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Bestimmung der lokalen Entropieproduktion in

turbulenten Strömungen und deren Nutzung


zur Bewertung konvektiver Transportprozesse

Vom Promotionsausschuss der


Technischen Universität Hamburg-Harburg
zur Erlangung des akademischen Grades

Doktor Ingenieur

genehmigte Dissertation

von

Fabian Kock

aus Buchholz i.d.N.

2003
1. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Heinz Herwig
2. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Stephan Kabelac

Weitere Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Rudolf Eggers


Prof. Dr.-Ing. Monika Ivantysynova

Tag der münlichen Prüfung: 28. August 2003


Berichte aus der Strömungstechnik

Fabian Kock

Bestimmung der lokalen Entropieproduktion


in turbulenten Strömungen und deren Nutzung zur
Bewertung konvektiver Transportprozesse

Shaker Verlag
Aachen 2003
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Zugl.: Hamburg-Harburg, Techn. Univ., Diss., 2003

Copyright Shaker Verlag 2003


Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen
oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungs-
anlagen und der Übersetzung, vorbehalten.

Printed in Germany.

ISBN 3-8322-2058-5
ISSN 0945-2230

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Vorwort

Was ist denn dieses kostbare Etwas in unserer Nahrung, das uns vor dem Tode bewahrt? Das ist leicht

zu beantworten. Jeder Vorgang, jedes Ereignis, jedes Geschehen - man kann es nennen, wie man will,
- kurz alles, was in der Natur vor sich geht, bedeutet eine Vergrößerung der Entropie jenes Teiles
der Welt, in welchem es vor sich geht. Damit erhöht ein lebender Organismus ununterbrochen seine
Entropie - oder, wie man auch sagen könnte, er produziert positive Entropie - und strebt damit auf den
gefährlichen Zustand maximaler Entropie zu, der den Tod bedeutet. Er kann sich ihm nur fernhalten,
d. h. leben, indem er seiner Umwelt fortwährend negative Entropie entzieht - welches etwas sehr
Positives ist, wie wir gleich sehen werden. Das, wovon ein Organismus sich ernährt, ist negative
Entropie. Oder, um es etwas weniger paradox auszudrücken, das Wesentliche am Stoffwechsel ist,
dass es dem Organismus gelingt, sich von der Entropie zu befreien, die er, solange er lebt, erzeugen
muss.“ [ Schrödinger 1951]

In diesem Zitat wird mit der Entropieproduktion der zentraler Begriff der vorliegende Dissertation
beschrieben. Die Arbeit entstand in den Jahren 1999 bis 2003 während meiner Tätigkeit als wissen-
schaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Technische Thermodynamik der Technischen Universität
Hamburg-Harburg.

Für die Unterstützung und Anregungen, die ich während dieser Zeit von vielen Seiten erfahren
habe, möchte ich mich an dieser Stelle bedanken.

Mein erster Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Dr.-Ing. Heinz Herwig. In anregenden Gesprächen
konnte er mir eine Vielzahl richtungweisender Hinweise geben und über manche Hürde hinweghel-
fen. Herrn Prof. Dr.-Ing. Stephan Kabelac sei für die bereitwillige Übernahme des Koreferats ge-
dankt.

Meinen Kollegen Wilson Casas, Marc Hölling, Andreas Moschallski, Torge Pfafferott, Stefan
Wischhusen und Mario Wörner sowie Ole Engel, Bruno Lüdemann, Robert Möckel, Matthias Wittsch-
ke, Tobias Kockel, Tim Jaguttis und Prof. Dr.-Ing. Gerhard Schmitz bin ich tief verbunden für die
Atmosphäre gegenseitiger Unterstützung und Freundschaft im Arbeitsbereich, in welchem zu arbei-
ten und zu forschen eine Freude war. Hervorzuhebender Dank gilt hier meinem Kollegen Oliver
Hausner für die anregenden Gespräche und die angenehme Zeit in der wir ein Büro teilen konnten.

Mein besonderer Dank gilt meiner Lebensgefährtin Isabella Longas und der kleinen Elisa, die
mich während der langen Zeit mit viel Geduld und Verständnis begleiten und mir diesen Weg in
besonders angespannten Situationen durch Anteilnahme und Ausgleich erleichtern konnten. Meinen
Eltern danke ich für die Möglichkeiten und Wege, die sie mir eröffnet haben.

Hamburg im Juni 2003


Inhaltsverzeichnis

Nomenklatur x

I Formelzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . x

II Dimensionslose Kennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xiii

III Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xiv

IV Typographische Konventionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xv

1 Einleitung 1

2 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse 5

2.1 Grundlagen der Thermodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2.1.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.1.2 Der erste Hauptsatz der Thermodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.1.3 Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.2 Bewertungskriterien auf Basis des ersten Hauptsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2.2.1 Der Wärmeübergangskoeffizient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2.2.2 Der Druckverlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2.2.3 Die Wirkungsgrad-NTU-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2.3.1 Exergie und Anergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2.3.2 Entropieproduktion und Exergieverlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

2.3.3 Entropieproduktion durch Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

2.3.4 Entropieproduktion durch Dissipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

v
2.3.5 Konventionelle Second Law Analysis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3 Entropieproduktion in Strömungen 35

3.1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

3.1.1 Einschränkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.1.2 Die teilchenfeste und ortsfeste Betrachtungsweise . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.1.3 Konstitutive Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

3.1.4 Das Turbulenzproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

3.2 Massenerhaltung (Kontinuitätsgleichung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.3 Impulsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.4 Energiegleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

3.4.1 Mechanische Energie der Mittleren Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . 46

3.4.2 Mechanische Energie der Schwankungsbewegung . . . . . . . . . . . . . . 47

3.4.3 Thermische Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

3.5 Die Transportgleichung der Entropie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

3.5.1 Zeitmittelung der Transportgleichung der Entropie . . . . . . . . . . . . . . 52

3.5.2 Lösungsstrategien zur Ermittlung der Entropieproduktionsterme . . . . . . . 60

4 Modelle und numerische Aspekte 63

4.1 Stand der Technik der differentiellen Second Law Analysis . . . . . . . . . . . . . . 64

4.1.1 Lokale Entropieproduktion in laminaren Strömungen . . . . . . . . . . . . . 64

4.1.2 Lokale Entropieproduktion in turbulenten Strömungen . . . . . . . . . . . . 67

4.2 Das k − ε Turbulenzmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

4.2.1 Modell zur Ermittlung der Reynoldsspannungen . . . . . . . . . . . . . . . 70

4.2.2 Modell zur Ermittlung der turbulenten Wärmestromdichten . . . . . . . . . 73

4.3 Modellgleichungen der Entropieproduktionsraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

4.3.1 Entropieproduktion durch direkte Dissipation . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

4.3.2 Entropieproduktion durch molekulare Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . 76

4.3.3 Entropieproduktion durch turbulente Dissipation . . . . . . . . . . . . . . . 76


vii

4.3.4 Entropieproduktion durch turbulente Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . . 79

4.4 Numerische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

4.4.1 Validierung: Lokale Entropieproduktionsraten in einer beheizten turbulenten


Kanalströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

4.5 Wandfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

4.5.1 Zeitgemittelte Geschwindigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

4.5.2 Zeitgemittelte Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

4.5.3 Entropieproduktionsrate durch direkte Dissipation . . . . . . . . . . . . . . 88

4.5.4 Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung . . . . . . . . . . 93

4.5.5 Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation . . . . . . . . . . . . 97

4.5.6 Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung . . . . . . . . . . . 100

4.5.7 Die Wandfunktionen auf einen Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

5 Anwendungs- und Simulationsbeispiele 107

5.1 Lokale Entropieproduktionsraten in Rohrströmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

5.1.1 Laminare Rohrströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

5.1.2 Turbulenter Rohrströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

5.2 Optimierungsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

5.2.1 Turbulente Rohrströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

5.2.2 Turbulente Rohrströmung mit Wendel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

6 Zusammenfassung 133

7 Ausblick 137

A Hilfsfunktionen in den Grundgleichungen 139

1.1 Terme in der Differentialgleichung für die mechanische


Energie der mittleren Bewegung (ME ∗ ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

1.2 Terme in der Differentialgleichung für die mechanische


Energie der Schwankungsbewegung (MES ∗ ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
viii

1.3 Terme in der Differentialgleichung für die thermische


Energie (T E ∗ ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
x

Nomenklatur

I Formelzeichen

Symbol Einheit Bedeutung

m2 λ∗
a∗ s
Temperaturleitfähigkeit a∗ = ∗ c∗p

A∗ m2 Fläche

c∗ m
s
Geschwindigkeit

c∗ m
s
Geschwindigkeitsvektor

c∗p J
kg K
spezifische isobare Wärmekapazität

Cε1 - Konstante im k − ε Turbulenzmodell Cε1 = 1, 44

Cε2 - Konstante im k − ε Turbulenzmodell Cε2 = 1, 92

Cµ - Konstante im k − ε Turbulenzmodell Cµ = 0, 09

C+ - universelle Konstante in der turbulenten Wandschicht C + = 5, 0

CΘ+ - universelle Konstante in der turbulenten Wandschicht CΘ+ = 13, 7 Pr2/3 − 7, 5

Dk∗ W
m3
molekulare Diffusion der kinetischen Energie der Schwankungsbewegung

∗ K2
DkΘ s
molekulare Diffusion der Varianz der Temperaturschwankungen


DM W
m3
molekulare Diffusion der kinetischen Energie der mittleren Bewegung

DS∗ W
Km3
molekulare Diffusion der spezifischen Entropie

η∗ kg
ms
dynamische Viskosität

m2
ε∗ s3
Dissipationsrate der kinetischen Energie der Schwankungsbewegung
I Formelzeichen xi

K2
ε∗Θ s
Dissipationsrate der Varianz der Temperaturschwankungen

E∗ J Energie

F∗ N Kraftvektor

g∗ m
s2
Gravitationskonstant g ∗ = 9, 81 m
s2

h∗ J
kg
spezifische Enthalpie h∗ = u∗ + p∗ v ∗

H∗ J Enthalpie =m∗ (u∗ + p∗ v ∗ )


 
m2 1
k∗ s2
kinetische Energie der Schwankungsbewegung = 2
u∗2 + v ∗2 + w ∗2


kΘ K2 Varianz der Temperaturschwankungen = T ∗2 /2

κ - von Karman-Konstante =0,41

κΘ - universelle Konstante zur Berechnung der turbulenten Wärmestromdichten =0,48

L∗ m charakteristische Länge

λ∗ W
mK
Wärmeleitfähigkeit

m∗ kg Masse

n∗ m wandnormaler Abstand
n∗ u∗τ
n+ - dimensionsloser wandnormaler Abstand = ν∗

m2
ν∗ s
kinematische Viskosität

p∗ Pa Druck

P∗ W mechanische Leistung

Φ∗ W
m3
Dissipation der kinetischen Energie der mittleren Bewegung (Dissipationsfunktion)

q̇ ∗ W
m2
Wärmestromdichte = Q̇
A∗

Q∗ J Wärme

Q̇∗ W Wärmestrom

∗ kg
m3
Dichte

s∗ J
K kg
spezifische Entropie
xii

S∗ J
K
Entropie

Ṡ ∗ W
K
Entropiestrom


ṠPRO, D
W
Km3
spezifische Entropieproduktionsrate durch molekulare Dissipation


ṠPRO, D
W
Km3
spezifische Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation


ṠPRO, W
W
Km3
spezifische Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung


ṠPRO, W
W
Km3
spezifische Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung

t∗ s Zeit

∗ 1

Tkal K kalorische Mitteltemperatur = A∗ u∗m A∗
T ∗ u∗ dA∗


TDG W
m3
Druck-Geschwindigkeits-Korrelation


TDk W
m3
turbulente Diffusion der kinetischen Energie der Schwankungsbewegung

∗ K2
TDkΘ s
turbulente Diffusion der Varianz der Temperaturschwankungen


TDM W
m3
turbulente Diffusion der kinetischen Energie der mittleren Bewegung


TDS W
Km3
turbulente Diffusion der spezifischen Entropie


TPRO W
m3
Produktion von kinetischer Energie der Schwanungsbewegung

∗ K2
TPROΘ s
Produktion der Varianz der Temperaturschwankungen

TΦ∗ W
m3
Dissipation der kinetischen Energie der Schwankungsbewegung
−q̇w ∗
Tτ∗ K Reibungstemperatur = ∗ c∗p u∗τ

τ∗ N
m2
Schubspannung

u∗ J
kg
spezifische innere Energie

u∗ m
s
Geschwindigkeit in x∗ -Richtung

u∗τ m
s
Schubspannungsgeschwindigkeit u∗τ = τw∗ /∗

U∗ J innere Energie

v∗ m
s
Geschwindigkeit in y ∗ -Richtung

m3
v∗ kg
spezifisches Volumen
II Dimensionslose Kennzahlen xiii

w∗ m
s
Geschwindigkeit in z ∗ -Richtung

W∗ J Arbeit

x∗ m x-Koordinate

y∗ m y-Koordinate
y ∗ u∗τ
y+ - dimensionsloser Wandabstand y + = ν∗

z∗ m z-Koordinate

II Dimensionslose Kennzahlen

Abkürzung Definition Name

∗ ∗
ṠPRO, W
+ ṠPRO, W
Be ∗ ∗ ∗ ∗
Bejan-Zahl
ṠPRO, D
+ ṠPRO, D  + ṠPRO, W + ṠW 

dp∗ D ∗
cf 2 Widerstandsbeiwert
dx∗ ∗ u∗2
m

u∗2τ
Ecτ Eckert-Zahl
c∗p Tτ∗
q̇w∗ L∗
Nu Nußelt-Zahl
λ∗ ∆T ∗
c∗p η ∗
Pr Prandtl-Zahl
λ∗
νt∗
Prt turbulente Prandtl-Zahl
a∗t
u∗m L∗
Re Reynolds-Zahl
ν∗
u∗τ L∗
Reτ Reynolds-Zahl gebildet
ν∗
mit der Schubspannungsgeschwindigkeit
xiv

III Indizes

Index Bedeutung

i Zählindize =x, y, z

j Zählindize =x, y, z

kin kinetisch

m gemittelt

pot potentiell

PRO Produktion

Q Wärme

t turbulent

u Umgebung

w Wand

x x-Richtung

y y-Richtung

z z-Richtung

∞ im Unendlichen

 Schwankungsbewegung

mittlere Bewegung

+ Entdimensionierung in Wandkoordinaten
IV Typographische Konventionen xv

IV Typographische Konventionen

Zur Erhöhung der Lesbarkeit dieses Dokuments und zur Vermeidung von Unklarheiten werden einige
typographische Konventionen eingeführt.

• Programmnamen werden in Courier-Schrift geschrieben: CFX

• Dimensionsbehaftete Größen werden durch einen hochgestellten ∗ gekennzeichnet: T ∗

• Neue Fachbegriffe werden kursiv dargestellt: Entropie

• Die Gleichungen werden im Allgemeinen durchgehend nummeriert, wobei die erste Zahl das
Kapitel kennzeichnet: (2.14)

• Abweichung von dieser Konvention werden für diese Arbeit wichtige Gleichungen durch ei-
ne gesonderte Nomenklatur hervorgehoben: XI ∗ . Ein Oberstrich kennzeichnet dabei eine
zeitgemittelte Gleichung. Gleichungen ohne Oberstrich stellen nicht zeigemittelte Gleichun-
gen dar. Alle Gleichungen, die dieser Nomenklatur folgen, sind zusätzlich durch Rahmen vom
übrigen Text hervorgehoben.
Kapitel 1

Einleitung

Die Entwicklung von Methoden zur numerischen Berechnung von Wärmeübergangsprozessen in tur-
bulenten Strömungen ist in den letzten Jahrzehnten Gegenstand intensiver Forschung. Diese Metho-
den haben heute einen Stand erreicht, mit dem sie eine hinreichend genaue Vorhersage der Strömungs-
und Wärmeübergangsverhältnisse in industriellen Anwendungen ermöglichen. Hierbei haben insbe-
sondere die Weiterentwicklung von Modellen zur Beschreibung der Turbulenz und die Verwendung
von hoch entwickelten numerischen Methoden, wie zum Beispiel unstrukturierten Gittern, zur Ver-
besserung der Berechnung von Wärmeübergängen in Apparaten mit nahezu beliebig komplizierten
Geometrien geführt.

Abbildung 1.1: Berechnung der Strömung und des Wärmeüberganges in ei-


nem industriellem Rohrbündelwärmeübertrager (Abbildung mit
freundlicher Genehmigung von ANSYS CFX)
2 Einleitung

Diese Entwicklung hat es ermöglicht, dass heute die Berechnung von industriellen Apparaten in
der Energie- und Wärmetechnik zum Stand der Technik gehört. In Abbildung 1.1 wird beispielhaft
das Ergebnis einer numerischen Berechnung des Wärmeüberganges in einem industriellem Rohr-
bündelwärmeübertrager durch Darstellung der Stromlinien und Temperaturen verdeutlicht.

Die Modelle zur Beschreibung des physikalischen Verhaltens turbulenter Strömungen mit und ohne
Wärmetransport und deren Lösung mit Hilfe numerischer Methoden werden unter dem Begriff Com-
putational Fluid Dynamics, oder kurz CFD, zusammengefasst. Alle industriell zur Anwendung kom-
menden CFD Programmpakete verwenden physikalische Modelle, welche auf dem ersten Hauptsatz
der Thermodynamik (Energieerhaltungssatz) basieren. Mit Hilfe dieser Modelle verfolgt die Energie-
technik das Ziel, Verfahren und Apparate zu entwickeln, welche die vorhandenen Energieressourcen
möglichst effizient zu nutzen wissen. Aber gerade dieses Ziel kann bei alleiniger Nutzung des ersten
Hauptsatzes der Thermodynamik in dem Entwicklungsprozess nicht erreicht werden.

Eine Bestimmung der Effizienz der Nutzung von Energieressourcen in einem thermischen Appa-
rat, wie zum Beispiel einen Wärmeübertrager oder einen Dampferzeuger, kann nur bei gleichzeitiger
Verwendung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik geschehen. Mit Hilfe des zweiten Haupt-
satzes der Thermodynamik kann die Menge an frei verfügbarer Arbeit, auch Exergie genannt, an die
Menge der produzierten Entropie gekoppelt werden. Aus diesem Grund vernichtet ein thermischer
Apparat weniger Exergie, wenn in ihm weniger Entropie produziert wird. Oder mit anderen Wor-
ten: Der Apparat produziert weniger Anergie. Die Menge an produzierter Entropie ist somit direkt
an die totale Effizienz des thermischen Apparates gekoppelt und ermöglicht eine Aussage über den
notwendigen Einsatz von Primärenergie.

Diese fundamentalen Erkenntnisse haben bis heute keinen Einzug in den Entwicklungsprozess ei-
nes thermischen Apparates mit Hilfe von kommerziellen CFD Programmpaketen gefunden. Die Er-
gebnisse der CFD Berechnung werden genutzt, um zum Beispiel den Druckverlust und den Wärme-
übergangskoeffizienten eines thermischen Apparates zu bestimmen. Durch eine alleinige Nutzung
dieser Informationen kann aber keine Aussage über die thermodynamische Güte des Apparates oder
über die effiziente Nutzung der Energieressourcen erfolgen.

Die Erforschung und Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung des Wärme- und Stoffüber-
ganges bei konvektiven Übertragungsprozessen ist weltweit Gegenstand intensiver Forschung. Da-
bei werden sehr unterschiedliche Ansätze verfolgt, wie z.B. der Einsatz von Wirbeln in der Strö-
mung, die gezielte Erzeugung von Instationaritäten oder eine geschickte Oberflächenmanipulation.
Allen getroffenen Maßnahmen gemeinsam ist, dass sie erst mit Hilfe sinnvoller Bewertungskriterien
bezüglich ihrer Wirksamkeit beurteilt werden können. Genau dies ist aber bis heute ein hervorzuhe-
bender Schwachpunkt von sehr vielen Untersuchungen zum Wärme- und Stoffübergang. Eine Aus-
sage wie durch das Einbringen von Turbulatoren hat der Wärmeübertrager einen zweimal besseren

Wärmeübergang bei einem viermal höheren Druckverlust“ ist nicht quantifizierbar, da die beiden
betrachteten Größen Wärmeübergang und Druckverlust zwei physikalisch unterschiedliche Größen
sind.
3

Es fallen bei einer CFD-Analyse eines turbulenten Wärmeüberganges immer wertvolle Informa-
tionen an, welche auf einfache Weise zur Bestimmung der thermodynamischen Effizienz und damit
als Bewertungskriterium, herangezogen werden können. So sind bei der numerischen Berechnung
eines turbulenten Wärmeübergangsprozesses die Geschwindigkeiten, Temperaturen und zusätzliche
Informationen über die Turbulenz stets als Feldgrößen bekannt.

In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie diese Feldinformationen zur Berechnung der Entro-
pieproduktion in turbulenten Strömungen und Wärmetransportprozessen genutzt werden können. Die
Entropieproduktion soll dabei am Ende als Feldinformation zur Verfügung stehen und eine geome-
trisch lokale Aussage über die thermodynamische Effizienz eines thermischen Apparates ermöglich-
en. Hierzu sollen Modelle zur Berechnung der lokalen Entropieproduktionsraten entwickelt werden,
welche die bekannten Informationen nach der eigentlichen Berechnung der Geschwindigkeits-, Tem-
peratur- und Turbulenzfelder nutzen. Das Ziel wird sein, diese Modelle in ein kommerzielles CFD-
Programmpaket zu implementieren. Am Ende dieser Arbeit wird an Beispielen aufgezeigt, wie mit
Hilfe der zusätzlichen Informationen, auf Basis des zweiten Hauptsatzes, auf einfache und anschau-
liche Weise in Parameterstudien von komplexen Wärmeübergangsprozessen die thermodynamisch
günstigste Konfiguration gefunden werden kann.

Diese Arbeit kann also als Versuch angesehen werden, Erkenntnisse aus der Thermodynamik, der
numerischen Strömungsmechanik und der numerischen Wärmeübertragung zu kombinieren. Diese
Interdisziplinäre Herangehensweise ist in Abbildung 1.2 angedeutet.

Numerische Quantifizierung der


lokalen Entropieproduktion

Numerische Numerische
Strömungsmechanik Wärmeübertragung
(CFD) (CFD)
111
000
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111

Thermodynamik

Abbildung 1.2: Lokale Entropieproduktion konvektiver Transportprozesse als in-


terdisziplinäre Aufgabenstellung
4 Einleitung

In Kapitel 2 werden, ausgehend von den Hauptsätzen der Thermodynamik, die Grundlagen der
thermodynamischen Bewertung beschrieben. Es wird der Zusammenhang zwischen der Entropie-
produktion (Irreversibilitäten) und dem Verlust an frei verfügbarer Arbeit (Exergieverlust) aufgezeigt
und erläutert, wie dieser zur Bewertung thermodynamischer Apparate herangezogen werden kann.
Diese Art der Bewertung ist in der Literatur auch unter dem Begriff Second Law Analysis, also als
eine Analyse auf der Basis des zweiten Hauptsatzes, bekannt. In dieser Arbeit soll für diese Art der
Bewertung der englische Begriff verwendet werden. In Kapitel 2 wird der Stand der Technik der
konventionellen Second Law Analysis vorgestellt werden.

In Kapitel 3 dieser Arbeit wird, ausgehend von den grundlegenden Theorien aus Kapitel 2, be-
schrieben, wie die Entropieproduktion in Strömungen auf der Basis von Transportgleichungen be-
rechnet werden kann. Ein besonderer Schwerpunkt soll hier auf den Einfluss von Turbulenz auf die
lokalen Entropieproduktionsraten gelegt werden. In dieser Arbeit wird die Turbulenz auf der Basis
von zeitgemittelten Größen beschrieben. Aufbauend auf diesem Ansatz wird eine zeitlich gemittelte
Transportgleichung für die Entropie in turbulenten Strömungen hergeleitet.

Die zur Lösung dieser Transportgleichung notwendigen Modelle werden in Kapitel 4 beschrieben.
Es wird vorgestellt, wie Entropieproduktionsraten in turbulenten Strömungen mit Hilfe von Tech-
niken der numerischen Strömungsmechanik berechnet werden können. Im Laufe der Modellierung
wird sich herausstellen, dass eine Berechnung der Entropieproduktionsterme mittels zeitlich gemit-
telter Transportgleichungen nur durch die Verwendung spezieller Wandfunktionen zu sinnvollen Er-
gebnissen führt.

In Kapitel 5 wird die Anwendbarkeit der im Laufe dieser Arbeit entwickelten Modelle an anschau-
lichen Beispielen vorgestellt. Lokale Entropieproduktionsraten werden in laminaren und turbulenten
Strömungen berechnet. An einem Optimierungsproblem wird gezeigt, inwiefern die vorgestellten
Modelle auch in der Lage sind, in komplexen Geometrien Aussagen über die lokalen Entropiepro-
duktionsraten zu gewinnen. Am Beispiel dieses Problems soll erläutert werden, inwiefern die Me-
thoden der lokalen Entropieproduktionsberechnungen zur Bewertung konvektiver Transportprozesse
verwendet werden können.
Kapitel 2

Grundlagen der Bewertung


thermodynamischer Prozesse
In der Einleitung wurde erläutert, dass diese Arbeit als interdisziplinäre Aufgabe der grundlegenden
ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen Thermodynamik, Strömungsmechanik und Wärmeübertra-
gung angesehen werden kann. Dieses Kapitel soll der ersten Disziplin, der Thermodynamik, gewid-
met werden. In [ Baehr 2002] wird die Thermodynamik als allgemeine Energielehre definiert. Der
Inhalt dieser Lehre basiert auf zwei fundamentalen Sätzen: dem ersten und dem zweiten Hauptsatz
der Thermodynamik. Die vorliegende Arbeit baut auf diesen fundamentalen Gesetzten auf und setzt
voraus, dass diese bekannt und akzeptiert sind. Dennoch sollen Grundbegriffe der Thermodynamik
hier noch einmal vorgestellt werden, da die weiteren Untersuchungen aus ihnen folgen.

Aufbauend auf dem ersten und zweitem Hauptsatz der Thermodynamik werden Methoden vorge-
stellt, mit denen die Bewertung eines thermodynamischen Prozesses erfolgen kann. Es wird aufge-
zeigt, wo die Schwächen konventioneller Bewertungen auf der Basis des ersten Hauptsatzes liegen. In
einem Literaturrückblick werden außerdem etablierte Bewertungskriterien auf Grundlage des zwei-
ten Hauptsatzes der Thermodynamik vorgestellt und deren Grenzen aufgezeigt. Alle Betrachtungen
werden sich hierbei auf die Thermodynamik eines Reinstoffes beschränken.

2.1 Grundlagen der Thermodynamik

Die Thermodynamik befasst sich mit Energieumwandlungen und den Zusammenhängen zwischen
den Eigenschaften der Stoffe. Die klassische Thermodynamik untersucht Gleichgewichtszustände
makroskopischer Systeme sowie Zustandstandsänderungen beim Übergang von einem Gleichge-
wichtszustand in einen anderen, die mit einer Zu- beziehungsweise Abfuhr von Wärme und/oder
mechanischer Energie (Arbeit) verbunden sind. Der Zustand eines thermodynamischen Systems im
Gleichgewicht wird durch einen Satz thermodynamischer Zustandsgrößen (Temperatur, Druck, Vo-
lumen, Energie, Entropie, Enthalpie u. a.) beschrieben, die durch Zustandsgleichungen miteinander
verknüpft sind. Hierbei ist bei einem einphasigen Fluid bereits ein Satz von genau zwei Zustands-
größen zur Festlegung des thermodynamischen Zustandes hinreichend.
6 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

An dieser Stelle sollen zunächst für diese Arbeit wichtige Definitionen erläutert werden. Für vertie-
fende Betrachtungen sei auf Standardwerke der Thermodynamik, zum Beispiel [ Baehr 2002], ver-
wiesen, aus der Teile der folgenden Definitionen und Erläuterungen stammen.

2.1.1 Definitionen

Jede thermodynamische Analyse beginnt mit der Definition eines Bereiches, der den zu untersuchen-
den Raum abgrenzt. Dieser Bereich wird das thermodynamische System genannt. Das System ist
über reale oder imaginäre Grenzen zu der Umgebung abgegrenzt. Diese Grenze wird Systemgrenze
genannt. Diese Systemgrenzen dürfen sich bewegen.

Die Variablen eines Systems werden Zustandsgrößen des Systems genannt. Zustandsgrößen in der
Thermodynamik sind zum Beispiel die Temperatur T ∗ , der Druck p∗ , die Dichte ∗ , aber auch die
innere Energie U ∗ . Ändert eine Zustandsgröße bei der Teilung oder dem Zusammenfügen von Syste-
men ihren Wert proportional zur Masse, so handelt es sich um eine extensive Zustandsgröße. Behält
eine Zustandsgröße bei der gedachten Teilung (oder der Zusammenfügung) von Systemen ihren Wert,
so handelt es sich um eine intensive Zustandsgröße. Die Änderung des thermodynamischen Gleich-
gewichts beruht auf einer Änderung der intensiven Zustandsgrößen. Extensive Zustandsgrößen sind
zum Beispiel die Masse, das Volumen und die innere Energie. Zu den intensiven Zustandsgrößen
gehören zum Beispiel die Dichte, die Temperatur und der Druck. Neben den intensiven Zustands-
größen können auch spezifische Größen definiert werden. Diese Größen sind auf die Masse eines
Systems bezogen, wie zum Beispiel die spezifische innere Energie u∗ = U ∗ /m∗ . Auch die spezifi-
schen Größen bleiben bei der Teilung eines Systems unverändert und verhalten sich diesbezüglich
wie intensive Zustandsgrößen. Sie unterscheiden sich von den intensiven Zustandsgrößen aber da-
durch, dass sie nicht treibende Kräfte von Zustandsänderungen sein können [ Hahne 2000].

Die Grenzen eines geschlossenen Systems sind für Materie undurchlässig. Aus diesem Grund bleibt
die Stoffmenge in einem geschlossenen System konstant. Das Volumen muss nicht notwendigerweise
konstant bleiben, da sich die Systemgrenzen bewegen dürfen.

Auf der anderen Seite bezeichnet man ein System, welches mit der Umgebung Stoffmengen aus-
tauschen kann, ein offenes System. In den Ingenieurwissenschaften vorkommende offene Systeme
sind oft durch weitgehend räumlich feste Grenzen zur Umgebung hin abgegrenzt. Durch das offene
System fließt dann ein Stoffstrom. Ein solches System wird auch als Kontrollraum bezeichnet.

Der Fluss von Materie ist nur ein Transportmechanismus, welcher in den Ingenieurwissenschaften
an den Grenzen eines Systems auftreten kann. Das System kann mit der Umgebung über die Sy-
stemgrenzen hinweg auch Arbeit und Wärme austauschen. Wie später gezeigt werden soll, führt ein
Wärmestrom, welcher über die Grenzen eines Systems tritt auch immer einen Fluss von Entropie
mit sich. Systeme, welche mit der Umgebung weder Materie noch Arbeit oder Wärme austauschen,
werden als isolierte Systeme bezeichnet. Ein isoliertes System muss damit auch immer ein geschlos-
senes System sein. Kann ein System mit der Umgebung Materie austauschen, tritt ein Transport von
2.1 Grundlagen der Thermodynamik 7

Wärme über die Grenzen aber nicht auf, so spricht man von einem adiabaten System.

An dieser Stelle wurden bereits die Begriffe Arbeit, Wärme und Entropie benutzt, um die Eigen-
schaften von verschiedenen Systemen voneinander abzugrenzen. Eine Kenntnis dieser Begriffe wird
zwar erwartet, soll aber nicht notwendigerweise vorausgesetzt werden. Eine Definition dieser Begrif-
fe erfolgt in den Abschnitten 2.1.2 und 2.1.3.

In dieser Arbeit soll es um die Entropieproduktion in Strömungen gehen. Die Abgrenzung von
Strömungen mit Hilfe von Systemgrenzen kann notwendigerweise nur durch offene Systeme ge-
schehen. Die Herleitung der fundamentalen Gesetze soll aber der Anschaulichkeit wegen zunächst
für geschlossene System erfolgen und später auf offene Systeme erweitert werden.

2.1.2 Der erste Hauptsatz der Thermodynamik

Der erste Hauptsatz der Thermodynamik beschreibt das Prinzip von der Erhaltung der Energie. Eine
Erhaltung von Energie kann nur beschrieben werden, wenn vorausgesetzt wird, dass Energie in ver-
schiedenen Formen auftreten kann und sie von einer Form in eine andere übertreten kann. Nach den
Betrachtungen des ersten Hauptsatzes sind alle Formen von Energie gleichberechtigt und eine Trans-
formation kann in beliebiger Weise von einer Form in eine andere geschehen. Eine Einschränkung
der möglichen Umwandlungen erfolgt durch das andere fundamentale Gesetz der Thermodynamik,
den zweiten Hauptsatz.

In dieser Arbeit sollen elektrische, chemische und nukleare Energieformen unberücksichtigt blei-
ben. Eine Erweiterung des Energiesatzes der Mechanik wird zu den Definitionen der inneren Energie
und der Wärme als mögliche Formen von Energie, beziehungsweise des Energietransportes führen.

Mechanische Energien

Kinetische Energie Die kinetische Energie ist eine wichtige Energieform der Mechanik. Sie lässt
sich aus dem zweiten Newtonschen Axiom, dem Impulssatz herleiten. Nach dem Impulssatz ist eine
auf einen Massepunkt wirkende Kraft F ∗ gleich der zeitlichen Änderung des Impulses. Durch eine
Multiplikation mit dem Geschwindigkeitsvektor und der Integration der Bewegung eines Massepunk-
tes entlang seiner Bahnlinie erhält man die Änderung der kinetischen Energie des Massepunktes:

d (m∗ c∗ ) dr ∗
c∗ ∗
= c∗ F ∗ = ∗ F ∗ , (2.1)
dt dt
 2  2
⇔m ∗ ∗ ∗
c dc = 
F dr ∗ ,

(2.2)
1 1

1  ∗2  2

⇒ Ekin ∗
2 − Ekin 1 = m

c − c∗2 = F ∗ dr ∗ . (2.3)
2 2 1
1
8 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

Die Änderung der kinetischen Energie eines Massepunktes zwischen zwei Zuständen ist somit gleich
dem Integral des Produktes aus Kraft und Weg. Dieses Integral wird auch Arbeit genannt:
 2
W12∗
= F ∗ dr ∗ . (2.4)
1

Die kinetische Energie eines Massepunktes ändert sich damit durch Zu- oder Abführen von Arbeit.
Gleichung (2.3) stellt bereits eine spezielle Form des Energieerhaltungssatzes dar.

Die mechanische Arbeit in Gleichung (2.4) hängt von der Gestalt der Bahn und von der Größe
und Richtung des Kraftvektors während des Durchlaufens der Bahn ab, den ein Massepunkt vom
Zustand 1 zum Zustand 2 durchläuft. Die Arbeit gehört damit zu den Prozessgrößen. Ihr Wert ist
keine Zustandsgröße, wie etwa die Temperatur, der Druck oder auch die kinetische Energie, welche
vom Weg unabhängig und nur durch die Endzustände bestimmt sind.

Potentielle Energie Für den Fall, dass sich ein Massepunkt durch ein zunächst in Größe und Rich-
tung konstantes Kraftfeld bewegt, erhält man eine weitere Form von Energie, welche nur von den
Endzuständen abhängig ist. Der Kraftvektor ist gegeben durch

F ∗ = −grad Epot

(r∗ ) . (2.5)

Durch Integration von (2.5) zum Beispiel im Gravitationsfeld der Erde erhält man nach Gleichung
(2.4) die Änderung der potentiellen Energie:
∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗
Epot 2 − Epot 1 = m g (z2 − z1 ) = W12 . (2.6)

Arbeit

Wie gezeigt wurde, beschreibt der Begriff Arbeit ein Mittel der Umwandlung von Energie. Arbeit ist
hierbei als eine Form des Energietransportes über die Grenzen des Kontrollraumes definiert, welche
die Möglichkeit beinhaltet, ein Gewicht in einem Gravitationsfeld anzuheben. Das Heben eines Ge-
wichtes in einem Gravitationsfeld ist das Resultat der Wirkung einer Kraft entlang eines Weges. Der
thermodynamische Arbeitsbegriff beinhaltet die Definition aus der Mechanik. Eine Betonung lag hier
aber auf dem Wort Möglichkeit. Der Energietransport in Form von Arbeit ist in der Thermodynamik
nicht durch ein Anheben von einem Gewicht in einem Gravitationsfeld gekennzeichnet, sondern nur
durch die Auswirkung, die sie ebenso auf das Anheben eines Gewichtes haben könnte.

Die beiden bisher untersuchten Energieformen lassen sich durch das Zu- oder Abführen von Arbeit
ändern. Die beiden Energieformen kinetische Energie und potentielle Energie in einem konservati-
ven Kraftfeld sind Zustandsgrößen, die Arbeit ist keine Zustandsgröße. Sie ist eine Prozessgröße.
Insgesamt können die bisher gemachten Bemerkungen in dem Energieerhaltungssatz der Mechanik
zusammengefasst werden:
∗ ∗ ∗ ∗ ∗
Ekin 2 − Ekin 1 + Epot 2 − Epot 1 = W12 . (2.7)
2.1 Grundlagen der Thermodynamik 9

Innere Energie und Enthalpie

Bisher wurde nur die Bewegung von Massepunkten in konservativen Kraftfeldern, wie dem Gravi-
tationsfeld der Erde untersucht und ein Erhaltungssatz für die mechanische Energie hergeleitet. In
der Thermodynamik gibt es aber weitere Formen von Energie. So ist es prinzipiell auch möglich mit
der Energie, die zum Beispiel siedendes Wasser in sich birgt, ein Gewicht in einem Gravitationsfeld
anzuheben, das heißt Arbeit zu verrichten. Aus diesem Grund wird der mechanische Energieerhal-
tungssatz durch folgende Postulate erweitert [ Baehr 2002]:

1. Jedes System besitzt eine extensive Zustandsgröße Energie.

2. Die Energie ist eine Erhaltungsgröße. Sie kann sich nur durch Energietransport über die Sy-
stemgrenzen ändern.

Neben der potentiellen und kinetischen Energie gibt es also noch eine Form von Energie. Sie enthält
die Translations-, Rotations- und Schwingungsenergie der Moleküle im System sowie deren inter-
molekulare Potentiale. Diese extensive Zustandsgröße wird im Folgenden innere Energie U ∗ des
Systems genannt. Die Änderungen dieser Energieform sollen in dieser Arbeit rein thermischer Na-
tur sein. Chemische oder nukleare Änderungen sollen unberücksichtigt bleiben. Die innere Energie
U ∗ wird oft zusammen mit der potentiellen Energie Epot
∗ ∗
und der kinetischen Energie Ekin unter der

Gesamtenergie E eines Systems zusammengefasst:

E ∗ = U ∗ + Epot
∗ ∗
+ Ekin . (2.8)

Die spezifische innere Energie u∗ = U ∗ /m∗ ist nur von zwei anderen thermodynamischen Zu-
standsgrößen abhängig, zum Beispiel der Temperatur T ∗ und dem Druck p∗ :

u∗ = u∗ (T ∗ , p∗ ) . (2.9)

Eine für offene Systeme hilfreiche Definition ist die der Enthalpie. In ihr werden die innere Energie
und das Produkt aus Druck und Volumen zu einer neuen Größe zusammengefasst. Wie die innere
Energie ist auch die spezifische Enthalpie h∗ eine Zustandsgröße:

h∗ = h∗ (T ∗ , p∗ ) = u∗ + p∗ · v ∗ (Definitionsgleichung) . (2.10)

Wärme

Bis hier wurden bestimmte Energieformen als Zustandsgrößen eines Systems vorgestellt und die Ar-
beit als eine Prozessgröße eingeführt, mit deren Hilfe Energie über die Grenzen des Systems treten
kann. Es existiert aber noch eine andere Prozessgröße, mit welcher ein Energietransport stattfinden
kann. Nach dem Übertreten dieser Prozessgröße ändert sich ebenfalls die innere Energie des Systems.
10 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

Diese Prozessgröße soll als Wärme bezeichnet werden. Sie kann als diejenige Energie definiert wer-
den, die nicht als Arbeit und bei offenen Systemen zusätzlich nicht mit einem Stoffstrom die System-
grenzen überschreitet. Die Wärme ist diejenige Form des Energietransportes, die alleine aufgrund ei-
ner Temperaturdifferenz zwischen zwei Systemen die gemeinsame Systemgrenze überschreitet. Die
Wärme wird mit dem Formelzeichen Q abgekürzt. Wie später bei den Ausführungen zum zweiten
Hauptsatz der Thermodynamik gezeigt werden soll, ist ein Wärmetransport auch immer mit einem
Entropietransport gekoppelt. Die Wärme kann damit auch als diejenige Form des Energietransportes
bezeichnet werden, die mit einem Entropietransport verbunden ist. In der Abbildung 2.1 sind zur
Verdeutlichung dieses Sachverhaltes die Unterschiede zwischen den Energieanteilen eines Systems
und den beiden Formen des Energietransportes dargestellt.

Energietransport über die Systemgrenze

Energieanteile im System:

Wärme Innere Energie Arbeit


Kinetische Energie
(entropiebehaftet) Potentielle Energie (entropielos)
..
.

Sytemgrenze

Abbildung 2.1: Energieanteile und Formen des Energietransportes


[ Herwig 2002]

Energiebilanzgleichung für geschlossene Systeme

An dieser Stelle sind alle hier zu behandelnden thermodynamischen Energieformen bekannt und es
wurden zwei Prozessgrößen eingeführt, mit deren Hilfe sich durch einen Transport von Energie über
die Systemgrenzen die innere Energie eines Systems ändern kann. Für ein geschlossenes System
können die bisher gemachten Betrachtungen zu einer Energiebilanzgleichung, dem ersten Hauptsatz
der Thermodynamik, zusammengefasst werden. Die Energieänderung, die ein geschlossenes System
während eines Prozesses erfährt, ist gleich der Energie, die während des Prozesses die Systemgrenzen
in den Formen von Wärme und Arbeit überschreitet [ Baehr 2002]:

Q∗12 + W12

= U2∗ − U1∗ + Ekin
∗ ∗ ∗ ∗
2 − Ekin 1 + Epot 2 − Epot 1 . (2.11)
2.1 Grundlagen der Thermodynamik 11

Energiebilanzgleichung für offene Systeme

In dieser Arbeit sollen konvektive Transportprozesse, das heißt Strömungen untersucht werden. Not-
wendigerweise muss man deshalb die Bilanzgleichungen für ein offenes System aufstellen, in dem
Energie in Form von Arbeit, Wärme und mit einem Stoffstrom die Systemgrenzen überschreiten
kann. Für dieses System ersetzt man zur Herleitung der Energiebilanzgleichung das ortsfeste offene
System durch ein geschlossenes System mit bewegten Systemgrenzen. Damit kann die Energiebi-
lanz für ein geschlossenes System, Gleichung (2.11), angewandt werden. Mit der Division durch ein
Zeitintervall ∆t∗ erhält man für den Grenzwert ∆t∗ → 0 die Leistungsbilanz des Kontrollraumes:
 
∂E ∗ ∗ ∗ c∗2
2 ∗ ∗ ∗ ∗ c∗2
1 ∗ ∗
= ṁ 2 h2 + + g z 2 − ṁ 1 h1 + + g z 1 − Q̇∗12 − P12

. (2.12)
∂t∗ 2 2

Aufgrund der Division durch ein Zeitintervall kann hier nicht mehr von Energien und Arbeiten ge-
sprochen werden. Die Formen des Energietransportes über die Systemgrenzen sind in diesem Fall
Wärme pro Zeitintervall und Arbeit pro Zeitintervall. Diese werden als Wärmestrom Q̇∗ und Leis-
tung P ∗ bezeichnet. Die innere Energie wird durch die Enthalpie ersetzt, da die Einschiebearbeit
p∗ · v ∗ zusätzlich zu berücksichtigen ist.

Energiebilanzgleichung für stationäre Fließprozesse

Wenn sich der Zustand des offenen Systems mit der Zeit nicht ändert, so spricht man von einem
stationären Fließprozess. In diesem stationären Fließprozess verschwinden alle Zeitableitungen, ins-
besondere gilt ṁ∗zu = ṁ∗ab . Die Leistungsbilanz des Kontrollraumes ist dann:

 
c∗2 c∗2
Q̇∗12 + P12

= ṁ∗ h∗2 + 2 + g ∗ z2∗ − h∗1 + 1 + g ∗ z1∗ . (2.13)
2 2

Mit Hilfe der Gleichungen (2.12) oder (2.13) lassen sich nun die über die Systemgrenzen eines of-
fenen Systems tretenden Energieströme, also der Wärmestrom und die Leistung, aus den Zustands-
größen der ein- und austretenden Massenströme bestimmen. In dieser Energiebilanzgleichung sind
die Wärme und die Arbeit oder der Wärmestrom und die Leistung, gleichwertig. Fundamentale Un-
terschiede zwischen diesen beiden Formen des Energietransportes werden erst durch den zweiten
Hauptsatz der Thermodynamik aufgezeigt.

2.1.3 Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik

Die Natur lehrt uns, dass nicht alle Prozesse und nicht alle Energieumwandlungen, die der erste
Hauptsatz zulässt, möglich sind. Das kann durch ein sehr anschauliches Beispiel verdeutlicht werden:

Es kann nie ein Energietransport in Form von Wärme von einem kälteren zu einem wärmeren
Körper stattfinden, wenn nicht gleichzeitig eine andere damit zusammenhängende Änderung auftritt.
12 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

Dieser Satz ist bereits eine Formulierung des zweiten Hauptsatzes nach [ Clausius 1854]. Ein
wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist der der Irreversibilität: Wenn ein System, welches
einen Prozess durchlaufen hat, wieder in seinen Anfangszustand gebracht werden kann, ohne dass
Änderungen an der Umgebung zurück bleiben, so ist der Prozess reversibel. Ist der Anfangszustand
jedoch nicht ohne eine bleibende Änderung der Umgebung wieder herstellbar, so spricht man von
einem irreversiblen Prozess. Alle in der Natur auftretenden Prozesse sind irreversibel. Sie verlaufen
von selber nur in eine Richtung und der Anfangszustand kann nur durch einen gewissen Aufwand,
das heißt ein Zuführen von Energie, wiederhergestellt werden.

Diese Aussagen des zweiten Hauptsatzes lassen sich durch eine Größe quantifizieren: die Entropie.
Dieser Begriff wurde von [ Clausius 1865] eingeführt. Er führte das willkürliche Formelzeichen S
für das Verhältnis von Wärme zur absoluten Temperatur ein. Den Begriff Entropie leitete er aus dem
griechischen ab:

... ich denke es ist besser für diese Größen, welche wichtig für die Wissenschaft sind, Namen aus

den alten Sprachen zu nehmen, da sie dann ohne Veränderung in die modernen Sprachen eingeführt
werden können. Ich schlage den Namen für die Größe S als Entropie vor, abgeleitet aus dem griechi-
schen Wort τoπη = Veränderung. Ich habe aus einem bestimmten Grund das Wort Entropie gewählt,
da es dem Wort Energie ähnlich ist und beide Größen durch ihre physikalische Signifikanz sehr eng
verwandt sind und ähnlich klingende Namen mir als Vorteilhaft erscheinen“ [ Clausius 1865].

Eine quantitative Formulierung des zweiten Hauptsatzes kann durch folgende Postulate geschehen,
in welchen die Existenz der Zustandsgröße Entropie begründet wird, ihre Eigenschaften festgelegt
und ihre Relation zur thermodynamischen Temperatur bestimmt wird [ Baehr 2002]:

1. Jedes System besitzt eine extensive Zustandsgröße Entropie S ∗

2. Die Entropie eines Systems ändert sich

(a) durch Wärmetransport über die Systemgrenze (Entropietransport über die Systemgrenze)
(b) durch Stofftransport über die Systemgrenze
(c) durch irreversible Prozesse im Inneren des Systems (Entropieproduktion)

3. Die mit der Wärme dQ∗ über die Systemgrenze transportierte Entropie ist

∗ dQ∗
dSQ = , (2.14)
T∗
wobei T ∗ die thermodynamische Temperatur an der Stelle der Systemgrenze ist, an der dQ∗
übergeht. Die thermodynamische Temperatur ist eine universelle, nicht negative Temperatur.

4. Die durch irreversible Prozesse im Inneren des Systems erzeugte Entropie ist niemals negativ,
sie verschwindet nur für reversible Prozesse des Systems.
2.1 Grundlagen der Thermodynamik 13

In diesen Postulaten wird die über die Systemgrenzen transportierte Entropie als das Verhältnis aus
Wärmestrom zur thermodynamischen Temperatur definiert. Entropie kann nur mit Wärme oder ei-
nem Stoffstrom über die Grenzen eines offenen Systems transportiert werden. Mittels Arbeit, be-
ziehungsweise mechanischer Leistung wird niemals Entropie transportiert. Mit Hilfe dieser Überle-
gungen lässt sich die Unterscheidung von mechanischer Leistung und einem Wärmestrom nach dem
ersten Hauptsatz besser Verstehen: Ein Energietransport in Form von Wärme ist stets von einem
Entropietransport begleitet, ein Energietransport mittels Arbeit oder mechanischer Leistung ist dage-
gen stets entropielos, siehe auch Abbildung 2.1.

Durch die oben zitierten Postulate lassen sich für die Bewertung von thermodynamischen Pro-
zessen wichtige Folgerungen ableiten. So unterliegt die mit Wärme oder Stoffströmen transportierte
Entropie keinerlei Einschränkungen. Dagegen lassen sich die in dem System auftretenden Irrever-
sibilitäten durch den Entropiebegriff quantifizieren: Die durch irreversible Prozesse in dem System
erzeugte Entropie ist niemals negativ und sie ist umso größer je größer die Wirkung der Irreversi-
bilitäten ist. Ein reversibler Prozess, das heißt ein Prozess welcher ohne Irreversibilitäten verläuft,
produziert keine Entropie. Wenn der Wert der in dem System produzierten Entropie bestimmt ist,
liegt ein direktes Maß für die in diesem System auftretenden Irreversibilitäten vor und damit auch ein
direktes Maß für die thermodynamische Güte des Prozesses.

Für ein offenes System lassen sich die Postulate des zweiten Hauptsatzes damit wie folgt quantifi-
zieren:

∂S ∗ Q̇∗
= + ṁ∗ · s∗ − ṁ∗ · s∗ + ṠPRO

. (2.15)
∂t ∗
Systemgrenze
T ∗
ein aus

Die Aussagen dieser Gleichung werden in Abbildung 2.2 verdeutlicht.

P*
Systemgrenze .
.* Q*2 .
. Q1 T *2 Q*2
000
111
111
000 .
Q*1 T *1 .* 000
111
000
111
111
000 000
111
000
111
000
111
SPRO .
000
111 m2*, s2* , T2*
.*
m1 , s1*, T1* WT*
111
000
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
.
000
111
000
111
Q*W Tu*
000 *
111
TW
.
Q*W

Abbildung 2.2: Entropiebilanzen an einem offenen System


14 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

Nach Gleichung (2.15) und den Veranschaulichungen in Abbildung 2.2 kann die Entropie mit
einem Stoffstrom in ein System ein- und austreten und zusammen mit einem Wärmestrom in ein
System hinein oder heraus transportiert werden. Dieser an einen Wärmestrom gebundene Entropie-
strom ist unabhängig vom Stofftransport und kann sowohl über feste Wände (gebundene System-
grenzen) als auch über den Ein- und Austritt des Stoffstromes (freie Systemgrenzen) treten, wenn
die Temperaturen an diesen gebundenen und freien Systemgrenzen von der Umgebungstemperatur
Tu∗ abweichende Werte aufweisen. Die Richtung dieses Entropiestromes ist von der Richtung des
Wärmestromes und damit vom Temperaturgradienten an den Systemgrenzen (gebundenen und frei-
en) abhängig. Dieser Entropiestrom kann auch dem Stoffstrom entgegen fließen. Der konvektiv mit
dem Stoffstrom transportierte Entropiestrom kann nur über die freien Systemgrenzen ein- oder aus-
treten. Dieser Strom ergibt sich als das Produkt aus Massenstrom und der intensiven Zustandsgröße
der spezifischen Entropie. Die Entropiebilanz ergibt sich somit als eine Bilanz aus Zustands- und
Prozessgrößen. Die Zustandsänderungen am Ein- und Austritt ergeben sich als eine Folge der Pro-
∗ ∗
zessgrößen ṠQ und ṠPRO , welche entweder über die Systemgrenzen fließen oder in dem System
selber produziert werden. Durch eine Veränderung der Prozessführung können sich somit auch die
Zustände am Austritt ändern.

Fließen nur ein Stoffstrom und ein Wärmestrom durch den Kontrollraum und ist der Prozess zudem
stationär, so vereinfacht sich die Entropiebilanzgleichung zu:

Q̇∗
ṁ∗ (s∗2 − s∗1 ) = ∗
+ṠPRO . (2.16)
T∗


ṠQ

Eine Änderung der Entropieströme zwischen Ein- und Auslass erfolgt somit durch Entropietransport

durch Wärmeübergang über die Systemgrenzen, ṠQ , und durch einen im Innern des Systems pro-
∗ ∗
duzierte Entropiestrom, ṠPRO . Der mittels Wärmestrom transportierte Entropiestrom ṠQ = Q̇∗ /T ∗
beinhaltet wiederum den Strom über die gesamte Systemgrenze, das heißt sowohl die freien als auch
die festen Grenzen.

Wie bereits gezeigt wurde, ist die produzierte Entropie oder der Entropieproduktionsstrom ein
Maß für die Irreversibilitäten des Prozesses. Es gibt nun eine ganze Reihe von Ursachen für diese
Irreversibilitäten. Eine (unvollständige) Auflistung von Irreversibilitäten ist:

• Wärmeübertragung über finite Temperaturdifferenzen

• Fluidreibung

• chemische Reaktionen

• Mischen von Fluiden unterschiedlicher Konstitution oder Zustände

• Festkörperreibung

• Elektrischer Fluss durch einen Widerstand


2.2 Bewertungskriterien auf Basis des ersten Hauptsatzes 15

• Unelastische Deformation

• Magnetisierung oder Polarisierung mit Hysterese

In dieser Arbeit soll es nur um die Entropieproduktion in einphasigen Fluiden ohne chemische Reak-
tionen, das heißt um eine Betrachtung der ersten beiden Irreversibilitätsursachen, Wärmeübertragung
über finite Temperaturdifferenzen und Fluidreibung, gehen. Wie später gezeigt werden wird, kann
mittels dieser eine Bewertung eines Transportprozesses in der Wärme- und Stoffübertragung gesche-
hen. Bevor jedoch eine genauere Betrachtung dieser Irreversibilitätsursachen und ihre Berechnung
in einem strömenden Fluid erfolgt, soll zunächst ein Rückblick auf konventionelle Bewertungskri-
terien von Wärmeübergangsprozessen erfolgen. Es werden die Grenzen dieser Bewertungskriterien
aufgezeigt und schließlich ein Bewertungskriterium auf der Basis des zweiten Hauptsatzes der Ther-
modynamik vorgestellt.

2.2 Bewertungskriterien auf Basis des ersten Hauptsatzes

Unter Konventionellen Bewertungskriterien werden hier Verfahren verstanden, welche auf dem er-
sten Hauptsatz der Thermodynamik aufbauend, konvektive Transportprozesse der Wärme- und Stoff-
übertragung bewerten. Insbesondere im Bereich der Wärmeübertrager, um die es hier im Speziel-
len gehen soll, gibt es eine Reihe von Bewertungskriterien. Die verbreitesten Kenngrößen sind der
Wärmeübergangskoeffizient und der Druckverlust. Ein ebenfalls sehr oft eingesetztes Verfahren ist
die Wirkungsgrad-NTU-Methode.

Bei einem Wärmeübertrager handelt es sich um einen facettenreichen Apparat der Ingenieurwis-
senschaften. In ihm soll ein Energietransport in Form von Wärme von einem Fluidstrom zu einem
anderen stattfinden. Die Fluidströme sind dabei durch eine materielle Wand von einander getrennt.
Über diese Wand wird Wärme vom Fluidstrom höherer Temperatur auf den Fluidstrom mit niedri-
gerer Temperatur übertragen. Die Entwicklung eines Wärmeübertragers beinhaltet nicht nur die Be-
rechnung des Wärmeübergangsverhaltens, sondern auch eine Bestimmung der Pumpleistung, welche
erforderlich ist, um das Fluid durch den Apparat zu fördern. Berechnungs- und Konstruktionshinwei-
se sind jenseits der Aufgabenstellung dieser Arbeit. Ausführliche Hinweise finden sich unter anderem
in [ VDI-Wärmeatlas 2002], [ Kays und London 1964] und [ Hausen 1976].

2.2.1 Der Wärmeübergangskoeffizient

Der Wärmeübergangskoeffizient α∗ ist ein empirischer Ansatz zur Beschreibung des Wärmeüber-
ganges an festen Systemgrenzen, zum Beispiel einer Trennwand, in ein Fluid hinein oder aus diesem
heraus. Es wird angenommen, dass der Wärmestrom direkt proportional zu der Temperaturdifferenz
16 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

zwischen der Grenzfläche und dem Fluid in ausreichendem Abstand von der Wand ist.

Q̇∗ = α∗ A∗ (Tw∗ − T∞

) , (2.17)

wobei es sich bei Tw∗ um die Wandtemperatur und bei T∞ ∗


um die Temperatur des Fluides in aus-
reichendem Abstand von der Trennwand handelt. Bei gleicher Temperaturdifferenz kann bei einem
höheren Wärmeübergangskoeffizienten somit ein größerer Wärmestrom fließen. Man kann damit be-
wertend sagen, dass der Wärmeübergang desto besser ist, je höher der Wärmeübergangskoeffizient
ist.

In Abbildung 2.3 ist für den Fall einer konstanten Temperaturdifferenz zwischen Trennwand und
Fluid der Verlauf der Temperaturprofile in dem Fluid bei verschiedenen Wärmeübergangskoeffizien-
ten aufgetragen. Für den Fall der konstanten Temperaturdifferenz erkennt man, dass ein höherer

y*
TW*
.
qw* steigendes α*

T*
8

Abbildung 2.3: Temperaturprofile und Wärmeübergangskoeffizient α∗ an einer


festen Wand bei konvektivem Wärmetransport

Wärmeübergangskoeffizient durch einen höheren Temperaturgradienten an der Wand gekennzeich-


net ist. Dieser Temperaturgradient an der Wand ist aber genau ein Maß für den Wandwärmestrom.
Denn mit Hilfe des Fourierschen Wärmeleitungsansatzes (direkt an der Wand ist aufgrund der Haft-
bedingung die Fluidgeschwindigkeit gleich Null und es liegt nur Wärmeleitung vor) erhält man

Q̇∗ dT ∗
q̇w∗ = = −λ∗ ∗ . (2.18)
A ∗ dy

Einen besseren Wärmeübergang erhält man nach diesen Betrachtungen, wenn man den Wandwärme-
strom erhöht, das heißt der normale Temperaturgradient an der Wand größer wird. Eine andere
Möglichkeit wäre bei konstantem Wandwärmestrom die Temperaturdifferenz zwischen Wand und
Fluid zu vergrößern. Technisch ließen sich diese beiden Möglichkeiten zur Verbesserung des Wärme-
überganges durch das gezielte Einbringen von Wirbeln erreichen. Ein ähnliches Resultat wird durch
eine Erhöhung der Turbulenz in dem Fluid erzielt. Durch beide Maßnahmen erhöht man den Impuls-
und damit auch den konvektiven Wärmetransport senkrecht zur Trennwand. Alle diese Maßnahmen
sind aber immer mit einem gewissen Aufwand verbunden. Dieser Aufwand kann in einer weiteren
Größe, dem zusätzlichen Druckverlust zusammengefasst werden.
2.2 Bewertungskriterien auf Basis des ersten Hauptsatzes 17

2.2.2 Der Druckverlust

Die Druckdifferenz, welche benötigt wird, um einen Fluidstrom durch einen Wärmeübertrager zu
fördern, ist im Allgemeinen eine komplizierte Funktion von Strömungs- und Geometrieparametern.
Der Druckverlust des in Abbildung 2.4 skizzierten Rohrbündelwärmeübertragers kann als Folge von
Verwirbelungen in den Einlassbereichen und der Integration der Wandschubspannungen an den Rohr-
innenwänden aufgefasst werden. Die Wandschubspannung ergibt sich in einem Newtonschen Fluid

p* < p*
2 1

p1* p*
2

τw
*

Abbildung 2.4: Druckverlust in einem Rohrbündelwärmeübertrager

durch das Produkt aus der dynamischen Viskosität und dem wandnormalen Geschwindigkeitsgradi-
enten:

du∗
τw∗ = η ∗ . (2.19)
dy ∗

Dieser Zusammenhang ist für verschiedene Wandschubspannungen in Abbildung 2.5 skizziert.

Wenn man nun die Betrachtungen aus dem Abschnitt 2.2.1 über den Wärmeübergangskoeffizienten
in Erinnerung ruft, so wird klar, dass eine Verbesserung des Wärmeübergangs in aller Regel mit
einer Vergrößerung des Druckverlustes bezahlt werden muss. Will man nach Abbildung 2.3 den
Wärmeübergang verbessern, das heißt den Temperaturgradienten an der Wand vergrößern, so geht
das immer mit einer Vergrößerung des Geschwindigkeitsgradienten nach Abbildung 2.5 einher. Eine
Vergrößerung des Geschwindigkeitsgradienten an der Wand bewirkt eine Erhöhung der Wandschub-
spannung und damit eine Vergrößerung des Druckverlustes. Beide Größen hängen also eng mitein-
ander zusammen und müssen bei der Bewertung der Gesamtanlage berücksichtigt werden. Bei einer
Bewertung des Wärmeüberganges mittels Wärmeübergangskoeffizienten und Druckverlust müssen
zwei physikalische Größen miteinander verglichen werden, welche unterschiedliche physikalische
Einheiten besitzen. Gerade dies ist ein bekanntes Problem in der Bewertung von Wärmeübertragern
und macht eine Quantifizierung der Güte problematisch:
18 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

y*
u*W =0
steigendes τ *
w

u*

8

Abbildung 2.5: Geschwindigkeitsprofile und Wandschubspannung τW an einer fe-
sten Wand bei konvektivem Stofftransport

 
besserer Wärmeübergang α∗ W
m2 K

höherer Druckverlust ∆p∗ [Pa]



???

Es bleibt unklar, welche quantitativen Auswirkungen Maßnahmen zur Verbesserung des Wärme-
überganges, zum Beispiel das Einbringen von Wirbeln oder eine Erhöhung der Turbulenz haben.
Denn diese Maßnahmen erhöhen auch immer den Druckverlust und damit den Aufwand, der durch
Pumpen und Gebläse geleistet werden muss. Durch diese Methoden kann keine thermodynamische
Bewertung des Gesamtsystems erfolgen.

2.2.3 Die Wirkungsgrad-NTU-Methode

Eine ebenfalls sehr weit verbreitete Auslegungs- und Bewertungsmethode von Wärmeübertragern ist
die Wirkungsgrad-NTU-Methode. An dieser Stelle soll nur die prinzipielle Vorgehensweise vorge-
stellt und das Augenmerk auf die Art der Bewertung gelegt werden. Eine nähere Beschreibung dieser
Methode findet sich in [ Kays und London 1964] oder [ Holman 1992].

Die Methode beruht auf der Anzahl der Übertragungseinheiten (englisch: Number of Transfer
Units), oder kurz NTU:
k ∗ A∗
NTUi = . (2.20)
Ẇi∗

In Gleichung (2.20) bezeichnen k ∗ den Wärmedurchgangskoeffizienten und Ẇi∗ = ṁ∗ · c∗p, i den
Wärmekapazitätsstrom des Fluides i. Der Wärmedurchgangskoeffizient k ∗ ist ähnlich dem Wärme-
übergangskoeffizienten ein empirischer Ansatz. Dabei wird unterstellt, dass der Wärmestrom von
einem Fluid, über eine Trennwand in ein anderes Fluid direkt proportional zu der Temperaturdifferenz
zwischen den Fluiden in ausreichendem Abstand von der Trennwand ist.

Der Wirkungsgrad eines Wärmeübertragers ist in dieser Bewertungsmethode als das Verhältnis
2.2 Bewertungskriterien auf Basis des ersten Hauptsatzes 19

vom tatsächlich übertragenen Wärmestrom zum maximal möglichen Wärmestrom definiert:

tatsächlich übertragener Wärmestrom


= . (2.21)
maximal möglicher Wärmestrom

Der tatsächlich übertragene Wärmestrom kann aus einer Enthalpiebilanz an einem Fluidstrom ermit-
telt werden: entweder aus der Zunahme an Enthalpie des kälteren Fluides oder aus der Abnahme an
Enthalpie des wärmeren Fluides. Der maximal zu übertragene Wärmestrom ergibt sich zu:


 ∗ ∗

Q̇max = Ẇmin Tein, heiss − Tein, kalt . (2.22)

Damit kann der Wirkungsgrad eines Wärmeübertragers mit Hilfe von Temperaturdifferenzen ausge-
drückt werden:

∆Tmin
= F luid
, (2.23)
∆Tmax


wobei ∆Tmin F luid die Temperaturdifferenz zwischen Ein- und Auslass des Fluides mit dem geringe-

ren Wärmekapazitätsstrom ist. Unter ∆Tmax versteht man die maximale im Wärmeübertrager auftre-
tende Temperaturdifferenz.

In [ Kays und London 1964] finden sich empirische Tafeln, in denen für eine Reihe von Wärme-
übertragerbauarten für bekannte Werte von NTU der Wirkungsgrad des Wärmeübertragers nach Glei-
chung (2.23) aufgetragen ist. Mit Hilfe dieser Tafeln können jedoch nur Aussagen über die Güte eines
Wärmeübertragers im Sinne der Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Temperaturdifferenzen
getroffen werden. Einen Wirkungsgrad der Größe Eins erreicht man nach dieser Methode, wenn die
Grädigkeit des Wärmeübertragers zu Null verschwindet. Das ist nur theoretisch möglich und erfor-
dert eine unendlich große Wärmeübertragungsfläche. Mit der Vergrößerung der Wärmeübertragungs-
fläche steigt aber auch der Druckverlust, da an den festen Wänden die so genannte Haftbedingung
gilt, welche zusätzliche Schubspannung hervorruft, siehe dazu auch die Anmerkungen in Abschnitt
2.2.2.

Die Wirkungsgrad-NTU-Methode kann damit als einseitiges thermisches Bewertungskriterium


verstanden werden, in dem die von Pumpen und Verdichtern aufzubringenden technischen Arbei-
ten und Investitionskosten für die Wärmeübertragungsflächen unberücksichtigt bleiben. Es sind aber
gerade diese technischen Arbeiten, die für die Bewertung eines Wärmeübertragers als Bauteil eines
Gesamtsystems berücksichtigt werden müssen.

Es wurde gezeigt, welche Methoden herangezogen werden, um konvektive Transportprozesse der


Wärme- und Stoffübertragung im konventionellen Sinne auf Basis des ersten Hauptsatzes zu be-
werten. Es wurden zwei Bewertungskriterien allgemeiner Art, der Wärmeübergangskoeffizient und
der Druckverlust, vorgestellt und aufgezeigt, dass sich mit ihnen eine ganzheitliche Bewertung nicht
quantifizieren lässt. Des Weiteren wurde mit der Wirkungsgrad-NTU-Methode eine spezielle Bewer-
tungsmethode von Wärmeübertragern vorgestellt. Diese Methode berücksichtigt nur die thermischen
Energieströme in einem Wärmeübertrager, Druckverluste werden dabei völlig außer Acht gelassen.
20 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

Es zeigt sich, dass die vorgestellten Bewertungsmethoden auf empirischen Ansätzen oder nur auf
dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik basieren und eine quantitative Gesamtbewertung im Sinne
des dargestellten Zusammenspiels von Wärmeübergang und Druckverlust nicht möglich sind.

Aus diesem Grunde wird in dieser Arbeit ein Bewertungskriterium auf der Basis der zweiten
Hauptsatzes der Thermodynamik verwendet. Mit diesem lassen sich die zwei physikalisch unter-
schiedlichen Größen Druckverlust und Wärmeübergang auf eine gemeinsame physikalische Größe
zurückführen. Eine Einführung in die Bewertungsmethoden nach dem zweiten Hauptsatz der Ther-
modynamik soll in dem folgenden Abschnitt erfolgen.

2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes


(Second Law Analysis)

In diesem Abschnitt soll der fundamentale Zusammenhang zwischen Irreversibilitäten, also von
Entropieproduktion, und der Vernichtung von frei verfügbarer Arbeit, also Exergie, aufgezeigt wer-
den. Dieses Prinzip wird auch als das Gouy-Stodola Theorem bezeichnet.

2.3.1 Exergie und Anergie

Zum besseren Verständnis dieses Bewertungskriteriums, müssen zunächst einmal neue Begriffe ein-
geführt werden. In den Ausführungen zum zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, in Abschnitt
2.1.3 wurde bereits erwähnt, dass die Umwandlung von Wärme in Arbeit bestimmten Grenzen unter-
liegt. Diese Einschränkung der möglichen Umwandlungen können durch die Definition der Begriffe
Exergie und Anergie quantifiziert werden:

Energie = Exergie + Anergie , (2.24)

hierbei sind

Exergie :=Anteil der Energie, der sich mit reversiblen Prozessen


unbeschränkt in alle anderen Energieformen umwandeln lässt. (2.25)

Anergie :=Verbleibender Energieanteil, der sich nicht in


andere Energieformen umwandeln lässt. (2.26)

In Zusammenhang mit dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik, dem Energieerhaltungssatz, erhält
man aus (2.24) die Aussage, dass bei allen Prozessen die Summe aus Exergie und Anergie konstant
bleibt. Wohlgemerkt, nur die Summe bleibt konstant. Es kann aber immer zu einem Verlust an Exer-
gie und einem Gewinn an Anergie kommen.
2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes 21

Zu den Energieformen, die sich unbeschränkt in reversiblen Prozessen in jede andere Energieform
umwandeln lassen, gehören die mechanischen Energien wie die kinetische und potentielle Energie.
Ein Energietransport in Form von mechanischer und elektrischer Arbeit lässt ebenfalls eine Umwand-
lung in jede Energieform zu. Diese Energieformen und Formen des Energietransportes bestehen zu
100% aus Exergie. Da reale Prozesse immer irreversibel sind, verringert sich jedoch der Vorrat an
Exergie bei der Energieumwandlung in der Natur. Dieser Anteil an verloren gegangener Exergie
wird als Exergieverlust bezeichnet. Mit den Definitionen (2.25) und (2.26) lassen sich mit Hilfe des
zweiten Hauptsatzes folgende Schlussfolgerungen ziehen [ Baehr 2002]:

1. Bei allen irreversiblen Prozessen verwandelt sich Exergie in Anergie.

2. Nur bei reversiblen Prozessen bleibt die Exergie konstant.

3. Es ist unmöglich, Anergie in Exergie zu verwandeln.

Diesen Schlussfolgerungen kann man entnehmen, dass alle technischen Verfahren Exergie verbrau-
chen. So verbrauchen alle Verfahren, die das menschliche Leben angenehm machen, wie zum Bei-
spiel Heizen, Kühlen, die Herstellung und Bearbeitung von Stoffen, das Befördern von Lasten, sogar
die biologischen Vorgänge in dem menschlichen Körper selbst, Exergie. Die Exergie wird thermo-
dynamischen Prozessen zum Beispiel durch natürliche Energiequellen, das heißt mittels der Ver-
wendung von Primärenergie, zur Verfügung gestellt. Diese Primärenergie kann fossilen oder nu-
klearen Ursprungs sein, aber auch Wasserkraft und Sonnenstrahlung sind Primärenergiequellen. Es
besteht damit ein enger Zusammenhang zwischen Exergieverlust und Verbrauch an Primärenergie.
Es ist heutzutage eine der Hauptaufgaben des Energietechnikers, den Verbrauch an Primärenergie
möglichst gering zu halten. Diese Aufgabe kann nur erreicht werden, wenn der Exergieverlust in
einem technischen Prozess möglichst gering ist. Das thermodynamische Ideal eines reversiblen Pro-
zesses, das heißt eines Prozesses ohne Exergieverlust, lässt sich jedoch nicht verwirklichen. Bei der
technisch und wirtschaftlich günstigsten Variante wird stets ein gewisses Maß an Exergieverlust zu-
gelassen. Diese Arbeit soll ein Werkzeug bereitstellen, mit deren Hilfe auf einfache Weise diese Exer-
gieverluste auch in Apparaten mit komplexen Geometrien bestimmt werden können. Bevor aber der
enge Zusammenhang zwischen Exergieverlust und Entropieerzeugung aufgezeigt wird, soll zunächst
vorgestellt werden, warum die Wärme eine Form des Energietransportes darstellt, welcher immer
einen Anergieanteil besitzt.

Exergie und Anergie der Wärme

Es wurde bereits mehrmals darauf hingewiesen, dass der Umwandlung des Energietransportes in
Form von Wärme in andere Formen von Energie bestimmten Einschränkungen unterliegt. Unter der
Exergie der Wärme versteht man denjenigen Energieanteil der Wärme, welcher sich unter den gege-
benen Umgebungsbedingungen in jede andere Energieform, also auch in mechanische und elektri-
sche Energie, umwandeln lässt.
22 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

An dieser Stelle ist der Begriff der Umgebung von Relevanz. Das betrachtete System wird mit sei-
nen Systemgrenzen von der Umgebung getrennt. In den beiden vorgestellten Hauptsätzen tauchten
zwar Energie- und Entropieströme auf, welche über die Systemgrenzen treten, es wurden aber keiner-
lei Bemerkungen zu den Umgebungsbedingungen gemacht. Eine entscheidende Aussage des zweiten
Hauptsatzes ist aber die Festlegung der Richtung des Flusses von Wärme. Wärme kann hiernach oh-
ne einen Aufwand an Exergie nur von einem höheren zu einem tieferen Temperaturniveau fließen.
Hier muss auch das Temperaturniveau der Umgebung betrachtet werden. Ohne einen gewissen Auf-
wand an Exergie kann in ein System nur Wärme fließen, wenn die Systemgrenzen eine Temperatur
aufweisen, die geringer als die der Umgebung sind. Diese Feststellung lassen sich auf allgemeine
Kreisprozesse erweitern und den Exergie- und Anergieanteil der Wärme ermitteln.

Betrachtet wird eine reversibel arbeitende Wärmekraftmaschine. In dieser Maschine wird keine
Exergie vernichtet. Die Wärmekraftmaschine soll nach Abbildung 2.6 Wärme an die Umgebung
abgeben. Die Systemgrenze soll sich dabei auf demselben Temperaturniveau befinden wie die Um-
gebung. Dies ist nach den Einschränkungen, die der zweite Hauptsatz der Thermodynamik bezüglich
der Richtung des Wärmeflusses vorgibt, im Grunde nicht möglich, soll aber hier den Grenzwert der
maximal möglichen Leistungserzeugung der Wärmekraftmaschine verdeutlichen.

Q*1 = EQ1
*
+ A*Q1
11
00
00
11
00
11
00
11
00
11
00
11 *
00
11
00
11 T1
00
11

P *= EQ*
00000
11111
Wärmekraftmaschine 00000
11111
00000
11111
00000
11111
00000
11111
(reversibel) 00000
11111

Q*u = A*Q

Tu*

Umgebung

Abbildung 2.6: Reversibel arbeitende Wärmekraftmaschine

In die Wärmekraftmaschine soll der Wärmestrom Q̇∗1 bei einer Temperatur von T1∗ eintreten. Dieser

Wärmestrom besteht zu einem Teil aus Exergie ĖQ und zu einem Teil aus Anergie Ȧ∗Q :

Q̇∗1 = ĖQ1

+ Ȧ∗Q1 . (2.27)
2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes 23

Die Maschine verwandelt einen Teil des Wärmestromes in Nutzarbeit (die Leistung P ∗ ) und gibt
einen Wärmestrom Q̇∗u bei Umgebungstemperatur Tu∗ an die Umgebung ab. Dieser Wärmestrom soll
keine Exergie mehr enthalten, da er sich auf dem selben Temperaturniveau wie die Umgebung befin-
det. Wärme besteht bei Umgebungstemperatur nur aus Anergie. Eine Exergiebilanz liefert somit:

ĖQ1 = −P ∗ . (2.28)
Die Energiebilanzgleichung lautet:
Q̇∗1 = −P ∗ − Q̇∗u . (2.29)
Der Abwärmestrom Q̇∗u
kann unter der Annahme einer reversible arbeitenden Maschine (keine Entro-
pieproduktion in der Maschine) mit Hilfe des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik bestimmt
werden:
Q̇∗1 Q̇∗u
0= + ∗ . (2.30)
T1∗ Tu
Eine Lösung des Gleichungssystems (2.27)-(2.30) ergibt den Exergieanteil des eintretenden Wärme-
stromes Q̇∗1 zu

∗ T∗
ĖQ1 = 1 − u∗ · Q̇∗1 . (2.31)
T1
Der Anergieanteil des eintretenden Wärmestromes Q̇∗1 ist:
Tu∗
Ȧ∗Q1 = · Q̇∗1 . (2.32)
T1∗
Die hier gemachten Schlussfolgerungen gelten nicht nur für reversibel arbeitende Wärmekraftma-
schinen sondern gelten allgemein für die Exergie- und Anergieanteile von Wärmeströmen. Der Exer-
gieanteil eines Wärmestromes ist hiernach umso höher, je höher das Temperaturniveau ist, auf dem
die Wärme übertragen wird, oder je niedriger die Umgebungstemperatur ist. An der Umgebungs-
temperatur kann der Energietechniker im Allgemeinen nicht viel ändern. Nach diesen Betrachtun-
gen sollte er aber darauf achten, dass Wärme auf einem möglichst hohem Temperaturniveau in eine
Wärmekraftmaschine eintritt (um den Exergieanteil der Wärme möglichst hoch zu setzten) und dass
Wärme auf einem möglichst niedrigem Temperaturniveau aus der Maschine austritt (um den Exer-
gieanteil der Wärme möglichst niedrig zu halten).

In diesem Abschnitt wurde gezeigt, dass Energieumwandlungen Einschränkungen unterworfen


sind und es verschiedene Qualitäten von Energie gibt. Die Exergie ist der Anteil der Energie, welcher
beliebig in andere Formen umgewandelt werden kann. Alle natürlichen und technischen Prozesse
sind mit einem Verlust an Exergie verbunden. Der Exergieverlust wird in der Technik durch einen
Verbrauch an Primärenergie ausgeglichen. Dieser sollte möglichst gering sein. Eine verantwortungs-
volle Nutzung der Primärenergieressourcen ist hierbei eine Hauptaufgabe der Energietechnik. Im
nächsten Abschnitt soll gezeigt werden, welcher enge Zusammenhang zwischen dem Exergieverlust
und der Entropieproduktion besteht. Bei Kenntnis der in einem Prozess produzierten Entropieströme
können Aussagen über die Exergieverluste gemacht werden, welche ein direktes Bewertungskriteri-
um des Prozesses darstellen.
24 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

2.3.2 Entropieproduktion und Exergieverlust

Der Zusammenhang zwischen der in einem System produzierten Entropie und dem Verlust an Exer-
gie kann anschaulich durch folgende Betrachtungen erhalten werden. Das in Abbildung 2.7 darge-
stellte System gibt Energie in Form von Wärme über eine festen Systemgrenze bei der Umgebungs-
temperatur Tu∗ ab. Diese Annahme kann ähnlich wie in den Betrachtungen zur Exergie der Wärme in
Abschnitt 2.3.1 wieder als Grenzfall angesehen werden, in dem noch ein Wärmestrom aus dem Sys-
tem heraustritt. Die Systemgrenze wird willkürlich durch ein Gebiet gezogen, in dem überall an den
Grenzen die Temperatur gleich der Umgebungstemperatur ist. In der Natur können Wärmeströme
nur bei Vorhandensein einer Temperaturdifferenz auftreten. Diese Temperaturdifferenzen sollen in
dieser Betrachtung im Innern des Systems auftreten.
111
000
000
111 *
000P
111
000
111
000
111
000
111
000
111 .
m2*, s2*
.
m* , s* .
1 1111
0000
1 * 0000
1111
000
111
SPRO 0000
1111
0000
1111
111
000 0000
1111
000
111 *2
000
111
000
111 h2*, c2 , g*z2*
h1*, c*2
1 , g*z* T*
0000
1111
0000u
1111
2
2 1 1111
0000
0000
1111 .
000
111
000
111
000 Q *
111
000
111
000
111
000 T *
111
.u
Q*

Abbildung 2.7: Thermodynamisches System mit Irreversibilitäten

Alle anderen Systemgrenzen sind adiabat, Wärmeströme können über sie nicht ausgetauscht wer-
den. Im Innern des Systems sollen Prozesse auftreten, die ohne einen Aufwand an Arbeit nicht mehr
umkehrbar sind. Es gibt damit Irreversibilitäten im Innern des Systems. Die Energie- und Entropie-
bilanzen für dieses System sind (erster und zweiter Hauptsatz der Thermodynamik):
 
∂E ∗ ∗ ∗ c∗2
2 ∗ ∗ ∗ ∗ c∗2
1 ∗ ∗
= ṁ 2 h2 + + g z 2 − ṁ 1 h1 + + g z 1 − Q̇∗ − P ∗ , (2.33)
∂t∗ 2 2
∂S ∗ Q̇∗
= − ∗ + ṁ∗1 · s∗1 − ṁ∗2 · s∗2 + ṠPRO

. (2.34)
∂t ∗ Tu
Ein Auflösen von Gleichung (2.34) nach Q̇∗ und Einsetzen in Gleichung (2.33) ergibt für die Leistung
P ∗:
 
c∗2 c∗2
P ∗ = ṁ∗1 h∗1 + 1 + g ∗ z1∗ − Tu∗ s1 − ṁ∗2 h∗2 + 2 + g ∗ z2∗ − Tu∗ s2
2 2
∂ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗
− ∗ (E − Tu S ) − Tu ṠPRO . (2.35)
∂t
2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes 25


Die von dem System maximal abzugebende Leistung Pmax kann unter sonst gleichen Bedingun-
gen nur erreicht werden, wenn die Irreversibilitäten im Innern des Systems verschwinden, das heißt

ṠPRO = 0 gilt. Ein irreversibles System hat im Vergleich zu diesem (fiktiven) reversiblen System
eine geringere Leistungsabgabe. Die Differenz aus der Leistungsabgabe des reversibel arbeitenden
Systems zu dem irreversibel arbeitenden System ist der Exergieverluststrom:

PV∗ erlust = Pmax



− P ∗ = Tu∗ Sprod

. (2.36)

Der Exergieverluststrom eines beliebigen thermodynamischen Systems ist somit gleich der mit der
Umgebungstemperatur multiplizierten in dem System produzierten Entropie. Dieser Zusammenhang
wird auch das Gouy-Stodola-Theorem genannt [ Gouy 1889], [ Stodola 1910]. Durch Kenntnis der
Entropieproduktionsrate in dem System ist somit immer der Exergieverlust des Systems bekannt und
es kann ermittelt werden, wie groß der Primärenergieverbrauch des Systems ist.

Wenn in einem System wenig Entropie produziert wird, so ist damit auch der Exergieverlust und
schließlich der Primärenergieverbrauch gering. Um aber die Entropieproduktion in einem System
möglichst gering zu halten, müssen die Gründe für die Entropieproduktion näher untersucht werden.
Wenn diese bekannt sind, können Maßnahmen entwickelt werden, die Entropieproduktion zu ver-
ringern. Es werden nun zunächst zwei Entropieproduktionsursachen näher untersucht. Im Abschnitt
2.1.3 wurden bereits weitere Ursachen von Irreversibilitäten vorgestellt. In dieser Untersuchung soll
es aber nur um die Entropieproduktion in einem Reinstoff ohne Phasenwechsel und chemischen
Reaktionen gehen. Aus diesem Grund gilt es nur zwei Ursachen näher zu untersuchen: Die Entropie-
produktion durch Wärmeleitung und die Entropieproduktion durch Dissipation.

2.3.3 Entropieproduktion durch Wärmeleitung

Die Entropieproduktion durch Wärmeleitung kann am anschaulichsten durch ein einfaches Beispiel
erläutert werden. Gegeben seien nach Abbildung 2.8 zwei Räume A und B, welche durch eine dia-
therme Wand von einander getrennt sind. Beide Räume sind durch eine adiabate Wand von der Um-
gebung abgeschlossen. Die in den Räumen befindlichen Fluide sollen sich auf unterschiedlichen
konstantem Temperaturniveau befinden, wobei immer TA∗ > TB∗ gelten soll. In der Wand fällt die
Temperatur TA∗ auf TB∗ ab. Aufgrund des Temperaturgefälles zwischen den beiden Räumen strömt der
Wärmestrom Q̇∗A von Raum A in den Raum B. Der im Raum B ankommende Wärmestrom ist nach
dem Energieerhaltungssatz dem Betrage nach gleich dem vom Raum A austretenden Wärmestrom.
Die Räume A und B sind ausreichend groß und der Wärmestrom beeinflusst die Temperaturen nicht.
Nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik können für die Einzelsysteme A und B die Entro-
piebilanzgleichungen aufgestellt werden, siehe Abschnitt 2.1.3. In beide Räume fließt nur mit Wärme
transportierte Entropie herein (beziehungsweise heraus). Es gibt keine konvektive transportierten
Entropieströme und außerdem sollen in den Einzelsystemen keine, das heißt weder in Raum A, noch
26 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse
111111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000000
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
adiabat
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
Raum A Raum B
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
diatherm
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
*
T > T *

000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
A B

000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
T
*

000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
B

000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
. . .
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
Q = −Q * *

000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
*
Q B A

000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
A

000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
. dQ.
000000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111111
*

000000000000000000000000000000000000000000
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111111111111111111111111111111111111111111

Abbildung 2.8: Entropieproduktion durch Wärmeleitung

Raum B, Irreversibilitäten auftreten.

∂SA∗ ∗ Q̇∗
= ṠAQ = A , (2.37)
∂t ∗ TA∗
∂SB∗ ∗ Q̇∗ Q̇∗
= ṠBQ = B∗
= A . (2.38)
∂t ∗ TB TB∗

Diese Entropieströme sind streng genommen zeitabhängig. Da die Räume aber als sehr groß ange-
nommen werden, können die Änderungen der Temperaturen und der Wärmeströme vernachlässigt
werden.

In dem isolierten Gesamtsystem kann keine Entropie aus dem System austreten, weder mit Wärme-
noch mit Massenströmen. Der gesamte Entropiestrom ist gleich dem Entropieproduktionsstrom und
die Entropiebilanzgleichung lautet:

∂SA+B ∗ ∗ ∗
= Ṡirr = ṠAQ + ṠBQ ,
∂t∗ 
1 1 T ∗ − TA∗ ∗
= Q̇∗A − ∗ = B∗ Q̇ . (2.39)
TA∗ TB TA · TB∗ A

In dem Gesamtsystem tritt ein (nach Definition immer positiver) Entropieproduktionsstrom auf.
Durch die hier gemachten Überlegungen wird nebenbei auch die Richtung des Wärmestromes fest-
gelegt: Wärme kann ohne gewissen Energieaufwand nur von einem hohen zu einem tiefen Tempera-
turniveau fließen.

Die an diesem einfachen Beispiel gemachten Erläuterungen können auch auf kompliziertere, nicht-
isolierte Systeme übertragen werden. So tritt auch innerhalb eines Fluides, in dem Temperaturun-
terschiede herrschen ein Entropieproduktionsstrom auf. Das Ergebnis der Entropiebilanz wird im-
mer zeigen, dass sobald in dem System Temperaturdifferenzen auftreten, Entropie produziert wird.
2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes 27

Bei dem Vorhandensein von Temperaturgradienten kommt es immer zu einem Wärmestrom, der die
Temperaturdifferenzen auszugleichen versucht. Der Physiker James Clerk Maxwell hat zwar einen
imaginären Dämonen erschaffen, der Wärme von einem niedrigerem zu einem höheren Tempera-
turniveau transportiert, und mit diesem Gedankenexperiment Wissenschaftler jahrelang beschäftigt
[ Baeyer 1998]. Dieser Dämon würde aber den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik verletzten.

Dieser Prozess des Temperaturausgleichs ist somit immer irreversibel und damit mit einem Entro-
pieproduktionsstrom verbunden. Der Entropieproduktionsstrom ist umso geringer, je geringer die
Temperaturdifferenzen sind, siehe Gleichung (2.39). Der Energietechniker, der versucht den Ver-
brauch an Primärenergie möglichst gering zu halten, sollte also die Temperaturdifferenzen in seinem
Apparat möglichst gering halten. Das könnte zum Beispiel durch einen Apparat mit großen geome-
trischen Ausmaßen erreicht werden. In diesem Apparat würde aber die andere Quelle der Irreversi-
bilitäten erhöht zum Tragen kommen: die Dissipation.

2.3.4 Entropieproduktion durch Dissipation

Unter Dissipation versteht man die Umwandlung von kinetischer Energie (reine Exergie) in innere
Energie, welche eine Temperaturerhöhung zur Folge hat. Dieser Vorgang ist immer irreversibel. Man
kann diese Tatsache auf den Hintergrund der statistischen Theorie der Wärme verstehen. In dieser
Theorie wird die Äquivalenz von der Temperatur und der mittlerer kinetischer Energie der Moleküle
eines Fluides erklärt. Diese kinetische Energie ist ungerichtet. Die Teilchen bewegen sich zufällig
mal schneller, mal langsamer, mal in die eine, mal in die andere Richtung. Die kinetische Energie
des Kontinuums hingegen ist gerichtet und mit ihrer Hilfe kann zum Beispiel ein Gewicht in einem
Schwerefeld angehoben und somit Arbeit verrichtet werden. Geht somit diese gerichtete (man könnte
auch sagen geordnete) kinetische Energie des Kontinuums in ungerichtete (man könnte auch sagen
ungeordnete) kinetische Energie über, so ist dies immer irreversibel und mit einer Produktion von
Entropie verbunden.

Selbst wenn keine Kenntnisse über die statistische Theorie der Wärme vorhanden sind, kann die
Entropieproduktion durch Dissipation an einem einfachen Beispiel erläutert und mit den bisher vor-
gestellten Grundlagen hergeleitet werden. Gegeben sei nach Abbildung 2.9 ein mit einem hochvis-
kosen Fluid (zum Beispiel Honig) gefüllter Raum, in dem sich eine rotierende Scheibe befindet.
Zum Antrieb der Scheibe ist die Leistung P ∗ erforderlich. Die Systemgrenze sei so gewählt, dass die
Temperatur an der Grenze gerade gleich der Umgebungstemperatur Tu∗ sei. Aus dem System tritt ein
Wärmestrom Q̇∗ aus. Stellt man für dieses (stationäre) System den ersten und zweiten Hauptsatz der
Thermodynamik auf, so erhält man:

P ∗ = Q̇∗ , (2.40)
∗ Q̇∗
ṠPRO = ∗ . (2.41)
Tu
28 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

P*

*
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0000
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1111
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Q
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Tu*
Q* 00
11
00
11
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11
00
11
TU* 00
11

Abbildung 2.9: Entropieproduktion durch Dissipation

Der Entropieproduktionsstrom ist damit proportional zu der Antriebsleistung der Scheibe:

∗ P∗
ṠPRO = . (2.42)
Tu∗

Das vorgestellte Experiment kann an einem infinitesimal kleinen Raum wiederholt werden. Es wer-
den sich die gleichen Verhältnisse einstellen und der Entropieproduktionsstrom in diesem infinite-
simal kleinem Raum ist immer gleich der dissipierten mechanischen Leistung dividiert durch die
lokale thermodynamische Temperatur. Dieser infinitesimal kleine Raum kann auch ein Fluidelement
eines strömenden Fluides sein. Die lokal dissipierte mechanische Energie ist dann immer gleich der
lokalen Entropieproduktionsrate multipliziert mit der lokalen thermodynamischen Temperatur.

Die hier bereits angesprochenen Auswirkungen, welche die Dissipation auf ein infinitesimales
Fluidelement hat, werden in Kapitel 3 noch genauer untersucht, wo es im Speziellen um die Entro-
pieproduktion in Strömungen gehen wird.

Der Energietechniker versucht, den Verbrauch an Primärenergie möglichst gering zu halten. Er


sollte versuchen, die Dissipation von kinetischer Energie zu minimieren. Bei der Dissipation geht die
Energie einer geordneten Bewegung in die Energie einer ungeordneten Bewegung über. Die Dissipa-
tion ist immer mit einem Exergieverlust verbunden. Die Dissipation kann zum Beispiel durch einen
kleinen Apparat oder möglichst wenig Verwirbelungen in einer Strömung erreicht werden. Durch
2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes 29

diese Maßnahme würde aber die Entropieproduktion durch Wärmeleitung steigen und einen höheren
Exergieverlust bedeuten, siehe Abschnitt 2.3.3. Der Energietechniker steht somit vor einem Opti-
mierungsproblem: Alle Maßnahmen, die die Entropieproduktion durch Wärmeleitung verringern,
vergrößern die Entropieproduktion durch Dissipation.

Bis hier wurde der Zusammenhang zwischen Entropieproduktion und Exergieverlust vorgestellt. Es
wurde aufgezeigt, dass eine gewissenhafte Nutzung der Primärenergieressourcen nur durch eine Ver-
ringerung der Entropieproduktion erreicht werden kann. Die Entropieproduktion soll in dieser Arbeit
als Bewertungskriterium für Prozesse der Wärme- und Stoffübertragung herangezogen werden. Zwei
Prozesse können dann in Bezug auf ihre Entropieproduktion untersucht werden. Ein Prozess, wel-
cher weniger Entropie produziert, ist aus exergetischer Sicht günstiger. Ob dieser Prozess auch aus
wirtschaftlicher Hinsicht Vorteile mit sich bring, soll nicht Gegenstand dieser Untersuchung sein. Es
gibt aber Hinweise darauf, dass ein Prozess, welcher weniger Exergie vernichtet, auch ökonomische
Vorteile in sich birgt [ London 1982].

Eine Untersuchung thermodynamischer Prozesse im Hinblick auf ihre Entropieproduktion oder


Exergievernichtung wird auch Second Law Analysis, das heißt eine Analyse auf Basis des zweiten
Hauptsatzes der Thermodynamik, genannt. Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen zu die-
sem Thema. Im nächsten Abschnitt sollen einige von ihnen vorgestellt werden. Es soll insbesondere
aufgezeigt werden, wo diese Untersuchungen scheitern und damit eine Motivation für die hier vor-
gestellte Arbeit geben.

2.3.5 Konventionelle Second Law Analysis

Unter konventioneller Second Law Analysis sollen hier Untersuchungen verstanden werden, welche
auf Basis einer globalen Bilanzierung der Entropieströme nach Gleichung (2.15) Aussagen über Ir-
reversibilitäten ermöglichen. In diesen Untersuchungen werden meist durch die Kenntnisse der mitt-
leren Zustandsgrößen an den Ein- und Austritten und den über die festen Systemgrenzen fließenden
Entropieströmen die Entropieproduktionsströme berechnet. Dabei bleiben die Entropieströme über
die freien Systemgrenzen und turbulente Transporterscheinungen in allen Arbeiten unberücksichtigt.
Einige Untersuchungen wenden die Bilanzgleichung (2.15) auch für lokale Untersuchungen an. Hier
werden jedoch immer über den Ein- und Austritt des finiten Kontrollvolumens gemittelte Zustands-
größen herangezogen. Es handelt sich damit um eine eindimensionale Betrachtungsweise. Zudem
benutzten diese Arbeiten oft empirische Gleichungen zur Ermittlung der Zustandsgrößen. Dabei fin-
den oft empirische Beziehungen für den Druckverlust und die Nußelt-Zahl Anwendung. Diese Be-
ziehungen gelten immer nur für spezielle Probleme und lassen Einlaufeffekte oft ganz außer acht.
Aus diesen Gründen stellen diese Untersuchungen genau genommen keine Berechnungen der loka-
len Entropieproduktion dar. Sie sollen deshalb unter die konventionelle Second Law Analysis fallen.

Die Second Law Analysis wird seit längerer Zeit als ein Bewertungskriterium genutzt. Einen
ausführlichen, wenn auch veralteten Literaturrückblick findet man in [ Drost und Zaworski 1988].
30 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

An dieser Stelle sollen die zahlreichen Untersuchungen der letzten Jahre systematisch klassifiziert
werden, wobei die Arbeiten, welche lokale Entropieproduktionen in Strömungen auf der Basis von
partiellen Differentialgleichungen untersuchen, zunächst unbeachtet bleiben sollen, da ihnen das
nächste Kapitel gewidmet ist.

Die meisten Arbeiten zur Second Law Analysis befassen sich mit der Bestimmung von Irre-
versibilitäten in thermodynamischen Systemen oder deren Komponenten. Es gibt eine ganze Rei-
he von Ansätzen, mit denen diese Irreversibilitäten identifiziert werden können. In [ Rosen 1998]
werden diese Ansätze systematisch klassifiziert und in fünf Gruppen eingeteilt: Exergie-Analysen,
Physikalische-Exergie-Analysen, Exergieverbrauch-Analysen, Negentropie-Analysen und die Entro-
pie-Analysen. Wobei zwischen der Exergie und der physikalischen Exergie unterschieden wird, wel-
che keine Exergieänderungen aufgrund chemischer Vorgänge beinhalten soll. Unter dem Verbrauch
von Negentropie versteht der Autor hierbei nichts anderes als die Entropieproduktion.

Es wurde bereits gezeigt, dass der Exergieverlust und die Entropieproduktion ineinander über-
führbar sind und im Grunde keine unterschiedlichen Informationen über die Irreversibilitäten enthal-
ten. Aus diesem Grund soll hier nicht nach Exergie- und Entropieproduktionsanalysen unterschieden
werden. Eine Klassifizierung soll hier vielmehr nach der Art der Anwendung und der hierbei verwen-
deten Methoden erfolgen. Doch zunächst sollen die grundlegenden Untersuchungen näher betrachtet
werden.

Grundlegende Untersuchungen Die grundlegenden Arbeiten zur Berechnung und Identifikation


von Irreversibilitäten in thermodynamischen Systemen stammen von [ Bejan 1977], [ Sekulic 1986],
[ Arpaci 1989] und [ Gaggioli 1983]. Nahezu jede Untersuchung zum Thema Second Law Analysis
zitiert die Arbeiten [ Bejan 1977], [ Bejan 1978a], [ Bejan 1979], [ Bejan 1980], [ Bejan 1982] oder
neuere Untersuchungen auch [ Bejan 1996]. Alle diese Arbeiten zeigen auf, wie aus der Berechnung
der Entropieproduktion in beliebigen thermodynamischen Prozessen Irreversibilitäten identifiziert
werden können und erläutern den Vorteil dieser Methoden gegenüber Analysen auf der Basis des
ersten Hauptsatzes. [ Hesselgreaves 2000] vergleicht herkömmliche Arbeiten über die Second Law
Analysis und geht insbesondere auf die verschiedenen Arten der Entdimensionierung von Entropie-
produktionsraten ein.

Thermodynamische Untersuchungen von Gesamtsystemen Diese Gruppe von Untersuchungen


beschäftigt sich mit der Bestimmung von Irreversibilitäten und Verlusten in thermodynamischen
Gesamtsystemen. Sie verfolgen das Ziel, durch Kenntnis der Irreversibilitäten Möglichkeiten zur
Verbesserung eines thermodynamischen Gesamtprozesses aufzuzeigen, ohne explizit eine Optimie-
rungsstudie auszuführen. Diese Möglichkeiten beinhalten zum Beispiel neue Anordnungen der Kom-
ponenten des Systems, Veränderungen der Größe der Komponenten oder der Art der Komponenten.

So behandelt [ Nuwayhid et al. 2000] die Berechnung der Entropieproduktion durch globale Bi-
lanzierung in thermoelektrischen Geräten und zeigt auf, wie durch die Kenntnis der Irreversibilitäten
2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes 31

eine Maximierung der Leistungsabgabe erfolgen kann. Eine Ermittlung der Irreversibilitäten auf Ba-
sis einer globalen Bilanz eines mit einem Sonnenkollektor betriebenen Absorptionskälteprozesses
findet sich in [ Anand 1984]. [ Assad 2000] berechnet die Irreversibilitäten eines magneto-hydro-
dynamischen Kraftwerks. Die Irreversibilitätsursachen werden identifiziert und eine Minimierung
dieser durch eine geeignete Prozessführung vorgeschlagen.

Optimierungsstudien thermodynamischer Gesamtsysteme Eine große Gruppe konventioneller


Arbeiten zur Second Law Analysis beschäftigt sich mit der Optimierung thermodynamischer Syste-
me.

[ Linhoff 1986] untersucht generelle Minimierungsmethoden der Entropieproduktion in der Ener-


gietechnik. Eine thermodynamische Optimierung von Energiespeichersystemen findet sich in
[ Bejan 1978b]. Hier werden auf der Basis einer globalen Entropiebilanz und der Anwendung des
idealen Gasgesetzes sensible Wärmespeichersysteme auf eine Minimierung der Irreversibilitäten un-
tersucht. Anwendung finden hierbei die maximale Speichertemperatur und die Füllzeit. Es zeigt sich,
dass das eine Optimierung nach der maximal zu speichernden Wärmemenge nicht notwendigerweise
gleich dem Minimum der Entropieproduktion sein muss. Der erste und der zweite Hauptsatz lie-
fern also unterschiedliche Optima. Die Optimierung eines Kälteprozesses wird in einer Arbeit von
[ Shiba und Bejan 2001] behandelt. Insbesondere werden hier die Entropieproduktionsraten in dem
Gegenstromwärmeübertrager der Anlage durch Kenntnis der thermodynamischen Zustandsgrößen
am Ein- und Auslass ermittelt. Diese Studie zeigt, wie eine Optimierung der Gesamtanlage im Hin-
blick auf eine Minimierung der Leistungsaufnahme durch eine Veränderung der Geometrie und Pro-
zessgrößen erfolgen kann.

Thermodynamische Untersuchungen von Komponenten Diese Studien untersuchen die Bestim-


mung von Irreversibilitäten in Komponenten von thermodynamischen Systemen. Es werden die Ur-
sachen der Irreversibilitäten aufgezeigt und quantifiziert, ohne jedoch eine Optimierung der Kom-
ponenten vorzunehmen. An dieser Stelle sollen vor allem Komponenten aus der Energietechnik,
insbesondere Wärmeübertrager genannt werden.

[ Farina und Donatini 1993] entwickeln eine Methode zur Bestimmung der Verluste aufgrund von
erzwungener Konvektion in gekühlten Gasturbinenschaufeln. Es werden die Exergieverluste als Funk-
tion der Turbineneinlasstemperatur dargestellt. [ Chen und Huang 1988] untersuchen Bewertungs-
kriterien für Wärmeübertrager, in welchen Oberflächenmanipulationen zur Verbesserung des Wärme-
überganges eingesetzt werden. Mit Hilfe von globalen Entropiebilanzen und der Anwendung von
empirischen Ansätzen zur Bestimmung der Druckverluste und der Nußelt-Zahlen können nach einer
Entdimensionierung der Parameter Kriterien zur Bewertung der Oberflächen im Hinblick auf Irrever-
sibilitäten gefunden werden. In den Arbeiten [ Ogulata et al. 1999] und [ Ogulata und Doba 1998]
werden Messungen des Wärmeüberganges und des Druckverlustes an einem Kreuzstromwärme-
übertrager vorgestellt. Mit Hilfe gemessener Drücke und Temperaturen an den Ein- und Auslässen
wird durch eine globale Bilanzierung der Zustandsgröße Entropie, die Entropieproduktion in dem
32 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

Wärmeübertrager für verschiedene Betriebzustände ermittelt. Eine ganze Reihe von Arbeiten ermit-
telt die Entropieproduktion durch Wärmeleitung und durch Dissipation in laminaren Strömungen
[ Şahin 1998b], [ Şahin 1998a], [ Şahin 1999] und [ Şahin 2000]. In diesen Untersuchungen wer-
den auf der Basis einer Bilanzierung der auf einem finiten Rohrabschnitt ein- und austretenden
Entropieströme Irreversibilitäten berechnet und identifiziert. Zur Bestimmung des Druckes und der
Temperatur in den Rohrabschnitten werden empirische Gleichungen für den Druckverlust und den
Wärmeübergang in ausgebildeten laminaren Strömungen herangezogen. Den Exergieverlust in ei-
nem Wirbelrohr konnte [ Saidi und Yazdi 1999] durch eine Bilanzierung der ein- und austretenden
Entropieströme ermitteln. [ San und Jan 2000] konnte durch eine solche Bilanzierung einen Ge-
genstromwärmeübertrager bezüglich seiner thermodynamischen Wirksamkeit bewerten. Von einer
Bewertung verschiedener Querschnittsformen von Kanälen durch eine Berechnung der Entropie-
produktionsraten durch Wärmeleitung und Dissipation handelt die Arbeit von [ Sekulic et al. 1997].
Durch eine abschnittsweise Bilanzierung von Kanalquerschnitten erhält man die Entropieprodukti-
onsraten. Hierbei müssen die thermodynamischen Zustände in den Kanalabschnitten bekannt sein.
Dieses erfolgt durch eine Anwendung empirischer Formeln für die Druckverluste und Nußelt-Zahlen
der untersuchten Kanalgeometrien. Die Strömung ist laminar und ausgebildet. In der Arbeit von
[ Yuan und Kou 2001] werden die Irreversibilitäten aufgrund von Dissipation in einem Gegenstrom-
wärmeübertrager vernachlässigt. In Verbindung mit der Wirkungsgrad-NTU-Methode erfolgt durch
die Entropieproduktion durch Wärmeleitung eine Bewertung des Wärmeübertragers.

Optimierungsstudien thermodynamischer Komponenten Eine weitere Gruppe konventioneller


Second Law Analysis, welche auch in jüngerer Zeit verbreitete Anwendung findet, sind Methoden zur
Optimierung von Komponenten thermodynamischer Systeme. Hierbei soll sich in diesem Rückblick
vor allem auf die Optimierung von Wärmeübertragern und deren Komponenten konzentriert werden.

[ Ordonez und Bejan 2000] untersucht eine Optimierung eines Plattenwärmeübertragers, welcher
im Gegenstrom betrieben wird. Durch eine globale Bilanz und die Anwendung des idealen Gasgeset-
zes kann der Entropieproduktionsstrom durch alleinige Kenntnisse der Zustände am Ein- und Aus-
lass des Wärmeübertragers bestimmt werden. Durch eine Veränderung der Kanalquerschnitte und der
Wärme übertragenden Flächen können die Irreversibilitäten minimiert werden. [ Bejan 1977] unter-
sucht in seiner richtungweisenden Arbeit Irreversibilitäten in Gas-Gas Gegenstromwärmeübertragern
und berechnet die Entropieproduktion durch die Anwendung einer globalen Bilanzierung der Entro-
pie und Zuhilfenahme des idealen Gasgesetzes. Er führt eine dimensionslose Kennzahl, die Entropie-
produktionszahl Ns ein. Mit ihrer Hilfe lassen sich Optimierungsansätze für diese Art von Wärme-
übertragern gewinnen. In [ Bejan 1978a] werden die Kenntnisse aus dieser Arbeit auf Optimie-
rungsstudien von beliebigen Wärmeübertragern erweitert. Teile dieser Arbeit finden sich auch in
[ Bejan 1996] wieder. Hier wird die Methode der Entropieproduktionsminimierung auf andere Kom-
ponenten, wie Kältemaschinen, Isolations- und Energiespeichersysteme erweitert. Eine direkte An-
wendung dieser Methode findet sich auch in [ Sarangie und Chowdhury 1982], in der ein Gegen-
stromwärmeübertrager optimiert wird. [ Huang 1987] wendet die Second Law Analysis auf die Op-
2.3 Bewertungskriterien auf Basis des zweiten Hauptsatzes 33

timierung von Wärmeübertragungsflächen mit Turbulenzgeneratoren an. Mit Hilfe einer globalen
Entropiebilanz und der Anwendung von empirischen Gleichungen für den Druckverlust und den
Wärmeübergang kann die Entropieproduktion in einem Wärmeübertrager als Funktion der Reynolds-
Zahl bestimmt, und ein Optimum ermittelt werden. [ Lin und Lee 1998] machen ähnliche Unter-
suchungen unter Anwendung anderer empirischer Gleichungen. [ Nag und Mukherjee 1987] unter-
suchen eine thermodynamische Optimierung einer Rohrströmung mit konstanter Wandtemperatur.
Durch eine differentielle Bilanzierung der Entropie in finiten Rohrabschnitten und der Anwendung
des idealen Gasgesetzes, kann eine Wand-Fluidtemperaturdifferenz gefunden werden bei welcher die
Entropieproduktion minimal ist. In den Arbeiten von [ Prasad und Shen 1993a],
[ Prasad und Shen 1993b], [ Zimparov 2000], [ Zimparov und Vulchanov 1994] und
[ Zimparov 2001] wird dieser differentielle Ansatz für die Optimierung von Maßnahmen zur Erhöh-
ung des Wärmeüberganges angewendet. [ Saboya und da Costa 1999] können unter Vernachlässi-
gung des Druckverlustes, aus einer globalen Entropiebilanz die Irreversibilität aufgrund des Wärme-
überganges in Wärmeübertragern bestimmen. Die Untersuchung wendet sowohl den Wirkungsgrad
als eine Bewertungsmethode auf der Basis des ersten Hauptsatzes, als auch die Entropieprodukti-
on an. Für verschiedene Wärmeübertragerkonfigurationen wird die Entropieproduktion über der An-
zahl der Übertragungseinheiten dargestellt. Es kann somit ein thermodynamisches Optimum ermittelt
werden. Mit der thermodynamischen Optimierung in Hinblick auf eine Minimierung der Irreversibi-
litäten von Rippen beschäftigen sich die Arbeiten von [ Sara et al. 2001] und
[ Sasikumar und Balaji 2002]. Beide Arbeiten basieren auf der Ermittlung der Entropieströme durch
Kenntnis der Temperaturen und der Drücke. Diese werden durch empirische Ansätze zur Berechnung
des Druckverlustes und des Wärmeüberganges in diesen Geometrien ermittelt. In [ Vargas et al. 2001]
führt eine globale Entropiebilanzierung zu einer Optimierung eines Gegenstromwärmeübertragers
einer Flugzeugklimaanlage. In dieser Arbeit werden wiederum die thermodynamischen Zustands-
größen unter Zuhilfenahme des idealen Gasgesetzes und empirischer Formeln für den Druckverlust
und den Wärmeübergang ermittelt. Eine globale Bilanzierung liefert dann die ein- und austretenden
Entropieströme und durch Kenntnis der Entropietransportströme schließlich die Entropieprodukti-
onsströme. Durch eine Veränderung von Gesamtvolumen, Gewicht, Mach-Zahl, Einlassquerschnitt
und der Druckverhältnisse in der Kabine können Optimierungsansätze ermittelt werden. In einer
Untersuchung von [ Zubair et al. 1987] werden die Entropieproduktionsraten zur Optimierung eines
Wärmeübertragers, welcher von zwei Phasen durchströmt wird, angewendet. Die Entropieprodukti-
onsraten werden aus den globalen Bilanzen des zweiten Hauptsatzes ermittelt.

Ökonomische Optimierungsansätze thermodynamischer Systeme Es gibt viele Arbeiten, wel-


che versuchen, Kenntnisse aus der Thermodynamik und den Wirtschaftswissenschaften zu verbin-
den. Somit gelingt ihnen nicht nur eine thermodynamische Optimierung nach einer Minimierung
von Irreversibilitäten, sondern eine Minimierung der Summe aus Anschaffungs- und Betriebsko-
sten. Allen diesen Arbeiten gemein ist, dass die Irreversibilitäten wirtschaftlichen bewertet werden
müssen. Diese Bewertungen können sich natürlich im Laufe der Zeit ändern, da zum Beispiel die
Preise für Rohstoffe oder Betriebsmittel großen Schwankungen unterlegen sind. Einige Arbeiten, die
34 Grundlagen der Bewertung thermodynamischer Prozesse

hier erwähnt werden sollen, sind [ Zubair et al. 1987], [ Shuja et al. 1999b], [ Oliveira et al. 1994],
[ London 1982], [ Kim et al. 1997], [ Maisseu und Voß 1995] und [ Brodyansky 1994].

Sonderbereiche Neben den Fällen, in denen Analysen auf der Basis des zweiten Hauptsatzes zur
Bewertung und Optimierung von thermodynamischen Systemen eingesetzt werden, gibt es Arbei-
ten, die sich mit Sonderbereichen der Entropieproduktion befassen. Hier sollen nur einige erwähnt
werden. [ Arpaci und Selamet 1987] ermittelt die Entropieproduktion in laminaren Flammen. Von
diesen Autoren stammt auch eine Arbeit zu der Entropieproduktion durch Strahlung [ Arpaci 1985].
Eine hier nicht näher einzuordnende Arbeit untersucht die numerische Entropieproduktion durch den
Diskretisierungsfehler in der numerischen Lösung von Strömungen [ Grasso 1997].

Allen hier vorgestellten Arbeiten (bis auf die letzte Gruppe) gemein ist, dass sie die Entropiepro-
duktion oder die Exergieverluste in thermodynamischen Systemen oder deren Komponenten auf der
Basis einer globalen Entropiebilanz nach Gleichung (2.15) ermitteln. Es können nur durch Kenntnis
der thermodynamischen Zustandsgrößen am Ein- und Auslass Aussagen über die Größe der Irrever-
sibilitäten gewonnen werden. In einigen Arbeiten finden zudem das ideale Gasgesetz oder empiri-
sche Gleichungen zur Bestimmung des Druckverlustes und des Wärmeüberganges Anwendung. Es
können so auch im Innern des Systems oder der Komponente Aussagen über die Irreversibilitäten
gewonnen werden. Die große Schwäche dieser Ansätze liegt aber in den verwendeten empirischen
Gleichungen, welche oft nur für eingeschränkte Anwendungen und Zustände gültig sind. So können
mit diesen Ansätzen oftmals keine Einlaufeffekte oder Austrittsverluste untersucht werden. Allen
hier präsentierten Arbeiten gemeinsam ist auch, dass sie nur für Systeme mit festen Systemgrenzen
und für Durchströmungen anwendbar sind. Es können keine thermodynamischen Prozesse, welche
zum Beispiel eine Umströmung von Körpern beinhalten, untersucht werden.

Aus diesen Gründen soll im nächsten Kapitel versucht werden, aus einer differentiellen Betrach-
tungsweise auf der Basis von partiellen Differentialgleichungen Entropieproduktionsraten zu bestim-
men. Mit diesem Ansatz ist es möglich, in beliebigen Geometrien mit freien oder festen Systemgren-
zen Irreversibilitäten zu bestimmen. Dieser Ansatz beinhaltet zudem keine empirischen Gleichungen
oder Stoffgesetze. Damit können auch beliebige Strömungsvorgänge untersucht werden und somit
auch Ein- und Austrittseffekte erfasst und beliebige (zunächst inkompressible) Fluide untersucht wer-
den.
Kapitel 3

Entropieproduktion in Strömungen

Die Behandlung der fundamentalen Sätze und physikalischen Gesetzte der Thermodynamik war The-
ma des vorangegangenen Kapitels. Dieses Kapitel soll den anderen beiden Disziplinen dieser Arbeit,
der Strömungsmechanik und der Wärmeübertragung gewidmet werden. Hierbei sollen zunächst de-
ren Grundgleichungen dieser Disziplinen beschrieben werden. Eine weiterführende Herleitung dieser
Gleichungen ist zum Beispiel in [ Herwig 2002] dargestellt. Ein wichtiges physikalisches Phänomen
in der Strömungsmechanik und der Wärmeübertragung ist das der Turbulenz. Ihr Wesen wird be-
schrieben und es wird vorgestellt, wie ihre Modellierung auf der Basis von Zeitmittelungen geschieht.
Schließlich wird eine Transportgleichung für die Entropie in turbulenten Strömungen hergeleitet.
Diese Transportgleichung ermöglicht die lokale Identifikation von Entropieproduktionsraten. Die
Beschreibung des Entropietransportes auf der Basis von partiellen Differentialgleichung ermöglicht
eine Bilanzierung an einem infinitesimalen Kontrollvolumen. Dieses Vorgehen birgt einige entschei-
dende Vorteile gegenüber der konventionellen Second Law Analysis in sich. Diese werden am Ende
dieses Kapitels näher erläutert. Eine Lösung der Transportgleichung kann durch Anwendung von
Methoden der numerischen Strömungsmechanik erreicht werden. Hierzu müssen weitere Modelle in
die Transportgleichung der Entropie implementiert werden. Dieses wird das Thema des Kapitels 4
sein. Zunächst folgen die Grundgleichungen der Bewegung von kontinuierlichen Fluiden.

3.1 Vorbemerkungen

Die Strömungsmechanik befasst sich mit der Beschreibung des kinematischen und dynamischen Ver-
haltens von Fluiden. Unter dem Begriff Fluid werden sowohl Flüssigkeiten als auch Gase zusammen-
gefasst. Der Unterschied des Verhaltens eines Fluides im Vergleich zu einem Festkörper besteht in
seinem Verhalten beim Aufbringen von äußeren Kräften und der daraus entstehenden Verformung.
Während in einem Festkörper bei dem Aufprägen einer konstanten Scherkraft stets endliche Verfor-
mungen auftreten, zeigt ein Fluid ständig anwachsende Verformungen. In Festkörpern ist die Verfor-
mung oft proportional zu der aufgeprägten Scherkraft, während sie in Fluiden proportional zu der
36 Entropieproduktion in Strömungen

Verformungsgeschwindigkeit ist. In Fluiden kann somit die Wirkung der Kräfte nicht mehr eindeutig
an Ort und Zeit identifiziert werden. Aus diesem Grunde geht man von der in Festkörpern üblichen
körper- oder teilchenfesten Betrachtungsweise auf die so genannte ortsfeste Betrachtungsweise über.

3.1.1 Einschränkungen

Die in dieser Arbeit betrachteten Fluide sollen den Gesetzen eines Kontinuums folgen. Ihre phy-
sikalischen Größen sollen eine kontinuierliche Verteilung in Raum und Zeit aufweisen. In dieser
Arbeit wird unterstellt, dass alle Stoffgrößen des Fluides, also unter anderem die dynamische Vis-
kosität, die Wärmeleitfähigkeit und die spezifische Wärmekapazität konstante Werte im gesam-
ten betrachteten Bereich aufweisen. Dieses konstante Stoffverhalten soll in dieser Arbeit insbe-
sondere auch für die Dichte des Fluides gelten. Treten in dem Feld keine nennenswerten Dich-
teänderungen auf, spricht man von einer inkompressiblen Strömung. Dies ist zunächst eine Eigen-
schaft des Strömungsfeldes und nicht des Fluides. Die thermodynamische Eigenschaft, dass die Dich-
te eine Funktion des Druckes und der Temperatur ist, ist nur die notwendige Eigenschaft dafür, dass in
einem Fluid Dichteänderungen auftreten können. Erst wenn diese Dichteänderungen tatsächlich in er-
heblichem Maße auftreten, spricht man von einer kompressiblen Strömung. Diese Dichteänderungen
treten in Strömungen aber erst in der Nähe der Schallgeschwindigkeit oder bei dem Vorhandensein
großer Temperaturdifferenzen auf. Das Phänomen der Schallgeschwindigkeit soll in dieser Arbeit
jedoch unberücksichtigt bleiben. Es wird zudem in erster Näherung eine konstante Fluid-Dichte an-
genommen, obwohl Strömungen mit Wärmeübergängen untersucht werden sollen und somit auch
Temperaturdifferenzen im Fluid auftreten.

Eine weitere Einschränkung für die folgenden Grundgleichungen und insbesondere die Transport-
gleichung für die Entropie ist, dass in dieser Arbeit nur das Verhalten von einphasigen Fluiden ohne
chemische Reaktionen untersucht werden soll.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass diese Arbeit auf den Grundgleichungen der Hydrody-
namik aufbaut. Das ist ein Teilgebiet der Strömungsmechanik, welches sich mit dem Verhalten von
Strömungen bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten befasst. Es kommen keine Dichteänderungen
vor, beziehungsweise können diese vernachlässigt werden.

3.1.2 Die teilchenfeste und ortsfeste Betrachtungsweise

Unter den Grundgleichungen der Strömungsmechanik werden die mathematischen Formulierungen


des Erhaltungsprinzips für Masse, Impuls und Energie verstanden. Diese Erhaltungssätze werden an
Kontrollvolumen im Fluid aufgestellt. In der Strömungsmechanik sind diese Kontrollvolumen in-
finitesimal kleine Volumenelemente des Fluides. Im Gegensatz zu der Festkörpermechanik, in der
diese Kontrollvolumen in Ruhe sind und bleiben oder in ihrer Bewegung verfolgt werden, ist es
in der Strömungsmechanik üblich, diesen Kontrollraum an einem festen Ort zu belassen. In der
3.1 Vorbemerkungen 37

Strömungsmechanik ist man im Allgemeinen nicht an der Bewegung einzelner Fluidteilchen inter-
essiert sondern an dem Verhalten des Fluides an einem festen Ort zu einer bestimmten Zeit. Diese
ortsfeste Betrachtungsweise wird auch Eulersche Betrachtungsweise genannt, im Gegensatz zu der
teilchenfesten oder Lagranschen Betrachtungsweise der Festkörpermechanik. Die ortsfeste Betrach-
tungsweise ermöglicht eine mathematische Formulierung der Erhaltungsgleichungen für Masse, Im-
puls und Energie in einem einzigen Koordinatensystem. Die in dieser Arbeit vorgestellten Gleichun-
gen sollen eine Bilanzierung an einem infinitesimalen Volumenelement eines Fluides in dieser ortsfe-
sten Betrachtungsweise in einem kartesischen Koordinatensystem ermöglichen. Ausgangspunkt für
alle folgenden Bilanzgleichungen ist ein infinitesimales Massenelement ∆m∗ , welches das Volumen
∆V ∗ ausfüllt. In einem kartesischen Koordinatensystem kann dieses Volumenelement als ein Quader
mit den Kantenlängen ∆x∗ , ∆y ∗ ∆z ∗ beschrieben werden:

∆m∗ = ∗ ∆V ∗ = ∗ ∆x∗ ∆y ∗ ∆z ∗ . (3.1)

Bilanzen für Masse, Impuls und Energie, welche bezüglich eines Massenelementes ∆m∗ aufgestellt
werden, sind zunächst teilchenfest. Einen Übergang zu der ortsfesten Betrachtungsweise erhält man
erst, wenn Zeitableitungen des teilchenfesten Koordinatensystems in ein ortsfestes Koordinatensy-
stem überführt werden. Für diese Zeitabhängigkeit einer beliebigen physikalischen Größe G∗ gibt
es in der ortsfesten Betrachtungsweise zwei Ursachen. Zum einen verändert sich die physikalische
Größe an einem bestimmten Ort mit der Zeit t∗ . Bliebe ein Fluidteilchen für alle Zeiten an dem sel-
ben Ort, das heißt im Grenzfall ohne Strömung, so würde sich die Größe G∗ weiterhin mit der Zeit
ändern. Zum anderen verändert sich G∗ durch das Vorhandensein eines Strömungsfeldes. So wird
ein Teilchen aufgrund der Strömung zu einem anderen Ort bewegt, an dem andere physikalische
Verhältnisse wirken. An einem festen Ort erscheint diese Änderung ebenfalls wie eine Änderung
mit der Zeit. Die gesamte Zeitabhängigkeit ist die Addition der Abhängigkeit von der Zeit und der
Änderung der physikalischen Verhältnisse an einem Ort aufgrund der Strömung.

Die zu untersuchende Zeitableitung der Größe G∗ wird in der teilchenfesten Betrachtungsweise


mit DG∗ /Dt∗ bezeichnet. Eine Zeitableitung in der ortsfesten Betrachtungsweise ∂G∗ /∂t∗ beinhaltet
nur die Änderungen an einem festen Ort und erfasst somit nur die erste Ursache einer Änderung.
Zusätzlich ändert sich eine physikalische Größe G∗ weil die Ortsableitungen ∂G∗ /∂x∗i von Null
verschieden sind und ein Teilchen in der Zeit ∂t∗ den Weg ∂x∗i zurückgelegt hat. Diese Änderung der
physikalischen Größe ∂G∗ = (∂G∗ /∂x∗i ) ∂x∗i kann pro Zeiteinheit ∂t∗ in kartesischen Koordinaten
geschrieben werden als

∂G∗ ∗ 1 ∂G∗ ∗
∂x = u . (3.2)
∂x∗i i ∂t∗ ∂x∗i i

Die Änderung einer physikalischen Größe ist in der ortsfesten Betrachtungsweise unmittelbar an
die Strömungsgeschwindigkeiten u∗i gekoppelt. Diese Art der Änderung wird auch als konvektive
Ableitung bezeichnet. Zusammen mit der zeitlichen Ableitung kann die Änderung einer beliebigen
physikalischen Größe G∗ in der ortsfesten Betrachtungsweise in kartesischen Koordinaten folgen-
38 Entropieproduktion in Strömungen

dermaßen beschrieben werden:

lokale Ableitung konvektive Ableitung


    
DG∗ ∂G∗ ∂G∗ ∂G∗ ∂G∗
= + u∗ ∗ + v ∗ ∗ + w ∗ ∗ . (3.3)
∂t ∂x  ∂x ∂x 
∗ ∗
Dt
 
teilchenfeste Betrachtungsweise ortsfeste Betrachtungsweise

In der ortsfesten Betrachtungsweise können die beiden Ursachen der Veränderung direkt als lokale
und als konvektive Ableitung identifiziert werden. Alle im Folgenden verwendeten Bilanzgleichun-
gen werden in dieser ortsfesten Betrachtungsweise vorgestellt werden. Die mit den konvektiven Ab-
leitungen verbundenen Terme können dann als die Differenz aus den ein- und ausströmenden Größen
an dem ortsfesten infinitesimalem Kontrollvolumen interpretiert werden.

Die Bilanzen für Masse, Impuls und Energie können zunächst einmal für ein beliebiges Fluid unter
beliebigen Strömungverhältnissen aufgestellt werden. In diese allgemeinen Bilanzgleichungen kann
dann ein fluidspezifisches Verhalten eingesetzt werden. Wie schon erwähnt sollen die Bilanzgleichun-
gen für den Fall eines inkompressiblen Fluides aufgestellt werden. Die Dichte ∗ kann somit in allen
Betrachtungen als eine Konstante angesetzt werden. Das weitere fluidspezifische Verhalten kann mit
Hilfe so genannter konstitutiver Gleichungen beschrieben werden, welche die Zusammenhänge zwi-
schen dem in der Impulsbilanz enthaltenen Spannungstensor und dem Geschwindigkeitsfeld, sowie
zwischen den in der Energiebilanz enthaltenen Vektor der Wärmestromdichte und dem Temperatur-
feld beschreiben.

Weiterhin soll in dieser Arbeit das Verhalten turbulenter Strömungen untersucht werden. Zur Be-
schreibung dieser Strömungsverhältnisse bedarf es bestimmter Methoden zur Ermittlung der turbu-
lenten Schwankungsbewegungen. In dieser Arbeit soll die Methode der Zeitmittelung der Bilanzglei-
chungen angewendet werden.

Diese beiden Schritte, das heißt die Beschreibung des spezifischen Fluidverhaltens und die Be-
schreibung der Turbulenz, soll in dieser Arbeit direkt auf die allgemeinen Bilanzgleichungen an-
gewendet werden. Für eine detaillierte Herleitung allgemein gültiger Bilanzgleichungen für Masse,
Impuls und Energie sei auf [ Herwig 2002] verwiesen.

3.1.3 Konstitutive Gleichungen

Durch die folgenden beiden Modellannahmen werden fluidspezifische Verhaltensweisen beschrie-


ben. Werden diese Modellansätze in die allgemeinen Bilanzgleichungen eingesetzt, so gelten diese
natürlich auch nur für Fluide, welche dieses Fluidverhalten aufweisen. In der Energietechnik häufig
vorkommende Fluide sind zum Beispiel Luft oder Wasser. Diese beiden Fluide verhalten sich in sehr
guter Näherung nach dieses Modellannahmen. Diese Modellannahmen werden auch als konstitutive
Gleichungen bezeichnet.
3.1 Vorbemerkungen 39

Newtonsches Fluidverhalten

Die Impulsbilanz beschreibt den Zusammenhang zwischen den an einem Fluidelement angreifenden
inneren und äußeren Kräften und den Trägheitskräften. Wie später gezeigt werden soll, gehören die
Schubspannungen zu den äußeren Kräften. Diese Schubspannungen τij∗ sollen in den hier zu unter-
suchenden Fluiden proportional zu den Verformungsgeschwindigkeiten ∂u∗i /∂x∗i sein. Der Propor-
tionalitätsfaktor wird als dynamische Viskosität η ∗ bezeichnet. Formelmäßig ausgedrückt lässt sich
dieses Fluidverhalten wie folgt beschreiben:

∂u∗i ∂u∗j
τij∗ = η ∗ + ∗ . (3.4)
∂x∗j ∂xi

Fluide, deren Schubspannungsverhalten Gleichung (3.4) folgt, werden auch Newtonsche Fluide ge-
nannt.

Fouriersches Wärmeleitungsverhalten

Eine Energiebilanz wurde bereits in Abschnitt 2.1.2 in Gleichung (2.12) für einen offenen Kontroll-
raum aufgestellt. Wie später gezeigt werden soll, kann diese Bilanzierung auch an einem infinite-
simalem Volumenelement eines Fluides aufgestellt werden. Zur Schließung des Gleichungssystems
wird aber ein Zusammenhang zwischen dem Vektor der Wärmestromdichte q̇∗ und dem Tempera-
turfeld benötigt. Wie in den Erläuterungen zum zweiten Hauptsatz der Thermodynamik in Abschnitt
2.1.3 erwähnt wurde, können Wärmeströme nur bei dem Vorhandensein von Temperaturgradienten
auftreten. Unterstellt man nun eine Richtungsunabhängigkeit (Isotropie) für diese Wärmeleitung, so
kann ein einfacher linearen Zusammenhang zwischen dem Vektor der Wärmestromdichte q̇∗ und dem
Temperaturgradienten grad T ∗ formelmäßig wie folgt ausgedrückt werden:

q̇∗ = −λ∗ grad T ∗ . (3.5)

Der Proportionalitätsfaktor in Gleichung (3.5) wird als die Wärmeleitfähigkeit λ∗ bezeichnet. Das
Minuszeichen berücksichtigt, dass ein Wärmestrom stets in Richtung abnehmender Temperaturgra-
dienten fließt. Ein Wärmeleitungsverhalten nach Gleichung (3.5) wird auch Fouriersches Wärme-
leitungsverhalten genannt.

3.1.4 Das Turbulenzproblem

Turbulente Strömungen zeichnen sich durch starke und weitgehend unregelmäßige schwankende
Strömungsgeschwindigkeiten, Drücke und Temperaturen aus. In Abbildung 3.1 ist ein typischer zeit-
licher Verlauf einer Geschwindigkeitsmessung an einem Ort dargestellt.
40 Entropieproduktion in Strömungen

Momentangeschwindigkeit u*= u*+ u*’

Geschwindigkeit u (t,* x,* y,* z*) schwankende Geschwindigkeit u*’ (t,* x,* y,* z*)

zeitgemittelte Geschwindigkeit u* (x,* y,* z* ) *

Zeit t *

Abbildung 3.1: Zeitabhängigkeit der Geschwindigkeitsmessung an einem festen


Ort (x∗ , y ∗ , z ∗ ) in einer turbulenten Strömung

Dieser Verlauf entsteht durch die in turbulenten Strömungen auftretenden Wirbel. Wird eine Größe
G∗ an einem festen Ort gemessen, so erscheint ihr zeitlicher Verlauf aufgrund der vorbeiströmenden
Wirbel als stark schwankende Größe. Diese schwankende Größe kann über eine Zeitspanne ∆t∗
gemittelt werden. Die sich daraus ergebene Größe ist eine zeitgemittelte Größe, welche definitions-
gemäß zeitunabhängig ist. Dieser zeitliche Mittelwert soll im Folgenden durch einen hochgestellten
waagerechten Strich gekennzeichnet werden:
 t∗1 +∆t∗
1
G∗ (x∗ , y ∗ , z ∗ ) := G∗ (t∗ , x∗ , y ∗ , z ∗ ) dt∗ . (3.6)
∆t∗ t∗1

Die Differenz der zeitgemittelten Größe G∗ zu dem Momentanwert G∗ (t∗ ) ist die Schwankungs-
größe. Diese soll durch einen hochgestellten Strich  gekennzeichnet werden:

G∗ (t∗ , x∗ , y ∗ , z ∗ ) := G∗ (t∗ , x∗ , y ∗ , z ∗ ) − G∗ (x∗ , y ∗ , z ∗ ) . (3.7)

In Abbildung 3.1 ist am Beispiel der Geschwindigkeit die Bedeutung der zeitgemittelten und der
Schwankungsgröße verdeutlicht.

In dieser Arbeit sollen keine detaillierten Untersuchungen der turbulenten Strukturen in Strömun-
gen und deren Einfluss auf die Entropieproduktion untersucht werden. Es soll nur das Verhalten
der Größen im zeitlichen Mittel untersucht werden. Da zudem in dieser Arbeit Strömungen von
Fluiden mit konstanten Stoffwerten untersucht werden sollen, ist es möglich, die so genannte kon-
ventionelle Mittlung nach den Gleichungen (3.6) und (3.7) auf alle Strömungsgrößen anzuwenden
[ Herwig 2002]. Die Geschwindigkeiten u∗ , v ∗ , w ∗ , der Druck p∗ , die Temperatur T ∗ und die spezi-
3.1 Vorbemerkungen 41

fische Entropie s∗ werden in eine zeitgemittelte und eine schwankende Größe aufgeteilt:

u∗ = u∗ + u∗ , (3.8)
∗ ∗
v = v∗ +v , (3.9)
w ∗ = w ∗ + w ∗ , (3.10)
p∗ = p∗ + p∗ , (3.11)
∗ ∗
T = T∗ +T , (3.12)
s∗ = s∗ + s∗ . (3.13)

Aus den Definitionen der zeitgemittelten und Schwankungsgrößen, Gleichungen (3.6) und (3.7), las-
sen sich unmittelbar einige Rechenregeln herleiten. So gilt für die Mittelwertbildung zweier beliebi-
ger abhängiger Variablen a∗ und b∗ :

a∗ = a∗ , (3.14)
a∗ + b∗ = a∗ + b∗ , (3.15)
a∗ · b∗ = a∗ · b∗ , (3.16)
∂a∗ ∂a∗
= , (3.17)
∂x∗i ∂x∗i
a∗ = 0 . (3.18)

Im Folgenden sollen die zeitlich gemittelten Bilanzgleichungen für die Masse, den Impuls, die Ener-
gie und die Entropie für den Fall einer turbulenten Strömung mit konstanten Stoffwerten vorgestellt
werden. Die Turbulenz wird durch eine Aufteilung aller Strömungsgrößen in eine zeitgemittelte und
eine Schwankungsgröße nach den Gleichungen (3.8) bis (3.13) modelliert. Eine anschließende An-
wendung der Zeitmittelung und der Rechenregeln (3.14) bis (3.18) führt zu den hier vorgestellten
Gleichungen. Die durch diese Zeitmittelung entstehenden Grundgleichungen werden häufig auch als
RANS bezeichnet. Diese Abkürzung steht für den englischen Ausdruck Reynolds Averaged Navier-
Stokes. Unter der Navier-Stokes-Gleichung versteht man die Erhaltungsgleichung für Masse und
Impuls mit der Verwendung der konstitutiven Gleichung (3.4) für die Schubspannungen.

Durch die Zeitmittelung enthalten die Bilanzgleichungen Korrelationen aus Schwankungsgrößen,


das heißt turbulente Zusatzterme. Diese sind zusätzliche Unbekannte des Gleichungssystems, so dass
insgesamt mehr Unbekannte als Gleichungen vorhanden sind. Dieses Phänomen wird auch als das
Schließungsproblem bei der Berechnung von turbulenten Strömungen bezeichnet. Zur Lösung des
Gleichungssystems müssen neue Gleichungen für die turbulenten Zusatzterme gefunden werden.
Diese Gleichungen lassen sich nicht aus den Grundgleichungen herleiten, sondern sind Folge einer
so genannten Turbulenzmodellierung. Diese Modellgleichungen zur Schließung des Gleichungssy-
stems und insbesondere die Modellbildung zur Beschreibung turbulenter Entropieproduktionsterme
ist Thema des Kapitels 4. Zunächst aber soll die Vorstellung der Grundgleichungen erfolgen.
42 Entropieproduktion in Strömungen

3.2 Massenerhaltung (Kontinuitätsgleichung)

Die Grundaussage der Massenerhaltung ist, dass die Masse ∆m∗ in jedem Fluidelement des Volu-
mens ∆V ∗ erhalten bleibt. Es gilt in der teilchenfesten Betrachtungsweise:
D∆m∗ D (∗ ∆V ∗ )

= =0 . (3.19)
Dt Dt∗
Wird das Fluidelement durch einen Quader mit den Kantenlängen ∆x∗ , ∆y ∗ , ∆z ∗ beschrieben, so
gilt nach dem Übergang in die ortsfeste Betrachtungsweise und der Zeitmittelung von Gleichung
(3.19) für ein Fluid mit unveränderlicher Dichte ∗ in kartesischen Koordinaten:

KONTINUIT ÄTSGLEICHUNG :
∂u∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+ + =0 . (K ∗ )
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

3.3 Impulsgleichungen

Wird das Newtonsche Axiom der Mechanik (das Trägheitsprinzip) auf ein infinitesimales Volumen-
element eines Fluides angewandt, so erhält man die Impulsgleichungen. Nach diesem Axiom ist die
zeitliche Änderung des Impulses eines Körpers gleich der Summe aller an ihm angreifenden Kräfte.
Für ein Fluidelement der Masse ∆m∗ = ∗ ∆V ∗ = ∗ ∆x∗ ∆y ∗ ∆z ∗ heißt das im teilchenfesten Koor-
dinatensystem:
Dv ∗  ∗
∗ ∆x∗ ∆y ∗ ∆z ∗ ∗ = Fi . (3.20)
Dt i

Es gibt zwei Arten von Kräften F i , die auf das Fluidelement wirken. Zum einen gibt es Volumen-
kräfte, die am gesamten Volumen angreifen. Dazu gehören zum Beispiel die Schwerkraft, Zentrifu-
galkräfte oder Lorenz-Kräfte. Bis auf die Schwerkraft sollen diese Volumenkräfte in dieser Arbeit
unberücksichtigt bleiben. Die andere Art der Kräfte sind so genannte Oberflächenkräfte, die nach
dem Schnittprinzip der Mechanik an den Oberflächen eines Fluidvolumens angreifen. Geht man wie-
der von einem quaderförmigen Volumenelement aus, so greifen an allen sechs Oberflächen Normal-
und Tangentialkräfte an. Durch den Übergang zu einem infinitesimalen Fluidelement werden aus
diesen Oberflächenkräften Spannungen. Diese werden formal in einen so genannten Spannungsten-
sor mit neun Komponenten, von denen aus Symmetriegründen nur sechs verschieden sind, gebracht.
Die Kräfte ergeben sich aus dem Produkt einer Spannung mit der zugehörigen Fläche. Von den im
Spannungstensor auftretenden Normalspannungen ist es in der Strömungsmechanik üblich, den ther-
modynamischen Druck abzuspalten, so dass der Spannungstensor zu dem deviatorischen Spannungs-
tensor τij∗ wird. Der Druck wird dann in der Impulsbilanz zu einer zusätzlichen Oberflächenkraft. Die
3.3 Impulsgleichungen 43

Spannungen dieses Tensors müssen in einen Zusammenhang mit den Scherraten in der Strömung ge-
bracht werden, um eine Lösung des Gleichungssystems zu ermöglichen. Nur so kann gewährleistet
werden, dass die Anzahl der Unbekannten nicht die der Gleichungen überschreitet. In dieser Arbeit
soll das schon vorgestellte Newtonsche Fluidverhalten, Gleichung (3.4), gelten.

Im Verlauf der weiteren Herleitung wird Gleichung (3.20) durch das Fluidvolumen geteilt, für die
Schubspannungen das Newtonsche Fluidverhalten, Gleichung (3.4), unterstellt und in die ortsfeste
Betrachtungsweise überführt. Nach dem Einsetzen der Aufspaltung in zeitgemittelte und Schwan-
kungsgrößen, Gleichungen (3.8) bis (3.11), und der anschließenden Zeitmittelung und Anwendung
der Regeln (3.14) bis (3.18) treten turbulente Zusatzterme in Form von Korrelationen der schwanken-
den Geschwindigkeiten auf. Diese können als Gradienten zusätzlicher Spannungen interpretiert wer-
den und sind auch als der Reynoldsche Spannungstensor τij∗ = −∗ u∗ ∗
i ui bekannt. Die turbulenten
Zusatzterme werden dann formal auf die rechte Seite der Impulsgleichungen geschrieben. Insgesamt
ergeben sich für ein Newtonsches Fluid in einem ortsfesten kartesischen Koordinatensystem nach
diesen Schritten folgende zeitgemittelte Impulsgleichungen:

x-I MPULSGLEICHUNG :
 2 ∗
Du∗ ∂p∗ ∂ u ∂ 2 u∗ ∂ 2 u∗
∗ = ∗ ∗
g − + η ∗
+ + (XI ∗ )
Dt∗ x
∂x∗ ∂x∗2 ∂y ∗2 ∂z ∗2
 
∗ ∂u∗2 ∂u∗v ∗ ∂u∗ w ∗
− + +
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

y-I MPULSGLEICHUNG :
 2 ∗
Dv ∗ ∂p∗ ∂ v ∂ 2v ∗ ∂ 2v ∗
∗ = ∗ ∗
g − + η ∗
+ + (Y I ∗ )
Dt∗ y
∂y ∗ ∂x∗2 ∂y ∗2 ∂z ∗2
 
∂v u
∗ ∗ ∂v ∗2 ∂v ∗w ∗
− ∗ + +
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

z-I MPULSGLEICHUNG :
 2 ∗
Dw ∗ ∂p∗ ∂ w ∂ 2 w∗ ∂ 2 w∗
∗ = ∗ ∗
g − + η ∗
+ + (ZI ∗ )
Dt∗ z
∂z ∗ ∂x∗2 ∂y ∗2 ∂z ∗2
 
∗ ∂w ∗ u∗ ∂w ∗v ∗ ∂w ∗2
− + +
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
44 Entropieproduktion in Strömungen

3.4 Energiegleichungen

In Abschnitt 2.1.2 wurde die Energieerhaltung in Form des ersten Hauptsatzes der Thermodynamik,
Gleichung (2.12), vorgestellt. Diese Aussage soll nun auf ein infinitesimales Volumenelement eines
inkompressiblen Fluides erweitert werden. Für dieses Fluidelement der Masse ∆m∗ = ∗ ∆V ∗ =
∗ ∆x∗ ∆y ∗ ∆z ∗ gilt in einem teilchenfesten Koordinatensystem folgende Energiebilanz:

D 1
∗ ∆x∗ ∆y ∗ ∆z ∗ ∗ u∗ + v ∗2 = P ∗ + Q̇∗ . (3.21)
Dt 2

In [ Herwig 2002] ist eine ausführliche Herleitung der Energiegleichung beschrieben. Hier sollen nur
kurz die Schritte beschrieben werden, die zu einer Energiebilanzgleichung an einem infinitesimalen
Volumenelement eines Fluides in der ortsfesten Betrachtungsweise führen. Zunächst wird eine spezi-
fische Gesamtenthalpie H ∗ = h∗ + 1/2 v ∗2 = u∗ + p∗ /∗ + 1/2 v ∗2 definiert und in Gleichung (3.21)
eingesetzt. Anschließend wird ein Ausdruck für die mechanische Leistung P ∗ gefunden. Diese ist
die Arbeit der angreifenden Kräfte pro Zeiteinheit. Der Wärmestrom Q̇∗ ist die effektiv pro Zeitein-

heit in das Volumenelement ein- oder austretende Wärme. Diese kann mittels Q̇∗ = −div q̇∗ ∆V ∗
als Differenz der ein- und austretenden Wärmestromdichten q̇∗ in den drei Raumrichtungen ermittelt
werden. Für diese Wärmestromdichten kann wieder eine konstitutive Gleichung in Form des Fou-
rierschen Wärmeleitungsansatzes (3.5) eingesetzt werden.

Wenn die Gleichung für die Gesamtenthalpie nun durch ∆V ∗ dividiert und in die teilchenfeste
Betrachtungsweise gebracht wird, erhält man die Transportgleichung für die Gesamtenthalpie H ∗
[ Herwig 2002]. Die physikalische Aussage dieser Gleichung ist nichts anderes als die Anwendung
des Energieerhaltungssatzes, Gleichung (2.12), auf ein infinitesimales Fluidelement. Diese Glei-
chung braucht an dieser Stelle nicht explizit vorgestellt zu werden. Hier soll vielmehr die Aufspaltung
dieser Gesamtenthalpie in mechanische und thermische Energie erfolgen. Die mechanische Ener-
gie besteht ihrerseits aufgrund der Zeitmittelung aus zwei Anteilen: der mechanischen Energie der
mittleren Bewegung und der mechanischen Energie der Schwankungsbewegung. Die Transportglei-
chung für die Gesamtenthalpie ist die Summe der Einzelenergiegleichungen. Die Anmerkungen zur
Herleitung der Energiegleichung für die Gesamtenergie werden an dieser Stelle gemacht, weil die
Energiegleichung für die thermische Energie nur aus der Differenz der Gesamtenthalpie und der me-
chanischen Energie erhalten werden kann.

Eine Transportgleichung für die mechanische Energie kann aus der Impulsgleichung hergeleitet
werden, indem wie in Gleichung (2.3) die Impulsgleichungen (XI ∗ ) bis (ZI ∗ ) mit den entsprechen-
den Geschwindigkeitskomponenten multipliziert und anschließend addiert werden. Nach einer Auf-
spaltung aller Terme in zeitlich mittlere und Schwankungsterme entsprechend (3.8) bis (3.11), einer
Zeitmittelung und der Anwendung der Rechenregeln (3.14) bis (3.18) erhält man die Energieglei-
chungen für die mechanischen Energien der mittleren und der Schwankungsbewegung.

Die Terme in den so entstanden Energiegleichungen können physikalisch interpretiert werden. Die
Abbildung 3.2 verdeutlicht den Energietransport in einer turbulenten Strömung auf dem Hintergrund
3.4 Energiegleichungen 45

der Modellvorstellung von zeitlich mittleren und Schwankungsgrößen. In dieser Modellvorstellung


wandert die Energie von größeren Skalen zu immer kleineren Skalen: von der mechanische Energie
der mittleren Bewegung (große Skalen) über die mechanische Energie der Schwankungsbewegung
(mittlere Skalen) zu der thermischen Energie (kleine Skalen). Diese kann nach der statistischen Theo-
rie der Thermodynamik auch als ungeordnete Schwankungsbewegung von Molekülen aufgefasst
werden, während die mechanischen Energien der mittleren und der Schwankungsbewegung noch
kinetische Energien im makroskopischen Sinne, also von kontinuierlichen Fluidballen beschreiben.

 
 
 
   


   
          
  
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Abbildung 3.2: Energiekaskade einer turbulenten Strömung. Modellvorstellung


des Energietransportes der zeitgemittelten Energiegleichungen

Die Betrachtungen zum Energietransport sind in dieser Arbeit insofern wichtig, als dass die Dissi-
pationen, welche in beiden mechanischen Energiegleichungen als Senken auftreten, zu der Entropie-
produktion beitragen, siehe Abschnitt 2.3.4. Durch Kenntnis dieser beiden Terme wäre in Verbindung
mit der absoluten örtlichen Temperatur die lokale Entropieproduktion aufgrund von Dissipation be-
kannt.

An dieser Stelle muss noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass es sich bei der
Energiekaskade und den drei Energiegleichungen aufgrund der Zeitmittelung um ein Modell des
46 Entropieproduktion in Strömungen

Energiehaushaltes einer turbulenten Strömung handelt. In der Natur tritt so etwas wie eine direk-
te oder eine indirekte Dissipation nicht auf. In turbulenten Strömungen findet ein kontinuierlicher
Übergang der Wirbel zu immer kleineren Skalen statt, bis diese schließlich eine ungeordnete Be-
wegung von Molekülen, das heißt thermische Energie darstellen. Die Unterscheidung von direkter
und indirekter Dissipation ist aber aufgrund der weiten Verbreitung von Berechnungen turbulenter
Strömungen auf der Basis der zeitgemittelten Gleichungen ein hilfreiches Mittel zur Ermittlung der
Entropieproduktion.

Die zeitgemittelten Energiegleichungen lauten für ein infinitesimales Volumenelement eines New-
tonschen, inkompressiblen Fluides unter Annahme der Fourierschen Wärmeleitung in der ortsfesten
Betrachtungsweise in kartesischen Koordinaten:

3.4.1 Mechanische Energie der Mittleren Bewegung

M ECHANISCHE E NERGIE DER M ITTLEREN B EWEGUNG :


∗ D  ∗ 2   ∂p∗ Dp∗
u + v ∗ 2 + w∗ 2 = − ∗ + DM ∗
− Φ∗ (ME ∗ )
2 Dt∗ ∂t∗ Dt
 
+ ∗ u∗ gx∗ + v ∗ gy∗ + w ∗ gz∗
∗ ∗
− TDM − TPRO .

∗ ∗ ∗ ∗
Die Terme DM , TDM und TPRO sind im Anhang in ausführlicher Form dargestellt. Der Term DM

beschreibt die molekulare Diffusion und der Term TDM die turbulente Diffusion von mechanischer
Energie der mittleren Bewegung. Der Term TP∗ RO kann als Produktion von kinetischer Energie der
Schwankungsbewegung interpretiert werden. Er ist in der Gleichung (ME ∗ ) eine Senke und stellt
eine Quelle in der Gleichung für die mechanische Energie der Schwankungsbewegung dar. Dieser
Zusammenhang ist anschaulich in der Abbildung 3.2 dargestellt.

Eine weitere Senke ist die bereits beschriebene direkte Dissipation Φ∗ . Diese direkte Dissipation ist
die Arbeit der angreifenden Kräfte pro Zeiteinheit. Die an einem Fluidelement angreifenden Kräfte
sind die Scherkräfte, welche in einem Newtonschen Fluid über den Newtonschen Schubspannungs-
ansatz (3.4) ermittelt werden können. Eine Arbeit pro Zeiteinheit und pro Volumen erhält man durch
Multiplikation dieser (deviatorischen) Schubspannungen mit den Schergeschwindigkeiten:
 

∗ ∂ui ∗ ∂u∗i ∂u∗j ∂u∗i
Φ = τ ij ∗ = η
∗ + ∗
∂xj ∂x∗j ∂xi ∂x∗j
   2  ∗ 2 
2
∗ ∂u∗ ∂v ∗ ∂w
=η 2 + +
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + + . (3.22)
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗
3.4 Energiegleichungen 47

Gleichung (3.22) stellt die Dissipationsfunktion eines Newtonschen Fluides in kartesischen Koordi-
naten dar. Durch Kenntnis der Geschwindigkeitsgradienten kann an jedem Ort in der Strömung der
Anteil der mechanischen Energie ermittelt werden, welcher direkt in thermische Energie übergeht.
Dieser Zusammenhang wird im Folgenden bei der Berechnung der lokalen Entropieproduktion An-
wendung finden.

3.4.2 Mechanische Energie der Schwankungsbewegung

Definiert man analog zu der mechanischen Energie


 der mittleren Bewegung
 eine mechanische Ener-
gie der Schwankungsbewegung mit k ∗ = 1/2 u∗2 + v ∗2 + w ∗2 , so kann für diese Termgruppe
aus den Transportgleichungen für die schwankenden Geschwindigkeiten u∗ , v ∗ und w ∗ eine Trans-
portgleichung hergeleitet werden [ Herwig 2002]:

M ECHANISCHE E NERGIE DER S CHWANKUNGSBEWEGUNG :

Dk ∗
∗ ∗
= Dk∗ − TDk ∗
+ TPRO − TΦ∗ . (MES ∗ )
Dt∗

In der Modellvorstellung der Bewegung einer turbulenten Strömung mit zeitlich mittleren Größen
und Schwankungsgrößen stellt k ∗ den Anteil der mechanischen Energie dar, welcher in der turbulen-
∗ ∗
ten Bewegung des Fluides enthalten ist. Die Terme Dk∗ , TDk und TPRO können wieder dem Anhang
entnommen werden. Sie beschreiben die molekulare und turbulente Diffusion sowie die Produktion
von mechanischer Energie der Schwankungsbewegung. Ein Blick auf die Gleichungen (ME ∗ ) und

(MES ∗ ) offenbart, dass der Term TPRO in beiden Gleichungen mit unterschiedlichem Vorzeichen
auftritt. Der Term selber ist immer positiv. Die Produktion von turbulenter kinetischer Energie ist
eine Senke in der Energiegleichung der mittleren Bewegung und eine Quelle in der Energiegleichung
der Schwankungsbewegung. Dieser Zusammenhang kann anschaulich auch der Abbildung 3.2 ent-
nommen werden.

Der Term TΦ∗ stellt die Dissipation von mechanischer Energie der Schwankungsbewegung, das
heißt die indirekte Dissipation dar, siehe auch Abbildung 3.2. Dieser Term ist wie in Gleichung
(ME ∗ ) die Arbeit pro Zeiteinheit und Volumen an einem infinitesimalen Fluidelement, wobei es sich
in diesem Fall um die Arbeit der turbulenten Scherkräfte handelt. Diese turbulenten Scherkräfte sind
die Spannungen aufgrund der Schwankungsgeschwindigkeiten, welche nicht mit den Zusatztermen
in den zeitgemittelten Impulsgleichungen (XI ∗ ) bis (ZI ∗ ), das heißt den Reynoldsspannungen ver-
wechselt werden dürfen. Werden diese mit den (turbulenten) Schergeschwindigkeiten multipliziert,
48 Entropieproduktion in Strömungen

so erhält man die indirekte Dissipation:


 
∂u∗ ∂u∗ ∂u∗
TΦ∗ = η ∗
j
i

+ ∗
i
∂xj ∂xi ∂x∗j
  2  ∗ 2  ∗ 2 
∂u∗ ∂v ∂w
= η∗ 2 + +
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + + . (3.23)
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗

Sind mit Hilfe einer Turbulenzmodellierung die Gradienten der Schwankungsgeschwindigkeiten be-
kannt, so kann die indirekte Dissipation an jedem Punkt im Strömungsfeld berechnet werden. Durch
die Kenntnis der indirekten Dissipation ist eine weitere Quelle der Entropieproduktion bekannt.

3.4.3 Thermische Energie

Nach Abbildung 3.2 wird die mechanische Energie in jeder Strömung direkt und über den Umweg
der turbulenten Schwankungsbewegung in thermische Energie überführt. Eine Transportgleichung
für die thermische Energie kann durch Subtraktion der mechanischen Energie von der Gesamt-
enthalpie H ∗ ermittelt werden. Von dieser Gesamtenthalpie wird die spezifische Enthalpie h∗ mit
h∗ = H ∗ − 1/2 v∗ abgespalten. Dieser Gleichung kann unter Anwendung des vollständigen Diffe-
rentials für ein inkompressibles Fluid
 ∗  ∗
Dh∗ ∂h DT ∗ ∂h Dp∗
= + ,
Dt∗ ∂T ∗ p Dt∗ ∂p∗ T Dt∗
DT ∗ 1 Dp∗
= c∗p ∗ + ∗ ∗ , (3.24)
Dt  Dt

in eine Energiegleichung in Form einer Temperaturgleichung überführt und anschließend zeitlich


gemittelt werden. Die so entstandene zeitgemittelte Energiegleichung in der Temperaturform lautet in
der ortsfesten Betrachtungsweise in kartesischen Koordinaten für ein inkompressibles, Newtonsches
Fluid unter Annahme der Fourierschen Wärmeleitung:

T HERMISCHE E NERGIE :

DT ∗ ∂ 2T ∗ ∂ 2 T ∗ ∂ 2T ∗
∗ c∗p =λ∗ + + + Φ∗ + TΦ∗ (T E ∗ )
Dt∗ ∂x ∗2 ∂y ∗2 ∂z ∗2
 ∗ ∗
∂u T ∂v ∗T ∗ ∂w ∗T ∗
− ∗ c∗p + + ∗
+ TDG .
∂x ∗ ∂y ∗ ∂z ∗


Der Term TDG kann dem Anhang entnommen werden. Er beschreibt eine Druck-Geschwindigkeits-
Korrelation, das heißt einen Zusammenhang zwischen den schwankenden Geschwindigkeiten und
dem schwankenden Druck.
3.5 Die Transportgleichung der Entropie 49

Die in Abbildung 3.2 dargestellten Dissipationsterme sind in der Gleichung für die thermische
Energie in Form der direkten Dissipation Φ∗ und der indirekten Dissipation TΦ∗ enthalten. Diese
Dissipationsterme entstehen erst durch die Aufteilung der Gesamtenergie in die beiden mechanischen
Energien und die thermische Energie. In der Gleichung für die Gesamtenthalpie H ∗ gibt es so etwas
wie die Dissipation nicht.

Die Gleichung für die zeitgemittelte thermische Energie enthält auch Terme, welche die Diffu-
sion von thermischer Energie, das heißt Wärmeleitung, beschreiben. Dies sind aufgrund der Auf-
teilung in zeitlich gemittelte und Schwankungsgrößen die molekulare Wärmeleitung in Form der
 
Wärmestromdichten −λ∗ ∂ 2 T ∗ /∂x∗2i und die turbulenten Wärmestromdichten ∗ c∗p u∗
i T .
∗

Da in dieser Arbeit nur Fluide mit konstanten Stoffwerten untersucht werden sollen, ist die Glei-
chung (T E ∗ ) nicht mit der Impulsgleichung oder den mechanischen Energiegleichungen gekoppelt
und kann bei geeigneter Modellierung der turbulenten Wärmestromdichten nach einer Ermittlung
des Geschwindigkeitsfeldes gelöst werden. Ähnlich verhält es sich mit der Entropie. Auch diese
Gleichung ist nicht mit den Impuls- und Energiegleichungen gekoppelt und kann nach der Ermitt-
lung der Geschwindigkeits- und Temperaturfelder gelöst werden. Eine ausführliche Herleitung der
Transportgleichung für die Entropie soll diesen Zusammenhang verdeutlichen. Außerdem soll in
dieser Herleitung insbesondere auf die Ermittlung der Entropieproduktionsterme auf der Basis von
partiellen Differentialgleichungen eingegangen werden.

3.5 Die Transportgleichung der Entropie

In der Literatur findet sich keine systematische Herleitung einer zeitgemittelten Transportgleichung
für die Entropie. In [ Drost und White 1991b] erfolgt zwar eine Berechnung der lokalen Entropiepro-
duktionsströme auf der Basis von zeitgemittelten partiellen Differentialgleichungen in einem turbu-
lenten Freistrahl, jedoch findet keine systematische Herleitung dieser zeitgemittelten Gleichung statt.
Aus diesem Grund bleibt in dieser Arbeit eine wichtige Entropieproduktionsursache unberücksichtigt.

Im Gegensatz zu den in der Literatur bekannten und in den Abschnitten 3.2 bis 3.4 deshalb nur
kurz vorgestellten zeitgemittelten Gleichungen für die Massen-, Impuls und Energiebilanz soll aus
diesem Grund eine ausführliche Herleitung der zeitgemittelten Transportgleichung für die Entropie
durch eine Zeitmittelung der (zeitabhängigen) momentanen Transportgleichung erfolgen. Es soll da-
bei der Transport der spezifischen Entropie s∗ = S ∗ /m∗ untersucht werden. Ausgangspunkt für diese
Herleitung ist die Gibbschen Relation:

1 ∗
T ∗ ds∗ = dh∗ − dp . (3.25)
∗

Im Folgenden sollen alle Betrachtungen für den Spezialfall eines einkomponentigen Materials gel-
ten, bei dem keine chemischen Reaktionen und keine Phasenänderungen auftreten. Ausgehend von
Gleichung (3.25) kann durch Bilanzierung an einem infinitesimalen Kontrollraum die materielle
50 Entropieproduktion in Strömungen

Änderung beschrieben werden:

Ds∗ Dh∗ 1 Dp∗


T∗ = − ∗ ∗ . (3.26)
Dt ∗ Dt ∗  Dt

Mit Hilfe der Bilanzgleichung für die Enthalpie

Dh∗   Dp∗
∗ = Φ∗ − div q̇∗ − ∗ , (3.27)
Dt∗ Dt

siehe dazu [ Herwig 2002] und die Anwendung der Energiebilanz (2.12) auf ein infinitesimales Kon-
trollvolumen und die Anmerkungen in Abschnitt 3.4.3, kann die momentane Änderung der spezifi-
schen Entropie in der teilchenfesten Betrachtungsweise wie folgt beschrieben werden:

Ds∗ Φ∗ 1  
∗ = ∗ − ∗ div q̇∗ . (3.28)
Dt ∗ T T

Auf der linken Seite von Gleichung (3.28) kann die Änderung der spezifischen Entropie s∗ in dem
finiten Kontrollraum identifiziert werden. In der Eulerschen (ortsfesten) Betrachtungsweise kann die-
ser Term entsprechend Gleichung (3.3) geschrieben werden. Es sei hier noch einmal ausdrücklich
darauf hingewiesen, dass es sich bei Gleichung (3.28) um eine Bilanzgleichung für momentane, das
heißt nichtzeitgemittelte Größen handelt.

Der erste Term auf der rechten Seite der Gleichung (3.28) beinhaltet die momentane (zeitabhängige)
Dissipation Φ∗ . Dieser Term kann also als die Entropieproduktion durch Dissipation von kinetischer
Energie identifiziert werden.

Wenn man sich die Überlegungen zu der Entropieproduktion durch Wärmeleitung in Abschnitt
2.3.3 in Erinnerung ruft, welche auch für die Bilanz an einem infinitesimalen Kontrollraum gelten,
so beschreibt der letzte Term in Gleichung (3.28) nach Abbildung 2.8 sowohl den Entropietransport
durch Leitung (schraffierter Teil des Entropietransportes in Abbildung 2.8 ) als auch den Entropiepro-
duktionsstrom aufgrund finiter Temperaturgradienten (dunkel hinterlegterTeil  des Entropietranspor-
tes in Abbildung 2.8). Durch folgende Umformung des Terms 1/T ∗ · div q̇∗ in einem kartesischen
Koordinatensystem können diese beiden Mechanismen von einander getrennt werden:

 

1   q̇∗ q̇x∗ ∂T ∗ q̇y∗ ∂T ∗ q̇z∗ ∂T ∗
div 
q̇ ∗
= div + + + (3.29)
T∗ T∗ T ∗2 ∂x∗ T ∗2 ∂y ∗ T ∗2 ∂z ∗
   
Diffusion Entropieproduktion durch Wärmeleitung

 
Der Term div q̇∗ /T ∗ beinhaltet dann nur noch den Entropietransport aufgrund von Leitung (Dif-
fusion). Die Transportgleichung der spezifischen Entropie s∗ lautet in der Eulerschen (ortsfesten)
3.5 Die Transportgleichung der Entropie 51

Betrachtungsweise in kartesischen Koordinaten schließlich:


  ∗
∂s∗ ∗ ∂s

∗ ∂s

∗ ∂s

q
∗ + u + v + w = −div
∂t∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗ T∗
   
Konvektion Diffusion

Φ∗
+ ∗
T

Entropieproduktion durch Dissipation



q̇x ∂T ∗ q̇y∗ ∂T ∗ q̇z∗ ∂T ∗
− ∗2 + + . (3.30)
T ∂x∗ T ∗2 ∂y ∗ T ∗2 ∂z ∗
 
Entropieproduktion durch Wärmeleitung

Die Gleichung (3.30) ist in der dargestellten Form ohne Informationen über diese Dissipation Φ∗ und
die Wärmestromdichten q̇i∗ nicht lösbar. Mit Hilfe konstitutiver Gleichung lassen sich aber Zusam-
menhänge zwischen diesen Größen und den Feldgrößen Geschwindigkeit und Temperatur finden, so
dass die Gleichung (3.30) bei Kenntnis des Geschwindigkeits- und Temperaturfeldes lösbar wird. Die
erste konstitutive Gleichung ist der Newtonsche Schubspannungsansatz, Gleichung (3.4). Mit seiner
Hilfe lässt sich die Dissipation in einem Fluid mit Newtonschem Spannungsverhalten durch Kenntnis
der Geschwindigkeitsgradienten berechnen. Denn analog zu Gleichung (3.22) für die Dissipation der
mittleren Bewegung lässt sich ein Term entwickeln, welcher die momentane örtliche Dissipation be-
schreibt. Dieser ist ähnlich dem der direkten Dissipation, mit dem Unterschied, dass die momentanen
örtlichen Geschwindigkeitsgradienten benötigt werden. Zur Berechnung der Wärmestromdichten
wird wieder der Fouriersche Ansatz der Wärmeleitung (3.5) herangezogen. Mit Hilfe dieser bei-
den konstitutiven Ansätze lässt sich der Transport von Entropie in kartesischen Koordinaten in einem
Newtonschen Fluid mit konstanten Stoffwerten wie folgt beschreiben:

∂s∗ ∗ ∂s

∗ ∂s

∗ ∂s

∗ + u + v + w =
∂t∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 
Konvektion


  
∂ 1 ∂T ∗ ∂ 1 ∂T ∗ ∂ 1 ∂T ∗
λ∗ + +
∂x∗ T ∗ ∂x∗ ∂y ∗ T ∗ ∂y ∗ ∂z ∗ T ∗ ∂z ∗
 
Diffusion

  2  ∗ 2  ∗ 2 
∗ ∂u∗ ∂v ∂w
+η 2 + +
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗
 
Entropieproduktion durch Dissipation
52 Entropieproduktion in Strömungen
 2  2  2 
λ∗ ∂T ∗ ∂T ∗ ∂T ∗
+ + + . (3.31)
T ∗2 ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 
Entropieproduktion durch Wärmeleitung

Gleichung (3.31) stellt die schon in Abschnitt 2.1.3 dargestellte Bilanzgleichung für die Entropie,
Gleichung (2.15), an einem infinitesimal kleinem Kontrollraum in einem Fluid mit dem beschrie-
benen Stoffverhalten dar. Die konvektiv und durch Leitung ein- und austretenden Entropieströme
befinden sich im Gleichgewicht mit den Entropieproduktionsströmen. Der Gleichung (3.31) kann
weiterhin entnommen werden, dass es sich bei den Produktionstermen um wirkliche Quellen und
keine Senken handelt, da diese Terme offensichtlich immer positiv sind.

3.5.1 Zeitmittelung der Transportgleichung der Entropie

Gleichung (3.31) ist sowohl für eine laminare als auch für eine turbulente Strömung gültig, da bis
zu diesem Punkt außer den konstitutiven Gleichungen keine weiteren Modelle angewendet wurden.
In turbulenten Strömungen muss dabei aber beachtet werden, dass es sich bei allen Größen, also
der Entropie s∗ , der Temperatur T ∗ und den Geschwindigkeiten u∗ , v ∗ und w ∗ um momentane, das
heißt um zeitabhängige Größen handelt. Wenn diese Größen zu jeden Zeitpunkt bekannt sind, kann
die Transportgleichung für die Entropie (3.31) gelöst werden. Insbesondere können dann zu jeden
Zeitpunkt die Entropieproduktionsströme ermittelt werden. Das ist aber ohne eine aufwendige Rech-
nung, also der Anwendung einer so genannten Direkten numerischen Simulation nicht möglich. Oft
genügt es aber, Kenntnis über die Vorgänge im zeitlichen Mittel zu erhalten. Aus diesem Grunde wur-
den in den Abschnitten 3.2 bis 3.4 auch die Gleichungen für den Impuls und die innere Energie im
zeitlichen Mittel hergeleitet. Ein analoger Ansatz soll an dieser Stelle eine zeitlich gemittelte Trans-
portgleichung für die Entropie ergeben. Alle Transportgrößen in Gleichung (3.31) werden wieder
durch zeitlich mittlere und Schwankungsgrößen ersetzt, siehe Gleichungen (3.8) bis (3.13).

Zeitmittelung des konvektiven Entropietransportes

Werden die Ansätze (3.8) bis (3.13) in den konvektiven Anteil von Gleichung (3.31) eingesetzt und
zeitlich gemittelt, so folgt:

∂s∗ ∂s∗ ∂s∗ ∂s∗ ∂s∗ ∂s∗ ∂s∗ ∂S


+ u∗ ∗ + v ∗ ∗ + w ∗ ∗ = ∗ + u∗ ∗ + v ∗ ∗ + w ∗ ∗
∂t∗ ∂x ∂y ∂z ∂t ∂x ∂y ∂z
∂s∗ ∂s∗ ∂s∗
+ u∗ ∗ + v ∗ ∗ + w ∗ ∗ . (3.32)
∂x ∂y ∂z
3.5 Die Transportgleichung der Entropie 53

In inkompressibler Strömung gilt außerdem



∂s∗ ∂s∗ ∂s∗ ∂u∗s∗ ∂v ∗s∗ ∂w ∗ s∗ ∂u∗ ∂v ∗ ∂w ∗
u∗ + v ∗ ∗ + w ∗ ∗ = + + − s∗ ∗ + s∗ ∗ + s∗ ∗
∂x ∗ ∂y ∂z ∂x ∗ ∂y ∗ ∂z ∗ ∂x ∂y ∂z
∂u∗s∗ ∂v ∗s∗ ∂w ∗ s∗
= + + . (3.33)
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
Gleichung (3.33) kann als der zeitlich mittlere Entropietransport aufgrund der turbulenten Schwan-
kungsbewegung, das heißt als turbulenter konvektiver Entropietransport interpretiert werden.

Zeitmittelung des diffusiven Entropietransportes

Die Aufteilung der Temperatur in eine zeitlich mittlere und eine Schwankungsgröße führt auf fol-
genden Term für den zeitlich mittleren diffusiven Entropietransport:

  
∂ 1 ∂T ∗ ∂ 1 ∂T ∗ ∂ 1 ∂T ∗
λ∗ + ∗ + ∗ =
∂x T ∂x
∗ ∗ ∗ ∂y T ∂y
∗ ∗ ∂z T ∂z
∗ ∗

      
∂ 1 ∂ T ∗ + T ∗ ∂ 1 ∂ T ∗ + T ∗
λ  ∗

+
∂x T ∗ + T ∗ ∂x∗ ∂y ∗ T ∗ + T ∗ ∂y ∗
  
∂ 1 ∂ T ∗ + T ∗
+ ∗  . (3.34)
∂z T ∗ + T ∗ ∂z ∗

Gleichung (3.34 ) soll an dieser Stelle nicht weiter umgeformt werden. Eine Vereinfachung ist oh-
ne die Vernachlässigung bestimmter Korrelationen aus Schwankungs- und mittleren Größen nicht
möglich. Es wird aufgrund der folgenden Erläuterungen einsichtig werden, dass eine genaue Be-
schreibung dieser Terme in dieser Arbeit nicht notwendig ist.

Es soll hier nur auf die physikalische Interpretation der Terme hingewiesen werden: In turbulen-
ten Strömungen gibt es einen Entropietransport aufgrund von molekularen und turbulenten Wärme-
strömen. Im Hinblick auf die Erläuterungen zu der Bilanzgleichung der Entropie (2.15) in Abschnitt
2.1.3 sei an dieser Stelle noch einmal gesagt, dass diese Termgruppe alle Entropieströme beschreibt,
welche zusammen mit Wärmeströmen über die Bilanzgrenzen treten. Die Bilanzgrenzen können
feste Grenzen, wie Wände oder auch freie Systemgrenzen, wie zum Beispiel die Grenzen eines finiten
Fluidelementes sein. An festen Wänden verschwindet aufgrund der Haftbedingung der Entropietrans-
port aufgrund turbulenter Wärmeströme. An allen anderen Systemgrenzen muss dieser Termgruppe
jedoch Beachtung geschenkt werden, da sie nicht notwendiger Weise verschwindet, wenn sie über
die Oberfläche des Kontrollvolumens aufsummiert werden.

Zeitmittelung der Entropieproduktion durch Dissipation

Bei dem Versuch, einen Ausdruck für die Entropieproduktion durch Dissipation von kinetischer Ener-
gie zu finden, stößt man auf das Problem, dass ein zeitabhängiger Term, namentlich die Temperatur
54 Entropieproduktion in Strömungen

T ∗ , im Nenner des Ausdruckes steht. Das erschwert die Anwendung der Regeln für die Zeitmitte-
lung. Für diesen Term soll zunächst eine Reihenentwicklung gefunden werden, mit deren Hilfe eine
Zeitmittelung der Entropieproduktion auf einfache Weise möglich wird. Eine Reihenentwicklung der
reziproken Temperatur um die mittlere Temperatur (das heißt für T ∗ = 0) ist:

  ∗ 2  ∗ 3 
1 1 1 1 T ∗ T T
 =  ∗  = ∗ 1− ∗ + − ± .... . (3.35)
T ∗ + T ∗ T ∗ 1 + TT ∗ T T T∗ T∗

Die Reihenentwicklung soll nach dem zweiten Term abgebrochen werden. Es wird im Folgenden
einsichtig werden, dass dieses Vorgehen berechtigt ist, wenn Korrelationen höherer Ordnung ver-
nachlässigt werden sollen. Eine zeitgemittelte Entropieproduktion durch Dissipation von kinetischer
Energie in Newtonschen Fluiden kann nun wie folgt beschrieben werden:

    2  2  2 
Φ∗ 1 T ∗ ∂(u∗ + u∗ ) ∂(v ∗ + v ∗) ∂(w ∗ + w ∗)
= 1 − ∗ · η∗ 2 + +
T∗ T∗ T ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 2  2
∂(u∗ + u∗ ) ∂(v ∗ + v ∗ ) ∂(u∗ + u∗ ) ∂(w ∗ + w ∗ )
+ + + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗
 
2
∂(v ∗ + v ∗) ∂(w ∗ + w ∗)
+ + . (3.36)
∂z ∗ ∂y ∗

Nach dem Ausmultiplizieren der Terme und der Anwendung der Regeln zur Zeitmittelung, Glei-
chungen (3.14) bis (3.18), erhält man nach Umsortieren folgenden Ausdruck (eine Fortsetzung der
Gleichung folgt auf der nächsten Seite):

   2  ∗ 2  ∗ 2 
Φ∗ η∗ ∂u∗ ∂v ∂w
= · 2 + +
T∗ T∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+ + + + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗

  2  ∗ 2  ∗ 2 
η∗ ∂u∗ ∂v ∂w
+ ∗· 2 + +
T ∂x ∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗
3.5 Die Transportgleichung der Entropie 55
   2  2 2 

η∗ ∂u∗ ∂v ∗ ∂w ∗
− 2 · 2 T ∗ + T ∗ + T ∗
T∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗
∗ 2
 ∗ 2  ∗ 2
∂u ∂v ∂u ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ T ∗ + + T ∗ + + T ∗ +
∂y ∗ ∂x ∗ ∂z ∗ ∂x ∗ ∂z ∗ ∂y ∗
 
∂u ∗ ∂u∗ ∂v ∗ ∂v ∗ ∂w ∗ ∂w ∗
+ 4 T ∗ ∗ · + T ∗ ∗ · + T ∗ ∗ ·
∂x ∂x∗ ∂x ∂x∗ ∂x ∂x∗
 
∂u∗ ∂u∗ ∂u∗ ∂u∗ ∂v ∗ ∂v ∗
+2 T ∗ · +T ∗ · +T ∗ ·
∂y ∗ ∂y ∗ ∂z ∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂x∗
 
∂v ∗ ∂v ∗ ∗ ∂w ∗ ∂w ∗ ∂w ∗ ∂w ∗
+2 T ∗ · T · +T ∗ ·
∂z ∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂y ∗
 
∂u∗ ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+2 T ∗ · +T ∗ · +T ∗ ·
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗
 
∂u∗ ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+2 T ∗ · +T ∗ · +T ∗ · . (3.37)
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗

Die erste (nicht grau hinterlegte) Termgruppe in Gleichung (3.37) enthält nur zeitlich mittlere Größen.
Diese braucht keiner weiteren Vereinfachung unterzogen werden. Die beiden grau hinterlegten Term-
gruppen in Gleichung (3.37) enthalten Schwankungsgrößen. Hierbei treten in der hellgrauen Term-
gruppe in Gleichung (3.37) zum einen Tripelkorrelationen der Schwankungsgrößen und zum anderen
Kreuzkorrelationen der schwankenden Temperatur und Geschwindigkeitsgradienten auf. Diese Kor-
relationen werden durch das Quadrat der mittleren thermodynamischen Temperatur dividiert. Die
dunkelgrau hinterlegten Schwankungsgrößen werden nur durch die einfache mittlere thermodynami-
sche Temperatur dividiert. Die hellgrauen Tripelkorrelationen und Kreuzkorrelationen der schwan-
kenden Temperatur und Geschwindigkeitsgradienten können als klein gegenüber den Schwankungs-
größen in der dunkelgrau hinterlegten Termgruppe angesehen werden, da sie aufgrund von Kopp-
lungseffekten zwischen den schwankenden Geschwindigkeits- und Temperaturfeldern entstehen und
Effekte höherer Ordnung darstellen. Zudem werden diese Terme durch eine höhere Ordnung der
mittleren thermodynamischen Temperatur dividiert. Diese ist in der Größenordnung der Umgebungs-
temperatur, das heißt weit entfernt vom absoluten Nullpunkt. Aus diesen beiden Gründen sollen die
hellgrau hinterlegten Terme im Folgenden als klein gegenüber den anderen vernachlässigt werden.

An dieser Stelle wird deutlich, dass es durchaus berechtigt war, die Reihenentwicklung (3.35)
nach dem zweiten Term abzubrechen, da eine Reihenentwicklung höherer Ordnung Korrelationen
der Schwankungsbewegungen von höherer Ordnung ergibt, welche durch immer höhere Potenzen
der mittleren Temperatur dividiert werden.

Damit wird die Entropieproduktionsrate aufgrund der Dissipation von kinetischer Energie in der
56 Entropieproduktion in Strömungen

zeitgemittelten Form zu:

   2  ∗ 2  ∗ 2 
Φ∗ η∗ ∂u∗ ∂v ∂w
= · 2 + +
T∗ T∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗

  2  ∗ 2  ∗ 2 
η∗ ∂u∗ ∂v ∂w
+ · 2 + +
T∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + + . (3.38)
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗

Die Termgruppen in Gleichung (3.38) erlauben folgende physikalische Interpretation: Die erste Term-
gruppe mit Gradienten des mittleren Geschwindigkeitsfeldes entspricht der direkten (viskosen) Dissi-
pation Φ∗ , Gleichung (3.22), dividiert durch T ∗ . Die zweite Termgruppe mit Gradienten des schwan-
kenden Geschwindigkeitsfeldes ist die indirekte (turbulente) Dissipation TΦ∗ , Gleichung (3.23), di-
vidiert durch T ∗ . Die beiden Dissipationen treten auch in dem Modell des Energietransportes in
Abbildung 3.2 auf. Es macht somit durchaus Sinn, dass die Terme, welche die Dissipationsvorgänge
in einer turbulenten Strömung modellieren auch in der zeitlich gemittelten Transportgleichung für
die Entropie auftreten. Nur so bleibt das gesamte Modell zur Beschreibung der turbulenten Vorgänge
durch zeitgemittelte Größen in sich konsistent.

Zeitmittelung der Entropieproduktion durch Wärmeleitung

Im Folgenden werden die mittleren und die Schwankungsgrößen in den Anteil der Entropieerzeu-
gung durch Wärmeleitung in Gleichung (3.31) eingesetzt, zeitgemittelt und vereinfacht. Vorher muss
aber wieder berücksichtigt werden, dass in dieser Termgruppe das Quadrat der Temperatur im Nenner
erscheint. Hierfür soll zunächst wieder eine Reihenentwicklung um T ∗ = 0 gefunden werden:
  ∗ 2 
1 1 1 1 T ∗ T
 2 = ∗2  ∗ 2
= 1−2 ∗ +3 ∓ .... . (3.39)
T ∗ + T ∗ T 1 + TT ∗ T ∗2 T T∗

Die Reihenentwicklung soll wieder nach dem zweiten Term abgebrochen werden. Aus den folgenden
Betrachtungen wird wieder klar werden, dass ein solches Vorgehen berechtigt ist, wenn Korrelationen
aus Schwankungsgrößen von höherer Ordnung vernachlässigt werden sollen.

Eine zeitlich gemittelte Entropieproduktion durch Wärmeleitung nach Gleichung (3.31) kann mit
Hilfe der Reihenentwicklung (3.39) beispielhaft für eine Raumrichtung wie folgt beschrieben wer-
3.5 Die Transportgleichung der Entropie 57

den:
   2 
2 
 
λ∗ ∂T ∗ 1 T ∗  ∂ T ∗ + T ∗ 
= ·λ∗ 1−2 ∗ ·
T ∗2 ∂x∗ T ∗2 T ∂x

 ∗ 2  ∗ 2 
1 T ∗ ∂T ∂T ∂T ∗ ∂T ∗
=λ ·
∗ 1−2 ∗ · + +2 ∗ . (3.40)
T ∗2 T ∂x∗ ∂x∗ ∂x ∂x∗

Nach dem Ausmultiplizieren und Umsortieren der Terme folgt:


 2   2  ∗ 2
1 ∂T ∗ λ ∂T ∗ ∂T ∂T ∗ ∂T ∗
λ∗ · ∗2 = · + +2 ∗
T ∂x ∗
T ∗2 ∂x ∗ ∂x ∗ ∂x ∂x∗
 2  2 
T ∗ ∂T ∗ T ∗ ∂T ∗ T ∗ ∂T ∗ ∂T ∗
−2 ∗ −2 ∗ −4 ∗ . (3.41)
T ∂x∗ T ∂x∗ T ∂x∗ ∂x∗
Unter Berücksichtigung der Rechenregeln für die Zeitmittelung, insbesondere unter Beachtung, dass
das Zeitmittel des Produktes aus einer mittleren Größe und einer Schwankungsgröße zu Null ver-
schwindet, ergibt sich:
 2   2  ∗ 2
1 ∂T ∗ λ∗ ∂T ∗ ∂T
λ · ∗2
∗ = · +
T ∂x∗ T ∗2 ∂x∗ ∂x∗
 
2
T ∗ ∂T ∗ T ∗ ∂T ∗ ∂T ∗
−2 ∗ − 4 . (3.42)
T ∂x∗ T ∗ ∂x∗ ∂x∗
 
In Gleichung (3.42) verbleiben noch die Tripelkorrelation T ∗ /T ∗ · (∂T ∗ /∂x∗ )2 und die Korrelati-
   
on T ∗ /T ∗ · ∂T ∗ /∂x∗ · (∂T ∗ /∂x∗ ). Hier wird deutlich, dass ein Abbruch der Reihenentwicklung
(3.39) nach dem zweiten Term durchaus seine Berechtigung hatte. Eine Reihenentwicklung höherer
Ordnung würde an dieser Stelle nur zu Korrelationen noch höherer Ordnung führen. Im Folgenden
sollen auch die übrig gebliebenen Tripelkorrelationen gegenüber den anderen Termen als klein ange-
sehen und daher vernachlässigt werden.

Unter diesem Gesichtspunkt wird die Entropieerzeugung durch Wärmeleitung in der zeitgemittel-
ten Form zu:

 2  2  ∗ 2 
1 ∂T ∗ ∂T ∗ ∂T
λ∗ · + +
T ∗2 ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 2  ∗ 2  ∗ 2 
λ∗ ∂T ∗ ∂T ∂T
= · + +
T ∗2 ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

 2  2  2 
λ∗ ∂T ∗ ∂T ∗ ∂T ∗
+ · + + . (3.43)
T ∗2 ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
58 Entropieproduktion in Strömungen

Eine physikalische Interpretation von Gleichung (3.43) soll nicht ausbleiben: Die ersten drei Sum-
manden auf der rechten Seite können als die Entropieproduktionsrate aufgrund Wärmeleitung auf-
grund finiter Temperaturgradienten des mittleren Temperaturfeldes gedeutet werden. Die letzten drei
Summanden auf der rechten Seite können als die Entropieproduktionsrate aufgrund Wärmeleitung
aufgrund finiter Temperaturgradienten des schwankenden Temperaturfeldes gesehen werden. Wobei
noch einmal deutlich gesagt werden muss, dass es sich hierbei um eine Modellbeschreibung einer
turbulenten Strömung handelt. In der Realität existiert kein mittleres und kein schwankendes Tempe-
raturfeld. In turbulenten Strömungen ist die Temperatur an einem festes Ort stark zeitabhängig. Die
Aufteilung in zeitlich mittlere und Schwankungsgrößen hat sich aber als hilfreiches Modell erwiesen,
diese zeitabhängigen Vorgänge zu beschreiben.

Die zeitgemittelte Transportgleichung für die Entropie auf einen Blick

Im letzten Abschnitt wurde, ausgehend von der Transportgleichung für die (momentane) spezifi-
sche Entropie s∗ , durch systematische Anwendung der Regeln zur Zeitmittelung eine zeitlich ge-
mittelte Transportgleichung für die zeitlich gemittelte Entropie s∗ hergeleitet. Wie auch bei den Im-
pulsgleichungen, (XI ∗ )-(ZI ∗ ), und den Energiegleichungen, (ME ∗ ), (MES ∗ ), (T E ∗ ), enthält diese
Transportgleichung turbulente Zusatzterme, welche den Entropietransport und die Entropieprodukti-
on aufgrund der turbulenten Schwankungsbewegungen beschreiben. Auf der folgenden Seite ist die
gesamte zeitgemittelte Transportgleichung für die Entropie dargestellt. Terme, welche die Produktion
von Entropie beschreiben, sind dabei durch eine graue Schattierung gekennzeichnet.
3.5 Die Transportgleichung der Entropie 59

Z EITGEMITTELTE T RANSPORTGLEICHUNG F ÜR DIE E NTROPIE :


 ∗
∂s ∂s∗ ∂s∗ ∂s
∗ + u ∗ + v ∗ + w ∗ =
∂t∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 
zeitliche Änderung und Konvektion


∂u∗s∗ ∂v ∗ s∗ ∂w ∗ s∗
∗ + +
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 
TT∗ S :=turbulenter Transport

      
∂ 1 ∂ T ∗ + T ∗ ∂ 1 ∂ T ∗ + T ∗
−λ  ∗ ∗
+ ∗
∂x T ∗ + T ∗ ∂x∗ ∂y T ∗ + T ∗ ∂y ∗
   
∂ 1 ∂ T ∗ + T ∗
+ ∗ 
∂z T ∗ + T ∗ ∂z ∗
 
∗ +T ∗ :=molekulare
DS und turbulente Diffusion
DS

  2  ∗ 2  ∗ 2 
η∗ ∂u∗ ∂v ∂w
· 2 + + (S∗ )
T∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗
 
Ṡ ∗ :=Entropieproduktion durch direkte Dissipation
PRO, D

  2  ∗ 2  ∗ 2 
η∗ ∂u∗ ∂v ∂w
+ ∗ 2 + +
T ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  ∗ 2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗
 

ṠPRO, :=Entropieproduktion durch indirekte Dissipation
D

 2  2  2 
λ∗ ∂T ∗ ∂T ∗ ∂T ∗
+ + +
T ∗2 ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 
Ṡ ∗ :=Entropieproduktion durch molekulare Wärmeleitung
PRO, W

 2  2  2 
λ∗ ∂T ∗ ∂T ∗ ∂T ∗
+ + +
T ∗2 ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 

ṠPRO, :=Entropieproduktion durch turbulente Wärmeleitung
W
60 Entropieproduktion in Strömungen

3.5.2 Lösungsstrategien zur Ermittlung der Entropieproduktionsterme

Die Berechnung der Entropieproduktionsraten in Gleichung (S∗ ) kann auf zwei Arten geschehen:
Eine direkte Berechnung der Entropieproduktionsströme (grau hinterlegte Terme in Gleichung (S∗ ))
oder durch einen indirekten Weg über die Entropietransportströme. Diese Bilanz ist am Beispiel
einer beheizten turbulenten Rohrströmung in Abbildung 3.3 verdeutlicht, in welcher die ein- sowie
austretenden Entropieströme und die Entropieproduktionsströme gekennzeichnet sind.
.
qw*.A*w
Tw*
.
qw*= const
*
DS1 *
DS2
. .* .* .
S1* SPRO SPRO S2*
*
TTS1 .
*
00000
11111
SPRO .
* *
TTS2
11111
00000 SPRO 11111
00000
T* 11111
00000
00000
11111 00000
11111
00000
11111
DS1 11111
00000
00000
11111
00000
11111
00000
11111
00000
11111
00000
11111
*
TDS2
00000
11111 00000
11111
00000
11111

T1* 1 2 T2*

Abbildung 3.3: Entropiebilanz am Beispiel einer turbulenten beheizten Rohr-


strömung

Die in Abschnitt 2.2 beschriebene konventionelle Second Law Analysis berechnet in einer Bilan-
zierung des Kontrollraumes durch Kenntnis der ein- und austretenden Entropietransportströme die
Entropieproduktionsströme. Dieses Prinzip kann auf ein infinitesimales Kontrollvolumen erweitert
werden. In Form der beschriebenen partiellen Differentialgleichung wird diese Bilanz dann zu:
∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗
ṠPRO, D
+ ṠPRO, D  + ṠPRO, W + ṠPRO, W  = ∆Ṡ − ∆TT S − ∆DS − ∆TDS . (3.44)

Eine Bilanzierung nach Gleichung (3.44) ist nichts anderes als die Anwendung des zweiten Haupt-
satzes der Thermodynamik für offene Systeme, Gleichung (2.15), auf ein infinitesimales Kontrollvo-
lumen. Durch Kenntnis der ein- und austretenden Entropieströme kann nur die Summe aller Entro-
pieproduktionsströme ermittelt werden. Eine Identifikation der Ursache ist nicht möglich. Soll eine
Identifikation erfolgen, so bedarf es weiterer Gleichungen, um die vier unbekannten Entropieproduk-
tionsströme aus einer Bilanzierung nach Gleichung (3.44) zu bestimmen.

Ein anderes Problem bei der Berechnung der Entropieproduktionsströme mittels Gleichung (3.44)
ist, dass alle über die Systemgrenzen fließenden Entropietransportströme bekannt sein müssen. Das
3.5 Die Transportgleichung der Entropie 61

ist im Fall von festen Systemgrenzen, wie etwa Wänden bei Kenntnis des Wandwärmestromes und
der Wandtemperatur, natürlich möglich. Probleme ergeben sich aber an den freien Systemgrenzen,
an denen das Fluid in den Kontrollraum tritt oder diesen verlässt. An diesen freien Systemgren-
zen müssen auch die Entropieströme aufgrund eines molekularen und turbulenten Transports von
Entropie, das heißt die Terme ∆TT∗ S , ∆DS∗ und ∆TDS ∗
, bekannt sein. Diese Terme bleiben in al-
len Bilanzen in den in Abschnitt 2.2 erwähnten Arbeiten zur konventionellen Second Law Analysis
unberücksichtigt. Das ist nur bei Strömungen ohne große Umlenkungen oder Wirbel und geringen
Temperaturgradienten gerechtfertigt, da sich in diesem Fall diese Terme in der Bilanz nahezu aufhe-
ben. Je stärker die Strömung verwirbelt ist, desto weniger gleichen sich die turbulenten Größen am
Ein- und Austritt des betrachteten Kontrollvolumens. Damit fallen die Terme, welche den turbulenten
Entropietransport beschreiben, nicht notwendigerweise aus der Bilanz heraus.

Eine Bestimmung der Entropieproduktionsströme durch die Bilanz (3.44) ist nur möglich, wenn
alle Terme, welche den Entropietransport über die Systemgrenzen beschreiben bekannt sind. Hier-
zu muss aber insbesondere auch der turbulente Entropietransport bekannt sein. Dazu müssen neue
Modelle aufgestellt werden, da der turbulente Entropietransport in der Literatur nicht bekannt ist.

Aus den beschriebenen Gründen soll in dieser Arbeit der direkte Weg eingeschlagen werden: Ei-
ne Berechnung der Entropieproduktionsströme auf der Basis von partiellen Differentialgleichungen,
∗ ∗ ∗ ∗
das heißt der Terme ṠPRO, D
, ṠPRO, D  , ṠPRO, W und ṠPRO, W  . Dieses Vorgehen hat eine Reihe von
Vorteilen, die hier kurz erläutert werden sollen.

Zum einen können direkt alle vier Ursachen der Entropieproduktion identifiziert werden. Das
ist bei den konventionellen Second Law Analysen nicht möglich. Zum anderen können aufgrund
der Verwendung von partiellen Differentialgleichungen lokale Entropieproduktionsraten bestimmt
werden. Dies kann, wie später gezeigt wird, ein sehr hilfreiches Mittel zur Bestimmung der Effi-
zienz eines wärmetechnischen Apparates sein. Die Kenntnis der lokalen Entropieproduktionsraten
ermöglicht des Weiteren auch eine Integration dieser Größen über einen großen Kontrollraum. Nur
durch diese Integration der lokalen Entropieproduktionsraten kann der Exergieverlust eines gesamten
Apparates bestimmt werden, da wie gezeigt wurde, im Allgemeinen eine Bilanzierung der über die
Systemgrenzen tretenden Entropieströme nicht zu dem richtigen Ergebnis führt, wenn die turbulenten
Entropietransportströme unberücksichtigt bleiben.

Ein Nachteil der Bestimmung der lokalen Entropieproduktionsraten ist, dass eine Kenntnis des
Geschwindgkeits- und Temperaturfeldes von Nöten ist. Aber gerade das ist bei der Anwendung mo-
derner Methoden der Strömungsmechanik, das heißt von Computational Fluid Dynamics (CFD) stets
der Fall. In einem der eigentlichen Berechnung des Geschwindigkeits- und Temperaturfeldes nach-
∗ ∗ ∗ ∗
geschalteten Analyse (Postprozess) können die Terme ṠPRO, D
, ṠPRO, D  , ṠPRO, W und ṠPRO, W  be-
stimmt werden. Hierzu müssen jedoch auch die turbulenten Schwankungsgrößen u∗ , v ∗ w ∗ und T ∗
bekannt sein. Das ist im Allgemeinen nicht der Fall und auch nicht nötig, da CFD Methoden Mo-
delle zur Beschreibung dieser Schwankungsgrößen enthalten. Diese Modelle müssen jetzt auf die
Entropieproduktionsraten erweitert werden, um eine Berechnung dieser aus alleiniger Kenntnis der
62 Entropieproduktion in Strömungen

zeitlich mittleren Geschwindigkeits-, Temperatur- und Turbulenzfelder zu ermöglichen. Diese Erwei-


terung bekannter Turbulenzmodelle auf die Berechnung von Entropieproduktionsraten soll Thema
des nächsten Kapitels sein.

Der Vollständigkeit halber folgt noch ein Hinweis zu laminaren Strömungen: In der Herleitung der
Transportgleichung für die (momentane) spezifische Entropie s∗ wurde davon ausgegangen, dass es
in der betrachteten Strömung turbulente Schwankungen in den Geschwindigkeiten, dem Druck und
der Entropie gibt. Bis hier wurden jedoch keine weiteren Modelle zur Beschreibung dieser turbu-
lenten Schwankungen in die Gleichungen eingesetzt. Aus diesem Grunde kann die hier hergeleitete
Transportgleichung mit folgender Einschränkung auch für laminare Strömungen angewendet wer-
den:

In laminaren Strömungen gibt es keine Schwankungsbewegungen, alle Strömungsgrößen verhalten


sich im Grunde wie die (modellhaften) zeitgemittelten Größen. Wenn in der zeitgemittelten Trans-
portgleichung für die Entropie alle Schwankungsterme gestrichen werden und die zeitgemittelten
Terme durch die (momentanen) Werte der laminaren Strömung ersetzt werden, so erhält man die
Transportgleichung der Entropie für eine laminare Strömung. Das gilt insbesondere auch für die
Terme, welche die Entropieproduktion beschreiben. Es wurde gezeigt, dass in der zeitgemittelten
turbulenten Strömung die Entropieproduktion durch vier Terme erfasst werden kann. In einer lami-

naren Strömung wären dies nur zwei: Die Terme ṠPRO, D

und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ), wobei die
zeitgemittelten Geschwindigkeiten u∗i und die zeitgemittelte Temperatur T ∗ durch die momentanen
Geschwindigkeiten u∗i und Temperatur T ∗ der laminaren Strömung ersetzt werden müssen.
Kapitel 4

Modelle und numerische Aspekte zur


Berechnung der lokalen Entropieproduktion

Im vorangegangenen Kapitel konnte durch eine systematische Herleitung eine partielle Differential-
gleichung gefunden werden, mit deren Hilfe Entropieproduktionsströme in turbulenten Strömungen
berechnet und eindeutig identifiziert werden können. Im Verlauf der Herleitung hat sich gezeigt, dass
durch die Zeitmittelung der Gleichungen turbulente Zusatzterme entstehen. Diese sind zusätzliche
Unbekannte des Gleichungssystems und es gibt insgesamt mehr Unbekannte als Gleichungen. Das
gleiche Problem tritt auch bei den Grundgleichungen, den Impuls- und Energiegleichungen auf. Für
diese Gleichungen ist dieses Problem als das Schließungsproblem bei der Berechnung von turbulen-
ten Strömungen bekannt. Für diese zeitgemittelten Grundgleichungen gibt es eine ganze Reihe von
Modellansätzen zur Lösung der unbekannten turbulenten Zusatzterme. Diese Modellansätze können
nicht aus den Grundgleichungen hergeleitet werden, enthalten aber zumindest in Teilaspekten eine
Zusatzinformation aufgrund von Modellvorstellungen bezüglich der Turbulenz und ihrer Wirkung
auf die mittleren Strömungsgrößen. Aus diesem Grund werden diese Modellansätze Turbulenzmo-
delle genannt. Ihre Aufstellung wird unter dem Begriff Turbulenzmodellierung zusammengefasst.

Eine sehr weit verbreitete und in allen kommerziellen Werkzeugen zur Berechnung turbulenter
Strömung zur Anwendung kommende Modellgröße ist die so genannte Wirbelviskosität ηt∗ . Mit Hilfe
dieser Größe lassen sich in Verbindung mit weiteren Modellgleichungen die turbulenten Zusatzterme
in den Grundgleichungen lösen. In dieser Arbeit sollen als weitere Modellgleichungen die (Modell-)
Transportgleichungen für die turbulente kinetische Energie k ∗ und deren (modellierte) Dissipations-
rate ε∗ herangezogen werden. Dieses Turbulenzmodell ist unter dem Namen k − ε Modell bekannt.
Es gilt als eines der weitest verbreiteten und meist dokumentierten und getesteten Turbulenzmo-
delle. Aus diesem Grund sollen die Modellvorstellungen dieses Turbulenzmodelles bezüglich der
Turbulenz auf die unbekannten Größen in den Entropieproduktionstermen erweitert werden. Diese
Erweiterung des k − ε Turbulenzmodelles soll das zentrale Thema dieses Kapitels sein. Es werden
weiterhin die Modellansätze dieses Turbulenzmodelles vorgestellt werden, um einen besseren Ein-
druck für die in ihm enthaltenen Modellvorstellungen bezüglich der Turbulenz und ihrer Wirkung
64 Modelle und numerische Aspekte

auf die mittleren Strömungsgrößen zu bekommen.

Zunächst erfolgt aber ein Rückblick auf bisherige Arbeiten zu differentiellen Ansätzen zur Berech-
nung der Entropieproduktionsraten in turbulenten Strömungen. Im Gegensatz zu der in Abschnitt
2.3.5 betrachteten konventionellen Second Law Analysis befassen sich diese Arbeiten mit der direk-
ten Berechnung und Auswertung lokaler Entropieproduktionsraten auf der Basis partieller Differen-
tialgleichungen und sollen aus diesem Grunde unter dem Begriff differentielle Second Law Analysis
zusammengefasst werden.

4.1 Stand der Technik der differentiellen Second Law Analysis

Seit Beginn der Etablierung von numerischen Methoden zur Berechnung von Strömungen und Wär-
meübergängen (CFD) in den 90er Jahren gibt es Versuche, den zweiten Hauptsatz der Thermodyna-
mik in diese Methoden einzubinden, um Aussagen über die lokalen Entropieproduktionsraten zu er-
halten. An dieser Stelle sollen Arbeiten vorgestellt werden, welche auf der Basis von partiellen Diffe-
rentialgleichungen direkt die lokalen Entropieproduktionsraten bestimmen. Damit grenzen sich diese
Arbeiten von denen in Abschnitt 2.3.5 ab. In diesen Arbeiten wurden zwar teilweise auch Methoden
zur lokale Entropieproduktion vorgestellt, diese basierten aber alle auf eindimensionalen Ansätzen,
welche die Entropieproduktion im Prinzip über eine Bilanzierung der ein- und austretenden Entropie-
ströme, siehe Gleichung (3.44), bestimmten. Die im Folgenden vorgestellten Arbeiten berechnen alle
direkt die Entropieproduktionsraten auf der Basis von Differentialgleichungen, welche ähnlich den
grau hinterlegten Termen in Gleichung (S∗ ) sind. Der Großteil dieser Arbeiten befasst sich mit der lo-
kalen Entropieproduktion in laminaren Strömungen. Dabei werden sowohl erzwungene Strömungen
als auch die freie Konvektion in Bezug auf die lokale Berechnung der Entropieproduktion untersucht.
Es gibt nur eine geringe Anzahl von Arbeiten zur Berechnung der lokalen Entropieproduktionsraten
in turbulenten Strömungen. Bis auf eine kurz vor der Fertigstellung dieser Arbeit veröffentlichten
Schrift [ Wang et al. 2003], enthalten die hier vorgestellten Literaturstellen keine systematische Her-
leitung der turbulenten Entropieproduktionsraten und beinhalten daher nicht alle in Abschnitt 3.5
vorgestellten Terme.

4.1.1 Lokale Entropieproduktion in laminaren Strömungen

[ Abu-Hiljleh et al. 1999] stellen eine Methode zur Berechnung der lokalen Entropieproduktionsra-
ten aufgrund natürlicher Konvektion von Luft um einen horizontalen Zylinder vor. In dieser Ar-
beit werden die Entropieproduktionsraten in zylindrischen Koordinaten aufgestellt und zwischen der
Entropieproduktion aufgrund von Dissipation von kinetischer Energie und aufgrund von Wärme-

leitung über finite Temperaturdifferenzen unterschieden. Die Terme entsprechen den Termen ṠPRO, D

und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ) in zylindrischen Koordinaten. Es werden Berechnungen bei verschie-
denen Zylinderdurchmessern und Rayleigh-Zahlen erstellt. Die ermittelten lokalen Entropieproduk-
4.1 Stand der Technik der differentiellen Second Law Analysis 65

tionsraten werden über das gesamte Strömungsfeld integriert und über die Rayleigh-Zahl mit dem
Zylinderdurchmesser als Parameter aufgetragen. Es zeigt sich, dass größere Zylinder bei gleicher
Rayleigh-Zahl trotz höherer Dissipationsraten aufgrund der geringeren Temperaturgradienten eine
geringere Entropieproduktion aufweisen. In [ Abu-Hijleh und Heilen 1999] ist im Prinzip die glei-
che Arbeit dargestellt, mit dem Unterschied, dass zusätzlich lokale Entropieproduktionsraten vorge-
stellt werden. Es kann gezeigt werden, dass diese an der oberen Fläche des Zylinders ein Minimum
aufweisen. Von demselben Autor stammt auch eine Arbeit zur lokalen Entropieproduktionsberech-
nung an einem horizontalen Zylinder mit wärmeleitenden Rippen. Es werden dieselben Gleichun-
gen zur lokalen Entropieproduktion vorgestellt und verwendet, um eine optimale Konfiguration von
Rippenzahl und Rippenhöhe im Sinne der Minimierung der Entropieproduktion zu erhalten. Eine
Fortführung dieser drei Arbeiten findet sich in [ Abu-Hijleh 2002], in welcher der Einfluss einer
porösen Schicht auf der Zylinderoberfläche auf die Entropieproduktion untersucht wird. Es wird ge-
zeigt, dass die Entropieproduktion mit zunehmender Schichtdicke abnimmt.

Von der Ermittlung der lokalen Entropieproduktion einer erzwungenen laminaren Strömung um
einen beheizten Zylinder handelt eine Arbeit von [ Benedetti und Sciubba 1993]. In dieser Arbeit
wird mit Hilfe eines kommerziellen Programms die Strömung und das Temperaturfeld um den be-
heizten Zylinder berechnet. Mit der Kenntnis dieser Größen wird die lokale Entropieproduktion
mittels partieller Differentialgleichungen berechnet und in der Form von Isolinien dargestellt. Die

Gleichungen, welche die Entropieproduktion beschreiben, sind im Prinzip die Terme ṠPRO, D
und

ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ).

In [ Cheng und Huang 1989] zeigt sich ein großer Vorteil der differentiellen Second Law Analysis.
Die lokale Entropieproduktion kann durch Kenntnis der Geschwindigkeits- und Temperaturgradien-
ten in einer Kanal-Einlaufströmung ermittelt werden, ohne dass, wie etwa in der konventionellen
Second Law Analysis nötig, auf empirische Gleichungen zurückgegriffen werden muss. In einer
späteren Arbeit dieser Autoren [ Cheng und Ma 1994] werden das Geschwindigkeits- und Tempera-
turfeld in einem beheizten Kanal mit berippten Wänden auf der Grundlage von Potentialfunktionen
berechnet. Diese Feldinformation wird genutzt, um die Entropieproduktion aufgrund von Dissipation
∗ ∗
und Wärmeleitung aufgrund finiter Temperaturgradienten mit Hilfe der Terme ṠPRO, D
und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ) zu berechnen. Es werden Isolinien gleicher Entropieproduktion in dem Kanal dar-
gestellt. Es zeigt sich, dass die Entropieproduktion an den Rippenenden am größten ist.

[ Demirel et al. 1997] und [ Demirel 1999] stellen für ein finites Volumen in der ortsfesten Betrach-
tungsweise die Entropiebilanz in einer laminaren Strömung auf und erhalten so Ausdrücke für die
lokalen Entropieproduktionsraten aufgrund von Dissipation und Wärmeleitung über endliche Tem-
peraturgradienten. Die erhaltenen Ausdrücke gleichen den Termen für die Entropieproduktion der

mittleren Größen ṠPRO, D

und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ). Mit Hilfe dieser Gleichungen ist es den
Autoren möglich, die lokale Entropieproduktion in laminaren Couette-Strömungen zu bestimmen,
wobei zusätzlich zu den in der vorliegenden Arbeit vorgestellten Modellen, der Temperatureinfluss
auf die Stoffwerte berücksichtigt wird.
66 Modelle und numerische Aspekte

In [ Narusawa 1999] wird die Berechnung lokaler Entropieproduktionsraten aufgrund freier Kon-
vektion in einem rechtwinkligen Hohlraum vorgestellt. Die Gleichungen basieren wieder auf der An-

wendung der Entropiebilanz an einem ortsfesten Kontrollvolumen. Diese führt auf die Terme ṠPRO, D

und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ). Dabei handelt es sich bei den mittleren Geschwindigkeits- und Tem-
peraturfeldern nicht um die zeitlich mittleren, sondern um die momentanen Werte der laminaren
Strömung.

Eine interessante Anwendung der differentiellen Second Law Analysis für laminare Strömungen
∗ ∗
findet sich in [ Paoletti et al. 1989]. Hier werden auf der Basis der Terme ṠPRO, D
und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ) für eine laminare Strömung die lokalen Entropieproduktionsraten in kompakten
Wärmeübertragern berechnet. Mittels Isolinien von Entropieproduktionsraten aufgrund Dissipation
und Wärmeübertragung und ihres Quotienten, lässt sich der Wärmeübertrager lokal bezüglich seiner
thermodynamischen Effizienz bewerten.

Mit der lokalen Entropieproduktion in einem laminaren Prallstrahl befasst sich die Arbeit von
[ Ruocco 1997]. Wieder werden die bekannten Terme ṠPRO,∗
D

und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ) auf
das Geschwindigkeits- und Temperaturfeld einer laminaren Strömung angewandt und ermöglichen
so eine farbliche Darstellung der lokalen Entropieproduktionsraten im laminaren Prallstrahl. Damit
kann eine optimale Paarung von Fluid und Wandmaterial gefunden werden, bei dem die Entropie-
produktion minimal wird.
∗ ∗
In den Arbeiten [ Sciubba 1996] und [ Sciubba 1997] werden auch die Terme ṠPRO, D
und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ) zur lokalen Entropieproduktionsberechnung vorgestellt und ihre Anwendbarkeit an
einer laminaren Umströmung eines beheizten Rippenrohres aufgezeigt. Es wird die lokale Entropie-
produktion in Form der so genannten Bejan-Zahl dargestellt. Diese beschreibt das Verhältnis der
lokalen Entropieproduktion durch Wärmeleitung
 zu der gesamten Entropieproduktion, in lamina-
∗ ∗ ∗
rer Strömung also Be = ṠPRO, W
/ Ṡ PRO, D
+ Ṡ PRO, W
. Weiterhin können aufgrund der finiten
Volumendiskretisierung die lokalen Entropieproduktionsraten auf leichte Weise über das gesamte
Strömungsfeld integriert werden. Somit kann ein optimaler Rippenabstand ermittelt werden.

Die Berechnung der lokalen Entropieproduktionsraten in [ Shuja et al. 1999a] basiert ebenfalls auf

den Termen ṠPRO, D

und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ). Diese Arbeit verdeutlicht einen weiteren wichti-
gen Vorteil der differentiellen Second Law Analysis: Es können lokale Entropieproduktionsraten der
Strömung um einen beheizten Block, welcher die vereinfachte Geometrie eines elektrischen Bau-
teils auf einer Platine darstellen soll, ermittelt und in der Form von Isolinien dargestellt werden. Die
konventionelle Second Law Analysis ermöglicht keine Berechnung der Entropieproduktionsraten in
Umströmungen. Nach einer Integration der lokalen Entropieproduktionsraten über das betrachtete
Gebiet kann die gesamte Entropieproduktion für den Block und für verschiedene Fluide berechnet
und so eine thermodynamisch optimale Konfiguration des Problems ermittelt werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass alle Arbeiten zur differentiellen Second Law Ana-
lysis in laminaren Strömungen auf die in Abschnitt 3.5.2 beschriebene Strategie zurückgreifen und

eine direkte Berechnung der lokalen Entropieproduktionsraten auf der Basis der Terme ṠPRO, D
und
4.1 Stand der Technik der differentiellen Second Law Analysis 67


ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ) erfolgt. Diese Terme können in laminaren Strömungen direkt nach Kennt-
nis der Geschwindigkeits- und Temperaturfelder gelöst werden. Die vorgestellten Arbeiten zeigen
auch die Vorteile, die eine differentiellen Second Law Analysis gegenüber dem konventionellen An-
satz hat: Es können Entropieproduktionsraten in beliebigen Geometrien und Strömungsverhältnissen,
wie zum Beispiel Einlaufströmungen, ermittelt werden. Außerdem können Entropieproduktionsraten
in Umströmungen nur auf der Basis dieses differentiellen Ansatzes geschehen.

Alle bisher vorgestellten Arbeiten beschränken sich auf laminare Strömungen, was die Anzahl der
Anwendung dieser Methoden auf technische Probleme jedoch sehr eingrenzt. Der nächste Abschnitt
soll sich aus diesem Grund mit Arbeiten zur lokalen Entropieproduktionsberechnung in turbulenten
Strömungen befassen.

4.1.2 Lokale Entropieproduktion in turbulenten Strömungen

Es gibt eine Reihe von Arbeiten, welche sich mit der lokalen Entropieproduktion aufgrund von Dis-
sipation und Wärmeleitung in turbulenten Strömungen eines inkompressiblen, einkomponentigen
Fluides befassen. Alle Arbeiten basieren auf der in Abschnitt 3.1.4 vorgestellte Zeitmittelung zur
Modellierung der turbulenten Schwankungsbewegungen. In keiner dieser Arbeiten erfolgt jedoch ei-
ne systematische Herleitung der zeitgemittelten Transportgleichung für die Entropie, siehe Abschnitt
3.5.1. Trotzdem werden in diesen Arbeiten teilweise Terme vorgestellt, welche die Entropieproduk-
tion aufgrund turbulenter Schwankungsbewegungen beschreiben.

[ Arpaci 1987] gelangt, ausgehend von der Gibbschen Relation, Gleichung (3.25), zu dem Aus-
druck für die momentane Entropieproduktion in turbulenten Strömungen, Gleichung (3.30). Die
Arbeit konzentriert sich vor allem auf die Entropieproduktion durch schwankende Temperaturgra-
∗ ∗
dienten, Term ṠPRO, W  in Gleichung (S ). Mittels einer Transportgleichung für die Variation der
Temperaturschwankungen T kann durch die Annahme eines lokalen Gleichgewichts (Produkti-
∗2


on=Dissipation) ein Ausdruck für ṠPRO, W  hergeleitet werden, welcher durch Kenntnis der turbulen-
∗ ∗ ∗ ∗
ten Wärmestromdichten  cp ui T berechnet werden kann.

[ Brizuela 1993] stellt die numerische Berechnung der Entropieproduktion in der Spaltströmung
eines Radialverdichters vor. Dabei wird wegen der Annahme einer nahezu isothermen Strömung die
Entropieproduktion aufgrund von Wärmeleitung nicht behandelt. Es wird ein Term vorgestellt, wel-
cher die Entropieproduktion aufgrund von Dissipation in turbulenten Strömungen beschreibt. Hierbei
wird angenommen, dass die Dissipation in turbulenten Strömungen durch einen Ausdruck entspre-
chend Gleichung (3.22) beschrieben werden kann, wobei die molekulare Viskosität η ∗ durch die
effektive Viskosität η ∗ + ηt∗ ersetzt wird. Dieses Vorgehen setzt ein lokales Gleichgewicht von Dis-
sipation und Produktion voraus, was, wie gezeigt werden soll, in der Nähe von festen Wänden nicht
zutrifft und für die Berechnung der Entropieproduktion in Spaltströmungen zumindest fragwürdig
ist.

In [ Drost und White 1991b] und [ Drost und White 1991a] werden auf der Basis der Berechnung
68 Modelle und numerische Aspekte

von turbulenten Strömungen mittels eines kommerziellen CFD-Programms lokale Entropieprodukti-


onsraten in einem turbulenten Prallstrahl vorgestellt. Die Grundgleichung zur Beschreibung der lo-
kalen Entropieproduktionsrate ist eine partielle Differentialgleichung, in welcher drei Termgruppen
identifiziert werden können: Entropieproduktion aufgrund Wärmeleitung durch mittlere Temperatur-
gradienten und durch direkte und indirekte Dissipation von kinetischer Energie. In den Betrachtungen
wird die Entropieproduktion durch Wärmeleitung über schwankende Temperaturgradienten außer
Acht gelassen, da keine systematische Herleitung einer zeitgemittelten Transportgleichung erfolgt.
Auch in dieser Arbeit wird die Entropieproduktion durch indirekte Dissipation durch die Annahme
eines lokalen Gleichgewichts von Dissipation und Produktion angenähert, was zumindest in der Nähe
der festen Wand wie gesagt fragwürdig ist.

[ Natalini und Sciubba 1994] verwenden die lokale Entropieproduktionsrate zur Optimierung von
luftgekühlten Gasturbinenschaufeln. In dieser Arbeit wird die turbulente Strömung um die Gasturbi-
nenschaufel mit dem k − ε Turbulenzmodell berechnet. Die Gleichung zur Berechnung der lokalen

Entropieproduktionsraten enthält nur die Terme ṠPRO, D

und ṠPRO, W
in Gleichung (S∗ ), die Raten
aufgrund der turbulenten Schwankungsbewegung werden ohne Kommentar außer Acht gelassen.

In [ Selamet und Arpaci 1990] findet sich eine der wenigen Untersuchungen zur Entropieproduk-
tion in turbulenten Grenzschichten. Es werden jedoch keine Unterscheidungen bezüglich der Entro-
pieproduktion durch mittlere und Schwankungsgrößen dargestellt. Es werden nur die universellen
∗ ∗
Verläufe der direkten Entropieproduktionsraten, das heißt die Terme ṠPRO, D
und ṠPRO, W
in Glei-
chung (S∗ ), in Wandnähe durch universelle Wandgesetzte für die zeitgemittelte Geschwindigkeit und
die zeitgemittelte Temperatur hergeleitet.

In [ Perng und Chu 1995] wird eine Gleichung zur Berechnung der zeitgemittelten lokalen Entro-
pieproduktionsraten in turbulenten Strömungen vorgestellt. In dieser Gleichung wird zur Ermittlung
der turbulenten Produktionsraten ein lokales Gleichgewicht zwischen Produktion und Dissipation
unterstellt. Somit können diese Größen durch Kenntnis der mittleren Geschwindigkeits- und Tem-
peraturfelder sowie zusätzlicher turbulenter Größen in Form der Wirbelviskosität und der turbulen-
ten Temperaturleitfähigkeit berechnet werden. Diese Gleichungen werden verwendet, um die lokale
Entropieproduktion der Umströmung einer Gasturbinenschaufel zu berechnen und Ansätze für die
Optimierung zu erhalten.

Es liegen zwei Arbeiten vor, in denen auf alle vier Entropieproduktionsursachen, das heißt die Ter-
∗ ∗ ∗ ∗ ∗
me ṠPRO, D
, ṠPRO, W
, ṠPRO, D  und ṠPRO, W  in der Gleichung (S ) detailliert eingegangen wird. So
können durch eine Zeitmittelung in [ Moore 1983] genau diese Termgruppen identifiziert werden.
Die turbulenten Zusatzterme werden durch ein einfaches Turbulenzmodell, welches das Gleichge-
wicht von Produktion und Dissipation unterstellt, berechnet. Auf dieser Basis werden Entropiepro-
duktionsraten in turbulenten Grenzschichten berechnet.

Eine der detailiertesten Arbeiten zur Entropieproduktion, oder in diesem konkreten Fall Exergie-
verlustes, in turbulenten Strömungen findet sich in [ Wang et al. 2003]. Diese Arbeit wurde kurz vor
Fertigstellung dieser Schrift veröffentlicht. Sie enthält detaillierte Angaben zum lokalen Exergiever-
4.2 Das k − ε Turbulenzmodell 69

lust auf der Basis einer finiten Volumendiskretisierung in turbulenten Scherströmungen eines new-
∗ ∗
tonschen, inkompressiblen Fluids. In dieser Arbeit werden prinzipiell die Terme ṠPRO, D
, ṠPRO, W
,
∗ ∗ ∗
ṠPRO, D  und ṠPRO, W  aus der Gleichung (S ) in der Form von Exergieverlusten dargestellt. Der zur
Berechnung des Exergieverlustes durch indirekte Dissipation erforderliche Reynoldsspannungsten-
sor wird durch ein Turbulenzmodell für kleine Reynolds-Zahlen in Rohrströmungen ermittelt. Dieses
Turbulenzmodell wird zur Ermittlung des Exergieverlustes durch schwankende Temperaturgradien-
ten erweitert. In der Hauptströmung, das heißt in nicht wandnahen Regionen, können die turbulenten
Zusatzterme durch die Annahme eines lokalen Gleichgewichtes von Produktion und Dissipation be-
schrieben werden. In der Wandnähe gelten die Gleichungen des speziellen Turbulenzmodelles. Auf
diese Weise können in dieser Arbeit wandnahe Verläufe des lokalen Exergieverlustes für alle vier
Termgruppen in einer turbulenten Rohrströmung mit konstantem Wandwärmestrom dargestellt wer-

den. Aufgrund des verwendeten Turbulenzmodelles weisen die modellierten Terme ṠPRO, D  und

ṠPRO, W  an der Wand Werte von Null auf.

Die Literaturrecherche hat ergeben, dass durchaus eine Notwendigkeit besteht, Modellgleichun-
gen zur Beschreibung der lokalen Entropieproduktionsraten in turbulenten Scherströmungen herzu-
leiten. Denn der Großteil der Arbeiten zur lokalen Berechnung turbulenter Entropieproduktionsraten
beachtet die turbulenten Zusatzterme gar nicht, nur teilweise oder missachtet den entscheidenden
Einfluss von festen Wänden und nimmt im gesamten Strömungsfeld ein lokales Gleichgewicht von
Produktion und Dissipation an. Aus diesem Grunde sollen im Folgenden Modellgleichungen zur Be-
∗ ∗ ∗ ∗ ∗
schreibung der Terme ṠPRO, D
, ṠPRO, W
, ṠPRO, D  und ṠPRO, W  aus der Gleichung (S ) in turbulenten
Scherströmungen hergeleitet werden. Die turbulenten Zusatzterme sollen hierbei auf der Basis eines
Wirbelviskositätsmodelles, namentlich des k − ε Turbulenzmodelles, berechnet werden. In dieser
Arbeit soll weiterhin ein besonderes Augenmerk auf den Verlauf der Entropieproduktionen in der
Nähe von festen Wänden erfolgen, was schließlich zu universellen Wandfunktionen für die Entro-
pieproduktionsraten in turbulenten Strömungen führen wird. Bevor aber diese Modellgleichungen
hergeleitet werden, müssen zunächst einleitende Worte zu der Behandlung der turbulenten Zusatz-
terme in den zeitgemittelten Grundgleichungen aus Kapitel 3 erfolgen. Hier soll im Speziellen auf
das in dieser Arbeit verwendete Wirbelviskositätsmodel, das k − ε Turbulenzmodell, eingegangen
werden.

4.2 Das k − ε Turbulenzmodell

Im Literaturrückblick über die differentielle Second Law Analysis in turbulenten Strömungen wurde
deutlich, dass bezüglich der turbulenten Zusatzterme in den zeitgemittelten Gleichungen Modellan-
nahmen gemacht werden müssen. Das trifft natürlich in erster Linie auch für die turbulenten Zusatz-
terme in den Impulsgleichungen (XI ∗ ) bis (ZI ∗ ) und den Energiegleichungen (ME ∗ ), (MES ∗ ) und
(T E ∗ ) zu. Denn die Kenntnis der zeitgemittelten Geschwindigkeits- und Temperaturfelder ist die
notwendige Bedingung zur Berechnung lokaler Entropieproduktionsraten.
70 Modelle und numerische Aspekte

Zur Schließung des Gleichungssystems aus Kontinuitäts-, Impuls und Energiegleichung werden für
diese unbekannten Turbulenzgrößen zusätzliche Modellgleichungen eingeführt. Diese Modellglei-
chungen lassen sich nicht aus den allgemeinen Grundgleichungen herleiten, enthalten aber zumindest
in Teilaspekten Zusatzinformationen aufgrund von Modellvorstellungen bezüglich der Turbulenz und
ihrer Wirkung auf die mittleren Strömungsgrößen. Es gibt eine Vielzahl von solchen Turbulenzmo-
dellen, siehe unter anderem [ Wilcox 1998], [ Speziale und So 1998]. Da diese Arbeit als ein erster
Versuch angesehen werden kann, systematisch Methoden zu untersuchen, lokale Entropieprodukti-
onsraten in turbulenten Strömungen zu berechnen, sollen hier keine exotischen Turbulenzmodelle
zum Einsatz kommen. Es soll hier vielmehr gezeigt werden, wie diese Produktionsterme mit Hilfe
des wohl am weitesten verbreiteten Turbulenzmodelles, dem k − ε Turbulenzmodell, ermittelt wer-
den können. Die Modellvorstellungen bezüglich der Turbulenz sollen systematisch auf die turbulen-
ten Entropieproduktionsterme angewendet werden. Das gilt insbesondere auch für die Behandlung
wandnaher Regionen, in denen das k − ε Turbulenzmodell von so genannten universellen Wand-
funktionen Gebrauch macht. Zunächst sollen die Modellgleichungen des k − ε Turbulenzmodelles
vorgestellt und ihre Bedeutung bezüglich der Turbulenz kurz erläutert werden. Für weitergehen-
de Herleitungen sei auf [ Wilcox 1998], [ Speziale und So 1998], [ Gersten und Herwig 1992] oder
[ Schlichting und Gersten 1997] verwiesen.

4.2.1 Modell zur Ermittlung der Reynoldsspannungen

In diesem Abschnitt soll die Modellierung der turbulenten Zusatzterme τij∗ = −∗ u∗ ∗
i uj in den Im-
pulsgleichungen (XI ∗ ) bis (ZI ∗ ) mit Hilfe des k − ε Turbulenzmodelles vorgestellt werden. Diese
Terme berücksichtigen die Wirkung der turbulenten Schwankungsbewegung auf die Strömung. In
einfachen Scherströmungen kann davon ausgegangen werden, dass ein entscheidender Aspekt für
die Entstehung von Turbulenz und ihre Aufrechterhaltung die Existenz von Geschwindigkeitsgradi-
enten ist. Aus diesem Grund ist bis heute ein 1872 von J. Boussinesq vorgeschlagener Ansatz sehr
verbreitet. In diesem Ansatz wird die so genannte Wirbelviskosität ηt∗ eingeführt und die Entstehung
der zusätzlichen turbulenten Reynoldsspannungen den mittleren Geschwindigkeitsgradienten zuge-
schrieben:
 
∗ ∗ ∂u∗i ∂u∗j 2
τij := ηt + ∗ − δij ∗ k ∗ . (4.1)
∂x∗j ∂xi 3

Nach diesem Ansatz werden die turbulenten Reynoldsspannungen analog zu den viskosen Spannun-
gen eines newtonschen Fluides, siehe Gleichung (3.4), modelliert. Ein entscheidender Unterschied ist
aber, dass es sich bei der Wirbelviskosität ηt∗ um keinen Stoffwert sondern um eine Strömungsgröße
handelt. Diese beschreibt die Turbulenzeigenschaften von Strömungen und nimmt innerhalb des
Strömungsfeldes sehr unterschiedliche Werte an. Insbesondere muss sie an festen Wänden zu Null
werden, da an diesem Ort keine Schwankungsgrößen existieren.

Die gesamte Wirkung der Turbulenz wird in diesem Modell durch eine skalare Feldgröße, die Wir-
belviskosität ηt∗ , erfasst. Das Schließungsproblem hat sich jetzt auf die Berechnung dieser Modell-
4.2 Das k − ε Turbulenzmodell 71

größe verlagert. Dimensionsanalytische Überlegungen helfen bei ihrer Ermittlung: Die modellmäßige
Beschreibung der kinematischen Wirbelviskosität νt∗ = ηt∗/∗ kann nur durch Größen erfolgen, die
rein kinematischer Natur sind, in denen nur die Dimensionen L ÄNGE und Z EIT vorkommen, da die-
se Größe selbst von kinematischer Natur ist. Diese Dimensionsanalyse führt unter anderem zu dem
Ergebnis, dass νt∗ (Dimension L ÄNGE2 /Z EIT) durch die kinetische Energie der Schwankungsbewe-
gung k ∗ (Dimension L ÄNGE2 /Z EIT2 ) und deren Dissipationsrate ε∗ (Dimension L ÄNGE2 /Z EIT3 )
beschrieben werden kann:
k ∗2
νt∗ = Cµ , (4.2)
ε∗
wobei es sich bei Cµ um einen reinen konstanten Zahlenwert handelt, welcher in vielen Anwendung
einen Wert von Cµ = 0, 09 zugewiesen bekommt.

Zur Bestimmung der Wirbelviskosität (und damit der Reynoldsspannungen nach Gleichung (4.1))
müssen nun die turbulente kinetische Energie der Schwankungsbewegung k ∗ und deren Dissipations-
rate ε∗ in dem gesamten Strömungsfeld bekannt sein. Das k − ε Turbulenzmodell beschreibt gerade
dieses modellhafte Verhalten dieser Größen.

Eine physikalische Gleichung zur Beschreibung der turbulenten mechanischen Energie der Schwan-
kungsbewegung wurde mit Gleichung (MES ∗ ) bereits vorgestellt. In dieser Gleichung wurde die
Dissipationsrate mit TΦ∗ abgekürzt. Spaltet man von dieser physikalischen indirekten Dissipationsra-
te einige Terme ab, so erhält man die so genannte Pseudo-Dissipation“ ∗ ε∗ :


 ∗ ∗
∂u ∂v ∂v ∗ ∂w ∗ ∂w ∗ ∂u∗
∗ ε∗ := TΦ∗ − η ∗ 2 + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗
 ∗ 2  ∗ 2  ∗ 2 
∂u ∂v ∂w
+ + + (4.3)
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

Eine Definition nach Gleichung (4.3) erscheint zunächst einmal willkürlich. Im Folgenden wird sich
aber zeigen, dass sie im Zuge der Herleitung von Modellgleichungen für k ∗ und ε∗ durchaus Sinn
macht. Aus den zeitgemittelten Impulsgleichungen (XI ∗ ) bis (ZI ∗ ) und der Gleichung für die mecha-
nische Energie der Schwankungsbewegung (MES ∗ ) kann durch geeignete Kombination von Termen
eine physikalische Transportgleichung für ∗ ε∗ hergeleitet werden. Die beiden physikalischen Glei-
chungen für k ∗ und ε∗ enthalten aber immer noch unbekannte turbulente Zusatzterme, das heißt die
Schwankungsgrößen u∗ i . Das Gleichungssystem ist immer noch nicht geschlossen. Zu deren Schlie-
ßung werden Modellgleichungen für diese Größen erstellt. Details zu deren Herleitung finden sich
zum Beispiel in [ Speziale und So 1998].

Bei der turbulenten kinetischen Energie handelt es sich um eine skalare Größe. Allgemein gibt es
bei der Bilanzierung einer solchen skalaren Größe an einem infinitesimalen Kontrollvolumen in der
ortsfesten Betrachtungsweise folgende Mechanismen:

Änderung mit der Zeit + Konvektion = Diffusion + Produktion − Dissipation (4.4)


72 Modelle und numerische Aspekte

Die linke Seite von Gleichung (4.4) kann für das Modell für k ∗ durch die Abkürzung Dk ∗ /Dt∗ er-
fasst werden, siehe Gleichung (3.3). Zur Modellierung der Diffusion, Produktion und Dissipation
kommt jetzt die oben noch willkürlich erscheinende Definition 4.3 zum Tragen. Vergleicht man diese
Definition der Pseudo-Dissipation“ ∗ ∗ und die Termgruppen in der physikalischen Transportglei-

chung für die mechanische Energie der Schwankungsbewegung, Gleichung (MES ∗ ), so erkennt man
folgenden Zusammenhang:
 2 ∗
∂ k ∂ 2 k∗ ∂ 2 k∗
Dk∗ − TΦ∗ = η∗ + + − ∗ ε∗ . (4.5)
  ∂x∗2 ∂y ∗2 ∂z ∗2
physikalische molekulare Diffusion und turbulente Dissipation  
modellierte molekulare Diffusion und Pseudo-Dissipation“

Durch diese rein mathematische Umformung kann die molekulare Diffusion durch einen weit ver-
breiteten Ansatz für die Leitung skalarer Größen ersetzt werden. Dieser Ansatz ist analog zum New-
tonschen Schubspannungsansatz (3.4) oder dem Fourierschen Wärmeleitungsansatz (3.5). Die indi-
rekte Dissipation wird durch die Pseudo-Dissipation“ ∗ ε∗ approximiert. Der Grund für diese ma-

thematische Umformung ist nun einleuchtend. Die Terme Dk∗ und TΦ∗ brauchen nicht mehr explizit
modelliert zu werden, sie werden in Form von k ∗ und ∗ ε∗ ausgedrückt.
∗ ∗
Die modellhafte turbulente Diffusion TDk m von k in der physikalischen Transportgleichung
(MES ) wird ebenfalls durch den für Leitung üblichen Ansatz mit der Wirbelviskosität ηt∗ als Dif-

fusionskonstante ausgedrückt:
 2 ∗
∗ ∗ ∂ k ∂ 2k∗ ∂ 2k∗
TDk := η + + . (4.6)
m t
∂x∗2 ∂y ∗2 ∂z ∗2

Die Produktion von kinetischer Energie der Schwankungsbewegung TPRO ist die Summe der Pro-
dukte aus Reynoldsspannungen mit den mittleren Geschwindigkeitsgradienten. Für die Reynolds-
spannungen in der Modellgleichung für k ∗ findet der Wirbelviskositätsansatz Anwendung und die

modellhafte Produktion TPRO m kann geschrieben werden als :
  2  ∗ 2  ∗ 2 
∗ ∗ ∂u∗ ∂v ∂w
TPRO m := ηt 2 + +
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  ∗ 2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + + . (4.7)
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗

Insgesamt ergibt sich nach diesen Betrachtungen also folgende Modellgleichung für die mechanische
Energie der Schwankungsbewegung:

k-M ODELLGLEICHUNG :

Dk ∗ ∂ 2k∗ ∂ 2k∗ ∂ 2k∗
∗ = (η ∗ + ηt∗ ) + + ∗2 ∗
+ TPRO ∗ ∗
m− ε . (KM ∗ )
Dt∗ ∂x∗2 ∂y ∗2 ∂z

Bis hier ist die einzige Unbekannte in Gleichung (KM ∗ ) die Pseudo-Dissipation“ ∗ ε∗ . Auch für

diese Größe kann entsprechend den allgemeinen Regeln des Transportes einer skalaren Größe nach
4.2 Das k − ε Turbulenzmodell 73

(4.4) eine Transportgleichung hergeleitet werden. In dieser Gleichung können wieder Termgruppen
als Diffusion, Produktion und als Dissipation interpretiert werden. Für die Diffusion wird wieder der
für die Leitung skalarer Größen übliche Ansatz gemacht. Die physikalische Richtigkeit des Produk-
tionstermes und der Dissipation der Dissipation ist natürlich fragwürdig. Da sich das Modell aber
in vielen technischen Anwendungen bewährt hat, soll es auch in dieser Arbeit ohne Modifikationen
verwendet werden.

ε-M ODELLGLEICHUNG :

Dε∗ ∂ 2 ε∗ ∂ 2 ε∗ ∂ 2 ε∗ ε∗ ∗ ε∗2
∗ = (η ∗ + ηt∗ ) + + + Cε 1 TPRO m − Cε 2 ∗ ∗ (EM ∗ )
Dt∗ ∂x∗2 ∂y ∗2 ∂z ∗2 k ∗ k

Die Modellkonstanten in Gleichung (EM ∗ ) sind Cε 1 = 1, 44 und Cε 2 = 1, 92.

Die beiden Modellgleichungen für die turbulenten Größen k ∗ und ε∗ , (KM ∗ ) und (EM ∗ ), bilden
zusammen mit den Gleichungen für die Wirbelviskosität ηt∗ , (4.1) und (4.2), den zeitgemittelten Im-
pulsgleichungen (XI ∗ ), (Y I ∗ ) und (ZI ∗ ) sowie der Kontinuitätsgleichung (K ∗ ) ein geschlossenes
Gleichungssystem zur Bestimmung der mittleren Geschwindigkeiten u∗ , v ∗ , w ∗ , dem Druck p∗ , der
turbulenten kinetischen Energie k ∗ und deren Dissipationsrate ε∗ .

4.2.2 Modell zur Ermittlung der turbulenten Wärmestromdichten

Mit der bis hier vorgestellten Modellgleichung ist es möglich, isotherme turbulente Strömungen zu
berechnen. In dieser Arbeit sollen aber die Produktionsraten der Entropie ermittelt werden. Diese
sind von der thermodynamischen Temperatur abhängig. Aus diesem Grund ist es notwendig, auch
die zeitgemittelte thermische Energiegleichung (T E ∗ ) zu lösen. Auch diese Gleichung enthält tur-
bulente Zusatzterme in Form der turbulenten Wärmestromdichten q̇i∗ = ∗ cp u∗ ∗
i Tj . Diese Terme
berücksichtigen die Wirkung der turbulenten Schwankungsbewegung auf die Temperaturverteilung
in der Strömung. In einfachen Scherströmungen kann analog zu den turbulenten Schubspannungen
in Abschnitt 4.2.1 davon ausgegangen werden, dass ein entscheidenden Aspekt für die Entstehung
von Turbulenz und ihre Aufrechterhaltung im Fall der turbulenten Wärmestromdichten die Exi-
stenz von Temperaturgradienten ist. Aus diesem Grund wird zur Beschreibung dieser turbulenten
Wärmestromdichten ein zu dem Boussinesq-Ansatz, Gleichung (4.1), analoger Ansatz gemacht:

q̇∗ = −λ∗t grad T ∗ . (4.8)

Gleichung (4.8) ähnelt dem Fourierschen Ansatz der Wärmeleitung (3.5) mit dem entscheidenden
Unterschied, dass es sich bei λ∗t , der turbulenten Wärmeleitfähigkeit, wieder um eine Strömungsgröße
handelt.

Das Schließungsproblem wird damit wieder auf die Ermittlung der skalaren Feldgröße λ∗t ver-
lagert. Diese Größe soll in dieser Arbeit nicht analog zu der Berechnung der Wirbelviskosität ηt∗
74 Modelle und numerische Aspekte

über zusätzliche Differentialgleichungen bestimmt werden. Es wäre im Hinblick auf die Model-

lierung der Entropieproduktion durch schwankende Temperaturgradienten, Term ṠPRO, W  in Glei-

chung (S ), sicherlich hilfreich, eine den Reynoldsspannungen analoge Modellierung von λ∗t mit

der Varianz der Temperaturschwankungen kΘ = T ∗ /2 und deren Dissipationsrate ε∗Θ zu verfolgen
[ Speziale und So 1998]. Ein solches Turbulenzmodell ist aber in kommerziellen CFD Programmen
nicht weit verbreitet und soll aus diesem Grund nicht verwendet werden.

Sehr verbreitet hingegen ist die Modellierung der turbulenten Wärmeleitfähigkeit, beziehungswei-
se der turbulenten Temperaturleitfähigkeit a∗t = λ∗t /(∗ c∗p ), mit Hilfe der so genannten turbulenten
Prandtl-Zahl Prt :
νt∗
Prt := . (4.9)
a∗t
Eine Modellierung nach Gleichung (4.9) macht sich den passiven Charakter des Temperaturfeldes
zu Eigen. Wie in Kapitel 3 gezeigt wurde, sind das Geschwindigkeits- und Temperaturfeld in in-
kompressiblen Strömungen gegenseitig nicht gekoppelt. Das Temperaturfeld kann als eine Folge
des Geschwindigkeitsfeldes und der thermischen Randbedingungen angesehen und somit nach einer
Kenntnis des Strömungsfeldes gelöst werden. Im Bezug auf die Turbulenz kann gesagt werden, dass
die turbulente Wärmeübertragung weitgehend durch das turbulente Strömungsfeld bestimmt wird,
die Temperatur sich somit wie ein passiver Skalar verhält.

In nahezu allen kommerziellen CFD-Programmen werden die turbulenten Wärmestromdichten


in Gleichung (T E ∗ ) über die turbulente Wärmeleitfähigkeit, Gleichung (4.8), und die turbulente
Prandtl-Zahl, Gleichung (4.9), bestimmt, wobei diese zusätzlich oft konstant angenommen wird:

Prt = 0, 9 . (4.10)

Die Druck-Geschwindigkeits-Korrelation TDG aus Gleichung (T E ∗ ) wird im Allgemeinen vernach-
lässigt und die Modellgleichung für die thermische Energie in der Temperaturform wird mit Verwen-
dung der modellhaften indirekten Dissipation ∗ ε∗ zu:

T -M ODELLGLEICHUNG :

DT ∗ ∂ 2T ∗ ∂ 2 T ∗ ∂ 2T ∗
∗ c∗p = (λ∗ + λ∗t ) + + + Φ∗ + ∗ ε∗ (T M ∗ )
Dt∗ ∂x∗2 ∂y ∗2 ∂z ∗2

Gleichung (T M ∗ ) stellt zusammen mit (4.9), beziehungsweise (4.8) und der Kontinuitätsgleichung
(K ∗ ), den zeitgemittelten Impulsgleichungen (XI ∗ ), (Y I ∗ ) und (ZI ∗ ) sowie den Modellgleichungen
für die turbulente kinetische Energie (KM ∗ ) und deren Dissipationsrate (EM ∗ ) ein geschlossenes
Gleichungssystem dar, deren Lösung die zeitgemittelte Temperatur ist.

An dieser Stelle ist es nun möglich, die mittleren Geschwindigkeits- und Temperaturfelder sowie
die kinetische Energie der turbulenten Schwankungsbewegung und deren (modellhafte) Dissipations-
rate in turbulenten Strömungen zu bestimmen. Im Folgenden sollen nun die Modellansätze des k − ε
4.3 Modellgleichungen der Entropieproduktionsraten 75

Turbulenzmodelles auf die Berechnung der lokalen Entropieproduktionsraten erweitert werden. Das
∗ ∗ ∗ ∗
Ziel sollen Modellgleichungen für die Terme ṠPRO, D
, ṠPRO, D  , ṠPRO, W und ṠPRO, W  in Gleichung
(S∗ ) sein.

4.3 Modellgleichungen der Entropieproduktionsraten

Im Folgenden wird das Ziel verfolgt, in einer den eigentlichen Lösungen der zeitgemittelten Navier-
Stokes- und thermischen Energie-Gleichungen nachgeschalteten Analyse des zeitgemittelten Ge-
schwindigkeits-, Temperatur und Turbulenzfeldes die vier Entropieproduktionsraten zu bestimmen.
Diese Analyse soll dabei eine reine Auswertung mit Hilfe der bekannten Geschwindigkeiten u∗ , v ∗ ,
w ∗ , der mittleren Temperatur T ∗ sowie der kinetischen Energie der Schwankungsbewegung k ∗ und
deren Dissipationsrate ε∗ sein. Es sollen keine weiteren Differentialgleichungen gelöst werden, so
dass die Berechnung der Entropieproduktionsraten in einem reinen, so genannten Postprozess der
CFD-Lösung erfolgen kann.

Es wird sich zeigen, dass die Entropieproduktionsraten aufgrund der mittleren Größen, also ṠPRO, D

und ṠPRO, W
, diese Bedingungen bereits erfüllen und keiner weiteren Modellierung bedürfen. Die
∗ ∗
turbulenten Schwankungsgrößen in den turbulenten Entropieproduktionsraten ṠPRO, D  und ṠPRO, W 
müssen hingegen einer Turbulenzmodellierung unterzogen werden.

In diesem Abschnitt werden zunächst die Modellgleichungen für vollturbulente Bereiche des Strö-
mungsfeldes vorgestellt. Es wird sich zeigen, dass diese Gleichungen in unmittelbarer Nähe zu festen
Wänden nicht mehr gültig sind und aus diesem Grund modifiziert werden müssen. Diese Modifika-
tion ist bei einer Lösung dieser Gleichungen auf der Basis einer finiten Volumendiskretisierung des
Strömungsfeldes auch aus numerischen Gründen unerlässlich, wie in Abschnitt 4.4 gezeigt werden
soll. Deshalb erfolgt in Abschnitt 4.5 eine systematische Herleitung von Wandfunktionen für die
Entropieproduktionsraten auf der Basis asymptotischer Überlegungen.

4.3.1 Entropieproduktion durch direkte Dissipation

Die zeitgemittelte spezifische Entropieproduktionsrate durch direkte Dissipation nach Gleichung (S∗ )
ist:

E NTROPIEPRODUKTIONSRATE DURCH DIREKTE D ISSIPATION :


  2  ∗ 2  ∗ 2 
∗ η∗ ∂u∗ ∂v ∂w
ṠPRO, := · 2 + + (SD ∗ )
D
T∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u∗ ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + +
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗
76 Modelle und numerische Aspekte

Eine Ermittlung dieser Größe ist bei Kenntnis der mittleren Geschwindigkeiten u∗ , v ∗ und w ∗ und
der Temperatur T ∗ ohne weitere Modellierung möglich. Diese Größen sind bei der Berechnung eines
Strömungs- und Temperaturfeldes mit Hilfe von CFD-Programmen immer bekannt und die Auswer-
tung von Gleichung (SD ∗ ) kann in einem der eigentlichen Lösung der zeitgemittelten Navier-Stokes-
und thermischen Energiegleichung nachgeschalteten Postprozess erfolgen. Spezielle Modifikationen
von (SD ∗ ) in wandnahen Bereichen des Strömungsfeldes werden Thema des Abschnitts 4.5 sein.

4.3.2 Entropieproduktion durch molekulare Wärmeleitung

In Gleichung (S∗ ) wurde die Entropieproduktionsrate durch Wärmeübertragung über mittlere Tem-
peraturgradienten (molekulare Wärmeleitung) als

E NTROPIEPRODUKTIONSRATE DURCH MOLEKULARE W ÄRMELEITUNG :


 2  ∗ 2  ∗ 2 
∗ λ∗ ∂T ∗ ∂T ∂T
ṠPRO, W := + + (SW ∗ )
T ∗2 ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

identifiziert. Alle Größen in Gleichung (SW ∗ ) können ohne weitere Modellierung in einem Postpro-
zess nach der Berechnung des Geschwindigkeits- und Temperaturfeldes bestimmt werden. Spezielle
Modifikationen von (SW ∗ ) in wandnahen Bereichen des Temperaturfeldes werden in Abschnitt 4.5
behandelt.

4.3.3 Entropieproduktion durch turbulente Dissipation

Die zeitgemittelte spezifische Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation ist nach Glei-
chung (S∗ ):
  2  ∗ 2  ∗ 2 
∗ η∗ ∂u∗ ∂v ∂w
ṠPRO, D := ∗ 2 + +
T ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗
 ∗ 2  ∗ 2  ∗ 2 
∂u ∂v ∗ ∂u ∂w ∗ ∂v ∂w ∗
+ + + + + + ,
∂y ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂y ∗
η ∗ TΦ∗
= . (4.11)
T∗
Bei der Berechnung von Strömungen unter Anwendung des k − ε Turbulenzmodelles bleiben die
Schwankungsterme in Gleichung (4.11) Unbekannte. Bereits bei den Überlegungen zu der Trans-
portgleichung für ε∗ wurde aber eine für den Aspekt der turbulenten Entropieproduktion entscheiden-
de Näherung vorgenommen: Die Ersetzung der turbulenten Dissipationsrate TΦ∗ durch die Pseudo-

Dissipation“ ∗ ε∗ . Soll auch in der Gleichung (4.11) die turbulenten Dissipationsrate TΦ∗ im Zuge
einer Modellierung durch ∗ ε∗ ersetzt werden, so muss zunächst sicher gestellt werden, dass diese
4.3 Modellgleichungen der Entropieproduktionsraten 77

beiden Größen in technischen Strömungen ähnliche Werte aufweisen. In [ Mathieu und Scott 2000]
wird dargestellt, dass diese beiden Größen im Grenzfall unendlicher Reynolds-Zahlen identisch sind,
Abweichungen also asymptotisch klein sind.

Für den Fall endlicher Reynolds-Zahlen lassen sich aus Beispielrechnungen hilfreiche Schlussfol-
gerungen ziehen: Auf der Basis der Gleichungen des k − ε Turbulenzmodelles wird eine adiabate
turbulente Rohrströmung bei vier Reynolds-Zahlen Re = ∗ u∗m D ∗ /η ∗ berechnet. Alle Reynolds-
Zahlen weisen Werte über der kritischen Reynolds-Zahl von Re=2300 auf. Es zeigt sich, dass für alle
Reynolds-Zahlen nach einer Einlauflänge von etwa 30-50 Durchmessern die Strömung als ausgebil-
det angesehen werden kann. In einem Querschnitt dieses ausgebildeten Bereiches kann die gesamte
integrale Dissipationsrate auf zwei Arten bestimmt werden:

1. Als dimensionsloser Verlust an mechanischer Energie pro Längeneinheit, siehe Gleichung


(ME ∗ ):

d p∗ η ∗ V̇ ∗ 4 Re ∗ u∗m D ∗ ∗ u∗τ D ∗
L≡ = 2 mit Re = ; Reτ = (4.12)
d x  uτ A
∗ ∗2 ∗4 ∗ Reτ η ∗ η∗

mit dem Druckverlust pro Längeneinheit dp∗ /dx∗ , der Schubspannungsgeschwindigkeit u∗τ
und dem Volumenstrom V̇ ∗ .

2. Als (entdimensioniertes) Flächenintegral der direkten Dissipation Φ∗ , Gleichung (3.22), und


der modellhaften indirekten Dissipation ∗ ε∗ :
 
η∗ 1
D≡ Φ∗ dA∗ + ∗ ε∗ dA∗ . (4.13)
∗2 u∗2
τ A

A A

In der Abbildung 4.1 sind die Auswertungen von L und D für vier Reynolds-Zahlen der Berechnun-
gen mit dem k − ε Turbulenzmodell und die Daten einer direkten numerischen Simulation (DNS)
von [ Eggels et al. 1994] aufgetragen.

Der Abbildung kann für kleine Reynolds-Zahlen eine Abweichung zwischen den Termen L und
D von etwa 10% entnommen werden. Diese Abweichungen werden bei großen Reynolds-Zahlen
geringer. Die Abweichungen zwischen der Auswertung der Terme L und D für die DNS-Daten und
der Rechnung mit dem k − ε Turbulenzmodell können bei den relativ niedrigen Reynolds-Zahlen,
bei denen die DNS-Daten vorliegen, als Effekt kleiner Reynolds-Zahlen (A) interpretiert werden.
Bei kleinen Reynolds-Zahlen ist das k − ε Turbulenzmodell nur noch bedingt anwendbar, da die
Modellgleichungen für hohe Reynolds-Zahlen entwickelt wurden. Der Abbildung kann weiterhin
entnommen werden, dass auch bei der Auswertung der Terme L und D für die Daten der DNS eine
Abweichung auftritt. Dies kann als systematischer Fehler (B) in der Annäherung der turbulenten
Dissipation TΦ∗ durch die Pseudo-Dissipation“∗ ε∗ interpretiert werden.

78 Modelle und numerische Aspekte

0.2

Re−Effekt (A)
systematischer Fehler (B)
0.15
Re−Effekt (A)

0.1
L

D
0.05

0
5300 10000 20000 40000
Re

Abbildung 4.1: Vergleich des Verlustes an mechanischer Energie und des Integrals
der modellierten direkten und indirekten Dissipation
 : berechneter Verlust an mechanischer Energie L =
 4 Re
Re2τ

  : berechnetes Integral der modellierten direkten und indirekten


η∗ 1
  
Dissipation D =≡ ∗2 u∗2 ∗ Φ∗ dA∗ + ∗ ε∗ dA∗
τ A A A

 : DNS Daten von [ Eggels et al. 1994] für L bei Re=5300


 : DNS Daten von [ Eggels et al. 1994] für D bei Re=5300

Aus den Betrachtungen zu Abbildung 4.1 folgt also, dass auch bei endlichen Reynolds-Zahlen die
modellhafte indirekte Dissipation ∗ ε∗ eine sehr gute Näherung für die physikalische indirekte Dissi-
pation TΦ∗ darstellt. Aus diesem Grund kann in der Modellierung von ṠPRO,

D  auch die physikalische
Dissipation durch  ε ersetzt werden. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass ε∗ bei einer Berech-
∗ ∗

nung des Strömungsfeldes auf der Basis des k − ε Turbulenzmodells immer als Feldgröße bekannt

ist und ṠPRO, D  wiederum in einem Postprozess ermittelt werden kann. Die Modellgleichung für die
Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation heißt also:

E NTROPIEPRODUKTIONSRATE DURCH TURBULENTE D ISSIPATION :

∗ η ∗ ∗ ε∗
ṠPRO, D  := ∗ (SD ∗ )
T


Auf die Behandlung von ṠPRO, D  in wandnahen Bereichen soll wieder in dem Abschnitt 4.5 ein-
gegangen werden. Zusammenfassend enthält die Modellierung der Entropieproduktionsrate durch
turbulente Dissipation folgende Annahmen:
4.3 Modellgleichungen der Entropieproduktionsraten 79

1. Äquivalenz der physikalischen turbulenten Dissipationsrate TΦ∗ und der turbulenten Dissipati-
onsrate ∗ ε∗ des k − ε Turbulenzmodelles.

2. Näherungsannahmen in der ε∗ -Gleichung (EM ∗ ).

4.3.4 Entropieproduktion durch turbulente Wärmeleitung

Die vierte Ursache der Entropieproduktion bedarf wieder einer Modellierung der turbulenten Schwan-
kungsgrößen. Die Entropieproduktionsrate durch Wärmeleitung über schwankende Temperaturgra-
dienten ist nach Gleichung (S∗ ):
 2  ∗ 2  ∗ 2 
∗ λ∗ ∂T ∗ ∂T ∂T
ṠPRO, W  := + + . (4.14)
T ∗2 ∂x ∗ ∂y ∗ ∂z ∗

In Gleichung (4.14) sind die Temperaturschwankungen Unbekannte des vorgestellten Gleichungs-



systems. Eine der Modellierung der anderen turbulenten Entropieproduktionsrate ṠPRO, D  analoge
Vorgehensweise verbietet sich. Denn wie in Abschnitt 4.2.2 schon dargestellt wurde, sind Turbulenz-
modelle, welche die turbulente Wärmeleitung auf der Basis von zwei zusätzlichen Differentialglei-

chungen, namentlich der Varianz der Temperaturschwankungen kΘ = T ∗2 /2 und deren Dissipati-
onsrate ε∗Θ , berechnen, nicht sehr weit verbreitet. Trotzdem lohnt sich im Zuge der Modellierung der
unbekannten Temperaturschwankungen in Gleichung (4.14) ein Blick auf die (physikalische) Trans-

portgleichung von kΘ [ Speziale und So 1998]:

DkΘ ∗ ∗

= Dk∗Θ − TDk Θ
+ TPROΘ
− ε∗Θ . (4.15)
Dt

In Analogie zu Gleichung (MES ∗ ) beschreibt Dk∗Θ die molekulare Diffusion, TDk Θ
die turbulente
∗ ∗ ∗
Diffusion, TPROΘ die Produktion von kΘ und εΘ die Dissipationsrate. Dieser Term lautet im Detail:
 2  ∗ 2  ∗ 2 
∂T ∗ ∂T ∂T
ε∗Θ = a∗ + + , (4.16)
∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

mit der molekularen Temperaturleitfähigkeit a∗ = λ∗ /(∗ c∗p ). Bei einem Blick auf die Gleichung
(4.14) fällt sofort der enge Zusammenhang des Termes ε∗Θ mit der Entropieproduktionsrate durch
turbulente Wärmeleitung auf. Diese kann wie folgt beschrieben werden:


∗ c∗p ε∗Θ
ṠPRO, W = . (4.17)
T ∗2

Bei einem Vergleich mit der anderen turbulenten Entropieproduktionsrate ṠPRO, D  , Gleichung
∗
(SD ), fällt wiederum die Analogie von Geschwindigkeits- und Temperaturfeld in inkompressi-
blen Strömungen auf. Der passive Charakter des Temperaturfeldes in dieser Art Strömungen wirkt
sich bis auf die Beschreibung der Entropieproduktionsraten aus. Es kann also an diesem Punkt zu-
mindest gesagt werden, dass die bisherigen Modellansätze Sinn machen und keinen Widerspruch zu
dem Verständnis der Turbulenz in der zeitgemittelten Form darstellen.
80 Modelle und numerische Aspekte

Wenn die Größe der turbulenten Dissipationsrate ε∗Θ bekannt wäre, wäre die Modellierung von

ṠPRO, W an dieser Stelle beendet. Wie aber bereits angedeutet, ist diese Größe im Allgemeinen als
Feldgröße nicht zugänglich. Es muss also versucht werden, die turbulente Dissipationsrate ε∗Θ mit
Hilfe geeigneter Annahmen mit der Modellierung der turbulenten Wärmestromdichten auf Basis der
turbulenten Prandtl-Zahl, siehe Abschnitt 4.2.2, in Einklang zu bringen. Bei diesem Schritt hilft die

Annahme eines lokalen Gleichgewichts zwischen der Produktion und der Dissipation von kΘ weiter.
∗ ∗
Die physikalische Produktion TPRO Θ
von k Θ in Gleichung (4.15) ist:

∗ ∂T ∗ ∂T ∗ ∂T ∗
TPRO = −u∗ T ∗ − v ∗ T ∗ ∗ − w ∗T ∗ ∗ . (4.18)
Θ
∂x∗ ∂y ∂z
Auch hier fällt wieder die Analogie zu der Produktion von kinetischer Energie der Schwankungs-
bewegung (MES ∗ ) auf. Denn diese konnte als die Summe aus den Produkten der Reynoldsspan-
nungen mit den mittleren Geschwindigkeitsgradienten identifiziert werden. In der Gleichung (4.18)
stehen Terme, welche als die Summe aus den Produkten der turbulenten Wärmestromdichten mit den
mittleren Temperaturgradienten interpretiert werden können. Diese turbulenten Wärmestromdichten
werden mit Hilfe des Boussinesq-ähnlichen Ansatzes (4.8) −u∗ ∗ = a∗ ∂T /∂x∗ und der Annah-
i T t i
∗ ∗
me einer konstanten turbulenten Prandtl-Zahl Prt = νt /at = 0, 9 modelliert. Die Annahme von

TPRO Θ
= ε∗Θ (lokales Gleichgewicht) ergibt dann:
 2  ∗ 2  ∗ 2 
∗ νt∗ ∂T ∗ ∂T ∂T
εΘ = + + . (4.19)
Prt ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

Die modellierte Dissipation der Varianz der Temperaturschwankungen nach Gleichung (4.19) kann
nun in die Gleichung für die Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeübertragung, Glei-
chung (4.17), eingesetzt werden. Nach geringen Umformungen erhält man mit a∗t nach Gleichung
(4.9) schließlich:

E NTROPIEPRODUKTIONSRATE DURCH TURBULENTE W ÄRMELEITUNG :


 2  ∗ 2  ∗ 2 
∗ a∗t λ∗ ∂T ∗ ∂T ∂T
ṠPRO,  = + + (SW ∗ )
W
a∗ T ∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗

Der Gleichung (SW ∗ ) kann entnommen werden, dass die Entropieproduktionsrate durch turbulente
Wärmeleitung sehr eng an die Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung, Gleichung
(SW ∗ ), gebunden ist. Der Unterschied zwischen diesen beiden Termen besteht nur im Faktor a∗t /a∗ ,
welcher in wandfernen Regionen Werte in der Größenordnung von 100 oder sogar größer aufweisen
kann. Es zeigt sich also spätestens hier, dass eine Vernachlässigung dieses Terms zu großen Fehlern
in der Ermittlung der lokalen Entropieproduktionsraten führt.

Zusammenfassend sind die Annahmen der Modellierung der Entropieproduktionsrate durch turbu-
lente Wärmeübertragung:


1. ein Boussinesq-Ansatz für −u∗
i T im Produktionsterm TPROΘ ,
∗
4.4 Numerische Aspekte 81


2. lokales Gleichgewicht, das heißt die Produktion TPROΘ
ist gleich der Dissipation ε∗Θ ,

3. eine konstante turbulente Prandtl-Zahl Prt .

4.4 Numerische Aspekte

Die Modellierung der Entropieproduktionsraten ist an dieser Stelle nun soweit fortgeschritten, dass
alle vier Terme in einem Postprozess einer CFD-Lösung berechnet werden können. Die Informa-
tion, welche in der Berechnung von turbulenten Wärmeübergängen mit dem k − ε Turbulenzmo-
dell zur Verfügung steht, ist ausreichend für eine nachgeschaltete Entropieproduktionsanalyse. Die
bisher gemachten Modellierungsansätze können somit einer ersten Validierung unterzogen werden.
Hierfür sind aber detaillierte Daten über die turbulenten Schwankungsbewegungen erforderlich. Die-
se Daten können entweder aus Hitzdrahtmessungen stammen oder aus der Verarbeitung von Da-
ten einer direkten numerischen Simulation (DNS). Bei der DNS handelt es sich um eine numeri-
sche Strömungsberechnung auf der Basis der vollständigen (nicht zeitgemittelten) Navier-Stokes-
Gleichungen unter der Berücksichtigung, dass das numerische Gitter und die Zeitschrittweiten al-
le turbulenten Schwankungsbewegungen ohne eine Turbulenzmodellierung erfassen. Aufgrund des
großen numerischen Aufwandes können heute nur Strömungen mit moderaten Reynolds-Zahlen ei-
ner DNS unterzogen werden [ Herwig 2002]. Zu dem Zeitpunkt der Fertigstellung dieser Arbeit exi-
stieren DNS-Daten einer turbulenten beheizten Kanalströmung bei einer Reynolds-Zahl von Re =
13981 [ Kawamura et al. 1999]. Zur Validierung der bisher vorgestellten Modellansätze werden Rech-
nungen unter Verwendung des k− Turbulenzmodelles unter den selben Geometrie-, Strömungs- und
thermischen Randbedingungen dieser DNS erstellt und mit den Ergebnissen dieser DNS verglichen.
Die Ergebnisse werden zeigen, dass aufgrund numerischer Aspekte die Entropieproduktionsraten in
unmittelbarer Nähe zu festen Wänden einer weiteren Modellierung unterzogen werden müssen.

4.4.1 Validierung: Lokale Entropieproduktionsraten in einer beheizten tur-


bulenten Kanalströmung

Zur Validierung der Modelle liegen Daten einer DNS einer turbulenten beheizten Kanalströmung vor.
Die Reynolds-Zahl bezogen auf die Kanalhöhe ist Re = 2H ∗ u∗m /ν ∗ = 13981. Mit der Schubspan-

nungsgeschwindigkeit u∗τ = τw∗ /∗ ergibt sich für diesen Fall eine auf die halbe Kanalhöhe H ∗
bezogene Reynolds-Zahl von Reτ = u∗τ H ∗ /ν ∗ = 395.

Zur Ermittlung der Entropieproduktionsrate aufgrund turbulenter Dissipation wird in der Aus-
wertung der DNS-Lösung die turbulente Dissipation TΦ∗ durch die Dissipation ∗ ε∗ approximiert,
da keine Daten von TΦ∗ vorliegen. Die Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeübertragung
der DNS-Lösung kann durch direktes Auswerten der Gleichung (4.14) erfolgen, da die turbulenten
Wärmestromdichten im Datensatz der DNS-Lösung enthalten sind. In der Auswertung der Berech-
82 Modelle und numerische Aspekte

nung mit dem k − ε Turbulenzmodell wird hierzu die Modellgleichung (SW ∗ ) verwendet.

Die Werte der lokalen spezifischen Entropieproduktionsraten werden entdimensioniert über dem
dimensionslosen Wandabstand y + = u∗τ y ∗ /ν ∗ dargestellt. Zur Entdimensionierung wird unter der
Berücksichtigung einer Liste von Einflussgrößen folgender Ansatz gewählt:
+ ∗ ν ∗ a∗ (Tw∗ /Tτ∗ )2
ṠPRO, i = ṠPRO, i , (4.20)
u∗2
τ λ

 
mit der Wandtemperatur Tw∗ und der Reibungstemperatur Tτ∗ = −q̇w∗ / ρ∗ c∗p uτ . Den Abbildungen

PRO, W
1
SPRO, D

DNS Kawamura 99 DNS Kawamura 99

S+
k−ε Model k−ε Model
+

0.8 0.8

0.6 0.6

0.4 0.4

0.2 0.2

0 0
0 100 200 300 400
0 100 200 300 y+ 400 +
y
SPRO, W′

0.2
PRO, D ′

0.2
DNS Kawamura 99 DNS Kawamura 99
k−ε Model k−ε Model
+

+
S

0.15 0.15

0.1 0.1

0.05 0.05

0 0
0 100 200 300 y+ 400 0 100 200 300 y+ 400

Abbildung 4.2: Entropieproduktionsraten in einer turbulenten beheizten Ka-


nalströmung, DNS Ergebnisse nach [ Kawamura et al. 1999]
und Modellgleichungen auf Basis des k − ε Turbulenz-
modells (Gleichungen (SD ∗ ), (SW ∗ ), (SD ∗ ) und (SW ∗ ).
Pr = 0, 71, Re = 13981.

kann entnommen werden, dass die vorgestellten Modellgleichungen in wandfernen Bereichen weni-
ger als 2% Abweichungen von den Daten der direkten numerischen Simulation aufweisen. Zumindest
∗ ∗
für die Entropieproduktionsraten aufgrund der mittleren Werte, das heißt ṠPRO, D
und ṠPRO, W
, ist
diese Übereinstimmung unter dem Aspekt einer korrekten CFD-Lösung unerlässlich, denn sie spie-
gelt nur die Übereinstimmung der Gradienten der mittleren Geschwindigkeiten und Temperaturen
4.4 Numerische Aspekte 83

wieder. Wenn diese Werte keine Übereinstimmung mit den DNS-Daten zeigen würden, müssten die
Werte für die mittleren Geschwindigkeiten und Temperaturen auf ihre Korrektheit überprüft werden.
∗ ∗
Der Vergleich der turbulenten Entropieproduktionsraten, ṠPRO, D  und ṠPRO, W  , zeigt in wandfer-
+
nen Bereichen, das heißt bei großen Werten von y , ebenfalls eine Abweichung von weniger als 2 %.
Insbesondere wird bei der Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeübertragung der Model-
lansatz auf der Basis von der Gleichheit von Produktion und Dissipation bestätigt.

Diese Validierungsrechnungen zeigen, dass die Modellansätze für alle vier Entropieproduktions-
raten in den wandfernen Bereichen um weniger als 2% von den Auswertungen der DNS-Daten ab-
weichen. Die Modellansätze basieren in den wandfernen Bereichen auch auf der Annahme großer
Reynolds-Zahlen, insbesondere gilt dies für die Annahme der Gleichheit von Produktion und Dissi-
pation in der Modellierung der Entropieproduktionsrate aufgrund von turbulenter Wärmeleitung. Es
ist deshalb um so erfreulicher, dass die Modellansätze auch bei der moderaten Reynolds-Zahl, bei
welcher die DNS-Daten vorliegen, eine gute Übereinstimmung zeigen.

In den Bereichen in unmittelbarer Wandnähe müssen die Modelle einer Modifizierung unterzogen
werden. In diesen Bereichen gilt unter anderem nicht mehr die Gleichheit von Produktion und Dissi-
pation. Weiterhin ist eine Anpassung der Modellgleichungen in den wandnahen Bereichen auch aus
numerischen Aspekten unerlässlich, wie in den folgenden Betrachtung in Abbildung 4.3 des wand-
+
nahen Verlaufs der obigen Validierungsrechnung für ṠPRO, D
gezeigt werden soll.

Wandnächste Zelle
SPRO, D

1
+

0.8 Integral der Entropieproduktionsrate


in der wandnächsten Zelle der
DNS−Lösung (schraffierte Fläche)

0.6

0.4
Integral der Entropieproduktionsrate
in der wandnächsten Zelle der k−ε−
Modell−Lösung (schattierte Fläche)
0.2

0
0 10 20 30 40 y+ 50

Abbildung 4.3: Entropieproduktionsrate aufgrund direkter Dissipation in einer


turbulenten beheizten Kanalströmung, DNS Ergebnisse nach
[ Kawamura et al. 1999] und Modellgleichungen auf Basis des
k − ε Turbulenzmodells (Gleichung (SD ∗ ) in unmittelbarer
Wandnähe
84 Modelle und numerische Aspekte

Die Auswertung der DNS-Daten zeigt, dass die Entropieproduktionsrate in unmittelbarer Wandnähe
einen sehr großen Gradienten aufweist. Innerhalb eines dimensionslosen Wandabstandes von
∆y + = 30 ändert sich die Entropieproduktionsrate um 98%. Um den Verlauf der Entropieprodukti-
onsrate in diesem Bereich mit den vorgestellten Modellgleichungen wiedergeben zu können, müsste
dieser durch eine Vielzahl finiter Volumenelemente diskretisiert werden, in denen die entsprechenden
Differentiale gelöst werden müssten. Die Diskretisierung in der vorgestellten Validierungsrechnung
ist nicht ausreichend, um diesen steilen Gradienten wiederzugeben.

Es wurde in Abschnitt 3.5.2 bereits dargestellt, dass durch Integration der lokalen Entropiepro-
duktionsraten auch globale Aussagen über die Entropieproduktion gewonnen werden können. Es
wurde erläutert, dass die in dieser Arbeit vorgestellten Modellgleichungen zur Entropieprodukti-
onsberechnung in einem der eigentlichen Berechnung des Geschwindigkeits- und Temperaturfeldes
nachgeschalteten Postprozess erfolgen können. Eine Berechnung des Geschwindigkeits- und Tem-
peraturfeldes erfolgt dabei üblicherweise auf der Basis einer so genannten finite Volumendiskretisie-
rung, in der das zu untersuchende Strömungsfeld in eine endliche Anzahl finiter Volumenelemente
aufgeteilt wird und die in Kapitel 3 vorgestellten Grundgleichungen gelöst werden. Eine Ermittlung
der gesamten Entropieproduktionsrate in diesem Strömungsfeld kann auf der Basis der vorgestellten
Modellgleichungen sehr einfach durch eine Integration der mit dem Volumen des finiten Volumens
multiplizierten spezifischen Entropieproduktionsrate erfolgen. Abbildung 4.3 verdeutlicht anschau-
lich den großen Fehler, der durch dieses Vorgehen in dem am der Wand liegenden finiten Volumen
auftreten würde. Die integrale Entropieproduktionsrate der Auswertung der DNS-Daten ist in Abbil-
dung 4.3 über dieses wandnahe Volumen als schraffierte Fläche dargestellt. Eine Multiplikation der
spezifischen Entropieproduktionsrate der Modellgleichungen mit dem Volumen der finiten Zelle er-
gibt auf dem verwendeten numerischen Gitter einen Wert, welcher der schattierten Fläche entspricht.
Der Fehler dieser Vorgehensweise ist beträchtlich. Er beträgt über 98%! Das ist umso bedenklicher,
als dass gezeigt wurde, dass ein Großteil der Entropieproduktionsraten gerade in der unmittelbaren
Nähe von festen Wänden auftritt und obwohl es sich nur um einen sehr kleinen Bereich handelt, die
Gesamtlösung im Zuge einer globalen Entropieproduktionsrate dominierend beeinflusst.

4.5 Wandfunktionen

Die hohen Gradienten der Entropieproduktionsraten in unmittelbarer Wandnähe sind vor allem mit
den hohen Gradienten der mittleren Geschwindigkeiten und Temperaturen in diesen Bereichen zu be-
gründen. Dieses aber ist ein bekanntes Problem bei der Berechnung von turbulenten Strömungen auf
der Basis einer finiten Volumendiskretisierung [ Launder und Spalding 1974]. Ein Lösungsansatz für
die Berechnung turbulenter Strömungen in der Nähe von festen Wänden bei hohen Reynolds-Zahlen
ist das Anwenden von so genannten Wandfunktionen. Durch diese Wandfunktionen wird das asymp-
totische Verhalten von turbulenten Strömungen für y + → 0 und y + → ∞ für Reτ → ∞ wiedergege-
ben. Mit Hilfe dieser Wandfunktionen lassen sich Werte für die Geschwindigkeiten und Turbulenz-
größen sowie die Temperatur in der unmittelbaren Nähe von festen Wänden wiedergeben. Es kann da-
4.5 Wandfunktionen 85

durch auf eine extrem feine Diskretisierung in diesen Regionen verzichtet werden, da die Werte in den
Volumenmittelpunkten der an Wänden liegenden finiten Volumen durch diese Wandfunktionen und
nicht durch die Lösung der in Kapitel 3 dargestellten Differentialgleichungen berechnet werden. Für
die Geschwindigkeiten, Turbulenzgrößen und die Temperatur sind diese universellen Wandfunktio-
nen bekannt und finden in kommerziellen CFD-Programmen Anwendung. Ausführliche Darstellun-
gen zu ihrer Herleitung finden sich in [ Schlichting und Gersten 1997], [ Gersten und Herwig 1992]
oder [ Herwig 2002]. Die theoretischen Grundlagen der Herleitungen dieser universellen Wandfunk-
tionen sollen in dieser Arbeit auf die Entropieproduktionsraten erweitert werden. Das Ziel sollen
Wandfunktionen für alle vier Entropieproduktionsraten sein, mit deren Hilfe man korrekte Werte in
den an den Wänden liegen Kontrollvolumina in einer finiten Volumendiskretisierung des Strömungs-
feldes erhält. Im Laufe der Herleitung der Wandfunktionen für die Entropieproduktionsraten werden
die Wandfunktionen für die Geschwindigkeiten und die Temperatur benötigt. Aus diesem Grund sol-
len diese zunächst vorgestellt werden. Danach folgt eine ausführliche Herleitung der Wandfunktionen
+ + + +
für die vier Entropieproduktionsraten ṠPRO, D
, ṠPRO, W
, ṠPRO, D  und ṠPRO, W  .

4.5.1 Zeitgemittelte Geschwindigkeiten

Aufgrund der so genannten Haftbedingung sind die mittlere Geschwindigkeit und alle Schwankungs-
größen direkt an der Wand gleich Null. Weil an der Wand die Wirbelviskosität ebenfalls Null ist, gilt
direkt an der Wand das Newtonsche Reibungsgesetz τw∗ = η ∗ (∂u∗ /∂n∗ ), mit der molekularen Vis-
kosität η ∗ und dem wandnormalen Abstand n∗ . Die Wirbelviskosität wächst als Folge der größer
werdenden Schwankungsgeschwindigkeiten mit zunehmenden Wandabstand an und es kommt aus
diesem Grund in turbulenten Strömungen zu einer zusätzlichen Abweichung von dem linearem An-
stieg des Geschwindigkeitsprofils. Für den Fall einer Strömung zwischen zwei unendlichen ebenen
Platten, von denen eine in Ruhe ist, während sich die andere mit einer konstanten Geschwindigkeit
bewegt (Couette-Strömung) lassen sich aus den Überlegungen der dann geltenden konstanten Schub-
spannungsverteilung universelle Verläufe für das Geschwindigkeitsprofil herleiten [ Herwig 2002].
Dabei wird zwischen zwei Schichten unterschieden: Einer Wandschicht, in welcher der molekulare
Impulsaustausch zusammen mit dem turbulenten Austausch auftritt und einem vollturbulenten Be-
reich, in welchem die turbulenten Effekte dominieren. In einer asymptotischen Betrachtung können
diese beiden Schichten als die Grenzwerte für n+ → 0 und für n+ → ∞ angesehen werden.

In der Wandschicht ist es üblich, alle Größen in so genannten Wandkoordinaten darzustellen. Die-
se folgen aus einer Entdimensionierung. Alle Größen, welche auf der Basis der Einflussgrößen der
Wandschicht entdimensioniert werden, werden durch ein hochgestelltes +“ gekennzeichnet. Die

Einflussgrößen in der Wandschicht sind die Wandschubspannung τw∗ , die Dichte ∗ , die molekula-
re Viskosität η ∗, die wandparallele (mittlere) Geschwindigkeit u∗ und der wandnormale Abstand n∗ .
Eine Entdimensionierung des wandnormalen Abstandes erfolgt hierbei mit der charakteristischen Ge-
schwindigkeit der wandnahen Schicht [ Herwig 2002]. Diese charakteristische Geschwindigkeit ist

die so genannte Schubspannungsgeschwindigkeit u∗τ = τw∗ /∗ . Der dimensionslose Wandabstand
86 Modelle und numerische Aspekte

ist dann:
n∗ u∗τ ∗
n+ = . (4.21)
η∗
Die dimensionslose Geschwindigkeit in der wandnahen Schicht ist:

u∗
u+ = . (4.22)
u∗τ

Überlegungen zu den Verläufen der Wirbelviskosität und asymptotische Betrachtungen führen in der
Wandschicht auf folgende Geschwindigkeitsverläufe für n+ → 0 und n+ → ∞ [ Herwig 2002]:

u+ = n + für n+ → 0 , (4.23)
1
u+ = ln n+ + C + für n+ → ∞ , (4.24)
κ
mit der so genannten Karman-Konstante κ = 0, 41 und der Integrationskonstante C + = 5 für glatte
Wände. Die Gleichungen (4.23) und (4.24) bilden den universellen Geschwindigkeitsverlauf turbu-
lenter Strömungen in Wandnähe ab. Insbesondere Gleichung (4.24) wird häufig auch als das loga-
rithmische Wandgesetz bezeichnet.

CFD-Programme, welche auf der finiten Volumendiskretisierung der Grundgleichungen beruhen,


bauen auf der Kenntnis der bekannten universellen Verläufe der Geschwindigkeit auf. Insbesondere
wird bei der Standardform des k − ε Turbulenzmodelles vorausgesetzt, dass sich der Mittelpunkt des
an der Wand liegenden Kontrollvolumens in der vollturbulenten Schicht befindet und sich die Ge-
schwindigkeit gemäß Gleichung (4.24) verhält. Es muss dabei unter allen Umständen gesichert sein,
dass sich der Mittelpunkt des an der Wand liegenden finiten Volumens auch in dieser vollturbulenten
Schicht befindet. Als formale Grenze zwischen der Wandschicht und dem vollturbulenten Bereich
kann dabei der Schnittpunkt der Gleichungen (4.23) und (4.24) mit n+ su = 11, 6 für glatte Wände
herangezogen werden.

Die Wandfunktionen für die Geschwindigkeit, Gleichungen (4.23) und (4.24), werden im Folgen-
den zur Ermittlung von Wandfunktionen für die Entropieproduktionsraten Anwendung finden.

4.5.2 Zeitgemittelte Temperatur

Für eine Ermittlung von Wandfunktionen der Entropieproduktionsraten werden neben den Geschwin-
digkeiten universelle Ausdrücke des Verhaltens der mittleren Temperatur in wandnahen Schichten für
n+ → 0 und für n+ → ∞ benötigt. Eine Ausführliche Herleitung der Wandgesetze für die turbulen-
te Wärmeübertragung findet sich in [ Gersten und Herwig 1992]. Die prinzipielle Vorgehensweise
ist ähnlich der Herleitung der Wandgesetze für die Geschwindigkeiten. Auch der Verlauf der mittle-
ren Temperatur kann durch ein Zwei-Schichten-Modell approximiert werden: Einer Wandschicht, in
welcher die molekulare Wärmeleitung zusammen mit dem turbulenten Austausch auftritt und einem
vollturbulenten Bereich, in welchem die turbulenten Wärmestromdichten überwiegen. In Analogie
4.5 Wandfunktionen 87

zur Schubspannungsgeschwindigkeit u∗τ führt eine Liste von Einflussgrößen zur charakteristischen
Temperatur der turbulenten Wandschicht, der so genannten Reibungstemperatur Tτ∗ , welche negative
Werte annehmen kann:
q̇w∗
Tτ∗ = − . (4.25)
∗ c∗p u∗τ

Die dimensionslose zeitgemittelte Temperatur lautet dann

T ∗ − Tw∗
T+ = , (4.26)
Tτ∗

mit der Wandtemperatur Tw∗ .

In dieser Arbeit soll die Einschränkung gemacht werden, dass nur Fluide mit mittleren molekula-
ren Prandtl-Zahlen von der Größenordnung von Eins auf Entropieproduktionsraten untersucht wer-
den sollen. Dieses Vorgehen ist im Gesamtkonzept keine große Einschränkung, da kommerzielle
CFD-Programme aufgrund ihrer Modelle für die turbulenten Wärmestromdichten dieser Randbedin-
gung unterliegen. Für diesen Fall lauten die universellen Verläufe der dimensionslosen zeitgemittel-
ten Temperatur:

T + = Pr n+ für n+ → 0 , (4.27)
1
T+ = ln n+ + CΘ+ (Pr) +
für n → ∞ , (4.28)
κΘ

mit der Konstanten κΘ = κ/0, 87 und

CΘ+ (Pr) = 13, 7 Pr2/3 − 7, 5 , (4.29)

für Pr > 0, 5 [ Gersten und Herwig 1992].

Diese universellen Verläufe der Geschwindigkeit und der Temperatur in Wandnähe werden im
Folgenden bei der Herleitung der Wandfunktionen für die Entropieproduktionsraten herangezogen.
Aufgrund der ähnlichen Herangehensweise werden zunächst wieder die Entropieproduktionsraten
∗ ∗
aufgrund der mittleren Größen, also ṠPRO, D
und ṠPRO, W
ermittelt, um dann mit Hilfe asympto-

tischer Überlegungen Wandfunktionen für die turbulenten Entropieproduktionsraten ṠPRO, D  und

ṠPRO, W herzuleiten.

Auch für die Entropieproduktionsraten erweist es sich als zweckmäßig, universelle Verläufe in
dimensionsloser Darstellungsweise zu ermitteln. Eine solche dimensionslose Darstellung der Entro-
pieproduktionsraten wurde bereits in der Validierungsrechnung in Abschnitt 4.4.1 aufgezeigt. Diese
soll an dieser Stelle noch einmal dargestellt werden, da sie im Folgenden für alle Wandfunktionen
der Entropieproduktionsraten verwendet werden soll:

+ ∗ ν ∗ a∗ (Tw∗ /Tτ∗ )2
ṠPRO, i = ṠPRO, i . (4.30)
u∗2
τ λ

88 Modelle und numerische Aspekte

4.5.3 Entropieproduktionsrate durch direkte Dissipation

Die Entropieproduktion durch direkte Dissipation kann, wie in Abschnitt 4.3.1 gezeigt wurde, gemäß
Gleichung (SD ∗ ) ermittelt werden. In der unmittelbaren Nähe zu festen Wänden dominieren die
wandnormalen Gradienten der wandparallelen Geschwindigkeiten und die Entropieproduktionsrate
kann in diesem Bereich in sehr guter Näherung durch
 2
∗ η∗ ∂u∗
ṠPRO, = (4.31)
D
T∗ ∂n∗

beschrieben werden. Mit der Entdimensionierungsvorschrift nach Gleichung (4.30) kann diese in
Abhängigkeit von der Wandkoordinate n+ in dimensionsloser Darstellung wie folgt geschrieben wer-
den:
∗  2
+
Ecτ TTw∗ ∂u+
ṠPRO, = τ
Tτ∗ +
, (4.32)
D
1+ Tw∗T
∂n+
 ∗ ∗
mit der Eckert-Zahl Ecτ = u∗2
τ / cp Tτ .

Für eine Herleitung der Wandfunktionen der Entropieproduktion durch Dissipation der kinetischen
Energie der mittleren Bewegung können die asymptotische Betrachtungen der Geschwindigkeits-
und Temperaturverläufe, Gleichungen (4.23) und (4.24) sowie (4.27) und (4.28) in die Gleichung
(4.32) eingesetzt werden. Die asymptotischen Wandfunktionen lauten dann:

+
Ecτ TTw∗
ṠPRO, = Tτ∗
τ
für n+ → 0 , (4.33)
D
1+ Tw∗ Pr n+

+
Ecτ TTw∗
ṠPRO, =  τ
 für n+ → ∞ . (4.34)
D Tτ∗
1+ Tw∗
1
κΘ
log(n+ ) + CΘ+ κ2 n+2

Die Gleichungen (4.33) und (4.34) bilden die Asymptoten der Entropieproduktion durch Dissi-
pation des mittleren Geschwindigkeitsprofiles ab. Die Gleichungen sind nicht stetig und bei einer
Implementierung als bereichsweise definierter Wandfunktion ergeben sich zusätzliche Schwierig-
keiten. Die formalen Schnittpunkte der Asymptoten des Geschwindigkeits- und Temperaturprofils,
Gleichung (4.23), (4.24) sowie (4.27) und (4.28), weisen nur bei der Bedingung Pr ≈ 1 Werte von
gleicher Größenordnung auf. Für größere Prandtl-Zahlen ist die Wandschicht des Temperaturprofiles
kleiner als die Wandschicht des Geschwindigkeitsprofiles und für eine Implementierung der Wand-
funktionen in der Form nach den Gleichungen (4.33) und (4.34) müssten Bereiche definiert und
Fallunterscheidungen nach der Größe der Prandtl-Zahl vorgenommen werden.

In [ Churchill und Usagi 1972] findet sich eine Beschreibung zur Ermittlung einer Funktion mit
Hilfe der Kenntnis zweier Asymptoten und einem Wert zwischen den Asymptoten in der Größen-
ordnung von Eins. Wird dieses Verfahren auf die obigen Asymptoten angewendet, so ergibt sich
4.5 Wandfunktionen 89

folgende Funktion:

+
Ecτ TTw∗
ṠPRO, = Tτ∗
τ
·
D
1+ Tw∗ Pr n+
  p 1/p
Tτ∗
1+ ∗ Pr n+
1 +    Tw
   , (4.35)
Tτ∗
1+ Tw∗
1
κΘ
log(n+ ) + CΘ+ κ2 n+2
Der Exponent p muss dabei so angepasst werden, dass die Funktion (4.35) durch einen Punkt von
der Größenordnung Eins verläuft. Hierzu wird die schon vorgestellte Auswertung der DNS-Daten
von [ Kawamura et al. 1999] herangezogen. In der Abbildung 4.4 sind diese DNS-Daten zusammen
mit drei Funktionen nach Gleichung (4.35) dargestellt, wobei dem Exponent Werte von p = −1,
p = −10 und p = −100 zugewiesen werden. Das hat zur Folge, dass die Näherungsfunktion durch
eine Reihe von Werten der DNS-Daten verläuft.

1.2
DNS
S+PRO, D

1 p=−1
p=−10
0.8 p=−100

0.6

0.4

0.2

0
0 10 20 30 40 n+ 50

Abbildung 4.4: Entropieproduktion durch Dissipation der kinetischen Ener-


gie der mittleren Bewegung nach [ Kawamura et al. 1999]
und Ausgleichsfunktionen nach der Methode von
[ Churchill und Usagi 1972], Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01,
Pr = 0, 71, Ecτ = 0, 01

Der Abbildung ist zu entnehmen, dass durch die Ausgleichsfunktion nach der Methode von
[ Churchill und Usagi 1972] die Asymptoten für n+ → 0 und n+ → ∞ sehr gut abgebildet werden.
Wenn man sich aber die Betrachtungen zu den numerischen Aspekten in Abschnitt 4.4 in Erinnerung
ruft, sollten die Wandfunktionen aber gerade dazu dienen, den Verlauf der Entropieproduktionsraten
in unmittelbarer Wandnähe für endliche Werte von n+ besser abzubilden. Aufgrund der unterschied-
lichen Vorzeichen der Steigungen der Asymptoten (an der Wand kann die Steigung der Asympto-
te je nach thermischer Randbedingung positiv oder negativ sein, die Steigung der Asymptoten für
90 Modelle und numerische Aspekte

n+ → ∞ ist hingegen immer negativ) kann die Methode von [ Churchill und Usagi 1972] in diesem
Fall keine befriedigende Lösung des Verlaufes der Entropieproduktionsraten in Wandnähe liefern.

In diesem Abschnitt soll eine Wandfunktion für die Entropieproduktionsraten in Wandnähe für
Werte von 0 < n+ < 100 gefunden werden. Wie eben gezeigt werden konnte, kann das nicht durch
eine reine Anpassung der asymptotischen Verläufe erfolgen. Es sollen hier aus diesem Grund em-
pirische Funktionen auf der Basis asymptotischer Überlegungen gefunden werden, wobei eventuell
auftretende Modellkonstanten durch die Anpassung von Daten aus einer direkten numerischen Simu-
lation erfolgen sollen.

Die Form der Entropieproduktion gemäß der Auswertung der direkten numerischen Simulation,
siehe Abbildung 4.4, ähnelt der Gaußschen-Normalverteilung:
+
 
ṠPRO, D
= AD exp −bD (n+ − aD )2 . (4.36)

Im Folgenden soll versucht werden, eine stetige Funktion der Form (4.36) zu finden, welche die
asymptotischen Randbedingungen nach den Gleichungen (4.33) und (4.34) erfüllen. Diese Randbe-
dingungen sollen im einzelnen sein:
+
 +  T∗
ṠPRO, n = 0 = Ecτ w∗ , (4.37)
D Tτ
+
dṠPRO, D
= −Ecτ Pr , (4.38)
dn+ |n+ =0

d2 ṠPRO,
+
D
=0 . (4.39)
dn+2 |n+ =0,75·n+
su

Die Gleichung (4.39) stellt einen halbempirischen Ansatz zur Ermittlung einer universellen Funktion
der Entropieproduktionsrate in Wandnähe dar. Nach diesem Ansatz liegt der Wendepunkt der Entro-
pieproduktion bei 3/4 der Dicke der Wandschicht für die Geschwindigkeit, welche formal durch den
Schnittpunkt n+
su = 11, 6 der Gleichungen (4.23) und (4.24) gegeben ist. Dieses Verhalten kann der
Auswertung der DNS-Daten entnommen werden. Die beiden anderen Randbedingungen, Gleichun-
gen (4.37) und (4.38), sind exakte Randbedingungen, welche sich aus der Asymptote für n+ → 0,
Gleichung (4.33), ergeben.

Die Konstanten AD , aD und bD der Gleichung (4.36) können durch Einsetzen der Bedingungen
(4.37) bis (4.39) bestimmt werden:
−9PrTτ∗ n+2
aD =  sτ , (4.40)
8 Tw∗ − 12n+
sτ PrTτ + 8
∗ Tw∗2 − 3n+
sτ PrTw Tτ
∗ ∗

8 Tw∗ − 12n+ ∗
sτ PrTτ + 8 Tw∗2 − 3n+
sτ PrTw Tτ
∗ ∗
bD = , (4.41)
18 Tw nsτ
∗ +2

T ∗  
AD = Ecτ w∗ exp bD a2D . (4.42)

In der Abbildung 4.5 ist für den in Abschnitt 4.4.1 vorgestellten Fall einer Validierungsrechnung die
Entropieproduktionsrate in unmittelbarer Wandnähe durch den halbempirischen Ansatz nach Glei-
4.5 Wandfunktionen 91

chung (4.36) mit den Konstanten nach Gleichungen (4.40) bis (4.42) für Fluide mit den Prandtl-
Zahlen Pr = 0, 71 und Pr = 5 dargestellt.

1.2 1.2

PRO, D
DNS DNS
S+PRO, D

1 Wandfunktion 1 Wandfunktion

S+
0.8 0.8
Pr=0,71 Pr=5
0.6 0.6

0.4 0.4

0.2 0.2

0 0
0 10 20 30 40 n+ 50 0 10 20 30 40 n+ 50

Abbildung 4.5: Entropieproduktion durch Dissipation der kinetischen Energie der


mittleren Bewegung nach [ Kawamura et al. 1999] und halbempi-
rische Wandfunktion (links: Pr = 0, 71, Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ =
0, 01, Ecτ = 0, 01; rechts: Pr = 5, Reτ = 180, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01,
Ecτ = 0, 01)

Der Abbildung kann entnommen werden, dass das Verhalten der Entropieproduktion durch direk-
te Dissipation in dem untersuchten Bereich von 0 < n+ < 50 sehr gut wiedergegeben wird. Die
Abweichungen belaufen sich in einem kleinen Bereich von 10 < n+ < 20 auf maximal 20%.

Ein Vergleich mit DNS-Daten bei einer höheren Prandtl-Zahl in der Abbildung 4.5 zeigt, dass das
+
asymptotische Verhalten von ṠPRO, D
an der Wand durch die halbempirische Wandfunktion wieder-
gegeben wird. Insbesondere folgt die Wandfunktion dem bei höheren Prandtl-Zahl zunächst positiven
und bei höheren Werten von n+ negativen Gradienten, welcher auch in den DNS-Daten beobachtet
werden kann. Dieses Verhalten begründet sich in der bei höheren Prandtl-Zahlen kleiner werdenden
Wandschicht der Temperatur. Bei hohen Prandtl-Zahlen ändert sich die Temperatur in einem kleinen
Bereich. Hieraus folgt, dass die Entropieproduktion in der dargestellten Form bei etwa n+ ≈ 3 ein
Maximum aufweist.

Das Ziel dieser Untersuchungen zu dem wandnahen Verhalten der Entropieproduktionsraten war,
eine bessere Approximation der mittleren Entropieproduktionsrate in einem an der Wand liegenden
finiten Volumen zu finden, siehe Abschnitt 4.4.1, und die Ausführungen zu Abbildung 4.3. Es wurde
gezeigt, dass durch den halbempirischen Ansatz nach Gleichung (4.36) der Verlauf der Entropiepro-
duktionsrate durch direkte Dissipation in diesem Bereich sehr gut wiedergegeben werden kann. Für
eine bessere Approximation des mittleren Wertes in dem Kontrollvolumen muss Gleichung (4.36)
92 Modelle und numerische Aspekte

über das Kontrollvolumen integriert und anschließend durch das Volumen dividiert werden. In der
eindimensionalen Betrachtung der Wandschicht entspricht dies einer Integration über den Wand-
abstand n+ mit anschließender Division durch den zweifachen Wandabstand des Mittelpunktes des
finiten Volumens. Somit kann ein mittlerer Wert der Entropieproduktionsrate durch direkte Dissipa-
tion als Funktion des dimensionslosen Wandabstandes n+ erhalten werden. Eine solche Integration
und Division von Gleichung (4.36) sieht im Detail wie folgt aus:
 2n+c "
+
 + 1  2 # +
ṠPRO, n = · AD · exp −bD n+ − aD dn =
D, m 2n+ 0
c
$ "      #
1 π
AD · erf bD 2n+
c − bD aD − erf − bD aD . (4.43)
2 bD
Der wandnormale dimensionslose Abstand des Mittelpunktes des an der Wand liegen Kontrollvolu-
mens ist n+
c .

In Abbildung 4.6 sind für die Prandtl-Zahlen Pr = 0, 71 und Pr = 5, 0 als Funktion des wand-
normalen Abstandes des Kontrollvolumens n+ c die mittleren Entropieproduktionsraten für die hier
vorgestellte Wandfunktion und Ergebnisse aus direkten numerischen Simulationen dargestellt. Die
obere Integrationsgrenze ist ein Maß für die Größe des an der Wand liegenden Kontrollvolumens. Der
Mittelpunkt des Kontrollvolumens liegt bei n+ c . Durch den halbempirischen Ansatz nach Gleichung

0.5 0.6
S+PRO, D, m
S+PRO, D, m

DNS DNS
Mittelwert der Wandfunktion 0.5 Mittelwert der Wandfunktion
0.4
0.4
0.3 Pr=0,71 Pr=5
0.3
0.2
0.2
0.1 0.1

0 + 0
0 20 40 60 80 nc 100 0 20 40 60 80 n+ 100
c

Abbildung 4.6: Mittlere Entropieproduktion durch Dissipation der mittleren Ge-


schwindigkeiten als Funktion des wandnormalen Abstandes des
Kontrollvolumens n+ c .

(4.36) und dessen Integration nach Gleichung (4.43) ist es somit möglich, für ein an festen Wänden
liegendes Kontrollvolumen einen mittleren Wert der Entropieproduktionsrate zu bestimmen, welcher
unabhängig von der Größe des Kontrollvolumens und der Prandtl-Zahl um maximal 15% von Daten
einer direkten numerischen Simulation abweicht. Gleichung (4.43) stellt im Folgenden die Bestim-
mungsgleichung für die Entropieproduktionsrate in an Wänden liegenden Kontrollvolumina dar, und
4.5 Wandfunktionen 93

bildet zusammen mit der Gleichung (SD ∗ ) das Modell zur Berechnung der Entropieproduktionsraten
durch direkte Dissipation in turbulenten Scherströmungen.

4.5.4 Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung

Die Entropieproduktionsrate aufgrund molekularer Wärmeleitung kann in der Hauptströmung in


wandfernen Bereichen durch Gleichung (SW ∗ ) bestimmt werden. In den Ausführungen zu den nu-
merischen Aspekten in Abschnitt 4.4.1 konnte deutlich gemacht werden, dass aufgrund der hohen
Gradienten in wandnahen Schichten die Modellgleichungen angepasst werden müssen. Das trifft

auch auf die Entropieproduktionsrate ṠPRO, W
zu.

Im Folgenden wird zunächst untersucht, welche Größenordnung die Temperaturgradienten in Wand-


nähe haben. Beispielhaft soll eine ausgebildete Rohrströmung mit konstanter Wandwärmestromdichte
betrachtet werden. An der Wand beträgt der wandnormale Temperaturgradient

∂T ∗ q̇ ∗
= w∗ , (4.44)
∂n∗ λ
mit der Koordinate n∗ normal zur Wand. Der Temperaturgradient in Hauptströmungsrichtung s∗ be-
trägt:

∂T ∗ q̇ ∗ πD ∗ 4q̇w∗
= w∗ ∗ = . (4.45)
∂s∗ ṁ cp Re η ∗c∗p

Das Verhältnis der Temperaturgradienten ist:

∂T ∗ /∂s∗ 4λ∗ 4 4
= = = . (4.46)
∂T ∗ /∂n∗ Re η ∗c∗p Re · Pr Pe

Damit kann in Wandnähe bei großen Peclet-Zahlen Pe die Entropieproduktionsrate durch nicht-nor-
male Temperaturgradienten im Vergleich der Entropieproduktionsrate durch wandnormale Tempera-
turgradienten vernachlässigt werden. Die Entropieproduktionsrate durch wandnormale Temperatur-
gradienten wird im Folgenden näher untersucht und Wandfunktionen zu ihrer Berechnung hergeleitet.
Weiterhin soll wiederum eine Gleichung zur Bestimmung der mittleren Entropieproduktionsrate in
einem an der Wand liegenden Kontrollvolumen als Funktion des dimensionslosen Wandabstandes
ermittelt werden.

Die Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung beträgt unter der Voraussetzung ho-
her Peclet-Zahlen in dimensionsloser Darstellung nach Gleichung (4.30):

+ ∗ ν ∗ a∗ (Tw∗ /Tτ∗ )2
SPRO, = ṠPRO, ,
W W u∗2
τ λ

 + 2
∂T
∂n+
=  2 . (4.47)
Tτ∗ +
Pr 1 + Tw∗T
94 Modelle und numerische Aspekte

Werden in die Gleichung (4.47) die asymptotischen Verläufe der zeitlich gemittelten Temperatur
in Wandnähe, Gleichungen (4.27) und (4.28), eingesetzt, so erhält man die asymptotischen Verläufe
der Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung für n+ → 0 und n+ → ∞:
+ Pr
ṠPRO, W
= 2 für n+ → 0 , (4.48)
Tτ∗
1+ Tw∗ Pr n+
+ 1
ṠPRO, W
=   2 für n+ → ∞ . (4.49)
Tτ∗
Pr κ2Θ n+2 1+ Tw∗
1
κΘ
log(n+ ) + CΘ+

Für die beiden Asymptoten kann nach der Methode von [ Churchill und Usagi 1972] wieder eine
Funktion gefunden werden, wobei der Exponent q wiederum durch eine Auswertung von Daten der
direkten numerischen Simulation von [ Kawamura et al. 1999] ermittelt werden muss:
+ Pr
ṠPRO, W
= 2 ·
Tτ∗
1 + T ∗ Pr n+
w
   2 q 1/q
Tτ∗ +
  1 + Tw∗ Pr n 
1 +   ∗
 2   . (4.50)
κ2Θ n+2 1 + TTτ∗ κ1Θ log(n+ ) + CΘ+
w

Die Ausgleichsfunktionen nach Gleichung (4.50) sind für q = −1, q = −10 und q = −100 zusam-
men mit den DNS-Daten von [ Kawamura et al. 1999] in der Abbildung 4.7 dargestellt.

1
SPRO, W

DNS
p=−1
0.8
+

p=−10
p=−100
0.6

0.4

0.2

0
0 10 20 30 40 n+ 50

Abbildung 4.7: Entropieproduktion durch molekulare Wärmeleitung nach


[ Kawamura et al. 1999] und Ausgleichsfunktion nach der Metho-
de von [ Churchill und Usagi 1972], Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01,
Pr = 0, 71

Der Abbildung ist zu entnehmen, dass durch die Ausgleichsfunktion nach der Methode von
[ Churchill und Usagi 1972] die Asymptoten für n+ → 0 und n+ → ∞ sehr gut wiedergegeben
4.5 Wandfunktionen 95

werden. Es tritt aber wie bei den Ausführungen zu der Entropieproduktionsrate durch direkte Dis-
sipation in Abschnitt 4.5.3 wieder das Problem auf, dass in dieser Untersuchung eine Näherung der
Entropieproduktionsrate in Wandnähe für etwa 11, 6 < n+ < 100 gesucht wird. Durch die Me-
thode von [ Churchill und Usagi 1972] kann in diesem Zusammenhang keine geeignete Funktion
gefunden werden. Aus diesen Gründen soll für die Entropieproduktionsrate aufgrund molekularer
Wärmeleitung wieder ein halbempirischer Ansatz analog zu Gleichung (4.36) zu der gesuchten Funk-
tion führen:
"  2 #
+
ṠPRO, W
= AW · exp −bW n+ − aW . (4.51)

Die Konstanten AW , bW und aW werden so gewählt, dass die Funktion folgende Bedingungen erfüllt:
+
 + 
ṠPRO, W
n =0 =Pr , (4.52)
+
dṠPRO, Tτ∗
= − 2Pr2
W
, (4.53)
dn+ |n+ =0 Tw∗
d2 ṠPRO,
+
W
=0 , (4.54)
dn+2 |n+ =0.75·n+
sT

wobei n+
sT der Schnittpunkt der Gleichungen (4.27) und (4.28) ist, das heißt die formale Grenze der
Wandschicht des Temperaturprofils.

Die Gleichungen (4.52) und (4.53) erfüllen die Randbedingungen der Asymptoten (4.48) exakt.
Die Bedingung (4.54) ist halbempirisch. Aus ihr folgt, dass der Wendepunkt der Entropieproduktion
durch mittlere Temperaturgradienten bei 3/4 der formalen Grenze n+ sT der Wandschicht der Tempe-
ratur liegt.

Mit Hilfe der Bedingungen (4.52) bis (4.54) können die Konstanten aus Gleichung (4.51) bestimmt
werden:
−9 Pr Tτ∗ n+2
aW =  sT (4.55)
4Tw∗ − 12n+ Pr Tτ∗ + 4 Tw∗2 − 6n+
sT Pr Tw Tτ
∗ ∗
sT

4Tw∗ − 12n+ +
Pr Tτ∗ + 4 Tw∗2 − 6nsT Pr Tw∗ Tτ∗
bW = sT
(4.56)
9 Tw∗ n+2
sT
 2

AW = Pr exp bw aw (4.57)

Die halbempirische Wandfunktion nach Gleichung (4.51) ist für die Prandtl-Zahlen Pr = 0, 71 und
Pr = 5 zusammen mit den Auswertungen der DNS-Daten von [ Kawamura et al. 1999] in Abbildung
4.8 dargestellt. Der Abbildung ist zu entnehmen, dass für ein Fluid mit der Prandtl-Zahl Pr = 0, 71
der Fehler in der Berechnung mit der halbempirischen Wandfunktion im Bereich von 0 < n+ < 30
maximal 18% beträgt. Die halbempirische Wandfunktion fällt für größere Werte von n+ jedoch sehr
stark ab und weist eine größer werdende Abweichung zu den Daten der direkten numerischen Simu-
lation auf. Dieses Verhalten kann aber als unkritisch betrachtet werden, da die Entropieproduktion für
große n+ gegen Null geht, und in der im Folgenden betrachteten Integration zur Entropieproduktion
kaum beiträgt.
96 Modelle und numerische Aspekte

1 6

PRO, W
DNS DNS
SPRO, W

Wandfunktion 5 Wandfunktion
0.8

+
S
+

4
0.6
Pr=0,71 3
Pr=5
0.4
2
0.2 1

0 0
0 10 20 30 40 n+ 50 0 10 20 30 40 + 50
n

Abbildung 4.8: Entropieproduktion durch molekulare Wärmeübertragung nach


[ Kawamura et al. 1999] und halbempirische Wandfunktion
(links: Pr=0,71, Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01; rechts: Pr=5,
Reτ = 180, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01)

Der Abbildung 4.8 kann ebenfalls entnommen werden, dass die halbempirische Wandfunktion das
Verhalten der Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung auch bei größeren Prandtl-
Zahlen sehr gut wiedergibt. Insbesondere folgt die Wandfunktion dem Verlauf der DNS-Daten in
unmittelbarer Wandnähe im Bereich 0 < n+ < 10. Durch die Wandfunktion kann ein Maximum der
Entropieproduktionsrate bei n+ ≈ 3 ermittelt werden, was mit den DNS-Daten übereinstimmt.

In dem an der Wand liegenden Kontrollvolumen soll ein über das an der Wand liegende Kontrollvo-
lumen gemittelter Wert für die Entropieproduktionsrate gefunden werden. Zu diesem Zweck wird die
Gleichung (4.51) integriert und durch den wandnormalen Abstand des Kontrollvolumens dividiert:
 "
+
 + 1 2n+
c  2 # +
ṠPRO, n = +· AW · exp −bW n+ − aW dn =
W, m 2nc 0
$
1 π "      #
AW · erf bW 2n+
c − bW aW − erf − bW aW .
2 bW
(4.58)

wobei n+ c wiederum der wandnormale Abstand des Mittelpunktes des an der Wand liegenden Kon-
trollvolumens ist.

Mit Gleichung (4.58) kann für beliebige Werte des wandnormalen Abstandes n+ die mittlere Entro-
pieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung in dem Bereich 0 < n+ < 2 n+ c ermittelt wer-
den. In Abbildung 4.9 sind für die Prandtl-Zahlen Pr = 0, 71 und Pr = 5, 0 über den wandnormalen
Abstand eines an der Wand liegenden Kontrollvolumens die mittleren Entropieproduktionsraten für
die hier vorgestellte Wandfunktion, Gleichung (4.58), und die Ergebnisse aus direkten numerischen
4.5 Wandfunktionen 97

Simulationen nach [ Kawamura et al. 1999] dargestellt. Den Abbildungen ist zu entnehmen, dass in

0.4 1.6
PRO, W, m

DNS

PRO, W, m
DNS
Mittelwert der Wandfunktion 1.4 Mittelwert der Wandfunktion
0.3 1.2
S+

S+
1
0.2 0.8
Pr=0,71 Pr=5
0.6
0.1 0.4
0.2
0 0
0 20 40 60 80 n+ 100 0 20 40 60
+
80 nc 100
c

Abbildung 4.9: Mittlere Entropieproduktion durch molekulare Wärmeleitung als


Funktion des wandnormalen Abstandes des Kontrollvolumens n+ c .

dem gesamten betrachteten Bereich von 11, 6 < n+ c < 100 die Mittelwerte der halbempirischen
Wandfunktion bei beiden betrachteten Prandtl-Zahlen um nicht mehr als 6% von den Daten der di-
rekten numerischen Simulation abweichen.

Durch den halbempirischen Ansatz nach Gleichung (4.51) und dessen Integration nach Gleichung
(4.58) ist es somit möglich, für ein an festen Wänden liegendes Kontrollvolumen einen mittleren
Wert der Entropieproduktionsrate zu bestimmen, welcher unabhängig von der Größe des Kontroll-
volumens und der Prandtl-Zahl um maximal 6% von Daten einer direkten numerischen Simulation
abweicht. Gleichung (4.58) stellt im Folgenden die Bestimmungsgleichung für die Entropieproduk-
tionsrate in an Wänden liegenden Kontrollvolumina dar, und bildet zusammen mit Gleichung (SW ∗ )
das Modell zur Berechnung der Entropieproduktionsraten durch direkte Dissipation in turbulenten
Scherströmungen.

4.5.5 Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation


Die Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation ṠPRO, D  kann in wandfernen Bereichen
∗
durch die Gleichung (SD ) bestimmt werden. Diese Modellgleichung basiert auf der Annahme der
Gleichheit der turbulenten Dissipationsrate TΦ∗ und der Dissipationsrate ∗ ε∗ . Diese Gleichheit ist
in unmittelbarer Wandnähe nicht mehr gegeben. Zudem wurde bereits gezeigt, dass die Tempera-
tur in unmittelbarer Wandnähe sehr großen Änderungen unterliegt und somit das bisherige Modell
der Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation in an der Wand liegenden Kontrollvolu-
mina angepasst werden muss, siehe Abbildung 4.2. Diese Modifikation soll wieder auf der Basis
98 Modelle und numerische Aspekte

von asymptotischen Betrachtungen zum Verhalten der Einflussgrößen in unmittelbarer Wandnähe


für n+ → 0 und für n+ → ∞ geschehen.

Eine dimensionslose Form nach Gleichung (4.30) der Entropieproduktionsrate durch turbulente
Dissipation ist:

+ ∗ ν ∗ a∗ (Tw∗ /Tτ∗ )2
ṠPRO, D  = ṠPRO, D  ,
u∗2
τ λ


Ecτ TTw∗ ε+
= τ
Tτ∗
, (4.59)
1+ Tw∗ T+

mit der entdimensionierten modellhaften turbulenten Dissipationsrate ε+ = ∗ ε∗ η ∗/ (∗2 u∗4


τ ). Für
die Dissipationrate ε+ sind in unmittelbarer Wandnähe universelle Verläufe bekannt, welche in den
k − ε Turbulenzmodellen für hohe Reynolds-Zahlen implementiert sind. Diese universellen Wand-
funktionen sind im Einzelnen [ Gersten und Herwig 1992]:

ε+ = 0, 15 für n+ → 0 , (4.60)
1
ε+ = für n → ∞ .+
(4.61)
κn+

Zusammen mit dem asymptotischen Verhalten der zeitgemittelten Temperatur, Gleichungen (4.27)
und (4.28), kann aus dem Verhalten der turbulenten Dissipationsrate in unmittelbarer Wandnähe,
Gleichungen (4.60) und (4.61), eine unstetige Funktion ermittelt werden, welche nach Gleichung
(4.59) das universelle Verhalten der Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation in Wand-
nähe wiedergibt. Ein Vergleich mit DNS-Daten zeigt aber, dass auf diesem Weg der Verlauf der
Entropieproduktionsrate in der Wandschicht nicht sehr gut angenähert werden kann. Aus diesem
Grund wird für die Wandschicht ein anderes Modell für die Entropieproduktionsrate herangezogen.
Zusammen mit dem asymptotischen Verlauf in der vollturbulenten Schicht ergibt sich durch einfaches
Aneinanderfügen der beiden Asymptoten am gewählten Punkt n+ su = 11, 6 folgendes Modell für
Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation:



 ∗
 0, 15Ecτ TTw∗ für n+ < 11, 6
+ τ
ṠPRO, D = ∗ (4.62)

 Ec Tw
τ T∗
 "
T∗

1
τ
+
# für n+ ≥ 11, 6 .
κn+ 1+ T τ∗ κΘ
log(n+ )+CΘ
w

Die Gleichung (4.62) braucht keiner Glättung unterzogen zu werden, da ein Vergleich mit den Aus-
wertungen von DNS-Daten von [ Kawamura et al. 1999] in der Abbildung 4.10 zeigt, dass die Entro-
pieproduktionsrate durch turbulente Dissipation in der Nähe von n+ = 11, 6 ein Maximum aufweist.
4.5 Wandfunktionen 99

DNS DNS
SPRO, D′

S+PRO, D′
0.3 Wandfunktion 0.3 Wandfunktion
+

0.25 0.25

0.2 0.2

0.15 Pr=0,71 0.15 Pr=5

0.1 0.1

0.05 0.05

0 0
0 20 40 60 80 n+ 100 0 20 40 60 80 n+ 100

Abbildung 4.10: Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation nach


[ Kawamura et al. 1999] und Wandfunktion (links: Pr = 0, 71,
Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01, Ecτ = 0, 01; rechts: Pr = 5,
Reτ = 180, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01, Ecτ = 0, 01)

Die Wandfunktion der Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation stimmt in dem be-
trachteten Bereich von 0 < n+ < 100 recht gut mit den Daten der direkten numerischen Simulation
überein. Insbesondere zeigt sich, dass die Annahme einer konstanten Entropieproduktionsrate in der
Wandschicht (n+ < 11, 6) eine sehr gute Näherung des physikalischen Verhaltens darstellt.

Zur Ermittlung einer mittleren Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation in an der


Wand liegenden finiten Kontrollvolumina muss Gleichung (4.62) über das Kontrollvolumen inte-
griert und durch das Volumen des finiten Volumens dividiert werden. In der eindimensionalen Be-
trachtungsweise der Wandschicht kann dieser mittlere Wert für ein Kontrollvolumen mit einem wand-
normalen Abstand von n+ c wie folgt ermittelt werden:
 
 +  2 n+c ∗
Ecτ TTw∗
+
 + 1  nsu Tw∗ + +
ṠPRO, D , m n = + 0, 15Ecτ ∗ dn + "  τ
# dn
2nc 0 Tτ n+su

κn+ 1 + TTτ∗ κ1Θ log (n+ ) + CΘ+
w

1 Tw∗ +
= 0, 15 Ecτ ∗ nsu
2 n+ T
c

τ-
Tw∗2 1 T∗  
+ Ecτ ∗2 · log 1 + τ∗ log(2 n+ c )+C
+
Tτ κ Tw
 .
T∗  
− log 1 + τ∗ log(n+ ) + C +
. (4.63)
Tw su

Mit Gleichung (4.63) kann für beliebige Werte des wandnormalen Abstandes n+ die mittlere Entro-
pieproduktionsrate durch turbulente Dissipation in dem Bereich 0 < n+ < 2 n+ c ermittelt werden. In
Abbildung 4.11 sind für die Prandtl-Zahlen Pr = 0, 71 und Pr = 5, 0 über den wandnormalen Ab-
100 Modelle und numerische Aspekte

stand n+c eines an der Wand liegenden Kontrollvolumens die mittleren Entropieproduktionsraten für
die hier vorgestellte Wandfunktion, Gleichung (4.63), und die Ergebnisse aus direkten numerischen
Simulationen von [ Kawamura et al. 1999] dargestellt. Der Abbildung kann entnommen werden, dass

0.16 0.25
DNS DNS
SPRO, D′, m

SPRO, D′, m
Mittelwert der Wandfunktion Mittelwert der Wandfunktion
0.14
0.2
+

+
0.12

0.1 0.15
Pr=0,71 Pr=5
0.08
0.1
0.06

0.04 0.05 +
0 20 40 60 80 n+c 100 0 20 40 60 80 nc 100

Abbildung 4.11: Mittlere Entropieproduktion durch turbulente Dissi-


pation als Funktion des wandnormalen Abstandes
des Kontrollvolumens n+
c .

für den hier betrachteten Bereich 11, 6 < n+ c < 100 von wandnormalen Abständen der Mittel-
punkte von an Wänden liegenden Kontrollvolumina die Wandfunktion (4.63) für beide untersuchten
Prandtl-Zahlen Werte liefert, die um höchstens 17% von den Werten der DNS-Daten abweichen. Die
Gleichung (4.63) stellt somit zusammen mit der Gleichung (SD ∗ ) die Modellgleichungen für die
Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation in turbulenten Scherströmungen dar.

4.5.6 Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung

In Fluidregionen weit entfernt von festen Wänden kann die Entropieproduktionsrate durch turbulen-
te Wärmeleitung mittels Gleichung (SW ∗ ) beschrieben werden. In wandnahen Regionen gilt jedoch
die Modellannahme des Gleichgewichts zwischen Dissipation und Produktion nicht mehr und die
Modellgleichung muss für jene Kontrollvolumina, welche unmittelbar an festen Wänden angrenzen,
modifiziert werden. Diese Modifikation soll in Anlehnung an die Betrachtungen zu der Entropiepro-
duktionsrate aufgrund turbulenter Dissipation wieder unter dem Gesichtspunkt einer asymptotischen
Analyse des universellen Verhaltens der mittleren Temperatur und der Dissipation der Varianz der
Temperaturschwankungen erfolgen.

In unmittelbarer Wandnähe dominieren bei hohen Peclet-Zahlen die wandnormalen Temperatur-


gradienten, siehe Anmerkungen in Abschnitt 4.5.4. Die Entropieproduktionsrate durch turbulente
Wärmeleitung kann nach Gleichung (4.30) in entdimensionierter Form wie folgt geschrieben wer-
4.5 Wandfunktionen 101

den:

+ ∗ ν ∗ a∗ (Tw∗ /Tτ∗ )2
ṠPRO, W  = ṠPRO, W  ,
u∗2
τ λ

ε+
Θ
= 2 , (4.64)
Tτ∗ +
1+ Tw∗T

mit der entdimensionierten Dissipationsrate der Varianz der Temperaturschwankungen


ε+ ∗ ∗ ∗2 ∗2 +
Θ = εΘ ν / (Tτ uτ ). Bei Kenntnis des universellen Verlaufes dieser Dissipationsrate εΘ können
mit den schon vorstellten Wandfunktionen der mittleren Temperatur, Gleichungen (4.27) und (4.28),
Lösungen der Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung für n+ → 0 und n+ → ∞
gefunden werden.

Leider existieren solche universellen Untersuchungen für die Wandschicht nicht. Aus diesem Grund
wird nach der Auswertung von Daten von direkten numerischen Simulationen bei einer Reihe von
verschiedenen Prandtl-Zahlen die Dissipationsrate der Varianz der Temperaturschwankungen in der
Wandschicht als konstant angenommen. Dieses Vorgehen ist analog zu den Überlegungen zum asymp-
totischen Verhalten der Dissipationsrate ε+ in der Wandschicht, siehe Abschnitt 4.5.5.

Im vollturbulenten Bereich soll weiterhin ein Gleichgewicht zwischen der Produktion und der Dis-
sipation bestehen. Wenn weiter angenommen wird, dass die wandnormalen Temperaturgradienten
dominieren (Pe → ∞), so kann für diesen Bereich die Dissipationsrate ε+ Θ wie folgt beschrieben
werden, siehe Gleichung (4.19):

νt∗ 1 ∂T +
ε+
Θ = ∗ ,
ν Prt ∂n +

ν κΘ 1
= t∗ . (4.65)
ν κ κ2Θ n+2

In erster Näherung kann angenommen werden, dass die dimensionslose Wirbelviskosität νt∗ /ν ∗ im
vollturbulenten Bereich linear mit dem Wandabstand n+ wächst [ Gersten und Herwig 1992]. Zu-
sammen mit den Überlegungen zur Wandschicht ergibt sich damit folgendes asymptotisches Verhal-
ten der Dissipationsrate ε+
Θ:

ε+
Θ = 0, 15 Pr für n+ → 0 , (4.66)
1
ε+
Θ = für n+ → ∞ . (4.67)
κΘ n+
In Anlehnung zu den Bemerkungen zur Entropieproduktionsrate aufgrund turbulenter Dissipation
in Abschnitt 4.5.5 könnte aus dem Verhalten der Dissipationsrate ε+ Θ in unmittelbarer Wandnähe,
Gleichungen (4.66) und (4.67), zusammen mit dem asymptotischen Verhalten der zeitgemittelten
Temperatur, Gleichungen (4.27) und (4.28), eine unstetige Funktion ermittelt werden. Diese gibt
das universelle Verhalten der Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung in Wandnähe
wieder. Ein Vergleich mit DNS-Daten zeigt aber wieder, dass auf diesem Weg der Verlauf der Entro-
pieproduktionsrate in der viskosen Unterschicht nicht sehr gut angenähert werden kann. Aus diesem
102 Modelle und numerische Aspekte

Grund wird für die Wandschicht ein anderes Modell für die Entropieproduktionsrate herangezogen.
Zusammen mit dem asymptotischen Verlauf in der vollturbulenten Schicht ergibt sich in Analogie zu
Gleichung (4.63) durch einfaches aneinanderfügen der beiden Asymptoten am gewählten Punkt n+ sT
folgendes Modell für Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung:



 0, 15 Pr für n+ < n+
sT ,
+
ṠPRO, W = (4.68)


 
T∗
 1
1 +
 für n+ ≥ n+
sT ,
κΘ n+ 1+ T τ∗ κΘ
log(n+ )+CΘ
w

wobei n+sT wieder die Grenze der Wandschicht der Temperatur darstellen soll, welcher formal als
Schnittpunkt der Gleichungen (4.27) und (4.28) ermittelt werden kann. Dieser ist n+
sT = 12, 1 für
Pr = 0, 71 und n+
sT = 7, 3 für Pr = 5.

In der Abbildung 4.12 ist die unstetige Wandfunktion der Entropieproduktionsrate durch turbu-
lente Wärmeleitung, Gleichung (4.68), für die beiden Prandtl-Zahlen Pr = 0, 71 und Pr = 5 zu-
sammen mit den Auswertungen von DNS-Daten von [ Kawamura et al. 1999] dargestellt. Der Abbil-

0.25
DNS

PRO, W

DNS
SPRO, W ′

Wandfunktion Wandfunktion
0.2 1
S+
+

0.8
0.15
Pr=0,71
0.6
0.1 Pr=5
0.4
0.05
0.2

0 0
0 20 40 60 80 n+ 100 0 20 40 60 80 n+ 100

Abbildung 4.12: Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung nach


[ Kawamura et al. 1999] und Wandfunktion (links: Pr=0,71,
Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01; rechts: Pr=5, Reτ = 180,
Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01)

dung kann entnommen werden, dass die Wandfunktion (4.68) bei einer Prandtl-Zahl von Pr = 0, 71
keiner Glättung unterzogen werden muss, da die DNS-Daten am gewählten Punkt n+ sT ebenfalls
ein Maximum aufweisen. Für größere Prandtl-Zahlen bildet die Wandfunktion keinen ausgeprägten
Maximalwert mehr aus. Die Werte weichen im gesamten betrachteten Bereich von n+ aber bis zu
100% von den Werten der direkten numerischen Simulation ab. Da aber im Sinne des Gesamtkon-
zeptes einer Auswertung von CFD-Daten in einem Postprozess keine andere Wandfunktion für die
4.5 Wandfunktionen 103

Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung gefunden werden kann, müssen diese Ab-
weichungen in Kauf genommen werden. Bemerkenswert ist jedoch, dass für beide Prandtl-Zahlen
die Werte der Entropieproduktionsraten der Wandfunktion (4.68) direkt an der Wand (n+ → 0) sehr
gute Übereinstimmung mit den DNS-Daten zeigen.

Das Ziel, welches mit der Herleitung von Wandfunktionen verfolgt wird, ist die Ermittlung von
mittleren Entropieproduktionsraten durch turbulente Wärmeleitung in einem an der Wand liegenden
finiten Kontrollvolumen. Hierzu muss Gleichung (4.68) wieder über das Kontrollvolumen integriert
und durch das Volumen des finiten Volumens dividiert werden. In der eindimensionalen Betrach-
tungsweise der Wandschicht ergibt sich folgender mittlerer Wert für das Kontrollvolumen mit dem
wandnormalen Abstand n+ c :
 
 n+  2 n+c
  1 sT 1
+
ṠPRO, W , m n
+
= + 0, 15 Prdn+ + dn+    
2nc 0 n+
sT

κΘ n+ 1 + TTτ∗ κ1Θ log (n+ ) + CΘ+
w
 
1 + 1 1
= 0, 15 Pr n + Tτ∗   − Tτ∗
.
2 n+c
sT
T∗
+ log n+ sT + CΘ
+
T∗
+ log (2 n+ +
c ) + CΘ
w w

(4.69)

Gleichung (4.69) stellt die Bestimmungsgleichung für die mittlere Entropieproduktionsrate durch tur-
bulente Wärmeleitung in einem an Wänden liegenden Kontrollvolumen in Abhängigkeit des wand-
normalen Abstandes des Kontrollvolumens dar. In der Abbildung 4.13 sind für die Prandtl-Zahlen
Pr = 0, 71 und Pr = 5, 0 über den wandnormalen Abstand n+ c eines an der Wand liegenden Kontroll-
volumens die mittleren Entropieproduktionsraten für die hier vorgestellte Wandfunktion, Gleichung
(4.69), sowie die Ergebnisse aus direkten numerischen Simulationen von [ Kawamura et al. 1999]
dargestellt.

Der Abbildung kann entnommen werden, dass für kleinere Prandtl-Zahlen die Ergebnisse der
Wandfunktion über und für größere Prandtl-Zahlen unter den Werten einer direkten numerischen Si-
mulation liegen. Die Abweichungen betragen bei der Prandtl-Zahl Pr = 5 bei kleinen Wandabständen
über 40%, nehmen jedoch mit zunehmendem Wandabstand ab. Da wie schon angedeutet im Sinne
der Gesamtarbeit auf einfache Weise keine andere Wandfunktion gefunden werden kann, stellt die
Gleichung (4.69) zusammen mit der Gleichung (SD ∗ ) die Modellgleichungen für die Entropiepro-
duktionsrate durch turbulente Wärmeleitung in turbulenten Scherströmungen dar.
104 Modelle und numerische Aspekte

0.14 1
DNS DNS

PRO, W , m
Mittelwert der Wandfunktion Mittelwert der Wandfunktion


S+PRO, W′, m

0.12 0.8

S+
0.1 0.6
Pr=0,71 Pr=5
0.08 0.4

0.06 0.2

0.04 + 0 +
0 20 40 60 80 nc 100 0 20 40 60 80 nc 100

Abbildung 4.13: Mittlere Entropieproduktion durch turbulente Wärmeleitung


als Funktion des wandnormalen Abstandes des
Kontrollvolumens n+c .

4.5.7 Die Wandfunktionen auf einen Blick

Zum Zwecke der besseren Übersichtlichkeit werden die Wandfunktionen aller vier Entropieproduk-
tionsraten an dieser Stelle noch einmal aufgeführt.

E NTROPIEPRODUKTIONSRATE DURCH DIREKTE D ISSIPATION :

$
+
 +  AD π "      #
ṠPRO, n = · erf bD 2n+
c − bD aD − erf − bD aD
D, m 2 bD

−9PrTτ∗ n+2
aD =  sτ (SDW )
8 Tw∗
− 12n+ + 8 Tw∗2 − 3n+

sτ PrTτ sτ PrTw Tτ
∗ ∗

8 Tw∗
− 12n+ ∗
+ 8 Tw∗2 − 3n+
sτ PrTτ sτ PrTw Tτ
∗ ∗
bD =
18 Tw∗ n+2

T∗  
AD = Ecτ w∗ exp bD a2D

4.5 Wandfunktionen 105

E NTROPIEPRODUKTIONSRATE DURCH MOLEKULARE W ÄRMELEITUNG :


$
+
 +  AW π "      #
ṠPRO, n = · erf bW 2n+
c − bW aW − erf − bW aW
W, m 2 bW

−9 Pr Tτ∗ n+2
aW =  sT (SW W )
4Tw∗ − 12n+ Pr Tτ∗ + 4 Tw∗2 − 6n+
sT Pr Tw Tτ
∗ ∗
sT

4Tw∗ − 12n+ ∗ +
Pr Tτ + 4 Tw − 6nsT Pr Tw∗ Tτ∗
∗2
bW = sT
9 Tw∗ n+2
sT
 2

AW = Pr exp bw aw

E NTROPIEPRODUKTIONSRATE DURCH TURBULENTE D ISSIPATION :


+
 + 1 T∗
ṠPRO,  n = 0, 15Ecτ w∗ n+
D ,m
2n+ T su
c

τ -
Tw∗2 1 T∗  
+ Ecτ ∗2 · log 1 + τ∗ log(2 n+ c )+C
+
(SD  W )
Tτ κ Tw
 .
T∗  
− log 1 + τ∗ log(n+su ) + C
+
Tw

E NTROPIEPRODUKTIONSRATE DURCH TURBULENTE W ÄRMELEITUNG :



+
 + 1
ṠPRO, W  , m n = 0, 15 Pr n+
2 n+c
sT


1 1
+ T∗   − Tτ∗
(SW  W )

Tw
τ
+ log n+ +
sT + CΘ Tw∗ + log (2 n+ +
c ) + CΘ
106 Modelle und numerische Aspekte
Kapitel 5

Anwendungs- und Simulationsbeispiele

Nach den Herleitungen und Erläuterungen in den Kapiteln 3 und 4 können Entropieproduktions-
raten in turbulenten Scherströmungen eines einkomponentigen Newtonschen Fluides berechnet und
eindeutig identifiziert werden. Diese lokalen Entropieproduktionsraten können in einem Postprozess
einer CFD-Analyse einer beliebigen Geometrie und unter beliebigen Strömungsbedingungen erfol-
gen, unter der Bedingung, dass die Strömung selber auf der Basis eines Wirbelviskositätsmodelles,
welches zudem eine Modellierung der turbulenten Dissipationsrate ∗ ε∗ besitzt, berechnet werden
kann1 . Hierzu werden die Modellgleichungen (SD ∗ ), (SW ∗ ), (SD ∗ ) und (SW ∗ ), und deren Modi-
fikationen in den an Wänden liegenden finiten Kontrollvolumina durch die Wandfunktionen (SDW ),
(SW W ), (SD  W ) und (SW  W ) in eine FORTRAN-Routine des kommerziellen CFD-Programm-
pakets CFD4.4 implementiert. Mit Hilfe dieser FORTRAN-Routine stehen dem Anwender in der
∗ ∗ ∗ ∗
Auswertung der CFD-Daten die Größen ṠPRO, D
, ṠPRO, D  ṠPRO, W und ṠPRO, W  als zusätzliche
Feldinformationen zur Verfügung.

Durch die Aufstellung der Modellgleichungen zur Berechnung der Entropieproduktionsraten in der
finiten Volumendiskretisierung und insbesondere durch die Herleitung von universellen Wandfunk-
tionen ist es dem Anwender möglich, auf einfache Weise die gesamte Entropieproduktion in einem
Strömungsfeld durch Integration zu bestimmen.

In diesem Kapitel sollen einige Berechnungsbeispiele mit dem kommerziellem CFD-Programm-


paket CFX4.4 unter Implementierung der entwickelten FORTRAN-Routine vorgestellt werden.

In diesen Simulationsbeispielen werden zunächst am Beispiel von laminaren und turbulenten Rohr-
strömungen die Anwendbarkeit der Modelle vorgestellt, wobei die Ergebnisse in diesen einfachen
Fällen mit analytischen Lösungen beziehungsweise mit empirischen Korrelationen verglichen wer-
1
Bis hier basieren alle Herleitungen auf dem k−ε Turbulenzmodell. Die Modelle zur Berechnung der Entropieproduk-
tionsraten können ebenfalls bei Strömungsberechnungen auf der Basis des k − ω Turbulenzmodelles verwendet werden.
Auch mit diesem Turbulenzmodell können die Wirbelviskosität und die turbulente Dissipationsrate bestimmt werden.
Bei der Verwendung von Reynolds-Stress-Modellen sind sogar die turbulenten Wärmestromdichten bekannt und eine
Modellierung der Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung kann entsprechend vereinfacht werden, siehe
Abschnitt 4.3.4.
108 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

den können.

Die zweite Gruppe der Beispiele beschäftigt sich mit Optimierungsproblemen der Wärmeüber-
tragung. In einem ersten Beispiel soll hierbei zunächst wieder die Richtigkeit der Modelle mit analy-
tischen Lösungen auf der Basis von empirischen Korrelationen verglichen werden. Bei dem letzten
Simulationsbeispiel handelt es sich um die Optimierung einer Anwendung, für die keine analytischen
Lösungsansätze vorliegen. An Hand dieses Beispiels können die Vorteile der neuen Modelle zur Be-
rechnung lokaler Entropieproduktionsraten aufgezeigt werden. Denn durch einfache Auswertung be-
kannter Feldinformationen der CFD-Berechnung einer komplexen dreidimensionalen Strömung mit
Wärmeübergang kann gezeigt werden, wie hilfreich die Berechnung der lokalen Entropieprodukti-
onsraten bei der Optimierung von Apparaten der Wärmetechnik sein kann.

5.1 Lokale Entropieproduktionsraten in Rohrströmungen

In den ersten beiden Simulationsbeispielen soll die Anwendbarkeit der entwickelten Modelle an ein-
fachen Geometrien aufgezeigt werden. Hierbei soll sich auf Innenströmungen konzentriert werden.
Aus diesem Grund werden im Folgenden Entropieproduktionsraten in laminaren und turbulenten
Rohrströmungen untersucht.

5.1.1 Laminare Rohrströmung

Das erste Beispiel soll verdeutlichen, dass die vorgestellten Modelle mit einer einfachen Modifikation
auch auf laminare Strömungen angewendet werden können. Diese Modifikationen sind im Einzelnen:

1. Die zeitlich mittleren Geschwindigkeiten und Temperaturen entsprechen den (laminaren) Mo-
mentanwerten in den Gleichungen für die Entropieproduktionsraten durch molekulare Effekte
in den Gleichungen (SD ∗ ) und (SW ∗ ).

2. Es gibt keine Entropieproduktionsraten durch turbulente Schwankungsbewegungen. Die Glei-


chungen (SD ∗ ) und (SW ∗ ) bleiben unberücksichtigt.

3. Keine Wandfunktionen; die Gleichungen (SDW ), (SW W ), (SD  W ) und (SW  W ) kommen
also nicht zum Einsatz, da diese auf den Modellansätzen des k −ε Turbulenzmodelles basieren.

Problemstellung

Als Beispiel wird eine ausgebildete laminare beheizte Rohrströmung gewählt. Diese Strömung ist
unter dem Namen Hagen-Poiseuille Strömung bekannt. Für diese Strömung sollen lokale Entropie-
produktionsraten bestimmt werden. Für die Hagen-Poiseuille Strömung gibt es analytische Lösungen
5.1 Lokale Entropieproduktionsraten in Rohrströmungen 109

der Impulsgleichungen (XI ∗ ) bis (ZI ∗ ) sowie der thermischen Energiegleichung in der Temperatur-
form, Gleichung (T E ∗ ). Die Gleichungen werden im Fall der Rohrströmung in Zylinderkoordinaten
aufgestellt und das Problem der laminaren Strömung kann in zwei Koordinaten beschrieben wer-
den: der axialen Richtung x∗ und der radialen Koordinate r ∗ . Mit Hilfe des Geschwindigkeits- und
Temperaturprofils können die lokalen Entropieproduktionsprofile für den Fall der Hagen-Poiseuille
Strömung auf analytische Weise durch Differentiation dieser Profile bestimmt werden. Diese analy-
tische Lösung soll an dieser Stelle mit den Auswertungen von CFD-Lösungen einer ausgebildeten
laminaren beheizten Rohrströmung verglichen werden. In dieser Auswertung werden die bekannten
Feldinformationen über die Geschwindigkeit und die Temperatur genutzt, um in einem Postprozess
die Entropieproduktionsraten zu bestimmen.

Analytische Lösung des Problems

Die Geschwindigkeits- und Temperaturprofile lauten für die hydrodynamisch und thermisch voll
ausgebildete Strömung in Zylinderkoordinaten, [ Bejan 1984]:
  ∗ 2 
r
u∗ (r ∗ ) = 2 u∗m 1 − , (5.1)
R∗
  4  ∗ 2 
q̇ ∗ R∗ 3 1 r ∗ r
T ∗ (r ∗ ) = Tw∗ − w ∗ + − , (5.2)
λ 4 4 R∗ R∗

mit dem Rohrradius R∗ , der mittleren Geschwindigkeit u∗m , der Wandtemperatur Tw∗ und der Wand-
wärmestromdichte q̇w∗ .

Durch Kenntnis des Geschwindigkeits- und Temperaturprofils können nach den Gleichungen (SD ∗ )
und (SW ∗ ) die lokalen Entropieproduktionsraten über den Rohrquerschnitt ermittelt werden. Diese
Entropieproduktionsraten werden hier dimensionslos dargestellt, wobei eine Entdimensionierung mit
λ∗ Tkal
∗2
/q̇w∗2 erfolgen soll. In dieser Vorschrift ist Tkal

die kalorische Mitteltemperatur in dem betrach-
teten Rohrquerschnitt.

Bei großen Peclet-Zahlen können die axialen Temperaturgradienten gegenüber den radialen Gradi-
enten vernachlässigt werden, siehe (4.46). Außerdem soll bei der Bestimmung der Entropieprodukti-
onsraten die Temperaturdifferenz T ∗ −Tkal ∗
zwischen der lokalen Temperatur T ∗ und der thermodyna-

mischen Mitteltemperatur Tkal im Vergleich zur lokalen Temperatur als klein angesehen werden. Das
ist durchaus berechtigt, da es sich bei allen Temperaturen um thermodynamische Temperaturen han-
delt, welche im Allgemeinen mehrere Hundert Kelvin betragen können. Damit erhält man folgende
analytische Lösungen für die dimensionslosen Entropieproduktionsprofile in einen Rohrquerschnitt,
siehe [ Bejan 1996]:

PrEc˜
2
ṠPRO, D = 16 2 r , (5.3)
˜
Nu
  2
ṠPRO, W = 2r − r 3 , (5.4)
110 Anwendungs- und Simulationsbeispiele
 ∗ ∗ 
˜ = u∗2
mit Pr = c∗p η ∗ /λ∗ , Ec ˜ ∗ ∗ ∗ ∗
m / cp Tkal , Nu = q̇ R / (λ Tkal ).

Den analytischen Lösungen der Entropieproduktionsraten in einer beheizten Hagen-Poiseuille Strö-


mung kann entnommen werden, dass die Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung
bei dieser Art der Entdimensionierung genau eine Funktion ergibt, welche den Wert Eins an der Rohr-
wand annimmt. Die Entropieproduktionsrate durch Dissipation ist vom Parameter Π = 16 Pr Ec/ ˜ Nu˜2
abhängig.

Numerische Lösung des Problems

Für eine numerische Lösung des Problems werden CFD-Rechnungen im hydrodynamisch und ther-
misch voll ausgebildeten Bereich von beheizten Hagen-Poiseuille Strömungen ausgewertet. Eine Er-
mittlung von lokalen Entropieproduktionsraten kann durch Auswertung der Feldinformationen der
Geschwindigkeit und der Temperatur in einem Postprozess erfolgen. Die analytischen Lösungen zei-
gen, dass die Entropieproduktionsraten im hydrodynamisch und thermisch voll ausgebildeten Bereich
nur von dem Parameter Π = 16 Pr Ec/ ˜ Nu˜ 2 abhängen. Aus diesem Grund wird eine Reihe von zehn
CFD-Rechnungen erstellt, wobei folgende Kennzahlen konstant sind:

Tabelle 5.1: Dimensionslose Kennzahlen der Simulationen

c∗p η ∗
Re = u∗m R∗
Pr = ˜ =
Nu
∗ R∗
q̇w

ν∗ λ∗ λ∗ Tkal

500 1 0,068

Die Kennzahl Ec ˜ wird in zehn Simulationen von Ec


˜ = 2, 94 · 10−4 bis Ec
˜ = 29, 4 · 10−4 variiert,
so dass sich insgesamt zehn Parameter Π ergeben.

Die Geometrie ist zweidimensional und hat eine Ausdehnung von 100 Rohrdurchmessern in Haupt-
strömungsrichtung. In der Rohrmitte gilt eine Symmetrierandbedingung. Am Einlass gelten Dirichlet-
Randbedingungen für die Geschwindigkeit und die Temperatur. Am Auslass gelten Dirichlet-Rand-
bedingungen für den Druck und Neumann-Randbedingungen (Null-Gradient in Hauptströmungsrich-
tung) für die Geschwindigkeiten und die Temperatur. Das numerische Gitter besteht für alle Rechnun-
gen aus 20 finiten Volumen in radialer Richtung und 500 finiten Volumen in Hauptströmungsrichtung.
Eine Auswertung erfolgt in einem Rohrquerschnitt im hydrodynamisch und thermisch voll ausgebil-
deten Bereich.

Vergleich der Lösungen

In der Abbildung 5.1 sind die analytischen Lösungen der Entropieproduktionsraten nach den Glei-
chungen (5.3) und (5.4) zusammen mit den Auswertungen nach den Gleichungen (SD ∗ ) und (SW ∗ )
5.1 Lokale Entropieproduktionsraten in Rohrströmungen 111

der vorgestellten Reihe von CFD-Rechnungen dargestellt. Der Abbildung kann entnommen werden,

1.4 10
Analytische Loesung Analytische Loesung
1.2 CFD CFD
8
1
SPRO, W

SPRO, D
0.8 6
∼ ∼ 2
Parameter: Π=16 Pr Ec / Nu
0.6
4

0.4
2
0.2

0 0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
r r

Abbildung 5.1: Entropieproduktionsraten in einer beheizten Hagen-Poiseuille


Strömung als Funktion des Rohrradius. Analytische Lösung
nach Gleichungen (5.3) und (5.4) und Auswertung von CFD-
Rechnungen nach den Gleichungen (SD ∗ ) und (SW ∗ ).

dass die Entropieproduktionsraten durch molekulare Wärmeleitung aufgrund der Entdimensionie-


rung für alle Fälle identisch sind und insbesondere an der Wand bei r = 1 einen Wert von Eins
aufweisen. Die Auswertungen der CFD-Rechnung ergeben für alle Fälle Werte, die über den gesam-
ten Rohrquerschnitt einen Fehler von weniger als 2,4% aufweisen.

Die Entropieproduktionsraten durch direkte Dissipation sind vom Parameter Π = 16 Pr Ec ˜2


˜ Nu
abhängig und weisen an der Wand ein Maximum von Π auf. Die Auswertungen der CFD-Rechnungen
zeigen erst bei größeren Werten von Π an der Wand wahrnehmbare Abweichungen von der analyti-
schen Lösung (5.3) in einer Größenordnung von maximal 1,6%. Steigt der Parameter Π über 1/16, so
übersteigt die Entropieproduktionsrate durch direkte Dissipation die Entropieproduktionsrate durch
molekulare Wärmeleitung.

Durch dieses einfache Beispiel sollten zwei Punkte verdeutlicht werden. Zum einen können die
in dieser Arbeit vorgestellten Modelle der Entropieproduktionsraten unter den oben genannten Ein-
schränkungen auf laminare Strömungen angewendet werden. Zum anderen sollte gezeigt werden,
dass durch eine einfache Auswertung bekannter CFD-Daten eines Geschwindigkeits- und Tempera-
turfeldes lokale Entropieproduktionsraten bestimmt werden können. Mit Hilfe dieser lokalen Raten
können die Ursachen der Entropieproduktion eindeutig bestimmt werden und somit kann auf einfa-
che Weise eine Konfiguration gefunden werden, in welcher die beiden Entropieproduktionsursachen
Werte gleicher Größenordnung aufweisen.
112 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

5.1.2 Turbulenter Rohrströmung

Das zweite Beispiel ist eine Erweiterung des im letzten Abschnitt beschriebenen Falls auf eine tur-
bulente Strömung. In diesem Beispiel sollen lokale Entropieproduktionsraten in einer ausgebildeten
turbulenten beheizten Rohrströmung berechnet werden.

Für den Fall einer turbulenten beheizten Rohrströmung Fall gibt es keine analytische Lösung in
Form einer algebraischen Gleichung, da für die Geschwindigkeits-, Temperatur und Turbulenzgrößen
keine einfachen analytischen Lösungen existieren. Eine Validierung der Ergebnisse aus einer Aus-
wertung von CFD-Daten kann aber dennoch erfolgen, wenn empirische Beziehungen für den Druck-
verlust und den Wärmeübergang herangezogen werden. Mit Hilfe dieser empirischen Beziehungen
lassen sich zumindest über den Rohrquerschnitt integrierte Entropieproduktionsraten ermitteln. Die-
se integralen Werte werden in diesem Beispiel mit den aufsummierten Werten der Auswertung einer
CFD-Rechnung verglichen.

Problemstellung

Als Beispiel wird eine turbulente beheizte Rohrströmung gewählt. Um den Vergleich mit den oben
erwähnten empirischen Korrelationen zu gewährleisten, wird die Strömung in einem hydrodyna-
misch und thermisch voll ausgebildeten Bereich untersucht. Die Reynolds-Zahl Re = u∗m D ∗ /ν ∗ soll
mit Re = 105 weit über der kritischen Reynolds-Zahl von Rekrit = 2300 dieser Strömung liegen.

Empirische Lösung des Problems

Die Entropieproduktionsraten müssen für diesen Fall einer turbulenten Strömung über den Umweg
einer Bilanzierung nach Gleichung (3.44) der ein- und austretenden Entropieströme gefunden wer-
den.

Aufgrund der im Vergleich zur absolute Temperatur geringen Änderung der kalorischen Tempera-
tur, kann die Differenz zwischen den diffusiv ein- und austretenden Entropieströmen vernachlässigt

werden (Terme ∆DS∗ und ∆TDS in Gleichung (3.44)). Da die Strömung zudem eine ausgeprägte
Hauptströmungsrichtung aufweist, kann weiterhin die Differenz zwischen den ein- und austretenden
turbulenten Entropieströmen vernachlässigt werden (Term ∆TT∗ S in Gleichung (3.44)).

Mit diesen Einschränkungen kann über die Entropiebilanzgleichung (3.44) die Entropieprodukti-
onsrate der turbulenten Rohrströmung bestimmt werden:

∗ q̇w∗ πD ∗dx∗
dSPRO = ṁ∗ ds∗ − , (5.5)
T ∗ + ∆T ∗

mit der spezifischen Entropie s∗ , der Wandwärmestromdichte q̇w∗ , der thermodynamischen Mittel-

temperatur des Rohrquerschnitts Tkal und der Temperaturdifferenz zwischen der thermodynamischen
5.1 Lokale Entropieproduktionsraten in Rohrströmungen 113

Mitteltemperatur des Rohrquerschnitts und der Wand ∆T ∗ = Tw∗ − Tkal



. Mit der kanonischen Bezie-
hung für inkompressible Fluide, siehe Gleichung (3.27)
dh∗ ds∗ 1 dp∗
= T∗ ∗ + ∗ ∗ (5.6)
dx∗ dx ρ dx
und

ṁ∗ dh∗ = q̇w∗ πD ∗ dx∗ (5.7)

kann Gleichung (5.5) über den Rohrquerschnitt integriert werden und die spezifische Entropiepro-
duktion pro Längeneinheit Rohr wird zu:

∗ ṁ∗ dp∗ q̇w∗ πD ∗∆T ∗
ṠPRO dA∗ = − ∗ ∗ + ∗2 , (5.8)
A∗ ρ Tkal dx∗ Tkal (1 + τ )

mit der dimensionslosen Temperaturdifferenz τ = ∆T ∗ . Vernachlässigt man nun diese Temperatur-
Tkal
differenz, also die Temperaturdifferenz zwischen Wand und Fluid bezogen auf die Mitteltemperatur,
so wird Gleichung (5.8) zu:

∗ ṁ∗ dp∗ q̇w∗ πD ∗∆T ∗
ṠPRO dA∗ = − ∗ ∗ + ∗2
. (5.9)
A∗ ρ Tkal dx∗ Tkal
Mit der Nußelt-Zahl Nu = q̇w∗ D ∗ /(λ∗ ∆T ∗ ) und dem Widerstandsbeiwert cf = 2 dp∗ /dx∗ ·D ∗ / (∗ u∗2
m)
wird Gleichung (5.9) in einer Rohrströmung zu:

∗ 8ṁ∗3 cf qw∗2 D ∗2 π
ṠPRO dA∗ = − 2 ∗ ∗2 ∗5 + ∗2
. (5.10)
A∗ π Tkal ρ D λ∗ Tkal Nu
   
Entropieproduktionsrate durch Dissipation Entropieproduktionsrate durch Wärmeleitung

Mit Hilfe von Gleichung (5.10) können die über einen Rohrquerschnitt integrierten Entropieprodukti-
onsraten in einer beheizten turbulenten Rohrströmung bestimmt werden, wenn empirische Gleichun-
gen für die Nußelt-Zahl Nu und den Widerstandsbeiwert cf vorliegen. Die Gleichung (5.10) liefert
die Entropieproduktionsraten pro Längeneinheit in W/mK.

Für den Fall einer hydrodynamisch und thermisch voll ausgebildeten Rohrströmung liegen sehr gut
dokumentierte empirische Gleichungen vor. Diese sind zum Beispiel [ Bird et al. 1960]:

Nu = 0, 023 · Re0,8 Pr0,4 , (5.11)


cf = 0, 316 · Re−0,25 . (5.12)

Somit ist die Formulierung der Berechnung der Entropieproduktionsraten aufgrund von Dissipa-
tion und Wärmeleitung auf der Basis empirischer Gleichungen abgeschlossen. Die Nachteile einer
solchen Formulierung wurden bereits in Abschnitt 3.5.2 ausführlich diskutiert. So können durch
Gleichung (5.10) die Entropieproduktionsraten durch molekulare und turbulente Effekte nicht unter-
schieden werden. Des Weiteren ist eine Lösung der Gleichung nur möglich, wenn empirische Daten
für die Nußelt-Zahl und den Widerstandsbeiwert bekannt sind. Das ist im Allgemeinen nur für einfa-
che Strömungsprobleme der Fall.
114 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

Numerische Lösung des Problems

In diesem Abschnitt soll die numerische Lösung des Problems vorgestellt werden. Eine solche nume-
rische Lösung ist auf der Basis der in dieser Arbeit vorgestellten Modelle zur Entropieproduktions-
berechnung und deren Implementierung in das kommerzielle CFD-Programmpaket CFX4.4 einfach
zu realisieren.

Durch eine in das CFD-Programmpaket CFX4.4 eingebundene FORTRAN-Routine können in ei-


nem der Berechnung der Geschwindigkeits- Temperatur und Turbulenzfelder nachgeschalteten Post-
prozess in jedem finiten Volumen des diskretisierten Feldes lokale Entropieproduktionsraten nach den
Gleichungen (SD ∗ ), (SW ∗ ), (SD ∗ ) und (SW ∗ ) berechnet werden. In dieser FORTRAN-Routine ist
ebenfalls die Modifikation der Raten auf der Basis der Wandfunktionen (SDW ),
(SW W ), (SD  W ) und (SW  W ) implementiert.

Im Fall dieses konkreten Beispiels wird eine turbulenten beheizten Rohrströmung von Wasser mit
Hilfe des CFD-Programmpakets CFX4.4 berechnet. Die Stoffwerte können der Tabelle 5.2 ent-
nommen werden. Die turbulenten Zusatzterme werden auf der Basis des k − ε Turbulenzmodelles
berechnet, siehe Abschnitte 4.2.1 und 4.2.2. Der Durchmesser des Rohres ist D ∗ = 0, 0127 m. Die
mittlere Strömungsgeschwindigkeit beträgt u∗m = 7, 9 m/s. Damit ergibt sich eine Reynolds-Zahl
von Re = 105 . Es wird eine konstante Wandwärmestromdichte von q̇w∗ = 105 W/m2 aufgeprägt.
Aus Gründen der Vergleichbarkeit mit der empirischen Lösung, Gleichung (5.10), werden an dieser

Tabelle 5.2: Stoffwerte von Wasser

η∗ ∗ λ∗ c∗p

1002 · 106 kg
ms
998, 21 mkg3 598, 4 · 10−3 W
mK
4181 kgK
J

Stelle nur die Ergebnisse in einem hydrodynamisch und thermisch voll ausgebildeten Bereich darge-

stellt. In diesem Rohrquerschnitt beträgt die thermodynamische Mitteltemperatur Tkal = 305 K. Aus


der CFD-Rechnung erhält man für die Schubspannungsgeschwindigkeit uτ = τw∗ /∗ in diesem
ausgebildeten Bereich u∗τ = 0, 38 m/s und für die Reibungstemperatur Tτ∗ = −0, 063 K. Aus einer
Auswertung der CFD-Daten ermittelt man die Temperatur an der Rohrwand in diesem Rohrquer-
schnitt als Tw∗ = 308, 6 K.

Im Folgenden sollen für die beschriebene CFD-Rechnung die lokalen Entropieproduktionsraten


dargestellt werden. Wie beschrieben erhält man diese durch einfaches Auslesen der Daten ein einem
Postprozess durch Einbindung einer FORTRAN-Routine. Diese Entropieproduktionsraten sollen hier
wieder dimensionslos über den entdimensionierten Rohrradius r dargestellt werden. Eine Entdimen-
sionierung soll, wie im Fall der laminaren Rohrströmung in Abschnitt 5.1.1 mit λ∗ Tkal
∗2
/q̇w∗2 vollzogen
werden. Die Ergebnisse sind in der Abbildung 5.2 dargestellt. Der Abbildung kann entnommen wer-
5.1 Lokale Entropieproduktionsraten in Rohrströmungen 115

0.25 0.25
CFD CFD

0.2 0.2

SPRO, W
SPRO, D

0.15 0.15

0.1 0.1

0.05 0.05

0 0
0 0.2 0.4 r 0.6 0.8 1 0 0.2 0.4 r 0.6 0.8 1

0.05 0.05
CFD CFD

0.04 0.04

SPRO, W′
SPRO, D′

0.03 0.03

0.02 0.02

0.01 0.01

0 0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
r r

Abbildung 5.2: Dimensionslose Entropieproduktionsraten in einer beheizten tur-


bulenten Rohrströmung als Funktion des Rohrradius. Auswer-
tung von CFD-Rechnungen nach den Gleichungen (SD ∗ ), (SW ∗ ),
(SD ∗ ) und (SW ∗ ), sowie der Wandfunktionen (SDW ),
(SW W ), (SD  W ) und (SW  W ).

den, dass im Vergleich zu den Entropieproduktionsraten im Fall der laminaren Rohrströmung in Ab-
bildung 5.1 in dieser turbulenten Strömung der Hauptanteil der Entropieproduktion durch molekulare
Effekte in unmittelbarer Wandnähe entsteht.

In der hier untersuchten Rohrströmung ergibt sich aufgrund der Entdimensionierung für die Entro-
pieproduktionsrate aufgrund von viskoser Dissipation an der Wand ein Wert von
ṠPRO, D|w = u∗4 ∗2 ∗ ∗2 ∗ ∗ ∗2
τ  λ Tkal / (Tw η q̇w ) = 0, 37. Dieser Wert wird in dem an der Wand liegenden
Kontrollvolumen nicht erreicht, da in dieser Abbildung die mittleren Werte der finiten Kontrollvolu-
mina dargestellt sind, siehe auch die Ausführungen in Abschnitt 4.4.

Aufgrund der Entdimensionierung ergibt sich auch in der turbulenten Rohrströmung für die Entro-
pieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung an der Wand ein Wert von ṠPRO, W |w = 1. In
der Auswertung der Abbildung 5.2 wird dieser Wert in dem an der Wand liegenden Kontrollvolumen
nicht erreicht, da es sich bei diesem Wert bereits um die mittlere Entropieproduktionsrate in dem an
der Wand liegenden finiten Volumen handelt, siehe auch die Ausführungen in Abschnitt 4.4.

Unter den gegebenen Randbedingungen zeigt sich, dass in dieser turbulenten Rohrströmung die
116 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

Entropieproduktionsraten durch turbulente Effekte etwa gleiche Größenordnungen aufweisen wie


die entsprechenden Raten durch molekulare Effekte.

Vergleich der Lösungen

Ein Vergleich der Auswertung der CFD-Daten und der empirischen Lösung, Gleichung (5.10), ist nur
für die über einen Rohrquerschnitt integrierten Werte möglich. Die vorgestellte Art der Entropiepro-
duktionsberechnung ermöglich aber nicht zuletzt durch die Einführung geeigneter Wandfunktionen
eine einfache Integration der CFD-Daten. In der Tabelle sind die über den Rohrquerschnitt integrier-
ten Werte der CFD-Rechnung eingetragen. Zum Vergleich sind die Werte der empirischen Lösung
nach Gleichung (5.10) dargestellt.

Ein Vergleich der Daten zeigt gute Übereinstimmung in den Entropieproduktionsraten durch Dissi-
pation und Wärmeleitung. Die Annahmen in der Herleitung der empirischen Lösung (5.10) erweisen
sich für diesen Fall also als gerechtfertigt.

Des Weiteren konnte in dieser Beispielrechnung gezeigt werden, dass durch die Anwendung der in
dieser Arbeit erstellten Modelle und deren Implementierung in eine FORTRAN-Routine auf sehr ein-
fache Weise lokale Entropieproduktionsraten in turbulenten Strömungen bestimmt werden können.
Im Laufe dieses Beispieles hat sich gezeigt, dass eine solche Berechnung auf der Basis bekannter
CFD-Daten weniger Schwierigkeiten bereitet als etwa eine Berechnung durch empirische Gleichun-
gen, welche dem betrachteten Fall entsprechend angepasst werden müssen und unter Umständen bei
komplexen Strömungen problematisch sein können.

Tabelle 5.3: Entropieproduktionsraten pro Längeneinheit, Auswertung von CFD-


Daten und empirische Lösung nach Gleichung (5.10)

 ∗
  
A∗
ṠPRO, D
dA∗ A∗

ṠPRO, D  dA

A∗

ṠPRO, W
dA∗ A∗

ṠPRO, W  dA

CFD 0,095 W/mK 0,088 W/mK 0,153 W/mK 0,056 W/mK

= 0,18 W/mK = 0,21 W/mK

Gleichung (5.10) 0,15 W/mK 0,19 W/mK

5.2 Optimierungsprobleme

In den vorangegangenen beiden Beispielen konnte gezeigt werden, dass mit Hilfe der entwickelten
Modelle und deren Implementierung in eine FORTRAN-Routine des kommerziellen CFD-Programmes
5.2 Optimierungsprobleme 117

CFX4.4 auf einfache Weise in einem Postprozess lokale Entropieproduktionsraten in laminaren und
turbulenten Strömungen berechnet und eindeutig identifiziert werden können. Die folgenden beiden
Beispiele sollen abschließend verdeutlichen, wie diese Entropieproduktionsraten zur Bewertung von
Wärmeübergangsprozessen herangezogen werden und als sehr einfaches und anschauliches Werk-
zeug zur Optimierung verwendet werden können.

5.2.1 Turbulente Rohrströmung

Bei diesem Beispiel handelt es sich wieder um eine ausgebildete turbulenten Rohrströmung mit kon-
stanter Wandwärmestromdichte. In diesem Fall soll jedoch nicht nur eine Rechnung sondern eine
Reihe von Rechnungen bei verschiedenen Geometrien untersucht werden. Ziel dieser Optimierung
soll sein, für eine gegebene Liste von Randbedingungen eine optimale Geometrie zu bestimmen, bei
welcher die gesamte Entropieproduktionsrate in der Strömung minimal wird.

Zur Lösung dieses Problems kann wieder die Lösungen auf der Basis von empirischen Gleichungen
für den Druckverlust und den Wärmeübergang, Gleichung (5.10), verwendet werden. Diese empiri-
schen Lösungen sollen wieder mit den Ergebnissen von einer Reihe von CFD-Lösungen verglichen
werden.

Problemstellung

Dieses erste Optimierungsproblem soll an dem Beispiel einer einfachen Geometrie angewandt wer-
den. Da bereits im letzten Beispiel die turbulenten Rohrströmung untersucht wurde, soll der in Ab-
bildung 5.3 skizzierte Fall im Hinblick auf die Entropieproduktion untersucht werden.

. 2
q*w=100 000 W/m

. u* T*
m* =1 kg/s
*
D

L*
Tkal* 1=300 K Tkal* 2=310 K

Abbildung 5.3: Problemstellung


118 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

In diesem Problem soll 1 kg/s Wasser in einem zylindrischem Rohr von 300 K auf 310 K er-
hitzt werden. Hierbei steht eine konstante Wandwärmestromdichte von q̇w∗ = 100 000 W/m2 zur
Verfügung. Die Strömung sei hydrodynamisch und thermisch voll ausgebildet. Aufgrund der ge-
gebenen Randbedingungen ist die wärmeübertragende Fläche π D ∗ L∗ festgelegt. Der Durchmesser
D ∗ und die Rohrlänge L∗ sind in diesem Problem nicht bestimmt. Die Ermittlung eines optimalen
Durchmessers soll hier auf Basis einer Second Law Analysis geschehen. Man kann sich leicht vor-
stellen, dass durch ein langes Rohr mit kleinem Durchmesser die Temperaturgradienten in Wandnähe
verringert werden. Damit sinkt die Entropieproduktionsrate aufgrund von Wärmeleitung. In dem Ma-
ße, in dem der Durchmesser aber verringert wird, steigt aufgrund des vorgegebenen Massenstroms
der Druckverlust und damit die Entropieproduktionsrate aufgrund von Dissipation von kinetischer
Energie. In der Summe soll nun der Durchmesser gefunden werden, bei welchem die gesamte Entro-
pieproduktionsrate minimal wird. In [ Bejan 1996] findet sich genau das hier beschriebene Beispiel
wieder. Das Ergebnis soll hier noch einmal kurz dargestellt werden.

Empirische Lösung des Problems

Bei diesem Beispiel kann zur Berechnung der Entropieproduktionsraten wieder die Gleichung (5.10)
herangezogen werden, da in diesem Fall dieselben Vereinfachungen gemacht werden können, siehe
dazu auch die Ausführungen in Abschnitt 5.1.2. Zur Lösung dieses Optimierungsproblems muss die
Gleichung (5.10) nur über die Rohrlänge integriert werden, um die gesamte Entropieproduktionsrate
in dem Rohrabschnitt zu erhalten:
  ∗

8ṁ∗4 c∗p cf Tkal 2 q̇ ∗2 D ∗2 πL∗
ṠPRO dV ∗ = − 3 ∗2 ∗6 ∗ · ln ∗
+ ∗ w ∗ ∗
. (5.13)
V ∗ π ρ D q̇w Tkal 1 λ Nu Tkal 1 Tkal 2
Für die Nußelt-Zahl Nu und dem Widerstandsbeiwert cf können wieder die empirischen Gleichun-
gen (5.11) und (5.12) eingesetzt werden. Bei bekannter Reynolds-Zahl Re = u∗m D ∗ /ν ∗ kann aus
Gleichung (5.13) unter den bekannten Randbedingungen die gesamte Entropieproduktionsrate der
turbulenten Rohrströmung in dem untersuchten Rohrabschnitt bestimmt werden. In der Abbildung
5.4 ist dieses Ergebnis dargestellt. Der Abbildung kann entnommen werden, dass die Entropieproduk-
tionsrate aufgrund von Wärmeleitung bei steigenden Reynolds-Zahlen abnimmt. Dieses Phänomen
entspricht den Vorüberlegungen dieses Abschnittes. Größere Reynolds-Zahlen bedeuten unter den
gegebenen Randbedingungen längere Rohre mit kleineren Durchmessern. Dementsprechend nimmt
die Entropieproduktionsrate durch Dissipation bei steigenden Reynolds-Zahlen zu. Ein Minimum in
der Entropieproduktion kann bei einer Reynolds-Zahl von etwa Re = 80 000 beobachtet werden.

Numerische Lösung des Problems

Im Folgenden sollen, die bereits entwickelten Modelle zur Entropieproduktionsberechnung in tur-


bulenten Strömungen auf das geschilderte Optimierungsproblem angewandt werden. Es werden nu-
merische Berechnungen der hydrodynamisch und thermisch voll ausgebildeten turbulenten Rohr-
strömung für sieben Reynolds-Zahlen erstellt. Durch das Einbinden der FORTRAN-Routine in das
5.2 Optimierungsprobleme 119

3
10

2
10

1
10
∫ SPRO dV in W/K

0
*

10
*

−1
10

−2 S*PRO, D + S*PRO, w Re ≈ 80 000


10 opt
S*
PRO, D
S*PRO, W
−3
10 3 4 5 6
10 10 10 10
Re

Abbildung 5.4: Optimale Reynolds-Zahl einer beheizten turbulenten Rohr-


strömung durch Auswertung von Gleichung (5.13)

kommerzielle CFD-Programm CFX4.4 können die lokalen Entropieproduktionsraten für alle sieben
Simulationen bestimmt werden. Aufgrund der entwickelten Wandfunktionen und deren Implemen-
tierung in die FORTRAN-Routine ist es auf einfache Weise möglich die integralen Entropieprodukti-
onsraten im gesamten betrachteten Strömungsgebiet zu bestimmen.

Vergleich der Lösungen

In der Abbildung 5.5 sind die gesamte Entropieproduktion aus der Auswertung der CFD-Rechnung
und der empirischen Lösung nach Gleichung (5.13) aufgetragen. Der Abbildung kann entnommen
werden, dass für mittlere und hohe Reynolds-Zahlen beide Ergebnisse eine sehr gute Übereinstimm-
ung aufweisen. Insbesondere liegt bei beiden Lösungen das Minimum der Entropieproduktion bei ei-
ner Reynolds-Zahl von etwa Re = 80 000. Bei kleinen Reynolds-Zahlen liegt die empirische Lösung
bis zu einer Größenordnung über der numerischen Lösung. Aufgrund der relativ großen finiten Kon-
trollvolumen an der Rohrwand bei kleinen Reynolds-Zahlen (siehe Abschnitt 4.5) sind die Fehler für
die Wandfunktionen der numerischen Lösung bei kleinen Reynolds-Zahlen am größten. Zum anderen
wird in der empirischen Lösung der Temperaturdifferenz zwischen Wand und Fluid vernachlässigt.
Das ist bei kleinen Reynolds-Zahlen nicht mehr zulässig. Wie man Gleichung (5.8) entnehmen kann,
wird die Entropieproduktion geringer, wenn diese Temperaturdifferenz in Betracht gezogen wird.
120 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

3
10
Bejan
CFD Modellgleichungen

2
10
∫ S*PRO d V*

1
10

0
10 3 4 5 6
10 10 10 10
Re

Abbildung 5.5: Vergleich der numerischen und empirischen Lösung

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die vorgestellten Modelle und deren Implementierung
in eine FORTRAN-Routine zur Berechnung mit dem kommerziellem CFD-Programmpaket CFX4.4
zur Berechnung der Entropieproduktion in turbulenten Strömungen mit speziellen Wandfunktionen
für die Entropieproduktion sehr gut geeignet sind, um lokale Entropieproduktionsraten in turbulenten
Strömungen zu berechnen. Insbesondere eine Ermittlung globaler Entropieproduktionsraten ist durch
die verwendeten Modelle auf der Basis einer finiten Volumendiskretisierung des Strömungsfeldes
unter Berücksichtigung von Wandfunktionen auf einfache Weise möglich und zeigt im Vergleich mit
empirischen Lösungen nahezu identische Ergebnisse.

5.2.2 Turbulente Rohrströmung mit Wendel

Nachdem die Anwendbarkeit der entwickelten Modelle zur Berechnung lokaler Entropieprodukti-
onsraten für Optimierungsprobleme der Wärmeübertragung im vorangegangenen Abschnitt für ein
Beispiel mit einfachen Geometrie- und Strömungsbedingungen erfolgreich eingesetzt werden konn-
te, soll dieses nun folgende abschließende Anwendungsbeispiel weitere Vorteile der in dieser Arbeit
entwickelten Modelle aufzeigen. Mit den entwickelten Modellen und deren Implementierung in eine
FORTRAN-Routine können lokale Entropieproduktionsraten in beliebig komplexen Strömungen und
komplizierten Geometrien berechnet werden. Die einzige Einschränkung für die Anwendbarkeit die-
ser FORTRAN-Routine ist, dass die turbulenten Zusatzterme in dem zu untersuchenden Strömungs-
und Temperaturfeld erfolgreich mit dem k − ε Turbulenzmodell berechnet werden können.
5.2 Optimierungsprobleme 121

Problemstellung

Das abschließende Optimierungsproblem soll also ein Beispiel mit komplexer Geometrie und kom-
plexer dreidimensionaler turbulenter Strömung sein. Als Weiterführung der bisher vorgestellten Bei-
spiele soll wieder eine Rohrströmung untersucht werden. Um diese beiden Anforderungen in Ein-
klang zu bekommen, wird die Optimierung einer turbulenten Rohrströmung mit Wendel untersucht.
Diese Rohrwendel ist ein in der Technik weit verbreitetes Mittel, um den Wärmeübergang zu ver-
bessern. Dazu wird in ein Rohrstück mittig ein verdrilltes Band eingebracht, um der Strömung
einen Drall aufzuprägen, siehe Abbildung 5.6. Durch das verdrillte Band erhöht sich der Impuls-

10
D*

L=*
15
.5
D *

q*
w

2D
*

Abbildung 5.6: Beheizte Rohrstrecke mit Rohrwendel

austausch senkrecht zur Hauptströmungsrichtung. Dadurch wird der Transport von warmem Fluid
von der beheizten Wand in den Hauptstrom gefördert. Dies hat zur Folge, dass die Wand-Fluid-
Temperaturdifferenz ∆T ∗ = Tw∗ −Tkal

sinkt. Dadurch steigt die Nußelt-Zahl Nu= (q̇w∗ D ∗ )/(λ∗∆T ∗ ).
Das Einbringen einer Rohrwendel hat damit einen verbesserten Wärmeübergang zur Folge.

Aufgrund der Erhöhung des Impulsaustausches vergrößert sich jedoch auch immer der Druckver-
lust, siehe dazu auch die Anmerkungen in Abschnitt 2.2.2. Alle Maßnahmen zur Verbesserung des
Wärmeüberganges ziehen immer einen größeren Druckverlust nach sich.

Bei dem gewählten Beispiel handelt es sich also um ein klassisches Optimierungsproblem: Wie
stark muss der Band verdrillt sein, damit der Wärmeübergang und der Druckverlust im Zusammen-
spiel eine thermodynamisch optimale Konfiguration abgeben? Aus den einleitenden Bemerkungen
dieser Arbeit im Abschnitt 2.3 wird deutlich das dieses Problem sehr anschaulich durch die Berech-
nung der Entropieproduktionsraten, also durch eine Second Law Analysis gelöst werden kann. Durch
122 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

diesen Ansatz werden die Größen besserer Wärmeübergang und Druckverlust auf eine gemeinsame
Größe gebracht, und es kann ein thermodynamisches Optimum, welches mit der geringsten Entro-
pieproduktion definiert sei, gefunden werden.

Stand der Technik

[ Oulette und Bejan 1980] haben mit Hilfe von Näherungslösungen den Fall der Entropieproduktions-
berechnung in Rohren mit Turbulenzgeneratoren, wie verdrillten Bändern, untersucht. Sie haben
∗ ∗
als Bewertungskriterium die Vergrößerungs-Entropieproduktionszahl NS,a = ṠPRO, a /ṠPRO, 0 ein-
geführt. Diese setzt die Entropieproduktion einer Konfiguration mit Maßnahmen zur Verbesserung
des Wärmeübergangs in das Verhältnis zu der Entropieproduktion in der originalen (unverbesserten)
Konfiguration. Eine Vergrößerungs-Entropieproduktionszahl von kleiner als eins bedeutet, dass die
Konfiguration mit Maßnahmen zur Verbesserung des Wärmeüberganges thermodynamisch vorteil-
haft ist und im Vergleich zu der originalen Konfiguration Exergie einspart. [ Oulette und Bejan 1980]
haben ermittelt, dass NS,a im Fall des Wärmeübergangs in Rohren mit verdrillten Bändern haupt-
sächlich von dem Irreversibilitäts-Verteilungsverhältnis der originalen Konfiguration
∗ ∗
Φ0 = ṠPRO, D /ṠPRO, W abhängt. Für alle Fälle, in denen Φ0 < 0, 25 gilt, ist das Einbringen von
verdrillten Bändern in das Rohr von Vorteil. Das Verhältnis Φ0 selber hängt stark von den Randbe-
dingungen Massen- und Wandwärmestromdichte ab. Geht Φ0 gegen Null, wird also weitaus mehr
Entropie durch den Wärmeübergang produziert, so sind stärkere Verdrillungen vorteilhaft. Das ist
insofern einleuchtend, als dass dadurch der Impuls- und Energieaustausch erhöht wird und somit die
Temperaturgradienten in der Strömung sinken, was mit einer Verkleinerung der Entropieprodukti-
onsrate einhergeht. Sobald Φ0 einen gewissen, nicht näher genannten Wert überschreitet, spielt die
Dissipation eine wichtigere Rolle und eine geringere Verdrillung des Bands ist von Vorteil.

[ Oulette und Bejan 1980] haben aus der Nußelt-Zahl und dem Druckverlust, welche aus Messun-
gen bestimmt wurden, die Vergrößerungs-Entropieproduktionszahl näherungsweise ermitteln können.
Es konnten keine lokalen Aussagen über die Entropieproduktionsraten gemacht werden. Mit Hilfe der
in der vorliegenden Arbeit entwickelten Modellgleichungen, ist man nun aber in der Lage, auch für
diese komplizierte turbulente Strömung lokale Entropieproduktionsraten zu ermitteln. Diese können
über das gesamte betrachtete Kontrollvolumen integriert werden und somit als Bewertungskriterium
dienen. Durch Darstellungen der lokalen Entropieproduktion können zudem hilfreiche Informationen
über das Zusammenspiel von Wärmeübergang und Druckverlust gefunden werden, so dass weitere
Aussagen über die Güte der Konfiguration gefunden werden können.

Das im Folgenden vorgestellten Anwendungsbeispiel lehnt sich an eine Studie von


[ Zhang et al. 1997] an. In dieser Studie werden der Wärmeübergang und der Druckverlust in einem
Rohr mit einer Reihe von Rohrwendeln experimentell ermittelt. Die Messungen werden an einem
Rohr mit einem Durchmesser von D ∗ = 25, 4 mm durchgeführt. Die Teststrecke besteht aus einem
L∗ = 15, 5 · D ∗ = 393, 7 mm langem elektrisch beheiztem Rohr. Durch Einbringen von Isolations-
material wird die axiale Wärmeleitung in der Teststrecke minimiert. In der Teststrecke wird in axialer
5.2 Optimierungsprobleme 123

Richtung an 10, in Umfangsrichtung an jeweils 4 Stellen der Druckverlust und die Wandtemperatur
gemessen (insgesamt 40 Messstellen). Vor der Teststrecke befindet sich ein Strömungsgleichrichter
und eine Einlaufstrecke mit einer Länge von 10 Rohrdurchmessern. Bei dem Fluid handelt es sich
um Luft.

Numerische Lösung des Problems

In Anlehnung an diesen Versuchsaufbau von [ Zhang et al. 1997] werden mit dem CFD-Programm-
paket CFX4.4 eine Reihe von Simulationen bei verschiedenen Geometrierandbedingungen durch-
geführt. Der zu optimierende Parameter der Studie ist die Anzahl der 360◦ -Verdrillungen der Wendel
auf der beheizten Rohrstrecke. Hierzu wird der dimensionslose Parameter D ∗ /L∗w eingeführt, wo-
bei es sich bei D ∗ um den (konstanten) Rohrdurchmesser und bei L∗w um die axiale Länge einer
360◦ -Verdrillung der Rohrwendel handelt. Neben Rechnungen mit verschiedenen Verdrillungen der
Wendel wird eine reine Rohrströmung ohne Wendel berechnet. In diesem Fall sei der Parameter
D ∗ /L∗w = 0. Je größer der Parameter D ∗ /L∗w wird, desto stärker ist die Rohrwendel verdrillt.

In allen Simulationen gelten die konstanten Stoffwerte von Luft nach Tabelle 5.4. Die Luft tritt
mit einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit von u∗m = 31, 75 m/s und einer Temperatur von
298,15 K in ein Rohr mit einem Durchmesser von D ∗ = 25.4 mm ein. Die Reynolds-Zahl beträgt
somit Re = 51 000. Nach einer Rohrlänge von 10 Durchmessern ist in die Mitte des Rohres eine
Wendel eingebracht. An dieser Stelle gilt die Haftbedingung für die Geschwindigkeiten und adia-
bate Randbedingung für die Temperatur. Die Länge des Rohrstückes mit verdrilltem Band beträgt
15,5 Durchmesser. Der Auslass folgt nach einer Länge von zwei Durchmessern, welcher durch ei-
ne konstante Druck-Randbedingung (Null-Gradient für alle anderen Größen) abgebildet ist. Auf der
Rohrstrecke, in der sich das verdrillte Band befindet wird eine konstante Wandwärmestromdichte
von q̇w∗ = 8 200W/m2 aufgeprägt. An allen anderen Wänden gelten adiabate Randbedingungen. Al-
le Rand-, Prozess- und Geometrie-Bedingungen werden bis auf die Anzahl der 360◦ -Verdrillungen
der Rohrwendel auf der Heizstrecke konstant gehalten. Es werden insgesamt 12 Rechnungen durch-
geführt, wobei die Anzahl der 360◦ -Verdrillungen der Wendel auf der Rohrstrecke von einer auf
sechs 360◦ -Umdrehungen erhöht wird. Des weiteren wird eine Rechnung ohne Rohrwendel durch-
geführt. Dies sei der Fall 0“ ohne Optimierungsmaßnahme, also eine klassische turbulente beheizte

Rohrströmung. Für jeden Fall werden die vier identifizierten Entropieproduktionsursachen im be-

Tabelle 5.4: Stoffwerte von Luft

ν∗ ∗ λ∗ c∗p
2
1, 58 · 10−5 ms 1, 1685 mkg3 26, 06 · 10−3 W
mK
1007 kgK
J

heizten Teil des Berechnungsfeldes über das Volumen integriert. Der Druckverlust wird nur über den
124 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

beheizten Teil des Berechnungsfeldes (der Teil in dem sich die Wendel befindet befinden) ermittelt.
∗ ∗
Für den Fall 0“ ergibt sich als Irreversibilitäts-Verteilungsverhältnis Φ0 = ṠPRO, D /ṠPRO, W =

0, 0731. Nach den Betrachtungen in der Arbeit von [ Oulette und Bejan 1980] kann das Einbringen
von Rohrwendeln also von Vorteil sein.

Ergebnisse

Im Folgenden sollen die Ergebnisse der Analyse von CFD-Daten dieser Parameterstudie vorgestellt
werden. Die CFD-Studien werden mit dem kommerziellen CFD-Programmpaket CFX 4.4 erstellt,
wobei zur Berechnung der Entropieproduktionsraten wieder die entwickelte FORTRAN-Routine ein-
gebunden wird.

Die in den CFD-Rechnungen ermittelten konventionellen Bewertungskriterien, also Wärmeüber-


gang und Druckverlust, werden mit Messdaten von [ Zhang et al. 1997] verglichen.

Wärmeübergang und Druckverlust Aufgrund der komplexen Strömungsverhältnisse in diesem


Anwendungsbeispiel ergeben sich lokal stark variierende Wandschubspannungen und Wandtempe-
raturen. Um aus diesen Werten globale Aussagen über den Druckverlust und den Wärmeübergang
zu erhalten, werden in der Analyse der CFD-Daten aus diesen lokalen Werten durch arithmetische
Mittelwertbildung globale Nußelt-Zahlen Nu und Widerstandsbeiwerte cf ermittelt:

1 q̇ ∗ D ∗
Nu =  ∗i  , (5.14)
i i λ Tw, i − Tkal,
∗ ∗
i
1 dp∗i 1
cf = . (5.15)
i i dx∗i 0, 5 ∗ u∗2 m

In der Abbildung 5.7 sind diese globalen Nußelt-Zahlen Nu und Widerstandsbeiwerte cf bezogen auf
die entsprechenden Werte einer ausgebildeten turbulenten beheizten Rohrströmung aus den Analy-
sen der CFD-Daten und den Messungen von [ Zhang et al. 1997] aufgetragen. Der Abbildung kann
entnommen werden, dass sowohl die Nußelt-Zahlen als auch die Widerstandsbeiwerte der CFD-
Daten und der Messungen eine gute Übereinstimmung zeigen. Die Nußelt-Zahlen der Messungen
von [ Zhang et al. 1997] weisen für die betrachteten Versuche eine höhere Steigung bei Verstärkung
der Verdrillung der Wendel auf. Dies kann durch die Schwierigkeit, der Einhaltung der thermischen
Randbedingung einer konstanten Wandwärmestromdichte im Versuch erklärt werden. Insbesondere
fällt auf, dass beide bezogenen Größen für den Fall D ∗ /L∗w = 0 (keiner Rohrwendel) Werte sehr nahe
bei Eins aufweisen. Die Strömung kann in diesem Fall als nahezu ausgebildet angesehen werden.

Bei der Betrachtung von Abbildung 5.7 wird das große Problem konventioneller Bewertungskri-
terien auf der Basis von Nußelt-Zahl und Druckverlust wieder anschaulich: Sowohl die Nußelt-Zahl
als auch der Druckverlust steigen mit größer werdenden Parameter D ∗ /L∗w stetig an und es kann
aus der alleinigen Betrachtung von Abbildung 5.7 nicht entschieden werden, welche geometrische
5.2 Optimierungsprobleme 125

1.8 10
CFD CFD
Zhang et al, 1997 9 Zhang et al, 1997
1.7

8
1.6
7
1.5
0
Nu / Nu

cf / cf 0
6
1.4
5
1.3
4
1.2
3

1.1 2

1 1
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4 0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4
* *
D / L*w
*
D / Lw

Abbildung 5.7: Bezogene Nußelt-Zahlen und Widerstandsbeiwerte als Funktion


des Verdrillungsparameters D ∗ /L∗w der Rohrwendel. Ergebnisse
aus CFD-Berechnungen und Messungen von [ Zhang et al. 1997].
Nu0 = 0, 023 Re0,8 Pr0,4 , cf 0 = 0.316 Re−0.25

Ausführung eine optimale Konfiguration darstellt. So erreicht bei D ∗ /L∗w = 0, 37 (sechs 360◦ -
Verdrillungen auf der Rohrstrecke) die Nußelt-Zahl einen Wert, der das etwa 1,7fache des Wertes
des Referenzfalls ohne Rohrwendel entspricht. In diesem Fall beträgt der Druckverlust das etwa
neunfache des Rohrstückes ohne Turbulenzgenerator. Mit diesem Vergleich kann ohne ein eindeu-
tiges Bewertungskriterium zunächst keine Aussage über die Güte der Maßnahme zur Verbesserung
des Wärmeüberganges getroffen werden. Deshalb soll an dieser Stelle wieder die Entropieprodukti-
onsrate als Bewertungskriterium herangezogen werden.

Entropieproduktionsraten Durch die Einbindung einer FORTRAN-Routine können für alle zwölf
vorgestellten Geometrien die lokalen Entropieproduktionsraten bestimmt werden. Aufgrund der For-
mulierung der Modellgleichungen in der finiten Volumenmethode und insbesondere durch die in
Abschnitt 4.5.7 vorgestellten Wandfunktionen können diese lokalen Entropieproduktionsraten über
das gesamte Strömungsgebiet integriert werden: Die lokalen Raten werden über die Rohrstrecke in-
tegriert, indem der Wert einer lokalen Entropieproduktionsrate mit dem entsprechenden Volumen
des finiten Volumens multipliziert und über alle finiten Volumen aufsummiert wird. Mit Hilfe der
Modellgleichungen und deren Implementierung in eine FORTRAN-Routine kann somit für beliebige
Geometrien, die Entropieproduktionsrate einer nicht ausgebildeten Strömung ermittelt werden, oh-
ne a priori Kenntnisse über den Wärmeübergang oder den Druckverlust in Form von empirischen
Gleichungen zu besitzen.

In der Abbildung 5.8 ist diese globalen Entropieproduktionsraten ṠPRO, , bezogen auf die Entro-
126 Anwendungs- und Simulationsbeispiele


pieproduktionsrate einer Rohrstrecke ohne Rohrwendel ṠPRO, 0 , also die Vergrößerungs-Entropie-
produktionszahl NS,a, aufgetragen. Die Entropieproduktionsrate sinkt zunächst mit steigender Ver-

1.06
CFD

1.04
NS,a=S*PRO, i / S*PRO, 0

1.02

0.98

0.96

0.94

0.92
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4
D* / L*
w

Abbildung 5.8: Entropieproduktionsraten in der Rohrstrecke über dem Optimie-


rungsparameter D ∗ /L∗w .

drillung der Rohrwendel um bei etwa D ∗ /L∗w = 0, 19 (das entspricht etwa drei 360◦ -Verdrillungen
auf der Rohrstrecke) ein Minimum von NS,a = 0, 93 zu erreichen. Bei der Verwendung von zweiein-
halb 360◦ -Verdrillungen auf einer Länge von 15,5 Durchmessern werden bei diesen hydrodynami-
schen und thermischen Randbedingungen (Massenstrom, Wandwärmestromdichte, Fluideigenschaf-
ten) 7,5% weniger Entropie produziert, was nach dem Gouy-Stodola Theorem gleichbedeutend mit
einer Einsparung von 7,5% Exergie ist.

Steigt der Parameter D ∗ /L∗w ausgehend von diesem Punkt weiter an, so spielt die Entropieprodukti-
onsrate durch Dissipation eine immer stärker werdende Rolle und die Entropieproduktionsrate steigt
und erhält ab etwa D ∗ /L∗w = 0, 3 (also etwa fünf 360◦ -Verdrillungen auf der Rohrstrecke) Werte,
welche über denen der Rohrstrecke ohne Wendel liegen. Ab fünf 360◦ -Verdrillungen auf einer Länge
von 15,5 Durchmessern ist die Maßnahme zur Verbesserung des Wärmeüberganges im Sinne der
Optimierung thermodynamisch nicht mehr vorteilhaft. Durch die erhöhte Dissipation wird in diesem
Fall mehr Entropie produziert als durch die verbesserte Wärmeübertragung eingespart wird.

In Abschnitt 3.5.2 wurden die Vorteile einer lokalen Entropieproduktionsberechnung im Vergleich


zu einer globalen Bilanzierung eingehend dargelegt. An dieser Stelle soll an dem betrachteten Bei-
spiel noch einmal deutlich gemacht werden, dass eine globale Bilanzierung nach Gleichung (3.44) in
komplexen turbulenten Strömungen schwierig ist und Vereinfachungen, welche etwa bei der ausge-
5.2 Optimierungsprobleme 127

bildeten turbulenten Rohrströmung in Abschnitt 5.2.1 gemacht wurden, nicht zulässig sind.

Die Entropieproduktionsrate der untersuchten Rohrstrecke kann in einer globalen Bilanz nach Glei-
chung (3.44) wie folgt ermittelt werden:
  

ṠPRO dV ∗ = ṁ∗ (s∗2 − s∗1 ) − A∗ ∆TT∗ S − DS∗ dV ∗ − ∗
TDS dV ∗ . (5.16)
V∗ V∗ V∗

Die Differenz aus den konvektiv ein- und austretenden Entropieströmen kann unter Anwendung des
idealen Gasgesetzes wie folgt beschrieben werden:

T∗ p∗
ṁ∗ (s∗2 − s∗1 ) = ṁ∗ c∗p ln 2∗ − R∗ ln 2∗ . (5.17)
T1 p1

Im Anwendungsbeispiel der ausgebildeten turbulenten beheizten Rohrströmung in Abschnitt 5.2.1


wurde die Differenz aus den über die Ein- und Austrittsquerschnitte fließenden diffusiven Entropie-
transportströme und des turbulenten Entropietransportes vernachlässigt. Der verbleibende diffusive
Entropiestrom war nur der molekular mit der Wandwärmestromdichte q̇w∗ in das Fluid eintreten-
de Entropiestrom. Werden auch für dieses Anwendungsbeispiel diese Vereinfachungen gemacht, so
erhält man folgende Näherungsgleichung zur Bestimmung der globalen Entropieproduktionsrate:
  
T∗ p∗ q̇w∗

ṠPRO dV ∗ = ṁ∗ c∗p ln 2∗ − R∗ ln 2∗ − dA∗ . (5.18)
V ∗ T1 p 1 ∗
Aw wT ∗

Gleichung (5.18) ermöglicht keine Identifizierung der Entropieproduktionsursachen. Durch folgende


Annahme können auch diesbezüglich Aussagen gemacht werden [ Baehr 2002]:

Diese Annahme beruht auf einer eindimensionalen Betrachtungsweise, in der angenommen wird,
dass die Wandwärmestromdichte nicht bei der lokalen Wandtemperatur Tw∗ in das Fluid eintritt, son-
dern bei der (lokalen) thermodynamischen Mitteltemperatur. Der damit eintretende Entropiestrom ist
 ∗
damit größer als A∗ Tq̇w∗ dA∗ , denn er enthält zusätzlich die Entropieproduktion aufgrund des Tempe-
w w
raturgefälles in der Wandschicht, siehe Abbildung 5.9. In dieser Betrachtungsweise wird dieser Teil

11
00
00
11 dQ*
Tw11
00
00
11
*

00
11
00
11
T* 00
11
00
11
00
11
*
Tkal 00
11
* * 11
00
T(r) 11
00
00
11
r* 11 00

Abbildung 5.9: Temperaturprofil in einem Fluid im Kanalquerschnitt bei


Wärmezufuhr über die Kanalwand
128 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

des gesamten Entropieproduktionsstromes als von außen transportierte Entropie aufgefasst. Die in
der Bilanzgleichung (5.18) auftretende Entropieproduktionsrate enthält in guter Näherung dann nur
noch die durch Dissipation erzeugte Entropie. Mit dieser Überlegung und ihrer Anwendung auf die
Bilanz (5.18) können die Entropieproduktionsraten nach ihrer Ursache identifiziert werden:

∗ ∗ ∗ ∗ p∗2
ṠPRO, D dV = −ṁ R ln , (5.19)
∗ p∗1
V 
T∗ q̇w∗

ṠPRO, dV ∗ = ṁ∗ c∗p ln 2∗ − dA∗ . (5.20)
V∗
W
T1 ∗
Aw wT ∗

Durch Addition der Gleichungen (5.19) und (5.20) erhält man die gesamte Entropieproduktionsrate
nach Gleichung (5.18).

In der Abbildung sind die Ergebnisse der Auswertungen von CFD-Daten auf der Basis der ein-
dimensionalen globalen Bilanzierung nach (5.19) und (5.20) zusammen mit den integrierten Wer-
ten der lokalen Entropieproduktionsraten der CFD-Lösung aufgetragen. Bei diesen Integrationen
∗ ∗
werden die molekularen und turbulenten Entropieproduktionsursachen (ṠPRO, D
+ ṠPRO, D  sowie
∗ ∗
ṠPRO, D
+ ṠPRO, D  ) zusammengefasst, da die eindimensionale Bilanz nach den Gleichungen (5.19)
und (5.20) eine Unterscheidung zwischen diesen Ursachen nicht ermöglicht. Der Abbildung kann

0.1 0.2
CFD CFD
0.09 Bilanzgleichung Bilanzgleichung
0.18
0.08
∫ S*PRO, W dV* in W/K
∫ SPRO, D dV in W/K

0.07
0.16
0.06
*

0.05 0.14

0.04
*

0.12
0.03

0.02
0.1
0.01

0 0.08
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4 0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4
D / L*w
*
D / L*w
*

Abbildung 5.10: Entropieproduktionsraten aufgrund von Dissipation und


Wärmeleitung in der Rohrstrecke über dem Parameter D ∗ /L∗w

entnommen werden, dass bei der Ermittlung der Entropieproduktionsraten in einer globalen Bi-
lanz nach Gleichung (5.18) im Falle von komplexen Strömungen die Terme, welche den turbulen-
ten Entropietransport sowie den Entropiestrom über die freien Systemgrenzen beschreiben, offenbar
nicht vernachlässigt werden dürfen. Bei steigender Verdrillung der Rohrwendel wird die Struktur des
Strömungsfeldes immer komplexer und die Werte der Näherungsformeln (5.19) und (5.20) weichen
immer stärker von den integralen Werten der lokalen Entropieproduktionsraten ab. Insbesondere fällt
5.2 Optimierungsprobleme 129

auf, dass eine Vernachlässigung der über die freien Systemgrenzen ein- und austretenden Entropie-
ströme für diesen Satz an Randbedingungen offenbar auch im Fall einer relativ simplen turbulenten
Rohrströmung ohne Rohrwendel (also D ∗ /L∗w = 0) falsche Ergebnisse liefert.

Durch dieses Anwendungsbeispiel konnte deutlich gezeigt werden, dass eine direkte Berechnung
lokaler Entropieproduktionsraten bei komplexen Strömungen unerlässlich ist, auch wenn im Endef-
fekt nur Interesse an globalen Werten besteht. Bleiben die turbulenten Entropietransportterme und
die über die freien Systemgrenzen ein- und austretenden Entropieströme (sowohl molekulare als
auch turbulente) in einer globalen Bilanz unberücksichtigt, so können die Produktionsterme in einer
globalen Bilanz nicht korrekt bestimmt werden.

Zwei weitere Vorteile der Berechnung lokaler Entropieproduktionsraten auf Basis der in dieser
Arbeit entwickelten Modellgleichungen sollen zum Ende dieses Anwendungsbeispiels vorgestellt
werden.

Einer dieser Vorteile ist die Möglichkeit zur eindeutigen Bestimmung der Ursachen der Entropie-
produktionsrate. In Abbildung 5.11 sind die vier Entropieproduktionsursachen über dem Parameter
D ∗ /L∗w aufgetragen. Die Entropieproduktionsraten aufgrund der turbulenten Schwankungsbewegun-

0.14
S*PRO, D
S*PRO, D′
0.12 *
SPRO, W
S*PRO, W′
0.1
S*PRO, i dV* in W/K

0.08

0.06

0.04

0.02

0
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4
D* / L*w

Abbildung 5.11: Entropieproduktionsursachen in der Rohrstrecke über dem Para-


meter D ∗ /L∗w

gen liegen in allen untersuchten Fällen über den entsprechenden Werten des molekularen Transports.
Insbesondere fällt auf, dass sich die Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung in dem
untersuchten Parameterbereich als die dominierende Entropieproduktionsursache ausweist. Dieses
Phänomen ist auch insofern bemerkenswert, als dass diese Art der Entropieproduktion in vorherigen
130 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

Arbeiten über lokale Entropieproduktion in turbulenten Strömungen oft außer Acht gelassen wurde,
siehe dazu auch den Literaturrückblick in Anschnitt 4.1.

Die Entropieproduktionsrate durch viskose und turbulente Dissipation steigt mit wachsendem
D ∗ /L∗w , wohingegen die Entropieproduktionsrate durch molekulare und turbulente Wärmeleitung
sinkt. Die Entropieproduktionsrate durch molekulare Wärmeleitung sinkt bei Zunahme der Verdril-
lungen jedoch nicht stark ab. Das ist insofern einleuchtend, als dass die Hauptursache dieser Entro-
pieproduktion durch den Temperaturgradienten an der beheizten Wand vorgegeben wird. Dieser ist
in dieser Untersuchung durch die Randbedingung einer konstanten Wandwärmestromdichte aber für
alle Fälle gleich. Somit kann sich diese Entropieproduktionsrate nicht stark durch das Einbringen
von verdrillten Bändern ändern. Gegenteiliges trifft für die Entropieproduktionsrate durch turbulen-
te Wärmeleitung zu. Diese weist kein ausgeprägtes Maximum an der beheizten Wand auf und ist
über den gesamten Strömungsquerschnitt etwa gleich verteilt. Eine Auswirkung der Rohrwendel ist
ein Absenken der Temperaturgradienten in der Hauptströmung und damit eine Verringerung dieser
Entropieproduktionsrate.

Der zweite noch zu erläuternde Vorteil bei der Berechnung lokaler Entropieproduktionsraten ist
die Möglichkeit durch die vorhandenen Feldinformationen lokal wertvolle Informationen über die
Ursachen von Irreversibilitäten zu erhalten. Es besteht die Möglichkeit in jedem beliebigen Schnitt
des Berechnungsgebietes die Feldfunktion Entropieproduktionsrate darzustellen, und ihre Ursache
zu identifizieren. Eine solche einfache Darstellung wird durch einfaches Einbinden einer FORTRAN-
Routine in das kommerziellen CFD-Programmpaket CFX4.4 ermöglicht. Der Postprozessor dieses
Programmpakets ermöglicht dann die direkte Darstellung der Entropieproduktionsraten.

Die größten Entropieproduktionsraten treten jedoch an Wänden auf. Sie sind dort um Größen-
ordnungen höher als im übrigen Feld. Eine Schnittdarstellung ist aus diesem Grund nicht sehr an-
schaulich. Eine hilfreiche Information ist die Darstellung des lokalen Verhältnisses der Entropiepro-
duktion durch Wärmeleitung zu der gesamten lokalen Entropieproduktion, auch Bejan-Zahl genannt.
Diese ist beschränkt: 0 < Be < 1
∗ ∗
ṠPRO, W
+ ṠPRO, W
Be = ∗ ∗ ∗ ∗
. (5.21)
ṠPRO, D
+ ṠPRO, D  + ṠPRO, W + ṠPRO, W 

Die Bejan-Zahl ist in den Abbildungen 5.12 und 5.13 für den Fall ohne Rohrwendel und für den Fall
D ∗ /L∗w = 0, 18 (also dem Minimum der globalen Entropieproduktion bei drei Verdrillungen auf der
Rohrstrecke) dargestellt.

Durch die Darstellung der lokalen Entropieproduktion als Bejan-Zahl können die Ursachen auf
den ersten Blick identifiziert werden. Ist die Bejan-Zahl gleich Eins, so dominiert die Entropiepro-
duktion durch Wärmeleitung, ist sie gleich Null, dominiert die Dissipation von kinetischer Energie.
Man erkennt, das die Bejan-Zahl für den Fall ohne Rohrwendel in weiten Teilen des Rohrabschnit-
tes relativ große Werte Nahe Eins annimmt. Das ist ein Hinweis darauf, dass Maßnahmen zur Ver-
besserung des Wärmeüberganges sinnvoll wären. Im Fall mit drei 360◦ -Verdrillungen der Wendel
auf der Rohrstrecke, weist die Bejan-Zahl in den einzelnen Schnitten Zahlen im gesamten Bereich
5.2 Optimierungsprobleme 131

von Null bis Eins auf. Es dominiert also weder die Entropieproduktionsrate durch Wärmeleitung
noch die durch Dissipation. Für die gegebenen Randbedingungen kann dieser Fall im Hinblick auf
die Entropieproduktionsursachen als ausgeglichen angesehen werden. Durch eine stärkere Verdril-
lung steigt die Entropieproduktionsrate durch Dissipation und die Maßnahme zur Verbesserung des
Wärmeüberganges ist im Sinne der Optimierung thermodynamisch nicht mehr sinnvoll, da sie mehr
Exergie vernichtet.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Modelle zur lokalen Entropieproduktionsberech-
nung und deren Implementierung in eine FORTRAN-Routine des kommerziellen CFD-Programm-
pakets CFX4.4 ohne weiteres auch für komplexe Strömungen und Wärmeübergänge angewendet
werden können. Durch die FORTRAN-Routine können in der Analyse der CFD-Ergebnisse im Post-
prozessor direkt die lokalen Entropieproduktionsraten ermittelt und eindeutig identifiziert werden.
Eine Integration dieser lokalen Raten ist durch die Implementierung der Wandfunktionen für die
Entropieproduktionsraten auf einfache Weise möglich und bedarf keiner weiteren Schritte.

Die entwickelten Modelle weisen sich als hilfreich bei der Bewertung von Maßnahmen zur Ver-
besserung des Wärmeüberganges aus. Insbesondere kann durch die lokale Darstellung der Entropie-
produktionsraten in Form der lokalen Bejan-Zahl auf den ersten Blick ermittelt werden, ob und in
welchen geometrischen Bereichen Maßnahmen zur Verbesserung des Wärmeüberganges thermody-
namisch sinnvoll sind.

Abbildung 5.12: Lokale Bejan-Zahl in diversen Schnitten für den Fall ohne Tur-
bulenzgenerator
132 Anwendungs- und Simulationsbeispiele

Abbildung 5.13: Lokale Bejan-Zahl in diversen Schnitten für den Fall mit drei
360◦ -Verdrillungen der Wendel auf der Rohrstrecke
Kapitel 6

Zusammenfassung

In dieser Arbeit wird dargestellt, wie Erkenntnisse aus den drei wichtigen Disziplinen der Ener-
gietechnik, namentlich der Thermodynamik, der numerischen Strömungsmechanik und der nume-
rischen Wärmeübertragung zusammengeführt werden können, um ein Werkzeug zu schaffen, mit
welchem konvektive Impuls- und Wärmeübertragungsprozesse bewertet werden können. In einer
ausführlichen Darstellung der Grundlagen der Thermodynamik wird erläutert, dass als ein solches
allgemeingültiges Bewertungskriterium die Entropieproduktion herangezogen werden kann. Denn
eine alleinige Bewertung auf der Basis des Energieerhaltungssatzes und Kenngrößen wie etwa dem
Druckverlust oder der Nußelt-Zahl können Wärmeübertragungsprozesse nicht eindeutig bezüglich
ihrer Wirksamkeit bewertet werden. Erst durch die Einführung der Entropie beziehungsweise der
Entropieproduktionsrate können solche Prozesse bezüglich ihrer thermodynamischen Güte im Sinne
eines Verbrauches von Primärenergie bewertet werden.

Nach den einführenden Erklärungen zu den Bewertungskriterien und der Begründung der Wahl
der Entropieproduktionsrate, wird in dieser Arbeit ein ausführlicher Literaturrückblick über diese Art
des Bewertungskriteriums vorgestellt. In der Literatur sind Bewertungskriterien auf der Basis der Be-
stimmung von Entropieproduktionsraten als Second Law Analysis bekannt. Im Laufe dieses Litera-
turrückblicks werden die Mängel von konventionellen Techniken der Second Law Analysis erläutert.
Denn alle diese Techniken bestimmen Entropieproduktionsraten über eine globale Bilanzierung des
zu bewertenden Apparates. Bei dieser Bilanzierung müssen Vereinfachungen gemacht werden, da
im Allgemeinen in turbulenten Strömungen nicht alle ein- oder austretenden Entropieströme bekannt
sind. Des Weiteren beruhen diese konventionellen Techniken meist auf der Implementierung von
empirischen Gleichungen für Druckverluste und Wärmeübergänge, was ihre Benutzung insofern a
priori auf eine limitierte Anzahl von Anwendungen einschränkt.

Aus diesem Grunde wird in dieser Arbeit ausgehend von der Gibbschen Relation auf systematische
Weise eine allgemeine Transportgleichung für die spezifische Entropie in turbulenten konvektiven
Strömungen eines inkompressiblen Newtonschen Fluides mit Fourierschen Wärmeleitungsverhalten
hergeleitet. Diese Transportgleichung ist eine partielle Differentialgleichung. In dieser können Term-
134 Zusammenfassung

gruppen, welche Entropieproduktionsraten beschreiben eindeutig identifiziert werden. Es zeigt sich,


dass der Entropieproduktion in turbulenten Strömungen vier Ursachen zugeschrieben werden können:
Entropieproduktion aufgrund molekularer und turbulenter Dissipation sowie Entropieproduktion auf-
grund molekularer und turbulenter Wärmeleitung.

Ein großer Vorteil in der Beschreibung des Entropietransportes auf Basis dieser partiellen Diffe-
rentialgleichung liegt darin, dass zur Bestimmung der Produktionsraten die partielle Differentialglei-
chung nicht explizit gelöst werden muss. Die sie beschreibenden Größen können durch Kenntnis
des Geschwindigkeits- und Temperaturfeldes in einem Postprozess berechnet werden. Diese Art der
Berechnung von Entropieproduktionsraten ist in der Literatur bekannt. In einem Rückblick werden
Ansätze dieser so genannten differentiellen Second Law Analysis vorgestellt. Eine große Schwäche
aller vorgestellten Arbeiten ist aber das Fehler einer ausführlichen und sinnvollen Beschreibung des
Turbulenzphänomens im Hinblick auf die Entropieproduktionsraten.

Die in dieser Arbeit hergeleitete Transportgleichung für die spezifische Entropie wird einer in der
Turbulenzmodellierung und numerischen Strömungsmechanik häufig angewandten Zeitmittelung in
Analogie zu den Reynolds Averaged Navier-Stokes- (RANS) Gleichungen unterzogen. Im Zuge die-
ser Zeitmittelung wird ausführlich erläutert, welche Termgruppen als klein gegenüber anderen ver-
nachlässigt werden können. Eine Modellierung der durch die Zeitmittelung auftretenden turbulenten
Zusatzterme in den Entropieproduktionsraten erfolgt in dieser Arbeit in Anlehnung an das weit ver-
breitete k −ε Turbulenzmodell. Eine Validierung der auf diese Weise hergeleiteten Modelle erfolgt in
einem Vergleich mit der Auswertung von Daten einer direkten numerischen Simulation, in welcher
alle turbulenten Entropieproduktionsraten direkt zugänglich sind. Im Laufe dieser Validierung wird
deutlich gemacht, dass die Modellgleichungen in der Nähe von festen Wänden aufgrund der dort
auftretenden hohen Gradienten in den Geschwindigkeiten, Temperaturen und Turbulenzgrößen einer
weiteren Modifizierung unterzogen werden müssen.

Diese Modifizierung führt in dieser Arbeit schließlich zu der Herleitung von universellen Wand-
funktionen für die Entropieproduktionsraten. Diese Herleitung geschieht wiederum in Anlehnung an
die bekannten universellen Wandfunktionen der Geschwindigkeiten, der Temperatur und der Turbu-
lenzgrößen, welche in der numerischen Strömungsmechanik und im Speziellen bei der Verwendung
des k − ε Turbulenzmodelles weite Verbreitung finden. Eine solche Herleitung erfolgt auf der Basis
asymptotischer Analysen und einem empirischen Abgleich mit den Daten aus direkten numerischen
Simulationen. Die in dieser Arbeit auf diese Weise entwickelten Wandfunktionen ermöglichen die
Bestimmung der universellen Verläufe der Entropieproduktionsraten in Wandnähe und durch Integra-
tion dieser, die Berechnung der mittleren Entropieproduktionsraten in an Wänden liegenden finiten
Kontrollvolumen im Postprozess einer CFD-Analyse.

Die in dieser Arbeit vorgestellten Modellgleichungen zur Berechnung lokaler Entropieprodukti-


onsraten und deren Modifizierung mittels Wandfunktionen in unmittelbarer Nähe zu festen Wänden
werden in eine FORTRAN-Routine implementiert. Diese Routine kann direkt in das kommerziel-
le CFD-Programmpaket CFX4.4 eingebunden werden und ermöglicht somit die Ausgabe lokaler
Entropieproduktionsraten im Postprozess der CFD-Rechnung. Der Anwender dieser Routine muss
135

außer der Kenntnis der Einschränkungen des k − ε Turbulenzmodelles über kein weitergehendes
Wissen verfügen, um lokale Entropieproduktionsraten in turbulenten Strömungen in beliebigen Geo-
metrien bestimmen zu können. Aufgrund der Art der Formulierung aller Modellgleichungen und
im Speziellen durch die Einführung von universellen Wandfunktionen lässt sich durch einfaches
Aufsummieren die gesamte globale Entropieproduktionsrate in einem beliebigen Kontrollraum be-
stimmen. Die Modellgleichungen haben damit gegenüber den Methoden der konventionellen Second
Law Analysis den deutlichen Vorteil, dass sie a priori keinen Einschränkungen bezüglich der Art der
Strömung, des Wärmeüberganges oder der Geometrie unterliegen.
136 Zusammenfassung

Zum Abschluss werden in dieser Schrift vier Simulations- und Anwendungsbeispiele vorgestellt.
Alle diese Beispiele basieren auf CFD-Rechnungen mit dem kommerziellen Programmpaket
CFX4.4 mit Einbindung der hier entwickelten FORTRAN-Routine zur Berechnung lokaler Entro-
pieproduktionsraten. Die Beispiele verdeutlichen einerseits die allgemeine Anwendbarkeit der hier
entwickelten Modellgleichungen auf eine Reihe unterschiedlicher Strömungen und zeigen deutlich,
dass sie auch zur Berechnung lokaler Entropieproduktionsraten in komplexen Strömungen geeignet
sind, in welchen die Techniken der konventionellen Second Law Analysis zum Scheitern verurteilt
sind.

Andererseits wird durch die vorgestellten Beispiele ein wesentliches Ziel dieser Arbeit deutlich ge-
macht: Die Entwicklung eines universell einsetzbaren Werkzeugs zur Bewertung konvektiver Trans-
portvorgänge der Impuls- und Wärmeübertragung. Mit Hilfe der in dieser Arbeit entwickelten Mo-
delle lassen sich zum Beispiel Maßnahmen zur Verbesserung des Wärmeüberganges in komplexen
Geometrien durch die Berechnung der Entropieproduktionsraten lokal sehr genau bezüglich ihrer
thermodynamischen Wirksamkeit im Sinne des Verbrauches von Primärenergie bewerten und können
somit im Zusammenspiel mit der numerischen Strömungsmechanik als hilfreiches Werkzeug in der
Entwicklung von Apparaten der Energietechnik angesehen werden.
Kapitel 7

Ausblick

Mit Hilfe der in dieser Arbeit entwickelten Modelle und deren Implementierung in eine FORTRAN-
Routine eines kommerziellen CFD-Programms steht dem Anwender ein allgemein einsetzbares Werk-
zeug zur Berechnung lokaler Entropieproduktionsraten zur Verfügung. In den Anwendungsbeispielen
wurde aufgezeigt, wie Entropieproduktionsraten in Apparaten mit Maßnahmen zur Verbesserung des
Wärmeüberganges ermittelt werden können. Diese Arbeit hat nur den Grundstein der Bewertungs-
kriterien aufgezeigt und hat sich auf die Modellierung der Entropieproduktionsraten konzentriert.

In nachfolgenden Arbeiten könnte auf Basis der Kenntnisse der Entropieproduktionsraten eine
ökonomische Bewertung von thermischen Apparaten erfolgen. In der Regel wird das ökonomische
Verständnis eines Ingenieurs durch die Feststellung des finanziellen Wertes einer Entwicklung aus-
gedrückt: zum Beispiel in Cent pro kWh oder in Euro pro kW. Eine Weiterentwicklung wird im
Allgemeinen dadurch bewertet, wieviel sie pro Jahr an Betriebskosten einspart und welche Anschaf-
fungskosten für sie von Nöten sind. Wie bei dieser Entscheidung die Berechnung der Entropieproduk-
tionsraten hilfreich sein kann, wird zum Beispiel in [ Georgescu-Rogen 1971], [ London 1982] und
[ Kim et al. 1997] dargestellt. Am Beispiel eines Kondensators wird in [ London 1982] ein
ökonomischer Bewertungsprozess ausgeführt: Beginnend mit einer Darstellung der relevanten Ir-
reversibilitäten werden sowohl die Entropie- als auch die Energieströme als Funktionen der Betriebs-
bedingungen formuliert. Für die einzelnen Entropieproduktionsraten werden finanzielle Mittel ver-
anschlagt. Auf diese Weise kann deutlich aufgezeigt werden, ob und inwieweit eine gewisse Maß-
nahme finanzielle Einsparung bringen kann. In allen diesen Arbeiten müssen die Irreversibilitäten
eines thermischen Apparates in Form von Entropieproduktionsraten bekannt sein, um anschließend
ökonomische Bewertungen ausführen zu können. Die vorliegende Arbeit kann also dazu dienen, die-
se Entropieproduktionsraten zu berechnen und zu identifizieren. Die finanzielle Bewertung spezieller
Entropieproduktionsursachen kann das Forschungsthema zukünftiger Arbeiten sein.

Eine weitere Anwendung für die in dieser Arbeit hergeleiteten Modelle liegt in der ökologischen
Bewertung von thermodynamischen Prozessen. Diesen Ansatz wird zum Beispiel in
[ Maisseu und Voß 1995] und [ Tassios 2000] dargestellt. In der vorliegenden Arbeit wird in Kapitel
138

2 deutlich aufgezeigt, dass jeder natürliche und technische Prozess mit einer Zunahme an Entropie
verbunden ist. Eine Ermittlung der Entropieproduktionsraten mit Hilfe der in dieser Arbeit hergeleite-
ten Modelle kann zumindest Wege aufzeigen auf welche Weise und in welchem Maße diese Entropie-
produktionsraten in technischen Prozessen minimiert werden können. Diese Entropieproduktion ist
immer mit einer Vernichtung von frei verfügbarer Arbeit, also Exergie, verbunden. Der Exergiever-
lust kann technischen Prozessen nur durch einen Verbrauch von Primärenergie ausgeglichen werden.
Eine Minimierung der Entropieproduktionsraten führt somit also zu einer direkten Einsparung von
Primärenergie und damit auch zu einer Verringerung der Emission von klimabeeinflussenden Ab-
gasen. Nachfolgende Arbeiten könnten in dieser Richtung untersuchen, inwieweit durch die in dieser
Arbeit hergeleiteten Modelle tatsächlich technische Prozesse aus ökologischer Sicht bewertet werden
können und inwiefern dadurch Wege aufgezeigt werden können, den Verbrauch an Primärenergie zu
verringern.
Anhang A

Hilfsfunktionen in den Grundgleichungen

1.1 Terme in der Differentialgleichung für die mechanische


Energie der mittleren Bewegung (ME ∗ )

MOLEKULARE D IFFUSION :
-
 ∗  ∗
∂ ∂u∗2 ∂u ∂v ∗ ∂w ∂u∗

DM = η∗ + v∗ + ∗ + w∗ + ∗
∂x ∂x
∗ ∗ ∂y ∗ ∂x ∂x ∗ ∂z
 ∗2  ∗  ∗
∂ ∂v ∗ ∂v ∂u∗ ∗ ∂v ∂w ∗
+ ∗ + u + + w + (A.1)
∂y ∂y ∗ ∂x∗ ∂y ∗ ∂z ∗ ∂y ∗
 ∗2  ∗ ∗
 ∗ .
∂ ∂w ∗ ∂w ∂u ∗ ∂v ∂w ∗
+ ∗ + u + + v +
∂z ∂z ∗ ∂x∗ ∂z ∗ ∂z ∗ ∂y ∗

TURBULENTE D IFFUSION :

∗ ∂  ∗ ∗2 
TDM = ∗ u u + v ∗ u∗ v ∗ + w ∗ u∗ w ∗
∂x∗
∂  ∗ ∗ ∗ 
u u v + v ∗ v ∗2 + w ∗ v ∗ w ∗ (A.2)
∂y ∗

∂  ∗ ∗ ∗ 
u u w + v ∗ v ∗ w ∗ + w ∗ w ∗2
∂z ∗

P RODUKTION :

∗ ∂u∗ ∂v ∗ ∂w ∗
TPRO = −∗ u∗2 ∗ + u∗v ∗ ∗ + u∗ w ∗ ∗
∂x ∂x ∂x
∂u∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+u v
∗ ∗ +v ∗2 +v w
∗ ∗ (A.3)
∂y ∗ ∂y ∗ ∂y ∗

∂u ∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+u∗ w ∗ ∗ + v ∗ w ∗ ∗ + w ∗2 ∗
∂z ∂z ∂z
140 Hilfsfunktionen in den Grundgleichungen

1.2 Terme in der Differentialgleichung für die mechanische


Energie der Schwankungsbewegung (MES ∗ )

MOLEKULARE D IFFUSION :

∂ 2  ∗ ∗2  ∂2   ∂2  
Dk∗ = η ∗ k u + ∗2 k ∗ v ∗2 + ∗2 k ∗ w ∗2
∂x∗2 ∂y ∂z
 2 ∗ ∗
∂ u v ∂ 2 v ∗ w ∗ ∂ 2 w ∗ u∗
2 + + (A.4)
∂x∗ ∂y ∗ ∂y ∗ ∂z ∗ ∂z ∗ ∂x∗

TURBULENTE D IFFUSION :
∗ ∂ " ∗ ∗ # ∂ " # ∂ " #
TDk = u (p + ∗ k ∗ ) + ∗ v ∗ (p∗ + ∗ k ∗ ) + ∗ w ∗ (p∗ + ∗ k ∗ ) (A.5)
∂x ∗ ∂y ∂z
P RODUKTION :

∗ ∂u∗ ∂v ∗ ∂w ∗
TPRO = −∗ u∗2 ∗ + u∗ v ∗ ∗ + u∗ w ∗ ∗
∂x ∂x ∂x
∂u ∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+ u∗v ∗ ∗ + v ∗2 ∗ + v ∗w ∗ ∗ (A.6)
∂y ∂y ∂y

∂u∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+u w
∗ ∗ + v ∗ w ∗ + w ∗2
∂z ∗ ∂z ∗ ∂z ∗

1.3 Terme in der Differentialgleichung für die thermische


Energie (T E ∗ )

D RUCK -G ESCHWINDIGKEITS -KORRELATION :

∗ ∂p∗ ∂p∗ ∂p∗


TDG = u∗ + v ∗ ∗ + w ∗ ∗ (A.7)
∂x ∗ ∂y ∂z
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Abbildungsverzeichnis

1.1 Berechnung der Strömung und des Wärmeüberganges in einem industriellem Rohr-
bündelwärmeübertrager (Abbildung mit freundlicher Genehmigung von ANSYS CFX) 1

1.2 Lokale Entropieproduktion konvektiver Transportprozesse als interdisziplinäre Auf-


gabenstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2.1 Energieanteile und Formen des Energietransportes [ Herwig 2002] . . . . . . . . . . 10

2.2 Entropiebilanzen an einem offenen System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13



2.3 Temperaturprofile und Wärmeübergangskoeffizient α an einer festen Wand bei kon-
vektivem Wärmetransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

2.4 Druckverlust in einem Rohrbündelwärmeübertrager . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17



2.5 Geschwindigkeitsprofile und Wandschubspannung τW an einer festen Wand bei kon-
vektivem Stofftransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

2.6 Reversibel arbeitende Wärmekraftmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2.7 Thermodynamisches System mit Irreversibilitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

2.8 Entropieproduktion durch Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

2.9 Entropieproduktion durch Dissipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

3.1 Zeitabhängigkeit der Geschwindigkeitsmessung an einem festen Ort (x∗ , y ∗ , z ∗ ) in


einer turbulenten Strömung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

3.2 Energiekaskade einer turbulenten Strömung. Modellvorstellung des Energietranspor-


tes der zeitgemittelten Energiegleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

3.3 Entropiebilanz am Beispiel einer turbulenten beheizten Rohrströmung . . . . . . . . 60

4.1 Vergleich des Verlustes an mechanischer Energie und des Integrals der modellierten
direkten und indirekten Dissipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
150 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

4.2 Entropieproduktionsraten in einer turbulenten beheizten Kanalströmung, DNS Er-


gebnisse nach [ Kawamura et al. 1999] und Modellgleichungen auf Basis des k − ε
Turbulenzmodells (Gleichungen (SD ∗ ), (SW ∗ ), (SD ∗ ) und (SW ∗ ). Pr = 0, 71, Re = 13981. 82

4.3 Entropieproduktionsrate aufgrund direkter Dissipation in einer turbulenten beheiz-


ten Kanalströmung, DNS Ergebnisse nach [ Kawamura et al. 1999] und Modellglei-
chungen auf Basis des k − ε Turbulenzmodells (Gleichung (SD ∗ ) in unmittelbarer
Wandnähe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

4.4 Entropieproduktion durch Dissipation der kinetischen Energie der mittleren Bewe-
gung nach [ Kawamura et al. 1999] und Ausgleichsfunktionen nach der Methode von
[ Churchill und Usagi 1972], Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01, Pr = 0, 71, Ecτ = 0, 01 . . 89

4.5 Entropieproduktion durch Dissipation der kinetischen Energie der mittleren Bewe-
gung nach [ Kawamura et al. 1999] und halbempirische Wandfunktion (links: Pr =
0, 71, Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01, Ecτ = 0, 01; rechts: Pr = 5, Reτ = 180,
Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01, Ecτ = 0, 01) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

4.6 Mittlere Entropieproduktion durch Dissipation der mittleren Geschwindigkeiten als


Funktion des wandnormalen Abstandes des Kontrollvolumens n+ c . . . . . . . . . . . 92

4.7 Entropieproduktion durch molekulare Wärmeleitung nach [ Kawamura et al. 1999]


und Ausgleichsfunktion nach der Methode von [ Churchill und Usagi 1972], Reτ =
395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01, Pr = 0, 71 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

4.8 Entropieproduktion durch molekulare Wärmeübertragung nach [ Kawamura et al. 1999]


und halbempirische Wandfunktion (links: Pr=0,71, Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01;
rechts: Pr=5, Reτ = 180, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

4.9 Mittlere Entropieproduktion durch molekulare Wärmeleitung als Funktion des wand-
normalen Abstandes des Kontrollvolumens n+ c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

4.10 Entropieproduktionsrate durch turbulente Dissipation nach [ Kawamura et al. 1999]


und Wandfunktion (links: Pr = 0, 71, Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01, Ecτ = 0, 01;
rechts: Pr = 5, Reτ = 180, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01, Ecτ = 0, 01) . . . . . . . . . . . . . . . 99

4.11 Mittlere Entropieproduktion durch turbulente Dissipation als Funktion des wandnor-
malen Abstandes des Kontrollvolumens n+ c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

4.12 Entropieproduktionsrate durch turbulente Wärmeleitung nach [ Kawamura et al. 1999]


und Wandfunktion (links: Pr=0,71, Reτ = 395, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01; rechts: Pr=5, Reτ =
180, Tτ∗ /Tw∗ = 0, 01) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

4.13 Mittlere Entropieproduktion durch turbulente Wärmeleitung als Funktion des wand-
normalen Abstandes des Kontrollvolumens n+ c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 151

5.1 Entropieproduktionsraten in einer beheizten Hagen-Poiseuille Strömung als Funktion


des Rohrradius. Analytische Lösung nach Gleichungen (5.3) und (5.4) und Auswer-
tung von CFD-Rechnungen nach den Gleichungen (SD ∗ ) und (SW ∗ ). . . . . . . . . 111

5.2 Dimensionslose Entropieproduktionsraten in einer beheizten turbulenten Rohrströmung


als Funktion des Rohrradius. Auswertung von CFD-Rechnungen nach den Glei-
chungen (SD ∗ ), (SW ∗ ), (SD ∗ ) und (SW ∗ ), sowie der Wandfunktionen (SDW ),
(SW W ), (SD  W ) und (SW  W ). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

5.3 Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

5.4 Optimale Reynolds-Zahl einer beheizten turbulenten Rohrströmung durch Auswer-


tung von Gleichung (5.13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

5.5 Vergleich der numerischen und empirischen Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

5.6 Beheizte Rohrstrecke mit Rohrwendel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

5.7 Bezogene Nußelt-Zahlen und Widerstandsbeiwerte als Funktion des Verdrillungspa-


rameters D ∗ /L∗w der Rohrwendel. Ergebnisse aus CFD-Berechnungen und Messun-
gen von [ Zhang et al. 1997]. Nu0 = 0, 023 Re0,8 Pr0,4 , cf 0 = 0.316 Re−0.25 . . . . . . 125

5.8 Entropieproduktionsraten in der Rohrstrecke über dem Optimierungsparameter D ∗ /L∗w .


126

5.9 Temperaturprofil in einem Fluid im Kanalquerschnitt bei Wärmezufuhr über die Ka-
nalwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

5.10 Entropieproduktionsraten aufgrund von Dissipation und Wärmeleitung in der Rohr-


strecke über dem Parameter D ∗ /L∗w . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

5.11 Entropieproduktionsursachen in der Rohrstrecke über dem Parameter D ∗ /L∗w . . . . 129

5.12 Lokale Bejan-Zahl in diversen Schnitten für den Fall ohne Turbulenzgenerator . . . . 131

5.13 Lokale Bejan-Zahl in diversen Schnitten für den Fall mit drei 360◦ -Verdrillungen der
Wendel auf der Rohrstrecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
152 ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Tabellenverzeichnis

5.1 Dimensionslose Kennzahlen der Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

5.2 Stoffwerte von Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

5.3 Entropieproduktionsraten pro Längeneinheit, Auswertung von CFD-Daten und em-


pirische Lösung nach Gleichung (5.10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

5.4 Stoffwerte von Luft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

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