Professional Documents
Culture Documents
des
Deutschen
Archäologischen Instituts
Abteilung Kairo
Band 68
2012
DE GRUY TER
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo
erscheint seit 1930
MDAIK 68, 2012 · V, 257 Seiten mit 211 Abbildungen
Herausgeber
Stephan J. Seidlmayer · Daniel Polz
Deutsches Archäologisches Institut Kairo
31. Sharia Abu el-Feda
11211 Kairo – Zamalek
Ägypten
www.dainst.org
ISBN 978-3-11-034749-4
ISSN 0342-1279
Für die Arbeiten vergangener Jahre siehe Th. von der Way/
1
The Chronological Frame and Social Structure of Buto in the Fourth
K. Schmidt, Tell el‑Fara’in – Buto. 1. Bericht, in: MDAIK 42, 1986, Millennium BCE, in: E. C. M. van den Brink/Th. Levy (Hrsg.), Egypt
S. 191–212; Dies., Tell el‑Fara’in – Buto. 2. Bericht, in: MDAIK 43, and the Levant. Interrelations from the 4th through the Early 3rd Mil‑
1987, S. 241–257; Dies., Tell el‑Fara’in – Buto. 3. Bericht, in: MDAIK lennium BCE. New Approaches to Anthropological Archaeology,
44, 1988, S. 283–306; Th. von der Way/Ch. Köhler/K. Schmidt, London/New York 2002, S. 165–170; F. Förster, Eine saitische Vo‑
Tell el‑Fara’in – Buto. 4. Bericht, in: MDAIK 45, 1989, S. 275–307; tivstele aus dem Tempelbezirk von Buto/Tell el‑Fara’in, in: MDAIK
D. Faltings/E. Ch. Köhler, Vorbericht über die Ausgrabungen des 60, 2004, S. 47–56; Th. Herbich/U. Hartung, Geophysical Investi‑
DAI in Tell el‑Fara’in/Buto 1993 bis 1995, in: MDAIK 52, 1996, S. 87– gations at Buto (Tell el‑Farain), in: EA 24, 2004, S. 14–17; M. Jost,
114; D. Faltings et al., Zweiter Vorbericht über die Arbeiten in Buto Der Würfelhocker des @r-Ahbj.t, in: MDAIK 63, 2007, S. 185–192;
von 1996 bis 1999, in: MDAIK 56, 2000, S. 131–179; M. Ziermann, J. Bourriau/P. French, Imported Amphorae from Buto Dating from
Tell el‑Fara’in – Buto. Bericht über die Arbeiten am Gebäudekomplex c. 750 BC to the Early 6th Century AD, in: CCE 8, 2007, S. 115–129;
der Schicht V und die Vorarbeiten auf dem Nordhügel (site A), in: U. Hartung, Der Fortgang der Untersuchungen am Tell von Buto: ein
MDAIK 58, 2002, S. 461–499, U. Hartung et al., Tell el‑Fara’in – „Berg” an Informationen wartet auf Entschlüsselung, in: G. Dreyer/
Buto. 8. Vorbericht, in: MDAIK 59, 2003, S. 199–267; U. Hartung et D. Polz (Hrsg.), Begegnung mit der Vergangenheit. 100 Jahre in
al., Tell el‑Fara’in – Buto. 9. Vorbericht, in: MDAIK 63, 2007, S. 69– Ägypten. Deutsches Archäologisches Institut Kairo 1907–2007,
165 und U. Hartung et al., Tell el‑Fara’in – Buto. 10. Vorbericht, in: Mainz 2007, S. 60–68; Ders., Recent Excvations at Tell el‑Fara’in/
MDAIK 65, 2009, S. 83–190 (im Folgenden als 1.–10. Bericht zi- Buto, in: B. Midant-Reynes/Y. Tristant (Hrsg.), Egypt at its Origins
tiert); Th. von der Way, Tell el‑Fara’in – Buto I. Ergebnisse zum frü‑ 2. Proceedings of the International Conference „Origin of the State.
hen Kontext, Kampagnen der Jahre 1983–1989, AV 83, Mainz 1997 Predynastic and Early Dynastic Egypt”, Toulouse (France), 5th‑8th
(im Folgenden als Th. von der Way, Buto I zitiert) und E. Ch. Köh- September 2005, OLA 172, Leuven/Paris/Dudley 2008, S. 1195–
ler, Tell el‑Fara’în – Buto III. Die Keramik von der späten Naqada- 1219 und R. Hartmann, Ritzmarken auf Brotformen aus der frühdy‑
Kultur bis zum frühen Alten Reich (Schichten III bis VI), AV 94, Mainz nastischen Siedlung von Tell el‑Fara’in/Buto, in: D. Aston et al.
1993 (im Folgenden als E. Ch. Köhler, Buto III zitiert) sowie u. a. (Hrsg.), Under the Potter’s Tree. Studies on Ancient Egypt Presented
D. Faltings, Ergebnisse der neuen Ausgrabungen in Buto. Chronolo‑ to Janine Bourriau on the Occasion of her 70th Birthday, OLA 204,
gie und Fernbeziehungen der Buto-Maadi-Kultur neu überdacht, in: Leuven/Paris/Dudley 2011, S. 469–482.
H. Guksch/D. Polz (Hrsg.), Stationen. Beiträge zur Kulturgeschichte 2
In den Schnitten J1–3, 8, 11 und 13 (vgl. Abb. 1); siehe 9. Bericht,
Ägyptens. Rainer Stadelmann gewidmet, Mainz 1998, S. 35–45; Dies., S. 125 f.; 10. Bericht, S. 84–87 und bes. S. 91–115.
rierten sich daher in den letzten Jahren auf die Gra- erreicht ist und damit viele Fragen noch nicht zu be-
bungsflächen nördlich des Dorfes Sechmawy (Abb. 1). antworten sind, zeichnen sich für den Zeitraum vom
Mit dem Abbau der saitischen Baureste in den als Er- Beginn der 1. Dynastie bis zur Mitte der 2. Dynastie be-
weiterung der ursprünglichen Grabungsfläche ange- reits mehrere Phasen der baulichen Entwicklung ab.
legten Schnitten E15, 16 und 173 (vgl. Abb. 5 und 10) Beim jetzigen Arbeitsstand der Grabungen und der bis-
wurde hier, wie auch im benachbarten Schnitt E04, lang nur vorläufigen Sichtung und Datierung der ver-
frühdynastisches Siedlungsniveau erreicht. 2009 wur- gesellschafteten Keramik können die folgenden Be-
den zudem die Schnitte E9 und E10 nach Osten hin er- schreibungen lediglich eine erste Annäherung an das
weitert, um einerseits die früher in diesem Bereich an- Verständnis der baulichen Aktivitäten sein. Erschwert
getroffenen frühsaitischen Baureste5 zu verfolgen, wird die Rekonstruktion der freigelegten Strukturen
die in anderen Teilen der Untersuchungsfläche durch zudem in vielen Bereichen durch große Gruben aus
die spätere Bebauung weitgehend zerstört sind, an- späterer Zeit, die das Verfolgen von Mauerverläufen
dererseits aber auch weitere Informationen zur Ge- oder Fußböden über eine längere Distanz verhindern.
stalt des unterliegenden Magazintrakts des frühdy- Trotz dieser Unsicherheiten sind bislang drei aufeinan-
nastischen Gebäudekomplexes6 zu gewinnen. Mit derfolgende Hauptphasen mit jeweils unterschiedli-
diesen Arbeiten ist jetzt auf einer Gesamtfläche von cher Bebauung auszumachen, wobei in jeder Phase
ca. 1750 m2 frühzeitliches Siedlungsniveau erreicht Teilbereiche – einzelne Häuser, Gebäudeteile oder
und es beginnt sich allmählich ein zusammenhängen- Freiflächen – z. T. mehrfach umgestaltet worden sind.
des Bild von den baulichen Aktivitäten während der 1.
und 2. Dynastie in diesem Bereich Butos abzuzeich- I.1 Bebauungsreste vom Beginn der
nen. 1 . D y n a s t i e ( N a q a d a I I I C 1 )
Parallel zu den Feldarbeiten wurde während aller Die bei den neueren Arbeiten7 bislang älteste, in meh-
Kampagnen die Dokumentation und Auswertung des reren Schnitten erreichte Bebauung8 besteht aus ei-
Fundmaterials fortgesetzt. Neben der Bearbeitung ner Vielzahl einfacher, zumeist in O‑W Richtung ori-
ptolemäischer und spätzeitlicher Keramik aus Alt entierter, rechteckiger Räume ähnlicher Größe (ca.
grabungen und den vorangegangenen Kampagnen 2,50–3 × 5,50–6 m), die entweder nebeneinander an-
(P. French, S. Laemmel) und dem Studium spätzeitli- geordnet oder als Einzelräume über schmale Durch-
cher Importkeramik (J. Bourriau) lag ein Schwerpunkt gänge oder Korridore zugänglich waren (Abb. 2 und 3).
auf der Bewältigung der großen Mengen anfallender Soweit feststellbar, liegen die Zugänge zu den Räu-
frühzeitlicher Keramik (R. Hartmann). Daneben wurde men vorzugsweise an deren Längsseiten nahe den
die Aufnahme der Silexfunde (K. Kindermann) und Raumecken. In einigen Fällen waren aus Lehmziegeln
Tierknochen (Ch. Kitagawa) sowie die anthropologi- gesetzte Türschwellen erhalten und wie ein noch in
schen Untersuchungen der ptolemäisch-römischen situ befindlicher Türangelstein (Abb. 4) zeigt, konnten
und spätzeitlichen Bestattungen (E. Hower-Tillmann, die Räume von innen mit einer Holztür verschlossen
S. Lösch, P. Tillmann, A. Zink) fortgesetzt. 2010 be- werden. Die Mauerreste waren zumeist 2–5 Ziegella-
gann die Aufnahme und Bearbeitung der frühdynas- gen hoch erhalten. Als Baumaterial wurden fast aus-
tischen Siegelabrollungen (E.‑M. Engel). schließlich 26 × 13 × 6 cm oder 24 × 11 × 5–6 cm große
Ziegel aus sehr fettem, weitgehend ungemagertem,
grauem Nilschlamm verwendet. Auffallend ist das in
späteren Bebauungsphasen nicht mehr zu beobach-
I. Frühdynastische Bebauung tende Vorkommen von nur aus Läufern bestehenden
nördlich von Sechmawy Ziegellagen. Einige der Mauern sind leicht gekrümmt
(G r a b u n g s f l ä c h e n E 0 – E 1 7 ) oder/und bestehen aus auch vertikal verdrückten(?)
Ziegellagen. Möglicherweise wurden beim Bauen ge-
Obwohl noch nicht in allen Grabungsschnitten ein legentlich noch nicht ausreichend getrocknete Ziegel
einheitliches Niveau der frühdynastischen Bebauung verwendet.
3
Ebd., S. 115–128. 7
Siehe bereits 10. Bericht, S. 89.
4
Für die saitischen Befunde in E0 siehe 8. Bericht, S. 214 f., 217–219 8
Erste unterliegende Mauerzüge aus spätprädynastischer Zeit
und Abb. 5. (Naqada IIIB) wurden zudem im Frühjahr 2012 in Schnitt E14 er-
5
Ebd., S. 209–211; 9. Bericht, S. 99 f. reicht (z. T. in Abb. 3 bereits sichtbar).
6
Ebd., S. 78 f. und Abb. 2 und 4.
J1-3, 8, 11
und 13
Nordhügel
Tempelareal
E0-E17
Sechmawy
Mohamed
Südhügel el-Baz
moderner
Friedhof
Im südöstlichen Teil der jetzigen Grabungsfläche (in lieren. Größere bauliche Veränderungen zeichnen
den Schnitten E5, E9 und E13) könnten zwei sich ge- sich bisher nur im südlichen Bereich von E14 und in E1
genüberliegende N‑S verlaufende Reihen nebenein- ab. In E14 wurde ein zunächst bestehender kleiner
ander angeordneter Räume, im Norden durch einen Raum mit zentralem Eingang an der Südseite (siehe
einzelnen O‑W orientierten Raum verbunden, einen Abb. 2) aufgegeben und mit einer um eine Mauer-
separaten Komplex gebildet haben. Nördlich davon breite nach Norden versetzten Mauer überbaut, die
schließen sich (in E5) ein winkeliger Freiraum und (in zugleich einen danebenliegenden, nach Süden füh-
E14 und E1) ein weiterer, etwas schräg O‑W9 und renden Zugang verschloss. In Schnitt E1 wurde der in
mehrere N‑S orientierte Einzelräume an. In Schnitt Abb. 2 gezeigte Raum etwas später durch einen län-
E6 sind bislang nur die Oberkanten der sich hier fort- geren und schmaleren ersetzt (vgl. Abb. 5). Verschie-
setzenden Mauerzüge erreicht (Abb. 2). dene, eben erst aufscheinende Maueroberkanten,
Im Laufe der Zeit wurden an den einzelnen Räu- z. B. in den Schnitten E1, E5 und E9 (siehe Abb. 2),
men verschiedene Umbauten vorgenommen, die je- sind noch nicht näher zu beurteilen.
doch das allgemeine bauliche Konzept nicht grund-
sätzlich veränderten. Verschiedene Zusetzungen von Einen Hinweis auf die Bedachung der Räume bzw.
Durchgängen oder die Verlagerung von Türen an eine Häuser liefern einige, mit fettem Ton ausgestrichene,
andere Raumseite sind jedoch zeitlich kaum zu korre- 20–40 cm tiefe Gruben von ca. 25 cm Durchmesser,
9
Die etwas abweichende Orientierung dieses Raumes erklärt sich
durch die Nutzung unterliegender älterer Mauern als Fundament
für den Neubau.
fundament
3,18
3,20
3,09
3,21
3,10
3,15 3,22
3,24
3,08
3,17
3,11 3,28 3,46
3,20
E2 E6 E10
Zugang?
3,05 Zugang?
3,21 3,28
3,14
E5 E9
3,08
3,12
3,19 3,28
3,07 3,12 3,10
3,07
3,06
3,09
E1 3,05
3,01
3,02 KSt
3,33
3,04 3,06 3,26 3,26
3,03 3,01 3,17 Zugang?
Zugang 2,99
3,23 3,11 3,39 KSt
2,80
3,05 Zugang
3,07 3,08
3,06
3,06 3,44
3,16
3,25
3,21
3,24 2,76
Zugang 2,91
3,02 3,21
3,13
2,99 3,15
3,36 3,28 3,12
E14
3,25 3,07
3,01 3,17
3,06
3,42 3,33
3,34 3,07
3,24 3,50
Zugang? 3,09
3,36
3,21 Zugang 3,23
3,01
3,08
E13
3,06
später zugesetzt
3,44 3,26
3,44
3,12
3,09
3,10
TX
3,17
KSt 3,45 3,18
3,31 3,08
3,07
Zugang
3,38 später zugesetzt 3,26 Zugang später zugesetzt
KSt 3,06
3,20
3,24
3,16
3,15
3,22 3,41
3,09 3,30
3,36
3,18
3,11
Zugang später zugesetzt
3,45 3,03
3,22
3,11
3,10
3,28
3,45 2,98
3,14
U IV
3,10
Zugang überbaut 3,11 3,21
3,06
3,07 2,93
3,08
3,15
3,11
3,10
2,96
3,22 3,24
3,23
3,00
3,08 3,00
3,19
2,88
3,17
3,23
T IX
Störung
UI
kleine Grube mit
Tonausstrich
U III Grube mit Asche-
0 5 10 15 m füllung
Abb. 2 Bebauung vom Beginn der 1. Dynastie (Naqada IIIC1), M 1:200; zugehörige, bei den Altgrabungen festgestellte Mauer-
züge sind nach Th. von der Way, Buto I, Abb. 70, 71 und 74 sowie D. Faltings, 5. Bericht, Abb. 1 umgezeichnet und grau dargestellt
Abb. 3
Mauerzüge vom Beginn der
1. Dynastie in den Schnitten
E13 und 14, Blick nach SO
Abb. 4
Raumzugang mit Türangel-
stein in Schnitt E1
die sich gelegentlich an für Stützpfosten einer Dach- die in E13 und E9 freigelegten Räume, für die oben
konstruktion geeigneten Stellen im Innern der Räume eine Zusammengehörigkeit vermutet worden war,
fanden. Der Tonausstrich sollte vermutlich gegen die könnten Teil dieses Komplexes g ewesen sein, an den
Bodenfeuchtigkeit schützen und größere Keramik- sich dann nach Norden hin einräumige Wohnbauten
fragmente in der Füllung sowie Bruchstücke von Reib- anschlossen. Der in T IX als Kultstätte angesprochene
steinen auf den Böden könnten als Unterlage und Raum unterscheidet sich in Größe und Aussehen nicht
zum Verkeilen der Holzpfosten gedient haben. Gleich- von den benachbarten Häusern weiter im Norden, al-
artige Gruben außerhalb der Räume scheinen von lerdings bleibt das in der Hofmitte eingegrabene Gefäß
Schattendächern oder anderen leichten Konstruktio- auch in dem jetzt sichtbaren größeren Ausschnitt der
nen zu stammen10. Auffallend – im Vergleich zur nach- Bebauung eine Besonderheit17. Eine weitere Auffällig-
folgenden Bebauungsphase – ist das weitgehende keit in diesem Bereich ist der kleine, unmittelbar östlich
Fehlen von Befunden, die Hinweise auf hauswirt- gelegene Raum mit mittigem Eingang von Süden.
schaftliche Aktivitäten der Bewohner geben würden. Die insgesamt recht gleichförmige, gedrängt ver-
Offensichtlich fanden diese in anderen Bereichen der schachtelte Bebauung lässt vermuten, dass sie eher
Ansiedlung statt. einen zusammengehörigen Komplex, möglicherweise
Die jetzt freigelegten Strukturen bilden den An- mit einem größeren Zentralbau, als eine gewöhnliche
schluss an bereits früher in den Schnitten T IX und T X dörfliche Ansiedlung repräsentiert18. Das weitgehende
von Th. von der Way11 und in U I, U III und U IV von Fehlen von hauswirtschaftlichen Befunden in den
D. Faltings12 ergrabene Mauerzüge (Abb. 2). In dem Raumeinheiten scheint zudem auf eine zentral orga-
südwestlich von E14 gelegenen Schnitt T IX war ein nisierte Lebensmittelproduktion und ‑verteilung zu
O‑W orientierter Einzelraum und ein im Süden an- verweisen. Die erste Durchsicht der vergesellschafte-
schließender Hofplatz mit einem in der Mitte einge- ten Keramik erlaubt eine Datierung dieser Bebauungs-
lassenen, großen Gefäß13 festgestellt worden. Auf- phase in die Naqada IIIC119-Zeit, d. h. an den Beginn
grund einer Darstellung von zwei Rindern unter dessen der 1. Dynastie, vielleicht noch vor die Regierungszeit
Rand und des Fundes eines größeren Flintmessers in des Djer20. Die zugehörigen, in früheren Jahren ergra-
dem Raum war das Ensemble vom Ausgräber als Rin- benen Baureste waren von den Ausgräbern mit den
derkultstätte angesprochen worden14. Die kleinere, an Schichten Buto IVb bis IVc(d) verbunden, die gesamte
den jetzigen Schnitt E9 anschließende Sondage T X Schicht Buto IV in die Zeit der 0. bis frühen 1. Dynastie
hatte unter anderem eine Folge von übereinander er- datiert worden21.
richteten Rundspeichern ergeben15. Zwei weitere
Rundspeicher und verschiedene, zum Teil auch recht I.2 Bebauungsreste der frühen
breite Mauerzüge wurden später von D. Faltings in u n d m i t t l e r e n 1 . D y n a s t i e
dem südlich an E13 anschließenden Bereich ausge- (Naqada IIIC1/2)
graben16. Von der Mauer unmittelbar nördlich der Spei-
cher erbrachten die jetzigen Arbeiten einen kleinen Die nachfolgende Bebauungsphase wurde im Laufe der
Abschnitt in der südlichen Ecke von E13 (Abb. 2). Ob- letzten Jahre in den meisten der ursprünglichen Gra-
wohl noch nicht alle Details geklärt sind, scheint sich bungsschnitte erreicht (Abb. 5), lediglich die nachträg-
bei der Zusammenschau mit den neuen Befunden im lich als Erweiterung angelegten Flächen sowie E0 sind
südlichen Bereich ein größeres Gebäude abzuzeich- noch nicht bis auf dieses Niveau untersucht. Durch das
nen, zu dem auch die Rundspeicher gehörten. Auch tief reichende Fundament eines saitischen Gebäudes22
10
Siehe die Diskussion solcher Gruben (in früherem Kontext) in Th. 19
Siehe unter anderem S. Hendrickx, The Relative Chronology of
von der Way, Buto I, S. 63–74 und 122. the Naqada Culture: Problems and Possibilities, in: J. Spencer
11
Ebd., S. 126–131. (Hrsg.), Aspects of Early Egypt, London 1996, S. 36–69; Ders., La
12
Siehe 5. Bericht, S. 89–93. chronologie de la préhistoire tardive et des débuts de l’histoire de
13
Siehe E. Ch. Köhler, Buto III, Taf. 41, 2. l’Egypte, in: Archéo-Nil 9, 1999, S. 13–81; Ders., Predynastic –
14
Th. von der Way, Buto I, S. 128–130. Early Dynastic Chronology, in: E. Hornung / R. Krauss / D. A. War
15
Ebd., S. 130 f. burton (Hrsg.), Ancient Egyptian Chronology, Handbuch der Orien‑
16
5. Bericht, S. 89–91 und Abb. 1. talistik 83, Leiden/Boston 2006, S. 55–93.
17
Ins Auge fällt allerdings eine ebenfalls in der Mitte eines Hofbe- 20
Siehe den Beitrag von R. Hartmann, S. 98–101.
reichs gelegene Grube etwa gleicher Größe (Ø etwa 75 cm) in E1 21
Th. von der Way, Buto I, S. 136 f.; E. Ch. Köhler, Buto III, S. 52 f.;
(siehe Abb. 2), in der, obwohl jetzt nur mit Asche und Siedlungs- Dies., in: 5. Bericht, S. 100–102.
schutt verfüllt, ebenfalls ein Gefäß gestanden haben könnte. 22
Siehe 8. Bericht, Abb. 5.
18
Allerdings ist über das Aussehen solcher Ansiedlungen in frühdy-
nastischer (und auch in späterer) Zeit bisher kaum etwas be-
kannt.
E4 E8 E12
Saitisches
Gebäudefundament
E3 E7 E11
E15 E5 E9
?
Wirtschafts-
?
hof
E1 ?
E0 E14
E13
TX
U IV
administratives
Gebäude?
?
T IX
U III
UI
?
0 5 10 15 20 m
Abb. 5 Bebauung der frühen und mittleren 1. Dynastie (Naqada IIIC2), M 1:400; bereits bei den Altgrabungen freigelegte
Mauerzüge (nach Th. von der Way, Buto I, Abb. 72 und 76) sind grau dargestellt
wird die frühdynastische Bebauung in den Schnitten E6, E7, E9, E10, E11) und den im Westen bzw. Süden
E3, E4 und in einem großen Teil von E8 vollständig ge- gelegenen Flächen E13 und E14. Während erstere
stört. In E8 und E12 bilden einige spärliche, zu dieser Schnitte umfängliche Baureste ergaben, fanden sich
Phase gehörende Mauerreste die ersten substantiellen in E14 (und hier auch nur im nördlichen Teil der Fläche)
frühzeitlichen Befunde überhaupt, alle späteren früh- und in E13 nur noch spärliche Spuren. Bei der Errich-
dynastischen Baureste sind auch hier durch spätzeit tung des nachfolgenden Gebäudekomplexes (siehe
liche Aktivitäten zerstört. unten) scheint die ältere Bausubstanz hier besonders
In der Dichte der freigelegten Bebauungsreste gründlich abgerissen und nivelliert worden zu sein.
zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied zwischen Offensichtlich setzte sich diese intensive Reinigung
dem nördlichen bzw. östlichen Bereich (E1, E2, E5, noch weiter nach Süden fort, denn in den Flächen der
Altgrabungen fehlt diese Bebauungsphase fast voll- und eine große Menge verstreuter Brotmodelfrag-
ständig. Lediglich Reste zweier breiter N‑S verlaufen- mente illustrieren die Nutzung dieses Bereichs. Ur-
der Mauern in U I und U III23 finden jetzt ihre Fortset- sprünglich scheint vor der Ostmauer des Platzes eine
zung in E13 (Abb. 5), dazugehörig wohl eine weitere Holzkonstruktion, vermutlich ein Schattendach, be-
breite Mauer in der Südecke von U III und einige standen zu haben, das auf zwei Reihen von jeweils
Mauerzüge in U IV, V und T X, die mit den Phasen Buto vier Pfosten ruhte (Abb. 5 und 7)25. Davor, zur Platz-
IVd–f bezeichnet wurden24. mitte hin, fanden sich (in der Westecke von E10) drei
Im Rahmen dieses Vorberichts kann die Vielfalt ovale Öfen mit nach Westen gerichteten Öffnungen
der neuen Befunde nicht detailliert dargestellt, son- (Abb. 8), die wahrscheinlich zum Erhitzen von Brot-
dern nur ein Überblick gegeben werden. Trotz vieler formen gedient hatten. In einem der Öfen lagen noch
noch offener Fragen zeichnet sich ab, dass die oben be- mehrere solche ungebrannte Formen. Später wurde
schriebene ältere Bebauung im Laufe der Zeit in eine dieser östliche Hofbereich mit lang-rechteckigen
um einen größeren (zentralen?) Hofbereich gruppierte Räumen überbaut (Abb. 5).
Anlage umgestaltet wurde (Abb. 5): Die nördliche Be- Rundspeicher verschiedener Größe, einzeln oder
grenzung des Hofes scheint eine in O‑W Richtung dia- in Gruppen, und häufig leicht versetzt mehrfach er-
gonal durch E6 verlaufende Flucht gewesen zu sein, neuert, ergänzen das allgemeine Bild dieser Bebau-
die sich in E1 und in E10 fortsetzt und trotz verschie- ung. Zunächst finden sich Speicher eher vereinzelt
dener Umbauten während der gesamten Bebauungs- zwischen den Häusern, aber z. B. auch im Bereich des
phase Bestand hatte. Im Osten wird der Hofbereich größeren Gebäudes im Süden. Später wurden die
zunächst durch eine in N‑S Richtung diagonal durch Speicher in den Innenhof verlegt und dabei die
E10 verlaufende Mauer begrenzt, im Westen (in E1, E5 Räume an seiner Westseite überbaut (Abb. 5). Nach
und E14) durch drei nebeneinander angeordnete, der Position der (allerdings nur spärlich) erhaltenen
O‑W orientierte Räume (Abb. 5). Letztere nahmen of- Baureste könnten hier mindestens drei Reihen von je-
fensichtlich noch Bezug auf in der Nähe anstehende, weils vier (oder mehr?) Speichern gestanden haben.
ältere Bebauung, so z. B. auf die Mauerzüge in E5 und Falls das zutrifft, wäre mit einem beträchtlichen Um-
Teile der Bebauung in E14 und markieren damit wohl fang der landwirtschaftlichen Produktion zu rechnen.
den Beginn der allmählichen Umgestaltung. Mit der Eine weitere Gruppe von Rundspeichern bestand,
Aufgabe der älteren Mauern in E5 entsteht dann ein ebenfalls während einer späten Phase dieser Bebau-
bis in die Westhälfte von E10 reichender Freiplatz. ung, auch auf einem kleinen Hof (in Schnitt E7) im
Während sich im Norden (in den Schnitten E2, E6 und Norden.
E7) eine kleinräumige, im Laufe der Zeit mehrfach Die Hinweise auf haus- und landwirtschaftliche
veränderte Bebauung anschließt (z. B. Abb. 6), ist die Aktivitäten der Bewohner beschränken sich jedoch
Ausdehnung des Hofes nach Süden nicht eindeutig zu nicht nur auf den Bereich des großen Hofplatzes. Im
fassen. Neben den spärlicher werdenden Bauresten Unterschied zur vorangegangenen Bebauungsphase
stört auch eine große, mit Material der späten 2. und finden sich jetzt zahlreiche Feuerstellen, Vorratsge-
3. Dynastie verfüllte Grube den Zusammenhang. Im fäße und Bottiche26 auch in den einzelnen Häusern
südwestlichen Teil von E13 (dazu die Fortsetzung in oder in zugehörigen kleineren Hofbereichen. Ver-
U I und U III) waren jedoch Fundamentreste eines schiedene andere Befunde entziehen sich einer funk-
größeren Gebäudes erhalten, das mindestens drei- tionalen Deutung, z. B. aus Segmenten zusammen-
mal leicht versetzt neu errichtet worden ist und den gesetzte, verzierte Keramikringe, die den Rand
Hofbereich vielleicht im Süden begrenzte (Abb. 5). kleinerer Gruben umschließen (Abb. 9). Jeweils in der
Der große Freiplatz diente wahrscheinlich als ge Nähe von Feuerstellen gelegen fanden sich bisher
meinschaftlicher Wirtschaftshof. Eine Vielzahl ver- vier solche Beispiele in verschiedenen Bereichen der
schiedener Installationen, z. B. Feuerstellen und Ansiedlung, enthielten aber selbst keine Aschefül-
Öfen, eingetiefte Vorratsgefäße und Bottiche, mit lung27.
fettem Ton ausgestrichene Mulden von etwa 1 m Obwohl das Konzept dieser Bebauung – ein grö-
Durchmesser, verschiedene kleinere Ziegelsetzun- ßeres, vermutlich administratives Gebäude mit Wirt-
gen, Pfostenlöcher, aber auch zahlreiche Reibsteine schaftshof und umgebenden, zum Teil gehöftartigen
23
Siehe Th. von der Way, Buto I, Abb. 76. 27
Für einen ähnlichen Befund in Tell el‑Farkha, allerdings in frühe-
24
Ebd., S. 131–136. rem Kontext, siehe M. Chłodnicki, Protodynastic, Early Dynastic
25
Auch eine leichte Konstruktion aus Schilfbündeln ist nicht auszu- and Old Kingdom Settlement on the Central Kom, in: M. Chłodnicki/
schließen, siehe Anm. 11. K. M. Ciałowicz/A. Mą�zyńska (Hrsg.), Tell el‑Farkha I. Exca
26
Z. B. 10. Bericht, Taf. 20b. vations 1998–2011, Poznań/Kraków 2012, S. 108 und Fig. 7.
Abb. 6
Kleinräumige Bebauung der
1. Dynastie in den Schnitten
E7 und E11, Blick nach NO
Abb. 7
Doppelreihe von Pfosten
löchern und Öfen (in der
unteren rechten Bildecke) im
östlichen Bereich des
Wirtschaftshofes der frühen
1. Dynastie, Blick nach SO
Bauten durchaus geplant erscheint, vermitteln vor al- testen Bauten graugelbliche, noch relativ fette Ziegel
lem letztere durch die zahlreichen Umbauten den verwendet (die sich aber bereits deutlich vom Bau-
Eindruck einer über einen längeren Zeitraum orga- material der vorhergehenden Siedlungsphase unter-
nisch gewachsenen Anlage. Dabei sind im Laufe der scheiden), werden die Ziegel in der Folgezeit vor-
Zeit auch bautechnische Entwicklungen zu beobach- nehmlich aus einem gelben, häufig sandigen Lehm
ten, z. B. eine zunehmende Verwendung von magere- hergestellt und enthalten zuweilen auch kleine Scher-
rem Material zur Ziegelherstellung. Wurden für die äl- ben oder Holzkohle28.
28
Die Ziegelgröße ist recht unterschiedlich und schwankt zwischen
22 × 11 × 6 cm und 24–26 × 12–13 × 6–8 cm in zahlreichen Varian-
ten.
29
Siehe Anm. 19. 32
Siehe 8. Bericht, S. 205–208 und 9. Bericht, S. 72–81.
30
Siehe den Beitrag von R. Hartmann, S. 101–108. 33
Ebd., S. 78 f., Abb. 2 und 4.
31
Der frühere Ansatz des Baubeginns in der ersten Hälfte der 1. Dy- 34
Unklar bleibt die Bedeutung der beiden Mauervorlagen an der
nastie, siehe 9. Bericht, S. 80, ist nach den neuen Befunden und Südseite dieser Mauer.
der Auswertung der mittlerweile wesentlich größeren Keramik- 35
9. Bericht, S. 76–78 und Abb. 3.
menge zu korrigieren; siehe auch den Beitrag von R. Hartmann, 36
Ebd., S. 79, Abb. 2 und Taf. 13b.
S. 108 f. 37
Siehe bereits 10. Bericht, Taf. 20a.
E4 E8 E12
Saitisches
Gebäudefundament
E3 E7 E11
E
?
E15 E1 E5 E9
A
D
E0
E13
F TX
E14
B
U IV
C3
C
T IX
U III
UI
0 5 10 15 20 m
Abb. 10 Gebäudekomplex der späteren 1. und ersten Hälfte der 2. Dynastie, M 1:400; die bereits von Th. von der Way
freigelegten Mauerzüge sind grau dargestellt (nach Buto I, Abb. 78)
dest ungefähre Vorstellung von der Ausdehnung der (Abb. 12), die an einen früher in Schnitt U III beobach-
Anlage gewonnen, die in N‑S Richtung mindestens teten Befund erinnern40. In E15 und E17 kamen breite
54 m38 und in O‑W Richtung mindestens 47,5 bzw. Mauerzüge mit sehr gut geglätteten Fußböden aus
52 m39 gemessen hat. Stampflehm zutage (Abb. 10 und 13), die zu einem
In E0 sind zudem zwei nebeneinander in einer Korridor gehören, der offensichtlich zu dem großen,
Mauerecke platzierte Kalksteinplatten zu erwähnen bereits früher in E14 und E1 freigelegten Raum41
38
Falls die in der südlichen Ecke von Schnitt U III in O‑W Richtung 39
Je nachdem, ob die neu aufgefundene östlichste Bezirksmauer zu
verlaufende, 2,5 Ziegel breite Mauer eine Außenmauer darstellt; diesem Zeitpunkt noch bestand oder nicht.
es ist allerdings zu vermuten, dass sich nach Süden hin noch wei- 40
Ebd., S. 143 und z. B. Abb. 78; eine Ecke dieser Platten war bereits
tere Räume anschlossen, siehe auch Th. von der Way, Buto I, von M. Ziermann an der Kante des Schnittes C 3 beobachtet wor-
S. 145. den, siehe 7. Bericht, S. 477 und Abb. 6.
41
9. Bericht, S. 73 f. und Abb. 2.
42
Dieser Bereich soll in den nächsten Kampagnen durch eine noch- erhöhten Sitz erwartet wurde. Bei einer größeren Menge von Zie-
malige Erweiterung der Grabungsfläche geklärt werden. Im Mo- gelverbruch, die vor der Südwand des Raumes festgestellt wor-
ment ist noch nicht auszuschließen, dass der Zugang weiter öst- den war, könnte es sich im Licht der neuen Befunde vielleicht um
lich (in der Mitte der Anlage?) lag. In diesem Falle wäre ein noch Reste eines Sitzpodestes handeln. Ähnlichkeiten der Gestaltung
längerer Zugangsweg entlang der Innenseite der nördlichen Au- des Empfangsbereichs und dessen Zugang lassen sich in etwas
ßenmauer zu vermuten. späterer Zeit in Wohnhäusern von höheren Beamten und Pries-
43
Zur Funktion labyrinthischer Zugangswege siehe jüngst F. Ar- tern ausmachen, siehe unter anderem F. Arnold, Die Priester‑
nold, Der Palast als Labyrinth. Peru und Ägypten im Vergleich, in: häuser der Chentkaues in Giza, in: MDAIK 54, 1998, S. 1–18;
D. Kurpkat/U. Wulf-Rheidt (Hrsg.), Die Architektur des Weges. M. Ziermann, Städtische Bebauung des frühen Alten Reiches in der
Gestaltete Bewegung im Raum, Diskussionen zur Archäologischen Oststadt, in: W. Kaiser et al., Stadt und Tempel von Elephantine.
Bauforschung 11, Regensburg, im Druck, dem ich herzlich für die 25./26./27. Grabungsbericht, in: MDAIK 55, 1999, S. 74–77; M. Zier-
Einsicht in das Manuskript danke. mann, Elephantine XXVIII. Die Baustrukturen der älteren Stadt
44
9. Bericht, S. 73–75 und Abb. 2. (Frühzeit und Altes Reich). Grabungen in der Nordoststadt (11.–16.
45
Th. von der Way, Buto I, S. 169–173. Kampagne) 1982–1986, AV 108, Mainz 2003, S. 90 und Abb. 34.
46
Während die jetzigen Arbeiten keine, die Funktion der Räume im 48
Siehe bereits Th. von der Way, Early Dynastic Architecture at Tell
Bereich D erhellenden Befunde erbrachten, konnte in den Schnit- el‑Fara’în – Buto, in: M. Bietak (Hrsg.), Haus und Palast im Alten
ten T X bzw. U IV eine Werkstatt zur Herstellung von Steingefä- Ägypten. Internationales Symposium 8. bis 11. April 1992 in Kairo,
ßen identifiziert werden, siehe ebd., S. 147. Untersuchungen der Zweigstelle Kairo des Österreichischen Archäo‑
47
Für einen am Nordende des Raumes eintretenden Besucher ver- logischen Instituts 14, Wien 1996, S. 251 f.; Ders., Buto I, S. 170–173.
stärkte sich der Eindruck seiner untergeordneten Position wahr- 49
Ebd., S. 151.
scheinlich noch durch den von N nach S leicht (um ca. 40 cm) an- 50
In anderen Räumen der Anlage waren nur gelegentliche Brandfle-
steigenden Fußboden, zumal er vermutlich vom Hausherrn in cke auf den Böden sowie vereinzelte verziegelte Lehmbrocken
dem durch Pilaster abgetrennten Südteil des Raumes auf einem und Holzkohlefragmente in den Füllungen zu beobachten.
Abb. 13 Durch große spätzeitliche Gruben gestörter Korridorverlauf in Schnitt E15, Blick nach SO
E3 E7
E16 E17 E2
E6
E15 E1 E5
E0
E14 E13
0 5 10 15 20 m Abb. 14
Rekonstruktion des Zugangs zum zentralen
Mauerzüge ausgegraben Mauerzüge rekonstruiert
Empfangsraum, M 1:400
vielen Stellen rötlich verziegelt. Anders als in den Ma- Das Keramikmaterial aus dem Gebäudekomplex
gazinen (vgl. Abb. 11) fehlt hier allerdings Brandschutt ist in die späte 1. und erste Hälfte der 2. Dynastie
in den Korridoren, d. h. dieser Bereich war nach dem (Naqada IIIC3 bzw. IIID54) zu datieren55. Obwohl ver-
Feuer offensichtlich wieder gereinigt und weiter be- mutlich als Gesamtanlage geplant und so wahrschein-
nutzt worden. Ob die Brände in den verschiedenen lich auch neu gebaut, scheinen im Laufe der Zeit doch
Gebäudeteilen zur gleichen Zeit stattfanden, ist nicht verschiedene Umbauten erfolgt zu sein. Eine Über-
zu sagen, allerdings auch nicht auszuschließen. Mit bauung älterer Substanz ist jedoch nur im Falle der
der Zerstörung der Magazine wurden jedoch größere Magazine zu beobachten, Veränderungen beschrän-
Teile der Anlage, zumindest in ihrer ursprünglichen ken sich sonst auf die Zusetzung von Türdurchgängen
Funktion, etwa in der Mitte der 2. Dynastie aufgege- und den Einbau von Zwischenwänden oder anderen
ben51. Andere Räume, z. B. in E0, scheinen noch etwas kleineren Installationen. Leichte Unterschiede in der
länger, wohl bis gegen Ende der 2. Dynastie, in Ge- Orientierung der Mauern und die Verwendung von
brauch gewesen zu sein. Große, die Mauerzüge zer- unterschiedlichem Ziegelmaterial56 in bestimmten
störende Gruben aus der späten 2. und 3. Dynastie Teilen der Anlage (Abb. 15) scheinen dennoch Hinweise
belegen dann die Aufgabe auch dieses Bereichs der auf mehrere Bauphasen zu geben, wobei allerdings die
Anlage52. Solche Gruben zeigen allerdings auch, dass ältere Bausubstanz jeweils gänzlich abgerissen worden
mit dem Verfall des Gebäudekomplexes der Sied- sein muss. Andererseits sind auch Messfehler und Zu-
lungsbereich um Sechmawy nicht etwa aufgelassen fälligkeiten bei der Verfügbarkeit des Baumaterials
wurde, sondern, wahrscheinlich vor allem südlich der während der Errichtung eines solchen ausgedehnten
Ruinen, bis ins Alte Reich weiter existierte53. Gebäudekomplexes kaum auszuschließen.
51
Siehe 9. Bericht, S. 73 f., 80 und Taf. 11c; zu diesem Datum passt 54
Vgl. Anm. 19 und E. Ch. Köhler, On the Origins of Memphis, in:
auch eine Siegelabrollung des Ninetjer (siehe den Beitrag von S. Hendrickx et al. (Hrsg.), Egypt at its Origins 1. Studies in Me‑
E‑M. Engel, S. 109 f.) aus einem großen Gefäß in einem Neben- mory of Barbara Adams. Proceedings of the International Confe‑
raum des Zugangskorridors. rence „Origin of the State. Predynastic and Early Dynastic Egypt”,
52
Im südlichen Bereich von E0 (= Schnitt C 3) hatte M. Ziermann je- Krakow, 28th August–1st September 2002, OLA 138, Leuven/Paris/
doch auch Mauerreste einer späteren Überbauung festgestellt, Dudley 2004, S. 300 f.
siehe 7. Bericht, S. 488–492 und Abb. 11. 55
Siehe den Beitrag von R. Hartmann, S. 108 f.
53
Th. von der Way, Buto I, S. 56, 159; vgl. auch 7. Bericht, S. 487– 56
Neben den Materialunterschieden variiert auch die Ziegelgröße
494. zwischen 24 × 11,5 × 8 cm und 26 × 13 × 10 cm.
E4 E8 E12
Saitisches
Gebäudefundament
E3 E7 E11
E15 E1 E5 E9
E0
E13
TX
E14
U IV
C3
T IX
U III
UI
0 5 10 15 20 m
gelblich-braune Ziegel mit graue sandige Ziegel gelbe lehmige und graue
gelbe lehmige Ziegel
Holzkohle und Keramik sandige Ziegel
57
Th. von der Way, Buto I, S. 58 mit Anm. 152 und 10. Bericht,
S. 179 f. und Abb. 31.
58
Th. von der Way, Buto I, S. 173. K. M. Ciałowicz/A. Mą�zyńska (Hrsg.), Tell el‑Farkha I. Excava‑
59
Ebd., S. 155–158. Daneben ist nun auch eine gewisse prinzipielle tions 1998–2011, Poznań/Kraków 2012.
Ähnlichkeit der Grabanlagen der Könige der späteren 1. Dynastie 61
W. A. Fairservis, Jr., Preliminary Report on the First Two Seasons at
mit ihren unmittelbar um die zentrale Bestattungskammer ange- Hierakonpolis, Part I, in: JARCE IX, 1971–1972, S. 7–27; K. R. Weeks,
ordneten Nebengräbern und Magazinen (siehe z. B. W. M. F. Pet- The Early Dynastic Palace, in: JARCE IX, 1971–1972, S. 29–33;
rie, The Royal Tombs of the Earliest Dynasties, Part II, Memoir EEF W. A. Fairservis, Jr., The Hierakonpolis Project, Season January to
21, London 1901, Pl. LVIII) mit dem Plan der butischen Anlage May 1981, Excavations on the Kom el Gemuwia, Occasional Papers
nicht ganz von der Hand zu weisen. in Anthropology III, Poughkeepsie, N. Y., 1986.
60
Siehe neben früheren Vorberichten die verschiedenen Beiträge 62
Siehe den Beitrag von U. Hartung, S. 84–88.
von M. Chłodnicki und K. M. Ciałowicz in: M. Chłodnicki/ 63
E. Ch. Köhler, Buto III, S. 20 und Taf. 18.
64
Ebd., S. 19 f. und Taf. 17.
a l
n o
p q
d r
e f
g h
i j
k t
Abb. 16:
a) E14/318; konische Schale; RØ 16,2 cm, H 8 cm; stark k) E9/313; Gefäßständer; RØ 11,5 cm, H 13,7 cm; mit-
gemagerter Nilton, viel Häcksel, Glimmer, Sand, telstark gemagerter Nilton, viel Häcksel, etwas
Kalk, vereinzelt Tonstein, mittelhart; OFA65 und OFI Sand, Kalk und Glimmer, mittelhart; OFA und OFI
nass verstrichen, Boden angesetzt, Unterseite mit nass verstrichen, Gefäß aufgewulstet
Stoffabdruck l) E5/348; tiefe Schale mit geschwungener Wan-
b) E14/363; Schale mit ausgebogener Wandung; dung; RØ 24,6 cm; schwach gemagerter Nilton,
RØ 24,6 cm, H 9,9 cm; Werkstoff und Scherben feiner Häcksel, Glimmer, Sand und Kalk, hart; OFA
wie a); Gefäß aufgewulstet, OFI glatt verstrichen, roter Überzug auf oberer Hälfte poliert, OFI roter
OFA grob, Bodenunterseite pickelig – mit Leder- Überzug dicht poliert
abdruck (?) m) E6/334; Fragment einer Schale mit ausgebogenem
c) E1/260; konische Schale; RØ 23,2 cm, H 15,4 cm; Rand; RØ 30 cm; Werkstoff und Scherben wie l);
Werkstoff und Scherben wie a); Gefäßoberteil auf OFA und OFI dichter roter Überzug, streifig poliert
langsamer Scheibe gedreht, OFI gut verstrichen, n) E6/361; RØ 11,6 cm, H 7 cm; wie m)
Boden grob angesetzt, Unterseite mit Stoffabdruck o) E1/268; konvexwandige Schale; RØ 14 cm; Werk-
d) E1/268; geschwungene Schale; RØ 20 cm, H 9,6 cm; stoff und Scherben wie l); OFA und OFI mit rotem
Werkstoff , Scherben und Machart wie c) Überzug, fein poliert
e) E1/271; Schälchen; RØ 7,6 cm, H 2,2 cm; Werk- p) E6/332; Miniaturbrotform mit flachem Boden;
stoff und Scherben wie a), Bodenunterseite mit RØ 12 cm, H 4,3 cm; stark gemagerter Nilton,
Stoffabdruck Häcksel, Sand, Kalk, Steinchen, mäßig hart; OFA
f) E1/268; Schälchen; RØ 7 cm, H 2,8 cm; wie e), aus am Rand gut verstrichen, Boden grob, OFI glatt-
einem Stück herausgedreht und nass verstrichen gestrichen
g) E14/363; kleines Kugelgefäß; RØ 4 cm, H 3,8 cm; q) E1/253; Miniaturbrotform; RØ 15 cm; wie p)
mittelstark gemagerter Nilton, Häcksel, Sand und r) E9/392; flache Brotform; RØ ca. 30 cm, H ca. 12,5 cm;
Kalk, mittelhart; OFA Unterteil grob, Oberteil und sehr fetter, grob gemagerter Nilton, viel Häcksel
OFI glatt verstrichen und Glimmer, etwas Sand und Kalk, mittelhart;
h) E9/376; kleines flachbodiges Gefäß; RØ 5 cm, OFA nass verstrichen, Boden grob angedrückt,
H 3,3 cm; wie g) OFI uneben verstrichen
i) E14/250; kleines beutelförmiges Gefäß; RØ 5,7 cm, s) E5/283; flache Brotform; RØ ca. 32 cm; Werkstoff,
H 8,2 cm; Werkstoff und Scherben wie g); OFA Scherben und Machart wie p)
und OFI nass verstrichen t) E9/359; tiefe Schale mit Randlippe; RØ 34 cm,
j) E9/344; kleines Beutelgefäß; RØ 4,8 cm, H 9,7 cm; H 17,5 cm; stark gemagerter Nilton, viel Häcksel
fein gemagerter Nilton, feiner Häcksel, Glimmer und Kalk, etwas Sand und Glimmer, mittelhart;
und wenig Kalk, mittelhart; OFA roter wash, ge- OFA mit aufgepinseltem weißen wash, OFI wie
glättet, OFI nass verstrichen außen, Boden abgerieben
Die rotpolierte Niltonware nimmt einen Anteil von Ein wichtiger Teil der frühzeitlichen Lebensmit-
3–6 % ein und umfasst beinahe ausschließlich offene telversorgung ist die standardisierte Brotproduktion,
Gefäße. Sie sind aus einem feinen, schwach gemager- die sich in der Keramik durch entsprechend große
ten Nilton hergestellt und sehr qualitätvoll gearbei- Mengen an Fragmenten der verwendeten Brotformen
tet. Die Oberflächen sind sorgfältig streifenpoliert, niederschlägt. In den bislang ausgegrabenen Kontex-
flächige Politur ist ebenfalls zu finden, tritt aber erst in ten dieser Bebauungsphase erreichen die Brotformen
den älteren Befunden (z. B. in Schnitt E14) öfter auf. Es einen Anteil von ca. 15 bis 30 %. Das Typenspektrum
dominiert der Schalentyp mit nach innen geschwun- wird durch breite und flache Formen mit abgeschräg-
genem Rand (Abb. 16l), daneben kommen Schalen tem oder abgerundeten Rand von ca. 30–40 cm Durch-
mit stark ausgebogenem Rand und kleine Schalen mit messer (Abb. 16r–s)66 gebildet, die auch als Miniatur-
gerader oder konvexer Wandung (Abb. 16m–o) regel- gefäße von ca. 15 cm Durchmesser (Abb. 16p–q)
mäßig vor. Das kleine, fein geglättete Beutelgefäß belegt sind. Ein besonderes Merkmal dieser frühen
gehört dagegen nicht zum regulären Typenbestand Produktion ist die häufige Verwendung eines sehr fet-
dieser Warengruppe (Abb. 16j). ten grauen Niltones, der trotz starker Häckselmage-
65
Außen- und Innenoberfläche sind im Folgenden mit OFA und OFI 66
Vgl. a. a. O., Taf. 44, 4 bzw. 42, 2.
abgekürzt.
rung nach dem Brand eine klumpige Konsistenz auf- boden, die in Buto nur durch die typischen Randfrag-
weist. Während solche Gefäße wohl vollständig von mente mit Ritzdekor (Abb. 17i) und einige Boden-
Hand geformt wurden, sind die aus dem üblichen, scherben identifiziert werden können, verwendet.
stark glimmerhaltigen Nilschlamm hergestellten Ge- Solche Gefäße finden z. B. in Abydos im Grab des Djer
fäße mit glatter Innenseite über einem Model gear- enge Parallelen69. In denselben Zeithorizont bzw. noch
beitet. Die Gruppe der übrigen Schwerkeramik ist mit in den Kontext der spätprädynastischen Zeit sind
5–10 % ebenfalls relativ deutlich vertreten. Sie setzt schlanke Flaschen mit abgesetztem Hals und breiter
sich vorwiegend aus offenen Bottichen und großen Randlippe (Abb. 17k)70, seltene Fragmente tonnenför-
Schalen mit schweren Randausprägungen zusam- miger Gefäße71 und ein kugeliges Gefäß aus gema-
men, deren Oberflächen oft mit einem weißen oder gertem Nilton einzuordnen (Abb. 17j–l). Besonders
roten wash versehen sind. Bis auf wenige kleinere Ge- hervorzuheben sind einige Fragmente dünnwandi-
fäße, etwa der tiefen Schüssel Abb. 16t, lassen sich ger, aus kalkgemagertem Ton hergestellter Näpfe mit
aufgrund des fragmentarischen Zustandes der Funde ausgeprägter kantiger Randlippe. Sie weisen starke
kaum mehr als kurze Randpartien rekonstruieren. Brandspuren auf, die eine Verwendung als Kochtopf
Charakteristisch für die Keramik dieser Phase ist nahelegen. Das hier dargestellte Beispiel (Abb. 17m)
vor allem ein breites Spektrum an Waren und Formen, mit plastischer Knubbendekoration am Rand könnte
die jeweils nur durch wenige Stücke im Fundmaterial zu einem bei den Altgrabungen gefundenen Frag-
repräsentiert sind und in der Keramiktradition der ment gehören72.
prädynastischen Zeit stehen. So fanden sich in den Die Zusammensetzung des Formen- und Waren-
Schnitten E1, E5 und E14 mehrere Fragmente von Zy- spektrums lässt sich vorläufig noch nicht funktional mit
lindergefäßen aus grünlich-beigem Mergelton ohne dem Baubefund in Verbindung bringen. Der bemer-
Zierring (Abb. 17a) sowie vereinzelte Fragmente mit kenswerte Umfang an Feinwaren scheint jedoch für
schmalem umlaufenden Wellendekor (Abb. 17b). ein rein dörfliches Milieu eher ungewöhnlich. Obwohl
Während letztere noch in die Naqada IIIB-Zeit gehö- mehrere der besprochenen Gefäßtypen in Buto be-
ren, werden Zylindergefäße ohne Zierring erst ab reits aus Naqada IIIB-Kontext bekannt sind, lässt sich
Naqada IIIC1 typisch67. Zeitlich passen dazu68 Frag- der Großteil des Fundmaterials sehr gut mit der
mente von Niltonweinkrügen mit stark ausladender Phase Naqada IIIC1 korrelieren. Auffällig ist allerdings
kantiger Randlippe (Abb. 17c), das Fragment eines vo- das weitgehende Fehlen einiger, sonst bereits seit der
luminösen Weinkrugs mit hoher Schulter und umlau- frühen 1. Dynastie belegter Gefäßtypen wie Weinkrüge
fender Zierleiste (Abb. 17d) oder das Schulterfragment aus Mergelton, Zylindergefäße aus Nilton und beson-
eines Gefäßes mit Arkadendekor (Abb. 17e), das ver- ders besenstrichgerauhte Biertöpfe. Letztere sind als
mutlich nach der Beschädigung des Randes zu einer Art ein Hauptmerkmal der Schicht Buto IV angesprochen
holemouth jar umgearbeitet wurde. Außerdem sind worden73. Der hier vorgestellte Fundkomplex ist des-
zwei Scherben mit feinem Wellendekor bzw. mit der halb nur mit einem frühen Abschnitt dieser Schicht zu
Ritzmarke eines Falken zu erwähnen (Abb. 17f–g). Ins- parallelisieren und dürfte vorläufig etwa von der Zeit
gesamt sind Weinkrugscherben aus Nilton mit einem des Narmer bis maximal in die Regierungszeit des
Anteil von 1–8 % im Fundmaterial vertreten. Besonders Djer zu datieren sein.
weit gefächert erscheint aber die Gruppe der Mergel-
tonware. Neben Gefäßen aus verschiedenen Sorten I I . 2 Ke r a m i k d e r f r ü h e n u n d m i t t l e r e n
feiner und mittelfeiner Mergeltone (vgl. Abb. 17h) in 1 . D y n a s t i e ( N a q a d a I I I C 1 / 2 )
unterschiedlichen Arten der Oberflächenausführung
wurde z. B. ein sehr feiner weißer Mergelton für die In den unmittelbar auf die Bebauung der frühesten
Herstellung kugeliger Flaschen mit breitem Linsen- 1. Dynastie folgenden Schichten74 finden sich einer-
67
Vgl. S. Hendrickx, in: Archéo-Nil 9, 1999, Fig. 9; E. Ch. Köhler, in: Dynastic Pottery, in: Ders., Ceremonial Slate Palettes, BSEA 66,
G. Dreyer et al., Umm el‑Qaab. Nachuntersuchungen im frühzeit‑ London 1953, Pl. XXV, 85B.
lichen Königsfriedhof. 7./8. Vorbericht, in: MDAIK 52, 1996, S. 54– 70
Z. B. S. Hendrickx, El Kab V – The Naqada III Cemetery, Brüssel
57. Die bei den Nachgrabungen des DAI Kairo im Grab des Djer 1994, Pl. XVII, Typ M242 und 246.
zutage gekommenen Zylindergefäße bestehen überwiegend aus 71
W. M. F. Petrie, a. a. O., Pl. XVII, 70n.
feinem Nilton, solche aus Mergelton fehlen dort fast völlig. 72
E. Ch. Köhler, Buto III, Taf. 56, 10; Dies. in: MDAIK 52, 1996,
68
Vgl. Typ III bei E. C. M. van den Brink, The Incised Serekh-Signs of S. 101, Abb. 5, 10; für ein weiteres Beispiel mit Knubbendekora-
Dynasty 0–1, in: J. Spencer (Hrsg.), Aspects of Early Egypt, Lon- tion siehe K. Kroeper, Shape+Matrix = Workshop? – Ceramic from
don 1996, S. 144–147, Fig. 2–3; auch E. Ch. Köhler, a. a. O., S. 51– Minshat Abu Omar, in: CCE 3, 1992, S. 29, No. 11.
54, Abb. 14–15. 73
E. Ch. Köhler, Buto III, S. 51.
69
Es handelt sich um kugelige bis ovoide Gefäße mit engem Hals 74
Siehe den Beitrag von U. Hartung, S. 88–92.
und weiter Randlippe; vgl. auch W. M. F. Petrie, Corpus of Proto-
e l
f g
h i m
Abb. 17 Keramik der Naqada IIIC1-Zeit, Feinwaren und geschlossene Formen, M 1:4
Abb. 17 Keramik der Naqada IIIC1-Zeit, Feinwaren und geschlossene Formen, M 1:4
Abb. 17:
a) E14/318; Zylindergefäß; RØ 10 cm, H 21 cm; feiner i) E9/300; Randfragment einer Kugelflasche;
Mergelton, wenig Kalk und feiner Sand, sehr hart; RØ 11,3 cm; sehr feiner Mergelton, feinster Kalk
Gefäßoberteil gedreht, OFA schräg gespatelt, OFI und schwarze Partikel; OFA gut geglättet, OFI ver-
geglättet strichen; Dekor nach dem Brand
b) E5/352; RØ 10 cm; Werkstoff und Scherben wie a); j) E14/345; tonnenförmiges Gefäß; RØ 11 cm,
OFA mit feinem Wellendekor, gut geglättet, OFI H ca. 26 cm; stark gemagerter Nilton, viel Häck-
verstrichen, dunkle Inhaltsreste an Wandung haf- sel, Sand und Kalk; OFA nass verstrichen, Schnur-
tend abdrücke auf Schulter, OFI grob verstrichen
c) E6/341; Randfragment eines Weinkrugs; RØ 16 cm; k) E1/272; Randfragment einer schlanken Flasche;
feiner dichter Nilton, wenig feine organische Par- RØ 11 cm; mittelstark gemagerter Nilton, Häck-
tikel, Glimmer und Kalk, hart; OFA und OFI gut ge- sel, Sand und Kalk, mittelhart; OFA gut verstri-
glättet chen, weißliche Brennhaut, OFI verstrichen
d) E5/312; Oberteil eines Weinkrugs; RØ 13,6 cm; l) E14/314; kugeliges Gefäß; RØ 12 cm, H 16,9 cm;
Werkstoff, Scherben und Machart wie c) mittelstark gemagerter Nilton, Häcksel, feiner
e) E1/268; Oberteil eines Weinkrugs, Rand sekundär Sand, Glimmer, schwarze Partikel, mittelhart; OFA
verschliffen; RØ ca. 14 cm; wie c) gut geglättet, OFI gut verstrichen, aus zwei Teilen
f) E6/371; Wandfragment eines Weinkrugs; 5,6 × 8 cm; gefertigt
wie c) m) E9/388; tiefer Napf; RØ 24 cm; stark gemagerter
g) E14/318; Wandfragment eines Weinkrugs, Ritz- Nilton, viele feine Kalkplättchen (wohl Muschel-
marke vor dem Brand; 4,5 × 4,5 cm; wie c) kalk), feine organische Teilchen, weich; OFA und
h) E6/373; Randfragment eines ovoiden Gefäßes; OFI roter wash, schwach poliert, verbrannt
RØ 10,2 cm; mittelfeiner Mergelton, Kalk und Sand,
sehr hart; OFA und OFI verstrichen
seits noch bereits bekannte Typen, andererseits sind spielen werden. Daneben sind einige Beispiele sehr
einige deutliche Veränderungen in Formgebung und dünnwandiger ovoider Gefäße (Abb. 19e) belegt. Die
Technologie zu bemerken. So bleibt das Repertoire der Oberflächen sind jetzt zumeist in Streifenpolitur aus-
konischen häckselgemagerten Schalen (Abb. 18a–c, g) geführt, flächige Politur ist kaum noch zu finden. Zu-
fast unverändert erhalten, die Schalen mit gerader dem gewinnen Gefäße mit nass verstrichenem, rotem
bzw. geschwungener Wandung weisen aber nun re- Überzug zunehmend an Bedeutung. Überwiegend
gulär Drehspuren am gesamten Gefäßkörper sowie handelt es sich dabei um geschlossene Formen, wie
konzentrische Abziehspuren am Boden auf, die den z. B. das ovoide Gefäß Abb. 18h75, das mit einer Schale
Gebrauch einer langsamen Töpferscheibe belegen. (Abb. 18g) abgedeckt noch in situ gefunden wurde.
Fast unverändert in Form und Anzahl kommen auch Ein deutlicher Bruch zur vorangegangenen Zeit
die kleinen gedrungenen und beutelförmigen Gefäße wird jedoch bei der für die Lebensmittelproduktion
(Abb. 18i–j) vor. Insgesamt geht der Anteil der nass verwendeten Keramik sichtbar. Erstmals treten jetzt
verstrichenen häckselgemagerten Ware aber deutlich Biertöpfe mit Besenstrichaufrauung, in älteren Kon-
zurück und liegt nur noch bei 20–40 %. Andere Waren texten zunächst noch spärlich, in den jüngeren Um-
treten dagegen jetzt häufiger auf. Bei der rotpolierten bauphasen regelmäßiger auf. Ihr Spektrum umfasst
Ware ist ein Anstieg auf bis zu 10 % zu verzeichnen, voluminöse Formen mit flachem Bodenabschluss
wobei die Schalen mit geschwungenem Rand und sorgfältig umgeschlagenem Rand (Abb. 18k) so-
(Abb. 18d) zunehmend durch einfache konvexwan- wie Exemplare mit leicht einziehendem Boden und
dige Typen (Abb. 18e) ersetzt werden. Aus einer jün- geradem Rand (Abb. 18l), erst sehr spät kommen
geren Umbauphase dieser Bebauung stammt ein frü- vereinzelt kleinere rundbodige Gefäße76 hinzu. Auf
hes Beispiel einer tiefen streifenpolierten Schale mit diese Siedlungsphase beschränkt scheinen Fußge-
Ausguss (Abb. 18f), die im Formeninventar der nach- fäße (Abb. 18m) mit nass geglätteter oder aufgerau-
folgenden Siedlungsschichten eine größere Rolle ter Oberfläche zu sein, die ebenso wie Biertöpfe mit
75
Ein ähnliches Gefäß fand sich in Helwan, siehe E. Ch. Köhler/ 76
Vgl. 9. Bericht, Abb. 8, 4–5.
J. C. Smythe, Early Dynastic Pottery from Helwan – Establishing a
Ceramic Corpus of the Naqada III-Period, in: CCE 4, 2004, Pl. 6, 6.
a b c
d e g
f h
i j
k l m
Abb. 18 Keramik der Naqada IIIC1/2-Zeit, offene Formen und Biertöpfe, M 1:4
Abb. 18 Keramik der Naqada IIIC1/2-Zeit, offene Formen und Biertöpfe, M 1:4
Abb. 18:
a) E6/340; konische Schale; RØ 14 cm, H 4,8 cm; mit- Drehscheibe hergestellt, Unterteil grob angesetzt,
telstark gemagerter Nilton, viel Häcksel, Glim- Bodenplatte separat, OFA und OFI glatt verstrichen
mer, wenig Sand und Kalk, mittelhart; auf Scheibe h) E10/399; ovoides Gefäß; RØ 9 cm, H 17,8 cm;
gedreht und mit Schnur abgetrennt, OFA und OFI Werkstoff und Scherben wie a); OFA rötlicher wash,
nass verstrichen feucht geglättet, Schmauchflecke am Boden, OFI
b) E6/340; geschwungene Schale; RØ 16,4 cm, H 7 cm; nass verstrichen, Reste des Tonausstrichs
wie a) i) E6/245; kleines Kugelgefäß; RØ 3,5 cm, H 4,3 cm;
c) E2/213; Schale mit ausgebogener Wandung; Werkstoff und Scherben wie a); OFA und OFI sehr
RØ 25,4 cm, H 9,6 cm; Werkstoff und Scherben grob verstrichen
wie a); OFA Oberteil gut verstrichen, Boden grob j) E10/352; kleines Beutelgefäß; RØ 4 cm, H 7,6 cm;
angesetzt, mit Stoffabdruck, OFI gut verstrichen wie i)
d) E6/296; geschwungene Schale; RØ 18 cm, H 9 cm; k) E11/146; Biertopf; RØ 10 cm, H 33,5 cm; stark ge-
schwach gemagerter Nilton, viel feiner Häcksel, magerter Nilton, grober Häcksel, wenig Sand und
Glimmer, Sand und Kalk, Tonstein, hart; OFA roter Kalk, mittelhart; OFA im Schulterbereich dellig,
wash, Oberteil streifig poliert, darunter geglättet, Rand sorgfältig umgeschlagen, Gefäßkörper grob
OFI roter Überzug, streifig poliert aufgeraut, OFI nass verschmiert, Reste des
e) E6/237; konvexwandige Schale; RØ 20 cm, H 10 cm; Tonausstrichs
Werkstoff und Scherben wie d); OFA und OFI roter l) E10/347; Biertopf; RØ 10,3 cm, H 32,8 cm; Werkstoff
Überzug, streifig poliert und Scherben wie k); Rand sorgfältig verstrichen,
f) E11/149; Ausgussgefäß; RØ 36,2 cm, H 19,5 cm; OFA an Schulter dellig, Gefäßkörper aufgeraut, OFI
feiner dichter Nilton, feiner Häcksel, Glimmer, viel grob verstrichen, Reste des Tonausstrichs
feiner Sand und Kalk, mittelhart; OFA roter wash, m) E1/193; Fußgefäß; RØ 8,7 cm, H 22,7 cm; Werk-
Gefäßoberteil streifig poliert, Unterteil geglättet, stoff und Scherben wie k); obere Gefäßhälfte auf
OFI roter Überzug, streifig poliert drehbarem Untersatz nachgedreht, Boden grob
g) E10/399; konische Schale; RØ 20 cm, H 9,1 cm; angesetzt, Oberflächen nass verstrichen, Reste
Werkstoff und Scherben wie a); Gefäßoberteil auf des Tonausstrichs an OFI anhaftend
Ton ausgeschwenkt waren und vermutlich dem glei- Gefäßes Abb. 20a abgerieben und mit Ruß und ver-
chen Zweck dienten. Der Anteil der Brotformen steigt brannten Inhaltsresten verkrustet, während an der
auf über 30 % an. Neben den schon bekannten flachen hellgrau durchgeglühten Außenwandung der unteren
Formen mit kantig abgestrichenem Rand (Abb. 19k) Gefäßhälfte noch Reste einer mit Häcksel versetzten,
findet sich jetzt auch eine tiefere Form mit charakte- lehmigen Substanz anhaften, die das Gefäß wohl vor
ristischem, leicht eingebogenen Rand (Abb. 19j), die zu großer direkter Hitzeeinwirkung schützen sollte. Die
in der Folgezeit bestimmend werden wird77. Gruppe der kalkgemagerten Gefäße79 umfasst weite
Das Bild einer Siedlung eher häuslich-dörflichen offene Formen mit einfachem direkten Rand und Lin-
Charakters in dieser Phase entsteht aber vor allem sen- oder Rundboden (Abb. 19c–d). Als ein Haupttyp
durch den relativ hohen Anteil von sand- und kalk- kann die tiefe Schale Abb. 19c angesehen werden. Die
bzw. kalzitgemagerter Ware (4–10 % bzw. 2 %) aus Oberflächen der Gefäße sind stets mit einem roten
denen vorwiegend Kochgefäße und Backplatten in Überzug versehen und fein poliert, vom Gebrauch aber
zahlreichen Formen und Größen (Abb. 19a–d, 20a) meist vollständig schwarz verfärbt und verkrustet.
hergestellt worden sind78. Die sandgemagerten Koch- Die aus häckselgemagertem Nilton hergestellte
gefäße sind dünnwandig und qualitätvoll gearbeitet, Schwerkeramik ist unverändert mit bis zu 10 % im
mit einem fein polierten roten Überzug versehen und Fundmaterial vertreten und besteht nun hauptsäch-
besitzen spezielle kantige oder verdickte Randlippen. lich aus großen, oft mit weißem wash versehenen Bot-
Ihre Oberflächen zeigen typische Spuren intensiven tichen, von denen sich vor allem in verschiedenen
Gebrauchs im Feuer. So ist die Bodeninnenseite des Hofbereichen zwischen den Häusern noch einige in
77
Vgl. E. Ch. Köhler, Buto III, Taf. 43, 2–4. dass die Wandung zerbröselt und die Kalkmagerung zu Staub
78
Ein Überblick über kalk- und kalzitgemagerte Gefäße gibt zerfallen ist. Zur Bestimmung der Kalkmagerung als Kalzit bzw.
K. Kroeper, a. a. O., S. 23–31. Muschelkalk siehe J. Riederer, The Microscopic Analysis of Calcite
79
Die Art der Kalkmagerung ist oft nur schwer zu bestimmen, denn Tempered Pottery, in: CCE 3, 2003, S. 33–37.
nach dem häufigen Erhitzen sind die Gefäße oft derart weich,
a e
b g
h i
d k
Abb. 19 Keramik der Naqada IIIC1/C2-Zeit, Kochgefäße, Brotformen und Feinwaren, M 1:4
Abb. 19 Keramik der Naqada IIIC1/C2-Zeit, Kochgefäße, Brotformen und Feinwaren, M 1:4
Abb. 19:
a) E6/340; ovale Backplatte; RØ min. ca. 28 cm, max. mer, Kalk, hart; OFA roter Überzug, streifig poliert,
ca. 35 cm, H 5,3 cm; stark gemagerter Nilton, viel OFI glattgestrichen
Sand bis 1 mm, wenig Häcksel und Kalk, hart; OFA f) E6/343; Randfragment eines ovoiden Gefäßes;
und OFI roter Überzug, schwach poliert, OFI ver- RØ 11,2 cm; mittelfeiner Mergelton, viel feiner Kalk,
brannt mit klebrigen Resten von Ruß Sand und wenig Tonstein, sehr hart; OFA mit dün-
b) E6/343; Kochtopf; RØ 27 cm; stark gemagerter nem roten wash, gut verstrichen, OFI verschmiert
Nilton, viel Sand, wenig Häcksel, etwas Kalk, Glim- g) E2/218; Randfragment eines Weinkrugs; RØ 14 cm;
mer, mittelhart; OFA und OFI roter wash, nass ver- feiner dichter Nilton, wenig Häcksel, Kalk, Glim-
strichen, beide Wandungen stark verbrannt mer, Tonstein, hart; OFA sehr gut geglättet, OFI
c) E2/210; tiefe Schale/Kochtopf; RØ 30 cm, H 16,8 cm; verstrichen
mittelstark gemagerter Nilton, viel Kalk (zersto- h) E6/296; Randfragment eines Zylindergefäßes;
ßener Kalzit?), wenig Häcksel, Glimmer, mäßig RØ 9,4 cm; feiner dichter Nilton, Glimmer, wenig
hart; OFA und OFI roter Überzug, fein poliert, dun- organische Magerung, Sand und Kalk, hart; OFA
kel verschmaucht, klebrige Reste an Boden der schräg aufgepinselter rötlicher wash, OFI oben
OFI haftend glatt, unten grob verschmiert
d) E6/234; rundbodiger Kochtopf; RØ ca. 32 cm, i) E10/387; Randfragment eines Zylindergefäßes;
H 24,4 cm; stark gemagerter Nilton, viel Kalk (Mu- RØ 6 cm; Werkstoff und Scherben wie h); OFA gut
schelkalk?), Häcksel, Glimmer, wenig feiner Sand, verstrichen, OFI grob gespachtelt
mäßig hart; OFA roter Überzug, schwach poliert, j) E6/219; Brotform; RØ 30 cm, H 16,8 cm; stark ge-
Rand geschmaucht, OFI wie OFA, untere Gefäß- magerter Nilton, grober Häcksel, Glimmer, feiner
hälfte verbrannt, Boden verkrustet Sand und Kalk, mittelhart; OFA nass verstrichen,
e) E10/411; Randfragment eines ovoiden Gefäßes; Boden grob, OFI glatt verstrichen
RØ 10 cm; feiner Nilton, wenig feiner Sand, Glim- k) E6/296; Brotform; RØ 28 cm, H ca. 12,5 cm; wie j)
situ fanden. Das hier vorgestellte Beispiel (Abb. 20b) lindrische Gefäße sind auch Weinkrüge im Fundmate-
könnte als Teigmischbottich gedient haben oder auch rial nur noch selten vertreten (Abb. 19g). Die wenigen
als Tretbottich bei der Bierherstellung zum Einsatz ge- diagnostischen Stücke lassen mittelgroße Weinkrüge
kommen sein80. Außergewöhnlich ist der Fund eines vermuten, wie sie in Abydos ab der Zeit des Djer be-
ca. 80 cm hohen zylindrischen Gefäßes, das mit einem kannt sind82. Gegenüber der vorangegangenen Phase
weißen wash versehen ist (Abb. 20c). Von der Boden- hat sich der Anteil der Mergeltonkeramik insgesamt
platte ist allerdings kaum etwas erhalten, so dass sich zwar kaum verändert, allerdings ist eine Reduzierung
nicht mit Sicherheit sagen lässt, ob es sich wirklich der Warensorten zu verzeichnen. Typisch sind nun vor
um ein Gefäß oder einen Gefäßständer handelt. Der allem aus mittelfeinem Mergelton hergestellte ovoide
an der Innenwandung aufgetragene Tonschlicker Vorratsgefäße mit hohem Hals und gerundeter un-
spricht aber eher für ein Gefäß, möglicherweise zum terfangener Randlippe (Abb. 19f.).
Aufbewahren einer Flüssigkeit. Insgesamt ergibt sich ein recht homogenes Bild
Für die Datierung dieser Siedlungsphase sind ins- des Fundkomplexes, das sich sehr gut mit dem Baube-
besondere Fragmente von Zylindergefäßen von Be- fund korrelieren lässt. Sollte es sich um eine größere
deutung. Sie sind jetzt ausschließlich aus einem fei- Wirtschaftsanlage handeln, wurden in dem ergrabe-
nen, schwach gemagerten Nilton gefertigt, mit einem nen Bereich vermutlich die Speisen für die tägliche
roten wash bepinselt und sehr gut geglättet. Beide Versorgung der Arbeiter zubereitet. Ob zudem auch
vorkommenden Varianten finden Parallelen in Aby- landwirtschaftliche Produkte weiterverarbeitet oder
dos, wo die größere Form (Abb. 19h) einen Haupttyp z. B. Bier in größerem Umfang hergestellt und regio-
im Keramikinventar der Gräber der frühen 1. Dynastie nal verteilt wurde, lässt sich im Keramikbefund vor-
(Djer/Djet) stellt, während die kleinere Form (Abb. 19i) erst nicht ablesen. Der erhöhte Anteil von Mergelton-
erst gegen Mitte der 1. Dynastie erscheint81. Wie zy- gefäßen, die wohl zum Großteil aus oberägyptischer
80
D. Faltings, Die Keramik der Lebensmittelproduktion im Alten S. 77 und Abb. 4d und aus dem Grab des Dewen, Dies., in:
Reich, SAGA 14, Heidelberg 1998, Abb. 12 und 14a. G. Dreyer et al., Umm el‑Qaab. Nachuntersuchungen im frühzeit‑
81
Für ein Beispiel aus dem Grab des Djer siehe V. Müller, in: lichen Königsfriedhof. 9./10. Vorbericht, in: MDAIK 54, 1998, S. 151
G. Dreyer et al., Umm el‑Qaab. Nachuntersuchungen im frühzeit‑ und Abb. 33b.
lichen Königsfriedhof. 16./17./18. Vorbericht, in: MDAIK 62, 2006, 82
W. M. F. Petrie, Abydos I, Memoir EEF 22, London 1902, Pl. VI,13.
b c
Produktion stammen dürften, deutet aber eine über- II.3 Bemerkungen zur Keramik des
regionale Vernetzung der Siedlung an. Gebäudekomplexes der späteren
Während die älteste Nutzungsphase dieser An- 1 . u n d f r ü h e n 2 . D y n a s t i e
lage wohl noch in die Zeit des Djer datieren könnte,
umfassen die folgenden Umbauphasen auf jeden Fall Mit dem Fortgang der Arbeiten zeigte sich, dass vor
die gesamte Naqada IIIC2-Zeit. Im Vergleich mit der allem im östlichen Teil der Grabungsfläche die Bebau-
Schichtenbezeichnung in den Altgrabungen kann das ung aus der ersten Hälfte der 1. Dynastie von verwin-
Material dieser Bebauungsphase mit der Keramik aus kelten Mauerzügen überlagert wird, die bereits zu
den späten Abschnitten der Schicht Buto IV bzw. IV– dem nachfolgenden Gebäudekomplex der 1./2. Dy-
V83 parallelisiert werden. nastie gehörten, allerdings zu einer frühen Bauphase84.
83
E. Ch. Köhler, Buto III, S. 51–54. 84
Siehe den Beitrag von U. Hartung, S. 92–96.
d
III. Siegelabrollungen Abb. 21 Rekonstruktion von Siegeln, M 1:1
In Siedlungsschichten der Frühzeit und Gruben des
Alten Reiches wurden auch bei den neueren Grabun- Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Bearbei-
gen Fragmente von Verschlüssen unterschiedlicher tung des Materials ist die Datierung der Fundkon-
Art geborgen88. Die Zahl beläuft sich derzeit auf et- texte, zu der manche Objekte einen Beitrag leisten
was über 200 Exemplare, von denen die meisten al- können. In erster Linie sind dazu Fragmente heranzu-
lerdings keine Abrollungen aufweisen. Nahezu ziehen, die einen König nennen: Unter den Funden
100 Fragmente unterschiedlicher Größe tragen Spu- aus den älteren Grabungen sind hier Nennungen von
ren von Rollsiegeln, die meisten davon jedoch so ge- Aha und Netjerichet zu erwähnen89. Aus dem neuen
ring, dass nur einige Reste von Hieroglyphen auszu- Material haben zwei Verschlüsse Abdrücke von Se
machen sind. Die geringe Größe verhindert oft auch rechs erhalten, doch ist nur auf einem von ihnen, ei-
eine Bestimmung des Objektes, auf dem der Ver- nem Papyrusverschluss des Typs P1 N90, der Name
schluss ursprünglich einmal angebracht war. Den- des Königs lesbar, der so in die Zeit des Ninetjer da-
noch ermöglichen auch die Fragmente Antworten auf tiert werden kann (Abb. 21a). Das Siegel folgt dem re-
manche Fragen. gelmäßigen Aufbau der Frühzeit und zeigt in ur-
85
Vgl. 9. Bericht, S. 86–89, Abb. 8, 8–9. 88
Zu den Siegelabrollungen aus den Altgrabungen siehe P. Kap-
86
E.‑M. Engel, Das Grab des Qa’a in Umm el‑Qaab, Architektur und lony, Archaische Siegel und Siegelabrollungen aus dem Delta: Die
Inventar, Microfiche, Diss. Göttingen 1997, Abb. 78. Arbeit an den Siegeln von Buto, in: E. C. M. van den Brink (Hrsg.),
87
S. Hendrickx, in: E. Hornung/R. Krauss/D. A. Warburton (Hrsg.), The Nile Delta in Transition. 4th–3rd Millennium B. C., Proceedings of
Ancient Egyptian Chronology, Handbuch der Orientalistik 83, Leiden/ the Seminar held in Cairo, 21.–24. October 1990 at the Netherlands
Boston 2006, S. 87–90; E. Ch. Köhler, in: S. Hendrickx et al. Institute of Archaeology and Arabic Studies, Tel Aviv 1992, S. 23–30
(Hrsg.), Egypt at its Origins 1. Studies in Memory of Barbara Adams. (im Folgenden zitiert als P. Kaplony, Buto); D. Faltings, in: 5. Be‑
Proceedings of the International Conference „Origin of the State. Pre‑ richt, S. 93 f.; F. Förster, in: 6. Bericht, S. 158–162.
dynastic and Early Dynastic Egypt“, Krakow, 28th August–1st Septem‑ 89
P. Kaplony, Buto, S. 27.
ber 2002, OLA 138, Leuven/Paris/Dudley 2004, S. 301. Zur Datie- 90
E.‑M. Engel/V. Müller, Verschlüsse der Frühzeit: Erstellung einer
rung der Schicht Buto V vgl. E. Ch. Köhler, Buto III, S. 58. Typologie, in: GM 178, 2000, S. 31–43.
91
P. Kaplony, Die Inschriften der ägyptischen Frühzeit (im Folgen- 196
I. Regulski, Early Writing, S. 622–623.
den zitiert als IÄF) III, ÄA 8, Wiesbaden 1963, Abb. 862. 197
IÄF III, Abb. 366.
92
I. Regulski, A Palaeographic Study of Early Writing in Egypt, OLA 198
P. Kaplony, Buto, S. 25.
195, Leuven/Paris/Walpole 2010, S. 584–587 (im Folgenden zitiert 199
D. Jones, An Index of Ancient Egyptian Titles, Epithets and Phra‑
als I. Regulski, Early Writing). ses of the Old Kingdom, BARIntSer 866, Oxford 2000, [1767].
93
Ebd., S. 726–729. 100
Zwischen Kolumnen 4 und 5 scheint sich auf dem Original ein
94
IÄF III, Abb. 210, 236. Riss im Holz befunden zu haben.
95
Vgl. J. Kahl/I. Regulski, Gesiegelte Objektverschlüsse aus dem 101
In Frage kommen unter anderem Beutelverschlüsse (Typ B2 N)
Grab des Ninetjer in Sakkara, in: MDAIK 66, 2010, [Ni/Sa/5]. oder mögliche Gefäß- oder Kastenverschlüsse.
c d e
des Siegelinhabers lässt sich als Nebka bestimmen; stellt werden, dass er für die Belange des Schatzhau-
durch die seltene Schreibung mit vorangestelltem ses verantwortlich war (Abb. 22a: (j)x.t nb(.t) pr‑HD),
komplementierenden b ist eine Zugehörigkeit aller dass er in einer Unterabteilung einer Verwaltung be-
Fragmente zu ein und derselben Person sicherge- schäftigt war (Abb. 22b: ar.jjt102) und dass er offenbar
stellt. Auch andere Elemente finden sich auf allen Sie- der Gruppe der rnw angehörte, deren Position nach
geln wieder: So ist jeweils der Ortsname Dep ge- wie vor nicht geklärt ist (Abb. 22b und d). Die Phrase
nannt, und in mehreren Kolumnen wird ein geduckter rnw ist auf zahlreichen Fundplätzen der Frühzeit und
Vogel oberhalb Gardiner M13 dargestellt: Hierbei des Alten Reiches vertreten und war bislang vom
könnte es sich um eine Schreibung von wAD‑wr – Ende der 2. bis zum Anfang der 4. Dynastie belegt.
„Großes Grünes, Meer” handeln. Zweimal erscheinen Ihre Interpretation schwankt zwischen einer Einord-
zwei übereinander gestellte Zeichen Gardiner M17. nung als Name103 und der als sozialer Gruppe104; letz-
Des Weiteren kann über den Siegelinhaber festge- terer ist vermutlich der Vorzug zu geben105. Die vor
102
Wb I, S. 209[6]: Halle, Sitz einer Verwaltung. logischen Artefaktes, BARIntSer 1339, Oxford 2005, S. 124–137
103
IÄF I, S. 556–558; J. Kahl, Frühägyptisches Wörterbuch II, Wiesba- (im Folgenden zitiert als J.‑P. Pätznick, Siegelabrollungen).
den 2003, S. 270. 105
G. Dreyer et al., in: MDAIK 62, 2006, S. 120.
104
J.‑P. Pätznick, Die Siegelabrollungen und Rollsiegel der Stadt Ele‑
phantine im 3. Jahrtausend v. Chr. Spurensicherung eines archäo-
106
I. Regulski, Early Writing, S. 726–729. in: E. Endesfelder (Hrsg.), Probleme der frühen Gesellschafts‑
107
Siehe den Beitrag von U. Hartung, S. 92–96 und Abb. 10. entwicklung im alten Ägypten, Berlin 1991, S. 61, Tabelle 5, laut
108
P. Kaplony, Buto, S. 27 (sm jrj-pat Jj‑n-Xnmw); Th. von der Way, der Chnum hinter Neith der häufigste theophore Namensbe-
in: 3. Bericht, S. 296, Abb. 8 (zAb aD‑mr sxn.t-Xnmw). standteil ist.
109
Siehe die Tabelle bei E. Endesfelder, Die Formierung der alt 110
Zu Chnum-nefer als Personenname siehe H. Ranke, PN I,
ägyptischen Klassengesellschaft. Probleme und Beobachtungen, S. 275[19].
Dazu gehört z. B. hbnj?, das an einigen Fundorten im weitere Konvolute geborgen werden können, die es
Zeitraum von der 2. Hälfte der 2. Dynastie bis zum zulassen, Einblicke in die Funktion einer frühzeitlichen
Ende der 3. Dynastie auftritt111, doch ist sowohl Le- Institution zu erhalten, wie dies für spätere Epochen
sung als auch Interpretation nach wie vor umstrit- an anderen Fundorten bereits möglich ist.
ten112. Auf den Abrollungen aus Buto ist sie nun zwei- E.‑M. E.
mal auf äußerst fragmentarischen Belegen vertreten
(Abb. 23b).
111
J. E. Quibell/F. W. Green, Hierakonpolis II, ERA 5, London 1902, 1973, London 1979, S. 19, Pl. 20 [11]; J.‑P. Pätznick, Siegelabrol‑
Pl. LXX [14–16]; I. Regulski, Early Dynastic Seal Impressions from lungen, S. 161.
the Settlement Site at Elkab, in: W. Claes/H. de Meulenaere/ 112
Als nj‑hb: IÄF I, S. 524; als hb/n(j) hb: J.‑P. Pätznick, Siegelabrol‑
S. Hendrickx (Hrsg.), Elkab and Beyond. Studies in Honour of Luc lungen, S. 160–164; als in.j hbw.w(?): I. Regulski, a. a. O., S. 40.
Limme, OLA 191, Leuven/Paris/Walpole 2009, S. 40–41 [Elkab/6]; 113
I. Regulski, Early Writing, S. 408–409.
G. Dreyer et al., in: MDAIK 62, 2006, S. 121–122; E. R. Ayrton 114
Bei den Zeichen in dieser Kolumne, die sich am Ende der Abrol-
et al., Abydos III, London 1904, Pl. X [24] = IÄF III, Abb. 388; lung noch einmal wiederholen, dürfte es sich um den Namen des
W. M. F. Petrie, Abydos II, Memoir EEF 24, London 1903, Pl. XVI Besitzers handeln.
[8]; G. T. Martin, The Tomb of Hetepka and Other Reliefs and In‑ 115
IÄF III, Abb. 315.
scriptions from the Sacred Animal Necropolis North Saqqara 1964–
point to the considerable extent of the agricultural of straw tempered Nile clay pottery, mostly conical
production. At the southern side, the courtyard seems bowls with flared rims or inflected walls and small
to have been bounded again by a larger building. globular vessels. Apart from these, broad and flat
In the course of the second half of the 1st Dynasty bread moulds made of a very dense Nile silt are at-
(Naqada IIIC3/IIID), the entire area was levelled and a tested. The most characteristic feature is the large
large, well-planned building complex was erected on variety of fine wares, including fragments of so‑called
top of the earlier remains (Abb. 10). The results of the wine jars, cylindrical jars made of marl clay and red
recent work complete the picture of this complex of polished bowls. The pottery-material of Naqada IIIC2
considerable size that comprises representative (Abb. 18–20) is more homogeneous and shows a dis-
rooms, workshops (e. g., for the production of stone tinctive functional connection to the exposed build-
vessels) and magazines. A large room in the centre of ing structures. The amount of bread moulds increased
the complex was most likely used as a reception area. to more than 30 % and for the first time flat-based
Visitors probably had to enter the room from the beer jars with scraped surface appear. Of special in-
north after passing through a long and angled corri- terest is the relatively high proportion of sand and
dor (Abb. 14). In combination with magazines, work- calcite tempered cooking ware indicating domestic
shops and probable cultic and/or private rooms, there activities. The occurrence of marl clay ovoid vessels
can be no doubt that the complex represents a royal and other fine wares, most probably imports from
estate or Early Dynastic palace with economic and Upper Egypt, suggests that the settlement was con-
administrative functions which might also have tem- nected to the trans-regional trade networks.
porarily housed the king and his followers when they Although mostly found only as tiny fragments,
visited the region. Large parts of the complex were several seal impressions shed light on the Early Dynas-
given up around the middle of the 2nd Dynasty after tic administrative structures and connections (Abb. 21–
they had been destroyed by a heavy fire. 23). Among others, the study of these finds allowed the
The dating of the building structures of all three identification of the name of an official Nebka on door
occupation phases is exclusively based on the con- and other sealings who obviously worked in the buil-
nected ceramic inventories. In the Late Predynastic/ ding. A papyrus sealing of king Ninetjer confirms the
beginning of the 1st Dynasty (Naqada IIIC1) the as- date of the end of the complex to around the middle of
semblage (Abb. 16 and 17) consists of more than 60 % the 2nd Dynasty as provided by the pottery evidence.