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Version 30.09.2010
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 2
2 Aussagenlogik 4
1
2.4 Die Quantoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
3.3 Beweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
4.3 Intervalle in R . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
5 Übungsbeispiele 31
5.1 Aussagenlogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1 Einleitung
Mathematik, wie sie in einem (Mathematik-)Studium oder in der wissenschaftlichen Vor-
schung betrieben wird, unterscheidet sich fundamental von der Mathematik in der Schule. In
der Schule geht es vor allem darum, Beispiele zu lösen und rechnen zu lernen, ohne genau zu
wissen, warum eine Aufgabe genau so gelöst werden kann. Wissenschaftliche Mathematik be-
schäftigt sich aber ausschlieÿlich mit der Frage, warum man Dinge so rechnen darf, wie man
es in der Schule gelernt hat, und noch viel mehr. Das bedeutet aber nicht, dass man in der
Schule gelerntes getrost vergessen darf, richtig rechnen können wird immer unausgesprochen
2
vorausgesetzt.
Mit dieser Umstellung einher geht der sogenannte Abstraktionsschock, Konzepte werden oft
sehr allgemein, ohne Zahlen und nur mit Variablen beschrieben . Dazu werden anfangs
mathematische Begrie deniert, dann werden sogenannte Sätze dazu aufgestellt, die dann
bewiesen werden. Dieses System wird oft Denition-Satz-Beweis genannt, wir kommen spä-
ter darauf zurück.
Auch die Sprache in der Mathmatik ist ein wenig anders als die Alltagssprache. Verwirrend
ist am Anfang oft, dass die gleiche Sprache verwendet wird, aber manchmal eine andere
Bedeutung hat. Wir werden auf dieses Problem später noch eingehen, zwei kurze Beispiele
Example 1. Möchtest du Milch oder Zitrone in den Tee?, bedeutet in der Mathematik, dass
man Milch, oder Zitrone, oder beides in den Tee bekommen kann, was im Alltag zumindest
sehr ungewöhnlich ist und normalerweise mit dieser Frage nicht gemeint wurde. Um diese
Frage mathematisch genau zu formulieren, würde man sagen: Möchtest du entweder Milch
Example 2. Ich habe einen Bruder, bedeutet in der Mathematik, dass man mindestens
einen Bruder hat, dh. einen Bruder oder mehr. Um zu beschreiben, dass man genau einen
Bruder hat, würde man das so sagen: Ich habe genau einen Bruder. Dieses Beispiel mag
einem zurecht ein bisschen schwachsinnig vorkommen, es ist oft problematisch, Alltagspro-
bleme mit mathematischer Sprache zu beschreiben. Aber in der Aussage: Es gibt ein x,
welches gröÿer als 5 ist, macht diese Sprechweise schon mehr Sinn, hier ist wieder gemeint:
Die Lehrveranstaltungen Lineare Algebra und Analysis (Vorlesungen und Übungen) ste-
hen zwischen einem Mathematikstudium und Mathematik in der Schule. Die Vorlesung folgt
in etwa dem System Denition-Satz-Beweis, aber nicht so strikt und ausführlich, wie es
Studierende der Mathematik lernen. Bei den Übungen steht die Anwendung der gelernten
Konzepte im Vordergrund, Sie müssen vor allem Beispiele lösen (dh. wissen, wie man sie
rechnet), müssen aber die Theorie nicht beweisen können. Für die Prüfungen muss man die
Theorie verstanden haben und Beispiele lösen können, aber auch hier werden keine Beweise
abgeprüft. Das ist der grundlegende Unterschied zu einem Mathematikstudium, wo fast aus-
schlieÿlich Beweise abgefragt werden. Trotzdem ist es für Sie sehr wichtig zu verstehen, wie
mathematische Sätze und Beweise funktionieren, das ist das groÿe Ziel dieses Skriptums.
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2 Aussagenlogik
2.1 Aussagen - die kleinsten Einheiten der Logik
Wir begnügen uns im Rahmne dieses Skriptums mit einer recht anschaulichen Denition
einer Aussage:
Denition 3 (Aussage). Eine Aussage ist ein Hauptsatz (im grammatikalischen Sinne), der
• Für die Funktion f : D → R, f (x) = x2 gilt für alle Punkte x0 ∈ D: ∀ > 0 : ∃δ > 0 :
∀x ∈ D : |x − x0 | < δ ⇒ |f (x) − f (x0 )| < .
Die ersten drei Beispiele sollten verständlich sein, das vierte Beispiel, nun ja, darüber kann
man sicher streiten. Aber falls man die Farbe blau-grün-grau denieren kann, dann kann
man diese Aussage sicher mit wahr oder falsch beantworten. Das fünfte Beispiel zeigt, dass
Aussagen ziemlich kompliziert werden können. Die Aussage bedeutet: Die Funktion f :D→
2 1
R, f (x) = x ist stetig auf ihrem gesamten Denitionsbereich . Keine Sorge, Sie brauchen
den Inhalt jetzt nicht zu verstehen, aber zumindest am Ende des Sommersemesters sollten
• 5 + 8.
• Die Farbe des Tisches ist laut.
Das erste Beispiel ist einfach eine Frage und kein Satz im grammatikalischen Sinne. Das
zweite Beispiel ist eine Rechnung, aber so, wie sie hier steht, kann man sie weder mit ja
noch mit nein beantworten. Wenn stehen würde: 5 + 8 = 10 wäre das eine Aussage, und
zwar eine falsche. Das dritte Beispiel ist ein Beispiel für einen sinnlosen Satz, das Wort laut
bezeichnet keine Farbe, daher ist der Satz auch nicht mit wahr oder falsch zu beantworten.
Aber sinnlose Sätze sind eher ein Gebiet der Philosophie, daher werden wir uns nicht weiter
1 Die Schreibweise f : D → R, f (x) = x2 bedeutet y(x) = x2 und ist die mathematisch exakte Darstellung
einer Funktion. Sie werden das in der Vorlesung kennenlernen
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2.2 Verknüpfungen von Aussagen
Der nächste Schritt ist Aussagen miteinander zu verbinden, das stammt aus der Boolschen
Algebra, die manche von Ihnen vielleicht schon in der Schule kennengelernt haben und die
Immer wenn eine Aussage wahr ist, dann ordnen wir ihr jetzt den Wert 1 zu, oft wird
dafür auch geschrieben: W ahr, W, T rue, T, Ja, J, Y es, Y . Wenn eine Aussage falsch ist, dann
bekommt sie den Wert 0, oft auch mit F alsch, F alse, F, N ein, N o, N bezeichnet.
Damit lässt sich eine sogenannte Wahrheitstabelle aufstellen. Wir haben nun zwei Aussagen,
die mit a und b bezeichnet werden. Dann sind insgesamt vier Kombinationen an Wahrheits-
werten möglich, beide wahr, beide falsch, a wahr und b falsch und b wahr und a falsch. Die
a b
1 1
1 0
0 1
0 0
Das ist noch keine Verknüpfung der Aussagen a und b, aber es bildet das Grundgerüst, wie
Als erstes nehmen wir die Aussage a und die Aussage b und bilden daraus eine neue Aussage,
die wir a ∧ b nennen, gesprochen a und b. Dieser neuen Aussage ordnen wir folgende
Wahrheitswerte zu:
a b a∧b
1 1 1
1 0 0
0 1 0
0 0 0
Das entspricht in etwa unserer Alltagssprache, das logische Und deckt sich also mit dem
alltagssprachlichen Unde. Die Aussage Es regnet und der Wind geht ist nur dann wahr,
wenn beides der Fall ist, ansonsten ist sie falsch. Auch auf die Frage: Möchtest du Milch und
Zucker in den Tee?, kann man mit Ja antworten.
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2.2.2 Das logische ODER
Analog zum logischen Und führen wir das logische Oder ein, geschrieben a ∨ b, gesprochen
a b a∨b
1 1 1
1 0 1
0 1 1
0 0 0
Denken Sie zurück an Beispiel 1. Im Gegensatz zur Alltagssprache beinhaltet das logische
Oder auch den Fall, dass beide Aussagen wahr sind. Ein weiteres Beispiel wäre: Heute
Abend gehen wir ins Kino oder ins Theater, das bedeutet im Alltag normalerweise nicht,
dass man beides macht, in der Mathematik aber schon. Um mathematisch das auszudrücken,
was eigentlich mit dieser Aussage gemeint ist, würde man sagen: Heute Abend gehen wir
entweder ins Kino oder ins Theater. Dieses entweder-oder wird auch Ausschlieÿendes Oder
genannt.
Behalten Sie das im Hinterkopf, wenn Sie in der Vorlesung oder in der Übung das Wort oder
hören!
Man kann, logisch betrachtet, eine Aussage verneinen, dann schreibt man ¬a und sagt dazu
a ¬a
1 0
0 1
Die Bedeutung entspricht wieder der Alltagssprache, auch wenn die Sprechweise gewöhnungs-
bedürftig ist. Die Aussage: Wir gehen heute nicht ins Kino, ist genau dann wahr, tja, wenn
wir nicht ins Kino gehen. Aber die Frage: Schatz, gehen wir heute nicht ins Kino?, einfach
mit Ja oder Nein zu beantworten ist dann doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Man kann das logische Nicht auch zweimal (oder öfters) auf eine Aussage anwenden, dabei
¬(¬a) = a.
Also ein nicht nicht a hebt sich wieder auf und ergibt nur die Aussage a. Das könnte man
zeigen, indem man die Wahrheitstabelle dafür aufstellt, aber anschaulich sollte es verständlich
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sein.
Als kleine Übung überlegen Sie sich, was folgendes Gespräch bedeutet: Schatz, gehen wir
Die logische Konstruktion, die am schwersten zu verstehen ist, die aber gleichzeitig die wich-
a impliziert b. Bevor die Implikation genau deniert wird, wollen wir noch einige weitere
Die Aussage a wird auch oft Voraussetzung oder Bedingung genannt, die Aussage b wird
Folgerung genannt.
a b a⇒b
1 1 1
1 0 0
0 1 1
0 0 1
Das erfordert eine längere Erklärung. Stellen sie sich folgende Aussage vor: Wenn es regnet,
dann trage ich Gummistiefel. Die Aussage: Es regnet, ist unser a, die Aussage: Ich trage
Gummistiefel, ist unser b. Spielen wir alle vier Fälle sprachlich durch.
Probleme bereiten. Beide Aussagen a und b sind wahr, also ist auch die Implikation
wahr.
• a = 0, b = 0: Es regnet nicht. Ich trage keine Gummistiefel. Auch dieser Fall sollte von
Ihnen problemlos akzeptiert werden. Nachdem die Voraussetzung nicht erfüllt ist, und
auch die Folgerung nicht, ist die Welt in Ordnung und die Implikation liefert in diesem
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• a = 1, b = 0: Es regnet. Ich trage keine Gummistiefel. Dieser Fall ist der einzige, wo
die Implikation ein Falsch zurückliefert. Die ursprüngliche Aussage war ja: Wenn es
regnet, dann trage ich Gummistiefel, jetzt regnet es und ich trage keine Gummistiefel,
also widerspricht das der ursprünglichen Aussage und ist daher falsch.
falsch ist, sie bekommt aber wahr zugeordnet. Nun, es kann aber auch andere Gründe
als Regen geben, warum ich Gummistiefel trage. Vielleicht habe ich gerade an einer
Exkursion zu einem Bachbett teilgenommen oder betoniere gerade einen Keller. Es ist
vielleicht ungewöhnlich, dass ich Gummistiefel trage wenn es nicht regnet, aber es wi-
derspricht nicht der ursprünglichen Aussage. Auch wenn Ihnen dieser Fall jetzt komisch
vorkommt, es würde mathematische Probleme bereiten, wenn hier die Implikation als
falsch deniert wäre. Wenn Ihnen das als Begründung nicht ausreicht, dann lernen
Prägen Sie sich die Implikation sorgfältig ein, sie ist einer der Gründe, warum es dieses
Skriptum gibt!
Example 5. Nehmen Sie die folgende Aussage: Wenn die Funktion f dierenzierbar ist (auf
ihrem gesamten Denitionsbereich), dann ist sie auch stetig (auf ihrem gesamten Deniti-
onsbereich).
Ich hoe Sie kennen die Konzepte Dierenzierbarkeit (Kein Knick) und Stetigkeit (Lässt
sich durchzeichnen) so weit, dass sie diese Aussage nachvollziehen können. Wenn f also dif-
ferenzierbar ist, dann ist f auch stetig, das sollte klar sein. Wenn f dierenzierbar wäre, aber
nicht stetig, dann wäre die Implikation falsch, sprich, die gesamte Aussage wäre falsch und
damit widerlegt. Wenn f jetzt aber nicht dierenzierbar ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten.
Entweder f ist stetig oder f ist nicht stetig. Beides bereitet für die ursprüngliche Aussage
keine Schwierigkeiten, weil ich nur gesagt habe: Wenn die Funktion f dierenzierbar ist,
.... Wenn sie es nicht ist, dann tree ich keine Aussage darüber. Also egal, ob f stetig ist
oder nicht, die Voraussetzung ist nicht erfüllt, also widerspricht das meiner Ursprungsaussage
nicht. Inhaltlich gesehen sind die Funktionen, die nicht dierenzierbar aber stetig sind genau
diejenigen, die man durchzeichen kann, die aber einen Knick haben. Nicht stetige Funktio-
nen kann man nicht durchzeichnen, und diese kann man auch nicht (auf ihrem gesamten
Denitionsbereich) dierenzieren.
Aufgabe: Denken Sie dieses Beispiel genau durch und setzen Sie es in Beziehung zu dem
Gummistiefel-Beispiel. Sie sollten ohne Probleme fähig sein, die Wahrheitstabelle und die
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Interpretation davon aufzuschreiben!
erfüllen:
a b a⇔b
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1 0 0
0 1 0
0 0 1
Anschaulich sollte das weniger Probleme bereiten als die Implikation, wenn entweder a und b
wahr sind oder beide falsch, dann ist die Äquivalenz wahr. Wenn a und b nicht den gleichen
Example 6. Nehmen Sie die Aussage: Eine natürliche Zahl ist dann und nur dann gerade,
wenn ihr Quadrat gerade ist . In Zeichenschreibweise kann man das so formulieren,
n gerade ⇔ n2 gerade.
Diese Aussage ist wahr, wenn n gerade ist und n2 gerade ist. Sie ist auch wahr, wenn n
2
ungerade ist, dann und nur dann ist auch n ungerade. Falsch wäre die Äquivalenz, wenn n
gerade ist und n2 ungerade, oder anders herum, n2 gerade und n ungerade. Aber anschaulich
betrachtet sollte Ihnen dieser Sachverhalt recht verständlich sein.
2 Die Zeichen für Und, Oder, Nicht, Implikation und Äquivalenz nennt man auch Operatoren.
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2.3 Arbeiten mit den logischen Operatoren
Einige wichtige Umformungsschritte sollen hier beschrieben werden, diese kommen oft in Be-
weisen vor, sie sind, genau betrachtet, nichts weiter als logische Umformungen von Aussagen.
Wir lernen jetzt einige Regeln kennen, wie wir die Operatoren miteinander zusammenspie-
len lassen können. Prinzipiell kann man diese Regeln alle mit Hilfe der Wahrheitstabellen
beweisen, aus Zeitgründen wird das hier unterlassen. Prägen Sie sich diese Regeln ein!
Die ersten zwei Regeln behandeln Verneinungen, Sie sehen, sobald eine Verneinung im Spiel
ist, werden Und/Oder-Operatoren umgedreht, also aus einem logischen Und wird ein logi-
sches Oder und umgekehrt. Diese Regelen werden auch de Morgan Regeln genannt.
Die zweiten zwei Regeln sind Distributivgesetze, ähnlich den Distributivgesetzen, die Sie aus
der Schule kennen sollten. Beispielsweise gilt 3·(2+4) = 3·2+3·4, wenn Sie sich die Analogie
zu den obigen Distributivgesetzen ansehen, sollten Sie sich diese leicht merken können.
Bleiben wir bei unserer Implikation a ⇒ b. Eine ganz wichtige Operation, die wir beim Indi-
rekten Beweis wiedernden werden, ist die folgende, sie wird auch Kontraposition genannt,
Was bedeutet das? Die Implikation a ⇒ b ist gleichbedeutend damit, dass ich die Folgerung b
nehme, diese verneine und damit die verneinte Voraussetzung a impliziere. Kommen wir zu
unserem Gummistiefelbeispiel zurück. Gleichung (1) besagt dann, dass die Aussage: Wenn
es regent, trage ich Gummistiefel, gleichbedeutend ist mit der Aussage: Wenn ich keine
Gummistiefel trage, dann regnet es nicht. Intuitiv gesehen ist das recht einleuchtend, formal
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richtig beweisen man kann diese Äquivalenz wieder durch Aufstellen der Wahrheitstabellen.
Denken Sie auch zurück an Beispiel 5, wenn wir die Kontraposition auf die Aussage an-
wenden, dann kommen wir zu dem Satz: Wenn die Funktion f nicht stetig ist (auf ihrem
gesamten Denitionsbereich), dann ist sie auch nicht dierenzierbar (auf ihrem gesamten
Denitionsbereich). Auch das sollte recht einleuchtend sein, wenn Sie die Konzepte Stetig-
keit und Dierenzierbarkeit verstanden haben. Lassen Sie sich aber nicht von der Einfachheit
täuschen, manchmal ist es sehr schwierig, bei einer Kontraposition den Überblick zu behalten.
Eines gibt es noch zu erwähnen, die Kontraposition hat nichts mit der Verneinung der Im-
plikation zu tun! Die Verneinung der Implikation, geschrieben ¬(a ⇒ b), kann man mit Hilfe
¬(a ⇒ b) ⇔ a ∧ ¬b.
Salopp gesagt, wenn ich die Implikation verneine, dann bekomme ich genau den Fall heraus,
der in der Implikation falsch zurückliefert. Die Verneinung des Gummistiefelbeispiels wäre
Mehr soll zur Verneinung auch nicht gesagt werden, verwechseln Sie diese nur nicht mit der
Kontraposition.
Wenn man mit Äquivalenzen arbeitet, dann macht man sich fast immer folgende Eigenschaft
zu Nutze,
Also die Aussage, dass a und b äquivalent sind, ist gleichbedeutend damit, dass b von a im-
pliziert wird und a von b impliziert wird. Nachprüfen kann man das wieder durch Aufstellen
der Wahrheitstabelle. Praktisch bedeutet das, dass sich eine Äquivalenz immer als zwei Im-
plikationen darstellen lässt, und das wird fast immer benutzt, wenn eine Äquivalenz bewiesen
werden soll.
Denken Sie zurück an Beispiel 6, um diese Äquivalenz zu zeigen, spaltet man das Beispiel
auf. Zuerst zeigt man, dass aus n gerade auch n2 gerade folgt, dann zeigt man, dass n2 gerade
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2.4 Die Quantoren
Wir werden jetzt Konzepte kennenlernen, wo sich Aussagen auf bestimmte oder alle Ele-
mente einer Menge beziehen. Mengen werden wir erst später exakter denieren, für jetzt ist
der Schulbegri einer Menge vollkommen ausreichend. Die Menge, als Gesamtheit, wird im
folgenden mit M bezeichnet, ein Element aus M wird im folgenden als x geschrieben. Das
Zeichen ∈ bedeutet Element von, daher bedeutet x ∈ M dass x ein Element der Menge
M ist.
∀x ∈ M : A(x).
A(x) ist jetzt eine Aussage, aber eine Aussage, die sich auf ein Element x bezieht. Der
Doppelpunkt : bedeutet für die gilt. Das Zeichen ∀ nennt sich Allquantor und wird
In Summe liest sich die Aussage als: Für alle Elemente x der Menge M gilt, dass die Aussage
A(x) wahr ist. Andere sprachliche Formulierungen für den Allquantor sind die folgenden:
Achtung, Falle! Man könnte fälschlicherweise annehmen, dass der Ausdruck: sei x ∈ M
beliebig bedeutet, dass die Aussage nur für ein x ∈ M gelten muss, da man ja nur ein
beliebiges x nden muss. Diese Formulierung ist aber anders zu verstehen. Egal, welches x
ich wähle (ich kann es beliebig wählen), die Aussage, die dann kommt, muss wahr sein. Das
Das Gegenstück zum Allquantor ist der sogenannte Existenzquantor. Warum ich Gegen-
∃x ∈ M : A(x),
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in Worten: Es existiert (mindestens) ein Element x aus der Menge M, sodass die Aussage
A(x) wahr ist. Weitere Formulierungen für den Existenzquantor können sein:
Der Existenzquantor besagt also, dass es mindestens ein x gibt, für das die Aussage A(x) gilt.
Blättern Sie auch zurück zu Beispiel 2, dort wurde diese Ausdrucksweise schon behandelt.
Der Ausdruck geeignetes x besagt, dass wir jetzt kein beliebiges x wie beim Allquantor
nehmen können, sonder wir müssen nach diesem geeigneten x suchen. Ich muss also mindes-
tens ein x nden können, für das die Aussage A(x) wahr ist.
Wenn man aber ausdrücken möchte, dass es genau ein einziges x gibt, für dass die Aussage
gilt, dann sagt man das sprachlich auch so: Es gibt genau ein x, für das gilt .... Dieser Fall
kommt aber bedeutend seltener vor, daher werden wir uns nicht weiter damit beschäftigen.
Gehen wir zurück zu dem Ausdruck ∀x ∈ M : A(x). Genau genommen ist der gesamte
Ausdruck wiederum eine Aussage, und diese kann man daher auch verneinen. Es soll also die
neue Aussage
¬ (∀x ∈ M : A(x))
gebildet werden. Nehmen wir als Beispiel den Satz: Alle Studierenden mögen Mathematik.
Was ist die Verneinung davon? Es ist der Satz: Es gibt mindestens eineN StudentIn, der/die
Mathematik nicht mag. Falls Sie sich jetzt fragen, warum die Verneinung nicht: Es gibt
keineN StudentIn, der/die Mathematik mag, lautet, überlegen Sie sich das folgendermaÿen.
Wann ist die Aussage, dass alle Studierenden Mathematik mögen, widerlegt? Es muss nicht
niemand sein, der Mathematik mag, es reicht aus wenn einE StudentIn sagt, dass er/sie
Mathematik nicht mag. Dann schon stimmt die Aussage nicht mehr, dass alle Mathematik
mögen. Wenn man diese Verneinung wieder in Zeichensprache übersetzte, resultiert das in
Man verneint also einen Allqantor, indem man einen Existenzquantor bildet und die Aussage
A(x) verneint. Dieses Prinzip werden wir beim Gegenbeispiel noch benötigen.
3
3 Das bekannte Beispiel von Karl Popper beruht auf dem gleichen Prinzip. Um die Aussage Alle Schwäne
sind weiÿ zu widerlegen reicht es aus, (mindestens) einen Schwan zu nden, der nicht weiÿ ist.
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Analoges funktioniert für die Verneinung des Existenzquantors. Die Verneinung von: Es gibt
mindestens eineN StudentIn, der/die Mathematik mag, ist also der Satz: Es gibt keine Stu-
dierenden, die Mathematik mögen. Wenn man diese Verneinung anders formuliert, bekommt
man: Für alle Studierenden gilt, dass sie Mathematik nicht mögen, was jetzt ein Allquantor
ist, wo die Aussage A(x) verneint ist. In Zeichen lässt sich das als
schreiben.
Sie sehen also, es gibt einen starken Zusammenhang zwischen All- und Existenzquantor.
Man kann auch mehrere Quantoren miteinander verknüpfen, ich möchte mich auf zwei Quan-
toren beschränken. Für ein Beispiel für drei verkettete Quantoren siehe den letzten Punkt in
Beispiel 4. Nehmen wir an, es gibt jetzt zusätzlich noch eine Menge F, wobei die Elemente
von F mit y bezeichnet werden, also y ∈ F . Weiters gibt es eine Aussage L(x, y), die sich auf
genau ein x ∈ M und ein y ∈ F bezieht.
Dann gibt es zwei wichtige Verkettungen von Operatoren, nämlich
∀x ∈ M : ∃y ∈ F : L(x, y) (3)
∃y ∈ F : ∀x ∈ M : L(x, y) . (4)
Diese Zeilen sprachlich schön auszudrücken ist schon ein bisschen holprig, wenn Sie darüber
hinaus jetzt leiche Kopfschmerzen bekommen, dann ist das auch nichts ungewöhnliches. Diese
beiden Zeilen bedeuten nicht das gleiche, es kommt also auf die Reihenfolge der Quantoren an.
Mit Hilfe dieses Beispiels werden Sie sich die Bedeutung beider Zeilen auf immer einprägen.
Sei M jetzt die Menge aller Männer weltweit, F die Menge aller Frauen. Die Aussage L(x, y)
bedeutet: x ist verliebt in y .
Dann lässt sich Gleichung (3) folgendermaÿen interpretieren: Für jeden Mann gilt, dass es
Gleichung (4) hingegen bedeutet: Es gibt (mindestens) eine Frau, von der alle Männer
behaupten, dass sie in diese Frau verliebt sind. Es sind also alle Männer weltweit in die
gleiche Frau verliebt, und es kann so sogar mehrere Frauen geben, in die alle Männer verliebt
sind!
Nun ja, Sie sehen also, ein kleiner aber feiner Unterschied. Diese Verkettung von Quantoren
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werden sie in der Analysis im Sommersemester öfters zu Gesicht bekommen.
Die Verneinung so einer Aussage funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie bei einem Quan-
tor, es werden alle Quantoren umgedreht und die Aussage L(x, y) verneint. Die Reihenfolge,
in der die Quantoren vorkommen, bleibt die gleiche, daher
Übungsaufgabe: Überlegen Sie sich die Bedeutung der beiden verneinten Aussagen und schrei-
tik nimmt schon bestehende Erkenntniss, die Theoreme genannt werden und formuliert aus
diesen neue Erkenntnisse und zwar ausschlieÿlich mit Hilfe von logischen Umformungen, die
Beweise genannt werden. Das hört sich vielleicht trivial an, aber diese logischen Umformun-
Wenn man ein wenig darüber nachdenkt, kommt man schnell zu der Frage, was für Erkennt-
nisse denn am Anfang da sind, irgendwo muss dieser Prozess ja beginnen. Im Laufe der
letzten 150 Jahre haben sich Menschen darauf geeinigt, einige wenige unmittelbar einleuch-
tende Grundgedanken herzunehmen, die nicht weiter hinterfragt werden. Diese Grundgedan-
schen Schlieÿens, damit kann man die gesamte Mathematik wie wir sie kennen herleiten.
Ein Begri wurde noch nicht erwähnt, die Denition. Denitionen sind nichts anderes als Na-
mensgebungen, die Zuordnung eines gedanklichen Konzepts zu einem Wort oder Ausdruck.
raum. Das ist der Idealfall, es kann aber ein Begri in unterschiedlichen Teilgebieten der
Mathematik unterschiedliche Bedeutungen haben, oder es können Begrie noch zu neu sein,
um sich einheitlich durchgesetzt zu haben. Geben Sie auch bei englischsprachiger Literatur
acht, oftmals bedeuten Begrie übersetzt nicht das gleiche. Aber in einem guten Buch sollte
alles so genau erklärt sein, das keine Zweifel mehr bestehen was gemeint ist.
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Example 8. Der Begri fast alle hat eine genau mathematische Bedeutung, er bedeutet
alle bis auf endlich viele. Jetzt müssten wir genaugenommen auch den Begri endlich
exakt denieren, dort würden wiederrum Wörter vorkommen, die wir erst denieren müssen
usw. Der Begri fast überall hat eine ähnliche, aber nicht die gleiche Bedeutung. Fast
überall bedeutet, dass eine Eigenschaft immer gilt, ausser auf einer Menge mit dem Maÿ
Null. Das brauchen Sie jetzt nicht zu verstehen, es geht nur um die Ähnlichkeit der Begrie.
Im Englischen bedeutet almost all das gleiche wie fast überall, wenn man es salopp mit
Denitionen sind keine Aussagen in dem Sinn, wie wir Aussagen bis jetzt verwendet haben, sie
können also weder wahr noch falsch sein, höchstens sinnvoll und nützlich oder nicht sinnvoll
und unnütz.
Mit Denition-Satz-Beweis meint man jetzt die Struktur, die viele Mathematikbücher und
Skripten aufweisen. Man beginnt im Normalfall nicht bei den Axiomen, sondern setzt ein
gewisses Grundwissen beim Leser voraus. Man deniert Begrie, stellt Theorme auf, die
diese Begrie verwenden und beweist diese Theoreme dann. Dann kommen neue Denitio-
nen dazu und neue Theoreme werden bewiesen. So baut sich schön langsam ein komplexes
Gedankengebäude auf.
vielleicht ein wenig verwirrend, aber mathematische Sätze sind immer auch Aussagesätze,
so wie wir das im letzten Kapitel gemacht haben. Es gibt aber noch eine Reihe von ande-
ren Begrien, die alle das gleiche bezeichnen wie ein Satz, sie betonen nur die Wichtigkeit
oder die Schwierigkeit eines Satzes unterschiedlich: Theorem, Lemma, Proposition, Korollar,
Folgerung.
Example 9. Viele, aber nicht alle Sätze haben eine recht eindeutige Bezeichnung. So gibt
es den Hauptsatz der Analysis, dieser ist also wichtig. Oder das Lemma von Zorn, das nach
dem Hr. Zorn benannt ist. Recht bald in der Vorlesung werden Sie den Austauschsatz von
Steinitz kennenlernen.
Was ist ein Satz jetzt genau? Ein Satz ist immer entweder eine Implikation oder eine Äqui-
4
valenz im Sinne der Aussagenlogik. Äquivalenzen kommen seltener vor als Implikationen,
4 Ganz genau betrachtet ist ein Satz sogar immer eine Implikation, aber das sprengt jetzt den Rahmen.
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Leider sieht man die Implikationen in Theoremen oft nicht sofort, betrachten Sie folgendes
Beispiel.
√
Example 10. Ein Theorem ist das folgende: Die Zahl 2 ist irrational. Auf den ersten
Blick ist das weder eine Implikation noch eine Äquivalenzaussage. Wenn man die Aussage
√
aber umschreibt, ergibt sich folgendes. Ist q eine rational Zahl, dann gilt q 6= 2. Naturlich
klingt diese Aussage leicht debil, deswegen steht sie auch nirgends so in einem Lehrbuch, aber
um dieses Theorem zu beweisen ist die zweite Schreibweise viel besser. Sie sehen an diesem
Beispiel auch, dass es gar nicht so einfach ist zu sagen, ob man eine Aussage noch weiter
zerlegen kann oder nicht. Das erfordert sehr viel Übung, seien Sie also nicht frustriert wenn
Noch etwa macht mathematische Sätze kompliziert. Bis jetzt haben wir bei Implikationen nur
eine Aussage als Voraussetzung gehabt. In Wirklichkeit sind das aber oft mehrere Aussagen,
die mit einem logischen Und, manchmal sogar mit logischen Oders verknüpft sind.
Theorem 11. Gegeben sei eine Funktion f, die zweimal auf ihrem gesamten Denitionsbe-
0
reich dierenzierbar ist. Wenn f (x0 ) = 0 und f 00 (x0 ) < 0 an einem bestimmten Punkt x0
gilt, dann hat f im Punkt x0 ein lokales Maximum.
Diese Tatsache sollten Sie aus der Kurvendiskussion so ungefähr kennen. Wieviele Vorausset-
zungen sehen Sie hier? Es sind drei Stück, aber die erste sieht man nicht so leicht. Benennen
wir f ist zweimal auf ihrem gesamten Denitionsbereich dierenzierbar als Aussage a,
0 00
f (x0 ) = 0 als Aussage b und f (x0 ) < 0 als Aussage c.
Die Folgerung: Die Funktion f hat ein Maximum im Punkt x0 , bezeichnen wir mit d.
Formal gesehen steht also folgendes hier:
(a ∧ b ∧ c) ⇒ d.
Die Aussagen a, b und c nennt man Voraussetzungen oder auch Bedinungen, zu den Be-
dingungen sage ich später noch etwas. Die Folgerung oder der Schluss d ist also die neue
Erkenntnis, die wir aus diesem Theorem gewinnen, in diesem Beispiel ist es eine Möglichkeit,
Was passiert, wenn zum Beispiel die Aussage c nicht wahr ist? Man sagt dann auch, dass die
Bedingung nicht gilt oder die Voraussetzung nicht hält. Wenn Sie sich an die Wahrheits-
tafeln für das logische Und zurückerinnern, dann ist die Gesamtaussage nur dann wahr, wenn
beide/alle Aussagen wahr sind. Wenn c also falsch ist, dann ist automatisch auch (a ∧ b ∧ c)
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falch, und wir wissen dann nicht mehr, ob d gilt. Es folgt aber nicht automatisch, dass die
Aussage d jetzt falsch ist! Genau das war der springende Punkt bei der Implikation. Gehen
wir zurück zu Theorem 11, es kann also Fälle geben, wo die Funktion f an der Stelle x0 ein
Maximum hat und trotzdem die Bedingung c nicht erfüllt ist. Falls Sie das in der Schule ge-
lernt haben, dann denken Sie an die Funktion f : R → R, f (x) = −x4 , für diese gilt f 00 (0) = 0
und trotzdem hat sie bei x0 = 0 ein Maximum!
Nehmen wir an, wir haben ein Theorem, dass folgendes aussagt: a ⇒ b. Man sagt in so
einem Fall auch, dass a hinreichend für b ist oder a ist eine hinreichende Bedingung für b.
Gleichzeitig nennt man b eine notwendige Bedingung für a. Das ist ziemlich verwirrend und
bereitet Kopfschmerzen, da jetzt die Folgerung eine (nowendige) Bedingung genannt wird.
Leider hat sich das historisch so eingebürgert, lernen Sie es einfach auswendig.
Sprachlich gibt es auch noch kleine aber sehr gewichtige Unterschiede zu beachten. Denken
Sie zurück an die Implikation, unser Theorem a⇒b kann man sprachlich als b gilt dann,
Die Aussage: b gilt nur dann, wenn a gilt, bedeutet jetzt aber genau das Gegenteil, nämlich
die Implikation b ⇒ a!
Alltagssprachlich betrachtet macht das schon Sinn, nehmen Sie folgendes Beispiel.
Example 12. Sei Aussage a gegeben als: Der alte Papst ist gestorben, Aussage b als: Ein
neuer Papst wird gewählt. Die Implikation a ⇒ b wäre sprachlich jetzt: Wenn der alte Papst
gestorben ist, dann wird ein neuer Papst gewählt. Diese Implikation ist aber nicht das, was
man ausdrücken möchte! Ein neuer Papst wird ausschlieÿlich dann gewählt, wenn der alte
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gestorben ist, Päpste können nicht zurücktreten oder abgewählt werden.
Was man normalerweise sagen will, ist: Ein neuer Papst wird nur dann gewählt, wenn der
alte Papst gestorben ist. Das ist aber genau die Implikation b ⇒ a, wir können jetzt sagen,
dass der Tod des alten Papstes eine notwendige Bedingung für die Wahl eines neuen Papstes
ist.
Passen Sie also auf, wenn Sie Formulierungen mit nur dann oder ähnliches lesen!
Wenn Sie zu Abschnitt 2.2.5 zurückblättern, sehen Sie ein schönes Beispiel für die Ver-
knüpfung von mathematischer Logik und Sprache. Nehmen Sie folgende Formulierungen für
5 Das stimmt jetzt nicht ganz, Päpste können theoretisch zurücktreten, das ist aber die letzten Jahrhunderte
nicht passiert.
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Äquivalenzen: a ist notwendig und hinreichend für b, und a gilt dann und nur dann, wenn
auch b gilt.
Die Formulierungen a ist hinreichend für b und a gilt nur dann, wenn auch b gilt bedeuten
die Implikation a ⇒ b. Die Ausdrücke a ist notwendig für b und a gilt dann, wenn auch b
gilt meinen aber die Implikation b ⇒ a.
Die Formulierungen nowendig und hinreichend sowie dann und nur dann bedeuten, dass
(a ⇒ b) ∧ (b ⇒ a).
Das ist aber genau das Umschreiben der Äquivalenz aus Abschnitt 2.3.3. Sie sehen, auch
sprachlich drückt man eine Äquivalenz oft als zwei Implikationen aus.
3.3 Beweise
Wie schon in der Einleitung erwähnt, Sie müssen nicht zwangsweise selber Beweise durchfüh-
ren, aber Sie sollten fähig sein, einen Beweis nachzuvollziehen. In einem Beweis zeigt man,
wie man von den Voraussetzungen der Implikation auf die Folgerung kommt. Mathematike-
rInnen machen mehr oder weniger nichts anderes, als sich mit Beweisen zu beschäftigen. Der
Oft spricht man auch von einem Beweis, meint aber in Wirklichkeit mehr als das. Wenn
der Beweis sehr lange ist, dann stellt man oft Zwischenresultate auf, die man Hilfssätze
oder Lemmata nennt. Nachdem diese Hilfssätze bewiesen sind, beweist man erst die wichtige
Die Methoden, die jetzt vorgestellt werden, beziehen sich aber wirklich immer auf einen
Beweis, also eine Implikation (oder eine Äquivalenz). Es gibt genau drei Arten von Beweisen,
den Direkten Beweis, den Indirekten Beweis und die Vollständige Induktion, das ist das
Als direkten Beweis bezeichnet man das geradlinigste Vorgehen. Man nimmt die Vorausset-
zungen und leitet daraus die Folgerungen direkt her. Am besten zeigt sich das an einem
Beispiel.
Theorem 13. Sei n eine natürliche Zahl. Wenn n gerade ist, dann ist auch n2 gerade, in
Zeichenschreibweise
n gerade ⇒ n2 gerade.
19
Beweis. Genau genommen müssen wir zuerst denieren, was gerade Zahl bedeutet. Eine
(natürliche oder ganze) Zahl wird dann gerade genannt, wenn sie durch 2 ohne Rest dividiert
werden kann, man sagt dann auch, dass die Zahl von 2 geteilt wird. Dass n gerade ist
bedeutet also, dass es eine weitere natürliche Zahl k gibt, sodass n = 2k gilt. Wenn man n
n2 = (2k)2 = 4k 2 = 2 · (2k 2 ).
n2 = 2 · (2k 2 ),
Damit ist der Beweis beendent, und Sie sehen jetzt rechts ein kleines Kästchen, das darauf
hinweist.
Es ist ganz normal, dass sie 10-30 Minuten brauchen, um diesen Beweis zu verstehen, wenn
Noch etwas lässt sich an diesem Beispiel zeigen. Ich habe immer von natürlichen Zahlen
gesprochen, aber was ist mit ganzen Zahlen? Wir können unser Ergebnis erweitern, indem
wir sagen: Sei n eine ganze Zahl. Natürlich muss man vorher den Begri gerade Zahl
auch auf ganze Zahlen erweitern und dann überprüfen, ob das Theorem wirklich stimmt. Im
obigen Beispiel stimmt das, Theorem 13 gilt auch für ganze Zahlen. Man sagt dann, dass
die Voraussetzungen zu stark waren, wir haben unser Theorem für eine kleinere Menge von
Fällen (die natürlichen Zahlen) aufgestellt , als prinzipiell möglich ist (die ganzen Zahlen).
6
Der indirekte Beweis macht sich das Prinzip der Kontraposition zu Nutze. Sie wissen ja,
dass
(a ⇒ b) ⇔ (¬b ⇒ ¬a)
6 Ganz genau genommen kann man indirekte Beweise wieder in zwei Gruppen aufspalten, die kontrapositiven
Beweise und die Widerspruchsbeweise. Für uns ist die folgende Anschauung aber ausreichend.
20
gilt. Wir können also annehmen, dass die Folgerung b nicht gilt, dh. ¬b, und dann zeigen,
dass die Voraussetzungen nicht gelten, also ein Widerspruch auftritt, das wäre das ¬a. Einen
indirekten Beweis erkennen Sie meistens daran, dass am Anfang des Beweises das Wort
Angenommen oder Nehmen Sie an, dass ... steht (Englisch: Assume that ...).
n gerade ⇔ n2 gerade
gilt. In Kapitel 2.3.3 war davon die Rede, dass man Äquivalenzen beweist, indem man sie
in zwei Implikationen aufspaltet und beide Implikationen beweist, man sagt dann auch, dass
man zuerstdie eine Richtung beweist und dann die andere Richtung beweist, oder spricht von
Hin- und Rückrichtung.
Die eine Richtung haben wir in Theorem 13 schon bewiesen, jetzt werden wir ein zweites
Theorem für die andere Richtung aufstellen und dieses indirekt beweisen.
Theorem 14. Sei n eine natürliche Zahl. Wenn n2 gerade ist, dann ist auch n gerade, in
Zeichenschreibweise
n2 gerade ⇒ n gerade.
Beweis. Nehmen Sie an, dass n nicht gerade ist, also eine ungerade Zahl. Der Ausdruck
ungerade Zahl ist so deniert, dass es eine weitere natürliche Zahl k gibt, sodass man n=
2k + 1 schreiben kann. Wir nehmen also an, dass wir n = 2k + 1 schreiben können. Dann gilt
aber
n2 = 2(2k 2 + k) + 1,
damit ist also auch n2 eine ungerade Zahl. Warum? Der Ausdruck 2k 2 + k ist eine natürliche
2
Zahl, die wir kurzfristig als l bezeichnen, also l := 2k + k . Damit können wir
n2 = 2l + 1
schreiben, was zeigt, dass n2 die Denition einer ungeraden Zahl erfüllt. Das steht aber im
2
Widerspruch zu unserer Voraussetzung, dass n gerade ist, und wir haben den Beweis damit
abgeschlossen.
Noch einmal als Zusammenfassung, wir verneinen die Folgerung, wir nehmen also an, dass
21
n ungerade ist. Dann zeigen wir damit, dass wir einen Widerspruch zur Voraussetzung be-
2
kommen, dass also n gerade nicht gilt. Damit ist der Beweis abgeschlossen. Sie sehen, dass
kann schnell verwirrend werden, auch bei einfachen Beispielen. Machen Sie sich daher immer
anfangs bewusst, was die Voraussetzungen und was die Folgerungen in einem Theorem sind!
Noch eine kleine Anmerkung, das Zeichen := bedeutet wird deniert als, es wird immer
dann verwendet, wenn wir einer Variablen einen anderen Ausruck zuweisen, es drückt also
keine echte Gleichheit aus, sondern ist eine Zuweisung. Wenn Sie einmal Programmieren ge-
lernt haben, dann ist Ihnen dieses Konzept sicherlich vertraut. Allerdings wird die Zuweisung
Es gibt Theoreme, die man sowohl indirekt als auch direkt beweisen kann. Als Faustregel kann
man sagen, dass ein direkter Beweis vorgezogen wird, einfach deswegen, weil er direkter ist.
Wenn ein indirekter Beweis aber kürzer oder schöner ist, und das ist oft der Fall, dann zieht
Nehmen Sie jetzt wieder den Fall an, das wir mehrere Voraussetzungen in einem Theorem
haben, dass das Theorem also als (a ∧ b ∧ c) ⇒ d geschrieben werden kann. Dann sieht die
¬d ⇒ ¬(a ∧ b ∧ c).
Die Folgerung dieser Implikation kann man mit Hilfe der de Morgan Regeln umschreiben,
nämlich in
Das bedeutet also, dass a falsc ist oder b falsch ist oder c falsch ist. Wenn man daher einen
indirekten Beweis führt, wo mehrere Voraussetzungen gegeben sind, dann reicht es aus einen
Widerspruch in einer der Voraussetzungen zu nden! Es ist also nicht notwendig, dass alle
Ein Beweisprinzip fehlt noch, und zwar die Vollständige Induktion. Man kann sie sehr oft
dann anwenden, wenn man ein Theorem für alle natürlichen Zahlen beweisen möchte, teil-
weise auch wenn das Theorem für alle ganzen Zahlen gilt. Dabei sind wiederum sehr oft
Summen involviert. Das Prinzip funktioniert so ähnlich, wie wenn man jemandem theore-
tisch das Leiterklettern beibringen möchte. Dafür muss man, genau betrachtet, nur zwei
Fragen beantworten.
22
• Wie komme ich von einer Leitersprosse auf die nächste?
1 =1= 1
1+3 =4= 22
1+3+5 =9= 32
1 + 3 + 5 + 7 = 16 = 42 .
Wir haben nun die Vermutung, dass die Summe ungerader Zahlen gleich der Anzahl der
n
X
(2i − 1) = n2 .
i=1
Induktionsbehauptung für n = 1 (oder für n = 0 wenn i bei null beginnt) gilt. Das wird
1
X
(2i − 1) = 1 = 12 .
i=1
Das ist eine einfache Rechnung und sollte keine Problem bereiten. Der logisch schwierige-
re Schritt kommt jetzt, nämlich die die Anleitung, wie man von einer Leitersprosse auf die
nächste kommt, das wird Induktionsschritt genannt. Man zeigt, dass wenn die Induktionsbe-
hauptung für n gilt, dann gilt sie auch für n + 1. Auf unser Beispiel umgelegt bedeutet das,
n
! n+1
!
X X
(2i − 1) = n2 ⇒ (2i − 1) = (n + 1)2 . (5)
i=1 i=1
Um diese Implikation zu beweisen, dürfen wir die linke Seite als wahr annehmen, dh. wir
Pn
nehmen an, dass die Induktionsannahme i=1 (2i − 1) = n2 gilt. Damit müssen wir beweisen,
Pn+1 2
dass die Formel i=1 (2i−1) = (n+1) gilt. Wir beginnen mit der linken Seite und schreiben
23
den Term um, in
n+1
X n
X n
X
(2i − 1) = (2i − 1) + (2(n + 1) − 1) = (2i − 1) + (2n + 1).
i=1 i=1 i=1
Das ist ein Standardtrick bei Beweisen, die mit vollständiger Induktion arbeiten. Jetzt
n+1
X n
X
(2i − 1) = (2i − 1) + (2n + 1) = n2 + (2n + 1).
i=1 i=1
Die rechte Seite ist ein vollständiges Quadrat, wir können also schreiben,
n+1
X n
X
(2i − 1) = (2i − 1) + (2n + 1) = n2 + (2n + 1) = (n + 1)2 .
i=1 i=1
Pn+1
Wir haben also mit Hilfe der Induktionsannahme gezeigt, dass i=1 (2i − 1) = (n + 1)2 ist.
Damit ist der Induktionsschritt abgeschlossen und der Beweis durch vollständige Induktion
komplett.
Sie sehen, der Knackpunkt des Beweises ist Gleichung (5). Wenn die Induktionsannahme gilt
für beliebiges n gilt und wir damit zeigen können, dass die Aussage immer auch für n+1 gilt,
dann ist das zusammen mit dem Induktionsanfang gleichbedeutend damit, dass die Aussage
Eine Möglichkeit zum Beweis von Äquivalenzen haben wir schon gesehen, die Aufspaltung
in zwei Implikationen. Mit Hilfe der Theoreme 13 und 14 wissen wir, dass die Aussage n ist
dann und nur dann gerade, wenn auch n2 gerade ist, gilt.
Relativ oft kommen aber auch Äquivalenzen zwischen mehr als zwei Aussagen vor, dass sind
Theorem 16. Sei die Voraussetzung a gegeben. Dann sind die folgenden Aussagen äquiva-
lent:
• Aussage x
• Aussage y
• Aussage z.
24
Das beweist man gerne durch einen Zirkelschluss. Man zeigt mit Hilfe der Voraussetzung a,
dass die folgenden Implikationen halten,
x ⇒ y
y ⇒ z
z ⇒ x.
In Summe ergibt das x ⇒ y ⇒ z ⇒ x, was den Kreis schlieÿt. Es ist vielleicht nicht so
leicht zu sehen, warum das schon die Äquivalenz aller drei Aussagen beweist. Nehmen Sie
die Implikation z ⇒ y, diese wird jetzt nicht so geradlinig bewiesen, aber über den Umweg
z⇒x⇒y ist auch diese zu bekommen. In Summe haben wir dann y ⇒ z aus dem Beweis,
die Folgerung z ⇒ y bekommen wir über den Umweg, und mit Hilfe von (y ⇒ z) ∧ (z ⇒ y)
haben wir die Äquivalenz y ⇔ z bewiesen. Analoges gilt für die Äquivalenzen x ⇔ y und
x ⇔ z.
Das gleiche Prinzip kann man auch anwenden, wenn man eine Äquivalenz von mehr als drei
Aussagen beweisen möchte, dann werden einfach die Umwege ein bisschen länger.
Ein letztes Thema fehlt noch, um die Theorie der Beweise abzuschlieÿen. Nehmen Sie an, Sie
haben ein Theorem, wo sie wirklich nicht wissen, ob das überhaupt gilt oder nicht. So etwas
mit all den Methoden die wir bis jetzt kennengelernt haben.
Es kann sich aber auch herausstellen, dass die Vermutung gar nicht stimmt, und dann gibt
Bei all den Theoremen, die Sie bis jetzt gesehen haben, steckt immer ein implizites für alle
• Alle geraden natürlichen Zahlen sind genau dann gerade, wenn ihr Quadrat gerade ist.
• Für alle Funktionen f , die (auf ihrem gesamten Denitionsbereich) dierenzierbar sind,
gilt, dass sie (auf ihrem gesamten Denitionsbereich) stetig sind.
Das bedeutet aber, dass ein Theorem nur dann gilt, wenn es wirklich für alle möglichen
Fälle gilt. Um also eine Behauptung zu widerlegen, müssen wir den Allquantor verneinen
und bekommen den Existenzquantor mit einer verneinten Aussage. Das wiederrum bedeutet
nichts anderes, als das wir nur (mindestens) ein Beispiel nden müssen, wo die Behauptung
25
nicht gilt. So etwas nennt man ein Gegenbeispiel, dieses soll sogar ganz konkret sein, also
Example 17. Ich stelle folgende Behauptung auf: Wenn eine natürliche Zahl gerade ist, dann
ist ihr Quadrat eine ungerade Zahl. Diese Behauptung ist falsch, wir haben ihr Gegenteil schon
bewiesen, aber wir nehmen im Moment an, dass wir das nicht wissen. Ich sage nun, dass ich
ein Gegenbeispiel gefunden habe und gebe dieses ganz konkret an. Ich wähle die Zahl 12, das
ist eine gerade Zahl. Das Quadrat von 12 ist 122 = 144 was wiederum eine gerade Zahl ist.
Damit widerlege ich die Behauptung, dass das Quadrat einer geraden Zahl ungerade ist.
Tappen Sie aber nicht in eine Falle, ich kann niemals aus einem Beispiel schlieÿen, dass eine
Aussage für alle Fälle gilt, das muss immer bewiesen werden!
Und lassen Sie sich auch nicht von der Einfachheit von Beispiel 17 täuschen, ein Gegenbeispiel
für wiklich neue Probleme der mathematischen Forschung zu nden kann schon einmal zwei
unseres Denkens (welche die Elemente von M genannt werden) zu einem Ganzen.
Eine Menge kann man sich also als einen Sack vorstellen, wo irgendwelche Dinge drinnen
stecken. Was für Dinge das sind ist egal, sie müssen nur unterscheidbar sein, das ist die einzige
Bedingung. Die Frage, wann zwei Dinge voneinander unterscheidbar sind, führt uns wieder
eindeutig zu beantworten. Sie können unter anderem auch Mengen aufstellen, die als Elemente
Angeben kann man eine Menge auf zwei Arten, einerseits durch Aufzählen ihrer Elemente,
andererseits durch Angabe einer Regel, welche Eigenschaften die Elemente dieser Menge
erfüllen müssen.
1. Aufzählen
Das Aufzählen funktioniert allerdings nur bei einer endlichen Menge, also eine Menge
die nur eine endliche Anzahl von Elementen hat, sowie bei einer unendlichen Menge, bei
26
der man die Elemente trotzdem durchzählen kann. So eine Menge wird abzählbar un-
endliche Menge genannt. Zwei wichtige abzählbar unendliche Mengen sind die Mengen
der natürlichen Zahlen und die Menge der ganzen Zahlen, wie sie hier gleich deniert
werden.
• M = {1, 4, 9, 10} Das ist die korrekte Angabe der Menge M, die diese vier Zahlen
angibt, dass klar ist, welche Menge gemeint ist. Die Angabe N = {2, ..., 32} wäre
nicht genung, es könnte dann z.B. auch die Menge der geraden natürlichen Zahlen
• N = {0, 1, 2, 3, ...} Das ist die Menge der natürlichen Zahlen. Wir können kein
Ende angeben, daher stehen die drei Punkte am Schluss. Ob 0 zu den natürlichen
Zahlen dazugehört oder nicht ist eine Frage der Denition und wird nicht immer
einheitlich verwendet. Schauen Sie daher immer nach, wie N im jeweiligen Buch
• Ng = {0, 2, 4, 6, 8, ...}Das wäre die Menge der geraden natürlichen Zahlen. Analog
kann man mit Hilfe von Nu = {1, 3, 5, 7, ...} die Menge der ungeraden natürlichen
Zahlen denieren.
• Z = {..., −2, −1, 0, 1, 2, ...} Damit wäre auch die Menge der ganzen Zahlen de-
niert.
Hierbei kann man einerseits recht sprachlich formulieren, oder auch sehr abstrakt.
• N = {n ∈ N : (n > 1) ∧ (n ≤ 32)} Das ist die gleiche Menge wie die Menge N
unter Punkt 1. Zuerst gibt man an, aus welcher anderen Menge die Elemen-
te stammen, in unserem Fall n ∈ N. Dann kommt ein für die gilt, entweder
wie gewohnt durch : beschrieben, oder auch durch |, danach kommt die Ein-
schränkung auf die gewünschten Elemente. Sprachlich kann man die Menge N
so formulieren. Man nehme alle natürlichen Zahlen, die gröÿer als 1 sind und
kleiner gleich 32. Zum Nachdenken, hätten wir N auch so beschreiben können,
27
sich darstellen lassen als das Produkt einer natürlichen Zahl k multipliziert mit
2. Analog kann man die ungeraden Zahlen als Nu = {n ∈ N : n = 2k + 1, ∀k ∈ N}
anschreiben. Sie sehen, hier würde es einen Unterschied machen, wenn die Null
Nachdem die Elemente einer Menge wohlunterschieden sein müssen, kann jedes Element
nur einmal in einer Menge vorkommen. Man kann zwar die Menge als M = {1, 4, 4, 9, 10}
anschreiben, sie ist aber per Denition gleich der Menge M aus Punkt 1, also {1, 4, 4, 9, 10} =
{1, 4, 9, 10}.
Weiters gibt es die sogenannte leere Menge, das ist sozusagen ein leerer Sack, geschrieben
als ” {} ” oder als ∅. Das ist die Menge, deren Anzahl an Elementen gleich null ist. Man
kann jetzt zu spielen beginnen, was ist die Menge, die nur die leere Menge enthält? Es ist
eine ein-elementige Menge, ich nenne sie einmal X, die als X = {∅} angeschrieben wird. Sie
ist sozusagen ein Sack, der nur einen leeren Sack enthält.
die rationalen Zahlen Q einführen. Das sind alle Zahlen, die sich als Bruch zweier ganzen
p
Q= : p ∈ Z ∧ q ∈ Z ∧ q 6= 0 .
q
Wenn Ihnen diese Schreibweise nicht klar ist, dann lesen Sie bitte das letzte Kapitel über
Die reellen Zahlen jetzt mathematisch zu denieren würde den Rahmen dieses Skriptums
Die Menge der reellen Zahlen R ist die Menge der rationalen Zahlen, erweitert (man sagt
auch vereinigt mit) um die Menge der irrationalen Zahlen. Irrationale Zahlen sind alle Dezi-
malzahlen, die sich nicht als Bruch darstellen lassen. Das sind wiederum alle Dezimalzahlen,
die unendlich viele Nachkommastellen haben und keine periodischen Dezimalzahlen sind.
√
Beispiele für irrationale Zahlen sind: 2, π, e.
7 Genaugenommen werden die natürlichen Zahlen nicht einfach so deniert, sondern es wird dieses Durch-
zählen bis unendlich axiomatisch festgelegt. Es gibt mehre Möglichkeiten, diese Axiome festzulegen, die
bekannteste Festlegung sind die Peano-Axiome.
28
Die reellen Zahlen haben eine sehr wichtige Eigenschaft, die uns indirekt im Sommersemester
Theorem 19. Zwischen je zwei reellen Zahlen liegt (mindestens) eine weitere reelle Zahl. In
Zeichenschreibweise,
∀x, y ∈ R : x < y : ∃z ∈ R : x < z < y .
Wenn man dieses Theorem weiterdenkt, dann liegt zwischen z und y wieder mindestens eine
reelle Zahl. Dieses Spiel kann man unendlich lang weiterführen und kommt im Endeekt zu
der Aussage, dass zwischen je zwei reellen Zahlen unendlich viele weitere reelle Zahlen liegen.
Man kann salopp sagen, dass die reellen Zahlen sehr dicht nebeneinander liegen.
Sehr eng damit verknüpft ist eine weitere Eigenschaft der reellen Zahlen. Man kann sie nicht
8
mehr durchzählen, wie das bei den natürlichen und ganzen Zahlen funktioniert. Es gibt also
mehr als abzählbar unedlich viele reelle Zahlen, daher sagt man auch, dass es überabzählbar
unendlich viele reelle Zahlen gibt. Wir haben also zusammengefasst drei Gröÿenbegrie für
4.3 Intervalle in R
In diesem Kapitel beschäftigen wir uns ausschlieÿlich mit der Menge der reellen Zahlen.
Ein Intervall ist eine Schreibweise für bestimmte Arten von Teilmengen der reellen Zahlen.
Der Begri Teilmenge wird in der Vorlesung genau deniert, wer ihn bis jetzt nicht kennt,
hier ist eine recht anschauliche Erklärung. Eine Teilmenge von einer Ursprungsmenge ist
eine Menge, die einen Teil der Elemente der Ursprungsmenge enthält, aber keine Elemente,
die nicht in der ursprünglichen Menge enthalten sind. Beispielsweise wäre Y = {1, 2, 4} eine
Bei geschlossenen Intervallen sind die Randpunkte immer in der Menge enthalten. Man kann
[a, b] = {x ∈ R : (x ≥ a) ∧ (x ≤ b)} .
Ein oenes Intervall enthält die Randpunkte nicht, es gibt dafür zwei mögliche Schreibweisen,
8 Wem das zu ungenau ist, den verweise ich auf richtige Mathematikbücher.
29
nämlich,
Also entweder eckige, nach aussen gerichtete Klammern oder runde Klammern.
Ein halboenes Intervall ist auf einer Seite oen, auf der anderen geschlossen, daher gibt es
zwei Möglichkeiten,
Es besteht auch die Möglichkeit, dass eine Intervallgrenze ±∞ ist. Auf der Seite, wo das ±∞
steht, muss das Intervall oen sein, da eine reelle Zahl nie den Wert unendlich annehmen
Theoretisch könnte man die Menge der reellen Zahlen nun als R = (−∞, ∞) schreiben, das
Es gibt noch einen weiteren Typus von Abkürzungen, mit dem Teilmengen der reellen Zahlen
beschrieben werden, nämlich nur die positiven oder negativen reellen Zahlen mit oder ohne
Null. Leider ist die Literatur dazu nicht einheitlich, daher müssen Sie immer überprüfen, wie
R+ = {x ∈ R : x ≥ 0}
R∗+ = {x ∈ R : x > 0}
R− = {x ∈ R : x ≤ 0}
R∗− = {x ∈ R : x < 0} .
Bei Prüfungen sei Ihnen geraten immer ganz genau darzustellen, was Sie meinen!
30
4.4 Anwendung: Denitionsmengen von Funktionen
Häug braucht man verschiedene Mengenschreibweisen bei der Angabe von (gröÿtmöglichen)
Denitionsmengen von Funktionen. Ich setze den Begri Denitionsmenge einmal als hinläng-
lich bekannt voraus, er wird in der Vorlesung genau deniert. Hier möchte ich einige Beispiele
die Dierenzmenge, die in der Vorlesung denert wird. Beachten Sie, dass von R eine
Menge abgezogen wird, nämlich {−2, 2}. Wenn man D = R\ − 2, 2 schreiben würde,
Welche Schreibweise sie wählen bleibt Ihnen überlassen, so lange diese korrekt ist.
5 Übungsbeispiele
5.1 Aussagenlogik
1. Welche der folgenden Sätze sind Aussagen im mathematischen Sinn? Begründen Sie!
a) 4<3
b) 4+3
c) Puh, ich nde Mathe-Übungen so langweilig!
f ) Ich habe heute um 10h einen rosa Elefanten vor der Uni stehen gesehen.
31
2. Verneinen Sie folgende Aussagen, sowohl sprachlich als auch in Zeichen. Dabei soll v
für verwelkt und t für teuer stehen.
a) n4 ungerade ⇒n ungerade
b) n2 > n ⇒ n > 1
c) Wenn das Wetter schön ist, gehen wir baden.
d) Wenn ein Stein durch eine Glasscheibe geworfen wird, dann zerbricht sie.
4. Verneinen Sie die folgenden Aussagen unter der Berücksichtigung der All- und Exis-
Beispiel für die Benennung: S ist die Menge aller Schwammerl, wobei x∈S gilt. Die
Aussage g(x) bedeutet: Schwammerl x ist giftig, s(x) ist die Aussage: Schwammerl
f ) Wenn zwei Geraden keinen gemeinsamen Punkt besitzen, dann sind sie parallel.
i) Es gibt ein Haus in Wien, in dem alle Fenster mit Alarmanlagen gesichert sind.
a) ∀x ∈ N : ∃y ∈ N : x = y
b) ∃y ∈ N : ∀x ∈ N : x = y
c) ∀x ∈ N : ∃y ∈ N : x > y
d) ∃y ∈ N : ∀x ∈ N : x ≥ y
e) ∀x ∈ N : ∃y ∈ Z : x > y
f) ∃y ∈ Z : ∀x ∈ N : x ≥ y
32
5.2 Sätze und Beweise
1. Direkter Beweis: Arbeiten Sie Theorem 13 so genau aus, dass Sie es an der Tafel selbst-
2. Indirekter Beweis: Arbeiten Sie Theorem 14 so genau aus, dass Sie es an der Tafel
4. Gegenbeispiele - Widerlegen Sie die folgenden Behauptungen mit Hilfe eines Gegenbei-
spiels:
zuerst n = 0, dann n = 1 usw. und überprüfen Sie das Ergebnis! Die Zahlen x, y, z
müssen nicht zwangsweise unterschiedlich sein!
zu nden, sodass sich n als n = l · k darstellen lässt, für natürliche Zahlen l und
c) Die Menge aller Matrikelnummern, wenn diese 7-stellig sind (Annahme: alle Zah-
2. Sei A die Menge aller Radfahrer, B die Menge aller Schiläufer und C die Menge aller
Tennisspieler.
33
a) Wie lassen sich folgende Mengen in Worten ausdrücken?
X = {x ∈ A : x ∈
/ B∧x∈
/ C}
Y = {x : (x ∈ A ∧ x ∈ B) ∨ (x ∈ A ∧ x ∈ C) ∨ (x ∈ B ∧ x ∈ C}
c) Geben Sie in Symbolschreibweise die Menge aller Personen an, die genau eine
3.
a) Wiederholen Sie die Denitionen von N, Z, Q und R, sodass Sie diese an der Tafel
erklären können!
b) Geben Sie eine formale Schreibweise für die Menge Z\N an!
4. Geben Sie die gröÿtmögliche Denitionsmenge folgender Funktionen an! Wenn möglich,
3
a) f : D → R, f (x) = 7−x
x+7
b) f : D → R, f (x) = x2 −4
2 −1)
c) f : D → R, f (x) = 5(xx+1
√
x
d) f : D → R, f (x) = √x2 +2x+1
34