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ÄGYPTISCH-HELLENISTISCHE SONNENMYSTERIEN
UND DAS FEST DER EPIPHANIE
Für diese war seit alters her die Tatsache entscheidend, daß
ein Gott auf Erden erscheint, um der Menschheit Heil zu
bringen. So erschien Apollo, um menschliches Handeln zu
ordnen, und stand Athena den ihr anvertrauten Helden hei.
Daß ein auf Erden erschienener Gott durch seinen Tod
Erlösung bringt, wurde innerhalb des römisch-hellenistischen
Bereiches erstmals im römischen Kaiserkult formuliert. Von
Augustus mit der Divinisierung Caesars eingeführt, wurde
dieser Kult für fast alle römischen Kaiser, aber auch die
Mitglieder der kaiserlichen Familie bis Konstantin in
Anspruch genommen. Kaiserkultaltäre wurden in allen
Geizenden des Römischen Reiches aufgestellt und das
Weihrauchopfer von allen Bewohnern gefordert. Getragen
wurde die Vorstellung dieses Kultes von dem Gedanken,
daß ein Herrsher durch seine Himmelfahrt nach dem Tode
erweist, ein auf Erden erschienener Gott gewesen zu sein,
der nun im Himmel als Soter, als Retter, thront und ihm
daher göttliche Verehrung von den Menschen ziemt. Die
große Bedeutung, die diesem Kult im Römischen Reich
zugekommen war, forderte zweifellos den Festbrauch des
frühen Christentums, welches das Gedächtnis von Tod und
Auferstehung zunächst allein pflegte, Allmählich erst kam es
zur Isolierung des Gedächtnisses des neugeborenen Gottes
in einem eigenen Fest.
Der christliche Kult und die christliche Lehre hatten sich mit
der antiken Sonnenfrömmigkeit auseinandergesetzt und
siegten in der den Inhalt verändernden Aufnahme der alten
Feste. "Sie nennen (diesen Tag, den 25. Dezember) aber
auch ‚Geburtstag der unbesiegbaren Sonne'. Wahrlich, wer
ist so unbesiegt wie unser Herr, der den Tod niederwarf und
besiegte? Und wenn sie diesen Tag den ‚Geburtstag des
SoP heißten: Er ist die Sonne der Gerechtigkeit, von dem
der Prophet Malachias gesagt hat: Aufgehen wird euch
Gottfürchtigen sein Name als Sonne der Gerechtigkeit, und
Heil ist unter seinen Flügeln", heißt es in einer Schrift aus
den ersten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts".
Hundert Jahre später, zur Zeit Sixtus' III, wurde die Kirche
erneuert, Mosaikbildern geschmuckt und hieß von da an
Basilika Santa Maria. Im 7. Jahrhundert fügte
man dem Namen der Kirche "ad praesept" — "an der
Krippe" — hinzu, ein volkstümlich gefaßter Ausdruck ihrer
Bedeutung für die Feier der Geburt Christi. Schon am
Vortage des Weihnachtsfestes war es die Obliegenheit der
Päpste gewesen, in der Basilika Liberiana die Messe zu
zelebrieren. Dem Papst und der ganzen Kurie wurde darauf
in den von Sinus III. dafür vorgesehenen Räumen durch den
Bischof von Albano ein wurdiges Mahl gerichtet, bei dem
saftige Schweinsbraten den Juden zum Hohn nicht fehlen
durften. Der Papst war gehalten, bis zum Abend zu bleiben
und die Nachtfeier in derselben Kirche zu leiten, vor allem
mußte er das Hochamt an der Krippe, die sich in einer
Kapelle am rechten Seitenschiff befunden hatte, zelebrieren.
Obwohl die Kirche immer wieder mit Gebun und Weihnacht
in engste Verbindung gebracht wurde, fehlt in den
Bildzyklen, die sie schmücken, das eigentliche Geburtsbild.
Nur die Anbetung der Magier ist dargestellt: überraschend
und einzigartig (Fig. 1). Christus ist nicht das kleine Kind,
das auf dem Schoße der Mutter sitzt, er ist der jugendliche,
auf Erden erschienene Gott auf dem Throne. der die
Weltherrschaft bedeutet. Er trägt ein weißes Gewand mit
den purpurnen Clavi, Herrscherbewußtsein prägt seine
Haltung. vor allem die imperiale Gebärde seiner Rechten.
Der Stern über dem jugendlichen Imperator deutet zwar auf
den Stern von Bethlehem hin, durch seine acht Strahlen
aber ist er römisches Reichssymbol, denn der achtstrahlige
Stern
aber dem Haupt des Thronfolgers kennzeichnet ihn als
künftigen Träger der Heils
macht auf Erden. Im römischen Kaiserkult bekundete der
Stern über dem Haupt des Kaisers dessen Göttlichkeit.
In der Zeit zwischen 379 und 381, einer Zeit, die unmittelbar
verbunden war mit dem zweiten ökumenischen Konzil von
Konstantinopel und seiner Vorgeschichte, wurde zuerst in
östlichen Zentren das Weihnachtsfest eingeführt. Grundlage
bot dazu die Überlegung, daß man von der wahren Gottheit
des Gottmenschen. dessen Weserugleichheit mit dem Vater
am Konzil von Nizäa zum Dogma erhoben worden war, nur
dann sprechen könne, wenn in Maria die Gottesgebärerin
anerkannt wird. Gregor von Nazianz führte im Jahre 379 das
Fest zuerst in Konstantinopel ein, Kappadokien und
Antiochien folgten.
Der Stall von Bethlehem war eine Höhle oder Grotte, die
Krippe eine Lehmbank, auf die das Futter gestreut wurde, so
wie es in dieser Gegend üblich war. Viel schwieriger als der
Ort ist die Zeit der Geburt Christi zu bestimmen. Der Bericht
der Evangelisten gibt drei Anhaltspunkte: die von Kaiser
Augustus angeordnete Volkszählung, die Nennung des
Statthalters Quirinus von Syrien, die allerdings textlich und
historisch Schwierigkeiten ergibt, da Quirinus erst 6 n. Chr.
Statthalter von Syrien war, die Stelle bei Lukas sich aber
sowohl "diese Aufnahme war die erste, die zur Zeit stattfand,
als Quirinus Statthalter von Syrien war", als auch "diese
Aufzeichnung fand früher Mit als diejenige unter Quirinus"
übersetzen läßt. Schließlich sagt der Evangelist, daß Jesus
zur Zeit des Königs Herodes geboren worden ist. Die
Erwihnung des Sternes bei Matthäus (2, 2) führte vielfach
zur Anregung astronomischer Berechnungen.