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Ausgabe Dezember 2018

Magazin der leopold-Franzens-universität innsbruck

Wie Pflanzen
der Kälte trotzen
Seite 4

die wege des wassers Seite 6  wie kinder enTscheiden Seite 8 

erwachsenenschuTzgeseTz Seite 16  alpine essenskulTur Seite 18 

Beilage zur Tiroler Tageszeitung www.uibk.ac.at


DIE UNI
INNSBRUCK
FEIERT 350
JAHRE.
Feiern Sie mit!

Zum Jubiläum öffnen wir


die Türen und machen die
Faszination von Forschung und
Wissenschaft mit ihren vielen
Facetten für alle erlebbar.

@ BfÖ 2018
Das Programm und alle Informationen
www.uibk.ac.at/350-jahre

ERÖFFNUNGS
KONZERT
UNIFIED
anlässlich des Universitätsjubiläums
31. Januar 2019, 19:30 Uhr
Saal Tirol, Congress Innsbruck

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Dienstag, 11. Dezember 2018 3

editorial

inhalt DEZEMBER 2018


4 Der Kälte trotzen
D e r B o t a n i ke r G i l b e r t N e u n e r u n t e r s u c h t , w i e
P f l a n ze n F r o s t u n d Ei s b i l d u n g ü b e r l e b e n .

10 6 D i e We g e d e s Wa s s e r s
Mathematische Modelle helfen bei der künf tigen

Foto: Gerhard Berger


P l a n u n g d e r Wa s s e r i n f r a s t r u k t u r i n St ä d t e n .

8 Wie Kinder entscheiden


D a s w i r t s c h a f t l i c h e Ve r h a l t e n v o n K i n d e r n
u n t e r s u c h e n Ö ko n o m i n n e n u n d Ö ko n o m e n d e r U n i .
Liebe Leserin, lieber Leser!

10 B e s s e r e Ve r t rä g l i c h ke i t Vor wenigen Wochen haben wir unsere Verhandlungen


Alternative Getreidesor ten er forscht das Institut mit dem Ministerium über das nächste Dreijahresbud-
für Analy tische Chemie und Radiochemie. get sehr erfolgreich abgeschlossen. Wir werden knapp
100 Mio. Euro mehr als bisher – ein Plus von fast 16 Pro-
12 A u ß e r o r d e n t l i c h e S c h e n k u n g zent – zur Verfügung haben und werden dies nutzen,
Der Nachlass des Tiroler Schrif tstellers Rudolf um die Leistungen der Universität auszubauen und
die internationale Sichtbarkeit weiter zu erhöhen. Wir
G r e i n z g i n g a n d i e U n i v e r si t ä t I n n s b r u c k .
werden dazu 45 neue Professuren bzw. äquivalente

16
Stellen schaffen und damit nicht nur die Betreuungs-
14 3 D -V i s u a l i s i e r u n g e n verhältnisse in zahlreichen Studien deutlich verbessern,
U l r i ke Tö c h t e r l e r e s t a u r i e r t m i t H i l f e h o c h m o d e r n e r sondern auch gezielt Stärkebereiche weiterentwickeln.
Methoden archäologische Funde. Damit wird die wissenschaftliche Kompetenz der Uni
Innsbruck in vielen Feldern erhöht und die Stellung als
16 M e h r E n t s c h e i d u n g s f ä h i g ke i t eine der führenden Forschungsuniversitäten in Öster-
Das neue Er wachsenenschutzgesetz bringt reich untermauert. Diese positiven Rahmenbedin-
gungen ermöglichen es, den Übergang von der Schule
Betrof fenen mehr Selbstbestimmung.
an die Uni zu erleichtern, die Studierbarkeit zu verbes-
sern und die Prüfungsaktivität unserer Studierenden
18 A l p i n e E s s e n s k u l t u r zu steigern. Im Gegensatz zu den meisten anderen
Das Interreg-Projekt „AlpFoodway“ untersucht österreichischen Hochschulen planen wir dabei keine
das kulinarische Erbe der Alpen. weiteren Zugangsbeschränkungen. Ganz im Gegenteil:
In Innsbruck sollen Eingangshürden soweit wie möglich
2 0 16 69 – W i s s e n s c h a f f t G e s e l l s c h a f t wegfallen. Ebenfalls im Sinne der Studierenden und
Mit einer Fest veranstaltung feier te der Förderkreis künftigen AbsolventInnen begegnen wir den Heraus-
forderungen der Digitalisierung: Studierende aller Stu-
sein dreijähriges Bestehen.
dienrichtungen sollen künftig die Chance haben, sich
jene Kenntnisse anzueignen, die für ihr Fach im Bereich

21
21 M o d e r n s t e Te c h n i k der Digitalisierung relevant sind, um damit einen noch
Die Hörsäle am Campus Innrain wurden im Sommer besseren Start ins Berufsleben zu haben. Außerdem
s a n i e r t u n d a u f d e n n e u e s t e n St a n d g e b r a c h t . werden wir einen neuen Forschungsschwerpunkt für
Digitalisierung einrichten, der quer über alle Fachdiszi-
plinen die entsprechenden Kompetenzen bündelt.
Bevor ich Ihnen nun angenehme und erholsame Weih-
nachtstage sowie einen guten Start ins neue Jahr wün-
Impressum sche, möchte ich Sie einmal mehr herzlich einladen, uns
im kommenden Jahr, das ganz im Zeichen des 350-Jahr-
wissenswert – Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – 11. Dezember 2018 Jubiläums unserer Leopold-Franzens-Universität steht,
zu besuchen. Wir haben ein vielseitiges Jubiläumspro-
Herausgeber und Medieninhaber: Universität Innsbruck; Hersteller: Intergraphik GmbH.
gramm zusammengestellt und freuen uns auf Begeg-
Sonderpublikationen, Leitung: Frank Tschoner; Redaktionelle Koordination: Susanne E. Röck, Christa Hofer.
Redaktion: Melanie Bartos, Eva Fessler, Christa Hofer, Stefan Hohenwarter, Lisa Marchl, Daniela Pümpel,
nungen mit Ihnen. Die Details finden Sie auf unserer
Susanne E. Röck, Uwe Steger, Christina Vogt. Homepage.
Covergestaltung: Catharina Walli. Foto Titelseite: iStock/borchee. Fotos Seite 3: iStock/FotografiaBasica, Half-
point; Eva Fessler. Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Brunecker Straße 3, Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk
Postfach 578, Tel. 53 54-0, Beilagen-Fax 53 54-3797. Rektor der Universität Innsbruck
4 Dienstag, 11. Dezember 2018

Der Kälte trotzen


Wenn die Temp eraturen sinken , b ereiten sich auch P flanzen auf den
b evor stehenden Frost vor. Dab ei sind sie wahre Üb erleb en skünstler,
wenn e s darum g eht , Minu sgrad e zu üb er stehen.

Der Botaniker Gilbert Neu- reitung auf die Minusgrade zwar und ist so mit Infrarot messbar“, ihren Knospen tolerieren: Kiefer,
ner untersucht, welche ihren Wassergehalt, aber den- so Neuner. Dieses Visualisierungs- Latsche, Rotföhre, Zirbe und Ho-
noch frieren Teile der Pflanzen verfahren hat gezeigt, dass sich lunder erlauben Eis in der Knospe,
Strategien es Pflanzen er- bei Minusgraden ein“, erklärt ao. die Eiswelle in der Pflanze mit bis bei vielen anderen Pflanzen blei-
möglichen, Frost und Eis- Univ.-Prof. Mag. Dr. Gilbert Neu- ben die Knospen auch bei minus
bildung zu überleben. ner vom Institut für Botanik der «Zellen des Gletscherhah- 40 Grad Celsius eisfrei.“ Bei der
Uni Innsbruck. Wie die Pflanze nenfußes schrumpfen in Fichte beispielsweise ist die Eis-
Pflanzen können, anders als an- einfrieren kann, ohne dadurch zu leitung zur Knospe unterbunden
dere Organismen, nicht vor dem sterben, untersucht er bereits seit
Frostnächten beispielsweise und die junge Knospe entwässert
Frost fliehen. Natürlich gibt es mehreren Jahren. auf 20 Prozent ihres Aus- beim Frieren in die Spross-Achse
Strategien der Frostvermeidung
Eiswelle gangsvolumens zusammen, darunter. Dort entstehen große
– die Pflanzen werfen ihre Blätter Eismassen, die dafür sorgen, dass
ab oder ziehen sich beispielsweise Sichtbar machen können die ohne davon Schaden zu die Knospe eisfrei bleibt. „Dank
während der kalten Jahreszeit in Botaniker die Eisbildung in der nehmen.» Gilbert Neuner dieser Mechanismen ist es auch
den Boden zurück. Grundsätzlich Pflanze mittels differenzieller Ther- möglich, im Hochwinter in Sibi-
müssen Pflanzen besonders auf moanalyse via Infrarot, die im La- zu 27 Zentimetern pro Sekunde rien – wenn sich die Pflanzen ent-
der nördlichen Hemisphäre aber bor von Gilbert Neuner erstmals rasend schnell ausbreitet. sprechend auf den Winter vorbe-
lernen, mit den Minusgraden eingesetzt wurde, um Eisbildung Es macht aber auch sichtbar, reitet haben – einen Ast der ex-
umzugehen. Wie sie das schaffen, in Pflanzen zu visualisieren. „Mit- dass manche Pflanzen eine Art trem frostharten Birke in flüssigem
ist umso beeindruckender, wenn hilfe dieser Methode können wir Eisbarriere einbauen, um bei- Stickstoff auf minus 196 Grad Cel-
man ihren hohen Wassergehalt die Ausbreitung des Eises in Echt- spielsweise ihre Überwinterungs- sius abzukühlen, ohne die Über-
betrachtet. „Wird es kälter, re- zeit abbilden. Immer wenn Wasser knospen zu schützen. „Es gibt nur winterungsknospen zu beschädi-
duzieren die Pflanzen zur Vorbe- gefriert, wird Wärme freigesetzt wenige Pflanzen, die Eisbildung in gen“, erklärt Gilbert Neuner.

Pflanzen haben verschiedene Strategien entwickelt, um mit Frost umzugehen. Im Bild ein gefrorenes Kleines Immergrün. Fotos: Gilbert Neuner
Dienstag, 11. Dezember 2018 5

Neben den Koniferen und win- ist, dass Eis nur extrazellulär tole-
terharten Laubbäumen ist der riert wird. Eisbildung in der Zelle
Gletscherhahnenfuß eine weitere ist für die Pflanzen immer tödlich.
Modellpflanze, wenn es um Frost- Aber auch die extrazelluläre Eis-
toleranz geht. „Der Gletscher- bildung bringt für die Pflanzen
hahnenfuß ist die einzige uns großen Stress mit sich. Durch die
bekannte Pflanze, die Eis in ihrer Gefrierdehydrierung wird der Zel-
Blüte toleriert“, beschreibt der Bo- le Wasser entzogen. „Zellen des
taniker. Untersuchungen mit dem Gletscherhahnenfußes schrump-
Gletscherhahnenfuß auf einer fen in Frostnächten beispielsweise
auf 20 Prozent ihres Ausgangsvo-
lumens zusammen, ohne davon
Schaden zu nehmen“, verdeut-
licht Neuner. Wie die Pflanze
diese enorme mechanische Bean-
spruchung überleben kann, ist al-
lerdings noch unbekannt.
Neues Messverfahren
Andere Pflanzen, die häufig
Frost ausgesetzt sind, wie hei-
mische Koniferen, haben spezi-
elle Zellwände ausgebildet, um
mit dieser Belastung umzuge-
hen. „In Koniferennadeln findet
man sogenannte Armpalisaden,
bei denen verstärkende Leisten
«Wird es kälter, reduzieren innen an den Zellwänden ange-
die Pflanzen zur Vorberei- bracht sind. Wir glauben, dass
die Zellwände dadurch so stabil
tung auf die Minusgrade sind, dass bei Gefrierdehydrie-
zwar ihren Wassergehalt, rung eine Art Unterdruck ent-
aber dennoch frieren Teile steht, und gar kein Wasser aus
den Zellen herausgezogen wer-
der Pflanzen bei Minusgra- den kann“, so der Botaniker. Ant-
den ein.» Gilbert Neuner worten auf die vielen ungeklärten
Fragen zum Eismanagement der
Testfläche am Stubaier Gletscher Pflanzen will Gilbert Neuner in
auf rund 3200 Metern Seehöhe seinem aktuellen Forschungspro- Bei der Fichte bleiben die Knospen auch im gefrorenen Zustand eis-
haben gezeigt, dass er im Som- jekt finden. Dazu entwickelte er frei. Fotos: Gilbert Neuner; CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons/KarlGruber
mer in mehr als 60 Prozent der in Zusammenarbeit mit Othmar
Nächte mit Frost zurechtkommen Buchner und Ursula Lütz-Meindl um bereits gefrorene Proben mit veröffentlicht werden sollen. Die
muss. Auch die Laborversuche von der Universität Salzburg ein Hochdruckgefrierfixierung für die Untersuchungen werden nun
bestätigten, dass die Blüte des neuartiges Präparationsverfah- Elektronenmikroskopie vorzube- fortgesetzt – sie könnten wich-
Gletscherhahnenfußes bis zu mi- ren für das High Pressure Free- reiten. Damit können wir elek- tige Antworten liefern, die mög-
nus sieben Grad Celsius toleriert. zing. „Mein Mitarbeiter Othmar tronenmikroskopische Aufnah- licherweise auch für den Frost-
Die Mechanismen, die den Glet- Buchner hat gemeinsam mit den men von Zellen zum Zeitpunkt schutz bei Kulturpflanzen zum
scherhahnenfuß diese extremen TEM-Experten der Universität des Frierens machen. Diese Me- Einsatz kommen könnten“, ist
Bedingungen überleben lassen, Salzburg (AG Lütz-Meindl) eine thode hat bereits interessante Er- Neuner überzeugt.
sind noch unbekannt. Bekannt Präparationsmethode entwickelt, gebnisse geliefert, die demnächst susanne.e.roeck@uibk.ac.at

Zu warm für den zum 24. Dezember blühen und durch Einwirken von Tempera-
so nach regionalem Volksglauben turen um die vier Grad Celsius
Barbarazweig Glück im kommenden Jahr brin- für drei bis acht Wochen daraus
gen. „Wenn der Barbarazweig entlassen. Erst nach Abschluss

N ach einem alten regiona-


len Brauch werden am 4.
Dezember, dem liturgischen
in diesem Jahr zu Weihnachten
nicht blüht, hat das weniger mit
fehlendem Glück im kommen-
dieser Phase sind die Knospen
bei entsprechend warmen Tem-
peraturen wieder austriebs- und
Gedenktag der heiligen Barba- den Jahr als viel mehr mit den blühbereit. Aufgrund der milden
ra in der römisch-katholischen milden Temperaturen im Spät- Temperaturen im Herbst könnte
und der griechisch-orthodoxen herbst und Frühwinter zu tun“, es aber sein, dass so mancher
Kirche (Barbaratag), Äste von weiß Gilbert Neuner: „Bäume Barbarazweig noch während
Kirschbäumen abgeschnitten werden in dieser Jahreszeit üb- dieser Ruhephase abgeschnitten Der Barbarazweig könnte in die-
und in einer Vase in der Woh- licherweise in eine endogene wurde, und somit in diesem Jahr sem Jahr aufgrund der milden
nung aufgestellt. Sie sollen bis Ruhephase versetzt und werden nicht blüht.“ Temperaturen nicht blühen.
6 Dienstag, 11. Dezember 2018

Die undurchsichtigen
Wege des Wassers
D ie B etreib er st ä dti scher Wa sserinfra struk turen mü ssen in ihren
Planungen schon heute zukünf tig e Ent wicklung en b erück sichtigen.
D ie se richtig einzu schät zen , wir d dank mathemati scher B e schreibung s -
mo d elle einfacher al s er war tet .

Im Projekt „u r simple“ su-


chen Wissenschaftler nach
einfachen Methoden, um
die komplexen Herausfor-
derungen der Siedlungs-
wasserwirtschaft zu meis-
tern.

Wenn wir morgens aufstehen,


gehen wir meist als erstes ins Bad
oder zur Toilette, drehen ganz
selbstverständlich den Wasser-
hahn auf oder drücken die Spü-
lung. Die komplexe Infrastruk-
tur hinter dieser Alltagshandlung
ist uns dabei nicht bewusst. So
durchsichtig das Element, so un-
durchsichtig sind seine Wege –
zumindest auf den ersten Blick.
Weil urbane Wasserinfrastrukturen
mit der Stadt gewachsen sind,
gleicht das Rohrnetzwerk einem
organischen System, das nicht von
vorneherein vollkommen durch-
schaubar ist, erklärt Univ.-Prof.
Robert Sitzenfrei vom Arbeitsbe-
reich Umwelttechnik am Institut
für Infrastruktur. „Obwohl jede
Leitung mit ihren Eigenschaften
bekannt ist, ist das gesamte Netz-
werk doch mehr als die Summe
seiner Einzelteile“, sagt der Sied-
lungswasserexperte. Diese Tatsa-
che spielt nicht nur für Betrieb,
Instandhaltung, Gefahrenpräven-
tion oder Krisenmanagement,
sondern auch für zukünftige Pla-
nungen eine bedeutende Rolle.
„Wasserleitungen haben eine Le-
bensdauer von bis zu 100 Jahren.
Deshalb ist es wichtig, dass man
sie vorausschauend plant und Ent-
Trinkwasserbehälter der Innsbrucker Kommunalbetriebe in Mühlau: Von der Quelle bis zum Endverbraucher passiert wicklungen wie Stadtwachstum
das Wasser ein Netzwerk aus Leitungen und Knoten. Fotos: IKB; Sitzenfrei und Klimawandel berücksichtigt.
Dienstag, 11. Dezember 2018 7

Nur so können wir den gewohnt


hohen Standard auch künftig er-
halten“, sagt Sitzenfrei.
Szenarien beschreiben
Eine Möglichkeit, in die Zukunft
zu blicken, ist, verschiedene Sze-
narien anhand von hydraulischen
Berechnungen zu simulieren. Die-
se Methode hat Sitzenfrei bereits
in früheren Forschungsprojekten
erprobt. „Hydraulik-Simulationen
funktionieren bis zu einer be-
stimmten Problemgröße, dann
wird es vom Berechnungsaufwand
her schwierig. Wenn es zum Bei-
spiel darum geht, zukünftige Ent-
wicklungen abzubilden, müssten
diese Berechnungen viele tausend
Male ausgeführt werden, was viel
Zeit und Rechenleistung erfor-
dert“, so der Wissenschaftler. Da-
rüber hinaus ist es oft aufwendig
oder sogar unmöglich, die Daten-
grundlagen für die Simulationen
zu erheben. Die Erfahrungen, die
Robert Sitzenfrei und seine Kol-
legen in vielen praxisbezogenen
Forschungen – häufig in Zusam-
menarbeit mit regionalen Betrei-
bern – gesammelt haben, führten
ihn jedoch zu folgendem Schluss:
„Wir müssen nicht immer die ge-
samte Hydraulik modellieren. Mit
mathematischen Konzepten und
Algorithmen kann man die Ei-
genschaften von Netzwerken so Duale Repräsentation eines Straßennetzwerks im sogenannten Informationsraum – die Darstellungen von
beschreiben, dass viele Fragen Wassernetzwerken dürfen aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich dargestellt werden, sehen aber vom Prin-
auch ohne aufwendige Simulati- zip her ähnlich aus: Durch eine Analyse dieser Darstellung können für die Funktion wichtige Elemente be-
onen gelöst werden können.“ In ziehungsweise auch daran anschließende Elemente schnell identifiziert werden. Foto: Jonatan Zischg
seinem vom Wissenschaftsfonds
FWF geförderten Projekt „u r sim-
ple“ will Sitzenfrei einerseits ent- solcher Eigenschaften kann man man die Verbreitung von giftigen Definition von besonders schüt-
sprechende Prinzipien, mathema- Wasseralter und Wasserqualität Substanzen am effizientesten ver- zenswerten Punkten.
tische Konzepte und Algorithmen beurteilen oder untersuchen, hindert oder an welchen Punkten Diese und viele andere strate-
entwickeln, andererseits möchte wie sich Substanzen – ungewollt man im Falle einer Verunreini- gische und planerische Beurtei-
er Möglichkeiten und Grenzen ih- oder gewollt – verteilen. So lässt gung eine Chlorierung einleitet. lungsziele lassen sich laut Robert
rer Anwendung aufzeigen. sich beispielsweise ableiten, wie Ein großes Thema ist auch die Sitzenfrei mit relativ wenig Auf-
wand bearbeiten, wenn entspre-
Small World chende Beschreibungsmodelle
„Auf Wassernetzwerke trifft zuR PERSon wie etwa Graphen vorliegen. Im
– ähnlich wie auf soziale Netz- Idealfall lassen sich sogar feh-
werke, bei denen man über we-
nige Ecken jeden kennt – das
Small-World-Phänomen zu.
R obert Sitzenfrei, geboren
1980 in Zell am See, studier-
te Bauingenieurwesen an der Uni
lende Daten rekonstruieren und
Netzwerkeigenschaften als Kenn-
zahlen darstellen und vergleichen.
Das heißt, auch wenn einzelne Innsbruck. Nach der Promotion „Wir haben bereits einige Fallstu-
Punkte untereinander nicht ver- am Arbeitsbereich für Umwelt- dien, aus denen wir wissen, dass
bunden sind, kann man über technik verbrachte er 2010 einen unser Ansatz funktioniert. Die
wenige Verbindungen zu einem mehrmonatigen Forschungsauf- haben uns zu diesem Grundla-
bestimmten Punkt kommen“, enthalt an der Monash Univer- genforschungsprojekt motiviert“,
erläutert Sitzenfrei. Im Zusam- sity in Melbourne. Seit seiner sagt Robert Sitzenfrei. Er ist davon
menhang mit diesem Phänomen Rückkehr forscht und lehrt er am überzeugt, dass die Ergebnisse
steht beispielsweise die Frage, Arbeitsbereich Umwelttechnik, seines Forschungsvorhabens dazu
wie lange ein Wasserpaket von wo er sich kürzlich im Fach Sied- beitragen, den hohen Standard
der Quelle bis zum Endverbrau- lungswasserwirtschaft habilitier- von Wasserinfrastrukturen zu er-
cher benötigt und wie viele Lei- te. Seit 2018 ist er Uni-Professor halten und ihn in Entwicklungs-
tungen und Knoten es passiert. für Siedlungswasserwirtschaft. ländern umzusetzen.
Über die Beschreibung eben eva.fessler@uibk.ac.at
8 Dienstag, 11. Dezember 2018

Das wirtschaftliche Verhalten unter anderem von Kindergartenkindern untersuchen Ökonominnen und Ökonomen der Uni Innsbruck. Foto: iStock/FatCamera

Wie Kinder entscheiden


Kinder hab en enorme Kaufkraf t , zuminde st üb er ihre
Eltern – nicht nur vor Weihnachten b e st ätigt sich da s . A b er
wie ent schei d en K ind er?

Dem ökonomischen Ver- jede „richtige“ Schachtel gibt es aber – und alle Eltern werden das meinsam mit Prof. Matthias Sut-
halten von Kindern sind eine Belohnung in Form eines To- auch subjektiv bestätigen –, dass ter und Dr. Claudia Zoller einen
kens, eines Spielchips, der später Kinder viele Kaufentscheidungen Überblicksartikel über diese For-
Innsbrucker Wirtschafts-
gegen Süßes eingetauscht wer- treffen, ihre Kaufkraft also sehr schung veröffentlicht. „Experi-
wissenschaftlerinnen und den kann. Ein Beispiel für einen hoch ist. Und auch generell ist es mentelle Forschung mit Kindern
-wissenschaftler um Dani- von mehreren ökonomischen Ver- nützlich, das Entscheidungsver- ist in der Wirtschaftswissenschaft
ela Glätzle-Rützler auf der suchen, die Innsbrucker Forsche- halten von Kindern zu verstehen, noch relativ neu, das hat erst vor
rinnen und Forscher regelmäßig auch zum Beispiel in Bezug auf etwa fünfzehn Jahren begonnen.
Spur. durchführen. Sie sind dabei be- Bildungsentscheidungen“, erklärt Inzwischen gibt es aber eine grö-
sonders am wirtschaftlichen Ver- Dr. Daniela Glätzle-Rützler vom ßere Zahl an Studien, da lohnt
Die Kinder sitzen vor Schach- halten von Kindern interessiert. Institut für Finanzwissenschaft. sich ein Überblick“, erklärt sie.
teln, darin sind Korken und Tan- „Die gängigen ökonomischen Sie nutzt selbst ökonomische Ex- Der erwähnte Versuch mit den
nenzapfen. Die Aufgabe: Die Kor- Theorien sind alle auf Erwachse- perimente mit Kindern für ihre Schachteln dient dazu, Wettbe-
ken sollen aussortiert werden – für ne zugeschnitten. Nun wissen wir Forschung und hat kürzlich ge- werbsverhalten zu messen. „Wir
Dienstag, 11. Dezember 2018 9

haben dabei 20 Schachteln, ge- fach; bei kleineren Kindern fragen selbst weniger bekomme. Und zur pErsOn
füllt mit unterschiedlichen Din- wir: Möchtest du lieber heute ei- wir sehen, dass Buben hier mehr
gen, und eines der Dinge muss ne Süßigkeit oder morgen zwei? auf Effizienz achten und eben die
aussortiert werden. Für jede rich- Bei älteren Kindern verbinden wir zweite Variante nehmen, wäh-
tige Schachtel haben die Kinder das mit Geld und die Kinder müs- rend Mädchen aufgrund des
einen Token bekommen“, sagt sen sich entscheiden: heute einen Fairnessgedankens eher die Va-
die Ökonomin. In einer zweiten fixen Betrag oder einen mit der riante wählen, wo beide gleich
Version, der Wettbewerbsaufga- Zeit immer höheren Betrag eini- viel kriegen.“ Die experimentellen
be, bekommt das Kind nur et- ge Tage später? Wir starten auch Ökonominnen und Ökonomen
was, wenn es schneller ist als ein hier mit Dreijährigen und wissen der Uni Innsbruck arbeiten für ih-
zweites Kind – allerdings dann von Versuchen, dass die Geduld re Studien mit Kindergärten und
auch mehr, nämlich für jede rich- bis zum Alter von etwa zehn Jah- Schulen zusammen; über 3000
tige Schachtel zwei Token. Die ren ansteigt. Mit zehn ist man Kinder haben bislang an den Ex-
Kinder können davor sagen, wel- etwa so geduldig wie als Erwach- perimenten teilgenommen und daniEla GlätzlE-rützlEr
che Variante sie lieber spielen wol- sener.“ Die Zusammenhänge von so geholfen, wirtschaftliches Ver-
len: Die sichere ohne Wettbewerb
und mit weniger Gewinn oder die
risikoreichere mit mehr, schlimm-
Geduld mit späterem beruflichem
Erfolg sind deutlich, erläutert Da-
niela Glätzle-Rützler: „Geduld hat
halten von Kindern besser zu ver-
stehen. „Wenn wir sehen, wie
Kinder Entscheidungen treffen,
D r. Daniela Glätzle-Rütz-
ler (*1983 in Innsbruck)
hat Wirtschaftswissenschaften
stenfalls aber ganz ohne Gewinn. starke Auswirkungen auf späteres hilft das auch dabei, mögliche in Innsbruck studiert und ist
„Wir beobachten bei solchen Ver- Verhalten, zum Beispiel darauf, Entwicklungen vorherzusehen seit 2007 wissenschaftliche
suchen durchgehend zwei Dinge: ob ich später rauche oder trin- und vielleicht gegenzusteuern. Mitarbeiterin am Institut für
Einerseits sind Buben selbstbe- ke. Auch der Body-Mass-Index Wir wissen jetzt zum Beispiel, dass Finanzwissenschaft. Für ihre
wusster und glauben, sie schnei- ist mit Geduld korreliert. Wie viel Ungeduld tatsächlich negative Forschung wurde sie mit meh-
den besser ab. Die Mädchen ich später verdiene, welchen Be- Auswirkungen hat. Bisher gibt es reren Preisen ausgezeichnet,
schätzen sich meist einigermaßen ruf ich wähle, das alles hängt mit erst eine Studie, die versucht hat, unter anderem mit dem Preis
richtig ein, nur die ganz kleinen Geduld zusammen. Das wissen Ungeduld zu senken, das verdient der Tiroler Wirtschaftskammer
Mädchen, wir machen diese Ver- wir aus Langzeitstudien, von de- noch weitere Beobachtung“, sagt für ihre Dissertation 2010,
suche ab drei Jahren, sind auch nen es einige wenige gibt. Auch Daniela Glätzle-Rützler. Auch wei- dem Erika-Cremer-Habilitati-
über-selbstbewusst. Andererseits die Verhaltensnote in der Schule tere Zusammenhänge zwischen onsstipendium im März 2018
sind die Buben risikobereiter, auch korreliert stark mit Geduld, je un- den einzelnen Faktoren sind noch und einer Förderung durch
das sehen wir durchgehend. Und geduldiger, desto schlechter ist wenig untersucht – Daniela Glätz- den Jubiläumsfonds der Ös-
dieses Über-Selbstbewusstsein diese Note.“ le-Rützler und ihre Kolleginnen terreichischen Nationalbank
und die höhere Risikobereitschaft und Kollegen arbeiten daran. ebenfalls in diesem Jahr.
haben Einfluss auf das Wettbe- Soziales Verhalten stefan.hohenwarter@uibk.ac.at
werbsverhalten: Buben gehen Neben Wettbewerb messen
deutlich häufiger und lieber in ökonomische Experimente auch
den Wettbewerb als Mädchen, soziales Verhalten und Kooperati-
wir können diesen Gender-Gap on: Wie geneigt ist man, sein Hab
aber nicht eindeutig erklären. Er und Gut zu teilen? Die einfachste
tritt auch schon bei Drei- bis Fünf- Variante ist das sogenannte „Dik-
jährigen auf.“ Aus den Studien tatorspiel“, bei dem die Kinder
anderer Forschungsgruppen ist entscheiden, ob und wenn ja,
zudem abzulesen, dass dieser Ge- wie viel ihres Vermögens sie an
schlechtsunterschied hauptsäch- ein anderes, ihnen unbekanntes
lich in entwickelten Gesellschaften Kind geben wollen. „Auch hier
zu beobachten ist und in Ländern gibt es eine Entwicklung mit dem
wie Indien, China oder Armenien Alter: Kleine Kinder sind egozen-
nicht vorhanden zu sein scheint; triert und teilen nicht oder wenig,
und dass er in gebildeten Schich- später werden sie sozialer. Und ei-
ten stärker ausgeprägt ist als bei nen Geschlechterunterschied se-
Kindern aus weniger privilegier- hen wir auch: Mädchen sind auf
ten Gesellschaftsschichten. Die Gleichheit bedacht, Buben stärker
Gründe dafür sind bisher noch effizienzorientiert. Die schauen
nicht untersucht. darauf, dass die Summe des Ku-
chens, der verteilt wird, maximiert
Geduld und Erfolge wird.“ Ein Beispiel dafür ist ein Ex-
Ein weiterer Einflussfaktor bei periment, wo man zwischen zwei
(nicht nur) ökonomischen Ent- möglichen Verteilungen wählt:
scheidungen ist Geduld: Dass „Da gibt es eine Verteilung, bei
Kinder tendenziell weniger ge- der ich ein Token und der an-
duldig sind als Erwachsene, wird dere auch eines bekommt, und
wenige überraschen. Die For- eine zweite, wo ich ein Token
scherinnen und Forscher haben bekomme und der andere zwei.
allerdings interessante Zusam- Die Kinder können eine Vertei-
menhänge zwischen Geduld und lung auswählen. Da ist der zweite
späteren Erfolgen festgestellt. Fall effizienzmaximiert, weil der
Aber wie misst man eigentlich Kuchen dann insgesamt größer Ob und wie Kinder teilen, ist auch Gegenstand von ökonomischen Ex-
Geduld bei Kindern? „Ganz ein- ist, nämlich drei, auch wenn ich perimenten. Fotos: iStock/recep-bg; Uni Innsbruck
10 Dienstag, 11. Dezember 2018

Gesundheitsförderndes
Getreide
I mmer mehr M en schen mü ssen au s g e sundheitlichen G ründ en auf gluten -
freie Pro duk te au sweichen. Chri stian Huck , Profe ssor am I n stitut für
A naly ti sche Chemie und Ra dio chemie, for scht gemeinsam mit D i sser t antin
Verena W ie demair an alternativen G etreid e sor ten.

Hirse, Buchweizen oder


Hafer werden heute ge-
genüber den ertragreichen
Sorten wie Weizen oder
Mais vernachlässigt. Wis-
senschaftlerinnen und Wis-
senschaftler aus Österreich
und Italien haben es sich
zum Ziel gesetzt, die Nähr-
stoffe in glutenfreien Pro-
dukten zu verbessern.

An der Universität Innsbruck


arbeitet das Team um Christian
Huck an der Analyse unterschied-
licher, bereits seit Jahren in Ver-
gessenheit geratener Getrei-
desorten. „Im Rahmen des vom
Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung geförderten Inter-
reg-Projektes legen wir den Fokus
auf glutenfreie Sorten wie Hirse
und Buchweizen. Eine unserer
Aufgaben ist, zu analysieren, wie
viele Proteine und Aminosäuren
in den unterschiedlichen Sorten
stecken. Auch das sogenannte
antioxidative Potenzial, das an-
gibt, wie viele freie Radikale ab-
gefangen werden, gibt Auskunft
über die gesundheitsfördernden
Eigenschaften der Pflanzen“, er-
klärt Huck. Ist diese Basis geklärt,
wird in weiteren Schritten daran
gearbeitet, wie die Sorten best-
möglich gezüchtet werden kön-
nen, um den Nährstoffgehalt
zu optimieren. „Es wird häufig
vergessen, dass gerade der Wei-
zen ein sehr hochgezüchtetes
Getreide ist, das nicht immer so
nährstoffreich war, wie es heute
angebaut wird. Um auch Alter-
Buchweizen (Bild) und Hirse werden als glutenfreie Alternativen zu Weizen untersucht. Foto: iStock/FotografiaBasica nativen am Markt anbieten zu
Dienstag, 11. Dezember 2018 11

können, wird vermehrt das Ziel freien Produkten beispielsweise Rest wird reflektiert und über den wir bereits tolle Ergebnisse erzie-
verfolgt, die bisher wirtschaft- die essentiellen Aminosäuren zu Leiter wieder zurück an das Gerät len konnten“, skizziert der Chemi-
lich weniger interessanten Sorten erhöhen, so dass der Körper ge- gesendet. Dieses berechnet dann ker, der weiters betont, dass mit
wie Hirse oder Pseudo-Cerealien, nügend von ihnen aufnehmen die Differenz zwischen dem aus- dieser Methode die Proben mi-
wie etwa Buchweizen, zu erfor- kann“, erklärt Wiedemair. Die For- gestrahlten und dem reflektierten nimalinvasiv und zerstörungsfrei
schen“, verdeutlicht Wiedemair, schung kann hier beitragen, die Licht, wodurch wir dann alle für gemessen werden können. Diese
die im Rahmen des Projektes ihre glutenfreien Getreidesorten so uns wichtigen Informationen able- Untersuchungen im Labor sol-
Dissertation verfasst. Im Gegen- zu züchten, dass noch mehr der sen können.“ Ergebnis dieser Ana- len keineswegs nur wissenschaft-
satz zu Hirse ist Buchweizen kein wertvollen Nährstoffe enthalten lyse ist ein sogenanntes Spektrum, lichen Zwecken dienen. Erklärtes
echtes Getreide, sondern eine sind und so die Betroffenen we- das die Absorptionsbanden zeigt. Ziel der Chemikerinnen und Che-
Pflanze aus der Familie der Knö- niger an Mangelerscheinungen Das Ziel dieser Untersuchungen miker ist es, die Messung so weit
terichgewächse, weshalb er auch leiden. Eine zusätzliche Heraus- ist für die Wissenschaftlerinnen zu vereinfachen und das dafür be-
andere Nährstoffe besitzt. „Die forderung, der die Wissenschaftle- und Wissenschaftler die schnelle nötigte Gerät zu verkleinern, bis
Besonderheit am Buchweizen rinnen und Wissenschaftler noch Ermittlung von Qualität und Sor- es für den Einsatz von Konsumen-
ist jedoch, dass er wie Getreide gegenüberstehen, ist der Produk- te des Getreides. „Uns ist es ge- tinnen und Konsumenten leistbar
verwendet und verarbeitet wird, tionsprozess, bei dem noch viele lungen, ein hochmodernes Mess- und praktikabel ist.
obwohl er mit den genannten wertvolle Inhaltsstoffe verloren verfahren zu entwickeln, mit dem daniela.puempel@uibk.ac.at
Pflanzen nicht verwandt ist“, so gehen. „Ein weiteres Ziel im Pro-
die Dissertantin. Neben den che- jekt ist die Optimierung der Ver-
mischen Eigenschaften interessie- fahrenstechnik in den Produkti-
ren sich die Wissenschaftlerinnen onsprozessen vom Korn zum Brot
und Wissenschaftler auch dafür, oder vom Korn zum Keks. Wir ar-
wie die getesteten Pflanzen in der beiten daran, wie man die vorher
Landwirtschaft eingesetzt werden mühevoll gezüchteten Nährstoffe
können. „Der Anbau muss sich in den Getreidesorten bis zum
für die Landwirte auch rentieren. fertigen Produkt erhalten kann“,
Manche Pflanzen tragen weniger sagt Wiedemair. Die gesundheits-
Früchte oder Samen, sodass ei- orientierte Forschung soll dazu
ne größere Menge für denselben beitragen, dass die Nährstoffe in
Ertrag angebaut werden muss“, glutenfreien Produkten vermehrt
verdeutlicht Huck die Problema- werden. „Dies passiert entweder
tik. Auch hier arbeiten die Exper- durch Züchtung, aber auch durch
tinnen und Experten an einem die Vorauswahl besonders nähr-
optimierten Anbau. stoffreicher Sorten. Zudem soll die
Optimierung des Arbeitsprozesses
Glutenfrei zum Erreichen des Ziels beitra-
Neben Patientinnen und Pa- gen“, betont die Nachwuchswis-
tienten mit der Diagnose Zölia- senschaftlerin.
kie ernähren sich auch gesunde
Menschen glutenfrei. Studien zei- Kurze Wellen
gen allerdings, dass diese Ernäh- Um detaillierte Messergebnisse
rungsweise Mangelerscheinungen zu erhalten, arbeiten die Forsche-
bedingt, wenn nicht auf einen rinnen und Forscher in den Labors Christian Huck und Verena Wiedemair forschen an alternativen Getrei-
besonders ausgewogenen Speise- der Radiochemie an der Opti- desorten.
plan geachtet wird. „Direkt nach mierung der Messungen mit der
der Diagnose von Zöliakie haben Nahinfrarotspektroskopie. Mit
die Betroffenen meist schon stark dieser für die Produkte beson-
verkümmerte Dünndarmzotten, ders schonenden Methode kön-
die noch schwerer wertvolle Nähr- nen viele physikalische sowie
stoffe aufnehmen können. Deswe- chemische Parameter gemessen
gen ist es wichtig, auch in gluten- werden. „Für uns bietet diese Mes-
sung die optimalen Bedingungen,
um detaillierte Analysen der ent-
CHristian HuCk haltenen Nährstoffe, aber auch
des sogenannten antioxidativen

C hristian Huck ist Professor


für Analytische Chemie
am Institut für Analytische
Potentials zu erstellen“, erklärt
Huck. Für die komplexen Mes-
sungen wird ein Spektrometer,
Chemie und Radiochemie ein Gerät, das Licht im Nah-Infra-
der Universität Innsbruck und rotbereich aussendet, verwendet.
leitet dort die Arbeitsgruppe Huck skizziert, wie diese Messung
Spektroskopie, die sich mit funktioniert: „Über eine Faserson-
der Entwicklung neuer Ana- de trifft das kurzwellige Licht auf
lyseverfahren auch in den das zu untersuchende Objekt, wie
Gebieten Bio- und Heilpflan- etwa die jeweilige Getreidesorte.
zenanalytik erfolgreich be- Dadurch werden bestimmte Mo-
schäftigt. leküle in Schwingung versetzt. Ein Mit der nahinfrarotspektroskopie werden die Proben minimalinvasiv
Teil des Lichts wird absorbiert, der und zerstörungsfrei gemessen. Fotos: Uni Innsbruck
12 Dienstag, 11. Dezember 2018

Ein Literatur-Leben in
200 Archiv-Kassetten
D er Tiroler Schrif t steller Ru dolf G reinz (18 6 6 –19 4 2) hat zu seinen L ebzeiten
ein umfangreiche s Werk g e schaf fen. Sein Vermächtni s ging nun in die
Händ e der Uni I nn sbruck . D ie For schung erhof f t sich neu e Erkenntni sse.

Er war „Tirols Konsalik“, sei- Greinz besteht aus einer umfang-


ne Bücher erreichten Milli- reichen Sammlung von Werkma-
nuskripten, einer großen Anzahl
onen-Auflagen. Nun ist der
an Korrespondenzen, einer weit
Nachlass von Rudolf Greinz reichenden Sammlung an Rezep-
im Besitz der Universität tionszeugnissen und einer nahezu
Innsbruck. lückenlos erhaltenen Arbeitsbibli-
othek. Sehr lohnend für zukünf-
tige Forschungsprojekte scheinen
Als Tiroler Volksschriftsteller war die rund 2000 Korrespondenzen
er bekannt. Seine Geschichten, Er- mit dem in Leipzig beheimateten
zählungen und Romane aus dem Staackmann Verlag. Aber auch
Land erreichten ein Millionen-Pu- die Briefwechsel mit anderen Au-
blikum. Nahezu zweimal im Jahr toren aus dem In- und Ausland,
erschien ein neuer „Greinz“. Sein
gesamtes Vermächtnis bewahrt
sein Enkel Georg Ott im Famili- «Rudolf Greinz war ein Profi
enansitz, der Villa Rosenegg in und verstand sich auch auf
Aldrans. Noch heute existiert ei- die kommerziellen Aspekte
ne umfangreiche Bibliothek im
des Literaturbetriebs.»
«Der Nachlass meines Groß- Annette Steinsiek
vaters umfasst eine um- darunter auch Conrad Ferdinand
fangreiche Sammlung von Meyer oder Peter Rosegger, ver-
sprechen neue bedeutende kul-
Werkmanuskripten.» turgeschichtliche Informationen.
Georg Ott
Gut vermarktet
ehemaligen Arbeitszimmer des Annette Steinsiek, Literaturwis-
Schriftstellers. Um dieses einma- senschaftlerin am Brenner-Archiv
lige kulturelle Erbe langfristig zu der Universität Innsbruck, arbeitet
bewahren, entschloss sich Georg über Schönherr und kam dadurch
Ott zu einem großzügigen Schritt: in Kontakt mit Georg Ott bzw.
Er schenkte Villa und Nachlass der Rudolf Greinz. „Rudolf Greinz
Universität Innsbruck. In der neu war, nach schwierigen Anfangs-
gegründeten Rudolf-Greinz-Stif- jahren, ein Berufsschriftsteller,
tung haben Ansitz und Nachlass und als solcher professionell auch
einen entsprechenden Platz erhal- in dem Sinne, dass er sich auf die
ten. Erwartungen und die kommerzi-
Betreut und verwaltet wird der ellen Aspekte des Literaturbetriebs
Schriftsteller-Nachlass künftig vom verstand.“ So wusste Greinz ge-
Forschungsinstitut Brenner-Archiv, „Zu freundlicher Erinnerung Rudolf Greinz.“ Fotos: Uni Innsbruck/Brenner-Archiv nau die Interessen des Markts zu
wo man sich schon seit einiger bedienen. „In Deutschland waren
Zeit mit Rudolf Greinz beschäf- vor allem die lustigen Tiroler Ge-
tigt. Für Einträge im Lexikon Lite- rialien zur Familie Greinz überlas- steller. Die Forscher des Brenner- schichten – so im Untertitel – ge-
raturTirol hatte Georg Ott schon sen – zwei der drei Brüder von Ru- Archivs hoffen nun, bisher un- fragt und prägten ein Bild von Ti-
vor einigen Jahren Anton Unter- dolf Greinz, Hugo und Hermann, bekannte literarische Schätze zu rol. Der Nachlass gibt uns nun die
kircher vom Brenner-Archiv Mate- waren übrigens ebenfalls Schrift- heben. Der Nachlass von Rudolf Möglichkeit, dieses Bild als Pro-
Dienstag, 11. Dezember 2018 13

dukt zu sehen. Inwieweit Greinz dessen Verlagsgeschichte in wei- rin für Forschung an der Uni- fahren, denn auch zu ihnen hielt
mit diesem Produkt in eins zu set- ten Teilen zu rekonstruieren. Dies versität Innsbruck. Rudolf Greinz der Schriftsteller engen Kontakt.
zen ist, ob er Alfred Staackmanns ist besonders interessant, da das pflegte auch mit Tiroler Autoren Zumindest ihre Werke schienen
polemische Einschätzung zu ‚We- Verlagsarchiv im Zweiten Welt- enge Kontakte, etwa mit Hans ihm zu gefallen, denn noch heu-
dekind, Strindberg und anderen krieg zerstört wurde und nun von Hoffensthal, Ludwig von te hängen von ihnen geschaf-
dekadenten Dichtern‘ teilte, wel- über den „Umweg“ Tirol ein Teil Hörmann, Rudolf Christoph fene Bilder in den Räumen seiner
che literarischen Positionen er in des Wissens über den Verlag wie- Jenny, Karl Schönherr und Karl Villa.
eigenen Aussagen bezog, kann dererlangt werden kann. Wolf. Über diese Beziehungen
jetzt genauer untersucht wer- Auch dass Karl Schönherr und die Gedanken der verschie- 200 Kassetten Material
den“, erklärt die Forscherin. und Greinz einmal gemeinsam Steinsiek erhofft sich von dem
Dramen geschrieben haben, ist Nachlass, der geschätzt 200 Ar-
Umfangreiche Sammlung nur den wenigsten bekannt. Viel-
«Mit Greinz lässt sich die chiv-Kassetten füllen dürfte, wei-
Die Wissenschaftler werden leicht findet sich in den Korrespon- ,Tiroler Achse’“ von Meran tere Differenzierungen zum Be-
sich nun durch einen Berg an Ma- denzen auch ein wenig „Klatsch“ nach München besser nach- griff der „Tiroler Literatur“: „Die
terial arbeiten müssen. Der Nach- über den darauffolgenden Plagi- Achse Meran-München unter-
lass des Volksschriftstellers enthält atsstreit. zeichnen.» schied sich entscheidend von der
auch eine vollständige Dokumen- Ulrike Tanzer Achse Tirol-Wien, die Schönherr
tation seines gedruckten Werks, Kulturelle Beziehungen bediente. Es geht also auch um
bibliophile Raritäten wie Vorab- Neue Erkenntnisse verspre- denen Autoren werden die vie- die Erforschung von Einflusszo-
exemplare und Widmungsex- chen sich die Wissenschaftler len Briefe wahrscheinlich manch nen, Netzwerken und Richtungs-
emplare, aber auch seltene Flug- auch über die kulturellen Be- aufschlussreiche Information ge- und Wertestreits.“
schriften, Zeitschriften, auch viele ziehungen zwischen Tirol und ben. Vielleicht werden die For- christina.vogt@tt.com
Tirolensien, die er im Zuge seiner München. Bisher wurden diese scher auch Neuigkeiten zu heute
literaturhistorischen Arbeiten ge- nur im bildkünstlerischen Be- hochgehandelten Künstlern wie WEITERE INFORMATIONEN
www.literaturtirol.at/lexikon
sammelt hat. Hervorzuheben sind reich einigermaßen erschöpfend Hugo Grimm oder Leo Putz er-
hier die Kontakte mit dem Staack- behandelt. „Die Nachlassmateri-
mann-Verlag und dessen Autoren, alien, hier wohl speziell auch die
mit dem Verleger der „Jugend“, Bibliothek, dürften nun tiefere
Georg Hirth, und Mitarbeitern Einblicke in die kulturellen Bezie-
dieser Zeitschrift. Das Forschungs- hungen und Verflechtungen er-
potenzial scheint gewaltig: Allein möglichen“, sagt Ulrike Tanzer,
die Korrespondenzstücke mit Leiterin des Forschungsinstituts
dem Staackmann-Verlag helfen, Brenner-Archiv und Vizerekto-

zuR pERSON
Die Jugend des
Rudolf Greinz
R udolf Greinz wurde am 16.
August 1866 als erstes von
fünf Kindern der Eheleute Anton
und Maria Greinz in Pradl, heute
ein Stadtteil von Innsbruck, ge-
boren. Er besuchte das Gymna-
sium in Innsbruck, legte die Ma-
tura aber in Salzburg ab, da die
ANNETTE STEINSIEk Familie umgezogen war. Über
seine Schulzeit hat er sich sehr

D ie Literaturwissenschaft-
lerin Annette Steinsiek
ist Senior Scientist am For-
früh belletristisch geäußert, u. a.
mit dem „Abiturienten-Examen“,
was für seine jüngeren Brüder an
schungsinstitut Brenner-Ar- der gleichen Schule nicht gera-
chiv der Universität Innsbruck. de von Vorteil war. Anschließend
Ihre Forschungsschwerpunkte studierte er Germanistik, klassi-
liegen in der deutschsprachi- sche Philologie und Kunstge-
gen Literatur des 20. Jahrhun- schichte an den Universitäten
derts. von Graz und Innsbruck. Da er
Im Plagiatsvorwurf, den Enri- an Tuberkulose erkrankte, gab
ca Handel-Mazzetti Schönherr er das Studium und seinen Plan,
gegenüber vorgebracht hatte, eine wissenschaftliche Laufbahn
konnte sie (gemeinsam mit einzuschlagen, auf. Stattdessen
Ursula Schneider) Schönherr wendete er sich dem Schriftstel-
jedenfalls freisprechen. Auch lertum zu und veröffentlichte
Greinz‘ Vorwurf werden sie 1885 sein erstes Werk.
nachgehen. Anton Unterkircher Im Jahr 1917 erschien Rudolf Greinz’ Roman „Die Stadt am Inn“. Schau-
platz des Werks ist Innsbruck.
14 Dienstag, 11. Dezember 2018

Details eröffnen Welten


Keramikbruchstücke, Stein sp lit ter, antike Schmuckp erlen o d er Re ste
von Tex tilien zeu g en von einem L eb en lang e vor un serer Zeitre chnung.
Ulrike Tö chterle re st aurier t mithilfe ho chmo derner M etho den
archäolo gi sche Funde.

3D-Visualisierungen oder abgeschlossene Artefakte warten Noch eingebettet in Erdklumpen Erdblöcken befinden, werden
ein Digitalmikroskop er- auf ihre Restaurierung, andere wissen wir oft noch nicht, um wel- teilweise nicht nur Röntgenauf-
werden in Entsalzungs-Bädern che Teile es sich konkret handelt. nahmen, sondern in Kooperation
öffnen der Wissenschaft-
auf eine genauere Untersuchung Im Labor starten wir dann unse- mit der Klinik auch Computerto-
lerin und ihrem Team eine vorbereitet, während an weiteren re eigene kleine Grabung, indem mographien angefertigt. „In den
neue, hochaufgelöste Welt Stücken bereits gearbeitet wird. wir unter dem Mikroskop die win- Aufnahmen sehen wir Schicht für
von einem Leben und einer Wie mit den fragilen Bruchstü- zigen Funde freilegen“, erläutert Schicht genau, was sich in der Er-
cken menschlicher Vergangenheit Töchterle. Mit jedem Schritt eröff- de befindet und sind dementspre-
Lebenswelt der Menschen fachgerecht umzugehen ist, weiß net sich den Wissenschaftlerinnen chend schon vorbereitet, bevor
vor tausenden Jahren. Ulrike Töchterle, Leiterin der Re- und Wissenschaftlern eine neue wir mit dem Freilegen beginnen“,
staurierungswerkstatt am Institut Welt und sie bekommen Einblicke verdeutlicht Töchterle.
Die Restaurierungswerkstät- für Archäologien, genau. „Direkt in längst vergangene Zeiten. Um
te am Institut für Archäologien von der Grabung bekommen wir zu klären, welche Artefakte sich Vergangenheit
gleicht einer Fundgrube. Luftdicht als erste die geborgenen Funde. tatsächlich in den geborgenen Zwei über 2.500 Jahre alte
hauchdünne Schmuckarmbänder,
die im Rahmen von Grabungsar-
beiten in der Gemeinde Ehrwald
im Bezirk Reutte gefunden wur-
den, erregten die Aufmerksamkeit
der Archäologinnen und Archäo-
logen im Team um Margarethe
Kirchmayr und Ulrike Töchterle.
„Normalerweise kommt diese
Art von Schmuck, die sogenann-
ten Tonnenarmbänder, nur in
Gräbern vor. Interessant ist, dass
diese Armbänder neben dem Weg
gefunden wurden. Nun stellt sich
die Frage, ob sie beispielsweise
verloren wurden, oder ob sie
die Menschen damals an dieser
Stelle vergraben haben“, erläu-
tert Töchterle. Die einzige Mög-
lichkeit zur Untersuchung der
hauchdünnen, aus Bronzeblech
getriebenen Schmuckstücke be-
steht in der berührungslosen
Digitalisierung mittels eines Mi-
croCT-Scans. „Die dabei gewon-
nen hochauflösenden Daten sind
nicht nur zur wissenschaftlichen
Untersuchung der Herstellungs-
technik oder der Gebrauchsspu-
renanalyse, sondern auch für alle
in Folge anfallenden Erhaltungs-
maßnahmen notwendig“, so die
Wissenschaftlerin. Die hochauf-
lösende 3D-Darstellung der Ton-
nenarmbänder ist Grundlage für
die notwendige Restaurierung
Eine MicroCT-Aufnahme zeigt die ineinander geschobenen Armbänder. und weitere wissenschaftliche Be-
Foto: Wolfgang Recheis & Gerald Degenhart/Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische Universität Innsbruck arbeitung. Da die Schmuckstücke
Dienstag, 11. Dezember 2018 15

für eine tatsächliche Trennung zu scharf abzubilden. Dies ist eine


fragil sind, können sie nicht real, deutliche Verbesserung gegen-
aber doch grafisch beziehungs- über früheren Methoden“, freut
weise digital getrennt werden. So sich die Archäologin. Mit der Fül-
erhalten die Wissenschaftlerinnen le neuer digitaler Methoden müs-
und Wissenschaftler die Möglich- sen die Wissenschaftlerinnen und
keit, trotzdem beide Reifen ge- Wissenschaftler ihre Vorgehens-
trennt voneinander zu untersu- weisen anpassen und den Um-
chen. „Mit Hilfe dieser Methode gang mit ihnen neu erlernen.
konnten wir Hammerspuren und
Hinweise auf Flickungen feststel- Herausforderung
len. Dies gibt uns Aufschluss über Die archäologische Restau-
die zentralen Fragen nach der rierung hat sich mit den neuen
Herstellung und dem Gebrauch Möglichkeiten weiterentwickelt
der Schmuckstücke. Schon die und verändert. „Unsere Arbeit
Tatsache, dass sich die Menschen bewegt sich im Mikro-Bereich.
damals die Arbeit gemacht ha- 3D-Modellierungen oder die Un-
ben, sie zu flicken, zeigt den ho- tersuchungen mit dem Digitalmi-
hen Wert der Armbänder“, ver- kroskop ermöglichen uns eine viel Die in der nähe von ehrwald gefundenen tonnenarmbänder nach der
deutlicht Töchterle. Doch auch genauere Analyse“, so Töchterle. Bergung. Fotos: Ulrike Töchterle, Uni Innsbruck
Textilien und Lederreste sind für Mit der Einführung neuer Me-
die Wissenschaftlerin besonders thoden auch in der archäolo-
spannend, denn mithilfe moder- gischen Restaurierung müssen die
ner Methoden ist es möglich, Wissenschaftlerinnen und Wis-
diese bis ins Detail zu untersuchen. senschaftler ihre Arbeit anpassen
Die Bindungsart der Stoffe, die und teilweise neu ausrichten. „In
Spinnrichtung vom Faden oder unserer Arbeit sind wir nicht nur
die Dichte des Gewebes lassen auf auf hochauflösende Bilder ange-
die Art des Stoffes, Trachten oder wiesen, sondern vor allem auf die
andere Kleidungsarten schließen. daraus lesbaren archäologischen
„Für diese Untersuchungen ist Informationen“, erklärt die Wis-
das neue Digitalmikroskop von senschaftlerin, die verdeutlicht,
Keyence sehr hilfreich. Bis zu 20 dass in ihrer Arbeit noch nicht
Bilder pro Sekunde machen es gänzlich auf Handzeichnungen
möglich, auch strukturierte Funde verzichtet werden kann. „Ein Fo-
to allein sagt noch nicht sehr viel
zUr person aus. In Skizzen und Kartierungen
von archäologischen Funden oder
Befunden können wir aber bereits Die Armbänder wurden an der Universität für Angewandte Kunst in
für uns wichtige Details, wie bei- Wien aufwändig restauriert.
spielsweise die Beschaffenheit ei- Foto: Irina Huller, Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für Angewandte Kunst Wien
ner Oberfläche oder Erdschicht,
einzeichnen. Diese Feinheiten
spüren geübte Forscherinnen und
Forscher nur mit der Kelle. Ach-
ten wir schon in der Grabungs-
dokumentation auf solche Beson-
derheiten, können wir auch noch
Jahre später den Fund richtig in-
UlriKe töchterle terpretieren. Hier gibt es noch Be-
darf an digitalen Lösungen.“ Mit

M ag. Dr. Ulrike Töchterle


studierte in Innsbruck
Ur- und Frühgeschichte und
der Fülle an neuen Methoden ist
auch das Bewusstsein vieler Ar-
chäologinnen und Archäologen
schloss ihre Dissertation 2012 für die Kleinigkeiten im Fundma-
im Rahmen des Spezialfor- terial gestiegen. „Früher wurde
schungsbereiches HiMAT ab. der ‚Dreck‘ auf Bodenfunden ein-
Seit 2013 ist sie Universitätsas- fach weggeputzt und so wertvolle hochaufgelöste Bilder von mineralisierten textilresten ermöglichen
sistentin und Leiterin der Res- Informationen wie beispielsweise eine detaillierte Untersuchung. Foto: U. Töchterle/B. Tobias, Uni Innsbruck
taurierungswerkstätten am Überreste von organischen Aufla-
Institut für Archäologien. Ihre gen oder Schäftungshölzern ver- muss, sowohl mit den neuen Me- gin, die gemeinsam mit ihrer Kol-
Forschungsinteressen liegen nichtet. Heute ist das Bewusstsein thoden, aber auch mit der Fülle legin Barbara Welte daran arbei-
in der Archäometrie, investi- für einen sorgsamen Umgang mit an neu gewonnenen Erkennt- tet, Artefakte aus Keramik, Metall
gativen Konservierung und den Objekten, aber auch mit der nissen bestmöglich umzugehen. oder Stein zu konservieren und zu
Restaurierung sowie Rekonst- Suche nach Details, viel größer, „Wir finden Hinweise auf Her- restaurieren, Mikrospuren zu ana-
ruktion von archäologischem denn die Archäologie lebt da- stellungs- und Gebrauchsspuren, lysieren oder Zusammenhänge
Kulturgut. von“, betont Töchterle, die darauf besondere Materialien und ihre aufzudecken.
hinweist, dass auch sie erst lernen Handelswege“, sagt die Archäolo- daniela.puempel@uibk.ac.at
16 Dienstag, 11. Dezember 2018

Für mehr Autonomie


und Selbstbestimmung
Mit 1. J uli 2018 trat da s neu e Er wach senen schut zg e set z in Kraf t .
Ehemalige Sachwalterinnen und Sachwalter sind jet z t Er wach senen -
ver treterinnen und -ver treter. Für B etrof fene soll da s neu e G e set z mehr
Autonomie und Selb st b e stimmung bringen.

Mit dem neuen Erwachsenenschutzgesetz sollen Betroffene mehr Autonomie und Selbstbestimmung erhalten. Fotos: iStock/,Halfpoint; E. Pirchner
Dienstag, 11. Dezember 2018 17

Michael Ganner vom Insti- feld einer möglichen Erkrankung so eindeutig. Um möglichen Unsi- zin- und Gesundheitsrecht wirft
tut für Zivilrecht und Leiter oder eines Unfalls ein Vertreter cherheiten vorzubeugen, wurden eine Vielzahl an nationalen und
ausgewählt werden kann, gibt so genannte Konsenspapiere aus- internationalen rechtlichen Frage-
des Doktoratskollegs für es durch die Gesetzesänderung gearbeitet, in denen das Justizmi- stellungen auf. Das sieht man am
Medizinrecht und Gesund- zwei weitere, neue Instrumente. nisterium festgelegt hat, wie sich Beispiel des Erwachsenenschutz-
heitswesen, hat sich inten- Neu ist die gewählte Erwach- Angestellte, besonders im Ban- gesetzes sehr gut. Im Rahmen
siv mit dem Erwachsenen- senenvertretung. „Das ist qua- ken- oder Gesundheitssektor, in des Doktoratskollegs sollen diese
si eine Vorsorgevollmacht light. bestimmten Situationen verhal- von Doktorandinnen und Dokto-
schutzgesetz beschäftigt Selbst wenn man geistig bereits ten sollen. Auch Menschen, die randen wissenschaftlich bearbei-
und war sogar an seiner etwas eingeschränkt ist, kann früher das Sachwalterrecht ausge- tet werden.“ Durch die Zusam-
Ausarbeitung beteiligt. man noch einen Erwachsenen- übt haben, stellt die Umstellung menarbeit, insbesondere mit der
vertreter auswählen“, erklärt Mi- vor Herausforderungen. Diese Medizinischen Universität Inns-
War eine Person vor Juli 2018, chael Ganner. Die gewählte Er- sind zum einen formeller Natur, bruck und der Privatuniversität
beispielsweise nach einem Unfall wachsenenvertretung bietet den aber auch ein Verständnis dafür, UMIT, sollen Möglichkeiten eröff-
oder einer Krankheit, geistig nicht Vorteil, dass sie weniger risikobe- dass psychisch Kranke ihre Auto- net werden, juristische Fragestel-
mehr in der Lage, sich um sich haftet und gerichtlich besser kon- nomie ausleben sollen, muss sich lungen mit Hilfe von forschungs-
selbst und ihre Angelegenheiten trolliert ist. Sie soll zu rechtzei- bei vielen erst entwickeln. „Wir geleiteten Erfahrungen aus der
zu kümmern, so wurde diese von tiger selbstbestimmter Vorsorge tun uns allgemein schwer, nach- Medizin und dem Gesundheits-
einer Sachwalterin oder einem führen. Auch neu ist die gesetz- zuvollziehen, dass andere Men- wesen zu beantworten.
Sachwalter unterstützt, einer vom liche Erwachsenenvertretung, die schen in der gleichen Situation lisa.marchl@uibk.ac.at
Gericht bestellten Person. Das be- dann zum Einsatz kommt, wenn anders empfinden und handeln,
deutete gleichzeitig den Entzug keine andere Vertretungsform als wir das selbst tun würden. Das
der Geschäftsfähigkeit und da- gewählt wurde. Bisher war das fällt uns noch schwerer bei Men- zur person
mit eine automatische Beschrän- die Vertretungsbefugnis durch schen, die ein Defizit haben. Aber
kung der Entscheidungsfähigkeit. nächste Angehörige, die es so im zur Autonomie gehört es nun ein-
„Durch das Erwachsenenschutz- alten Gesetz bereits gab. Im neu- mal auch, dass man falsche Ent-
gesetz hat sich zunächst einmal en Gesetz ist der Umfang jedoch scheidungen treffen darf“, sagt
die Bezeichnung geändert. Wer Michael Ganner.
früher Sachwalter war, ist nun ge-
richtlicher Erwachsenenvertreter“, «Die Vorstellungen im um- Entstehungsprozess
erklärt Michael Ganner. „Ziel der gang mit psychisch Kranken Der Rechtswissenschaftler war
Gesetzesänderung ist es, Men- selbst am Entstehungsprozess
schen mit geistiger Behinderung und geistig Behinderten des Erwachsenenschutzgesetzes
oder psychischer Krankheit mehr haben sich in den letzten beteiligt. Zwischen 2012 und
Selbstbestimmung zu verleihen, Jahren und Jahrzehnten 2016 war er immer wieder in
auch in Einzelentscheidungen den Arbeitsgruppen in Wien und michael ganner
wie etwa medizinischen Behand- stark verändert.» Salzburg vor Ort. „Ich bin schon
lungen oder der Frage nach dem
Wohnort“, so der Rechtswissen-
schaftler weiter. Wann immer
Michael Ganner

stark ausgeweitet worden. Auch


sehr lange in diesem Geschäft tä-
tig. Diese Gesetzesänderung war
jedoch besonders spannend, da
M ichael Ganner studierte
Rechtswissenschaften
in Innsbruck und Santiago de
es möglich ist, sollen Betroffene Geschwister, Neffen, Nichten, erstmals auch Betroffene in den Compostela. Seit 1995 ist er
zukünftig also selbst entschei- Enkel, usw. können sich nun als Prozess der Novellierung ein- wissenschaftlicher Mitarbeiter
den können. Grundlage für diese Erwachsenenvertreterinnen und gebunden wurden“, sagt der an der Universität Innsbruck
Gesetzesänderung ist die Behin- -vertreter im Österreichischen Rechtswissenschaftler. „Es ist und war Lehrbeauftragter
dertenrechtskonvention der Ver- Zentralen Vertretungsverzeich- immer schwer, ein Gesetz so zu auch an anderen Hochschu-
einten Nationen, die Österreich nis (ÖZVV) eintragen lassen. Al- formulieren, dass es dann für al- len. Die Professur für „Bürger-
bereits 2008 ratifiziert hat. Gefor- le Vertretungsformen sind dort le Fälle anwendbar ist. Gerade liches Recht und Grundlagen
dert wird darin mehr Autonomie verpflichtend einzutragen und das Erwachsenenschutzgesetz der Rechtswissenschaft“ am
für Menschen mit Behinderung. werden erst dadurch rechtskräf- ist eine sehr komplexe Materie, Institut für Zivilrecht der Uni-
Um das zu erreichen, mussten tig. Kommt keine Angehörige bei der man anfänglich nie alle versität Innsbruck hat er seit
und müssen auch in Österreich und kein Angehöriger in Frage, Fragen bedenken kann. Im Laufe 2013 inne. Neben dem Er-
nach wie vor manche Rechtsbe- gibt es auch eigene Vereine, die der Zeit müssen Gesetze immer wachsenenschutzgesetz zäh-
reiche überarbeitet und geändert Erwachsenenvertreterinnen und nachgebessert werden. Dazu ist len Themen der Gesundheits-
werden. „Die Vorstellungen im -vertreter stellen. Können diese es notwendig, die rechtliche An- versorgung und Altenpflege
Umgang mit psychisch Kranken Vereine kein Personal zur Verfü- wendung genau zu beobachten zu seinen Forschungsschwer-
und geistig Behinderten haben gung stellen, wird schließlich ei- und in wissenschaftlichen Artikeln punkten. Beispielhaft können
sich in den letzten Jahren und ne Rechtsanwältin oder Rechts- und Büchern zu analysieren“, er- hier Datenschutz und Haf-
Jahrzehnten stark verändert. Das anwalt bzw. eine Notarin oder klärt Michael Ganner seine Auf- tung im Zusammenhang mit
Erwachsenenschutzgesetz ist Teil Notar eingesetzt. gabe nach Inkrafttreten des Er- so genannten Ambient-Assis-
dieser Entwicklung und geht ei- Der Gewinn an Entscheidungs- wachsenenschutzgesetzes. Für ted-Living-Systemen genannt
nen Schritt in die richtige Rich- fähigkeit bringt allerdings auch ihn ist das Erwachsenenschutz- werden. Dabei handelt es sich
tung“, bewertet Michael Ganner Unsicherheiten mit sich. Hatte recht bereits seit Langem einer um digitale Unterstützungs-
das neue Gesetz. früher jemand eine Sachwalterin seiner Forschungsschwerpunkte. und Überwachungssysteme,
oder einen Sachwalter, dann war Er kann sich auch vorstellen, es z. B. Pflegeroboter. Michael
Neuerungen für das Gegenüber klar, dass die- zukünftig zum Inhalt des Dokto- Ganner ist außerdem Leiter
Neben der Vorsorgevollmacht, se Person nicht selbst entscheiden ratskollegs Medizinrecht und Ge- des Doktoratskollegs Medizin-
die bereits 2007 eingeführt wur- kann. Seit der Gesetzesänderung sundheitswesen zu machen, dem recht und Gesundheitswesen.
de und mit der bereits im Vor- ist das in vielen Fällen nicht mehr er als Leiter vorsteht: „Das Medi-
18 Dienstag, 11. Dezember 2018

Das Erbe der


Alpinen Essenskultur
Kä sen , B rot backen o d er Schnap sbrennen: Da s I nterre g - Projek t „ A lp Foo d -
way “ hat sich zum Ziel g e set z t , da s kulinari sche Erb e d er A lp en zu unter -
suchen und nachhaltig zu för dern. Tra ditionen sollen nicht nur b ewahr t
wer d en , sondern auch die B a si s für mo d erne Weiterent wicklungen bilden.

Die Alpine Essenskultur In Galtür findet einmal im Jahr Der „Enzner“ ist nur ein Beispiel tingerrübe finden sich darunter.
zeigt sich nicht nur in ihren eine Verlosung der besonderen unter vielen im gesamten Alpen­ „Das kulinarische Erbe der Alpen
Art statt: Am Kirchtag wird unter raum, die im Rahmen des Projekts ist von großer Bedeutung – und
einzigartigen Speisen, son-
den Einheimischen das Recht ver­ „AlpFoodway“ dokumentiert, zwar auf verschiedenen Ebenen:
dern auch in einem ganzen geben, eine kleine Menge der sel­ analysiert und im Hinblick auf ih­ Es geht natürlich um die Bewah­
Bündel an Fertigkeiten, tenen Enzianwurzel zu graben und ren Innovationsgehalt untersucht rung alpiner Traditionen und des
Wissen, Traditionen und in zu einem besonderen Schnaps zu werden. Auch der Zwetschken­ Kulturerbes, es geht aber auch
verarbeiten – so kann eine jahr­ anbau in Stanz, dem höchstgele­ um die Sensibilisierung dafür,
einer vielschichtigen sozi- hundertealte Tradition in der genen Obstbaugebiet in Europa, dass die Alpine Essenskultur Teil
alen Bedeutung. Gegenwart fortgeführt werden. oder die Wildschönauer Krau­ einer kollektiven Identität der

Viel mehr als nur ein Rezept: Regionale Schmankerln wie die typische Tiroler Marend mit Brot, Speck, Käse und einem Schnapsl aus der Region
gehören einfach dazu. Foto: iStock/Wicki58
Dienstag, 11. Dezember 2018 19

Bewohnerinnen und Bewohner


des Alpenraums ist“, erklärt An-
drea Hemetsberger vom Institut
für Strategisches Management,
Marketing und Tourismus. Sie ist
gemeinsam mit Markus Scher-
mer vom Institut für Soziologie
der Uni Innsbruck Projektleiterin
für die Tiroler „Arbeitspakete“
des überregionalen Projekts „Alp-
Foodway“. Auch Schermer sieht
die Bewahrung Alpiner Essenskul-
tur in einem großen Kontext, der
weit über die Dokumentation von
Rezepten hinausgeht: „Die Al-
pine Essenskultur beginnt bereits
bei der Kultivierung alpiner Land-
schaften durch landwirtschaft-
lichen Anbau oder Tierhaltung.
Sie prägt somit unsere Umwelt
und ist zentraler Bestandteil des
gesellschaftlichen Lebens in der
Familie, in der Gastronomie oder
bei diversen regionalen Festen
oder Veranstaltungen.“
Schätze fördern
„Innovation in Tradition“ lau-
tet das Motto, wenn es um die
Zukunft dieser vielfältigen alpinen
Besonderheiten geht. „Neben
traditionellen Werten und Wissen Die Wiederbelebung der Fisser Gerste gilt als gelungenes Beispiel für die innovative Umsetzung traditionel-
geht es auch um eine nachhaltige ler Verarbeitungsmethoden. Foto: Michael Klingler
und kreative Innovationskultur,
die für die Inwertsetzung dieses gang mit Lebensmitteln durchaus aufwerten und als treibende Kraft lokalen Besonderheiten konzen-
immateriellen Kulturerbes von Vorbildwirkung. Die traditionelle für die nachhaltige Entwicklung trieren und diese vor Ort fördern.
ganz großer Bedeutung ist“, sagt Küche ist oft eine einfache Küche: in Bergregionen noch stärker eta- Jeder Versuch, die Alpine Essens-
Andrea Hemetsberger. Wie nahe ‚einfach‘ im Sinne des Zurückgrei- blieren. „Wir sehen die Alpine kultur als Massenprodukt zu ver-
fens auf selbst hergestellte oder Essenskultur gemeinsam mit un- markten, wird scheitern. Das Lo-
regional vorhandene Produkte. seren internationalen Kolleginnen kale, das Besondere ist die große
«Die Alpine Essenskultur Neben der Einfachheit sind es und Kollegen als Möglichkeit und Stärke der Alpinen Essenskultur,
ist Teil der kollektiven auch der Erfindungsreichtum und Chance, lokale Identitäten zu und nicht ihre Schwäche. Es geht
Identität der Menschen eine Verwertungskette, die keine stärken, Arbeitsplätze zu schaf- um die Seele der Produkte und
Abfallprodukte kennt. Milch wird fen und Bergregionen (wieder) um ihre Geschichten“, ist And-
im Alpenraum.» zu Butter und Magermilch, Ma- zu beleben“, sind sich Hemets- rea Hemetsberger überzeugt. Eine
Andrea Hemetsberger germilch zu Graukäse und Molke, berger und Schermer einig. Ziel Möglichkeit, diesen Aspekt zu stär-
die Molke zu Zieger“, verdeutlicht der Arbeit ist daher nicht die Ent- ken, wäre die Nominierung der
Tradition und Innovation beiein- Markus Schermer. wicklung klassischer Marketing- Alpinen Essenskultur für die Lis-
anderliegen, zeigt sich etwa am instrumente, um den Profit zu te des immateriellen Kulturerbes
Beispiel der Fisser Gerste. Nach- Erbe bewahren maximieren oder den Weg hin der UNESCO, um das Bewusstsein
dem der Getreideanbau in Tirol Das Projekt „AlpFoodway“ soll zu Massenproduktionen zu eb- für die Besonderheiten des alpi-
bereits totgesagt war, gelang es in diesem Sinne die Essenskultur nen – ganz im Gegenteil: „Wir nen Raums nachhaltig zu stärken.
einer Gruppe idealistischer Land- in Alpenländern sichtbar machen, müssen uns auf die jeweiligen melanie.bartos@uibk.ac.at
wirtinnen und Landwirte vor
wenigen Jahren, die alte Gers-
tensorte wiederzubeleben und
für die Produktion von Bier oder „AlpFoodway“ Institutionen und Forschungsein- sind im Projekt involviert, um die
Whiskey neu zu entdecken. Für richtungen aus insgesamt sechs Alpine Essenskultur wissenschaft-
die Projektverantwortlichen sind
Initiativen dieser Art von beson- D as Interreg Alpine-Space-
Projekt „AlpFoodway – A
Ländern befindet sich auch die
Universität Innsbruck. Univ.-Prof.
lich aufzuarbeiten.

derem Interesse: Das Team aus


Innsbruck ist daher stets auf der
Suche nach Best-Practice-Beispie-
cross-disciplinary, transnational
and participative approach to Al-
pine food cultural heritage“ läuft
Andrea Hemetsberger und Dr.
Michael Klingler vom Institut
für Strategisches Management,
A lle Informationen – inklusi-
ve der Möglichkeit, die Pe-
tition für die Nominierung der
len in Tirol – von denen es bereits seit mehr als zwei Jahren und wird Marketing und Tourismus sowie Alpinen Essenskultur für die Lis-
zahlreiche gibt: „Wenn wir uns im Herbst 2019 seinen Abschluss Univ.-Prof. Markus Schermer, Dr. te des immateriellen Kulturerbes
den Aspekt der Nachhaltigkeit finden. Unter den 14 über den Rike Stotten und Clemens Maaß, der UNESCO zu unterschreiben –
anschauen, dann hat der gerade gesamten Alpenraum verteilten B.A. vom Institut für Soziologie, gibt es hier: bit.ly/alpfoodway
im Alpenraum traditionelle Um-
20 Dienstag, 11. Dezember 2018

Förderkreis 1669 feiert


D er För derkrei s 1669 – Wis sen schaf f t G e sell sc haf t g eht in sein vier te s
Jahr und re sümier te b ei einer Fe st veran st altung in d er Aula d er Univer si -
t ät I nnsbruck üb er W irkung und M ehr wer t seine s zivilg e sell schaf tlich -
philant hropi schen Engag ement s .
Die erfolgreiche Initiative, die die Stiftung als Erster zu unterstüt- Osttirol, Vorarlberg, Südtirol, nationalen Dienste, Barbara Tas-
2015 von Rektor Tilmann Märk ins zen. Das Jubiläumsjahr 2019 wird Liechtenstein und Luxemburg ser, betonte den Mehrwert, der
Leben gerufen wurde, konnte bei neben besonderen Feierlichkeiten nahmen Dank und Anerkennung durch Gastprofessuren für Stu-
der Feier auch eine Reihe neuer auch dafür genutzt, die Gesell- der Festgemeinschaft entgegen. dierende, aber auch Forschungs-
Unterstützerinnen und Unterstüt- schaft für die Universität zu sen- gruppen entsteht. Mit jährlich 16
zer begrüßen. Insgesamt 70 Gäste sibilisieren sowie Möglichkeiten Dank für Unterstützung Konferenzreisestipendien schickt
aus dem Kreis von 1669 waren und Entwicklungspotenziale der Für die Unterstützung durch der Förderkreis junge Menschen
der Einladung der Universität Inns- Universität in der Region aufzuzei- den Förderkreis 1669 bedankten zu Kongressen in alle Welt und
bruck gefolgt. Koordinatorin und gen. Rektor Märk zeigte sich be- sich Studierende der Universität ermöglicht so den Aufbau von in-
Ehrensenatorin der Universität Sa- geistert von der Bereitschaft der Innsbruck, die im Rahmen eines ternationalen Netzwerken.
bina Kasslatter-Mur stellte im Rah- Förderinnen und Förderer, durch Hackathons mit israelischen Hoch- Zum Abschluss der Feier re-
men der Feier „Inseln des Gelin- ihr philanthropisches Engagement schülern vom Holon Institute of ferierten Prof. Hubert Huppertz
gens“ dank geförderter Projekte die Universität darin zu begleiten Technology spezielle Musikinstru- vom Institut für Allgemeine, Anor-
vor: So konnte der Förderkreis und großzügig zu unterstützen. mente konzipiert und gefertigt ganische und Theoretische Che-
aus Anlass des 350-Jahr-Jubiläums haben. Vorgestellt wurden u. a. mie, Prof.in Ruth Breu vom Institut
2019 den Anstoß für die Grün- Neue FörderInnen auch die vom Förderkreis unter- für Informatik und assoz. Prof.in
dung einer neuen Stiftung der Im zweiten Teil der Festivität stützten Doktoratskollegs zu den Marie-Luisa Frick vom Institut für
Universität Innsbruck geben und standen neu gewonnene Förde- Themen Medizinrecht und Ge- Philosophie anschaulich über ihre
das dafür erforderliche Startkapi- rinnen und Förderer auf der Büh- sundheitswesen, Austrian Studies Forschung und Leistungen an der
tal bereitstellen. Rektor Märk ließ ne, langjährige Unterstützerinnen und Elementarrisiken in alpinen Universität.
es sich in der Folge nicht nehmen, und Unterstützer aus Nord- und Regionen. Die Leiterin der inter- daniela.gruber@uibk.ac.at

Die Gemeinschaft der Förderinnen und Förderer mit der Universitäts-Spitze. Foto: Manuela Tessaro

1669 – Wissenschafft Gesellschaft


Die Mitglieder des Förderkreis 1669 unterstützen die Universität Innsbruck gemeinsam in einem Netzwerk, als Brücke in die Gesellschaft,
sowohl ideell als auch materiell. Wenn Sie Interesse am Förderkreis haben, kontaktieren Sie uns bitte unter der Tel. 0 512/507-38 554, E-Mail:
foerderkreis1669@uibk.ac.at – Weitere Infos: www.uibk.ac.at/foerderkreis1669
Dienstag, 11. Dezember 2018 21

Die Hörsäle, auch der neue Hörsaal 5 ¾, wurden neu bestuhlt und mit modernster Technik ausgestattet. Fotos: Eva Fessler

Hörsäle wurden
umfassend saniert
N ach d er Einrichtung einer neu en Ser vicezentrale für Stu dierende im
G E I W I -Turm wur d en 2 018 auch die Hör säle am C ampu s I nnrain umfa ssend
sanier t und te chni sch auf d en neu e sten St and g ebracht .

Studierende und Lehrende Uni Innsbruck. „Um diese inspi- er Hörsaal geschaffen. „Mit dem ferenzen ausgestattet. „Sowohl
an der Uni Innsbruck pro- rierende Atmosphäre auch in den Hörsaal 5 ¾ haben wir einen neu- Studierende als auch Lehrende
Lehrveranstaltungsräumen fortzu- en Raum für die Lehre mit 113 reagieren sehr positiv auf die neu
fitieren seit dem Winter- setzen, wurde in den Sommermo- Sitzplätzen geschaffen. Der etwas renovierten Hörsäle“, weiß Mag.
semester 2018/19 von neu naten weiter intensiv gearbeitet, ungewöhnliche Name ergab sich Daniela Kundmann-Kolm, die als
ausgestatteten Hörsälen um auch die Hörsäle im GEIWI- daraus, dass dies der Arbeitsti- Leiterin der Fakultäten-Service-
am Campus Innrain. Turm auf den neuesten Stand zu tel der PlanerInnen während der stelle an der Uni Innsbruck für die
bringen.“ Alle Hörsäle erhielten Planungsphase war, der aufgrund Verwaltung der Hörsäle zuständig
Im Zuge von Modernisierungs- durch den Einbau von Fenstern der positiven Resonanz beibehal- ist. „Die Atmosphäre wird von
maßnahmen wurde im Eingangs- eine natürliche Belichtung, wur- ten wurde“, schildert Anke Bock- allen Nutzerinnen und Nutzern
bereich des GEIWI-Turms ein den neu bestuhlt, durch Boden- reis. als sehr angenehm beschrieben.
zentrales Serviceangebot für Stu- und Wandbeläge heller gestaltet Studierende loben die ergono-
dierende geschaffen, in dem die und mit modernster Ton- und Modernste Technik misch besser angepassten Sitze
Studienabteilung, die Studienbe- Bildtechnik ausgestattet. Ebenso Die technische Ausstattung um- und Schreibauflagen sowie die
ratung, das Büro der Behinderten- wurden barrierefreie Maßnahmen fasst in allen Hörsälen modernste verbesserte Akustik und Qualität
beauftragten und ein Länderzen- umgesetzt. Projektoren, eine direkt steuerbare der Projektoren“, so Kundmann-
trum zusammengefasst wurden. Mikrofonanlage sowie zahlreiche Kolm. „Auch die Lehrenden emp-
„So wollen wir den Studierenden Hörsaal 5 ¾ Steckdosen für die Studierenden. finden die neu adaptierten Räume
ein angenehmes Willkommen an Um dem bestehenden Raum- Zudem verfügen die Hörsäle 4, als sehr gut und freuen sich über
der Universität bieten“, erklärt problem entgegenzuwirken, wur- 5, 6 und 7 über eine Doppelpro- die technische Infrastruktur und
Univ.-Prof. Dr. Anke Bockreis, Vi- de zudem im Zwischentrakt zwi- jektionsanlage und sind für Strea- die übersichtliche Bedienbarkeit.“
zerektorin für Infrastruktur an der schen Hörsaal 5 und 6 ein neu- ming und Web- und Videokon- susanne.e.roeck@uibk.ac.at
22 Dienstag, 11. Dezember 2018

Ehrenzeichen für
Rudolf Stark Uni Innsbruck an zwei
COMET-Zentren beteiligt
Der Bauingenieur Rudolf Stark
erhielt am 30. Oktober für sei-
ne Leistungen um die Fakultät
für Technische Wissenschaften
der Uni Innsbruck und ihr Studi-
enangebot – unter anderem die Die Bundesregierung hat
Einrichtung des Mechatronik-Stu- 26 Millionen Euro an öffent-
diums in Lienz – das „Große Eh-
lichen Fördermitteln zur
renzeichen für Verdienste um die
Republik Österreich“. Stärkung des Kompetenz-
und Forschungsstandortes
Österreich freigegeben.
Damit werden drei neue Kom-
petenzzentren in den Bereichen
Produktionstechnologien, Infor-
mations- und Kommunikations-
technologien sowie Life Sciences
gefördert, an zweien sind For-
schungsgruppen der Uni Inns-
bruck beteiligt. VASCage-C heißt
eines der neuen Exzellenzzentren,
Rudolf Stark (links) mit Rektor Til- in dem unter der Federführung der
mann Märk. Foto: Uni Innsbruck Medizinischen Universität Inns-
bruck gemeinsam mit der Leo- Von den neuen Fördermitteln profitieren auch Forschungsgruppen in Inns-
pold-Franzens-Universität Inns- bruck. Foto: Uni Innsbruck

Visual Interaction bruck und Partnern aus Wissen-


schaft und Industrie zur Alterung die Arbeitsgruppe um Prof. Rainer chain-Technologien nun an einer
Lab eröffnet des Gefäßsystems geforscht wird.
Dafür fließen in den kommenden
Böhme vom Institut für Informatik
als einziger Partner aus Tirol be-
Adresse gebündelt werden, ins-
gesamt sind 21 wissenschaftliche
Große Daten visualisieren, vier Jahren 17 Millionen Euro nach teiligt. Am ABC sollen die umfas- Einrichtungen, 54 Unternehmen
analysieren und interaktiv ver- Tirol. senden interdisziplinären Kompe- und 17 assoziierte Mitwirkende
ändern können die Nutzerinnen Im COMET Zentrum (K1) Aus- tenzen im Bereich der Grundlagen beteiligt, darunter 16 internatio-
und Nutzer des neuen Visual In- trian Blockchain Center (ABC) ist und der Anwendung von Block- nale Einrichtungen/Unternehmen.
teraction Lab 1669 am Campus
Technik. Bei seiner Eröffnung am
28. November konnten die gela-
denen Gäste einen ersten Einblick
Neuberufene an
in die Möglichkeiten der neuen
Einrichtung gewinnen. Das Visu-
der Universität
alisierungslabor ermöglicht bis zu
30 Personen gleichzeitig das An-
begrüßt
sehen von 2D- und 3D-Inhalten Ende November begrüßte Rek-
auf einer 3,1 mal 1,7 Meter gro- tor Tilmann Märk bereits zum
ßen Videowand. Es verfügt über zweiten Mal in diesem Jahr neu-
eine voll integrierte Virtual-Reali- berufene Professorinnen und Pro-
ty-(VR)-Installation, die in Kom- fessoren an der Uni Innsbruck.
bination mit einer hochaufgelös- „Das zeugt von den sehr erfolg-
ten VR-Brille einem zusätzlichen reichen Rekrutierungs- und Be-
Nutzer eine virtuelle Erfahrung rufungsbemühungen an unserer
ersten Ranges bietet. Das Kern- Alma Mater“, freute sich der Rek-
stück des Visualisierungslabors ist tor. Auch die Habilitierten zeugen
neben dem Hochleistungsrechner von einem kontinuierlichen Aus-
die aus neun Full-HD-Displays be- bau von Lehre und Forschung an
stehende Video-Wall. Das Visu-
alisierungslabor ist am Campus
GenderFemPreis verliehen der Uni. „Sie haben die strengen
gesetzlichen Voraussetzungen
Technik angesiedelt und steht Das Büro für Gleichstellung und Gender Studies verlieh auch heuer gemein- erfüllt, welche das Habilitations-
Wissenschaftlerinnen und Wissen- sam mit dem Rektor den Preis für frauen-/geschlechtsspezifische/feministi- verfahren bestimmen“, lobte Til-
schaftlern aller Fakultäten offen. sche Forschung an der Uni Innsbruck. Im Bild die beiden Preisträgerinnen mann Märk die neu habilitierten
Initiiert wurde seine Realisierung Karoline Irschara (vorne links) und Sandra Altenberger (vorne rechts) ge- Professorinnen und Professoren.
vom Forschungsschwerpunkt Sci- meinsam mit den Laudatoren Paul Scheibelhofer (hinten links) und Manfred „Die Leistungen der Uni sind der
entific Computing. Der Förder- Kienpointner (hinten rechts) sowie der Organisatorin Maria Furtner (links) Verdienst jeder einzelnen Wissen-
kreis 1669 hat das Projekt maß- und dem Jurymitglied Kordula Schnegg (rechts). Foto: Uni Innsbruck schaftlerin und jedes einzelnen
geblich unterstützt. Wissenschaftlers“, so der Rektor.
Dienstag, 11. Dezember 2018 23

Gründerpreis für
Tiroler Forscherin
Die Innsbrucker Chemikerin
Gerda Fuhrmann, Mitgründerin
und Geschäftsführerin der UriSalt
GmbH, wurde in Wien mit dem Ös-
terreichischen Gründerpreis Phönix
2018 ausgezeichnet. Ihr Unterneh-
men entwickelt und vermarktet
einfache Tests für die Analyse und
Überwachung wichtiger Körper-
elektrolyte über Urinproben. Das
Unternehmen ist ein gemeinsames
Spin-off der Uni Innsbruck und
der Medizinischen Uni Innsbruck.
Die Uni Innsbruck ist über die Uni-
Holding Gesellschafterin der Urisalt
Junge Uni verlieh Diplome GmbH. Diese Unternehmensbetei-
ligungsgesellschaft beteiligt sich an
Die fleißigsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kinder-Sommer-Uni wurden Ende November in der Aula der Uni- kommerziell ausgerichteten Spin-
versität für ihr Engagement mit Diplomen ausgezeichnet. 36 Kinder haben im Sommer mindestens vier Kurse der offs der Uni. „Laut einer IHS-Studie
Jungen Uni besucht. Fotos: Uni Innsbruck nimmt die Universität Innsbruck
mit ihrer Spin-off-Strategie samt
Beteiligungsportfolio eine Sonder-
stellung unter den österreichischen

Tag der Lehre im Zeichen Universitäten ein“, sagt Rektor Til-


mann Märk. „Mit der Beteiligung
an diesem vielversprechenden jun-
gen Unternehmen gehen wir die-

der Digitalisierung
sen erfolgreichen Weg konsequent
weiter und fördern so aktiv den
Wissenstransfer von der Universität
in die Gesellschaft.“

Am 23. November fand an rer Kolleginnen und Kollegen die


der Universität Innsbruck Lehreplus!-Preisträger/-innen mit
ihren Präsentationen. Prof. Chris-
Uni-Literaturpreis
erstmals ein „Tag der Lehre“
unter dem Leitthema „Digi-
tian Bauer gewann im Team mit
Prof. Gilles Reckinger den Preis
an Martin Fritz
talisierung der Lehre“ statt. „Lehreplus! klassisch“ und Dr. Eri- Der gebürtige Innsbrucker
ca Autelli konnte sogar die unab- Martin Fritz erhält 2018 den mit
Alle 16 Fakultäten wirkten an hängig voneinander vergebenen 4000 Euro dotierten Literatur-
der Gestaltung des Tages der Leh- Preise „Lehreplus! Digitale Medi- preis der H.-und-K.-Zuegg-Stif-
re mit und hatten ein breit gefä- en“ und „Lehreplus! Studierende“ tung an der Universität Innsbruck
chertes Programm an verschie- Dr. Erica Autelli (2. v. l.) erhielt die entgegennehmen. Letzterer wur- für sein Prosawerk „enzyklopädie
denen Standorten der Universität Preise „Lehreplus! Digitale Medien“ de zwar vom Rektorat finanziert, der tiere“. Die feierliche Vergabe
zusammengestellt. Gastvorträge, und „Lehreplus! Studierende“. aber vollständig von der ÖH Inns- durch Preisstifterin Hiltraud Märk-
Impulsreferate, Workshops, Dis- bruck abgewickelt. „Die Studie- Zuegg fand am 19. November im
kussionsgruppen, Inputs aus der den am späten Nachmittag im renden hatten bei der Wahl der Salon des Rektors im Beisein von
Verwaltung und Erfahrungsbe- Plenum präsentiert und diskutiert. Preisträgerin völlig freie Hand und Rektor Tilmann Märk und Vizerek-
richte regten zum Austausch un- Dass sich die Lehrenden auch im es ist schön zu sehen, dass sich die torin Ulrike Tanzer statt.
ter den Teilnehmerinnen und „AllTag der Lehre“ mit der Quali- Ansichten über gute Lehre offen-
Teilnehmern an. Die wichtigsten tät ihres Tuns auseinandersetzen, bar decken“, freut sich Vizerektor
Impulse aus den Fakultäten wur- zeigten stellvertretend für viele ih- Bernhard Fügenschuh.

ESQ-Fellowships vergeben
Das „Erwin Schrödinger Center Die Förderungsschiene „ESQ Fellow- Blatt), Fulvio Flamini (Arbeitsgruppe
for Quantum Science & Technology ships“ richtet sich an exzellente jun- Univ.-Prof. Hans Jürgen Briegel) und
(ESQ)“ ist ein österreichisches Pro- ge ForscherInnen aller Disziplinen, Maria Mardeno-Cardoner (Arbeits- Vizerektorin Ulrike Tanzer, Rektor
jekt zur Förderung der Wissenschaft die substantiell zu Innovationen im gruppe Univ.-Prof. Helmut Ritsch) Tilmann Märk, Preisträger Martin
und Zukunftstechnologien der Bereich der Quantenforschung bei- sind die aus insgesamt 72 Bewer- Fritz, Stifterin Hiltraud Märk-Zuegg
Quantenphysik, Quantenoptik und tragen können. Martin Ringbauer bungen ausgewählten ESQ-Fellows und der Laudator Dirk Rose (von
Quanteninformationsverarbeitung. (Arbeitsgruppe Univ.-Prof. Rainer an der Uni Innsbruck. links). Foto: Uni Innsbruck
ve ra n s t a l t u n g s t i p p s

11. Dezember, 18 Uhr Wild (Literaturhaus am Inn) ter: Arbeitskreis Wissenschaft im Rahmen des Symposions
Frankreich-Tag 2018 über folgende Bücher: Nona und Verantwortlichkeit (WuV). anlässlich des 50. Todestages
mit Verleihung der Frankreich- Fernandez: „Space Invaders/ Campus Technik, Hörsaal B 1, von Hugo Rahner SJ. Weitere
Preise. Gastvortrag von Univ.- Chilean Electric“. Septime Ver- Technikerstraße 13 b, EG Informationen: https://www.
Prof. Dr. Laurence Campa aus lag 2018, Lisa Halliday: „Asym- uibk.ac.at/theol/aktuelles-veran-
Anlass des 100. Todestags von metrie“. Hanser 2018 und Heinz 10. Jänner, 18 Uhr staltungen
Apollinaire. Helle: „Die Überwindung der Geschlechtergerechtigkeit im Dekanatssitzungssaal, Katho-
Claudiasaal, Claudiana, Herzog- Schwerkraft“. Suhrkamp 2018 Quran: Historisch-kritische lisch-Theologische Fakultät,
Friedrich-Straße 3 Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn- Annäherung Karl-Rahner-Platz 1, 1. Stock
Straße 5 Vortrag von Dina El Omari (Uni-
12. Dezember, 19 Uhr versität Münster) im Rahmen 17. Jänner bis 28. Februar
Erich Kästner: Das Blaue Buch. 7. Jänner, 13.45 Uhr der Vortragsreihe „Muslima am Ausstellung „Tirol und die
Geheimes Kriegstagebuch Tiere in der Pädagogik Wort“ des Instituts für Isla- Moderne“
1941–1945 Vortrag von Reingard Spannring mische Theologie und Religions- Parallel zum Internationalen
Sven Hanuschek hat in Zusam- im Rahmen der Ringvorlesung pädagogik Studientag „Die Multiple Mo-
menarbeit mit Ulrich von Bülow zum Thema Mensch-Tier-Bezie- Hörsaal 1, Katholisch-Theolo- derne/The Multiple Modernity“
und Silke Becker „Das Blaue hungen des Human-Animal-Stu- gische-Fakultät, Karl-Rahner- (31. Jänner bis 1. Februar) the-
Buch. Geheimes Kriegstagebuch dies-Teams der Uni Innsbruck. Platz 3, EG matisiert die Ausstellung
1941–1945“ herausgegeben. Infos und weitere Termine: das Verhältnis der Tiroler
Ebenso erschien heuer seine www.uibk.ac.at/projects/has/ 15. Jänner, 13.45 Uhr, Moderne zu anderen Ausprä-
Kästner-Biographie „Keiner Hörsaal 4, Geiwi-Turm, Innrain Linguistische Analyse und gungen der Moderne. Weitere
blickt dir hinter das Gesicht“ 52 institutionelle Resilienz Informationen: https://archiv-
(Hanser). Am Abend wird er das Vortrag und Diskussion von em. baukunst.uibk.ac.at
Leben des Autors beleuchten 8. Jänner, 19 Uhr Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Ehlich Archiv für Baukunst, im Adam-
und dabei besonderes Augen- Transhumanismus, Smart Ci- (Berlin), der am Beispiel vor bräu, Lois-Welzenbacher-Platz 1
merk auf das Überleben in der ties und Massenüberwachung allem medizinischer Kommuni-
Diktatur richten. – Gefahr oder Chance? kation und ihrer linguistischen 30. Jänner, 18 Uhr
Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn- Vortrag von Stefan Lorenz Sorg- Analyse dem Missverhältnis zwi- Aquinas Lecture 2019: The
Straße 5 ner, in dem er die Entwicklung schen linguistischen Erkenntnis- Priority of Being Good
von Smart Cities, dem Internet gewinnen und institutionellen Festvortrag von Prof. Dr. Patrick
18. Dezember, 19 Uhr der Dinge, Cyber-Architektur Wirklichkeiten nachgehen will. Riordan SJ, Universität Oxford
Zu Gast: Die Literarische Soi- und des mit menschlichen Up- SR 50105/2, Geiwi-Turm, Inn- (UK)
ree von Ö1 grading entstehenden Internets rain 52, 1. Stock Hörsaal 1, Katholisch-Theolo-
Ö1-Moderatorin Gudrun Ham- der körperlichen Dinge beleuch- gische Fakultät, Karl-Rahner-
böck diskutiert mit Veronika tet und auf die Frage eingeht, 17. Jänner, 14.15 Uhr Platz 3, EG
Schuchter (Institut für Germa- ob es sich bei diesen Entwick- Hugo Rahner als Mensch und
nistik, Innsbrucker Zeitungsar- lungen um eine enorme Gefahr Theologe Weitere Informationen gibt es im
chiv), Boris Schön (Stadtbibli- oder auch eine Chance für die Eröffnungsvortrag von Dr. Online-Veranstaltungskalender
othek Innsbruck) und Gabriele Menschheit handelt. Veranstal- Andreas Batlogg SJ (München) unter www.uibk.ac.at/events

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