 44 Philip-
das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt pus aber war von Bethsaida, aus der Stadt
hinwegnimmt! 30 Das ist der, von dem des Andreas und Petrus. 45 Philippus fin-
ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der det den Nathanael und spricht zu ihm:
vor mir gewesen ist; denn er war eher als Wir haben den gefunden, von welchem
ich. 31 Und ich kannte ihn nicht; aber da- Mose im Gesetz und die Propheten ge-
mit er Israel offenbar würde, darum bin schrieben haben, Jesus, den Sohn Jo-
ich gekommen, mit Wasser zu taufen. sephs, von Nazareth. 46 Und Nathanael
32 Und Johannes bezeugte und sprach: sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas
Ich sah den Geist wie eine Taube vom Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm:
Himmel herabsteigen, und er blieb auf Komm und sieh! 47 Jesus sah den Natha-
ihm. 33 Und ich kannte ihn nicht; aber nael auf sich zukommen und spricht von
der mich sandte, mit Wasser zu taufen, ihm: Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem
der sprach zu mir: Der, auf den du den keine Falschheit ist! 48 Nathanael spricht
Geist herabsteigen und auf ihm bleiben zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus
siehst, der ist’s, der mit Heiligem Geist antwortete und sprach zu ihm: Ehe dich
tauft. 34 Und ich habe es gesehen und be- Philippus rief, als du unter dem Feigen-
zeuge, daß dieser der Sohn Gottes ist. baum warst, sah ich dich!
35 Am folgenden Tag stand Johannes wie- 49 Nathanael antwortete und sprach zu
derum da und zwei seiner Jünger. 36 Und ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du
indem er auf Jesus blickte, der vorüber- bist der König von Israel! 50 Jesus antwor-
ging, sprach er: Siehe, das Lamm Gottes! tete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil
ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Fei-
Die ersten Jünger genbaum? Du wirst Größeres sehen als
Joh 17,6; 6,44-45
das! 51 Und er spricht zu ihm: Wahrlich,
37 Und die beiden Jünger hörten ihn re- wahrlich, ich sage euch: Künftig werdet
den und folgten Jesus nach. 38 Als aber ihr den Himmel offen sehen und die En-
Jesus sich umwandte und sie nachfolgen gel Gottes auf und niedersteigen auf den
sah, sprach er zu ihnen: Was sucht ihr? Sohn des Menschen!
Sie sprachen zu ihm: Rabbi (das heißt
übersetzt: »Lehrer«), wo wohnst du? 39 Er Die Hochzeit von Kana
Joh 5,36
spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie
kamen und sahen, wo er wohnte, und Und am ditten Tag war eine Hochzeit in
blieben jenen Tag bei ihm. Es war aber Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war
um die zehnte Stunde.a dort. 2 Aber auch Jesus wurde samt seinen
40 Andreas, der Bruder des Simon Petrus, Jüngern zur Hochzeit eingeladen. 3 Und
war einer von den beiden, die es von Jo- als es an Wein mangelte, spricht die Mutter
hannes gehört hatten und ihm nachge- Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein! 4 Je-
folgt waren. 41 Dieser findet zuerst seinen sus spricht zu ihr: Frau, was habe ich mit
Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir dir zu tun? Meine Stunde ist noch nicht
haben den Messias gefunden (das heißt gekommen! 5 Seine Mutter spricht zu den
übersetzt: den »Gesalbten«). 42 Und er Dienern: Was er euch sagt, das tut!
führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn 6 Es waren aber dort sechs steinerne
an und sprach: Du bist Simon, Jonas Wasserkrüge, nach der Reinigungssitte
Sohn, du sollst Kephas heißen (das heißt der Juden, von denen jeder zwei oder drei
übersetzt: »Fels«). Eimerb faßte. 7 Jesus spricht zu ihnen:
43 Am folgenden Tag wollte Jesus nach Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten
Galiläa reisen; da findet er Philippus und sie bis obenhin. 8 Und er spricht zu ih-

a (1,39) d.h. ca. 10 Uhr vormittags nach der römischen b (2,6) gr. metretes, ein Flüssigkeitsmaß von ca. 39
Zeitrechnung. Litern.
JOHANNES 2.3 1103
nen: Schöpft nun und bringt es dem Spei- ne Jünger daran, daß er ihnen dies gesagt
semeister! Und sie brachten es hin. 9 Als hatte, und sie glaubten der Schrift und
aber der Speisemeister das Wasser, das zu dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Wein geworden war, gekostet hatte (und 23 Als er aber am Passahfest in Jerusalem
er wußte nicht, woher es war; die Diener war, glaubten viele an seinen Namen, weil
aber, die das Wasser geschöpft hatten, sie seine Zeichen sahen, die er tat. 24 Je-
wußten es), da rief der Speisemeister den sus selbst aber vertraute sich ihnen nicht
Bräutigam 10 und sprach zu ihm: Jeder- an, weil er alle kannte, 25 und weil er es
mann setzt zuerst den guten Wein vor, nicht nötig hatte, daß jemand von dem
und dann, wenn sie trunken geworden Menschen Zeugnis gab; denn er wußte
sind, den geringeren; du aber hast den selbst, was im Menschen war.
guten Wein bis jetzt behalten!
11 Diesen Anfang der Zeichen machte Je-
Jesus und Nikodemus.
sus in Kana in Galiläa und offenbarte sei- Die Notwendigkeit der Wiedergeburt
Joh 1,12-13; 2Kor 5,17; Gal 6,15; 1Pt 1,3.23
ne Herrlichkeit, und seine Jünger glaub-
ten an ihn. 12 Danach zog er hinab nach Es war aber ein Mensch unter den
Kapernaum, er und seine Mutter und sei- Pharisäern namens Nikodemus, ein
ne Brüder und seine Jünger, und sie blie- Oberster der Juden. 2 Der kam bei Nacht
ben wenige Tage dort. zu Jesus und sprach zu ihm: Rabbi, wir
wissen, daß du ein Lehrer bist, der von
Die erste Tempelreinigung Gott gekommen ist; denn niemand kann
Mt 21,12-13; Mk 11,15-18; Lk 19,45-46
diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn,
13 Und das Passah der Juden war nahe, daß Gott mit ihm ist.
und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. 3 Jesus antwortete und sprach zu ihm:
14 Und er fand im Tempel die Verkäufer Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn je-
von Rindern und Schafen und Tauben mand nicht von neuem geboren wird, so
und die Wechsler, die dasaßen. 15 Und er kann er das Reich Gottes nicht sehen! 4 Ni-
machte eine Geißel aus Stricken und trieb kodemus spricht zu ihm: Wie kann ein
sie alle zum Tempel hinaus, samt den Mensch geboren werden, wenn er alt
Schafen und Rindern, und den Wechslern ist? Er kann doch nicht zum zweitenmal
verschüttete er das Geld und stieß die Ti- in den Schoß seiner Mutter eingehen
sche um; 16 und zu den Taubenverkäu- und geboren werden? 5 Jesus antwortete:
fern sprach er: Schafft das weg von hier! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn je-
Macht nicht das Haus meines Vaters zu ei- mand nicht aus Wasser und Geist gebo-
nem Kaufhaus! 17 Seine Jünger dachten ren wird, so kann er nicht in das Reich
aber daran, daß geschrieben steht: »Der Gottes eingehen! 6 Was aus dem Fleisch
Eifer um dein Haus hat mich verzehrt«.a geboren ist, das ist Fleisch, und was
18 Da antworteten die Juden und spra- aus dem Geist geboren ist, das ist Geist.
chen zu ihm: Was für ein Zeichen zeigst 7 Wundere dich nicht, daß ich dir gesagt
du uns, daß du dies tun darfst?b 19 Jesus habe: Ihr müßt von neuem geboren wer-
antwortete und sprach zu ihnen: Brecht den! 8 Der Wind weht, wo er will, und du
diesen Tempel ab, und in drei Tagen will hörst sein Sausen; aber du weißt nicht,
ich ihn aufrichten! 20 Da sprachen die Ju- woher er kommt und wohin er geht. So
den: In 46 Jahren ist dieser Tempel er- ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.
baut worden, und du willst ihn in drei Ta- 9 Nikodemus antwortete und sprach zu
gen aufrichten? 21 Er aber redete von dem ihm: Wie kann das geschehen? 10 Jesus
Tempel seines Leibes. 22 Als er nun aus erwiderte und sprach zu ihm: Du bist der
den Toten auferstanden war, dachten sei- Lehrer Israels und verstehst das nicht?

a (2,17) Ps 69,10. Zeichen als Bestätigung für seine Autorität als Mes-
b (2,18) Die Juden wollten von dem Herrn ein göttliches sias sehen.
1104 JOHANNES 3.4
11 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir re- weil viel Wasser dort war; und sie kamen
den, was wir wissen, und wir bezeugen, dorthin und ließen sich taufen. 24 Denn
was wir gesehen haben; und doch nehmt Johannes war noch nicht ins Gefängnis
ihr unser Zeugnis nicht an. 12 Glaubt ihr geworfen worden.
nicht, wenn ich euch von irdischen Din- 25 Es erhob sich nun eine Streitfrage zwi-
gen sage, wie werdet ihr glauben, wenn schen den Jüngern des Johannes und ei-
ich euch von den himmlischen Dingen nigen Juden wegen der Reinigung. 26 Und
sagen werde? 13 Und niemand ist hinauf- sie kamen zu Johannes und sprachen zu
gestiegen in den Himmel, außer dem, der ihm: Rabbi, der, welcher bei dir war jen-
aus dem Himmel herabgestiegen ist, dem seits des Jordan, für den du Zeugnis abge-
Sohn des Menschen, der im Himmel ist. legt hast, siehe, der tauft, und jedermann
kommt zu ihm!
Der Sohn Gottes ist als Retter in die Welt 27 Johannes antwortete und sprach: Ein
gekommen Mensch kann sich nichts nehmen, es sei
1Joh 4,9-10; Röm 5,6-11; Joh 6,38-40
denn, es ist ihm vom Himmel gegeben.
14 Und wie Mose in der Wüste die Schlan- 28 Ihr selbst bezeugt mir, daß ich gesagt
ge erhöhte, so muß der Sohn des Men- habe: Nicht ich bin der Christus, son-
schen erhöht werden, 15 damit jeder, der dern ich bin vor ihm her gesandt. 29 Wer
an ihn glaubt, nicht verlorengeht, son- die Braut hat, der ist der Bräutigam; der
dern ewiges Leben hat. Freund des Bräutigams aber, der dasteht
16 Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, und ihn hört, ist hoch erfreut über die
daß er seinen eingeborenen Sohn gab, Stimme des Bräutigams. Diese meine Freu-
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht ver- de ist nun erfüllt. 30 Er muß wachsen, ich
lorengeht, sondern ewiges Leben hat. aber muß abnehmen.a
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in 31 Der von oben kommt, ist über allen.
die Welt gesandt, damit er die Welt rich- Wer von der Erde ist, der ist von der Erde
te, sondern damit die Welt durch ihn ge- und redet von der Erde; der aus dem Him-
rettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, wird mel kommt, ist über allen. 32 Und er be-
nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der zeugt, was er gesehen und gehört hat, und
ist schon gerichtet, weil er nicht an den sein Zeugnis nimmt niemand an. 33 Wer
Namen des eingeborenen Sohnes Gottes aber sein Zeugnis annimmt, der bestätigt,
geglaubt hat. daß Gott wahrhaftig ist. 34 Denn der, den
19 Darin aber besteht das Gericht, daß das Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes;
Licht in die Welt gekommen ist, und die denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß.
Menschen liebten die Finsternis mehr als 35 Der Vater liebt den Sohn und hat alles
das Licht; denn ihre Werke waren böse. in seine Hand gegeben. 36 Wer an den
20 Denn jeder, der Böses tut, haßt das Licht Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer
und kommt nicht zum Licht, damit seine aber dem Sohn nicht glaubt, der wird
Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer das Leben nicht sehen, sondern der Zorn
aber die Wahrheit tut, der kommt zum Gottes bleibt auf ihm.
Licht, damit seine Werke offenbar werden,
daß sie in Gott getan sind. Jesus und die Frau aus Samaria.
Das Wasser des Lebens.
Johannes der Täufer Die wahren Anbeter Gottes
und sein Zeugnis von Christus Jes 55,1; Joh 7,37-39; Offb 22,17
22 Danach kam Jesus mit seinen Jüngern Als nun der Herr erfuhr, daß die
in das Land Judäa, und dort hielt er sich Pharisäer gehört hatten, daß Jesus
mit ihnen auf und taufte. 23 Aber auch Jo- mehr Jünger mache und taufe als Johan-
hannes taufte in Änon, nahe bei Salim, nes 2 — obwohl Jesus nicht selbst taufte,

a (3,30) Andere Übersetzung: Er muß größer werden, ich aber muß kleiner / geringer werden.
JOHANNES 4 1105
sondern seine Jünger —, 3 da verließ er und der, den du jetzt hast, ist nicht dein
Judäa und zog wieder nach Galiläa. 4 Er Mann. Da hast du die Wahrheit gespro-
mußte aber durch Samaria reisen. 5 Da chen! 19 Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich
kommt er in eine Stadt Samarias, genannt sehe, daß du ein Prophet bist! 20 Unsere
Sichar, nahe bei dem Feld, das Jakob sei- Väter haben auf diesem Berg angebetet,b
nem Sohn Joseph gab. 6 Es war aber dort und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo
Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde man anbeten soll.
war von der Reise, setzte er sich so an den 21 Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir,
Brunnen; es war um die sechste Stunde. es kommt die Stunde, wo ihr weder auf
7 Da kommt eine Frau aus Samaria, um diesem Berg noch in Jerusalem den Vater
Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: anbeten werdet. 22 Ihr betet an, was ihr
Gib mir zu trinken! 8 Denn seine Jünger nicht kennt; wir beten an, was wir ken-
waren in die Stadt gegangen, um Speise nen, denn das Heil kommt aus den Ju-
zu kaufen. 9 Nun spricht die samaritische den. 23 Aber die Stunde kommt und ist
Frau zu ihm: Wie erbittest du als ein Jude schon da, wo die wahren Anbeter den Va-
von mir etwas zu trinken, da ich doch eine ter im Geist und in der Wahrheit anbeten
samaritische Frau bin? (Denn die Juden ha- werden; denn der Vater sucht solche An-
ben keinen Umgang mit den Samariterna.) beter. 24 Gott ist Geist, und die ihn an-
10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: beten, müssen ihn im Geist und in der
Wenn du die Gabe Gottes erkennen Wahrheit anbeten.
würdest und wer der ist, der zu dir spricht: 25 Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, daß
Gib mir zu trinken!, so würdest du ihn der Messias kommt, welcher Christus ge-
bitten, und er gäbe dir lebendiges Was- nannt wird; wenn dieser kommt, wird er
ser. 11 Die Frau spricht zu ihm: Herr, du uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu
hast ja keinen Eimer, und der Brunnen ist ihr: Ich bin’s, der mit dir redet!
tief; woher hast du denn das lebendige 27 Unterdessen kamen seine Jünger und
Wasser? 12 Bist du größer als unser Vater verwunderten sich, daß er mit einer Frau
Jakob, der uns den Brunnen gegeben und redete.c Doch sagte keiner: Was willst du?
selbst daraus getrunken hat, samt seinen oder: Was redest du mit ihr? 28 Nun ließ
Söhnen und seinem Vieh? die Frau ihren Wasserkrug stehen und
13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Je- lief in die Stadt und sprach zu den Leu-
den, der von diesem Wasser trinkt, wird ten: 29 Kommt, seht einen Menschen, der
wieder dürsten. 14 Wer aber von dem mir alles gesagt hat, was ich getan habe!
Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, Ob dieser nicht der Christus ist? 30 Da gingen
den wird in Ewigkeit nicht dürsten, son- sie aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm.
dern das Wasser, das ich ihm geben wer-
de, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser Das weiße Erntefeld
Mt 9,37-38; 1Kor 3,5-9
werden, das bis ins ewige Leben quillt.
15 Die Frau spricht zu ihm: Herr, gib mir 31 Inzwischen aber baten ihn die Jünger
dieses Wasser, damit ich nicht dürste und sprachen: Rabbi, iß! 32 Er aber sprach
und nicht hierher kommen muß, um zu zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen,
schöpfen! 16 Jesus spricht zu ihr: Geh hin, die ihr nicht kennt! 33 Da sprachen die
rufe deinen Mann und komm her! 17 Die Jünger zueinander: Hat ihm denn jemand
Frau antwortete und sprach: Ich habe zu essen gebracht? 34 Jesus spricht zu ih-
keinen Mann! Jesus spricht zu ihr: Du nen: Meine Speise ist die, daß ich den
hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann! Willen dessen tue, der mich gesandt hat,
18 Denn fünf Männer hast du gehabt, und sein Werk vollbringe.

a (4,9) Die Samariter waren ein von den Juden verach- b (4,20) Den Samaritern galt der nahe bei Sichar gele-
tetes Mischvolk. gene Berg Garizim als heilige Stätte.
c (4,27) Nach jüdischer Sitte galt dies als unschicklich.
1106 JOHANNES 4.5
35 Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Mo- sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zei-
nate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich chen und Wunder seht, so glaubt ihr
sage euch: Hebt eure Augen auf und seht nicht! 49 Der königliche Beamte spricht
die Felder an; sie sind schon weiß zur Ern- zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein
te. 36 Und wer erntet, der empfängt Lohn Kind stirbt!
und sammelt Frucht zum ewigen Leben, 50 Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein
damit sich der Sämann und der Schnit- Sohn lebt! Und der Mensch glaubte dem
ter miteinander freuen. 37 Denn hier ist Wort, das Jesus zu ihm sprach, und
der Spruch wahr: Der eine sät, der ande- ging hin. 51 Als er aber noch unterwegs
re erntet. 38 Ich habe euch ausgesandt zu war, kamen ihm seine Knechte entgegen
ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; und berichteten ihm und sprachen: Dein
andere haben gearbeitet, und ihr seid in Sohn lebt! 52 Nun erkundigte er sich bei
ihre Arbeit eingetreten. ihnen nach der Stunde, in welcher es mit
ihm besser geworden war. Und sie spra-
Der Glaube der Samariter chen zu ihm: Gestern um die siebte Stun-
Apg 8,12.14; Joh 20,30-31
de verließ ihn das Fieber. 53 Da erkannte
39 Aus jener Stadt aber glaubten viele Sa- der Vater, daß es eben in der Stunde ge-
mariter an ihn um des Wortes der Frau schehen war, in welcher Jesus zu ihm ge-
willen, die bezeugte: Er hat mir alles ge- sagt hatte: Dein Sohn lebt! Und er glaub-
sagt, was ich getan habe. 40 Als nun die te samt seinem ganzen Haus. 54 Dies ist
Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, das zweite Zeichen, das Jesus wiederum
bei ihnen zu bleiben; und er blieb zwei tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.
Tage dort. 41 Und noch viel mehr Leute
glaubten um seines Wortes willen. Jesus heilt am Sabbat einen Kranken
42 Und zu der Frau sprachen sie: Nun
beim Teich Bethesda
Apg 10,38; Joh 7,19-24
glauben wir nicht mehr um deiner Rede
willen; wir haben selbst gehört und er- Danach war ein Fest der Juden, und
kannt, daß dieser wahrhaftig der Retter Jesus zog hinauf nach Jerusalem. 2 Es
der Welt, der Christus ist! ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein
Teich, der auf hebräisch Bethesda heißt
Jesus heilt den Sohn und der fünf Säulenhallen hat. 3 In die-
eines königlichen Beamten sen lag eine große Menge von Kranken,
Hebr 11,1.6
Blinden, Lahmen, Abgezehrten, welche
43 Nach den zwei Tagen aber zog er fort auf die Bewegung des Wassers warteten.
und ging nach Galiläa. 44 Jesus selbst 4 Denn ein Engel stieg zu gewissen Zei-
bezeugte zwar, daß ein Prophet in sei- ten in den Teich hinab und bewegte das
nem eigenen Vaterland nicht geachtet Wasser. Wer nun nach der Bewegung des
wird. 45 Als er aber nun nach Galiläa kam, Wassers zuerst hineinstieg, der wurde ge-
nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles sund, mit welcher Krankheit er auch ge-
gesehen hatten, was er während des Fe- plagt war.
stes in Jerusalem getan hatte; denn auch 5 Es war aber ein Mensch dort, der 38
sie waren zu dem Fest gekommen. Jahre in der Krankheit zugebracht hatte.
46 Jesus kam nun wieder nach Kana in 6 Als Jesus diesen daliegen sah und erfuhr,
Galiläa, wo er das Wasser zu Wein ge- daß er schon so lange Zeit [in diesem Zu-
macht hatte. Und es war ein königlicher stand] war, spricht er zu ihm: Willst du
Beamter, dessen Sohn lag krank in Ka- gesund werden? 7 Der Kranke antworte-
pernaum. 47 Als dieser hörte, daß Jesus te ihm: Herr, ich habe keinen Menschen,
aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, der mich in den Teich bringt, wenn das
ging er zu ihm und bat ihn, er möchte Wasser bewegt wird; während ich aber
herabkommen und seinen Sohn gesund selbst gehe, steigt ein anderer vor mir hin-
machen; denn er lag im Sterben. 48 Da ab. 8 Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm
JOHANNES 5 1107
deine Liegemattea und geh umher! 9 Und der Vater die Toten auferweckt und le-
sogleich wurde der Mensch gesund, hob bendig macht, so macht auch der Sohn
seine Liegematte auf und ging umher. Es lebendig, welche er will. 22 Denn der Va-
war aber Sabbat an jenem Tag. ter richtet niemand, sondern alles Ge-
10 Nun sprachen die Juden zu dem Ge- richt hat er dem Sohn übergeben, 23 da-
heilten: Es ist Sabbat; es ist dir nicht er- mit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater
laubt, die Liegematte zu tragen! 11 Er ant- ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt
wortete ihnen: Der mich gesund machte, den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
der sprach zu mir: Nimm deine Liege- 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer
matte und geh umher! 12 Da fragten sie mein Wort hört und dem glaubt, der mich
ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt gesandt hat, der hat ewiges Leben und
hat: Nimm deine Liegematte und geh kommt nicht ins Gericht, sondern er ist
umher? 13 Aber der Geheilte wußte nicht, vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.
wer es war, denn Jesus war weggegangen, 25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Die
weil so viel Volk an dem Ort war. Stunde kommt und ist schon da, wo die
14 Danach findet ihn Jesus im Tempel Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören
und spricht zu ihm: Siehe, du bist ge- werden, und die sie hören, werden leben.
sund geworden; sündige hinfort nicht 26 Denn wie der Vater das Leben in sich
mehr, damit dir nicht etwas Schlimme- selbst hat, so hat er auch dem Sohn ver-
res widerfährt! 15 Da ging der Mensch liehen, das Leben in sich selbst zu haben.
hin und verkündete den Juden, daß es Je- 27 Und er hat ihm Vollmacht gegeben, auch
sus war, der ihn gesund gemacht hatte. Gericht zu halten, weil er der Sohn des
16 Und deshalb verfolgten die Juden Jesus Menschen ist. 28 Verwundert euch nicht
und suchten ihn zu töten, weil er dies am darüber! Denn es kommt die Stunde, in
Sabbat getan hatte. der alle, die in den Gräbern sind, seine
Stimme hören werden, 29 und sie werden
Jesus bezeugt von sich, hervorgehen: die das Gute getan haben,
daß er der Sohn Gottes ist zur Auferstehung des Lebens; die aber das
Joh 10,30-38; 17,1-3; 20,31; 1Kor 15,20-26;
Böse getan haben, zur Auferstehung des
1Joh 5,11-13
Gerichts. 30 Ich kann nichts von mir selbst
17 Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater aus tun. Wie ich höre, so richte ich; und
wirkt bis jetzt, und ich wirke auch. 18 Dar- mein Gericht ist gerecht, denn ich suche
um suchten die Juden nun noch mehr, nicht meinen Willen, sondern den Willen
ihn zu töten, weil er nicht nur den Sab- des Vaters, der mich gesandt hat.
bat brach, sondern auch Gott seinen ei-
genen Vater nannte, womit er sich selbst Der Vater legt Zeugnis ab von seinem Sohn
1Joh 5,6-13; Joh 10,29-38; 3,16-19
Gott gleich machte.
19 Da antwortete Jesus und sprach zu ih- 31 Wenn ich von mir selbst Zeugnis ab-
nen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: lege, so ist mein Zeugnis nicht glaub-
Der Sohn kann nichts von sich selbst aus würdigb. 32 Ein anderer ist es, der von mir
tun, sondern nur, was er den Vater tun Zeugnis ablegt; und ich weiß, daß das
sieht; denn was dieser tut, das tut glei- Zeugnis glaubwürdig ist, das er von mir
cherweise auch der Sohn. 20 Denn der bezeugt.
Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, 33 Ihr habt zu Johannes gesandt, und er
was er selbst tut; und er wird ihm noch hat der Wahrheit Zeugnis gegeben. 34 Ich
größere Werke zeigen als diese, so daß ihr aber nehme das Zeugnis nicht von einem
euch verwundern werdet. 21 Denn wie Menschen an, sondern ich sage das, da-

a (5,8) d.h. eine zusammenrollbare Liegedecke. Mund von zwei oder drei Zeugen gültig (vgl. 5Mo
b (5,31) od. beweiskräftig / wahrhaftig. Nach dem 19,15; 2Kor 13,1; 1Tim 5,19).
Gesetz war eine menschliche Aussage nur aus dem
1108 JOHANNES 5.6
mit ihr gerettet werdet. 35 Jener war die daß eine große Volksmenge zu ihm kam,
brennende und scheinende Leuchte, ihr sprach er zu Philippus: Wo kaufen wir
aber wolltet euch nur eine Stunde an ih- Brot, damit diese essen können? 6 (Das
rem Schein erfreuen. sagte er aber, um ihn auf die Probe zu
36 Ich aber habe ein Zeugnis, welches stellen, denn er selbst wußte wohl, was er
größer ist als das des Johannes; denn die tun wollte.) 7 Philippus antwortete ihm:
Werke, die mir der Vater gab, daß ich sie Für 200 Denare Brot reicht nicht aus für
vollbringe, eben die Werke, die ich tue, ge- sie, daß jeder von ihnen auch nur ein we-
ben Zeugnis von mir, daß der Vater mich nig bekommt! 8 Da sprach einer von sei-
gesandt hat. 37 Und der Vater, der mich ge- nen Jüngern, Andreas, der Bruder des Si-
sandt hat, hat selbst von mir Zeugnis gege- mon Petrus, zu ihm: 9 Es ist ein Knabe
ben. Ihr habt weder seine Stimme jemals hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei
gehört noch seine Gestalt gesehen; 38 und Fische; doch was ist das für so viele?
sein Wort habt ihr nicht bleibend in euch, 10 Jesus aber sprach: Laßt die Leute sich
weil ihr dem nicht glaubt, den er gesandt setzen! Es war nämlich viel Gras an dem
hat. 39 Ihr erforscht die Schriften, weil ihr Ort. Da setzten sich die Männer; es waren
meint, in ihnen das ewige Leben zu ha- etwa 5 000. 11 Und Jesus nahm die Brote,
ben; und sie sind es, die von mir Zeugnis sagte Dank und teilte sie den Jüngern aus,
geben. 40 Und doch wollt ihr nicht zu mir die Jünger aber denen, die sich gesetzt
kommen, um das Leben zu empfangen. hatten; ebenso auch von den Fischen, so-
41 Ich nehme nicht Ehre von Menschen, viel sie wollten. 12 Und als sie gesättigt
42 aber bei euch habe ich erkannt, daß waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sam-
ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. melt die übriggebliebenen Brocken, da-
43 Ich bin im Namen meines Vaters ge- mit nichts verdirbt! 13 Da sammelten sie
kommen, und ihr nehmt mich nicht an. und füllten zwölf Körbe mit Brocken
Wenn ein anderer in seinem eigenen von den fünf Gerstenbroten, die denen
Namen kommt, den werdet ihr anneh- übriggeblieben waren, welche gegessen
men. 44 Wie könnt ihr glauben, die ihr hatten.
Ehre voneinander nehmt und die Ehre 14 Als nun die Leute das Zeichen sahen,
von dem alleinigen Gott nicht sucht? das Jesus getan hatte, sprachen sie: Das
45 Denkt nicht, daß ich euch bei dem Vater ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt
anklagen werde. Es ist einer, der euch an- kommen soll! 15 Da nun Jesus erkannte,
klagt: Mose, auf den ihr eure Hoffnung ge- daß sie kommen würden, um ihn mit Ge-
setzt habt. 46 Denn wenn ihr Mose glauben walt zum König zu machen, zog er sich
würdet, so würdet ihr auch mir glauben; wiederum auf den Berg zurück, er allein.
denn von mir hat er geschrieben. 47 Wenn
ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie Jesus geht auf dem See
Mt 14,22-34; Mk 6,45-53
werdet ihr meinen Worten glauben?
16 Als es aber Abend geworden war, gin-
Die Speisung der Fünftausend gen seine Jünger hinab an den See, 17 und
Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Lk 9,10-17;
sie stiegen in das Schiff und fuhren über
2Kö 4,42-44
den See nach Kapernaum. Und es war
Danach fuhr Jesus über den See von schon finster geworden, und Jesus war
Galiläa bei Tiberias. 2 Und es folgte nicht zu ihnen gekommen. 18 Und der
ihm eine große Volksmenge nach, weil sie See ging hoch, da ein starker Wind weh-
seine Zeichen sahen, die er an den Kran- te.
ken tat. 3 Jesus aber ging auf den Berg 19 Als sie nun ungefähr 25 oder 30 Sta-
und saß dort mit seinen Jüngern beisam- dien gerudert hatten, sahen sie Jesus
men. 4 Es war aber das Passah nahe, das auf dem See gehen und sich dem Schiff
Fest der Juden. nähern; und sie fürchteten sich. 20 Er aber
5 Da nun Jesus die Augen erhob und sah, sprach zu ihnen: Ich bin’s, fürchtet euch
JOHANNES 6 1109
nicht! 21 Da wollten sie ihn in das Schiff Jesus Christus - das Brot des Lebens
nehmen, und sogleich war das Schiff am 2Mo 16,4; Ps 78,23-25; 1Kor 10,3-4
Land, wohin sie fahren wollten. 32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat
Das Volk sucht nach Äußerlichem, euch das Brot aus dem Himmel gegeben,
nicht nach dem wahren Heil sondern mein Vater gibt euch das wahre
5Mo 8,3; Joh 5,39 Brot aus dem Himmel. 33 Denn das Brot
22 Am folgenden Tag, als die Volksmenge, Gottes ist derjenige, der aus dem Himmel
die am jenseitigen Ufer des Sees stand, herabkommt und der Welt Leben gibt.
gesehen hatte, daß kein anderes Schiff 34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns
dort war, als nur das eine, in welches sei- allezeit dieses Brot! 35 Jesus aber sprach
ne Jünger gestiegen waren, und daß Jesus zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens.c
nicht mit seinen Jüngern in das Schiff ge- Wer zu mir kommt, den wird nicht hun-
stiegen war, sondern daß seine Jünger al- gern, und wer an mich glaubt, den wird
lein abgefahren waren, 23 (es kamen aber niemals dürsten. 36 Aber ich habe es euch
andere Schiffe von Tiberias nahe an den gesagt, daß ihr mich gesehen habt und
Ort, wo sie das Brot gegessen hatten nach doch nicht glaubt.
der Danksagung des Herrn) 24 — da also 37 Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir
die Volksmenge sah, daß Jesus nicht dort kommen; und wer zu mir kommt, den
war, auch nicht seine Jünger, stiegen auch werde ich nicht hinausstoßen. 38 Denn
sie in die Schiffe und kamen nach Ka- ich bin aus dem Himmel herabgekom-
pernaum und suchten Jesus. 25 Und als men, nicht damit ich meinen Willen tue,
sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, sondern den Willen dessen, der mich ge-
sprachen sie zu ihm: Rabbi, wann bist du sandt hat. 39 Und das ist der Wille des Va-
hierher gekommen? ters, der mich gesandt hat, daß ich nichts
26 Jesus antwortete ihnen und sprach: verliere von allem, was er mir gegeben
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr hat, sondern daß ich es auferwecke am
sucht mich nicht deshalb, weil ihr Zei- letzten Tag. 40 Das ist aber der Wille des-
chen gesehen, sondern weil ihr von den sen, der mich gesandt hat, daß jeder, der
Broten gegessen habt und satt geworden den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges
seid. 27 Wirkt nicht [für] die Speise, die Leben hat; und ich werde ihn auferwek-
vergänglich ist, sondern [für] die Speise, ken am letzten Tag.
die bis ins ewige Leben bleibt, die der 41 Da murrten die Juden über ihn, weil er
Sohn des Menschen euch geben wird; gesagt hatte: Ich bin das Brot, das aus dem
denn diesen hat Gott, der Vater, Himmel herabgekommen ist, 42 und sie
bestätigt! 28 Da sprachen sie zu ihm: Was sprachen: Ist dieser nicht Jesus, der Sohn
sollen wir tun, um die Werke Gottes zu Josephs, dessen Vater und Mutter wir ken-
wirkena? nen? Wie kann dieser denn sagen: Ich bin
29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: aus dem Himmel herabgekommen?
Das ist das Werk Gottes, daß ihr an den 43 Da antwortete Jesus und sprach zu ih-
glaubt, den er gesandt hat. 30 Da spra- nen: Murrt nicht untereinander! 44 Nie-
chen sie zu ihm: Was tust du denn für ein mand kann zu mir kommen, es sei denn,
Zeichen, damit wir sehen und dir glau- daß ihn der Vater zieht, der mich gesandt
ben? Was wirkst du? 31 Unsere Väter ha- hat; und ich werde ihn auferwecken am
ben das Manna gegessen in der Wüste, letzten Tag. 45 Es steht geschrieben in
wie geschrieben steht: »Brot aus dem den Propheten: »Und sie werden alle von
Himmel gab er ihnen zu essen«.b Gott gelehrt sein«.d Jeder nun, der vom
a (6,28) d.h. das zu tun, was vor Gott wohlgefällig ist c (6,35) Dies ist die erste der sieben »Ich bin« - Offenba-
und seinem Willen entspricht; es kann auch bedeu- rungen Jesu Christi (vgl. Joh 8,12; 9,5; 10,7.9; 10,11.14;
ten: die von Gott gewirkten Werke (vgl. V. 29). 11,25; 14,6; 15,1.5.)
b (6,31) vgl. Neh 9,15. d (6,45) vgl. Jes 54,13.
1110 JOHANNES 6.7
Vater gehört und gelernt hat, kommt zu ihr den Sohn des Menschen dorthin auf-
mir. 46 Nicht, daß jemand den Vater gese- fahren seht, wo er zuvor war? 63 Der Geist
hen hätte; nur der, welcher von Gott ist, ist es, der lebendig macht, das Fleisch
der hat den Vater gesehen. nützt gar nichts. Die Worte, die ich zu euch
47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer rede, sind Geist und sind Leben. 64 Aber
an mich glaubt, der hat ewiges Leben. es sind etliche unter euch, die nicht glau-
48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure ben. Denn Jesus wußte von Anfang an,
Väter haben das Manna gegessen in der wer die waren, die nicht glaubten, und
Wüste und sind gestorben; 50 dies ist das wer ihn verraten würde. 65 Und er sprach:
Brot, das aus dem Himmel herabkommt, Darum habe ich euch gesagt: Niemand
damit, wer davon ißt, nicht stirbt. 51 Ich kann zu mir kommen, es sei ihm denn
bin das lebendige Brot, das aus dem Him- von meinem Vater gegeben! 66 Aus die-
mel herabgekommen ist. Wenn jemand sem Anlaß zogen sich viele seiner Jünger
von diesem Brot ißt, so wird er leben in zurück und gingen nicht mehr mit ihm.
Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben 67 Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt
werde, ist mein Fleisch, das ich geben ihr nicht auch weggehen? 68 Da antworte-
werde für das Leben der Welt. te ihm Simon Petrus: Herr, zu wem sollen
52 Da stritten die Juden untereinander wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens;
und sprachen: Wie kann dieser uns [sein] 69 und wir haben geglaubt und erkannt,
Fleisch zu essen geben? 53 Darum sprach daß du der Christus bist, der Sohn des le-
Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich bendigen Gottes! 70 Jesus antwortete ih-
sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des nen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt?
Menschensohnes eßt und sein Blut trinkt, Und doch ist einer von euch ein Teufel! 71 Er
so habt ihr kein Leben in euch. 54 Wer redete aber von Judas, Simons Sohn, dem
mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der Ischariot, denn dieser sollte ihn verraten,
hat ewiges Leben, und ich werde ihn auf- er, der einer von den Zwölfen war.
erwecken am letzten Tag. 55 Denn mein
Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Die ungläubigen Brüder Jesu
Joh 15,18-19
Blut ist wahrhaftig Trank. 56 Wer mein
Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt Und danach zog Jesus in Galiläa umher;
in mir und ich in ihm. denn er wollte nicht in Judäa umher-
57 Wie mich der lebendige Vater gesandt ziehen, weil die Juden ihn zu töten such-
hat und ich um des Vaters willen lebe, so ten. 2 Es war aber das Laubhüttenfest der
wird auch der, welcher mich ißt, um mei- Juden nahe. 3 Da sprachen seine Brüder
netwillen leben. 58 Dies ist das Brot, das zu ihm: Brich doch auf von hier und zieh
aus dem Himmel herabgekommen ist; es nach Judäa, damit auch deine Jünger die
ist nicht wie das Manna, das eure Väter Werke sehen können, die du tust! 4 Denn
gegessen haben, und sind gestorben; wer niemand tut etwas im Verborgenen und
dieses Brot ißt, der wird leben in Ewig- sucht zugleich öffentlich bekannt zu sein.
keit! 59 Dies sprach er, als er in der Syn- Wenn du diese Dinge tust, so offenbare
agoge von Kapernaum lehrte. dich der Welt! 5 Denn auch seine Brüder
glaubten nicht an ihn.
Jesu Worte erzeugen eine Scheidung 6 Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist
unter den Jüngern noch nicht da; aber eure Zeit ist immer
Hebr 4,12-13; 10,38-39; 1Pt 2,6-9
bereit. 7 Die Welt kann euch nicht has-
60 Viele nun von seinen Jüngern, die das sen, mich aber haßt sie; denn ich bezeuge
hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede! von ihr, daß ihre Werke böse sind. 8 Geht
Wer kann sie hören? 61 Da aber Jesus bei ihr hinauf zu diesem Fest; ich gehe noch
sich selbst erkannte, daß seine Jünger nicht zu diesem Fest hinauf, denn meine
darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ist Zeit ist noch nicht erfüllt. 9 Und als er dies
euch das ein Ärgernis? 62 Wie nun, wenn zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa.
JOHANNES 7 1111
Jesus lehrt am Laubhüttenfest. Ist Jesus der Christus?
Der Unglaube der Juden Mt 16,13-17
Joh 8,19-24 25 Da sprachen etliche von Jerusalem:
10 Nachdem aber seine Brüder hinaufge- Ist das nicht der, den sie zu töten su-
gangen waren, ging auch er hinauf zum chen? 26 Und siehe, er redet öffentlich,
Fest, nicht öffentlich, sondern wie im Ver- und sie sagen ihm nichts. Haben etwa die
borgenen. 11 Da suchten ihn die Juden Obersten wirklich erkannt, daß dieser in
während des Festes und sprachen: Wo Wahrheit der Christus ist? 27 Doch von
ist er? 12 Und es gab viel Gemurmel diesem wissen wir, woher er ist; wenn
seinetwegen unter der Volksmenge. Etli- aber der Christus kommt, so wird nie-
che sagten: Er ist gut!, andere aber spra- mand wissen, woher er ist.
chen: Nein, sondern er verführt die Leute! 28 Da rief Jesus, während er im Tempel
13 Doch redete niemand freimütig über lehrte, und sprach: Ja, ihr kennt mich und
ihn, aus Furcht vor den Juden. wißt, woher ich bin! Und doch bin ich
14 Als aber das Fest schon zur Hälfte ver- nicht von mir selbst gekommen, sondern
flossen war, ging Jesus in den Tempel hin- der ist wahrhaftig, der mich gesandt hat,
auf und lehrte. 15 Und die Juden verwun- den ihr nicht kennt. 29 Ich aber kenne
derten sich und sprachen: Woher kennt ihn, weil ich von ihm bin, und er hat
dieser die Schriften? Er hat doch nicht mich gesandt. 30 Da suchten sie ihn zu
studiert! ergreifen; aber niemand legte Hand an
16 Jesus antwortete ihnen und sprach: ihn, denn seine Stunde war noch nicht
Meine Lehre ist nicht von mir, sondern gekommen.
von dem, der mich gesandt hat. 17 Wenn 31 Viele aber aus der Volksmenge glaub-
jemand seinen Willen tun will, wird er er- ten an ihn und sprachen: Wenn der Chri-
kennen, ob diese Lehre von Gott ist, oder stus kommt, wird er wohl mehr Zeichen
ob ich aus mir selbst rede. tun als die, welche dieser getan hat?
18 Wer aus sich selbst redet, der sucht sei- 32 Die Pharisäer hörten, daß die Menge
ne eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen diese Dinge über ihn murmelte; darum
sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahr- sandten die Pharisäer und die obersten
haftig, und keine Ungerechtigkeit ist in Priester Diener ab, um ihn zu ergreifen.
ihm. 19 Hat nicht Mose euch das Gesetz 33 Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine
gegeben? Und doch tut keiner von euch kleine Zeit bin ich bei euch, und dann
das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu gehe ich hin zu dem, der mich gesandt
töten? 20 Die Menge antwortete und hat. 34 Ihr werdet mich suchen und nicht
sprach: Du hast einen Dämon! Wer sucht finden; und wo ich bin, dorthin könnt
dich zu töten? ihr nicht kommen. 35 Da sprachen die Ju-
21 Jesus antwortete und sprach zu ih- den untereinander: Wohin will er denn
nen: Ein Werk habe ich getan, und ihr gehen, daß wir ihn nicht finden sollen?
alle verwundert euch. 22 Darum [sage Will er etwa zu den unter den Griechen
ich euch:] Mose hat euch die Beschnei- Zerstreuten gehen und die Griechen leh-
dung gegeben (nicht daß sie von Mose ren? 36 Was ist das für ein Wort, das er
kommt, sondern von den Vätern), und sprach: Ihr werdet mich suchen und nicht
ihr beschneidet den Menschen am Sab- finden, und wo ich bin, dorthin könnt ihr
bat. 23 Wenn ein Mensch am Sabbat die nicht kommen?
Beschneidung empfängt, damit das Ge-
setz Moses nicht übertreten wird, was Ströme lebendigen Wassers
Joh 4,10-14; Offb 22,17
zürnt ihr mir denn, daß ich den ganzen
Menschen am Sabbat gesund gemacht 37 Aber am letzten, dem großen Tag des
habe? 24 Richtet nicht nach dem Augen- Festes stand Jesus auf, rief und sprach:
schein, sondern fällt ein gerechtes Ur- Wenn jemand dürstet, der komme zu
teil! mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt,
1112 JOHANNES 7.8
wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Pharisäer eine Frau zu ihm, die beim Ehe-
Leib werden Ströme lebendigen Wassers bruch ergriffen worden war, stellten sie
fließen. 39 Das sagte er aber von dem in die Mitte 4 und sprachen zu ihm: Mei-
Geist, den die empfangen sollten, welche ster, diese Frau ist während der Tat beim
an ihn glauben; denn der Heilige Geist Ehebruch ergriffen worden. 5 Im Gesetz
war noch nicht da, weil Jesus noch nicht aber hat uns Mose geboten, daß solche
verherrlicht war. gesteinigt werden sollen. Was sagst nun
du? 6 Das sagten sie aber, um ihn zu ver-
Spaltung unter den Juden suchen, damit sie ihn anklagen könnten.
Lk 12,51; Jer 8,8-9
Jesus aber bückte sich nieder und schrieb
40 Viele nun aus der Volksmenge sagten, mit dem Finger auf die Erde.
als sie das Wort hörten: Dieser ist wahr- 7 Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen,
haftig der Prophet. 41 Andere sprachen: richtete er sich auf und sprach zu ihnen:
Dieser ist der Christus! Andere aber Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
sagten: Kommt der Christus denn aus den ersten Stein auf sie! 8 Und er bückte
Galiläa? 42 Sagt nicht die Schrift, daß der sich wiederum nieder und schrieb auf die
Christus aus dem Samen Davids kommt Erde.
und aus dem Dorf Bethlehem, wo David 9 Als sie aber das hörten, gingen sie —
war? 43 Es entstand nun seinetwegen eine von ihrem Gewissen überführt — einer
Spaltung unter der Volksmenge. 44 Und nach dem anderen hinaus, angefangen
etliche von ihnen wollten ihn ergreifen, von den Ältesten bis zu den Geringsten;
doch legte niemand Hand an ihn. und Jesus wurde allein gelassen, und die
45 Nun kamen die Diener zu den obersten Frau, die in der Mitte stand. 10 Da richte-
Priestern und Pharisäern zurück, und die- te sich Jesus auf, und da er niemand sah
se sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn als die Frau, sprach er zu ihr: Frau, wo
nicht gebracht? 46 Die Diener antwor- sind jene, deine Ankläger? Hat dich nie-
teten: Nie hat ein Mensch so geredet mand verurteilt? 11 Sie sprach: Niemand,
wie dieser Mensch! 47 Da antworteten ih- Herr! Jesus sprach zu ihr: So verurteile
nen die Pharisäer: Seid auch ihr verführt ich dich auch nicht. Geh hin und sündige
worden? 48 Glaubt auch einer von den nicht mehr!
Obersten oder von den Pharisäern an
ihn? 49 Aber dieser Pöbel, der das Gesetz Jesus Christus - das Licht der Welt
Joh 1,4-5; 1,9-12; 5,36-37; 12,46-50
nicht kennt, der ist unter dem Fluch!
50 Da spricht zu ihnen Nikodemus, der 12 Nun redete Jesus wieder zu ihnen und
bei Nacht zu ihm gekommen war, und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer
der einer der Ihren war: 51 Richtet unser mir nachfolgt, wird nicht in der Finster-
Gesetz einen Menschen, es sei denn, nis wandeln, sondern er wird das Licht
man habe ihn zuvor selbst gehört und des Lebens haben.
erkannt, was er tut? 52 Sie antworteten 13 Da sprachen die Pharisäer zu ihm:
und sprachen zu ihm: Bist du etwa Du legst von dir selbst Zeugnis ab; dein
auch aus Galiläa? Forsche nach und sieh: Zeugnis ist nicht glaubwürdig! 14 Jesus
Kein Prophet ist aus Galiläa hervorgegan- antwortete und sprach zu ihnen: Auch
gen! 53 Und so ging jeder in sein Haus. wenn ich von mir selbst Zeugnis ablege,
so ist mein Zeugnis doch glaubwürdig,
Jesus und die Ehebrecherin denn ich weiß, woher ich gekommen
5Mo 22,22; Joh 3,17; Röm 2,1-3; 2,17-23
bin und wohin ich gehe; ihr aber wißt
Jesus aber ging an den Ölberg. 2 Und nicht, woher ich komme und wohin ich
früh am Morgen kam er wieder in den gehe.
Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und 15 Ihr richtet nach dem Fleisch; ich richte
er setzte sich und lehrte sie. niemand. 16 Aber auch wenn ich richte,
3 Da brachten die Schriftgelehrten und so ist mein Gericht wahrhaftig; denn
JOHANNES 8 1113
ich bin nicht allein, sondern ich und Allein die göttliche Wahrheit macht frei.
der Vater, der mich gesandt hat. 17 Es Die Ursache für den Widerstand gegen die
steht aber auch in eurem Gesetz geschrie- Wahrheit
ben, daß das Zeugnis zweier Menschen 1Joh 1,5-10; 2Kor 4,3-4; Gal 3,7.29
glaubwürdig ist. 18 Ich bin es, der ich von 31 Da sprach Jesus zu den Juden, die
mir selbst Zeugnis gebe, und der Vater, an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem
der mich gesandt hat, gibt auch Zeugnis Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine
von mir. Jünger, 32 und ihr werdet die Wahrheit er-
19 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein kennen, und die Wahrheit wird euch frei
Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt weder machen! 33 Sie antworteten ihm: Wir sind
mich noch meinen Vater. Wenn ihr mich Abrahams Same und sind nie jemandes
kennen würdet, so würdet ihr auch mei- Knechte gewesen; wie kannst du da sa-
nen Vater kennen. 20 Diese Worte redete gen: Ihr sollt frei werden?
Jesus bei dem Opferkasten, als er im Tem- 34 Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahr-
pel lehrte; und niemand ergriff ihn, denn lich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde
seine Stunde war noch nicht gekommen. tut, ist ein Knecht der Sünde. 35 Der
21 Nun sprach Jesus wiederum zu ihnen: Knecht aber bleibt nicht ewig im Haus; der
Ich gehe fort, und ihr werdet mich su- Sohn bleibt ewig. 36 Wenn euch nun der
chen, und ihr werdet in eurer Sünde ster- Sohn frei machen wird, so seid ihr wirk-
ben. Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr lich frei. 37 Ich weiß, daß ihr Abrahams
nicht kommen! 22 Da sagten die Juden: Same seid; aber ihr sucht mich zu töten,
Will er sich etwa selbst töten, daß er denn mein Wort findet keinen Raum in
spricht: Wohin ich gehe, dorthin könnt euch. 38 Ich rede, was ich bei meinem Va-
ihr nicht kommen? ter gesehen habe; so tut auch ihr, was ihr
23 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von bei eurem Vater gesehen habt.
unten, ich bin von oben. Ihr seid von 39 Sie antworteten und sprachen zu ihm:
dieser Welt, ich bin nicht von dieser Abraham ist unser Vater! Jesus spricht
Welt. 24 Darum habe ich euch gesagt, zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder
daß ihr in euren Sünden sterben werdet; wärt, so würdet ihr Abrahams Werke
denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es tun. 40 Nun aber sucht ihr mich zu töten,
bin, so werdet ihr in euren Sünden ster- einen Menschen, der euch die Wahrheit
ben. gesagt hat, die ich von Gott gehört habe;
25 Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Und das hat Abraham nicht getan. 41 Ihr tut
Jesus sprach zu ihnen: Zuerst das, was die Werke eures Vaters! Da sprachen sie
ich euch eben sage! 26 Ich habe vieles zu ihm: Wir sind nicht unehelich gebo-
über euch zu reden und zu richten; aber ren; wir haben einen Vater: Gott!
der, welcher mich gesandt hat, ist wahr- 42 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn Gott
haftig, und was ich von ihm gehört habe, euer Vater wäre, so würdet ihr mich lie-
das rede ich zu der Welt. 27 Sie verstan- ben, denn ich bin von Gott ausgegangen
den aber nicht, daß er vom Vater zu ih- und gekommen; denn nicht von mir
nen redete. 28 Darum sprach Jesus zu ih- selbst bin ich gekommen, sondern er hat
nen: Wenn ihr den Sohn des Menschen mich gesandt. 43 Warum versteht ihr mei-
erhöht haben werdet, dann werdet ihr ne Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht
erkennen, daß ich es bin; und ich tue hören könnt! 44 Ihr habt den Teufel zum
nichts von mir selbst aus, sondern wie Vater, und was euer Vater begehrt, wollt
mich mein Vater gelehrt hat, so rede ihr tun! Der war ein Menschenmörder
ich. 29 Und der, welcher mich gesandt von Anfang an und steht nicht in der
hat, ist mit mir; der Vater läßt mich nicht Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm.
allein, denn ich tue allezeit, was ihm Wenn er die Lüge redet, so redet er aus
wohlgefällt. 30 Als er dies sagte, glaubten seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner
viele an ihn. und der Vater derselben.
1114 JOHANNES 8.9
45 Weil aber ich die Wahrheit sage, glaubt zu werfen. Jesus aber verbarg sich und
ihr mir nicht. 46 Wer unter euch kann ging zum Tempel hinaus, mitten durch
mich einer Sünde beschuldigen? Wenn sie hindurch, und entkam so.
ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt
ihr mir nicht? 47 Wer aus Gott ist, der hört Die Heilung eines Blindgeborenen
Jes 35,5; 42,7; Mal 3,20; 2Kor 4,6
die Worte Gottes; darum hört ihr nicht,
weil ihr nicht aus Gott seid. Und als er vorbeiging, sah er einen
Menschen, der blind war von Geburt
Entehrung und Ablehnung an. 2 Und seine Jünger fragten ihn und
des Sohnes Gottes sprachen: Rabbi, wer hat gesündigt, so
Röm 10,21; Apg 7,51; Mt 23,37-39; Hebr 12,3
daß dieser blind geboren ist, er oder seine
48 Da antworteten die Juden und spra- Eltern? 3 Jesus antwortete: Weder dieser
chen zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, hat gesündigt noch seine Eltern; sondern
daß du ein Samariter bist und einen an ihm sollten die Werke Gottes offenbar
Dämon hast? 49 Jesus erwiderte: Ich habe werden!
keinen Dämon, sondern ich ehre mei- 4 Ich muß die Werke dessen wirken, der
nen Vater, und ihr entehrt mich. 50 Ich mich gesandt hat, solange es Tag ist; es
aber suche nicht meine Ehre; es ist Einer, kommt die Nacht, da niemand wirken
der sie sucht und der richtet. 51 Wahrlich, kann. 5 Solange ich in der Welt bin, bin
wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand ich das Licht der Welt. 6 Als er dies gesagt
mein Wort bewahrta, so wird er den Tod hatte, spie er auf die Erde und machte
nicht sehen in Ewigkeit! einen Brei mit dem Speichel und strich
52 Da sprachen die Juden zu ihm: Jetzt er- den Brei auf die Augen des Blinden 7 und
kennen wir, daß du einen Dämon hast! sprach zu ihm: Geh hin, wasche dich im
Abraham ist gestorben und die Prophe- Teich Siloah (das heißt übersetzt: »Der
ten, und du sagst: Wenn jemand mein Gesandte«)! Da ging er hin und wusch
Wort bewahrt, so wird er den Tod nicht sich und kam sehend wieder.
schmecken in Ewigkeit! 53 Bist du größer 8 Die Nachbarn nun, und die ihn zuvor
als unser Vater Abraham, der gestorben als Blinden gesehen hatten, sprachen: Ist
ist? Und die Propheten sind auch gestor- das nicht der, welcher dasaß und bet-
ben. Was machst du aus dir selbst? telte? 9 Etliche sagten: Er ist’s! — andere
54 Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst aber: Er sieht ihm ähnlich! Er selbst sagte:
ehre, so ist meine Ehre nichts; mein Va- Ich bin’s! 10 Da sprachen sie zu ihm: Wie
ter ist es, der mich ehrt, von dem ihr sagt, sind deine Augen geöffnet worden? 11 Er
er sei euer Gott. 55 Und doch habt ihr antwortete und sprach: Ein Mensch, der
ihn nicht erkannt; ich aber kenne ihn. Jesus heißt, machte einen Brei und be-
Und wenn ich sagen würde: Ich kenne strich meine Augen und sprach zu mir:
ihn nicht!, so wäre ich ein Lügner, gleich Geh hin zum Teich Siloah und wasche
wie ihr. Aber ich kenne ihn und halte dich! Als ich aber hinging und mich
sein Wort. 56 Abraham, euer Vater, froh- wusch, wurde ich sehend. 12 Da sprachen
lockte, daß er meinen Tag sehen sollte; sie zu ihm: Wo ist er? Er antwortete: Ich
und er sah ihn und freute sich. 57 Da weiß es nicht!
sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch
nicht 50 Jahre alt und hast Abraham ge- Verhör des Geheilten durch die Pharisäer
Mt 23,13; Joh 10,37-38
sehen?
58 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahr- 13 Da führten sie ihn, der einst blind ge-
lich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin wesen war, zu den Pharisäern. 14 Es war
ich! aber Sabbat, als Jesus den Teig machte
59 Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn und ihm die Augen öffnete. 15 Nun frag-
ten ihn auch die Pharisäer wieder, wie er
a (8,51) d.h. auch: an ihm festhält, es genau befolgt. sehend geworden war. Und er sprach zu
JOHANNES 9.10 1115
ihnen: Einen Brei hat er auf meine Augen 30 Da antwortete der Mensch und sprach
gelegt, und ich wusch mich und bin nun zu ihnen: Das ist doch verwunderlich,
sehend! 16 Da sprachen etliche von den daß ihr nicht wißt, woher er ist, und er hat
Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von doch meine Augen geöffnet. 31 Wir wis-
Gott, weil er den Sabbat nicht hält! Andere sen aber, daß Gott nicht auf Sünder hört;
sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch sondern wenn jemand gottesfürchtig ist
solche Zeichen tun? Und es entstand eine und seinen Willen tut, den hört er. 32 Von
Spaltung unter ihnen. 17 Sie sprachen wie- Ewigkeit her hat man nicht gehört, daß je-
derum zu dem Blinden: Was sagst du von mand einem Blindgeborenen die Augen
ihm, weil er dir die Augen geöffnet hat? Er geöffnet hat. 33 Wenn dieser nicht von
aber sprach: Er ist ein Prophet! Gott wäre, so könnte er nichts tun! 34 Sie
18 Nun glaubten die Juden nicht von ihm, antworteten und sprachen zu ihm: Du
daß er blind gewesen und sehend gewor- bist ganz in Sünden geboren und willst
den war, bis sie die Eltern des Sehend- uns lehren? Und sie stießen ihn hinaus.
gewordenen gerufen hatten. 19 Und sie
fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, Blinde sehen und Sehende werden blind
Lk 10,21; 2Kor 4,3-6; Jes 6,9-10; Mt 15,14
von dem ihr sagt, daß er blind geboren ist?
Wieso ist er denn jetzt sehend? 20 Seine El- 35 Jesus hörte, daß sie ihn ausgestoßen
tern antworteten ihnen und sprachen: Wir hatten, und als er ihn fand, sprach er zu
wissen, daß dieser unser Sohn ist und daß ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes? 36 Er
er blind geboren ist; 21 wieso er aber jetzt antwortete und sprach: Wer ist es, Herr,
sieht, das wissen wir nicht; und wer ihm damit ich an ihn glaube? 37 Jesus aber
die Augen geöffnet hat, wissen wir auch sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und
nicht. Er ist alt genug; fragt ihn selbst. Er der mit dir redet, der ist es! 38 Er aber
soll selbst für sich reden! 22 Das sagten sprach: Ich glaube, Herr! und fiel anbe-
seine Eltern deshalb, weil sie die Juden tend vor ihm nieder.
fürchteten; denn die Juden waren schon 39 Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht
übereingekommen, daß, wenn einer ihn in diese Welt gekommen, damit die, wel-
als den Christus anerkennen würde, die- che nicht sehen, sehend werden und die,
ser aus der Synagoge ausgestoßen werden welche sehen, blind werden.
sollte. 23 Darum sprachen seine Eltern: Er 40 Und dies hörten etliche der Pharisäer,
ist alt genug; fragt ihn selbst! die bei ihm waren, und sprachen zu
24 Da riefen sie zum zweitenmal den ihm: Sind denn auch wir blind? 41 Jesus
Menschen, der blind gewesen war, und sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wärt, so
sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir hättet ihr keine Sünde; nun sagt ihr aber:
wissen, daß dieser Mensch ein Sünder Wir sind sehend! — deshalb bleibt eure
ist. 25 Da antwortete jener und sprach: Sünde.
Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Eines
weiß ich: daß ich blind war und jetzt se- Der gute Hirte
Hes 34,1-19; Jes 40,11; Ps 23; 1Pt 2,24-25; 5,4
hend bin! 26 Sie sprachen aber wiederum
zu ihm: Was hat er mit dir gemacht? Wie Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
hat er dir die Augen geöffnet? 27 Er ant- Wer nicht durch die Tür in die
wortete ihnen: Ich habe es euch schon Schafhürde hineingeht, sondern anders-
gesagt, und ihr habt nicht darauf gehört; wo hineinsteigt, der ist ein Dieb und ein
warum wollt ihr es noch einmal hören? Räuber. 2 Wer aber durch die Tür hinein-
Wollt auch ihr seine Jünger werden? 28 Sie geht, ist der Hirte der Schafe. 3 Diesem
beschimpften ihn nun und sprachen: Du öffnet der Türhüter, und die Schafe hören
bist sein Jünger! Wir aber sind Moses auf seine Stimme, und er ruft seine ei-
Jünger. 29 Wir wissen, daß Gott zu Mose genen Schafe beim Namen und führt sie
geredet hat; von diesem aber wissen wir heraus. 4 Und wenn er seine Schafe her-
nicht, woher er ist. ausgelassen hat, geht er vor ihnen her;
1116 JOHANNES 10
und die Schafe folgen ihm nach, denn sie sind nicht die Worte eines Besessenen.
kennen seine Stimme. 5 Einem Fremden Kann denn ein Dämon Blinden die Au-
aber folgen sie nicht nach, sondern flie- gen geöffnet?
hen vor ihm; denn sie kennen die Stim- 22 Es fand aber in Jerusalem das Fest der
me der Fremden nicht. 6 Dieses Gleich- Tempelweihe statt; und es war Winter.
nis sagte ihnen Jesus. Sie verstanden aber 23 Und Jesus ging im Tempel in der Halle
nicht, wovon er zu ihnen redete. Salomos umher. 24 Da umringten ihn die
7 Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Juden und sprachen zu ihm: Wie lange
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin hältst du unsere Seele im Zweifel? Bist du
die Tür für die Schafe. 8 Alle, die vor mir der Christus, so sage es uns frei heraus!
kamen, sind Diebe und Räuber; aber die 25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es
Schafe hörten nicht auf sie. 9 Ich bin die euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die
Tür. Wenn jemand durch mich hinein- Werke, die ich tue im Namen meines Va-
geht, wird er gerettet werden und wird ein ters, diese geben Zeugnis von mir; 26 aber
und ausgehen und Weide finden. 10 Der ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von
Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu töten meinen Schafen, wie ich euch gesagt
und zu verderben; ich bin gekommen, habe. 27 Meine Schafe hören meine Stim-
damit sie das Leben haben und es im me, und ich kenne sie, und sie folgen
Überfluß haben. mir nach; 28 und ich gebe ihnen ewiges
11 Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht
läßt sein Leben für die Schafe. 12 Der verlorengehen, und niemand wird sie aus
Mietling aber, der kein Hirte ist, dem die meiner Hand reißen. 29 Mein Vater, der
Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kom- sie mir gegeben hat, ist größer als alle,
men und verläßt die Schafe und flieht; und niemand kann sie aus der Hand mei-
und der Wolf raubt und zerstreut die nes Vaters reißen. 30 Ich und der Vater
Schafe. 13 Der Mietling aber flieht, weil sind eins.
er ein Mietling ist und sich nicht um die
Schafe kümmert. 14 Ich bin der gute Hirte Unglaube und Widerstand
und kenne die Meinen und bin den Mei- gegen den Sohn Gottes
Joh 8,51-59; 14,9-11
nen bekannt, 15 gleichwie der Vater mich
kennt und ich den Vater kenne; und ich 31 Da hoben die Juden wiederum Steine
lasse mein Leben für die Schafe. auf, um ihn zu steinigen. 32 Jesus ant-
16 Und ich habe noch andere Schafe, die wortete ihnen: Viele gute Werke habe ich
nicht aus dieser Schafhürde sind; auch euch gezeigt von meinem Vater; um wel-
diese muß ich führen, und sie werden ches dieser Werke willen wollt ihr mich
meine Stimme hören, und es wird eine steinigen? 33 Die Juden antworteten ihm
Herde und ein Hirte sein. 17 Darum liebt und sprachen: Nicht wegen eines guten
mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, Werkes wollen wir dich steinigen, son-
damit ich es wieder nehme. 18 Niemand dern wegen Gotteslästerung, und zwar
nimmt es von mir, sondern ich lasse es weil du, der du ein Mensch bist, dich
von mir aus. Ich habe Macht, es zu las- selbst zu Gott machst!
sen, und habe Macht, es wieder zu neh- 34 Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in
men. Diesen Auftrag habe ich von mei- eurem Gesetz geschrieben: »Ich habe ge-
nem Vater empfangen. sagt: Ihr seid Götter«a? 35 Wenn es die-
19 Da entstand wiederum eine Spaltung jenigen Götter nennt, an die das Wort
unter den Juden um dieser Worte willen; Gottes erging — und die Schrift kann
20 und viele von ihnen sagten: Er hat ei- doch nicht außer Kraft gesetzt werden —,
nen Dämon und ist von Sinnen, weshalb 36 wieso sagt ihr dann zu dem, den der
hört ihr auf ihn? 21 Andere sagten: Das Vater geheiligt und in die Welt gesandt
hat: Du lästerst!, weil ich gesagt habe: Ich
a (10,34) Ps 82,6. bin Gottes Sohn? 37 Wenn ich nicht die
JOHANNES 10.11 1117
Werke meines Vaters tue, so glaubt mir werden! 13 Jesus aber hatte von seinem
nicht! 38 Tue ich sie aber, so glaubt doch Tod geredet; sie dagegen meinten, er
den Werken, wenn ihr auch mir nicht rede vom natürlichen Schlaf. 14 Darauf-
glaubt, damit ihr erkennt und glaubt, daß hin nun sagte es ihnen Jesus frei heraus:
der Vater in mir ist und ich in ihm! Lazarus ist gestorben; 15 und ich bin froh
39 Da suchten sie ihn wiederum zu er- um euretwillen, daß ich nicht dort gewe-
greifen; doch er entging ihren Händen. sen bin, damit ihr glaubt. Doch laßt uns
40 Und er zog wieder jenseits des Jordan an zu ihm gehen! 16 Da sprach Thomas, der
den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte, Zwilling genannt wird, zu den Mitjüngern:
und blieb dort. 41 Und viele kamen zu ihm Laßt uns auch hingehen, damit wir mit
und sprachen: Johannes hat zwar kein ihm sterben!
Zeichen getan; aber alles, was Johannes 17 Als nun Jesus hinkam, fand er ihn schon
von diesem gesagt hat, ist wahr! 42 Und es vier Tage im Grab liegend. 18 Bethanien
glaubten dort viele an ihn! aber war nahe bei Jerusalem, ungefähr 15
Stadiena weit entfernt; 19 und viele von den
Die Auferweckung des Lazarus Juden waren zu denen um Martha und
Joh 5,20-29; 1Kor 15,20-27.54
Maria hinzugekommen, um sie wegen ih-
Es war aber einer krank, Lazarus von res Bruders zu trösten. 20 Als Martha nun
Bethanien aus dem Dorf der Maria hörte, daß Jesus komme, lief sie ihm ent-
und ihrer Schwester Martha, 2 nämlich gegen; Maria aber blieb im Haus sitzen.
der Maria, die den Herrn gesalbt und sei- 21 Da sprach Martha zu Jesus: Herr, wenn
ne Füße mit ihren Haaren getrocknet hat- du hier gewesen wärst, mein Bruder wäre
te; deren Bruder Lazarus war krank. 3 Da nicht gestorben! 22 Doch auch jetzt weiß
sandten die Schwestern zu ihm und ich: Was immer du von Gott erbitten
ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du wirst, das wird Gott dir geben. 23 Jesus
liebhast, ist krank! spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferste-
4 Als Jesus es hörte, sprach er: Diese Krank- hen! 24 Martha spricht zu ihm: Ich weiß,
heit ist nicht zum Tode, sondern zur Ver- daß er auferstehen wird in der Auferste-
herrlichung Gottes, damit der Sohn Got- hung am letzten Tag.
tes dadurch verherrlicht wird! 5 Jesus aber 25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Aufer-
liebte Martha und ihre Schwester und La- stehung und das Leben. Wer an mich
zarus. 6 Als er nun hörte, daß jener krank glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt;
sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, 26 und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wo er war. 7 Dann erst sagte er zu den wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst
Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa zie- du das? 27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr!
hen! 8 Die Jünger antworteten ihm: Rabbi, Ich glaube, daß du der Christus bist, der
eben noch wollten dich die Juden steini- Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
gen, und du begibst dich wieder dorthin? 28 Und als sie das gesagt hatte, ging sie
9 Jesus erwiderte: Hat der Tag nicht zwölf fort und rief heimlich ihre Schwester Ma-
Stunden? Wenn jemand bei Tag wandelt, ria und sprach: Der Meister ist da und
so stößt er nicht an, denn er sieht das ruft dich! 29 Als diese es hörte, stand sie
Licht dieser Welt. 10 Wenn aber jemand schnell auf und begab sich zu ihm. 30 Je-
bei Nacht wandelt, so stößt er an, weil sus war aber noch nicht in das Dorf ge-
das Licht nicht in ihm ist. 11 Dies sprach kommen, sondern befand sich an dem
er, und danach sagte er zu ihnen: Unser Ort, wo Martha ihm begegnet war. 31 Als
Freund Lazarus ist eingeschlafen; aber nun die Juden, die bei ihr im Haus waren
ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. und sie trösteten, sahen, daß Maria so
12 Da sprachen seine Jünger: Herr, wenn schnell aufstand und hinausging, folgten
er eingeschlafen ist, so wird er gesund sie ihr nach und sprachen: Sie geht zum
Grab, um dort zu weinen.
a (11,18) d.h. ca. 3 km. 32 Als aber Maria dorthin kam, wo Jesus
1118 JOHANNES 11.12
war, und ihn sah, fiel sie zu seinen Füßen sprachen: Was sollen wir tun? Denn die-
nieder und sprach zu ihm: Herr, wenn ser Mensch tut viele Zeichen! 48 Wenn wir
du hier gewesen wärst, mein Bruder wäre ihn so fortfahren lassen, so werden alle
nicht gestorben! 33 Als nun Jesus sah, wie an ihn glauben; und dann kommen die
sie weinte, und wie die Juden, die mit ihr Römer und nehmen uns das Land und
gekommen waren, weinten, seufzte er im das Volk weg!
Geist und wurde bewegt 34 und sprach: 49 Einer aber von ihnen, Kajaphas, der
Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sprechen zu in jenem Jahr Hoherpriester war, sprach
ihm: Herr, komm und sieh! 35 Jesus wein- zu ihnen: Ihr erkennt überhaupt nichts,
te. 36 Da sagten die Juden: Seht, wie hatte er 50 und ihr bedenkt nicht, daß es für uns
ihn so lieb! 37 Etliche von ihnen aber spra- besser ist, daß ein Mensch für das Volk
chen: Konnte der, welcher dem Blinden die stirbt, als daß das ganze Volk zugrunde-
Augen aufgetan hat, nicht dafür sorgen, geht!
daß auch dieser nicht gestorben wäre? 51 Dies redete er aber nicht aus sich selbst;
38 Jesus nun, indem er wieder bei sich sondern weil er in jenem Jahr Hoher-
selbst seufzte, kam zum Grab. Es war priester war, weissagte er; denn Jesus
aber eine Höhle, und ein Stein lag darauf. sollte für das Volk sterben, 52 und nicht
39 Jesus spricht: Hebt den Stein weg! für das Volk allein, sondern auch, um
Martha, die Schwester des Verstorbenen, die zerstreuten Kinder Gottes in Eins
spricht zu ihm: Herr, er riecht schon, zusammenzubringen.
denn er ist schon vier Tage hier! 40 Jesus 53 Von jenem Tag an beratschlagten sie
spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: nun miteinander, um ihn zu töten. 54 Dar-
Wenn du glaubst, wirst du die Herrlich- um ging Jesus nicht mehr öffentlich unter
keit Gottes sehen? den Juden umher, sondern zog von dort
41 Da hoben sie den Stein weg, wo der weg in die Gegend nahe bei der Wüste,
Verstorbene lag. Jesus aber hob die Augen in eine Stadt namens Ephraim, und hielt
empor und sprach: Vater, ich danke dir, daß sich dort auf mit seinen Jüngern.
du mich erhört hast. 42 Ich aber weiß, daß 55 Es war aber das Passah der Juden nahe.
du mich allezeit erhörst; doch um der um- Und viele aus dem ganzen Land gingen
stehenden Menge willen habe ich es gesagt, vor dem Passah nach Jerusalem hinauf,
damit sie glauben, daß du mich gesandt um sich zu reinigen. 56 Da suchten sie Je-
hast. 43 Und als er dies gesagt hatte, rief sus und sprachen zueinander, als sie im
er mit lauter Stimme: Lazarus, komm her- Tempel standen: Was meint ihr, kommt
aus! 44 Und der Verstorbene kam heraus, er nicht zu dem Fest? 57 Sowohl die ober-
an Händen und Füßen mit Grabtüchern sten Priester als auch die Pharisäer hatten
umwickelt und sein Angesicht mit einem aber einen Befehl gegeben, daß, wenn je-
Schweißtuch umhüllt. Jesus spricht zu ih- mand wisse, wo er sei, er es anzeigen sol-
nen: Bindet ihn los und laßt ihn gehen! le, damit sie ihn ergreifen könnten.
45 Viele nun von den Juden, die zu Maria
gekommen waren und sahen, was Jesus Maria salbt die Füße Jesu
Mt 26,6-13; Mk 14,3-9
getan hatte, glaubten an ihn. 46 Etliche
aber von ihnen gingen zu den Pharisäern Sechs Tage vor dem Passah kam Je-
und sagten ihnen, was Jesus getan hatte. sus dann nach Bethanien, wo Laza-
rus war, der Verstorbene, den er aus den
Der Mordplan des Hohen Rates Toten auferweckt hatte. 2 Sie machten ihm
Lk 16,31; Ps 71,10; Lk 20,13-15
nun dort ein Gastmahl, und Martha diente.
47 Da versammelten die obersten Priester Lazarus aber war einer von denen, die mit
und die Pharisäer den Hohen Rat und ihm zu Tisch saßen.a 3 Da nahm Maria ein

a (12,2) eig. lagen. Die Gäste lagen nach der damaligen Sitte mit halb aufgerichtetem Oberkörper, auf Kissen
gestützt, um einen halbhohen Tisch.
JOHANNES 12 1119
Pfund echten, köstlichen Nardensalböls, auch die Volksmenge entgegen, weil sie
salbte Jesus die Füße und trocknete seine gehört hatte, daß er dieses Zeichen getan
Füße mit ihren Haaren; das Haus aber hatte. 19 Da sprachen die Pharisäer zuein-
wurde erfüllt vom Geruch des Salböls. ander: Ihr seht, daß ihr nichts ausrichtet.
4 Da spricht Judas, Simons Sohn, der Is- Siehe, alle Welt läuft ihm nach!
chariot, einer seiner Jünger, der ihn da- 20 Es waren aber etliche Griechen unter
nach verriet: 5 Warum hat man dieses denen, die hinaufkamen, um während
Salböl nicht für 300 Denare verkauft und des Festes anzubeten. 21 Diese gingen zu
es den Armen gegeben? 6 Das sagte er Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa
aber nicht, weil er sich um die Armen war, baten ihn und sprachen: Herr, wir
kümmerte, sondern weil er ein Dieb war möchten gerne Jesus sehen! 22 Philippus
und den Beutel hatte und trug, was ein- kommt und sagt es dem Andreas, und
gelegt wurde. Andreas und Philippus sagen es wieder-
7 Da sprach Jesus: Laß sie! Dies hat sie um Jesus.
für den Tag meines Begräbnisses aufbe-
wahrt. 8 Denn die Armen habt ihr alle- Der Messias kündigt seinen Opfertod
zeit bei euch; mich aber habt ihr nicht al- und seine Verherrlichung an
Lk 9,21-25; Hebr 2,9-10
lezeit. 9 Es erfuhr nun eine große Menge
der Juden, daß er dort war; und sie kamen 23 Jesus aber antwortete ihnen und
nicht allein um Jesu willen, sondern auch sprach: Die Stunde ist gekommen, daß
um Lazarus zu sehen, den er aus den To- der Sohn des Menschen verherrlicht wer-
ten auferweckt hatte. 10 Da beschlossen de! 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
die obersten Priester, auch Lazarus zu Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde
töten, 11 denn seinetwegen gingen viele fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn
Juden hin und glaubten an Jesus. es aber stirbt, so bringt es viel Frucht.
25 Wer sein Lebenb liebt, der wird es ver-
Der Einzug des Messias Jesus in Jerusalem lieren; wer aber sein Leben in dieser Welt
Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Lk 19,29-44
haßt, wird es zum ewigen Leben bewah-
12 Am folgenden Tag, als viele Leute, die ren. 26 Wenn jemand mir dienen will, so
zum Fest erschienen waren, hörten, daß folge er mir nach; und wo ich bin, da
Jesus nach Jerusalem komme, 13 da nah- soll auch mein Diener sein; und wenn je-
men sie Palmzweige und gingen hinaus, mand mir dient, so wird ihn [mein] Vater
ihm entgegen, und riefen: Hosianna! Ge- ehren.
segnet sei der, welcher kommt im Namen 27 Jetzt ist meine Seele erschüttert. Und
des Herrn, der König von Israel! 14 Jesus was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus die-
aber hatte einen jungen Esel gefunden ser Stunde! Doch darum bin ich in diese
und setzte sich darauf, wie geschrieben Stunde gekommen. 28 Vater, verherrliche
steht: 15 »Fürchte dich nicht, Tochter deinen Namen! Da kam eine Stimme vom
Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will
auf dem Füllen einer Eselin«a. ihn wiederum verherrlichen! 29 Die Men-
16 Dies verstanden aber seine Jünger an- ge nun, die dabeistand und dies hörte,
fangs nicht, doch als Jesus verherrlicht sagte, es habe gedonnert. Andere sagten:
war, da erinnerten sie sich, daß dies von Ein Engel hat mit ihm geredet! 30 Jesus
ihm geschrieben stand und daß sie ihm antwortete und sprach: Nicht um meinet-
dies getan hatten. 17 Die Menge nun, die willen ist diese Stimme geschehen,
bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grab sondern um euretwillen. 31 Jetzt ergeht
gerufen und ihn aus den Toten auferweckt ein Gericht über diese Welt. Nun wird
hatte, legte Zeugnis ab. 18 Darum ging ihm der Fürst dieser Welt hinausgeworfen

a (12,15) Sach 9,9. b (12,25) od. seine Seele; gemeint ist das seelische Eigen-
leben.
1120 JOHANNES 12.13
werden; 32 und ich, wenn ich von der und nicht glaubt, so richte ich ihn nicht;
Erde erhöht bin, werde alle zu mir zie- denn ich bin nicht gekommen, um die Welt
hen. 33 Das sagte er aber, um anzudeu- zu richten, sondern damit ich die Welt ret-
ten, durch welchen Tod er sterben würde. te. 48 Wer mich verwirft und meine Worte
34 Die Menge antwortete ihm: Wir haben nicht annimmt, der hat schon seinen Rich-
aus dem Gesetz gehört, daß der Christus ter: Das Wort, das ich geredet habe, das
in Ewigkeit bleibt; wie sagst du denn, der wird ihn richten am letzten Tag. 49 Denn
Sohn des Menschen müsse erhöht werden? ich habe nicht aus mir selbst geredet, son-
Wer ist dieser Sohn des Menschen? 35 Da dern der Vater, der mich gesandt hat, er hat
sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und
Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt, solan- was ich reden soll. 50 Und ich weiß, daß
ge ihr das Licht noch habt, damit euch die sein Gebot ewiges Leben ist. Darum, was
Finsternis nicht überfällt! Denn wer in der ich rede, das rede ich so, wie der Vater es
Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er mir gesagt hat.
geht. 36 Solange ihr das Licht habt, glaubt
an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes Das letzte Passahmahl
werdet! Dies redete Jesus und ging hinweg und die Fußwaschung
Mt 26,19-20; Mk 10,43-45; 14,17; Lk 22,14-18;
und verbarg sich vor ihnen.
22,24-27
Das Volk verharrt im Unglauben Vor dem Passahfest aber, da Jesus
Jes 6,9-10; Hebr 3,7-8; 5Mo 18,18-19
wußte, daß seine Stunde gekommen
37 Obwohl er aber so viele Zeichen vor war, aus dieser Welt zum Vater zu gehen:
ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an wie er die Seinen geliebt hatte, die in der
ihn; 38 damit das Wort des Propheten Je- Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.
saja erfüllt würde, das er gesprochen hat: 2 Und während des Mahls, als schon der
»Herr, wer hat unserer Verkündigung ge- Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Is-
glaubt, und wem ist der Arm des Herrn chariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu
geoffenbart worden?«a 39 Darum konnten verraten, 3 da Jesus wußte, daß ihm der
sie nicht glauben, denn Jesaja hat wieder- Vater alles in die Hände gegeben hatte
um gesprochen: 40 »Er hat ihre Augen ver- und daß er von Gott ausgegangen war
blendet und ihr Herz verhärtet, damit sie und zu Gott hinging, 4 stand er vom Mahl
nicht mit den Augen sehen, noch mit dem auf, legte sein Obergewand ab, nahm ei-
Herzen verstehen und sich bekehren und nen Schurz und umgürtete sich; 5 darauf
ich sie heile«.b 41 Dies sprach Jesaja, als er goß er Wasser in das Becken und fing an,
seine Herrlichkeit sah und von ihm redete. den Jüngern die Füße zu waschen und sie
42 Doch glaubten sogar von den Obersten mit dem Schurz zu trocknen, mit dem er
viele an ihn, aber wegen der Pharisäer umgürtet war.
bekannten sie es nicht, damit sie nicht 6 Da kommt er zu Simon Petrus, und
aus der Synagoge ausgestoßen würden. dieser spricht zu ihm: Herr, du wäschst
43 Denn die Ehre der Menschen war ih- mir die Füße? 7 Jesus antwortete und
nen lieber als die Ehre Gottes. sprach zu ihm: Was ich tue, verstehst du
44 Jesus aber rief und sprach: Wer an mich jetzt nicht; du wirst es aber danach erken-
glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern nen. 8 Petrus spricht zu ihm: Auf keinen
an den, der mich gesandt hat. 45 Und wer Fall sollst du mir die Füße waschen! Jesus
mich sieht, der sieht den, der mich ge- antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wa-
sandt hat. 46 Ich bin als ein Licht in die sche, so hast du keine Gemeinschaft mit
Welt gekommen, damit jeder, der an mich mir. 9 Simon Petrus spricht zu ihm: Herr,
glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. nicht nur meine Füße, sondern auch die
47 Und wenn jemand meine Worte hört Hände und das Haupt! 10 Jesus spricht

a (12,38) Jes 53,1. b (12,40) Jes 6,10.


JOHANNES 13 1121
zu ihm: Wer gebadet ist, hat es nicht eingetauchten Bissen geben werde. Und
nötig, gewaschen zu werden, ausgenom- er taucht den Bissen ein und gibt ihn dem
men die Füße, sondern er ist ganz rein. Judas, Simons Sohn, dem Ischariot.
Und ihr seid rein, aber nicht alle. 11 Denn 27 Und nach dem Bissen, da fuhr der
er kannte seinen Verräter; darum sagte Satan in ihn. Da spricht Jesus zu ihm:
er: Ihr seid nicht alle rein. Was du tun willst, das tue bald! 28 Es ver-
12 Nachdem er nun ihre Füße gewaschen stand aber keiner von denen, die zu Tisch
und sein Obergewand angezogen hatte, saßen, wozu er ihm dies sagte. 29 Denn
setzte er sich wieder zu Tisch und sprach etliche meinten, weil Judas den Beutel
zu ihnen: Versteht ihr, was ich euch getan hatte, sage Jesus zu ihm: Kaufe, was wir
habe? 13 Ihr nennt mich Meister und Herr zum Fest benötigen!, oder er solle den Ar-
und sagt es mit Recht; denn ich bin es men etwas geben. 30 Als nun jener den
auch. 14 Wenn nun ich, der Herr und Mei- Bissen genommen hatte, ging er sogleich
ster, euch die Füße gewaschen habe, so hinaus. Es war aber Nacht.
sollt auch ihr einander die Füße waschen;
15 denn ein Vorbild habe ich euch gege-
Die Verherrlichung Jesu
ben, damit auch ihr so handelt, wie ich an und das neue Gebot
Joh 15,12-14.17; 17,1-5; 1Joh 3,10-18.23; 4,7-21
euch gehandelt habe. 16 Wahrlich, wahr-
lich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht grö- 31 Als er nun hinausgegangen war, sprach
ßer als sein Herr, noch der Gesandte grö- Jesus: Jetzt ist der Sohn des Menschen ver-
ßer als der ihn gesandt hat. 17 Wenn ihr dies herrlicht, und Gott ist verherrlicht durch
wißt, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut! ihn! 32 Wenn Gott verherrlicht ist durch
ihn, so wird Gott auch ihn verherrlichen
Jesus und der Verräter durch sich selbst, und er wird ihn so-
Mt 26,21-25; Mk 14,18-21; Lk 22,21-23
gleich verherrlichen.
18 Ich rede nicht von euch allen; ich weiß, 33 Kinder, nur noch eine kleine Weile bin
welche ich erwählt habe. Doch muß die ich bei euch. Ihr werdet mich suchen,
Schrift erfüllt werden: »Der mit mir das und wie ich zu den Juden sagte: Wohin
Brot ißt, hat seine Ferse gegen mich er- ich gehe, dorthin könnt ihr nicht kom-
hoben«.a 19 Jetzt sage ich es euch, ehe es men!, so sage ich es jetzt auch zu euch.
geschieht, damit ihr glaubt, wenn es ge- 34 Ein neues Gebot gebe ich euch, daß
schehen ist, daß ich es bin. ihr einander lieben sollt, damit, wie ich
20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer euch geliebt habe, auch ihr einander
den aufnimmt, den ich senden werde, der liebt. 35 Daran wird jedermann erkennen,
nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Lie-
der nimmt den auf, der mich gesandt hat. be untereinander habt.
21 Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im
Geist erschüttert, und er bezeugte und Die Ankündigung der Verleugnung
sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: durch Petrus
Mt 26,31-35; Mk 14,27-31; Lk 22,31-34
Einer von euch wird mich verraten! 22 Da
sahen die Jünger einander an und wuß- 36 Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, wo-
ten nicht, von wem er redete. 23 Einer sei- hin gehst du? Jesus antwortete ihm: Wo-
ner Jünger aber, den Jesus liebte, hatte bei hin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt
Tisch seinen Platz an der Seite Jesu. nicht folgen; du wirst mir aber später
24 Diesem winkt nun Simon Petrus, daß folgen. 37 Petrus spricht zu ihm: Herr,
er forschen solle, wer es sei, von dem er warum kann ich dir jetzt nicht folgen?
rede. 25 Da lehnt sich jener an die Brust Mein Leben will ich für dich lassen!
Jesu und spricht zu ihm: Herr, wer ist’s? 38 Jesus antwortete ihm: Dein Leben willst
26 Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den du für mich lassen? Wahrlich, wahrlich,
ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen,
a (13,18) Ps 41,10. bis du mich dreimal verleugnet hast!
1122 JOHANNES 14
Jesus Christus, der einzige Weg zum Vater te! 16 Und ich will den Vater bitten, und
Hebr 11,10.16; 1Tim 2,5; Hebr 1,3; Kol 1,15-22 er wird euch einen anderen Beistanda
Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt geben, daß er bei euch bleibt in Ewig-
an Gott und glaubt an mich! 2 Im keit, 17 den Geist der Wahrheit, den die
Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; Welt nicht empfangen kann, denn sie be-
wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. achtet ihn nicht und erkennt ihn nicht;
Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu be- ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei
reiten. 3 Und wenn ich hingehe und euch euch und wird in euch sein.
eine Stätte bereite, so komme ich wieder 18 Ich lasse euch nicht als Waisen zurück;
und werde euch zu mir nehmen, damit ich komme zu euch. 19 Noch eine kleine
auch ihr seid, wo ich bin. 4 Wohin ich aber Weile, und die Welt sieht mich nicht mehr;
gehe, wißt ihr, und ihr kennt den Weg. ihr aber seht mich; weil ich lebe, sollt
5 Thomas spricht zu ihm: Herr, wir wissen auch ihr leben! 20 An jenem Tag werdet
nicht, wohin du gehst, und wie können ihr erkennen, daß ich in meinem Vater
wir den Weg kennen? 6 Jesus spricht zu bin und ihr in mir und ich in euch. 21 Wer
ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit meine Gebote festhält und sie befolgt, der
und das Leben; niemand kommt zum Va- ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt,
ter als nur durch mich! 7 Wenn ihr mich der wird von meinem Vater geliebt wer-
erkannt hättet, so hättet ihr auch meinen den, und ich werde ihn lieben und mich
Vater erkannt; und von nun an erkennt ihm offenbaren.
ihr ihn und habt ihn gesehen. 22 Da spricht Judas — nicht der Ischariot
8 Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige — zu ihm: Herr, wie kommt es, daß du
uns den Vater, so genügt es uns! 9 Jesus dich uns offenbaren willst und nicht der
spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei Welt? 23 Jesus antwortete und sprach zu
euch, und du hast mich noch nicht er- ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er
kannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, mein Wort befolgen, und mein Vater wird
der hat den Vater gesehen. Wie kannst du ihn lieben, und wir werden zu ihm kom-
da sagen: Zeige uns den Vater? 10 Glaubst men und Wohnung bei ihm machen. 24 Wer
du nicht, daß ich im Vater bin und der Va- mich nicht liebt, der befolgt meine Worte
ter in mir ist? Die Worte, die ich zu euch nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht
rede, rede ich nicht aus mir selbst; und mein, sondern des Vaters, der mich ge-
der Vater, der in mir wohnt, der tut die sandt hat. 25 Dies habe ich zu euch ge-
Werke. 11 Glaubt mir, daß ich im Vater bin sprochen, während ich noch bei euch bin;
und der Vater in mir ist; wenn nicht, so 26 der Beistand aber, der Heilige Geist, den
glaubt mir doch um der Werke willen! der Vater senden wird in meinem Namen,
12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer der wird euch alles lehren und euch an al-
an mich glaubt, der wird die Werke auch les erinnern, was ich euch gesagt habe.
tun, die ich tue, und wird größere als diese
tun, weil ich zu meinem Vater gehe. 13 Und Der Friede Jesu Christi
alles, was ihr bitten werdet in meinem Na- Joh 16,33; Phil 4,6-7
men, das will ich tun, damit der Vater ver- 27 Frieden hinterlasse ich euch; meinen
herrlicht wird in dem Sohn. 14 Wenn ihr Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt
etwas bitten werdet in meinem Namen, gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke
so werde ich es tun. nicht und verzage nicht!
28 Ihr habt gehört, daß ich euch sagte: Ich
Die Verheißung des Heiligen Geistes. gehe hin, und ich komme zu euch! Wenn
Gehorsam und Liebe ihr mich lieb hättet, so würdet ihr euch
Joh 16,5-15; Apg 2,32-33; 1Joh 5,3; 2,3-6
freuen, daß ich gesagt habe: Ich gehe
15 Liebt ihr mich, so haltet meine Gebo- zum Vater; denn mein Vater ist größer
als ich. 29 Und nun habe ich es euch ge-
a (14,16) Andere Übersetzung: Tröster / Fürsprecher. sagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt,
JOHANNES 14.15 1123
wenn es geschieht. 30 Ich werde nicht liebt, gleichwie ich euch geliebt habe.
mehr viel mit euch reden; denn es kommt 13 Größere Liebe hat niemand als die, daß
der Fürst dieser Welt, und in mir hat er einer sein Leben läßt für seine Freunde.
nichts.a 31 Damit aber die Welt erkennt, 14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr
daß ich den Vater liebe und so handle, alles tut, was ich euch gebiete. 15 Ich nen-
wie es mir der Vater geboten hat: Steht ne euch nicht mehr Knechte, denn der
auf und laßt uns von hier fortgehen! Knecht weiß nicht, was sein Herr tut;
euch aber habe ich Freunde genannt, weil
Der Weinstock und die Reben ich euch alles verkündet habe, was ich
Gal 5,22; Eph 3,17-19; Kol 2,6-7
von meinem Vater gehört habe. 16 Nicht
Ich bin der wahre Weinstock, und mein ihr habt mich erwählt, sondern ich habe
Vater ist der Weingärtner. 2 Jede Rebe euch erwählt und euch dazu bestimmt,
an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er daß ihr hingeht und Frucht bringt und
weg; jede aber, die Frucht bringt, reinigt eure Frucht bleibt, damit der Vater euch
er, damit sie mehr Frucht bringt. 3 Ihr seid gibt, was auch immer ihr ihn bitten wer-
schon rein um des Wortes willen, das ich zu det in meinem Namen. 17 Das gebiete ich
euch geredet habe. 4 Bleibt in mir, und ich euch, daß ihr einander liebt.
[bleibe] in euch! Gleichwie die Rebe nicht
von sich selbst aus Frucht bringen kann, Der Haß der Welt gegen die Jünger.
wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch Ankündigung von Verfolgungen
Mt 10,22-33; 2Tim 3,12
ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Re- 18 Wenn euch die Welt haßt, so wißt, daß
ben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, sie mich vor euch gehaßt hat. 19 Wenn ihr
der bringt viel Frucht; denn getrennt von von der Welt wärt, so hätte die Welt das
mir könnt ihr nichts tun. 6 Wenn jemand Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt
nicht in mir bleibt, so wird er weggewor- seid, sondern ich euch aus der Welt heraus
fen wie die Rebe und verdorrt; und solche erwählt habe, darum haßt euch die Welt.
sammelt man und wirft sie ins Feuer, und 20 Gedenkt an das Wort, das ich zu euch
sie brennen. gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer
7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so
in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was werden sie auch euch verfolgen; haben
ihr wollt, und es wird euch zuteil wer- sie auf mein Wort [argwöhnisch] achtge-
den. 8 Dadurch wird mein Vater verherr- habt, so werden sie auch auf das eure
licht, daß ihr viel Frucht bringt und mei- [argwöhnisch] achthabenb. 21 Aber das al-
ne Jünger werdet. les werden sie euch antun um meines Na-
9 Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe mens willen; denn sie kennen den nicht,
ich euch; bleibt in meiner Liebe! 10 Wenn der mich gesandt hat.
ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in 22 Wenn ich nicht gekommen wäre und
meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote zu ihnen geredet hätte, so hätten sie kei-
meines Vaters gehalten habe und in seiner ne Sünde; nun aber haben sie keinen Vor-
Liebe geblieben bin. 11 Dies habe ich zu wand für ihre Sünde. 23 Wer mich haßt,
euch geredet, damit meine Freude in euch der haßt auch meinen Vater. 24 Wenn ich
bleibe und eure Freude völlig werde. nicht die Werke unter ihnen getan hätte,
die kein anderer getan hat, so hätten
Das Gebot der Liebe sie keine Sünde; nun aber haben sie es
Joh 13,34-35; 1Joh 3,16-18; 4,7-12
gesehen und hassen doch sowohl mich
12 Das ist mein Gebot, daß ihr einander als auch meinen Vater; 25 doch [dies ge-

a (14,30) d.h. in mir hat er keine Handhabe, gegen b (15,20) Dieses Wort bedeutet im NT meist »bewahren/
mich hat er keinen Anklagegrund, keine Möglichkeit befolgen«; hier aber hat es mehr den Sinn »beobach-
des Zugriffs. ten / auflauern«.
1124 JOHANNES 15.16
schieht,] damit das Wort erfüllt wird, das das wird er reden, und was zukünftig ist,
in ihrem Gesetz geschrieben steht: »Sie wird er euch verkündigen. 14 Er wird mich
hassen mich ohne Ursache«.a verherrlichen; denn von dem Meinen wird
26 Wenn aber der Beistand kommen wird, er nehmen und euch verkündigen. 15 Al-
den ich euch vom Vater senden werde, der les, was der Vater hat, ist mein; darum
Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, habe ich gesagt, daß er von dem Meinen
so wird der von mir Zeugnis geben; 27 und nehmen und euch verkündigen wird.
auch ihr werdet Zeugnis geben, weil ihr
von Anfang an bei mir gewesen seid. Künftige Trauer und Freude der Jünger
Joh 14,18-19; 14,27-29
Dies habe ich zu euch geredet, damit 16 Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet
ihr keinen Anstoß nehmt. 2 Sie wer- mich nicht sehen, und wiederum eine
den euch aus der Synagoge ausschließen; kurze Zeit, und ihr werdet mich sehen;
es kommt sogar die Stunde, wo jeder, denn ich gehe zum Vater. 17 Da sprachen
der euch tötet, meinen wird, Gott einen etliche seiner Jünger zueinander: Was be-
Dienst zu erweisen. 3 Und dies werden sie deutet das, daß er sagt: Noch eine kurze
euch antun, weil sie weder den Vater noch Zeit, und ihr werdet mich nicht sehen,
mich kennen. 4 Ich aber habe euch dies und wiederum eine kurze Zeit, und ihr
gesagt, damit ihr daran denkt, wenn die werdet mich sehen, und: Ich gehe zum
Stunde kommt, daß ich es euch gesagt Vater? 18 Deshalb sagten sie: Was bedeu-
habe. Dies aber habe ich euch nicht von tet das, daß er sagt: Noch eine kurze Zeit?
Anfang an gesagt, weil ich bei euch war. Wir wissen nicht, was er redet!
19 Da erkannte Jesus, daß sie ihn fragen
Das Wirken des Heiligen Geistes wollten, und sprach zu ihnen: Ihr befragt
Joh 14,16-17.26; 15,26; 1Kor 2,7-16;
einander darüber, daß ich gesagt habe:
1Joh 2,20-21.27
Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet mich
5 Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich nicht sehen, und wiederum eine kurze
gesandt hat, und niemand unter euch Zeit, und ihr werdet mich sehen? 20 Wahr-
fragt mich: Wohin gehst du?, 6 sondern lich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet
weil ich euch dies gesagt habe, ist euer weinen und wehklagen, aber die Welt wird
Herz voll Traurigkeit. 7 Aber ich sage euch sich freuen; und ihr werdet trauern, doch
die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt
hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so werden. 21 Wenn eine Frau gebiert, so hat
kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn sie Traurigkeit, weil ihre Stunde gekom-
ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu men ist; wenn sie aber das Kind geboren
euch senden. hat, denkt sie nicht mehr an die Angst, um
8 Und wenn jener kommt, wird er die Welt der Freude willen, daß ein Mensch in die
überführen von Sünde und von Gerechtig Welt geboren ist.
keit und vom Gericht; 9 von Sünde, weil sie 22 So habt auch ihr nun Traurigkeit; ich
nicht an mich glauben; 10 von Gerechtig- werde euch aber wiedersehen, und dann
keit aber, weil ich zu meinem Vater gehe wird euer Herz sich freuen, und nie-
und ihr mich nicht mehr seht; 11 vom Ge- mand soll eure Freude von euch nehmen.
richt, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist. 23 Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts
12 Noch vieles hätte ich euch zu sagen; fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Was auch immer ihr den Vater bitten wer-
13 Wenn aber jener kommt, der Geist der det in meinem Namen, er wird es euch ge-
Wahrheit, so wird er euch in die ganze ben! 24 Bis jetzt habt ihr nichts in meinem
Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich Namen gebeten; bittet, so werdet ihr emp-
selbst reden, sondern was er hören wird, fangen, damit eure Freude völlig wird!
25 Dies habe ich euch in Gleichnissen ge-
a (15,25) Ps 69,5. sagt; es kommt aber die Stunde, da ich
JOHANNES 16.17 1125
nicht mehr in Gleichnissen zu euch re- kommt; 8 denn die Worte, die du mir ge-
den, sondern euch offen vom Vater Kunde geben hast, habe ich ihnen gegeben, und
geben werde. 26 An jenem Tag werdet ihr sie haben sie angenommen und haben
in meinem Namen bitten, und ich sage wahrhaft erkannt, daß ich von dir ausge-
euch nicht, daß ich den Vater für euch bit- gangen bin, und glauben, daß du mich
ten will; 27 denn er selbst, der Vater, hat gesandt hast.
euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, 9 Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte
daß ich von Gott ausgegangen bin. 28 Ich ich, sondern für die, welche du mir ge-
bin vom Vater ausgegangen und in die geben hast, weil sie dein sind. 10 Und al-
Welt gekommen; wiederum verlasse ich les, was mein ist, das ist dein, und was
die Welt und gehe zum Vater. dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen
29 Da sagen seine Jünger zu ihm: Siehe, verherrlicht. 11 Und ich bin nicht mehr in
jetzt redest du offen und gebrauchst kein der Welt; diese aber sind in der Welt, und
Gleichnis! 30 Jetzt wissen wir, daß du alles ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre
weißt und es nicht nötig hast, daß dich sie in deinem Namen, die du mir gegeben
jemand fragt; darum glauben wir, daß du hast, damit sie eins seien, gleichwie wir!
von Gott ausgegangen bist! 31 Jesus ant- 12 Als ich bei ihnen in der Welt war, be-
wortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? 32 Siehe, es wahrte ich sie in deinem Namen; die du
kommt die Stunde, und sie ist jetzt schon mir gegeben hast, habe ich behütet, und
da, wo ihr euch zerstreuen werdet, jeder in keiner von ihnen ist verlorengegangen als
das Seine, und mich allein laßt; aber ich nur der Sohn des Verderbens, damit die
bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Schrift erfüllt würde. 13 Nun aber komme
33 Dies habe ich zu euch geredet, damit ich zu dir und rede dies in der Welt, da-
ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt mit sie meine Freude völlig in sich haben.
ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe 14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und
die Welt überwunden! die Welt haßt sie; denn sie sind nicht von
der Welt, gleichwie auch ich nicht von der
Das Gebet Jesu Christi für seine Jünger Welt bin. 15 Ich bitte nicht, daß du sie aus
Röm 8,34; Hebr 7,24-28; 9,24
der Welt nimmst, sondern daß du sie be-
Dies redete Jesus und hob seine Au- wahrst vor dem Bösen.
gen zum Himmel empor und sprach: 16 Sie sind nicht von der Welt, gleichwie
Vater, die Stunde ist gekommen; verherr- auch ich nicht von der Welt bin. 17 Heilige
liche deinen Sohn, damit auch dein Sohn sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahr-
dich verherrliche 2 — gleichwie du ihm heit. 18 Gleichwie du mich in die Welt ge-
Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, sandt hast, so sende auch ich sie in die
damit er allen ewiges Leben gebe, die du Welt. 19 Und ich heilige mich selbst für sie,
ihm gegeben hast. 3 Das ist aber das ewi- damit auch sie geheiligt seien in Wahrheit.
ge Leben, daß sie dich, den allein wahren 20 Ich bitte aber nicht für diese allein,
Gott, und den du gesandt hast, Jesus Chri- sondern auch für die, welche durch ihr
stus, erkennen. 4 Ich habe dich verherr- Wort an mich glauben werden, 21 auf daß
licht auf Erden; ich habe das Werk vollen- sie alle eins seien, gleichwie du, Vater,
det, das du mir gegeben hast, damit ich es in mir und ich in dir; auf daß auch sie
tun soll. 5 Und nun verherrliche du mich, in uns eins seien, damit die Welt glaube,
Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, daß du mich gesandt hast. 22 Und ich
die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. habe die Herrlichkeit, die du mir gege-
6 Ich habe deinen Namen den Menschen ben hast, ihnen gegeben, auf daß sie eins
geoffenbart, die du mir aus der Welt ge- seien, gleichwie wir eins sind, 23 ich in
geben hast; sie waren dein, und du hast ihnen und du in mir, damit sie zu voll-
sie mir gegeben, und sie haben dein endeter Einheit gelangen, und damit die
Wort bewahrt. 7 Nun erkennen sie, daß Welt erkenne, daß du mich gesandt hast
alles, was du mir gegeben hast, von dir und sie liebst, gleichwie du mich liebst.
1126 JOHANNES 17.18
24 Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die Petrus: Stecke dein Schwert in die Schei-
bei mir seien, die du mir gegeben hast, de! Soll ich den Kelch nicht trinken, den
damit sie meine Herrlichkeit sehen, die mir der Vater gegeben hat?
du mir gegeben hast; denn du hast mich
geliebt vor Grundlegung der Welt. Jesus vor Hannas und Kajaphas.
25 Gerechter Vater, die Welt erkennt dich
Die Verleugnung des Petrus
Mt 26,57-75; Mk 14,53-72; Lk 22,54-71
nicht; ich aber erkenne dich, und diese
erkennen, daß du mich gesandt hast. 12 Die Truppe nun und ihr Befehlshaber
26 Und ich habe ihnen deinen Namen und die Diener der Juden ergriffen Jesus
verkündet und werde ihn verkünden, da- und banden ihn, 13 und sie führten ihn
mit die Liebe, mit der du mich liebst, in zuerst ab zu Hannas; denn er war der
ihnen sei und ich in ihnen. Schwiegervater des Kajaphas, welcher in
jenem Jahr Hoherpriester war. 14 Das war
DAS LEIDEN UND STERBEN JESU CHRISTI der Kajaphas, der den Juden geraten hat-
Kapitel 18 – 19
te, es sei besser, daß ein Mensch für das
Als Jesus dies gesprochen hatte, ging Volk umkomme.
er mit seinen Jüngern hinaus über 15 Simon Petrus aber folgte Jesus nach,
den Winterbach Kidron; dort war ein Gar- und der andere Jünger. Dieser Jünger war
ten, in den Jesus und seine Jünger eintra- mit dem Hohenpriester bekannt und ging
ten. mit Jesus hinein in den Hof des Hohen-
priesters. 16 Petrus aber stand draußen vor
Die Gefangennahme Jesu der Tür. Da ging der andere Jünger hinaus,
Mt 26,47-56; Mk 14,43-50; Lk 22,47-53
der mit dem Hohenpriester bekannt war,
2 Aber auch Judas, der ihn verriet, kannte und redete mit der Türhüterin und führte
den Ort; denn Jesus versammelte sich oft Petrus hinein. 17 Da spricht die Magd, die
dort mit seinen Jüngern. 3 Nachdem nun die Tür hütete, zu Petrus: Bist nicht auch
Judas die Truppe und von den obersten du einer von den Jüngern dieses Men-
Priestern und Pharisäern Diener bekom- schen? Petrus spricht: Ich bin’s nicht! 18 Es
men hatte, kam er dorthin mit Fackeln standen aber die Knechte und Diener um
und Lampen und mit Waffen. 4 Jesus nun, ein Kohlenfeuer, das sie gemacht hatten
der alles wußte, was über ihn kommen — denn es war kalt —, und wärmten sich;
sollte, ging hinaus und sprach zu ihnen: Petrus aber stand bei ihnen und wärmte
Wen sucht ihr? 5 Sie antworteten ihm: Je- sich.
sus, den Nazarener! Jesus spricht zu ih- 19 Der Hohepriester nun befragte Jesus
nen: Ich bin’s! Es stand aber auch Judas über seine Jünger und über seine Lehre.
bei ihnen, der ihn verriet. 6 Als er nun zu 20 Jesus antwortete ihm: Ich habe öffent-
ihnen sprach: Ich bin’s!, wichen sie alle lich zu der Welt geredet; ich habe stets in
zurück und fielen zu Boden. der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo
7 Nun fragte er sie wiederum: Wen sucht die Juden immer zusammenkommen,
ihr? Sie aber sprachen: Jesus, den Nazare- und im Verborgenen habe ich nichts gere-
ner! 8 Jesus antwortete: Ich habe euch ge- det. 21 Was fragst du mich? Frage die, wel-
sagt, daß ich es bin. Wenn ihr nun mich che gehört haben, was ich zu ihnen gere-
sucht, so laßt diese gehen! 9 — damit das det habe; siehe, diese wissen, was ich
Wort erfüllt würde, das er gesagt hatte: gesagt habe!
Ich habe keinen verloren von denen, die 22 Als er aber dies sagte, schlug einer der
du mir gegeben hast. Diener, die dabeistanden, Jesus ins Ge-
10 Da nun Simon Petrus ein Schwert hat- sicht und sprach: Antwortest du so dem
te, zog er es und schlug nach dem Knecht Hohenpriester? 23 Jesus erwiderte ihm:
des Hohenpriesters und hieb ihm das Habe ich unrecht geredet, so beweise, was
rechte Ohr ab; der Name des Knechtes daran unrecht war; habe ich aber recht
aber war Malchus. 11 Da sprach Jesus zu geredet, was schlägst du mich? 24 Hannas
JOHANNES 18.19 1127
hatte ihn nämlich gebunden zum Ho- 38 Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahr-
henpriester Kajaphas gesandt. heit? Und nachdem er das gesagt hatte,
25 Simon Petrus aber stand da und ging er wieder hinaus zu den Juden und
wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist sprach zu ihnen: Ich finde keine Schuld
nicht auch du einer seiner Jünger? Er an ihm! 39 Ihr habt aber eine Gewohnheit,
leugnete und sprach: Ich bin’s nicht! daß ich euch am Passahfest einen freigebe;
26 Da sagte einer von den Knechten des wollt ihr nun, daß ich euch den König der
Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, Juden freigebe? 40 Da schrieen sie wieder
dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: alle und sprachen: Nicht diesen, sondern
Sah ich dich nicht im Garten bei ihm? Barabbas! Barabbas aber war ein Mörder.
27 Da leugnete Petrus nochmals, und so-
gleich krähte der Hahn. Geißelung, Verspottung und Verurteilung
Mt 27,26-31; Mk 15,15-20; Lk 23,23-25
Jesus vor Pilatus Darauf nahm Pilatus Jesus und ließ
Mt 27,1-2; 27,11-23; Mk 15,1-14; Lk 23,1-23
ihn geißeln. 2 Und die Kriegsknech-
28 Sie führten nun Jesus von Kajaphas in te flochten eine Krone aus Dornen, setz-
das Prätorium. Es war aber noch früh. Und ten sie ihm auf das Haupt und legten
sie selbst betraten das Prätorium nicht, ihm einen Purpurmantel um 3 und spra-
damit sie nicht unrein würden, sondern chen: Sei gegrüßt, du König der Juden!
das Passah essen könnten. 29 Da ging Pi- und schlugen ihn ins Gesicht.
latus zu ihnen hinaus und fragte: Was für 4 Da ging Pilatus wieder hinaus und
eine Anklage erhebt ihr gegen diesen Men- sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn zu
schen? 30 Sie antworteten und sprachen euch heraus, damit ihr erkennt, daß ich
zu ihm: Wäre er kein Übeltäter, so hätten keine Schuld an ihm finde! 5 Nun kam
wir ihn dir nicht ausgeliefert! 31 Da sprach Jesus heraus und trug die Dornenkrone
Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn und und den Purpurmantel. Und er spricht zu
richtet ihn nach eurem Gesetz! Die Juden ihnen: Seht, welch ein Mensch!
nun sprachen zu ihm: Wir dürfen niemand 6 Als ihn nun die obersten Priester und die
töten! 32 — damit Jesu Wort erfüllt würde, Diener sahen, schrieen sie und sprachen:
das er sagte, als er andeutete, durch wel- Kreuzige, kreuzige ihn! Pilatus spricht
chen Tod er sterben sollte. zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreu-
33 Nun ging Pilatus wieder ins Prätorium zigt ihn! Denn ich finde keine Schuld an
hinein und rief Jesus und fragte ihn: Bist ihm. 7 Die Juden antworteten ihm: Wir
du der König der Juden? 34 Jesus antwor- haben ein Gesetz, und nach unserem Ge-
tete ihm: Redest du das von dir selbst aus, setz muß er sterben, weil er sich selbst zu
oder haben es dir andere von mir gesagt? Gottes Sohn gemacht hat!
35 Pilatus antwortete: Bin ich denn ein Jude? 8 Als Pilatus dieses Wort hörte, fürchtete
Dein Volk und die obersten Priester haben er sich noch mehr, 9 und er ging wieder in
dich mir ausgeliefert! Was hast du getan? das Prätorium hinein und sprach zu Je-
36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht sus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm
von dieser Welt; wäre mein Reich von keine Antwort. 10 Da spricht Pilatus zu
dieser Welt, so hätten meine Diener ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du
gekämpft, damit ich den Juden nicht aus- nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreu-
geliefert würde; nun aber ist mein Reich zigen, und Macht habe, dich freizulas-
nicht von hier. 37 Da sprach Pilatus zu sen? 11 Jesus antwortete: Du hättest gar
ihm: So bist du also ein König? Jesus ant- keine Macht über mich, wenn sie dir
wortete: Du sagst es; ich bin ein König. nicht von oben her gegeben wäre; dar-
Ich bin dazu geboren und dazu in die um hat der, welcher mich dir ausliefert,
Welt gekommen, daß ich der Wahrheit größere Schuld!
Zeugnis gebe; jeder, der aus der Wahrheit 12 Von da an suchte Pilatus ihn freizuge-
ist, hört meine Stimme. ben. Aber die Juden schrieen und spra-
1128 JOHANNES 19
chen: Wenn du diesen freiläßt, so bist du uns das nicht zertrennen, sondern darum
kein Freund des Kaisers; denn wer sich losen, wem es gehören soll! — damit die
selbst zum König macht, der stellt sich Schrift erfüllt würde, die spricht: »Sie ha-
gegen den Kaiser! 13 Als nun Pilatus die- ben meine Kleider unter sich geteilt und
ses Wort hörte, führte er Jesus hinaus und über mein Gewand das Los geworfen«.b
setzte sich auf den Richterstuhl, an der Dies nun taten die Kriegsknechte.
Stätte, die Steinpflaster genannt wird, auf 25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu
hebräisch aber Gabbatha. 14 Es war aber seine Mutter und die Schwester seiner
Rüsttag für das Passah, und zwar um die Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und
sechste Stunde.a Und er sprach zu den Ju- Maria Magdalena. 26 Als nun Jesus seine
den: Seht, das ist euer König! 15 Sie aber Mutter sah und den Jünger dabei stehen,
schrieen: Fort, fort mit ihm! Kreuzige ihn! den er lieb hatte, spricht er zu seiner
Pilatus spricht zu ihnen: Euren König soll Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! 27 Darauf
ich kreuzigen? Die obersten Priester ant- spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine
worteten: Wir haben keinen König als nur Mutter! Und von der Stunde an nahm sie
den Kaiser! 16 Da übergab er ihnen [Je- der Jünger zu sich.
sus], damit er gekreuzigt werde. Sie nah- 28 Nach diesem, da Jesus wußte, daß
men aber Jesus und führten ihn weg. schon alles vollbracht war, spricht er,
damit die Schrift erfüllt würde: Mich
Die Kreuzigung Jesu Christi dürstet! 29 Es stand nun ein Gefäß voll Es-
Mt 27,32-50; Mk 15,21-37; Lk 23,26-46;
sig da; sie aber tränkten einen Schwamm
Gal 3,13-14; 1Pt 2,24
mit Essig, legten ihn um einen Ysop und
17 Und er trug sein Kreuz und ging hinaus hielten es ihm an den Mund. 30 Als nun
zur sogenannten Schädelstätte, die auf Jesus den Essig genommen hatte, sprach
hebräisch Golgatha heißt. 18 Dort kreu- er: Es ist vollbracht! Und er neigte das
zigten sie ihn, und mit ihm zwei andere Haupt und übergab den Geist.
zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.
19 Pilatus aber schrieb eine Überschrift
Die Geschehnisse nach Jesu Tod
Mt 27,51-56; Mk 15,39-41; Lk 23,47-49
und heftete sie an das Kreuz; und es stand
geschrieben: »Jesus, der Nazarener, der 31 Weil es Rüsttag war — jener Sabbat war
König der Juden«. 20 Diese Überschrift nämlich ein hoher Festtag —, baten die
nun lasen viele Juden; denn der Ort, wo Juden nun Pilatus, damit die Leichname
Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der nicht während des Sabbats am Kreuz blie-
Stadt, und es war in hebräischer, griechi- ben, daß ihnen die Beine zerschlagen und
scher und lateinischer Sprache geschrie- sie herabgenommen würden. 32 Da ka-
ben. 21 Da sprachen die obersten Priester men die Kriegsknechte und brachen dem
der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der ersten die Beine, ebenso dem anderen,
König der Juden, sondern daß jener ge- der mit ihm gekreuzigt worden war. 33 Als
sagt hat: Ich bin König der Juden! 22 Pila- sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß
tus antwortete: Was ich geschrieben habe, er schon gestorben war, zerschlugen sie
das habe ich geschrieben! ihm die Beine nicht, 34 sondern einer der
23 Als nun die Kriegsknechte Jesus gekreu- Kriegsknechte stach mit einem Speer in
zigt hatten, nahmen sie seine Kleider und seine Seite, und sogleich floß Blut und
machten vier Teile, für jeden Kriegsknecht Wasser heraus.
einen Teil, und dazu das Untergewand. 35 Und der das gesehen hat, der hat es be-
Das Untergewand aber war ohne Naht, zeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er
von oben bis unten in einem Stück gewo- weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit ihr
ben. 24 Da sprachen sie zueinander: Laßt glaubt. 36 Denn dies ist geschehen, damit

a (19,14) d.h. 6 Uhr morgens nach römischer Zeitrech- b (19,24) Ps 22,19.


nung.
JOHANNES 19.20 1129
die Schrift erfüllt würde: »Kein Knochen sah die leinenen Tücher daliegen, ging
soll ihm zerbrochen werden«.a 37 Und jedoch nicht hinein. 6 Da kommt Simon
wiederum sagt eine andere Schrift: »Sie Petrus, der ihm folgte, und geht in das
werden den ansehen, welchen sie durch- Grab hinein und sieht die Tücher dalie-
stochen haben«.b gen 7 und das Schweißtuch, das auf sei-
nem Haupt war, nicht bei den Tüchern
Die Grablegung Jesu liegen, sondern für sich zusammenge-
Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Lk 23,50-56
wickelt an einem besonderen Ort. 8 Dar-
38 Danach bat Joseph von Arimathia — auf ging auch der andere Jünger hinein,
der ein Jünger Jesu war, jedoch heimlich, der zuerst zum Grab gekommen war, und
aus Furcht vor den Juden —, den Pilatus, er sah und glaubte. 9 Denn sie verstan-
daß er den Leib Jesu abnehmen dürfe. den die Schrift noch nicht, daß er aus den
Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und Toten auferstehen müsse. 10 Nun gingen
nahm den Leib Jesu herab. 39 Es kam aber die Jünger wieder heim.
auch Nikodemus, der zuvor bei Nacht zu
Jesus gekommen war, und brachte eine Jesus erscheint der Maria Magdalena
Mk 16,9-11
Mischung von Myrrhe und Aloe, etwa 100
Pfund. 40 Sie nahmen nun den Leib Jesu 11 Maria aber stand draußen vor dem
und banden ihn samt den wohlriechen- Grab und weinte. Wie sie nun weinte,
den Gewürzen in leinene Tücher, wie beugte sie sich in das Grab, 12 und sie sieht
die Juden zu begraben pflegen. 41 Es war zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, den
aber ein Garten an dem Ort, wo Jesus ge- einen beim Haupt, den anderen zu den
kreuzigt worden war, und in dem Garten Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte.
ein neues Grab, in das noch niemand ge- 13 Und diese sprechen zu ihr: Frau, wa-
legt worden war.c 42 Dorthin nun legten rum weinst du? Sie spricht zu ihnen:
sie Jesus, wegen des Rüsttages der Juden, Sie haben meinen Herrn weggenommen,
weil das Grab nahe war. und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt
haben! 14 Und als sie das gesagt hatte,
Die Auferstehung Jesu Christi wandte sie sich um und sah Jesus da-
Mt 28,1-10; Mk 16,1-8; Lk 24,1-12; Ps 16,8-10;
stehen und wußte nicht, daß es Jesus
Apg 2,23-32; 17,31; Röm 1,4; 1Kor 15,1-28;
war. 15 Jesus spricht zu ihr: Frau, warum
1Pt 1,3-4; Offb 1,17-18
weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es
Am ersten Tag der Woche aber sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr,
kommt Maria Magdalena früh, als wenn du ihn weggetragen hast, so sage
es noch finster war, zum Grab und sieht, mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich
daß der Stein von dem Grab hinwegge- will ihn holen!
nommen war. 2 Da läuft sie und kommt 16 Jesus spricht zu ihr: Maria! Da wendet
zu Simon Petrus und zu dem anderen sie sich um und spricht zu ihm: Rabbuni!
Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht (das heißt: »Meister«). 17 Jesus spricht zu
zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin
Grab genommen, und wir wissen nicht, noch nicht aufgefahren zu meinem Va-
wo sie ihn hingelegt haben! ter. Geh aber zu meinen Brüdern und
3 Nun gingen Petrus und der andere sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Va-
Jünger hinaus und begaben sich zu dem ter und eurem Vater, zu meinem Gott und
Grab. 4 Die beiden liefen aber miteinan- eurem Gott. 18 Da kommt Maria Magda-
der, und der andere Jünger lief voraus, lena und verkündet den Jüngern, daß sie
schneller als Petrus, und kam zuerst zum den Herrn gesehen und daß er dies zu ihr
Grab, 5 und er beugte sich hinein und gesprochen habe.

a (19,36) 2Mo 12,46; Ps 34,21. c (19,41) Das Grab bestand aus in den Felsen gehau-
b (19,37) Sach 12,10. enen Kammern (vgl. Mt 27,60; Jes 53,9).
1130 JOHANNES 20.21
Jesus erscheint den Jüngern geschrieben sind. 31 Diese aber sind ge-
Mk 16,14-18; Lk 24,33-49 schrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der
19 Als es nun an jenem Tag, dem ersten Christus, der Sohn Gottes ist, und damit
der Woche, Abend geworden war und die ihr durch den Glauben Leben habt in sei-
Türen verschlossen waren an dem Ort, nem Namen.
wo sich die Jünger versammelt hatten,
aus Furcht vor den Juden, da kam Jesus Jesus offenbart sich am See von Tiberias
und trat in ihre Mitte und sprach zu ih- Danach offenbarte sich Jesus den
nen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das Jüngern wiederum am See von Tibe-
gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände riasa. Er offenbarte sich aber so: 2 Es waren
und seine Seite. Da wurden die Jünger beisammen Simon Petrus und Thomas,
froh, als sie den Herrn sahen. der Zwilling genannt wird, und Natha-
21 Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: nael von Kana in Galiläa und die Söhne
Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Va- des Zebedäus und zwei andere von sei-
ter gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und nen Jüngern. 3 Simon Petrus spricht zu
nachdem er das gesagt hatte, hauchte er ihnen: Ich gehe fischen! Sie sprechen zu
sie an und sprach zu ihnen: Empfangt Hei- ihm: So kommen wir auch mit dir. Da
ligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden ver- gingen sie hinaus und stiegen sogleich in
gebt, denen sind sie vergeben; welchen ihr das Schiff; und in jener Nacht fingen sie
sie behaltet, denen sind sie behalten. nichts.
24 Thomas aber, einer von den Zwölfen, 4 Als es aber schon Morgen geworden
der Zwilling genannt wird, war nicht bei war, stand Jesus am Ufer; doch wußten
ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten ihm die Jünger nicht, daß es Jesus war. 5 Da
die anderen Jünger: Wir haben den Herrn spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr
gesehen! Er aber sprach zu ihnen: Wenn nichts zu essen? Sie antworteten ihm:
ich nicht an seinen Händen das Nägelmal Nein! 6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das
sehe und meinen Finger in das Nägelmal Netz auf der rechten Seite des Schiffes
lege und meine Hand in seine Seite lege, aus, so werdet ihr finden! Da warfen sie
so werde ich es niemals glauben! es aus und konnten es nicht mehr einzie-
26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger hen wegen der Menge der Fische.
wiederum drinnen, und Thomas war bei 7 Da spricht der Jünger, den Jesus lieb
ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen ver- hatte, zu Simon Petrus: Es ist der Herr!
schlossen waren, und tritt in ihre Mitte Als nun Simon Petrus hörte, daß es der
und spricht: Friede sei mit euch! 27 Dann Herr sei, gürtete er das Obergewand um
spricht er zu Thomas: Reiche deinen Fin- sich, denn er war nur im Untergewandb,
ger her und sieh meine Hände, und reiche und warf sich in den See. 8 Die anderen
deine Hand her und lege sie in meine Seite, Jünger aber kamen mit dem Schiff (denn
und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! sie waren nicht fern vom Land, sondern
28 Und Thomas antwortete und sprach zu etwa 200 Ellen weit) und zogen das Netz
ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Jesus mit den Fischen nach.
spricht zu ihm: Thomas, du glaubst, weil 9 Wie sie nun ans Land gestiegen waren,
du mich gesehen hast; glückselig sind, die sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und
nicht sehen und doch glauben! einen Fisch darauf liegen und Brot. 10 Je-
sus spricht zu ihnen: Bringt her von den
Die Zielsetzung des Johannes-Evangeliums Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Si-
1Joh 5,12-13
mon Petrus stieg hinein und zog das Netz
30 Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor auf das Land, voll großer Fische, 153;
seinen Jüngern, die in diesem Buch nicht und obwohl es so viele waren, zerriß

a (21,1) d.h. dem See Genezareth. b (21,7) w. entblößt; im Judentum galt bereits das Able-
gen des Obergewandes als Blöße.
JOHANNES 21 1131
doch das Netz nicht. 12 Jesus spricht zu Hände ausstrecken, und ein anderer wird
ihnen: Kommt zum Frühstück! Aber kei- dich gürten und führen, wohin du nicht
ner der Jünger wagte ihn zu fragen: Wer willst. 19 Dies aber sagte er, um anzudeu-
bist du? Denn sie wußten, daß es der Herr ten, durch welchen Tod er Gott verherrli-
war. 13 Da kommt Jesus und nimmt das chen werde. Und nachdem er das gesagt
Brot und gibt es ihnen, und ebenso den hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!
Fisch. 20 Petrus aber wandte sich um und sah
14 Das war schon das dritte Mal, daß sich den Jünger folgen, den Jesus liebte, der
Jesus seinen Jüngern offenbarte, nach- sich auch beim Abendmahl an seine Brust
dem er aus den Toten auferweckt war. gelehnt und gefragt hatte: Herr, wer ist’s,
der dich verrät? 21 Als Petrus diesen sah,
Der Herr redet mit seinem Diener Petrus spricht er zu Jesus: Herr, was ist aber mit
1Pt 5,1-4; 1Joh 4,16-19; Offb 2,4-5
diesem? 22 Jesus spricht zu ihm: Wenn ich
15 Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht will, daß er bleibe, bis ich komme, was
Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des geht es dich an? Folge du mir nach! 23 Da-
Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er her kam nun dieses Wort auf unter den
spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht! Und
dich lieb habe! Er spricht zu ihm: Weide doch hat Jesus nicht zu ihm gesagt, er ster-
meine Lämmer! 16 Wiederum spricht er, be nicht, sondern: Wenn ich will, daß er
zum zweiten Mal: Simon, Sohn des Jo- bleibe, bis ich komme, was geht es dich
nas, liebst du mich? Er antwortete ihm: an?
Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe.
Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe! Schlußwort
1Joh 1,1-4; Joh 20,30
17 Und das dritte Mal fragt er ihn: Simon,
Sohn des Jonas, hast du mich lieb? Da 24 Das ist der Jünger, der von diesen Din-
wurde Petrus traurig, daß er ihn das drit- gen Zeugnis ablegt und dies geschrieben
te Mal fragte: Hast du mich lieb?, und hat; und wir wissen, daß sein Zeugnis
er sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Din- wahr ist.
ge; du weißt, daß ich dich lieb habe. Je- 25 Es sind aber noch viele andere Dinge,
sus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! die Jesus getan hat; und wenn sie eines
18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als nach dem anderen beschrieben würden,
du jünger warst, gürtetest du dich selbst so glaube ich, die Welt würde die Bücher
und gingst, wohin du wolltest; wenn du gar nicht fassen, die zu schreiben wären.
aber alt geworden bist, wirst du deine Amen.
Die Apostelgeschichte
Einleitung gen weg. 10 Und als sie unverwandt zum
Lk 1,1-4 Himmel blickten, während er dahinfuhr,
Den ersten Bericht habe ich verfaßt, o siehe, da standen zwei Männer in weißer
Theophilus, über alles, was Jesus an- Kleidung bei ihnen, 11 die sprachen: Ihr
fing zu tun und zu lehren, 2 bis zu dem Männer von Galiläa, was steht ihr hier
Tag, da er [in den Himmel] aufgenom- und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der
men wurde, nachdem er den Apostelna, von euch weg in den Himmel aufgenom-
die er erwählt hatte, durch den Heiligen men worden ist, wird in derselben Weise
Geist Befehl gegeben hatte. 3 Ihnen er- wiederkommen, wie ihr ihn habt in den
wies er sich auch nach seinem Leiden Himmel auffahren sehen!
als lebendig durch viele sichere Kennzei-
chen, indem er ihnen während 40 Tagen Die Apostel in Jerusalem
Lk 24,49-53; 11,13
erschien und über das Reich Gottes re-
dete. 12 Da kehrten sie nach Jerusalem zurück
von dem Berg, welcher Ölberg heißt, der
Die Ankündigung nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbat-
des verheißenen Heiligen Geistes wegb entfernt. 13 Und als sie hineinka-
Lk 24,44-49
men, gingen sie hinauf in das Oberge-
4 Und als er mit ihnen zusammen war, mach, wo sie sich aufzuhalten pflegten,
gebot er ihnen, nicht von Jerusalem zu nämlich Petrus und Jakobus und Johan-
weichen, sondern die Verheißung des nes und Andreas, Philippus und Tho-
Vaters abzuwarten, die ihr [— so sprach mas, Bartholomäus und Matthäus, Jako-
er —] von mir vernommen habt, 5 denn bus, der Sohn des Alphäus, und Simon
Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber der Zelot und Judas, der Sohn des Jako-
sollt mit Heiligem Geist getauft werden bus. 14 Diese alle blieben beständig und
nicht lange nach diesen Tagen. einmütig im Gebet und Flehen, zusam-
6 Da fragten ihn die, welche zusammen- men mit den Frauen und Maria, der Mut-
gekommen waren, und sprachen: Herr, ter Jesu, und mit seinen Brüdern.
stellst du in dieser Zeit für Israel die
Königsherrschaft wieder her? 7 Er aber Matthias wird durchs Los
sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, als zwölfter Apostel bestimmt
Spr 16,33
die Zeiten oder Zeitpunkte zu kennen,
die der Vater in seiner eigenen Vollmacht 15 Und in diesen Tagen stand Petrus mit-
festgesetzt hat; 8 sondern ihr werdet Kraft ten unter den Jüngern auf und sprach
empfangen, wenn der Heilige Geist auf (es waren aber etwa 120 Personen bei-
euch gekommen ist, und ihr werdet mei- sammen): 16 Ihr Männer und Brüder, es
ne Zeugen sein in Jerusalem und in ganz mußte dieses Schriftwort erfüllt werden,
Judäa und Samaria und bis an das Ende das der Heilige Geist durch den Mund
der Erde! Davids vorausgesagt hat über Judas, wel-
cher denen, die Jesus gefangennahmen,
Die Himmelfahrt Jesu Christi zum Wegweiser wurde. 17 Denn er war
Mk 16,19; Lk 24,50-52
zu uns gezählt und hatte das Los dieses
9 Und als er dies gesagt hatte, wurde Dienstes empfangen. 18 Dieser erwarb ei-
er vor ihren Augen emporgehoben, und nen Acker aus dem Lohn der Ungerech-
eine Wolke nahm ihn auf von ihren Au- tigkeit, und er stürzte kopfüber hinab,

a (1,2) gr. apostolos = bevollmächtigter Gesandter (vgl. b (1,12) d.h. die Wegstrecke, die den Juden am Sabbat
Mt 10). zu gehen erlaubt war (ca. 1 km).
APOSTELGESCHICHTE 1.2 1133
barst mitten entzwei, und alle seine Ein- 5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden,
geweide traten heraus. 19 Und das ist al- gottesfürchtige Männer aus allen Völkern
len bekannt geworden, die in Jerusalem unter dem Himmel. 6 Als nun dieses
wohnen, so daß jener Acker in ihrer ei- Getöse entstand, kam die Menge zusam-
genen Sprache Akeldama genannt wor- men und wurde bestürzt; denn jeder
den ist, das heißt: »Blutacker«. 20 Denn es hörte sie in seiner eigenen Sprache re-
steht geschrieben im Buch der Psalmen: den. 7 Sie entsetzten sich aber alle, ver-
»Seine Behausung soll öde werden, und wunderten sich und sprachen zueinan-
niemand soll darin wohnen«, und: »Sein der: Siehe, sind diese, die da reden, nicht
Amt empfange ein anderer«.a alle Galiläer? 8 Wieso hören wir sie dann
21 So muß nun von den Männern, die mit jeder in unserer eigenen Sprache, in der
uns gegangen sind die ganze Zeit über, in wir geboren wurden? 9 Parther und Me-
welcher der Herr Jesus unter uns ein und der und Elamiter und wir Bewohner von
ausging, 22 von der Taufe des Johannes Mesopotamien, Judäa und Kappadocien,
an bis zu dem Tag, da er von uns hinweg Pontus und Asia; 10 Phrygien und Pam-
aufgenommen wurde — einer von diesen phylien, Ägypten und von den Gegen-
muß mit uns Zeuge seiner Auferstehung den Libyens bei Kyrene, und die hier
werden. weilenden Römer, Juden und Prosely-
23 Und sie stellten zwei dar: Joseph, ge- tenc, 11 Kreter und Araber — wir hören
nannt Barsabas, mit dem Beinamen Ju- sie in unseren Sprachen die großen Taten
stus, und Matthias. 24 Und sie beteten Gottes verkünden!
und sprachen: Herr, du Kenner aller Her- 12 Und sie entsetzten sich alle und ge-
zen, zeige an, welchen von diesen beiden rieten in Verlegenheit und sprachen ei-
du erwählt hast, 25 das Los dieses Dien- ner zum anderen: Was soll das wohl
stes und Apostelamtes zu empfangen, sein? 13 Andere aber spotteten und spra-
von dem Judas abgewichen ist, um hin- chen: Sie sind voll süßen Weines!
zugehen an seinen eigenen Ort! 26 Und
sie warfen das Los über sie, und das Los Die Rede des Apostels Petrus
fiel auf Matthias, und er wurde zu den elf 14 Da trat Petrus zusammen mit den Elf
Aposteln hinzugezählt. auf, erhob seine Stimme und sprach zu
ihnen: Ihr Männer von Judäa und ihr alle,
Die Ausgießung des Heiligen Geistes die ihr in Jerusalem wohnt, das sollt ihr
Joel 3,1-5; Mt 3,11; Joh 7,37-39; 14,16-17.26; 1Kor 12,13
wissen, und nun hört auf meine Worte!
Und als der Tag der Pfingstenb sich 15 Denn diese sind nicht berauscht, wie
erfüllte, waren sie alle einmütig bei- ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde
sammen. 2 Und es entstand plötzlich des Tages;d 16 sondern dies ist es, was
vom Himmel her ein Brausen wie von durch den Propheten Joel gesagt worden
einem daherfahrenden gewaltigen Wind ist:
und erfüllte das ganze Haus, in dem sie 17 »Und es wird geschehen in den letzten
saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zun- Tagen, spricht Gott, da werde ich aus-
gen wie von Feuer, die sich zerteilten und gießen von meinem Geist auf alles Fleisch;
sich auf jeden von ihnen setzten. 4 Und und eure Söhne und eure Töchter werden
sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt weissagen, und eure jungen Männer wer-
und fingen an, in anderen Sprachen zu den Gesichtee sehen, und eure Ältesten
reden, wie der Geist es ihnen auszuspre- werden Träume haben; 18 ja, auch über
chen gab. meine Knechte und über meine Mägde

a (1,20) Ps 69,26; 109,8. d (2,15) d.h. nach jüdischer Zeitrechnung 9 Uhr vor-
b (2,1) »Pfingsten« bezeichnet das jüdische »Wochen- mittags.
fest« aus 3Mo 23,15-21. e (2,17) d.h. eine geistgewirkte Schau göttlicher Dinge
c (2,10) d.h. zum Judentum übergetretene ehemalige (vgl. Apg 10,10-20; 16,9).
Heiden.
1134 APOSTELGESCHICHTE 2
werde ich in jenen Tagen von meinem schauend von der Auferstehung des Chri-
Geist ausgießen, und sie werden weissa- stus geredet, daß seine Seele nicht im To-
gen. tenreich gelassen worden ist und auch
19 Und ich will Wunder tun oben am Him- sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen
mel und Zeichen unten auf Erden, Blut hat.
und Feuer und Rauchdampf; 20 die Son- 32 Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dafür
ne wird sich in Finsternis verwandeln und sind wir alle Zeugen. 33 Nachdem er nun
der Mond in Blut, ehe der große und herr- zur Rechten Gottes erhöht worden ist und
liche Tag des Herrn kommt. 21 Und es die Verheißung des Heiligen Geistes emp-
soll geschehen: Jeder, der den Namen des fangen hat von dem Vater, hat er dies
Herrn anruft, wird errettet werden.«a ausgegossen, was ihr jetzt seht und hört.
22 Ihr Männer von Israel, hört diese Wor- 34 Denn nicht David ist in den Himmel
te: Jesus von Nazareth, einen Mann, der aufgefahren, sondern er sagt selbst: »Der
von Gott euch gegenüber beglaubigt wur- Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich
de durch Kräfte und Wunder und Zeichen, zu meiner Rechten, 35 bis ich deine Fein-
die Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte, de hinlege als Schemel für deine Füße.«c
wie ihr auch selbst wißt; 23 diesen, der 36 So soll nun das ganze Haus Israel mit
nach Gottes festgesetztem Ratschluß und Gewißheit erkennen, daß Gott Ihn so-
Vorsehung dahingegeben worden war, wohl zum Herrn als auch zum Christusd
habt ihr genommen und durch die Hände gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr
der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen gekreuzigt habt!
und getötet.
24 Ihn hat Gott auferweckt, indem er die
Die Entstehung der Gemeinde
Joh 16,8; Apg 4,32-37
Wehen des Todes auflöste, weil es ja un-
möglich war, daß Er von ihm festgehalten 37 Als sie aber das hörten, drang es ihnen
würde. 25 David nämlich sagt von ihm: durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus
»Ich sah den Herrn allezeit vor mir, denn und den übrigen Aposteln: Was sollen wir
er ist zu meiner Rechten, daß ich nicht tun, ihr Männer und Brüder?
wanke. 26 Darum freute sich mein Herz, 38 Da sprach Petrus zu ihnen: Tut Bußee,
und meine Zunge frohlockte; zudem und jeder von euch lasse sich taufen
wird auch mein Fleisch auf Hoffnung auf den Namen Jesu Christi zur Verge-
ruhen; 27 denn du wirst meine Seele bung der Sünden; so werdet ihr die Gabe
nicht dem Totenreich preisgeben und des Heiligen Geistes empfangen. 39 Denn
nicht zulassen, daß dein Heiliger die Ver- euch gilt die Verheißung und euren Kin-
wesung sehe. 28 Du hast mir die Wege des dern und allen, die ferne sind, so viele der
Lebens gezeigt; du wirst mich mit Freude Herr, unser Gott, herzurufen wird.
erfüllen vor deinem Angesicht!«b 40 Und noch mit vielen anderen Worten
29 Ihr Männer und Brüder, es sei mir er- gab er Zeugnis und ermahnte und sprach:
laubt, freimütig zu euch zu reden von dem Laßt euch retten aus diesem verkehrten
Stammvater David: Er ist gestorben und Geschlecht! 41 Diejenigen, die nun bereit-
begraben, und sein Grab ist unter uns willig sein Wort annahmen, ließen sich
bis zu diesem Tag. 30 Da er nun ein Pro- taufen, und es wurden an jenem Tag et-
phet war und wußte, daß Gott ihm mit ei- wa 3 000 Seelen hinzugetan.
nem Eid verheißen hatte, daß er aus der 42 Und sie blieben beständig in der Lehre
Frucht seiner Lenden, dem Fleisch nach, der Apostel und in der Gemeinschaft und
den Christus erwecken werde, damit er im Brotbrechen und in den Gebeten.
auf seinem Thron sitze, 31 hat er voraus- 43 Es kam aber Furcht über alle Seelen,

a (2,21) Joel 3,1-5. d (2,36) d.h. zum Messias, zum verheißenen Erlöser-
b (2,28) Ps 16,8-11. König.
c (2,35) Ps 110,1. e (2,38) d.h. kehrt von Herzen um, ändert eure Gesinnung.
APOSTELGESCHICHTE 2.3 1135
und viele Wunder und Zeichen gescha- erfüllt über das, was mit ihm geschehen
hen durch die Apostel. 44 Alle Gläubigen war. 11 Da sich aber der geheilte Lahme
waren aber beisammen und hatten alle zu Petrus und Johannes hielt, lief alles
Dinge gemeinsam; 45 sie verkauften die Volk voll Erstaunen bei ihnen zusammen
Güter und Besitztümer und verteilten sie in der sogenannten Halle Salomos.
unter alle, je nachdem einer bedürftig
war. 46 Und jeden Tag waren sie beständig Petrus verkündigt dem Volk Jesus
und einmütig im Tempel und brachen als den Messias
Apg 4,8-12; 2,22-36; 5,30-32
das Brot in den Häusern, nahmen die
Speise mit Frohlocken und in Einfalt des 12 Als Petrus das sah, wandte er sich an
Herzens; 47 sie lobten Gott und waren an- das Volk: Ihr Männer von Israel, weshalb
gesehen bei dem ganzen Volk. Der Herr verwundert ihr euch darüber, oder wes-
aber tat täglich die zur Gemeinde hinzu, halb blickt ihr auf uns, als hätten wir
die gerettet wurden. durch eigene Kraft oder Frömmigkeit be-
wirkt, daß dieser umhergeht? 13 Der Gott
Die Heilung eines Gelähmten Abrahams und Isaaks und Jakobs, der
Apg 4,9-22; Jes 35,6; Hebr 2,3-4
Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Je-
Petrus und Johannes gingen aber mit- sus verherrlicht; ihn habt ihr ausgeliefert
einander in den Tempel hinauf um und habt ihn verleugnet vor Pilatus, als
die neunte Stundea, da man zu beten pfleg- dieser ihn freisprechen wollte.
te. 2 Und es wurde ein Mann herbeige- 14 Ihr habt den Heiligen und Gerechten
bracht, der lahm war von Mutterleib an, verleugnet und verlangt, daß euch ein
den man täglich an die Pforte des Tempels Mörder geschenkt werde; 15 den Fürsten
hinsetzte, die man »die Schöne« nennt, des Lebens aber habt ihr getötet! Ihn
damit er ein Almosen erbitten konnte hat Gott aus den Toten auferweckt; dafür
von denen, die in den Tempel hineingin- sind wir Zeugen. 16 Und auf den Glauben
gen. 3 Als dieser Petrus und Johannes sah, an seinen Namen hin hat sein Name die-
die in den Tempel hineingehen wollten, sen hier stark gemacht, den ihr seht und
bat er sie um ein Almosen. 4 Da blickte kennt; ja, der durch Ihn [gewirkte] Glau-
ihn Petrus zusammen mit Johannes an be hat ihm diese volle Gesundheit gege-
und sprach: Sieh uns an! 5 Er aber achtete ben vor euch allen.
auf sie in der Erwartung, etwas von ihnen 17 Und nun, ihr Brüder, ich weiß, daß
zu empfangen. ihr in Unwissenheit gehandelt habt, wie
6 Da sprach Petrus: Silber und Gold habe auch eure Obersten; 18 Gott aber hat das,
ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich was er durch den Mund aller seiner Pro-
dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth, pheten zuvor verkündigte, daß nämlich
steh auf und geh umher! 7 Und er ergriff der Christus leiden müsse, auf diese Wei-
ihn bei der rechten Hand und richtete se erfüllt.
ihn auf; da wurden sogleich seine Füße 19 So tut nun Buße und bekehrt euchb,
und seine Knöchel fest, 8 und er sprang daß eure Sünden ausgetilgt werden, da-
auf und konnte stehen, lief umher und mit Zeiten der Erquickung vom Angesicht
trat mit ihnen in den Tempel, ging umher des Herrn kommen 20 und er den sende,
und sprang und lobte Gott. der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus
9 Und alles Volk sah, wie er umherging Christus, 21 den der Himmel aufnehmen
und Gott lobte. 10 Und sie erkannten muß bis zu den Zeiten der Wiederherstel-
auch, daß er derjenige war, der um des lung alles dessen, wovon Gott durch den
Almosens willen an der Schönen Pforte Mund aller seiner heiligen Propheten von
des Tempels gesessen hatte; und sie wur- alters her geredet hat.
den mit Verwunderung und Erstaunen 22 Denn Mose hat zu den Vätern gesagt:

a (3,1) d.h. nach jüdischer Zeitrechnung 15 Uhr. b (3,19) d.h. kehrt von eurem falschen Weg um zu Gott.
1136 APOSTELGESCHICHTE 3.4
»Einen Propheten wie mich wird euch und ihr Ältesten von Israel, 9 wenn wir
der Herr, euer Gott, erwecken aus euren heute wegen der Wohltat an einem kran-
Brüdern; auf ihn sollt ihr hören in allem, ken Menschen verhört werden, durch
was er zu euch reden wird«.a 23 Und es wen er geheilt worden ist, 10 so sei euch
wird geschehen: Jede Seele, die nicht auf allen und dem ganzen Volk Israel be-
diesen Propheten hören wird, soll vertilgt kanntgemacht, daß durch den Namen
werden aus dem Volk. Jesu Christi, des Nazareners, den ihr ge-
24 Und alle Propheten, von Samuel an kreuzigt habt, den Gott auferweckt hat
und den folgenden, so viele geredet ha- aus den Toten, daß dieser durch Ihn ge-
ben, sie haben auch diese Tage im voraus sund vor euch steht. 11 Das ist der Stein,
angekündigt. 25 Ihr seid Söhne der Pro- der von euch, den Bauleuten, verworfen
pheten und des Bundes, den Gott mit un- wurde, der zum Eckstein geworden ist.
seren Vätern schloß, als er zu Abraham 12 Und es ist in keinem anderen das Heilc;
sprach: »Und in deinem Samen sollen denn es ist kein anderer Name unter dem
gesegnet werden alle Geschlechter der Himmel den Menschen gegeben, in dem
Erde«.b 26 Euch zuerst hat Gott, als er sei- wir gerettet werden sollen!
nen Knecht Jesus erweckte, ihn gesandt, 13 Als sie aber die Freimütigkeit von Pe-
um euch zu segnen, indem ein jeder von trus und Johannes sahen und erfuhren,
euch sich von seiner Bosheit bekehrt! daß sie ungelehrte Leute und Laiend sei-
en, verwunderten sie sich; und sie er-
Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat kannten, daß sie mit Jesus gewesen wa-
Mt 10,17-20; 10,26-33; 1Pt 3,14-15
ren. 14 Da sie aber den Menschen bei
Während sie aber zum Volk redeten, ka- ihnen stehen sahen, der geheilt worden
men die Priester und der Hauptmann war, konnten sie nichts dagegen sagen.
des Tempels und die Sadduzäer auf sie 15 Da befahlen sie ihnen, aus dem Hohen
zu. 2 Sie waren aufgebracht darüber, daß Rate hinauszugehen, und beratschlagten
sie das Volk lehrten und in Jesus die Auf- miteinander und sprachen: 16 Was sollen
erstehung aus den Toten verkündigten. wir mit diesen Menschen tun? Denn daß
3 Und sie legten Hand an sie und brach- ein offenkundiges Zeichen durch sie ge-
ten sie ins Gefängnis bis zum folgenden schehen ist, das ist allen Bewohnern von
Morgen, denn es war schon Abend. Jerusalem bekannt, und wir können es
4 Aber viele von denen, die das Wort nicht leugnen. 17 Aber damit es sich nicht
gehört hatten, wurden gläubig, und die weiter unter dem Volk verbreitet, wollen
Zahl der Männer stieg auf etwa 5 000. wir ihnen ernstlich drohen, damit sie
5 Es geschah aber am folgenden Morgen, künftig zu keinem Menschen mehr in
daß sich ihre Obersten und Ältesten und diesem Namen reden!
Schriftgelehrten in Jerusalem versammel- 18 Und sie ließen sie rufen und geboten
ten, 6 auch Hannas, der Hohepriester, ihnen, überhaupt nicht mehr in dem
und Kajaphas und Johannes und Alexan- Namen Jesus zu reden noch zu lehren.
der und alle, die aus hohepriesterlichem 19 Aber Petrus und Johannes antworte-
Geschlecht waren. 7 Und sie stellten sie ten ihnen und sprachen: Entscheidet ihr
in ihre Mitte und fragten sie: Durch wel- selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr
che Kraft oder in welchem Namen habt zu gehorchen als Gott! 20 Denn es ist uns
ihr das getan? unmöglich, nicht von dem zu reden, was
8 Da sprach Petrus, vom Heiligen Geist wir gesehen und gehört haben!
erfüllt, zu ihnen: Ihr Obersten des Volkes 21 Sie aber drohten ihnen noch weiter

a (3,22) 5Mo 18,15. e (4,15) Der Hohe Rat (Sanhedrin) war die höchste
b (3,25) 1Mo 22,18. Gerichts- und Regierungsinstanz der Juden unter der
c (4,12) od. die Errettung. römischen Herrschaft.
d (4,13) d.h. unkundige, einfache Menschen.
APOSTELGESCHICHTE 4.5 1137
und ließen sie frei, weil sie wegen des Vol- Herz und eine Seele; und auch nicht einer
kes keinen Weg fanden, sie zu bestrafen; sagte, daß etwas von seinen Gütern sein
denn alle priesen Gott über dem, was ge- eigen sei, sondern alle Dinge waren ih-
schehen war. 22 Der Mensch, an dem die- nen gemeinsam. 33 Und mit großer Kraft
ses Zeichen der Heilung geschehen war, legten die Apostel Zeugnis ab von der
war nämlich über 40 Jahre alt. Auferstehung des Herrn Jesus, und große
Gnade war auf ihnen allen. 34 Es litt auch
Das Gebet der Gemeinde niemand unter ihnen Mangel; denn die,
Mt 18,19-20; Eph 6,18-20; Kol 4,2-4
welche Besitzer von Äckern oder Häusern
23 Als sie aber freigelassen waren, kamen waren, verkauften sie und brachten den
sie zu den Ihren und verkündeten alles, Erlös des Verkauften 35 und legten ihn
was die obersten Priester und die Ältesten den Aposteln zu Füßen; und man teilte
zu ihnen gesagt hatten. 24 Und als sie es jedem aus, so wie jemand bedürftig war.
hörten, erhoben sie einmütig ihre Stim- 36 Joses aber, der von den Aposteln den
me zu Gott und sprachen: Herr, du bist Beinamen Barnabas erhalten hatte (das
der Gott, der den Himmel und die Erde heißt übersetzt: »Sohn des Trostes«), ein
und das Meer gemacht hat und alles, was Levit, aus Zypern gebürtig, 37 besaß einen
darinnen ist. 25 Du hast durch den Mund Acker und verkaufte ihn, brachte das Geld
deines Knechtes David gesagt: »Warum und legte es den Aposteln zu Füßen.
toben die Heiden und ersinnen die Völker
Nichtiges? 26 Die Könige der Erde lehnen Der Betrug von Ananias und Saphira
1Tim 6,9-10; Jos 7,1-26
sich auf, und die Fürsten versammeln
sich miteinander gegen den Herrn und Ein Mann aber mit Namen Ananias
gegen seinen Gesalbten.«a verkaufte ein Grundstück zusammen
27 Ja, wahrhaftig, gegen deinen heiligen mit seiner Frau Saphira, 2 und schaffte et-
Knecht Jesus, den du gesalbt hast, haben was von dem Erlös für sich beiseite mit
sich Herodes und Pontius Pilatus versam- Wissen seiner Frau; und er brachte einen
melt zusammen mit den Heiden und dem Teil davon und legte ihn den Aposteln
Volk Israel, 28 um zu tun, was deine Hand zu Füßen. 3 Petrus aber sprach: Ananias,
und dein Ratschluß zuvor bestimmt hat- warum hat der Satan dein Herz erfüllt, so
te, daß es geschehen sollte. 29 Und nun, daß du den Heiligen Geist belogen hast
Herr, sieh ihre Drohungen an und verlei- und von dem Erlös des Gutes etwas für
he deinen Knechten, dein Wort mit aller dich auf die Seite geschafft hast? 4 Hättest
Freimütigkeit zu reden, 30 indem du dei- du es nicht als dein Eigentum behalten
ne Hand ausstreckst zur Heilung, und daß können? Und als du es verkauft hattest,
Zeichen und Wunder geschehen durch war es nicht in deiner Gewalt? Warum
den Namen deines heiligen Knechtes Je- hast du denn in deinem Herzen diese
sus! Tat beschlossen? Du hast nicht Menschen
31 Und als sie gebetet hatten, erbebte die belogen, sondern Gott! 5 Als aber Ana-
Stätte, wo sie versammelt waren, und sie nias diese Worte hörte, fiel er nieder und
wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt verschied. Und es kam große Furcht über
und redeten das Wort Gottes mit Frei- alle, die dies hörten. 6 Und die jungen
mütigkeit. Männer standen auf, hüllten ihn ein, tru-
gen ihn hinaus und begruben ihn.
Gemeinschaft und Freigebigkeit 7 Und es geschah, daß nach ungefähr
der Gläubigen drei Stunden auch seine Frau herein-
Apg 2,44-47; 1Joh 3,16-18; Lk 12,33-34;
kam, ohne zu wissen, was sich ereignet
2Kor 8,13-15; 9,7-9
hatte. 8 Da richtete Petrus das Wort an
32 Und die Menge der Gläubigen war ein sie: Sage mir, habt ihr das Gut um so und
so viel verkauft? Sie sprach: Ja, um so viel!
a (4,26) Ps 2,1-2. 9 Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid
1138 APOSTELGESCHICHTE 5
ihr übereingekommen, den Geist des gens in den Tempel und lehrten. Es kam
Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße de- aber der Hohepriester und sein Anhang,
rer, die deinen Mann begraben haben, und sie riefen den Hohen Rat und alle
sind vor der Tür, und sie werden auch dich Ältesten der Kinder Israels zusammen
hinaustragen! 10 Da fiel sie sogleich zu und sandten in das Gefängnis, um sie
seinen Füßen nieder und verschied; und herbringen zu lassen. 22 Als aber die Die-
als die jungen Männer hereinkamen, fan- ner hinkamen, fanden sie jene nicht im
den sie sie tot und trugen sie hinaus und Gefängnis. Da kehrten sie zurück, mel-
begruben sie bei ihrem Mann. 11 Und es deten es 23 und sprachen: Das Gefängnis
kam große Furcht über die ganze Ge- fanden wir zwar mit aller Sorgfalt ver-
meinde und über alle, die dies hörten. schlossen und die Wächter außen vor
den Türen stehen; als wir aber öffneten,
Zeichen und Wunder geschehen fanden wir niemand darin! 24 Als aber
durch die Apostel der [Hohe]priester und der Tempelhaupt-
Hebr 2,3-4
mann und die obersten Priester diese
12 Durch die Hände der Apostel aber ge- Worte hörten, gerieten sie ihretwegen
schahen viele Zeichen und Wunder un- in Verlegenheit, was daraus werden soll-
ter dem Volk; und sie waren alle einmütig te. 25 Da kam jemand und meldete ihnen
beisammen in der Halle Salomosa. 13 Von und sprach: Siehe, die Männer, die ihr ins
den übrigen aber wagte keiner sich ihnen Gefängnis gebracht habt, stehen im Tem-
anzuschließen; doch das Volk schätzte sie pel und lehren das Volk!
hoch; 14 und immer mehr wurden hin-
zugetan, die an den Herrn glaubten, eine Erneutes Zeugnis vor dem Hohen Rat
Apg 4,5-12; 4,18-20
Menge von Männern und Frauen, 15 so
daß man die Kranken auf die Gassen hin- 26 Da ging der Hauptmann mit den Die-
austrug und sie auf Betten und Bahren nern hin und führte sie herbei, doch
legte, damit, wenn Petrus käme, auch nicht gewaltsam, damit sie nicht gestei-
nur sein Schatten auf einen von ihnen nigt würden; denn sie fürchteten das
fiele. 16 Es kamen aber auch viele aus den Volk. 27 Und sie brachten sie und stellten
umliegenden Städten in Jerusalem zu- sie vor den Hohen Rat; und der Hoheprie-
sammen und brachten Kranke und von ster fragte sie 28 und sprach: Haben wir
unreinen Geistern Geplagte, die alle ge- euch nicht streng verboten, in diesem Na-
heilt wurden. men zu lehren? Und siehe, ihr habt Jerusa-
lem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das
Die Festnahme der Apostel Blut dieses Menschen auf uns bringen!
und ihre wunderbare Befreiung 29 Aber Petrus und die Apostel antworte-
17 Es erhob sich aber der Hohepriester ten und sprachen: Man muß Gott mehr
und sein ganzer Anhang, nämlich die gehorchen als den Menschen! 30 Der Gott
Richtung der Sadduzäer; sie waren voll unserer Väter hat Jesus auferweckt, den
Eifersucht 18 und legten ihre Hände an ihr umgebracht habt, indem ihr ihn ans
die Apostel und brachten sie in öffent- Holz gehängt habt. 31 Diesen hat Gott
lichen Gewahrsam. 19 Aber ein Engel des zum Fürsten und Retter zu seiner Rech-
Herrn öffnete in der Nacht die Türen des ten erhöht, um Israel Buße und Verge-
Gefängnisses, führte sie hinaus und bung der Sünden zu gewähren. 32 Und
sprach: 20 Geht hin, tretet auf und redet wir sind seine Zeugen, was diese Tatsa-
im Tempel zum Volk alle Worte dieses Le- chen betrifft, und auch der Heilige Geist,
bens! welchen Gott denen gegeben hat, die ihm
21 Als sie das hörten, gingen sie frühmor- gehorchen.

a (5,12) Eine ca. 250m lange Säulenhalle an der östlichen Umfassungsmauer des Tempelgebäudes, die von den
Juden für Lehre und Verkündigung genutzt wurde (vgl. Joh 10,23).
APOSTELGESCHICHTE 5.6 1139
Gamaliels Rat der Hellenisten gegen die Hebräer,a weil
Ps 37,32-33; Spr 21,1 ihre Witwen bei der täglichen Hilfeleistung
33 Als sie aber das hörten, wurden sie tief übersehen wurden.
getroffen und faßten den Beschluß, sie 2 Da beriefen die Zwölf die Menge der
umzubringen. 34 Es stand aber im Hohen Jünger zusammen und sprachen: Es ist
Rat ein Pharisäer namens Gamaliel auf, nicht gut, daß wir das Wort Gottes ver-
ein beim ganzen Volk angesehener Geset- nachlässigen, um bei den Tischen zu die-
zeslehrer, und befahl, die Apostel für kur- nen. 3 Darum, ihr Brüder, seht euch nach
ze Zeit nach draußen zu bringen; 35 dann sieben Männern aus eurer Mitte um, die
sprach er zu ihnen: Ihr Männer von Is- ein gutes Zeugnis haben und voll Heili-
rael, nehmt euch in acht, was ihr mit gen Geistes und Weisheit sind; die wol-
diesen Menschen tun wollt! 36 Denn vor len wir für diesen Dienst einsetzen, 4 wir
diesen Tagen trat Theudas auf und gab aber wollen beständig im Gebet und im
vor, er wäre etwas; ihm hing eine Anzahl Dienst des Wortes bleiben!
Männer an, etwa 400: Er wurde erschla- 5 Und das Wort gefiel der ganzen Menge,
gen, und alle, die ihm folgten, zerstreuten und sie erwählten Stephanus, einen Mann
sich und wurden zunichte. 37 Nach die- voll Glaubens und Heiligen Geistes, und
sem trat Judas der Galiläer auf in den Ta- Philippus und Prochorus und Nikanor
gen der Volkszählung und brachte unter und Timon und Parmenas und Nikolaus,
seiner Führung viele aus dem Volk zum einen Proselytenb aus Antiochia. 6 Diese
Abfall: Auch er kam um, und alle, die ihm stellten sie vor die Apostel, und sie bete-
folgten, wurden zerstreut. ten und legten ihnen die Hände auf.
38 Und jetzt sage ich euch: Laßt von die- 7 Und das Wort Gottes breitete sich aus,
sen Menschen ab und laßt sie gewähren! und die Zahl der Jünger mehrte sich
Denn wenn dieses Vorhaben oder dieses sehr in Jerusalem; auch eine große Zahl
Werk von Menschen ist, so wird es zu- von Priestern wurde dem Glauben gehor-
nichte werden; 39 ist es aber von Gott, sam.
so könnt ihr es nicht vernichten. Daß ihr
nicht etwa als solche erfunden werdet, die Die falsche Anklage gegen Stephanus
Lk 21,14-15; Joh 15,18-21
gegen Gott kämpfen! 40 Und sie fügten
sich ihm und riefen die Apostel herbei 8 Und Stephanus, voll Glaubens und Kraft,
und gaben ihnen Schläge und verboten tat Wunder und große Zeichen unter dem
ihnen, in dem Namen Jesu zu reden, und Volk. 9 Aber etliche aus der sogenannten
entließen sie. Synagoge der Libertinerc und Kyrenäer
41 Sie nun gingen voll Freude vom Hohen und Alexandriner und derer von Cilicien
Rat hinweg, weil sie gewürdigt worden und Asia standen auf und stritten mit Ste-
waren, Schmach zu leiden um Seines Na- phanus. 10 Und sie konnten der Weisheit
mens willen; 42 und sie hörten nicht auf, und dem Geist, in dem er redete, nicht
jeden Tag im Tempel und in den Häusern widerstehen. 11 Da stifteten sie Männer
zu lehren und das Evangelium von Jesus, an, die sagten: Wir haben ihn Lästerworte
dem Christus, zu verkündigen. reden hören gegen Mose und Gott!
12 Und sie wiegelten das Volk und die
Die Einsetzung der Diakone Ältesten und die Schriftgelehrten auf und
2Mo 18,13-26; 1Tim 3,8-13
überfielen ihn, rissen ihn fort und führten
In jenen Tagen aber, als die Zahl der ihn vor den Hohen Rat. 13 Und sie stell-
Jünger wuchs, entstand ein Murren ten falsche Zeugen, die sagten: Dieser

a (6,1) Als »Hellenisten« wurden die von der grie- b (6,5) d.h. einen Heiden, der zum Judentum überge-
chischen Kultur beeinflußten Juden bezeichnet, als treten war.
»Hebräer« die Anhänger der jüdisch-hebräischen c (6,9) d.h. der freigelassenen jüdischen Sklaven.
Kultur.
1140 APOSTELGESCHICHTE 6.7
Mensch hört nicht auf, Lästerworte zu re- te ihn zum Fürsten über Ägypten und
den gegen diese heilige Stätte und das Ge- sein ganzes Haus.
setz! 14 Denn wir haben ihn sagen hören: 11 Es kam aber eine Hungersnot über das
Jesus von Nazareth wird diese Stätte ganze Land Ägypten und Kanaan und
zerstören und die Gebräuche ändern, die große Drangsal, und unsere Väter fanden
uns Mose überliefert hat! 15 Und als alle, keine Speise. 12 Als aber Jakob hörte, daß
die im Hohen Rat saßen, ihn anblickten, Korn in Ägypten zu haben sei, sandte er
sahen sie sein Angesicht wie das Ange- unsere Väter zum ersten Mal aus. 13 Und
sicht eines Engels. beim zweiten Mal gab sich Joseph seinen
Brüdern zu erkennen, und die Abstam-
Das Zeugnis des Stephanus mung Josephs wurde dem Pharao be-
vor dem Hohen Rat kannt. 14 Da sandte Joseph hin und berief
Da sprach der Hohepriester: Verhält seinen Vater Jakob zu sich und seine gan-
sich denn dies so? ze Verwandtschaft von 75 Seelen. 15 Ja-
2 Er aber sprach: Ihr Männer, Brüder und kob aber zog nach Ägypten hinab und
Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit er- starb, er und unsere Väter. 16 Und sie wur-
schien unserem Vater Abraham, als er in den herübergebracht nach Sichem und
Mesopotamien war, bevor er in Haran in das Grab gelegt, das Abraham um eine
wohnte, 3 und sprach zu ihm: »Geh hin- Summe Geld von den Söhnen Hemors,
aus aus deinem Land und aus deiner Ver- des Vaters Sichems, gekauft hatte.
wandtschaft und zieh in das Land, das 17 Als aber die Zeit der Verheißung nah-
ich dir zeigen werde!«a te, welche Gott dem Abraham mit einem
4 Da ging er aus dem Land der Chaldäer Eid zugesagt hatte, wuchs das Volk und
und wohnte in Haran. Und nach dem Tod mehrte sich in Ägypten, 18 bis ein ande-
seines Vaters führte er ihn von dort herüber rer König aufkam, der Joseph nicht kann-
in dieses Land, das ihr jetzt bewohnt. 5 Und te. 19 Dieser handelte arglistig gegen un-
er gab ihm kein Erbteil darin, auch nicht ser Geschlecht und zwang unsere Väter,
einen Fußbreit, und verhieß, es ihm zum ihre Kinder auszusetzen, damit sie nicht
Eigentum zu geben und seinem Samenb am Leben blieben.
nach ihm, obwohl er kein Kind hatte. 20 In dieser Zeit wurde Mose geboren;
6 Gott sprach aber so: »Sein Same wird ein der war Gott angenehm; und er wurde
Fremdling sein in einem fremden Land, drei Monate lang im Haus seines Vaters
und man wird ihn knechten und übel be- ernährt. 21 Als er aber ausgesetzt wurde,
handeln 400 Jahre lang. 7 Und das Volk, nahm ihn die Tochter des Pharao zu sich
dem sie als Knechte dienen sollen, will und erzog ihn als ihren Sohn. 22 Und
ich richten,« sprach Gott; »und danach Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter
werden sie ausziehen und mir dienen an unterrichtet und war mächtig in Worten
diesem Ort.«c 8 Und er gab ihm den Bund und in Werken.
der Beschneidung. Und so zeugte er den 23 Als er aber 40 Jahre alt geworden war,
Isaak und beschnitt ihn am achten Tag, stieg der Gedanke in ihm auf, nach sei-
und Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf nen Brüdern, den Söhnen Israels, zu
Patriarchen. sehen. 24 Und als er einen Unrecht lei-
9 Und die Patriarchen waren neidisch auf den sah, wehrte er es ab und schaffte
Joseph und verkauften ihn nach Ägypten. dem Unterdrückten Recht, indem er den
Doch Gott war mit ihm, 10 und er rettete Ägypter erschlug. 25 Er meinte aber, seine
ihn aus allen seinen Bedrängnissen und Brüder würden es verstehen, daß Gott ih-
gab ihm Gnade und Weisheit vor dem nen durch seine Hand Rettung gebe; aber
Pharao, dem König von Ägypten; der setz- sie verstanden es nicht.

a (7,3) vgl. 1Mo 12,1. c (7,7) 1Mo 15,13-14.


b (7,5) d.h. seinem Nachkommen.
APOSTELGESCHICHTE 7 1141
26 Und am folgenden Tag erschien er bei meinde in der Wüste war zwischen dem
ihnen, als sie miteinander stritten, und Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm
ermahnte sie zum Frieden und sprach: redete, und unseren Vätern; der leben-
Ihr Männer, ihr seid doch Brüder; warum dige Worte empfing, um sie uns zu ge-
tut ihr einander Unrecht? 27 Der aber, ben; 39 dem unsere Väter nicht gehor-
welcher seinem Nächsten Unrecht tat, sam sein wollten; sondern sie stießen ihn
stieß ihn weg und sprach: Wer hat dich von sich und wandten sich mit ihren Her-
zum Obersten und Richter über uns ge- zen nach Ägypten, 40 indem sie zu Aaron
setzt? 28 Willst du mich etwa töten, wie du sprachen: Mache uns Götter, die vor uns
gestern den Ägypter getötet hast? 29 Da herziehen sollen; denn wir wissen nicht,
floh Mose auf dieses Wort hin und wurde was diesem Mose geschehen ist, der uns
ein Fremdling im Land Midian, wo er aus Ägypten geführt hat!
zwei Söhne zeugte. 41 Und sie machten ein Kalb in jenen Ta-
30 Und als 40 Jahre erfüllt waren, erschien gen und brachten dem Götzen ein Opfer
ihm in der Wüste des Berges Sinai der En- und freuten sich an den Werken ihrer
gel des Herrn in der Feuerflamme eines Hände. 42 Da wandte sich Gott ab und
Busches. 31 Als Mose das sah, verwun- gab sie dahin, so daß sie dem Heer des
derte er sich über die Erscheinung. Als er Himmelsd dienten, wie im Buch der Pro-
aber hinzutrat, um sie zu betrachten, er- pheten geschrieben steht: »Habt ihr etwa
ging die Stimme des Herrn an ihn: 32 »Ich mir Schlachtopfer und [Speis]opfer dar-
bin der Gott deiner Väter, der Gott Abra- gebracht [während der] 40 Jahre in der
hams und der Gott Isaaks und der Gott Wüste, Haus Israel? 43 Ihr habt die Hütte
Jakobs!«a Mose aber zitterte und wagte des Moloche und das Sternbild eures Got-
nicht hinzuschauen. 33 Da sprach der tes Remphan umhergetragen, die Bilder,
Herr zu ihm: »Ziehe deine Schuhe aus die ihr gemacht habt, um sie anzubeten.
von deinen Füßen! Denn der Ort, wo Und ich werde euch wegführen über Ba-
du stehst, ist heiliges Land! 34 Ich habe bylon hinaus.«f
die Mißhandlung meines Volkes, das in 44 Das Zelt des Zeugnissesg war in der
Ägypten ist, wohl gesehen und habe ihr Mitte unserer Väter in der Wüste, so wie
Seufzen gehört und bin herabgekommen, der, welcher mit Mose redete, es zu ma-
um sie herauszuführen. Und nun komm, chen befahl nach dem Vorbild, das er ge-
ich will dich nach Ägypten senden!«b sehen hatte. 45 Dieses brachten auch un-
35 Diesen Mose, den sie verwarfen, indem sere Väter, wie sie es empfangen hatten,
sie sprachen: Wer hat dich zum Obersten mit Josua [in das Land], als sie es von den
und Richter eingesetzt? — diesen sandte Heiden in Besitz nahmen, die Gott vor
Gott als Obersten und Erlöser durch die dem Angesicht unserer Väter vertrieb, bis
Hand des Engels, der ihm im Busch er- zu den Tagen Davids. 46 Dieser fand Gna-
schienen war. 36 Dieser führte sie her- de vor Gott und bat, ob er für den Gott
aus, indem er Wunder und Zeichen tat im Jakobs eine Wohnung finden dürfe. 47 Sa-
Land Ägypten und am Roten Meer und in lomo aber erbaute ihm ein Haus.
der Wüste, 40 Jahre lang. 48 Doch der Höchste wohnt nicht in Tem-
37 Das ist der Mose, der zu den Söhnen peln, die von Händen gemacht sind, wie
Israels gesagt hat: »Einen Propheten wie der Prophet spricht: 49 »Der Himmel ist
mich wird euch der Herr, euer Gott, aus mein Thron und die Erde der Schemel für
euren Brüdern erwecken; auf ihn sollt ihr meine Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir
hören!«c 38 Das ist der, welcher in der Ge- bauen, spricht der Herr, oder wo ist der

a (7,32) 2Mo 3,6. e (7,43) ein heidnischer Götze, dem u.a. Kinder geop-
b (7,34) 2Mo 3,5-10. fert wurden.
c (7,37) 5Mo 18,15. f (7,43) Am 5,25-27.
d (7,42) »Heer des Himmels« bezeichnet die Sterngott- g (7,44) Bezeichnung für das Zelt der Zusammenkunft,
heiten, denen die Heiden Anbetung darbrachten. die Stiftshütte.
1142 APOSTELGESCHICHTE 7.8
Ort, an dem ich ruhen soll? 50 Hat nicht Stephanus und veranstalteten eine große
meine Hand das alles gemacht?«a — Trauer um ihn. 3 Saulus aber verwüstete
51 Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen die Gemeinde, drang überall in die Häu-
an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt alle- ser ein, schleppte Männer und Frauen
zeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, fort und brachte sie ins Gefängnis.
so auch ihr! 52 Welchen Propheten haben 4 Diejenigen nun, die zerstreut worden
eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die waren, zogen umher und verkündigten
getötet, die vorher das Kommen des Ge- das Wort des Evangeliums.
rechten ankündigten, dessen Verräter und
Mörder ihr nun geworden seid 53 — ihr, die Philippus in Samaria. Simon der Zauberer
Apg 1,8
ihr das Gesetz auf Anordnung von Engeln
empfangen und es nicht gehalten habt! 5 Und Philippus kam hinab in eine Stadt
von Samariab und verkündigte ihnen
Die Steinigung des Stephanus Christus. 6 Und die Volksmenge achtete
Mt 23,34-36
einmütig auf das, was Philippus sagte,
54 Als sie aber das hörten, schnitt es ih- als sie zuhörten und die Zeichen sahen,
nen ins Herz, und sie knirschten mit den die er tat. 7 Denn aus vielen, die unreine
Zähnen über ihn. 55 Er aber, voll Heili- Geister hatten, fuhren diese mit großem
gen Geistes, blickte zum Himmel empor Geschrei aus; es wurden aber auch viele
und sah die Herrlichkeit Gottes, und Je- Gelähmte geheilt und solche, die nicht
sus zur Rechten Gottes stehen; 56 und er gehen konnten. 8 Und es herrschte große
sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen Freude in jener Stadt.
und den Sohn des Menschen zur Rechten 9 Aber ein Mann namens Simon hatte zu-
Gottes stehen! vor in der Stadt Zauberei getrieben und
57 Sie aber schrieen mit lauter Stimme, das Volk von Samaria in seinen Bann gezo-
hielten sich die Ohren zu und stürmten gen, indem er sich für etwas Großes aus-
einmütig auf ihn los; 58 und als sie ihn gab. 10 Ihm hingen alle an, klein und groß,
zur Stadt hinausgestoßen hatten, steinig- indem sie sprachen: Dieser ist die große
ten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kraft Gottes. 11 Sie hingen ihm aber an,
Kleider zu den Füßen eines jungen Man- weil er sie so lange Zeit durch seine Zau-
nes nieder, der Saulus hieß. 59 Und sie bereien in seinen Bann gezogen hatte.
steinigten den Stephanus, der betete und 12 Als sie aber dem Philippus glaubten, der
sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist das Evangelium vom Reich Gottes und vom
auf! 60 Und er kniete nieder und rief mit Namen Jesu Christi verkündigte, ließen
lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese sich Männer und Frauen taufen. 13 Simon
Sünde nicht an! Und nachdem er das ge- aber glaubte auch und hielt sich, nachdem
sagt hatte, entschlief er. er getauft war, beständig zu Philippus; und
als er sah, daß Zeichen und große Wunder
Verfolgung in Jerusalem. geschahen, geriet er außer sich.
Zerstreuung der Jünger
Apg 11,19-21; Gal 1,13-14 Petrus und Johannes in Samaria
Saulus aber hatte seiner Ermordung 14 Als aber die Apostel in Jerusalem hörten,
zugestimmt. Und an jenem Tag erhob daß Samaria das Wort Gottes angenom-
sich eine große Verfolgung gegen die Ge- men hatte, sandten sie Petrus und Johan-
meinde in Jerusalem, und alle zerstreuten nes zu ihnen. 15 Diese kamen hinab und
sich in die Gebiete von Judäa und Sama- beteten für sie, daß sie den Heiligen Geist
ria, ausgenommen die Apostel. 2 Und empfingen; 16 denn er war noch auf kei-
gottesfürchtige Männer begruben den nen von ihnen gefallen, sondern sie waren

a (7,50) Jes 66,1-2. b (8,5) Die Samariter waren ein von den Juden verach-
tetes Mischvolk.
APOSTELGESCHICHTE 8.9 1143
nur getauft auf den Namen des Herrn Je- und er sprach: Verstehst du auch, was
sus. 17 Da legten sie ihnen die Hände auf, du liest? 31 Er aber sprach: Wie kann ich
und sie empfingen den Heiligen Geist. denn, wenn mich nicht jemand anleitet?
18 Als aber Simon sah, daß durch die Und er bat Philippus, aufzusteigen und
Handauflegung der Apostel der Heilige sich zu ihm zu setzen.
Geist gegeben wurde, brachte er ihnen 32 Die Schriftstelle aber, die er las, war die-
Geld 19 und sprach: Gebt auch mir diese se: »Wie ein Schaf wurde er zur Schlach-
Macht, damit jeder, dem ich die Hände tung geführt, und wie ein Lamm vor
auflege, den Heiligen Geist empfängt! seinem Scherer stumm ist, so tut er sei-
20 Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld nen Mund nicht auf. 33 In seiner Ernied-
fahre mit dir ins Verderben, weil du rigung wurde sein Gericht aufgehoben.
meinst, die Gabe Gottes mit Geld erwer- Wer will aber sein Geschlecht beschrei-
ben zu können! 21 Du hast weder Anteil ben? Denn sein Leben wird von der Erde
noch Erbe an diesem Wort; denn dein weggenommen!«d
Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! 22 So tue 34 Da wandte sich der Kämmerer an
nun Buße über diese deine Bosheit und Philippus und sprach: Ich bitte dich, von
bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens wem sagt der Prophet dies? Von sich
vielleicht vergeben werden mag; 23 denn selbst oder von einem anderen? 35 Da tat
ich sehe, daß du in bitterer Galle steckst Philippus seinen Mund auf und begann
und in Fesseln der Ungerechtigkeit! 24 Da mit dieser Schriftstelle und verkündigte
antwortete Simon und sprach: Betet ihr ihm das Evangelium von Jesus.
für mich zum Herrn, daß nichts von dem, 36 Als sie aber auf dem Weg weiterzogen,
was ihr gesagt habt, über mich komme! kamen sie zu einem Wasser, und der
25 Sie nun, nachdem sie das Wort des Kämmerer sprach: Siehe, hier ist Wasser!
Herrn bezeugt und gelehrt hatten, kehr- Was hindert mich, getauft zu werden?
ten nach Jerusalem zurück und verkün- 37 Da sprach Philippus: Wenn du von gan-
digten dabei das Evangelium in vielen zem Herzen glaubst, so ist es erlaubt! Er
Dörfern der Samariter. antwortete und sprach: Ich glaube, daß
Jesus Christus der Sohn Gottes ist! 38 Und
Philippus und der Kämmerer aus Äthiopien er ließ den Wagen anhalten, und sie stie-
1Kö 8,41-43; Jes 56,3-7; Röm 9,30-33; 10,14-15
gen beide in das Wasser hinab, Philippus
26 Ein Engel des Herrn aber redete zu und der Kämmerer, und er taufte ihn.
Philippus und sprach: Steh auf und wan- 39 Als sie aber aus dem Wasser herauf-
dere nach Süden auf der Straße, die von gestiegen waren, entrückte der Geist des
Jerusalem nach Gaza hinabführt; diese ist Herrn den Philippus, und der Kämmerer
einsam. 27 Und er stand auf und machte sah ihn nicht mehr; denn er zog voll Freu-
sich auf den Weg. Und siehe, [da war] ein de seines Weges. 40 Philippus aber wur-
Äthiopier, ein Kämmerer und Gewaltiger de in Asdod gefunden, und er zog umher
der Kandakea, der Königin der Äthiopier, und verkündigte das Evangelium in allen
welcher über ihren ganzen Schatz gesetzt Städten, bis er nach Cäsarea kam.
war; dieser war gekommen, um in Jeru-
salem anzubeten,b 28 und nun kehrte er Die Bekehrung des Saulus
Apg 22,3-16; 26,9-20; Gal 1,11-16; 1Tim 1,12-16
zurück und saß auf seinem Wagen und
las den Propheten Jesaja. Saulus aber, der noch Drohung und
29 Da sprach der Geist zu Philippus: Mord schnaubte gegen die Jünger des
Tritt hinzu und halte dich zu diesem Herrn, ging zum Hohenpriester 2 und er-
Wagen! 30 Da lief Philippus hinzu und bat sich von ihm Briefe nach Damaskus
hörte ihn den Propheten Jesaja lesen; an die Synagogen, in der Absicht, wenn

a (8,27) Titel der äthiopischen Königinnen. ehrte, ohne zum Judentum übergetreten zu sein.
b (8,27) d.h. er war ein Heide, der den Gott Israels ver- d (8,33) Jes 53,7-8.
1144 APOSTELGESCHICHTE 9
er irgendwelche Anhänger des Wegesa raels zu tragen! 16 Denn ich werde ihm
fände, ob Männer oder Frauen, sie ge- zeigen, wieviel er leiden muß um meines
bunden nach Jerusalem zu führen. Namens willen.
3 Als er aber hinzog, begab es sich, daß 17 Da ging Ananias hin und trat in das
er sich Damaskus näherte; und plötzlich Haus; und er legte ihm die Hände auf und
umstrahlte ihn ein Licht vom Himmel. sprach: Bruder Saul, der Herr hat mich
4 Und er fiel auf die Erde und hörte eine gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf
Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, der Straße, die du herkamst, damit du
warum verfolgst du mich? 5 Er aber sagte: wieder sehend wirst und erfüllt wirst mit
Wer bist du, Herr? Der Herr aber sprach: dem Heiligen Geist! 18 Und sogleich fiel
Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir es wie Schuppen von seinen Augen, und
schwer werden, gegen den Stachel auszu- er konnte augenblicklich wieder sehen
schlagen! 6 Da sprach er mit Zittern und und stand auf und ließ sich taufen; 19 und
Schrecken: Herr, was willst du, daß ich er nahm Speise zu sich und kam zu Kräf-
tun soll? Und der Herr antwortete ihm: ten.
Steh auf und geh in die Stadt hinein, so
wird man dir sagen, was du tun sollst! Saulus in Damaskus und Jerusalem
7 Die Männer aber, die mit ihm reisten, Und Saulus war etliche Tage bei den Jün-
standen sprachlos da, denn sie hörten gern in Damaskus. 20 Und sogleich ver-
zwar die Stimme, sahen aber niemand. kündigte er in den Synagogen Christus,
8 Da stand Saulus von der Erde auf; doch daß dieser der Sohn Gottes ist. 21 Aber al-
obgleich seine Augen geöffnet waren, sah le, die ihn hörten, staunten und sprachen:
er niemand. Sie leiteten ihn aber an Ist das nicht der, welcher in Jerusalem die
der Hand und führten ihn nach Damas- verfolgte, die diesen Namen anrufen, und
kus. 9 Und er konnte drei Tage lang nicht der dazu hierher gekommen war, um sie
sehen und aß nicht und trank nicht. gebunden zu den obersten Priestern zu
10 Es war aber in Damaskus ein Jünger na- führen? 22 Saulus aber wurde noch mehr
mens Ananias. Zu diesem sprach der Herr gestärkt und beunruhigte die Juden, die
in einem Gesicht: Ananias! Er sprach: in Damaskus wohnten, indem er bewies,
Hier bin ich, Herr! 11 Der Herr sprach zu daß dieser der Christus ist.
ihm: Steh auf und geh in die Gasse, die 23 Als aber viele Tage vergangen waren,
man »die Gerade« nennt, und frage im beschlossen die Juden miteinander, ihn
Haus des Judas nach einem [Mann] na- umzubringen. 24 Doch ihr Anschlag wur-
mens Saulus von Tarsus. Denn siehe, er de dem Saulus bekannt. Und sie bewach-
betet; 12 und er hat in einem Gesicht ei- ten die Tore Tag und Nacht, um ihn um-
nen Mann namens Ananias gesehen, der zubringen. 25 Da nahmen ihn die Jünger
hereinkam und ihm die Hand auflegte, bei Nacht und ließen ihn in einem Korb
damit er wieder sehend werde. über die Mauer hinab.
13 Da antwortete Ananias: Herr, ich habe 26 Als nun Saulus nach Jerusalem kam,
von vielen über diesen Mann gehört, wie- versuchte er, sich den Jüngern anzu-
viel Böses er deinen Heiligen in Jerusa- schließen; aber sie fürchteten ihn alle,
lem zugefügt hat. 14 Und hier hat er Voll- weil sie nicht glaubten, daß er ein Jünger
macht von den obersten Priestern, alle, sei. 27 Barnabas aber nahm ihn auf, führte
die deinen Namen anrufen, gefangenzu- ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen,
nehmen! wie er auf dem Weg den Herrn gesehen
15 Aber der Herr sprach zu ihm: Geh und daß dieser zu ihm geredet habe, und
hin, denn dieser ist mir ein auserwähltes wie er in Damaskus freimütig in dem Na-
Werkzeug, um meinen Namen vor Hei- men Jesu verkündigt habe.
den und Könige und vor die Kinder Is- 28 Und er ging in Jerusalem mit ihnen

a (9,2) damals übliche Bezeichnung für den Glauben an Jesus Christus (vgl. u.a. Apg 19,9.23; 22,4; 24,14.22; s.a. Jes 35,8-9).
APOSTELGESCHICHTE 9.10 1145
aus und ein und verkündigte freimütig sich auf. 41 Und er reichte ihr die Hand
im Namen des Herrn Jesus. 29 Er redete und richtete sie auf. Und er rief die Hei-
und stritt auch mit den Hellenisten; sie ligen und die Witwen und stellte sie ih-
aber machten sich daran, ihn umzu- nen lebend vor. 42 Es wurde aber in ganz
bringen. 30 Als das aber die Brüder erfuh- Joppe bekannt, und viele wurden gläubig
ren, brachten sie ihn nach Cäsarea und an den Herrn. 43 Und es begab sich, daß
schickten ihn nach Tarsus. er viele Tage in Joppe bei einem gewissen
31 So hatten nun die Gemeinden Frieden Simon, einem Gerber, blieb.
in ganz Judäa und Galiläa und Samaria
und wurden auferbaut und wandelten in Das Heil für die Heiden -
der Furcht des Herrn und wuchsen durch Gott wirkt an Kornelius
Röm 9,30-33; 1,16-17
den Beistand des Heiligen Geistes.
In Cäsarea lebte aber ein Mann na-
Petrus in Lydda mens Kornelius, ein Hauptmann der
32 Es begab sich aber, daß Petrus, als er Schar, die man »die Italische« nennt; 2 der
alle besuchte, auch zu den Heiligen hin- war fromm und gottesfürchtig mit seinem
abkam, die in Lydda wohnten. 33 Er fand ganzen Haus und gab dem Volk viele Al-
aber dort einen Mann mit Namen Aeneas, mosen und betete ohne Unterlaß zu Gott.
der seit acht Jahren im Bett lag, weil er 3 Der sah um die neunte Stunde des Ta-
gelähmt war. 34 Und Petrus sprach zu ihm: ges in einem Gesicht deutlich einen En-
Aeneas, Jesus der Christus macht dich ge- gel Gottes zu ihm hereinkommen, der
sund; steh auf und mache dir dein Bett zu ihm sprach: Kornelius! 4 Er aber blick-
selbst! Und sogleich stand er auf. 35 Und te ihn an, erschrak und sprach: Was ist,
alle, die in Lydda und Saron wohnten, sa- Herr? Er sprach zu ihm: Deine Gebete
hen ihn; und sie bekehrten sich zu dem und deine Almosen sind hinaufgekom-
Herrn. men vor Gott, so daß er ihrer gedacht
hat! 5 Und nun sende Männer nach Joppe
Die Auferweckung der Tabitha und laß Simon holen mit dem Beinamen
36 In Joppe aber war eine Jüngerin na- Petrus. 6 Dieser ist zu Gast bei einem Ger-
mens Tabitha, was übersetzt »Gazelle« ber Simon, dessen Haus am Meer liegt;
heißt; diese war reich an guten Werken der wird dir sagen, was du tun sollst!
und Wohltätigkeit, die sie übte. 37 Und 7 Als nun der Engel, der mit Kornelius re-
es geschah in jenen Tagen, daß sie krank dete, hinweggegangen war, rief er zwei
wurde und starb; und man wusch sie und seiner Hausknechte und einen gottes-
legte sie ins Obergemach. 38 Weil aber fürchtigen Kriegsknecht von denen, die
Lydda nahe bei Joppe liegt und die Jünger stets um ihn waren, 8 und erzählte ihnen
gehört hatten, daß Petrus dort war, sand- alles und sandte sie nach Joppe.
ten sie zwei Männer zu ihm und baten
ihn, nicht zu zögern und zu ihnen zu Das Heil für die Heiden –
kommen. Gott redet zu Petrus
Eph 2,11-14
39 Da stand Petrus auf und ging mit ihnen.
Und als er angekommen war, führten sie 9 Am folgenden Tag aber, als jene auf dem
ihn in das Obergemach, und alle Witwen Weg waren und sich der Stadt näherten,
traten zu ihm, weinten und zeigten ihm stieg Petrus auf das Dach, um zu beten,
die Röcke und Kleider, die Tabitha ge- etwa um die sechste Stunde. 10 Da wur-
macht hatte, als sie noch bei ihnen war. de er sehr hungrig und wollte essen.
40 Da ließ Petrus alle hinausgehen, knie- Während man aber etwas zubereitete,
te nieder und betete; dann wandte er kam eine Verzückung über ihn.
sich zu dem Leichnam und sprach: Ta- 11 Und er sah den Himmel geöffnet und
bitha, steh auf! Sie aber öffnete ihre Au- ein Gefäß zu ihm herabkommen, wie ein
gen, und als sie den Petrus sah, setzte sie großes, leinenes Tuch, das an vier Enden
1146 APOSTELGESCHICHTE 10
gebunden war und auf die Erde nieder- und hatte seine Verwandten und seine
gelassen wurde; 12 darin waren all die vertrauten Freunde zusammengerufen.
vierfüßigen Tiere der Erde und die Raub- 25 Als nun Petrus gerade hineinkam, ging
tiere und die kriechenden Tiere und die ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu
Vögel des Himmels. 13 Und eine Stimme Füßen und huldigte ihm. 26 Petrus aber
sprach zu ihm: Steh auf, Petrus, schlachte richtete ihn auf und sprach: Steh auf;
und iß! auch ich bin ein Mensch!
14 Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr! 27 Und während er sich mit ihm unterre-
denn ich habe noch nie etwas Gemeines dete, ging er hinein und fand viele ver-
oder Unreinesa gegessen! 15 Und eine sammelt. 28 Und er sprach zu ihnen: Ihr
Stimme [sprach] wiederum, zum zwei- wißt, daß es einem jüdischen Mann nicht
tenmal, zu ihm: Was Gott gereinigt hat, erlaubt ist, mit einem Angehörigen eines
das halte du nicht für gemein! 16 Dies anderen Volkes zu verkehren oder sich
geschah dreimal, und dann wurde das ihm zu nahen; doch mir hat Gott gezeigt,
Gefäß wieder in den Himmel hinaufge- daß ich keinen Menschen gemein oder
zogen. unrein nennen soll. 29 Darum bin ich
17 Als aber Petrus bei sich selbst ganz auch ohne Widerrede gekommen, als ich
ungewiß war, was das Gesicht bedeuten hergerufen wurde. Und nun frage ich: Aus
solle, das er gesehen hatte, siehe, da welchem Grund habt ihr mich gerufen?
standen die von Kornelius abgesandten 30 Und Kornelius sprach: Vor vier Tagen
Männer, die das Haus Simons erfragt hat- fastete ich bis zu dieser Stunde, und ich
ten, am Toreingang; 18 und sie riefen und betete um die neunte Stunde in meinem
erkundigten sich, ob Simon mit dem Bei- Haus. Und siehe, da stand ein Mann
namen Petrus hier zu Gast sei. in glänzender Kleidung vor mir 31 und
19 Während nun Petrus über das Gesicht sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört,
nachdachte, sprach der Geist zu ihm: Sie- und deiner Almosen ist vor Gott gedacht
he, drei Männer suchen dich! 20 Darum worden! 32 Darum sende nach Joppe und
steh auf, steige hinab und ziehe ohne Be- laß Simon mit dem Beinamen Petrus ho-
denken mit ihnen, denn ich habe sie ge- len; dieser ist zu Gast im Haus Simons,
sandt! 21 Da ging Petrus zu den Männern eines Gerbers, am Meer; der wird zu dir
hinab, die von Kornelius zu ihm gesandt reden, wenn er kommt. 33 Da sandte ich
worden waren, und sprach: Siehe, ich bin auf der Stelle zu dir, und du hast wohl
der, den ihr sucht. Was ist der Grund für daran getan zu kommen. So sind wir nun
euer Kommen? alle gegenwärtig vor dem Angesicht Got-
22 Sie aber sprachen: Kornelius, der Haupt- tes, um alles zu hören, was dir von Gott
mann, ein gerechter und gottesfürchtiger aufgetragen ist!
Mann, der ein gutes Zeugnis hat bei dem 34 Da tat Petrus den Mund auf und sprach:
ganzen Volk der Juden, hat von einem hei- Nun erfahre ich in Wahrheit, daß Gott die
ligen Engel die Weisung erhalten, dich in Person nicht ansieht, 35 sondern daß in je-
sein Haus holen zu lassen, um Worte von dem Volk derjenige ihm angenehm ist, der
dir zu hören. 23 Da rief er sie herein und ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt! 36 Das
beherbergte sie. Am folgenden Tag aber Wort, das er den Kindern Israels gesandt
zog Petrus mit ihnen, und etliche Brüder hat, indem er Frieden verkünden ließ
von Joppe gingen mit ihm. durch Jesus Christus — welcher Herr über
alle ist —, 37 ihr kennt es; das Zeugnis, das
Die Bekehrung des Kornelius sich durch ganz Judäa verbreitet hat und
Lk 24,47; Apg 1,8; Eph 2,11-19; 3,6
in Galiläa anfing nach der Taufe, die Jo-
24 Und am anderen Tag kamen sie nach hannes verkündigte: 38 wie Gott Jesus von
Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie Nazareth mit Heiligem Geist und Kraft ge-

a (10,14) d.h. unreine Speise der Heidenvölker, die den Juden durch das Gesetz verboten war (vgl. 3Mo 11).
APOSTELGESCHICHTE 10.11 1147
salbt hat, und wie dieser umherzog und 4 Da begann Petrus und erzählte ihnen al-
Gutes tat und alle heilte, die vom Teufel les der Reihe nach und sprach: 5 Ich war in
überwältigt waren; denn Gott war mit der Stadt Joppe und betete; da sah ich in
ihm. einer Verzückung ein Gesicht: ein Gefäß
39 Und wir sind Zeugen alles dessen, was kam herab, wie ein großes, leinenes Tuch,
er im Land der Juden und in Jerusalem das an vier Enden vom Himmel herabge-
getan hat. Ihn haben sie getötet, indem lassen wurde, und es kam bis zu mir. 6 Als
sie ihn ans Holza hängten. 40 Diesen hat ich nun hineinblickte und es betrachtete,
Gott auferweckt am dritten Tag und hat sah ich die vierfüßigen Tiere der Erde und
ihn offenbar werden lassen, 41 nicht dem die Raubtiere und die kriechenden Tiere
ganzen Volk, sondern uns, den von Gott und die Vögel des Himmels. 7 Und ich
vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm hörte eine Stimme, die zu mir sprach: Steh
gegessen und getrunken haben nach sei- auf, Petrus, schlachte und iß!
ner Auferstehung aus den Toten. 42 Und er 8 Ich aber sprach: Keineswegs, Herr! Denn
hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen nie ist etwas Gemeines oder Unreines in
und zu bezeugen, daß Er der von Gott be- meinen Mund gekommen! 9 Aber eine
stimmte Richter der Lebendigen und der Stimme vom Himmel antwortete mir zum
Toten ist. 43 Von diesem legen alle Pro- zweitenmal: Was Gott gereinigt hat, das
pheten Zeugnis ab, daß jeder, der an ihn halte du nicht für gemein! 10 Dies ge-
glaubt, durch seinen Namen Vergebung schah aber dreimal; und alles wurde wie-
der Sünden empfängt. der in den Himmel hinaufgezogen.
44 Während Petrus noch diese Worte re- 11 Und siehe, in dem Augenblick standen
dete, fiel der Heilige Geist auf alle, die vor dem Haus, in dem ich war, drei
das Wort hörten. 45 Und alle Gläubigen Männer, die aus Cäsarea zu mir gesandt
aus der Beschneidungb, die mit Petrus ge- worden waren. 12 Und der Geist sprach
kommen waren, gerieten außer sich vor zu mir, ich solle ohne Bedenken mit ih-
Staunen, daß die Gabe des Heiligen Gei- nen ziehen. Es kamen aber auch diese
stes auch über die Heiden ausgegossen sechs Brüder mit mir, und wir gingen in
wurde. 46 Denn sie hörten sie in Spra- das Haus des Mannes hinein. 13 Und er
chen reden und Gott hoch preisen. Da berichtete uns, wie er den Engel in sei-
ergriff Petrus das Wort: 47 Kann auch je- nem Haus stehen sah, der zu ihm sagte:
mand diesen das Wasser verwehren, daß Sende Männer nach Joppe und laß Simon
sie nicht getauft werden sollten, die den mit dem Beinamen Petrus holen; 14 der
Heiligen Geist empfangen haben gleich- wird Worte zu dir reden, durch die du ge-
wie wir? 48 Und er befahl, daß sie getauft rettet werden wirst, du und dein ganzes
würden im Namen des Herrn. Da baten Haus.
sie ihn, etliche Tage zu bleiben. 15 Als ich aber zu reden anfing, fiel der
Heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am
Petrus rechtfertigt sein Verhalten Anfang. 16 Da gedachte ich an das Wort
vor jüdischen Gläubigen des Herrn, wie er sagte: Johannes hat mit
Und die Apostel und die Brüder, die Wasser getauft, ihr aber sollt mit Heiligem
in Judäa waren, hörten, daß auch die Geist getauft werden. 17 Wenn nun Gott
Heiden das Wort Gottes angenommen hat- ihnen die gleiche Gabe verliehen hat wie
ten. 2 Und als Petrus nach Jerusalem hin- auch uns, nachdem sie an den Herrn Je-
aufkam, machten die aus der Beschnei- sus Christus gläubig geworden sind, wer
dung ihm Vorwürfe 3 und sprachen: Zu war ich denn, daß ich Gott hätte wehren
unbeschnittenen Männern bist du hinein- können?
gegangen und hast mit ihnen gegessen! 18 Als sie aber das hörten, beruhigten sie

a (10,39) d.h. ans Kreuz; eine besonders schändliche b (10,45) d.h. aus dem Judentum.
Strafe für Schwerverbrecher (vgl. Gal 3,13).
1148 APOSTELGESCHICHTE 11.12
sich und priesen Gott und sprachen: So us. 29 Da beschlossen die Jünger, daß jeder
hat denn Gott auch den Heiden die Buße von ihnen gemäß seinem Vermögen den
zum Leben gegeben! Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Hilfe-
leistung senden solle; 30 das taten sie auch
Antiochia, die erste Gemeinde aus Juden und sandten sie an die Ältesten durch die
und Heiden. Barnabas und Saulus Hand von Barnabas und Saulus.
Apg 8,1-4; Röm 10,12; Kol 3,11
19 Die nun, welche sich zerstreut hatten
Gefangenschaft und Befreiung des Petrus
seit der Verfolgung, die sich wegen Ste- Um jene Zeit aber legte der König
phanus erhoben hatte, zogen bis nach Herodesb Hand an etliche von der
Phönizien und Zypern und Antiochia und Gemeinde, um sie zu mißhandeln. 2 Und
redeten das Wort zu niemand als nur zu er tötete Jakobus, den Bruder des Johan-
Juden. 20 Unter ihnen gab es aber einige, nes, mit dem Schwert. 3 Und als er sah,
Männer aus Zypern und Kyrene, die, als daß das den Juden gefiel, fuhr er fort und
sie nach Antiochia kamen, zu den Grie- nahm auch Petrus gefangen. Es waren
chischsprechendena redeten und ihnen aber die Tage der ungesäuerten Brote.c
das Evangelium von dem Herrn Jesus 4 Und als er ihn festgenommen hatte, warf
verkündigten. 21 Und die Hand des Herrn er ihn ins Gefängnis und übergab ihn vier
war mit ihnen, und eine große Zahl wur- Abteilungen von je vier Kriegsknechten
de gläubig und bekehrte sich zum Herrn. zur Bewachung, in der Absicht, ihn nach
22 Es kam aber die Kunde von ihnen zu dem Passah dem Volk vorzuführen. 5 So
den Ohren der Gemeinde in Jerusalem, wurde Petrus nun im Gefängnis bewacht;
und sie sandten Barnabas, daß er hinge- von der Gemeinde aber wurde unablässig
he nach Antiochia. 23 Und als er ankam für ihn zu Gott gebetet.
und die Gnade Gottes sah, freute er sich 6 Als nun Herodes ihn vorführen wollte,
und ermahnte alle, mit festem Herzen bei schlief Petrus in jener Nacht zwischen
dem Herrn zu bleiben; 24 denn er war ein zwei Kriegsknechten, mit zwei Ketten ge-
guter Mann und voll Heiligen Geistes und bunden; und Wächter vor der Tür be-
Glaubens; und es wurde dem Herrn eine wachten das Gefängnis.
beträchtliche Menge hinzugetan. 7 Und siehe, ein Engel des Herrn trat hin-
25 Und Barnabas zog aus nach Tarsus, um zu, und ein Licht erglänzte in dem Raum.
Saulus aufzusuchen, 26 und als er ihn ge- Er weckte aber Petrus durch einen Schlag
funden hatte, brachte er ihn nach An- an die Seite und sprach: Steh schnell
tiochia. Es begab sich aber, daß sie ein auf! Und die Ketten fielen ihm von den
ganzes Jahr zusammen in der Gemeinde Händen. 8 Und der Engel sprach zu ihm:
blieben und eine beträchtliche Menge Umgürte dich und zieh deine Schuhe an!
lehrten; und in Antiochia wurden die Und er tat es. Und [jener] spricht zu ihm:
Jünger zuerst Christen genannt. Wirf deinen Mantel um und folge mir!
9 Und er ging hinaus und folgte ihm und
Hilfeleistung für die Gläubigen in Judäa wußte nicht, daß es Wirklichkeit war, was
27 In diesen Tagen aber kamen Propheten durch den Engel geschah, sondern er
von Jerusalem herab nach Antiochia. meinte ein Gesicht zu sehen. 10 Als sie
28 Und einer von ihnen, mit Namen Aga- aber durch die erste und die zweite Wa-
bus, trat auf und zeigte durch den Geist che hindurchgegangen waren, kamen sie
eine große Hungersnot an, die über den zu dem eisernen Tor, das zur Stadt führt,
ganzen Erdkreis kommen sollte; diese trat und dieses öffnete sich ihnen von selbst.
dann auch ein unter dem Kaiser Claudi- Und sie traten hinaus und gingen eine

a (11,20) d.h. hier den Heiden, die Griechisch sprachen. c (12,3) d.h. die sieben Tage nach dem Passah, an
b (12,1) Herodes Agrippa I., Enkel Herodes des Gr. Er starb denen die Israeliten nur ungesäuertes Brot essen
44 n. Chr. an einer tödlichen Krankheit (vgl. V. 19-23). durften.
APOSTELGESCHICHTE 12.13 1149
Gasse weit, und mit einem Mal verließ sie. 22 Das Volk aber rief ihm zu: Das ist
ihn der Engel. die Stimme eines Gottes und nicht eines
11 Da kam Petrus zu sich und sprach: Nun Menschen! 23 Sogleich aber schlug ihn
weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen ein Engel des Herrn, weil er Gott nicht die
Engel gesandt und mich errettet hat aus Ehre gab; und er verschied, von Würmern
der Hand des Herodes und von allem, zerfressen.
was das jüdische Volk erhoffte! 12 Und er
besann sich und ging zum Haus der Ma- Die erste Missionsreise:
ria, der Mutter des Johannes mit dem Bei- Aussendung von Barnabas und Saulus
Gal 2,7-9
namen Markus, wo viele versammelt wa-
ren und beteten. 24 Das Wort Gottes aber breitete sich aus
13 Als nun Petrus an die Haustür klopfte, und mehrte sich.
kam eine Magd namens Rhode herbei, 25 Und Barnabas und Saulus kehrten von
um zu horchen. 14 Und als sie die Stim- Jerusalem zurück, nachdem sie die Hil-
me des Petrus erkannte, tat sie vor Freu- feleistung ausgerichtet hatten, und nah-
de die Türe nicht auf, sondern lief hin- men auch Johannes mit dem Beinamen
ein und meldete, Petrus stehe vor der Markus mit sich.
Tür. 15 Sie aber sprachen zu ihr: Du bist
nicht bei Sinnen! Aber sie bestand dar- Und in Antiochia waren in der dorti-
auf, daß es so sei. Da sprachen sie: Es ist gen Gemeinde einige Propheten und
sein Engel! Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, ge-
16 Petrus aber fuhr fort zu klopfen; und nannt Niger, und Lucius von Kyrene und
als sie öffneten, sahen sie ihn und er- Manahen, der mit dem Vierfürsten Hero-
staunten sehr. 17 Er gab ihnen aber mit des erzogen worden war, und Saulus. 2 Als
der Hand ein Zeichen, daß sie schweigen sie nun dem Herrn dienten und fasteten,
sollten, und erzählte ihnen, wie der Herr sprach der Heilige Geist: Sondert mir Bar-
ihn aus dem Gefängnis geführt hatte. Er nabas und Saulus aus zu dem Werk, zu
sprach aber: Meldet dies dem Jakobus dem ich sie berufen habe! 3 Da fasteten
und den Brüdern! Und er ging hinaus und und beteten sie, legten ihnen die Hände
zog an einen anderen Ort. auf und ließen sie ziehen.
18 Als es nun Tag geworden war, entstand
eine nicht geringe Bestürzung unter den Barnabas und Saulus auf Zypern
Kriegsknechten, was wohl aus Petrus ge- 4 Diese nun, ausgesandt vom Heiligen
worden sei. 19 Als aber Herodes nach ihm Geist, zogen hinab nach Seleucia und
verlangte und ihn nicht fand, verhörte er fuhren von dort mit dem Schiff nach Zy-
die Wachen und ließ sie [zur Hinrichtung] pern. 5 Und als sie in Salamis angekom-
abführen. Und er ging aus Judäa nach men waren, verkündigten sie das Wort
Cäsarea hinab und hielt sich dort auf. Gottes in den Synagogen der Juden. Sie
hatten aber auch Johannes als Diener.
Das Gericht Gottes über Herodes Agrippa 6 Und als sie die Insel bis nach Paphos
Spr 16,18; Ps 37,35-36
durchzogen hatten, trafen sie einen Zau-
20 Herodes war aber erzürnt über die Be- berer und falschen Propheten an, einen
wohner von Tyrus und Sidon. Da kamen Juden namens Bar-Jesus, 7 der sich bei
sie einmütig zu ihm, und nachdem sie dem Statthalter Sergius Paulus aufhielt,
Blastus, den Kämmerer des Königs, für einem verständigen Mann. Dieser ließ
sich gewonnen hatten, baten sie um Frie- Barnabas und Saulus holen und wünschte
den, weil ihr Land von dem des Königs sei- das Wort Gottes zu hören. 8 Doch Elymas,
ne Nahrung erhielt. 21 Aber an einem be- der Zauberer (denn so wird sein Name
stimmten Tag zog Herodes ein königliches übersetzt), leistete ihnen Widerstand und
Gewand an und setzte sich auf den suchte den Statthalter vom Glauben ab-
Richterstuhl und hielt eine Rede an zuhalten.
1150 APOSTELGESCHICHTE 13
9 Saulus aber, der auch Paulusa heißt, voll 21 Und von da an begehrten sie einen
Heiligen Geistes, blickte ihn fest an 10 und König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn
sprach: O du Sohn des Teufels, voll von des Kis, einen Mann aus dem Stamm
aller List und aller Bosheit, du Feind aller Benjamin, 40 Jahre lang. 22 Und nach-
Gerechtigkeit, wirst du nicht aufhören, dem er ihn abgesetzt hatte, erweckte er
die geraden Wege des Herrn zu verkeh- ihnen David zum König, von dem er auch
ren? 11 Und nun siehe, die Hand des Zeugnis gab und sprach: »Ich habe David
Herrn kommt über dich, und du wirst gefunden, den Sohn des Isai, einen Mann
eine Zeitlang blind sein und die Sonne nach meinem Herzen, der allen meinen
nicht sehen! Augenblicklich aber fiel Dun- Willen tun wird«.c
kel und Finsternis auf ihn, und er tappte 23 Von dessen Samend hat nun Gott nach
umher und suchte Leute, die ihn führen der Verheißung für Israel Jesus als Retter
könnten. 12 Als nun der Statthalter sah, erweckt, 24 nachdem Johannes vor sei-
was geschehen war, wurde er gläubig, be- nem Auftreten dem ganzen Volk Israel
troffen von der Lehre des Herrn. eine Taufe der Buße verkündigt hatte.
13 Paulus und seine Gefährten aber fuh- 25 Als aber Johannes seinen Lauf vollen-
ren von Paphos ab und kamen nach Per- dete, sprach er: Wer meint ihr, daß ich sei?
ge in Pamphylien; Johannes trennte sich Ich bin es nicht; doch siehe, es kommt
jedoch von ihnen und kehrte nach Jeru- einer nach mir, für den ich nicht gut ge-
salem zurück. nug bin, die Schuhe von seinen Füßen zu
lösen!
Die Verkündigung des Paulus 26 Ihr Männer und Brüder, Söhne des
vor den Juden von Antiochia in Pisidien Geschlechtes Abrahams, und die unter
Apg 2,22-36; 7,1-50; 10,36-43
euch, die Gott fürchten, zu euch ist dieses
14 Sie aber zogen von Perge weiter und Wort des Heils gesandt. 27 Denn die, wel-
kamen nach Antiochia in Pisidien und che in Jerusalem wohnen, und ihre Ober-
gingen am Sabbattag in die Synagoge und sten haben diesen nicht erkannt und ha-
setzten sich. 15 Und nach der Vorlesung ben die Stimmen der Propheten, die an
des Gesetzes und der Propheten ließen jedem Sabbat gelesen werden, durch ih-
die Obersten der Synagoge ihnen sagen: ren Urteilsspruch erfüllt. 28 Und obgleich
Ihr Männer und Brüder, wenn ihr ein sie keine Todesschuld fanden, verlang-
Wort der Ermahnung an das Volk habt, so ten sie doch von Pilatus, daß er hinge-
redet! richtet werde. 29 Und nachdem sie alles
16 Da stand Paulus auf und gab ein Zei- vollendet hatten, was von ihm geschrie-
chen mit der Hand und sprach: Ihr israeli- ben steht, nahmen sie ihn vom Holz her-
tischen Männer, und die ihr Gott fürchtetb, ab und legten ihn in ein Grab.
hört zu! 17 Der Gott dieses Volkes Israel 30 Gott aber hat ihn aus den Toten auf-
erwählte unsere Väter und erhöhte das erweckt. 31 Und er ist mehrere Tage hin-
Volk, als sie Fremdlinge waren im Land durch denen erschienen, die mit ihm
Ägypten; und mit erhobenem Arm führte aus Galiläa nach Jerusalem hinaufgezo-
er sie von dort heraus. 18 Und er ertrug ihre gen waren, welche seine Zeugen sind vor
Art etwa 40 Jahre lang in der Wüste; 19 und dem Volk.
er vertilgte sieben Völker im Land Kanaan 32 Und wir verkündigen euch das Evan-
und teilte unter sie deren Land nach dem gelium, daß Gott die den Vätern zuteil
Los. 20 Und danach, während etwa 450 gewordene Verheißung an uns, ihren
Jahren, gab er ihnen Richter bis zu Samu- Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus auf-
el, dem Propheten. erweckte, 33 wie auch im zweiten Psalm

a (13,9) lateinisch: »der Kleine / Geringe«. c (13,22) vgl. Ps 89,21; 1Sam 13,14.
b (13,16) Damit sind Heiden gemeint, die den Gott Israels d (13,23) od. Nachkommen.
verehrten, ohne zum Judentum überzutreten (vgl. V. 26).
APOSTELGESCHICHTE 13.14 1151
geschrieben steht: »Du bist mein Sohn, Gottes zu hören. 45 Als die Juden jedoch
heute habe ich dich gezeugt«.a die Volksmenge sahen, wurden sie voll
34 Daß er ihn aber aus den Toten auf- Eifersucht und widersetzten sich dem,
erweckte, so daß er nicht mehr zur Ver- was Paulus sagte, indem sie widerspra-
wesung zurückkehren sollte, hat er so chen und lästerten. 46 Da sagten Paulus
ausgesprochen: »Ich will euch die heili- und Barnabas freimütig: Euch mußte das
gen [Gnaden-]Güter Davids geben, die Wort Gottes zuerst verkündigt werden;
zuverlässig sind«.b 35 Darum spricht er da ihr es aber von euch stoßt und euch
auch an einer anderen Stelle: »Du wirst selbst des ewigen Lebens nicht würdig
nicht zulassen, daß dein Heiliger die Ver- achtet, siehe, so wenden wir uns zu den
wesung sieht«.c Heiden. 47 Denn so hat uns der Herr ge-
36 Denn David ist entschlafen, nachdem boten: »Ich habe dich zum Licht für die
er seinem Geschlecht nach dem Willen Heiden gesetzt, damit du zum Heil seist
Gottes gedient hat; und er ist zu seinen bis an das Ende der Erde!«e
Vätern versammelt worden und hat die 48 Als die Heiden das hörten, wurden sie
Verwesung gesehen. 37 Der aber, den Gott froh und priesen das Wort des Herrn, und
auferweckte, hat die Verwesung nicht ge- es wurden alle die gläubig, die zum ewi-
sehen. gen Leben bestimmt waren. 49 Das Wort
38 So sollt ihr nun wissen, ihr Männer und des Herrn aber wurde durch das ganze
Brüder, daß euch durch diesen Verge- Land getragen.
bung der Sünden verkündigt wird; 39 und 50 Aber die Juden reizten die gottes-
von allem, wovon ihr durch das Gesetz fürchtigen Frauen und die Angesehenen
Moses nicht gerechtfertigt werden konn- und die Vornehmsten der Stadt auf, und
tet, wird durch diesen jeder gerechtfertigt, sie erregten eine Verfolgung gegen Paulus
der glaubt. 40 So habt nun acht, daß nicht und Barnabas und vertrieben sie aus ih-
über euch kommt, was in den Propheten rem Gebiet. 51 Da schüttelten diese den
gesagt ist: 41 »Seht, ihr Verächter, und ver- Staub von ihren Füßen gegen sie und
wundert euch und werdet zunichte, denn gingen nach Ikonium. 52 Die Jünger aber
ich tue ein Werk in euren Tagen, ein Werk, wurden voll Freude und Heiligen Gei-
dem ihr nicht glauben würdet, wenn es stes.
euch jemand erzählte!«d
Segen und Kämpfe in Ikonium
Die Juden widerstehen dem Evangelium - 2Tim 3,10-12
die Heiden nehmen es an Und es geschah in Ikonium, daß sie
Röm 15,8-13; 15,16-21; 1Th 2,14-16
miteinander in die Synagoge der Ju-
42 Als aber die Juden aus der Synagoge ge- den gingen und derart redeten, daß eine
gangen waren, baten die Heiden darum, große Menge von Juden und Griechen
daß ihnen diese Worte [auch] am nächsten gläubig wurde. 2 Die ungläubig gebliebe-
Sabbat verkündigt würden. 43 Nachdem nen Juden jedoch erregten und erbitter-
aber die Synagogenversammlung sich ten die Gemüter der Heiden gegen die
aufgelöst hatte, folgten viele Juden und Brüder. 3 Doch blieben sie längere Zeit
gottesfürchtige Proselyten dem Paulus dort und lehrten freimütig im Vertrauen
und Barnabas nach, die zu ihnen redeten auf den Herrn, der dem Wort seiner Gna-
und sie ermahnten, bei der Gnade Gottes de Zeugnis gab und Zeichen und Wunder
zu bleiben. durch ihre Hände geschehen ließ.
44 Am folgenden Sabbat aber versammel- 4 Aber die Volksmenge der Stadt teilte
te sich fast die ganze Stadt, um das Wort sich, und die einen hielten es mit den Ju-

a (13,33) Ps 2,7. d (13,41) Hab 1,5.


b (13,34) Jes 55,3. e (13,47) Jes 49,6.
c (13,35) Ps 16,10.
1152 APOSTELGESCHICHTE 14.15
den, die anderen mit den Aposteln. 5 Als Paulus wird in Lystra gesteinigt.
sich aber ein Ansturm der Heiden und Rückreise nach Antiochia
Juden samt ihren Obersten erhob, um 2Kor 6,3-10; 11,23-28
sie zu mißhandeln und zu steinigen, 6 da 19 Es kamen aber aus Antiochia und Iko-
bemerkten sie es und entflohen in die nium Juden herbei; die überredeten die
Städte Lykaoniens, Lystra und Derbea, Volksmenge und steinigten Paulus und
und in die umliegende Gegend, 7 und sie schleiften ihn vor die Stadt hinaus in
verkündigten dort das Evangelium. der Meinung, er sei gestorben. 20 Doch
als ihn die Jünger umringten, stand er
Die Heilung eines Lahmen in Lystra auf und ging in die Stadt. Und am fol-
8 Und in Lystra saß ein Mann mit ge- genden Tag zog er mit Barnabas fort
brechlichen Füßen, der von Geburt an nach Derbe. 21 Und nachdem sie in die-
gelähmt war und niemals hatte gehen ser Stadt das Evangelium verkündigt und
können. 9 Dieser hörte den Paulus re- eine schöne Zahl Jünger gewonnen hat-
den; und als der ihn anblickte und sah, ten, kehrten sie wieder nach Lystra und
daß er Glauben hatte, geheilt zu werden, Ikonium und Antiochia zurück; 22 dabei
10 sprach er mit lauter Stimme: Steh auf- stärkten sie die Seelen der Jünger und er-
recht auf deine Füße! Und er sprang auf mahnten sie, unbeirrt im Glauben zu blei-
und ging umher. ben, und [sagten ihnen,] daß wir durch
11 Als aber die Volksmenge sah, was Pau- viele Bedrängnisse in das Reich Gottes
lus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme eingehen müssen.
und sprachen auf lykaonisch: Die Götter 23 Nachdem sie ihnen aber in jeder Ge-
sind Menschen gleichgeworden und zu meinde Älteste bestimmt hatten, befah-
uns herabgekommen! 12 Und sie nann- len sie sie unter Gebet und Fasten dem
ten den Barnabas Zeus, den Paulus aber Herrn an, an den sie gläubig geworden
Hermes, weil er das Wort führte. 13 Und waren. 24 Und sie durchzogen Pisidien
der Priester des Zeus, dessen Tempel sich und kamen nach Pamphylien. 25 Und
vor ihrer Stadt befand, brachte Stiere und nachdem sie in Perge das Wort verkündigt
Kränze an die Tore und wollte samt dem hatten, zogen sie hinab nach Attalia.
Volk opfern. 26 Und von dort segelten sie nach Antio-
14 Als aber die Apostel Barnabas und Paulus chia, von wo aus sie der Gnade Gottes
das hörten, zerrissen sie ihre Kleider, und übergeben worden waren zu dem Werk,
sie eilten zu der Volksmenge, riefen 15 und das sie [nun] vollbracht hatten. 27 Als sie
sprachen: Ihr Männer, was tut ihr da? Auch aber angekommen waren und die Ge-
wir sind Menschen, von gleicher Beschaf- meinde versammelt hatten, erzählten sie,
fenheit wie ihr, und verkündigen euch das wie viel Gott mit ihnen getan hatte, und
Evangelium, daß ihr euch von diesen nich- daß er den Heiden die Tür des Glaubens
tigen [Götzen] bekehren sollt zu dem le- aufgetan hatte. 28 Sie verbrachten aber
bendigen Gott, der den Himmel und die dort eine nicht geringe Zeit mit den
Erde gemacht hat, das Meer und alles, was Jüngern.
darin ist! 16 Er ließ in den vergangenen Ge-
nerationen alle Heiden ihre eigenen Wege Die Beratung in Jerusalem über das
gehen; 17 und doch hat er sich selbst nicht Verhältnis zu den Heidenchristen
Gal 1,6-7; 2,1-9; 2,15-21; 5,1
unbezeugt gelassen; er hat uns Gutes ge-
tan, uns vom Himmel Regen und frucht- Und aus Judäa kamen einige herab
bare Zeiten gegeben und unsere Herzen und lehrten die Brüder: Wenn ihr
erfüllt mit Speise und Freude. 18 Obgleich euch nicht nach dem Gebrauch Moses
sie dies sagten, konnten sie die Menge beschneiden laßt, so könnt ihr nicht ge-
kaum davon abbringen, ihnen zu opfern. rettet werden! 2 Da nun Zwiespalt auf-

a (14,6) Städte im südlichen Teil der damaligen römischen Provinz Galatien (vgl. den Galaterbrief).
APOSTELGESCHICHTE 15 1153
kam und Paulus und Barnabas eine nicht 13 Nachdem sie aber zu reden aufgehört
geringe Auseinandersetzung mit ihnen hatten, ergriff Jakobus das Wort und sagte:
hatten, bestimmten sie, daß Paulus und Ihr Männer und Brüder, hört mir zu! 14 Si-
Barnabas und einige andere von ihnen mon hat erzählt, wie Gott zuerst sein
wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln Augenmerk darauf richtete, aus den Hei-
und Ältesten nach Jerusalem hinaufzie- den ein Volk für seinen Namen an-
hen sollten. zunehmen. 15 Und damit stimmen die
3 So durchzogen sie nun als Abgeordnete Worte der Propheten überein, wie ge-
der Gemeinde Phönizien und Samaria, schrieben steht: 16 »Nach diesem will ich
indem sie von der Bekehrung der Hei- zurückkehren und die zerfallene Hütte
den erzählten und allen Brüdern große Davids wieder aufbauen, und ihre Trüm-
Freude bereiteten. 4 Als sie aber nach Je- mer will ich wieder bauen und sie wieder
rusalem kamen, wurden sie von der Ge- aufrichten, 17 damit die Übriggebliebenen
meinde, den Aposteln und den Ältesten der Menschen den Herrn suchen, und alle
empfangen und berichteten alles, was Völker, über die mein Name ausgerufen
Gott mit ihnen gewirkt hatte. worden ist, spricht der Herr, der all dies
5 Aber einige von der Richtung der Phari- tut.«a
säer, die gläubig geworden waren, stan- 18 Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit
den auf und sprachen: Man muß sie her bekannt. 19 Darum urteile ich, daß
beschneiden und ihnen gebieten, das Ge- man denjenigen aus den Heiden, die sich
setz Moses zu halten! 6 Da kamen die zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen
Apostel und die Ältesten zusammen, um soll, 20 sondern ihnen nur schreiben soll,
diese Sache zu untersuchen. sich von der Verunreinigung durch die
7 Nachdem aber eine große Auseinander- Götzen, von der Unzucht, vom Erstick-
setzung stattgefunden hatte, stand Pe- tenb und vom Blut zu enthalten. 21 Denn
trus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer Mose hat von alten Zeiten her in jeder
und Brüder, ihr wißt, daß Gott lange vor Stadt solche, die ihn verkündigen, da er
diesen Tagen mitten unter uns die Heiden in den Synagogen an jedem Sabbat vor-
erwählt hat, daß sie durch meinen Mund gelesen wird.
das Wort des Evangeliums hören und zum
Glauben kommen sollten. 8 Und Gott, der Das Schreiben an die Gemeinden
Kol 1,26-27; Gal 5,1-12
die Herzen kennt, legte für sie Zeugnis
ab, indem er ihnen den Heiligen Geist 22 Daraufhin beschlossen die Apostel und
gab gleichwie uns; 9 und er machte kei- die Ältesten zusammen mit der ganzen
nen Unterschied zwischen uns und ih- Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte zu
nen, nachdem er ihre Herzen durch den erwählen und mit Paulus und Barnabas
Glauben gereinigt hatte. nach Antiochia zu senden, nämlich Ju-
10 Weshalb versucht ihr denn jetzt Gott, das mit dem Beinamen Barsabas und Si-
indem ihr ein Joch auf den Nacken der las, führende Männer unter den Brüdern.
Jünger legt, das weder unsere Väter noch 23 Und sie sandten durch ihre Hand fol-
wir tragen konnten? 11 Vielmehr glauben gendes Schreiben:
wir, daß wir durch die Gnade des Herrn Die Apostel und die Ältesten und die
Jesus Christus gerettet werden, auf glei- Brüder entbieten den Brüdern in Antio-
che Weise wie jene. 12 Da schwieg die chia und in Syrien und Cilicien, die aus
ganze Menge und hörte Barnabas und den Heiden sind, ihren Gruß!
Paulus zu, die erzählten, wieviele Zeichen 24 Da wir gehört haben, daß etliche, die
und Wunder Gott durch sie unter den von uns ausgegangen sind, euch durch Re-
Heiden getan hatte. den verwirrt und eure Seelen unsicher ge-

a (15,17) Am 9,11-12. Ausfließenlassen des Blutes getötet worden waren


b (15,20) d.h. vom Fleisch erwürgter Tiere, die ohne (vgl. 3Mo 17,13-14; 5Mo 12,16.23).
1154 APOSTELGESCHICHTE 15.16
macht haben, indem sie sagen, man müsse 39 Deshalb entstand eine heftige Ausein-
sich beschneiden lassen und das Gesetz andersetzung, so daß sie sich voneinan-
halten, ohne daß wir sie dazu beauftragt der trennten; und Barnabas nahm Markus
hätten, 25 so haben wir, die wir einmütig zu sich und fuhr mit dem Schiff nach Zy-
versammelt waren, beschlossen, Männer pern. 40 Paulus aber wählte sich Silas und
zu erwählen und zu euch zu senden mit zog aus, von den Brüdern der Gnade Got-
unseren geliebten Barnabas und Paulus, tes anbefohlen. 41 Und er durchzog Syrien
26 Männern, die ihre Seelen hingegeben und Cilicien und stärkte die Gemeinden.
haben für den Namen unseres Herrn Jesus
Christus. 27 Wir haben deshalb Judas und Paulus nimmt Timotheus mit sich
Silas gesandt, die euch mündlich dasselbe Er kam aber nach Derbe und Lystra.
verkündigen sollen. 28 Es hat nämlich dem Und siehe, dort war ein Jünger na-
Heiligen Geist und uns gefallen, euch kei- mens Timotheus, der Sohn einer gläubigen
ne weitere Last aufzuerlegen, außer diesen jüdischen Frau, aber eines griechischen Va-
notwendigen Dingen, 29 daß ihr euch ent- ters; 2 der hatte ein gutes Zeugnis von den
haltet von Götzenopfern und von Blut und Brüdern in Lystra und Ikonium. 3 Diesen
vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr wollte Paulus mit sich ziehen lassen. Und
euch davor bewahrt, so handelt ihr recht. er nahm ihn und ließ ihn beschneiden
Lebt wohl! um der Juden willen, die in jener Gegend
30 So wurden sie nun verabschiedet und waren; denn sie wußten alle, daß sein
gingen nach Antiochia, und sie versam- Vater ein Grieche war. 4 Als sie aber die
melten die Menge und übergaben das Städte durchzogen, übergaben sie ihnen
Schreiben. 31 Und als sie es gelesen hat- zur Befolgung die von den Aposteln
ten, freuten sie sich über den Trost. 32 Und und den Ältesten in Jerusalem gefaßten
Judas und Silas, die selbst auch Propheten Beschlüsse. 5 So wurden nun die Gemein-
waren, ermahnten die Brüder mit vielen den im Glauben gestärkt und nahmen an
Worten und stärkten sie. 33 Und nachdem Zahl täglich zu.
sie einige Zeit dort zugebracht hatten,
wurden sie von den Brüdern mit Frieden Der göttliche Ruf nach Mazedonien
zu den Aposteln zurückgesandt. 34 Silas 6 Als sie aber Phrygien und das Gebiet
aber beschloß, dort zu bleiben. Galatiens durchzogen, wurde ihnen vom
35 Paulus und Barnabas hielten sich aber Heiligen Geist gewehrt, das Wort in [der
in Antiochia auf und lehrten und ver- Provinz] Asia zu verkündigen. 7 Als sie
kündigten zusammen mit noch vielen an- nach Mysien kamen, versuchten sie, nach
deren das Wort des Herrn. Bithynien zu reisen; und der Geist ließ es
ihnen nicht zu. 8 Da reisten sie an Mysien
Trennung von Paulus und Barnabas. vorbei und kamen hinab nach Troas.
Aufbruch von Paulus zur zweiten 9 Und in der Nacht erschien dem Paulus
Missionsreise ein Gesicht: Ein mazedonischer Mann
36 Nach etlichen Tagen aber sprach Pau- stand vor ihm, bat ihn und sprach: Komm
lus zu Barnabas: Laß uns wieder umkeh- herüber nach Mazedonien und hilf uns!
ren und in all den Städten, in denen wir 10 Als er aber dieses Gesicht gesehen hat-
das Wort des Herrn verkündigt haben, te, waren wir sogleich bestrebt, nach Ma-
nach unseren Brüdern sehen, wie es um zedonien zu ziehen, indem wir daraus
sie steht! 37 Barnabas aber riet dazu, den schlossen, daß uns der Herr berufen hatte,
Johannes, der Markus genannt wird, mit- ihnen das Evangelium zu verkündigen.
zunehmen. 38 Paulus jedoch hielt es für
richtig, daß der, welcher in Pamphylien Paulus in Philippi.
von ihnen weggegangen und nicht mit Lydia, die Purpurhändlerin
ihnen zu dem Werk gekommen war, nicht 11 So fuhren wir denn [mit dem Schiff]
mitgenommen werden sollte. von Troas ab und kamen geradewegs nach
APOSTELGESCHICHTE 16 1155
Samothrace und am folgenden Tag nach Gebräuche, welche anzunehmen oder
Neapolis 12 und von dort nach Philippi, auszuüben uns nicht erlaubt ist, da wir
welches die bedeutendste Stadt jenes Römer sind! 22 Und die Volksmenge stand
Teils von Mazedonien ist, eine [römische] ebenfalls gegen sie auf; und die Haupt-
Koloniea. Wir hielten uns aber in dieser leute rissen ihnen die Kleider ab und be-
Stadt etliche Tage auf. fahlen, sie mit Ruten zu schlagen.
13 Und am Sabbattag gingen wir vor die
Stadt hinaus, an den Fluß, wo man zu be- Paulus und Silas im Gefängnis.
ten pflegte;b und wir setzten uns und rede- Die Bekehrung des Kerkermeisters
Phil 1,12; 2Tim 2,3.10; 2Kor 4,8-10
ten zu den Frauen, die zusammengekom-
men waren. 14 Und eine gottesfürchtige 23 Und nachdem sie ihnen viele Schläge
Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin gegeben hatten, warfen sie sie ins
aus der Stadt Thyatira, hörte zu; und der Gefängnis und geboten dem Kerkermei-
Herr tat ihr das Herz auf, so daß sie auf- ster, sie sicher zu verwahren. 24 Dieser
merksam achtgab auf das, was von Pau- warf sie auf solchen Befehl hin ins innere
lus geredet wurde. 15 Als sie aber getauft Gefängnis und schloß ihre Füße in den
worden war und auch ihr Hausc, bat sie Block.
und sprach: Wenn ihr davon überzeugt 25 Um Mitternacht aber beteten Paulus
seid, daß ich an den Herrn gläubig bin, und Silas und lobten Gott mit Gesang, und
so kommt in mein Haus und bleibt dort! die Gefangenen hörten ihnen zu. 26 Da
Und sie nötigte uns. entstand plötzlich ein großes Erdbeben,
so daß die Grundfesten des Gefängnisses
Die Magd mit dem Wahrsagegeist erschüttert wurden, und sogleich öffneten
16 Es geschah aber, als wir zum Gebet gin- sich alle Türen, und die Fesseln aller wur-
gen, daß uns eine Magd begegnete, die den gelöst.
einen Wahrsagegeist hatte und ihren Her- 27 Da erwachte der Kerkermeister aus
ren durch Wahrsagen großen Gewinn ver- dem Schlaf, und als er die Türen des
schaffte. 17 Diese folgte Paulus und uns Gefängnisses geöffnet sah, zog er sein
nach, schrie und sprach: Diese Männer Schwert und wollte sich töten, weil er
sind Diener des höchsten Gottes, die uns meinte, die Gefangenen seien entflohen.
den Weg des Heilsd verkündigen! 18 Und 28 Aber Paulus rief mit lauter Stimme und
dies tat sie viele Tage lang. Paulus aber sprach: Tu dir kein Leid an; denn wir
wurde unwillig, wandte sich um und sind alle hier! 29 Da forderte er ein Licht,
sprach zu dem Geist: Ich gebiete dir in sprang hinein und fiel zitternd vor Paulus
dem Namen Jesu Christi, von ihr aus- und Silas nieder.
zufahren! Und er fuhr aus zu derselben 30 Und er führte sie heraus und sprach: Ihr
Stunde. Herren, was muß ich tun, daß ich gerettet
19 Als aber ihre Herren sahen, daß die werde? 31 Sie aber sprachen: Glaube an
Hoffnung auf ihren Gewinn entschwun- den Herrn Jesus Christus, so wirst du ge-
den war, ergriffen sie Paulus und Silas und rettet werden, du und dein Haus! 32 Und
schleppten sie auf den Marktplatz vor die sie sagten ihm das Wort des Herrn und
Obersten der Stadt; 20 und sie führten sie allen, die in seinem Haus waren. 33 Und
zu den Hauptleutene und sprachen: Die- er nahm sie zu sich in jener Stunde der
se Männer, die Juden sind, bringen un- Nacht und wusch ihnen die Striemen ab;
sere Stadt in Unruhe 21 und verkündigen und er ließ sich auf der Stelle taufen, er

a (16,12) d.h. eine Siedlung, in der zahlreiche römische versammelten.


Militärveteranen lebten und die besondere Privi- c (16,15) d.h. die Angehörigen ihres Hauses; dieser
legien genoß (u.a. römische Stadtverfassung und Begriff umfaßte sowohl Familienangehörige als auch
Steuerbefreiung). Bedienstete.
b (16,13) Es gab in Philippi wohl nicht viele Juden, so d (16,17) od. einen Heilsweg.
daß sie sich statt in einer Synagoge an einem Fluß e (16,20) eine Art städtische Polizeioffiziere.
1156 APOSTELGESCHICHTE 16.17
und all die Seinen. 34 Und er führte sie te vom Straßenpöbel, erregten einen Auf-
in sein Haus, setzte ihnen ein Mahl vor lauf und brachten die Stadt in Aufruhr;
und freute sich, daß er mit seinem gan- und sie drangen auf das Haus Jasons ein
zen Haus an Gott gläubig geworden war. und suchten sie, um sie vor die Volks-
menge zu führen. 6 Als sie sie aber nicht
Die Freilassung von Paulus und Silas fanden, schleppten sie den Jason und et-
2Tim 3,11
liche Brüder vor die Obersten der Stadt
35 Als es aber Tag wurde, sandten die und schrieen: Diese Leute, die die ganze
Hauptleute die Gerichtsdiener mit dem Welt in Aufruhr versetzen, sind jetzt auch
Befehl: Laß jene Leute frei! 36 Da verkün- hier; 7 Jason hat sie aufgenommen! Und
dete der Kerkermeister dem Paulus diese doch handeln sie alle gegen die Verord-
Worte: Die Hauptleute haben die Anwei- nungen des Kaisers, indem sie sagen, ein
sung gesandt, daß man euch freilassen anderer sei König, nämlich Jesus! 8 Sie
soll. So geht nun hinaus und zieht hin brachten aber die Menge und die Stadt-
in Frieden! 37 Paulus aber sprach zu ih- obersten, welche dies hörten, in Aufre-
nen: Sie haben uns, die wir Römer sind, gung, 9 so daß sie Jason und die übrigen
ohne Urteil öffentlich geschlagen und [nur] gegen Bürgschaft freiließen.
ins Gefängnis geworfen, und jetzt schik-
ken sie uns heimlich fort? Nicht so; son- Die Aufnahme des Evangeliums in Beröa
dern sie mögen selbst kommen und uns 10 Die Brüder aber schickten sogleich
hinausführen! während der Nacht Paulus und Silas nach
38 Da verkündigten die Gerichtsdiener Beröa, wo sie sich nach ihrer Ankunft in
diese Worte den Hauptleuten; und diese die Synagoge der Juden begaben. 11 Die-
fürchteten sich, als sie hörten, daß sie se aber waren edler gesinnt als die in
Römer seien. 39 Und sie kamen und rede- Thessalonich und nahmen das Wort mit
ten ihnen zu und führten sie hinaus und aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten
baten sie, die Stadt zu verlassen. 40 Da täglich in der Schrift, ob es sich so verhal-
verließen sie das Gefängnis und begaben te. 12 Es wurden deshalb viele von ihnen
sich zu Lydia; und als sie die Brüder sa- gläubig, auch nicht wenige der angesehe-
hen, trösteten sie sie und zogen fort. nen griechischen Frauen und Männer.
13 Als aber die Juden von Thessalonich
Paulus und Silas in Thessalonich erfuhren, daß auch in Beröa das Wort
1Th 1; 2,1-16
Gottes von Paulus verkündigt wurde, ka-
Sie reisten aber durch Amphipolis men sie auch dorthin und stachelten die
und Apollonia und kamen nach Volksmenge auf. 14 Daraufhin sandten die
Thessalonich, wo eine Synagoge der Ju- Brüder den Paulus sogleich fort, damit er
den war. 2 Paulus aber ging nach seiner bis zum Meer hin ziehe; Silas und Timo-
Gewohnheit zu ihnen hinein und redete theus aber blieben dort zurück. 15 Die nun,
an drei Sabbaten mit ihnen aufgrund welche den Paulus geleiteten, brachten ihn
der Schriften, 3 indem er erläuterte und bis nach Athen; und nachdem sie den Auf-
darlegte, daß der Christus leiden und trag an Silas und Timotheus empfangen
aus den Toten auferstehen mußte, und hatten, daß sie so schnell wie möglich zu
[sprach:] Dieser Jesus, den ich euch ihm kommen sollten, zogen sie fort.
verkündige, ist der Christus! 4 Und etli-
che von ihnen wurden überzeugt und Paulus in Athen
1Kor 1,17-28
schlossen sich Paulus und Silas an, auch
eine große Menge der gottesfürchtigen 16 Während aber Paulus in Athen auf sie
Griechen sowie nicht wenige der vor- wartete, ergrimmte sein Geist in ihm,
nehmsten Frauen. da er die Stadt so voller Götzenbilder
5 Aber die ungläubigen Juden wurden voll sah. 17 Er hatte nun in der Synagoge
Neid und gewannen etliche boshafte Leu- Unterredungen mit den Juden und den
APOSTELGESCHICHTE 17.18 1157
Gottesfürchtigen, und auch täglich auf der Menschheit gemacht, daß sie auf dem
dem Marktplatz mit denen, die gerade ganzen Erdboden wohnen sollen, und
dazukamen. hat im voraus verordnete Zeiten und die
18 Aber etliche der epikureischen und Grenzen ihres Wohnens bestimmt, 27 da-
auch der stoischen Philosophen maßen mit sie den Herrn suchen sollten, ob
sich mit ihm. Und manche sprachen: Was sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen
will dieser Schwätzer wohl sagen? Ande- und finden möchten; und doch ist er
re aber: Er scheint ein Verkündiger frem- ja jedem einzelnen von uns nicht
der Götter zu sein! Denn er verkündigte ferne; 28 denn »in ihm leben, weben und
ihnen das Evangelium von Jesus und der sind wir«c, wie auch einige von euren
Auferstehung. Dichtern gesagt haben: »Denn auch wir
19 Und sie ergriffen ihn und führten ihn sind von seinem Geschlecht.«d
zum Areopaga und sprachen: Können wir 29 Da wir nun von göttlichem Geschlecht
erfahren, was das für eine neue Lehre sind, dürfen wir nicht meinen, die
ist, die von dir vorgetragen wird? 20 Denn Gottheit sei dem Gold oder Silber oder
du bringst etwas Fremdartiges vor unsere Stein gleich, einem Gebilde menschlicher
Ohren; deshalb wollen wir erfahren, was Kunst und Erfindung.
diese Dinge bedeuten sollen! 21 Alle Athe- 30 Nun hat zwar Gott über die Zeiten der
ner nämlich und auch die dort lebenden Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber
Fremden vertrieben sich mit nichts an- gebietet er allen Menschen überall, Buße
derem so gerne die Zeit, als damit, etwas zu tun, 31 weil er einen Tag festgesetzt
Neues zu sagen und zu hören. hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtig-
keit richten wird durch einen Mann, den
Die Verkündigung des Paulus er dazu bestimmt hat und den er für alle
auf dem Areopag beglaubigte, indem er ihn aus den Toten
Röm 1,18-25; Apg 26,17-20; Röm 1,16-17
auferweckt hat.
22 Da stellte sich Paulus in die Mitte des 32 Als sie aber von der Auferstehung der
Areopags und sprach: Ihr Männer von Toten hörten, spotteten die einen, die
Athen, ich sehe, daß ihr in allem sehr anderen aber sprachen: Wir wollen dich
auf die Verehrung von Gottheiten be- darüber nochmals hören! 33 Und so ging
dacht seid! 23 Denn als ich umherging Paulus aus ihrer Mitte hinweg. 34 Einige
und eure Heiligtümer besichtigte, fand Männer aber schlossen sich ihm an und
ich auch einen Altar, auf dem geschrieben wurden gläubig, unter ihnen auch Diony-
stand: »Dem unbekannten Gott«. Nun sius, der ein Mitglied des Areopags war,
verkündige ich euch den, welchen ihr ver- und eine Frau namens Damaris, und an-
ehrt, ohne ihn zu kennen. dere mit ihnen.
24 Der Gott, der die Welt gemacht hat und
alles, was darin ist, er, der Herr des Him- Paulus in Korinth
mels und der Erde ist, wohnt nicht in Tem- Danach aber verließ Paulus Athen
peln, die von Händen gemacht sind; 25 er und kam nach Korinth. 2 Und dort
läßt sich auch nicht von Menschenhänden fand er einen Juden namens Aquila, aus
bedienen, als ob er etwas benötigen würde, Pontus gebürtig, der vor kurzem mit sei-
da er doch selbst allen Leben und Odem ner Frau Priscilla aus Italien gekommen
und alles gibt. war, weil Claudius befohlen hatte, daß
26 Und er hat aus einem Blutb jedes Volk alle Juden Rom verlassen sollten;e zu die-

a (17,19) Areopag war der Name eines Hügels in Athen und c (17,28) ein Zitat des kretischen Dichters Epimenides
zugleich des dort ansässigen obersten Rates von Athen, (ca. 600 v. Chr.).
der vor allem für sittliche und religiöse Angelegenheiten d (17,28) d.h. stammen von Gott her. Dieser Ausspruch
zuständig war. Seine Mitglieder, die in hohem Ansehen ist von dem gr. Dichter Aratus (3. Jh. v. Chr.) überliefert
standen, wurden Areopagiten genannt (vgl. V. 34). und bezog sich ursprünglich auf Zeus.
b (17,26) d.h. von einem einzigen Menschen, nämlich Adam. e (18,2) Dieses Dekret wurde im Jahr 49 n. Chr. erlassen.
1158 APOSTELGESCHICHTE 18
sen ging er, 3 und weil er das gleiche Sosthenes, den Synagogenvorsteher, und
Handwerk hatte, blieb er bei ihnen und schlugen ihn vor dem Richterstuhl; und
arbeitete; sie waren nämlich von Beruf Gallion kümmerte sich nicht weiter dar-
Zeltmacher. 4 Er hatte aber jeden Sabbat um.
Unterredungen in der Synagoge und
überzeugte Juden und Griechen. Die Rückreise nach Antiochia
5 Als aber Silas und Timotheus aus Ma- 18 Nachdem aber Paulus noch viele Tage
zedonien ankamen, wurde Paulus durch dort verblieben war, nahm er von den
den Geist gedrängt, den Juden zu be- Brüdern Abschied und segelte nach Sy-
zeugen, daß Jesus der Christus ist. 6 Als rien, und mit ihm Priscilla und Aquila,
sie aber widerstrebten und lästerten, nachdem er sich in Kenchreä das Haupt
schüttelte er die Kleider aus und sprach hatte scheren lassen; denn er hatte ein
zu ihnen: Euer Blut sei auf eurem Haupt! Gelübde. 19 Und er gelangte nach Ephesus
Ich bin rein davon; von nun an gehe ich und ließ jene dort zurück; er selbst aber
zu den Heiden! ging in die Synagoge und hatte Gespräche
7 Und er ging von dort weg und begab mit den Juden. 20 Als sie ihn aber baten,
sich in das Haus eines gottesfürchtigen längere Zeit bei ihnen zu bleiben, willigte
Mannes mit Namen Justus, dessen Haus er nicht ein, 21 sondern nahm Abschied
an die Synagoge stieß. 8 Krispus aber, der von ihnen, indem er sprach: Ich muß un-
Synagogenvorsteher, wurde an den Herrn ter allen Umständen das bevorstehende
gläubig samt seinem ganzen Haus; auch Fest in Jerusalem feiern; ich werde aber
viele Korinther, die zuhörten, wurden wieder zu euch zurückkehren, so Gott will!
gläubig und ließen sich taufen. Und er segelte von Ephesus ab; 22 und als
9 Und der Herr sprach durch ein Gesicht er in Cäsarea gelandet war, zog er hinaufb
in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, und grüßte die Gemeinde und ging dann
sondern rede und schweige nicht! 10 Denn hinab nach Antiochia.
ich bin mit dir, und niemand soll sich un-
terstehen, dir zu schaden; denn ich habe Die dritte Missionsreise. Apollos in Ephesus
1Kor 3,4-8
ein großes Volk in dieser Stadt! 11 Und er
blieb ein Jahr und sechs Monate dort und 23 Und nachdem er einige Zeit dort zuge-
lehrte unter ihnen das Wort Gottes. bracht hatte, zog er weiter und durchrei-
12 Als aber Gallion Statthalter von Acha- ste nacheinander das Gebiet von Galati-
ja war,a traten die Juden einmütig gegen en und Phrygien und stärkte alle Jünger.
Paulus auf und führten ihn vor den Rich- 24 Aber ein Jude mit Namen Apollos, aus
terstuhl 13 und sprachen: Dieser über- Alexandria gebürtig, kam nach Ephesus,
redet die Leute zu einem gesetzwidrigen ein beredter Mann, der mächtig war in
Gottesdienst! den Schriften. 25 Dieser war unterwiesen
14 Als aber Paulus den Mund öffnen wollte, im Weg des Herrn und feurig im Geist;
sprach Gallion zu den Juden: Wenn es sich er redete und lehrte genau über das, was
nun um ein Verbrechen oder um eine böse den Herrn betrifft, kannte aber nur die
Schändlichkeit handeln würde, ihr Juden, Taufe des Johannes. 26 Und er fing an,
so hätte ich euch vernünftigerweise zu- öffentlich in der Synagoge aufzutreten.
gelassen; 15 wenn es aber eine Streitfrage Als nun Aquila und Priscilla ihn hörten,
über eine Lehre und über Namen und nahmen sie ihn zu sich und legten ihm
über euer Gesetz ist, so seht ihr selbst den Weg Gottes noch genauer aus.
danach, denn darüber will ich nicht Rich- 27 Als er aber nach Achaja hinübergehen
ter sein! 16 Und er wies sie vom Richter- wollte, ermunterten ihn die Brüder und
stuhl hinweg. 17 Da ergriffen alle Griechen schrieben an die Jünger, daß sie ihn auf-

a (18,12) Gallion, ein Bruder Senecas, war 51 n. Chr. b (18,22) d.h. nach Jerusalem zu dem Fest.
römischer Prokonsul (Statthalter) in Achaja geworden.
APOSTELGESCHICHTE 18.19 1159
nehmen sollten. Und als er dort ankam, war Asia wohnten, das Wort des Herrn Jesus
er eine große Hilfe für die, welche durch die hörten, sowohl Juden als auch Griechen.
Gnade gläubig geworden waren. 28 Denn 11 Und Gott wirkte ungewöhnliche Wun-
er widerlegte die Juden öffentlich mit der durch die Hände des Paulus, 12 so
großer Kraft, indem er durch die Schriften daß sogar Schweißtücher oder Gürtel von
bewies, daß Jesus der Christus ist. seinem Leib zu den Kranken gebracht
wurden und die Krankheiten von ihnen
Paulus in Ephesus. wichen und die bösen Geister von ihnen
Die Jünger des Johannes ausfuhren.
1Kor 16,8-9
13 Es versuchten aber etliche von den um-
Es geschah aber, während Apollos in herziehenden jüdischen Beschwörerna,
Korinth war, daß Paulus, nachdem über denen, die böse Geister hatten, den
er die höhergelegenen Gebiete durchzo- Namen des Herrn Jesus zu nennen, indem
gen hatte, nach Ephesus kam. Und als er sie sagten: Wir beschwören euch bei dem
einige Jünger fand, 2 sprach er zu ihnen: Jesus, den Paulus verkündigt! 14 Es waren
Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, aber sieben Söhne eines jüdischen Ho-
als ihr gläubig wurdet? Sie aber antworte- henpriesters Skevas, die dies taten. 15 Aber
ten ihm: Wir haben nicht einmal gehört, der böse Geist antwortete und sprach: Je-
daß der Heilige Geist da ist! 3 Und er sus kenne ich, und von Paulus weiß ich;
sprach zu ihnen: Worauf seid ihr denn wer aber seid ihr? 16 Und der Mensch, in
getauft worden? Sie aber erwiderten: Auf dem der böse Geist war, sprang auf sie los,
die Taufe des Johannes. und er überwältigte sie und zeigte ihnen
4 Da sprach Paulus: Johannes hat mit einer dermaßen seine Kraft, daß sie entblößt
Taufe der Buße getauft und dem Volk ge- und verwundet aus jenem Haus flohen.
sagt, daß sie an den glauben sollten, der 17 Das aber wurde allen bekannt, die in
nach ihm kommt, das heißt an den Chri- Ephesus wohnten, sowohl Juden als auch
stus Jesus. 5 Als sie das hörten, ließen sie Griechen. Und Furcht fiel auf sie alle,
sich taufen auf den Namen des Herrn Je- und der Name des Herrn Jesus wurde
sus. 6 Und als Paulus ihnen die Hände auf- hoch gepriesen. 18 Und viele von denen,
legte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie die gläubig geworden waren, kamen und
redeten in Sprachen und weissagten. 7 Es bekannten und erzählten ihre Taten.
waren aber im ganzen etwa zwölf Männer. 19 Viele aber von denen, die Zauberkünste
getrieben hatten, trugen die Bücher zu-
Die Verkündigung des Evangeliums sammen und verbrannten sie vor allen;
und begleitende Zeichen und Wunder und sie berechneten ihren Wert und ka-
Hebr 2,3-4; Röm 15,16-19; 2Kor 12,12
men auf 50 000 Silberlinge.
8 Und er ging in die Synagoge und trat 20 So breitete sich das Wort des Herrn
öffentlich auf, indem er drei Monate lang mächtig aus und erwies sich als kräftig.
Gespräche führte und sie zu überzeugen 21 Nachdem aber diese Dinge ausgerich-
versuchte von dem, was das Reich Gottes tet waren, nahm sich Paulus im Geist
betrifft. 9 Da aber etliche sich verstockten vor, zuerst durch Mazedonien und Acha-
und sich nicht überzeugen ließen, son- ja zu ziehen und dann nach Jerusalem
dern den Weg vor der Menge verleum- zu reisen, indem er sprach: Wenn ich
deten, trennte er sich von ihnen und dort gewesen bin, muß ich auch Rom se-
sonderte die Jünger ab und hielt täglich hen! 22 Und er sandte zwei seiner Gehil-
Lehrgespräche in der Schule eines gewis- fen, Timotheus und Erastus, nach Maze-
sen Tyrannus. 10 Das geschah zwei Jahre donien und hielt sich noch eine Zeitlang
lang, so daß alle, die in [der Provinz] in [der Provinz] Asia auf.

a (19,13) d.h. Geisterbeschwörer, die durch magische Formeln Geister zu bannen und auszutreiben versuchten
(vgl. 5Mo 18,10-11).
1160 APOSTELGESCHICHTE 19.20
Der Aufruhr in Ephesus Munde etwa zwei Stunden lang: Groß ist
23 Aber um jene Zeit entstand ein nicht un- die Diana der Epheser!
bedeutender Aufruhr um des Weges wil- 35 Da beruhigte der Stadtschreiberc die
len. 24 Denn ein gewisser Mann namens Menge und sprach: Ihr Männer von Ephe-
Demetrius, ein Silberschmied, verfertigte sus, wo ist denn ein Mensch, der nicht
silberne Tempel der Dianaa und verschaff- wüßte, daß die Stadt Ephesus die Tempel-
te den Künstlern beträchtlichen Gewinn. pflegerin der großen Göttin Diana und des
25 Diese versammelte er samt den Arbei- vom Himmel gefallenen [Bildes] ist? 36 Da
tern desselben Faches und sprach: Ihr nun dies unwidersprechlich ist, so solltet
Männer, ihr wißt, daß von diesem Gewer- ihr euch ruhig verhalten und nichts Über-
be unser Wohlstand kommt. 26 Und ihr eiltes tun. 37 Denn ihr habt diese Männer
seht und hört, daß dieser Paulus nicht al- hergeführt, die weder Tempelräuber sind,
lein in Ephesus, sondern fast in ganz Asia noch eure Göttin gelästert haben.
eine große Menge überredet und umge- 38 Wenn aber Demetrius und die Künstler,
stimmt hat, indem er sagt, daß es keine die mit ihm sind, gegen jemand eine Kla-
Götter gebe, die mit Händen gemacht ge haben, so werden Gerichtstage gehal-
werden. 27 Aber es besteht nicht nur die ten, und es sind Statthalter da; sie mögen
Gefahr, daß dieses unser Geschäft in Ver- einander verklagen! 39 Habt ihr aber ein
ruf kommt, sondern auch, daß der Tem- Begehren wegen anderer Angelegenhei-
pel der großen Göttin Diana für nichts ten, so wird es in der gesetzlichen Ver-
geachtet und zuletzt auch ihre Majestät sammlung erledigt werden. 40 Denn wir
gestürzt wird, die doch ganz Asia und stehen in Gefahr, daß wir wegen des heu-
der Erdkreis verehrt! 28 Als sie das hörten, tigen Tages des Aufruhrs angeklagt wer-
wurden sie voll Zorn und schrieen: Groß den, weil kein Grund vorliegt, womit wir
ist die Diana der Epheser! diese Zusammenrottung entschuldigen
29 Und die ganze Stadt kam in Verwirrung, könnten! 41 Und als er das gesagt hatte,
und sie stürmten einmütig ins Theater entließ er die Versammlung.
und zerrten die Mazedonier Gajus und
Aristarchus, die Reisegefährten des Pau- Paulus in Mazedonien und Griechenland
lus, mit sich. 30 Als aber Paulus unter 1Kor 16,1-7; 2Kor 7,5; Röm 15,25-27
das Volk gehen wollte, ließen es ihm Nachdem sich aber der Tumult ge-
die Jünger nicht zu. 31 Auch etliche der legt hatte, rief Paulus die Jünger zu
Asiarchenb, die ihm wohlgesonnen wa- sich, und als er Abschied von ihnen ge-
ren, sandten zu ihm und baten ihn, sich nommen hatte, zog er fort, um nach Ma-
nicht ins Theater zu begeben. zedonien zu reisen. 2 Und nachdem er
32 [Hier] schrie nun alles durcheinander; jene Gebiete durchzogen und sie mit vie-
denn die Versammlung war in der größten len Worten ermahnt hatte, kam er nach
Verwirrung, und die Mehrzahl wußte Griechenland. 3 Und er brachte dort drei
nicht, aus welchem Grund sie zusam- Monate zu; und da ihm die Juden nach-
mengekommen waren. 33 Da zogen sie stellten, als er nach Syrien abfahren woll-
aus der Volksmenge den Alexander her- te, entschloß er sich, über Mazedonien
vor, da die Juden ihn vorschoben. Und zurückzukehren. 4 Es begleiteten ihn aber
Alexander gab mit der Hand ein Zeichen bis nach [der Provinz] Asia Sopater von
und wollte sich vor dem Volk verantwor- Beröa, von den Thessalonichern Aristar-
ten. 34 Als sie aber vernahmen, daß er ein chus und Sekundus, und Gajus von Der-
Jude sei, schrieen sie alle wie aus einem be und Timotheus, aus Asia aber Tychikus

a (19,24) Diana (gr. Artemis) war eine heidnische Göttin b (19,31) d.h. hohe Beamte, die für den Kaiserkult zu-
der Jagd, die in Ephesus auch als Fruchtbarkeitsgöttin ständig waren.
verehrt wurde. c (19,35) Titel des höchsten römischen Beamten der
Stadt.
APOSTELGESCHICHTE 20 1161
und Trophimus. 5 Diese gingen voraus und Die Abschiedsrede des Paulus
warteten auf uns in Troas. an die Ältesten von Ephesus
1Th 2,1-12; 1Pt 5,1-4; Mt 7,15-20; 2Pt 2,1-3
In Troas. Die Auferweckung des Eutychus 17 Von Milet aber sandte er nach Ephesus
Apg 9,36-42 und ließ die Ältesten der Gemeinde
6 Wir aber fuhren nach den Tagen der herüberrufen. 18 Und als sie zu ihm ge-
ungesäuerten Brote von Philippi ab und kommen waren, sprach er zu ihnen: Ihr
kamen in fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wißt, wie ich mich vom ersten Tag an,
wo wir uns sieben Tage aufhielten. als ich Asia betrat, die ganze Zeit unter
7 Am ersten Tag der Woche aber, als die euch verhalten habe, 19 daß ich dem
Jünger versammelt waren, um das Brot Herrn diente mit aller Demut, unter vie-
zu brechen, unterredete sich Paulus mit len Tränen und Anfechtungen, die mir wi-
ihnen, da er am folgenden Tag abreisen derfuhren durch die Nachstellungen der
wollte, und er dehnte die Rede bis Mit- Juden; 20 und wie ich nichts verschwiegen
ternacht aus. 8 Es waren aber zahlreiche habe von dem, was nützlich ist, sondern
Lampen in dem Obersaal, wo sie ver- es euch verkündigt und euch gelehrt habe,
sammelt waren. 9 Und ein junger Mann öffentlich und in den Häusern, 21 indem
namens Eutychus saß am Fenster; der ich Juden und Griechen die Buße zu Gott
sank in einen tiefen Schlaf; während und den Glauben an unseren Herrn Jesus
Paulus weiterredete, fiel er, vom Schlaf Christus bezeugt habe.
überwältigt, vom dritten Stock hinab und 22 Und siehe, jetzt reise ich gebunden im
wurde tot aufgehoben. Geist nach Jerusalem, ohne zu wissen,
10 Da ging Paulus hinab und warf sich was mir dort begegnen wird, 23 außer
über ihn, umfaßte ihn und sprach: Macht daß der Heilige Geist von Stadt zu Stadt
keinen Lärm; denn seine Seele ist in Zeugnis gibt und sagt, daß Fesseln und
ihm! 11 Und er ging wieder hinauf und Bedrängnisse auf mich warten. 24 Aber
brach Brot, aß und unterredete sich noch auf das alles nehme ich keine Rücksicht;
lange mit ihnen, bis der Tag anbrach, und mein Leben ist mir auch selbst nicht teu-
zog dann fort. 12 Sie brachten aber den er, wenn es gilt, meinen Lauf mit Freu-
Knaben lebendig herbei und waren nicht den zu vollenden und den Dienst, den ich
wenig getröstet. von dem Herrn Jesus empfangen habe,
nämlich das Evangelium der Gnade Got-
Weiterreise nach Milet tes zu bezeugen.
13 Wir aber gingen voraus zum Schiff 25 Und nun siehe, ich weiß, daß ihr mein
und fuhren nach Assus, um dort Paulus Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr
an Bord zu nehmen; denn so hatte er alle, bei denen ich umhergezogen bin und
es angeordnet, weil er zu Fuß reisen woll- das Reich Gottes verkündigt habe. 26 Dar-
te. 14 Als er aber in Assus mit uns zusam- um bezeuge ich euch am heutigen Tag,
mentraf, nahmen wir ihn an Bord und daß ich rein bin von aller Blut. 27 Denn
kamen nach Mitylene. 15 Und von dort ich habe nichts verschwiegen, sondern
segelten wir ab und kamen am folgen- habe euch den ganzen Ratschluß Gottes
den Tag auf die Höhe von Chios; tags verkündigt.
darauf aber fuhren wir nach Samos, und 28 So habt nun acht auf euch selbst und
nach einem Aufenthalt in Trogyllium ge- auf die ganze Herde, in welcher der
langten wir am nächsten Tag nach Milet. Heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt
16 Paulus hatte nämlich beschlossen, an hat, um die Gemeinde Gottes zu hüten,
Ephesus vorbeizusegeln, damit er in [der die er durch sein eigenes Blut erworben
Provinz] Asia nicht zu viel Zeit zubringen hat! 29 Denn das weiß ich, daß nach mei-
müßte; denn er beeilte sich, um möglichst nem Abschied räuberische Wölfe zu euch
am Tag der Pfingsten in Jerusalem zu hineinkommen werden, die die Herde
sein. nicht schonen; 30 und aus eurer eigenen
1162 APOSTELGESCHICHTE 20.21
Mitte werden Männer aufstehen, die ver- beteten. 6 Und nachdem wir voneinan-
kehrte Dinge reden, um die Jünger abzu- der Abschied genommen hatten, stiegen
ziehen in ihre Gefolgschaft. wir in das Schiff; sie aber kehrten wieder
31 Darum wacht und denkt daran, daß nach Hause zurück.
ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht
aufgehört habe, jeden einzelnen unter Paulus in Ptolemais und Cäsarea
Apg 20,22-24
Tränen zu ermahnen. 32 Und nun, Brüder,
übergebe ich euch Gott und dem Wort 7 Und wir beendigten die Fahrt, die wir in
seiner Gnade, das die Kraft hat, euch auf- Tyrus begonnen hatten, und kamen nach
zuerbauen und ein Erbteil zu geben un- Ptolemais und begrüßten die Brüder und
ter allen Geheiligten. blieben einen Tag bei ihnen. 8 Am folgen-
33 Silber oder Gold oder Kleidung habe ich den Tag aber zogen wir, die wir Paulus be-
von niemand begehrt; 34 ihr wißt ja selbst, gleiteten, fort und kamen nach Cäsarea;
daß diese Hände für meine Bedürfnisse und wir gingen in das Haus des Evange-
und für diejenigen meiner Gefährten ge- listen Philippus, der einer von den Siebe-
sorgt haben. 35 In allem habe ich euch ge- na war, und blieben bei ihm. 9 Dieser hatte
zeigt, daß man so arbeiten und sich der vier Töchter, Jungfrauen, die weissagten.
Schwachen annehmen soll, eingedenk der 10 Als wir uns aber mehrere Tage dort auf-
Worte des Herrn Jesus, der selbst gesagt hielten, kam aus Judäa ein Prophet na-
hat: Geben ist glückseliger als Nehmen! mens Agabus herab. 11 Der kam zu uns,
36 Und nachdem er dies gesagt hatte, kniete nahm den Gürtel des Paulus und band
er nieder und betete mit ihnen allen. 37 Da sich die Hände und die Füße und sprach:
weinten alle sehr, fielen Paulus um den Hals So spricht der Heilige Geist: Den Mann,
und küßten ihn, 38 am meisten betrübt dem dieser Gürtel gehört, werden die Ju-
über das Wort, das er gesagt hatte, daß sie den in Jerusalem so binden und in die
sein Angesicht nicht mehr sehen würden. Hände der Heiden ausliefern!
Und sie geleiteten ihn zum Schiff. 12 Als wir aber dies hörten, baten sowohl
wir als auch die Einheimischen, daß er
Weiterreise nach Tyrus nicht nach Jerusalem hinaufziehen solle.
Als wir uns von ihnen losgerissen 13 Aber Paulus antwortete: Was tut ihr
hatten und schließlich abgefahren da, daß ihr weint und mir das Herz
waren, kamen wir geradewegs nach Kos brecht? Ich bin bereit, mich in Jerusalem
und am folgenden Tag nach Rhodos und nicht nur binden zu lassen, sondern auch
von da nach Patara. 2 Und als wir ein zu sterben für den Namen des Herrn Je-
Schiff fanden, das nach Phönizien fuhr, sus! 14 Und da er sich nicht überreden
stiegen wir ein und fuhren ab. ließ, beruhigten wir uns und sprachen:
3 Als wir aber Zypern erblickten, ließen Der Wille des Herrn geschehe!
wir es links liegen, fuhren nach Syrien 15 Nach diesen Tagen aber machten wir
und gelangten nach Tyrus; denn dort soll- uns reisefertig und zogen hinauf nach Je-
te das Schiff die Fracht ausladen. 4 Und rusalem. 16 Es gingen aber auch etliche
als wir die Jünger gefunden hatten, blie- Jünger aus Cäsarea mit uns, die brachten
ben wir sieben Tage dort; und sie sagten uns zu einem gewissen Mnason aus Zy-
dem Paulus durch den Geist, er solle nicht pern, einem alten Jünger, bei dem wir als
nach Jerusalem hinaufziehen. Gäste wohnen sollten.
5 Als wir schließlich diese Tage vollendet
hatten, brachen wir auf und zogen fort, Paulus in Jerusalem
1Kor 9,19-23
wobei sie uns alle mit Frau und Kind
bis vor die Stadt hinaus begleiteten; und 17 Und als wir in Jerusalem angekom-
wir knieten am Meeresstrand nieder und men waren, nahmen uns die Brüder mit

a (21,8) d.h. von den sieben Diakonen der Jerusalemer Gemeinde (vgl. Apg 6,5).
APOSTELGESCHICHTE 21 1163
Freuden auf. 18 Am folgenden Tag aber vinz] Asia, die ihn im Tempel sahen, die
ging Paulus mit uns zu Jakobus, und alle ganze Volksmenge in Aufruhr und leg-
Ältesten fanden sich ein. 19 Und nach- ten Hand an ihn 28 und schrieen: Ihr
dem er sie begrüßt hatte, erzählte er alles israelitischen Männer, kommt zu Hilfe!
bis ins einzelne, was Gott unter den Hei- Das ist der Mensch, der überall jeder-
den durch seinen Dienst getan hatte. mann lehrt gegen das Volk und das Ge-
20 Sie aber priesen den Herrn, als sie dies setz und diese Stätte. Dazu hat er auch
hörten; und sie sprachen zu ihm: Bruder, noch Griechen in den Tempel geführt
du siehst, welch große Zahl von Juden und diese heilige Stätte entweiht! 29 Sie
gläubig geworden ist, und alle sind Eiferer hatten nämlich vorher in der Stadt den
für das Gesetz. 21 Es ist ihnen aber über Epheser Trophimus mit ihm gesehen
dich berichtet worden, du würdest alle Ju- und meinten, Paulus habe ihn in den
den, die unter den Heiden sind, den Ab- Tempel geführt.
fall von Mose lehren und sagen, sie sollten 30 Da kam die ganze Stadt in Bewegung,
ihre Kinder nicht beschneiden und nicht und es entstand ein Volksauflauf; und sie
nach den Gebräuchen wandeln. 22 Was ist ergriffen den Paulus und schleppten ihn
nun zu tun? Auf jeden Fall muß die Men- zum Tempel hinaus, und sogleich wur-
ge zusammenkommen; denn sie werden den die Türen verschlossen. 31 Als sie ihn
hören, daß du gekommen bist. aber zu töten suchten, kam die Meldung
23 So tue nun das, was wir dir sagen: Wir hinauf zu dem Befehlshaber der Scharb,
haben vier Männer, die ein Gelübde auf daß ganz Jerusalem in Aufruhr sei. 32 Der
sich haben; 24 diese nimm zu dir, laß dich nahm sogleich Soldaten und Hauptleute
reinigen mit ihnen und trage die Kosten mit sich und eilte zu ihnen hinab. Als
für sie, daß sie das Haupt scheren lassen; sie aber den Befehlshaber und die Solda-
so können alle erkennen, daß nichts ist ten sahen, hörten sie auf, den Paulus zu
an dem, was über dich berichtet worden schlagen.
ist, sondern daß auch du ordentlich wan- 33 Da kam der Befehlshaber herzu und
delst und das Gesetz hältst. verhaftete ihn und ließ ihn mit zwei Ket-
25 Was aber die gläubig gewordenen Hei- ten fesseln und erkundigte sich, wer er
den betrifft, so haben wir [ja] geschrie- denn sei und was er getan habe. 34 In der
ben und angeordnet, daß sie von alledem Menge aber schrieen die einen dies, die
nichts zu befolgen haben, sondern sich anderen das; und da er wegen des Tu-
nur hüten sollen vor dem Götzenopfer multes nichts Gewisses erfahren konnte,
und dem Blut und vor Ersticktem und befahl er, ihn in die Kasernec zu führen.
Unzucht. 35 Als er aber an die Stufen kam, mußte
26 Da nahm Paulus die Männer zu sich er von den Soldaten getragen werden
und ging am folgenden Tag, nachdem er wegen der Gewalttätigkeit der Volksmen-
sich hatte reinigen lassen, mit ihnen in ge. 36 Denn die Masse des Volkes folgte
den Tempel und kündigte die Erfüllung der nach und schrie: Hinweg mit ihm!
Tage der Reinigung an, bis für jeden von ih- 37 Und als Paulus in die Kaserne geführt
nen das Opfer dargebracht werden sollte.a werden sollte, sprach er zu dem Be-
fehlshaber: Darf ich etwas zu dir sagen?
Paulus wird im Tempel Er aber sprach: Du verstehst Griechisch?
gefangengenommen 38 Bist du also nicht der Ägypter, der
Apg 20,23; 1Th 2,15-16
vor diesen Tagen einen Aufruhr erregte
27 Als aber die sieben Tage zu Ende gin- und die 4 000 Mann Meuchelmörder in
gen, brachten die Juden aus [der Pro- die Wüste hinausführte? 39 Aber Paulus

a (21,26) Die vier Gläubigen hatten offenkundig das in Jerusalem stationiert war.
Gelübde eines Nasiräers gelobt (vgl. 4Mo 6,1-21). c (21,34) Die Kaserne befand sich in der Burg Antonia
b (21,31) d.h. der römischen Truppe oder Kohorte, die an der Nordwest-Ecke des Tempelbezirks.
1164 APOSTELGESCHICHTE 21.22
sprach: Ich bin ein jüdischer Mann aus de ich von meinen Begleitern an der Hand
Tarsus, Bürger einer nicht unberühmten geführt und kam nach Damaskus.
Stadt in Cilicien. Ich bitte dich, erlaube 12 Aber ein gewisser Ananias, ein gottes-
mir, zum Volk zu reden! 40 Und als er ihm fürchtiger Mann nach dem Gesetz, der
die Erlaubnis gab, stellte sich Paulus auf von allen Juden, die dort wohnen, ein gu-
die Stufen und gab dem Volk ein Zeichen tes Zeugnis hat, 13 der kam zu mir, trat
mit der Hand. Und als es ganz still gewor- herzu und sprach zu mir: Bruder Saul,
den war, redete er sie in hebräischer Spra- werde wieder sehend! Und zur selben
che an und sagte: Stunde konnte ich ihn sehen. 14 Er aber
sprach: Der Gott unserer Väter hat dich
Die Rede des Paulus an das jüdische Volk vorherbestimmt, seinen Willen zu erken-
Apg 9,1-30; 26,9-21; 1Tim 1,12-13
nen und den Gerechten zu sehen und
Ihr Männer, Brüder und Väter, hört die Stimme aus seinem Mund zu hören;
jetzt meine Verteidigung vor euch 15 denn du sollst bei allen Menschen ein
an! 2 Als sie aber hörten, daß er in hebrä- Zeuge für ihn sein von dem, was du ge-
ischer Sprache zu ihnen redete, wurden sehen und gehört hast. 16 Und nun, was
sie noch ruhiger; und er sprach: zögerst du? Steh auf und laß dich taufen,
3 Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in und laß deine Sünden abwaschen, indem
Tarsus in Cilicien, aber erzogen in dieser du den Namen des Herrn anrufst!
Stadt, zu den Füßen Gamaliels, unterwie- 17 Es geschah mir aber, als ich nach Jeru-
sen in der gewissenhaften Einhaltung des salem zurückgekehrt war und im Tem-
Gesetzes der Väter, und ich war ein Eife- pel betete, daß ich in eine Verzückung
rer für Gott, wie ihr alle es heute seid. geriet 18 und Ihn sah, der zu mir sprach:
4 Ich verfolgte diesen Weg bis auf den Eile und geh schnell aus Jerusalem fort,
Tod, indem ich Männer und Frauen band denn sie werden dein Zeugnis über mich
und ins Gefängnis überlieferte, 5 wie mir nicht annehmen! 19 Und ich sprach:
auch der Hohepriester und die ganze Herr, sie wissen selbst, daß ich die, wel-
Ältestenschaft Zeugnis gibt. Von ihnen che an dich glaubten, ins Gefängnis
empfing ich sogar Briefe an die Brüder werfen und in den Synagogen schlagen
und zog nach Damaskus, um auch die, ließ, 20 und daß auch ich dabeistand, als
welche dort waren, gebunden nach Je- das Blut deines Zeugen Stephanus ver-
rusalem zu führen, damit sie bestraft gossen wurde, und seiner Hinrichtung
würden. zustimmte und die Kleider derer ver-
6 Es geschah mir aber, als ich auf meiner wahrte, die ihn töteten. 21 Und er sprach
Reise in die Nähe von Damaskus kam, zu mir: Geh hin, denn ich will dich in die
daß mich am Mittag plötzlich vom Him- Ferne zu den Heiden senden!
mel her ein helles Licht umstrahlte. 7 Und 22 Sie hörten ihm aber zu bis zu diesem
ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, Wort; und dann erhoben sie ihre Stimme
die zu mir sprach: Saul! Saul! was verfolgst und sprachen: Hinweg mit einem sol-
du mich? 8 Ich aber antwortete: Wer bist chen von der Erde! Denn es darf nicht
du, Herr? Und er sprach zu mir: Ich bin sein, daß er am Leben bleibt!
Jesus, der Nazarener, den du verfolgst!
9 Meine Begleiter aber sahen zwar das
Paulus vor dem römischen Befehlshaber
Licht und wurden voll Furcht, aber die 23 Als sie aber schrieen und die Kleider
Stimme dessen, der mit mir redete, hörten von sich warfen und Staub in die Luft
sie nicht. 10 Und ich sprach: Was soll ich schleuderten, 24 ließ der Befehlshaber
tun, Herr? Der Herr sprach zu mir: Steh ihn in die Kaserne führen und befahl, ihn
auf und geh nach Damaskus! Dort wird unter Geißelhieben zu verhören, um zu
man dir alles sagen, was dir zu tun be- erfahren, aus welchem Grund sie derart
stimmt ist. 11 Da ich aber wegen des Glan- über ihn schrieen. 25 Als man ihn aber
zes jenes Lichtes nicht sehen konnte, wur- mit den Riemen festband, sprach Paulus
APOSTELGESCHICHTE 22.23 1165
zu dem Hauptmann, der dabeistand: Ist versammlung hinein: Ihr Männer und
es euch erlaubt, einen Römer zu geißeln, Brüder, ich bin ein Pharisäer und der
und dazu noch ohne Urteil? 26 Als der Sohn eines Pharisäers; wegen der Hoff-
Hauptmann das hörte, ging er hin und nung auf die Auferstehung der Toten wer-
meldete es dem Befehlshaber und sprach: de ich gerichtet!
Hab acht, was du tun willst, denn dieser 7 Als er aber dies sagte, entstand ein
Mensch ist ein Römer! Streit zwischen den Pharisäern und den
27 Da kam der Befehlshaber herzu und Sadduzäern, und die Versammlung spal-
sprach zu ihm: Sage mir, bist du ein tete sich. 8 Die Sadduzäer sagen nämlich,
Römer? Er antwortete: Ja! 28 Und der Be- es gebe keine Auferstehung, auch weder
fehlshaber erwiderte: Ich habe dieses Engel noch Geist; die Pharisäer aber be-
Bürgerrecht für eine große Summe er- kennen sich zu beidem.
worben. Paulus aber sprach: Ich dagegen 9 Es entstand aber ein großes Geschrei,
bin sogar darin geboren! 29 Sogleich lie- und die Schriftgelehrten von der Partei
ßen die, welche ihn gewaltsam verhören der Pharisäer standen auf, stritten heftig
wollten, von ihm ab, und auch der Be- und sprachen: Wir finden nichts Böses an
fehlshaber fürchtete sich, nachdem er er- diesem Menschen; wenn aber ein Geist zu
fahren hatte, daß er ein Römer war, und ihm geredet hat oder ein Engel, so wollen
weil er ihn hatte fesseln lassen. wir nicht gegen Gott kämpfen! 10 Da aber
30 Da er aber mit Gewißheit erfahren ein großer Aufruhr entstand, befürchtete
wollte, weshalb er von den Juden ange- der Befehlshaber, Paulus könnte von ih-
klagt wurde, ließ er ihm am folgenden Tag nen zerrissen werden, und er befahl der
die Fesseln abnehmen und befahl den Truppe, herabzukommen und ihn rasch
obersten Priestern samt ihrem ganzen aus ihrer Mitte herauszuführen und in
Hohen Rat, zu kommen; und er führte die Kaserne zu bringen.
Paulus hinab und stellte ihn vor sie. 11 Aber in der folgenden Nacht trat der
Herr zu ihm und sprach: Sei getrost, Pau-
Paulus vor dem Hohen Rat lus! Denn wie du in Jerusalem von mir
Da sah Paulus den Hohen Rat ein- Zeugnis abgelegt hast, so sollst du auch
dringlich an und sprach: Ihr Männer in Rom Zeugnis ablegen.
und Brüder, ich habe mein Leben mit al-
lem guten Gewissen vor Gott geführt bis Der geplante Mordanschlag der Juden
zu diesem Tag. 12 Als es aber Tag geworden war, rotteten
2 Aber der Hohepriester Ananias befahl sich etliche Juden zusammen und ver-
den Umstehenden, ihn auf den Mund schworen sich, weder zu essen noch
zu schlagen. 3 Da sprach Paulus zu ihm: zu trinken, bis sie Paulus umgebracht
Gott wird dich schlagen, du getünchte hätten. 13 Es waren aber mehr als vier-
Wand! Du sitzt da, um mich zu richten zig, die diese Verschwörung gemacht hat-
nach dem Gesetz, und befiehlst, mich zu ten. 14 Diese gingen zu den obersten Prie-
schlagen gegen das Gesetz? 4 Die Umste- stern und Ältesten und sprachen: Wir
henden aber sprachen: Schmähst du den haben uns mit einem Fluch verschworen,
Hohenpriester Gottes? 5 Da sprach Pau- nichts zu genießen, bis wir Paulus umge-
lus: Ich wußte nicht, ihr Brüder, daß er bracht haben. 15 So werdet nun ihr samt
Hoherpriester ist, denn es steht geschrie- dem Hohen Rat bei dem Befehlshaber
ben: »Über einen Obersten deines Volkes vorstellig [mit der Bitte], daß er ihn mor-
sollst du nichts Böses reden«.a gen zu euch hinabführen soll, [indem ihr
6 Da aber Paulus wußte, daß der eine so tut,] als ob ihr seine Sache genauer un-
Teil aus Sadduzäern, der andere aus tersuchen wolltet; wir aber sind bereit,
Pharisäern bestand, rief er in die Rats- ihn vor seiner Ankunft umzubringen!
16 Als aber der Sohn der Schwester des
a (23,5) 2Mo 22,27. Paulus von diesem Anschlag hörte, kam
1166 APOSTELGESCHICHTE 23.24
er, ging in die Kaserne hinein und berich- Gesetzes angeklagt wurde, daß aber kei-
tete es dem Paulus. 17 Da rief Paulus ei- ne Anklage gegen ihn vorlag, die Tod oder
nen der Hauptleute zu sich und sprach: Gefangenschaft verdiente. 30 Da mir aber
Führe diesen jungen Mann zu dem Be- angezeigt wurde, daß von seiten der Ju-
fehlshaber, denn er hat ihm etwas zu be- den ein Anschlag gegen diesen Mann ge-
richten! 18 Der nahm ihn und führte ihn plant ist, so habe ich ihn sogleich zu dir
zu dem Befehlshaber und sprach: Der geschickt und auch den Klägern befoh-
Gefangene Paulus rief mich zu sich und len, vor dir zu sagen, was gegen ihn vor-
bat mich, diesen jungen Mann zu dir zu liegt. Lebe wohl!«
führen, der dir etwas zu sagen hat. 19 Da 31 Die Kriegsknechte nun nahmen Paulus,
nahm ihn der Befehlshaber bei der Hand, wie ihnen befohlen war, und führten ihn
ging mit ihm beiseite und fragte ihn: Was während der Nacht nach Antipatris. 32 Am
hast du mir zu berichten? folgenden Tag aber ließen sie die Reiter
20 Und er sprach: Die Juden sind überein- mit ihm ziehen und kehrten wieder in die
gekommen, dich zu bitten, daß du mor- Kaserne zurück. 33 Jene aber übergaben
gen Paulus in den Hohen Rat hinabführen bei ihrer Ankunft in Cäsarea dem Statthal-
läßt, als ob sie seine Sache noch genauer ter den Brief und führten ihm auch Paulus
untersuchen wollten. 21 Laß dich aber vor. 34 Nachdem aber der Statthalter den
nicht von ihnen bereden, denn mehr Brief gelesen hatte und auf die Frage, aus
als 40 Männer von ihnen stellen ihm welcher Provinz er sei, erfahren hatte, daß
nach; die haben sich verschworen, we- er aus Cilicien stammte, 35 sprach er: Ich
der zu essen noch zu trinken, bis sie ihn will dich verhören, wenn deine Ankläger
umgebracht haben, und jetzt sind sie be- auch eingetroffen sind! Und er befahl, ihn
reit und warten auf deine Zusage. 22 Da im Prätorium des Herodesb zu bewachen.
entließ der Befehlshaber den jungen
Mann und gebot ihm: Sage niemand, daß Paulus wird vor dem Statthalter Felix
du mir dies angezeigt hast! angeklagt
Nach fünf Tagen aber kam der Ho-
Paulus wird nach Cäsarea gebracht hepriester Ananias mit den Ältesten
23 Und er ließ zwei Hauptleute zu sich ru- und einem Anwalt, einem gewissen Ter-
fen und sprach: Haltet 200 Soldaten be- tullus, herab; und sie erschienen vor dem
reit, daß sie nach Cäsarea ziehen, dazu 70 Statthalter gegen Paulus. 2 Als dieser aber
Reiter und 200 Lanzenträger, von der drit- gerufen worden war, begann Tertullus mit
ten Stunde der Nacht an; 24 auch soll man der Anklagerede und sprach:
Tiere bereitstellen, damit sie Paulus dar- 3 Daß wir viel Frieden durch dich ge-
aufsetzen und ihn sicher zu dem Statthal- nießen und daß diesem Volk durch deine
ter Felix bringen!a 25 Und er schrieb einen Fürsorge heilsame Zustände geschaffen
Brief, der folgenden Inhalt hatte: worden sind, das erkennen wir allezeit
26 »Claudius Lysias schickt dem hoched- und überall an, hochedler Felix, mit aller
len Statthalter Felix einen Gruß! 27 Die- Dankbarkeit! 4 Damit ich dich aber nicht
ser Mann wurde von den Juden ergriffen, allzusehr bemühe, bitte ich dich, uns in
und er sollte von ihnen umgebracht wer- Kürze nach deiner Freundlichkeit anzu-
den; da griff ich mit der Truppe ein und hören.
befreite ihn, weil ich erfuhr, daß er ein 5 Wir haben nämlich diesen Mann als
Römer ist. 28 Da ich aber den Grund ihrer eine Pest befunden, als einen, der Auf-
Anklage gegen ihn ermitteln wollte, führte ruhr stiftet unter allen Juden in der gan-
ich ihn in ihren Hohen Rat hinab. 29 Da zen Welt, als einen Anführer der Sekte der
fand ich, daß er wegen Streitfragen ihres Nazarener. 6 Er versuchte sogar, den

a (23,24) Antonius Felix war von 52 - 59 n. Chr. Statthal- b (23,35) Der von Herodes d. Gr. in Caesarea erbaute
ter (Prokurator) von Judäa. Palast war damals der Amtssitz des Statthalters.
APOSTELGESCHICHTE 24.25 1167
Tempel zu entheiligen; doch wir ergriffen mich hätten. 20 Oder diese selbst sollen
ihn und wollten ihn nach unserem Ge- sagen, ob sie irgendein Unrecht an mir ge-
setz richten. 7 Aber Lysias, der Befehlsha- funden haben, als ich vor dem Hohen Rat
ber, kam dazu und entriß ihn mit großer stand; 21 außer um jenes einzigen Wortes
Gewalt unseren Händen; 8 und er befahl, willen, das ich ausrief, als ich unter ihnen
daß seine Ankläger zu dir kommen soll- stand: Wegen der Auferstehung der Toten
ten. Von ihm kannst du selbst, wenn du werde ich heute von euch gerichtet!
ihn verhörst, alles erfahren, dessen wir 22 Als Felix dies hörte, verwies er sie auf
ihn anklagen! 9 Und auch die Juden eine spätere Zeit, da er über den Weg recht
stimmten dem zu und behaupteten, es genau Bescheid wußte, und sprach: Wenn
verhielte sich so. Lysias, der Befehlshaber, herabkommt,
will ich eure Sache untersuchen! 23 Und
Die Verteidigungsrede des Paulus er befahl dem Hauptmann, Paulus in Ge-
10 Paulus aber gab, nachdem ihn der wahrsam zu halten und ihm Erleichte-
Statthalter durch ein Zeichen zum Re- rung zu gewähren und auch keinem der
den aufgefordert hatte, folgende Antwort: Seinen zu verbieten, ihm Dienste zu lei-
Da ich weiß, daß du seit vielen Jahren sten oder zu ihm zu kommen.
Richter über dieses Volk bist, so vertei-
dige ich meine Sache desto zuversichtli- Das Gespräch des Apostels mit Felix und
cher, 11 weil du erfahren kannst, daß es Drusilla. Haft in Cäsarea
nicht länger als zwölf Tage her ist, seit ich 24 Nach etlichen Tagen aber kam Felix mit
hinaufzog, um in Jerusalem anzubeten. seiner Frau Drusilla, die eine Jüdin war,
12 Und sie fanden mich weder im Tempel, und ließ den Paulus holen und hörte ihn
daß ich mich mit jemand gestritten oder über den Glauben an Christus.
einen Volksauflauf erregt hätte, noch in 25 Als er aber von Gerechtigkeit und Ent-
den Synagogen, noch in der Stadt. 13 Sie haltsamkeit und dem zukünftigen Gericht
können auch das nicht beweisen, dessen redete, wurde Felix von Furcht erfüllt, und
sie mich jetzt anklagen. er antwortete: Für diesmal kannst du ge-
14 Das bekenne ich dir aber, daß ich nach hen; wenn ich aber gelegene Zeit finde,
dem Weg, den sie eine Sekte nennen, will ich dich wieder rufen lassen! 26 Zu-
dem Gott der Väter auf diese Weise die- gleich hoffte er aber auch, daß er von
ne, daß ich an alles glaube, was im Ge- Paulus Geld erhalten würde, damit er ihn
setz und in den Propheten geschrieben freiließe. Darum ließ er ihn auch öfters
steht; 15 und ich habe die Hoffnung zu kommen und besprach sich mit ihm.
Gott, auf die auch sie selbst warten, daß 27 Als aber zwei Jahre verflossen waren,
es eine künftige Auferstehung der Toten bekam Felix den Porcius Festusa zum
geben wird, sowohl der Gerechten als Nachfolger, und da sich Felix die Juden zu
auch der Ungerechten. 16 Daher übe ich Dank verpflichten wollte, ließ er Paulus
mich darin, allezeit ein unverletztes Ge- gebunden zurück.
wissen zu haben gegenüber Gott und den
Menschen. Paulus vor Festus
17 Ich bin aber nach vielen Jahren ge- Als nun Festus in der Provinz ange-
kommen, um Almosen für mein Volk und kommen war, zog er nach drei Tagen
Opfer zu bringen. 18 Dabei fanden mich von Cäsarea hinauf nach Jerusalem. 2 Da
etliche Juden aus [der Provinz] Asia im wurden der Hohepriester und die Vor-
Tempel, als ich gereinigt war, ohne daß nehmsten der Juden bei ihm vorstellig
ein Volksauflauf oder Tumult entstanden gegen Paulus und redeten ihm zu, 3 und
wäre; 19 die sollten vor dir erscheinen und sie baten es sich als eine Gunst gegen
Anklage erheben, wenn sie etwas gegen ihn aus, daß er ihn nach Jerusalem holen

a (24,27) Porcius Festus war von 59 - 62 n. Chr. römischer Statthalter von Judäa.
1168 APOSTELGESCHICHTE 25
ließe; dabei planten sie einen Anschlag, Cäsarea, um Festus zu begrüßen. 14 Und
um ihn unterwegs umzubringen. als sie sich mehrere Tage dort aufgehal-
4 Festus jedoch antwortete, Paulus werde ten hatten, legte Festus dem König die Sa-
in Cäsarea in Verwahrung gehalten, er che des Paulus vor und sprach: Es ist ein
selbst aber werde in Kürze wieder abrei- Mann von Felix gefangen zurückgelassen
sen. 5 So laßt nun, sprach er, eure Be- worden; 15 seinetwegen wurden, als ich
vollmächtigten mit hinabziehen; und in Jerusalem war, die obersten Priester
wenn eine Schuld an diesem Mann ist, und Ältesten der Juden vorstellig und ver-
sollen sie ihn anklagen! langten seine Verurteilung.
6 Nachdem er aber mehr als zehn Tage bei 16 Ich antwortete ihnen, es sei nicht der
ihnen gewesen war, zog er nach Cäsarea Brauch der Römer, einen Menschen dem
hinab, und am folgenden Tag setzte er Tod preiszugeben, ehe der Angeklagte die
sich auf den Richterstuhl und ließ Paulus Kläger vor Augen habe und Gelegenheit
vorführen. 7 Und als dieser erschien, erhalte, sich der Klage wegen zu vertei-
stellten sich die Juden, die von Jerusalem digen. 17 Als sie nun hier zusammenge-
herabgekommen waren, ringsherum auf kommen waren, setzte ich mich ohne ir-
und brachten viele und schwere Ankla- gendeinen Aufschub am folgenden Tag
gen gegen Paulus vor, die sie nicht bewei- auf den Richterstuhl und ließ den Mann
sen konnten, 8 während er sich so vertei- vorführen.
digte: Weder gegen das Gesetz der Juden, 18 Als nun die Kläger auftraten, brachten
noch gegen den Tempel, noch gegen den sie über ihn gar keine Klage wegen Sa-
Kaiser habe ich etwas verbrochen! chen vor, die ich vermutet hatte; 19 son-
dern sie hielten ihm einige Streitfragen
Paulus beruft sich auf den Kaiser vor, die ihre besondere Religion betrafen
9 Festus aber, der sich die Juden zu Dank und einen verstorbenen Jesus, von dem
verpflichten wollte, antwortete dem Pau- Paulus behauptete, er lebe.
lus und sprach: Willst du nach Jerusalem 20 Da ich aber nicht wußte, wie ich über
hinaufziehen und dich dort hierüber von diese Sache eine Untersuchung anstellen
mir richten lassen? sollte, fragte ich, ob er nach Jerusalem
10 Aber Paulus sprach: Ich stehe vor dem ziehen und sich dort hierüber richten las-
Richterstuhl des Kaisers, dort muß ich ge- sen wolle. 21 Da sich aber Paulus darauf
richtet werden! Den Juden habe ich kein berief, daß er bis zur Entscheidung des
Unrecht getan, wie du selbst sehr wohl Kaisers in Gewahrsam bleiben wollte, be-
weißt. 11 Denn wenn ich im Unrecht bin fahl ich, ihn in Haft zu behalten, bis ich
und etwas begangen habe, was den Tod ihn zum Kaiser sende.
verdient, so weigere ich mich nicht zu ster- 22 Agrippa aber sprach zu Festus: Ich
ben. Wenn aber ihre Anklagen nichtig sind, möchte den Menschen auch gerne hören!
so kann mich niemand ihnen preisgeben. Und er antwortete: Morgen sollst du ihn
Ich berufe mich auf den Kaiser!a 12 Da be- hören!
sprach sich Festus mit seinem Rat und 23 Am folgenden Tag nun kamen Agrippa
antwortete: Du hast dich auf den Kaiser und Bernice mit großem Prunk und gin-
berufen; zum Kaiser sollst du gehen! gen mit den Obersten und den angese-
hensten Männern der Stadt in den Ge-
Statthalter Festus und König Agrippa richtssaal, und dann wurde Paulus auf
besprechen sich Befehl des Festus gebracht.
13 Als aber etliche Tage vergangen waren, 24 Und Festus sprach: König Agrippa und
kam der König Agrippab mit Bernice nach ihr Männer, die ihr mit uns anwesend

a (25,11) od. Ich lege Berufung an den Kaiser ein! Dies Agrippa I. (vgl. Apg 12,1) und König über ein Gebiet
war das Recht eines römischen Bürgers. um Cäsarea Philippi im Nordosten des Sees Geneza-
b (25,13) Herodes Agrippa II., Sohn von Herodes reth. Bernice war seine Schwester.
APOSTELGESCHICHTE 25.26 1169
seid! Da seht ihr den, um dessentwillen 9 Ich habe zwar auch gemeint, ich müßte
mich die ganze Menge der Juden anging in gegen den Namen Jesu von Nazareth viel
Jerusalem und hier, indem sie laut schrie- Feindseliges verüben, 10 was ich auch in
en, er dürfe nicht länger leben. 25 Weil ich Jerusalem tat; und viele der Heiligen ließ
aber feststellte, daß er nichts getan hat, ich ins Gefängnis schließen, wozu ich von
was den Tod verdient, und er selbst sich den obersten Priestern die Vollmacht emp-
auch auf den Kaiser berufen hat, so habe fangen hatte, und wenn sie getötet werden
ich beschlossen, ihn abzusenden. sollten, gab ich die Stimme dazu. 11 Und
26 Ich weiß jedoch dem Herrn nichts Ge- in allen Synagogen wollte ich sie oft durch
wisses über ihn zu schreiben. Darum Strafen zur Lästerung zwingen, und über
habe ich ihn euch vorgeführt, und be- die Maßen wütend gegen sie, verfolgte ich
sonders dir, König Agrippa, damit ich sie sogar bis in die auswärtigen Städte.
nach erfolgter Untersuchung etwas zu 12 Als ich dabei mit Vollmacht und Er-
schreiben weiß. 27 Denn es scheint mir laubnis von den obersten Priestern auch
unvernünftig, einen Gefangenen abzu- nach Damaskus reiste, 13 da sah ich mit-
senden, ohne die gegen ihn erhobenen ten am Tag auf dem Weg, o König, vom
Klagen anzugeben. Himmel her ein Licht, heller als der
Glanz der Sonne, das mich und meine
Paulus verantwortet sich Reisegefährten umleuchtete. 14 Als wir
vor dem König Agrippa aber alle zur Erde fielen, hörte ich eine
Mt 10,18-20
Stimme zu mir reden und in hebräischer
Agrippa aber sprach zu Paulus: Es Sprache sagen: Saul, Saul! was verfolgst
ist dir erlaubt, für dich zu reden! Da du mich? Es wird dir schwer werden, ge-
streckte Paulus die Hand aus und vertei- gen den Stachel auszuschlagen!
digte sich so: 15 Ich aber sprach: Wer bist du, Herr? Er
2 Ich schätze mich glücklich, König aber sprach: Ich bin Jesus, den du ver-
Agrippa, mich heute vor dir verantwor- folgst! 16 Aber steh auf und stelle dich auf
ten zu dürfen wegen aller Anklagen, die deine Füße! Denn dazu bin ich dir erschie-
die Juden gegen mich erheben, 3 da du nen, um dich zum Diener und Zeugen zu
ja alle Gebräuche und Streitfragen der Ju- bestimmen für das, was du gesehen hast
den genau kennst. Darum bitte ich dich, und für das, worin ich mich dir noch of-
mich geduldig anzuhören. fenbaren werde; 17 und ich will dich erret-
4 Mein Lebenswandel von Jugend auf, ten von dem Volk und den Heiden, unter
den ich von Anfang an unter meinem Volk die ich dich jetzt sende, 18 um ihnen die
in Jerusalem führte, ist allen Juden be- Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren
kannt; 5 da sie mich von früher her ken- von der Finsternis zum Licht und von der
nen (wenn sie es bezeugen wollen), daß Herrschaft des Satans zu Gott, damit sie
ich nach der strengsten Richtung unserer Vergebung der Sünden empfangen und
Religion gelebt habe, als ein Pharisäer. ein Erbteil unter denen, die durch den
6 Und jetzt stehe ich vor Gericht wegen Glauben an mich geheiligt sind!
der Hoffnung auf die Verheißung, die von 19 Daher, König Agrippa, bin ich der
Gott an die Väter ergangen ist, 7 zu wel- himmlischen Erscheinung nicht ungehor-
cher unsere zwölf Stämme durch Tag und sam gewesen, 20 sondern ich verkündigte
Nacht anhaltenden Gottesdienst zu ge- zuerst denen in Damaskus und in Jeru-
langen hoffen. Wegen dieser Hoffnung salem und dann im ganzen Gebiet von
werde ich, König Agrippa, von den Juden Judäa und auch den Heiden, sie sollten
angeklagt! 8 Warum wird es bei euch für Buße tuna und sich zu Gott bekehren, in-
unglaublich gehalten, daß Gott Tote auf- dem sie Werke tun, die der Buße würdig
erweckt? sind. 21 Deswegen ergriffen mich die Ju-
den im Tempel und suchten mich umzu-
a (26,20) d.h. von Herzen zu Gott umkehren. bringen.
1170 APOSTELGESCHICHTE 26.27
22 Aber da mir Hilfe von Gott zuteil wur- dem wir aber ein Schiff aus Adramyttium
de, so stehe ich fest bis zu diesem Tag und bestiegen hatten, das die Häfen von Asia
lege Zeugnis ab vor Kleinen und Großen anlaufen sollte, reisten wir ab in Beglei-
und lehre nichts anderes, als was die Pro- tung des Aristarchus, eines Mazedoniers
pheten und Mose gesagt haben, daß es aus Thessalonich.
geschehen werde: 23 nämlich, daß der 3 Und am nächsten Tag liefen wir in Si-
Christus leiden müsse und daß er als der don ein; und Julius erzeigte sich freund-
Erstling aus der Auferstehung der Toten lich gegen Paulus und erlaubte ihm, zu
Licht verkündigen werde dem Volk und seinen Freunden zu gehen und ihre Pfle-
auch den Heiden. ge zu genießen. 4 Von dort fuhren wir ab
24 Als er aber dies zu seiner Verteidigung und segelten unter Zypern hin, weil die
vorbrachte, sprach Festus mit lauter Stim- Winde uns entgegen waren. 5 Und nach-
me: Paulus, du bist von Sinnen! Das viele dem wir das Meer bei Cilicien und Pam-
Studieren bringt dich um den Verstand! philien durchsegelt hatten, kamen wir
25 Er aber sprach: Hochedler Festus, ich nach Myra in Lycien. 6 Und dort fand
bin nicht von Sinnen, sondern ich rede der Hauptmann ein Schiff aus Alexan-
wahre und wohlüberlegte Worte! 26 Denn dria, das nach Italien segelte, und brach-
der König versteht dies sehr wohl! An ihn te uns auf dasselbe.
richte ich meine freimütige Rede. Denn 7 Da wir aber während vieler Tage eine
ich bin überzeugt, daß ihm nichts davon langsame Fahrt hatten und nur mit Mühe
unbekannt ist; denn dies ist nicht im Ver- in die Nähe von Knidus kamen, weil der
borgenen geschehen! 27 Glaubst du den Wind uns nicht hinzuließ, so segelten wir
Propheten, König Agrippa? Ich weiß, daß unter Kreta hin gegen Salmone; 8 und
du glaubst! indem wir mit Mühe der Küste entlang
28 Da sagte Agrippa zu Paulus: Es fehlt fuhren, kamen wir an einen Ort, »Die
nicht viel, und du überredest mich, daß ich schönen Häfen« genannt, in dessen Nähe
ein Christ werde! 29 Paulus aber sprach: die Stadt Lasäa war.
Ich wünschte mir von Gott, daß über kurz 9 Da aber schon geraume Zeit verflossen
oder lang nicht allein du, sondern auch war und die Schiffahrt gefährlich wurde,
alle, die mich heute hören, solche würden, weil auch das Fastena bereits vorüber war,
wie ich bin, ausgenommen diese Fesseln! warnte sie Paulus 10 und sprach zu ihnen:
30 Und als er dies gesagt hatte, stand der Ihr Männer, ich sehe, daß diese Schiffs-
König auf, ebenso der Statthalter und reise mit Schädigung und großem Verlust
Bernice und die bei ihnen saßen. 31 Und nicht nur für die Ladung und das Schiff,
sie zogen sich zurück und redeten mitein- sondern auch für unser Leben verbun-
ander und sprachen: Dieser Mensch tut den sein wird!
nichts, was den Tod oder die Gefangen- 11 Aber der Hauptmann glaubte dem
schaft verdient! 32 Agrippa aber sprach Steuermann und dem Schiffsherrn mehr
zu Festus: Man könnte diesen Menschen als dem, was Paulus sagte. 12 Da aber der
freilassen, wenn er sich nicht auf den Kai- Hafen ungeeignet war zum Überwintern,
ser berufen hätte! gab die Mehrzahl den Rat, auch von dort
abzufahren, um wenn irgend möglich
Die Überfahrt des Apostels nach Italien nach Phönix zu gelangen, einem Hafen
Als es aber beschlossen worden war, von Kreta, der gegen Südwest und Nord-
daß wir nach Italien abfahren soll- west offen liegt, und dort zu über-
ten, übergaben sie Paulus und einige ande- wintern.
re Gefangene einem Hauptmann namens 13 Da nun ein schwacher Südwind weh-
Julius von der Kaiserlichen Schar. 2 Nach- te, meinten sie, sie hätten ihre Absicht er-

a (27,9) d.h. der jüdische Versöhnungstag im Oktober (vgl. 3Mo 23,26-32). Ab November fuhren wegen der
gefährlichen Wetterbedingungen auf dem Mittelmeer kaum mehr Schiffe.
APOSTELGESCHICHTE 27 1171
reicht, lichteten die Anker und segelten 27 Als nun die vierzehnte Nacht kam,
nahe bei der Küste von Kreta hin. seitdem wir auf dem Adriatischen Meer
umhergetrieben wurden, vermuteten die
Der Sturm Schiffsleute um Mitternacht, daß sie sich
2Kor 11,25-26
einem Land näherten. 28 Und sie ließen
14 Aber nicht lange danach fegte ein Wir- das Senkblei hinunter und maßen 20 Fa-
belwind von der Insel daher, »Euroklydon« den. Und als sie ein wenig weitergefah-
genannt. 15 Und da das Schiff mit fort- ren waren und es wieder hinunterließen,
gerissen wurde und dem Wind nicht wi- maßen sie 15 Faden. 29 Und da sie fürch-
derstehen konnte, gaben wir es preis und teten, sie könnten auf Klippen verschla-
ließen uns treiben. 16 Als wir aber an ei- gen werden, warfen sie vom Heck des
ner kleinen Insel, Klauda genannt, vor- Schiffes vier Anker aus und wünschten,
beifuhren, konnten wir kaum das Beiboot daß es Tag würde.
meistern. 17 Als sie es heraufgezogen hat- 30 Als aber die Schiffsleute aus dem Schiff
ten, trafen sie Schutzmaßnahmen, indem zu entfliehen suchten und das Boot
sie das Schiff untergürtetena; und weil sie ins Meer hinabließen unter dem Vor-
fürchteten, in die Syrteb verschlagen zu wand, sie wollten vom Bug Anker auswer-
werden, zogen sie die Segel ein und ließen fen, 31 sprach Paulus zu dem Hauptmann
sich so treiben. und zu den Soldaten: Wenn diese nicht
18 Da wir aber von dem Sturm heftig um- im Schiff bleiben, könnt ihr nicht gerettet
hergetrieben wurden, warfen sie am fol- werden! 32 Da schnitten die Kriegsknech-
genden Tag einen Teil der Ladung über te die Taue des Bootes ab und ließen es
Bord, 19 und am dritten Tag warfen wir hinunterfallen.
mit eigener Hand das Schiffsgerät hinaus. 33 Als es aber Tag werden wollte, ermahn-
20 Da aber während mehrerer Tage weder te Paulus alle, Speise zu sich zu nehmen,
Sonne noch Sterne sichtbar waren und und sprach: Es ist heute der vierzehnte
ein heftiger Sturm anhielt, schwand end- Tag, daß ihr vor ängstlicher Erwartung
lich alle Hoffnung, daß wir gerettet wer- ohne Nahrung geblieben seid und nichts
den könnten. zu euch genommen habt. 34 Darum er-
21 Und da man lange ohne Nahrung ge- mahne ich euch, Speise zu euch zu neh-
blieben war, stand Paulus in ihrer Mitte auf men, denn das dient zu eurer Rettung;
und sprach: Ihr Männer, man hätte zwar denn keinem von euch wird ein Haar vom
mir gehorchen und nicht von Kreta abfah- Haupt fallen!
ren sollen und sich so diese Schädigung 35 Und nachdem er das gesagt hatte,
und den Verlust ersparen sollen. 22 Doch nahm er Brot, dankte Gott vor allen,
jetzt ermahne ich euch, guten Mutes zu brach es und fing an zu essen. 36 Da wur-
sein, denn keiner von euch wird das Le- den alle guten Mutes und nahmen eben-
ben verlieren, nur das Schiff wird unterge- falls Speise zu sich. 37 Wir waren aber auf
hen! 23 In dieser Nacht trat zu mir nämlich dem Schiff insgesamt 276 Seelen. 38 Und
ein Engel des Gottes, dem ich angehöre und nachdem sie sich mit Speise gesättigt hat-
dem ich auch diene, 24 und sprach: Fürchte ten, erleichterten sie das Schiff, indem sie
dich nicht, Paulus! Du mußt vor den Kai- das Getreide ins Meer warfen.
ser treten; und siehe, Gott hat dir alle ge-
schenkt, die mit dir im Schiff sind! 25 Dar- Schiffbruch und Rettung
um seid guten Mutes, ihr Männer! Denn 39 Als es aber Tag wurde, erkannten sie
ich vertraue Gott, daß es so gehen wird, wie das Land nicht; sie bemerkten aber eine
es mir gesagt worden ist. 26 Wir müssen Bucht, die ein flaches Ufer hatte; an
aber auf eine Insel verschlagen werden! dieses beschlossen sie das Schiff nach

a (27,17) d.h. sie banden den Schiffsrumpf mit Tauen b (27,17) Bezeichnung einer Bucht an der nordafrika-
zusammen, um ein Auseinanderbrechen zu verhindern. nischen Küste mit gefürchteten Sandbänken.
1172 APOSTELGESCHICHTE 27.28
Möglichkeit hintreiben zu lassen. 40 Und der Vornehmste der Insel, der Publius hieß,
so schnitten sie die Anker ab und ließen ein Landgut; dieser nahm uns auf und
sie ins Meer und lösten zugleich die Hal- beherbergte uns drei Tage lang freund-
tetaue der Steuerruder; dann hißten sie lich. 8 Es begab sich aber, daß der Vater des
das Vordersegel vor den Wind und hielten Publius am Fieber und an der Ruhr krank
auf das Ufer zu. daniederlag. Paulus ging zu ihm hinein,
41 Da sie aber an eine Sandbank gerie- betete und legte ihm die Hände auf und
ten, liefen sie mit dem Schiff auf; und das machte ihn gesund. 9 Nachdem dies nun
Vorderteil blieb unbeweglich stecken, das geschehen war, kamen auch die übrigen
Hinterteil aber zerbrach durch die Gewalt Kranken auf der Insel herbei und ließen
der Wellen. sich heilen. 10 Diese erwiesen uns auch
42 Die Soldaten aber faßten den Plan, viel Ehre und gaben uns bei der Abfahrt
man solle die Gefangenen töten, damit noch alles Nötige mit.
keiner schwimmend entfliehe. 43 Doch der
Hauptmann, der den Paulus retten wollte, Paulus kommt nach Rom
verhinderte ihr Vorhaben und befahl, wer 11 Nach drei Monaten aber fuhren wir ab
schwimmen könne, solle sich zuerst ins auf einem Schiff von Alexandria, das auf
Meer werfen, um ans Land zu kommen, der Insel überwintert hatte und das Zei-
44 und die übrigen teils auf Brettern, teils chen der Dioskuren führte. 12 Und wir lie-
auf Schiffstrümmern. Und so geschah es, fen in Syrakus ein und blieben drei Tage
daß alle ans Land gerettet wurden. dort. 13 Und von dort segelten wir um die
Küste herum und kamen nach Regium;
Drei Monate Aufenthalt auf Melite und da nach einem Tag ein Südwind auf-
Und als sie gerettet waren, da er- kam, gelangten wir am zweiten Tag nach
fuhren sie, daß die Insel Melite Puteoli.
hieß. 2 Die Einwohner aber erzeigten uns 14 Dort fanden wir Brüder und wurden
ungewöhnliche Freundlichkeit, denn sie von ihnen gebeten, sieben Tage zu blei-
zündeten ein Feuer an und holten uns ben; und so machten wir uns auf den Weg
alle herbei wegen des anhaltenden Re- nach Rom. 15 Und von dort kamen uns
gens und wegen der Kälte. die Brüder, als sie von uns gehört hatten,
3 Als aber Paulus einen Haufen Reiser zu- entgegen bis nach Forum Appii und Tres
sammenraffte und auf das Feuer legte, Tabernae. Als Paulus sie sah, dankte er
kam infolge der Hitze eine Otter heraus Gott und faßte Mut. 16 Als wir aber nach
und biß ihn in die Hand. 4 Als aber Rom kamen, übergab der Hauptmann
die Einwohner das Tier an seiner Hand die Gefangenen dem Obersten der Leib-
hängen sahen, sprachen sie zueinander: wacheb; Paulus aber wurde gestattet, für
Gewiß ist dieser Mensch ein Mörder; er sich zu bleiben mit dem Soldaten, der ihn
hat sich zwar aus dem Meer gerettet, bewachte.
doch die Rachea läßt nicht zu, daß er
lebt! 5 Er jedoch schleuderte das Tier ins Das Zeugnis an die Juden in Rom
Feuer, und ihm widerfuhr nichts Schlim- 17 Es geschah aber nach drei Tagen, daß
mes. 6 Sie aber erwarteten, er werde an- Paulus die Vornehmsten der Juden zu-
schwellen oder plötzlich tot niederfallen. sammenrief. Und als sie versammelt wa-
Als sie aber lange warteten und sahen, ren, sprach er zu ihnen: Ihr Männer und
daß ihm nichts Ungewöhnliches geschah, Brüder, obwohl ich nichts gegen das Volk
änderten sie ihre Meinung und sagten, er oder die Gebräuche der Väter getan habe,
sei ein Gott. bin ich von Jerusalem aus gefangen in die
7 Aber in der Umgebung jenes Ortes hatte Hände der Römer ausgeliefert worden.

a (28,4) od. die Dike (gr. Gottheit der Rache). b (28,16) d.h. der Prätorianergarde, der Leibwache des
römischen Kaisers (vgl. Phil 1,13).
APOSTELGESCHICHTE 28 1173
18 Diese wollten mich freilassen, nach- 25 Da sie sich aber nicht einigen konn-
dem sie mich verhört hatten, weil keine ten, trennten sie sich, nachdem Paulus
todeswürdige Schuld bei mir vorlag. das eine Wort gesagt hatte: Trefflich hat
19 Da aber die Juden widersprachen, war der Heilige Geist durch den Propheten
ich genötigt, mich auf den Kaiser zu be- Jesaja zu unseren Vätern geredet, 26 als
rufen; doch keinesfalls habe ich gegen er sprach: »Geh hin zu diesem Volk
mein Volk etwas zu klagen. 20 Aus diesem und sprich: Mit den Ohren werdet ihr
Grund also habe ich euch rufen lassen, hören und nicht verstehen, und mit den
um euch zu sehen und mit euch zu spre- Augen werdet ihr sehen und nicht erken-
chen; denn um der Hoffnung Israels wil- nen! 27 Denn das Herz dieses Volkes ist
len trage ich diese Kette! verstockt, und mit den Ohren hören sie
21 Sie aber sprachen zu ihm: Wir haben schwer, und ihre Augen haben sie ver-
weder Briefe deinetwegen aus Judäa emp- schlossen, daß sie nicht etwa mit den Au-
fangen, noch ist jemand von den Brüdern gen sehen und mit den Ohren hören und
gekommen, der über dich etwas Böses mit dem Herzen verstehen und sich be-
berichtet oder gesagt hätte. 22 Wir wol- kehren und ich sie heile.«a
len aber gerne von dir hören, was du für 28 So sollt ihr nun wissen, daß das Heil
Ansichten hast; denn von dieser Sekte ist Gottes zu den Heiden gesandt ist; und sie
uns bekannt, daß ihr überall widerspro- werden auch hören! 29 Und als er das ge-
chen wird! sagt hatte, gingen die Juden weg und hat-
23 Nachdem sie ihm nun einen Tag be- ten viel Wortwechsel miteinander.
stimmt hatten, kamen mehrere zu ihm in
die Herberge. Diesen legte er vom Morgen Paulus als Zeuge Jesu Christi in Rom
Eph 6,19-20; Phil 1,12-14; Kol 1,24-29; 4,3-4
bis zum Abend in einem ausführlichen
Zeugnis das Reich Gottes dar und suchte 30 Paulus aber blieb zwei Jahre in einer
sie zu überzeugen von dem, was Jesus be- eigenen Mietwohnung und nahm alle
trifft, ausgehend von dem Gesetz Moses auf, die zu ihm kamen; 31 und er ver-
und von den Propheten. 24 Und die einen kündigte das Reich Gottes und lehrte
ließen sich von dem überzeugen, was er von dem Herrn Jesus Christus mit aller
sagte, die anderen aber blieben ungläubig. Freimütigkeit und ungehindert.

a (28,27) Jes 6,9-10.


Der Brief des Apostels Paulus
an die Römer
Zuschrift und Gruß: euch etwas geistliche Gnadengabe mitzu-
Paulus, der Apostel der Heiden teilen, damit ihr gestärkt werdet, 12 das
Tit 1,1-4; Gal 1,1-5 heißt aber, daß ich mitgetröstet werde un-
Paulus, Knecht Jesu Christi, berufener ter euch durch den gemeinsamen Glau-
Apostel, ausgesondert für das Evangeli- ben, den euren und den meinen.
um Gottesa 2 (das er zuvor durch seine 13 Ich will euch aber nicht verschweigen,
Prophetenb in heiligen Schriften ver- Brüder, daß ich mir schon oftmals vorge-
heißen hat) 3 über seinen Sohn, der her- nommen habe, zu euch zu kommen —
vorgegangen ist aus dem Samen Davids ich wurde aber bis jetzt verhindert —,
nach dem Fleischc 4 und erwiesen ist als um auch unter euch etwas Frucht zu wir-
Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist der ken, gleichwie unter den übrigen Hei-
Heiligkeit durch die Auferstehung von den. 14 Ich bin ein Schuldner sowohl den
den Toten, Jesus Christus, unseren Herrn, Griechen als auch den Barbaren, sowohl
5 durch welchen wir Gnade und Apostel- den Weisen als auch den Unverständigen;
dienst empfangen haben zum Glaubens- 15 darum bin ich bereit, soviel an mir
gehorsam für seinen Namen unter allen liegt, auch euch in Rom das Evangelium
Heidend, 6 unter denen auch ihr seid, Be- zu verkündigen.
rufene Jesu Christi 7 — an alle in Rom an-
wesenden Geliebten Gottes, an die beru- Das Evangelium von Christus
fenen Heiligen: Gnade sei mit euch und als Gottes Kraft zur Errettung
Friede von Gott, unserem Vater, und dem 1Kor 1,18-24; Röm

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