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Leipzig
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Allen .Besuchern
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Hans von W olzogen.
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Leipzig
Verlag von l~eo d or Rei n bot h
1897 .
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Wer einen Blick in das Wesen der Musik gethan,
könnte sich über den Ursprung der Sprache eine eigen-
artige Meinung bilden. Er könnte nämlich in den Lauten
tönende Reflexe der äusseren Bewegung · aus der Seele
des wahrnehmenden Menschen vermuthen, welcher das
Wahrgenommene in Empfindung umsetze und dieser Em-
pfindung mittels bestimmter Organe wieder wahrnehmbaren
Ausdruck schaffe. Es bezöge sich eine solche Erklärung
nicht nur auf die vokaliscl\en, sondern auch vornehmlich
auf die konsonantischen Laute. Gerade diese wirken
ohne Zweifel ein jeder für sich in charakteristischer Weise
auf die Seele, wie wenn in ihnen eine lautliche Symbolik
des sprachlich Auszudrückenden enthalten wäre. Wer freilich
dieser Symbolik auf den Grund nachzuspüren versuchte, der
würde schliesslich aus den einzelnen wirklich derart durch-
spürbaren Fällen eine andere Meinung sich gewinnen müssen.
Was zunächst der musikalischen Symbolik, jenem rück-
tönenden Ausdi·ucke des in den Dingen sich bethätigenden
Willens, gleichen konnte: das erscheiut nun als das \\'
Resultat einer Pantomimik. der S_prachorgane,welclw-=- .
1 n alTerdingswm ·,riieITe auch riürplastisch-symbolischer
Weise - die Pantomimik der äusseren Begebenheit so
zu sagen nachzuahmen suchen. So habe ich an anderer
Stelle (Kleine Schriften I. Band S. 3 ff.) den Ursprung
der Sprache aus dem Vereine des wirklich wesen-
haft _:gi_11$fäll;.1i~5!h~A..Jl!l.PiiP.dup,gs_la,utes, .~llS__Y._oJqiles, ..JUJ.4_ -1 \j
~p}lcntomimischen _S~l!_ild~~·,ungslautes, des Konsonantenr '1
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ihm dioHß Pa11tomimilc mit jßnem Empfindungslaute in fän
Organ gelngt ist: derselbe Mund, durch welchen der
volrnliscl10 Laut zieht, spielt auclt pantomimisch die Bewegung
oder Boguhonheit nach, welche solch' eine Empfindung iu
1 der Seele hervorrief. Das Urwort, Vokal und Konsonant
Jn~ Bunde, besagt: ,,ich empfinde ein äusseres Geschehen
vou solcher Gestalt." l•'ür das i nnoro Geschehen blieb
es zunächst beim vokalischen 'l'hiereslaute, bis später meta-
phorisch die in Worten erfassten Ilegriffo üusserer Bewegungen
auch angewandt wurden zur I.lezeichnung der verwandt
dünkenden inneren, in derselben Art wie noch später zur
Bezeichnung geistiger Abstraktionen.
Somit wäre der echt musikalische '!'heil der Sprache
doch wieder vielmehr nur der Vokal. Die drei musi-
kalischen Grundformen' sind Harmonie, Rhythmus und
Melodie,· davon die erste ausschliessliches Eigenthum der
Musik ist, _während. sie den Rhy}J1mus ihren!-...alten Dünd-.
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· nisse mit der Pantomimik
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dem 'l'anze
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Melodie_ _hin-
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\ ., gegen rlem_ursprünlichen. Bunde mit_,clemJ:Yorte,.ßer., Poesie,_.
·· verdankt. Demnach erscheint es wohl seltsam, will man
"iü ·der musiklosen Rede auch noch von Harmonie sprechen.
Man sollte denken: nur Rliythmus und Melodie seien von
jenem musikalischen Elemente der Sprache, dem Vokalismus,
zu verlangen. Freilich, die grossartige Ueberwindung des
Raumes und der Zeit, welche allein der l\Iusik in ihrer
Polyphonie, im Zusammentiinen ihrer Melodien als Harmonie,
gelingt, - davon kann bei der stets nur im Nacheinander
verlaufenden Rede eben keine Rerle sein. Jedoch weiss
.ein Jeder, der Empfindung für den sii!nlichen Reiz der
Poesie im Herzen trägt, dass dieser Reiz zu grossem Theile
auf ~~~~ ....J'.~:E1:~~~~-~!~e~..."Y.~~Aältniss_e, .. ~~r aufeinander-
5
*) Mit Sli bezeichne ich den Laut zwischen S und Sch, den
d<>r Hochdeutsche in den Verbindungen St und Sp hören Hisst.
l
7
l
Schon nach flüchtiger Betrachtung muss es auffallen,
wie sehr gerade im Vorspiele zu dem Gesammtdrama:
„Der Ring des Nibelungen", also im „Rheingold", die
Lautsymbolik bevorzugt ist. Der elementare Charakter
dieses Stückes, zumal der ersten im Rheine unter Nixen
und Alben spielenden Scene, scheint auch dieses elementare
Ausdrucksmittel gleichsam aus sich erfordert zu haben.
In einer früheren Abhandlung(,, Weia Waga" Kleine Schriften
II. Bd. ,, Wagneriana" S. 211) habe ich bereits Gelegenheit
gehabt auf die geniale Anwendung der Lautsymbolik gleich am
Beginne des Dramas aufmerksam zu machen.*) Die spielenden
und scherzenden Nixen, deren Namen sogar schon mit dem
weichen, flüchtig·en labialen Hauchlaute tV (F) anlauten,
halten in ihrem ersten Wechselgesange durchweg den Stab-
reim lV fest. Ich lasse die an erwähnter Stelle besprochenen·
Jauchzer fort und notire nur noch die einzelnen Worte:
Woge, Welle, walle, Wiege, wacl1st, wär; z-wei, wie, wildes,
Gesch-wister, sch-wimm. Wie die letzten beiden Beispiele
schon eine Erweiterung dieses Stabes durch das rauschellll-
gleitende Sch enthalten, so mengt sich zum Schlusse der
ganzen Reimgruppe das dem lV naho verwandte leichtere
F mit dem L ein, als welche Konsonantenfolge Fl ein
leichtes Dahinschuellen, ,,Flitzen" durch die Fluth aus-
zudrücken scheint. Genauer g·esagt: Fl symbolisirt die
flüclitig vorbrechende, leicht fortschnellende Bewegung. Ein
l
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l
../';;elcher Effekt leicht durch eine dichte I<,olge hart hervor-
gestossener Momentanlaute erreicht wird. Eine andere,
auch rhythmisch bea<)htenswerthe, dichte Folge, nämlich
des so zu sagen zupfenden, nach hartem Anstoss sausend
fortgezogenen Z (1'+ S) bezeichnet darauf in Albcrichs
l\Iundc dessen höchst geschmeichelte untl aufgereizte Eitelkeit:
Mir zagt, zuckt und zehrt sich das Herz,
Lacht mir so zierliches Lob!
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IIeiajahcia ! Heiajahcia !
Wallalaleia! J altei !
Rheingold ! Rheingold ! leuchtende Lust,
Wie lachst dn so hell und hehr!
Gllihcndcr Glanz entgleisst dir lVcihlich im Wag! *)
Wi& im Traum ich ihn trug, wie mein Wille ihn wies
Stark und schön steht er zur Schau, '
· Hehrer, )1 crrlicher Bau!
Sanft scJ1loss
Scltlaf dein Aug',
Wir beide bauten
Schlummers haar die ßurg.
11Iäeht'ger Müh'
Müde nie,
Stau'ten starke
Stein' wir auf:
Steiler 'l'hurm,
'l'hür und Thor,
Deckt und schliesst
Im schlanken Schloss den Saal.
Hort steht's,
Was wir stemmten;
Schimmemd hell
v. Wolzogcn, Lautsymbolik. 2
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„
Wir kommen zur Walküre", dem Arsten 'l'age des
Bühnenfestspieles. Siegmund der Wälsung gelangt auf
der Flucht vor Hundings Sippen in dessen Haus, wo Sieg-
linde, seine noch unerkannte, durch Hunding geraub'te
Zwillingsschwester, ihn gastlich aufnimmt. Hunding kehrt
heim und bemerkt mit finsterem Staunen die Aelmlichkeit
Beider:
Wie gleicht er dem W cibe, der glcisscndc Wurm
Glänzt auch ihm aus dem Auge. ·
„
Wir gehen zum Siegfried" über, nun kaum noch
mit einer anderen .Aufgabe als zu den schon besprochenen
lautsymbolischen.' Fällen einige neue Beispiele anzuführen.
Mime, der Bruder .Alberichs, hat. Siegfried im wilden Walde
einsam erzogen, dass er ihm einst den Riesenwurm tödte und
den Ring gewinne, aber Siegfried verachtet instinktiv den .
falschen, ekelhaften Schelm: er verachtet ihn um so mehr,
als er ihm nicht einmal ein seiner Kraft entsprechendes
Schwert zu schaffen vermag. Mit einem kräftigen .Aufwande
von Zischlauten (S!:_t, Sch, Schl, Scltw, Schm), und von
energischen Gutturalen, untermischt mit dem zornig und
spöttisch wegwerfenden Pr unrl dem rauhen R, zankt er
bei solchem Anlasse sich . schier ausser Athem, welches.
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~
Schrecken schreitet und bäumt sich empor!
Tod!
mit welchem zugleich das Motto für das folgende Schluss-
1 drama schon ausgesprochen ist.
Brünnhilde: Siegfried:
Fahr' hin, l'fo]hall's Lachend erwachst
Prangend strahlt
Mir Siogfrieds (ßrünnhildes) Stern!
fü (sie) ist mir ewig -
J~r \sie) ist mir immer
Erb und Bigen,
fän und all':
Leuchtende Liebe,
Lachender Tod! -
1
Der 'l.'ag bricht an auf dem Walkürenfelsen: auf neue
Thaten zieht Siegfried aus und Drünnhilden lässt er als
Liebespfand den Ring des Nibelungen. Mit reinen Hauch-
lauten nebst prahlend hervorbrechendem Br (Pr), sanftem
S und L und schwirrendem Str, wie wir sie alle schon
kennen,. rufen die Gatten sich ihren Scheidegruss zu:
lleil dir Brünnhild, prangender Stern!
Heil dir' Siegfried, siegendes Licht!
ll~il, strahlende Liebe!
Heil, strahlendes Leben!
Heil! IIeil ! lleii !
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Blutbriiderschaft
Schwuren wir uns !
v. Wo 1 zogen, Lautsymbolik. 4
Ich weiss sehr wohl, dass auch meine hiermit be-
sclilosHcno Beispielsammlung vielfach den Eindruck des
Unvollkommenen oder Verworrenen hervorrufen und daher
bei :Manchem auch :Misstrauen gegen ihre Berechtigtheit
Uberhaupt erwecken werde. Ziemlich resultatlos wlirde sie
1
aber in der 'l'hat lJleiben, wollte ich es obendrein den
also beirrten Le.sern selber und allein überlassen, die weiter-
llin nutzbaren Konsequenzen meiner diesmaligen Bemühung·
zu ziehen. Daher sehe ich mich genöthigt zuletzt noch
einmal zusammenzufassen, was ich im Laufe meiner Be-
trachtung über jeden einzelnen konsonantischen Laut oder
eine besonders prägnante Lautfolge zu sagen fand, und
auf diese Weise für alle verschiedenen Schattirungen eine
Grundfarbe, jedem Laut9 also seine wesentliche symbolische
Bedeutung zu bestimrilen. Diese Bestimmungen wollen
allerdings auch noch keine unumstösslichen Grundsätze
bedeuten; denn in Folge neuer Beispielsammlungen könnten
ja mitunter die bisherigen Bestimmungen der Grundfarben
sich immer noch in Etwas verändern. Jedoch im All-
gemeinen wird man annehmen dürfen, dass auch jetzt schon
annähernd das Wesenhafte jedes Lautes, das unsere für
solche Empfindungen empfängliche Seele zu bestimmten
Vorstellungen anregt, darin getroffen sei. Ueberhaupt aber
bietet die Generalübersicht aller Schattirungen immerhin
schon ein ziemlich nutzbares :Material dar für eine wirkliche
Wissenschaft der Lautsymbolik, welche doch, eben auch
bei meiner Arbeit, schon wegen des Mangels einer uns
geläufigen bestimmten wissenschaftlichen Terminologie, noch
in ihren Windeln liegen blieb.
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Wir haben also mit unserer heutigen Betrachtung
folgende Resultate erzielt:
I. Lippenlaute (Labiales).
1. Momentan 1 au t e (Explosivae).
a. Tonloser (1'enuis): P.
Als Einzellaut ohne Beleg; härter und energischer als:
b. Tönender (Media): ß.
Mit eindringlichem · Nach drucke abgestossener Laut;
;
.
,, yorwärtsschaffende, drängende und stossende Mühe, daher
sowohl trotzige Anstrengung überhaupt, wie speziell: Stossen,
Hämmern, Pochen und Beben, und übertragen: Herz-
pochen, Bangen.
G r u n cl b e de u tun g: wuchtige Stoss- und Strebe-
bewegung.
.c. Verbindungen: Pr.
Mit jäher Härte abgestossene und rauh fortklingende
Lautfolge; heftiger Hervorbruch, entschiedenes Wegwerfen:
Prusten, Spotten, Prahlen.
Br.
Mit eindringlichem Nachdrucke abgestossene und r;uh
fortklingende Lautfolge; minder harter, mehr inniger, auch
wohltönender Hervorbruch oder Bruch überhaupt.
m.
Mit eindringlichem Nachdrucke abgestossene und sanft
fortgesetzte Lautfolge; minder harter Hervorbruch mit
schmelzender vergehender Folge (Blitz), oder sanfterer
Bruch (Hervorbruch) überhaupt (brechender und hervor-
.brechender Blick), Blasen.
4*
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PI.
Mit jäher Härte abgestossene aber sanft fortgesetzte
Lautfolge; energischer als das Vorige oder bei grösserer
Energie ungeschickter, plumper: vereitelte harte Mühe.
Grundbedeutung: hervorbrechende Bewegung.
2. Dauerlaute (F1·icativae).
a. Ifauchlaute (Spirantes).
a. 'l'onloser: F.
'
Mit flüchtiger Leichtigkeit fortgeschobener Hauch;,
leichte, schlüpfende Bewegung, gesteigert bis zum fauchenden
Wehen, schärfer als:
b. Tönender: w.
Mit eindringlichem Nachdrucke fortgeschobener Hauch;
weich wogende oder tönend wehende Bewegung, gesteigert,
bis zu innigster Gemüthserregun.g oder stürmischer Wuth.
Grundbedeutung': wehende (wallende) Bewegung.
c. Verbindungen: Fr.
Mit flüchtiger Leichtigkeit fortgeschobene und mit
rauhem Klange vibrirend weiter getragene Lautfolge; in
wilde Erregtheit ausbrechende flüchtig oder scharf wehende,
Bewegung (rasender Sturm).
Fl.
Mit flüchtiger Leichtigkeit fortgeschobene und sanft,
bewegt weiter getragene, hinschmelzende Lautfolge; leicht
fortschnellende, fliegende, fliessende, flitzende Bewegung.,
Grundbedeutung: nach leichter Fortschiebung weiter·
fortgesetzte Bewegung.
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b. Nasenlaut (Nasalis).
lU.
Gepresster Laut; Verschlossenheit, trotzige Mühwaltung,
ringendes Flehen, gedrücktes und erweichtes, daher mildes
Wesen.
Grundbedeutung: Druck und Nachdruck (aktiv
und passiv).
A. Zahnlaute (Dentales).
1. Momentanlaute (Explosivae)
fehlen.
2. Dauerlaute (Fricativae.)
a. Hauchlaute (Spirantes).
(d. s, Zischlaute, Sibilantes).
B. Zungenlaute (Linguales).
1. Momentanlaute (Explosivae).
a. Tonloser: 'f.
l\Iit jäher Härte anstossender Laut; heftiges Auftreten
('l'anzcn), daher auch Trotz, und plötzliches Nieder- oder
Auftauchen an einem andern Ort, schärfer und klarer als:
b. Tönender: D.
.Mit cinclringlichem Nach drucke anstossender Laut;.
dumpf tiinencles Auftreten, gewaltiger Druck oder Drang,
Dunkelheit (geclrückter Seelenzustand).
Grunclbedeutung: an etwas als Ziel derb stossendeo
Bewegung.
c. Vcrbinclungen: Z ('fs).
Hartanstossencler uncl mit N achclruck zu anhaltender
zischend tönencler Bewegung wiecler abgestossener (fort-
gestossener) Laut; Zupfen, Zerren, Reizen, Bedrücken.
Tscl1.
Dasselbe ~it schärfer zischender Abstossung; heraus-
gepresstes: Zischen, Lautmalerei des Vogelgezwitschers in
Verbindung mit:
Zw.
Anstossende und wieder abgeschobene, weich verhallende
Lautfolge, durch Peinigung erwirkte Erweichung, Zwang.
Grundbe.deutung: hart anstossende und wieder ab-
gestossene Ilewegung.
Tr.
Hart anstossende und rauh fortklingende Lautfolge;
Trübung durch Härte und Rauheit, trotzige Kraft in Ver-
bindung mit dem Sauselaut S (Sh.): nachhallender Triller
(wiederholtes T-R).
55
Dr.
Ohne Beleg; tönender, dröhnender, dumpfer als das
Vorige.
Grundbedeutung: harte und rauhe Bewegung.
2. Dauerlaute (Fricativae).
a. Hauchlaute (Spfrantes)
fehlen.
b. Nasenlaut (Nasalis).
N.
Hart abkneifender (bissiger) Laut; Bezeichnung der
Negation, vorhergehende Laute hart abbrechend.
Grundbedeutung: Verneinung.
R.
Intermittirend fortklingender rauher Laut; rasche, fort-
reissende oder unruhige, vielfach unterbrochene, aus der
geraden Bahn abspringende wilde Bewegung, übertragen :
verzweifeltes Ringen der Seele oder harte, finstere Gesinnung.
2. Dauer 1 au t e (Fricativae).
a. Hauchlaute (Spirantes).
a. 'fonloser: CJ1. (i-ch.)
Niemals im Anlaute.
Statt dessen:
Sauselautc (Sibilantes)
(mit Hilfe der Zähne gebildet)
aa. 'fonloser Grundlaut: Sch.
Zischender oder rauschender Hauchlaut; heller Schall
und Schimmer.
bb. Tonlose Nüance: Sb.
(SibUans aspirata).
Nur in Verbindung mit Momentanlauten:
Sp.
Gleichniässig zischend andringende, mit jäher Härte
abbrechende (abgestossene) Lautfolge; gleichmässig zischend
in ein Ziel einbrechende Bewegung (Speerwurf), daher
spitzigen Charakters, oder bis zum Bruche führende Schwung-
bewegung (Schwertbruch); auch lebhaft, rasch oder hart
wegwerfende Bewegung: Spenden, Spinnen, und übertragen:
Spotten.
Spr.
Dieselbe Bewegung nach dem Bruche oder Abstosse
(Abpralle) rauh fortgesetzt oder verrollend; Springen und
Sprengen.
'.l
/
57
Spl.
Ohue Beleg. Der Vorigen gleich, nur hinschmelzend,
sanfter fortgesetzte Bewegung.
Grundbedeutung: zum Bruche führende gleichmässig
(zischend) andringende Bewegung.
St.
:Mit jäher Härte gehemmte gleichmässig zischend an-
dringende Lautfolge; eiuen Ort treffende und dort gehemmt
bleibende Bewegung, daher alles Stillstehende , Stätige,
Steife, Starre und auch Stehende.
Str.
Dieselbe durch rauhen Nachklang verstärkte Lautfolge,
entweder als eine am Ziele gefesselte (stechende oder starr
gewordene) an sich schon rauhe oder als eine im Triller
(Tr) schwirrend sich fortsetzende gleichmässig andringende
Bewegung·, daher straffe Anspannung, Schwirren, Starrheit
und Stich.
Grund b e de u tun g: Festigkeit. (Anspannung).
b. Tönender: Jot.
:Mit Nach druck vorgedrängter (gepresster) Hauchlaut;
inniges Jauchzen oder auch Aufjammern.
G r u n d b e d e u tu n g: Schall.
Sclnv.
Schallende oder heftiger als Sh andringende und zu
weichem oder wildem Verwehen wieder abgestossene (fort-
geschobene) Lautfolge; fortsclnvingende Bewegung, z. B.
rauschend gleitende oder schwellende Woge, übertragen:
wegwerfende Verachtung, wuchtiger, aber minder herbe
als Sp.
J
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Scl1r.
Schallende oder heftiger als Sh andringende und in
rauhe (rollende) Bewegung übergehende Lautfolge; heftige,
wilde Bewegung überhaupt.
Sclll.
Derselbe Grundlaut, aber sanft hinschmelzend; schlüp-
i'onde und schlingende Bewegung.
Grund h e d e u tun g : nach gleichmässigem heftigen
(schalloudcn) Andringen fortgesetzte Bewegung.
Sclnn.
Derselbe Grundlaut, dann aber durch hemmenden
Druck oder erweichenden Nach druck abgeschlossener Laut;
zu einem Ziele gebrachte oder in ein Ziol gerathene, resp.
zUr Erweichung gelangte, gleichmässig andringende Bewegung:
1
Schmieden und Schmelzen, etwas minder energisch als:
Selm.
Die totale Negation des Sch (siehe: N).
G r u n d b e de u tun g : abgeschlossene gleichmässig
andringende (schallende) Bewegung.
2. Dauer 1 au t e (Fricativae).
GI.
Derselbe Grundlaut, aber sogleich wieder sanft hin-
schmelzend; alles Glatte, Gleitende, Glänzende.
IU.
Der ebenso hinschmelzende härtere Grundlaut; heftiger
aber machtloser oder zu sanfter Empfindung (Bewegung)
erweichter Affekt.
Grundbedeutung: energisch von tiefher drängende
weiter fortgesetzte Bewegung.
Kn.
Derselbe harte Laut, abgenickt und abgedrängt, knickende
und knetencle Bewegung.
Grundbedeutung: Negation des 1( (siehe N).
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2. Dauerlaute (Fricativae).
b. Nasenlaut (Nasalis)
1
nur als nasalirter Vokal, wie oben bei den Hintergaumen-
lauten niemals im Anlaute; sonst ebenso fehlend wie oben
bei den Vordergaumenlauten.
Denksteine
aus dem Leben berüh1nter Tonkünstler.
Auf Grund charakteristischer Dokumente verölfentlicht
von
Prof. Dr. Ludwig Nohl.
530 Seiten gr. so. 2. Aufl. Preis hochelegant gebunden M. 7,-
Der unermüdlich thätige, um die Sammlung, Sichtung und Erläuterung
der musikalischen Produktivität und hierbei graphischer Daten so ver-
diente Heidelberger Professor Dr. Ludwig Nohl, giebt in diesem hoch-
interessanten Werke eine Reihe von Studien, reich an manigfacher An-
regung, durchwoben mit vielfachen, bisher noch völlig unbekannten
Notizen Uber das Leben und Wirken, sowie aus dem handschriftlichen
Nachlasse der hervorragendsten deutschen Tonktinstler, - Dieses hoch-
elegant ausgestattete Buch empfiehlt sich auch als herrliches Gelegenheits-
geschenk für jeden Musikalisch-Gebildeten.
Durch alle Buch- und Musikalien-Handlungen des In- u. Auslandes,
sowie direct gegen Einsendung des Betrages vom Verleger
Feodor Relnboth in Leipzig zu beziehen.
Verlag von FEODOR REINBOTH in Leipzig.
Die
Aussicht der Kunst Richard Wagners in Frankreich.
Von Dr. P. Marsop.
Zweite Auflage. so. Broch. Mark 1,-.
Geistvoll und sehr überzeugend.
(Illustr. Deutsche Monatsschrift).
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