Bücher
mehr auf die Gruppe von Bauinge- Das Buch gliedert sich in zwei
nieuren, die nicht regelmäßig Stahl-
konstruktionen projektiert, aber
auch auf Studenten des Bauinge-
nieurwesens.
Der Leser kann die für seine
Bemessungsaufgabe erforderlichen
Nachweise anhand der angegebenen
Berechnungsabläufe ausführen. Die
sich an die schematischen Darstel-
lungen anschließenden Beispiele
sind repräsentativ für das jeweilige
Problem, trotzdem aber einfach und
übersichtlich gehalten, so daß sie gut
nachvollzogen werden können.
Die Autoren bearbeiten alle
Beispielaufgaben – auch vergleichs-
weise schwierige Rahmen und nicht
lineare Probleme – mit Handrech-
nungen. Dies ist in einigen Fällen
recht aufwendig und erfordert teil-
weise auch einschneidende Verein-
fachungen bei der Modellierung. In
der Bemessungspraxis werden der-
artige Aufgaben heute i. d. R. mit
Computerprogrammen gelöst. Wün-
schenswert wäre es deshalb, in eini-
gen Fällen die Resultate der Hand-
rechnungen mit entsprechenden
Computerergebnissen zu vergleichen
und so beim Leser ein Problem-
bewußtsein zu schaffen. Darüber
hinaus würden die Autoren die Dar-
stellung besser für die junge Genera-
tion von Tragwerksplanern öffnen,
die praktisch nur noch die compu-
tergestützte Arbeitsweise kennt.
Der neue Abschnitt 20 enthält
in der Beispielrechnung leider einen
Fehler, so daß die ermittelten Stabi-
lisierungslasten um ein Vielfaches zu
groß sind. Dies ist für die folgende
Auflage sicher leicht zu korrigieren.
Insgesamt kann das Buch auch
in der 5. Auflage den Studenten des
Bauingenieurwesens ebenso wie den
Praktikern ohne Einschränkung
empfohlen werden.
Werner Fröhling
Hanisch, J., Katzenbach, R., König,
G. (Hrsg) in Zusammenarbeit mit
dem Arbeitskreis „Pfähle“ der Deut-
schen Gesellschaft für Geotechnik
e.V. (DGGT): Kombinierte Pfahl-
Plattengründungen (KPP).
Berlin: Ernst & Sohn 2002,
ISBN 3-433-01606-2, 280 S.,
133 Abb., 33 Tab., Geb. 55,– 2
Die Gründungskonzeption der
Kombinierten Pfahl-Plattengrün-
dung löst sich vom konventionellen
Gründungsentwurf, bei dem nachzu-
weisen ist, daß die Bauwerkslasten
entweder vollständig über das flach
gegründete, für sich standsichere
und gebrauchstaugliche Fundament,
oder aber vollständig über die Pfähle
bei Einhaltung der dabei maßgeben-
den Sicherheiten in den Baugrund
eingeleitet werden. Für diese Grün-
dungsart gibt es bisher kein Regel-
werk, mit dessen Hilfe eine sichere
424 Bemessung erfolgen kann.
Bautechnik 79 (2002), Heft 6
liche Tragverhalten der Pfähle einer
Hauptabschnitte, nämlich die KPP-
Richtlinie selbst, die relativ kurz ist,
und einen Anhang zur KPP-Richt-
linie, der in einem Teil A die Grund-
lagen des mechanischen Modells
sowie die Sicherheitsfestlegungen
enthält und im Teil B zwei Berech-
nungsbeispiele vorstellt.
Die Richtlinie enthält neben
Begriffsdefinitionen, Geltungsbe-
reich und Regelungen zur Baugrund-
erkundung Anforderungen an Ver-
fahren für die Nachweise der äuße-
ren und der inneren Tragfähigkeit
und Gebrauchstauglichkeit einer
KPP. Die verwendeten Verfahren
müssen in der Lage sein, die kompli-
zierten Wechselwirkungen zwischen
den Komponenten einer KPP ein-
schließlich des Baugrundes wirk-
lichkeitsnah zu erfassen. Auf diese
Wechselwirkung wird im Anhang
zur Richtlinie, im Teil A, intensiv
eingegangen. Sie erhebt die Forde-
rung, daß die zur Anwendung gelan-
genden Modelle in der Lage sein
müssen, das Tragverhalten eines
Einzelpfahls nachvollziehen und auf
die Interaktionsbeziehungen zwi-
schen Pfählen, Platte und Boden
einer KPP übertragen zu können.
Daran müssen sich die derzeit zur
Verfügung stehenden oder noch zu
entwickelnden Modelle messen las-
sen.
Das Verständnis für die Inter-
aktionsbeziehungen wird im Anhang,
Teil A, des Buches anhand der
Gegenüberstellung der Ergebnisse
einfacher Beispiele geweckt: das
Tragverhalten eines Einzelpfahles,
das einer Kreisplatte und das eines
1-Pfahl-1-Platte-Modells variieren-
der Steifigkeiten dienen dazu, die
Unterschiede von reiner Flachgrün-
dung bzw. reiner Pfahlgründung zu
eine Kombinierten Pfahl-Platten-
gründung herauszuarbeiten. Diese
Vergleiche beruhen auf numerischen
Untersuchungen mit einem elasto-
plastischen Stoffmodell, dessen Stoff-
konstanten für den Frankfurter Ton
mitgeteilt werden.
Hilfe für das Verständnis des
Tragverhaltens der Pfähle einer KPP
stellen die in dem Buch wiedergege-
benen Pfahlkraftverläufe in Abhän-
gigkeit von z.B. der Pfahlposition,
aber auch von der Setzung einer
KPP, dar. Ergänzt werden diese Dar-
stellungen durch Beispiele über den
Einfluß des Pfahlabstands auf das
Tragverhalten, ausgedrückt durch
den Pfahlplatten-Koeffizienten KPP.
Berechnungsergebnisse von Setzun-
gen, vertikalen und horizontalen
Spannungen in einem Vertikalschnitt
einer kombinierten Pfahl-Platten-
gründung und einer reinen Pfahl-
gründung beispielsweise tragen zur
weiteren Veranschaulichung des
unterschiedlichen Verhaltens dieser
Gründungsarten bei. Damit ist das
Buch in der Lage, das unterschied-
KPP, abhängig von ihrer Lage inner-
halb derselben, gegenüber einer
reinen Pfahlgründung deutlich zu
machen.
Im zweiten Teil des Teiles A
werden probabilistische Untersu-
chungen zu den Sicherheitsfest-
legungen von Kombinierten Pfahl-
Plattengründungen vorgestellt. Die
Sicherheitsfestlegungen in der KPP-
Richtlinie basieren auf dem proba-
bilistischen Sicherheitskonzept, wie
es in der GRUSIBAU niedergelegt
ist. Da für ein einheitliches
Sicherheitsniveau für unterschied-
liche äußere Abmessungen und
Pfahlanordnungen jeweils andere
Teilsicherheitsbeiwerte anzusetzen
gewesen wären, andererseits die
Sicherheit gegenüber dem globalen
Versagen mit wachsenden Bauteil-
abmessungen zunimmt, wurden in
der KPP-Richtlinie die ungünstig-
sten Kombinationen der Teilsicher-
heitsbeiwerte zu einem einzigen
globalen Sicherheitsbeiwert zusam-
mengefaßt. Dieser Weg ist für die
Praxis einfach, er verbaut jedoch
nicht die probabilistische Bemes-
sung einer KPP-Gründung, denn
die erforderlichen Angaben für eine
Berechnung nach dem
-Verfahren
sind im Anhang zur KPP-Richtlinie
in mühevoller Kleinarbeit für alle
bemessungsrelevanten unabhängi-
gen Variablen zusammengetragen
worden.
Für einen in probabilistischen
Betrachtungen unerfahrenen Leser
bedeutet es allerdings ein erhebli-
ches Stück Einarbeitung in die
Materie, um die probabilistischen
Ansätze nachzuvollziehen. Leider
gelingt es den Autoren nicht, dieses
Thema gleichermaßen gut ver-
ständlich darzustellen wie bei der
Interaktionen zwischen Pfählen
und Platte. Als kleiner Mangel er-
weist sich auch, daß die verwende-
ten Symbole nicht alle erklärt sind
und daß sich hin und wieder
Schreibfehler eingeschlichen
haben. Bedenkt man allerdings den
immensen Aufwand, der in die
Erarbeitung der probabilistischen
Ansätze und in die Datengrundlage
investiert worden ist, so wiegen
diese Mängel äußerst gering.
Für den Praktiker unentbehr-
lich ist zweifellos der Teil des Buches
mit den beiden Beispielen, die als
Benchmarkbeispiele verstanden
werden wollen.
Beispiel 1 behandelt für die
Gründung eines Brückenpfeilers
den Nachweis der äußeren Trag-
fähigkeit und Gebrauchstauglichkeit
mit einer dreidimensionalen FE-
Berechnung mit dem Stoffgesetz für
den Frankfurter Ton, jeweils ein-
schließlich des Nachweises der inne-
ren Tragfähigkeit und Gebrauchs-
tauglichkeit, zunächst für eine reine
Flächengründung, dann als Pfahl-

gründung mit 12 Pfählen im Hang-
schutt/Hanglehm, dann als Kombi-
nierte Pfahl-Plattengründung mit
6 Pfählen im Hangschutt/Hanglehm
mit einer Darstellung der derzeit
verfügbaren analytischen und nume-
rischen Verfahren und schließlich
als Pfahlgründung im Fels. Daran
schließt sich ein Vergleich der Set-
zungen und der Pfahlherstellungs-
kosten der 4 Varianten an. Interes-
sant wäre auch eine Berechnung mit
einem der beschriebenen einfache-
ren Bemessungsverfahren gewesen,
von denen einige als vergleichsweise
gut handhabbar bezeichnet werden,
um daran Unterschiede zu der auf-
wendigen FE-Berechnung erkennen
zu können.
Bei Beispiel 2 handelt es sich
um die Gründung eines mehr-
geschossigen Bürogebäudes, bei dem
die Varianten Flächengründung
nach DIN 1054, KPP mit 25 Pfählen
und KPP mit 9 Pfählen behandelt
werden. Für dieses Beispiel werden
lediglich Ergebnisse zu den Pfahl-
kräften, den Setzungen, Sohldrücken
und Biegemomenten der Platte mit-
geteilt. In der Tat stellt es ein interes-
santes Beispiel dar, denn die Unter-
schiede in den Pfahlkopfkräften der
beiden Fälle unterschiedlicher Pfahl-
anordnung sind beachtenswert, das
wären sie zweifellos aber auch,
wenn ein anderer Baugrund als der
Frankfurter Ton gewählt worden
wäre.
Zusammenfassend stellt das
Buch mit der Richtlinie eine
äußerst knappe Handlungsanwei-
sung für Entwurf, Standsicherheits-
nachweis, Bauausführung und meß-
technische Überwachung dar und
mit seinem Anhang eine geraffte
Möglichkeit, das Tragverhalten von
KPP und die dem Standsicherheits-
nachweis zugrunde liegenden
Sicherheitsaspekte zu verstehen.
Die Autoren haben sich auf wesent-
liche Sachverhalte konzentriert,
ohne die wissenschaftliche Ent-
wicklung aus den Augen zu verlie-
ren. Wer tiefer einsteigen möchte,
dem steht ein umfassendes Litera-
turverzeichnis zur Verfügung.
Hartmut Schulz
Topping, B. H. V. (Ed.): Computatio-
nal mechanics for the twenty-first
century. Edinburgh: Saxe-Coburg
Publications, 2000. X + 515 Seiten,
£ 138.
Der Beginn eines neuen Jahr-
hunderts und umso mehr eines
neuen Jahrtausends geben Anlaß
dazu, Ausblicke auf die voraussicht-
liche Entwicklung eines Wissens-
zweiges zu wagen. So geschehen
auch bei der fünften internationalen
Konferenz für Tragwerksberechnung
und bei der zweiten internationalen
Konferenz für Ingenieurwesen, beide
im September 2000 im belgischen
Leuven. Die Beiträge dazu kamen zu
39 % aus den USA, 13 % aus Groß-
britannien, 9 % jeweils aus Frank-
reich und aus Österreich und weiter –
zu gleichen Teilen – aus Belgien,
Griechenland, Italien, Polen, Portu-
gal, Schweden und Australien. Zu
den Verfassern gehören so bekannte
Professoren wie K. J. Bathe, C. A.
Felippa, D. M. Frangopol, A. K. Noor,
F. G. Rammerstorfer, G. I. Schuëller
und B. A. Szabo.
Die numerische Mechanik ist
interdisziplinär und fest an die Ent-
wicklung der Computer gebunden.
Eine Schlüsselrolle kommt dabei der
Methode der finiten Elemente zu.
Nach fast fünfzig Jahren ist diese zu
einem nicht mehr wegzudenkenden
Verfahren gereift, dessen Entwick-
lungs- und Einsatzmöglichkeiten
aber noch keineswegs erschöpft
sind.
Im ersten Kapitel wird der
Einsatz der Simulation und der
Modellbildung zur Entwicklung
von hochtechnischen Produkten
gezeigt. Diese Verfahren gewinnen
auch auf den Gebieten Unterricht
und Training immer mehr an Be-
deutung.
Kapitel 2 ist das erste von meh-
reren Kapiteln, die verschiedene
Aspekte der Methode der finiten
Elemente behandeln. Es geht um die
Behandlung von inkompressiblen
Festkörpern, um Platten- und Scha-
lentragwerke, Kontaktprobleme,
Fluid-Tragwerk-Interaktionen und
um Fehlerschätzungen. Auch wird
ein interessantes netzfreies Finite-
Element-Verfahren, die Methode der
finiten Kugeln, vorgestellt. Netze
dienen bekanntlich dazu, zwei der
wichtigsten Operationen durchzu-
führen: die Interpolation und die
Integration. Die meisten sogenannten
netzlosen Methoden können aber
bei der Integration nicht auf ein Netz
verzichten. Nicht so die Methoden
der finiten Kugeln, ein echtes netz-
freies Verfahren. A priori und a
posteriori Fehlerabschätzungen und
die damit verbundenen adaptiven
Vorgehensweisen werden im 3. Kapi-
tel besprochen.
Kapitel 4 behandelt die
Entwicklung der Methode der finiten
Elemente, wobei deren Kernbereich
mit einer ersten Hülle gezielter Wei-
terentwicklungen und dann mit
einer zweiten Hülle unvorausseh-
barer Randentwicklungen umgeben
wurde. Dazu gehören Optimie-
rungsfragen, inverse Probleme und
Schablonen. Finite-Elemente-Scha-
blonen sind parametrisierte alge-
braische Formen, die zu charakteri-
stischen Matrizen führen, sobald
den Parametern Zahlenwerte zuge-
ordnet werden. Um die Frage der
Zuverlässigkeit der FE-Methoden für
dünne Schalen geht es in Kapitel 5
und um die Entwicklung spezieller
Bücher
hybrider Spannungselemente mit
zugfreien Segmenten in Kapitel 6.
Kapitel 7 beinhaltet inverse Metho-
den zur Beschreibung von Metall-
formungsprozessen mittels finiter
Elemente und Kapitel 8 Finite-Ele-
mente-Methoden in der Mikrome-
chanik zusammengesetzter Stoffe.
Verfeinerte finite Elemente für die
optimale Bemessung zusammen-
gesetzter Laminate mit integrierten
Sensoren (produzieren elektrische
Antworten auf mechanische Verfor-
mungen) und Aktuatoren (mit um-
gekehrtem Effekt in piezoelektri-
schen Stoffen) werden in Kapitel 9
vorgestellt. Zur Optimierung und
Überwachung orthotroper Struktu-
ren kommen in Kapitel 10 stochasti-
sche finite Elemente zum Einsatz,
wobei Materialunsicherheiten berück-
sichtigt werden.
Software-Technologien der Zu-
kunft für gekoppelte sogenannte
Multiphysik-Prozesse auf parallelen
Rechensystemen sind Thema von
Kapitel 11. Es geht um jede mögliche
Kombination kontinuierlicher Phä-
nomene wie Tragwerke, Flüssigkei-
ten, Wärme, Elektromagnetismus
und Schall. Parallelrechnungen in
der Raumfahrtsimulation, wobei
Netze mit bis zu hundert Millionen
Elementen generiert und bearbeitet
werden, beinhaltet Kapitel 12. Elek-
tromagnetische Wellen werden in
Kapitel 13 behandelt.
Kapitel 14 vertieft die in Kapi-
tel 2 angesprochenen Fluid-Tragwerk-
Interaktionen, und Kapitel 15 ent-
hält wichtige Entwicklungen der
computergestützten stochastischen
Tragwerksmechanik und der stocha-
stischen finiten Elemente.
Fragen der Sicherheit und
Überwachung von Tragwerken im
allgemeinen und von Brücken sind
in den Kapiteln 16 und 17 zu finden.
Kapitel 18 beschreibt die Verwen-
dung finiter Elemente zur Analyse
der hydraulischen und strukturellen
Stabilität von Betonbauteilen für
den Uferschutz.
Kapitel 19 behandelt den
Krylov-Algorithmus für nichtlineare
Eigenwertprobleme. Methoden der
Tragwerksoptimierung enthalten die
Kapitel 20 und 21. Dabei geht es um
die Minimierung der Spannungen
und um die Maximierung der Steifig-
keiten sowie um Evolutionsstrategien
zur Optimierung großer erdbeben-
gefährdeter Tragwerke.
Die abschließenden Kapitel 22
und 23 beschreiben die Möglich-
keiten der Anwendung neuronaler
Netzwerke und Zellautomaten für
die Behandlung interdisziplinärer
Fragestellungen.
Weitere Beiträge zu den beiden
eingangs genannten Konferenzen
erschienen in neun Bänden des
Civil-Comp Press Verlags in Edin-
burgh.
Richard Friedrich 425
Bautechnik 79 (2002), Heft 6